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Sacbart) College librar^

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PROF. JOHN FABBAB, LL.D. BLIZA FABBAB

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SITZUNGSBERICHTE

DER

PHILOSOPHISCH-HlSTOßISCHEN KLASSE

DEB KAISBBUCHKM

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.

HUNDERTNEUNUNDFÜNFZIGSTER BAND.

(MIT 9 TAFELN.)

WIEN, 1908.

IN KOMMISSION BEI ALFKED HOLDER

I. U. K. HOr- UND UNIVKB8ITÄT8-BUCHHÄHPLIB BUCHHiHDLIB DER KAISKRUCBUT AKADRHIK DKR WISaKNSCHAFTKX.

1 -'"♦

Draek Ton Adolf Holthansen, k. und k. Hof- und Uii1v6i«itati-Baehdruelt«r in Wien.

INHALT.

!• AbhandllUlgr* Wilmart: La tradition des opasculus dogmatiques de Foebadius, Gregoriua Illiberitanus, Faastinas. (Mit 3 Tafeln.)

II. Abbaiidliillg. Redlich and SchOnbach: Des Qatolf von Heiligen- krenz Translatio s. Delicianae.

III. Abhandlung. Cornu: Beiträgpe sar lateiniscben Metrik.

IT. Abhandlnnir* Schönbach: Stadien zar Erzählongsliteratar des Mittel- altein. Siebenter Teil: Über Caesarias von Heisterbach. II.

Y. Abhandlnng. Kraiaia: Thomas Campanella and Ferdinand II.

Tl. Abliandlnnir* Weinberger: Beiträge aar Handschriftenkunde. I. (Die Bibliotheca Coryina.)

TU. Abluindinng. Bick: Wiener Palimpseste. I. Teil: Cod. Palat. Vindo- bonensis 16, olim Bobbiensis: Lacanus, Pelagonius, Acta Aposto- loram, Epistolae lacobi et Petri, Epistola apocrypha Apostoloram, Dioscarides, Fragmentam medicom. (Mit 6 Tafeln.)

XX. SITZUNG VOM 23. OKTOBER 1907.

Der Sekretär legt den eben erschienenen 154. Band der Sitzungsberichte^ der philos.histor. Klasse vor^ sowie die Hefte 1, 2, 3 and 6 des 156. and Heft 4 des 157. Bandes.

Der Sekretär verliest die Dankschreiben der Herren Adolf Erman, Franz Kielhorn, Reinhold Koser und Elias Stein- meyer für ihre Wahl zu k. M. der Klasse im Aaslande.

Der Sekretär überreicht eine Subskriptionseinladang des Komitees für die Errichtung eines Nationaldenkmals für den verstorbenen Grafen Konstantin Nigra^ weiland E.-M. der Klasse^ in Ivrea.

Das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht über- mittelt nachstehendes Programm für den Wettbewerb um den aus dem Legate des D. Francisco Martorell j Pena gestifte- ten Preis, der für ein Werk über spanische Archäologie aus- geschrieben wurde.

^Programa para el Concurso que, en cumplimiento del legado que D. Francisco Martorell y Pena hizo & la ciudad de Barcelona, abre el Excmo. Ayuntamiento Constitucional de la misma, bajo las bases siguientes:

1. Se concederi un premio de veinte mil pesetas & la mejor obra original de Arqueologia espanola que se presente

' DieMr Band ist der letzte nach der alten, kompletten Ausgrabe. Vom 156. Bande an werden die einselnen Abhandlungen ah separate Hefte, sofort nach Eraeheinen, aasgegeben.

VI

en este Concnrso, si lo mereciere, ä jaicio del Jnrado que se nombre.

2. El expresado premio serd adjudicado en el dia 23 de Abril del aüo 1912, festividad de San Jorge, patron de Catalana.

3. Se admitirin obras impresas 6 mannscritas y de autores espanoles 6 extranjeros; terminando el plazo para la presenta- ci6n en la Secretaria de este Äyantamiento, el dia 23 de Oc- tnbre de 1911, i las doce de la manana.

4. Podri estar escrita la obra qne es presente al Con- cnrso, en los idiomas latino, castellano^ catalin, francös, italiano <S portngüäs.

5. La obra deberä presentarse anönima con un lema que corresponda al sobre de un pliego cerrado qae deberi acom- panarse, conteniendo el nombre y domicilio del autor.

6. Serän jneces ö censores en este Concarso cinco per- sonas idöneas, que elegirä este Ayuntamiento; y serä su Presi- dente honorario el Alcalde Presidente de la misma Corporaciön.

7. El dia 23 de Octubre de 1911, i las doce, se consti- tuiri la Comisiön encargada de llevar & cabo el legado de D. Francisco Martorell y Pena^ bajo la presidencia del Excmo. Sr. Alcalde, y procederä desde luego ä levantar acta de todas las obras que se hubieren presentado; y al nombramiento del Jurado, 6 sea de los cinco censores 6 jueces de este Concurso.

8. El autor de la obra, ä quien se hubiese adjudicado el premio, deberä publicarla dentro del t^rmino de dos anos, con- taderos desde la fecha de la adjudicaciön de aqua, debiendo entregar cinco ejemplares ä la Corporaciön municipal. Si no estuviera escrita en castellano, deberä traducirla ä este idioma para dicha publicaciön.

En el caso de que el autor de la obra no diere cumpli- miento ä las dos prescripciones que preceden, podrä el Ayun- tamiento publicarla y traducirla ä costas de la misma Corpo- raciön, reservindose los derechos de propiedad de la obra premiada, los cuales en casocontrario corresponderin al autor.,

Das Unterrichtsministerium legt ferner ein Exemplar des X. Bandes der ersten Abteilung der vom königl. Preußischen historischen Institute in Rom herausgegebenen ,Nuntiatur-

VII

berichte ans Deatscbland nebst ergänsenden Aktenstücken' vor, enthaltend: ^Legation des Kardinals Sfondrato 1547 1548. Im Auftrage des königl. Preußischen histerischen Institutes in Rom bearbeitet von Walter Friedensbnrg. Berlin 1907'.

Professor Dr. R. F. Kai n dl in Czernowitz übersendet ein Manuskript ^Beiträge zur Qeschichte des deutschen Rechtes in Qalisien. IX/1 und IX/2'.

Dr. Rudolf Wölk an, Privatdozent an der k. k. Univer- sität und Skriptor der Universitätsbibliothek in Wien, über- sendet das Manuskript zu den beiden ersten Bänden des ,Briefvfechsel des Eneas Silvius Piccolomini. Erste Abteilung: Briefe aus der Laienzeit (1431 1445)', und zwar Band I: Privatbriefe, Band II: Amtliche Briefe.

Dr. Wilhelm Weinberger, k. k. Gymnasialprofessor in IglaUy übersendet mit der Bitte um Aufnahme in die Sitzungs- berichte der Klasse eine Abhandlung, betitelt: ,Beiträge zur Handschriftenkunde I. (Die Bibliotheca Corvina)^

Das w. M. Professor Mejer-Lübke legt namens der akademischen Kirchenväterkommission eine Abhandlung von Dom Andrä Wilmart 0. S. B. in Farnborough (England) vor, die betitelt ist: ,La tradition des opuscules dogmatiques de Foebadius, Gregorius lUiberitanus, Faustinus^

Das w. M. Professor Oswald Redlich überreicht eine von ihm und dem w. M. Hofrat Anton E. Schönbach in Graz verfaßte Arbeit ,De8 Gutolf von Heiligenkreuz Translatio s. De- licianae' fbr die Sitzungsberichte.

Das w. M. Hofrat Leo Reinisch überreicht für die ySchriften der Sprachenkommission' das Manuskript einer Ab-

VIII

handlang unter dem Titel: ,Das persönliche Fürwort und die Verbalflexion in den chamito-semitischen Sprachen/

Das w. M. Hofrat D. H. Müller überreicht als Obmann der Nordarabischen Kommission den kürzlich erschienenen 2. Band des Werkes: ^Arabia Petraea. Von Alois Mnsil. II. Edom. Topographischer Reisebericht. 1. Teil. Mit 1 Um- gebnngskarte von wädi Müsa (Petra) und 170 Abbildungen im Texte. Wien 1907.^ '

Derselbe überreicht ferner für die akademische Bibliothek ein Exemplar seines Werkes: ^Komposition und Strophenbau. Alte und neue Beiträge von Dav. Heinr. Müller. (Biblische Studien III.) Wien 1907.'

Hofrat D. H. Müller macht ferner eine Mitteilung ^über neue Papyrusfunde in EUephantine^

XXI. SITZUNG VOM 30. OKTOBER 1907-

In Vertretung des erkrankten Vizepräsidenten, Sr. Exzellenz von Böhm-Bawerky eröffnet der Alterspräsident, Hofrat F. Kenner, die Sitzung.

Die Herren Wendelin Foerster in Bonn und Gustav Schmoller in Berlin danken für ihre Wahl zu auswärtigen korrespondierenden Mitgliedern der Klasse.

Die Redaktion der ^Deutsch-Evangelischen Rundschau^ in Berlin übersendet ein Belegexemplar der Nummern 16 und 20 dieser Wochenschrift, die den Aufsatz ,Streiflichter zur biblischen Geschichte' von O. Eberhard enthalten, wozu die Klasse s. Z. einige Klischees aus Seilin ,Tell Ta'annak^ leih- weise überlassen hatte.

IX

Der Sekretär überreicht die folgenden an die Klasse ge- langten Druckwerke, und zwar:

1. ^Geschichte der Deutschen in den Karpathenländern. Von Raimund Friedrich Kai ndl. II. Band: Geschichte der Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen bis 1763, in der Wa- lachai und Moldau bis 1774. Mit einer Karte. (Allgemeine Staatengeschichte. Herausgegeben von Karl Lamprecht. Dritte Abteilung, VIII. Werk, IL Band.) Gotha 1907.' Vom Verfasser übersandt;

2. .Theodor von Sickel. Fest werte, gesprochen am 11. De- zember 1906 bei der im Historischen Seminar der Universität Wien abgehaltenen Sickel-Feier des akademischen Vereines deutscher Historiker in Wien, von Dr. Harold Steinacker, Privatdozenten an der Universität Wien. (Mit einem biblio- graphischen Anhang.) Wien 1907.' Überreicht vom Verfasser;

3. ,Die feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1907/1908 am 15. Oktober 1907. Wien 1907;

4. ,Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Oermaniae historioa. Von Reinhold Koser (Sitzungsberichte der königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften. Gesamt- Sitzung vom 30. Mai 1907).' Überreicht vom Verfasser;

5. ,Thesaurus linguae latinae. Vol. IV, Fase. IIL Leipzig, bei Teubner, 1907/

Der Sekretär überreicht eine kurze Mitteilung des Herrn Dr. Hans von Miik in Wien, betitelt: , Vorläufiger Bericht über eine von der k. k. Hofbibliothek in Wien neu erworbene arabische Handschrift.'

XXn. SITZUNG VOM 6. NOVEMBER 1907.

Der Sekretär, Hofrat Ritter von Karabacek, überreicht die an die Klasse gelangten Druckwerke, und zwar:

1. Pfarrer A. Wild: ,Die körperliche Mißhandlung von Kindern durch Personen, welchen die Fürsorgepflicht für

dieselben obliegt. (Preisgekrönt von der Universität Zürich.) Zürich, 0. J.';

2. ,Die Einderarbeit und ihre Bekämpfung. Von Jalius deutsch. (Preisgekrönt von der Universität Zürich.) ZUiichyO.J/;

3. ,Die Amerikareise des Wiener Männergesang- Vereines mit der Doppelschrauben- Lustjacht „Oceana^ der Hamburg- Amerika-Linie vom 21. April bis 28. Mai 1907. Wien 1907.' Ubersandt vom Verfasser , Herrn Schriftsteller Emil Jelinek in Wien;

4. yM^langes de la Facultä Orientale. Band I und H, Beyrouth 1906 und 1907.' Ubersandt von der Universitä Saint- Joseph in Beyrouth (Syrie);

ö. ^Deutsche Volkskunde aus dem östlichen Böhmen, Von Dr. Eduard Langer. VII. Band, 1. Heft, Braunau i. B. 1907.' Es wird hierfür der Dank ausgesprochen.

Der Sekretär überreicht eine Mitteilung von dem k. M. Professor Alois Musil in WieU; betitelt: ^Griechische Inschriften aus Arabia Petraea/

Das w. M. Professor Hans von Arnim überreicht drei Abhandlungen von Julius Cornu, Professor der romanischen Philologie an der Universität in Graz, betitelt: ^Beiträge zur lateinischen Metrik', und zwar:

I. Accentus anima versus, II. Armäque und krmentique im Hexameter, IIT. Zu dem vierzehnsilbigen Hexameter der sechszeiligen Rätsel,

und ersucht um deren Aufnahme in die Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften.

Das w. M. Professor J. Konstantin Jireöek überreicht im Namen des Verfassers ein Manuskript von Dr. Johann Kvaöala, Professor an der Universität Jurjew (Dorpat), be- titelt: ,Thomas Campanella und Ferdinand IL'

XI

XXin. SITZUNG VOM 13. NOVEMBER 1907.

Die British Academy for the Promotion of Historical, Philosophical and Philological Stndies in London übersendet den zweiten Band ihrer Publikationen unter dem Titel: ,Procee- dings of the British Academy. 190Ö 1906. London^

Die Direktion des k. und k. Eriegsarchives in Wien über- sendet Band V der dritten Folge der ^Mitteilungen des k. und k. Kriegsarchiyes. Herausgegeben von der Direktion. (Mit 4 Textskizzen.) Wien 1907'.

Es wird hieflir der Dank ausgesprochen.

Der Sekretär überreicht ferner die an die Klasse ge- langten Druckwerke; und zwar:

1. yKaccolta Vinciana presse TArchivio Storico del Comune di Milano. Castello Sforzesco. 1906—1907';

2. ;Der Übergang vom Lehendienst zum Solddienst in

•• _ _ _

Osterreich. Ein Beitrag zur Heeresgeschichte des 14. Jahr- hunderts. Von Ernst von Frisch. Wien 1907' (überreicht im Auftrage des Verfassers);

3. yMaria Carolina d'Austria e la politica Inglese in Sicilia. Lettura di Francesco Guardione. Acireale 1907';

4. ,La Pellagra i Pellagrologi e le Amministrazioni pu- bliche. Saggi di storia e di critica sanitaria del Dott. Gaetano Strambio. Milano 1890' (,Omaggio della Famiglia Strambio') ;

5. ^Aus dem Leben der arabischen Bevölkerung in Sfax (Regentschaft Tunis). Von Dr. Karl Narbeshube k. k. Oster- reichisch-ungarischem Vizekonsul in Sfax. Mit einem Beitrag von Professor Hans Stumme in Leipzig. (Veröffentlichungen des städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig. Heft 2.) Leipzig 1907'.

Eb wird für diese Einsendimgen der Dank ausgesprochen.

XII

XXIV. SITZUNG VOM 20- NOVEMBER 1907.

Der Sekretär^ Hofrat Ritter von Karabacek, überreicht die an die Klasse gelangten Druckwerke, und zwar:

1. ^run von Qnerfnrt, Mönch , Eremit, Erzbischof der Heiden und Märtyrer. Lebenslauf, Anschauungen und Schriften eines deutschen Missionars und Märtyrers um die Wende des 10. und 11. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte Deutsch- lands und Italiens im Zeitalter Ottos UI. und zur ältesten Eirchengeschichte Ungarns, Rußlands, Polens, Schwedens und Preußens. Von Dr. H. G. Voigt, Professor ftlr Kirchengeschichte in Halle a. S. (Mit 4 Lichtdrucktafeln und 6 lithographischen Tafeln.) Stuttgart 1907';

2. ,Kleists Todeslitanei. (Prager deutsche Studien. Heraus- gegeben von Carl von Kraus und August Sauer. VII. Heft.) Prag 1907', übersandt vom Verfasser, k. M. Professor Dr. August Sauer in Prag;

3. ,Budape8t Rigisigei (Antiquitäs de Budapest), Räge- szeti 6s Tört^neti Evkönyv, szerkeszti Dr. Kuszinszkj Bälint. IX. Budapest 1906*.

Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus- gesprochen.

Dr. Otto Stolz, Mitarbeiter am historischen Atlas der österreichischen Alpenländer in Innsbruck, übersendet eine Abhandlung unter dem Titel: ,Das mittelalterliche Zollwesen Tirols bis zur Erwerbung des Landes durch die Herzoge von Österreich (1363)' und ersucht um die Aufnahme derselben in das Archiv für österreichische Geschichte.

XXV. SITZUNG VOM 4- DEZEMBER 1907.

Der Sekretär verliest die hohe Note des Kuratoriums der kaiserlichen Akademie vom 29. November 1. J., wonach

XIII

Seine kais. und königl. Hoheit der dareUauchtigste Herr Erz- herzog-Kurator der beantragten Anberaumung der nächst- jährigen feierlichen Sitzung auf Samstag den 30. Mai 1908, um 7 Uhr abends^ Höchstseine Genehmigung erteile.

Der Sekretär legt den soeben erschienenen Band LX der Fontes rernm austriacarum vor, enthaltend: , Akten und Korrespondenzen zur Qeschichte der Gegenreformation in Inner- österreich unter Ferdinand U. Zweiter Teil: Von der Auf- lösung des protestantischen Schul- und Kirchenministeriums bis zum Tode Ferdinands U. 1600 1637. Gesammelt und herausgegeben von J. Loserth, k. M., Wien 1907.'

Der Sekretär verliest die beiden eingelaufenen Dank- schreiben, und zwar:

1. von dem k. M. Professor Dr. Edmund Hauler in Wien ftar seine Delegierung in die interakademische ^Kommis- Bion fttr den Thesaurus linguae latinae* als Vertreter der kais. Akademie an Stelle des verstorbenen w. M. Exzellenz Wilhelm Ritter von Hartel; und

2. von der Direktion der k. k. Universitätsbibliothek in Graz für die geschenkweise Überlassung des VII. Bandes der Schriften der Sudarabischen Expedition^

Das k. M. Dr. Karl Wessely in Wien übersendet mit dem Ersuchen um Aufnahme in den ,Anzeiger' eine Mitteilung, betitelt: ^Ein neuer Libellus aus der Christenverfolgung des K. Decius^

Das w. M. Hofirat Anton E. SchOnbach in Graz über- sendet den VU. Teil seiner ^Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters: Über Cäsarius von Heisterbach IP.

XVI

Geschichte der Entwicklung der Gerichtsverfassung und des Verfahrens in den alten Vierteln des Landes ob der Enns bis zum Untergange der Patrimonialgerichtsbarkeit^

Das w. M. Hofrat V. Jagi6 überreicht als Obmann der linguistischen Abteilung der Balkankommission das eben aus- gegebene Heft Vn der Schriften dieser Kommission, enthaltend : ^Sprache und Volksiiberlieferungen der südlichen Sporaden im Vergleich mit denen der übrigen Inseln des ägäischen Meeres. Von Karl Dieterich. Wien 1908^

Sitzungsberichte

der

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band, 1. Abhandlang.

La

traditioii des' opuscules dogmatiques

de

Foebadius, Gregorius Illiberitanus,

Faustinu8.

Par

Dom Andrö Wilmart, o. 8. B.

(Mit 3 Tafeln.)

TorfcUgt in det Sitittog am iS. Oktober 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. «. k. Hof- und Unireniats-Bucbhindler Bvehh&ndlar der kftleerliehea Akademie der Wineasehaflen.

A. Periodische Publikationen.

Schriften der Balkancommiision. Antiquarische Abtheilnng:

I. Band. Die Lika in römischer Zeit von Karl Patsph. 40. 1901. 6 K = 5 M.

II. Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb. 4«. 1902. 18'K = 15 M.

ni. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von Karl Patsch. 40. 1904. 18 K = 15 M.

IV. Band. Antike Denkmäler in Bulgarien. Unter Mit- wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk^, H. Egger, H. Hartl, V. Hoffilier, J. Ohler, K. Skorpil, A. Stein, J. Zingerle bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und 162 Abbildungen. 4<>. 1906. 24 K = 20 M.

Der römische Lime« in Oesterreich. Heft I. 8<>. 1900. 9 K = 8 M.

Heft IL 80. 1901. 16 K = 14 M.

Heft in. 8«. 1902. 10 K = 9 M.

Heft IV. 8«. 1903. 9 K = 8 M.

Heft V. 80. 1904. 10 K = 9 M.

Heft VI. 8«. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.

Heft VII. 8«. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.

B. Selbständige Werke.

Arnim, Dr. Hans von: Bemerkungen zum Index Stoicorum Herculanensis. 8^ 1900. 40 h 40 Pf.

Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinische Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen Papyrus der Sammlung W. GoleuiSöev. (Mit 8 Doppel- tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 4^ 1906.

20 K 20 M.

Blume. Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint- Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel- wold, Birin und Swithun. 8^ 1903. . 60 h 60 Pf.

Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter- catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilum Christia- num. (Mit 1 Tafel.) 8^. 1904. 4 K 50 h 4 M. 50 Pf.

Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius. Beobachtungen über den Stil des Autors und die Ueber- lieferung seines Werkes. 8«. 1901. 1 K 40 h 1 M 40 Pf.

Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. " Mit einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift des Philastrius. 8^ 1903. 1 K 1 M.

GoUob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeln.) 8«. 1903.

5 K 90 h 5 M. 90 Pf.

I. Abb.: Wilmart. La tradition des opuscules dogmatiques etc. 1

L

La tradition des opuscules dogmatiques de Poebadius, Gregorius lliiberitanus, Faustinus.

Dom Andrä Wilmart, 0. S. B. (Mit 3 Tafeln.)

(Vorgelegt in der Sitzang am SS. Oktober 1907.)

ö e dois k 1' Acadämie Imperiale quelques explications sur r^tat d'un travail qu'elle m'a fait Thonneur de me confier, k savoir la präparation des äditions conjointes du Contra Arrianos de Phöbade* d^Agen, du De Fide de Grigoire d'Elvire, et du De Fide adversus Arrianos du luciförien Faustin, pour un fascicole des Auctorea Minores Saec. IV% V\ VI* du Corpus Scriptorum Ecclestasticorum Latinorum}

Je n'ai pas k justifier de la raison qu'il y a de r^unir ces trois Berits: ils sont apparentös par leur sujct mgme, la defense de la doctrine trinitaire contre les entreprises de rariauisme; mais en outre le traitö de Phöbade^ composä en 3ö7 ou en 3ö8, a Bervi jusqu'k uu certain point de mod&le, ou de base, k celui de Grögoire d'Elvire, qui est de 360 ou 361, assez

^ Je garde ici, et ci-dessons, pour la pratique, la yieille ortbographe con- yentionnelle, qoi est celle de Tillemont par exemple; mais on peut remarqaer qtte mon titre maintient la vöritable grapbie : j*ai donnd p. 8 s., n. 2, k Toccasion de la notice de Saint J^röme la jnstification de cette forme.

' L*e texte usuel, nn pea plus fantif seulement qae les aatres, est celui de la Patrologie Latint (en döpendance directe de la Bibliotheea de Gallandi V et VUI, 1769 et 1770): XX, 13—30; ib. 31—50; XIII, 37—80. Mais le De Fide de r^ySque d^Elvire a M encore donnö par Migne t. XVII, 549—568 d'aprös r^dition bdn6dictine de Saint Ambroise 1690, et t. LXII, 449—463 d*apr^ F^dition de Vigile de Thapse du P. Cbifflet 1664. Sitiangeber. d. pUl..Uit. Kl. 169. Bd. 1. Abb. 1

2 I. Abhandlung: Wilmart.

r^ellement pour que depuis deux Bildes la seconde de ces oeuvres soit placäe communötnent sous le patronage de Töv^que d'Agen au mSme titre que la premi^re;^ d'autre pari le libelle de Faustin^ auquel on peut assigner par approximation la date de 380, se präsente dans la suite direete de celui de Gr^goire, par ce seul fait que T^v^qae d'EIvire fat an des organisatears les plus en vue du schisme laciförien dont le prStre romain fat le partisan': d'ailleurs la ressemblance des titres a ätä cause ici que la tradition a confondu un temps les deux autears, attri- buant positivement k Gr^goire le bien de Faustin.'

I.

Mes premi&res recherches, en 1905, au sujet du Contra ArrianoSj m'amen^rent kretrouver le Cod. lat. Voss, F. 58, s. IX (f. 117 124), conservä k la Bibliothfeque de rUniversitä Royale de Leyde,^ le mSme manuscrit, tr&s certainement, qui servit k l'idition princeps de Theodore de Bfeze (1570).* Je remarquai

' Les autean de VHUtoire UtUraire de la France I, 2, 1733, p. 266—281 sont responsables du succös de cette th^e fallacieuse (cf. Fr. Florio, De Sancto Qregorio lUiberitano Ubeüi de Fide auctore . . ., Bononiae 1789, p. 3—30; dorn G. Morin, Vattributum du De Fide ä Grigoire d'Elmre^ Revue B^idiciine XIX, 1902, 229—235; Toir aussi Bulletin de LitUrature EeclMastique 1906, 279 88.); le point de d^part parait 6tre une Suggestion, aussi peu formelle que possible, de Tillemont (cf. Memoire» VI, 1699, p. 227 8., et IX. 1703, 727).

* M. L. Saltet (Fraudes UlUrairet des tchitmatique» luciferiens aux IV' et V tihcUs^ dans le Bulletin cM, p. 322—324) n*a pas eu de peine k marquer Vinfluence litt^raire de Pöcrit de Gr^oire sur celui de Faustin.

' Baronius {ad ann, 371, n. 124, 388, n. 99 s.) et Bellarmin (De »criptor, eecl. 1613) sont les t^moins d^clar^ de cette erreur.

^ cf. OiUaloffua librorum tarn impressorum quam manuscriptorum BihUothecae puMieae ürUvernlatiä Lugduno-Baiavae ... 1716, p. 372 B (parmi les ManuscripU Bibliotheeae Vosnanae pretio eniptae)] voir d'ailleurs le cata- logue des manuscrits d*Isaac Vossins (f 1689, Institut chanoine de Windsor en 1670), tel qu^il fiit r6dig^ par Paul Colomiös k la demande de Parchev^que de Cantorb^rj, dans [Bernard] Catalogi libr. m$s. Ängliae et Hibemiae 1697, t. II, p. 1, 67—72.

^ Athanani Dialogi V de »anda TrinUate. Basilii Libri IUI adversua impium Eunomium. Änaslasii et Cgrilli compendiaria orthodoxae fidei explicatio. Ex interpretaUone Theodori Bezae. Foebadi nve Foebadii liber contra Ärianoe.

La tradition des opnscules dogmatiqaes de Foebadios etc. 3

anssi qae ce manuscrity qni est rempli principalement par les Commentaires de Verecundas de Junca (f ca 552) Super Cantica

Quae Äihananij Anattcuii ei CyrilU sunt, et quae Foebadü, nunc primum edunlur. Anno MDLXXj excftdebat Henriciu Stephanus, In -8^, 8 f. + 432 + 28 pp. La lettre dedicatoire de BSze aux seigneurs de Pologne ,piaram Ecclesiarum patronis* est datöe de Genöve 15 Aoüt 1570; eile insiste snr Vinterdt de Topuscale de Phöbade, sur Tötat irrSm^diable du texte et, ce qai Importe davantage, sur la provenance imm^diate du manuscrit : X^^^^IIq™) ^- Pitheus, rarae cuiusdam eruditionis homo, et Yeluti fato quodam ad eruenda vetustatls monimenta natus, quum in doctissimi et amicissimi mei Germani Colladonii, itidem Jnrisconsulti, bibliotheca venatus esset, ad me detulit*. Cependant k peser bien ces termes, et aussi ceux du bref avertissement qui introduit les conjectures de rSditeur p. 25 27, il ne semble pas qu'il ait dispos^ d^autre chose qa*une copie pr6par6e par Pithou, encore quHl ait pu voir le manuscrit lors de sa mise an jour. Germain Colladon, chez qui il fut trouvö, ötait en effet un docteur ös droits, originaire de La Chätre en Berry, r^fugiS en 1550 avec sa familie k Genöve, ou la bourgeoisie lui fut conför^e en 1555, et ou il mourut en 1594, aprös avoir r^dig^ avec Dorsiöres, en sMnspirant de la coutume du Berry, les ädits politiques et civils de la R^publique (cf. J. Senebier, HUtoire litUraire de Qenhve 1786, I 343 s.; mais noter que Senebier, ici et p. 360, est inexact en pretant un röle k Henri Estienne dans la decouverte de Ph^bade; k Tinverse Mattaire, Stephanorum Historia, Lond. 1709, I p. 2, 348 8., et Renouard, Annale» de rimprimerie des EaÜenne 1843, 133 5, enUvent, k tort, k B^ze Thonneur de r^dition: ce qui est sür, et reconnu par tous, cV^^t que le livre sortit des presses de Henri Second k Gen^ve). Quant a Pierre Pithou, qui fut jusqu'ä la reille de sa mort en relations littöraires avec Böze (voir la lettre de Casaubon du 1«' Kot. 1596: haaci Caaaubon Epiatolae, Roterd. 1709, p. 65, et cf. Grosley, Vie de Pierre PUhou 1756, I 356), on le trouve en 1568 1570 k Bäle, appelä sans doute par son Edition d^Otton de Freisingen et de Paul Diacre qui y parut en 1569, et on ne le retrouve k Paris, pour ses fonctions d'avocat, qu'en 1571 (cf. Petri PUhoei vita elogia opera hihliotheca, accur. Joan. Boivin, Paris. 1711, 11 ss., et Grosley a. c. 114); dans la pr^face du De Quhematione Dei de Salvien, Paris 1580, il ränge Pböbade parmi les reprSsentants ,Gallicae Theologiae*, qu'il Youdrait r^unir fiörement en un seul recueil, et en 1686 est en effet publice chez Nivelle la petite coUection des Veterum aliquot OalUae theologorum Scripta ou l'^v^ue d^Agen occupe une place d^honneur (p. 77 113) entre Vincent de L^rins et Fanst de Riez : reste k savoir n^anmoins si ce Yolume peut se r^clamer du savant humaniste. Ses biographes le lui attribnent sans restriction (Boivin p. 56, Grosley I p. 221),' mais Ittig, De BibUothecU et CatenU Patrum 1707, p. 416 s., a raison de faire remarquer le caractöre anonyme de Touvrage: de fait pas un mot n'indique que Pitbou a pris part k sa confection, alors

1*

4 I. Abhandlung: Wilmart.

Ecclesiastica (Edition princeps de D. Pitra 1858,* d'apr&B cet nniqne tämoin),' provenait sans aacnn doute de Tabbaye

qaUl signait toajours ostensiblement ses propres ^ditions, avec la mention particnliöre ,ex bibliotheca P. Pithoei J. C. [cuios etiam Notae qnaedam adiectae sunt]*; il est vrai seulement qae le texte du Contra Ärrianot de 1586 est bon, corrigö par endroits d'une maniöre maglstrale, et poar cette raison da moins on peut croire que Pitboa lui-mdme a fournl k r^diteur anonyme, on k rimprimeur, une copie de Popascule dont il d^tenait Toriginal. Celui-ci aura passS dans les mains d*Isaac Vossias au cours da dix-septiöme siecle, en m^me temps que les häritiers de Pierre et Fran^ois Pithou laissaient dilapider le tr^r de leurs livres: M. 8. de Vries yeut bien m*apprendre que deux autres manuscrits portant la marqae de Pithou sont consery^s parmi les VMtiani de Lejde (Voss. lat. O. 60 : Can^ao de Sancta Fides de Agen , et Voss. lat. Q. 54 : Gerberti opera, olim S. Maximini Miciacensis). L^6dition de 1586 fut recueillie par P. Delalande, CondUorum Aniiquorum Oaüi^ie a lac. Sirmondo S. L editoruni Supplementär Lutet. Paris. 1666 p. 3—9, sous le titre orange ,Epistola concilii Vasensis ad episcopos apud Sirmium existentes...'; mais ayant mSme qu^elle ait ^tö Stabile, la BibUotheca Patrum de Margarin de la Bigne s*^tait empar6 du texte de Böze (Paris. 1575, t. V c. 261 274), malheureusement sans tenir compte de la liste des conjectures, la plupart receyables, et en d^yeloppant Taspect fautif des le^ons : la yoie ^tait d^ lors ouyerte, et c'est k trayers les diyerses r^impressious de Margarin, non sans ayoir beaucoup souffert de ce long yoyage, que le Contra Arrianoa est arriyö jusqu'a nous dans la Patrologie Latine. On comprend donc aisöment Tint^rdt quHl j a aujourd^hui k recourir au manu- scrit, si mauvais qu^il soit, en supprimant tous les intermödiaires. L^ödition ind^pendante de Caspar Barth, Francfort 1623, qui attribue d6ji. k Pithou la collection des Vetei-um . . Scripta ^ ne mSrite pas considö- ration, ainsi que Ta montrö J. Draeseke, Zu Phoebadiua von Ägennum {ZeiUchriß ßir wi»9. Theologie XXXIU, 1890, 78—98).

Spieilegium Soleamenee t. IV, pp. 1 131; cf. Prolegomena p. V— VII, et Tabula n. 5. II est surtout important de remarquer la ressemblance des deux mains, celle qui a exöcutä ordinairement la copie de Verecundus, et Celle du Contra Arrianogy plus legdre, mais bien plus, la part qu*a prise cette derniöre k la rädaction du Commentaire ff. 97^ 102^: Tunit^ du manuscrit ressort n6cessairement de ce petit fait.

' R^cemment dorn G. Morin a Signal^ des extraits de ,Verecnndas pres- byter in Canticis canticorum' (aicj dans le ms. 65 (1212) de la collection Balis, k la Bibliothöque de Metz, fol. 437—439 (cf. Pevue BSnidietine XXII, 1905, p. 166 s.); c*est nn recueU proyenant de la vente Saibante, n^ 81, que M. Paulus (cf. Le Bibliographe moderne VII, 1903, p. 401 ss.) döclare 4crit en minuscule italienne du XII* siöcle, et D. Morin parait approuyer cette indication. Je suppose que ces fragments sont

La tradition des opnscnles dogmatiqaes de Foebadias etc. 5

de S*-Martin de Massay en Berry (Massiacum, Masisiacensey prfes Vierzon, Cher): le Vat. lat. 3324, s. XI, f. 111^—112', offre en effet an catalogae des livres de Massay Ton rel&ve entre antres cette mention: ,Verecand' sop cantic';^ or le premier feaillet da Vossianue porte ägalement, dans la marge sapörieare, en ^ritore qni peat Stre da dixi&me ou da onzi^me si&cle, cette notice de biblioth&qae : ,aerecüd' pt)r sap cantica', et la diffö- rence est nögligeable^ sinon normale. D'autre part, d'ane exper- tise qae je fis faire k Gen^ve, il r^salta qae le Cod. lat. 50 de la Biblioth&qae Publique de cette ville, qui comprend les cäl&bres Annales Masciacenses (ann. 732 832 [848])* et les Berits de BMe sar le calendrier^' ätait räellement apparentö aa manas-

en relation presque directe avec le texte du VoMtiantu: la rubrique faative du d^but m*7 aatorise.

* Dom Pitra recueillit le premier cette donnöe par rinterm^diaire du Commandeur De Rossi, maU il s'abttint, semble-t-il, de toute recherche sar ridentitö da moDastöre en qnestion : de fait, par saite de je ne saia qaelle errear, il Orthographie jMascianensisS ,Ma8cianensem*, et il date r^critore da catalogae du qainziöme siöcle (cf. Pndegomena, p. YIl). M. L. Delisle liyra le docament k la publicitö, d'apr^ nne copie da D. A. Frigell 1857, dans le Cabinet de» ManuseriU II, 1874, 441—8 (et cf. 382 8. ; voir quelques rectifications de Th. Gottlieb, Über mütdaUerlicke Bibliotheken 1890, p. 121 et n., d*apr^ M. Gitlbauer, Phüol. Str^fzOge 1886, 419 ; la piöce est d*aillears k inscrire parmi les nombreuses omissions de Becker). Le Vat. lat. 3324 (11 4 ff.) contient la Guerre des Gaules de C^ar (Jncipiunt libri Caii lulii Cesaris belli gallici de narratione temporum' f. 1—106^; an milieu de 106'*' ,Incipit bellum hispaniense*, 107—110 ont disparu, en haut de 111^ cinq lignes du catalogue ont M gratt^es et remplac^es par la finale de la guerre d'Espagne en öoriture du XVI* siöcle; le catalogae lui-mdme est d*une main de la fiu du XI* siMe, et sa prorenance, ainsi que celle du manuscrit, fix^e par les deux copies de chartes qui suivent (du XIIl* siöcle); 112'*' 114 sont remplis principalement par des s^uences (avec notes) de diverses mains des XII* et XIII* siöcles; TanathÄme f. 113^ n*est plus guöre lisible, Sans doute effacö k dessein (,Iste est lib . . . M (^) . . etc.*).

' Blies furent publikes par Labbe en 1657, puls par Pertz dans les Mcn. (hrm, Hht.f Scr. III, 1839, 169 s., d^apr^ ce manuscrit; Pertz donne un exemple de T^criture.

' Le manuscrit est, me dit-on, pour sa portion principale, d^une belle öcri- ture de la premiöre moitiS du neuviöme siecle ; cf. d'ailleurs J. Senebier, CiUalogtie de» mantucrii» eonterni» dan» la bihliothhque de Genhse 1779, p. 126 SS. II doit faire partie du premier fonds de la bibliothöque, ötablie au milieu du seiziöme siöcle; et, aprös ce que j'ai dit plus haut de

6 I. Abhandlung: Wilmart.

crit de Leyde, sans toutefois reprisenter la mSme öcriture. En Mai 1905; je pus collationner moi-mdme au British Mnsenm le Vossianus, Dans le meme temps le Dr. Ratti de rAmbrosienne examinait pour moi VAmbros. E. 147 sup., palimpseste dont la premi^re öcritare^ du cinqui&me siecle, nous a renda les Frag- ments Ariens da Card. Mai (1828),^ qui reproduisent sons forme

ColUdon k propos da Voananu», il est assez clair qne ces deux manus- criU aa moins furent apportös de leur lieu d*origine dans la citS de Calvin par le juriste de La Ch&tre. Sur Massay nons ne savons a pea pr^ plus ricn, k pari la chronique de ses d^buts: le fragment de cartu- laire , conserv^ k la Bibliothöque Nationale ( Cod. IcU. 9864, s. XIII), est insignifiaut; les papiers en d6p6t aus Arcbives ddpartementales du Cher appartiennent au dix-huitiöme si^cle (titres de propri6t4). La biblio- thöque de Tabbaye fut en effet pill6e en 1567 lors du passage des huguenots; et c*est au pr^alable que Colladon avait acquis, de quelque maniöre qu'il alt procdde, les deux yolumes retrouvös dans la suite k Geneve. Outre le CSsar du Vatican, M. Delisle {op. c. 382 s.) a encore Signal^ comme originaire de Massaj le Paris. B. N. 628 s. IX, mais en r^alitä ce manuscrit provient de Saint-Martial de Limoges, dont il porte encore la cote (n« 145). Sackur {Die Cluniaceiuer I, 64—66, cf. II, S3) a notö le passage de Massay dans le mains des Clunisiens Bernon et Odon, puis en 1002 dans Celles d*Ingo Tabbe de Salnt-Pierre de Sens et de Saint-Germain ; je rel^ve aussi la r^cente discussion de A.Yenninghoff, Eine geßiltchte Synodalurkunde ßlr die Abtei Maatay von angeblich 839 {N. Archiv, B. XXX, p. 387—402).

Scriptorum Veterum Nova OoUeclio e Vaticanii codd. edUa, t. III, p. II, p. 208—239: Sermonum Arianarum fragmenta antiquisnma in rescripti» membrania reperta et nunc primum cum idoneis reßttationibu$ edita. De \k dans Migne, P. L. t. XIII, 592 632. Ces Fragments, au nombre de vingt et un, se partagcnt aujourd^hui entre les deux volumes Ambro». E. 147 sup. et Vatic. 5750, qui forment ensemble le manuscrit n. 185 de Tin- ▼entaire de Bobbio de 1461, ainsi döcrit: ,Sinodu8 Calcedonensis in quo conti nentur actiones XIIII incomplete et primo Epistole XXXV ad diverses directe pro ipsa synodo celebranda. In littera longobarda. Satis magni vol. Asser.' Cette rödaction des Actes de Chalcödoine (coUection de Rusticus), dont une moiti6 a 4chapp6 au d^pouillement de Maasseu (cf. Geschichte der Quellen . . des canonischen Rechts . . 1870, p. 745), est en semi-onciale du VII« si^cle (voir la description de Reiffer- scheid, Bibliotheca Patrum latin. italica II, 1871, p. 22—26, et I, 1865, p. 466 470); la premiöre öcriture a rendu avec les Fragments les com- mentaires (d'Asconius?) sur Cic^ron, une partie de Fronton, des discours de Symmaque et de Pline le Jeune, quelques pages des Evangiles d'Ulfilas (cf. Chätelain, Les Palimpsestes latins 1904, p. 10—11, nn. 11— 14). Le Dr. Ratti tient pour possible, voire pour probable que le manus-

La tradition des opascales dogmatiqnes de Foebadins etc. 7

de citations quelques passages ^Foebadi Aquitani'.^ Enfin j'ai constat^ avec int^rSt que Phäbade d^marquait d'une mani^re que personne encore n'a paru soup9onner divers äcrits de Ter- tuUien,' surtout VAdversua Praxean, et je me r^serve de mettre le fait en valeur. Mais depuis lors j'ai en vain poursuivi les traces du Contra Arrianos : d'apr^s une conjecture que m'a suggeräe le tr&s regrettä Dr. Traube de Munich, notre manus- crit de Leyde pourrait venir par ses ancetres d'Espagne, et par delä d'Afrique, gr4ce, en dernier lieu^ k Tentremise de Saint Benoit d'Aniane qui contribua en 814 k T^tablissement d^fi- nitif de Tabbaye de Massay;' est-il permis aujourd'hui encore d'attendre d'Espagne un nouveau t^moin du texte de Ph^bade? la question n'est pas trop audacieuse.

II.

Parallilement, en raison du probl&me litt^raire^ j'avais commencä d'^tudier la tradition du De Fide (Orthodoxd), que nos äditions modernes attribuent k trois ou quatre auteurs,

crit OQ, si Ton pröföre, la matiöre da manuacrit 6tait yenu k Bobbio de Borne in6me.

^ Mgr. Mercati a rappelt rattention aar cea antiqaea citations dans ses Antiche BeUquie lilftrgiche Ätnbronane et Romane eon un Excureus #ut frammenli dogmatiei Äriani del Mai (Sludi e Teili. VII. Roma, 1902, p. 68 n. 1). (Test le fragment XYIII de Mai (op. c, p. 236; P. X. XIU, 626), correspondant aux pages 19--20 de V Ambro», £. U7 sup.; il mettrait hon de doute rauthenticitS da Contra Ärrianoi, si Ton n^avalt d^j^ la garantie absolament forme da VosMianus.

' Le professear Hamack en particolier a omis cette cariease d^pendance, non moins th^ologiqae qae litt^raire, de Ph^bade par rapport k Tertallien dans sa m6ritoire ^tade TertuUian in der Literatur der alten Kirche (SUzungeberiehte der königlieh preufiiechen Akademie der Wiaeemehaften %u Berlin, Jahrg. 1896, II, 646—679).

' cf. Mabillon, Annalu Ordim» BenedieHni t. II, 1704, p. 438, 461, et cf. p. 108. On peat remarqaer k Toccasion qae sar le catalogoe des livres de Massay, Verecandas (Foebadins) Toisine avec an exemplaire de la Qmcardia Regularum, Ponr le reste, qae Saint Benoit d*Aniane ait en des relations littöraires ayec TEspagne, dn caractöre le plns pr^cis, c*est ce qne le Dr. Tranbe vient de montrer övidemment par nne simple obser- Tation pal^ographiqae (dans les Untereuehungen zur Überlieferungegeeehichte der öüeatm lateiniechen Moncheregeln de H. Plenkers 1906, VorufoH p. VIII).

8 I. Abhandlung: Wilma rt.

Phöbade^ Saint Gr^goire de Nazianze, Saint Ambroise, Vigile de Thapse, mais qu'ane opinion plus juste, qui se fait jour depuis la iin da dix-septi^me sifecle/ rattache au nom de Grägoire d'Elvire; & partir de la notice de Saint J4rdme dans son De ViHs (c. CV).^ Je n'ai pas ä entrer ici dans le detail de

^ Je Yeax dire avee P. Quesnel, Letnüa Optra (1676), DLss. XIV, 718—722 (cf. P. L. LVI, 1049—1063), puis Du Pin (1686) et Tillemont (I6g6rement r^seryd, cf. VII, 767 et IX, 668, 727). Döjä Chifflet arait compliqu« Taffaire eu cr^ant sana aucan motif des droits k Vigile de Thapse; de leur cdtö Le Nourry et Du Frische rö^itaient ie traitö k la suite dea Oeuvres de Saint Ambroise, dans TAppendice, sans endosser avec asses de ddcision le jugement de Quesnel. Bientdt Rivet dressa son argu- mentation en faveur de Phöbade, et TMition de Gallandi, voire celle de Cl^mencet {Sancti Patfi* nostH Qregorii Theologi Opera omnia 1778, 892-— 906) lui donnörent appui, tandis que Fontanini {Hitioria lUteraria Aquüeimtit, 1742, cf. P. L. XXI, 188—191) et les Ballerini (1767), rare- ment aussi mal conseill^s par leur animosit^ contre Quesnel, osaient maintenir Tautoritö de Saint Gr^olre de Naiianse. Enfin Florio, prävöt de la mötropole d'Udine, sut mettre toutes choses au point dans la remarquable dissertation que j*ai cit6e, et dorn Morin qui a heureusement rdnoTÖ cette maniöre de voir {Revue cTHistaire et de LitUrcUure ReU- gieuses V, 1900, 162 ss., et Revue Din4dicUne XIX, 1902, 229 ss.) a eu raison d*insinuer une plainte contre Tincnrie du dernier si^cle k cet 6gard. Voici un exemple typique du succ^ imm^ritd de VHUtaire litUraire : dans son Lehrbuch der Dogmengetchiehte (B. H, 3. Aufl., 1894, p. 246 n. 1), le professeur Harnack präsente ,le trait6 De Filii diTinitate' comme une rSponse de Pb^bade k la formule de Sirmium 367, entendez le De Fide Ini-mdme sous le nom que lui a fabriquö la d4tes- table Edition Romaine de Saint Ambroise (t. IV, 1683). Gwatkin fait k peu pr^ pendant (Sttidies of ÄrianUm 1882, p. 169).

' ,Gregorius, Baeticus Eliberi episcopus, usque ad eztremam senectutem diversos mediocri sermone traclatus conposuit, et de ßde elegantem librum hodieque superesse dicitur* (ed. Richardson 1896, 49, 7—10); le com* mentalre de von Sychowski {Hieronymua als Literarhistoriker 1894, p. 184) est k rectifier dans le sens indiqud Rev. HiaU Litt, Relig, s. c. 156 et Bull. Littfr, Ecdis. 8. c. 286. Trois pas plus loin on rejoint la notice de Ph^bade, presque parallele, c. CVIII : ,Phoebadius, Agenni Galliarnm episcopus, edidit ccntra ArianoB librum. Dicnntur eins et alia esse opus- cula, quae necdum legi. Vivit usque hodie decrepita senectute* (Richardson, ib. 23—26); je ne doute pas qn*il faille äcrire exactement Foehadius^ avec les Fragments Ariens, le Vosnanua^ le VcUieanut de Sulpice Sövöre {Chr. II, 44, 1. 2. 6 : Foe^adius), la lettre de Saint Ambroise (Foe^adio et Delfino episcopis : ep. 87), le protocole du concile de Valence 374 (Foe^atins, Foe(2ayius, Fae^adius d*apr^ divers manuscrit«), la signatnre du concile

La tradition des opuflccileB dogmatiques de Foebadius etc. «^

ce Probleme litt^raire; je prends seulement libertö de rappeler qae je lai ai donnä r^cemment nn nouvel aspect, en proposant d'attribner, snr diverses raisons de fait^ k an seul et mSine antear, Gr^goire d^Elvire, les Tractatus Origenis bien connaS; cinq bomälies de mSme natare sur le Cantiqne des Cantiqaes pabliöes par Qotthold Heine en 1848 (d'apr^s trois manascrits espagnols)^ enfin notre De Fide}

Les manascrits qni livrent ce dernier sont assez nombreax; j'en connaissais d^jä plosiears par la Photographie, lorsqae TAcademie Imperiale a daignä s'int^resser ä mon travail, et m'a prStö aide poar le bien accomplir : dans an voyage fait nagn^re (Septembre Octobre 1906) ä Paris, j'ai pa voir moi- memc ia plapart des manascrits qae je vais citer ; poar certains cependant j'ai da recoarir de noaveaa k la Photographie.

Le De Fide se präsente d'abord sous ane forme qa'il est exact, je crois, de d^nommer premi&re ,ödition^, parmi les oeavres dogmatiqaes de Saint Ambroise, et plus precisement dans an petit groape constita^ par les deux premiers livres da De Fide ad Gratianum et les Actes da concile d'Aqailee, con-

de Saragosse cnSSO (Ft^adias tic), et d'aillenn avec nombre de manns- crits da De Viru, appartenant a Tane des trois classes de Richardson: sur ce demier point il appartient k Tädition de M. Haemer de ddcider, mais j'admets Tolontiers qae la graphie Foegadias paisse dtre une Variante aathentiqae de la transcription latine da nom de Phöbade, 4>oißix$io; (da comman ^oißa^Eiv vatidnari et purgare, formö sur ^oißo(, Tappellatif d'ApoUon, racine f a tplendere, cf. H. Stephani TheaauruM ed. Hase-Dindorf VIII, 967 8.; Etymologicon Magnum ed. Qaisford 796; il est curieux de eonstater que la seule antre mention d'un <&oißa5to( vise Tun des artistes qai ehantörent r^pithalame aux fameuses noces d*Ataulphe et de Galla Placidia k Karbonne en 414, d^apr^ Olympiodore ap. Photius Cod, LXXX, P. G. cm, 266); Soebadios, mis en cours par les premiers äditeurs du De Viruj r^pond simplement k nne des nombreuses fautes du mmiator dans la traduction du ps. Sophronins (cf. von Gebbardt, Der sogenannie Sophroniu» 1896, p. 55, 21 25, et p. V et n. 3); Taebadius est pareille- ment une faute de la Chronique de Fröculphe (P. L. GVI, 1284 A); Fedarius au contraire, attestö litt^rairement par le Breviaire de BilhoniB (1526), repr^ente l*appellation populaire, Fi^ri, sous laquelle T^v^que d*Agen est commämorö par ses compatriotes, et c^est, semble-t-il , an ■obriqnet ,le gardeur de brebis' appliquö par instinct d^assonance. ' et Bulletin de LiU4rature EcelMaatiqtus, s. c. 233 299, sous ce titre : le» flVae- latue^ aur le Cantique aUribuis ä Qr4goire d*Elvire; ces cinq homÄlies oabli^es forment en effet, je crois, Täl^ment le plus positif de la d^monstration.

10 I. Abhandlnng: Wilmart.

eile que pr^sida en effet le m^tropolitain de Milan au printemps de 381. Les manascrits qai noas ont conservä cette forme de texte et, plus ou moins exactement, son contexte sont au nombre d'nne donzaine. Les voici en ordre:

Cod, Montepe$8ulanu8 (Ecole de Mödecine), n. 310, 8. IX— X;i

Cod. Parisinus (Biblioth^ne Nationale), n. 2717, 8. X (proyenant de Saint- Amand en PaMe, pr^s Valenciennes);'

Cod. BruxellensiSj n. 953, 8. XI (provenant de Qembloox);'

Cod. Bemensis, n. 278, s. XI;*

Cod, Parisinus alter (Bibliothfeque Nationale), n. 1758, 8. XII (provenant de Saint-Martin de Tournai);*

Cod, Metensis, n. 230, s. XII (provenant de Saint- Arnoal) ; ^

^ cf. Catalogue OMral des ManuMcriU des BibiUotk^qu/es Publiques de France 4*. I, 1849, p. 414; c^est nn manuscrit du pr6sident Bonhier: de \k k Tidentifier avec le Divionensis aar la foi duqael Chifflet (cf. P. L. LXII, 449) a pr^tendu attribuer le traitö k Yi^i^ile de Thapse, la distance est nulle, et il ne faut pas h6siter en effet k däbarrasser le terrain de rinvention de Chifflet : son texte n*a pas d*aatre base que le manuscrit de Montpellier. Le mSme manuscrit est Tun des quatre ^exemplaires* qui ont servi k Sirmond pour l*ädition du De Ordine Baptismi de Th^odulphe (cf. Theodtdphi Äurelianensis episeopi Opera 1646, Notae, p. 274). A remarquer f. 28^, apposäe au trait4 de Thöodulphe, ou plutdt k un chapitre compUmentaire tir6 de la lettre de Jess^ d'Amiens sur le mdme sujet (cf. P.L. CV, 792 C 793 B [Oratio quasi oris ratio ... id est ad comparationem. sic)j une note qui pourrait Beryir k ^tablir la proYenance du manuscrit : ,in dl nomen p inssione Alacone abbate' (nc, max. Uli.).

' cf. Catalogus Oodieitm Manuscriptorum BibUoÜiecae Regiae 1744,111, p. 319; Ant. Sanderus, Bibltotkeca Belgiea manuseriplaf Insulis 1641 1643, I p. 36 B., n. 67; J. Desilve, De sckola Mlnonensi 1890, p. 123, 139 ss.

" cf. J. van den Gheyn, CaUdogue des manuscrüs de la Bibliolhique Boyale de Belgique^ II, 1902, pp. 35—36; ancienne cote 5606—10.

^ cf. H. Hagen, Catalogus codicum Bemensium 1875, p. 305; E. Halm, Verzeichnis der alteren Handschriften UU, Kirchenväter in den BihlioÜieken der Schweiz 1865, p. 9.

B cf. Catalogus O. M. B. £., s. c. p. 183 s. Au f. 1' on lit : ,Ex libris biblio- thecae Illustrissimi et Reyerendissimi Domini mei Domini Caroli Mauritii Le Tellier Archtepiscopi Ducis Remensis primi Franciae Paris etc**, puis : ,Codex Tellerianus Remensis 197*; c'est en effet le Tellerianus des ^iteurs de Saint Ambroise, cf. P. L. XVI, U15; XVII, 549 8«. La pro- yenance de Saint-Martin de Tournai est assuräe par une trös ing^nieuae remarque de M. Delisle, cf. Le CMnet des Manuscrits 1, 1868, p. 306 s.

« cf. Catalogue General ... 4«». V, 1879, p. 101.

La tradition des opttsculefl dogmatiques de Foebadius etc. 11

Cod, Duaeemia, n. 225, s. XII (provenant d'Anchin);^

Cod. Audomaritanus, n. 65, s. XIII (provenant de Saint- Bertin);»

Cod. Gothanus, n. I. 60, s. XIII ; '

Cod. Brugensisy n. 103, s. XV;*

Cod. TrevirensiSf n. 121, s. XV ;*^

Cod. Laetiensis (provenant de Liessies, d'apr&s son nom, mais dont nons ne pouvons pIns jager qne par les variantes des Manristes editenrs des oeavres de Saint Ambroise, 1690).^

Et il est donteux qu'il en existe beaueoap d'autres da m^me type: le premier ^ditear de Saint Ambroise, Amerbach (B&le 1492),^ dopend d'an manascrit trhs semblable, qaant k la

^ cf. Catalogue GMral . . . 4o. VI, 1878, p. 116 8. > cf. Catalogue GSndral . . . 4^ III, 1861, p. 41.

* Lo Yolume n'est pas portö au catalogue de Cjprianus, Lipsiae 1714; an recto du feuillet de garde se trouve un index signä : L. Kulenkarop 1775, et ce sera le nom da dernicr possessenr, comme Tacqaörenr aura 6t^, je snppose, le duc Ernest II (cf. R. Ehwald, Oeschiehte der Qothaer Bibliothek, dans le ZentralUaU fUr Bibliothekewesm XVIII, 1901, 434-^463).

* cf. Laude, Calalogtte de» mamucrits de la bildiolhique publique de Brugee 1859, pp. 88 89. ,Completuni anno 1489 pro feste Petronille virglnU' est-il notä k la fin de la coUectlon de Saint Ambroise; Laude marque dgalement que le manascrit appartenait k Tabbaje des Dunes.

^ cf. Keuffer, Verzeichni» der Handtehriften der Stadtbibliothek zu Trier II, 1891, pp. 14 17. Ici le titre {Defide et tymbolo) comme le contexte sont assez insolites; mais le volume est dat^ de 1498, provenant de Notre-Dame des Martyrs.

* cf. P. Xr. XVII, 549 BS.; XVI, 1415. II est av^r^ qae les öpayes de la biblioth^ae de Saint-Lambert de Liessies sont extremement rares, la toarmente r^volationnaire Tajant trait^e sans mercl. L*abbaye avait 6t6 restaaröe en 1095, et la bibliothöque principalement formte par Tabbö Wedric 1124—1147 (cf. Jacquin, Etüde sur Vahbaye de Liessies [109ö— 1147], 1902, p. 45, 57 ss.); de fait le mannscrit de Saint Ambroise qui nous conceme est donn^ par les Manristes comme cireiter 600 an- noiian; et dans Tespöce, comme on verra, son döfaut est pea regrettable.

^ AmbrosH Opera ( Libri tertiae partis: Epistolaram libri X. De Fide ad Gratianum libri V. De Spirita sancto libri III. De Fide contra Arrianos Über I. De Incarnationis dominicae sacramento Über I. De Mysterio Paschae Über L De excessa fratris Über I. De Fide re- snrrectionis über I. De paenitentia libri II eto.). Cet ordre n*a guÄre variä, ni le texte du De Fide contra Arrianos n'a 6t^ sensiblement modifiö dans les ^itions d'Erasme 1527 et de Gillot 1569; la Bomana 1579—1587 est connue poar son caractöre artificieux : on le retroave ici (t. IV,

13 I. Abhandlung;: Wilmart.

nature da texte^ k celai de Gotha ;^ et le Cod, Bruoßellensis alter f n. 965, s. XVI' est tributaire de T^dition princeps, D'aiileurs force est de convenir, apr^s le moindre examen, que tous les manaserits snbsistants ne valent qae ponr an seal exemplaire de T^poqae carolingienne , et sans doate originaire d'an monastfere da nord de la France; et d^s lors Top^ration da classement; poar indispensable qa'elle demeare, n'a qa'ane importance secondaire : le mannscrit de Montpellier^ si fantif qn'il soit, peat valoir pratiqaement poar le repräsentant de tonte la famille. Poar la m6me raison il ne fant pas trop prendre garde ä nne particalaritö da Bemenais, assez frappante an premier abord : le De Fide de Qrägoire d'Elvire y iigare im- m^diatement k la saite des deax premiers livres da De Fide de Saint AmbroisC; avec ce titre: ^Tertias beati [Ambrosii] de fide', et les Geata Aquileiensia ne viennent qa'en troisi^me rang; on poarrait donc 6tre tent^ de vouloir reconnaitre ici la dis- position originale, bien plas de penser sarprendre la confasion litteraire aa moment pr^cis de sa naissance : mais comment ex- pliqaer, en cette bypothfese, Tordre presqae imperturbable de la tradition, qai ränge: 1* Saint Ambroise De Fide libri I //, Actes d'AqaiWe,' 3** De Fide da ps. Ambroise? et en oatre

1683), par exemple dans le titre : De FüH Divinitate et ComubttantialUate contra Äriano§ Über I (cf. 8Upr,^ p. 8, n. 1), et dans le choix de Tariantes propos^ par les Maaristes (P. L. XVII, 549 ss.). Je erois poavoir main- tenir qae, jusqu'ii ces derniers, qai mirent en oeuvre les deax manaserits que j*ai not^s, et k part la prodnction irröguliöre falte par Chifflet du manuscrit de Montpellier, le texte d*Amerbach fat seul fix6 par nne consaltation directe. Gillot, qni se livra poar le reste k ane enqn^te assez s^riease, s'exprime formellement (cf. Praef, ad Leelorem) : ,Nos in tanta veterum codicum maltitadine, qnos andiqae interrogavimus, nallnm exemplar reperimas nee libroram de vocatione gentium^ nee illias qui in eodem tomo titalo hoc notatar, de fide contra Ärianos . . /.

1 Cette relation ressort en particalier da fait qa^Amerbach pr^ente la mtoe s^rie de capUula qui courent encore dans nos dditions. C*est dire par ]k meme qae, tant poar la division en chapitres qae poar la r^action des diffSrents sommaires, je n*ai troav^ de röpondant plns ancien qae le Qothanut^ et l*on en conclara justement qae le manuscrit qui servit de base k Amerbach ^tait assez jeune.

cf. J. van den Gheyn ». c. pp. 40—41; ancienne cote 242 65.

' C*est la Rcmana qui tntroduisit les Actes d^Aqailöe dans la collection des ecrits de Saint Ambroise, en tdte des lettres, t. V (1585); mais il

La tradition des opuscules dogmatiqnes de Foebadius etc. lo

comment expliquer le caractire effacä du Bemensis vis-k-Tis des autres t^moins? Tont ce qu'on pent conc^der a priori est que, Selon la vraisemblance, rattribution k Saint Ambroise da De Fide de r^y^ue d'Elyire s'explique, k qaelqne moment

est 0 priori doateux qu'elle ait pris appni directement sur an texte manascrit. Chifflet les publia au compte de Vigile de Tbapse, toujours d*aprös son Divioneruitf c*e8t-ji-dire notre MontepeastUanu» (P, L. LXII, 432 450 : Vigilü Tapaetuis contra Palladium Ärianum liber primus, le second livre öUnt en effet le De Fide, cf. ib. 475—487 et 490—492, les Vindieiae de cette th^ incroyable !). Les Mauristes de Saint Ambroise retinrent les Qetla dans la elasae des lettres, et pr^cisöment en tdte des Ep. IX X, qai lenr fönt cortöge dans les manoscrits (cf. Chifflet ib. 463 466). Ils ayaient pour t^moin an Tellerianus ,annoruni circiter 600^, le mSme assaröment qu*ils interrogörent aa sujet du De Fide, c*est-li-dire notre Paritinu» 1758. £n outre ils se röferaient k Chifflet et k la Momana, toajours Strange, en m§me temps qa*JL TSdition des conciles de Labbe. Les Sacroaancta Candlia de Labbe, t. II, 1671, c. 978 1008, noos reprösentent en effet ane ligne parallMe k Celle des öditions de Saint Ambroise, et le point de d^part en a ^t& üxi par Tan des premiers collectears de conciles, Pierre Crabbe de Malines, dans sa seconde ödition Oondliorum omnium tarn generalium quam particularium , Colon. Agripp., t. I, 1551, p. 394 404 (Concilium Äquileienae)', k travers les reprises de Sarins 1567, de INicolini 1585 et de Bini 1606 et 1636, c*est le texte m6me de Crabbe qni reparait dans Labbe, et Ton pent m§me dire que TMition romaine de Saint Ambroise en est döpendante, probablement par Tinterm^iaire de Sarins, si bien qa*en definitive c'est k Pierre Crabbe qu'on doit Tintrodaction des Gesta Aquileiensia dans^les oeuvres de Saint Ambroise, et ponr autant lear mise en relation avec le De Fide advernu Ariano», Les Sditenrs romains qai ^tablirent mat^riellenient ce rapprochement se doataient-ils qa'ils renoaaient par \k la tradition de Tantiqait^ briste par Amerbach ? C6tait cependant le cas : les actes d*Aqailde sont an de ces docaments conciliaires qni nons sont parrenns par ane aatre Toie qne celle des anciens recneils canoniqaes, c*est-&-dire par ane voie parement littdraire. La note d^Hardouin, jadicieux k ses heures, dans la Regia de 1715, c. 825, est en effet k prendre an pied de la lettre: ,Exstant (Gesta) inter opera Arabrosii et Vigilii Tapsensis, Don in nlla collectione concilioram ms., sed in quibusdam tantummodo Ambrosii exemplaribas mannscriptis*. Or on sait qne Crabbe, ^ditear actif et consciencieax , a sartout puis^ dans le tr^sor du Nord de la France, de la Belgiqne et des pays Rh^nans (cf. dom Quentin, Jean- Dominique Mami 1900, p. 12 17). II aara ntilis^ dans la circonstance Tnn oa l'antre de nos manascrits, deax vraisemblablement, ceux de Toumai (Paris. 1758) et de Gembloax (Bruxel. 953) peut-gtre. On verra ci-dessoas encore plus nettement pourquoi ane ^tude attentive de la tradition des Actes d*Aqail4e s^imposait k propos du De Fide.

14 I. Abhandlung: Wilmart.

qu'elle se soit d'abord prodaite, par le mSme phänom^ne dont le Bemensis par coincidence offre Texemple.^ Et par bonhenr on tient la preave presqae directe que cette attribation est fort ancienne et que nos exemplaires carolingiens sont les descen- dants d'un archötype beaucoup plas yön^rable. Si en effet le De Fide da ps. Ambroise ne jouit pas d'une docamentation plus ancienne que celle du Montepessulanus du IX/X® si^cle, les Gesta d'Aquil^e, qui lui tiennent compagnie de la mani^re la plus fidMe^ ont la cbance de rejoindre, par-delk, le point de d^part^ ou peu s'en faut, de leur lignee; c'est k savoir dans le Paris. (Bibl. Nationale) n. 8907, ^crit en lettres onciales du VI* siicle et provenant de la Catb^drale de Chartres.' Or cet antique

^ La confusion s^est produlte ici sur le titre mdme De Fide de Touvrage, de la mdme maniöre qaUl a pass^ soos le patronage de Saint Hilaire, lorsquMl a M appel^ De TrinitalCy ainsi qu*il est marqu6 plas bas. Aa contraire c^est au nom de Tauteur Gregoriut que la con- fusion a tenu dans la seconde recension, ou les hom^Ues de Grägoire de Kazianze forment le contexte, et de m^me dans le cas des cinq tractatiu sur le Cantique, presque compl^tement recouverts par rautoritö de Gr^oire le Grand. J'ai döjii repr6sent6 cette Strange destinöe des CBUvres de l'öveque d^Elvire dans la dissertation du Bulletin de Lü. Eccles.y 8. c. p. 285 et ss. II faudrait ajonter quant aux yingt Tractalut Origenis de libris »anctarum scipturarum c<mprob€U(i) a Hieronymo, qu*ils 4cbappörent k leur TÖri table auteur ou, si Ton aime mieuz, com- poaiteiir plus furtivement encore, et peut-etre par un juste retour des choses : rall^gorisme, röellement origönien de ces sermons (cf. Buü, ib. p. 260 s., 249 ss.), 6tait assez pour les rendre assimilables aux collections d^hom^lies du grand Alexandrin (voir les listes du D. Harnack, AOL. Die Überlieferung p. 394 ss.); de fait le r^dacteur du Liber Olowarum [pi. Ansileubus] qui a constituö son recueil dans la premiöre moiti^ du hnitiöme siöcle et, je crois, en Espagne mSme (cf. G. Goetz, Der L. Q.^ Abh. der phiL-kisC. Kl. der k. sächsischen G, der W., XIII. Bd. 1893, p. 287 s.), et Saint Isidore (f 636) dans ses Quaestiones connurent nos traci€Uus sous le nom d^Origöne, mais encore il est trös probable quUls portalen t d6}k cette attribution dans le milieu de L^rins au cinquiöme siöcle et au sixiöme, entre les mains d'Evagrius (ca 420, cf. Bratke, Epilegoniena sur Wietier Ausgabe der AÜercatio, p. 181) et de Saint Cesaire (t 542), cf. Buü. s. c. p. 261. D*ailleurs j'espöre pouvoir montrer un jour que des nombreux discours auxquels le tracUUor lui-meme se räföre (cf. dd. Batiffol, Prolegomena p. XXI) quelqu*un nous a 6i& encore conserve, traversant le moyen &ge espagnol.

' cf. Delisle, Le Cabinet des Manuscrits, t. III (1S81) p. 211. Dom Constant employa ce manuscrit pour son Edition des oeuvres de Saint Hilaire

La tradition des oposcnles dogmatiquea de Foebadios etc. 15

tömoin, incomplety k la fin, d'nn eahier, sinon de plasieurs^ com- prend aprös une collection d'^crits de Saint Hilaire (De Trinitatey Adv. Auxentiumj De ex^ilio c'est-k-dire notre De Synodis) les deux Premiers livres de Saint Ambroise De Fide, ni plus ni moinS; et ensnite les Gesta episcaporum Aquileicie adverstts haereticos ArrianoSj dont les demi^res lignes seulement fönt döfaut: de ce fait on doit conclore que le Paris. 8907 s'achevait primi- tivement sar le De Fide de Grögoire d'Elvire, placö oa non dhs lors Sons le patronage de Saint Ambroise; aussi bien le texte des Actes d'Aqoilee et da De Fide I // de Saint Am- broise dans le manuscrit de Montpellier est etroitement apparentä k celni de Tancetre da sixi^me si^cle.^ S'il est donc regrettable de n'avoir plas le t^moignage de celai-ci toachant notre De Fide, noos savons k tont le moins qae sa descendance remonte jasqae-lk.

Accidentellement cette premi^re recension da De Fide se retronve k la saite da De Trinitate de Saint Hilaire comme yliber XIIP, dans an manascrit da Mont-Cassin, Cod. XVIII; 8. XII;' de plas^ d'ane fa9on incompl&te:

dans le Liber de Patris et Filii unitate äditö par Jean Sicard (B&le 1528) soas le nom de Saint Hilaire,^ et dont la

(1693); plas r^cemment F. Kanffmann (Au» der Schule des Wu^Ua, Straßbarg 1899) a tirÄ de» marges (f. 298'— 311 ^ 836'— 349', semi- onciale qai peut etre du sixiöme siöcle), k la suite de Waitz et de Bessel, les teztes importants qu'il a intitul^s Dueertatio Maximini contra Am- brorium (cf. p. 65 90), et a d*aillears publik directement tonte la matiere des f. 298—353 [De Fide et Oeeta"] (p. 1—63). Sans doute la collection totale 8*e8t formte et d^relopp^e en Italic, dans la monvance de Milan, Bons la domin ation gothiqne et ponr les besoins de la pol^miqne an- ftiarienne. M. Kanffmann admet m^me {Prcltg, p. XXII s.) que, tont comme son ancien confröre de Chartres, VOribase Paris. 10233 s. VI, le Paris. 8907 a 6i6 Scrit en Haute-Italie.

^ n me parait tontefols, apr^ un examen attentif, qa*il y a un interm^diaire, par exemple dn septiöme siöcle, entre les deux manuscrits.

* cf. BiUiotheca Casinensis I, 1873, p. 224 ss., et tab. IX.

* Dom Coustant a tort en effet d^attribner la pnblication de cette rapsodie, oeaTre ,8tudio8i cniaspiam*, k Froben, r^^iteur k B&le en 1535 de THilaire d*£rasme (1523). Elle figure ponr la premiöre fois dans VAnlidoium contra diitersas omnium fere seeulorum haereses de Sicard , qui n*6st rien moins que la plus ancienne »bibliothöque* patristique : p. 82 92, Z>. Hilarü Pietavorum episcopi, De Patris et Filii unitate, et aliquot locorum sacrae scripturae interpretatio (cf. P. L. X. 883 888). A une

16 I. Abhandlung: Wilmart.

base mannscrite, qae j'ignore, a pa s'antoriser d'une indication de m6me natare qae celle du manuscrit cassinäsien^

2^ dans le sermo da ps. Aagastin {App. 113), qui ne parait pas avoir d'aatre räpondant qae le Cod. Remensis 296, s. XI.^

La seconde recension de notre traitö est caractärisöe par diverses retoaches, mais sartoat par radjonction d'an prologae et d'an ^pilogae qai en fönt aa sens strict ane r^^dition: Taatear d^dare en effet aa coars da prologae qa'il accepte la responsabilit^ de son odavre, jasqae-lk mise en circalation soas Tanonymat.' Mais encore, teile qa'elle noos est parvenae, cette

sölection de paflsages du De TrinUtUe (II, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13; IX, 1-44) 86 rattachent, sans plus d'artifice, quatre morceaux du De Fide (e. 6, cf. P. L. XX, 42 B, 42 C, 42 D— 43 C, et c. 8, ib. 46 B). ^ cf. Catalogue Qin^al ... 8». XXX (1904), p. 291 n. Le manuscrit ett un lectionnaire de la fin du XI« siöcle k l'naage de Notre-Dame de Beimi, compl^tant pour une partie du aanctoral les codd. 293 et 294; de fait le aermo App. 113 (al. de Tempore 190 : ed. 1683, Y, 206—7; P. L. XXXIX, 1969—71, De VerbU Apostoli ad Hehr. eap. I, 3) appartient k une Serie de le^ons destinöes, me semble-t-il, k la fSte de la Trinit^, en majori apocryphes (f. 1— 30 : par exemple les Regulae defimtiontan du ps. J^rdme rendues k Sjagrius par D. Morin, cf. 22e9«s B6n. 1893 p. 390 SS., et par le Dr. Künstle, AntiprUdlUana 1905 p. 126—169, et les sermons 232, 236—239 de VAppendiee de Saint Augustin). A part la phrase du däbut, toute la matiöre du morceau est emprunt^e au De Fide (c. 6 dea, c. 7 ine, P. L. XX, 41 D— 44 A). ' cf. P. L. XX, 31 32 : ,Amore catholicae fidei ductus, iam pridem adveraua Arrianoa libellum edideram : quem cum amico legendnm dedissem, qnia placuit credidit trauscribendum ; a quo hoc eg^ magnopere postulavi nt interim diaaimulcUo auctcre doctis viris et prudentibus legeret, ut si quem movisset quod illic plus aut minus positum yideretur, posset plurimorum consilio emendari . . : sin yero cunctis omnia quae illic scripta erant iuxta fidem veri constare viderentur, tum et ipse petentibus non negaret. Quod eum ita fecisse manifestum est; et qnia res digna tam catholicae confessioni quam haereticae responsioni universornm iudicio aestimata est, muüi eum vel legere vel deacnbere voluerunt, Sed non defuit qui vel pro studio doctrinae vel pro caritatis officio ea quae a nobis dicta sunt scrupulosius retractaret, et quaedam illic tcI superflua vel ambigua dieeret, quae aliter possint a quibusdam quam a me dicta sunt accipi : proinde rursns ea ipsa planiori aermone in hoc Ubello digeaai, nt et simpli- citatem sensus mei ostenderem et scrupulum legentibus ampntarem . .'; Toir le commentaire des articles döjii r^f<6r6s, Bev. Bin, 1902 p. 280 ss.. Bull, LitUr. EeelSa, 1906 p. 284. A prendre le texte k la lettre, pro- logae n*en est pas un; c*est une röplique, ou une explication qui en nn sens se suffit k elle-mdme, et qui, si de fait eile n'a pas M publice

La tradition des opiucales dogmatiques de Foebadins etc. 1

seconde ödition est präcäd^e elle-mdme de la ,foi' de Nic^e^

indÄpendamment de T^crit, da premier 6crit (,iain pridem libelltit edUttf') incrimin^, anrait pa Tdtre et en tont cas a M r^ig^e sans relation Traiment directe avec lai : .qaaedam . . planiori sermone in hoc libelio digessi*. Ute libdUUf c'est trop clair, n^est rien d'autre qne notre prolog^e actael : l'autear, atteint dans son amoar-propre, 7 redresse en effet, ayec asses de foree, eneore qne bri^rement, les passages oh 8*6taient bnt^ certains lectenra trop prdcantionnenx , et qn*il prend la peine de reprodaire express^ment. Mais il est vrai qne la publication de ce morcean, ponr obtenlr sa pleine ef&cacitö, a entratnä k sa snite nne nonyelle Mition dn traitö en question : du caractöre original de cette disposition nons avons la garantie dans rdpilogae, röcrivain, qui a aecept^ cette fois onvertement la responsabilitö de son osnvre, se contente d^inviter le public k ne pas trop Bubtiliser. Nons ponvons donc qualifier en propres termes tont cet ensemble d'^dltion revne et angmentöe, et nons f^liciter qne la tradition düment interrogäe permette de constater snccessivement les denx ^tats dn libelle. Ce qne je latsse soup^onner plus bas d*une forme particuliöre dn denxiöme ötat, et qni me permet mdme de d^oubler celni-ci, ne complique r^ellement pas la Situation. ^ ,Fide8 conscripta apnd Niceam a recte credentibns episcopis trecentis decem et octo*, comme eile s'intitule pr^cis^ment. Le döplacement qn*a snbi en fait la formnle antorise nn certain doute tonchant roriginalit^ de sa tenenr de mdme que toncbant Vanthenticit^ dn titre : il est possible en effet que cette mntation ext^rienre alt d^terminö nne modification plns profonde, atteignant le texte lui-m6me. Mais, quoi qu*il en soit d^id^ment, on ne peut s*empdcber d'ötablir nne relation entre la r^action dn Symbole de Nic4e, teile que la präsente la tradition du De Fide, et celle qni est enclose parmi les FragmenU Historiques de Saint Hilaire (II, 27, cf. P. L. X, 654); plus qne les ressemblances des denx moreeaux, c'est Ten-tdte de la yersion de Saint Hilaire qni legitime le rapprochement : ,Incipit fides apnd Nicaeam conscripta a CCCXVIII episcopis contra omnes haereses*. Si la rScente argnmentation de la Bevue Bdnidietine (A^ril-Jnillet 1907 : VÄd Constantium Über primtu de 8aini HUaire de PoiHert et lea Frctgments Historiquea) est fondöe, on anra ici dös 366 nne donn^e importante sur le nombre des Pöres de Nicöe, ▼raisembl ablernen t fonrnie par la base grecque, en tont cas ind^pendante dn symbolisme des servitenrs d* Abraham, k la difförence de la formnle dn De Synodis (cf. n. 84 88), dont les diyergences sont d^ailleurs assez notables; on verra sans donte aussi dans le texte hilarien de 356 le type premier d'oü sont dörivSes les diffSrentes formes dn Nicftenum repr^ent^es par Lucifer (De tum parcendo, de 359 ou 360, P, L, XIII, 973), le Tomut Dainan de 380 {ea), et la seconde recension du De Fide, Le Tamu» Damcui, tel qne M. Turner PMitera prochainement, a Tinterdt special d*offrir nn titre qui concorde remarquablement avec celui da De Fide : Jncipit fides apnd Nicaeam conscripta ab episcopis (recte) Sitsvngsbw. d. pUL-hiit. Kl. 169. Bd. 1. Abh. 2

18 I. Abhandlung: Wilmart.

(qui logiquement devaii conclure T^pilogae^), et compl^t^e par nne confession litteraire, qui n'est pas sans relation avec le libelle proprement dit, et qne par suite je ne vois ancan motif d'enlever h, rautoritä de Grögoire d'EIvire:' dans tont ce petit

credentibuB CCCXVIII' (cf. C. H. Tarner, Journal cf TheoL 8tudie$ VII, 1906, p. 283 s., ftu snjet de la eurieose Tariante ,rectoribas* du CoUm. XXXIII); d'autre pari la tenenr de son texte est si roirine de celle des Fragment» Historique» qa*il parait normal de rötablir dans cenx-ci le qnalificatif ,recte credentibus', comme repr^entant Poriginal opSoSo^ouatv (plut6t que &p6o8^Soic) de la sonrce grecqne.

^ C*est nne cons^qnence presque Evidente des derniers mots de cet ^pilogne : yNicaenae autem synodi tractatnm omni animi nisa . . amplectimnr : hunc enim tractatnm scimus contra omnes haereses inyicta yeritate oppositnm' (P. L. XX, 60). Ce rappel explicite dn Nicaenum en engagealt natu- rellement la production littörale, et il n*est pas moins elair que la mention sp^cifique contra omnes haereeea est un emprunt pröalable au titre de la recension hilarienne de 356 (cf. Rev. Bin,, Jnillet 1907, p. 313 SS.).

' Je me suis d^jk expliquä asses longnement sur cette interessante formule» connue conramment sons le nom de Fides Bomanorum (cf. Btiü. LittSr. Ecdis,, s. c, p. 297 299 ss.). Quelques points sont assur^. Ph^bade n*a aucun titre d^autoriti k faire yaloir. La circulation anonyme de la piöce, comme Instrument canonique et catholique, est fort ancienne : eile se manifeste dans les milieux romains, au cours de la premiöre mottii dn cinquiöme siöcle pour le moins, et d^ lors eile s*6tend jnsqu'au mojen Age. D^autre part on saisit des attaches en Espagne : la fides fait partie d^nne collection, excellemment repr^sentöe par le cod. 28 de Saint- Mihiel s. IX (cf. D. Morin, Bev. Bin, XXI, 1904, p. 1 s.), dont la plupart des eiöments particnliers sont d'origine espagnole, et par suite la totalitö elle-mdme (sur le De TrinUate du ps. Athanase, cf. G. Ficker, Studien mi VigUius von Thapsus 1897, p. 51—75, et D. Morin, Beo, Bin, XIX, 1902, p. 237—242, sur VEpistola Potami ad Äthanasium et VEpistola sandti Athanasi ad Luciferum, cf. L. Saltet, BuU. Littir. Eeelis., 1906, p. 319, sur la fides du ps. Jördme , attribu^e sans fondement k Damase, cf. K. Künstle, Antiprisciüiana 1905, p. 45 ss.). Enfin la relation est reelle entre notre libelle De Fide et cette confession, qu*une tradition explicite j rönnit sous la rubrique De Fide Nieaena (cf. Kattenbuscb, Das Apostolische l^fmbol I, 1894, 171 173). Je n'ose pas iDsister sur la Solution qui consiste k reconnattre les droits de Gr^oire d'Elvire k la fois sur les deux formules apparent^es, la Fides Bomanorum (alias libdlus fidei, eocposilio fidH sancU Athanasiif de fide Nieaena) et la. Fides Hteronymi (ad DamasumJ'y il me parait aujourd*hui, aprös retour sur le curieux ,8ymbole inMit attribuö k Saint JörömeS publik par dom Morin en 1904 {Bev. Bin. XXI, p. 1 9, et Anecdota Maredsolana III, 3, p. 199 s.), que cette troisiöme pi^ce est trop voisine des deux autres, dans sa teneur aussi bien que dans sa

La tradition des oposcules dogmatiqnes de Foebadius etc. 1^

oDsemble, qa'un indice la ressemblance da cadre ext^rienr avec le contexte da Tomus Damcui de (ca) 380^ calqaä, semble- t-il, pour la circonstance sar le De Fide^ fait sapposer fort ancien, j'aimerais k voir la pablication d'an tenant da schisme laciferien vers la fin da qaatri6me siicle;' oa, si Ton veut^ an

tradition, poor ne provenir pas de la mdme sonrce litt^raire, et Ton troavera sans doate abosif d'enrichir k ce point an peraonnage nagnöre si dölaissö, mais noa ignorances oa dos pr6jug^ n*ont pas la Taleur da moindre argament positif. Dans le cas YanecdoUm de D. Morin est an ing^nieox composS de YApottolicum, du Nicaenum, et des döveloppements tiinitaires qui caract^risent \sl fides Romanorum et celle da ps. Jördme; il ne figare d'aillears qae dans la collection da cod. Michaelinu» rappel6 ci-dessos, pr^cädant la formale da ps. J6r6me. A döfaat d'aatres indl- cations et jasqu^ä plas ample informd, c*en est assez pour le ranger dans le bagage Utt^raire de T^y^qae d*Elyire.

J*ai notä pr6c6demment qae le Tomtu Daman d^batait par Vexpotition da Symbole de Nic^e sous an titre qui ne difföre pas de celui qni commande la formale da De Fide. Mais eneore il s^achöve par la pro- duction de la^e« Romanorum, et la coi'ncidence est trop exacte poar qu*il n*y alt pas imitation d*an c6t^ oa de Vaatre. Admettant qae le Nicaenum et la profession litt^raire originale sont ^troitement I16s an Ubelle De Fide, dont toate la raison est nne apologie da con9ubatantiel, j*aYais concla sans r^erve qae la recension da Tomfis Damaai ötait an döcalque de la petite collection da De Fide (cf. BuU. Lüter. Ecclia., «. c. p. 299). II me semble toajoars qae cette Solution est bonne, mais je ne Toadrais pas dtre plus affirmatif : je suis trös frappd en effet de la ressem- blance da Symbole de Nicöe qui accompagne le Tomut Damati avec celui des Froffments Historiques : il faadrait donc penser que le Tomus dopend k la fois des Fragments et du De Fide, et je m^en tiens k cette supposition qui n*est pas d^raisonnable.

M. Saltet a röcemment jetä quelque jour sar ractiyitö litt^raire des Lacif(6riens k la fin da quatriÄme si&cle, et j*ai peat-6tre moi-mdme renforcö sa thöse, k propos des Fragment» Hiatorique» (cf. Ref), Bin. XXIVy 1907, p. 297 8., n. 1). II a not^ en particulier, ainsi que je Tai rappelö plus baut, que le De Fide, con^u d*ailleurs 'selon Torthodoxte et ayant mdme Torganisation du schisme, ayait joui d*un r4el credit dans la secte, k preuye le parti qu^en ont tir6 Faustin pour la compo- sition de son De THnüate et Tauteur du De Trinitate en sept liyres. Les Luciföriens auront donc trayaillä k la diffusion d*un dcrit qui öma- nait d'un de leurs cheÜB, mais c*est un peu plus qu*il faut dire : s*il est yrai qu*ils ont agi par fraude, qu'ils ont fabriqu^ des fauz tels que la lettre d'Eusöbe de Verceil k Grögoire d'Elyire et les deux lettres d'Athanase k Lucifer, interpolö la lettre d^Athanase soUtariae vitae »tu- denUbu», plac^ enfin sous la garantie du meme Athanase le De Trinitate

20 I.Abhandlung: Wilmart.

troisibme ätat da libelle. Qaoi qn'il en soit^ le libelle ainsi di- velopp^ nons a iii conservö dans plusiears manascrits de la collection des homölies de Saint Gr^goire de Nazianze tradaites par Rufin:

d'abord dans le Cod. Laudianus (Biblioth^ae Bodläienne) n. 276, s. IX,^ qu'il faut vraisemblablement identifier avec an manascrit de Lorsch dont Tancien catalogue de ce monast^re noas a laissö la description ; ^ le De Fide s'y präsente en effet juste avant la dernifere hom^lie de Qr^goire-Rafin (,De Arrianis qaod non liceat semper et pablice de Deo contendere'), et k part le Laudianus je ne connais comme t^moins de cette dis- Position! qae qaatre manascrits italiens da XV*^ si&cle ötroite- ment lids entre eox, les Laurent, Aed, Florent VII' et Laurent.

en sept livres, il est assez tentant de reconnaitre un proc^dÖ pareil dan« la mise en circnlatton da De Fide qni noas arrive ici de fait, comme on ya le Toir, convert par le nom de Saint GrSgoire de Na- aianze. Les sectatenrs anront pensd qae T^veque de Constantinople ötait an r^pondant plus favorable qae son homonjme d'Elvire : leara habitades autorisent poar le moins cette conjectare, qui ne les noircit pas excessivement. II reste rependant possible qae Tattribution k Gr6- goire de Nazianze ait öte fortuite, comme plas tard dans le cas des tractatus sar le Cantiqne, port^ aa compte de Grögoire le Grand.

^ cf. H. Coxe, Catalopua Codicum manu9cr%plarum Laudianorumf 1858 1886, c. 226 s. La datation de ce catalogue «ec. XT. in. n^est peut-Stre qu'une faute d* Impression.

' cf. G. Becker, CaUdogi Bibliothecarum AnÜqui, 1886, p. 113 s., 612 (LV) ,liber sancti Gregorii Naaianzeni episcopi, hoc est . .' La seule objection qu*on pourrait faire k cette Identification est la mention, dans le cata- logue de Lorsch et k la suite de la derniöre homölie, d*une pi^e ,de ordine noTi et veteris testamenti*; mais comme me Ta fait remarqner M. C. H. Turner en me signalant aimablement le manuscrit d*Oxford, ce morceau pouvait tenir sur un feuillet de garde final, depuis perda. On sait pouf le reste que la collection de Tarchev^que Laud comprend nombre de manuscrits d'AUemagne, particuliörement de Mayenee et de Wurzbourg, et plusieurs certainement proviennent de Lorsch. Le mdme catalogue de Lorsch porte encore au XLV, n. 873: ,liber Victorini in leviticnm, libri X Gregorii Nazianzeni in uno codice' (Becker, p. 108), et c*^tait 14 certainement un second exemplaire de la tradnction inter- pol^e de Rufin, mais on yoit quUl ne remplissait qu^une partie du vo- lume : il est donc plus naturel de rapporter TintituU du n. 612 au Laudiantu.

* cf. A. M. Bandini, Bibliolkeca Leopoiditia-LaurenUana^ I, 1791, p. 20 s.

La tradition des opnscales dogmatiqaeB de Foebadius etc. 21

Fesul XLIV,i Vatie. lat. 307« et ürbin. lat. 60,» qui prennent toQs fin sar le De Fide, omettant rhom^lie snr les Ariens;^

d'autre part, dans les deox mannscrits Augiena, CXVIII (Bibliothfeque Ducale de Carlsruhe), s. IX/X* et Monac. 3787, s. X,^ qui run et Taatre, et avec eax l'^dition princepa de Enoblouch (Strasbourg 1508),'^ offrant assez de variantes

* ib., n, 1792, p. 733.

* cf. M. Vattasso et P. Franchi de* CaTalieri, Oodicea VaHcani latini, I, 1902, p. 224.

' cf. C. Stornajolo, Chdicet UrbiruUes UUinij I, 1902, p. 76—77.

* Ces quatre manuscrits, dont le contexte est fort semblable, et qui en oatre pröaentent tons la m6me lacune au milieu de libelle, Talent öridemment pour un seul t^moignage. II j faut röiiuir poar les meines raisons le Pariamus (Bibliothöque Nationale) 10694 (Nonveau Fonds latin, = Suppl. 616), s. XV pap., dont je ne tiendrai d'aillenrs pas compte.

* cf. A. Holder, Die Beichenauer Handaehrifleriy I. Die Pergammthand- Mchriflen, 1906, p. 301 s.

' cf. C. Halm, Catalogtu Codieum IcUinorum bibliotheeae regiae Mtmacentia, I p. 2, 1871, p. 116 s.; le manoscrit provient de la Cath^rale d'Augsboarg, cotd 87.

' Le Tolnme (in-4^ sans pagination, les cahiers marqa^ de a i ^) est assez rare; il porte en titre : JTi sunt in hoc eodice libelli \ X. divi Qre- gorU Ncaanzeni, et snit F^num^ration des divers morceanz; la lettre- pr^faee (all alll) d^bate : ^Doctissimls et excellentiss. yiris divine sapietie cnltori{bus. Qeorgio Botre Mognntifl. et loanni FlSmingo | Boppardieü. ecclesiarä psbyteris loannes | Adelphns Mnlingos Argen. | S. P. D.S et s^achöve par la date: ,ex veteri Argeutoraco. H. KalefS. lanaa- rias. Anno hnins secnli octavo supra sesqnimillesimum.' La demiöre page porte : ,Explicit liber B. Gregorii Kazanzeni episco | pi translatus a quodä Rofino. Impreslsus Argetine p loannS Knob|louch. Anno dni. M|d. VUI. Hilarii'. D*an beut k Tautre rögne le systöme d*abräviations en yigaear depais le treiziöme siöcle; qaant au reste, mon Impression est qne le mannscrit utilis^ pour cette publicatlon ätait plutot röcent. Cette Vitien fut reprise, sans changements, k Leipzig en 1622 (D. Gregorii oognomento Theologi, episcopi Nazanteni opera^ e graeco sermone in kUinum versaj^ ins^rSe parmi les versions modernes de Pierre Mosellanus et de Willibald Pirckheymher; et c*est encore k eile que Jacques de Billy emprunta le texte du libelle et de son compl^ment {De Fide Nicaena) dans la nouvelle traduetion des discours de S. Gr^oire de Nazianze quUl fit paraitre k Paris en 1669 (d*aprös Tödition grecqne de 1660) : n*ayant pas de base grecque pour nos deux piöces, il se trou- vait forc^ment tributaire de Tancienne Edition, r^putäe Version de Rufin, et il classa les dits morceanx Oratio 49* et Oratio 60**', ils fignrörent ainsi dans les coUections latines ou gr6co-latines de 1683, 1609 1611, 1630, 1690, et il fallut attendre D. Cldmencet (1778, cf. supr.) pour les

22 I. Abhandlang: Wilmart.

ponr nons repr^senter un manuscrit diBtinct, encore qne fort semblable^ portent le De Fide en qaatri&mo lien^ entre rhomälie ,De Luminibus' et celle ,De Pentecoste^

En oatre, da prcmier de ces groupes, le libelle a döriyö, on ne sait comment, dans la coUection canoniqne de Novare (Cod, Novariensis XXX, 66, s. X/XI).*

Yoir rel^a^a k Tappendice (an b^nöfice de PhSbadd); ponr ritabliasement da texte, Clömencet ne tronva rien de mienx, k defaat de manadcrits, qae de präsenter ane Vitien variorum, en 8*appayant principalement aar Billy (,BilIianam ezemplar') et aar les Mitean mauristes de 8t. Ambrolse (cf. le monüum p. 892 8., et P. O. XXXVI, 673 8.), et aasurö- ment son travail est le plua satisfaisant qui Boit encore, rösamant toutes les recherches ant^rieures (on aait da reste qae Climencet ne fat qae le dernier oavrier d'ane t&che k laqaelle s'emplojörent BaccesBive- ment dans la Congrdgation de St.-Maar Da Frische, Loayard et Maran). Migne qai avait dSjiL donn^ trols foia en entier le De Fide dans la PcUrologie latine erat devoir enfin s^abstenir, se contentant de reproduire le monilum da b^nödictin; c'^tait nöanmoins jouer de malheart ^ cf. F. Maassen, Geschichte der Quellen . . . des cananitchen Bechtt . . 1870, 443, 513, 717, 737; A. Reifferscheid, Bibliolheea Patrum Italica II, 1871, 247 261. D. Ambrogio Amelli a pabli^ intögralement le manascrit de la collection de Novare dans le Spicile^ium Ctuinenae I, 1896, 1 189 (soos le titre Dionysii exigui nova colleetioj mais Toir L. Dachesne, Bulletin Critique XV, 1894, p. 181; sar le manascrit, cf. les Prolegomena de r^ditear, cap. I, p. XIX— XXXIII). On ne saurait se mdprendre apr^ un instant d'ezamen sar la valear de ce noayeaa tömoln; le titre Indpit Qregorii episcopi de fide Nicena assez ötrange k premiöre rae, s^explique par ane simple et grossiöre conflation : le copiste a entendu coavrir par \k le Symbole de Nic^e pr^fixö aa De Fide, et poar ce faire il a abandonn^ la confession particuUöre k laqaelle la seconde partie da titre appartenait; et c*est sans doute aassi poar faire plas coart qa'il a laissö tomber Tattribatif pr^cis Nazanxeni : en tont cas, noas avons ici la meme tenear de texte que dans le Laudianus et les manus- crits Italiens, c*est-ii-dire dans le type de Lorsch, et aassi bien D. Amelli admet qae le Novarienns a une origine germaniqae : le collectear anra en en mains an manascrit de ce groape des hom^lies de Grögoire- Rafin.

Je dois encore pr^enter an tämoin partiel des homdlies de Grdgoire-Rafin, k qaelqae espöce de manascrits qa*il fasse öcho : k saToir Jean Diacre dans VExpositum in Heptateuchum, il commente saccessi- yement Ex. II, 2 et XIII, 21 par ces citations düment disting^öes : ,Rafini de Fide libro II. Moysi in rabo . . . odor mortis in mortem' et ,Rafina8 in libro II de Fide. Popalas Israel in colamna ignis . . . Apostolorom Acta declarant' (cf. D. Pitra, Spicilegium Solemiente I, 1851, p. 295, et Änalecta Sacra V, 1888, p. 175, d*apr^ le Cod. Paris, 12309 s. X, f. 72«

La tradition des opuBcnles dogmatiqnes de Foebadius etc. 23

Cette insertion de I'opascnle de Grögoire d'Elvire dans le re- cueil des hom^lies de Gregoire de Nazianze est-elle ancienne? il est irhs probable, et sans doate posterieare de fort peu k TexteDBion qa'il a regue^ ainsi qne j'ai remarqa^, d'un disciple on partisan de l'aotear. C'est un fait que Saint Axtgustin en 412 (oa 413) en cite nne phrase en la mettant an compte d'nn ,Qre- gorins sanctns episcopas orientalls'^ qni dans sa pensöe ne devait 6tre que Tex-patriarche de Constantinople (f 390).^ Fautil aller

et 94). Qae noas ayons lA deuz passages da De Fide, la rabrique da centonisatear Tindiqae d^jjt, et il soffit de comparer P, L. XX, 46 CD ponr YÖrifier lear identitö; et qa'ils proviennent directement de la tra- daction interpolöe de Eafin, la mbriqae le dönonce encore; qnant k la dteignation preise da /tore, eile rejoint ane premiöre citation sar la GenÄse, iotrodaite par les mots ,ex libro de Fide Bafini* (cf. D. Pitra, Spie. Sol. p. 284, Cod. Pari*. 12309, f. 10*), et qai est en effet tir^e da Über de ßde publik par Sinnend en 1650 d^aprös deax anciens nianas- crits de Corbie aa compte d'an Rufin ,presbyteri provinciae Palaestinae' (cf. P. L. XXI, 1135, 1138 s., c. 23 et 29 da libelle). Sirmond le premier avait relev^ les r^f^Srences de Jean Diacre, mais sans parvenir k expli- qaer le sens de ce Uvre »econdj ni d'aillears k reconnaitre aa jaste les extraits vis^s (cf. la rö^ition de Vallarsi 1745, P. 2^. XXI, 1123 88. n., 1154 n., et Fontanini, HUloria lüeraria Aquileientia 1742, ib. 274), et D. Pitra d^lare sörieosement : ,Nec alias bac usqae sab caelo innotait qni hntos secandi libri daret indiciam' (ef. Spie., 9. e., p. 295, n. 14). Jean Diacre est donc seul responsable de Tindication, mais il atteste ponr aatant la pr^nce dans sa bibliothöqae d*an volnme des hom^Ues gr^g^riennes angment^es da De B%de de r^vdque d^EWire; par saite, la qaestion litt^raire soalevöe par le livre pölagien De Fide est entiörement ind6- pendante des dirers problömes concernant la tradition da libelle de mdme nom qai fait Tobjet des pr^entes recberches. * Yoir la lettre 148 (P. L. XXXIII, 622 ss.) ,sancto fratri FortnnatianoS sar la T^ritable natare de la vision de Dieu; apr&a aroir cit^ le ,bien- heareax Atbanase, röydqne d'Alexandrie', Saint Angustin alldgue ainsi Tautoritö de notre aatear : ,apertissime dicit Deam natara yisibilem, quando patrihuM vinu est, sicat McyH^ cum qao fade ad fadem loqae- batar, aUetdua eontpicabUia materiae ditpoiiUcme aemmpta, ttUva saa inddbUiUUe rideri potaisse* (i&., 6267), et noas avons \k en effet an rappel exprös du De Fide, voire le r^um^ fidöle d*ane longae argu- mentation (cf. P. L. XX, 45 A, 46 C, 47 B). Saint Ambroise (,noster Ambrosins*) est ensnite mis k contribution dans le mdme sens. II est peu doateux que le doctear entendait dösigner Grögoire de Nazianze, ni davantage qu'il avait rencontrö le De Fide sous son patronage; mais que r^crit füt encore k Tdtat s^parö, oa bien döjii röani aax hom^lies, e^est ce qae noas saorions döcider.

24 I. Abhandlnng : W i 1 m a r t.

jasqn'k admettre que Rafin lai-m^me (f 410) a pratiqnä Tinterpolation ? ce serait assez os6 assar^ment^ mais encore la mani^re dont il se rifhre k sa tradaction n'y contredit pas^^ et le Laudianus a saavä k la fin de rhomölie septiime (,De reconciliatione et unitate monachoram') an colophon k tont le moins fort curieux, ainsi con9a : ^Usqae huc contali de codicae (sie) scae melaniae roma^'

IIL

Le De Fide adversus Arrianos da pretre FaaBtin fat pabliä poar la premiere fois k Bäle en 1528 ^apad loannem Fabram luliacensem', soas le titre Faustini episcopi de fide

^ Dans ie chapitre de VHiätoire EcditituÜque ,De Gregorio et Basilio Cappadociae episcopis*, il note : ,Gz8tant qnoqne ntriusque ingenii moni« menta magnifica tractatuum, qnos ex tempore in ecclesiis declamabant ; ex quibus no8 denasferme nngtdorum oratiunculat transfudimas in laÜnum' (cf. H. E. II, 9; P. L, XXI, 620 C); et sans doute la tradaction des trac- talu» grögoriens s*oavre par V ApotogSUgue, et celle des basiliens comprend VEpUtola ad virffineai lap»am, mais Rufin ne redonte pas ces impräcisions. Ce qai est positif, c*est qae les bom^lies de Saint Basile, puisqu* bom^lies il 7 a, fönt an total de buit sealement {^Octo ergo beati Basilii breves istos homeliticos transtuli libellos* dit-il exactement dans sa pröface k Apronien, P. O, XXXI, 1723 A); je n*cn yenx pas conclure avec les anciens ^rudits qui admettaient Taatbenticitä da De Fide que le cbiffre präcis marquö dans VHistoire EccUtuutique yisait forcöment le recaeil des homälies de Gr^golre de Nazlanze : il est toatefois remarquable que Tinclasion du De Fide dans ce recaeil r^alise la dizaine.

' cf. H. Coxe, Op. c.f c. 226. Encore qae Kafin se soit troav6 en relations Streites avec Melanie iunior et son mari Pinien daran t la premiöre de- cade da cinqni^me siöcle (cf. M. Card. Rampolla del Tindaro, SeuUa MeUmia Qiuniore Senatriee Bomana 1905, Nota XXIII, p. 200 202), c'est tr^ probablement TaTeule qai est nomm^e dans la note dn manns- crit. Melanie »enior döc^da en 410 411 (cf. D. Batler, The Latmae HUtory of Palladiua II, 1904, p. 228), qaelqaes mois sealement apr^ son ami. Qa*on observe anssi qu'Apronien, le destinataire des bomö- lies, tant gr^goriennes qae basiliennes, ötait de la famille de Melanie, ajant öpons^ sa ni^ce Avita (HUtoria Laugiaca c. LIV, cf. D. Batler, p. 266 SS.; C. Rampolla, p. 147). La tradaction mSme des deax s^ries d'hom^lies est k dater, d^aprös diverses donn^es concordantes, des ann^ea 399—400 (cf. Tillemont, M6moirea XII, p. 219, 304, 656).

La tradition des opnacnlfls dogmatiques de Foebadios etc. 25

carUra Ariafios opus egregium ad Flacctllam imperatricemy^ et de Ik reprodait fröquemment dans les collections et las biblioth^ues patristiques % en se chargeant de fautes comme de joste. J'ai ea recemment la Batisfaction de retrouver le manuscrit sur lequel cette Edition repose : Cod, Colaniensia XXXIII (Dann. 2029), s. IX,' Topiiscale est encadr^ par les denx premiers livres da De Fide de Saint Ambroise et le

* Le Yolume (in-16^, 104 fol.) porte an double titre, Fauati epiacopi de Chratia Dei et humanae tMntU libero arbürio opus wuiffne cum D, Ei'otmi RoUrodami pritefatione. Lern FautUni epücopi ad Flaociüam imperatrieem de Fide adversut Ariana§ et de propontU quaeetionibue Arianorum, ayec cette notice : ^ervetustua uterqae, sed iam primum in luce aedlti* {»ic). La pr^face d'Erasme, datöe de Büe 1528, se rapporte au De Oratio de Faust de Kiez ezclusivement, et il n*y a pour le reste aucune marque qne le grand 6rudit se soit employ^ pour la publication du traitö de Faustin ; Tinitiative de rimprimeur aura consist^ k associer deux ceuvres dont les auteurs ötaient presque homonymes. Le De Fide remplit la seconde partie du volume (f. 65 ss), introduit par la notice de Gennade (yVita Faustini per Gennadiam*) et la liste des capUula. Par suite de Terreur de Schoenemann qui donne comme premiöre T^dition de Herold (cf. P. L. XIII, 35), cette Edition princeps semble avoir 6ohapp6 tout-ä- fait auz historiens modernes.

' La premiÄre est donc celle de Jean Herold, les Orthodoxograpka, B&le 1555, qui sont en effet, apr^ VÄntidotum de Sicard, la plus ancienne des patrologies : parmi les 76 6crits qui y sont rassembl^, le FautUni de Fide contra Ai'ianos liber est comptö trente et uniöme; il est repris öyidemment de Tedition prineept. Les Monumenta Sanctorum Patrum Orihodoxographa de Jacques Orynaeus, B&le 1569, d^veloppent et orga- nisent le recueil de Herold : 85 6crits, dont rayant-<[emier (1998-— 2028) est le Faugtini liber de Fide contra Arianoe, dans la septiöme et demiÄre classe. En 1575 il est re^u dans la premiöre Bibliothique de Marguerin de la Bigne (t V ,Contra haereses', p. 716), et probablement par re- cours direct k l'^dition prineep» : le De Oraäa de Faust suit immö- diatement. En 1589 il est reimprimö de confiance, präcödant le De Qratia^ anquel il restera fid&le dans les ^itions parisiennes suivantes (1610, 1624, 1644, 1654), mais dös lors son texte particulier aura M ^vinc^, k pro- prement parier, par celui d'un rival dont il semblait n^ avoir rien k craindre: cet incident sera marqu^ plus bas, k la bonne place, pour achever l*hi- stoire des rööditions du De Fide,

' cf. Pb. Jaffa et G. Wattenbach, Ecdesiae MetropoUtanae Ooloniensie Oo- dicum Manuaeriptorum Catalogua 1874, p. 11; J. Hartzheim, Cataiogue kittoricua critieue Oodicum mae, bibliotheeae Ecdesiae metrcpolitanae Colo- nieneif 1752, p. 23.

26 I. Abhandlang : W i 1 m a r t.

De Spiritu Sancto de Nicola. ^ En revancbe je n'ai pas r^assi k däcouvrir le manuscrit de Tabbaye de Pomposa^ au dioc&se de Ravenne, qai contenait^ d'apr&s le catalogne de la fin da XI* si^cle (annöe 1093), le Liber de Trinitate Gregorii His- panierisis Eliberitanae sedis epiacopi ad Gallam Placidiam:* cette indication reconvre en effet Töcrit mdme de Faostin, puisqu'k d^faut da codex noas poavons noas reporter k T^dition qa'en fit Achile Stazio k Rome en 1575.' Encore qa'il seit

^ cf. A. E. Barn, Nieeta of Remenana : hit lA/e and Work» 1905, p. LXIII. A uoter que l'opascole de Nicola est attribud \k k an ,Jean dydqae', qai ne saarait dtre qae Chiysostome. Le manascrit a an caractÄre fort net de recaeil dogmatiqae, mais Bans doate ancien, composö poar le« besoins de la controverse antiarienne; il comprend en premier liea le commentaire de Rufin sar le Bjmbole des Apdtres, puis les trois Berits nommSs, enfin le Concile romain de Damase (cf. tupr., p. 17 s., n. 1), les lettres 135 et 137 de Saint Augastin, le Sermo Aiianorum avec la r^ponse, et les lettres 170 et 138.

' cf. Montfaacon, Diarium Italicum 1702, p. 85; Q. Becker, op. c, p. 160; G. Mercati, H CtUalogo deüa Biblioieca di Pompota dans Studi e doat' menti di ttoria e diritto XVII, 1896, p. 163 s. Le catalogne dötallle ctn- qaante-hnit volames; le n. 27 est ainsi döcrit : ,Eiasdem [cf. n. 26 . . . De trinitate Hilarii lib. XU] expositio fidei ad synodnm. Liber de trini« täte Gregorii Hispaniensis Eliberitanae sedis episcopi ad Gallam Placidiam. Apologeticam Gregorii Nazianzeni episcopi, eiusdem liber de natiyitate Domini I, de Epiphania I, cam de agro reverteretur ad imperatorem I, de continentia et nnitate monachornm I, de grandinis vastatione cam pater episcopas re[ticeret I]'.

^ Gregorii Baetid Heliheritanae sedis antistiUs De TrinilaU »ive De Fide liber ante hoc numquam editus. Cum privilegio et licentia superioram. Romae, in aedib. Popali Romani. MD. LXXV. [VI-]79 pp., in-8** (rö^ition en 1577 k Cologne, ap, Matemum Chalinnm^ in- 16^). Une lettre pr^fatoire [I IV] d^die le volume ,Mariae Augustae Regis Emmanaelis filiae iffanti PortugalliaeS en date da 1 Janvier k Rome. Stazio ötait lui- m§me Portagais d'origine; nöanmoins ses rapprochements entre Tinfante et Galla Placidia sont assez malheureux, non moins que ceux qu*il fait entre Grögoire XIII alors r^gnant et Tautear suppos^, Gr^^oire d'Elvire. L'avertissement an lecteur [V] offre plus dlntdrSt : Stazio tenait sa copie d^un bSnMictin nomm6 Germain, qu^il qualifie de G6nois et dont il vante le savoir; le manascrit avait ^t^ trouvö ,paT hasard* par ce Ger- main dans Tabbaje de Pomposa, prös de Ferrare aa diocöse de Ravenne. Le catalogue de 1093 permet d*appr^cier la richesse de la bibliothöqae rassembl^e dans la seconde moiti^ du onziöme siöcie par l'abb^ Jdröme. Lors da voyage da Montfaacon en 1698 (cf. Diarium^ p. 80) c'est-i-dire an peu plus d*an siöcle aprös Tödition de Stazio, le monastöre ätait

La tradiiion des opascnlos do^atiqnes de Foebadins etc. 37

parvena au moyen d'an raisonnement partiellement fanx k re- troaver le titre väritable^^ Stazio ne s'apergat point que le libelle ätait dejk public depuis tantöt cinquante ann^es^ ni que la notice descriptiye de Gennadius (c. XVI) mettait hors de doute l'autorit^ de Faustin non moins que Tadresse k Flaccilla;'

abandonn^. Mgr. Mercati (op. c, p. 143 177)' a laiTi avec sa comp^- ience ezcepUonnelle le destin de cette admlrable eollection de livres, et respoir est faible de retronver encore, entre aiitres, le manusorit da ps. Gr^^ire. Si Stasio en avait eu la posseasioa reelle, il serait entrö «Tee les antres livres et papien de rhumaniBte (f 1681) dans la biblio- tböqne de TOratoire k Borne; en fait il n'est pas conservö k la Valli- cellane, et le plns probable est qae Staalo ne put mettre en oenTre que la oopie de son correspondant.

^ Jj ad Uetarem s'en expliqne ainsi : yDe fide yero inscribltur, qnod Teteres aaeroBanctae Trinitatis mysterium traditio nemp. sie fere yocabant. cniuB rei plnra sint testimonla. Sed nos Hieronjmi, atq. hnins ipsius Gregorii anetoritate contenti esse Tolaimas, qoi princtpio tractatns nltimi, hains qnasi titnlam significans opnscali, quasi coinsdam, inquit, adbreyiationis de fide qnaedam tazatto . . /. An premler abord on pourrait croire qae le manoscrit mdme de Pomposa portait VinaeriptUm »De Fide' et qae r^itear a soaci de la jostifier. Le contexte montre au contraire qua Stazio se jnstifie lai-m6me d^avoir ajoatö aa titre ayoaö ,De Trinitate' an doublet; aussi bien ce döveloppement du titre n*apparait qu'en t6te du Tolume, car l'^ition proprement dite (p. 1) nous rend scrupuleuse^ ment, saaf T^pithöte sanctifiante et le synonyme 6piscopal le libelle dn catalogue de 1093: ,Incipit Liber de Trinitate sancti Gregorii Hispaniensis Heliberitanae sedis antistitis ad Gallam Placidiam'. Or il s'est trouvö qa*en rebaptisant ainsi le traitö Stazio en recouvrait heurea- sement le titre authentique; mais si la seconde donn^e sur laquelle il raisonne est yalable, prise k Töcrit lui-m6me (cf. P, L, XllI, 76 D) , la premiöre, c*est-&-dire le recours k la notice du De Viru sur Gr^oire d'Elyire, engage une pure Petition de principe et fait perdre tout le b^nöfice de Tautre Observation. Bref c*est par un sophisme que Stazio a rendu au De Fide son nom original, et il n*y a rien gagn6. Un auteur plus maladroit encore est le Pseudo-Dexter (BomÄn de la Higuera t 1611), dont cette note dopend öyidemment de T^dition de 1576 : ,A. C. 423. Obiit Gregorius Baeticus, cum prius dicasset librum De Fide vd de TrwiUUe Gallae Placidiae, feminae lectissimae' (P. L, XXXI, 649 s.; cf. »6. 643 s. : ,A. C. 407 . . . Gregorius etiam Baeticus, iam in ultima senectute constitutus, sed yegetus et integris animi corporisque viribus, apprime charus Gallae Placidiae Augustae . . ').

' ,Fau5tinus presbyter scripsit ad personam Flaccillae reginae adversum Arianes et Macedonianos libros Septem, bis eos maxime Scripturarum testimoniis arguens et convincens, quibus illi pravo sensu utuntur ad blasphemiam' (ed. Richardson, p. 67, 14 18). M. B. Czapla {Gennadiua

28 I. Abhandlang; Wtlmart.

et il est k moitiä responsable de la coDfosion qai entonra un certain temps Touvrage^ confasion nulle part plus visible

als LUlerarhisloriker 1898, p. 42 8.), Apart 8on ignorance de la tradition manuscrite, a bien reconnn l'importance de ce tömoignage: Gennade döcrit trop exactement T^crit qu'il catalogne pour ne Tayoir pas In Ini-meme. Et c'est pour cela mSme que tonte la notice est k entendre comme descripUve; ou si le titre original du libelle reparatt ponr qnel- qn'nn de ses ölöments, c^est seulement en Tue de donner une idöe exacte de Tony rage, et an travers du r^nmö de l'historien; je ne crois donc pas, k Tencontre de Richardson et de Csapla, qne Gennade ait prätendn intituler en propres termes l'^crit de Fanstin : ÄdverMum Ariano» et Macedoniaiiot, mais plat6t en se reportant k la teneur da Colonienai» il est hautement vraisemblable que Gennade ayait sons les yeax et entre les mains nn manascrit pareil k celui qul nons a 6tö conseryÖ, c*est- i-dire poaryu du titre traditionnel. Dans ces conditions comment ex- pliquer la döformation attest^e par le catalogne de Pomposa, et pour autant par Tädition de Stazto? comme nn simple accident, il me semble, dont le point de ddpart Importe assez pen. On a propos^ de yoir dans cette attribution de T^crit de Faustin k Gr^goire d'EWire une confiision occasionnöe directement dans le manuscrit de Pomposa par le yoisinage de la collection des hom^lies de Gr^goire de Nasianze-Rnfin (cf. D. Morin, Reo* Bin,, 1902, p. 236, n. 2); il est possible en effet que le phSnom6ne n*ait aucune aitache antörieure, mais meme en ce cas, j'aimerais mieux le tenir pour le r^ultat d'une correction artificielle, le fait d*nn scribe örudit qni avait d^une part remarquö la notice con- sacröe k Gr^goire d^Elvire dans le De Viris de Saint Jör6me, k pen pr^ comme fit plus tard Stazio, et qui surtont d'autre part ayait associö le nom de Gk^goire k celui de Faustin, son violent pan^yriste dn Li- bettu» Precutn. Si Ton estimait incroyable de la part d^nn homme de Mojen äge, soit au moment de la renaissance carolingienne soit encore au onziöme si^cle, nne obsenration de cette port^e, il resterait k sup- poser qne dans le deuziöme tiers ou le deuxiöme quart du V* siöcle r^ydque d'EWire avait encore des ddyots, et j*avoue que cette hypo- th^e demeure libre : si eile se laissait ydrifior, nous aurions \k une nouvelle trace, la derniöre en date peut-dtre, de Tactivitö litt^raire des Lnciföriens. La Substitution du nom de Galla Placidia k celui de Flaccilla est aussi an detail qai ne souffre pas d*explication adöquate. Tillemont (Memoires VII, note snr Lucifer, et Hisloire des JSmpereurs V, note 2* sur Theodose I) a remarquö, apr^ Valois (1668, note sur So- crate H. E. IV, 81; cf. Philostorge H, E, X, 7) et Du Gange {Famüiae Byzanüinae 1680, p. 69 s.), que les Grecs avaient parfois eonfondu Fla- cilla (t 385, 14 Sept.?) et Placidia (f 450), la premiöre femme de Thöodose et la fille de sa seconde femme (cf. Gallandi P. £. XIII, 29 s.); et 11 est yrai que, si Tune jouissait d'une röputation m^rit^e de saintet^, Tantre acquit par sa yie mouyementöe, et depuis le temps m6me de

La tradition dea opnsculns dogmatiques de Foebadias etc. 29

qne dans le tome quatri^me de la Bibliotheca Patrum de 1Ö89 le De Fide adversus Arrianoa fignre denx fois, d'abord an compte de Faustin^ ptiis k celui de l'^ySqae d'Mvire.^ On

son manage avec Ataolphe 414, an renom beaucoap plus eonsiddrable. Maifl cette errenr des hUtoriens grecs, qui peat n^Stre qne grammati- cale (4>XaxiXXa, ÜXaxtXXa, IlilaxiSia), est toot au plus une indication ana- logiqae. Aussi Baronius (ad. ann. 388, § 100), qai a tort, assuröment, de l%itimer aox trois quarts le titre falsifiö du libelle, a-t-il peut-Stre raison, en döfinitiTe, lonqnHl croit qne le nom de Placidia a M ajontö en complöment de celoi de sa propre mÄre Galla (f 394), la seconde femme de Th^odose en 886. 81 cette nonvelle hypothÄse 6tiut T&ritable, il j anrait d'autant plns de fondement k reconnaitre dans la modifi- cation dn titre nne frande Incifirienue : on anrait Substitut intention- nellement, dans les demires annöes da qnatri&me siöcle, deax person- nages d*an patronage plns farorable, T^rdqae d'Elvire et l*imp6ratrice Qalla, aax vrais ayant-droit. Par \k mdme le mannscrit de Pomposa repr^nterait nne tradition litt^raire de premier ordre. Qa'on ne m^en Teaille pas da moins de m'dtre attard^ k des rdtilles : elles ponrraient prendre quelqne jonr plas de prix.

J*ai d4ji notö qne Baronios et Bellarmin fnrent les victimes de l*^dition de Stasio; mais l'errenr se manifesta l'annöe mdme de sa pnblication, en 157Ö, dans la premiöre BibUcthhqut de Margnerin de la Bigne : le tome V offrait d^j^ r^crit de Fanstin dans la ligne de TMition de B&le 1528; le tome VIII le pr^nta de nonveaa, parmi les Varia et en demier lien (p. 766), affabld da nom de Gr^ire d'EWire, c'est-i-dire d*apr^ Stazio. La Bihltothkque de 1589 acheva de mettre en övidence cette contradiction : le senl et mSme tome IV donna presqne k la saite Tan de Vantre p. 839 ss. et p. 1273 88. le Fatatmt optit de Fide contra Arianoe et le Greg&rii Baeiiei lüiberitanae »edU epUeopi ad Oallam Pia- eidiam Äuguatam de TriniUUe et Fide contra Arianot Über. Le rappro- cbement ^tait trop flagrant ponr laisser k l*an on l'autre öcrit chance de snbsister. L'öditear de la Bihltothkque de 1610 la troisiöme en effet se d^eida assez habilement, sons je ne sais quelle influeuee, k r6* soadre la difficalt^ par une fnsion des deux textes, voire mdme des denx titres (t. IV, 765 794) : le texte dn ps. Grögoire est reprodnit en plein, tandis qne dans les marges nn systöme de notes permet d^appr^cier, p^e-mdle an milien des explications grammaticales döjj^ courantes, les diffSrences du texte traditionnel de Fanstin, et Tensemble est qnalifie: jFaastini presbyteri, yalgo Gregorii Baetici Eliberitanae sedis antistitis, ad Gallam Placidiam De Trinitate tive de Fide contra Arianoe^ liber nunc demnm Auctori sno restitutns'. Sar ce demier point la BibUothique ayait raison et devani^it le r^glement de la question litt^raire par Labbe et Ttllemont {Memoireg t. VII, p. 526 et 767); mais la r^action m6me de la formale signifie qne le vrai Fanstin le Faustin de 1528 se tron- ▼ait en r^alit^ qnant an texte, döposs^^, et c'est ce qaUl faat regretter

30 L Abhandlung;: Wilmart.

saura gr^ da mois k Stazio de se präsenter comme nn öditeor Bcrapoleiix, et de distinguer fröqaemment, comme il rannonce^ ses propres conjectnres et les Ie9ons originales.^

Toutefois j'ai pa recueillir, pour la connaissance du texte^ quelques ressources sabsidiaires inntilisäes jnsqa'k präsent:

le Cod, Vatic. 1319, s. XIII in.,* qui Joint k qnatre des livres De Trinitate da ps. Athanase (oa ps. Eas&be) le

dans cette sorte d'ödiilon variortim. Dös Ion, et josqn'ii nos joara, la nouvelle ligne tint bon, et les modifications qu^elle subit sont trös faibles. Les collections parisiennes j compris la Magna de 1654, gardörent Tan- cien contexte, ainsi qae j'ai indiquö. Entre temps la Bibiiothhgtie de Cologne 1618 (t lY, 544 558) ötablit an ordre difförent, chronologiqae; d*atttre part eile rendit an De Fide Tintögrit^ de son prologne (,Reginam te orbis romanns sascipit . .'), öconrtd pröcMemment d'aprös le modöle de Stasio (Jncipiamus ergo oboedientes . .*). Or cVst eelle-ci que la Maxima de Lyon 1677 (t. V, 636—651) alla prendre pour base : la com- position de 1610, sur an point complötöe, ötait ainsi consacröe; en möme temps on 7 röunit le LibeUtu Precum, publik par Sirmond en 1650. La BibUotheea de Gallandi en 1770 (t. VIII, p. 441—474) suiyit fidölement la Maxima, 7 ajoutant seulement la FauMtini Fides (öditöe par Qnesnel en 1675), et compUtant Tannotation du ,De Trinitate' par quelques remarques inspiröes par une öditton particuliöre d*Oxford {Fatutmi pfea- bi/teri »criptorit Beculi quarti et fidei orlhodoxae advernu Ärianag vmdieU acerrinU Opera, Oxonii, e tbeatro Sheldoniano, 8<>, 1678). Par suite de ces röimpressions successives, c'est donc le texte de l'ödition de Paris 1610, et pour autant de T^dition de Stazio (1575), que nous lisons dans la PakrologU de Migne. Pour Tintöröt bibliograpbique , je note encore cette traduction : Faustinu» the Presbyter to Che Emprea» FUuxüla, of the TrinUt/, or of the Faith againtt the Ariana . . . (a treatise Ter7 nece8sar7 to be read at this time. London, 1721. In-S« XV— 79 pp.).

^ ,Quem nos librum, quia nonnihil mendosus fuit, usi coniectura, Tel emendavimus, Tel potius emendare conati sumus, ac veterem illam »cri- bendi ro^ümem, quam in antiquissimis monumentis scriptam sculptamTO agnoTimus, quoad eiua fieri potuit^ retinuimuBf ne quod antiquitatis studio et diligentia fecimus, ipse aliter accipias atque interpretere' Ad lector, [V]. En effet les marges foumissent un certain nombre de corrections au texte öditö, celui-ci est censö fautif. Si Stazio a des torts au point de Tue de Thistoire littöraire, il les a donc rachetös d'une certaine maniöre comme öditeur, et nous aurons moins de regrets de ne possöder plus le manuscrit qu*il a mis en oBUTre.

* cf. Maassen, Quellen p. 721; D. Morin, Bev. Bin. XV, 1898, p. 5—7; C. H. Turner, J. of TheoL Studie» VI, 1905, p. 72, 85—86. D'aprös Mgr. Mercati (cf. Turner, p. 72, n. 2, le manuscrit aurait ötö öcrit proba- blement en France; la dato ci-dessus est celle k laquelle s'est arrötö M.

La tradition des oposcales dogmatiques de Foebadius etc. 31

d^bat da trait^ de Fanstin, en qnalit^ de cinqüi^me livre (^De professione catholica');

2^ un gronpe de mannscrits la portion centrale de ropuscole (chapitres II IV) se präsente, k cdtä du Contra Sermonem Arianorum de Saint Angnstin^ comme liber sancti Ambrosii episcopi contra Haereticoa, k savoir:

Cod. Valencianensia^ n. 247, s. IX in. (provenant de Saint- Amand) ; ^

Cod. Sangalieniis j n. 94, s. IX;'

Cod, Augiensis (Biblioth^ae de Carlsrube), n. COLI, 8. IX tn.;'

Tamer. Des explications d*Eug^ne de Levis (cf. P. L. XII, 963 ss., r^im- primÖ des Änecdota taera 1789, p. 5 ss.) on pourrait dtre tentö de conclure qne le manoBcrit trouyö par lui en 1762 ches les Oratoriens de Turin contenait le libelle entier de Fanstin; mais il dit aossi, positiyement qne ce manoscrit concordait ,qnoad substantiam* avec celni de la Biblio- thöqne Vaticane.

' cf. Catalogue O^nh-al . . . 8«. XXV, 1894, p. 299 s. (l'öditeur falt k propos du Contra HaereUcoa dn ps. Ambroise cette remarque ^tonnante : ,Trois ÜTres. Ce sont probablement les liyres III kV dvi De Fide ad örattanum, mais le d^bat diff^reMI); voir anssi Mangeart, CaUdogue deaeriptif et rauonn^ de la Bibliothhque de Valenciennet 1860, p. 254 s. Ij Index maior d«s liyres de Saint-Amand (ann. 1160—1168, PaWrw B. N. 1850, cf. Delisle, Cabinet II, 461 A; Desiiye, De whola Elnanenti, p. 164—177) d^igne ainsi notre mannscrit (n. LXXIY) : ,Angn8tini et Arrii disputatio, cum Ubro Amhrotü contra Arrianos, et cum Soliloqniis Angnstini*. Les SolUaque» prolongent en effet les denz Berits antiariens; k la fin (f. 125') se tronye cette note : ,Deo protegente et Kemigio abbate iubente, Aiglalfus niminm peccator fecit hnnc libellnm. Preco eos qai legitis nt pro me precetis'; pnis yiennent les deux lettrei^ d*Alcnin k Charlemagne de eeptuageMimo, texagetimo et quinquagesimo et de saltu lunari.

* cf. G. Scherrer, VerzeiehnU der Handschriften der SliftsbiUiothek von St. Oaüen 1876, p. 37. Le premier catalogue de Saint-Gall da IX« s. (Becker, op. c, n. 22, cf. p. 46s.) libelle, soas la rubrique ,de libris sGI Angnstini epi' : ,163 Ämfirosii contra heretico» et angastini contra arrianos, et eple dne ambrosii ad yalentinO imprem. In yol. I.' O. Seek a ntilis^ le Sangal. 94 A*) pour Tödition de la Relaiio III de Sym- maqne (an. 384, Epist. IIb. X, 3), cf. Mon. Oerm., Äuet. Äntiq. VI, 1893, p. 280 SS.

' cf. A. Holder, op. c, p. 566—7. Le catalogne de 822 (Becker, n. 6, cf. p. 9 ,de opnscnlis 8. Ambrosii') donne : ,306. Contra haereticoa lib. I et epistolae eins dnae ad Valentiniannm Impera. in cod. I.'; de mdme Becker n. 16, s. IX (cf. p. 337 : ,122. [Ambrosins] Conira heretieot /in quo

o2 I. Abhandlung: Wilmart.

Cod. Bononiensis , n. 36, b. XII (provenant de Saint- Bertin) ; ^

Cod. Mus. Britannici, Add. 24.902, s. XI/XII ; «

Cod. Berolinensis Theolog. fol. 465, s. XIII;'

et angustinus contra arrinm', et Becker n. 33, s. X (cf. p. 76) : ,de lib. sei Ambrosii epl . . . 59. Contra hereticoB lib. I et epistol. eins daae ad Valentinianam imp. in cod. I.' (cf. Holder, ib. 567). La relation est Evidente entre les deux manascrits de Saint-Gall et de Reichenan, maifl dans qael sens? Mon aris est qu*ils se tiennent snr la mdme ligne, k partir d^nn commnn ancdtre. Ce qni caraetärise ce gronpe subsidiaire oa, plus simplement, TancStre des deuz manuscrits, est, ainsi qae Tindiqnent succinctement les anciens catalognes, le cortöge des denx lettres 24 et 17 de Saint Ambroise k Valentinien, de la Belatio de Sjmmaqne, et de la lettre 40 (n. 1 9) da mSme Saint Ambroise k Th6odo8e.

^ cf. Cataloffue Qhteral ... 4«. IV, 1872, p. 595 s. Ici la disposition originale a ät^ perdne : l'^crit fait saite k nne collection des lettres de Saint Ambroise , soas ce titre d6velopp6 : ,Incipit liber prirnns beati Ambrosii episcopi ad Qratianum imperatorem de sancta TriniUUe eonira Arriano9 . . / Le scribe devait avoir en mains nn manascrit da m6me type qae Tarcb^- type des manuscrits de Saint-Oall et de Reichenan, et c*est sans doute la r^pätition des lettres k Valentinien et k Th^odose, ainsi qae de la Relatio de Sjmmaque, qai lui a suggörö d'en extraire nos trois livres pour les adjoindre au yolume des lettres.

* D^aprös une note du feuillet de garde, ,ce manascrit a M achet^ k la vente de feu le baron de Warenghien le mardi 10 Juillet 1855 par M. Clandin qui me Ta revendu le 23 du mime mois . . .' (pas de Signa- tare). Rien ne saurait indiquer la provenance ant^rienrement. Le Yolume (presque d'nn bout k Tautre de la memo main) pr^nte k la suite : 1 ^ ^Aagustinus episcopas ad Optatum episcopum de origine amnuie per epistolam' c^est en effet Vep, 190; 2^ ,Eiasdem ad eundem de aententia lacobi apo9toU . . . (II, 10)< : «p. 167; 3^ ,Interrogationes Orosii et responsiones Angastini* : le Dialog^u Quaeatitmum LXV de VAppendice VI (P. L. XL, 733 ss.); ,Explanatio beati Augastini episcopi de aymholo apoatolico [quando beatum legimus paulum . . . quae in symbolo continentur, amen*; 5^ fExptmtio ßdei eatholieae fTraditur quod a beatissimo athanasio ... de illius laude et nos gloriemur, amen'; le Sermo Ärianorum'j ,Liber saneti Ambrosii episcopi contra ewfdem hereticoa^'^ an correcteur a ajoutd dans l*interligne : ,sd Qratianum imperatorem*; 8<» les deux livres des SoUloquet, Noter que cette dis- position finale röpond 4 celle da Valencianen»%$, Cf. CaUdogue of Ad- dition» io the Manuscripta in the B. Museum in Ihe yeara 1854 1876, vol. II (1861 SS.), 1877, p. 118.

' Dans la marge infSrieure du f. 2' on peut lire : ,Hic liber M

Electi g[enerali8?] ....', le reste a ötö grattö trop soigneusement pour

La tradition des opnscales dog^atiques de Foebadias etc. 33

enfifl les deux Cod, Veronensis XV, 13, s. VIII,^ et Cod. Berolinensis 17 (Philip. 1674), a. IX* qui ont gardö k la snite de la coUection des lettres de Saint Jöröme les chapitres VI et Vn du De Fide avec une reförence originale k la noble destinataire : Sei Arrdyrosi ad Flaccellam Reginam adversus Arianos.

De ces noavelles donn^es, qai sont k rapprocher peut-dtre de la tradition du Colaniensis , on conclura sans tömöritä que d'assez bonne heure Fäcrit de Fanstin s'etait mis k Tabri du nom de Saint Ambroise.

qn^on en devine rien. Les deux premiera tiers du mannscrit sont occnp^ par une collection des lettres de Saint Jör6me. Le morceau de Faostin fait snite sans titre ni distinction d*ancune sorte, mais de la mdme main (f. 107' 109'):,Habes ergo per haec capitnla . . .' : c^est la finale dn Contra HaereticoMy c'est-ä-dire la seconde moiti^ du chapitre UI et le chapitre IV entier dn De Fide contra Ariano» (P. L. XIII, 64 A ss.). •Tai constat^ qne cet eztrait repr^ente le m6me texte qne le Bono- mentu. Les hom^lies d*Origöne-Riifin snr Ps. XXXVI, XXXVII et XXXVIII remplissent la fin dn mannscrit de Berlin. Je dois avoner ici qne je n*ai pn retronyer le mannscrit ,parisien' signal^ par les Manristes dans le pr^face an tome II des (Envres de Saint Ambroise (snr TAppendice, cf. P. X. XVI, 12). A prendre lenr indication k la lettre, ce manns- crit serait semblable k celni de Saint-Oall, dont Mabillon avait cm bon de prendre nne copie an conrs de son Iter Oermanicum, n^ayant pas sonp^nnö qne T^crit ötait nne partie de Topnscnle de Faustin. Quoi qn^il en soit, la perte est faible.

^ ef. A. Reifferscheid, Bibl, iL I, p. 69 ss. (palimpseste de Qains, trös en- dommagö). L'index de tdte d^nombre les lettres : ,. . . XXXI sei am- brosi ad fla&ella regina*; et on a parallölement , apr^s la lettre 59 ad Mareeüam, f. 119 122: ,Incpt sei ambrosi ad ilaccella. regrina. de eo qnod scribtnm est dns creavit me . .* (cf. P. L, XIII, 73 D) ,[explicit capitnlum] VII. sei Ambrosi ad flacilla regina adversns arianos*. Suit immMiatement nne ,sententia de moralibns beati Gregorii papae.'

' cf. V. Rose, Verzeichni» der lateimteken Handschriflen (zu Berlin) : Die Meerman Hge., 1892, p. 17 20; G. Hftnel, CatcUogit» librorum manuKrip- iorum . . 1830, c. 848 (Middlebill, mss. ex bibliotheca Meermani). C^est en effet le mannscrit Meerman 446, on Coüegii Par, 8oc. leau 447. M. Roee a notö tr^ jnstement (p. 177) : ,verwandt mit dem alten Vero- nensis*. Je ne pnis dire encore absolnment si la d^riration est directe; la collection des lettres de Saint Jördme est plns raste, et diffSremment distribn^ dans le BeroHnenns (les pi^es n. 57 69 röpondent anx n. 19 24, 27 32 dn Veronentis), mais le copiste a pn prendre des libert^ avec sa sonrce. Sitiiisgil>«r. d. plül.-1iitt. Kl. 159. Bd. 1. Abh. 3

34 I. Abh. : Wilmart. Les tradition des opuscules do^atiques etc.

Je n'ose me fiatter, en tenninant, d'avoir reconvrä tont ce qai subsiste, dans le mystire des biblioth^ques, des trois opas- cules que PAcademie a daignä confier k ma vigilance, ni d'ayoir döbronill^, aussi parfaitement que j'eusse voaln et qa'on eüt soahaitä, l'histoire de lear transmission par les ftges. Mais on m'accorderay je Tespöre; qae depuis trois si^cles et plus ces antiques petits Berits thäologiques, dignes assnröment de tous nos ^gards; n'avaieDt pas encore fait Tobjet d'ane enqudte m^tho- dique et qa'il y avait quelque difficult^ k retrouver le fil tänu de la tradition derri^re les insnffisantes ^ditions modernes. Qu'on me permette d'ailienrs de faire hnmblement appel, ponr mener k bien ce travail^ anx indications, conseils et remontrances de tons cenx qai s'intöressent k la fortnne de Tancienne littöratnre cbrötienne.^ ^Snper onerariam nayem rndis vector imponorl'*

^ Je yenx ezprimer dös maintenant ma vive reconnaissance pour lears bons Offices k Messieurs les Conseryatenrs de la Biblioth^ue de TUni- yersitö Royale de Lejde, de la Bibliothöque Royale de Berlin, de Im Bibliothöque Dacale de Carlsrahe, de la Bibliothöqae Capitulaire de Cologne, des Biblioth^aes de Metz, de Gotha, de Genöye, de Saint-Gall (Stiftsbibliothek) et da Moat-Cassin, de la Bibliothöque Bodlöienne, plus particaliörement encore k ceuz du Mus^e Britannique k Londres et de la Bibliotheque k Paris. Ce m*est aussi un deyoir, que je remplis ayee beancoup de joie, de remercier nommöment, k divers titres, mon ami M. le Chanoine Durengues d^Agen, qui le premier m*inyita k ötadier Tosuvre de Saint Phöbade et m*encouragea dös lors dans mes recherches, le Dr. P. Müller, bibliothöcaire du S^minaire archiöpiscopal de Cologne, grftce auquel j*ai obtenu la permission de prendre une Photographie da Co/ontSTuw, le Dr. H. Schenkl, professeur k TUniversit^ de Graa qui me fournit plusieurs indications sur les collections ambrosiennes des deux De Fide, le Dr. Ratti de TAmbroeienne qui collationna k mon Intention une partie des Fragments Ariens de Mai, mon eher confröre et maitre Dom Ger- main Morin qui rappela naguöre Tattention sur Grögoire d*£lyire et prit k coBur de me donner accös au Corpui, M. C. H. Turner de Magdalen College, Oxford, qui me fit connaitre les deux Augienait et Laudiamu du De FidCj M. le Professeur Engelbrecht qui me donna l*id6e d*ad- joindre Topuscule de Faustin aux deux autres et chez lequel surtout j*ai renconträ toujours une bienyeillance et une sollicitude sans rösenre. Je rappellerai enfin le souyenir d*un admirable savant, qu*on ne pouyait connaitre sans Taimer, si vaillant en face de la mort, Ludwig Traube (f 19 Mai) : il daigna s^interesser k mes faibles dtudes, et je dois trop k son influence, je yeux dire k sa möthode, k ses exemples, k ses en- couragements, pour ne lui offrir pas k cette heure mon hommage 6mu.

' 8, Hieronymi Ep. I, 2.

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2 II. AbhAndluDg: Redlich-SchODbach.

meinsam hergestellt, Schönbach schrieb den Abschnitt III der Erläuterungen, während die Abschnitte I und IV von mir herrQhren.

Die Handschrift ist ein Legendär in vier Bänden, in Kleinquart, in feste Holzdeckel gebunden, Papier. Einige wenige Schreiber haben die recht umfangreiche Sammlung (270, 289, 251, 296 Folien) in der gewöhnlichen Bücherschrift der Mitte des 15. Jahrhunderts zusammengeschrieben. Nach Vollendung aller vier Bände wurde jedem einzelnen ein Ka- lendar vorangestellt, viermal von derselben Hand geschrieben und bei den einzelnen Heiligennamen mit dem Zitat ihrer Vita im Legendär versehen. Die ganze Handschrift befand sich früher im Besitze des Wiener Piaristenklosters.

Ursprünglich aber gehörte sie niemand anderem als Thomas Ebendorfer von Haselbach, dem wohlbekannten ge- lehrten Theologen und Historiker der Wiener Universität. Im 4. Bande des Legendars steht auf fol. 57 61 die Vita Severini. Gerade bei ihr finden sich mehrere Randglossen. Fol. 57' heißt es bei dem Namen Comagenis: in privilegio ecclesie Pataviensis dicitur de monte Comagenis et villa Kingstetten et ideo forte Tulna Comagenis est; fol. 58 zu Favianis: Wyennam nunc appellatam; ita vidi in quodam privilegio ducis Hainrici Austrie datum monasterio Admontensi de anno domini 1158, datum in civitate nostra Favianis, que dicitur Wyenna; ita etiam habetur in privilegio monasterii Scotorum Wyenne. Die interessanteste Stelle kommt später auf fol. 252'. Hier werden nämlich Nach- träge zu dem fol. 57 61 gegebenen Texte der Vita Severini mitgeteilt und mit den Worten eingeleitet: Hec in forma reperi textui hystorie beatissimi nostri patris Severini per Ewgepium, sui monasterii Wienne extra muros que olim Favianis dicebatur abbatem et qui eius translacioni et morti presens fuit, adiuncta, Neapoli in eius monasterio sancti Severini, ubi in summo altari quiescit, anno domini 1452. T. de Haslpach tempore corona- cionis Friderici III.

An dieser letzten Stelle nennt sich Ebendorfer selber und es kann kein Zweifel sein, daß auch die anderen Stellen von ihm herrühren. Jene Randnoten und der ganze Nachtrag zur Vita Severini sind jedoch von der Hand des Schreibers dieser Teile des Legendars geschrieben. Er hat sie demnach aus

Des Gatolf yon Heiligenkreuz Translatio 8. Delicianae. 3

einer Vorlage kopiert und in dieser Vorlage müssen wohl diese Stellen von Ebendorfer selbst geschrieben oder diktiert gewesen sein. Sie ergeben zweifellos, daß Ebendorfer an der Zusammen- stellang des Legendars beteiligt war, ja wir werden annehmen dürfen, daß er die Herstellung des Legendars veranlaßt und geleitet hat, daß es für ihn selbst zunächst bestimmt war und ihm gehörte.

Das Legendär zeigt manche Unebenheiten einer ersten Sammlung. Wie Professor Strobl in seinen der Handschrift beigegebenen Bemerkungen^ feststellt, sind die Heiligenleben nicht nach dem Kalender geordnet, sondern folgen einander noch vielfach in der Ordnung, wie sie die Vorlagen besaßen, als welche besonders die Legenda aurea des Jacobus de Vora- gine benützt wurde. Ferner sind einzelne Legenden in der- selben Fassung zweimal abgeschrieben worden,^ zu anderen finden sich Randbemerkungen hinzugefügt^ welche vielleicht darauf schließen lassen, daß noch eine Endredaktion der ganzen Sammlung beabsichtigt war.' Eine Inhaltsübersicht über das Legendär bieten die nach seinem Abschlüsse jedem Bande vorangestellten Kaiendare.

Jene vorhin- angeführten Stellen geben uns Anhaltspunkte, um die Entstehungszeit der Sammlung zu bestimmen. Sie ist, mögen die Vorarbeiten und der Beginn der Herstellung der Handschriften auch weiter zurückreichen, nach der Kaiser- krönung Friedrichs HI. am 19. Alärz 1452 und nach der bald darauf erfolgten Rückkehr -Ebendorfer» aus Italien abgeschlossen und jedenfalls vor dem Tode Ebendorfers (am 12. Jänner 1464) vollendet worden.

Eben jene Stellen bieten auch noch nach anderen Seiten Interesse. Die Randbemerkungen beschäftigen sich mit der

* Denen ich auch die Hinweise auf die vorhin besprochenen Stellen sowie auf die Fassungen der Vita Seyerini und die anderen auf Österreich be- züglichen Stflcke im Legendär verdanke.

> So die Legenden der Heiligen Nicomedes Bd. HI, fol. 240, IV, fol. 131, Felix und Regula Bd. IV, fol. 104 und 164\ Praxedis Bd. IV, fol. 120' und 147. Über die Texte der Vita Severini und Maximilian! unten S. 4. 6 ff.

' So steht Bd. III, fol. 17* bei der Vita s. Valentini: nihil valet, und im Kalendar kein Verweis; bei anderen Legenden: apta, oder aptior, aptis- sima; bei einer ersten Fassung der Vita s. Vigilii steht apta, bei einer sEweiten apta et eadem.

1*

6 11. Abhandlang: Redlich-SchOnbach.

Regula in Zürich ein Notariatsinstrament ausgefertigt; die Reliquien werden dem Subprior Johann von Rietheim über- geben, der sie seinem Bruder Johann Brennschenk, genannt Züricher, in Wien übermitteln wird.

Die Vita des in Passau verehrten heil. Maximilianus ist zweimal gebracht. Dem ersten Texte in Band II, fol. 109' sind noch verschiedene Wundergeschichten angefügt. Es ist dies im ganzen jene Fassung, wie sie schon Pez in seinen SS. rer. Austr., 1, 19flF. veröffentlicht hat. Bei Pez 31 steht denn auch schon die Geschichte über einen feindlichen Überfall auf Passau im Jahre 1265, welche also längst schon gedruckt, bisher aber niemals beachtet und verwertet worden ist. Ich gebe den Text hier nach unserem Legen- där II, fol. 114' mit den Varianten der von Pez benützten Handschrift.

Anno^ domini MCCLXV IUI. kal. novemb. circa horam noctis terciam^ porta civitatis Pataviensis super ripam Eni versus monasterium s. Nicolai per adulterinas traditorum claves aperta liberum hostibns fecit' introitum. Quidam intrantes manu valida occupaverunt« maiorem ecclesiam et superiorem curiam et sacrarium irruperunt et^ potenter atque manifeste^ tenuerunt omnia^, civibus non ad arma defensionis sed ex de- speracione ad solius fuge remedium preparatis.^ Cum autem hostes (fol. 115) nuUo resistente civitatem et omnia que in ea erant quietissime retinere possent, ultro terga vertunt' et unde venerant sunt reversi, nullo hominum prosequente, sed solo beatorum patronorum suffragio, ut pie credi potest,^® hoc apud divinam clemenciam impetrante.

Pezens Handschrift hat sachlich nur um die Angabe usque ad solis ortum mehr. In unserer Handschrift ist das Wunder- bare des Ereignisses abgeschwächt durch die Auslassung des Satzes Quid multa etc. und die Einfügung des ut pie credi potest am Schlüsse.

^ Anno namqne Pez * circa terciam vigiliam ' patefecit

* qui clanculo intrantes oceupaverunt ' et feJiU

^ pot. et patenter ^ tenuerunt divina usque ad ortum solis

* hier folgt bei Pez: Quid mnlta? Contigit miraculnm eyidens et insigne. Hostes cum possent nullo etc.

* verterunt ut potest fehlt.

Des Gntolf von Heiligenkreus Translatio 8. Deltcianae. 7

Die Qeschichte dieses nächtlichen Überfalles anf Passau am 29. Oktober 1265 gehört in den Krieg der Herzoge von Bayern mit König Ottokar von Böhmen, der hauptsächlich wegen des Salzburger Kirchenstreites im Jahre 1265 nea ent- flammte und 1266 fortdauerte.^ Passau, dessen Bischof, der durch Ottokars Einfluß erhobene Wladislav von Breslau, mit Domkapitel und Bürgern auf böhmischer Seite stand, wurde von den Bayern überfallen, denen ein Verräter das Tor am Innufer geöffnet hatte. Sie besetzten den Dom, den oberen Bischofshof und die Sakristei, die Bürger wagten keinen Wider- stand, dennoch verließen die Bayern in der Frühe die Stadt. Jetzt erhält erst die wenige Tage später am 5. November 1265 zu Freistadt in Oberösterreich für Kapitel, Ministerialen und Bürger von Passau gegebene Urkunde' die rechte Bedeutung: Ottokar verspricht den Passauern Ersatz alles Schadens, den sie durch die Herzoge von Bayern wegen der treuen Anhäng- lichkeit an ihn erlitten, besonders deshalb, da sie ihm und den Seinen freien Durchzug durch Städte und Festen der Passauer Kirche gewähren und ihn zur Abwehr ruchloser Angriffe (ini- quis conatibus) rufen können; dafür übertrugen sie ihm das Recht, einen Stadthauptmann einzusetzen; er aber will mit den Herzogen nicht Frieden schließen, bevor ihr Schaden nicht gutgemacht ist, und will sie in jeden Frieden mit einschließen. Dieses enge Bündnis ist die Antwort auf den bayrischen Hand- streich gegen Passau. Und vielleicht haben die Bayern Passau deshalb so schnell wieder verlassen und aufgegeben, weil sie das Herannahen böhmischer Streitkräfte und König Ottokars selber fürchteten.

Ein zweites Mal findet sich die Vita Maximiliani im dritten Bande und hier ist an sie (fol. 206') die ,Inventio' ange- schlossen, welche in Cilli (Celeia) spielt, wo der heil. Maximilian der Legende nach den Märtyrertod erlitt. Sie wird nach der im Jahre 1304 vor den Franziskanern von Cilli gemachten und eidlich bekräftigten Mitteilung des Heinrich von Plankenstein erzählt. Hier möge nur der Eingang wiedergegeben werden: ,Anno domini 1304 Henricus de Planchenstain, qui fuit pro-

* Vgl. Biezler Gesch. Bayerns 2, 122 f.

* Mon. Boica 29 1>, 463, Emier Reg. Bohemiae 2, 193.

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8 II. Abhundlang^: Redlich-BehOnbach.

curator fratmm in Celeya multis annis quidero, qnadam die reqnisitus a fratre Thyemone custode tnnc temporis presente fratre Rflgero gardiano Celeyensi et fratre Lewpoldo de Windisch- grecz et fratre Jacobe et fratre Conrado et fratre Perichtoldo layco de apparitionibis beati Maximiliani et de reliquiis inventis nbi b. Maximilianas passns est extra muros civitatis et ibidem inventis in qaodam colliculo iuxta rippam versns turrim olim prefati Heinrici de Planchenstain . . /

Nunmehr aber gelangen wir za jenem Stücke, welches ein besonderes Interesse nach verschiedenen Richtungen be- anspruchen darf, zur Translatio sanctae Delicianae. Sie ist im dritten Bande des Legendars fol. 152' 159 enthalten. Wir geben zunächst den Text, um daran die Erläuterungen zu knüpfen. 0. R.

II. Der Text der Translatio s. Delicianae.

Incipit epistola super translacione sancte Deliciane.

Venerabili ac vere amantissime in Christo matri domne Margardi, abbatisse quondam de sancto Nycolao, frater Gutolfns, dictus abbas Montis sancte Marie, peccator et inutilis, summum

6 bonum ardenter concupiscere et feliciter assequi concupitum. cum lego Artharxersem Persarum regem in convivio Hester ,avitis hystoriis et annalibus insompnem illam duxisse noctem' et in Esdra Samsay scribam eidem nunciasse regi, ,ut recen- seat in libris hystoriarum patrum suorum' et post pauca ibidem

10 ,Thatannay ducem trans flumen scripsisse Dario, ut recenseat in bybiiotheca regis, que est in Babilone, utrumnam a Cyro rege jussum, ut edificetur domus Dei in Jerusalem', adverto profun- dissimam illarum gentium barbariem laudandam admodum con- scribendis temporum suorum actis impendisse operam et vehe-

16 mens Studium habuisse talia in posteros transfundendi. nee id frustra, preteritarum enim rerum cognicio quedam est presen- cium informacio, nee minus optima providencia futurorum. adde vero et hoc, nam et propter solum hoc predicta intuli, quod tanta barbarorum illorum fortis diligencia magne desidie nos

20 coarguit et confundit. diu certe est, quod-thesaurus ille nobilis

6 EHher 6,1. % 1 E»dr. 4, 16. 10 Btdr. 5, 6. 17.

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(153) ac revera ^desiderabilis super auram et lapidem preciosum maltum', caput loquor sancte Deliciane, de longinqnis ad nos regionibns venit, in nostris sese laribus posnit, signa evidentis- sima fecit, sed quis horum aliqaid per scripturam posteris enar- ravit? annon in hoc ipsis barbaris convincimur segniores? immo 6 plane, et idcirco non erit post nos, qui de nobis dicat, quanta audi- vimas et cognovimas ea et patres nostri narraverant nobis, dam nichil presentinm curamus ,annnnciare generationi, qne Ventura est', sed detestabili sepelimus silencio, que toti mundo, si possi- bile foret, fuerant publicanda. sed hoc quanto detrimento? 10 magno utique: de omnibus nobis dicitur: ,spiritus vadens et non rediens^ ita ergo ,dormiente8 {Hb. dormientis) vos omnes sompnum {Hs. sompnium) vestrum', filie autem vestre, que post TOS nascentnr et exurgent, ignorabunt, unde preciosum illud depositum venerit; qua sanctitate premineat, qua reverencia i5 teneri debeat; languebitque paulatim veneracio, quam prece- dencium non fulcit commendacio, et devocio frigebit, quam certa cognicio non accendit. igitur ad honorem gloriose hujus martiris narracionem transiacionis ejus vestro dedicavi nomini, quam vestro numini non dubito complacere. et quamquam ego 20 quoque Delicianam meam delicioso complectar affectu (zweimal Hs.) et ipse virginis amor ad scribendum me urgeat, vereor tarnen, eo ipso, quo vobis placere contendo, aliis spiritum vestmm non habentibus displicere (Es. dispicere). incipiam tamqnam qui rem supervacuam sim aggressus. verum si que 25 tales sunt illas credo, ut non legisse, ut lectum non advertisse, quod post reversionem ex Babilone in Jerusalem quidam ejecti fuerant domo paterna et sacerdocio, eo quod ^genealogie sue Bcrip(153')tura' (Hs. scripta) et testamento paterno, utrum ex Israel essent, non poterant comprobare. ex quo nimirum iiquet, so quod, quantum negligencie tunc habuit non habuisse scripturam generacionis proprie, tantum nunc laudis habeat, si habemus (jET«. heraus ohne Abkürzungsstrich) ea, ex quibus sanctorum nostrorum claritatem contingat nostros posteros non latere. sed sermo succingi debet, ne verbum prolixius plus fortasse vobis 35

1 Ptalm, 18, 11. 8 Psalm. 7ö, 18. 11 Paalm. 77, 39. 12 Psalm. 75, 6. 16 /. debeat retineri. 16 l. langaebit qaidem? 28 1 Esdr.

2, 62, vgl 2 Etdr. 7, 64.

10 II. Abhandlung: Redlich-SchOnbacb.

(darnach Hs. ein getilgtes a) afferat oneris (kon\ aus honoris Hs,) quam materie det honoris.

Incipit translacio sancte Deliciane virginis et martyris (rot).

Ungaria (U hübsch aufgeführte Iiiitiale, S^)) q^e ut hy- 5 storie prodant oliui Pannonia ab Appennino monte qno clauditar dicta erat; quam latissimum tarn et letissimum solum habet^ flaviis vero maximis, quorum Hister, qui et Danubius^ preci- puus est, ita irrigatur, ut paradisum putes. huic ut feeunditas laudem addit, ita demit infelicitas. denique sicut Sicilia, Cy-

10 clopum primo patria, dehinc vero tyrannis quasi ex lege sibi succedentibus, quantum agri nobilitate laudatur^ tantum fedatur nova semper tyrannide, ita et hie ubertatem glebe immundarum gencium freqnentissima irrupcio {Hs. irrupeione) confundit. ex hac Gothos Huni, Hunos Avari, Avaros Ungari, a Perenatis

16 et ipsi pulsi, expulerunt. itaque circa annum ab incarnacione Domini octingentesimum septimum temporibus Arnulfi egressi Pannonias sibi sedem regni delegcrunt, ubi cum aliqaamdiu habitassent, aliarum adhuc regionum ignari, Arnulfo regi contra Zwendebaldum Moravorum regem ducenti exercitum invitati

20 tulere auxilium. qui nimirnm, quia testibus illis vincere voluit, vincere docuit. exhinc enim predarum illecti dulcedine et docti (Hs. docte) vivere rapto ad ulteriora pedem ferentes frequen- tissimis excursibus, quod nunc propter exina(154)nitam (Hs. exinanita in) eorum virtutem vix credi putem, non solum

25 NoricoS; Retbos, Alamannos, Saxones, Thuringos, Qermanos, verum eciam GuUos Ytalosque crebro vastavere (Hs. fastavere). nee non et ipsi (Hs. ipse) usquequaque immunes extitere peri- culi, quippe diverse temporis interventu a Karenthanis, Noricis, Alamannis frequenter victi, detriti paulatim virtute, jam raro

30 aliena regna invadere, sepe vero eciam porciones sui regni perdere didicerunt (Hs. dedicerunt). nam eciam circa annum ab

4 ff. nach laidor, Etym. Hb. 14 ^ cap. 4 bei Migne 82 y 607 B. Das unge- meine Lob Ungarns und ein paar tcörüiefie Anklänge kärmten auf die Be- nutzung des Bartholomaeus Änglicus hinweisen, vgl. Mitteil, des Instituts ßlr österr. Geschichtsforschung 27, 74 f. 9 ff. vgl. Horaz^ JEpist. 1, 2, 59.

14 ^ Ä Pecenariis? das wären die Petschenegen, mhd. Pesncere, Pescencere, vgl. Nib. 1280, 2. 19 vgl. SB. 160, 2, 14. 26 l. crebrius vastavere?

28 vgl. SB. 160, 2, 14.

Des Oatolf yon Heiligenkreus Translatio 8. Delicianae. 11 *

incarnacione Domini MXX quiDtum hec nostra ^orientalis mar- chia^ qne nnnc Anstria dicitur et necdum ut nunc in dncatam profecerat, ab Adelberto (folgt getilgt prelii erepta est Hs,) marcbione^ Ernesti dneis Suevorum germano^ eis jure prelii erepta est. ex illo tempore permixtis varie hinc inde rebus 5 frequenter ex nostris egere predas, ipsi vicissim preda nostrorum frequencius. nam usque hodie inter nostros illosque treuge ser- vantur interdum, perpetuitas autem pacis {Hs. paucis) num- quam; ipsa eciam treugarum fides adeo instabilis, adeo suspecta est^ ut nonnunquam species pacis {Hs, paucis) plus formidinis, 10 aperta vero facies plus securitatis nobis ferat. in omni enim treugarum composicione ita sese agunt, ut voluntate quidem bellum optent, necessitate admittant pacem, furore adversum nos bella, metu pro nobis consulente ea que pacis sunt.

Est Tero in hac nostra marchia civitas Wienna, que olim 16 oppidum, sicut hodie, quia vetustissimus monstrat murus, a Ro- manis conditum Favianis dicebatur, nulli {Hs. nunc) autem om- nium {Hs. omnino) urbium, quas vel in Germania vel Qaliia vel Ytalia viderim^ inferior, que quia amenissimi situs specialem prin- cipum nostrorum semper meruit favorem; spreto antiquo Roma- 20 norum limite in grandem (154') satis excrevit civitatem, ita ut jam merito, non molc quidem magni corporis, sed usu mire ubertatis potissimis sit urbibus etsi non preferenda, conferenda tamen. a muris ejus parvissimo intervallo is quem predixi Danubius magno impetu preterlabitur. montes a tergo versus septentrionem 26 confertissimis excultos vineis portat, quarum charissimus liquor ita bibentem reficit^ ut Falernum querere sit nefas. ad occi- dentale latus munitur nemoribus magnorum roborum et venatui aptissimis. ad orientem vero ac meridiem planam agrorum fa- ciem et plerumque campanias intersertas monstrat. fiorentissimis 30 eciam paradisis ornatur juxta decursum äuminis, et cum sit ▼eluti porta quedam hiis, qui vel Ytaliam vel Gallias petunt, in hoc tamen speciale preconium sibi vendicat, quod ad eam

1 Orientalis dicitur = SB. 150, 2, 14. 5 L est erepta. Diese

venoorrenen Ang<then beziehen sich wohl auf die siegreichen Kriege der Deut- schen gegen die Ungarn in den Jahren 1042 1044, 11 vielleicht plus se- curitatis vero aperta facies nobis ferat. 19 ff. zu dieser enthusiastischen Beschreibung von Wien vgl, die verstreuten Notizen aus QtUcifs Qrammatik a. a. O. SB. 160, 2. 14/,

* 12 II. Abhandlung: Redlich-SchlJnbAch.

de remotis mundi provinciis diyersarnm reram mercatas copiose advebitur. inde quia fit^ ut in quocunque remm fructa singale nrbes singnlariter pro se gloriari solent, hoc ista in se Tel natam vel allatum habunde satis ferat. 5 Hand longe a porta ejns, qae Pannonias respicit, videre

est monasterinm sanctimonialinm Cysterciensis ordinis, septna- ginta, ut parcins snmma loqnar^ babens sorores. qnaa licet specialis litterarnm ac scriptnrarnm nitra morem sexns illins ornet sciencia, religione tarnen et sanctitate ac disciplina ita con-

10 spicne sunt, nt facilins sit eas nnmero quam merito vinci, nee snbito occnrrant, qnas eis conferri ne preferri dicam sit licitnm. Ungaris ergo ex more improvise provinciam irrum- pentibns, ita nt aliqnando non formido sed saciata libido metam poneret cladibns, virgines iste non habentes qno fagerent a facie

15 arcQS, pars intra menia nrbis (lö5) Wienne, pars in oppidis, pars in castellis^ ubi quasqne cnra consangnineoram servasset^ morabantur. ad hos enim digressns virgines illas necessitas non voluntas, hostis violencia non animi petulancia pernrgebat^ qnam- vis qnantnlam est hoc preconinm virginalis modestie non sponte

20 exisse monasterio^ nisi qnod hoc speciali veneracione dignum^ quod videtur in sexn illo fragili^ virgines iste ne hac qaidem devocione carnerint. estaabat proinde domna Margardis, vene- rabilis tnnc abbatissa ipsa est que me ad hec scribenda compnlit estaabat inqnam, eo qnod salntem et qnietem filiamm

25 snper omnia et pre omnibus mallet^ sciens juxta prophetam ,1a- chys esse principinm peccati filie Syon*; si qnidem ,lachys' jdeambulacio' interpretatur, nee facile qnid inveniri, quod vir- ginibus Christi adeo noxium sit: quomodo si exemplo domine {Hs. dine) circneant et perambulent terram, ubi an fama {Hs. fame)

30 an gracia {Hs. gracie) magis perdant, incertum est. itaque gloriosum illum regem Bohemorum Othakerum, dominum tunc terre, pro domo refugii a facie inimici intra menia urbis petenda nam et ego (jHi. eo) tante sollicitudinis particeps eram adivimus sperantes nos facile obtenturos apnd largissimum prin-

16 Z. serYayerat? 25 f. Mich. 1, 13: tamultna quadrigae atuporis

habitanti Lachis: principinm peccati est filiae Sion, quia in te inventa sunt Bcelera Israel. Die Deutung QutcHf» ateht im Kommentar de* Hiero- riymua tur Stelle: Migne 26, 1160 0, 28 f. vgl Paalm. 67, 22. 33 sol-

licitationis?

Des Gutolf Ton Heiligenkreuz Translatio s. Delicianae. 13

cipem, quod aliqoando eciam dod petentibas parcissimi presti- tissent. sed secus quam sperabamus accidit. nam ille quamvis alias malta admodum et sepius beneficia impendisBet dominabus nostrisy in hoc tarnen negocio preces nostras videbatur eladere, nee videlicet spondens qnod petebatur, sed nee negans, licet, 5 at ego tanc intelligebam, homini (Hs. hominem) neganti pro- pinqnior videretar. et ita nos, cum gemina vice vota nostra non exaaditam iri accepissemns, quasi vento tarbinis retroacti (155') et de successu non parum jam diffidentes paulatim ab adtemptato remittere cepimus et languere illud animo versantes: lo bonum est sperare in Domino qaam sperare in principibus. nee yfraudati sumus desiderio nostro', quod quam pium in intentione tarn utile in adeptione fuit. suscitavit enim Dominus spiritum viri honorabilis et clarissimi domini Paltrami cognomento ante cimiterium sancti Stephani, civis Wiennensis necdum enim 15 militaveraty quod tarnen munus milicie postea sub illustri duce Noricorum Heinrico sollempniter admodum noscit assecutus. virum hunc non sola felicitas sed et strenuitas honoratum fecerat, hinc filiis, inde cognatis ambiebatur; divicie vero tante suberant, ut nichil nisi qaod nollet non haberet; et licet biis rebus magna 20 ei fama accrevisset, animi tarnen magnitudine apud omnes clarior habebatur. nee minus tamen eciam pietatis exercebatur operibus, quibus ita familiärem sese prestiterat, ut in elemosynarum lar- gitionibus specialis ei gracia a Deo data videretur. castrum Yocabulo (am Rande von anderer Hand: Castrum Lach 1465 23 eversum per Wien.)^ quod magnis admodum impensis edificarat, fratribus hospitalis sancti Johannis Baptiste majore dedit affectu quam sumptu extruxerat. partem non parvam monasterii ex- terioris pecunia sua ipse erexit, domnabus nostris ebdomadarias pitancias procurare solitus erat, aliis eciam monasteriis ordinis 30 nostri dona satis ampla largitus est. religiosorum, quorum sancti- tatem ampliorem noverat, oraciones quanto expetebat tanto re- munerabat studio, ut non facile dixerim, an religiosus exactor in exigendis oracionibus devocior, an in remanerandis profusior extiterit. et quia beneficia sua non ad notissimos sed ad op- 36

9 Sap.6,24, 11 Psalm. 117,9. 12 Psalm. 77,/fO. 14 su-

Bcitare spiritam häufig in den historischen BücJiem des Alten Testamentes. 17 L noscitar assecutus. Der dux Noricorum H. ist Herzog Heinrieh von Niederbayem, 24 /. a Deo data gratia videretur?

14 IL Abhandlung: Redlich-SchOnbach.

timos qaosque transferebat, congregacionem dominarum nostrarum onico excolebat (156) affectu.

Domus interim qaedam in civitate domui nostre ita con- tigaa, ut ano tantum dirimerentar pariete, venumdanda ex- 5 ponebatar (Hs, exponebat), quam vir idem honorabilis pro da- centis argenti marcis comparans tanta hylaritate dominabus nostris sub titnlo constraendi monasterii contalit, quanta ab illis aviditate snscepta est {von anderer Hand am Rande: nunc ad 8. Nicolaum). et ita factam est, ut quod maximi illius regis dene-

10 gaverat parcitas, religiosa unius civis liberalitas exhiberet. nee mora, potite votis cum Ezechiele ,fodientes parietem et appa- rente bostio uno', locum illum sanctum domum oracionis futurum anno Domini MCCLXXII in die sancti Malachie clarissimis decantantes vocibus: ^Benedic^ Domine^ domum istam'^ cum in-

15 genti cordis jubilo irruperunt.

Ex ilio die Paltramus fundacionem loci illius sibi attitulans alterum Paitramum cognomento Vatzonem ex sorore sua ne- potem devocionis sue emulatorem ferventissimum ad hoc in- stituit, ut ecciesiam et ambitus duos^ superiorem videlicet et

20 inferiorem^ qui porticum tam spaciosam quam speciosam am- biebant, construeret {Hs. construebat). nam alia edificia mutata dumtaxat seculari facie dormitorium et refectorium apte ad- modum exhibcbant. nee segniorem se Vatzo iste pietate ad- hortantis ostendit, sed assidue ^calamus mensure' ,in manu ejus

25 aut trulla cementarii' aut certe aliud aiiquid simile, quo muralis exerceretur labor, ^nec dabat sompnium oculis suis nee manibus requiem^y tanto quippe ferebatur affectu, donec crescente opere sub oculis ejus ecclesia satis speciosa repente apparuit. cujus basilice dedicacio demum a venerabili patre domino Petro ec-

30 clesie Pataviensis {Hs, Pataviensi) (156*) episcopo anno ab in- carnacione Domini MCCLXXIIII, quarto idus novembri facta est; sub nomine et honore patronatus XI milinm virginum nec-

7 l. ab illis est aviditate snscepta. 11 Esech. 8, 7 f. Da» Zitat ist

im Hinblick auf den Inhalt des Kapitels bei Exechid geradezu verhängnisvoll unpassend und es erhellt daraus, wie ganz mechanisch und nur den nächsten Wortlaut ins Äuge fassend y Schriftstellen angewendet wurden. 13 Exech.

41, 11. 6. Nov. 14 gehört zu den Antiphonen der DedUxUio Ecdesiae.

24 üzech. 40, 3. Arnos 7, 7. 26 f. Psalm, 131, 4f 29 Bisehof Petrus (aus Breslau) 1265—1280, vgl. unten 8. 33.

Dea Gutolf von Heiligenkreuz Translatio s. DeliciaDae. 15

non sancte Katberine virginis et martiris, quam idem Vatzo nsque hodie solitns est variis obsequiis et elemosinarum largi- cionibus specialiter venerari.

Aliquantis interea labentibus annis monasterium exterius in desertam solitudinis redactam et contaminatum nuUo incole- 5 bator habitatore et erat abhominacio desolationis in loco illo sancto per dies moltos. dominus enim noster, qni hodie feliciter regnat, Rudolfas, Serenissimus Romanorum rex semper augustus, in obsidione civitatis terribilem iilam castrorum suorum aciem locaverat ibi et ecclesia spurciciis repleta^ edibus dirutis tota 10 monasterii facies squalida visebatur.

Vix tandem desolacionis diebus consummatis post annos tres et dimidium in die sancti Laurencii martiris domine, quas ferventius urgebat desiderium, in claustrum illud undiqne ad- huc perruptum remigraverunt et chorum in trautes voeibusque 16 in altum ante altare sublatis ,in ymnis et confessionibus bene- dicebant Dominum^, qui eas velud de altera captivitate Babi- lonica in suam carissimam Jerusalem^ in qua enutrite fuerant, revexisset. immisit quoque Dens in cor regis Romanorum et regine, ut profanatum illnd dedicari deberet monasterium^ quod 20 nimirum certe restauracionis domus ejusdem auspicium fuit. nam ex illo die Dominus dedit benediccionem et pacem loco illi et facti sunt principes nutricii ejus et regina reparatrix illias. ex donariis eorum exaltati sunt muri per circuitum, dor- mitorium (157) tignis et tecto latericio reformatum, alia eciam 25 edificia in altum deducta statum repente novam faciem osten- derunt.

üt vero nunc tandem ad translacionem domine nostre sancte Deliciane veniamus, et retro elapsis temporibus paululum ordiamur. cum predictus Otbakarus, Bohemorum rex potentis- 30 simus et valde gloriosus, dominum Rudolfum, comitem quidem strenaissimum armisque experientissimum, sed in re familiari et domestica tantum paupertatis quantum in animo virtutis ha- bentem, compcrisset in regem electum et unctum, fastu regio despexit factum et jam tunc totis quibus valebat molicionibus 35 conabatur in adversum. vocati ea tempestate ab eo milites et cives Wiennenses, quos pocior commendabat auctoritas, Pragam,

16=2 Mach, 10, 38. 21 2. fuit auspicium.

16 II. Abhandlung: Redlich-SchOnbach.

Bohemmie maximam urbem veniant tantaque ambicione sol- lempnis apparatus juxta solitom morem illad iter agressi sunt^ ut cives singuli singuli pene barones patarentur. patratis vero demum, pro quibus acciti yenerant, negociis^ Paltramas 6 ille dignuB et vere dignns, per quem Dominos sua nobis dona transmitteret {Hs. transmitterent); cam oracionis causa in mo* nasterium contra frontem castri Pragensis situm venisset, quod Strahovia {Hb, gtrahovia) dicitur, et fratres Premonstra- tenses, qni ipsam locam inhabitabant, reliqnias sanctoram,

10 quorum ibi grandis copia est, dilecto demonstrarent hospiti, non sine ammiracione nnmeri LX ibi capita illarum ostendit mar- tiram, quas apud Agrippinam Germanie urbem sub Atyla Hu- norum rege, Europe tocius yastatore passas legimus qaasque sub undenario milium numero speciosissima illa Ursula, Bry-

15 tannorum (157') regis {Hs. rigis) filia, dum per totum quasi mundum martirium querit (Hs, t aus s korr.\ secum classe multarum navium advexerat. sola vero Septem ex illis tot capi- tibus superscriptis propriorum nominum titulis noscebantur, nam reliquorum nomina ignorancia longa sepelierat. cum vero vir

20 ille, fundacionis sue non immemor, totus in preces conversus tamdiu a cepto non destitit, quousque unum ex illis capitibus promissione acciperet, fratres enim, licet devotis obnixi precibus plurimum contradicerent, victi tamen instancia et honore tanti viri celatis studiose nominibus, dum propensiori cura servarent

25 ea que nominibus propriis titulabantur, liberam eligendi potes- tatem dederunt ex tot capitibus unum, neque enim valde vereri poterant, quod in tanta numerositate capitum sors caderet super Delicianam, quam ipsi maxime diligebant.

Paltramus itaque cum toto illo suorum concivium comitatu

30 alteri Paltramo cognomento Vatzoni, nam et ipse presens aderat, negocium eleccionis imposuit. qui nihil moratus corde clamans ad Dominum illud ,In manibus tuis sortes mee', angelo eciam ut non immerito crediderunt duce elevatas manus super caput sancte Deliciane deposuit. expalluere monachi et in contradiccionem

35 versi sese ut ignavos arguebant, quod in re tanta tam faciles extitissent. econtra cives legem et libertatem sorcium, que eis

3 f. l. cives singall barones pene singuli putarentur? 16 f. l. navium multarum advexerat. 19 2. longa ignorancia sepelivit? 32 PtcUtn. 30, 16. 36 f. werden Autdrücke des kanonischen Protestes verwendet.

Des Gntolf von Heiligenkreoi Translatio s. DelicUnae. 17

cecidissent in preclaris, alacriter allegabant. Vix tandem reli- giosa contencio in hanc modam deciditur^ ut altera eligendi facultate permissa nequaqaam jam irritari debeat eleccio, ad qaamciinque predictns Vatzo ^extenderet manns snas'; etiam si (fehlt Hb.) ipsa esset, quam (158) preparasset Dominus ad 6 peregrinandum in regionem longinqnam cum servis suis, mona- chos yero solabatnr condicio, cum suspicari non possent, qaod in tanta nomerositate capitnni; que ipsi jam pridem locis suis demataverant, sors iterato saper Delicianam caderet. assunt itaqae cives^ monachi plnrimum securi assistunt, Vatzo rarsum lo elector institaitur, ciamat ad Dominum, manus levat, levatas super Delicianam demittit; turbantur fratres, sed non extur- bantur; quis enim ,tam hebes^ tam brutus/ qui non manum videat Dei ? assensere omnes, sed assensum extorsit pulchritudo miraculi. l&

Tunc ergo primum monachi illi Delicianam suam per- egrinari volentem propria yicti condicione compelluntur dimittere. cives vero thesaurum jam suum longo quesitum, ^inventum et effoBSum' desiderio sigillant^ sigillatum fratribus recommendant; quoasque ipsi regia freti licencia resumptum deferrent ad pro- 20 pria. interea vero non inerti indulgent ociO; sed multa avidi- täte sciscitantibus, quonam modo martyr sancta ad provincias illas devenerit, talem monacbis referentibus hystoriam accipiunt. martyr^ inquiunt^ ista non longo ab hostio cujusdam vidue apud Agrippinam sepulta dum crebris revelacionibus unam ex 25 illo notissimo sanctarum virginum coUegio se esse nuncciat et extumulandam populoque insinuandam imperat. ad hoc usque sollicitudo se revelantis profecit, ut illa eadem vidua duce clerus et populus ipsam^ ut putabant, effodientes in monasterio non longe posito cum soUempnitate collocarent {Hs, coUocarunt). nocte so porro subsequente adest martyr^ blandis viduam compellit vo- cibus, errorem indicat^ indicatum arguendo castigat (158'), al-

4 die Pkrtue gehört heecndera der Sprache der PttUmen und Propheten. 6 vgl. Lue. 19, 12. 9 l. son saper Delicianam caderet iterato. 12 ff. die Autdrüeke find durchwegs der Bibelsprüche entnommen^ und zwar so, daß der Kundige sieh an kleinen Nebenwirkungen erfreut, wie z, B, torbari hauptsäch- Üeh von den Gegnern Davids und Christi gebraucht wird. 13 Seneca, De

beneficiis 3, 37. 14 t videat man am Dei. 15 2. extorsit miracali pal- ehritodo. \1 l. dimittere compellantar. 18 vgl. Proverb. 2, 4 f. SitBWif aber. d. phil..liiat. Kl 169. Bd. S.Abh. 2

18 n. Abhftndlang: Redlich-SchOnbaoh.

teram, qua ipsa longe sit illustrior, extumnlatam asserit, sese tali ac tali reperiendnm loco monstrat; Delicianam se vocari nuncciat. vidua vero, qnam recens edocaerat visiO; anhela pandit que acceperat^ adest cleras, concnrrant plebes, itum est

5 in viscera terre^ nee mora, margarita celestis conspicitar^ nomen Deliciana saxo inscnlptum cernitar^ annlas aureus viridi gravis smaragdo juxta invenitur, martir ypogeo extollitur, laudes Christo depromuntur. hoc ergo, aiunt, tante martiris caput nobis de remotis allatum vobis divinitus datum condigna devocione sus-

10 cipite^ susceptum ea qua decet veneracione tenete.

Cives vero tantarum rerum veritate percepta et tanto munere leti Wiennam suam repetunt, munus sacrum extra portas urbis in ecclesia sancte Marie Magdalene deponunt, altero autem die tanta hominum promiscui sexus multitudo cum clero yestibus

15 sacris induto in obviam ruit, quantam, ut verum fatear, non sepe viderim. ego ea tempestate sancte martiri occurri cum oc- currentibus et sacratissimum illud capud meis licet indignis sub- vectum humeris in urbem usque portam super altare monasterii interioris deposui, ut sit locus ille requies ejus in seculum se-

20 culi et ibi habitet {Hs. habitat), quoniam elegit [Hb. darnach getilgt dominus) eum.

Quas vero tibi^ o martir preciosa, graciarum referemus acciones? nam quod a finibus terre aquilonaris ad nos veniens et cornigerum illum contempnens Renum inter cunctos Europe

25 fluvios famosissimum hunc nostrum dignata es invisere Histrum, pietatis non {folgt getilgt nochmals non) necessitatis opus fuit. ceterum quanta sis alacritate a nostris excepta sanctis^ illa nimirum (159) varii coloris mireque lucis ostenderunt lumina, que de totis, quas tanta urbs habet, ecclesiis in locum mansionis

30 tue multis se videntibus demiserunt. quod sane miraculum adeo celebre, adeo notum extitit, ut gravissimis et veracissimis utrius- que sexus personis protestantibus sit defensum. ubi vero sunt, ,quorum os loquitur vanitatem', ubi inquam sunt qui nostris nunc garriunt temporibus: dormit Christus, cessaverunt signa,

35 miracula desierunt. ecce Deliciana nostra signis evidentissimis damit, beneficia languentibus exhibuit, et vos o modice fidei

13 St. MaffdcUenenkloster in der Itoetau. 24 zu cornigerum vgl,

Rhenus bicornis bei Vergit, Aen. 8, 727, 26 vieäeichl fuit zu streichen.

33 Psalm. 143, 8. 36 f. MaUh. 6, 30 ete.

Des Gntolf Ton Heiligenkreas TransUtio ■. Delicianae. 19

dicitis: signa nostra non vidimus, jam non (darnach getilgt vid) est propheta^ ^non dormitabit neqne dormiet qai cnstodit IsraeP^ sed sponsam snam Ecclesiam sicut semper diligit; ita nanqnam sine gloria signoram dimittit. deniqae super egros manas im- ponere et sanare, demonia eicere, mortiferum bibere et non 5 dolere^ serpentes tollere, etsi non in toto Ecclesie corpore cor- poraliter^ in toto tarnen electornm corpore spiritnaliter actitantur. sed sancte Deliciane minus visum est, si spiritnaliter tantum signa faceret, que speciali mire sanctitatis titulo ,manum ausa est ponere in ambobus^ unde nemo mihi oro succensendum lo putet^ si brevissimo sermone quedam unius martiris signa de- clamem, que tanta veritate subnixa sunt, ut inde dubitare sit nefas, presertim cum vestris, o mater yenerabilis^ ea dumtaxat litteris acceperim, que yel yos in vobis magistra didicistis ex- periencia vel que ab aliis accepistis, apud quos vel quas sancta 15 veritas periculum non patitur.

Hec itaque martyr cum in yeniendo ad nos in civitatulam quandam, nomine Brod, honorifice deducta hospicium introisset, hospitam quandoquidem laborantem egritudine juxta mensuram fidei sue (159') perfecte sospitati reddidit. que vero infirmitas 20 ejusdem matrone extiterit, quia in scripto non accepi, scribere non potui. Sabina sanctimonialis, virgo Deo devota, que adhuc hodie ,Titali vescitur aura', tanto dolore capitis sine intermissione agebatur, ut sanguine de aure dextra jugiter profluente jam pene firenetica putaretur. complexa tandem fidem, ex qua justus 25 vivit, Caput martiris suo doloroso subponit capiti. supposuit, orayity convaluit. vos quoque laudes hujus virginis generacioni, que Ventura est, non immerito annunciabitis, que cum pedem habueritis, qui nuUo medicamine, sed ferro, ut putabatur, solo curari poterat, exorata martire in triduo est sanatus. domna 30 Anna^ pie recordacionis regina Romanorum, per tres continue

1 Psalm. 73, 9. 2 Psalm. 120, 3f. 4flf. die aufgezählten Wunder

rind »ämäiek von den Apottdn Petrue, Johannes und Paulus vollbracht worden, also nach dem Tode Jesu, aäein auf Anordnung Gottes. 9 f. Job 9, 33.

10 v^ Caesar, Bell. ciy. 1, 84, 3. 16 l yeritas non patietur periculum?

18 Brod Ut Deutschbrod in Böhmen südosü, Kuttenberg. 20 U reddidit

sospitati. 22 vielleicht sind die beiden letzten Kola des Satzes umzustellen.

23 Lneret. 5, 855. 26 l. suo subponit capiti doloroso. 27 Psalm.

70, 18: donec annuntiem generationi, quae Ventura est.

2*

20 11. Abhandlang: Redlieh-SehOnbaoh.

annos lateris dextri passa dolorem, ut raro quidem in eo posset quiescere, virgine invocata incolamitati restituta est, nt ipsa qnoqne sanctitatis ejus testis effecta virtatem predicaverit qaam in se experiri {$o Hb.), matronas duas, qnaram et nomina et

5 condiciones ego non habeo, presertim cnm vos ea mihi scribere neglexeritisi hanc a morbo epylemsie (so Hs,)^ illam a {fehlt H$.) paralisi; qne miseram incarvaverat, martir sancta sanavit qni- bns ergo ista pro argumento sanctitatis ejas non snfficinnt, paveant illad qaod hominibas hajasmodi Filius hominis dicit:

10 ,generacio hec signam qaerit, et non dabitar ei^ ego autem, 0 domna carissima, qaod petistis, etsi non nt volai, certe nt valai feci. orate martirem sanctam pro servo vestro, nt in ocniis ejus merear graciam invenire. Amen.

III. Pie Legende Ton s. Delleiana and Ihre Quellen.

Als Verfasser der Tramlatio s, Deliciane bezeichnet sich in dem vorangestellten Briefe ein frater Grutolfus mit dem Bei- satze dictus abbat Montis sancte Marie ^ das ist die Zister- zienserabtei Marienberg in Ungarn, also selbst ein Zisterzienser, worauf das Prädikat frater schon hinweist. Gewidmet ist die Schrift einer Frau Margard, gewesenen Äbtissin des Klosters der Zisterzienserinnen St. Nicolaus. Es leidet keinen Zweifel, daß dieser Qutolf identisch ist mit dem Zisterzienser Gutolf von Heiligenkreuz, dem Verfasser einer lateinischen Grammatik, die für den Unterricht der Zisterzienserinnen des Klosters zu St. Nicolaus extra muros in Wien bestimmt war. Über diesen Mann und seine Schriftstellerei verbreitet sich eine Abhandlung, die als zweite des 150. Bandes der Wiener Sitzungsberichte 1904 erschienen ist (Nachträge und eine Predigt auf St. Scho- lastica von demselben Gutolf im zweiten Stück des 151. Bandes der Sitzungsberichte = Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt, viertes Stück 1905, S. 69 ff. besonders S. 86 ff.). Dort finden sich S. 34 f. die historischen Notizen über die beiden Frauenklöster des Zisterzienserordens in Wien zu St. Nicolaus innerhalb und außerhalb der Mauern Wiens, die damals zu-

4 vor experiri wird ein Wort zu ergänzen »ein, vieOeieki poterat. 10 frei nach Marc. 8, 12. 1 1 l, feci ut valui.

Des Gatolf ron Heiligenkreus Translatio 8. Delicianae. 21

gftnglich waren und jetzt durch die genauen Mitteilungen Qutolfs ersetzt werden können. Gutolf war ein angesehenes Mitglied des Stiftes Heiligenkreuz ^ dessen geistlicher Leitung die beiden genannten Frauenklöster unterstellt waren, Gutolf insbesondere scheint mit diesem Amte betraut gewesen zu sein. Wenn er sich in dem Briefe vor der Translatio Abt von Marien- berg ^ nennt (der Beisatz dictua bezeugt wohl, daß er es nicht mehr war), so stimmt das vollkommen ttberein mit einer Angabe^ welche die Vita Wilbirgis des Propstes Einwic von St. Florian enthält, vgl. a. a. O. S. 77. Dort mußte gesagt werden : ,Wir wissen aus keiner anderen Quelle etwas davon, doch ist es nicht unmöglich, daß uns noch einmal Aufschlüsse darüber zuteil werdend Diese Hoffnung ist durch den Fund der Translatio s. Deliciane überraschend erfüllt worden. Die Abfassungszeit des neuen Werkleins schickt sich durchaus in die Entstehungs- geschichte der Vita Wilbirgis und stimmt zu dem Charakter der auf Qutolfs Erfahrungen als Abt dort bezüglichen Notiz als einer nachträglichen Einschaltung. Denn diese Translatio s. Deliciane muß zwischen 1281 und 1287 geschrieben sein: sie erwähnt die Königin Anna, Qemalin König Rudolfs mit dem Beisatz pie recordacionis und Anna starb am 16. Februar 1281 ; Paltrams vor dem Friedhof aber wird stets als eines Lebenden gedacht, so daß Qutolf sicher noch nichts von seinem Tode erfahren hatte, der Ende 1287 oder Anfang 1288 (vielleicht am 28. Jänner) erfolgt ist (vgl. Uhlirz in den Blättern d. Vereines f. Landesk. v. Niederösterreich 1895 S. 632 ff.).

Der Widmungsbrief der Translatio beginnt mit einem Satze, der zum Teil wörtlich übereinstimmt mit dem Eingang der Zuschrift, welche der Grammatik Gutolfs für die Wiener Zisterzienserinnen vorangestellt ist a. a. O. S. 27 f.: Frater Guiolfus, peccator et inuiilis^ amantissimis in Christo filiabus ad sanctum Nycolaum Wienne, sacris virginibus, curis adhuc Scolaribus occupatis, florem castitatis immarcescibilem perpetuo CQstodire. Außer der Wiederkehr der kursiv gedruckten Worte scheint noch beachtenswert, daß an beiden Stellen der

^ Nächst Gflns in Ungarn, gestiftet 1194, aasgegangen von Heiligenkreuz, Linie Moriraund, und diesem Stifte unterstellt, vgl. Janauschek, Origines ord. Cist., 8. 200 f.

22 II. Abhandlung: Redlich-SehOnbach.

Heilwunsch des Schreibers durch den Infinitiv des Vcrbums mit einem Äccusativobjekt ausgedrückt wird. Nur die Stellung Qutolfs zum Adressaten ist in den beiden Briefen verschieden: indes er als Verfasser der Grammatik und Lehrmeister der Nonnen diesen in der Ansprache vorantritt, läßt er in dem Vor- wort der Translatio geziemenderweise der ehemaligen Äbtissin^ den Vortritt. Dem Eindruck, den diese Beobachtung gewährt, entspricht die genannte Darstellung der Translatio: ihr Stil- charakter stimmt in allen wesentlichen Punkten mit den Eigen- schaften der Prosa Gutolfs überein, die aus seinen bisher be- kannten Schriften sich abnehmen lassen. Die Translatio ist im Kursus geschrieben, den Gutolf als Künstler handhabte (SB. 150, 2, 53; 151, 2, 86), docli liegen die Verhältnisse bei dem

neuen Werke anders als bei den übrigen Schriften desselben

*•

Verfassers. Während die gute Überlieferung dieser die künstle- rische Form der Klauseln beinahe ganz unangetastet Heß, sind die rhythmischen Schlüsse in der Translatio aus einer Hand- schrift des 15. Jahrhunderts vielfach zerrüttet. Unter 41 Fällen des cursus velox a im Ausgange der Sätze mußten 10 durch Umstellung oder sonstige Korrektur geordnet werden, unter 10 des cursus velox b einer. Die neun Fälle des cursus planus a sind tadellos überliefert, ebenso der eine des cursus planus b. Hingegen beruhen bei 13 Schlüssen des cursus tardus a vier auf Korrektur, einer unter dreien des cursus tardus b. Dazu kommt, daß 22 Satzschlüsse jeder Besserung widerstreben, und zwar in der Beschreibung der Lage Wiens sowie an einzelnen Stellen der Erzählung. Stünden diese irregulären Schlüsse in Gruppen beisammen, dann dürfte man vermuten, das Gutolf hier die benutzten Vorlagen unverändert habe reden lassen. Das geht aber deshalb nicht an, weil immer wieder geregelte, kunstmäßige Klauseln durchbrechen. Es wird demnach kaum etwas anderes anzunehmen sein, denn daß diese Schrift Gutolfs später von jemand überarbeitet wurde, der mit dem Kursus ganz unvertraut war. Die bisher uns bekannten Prosastücke Gutolfs erstrecken den Schmuck der rhythmischen Klauseln

^ Sie heißt hier Margardig, wohl richtiger MengardU in einer undatierten Urkunde aus den Biebsiger Jahren des 18. Jahrhunderts, Quellen lur Ge- schichte der Stadt Wien 1, Nr. 2821.

Des Gutolf von Heiligenkreui Translatio s. Delicianae. 23

bis in die Kola der Satzgebilde hinein; das ist deutlich auch bei der Translatio der Fall; doch müßte hier die Überlieferung noch häufiger korrigiert werden.

Diesem Stande der Sache gegenüber empfahl sich Zurück- haltung. Es sind deshalb Korrekturen, die den Kursus her- stellen, nicht in den Text aufgenommen, sondern darunter an- gemerkt worden, und zwar mit einem Fragezeichen, wenn die Rekonstruktion unsicher schien, andersfalls ohne dieses. Es ergibt sich übrigens auch aus der Beschaffenheit der von Gutolf reichlich verwendeten Bibelstellen, daß die Überlieferung der Translatio mit dem Texte nicht ganz säuberlich umgegangen ist.

Das Bild pompöser Zierlichkeit, welches die Prosa Gutolfs von Heiligenkreuz bisher darbot, verändert sich auch durch die Translatio nicht. Charakteristisch dafür ist die Häufung verwandter und gleichartiger Worte (zum Teil ohne Konjunk- tion), das Wortspiel, die Verstärkung von Antithesen durch Anomtnation u. dgl. (SB. 150, 2, 45). Die auffälligsten Beispiele führe ich an: nomini numini 9, 19 f.; non legisse lectum non advertiase 9, 26; Deliciana delicioso 9,21; latisaimum letis- simum 10, 6; vincere voluit vincere docuit 10, 20 f.; conferri preferri 11, 23; turbantur non exturbantur 17, 12; assenaere assensum 17, 14; sigillantf sigillatum 17, 19, suscipite suscep- tum 18,9; occurri cum occurentibus 18, 16; (non doi'mitabit ne- que dormiet 19, 2 gehört als Bibelzitat nicht dazu); quo$ vel quas 19, 15; volui valui 20, 11; Wiederholung mit inquam 18, 33, mit loquor 9, 2. Reime: veneracio commendacio fri- gebit accendit 9, 15 ff.; allatum datum 18, 9 f. Man sieht, daß also die Stellen, wo Gutolf durch den Stoff am wenigsten sich beengt fühlt, von ihm auch am meisten benutzt werden^ stilistische Künste auszubreiten, wie er sie aus seiner Diktatoren- praxis (SB. 150, 2, 75) gewöhnt war. In solchen Sätzen be- gegnen auch am häufigsten gewisse Lieblingsausdrücke Gutolfs: dumtaxat, nimirum, supervacuum etc. Im ganzen trägt die Schrift durchaus das für Gutolf bezeichnende Gepräge der Mischung von Bibelsprache und Schulklassizität, wie die An- merkungen zeigen.

Überblickt man den Aufbau des Inhaltes der Translatio, 80 zerfkllt das Werklein in folgende deutliche Abschnitte: WidmuDgsbrief; die Schrift wird eingeleitet durch eine Schil-

24 II. Abhandlung: Redlich-SehOnbach.

derung Ungarns und der ungarischen Einfalle, Beschreibung der Stadt Wien and ihrer Lage, Geschichte des Zisterzienserinnen- klosters zu St. Nikolaas außerhalb der Mauern Wiens, ferner des zweiten Klosters dieses Namens innerhalb der Stadt Wien, nnd zwar über den Zeitpunkt der Einholung der Reliquien hinaus, Bericht über die Erwerbung dieser Reliquien im Prä- monstratenserstift Strahov in Prag, Geschichte der heil. Deli- ciana^ Ansprache an die Märtyrerin und Erzählung der von den Reliquien vollbrachten Wunder, Schluß. Einzelnes an diesem Inhalt erscheint auffällig, sobald man sein Verhältnis zu dem Zwecke der Schrift ins Auge faßt. Weshalb hebt die Translatio mit einer Beschreibung Ungarns und seiner Kriege wider Osterreich und Deutschland an, was doch alles mit der Übertragung der Reliquien der heil. Deliciana nicht das min- deste zu schaffen hat? Dafür weiß ich keine andere Erklärung, als daß Gutolfs, des Abtes von Marien berg, Interesse begreif- licherweise dem ungarischen Lande und seinen Zuständen sich zugewandt hatte, woher er vielleicht soeben in die Heimat zurückgekehrt war. Die Erzählung von den beiden Wiener Klöstern der Zisterzienserinnen nimmt den Charakter eines historischen Dokumentes an, damit ist engstens verbunden der gleichfalls historische Bericht über den Erwerb und die Ein- bringung der Reliquien. Gerade nach diesen hatte man ja deshalb trachten müssen, weil die neue Kirche dem Patronate der heil. Ursula und der 11.000 Jungfrauen anvertraut worden war. Es muß nun gegenüber dem allem sehr auffallen, wie überaus knapp Gatolf über die heil. Deliciana selbst berichtet, 17t Qn&rtseiten Schrift unter 23, was ja eigentlich die Haupt- sache hätte sein müssen, im Zusammenhange jedoch selbst gegen die Ausführung über die Reliquienmirakel an Umfang zurücktritt.

Man wird nicht fehlgehen, wenn man die Dürftigkeit der Erzählung von der heil. Deliciana darauf zurückführt, daß Gutolf eben nicht mehr über sie zu sagen wußte. Und mit Bedauern muß festgestellt werden, daß sich seinen Angaben auch heute gar nichts hinzufügen läßt. Die heil. Deliciana gehörte nach Gutolf zu der Schar der elftansend Jungfrauen, welche aus Britannien nach drei Jahren nautischer Übungen nach Köln verschlagen worden waren, von da den Rhein hinauf

Des Gntolf von Heiligenkreuz Translatio s. Delicianae. 25

bis Basel fahren^ zu Faß eine Wallfahrt nach Rom antraten and von dort wiedernm Dach Köln zurückwanderten, wo sie von einem gerade die Stadt belagernden hunnischen Heerhaufen im Jahre 451 sämtlich getötet wurden. Die ganze Ursulalegende, deren Geschichte zuletzt Victor de Bück S. J. in den Acta Sanctorum, Oktober, 9. Band, S. 73—303 mit unsäglichem Be- mühen aufgehellt hat (vgl. dazu die verschiedenen Nachträge der Änalecta BoUandiana, die deren Register zu den ersten zwanzig Bänden nachweist) bildet bekanntlich eine der ver- wegensten Ausgeburten mittelalterlicher Phantasie und es ist sehr schade, daß Hippolyte Delehaye S. J. in seinem ausge- zeichneten Buche Lea Ugendea hagiographiques (Brüssel 1906), vorsichtshalber genötigt war^ die Beispiele für seine Thesen den seltenen und abgelegenen Legenden abzunehmen, statt auf eine so weit verbreitete Dichtung wie die von St. Ursula und ihren Scharen zu exemplifizieren. Denn wie aus der kleinen Tatsache der Clematiusinschrift des 4. Jahrhunderts über den Sermo hinaus sich die Fülle wunderbarster Erzählungen ent- faltet hat, welche die Passion Regnante Domino und die folgen- den Berichte vorbringen, wie ferner durch die Ausgrabungen zu Köln immer wieder neuer Stoff der Phantasie zugeführt und darch die Revelationen der heil. Elisabeth von Schönau sowie des seligen Hermann Joseph aus Steinfeld in der Eifel beglaubigt wird, das alles stellt einen der merkwürdigsten und lehrreichsten Fälle des legendarischen Romanos dar, zumal das hohe Alter der einzelnen Stücke und die ungemeine literarische Betriebsamkeit, die sich in anderen Fassungen kundgibt, das Interesse an diesem außerordentlichen Produkt der Einbildungskraft des Mittelalters noch erhöhen muß. Was Gutolfs Translatio der heil. Deliciana erzählt, das macht nur einen kleinen und späten Seitensproß aus, der sich von dem Hauptgebilde der Ursula- legende abgezweigt hat. Der Name Deliciana taucht bei Gutolf zum ersten Male auf und verschwindet mit ihm, ein Beweis nebenbei, daß diese Translatio gar nicht weiter ver- breitet wurde, wahrscheinlich auf den Kreis der Leserinnen beschränkt blieb, für den sie bestimmt war, und daß die uns erhaltene Kopie wohl die einzige war, die davon hergestellt wurde. Die wissenschaftliche Aufgabe, die hier noch gelöst werden muß, besteht darin, daß klarzustellen ist, auf welchem

26 II. Abhandlung: Redlich-SehOnbach.

Wege Gutolf von Heiligenkreaz zur Kenntnis der wenigen Tatsachen gelangte, die er über das Haupt der heil. Deliciana und die Schicksale dieser Märtyrerin zu berichten weiß.

Die Verbreitung der Reliquien der heil. Ursula und ihrer elftausend Jungfrauen, die aus dem alten römischen Begräbnis- platz zu Köln im 11. und 12. Jahrhundert gehoben worden waren, ließen sich in erster Linie die rheinischen Zisterzienser angelegen sein, dann gemäß dem Beispiel ihres Stifters, des heil. Norbert, die Prämonstratenser, ferner Benediktiner und Karthäuser. Die übergroße Menge der ausgegrabenen Schädel und Knochen scheint in den Rheinlanden geblieben zu sein, zunächst interessierte man sich dafür am meisten in den Nieder- landen, Belgien und Frankreich, aber auch in Westfalen und Sachsen, wo durch den Erzbischof Norbert die Stadt Magdeburg zu einer Art von Zentrum der Aufteilung des Reliquienschatzes für einige Zeit geworden ist. Verhältnismäßig wenige Reste sind nach Bayern gekommen (nur drei Skelette oder Schädel nach den Listen Victor de Bucks in München, Freising und Windberg). Im 14. Jahrhundert hat der Reliquienvertrieb von Köln aus einen neuen Aufschwang genommen, sehr lebhaft be- faßte sich damit während des 17. Jahrhunderts die Gesellschaft Jesu und fand den erfolgreichsten Absatz dafUr in Spanien. Auch Osterreich ist nicht ganz zu kurz gekommen; doch scheinen hieher nicht so sehr vollständige Skelette als Schädel gelangt zu sein: zwei capita der heil. Balbana und Sabina befanden sich im Zisterzienserstifte Lilienfeld in Österreich (AASS. Okt. IX, 259 E. 266 B), namentlich erwähnt wird ein caput der heil. Christina zu Wien^ wo jedoch einer anderen Nachricht zufolge (a. a. O. 277 F) acht capita aus der Gesellschaft der heil. Ursula aufbewahrt sind, deren Fest am 21. Mai gefeiert wurde. Ja die natio Rhenana der Studenten der Wiener Universität hatte die heil. Ursula zur Patronin, weshalb am 21. Oktober jedes Jahres ein feierliches Hochamt in der Stephanskirche zelebriert wurde, an dem Rektor und Universität teilnahmen. Besonders reichlich wurde die Stadt Prag bedacht, gemäß de Bucks Notizen meistens später im 14. Jahrhundert und vornehmlich durch die Fürsorge Kaiser Karls IV.: da scheint es sich um ganze Skelette zu handeln, wenigstens befand sich das der heil. Benigna bei den Augustinereremiten in Prag (a. a. O.

Des Gutolf von Heiligenkreuz Translatio 8. Delicianae. 27

S. 260 A); das der heil. Berengaria, einer Tochter eines Königs von Spanien ans dem 5. Jahrhundert^ nebst dem der heil. Chri- sticola bei den Prager Ängustinern (a. a. O. S. 260 E), pracht- voll ausgestattet war das corpus s, Sapientiae in einem mit Gold und Silber geschmückten Sarge^ ein Geschenk eben des genannten Kaisers, dem auch das Skelett der heil. Sophia zu Prag verdankt wird (a. a. O. 266 F). Der 20. Juni (1410) und der 31. Dezember scheinen in Prag die Festtage für diese Reliquien gewesen zu sein (a. a. O. 278 D. 282 A). Nicht immer ist es klar, ob die Reliquien aus Schädeln oder kompletten Knochengerüsten bestanden, zu Gutolfs Zeit^ im Jahre 1271, wurden einmal 90 Totenköpfe gleichzeitig von Köln aus nach einem belgischen Kloster verschickt (a. a. O. S. 250 F). Ex- peditionen dieser Art fanden auch zu der Zeit statt, wo Gutolf seine Translatio abfaßte, um die Jahre 1282 ff. (a. a. O. S. 247), noch 1287 nach Belgien (a. a. O. 250 B.). Doch finde ich nir- gends ausdrücklich erwähnt, daß die Prämonstratenser zu Strahov in Prag ein größeres Quantum der Kölner Reliquien (nach Gutolf 60 capita) zugestellt bekommen hätten; trotzdem kann das natürlich sehr wohl geschehen sein, zumal, wie be- reits erwähnt, gerade die Prämonstratenser den Kultus der heil. Ursula und ihrer Scharen sich mit besonderem Eifer an- gelegen sein ließen. In den umfassenden Listen der literarisch erwähnten Märtyrerinnen sowie der Reliquien begegnet Deli- ciana nicht; aber diese Namen sind ja, wie Victor de Bück meint (a. a. O. S. 258 A), als bloße Appellativa aufzufassen, trotzdem brauchten sie freilich nicht in einer allen Gesetzen der Namenbildung widersprechenden Weise ersonnen zu sein. Delieiana von delicxae, wie aus Gutolfs Wortspiel hervorgeht, ist noch ziemlich harmlos und ungefähr so entstanden wie z. B. Nohiliana aus nobilis beim seligen Hermann Joseph. Immerhin besaß der Name für die sonst völlig anonymen Totenhäupter des Kölner Reliquienschatzes einigen Wert, das entnimmt man daraus, daß in dem Vorrate der Strahover Prämonstratenser nur fönf Stück auf diese Weise ausgezeichnet waren, weshalb denn^ wie Gutolf possierlich berichtet, die Entfernung eines dieser Häupter ungern gesehen wurde.

Gutolf wird schwerlich selbst jemals in Prag gewesen sein und die Prämonstratenser von Strahov aufgesucht haben, er

28 II. Abhandlttiig : Redlich-SehOnbaeh.

hätte sonst, seiner Art entsprechend, die Ersählung mit £inzeln- heiten aas lebendiger Anschauung ausgestattet. Wunderlich bleibt, daß er Strahov ein Kloster nennt, die Prämonstratenser fratres und monachi^ denn die Mitglieder des Ordens von Pr^- monträ waren Kanoniker, nicht Mönche, und ihre Häuser hießen Stifte, nicht Klöster. Dieser Umstand erschwert auch einiger- maßen die Beantwortung der Frage, ob die Mitteilungen der Strahover an die Wiener Bürger, die sich nach der Provenienz des ihnen geschenkten Hauptes der heil. Deliciana erkundigten (vgl. oben S. 17)^ durch Qutolf unmittelbar überliefert werden, oder ob er sie aus seiner Lektüre der Ursulaliteratur (er sagt ja einmal legimuSj oben S. 16, 13) geschöpft und nur auf die Autorität von Strahov zurückgeführt hat. Beinahe möchte ich das letztere glauben.

Die Angaben, welche Gutolf über S. Deliciana vorbringt, stelle ich hier zusammen und vergleiche sie mit den Nachrichten, die sonst über die Genossinnen der heil. Ursula bekannt sind. Es besitzen, seinem Berichte zufolge (oben S. 16), die Prämonstratenser zu Strahov sechzig Häupter von Märtyrerinnen aus der Schar des Gefolges der heil. Ursula, der Tochter eines Königs der Britten, die fast durch die ganze Welt hin das Martyrium aufgesucht hatte und mit einer Flotte vieler Schiffe bei Köln angekommen war, wo sie mit den Ihren durch den Hunnenkönig Attila den Tod erlitt. Diese Angaben entsprechen der Passion Regnante Domino, welche Attila zwar nicht aus- drücklich nennt, aber deutlichst bezeichnet. Den Namen Attilas führen die Revelationen der heil. Elisabeth von Schönau an, Acta Sanctorum Oct. IX, 171 A, nicht die des seligen Hermann Joseph. Weiters erfährt Gutolf (oben S. 17), die heil. Deliciana sei zu Köln unweit der Tür einer Witwe begraben gewesen und habe sich dieser durch häufige Gesichte (crebris revela- tionibus, wie Cordula und Verena a. a. O. 162 DE. 164 ff.) als eine Gefkhrtin der heil. Ursula geoffenbart (unam ex illo notis- simo sanctarum virginum collegio se esse nuntiat, vgl. Cordula a. a. O. 162 D: noveris, inquit, me unam ex sacro Coloniensium virginum numero fuisse) und sie zur Ausgrabung ihrer Gebeine (wie Cordula und Verena a. a. O.) aufgefordert. Demgemäß sei unter Führung der Witwe durch Klerus und Volk ein Leich- nam an der bezeichneten Stelle gehoben und in das benach-

Des Qntolf 7011 Heiligenkreus Translatio s. Delicianae. 29

harte Kloster feierlich ühertragen worden. Ehenso widerfährt es Cordnla in der Passio Domino regnante und Verena sowie anderen Märtyrern in den Revelationen der heil. Elisabeth von Schönan. Unter dem monasterium non longa positum ist wohl das Kanonissenstift zu St. Ursnla in Köln verstanden (übrigens befanden sich dort nach S. Elisabeth loca religiosa, quae erant in circuitu a. a. O. 164D), wohin die heiligen Leiber gebracht wurden. In der folgenden Nacht erscheint die heil. Deliciana wiederum und teilt mit {blandis vodbtu ist ein hänfiger Aus- dmck bei diesen Gesichten), sie sei nicht die aasgegrabene, das sei eine andere Märtyrerin , sie selbst sei longe illustrior. Das ist ein bezeichnender Zug in Gutolfs Bericht, der allerdings sehr leicht ans den vorhandenen Überlieferungen mag ent- wickelt sein, denn die hier betonte geringe Bescheidenheit der Erscheinung entspricht der dortigen, auch S. Cordula tritt mit großem Selbstbewußtsein auf, ebenso S. Verena und die übrigen bei Elisabeth von Schönau. Daß die heil. Deliciana nun ihren Namen bekanntgibt, das begegnet ebenso in den erwähnten Berichten. Eis wird nunmehr die richtige Ausgrabung vor- genommen, der gefundene titulus beglaubigt S. Deliciana wie S.Verena, a. a. O. 164 C, und die Waulsorter Reliquien, S. 243 flF.; dazu dient auch der goldene King mit dem grünen Stein, ebenso wie nach dem Berichte des Theodorich von Deutz aus dem Jahre 1155 die den Skeletten beigegebenen Sachen^ Hand- schuh, Kamm u. dgl., a. a. O. S. 243 f , vasa et clenodia bei den nach Paris geschickten Reliquien, a. a. O. 250D. Die folgenden Bemerkungen Gutolfs über die sacra processio bei der Hebung und Ausstellung der Reliquien variieren nur mit ähnlichen Worten, was die angeführten Quellen über die analogen Vorgänge dort mitteilen. Zuletzt berichtet Gutolf noch über die wohlwollende Aufnahme, welche der heil. Deliciana seitens der in den sämt- lichen Wiener Kirchen durch Reliquien bisher vertretenen Heiligen zuteil wurde (oben S. 18): sie manifestierte sich, wie Augenzeugen erhärten können, durch verschiedene farbige Lich- ter, die ob den Kirchen am Abend der feierlichen Translatio zu erblicken waren. Nun sind Lichterscheinungen etwas ganz bezeichnendes für die Reliquien der heil. Ursula und ihrer Be- gleiterinnen. Sie zeigen sich schon in der Clematiusinschriffc: divinis flammeis vinonibua frequenter (idmonitus a. a. O. 211 C

30 IL Abhanaiwif : Redlieh-SchSnbfteh.

and folgen der gesamten Entwicklang des Ursalakaltas, Tgl. a. a. O. 164 D, 239 C, 249 BC. Sogar in der Wahl einzelner Aosdriicke stimmt Ootolf mit der Ursalatradition überein^ so wenn er die heil. Deliciana als margarita bezeichnet (oben S. 18, 5) oder den Rhein corniger nennt (oben S. 18, 25), im Anschlaß an das von Vergil gegebene Beiwort bicarnisy das schon der alte Sermo von St. Ursala gebraacht, a. a. O. 155 C and de Backs Anmerkang daza.

Am Schiasse der Translatio erzählt Qatolf noch einige bescheidene Wander, die von dem Haapte der heil. Deliciana aasgegangen sind. Sie scheinen geringfügig, wenn man sie mit den Mirakeln vergleicht, welche im Verlaafe der Über- licferang von St. Ursala and ihren Qefährtinnen berichtet wer- den, berafen sich aber aach aaf die Mitteilangen der gewesenen Äbtissin Margardis and erheben Ansprach aaf historische Wahr- heit, weshalb sie im Zasammenhange mit den übrigen geschicht- lichen Daten des Werkleins erwähnt werden müssen. Ä,E.S.

IT. Der Wert der Translatio s. Dclicianae fflr die Zeltgeschichte.

Gatolf von Heiligenkreaz hat die Dürftigkeit der Eande, die ihm über seine heilige Deliciana za Gebote stand, nicht ohne Geschick za amhüllen and zu verdecken verstanden darch die hübschen Erzählangen über die Geschicke des Zisterzienser- nonnenklosters za St. Nikolaas in Wien, darch manche mit dem Gegenstand nnr sehr lose zasammenhängende Exkarse and darch die lebhafte Erzählang, wie das Haapt der heil. Deli- ciana nach Wien gelangte. Die friedlich -fromme Geschichte der Translatio s. Delicianae spielte nan aber in hochbewegter Zeit, der Kampf Ottokars von Böhmen and Radolfs von Habs- barg bildet ihren historischen Hintergrund, die Folgen der ge- waltigen Ereignisse dringen auch in den stillen Elosterkreis and seine Interessen and so wirft die Schrift Gatolfs da and dort ein anerwartetes Streiflicht aaf Ereignisse and Personen der großen Welt and bietet manches neae, willkommene Detail.

Gatolf beginnt sein Werkchen mit einem, wie schon oben (S. 24) bemerkt, aaffallend langen Exkars über die Ungarn. Die Ungarn waren in Osterreich ein gefürchteter and wenig ge-

Des Gatolf von Heiligenkreas TransUtio b. Delicianae. 31

liebter Nachbar and Gatolf hatte pereönlich als Abt von Marien- berg offenbar schlechte Erfahrangen gemacht. Er benutzt die Gelegenheit; am in einem historischen Rückblick sein Herz über die Raabzüge and die ewig anrahige Nachbarschaft der Ungarn za erleichtern.^ Wohl mit Absicht als wirksamen Gegensatz daza läßt Gatolf daraaf ein warmes Lob der Stadt Wien ertönen.^ Das Ungarnthema aber hatte er deshalb gerade hier angeschlagen, weil ein angarischer Streifzag der Anlaß war, daß die Nonnen ▼on St. Nikolaas aas ihrem vor dem Stabentor gelegenen Kloster entfliehen maßten and sich am eine Zaflachtsstätte innerhalb der Maaern Wiens bemühten and daß so die Begründang eines zweiten Klosters der Zisterzienserinnen in der Stadt selber herbeigeführt warde.'

Die Zeit dieser Oründang wird nanmehr darch Gatolfs Erzählang genaa bestimmt. Der Einfall der Ungarn maß jener

' Man Tergleiehe die Schilderang dieser Ungameinfälle in der Historia ann. 1264 1279, SS. 9, 651, welche sehr wahrscheinlich ebenfalls von Gatolf geschrieben ist, s. anten S. 34.

' Es erinnert sehr an die am die gleiche Zeit entstandenen Verse auf Wien, Wiener Briefsammlang 333, vgl. auch R. Müller in Gesch. der Stadt Wien 3, 629.

* Was bisher über die Zisterzienserinnen in Wien bekannt war, hat SchOn- bach in den Sitzungsberichten, 150. Bd., 2. Abb., S. 34, kritisch zusammen- gestellt. Unsere Quelle gibt nun flber die Entstehung des inneren Klosters anzweideutigen Aufschluß; die Angaben der, wie SchOnbach mit Recht bemerkte, unzuverlässigen älteren Literatur, nach welcher das innere Kloster schon 1228 bestanden habe, sind nun endgültig beseitigt. Wohl aber bestand das äußere Kloster schon 1230: die in der Kircbl. Topo- graphie des Erzh. Österreich 18, 226 angeführte Urkunde Papst Gre- gors IX. existiert und befindet sich in allerdings sehr beschädigtem Original in der Urkundensammlung des Instituts für Osterr. Geschichts- forschung in Wien. Sie datiert vom 7. Mai 1230 und ist gegeben der Äbtissin und den Schwestern des monasterium saucte dei genitricis et ▼irginis Marie de Wienna, Zisterzienserordens. Somit gehOrt das im ÜB. y. Heiligenkreuz, Fontes rer. Austr. II 16,401, gedruckte Privileg, das in ebenfalls sehr beschädigtem Zustande im Heiligenkreuzer Archive liegt, in der Tat Papst Gregor X. (1272—1276) an. Seine Verleihung wird eben mit der Beg^ründung des neuen Klosters in der Stadt zu- sammenhängen, die Nonnen wünschten eine neuerliche päpstliche Schutz- und Besitzbestätigung, die sich auch auf das neue Haus in der Stadt bezog, welches übrigens ja nicht ein besonderes Kloster bildete, sondern der gemeinsamen Äbtissin usw. unterstand.

32 n. Abh«ndluiig: Redlieb-SehOnbacb.

vom Spätherbst 1270 gewesen sein, der dem böhmiscb-ungari- sehen Kriege von 1271 voranging.^ Vor den furchtbaren Horden, welche das ganze Land zwischen Wien und Wiener-Neustadt verheerten, flüchteten also die Nonnen aus ihrem gefährdeten Kloster nach Wien oder in andere feste Orte oder auf Schlösser ihrer Angehörigen. Sie wandten sich, wie wir weiter hören, dann zweimal, unterstützt von ihrem Beichtvater Gutolf, an König Ottokar von Böhmen, daß er ihnen einen Zufluchtsort in Wien selber verschaffe. Allein vergeblich. Da ward ihnen ein Helfer in der Not der Wiener Bürger Paltram vor dem Stephansfriedhof.

Damit tritt ein bedeutsamer Mann auf den Plan. Die Geschichte kennt ihn als den Finanzmann und den treuen, un- beugsamen Anhänger König Ottokars, der eine Verschwörung gegen den neuen Herrn König Rudolf anzettelte, im Frühjahr 1278 flüchten mußte und sich in das Land Herzog Heinrichs von Niederbayern begab, wo er ein schlimmer Feind des mit König Rudolf befreundeten Erzbischofs Friedrich von Salzburg wurde.' Hier in unserer Quelle zeigt er sich von einer ganz anderen Seite. Als ein Mann, der seinen Reichtum sehr gerne auch zu frommen Zwecken verwendet, als der wärmste Gön- ner und Förderer von Klöstern und Kirchen. Den Johan- nitern überließ er sein von ihm selbst mit großen Kosten er- bautes Schloß zu Unteriaa südlich von Wien,' zum Ausbau des Zisterzienserinnenklosters vor dem Stubentor trug er wesentlich

' V^l. Haber Qeach. Österreichs 1, 668.

* Über Paltram vor dem Friedhof vgl. Ublirz in Blättern d. Ver. f. Landes- kunde ▼. NiederOsterreich 1896 S. 7 Anm. 8, 10 ff., 632 ff., Redlich, Rudolf T. Habsburg 278 f., 306 ff., 367 f. Wichtig ist die Nachricht der Trans- latio s. Delicianae oben 6. 13 über Paltrams Ritterwürde: damals in den ersten siebziger Jahren war Paltram noch nicht Ritter (necdum enim militaverat), erst später (postea) ist er durch Hersog Heinrich von Nieder- bajern feierlich zum Ritter geschlagen worden. Dies geschah also wohl erst nach 1278 und hängt sicherlich mit der Verleihung der Burg Karl- stein an Paltram zusammen, der sich dann Paltram yon Karlstein nannte.

' Diese Angabe der Translatio stimmt gut Überein mit der Urkunde K. Rudolfs vom 22. Sept. 1277, der den Vertrag Paltrams mit dem Johannitermeister Leopold von Mailberg bestätigt, wonach Paltram sein Haus (das ist Schloß) zu Laa den Johannitern unter bestimmten Be- dingungen abtritt. Kirchl. Topographie v. Österreich I, 3, 239, Regesta imperii VI n. 2620 (Nachträge).

Des Gutolf yon Heiligenkreus Translatio b. Delicianae. 33

bei/ erwies den Nonnen auch sonst viele Wohltaten und griff nnn anch jetzt zu ihren Qnnsten ein. Paltram kaufte um 200 Mark ein Haus, das unmittelbar an ein dem Stift Heiligenkreuz ge- hörendes Gebäude' stieß und nun zu Kloster und Kirche um- gebaut werden sollte. Am 5. November 1272 nahmen die Nonnen dies in der Singerstraße gelegene Haus in Besitz.

War so Paltram vor dem Friedhof der Begründer des Klosters in der Stadt, so wurde weiterhin auch sein Schwester- sohn Paltram, genannt Vatzo,' ein eifriger Förderer. Aus anderen Quellen wußten wir schon, daß er 1274 als Prokurator der Nonnen von St. Nikolaus erscheint und sein Leben lang ein warmer Gönner des Klosters gewesen ist. Gutolf schildert uns nun, wie eifrig Paltram Vatzo bei dem Bau des neuen Klosters und der neuen Kirche tätig war, wie er nicht rastete und ruhte, bis das Werk vollendet dastand. Schon am 10. November 1275 konnte die Kirche vom Bischof Peter von Passau geweiht werden; neben anderen Heiligen ward sie auch zu Ehren der Elftausend Jungfrauen geweiht.^

Ein eigenartiges Spiel des Zufalles verflicht nun die fromme Fürsorge der beiden Paltram für die Nonnen von St. Nikolaus mit ihrer Stellung in dem eben damals schon zum offenen Kriege drängenden Konflikt Ottokars von Böhmen mit König Rudolf. Als nämlich, erzählt Gutolf (oben S. 15), Ottokar, der mächtige und glorreiche Herrscher, vernommen hatte, daß Graf Rudolf

^ Oben S. 13, Z. 28: partem non paryjun monasterii ezteriom pecunia BQA ipse erexit. Diese Stelle zeigt, daß, wenn das äußere Kloster auch schon 1230 bestand, doch an seinem Ausbau noch viel später ge- arbeitet wurde.

' Die Wendung domui noaire contigna (S. 14, Z. 8) muß im Hunde Gutolft auf Heiligenkreui besogen werden.

' Über ihn rgl. Uhlira a. a. O. 13 ff. Durch die Angabc der Translatio wird nun das Yerwandtschaftsverhältnis der beiden Paltram genau bekannt.

* Die Handschrift der Translatio hat das Jahr 1274, die sogenannte Gon- tinnatio Vindobonensis SS. 9, 706 das Jahr 1275, in der Tagesangabe stimmen sie überein. Ich glaube, daß hier der annalistisch gleichzeitig geffthrten Quelle der Vorzug zu geben ist; wenn nicht überhaupt ein Fehler der Kopie yorliegt, kann sich Gutolf in der Erinnerung leicht um ein Jahr geirrt haben. Während die Gont. Vind. eine Reihe der Heiligen nennt, denen die Kirche geweiht wurde, hebt Qutolf, dem Zwecke seiner Schrift entsprechend, die Elftausend Jungfrauen und neben ihnen nur die heil. Katharina henror. 8itsuf»b«r. 4. fklL-Uit. Kl. 159. Bd. S. Abb. 8

34 II. Abhandlang: Redlich-SchOnbaeh.

von Habsburg zum deatschen König gewählt und gekrOnt worden 8eiy da verachtete er in stolzem Hochmut diese Wahl^ denn Rudolf war zwar ein tapferer und kriegserfahmer Mann, aber an Vermögen und Macht ebenso arm^ wie an Tüchtigkeit reich. Ottokar begann gegen den Habsburger zu arbeiteUi soviel er nur vermochte, und so berief er denn auch die vornehmsten Bürger Wiens zu sich nach Prag, um sich mit ihnen zu beraten. Sie zogen nach Prag mit solchem Gepränge, als wäre jeder ein Baron.

Sehr bezeichnend ist hier die Beurteilung Rudolfs von Habsburg. Sie war in Österreich die allgemeine gewesen. Hier der gewaltige, kraftvoll regierende, glänzende König, dort ein einfacher Graf, dessen Machtstellung man nicht kannte und die allerdings, trotzdem sie keine geringe war, doch weit zurück- stand hinter dem Reiche Ottokars. Es war die Auffassung, wie sie ganz besonders in der sogenannten Historia annorum 1264—1279 (M. G. SS. 9, 649—654) zum Ausdruck gelangt. Und als ich nun diese Quelle jetzt wieder durchlas, da stieg mir bei der Lektüre dieser oft schwungvollen, bilder- und zitaten- reichen Prosa, die sich so sehr vom Stile der Annalen unter- scheidet, der Gedanke auf, ist denn nicht etwa Gutolf von Heiligenkreuz der Verfasser der Historia annorum 1264 79? Daß dieses Stück in Heiligenkreuz oder von einem Heiligenkreuzer Mönche geschrieben ist, wurde ja längst schon als sehr wahrscheinlich angenommen.^ Ich teilte nun Schön- bach meine Vermutung mit und bat um sein maßgebendes Ur- teil. Schönbach untersuchte daraufhin die Historia und kam zu dem Ergebnis, daß in der Tat sehr vieles für die Autorschaft Gntolfs spreche. Seine Bemerkungen hierüber lauten:

;Das Bild des Stiles von Gutolf und das dieses Stückes weisen in der Hauptsache übereinstimmende Züge auf: das Pompöse und doch Zierliche, die Mischung von Bibelsprache und Reminiszenzen aus den antiken Autoren, die Bilder und Ver- gleiche, die reichlichen poetischen Zitate und vornehmlich der Kursus. Wie bei Gutolf herrscht auch hier ein sehr ausgebildeter Kursus^ der sich nicht bloß auf die Satzschlüsse erstreckt (der

* Von mir in den Mitteilungen des InstitnU 3, 617. Uhlin, a. a. O. 19 f. Btimmte dem bei.

Des Gatolf ron Heiligenkrens TraoBlatio 8. Delicianae. 35

Text ist darnach ein paarmal zu berichtigen); sondern auch die Kola im Innern der wohlanfgebaaten Perioden befaßt. ¥jr kommen alle Schlußformeln vor (wie bei Gutolf), mit entschiedenem Über- gewicht des Kursus velox. Ebenso wie Gutolf bildet der Ver- fasser des Stückes eigene Wörter für die Kursusklauseln oder wählt schwere mehrsilbige seltene Zusammensetzungen. Vgl. 649^ 41 preponpisans] 651, 13 protelata] 651, 32 patrisaare. Bemerkenswert ist, daß sogar die Bibelzitate des Kursus wegen umgestaltet werden (wie Gutolf tut); so 653^ 50 f. der Schluß; 654y 6 des Kursus wegen sind die Wörter aus den zwei Versen Psalm. 135, 17 und 18 zusammengefügt; 654, 9 ist aus Job \2, 18 f. geändert; 654, 19 aus Eccles. 10, 16; 654, 20 frei nach Job 30, 31 ; 654, 25 ist aus Job 7, 12 und einer häufigen Psalmen- phrase im Kursus gestaltet/

,Ich lasse jetzt noch Bemerkungen zu einzelnen Stellen folgen, welche die Sprachmischung und andere Eigentümlich- keiten Gutolfs bezeugen. 649, 21 stellam ignibtis crinitam vgl. Suetons Cäsar 88 u. ö., auch bei Cicero; zona so bei Ovid und Vergil verwendet. 649, 24 Honorius wird auch von Gutolf zitiert (meine Abhandlung S. 33). 649, 27 Hexameter wie diese bildete Gutolf selbst; es wird überhaupt ein Teil der in diesem Stücke angeführten Verse als Selbstzitate wie bei Gutolf anzusehen sein. 649, 30. 35 solche Hinweise auf die Erfahrung und auf späteres Begegnen öfter bei Gutolf (auch in der Transl. Delicianae). 650, 20 aanies und aanguU sind so in einem Ennius- zitat bei Cicero verbunden. 651, 3 luminaria ein Lieblings- ausdruck Gutolfs. 651, 10 vgl. 649, 30 f, 651, 23 ßmbriam tätigere Matth. 9, 20 etc. 651, 26 timeat—est Psalm. 32, 8. 651, 30 f. Reime und Wortspiele entsprechen dem Stil Gutolfs. 651,

28 vgl. Vergil Aen. 6, 295 ; die Verwendung von olla ist biblisch. 651, 42 manua arida ist biblisch, patula Vergil. 651, 44 vgl. Tob. 12, 8. 651, 46 vgl. Seneca Thyest. 215. 651, 51 1. per- transimt wie 652, 38. 652, 12 kommen andere Bibelstellen in Betracht: Jerem. 1, 14. 4, 6 etc. 652, 27 Daniel 2, 31 ff. 652,

29 Maritur indoctus Ekscles. 2, 16. 653, 31 Quid plura? auch bei Gutolf. 652, 51 der Vergleich ist biblisch, Isai. 5, 24. 652, 53 gut cognoscit Psalm. 137, 6. 653, 7 ein bekanntes öster- reichisches Sprichwort. 653, 12 selbst der Zahlenschluß steht im Kursus. 654, 4 gebildet wie vanitatum vanitcu,*

36 II. Abhandlan^: Redlieh-SchOnbach.

Die Hisioria ist zwischen September 1278 and Mitte 1279 geschrieben, es lenchtet aus ihr der lehrhaft moralisierende, er- bauliche Zweck hervor, der den Verfasser wohl in erster Linie zu seinem Werke antrieb, um in den jüngsten großen Ereignissen die Hand Gottes aufzuzeigen; die König Ottokar sehr anhäng- liche Gesinnung, welche aber auch seinem Gegner gerecht wird und schon bereit ist, den von Gott mit dem Sieg Gekrönten zu begrüßen, wie dies dann in der Translatio s. Delicianae geschieht, dies und dazu ganz besonders die Stilgleichheit alles legt die Annahme sehr nahe, daß Gutolf von Heiligen- kreuz auch die Historia verfaßt habe. Wenige Jahre später schrieb er dann die Translatio s. Delicianae.

Wir würden so für ein wertvolles Geschichtswerk dieser Zeit nicht bloß einen Namen, sondern auch eine faßbare und nicht gewöhnliche Persönlichkeit als Autor gewonnen haben. Die vielseitige Tätigkeit dieses Mannes, der ja auch mit einer anderen Quelle dieser Zeit, der Vita Wilbirgis, in eigenartiger Beziehung steht, würde durch die Translatio s. Delicianae, die ihm sicher, und die Historia, die ihm sehr wahrscheinlich an- gehört, noch reicher erscheinen.^

Die Berufung der angesehensten Wiener Bürger nach Prag ist natürlich vor dem Kriege von 1276 erfolgt, und zwar wohl sicherlich in den ersten Monaten des Jahres 1276. Denn die Translation des Hauptes der heil. Deliciana, die sich ja an diesen Prager Besuch der Wiener Bürger anknüpft, muß nach der Weihe der Kirche des inneren Klosters am 10. November 127ö erfolgt sein, da die kostbare Reliquie von Gutolf selber ,super altare monasterii interioris^ niedergelegt wurde (oben S. 18,

^ Während des Druckes dieser Abhandlang teilte mir der Herr Stift»- archivar Ton Heiligenkreuz, Dr. Florian Watzl, der sich schon längere Zeit mit der Historiographie seines Stiftes beschäftigt und eine Arbeit darüber zum Drucke vorbereitet, mit, daß er schon früher ganz selb- ständig zur gleichen Ansicht bezüglich der Historia gelangt sei. Eine sehr erfreuliche Übereinstimmung unabhängig von einander gewonnener Ergebnisse! Mit der sogenannten Continuatio Vindobonensis aber, die vielleicht doch auch in Heiligenkreuz und nicht in Klostemeuburg ent- standen i8t, hat Gutolf nichts zu tun gehabt (schon weil dieses Stück nicht im Kursus abgefaßt ist). Dies ist auch SchOnbachs Ansicht. Die Cont. Vind. ist eine nüchterne, annalistische Aufiieichnung, auch sachlich in der Darstellung gleicher Ereignisse verschieden.

Des Gutolf von Haili^nkreui Translatio b. Delicianae. 37

Z. 18); Ottokar aber weilte in dieser Zeit vom November 1275 bis in den April 1276 größtenteils in Prag.^ Von dieser Be* rufang haben wir bisher nichts gewußt. Sie zeigt, wie sehr Ottokar auf die Treue gerade Wiens gerechnet hat, welche Be- deutung er der Haltung der führenden Wiener Bürger bei- maß, zu denen Paltram vor dem Friedhof und Paltram Vatzo gehörten.

Die beiden Männer besuchen in Prag auch das Kloster Strahov, sie gedenken angesichts der zahlreichen Reliquien der Elftausend Jungfrauen der neuen Kirche der Zisterziensernonnen in ihrer Vaterstadt und da kommt es zur Erwerbung und dann zur Übertragung des Hauptes der heil. Deliciana nach Wien, welche Gutolf so lebendig und anziehend erzählt (S. 16 ff.). Die Translatio muß nach dem vorhin Gesagten auch in den ersten Monaten des Jahres 1276 stattgefunden haben.

Kurz darauf entbrennt im Sommer 1276 der Krieg, es folgt die Belagerung Wiens durch König Rudolf vom 18. Oktober bis zum Friedensschluß vom 21. November. Wir erfahren durch unsere Quelle (S. 15, Z. 8), daß Rudolfs Heer sich haupt- sächlich vor der StLdseite der Stadt lagerte und daß das Nonnen- kloster vor dem Stubentor durch die Kriegsleute hart mitge- nommen wurde. Es war jedenfalls von den Nonnen gänzlich verlassen worden, Kloster und Kirche dienten nun wohl als be- quemer Stützpunkt f\\r die Zwecke der Belagerung, die leeren Bäume wurden vom Kriegsvolk angefüllt, die Gebäude wurden innen und außen stark beschädigt und halb zerstört.

Aber als die unruhvollen Kriegsjahre vorüber waren, wollten die Nonnen von St. Nikolaus doch auch ihre alte Heimstätte wieder aufsuchen. Am Lauren tiustage, dem 10. August 1280, bezogen sie wieder das Kloster vor dem Stubentor (oben S. 15).' An König Rudolf und seiner Gemahlin Königin Anna hatten sie neue, eifrige Gönner gefunden. Der König, dessen Heer das äußere Ehester so sehr geschädigt hatte, sorgte jetzt dafür, daß die profanierten Stätten wieder geweiht wurden, die Mauern wieder erstanden, daß das Dormitorium mit einem Ziegeldache versehen und die andern Gebäude wiederhergestellt und in

* Vgl. die Urkunden bei Emier Reg. Bohemiae 2, 416ff. ' Post annos tres et dimidium nach der YerwAstung durch die Belagerang Wiens, somit kommt man zum Jahre 1280.

38 II. Abh.: Redlieh-SehOnbacb, Dm Qntolf yon Heiligenkreaz etc.

ordentlichen Stand gesetzt wurden. Königin Anna aber erfahr zum Lohne für ihre fromme Fürsorge auch die kräftige Hilfe der heil. Deliciana, denn die Königin, die volle drei Jahre hin* durch von Schmerzen auf der rechten Seite gequält worden war, rief die heiL Deliciana an und wurde von ihrem Leiden befreit (S. 19 f.).

Wir sehen, welch mannigfaltige Einzelzüge eine solche scheinbar abseits liegende QueUe uns bieten, welch unerwartete Anregungen sie geben kann. Wie schade, daß jene Zeit so wenig dieser Art uns hinterlassen hat. 0. B,

Xnssafia. A.: Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte.

Fünfter Beitrag. 8^. 1901. 70 h 70 Pf.

Sechster Beitrag. 8«. 1902. 1 K 50 h 1 M. 50 Pf.

Per la bibliografia dei Cancioneros spagnuoli. 4**. 1900.

1 K 60 h 1 M. 60 Pf Schipper, J.: Die Geschichte und der gegenwärtige Stand der

Forschung über König Alfreds Uebersetzung von Bedas Kirchengeschichte. 8^ 1898. 50 h 50 Pf.

The Poems of Walter Kennedy, edited with introductions, various readings, and notes. 4®. 1901. 5 K 50 h 5 M. 50 Pf.

Schönbach, Anton E.: Studien zur Geschichte der altdeutschen

Predigt. Erstes Stück: Ueber Kelle's ,Speculum ecclesiae^

8». 1896. 2 K 20 h 2 M. 20 Pf. Zweites Stück: Zeugnisse Berthol ds von Regensburg

zur Volkskunde. 8«. 1900. 3 K 40 h 3 M. 40 Pf. Drittes Stück: Das Wirken Bertholds von Regensburg

gegen die Ketzer. 8^ 1904. 3 K 30 h 3 M. 30 Pf. Viertes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds

von Regensburg. I. 8^ 1905. 4 K 70 h 4 M. 70 Pf. Fünftes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds

von Regensburg. 11. 8». 1906. 2 K 65 h 2 M. 65 Pf. Sechstes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds

von Regensburg. III. 8». 1906. 3 K 80 h 3 M. 80 Pf.

Mittheilungen aus altdeutschen Handschriften. Siebentes StUck: Die Legende vom Engel und Waldbruder. 8'.

1901. 1 K 40 h 1 M. 40 Pf.

Achtes Stück: Seitenstettner Bruchstücke des jüngeren Titurel. 8«. 1904. 50 h 50 Pf.

Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters. I. Theil: Die Reuner Relationen. 8». 1898. 3 K 20 h 3 M. 20 Pf.

II. Theil: Die Vorauer NoveUe. 8». 1899.

2 K 10 h 2 M. 10 Pf. in. Theil: Die Legende vom Erzbischof Udo von

Magdeburg. 8», 1901. 2 K 2 M.

IV. Theil: Ueber Caesarius von Heisterbach. I. 8*.

1902. 2 K 20 h 2 M. 20 Pf.

V. Theil: Die Geschichte des Rudolf von SchlUsselberg. 1902. 1 K 90 h 1 M 90 Pf.

Beiträge zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke. Erstes Stück: Die älteren Minnesänger. 8". 1899.

3 K 30 h 3 M. 30 Pf.

Schönbach, Anton E.: Beiträge zur Erklärung altdeutscher

Dichtwerke. Zweites Stück: Walther von der Vogelweide.

1902. 2 K 10 h 2 M. 10 Pf. Drittes Stttck: Die Sprüche des Bruder Wernher I. 8«.

1904. 2 K 2 M. Viertes Stück: Die Sprüche des Bruder Wernher. 11.

8«. 1905. 2 K 40 h 2 M. 40 Pf.

lieber einige Evangelienkommentare des Mittelalters. 8®.

1903. 3 K 80 h 3 M. 80 Pf.

Über Gatolf toq Heiligenkreuz. Uotersuchungen und Texte. 8». 1905. 2 K 70 h 2 M. 70 Pf.

Über Hermann von Renn. 8®. 1905.

1 K 20 h 1 M. 20 Pf Sohroeder, Leopold v. : Germanische Eiben und Götter beim Esthenvolke. 8«. 1906. 2 K 20 h 2 M. 20 Pf.

Schuchardt, Hugo: Romanische Etymologieen. I. 8®. 1898.

1 K 80 h 1 M. 80 Pf.

n. 8^ 1899. 3 K 10 h 3 M. 10 Pf.

Seemüller, Josef: Zur Kritik der Königsfelder Chronik. 8^.

1904. 90 h 90 Pf. Stalzer^ J. : Die Reichenauer Glossen der Handschrift Karls- ruhe 1 15. 8^ 1906. 4 K 4 M.

Wilhelm, Dr. Gustav: Briefe des Dichters Johann Baptist von Alxinger. 8«. 1898. 2 K 40 h 2 M. 40 Pf.

Zu den beigefügten Preisen durch Alfred Holder, k. u. k. Hof- und üniversitflts- Buchhändler, Buchhändler der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., Roten turmstraße 13), zu beziehen.

Druck von Adolf Holzbaasen, k. und k. Hof< nnd Umv«nitftU-Buclidnicker in WI«n.

* .>

S i t z u n^ 9elxio v^S^eh t e

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band, S. Abhandlung.

Beiträge

zur

lateinischen Metrik

Von

Julius Gornu.

I. Accentus anima versus.

II. ÄnnAque und ärmeutaque im Hexameter.

III. Zu dem vierzehnsilbigen Hexameter der sechszeiligen Rätsel.

Vorgel«ft in der Sitsung am 6. November 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. n. k. Bof- und üniTersitits-Buchhändler, Bndibiiidler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

A. PeriodiBohe Publikationen.

Schriften der Balkanoommisiion. Antiquarische Abtheilang: L Band. Die Lika in römischer Zeit von Karl Patsch. 4^ 1901. 6 K = 5 M.

II. Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb. 1902. 18 K == 15 M.

m. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von Karl Patsch. 4^ 1904. 18 K = 15 M.

IV. Band. Antike Denkmäler in Bulgarien, unter Mit- wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk;^, H. Egger, H. Hartl, V. Hoffilier, J. Öhler, K. Skorpil, A. Stein, J. Zingerle bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und 162 Abbildungen. 4«. 1906. 24 K = 20 M.

Der römische Limes in Oesterreich.

Heft I. 8^ 1900. 9 K = 8 M.

~ Heft IL 8^ 1901. 16 K = 14 M.

Heft m. 8^ 1902. 10 K = 9 M.

Heft IV. 80. 1903. 9 K = 8 M.

Heft V. 80. 1904. 10 K = 9 M.

Heft VI. 80. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.

Heft VII. 80. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.

B. Selbständige Werke.

Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinischö Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen Papyrus der Sammlung W. Golenifiöev. (Mit 8 Doppel- tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 4o. 1906.

20 K 20 M.

Beer, Rudolf: Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 6 Schrifttafeln.) 80. 1907. 4 K 70 h 4 M. 70 Pf.

Blume, Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint- Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel- wold, Birin und Swithun. 8o. 1903. 60 h 60 Pf.

Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter- catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilum Christia- num. (Mit 1 Tafel.) 8o. 1904. 4 K 50 h 4 M. 50 Pf .

Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius. Beobachtungen über den Stil des Autors und die Ueber- lieferung seines Werkes. 8\ 1901. 1 K 40 h 1 M 40 Pf.

Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. Mit einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift des Philastrius. S«. 1903. 1 K 1 M.

III. Abb.: Cor na. Beiträge xar lateinischen Metrik.

Beiträge zur lateinischen Metrik.

Von

Julius Ck>ma.

(Vorgelegt in der Sitenng am 6. KoT«inl>«r 1907.)

I.

Accentns anlma yersiis.

Le Ters hörolqae des Qrecs fot pliö auz exi- gences de la laogne Utine, et legnt döfinitivement une forme plos sArtoe qai, scdYant mon opinion, satisfiut & la fois aoz lois de la qnantitö et 4 Celles de l'acosDt.

L. Qoicherat, Traitö de veiuficatton latine. Troisidme ödition, 8. 889.

(Jb dem Akzente irgendeine Bedeutung und welche im quantitierenden Versbau zakomme^ hat bisher niemand in er- schöpfender Weise dargelegt. Wohl gibt es Anläufe dazu. Mit der Quantität hat man sich dagegen um so eingehender be- schäftigt^ und es wird kaum eine die Quantität betreffende Frage geben^ welche nicht irgendwo und irgendwie zur Erör- terung gekommen wäre. Diese Einseitigkeit war dem vollen Verständnis der lateinischen Metrik nicht förderlich. In diesem Aufsatze versuche ich so deutlich wie möglich zu zeigen^ wie sowohl der Quantität als auch dem Akzente nach zwei kurzen Silben eine lange Silbe entsprechen kann. Absichtlich gehe ich den AusdrtLcken auflösen und Auflösung aus dem Wege, weil daraus leicht über die Sache, um die es sich handelt, falsche Begriffe entstehen. Zu dieser Darlegung entnehme ich die Beispiele einer vor etlichen Jahren über den Versbau des Ju- ▼encus geführten Untersuchung. Sie war mein erster Versuch auf einem Gebiete, wo reichliches Unkraut mit vollen Händen gesät worden ist. Hiemit meine ich die Annahme, welche allzu schroff dem gesunden Menschenverstand widerspricht, daß der

SitnmgBber. d. pbil.-but. Kl. 159. Bd. S. Abh. 1

2 ni. Abhaodlang: Cornn.

Akzent für den lateinischen Versban Yon gar keiner Bedeutung gewesen sei.^ Altere bedeutendere Dichter würden mir ebenso

' Lucian MfiUer wurde bekanntlich niemals mfide, seine Ansieht über die Bedeutungslosigkeit des Akxentes für den lateinischen Versbau vonu- tragen und ihr Geltung eu Terschaffen. Wer sie teilte, wurde tou ihm in den Himmel erhoben. Wie wenn die Grammatik und die Gram- matiker eine eigene Betonung hätten, spricht er fortwährend rom ae- eenkiu fframmatieut und Yoni grammatischen Aksent. Von seinem aecefUu9 grammatieut unterscheidet sich wenn mau im festen Besitse eines Kohlerglaubens ist der accentu» poeUeu» oder der poetische Ictus, der Senkungen in Hebungen Terwandelt Seine Äußerungen fiber beide findet man in den folgenden Schriften niedergelegt:

De re metrica poetarum latinorum. Lipsiae a. MDCCCLXI. Editio altera. Petropoli et Lipsiae a. MDCCCLXXXXIV; namentlich im dritten Buche;

Friedrich Ritschi, Eine wissenschaftliche Biographie. Berlin 1877. S. 32—36;

Qnintus Ennius, Eine Einleitung in das Studium der rOmischen Poesie. St Petersburg 1884. S. 4 und S. 220—222;

Der satumische Vers und seine Denkm&ler. Leipzig 1885, passim.

Daß der Aksent fQr den lateinischen Versbau bedeutungslos sei, nahm auch an:

W. Corssen, Ober Aussprache, Vokalismus und Betonung der lateinischen Sprache. II. Band. Zweite Auflage. Leipaig 1870. Im Ab- schnitte IV Wortbetonung und Versbau, S. 948—1000.

Dasselbe taten Wilhelm Christ, Metrik der Griechen und Römer. Zweite Auflage. Leipzig 1879, und Wilhelm Meyer aus Speyer in seiner Schrift: Ober die Beobachtung des Wortaccentes in der altlateinischen Poesie. Aus den Abhandlungen der königl. bayrischen Akademie der Wissenschaften, L Klasse, XVH. Band, L Abt. Mttnchen 1884.

Derselben Ansicht huldigen die Fransosen Louis Havet und F. Piessis, der erste im Conrs öldmenlaire de mötrique grecqne et latine rMigö par Louis Duvau. Troisiöme Mition. Paris 1893, der zweite im Trait^ de mötrique grecque et latine. Paris 1889. Noch viele andere konnte ich erwähnen.

Ob Richard Klotz, der Verfasser der Grundzüge altrOmischer Metrik (Leipzig 1890), die dem Andenken Friedrich Ritschis gewidmet sind, die Ansicht des großen Meisters bezüglich des Einflusses der Wort- betonung auf den Versbau teilt, läßt sich aus seinen Worten S. 16 nicht erkennen. Daß er an den Versictns glaubt, geht aus der folgenden Äußerung S. 266 hervor: ,Eine LAngung kurzer Schlußsilben unter der Wirkung des Versictns ist in griechischer wie römischer Literatur nur der epischen Poesie eigen.' Bentley, Gottfried Hermann, Ritschi, L. Qaicherat, P. Langen, welche der gegenteiligen Ansicht waren, ohne sie allseitig zu begründen, sind rari nantea in gurgiU wuto.

BeitrXge anr lateiniflclien Metrik. 3

gute Beispiele an die Hand gegeben haben. Da aber bei Ja- yencuB gewisse Eigentümlichkeiten besonders oft anzutreffen sind, Eigentümlichkeiten, welche mich dazu führten, meinen Untersuchungen eine breitere Unterlage zu geben, kehre ich gerne und dankbar zu ihm zurück.

Liest man aufmerksam eine größere Anzahl von Hexa- metern, Senaren oder anderen Zeilen, so bemerkt man, daß gewisse Zeilenformen viel häufiger als andere vorkommen. Man kann den Bau dieser häufigeren Zeilen den gewöhnlichen nennen, um die Zeilenformen sicher zu erkennen, ist die Kenntnis der Sprechpausen unerläßlich. Einige von diesen führen den Namen Cäsuren. Es sind aber oft noch andere Sprechpausen vorhanden, die bei einer genauen Analyse der Zeilen nicht übersehen werden dürfen.^ Sehen wir einstweilen von den Cäsuren ab, von denen zwei später zur Sprache kommen werden.

Wir wissen, daß eine Länge zwei Moren gilt und daß daher an ihrer Stelle zwei Kürzen stehen können. Ob postura oder poBitwra zum Beispiel im Hexameter an irgendeiner Stelle steht, ist gleichgültig. Die Anzahl der Silben ist ver- schieden, der Zeitwert derselbe. Da nun der Hexameter aus sechs Füßen besteht daher der Name y die der Quantität nach gleichwertig sind (4 Moren), zählt er 24 Moren. Diese Füße sind entweder Daktylen oder Spondeen. Besteht die Zeile aus lauter Spondeen, hat sie 12 Silben, besteht sie aus 5 Daktylen und einem Spondeus, hat sie 17 Silben. Es schwankt somit die Anzahl der Silben zwischen 12 und 17, oder im gewöhnlichen Versbau zwischen 13 und 17; denn die zwölf- silbigen Hexameter sind ganz seltene Ausnahmen, die meistens nur der Merkwürdigkeit halber angeführt werden. In der Regel hat

An den Behauptungen von Lucian Müller und W. CorBsen, den Vertretern des IctoB, d. b. eines leichtfertig erdichteten Aksentes, hat Friedrich Scholl im zweiten und dritten Kapitel seiner gediegenen Schrift De accentn linguae latinae (Acta Societatis philologae Lipsiensis, Bd. lY, 8. 14—32) eine nach jeder Richtung wohl begründete Kritik geübt. Auf diese Schrift yerweise ich den Leser. Sie blieb nahezu wirkungslos, wie die Haltung von Wilhelm Christ, Wilhelm Meyer, Louis Havet, F. Plessis und anderen mehr beweist. ^ Einiges hieraber enthält des Verfassers Aufsatz: Zur Distinctio der romi- schen Dichter, Prager deutsche Studien, achtes Heft, S. 39 49.

4 in. Abhandlung: Cornu.

der sechste Fuß den Wert L . . Für diesen Spondens kann anch ein Trochaeus stehen. Ob die Zeile katalektisch ist oder nicht^ geht ans hier nichts weiter an, trägt auch zur besseren Dentang in keiner Weise bei. Anstatt des Spondens mit der Betonung L - findet man im sechsten Fuße auch ausnahmsweise den Spondeus mit der Betonung _ I. Da derartige Schlüsse im ganzen selten auftreten^ lassen wir sie unerOrtert. Sie sollen jedoch den Gegenstand einer späteren Untersuchung bilden^ die zeigen wird, unter welchen Bedingungen sie zugelassen werden. Der fünfte Fuß ist in der Regel ein Daktylus L^l^.^

Je nach der Stelle, die der Spondeus im Hexameter ein- nimmt, kann er drei Betonungen haben 1 _, _ ^, _ 1, d. h. es kann entweder der erste oder der zweite Halbfuß den Akzent oder die Hebung tragen. Stehen statt der ersten be- tonten Länge zwei Kürzen, so erhalten wir einen Anapäst ^K^l, der im Hexameter als Fuß nicht zugelassen wird. Ist der andere Teil des Spondeus betont, so entspricht ihm> wenn er den Akut oder den Zirkumflex trägt, ein Fuß, der durch die Betonung vom echten Daktylus sich unterscheidet: .w^* Verschieden von diesem Spondeus an Stärke ist der Spondeus mit der Betonung _ 1; diesem Fuße entspricht der Fuß _w^^. Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch ein so betonter Fuß (_^>^) als fünfter Fuß verwendet werden.

Wie ich gleich am Anfange sagte, ist die Aufgabe, welche ich mir zunächst gestellt habe, zu zeigen, in welcher Art und Weise zwei Kürzen einer Länge entsprechen. Zu diesem Be- hufe wählen wir die zur Untersuchung geeignetesten Füße, nämlich den vierten und den dritten. Selbstverständlich aber gelten die gewonnenen Ergebnisse auch fUr die anderen Füße.

^ Ich bin genötigt, hier manches Toraoflsunehmen , was die Untenuchong später aosdrücklioh erOrtern soU oder sonstwie klarstellen wird. So setao ich den Daktjlns anf Grund sprachgeschichtlicher and anderer Erwä- gungen als 1 w ^ mit Nebenakzent an ; siehe den Anfiiata Ober armdque und ärmentdque unter 18—23, 8. 61—66, und Vgl. auch Sommer, Hand- buch der lat. Laut- und Formenlehre p. 102 Uminä, Ebenso gebrauche ich gleich im folgenden den Terminus Anapäst von meinem aksentuirenden Standpunkte aus mit der Umwertung, daß der auf der letzten Silbe liegende, bisher meist als alleiniger Yersakzent geltende Ton für mich zum Nebenakzent wird, welcher yon dem Hauptakzent auf der ersten Silbe überragt wird.

Beiträge zur lateinischen Metrik. 5

Daraus wird klar hervorgehen^ daß Quantität und Akzent un- zertrennlich sind.

Beim gewöhnlichen Bau, den wir im Folgenden allein berücksichtigen^ enden die Hexameter, welche die Hephthemi- meres (14 + 10) haben, folgendermaßen:

II 1 \ L^l\ L^

d. h. der Halbfuß, welcher dem Daktylus vorausgeht, hat den Gravis,^ der an und für sich ein schwächerer Akzent ist als

' Aach wegen der Verwendnog des Gravis, den ich nicht nur denjenigen Wertem, die nach den Angaben der lat. Grammatiker diesen Aksent hatten, sondern auch allen im vierten FoBe stehenden pyrrh ichischen Wörtern gegeben habe, bin ich genötigt, einige erörternde Worte vor- ansznschicken. Zuerst sei an die Lehren der lat. Grammatiker erinnert, die zwar nnyollständig sind, jedoch genügen, am dieses mein Verfahren sa rechtfertigen. Den Gravis hat nach ihrer Anffassang a) jedes ein- silbige Wort, welches weder den Akat noch den Zirknmflex hat; b) in den zweisilbigen Wörtern die Silbe, die den Akzent nicht trSgt (die Silbe, die nach moderner Anffassang and Ansdracksweise anbetont ist), and in den mehrsilbigen Wörtern alle Silben mit Ansnahme deijenigen, welche den Akzent (Akat oder Ztrkamflex) trägt. Somit hat jede Silbe einen Akzent and kerne ist ohne Akzent. Kach der Anffassang der lat. Grammatiker ist also keine Silbe anbetont. Vgl. hiertlber Frid. Schoell, De accentn lingnae latinae, S. 85—86. Jedoch darf man nicht annehmen, daß alle kurzen Silben, die den Gravis hatten, von gleicher Stärke ge- wesen seien, wozu folgende Äußerung des Grammatikers Pompeius (bei Schoell S. 85 XXVI» = Keil, Gramm, lat V, S. 126, 18^28) leicht ver- fahren konnte: maUsamu : »a circumflexum habet, ma le nu» istae tres sjUabae g^avem habent accentum. nam ideo dictus est gravis hac ra- tione, quod minus sonet quam sonat ille legitimus . . . ideo dictae sunt illae (syllabae) habere gravem accentum, quod et pigrum et minus sonent. Aus dem Schweigen des Pompeius und auch der übrigen Grammatiker ist nicht etwa der Schluß zu ziehen, daß in maleHums sowie auch in beneaanu» und in ähnlichen Zusammensetzungen, von denen die aller- wenigsten durch die Schrift und den Druck ersichtlich gemacht werden, die beiden Silben der Adverbien bene und male, die den Gravis hatten, ganz gleich betont waren. Wie die romanischen Sprachen überein- stimmend beweisen, waren die anlautenden Silben be und ma betonter als ne und ie. Weiter sei bemerkt, daß gewisse syntaktische Fügungen den Akzent der Adjektive, Substantive und ZeitwOrter zum Gravis her- abdrücken; denn man wird kaum annehmen, daß die Adjektive in bona Unea reeU, cava goxa, nova fimera, pia peetara, vaga semina, und die Substantive freta coneita verUüf pater ttniciM, pavor omnis, aoror anxia

III. Abhandlnng: Cornu.

der Akut oder der Zirkumflex , oder einen durch den nach- folgenden Akut oder Zirkumflex geschwächten Akzent.

Hat der Hexameter die Penthemimeres (10+14), so sind beim gewöhnlichen Bau zwei Möglichkeiten vorhanden:

oder

II I I -. 1 I L^l I 1^

II _ l^w^l— v>^l.v^

II ' I ^ I ' M '

entweder

II 1 11 _ ii^:,ii«

II 1 I 1^1 I Lsut I

*^^\ L^t\ L^t\ L^

Dieser letzte Typus ist der beliebtere. Die Dichter scheuen selbst die ungewöhnlichsten Wortstellungen nicht , um ihn zu erhalten. Gebildet wird daher die schwache Hebung des vierten oder dritten Fußes sehr oft durch einsilbige Wörter, die den Gravis haben, oder durch solche Wörter, die zwar den Gravis nicht haben, aber in Folge ihrer Stellung einen für den Vers- bau dem Gravis gleichwertigen Akzent erhalten, den ich daher mit dem Gravis bezeichnet habe.

Dieser Akzent gibt eine schwache Hebung oder Neben- hebung; denn in jeder Versart gibt es ELaupt- und Neben- hebungen. Diese letzteren können Senkungen vertreten, wenn sie unmittelbar auf eine Haupthebung folgen, vgl. p. 23 25. Der Hexameter hat in der Regel fünf starke Hebungen und eine schwache; er kann auch vier starke Hebungen und zwei schwache haben. Hexameter gibt es auch mit nur drei starken Hebungen, zum Beispiel:

Impröbitäte pari g^nitörem despiciätis U 647, Luxuriosörum c6nvivia concMebr&bat IV 193,

und auch solche mit lauter starken Hebungen. Derartige Zeilen sind seltene Ausnahmen. Träger der Hebungen sind die be- tonten Silben. Die einsilbigen und zweisilbigen Wörter, welche die Nebenhebungen des Hexameters tragen, tragen auch die des jambischen Trimeters und der andern Versarten. Andere

sich der Betonung nach yon hene und male in nuUesantu und benefonut merklich unterschieden hätten. Über die Betonung ron maileHmug siehe noch Schoell 1. 1. S. 123, 127, 128 und Corssen, Über Aussprache, Voka- lismus und Betonung der lateinischen Sprache II', 8. 886.

Beitrüge zur lateinischen Metrik. 7

Hebungen als in der nicht gemessenen Rede gibt es in der Dichtung nicht und hat es nie gegeben. Sämt- liche in der nicht gemessenen Rede üblichen Haupt- nnd Nebenhebungen, aber auch nur diese, kommen im Verse vor.

1.

Untersuchen wir die folgenden Verse:

Immortale nihil mundi c&mpage tenetur. Nuntius haec contra celeri särmone profatur. Ad templum laetis puerum p&rducere festis Omnibus annorum yicibns dh more solebant. Subsident coUes, vallis c6mplebitur omnis. Non ego nunc priscas leges dissolvere veni. Poscenti dabitur, qnaerens inventa tenebit, Pulsantique aditus foribus pkndetur apertis. Pervulgata diu legis prkecepta tenetis. Et mensas vertens aeris pröfundit acervos. Incipient rutilam terris infandere lucem. Plangentis populi fremitus clkngorque tubarum. Namque puella jacet placido d&mersa sopore. Excutite egressi domibus vfestigia vestra. Discipulo satis est vires kequare magistri. Sed jam si jubeas, messem pürgabimus omnem. Jejunam nolim tantam dimittere plebem. Sed quid proficient saecli mörtalia lucra, Si damnum subeant lucis vitaeque perennis? Tum pergunt stultae, liquidum m^rcentur olivum.

saecli immütabilis ordo. Et nivis ad speciem lucent vfelamina vestis. Fratribus en nostris propere mkndata referte.

Talia tractanti t&rpescunt membra sopore. Offer grata deo trknquillo pectore dona. Vos potius digne ckelestia quaerite regna. Tunc minimam alterius cürabis demere aristam. Fructibus e propriis nöscuntur talia monstra. lUum discipuli pariter nkutaeque paventes Evigilare rogant p&ntique pericula monstrant.

8 ÜI. Abhandlang: Cornu.

Fortia qain etiam riimpebat vincula ferri.

Erigite ergo oculoS; klbentes cemite campos.

Ttmc ad discipolos d&promit talia dicta.

Pergite nunc nt oves dbrorum praeda laporam.

Non mihi captator törrenae gloria landis.

IlliuB ad specimen dkmnabitar effera plebes.

Ulis pro merito clkuduntur lamina mentis.

Optima qui farris cömmendat semina glebis, | Filius est

hominis. Sed si qnis yestmm vtetigia nostra sequatnr. Proxima tarn Solymis cönscendit colmina montis. At rex ingressns cönvivia laeta revisit. Livor erit terris, irroribas omnia plena. Dam pergunt laetae, trknscarrant omnia pompae.

so sehen wir, daß die Wortfaßhebungen des vierten und dritten Fußes durch die anlautenden Silben folgender Wörter:

a) äequarSy älhenteSy eäelestiaf cläuduntury cürahis, däm- nabitur^ dürorum, irroribus, fästigia, mändataf nihrcentur^ mbr- talia, nbscuntur, pändetur, pürgabimus, rümpebat^ sermane, Ürrenae, tbrpescunt, tränquillOy tiklaminaj v^tigia.

b) cbmmendaty cbmpage, cbmplebitur, cönscendit, cbfivima, dimersa, dipromit, dümittere, dissolvere, Infundere, \nventa, perducere, präecepta, prbfundit, tränscurrunt gebildet werden. Solche Hebungen sind Nebenhebungen. Sie beruhen auf den Nebenakzenten, welche die Wurzelsilben und die Präfixe der genannten Wörter tragen.*

Den nachgewiesenen Nebenhebungen oder Nebenakzenten im Anlaut der eben angeführten Wörter entsprechen genau die Nebenakzente oder Nebenhebungen im Anlaute der folgenden Wörter: dbminantur, dübitare, jäculabere, Uvitate, mlseratiOf pinetralia, quätiuntur, rldierunt, ridivivam, süperessef vhiera- bite, vineranda, vhnerandis, ävidiqv£, dbminumquef bculisqtiej pbpulusque, püerumque. Nicht abweichend sind insinuando^

^ Vgl. Fr. Stolz, Historische Grammatik der lateinischen Sprache, Leipzig 1894. S. 99, § 89 und W. Corssen, Aussprache, Vokalismus und Betonung der lateinischen Sprache', Leipzig 1870, S. 824—829, dessen Nachweis Stolz vollständig annimmt. Aber es muß bemerkt werden, daß nicht alle Aufstellungen Corssens eine strenge Prüfung aushalten. Siehe auch W. M. Lindsay, Die lateinische Sprache, Leipzig 1897, S. 182 u. ff.

Beiträge cur Uteinisehen Metrik. 9

invigüare^ inviolabile^ die den Nebenakzent auf der zweiten Silbe tragen. Diese Wörter sind also nicht nur der Quantität nach, sondern auch dem Akzente nach den vorhergehenden vollkommen gleichwertig. Man braucht nur ihre Verwendung in den nachstehenden Zeilen zu beachten:

Ad patriam laeti repedant püerumque reportant.

Gratiaque in vultu et verbis vfeneranda micabat.

Aera per vacuum saltu jkculabere corpus.

Vanum est defossis terra invigilare talentis (12 + 12).

Illic aerugo et tineae döminantur edaces.

Inde Philippus ait: Cernes, diibitare quiesce.

Sublimis capiat donum inviolabile vitae.

Hae mihi sunt epulae^ pectus sktiabitur istud.

Quattuor hinc menses laetae ad primordia messis

Frugiferae aetatis certe süperesse putatis.

Auribus adsistunt clausis öculisque gravatis.

His saxosus ager simili l&vitate virescit.

Virtutes patrias simul insinuando docebat.

Discipuli ponunt epulas pöpulusque repletur.

Commovit dominum famuli mlseratio flentis.

nie sed inspiciens saevi p^netralia cordis.

Tum genibus nixi regem döminumque salutant.

Exortum terris vtoerabile numen adorant. Conplebant ripas kvidique lavacra petebant. Denique linquentem celsi fastigia montis Stipabat gaudens pöpulorum turba sequentum. Confestim sanae r^dierunt munera linguae. Ergo age tu juvenis, r^divivam tendito dextram. Me placidus semper v^nerandis auribus audis. MilitibuB primis quktiuntur corda pavore.

Nach dem frUher Gesagten ist es fast überflüssig zu zeigen ; daß die in den angeführten Zeilen vorkommenden Wortftlße, nämlich:

der molossus die Betonung 1 J. _

der palimbacchiuB der paeon tertius

X /

n » ^ ^ ^

der ionicus a minori 1^1 ^

der ionicus a maiori

^9

10 m. Abhattdlaiig: Cornu.

haben, Fälle, zu denen noch die f&nfsilbigen ^ ^ ^ ^ ^ , . ^ _ 1 i. w w und der sechssilbige « i ^y 1 ^ w hinzukommen.

2.

Wenn einsilbige Wörter eng mit den folgenden Wörtern verbunden sind, wie es bei den Partikeln der Fall ist, so ent- stehen WortftLße, die sich von den eben besprochenen durch nichts unterscheiden. Man begreift daher, daß die Ausrufungs- wörter o, heu8, heu, pro und die Konjunktionen et, atque, ac, nee, autf vel, aeu, sed, at, nam, n, tin, nt, quum oder cum, dumy quam, ut in seinen mannigfachen Verwendungen, aber nicht in jeder, ceu, qtiod, ne, neu, quin, cur, quid = cur, num, 81 = num, wovon ein guter Teil den Gravis hatte, die schwache Hebung dieser Fttße bilden. Selbstverständlich muß atque vor vokalisch anlautenden, et, vel, sed, at, ut, quod, nam, cum, dum, quam vor konsonantisch anlautenden Wörtern stehen.

Felix 6 femina salve.

Sed vetat increpitans vates ^t talia fatur. Tum petit umbrosos montes ht lustra ferarum.

terras ktque aequora _ ^,

Ast alius merces potius ko lucra revisit.

Nam neque de tribulis ficus n&c sentibus uvas Provenisse umquam iuris per terga notastis. Tale malum nön saecla prius, n^c postera norunt.

genuit n^c femina quemquam. Major Johannis nostri qui viribus esset.

legis nh littera saltem Aut apicis parvi gracilis distinctio deerit. kut mutua si quis | Orabit, tribue.

Aerias spectemus aves, nüm vomere presse Terga soli subigant, jaciunt kut semina farris, Aut segetum culmos incurva falce recidunt?

Unius aut odiis cedet vM cedet amori.

sfed veris discite dictis I 754; vgl shi veris verbis III 665

am Anfang des Verses, veris sfed discite dictis IV 89.

Beiträge zur lateinischen Metrik. 11

s^d Yobis Signa dabuntur. veniet s&d fortior alter.

nkm yeris credite dictis.

nkm pars dabitabat eoram.

pleno nkm tempore messis.

Vobis näm venerat ante | Justns Johannes.

Haitis nkm saepe vocatis, | Pancomm felix hominnm selec-

posset si tangere vestem.

caperent sl pectora vestra.

Veniet forsan si nobilis alter.

Ejus enim scriptis vester si crederet error, | Crederet et

nobis. Caecnm forte dacem caecns si nactus oberret; Decidet in foveam pariter demersns nterqne. Tom servator ait: domini si mnnera nosses

Ta potins peteres, irivam tibi traderet nndam.

cordis si panditis aares.

fidei si robar habetis.

Quae manet aeternae similis, dum saecla volabnnt.

comitnm dum pectora complet.

Jamqae dies aderit, cum sponsns tnrbine saecli | E medio

comitum rapietur. Veniet mundo cum terminns omni, tabniis cum scribere temptat.

Nonne animam pinris facimas qnkm corporis escas? Sed tna jam veniat potios qnkm nostra volontas. Scindebatque graves üt lanea fila catenas.

Illias et facies splendet c6a folguris ignis. Et jacnere simnl c6u fnsa cadavera leto. qu6d pectora dora videret. At Petmm molier tristem quöd viderat intus. Erroris labem puris quöd solveret undis. Dicitis aversi, navi quöd tollere panes | Non fuerit vobis

vacuum.

Mitia sed populis veniant üt munera vitae.

Haereat injustae n^ vobis portio vitae.

12 IIL Abbandiang: Cornu.

En popali mentes velantur ad omnia crassis

Obicibas, sensu n^ tangant mimera vitae.

Poscite jam precibas, tristi n^ frigore bramae | Adveniat

fuga Testra tarnen. Spectemos pariter, caelo n^ forte remis sos, | Hellas veniat. lUe autem: Quid me tantum, quid quaeritis? inquit. Tum Petrus quaerit quot fratri errata remittat; Vel Septem lapsus hominum si ferre lioeret. Tum quaerit Christus^ calicem si sumere possent.

Denselben Wert haben die Füße; die aus den Konjunk- tionen et, vel, sed, at, ut, quod und Wörtern wie amica, ami- CU8, imagine, imaginis bestehen, obgleich in diesem Falle der Hebung zwei Akzente , beide graves accentue von gleicher Stärke, zukommen:

Non ego palpantum yerbis ht hönore movebor I 701.

cuncti s^d kdire recusant Regales thalamos, regalis pocula mensae III 741.

Den durch die näher bezeichneten Längen gebildeten Nebenhebungen entsprechen die, welche durch neqiie, quoque, n%8%, modo, tarnen, uhi ,dX&^, quasi, velut, quia gebildet werden:

Jurandique memor juris tkmen imperat aegre. . wvy _ Signis nisi suadeat omnia virtus, | Non erit ulla fides. Nee primus quisquam, nisi cunctis serviat, unus | Esse

potest.

Ipse sed egrediens, übi tertia venerat hora, | Invenit ecce

alios. Haec adolescentis veniunt übi dicta per aures.

Arripit hos pronosque trahit y&lut impetus amnis.

Suboles quia degener erat.

Nam vobis callis clausus quia rure negatur.

3.

Daß die Präposition mit dem dazugehörigen Substantivum gleichsam ein Wort bildet, weiß man allgemein; daß sie bei gewöhnlicher Stellung den Gravis hatte, weiß man auch. Als Nebenhebungen finden wir daher ad, ant(e), per, oh, post, trans,

Beitrüge zur UteiniBehen Metrik. 13

a, cum, de^ ex, e, prae, pro, in, fub] ad, per, ob, in, aub, cum wie kanm zu bemerken nötig ist, nur vor konsonantisch anlautenden Wörtern.

At vero e speculis miracula tanta paventes Diffugiunt arbisque raunt kd tecta subulci.

Sed migrat ab atra Morte procul lucisque yigens kd iimina tendit.

Illum per vicos urbis p&rque abdita tecta

Perque iteris stratas p^r notos perque propinquos

Qnaerebat genetrix.

Praeteriensque yidet ponti p^r litora fratres.

Si te forte aliqais passus pör mille jubebit | Ire viam.

Quam laetae segetes ruris p6r terga patescunt!

terrae p6r terga cubare.

messis pfer cuita gravatae.

summi p6r regna tonantis.

Tunc conventicula ipsorum p6st talia dicta | Ingreditur.

leti pöst funera _ ^.

Magnus erit magnique feret trkns sidera nomen

crudeli vulnere fixum Obtruncant, jaciuntque foras trkns saepta cadaver.

Ecce sed exorta major cum luce tumultns.

- w w -. sumuntque simul c&m sordibus escas.

yerbis cum fraude malignis.

nullo cum crimine _ ^.

moUi cum veste tenentur.

tali cum murmure fatur.

blanda cum voce salutat.

Talibus auditis scindit d^ pectore vestem. E^estas nuper puris d^ fontibus undas. Sentiet horribilem nostra Ah sede repulsam. prisco Ak sanguine vatum. caeci Ah carceris umbris, nostro Ah semine . ^. nati Ah corpore _ ^. caeH Ah lege ^ ^ i^. nostra Ah sorte voluntas.

14 ni. Abhandlung: Cornu.

solvat ligni dh robore corpas. prisca d^ lege jabebat.

TüDC illic mansit trinos hx ordine menses.

Spiritus in vobis pro nobis digna loqnetnr. Yo8 odia urgebunt semper pro nomine nostro. - w s> _ mox hie juvenem pr6 limine cernit. Extremas mandi finis pro tempore messis. puro pro semine _ ^. dictis pr6 talibos . ^.

lEcce meo gaudens in viscere proles | Exaltat. Nunc ego praeteritas maculas in flamine pnro | Ablaere

institui.

Sarge vigens stratamqne taum süb tecta referto.

Ingressiqae dehinc pacem süb tecta vocate.

Nam reus faic aequo poenas süb judice pendet.

steterat süb litore puppis.

mundum süb nomine ruris | Accipite.

nuUo süb crimine culpae.

nostro süb tempore fulgens.

legis süb jure tenebo.

primo süb limine templi.

vivo süb pectore sumet.

somni süb pondere pressos.

Ad, per, ob, in, sub, 8in(e) und die anlautende kurze Silbe des folgenden Wortes können zwei Nebenhebungen bilden; vgl. Fügungen wie it hbnore, aid ädire S. 12. Solche Neben- hebungen kommen nur in wenigen Zeilen vor:

Tunc Yox missa dei longum pär inane cucurrit I 360. . v^ w - furvamque super nox caerula pallam Sidereis pietam flammis p^r inane trahebat II 3.

Hoc dictum scribae mentis p^r öperta malignae Carpebant II 82.

. _ praeceleri cecidit süb kcumine mortis IV 22.

Sic YOX velatur iustae süb imagine vitae IV 76.

Den besprochenen Präpositionen gleichwertig sind: apud^ prope, sine und super, über deren Betonung Schoell 1. c. Cap. X

Beitrüge zur UteiniBchen Metrik. 15

pasHm zu vergleichen ist; nur 8ine und $uper, die oft vor- kommen^ können durch Beispiele belegt werden:

Obscarae incombent super ^ omnia membra tenebrae.

Inde procellis Imperat et placidam sternit super aequora paeem.

Virtntem param servant sine frande maligna, falsi sine crimine donum. Blic Stridor erit vasti sine fine doloris. Tellori infodiens servat sine fructibus aera.

4.

Die schwache Hebung des dritten oder vierten Fußes bilden ferner zahlreiche Adverbien, die entweder den Gravis haben, oder infolge ihrer Stellung vor dem Hauptton den Gravis erhalten. Diese Adverbien sind haud und norij hic^ hinc, huc, hac und indej jam^ cras^ moXy poat, nunc, unä und saepe vor vokalischem Anlaut, tum, tunc, vel, vix, sie, tarn, bis, ter, plus. Juvencus erlaubt nicht, für alle diese Adverbien passende Bei- spiele beizubringen.

Immortale nihil mundi compage tenetur,

Non orbis non regna hominum, n6n aurea Roma,

Non mare, non tellus, nön ignea sidera caeli.

sese cur solvere poenis | Non valet?

Passeribus pretium nummi vix portio parva | Proveniet.

Tunc angore gravi maestus sie voce profatur. Ad quem virgo dehinc pavido sie inchoat ore. vestrum sie lumen ad omnes I Perveniat.

parent sie omnia jussis. sie terrent omnia mundum.

Tum juvenis sese tkm sordida vincla laboris | NoUe pati

memorat.

Et nunc mole ferit puppim, nunc turbiue proram. nunc Vera advertite dicta.

*■ EÜgentlicb mph"^ beide Silben haben den Grayis, betonter ist per.

16 m. AbhAndlnng: Cornn.

Cur temptatis ait, nimc mi cönclndere verbis | Fallaces? lUe dehinc: Epalis mecam nunc vescitar inquit. placoit mati t&nc jassa parentis | Consalere. Syriam tünc jure regebat | Qairinus. Respondent multas plebis tünc esse loquellas.

- ^ v^ . justis meritis tum digna rependet Occulti Bolus scrutator praemia cordis. tum talia femina fatur. Quattuor ex omni fuerant tum milia plebe. Respondens Ulis, dicet tum talia judex. Didymus t&m talia fatur.

Ad propriam domum repedat jäm certa futuri. Syriam jkm fama tenebat. Et nunc instantis cursus jkm temporis urget. ^ ^ ^ et vestram cuncti jkm pandite mentem. Tertia nam terris remeant jkm lumina solis. Felix qui credit finem m6x adfore verbis. navem möx linquere Petrus | Audet. multo möx vecte moveri | Praecipit. virtus möx conscia caelum | Suspicit. tumuli möx limine in ipso | Restitit. relegunt möx fragmina panis.

pöst inde frequentes Dispergunt late celeris vaga semina famae. Adveniunt brutae sero pöst tempore segnes.

Talia discipulis bis sex cum jussa dedisset. passus bis tema dierum | Lumina.

Den erwähnten schwachen Hebungen entsprechen die- jenigen, die durch ibi, procul, simuly modo, prius, ita, prope, magiSj minus, satis, nimis, bene, male gebildet werden. Aus Juvencus vermag ich nur Belege für procul und satis beizu- bringen:

_ vy w _ Procul hinc inquit, pröcul effuge daemon. pröcul haec auferte profani.

Sed nullus tanto visus sktis esse furori.

Beiträge zur Uteinischen Metrik. 17

5.

Je nach seiner Stellang kann das Zeitwort der Träger einer starken oder schwachen Hebung sein. In den folgenden Zeilen ist es offenbar, daß sowohl die einsilbigen als anch die zweisilbigen Formen schwachtonig sind.

▼obis 6st nna magistri Imposita aeternum caeli de lege potestas. lectae sunt taUa dona | Virtutis. omnis sU recta Tiamm I Semita.

Haut ignota reor vobis stkt cautio legis. Pingoia sie itidem paribas stiint viribus arva Illis qui clarae capiunt praecepta salutis. Talia conversus populo dkt dicta sequenti. Vulpibus in saltu rupes excisa latebram Praebet, et aeriis avibus dkt silva quietem. Aeriis avibus dknt nudam semina praedam. laticis dk femina potum.

Quisque capax fuerit, celsa virtute capessat Quod paucis lectisque deus vült pandere munus.

spatii sibi si f&ret ulla facultas.

Et Petrus jurans devotis omnia verbis Nescire adfirmat, quisquis f5ret ille^ negando. . ^ w et puro meutern riget amne canentis.

ubi Nazara felix Olim praedictum puero d&dit addere nomen. Forte aliquis prior hie epulas dfedit ante magistro.

6.

Alle Relativa (qui quae quod, cujus, quthua, quorum quarum quorum, cujus -a -um, quot, quotus -a -um, qualis -e, quantus -a -um), mögen sie einsilbig oder zweisilbig sein, haben den Gravis. So auch die Adverbia relativa quo, qua, unde und ubi.

Haec sunt quae maculant hominem, quke sordibus implent. En maris undisoni rupes quke prodit in altum | Scandatur tibi summa; Simon.

Sitxanplwr. d. pUL-hist. Kl. 159. Bd. 9. Abh. 2

18 nt. Abbandlong: Cor na.

Spiritus hic deus est, cüi parent omnia mundi.

Nunc tibi confiteor^ genitor, cüi gloria servit | Falgentia

caeli. Anna fuit natu gravior, qaam in flore javentae Destituit yidxiam mors inmatnra mariti. Signa dabit, proles hominis quis vertice caeli | Clareat.

grandis rerum cüi gloria restat.

Audiat haec aures mentis qni gestat apertas. L - magnifico terras qui lumine comples.

genitorem mente videbit Filiusy aat idem pandet cüi talia natns.

Qnidqaid erit laesi tangit qaöd corda mariti. Talibos attoniti comites stnpidique silebant Volventes quae tanta foret sab pectore virtas HumanOy talem possit qoke prendere vitam. Fulgentis regni sedes translata feretar Ad placidam gentem^ possit qn&e reddere fructas. Sed potius vitae possunt qni prendere laoem.

Omnia yentnrum spondent quem öracola vatum. Tum judex iterum procerum disquirere mentem Temptat^ et instanti cuperent qu^m solvere poena, Plebis ad arbitrium mitti de lege requirit.

Uberibufl vero dantur quke semina glebis, | lila femnt

pulchram segetem. Visere jam vobis licitum est, qu6d sede sepulcri Nulla istic jaceant, fuerant quke condita membra.

FeliceS; puro qui caelum corde tuentur. Observate illos, falso qui nomine vobis | Insidias faciont. Tunc jurabo illis, quod talis cognita numquam Vita mihi est hominum, gestis quke sordet iniquis. Hunc similem faciam, volucri qui fulcit harena | Funda- menta domus.

caeli qui in sede moratur.

Nam temere exsolvet casti qui jura cubilis.

Tunc manus illa virum, prima quke luce laborem

Sustulerat . . . tali cum murmure fatur.

puro qui gurgite lavit | Sordentes populi maculas.

Beiträge zar Uteinischen Metrik. 19

Deflendae jam sunt nteri cum pondere matres Et miseros fetus dolci qn&e lacte rigabant. celsa qui in sede quiescit.

Dolcia proyenient nostri cüi pocola fontis

Largior inde flnet vitalis gratia flactas.

saevus qn&s decipit error.

celso qa^m cinget honore | Majestas.

. ^ w. En regem nostrae qafam credere gentis | Debuimus.

virtns qnkm celsa capessat.

Vos inqnam rigidi, qoibns alte est insita cordis Dnrities, vestris dabitis semper bona natis. I 673.

Vobis &bi eondita res est, Illic corda etiam simili dicione tenentor. Postquam perventum est tibi fnnera virginis _ b^.

7.

Den durch tu^ msj te^ se, nos, vos in den folgenden Zeilen gebildeten schwachen Hebungen:

quo me tu scriba sequeris? gladium tu ponito noster.

.wrw. hoc etenim forsan mh subtrahet igni.

. _. praesenti liceat mh voce moneri.

Certum est yeridicum nunc venisse magistrum.

lacrimis t6 quaero profusis.

Non meminit nostrum quisquam ih visere nudum.

ih taUa dicere cemo.

vacuis sh condidit auris.

Olli firmato sh credere corde fatentur.

Cemetis pariter totum sfe scindere caelum.

Istins en pueri similem s^ inoribus aptet.

Haec ubi dicta dedit, templi si moenibus infert.

Nee genitor quicquam yestri s^ judice quaeret.

Injustum est istis similem nös quaerere nummum.

yasto y6s yulnere rumpent.

Excludet quicumque ferus y^s limine tecti.

Nam manifesta fides, sanctum yös quaerere corpus.

9*

^ m. Abbandiang: Cornu.

entsprechen die schwachen Hebungen, die durch ego, mihi, tibi, aibi, mea, tua, sua gebildet werden:

placet haec mihi gloria prolis.

Qais vestram duram poterit mihi pandere mentem?

miram mihi praecipis inqoit.

vitis mihi portio major | Semiputata jacet.

duram mortem mihi sumere malim.

In caelo et terris genitor mihi cuncta subegit

Urceus est nullus nee sunt tibi vincula funis,

Unde igitur poteris undam mihi tradere vivam?

veniant tibi digua salutis | Praemia.

vitam sibi possidet in se.

levis est m&a sarcina justis.

lila dehinc: Haec una fides m^ corda tenebit.

current tda membra levare.

ferat tüa pallia secum.

Sic caelo ut terris fiat tüa clara voluntas.

Unde igitur lolio turpi tüa rura grayantur?

. w w . cunctisque dabit süa munera terris.

Haec ubi dicta dabit, meritis süa praemia reddet.

Mea, tua, sua gehen stets mittelbar oder unmittelbar dem

Substantivum voraus.

8.

Durch das folgende Wort wird das Fürwort und Demon- strativum hie haec hoc zur Senkung oder verliert den Akut. Der abgeschwächte Akzent macht sie den früher besprochenen einsilbigen Wörtern gleichwertig.

sanctas bis ordine palmas

Inponit redditque ulnis portare parentum.

vestris hkec audio verbis.

Cernis ut inmundi subigant hkec pascua porci?

Abscedant inquit tectis hkec tristia vestris.

9.

Dasselbe tritt ein, wenn auf ein einsilbiges oder einsilbig gewordenes Adjektivum ein Wort mit dem Hauptton folgt:

Quin ego praecipiam semper blkndo esse per omnes |

Obsequio.

Beiträge sur lateinischeD Metrik. 21

Den einsilbigen Adjektiven entsprechen meistens solche zweisilbige^ die stehende Epitheta sind.

Corriget anfractns callis bona linea recti. nie jacit proprio mandans bona semina mri. Haec nbi dicta dedit, tamuli mox limine in ipso Restitit adverso complens ckva saxa clamore. Hoc petimns, custos miles növa frinera servet. Sed sermone dei complet pia pectora virtas. Tone alins pariter monitor pia jossa frequentet. Dispergnnt late celeris vkga semina famae. Adsint nate bonis ex te dkta monera mensis.

10.

In Javencns' Bearbeitung der Evangelien kommen die Zahlwörter tres^ quinque, sex, duOy tHa^ tribus als schwache Hebungen des vierten oder dritten Fußes nicht vor und wir erwähnen sie nur der Vollständigkeit wegen.

11.

Wenn auf ein einsilbiges oder einsilbig gewordenes Sub- stantivum ein haupttoniges Wort folgt^ so wird jenes zum Träger der schwachen Hebung. Das haupttonige Wort ist gewöhnlich ein Adjektivum oder Partizipium.

Contemnitque feris animis gins impia lucem.

Sic tribuit nato vitam et jus dicere iussit (12+12).

urget \hiL ista virorum.

_. w ^ - regnumque tuum lux alma reclaudat.

veniet lux aurea vitae.

Legibus et jussis domin i m&ns dura resistit.

Convexum quotiens claudit nöx humida caelum.

Principio deus in terris pkr dispare sexu | Constituit.

Pars vendebat oves^ pkrs corpora magna juvencum.

In terris justos homines pkx digna sequatur.

Progenies veneranda dei, röx inclite gentis.

Ast ubi lucifluum reddet 861 tertius ortum.

vitae spis unica fatur,

nobis sp6s unica restat.

> . trepidumque diem sbl nocte recondit.

22 in. Abbandlang: Cor na.

Nam nomen legio est nobis mnltosqae süb ano

Nomine consociat flatus vis sola nocendi.

^ w et excüssam rapnit y\ vulneris anrem.

Talis et attonitis caelo v6x missa cucurrit.

Hinc veteris quondam flaxit vöx nuntia vatis.

nll horam cemere possnm.

Ät TOS tantomm scelernm n\l paenitet nmqaam.

Nam statait genitor remm irreyocabile tempus

Quo cnnctam torrens rapiat flkmma ultima mnndom.

Tarn sanctam Christi faciem spüta improba complent.

Steht anstatt des einsilbigen Substantives ein zweisilbiges, so folgt fast immer daranf ein Adjektiyiim, ein Partizipium oder ein Demonstrativum; maris aestibus und salis _^ sapo- rem in den zwei letzten Beispielen sind gleichsam Zusammen- setzungen und daher keine wirklichen Ausnahmen.

Indulgens hominum genitor bona mitia digne Quam praestare magis gaudet poscentibus aequis. Illum procumbens sancte ch6rus omnis adorat. Tune etiam juvenis, fueras cömes additus inqnit^ Isti quem ludens procerum sententia damnat? Hoc magis inclamant: Nos, nos crüor iste sequatur. Et genus in nostrum scilus hoc et culpa redundet. Unde meara tanto voluit dfeus aequus honore | lUustrare

domum ? Uli inter sese timidis miracula miscent ColloquiiSy quae tanta sibi et permissa potestas, Quodve sit imperium, cui sie fr^ta concita ventis ' Erectaeque minis submittant colla procellae. Transierat tandem snlcans frfata fervida puppis. Nam me demissum rerum pkter unicus alto E caeli solio tibi nunc in verba venire | Praecipit. Mentibus absistat fidei pkvor omnis ^ _ ^ . Nunc meminisse decet quoniam plknus ille solebat Vnlgari semper jactans promittere plebi . . . Pro fratris morbo justis s6ror anxia curis. Pectoribus vestris semper timor omnis aberret.

coramque a criminc palmas

Beitrige zar UteinUchen Metrik. 23

Ablnity nt genti tantum mkcula illa maneret. .wwr horrendo signant sc^lera impia facto.

Nunc inqait pisces capitis märis aestibos undis. Discite vos hac in terra sälis esse saporem.

Selten steht das Substantiv dem Adjektive nach, wie zum Beispiel in:

Nil absente deo loquimur, nil abdita dausum

Pectoris antra tegunt; praesens deus omnia cemit I 588.

In diesem Falle hat die Zeile eine deutliche Nebencäsur.

Auf die im Vorhergehenden besprochenen Wörter, die schwache Hebungen bilden, dürfte sich der von A. Oellius (N. A. XVm XII 8) aufbewahrte Satz Varros beziehen: in priare verbo graves prosodiae quae ßierunt, manent; reliquae mutant (== mutantur).

Juvencus' Bearbeitung der Evangelien zählt, die Praefatio einbegriffen, 3210 Hexameter. In 600 Zeilen etwa kommen solche einsilbige Wörter ab Hebungen des vierten Fußes vor. Da nun viele dieser Zeilen ungewöhnliche Wortstellungen auf- weisen (man sehe die unter 2, 3, 6 angeführten Verse und Halb- verse), die in der Prosa kaum anzutreffen sind, so ist nicht zu bezweifeln, daß die so häufige Betonung des vierten Fußes ^ 1 eine beabsichtigte war. Hätten jene Umstellungen keinen rhyth- mischen Grund, dann wären sie eine mutwillige Entstellung der Sprache.

Pyrrhichische Wörter, welche die schwache Hebung des vierten Fußes bilden, sind bei Juvencus verhältnismäßig nicht zahlreich. Mit Vorliebe setzt er da zweisilbige Wörter, die entweder den Gravis haben oder einen Akzent, der sich, was die Stärke betrifil, vom Gravis wenig unterschieden haben kann.

Von 3210 Zeilen haben 140 etwa pyrrhichische Wörter im vierten Fuße, d. h. 4^^. S. Anhang S. 31. Viel seltener bilden solche Wörter die schwache Hebung des dritten Fußes.

12.

Folgt auf eine Haupthebung eine Nebenhebung, so kann diese die Stelle einer sonstigen Senkung einnehmen. Für sie können auch zwei Kürzen erscheinen. Die so gebildeten Füße

24 III. Abhandlang: Cornn.

(1 ly 1 w w) Bind voller als die, welche ans einem zweisil- bigen oder dreisilbigen Worte (I _, ^ ^i) bestehen.

Prodet enim fratrem scelerita insania fratris.

lUa domns plnviis ventisqae illaesa manebit. _ w w -. mund&mqae \mplebant talia facta, lign&mqne ädferre jnbebant. Conveniant saxiqne higentia pondera volvunt.

In medio tarrem prel&mqae ht dolia fecit.

Non aerago illos tineieve kat horrida famm | Factio diripiet. vestömve aüt mobile qoicquam.

Tum solvi JQSsit laet&mqne kd tecta remittit.

Ipse dnos pisces et quinque hx ordine panes | Dividit. Qnattnor en luces totidämque hx ordine noctes | Praetereant. Constitaet vobis snblimi in yertice sedes. Ut liceat miseris penetrire in limina laeta.

Nam me demissam reram pater unicos alto E caeli solio tibi n&nc in verba venire Praecipity et cara tibi m6x h conjage natnm Promittit, grandis reram cui gloria restat.

Ergo aderant popnli passimqne hinc inde mentes Complebant ripas avidiqae lavacra petebant.

vix gaudia tanta Spiritus iste capit, qaod mi dignatos in altnm | Erigit ex

hnmili celsam.

Vos antem stricto qui mi cömprendere ferro | . . . Gon-

curritis. sed vös hkec jnssa tenete.

Haec est illa salus qua n6s hx hostibus atris | Eripit. Sollicitet proprio ne vös pr6 corpore vestis.

procnl häec kuferte profani.

An aliam snperest post hiec sp^rare salutem?

Cni dominus dicta häec divino pectore promit.

Aocepit pnemm laet&sqne hkec dicta profatar. Incolamiqae dehinc celAre hkec gaudia jussit. Procidit ante pedes rupitque hknc pectore vocem.

Beiträge sur lateinischen Metrik. 25

Ergo cibam potnm vest^mqae ht inania cuncta Gentibos infidis terrenam linqaite cnram.

_ _ disjectöque kperitur terra profunde.

Gens est olterior sargenti conscia soli

Ästroram sollers ortusque öbitusque notare.

Tas aurom mjrrham regiqne hominiqne deoqae | Dona

ferunt. Sed veris verbis iterilmqae itemmque monebo. Et crncis e poena corp&sqae knimamqne resolvat.

Hant umquam nostrnm meminit ih visere quisqaam Aut sitis ant saevae famis iegrum kgitare laborem IV 295.

nam pdrs dübitabat eomm IV 788.

ÖS kperire meum dignabor II 827 am Anfange der Z eile

13.

Im Vorhergehenden anter 4, 5, 7, 8, 11 wurde dargelegt, wie ein Haaptton durch den folgenden Hauptton zum Nebenton werden kann. Es gibt jedoch Fälle , in denen der Akzent (acutus und circumflexus) seine volle Stärke behauptet. Diese Fälle sind die Negation, der negierende Imperativ und die fVage. E^ behalten daher folgende Wörter ihren Akzent un- geschwächt: die Negationspartikel non in non sum dignuSy non e9iy die Negationspartikel ne vor dem Imperativ, die Adv. interr. ubi, unde, quo, qua, quando, quam, qui, ut, das fragende Fürwort und Adjektivum ^is quid, qui quae, quod, quot, quotUB -a "Um. Daß die zweisilbigen Formen der Interrogativa cujus, quorum quarum quorum, quibus, ferner cujus -a -um, qualis -e, quantus -a -um sich durch den Akzent von den Relativen unterscheiden, weiß man.

et mitem ni subtrahe vultum.

veniet sed fortior alter. Cujus vincla pedum n6n sum contingere dignus. I 339. Est est sufficiat, quod nön est dicite: nön est.

Discipuli quaerunt, Abi cenam sumere paschae | Vellet.

qu6 me tu scriba sequeris? Als Relativsatz würden diese Worte die Betonung qiib ml tu scriba sequeris haben.

ubinam vel qu6 mh tempore nosti?

26 m. Abhandlung: Cor na.

Cernite per pingaes agros ii lilia fulgent. I 642.

Vipereae gentis suboles, qxils debita vobis Supplicia argentesqae iras evadere monstrat?

Nunc demum quaeris, veteri qn&e lege tenentnr? Ipsam percontant cuncti quie cansa clamoris Impabem tantnm tollat per gandia plebem. Tarn Petrus quaerit qu6t fratri errata remittat.

Das Fürwort me ist Träger der Hebung in:

Talis donantem si mi v&neratus adores I 402. Qui me cönfessus fuerit II 495. Talia concedens genitor mihi testis adhaeret Qui m^ dimisit terris sua ponere jussa. nicht aber in:

Qu6 me tu soriba seqneris? II 14. Ubinam vel qu6 mfe tempore nosti? II 113.

14.

Welche Mittel Juvencus anwendet, um die Hebung des vierten oder dritten Fußes schwach zu bilden, habe ich aus- führlich und, wie ich hoffe, überzeugend dargelegt. Es gibt aber noch andere Tatsachen im lateinischen Versbau, welche sorg- fUltige Rücksichtnahme auf die Akzente erkennen lassen. Wenn die Quantität allein hiebei im Spiele wäre und nicht auch die Beschaffenheit der Akzente, so könnte man folgende Erschei- nung gar nicht erklären. Es gibt im Lateinischen eine Un- menge von viersilbigen Wörtern mit der Messung und Betonung 1 w w w, die mit einem elidierbaren Vokal enden: die Adverbien continuo, interea, praeterea] zusammengesetzte Zeitwörter wie accipere, concipere^ deciperej exciperej incipere^ occipere, per- cipere, praecipere^ 8uscipere\ afficere^ conficere, deficere, effi- cerey inficere, officere^ perficere, praeßcere, proficere, sufßcere; aspicere, conapicerej despicere^ inspicere, perapicere, prospicere^ respicere, suspicere, jedes mit fünf gleichwertigen Formen: ac- cipiOy accipiam, accipiam, aeciperem, accipite] wie commanerej invidere, possidere, jedes mit zwei Formen: commoneo, commo- neam] wie comperirej desilire, invenire, jedes mit drei Formen: invenio, inveniamy inveniam ; wie die 2. Pers. Sing, des Impera-

Beiträge zur lateinischen Metrik. 27

tivB der zuerst erwähnten Zeitwörter und namentlich der De- ponentia: aggredere, congredere, digrederSj egredere^ ingredere, progrederey regredere; wie endlich die 1. Pers. Sing, des Plns- qoamperfektnms , des Fat. exactnms Ind. und des Perfektoms Conj. von zahlreichen Zeitwörtern: praebueram, praebuero, prae- btierim] perdideramj perdidero, perdiderim] dormieram, dar- mierOj dormierim. Weniger zahlreich, aber keineswegs selten, sind Adjektive wie consimile, dissimile, finitima, frugiferay il- licita, innumeraj mcignanima; Substantive wie Itutitiay materia, augurium, auguriaj officium^ ofßday centurio. So beschaffene Wörter, obgleich sie der Quantität, wenn sie durch Elision den auslautenden Vokal einbüßen, vollkommen genügen, dürfen weder als fUnfter noch als vierter Fuß verwendet werden. Accipit armaj dirigit hastamj effugit hoatem sind erlaubte Hexameter- schlüße, nicht aber accipite arma oder accipere arma^ dirigite h(ut€ts oder dirigere hastas, effugiie hoHem oder effugere hoitem und auch nicht die Halbzeile jam colligere arma jubehat. Bei allen Dichtern ist die Stelle, welche die Wörter mit dem Werte 1 w ^ ^ einnehmen, gewöhnlich der erste Fuß, seltener der zweite.

Meiner Ansicht nach läßt sich die streng beobachtete Aus- schließung der Wörter mit dem Werte 1 ^ ^ s^ aus dem fünften und vierten Fuße nur durch die Rücksicht auf den Akzent er- klären. Daß an den bezeichneten Stellen Lucrez ziemlich oft, Horaz und Persins einige Mal solche Wörter zulassen, ist be^ kannt. Um so strenger verfahren die andern Dichter, die ent- weder gar keine Beispiele aufweisen, oder so seltene, daß man ihnen keine Bedeutung beimessen kann.

Fast alles von mir bisher Gesagte steht schon bei den lateinischen Grammatikern, deren Lehren über den Akzent oder richtiger gesagt über die Akzente ich richtig verstanden zn haben hoffe. Meine Darlegung ist nichts anderes als die Anwendung ihrer Lehren zur Deutung des Hexameters des Juvencus. Sie gilt aber nicht nur für den Versbau des Juvencus, sondern auch für den gewöhnlichen Zeilenbau aller Dichter, somit für die überwiegende Mehrzahl aller lateinischen Hexa- meter; sie gilt auch für den jambischen Trimeter, überhaupt für alle Verse, in denen die Quantität beobachtet wird. Vor- treffliche Dienste bei dieser meiner Darlegung leistete mir die

28 III. Abhandlung: Cornu.

beinahe vollständige Sammlang aller den Akzent betreffenden Stellen y die Friedrich Schoell im sechsten Bande der Acta so- cietatis philologae Lipsiensis S. 73 215 vor zweiunddreißig Jahren gut geordnet herausgab.^ Eine der wichtigsten scheint mir der letzte Teil der Interrogationes et responsiones^ welche Lacian Müller im achtzehnten Jahrgange N. F. des Rheinischen Museums (1863) S. 172—177 zuerst aus einer Leydener Hand- schrift veröffentlicht hat. Dieser letzte Abschnitt ist eine kurze und klare Zusammenfassung der Lehren über die Akzente. Ich teile sie mit nach dem Texte von Keil in den Grammatici latini VII. Audacis excerpta S. 359 361: Sunt item quaedam quae a regularum ratione recedunt: nam per omnes syllabas gravantur^ circumflexi vel acuti accentus carent (BFL). plenius ergo intendendum est animo, ut haec intellegere possimus. non omnes partes orationis aequales sunt, nam nomen et verbum et participium inter partes omnes excellunt; ceterae his adpen- dices videntur. nam et pronomen subjacet nomini, et verbo servit adverbium. coniunctio quoque et praepositio ad clientelam majorum partium pertinent. hae ergo partes quae adpendices sunt sie majoribus copulantur; ut tamquam in unam partem orationis coalescant, proprium vero fastigium perdant^ non omnes dumtaxat; sed pleraeque. adverbia pauca fastigium amittunt (admittunt BMFL) quae sunt locorum^ quando confirmativa sunt, nam si interrogativa fuerint, ut est quo te Moeri pedes ? (Buc. IX 1) et quo fugis Aenea? (Ae. X 649) et qui genus, unde domo? (Ae. VIII 114) et quove ire jubes^ ubi ponere sedes ? (Ae. III 88), circumflectantur vel acuuntnr juxta regulas quae praedictae sunt, si autem confirmativa fuerint eadem adverbia, gravabuntur, ut

ille vides pura juvenis qui nititur hasta (Ae. VI 760). hie enim ,qui^ pronomen gravem sumit accentum, quia non interrogativum, sed confirmativum est. adverbia confirmativa sunt, ut

genus unde Latinum (Ae. I 6) et illud

^ De accenta linguae latinae veternm grammaticorum testimonia colleglt disposuit enarravit Fridericus Schoell.

Beitrige sar lateinischen Metrik. 29

est hic^ est animas lucis contemptor, et istam qai vita bene credat emi^ quo tendis honorem (Ae. IX 206). faic ergo et ^unde' et ^quo^ et ;qai'y quia confirmativa STmt^ gravantar. Sed haec in pronominibus et adverbüs panca sunt, in conjnnctionibus plara. nam copolativae et disjonctivae prope omnes gravantnr. expletivae plures fastigia retinent. cansales antem et rationales quaedam cnm fastigiiS; aliae gravi accentu deprimnntar, qnod in pronuntiatione deprehendes. praepositiones vero omnes sine fastigio sunt, sane notandum est adverbiom ^ergo' nt ^illins ergo venimos^, quod propter distantiam conjunc- tionis ,ergo' in posteriore syllaba circamflectitor.

Daß die Grammatiker von der Bedeatong des Akzentes für den Versbau nie gesprochen hätten, wie Lucian Müller mehr als einmal behauptet, ist unwahr. Zu den von Friedrich Schoell im dritten Kapitel seiner Schrift De accentu linguae latinae erwähnten Äusserungen hierüber ist die folgende hinzu- zufügen: acutus et gravis et circumflexus^ soli sunt qui . . . naturalem uniuscujusque sermonis in vocem nostrae elationis servent teuerem, nam ipsi arsin the- sinque moderantur, quamquam sciendum est quod in usu non sit hodierno gravis accentus.^ Sergii Explana-

^ Wir haben nämlich gar keinen Grund, den Angaben der rOmischen Grammatiker über das Vorhandensein des (ieeentits circumflextu im Latei- nischen nicht zu trauen. Was P. Langen, Philologus XXXI 8. 116 121 d^g^en einwendet, ist eine Logomachie, keine Beweisführung. Denn daß die Akzente yon Borna and Borna nicht dieselben waren, solange das a des Ablativs sich yom karzen a des Nominativs unterschied, ist durchaas wahrscheinlich und kann nicht überraschen. Die von den lat. Grammatikern angeführten Beispiele des Circumflexus findet man bei Lindsaj, Die Lateinische Sprache, S. 186, zusammengestellt.

* So oft ich diese letzten Worte lese, werde ich an den Dialog zwischen Gironte und Sganarelle in Moliöre*s M^ecin malgr^ lui (II, VI) erinnert: ,0n ne peut pas mieuz raisonner, sans doute. II n*y a qu^une seule chose qui m^a choqu6: c*est Tendroit du foie et du coeur. II me semble que Tous les placez autrement quMls ne sont: que le coeur est du c6t^ gauche, et le foie du cdtö droit. Oui, cela ötait autrefois ainsi : mais nous ayons chang^ tont cela.'

In allen Sprachen, welche mir näher bekannt sind, ist der Gravis vor- handen. Er kann niemals untergehen. Die romanischen Sprachen besitzen ihn. Daher kann nur mangelhafte Beobachtung der Akzentverhältnisse den Verfasser der Explanationes zu der Behauptung verführt haben, der Gravis wäre nicht mehr gebräuchlich.

30 m. Abhandlung: Cornu.

tiones Artis Donati, Keil Gramm, lat. IV S. 482 15 —18. Es ist auch nicht zu verwundern , daß so wenige Zeugnisse dar- über vorhanden sind. Die Grammatiker schrieben Air ihre Zeit- genossen, nicht für die Nachwelt. Ihren Lesern brauchte daher das Selbstverständliche nicht gesagt zu werden. Ahnlich steht es mit dem Reime bei Griechen und Römern. Man hat lange behauptet, sie hätten ihn nicht gekannt. Wie die Namen, welche sie dafür hatten, beweisen, wußten sie sehr wohl, was der Reim ist.

Wenn der Weg, den ich bei der vorliegenden Untersu- chung eingeschlagen habe, kein irriger war, so dürfte der Be- weis erbracht sein, daß die Römer bei ihrem Versbau Quanti- tät und Akzent gleich sorgfältig berücksichtigt haben. Man sagt, daß die Romanen ihre Verse nach dem Akzent bauen und sich um die Quantität der Silben nicht kümmern. Mögen sie sich darum kümmern oder nicht, sicher ist, daß es ohne Quantität keinen Vers gibt. Bei Griechen und Römern, die uns vor allen andern Völkern angehen, war sie eine quantitas cum rationey bei den Romanen ist sie eine qiLantitcu sine ratione. Denn romanische Verse von gleicher Silbenzahl und gleichem Bau haben keineswegs immer dieselbe Quantität. Es gibt leichte, mittelleichte und schwere Zeilen, die regellos mit- einander abwechseln. Ohne zu fürchten, einer Übertreibung geziehen zu werden, darf ich weiter sagen, daß die Römer sich um den Akzent oder richtiger gesagt um die Akzente ohne Vergleich mehr gekümmert haben als die Romanen. Daher setze ich dem Satze Lucian Müllers accentus vis nulla mein accenius anima versus auf alle Zeiten entgegen.

Da die Bildung des IV. Fußes des Hexameters bei den römischen Dichtern ein eigener Aufsatz eingehend behandeln wird, drucke ich den folgenden Anhang ohne Kommentar ab. Die Bildung des IV. Fußes des Hexameters im Heptateuchos habe ich in den Prager deutschen Studien, 8. Heft, S. 50 57, vor kurzem dargelegt. Die Vergleichung der gewonnenen Ergebnisse fbrdert manche Überraschung zu Tage.

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8itsiang8b«r. 4. phü.-Ust. Kl. 169. Bd. S. Abh.

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34 III. Abhandlang;: Cor nu.

n.

Arm&qae and ärment&qae im Hexameter.^

1.

Die Feststellnng der sprachlichen Hebungen ist die erste und wichtigste Aufgabe der Metrik. Erst nach voUkommener Lösung derselben ist die Gliederung des Verses zu untersuchen. Die Bestimmung der Hebungen setzt die Kenntnis der Akzente voraus^ durch welche zum Teil auch die Nebenhebungen zu er- mitteln sind.

Zugleich mit der Sprache entsteht der Rhythmus.

Keinen andern als den eigenen braucht sie. Andere He- bungen als die sprachlichen gibt es daher nicht. Ein Wort kann niemals mehr als eine starke Hebung haben, welche mit dem Wortakzent zusammenfilllt und welche wir Wortakzent zu nennen pflegen. Schwache Hebungen können in einem Worte mehrere sein. Die starke Hebung oder der Akzent bestimmt nach vor- und rückwärts die Stelle der schwachen Hebungen. Im Worte ^ sind die Hebungen unveränderlich. Sie haften fest, wo die Sprachentwicklung sie einmal hingetan hat. Eine sprach- liche Senkung kann nie zu einer Hebung werden, nur eine sprachliche Hebung kann durch eine andere von gleicher Stärke oder eine stärkere zu einer Senkung werden. Wenn der Hexa. meter und der Senar mit Wortverbindungen und Sätzen, wie die folgenden:

^ Der Vortrag, den ich am 27. September 1896 gelegentlieh der dreinnd- rierzigsten Versammlung deutscher Philologen und Schulmlnner in K(Jln gehalten habe und worüber ein kurzer Bericht in den Verhand- lungen, S. 166, erschienen ist, war ein Auszug aus dem yorliegenden Aufsatze. Es sind bereits über 12 Jahre, seit er ausgearbeitet ward. An meiner damaligen Darlegung habe ich keine nennenswerte Änderung vorgenommen und habe davon heute nichts zurückzunehmen ; im Gegen- teil haben mir meine weiteren Untersuchungen noch schlagendere Be- weise zugeführt. Die Zählungen wurden einer neuerlichen Durchsicht unterzogen. Jenen, die meine Anschauung über den klassischen Versbau teilen, werden die zahlreichen Versanalysen g^te Dienste leisten. Im Verhältnisse zu dem bearbeiteten Stoff nehmen sie übrigens nur einen geringen Raum ein.

* Hier ist ,Wort' im Sinne einer einzelnen bestimmten Wortform gebraucht, so daß perficere als ein von perßcU verschiedenes Wort gilt

Beiträge cur lateinischen Metrik. 35

ferrati postes and postes ferrati^

vicinas arbes urbes vicinas,

mutabat merces merces matabat,

laadatar Carmen Carmen landator,

debemnr morti morti debemnr,

contentas viyit vivit contentnS;

vivebat parce parce vivebat,

beginnen können, so ist daraus niemals ein anderer Schluß zu ziehen, als daß der Anfang des Hexameters und des Senars

entweder _ 1 _ 1 _ oder L 1 _ lautet. Mit anderen

Worten, es kann der erste Spondeus je nach der Wortstellung die Betonung _ L oder L _ haben. Dieses versteht sich eigentlich von selbst, und ich würde hier das Bemerkte nicht gesagt haben, wenn nicht bekannte Handbücher, die gläubige Leser finden, darüber die wunderlichsten Lehren vortrügen. Wer für die angeführten Versan&nge eine verschiedene Betonung je nach der Versart annimmt, hat den Beweis zu fUhren, daß ein derartiges sprachliches Unding zu den sprachlich möglichen Dingen gehört.

Auch zeigt mir der bekannte Vers des Juvenal:

Orandum est ut sit mens sana in corpore sano,

der mir folgendermaßen entstellt irgendwo in die Augen fiel:

Orandum est ut mens sit sana in corpore sano,

daß es Leute gibt, welche zwischen dem Bichtigen und Falschen oder mindestens zwischen dem Gewöhnlichen und Ungewöhn- lichen die Gh'enze nicht zu ziehen wissen.

2.

Der Metrik zweite Aufgabe, nach Feststellung der He- bungen, ist die Qliederung des Verses nach den Sprechpausen, die unter den Namen: Cäsar, Topm), cola und commata bekannt sind, nicht nach Belieben, sondern wie sie von den rhythmischen Gesetzen, welche in der Dichtung und in der Prosa dieselben sind, gefordert werden.

Abgesehen von ganz vereinzelten Fällen, in denen zweierlei Auffassung im Bereiche logischer und metrischer Möglichkeit liegt, muß man aus den Gesetzen der Metrik in der Regel klipp und klar bestimmen können, wo die Cäsur und welche

36 tiL Abhandlung: Cornü.

Cäsar vorhanden ist. So wird uns z. B. die Metrik mit aller Sicherheit bestätigen können, daß im ersten dieser Verse:

Vesper adest: jnvenes, consurgite: Vesper Olympo Expectata diu jam tandem lamina tollit,

Catnll die bukolische Cäsar gewollt hat; daß Vergil in dem

Verse:

Uli inter sese magna vi bracchia toUant

In namerum,

die nämliche Cäsar im Sinne gehabt hat; daß Horaz in dem

Verse :

Fortanam Priami cantabo et nobile bellum,

keine andere als die Hephthemimeres gemeint hat. Daß die Sprecbpausen, wie sie gewöhnlich in Versen wie die folgenden:

Paulatim somno fessa remittat opus. Tib. Purpureas tenero poUice tange genas. Ov. Tempora si fuerint nubila, solus eris. Oy.

angebracht werden, ein Hohn auf den gesunden Menschen- verstand sind, müßten Metrik und Exegese meines Erachtens nicht erst zu beweisen nötig haben.

3.

An einer einzigen Erscheinung des daktylischen Vers- baues, welche wir nach allen Seiten beleuchten wollen, soll der Beweis geführt werden, daß die lateinischen Dichter aller Zeiten sehr wohl gewußt haben, daß der Akzent, oder besser gesagt, die Akzente nicht ohne Bedeutung für den Versbau sind, und daß bestimmte Akzentverhält nisse Störungen eines bestimmten Rhythmus nach sich ziehen.

Die zahlreichen Tatsachen, welche dafür sprechen, daß der Akzent für den quantitierenden Versbau nicht bedeutungslos ist, will ich hier übergehen. Einige sind ja schon von andern angeführt, wenn auch vielfach ungenügend begründet worden. Gegenstand dieser Abhandlung soll die Art und Weise sein, wie die lateinischen Dichter armdque^ armdvej armäne, plerdqvs und utrdque im Hexameter und Pentameter verwendet haben. Die angeführten Wörter sind nur Beispiele für alle Wörter von gleichem Bau und gleicher Quantität; denn so wurden diese Wörter gesprochen, wie die sämtlichen Zeugnisse der

Beiträge Eur Uteinischen Metrik. 37

alten Grammatiker übereinstimmend besagen.^ Da jedoch der Zusammenhang es nicht nur erlaubt , sondern erfordert , soll auch die Verwendung von: ärmentdquey ärmentdve, ärmentdne, oRmentäque, alimentdvey allme^iidne von unserer Darlegung nicht ausgeschlossen werden.

Sollte die Meinung^ daß man armaque wie cörporä ge- sprochen hätte, noch bei einigen bestehen moderne Gram- matiker haben ohne jeden Grund diese Betonung angenommen so wird das Folgende derselben jede Stütze entziehen und zeigen, daß diese Betonung eine irrige ist.

4.

Wörter wie die erwähnten stören den daktylischen Gang des Hexameters, wenn sie nicht an einer Steile stehen, wo die Störung, weil weniger fühlbar, unbedenklich ist.

Versausgänge wie die folgenden aber:

non omnia possumus omnes, et dulcia limina mutant, atque ordine singula pandit, ferit aurea sidera clamor^ dum nubila ventus agebat, et plurima mortis imago, vocat agmina saeva sororum, ne tempora perde precando,

haben die lateinischen Dichter niemals vermieden, d. h. der aus einem Worte bestehende Daktylus füllt gern den vierten und fünften Fuß aus. An dieser letzten Stelle ist ein Wort wie limina geradezu gesucht, und man hat aus dieser Tatsache mit Recht geschlossen, daß hier wenigstens für den Bau des Hexa- meters eine bestimmte Stelle des Akzentes nicht bedeutungs- los ist.

Eine dritte Stelle hat der durch ein Wort gebildete Daktylus im ersten Fuße. Es kann zwar ein solches Wort noch als zweiter Fuß vorkommen, aber die Beispiele sind so selten^ daß ich einstweilen diesen Fall füglich übergehen kann.

* Gesammelt yon Fried. Scholl in: De accentn lingnae latinae S. 135 nnd folg., XCI*— XCIV«».

38

ni. Abhandlung: Cornn.

5.

Wie steht es nun mit armäqtief armdve, armdnej plerd- que und uirdquef Können diese Wörter dieselben Versstellen wie timporä einnehmen ? Darüber gibt die folgende Zusammen- stellang jede wünschenswerte Antwort. Alle Dichter von Ennius an bis auf Rutilins Namatianus wurden zu Rate gezogen : über 140.000 Hexameter und gegen 20.000 Pentameter wurden unter- sucht. Die gewonnenen Ergebnisse ruhen somit auf breitester Grundlage. Ich lasse jedoch die Dichter aus, von denen uns nur wenige Verse erhalten sind. Auf solche kann man keine Beweise gründen. Ich bin nämlich der Meinung, daß die ge- nauesten Forschungen, an einem und demselben Schriftsteller vorgenommen, niemals volle Auskunft geben. Man muß ihn nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit seinen Vorgängern, Zeitgenossen und Nachfolgern vergleichen und zu dieser Ver- gleichung gibt uns gerade die römische Literatur reichliche

Gelegenheit.

Hexameter.

Zahl der Verse

I

armaqntt

V armaqne

Moren 16-SO armentaqne alimeotaque

Korea 11-16 ftrmentaqa« alimentaqiift

Cicero 666

Lucretius 7393

Catnllus 474

Vergiliu«, Buc, Georg. . 3019 Vergilins. Aeneis . . . 9895

Horatins 4206

Ovidius, Met 11995

Gratins Faliscus ... 541

Manilius 4258

Germanicus 941

Persius 650

Lucanus 8060

Petronius 453

Calpumius 758

Ilias latina 1070

Valerius Flaccus . . . 5592 Silius Italiens .... 12211 Statins, Silvae .... 3321 Statius, Ach., Thebais . 10839

14 76

5

26

51

16

193

2 49 11

3 78

4

5 21 60 54 34 81

1

32

1

12

22

10

19

2

2

1

3

21

3

2 26 16

9 19

1

62

68

11 55

4

23

5

4

90

1

2

6

88

76

47

143

2

19

8 41

4 248

3 29

4 85 12 7 18 66 98 40 126

Übertrag . 86342

j 772

200

697

j 810

Beiträge zur lateinischen Metrik.

39

T

V

Moren 15-^

Moren 11-16

Zahl der Verse

armaqne

armaqae

armentaque alimentaque

armentaque alimentaque

Fürtrag . 86342

772

200

697

810

Jnyenalis 3837

11

5

9

15

Nemesianus 641

3

2

1

Jayencns 3240

8

2

4

Ayienns 3302

22

23

7

13

AasonioB 2176

8

2

12

4

Prudentins 5003

5

4

12

11

Panlinns Nolanus . . . 6287

41

11

14

7

Ciaudianus 9012

106

11

89

70

119839

976

256

844

935

Distiolia.

a) Hexameter.

Zahl der Verse

I

armaqne

V armaqne

Moren 15—20

armentaque

alimentaque

Moren 11-16 armentaque alimentaque

Gatullus 323

Tibullus 690

Lygdamus 145

Propertins 2018

Ovidius,Ep 1809

Am 1230

De med. fac. . . 60

Ars am 1170

Rem. am. . . . 407

Fast! 2484

Tristia 1766

Ibis 321

ExPonto . . . 1699 Consolatio ad Liviam. . 237

Priapea 100

Petronius 66

Martialis 2950

Ausonius 918

Prudentins 182

Panlinns Nolanus . . . 662

Ciaudianus 340

Avianus 329

Butilius Namatianus . . 356

1

3

2

17

18

7

2

10

1

21

27

8

17

2

1

8

1

3

7

1

1 2 3

2

1

1 5

1 2 7 7

4 1 9

1 2 5

7 2

34

11

1

13

1 50 20

11

4

1

15

3

2

2

20102

156

16

48

168

40

III. Abhandlang: Cornu.

b) Pentameter.

Zahl der Verse

ftnnaqo«

ftlB enter FaB

4er eraten Halb-

Mile

armaqoe

sie enter Fni

dersweitenHalb-

seiie

Catullns 323

Tibullus 690

Lyg^damus 146

1 20

4 85 60 37

2 45

9 97 62

9 66 11

1

1 25

6

2

4 14

7 1 8

1

6

23

7

2

17

64 24

1 9 1 1

21 3

1 1

Propertins 2018

OWdius, Ep 1809

Am 1230

De med. fac 60

Ars am.' 1170

Rem. am 407

Fasti 2484

Triatia 1766

Ibis 321

Ex Ponte 1599

Priapea 100

MartlaliB 2950

AusoniuB 918

Prudentius 132

Paulinus Nolanns 662

Claudianus 340

Avianns 329

Butilius Namatianus 366

20102

616

171

6.

Deatliclier als alle Worte sprechen diese Zahlen. Sie geben uns eine vielseitige Belehmng.

Erstens ist daraas ersichtlich, daß que mit den Jahr- hunderten immer seltener und seltener wird. Namentlich die Spa- nier Martial, Juvencus und Prudentius machen davon spärlichen Gebrauch. Später werden wir sehen, daß Seneca hierin im jam- bischen Trimeter mit ihnen übereinstimmt. In der Nachahmung der älteren zeichnet sich Avienus nicht durch ein besonderes Geschick aus; denn zu der Häufigkeit von armaque im ersten und ftlnften Fuße steht in keinem Verhältnisse die seltenere Ver- wendung von aitnentaque und alimentaque in den Moren 15 20.

Beiträge sur UteinUchen Metrik. 41

7.

ZweiteDS zeigt das Verzeichnis bei allen Dichtern, die in Betracht kommen, d. h. bei allen denen, von denen wir eine größere Anzahl von Versen haben^ ungleich mehr Beispiele von armaque im ersten als im fünften Fuße.

8.

Drittens verraten die Dichter in den Distichen eine große Vorliebe fUr armaqtie als ersten Fuß des Hexameters, aber eine noch größere fbr armaque als ersten Fuß der ersten Fenta- meterhälfte und vermeiden keineswegs ein solches Wort als ersten Fuß der zweiten Vershälfte. Ovid hat sogar neun Pen- tameter wie die folgenden:

Fasti I 2

Lapsaque sub terras ortaque signa canam = IV 12. .

U 644

Binaque serta tibi binaque liba ferunt.

III 284

Vinaque dat tepidis salsaque farra focis.

Die übrigen stehen Tristia I 2 18, 9 50, V 4 2, Ex Ponto n 2 96, Ep. XV 48.

Am seltensten findet man armaque als fünften Fuß des Hexameters. Es kommt je einmal bei Lygdamus, Properz, in der Consolatio ad Liviam und bei Martial, siebenmal in den gesamten Distichen des Ovid und fünfmal bei Ausonius vor, was besonders auffUIig ist. Bei Catull, TibuU, in den Priapea, bei Petronius, Prndentius, Paulinus Nolanus, Claudian, Avianus und Rutilius Namatianus fehlt armaque als fünfter Fuß des Hexameters ganz und gar. Damit stimmt es überein, daß armentaque und alimentaque in den Moren 15 20 viel spärlicher auftreten als im Hexameter unter Hexametern. Properz hat 2, Ovid 31 (dagegen 55 in den Met.), Martial 7 Beispiele (dagegen 15 im vierten Fuße).

Der Grund dieser Seltenheit ist im Wesen des Distichons zu suchen; denn Hexameter und Pentameter bilden in der Regel zwei für sich bestehende Zeilen; der Sinn am Schlüsse des Hexameters greift nicht allzuoft hinüber.

\

42 III. Abhandlung: Corno.

9.

Viertens und dieses ist der wichtigste Nachweis fehlt, wie die Übersicht zeigt, armaque als vierter Fuß.

Man findet Worte von gleicher Betonung wohl als vierten, auch als dritten und zweiten Fuß, aber die Beispiele sind so überaus selten, daß sie bei der Beweisführung nicht in Betracht kommen und sämtlich nur der Merkwürdigkeit halber hier an- geführt werden:

Ennius 38

Vires vitaque corpu' meum nunc deserit omne. Lucret. V 1025

Sed bona magnaque pars servabat foedera caste. Hör. Sat. I II 123

Candida rectaque sit, munda hactenus, ut neque longa

Nee magis alba velit quam dat natura videri. Hör. AP. 52

Et nova fictaque nuper habebunt verba fidem, si

Graeco fönte cadent parce detorta. Ennius 230

Poste recumbite vestraque pectora pellite tonsis. Hör. Ep. H I 88

Ingeniis non ille favet planditque sepultis,

Nostra sed impugnat, nos nostraque lividus odit. Lucr. VI 1262

Omnia complebant loca tectaque; quo magis aestu

Confertos ita acervatim mors accumulabat. Luc. VI 710

Siquis, quum vestris caput extaque lancibus, infans

Imposui, victurus erat; parete precanti. Hör. AP. 63

Debemur morti nos nostraque; sive receptus

Terra Neptunus classes Aquilonibus arcet.

10.

Wenn man bedenkt, wie gern die Dichter Wörter mit angefügtem que nicht nur wiederholen, sondern häufen, wenn man ferner bedenkt, wie zahlreich im Lateinischen die trochäi- schen Substantive, Adjektive und Partizipien sind, welche einen

Beiträge ear lateinischen Metrik. 43

Faß wie armaque hätten bilden können , darunter viele der gebräuchlichsten Wörter, muß man die Konsequenz bewundern, womit sie Wortverbindungen wie dictaque factaque aus dem Hexameter ausgeschlossen haben.

Ein 80 gewöhnlicher Satz wie dictctque factaque sunt, welcher bei CatuU LXXVI 7 die zweite Pentameterhälfte aus- fUllty steht einzig da. Mit diesem oder einem ähnlichen Satze oder entsprechendem Wortgeftige beginnt kein Hexameter und kein Pentameter, obgleich es an Versen nicht mangelt, die genau denselben Rhythmus wie die Worte CatuUs aufweisen. Verse wie die folgenden , die einen beabsichtigten Kunst- griflF verraten: Ov. Met. V 395

Paene simul visa est, || dilectaque raptaque Diti. Ov. Am. I 7 15

Talis perjuri || promissaque velaque Thesei Flevit praecipites Cressa tulisse notos. Ov. Ep. XV 201

Lesbides aequoreae, || nuptnraque nuptaque proles. Mart. III LXIX 7

At tua, CoBConi, || venerandaque sanctaque verba A pueris debent virginibusque legi, wie leicht wäre es gewesen, sie in großer Zahl zu bilden! Die Dichter haben sie in der Regel vermieden; denn die an- geführten sind die einzigen der Art. Wie bequem wäre es gewesen, sollte man meinen, nach der Penthemimeres mit hera servaqvSy fora templaque, pax bellaque, mea vestraque vul- nera curat etc. den Hexameter fortzusetzen! Daß die Dichter beides vermieden haben, beweist wohl zur Genüge, daß es im lateinischen Versbau Dinge gibt, welche die Quantitätstheorie allein nicht erklären kann.

11.

Von 272 Versen solcher Art, wie sie unter 5, S. 38—39 (V) verzeichnet sind, haben nicht weniger als 232 die buko- lische Cäsur, welche den Hexameter in 16 + 8 Moren gliedert,^

^ 8. z. B. Verg. O. I 127 173 480, H 43 236 251 399, UI 449 506, IV 130; Ae. Ill 196 418, V 111, VI 625 = G. II 43, \U 3 458 498 255 526, IX 557, X 215 784, XI 638 829.

44 in. Abhandlang: Cor na.

oder^ jedoch viel seltener^ eine Abart der bukolischen Cäsur.^ Sie hat das Eigentümliche^ daß^ wo sie eintritt, der daktylische Rhythmus im fünften und auch im vierten Fnße gewöhnlich gestört wird.

In der Mehrzahl der Fälle haben daher die drei letzten Füße, von den andern zu schweigen, folgenden Gang:

f n f f

Zu gleicher Zeit folgt auf die Sprechpanse nach dem vierten Fuß ein neuer Satz oder ein neues Satzglied, welche in dem angereihten oder in den angereihten Versen weiter ge- führt werden (Enjambement). Somit schließen keine 50 Hexa- meter mit starker Sprechpause am Ende des Verses.

Nach den Moren gliedern sich solche Verse mit einem Worte wie armaque im fünften Fuße folgendermaßen:

Verg. G. 1 480 ^^ + ^

Et maestum inlacrimat templis ebTir || aeraque sudant.

II 43

Non, mihi si linguae centum sint, || oraque centum.

Ae. III 196

Continuo venti volvont mare || magnaque surgunt

Aequora.

VII 458 Olli somnum ingens rumpit pavor, || ossaque et artus Perfundit toto proruptus corpore sudor.

Ov. Met. X 327 7 + 9 + 8

Quasque creavit, init pecudes caper, [| ipsaque cujus Semine concepta est, ex illo concipit ales.

Luc. I 77

fratri contraria Phoebe

Ibit et oblicum bigas agitare per orbem

Indignata, diem poscit sibi, || totaque discors

Machina divolsi turbabit foedera mundi.

1 S. z. B. Verg. G. IV 407; Ae. I 248, III 619, V 237 776, X 226 700.

Beitrüge ztur lateinisehen Metrik. 45

Verg. G. I 126 4 + 12 + 8

Ne signare quidem aut partiri limite campam Fas erat: in medium quaerebant, || ipsaque tellos Omnia liberius nullo poscente ferebat.

Verg. Ae. V 774 10+6 + 8

Ipse Caput tonsae foliis evinctus olivae,

Stans procul in prora pateram tenet, || extaqae salsos

Projicit in fluctus ac vina liquentia fundit.

Verg. Ae, V 109 6 + 10 + 8

Munera principio ante ocolos circoque locantur In medio, sacri tripodes viridesque coronae Et palmae pretium victoribus^ || armaque et ostro Perfusae Testes^ argenti aurique talenta.

10 + 6 + 8 G. IV 407 Fiet enim subito | aus horridus || atraque tigris Squamosusque draco.

Verg. Ae. III 618 , . j -i.

° domus sanie dapibusque cruentis

Intus opaca ingens. || ipse arduus | altaque pulsat

Sidera.

Ennios 516

Fert sese campi || per caeruia | laetaque prata.

Hör. Ep. I XVI 40 ^^ + ^^

Vir bonus est quis? Qni consulta patrum, || qui leges juraque servat.

Ennius 464 ^^ + ^^

Aversabantur semper |j vos vostraque volta.

Hör. Sat. II II 70

Accipe nunC; victus tenuis || quae quantaque secum Afferat.

Statins Theb. II 319 4+10+10 . . . per noctem ac luce sub omni Digerit; exedere animum || dolor iraque demens.

46

in. Abhandiang: Cornn.

Sil. Italiens III 389

6 + 8 + 10

venatibus aevam 1 ransigitar, vel more patrum || vis raptaque pascnnt.

Lucr. II 1078 11 + 13

ünica quae gignatur || et nnica solaque crescat.

Lucr. IV 75

12+12

Et volgo facinnt id

latea mssaqae ^

7ela

Et ferrugina.

Gliedenmg.

16 + 8

Cic. Aratea XXXII

Verg

. Ae. III 417

Ov.

Met. IX 134

Lucr. II 325

Vlll

X 291

714

VI 625

XI 476

1110

VII 3

XIV 308

III 432

458

502

IV 144

498

XV 176

777

525

685

1226

526

FastilV 87

V 103

1X557

Gratius Fal. 10

490

X215

324

874

784

Man.

IV 456

1196

XI 638

463

1289

829

Cons.

ad. Liv. 461

VI 358

Catal. XIII 7

Germ

601

771

Hör.

Ep. I VII 30

Pan. in Pis. 176

990

Carm. I IITIII 27

Luc.

I 720

Cat. LXIV 348

XI 1

II i 633

Verg. G. I 173

XVIII 8

V98

480

Tib.(

[Ljgd.) III. VI 25

428

498

Prop.

III 22 11

606

II 43

Ov.

Met. III 187

VI 269

251

532

750

III 449

V248

VII 345

IV 130

446

766

Ae. III 196

1

479

VIII 514

Beitrige sar lateinischen Metrik.

47

Lac. IX 338

SU. Ital.

XIV 214

AviennR III 200

470

XVn 476

444

739

Stat. Silm II III 12

480

Peraius V 22

VI 38

564

Petronina p. 90. 201

III I 13

703

215

30

731

p. 91. 259

IV 53

822

Ilias Iftt. 484

IV IV 96

867

1015

VIII 14

1026

Val. Flaccns I 479

Ach. I 233

1094

II 77

Theb. I 126

Aus.

115

IV 48

II 13

1X8

241

541

XV 14. 7

320

m223

32.3

323

328

XVI 24 11

333

534

Prud.

Apoth. 789

517

IV 364

idT.SjM. II377

V 217

V346

Paul.

Nol. X 229

393

VI 489

XVIII 186

572

VII 45

358

VI 27

782

XXVI 409

173

Jarenalis

IV 42

XXVII 84

350

VIII 131

412

62ß

XUI 138

XXVIII 52

753

Avienas

II 155

Claud.

V179

Vn 115

379

282

VIII 274

480

XV 523

Sil. Ital. I 592

905

XX 478

III 47

II 1227

XVII 1

IV 50

1427

XXVII 25

V 438

1439

XXVIII 616

VI 50

1786

XXVI 233

364

III 57

Carn

.■ii. XXX 128

X 131

63

456

8+j

i + 8

78 8 + 1

8 + 8

Ov. ^

[et. X 327

Val. Flacc

as III 404

48

IIL Abhandlang: Cor na.

Luor. m 863

Verg. G. r 127

III ö06

Ae. I 24«

Hör. Sdt. I IX 72

Ep. I VI 17

Luc. VI! 330

Verg.

Verg. Ov.

y862

G. II 236

Ae. V 111

X226

G. U 399 Met. V 446

Lucr. IV 128

Verg. Ae. V 237

775

VII 498

Hör. Cva. I. UITIII 27

4 + 12 + 8

Persms VII 15

Val. Flaccos II 226

V 173

Vni 163

264

SU. Ital. II 331

Stat. Silvae V 54

6 + 10 + 8

Verg. Ae. X 700 Hör. AP. 66

183 Ov. Am. I 14. 51

7 + 9 + 8

Ov. Met. X 327 Luc. I 79

10 + 6 + 8

Ov. Ü^t. VII 64

1X369

X339

424

XII 424

Stat. Ach. I 129

Theb. XII 447

694

778

Javenalis XUI 117

Aus. Mos. 146

Luc. IV 287

Stat. Silvae II. II 19 Paul. Nol. IX 15 Claud.Cara. »1.1X29

Luc.

V456

Ov. Am. UI 4. 25

Fasti II 823

Val.Flaccu8VUI274

Sil. Ital. I 618

1X399

4+6+6+8 Hör. SatTl^ 1X72

4+6+6+8 Claud. XXr370

11 + 5 + 8

Lucr. IT 770

1078 12 + 13

Lucr. IV 75

EnniuB

Lucr.

464

516

1604

14 + 10

Lucr. II 1050

VI 915 1170

Verg. Ae. IX 44

Beiträge zur lateinischen Metrik.

49

14 + 6 + 4

Verg. Ae. II316 Hör. Sat. II II 70

6 + 8 + 10

Val. BWcas II 165

6 + 8 + 10 Sil. ItalicuTni 390

10 + 14

Lucr. IV 533

VI 1032

Moretam 52

Aus. XVI 24 11

10 + 14

(=10 + 4 + 10)

Stat. Theb. III424 Avienus II 1297

10

Lacr.

IV 1163

+ 14 (=10 + 6 + 8)

V97

1147

VI 817

Verg. G. 1 498

IV 407

Ae. III 619

Hör. Ep. I XVI 41

4 + 10 + 6 + 4

Val.Flaccu8 VIII 264

Ov. Met. 1X369

Lucr.

Persins

VI176

761

VIII 443

1X637

VI 28

ValFlaccus V 654

VII 35

4 + 10 + 10

Stat. Theb. II 319

12.

SU. Italicas XII 193 Stat. Theb. V 314 Javenalis VI 602 Avienus II 1147

1297

Prud. Apoth. 1008

Adr. Sjn. II 803

Paul. Nol. XVI 271

10 + 10 + 4

Stat. Theb. V 425 Claudianus VII 189

Die folgende Übersicht, wobei nur die Hexameter, welche entweder die bukolische Cäsur oder eine Abart dieser Cäsnr haben, berücksichtigt werden, legt dar, wie die Dichter den vierten Fuß, welcher zusammen mit dem fQnften den Charakter des Hexameters wesentlich bestimmt, gebildet, und (ür welchen der vier möglichen Typen sie mehr oder weniger Vorliebe an den Tag gelegt haben. Offenbar war der Wohlklang hier maß- gebend : der wohltönendste Typus wurde auch zum beliebtesten.

1.

>.^^vyli— .«^v>_^

2.

Continao venti yolvont mare || magnaque snrgant Aeqaora. Verg.

-.— II ww^i^

Non mihi si linguae centam sint || oraque centam. Verg.

Sitxangsber. d. phil.-bist. Kl. 159. Bd., S. Abh. 4

50

lll. Abhandlung: Cornu.

Quo sonipes icta furit arduus |{ altaque jactat Volneris impatiens arrecto pectore crura. Verg.

4. j^ _ II _ w w _ ^

Aere solum terrae tractabant, || aereqae belli Miscebant flactas et vulnera vasta serebant. Lucr.

Zahl der Verse

1

- 1

2

3

4 f

__ w »^

\^ ^^

Lucretius 18

3

1

6

8

Catullua 1

1

Vergilius 31

16

2

8

6

Horatius 8

4

1

3

Tibullus (Lygdamas) . . 1

1

Propertias 1

""

1

Ovidius, Met 18

10

8

Am 2

1

1

Fasti 2

2

Gratias Faliscus ... 2

1

1

Manilius 2

1

1

Consolatio ad Liviam . 1

1

Germanicus 1

1

PanegyricuD in Pisones. 1

1

Persius 3

1

1

1

Lucanus 19

14

4

1

Petronius 3

2

1

Ilias latina 2

2

Valerius Flaccus ... 26

25

1

Silius Italiens .... 14

11

3

Statins 27

25

2

Juvenalis 4

2

2

Avienus 22

8

14

Ausonius 7

4

3

Prudentius 4

1

3

PauUnus Nolanns ... 10

3

1

6

Claudianus 10

10

240

143

4

71

22

13. Pleraque und utraque.

Pleraque und utraque, welche wie ai*m(zque zu betonen sind; stehen ebenfalls nur am Anfang des Hexameters oder an

Beiträge zur lateinischen Metrik.

51

der flinften Versstelle. Aber die Gliederung der 29 Verse, welche pleraque und utraque als fünften Fuß haben, unter- scheidet sich aus naheliegenden Gründen^ bedeutend von der- jenigen jener Zeilen, in welchen armaque steht, wie das Ver- zeichnis zeigt; denn von diesen 29 Versen haben nur 5 die bukolische Cäsur. Zu Ovids Zeile, Met. XIV 568, vgl. S. 42.

16 + 8

Ov.

Met. I 766 »

Lue. III 538

Claadianus

Man.

1303

Stat. Theb. II 237 10 + 14

Carii.Bii.XXX1218

Lncr.

n681*

Ov. Met. III 323

Luc. IV 309

VI 1221

XI 479

Calp. III 75«

Verg.

Ae. III 416

Ov. Am. n 14 31»

Stat. Theb. I 533

Ov.

Met. III 255

Pan. in Pisones 196 4 + 6 + 14

Aus. Epigr. 94

Val.

Fiaccns

IV 693 Statius 14 + 10

Silvae I II 230

Hör.

Ep. n 1 66»

Genn. 190 281 603

Paul. Nol. XIX 645

Verg.

Ae. V 855

Val. Flaccus 693

Germ.

6 + 8 + 10

472 I Statius Theb. XI 369

' Weil das yerallgemeinemde que, obwohl sicher mit der Partikel iden- tiBch, doch schon sehr früh von diesen differenziert wurde; vgl. Sommer, Laut- und Formenlehre, 8. 478. ' Ambig^um Clymene precibus Phaethontis an ira

Mota magis dictl sibi criminis, || utraque caelo Bracchia porrezit.

* Utraque luminibns timidum micat, ]| utraque pulchro Ezcitat ore faces.

^ fduraque Brieger.

* Utraque saeva parens, || sed tristibus utraque causis

Jactura socii sanguinis ulta virum.

* Accipe, ne dubites, || meruit manus utraque poenas. ' Vis ambas ut ames? || Si diligat utraque, vellem.

* Si quaedam nimis antique, || si pleraque dure Dicere credit eos, ignave multa fatetur

Et sapit et mecum facit et Jove judicat aequo.

4*

52 III. Abhandlung: Cornu.

11 + 18

Manilias 1 371

8 + 18 -f- 8

Ov. Met. XIV 568»

14.

Die bisherige Untersuchung hat bewiesen, daß ein Wort wie armaque, welches der Quantität nach auch als vierter Fuß sehr wohl verwendet werden kOunte, nur den ersten Fuß voll- kommen frei hat. Denn die Verwendung von armaque als fünfter Fuß ist in den meisten Fällen zugleich an die buko- lische Cäsur gebunden. Die bukolische Cäsur aber ist gewöhn- lich ein Merkmal des gestörten daktylischen Oanges.

Wenn ein Wort wie diumaque die Moren 16 20 auB- fullt, so entsteht ein Vers, dessen Schluß mit dem, der die Ein- teilung 15 -f- 9, d. h. die Cäsur Y.axa TiiapTov Tpoxoctoy aufweist, eine gewisse Ähnlichkeit zeigt. Solche Verse sind:

Et lauri bacas || oleamque | cruentaque myrta.

Verg. G. I 306. Ärgutumque caput || brevis alvus | obesaque terga.

Verg. G. in 80. Nee te praetereant || nocturna | diurnaque signa, Quae sint perspicere et propria deducere lege.

Man. II 203.

S. noch Hör. Ep. I XI 3, Ov. Met. XII 290, Man. H 815, Columella 156, Persius IV 5 und Luc. X 330.

15.

Eng verwandt mit der bukolischen Cäsur überhaupt, namentlich aber mit der, welche eintritt, wenn armaqtte im fünften Fuße steht, ist die Hephthemimeres, welche sich vor einem Worte wie armentaqiie oder alimentaque einstellt und den Vers in 14 und 10 Moren gliedert.

Auch hier wird durch ein solches Wort der daktylische Gang gestört und auf die Sprechpause in der Mitte des vierten Fußes folgt entweder ein neuer Satz oder auch nur ein neues Satzglied, welche in der nächsten oder in den nächsten Zeilen

Perstat; habetque deos pars atraque, {] qnodque deonim est Instar, habent aiiimos.

Beitrüge zur lateinischen Metrik. 53

fortgeführt werden. Von 900 Versen zeigen etwa 730 dieses Verfahren.

Somit haben nnr etwa 170 am Schlasse der Zeile eine schwache oder starke Sprechpause. In der Bildung der Cäsur weichen nnr 55 Verse ab und haben die Penthemimeres. Über 700 Hexameter gliedern sich in 14 + 10, die übrigen in 10 + 14, 4 + 6 + 14 usw.:

Lucr. V 75 ^^ + 10

Fana lacus lucos aras || simulacraque divom. 1372 Prata lacus rivos segetes || vinetaque laeta.

Verg. Ae. II 160

Tu modo promissis maneas, || servataque serves Troja fidem, si vera feram, si magna rependam.

232 Ducendum ad sedes simulacrnm || orandaque divae Numina conclamant.

Verg. Äe. VIII 265 ^^ + ^^

nequeunt expleri tuende

Terribilis oculos, || voltum, villosaque saetis

Pectora semiferi atque extinctos faucibus ignes.

Her. AP. 129

Rectius Iliacum Carmen deducis in actus Quam si proferres || ignota indictaque primus.

Verg. Ae. IX 490 4-^6 + 14

Quo sequar? aut quae nunc {| artus avolsaque membra

Et funus lacerum tellus habet? hoc mihi de te

Nate refers? Verg. Ae. VI 103 6 + 8 + 10

non ulla laborum

O virgo, nova mi facies || inopinave surgit. 878

Heu pietas, heu prisca fides || invictaque hello

Dextera. Hör. Ep. I XIII 19

Vade, vale, cave ne titubes, || mandataque frangas.

54

III. Abhandlang^: Corno.

Verg. G. II143 7 + 7 + 10

Sed gravidae frugcs et Bacchi Massicus amor Implevere: tenent oleae || armentaqae laeta.

Hör. Sat. II V 30 3 + 11 + 10

fama civem caasaque priorem Sperne, domi si gnatns erit || fecundave conjunx.

Lucr.II28 10 + 4^10

Nec citharae reboant || laqueata aurataqae tecta. Verg. Ae. III 649

Victum infelicem, || bacas lapidosaque corna

Dant rami. Ae. XI 372

Nos animae viles^ || inhumata infietaque turba

Sternamur campis.

Ilor. Sat. II III 95 10 + 10 + 4

Virtns fama decuS; {| divina humanaque, pulchris

Divitiis parent. Luc. I 639 11 + 3+}0

At Figulas cni cnra || deos secretaqae caeli

Nosse fuit ....

Verg. Ae. VI 325

Haec omnis quam cernis, || inops inhamataqae Turba est.

Lucr.

Verg.

Glie

derung.

6 + 8 + 10

II 189

Verg.

Ae. II 422

Verg.

Ae. VII 693

594

721

1X384

III 4(54

III 593

X329

IV 138

V240

XI 34

988

825

205

VI 378

VI 104

655

1273

809

XII 277

G. IV 213

878

Hör.

Sat.

I I 89

Ac. II 36

VII 332

II

VIII 75

Beiträge zur lateinischen Metrik.

55

Hor. Ep. I XIII 19

XVIII 100

AP. 319

Ov. Met. I 8

508

III 292 388 425

IV 94 V425

VIII 138 1X303 461 X 118 308 363 386

XIII 729 XV 245

Ep. I 53

103

VII 175

IX 165

XIV 125 Am. I 8 111

IU6 49

Ars am. I 439

III 257

Fssti II 135

III 723

Oratios Fal. 272

496 Manilias I 62

70

II 469

472

V109

Colamella X 7

Lac. II 442

Luc. III 225

Silins Italiens I 613

545

IV 774

IV 669

V628

V 42

VI 212

105

Vm 397

170

1X406

730

X294

VI 39

XI 556

VII 539

XII 1

647

XIV 351

VIII 672

XV 105

786

109

1X201

Statins Siliae I IV 68

917

III 53

X 41

60

500

Ulli 23

Petronius S. 88 126

IUI 76

liias latina 823

89

1050

III 85

Val. Flaccus 1 100

IV 58

593

IV IV 83

782

VI 32

II 16

VI 133

129

207

518

212

III 66

II 118

244

145

594

III 96

IV 157

164

424

280

V219

V 42

VI 50

Ach. 1145

53

153

69

387

VII 175

391

249

461

VIII 378

702

Silins Italiens I 169

848

481

884

56

III Abhandlung: Cornu.

Statius Ach. 1 950

Stat. Theb. VIII 221

AasoninsXVI 18 14

957

661

XIX 56

II 7

1X223

XXXIV 8

87

250

Rpiif. XXV 115

107

459

Prud.

Apoth. 445

Theb. I 298

524

Idi. Sju. II 506

II 62

X 150

PauUNol. IV 10

97

174

V207

146

282

1

XIX 123

III 92

X343

209

106

578

XX 415

127

XI 313

XXI 760

136

371

Claudi

lanus III 132

576

409

325

578

460

XX 272

IV 296

528

296

311

XII 25

X286

414

78

VIII 253

V 93

667

330

740

675

475

VI 88

Martiali8VIII56 21

xvn 50

494

XI 22 7

XXI 157

VII 136

Juvenalis

VI 391

XXVIII 36

217

461

472

225

XI 103

549

505

XII 15

XXXVI 11

507

XIV 117

235

686

278

293

VIII 88

Avienus,

553

199

AuBonius

XIV 14

3 + 11 + 10

Lucr. I 322

Persius

V 91

Stat. Theb. VIII 305

Hör. Sat. IIV 31

Stat. SiUae III III 116

Ausonius XVI 19. 7

4 + 10 + 10

Lucr. 1 230

Lucr.

IV 941

Lucr.

VI 886

II 500

V 35

Verg.

Ae. I 13

III 287

VI 373

III 349

Beiträge zur lateinischen Metrik.

57

Verg. Ae. III 458

IV 275

391

V643

VI 615

Vm 475

1X490

Ov. Met. VIII 341

Fasti IV 759

ManiUos III 32

50

IV 690

779

Persias 42

Luc. VU 710

730

1X482

Ilias latina 253

Val. Flaccus I 489

IV 659 V 40

Lucr.

Lacr.

Verg. Lac.

Val. Flacc. VIII 328 Sil. Italiens II 447

III 177

XII 380

XIV 582

XVI 687

XVII 103

Statins Silm I III 21

III 86

126

IV 7

VI 48

III III 25

IV VIII 7

VI 235

ini46

209

277

Ach. 762

Theb. I 656

II 503

7 + 7 + 10

in 1004 Verg. G. II 144 V 543 Ae. VI 72

I

8 + 6 + 10 II 699 I Lncr. VI 539

11 + 18

Ae. VI 325 \ Luc. 1639 i Stat.

IV 534 Ach. I 422

Stat. Theb. III 85

IV 488

V123

VI 94

Vn448

753

vm 130

IX 98

468

X119

224

XI 439

Ausonias

Ep. XXIV 46 Prudentias

Adr. Syu. II 551 Paul. Nol. XXI 53

803

Claudianus VII 94

XXIII 150

Ov. Met. IV 579 Stat. Theb. IX 668

Sil. Italicus VI 468

Val. Flaccus I 799

Lucr.

Verg.

II 28

III 654

Ae. III 649

V671

803

10 + 14 (10 + 4 + 10)

Verg. Ae. VIII 266

XI 243

372

Hör. AP. 130

Germ. Phaen. 39

Luc. IV 215

X204 Val. Flaccus II 527 Sil. Italicus n 73

298

58

III. AbhaDdluDg: Cor na.

Sil. Italiens III 666

Stat. Theb. IV 3

Stat. Theb. XI 470

VII 379

488

XII 115

XIV 632

V308

286

Stat. SilTM IV VI 91

350

Martialis IX 55. 3

VII 93

VII 135

Juvenalis VI 497

128

VIII 92

XIV 187

Ach. 762

169

Aosonias XIII 53

Thebais I 468

1X378

Kpiit. XVIII 9

II 503

716

Clandianus XV 186

718

X 40

VIII 479

III 497

388

XXXVI 297

16.

Mit einem Worte wie armentaque und alimeniaque im vierten Fuße ist die Penthemimeres gegeben, welche den Vers in 10 und 14 Moren gliedert. Nur wenige abweichende Gliede- rungen kommen vor, darunter drei 'bemerkenswerte Beispiele mit der bukolischen Cäsur, in 1100 Versen eine verschwindend kleine Anzahl.

Verg. Ae. III 575 10 + 14

Interdum scopulos || avolsaque viscera montis Erigit eructans || liquefactaque saxa sub auras Cum gemitu glomerat fundoque exaestuat imo.

Ov. Met. X 535 4 + 6 + 14

Per juga, per silvas || dumosaque saxa vagatur.

Ov. Met. XI 326 6 + 4+14

Lingua tacet, nee vox || temptataque verba sequuntur.

Ov. Tristia IV I 77 3 + 7 + 14

Hostis, habens arcus |{ imbutaque tela veneno, Saevus anhelanti moenia lustrat equo.

Ov. Met. XV 352 7 + 3 + 14

Nempe ubi terra cibos || alimentaque pinguia flammae Non dabit absumptia per longum viribus aevum.

Beiträge zar lateinischen Metrik.

59

Hör. AP. 123 7 + 9 + 8

Sit Medea | ferox invictaqae, || flebilis Ino, Perfidus Ixion, lo vaga, tristis Orestes.

Ov. Fasti I 633 ^^ + ^

Porrima placatar Postvertaqne, || sive sorores Sire fagae comites, Maenali diva, toae.

Ov. Fasti IV 631

3 + 13 + 8

Forda ferens bos est foecandaqae, || dicta fereudo.

Stat. Theb. XII 739 10 + 9 + 5

Sic javat exanimis || projectaque praeda canesqne Degeneresqoe lupos: magnos alit ira leones.

Mart. VII XLIV 9 10 + 9 + 5

Andiet hoc praesens |{ venttiraque turba, fuisse Uli te, Senecae quod fait ille suo.

Ov. Tristia IV 1 77 | Luc.

Gliederung.

3+7 + 14

X 206 I Stat. Theb. VII 356

4 + 6 + 14

Ov. Met. III 300 .

Luc. 1 225

Stat. Silvae II I 6

VI 498 1

Val.Flaccus 1163

IV VI 89

X392

182

Theb. VII 621

535

558

X903

Tristia IV I 87

III 19

Claudianus XV 237

Maniiias 1 333

Sil. Italiens XV 473

XX 225

Persius IV 35

Stat. Silvae I V 23 6 + 4 + 14

X126

Hör. AP. 242

III 342

Stat. Theb. III 657

Ov. Met. II 663

IV 210

1X517

XI 326

Stat. Silvae I IV 3

XII 377

Xm 614

Theb. III 248

Claudianus VIII 533

Val. Flaccii8U398

566

XXXVI 220

60

III. Abhandlung;: Cornu.

7 + 8 + 14 Ov. Met. VII 204 I Ov. Met. XV 352 I Val. Flaccus III 25

3 + 13 + 8

Ov. ^M^t. VIII 360

XIV 568

Fasti IV 631

7+9 + 8 Hör. AP. 123

10 + 6 + 8

Lucr.^ II 985

Ov. Fasti I 633

10 + 10 + 4

Lucr. V 787

Hör. Sat. II III 95 Stat.Theb. VIII 462

6 + 14+4

Stat. Theb. III 136

6+5+9+4

Val. Flaccus 1799 Stat. Theb. II 332

17.

Längere Wörter, die zwei Fuße and mehr ausfallen, werden bekanntlich vermieden, und wenn sie dennoch ver- wendet werden , stehen sie gewöhnlich im ersten Halbverse. Der Qrand dieser Erscheinang liegt im Akzente solcher Wörter. Beispiele wie die folgenden sind überaas selten:

Lucr. III 294

Sed calidi plus est illis quibus acria corda Iracundaque mens facile effervescit in ira. IV 412 Interjectaque sunt terrarum milia molta.

550 Formaturaqae labroram pro parte figurat. V 1163 Snscipiendaque cnravit soUemnia sacra. 1296

Exaequataque sunt creperi certamina belli. VI 582 Versabundaque portalnr, post incita cum vis Exagitata foras erumpitur et simal altam Diffindens terram, magnum concinnat hiatum. Hör. Ep. I VII 8

Officiosaque sedulitas et opella forensis.

Beiträge zur lateinischen Metrik. 61

Prop. IV 13 7

Pulvernlentaqae ad extremas etat femina metas.

Hör. AP. 247

Aat immanda crepent ignominiosaque dicta.

Ov. Met. I 7

ünus erat toto natarae vultus in orbe,

Quem dixere Chaos; rudis indigestaque moles . . .

X 268

Appellatque tori sociam, adclinataqne coUa Mollibns in plnmis, tamquam sensura, reponit.

XI 434

KU illis vetitam est^ incommendataque tellns Omnis, et omne fretam.

Stat. Theb. VII 203

Qnin etiam invitus magna olciscendaqne passis Ant Lapithas Marti^ aut veterem Calydona Dianae Expugnare dedi. VUI 312

_ws-p v^_ te corrns aterqne

Circuit, 0 rerum media indivisaqne magnis Fratribds. XI 242 Rampe pios cnitns intempestivaqae; rector, Sacra deam.

18.

Es ist gewiß kein Zufall ^ daß der fünfte Fuß beinahe immer ein wahrer Daktylus ist: 1 ^ ^, viel seltener derjenige, welcher die Betonung: I ^ ^ hatte.

Ich nehme nämlich für Zeitwörter wie die folgenden die letztere Betonung an:

comprobat deficit permeat

concrepat devovet proterit

concutit dissidet protulit

construit excipit sufficit

continet ineipit sustinet;

dafür spricht die romanische De- und Rekomposition. Ahn- lich ist die Betonung in den seltenen Versschlilssen^ wie:

62 III. Abhandlang: Cornn.

gens animantnm membra animantum mente animoqae res reparare plura adhibere^ wenn man von Lakrez absiebt; der sie nicht vermeidet.

19.

Die einzigen wirklichen Ausnahmen; weiche ich zu ver- zeichnen vermag; wenn ich richtig beobachtet habC; sind die folgenden:

aeternaque materies est Lucr. I 245

deceptaque non capiatur I 941

infernaque suppeditantur . . . corpora I 996

conexaque convenientis Efficiunt motus II 712

certareque praeproperanter III 779

errorem vitareque praemetuenter IV 823

cavereque ne inliciaris IV 1145

Ligeaque Phyllodoceque Verg. G. IV 336 Thaliaque Cymodoceque Verg. G. IV 338 = Ae. V 826

Medontaque Thersilochumque Ae. VI 483 = XII 363

Pheretaque Demodocumque Ae. X 413

perfractaque quadrupedantum Pectora Ae. XI 614 paene simul visa est; dilectaque^raptaque Diti Ov. Met. V 395

Psophidaque Cyllenenque Met. V 607

Caulonaque Naryciamque Met. XV 705

nupturaque nuptaque proles Ep. XV 201

promissaque velaque Thesei Am. I 715

Megareaque Pantagienque Fasti IV 471

Acragantaque Tauromenenque Fasti IV 475

vicinaque Caridos arva Man. IV 799

Nysaeaque per juga Bacchi Columella X 221

indignaque Mausolea Luc. VIII 697

collisaque quadrupedantum . . . corpora Sil. Ital. IV 160

venerandaque sanctaque verba Mart. III LXIX 7 perfractaque congredientum Pectora Prud. Adv. Symm. II 705

Der Daktylus hat in der Mehrzahl dieser Versschlüsse die Betonung _ i v^ , welcher die der Wörter : Cyllenenque und

Beitrüge 2ür lateinischen Metrik. 63

Mausolea: _ 1 1 ^ genau entspricht and wofür die Beweise leicht zu geben wären. Bei Lncrez sind die Ausnahmen am häufigsten, bei Vergil abgesehen von quadrüpeddntum und bei Ovid mit Abrechnung von drei eigentümlich gearteten Bei- spielen sind es Eigennamen, welche in sich selbst ihre Entschul- digung tragen.

Unter 1100 Versen weichen also nur 27 in der Betonung des fünften Fußes ab, welches Ergebnis ebenfalls als ein Beweis dafür angeführt werden kann, daß die lateinischen Dichter in ihrem Versbau den Akzent sorgfältig berücksichtigt haben.

20.

Aus den Betonungsverhältnissen, wie wir sie dargelegt haben, haben die Dichter kein Geheimnis gemacht. Denn es folgen aufeinander zwei, bisweilen drei Verse mit gleichem Schlußrhythmus. Solche wie diese, die ich Vergil entnehme, gibt es viele: Ae. m 575

Interdum scopulos || avolsaque viscera montis Erigit eructans || liquefactaque saxa sub auras Cum gemitu glomerat fundoque exaestuat imo. V 670

Quis furor iste novus? quo nunc, quo tenditis, inquit, Heu miserae cives? || non hostem inimicaque castra Argivum, vestras spes uritis. en ego vester Ascanius I Vn 525

Sed ferro ancipiti decemunt, || atraque late Horrescit strictis seges ensibus, || aeraque fulgent Sole lacessita || et lucem sub nubila jactant.

Ae. vn 793

Inseqaitur nimbus peditum, || clipeataque totis Agmina densentur campis, || Argivaque pubes Auruncaeque manus, Rutuli veteresque Sicani.

Lucr. II 680 681,

1079 1080;

III 862—864;

V 862 863,

Lucr. yjlU— 1547;

VI 771 772. Hör. Ep. I VI 16 17;

XVI 40 41;

64

III. Abhandlung: Cornu.

AP. 182 183.

Val. FlaccQS

IV 241 242,

Ov.

Met. I 7 8,

323 324;

402 403;

V 217 218.

IV 368 369;

Sil. ItalicQs

I 169 170;

V 276 277;

II 331 332;

VI 34 35;

V 82 83.

IX 369 370;

Statins Theb. III 163 164,

X 14 15;

424 425,

XI 37K 379;

576—578;

XV 634—636.

VII 1^5 136;

Luc.

VI 34 35;

X 281 282;

IX 569 570.

Javenalis

VIII 131 133;

Calp.

IV 90 91.

XI 33 35.

Val. Flaccus

I 478 479;

Claadlanus

XXVIII 615 616.

21.

Die bisherige Darstellang hat gezeigt, an welchen Vers- stellen die Dichter: armaque^ armave, armane, pleraque, utra- que, armentaque, armentave verwendet haben. Daraus ist anch mit aller Deutlichkeit hervorgegangen, daß ßie sehr wohl wußten, ob der Daktylus den Wert 1 ^ C^ oder den Wert

Aus der Verwendung von tempora und armaqvs in an- deren Versen muß der Beweis erbracht werden können, daß sie sich diese Verhältnisse stets gegenwärtig hielten.

Sehen wir nun zu, an welchen Stellen des Senars solche Wörter anzutreffen sind.

In den 666 Senaren des Pablilius Syrus, in den 311 des Horaz, in den 1945 des Phaedrus, in den 696 der Ora maritima des Avienus, in den 474 des Ausonius findet man als ersten Fuß niemals Wörter wie tempora.

In den 65 Senaren des Petronius bildet einmal robora (p. 60 V. 6) den ersten Fuß. Bei Seneca, im Hercules Oetaeus, welcher nicht von Seneca sein kann^ in der Octavia in 8433 Versen kommen allerdings als erster Fuß solche Daktylen vo»> jedoch in überaus geringer Anzahl:

H F. 995 vulnere 1163 Hercule

Tro. 808 funere 809 oscula

Beiträge sur lateinischen Metrik. 65

Phoen. 52 corpore Phaedra 697 Colchide* 1077 verbere Ag. 509 navita 918 Phocide' 993 aethere» Thyestes 85 regibus

Thyestes 791 pectore 891 funere H. Oet. 273 utere 1263 yiscera Oct. 146 victima 638 viscera 789 reddere*,

wozu jedoch: Thesea Phaedra 148, Atrea Thyestes 486, und Troade8 Ag. 660 nicht gerechnet werden dürfen, weil diese Wörter zweifelsohne ihre griechische Betonung beibehielten.

Unter den 1491 Trimetern des Prüden tios kommen nur zwei vor, wo talia den ersten Fuß bildet (Peristephanon X, Passio Romani martyris 791 841); in einem einzigen unter 719 Versen hat Paulinus Nolanus comibua am Versanfange ver- wendet (XXmi 883).

Die Seltenheit der Beispiele ist geradezu ein Beweis ihrer Fehlerhaftigkeit.

Nur einmal hat Seneca an der ersten Stelle des Senars einen Daktylus in seiner kräftigsten Form gewagt:

Oed. 263 Quidquid ego fugi . . .

Wenn bei der Bildung der Füße die Quantität allein in Betracht käme, so ist nicht einzusehen, warum weder tempora, noch omnis a\mory ille lo\cu8, aerta de\dit^ mordet e\quu8y vertit i\tery turba fu\rit usw. die erste Dipodie des Trimeters beginnen dürfen.

Man empfand es offenbar als eine Inkonsequenz in der Wertung, daß ein Wort wie tempora gegen Schluß des Verses als wahrer Daktylus: I ^ C^, dagegen am Anfang als Ersatz des Spondeus: L _ gebraucht würde, welcher entweder nicht

^ Voransgesetzt, daß Ccichide^ Phodde^ aeüiere mit der lateinischen Dekli- nation aoch die lateinische Betonung angenommen haben.

* Wie früher gesagt (8. 61), nehme ich an, daß die zusammengesetzten Zeitwörter exeidit Tro. 204, concipü Tro. 1101, invocat Phoen. 283, con- gerit Med. 706 nicht dieselbe Betonung^ haben als vulnerh usw. Ich habe sie daher im Texte nicht erwähnt.

8ttxiiDgBb«r. d. pbil.-hiit. Kl. 159. Bd. S. Abh. 5

66 In. Abhandlung: CornU.

aufgelöst wird oder allenfalls nur durch einen Anapäst mit der Betonung ^ w 1 ersetzt werden darf.

22.

Ist das Gesagte richtig, so muß der Senar es auch be- stätigen. Man findet in der Tat ein Wort wie armaque oder wie armentaque nie an dessen Schlüsse. Wie wäre das aber möglich, wenn man armaque und armentaque wie corpora und serpentihuB betont hätte?

23.

Am Anfange müßte armaque ohne weiteres erlaubt sein. Leider wird hier die Sicherheit der Ergebnisse durch die ge- ringe Anzahl der Beispiele beeinträchtigt. Denn bei Publilius Syrus, Horaz, Phaedrus und Seneca, im Hercules Oetaeus und in der Octavia fehlen sie gänzlich. Die spanische Heimat des Seneca mag dafür den Grund abgeben. Nur Petronius ermög- licht es uns, den Gebrauch eines Wortes wie armaque als ersten Fußes des Senars zu belegen. Er hat die zwei folgenden Beispiele:

p. 60 23:

Iterum tamen confirmat invalidam manum Altaque bipenni latera pertemptat.

tumida consurgunt freta Undaque resultat scissa tranquillo minor.

24.

Alle sonst hierher gehörigen, sehr spärlichen Beispiele der Verwendung eines solchen Wortes bei Petronius (p. 60 5, p. 61 50), bei Seneca (HF. 602 oraque, 727 verane est fama?, 1213 saxaque, Medea 26 verbaque, Phaedra 545 saxaque^ 864 siccine?, 1110 hoccine est formale decus?, 1175 verbaque, Oed. 99 saxaque)^ im Herc. Oet. (895 fataque, 1358 tantane inventa est lues?y 1765 regnaque), in der Octavia (172 membraque), stehen an einer und derselben Versstelle, welche durch die folgenden Trimeter angedeutet ist:

Aciem reflectat oraque in caelum erigat. HF. 602 Ades parumper verbaque exaudi mea. Phaedra 1175

Beiträge zur Uteioischen Metrik.

67

25.

Noch eins hat sich aus der vorliegenden Untersuchung ergeben^ nämlich der Nachweis, daß alle Dichter mit Ausnahme des Ennius, Cicero und Lucrez und des späteren Avienus, welcher sich die älteren Dichter zum Muster nahm, vermeiden, que an ein mit kurzem e schließendes Wort anzufügen. Ich gebe hier alle Beispiele, welche mir begegnet sind:

tacereque Ennius 250

ipseque Cic. Aratea 204

menteqne Cic. De cons. meo II 3 audireque Lucr. I 134

penetraleque frigus I 494

mutareque

obstareque

clamoreque

lacrimareque

penetrareque

ridereque

ferreque

viventeque trunco

certareque

esseque

satiareque

spien doreque

vitareque

foedareque

spirareque

cavereque

recreareque

muliebreque saeclum

suadereque

I 666, III 163 I 973, II 280

II 327 II 420 II 460 II 983

III 432

III 654

III 779 III 863, V 874

III 1004 IV 96

IV 823 IV 844

IV 988

IV 1146 V759

V 1021 V 1052

aereque

ardoreque

turbareque

umoreque

saporeque

insistereque

exireque

pulsareque

leve tenveque

videreque

ipseque

servareque

ipseque

saepeqae

taleque

fineque

audireque

ipseque

omneque . .

V1289

VI 273

VI 370

VI 378

VI 780

VI 836

VI 886

VI 1053

VI 1170

Culex 305

Catal. XIII 7

Hör. Sat. I I 89

Tib. I V 11

I vmio

Prop. III VI 26

Ov. Met. XIV 24

Manilius II 479

Avienus II 1600 caelum III 63

indeque

III 444 480 703 882 867 culpareque Adv. Marcionem II legeque IV

esseque V

Horaz, TibuU, Properz, Ovid und Manilius haben zu- sammen nur sechs Beispiele von einem an ein mit kurzem e schließendes Wort angefügten que. Auch nicht ein einziges Beispiel haben die anderen Dichter. Nur der unbekannte Verfasser des Gedichtes gegen Maicio weist drei Fälle der Art auf.

6*

68 III. Abhandlang: Cornu.

Die Prosa, wie ich mich überzeagt habe, verfahrt nicht anders als die Dichter, aber die Untersachung habe ich nur soweit geführt, daß ich das Verhalten des Saunst, des Petro- nins (ein Beispiel) und des Tacitos näher angeben kann.

26.

Das Vorgebrachte hat ein Mehreres erledigt. Der Haupt- sache nach war es ein Beitrag zur Gliederung des Hexameters. Diese Gliederung beweist aber, daß die römischen Dichter aller Zeiten sich um die Stellung der Akzente und keineswegs um die Quantität allein gekümmert haben, was kein Versbau jemals getan hat, da doch überall Hebung und Senkung, die vom Akzente abhängig sind, in Betracht kommen.

Die sorgfältige Beobachtung der Quantität aber war ein Schutz gegen die Verrohung der Kunst. Wird die Quantität nicht mehr in Rechnung gebracht, so ist auch die Aufstellung von Füßen eine unmögliche Sache.

In der Einleitung zu dem II. Bande der ^Opuscula philo- logica% welche vom 6. April 1868 datirt ist, nennt Friedrich Ritschi (S. XI) den Akzent den mächtigsten und ideellsten Faktor der plautinischen Verskunst, wo er ist, wie ,der Geist, der über den Wassern schwebt'. Weiter bemerkt er (S. XIII) in bezug auf Corssen, daß es ,sehr gewiß ist, daß gerade das Kapitel seines Buches über Aussprache, Vokalismus und Be- tonung der lateinischen Sprache, worin der angebliche Beweis geführt wird, daß der Wortton auf den Bau des altrömischen Verses g^r keinen Einfluß gehabt habe, in der Wissenschaft das kurzlebigste von allen sein wird'; denn ,er hält die Teile in seiner Hand, fehlt leider nur das geistige Band', fügt Ritschi mit Recht hinzu. Endlich sagt er (S. XV): ,Wir halten das von Bentley und Hermann erhobene, von Lachmann gebührend geehrte Banner mit ruhiger Uberzeugungstreue aufrecht nach wie vor.'

Obgleich Ritschi diese Worte nur mit Bezug auf den plautinischen Versbau schrieb, bin ich selbst der Überzeugung, daß sie für jede Art von lateinischen Versen gelten^ und folge getrost dem Banner dieser Männer.

Beiträgfe zur lateinischen Metrik. 69

m.

Zq dem Tierzehnsilblgen Hexameter der seehszeillgen

BStsel.

Als Alexander Riese die Aenigmata codicis Bernen- sis 611 am Ende des ersten Bandes der Anthologia latina (S. 351 370) im Jahre 1894 zum zweiten Male herausgab, habe ich versucht, mir die Verse der Rätsel zurecht zu legen und in meinem Handexemplar der Anthologie eine Analyse der- selben eingetragen. Ich tat es, ohne die schon weit bessere Aus- gabe von Wilhelm Meyer zu Rate zu ziehen, welche im sieb- zehnten Bande der Abhandlungen der philosophisch-philologi- schen Klasse der k. bayr. Akad. der Wissensch. (S. 417 430), München 1886, erschienen war, und sah zu meiner Freude, als ich sie zur Hand nahm, daß er viele Verbesserungen vorge- nommen hatte, welche mit den meinen übereinstimmten. In be- zug auf den Versbau verglich ich dann meine Ergebnisse mit der Darlegung des damals noch in München lebenden Gelehrten und merkte bald, daß ich ihm in keineswegs unwesentlichen Dingen nicht zustimmen könne. Vor kurzem habe ich wiederum die Analyse des Jahres 1894 angesehen und fand nicht, daß ich damals Unrecht gehabt hätte und daß die Veröffentlichung meiner damaligen Beobachtungen inzwischen überflüssig ge- worden wäre. Im Jahre 1905 hat Meyer in den Gesammelten Abhandlungen zur mittellateinischen Rythmik, Bd. H, S. 162 178, die Rätsel neuerdings abgedruckt und zu den früheren Verbesserungen manche neue hinzugefügt, so daß seine Recensio gegenüber dem Drucke des Jahres 1886 und dem Texte Rieses einen wesentlichen Fortschritt bedeutet. Der folgenden Dar- legung liegt sie zugrunde.

Die Quantität.

Meyer behauptet, Gesammelte Abhandlungen II, S. 15, daß der Dichter der Rätsel für die sechste Hebung quantitäts- lange Silben gesucht, sich somit mindestens an dieser Versstelle um die Quantität gekümmert habe. Wenn so, dann nur um die Quantität, welche zu seiner Zeit die übliche war. Von

70 III. A.bbandlung: Cornu.

Tullins ^ oder von wem immer die Rätsel stammen mögen, ist auch nichts anderes zu erwarten, und wir dürfen ihn gerade deswegen loben, weil er dadurch die Sprache nicht verfklschte. Wer sich so viele Vulgarismen entschlüpfen läßt, worüber Meyer II S. 160 ausführlich, jedoch nicht erschöpfend berichtet, kennt gewiß keine andere Prosodie als die eigene und die seiner Zeitge- nossen. Wenn man auf die eingetretene Kürzung der langen Vokale vor und nach dem Akzent und auf die Dehnung der kurzen betonten Silben Rücksicht nimmt, ist der flinfte Fuß mit wenigen Ausnahmen fast immer korrekt. Nach Meyer 11 S. 15 befinden sich im sechsten Fuße unter den 234 vorhan- denen zweisilbigen Schlußwörtern nur 11 oder 12 mit kurzer vorletzter Silbe (locis IV 1 und LXI 1, vetor VII 2, ego IX 1, loco IX 6, valet X 6, edit XV 5, caro XVI 5, cupit XLII 4, vias XLIX 4, fugiens LVII 2, nocent LIX 5) während im Schluß der ersten Halbzeile unter 270 zweisilbigen Wörtern 105 mit kurzer vorletzter Silbe stehen. Daraus folgert er, daß der Dichter sich noch um die nach unseren Begriffen richtige Quan- tität im sechsten Fuße gekümmert habe. Die geringe Anzahl von zweisilbigen Schlußwörtern, bei denen die alte Quantität nicht gewahrt ist, mag allerdings auffallen. Gegen die bessere Beobachtung der Quantität in der Bildung des sechsten Fußes spricht aber die Verwendung der eben angeführten und anderer gleichwertiger Wörter im dritten Fuße unmittelbar nach der häufigsten Cäsur, im vierten und namentlich im fünften Fuße, wie folgende Beispiele zeigen: C7'eat urendo II 1, turpi me modo relinquunt V 4, p7'0 bonis mala redduntur V 5, semper qui mihi coaevus VIII 2, sine pari Q'oganti XXV 6, cava latebris C. XXXII 2, manu dimissa XXXII 5, vernoque simul et aestu XXXIX 4, calle quas iero frequenti XL VI 4, gero figuras XL VIII 1, efficior statim maior a patre qui nascor XLIX 2, poteatas data per omnes L 4, satis amanti L 6, in venire fero parentes LI 3, in conceptu numquam amplexu viri delector LH 2, unu8 et ego sorori LVI 1, hujua et ego maritus LVI 2, re» cunctis fero mirandas LX 3, nee gravor onustus LX 4. Meiner Ansicht nach bestand im achten oder siebenten Jahr-

* Vgl. Paul von Winterfeld, Observationes criticae III im Philologus, Bd. LVIII, 8. 289—290.

Beiträge xur lateinischen Metrik. 71

hundert; ja schon viel früher, zwischen den zweisilbigen Wörtern, die einst den Wert !_ _ hatten, und den Wörtern mit der einstigen Messung L ^y L ^ und 6 s^ kein Unterschied mehr.* Diesen vier Wertungen entsprach eine einzige ^ w, die allein dem Dichter zur Verfügung stand. Die Folge war, daß der Ersatz von Hebungslängen wie Ztio;, rex^ res durch zwei Kürzen nicht mehr vorgenommen werden konnte. Für die Kürze der zwei ersten Silben in Wörtern wie sapienti, ca- piatur^ numerare, welche er im zweiten Teile des Verses gänz- lich ausschließt, nicht aber im ersten, mag er noch ein Gefühl gehabt haben. Wichtiger ist jedoch die Tatsache, zu der ich durch eine Untersuchung des Versbaues der späteren römischen Dichter gelangt bin : je näher die Dichter dem Zeitalter stehen, in dem der Verfasser der Rätsel lebte, umso seltener ist der Ersatz einer Hebungslänge durch ein Wort von zwei Kürzen. Der Untergang der alten Kürzen in den zweisilbigen Wörtern war somit von langer Hand vorbereitet. Die natürliche Folge war, daß die Verse, weil die Auflösungen nicht mehr stattfinden konnten, fast immer die gleiche Anzahl von Silben erhielten. Den Zeilen fehlt also die Mannigfaltigkeit der Füße, durch die sich der klassische Hexameter auszeichnet. Diesen Mangel teilen die Rätsel mit zahlreichen Gedichten aus früherer Zeit, welche die Quantität der Silben entweder wirklich oder nur noch scheinbar beobachten.

Damit der Leser das Verhältnis der vierzehnsilbigen Hexa- meter der Rätsel zu den früheren von gleicher Silbenzahl besser erkenne, behalte ich bis auf die drei oder vier ersten Silben der ersten Halbzeile die üblichen Bezeichnungen der Füße in meiner Darstellung bei.

Die Füße.

In bezug auf die Betonung der Füße ist folgendes zu sagen. Der sechste Fuß hat die Betonung 1 1^ und besteht nie aus zwei Wörtern. Vor der Cäsur setzt der Dichter der Rätsel unbedenklich . non surriy non sunt, mors est, par est : prior illo non sum VIH 2, masculus qui non sum XXI 1, viia

^ Sieh Onindriss der romanischen Philologie I. Band, Zweite Auflage, 8. 467. Die Dehnung der kurzen Vokale in freier Stellung reicht nach W. Me/er-Lübke 1. 1. bis in das 4. Jahrhundert zurück.

72 III. Abhandlang: Coro u.

mihi mors est XXX 3^ opes mihi non sunt XL 5, quarum mihi mors est LV 3, infantia par est LVIII 6. Im gewöhnlichen Hexameter waren die so gebildeten Schlüsse erlaubt.

Der fünfte Faß hat die Betonung i w ^ . Die einzige Aus- nahme ist perUtrat umhram VI 1, vgl. noctis videre ten^bras LVII 1, denn im 32. Kätsel, 3, ist si non absörbuero matrem zu lesen^ wenn nicht absorbsero vorzuziehen ist, woran Brandt S. 104 auch schon gedacht hat, und im 36. Rätsel, 2, ist nach CB sub tellore vivunt nicht tellüre, wie Meyer S. 160 und 171 schreibt zu schreiben, indem telhis, welches tellüs geworden war, wie corpus corporis^ tempus temporis, fundus *fundoris dekliniert wurde. In miros efficio sapores XLV 5 ist efficio sicher unrichtig und wird durch AVC nicht gestützt; dagegen sprechen auch efßcior dura, multos quae faeio molles XLII 2, reficio multos LV 3, parturio multos XXI 2, concipio prolem VIII 4, concipio matrem XXXVIII 4, malos recipio tecto LX 6, und noch andere Stellen, welche ich unerwähnt lasse. Die richtige Lesart ist noch zu finden; vgl. Gesammelte Abhand- lungen zur mittellateinischen Rythmik, S. 13. Nie werden der fünfte und sechste Fuß durch Wörter wie decipiatur, solliciiare, intemeratus gebildet. Der Dichter der Rätsel steht hierin hoch über der späteren Barbarei, welche solche mißverstandene Uexa- meterschlüsse mit großer Vorliebe verwendet.

Der vierte Fuß hat entweder die Betonung 1_, und in dem Falle hat die erste Silbe der zweiten Halbzeile eine schwache Hebung, oder er hat die Betonung _1, dann ist die bezeich- nete Silbe hochbetont. Wenn in dem Halbverse pendens meos servo parentes XXXVIII 5 meos C richtig ist, so muß es einsilbig gelesen werden. Gegen die Einsilbigkeit sprechen aber folgende Halbzeilen, in denen meo und meos zweisilbig sind: meo dum siabulo versor IV 4, meo se lateri jungat X 3, meos inter cibos XXI 6.

Die erste Halbzeile ist weniger strengen Gesetzen unter- worfen. Der erste Fuß hat die mannigfaltigsten Betonungen; der Anapäst ist häufig; ebenso andere dreisilbige Füße, welche im gewöhnlichen Hexameter verpönt sind. Der zweite Fuß hat die Betonung _ I I v^ II ; für den Spondeus kann auch der Anapäst ^^L \ ^W stehen. In diesem Falle ist der erste Fuß zweisilbig. Hiebei sei bemerkt, daß die richtige Abgrenzung

Beiträge xur lateinischen Metrik. 73

der zwei ersten Füße nicht immer leicht ist. Am Ende der ersten Halbzeile stehen sowohl zweisilbige Wörter^ wozu auch non sumy non sunt, mors est, par est za zählen sind^ als anch dreisilbige, die auf der vorletzten betont sind : tertia me fnater, uno fixa locOj pulchra semper comisy vestibibs exutam, milia prostemo, omnibus delector. Viersilbige oder gar fbnfsilbige Wörter werden vermieden. Sie kommen nnr in folgenden Halb- Zeilen vor: Vili subferrena pusillus tumulor urna XII 5, duo generantur LIV 1, et bis iterato LIX 4, suos moderato servant in ordine cursus LXII 4, et parturienti XXXIV 6. Viersilbige Wörter wie die erwähnten und andere -wie florigeras, dissimilemy uberibuSj vestigia, mirantibus stehen am Anfange der Zeilen, wie Meyer S. 14 schon bemerkt hat. Besteht die erste Halb- zeile aus drei zweisilbigen Wörtern, so hat eines davon einen schwächeren Akzent. Im Anfange der ersten Halbzeile stehen auch dreisilbige Wörter, die wie surrdcta betont sind, und sind keineswegs an diesem Orte ,verboten^,^ denn wir finden da nicht nur impletur VII 3 und extremos XXXIII 3, welche nicht brauchen geändert zu werden, nicht nur annisque XIV 2 und nullumque XV 4 die von Meyer angenommene Betonung in dnnis que peractis und nullum qv4 de ramis ist unstatthaft, wie die Halbzeilen infra supraque mirantur XXVIII 6, silvis campisque morantes XLI 4, tantique refutant XLIX 6 beweisen sondern auch me mater II 1 XVI 1, me pater III 1, et nullo XIX 2, dum nascor XIX 3, et quali XX 2, et cunctas XXXIII 2, me reddet XXXIII 5, et viam XXXIII 6, et mater XXXV 2, et bruma XXXVI 4, sed multa XL 4, et nemo XLII 4, lauter Bei- spiele, welche sich von surrScta entweder nicht oder nur unwe- sentlich unterscheiden.

Die Zeilen.

Insofern die Verse die Cäsur haben, welche der Penthemi- meres entspricht, lassen sie sich auf zwei Typen zurückfahren:

^ Vgl. Gesammelte Abhaudlnngen zar mittellateinischen Rythmik, S. 14, wo folgendes zu lesen ist: Dagegen sind unmittelbar im Anfange der 1. und 2. Halbzeile die dreisilbigen Wörter merkwürdigen Regeln untemorfen. Im Anfange der 1. Halbzeile ist ein dreisilbiges in der Mitte betontes Wort wie surricta verboten, im Anfange der 2. Halbzeile sind nur (fUnr* ist, wenn ich richtig verstehe, zu viel) diese gestattet nnd die dreisilbigen daktylischen Wörter, wie dmnto, verboten.

4 III. Abhandlung: Cornn.

}l| L. \L^l \L

I XXX ^ L XXXX L I N^

Nulluni dare victum frlgenti corpore possunif Calida sed cunctis sälubres porrigo pastui, Nullus me solutum^ llgatum cuncti requirunt.

II XXX - :

XXXX ^

}i\^i\^s.i\ 1

Tertia me mater duram nibllescere cogit Me mater novellam vetus ^ di germine finxit. Vitam dabo cunctis^ vitam «l tulero multis. Milia prosiemOy manu dum verbero nullum.

Von diesen beiden Typen ist der zweite am häufigsten. Über die Hälfte der Verse (192) weist ihn auf. Wie schon Meyer bemerkte (S. 15), hat der Dichter daftir eine ganz be- sondere Vorliebe und scheut, um ihn zu bilden , die unge- wöhnlichsten Wortstellungen nicht, die übrigens im gewöhn- lichen Hexameter nicht selten sind. Der erste Typus kommt in 103 Zeilen vor. Somit haben von den 378 Zeilen, welche die Sammlung zählt, nicht weniger als 295 Verse die Cäsur, welche der Penthemimeres entspricht. FUr diese Zeilen allein gilt, was P. Brandt in seiner im Jahre 1883 erschienenen Aus- gabe der Rätsel, S. 104, sagt,* nicht für die übrigen, über deren Bau er kein Wort verliert. Seine Worte lauten : ,Ver8Uum haec constans est lex a Buechclero primo animadversa, ut quattuor- decim consistat hexameter syllabis, quarum sex ante, octo post caesuram sunt tertii pedis' (zu übersetzen durch ,nach der Cäsur oder Sprechpause, welche den dritten Fuß schneidet', wenn die Angabe richtig verstanden werden soll). In bezug auf die Gliederung der Zeilen ist Meyers Darlegung etwas ausführlicher als die von Brandt. Ich gebe sie mit einigen unbedeutenden Änderungen wieder, welche er entschuldigen möge: , Jedes der G zeiligen Rätsel besteht aus 3 Zeilenpaaren; jede Zeile besteht aus 14 Silben und zerfällt in 2 Stücke; das 1. besteht aus 6,

^ Vetus steht für velere] vgl. ital. vieto, altfranz. viez, welches nnprfinglich

unwandelbar war. ' Aenigmata latina hezasticha, S. 111 138 des Tirocininm philologum so-

dalium regii seminarii Bonnensis.

Beiträge zur Uteinischen Metrik. 75

das 2. aus 8 Silben zu JL..^^^^^ und ^^.^J^^^^^^ auf

etwa 10 Verse trifft ein Taktwechsel rL.^-^JL oder

^^.^^ ^.^.'^ Auch Meyers ausführlichere Erörterung

ist nur für die Verse zutreffend, welche die Penthemimeres haben. Wenn er also in seinen Ausgaben der Rätsel (1886 und 1905) mit einem senkrechten. Strich nach der sechsten Silbe jedesmal die angebliche Cäsur bezeichnet^ so ist in einem guten Fünftel der Zeilen (78) der Strich irreführend.* Nimmt man näm- lich bei der Feststellung der Cäsur auf die Sprechgesetze Rück- sicht, ohne welche es keine Metrik gibt denn Versbau bei Mißachtung der Sprechgesetze ist kein Versbau^ sondern Ver- irrung so haben 65 Zeilen die Hephthemimeres, d. h. die Gliederung 8 + 6, und 13 haben die bukolische Cäsur, d. h. die Gliederung 9 + 5. Alle Zeilen, welche die Gliederung 8 + 6 aufweisen, haben einen und denselben Bau:

XXX - ^ I - I I ^ II K I ^ ^ ^ I ^

XXXX 1 \ - L \ ^

Nulla me putredo tangit nee funera turbant. Caput mihi ferrum aecat et brachia truncat. Florigeras gero comas, dum maneo Silvia, Opes ego nulli quaero, aed confero cunctia, Vestigia nulla figena peramhulo terraa.

Denn faciea XXV 3 und glaciea LIX 5 zählen für zwei Silben, wie Mejer, Gesammelte Abhandlungen zur mittellatei- nischen Rythmik, S. 13, richtig bemerkt, und für den ersten Fuß gilt, was wir früher S. 72 gesagt haben.

Die Zeilen, welche die bukolische Cäsur haben, sind ii^ geringer Anzahl vorhanden. Den Hexametern mit derselben Cäsur sind sie sehr wenig ähnlich. Sie haben folgenden Bau:

^ Sitzungsberichte der philosophisch-philologischen nnd historischen Klasse der kOnigl. bayr. Akademie der Wissenschaften zu München, Jahrg. 1882, I. Band, 8. 192. Qesammelte Abhandlangen zur mittellateinischen Rythmik I, S. 233. Sieh auch II, S. 13: ,(Des Dichters) Zeilen haben durchans gleich viele Silben, sechs in der ersten, acht in der zweiten Halbzeile'.

' Irreführend ist der Strich aucli im dritten und yierten Hexameter, welche Meyer, S. 11 aus der Grabschrift des Bischofs Damianus (De Rossi, In- scriptiones christianae, vol. sec. S. 170 [26]) anführt.

76 III. Abhandlung^: Cornu.

^ I - 1| - - III , . , ,

xxxx

Ore mihi nulla petenti pocula dantur

Quattuoi' has ego conclusa gero ßguras

Vix auferre praedam me coram latro valebit.

Schließlich sei noch bemerkt^ daß der Dichter der Rätsel sich zwei Enjambements erlaubt hat:

Impletur invisis domus, sed vacua rebus

permanetf dum civem nullo sub pondere gestat VII 4.

Nobili perfectam forma me Caesares ulnis

efferunty et reges infra supraque mirantur XXVIII 6.

Somit ist der Bau dieser vierzehnsilbigen Hexameter etwas mannigfaltiger, als man bisher angenommen hat. Wer der erste war, der fUr die sämtlichen Zeilen der Rätsel eine und dieselbe Cäsur angenommen, ob BUcheler oder Meyer, weiß ich nicht anzugeben. Brandt an der S. 74 angeführten Stelle schreibt die Annahme Bücheier zu. Welche Gelehrten den Bau der Zeilen nicht erkannten, erfährt man durch Meyer, Ge- sammelte Abhandlungen zur mittellateinischen Rhythmik, S. 13, wo er die eigene Ansicht vorträgt, ohne sich auf einen Vor- gänger zu berufen. Wenn ich schließlich mit meiner Auffassung Recht behalte, deren ausführliche Begründung der Gegenstand eines späteren Aufsatzes sein wird, daß die Cäsuren Ruhe- punkte der Stimme im gesprochenen Verse sind, wird das primus inveni, primus dixi für niemanden von besonderer Be- deutung sein. Denn es kommt auf die Richtigkeit oder Unrichtig- ]f:eit des Behaupteten an. Damit aber der Leser nun die Cäsuren oder Sprechpausen auf ihre Richtigkeit nachprüfen könne, führe ich alle Zeilen an, die meiner Auffassung nach die Hephthemi- meres, und die selteneren, welche die bukolische Cäsur haben. Die andern Sprechpausen lasse ich unerörtert.

8 + 6.

Ego nata duos patres habere dinoscx>r Nolo me contingat imber nee flamina venti Patria me sine mundi nee ulla valebit Mollibus horresco semper consistere locis üngula nam mihi firma, si caute ponatur

11

115

III 6

IV 1

2

Beiträge zur lateinischen Metrik.

77

Nulla me putredo tangit nee funera turbant VI 4

Impletv/r inmsis domuSj sed vacua rebus VII 3

permanet

Dum jixceo, multos eervOj si stetero, paucos

Caput mihi ferrum secat et brachia truncat

Simili damnandoa nece dum genero natos

Qv^8 domare quiaquis valet inditstria parvus

Asperi nam lenes sie creant filii^ nepotes

Tenebris ut lucem reddanty dolori salutem

Patulo 8um semper ore nee labia jungo

Florigeras gero comaSy dum maneo ailvia

et honesto vivo modo, dum habito campis

Et redacta vili solo depono capillos

Lucida de domo lapsus diffundor ubiqus

et quali dimissu^ modo, non invenit ullus

Cereamque^ mihi domum depingit ab ore

Filios ignoto patri parturio multos

UberibuB prolem nullis enutrio tantam

Exigua mihi virtus, sed magna facultas;

opes ego nulli quaero, sed confero cunctis.

Manibus me postquam reges et visu mirantur

Nascimur albenti loco sed nigrae sorores

Multimoda nobis fades et nomina multa

Sic quae vitam dedit mater et lumina tollit

Exigt/tos conlapsa foetus pro munere fundo

Nobili perfectam forma me Caesares ulnis

efferunt, et reges infra supraque mirantw

Nullo firmo loco manens consistere possum

Versa mihi datur vice bibendi facultas

et viam quaerendi docet, qui^ nulli videtur

Pulchra mihi domus manet, sed pulchrior infra XXXVI 5

Corpore formata pleno de parvulo patre XXXVIII 1

Nam foriuna mihi manet, si tensa dimittor XL 6

Cemere me quisquam nequit aut nectere vinclis, XLI 5

Macedo nee Liber vincit nee Hercules umquam 6

XI 2

XIII 2 4

XIV 3

6

XVIIl

XVIII 1

2

4

XX 1

2

6

XXI 2

3

XXII 1

2

XXIV 5

XXVI

3

XXVII 6

XXVIII 3

5

XXX 1

XXXI 3 XXXIII 6

* *iW C. * Äureamque Meyer.

> ^t = quae ,dA8 Veilchen' ; der Dichter hat mOglicherweiae qui für das weibliche quae geschrieben. Qui für quae ist an anderen Stellen über- liefert, so XXVn 6 nach CBL, XXVIII 1 nach L, XLH 2 nach LAV.

78

in. Abbandlang: Cor na.

Publicia concepta locis in abdita ^ nascor XLIV 3

Nullum mihi frigua valet nee hrwma vilescit 5

Sed calore semper molli sopita f atigor 6

Reddo libens omnes eacasy quas aumpsero lambens XLV 2

Versa mihi pedum vice dum capita currunt Nullus mihi comam tondet nee pectine versat Aspera dum nascor cute producor a matre Sonitum intacta magnum de venire produco Nullus in amore certo me diligit unquam Dulcis esse nulli possum nee crescere juste Me gaudere nullus potest, si terrae eoaequor Et videre quanti volunt tantique refutant Nee habere eorpus possum^ si vestem omitto Duo mihi membra tantum in corpore dantur Semine nee ullo patris creata renascor Ubera nee matris suxi, quo crescere possem, überibus ego meis reficio multos, Vestigia nulla figens perambulo terras Anima nee caro mihi nee cetera membra Numquam uno simul toro conjungimur ambo Nulla mihi velox avis inventa volatu Assiduo multas vias itinere curro Sed cum mei parvum cursus complevero tempv^ Imber nix pruina glacies nee fulgora nocent Promiscuo per diem vultu dum reddor amietus Pondere sub magno rerum nee gravor onv^tv^ Humidis delector semper consistere locis Pulchrior turpentem vultum non despieit ulla

9 + 5.

Me pater ignitus ut nascar^ creat urendo Singula si vivens firmis constitero plantis, viam me roganti direetam ire negabo Sed maiori possum post mortem surgere forma Nullam ante tempus trilvstre^ genero prolem Pulchra semper comis^ locis consisto desertiSj

XLVI3

5

XLVII 1

3

5

XLVIII 5

XLIX3

6

LI 2

LIII5

LV l

2

3

4

5

LVI3

LVII3

LVIII 1

5

LIX5

LXl

4

LXIl

LXII4

IUI

X2

XII 6 XIV 1

^ in abdito Brandt.

* Liest man mit CLA^V inluatrenij so ändert sich die Cäsnr.

' Oymi* C wäre ebenso gut.

Beiträge zur lateiniachen Metrik. 79

Ceteris dum mihi cum lignis nulla figwra XV 2

Oladio SIC mihi desecta viscera pendent XXIV 4

Numquam sine nostra nos domx) detinet ullus XXV 5

Exiguos licet mentita profero foetus XXIX 5

Ore mihi nulla petenti pocula dantur XXXI 1

Honor quoqae mihi concessus fertur ubique XXXIV 4

Quattuor hos ego conclusa gero figuras XLVIII 1

Superas me cuncti laetantur carpere vias XLIX 4

Vix auferre praedam me ccyi^am latro valebit LVII 5

Abweichend sind die Zeilen

Et amica libens oscula porrigo cunctis VI 6

Et aestivo rursus ignibus trado coquendos XXXVIII 6 qua repleta parva vellera magna produco XXVIII 2

ohne daß ich zu sagen wage, ob sie richtig oder unrichtig überliefert sind.

(Die vorliegende Untersuchung war bereits vollendet und nicht mehr in meinen Händen ; als der zweite Band der An- thologia latina in zweiter Auflage mir zukam (Leipzig 1906). Die SS. 376 382 bringen Nachträge zu der am Ende des ersten Bandes abgedruckten Rätselsammlung. Außer Erläu- terungen zum Versbau, deren Beurteilung ich anderen überlasse, und Besserungsvorschlägen, die W. Meyer zum guten Teil vor- weggenommen hatte, enthalten sie eine vollständige Kollation der Berliner Handschrift 167 (= Nr. 1825 der Bibliothek des Sir Thomas Phillips, C. bei W. Meyer, P. bei Alexander Riese), welche W. Meyer zu seiner neuen Ausgabe schon ver- glichen hatte.

Aus Rieses Anmerkung 3, S. 377, erfuhr ich, daß die Handschrift der sechszeiligen Rätsel interpungiert ist. Dank der freundlichen Vermittlung meines verehrten Kollegen Prof. H. Schenkl unterzog sich der königl. Bibliothekar Dr. Emil Jacobs der Mühe, die handschriftliche Interpunktion der soeben angeführten Zeilen (S. 76—79) zu untersuchen. Beiden Herren sei hier der Dank abgestattet.

Mit meiner Distinctio stimmt die der Handschrift C in den folgenden zehn Zeilen überein: VII 3, XIII 2, XVIII 1,

80 III. Abhandlang: Cor na.

XXII 1, XXVIII 5, XXXIII 6, XXXVI 5, XL VIII 5, LIII 5, LV 4. In den weit Überwiegenden Fällen stimmt das Zeichen / mit dem senkrechten Strich W. Meyers, ist aber deswegen noch nicht richtig. Ziemlich oft fehlt die Interpunktion.)^

Beim aufmerksamen Lesen der sechszeiligen Rätsel, deren Versbau ich im Anschlüsse an W. Meyers ausführliche Erörte- rungen darzustellen versucht habe, wird jeder bald erkennen, daß ein schwacher Schimmer der klassischen Verskunst bis zum Dichter gedrungen ist, daß er also zu den Autoren ge- hört, denen die Kunsttradition noch nicht gänzlich abhanden gekommen war. Dies war auch der Grund, warum ich es der Mühe wert erachtet habe, seinen Versbau zu untersuchen. Seine yierzehnsilbigen Zeilen sind nichts anderes als die sprachgemäße Entwickelung des gewöhnlichen Hexameters mit seinen wirk- lichen, nicht mit den sinn- und sprachwidrigen, in rein dekla- matorischem Vortrage niemals erhörten Hebungen. Im Anfange der Zeilen erlaubt er sich Freiheiten, die dem alten Versbau unbekannt waren. Es findet sich zwar eine Anzahl von Versen, welche ebensogut bei irgendeinem römischen Dichter stehen könnten, der seine Hexameter streng nach den Gesetzen baut, wie zum Beispiel die folgenden:

I^ertia me mater duram mollescere cogit I 3

Et pia defectu me mater donat ubique HI 2

Moriua maiorem vivens quam porto laborem XI I

Uno fixa loco longinquis porrigo victum XIII 1

Sanguine dum fuso lapsis vestigia versant 6

Nullum clara manens possum concedere quaestum XIX 5 Uberibus prolem nullis enutrio tantam XXI 3

Lucrum viva manena toti nam confero mundo XXIV 1 Pollice depresso conceptas denego limphas XXXI 5

Oscula ai nobis causa figantur amoris XXXV 5

Nulla mihi virtuSj sospes si mansero semper XXXVII 3 Mordeo mordentem, morsu nee vulnero dentum 5

Corpore nam mollis duros disrumpo parentes XXXIX 2 Deprimo nam fortes, infirmos adlevo sursum XLI 2

Mordeo sed cunctos Silvia campisque morantes 4

^ Nachgetragen bei der Korrektur.

Beiträge zur lateiniBchen Metrik. 81

Beddo libens omnes escaa qtuis sumpsero lambens XLV 4 Patzer semper habet^ dives quod saepe requiret LIV 4 Ubera nee matris aiixi, quo crescere posaem LV 2

Corpore defecta velox comprendo senectam LVIII 2

Qiw movear gresau, nullus cognoscere temptat LIX 1

Aber die Annahme^ der Dichter hätte diese Zeilen für besser gehalten als die übrigen, ist sicher unbegründet. Denn Hexameter von viernndzwanzig Moren konnte er kaum mehr bilden.

sitxangib«r. d. pliil.-kist. Kl. 159. Bd. 3. Abh. t

Gollob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeh.) 8®. 1903.

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Platonische Aufsätze. III. Die Composition der ^Gesetze^ 8«. 1902. 80 h 80 Pf.

IV. S\ 1906. 60 h 50 Pf.

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Jüthner, Julius: Der Gymnastikos des Philostratos. Eine text- geschichtliche und textkritische Untersuchung. 8®. 1902.

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IV., V., VI., VII., VIII. 8^ 1907. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

Kenner, Friedrich: Die römische Niederlassung in Hallstatt

(Oberösterreich). 1903. 4 K 4 M.

Henzel, Adolf: Untersuchungen zum Sokratesprocesse. 8^ 1902.

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Bzach, Alois: Analekta zur Kritik und Exegese der Sibyllini-

sehen Orakel. 8«. 1907. 1 K 40 h 1 M. 40 Pf.

Schenkl, Heinrich: Bibliotheca patrum latinorum Britannica.

n. Band. II. Abtheilung (Schluss). Die Bibliotheken der

Colleges in Cambridge. IL (2717—2986). 8<>. 1901.

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XII. Die kleineren öffentlichen und Privatbibliotheken, nebst der Bibliothek von Corpus Christi College, Cambridge. 8^. 1905, 1 K 65 h 1 M. 65 Pf.

Schuchardt, Hugo: Die iberische Deklination. 8^. 1907.

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Sedlmayer, Heinrich Stephan: Der Tractatus contra Arianes in der Wiener Hilarius- Handschrift. Mit einem Nachwort von Dom Gei-main Morin. 8^ 1903. 60 h 60 Pf.

Sellin, Ernst: Teil Taannek. Bericht über eine mit Unter- stützung der kais. Akademie der Wissenschaften und des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht unteniommene Ausgrabung in Palästina. Nebst einem Anhange von Dr. Friedrich Hrozn^: Die Keilschrifttexte von Ta'annek. (Mit 13 Tafeln, 132 Textfiguren, 4 Detailplänen im Texte und 2 Hauptplänen.) 4^ 1904. 13 K 80 h 13 M. 80 Pf.

Eine Nachlese auf dem Teil Ta^annak in Palästina. Nebst einem Anhange von Friedrich Hrozn^: Die neuen Keil- 8chrift;texte von Ta'annek. (Mit 5 Tafeln und 49 Abbil- dungen im Texte.) 4«. 1906. 6 K 60 h 5 M. 60 Pf.

Sontar, Alexander: De codicibus manuscriptis Augustini quae feruntur quaestionum Veteris et Novi Testamenti CXXVII. 80. 1905. . 70 h 70 Pf.

Ssanto, Emil: Die griechischen Phylen. 8^ 1901.

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Thaner, Friedrich: Die literar-geschichtliche Entwicklung der Lehre vom Error qualitatis redundans in personam und vom Error conditionis. S\ 1900. 1 K 1 M.

Wehofer, P. Thomas M.: Untersuchungen zur altchristlichen Epistolographie. 8«. 1901. 5 K 5 M.

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Wessely, Carl: Epikrisis^ eine Untersuchung zur heUenistischen Amtssprache. 8«. 1900. 1 K 1 M.

Ein Altersindizium im Philogelos. 8^. 1905.

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Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historisclie Klasse. 159. Band; 4. Abhandlung.

Studien

zur

Erzählungsliteratur des Mittelalters

Von

Anton E. Schönbach,

wtrki. Mitglied« der kais. Akademie der Wissenseliaften.

Siebenter Teil:

Über Caesarius Ton Heisterbach. IL

Vorgelegt in der Sittang am 4. Desember 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. n. k. Hof- und UoiTeraitäts-Bachbändicr, Bachb&ndler der kaiserlicheD Akademie der Wisse nachaften.

Detter, Ferdinand : Die Völuspa. 1899. 1 K 30 h 1 M. 30 Pf.

Dimand, Bernhard: Zur mmänischen Moduslehre. 4\ 1904.

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Heinzel, Richard: Abhandlungen zum altdeutschen Drama. 8®. 1896. 2 K 60 h 2 M. 60 Pf.

Herzog, Eugen: Untersuchungen zu Mace de la Charit^'s alt- französischer Uebersetzung des Alten Testamentes. 8®, 1900.

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Junk, Viktor : Ein neues Bruchstück aus Rudolfs von Ems Welt- chronik. 8«. 1906. 75 h 75 Pf.

Kelle, Johann v.: Ueber Honorius Augustodunensis und das Elucidarium sive Dialogus de summa totius christianae theologiae. 8^ 1901. 40 h 40 Pf.

Ueber ein in Wallerstein aufgefundenes Bruchstück der Notkerschen Psalmenübersetzung. 8<>. 1901. 30 h 30 Pf.

Untersuchungen über das speculum ecclesiae des Honorius und die libri deflorationum des Abtes Werner. 8®. 1902.

1 K 1 M.

Untersuchungen über das Offendiculum des Honorius, sein Verhältnis zu dem gleichfalls einem Honorius zu- geschriebenen Eucharistion und Elucidarius sowie zu den deutschen Gedichten Gehugde und Pfaffenleben. 8^. 1904.

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Untersuchungen über des Honorius Ineuitabile siue de praedestinatione et libero arbitrio dialogus. 8^. 1905.

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Untersuchungen über den nicht nachweisbaren Honorius Augustodunensis ecclesiae presbiter et scholasticus und die ihm zugeschriebenen Werke. 8«. 1905. 70 h 70 Pf.

Dasselbe. Nachtrag. 8«. 1905. 50 h 50 Pf.

Kaddalena, E.: Uno scenario inedito. 8«. 1901. 60 h 60 Pf. Keyer-Lübke, Wilhelm: Die Betonung im Gallischen. 8^. 1901.

1 K 60 h 1 M. 60 Pf.

Zur Kenntniss des Altlogudoresischen. 8®. 1902.

1 K 70 h 1 M. 70 Pf.

Romanische Namen Studien. I. Die altportugiesischen Per- sonennamen germanischen Ursprungs. 8®. 1905.

2 K 40 h 2 M. 40 Pf.

IV. Abh.: SehOnbadV:S!Hli|OSif tt^M^ etc.

IV. . Studien zur Erzähluugsliteratur des Mittelalters.

Yon

Anton E. Sohönbaoh»

wirU. Hitgliede der kais. Akademie der Wiseenechaften.

Siebenter Teil:

Über Caesarios von Heisterbach. II.

(Yorgelegt io der Sitzwig am 4. Desember 1907.)

feeite 6 10 meiner Abhandlang über Caesarias von Heisterbach (Stndien zar Erzählangsliteratur des Mittelalters^ vierter Teil, SB. 144. Band, Nr. 9) habe ich den von diesem Autor selbst hinterlassenen Katalog seiner Schriften abgedruckt und dann S. 10 55 kommentiert. Demnach sind mir damals (1902) von den 36 Nummern des Kataloges folgende bekannt gewesen und von mir zum Teil beschrieben worden: 2. 11. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 22. 23. 27. 30. 34. 35. Der S. 58 aus- gesprochene Wunsch, es möchten die von Hartzheim in seiner Bibliotheca Coloniensis notierten Handschriften anderer Werke des Caesarius (a. a. O. S. 56 58) wieder zum Vorschein kommen, ist teilweise in Erfüllung gegangen (a. a. O. S. 92): Professor Dr. Alois Meister hat in der Einleitung zu den Fragmenten der Libri VIII miraculorum des Caesarius (Rom 1901) S. XX bis XXVII nicht bloß den Katalog und die Notizen Hartzheims abgedruckt, sondern auch die Besultate seiner Nachforschungen auf den Bibliotheken der Rheinlande und Westfalens mitgeteilt, denen gemäß mehrere Schriften des Caesarius, die mir als ver- loren galten, heute noch tatsächlich vorhanden sind. Seine An- gaben haben es mir ermöglicht, die Handschriften der Nummern 9. 21. 31. 32. 33, die sich auf der Kölner Gymnasialbibliothek

Sitrangiber. d. p1iü.-lii>t. Kl. 159. Bd. 4. Abb. 1

2 IV. Abhandlung: SchOnbach.

und auf der Universitätsbibliothek in Bonn befinden^ nach Qraz kommen zu lassen und hier bequem zu benutzen, wofür ich den Verwaltungen der genannten Bibliotheken zu ganz beson- derem Danke verpflichtet bin. Einigen Nummern des Kata- loges von Caesarius (12. 13) hatte Hartzheim den Vermerk beigefügt^ er kenne sie aus Handschriften der Karthäuser- bibliothek zu Köln; es war mir nicht möglich, den Verbleib dieser Kodizes festzustellen.

Ich erstatte also hier zuvörderst Bericht über die un- gedruckten Schriften des Caesarius von Heisterbach, die mir seit dem Erscheinen meiner Abhandlung zugänglich geworden sind.

Die Handschrift der Universitätsbibliothek zu Bonn K. 363, Papier, 15. Jahrhundert, ohne Paginierung (vorn die Urkunde eines Bamberger Notars, hinten eine Würzburger Urkunde, beide 15. Jahrhundert, eingeklebt), enthält Nr. 9 aus dem Kata- loge des Caesarius, die expositiuncula zur Sequenz Ave prae- clara maris Stella (vgl. meine Abhandlung S. 15 f.). Sie wird durch folgendes Vorwort eingeleitet:

Quoniam Beate Virginis sequentia, que sie incipit: ,Ave preclara maris Stella etc.' tota Sacre Scripture redundat miste- riis, adeo quidem breviter et latenter insertis, ut plerosque eorum lateat intellectus, non inatile videtur, si eisdem aliqualis declaratio adhibetur,^ ut illorum, qui ipsam sequentiam frequen- tare consueverant, per hoc aliqualiter intellectus illustretur et aflFectus ad Beatam Virginem eo frequentius excitetur. omne quidem bonum, quo limpidius cognoscitur^ eo necesse est, ut validius diligatur.

In primis autem notandum, quod ipsa sequentia pre re- liquis ex quatuor privilegiis commendabilis reperitur, videlicet ex auctoris inspirata divinitus scientia, ex verborum mistica intelligentia, ex modulaminis suavissima melodia, ex miracu- lorum occasione ipsius factorum insigni gratia. sicut enim ex seniorum relatione traditur, hujus sequentie auctor fuit quidam clericus simplex et rectus ac timens Deum, natione Theutonicus, ex re nomen habens Hermannus Contractus. qui divinitus ac- cepta optione, an mallet corporis integra sospitate gaudere an contractus remanendo inspirata sibi scientia celitus prepoUere,

^ adhibeatur Hs.

Stadien zur Ersähluogsliteratar des Mittelalters. 3

elegit scientiam instar ejus, qai dixit:^ ^Saper salutem et omnem pulchritadinem dilexi sapientiam et proposoi pro lace habere iilam^ et yenerant mihi omnia bona pariter cum illa/ unde idem contractus quidem corpore^ sed dilatatas mente^ ad laudem Dei et sanctoram ejus plarimos cantas eximios profunditate dic- taminis et dnlcisonos suavitate modulaminis edidit. qui veniens Romam in ecclesia beati Petri ^Simon Barjona' et in ecclesia beati Pauli ;0 gloriosum lumen^ et in ecclesia Beate Virginis illam elegantis dictaminis et modulationis antiphonam ,Alma redemptoris mater', ut dicitur, auctor ipse primus omnium die- tavit. hio itaque et hujus sequentie quoad dictamen pariter et modulamen* auctor extitit; cujus melodie jocundissima^ sua- yitas patet aadienti^ verborum vero mistica intelligentia in hujusmodi declaratione patere^ poterit intelligenti. in cujus fine miracuiorum pretactorum insignia expleto proposito sub- jungantur.

Hiis igitur breviter prelibatis predictam sequentiam in partes suas distinguamus^ ut per divisionis summariam cogni- tionem ad ejus declarationem viam ordinatius habeamus. divi- ditur itaque ipsa sequentia in tres partes principales: in prima ponitur devota salutatio ^Ave preclara'/ in secunda multiplex commendatio ,Euge Dei porta'/ in tertia supplex oratio ,Hic gentium^'' notandum autem ad litteram, quod Stella maris appellatur illa, que juxta polum articum sita nunquam occidit^ secundum quam navigantes in mari se regunt^ et ideo Stella maris yocatur. unde quidam ait:

Porta salutis Aye, per quam patet exitus a Ve Venit ab Eya Ve, Ve quoque toUit* Ave.

Die Erklärung wird in der Weise unternommen, daß jede Wortgruppe zuerst in Zusammenhang mit einer Stelle der h.

' JFVe» nach Sap. 7, 10 f.: Saper salatem et speciem dilexi illam et pro- posoi pro lace habere illam: qaoniam inextingaibile est lumen ejus. Yenerant aatem mihi omnia bona pariter cam illa et innamerabilis honestas per manas illius.

' medalamen Hs, ' Vorher saavissima getilgt Hs.

* Am Bande nachgetragen. ^ preclaris H». ^ 2. Yersikel. T 5. Yersikel bei Mono Nr. 556, 8. bei Kehrein Nr. 254.

caUit Hm.

4 IV. Abhandlung: SchOnbach.

Schrift gebracht oder, wenn möglich, anf eine solche zurllck- geführt und aus ihr dann erläutert wird. Das geschieht meistens mit Hilfe von AnfUhruugen aus den Vätern, hauptsächlich werden herangezogen: Origenes, Hieronymus, Augustin (De civitate Dei und der Liber soliloquiorum), Leo, Gregor, Beda, Anselm, Hugo, Bemard, so daß im ganzen die expositiuncula ein Gewebe von Zitaten darstellt. Darum mögen hier ein paar Sätze als Beispiele genügen: sequitur ,in luce gentium^ que verba tracta sunt ex Ysaia, ubi dicitur (49, 6): ,dedi te in lucem gentium etc/ Bemerkenswert scheint, daß Caesarius vielfach und mit Nachdruck (Ür die unbefleckte Empfängnis Marias eintritt. Auch kritisiert er die Überlieferung der Se- quenz: ,Ave preclara maris Stella, in lucem gentium, Maria, divinitus orta.' ubi notandum est, quod iste versus singularis est et parem sibi non habet in dictamine seu modulamine. quod similiter de ultimo versu est accipiendum, intermedii vero omnes bini et bini se concomitantur. Als Schluß betrachtet Caesarius die Worte in te defigere (visus). unde patet, quod ille versiculus, quem quidam (auch Mone und Kehrein) addunt, ex erroneo additur; cum enim interponitur: ,Quo hausto sapientie saporem vite valeat mens intelligere', constructio predictarum clausularum ,Christiani8mi' et ,beatoque fine^ cum hoc verbo da (im letzten Versikel) interrumpitur et intentio auctoris va- riatur. melius ergo faciunt, qui illum versiculum nee scribunt nee canunt,^ quia non est de corpore sequentie secundum pri- mariam ejus editionem et auctoris veram intentionem. unde et in veteribus libris non habetur. Zuletzt werden aus der Sequenz Mahnungen zu verschiedenen Tugenden erschlossen und in einen Hexameter zusammengefaßt: Consule^ coge, doce^ solare, remitte, fer, ora. Daran schließt sich:

Hiis igitur de expositione predicte sequentie pertransitis, nunc, ut in prohemio promisimus, de miraculis occasione ipsius* sequentie factis aliqua, sicut in scriptis quibusdam invenimus, subjungamus.

Legitur' in Anglorum gestis, quidam fuisse presbiter reli- giosus valde, frequenter missarum solempnia celebrans cum

^ Vorher addunt getilgt Hs,

' Am Bande nachgetragen, vorher illiuA getügt,

' Vgl. meine Studien zur ErzählungsUteratur des Mittelalters- 6, £4 f.

Studien znr Erafthlangsliteratnr des Mittelalters. 5

magna devotione, qni; cum molto tempore pro Domino sanctam daceret vitam, provocatus forte hnjas seqaentie occasione, in qaa canitur: ,Quondam Moysi quod tipas figurabat, jam nunc abducto velo datnr perspici^^^ cepit omnipotentem Deum piis precibus implorare, ut sibi visibiliter ostenderet corpus^ quod de Beata Virgine assumpsit. quadam autem die, dum more solito se ad missarum solempnia prepararet, perfusus lacrimis et prostratus in terram sie oravit: ^Te deprecor, omnipotens Deus^ ostende mihi, indigno famulo tuo, in hoc misterio naturam corporis Christi, ut liceat mihi visibiliter aspicere et tractare eum, qui de came Virginis camem, in qua mori posset, as- sumpsit.' dum devotus presbiter sie oraret, angelus e celo ve- niens eum sie est allocutus: ,surge ab oratione, visibiliter tibi apparebit in altari, quem Beata Virgo huic mundo edidit^ ve- nerabilis ille presbiter, letus et pavidus surgens, erecto voltu in altari vidit puerum, quem Symeon olim in ulnis sumptum portavit. angelus autem sacerdotis sie ait: ,ecce, concessum est tibi visibiliter aspicere in manibus et tangere, quem sepissime in altari per mistica verba solebas immolare.' sacerdos vero,' de angelica ostensione et divina revelatione certus factus, ulnis trementibus puerum portavit et pectus suum pectori pueri con- junxit et, quod mirum est dictu, amplexatus puerum dedit osculos Filio Dei. deinde cum summa reverentia sanctissimum Filii Dei corpus supra altare reposuit et rursum prostratus cum lacrimarum effusione' devote oravit, ut corpus, quod sibi appa- roity in panis speciem reverteretur. et hoc miraculum occasione predicti verbi: ,Quondam Moysi quod typus figurabat' creditur esse factum.

Item aliud miraculum^ occasione hujus verbi, quod ibidem^ sequitur, scilicet: ,Ora, virgo, nos illo pane celi dignos effici', factum dicitur in hunc modum: erat qaidem juvenis apud Monasterium in Eiflia^ in ecclesia sanctorum Crisanti et Dario, magister scolarium nomine Daniel, qui singulis diebus in cripta ejosdem ecclesie coram altari beate Virginis hanc sequentiam

^ Bei Mone der 6., bei Kehrein der 9. Veraikel.

* Damach certas getUgt. ' Darnach rogavit getilgt,

« Die Erzählung steht im Dialogus 7, 61 (ed. Strange 2, 39).

' In der Sequenz der Schluß des fünften Versikels.

" Das Kloster Münstereifel.

6 IV. Abhandlang^: SehOnbach.

flexis genibns devote dicere consneYit. quadam antem die^ dum seqnentiam hanc dicendo ibidem venisset ad hanc locam, ubi habetur: ^Ora, virgo^ nos illo pane cell dignos effici', vidit beatam Virgin em de altari procedentem et panem nive candi- diorem sibi porrigentem. de qua consolatione magnifice con- fortatas, de cetero devotior in ejus obseqnio persistebat.

Ecce adhnc et aliad gloriosum et relatione dignam fertar miraculum^ contigisse in partibns Saxonie (!) in monasterio sanctimonialium in Scononia. qoadam die festiva, dam hec Bequentia a sanctimonialibus ibidem cum magna devotione psal- leretur, domina Elizabeth spiritoalis mater abbatissa ejnsdem monasterii, virgo saneta et revelationibns divinis assnefacta, vidit gloriosam Dei genitricem flexis genibus pro tota congre- gatione iUa supplicantem, cum ad locam iUam ventum fuisset, ubi habetur: ,Audi nos, nam te Filius nihil negans honorat^ ipsa ergo venerabilis abbatissa ob tarn gloriosam visionem et mirificam consolationem hoc instituit, ut, quotienscunque pre- dicta congregatio sanctimonialium hanc sequentiam psalleret^ ad predictum yersiculum genua flecteret cum devotione universa. constat igitur, Domino Jhesu Christo et beatissime genetrici ejus hujus sequentie devotam modulationem gratam valde et acceptabilem fore, cujus occasione compertum est tot miracula contigisse.

Est autem adhuc aliud miraculum, quod, licet ex hac sequentia non sit occasione natum, cum ejus tamen quadam parte concordare videtur. Constantinopoli in quadam ecciesia erat imago beate Virginis, ante quam pendebat velum, quod totam cooperiebat ipsam. hoc velum in sexta feria hora ves- pertina cadebat ab ipsa imagine nuUo movente, sed quasi divino miraculo ferretur in celum, ut ad plenum posset imago a populo conspici manifeste, celebratis autem vesperis in sabbato idem velamen ante ipsam imaginem revertebatur et manebat rursus obtegens ipsam usque ad sexte ferie horam vesperarum. hoc viso miraculo sanxitum est, ut semper die sabbati de beata Virgine divinum officium ageretur. nonne hoc factum cum predicta sequentia concordare videtur? quod enim hoc facto ostenditur, hoc in sequentia canitur: ,Jam nunc abducto velo

^ Steht nn mittel bar vor der YoraDgehenden als 7, 30 im Dialogus.

Stadien zur Enählungsliteratar des Mittelalters. 7

datar perspici^ per misterinm quippe incarnationis Christi ex Maria Virgine revelata sunt sacramenta fidei et gratie^ qne tecta erant velamine legis Moysi. lex enim per Moysen data est^ gratia et veritas per Jhesum Christnm facta est.

Qaod antem hie dicitnr sanxitnm^ ut in honore beate Virginia divina officia sabbato celebrentur, non solam ad hoc facit predictnm miracalam; sed certnm catholice religionis argu- mentam. ipsa quippe dies sabbati merito specialiter ei est dedicata et ejus venerationi deputata^ in qua ipsa sola prestitit fidei catholice inmobilis columpna. sicut enim a Domino fuerat predictum, omnes discipnli tempore passionis dominice scandali- zati a fidei constantia ceciderunt et in ipso scandalo et fidei dubietate per totam diem sabbati permanserunt^ donec de re- surrectione Domini certificati in fide sunt denuo recreati. quo tempore Virgo in fide sola solidata perseveravit, irarao ipsa sola tunc ecclesia fuit. propter quod ab ecclesie filiis in jejuniis et missarum solempniis et ceteris divinis obsequiis in die sab- bati exhibendus est cultus ei merito specialis, in quo die ad ejus laudem etiam plerumque hec sequentia canitur, que^ ut snpra tactum est^ pre ceteris sequentiis ex quatuor insignita privilegiis reperitur.

De quibus singulis quia aliqua vidimus, tempus est, ut finis operi imponatur et laboris sui mercedem compilator ab ipsa beata Virgine et benedicto ejus Filio prestoletur. ut autem ignorantibus predicte sequentie textum previa ejus expositio pateat evidentius^ ipse textus, qui per partes supra est expo- situs^ hie ex integre est subscriptus. Es folgt der Text der Sequenz und zwar, unerachtet der früheren (oben S. 4) vor- gebrachten Bemerkungen tlber die Unechtheit der Schluß- klaaseln, mit diesen, so daß die letzten Worte lauten: beatoquc fine ex hujus incolatu, seculi auctor, ad te transire.

Dieser Traktat des Caesarius von Heisterbach enthält zu- nächst im Prolog einige interessante Angaben, die näheres Be- trachten lohnen. Es wird darin als Verfasser der Sequenz Hermannus Contractus von Reichenau bezeichnet und zugleich angegeben, Qott habe ihm die Wahl zwischen der Erfüllung zweier Wünsche freigestellt: Wiedererlangen der Gesundheit oder Erwerb himmHscher Weisheit. Hermann habe sich flir das zweite entschieden. Als Beleg gewissermaßen für die

8 IV. Abbandlnng: SchOnbaeh.

Richtigkeit dieser Legende teilt Caesarins mit^ Hermann habe die Texte mehrerer berühmter Kirchenlieder verfaßt and die Melodien dazu komponiert. Diese Erzählung findet sich nicht in den biographischen Notizen ^ die Hermanns Zeitgenossen, besonders sein Schüler Berthold; über ihn hinterlassen haben (vgl. Wattenbach, Geschqu.^ 2, 41 f.), sie begegnet zuerst im Chronicon Hirsaugiense des Trithemius (vgl. Hansjakob, Her- mann der Lahme, S. 40), woher sie dann spätere Gelehrte übernommen haben (z. B. Joannes Egon, De viris illustribus Augiae Divitis in Mignes Patrol. Lat. 143, 9 A, aber auch An- selm Schubiger, Die Sängerschule St. Gallens, S. 84 f.). Tri- themius hat jedoch nicht aus Caesarius geschöpft, denn er be- richtet^ daß Hermann auf Rat seines Lehrers die Gottesmutter Maria durch eine von ihm verfaßte Gebetsformel während zweier Jahre um ihre Hilfe angefleht habe^ die ihm dann durch eine Erscheinung Marias in der erwähnten Weise gewährt worden sei. Davon weiß Caesarius nichts, er sagt nur, Gott habe unmittelbar auf Hermanns Bitten ihm die Wahl zwischen Gesundheit und Wissenschaft freigestellt. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß beide Erzählungen, bei Caesarius und Trithemius, auf dieselbe Quelle, eine uns verlorene Überlieferung von Hermanns Leben, zurückgehen. Caesarius beruft sich nur auf mündliche Tradition innerhalb des Zisterzienserordens (oben (S. 2: sicut enim ex seniorum relatione traditur). Trotzdem trägt sein Bericht, der nur den direkten Verkehr Gottes mit Hermann von Reichenau kennt, die Färbung höheren Alters als der bei Trithemius, der bereits einen hochentwickelten Marienkultus voraussetzt. Trithemius muß aber auch hier, wie das schon öfters passierte, von dem durch seinen schlechten Ruf begründeten Vorwurf freigesprochen werden, er habe diese wunderbare Geschichte selbst erfunden: vielmehr hat er sie gewiß einer älteren Aufzeichnung entlehnt.

Die Geschichte, wie durch ein Wunder beeinflußt Her- mannus Contractus die Sequenz Ave praeclara maria Stella ver- faßt, ist an sich weder aufiFäUig noch selten, sie gehört viel- mehr in eine große Reihe von Erzählungen (allerdings wohl meistens erst nach dem 12. Jahrhundert entstanden), in denen berichtet wird, wie mittelbar oder unmittelbar durch göttliche Einwirkung ein besonders schönes und wirkungsvolles Lied

Stadien zur EnB&hlungsliteratar des Mittelalters. 9

oder Gebet gedichtet wurde. Es genügt, hier die Beispiele anzufahren^ welehe in Massafias Stadien zu den 'mittelalter- lichen Marienlegenden begegnen. Der wunderbare Ursprung der Antiphon 0 Maria mrgo pia maris Stella, Dei cella wird erzählt WSB. 113, 965, Nr. 53. Der Ursprung des Respon- soriums Gaude M. V. 113, 965, Nr. 54. 119, 36, Nr. 10. Adam von St. Viktor wird als Dichter durch eine Erscheinung Marias gerühmt 115, 62, Nr. 7. Der Nutzen solcher Lieder und Gebete wird durch wunderbare Beispiele bewiesen: 0 inteme- rata 113, 963. 969, Nr. 105. 976, Nr. 8. 987, Nr. 55, 56. Gaude M, V. 119, 50, Nr. 66; Salve Regina 119, 51 f.

Caesarius besaß, wie er selbst angibt, gewiß keine schrift- liche Darstellung von Hermanns Leben, er weiß nichts von ihm, als daß er aus Deutschland stammte und Contractus war und hieß. Hermanns Leben in Reichenau ist ihm unbekannt und von seiner Körperschwäche hat er so wenig eine Vorstel- lung, daß er ihn sich nach Rom begeben und dort in der Peterskirche ein Lied auf den Apostelfürsten dichten läßt, in- des Hermann bekanntlich schon deswegen aus Reichenau nie- mals fortkam, weil er nicht gehen konnte und überhaupt ohne Hilfe sich nicht aus seinem Krankenstahl zu erheben ver- mochte. Caesarius kennt auch Hermanns Wirken als Schrift- steller und besonders als Geschichtschreiber gar nicht, er weiß nur, daß er Kirchenlieder verfaßt hat. Daraus erhellt, daß Caesarius hier, wie sich überall ergibt, wo wir seine Angaben zu prüfen imstande sind, die Wahrheit spricht, wenn er sich auf mündliche Überlieferung innerhalb des Zisterzienserordens beruft. Nur diesen Wert besitzen daher auch seine Mitteilungen über Hermann von Reichenau als den Verfasser kirchlicher Poesien.

Darüber bestehen sehr verschiedene Ansichten. Was zu- nächst die berühmte Sequenz Ave praeclara maris Stella an- belangt, so ist die Meinung Philipp Wackernagels (Das deutsche Kirchenlied, 1, 146 f.), Albertus Magnus, f 1276, sei als ihr Verfasser anzusehen, a limine abzuweisen. Denn mehrere der ältesten Handschriften, in denen diese Sequenz überliefeii; wird, reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück; vgl. schon Daniel, The- saurus 2, 32 f. Migne, Patrol. Lat. 143, 443, dann Mone, Hymnen 2, 355 ff. Kehrein, Sequenzen 196 f. Bäumker, Das katholische

10 ly. Abhandlang: SchOnbach.

deutsche Kirchenlied 2, 76 80, der sich aber 3, 324 berich- tigt; Ulysse Chevalier, Repertoriam Hymnologicnm (= Analecta Bollandiana I III) 1, 120 f. Dreves, Lateinische Hymnen- dichter des Mittelalters 2 (= Analecta Hymnica 50. Band), 313 fif. Diese Ansicht Wackernagels stützt sich nur auf eine lateinische Aufzeichnung in einem Osnabriicker CoUatienbuch des 15. Jahrhunderts (a. a. O. S. 147, Bäumker 2, 80), vornach eine Vision Marias, die sich vernachlässigt flihlte, Albert den Großen bewogen hatte, die Sequenz zu dichten; es gehört aber diese Legende nur in die Reihe der eben geschilderten und schon mit der Antike beginnenden Überlieferungen, in denen göttliches Einwirken jemand zum Dichter oder Gelehrten macht (vgl. meine Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters 3, 52 f.): höchst wahrscheinlich ist der bei Caesarius vorliegende Wunderbericht von Hermannus Contractus auf Albertus Magnus übertragen und dieser dadurch zum Verfasser der Sequenz ge- worden. Überdies reichen ja auch die deutschen Bearbeitungen (nicht Übersetzungen) des Ave praeclara bis ins 12. Jahrhundert zurück, so die Seckauer Sequenz = MSD.' Nr. 41 (nicht aus St. Lambrecht, weil, wie mich Dreves freundlichst belehrt, der Kodex Nr. 287 der Grazer Universitätsbibliothek durch die Eintragung zum 14. September: Dedicatio hujus ecclesie nach Seckau gewiesen wird) und die aus Muri MSD.' Nr. 42, vgl. dort 2, 251—256; ferner Bäumker a. a. O. 1, 5 f. 62. 2, 80; Ho£fmann, Geschichte des deutschen Kirchenliedes ', S. 284 ff. Diese Sequenz galt von jeher trotz ihrer Beliebtheit für dunkel dem Inhalte nach und von schwieriger (aber schöner, vgl. Bäumker 2, 80) Melodie, was Bartsch an verschiedenen Stellen seines Buches: Die lateinischen Sequenzen des Mittelalters nach- weist und die verworrene Überlieferung bezeugt (über Her- mannus Contractus als Musiker vgl. noch Brambach im 2. Bei- hefte des Zentralblattes fUr Bibliothekswesen 1888: ,Die Reichen- auer Sängerschule' und: ,Hermanni Contracti musica', Leipzig, Teubner 1884); s. jetzt besonders Dreves a. a. O., wo wir auch erfahren, daß die Zuweisung der Sequenz an einen Mönch Heinrich auf der vereinzelten Notiz einer Einsiedeiner Hand- schrift beruht, deren Irrtum graphisch leicht zu erklären ist, indeß die stilistischen Eigenheiten des Stückes ausdrücklich fUr Hermanns Autorschaft zeugen (ebenso die Angabe des Du-

Studien sur ErBahlangsliteratar des Mittelalters. 11

randas bei Dreves, S. 309). Die Dankelheit und Schwierigkeit der Sequenz hat auch den Kommentar des Caesarins von Heisterbach veranlaßt (zumal das Gedicht^ das ursprünglich für Assumptio bestimmt war^ nachmals an allen Marienfesten in kirchlichen Gebrauch kam); seine Atethese der Schlußklausel, die sich auf alte Handschriften beruft, wird durch die reichere Überlieferung bei dem Texte von Dreves durchaus bestätigt.

Nach den Angaben des Caesarius hat Hermannus Con- tractus außerdem noch anläßlich eines (unmöglichen) Besuches in Rom drei Sequenzen verfaßt: zu Ehren des Apostels Petrus: ySimon Barjona', ftlr den Apostel Paulus: ,0 gloriosum lumen^, fUr die Gottesmutter das bekannte: ,Alma redemptoris mater', ut dicitur. Die erste und die dritte dieser Dichtungen legt auch schon Durandus (1230 1296, bei Dreves, S. 309) dem Hermannus Contractus bei; mit seiner Behauptung, Hermann habe noch die Sequenz 0 gloriosum Iwmen verfaßt, steht Cae- sarius allein. Dieses Gedicht findet sich in Handschriften vom 11. Jahrhunderte an (Chevalier, Report, hymnol. 2, 198. 3, 420), der Zeit nach wäre also Hermanns Autorschaft wohl möglich; Dreves, der meines Wissens allein in neuerer Zeit das Stück herausgegeben hat (unter den Historiae rhythmicae, Anal. Hymn. 28, 118 121), nennt keinen Verfasser. ,Simon Barjona', das ich nirgends bezeugt gefunden habe, hält Dreves (a. a. O. S. 309) nur für eine Antiphon, die Hermann komponiert habe. Die Antiphon Alma redemptoris mater sieht Dreves als eine Schöpfung Hermanns an, vgl. S. 317 f. Jedesfalls fällt das Zeugnis des Caesarius von Heisterbach für die Verfasserschaft Hermanns von Reichenau ziemlich ins Gewicht und es scheint mir deshalb noch beachtenswert, daß er über Salve Regina schweigt, welches eine erst mit Trithemius beginnende Tradition dem Hermannus Contractus zuschreibt, vgl. Hansjakob, Her- mann der Lahme^ S. 73—80, besonders S. 78 ff. Schubiger, Sängerschule St. Gallons, S. 84 f.

Über die vier Wundergeschichten, in denen die Sequenz Ave prcLedara maris Stella eine Rolle spielt und die Caesarius von Heisterbach seinem Kommentar des Gedichtes beischließt, müssen hier noch etliche Bemerkungen vorgebracht werden. Die zweite und dritte darunter erledigen sich rasch, weil sie beide schon im Dialogus miraculorum des Caesarius vor-

12 IV. Abhandlung: SchOnbach.

kommen^ anders verhält es sich mit der ersten and vierten. Die erste Erzählung berichtet, wie ein frommer Priester in England (Name und Ort fehlen), angeregt durch den Versikel der Sequenz Ave praeclare maria Stella, der besagt, daß wir jetzt das Mannawunder aus Moses Zeit ohne Schleier in seiner Wahrheit (Transsubstantiation) erkennen^ sich von Gott erbeten habe, das Wunder der Verwandlung der Hostie beim Meßopfer in Christi Fleisch und Blut wirklich schauen zu dürfen. Es wird ihm willfahrt und am Schlüsse wird das Wunder nochmals mit der Sequenz in Verbindung gebracht.

Diese Erzählung nun hatte Paschasius Radbertus in seinem Liber de corpore et sanguine Christi nach den Oestis Anglorum vorgetragen und ich habe sie in meiner Untersuchung über die historische Entwicklung der Hostienwunder (Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters 6, 54 ff.) abgedruckt und besprochen. Die beiden Fassungen stimmen zum größten Teile wörtlich überein: der Bericht bei Paschasius enthält die Namen, begründet die Bitte des Priesters durch seine fromme Wiß- begierde, nicht Zweifelsucht, und fügt am Schlüsse hinzu, Gott habe dieses Wunder zugelassen, um unseren Glauben an die Wirklichkeit des Wunders im täglichen Meßopfer zu be- stärken. Von der Sequenz Ave praeclara ist bei Paschasius natürlich nicht die Rede, weil er im 9. Jahrhundert schrieb, die Sequenz jedoch erst im 11. Jahrhundert entstanden ist. Caesarius von Heisterbach nun ist selbst der Urheber der Ver- änderungen, die seine Fassung im Vergleich zu der des Pa- schasius enthält und die darin bestehen, daß der Bezug auf den genannten Versikel der Sequenz als Motiv für die Bitte des Priesters um das Wunder eingeschaltet wird: alle anderen Abweichungen und das Weglassen des Schlusses folgen aus dieser neuen Motivierung. Daß diese von Caesarius herrührt, ersieht man deutlich aus der Unsicherheit seines Berichtes; er sagt am Beginne: provocatus forte hujus sequentie occasione^ und am Schlüsse: creditur esse factum. Es ist aber an sich schon sehr lehrreich, mit welcher Freiheit Caesarius das Ant- litz der alten Geschichte nach einer ganz anderen Seite ge- kehrt hat.

Nicht eben so weit ist er in der vierten seiner Wunder- geschichten zu Ehren der Sequenz Ave praeclara maris Stella

Stodien zur Enählangsliteratar des Mittelalters. 13

gegangen. Dort berichtet er, in Eonstantinopel befinde sich in einer Kirche ein Marienbild, das während der ganzen Woche mit einem Schleier (velnm) verdeckt sei. Freitag abend hebe sich dieser Schleier ohne menschliches Zutun von dem Bilde, verschwinde und senke sich Samstag abend wieder auf das Bild herab. Dieses wöchentlich sich ereignende Mirakel habe veranlaßt, daß die Kirche den Samstag besonders als Marientag geheiligt und mit einem eigenen Offizium ausgestattet habe.

Diese Geschichte ist im Mittelalter außerordentlich ver- breitet gewesen: sie begegnet schon in den frühesten Samm- lungen von Marienlegenden und z. B. in Mussafias früher zitierten Studien an verschiedenen Stellen: 113, 944^ Nr. 42. 949, 30. 950. 951. 954. 972, 36. 986, 47. 991, 46. 115, 7, Nr. 29. 30, Nr. 67. 33, Nr. 53. 37, Anm. 82, 3. 119, 18, Nr. 40. 57, Anm. 123, 23, Nr. 53. Hier bat Caesarins die Erzählung nicht mit der Sequenz Ave praeclara unmittelbar verbinden können, weil der Zusammenhang das nicht gestattete, er hat nur am Eingange eine Verknüpfung vermutet und am Schlüsse den Schleier des Bildes zu Konstantinopel mit dem velum für iden- tisch erklärt und eine künstliche Erklärung beigefügt.

Jedesfalls aber ist die Behandlung der beiden Mirakel durch Caesarius von Heisterbach sehr merkwürdig, weil sie zeigt, mit welcher Freiheit solche Erzählungen im Mittelalter verändert und im Dienste bestimmter Zwecke umgestaltet wurden.

Die Handschrift der Gyranasialbibliothek zu Köln Nr. 206, aus Lagen von Pergament und Papier zusammengesetzt, 15 X 21 cnij stammt aus dem 15. Jahrhundert, doch sind auch außer den Schriften des Caesarius noch einzelne Stücke vielleicht etwas älter. 1* trägt den Vermerk: Liber fratrum sancte Crucis in Colonia (auf dem Vorsteckblatte: Bib. des Croisiers). 2* bis 18* reicht der asketische Traktat: Vestibulum monastici para- dysi. 18^—34^: Liber de fructibus carnis et Spiritus, ein Um- guß der beliebten Stücke de vitiis et virtutibus. 36* 96^ reichen Sententie morales. Inc.: Veritatis inquisitio sicut ad interiora mentem excitat, sie ad exteriora purgat. Für welche Leser diese Sammlung berechnet ist, erhellt aus 37^: plerique

14 IV. Abhandlang: SchOnbach.

conversorom (des Zisterzlenserordens)^ cum post procellas man- dani maris portum monastice quietis obtinaerint. Schluß 96^ (aber kein Explicit): Toto mundo conquaBsato hie eris immo- bilis, hie gradam figis in preeeptis, ut hereas spe tenacius in promissis. 97^ beginnt: Tota palcbra es, amica mea. Can- ticum quarto capitulo (4, 7). Magistri mei reverendi et fratres dilectissimi, ut gratia Bancti Spiritus in nos velit redundare . Schluß 104^: cujus virginis amatores nos facere dignetur ipse Dei Filius Amen. 105* (De assumpcione beate Virginis ser- mo) Habuit gratiam super omnes mulieres, scribitur Hester 2^ ca^. (2, 17) Pro hujus thematis declaratione utor tali proposi- tione . Im Verlaufe dieses Sermo werden 116 118 exempla vorgetragen, hauptsächlich kurze Marienwunder, bei denen des Thomas von Chantimprä Liber de apibus und die gewöhnlichen Sammlungen zitiert werden. Schluß 121*: Hunc sermonem fecit magister Michael monachus sancti Bavonis Gandensis in choro Carmelitarum coram clero universitatis Coloniensis in festo assumptionis gloriose Dei genetricis Marie virginis. 121* 150* (De nativitate b. V.) Sicut sol oriens mundo, scribi- tur Ecc. XXV (Eccli. 26, 21). Sicut dicit Fulbertus Camotensis episcopus in sermone de nativitate . 151* 156* (De concep- tione b. V. M.) Tu es candor lucis (nach Sap. 7, 26). Sicut lux sensibilis tamquam pulcherrima creaturarum corporalium . 157* 168* (De annunc. b. M. V.) Liber generationis J. Chr. (Matth. 1, 1). Sicut enim Christus fuit liber in matris Vir- ginis utero . 168* 174* (De visitatione b. V. M.) Exurgens Maria abiit (Luc. 1, 39). Karissimi, venerabilis Beda in ser- mone suo super Lucam .

Darauf beginnt 175^ die Nummer 21 aus dem Kataloge des Caesarius von Heisterbach (vgl. meine Abhandlung S. 8. 36 f.): Incipit epistola Cesarii abbatis monasteri Heisterbergen- sis (!) et sacre theologie professoris (!) ad Alardum monachum presbiterum de laude gloriose virginis Marie.

Exigis a me, f rater carissime, ut clausulam illam de Canticis canticorum sumptam, que loco lectionis per octavam Assumptionis gloriose Dei genitricis Marie in ordine nostro in matutinis corde recitatur, ad laudem ejusdem beatissime Vir- ginis exponere debeam. ad quod opus cum omnino insufficien- tem me considerem, utpote illitteratum et elinguem, tue tarnen

Stadien zar Ereählangsliterattir des MitteUlteni. 15

petitioni ac devotioni satisfacere capiens taisque sanctis oratio- nibos adjavari sperans, etsi non tarn eleganter^ ut desiderO; scribam tarnen in ejus laude, quod potero. nam ipsam claasu- lam non totaliter de ejus assnmptione conabor exponere, sed qoaliter singnia ejnsdem clansule membra singalis ejus festivi- tatibus congruant, proposui explicare.

Es folgen nun fUnf Predigten auf Marienfeste^ die ich verzeichne^ die aber nur ganz wenig Anlaß zu Auszügen bieten.

Sermo de omnibus soUempnitatibus gloriose Virginis Marie, matris Domini nostri Jhesu Christi, Canticorum VP (6, 9): Que est ista, que progreditur sicut aurora? verba sunt Salo- monis beatissime Dei genetricis gloriam ammirantis . quinque soUempnitates . (176*) In Conceptione. aurora dicitur omne tempus illud, ex quo rarescentibus tenebris dies primo potest dinosci^ durans usque ad ortum solis. quod tempus quidam dicunt pertinere ad diem, alii yero ad noctem. dies naturalis quatuordecim^ horas habet et dividitur in duas partes, id est, in diem usualem et noctem usualem. dies usualis vel artifi- Cialis, quod idem est, secundum philosophos est presentia solis super terram, et ita secundum illos aurora necnon et crepus- culum vespertinum pertinet ad noctem. alii diem usualem di- cunt tempus illud, in quo lux incipit de tenebris emergere, durans usque ad finem crepusculi. secundum herum opinionem aurora pars diei est. dicitur autem aurora quasi ,avium hora', eo quod tunc garrire incipiant et exhilarari a solis vicinitate. est adhuc alia nominis hujus ethimologia, dicta aurora quasi ,aarea hora' ob aeris ruberem. (179*) luna, secundum quod ajont philosophi, nocte rore arva perfundit, novellas plantationes nutrit rebus mollibus, ut est cera, atque humectatur, ut est pannus, candorem suo splendore inducit. (180*) In Annun- tiatione. (180*) nam sicut radius solis vas vitreum sive cri- stallinam sie penetrat, ut Ingrediens vel egrediens specular non violet, sie Christus integre sigillo virginitatis ingressus est matrem clausoque utero exivit per nativitatem. (182*) In Nativitate. (184*) In Purificatione. (185*) In Assnmp- tione. — (186*) frequenter legimus quorundam electorum ani- mas cum miri odoris flagrantia de corpore egressas esse.

^ J^iiU yigintiqaatuor, wahncheinlich XIV aus XXIV verlesen.

16 IV. Abhandlung: SchOnbaeh.

(187*) Explicinnt sermones de quinque solle mpnitatibas beate virginis Marie genitricis Domini nostri Jhesu Christi in secula benedicti Amen.

Unmittelbar darnach folgt in der Handschrift eine andere kleine Sammlung von Predigten auf Marienfeste, über welche es heißt: Sequnntor adhuc alii qtiataor sermones ejusdem ab* batis unde sapra. Es geht ihnen folgende Praefatio voraus:

Injunxit mihi Caritas vestra, ut epistolam illam, que legitur in Assumptione beate Marie virginis (Eccli. 24, 11 20)^ in sermones redigerem, obediens igitur petitioni vestre, singula capitula per singulos sermones explicavi atque ad diversas ejus- dem Virginis sollempnitates aptavi. omisso autem sublimiori intellectu, qui totum canticum trahit ad illam eternam et in- creatam sapientiam, ad tabernaculum ipsius sapientie, id est beatam Dei genitricem, stilum retorsi. sunt autem capitula in numero octo. ex quibus quatuor precedentia continuantur, quodlibet illorum ternas habens distinctiones, quatuor posteriora sub binis distinctionibus sibi invicem respondent. omnes siqui- dem sermones, sicut postu(187^)lastis, piano dictamine de beata Virgine scripsi. ex quibus quatuor sunt communes, quatuor sequentes pene omnibus ejus festivitatibus sunt congruentes.

Die Sammlung befaßt folgende vier Stticke, aus denen wenig zu exzerpieren ist: Item de Annuntiatione beate Vir- ginis Marie sermo primus. In omnibus requiem quesivi^ . (189*) sequitnr: Et qui creavit me, requievit in tabernaculo meo.^ (189^) tabernaculum proprio dicitur casa militaris ad portandum abilis. mUes processurus ad bellum in sole posuit tabernaculum suum,^ et Ingrediens jocundatur in eo et epulatur. postea involvit cortinas ejus et imponit quadrige sue et sedit desuper et vehitur ad locum certaminis, maxime in partibus transmarinis, ubi et curribus solent pugnare milites. (190*) Sermo secundus et communis de beata virgine Maria. In Syon firmata sum* . (190^) herum officii, qui in arce sunt, est vigilare, circumspicere, clamare, bucinare . (19 P) Sermo tercius generalis de beata V. M. In Jacob inhabita et in Israel hereditäre.^ (194^) unde et plures sepius legimus per visiones

1 Ecdi. 24, 11. « EccU. 24, 12. Psalm. 18, 6.

* Ecdi. 24, 16. » £ccU. 24, 13.

Stadien snr Eraählangsliteratur des MttteUlten. 17

deceptos et in errorem sepius dednctos. (195*) Sermo qaartus de nativitate b. M. V. benedicte. Radicavi in popnlo honori- ficato.^ (197^) Schloß: in hac plenitndine gratie erat ejus detentio, qaia semper erat proficiens et perseverans in caritate, qnousqne deposita mortalitate inter sanctos et supra sanctos coronari meruit in celis; abi cum Christo regnat per omnia se- cula secnloram Amen. Expliciant sermones Cesarii abbatis, Qnde snpra; de gloriosa virgine Maria per fratrem Wilhelmum. Die Handschrift schließt mit dem nächsten Stück 198*— 205* Omelia Origenis super evangelio ^Maria stabat ad monumentum foris plorans^' Audivirnus^ karissimi, Mariam ad monumentum foris stantem^ audivimus Mariam plorantem.

Darüber^ daß die zweite Gruppe von Marienpredigten, die sich an die Epistel des Festes Maria Himmelfahrt schließt; ebenso wie die vorhergehende Sammlung , die dem Priester und Mönch Alardus gewidmet ist (= Nr. 9 des Eataloges); dem Caesarius von Heisterbach als Verfasser zugeschrieben werden muß, kann kaum ein Zweifel herrschen. Das zweimalige Zeug- nis der Handschrift selbst ist von geringem Wert; aber die Fassung des Vorwortes; die Diktion der Predigten und der sachliche Gehalt der von mir ausgehobenen Sätze zeugeU; wie mich dttnkt; unwidersprechlich für die Autorschaft des Cae- sarius. Nun bleiben aber noch Schwierigkeiten übrig: Erstens: Caesarius sagt in seiner an einen Unbekannten gerichteten Vorrede, daß die folgende Sammlung aus acht Stücken be- stehe, es sind aber nur vier vorhanden. Diese vier befassen sich mit den Versen Eccli. 24; 11 16 der Himmelfahrtsepistel; die nächstfolgenden vier 17 20, den Rest der Epistel, bildeten höchst wahrscheinlich die Textsprüche für die vier fehlenden Sermone. Warum aber fehlen diese? Darf man den Bruder Wilhelm, den Schreiber, dafür verantwortlich machen?

Ferner: die erste Sammlung von Marienpredigten des Caesarius von Heisterbach in dieser Handschrift, fünf Stücke umfassend; ist mit einem Vorworte an Alardus ausgestattet; was auch mit der Angabe des Kataloges über Nr. 9 überein- stimmt. Die zweite Sammlung jedoch mit der Vorrede an einen Unbekannten (Alardus kann das nicht sein, weil die

^ EctU. 24f 16, * Joann, 20, IL

Bttsungsb«. d. pliil.-biift. Kl. 159. Bd. 4.Abh. 2

18 rv. Abhmndlung^: SchOnbaoh.

Form der Anrede ganz anders beschaffen ist: Caritas vestra; vgl. meine Abb. S. 24. 32) findet sich ttberhanpt nicht in dem Verzeichnis der Schriften des Caesarias. Sie ist aber ohne Zweifel identisch mit dem Stück: in eum locum: In omnibus requiem qvsBivi (Eccii. 24, 11), das Hartzheim als Nr. 40 über den Katalog des Caesarias hinaas anführt (vgl. meine Abb. S. 58 and Meisters Verzeichnis in seiner Aasgabe der Libri miracaloram S. XXVIII, Nr. 41). Hartzheims Nr. 39, bei Meister Nr. 40, halte ich für identisch mit Nr. 21 des Kataloges, die ich eben früher besprochen habe.

Es ist wenig wahrscheinlich, daß die Marienpredigten, die Eccli. 24, 11 20 als Thema behandelten, erst am Ende seines Lebens nach der Aafzeichnang des Kataloges von Caesarias werden verfaßt sein, obschon aaßer Nr. 14 noch das letzte im Kataloge verzeichnete Stück Nr. 36 gerade eine Erklärang des Ek^clesiasticas bildet. Vielmehr wird man diese Marienpredigten lieber za einer früheren Grappe von Schriften des Caesarias stellen, in denen er Abschnitte der heil. Schrift zam Aasgangs- pankte für Predigten gewählt hat, also ange&hr zwischen die Nammem 14 and 21 des Kataloges. Ist das richtig, dann wäre mit dieser hier analysierten Sammlang von Marienpredigten zam ersten Male der zwingende Beweis geliefert, daß Caesarias in den Katalog seiner Schriften nicht alles aafnahm, was er ver- faßt hatte: ob absichtlich oder (was ich eher glaabe) aas Ver- geßlichkeit, wage ich jetzt nicht za entscheiden.

Die Nummern 31. 32. 33 aas dem Schriftenkataloge des Caesarias (meine Abhandlang S. 9) schienen mir (a. a. O. S. 54) verloren, sie haben sich jedoch in der Handschrift der Gym- nasialbibliothek za Köln Nr. 4 wiedergefanden and stehen dort nacheinander. Dieser Kodex enthält 31ö Blätter Pergament, 24 X 34 cm, and ist im 14. Jahrhundert in zwei Spalten von einer Hand geschrieben. 1* trägt die Sigle H 13 and den Ver- merk: Liher monasterii sancti Martini majoris in Colonia or- dinis sancti Benedicti abbatis, Damach von späterer Hand die Notiz: Continentur in hoc volumine sermones Caesarii ma- nachi Cistercienais super psalmo Beati immaculati (Nr. 31) et cantica graduum (Nr. 32). Eb ist also die Nammer 33, die

Stadien xnr Eriählangsliteratnr des Mittelalters. 19

Blatt 138^ beginnt, übersehen worden, weil dieser Sermo nicht besonders abgesetzt war. Darauf folgt: Item Omelie super eüangelia quadrageeimalia = Nr. 30 des Kataloges (vgl. S. 46 bis 54 meiner Abhandlung).

2* beginnt:

Prefatio Cesarii in psalmum centesimum decimum octavum (rot). Diu est, quod psalmum centesimum octavum decimum^ exponere cogitaveram, a fratribus admonitus. sed grande opus habens in manibus, omelias videlicit super ferias Quadragesime,* tunc temporis caritati postulantiam obedire non potui. preterea omnino mihi superfluum videbatur, ut post expositiones mag- norum patrum Augustini', Ambrosii^ et Cassiodori,^ qui super eundem psalmum sufficienter atque eleganter commentati sunt, aliquid minus doctus scriberem. cumque hujusmodi excusationes fratribus non sufficerent^ expleto opere jam dictarum omeliarum, ad expositionem hujus psalmi me converti. quam expositionem maxime ad ordinem nostrum converti, eo quod psalmus ipse de disciplina et perfectione vite spiritualis loqni videatur. quan- doque tamen sensu allegorico ad fidem instruendam usus sum, et hoc quanto compendiosius potui. solet nonnunquam fieri, ut post optima vina vilior potus, ut est aque vel cervisie, sive ad stomachum refrigerandum sive ad appetitum reparandum delectabilius sumatur. legatur ergo post doctrinam supradic- torum patrum iste tractatulus, non ut potus sapidus et inebrians, sed sicut potus tenuis et insipidus bibendi, id est, legendi doc- trinas subtiliores provocans. scripsi nuper super quosdam alios psalmos tractatus diverses, videlicet super psalmum: Exaudiat te Dominus;^ item super psalmum: Domini est terra ;^ item super psalmum: Magnus Dominus et laudabilis;® item super psalmum: Eructavit;' item super psalmum: Benedixisti;^^ item

^ Der Katalog schreibt bei diesem Incipit: psalmum 123, , ein offenbarer Fehler, der sieh Tielleicht durch falsches Erinnern an Nr. 26 erklärt, wo die Beihe der au kommentierenden Psalmen mit dem 23. anfängt.

' Das ist eben Kr. 30 des Kataloges, die in dieser Handschrift den Schluß macht.

* Migne, Patrol. Lat. 37, 1501—1596.

« Ifigne 15, 1257—1604. * Migne 70, 855—901.

* Psalm. 19 =s Nr. 28 des Kataloges an den MOnch Kuno.

* Psalm. 28. * Psalm. 47. * Psalm. 44. ^«^ Psalm 84.

20 IV. Abhandlaog: Sehdnbaeh.

saper psalmum: FaDda(2^)menta ejos;^ item super psaimnm: Laüda Jhemsalem Dominam.' omnes hos psalmos gratia Dei adjuvante ad honorem domine nostre sancti Dei genetricis ex- posui,' domni Cunradi, Loci sancte Marie abbatis, petitione ad hoc inductas et orationibus adjutus.

Explicit prefatio. Incipit sermo primus de psalmo cen- tesimo decimo octaro feliciter. Im Folgenden hebe ich aus den 22 (entsprechend den 22 Abschnitten des 118. Psalms) Sermonen etliche Stellen aus, die teils für die Auffassung des Caesarius im allgemeinen, teils für die Verhältnisse des Zister- zienserordens, auf die der Kommentar es hauptsächlich absieht, teils flir die Zustände der Zeit charakteristisch scheinen.

Im Eingange erklärt Caesarius, man gelange zur himm- lischen Stadt der ewigen Seligkeit auf 22 Leitern zu je acht Sprossen (den 22 Kapiteln zu je 8 Versen des 118. Psalms), und demnach werden nun diese Verse Wort f&r Wort, vor- nehmlich im Interesse der Zisterzienserdisziplin, erläutert. (2^) nam sapientes hujus mundi octonarium ex sue paritatis dignitate justitiam appellaverunt, eo quod usque ad unitatem per equales partes dividatur. primo enim scinditur in duos quaternarios, secundo in duos binarios, tertio in duas monades. ternarius Signum est constantie. in Signum justitie, que in vendendo et emendo maxime observari debet, octo diebus apud antiquos nundine durabant. pueri primo loco discunt in scolis litteras cognoscere, deinde conjungere, legere et intelli- gere, ut sie gradatim ad perfectam Scripturarum provehantur scientiam. (3*) littere latine ab ethnicis invente sunt, et ideo in suis nominibus steriles, hoc enim, quod sonant, est nomen earum, verbi gratia a. b. c. et relique, que sequuntur. littere per 66 nihil significant, cum tamen conjuncte, voces significa- tivas efficiunt. littere vero hebrayce voces sunt significative, ad placitum Sancti Spiritus, qui eas Moysi inspiravit, consti- tute. Aleph, Beth, Gemel et Deleth voces significative sunt et cetere, quid in octonariis,^ quibus anteponuntur, contineatur,

> Psalm. 86. > Psalm. 147.

' Die Psalmen 28. 44. 47. 84. 147 werden in Nr. 26 des Kataloges kom- mentiert, welche Schrift dem Abt Konrad gewidmet ist. Psalm. 86 wird dort nicht erw&hnt, ist aber yielleicht nur aasgefallen.

^ Das sind eben die Abschnitte des 118. Psalms eu je acht Versen.

Stadien cur Enfthlangiliterator des Mittelalters. 21

yarÜB suis interpretationibns ostendentes. hec loco prefationis dicta snfficiant. nunc ad psalmi expositionem accedamus: quo Deus inspirare dignabitur, caritati vestre legenda non negabimns. (4*) Tercia lex est regnla sancti patris nostri Benedicti| qae et ipsa, ut opinor, in Monte Cassino conBcripta est. ibi sedity ibi docoit, ibi per viam, at sapra dictom est, mirabilem ad Dominum ivit. quod si in eodem Monte fortassis scripta non est, discipolo tarnen ejus Maoro, cum ad Gallicanas regiones dirigeretnr^ ab ipso in eodem Monte data est. Im An- schlösse an die Benediktinerregel folgen Darlegungen über die verschiedenen Arten von Mönchen. (4^) multi in Ordine per indiscretum fervorem et in corpore et in mente defecerunt. sie lex Ordinis nostri in tribus consistit: regula videlicet, usibus et diffinitionibus. regula, cui nil licet addere, demere vel mi* nuere^ cujus etiam auctoritate sanctus pater Bonedictus mona- stice institutionis legis lator nominatur, assimilatur legi Mcysi, per quem precepit Dominus filiis Israel nihil legi eidem addere vel minuere. liber usuum, quem sanctus Bernardus, abbas Glaraevallis, spiritum habens prophetie conscripsit, prophetis comparatur; dif&nitiones vero, que a diversis patribus diversis temporibus edite sunt, agiographis. ecce ista est (4^) lex mo- nachomm Cisterciensium, magna ac diligenti scrutatione indi- gens. valde enim dif&cile est inter precepta et consilia discer- nere, qaorum in hiis tribus libris maxima multitudo continetur. ut ergo monachus beatus sit et secure conversari possit, si minus doctuB est, ab his, qui Ordinem noverunt et Scripturas sacras intelligonty herum differentiam inquirere debet. quod si doctus est, ad hoc scrutetur, ut, quod intelligit, primum ipse teneat ac deinde doceat. non monachum beatificat, si ad hoc Ordinis decreta atque secreta scrutetur, ut fratres sciat proclamare sive minutias Ordinis proponere, nisi causa edificationis id ipsum fiat. scientia inflat, Caritas edificat.^ Die Erklärung des Psalms schreitet so vor, daß sie beständig in Bezug bleibt mit der Ordensregel, so wird 5^^ zum Gehorsam gemäß der Regel ermahnt, auch gegen strenge Prälaten. (7*) si fuerimus in capitolo nostro, qui locus confessionis est, proclamati, correcti, castigati yel quocunque modo puniti, equanimiter sustineamus,

» 1 Cor. 8, 1.

22 IV. Abhandlung: SchOnbach.

qoia incomparabiliter tolerabilius est nanc coram fratribuB in caritate confandi; quam tunc, id est in eztremo jadicio, cum diabolo et angelis ejas eternaliter dampnari. An verschiedenen Stellen vergleicht Caesarias seinen Vulgatatext mit anderen, wahrscheinlich gebraucht er dabei eine glossierte Bibel, z. B. bei Psalm. 118, 8: ^Jastificationes tuas cnstodiam: non me de- relinqaas asqueqnaqae' heißt es: alia translatio habet valde, he- braica veritas pro usquequaque habet nimisy qnod totum idem est. Bei allen Sermonen wird dieselbe Schlußformel verwendet: quod nobis prestare dignetur per infinita secula seculorum Amen. (7*) ubi nos habemus:^ in quo corrigit cuiolescentior viam suamf alia translatio habet juvenior. (7^) superbia via est montuosa, ira flammivoma, invidia pertusa et defluens, tri- stitia glacialis, avaritia spinosa, gula tenebrosa, luxuria lutosa. (8^) unde viris claustralibus et Deum timentibus tante di- vitie in agris, vineis, possessionibus atque pecaniis, nisi ex munere Dei, qui fidelibus inspirat, ut illa sibi famulantibus largiantur? caveant autem accipientes, ne propter illa repel- lantur . quod plerique fit, si nimis avare possideantur vel augmententur. avaritia deesse debet in possidendo, ut secun- dum regulam hospitibus, peregrinis et pauperibus omnia sint communia; que gratis dantur, etiam gratis sunt danda. avaritia etiam deesse debet in augmentando, ut nihil de male acquisitis, utpote de usuris, furtis, rapinis et symonia, vel in elemosinam scienter recipiatur, ematur vel possideatur. (simonia) dum enim divites tantum propter suas divitias, non propter Deum recipiuntur, et pauperes ad serviendum Deo magis habiles tan- tum propter paupertatem repelluntur, satis timendum est auc- toribus. (9») et videtur hec similitudo (volatilia celi) tem- poribus istis specialius congruere fratribus de novo ordine Pre- dicatorum sive ew, qui dicuntur Fratres Minores. nos vero cum nostris conversis et serimus et metimus et in horrea con- gregamus, neque tamen per hoc aliquid nos habere vel possidere judicamus, eo quod omnia omnibus sint communia. (H^ ®^ quo coUigitur, quod monachi, qui in capitulis suis interesse non possunt, de hiis, que ibi precipiuntur vel injunguntur, interro- gare teneantar. (12^) ex hiis duobos mandatis quasi ex

1 Psalm. 118, 9.

Stadien zur Enfthlangsliteratnr des Mittelalten. 23

aoro et topazio annulas fieri debet, qoi semper ante octüos cordis in manu bone operatiönis habeatnr. (15®^ die Wege der Todsünden im Kloster) quinta via mortis est avaritia, de qua procedont asura, fartum, rapina^ dolus, ypotheca, hoc est inpignoratio com lacro, perjariam, mendaciam, tenacitas, in- gratitudoy diffidentia, nbi bene confidendom erat, inordinata dilectio parentnm ad liberos et e converso. symonia etiam de- fraadatio depositi, debitorum non solntio, mala compatatio, pondus et mensnra injusta, oblatio indativoram (Da Cange 4, 337: = moneta adolterina) denarioram, jejanium pro rebus, im- misericorda incompassio. ad viam gule pertinet comedere pre- propere, laute, nimis ardenter, studiose. ad hanc viam etiam pertinent ebrietas, vomitus, commessatio, ludus ineptus, scurri- Utas in verbis, risus inconsideratus, oblivio Dei, judicii et mortis, lu(16^)dus tesserarum, alearum et hujusmodi, esus fur- tiyorum et fractio jejunii: hec omnia confitenda sunt. (l^*^) semite iste (klösterlicher Tugenden) satis mirabiles videntur, eo quod vitam nostram supra naturam et humane infirmitatis possibilitatem homines seculares judicent. dormitanti similis est ille (16^), qui concepta voluntate conversionis quadam te- diosa exspectatione torquetur, ita ut neque ad Ordinem venire neque a proposito valeat omnino resilire. novi quosdam, qui pene triginta annis post expressum votum conversionis in seculo exspectabant, ad susceptionem Ordinis frequenter se prepa- rantes, nee tamen venientes, religionis asperitatem formidantes. talibus congruit, quod in alia translatione habetur:^ ydistUlavit^, inquit, ,anima mea pre stultitia suaS sicut situla per stillas minutissimas paulatim evacuatur, ita talium anime a duplici merito defraudantur. sicut a quibusdam me audisse memini: peccant nonnulli in quadam spe conversionis, dicentes intra se: quidquid nunc peccaveris, cum ad religionem veneris, una satisfactione totum delebis. de talibus dicitur:' maledictus qui peccat in spe. sicut enim situla ab humore paulatim distillat, ita hii, qui votum suum differunt et protrahunt, sepissime a fervore propositi sui gradatim tepescunt, sie ut mutata volontate

1 Für Valg. Psalm. IIS^ 28 : dormitaTit a. m. pre tedio. * Nieht biblisch, rielmehr die Sfinde wider den heil. Geist: Termessentlich aaf Gottes Barmhenigkeit sündigen.

24 IV. Abhandlung: SehOnbaeh.

in seculo permaneant. (17^) hene scitis; fratres, quosdam esse ordines et heu cenobia plorima regale saneti Benedict!, ubi monachi et moniales ex privatis redditibns, sive ex cognatis et amicis vel ex propriis laboribos, vestimenta habent bona atque mutatoria et cibaria satis delicata, aliis in eisdem ceno- biis fratribuB et sororibas frigore et fame laborantibus. revera ,yia iniqnitatis/ qaia maxime et periculose inequalitatis hec est. hajusmodi viam ab Ordine nostro Dens amoveat. -^ (H^) cnr- sam corporalem maxime exciUre solent pene timoris et spes mercedis. cnrrit reus, ne comprehensns occidatar; carrit ath- leta, ut comprehendens coronetur. de carsii penali qaidam ait:' pedibas timor addidit alas. (18^) ante ocolos nostros Jhesns positus est, non solnm in libris, sed etiam in pictoris, at legere volenti omnis occasio tollatur. ut scitis, in singulis pene altaribas Ordinis nostri crucifixus erectns est, ut in ejus paa- sione tamquam in libro vite legamus. litteris, sicut nostis, nigris libri scribi solent, qaorom capita litteris mbeis illami- nantar. inveniemus in pelle dominici corporis qnasi litteras commanes exaratas de atramento et litteras capitales de minio. qoid dixerim litteras commanes nisi cicatrices nigras et lividas, in dorso Christi virgis atqae flagellis exaratas? quid Utteras capitales et rubeas nisi qainqne volnera sanguinea in pedibas, manibas et latere Christi? (20*) dicit et poeta:' qoietissime viverent homines, si hec duo pronomina tollerentar de medio: meom et tuum. (20^) ne ergo mens orantis sive psallentis per evagationes ocaloram impediatur, preceptam est, at in ecclesiis Ordinis nostri picture atque sculpture non habeantur. 21° wendet sich Caesarius scharf wider die Extreme der As- kese. ~ (24^) scolares, qui tan tum de lectionibus suis sive ver- sibus cogitant, ne vapulent, satis cruciantur^ eo quod Stimulus ibi sit timoris, non amoris. (25^) superbia vento comparatur, quia petit alta: perflant altissima Tenti/ (27^) quando rex aliquis divcs civitatem edificat, ipsis futuris ciyibns areas di- stribuit; ipsorum est edificare, quantum vel quomodo volunt.

^ Psalm. 118, 29: yiam iniquitatis amove a me.

* Vgl. Otto, Sprichwörter der Römer, Nr. 1398.

* Vgl. Wander 3, 666 f., Nr. 4: Tis, ne sit bellum, tolle meom atque taum; dasu Nr. 24.

* Ovid, Bemed. am. 369.

Studien siur KnXhlangsliteratar des Mittelalters. 25

(28*) quod enim lima fero et qaod fornax auro et qaod fla- gellam grano, hoc tribulatio homini jasto. (29*) quod autem per eandem legem post mortem jadicandi sint, subseqaens pro- bat exemplom.^ cum in Loco sancte Marie, domo ordinis CisterciensiSy frater quidam laudabilis vite et monachus valde disciplioatus, Swido nomine^ defnnctuB esset, cuidam fratri ju- niori post decessum suum per visionem manifeste satis apparens ait Uli: ,nosti, frater, quid de monachis fiat, quando de cor- pore exeunt?' respondente illo: ,non', adjecit: ,sanctus Bene- dictus Ulis occurrens cum regula, ex prima sententia versiculum unum legende perourrens ita concludit: ^et cetera^ tuncque siDguIos interrogat: ^observasti illud, frater, annon?^ respon- dente illo: ,etiam, pater, custodivi' vel: ,non custodivi^, non enim ausus est dicere, nisi quod verum est, sequentem sen- tentiam sub consilii interrogatione concludens universa regule capitula percurrit. quod si inventus fuerit obsenrator regule, advindicatur glorie; si transgressor, pene.^ (ß^') accipiter sive nisus, quando capit avem, statim cor invadit, eo maxime yesci desiderans. sie Dens, quando nos sua gratia capit. (31^) unde ex consuetudine ecclesie habetur, ut transgressores legis divine, postquam sollempniter penitere ceperint, a claustra- libus et personis religiosis communionem orationum suarum sive aliorum bonorum humiliter petaut quibus etiam in car- tolis, in quibus confessio peccatorum eorum declarata est, sie scribi solent: ,conventus de tali vel tali loco concedit huic peni- tenti communionem omnium bonorum suorum^ non dicit: ,huic peccanti', sed: ,de peccatis penitenti^ unde non immerito particeps efficitur omnium timentium Deum. (33^) sicut nos experimento novimus, qui aliquando scolares eramus, bonitas et snavitas magistri plurimum discipulos ad discendum provocat eorumque sensus dilatat. econtra iracundia et amaritudo magi- stroram sie per timorem scolarium sensus constringit et obtun- dit, at minus capere queant, imminentia verbera formidantes. ut scitis, si Scolaribus omnino subtraherentur verbera, sine timore exi8ten(33^)tes modicum discerent. item, si nimis multi- plicarentur, vel timore tabescerent vel forte per fngam a doc-

> Obswar im Dialogiu mehrmals (1, 21. 247. 2, 298) berichtet wird, wie der heil. Benedikt seine MOnche rot dem persönlichen letzten Gerichte prüfty findet sich diese Qeschiehte weder dort noch in den Homilien.

26 IV. Abhandlong: SehOnbach.

Irina declinarent. (33^) solent sepe magistri; ubi scolariam moltitudo est, sab se alios habere magistercoloB; qai; si cogno- verint magistrom esse dumm atqae Beyemm; at ei placeant, ejus proterviam imitantes pueros verberant et increpant. hnjasmodi magistros qnidam prelati ecclesiaram imitantur. si ipsi fuerint dari et iracundi^ consimiles sibi adjatores assnmant^ ne aliqaid consolationis sabditi in eis reperiant. tales imitantur nonniüli abbates, qui; cum rigidi sunt atqae severi, consimiles sibi eligant priores, sab hujusmodi prelatis, in qaibas multum est correctionis et modicam consolationis^ oriantor murmarationes et detractiones malaramqae volantatam conceptiones. (33^) ^coagalatum est sicat lac cor eoram^^ ^montes coagnlatos^ alia translatio habet , ,montes incaseatos^ unde coagulatam et incaseatum idem est. ex coagulo fit caseos, qai, quanto plus antiqaatar, tanto plas induratar, pallescit et propter sal ama- rescit. qaidam sant^ qai, cam ad dignitates aspirant^ lacteos se simalanty candorem lactis preferentes in ficta caritate, per- spicuitatem in ficta mentis sinceritate; tacta lenes sunt, qnia tractabileS; et gustu saaves^ qaia affabiles. cum vero prehitaras desideratas adepti faerint^ moz fermento malitie et neqaitie sae apposito vel (34 '^)^ at verias dicam^ declarato, coagalatar sicat lac cor eoram. incaseati vero coacescant et quotidie darescant, pallescant et propter sal amarescant. acredo' casei significat Vitium fellis et invidie. coagulum lactis aliquando valde ace- tosum est. duritia casei Vitium exprimit immoderati rigoris et immisericordie. pallor casei Vitium exprimit tristitie et accidie. salsugO; que in caseo est, vitium designat amaritudinis et ire. Freso dicit, quod omnis caseus naturaliter sit malus, quod apud eos vere videtur, eo quod pinguedinem lactis sie exprimant, ut sicci et aridi modicum in se saporis habeant. apud nos vero casei quidam valde boni sunt et bene conveniunt, eo quod pin- gues sint et bene pressi atque temperanter salsi. tales casei significant prelatos bonos. caseus, si nimis modicum salsus fuerit, vermes citius ex se gignit. sie prelatus, si nimis dulcis et remissus fuerit . (35^) non tamen credendum est, quod Dens manus corporales habeat, cum spiritus sit, sed manus ejus

^ Psalm. 118, 70. * Psalm. 67, 17.

' s acerbitas, vgl. Diefenbach und Du Gange 1, 61.

Stadien snr Enlhlungsliteratur des Mittelalten. 27

sapientis et virtns ejus dicantar^ quibus conditi sumns. (35^) qaonmdam visus ad similitudineiii basilisci venenosas esl;, ita ut^ quo8 respicianty quodam horrore tarbent. alii, nt dictum est^ gratiam consolationis in oculis habent, sie ut, qnos intaentur, letificent. (38^) quidam philoBophoram at Socratea ab appe- titu istoram temporalium defecerant^ sed nihil illis profoit, eo qaod idem defectas, id est, terrenornm contemptus non esset saiutaris: qne propter Deum non finnt, salataria non sunt. (38®) quidam vel quedam, sicut aliquando vidimus et sepius audivimus, in tam felici ezcessu sie foris in corpore deficiunt, ut nihil videant; nihil audiant vel sentiant. talis defectus magnus est anime profectus, eo quod in contemplatione celestium mirifica revelentur, sicut exemplum habemus in apostolo Paulo, hujusmodi defectus est ascensus, quia, cum in contemplatione celestium corporis sensu deficitur, mente ascenditur. tales de- fectus in hiis, qui begini et hegine dicuntur, satis generales sunt, ex quibus plures cum clamore deficiunt. ve autem illis, qui hujusmodi defectus causa inanis glorie vel terreni commodi fingunt, quia revera tales non in Jhesu deficiunt, sed ab ejus gratia, si qua in eis est, deficiunt. et quia cum clamore simu* lant gratiam, quam non habent, ,peribit memoria eorum cum sonitu'.^ de hujusmodi defectibus multa me scripsisse recolo in libris Dialogorum necnon in Uhris Vinonumj quos nunc in manibus habeo.^ Es wird dann das evangelische Gleichnis von den alten und den neuen Schläuchen auf die Einkleidung in den Zisterzienserorden angewendet. (40^) quidquid enim tantum delectat et non edificat, fabula dici potest. rumores regnorum, provinciarum et civitatum, in quibus nulla est uti- litas, sed levitas et loquacitas, quid aliud sunt nisi fabulationes? caveant autem religiosi, ne hujusmodi fabulationes vel recitando vel audiendo et in eisdem plus quam decet delectando iniqui fiant. ad claustrales pertinet in suis collationibus de divinis scripturis, non de rumoribus, de rebus edificatoriis, non de fabulationibus loqui. si necessitas de hiis, que in provinciis ag^tur^ nos loqui compellit, de culpa excusari poterimus; si mentis levitas et rumorum delectatio, inexcusabiles erimus a culpa qualicunque. (^1^) Imperator sive alius quilibet pre-

^ Pialm. 9, 7. * Der Pusns steht im 11. serrno (Caph.).

28 IV. Abhandlung: SchOnbach.

potens rex; licet in regno suo ubique esse poierit per potentiam, non enim abiqae in omni loco dominationis sae esse potest per corporalem presentiam^ eo qnod in modico loco ipse totos con- tineator et non sit extra eondem locnm. quod si aliqaid tibi promisity et ipsom quesieris in loco, nbi presens non est, pro- missa tibi beneficia txmc temporis persolvere non poterit. (43^) nt enim taceam de apostasia, valde sibi cavere debent monachi, quando de monasterio exennt ad secnlam etiam ne- cessitatis cansa, et maxime hü, quos affectos parentnm et ami- comm trahit et extrahit, qaia latrones in via sunt ad inter- fectionem animamm paratissimi. quando ex a£fecta amicorom invitantinm apponantur fercnla diversa laute et studiose prepa- rata, mox inimica caro, immo diabolus per illam, suadet nimis et avidius sumere, quam scilicet necessitas exqairat. idem di- cimus de diversis potibus et vino exquisite, cum magno studio caritatis homines seculares religiöses suscipere solent; in villis et plateis civitatum plurimum se videntibus objiciunt vanitates, tarn in edificiis quam in personis pompaticis; occurrunt ibi personis contemplativis et seculo mortuis femine speciose in habitu ornato^ et cum illis frequenter manducant. auditxu: apud seculares in conviviis chorus' tibie, lira et cjthara atque diversa musicorum genera, que omnia libidinis sunt incentiva. (45^) personis religiosis et caritatem habentibus frequentius secreta celestia revelantur et dono Dei intelligunt, que littera- tiores intelligere non possunt. (46*) aliquando intelleximus, ut propter verbum a prelato durius prolatum sive propter levem disciplinam quidam non solum declinarent a judicio capituli, sed etiam a lege Dei, Ordinem videlicet deserentes. unde cum talibus misericorditer in judiciis agendum est, ne, si forte ru- bigo durius eradatur, vas (46**) ipsum frangatur.^ (46«) si non esset magna dulcedo humano spiritui in divinis eloquiis, id est, sacris scripturis discendis atque docendis, non tantum infiniti hodie in illorum studio laborare possent. considerate magnos et divites theologos, attendite diversarum civitatum magistros: ut diviua eloquia digne docere atque predicare va- leant, in illorum lectione et meditatione die noctuque desudant.

^ ornatn Ha, ' choras Ha,

» Vgl Ezeek, 24, 6 ff.

Stadien inr Enählang^literatnr des Mittelalters. 29

hinc est, qaod in novum ordinem^ Predicatorum amore divi- nomm eloqniomm discendoram stqne predicandorum cotidie plarimi convertuntur^ in tantum illornm dalcedine illecti et attracti, ut omnibnS; que mnndi hajus sont^ relictis atqae post- positis soll doctrine vacent. mendicando vivunt^ ut flJios cibo spiritnali reficere yaleant. simile dicimas de Fratribus Mino- ribus, qni et ipsi doctrine inservinnt eloqaia divina predicando.

nt enim taceam de predicatoribos, qni ex officio tenentur di(46^)yina eloqaia popnlis nuntiare, qnidam monachorum; quibus predicare non licet, sie avidi sunt in lectione Sanctamm Bcriptnramm, ut yolnmen totins biblie devorare videantnr. nobis clanstralibns, qnibns predicare non licet, non est opus, nt de melle Sacre Scriptare asqae ad satietatem comedamas, eo qaod ad salatem nobis safficiat, si cantare et legere et de lectis aliqoid intelligere noverimas. predicatoribns vero expedit de melle divinonun eloqaiornm mnltom samere, at per intellectam Script oraram satiati predicando evomant illa. 48^ ff. Überall rät Caesarias den Prälaten zar Milde. (^*) V^i i^ jadicio aecalari, etiam si innocens sit, causam suam insipienter defendit, si districte cum eo judex agere voluerit^ non solum ab ipsa causa cadit, sed etiam nonnunquam sententiam mortis incurrit. anum accusatus opus habet, ut ad Judicium bene instructus ac- cedat. (50®) menimi me superius dixisse animas non posse occidi sine peccato, nisi forte aliquid sit in causa, per quod occidens possit excusari. scandala, sicut nostis, multorum animas occidunt. si scandalizatus fuero in bona vita fratris mei sive in recta doctrina et justo judicio prelati mei ipsisque ob hoc detraxero et persecutus fucro, ipsi quidem mihi occasio sunt mortis, sed non peccant, eo quod in bona vita, sana doctrina et justitia facienda scandala non sint curanda. et ut verius dicam, non bonorum virtutes (&0^), sed mea vitia me occidunt.

(5H) cythara sive psalterium corpus congregationis signi- ficat. chorde cjrthare fratres sunt in congregatione. chorde^ sicut sdtis, inter duo ligna tenduntur: lignum inferius, quod caYum est, et superius, quod solidum est, clavis quibusdam chordas deorsum tenentibus, aliis sursnm eas trahentibus. duo ista ligna significant duas cruces, carnis yidelicet et mentis.

> noTO ordine Hk.

30 IV. Abhandlung^: SehOnbach.

plectram divina gratia. (^2*) ne dissonantia fiat in cytbara, chorde simnl tendi simnlqne remitti debent. chorda^ si minis tensa faerit, facile rampitur; si nimis remissa, mosicam impe- dit. chorde prins siccantary deinde in cythara tendnntnr. clavi cythare inferiores rotondi esse solent, snperiores vero so- lidi. (^3^) sicnt alibi me dixisse memini^ perfecti monachi diversornm ecciesie ordinam virtatem in suis moribus et actibos spiritaaliter representant. sicnt enim in oratorio angeli, in lec- tione theorici, in commani vita apostoli, in labore mannnm martyres, in capitulo confessores, in dormitorio virgines, in re- fectorio continentes. (55®) cnm diabolas fnisse legatur in morte Moysi et, qnod magis ostendit ejus superbiam, in morte creatoris sni Christi,^ quem in morte non accnsabit? qnem in morte negliget? (55^) servns dicitur a servando, eo quod captns ab imminenti servetnr interitn. (56^) sicnt patet ex diversis visionibus, electis et jam perfectis personis in morte demones valde infesti sunt, eos in minimis accosantes et eorom iter ad Denm, in qnantnm yalent, impedientes. (56^) de qnibus (dissipavemnt legem tnam ') plorima introdaci possent exempla, si sermonis brevitas illa admitteret. (&<^^) magna siqnidem hodie est, sicnt scitis, non solnm apnd Deum, sed etiam apnd homines gloria sanctomm patrnm, Benedicti scilicet, Raberti (= Robert von Moleames) et Bernardi propter Ordinem mona- chorum; magna gloria beatornm patrnm Angnstini et Norberti propter regnlam canonicornm regnlariter viventinm; magna gloria sanctomm Dominici et Francitci propter ordines, quos ipsi insHtuerunt. ad hoc enim singnlis annis et in singnlis provinciis (57<') capitula et concilia celebrantnr et visitationes finnt, ut ordinum disciplina conservetnr et ne a snperbis lex Dei dissipetnr. respicite antiqna monasteria religiosornm: qnando disciplina in eis vignit, data sunt eis a regibns et prin- cipibns hnjns mundi libri anrei atque gemmati, ejnsdem generis et operis calices, thnribnla et alia mnita et varia miriqne de- coris ornamenta, que deficiente religione et ipsa defecerunt.

^ Hier begegnet allem Anscheine nach die wunderliche Vorfttelliing von dem Teufel, der dem Tode Christi susieht, wie sie sich bei Berthold ▼on Regensburg findet, vgl. meine Studien zur Oeschichte der altd. Pre- digt 7, 115. 140.

« Paalm, 118, 126.

Stadien siir Enäblnngsliteratar des Mittelalters. 31

(68^) primo loco (predicator) scrutari debet Bententias divinorum eloquiomm^ ande predicare cogitat, si pro loco et tempore aadi- toribus coDTeniant. deinde ipsas auctoritates dedarare debet per misticum intellectamy ut andientes edificentur. quod si ad hoc defaerit scientia, aliomm expositiones legat, at habeat in the- saaro cordis sni, unde proferat nova et vetera. sicque aperire debet os saam^ in predicatione. qnia molti hodie ydiote in ecclesia Dei predicant^ non habentes scientiam Scriptnraram, idcirco mnltos scandalizant, nonnanqnam errores et, quod gra- ▼ins est^ hereses predicantes. (&9^) quantnm gratie spiritnalis attrahent sibi^^ qoi Deam landant in psalmiSy ymnis et canticis spiritnalibos, unnmqnemqae nostrnm docet experientia qnoti- diana. ab hac gratia expertes siint^ qni raro yel yix ora sna aperinnt in laude divina, raro psallenteB et frequentins dor- mientes. tales non attrahunt sibi Spiritum Sanctum, cujus con- versatione jocundentur^ sed Spiritus attrahunt malignos^ qui in eorum sompnolentiis et torpore plurimum delectantur. hoc in lUms Dialogorum multis exemplis me probasse recolo. (60^) imagines Salyatoris, ut scitiS; in laquearibus ecdesiarum sepe depicte vel sculpte habentur, et solent secundum illarum exem- plaria alia depingi. (63*) in ordine Cisterciensi, sicut scitis, nemo recipitur ad conversionem, nisi transcenderit annos pueritie et annos inchoaverit adolescentie. et hoc ideo fit^ quia pueri minus apti sunt ad custodiendas justificationes' Domini et pre- cepta regule, eo quod disciplinam silentii; jejuniorum et aliorum, qne in Ordine instituta sunt, servare nequeant. et ne per illos Ordo tepescat et disciplina pereat, infra decem et oc(63^)to annos recipi prohibentur. (64^) alter quidam philosophus dixit: os unum a natura, aures duas accepimus. (64*^) propter qnod juvenes et adolescentes amare debent sacrum silentium propter silentii fructum, et non circuire officinas ad tempus dedacendum et, ut verius dicam, ad tempus perdendum. in mmoribus audiendis sive recitandis sive in aliis coUationibus inniilibus peccatum non deerit. unde adolescentes scrutari stndeant non officinas monasterii, sed libros armarii^ quia in Ulis invenitur sapientia et scientia. (66*) hac oratione operis*

1 PäoUn. 118, 131. * Pfolm. 118, 131, * P«abi. 118, 146.

* Psakn. 137, 8.

32 IV. Abhandlung: SehOnbaeh.

scilicet sepe utantur conversi nostri, qui; nobis psallentibus at* qne cantantibus^ operibns mannnm insistant. non enim, nisi in diebns dominicis magnisqae soUempnitatibus et diebus jejnni- oram; missis sive horis canonicis interesse tenentar, et repatatur eis pro orationibas labor mannam snanim. (66') sepe enim, ut in festivitatibas, ante mediam nootem sargimas ad confiten- dam Domino, et nonnonquam, sicat bene nostiSi tempore estivo in crepnsculo ipsins noctis, quantas clamor fiat in confessione ejosdem laadis psallendo, legende atqae cantando, experientia nos docet qnotidiana. qnod aatem dicit:^ ^preveni' in matnri- tate'', ad eos pertinet, qui ex nimio fervore devotionis ante alios festinare solent, qnotiens campana palsante ad choram eundnm est. quomm fervor satis confundere deberet eos, qui nunqoam pene chorum in tränt nisi signo bore iliins relicto. qaidam in divinis laudibus tam devoti sunt et tantam dalcedinis illic percipinnt, ut etiam natore vim facientes infira matatinas pene nanqnam egrediantnr; aliis jnxta stantibus duabus aut tribus vicibus vel quantum ordo permittit exeuntibus, magis ad de- ductionem temporis quam ad necessitatem nature. quidam multa devotione impellente sie laborant in psalmis, ymnis et canticis clamando, ut raucescant voces eorum; fortioribus vix ad paucos versiculos ora sua aperientibus. (69^') multa ho- rum (superbia) vidimus et au(69*)divimus plura. (70») sed tanta est hodie malitia quorundam hominum, ut nulli ordini nullique professioni parcant, et ita compelluntur claustrales tam secularia quam spiritualia querere judicia et in Ulis eon" tendere. ut enim taceam de secularibuSj vix possunt hodie in ecclesiis Christi sine eontentione periculosa et partibiu dissi- dentibus sive episcopi sive prepositi et decani eligi. propter quod multa scismata et rerum dispendia fiunt in ecclesia Dei. ad hoc periculum amovendum instituit ordo Cisterciensis, ut in abbatum creationibus patres abbates auditis votis eligentium sine contradictione abbates novos instituant. C^^^) Bezug der Hören zunächst auf das Alte Testament,' z. B. laudes: media nocte percussa sunt primogenita Egipti. in vigilia matutina submersit Dens Pharaonem et exercitum ejus in mari

1 Ptabn, 118, 141, * perreni H§,

' V^, XU den folgenden Deutungen der Hören Anz, /. d, AUert, 7, 241 ff.

Studien rar EnihliuigsUteratiir des Mittelalters. S3

rabro. de hora prima et nndecima, id est completorio, non habemns manifestam anctoritatem ex Veten Testamento. hora terda diei data est lex in monte Synai. hora sexta erectns est eneus serpens in deserto et sanabantor ad illias intoitami qaos serpentom morsns infecerat. hora nona percossa est petra in Oreb et flnxemnt aqnae. ad officinm hujus höre in Actibns apostolomm ascendisse legontor Petras et Johannes, sed et Daniel tribns vicibns in die, hoc est hora tercia, sexta et nona, apertis fenestris domns sue orasse legitnr contra Jhenisalem. horam vespertinam observabant jadei propter immolationem agni pascalis. saerificium matatiniim atqne vespertinam sepe lex et prophete commemorant. aniversa hec ombra faerant fatore solempnitatis. Ecclesia non observat horas oanonicas propter mortem primogenitoram Elgipti sea propter sabmersionem Egiptionim sen propter legem jadeis datam sive propter ser- pen(75*)ti8 enei erectionem sive propter petre percassionem vel agni immolationem, sed propter illoram significata. qaia media nocte natas est Christas, media illi nocte laades decan- tamos. mane Deo laades canimas propter dilacolam divine resarrectionis. prima hora diei Salvator a jadeis est illasas, conspatos atqae alapis cesas et ad cracifigendam Pylato cam vincalis oblatos. eadem hora redivivas in littore stans com Septem discipolis conviviam oelebravit apparaerat eadem hora Marie Magdalene revertenti de monamento. tercia hora Christas cracifixas est lingais jadeoram et flagellatas, et eadem hora in die Penthecostes datos est apostolis Spiritus sanctos. (75*) sexta hora Christo laades canit et cam Christo cracem ascendit. vigor Ordinis nostri, fratres, crox est. eandem horam etiam solempnem facit, qaod Christas in die Ascensionis sae cam discipalis ad convescendam hora sexta discabait. nona hora diei Christas in crace spiritam emisit et lanceatas de latere corporis sai dao sacramentalia flaenta, aqaam scilicet hamane ablationis et sangainem redemptionis, simal emisit. (75®) in vespera Christas depositas est de crace. eadem hora die precedenti cum discipalis sais cenavit et sacramentam cor- poris Boi et sangainis Ulis tradidit. eadem hora ipsa die re- sarrectionis sae daobas discipalis eantibas in Emaas in frac- tione panis cognitas foit. in completorio Christas pro discipalis suis Patrem oravit et in eadem hora in sepulchro

Siteuffsbtr. d. pMl.-Utt. Kl. 15». Bd. 4. Abb. 8

34 IV. Abbandlnng: SehOnbaeh.

positns fait. eadem hora post reBnrrectionem in medio discipaloram stans ait lUis: Paz vobis! (7^^) c^^ essem novieiue, quidam venerabilis abbaa Ordinis nostri quoddam verbnm memoria dignam et utile satis^ sicut postea expertns Bnam, cordi meo impressit dicens: ,8i vis pacem habere cordis tui et sine scandalo esse, noli de institatis discipline mnltam dispatare et prelatomm tuoram dicta facta sive pre- cepta judicare/ 76* am Beginne des 22. Sermo zam Ab- schnitte Tliau eingehende Belehrungen über das hebrftische and griechische Tan, die mit dem Satze schließen: sed, sicut alibi me scripitsse m«mtnf/ poterat esse, nt Hesdras, bibliothecae reparator, sicut mntavit formam litteramm, ita et ordinem et sonos in quibasdam locis mataverit. (76^) sicat notum est hiis, qni cnriam romanam sive impenitoris frequentaverant, sepe contingit, nt diversas habentes causas coram domino papa crebrins versentnr et ab illo yideantur. qaoram tarnen petitio illam latet, eo qnod ad illnm accedere non audeant nee liceat. camqne petitionem saam per cancellarinm principi porrexerint et ille audierit, tunc demnm dicere poterint, quod deprecatio eomm appropinqaaverit in conspecta pape. et est satis incer- tum, atmm eandem petitionem cassari jabeat an non. aliqoan- (77*)do etiam ipsa causa tam injusta est, ut nee cancellarius eam presentare velit. quando vero rationabilis est ipsa petitio, facile admittitur, nisi forte ab adversariis impediatur. quam causam habens non ignorans ad Deum, propter quem hanc si- militudinem protuli, se convertens et orationem iterans clamat et dicit: ,intret postulatio mea in conspectu tuo^' (7B*) Or- gana sicut cetera musica instrumenta voces habent graves, acutas et superacutas. in gravibus cantant clerici seculares atque canonici, quos substantie exterioris proprietas propriaque voluntas gravat et onerat. in acutis cantant viri daustrales in superacutis cantant angeli, sancti et electorum anime cor- poribus ezute. (78^) cum a quodam decano in matutinis danda esset benedictio saper lectorem, et ille inclinato capite diceret: ,domine, jube benedicere!^ respondit decanus, ex nimia ebrietate hesterne diei adhuc temulentus: ,Largitor omnium bo- noram benedicat potum servorum suorum!' non enim per or-

^ Vgl, den Prolog der nächsten Nummer, ' Paabn, 118, 170,

Studien zur Erzäblangsliteratur des Mittelalters. 35

gannm oris iste ^ymnnm Domino', id est laadem, ^eractabatV sed de pleno vase cordis sui vinum adhuc indigestam extra ructabat. (78^) cum qnidam frater Ordinis nostri ante paucos annos defanctos cuidam confratri sao post mor(79^)tem appa- misset et ille reqoisisset de statu ejus, respondit: ^Deos ignoscat prelatis nostris! sepe enim indiscrete precipiant, quoram tarnen precepta mnltnm ligant. qnod ego, dum yiverem, non atten- dens; eornndem preceptorum occasione in purgatorio penas satis graves sustinni^ mali, quomm vitia a Predicatoribns corri- pinntnr, ipsos Predicatores sepe prosequantor et verbia et dampnis et nonnunqaam plagis illos afficiunt;' hoc frequentins factum intelleximus temporibus nostris et quosdam Predicatores occisos. (80^) undc; fratres karissimi, psalmo hoc longissimo jam ad finem deducto, quasi in vespera diei; pariter benedi- camus DominO; ipsius boni ac pii pastoris gratiam implorantes, quatinus errata nostra corrigere et ad pascua vite celestis nos reducere dignetur Jhesus Christus.

Es folgt nun in der Handschrift Nr. 32 aus dem Kata- loge des Caesarius (vgl. meine Abhandlung S. 9), der Kommen- tar zu den 15 Stufenpsalmen (Psalm. 119 133), der ganz in derselben Weise angelegt und aufgebaut ist wie Nr. 31. Der Prolog des Werkes lautet:

(80^) Cum ad petitionem fratrum^ psalmum exposuissem centesimura octavum decimum, yidelicct ;Beati immaculati in via' et eandem expositionem discipline regulari et maxime Or- dini nostro, prout illis placuit, adaptassem/ rursus ab eisdem rogatns (80^) sum, quindecim psalmos sequentes, qui eidem lon- gissimo psalmo conjuncti sunt, stilo consimili disserere. cum autem fratrum Caritas et importuna eorum adhortatio me quies- cere non sineret, postposita verecundia, gratie Dei me commisi, sperans illius dono mihi posse subministrari, quod minus est in scientia. et videtur mihi hoc actum esse consilio Spiritus sancti. nam Hesdras propheta, qui psalterium et totam biblio- tecam, a Babiloniis combustam, instinctu Spiritus sancti legitur

» Paalm. 118, 171. efBciunt ffs. » Vgl oben S. 19,

* Der Wortlaut des Incipit in Caesarius* Katalog deckt sich nicht vOllig

mit dem hier. Sitsvngtber. d. phiL-hist. Kl. 159. Bd., 4. Abh. 4

36 IV. Abhandlang: SchOnbaeh.

reparasse et eodem Spirita revelante titolos apposaiBse,^ eidem psalmo centesimo decimo octavo quindecim hos psalmos im- mediale sociavit^ quos et ^cantica gradaam' nominavit. idem psalmusy sicnt nostis, per litteras hebrei alphabeti, singoliB lit- terifl yersibas octavis snbjectis, digestns est, ut^ sicat pueri in primis litteris usam discendi sumant, ita et dos hnjosmodi ele- mentis nsnm vivendi usque ad mataritatem discamos. nam sicnt pneri^ postqnam didicernnt litteras alphabeti cognoscere, nominare^ conjnngere et per eas legere, gradatim discendo as- cendnnt ad libros grammaticornm, poetarum, rethomm atqne philosophornm nee non ad cantica spiritnalia, per que Dens landatnr, addiscenda, ita et nos per doctrinam ejnsdem psalmi, in qno est forma totins perfectionis et discipline, non passibus pednm, sed promotione affectnnm gradatim ascendere stndeamns de virtnte in virtntem qnoadasqne deposita sarcina carnis vi- dere mereamnr Denm Deorom in Syon,' id est in gloria divine specnlationis, qne est in patria. non igitar immerito virtntem hornm psalmoram, per qnomm doctrinam ad celestem ascenditor beatitndinem, scire fratres desiderant. cum vero a magnis doc- toribns et nominatissimis patribns safficienter expositi sunt,' et mea expositio videatnr omnino snperflna, desiderio tamen petentinm satisfacere cn(80^)piens scripsi qnod potni, etsi non ut debni. explicit prologns.

Daranf heißt es: Incipit expositio in quindecim cantica graduum, aus der ich wieder die mir interessant scheinenden Stellen ausziehe: (87*) nt antem taceam de regibns, dncibns et principibus hnjus mundi, qui gladium portant ad defensionem bonorum et ad vindictam malorum, pene omnes episcopi Ale- mannie et plurimi abbates ntroque gladio ntontor, et ntinam ad custodiam et salutem subditomm! (^7^) cam enim qni- dam prelati at utrumque gladinm exercendum inntiles sint, ita ut nee sciant nee curent populis predicare neque per militiam oppressos valeant defensare, sciunt tamen durissimis exactio- nibus et theloneis angariare populum subjectum, et nacta occa- sione thesanros ecclesiarum et marsubia clericorum evacuare. (87^) Judas infelix. (88 '^) memini me euperius dixiese, pu- ram intentionem, que est circa spiritualia et ad Deum haben-

* Esdr. 8, 1—18. « P^alm, 83, 8, » Vgl. oben 8. 19.

Studien zur En&hlang^literatar des Mittelalters. 37

doiDy Bignificari per solem; hie yero per lunam intentionem circa temporalia et ad corporis commodnm. (90*) quidam etiam de suis ordinibas exeantes ordines intrant artiores, ut, si boni snnt, de bonis efficiantar meliores; si minus boni et dissolati, emendentor. licet eadem regnia sit, sepe monacfai habita nigri Cistercienses efficiantar. et cum dericis ad mo- nachos, et monachis per conversionis meritam transire liceat ad monachos, qaestione dignam videtor, atram eodem modo monachis transire liceat ad clericos: hoc asque ad hec tempora in usa non foit. (^3®) intellexi qaosdam monachorum di- xisse: ^certe, si habuissem talem prebendam sea ecciesiam; nan- qoam venissem ad Ordinem^ consalo, ut tales de tali volantate penitentiam agant, alioqain cam Christo non jadicabunt. (93^) non incongrae minimos ho$ fratres hiis temporibus in- telligimus discipuloa beati Franeisci^ qui propter homilitatis meritam tali nomine a suo magistro nuncapati sant. et cum plares illorum fuerunt ecclesiaram prelati, pastores yel canonici, et nonnulli filii regam, comitam, nobiliam divitumqae, sicat yi- demas, yilibas pannis induti a diyitibas stipem petunt coti- dianam. (94^) pro illa terrestri Jherasalem, in qaa Salyator noster passas est atqae sepultas, eo quod peccatis nostris ex- igentibas data esset in manus Sarracenoram, maltis jam annis orayimuSy et necdum yenit pax ejas. ante hos octo annos facte sunt treuge inier ChriHianos et Sarracenos ueque ad aniios de- cem^ et reddita est Jherusalem christianis, jam non civitas, sed congeries lapidum. melius illi fuisset; si stetisset sub tri- buto! nam templum Domini usque hodie ab infidelibus detinetur et ipsi in eo adorant* satis lamentabilis est pax isla! unde de illa dici non potest,' quod ,abundantia sit inhabitantium eam, sed diligentibus illam^ puto jam annos effiuxisse quadraginta^ ex quo data est in manus inimicorum,^ et in ejus liberatione

' Vertrag vom 18. Febraar 1229 zwischen Friedrich 11. und Saladin, vgl. die näheren Bestimmungen bei Loserth, Geschichte des späteren Mittel- alters, 8. 92.

' Gemeint ist Omars Moschee auf dem Tempelberge, die gemäß dem Ver- trage den Muhammedanern verblieb.

* Psalm. 181, 6: Rogate qnae ad pacem sunt Jerusalem: et abundantia diligentibus te. Es wird hier inhabitantibw zu schreiben sein.

* Man wird hier quinquagmta statt quadraginta schreiben mflssen, denn Saladin ist am 3. Oktober 1187 in das flbergebene Jerusalem eingesogen

38 IV. Abhandlang: SchOnbach.

innnmerabiles tarbe popnlomm credentiam mortui sunt, regum videlicet, dacum, comitam, nobilinmqae et ignobilium. omnes pro dilectione ejas; immo illius; qoi in ea pati atque 8e- peliri dignatas est^ extincti sunt. (94^) talis erat pax cajas- dam divitis, qui anime sne dicebat: ^anima, habes multa bona posita in annos plnrimos: requiesce, comede, bibe, epolare!^ pax taliS; quam sit pericalosa et vere paci qnam contraria, Salvator declarat, cum subdit: dixit autem Uli Dens: ^stalte, hac nocte repetent animam tuam a te; qae autem parasti, cujus erunt?' (100^) seiet auceps, quod aves magis decipere possit,^ avem in alto juxta rete ponere, et quos neque fistula neque sibilus' aucupis ad rete trahere potest^ avis voce et contem- platione decepti ad rete volantes capiuntur. quando auceps putat aves esse sub reti, magnum strepitum facit, ex quo aves payefacte, dum avolare yolunt, laqueis innectuntur. (l-^^l^) cives terrestris Jhentsalem sepe moti sunt et qiiotidie moventur^ nunc christianiSy nunc Sarracenis habitantibua in illa. (102*) qui virga, id est potestas.' (102^) ^virgam pecca- torum'^ specialiter in teiligere possumus dominium advocatornm hujus temporis, qui eos, quos ratione advocatie sue defendere tenebantur ab^ omnibus hostibus, per multas et graves exac- tiones amplius affligere solent ac depredari. (102*) respicite advocatos ecclesiarum, quales sunt hodie! bona ecclesiarum, ad quorum defensionem libere electi sunt, omnia sua esse di- cunt; nee non et homines eisdem bonis attinentes. ante hoc quadrigennium,^ ut scitisy propter culvocatiam unius ecclesie, Sibergensis videlicet, quam cum Coloniensis archiepiscopuSy ad eandem advocatiam electuSy liberare conaretur de manu illiu», qui eam tenebaty tota pene diocesie tantis rapinis et incendiit hinc inde vaatata esty ut virgam tanti furoris et nos et cetere ecclesie usque hodie sentiamus. adeo enim eadem virga vigi- lavit^ super sortem nostram et olla succensa ab Aquilone® sicut

diese Sätze aber sind, wie sich ans dem Vorhergehenden ergibt, im Jahre

1237 geschrieben. ^ Stau possit wiederholt die Es. irrtümlich solet * sibulas Hw,

* Vgl. Waäer v. d. Vogdtoeide ed. Lachmann 26, 6: Wie getar ich 86 ge-

yreveln ander dime rise? *' Psalm. 124, 3. * FehU Ht. ' qnadringenniam Hb,

' Jereia, 1, IL Jerem. /, 13.

Stadien zur Erz&hlungsliteratar des Mittelalters. 39

effiasa est super nos^ ut quedam ex grangiia nostris igne auc- cenderentUTj alte per predones omnibue suis mobilibtis evacua- rentur. et hec de hiis satis. (104^) vox blanda et nequam, sicut dicit poeta, digitos habet^ comparatur enim operibas ma- us. — solent enim monachi^ quando captivi ducantur tempore apostasie sne cantare more clericoram et intermittere cantica SyoD, qae didicenmt in Syon, id est in vita contemplativa^ ne de ipsa apostasia notari possint. quos demones irrident, cnm dicont: ^cantate nobis ymnum de canticis SyonV id est canti- cam, quod in monasterio didicistis. cum quidam talium par- rochiam quandam regeret, et tum ex relatione^ tum ex signis quibusdam cum ciyes eum notare cepissent de apostasia eiqae crimen imponerent et ille negaret^ accusaverunt eum apud episcopum^ ut puto, Leodiensem. quem cum episcopus per testes convincere non posset, ait intra se: ,monachi psalterium scire solent'^ et ait moz sacerdoti: ^domine, parrochiani yestri conqueruntur mihi de vobis^ quod nesciatis psalterium vestrum^ cui ille, dolum episcopi non considerans^ respondit: ^domine, non est yerum. optime enim scio psalterium meum nee in uno verbo titubo^ quod episcopus audiens et subridens ait sacerdoti: ,reyertimini ergo in claustrum yestrum, quia ex hoc ipso probatur yos monachum fuisse^ iX^^^) ^^ mensa ali- cujus terreni principis cum omnes panem triticum comedant et omnes yinum bibant; quibusdam tamen aliis aliquando panis candidior atque sapidior et yinum nobilius apponitur, et hoc secundum merita discumbentium. (1^1^^) s^io? frAtres, quos- dam, immo plurimos esse inter yos, quibus yigilie longissime^ clamor psalmodie, orationum instantia^ in duris obedientia, labor xnanuum quotidianuS; estus et frigus, indumentorum asperitas, Stratorum durities, jejunia regularia et, quod satis affligere solet, a carnis illecebris continentia et si qua alia sunt opera labo- riosa, refectio sunt et delicie. (114®) ye illi domui, in qua uxor litigiosa proprio yiro dominatur. quod autem aliquando de domo propria yirum expellat, referam secundum litteram unum exemplum, quod circa principium conversionis mee in civitate Colonia intellexi contigisse. erat ibi ciyis quidam, homo mansuetus satis, uxorem habens pessimam. quem cum neque

^ Psalm. 136, 3.

40 ty. Abhandlnng: SchSnbach.

diebas neqne noctibas qaiescere sineret, verbis duris atque probrofiis illam lacesseret, nocte qaadam circa crepnsculiim de domo propria exiens^ domum cnjuBdam potentis in eadem platea positam tempore refectionis intravit premissaqae salatatione sab- juDxit: ydomine^ yobiscum cenare volo, nam axor mea^ cajuB proterviam optime nostis^ yerbis suis litigiosis de domo me eje- cit^ et misit nam mos aliquos pro vino. statimqae vir ille ho- nestasy vexationi ejus compatiens^ toti familie sue precepit, nt obseratis foribus nemo illam intromitteret. sciens mulier man- tum Bunm domum intrasse yiri potentis^ et qnod non intro- mitteretnr; satis snspicanS; joxta limina latenter residens, egres- snm cujnspiam expectavit. camqae nnas paeroram pro vino misBUS ostium aperiret, illa insiliens et ante mensam cenantium venienB ait: ^benedicat vobis Deofil^ coi cum paterfamilias res- ponderet: ,benedicat ei^ diabolus^ qui te intromisitl'^ subjunxit illa: Justum est, ut sim cum marito meo', et cepit sedere ad men(I14^)8am juxta illum. tunc paterfamilias locutus est ad utrumque: ^quicunque ex vobis iratus fuerit vel verbum contu- melie protulerit^ solvet sextarium vini^ et placuit utrique. cumque sederent et ex una scutella simul comederent, illa ele- vata manu alapam dedit in maxilia mariti. quod cum pater- familias vidisset et turbatus diceret: ,quid est hoc, domina? hoc enim promissum non erat, solvite ergo sextarium vinü' respondit illa: ,ego neque irata sum neque verbum protuli contumeliosum. quod si ipse motus est, justum est, ut ipse vinum solvat/ ad quod verbum omnes ridere ceperunt, belue illius mirantes sevitiam. 0^^^^) notate delectabilem simili- tudinem: sicut ho(115^)mo gaudere solet in aspectu filiornm suorum parvulorum, quando versantur circa mensam ejus, huc illucque discurrendo et de cibis ejus vescendo ipsumque sua garrulitate letificando, ita justum letificare solent motus bonarum cogitationum' ex ratione precedenti,' maxime si opus sequatur. (120^) intelleximus sepissime, quod reges et principes terre, sub quorum potestate judei positi sunt, nacta occasione gravis- simis exactionibus eos attenuent et nonnunquam per tormenta etiam congregatas divitias ab eis extorqueant.

* l. tibi. * bonorum openim Hä.

' precedeutia Ha.

Stadien sar En&hiangBliteratar des Mittelalters. 41

Ohne eigentliche Schlußrede^ nm* mit der gewöhnlichen Formel und Amen endet 138^ die Nmnmer 32 des Eataloges von CaesarinSy darauf: Explicit tractatns de canticis gradunm. Incipit psalmos centesimns decimas quintas de sancto Stephane prothomartire expositas. Crediti propter qaod locutuB sam: ego antem humiliatos snm nimis.^ Expositums psalmom pre- sentem de sancto prothomartyre Stephane, ipsius ad hoc atiliter explendnm' aoxiliam imploro, nt, quod seien tie deest, martyris oratio snppleat. Der Inhalt des Eommentares bietet zu Ex- zerpten keinen Anlaß. Das Werklein schließt 143^: supplice- mns igitor, fratres karissimi, precioso martiri Stephane, at ora- tionum snaram primitias martirum ipse primos hodie pro fa- mnlis suis fundere dignetar Jhesn Christo, domino nostro, coi com Patre et Spiritn sancto honor sit et imperinm per infinita secolo secnlomm Amen. EIxplicit tractatns de sancto Stephane prothomartire Christi.

143^^^ sind leer, 144^ beginnen die Homilien des Qna- dragesimale (= Nr. 30 des Eataloges) ad Everlingum (das ist also die richtige Namensform) presbiternm, die bis 270* reichen. Darauf: Incipit epistola Caesarii in expositionem moralem super passionem Christi secandam omnes qnatuor evangelistas (Nr. 23 des Eataloges, S. 41 44 meiner Abhandlang), die Homilien endigen 315^ mit dem zu umfassenden Vermerk: Expliciunt omelie Cesarii super feriis Quadragesime.

Unter den hier ausgeschriebenen Stellen der Psalmen- kommentare (Nr. 31. 32. 33 im Eataloge) des Caesarius von Heisterbach ist zunächst die wichtigste 94^, aus welcher sich ergibt, daß die Erklärung der Stufenpsalmen im Jahre 1237 verfaßt wurde. Es ist bisher nicht festgestanden, daß Caesa- rius 1237 noch gelebt hat (vgl. meine Abhandlung S. 29), ob- gleich es mit Rücksicht auf seine Redaktion des Verzeichnisses der Eölner Erzbischöfe sehr wahrscheinlich sein mochte, jetzt aber wissen wir es und wissen ferner, daß Caesarius nach dem Jahre 1237 noch vier Schriften abgefaßt hat, darunter Kr. 36, den umfangreichen Eommentar zum Ecclesiasticus in neun Büchern, endlich auch das im Eatalog nicht angeführte Verzeichnis der Eölner Eirchenfttrsten, das er also gewiß nicht

^ Psalm, tl5y 10. ' L expetendam?

42 IV. Abb AndluDgr : ScbOnbacb.

deshalb verschwieg, weil er zn bald darnach starb, sondern vielleicht nur, weil ihm sein eigener Anteil an der Arbeit zn gering schien, um sie besonders zu erwähnen. Jedesfalls sind wir berechtigt, wenn wir erwägen, welche Schriften nach 1237 noch von Caesarius verfaßt wurden, die Dauer seines Lebens bis zum Jahre 1240 auszudehnen. Diese Angabe darf jetzt für sicherer gehalten werden, als was bisher darüber sich be- stimmen ließ.

Es ist bekannt, daß Caesarius von Heisterbach seiner an- geborenen ,Lust zu fabulieren' nicht bloß durch zwei Samm- lungen von ,Geschichten aus der Gegenwart' Ausdruck ver- liehen, sondern auch allerlei Erzählungen (die Vitae Patrum freilich galten als heilige Schrift, vgl. meine Abhandlung S. 20) in seine Predigten eingeflochten hat (nicht immer unter dem Beifalle seiner Zuhörer, vgl. meine Abhandlung S. 33). Gewiß derselben Neigung entspringen die vielerlei Anspielungen auf Zustände und Ereignisse seiner eigenen Zeit, welche nicht bloß in den Homilien des Caesarius, sondern auch in seinen Er- klärungen einzelner biblischer Stellen begegnen. Sie bieten ganz wichtige Zeugnisse für den Verlauf der Kämpfe um den erzbischöflichen Stuhl von Köln während der ersten Dezennien des 13. Jahrhunderts und sind als solche schon ausgenutzt worden (z. B. von Leonard Ennen im zweiten Bande seiner Geschichte der Stadt Köln; von Hermann Hüffer in seiner Darstellung des Schismas der kölnischen Kirche während der Jahre 1205 1216 in den Annalen des historischen Vereines ftlr den Niederrhein, 46. Heft, 1887, S. 129-155; von mir in den Beiträgen zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke 2, 34 bis 48). Aus dem Jahre 1237 stammt, wie eben dargelegt wurde, die Erwähnung der Kölner Wirren, die wegen der Vogtei über das reiche Kloster Siegburg des h. Anno ent- standen waren, 102^« des Kommentares über die Stufenpsaknen. Caesarius nennt die Namen der Beteiligten nicht, wir kennen sie jedoch aus anderen Berichten. So heißt es in der Chronica regia Coloniensis, continuatio IV., ed. G. Waitz (1880) S. 262: ,Eodem qnoque anno (1230) oritur dissensio inter archiepisco- pum (Heinrich von Molenark) et ducem (Heinrich) de Limburg super advocatia cenobii Sibergensis. unde castrum Tuiciense (Deutz) dicti ducis ab archiepiscopo diruitur, et castrum ducis

Studien zur ErzähloogBliteratiir des Mittelalters. 43

dictam Bensbnra (Bensberg) longa obsidione vallatur a copioso exercitu archiepiscopi et comitis Senensis (Graf von Sayn). sed licet acriter inpngnaretnr, non capitur, hiis qui intas erant se viriiiter defendentibns et ingeniöse, ex altera parte castram arcbiepiscopi dictam Talpetam (Zulpich) casoali incendio con- crematnr et propterea a complicibas ducibus capitur ; nbi multi homines igne perierant. multo etiam exercitu hinc inde con- gregato, ad pngnam non est progressam^ sed incendia villarnm et depredationes et vastationes civitatam et castrorum fiant. jussa regio belle treage succedant/ Nach der gewöhnlichen Anffassang (Ph. E. Schwaben, Geschichte von Siegbarg; Köln 1826, S. 9; Ennen, Geschichte der Stadt Köln 2, 72 f.) hat Graf Heinrich von Berg, der bisherige Vogt von Siegbarg, den Streit begonnen, indem er die mit der Grafschaft Berg ver- bundene Vogtei dieses Klosters des h. Anno wieder gewinnen wollte. Nach der Angabe von Caesarius wünschte Erzbischof Heinrich, durch seine Wahl selbst Vogt von Siegburg geworden, dem bisherigen Inhaber der Vogtei, dem Grafen Heinrich von Berg, sein Amt abzunehmen. Jedesfalls bestätigt Caesarius die übrigen historischen Nachrichten, denen gemäß um die Siegburger Vogtei nicht so sehr ein eigentlicher Krieg statt- fand, als vielmehr beide Parteien ihre Besitzungen gegenseitig verwüsteten. Bei dieser Gelegenheit sind auch Güter des Klosters Heisterbach zu namhaftem Schaden durch Brand und Plünderung gekommen. Dabei ist noch ein Punkt zu|beachten: Caesarius gibt an, der Streit um die Vogtei von Siegburg habe vor vier Jahren stattgefunden, was, da sein Kommentar zu den Stufenpsalmen 1237 abgefaßt wurde, auf das Jahr 1233 ftihrt. Nun findet sich in der zitierten Chronica regia Coloniensis die Mitteilung über den Siegburger Streit zum Jahre 1230 notiert. Allerdings heißt es dort von diesem Zeitpunkte: oritur dis- sensioy und demnach könnte die Schädigung des Landes durch die Kriegführenden bis zum Jahre 1233 gewährt, Caesarius aber mit seinem Datum den Endpunkt des ganzen Zwistes be- zeichnet haben. Andererseits bringt Caesarius den Beginn des Streites schon mit der Wahl des Erzbischofes Heinrich von Molenark in Verbindung, worunter vielleicht gemeint ist, daß dieser Kirchenfürst die Strenge seines Vorgängers Engelbert in Vogteisachen zwar fortsetzte, aber auch wider die nächsten

44 IV. Abhandlang: SohODbaeh.

Verwandten des Ermordeten kehrte, eben den Grafen Heinrich von Berg, Vogt des Klosters Siegbnrg. Wenn Caesarins im Kommentar zum 118. Psalm darüber klagt, daß gegenwärtig kanm eine Wahl eines geistlichen Würdenträgers, aach in den Klöstern, ohne Zwistigkeiten, Schisma and Anrofang der weit* liehen Gerichte stattfinde, so scheint sich das sehr wohl zu den Zuständen zu schicken, die nnter Erzbischof Heinrich von Mo- lenark in der Kölner Erzdiözese herrschten. Nun liest man am Schlosse der von Caesarins verfaßten Notiz über Heinrich von Molenark im Katalog der Kölner Erzbischöfe (Mon. Germ. SS. 24, 347) den Satz: ,Hec et alia mnlta sepedicto archiepis- copo presidente relatn digna fiebant, que tamen ob ipsios ni- miam simplicitatem probitati ejas minime attribnebantur/ Der Heransgeber des Kataloges, Hermann Cardauns, spricht diesen Schlnßpassns dem Caesarins ab mit der Begründung: ,nescio an ipse Caesarins de Heinrico coaevo tam seyerum Judicium protulerit. sequentia yerba certe ab alio quidam addita sunt, non enim Caesarins, si post electionem Conradi catalogum scripsisset, mortem Heinrici omisisset.' Das letzterwähnte Mo- ment muß ich dahingestellt sein lassen: Heinrich von Molenark ist am 26. März 1238 gestorben, am 31. Mai wurde sein Nach- folger Konrad von Hochstaden gewählt; Caesarins hat, wie wir gesehen haben, noch längere Zeit nach 1237 geschrieben, er wird wohl den Tod des Erzbischofs Heinrich noch erlebt haben; ob er ihn absichtlich unerwähnt ließ oder irgendwie gehindert wurde, ihn zu erwähnen, weiß ich nicht. Dagegen vermag ich dem Grunde nicht beizustimmen, welchen Cardauns wider die Autorschaft des Caesarins vorbringt, es sei ein solches severum Judicium über einen Zeitgenossen ihm nicht zuzutrauen. Ich finde nämlich zuvörderst dieses Urteil nicht so streng: berück- sichtigt man genauer den Sprachgebrauch des Caesarins, wie er vorzüglich in der sechsten Distinctio des Dialogus De sim- plicitate zutage tritt, so beschränkt dieser Autor den Begriff von simplicitc^ keineswegs auf , Albernheit, Dummheit', sondern befaßt darunter auch ,Naivetät, Unkenntnis der Welt, Frömmig- keit und Hingebung an die Askese^ Somit braucht die An- wendung des Wortes auf den Erzbischof Heinrich von Molenark, wofern sie durch Caesarins geschah, kein hartes und abf&lltges Urteil über ihn zu enthalten. Zudem wird neben dieser sim-

Stadien rar Enählnngsliteratar des Mittelalters. 45

plicit<xs noch die probitcu Heinrichs hervorgehoben. Welch ungünstige Meinung jedoch sich über diesen Erzbischof die höchste kirchliche Stelle gebildet hatte, mag man in den Epi- stolae selectae saec. XIII., ed. Rodenberg nachlesen, erster Band Nr. 459. 472. 529. 530, vgl. L. Korth, Annalen des historischen Vereines für den Niederrhein Heft 50, S. 49.

Wenn 38^ des Kommentares zum 118. Psalm neben dem Dialogus miracnlorum noch der libri Visianum gedacht wird, so ist das nicht unwichtig, denn dies stellt den Titel der ersten Redaktion jener Sammlung von Erzählungen dar, 'deren Reste wir in den von Meister 1901 herausgegebenen Fragmenten der Libri octo miraculorum besitzen. Caesarius zitiert also in dem 1237 verfaßten Kommentar zu den Stufenpsalmen noch das der Hauptsache nach um 1226 redigierte Erzählungswerk unter dem Titel: libri Vitionumj im Kataloge seiner Schriften nennt er etwas später dasselbe Werk: diveraarum visionum aeu miraculorum libri octo, in der allerdings' sehr jungen hand- schriftlichen Überlieferung (einschließlich der ältesten Basler Handschrift bei G. Binz, Die deutschen Handschriften der öffentlichen Bibliothek der Universität Basel 1907, S. 11: Sign. A. IV. 14, Stück 7) ist aus dem Titel die Bezeichnung visionum weggeblieben. Diesen Sachverhalt erkläre ich mir so: die erste Redaktion hieß libri vinonum (was auch insoferne paßt, als die ersten 13 Nummern des ersten Buches tatsächUch Vi- sionen von der Eucharistie enthalten), später, da der Stoff an- wuchs und die hinzukommenden Erzählungen nicht mehr wohl als Visionen aufgefaßt werden konnten, wurde der weitere Titel libri miraculorum gewählt und dann beibehalten. Vgl. za der ganzen Frage meine Besprechung von Meisters Ausgabe in den Mitteilungen des Instituts für österr. Geschichtsforschung 23, 660 683, bes. 676 ff. Es erhellt übrigens aus diesem Zitate des Caesarius im Kommentar zu den Stnfenpsalmen auch, daß ich a. a. O. mit Recht annahm, Caesarius habe an dieser zweiten Suite von Wundergeschichten nach 1226 noch ruhig fortgesammelt, sei aber dann nicht zum Ende gelangt und in bezug auf die acht verheißenen Bücher sei es eben schließlich bei dem Plane geblieben. Wir ersehen daraus ferner, daß wenigstens bei dieser einen Nummer 27 von Caesarius' Schriftenkatalog das ange- fangene, niemals vollendete Werk, an seiner chronologisch nur

46 IV. Abhandlung: Schon baoh.

fbr diesen Anfang richtigen Stelle in das Verzeichnis ein- gefügt wurde.

Sonst teilt Caesarins von Heisterbach in seinen Psalmen- erklärnngen nichts über sich selbst mit, als daß er 33^ sich als gewesenen Scolaris (ohne nähere Angabe des Stadiums) bezeichnet und auf seine Erfahrungen als Student sich beruft. 114® erzählt er eine Geschichte von einer bösen Frau zu EölU; die sich zur Zeit seines Eintrittes in den Zisterzienserorden also nach gemeiner Annahme um 1198 zugetragen haben soU.^ Den breitesten Raum in den Psalmenerklärungen des Gaesarius nehmen^ wie schon sein Programm ankündigt, die Bezüge auf die äußeren und namentlich die inneren Verhält- nisse des Zisterzienserordens ein. Wird einmal die innere Ge- schichte der großartigen Institution dieses Ordens geschrieben, der insbesondere für die Kultur Deutschlands im 12. Jahr- hunderte geradezu die wichtigste Mönchsgemeinschaft darstellt, dann werden die Schriften des Gaesarius von Heisterbach dafür zu den bedeutendsten Quellen gehören. Sie setzen in er- wünschter Weise die Mitteilungen fort, die wir ftlr die voraus- gehende Zeit von anderen Schriftstellern des Ordens erhalten (vgl. meine Abhandlung über Hermann von Renn 1905). Von diesem Punkte aus betrachtet Gaesarius auch die Gefahren des Weltlebens 43^, denen gegenüber der Gebetsschatz der Klöster den Sündern zugute kommt 31^. Doch hindert ihn das Inter- esse fUr den eigenen Orden keineswegs, den Bestrebungen anderer gerecht zu werden. Das zeigt sich am deutlichsten in seinem Verhältnis zu den neuen Mendikantenorden, den Domi- nikanern und Minoriten. Besonders die Dominikaner und ihr Wirken rühmt er wiederholt 9\ 46 ^ 57^, ihre Strenge scheint ihm empfehlenswert 79*. Aber auch den Minoriten ist er sehr gewogen, vgl. besonders 93*^. Das alles scheint mir umsomehr zu beachten, als die beiden Orden sonst beim Säkular- und Regularklerus ihrer Zeit auch in DeutschUnd vielem und hart- näckigem Widerstand begegneten, und insoferne als Gaesarius andersfalls gar nicht blind gegen die Mängel der geistlichen Wirksamkeit sich gebärdet, vgl. z. B. seinen Tadel der ungebil-

^ Hat Berthold von Regensbnrg^ an dieses HistOrehen gedacht, als er KOln erwähnte {vgl. meine Stadien zur Geschichte der altd. Predigt 7, 23)?

Stadien sar ErzählungsUteratar des MitteUlten. 47

deten Prediger. Interessant sind seine Bemerkungen über männliche und weibliche Beguinen 38®^ deren Verdienste er zweifehid einschätzt. Was Caesarins über die Schwierigkeiten mitteilt; welche deutsche Oesuchswerber bei der römischen Kurie finden 76^, das stimmt so auffallend mit den Erfahrungen des schismatischen Erzbischofes Dietrich von Köln (vgl. meine Ab- handlung; S. 82), daß man beide Berichte wohl auf dieselbe Quelle wird zurückführen dürfen. Es fehlen den hier aus- gezogenen Schriften des Caesarins auch nicht ganz Angaben von kulturhistorischem Wert, z. B. 34* über den schlechten Käse aus Friesland (der ausführliche Vergleich ist ganz im Geschmacke des Autors), 35^ über den Zauber des bösen Blickes (jettatura) usw.

Da nunmehr in meinen beiden Abhandlungen die auf uns gekommenen Schriften des Caesarins von Heisterbach, so weit sie nicht schon gedruckt waren, analysiert und besprochen sind, läßt sich die Schriftstellerei dieses Autors einigermaßen überblicken.

Im Mittelpunkte der Interessen des Caesarins steht die Ordensgemeinschaft, der er angehört, die Zisterzienser, das Kloster Heisterbach und die Häuser der Ordensgenossen in den Rheinlanden. Die Widmungsbriefe seiner Schriften ergeben, daß sie alle im Dienste des Ordens verfaßt worden sind, um die Zwecke der Erziehung und Belehrung zu fördern. So viele davon haben die Bestimmung, schwierige Stellen der h. Schrift (aber auch andere Stücke, wie die Sequenz Ave praeclara) zu erklären, daß man fast vermuten könnte, Caesarins sei an einem theologischen Hausstudium mit der Bibelexegese betraut gewesen; es wird aber genügen, darauf hinzuweisen, daß er als Novizenmeister für die Ausbildung der jüngeren Mönche zu sorgen hatte (Kaufmann, Caesarins v. H. S. 86). Seine Tätigkeit als Prediger stellt sich nur als eine Fortsetzung der exegetischen dar, ja sie fällt teilweise mit ihr zusammen und kommt nicht bloß den Mönchen, sondern auch den Konversen zugute. Was darüber hinaus an historischen Schriften vorliegt, der Dialogus und die Libri miraculorum sowie das Leben des h. Engelbert, macht gleichfalls nur eine Folgewirkung des

48 ly. Abhandlung: 8oh0nb«ch.

bislier besprochenen Schaffens aas: die Geschichten^ welche zuerst in den Homilien staken und daraas verbannt wurden^ sollten dann gesammelt für sich zur Erbauung und Unterhaltung dienen. Dieses Geschichtenwesen geht jedoch ebenfalls vom engeren Ordensinteresse aus: es sind zunächst Anekdoten aus dem inneren EJosterleben^ die zu Häuf getragen werden, dann Er- zählungen über Weltleute, die irgendwie mit dem Orden in Beziehung stehen; ganz ohne Rücksicht auf die große Familie der Zisterzienser ist wohl kaum eine Historie von Caesarius überliefert worden. Demselben Ziele streben die historischen Anspielungen in seinen erbaulichen Schriften zu: die rheinischen Ordensgenossen sollen über ihr Verhältnis zu den sie um- gebenden geistlichen und weltlichen Mächten aufgeklärt und über die größeren Ereignisse der jüngsten Vergangenheit unter- richtet werden. Das schließt schon in sich, daß Caesarius, so begeistert er für die Askese war, doch kaum so völlig der As- kese hingegeben sein Leben verbrachte wie manche Zister- zienser, von denen er auferbauende Beispiele erzählt. Er muß sich lange Zeit hindurch in einer Stellung befunden haben, die zur Berührung mit der Welt Gelegenheit gab, ja dazu nötigte. Sicherlich war es sein Amt als Prior von Heisterbach, das er durch Jahre verwaltete (Kaufmann, Caes. v. H., S. 86), welches eine Masse von Berichten aller Art bei ihm zusammenfließen ließ, deren wesentlicher Inhalt von ihm bald und pünktlich niedergeschrieben wurde.

Die theologische Bildung des Caesarius (ihre ersten An- fänge hat er in einer Kölner Schule erworben, Dial. 6, 4) reichte über das Studium der h. Schrift hinaus, wenngleich sie nicht ausgezeichnet war (vgl. Kaufmann a. a. O. S. 79). Außer den wichtigsten Vätern der alten Zeit war es besonders der große Ordenslehrer Bemard von Clairvaux, mit dessen Schriften er sich vertraut gemacht hatte. Auf einen besonderen Zweig seiner Kenntnisse läßt sich vielleicht schließen, wenn man be- obachtet (vgl. meine Abh. S. 14 f.), daß er eine größere Anzahl von Schriften abgefaßt hat, bei denen Bekanntschaft mit den Bewegungen der wichtigsten Himmelskörper vorausgesetzt werden muß (ähnliches in den Lehrpredigten Berthods von Regensbarg, vgl. meine Stadien zur Geschichte der altd. Predigt 8, 71 f.). Jedesfalls gewähren seine theologischen Abband-

Stadien snr Enählungiliteratar des Mittelalten. 49

lüngen manches Zeugnis dafür^ daß er die Dinge der Welt and das Leben der Natur nicht übersah^ obgleich er sich nicht mit ihnen yornehmlich beschäftigte.

Denn er war eine nach innen gewandte Natur, mochte er noch so gerne Erzähltes anhören und wiedergeben, der Weltlauf gewährte für ihn doch nur die Begleitakkorde zu der süßen Melodie der Erlebnisse der Frömmigkeit, und daraus erklärt sich auch die Naivetät, die er seiner Zeit und ihrer Geschichte entgegenbringt, sie erschwert ihm bisweilen Ver- ständnis und Beurteilung, verleitet ihn auch mitunter bei seinen Predigten zu wunderlichen Geschmacklosigkeiten. Dieser Nai- vetät entspringt jedoch andererseits auch die Einfachheit seines Stiles, der kaum gelegentlich in den sorgsamer geschriebenen Vorreden sich rhythmischer Klauseln und paralleler Gliede- rungen bedient, sonst auf Zier und Pomp gänzlich verzichtet.

Sind das alles zugleich Züge eines bescheidenen, einfach klaren Wesens, wie es uns sich ab das des Caesarius von Heisterbach aufdrängt, so wäre eines wichtigsten Zuges seiner Natur vergessen, wofern man die Milde nicht erwähnte, die uns nicht nur aus seiner Haltung als Erzähler längst bekannt ist, sondern gerade in den theologischen Schriften deutlich hervortritt: kein Anlaß bleibt unbenutzt (118. Psalm, 48^ ff.), wo er nicht die Milde als den allein erfolgreichen Grundsatz bei der Handhabung der Ordensdisziplin Prälaten und Brüdern dringendst empföhle, ja die einzigen scharfen und harten Worte, die ich von ihm gelesen habe, wenden sich wider die Rauheit und das Übermaß der Strenge bei einzelnen Ordensvorständen. Solche Weichheit und Liebenswürdigkeit als Grundzüge seines Wesens sind sehr wohl damit vereinbar, daß es ihm mit allen Glaubenssachen furchtbar ernst war: die Häresien seiner Zeit haben in ihm gewiß keinen milden Richter gefunden, ihnen gegenüber verschließt er sich selbst rein menschlichem Emp- finden, auch darin ein Sohn seiner Zeit. Caesarius war nicht ohne leidenschaftliche Regungen, bisweilen übermannt ihn der Zorn gegen Gewaltmenschen und grausame Tyrannen, im ganzen aber offenbart sich uns aus seinen Schriften eine ruhige^ dem Gleichmaße frommen Lebens zugeneigte Persönlichkeit, der das Zisterzienserkloster die sicherste und liebste Stätte des Wirkens darbot.

50 IV. Abbandlnng: SchOnb«ch.

Es erübrigt nun noch zu untersachen, wie dieser Mann die Technik des Erzählens in seinen Sammelwerken handhabtCi die hauptsächlich sein Andenken auf die Nachwelt gebracht haben.

Nachtrag.

Zu S. 12 f. Der bewährten Güte des Herrn Professor Dr. Josef Seemiiller verdanke ich die Einsicht in einen Auf- satz des Herrn P. Albuin Thaler 0. Cap., Geistlichen an der Stiftskirche zu Münster in Graubünden, der in dem (noch nicht erschienenen) XXVUI. Bande der Studien und Mitteilungen aus dem Benediktinerorden S. 1 15 Teröffentlicht wurde. Dort druckt P. Thaler S. 2—9 die von mh- S. 19—31 meiner Schrift über des Nikolaus Schlegel Beschreibung des Hostienwunders zu Münster in Graubttnden (= Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters, 6. Stück, Sitzber. 156. Band, 1. Abb., 1907) herausgegebene lateinische Relation des 15. Jahrhunderts ab (mit Ausschluß des Reliquien Verzeichnisses). P. Thaler vermutet auf Grund einer Vergleichung der Schriftzüge den Autor der Relation in dem Kaplan der Wallfahrtskirche zu Münster (1457 bis 1474) und notarius publicus Hans Rah us tan, Sohn des Eonradin Rabustan von Campovasto. Die Mitteilungen nach dem Schlüsse der Relation, die sich auf die Romfahrt des Propstes Berthold beziehen (vgl. meine Schrift S. 46 ff.), scheinen auch P. Thaler nicht einwandfrei. Die Urkunden, auf deren Regesten ich mich (a. a. O. S. 43 ff.) beziehen konnte, hat P. Thaler selbst im Stiftsarchive zu Münster eingesehen und noch andere dazu. Demnach trug der Priester Johannes, der das Hostienwunder erlebt hat, das Prädikat de Grava. P. Thaler meint, die Stif- tung des Priesters Johannes werde dem Hostienwunder ganz unmittelbar gefolgt sein, und setzt dieses also auf den Grün- donnerstag 1228 an, während ich, besonders im Hinblicke auf die Erlebnisse des Priester Johannes zu Quadrat und die folgende Entwicklung meinte, einen längeren Zwischenraum zwischen den Vorgängen des Hostienmirakels und der Stiftung ,im Wald^

Stadien zur Erzählungiliteratar des Mittelalten. 51

annehmen zu müssen; ich glaube auch jetzt; daß ich dabei bleiben darf. Im übrigen werden meine Aufstellungen durch die dankenswerten Mitteilungen des Herrn P. Albuin Thaler nicht berührt.

Graz, 20. Februar 1908.

A. E. S.

tll)ersiclit des Inhaltes.

Die Überlieferang der Schriften des CaesariuB S. 1.

Die Erklärung der Seqnenz Ave praedara marU tteUa S. 2. Textkritik S. 4. Vier Mirakel S. 4. Die Autorschaft des Hermannus Con- tractus von Beiehenau S. 7. Legenden darüber S. 8. Andere Gedichte Hermanns 8. 11. Die Bearbeitung der beiden Wunder- geschichten durch Caesarius S. 12.

Die Handschrift der Marienpredigten S. 13. Erste Sammlung S. 15. Zweite Sammlung S. 16. Caesarius hat nicht aUe seine Schriften in den Katalog aufgenommen S. 18.

Die Handschrift der Psalmenerklärungen S. 18. Kommentar zum 118. Psalm S. 19. Kommentar su den Gradualpsalmen S. 36. Auslegung des 115. Psalms S. 41. Abfassung im Jahre 1287 S. 41. Die Fehde wegen der Yogtei von Siegburg S. 42. Des Caesarius Urteil über den Erzbischof Heinrich Ton Molenark S. 44. Zwei Redaktionen der Libri miracuUman S. 45. Mitteilungen des Caesarius über sich selbst S. 46. Verhältnis zu Dominikanern und Minoriten S. 46. Kulturhistorisches S. 47.

Charakteristik der schriftsteUerischen Persönlichkeit des Caesarius von Heister- bach S. 47.

Nachtrag S. 50.

Mnssafia, A.: Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte.

Fünfter Beitrag. 8». 1901. 70 h 70 Pf.

Sechster Beitrag. 8^ 1902. 1 K 50 h 1 M. 50 Pf.

Per la .bibliografia dei Cancioneros spagnuoli. 49. 1900.

1 K 60 h 1 M. 60 Pf. Biohter, Elise: Die Bedeutungsgeschichte der romanischen Wort- sippe bur(d). (Mit 1 Stammbaum.) S^. 1908.

3 K 40 h 3 M. 40 Pf. Schipper, J.: The Poems of Walter Kennedy, edited with intro- ductions, various readings, and notes. 4®. 1901.

5K50h 5M.50Pf.

Schönbach, Anton E.: Studien zur Geschichte der altdeutschen

Predigt. Erstes Stück: üeber Kelle's ^Speculum ecclesiae^

8«. 1896. 2 K 20 h 2 M. 20 Pf.

Zweites Stück: Zeugnisse Bertholds von Regensburg

zur Volkskunde. 8«. 1900. 3 K 40 h 3 M. 40 Pf.

Drittes Stück: Das Wirken Bertholds von Regensburg

gegen die Ketzer. 8^ 1904. 3 K 30 h 3 M. 30 Pf.

Viertes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds

von Regensburg. I. 8^ 1905. 4 K 70 h 4 M. 70 Pf.

Fünftes StUck : Die Überlieferung der Werke Bertholds

von Regensbnrg. II. 8». 1906. 2 K 65 h 2 M. 65 Pf.

Sechstes Stück : Die Überlieferung der Werke Bertholds

von Regensburg. III. 8<>. 1906. 3 K 80 h 3 M. 80 Pf.

Siebentes Stück: über Leben, Bildung und Persönlich-'

keit Bertholds von Regensburg. I. 8®. 1907.

3 K 30 h 3 M. 30 Pf.

Achtes Stück: (Dasselbe.) 11. 8». 1907.

2 K 10 h 2 M. 10 Pf.

Mittheilnngen aus altdeutschen Handschriften. Siebentes StUck: Die Legende vom Engel und Waldbruder. 8". 1901. .lK40h lM.40Pf.

Achtes StUck: Seitenstettner Bruchstücke des jüngeren

Titurel. 8«. 1904. 50 h 50 Pf.

Neuntes Stück: Bruder Dietrich. Erbauliches in Prosa

und Versen. 8«. 1907. 70 h 70 Pf.

Studien zur Erzählungsliteratur des Mittelalters. I. Theil: Die Reuner Relationen. 8». 1898. 3 K 20 h 3 M. 20 Pf.

II. Theil: Die Vorduor Novelle. 8«. 1899.

2 K 10 h 2 M. 10 Pf.

Schönbaoh, Anton E.: Studien zur Erzählungsliteratur des Mittel- alters. III. Theil : Die Legende vom Erzbischof Udo von Magdeburg. 8^ 1901. 2 K 2 M. IV. Theil: Ueber Caesarius von Heisterbach. I. 8®.

1902. 2 K 20 h 2 M. 20 P£. V. Theil: Die Geschichte des Rudolf von Schliisselberg.

8«. 1902. 1 K 90 h 1 M 90 Pf.

VI. Teil: Des Nikolaus Schlegel Beschreibung des

Hostienwunders zu Münster in Graubünden. 8^ 1907.

1 K 65 h 1 M. 65 Pf.

Beiträge zur Erklärung altdeutscher Dichtwerke. Erstes

Stück: Die älteren Minnesänger. 8<^. 1899.

3 K 30 h 3 M. 30 Pf.

Zweites Stück: Walther von der Vogel weide. 8^ 1902.

2 K 10 h 2 M. 10 Pf. Drittes Stück: Die Sprüche des Bruder Wernher I. 8^

1904. 2 K 2 M.

Viertes Stück: Die Sprüche des Bruder Wernher. H.

8«. 1905. 2 K 40 h 2 M. 40 Pf.

Ueber einige Evangelienkommentare des Mittelalters. 8®.

1903. 3 K 80 h 3 M. 80 Pf.

Über Gutolf von Heiligenkreuz. Untersuchungen und Texte. 8». 1905. 2 K 70 h 2 M. 70 Pf.

Über Hermann von Reun. 8^ 1905.

1 K 20 h 1 M. 20 Pf. Sohroeder, Leopold v. : Germanische Eiben und Götter beim Esthenvolke. 8^. 1906. 2 K 20 h 2 M. 20 Pf.

Schnohardt, Hugo: Romanische Etjrmologieen. I. 8®. 1898.

lK80.h 1 M. 80Pf.

II. 8». 1899. 3 K 10 h 3 M. 10 Pf.

Seemüller y Josef: Zur Kritik der Königsfelder Chronik. 8^.

1904. 90 h 90 Pf. Stalzer^ J. : Die Reichenauer Glossen der Handschrift Karls- ruhe 115. 8^ 1906. 4 K 4 M.

Zu den beigefügten Preisen durch Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Uni vcraitäts- Buchhändler, Buchhändler der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., Rotenturmstraße 13), zu beziehen.

Druck Ton Adolf Holzhausen, k. tmc! k. Hof- and UnivenitAU-Buehdrncker in Wien.

Sitzungsberichte

der

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band, 5. Abhandlung.

Thomas Campanella.

und

Ferdinand IL

Von

Dr. J. Evacala,

Professor an der üniTorsitftt Jacjew (Dorpat).

Vorgelegt in der SiUnng am G. November 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. n. k. Hof- and Universitäts-Bochhändlcr, Bnchhändler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

A. Periodische Publikationen.

Nuntiaturberichte aus Deutsehland nebst ergänzenden Actenstücken. II. Abth. 1660—1572. I. Band. Die Nuntien von Hosius und Delfino 1560 1561, im Auftrage der historischen Commission der kais. Aka* demie bearbeitet von S. Steinherz. 8^ 1897. 24 K ^ 24 M.

III. Band: Nuntius Delfino 1562 1563, bearbeitet von S. Steinherz. Groß-8<>. 1903. 26 K 26 M.

Urbare, osterreiehische, herausgegeben von der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. I. Abteilung. Landesfürstliche Urbare. 1. Band. Die Urbare Nieder- und Oberösterreichs aus dem 13. und 14. Jahrhundert unter Mitwirkung von Dr. W. Levec herausgegeben von Alfons Dopsch. Groß-8^ 1904. 20 K 20 M.

III. Abteilung. Urbare geistlicher Grundherrschaften. 1. Band. Die Urbare des Benediktinerstiftes Göttweig von 1802 bis 1536. Bearbeitet von Dr. Adalbert Fr. Fuchs. Groß-8°. 1906. 28 K 80 h 28 M. 80 Pf.

B. Selbständige Werke.

Baehmann, Adolf: Die Reimchronik des sogenannten Dalimil. 8^ 1902.

1 K 40 h 1 M. 40 Pf.

Beer, Adolf: Finanzgeschichtliche Studien. 8°. 1902. 1 K 70 h 1 M. 70 Pf.

Beer, Adolf, und Josef Ritter von Fiedler: Kaiser Josef II. und Cobenzl.

Ihr Briefwechsel. I. Band. 8^ 1903. 8 K 10 h 8 M. 10 Pf.

II. Band. 8». 1903. 8 K 50 h 8 M. 60 Pf.

Bittner, Dr. Ludwig: Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625. 8°. 1901.

4 K 20 h 4 M. 20 Pf.

Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstifte Salzburg bis zur Aufhebung der Landschaft unter Wolf Dietrich. I. Die ordentlichen Steuern. 8^ 1903. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

Boblinger, Max: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur Osterreichischen Adelsgeschichte. (Mit 6 Stammtafeln.) 8^ 1906. 8 K 8 M.

Eg^cr^ Josef: Die Barbareneinfalle in die Provinz Rätien und deren Be- setzung durch Barbaren 8^ 1901. 6 K 5 M.

Fourilier, August: Zur Textkritik der Korrespondenz Napoleons I. 8^ 1903.

5 K 40 h 5 M. 40 Pf. Friedensborg, Walter: Die Chronik des Cerbonio Besozzi 1548—1563. 8^

1905. 2 K 90 h 2 M. 90 Pf.

Fuchs, P. Adalbert: Urkunden und Regesten zur Geschichte des Benedictiner-

stiftes Göttweig. I. Theil. 1058 1400. Theilweise vorbereitet von

Adalbert Dungel. 8°. 1901. 12 K 30 h 12 M. 30 Pf.

U. Theil. 1401—1468. 8^ 1901. 10 K 40 h 10 M. 40 Pf.

III. Theil. 1468—1500. 8°. 1902. 14 K 40 h 14 M. 40 Pf.

Urkunden und Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Kartause Aggs- bach V.O. W.W. 8°. 1906. 8 K 90 h 8 M. 90 Pf.

Guglia, Eugen: Studien zur Geschichte des V. Lateranconcils. (1512 1517.)

8^ 189Ö. 80 h 80 Pf.

Neue Folge. 8°. 19U6. 1 K 5 h 1 M. 6 Pf.

Ilelfert, Jos. Alex. Freiherr v.: Casati und Pillersdorflf und die Anfänge der italienischen Einheitsbewegung. 8». 1902. 5 K 70 h 6 M. 70 Pf.

Radetzky in den Tagen seiner ärgsten Bedrängnis. Amtlicher Bericht des Feldmarschalls vom 18. bis zum 30. März 1848. 8^ 1906. 55 h 55 Pf.

y. Abh.: Erafiala. Thomaa CampanelU und Ferdinand II.

V.

Thomas Campanella und Ferdinand IL

Ton

Dr. J, Kva5ala»

Professor an dtr UniTorsittt Jnijew (Dorpat).

(Yorgolegt in der Sitsnng am 6. Norenber 1907.)

;Wie Alexander haben auch andere, die die Welt be- herrschen wollten^ durch neue Wissenschaften and bewunderns- werte Künste sich die Menschheit zu erobern versucht^, schreibt der letzte bedeutende Denker der Renaissance, der Kalabrese Thomas Campanelia, sich empfehlend und aus seinem Qefängnis um Hilfe flehend, an den schon weitberühmten Herzog Ferdinand Ton Steiermark. Tatsächlich hat die Qröße der Habsburger Dynastie besonders seit dem 16. Jahrhundert Dichtern und Denkern mannigfaltige Batschläge und Lobpreisungen entlockt, die an der maßgebenden Stelle nicht unberücksichtigt ge- blieben sind. Es ist hier nicht der Ort, über solche Beziehungen eine Umschau zu halten.

Nur ein solcher Fall scheint hier dennoch eine flüchtige Er- wähnung zu verdienen. Der französische Orientalist W. Posteil hatte um die Mitte des 16. Jahrhunderts bei Ferdinand I. Anklang und Anstellung gefunden, um an der Herbeiführung der Einheit der Menschheit in Glaubenssachen durch Theorie und Praxis tätig zu sein. In einer mit biographischen Details ausgestatteten Widmung an den genannten Herrscher^ berichtet er ausführlich über seine Missionsarbeiten: man liest sie fast wie eine Weissagung auf die ein halbes Jahrhundert späteren, äbolich gerichteten Arbeiten Th. Campanellas. Aber nicht nur

^ YgL die Widmung der Schrift: Cosmographieae disGiplinae compendium etc.

Basel 1661. SiUuifibw. d. pkU.-kiii. Kl, 150. Bd. 5. Abk. 1

2 y. Abhandlung: Kra^al«.

diese Bemühangen zeigen eine bemerkenswerte Analogie. Posteil selbst verhält sich zu Gampanella^ wie Ferdinand I. zn Ferdi- nand n. Aach das Interesse^ das in beiden Fällen die Gelehrten mit den Herrschern zusammengeführt und eine Zeitlang zu- sammengehalten, ist wesentlich dasselbe. Ferner: in beiden Fällen sind die Gelehrten von den Herrschern in Charakter- anlage und Weltanschauung unterschieden^ finden sich dem- nach leicht in den Bruch der Beziehungen. Mögen diese Einzel- heiten das Verständnis des folgenden erleichtem: eine fernere Berücksichtigung der Tätigkeit Postells gehört nicht in den Bereich vorliegender Untersuchung.

I.

Th. Campanella,* gegen Spaniens und Roms Tyrannei Verfechter einer erträumten und durch Sternenkonstellationen ihm für die nächste Zukunft in Aussicht gestellten Republik einerseits, andrerseits der siegreiche Fürst der Gegenreformation in Österreich, der hier nicht näher charakterisiert zu werden braucht,^ vertreten allerdings ursprünglich schroff entgegen- gesetzte Bestrebungen. Auch waren die Wirkungskreise beider nicht aneinander angrenzend. Wie trafen sie sich und wo? Der Ort, an dem sie fast gleichzeitig in bedeutsamer Weise freilich nicht, um sich zusammenzufinden Aufenthalt ge- nommen, war Rom am Ausgang des 16. Jahrhunderts/

^ Aaf die geistige Verwandtschaft Posteils mit Campanella hat schon Th. Dareste verwiesen, in seiner Schrift: Thom. Moms et Campanella, Paris 1844. Wohl auf diese Arbeit lehnt sich P. Lafargnes Beurteilung in Bernstein: Geschichte des Sozialismus in Einzeldarstellungen, Stattgart 1896, I., 2. Teil, S. 474 an.

* M. Carriere sagt im Vorwort zu seinem Werk: Die philosophische Welt- anschauung der Reformationszeit (2. Aufl., Leipzig 1887), in welchem Campanella den Abschluß bildet, daß Kaulbach zu seinem berühmten Bilde ,Das Reformationszeitalter* die Carrieresche Arbeit benützt hat: so kam unser Philosoph auf das Bild.

' Vgl. über ihn das vielbändige Werk Fr. Hurters: Geschichte Kaiser Ferdinands ü. und seiner Eltern, Schaffhausen 1850 ff. Eine kurze Charakteristik bei Loesche, Geschichte des Protestantismus in Öster- reich, Tübingen und Leipzig 1902, S. 10 ff.

^ Ferdinand war daselbst Mai 1598; Campanella hatte die Stadt bereits Ende des vorangegangenen Jahres verlassen.

Thomaa CampanelU und Ferdinand IL 3

Wir werfen vor allem einen Blick auf diesen Aufenthalt, denn er war fbr beide wie eine Einleitung zu der entscheidenden Aktion ihres Lebens.

Ferdinand; vom Hause aus, besonders infolge des mütter- lichen Einflusses fromm, stärkte seinen Qlauben auf der Uni- versität Ingolstadt durch fleißiges Lernen bei den Jesuiten.^ Man mag über seine Fähigkeiten urteilen, wie man will, sein Biograph hat Recht, wenn er schreibt: ,fk ist die Glaubens- kraft, die ihn und sein Haus gerettet hat/' Solche Glaubens- kraft war aber bei einem von Jesuiten erzogenen jugendlichen Herrscher eine für die nicht katholischen Untertanen bedenk- liche Macht: sie wurden Angriffen der gutgemeinten Fürsorge ihres Landesvaters ausgesetzt und preisgegeben. An der ,bona fides^ Ferdinands hat man keinen Grund zu zweifeln.^ Was Wunder, daß er, kaum 20 Jahre alt, das Vorhaben, mit der Häresie in Innerösterreich aufzuräumen, an der höchsten kirch- lichen Stelle sanktionieren und sich von den heiligsten Stätten seiner Kirche Mut und Kraft holen wollte! Was er schon von Ingol- stadt aus beabsichtigte,^ das führte er erst, drei Jahre nach- dem er Regent geworden, aus. 1598 im Frühjahr unternahm er eine Reise nach Italien.^ Den Papst traf er in Ferrara. Von Beratungen über die Aktion gegen die Häretiker soll nicht die Rede gewesen sein; dagegen haben es der Papst und der Erz- herzog mit großer Freude vernommen, daß Spanien und Frank- reich soeben Frieden geschlossen, und der österreichische Bote konnte ,die tröstliche Hoffnung mit sich nehmen, es würden nun unverweilt durch das Oberhaupt der Kirche Schritte geschehen, um die christlichen Fürsten in einen Bund wider die Türken zu vereinigend^ Denn nicht am Papste lag die Schuld, daß dieser vom religiösen Standpunkte so naheliegende Gedanke auch nach Mohacs nicht ausgeführt war; die Kurie hatte stets daran gedacht! Beim Abschied sagte der junge Erzherzog die bemerkenswerten Worte: er wünsche nicht, der erste Herr

1 Harter, a. «. O., Bd. III, 8. 289.

* Daselbst, 8. 251.

' Loesehe, a. a. O., 8. 12 ,Re8t vom GemQV.

* Horter, a. a. O., III, 8. 413. « Daselbst, 8. 419.

^ Daselbst, 8. 433.

4 V. Abbandlung: Kya^ala.

der Welt zu werden: ^mein einziger Wunsch beschränkt sich darauf; Eurer Heiligkeit und dem päpstlichen Stuhl stets dienlich mich erweisen zu könnend ^ Die fünf Tage, die er nachher im herrlichen Maimonat in Rom als Gast des Jesuitenkollegs zubrachte y konnten demnach nichts besonderes bringen: sie waren bedeutsam als Wallfahrtstage. So besonders der Tag, an dem er die beiden Jesuitencollegia, das Germanicum und das Romanum; besuchte.* (Während des Mahles im Germanicum hatten ihn die Zöglinge in Sprachen begrüßt, im Romanum gar in 20 Sprachen.) Ende Mai verließ er die Stadt und über Florenz, Bologna kam er Ende Juni nach Graz zurück. Über das, was er nach der Reise vornahm, ist hier nicht der Ort zu berichten, es dürfte aber überhaupt unnötig sein, daran zu erinnern.

Der Erzherzog hat in Rom sehr viele Kirchen und Klöster besucht: ob er auch in St. Sabina gewesen, ist mir aus Hurters Schilderung nicht ersichtlich. Doi*thin war im voran- gegangenen Jahre aus der Haft des Santo officio ein Mönch überfuhrt worden^ den man als ein Wunder der Gelehrsamkeit anstaunte, der aber leider auf den Ruf seiner Rechtgläubigkeit nicht genug geachtet hatte. Der Dominikaner Th. CampaneUa,' obwohl von Haus aus gut katholisch, hat an der alten Wissenschaft zu zweifeln begonnen und^ während er in physischen Fragen sich dem Telesius anschloß, ergab er sich zugleich der Kabbala und Astrologie, die ihm bei dem bald heranbrechenden Weltende eine führende Rolle prophezeite. So hat er denn einige Male Äußerungen getan, die Anstoß erregten und ihn schließlich von Neapel nach Rom in das Geftlngnis der Inquisition fährten. Befreit, unternahm er eine Wanderung nach Norditalien. Der Ruf seiner Arbeiten eröffnete ihm bald schöne Zukunftsaussichten,

1 Daselbst, S. 434.

* Daselbst, S. 445.

' Fast über jedes merkenswerte Moment in dem Leben Campanellss berichtet auf Grund umfangreicher Studien Amabile in seinen sieben Bänden (Opere 4—10) Napoli 1882—1889 zur Geschichte Campanellas. Einen biographischen Versach mit Berücksichtigung der neuen Forschung, an der ich selbst auch einen Anteil genommen, habe ich in rassischer Sprache in der Revue des Ministeriums der Volksaufklftrung, Jahrg. 1906, 1907 geboten.

Thomas GampanelU und Ferdinand IL 5

die sich jedoch nicht verwirklichten. Seine ferneren Arbeiten hielten anch die Aufmerksamkeit seiner Obrigkeit wach und, ohne daß er es merkte, verschwanden sie ihm und tauchten im Sanctum Officium auf^ wo sie überprüft wurden. Werfen wir einen Blick auf die Arbeiten,^ die der Mönch abfaßte, während Ferdinand in Ingolstadt studierte und mit Jesuiten speiste. Es waren nach seinem eigenen Bekenntnis: Anfinge einer neuen Metaphysik mit drei Grundprinzipien: Notwendigkeit, Schick- sal und Harmonie. Femer hatte er die pythagoräische Philo- sophie in lukretianischer Form beschrieben; erstes Buch der Physiologie in Disputationen gegen alle Sekten, femer lateini- sche Dichtungen.' Amabile vermutet, daß die verdächtigen unter diesen Arbeiten von Campanellas Ordensgenossen auf den Befehl des Generals entwendet wurden. In Padua, dem berühmten Sitz der A verreisten, hatte er sich im Kloster St. Augustin aufgehalten und seine Studien und Arbeiten fort- gesetzt. Was ihm entwendet worden, arbeitete er unverdrossen von neuem aus. Das ohnehin große Arbeitsgebiet genügte ihm auf die Dauer nicht: er begann die Philosophie des Empedokles zu erneuem, eine neue Physiologie zu schreiben, dabei eine Spezialarbeit über die Nerven, Venen und Arterien, eine Streit- schrift gegen Chiocus für Teiesius. Femer diktierte er einigen adeligen venezianischen Hörern eine neue Rhetorik.' Störend griffen hier in sein Schicksal neue Prozesse ein, ein zweiter ohne Bedeutung (Beleidigung des Generals), umso nachhaltigere Folgen hatte der dritte, in den er geriet, weil er einen, der Christi Erlöseramt leugnete, anzuzeigen versäumt hatte. Man hat ihm außerdem zur Last gelegt, er sei der Verfasser der Schrift ,de tribus impostoribus' und sei ein Anhänger des Demokrit.^ Gegen diese letzteren Angriffe war es ihm leicht, sich zu verteidigen: aber die Affaire mit dem judaisierenden

^ DieM Arbeiten sind sam größten Teil leider nicht anfgefdnden, was wir fiber sie wissen, stammt aus Campanellas autobiographischer Skizze : Sjntagma de iibris propriis, in der Folgezeit mehrere Male herausgegeben, ich zitiere nach der Ausgabe in Hugo Grotii et aliorum Dissertationes de studiis instituendis, Amstd. 1645.

* Syntagma, 8. 312.

' Daselbst

« Amabile IV, 8. 6S.

6 V. Abhandlung: KvaSala.

Lengner Christi (mit dem er selbst eine Dispntation gehabt hatte) sollte nach Kom geleitet werden. Wahrscheinlich um bei seinen Richtern Stimmung zu machen^ faßte er nun zwei politische Schriften ab^ worin er nachweist^ daß die Natur- philosophen keine bessere Republik erdenken könnten, als die kirchliche, und zwar die vorhandene es ist. Er zieht daraus die kühnsten und für die Kurie die erwünschtesten Eonse- quenzen in der Praxis.^ Besonders energisch verfocht er die Idee in der dem Papst gewidmeten Schrift: ,de regimine eccle- siae^ Darin fUhrte Campanella aus, wie der Papst unbekümmert um die Widersprüche der weltlichen Machthaber durch bloß kirchliche Mittel die eine Herde unter einem Hirten zustande bringen könne. Leider sind uns diese Schriften nicht erhalten; ihr Inhalt kehrt uns aber in der Folge in zahlreichen Arbeiten wieder.^ Sie haben es verursacht^ daß man Campanellas eigent- liche, innere Stellungnahme zur Kirche unrichtig beurteilte. An den maßgebenden Stellen in Rom mußte man wohl von den Wegen, auf denen Campanella wandelte, wenig erbaut sein, aber wenn er bei einem solchen Ziel ankam wie in den beiden genannten Schriften, so konnte man ja die W^ege gerne über- sehen. Besonders wenn er, der schon wegen seiner Gelehrsam- keit angestaunte Jüngling, versprach, des Papsttums Ansprüche durch Naturphilosophie, deren namhafter Vertreter er bereits war, zu beweisen und zu unterstützen.

Die Anklagepunkte gegen ihn hatten sich wohl bedenk- lich gehäuft, aber offenbar hatten die kurialistisch gerichteten Schriften ihre Wirkung auch nicht verfehlt. Die Gunst hoher Gönner rettete ihn von neuem; freigesprochen, zog er in das genannte Kloster (St. Sabina), arbeitete an wissenschaftlichen Werken weiter. Begreiflich erhalten sie jetzt eine dünne christ- liche Färbung. Lag darin eine Konzession an seine eigene faktische Lage, so hätte an seinen drei ferneren Arbeiten

^ ,Qaod 81 Principes Uici in omnibus vellent obtemperare Ecclesiaaticis, nil melius desiderari posset pro salute communi contra Infideles, et con- cordla inter Fideles ... et tunc sab nno Patre Principibus Christianis convenientibus statim Haeretici et Machometani victi cederent et totos Mundus subito Christianis subderetur.* Siehe diese Inhaltsangabe der uns nicht erhaltenen Schrift in Campanellas Atheismus triumphatus, S. 120.

^ Inhaltsangabe der letzteren nach Sjntagma, 8. 373.

Thomas Campanella und Ferdinand II. 7

Ferdinand selbst Freude haben können: in einem gegen die Lutheraner gerichteten Dialog weist er nach^ wie feindlich der Freiheit die evangelische Anffassong sei, in seinen ^Discorsi' an die italienischen Fürsten fordert er diese auf, um den Türken die Stime bieten zu können, sich aufrichtig um Spanien zu scharen, die Oberhoheit gehöre in der Christenheit und dann in der ganzen Welt dem Papste. Auf die Verwandtschaft dieser Idee mit den Gedanken, die aus Anlaß des Friedens- schlusses zwischen Spanien und Frankreich entstanden,^ ist unnötig, besonders zu verweisen. Ein dritter Diskurs, wie man die Belgier unter Spanien zu bringen habe, könnte in vielem Ferdinands eigenes Programm f&r Steiermark enthalten.

Trotzdem spricht nichts dafür, daß Ferdinand schon bei seinem Aufenthalt in Rom etwas über den bereits vielfach bewunderten Dominikaner gehört hätte. In Bälde aber, nach dem römischen Aufenthalt, sollte des Mönches Kuf nach allen Seiten hindringen. An der Wende des Jahrhunderts wähnte Campanella das Ende der Welt herannahen und fUhlte sich berufen, an die Spitze der Menschheit zu treten und eine Wandlung in ihrer Mitte herbeizuführen. Spanien, das über Neapel herrschte, sollte ebenso beseitigt werden wie die Ge- walt des Papstes, und das mit Hilfe der Türken. Gerade das Gegenteil von dem, was seine Schriften sagten.' Offenbar durch ein Wunder hätte sich dann diese Reform über die ganze Welt ausbreiten und unser Philosoph, der Weiseste unter den Menschen, ein neuer Gesetzgeber und Monarch werden sollen.' Das Reich Gottes oder, wie es zweckmäßiger genannt wurde, das goldene Zeitalter, sollte sich auf Freiheit, Wahrheit und Offenheit gründen und sollte die Menschen in die Natur und unter ihre Leitung bringend Das erste wäre dabei allerdings die Freiheit Neapels und Italiens gewesen.

^ Ygl. S. 3 dieser Arbeit

* Als Ergänsung za den Arbeiten des italienisch-national gesinnten Amabile

ist m diesen Details die Schrift des rOmisch-kirchlich gerichteten Rinieri

zu yergleichen: demente YIII et Sinan Rassa Cicala, Roma 1901. ' Diesen Wahn konnte er anch nach einem Dezennium der Haft nicht

aufgeben. Wir werden dies bald sehen. ^ In nenerer Zeit ist festgestellt worden, daß die Sonnenstadt die Grund-

sflge seiner Reformation enthält. Vgl. besonders Amabile, Exkurs I zum

Bande VI seiner Opere (S. 609 ff.).

8 V. Abhandlung : Kyaöala.

Das Unternebmen scheiterte. Bei seiner VerhaftuDg rief Campanella ans: ^Es mögen ans dem Vorfall (dem Aufstand nämlich) die Fürsten lernen^ mit ihren Völkern besser am- zngehen^^ Also nicht die abstrakten Hoffhangen und Berech- nungen waren das innerlich Belebende seiner Erhebung: son- dorn der leidenschaftliche Wunsch, bestehende Ubelstände auf Grund eines Umsturzes des Vorhandenen zu beseitigen und so bessere Zustände anzubahnen. Alle auch in neuerer Zeit noch nicht ganz verstummenden Zweifel in dieser Frage sind un- berechtigt — darüber möge auch der Anhang dieser Ab- handlung zeugen.' Der Gegensatz zu Ferdinand war von An- fang an so scharf, so allseitig wie nur möglich; er erweiterte sich dm^sh den Versuch einer Erhebung zu einer unüberseh- baren Kluft. Wie konnte sie überbrückt werden?

IL

Während in den folgenden Jahren Ferdinand das Werk der Rekatholisierung seines Landes eifrig betrieb, schmachtete Campanella in grausamer Untersuchungshaft. Zwar hatte er schon, durch die Vorgänge belehrt, für den Fall des Scheiterns seines Unternehmens eine loyale Schrift abgefaßt, auf die er sich bei der Untersuchung berief: es ist das vielgenannte Werk über die spanische Monarchie.' Spanien wird darin die Aufgabe zugewiesen, die Welt äußerlich unter seinem Szepter zu einigen^ die innere Grundlage dieser Macht ist die vom Papst getragene Gottesherrschaft, ihr untersteht auch der zur Weltherrschaft bestimmte König von Spanien. Die aus diesen Grundgedanken sich ergebenden Forderungen im Äußeren und Inneren der Monarchie bilden den Inhalt des Werkes, dessen Verfasser sich als ihren ergebenen Anhänger gibt. Aber viel Glauben schenkte man der Schrift und auch seiner Verteidigung nicht mehr und es war fast nur Zufall, daß er, während seine

^ Vgl. den bisher ungedrackten und nicht beachteten Bericht über seine Verhaftung in der Vaticana, Kod. Urb. 818, fol. 400 ff. Hier als B e 11 a g e Nr. 1 .

Vgl. Beilage Nr. 2.

' Diese Schrift wird von allen, die über Campanella etwas ausführlicher schrieben, berücksichtigt So findet der Leser ihren Inhalt hei Carriöre, a. a. O., S. 232—235, bei Gothein, Zeitschrift fQr Kulturgeschichte 1894, S.82ff., bei Sigwart, Kleine Schriften, 2. Aufl. 1889, 169 ff.

Thomas Campanella and Ferdinand U. 9

Genossen hingerichtet wurden, am Leben blieb.^ Sein Fall machte ihn am so bertthmter, als ja infolge seiner wissenschaft- lichen Tätigkeit sein Name bereits vor seiner Aktion bekannt geworden war. Daß er nunmehr auch zur Kenntnis des Erz- herzogs von Steiermark gelangte und dessen warmen Anteil weckte, das bewirkte ein junger, ebenfalls bereits namhafter Gelehrter, der Konvertit Kaspar Schoppe (Scioppius).*

Kaum daß Ferdinand Italien verlassen, war Schoppe im Gefolge des kaiserlichen Gesandten an den Papst in eben jenem Ferrara erschienen, wo Ferdinand seine Ergebenheit an den päpstlichen Stuhl vor kaum zwei Monaten ausgesprochen.' Als er dann nach Rom kam, wurde er vom Papst mit Auszeichnung empfangen und im Bewußtsein der Seligkeit, die er in der römischen Kirche selbst gewonnen, gehörte er in die Zahl jener päpstlichen Vertrauensmänner, die die aus Deutschland in Rom erscheinenden evangelischen vornehmen Gäste empfingen und zum Übertritt zu bewegen bemüht waren.^ In dieser Stellung wurde er wie es scheint durch deutsche Pilger auf Cam- panella aufmerksam gemacht und wird wohl in der Schrift von der spanischen Monarchie seine eigenen Ideen und Wünsche wiedererkannt haben.^ Als dann nach dem Tode Klemens VUI. der Borghese, Paul V., den bekannten Streit mit Venedig hatte, brannte Scioppius vor Begierde, in den Streit einzutreten. An der Kurie, wo man davon gewußt, verwies man ihn an Campanella, der unterdessen in reuemütigen Worten seinen Versuch verurteilt hatte und sich nunmehr als gut katholisch einzuführen bemüht war.^ Obwohl im Grunde mit Sarpi, der

^ Vgl. hierüber die kurse Zusammenfauang der Amabileschen ForschuDgen bei Sigwart, a. a. O., 8. 305—307. Dasu Binieri, a. a, O., S. 69 ff.

* Vgl. über ihn besonden Kowallek in Forschangen zur deutschen Geschichte, GOttingen 1871, S. 401 ff., die übrige Literatur im Artikel der Allgemeinen Den lachen Biographie. Für die Kirchengeschichte ist noch interessant sein Kampf mit den Jesuiten. Vgl. Düllinger-Beusch, Moralstreitigkeit etc., NOrdlingen 1889, S. 565—594.

* Vgl. Kowallek, a. a. O., 8. 410. « Daselbst» 8. 415.

* Über die Anfänge der Bekanntschaft ygl. Amabile, Opere V, 8. 32 ff.

* Seine Briefe aus dieser Zeit sprechen ausdrücklich von einer tiefen Reue Aber das Veigangene. Vgl. die Publikation Centofantis im ArchiTio storico italijuio, 1866.

10 y. Abhandlang: KvadaU.

in Venedig die Flihrerrolle an sich gerissen, einverstanden/ eifert er jetzt in mehreren Schriften gegen Venedig und ftir des Papstes Interessen. So snchte denn Scioppius den Gefangenen im April 1607 auf und, obwohl er zu ihm nicht zugelassen worden, nahm er beim Verlassen Neapels mehrere der Cam panellaschen Schriften mit, in erster Reihe solche, die sich auf Venedig bezogen. Sie haben ihm, als er durch Venedig zog, Unheil verursacht, denn er wurde, wie er sagt, wegen der Liebe zu ,unserem Campanella^ verhaftet.* Die Schrift Monarchia di Spagna wurde ihm weggenommen, trotzdem er sagte, er bringe sie dem Kaiser und dem Erzherzog Ferdinand. Als er seine Ratsstellung bei letzterem wiederholt betonte, wurde ihm das eben genannte Buch doch zurückgegeben, obwohl sein Vorsatz, Campanellas Arbeiten drucken zu lassen, den Venezianern mißfiel.' Eine Anzahl von solchen Schriften hat Scioppius dennoch bei dem Buchhändler Ciotto gelassen, damit sie gedruckt werden; einige andere sollte ihm Campanella nachsenden und dies geschah bald darnach. Es ist von großem Interesse und flir unser Thema von größter Bedeutung, daß Campanella jetzt sein ganzes geistiges Können und sein wissenschaftliches Material dem Ge- danken widmete, von dem er einzig Rettung erhoffte: dem Gedanken der Mission, vorzüglich unter den Ketzern. Auch das bisher Erarbeitete wird nun diesem Ziele untergeordnet. So schreibt er an Scioppius (Juni 1607), nicht lange nach dessen Abreise in Neapel: es heißt jetzt fbr Gottes Offenbarung gegen

^ V^l. darüber die zutreffenden Worte Sarpis in seinem Briefe (Hofbibliothek zu Wien, Ms. 6189 f.): ,Si quam libertatem in Italia ant retinemas aut nsnrpamns, totam Franciae debemuR. Vos et dominationi resistere docnistis, et illias arcana patefecistis*. Dies drückt völlig Campanellas Anschauungen aus in den Zeiten, wo er sich von Rom geflüchtet hatte. Vgl. seine Widmung der Disputationes an Kanzler Signier, Paris 1638.

* Einiges Neue hat D. Berti aus der Korrespondenz Fabris entdeckt; neu abgedruckt in seinem Artikel : Nuovi documenti su T. C. (Scritti varii, Vol. 2, Torino-Roma, 8. 271 ff.). Die Dokumente ebenfalls abgedruckt und mit einem ausführlichen Kommentar in der Darstellung des entsprechenden Lebensabschnittes versehen, beiAmabile, OperelX. Meine Bemühungen, die allzugroßen Lücken in diesem Material im k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive zu Wien irgendwie auszufüllen, erwiesen sich als fruchtlos.

3 Scioppius an Fabri, nach Berti abgedruckt auch bei Amabile IX, S. 27, 28.

Thomas CampanelU und Ferdinand 11. 11

die Macchiavellisten kämpfen, diesem Ziele habe er seine Kräfte bereits geraume Zeit geweiht und als Fracht dieser seiner Arbeit tibersende er ihm die Schrift, die später den Titel Atheis- mus triumphatus erhielt, ferner einen Teil seiner Metaphysik, die er einem Freunde anvertraut, deshalb im Ganzen nicht überreichen könne. Über diese Schrift äußert er sich prinzipiell dahin: sie sei bestimmt, die Ketzer Deutschlands zu bekehren. Zu diesem Zwecke genüge es nämlich nichts sich auf eine Autorität, sei es auch die des Papstes, zu berufen, man müsse vielmehr an die Vernunft appellieren, nachweisen, daß der römische Glaube nützlich sei; dies sei nur durch die natürliche Philosophie mögHch.^ Damit will er den Wert der OflFenbarung nicht herabsetzen: der einfältigste Mensch könne aus Gottes Gnade auf einmal die Religion besser erkennen, als der scharf- sinnigste Philosoph. Aber um die Ketzer von ihrem Standpunkt aus zu bekehren, habe er sich ihrer geistigen Lage angepaßt und habe versucht, durch menschliche und göttliche Philosophie die Wahrheit zu offenbaren, den ausgelöschten Glauben neu anzuzünden und die verlorenen Geistesgaben zu wecken. Also eine neue Anwendung der Naturphilosophie, die aber, wenn erfolgreich^ bei der Kurie nicht minder genehm erscheinen mußte' als jene im Interesse der päpstlichen Ansprüche, über die wir oben berichteten.

Von Interesse ist ferner, in welchem Lichte er seine Ver- gangenheit, die doch auch vor Scioppius kein Geheimnis sein konnte, erscheinen lassen möchte. Sei er auch kein Prophet gewesen, vielleicht sehe er doch etwas Großes und, wenn dies seine Quäler nicht erkennen wollen, so werde sie der Herr doch zur Vernunft bringen. Indem er nun einige Übertreibungen der gegen ihn erhobenen Anklage entkräften will, erklärt gr

' Der Brief nen nnd verbessert abgedrackt bei Amabile, Opere IX, Docum. S. 66 ff.

' Es möge hier gleich, zugleich znr Erklämng des pftpstlichen Verhaltens bemerkt werden, daß die so anspmchsyoll sich meldende Schrift kirch- liche Approbation nicht erhalten hat, obwohl der Verfasser auch belobt wurde. (Vgl. Campanellas Schrift: De gentilismo non retinendo . . . S. 45). Über diese Schrift wie über Campanellas großangelegten Versuch einer natnrgem&ßen Theologie berichte ich ausfuhrlich in einem im Drucke befindlichen selbständigen Werk : ,Thoma8 Campanella, ein Reformer der ausgehenden Benais8ance^

12 y. Abhandlann;: Kya^ala.

sich von dem Gericht im wesentlichen nicht für überwunden, gesteht aber den chiliastischen Wahn ein and wünscht nar, daß man der heiligen Katharina und Brigitta glauben sollte^ was man ihm nicht glaube: sei er doch weder zu den Türken, noch zu den Ketzern entlaufen. Sei er auch kein Christ, so liebe er doch als Philosoph ,in natürlicher Weise' Gott und sein Vaterland Italien und den Glanz dessen, der auf dem apostolischen Stuhl sitzt, für welchen er Wunderbares ge- schrieben, getan und gesagt. Die Machthaber glauben den Gegnern und mißhandeln ihn, aber so habe man es auch früher stets mit Reformern getan . . . Und hier kommt er zu dem Gedanken, der geeignet sei, seine Rettung mit seiner Rechtfertigung zu bringen. Jedenfalls müsse man ihn anhören, wenn er so unerhörte Anerbieten mache, denn was nütze dem König sein Tod; dagegen könne er, wenn er sein Versprechen halte, weiten Kreisen viel Heil stiften. Flehend wendet er sich an Scioppius: er möge sein Samaritaner^ werden; er überreicht ihm sein oben an erster Stelle erwähntes Buch, auf daß er es ins Deutsche übersetze, ebenso auch den Dialog gegen die Lutheraner und andere Ketzer, sowie auch andere Werke, sie mögen für ihn sprechen. Sonst macht er noch einige Vorschläge, wie er beim Kaiser eingeführt werden sollte.'

Schon im Dezember 1607 konnte jedoch Scioppius nach Rom melden, daß der kaiserliche Sekretär Hanniwald alle Aussichten für eine Intervention des Kaisers in Abrede ge- stellt. Diesem seien Nachrichten zugekommen, die ihm an einer Aktion zugunsten Campanellas jede Lust nähmen.' Dieser Mißerfolg hielt aber Scioppius nicht ab, fUr den Verhafteten zu arbeiten, und es ist ihm gelungen, für Campanella die Männer zu interessieren, die für seine neu genommene Geistes- richtung Verständnis und Sympathie haben mußten: die Erz- herzoge Ferdinand von Steiermark und Maximilian von Bayern;^

^ Wortspiel: Campanella hatte im yorangegangenen Germania als das

Vaterland der Häresie h&ufig Samarien genannt. ' Vgl. Kowallek, a. a. O., 8. 423, wo des Papstes Empfehlangaschreiben an

den Kaiser kurz mitgeteilt wird. ' Scioppins anFabri, Regensburg, 1 9. Dezember 1607, bei Amabile, OpereIX,

Doeum., S. 32. * Daselbst, 8. 422, 3 und Berü, a. a. O., 8. 276, 7.

Thomas Campanella and Ferdinand II. 13

ja, wie er sagt, auch das Haupt der Evangelischen in Deutsch- land, Christian von Anhalt.^

Seit wann des Scioppius Verbindung mit Ferdinand be- gann, steht nicht fest;' im Jahre 1607 war sie bereits soweit gediehen, das Ferdinand den Scioppius als seinen Ratgeber sich ausbat und daß Scioppius dem Erzherzog als dem eifrigsten katholischen Fürsten seine große polemische Schrift: Scaliger Hypobolimaeus widmete.^ Nun brachte Scioppius^ September 1607 Italien verlassend, eine Fülle von antihäretischen, vom Papste gebilligten Ratschlägen nach Deutschland mit, die in der Folgezeit von Ferdinand und Maximilian nach Möglichkeit ver- wendet wurden. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß die von Scioppius aus Italien gebrachten Ratschläge wenig- stens zum Teil Campanellasche Ideen waren; dafür spricht schon die Art, wie er sich gegebenenfalls von Campanella stets belehren läßt,^ ebenso auch der zudringliche Eifer Campanellas, an der Bekehrung der Ketzer behilflich zu sein. Doch ist es müßig, sich hierüber in Konjekturen einzulassen, zumal der Gang der Ereignisse selbständige Maßnahmen erforderte, die nicht auf theoretische Erwägungen zurückgeführt zu werden brauchen.^ Dagegen haben wir in diesen Zeiten von einem wachsenden Anteil der beiden Erzherzoge an Campanellas Schicksal zu be- richten. Ihnen gesellte sich der Augsburger Geldmann Fugger bei^ der Campanella schon im Jahre 1604 aus seiner Haft be- freien wollte.^

^ Amabile IX, 8. 34.

* Kowallek (S. 422) neigt zur Annahme, daß Ferdinand mit Scioppins schon seit seiner Eomreise bekannt war, doch ist dies nur mSglich, weil er Ferdinands Reise in das Jahr 1599 versetzt. Sonst ist Kowalleks Arbeit Ton solchen Flüchtigkeiten frei und yerläßlioh.

' Ober diese Widmnng einige bei Kowallek, S. 422.

* Vgl. K. B. seine Fragen an Campanella in den Briefen bei Berti, a. a. 0.,S. 293. ^ Kowallek ist geneigt, bei den Ereignissen, in welche Schoppe sehr eifrig

eingriff (Reichstag 1608 nnd 1609 mit Vorgängen nnd Folgen), seinen BiDfinß abzuschätzen, ja ihn mit seinen italienischen Instruktionen fast als Lieiter zu betrachten (S. 423 ff.). Doch müßte dies durch Aktenstücke bestätigt werden, was bisher noch nicht geschehen!

* Berti, a. a. O., S. 274. Amabile IX, Docum., S. 32. Scioppius ist geneigt, besonders ron Fuggers Intervention in dem Jahre 1607 viel zu hoffen da er Geld habe und zu opfern bereit sei.

14 y. Abhandlnng: KTAöala.

Außer den Schriften, die von heiligem Eifer für die ka- tholische Sache zeugten^ hatte nämlich Scioppins noch Briefe Campanellas an den Kaiser und die österreichischen Erzherzoge überbracht. ^ Schon vor der Haft Campanellas hatte man über seine Geistesgaben überschwängliche Ansichten: in seiner Not hat er im Interesse seiner Rettung diese Ansichten durch zahl- reiche Memoriale an Papst, Kardinäle und verschiedene Fürsten in etwas bedenklicher Art zu steigern gesucht, indem er wunder- bare Dinge versprach und auf die von ihm bereits abgefaßten Schriften verwies. In einem bereits aus dem April 1607 stam- menden Schreiben an den Kaiser nennt er sich ein Organ der Vorsehung, das von den ,viri ignorantiae' mißverstanden und deshalb mißhandelt wurde. Seine Denkschriften werden zurück- gewiesen, nämlich dem König von Spanien zulieb, der auch den Papst und die übrigen ohne seinen Willen, er kennt ja die Campanellaschen Werke nicht einschüchtere. Die Schriften, mit denen Campanella die Welt zu Christo als der ersten Vernunft bekehren wolle, habe Scioppius übernommen, ,qui Philosophi et Apostoli munus pro Oermania subivit . . . meritoque Austriacis charus^ Nun klagt Campanella, der als eifriger Forscher in den Profetien' die nächste Zukunft und die Ankunft des Messias verkündet hatte, über die ihm widerfahrene Unbill und erklärt, er appelliere wie Paulas an den Kaiser. Er bittet um Verhör und daß man ihn gefesselt dem Papst oder gar dem König von Spanien vorftlhre und dort verhöre, und rühmt in üblicher Weise seine Werke, die ihm volles Recht auf des Kaisers Gnade sichern.'

Ein anderes^ mit dem vorigen wahrscheinlich gleichzeitiges Schreiben an die Erzherzoge von Osterreich kulminiert auch in der Bitte um ein neues Verhör. Er rühmt die Habs- burger Familie als die Hüterin des Christentums und seiner Schätze: deshalb hat Campanella auch diesem Hause seine be- sondere Aufmerksamkeit gewidmet: dies beweist jene Schrift über

* Der Brief an die Österreichischen Heneoge ist hier als Beilage Nr. 3 neu abgedmckt.

* Dabei viele Angaben über seine astrologischen Ergebnisse wohl ans Bücksicht auf Rudolf 1

' ArchiTio stör. iUl. 1866, 8. 96—99, ,Air Imperatore' ygl. daau Amabile VIII, S. 41 ff.

Thomas C«mpane1U und Ferdinand II. 15

die spaniBche Monarchie, die an die italienischen Fürsten usw. ge- richtete, aber auch die rein wissenschaftlichen, denn hier folgt der eingangs erwähnte Satz wie Alexander haben auch andere, die die Welt beherrschen wollten, ,noYis doctrinis admirabilibus noirisqne artibns sibi mnndum conciliare aggressi 8unt^^ Die Summe seiner Predigt war, daß eine Emeaemng der Welt nahe; eine neue Astronomie und Astrologie bereitete der Ver- fasser vor, die über die bevorstehenden Änderungen neues Licht ausbreiten sollten: dies wurde mißverstanden und er selbst gefangen. Seit acht Jahren halte ihn nunmehr der König von Spanien, der ihn offenbar nicht begriffen, in Gefangen- schaft und wolle weder ihn, noch seine Bücher sehen und hören. Der Urheber jener Bewegung gegen Spanien sei entwichen und der Schreiber selbst, dem man vergeblich auch Häresien nachweisen wollte, der aber auch jetzt stets nur das Wohl der katholischen Kirche besorge, wurde von den Gegnern der Weisheit verfolgt und von einem Engel Gottes gerettet. Nun mögen ihn die Fürsten befreien, sie mögen den König von Spanien veranlassen, daß er ihn persönlich verhöre oder ihn vom Papste oder Kaiser verhören lasse, er unterwerfe sich sogar der Feuer- probe. Die an den Kaiser und den König geschriebenen Briefe füge er bei. Der Antichrist ängstige den Schreiber mehr könne er nicht sagen: aber C. Scioppius werde ftir ihn ein- treten, man möge auf ihn hören. Während man in der Um- gebung ihn gar nicht beachtete, habe Gott Hilfe gesandt, man möge ihn nun im Interesse der Armen nicht im Stiche lassen. Er bereite eine Schrift gegen die Türken an die Pannonier (Ungarn) vor, bei ihnen, den Habsburgern, sei seine einzige Hoffnung, er schreibe mit Vertrauen, denn er wisse, wem er schreibe.' Eine Wiederholung seiner Bitte betreffs einer neuen, unparteischen, deshalb außerhalb zu voUziehenden Überprüfung seiner Angelegenheit wurde ihm ermöglicht durch eine Anfrage des Scioppius bei ihm.

Scioppius bereitete nämlich seine Polemik gegen den eng- lischen König vor und zu dieser gehörte die Aufklärung, die ihm Campanella geben sollte.

^ Daselbst, 8. 100.

* Vgl. den Brief im Anhang Nr. 3.

16 y. Abhandlnng; Kraiala.

Die Frage betraf einen in der Streitschrift keineswegs wichtigen Umstand: ob die heilige Schrift unmittelbar nach dem Falle des Antichrist das Urteil erwarten lasse, oder, wie Campanella in den Articnli Prophetales lehrte, nach einem Zwischenraum von 45 Tagen. Wir besitzen die Antwort Cam- panellas; durch den Brief geht eine Ahnung, daß die Freund- schaft einem Bruch entgegengehe. Campanella beruft sich auf mehrere Stellen in den Evangelien und dem Buche Daniel und auf die zwischen den einzelnen Aussagen bestehenden Di£Ferenzen, gibt aber nicht alles, was er hat. Eine Berufung auf Schrift- steilen fehlt überhaupt. Deshalb fügt er eine der vorigen ähnliche Bitte bei, Scioppius möge ihn nach Rom rufen lassen, auf daß sie alles, was etwa noch nötig, besprechen. Eingangs des Briefes drückte er den Wunsch aus, mit dem Herzogt sprechen zu können: viel sagten und bekannten die Wörtlein: ,Si allocutus fuero principem, me diabolum fuisse audiet ,sed posse et An- gelum fieri^' In einer Nachschrift bittet er Scioppius, er möge ihm das Buch des englischen Königs zuschicken, eventuell werde er selbst darauf antworten.

Das geschah nicht. Unterdessen aber hörte Campanella nicht auf, den Erzherog auch direkt um seine Intervention zu bitten. Scioppius riet ihm, er möge erflehen, daß ihn der König von Spanien in Fesseln zu Ferdinand entsende. Man muß dem Scioppius die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er sich um Campanella in den ersten drei Jahren ihrer Bekanntschaft ernst bemüht hat. Im Januar 1608 übersendet er ein Schreiben Ferdinands an den Statthalter von Neapel, er möge Campanella dem rohen Kapitän entziehen und möge ihn ins Castrum novum überführen, damit er seine mathematischen und theologischen Arbeiten abschließen könne. ^ Im Juli 1608 läßt Scioppius im Namen Ferdinands Campanellas Schriften dem Buchhändler Ciotto, der sie nicht publizierte, abnehmen^ und im Oktober 1608 erfolgt Ferdinands zweite Intervention zugunsten Cam- panellas in einem Schreiben an den Statthalter von Neapel. Ferdinand sagt darin, Campanellas Befreiung sei vielen er-

^ Wahrscheinlich ist Ferdinand gemeint.

' Vgl. den Brief bei Amabile IX, Docam., 8. 68.

' Amabile IX, Docam., S. 33.

« Daselbst, S. 39.

Thomas OampanelU und Ferdinand 11. 17

wünscht; er wisse den Gnind der Inhafthaltang nicht, wisse aber, daß der Gefangene ,darch sein seltenes Wissen der katho- lischen Religion einen großen Nutzen bringen könne' and bitte um seine Freilassung.^

Scioppius Mühen hatten Erfolg in Venedig, die Campanella- schen Handschriften wurden endlich dem kaiserlichen Gesandten überliefert.^ Aber für seine Befreiung ist das Interesse bei Ferdinand unterdessen ein geringeres geworden. Im Dezember 1608 berichtet Scioppius über Anfeindungen, gegen welche er Campanella bei dem Erzherzog schützen müsse.' Offenbar be- trafen sie hauptsächlich des Gefangenen Vergangenheit, aber nicht nur diese.

Vor allem war ihm verhängnisvoll, daß er sich von seinem Messiaswahn nicht befreien konnte. In demselben Jahre ward ein Genosse Campanellas aus der Haft befreit und dieser erzählte über seine auch in der Haft fortgesetzten Geister- beschwörungen.^ Alle die Anklagen, die man seit einem Dezennium gegen ihn erhoben hatte, erfuhren eine Bestätigung; so auch jene, daß er sich, auf die Zahl seiner Sterne weisend, über Christum stellte.^ Da meinten denn die Freunde selbst, es sei besser, wenn er in der Haft bliebe,^ zumal der Statt- halter antwortete, die EIrfbllung der Bitte Ferdinands sei nicht in seiner Macht. Aber auf eine Auslieferung meinte man doch nicht verzichten zu sollen.*^ Nachdem seine beiden voran* gegangenen Vermittlungen eine Erleichterung der Haft Cam- panellas erwirkten, ließ sich Ferdinand auf einen eine etwas be- scheidenere Bitte enthaltenden Brief ein (10. Mai 1609). Er inter- essierte sich besonders für Campanellaa mathematische Schriften, für seine Articuli prophetales und seine Metaphysik, er bat nm diese Schriften, riet dem Statthalter, er möge Campanellas Vorschläge prüfen auf die Vorteile hin, die sie Osterreich und Spanien bringen könnten.^

^ Nduabgedraekt im Anhang, Nr. 6.

* Amabile IX, Doenm., 8. 44.

* Amabile IX, Doeom., 8. 48. « Berti, a. a. O., 8. 287.

' AmabUe IX, Docnm., 8. 46. * Daselbtt.

' Daselbst, 8. 48. Exzerpte ans diesen Briefen des 8cioppins im Anhang^. » Berti, a. a. O., 8. 286, Amabile IX, 8. 48. Im Anhange Nr. 10. Sitsugibw. d. pkiL-luit. Kl. 158. Bd. 6. Abb. 2

18 V. Abhandinng: Rya^ala.

Eine solche Prüfung hat offenbar stattgefunden.^ Campa- nella arbeitete seine Schrift über die spanische Monarchie um und am Schlüsse derselben empfiehlt er sich, wenn auch nicht ausdrücklich, so doch deutlich genug, als ein Lykurg und Solon.*

Aber die Untersuchung, die gar nicht die erste war, hat offenbar die Erwartungen nicht bestätigt. Das Interesse fUr ihn schwand am Hofe Ferdinands,^ sein Kredit sank noch mehr bei dem Papste,* von einer Befreiung oder vom Druck seiner Arbeiten sprach man nicht mehr. Scioppius selbst sagte, durch sein Eintreten ftlr den Gefangenen hätte er selbst an Vertrauen eingebüßt.*

Dies mag durch das Oesagte genügend erklärlich er- scheinen; aber hinzuzunehmen ist noch als Ursache, weshalb man an Campanella nicht mehr dachte, die große Spannung gerade im österreichischen Herrscherhause und zwischen den beiden Konfessionen in Deutschland. Bekanntlich wurde in demselben Jahre 1609 die Liga gestiftet und später stellte sich Scioppius als Stifter dieser Organisation hin und berief sich auf einen Becher, den ihm deshalb mit entsprechender Widmung General Tilly zum Geschenk gemacht hatte.^ Ist dabei vielleicht die Campanellasche Idee von einer Organisation der katholischen Fürsten von Bedeutung gewesen?^ Oder handelte es sich um die persönlichen Mühen, um die Verwirklichung des bayrischen Gedankens?^ Es fehlt an Mitteln, die faktische Bedeutung

^ Und zwar nicht das erste Mal. Bereits seit 1605 hat man sich mit seinen Versprechungen abgegeben.

* Vgl. die beiden letzten Seiten der Schrift. ' Amabile IX, Docnm., S. 46.

* Dies zeigt die Botschaft des Papstes an Campanella durch Scioppius, Campanella möge sich mit yernünftigen Sachen abgeben. Vgl. die Wid- mung der Schrift Reminiscentur, MS. Vatic. 7069.

» Amabile IX, Docum., S. 60. Vgl. auch Anhang Nr, 12.

* Vgl. Kowallek, S. 427. Nisard: Les gladiateurs dans la röpublique des lettres ü, S. 114 ff.

^ Sie kehrt fast in allen philosophischen Werken Campanellas wieder.

* Kowallek, S. 427. Riezler, Geschichte Bayerns (Band VI., S. 384), glaubt dieser Selbstüberhebung des Scioppius keine Aufmerksamkeit schenken zu sollen; doch ist zu bedenken, daß sich Scioppius, der hitzige und ▼iel angefeindete Polemiker, in einem gedruckten Buch auf Zeugnisse beruft, die doch beweisen, daß er an der Sache irgendwie beteiligt ge- wesen sein muß. Vgl. seine Paedia etc., S. 27. Die Inschrift preist ihn

Thomas CampanelU und Ferdinand IL 19

der ScioppioB'schen Selbstüberhebung festzustellen. Jedenfalls war die Liga durch die Ereignisse selbst gefordert; besonders durch die 1608 erfolgte Union der Evangelischen; von der sie anfangs sogar den Namen entliehen hatte. Doch ist möglich; daß Scioppius dabei mitgewirkt hat; wie in anderen seiner Arbeiten ^ konnte er auch hier Campanellas Gedanken verwerten. Denn hatte er auch wegen Campanellas etwas an Ansehen verloren; so blieb ihm dessen noch immer genug. Und was namentlich die brennendste Angelegenheit der folgenden Jahre gewesen die Bekämpfung der deutschen Ketzer hieran hatte Campa- nella einen namhaften Anteil; wenigstens einen dem Scioppius gewiß genehmen Ruf. Doch war es nicht Scioppius, der ihm zu diesem Ruf verhalf: es waren deutsche Evangelische selbst.

m.

Wie bekannt; erfuhr der Eetzerfeind wirksame Unter- stützung von einem Lutheraner T. Adami; der die erhaltenen Arbeiten Campanellas druckte und dadurch dessen Ruf noch mehr verbreitete.' Ein damals noch evangelischer Rechtslehrer; Chr. Besold; übersetzte die spanische Monarchie ins Deutsche. Unbekannt mag sie in evangelischen Kreisen nicht geblieben sein, denn Campanellas Name wird in der evangelischen Publi- zistik dieser Zeit' als der eines erbitterten Oegners genannt. Zum Dank dafür wollte Campanella seinen deutschen Freund bekehren und korrespondierte mit ihm in eingehendster Weise über die Streitpunkte zwischen der Reformation und Gegenreformation.^

All das bewirkte die Freiheit freilich ebensowenig, wie die große Schrift, die er selbst als vorzüglichste unter seinen

ala den ersten Urheber der katholischen, deutschen Liga. Nisard meint (a. a. O.) über diese ,pretentionsS über die die Jesuiten lachten, ,cependant ellea n'etaient pas tout k fait imaginaires*.

^ Campanella berichtet in der Vorrede der Pariser Ausgabe seines Buches ,de sensu rernm% daß ihn Scioppius ausgebeutet; für die Publizistik weist dies Kowallek am Schluß seiner oft zitierten Abhandlung nach.

' Ja er hat auch Briefe Gampanellas an Ferdinand und Maximilian ver- mittelt (um 1613). Ein Erfolg war freilich nach dem, was bekannt ge- worden war, ausgeschlossen. Vgl. Anhang N. 13.

* Vgl. aach Kowallek, a. a. O., S. 403.

* Vgl. hierüber die schon erwähnte MS. der Vatic. 7069, die bisher un- bekannt geblieben und worüber ich zum ersten Male berichte.

2*

20 y. Abhandlung: KTAöaU.

anderen hervorbebt, die den Anstoß zar Gründung der con- gregatio de Propaganda gegeben baben soll.^ Aber in einem der geistig friscbesten deatscben Lande, in Württemberg, hielten hervorragende Männer viel von ihm und von Adamis Brief- wechsel mit ihm haben wir Spuren bis zum Jahre 1623.*

Diesem Württemberger Kreise, dessen hervorragendster Vertreter J. V. Andreae gewesen, ist etwa seit 1616 ein junger protestantischer Österreicher nähergetreten, dessen Name seit jeher mit Campanellas Haft in eigenartiger Verbindung erwähnt wird; Chr. Forstner,' Sohn eines gräfl. Harrachschen Schloßhaupt- mannes, der mit dem Kardinal Klesl befreundet gewesen ist. Klesl war nicht weniger eifrig seiner Kirche zugetan, als der Erzherzog Ferdinand, hatte aber in seinem langen politischen Wirken deutlich erkannt, daß wie bei der Reformation, so auch bei der Gegenreformation die Religion nur einer der treibenden Faktoren sei;^ deshalb sein Interesse für den jungen Forstner, was diesen jedoch nicht gehindert hat, seine Studien in Tübingen zu absolvieren. Im neunzehnten Lebensjahre wurde er infolge der Publikation seiner Erstlingsschrift der Freund jenes Professors Besold,^ den wir als Verehrer Campanellas bereits genannt haben. Es ist anzunehmen, daß Besold oder Adami in ihrem uns unbekannten Briefwechsel mit Campanella ^ auch des hoffnungsvollen Jünglings Erwähnung getan haben, nur dann läßt sich die oft nacherzählte^ Szene in der Festungs- haft zu Neapel erklären. Eine Anzahl von Fremden besuchte Campanella dies war nichts Neues und baten und erhielten einen Autograph. Nachdem nun den Übrigen ihr Wunsch er- füllt worden war, wandte sich Campanella an den letzten, den

^ Es ist das in der Torangegangenen AnmerknDg aitierte yVolomen qaadri-

partitnm' etc. ' DaselbBt. Vgl. über Forstner das JBlogiam Forstneri* ▼. J. H. Boeder, Opere IV,

p. 476 ff. ^ Vgl. über Klesl den Ritterschen Artikel in der Allgemeinen Deutschen

Biographie, Band XVI. Boeder, a. a. O., 8. 478. " Es sollen mehrere hundert Briefe gewechselt worden sein (ygl. Adamis

Praefatio zur Realis philos. epilogistica des Campanella); sie sind yerloren

gegangen, bis auf die Polemien über die Keformation. ^ So von Cyprian in seiner Vita Campanellae, Echard in seinem Artikel

über Campanella (in Scriptores ordinis Praedicatorum etc.) u. a.

Thomas CampanelU und Ferdinand II. 21

er nie früher gesehen, mit den Worten: Forstner, Forstner und prophezeite ihm eine glänzende Znkunft. Ein Briefwechsel zwischen den Beiden wurde damit angebahnt.^

Wahrscheinlich hat Forstner während seiner italienischen Reise, in welcher er viel Aufsehen erregt hatte,' aber auch mancher Auszeichnung teilhaftig geworden war^ auch den alten, seitdem ge- stürzten Freund seiner Familie, den Kardinal Klesl, der sich in Rom in Haft befand^ aufgesucht.' Und möglicherweise hat er ihn ftlr seinen neuen Freund in Neapel interessiert. Die Sache Beider, Elesls sowie Campanellas, hat dann im folgenden Jahre eine Wendung zum Guten genommen. Campanella wurde, wohl mit auf Intervention des Papstes nach Rom überftihrt,^ und Klesl sollte freigesprochen in Ehren restituiert werden.^

In diesem Jahre wendete sich der schon in Rom, aber noch immer in Haft befindliche Campanella an seinen einstigen Gönner, nunmehr Kaiser und siegreich Kriegführenden. Auch nach seiner Befreiung war sein Schicksal in Rom kein beneidens- wertes und klagend sind die Worte, die er an seinen einstigen Gönner, Ferdinand von Habsburg, der jetzt gerade auf dem Höhepunkte seiner Erfolge stand, richtete.* Mit Dankbarkeit erinnert er sich der großen Wohltaten, die ihm der Kaiser, als er noch Erzherzog von Steieimark gewesen, erwiesen und der noch größeren, die er ihm erweisen wollte.^ Er meldet, daß seine Arbeiten nunmehr dem Druck übergeben werden einen Index hatte er dem Kaiser bereits zugeschickt und daß er die Absicht habe, dessen Liebe darin mit Ehren zu krönen. Er erinnert an die ,spanische Monarchie^ und an die ,Discorsi an die italienischen Fürsten', die nunmehr der Welt verkündigen werden, wie sich die Interessen der Katholischen vereinigen

* Vgl. den im Anhang Nr. 15 abgedrackten Brief Foratnen an Campanella.

* Vgl. die Artikel yon Stalin in der Allgemeinen Deutschen Biographie, Band YU, 8. 191.

* Bekanntlich wurde der Kardinal 1622 nach Rom überführt, wo er bis 1627 blieb. Vgl. den oben zitierten Artikel Ritters.

* Über des Papstes Anteil dabei ist Meinnngsyerschiedenheit zwischen Amabile, der einen solchen fast vOllig leugnet, und Rinieri, der des Papstes Verdienst hoch anschl&gt.

* Sein Vermögen allerdings erst im folgenden Jahre, ygl. Ritter a. a. O.

* Der Brief bisher unbekannt folgt als Beilage N. 14. ^ Eingang« im Briefe.

22 y. Abhandlung: KT«£al«.

lassen. Es folgt der gewöhnliche heikle Pankt bei den Widmungs- absichten, die Armut des Verfassers. Trotzdem bittet er um nichts und wird um des Kaisers und seines Hauses Wohl; mit dem das der katholischen Christenheit so eng verbunden ist, bis zum Lebensende beten; auch haben in diese Gesinnung seine Leiden keine Änderung gebracht, denn nicht sein eigenes, sondern der ganzen Christenheit Heil liege ihm am Herzen.^

Hatte an der Abfassung dieses Briefes die unlängst ge- schlossene Bekanntschaft mit Forstner ihren Teil? Dieser hatte noch Zeit gehabt in Venedig seine , Adnotationes ad Taciti Annales^ drucken zu lassen,' worin er unter anderem auch die Hoffnung auf Klesls baldige Restitution aussprach.' Im Jahre 1627 trafen dann beide, Forstner und Klesl, in Wien ein. Klesl, wohl von neuem angesehen, bemühte sich den berühmten jungen Mann in österreichischen Dienst zu ziehen,^ aber Forstner wußte wohl, daß dies mit der Aufopferung seiner religiösen Stellung identisch wäre und schlug den Antrag aus.

Er trat in württembergischen Dienst und in solchem wurde er bald als Gesandter nach Frankreich geschickt.^ Hier in Orleans gab ihm nun das Wiedersehen eines Briefvermittlers zwischen ihm und Campanella Anlaß, des letzteren zu gedenken, ihm zu seiner Befreiung Glück zu wünschen und der Pflichten zu erinnern, die er gegen das menschliche Geschlecht hätte.^ Der zweite Teil des Briefes berichtet über die Kriegsereignisse und läßt erkennen, das Forstners Sympathie auf der Seite der Gegner des Kaisers gestanden. Dies ist natürlich; auffallend ist nur, daß er in solcher Weise an einen gefangenen Mönch berichtet

^ Am Ende des Briefes; im Anhang.

* Vgl. den Brief Forstners an Campanella, im Anhang Nr. 15.

3 Vgl. Forstner, NoUe ad Taciti Annales, Frankfurt, 1662, S. 462.

* Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie, Band YII, 8. 191.

^ Daselbst; auch in dem oft zitierten Elog^um yon Boeder.

* Vgl. den öfters zitierten, im Anhang abgedruckten Brief, der abschriftlich in der Hofbiblothek zu Wien vorhanden ist. Über dessen Provenienz kann ich nichts sagen. Aus ihm erhellt, daß die erste Begegnung in Neapel war (Echard schwankte noch, ob er sie nach Neapel oder nach Rom versetzen soll, a. a. O., Tom II., p. 505 ff. Amabile hat mit nngenügenden Beweismitteln richtig Neapel als den Ort erkannt [Opere VIII, S. 239]). Ferner erhellt aus dem Briefe, daß Forstner auf seine mehreren Schreiben bis dahin von Campanella keine Antwort erhalten hatte.

Thomas Campanella and Ferdinand II. 23

Übrigens war die günstige Lage des Kaisers nicht an- dauernd, sein Glück schwand bald, als eine Koalition aller gegen ihn sich aofzarichten begann. Das hätte aber sein Wohlwollen von dem einst protegierten Dominikaner nicht ab- lenken müssen. Direkte Nachrichten über die Stellungnahme des Kaisers zu jenem Schreiben Campanellas haben wir aus dieser Zeit nicht. Und wir erfahren auch nicht, daß Campanella seine Bitte an den Kaiser wiederholt hätte. Wir können die Qründe unschwer erschließen, weshalb Ferdinand den nunmehr Befreiten keine Aufmerksamkeit geschenkt hat: er glaubte ihm nicht, und er hatte Recht. Schon der erste Satz des Campanella- schen Schreibens war objektiv genommen unwahr.^ Bald kamen neue Nachrichten über Campanellas Einfluß bei der Kurie, welcher der habsburgisch-spanischen Sache nachteilig wäre. Ja Spanien bedrohte den alten Gegner gar in Rom und mit der Zeit blieb ihm nichts übrig, als nach Frankreich zu flüchten.^ Damit war er aber aus des Eotisers Gesichtskreis völlig verschwunden und gelangte in den seines jungen Freundes Forstner, der als württem- bergischer Gesandter mehrere Male am französischen Hofe erschien und daselbst Campanella in Gesellschaft des Königs und Richelieus mehrere Male sah. Forstner selbst berichtet, man hätte jenen eingeladen um ihn über italienische Angelegenheiten zu befragen.^ Wir wissen aber, daßCampaneUa nicht nur über jene Angelegenheiten berichtete, sondern daß er jetzt den innerlich wohl nie aufgegebenen politischen Standpunkt seiner Jugendzeit, den antispanischen, mit großem Eifer und Beredsamkeit vertrat.

Angesichts seiner zahlreichen früheren, Spanien verherr- lichenden^ Schriften empfand er das Bedürfnis seine Schwenkung in eine Beleuchtung rücken zu lassen, bei der die jugendliche Ver- irrung als völlig überwunden erschien. Diese Beleuchtung enthält zunächst eine selbständige Schrift: De monarchia nationum.^

* Doch ist diese Frage kontrovere. Vgl. Sigwart, Kleine Schriften II, S. 303.

Für unser Thema hat dies übrigens wenig Bedeutung. ' Diese ebenlalls öfters zitierte Stelle gebe ich im Anhang Nr. 16 in vollem

Wortlaut wieder. Leider erhellt nicht daraus, ob sie auch von neuem

in irgendwelche Besiehung getreten. ' Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Docum., S. 299 ff. Der lange Titel

beginnt: ,Le monarchie delle Nation! finirsi nella Bomana' etc., secondo

la Sacra Scrittura et la Natura*.

24 V. Abhandlung: KvadaU.

Sie widerlegt zunächst den Grandgedanken des Verfassers Schrift über die spanische Monarchie und weist vielmehr nach, daß Spanien; seinem Beruf untren geworden, dem Untergange ge- weiht sei. Als Stütze Spaniens wird auch das Imperium Austria- cum dasselbe Schicksal erleben; und zwar erfolgt sein Fall wegen der Förderung der Häresie durch allzuweitgehende Toleranz, und wegen der Tyrannei gegen die Kirche. Und in einem besonderen Abschnitte der Schrift: comparsa regia ^ erörtert er die bisher ungelöst gebliebene Frage des Kaisertums. Bekannt- lich war es Ferdinand bis dahin nicht gelungen seinem Sohne die Nachfolge zu sichern. Das Mißtrauen gegen ihn war be- sonders bei den evangelischen Fürsten, aber auch bei den katholischen zu lebhaft.' Nun empfiehlt Campanella, der König von Frankreich möge vor den Papst treten, daß er ihn zum Kaiser ernenne. Ferdinand habe ja in Italien bewiesen, daß ihm nicht um das Wohl der Kirche zu tun sei. Auch daftir will der Verfasser sorgen, daß man die deutschen Fürsten Oster- reich abwendig mache. Seine Ratschläge sind nach der berüch- tigten Art Macchiavellis.'

Nicht minder antispanisch zeigt ihn ein Brief an den ihm wohlgesinnten Kanzler Frankreichs, Seguier.^ Campanella ent- hüllt hier, wie sich Spanien der Mönche zu politischen Zwecken bediene und er gibt konkrete Angaben über in Klöstern be- triebene spanische Propaganda. Viel interessanter fQr uns hier ist die Nachschrift in der er seiner Freude über IVankreichs Sieg in Belgien über Österreich warmen Ausdruck gibt. Die ,Austriaci' haben das Imperium in eine ,ofBcina haeresiarcharum et in peculium hispanismi ampliandi super cervices ecclesiae et principum eins' verwandelt.

Es war die Zeit, wo Frankreich begonnen hatte sich an dem dreißigjährigen Sj*iege zu beteiligen. Aber die ,comparBa regia' wurde schon im folgenden Jahre durch die Ereignisse widerlegt; was Ferdinand lange erstrebt, das ist ihm schließlich

^ Daselbst. 8. 828 ff.

' Vgl. den Artikel Stleyes über Ferdinand in der Allgemeinen Deutschen

Biographie, Band VI. Trotzdem er den Ständen alles bewilligte, rer-

weigerte man seinem Sohne doch die Wahl.

* Amabile, Opere IX, Docnm., S. 841.

* Zuerst abgedruckt im Anhang Nr. 17.

Thomas Campanella und Ferdinand IL 25

doch gelangen; sein Sohn wurde zum Kaiser gekrönt.^ Ob er über Campanellas neueste Arbeiten und Pläne yernommen oder nicht er war mit dem eben erwähnten letzten Erfolg so zufrieden^ daß er sein Lebensende wünschte, das im folgenden Jahre eintrat. E^ störte seine Freude nicht, daß er, wie einst Elesl, den schroffen Gedanken der Gegenreformation in der Praxis aufgegeben: er wurde, wenn auch innerlich unverändert, mit der Zeit zum praktischen Politiker erzogen.' Die Einheit der Katholischen, für die er wie Campanella so eifrig eingetreten war, ward, trotz der von ihnen wiederholt warm betonten politischen Bedeutung des Katholizismus, gerade aus politischen Gründen zunichts. Hatte Ferdinand in der gegenseitigen Be- kämpfung der E^tholischen und in der Antipathie des Papstes gegen Osterreich und Spanien doch auch ein Scheitern seiner jugendlichen Ziele und Hoffnungen sehen müssen; so akzeptierte er die Lehre, die Welt, auch nur die christliche, lasse sich durch menschliche Gewalt innerlich nicht mehr uniformieren. Da war denn Campanella doch beharrlicher! Der calabresisch- italienische Patriotismus war der aktuellste Bestandteil seiner eigentlichen Religion, der Politik. Aber damit war die Summe seines Strebens und seiner Hoffnungen nicht erschöpft. Er, der Ferdinand U. um einige Jahre überlebte, erwartete dann die von ihm wanderbar ausgemalte Einigung aller Völker von dem fast wunderbar geborenen Ludwig XIV. Ihm, dem neugeborenen Dauphin, hat der berühmte Verfasser der spanischen Monarchie, eine Frankreich die Weltherrschaft verheißende Ekloge,' sein letztes Werk, geweiht, aber auch in ihr seine civitas heliaca ver- kündet. War er Menschen und Monarchien gegenüber nicht treu, so blieb er es bis zum Ende gegenüber der Idee, ftlr die er alles gewagt und so viel gearbeitet und geduldet hat.

^ Und zwar g^egen die beiden katholischen Mächte, den Papst und Frank- reich, durch Unterstützung protestantischer Fürsten.

* Stieve sagt (a. a. O., S. 664) : ,machte sich in seiner Regierung sehr stark die Rücksicht auf die weltlichen Interessen seiner Macht und seines

Hauses geltend' ,Ein Zug recht irdischer Begehrlichkeit geht

überhaupt durch sein Wesen* und er war ,auf seinen Vorteil so eifrig wie nur irgend einer seiner Zeitgenossen bedacht*. ' Die seiner Zeit auch von Racine verzeichnete Ekloge (in lateinischen Hexametern) hat in neuerer Zeit Amabile wieder zum Abdrucke gebracht. Opere IX, S. 347 ff.

26 y. Abhandlang: KraSala.

Beilagen.

Die hiemit zam Abdruck gelangenden Beilagen folgen, wie auch die Abhandinng selbst, der Chronologie, nur daß die beiden Exzerpte aas Büchern (Nr. 2 und 16), die unser Thema nur indirekt angehen, nicht nach der Zeit ihrer Abfassung, sondern nach der Zeit, auf die sie Bezug nehmen, in die Zahl der übrigen eingereiht worden sind. Die Stücke gruppieren sich naturgemäß in drei Teile, entsprechend der Disposition der Abhandlung, der sie beigegeben werden; doch sind die Stücke fortlaufend, jedes unter eigener Nummer, gedruckt worden. Die von mir zuerst publizierten Akten (1. 2. 14. 15. 17.) sind wieder- holt kollationiert worden. Für die dabei verwendete Mühe habe ich den Herrn Prof. Smurlo in Rom, Herrn Kustos Menöik in Wien, Herrn Kustos de la Roneifere in Paris und Herrn Privat- dozenten Dr. K. Krofta in Prag Dank zu sagen.

Über die Bedeutung und die Provenienz der einzelnen Stücke mögen einige allgemeine Bemerkungen ausreichen.

1. 2.

Campanellas Aktion am Ausgang des 16. Jahrhunderts ist in der letzten Zeit durch die Publikation der Gerichtsakten ^ zur Genüge deutlich geworden. Fallettis Versuch, Campanellas tendenziöse Darstellung in seinen gerichtlichen Verteidigungen wenigstens zum Teil als geschichtliche Quelle zu verwerten,

^ Die Akten waren auch frtther bekannt, doch nicht verwertet worden. Zuerst Teröffentlicht von L. Amabile: Fra Tommaso Campanella, la saa eongiura i suoi proceBsi e la sua pazzia, Napoli 1882. Die beiden ersten Bände enthalten eine Darstellung, der dritte die dazugehörigen Akten.

« Del carattere di Fra T. C. Riv. stör. itol. 1889. Torino.

Thomas CampanelU and Ferdinand ü. 27

ist schon von Amabile zurückgewiesen worden;^ Rinieri stimmt damit überein, einige neue kürzere Berichte über die Ereignisse in Kalabrien beibringend.^ Unberücksichtigt ist bisher geblieben ein anonymer gleichzeitiger Bericht über die von Campanella geweckte Bewegung aus Reggio. Obwohl seine Bestimmung nicht ausdrücklich feststeht, erscheint er mir wie eine gediegene geschichtliche Skizze; im Lichte der sonstigen Quellen durch- aus glaubwürdig und auch durch Mitteilung einiger bisher un- bekannter charakteristischer Einzelheiten als der Veröffent- lichung wert. Sie erfolgt unter 1.

Für Campanellas gesamte folgende Arbeiten ist seine Stellung zur Religion und zu der katholischen Kirche maß- gebend. Sprechen schon seine Verhaftungen seitens der Inqui- sition yor dem Aufstande' das Urteil ziemlich unzweifelhaft auS; so hat die amtliche gerichtliche Untersuchung nach dem Aufstande ein reichhaltiges Material zutage gefördert. Unter den Akten befindet sich eine Übersicht der inkriminierten reli- giösen Äußerungen des Verhafteten in 34 Kapiteln.^ L. Ama- bile, der sie veröffentlicht hat, hat außerdem auch einen lehr- reichen Vergleich zwischen den Einzelheiten, die sich aus den Gerichtsakten ergeben, und der Cittk del Sole angestellt und als Beilage zu den Akten selbst veröffentlicht.^

Die von Amabile veröffentlichten Dokumente sprechen so eine beredte Sprache, daß nur vereinzelt sich gegen seine Auf- fassung ein Widerspruch erhob. So auf Grund umfangreicher Untersuchungen der bereits anfangs erwähnte Falletti; doch hat Amabile in der unten ^ angeftihrten Antwort seinen Stand- punkt behauptet.

Da aber Fallettis Zweifel trotzdem und trotz Rinieris schlagender Beweisführung manchen Widerhall geweckt zu haben scheinen^ und sich auf Campanellas angebliches Schwei-

^ Del carattere di Fra T. C. Memoria letta al Academia Pontaniana 1890. Napoli 1890.

* P. Uario Rinieri: demente VIU e Sinan Baasa Cicala, Roma 1898, S. 41 ff. ' Vgl. darüber Amabiles oben zitiertes Werk Bd. I und meine Abhandlung

im yKypE&jTb Mhh. Hap. IIpocB. 1906, S. 341 ff.

* Amabile« oben zitiertes Werk, Bd. m, 8. 421. A Daselbst, S. 609 ff.

* Z. B. Gerini: Scrittori Pedogogici Italiani del Secolo XVIL Torino etc. 1900, S. 136.

28 V. Abhandlung: Kv«6alA.

gen Über die Sache in seinen gedrackten Arbeiten berufen, so möge auch dieses schwache Hindernis zur Erkenntnis der historischen Wahrheit hiemit beseitigt werden and als ein Zeugnis dafür Campanellas freiwilliges offenes Bekenntnis Über die verhängnisvolle Begebenheit ans Licht treten (Nr. 2). Sie entstammt seinem Werke , Volumen quadripartitum', das^ für den Druck bestimmt^ bereits auch die nötige kirchliche Zensur erhalten hatte, dann doch infolge feindlicher Einflüsse der Öffentlichkeit vorenthalten wurde. ^ Das Schriftstück bestätigt und ergänzt in endgültig feststellender Weise den Inhalt der hier publizierten ersten Akte und überhaupt die Amabilesche Auffassung.

8.— 13.

Die hiehergehörenden Akten sind in dem Text und den Anmerkungen in ausreichender Weise erörtert und beleuchtet worden, sie sind durchwegs bereits gedruckt.

Der aus ',Archivio Storico' übernommene Brief Campa- nellas an die Erzherzoge stammt, nach dem Herausgeber Cento- fanti (daselbst, S. 11 ff.)? aus Scioppius' Nachlaß; von ihm gelangte er an die Puccinis, und dann an den jetzigen Besitzer Bongi. Die übrigen Exzerpte aus der Korrespondenz zwischen Sciop- pius und Fabri sind einem Folianten aus dem Archive eines römischen Waisenhauses entnommen zuerst von Berti, dann vollständiger von Amabile publiziert worden (,Archivio della pia Casa degli Orfani in Roma'). Zu den Personalien: Giov. Fabri: ,cancelliere presso i Lincei, medico e semplicista di vaglia^ M. Velsero: ,nei consigli delF Imperatoren (Berti, a. a. O. II, S. 272.)

14-17.

Die beiden Campanellaschen Briefe (14. 17.), die hier ab- gedruckt werden, waren bisher unbekannt. Es handelt sich in beiden Fällen um Abschriften, doch ist kein Grund vor- handen, die Autentizität zu bezweifeln. Auch inhaltlich be- dürfen sie keines weiteren Kommentars als dessen, der in der

^ Vgl. darüber den ersten Bericht in meiner Abhandlang: IIocjraHie 9. KaamaHejuiu icb sejuKOMy rhhsio MOCKOBCKOHy. lOpteBi 1906, S. 9ff.

Thomas CampanelU und Ferdinand ü. 29

DarstellüDg selbst enthalten ist. Ebenso unbekannt war bisher der Forstnersche Brief (15.). Dagegen ist das kurze Exzerpt ans Forstners Notae fast in allen einschlägigen Arbeiten mit zum Abdruck gebracht worden.

Über Campanellas Verhältnis zum Kanzler Seguier mögen die Worte in der Widmung der Disputationes zeugen (S. 4): yEgo Peregrinus sorte^ Civis animo, antequam Gallias intrarem, sub tuum praesidium divina Providentia trabebar, et cum pro- pius te considerarem; Clientelae tuae me commissum omnino intellexiy ut aerumnosum consolareris, pauperem aleres, et pro fide Catholica contra sectarum Perfidiam dum certo, adiuvares.^

1. AiioHyner Berieht Aber die EriieboHg Campanellas«

Beggio, den 8. Oktober 1599. (Bibllotbeca Vaticana, Urbin 818, p. 400fif.)^

Di Regio, U 8 di Ottobre 1599.

Bagguaglio de* moTimenti suscitati in Galabria da F. Tomasso Campanella.

Qnel che sin hora s*intende della noyitä segnita in Provincia, alla relatione che di ci5 si puö dare, h che nn* frä Tomaso Campanella di Stilo deir ordine de' Predicatori, tennto per literato, e di yiyace ingegno, d*etä d'anni 35 in circa, di statnra alta, faccia pallida, pilo negro e denti rari, ma communemente giudicato pazzo et ignorante, professando d'essor Astrologe, conyenne ad augnrare, che nell' anno 1600., per necessita di costellatione et infiusso di stelle, doyeya segaire mutatione di stato e ya- riatione de' Begni; e non contento d'esser stato tre anni in mano del S'*'. Offitio in Borna e penitentiato per le strayaganti sue openioni, che perciö fu priyato della predica, tornato 2 anni sono in Stilo, tornö al yomito, lasciandosi dalle proprie chimere e fantasie, non senza persnasione del diayolo, di cni si tiene sia üamiliarissimo^ e stände tuttayia inyaghito nelle sue heresie in diyersi suoi et yarii ragionamenti si lasciaya correre, e persuadere la yeritä deir Astrologia, e come per quella conosca la mu- tatione delli Stati, e Tantica libertä, che'l mondo deyria ricoyerare, per- duta la tirannide de' potentati e Signori che lo goyernano, perchd essendo creato l'huomo libero, doyeyano tutti stndiare ridursi nel pristino stato di libertä. Gon questo falso principio e nome di libertä persuadea Tistessa libertä in utroqne estinguendo affatto la fe' Cattolica, Tinstitutione de' sacramenti, 1' ohedienza del Sommo Pontefice, 1' incarnatione del yerbo

^ In diesem Teile sind einige Scbreibfebler der im Ganzen trea wieder- gegebenen Vorlage yon mir stillscbweigend korrigiert worden.

30 y. Abhandlang: KvA&ala.

divino, negando T immortalitä deiranima, e principalmente concedendo yita e piacere bestiale, con tante altre perverse, false, et iniqne openioni, che noh si possono senza alterazione raccontare. Et haTendo 11 Signor Carlo Spinello, che per rimediare a tanti scandalosi disordini h venuto da Napoli, dopo la carceratione del detto frä Gampanella, fatto ogni suo forzo per ridurlo alla cognitioDe della veritä, ricordandoli qnanto erano incon- yenlenti alla professione d* nn Cattolico Christiano simili false openioni, con che si maraylgliava molto, ch'nn literato suo pari de* buon ingegno, e figlio d'una Beligione come la Domenichina, che fa sempre bastone degli heretici, cosl si lasciasse correre in simili heresie, quali mai andorno per pensiero all! heresiarcbi antichi, come fu Ario, Sabello, et ultimamente Luteroi Calvine et altri. Rispose il frate arditamente, che si maravigliava del Sig. Carlo che Tandava comparando con simili ignoranti, quali non han saputo far altro che qualche glosa sopra la Scrittura, o dare un Intel- letto a qualche passo di essa a lor modo, o pure stiracchiare li sensi di qnella a beneplacito, ma che pari suoi non attendevano a ciö, ma a fare nuove leggi da per se, et ordinäre de nuove regele al vivere, che questa era la proprietä d*huomini grandi, massime di lui, che come nuoTO Messia era venuto al mondo, per salute deirhuomo. Intesa il Signor Carlo questa risposta si confermö nella saa prima openione, che questo era un pazzo, e cosl col modo che costui haveva tenuto, con sue false openioni alla solevatione de* popoli, fe^anco traboccar molti della sua religione del mede- simo, e particolarmente a fra Dionisio Pontio di Nicastro, il quäle infesto giä del morbo, nelli suoi ragionamenti usciva a trattar della libertä del- r huomo persuadendo li circostanti a sentire il Padre Campanella, quäl, dicea, che intorno a questa materia ne parlava altamente, e cos\ pregava il medesimo che conversava a dire, e per questa via indiretta non potendo predicare, la faceva predicare in publice in divei-si ridotti, e cosl il Cam- panella vomitava il veleno, e dicono che con tanta efficacia imprimevano il suo parlare negli animi altrui, che al primo ragionamento li metteva il cervello in barazzo, nel secondo si cattivava Tanime, e perch^ in con- seguenza della libertä che persuadeva dicea di piü che quest* anno potea ricoverarsi senza contradittione, havendosi giä guadagnata V intentione d*alcnni corrispondenti del suo amore, come di Catanzaro, Stilo, Squillace, Nicastro, et altri luoghi, che tutto ci5 si ^ trattato dal mese di maggio in qua, il medesimo persuase che pigliassero Tarme in mano accib s'acqui- stassero la liberta perduta, e mantenessero Tacquistata, perch^ a fare tutto ci5 loro prometteva V agiuto del Turco, e cosl si vidde, essendo nelli mesi passati proceduto fra tanto col mezzo di Muratto Baiso, che passö per questi mari con tre galere, s* imbarcorno in esse alcuni congiurati, e con queste et altre intelligenze si trattö il tutto in modo, che sopravenne Tarmata del Turco in questo paese al n* di 30. galere per non dar sospetto con preparatione di maggiore augumento e comparve il giomo statuito et eletto fra li coniurati, havendosi trattenuto doi giorni in alto mare per drittura del capo di Stilo, e mandato quattro galere perlamattina a far lor segne, come giä ferno cinque galere e due galeotte, e riman-

Thomas Campanella und Ferdinand II. 31

dando li coniorati, non segnl corrispondenza per trovarsi parte di loro

giä carcerati dal Sig. Carlo, e parte fiigiti, come giä tutto ci5 et altre

particolaritä hanno confessati molti di loro nelli tormenti. Portava detta

Armata 100. pezzi d'artiglieria di caretta per campagna e tntta la moni-

tione, con quantitä di scale, zappe, picconi, pali et altri ordegni de* gua-

Btatori, il che han rifeiiito alcnni schiavi fügiti, quäl' arteglierie s' have-

yan da compartire nelli 4. Inoghi nominati, e parimente Caetehetre (sie),

che yeramente sono paesi di quella dietromarina delli piü forti di tntta

la provincia, che conforme Tintentione del Campanella pretendeva prima

impatronirsi di detti Inoghi, e qnelli hen mnniti di gente, dovendo subito

Tarmata Tarchesca traettare in barbaria, e depo qaella per la yicinanza

soccorrere li presidij giä presi^ e di qnelli poi aJlargarsi per la provincia.

Per essecntione di tntto ci5 era statuito il giorno x. di 7^, nel qnale 11

coninrati con Tintervento anco di fomsciti, e molti della fatione doTevano

impatronirsi delli Inoghi predetti, ammazzando tutti li officiali del Be, e

persone religiöse, e tntti renitenti. In Catanzaro harevano da essere

ammazzati gli Anditori et Officiali del Tribunale della B'^ Anditoria, e

sindici eletti, il YescoTO e padri della Compagnia. In Jerace hayeva da

comparire falsamente un Barigello di campagna con 25. carcerati, e chia-

mati a se qnelli che goyernayano consignarli li carcerati, e farli intro-

dnrre in Castello, doye disciolti et impatroniti, insieme con gli altri doye-

yano dare di mano all' arme, e far esterminio parimente del Yescoyo

capnccini et religiosi, e con altre consimili stratageme, occnparsi li altri

luoghi, e se bene tnttociö saria stata estrema pazzia per non potersi

mantenere in simili presidii, tnttayia h openione che per debelarli hab-

bino dato spesa, e fastidio almeno per sei mesi. Ma piacqne alla bontä diyi-

na obyiare a tante abominationi, giä che troyandosi in Catanzaro V ayocato

fiscal della proyincia, doi doir istessa Citta, di casa Lanro, et altri di casa

Biblia, ä quali il fra Ponzo hayeya commnnicata tntta la trappola, come

fedelissimi yassalli del Be Nostro Signore subito di comune consenso an-

domo all' ayyocato fiscale, reyelandoli il tntto, il qnale con prudenza

ayertl loro, che continuassero la pratica col Padre, acciö da esso cayassero

ogni trafico, particolarmente come giä ferno, con Albarano del detto Sig.

Carlo, che dall'Ecc^ delBegno sarebbonpremiatidegnamente, ecosl subito

fatta consapeyole detta Ecc'* dal detto Fiscale, con ogni celleritä e matnro pre-

yedimento spedl il sig. Carlo con ampla comissione che si conferisse nella

provincia, il qnale dopo hayer riyeduto in Catanzaro, Squillace, e Castel-

yetere, et altri Inoghi, ha fatto carcerare insino ad hoggi 140. e scoperto

giä 11 trattato, finalmente con tutti i carcerati si ridusse a Jerace doye

fa residenza, et esseguita la ginstitia massime d'un carcerato di casa

conestabile, del quäle fa gran conto, e dice che sarebbe andato sino a

ConBtantinopoIi per hayerlo in mano, g\h che questo con gran dispregio

si pose sotto li piedi il ritratto del Be. AI che s'aggionge, che senten-

dosi del detto S®^ Carlo alcuni de coniurati lesi della propria conscienza,

e particnlarmente un Manritio Binaldis di Gnardayalle delli principali ri-

belli, cercaya per non essere scoyerto d'ammazzare fra Campanella, non

32 y. Abhandlung: Kyaöala.

ostante che pochi giorni prima tntti insieme erano stati ad an pranso solenne di yarie sorte di carne 11 yenerdl 8. 7^*^., nel qnale il Campanella confortava, et animava tutti ad esser viriii e concordi alla giornata giä yicina, e finalmente vedendo che la sna vita pericolava, lasciando V habito fratesco, preso qaello di contadino, in compagnia di suo padre che h un calzolaro, venne alla Boccella per imbarcarsi petr Sicilia, e non essende stato d*accordo con li marinari, si ridnsse a nascondersi in una capanna, facendo instanza suo padre al padrone che lo portasse, ch*era suo figlio, il che havendo sentito colui per questa novitä andö a rivelar il tutto al Principe della Boccella, il quäle subito spedl genti, e lo fe' prigione. Del che non si sgomentö punto, anzi arditamente disse a quelli Thavevan preso: ,habbiate preso un huomo, ma non perciö resterä di essegnire quanto havrä da succedere oltre/ 6iä si trova carcerato, e dice: ^almeno da qnesto impareranno li Signori a governare bene li vassalli, e non ec- cederanno mentre yedranno, che li popoli si risentono, lasciandosi inten- dere di piü col S°' Carlo, ch'era piü ispediente, ch'esso ragionasse col suo Be, che non era tenerlo carcerato. Talch^ da tutto ci5 si pnö com- prendere la pazzia di quest' huomo. II modo di goyerno quanto al yestito, era doyersi portare una yeste bianca insino al ginocchio, con maniche longhe, comune a tutte sorte de gente, ma che di sotto si potesse yestir seta e broccato a lor posta, e in testa un capellino con la toyaglia in- torno, e tutto ciö si crede per cattiyar Tanimo de Tnrchi, a quali ricorreya per agiuto per essere il yestimento quasi simile. Tra li altri stabili- menti persuase che il peccato della carne non fosse peccato, e perciö il A^® ^ hayeya pensato pigliarsi per moglie otto o diece titulate delle prime della proyincia, ammazzando prima lor mariti, e tener un seraglio nel Castello di Stilo designato per sua residenza, quäle chiamaya Mons Stigins, con tante altre sporcherie quante immaginar si possono d'un spirito peryerso figlio del Diayolo; et in somma pensaya introdurre la libertä e yita delli contorni di Squillace. Questo h quanto occorre alla presente giornata. Delli coniurati si giustitiorno doi delli principali in Catanzaro, e li dl passati un altro si troyö affogato, credesi da suoi compagni, dopo comin- ciato a scoyrir la congiura; li carcerati yeranno in questa Cittä di Napoli, et il FontiOy e Binaldi sono stati presi in Monopoli da Gioyanni Girolamo Morano.

2.

Campanellas flir die Affentliehkeit bestimmtes Gest&ndnis filier seinei

Aiiüstand.

(Aus späterer Zeit.)

(Bibl. Yaticana, Codex Vat. 7069: Th. Campanella: Volomen qnadripartitam :

Quod reminlscentur etc. . . . p. 16 ff.)

Oratio ad Deum Deorum pro legatione sua ad excitandam Bemini- scentiam Dei toto in Genere humano. Cap. 11, Art. 1.

' Unverständlich.

Thomas CAmpanella and Ferdinand II. 33

Dens Deorum, et DomiBe DominOmm, longo potentissime, longo sapientissime, longeqne amorosissime, qni mentem meam cum participio Potentiae, Sapientiae et Amoris tui ad tnam imaginem et similitudinem creasti, coi'porique meo animali, quod de limo terrae formasti, mirabilibus nexibns, et vincalis coUigasti, ut in hoc ergastnio virtutem ezercendo digna, qnae ad tnnm conspectnm beatissimtim admitteretur evaderet:

Confiteor tibi, quod hujus pugnae et exercitationis oblitus, tantum abfnit, ut quererem te, et reverti ad te cui*arem, quod abjecto clypeo pro* tectionis tuae, et gladio verbi tui, me hosti ignoto, tamquam amico nescio quomodo, victum sponte dedi, nihilque antiquius mihi videbatur, quam tumidis servire desideriis, et de Toluptatibus impurissimis ei congratulari. Cumqne me tuo sanguine, factuB bomo, redemisses de Servitute durissima, id flocci feci, putabamque meam annibilationem suboriri, si seryus esse desinerem. Qnapropter ambulantem in pravitate sensus mei, demersisti me in profundum miseriarum, et corporis illecebris, et voluptatibus non modo spoliasti me, sed cruciatibus replesti me: carceres carceri meo addi- disti, ut carcerem non amare perdiscerem. Tormenta saevissima diutur- naque et annos 19 in profunde lacu cum araneis, salamandris et scorpio- nibus habitaculum in tenebris et umbra mortis, vincto in mendicitate et ferro, tribuisti, timores, pavores in corde, tribulationes in corpore, oppro- bria in totum hominem, et quo nihil durius ab insipientibus concessisti, et qui non obedieram patribus et Dominis meis, sed super eos forsan erigi mihi videbar dignus, factus sum lictoribus, et camificibus subjectissimus: dedignabar cellas sanctorum, habito in Gella diabolorum, ubi Behemot, habitans in locis humentibus, grassatur contra me. Templum tuum exo- sum erat, et quasi ad arandum et fodiendum trahebar, cum tuae laudes et gratiarum actiones recitandao essent, ideoque me templo sie privasti, ut nee audire yoces organorum ejus liceat; cupiamque in eo semper com- morari; nee datur yidere, nee solem et lunam caeteraque caelestia templa suspicere, unde culicibus, muscts et feris ; ferusculisque tantam invideo gra- tiam. Et qui yescebar in Croceis, pro cibo amplexatus sum ergastulariorum sordes. Amici et proximi, Pater et fratres adyersus me contestati sunt, et in sanguine meo indulgentiam sibi quaesierunt. Implevisti faciem meam ignominia, ut quaererem nomen tuum, et intelligerem, quam amarum est, reliqnisse te fontem aquae vivae et fecisse mihi cisternas dissipatas. Con- fiteor, ut tibi gloria, et mihi confnsio; inter sapientum innumerabilium ingenia non ignobili loco posueras ingenium meum, nee erat in mundo quod alins inter yeteres et recentiores tam Philosophos quam legislatores, Poetas, CosmographoB, Medicos, Astrologos, caeterosque occultarum et notamm scientiai'um professores nosset, quod ego non studuerim mihi re- manere non ignotum. Imo omnes scientias de novo examinare satagens in Mandi Codice, ubi tu tuas scientias yivas disseminasti reformare non reformatns aggressus fueram, superque omnes docentes me intellexisse yidebar. Historias ab initio mundi, usque ad praesentem diem omnium nationnm, genealogias, eyentus et locos, et teiminos habitationum in quibns contingerant, etquomodocaelestiummutationes terrestribns ubique responderent, scientia memoriaque comprehendere satagens, ut non fuisse

SttsiwcBber. d. phiL-hiat. Kl. 159. Bd., 5. Abh. 3

34 y. Abliandlnng: KraSala.

mihi videretur in Mundo, cui talitnm Caelum, ne dicam mare memoriae dedisses. Occulta intra et super caelum etiam investigavi sagacitate non Yulgari. In parabolas, proyerbia, poemata et sophismata penetrare, et supra Caeteros meliora scribere mihi videbar; et factus mihi eram sicut qui in medio lapidum ignitorum ambulaverat, yidebaturque sibi non habere quid melius se ipso coleret. Quapropter tu Dens iustissime humiliasti me, et spatium exercendi ingenium abstulisti, ut solum cogitarem de judice, qui me sie premebat, et [sie] sapientiam ostentare et glorificare mo in ea non possem, nisi ad dracones et struthiones, qui pro nihilo habent quid- quid de altissimis rebus ipse loquor, et cum non de aleis et talis, et pro- phanis, et ineptiis est sermo, videtur illis phanaticus. ünde et libros sanctorum Doctorum etPhilosophorum abstulerant mihi, ne illorum com- mercio saltem oblectarer. Sed tu Domine posuisti hoc in cordibus eorum, ut quos non recte colueram, nee haberem ; et tibi soll mens mea addice- retur, jam aliorum satiata doctrinis. Bonum mihi Düe, quod humiliasti me. Ex hoc enim ad scientiam tuam me reformatum transtuli. Diyinis- sima dogmata de Sanctissima Monotriade jam concipio, ut yideam ejusdem eyidentissimam credibilitatem, et quasi manibus intellectus tangerem; ex cujus notitia admiranda in omnibus scientiis meditatus sum. Nee enim uHa res est, quae tibi testimonium non perhibeat; et ego nesciebam: magis autem quomodo nesciebam. Agnoyit ex hoc anima mea se ipsam, et corpus ejusque yincula, et quibus alis yolatur ad te, Beminiscens sum- mae pulcritudinis tuae excitata splendoribus per materiam rerum perlu- centibus ad tuorum societatem anhelat tam remotissimam, quam yici- nissimam nobis. Mira res super omnia mirabilia. Sed concretae labes in anima, cum me extra loca tenebrosa paululum misertus, et acclamatus extulisses, reyixeruntin me,et ad priorem consuetudinem iterum traxerunt me. Cumque me cam secura übertäte fruiturum putarem, oblitus pacti, quod in fossa pepigeram tecum, leyabatur anima mea supra se iterum. En autem iterum demersisti me: et quem manna abscondito dignatus fueras in prima humiliatione resipiscentem, iterum feile amaritudinis in- ebriasti, et sagittae tuae militant contra me ebibentes spiritum meum, sicuti olim sanguinem, ut discerem castimoniam; nunc spiritnm, ut diyinitatem. Et dixi in corde meo, recogitans annos meos in amaritudine animae meae. Bevertar ad Dominum meum, quis seit si conyertatur et ignoscat? Et in hoc cogitatio, et in lacrimis bene mihi est. Oraculum yicarii tui Domini papae, reyocans in memoriam, qui dixit quando primos liberatores misisti ad me, cum intercederent apud ipsum pro me: Dlcite fratri huic, pro cujus libertate negotianda yobis facultatem facio, ut in posterum talenta a Deo sibi tradita melius expendat, quam hactenus fac- tum est. Itaque misisti in mentem meam, ut qui yolueram fieri omnium dominus, fierem omnium seryus ad salutem, et excitarem eos ad remini- scentiam tui, quemadmodum excitatus sum et ego. Amasti fructum poeni- tentiae, non poenitentiae materiam. 0 Domine quoniam exaudis pauperem et yinctum tuum non despicis, sed inter mortis regna seryas in yita ad gloriam tuam, laudent te Caeli, terra, mare et omnia reptilia in eis. Co-

ThomM CampAnelU und Ferdinand IL 35

(ptare enim caepi ex caeli exorbitantiis, ex descensu solis ad terram, ei mntatione sitns stellaram aequinoctioram, et solstitiorum et vi planetarnm et inventione novae terrae, noyarnmqae stellaram, exque aUla portentis saecnli nostri, qaid taa jndicia praepararent; et hoc olim percussas fla- gello taOy intellexi, et scripsi: nunc Becnndo convocare satagam omnes gentes ex mirificis portentis, et Prophetanim Taticiniis, per qaos loqnutns es, ad tai memoriam et caltnm. Scribantur ergo haec in generatione altera, et popnlns qui creabitnr, landabit Dominum, qaoniam prospexit de excelso sancto suo, Dominus de Caelo in terram aspexit, ut audiret gemitus compeditorum, et solveret filios martyrum interfectofnm, ut annuncient in Sion nomen Domini, et laudem ejus in Jerusalem, ad conveniendum Po- pulos in unum, et Beges ut serviant Domino. Domine qui docuisti me a juventute mea, et usque nunc pronunciabo mirabilia tua, et nsque in senectam et Senium Dens ne derelinquas me, donec annuerem bracchium tuum generationi omni, quae yentura est, et quomodo Dens salvum faciat Sion et aedificabuntur civitates Judae. Domine, quantas mihi ostendisti tribulationes multas, et malas, et conyersus yivificasti me, et de Abissis terrae septies reduxisti me, saepe enim expugnayemnt me a juyentute mea, et nisi qnia Dominus erat in nobis, forte yiyos deglutissent nos. Mundus^ uniyersus contra me propter scelera mea insurrexit, et tu Do- mine medicamentum fecisti in plagis ejus. Nam quis alius poterat ita salyare? Per sapientiam, et insipientiam qui eram reus, actor factus sum, gratias tibi, Deus. Exultabunt labia mea cum cantayero tibi inter fratres meos, et anima mea, quam redemisti in medio Ecclesiae in populo grayi. Ne reyoces me quaeso toties seryatum, et cognoscentem te Domine, in dimidio dierum meorum, sed exaltabis me de portis mortis, ut annunciem omnes laudationes tuas in portis orbis terrarum, et senectus mea in mi- sericordia uberi, quando omnes gentes, quascunque fecisti, yenient et adorabunt coram te, et giorificabunt nomen tuum, egressae de lacu mi- seriae de lutis faecis, de portis Inferi, sicut et ego. Pone me domine in parabolam et exemplum illis, quia misericordiam consequutus sum, cum essem derisor yanitate, et scandalo yastans Ecclesiam tuam, ut et alii de misericordia non desperent. Fac me domine de Saulo Paulum, et duplica aerumnas meas, et laborem pro te, qui passus sum quia contra te. Fac menm Signum in bonum, ut yideant qui oderunt me et confundantur, quoniam tu Domine adjuyans consolatus es me : quare dicunt in gentibus, nbi est Dous ejus? quare adhuc inpietatis et scelerum arguor? qui ad te fontem pietatis et yirtutum accedo? Da mihi sermonem rectum, et lin- gnam bene sonantem in os meum, ut sicuti plurimos exemplo, ac yerbo scandalis a£feci, et a tua yia detorsi, sie longo plurimos ad te reyocem. Suscipe me secundum me eloquium tuum, memor esto yerbi tui seryis tnis, et non confnndas me ab expectatione mea. Tu dixisti, quotiescumque ingemuerit peccator, peccatorum ejus non recordabor amplius, et nolo

' Hier sind gestrichen die Worte: ,Hi8pani, Romani, Rex, Imperator, sttmmTifl Pontifez etc.*

36 y. Abhandlung^: KyaSala.

mortem peccatoris, sed ut convertatur et yiyat. Convertere Domine, et convertemur, innova dies nostros, sicut a principio. Jm-avi enim et statui custodire judiciajnstitiae tuae. ütere Domine donis tais largisslmis, qnae in Vase fictili meo deposuisti, ut si mihi bonas non sum, aliis saltem sim. Scis domine, qui solus scrutaris renes, et corda, qnantopere copiam et sitiam salutem hominnm, utque reminiscentes con vertan tnr ad te, et qno- modo tentatus in fide, revertor sempcr ad te, et factus snm lapis qnatratns, ex quo illuminasti me. Utinam opera mea correspondeant fidei meae, et in eodem sensu perseverem, et veniens in altitudinem maris tempestas nulla amplius demergat me. Quemadmodum nullus me deterior adversum te, sie fiam famulantior tibi. Mitte peccata mea in profundum maris, et me bene lotum educ de carcere, ut placeam et seryiam tibi in lumine vi- ventium. Per me annunciabitur Domino generatio Tentura, nam annun- ciant jam Coeli justitiam ejus, et multiplicabnntur in senecta nberi, et bene patientes erunt, ut annuncient amici mei jndicia tua, ne sicut für comprehendas nos in nocte, qui non sumns filii tenebrarum, cum Ulis, qui dormiunt in ignorantiae somno judiciorum tuornm. Nos plantati in Domo Domini, in Atriis Domus Dei nostri floreamus. Et ego sicut oliva fructifera de subterraneis bene radicata emergens in Domo Dei mei oleum salutis et laetitiae propinabo. Excita Domine corda nostra, ad praeparan- dum tibi yias. Pontificem tuum illumina in via Yeritatis, et corrobora ut pontem inter te et horaines bonum erigat, servetque. Mitte Angelos tuos ad Vicarium tuum, ad Cardinales Ecclesiae tuae, ad Beges teiTae, ut re- noyationem seculi respicientes, ad lucrandas praeciosissimas Judaeornm, Machomettanorum, et Gentilium et Haereticorum animas, pro quibus san- guinem effudisti, intendant animum, yiresque omnes exerant: conyentnm totius Generis humani conyocent, et ostendant, te solum Dominum, te solum cunctis nationibus adorandum. Opera manuum tuarum ne despi- cias; nee Daemones, qui de Coelo superbientes contra te ceciderunt, in- yeniant Begnum in geaere nostro, vel ex hoc gaudentes, quod perdendo etiam yicerunt. Ecce qui elongant se abs te peribunt. Mihi ergo ad- haerere Deo bonum est. Ecce ego mitte me, ut enarrem mirabilia tua, et misericordias tuas in omnes gentes, ut Beminiscantur et conyertantur ad Dominum universi fines terrae. Exsurgensque tu misereberis Sion, quta tempus miserendi ejus, quia yenit tempus. Bespice in orationes hnmilinm, nee spernas preces eorum.

3. Th. Campanella an die Erzherzoge von Osterreieh.

(Abgedruckt im Archivio Storico italiano 1866, S. 99 ff.)

Serenissimis ac potentissimis Archiducibus Austriacis Fr. Thomas Campanella Dominicanus, semper bene yalere semperque bene agere.

Quoniam reipublicae christianae salus omnis in inyictissima, piissi- maque familia vestra yersatur, quicumque diyinam profitentur yeritatem.

Thomas Campanella und Ferdinand U. 37

qaidqnid possant et sapinnt grande Uli dicare contendunt, et yelnti ani- mati instrumenta magnisreipubllcae artificibns austriacis coaptari student. Quod mihi, ex quo mjsteriis Sapientiae aeternae, mundum gubernantia, vestrosque dirigentis actus, initiatus sum, semper facere curae fuit. Te- stantur istud opera mea, videlicet de Monarchia Begis Gatholici: ubi hanc postremam ex Prophetis et Astris, quibus non vulgariter operam dedi, esse intellexi: snb quam hominum universitatem omnem venturam agnovi, yiasque tum politicas, tum prophetales aperui: quod ex articulis meis prophetalibus de eventibus huius saeculi satis iudicatur. Scripsi etiam panegyricum ad principes Italiae, ne monarchiam fatalem impediant, si a Turcis, et ab intestinis maus salvi esse yelint; modumque aperui, quo illi copularentur, et absque timore principatuum amittendorum cohaere- rent. Scripsi et tragediam reginae Scotorum contra Anglos pro Hispanis: contra lutheranos et calvinistas dialogum politicum pro Austriacis: contra omnes sectas universi Orbis : et quibus modis e suis principiis et communi ratione mortalium sint ad fidem, proindeque ad hanc monarchiam, tra- hendi mirabiliter: et tandem in coelo signa ostendi. Praeter libros phy- sicos et metaphysicos iuxta nova principia, quos serenissimis Austriacis magno ad tantum negotium usui fore confido: nam et Alexander, et qui- cumque monarchiam capessere orbis conati sunt, novis doctrinis admira- bilibus noyisque artibus sibi mundum conciliare aggressi sunt: ex quibus, inquam, signis spero totius orbis commotionem, admirationem et conyer- sionem ad fidem catholicam. Quoniam yero Sathanas eodem tempore, quo mnndi orditur reformationem Dens, et ipse Antichristo sedem parat: et iam in sexta Ecclesiae sumus aetate, et sexta canit tuba; et sol yertitur in tenebras, et luna in sanguinem, propalabitur cornu illud parvum lo- quens ingentia. Lutherus enim eins postremus praecursor sub quinto sigillo functus est munere suo, parayit sedem. Fuit arundo yento agitata, snbstulit e medio sacramenta et penitentiam, obedientiam, modestiam, et Dei misericordiam, introduxit quendam Deum hominum proditorem, qui nobis se bene factumm spondet, cum contra ipsum statuerit ad malum nos impellere; contrarius quidem in cunctis Joanni Baptistae: ita sane uti S. Vincentius mens ex Germania, et qualem praecursorem nasciturum pridem ostenderat. Calyinus yero quinta phiala irae Dei fecit eins re- gnnm tenebrosum. In Italia yero et Hispania sedem parayit impius Mac- chiayellus qui per omnes principes et magistratus fere grassatur: reli- quam orbis partem Macomethus tenet, fabulis, luxuriis et impietatibus paratam ad Antichristi regnum, quod breye erit. Sed dicit Dominus in Zacharia: Suscitabo filios tuos Sion super filios tnos Graecia etc., et yadet Dominus in turbine Austri, etc. Verba non memini. Haec ergo cum instent, atque ipse cogitarem, et verum praedicarem, et illusores huius saeculi insectarer: praedixit enim Apostolns Petrus: Ye- nient yiri illusores dicentes, ubi est promissio aut adyentus eins? ex quo dormierunt patres omnia perseyerant sicut ab initio creaturae ego yero, non sicut ab initio perseyerare; digito ostendo in polis, aequinoctiis, solstitiis, excentricitatibus, apogeis, obli-

38 y. Abhandlang: KvaSala.

quitatibuB coelestinm omnino mntatis quia mundi sitam in immenso eias spatio forte revnlsum demonstrOi et Aristotelis dogmata de aeternitate everto; et quidquid Ptolomens, Albategnius, Copernicns et alii reddentes non cansas ut causas, et petentes dolose prineipia, ad signa Evangelii obscuranda tradunt, falsissimum ostendo: mnndiqae symptomata esse per ignem peritnri: orbes et eccentricos et epicjcloe, et motam, raptaniy et caetera huinsmodi falsa commenta esse convinco, et mnlta huinsmodi ex qnibns noTam astronomiam, noTamqae astrologiam compono : et novas rationes exordiomm, et fininm et mntationnm remmpublicarnm et reg- nomm patefacio; et arcana multa hactenns ignota: igitur cum haec agi- tarem, Macchiayeilistae qnidam excommunicati magistratus ex predicatio- nibns meis et relationibas aliorum occaslone snmpta, pntavernnt me Teile regnum usnrpare; qaod qnantnm a viro philosopho longe sit, propbetamm et sapientinm mortes et calumniae post mortem illomm deteetae, liquidum faciunt. Scriptum est: Rebellat Amos o rex. Hie vero Catholicus, cui ego ad ingentia facinora instrumenta parabam, dolis satraporum, octo iam annos snb fovea sathanica obscurissima, lucem ad aerem nil admit- tentem, pntentem, madidam, et tandem diabolicam, sub manu impii Jo- nathae, in arcto, pane tribulationis et aqua moeroris, et planctus detinet me. Audire me nolnnt, nee libros meos, neqne testes. Aufugit ad Turcas ille, qui concitaYit rumorem, non quidem ad rebellandum, sed ad occiden- dos quosdam inimicos, qui patruum occiderantsuum: etverbis meis abu- tebatur, sicut CaWinus yerbis apostolorum. Ego mundi noyitates, regni terraemotum, et provintiae seditionem ex cometis et astris praedixi, et evenerunt; ipse vero baec eo torquebat, ut homines tumultuarent contra proprios bestes; nihilque actum fuit. Aufugit quia non erat ex nobis, ut ait Apostolus; et duo erunt in eodem lecto, unus as- sumetur, alter relinquetur, ait Dominus Jesus. Hac ratione, quam unam habent, premunt me inauditum. Sed nisi quia Dominus erat in nobis, foi*te yItos deglutissent nos. Haeresis nulla est inventa in nobis, nam de industria ne moreremur tamquam rebellantes ad pontificis nutum, a nobis adinventa est, et tandem retractata. Sed excessit medicina mo- dum. Ego vero per stultitiam ab iis, qui sapientiam persecuntur, salTus factus snm. Excitayit Dominus spiritum angelicum ad auxilium meum, cum immineret mors ; et quidem qui monarchiam catholicam erexi, uti destructor pereo: qui multos ad fidem catholicam revocayi, ut testantnr apud TOS et calyiniani et luterani et hebrei et turcae, tanquam haereticus ad necem trahor; mitto libros, et predicationes, ieiunia, sacrificia, patientiam et calumnias. Non potest dici de me sicut de impiis: In la- bere hominum non sunt, et cum hominibus non flagellabnn- tur; saepe enim et inaudita tormenta pertuli. Et nunc, o Domini de- mentissimi, si Dens de coelo in terram aspexit, ut audiret gemitus com- peditornm per aures yestras, et solyeret per manus; ut annuntiemus in Sion nomen Domini etc., ad conyeniendum populos in unum et Beges: ut yideant, quod coeli sicut opertorium mutat et mutabuntur: ut annun- ciet coeli iustitiam eins populo qui nascetor et generatio yentura nunc

Thomaa Gampanella und Ferdinand TL 39

annuncietar ad Yestrnm replendüm imperium; satagite prinsquam moriar, certiorem regem facere, et monere, nt me audiat ipse, vel sinat a ponti- fice, vel a Caesare audiri: et si mentiar, ex nunc igni me dedo: si fateor Yera et proficua orbi christiano, et domui vestrae, ntantur opera mea: nam et stnlta et infirma elegit Dens: eripite inopem de mann fortiornm eins; egennm et panperem a diripientibns eom. Litteras ad regem et ad pontificem vobis mitto videndas, ex qnibns qnid petam qnidqne poUicear intelligetis. Haec atrocissima mala mihi mentem, spiritnm et visionem faciei eins benignitate addiderunt, nee sermone explicari possnnt, qnia incredulitas omnia deridet. Antichristns regnat in praecursoribns suis, et angit me, sicut et Brigida oUm quasi mihi praedixit: qui legit intelli- gat. Non datnr plnra loqni. Caspar Scioppins, clarissimns vir, doctrina et pietate insignis, qni philosophi et apostoli pro Germania officio fnn- gitnr, referet mnlta, et ostendet literas et libros. Qnod si indigna opera mea vestris Celsitndinibns apparebnnt; misericordia non indigna erit. Hac ntamini in me, Proceres inclyti, et Catholicum a caede nocentis^ in- noxium Vobis et reipnblicae reddetis: oculos aperietis. Bapinas Begni yidebit, providebit. Hie nemo yult me andire: quoniam satrapae lucrati sunt mnlta, et clamant haereticum et ribellem, si qnis opem mihi ferat: tacent amici. Dens submisit anxilium, et vobis mentem immittet piam, prndentem, nt andiatis et solita dementia patres vos paupemm et pupil- lomm ad regna modo natos, ostendatis. Jam paro libellum ad Pannoniae filios contra Macomethnm. Instrumenta imperii et arcana non desunt. Sed qnis credit anditni nostro? pmdenter non credunt, sed insipienter et per dolnm experimenta yidere respuunt. Itaque apud Vos mihi clemen- tissimae prudentiae una spes reliqua est. Non arbitror exsiccatum fon- tem yirtutnm. Fidenter scribo, quia quibus scribam intelligo. Dominus Tobiscnm. Amen.

4.

Ans dem Briefe des Seloppins an Fabri.

(Abgedruckt bei Amabile, Opere £S[, Dok. S. 83.)

Begensburg, 16. Januar 1608.

,. . . Mitto Serenis™^ mei literas, quibus rogat Proregem, nt Cam- panellam transferat in Castrum novum, ut über sit ab inhumane Capitaneo, et occasionem librornm habeat ad absolvenda mathematica et controyer- sias fidei: id sibi longe fore gratissimum. Vos yidete utrum et quomodo reddenda sint. Vale Q.B,'

^ Oentofanti setst hier in Parenthese linnocentie* mit Fragezeichen hinan.

40 y. Abhandlung: Kva&ala.

5. Aus dem Briefe des Seioppius an Fabri.

Augsburg, 11. Juli 1608. (Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 89.)

,Hodie Yenetias scribo Bernardino Bossio, ut nomine Archiducis Ferdinandi libros Campanellae ä Ciotto, cui eos imprimendos dederam, repetat. Quod nisi sie recuperentur (segue in tedesco:^ bisogna far sequestrare a quel malvagio i suoi libri in Francoforte).'

6. Ferdinand von Steiermark an den Statthalter von Neapel.

Graz, 8. Oktober 1608.

(Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 40.)

111™® et Ecc"<* Signore. Voglio sperare che la mia, scritta a V. Ecc" nel principio dl quest' Anno da Batisbona per la ritentione di To- maso Gampanella Dominicano, le sia parvenuta nelle mani. Hör in- tendend' io per ora non essere anchora seguita la sua liberatione, da me, e da tant* altri personaggij molto desiderata, non ho voluto tralasciare di non rinovare quest* offitio d* intercessione. Et benche non sappi la causa della continuatione di questa prigionia: Non dimeno essend' io informato che ristesso ritenuto sia un soggetto tale, che per la sua rara dottrina puo far gran profitto nella religione Cattolica, si come massime in questi tempi simili persone sono molto necessarie, ho voluto pregare Y. Ecc** amorevolmente che resti seryita di fare gratia al nominato Gampanella, liberandolo quanto prima della sua ritentione: Nel che farä cosa ä me, et a principali altri, che fanno la medesima instanza, di molto gusto. Et con questo fine le prego dal Signore felice contento. Da Graz, alli 3 d'ot- tobre 1608.

AI Sig. Yicere di Napoli Ferdi :

7.

Aus dem Briefe des Seioppias an Fabri.

Dillingen, 10. Dezember 1608.

(Abgedruckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 42.)

,Pro Campanella adversus inimicos ejus ad Serenissimum scripsi, non quidem ut noyi aliquid auxilii ferat, sed ut melius de ipso sentiat.

* Dies ist Amabiles Zutat, ebenso stammt auch die t^bersetzung Ton ihm.

Thomas CampAQella und Ferdinand II. 41

et me recte patrocininm infelicis suscepisse indicet. Hoc interea satis erit, donec postea coram aliquid amplius impetrem.'

8.

Aus dem Briefe des Seioppias an Fabrf.

Augsburg, 23. Januar 1609. (Abgedruckt bei Amablle, Opere IX, Dok. S. 44.)

yVenetiis scribit Dn. Orator Gaesarius sibi libros Gampanellae omnes esse redditos. Scribam modo qua occasione mitti mihi eos yelim.'

9.

Ans dem Briefe des Seioppias an Fabri.

Begensburg, 17. März 1609. (Al^druckt bei Amabile, Opere IX, Dok. S. 47 ff.)

ylpsi Squillae amici negant tutum esse libertatem ei concedi : eum adeo insaniae processisse, ut so a Deo novum orbis legislatorem electum putet, neque Christum ipsum sibi postponere formidet, quod Christus quinque tantum planetas iu ascendente habuerit, ipso sex habeat. Haec, ab ipsis ejus amicis in Principum aulis jactata, dici non potest quam Principum animos ab eo alienent/

10.

Ferdinand von SteiermarlE an den Statthalter von Neapel.

Graz.

(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. 8. 48.)

Intendendo io, che le lettere scritte a Y. Ecc^ per il Fra Campa- nella le siano state presentate con tradauza (sie). Per il che sin hora non si hanno potuto mandare certi libri, che io desideravo. Mi ha parso di pregarla con questa di novo, che resti servita di dar ordine et procurare affine que detto Gampanella finisca, senza impedimento, e dimora, i suoi libri della matematica, d'Articoli profetali, et anco della Metafisica. E tanto maggiore sarebbe Tappiacere se mi fossero mandati essi libri, come spero non Tsara contrario. E poiche molti, degni di fede, rendono testimonianza et affermano, che Tistesso Gampanella habbi, per il raris- simo suo ingegnot et sottil intelletto molte cose di Palesare, che ridondano in utile et beneficio della M^ Gat^ mio s^ Cognato, e delU nostra casa

42 V. Abhandlung: RviifiaU.

d'Austria, sarebbe ben fatto che V. Ecc** lo facesse venire avanti di se, et intendesse quelli snoi secreti: si come la prego a farlo, per amor mio: Et comanicarmi poi qnel tanto, che V parera necessario.

Dio la conservi: Et io di core me le offero. Da Graz, alli X. di maggio 1609.

AI Big. Yicere di Napoli Ferdinand.

11.

Aus dem Briefe des Seiopplus an Fabri.

Graz, 18. Mai 1609.

(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. 8. 48.)

,Prorex Neapolitanns Serenissimi literis prioribas iam respondit, seque accurate excusat, qnod ipsi morem gerere liberando Gampanella non potuerit, cam ea res non sit in sua manu. Geterum sese obsequi Serenis- simo ex animo esse et fore semper promptissimum. Itaque in magna spe sumus, eas, quas nuper misit, magnopere Campanellae profaturas donec sive Bomam mittatur, sive Serenissimo nostro a Rege Catholico donetur, nam et eam rem impetratumm me confido. Sed procedente tempore, nunc enim nondum maturum est.«

12.

Aus dem Briefe des Scioppius an Fabri.

Augsburg, S.Juni 1611.

(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. S. 60.)

iVelim amicis ejus dicas (tedesco:^ che io con le sue cose quasi da per tutto ho perduto in) credito, neque esse quod me dehinc sua causa quicquam non quidem velle, sed posse existimet.'

13.

Aus dem Briefe des Mareo Velseri an Fabri.

Augsburg, 20. September 1618.

(Abgedruckt bei Amabile, IX, Dok. S. 60.)

,XJn certo Tobio Adamo . . . mi ha mandato una lettera molto vec- chia diretta a me di fr. Tomaso Campanella con entro una lista delle sue

^ Zutat und Übersetzung des Amabile.

Thomu Campjinella und Ferdinand 11. 43

opere et dne polize a Serenis™^ Arciduca Ferdinando et Daca MasBimiliano di Baviera . . .

lo . . . ne spero poco sive verius nnlla. Perche il Ser°^^ Ferdinando ha giä corsa la saa lancia, et il Ser"^® Massimiliano omnino est aliarum rernm et cogitationnm.'

14.

Th. Campanella an Ferdinand II.

(Borna 1626.) (Bibl. Yatic. Reg. 1447, S. 399.)

Invictissimo ac BeligioBissimo Ferdinando Caesari Angnstis- simo. Excelsus Dominns humilia respicit nt excelsior fiat. Non dedigna- bitnr Caesarea Majestas quem olim, cum minor te esses, sedentem in tenebris et umbra mortis vinctum in mendicitate et ferro, liberum culpa, cujus insimulabar oculo pietatis respexisti, nunc in luminis oras redditum, liberum quoque poena, sie judicante Deo in ministris suis, prudentiae oculis intueri.

Majestas Catholica cum primum lamentationes meas non iniquus audivit, jussit quam petebam, rigidam justitiam mihi fieri. Facta est ita, ut tanquam nullius culpae conscius Über abirem. Idemque sanctissimus ürbanus 8 incorruptibilis iustitiae zelo omnia perscrutatus, quae de me dicebantur et scripta erant, pariter liberum studiosorum yotis me dedit. Ego itaque non immemor quanta in me contuleris beneficia clementissime Imperator ad Proreges Neapolitanos pro mea sospitate scribendo, et quanto majora conferre pro tua magnanimitate religiosissima si cruditas causae non obstitisset, etiam volueris: volui gratias quas possem referre, et nondum inveni, sunt quattuor Anni ex quo resurrexi. Nunc mea Opera, quorum Indicem ad tuam Caesaream Majestatem submisi, post- quam alterum doctus bonusque Scioppius detulerat, Typis mandantur; cupio memoriam tuae summae charitatis in Ulis erigere, cum rescivero tuae Majestät! nil molestum fore. Yiderunt Hispani Proceres quid de Austriacorum Principum Monarchia scripseram, nam et apud Germanos latina et Germanica lingua Impressum est. Yiderunt et Panegiricum ad Principes Italiae pro eadem Monarchia non respuenda, sed permoTenda, si rem Ghristianam salvam esse cupiunt : et qua ratione a timore Austriacae crescentis potestatis se se simul tutari: quae duo concordari minime posse Politici conclamant. Multaque alia, unde non modo innocentiam erga genus Anstriacum, sed et merita multa colligere potuerunt. Deo gratias. Adhuc tamen cum egestate pugno: et quae liberalitas Pontificis optimi dat, mihi sufficientia facio. Nihilque abs tua peto dementia, nisi ut glo- rietur quia non deceptus (sie) nee indignum tua protectione, olim ignotum, nunc toti agnitum Mundo, non minus prudenter quam pie commendayeris. Et Dominus Dominorum exaltavit te super inimicos tuos, et longo plura

44 V. Abhandlung : KvaSala.

dabit incrementa gratiarum, cum viribus tais Priücipum Christianornm vires addendo Mahomettismum et Hereticismum non amplias videre de discordia et imbecillitate Christianorum jnxta sanctoram vota satis saper- que feceris. Omnia potes in Deo, qui te confirmat: potes nihil sine illo. Igitnr diesqne noctesqae pro Austriaca Familia erecta a Deo ad tatamen Ghristianismi et infidelitatis abolitionem in Orbe Terrarum, quem vestro cingitis Imperio imposito per gjrum jugi Sacrificio sicut praedictum erat in Prophetis, omnipotentem Deum rogare non desinam. Nee 26 Annornm passio me ab hac affectione dejecit, sed promovit. Non enim qnod mihi uni, sed quod toti prodest Christiano orbi antiquius habui semper. Dens ergo qui dixerat, Egressus est Salvator meus, me Insulae ezpectabunt et brachium meum sustinebunt: compleat quod cepit per Austriacorum Bra- chium : quod nuila potest tardare Causa, nisi Christianorum vezatio, quam tu solus accedens ad Cor altum, in quo ezaltatur Dens, tranquillare vales, gloriosissime Caesar.

15.

€hristoph Forstner an Thomas Campanella.

Orleans, 16. Oktober 1627. (Hofbibliothek in Wien Kod. 9747, fol. 1*»>.)

Thoma Campanella viro reverendo et celeberrimo S. P. D.

Non tuae culpae, vir maxime, sed infelicitati meae adscribo, quod ex quo te Neapoli vidi, nullas, quod tunc promiseras, litteras nee scrip- torum tuörum tantopere a me exoptatum cathalogum acceperim. Illum, qui tibi ultimas meas tradidit, Germanum ante biduum in hac urbe vidi. Cujus conspectus me, ut denuo ad te scriberem, admonuit, libertatem (quanquam te etiam in carcere, quod soli sapienti contigit, quam maxime liberum fuisse non ignoro) tibi ex animo gratulor. Deo et posteritati nunc debes, ut quod ante commode non poteras, nunc saeculum divini ingenii tui monumentis orudire pergas. Debes hoc, quod dixi, Deo, Cujus, cum Ingenium tuum contemplamur, magnitudinem admiramur; debes posteritati nobisque, quibus erudiendo benefacere humanitatis lex est. Debes famae tuae, quae te saeculi miraculum atque heroem potius ac daemonem quam hominem credit. Sed haec nunc omitto. De meo quoque rerum mearum statu nihil addo, nisi quod post meum ex Italia discessum, cum Yiennae quinque menses transegissem, in Galliam abii ubi etiam nunc haereo. Ad Cornelium Tacitum notas meas politicas Yenetiis im- pressas num videris, nescio. Mihi per tanta terrarum intervalla mittend! exemplaris nullä copia est. Animus mihi fuit, relictis, quae mores spec- tant politicorum titulo vulgo venditari solent, Dominationis et rerum publicarum arcana tantum aularumque flagitia, et quae Itali Status ratio- nibus insigniunt, pertractare; liberius fortassis et expressius, quam multi vellent et nunc ego quoque yellem.

Thomas CampanelU und Ferdinand II. 45

Nova ex Germania nulla habeo, nisi quod nnper Daniae regem ad sua defendenda (nam Yallensteinias post devictas in Silesia Hranienses reliqoias in Holsatiam movit) abiisse accepimus. Causa tantorum suc- cessunm una yidetnr, quod ab hujus belli iuitio nunquam in unum con- sultnm fuit. Et Imperatoris artibus plerisque persuasum est, non de communi omnium causa agi. Contra singulos belli praetextus aliquis fuit, qui cetera non concernere yidebatur. Ita dum singuli pugnant, uni- yersi yincuntur. Certe eo partium Caesareanarum tenuitas et ex diverso universae Germaniae potentia erat, ut plane contrarium de eventu judi- carent, qui nesciunt, magnis populis etiam varios principes divisis hoc esse Vitium hancque labem, qood intestinis pleinimque discordiis laborantes nunquam vires suas in unum conferunt. Si rescribere visnm erit, litteras quaeso ad Illustrissimum Dominicum Molinum Venetias transmittas, a quo tuto ad me pervenient. Yale.

Aureliani Id. 16. Octobris anno Christi MDCXXVII.

16.

Christ. Forstner Ober Camiianellas politische Verwendang

am ihiiizAsisehen Hofe.

(Continnatio postrema ad notarnm ad Taciti Annalea, p. 69. Zitiert bei Cy- prian, Vita Campanellae, Amsterdam 1705, 8. 26.)

,In aula Gallica vidi aliquoties, dum apud Cardinalem Bichelinm Ludovicus Bex in consilio esset, Thomam Campanellum, fama super aethera notum, accitum, deque rebus Italicis sententiam rogatum fuisse. Nimirum in iis quisque negotiis adhiberi debet, quibus par est.'

17. Th. Campanella an den Kanzler Signier. ^

Paris, 31. Mai 1635.

(Bibl. Nationale, Paris, Nonvell. acquis. fran^. 6210, fol. 16 ff.)

Illnstrissime Domine.

Veni bis hesterna die ad te presentaturus nostrorum librorum exem- plar unum ac simul collocuturus de spectantibus ex nostro ordine ad regni

^ Ich habe beim Abdruck dieser sehr mangelhaften Kopie, deren Kollatio- nierang ich Herrn de Ronciöre von der Nationalbibliothek in Paris ver- danke, die Abkflrsnngen aufgelöst, den kleinen Anfangsbuchstaben nach dem Punkt in einen großen umgewandelt, die Initialen einiger Substan- tiya gleichmäßig gestaltet, und wo es dringend nOtig schien, die Inter- punktion geändert.

46 y. Abhandlung: KyaSala.

bonum, occupationes tnae mnltae mihi aditnm prohibuerunt. Pancis scri- bam quae proloqui pluribus optabam. Bes politicae fere omnes per Beli- giosos in Italia et ubique tractantur. Pntant enim principes sie tutius et secretius expedii'l, Bomae autem non nisi per eos, maxime videlicet per dominicanos, in quoram manibus offtcia S. Palatii, congregationes b. officii et Indicis et consultationes congregationum aliamm et principnm et populoram sunt. Curare quod oportet eos habere pro nobis: sicnti Hispani hoc introspicientes valde satagunt pro se.^ Procul dubio Pater generalis Dominicanomm F. Nicolaus ßodulfius Hispanos est, Hispanico spiritu afflatus, ac nutritus, Cardinalatum ab Hispanicis sperat: (sicnti alter frater ejus cardinalatum, alter marchionatum, alter qui nunc est a consiliis proregis Neapolitani pensiones multas ab Hispanis obtinnerunt) proptereaque omnes officiales sociosqne Hispanos habet. Et ego per vim detecta fraude Comiti de Bettunes olim in Urbe oratori effeci, nt pater Gherardellus Gallus, fieret unus ex sociis ejus. At ipso mortuo successit illico pater Ciantes hispanissimus. Utitur tarnen pater Generalis adhuc duobus Gallis idiotis conversis ad sui servitia vilissima : alitque spe et promissis, ut sint exploratores subdoli contra Gallos in ürbe morantes: quemadmodum dominus de Novallia expertus est. ünde mirantur Bomaui technas illius presertim quando (sunt jam anni duo) accersitus e Grallia pontificis jussu animoque privandi eum Generalatu, ferens epistolas e Gallia simul ac ex Hispania ad quam fratrem Adrianum socium propter hoc mi- serat, evasit malum sui deceptis utrinque commendatoribus. Qua de re oretenus multa dicam. Praeterea (quod consideres maxime cupio) in singulis provinciis exaltat unum ex fratribus Vafrum simulatorem qui ex- ploret annuncietque illi negocia fratrum et arcana regnorum ac princi- pnm; proptereaque illi dat supra omnes potestatem, yel saltem super unum conventum regiae civitatis et indepedentiam ab omni superiore illius regni, et si qua explorator iste committit facinora, remanent im- punita, cum sit exemptus omni obedientia: tum quia nemo audet usque Bomam accusationem mittere, nee potest tam a longe causam agitare: tum quia seit patrem Genemlem non admittere querelas contra suos: et potius persequi yexareque accusatores: denunciatores yero pro falsis habere.

Sciat ergo dominus mens quod in hac ürbe regia pater Johannes Baptista Carreus est explorator et fratrum et aulicorum et arcanorum regni quae per tabellarios Generali abutenti ad Hispanorum utilitatem significat. Hie est genere Allobrox sub Sabaudo duce natus Hispanismo addictus; quippe qui novitios fratres semper cathechizayit ad Hispanis- mum. Sunt in hoc conyentu tres ejus alumni testantes quod sepe dicebat eis. ,Non est fides catholica, non probitas, non scientia, nisi in Hispania et solus Bex Oatholicus substentat ecclesiam. Ite ad gymnasia Hispano- rum.' Preterea hoc etiam tempore habet epistolas e Bruxellis, mittitque: est enim ibi quidam alumnus ipsius, prefectus novitiatui ä p. generali

^ Sic! Dieser Satz bleibt defekt; der Sinn jedoch erscheint wiederhergestellt, wenn man statt quod ergo liest.

Thomas Campanella und Ferdinand ü. 47

propter hoc erecto favetque omnibns hispanic^ sentientibus, nnde etiam presbyternm nuper snspendio necatum propter Bruxellanas litteras regno Insidiosas fovit atque a morte liberare conatns est, ut quidam fratres mihi narrayerunt. Credo etiam qood tanqnam explorator duplex refert eminentis® Cardinali aliquid leye; ut tutius possit gravia Gallorum omnia rimari ac renunciare. Omitto quae contra me pater Generalis per eum Domino Cardinali (licet frnstra) suggessit obliquis epistolis: timens ne mihi fides preberetnr, ejus Hispanismum detecturo, etenim oratores omnes BettuneSy Brassacb, Chricchi, et Novalia bene nomnt, quid ego et quid p. generalis in ürbe sapiebamus, et quibus adherebamus partibus.

Sciendum preterea, quod quoniam nullum potest fieri malum nisi sub specie boni, erexit p. Bodnlfins novitiatnm Lutetiae (ex 14 millibus libris argenteis ablatis contra legem a conventu d. annunciatae reforma- torum, nee ostendit dispensationem papae qua hoc fecit:) ut conventus provinciae quibus vetitum est recipere ad habitum religionis novos fratres ex alumnis refoimatis in hoc novitiatu, replerentnr. Atiste Carreus prae- fectus noyitiatui in tribus annis tres tantum noyitios fecit, quorum unus recessit ab eo, et quos apud se fratres habet, sunt fugitivi ex conyenti- bus reformationis S. Ludoyici: quicunque enim ob crimen aliquid passi ä superioribus suis yel timentes pati ad Carreum confugiunt impunitatis spe. Qui habet auctoritatem indepedentem ab omni superiori in Gallia et solum patrem generalem agnoscit quapropter et reformatos deformat pas- sim et non reformatos annihilat, dum eyacuat iste conyentus incessanter et non replet nee replere potest. Quoniam reyerä iste noyitiatus est te- gmentum politicum, non autem reformationis promotio, oportebat enim in congregatione S. Ludoyici reformatorum optimos alere centum novitios in 4 yel plnribus cenobiis sicuti isti boni patres consulebant et ex illis con- yentus non reformatorum replere et non erigere unum ex pecunia refor- matorum contra reformatos, in quo Carreus sequestratus ab eis et inde- pendens regnaret, possetque sie artem exploratoris exercere. Yide domine quod fictitius est iste noyitiatus etiam ex hoc quod pater Carreus manducat semper carnes, incedit in curru nunquam surgit ad matutinum : quae nulli prelato prosei*tim conceduntur, nisi egrotantibus qui non possunt habere officium super alios, si non possunt yitam communem seryare: sicut ipse finget se non posse, preterea Novitios unä cum sacerdotibus habitare per- mittit, noyas ceremonias, noyas tonsuras, noyum cantum inducit, obedien- tiam et precepta superiorum sibi intimata rescindit, et contra yere refor- matos a quibus per yim extraxit 14 millia librarum et sepe aliis eleomo- sinis fraudat, erexit quasi altare contra altare, exploratores et explora- trices in palatia principum submittit, et tandem in premium tantorum facinorum factus est commissarius super conventum probatissimorum, ac doctissimorum Jacobistarum yir indoctus omnino cervicosus, Simulator, inobediens; unde coacti sunt Bomam mittere petentes si reformatione indigent alios illustres reformatores, sub quorum lumine possint ambulare non autem sub Carrei lucerna fumigante. Hec pro debito meo inti- masse satis.

48 y. Abh.: RvaSala. Thomas CampaDella nnd Ferdinand 11.

Post Bcriptam, non missam, hanc, venit Nuntius de clade Hispa- norum in Belgii confinio, letatur celum et terra sperans libertatem christianitatis libertatem ab imperio per Austriacos redacto in officinam heresiarcharum et in peculium hispanismi ampliandi super cervices eccle- sie et principum ejus. Precor Deum Sabaoth atque regem Christum ejus (sie), ut tempus nuUum nee latebra detur pavidis hostibus, si hac anni qnarta yultis Belgio potiri toto (quidquid enim inter Tyrrhenum et ocea- num et inter Pyrenem et Bhenum interjacet vestrum est dicit veritas) atque ad majores expeditiones arma conyei*tere, cavete, quoniam Hispani occulto marte et procrastinato fiunt victores, Galli aperto et celeri» quo- niam illi astuti et timidi; hi fortes impetuosique: quapropter plurima et quidquid petitis pollicebuntur et solum Domini Treverensis restitutionem subito prestabunt: ut dum robur Gallici creduli exercitus per moras lentescit, dissolviturque : ipsi dolos ad aiienandum a vobis principes popu- losque et auxilia procuranda exercere possint ac promissa irrita facere, ut mos ipsorum est. Scripsi, quae facienda hoc tempore explorante pro- videntur viro, tum in Italia apud pontificem, tum hinc. Nescio an receperit eminentissimus Cardinalis dux: Qni, ut puto, accipit pro solidis, quae amor et fides mea dictat, quamyis inania essent. Cum revei-tentes yene- ritis in exultatione portantes manipulos yictorie, colloquemur. Yale in Domino, qni salyum facit regem et exercitum ejus: sicut incessanter et instanter oramus. Amen.

Die 31 Mali 1635.

Prestantie tue illustrissime fidelis seryus obsequentissimus

Fr. Thomas Campanella ord. pred.

Illustrissimo d. de Signier Begiorum sigillorum custodi patrono obseryandissimo in propria manu cito cito.

Hirn, J.: Tirols Erbtheilung nnd ZwUchenreieh 1595—1602. S^. 1902.

1 K 90 h 1 M. 90 Pf. Kaindl, Dr. Raimund Friedrich: Stadien zu den ungarischen Geschichts-

quellen. IX., X., XI. und XII. S«. 1900. 2 K 30 h 2 M. 30 XnL, XIV., XV. und XVI. 8°. 1902. 1 K 30 h 1 M. 30 Pf.

Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechts in Galizien. I., II. 8*^. 1906. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

m., IV., V., VI., vn., vm. 8». 1907. 1 k 90 h 1 m. 90 pf.

Kogler, Ferdinand ^ Das landesfUrstliche Stenerwesen in Tirol bis zum Aus- gange des Mittelalters. I. Die ordentlichen landesfürstlichen Steuern. 8^. 1902. 6 K 20 h 6 M. 20 Pf.

Krabbo, Hermann: Die Versuche der Babenberger zur Gründung einer Landeskirche in Oesterreich. 8^ 1903. 1 K 1 M.

Kreiten, Hubert: Der Briefvirechsel Kaiser Maximilians I. mit seiner Tochter Margareta. Untersuchungen über die Zeitfolge des durch neue Briefe ergänzten Briefwechsels. 8<>. 1907. 3 K 3 M.

Krones, Franz: Beiträge zur Geschichte der Baunikircherfehde (1469 1470). und ihrer Nachwehen. 8^ 1901. 1 K 80 h 1 M. 80 Pf.

Die Baumkircher. Geschichtliche Untersuchungen. 8^. 1902.

2 K 60 h 2 M. 60 Pf. LeTinson, Artur: Die Nuntiaturberichte des Petrus Vidoni über den ersten

nordischen Krieg aus den Jahren 1656 58. 8°. 1906.

3 K 35 h 3 M. 35 Pf. LoeM, Alfred H,: Österreich und Preußen 1766—1768. 8®. 1903.

2 K 60 h 2 M. 60 Pf.

Eine außerordentliche Reichshilfe und ihre Ergebnisse in reichstagsloser Zeit. 8«. 1906. 3 K 3 M.

Die Landesverteidigungsreform im ausgehenden XVI. Jahrhundert im Zeichen des sinkenden dualistischen Staatsbegriffes. 8^ 1906.

1 K 60 h 1 M. 60 Pf. Loserth, Johann: Akten und Korrespondenzen zur Geschichte der Gegen- reformation in InnerOsterreich unter Ferdinand II. I. Teil. Die Zeiten der Regentschaft und die Auflösung des protestantischen Schul- und Kirchen- ministeriums in InnerOsterreich. 1590 1600. 8^. 1906.

17 K 40 h 17 M. 40 Pf.

IL Teil : Von der Auflösung des protestantischen Schul- und Kirchen- ministeriums bis zum Tode Ferdinands II. 1600—1637. S^. 1907.

21 K 75 h 21 M. 75 Pf.

-^ Studien zur Kirchen politik Englands im 14. Jahrhundert. U.Teil: Die

Genesis von Wiclifs Summa Theologiae und seine Lehre vom wahren

und falschen Papsttum. 8«. 1907. 2 K 70 h 2 M. 70 Pf.

Die Reformationsordnungen der Städte und Märkte Innerösterreichs aus den Jahren 1587—1628. 8°. 1907. 2 K 45 h 2 M. 45 Pf.

Meier^ P. Gabriel: Der Bibliothekskatalog des Stiftes Heiligenkreuz vom Jahre 1374. Aus der Handschrift von St. Gallen herausgegeben. 8°. 1901.

50 h 50 Pf. Melly Anton : Bericht über die Vorarbeiten zur Herausgabe des Ergänzungs- bandes der steirischen Taidinge. 8^ 1907. 1 K 15 h 1 M. 15 Pf. Pribram, Alfred Francis, und Moritz Landwehr von Pragenau: Privat- briefe Kaiser Leopolds I. an den Grafen F. E. Pötting 1662—1673. L Teil: November 1662 bis Dezember 1668. 8^ VJO'S.

7 K 80 h 7 M. 80 Pf.

IL Teil: Januar 1669 bis Dezember 1673. 8^ 1904.

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48 y. Abh.: KyaSala. Thomas Campanella ur ^hen Münzetatt zu

. /£/ h -^ 1 M. 10 Pf.

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christianitatis libertatem ab imperio per ^ ^''^'''^'öo'h^-^'öo Pf. heresiarcharum et in peculium hispan^ ^^^^, ^^ ^^^ ^g Jahrhundert' sie et prmcipum ejus. Precor Deur 40 h 40 Pf.

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'".' Entstehung der Landgerichte im bayrisch -Österreichischen Rechts-

- ^bie^e. 8^ 1906. 90 h 90 Pf.

/^^anität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol. 8«. 1907.

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.rillt*'» Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives.

''^1749—1762. 8<». 1902. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

^^j^ait9 Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius vor seiner Erhebung anf

den päbstlichen Stuhl. Reisebericht. 8°. 1905. 40 h 40 Pf.

Za den beigefQgten Preisen durch Alfted HSlder, k. n. k. Hof- nnd Uairersitäts-Boch- Idkndler. Bnchh&adlor der kais. Akademie der Wissenschofteo (Wien, I., Rotenfnrmstiafle !')• txL beziehen.

Druck von Adolf Holzbauson, V. iin»l k. Hf*f. und Univpr'iUt'i-nnrhdrTicker m Wiei»

C- JC ( t,r :i.jr

Sitzungsberichte

der

ademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band^ 6. Abhandlung.

Beiträge

zur

Handschriftenkunde

i.

(Die Bibliotheca Corvina.)

Von

Dr. Wilhelm Weinberger.

Torgtlagt in d«r Sitznag am 28. Oktober 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. n. k. Hef- and UniTenittts-Bnchbindler, BncbbAndler der kmtserlieben Akademie der Wbsenschaften.

Raudititz, Josef: Die Aufhebungf der bischöflich Olmatzschen Münzstatt zn

Kremaier. 8«. 1906. 1 K 10 h 1 M. 10 Pf.

Riehter^ Eduard: Iromimitat, Landeshoheit und Waldschenknngen. 8^ 1906.

60 h 60 PI

Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8^. 1906.

50 h 50 Pt SehiflCmanily Konrad: Ein Mondseer Urbarfragment aus dem 12. Jahrhundert. 8^ 1901. 40 h 40 Pf.

Schul te, Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8^. 1904.

30 h 30 Pt Sehwerdfeger, Dr. J.: Der bairisch -französische Einfall in Ober- und Nieder-Oesterreich (1741) und die Stände der Erzherzogthümer. L Theil: Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oesterreich. S^. 1899.

2 K 70 h 2 M. 70 Pf.

II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. 8°. 1902.

2 K 80 h 2 M. 80 Pf.

SieTeking, Heinrich: Die Handlungsbücher der Medici. I. Das Vermögen

der Medici. 8^ 1906. 1 K 50 h 1 M. 50 Pf.

Stmadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Karte.)

8^ 1906. 6 K 6 M.

Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Karten- skizze im Texte.) 8^ 1907. 4 K 80 h 4 M. 80 Pf.

Stttbel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp II. vom 25. Oktober 1555.

Deutscher Text. 8^ 1905. 1 K 50 h 1 M. 50 Pf.

safflajy Milan von: Die dalmatinische Privaturkunde. 8^ 1904.

2 K 60 h 2 M. 60 Pf. Tarba, Dr. G.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. II. Zur Reichs- und

Hauspolitik der Jahre 1548 bis 1558. 8^ 1901. 1 K 70 h 1 M..70 Pf.

HI. Zur deutschen Reichs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis 1558. 8°. 1901. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

Toltelini, Hans y. : Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberliefening. 8^ 1902. 4 K 10 h 4 M. 10 Pl

Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Rechts- gebiete. 8«. 1906. 90 h 90 Pf.

Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol. 8^ 1907.

3 K 3 M. Winter, Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives.

1749—1762. 8°. 1902. i K 90 h 1 M. 90 Pf.

Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius vor seiner Erhebung auf

den päbstUchen Stuhl. Reisebericht. 8^ 1905. 40 h 40 Pf.

Zu den beigefügten Preisen durch Alflred HOIder« k. n. k. Hof- and (TmTenit&ts-Bueh- bftndJ«r. Bnchh&ndler der kuis. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., Botentarmstrale IS), zn beziehen.

Druck von Adolf Holzhausen, "k. unil k. Hnf. iin>l Univer«it4lvBnrhilnirker in Wieu.

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S i t z u n g^ s b e r i c h t e

der

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band; 6. Abhandlung.

Beiträge

zur

Handschriftenkunde

I.

(Die Bibliotheca Corvina.)

Von

Dr. Wilhelm Weinberger.

T»rg«lflgt in der Sitsnag »m 2S. Oktober 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. Q. k. Hof- and UniTersiats-Bnchb&ndler, BnchbAndler der kaiserlieben Akademie der Wiseenschaften.

Raadnitz^ Josef: Die Aufhebung der biüchoflich Olmützschen MünxsUtt n

Kremsier. 8<». 1906. 1 K 10 h 1 M, 10 PI

Riehter, Eduard: Immunität, Landeshoheit und Waldschenkung^n. 8^ IMii

60 h 60 ^:

Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8^. 1906.

60 h 50 K. Schiffknann, Konrad: Ein Mondseer Urbarfragment aus dem 12. Jahrfaondm 8«. 1901. 40 h 40 P-

Schul te« Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8**. 1904.

30 h SO Pi Sehwerdfeger, Dr. J.: Der bairisch- französische Einfall in Ober- aac Nieder-Oesterretch (1741) und die Stände der ErzherzogthUmer. L Tbeil: Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oester reich. 8^. 1899.

2 K 70 h 2 M. 70 Pf

II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. 8®. 1902.

2 K 80 h 2 M- 80 Pi

SieTeking, Heinrich: Die Handlungsbücher der Medici. I. Das Vermöges der Medici. 8«. 1906. 1 K 50 h 1 M. 50 K

Strnadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Kartf. 80. 1906. 6 K 6 M.

Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Kartes- skizze im Texte.) 8^ 1907. 4K80h 4M. 80Pf

Stttbel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp II. vom 25. Oktober 155Ö.

Deutscher Text. 8». 1905. 1 K 50 h 1 M. 50 ?/.

Sufflay^ Milan von: Die dalmatinische Privaturkunde. 8^. 1904.

2 K 60 h 2 M. 60 Pf Tnrba, Dr. 6.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. U. Zur Reichs- ood

Hauspolitik der Jahre 1548 bis 1558. 8^ 1901. 1 K 70 h 1 M..70Pt.

ni. Zur deutschen Reichs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis 15oS. 8°. 1901. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

TolteHni, Hans y.: Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberliefenmff. 8°. 1902. 4 K 10 h 4 M. 10 Pf.

Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Recht«- gebiete. 8«. 1906. 90 h 90 Pi

Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südlirol. 8®. 1907.

3 K S M. Winter, Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives.

1749—1762. 8°. 1902. 1 K 90 h 1 M. 90 Pt.

Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius Tor seiner Erhebung aaf

den päbstlichen Stuhl. Reisebericht. S^. 1905. 40 h 40 Pt

Za den beigefügten Preisen durch AlfTed HSlder, k. n. k. Hof- and Umrersititfr-Baek- b&ndlor. Bachhindlcr der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., BotentormstnAe lS)i zu beziehen.

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I

Druck von Adolf Hf>l-/.ha{isrn, V. lind k. Hof- unfl Univrr)«itdl»-Biirh.lnif ker in Wien

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Sitzungs b e richte

der

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band, 6. Abhandlung.

Beiträge

zur

Handschriftenkunde

i.

(Die Biblioüieca Corvina.)

Von

Dr. Wilhelm Weinberger.

Torgtlegt in der Sitziin.g am 28. Oktober 1907.

Wien, 190B.

In Kommission bei Alfred Holder

k. n. k. Hof- and TJntTeraittts- Buchhändler, Bnchhtodler der kaiserliehen Akademie der Wiasenschaften.

Raadttitz, Josef: Die Aafhebang der binchOflicb Qlmatxschen MünssUtt r.

Kremsier. S«. 1906. 1 K 10 h 1 M, 10 Pi

Riehter^ Eduard: Immunität, Landeshoheit und Waldschenkang^ii. 8*. 19u(.

SO h 60 M

Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8^. 1906.

50 h 60 ?: Schiitmann, Konrad: Ein Mondseer Urbarfiragment aus dem 12. Jahrhnuden 8«. 1901. 40 h 40 Pi

Sehalte^ Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8**. 1904.

30 h 30 K Schwerdfeirer^ Dr. J.: Der bairisch- französische Einfall in Ober- nni Nieder-Oesterreich (1741) und die Stände der Erzherzogthümer. L Tfae:!' Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oesterreich. 8^. 1899.

2 K 70 h 2 M. 70 Pi

II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. S^. 1902.

2 K 80 h 2 M. 80 Pi

SieTeking, Heinrich: Die HandlungsbQcher der Medici. I. Das Vermögen

der Medici. 8°. 1906. 1 K 50 h 1 M. 60 Pi.

Strnadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Karte.

8«». 1906. 6 K 6 M.

Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Karten- skizze im Texte.) 8^ 1907. 4 K 80 h 4 M. 80

Stiibel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp 11. vom 25. Oktober 15oö.

Deutscher Text. 8°. 1905. 1 K 50 h 1 M. 50 Pi

Safflay, Milan von: Die dalmatinische Privaturkunde. 8°. 1904.

2K60h 2M. 60Pf Tarba, Dr. 6.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. II. Znr Reichs- und

HauspoUtik der Jahre 1548 bis 1558. 8°. 1901. 1 K 70 h 1 M. 70 Pf.

HI. Zur deutschen Reixshs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis lo5S. 8°. 1901. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

Voltelini, Hans v. : Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberlieferung. 8*». 1902. 4 K 10 h 4 M. 10 Pf.

Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Rechts- gebiete. 8«. 1906. 90 h 90 ?t

Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südiirol. 8®. 1907.

3 K 3 M. ÜVinter^ Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchires.

1749—1762. 8°. 1902. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf

Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aoneas Silvius vor seiner Erhebung aaf

den päbstlichen Stuhl. Reisebericht. 8°. 1905. 40 h 40 Pf.

Zu den beigefügten Preisen durch AlfTed HSlder, k. n. k. Hof- and Unirer«t4ts>Btieli- bindlfr. Buchhändler der kais. Akademie der WidscDschaften (Wien, I., RotentormstrsS« 13).

zu beziehen.

Druck von Ad"lf Hol/.hauscn, V. »>n'l k. Hnf- un'l Urivm-itAtn-nurh-lruflcfr tn Wim«

S i t z u n gf s b e r i c h t e

der

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band, 6. Abhandlung.

Beiträge

zur

Handschriftenkunde.

I.

(Die Bibliotheca Corvina.)

Von

Dr. Wilhelm Weinberger.

T»rg«legt in der Sitzung &m 88. Oktober 1907.

Wien, 190S.

In Kommission bei Alfred Holder

k. Q. k. Hof- and Univenittts-Bnchli&ndler, BnchbAndler der kaiserlichen Akidemia der Wissenschaften.

RaadnitZy Josef: Die Aufhebung der biBchOflich Olmützschen MttnzsUtt zu

Kremsier. 8«. 1906. 1 K 10 h 1 M. 10 Pf.

Riehter^ Eduard: Immunität, Landeshoheit und Waldschenkungen. 8^ 1906.

60 h 60 Pf.

Gemarkungen und Steuergemeinden im Lande Salzburg. 8®. 1906.

60 h 50 Pf. Sehiffmann^ Konrad: Ein Mondseer Urbarfragment aus dem 12. Jahrhundert. 8«. 1901. 40 h 40 Pf.

Sehalte^ Friedrich von: Marius Mercator und Pseudo - Isidor. 8^ 1904.

30 h 30 Pf. Schwerdfeper^ Dr. J.: Der bairisch -französische Einfall in Ober- und Nieder-Oesterreich (1741) und die Stände der Erzherzogthflmer. L Theil: Karl Albrecht und die Franzosen in Ober-Oesterreich. 8°. 1899.

2 K 70 h 2 M. 70 Pf.

II. Theil: Kurfürst Karl Albrecht in Niederösterreich. 8^ 1902.

2 K 80 h 2 M. 80 Pf.

SieTeking, Heinrich: Die Handlungsbücher der Medici. I. Das Vermögen

der Medici. 8«. 1906. 1 K 60 h 1 M. 60 Pf.

Strnadt, Julius: Das Land im Norden der Donau. (Mit 1 historischen Karte.)

8«. 1906. 6 K 6 M.

Das Land zwischen der Traun und Ens. (Mit 1 Karte und 1 Karten- skizze im Texte.) 8°. 1907. 4 K 80 h 4 M. 80 Pf.

Stttbel, Bruno: Die Instruktion Karls V. für Philipp II. vom 25. Oktober 1555.

Deutscher Text, 8°. 1905. 1 K 50 h 1 M. 50 Pf.

sofflay^ Milan Ton: Die dalmatinische Privaturkunde. 8^. 1904.

2 K 60 h 2 M. 60 Pf. Tarba^ Dr. 6.: Beiträge zur Geschichte der Habsburger. IL Zur Reichs- und

Hauspolitik der Jahre 1548 bis 1558. 8^ 1901. 1 K 70 h 1 M..70 Pf.

HI. Zur deutschen Reichs- und Hauspolitik der Jahre 1553 bis 1558. 8«. 1901. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

Toltelini, Hans v.: Die ältesten Statuten von Trient und ihre Ueberlieferung. 8<>. 1902. 4 K 10 h 4 M. 10 Pf.

Die Entstehung der Landgerichte im bayrisch -österreichischen Rechts- gebiete. 8«. 1906. 90 h 90 Pf.

Immunität, Grund- und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol. 8^'. 1907.

3 K 3 M. Winter, Gustav: Die Gründung des k. u. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive«.

1749—1762. 8°. 1902. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

Wolkan, Rudolf: Die Briefe des Aeneas Silvius vor seiner Erhebung auf

den päbstUchen Stuhl. Reisebericht. 8^ 1905. 40 h 40 Pf.

Zu den beigefügten Preisen durch llflred HBlder, k. n. k. Hof- and Universitits-Bueli- b&ndler. Baehh&ndlor der kais. Akmdcmie der WUsensehafteo (Wien, I., Rotentormstrmfle 13), zn bezichen.

Druck von Adolf Holzhausen. V. i.n<l k. Hof- und UnivcrdiUU-Bnrhdruclcer in Wien.

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Sitzungsberichte

der

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

I

Philosophisch-Historische Klasse. 159. Band, 6. Abhandlung.

Beiträge

zur

Handschriftenkunde

i.

(Die Bibliotheca Corvina.)

Von

Dr. Wilhelm Weinberger.

Yorgtlegt in der Sitzung am 93. Oktober 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. n. k. Hef- nnd TTniTenItftts-Bmchb&ndler, Boekhftndler der ksiserliclien Akademie der Wiasenschaften.

A. Periodische Publikationen.

Schriften der Balkanoommission. Antiquarische Abtheilnng:

I. Band. Die Lika in römischer Zeit von BLarl Patsch. 4^ 1901. 6K = 5M.

IL Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb. 40. 1902. 18 K = 15 M.

m. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von Karl Patsch. 40. 1904. 18 K = 15 M.

IV. Band. Antike Denkmäler in Bulgarien. Unter Mit- wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk^, H. Egger^ H. Hartl, V. Hoffilier, J. Öhler, K. Skorpil, A. Stein, J. Zingerle bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und 162 Abbüdungen. 49. 1906. 24 K = 20 M.

Der romiiche Limes in Oesterreich.

Heft I. 80. 1900. 9 K = 8 M.

~ Heft IL 8^ 1901. 16 K = 14 M.

Heft HL 8«. 1902. 10 K = 9 M.

Heft IV. 8^ 1903. 9 K = 8 M.

Heft V. 80. 1904. 10 K = 9 M.

Heft VI. 8«. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.

Heft Vn. 80. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.

B. Selbständige Werke.

Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinische Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen Papyrus der Sammlung W. Goleniäöev. (Mit 8 Doppel- tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 4^. 1906.

20 K 20 M.

Beer, Rudolf: Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 6 Schrifttafeln.) 80. 1907. 4 K 70 h 4 M. 70 Pf.

Blume, Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint- Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel- wold, Birin und Swithun. 80. 1903. 60 h 60 Pf.

Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter- catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilura Christia- num. (Mit 1 Tafel.) 80. 1904. 4 K 50 h 4 M. 50 Pf.

Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius. Beobachtungen über den Stil des Autors und die lieber- lieferung seines Werkes. S«. 1901. 1 K 40 h 1 M 40 Pf.

Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. Mit einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift des Philastrius. 8^. 1903. 1 K 1 M.

VI. Abb.: Weinberger. Beiträge zar Handschriftenkunde. I.

VL Beiträge zur Handschriftenkunde.

L (Die Bibliotheca Corvina.)

Yoa

Dr. Wilhelm Weinberger.

(Vorgelegt in der Sitznng am 83. Oktober 1907.)

Oei dem Versuche, die über Bestände und Geschichte der Sammlungen griechischer und lateinischer Hand- schriften orientierenden Publikationen zu verzeichnen, bot sich Gelegenheit, Material für die Rekonstruktion einer An- zahl von Bibliotheken zu sammeln. Eine eingehendere Unter- suchung schien in dieser Richtung die Bibliothek des Königs Matthias Corvinus zu erfordern. Gerade weil sie immer Interesse erregt hat, fehlt es in den ihr bisher gewidmeten, nicht immer leicht zugänglichen Abhandlungen nicht an un- richtigen und ungenauen Angaben, während nicht alle nach dem derzeitigen Stande der Katalogisierung erreichbaren sicheren Corviniani verzeichnet sind. So wurde diese Untersuchung zu einem besonderen 1. Teile gestaltet, in dem ja sowohl merk- würdige Wanderungen einzelner Handschriften als auch die Schwierigkeiten, die durch die mangelhafte Katalogisierung vieler Bibliotheken erwachsen, zur Sprache kommen. Der 2. Teil soll nach Behandlung einer Anzahl von Bibliotheken die Bibliographie der Handschriftensammlungen bringen.

Wie die ganze Arbeit, so wäre mir auch dieser 1. Teil nicht möglich gewesen ohne Förderung durch das h. k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht, durch Vorstände und Beamte der Wiener Bibliotheken. Dem k. und k. Direktor der k. k. Hofbibliothek Herrn Hofrat Ritter von

SiteiiBg«b«r. d. phil.-hist. Kl. 159. Bd. C. Abb. 1

2 VI. Abhandlang: Weinberger.

Karabacek bin ich zu besonderem Danke verpflichtet. Von den Bibliotheksbeamten wären so viele zu nennen, daß ich mich damit begnügen muß, alle meines Danken zu versichern. Ich glaube nur hervorheben zu sollen, daß mir die Benützung der ungarischen Literatur durch die unermüdliche Geduld der Herren Kustos Kluch von der Hof- und Amanuensis Stockinger von der Universitätsbibliothek ermöglicht wurde. Da ich bei der großen Ausdehnung dieser wichtigen Literatur nur einzelne Stellen zur Übersetzung oder Erläuterung vor- legen konnte, trifft die Schuld an eventuellen Mißverständnissen mich allein. Freundliche Mitteilungen der Herren Bibliothekar Emil Jacobs in Berlin, Giovanni Mercati an der Vaticana, Professor Dr. Heinrich Sehen kl in Graz und Kustos Dr. Rudolf Wölk an in Wien sind an entsprechender Stelle mit Dank erwähnt. Herr Kustos Dr. Beer hat mir wie früher so auch bei der Korrektur wertvolle Hilfe angedeihen lassen.

Das folgende Verzeichnis der Abkürzungen enthält auch die wichtigste Literatur über die Bibliotheca Corvina.

Abbild, (mit einer Nummer) verweist auf J. Czontosi, Bild- nisse des Königs Matthias Corvinus und der Königin Beatrix in den Corvin-Kodexen. Ung. Revue X (1890) 177—210, 571-588. (Sonderabdruck: Budapest, Killian).

E. Abel, Die Bibliothek des Königs Matthias Corvinus. Hun- falvys l(iterarische) B(erichte aus Ungarn) H (1878), 556—581.

N(euer) Anz(eiger für Bibliographie).

N(eues) Archiv (der Gesellschaft flir ältere deutsche Ge- schichte).

Zs. Beöthy, A magyar irodalom törtänete. Budapest 1899. (Ungar. Literaturgeschichte mit mehreren Faksimilien).

Bibl. = Bibliot(h)eca, Bibliothek, Biblioth&que.

Bibl. d(e T^cole des) chartes.

(Le) bibl(ioteche) govcrn(ative Italiane nel 1898. Rom 1900).

lo. Alex. Brassicani de bibl. imprimis regia Budensi ad epi- scopum Augustensem Christophorum a Stadion epistola (praef. Salviani ab ipso editi. Basel 1530, auch in der

Beiträge znr Handachriftenkande. I. 3

Salvian-Ausgabe Nürnberg 1621; bei Mader, de bibl. sec.

ed. cur. I. A. S. D. Helmstad. 1702, 145—153). A. Bndik, Entstehung und Verfall der berühmten von König

Matthias Corvinus gestifteten Bibl. zu Ofen. Jahrbücher der

Literatur LXXXVIII (Wien 1839) Anzeigeblatt 37—56. Bursian = Jahresbericht über die Fortschritte der klass.

Altertumswiss. (mit Bandzahl und Nummer des Berichtes;

Seitenzahlen wird ein S. vorgesetzt).

B(yzantinische) Z(eit8chrift).

C. = Catalogo, Catalogue, Catalogus.

C(entralblatt für) B(ibliothekswesen).

C D = C. g^n^ral des manuscrits des bibl. publiques de France. Departements; die ältere Serie wird mit C D^ bezeichnet.

J. Cz(ontosi)^ Auswärtige Bewegungen auf dem Gebiete der Corvina-Literatur. L(iterarische) B(erichte aus Ungarn) III (1879) 85—106.

Latin Corvin-codexek bibliographiai jegyzeke. Ma- gyar Eönyvszemle VI (1881) 137 176 (wird mit Cz. be- zeichnet; die Nummern des Verzeichnisses werden denen des unten folgenden in Klammem beigesetzt. Auszug von Abel, Berl. phil. Woch. 1883, 232—235). Auf die im Pallas Nagy Lexikon X (1895) 824 mit besonderer Pagi- nierung* gegebene, nach der Natur des Werkes nicht quellenmäßige Übersicht wird mit ,Pallas-Lexikon' ver- wiesen; vgl. auch oben unter Abbild.

Corvinische Hss. von Attavantes. CB III (1886) 209—217.

E. Edwards, Memoirs of Libraries I 395 (im wesentlichen nach Vogel).

L. Fischer, König Mathias Corvinus und seine Bibl. Progr. Staatsuntergymn. im 2. Bezirk. Wien 1878.

*■ S. Xn Begifltnxm codicam Angelt Politiani inyictissimo Regi Hangariae Matthiae sabmissuiii a. 1489. Die 18 Hss. kehren bis auf 6 in dem In- ventar wieder, das nach Polizianos Tode am 24. Oktober 1495 aufge- nommen wnrde (s. W. Boscoe, Leben und Regierung des Papstes Leo X. Ans dem Engl. Ton A. F. G. Qlaser mit Anmerkungen von Ph. K. Henke. Leipzig 1806. I 508).

1*

4 VI. Abhandlung: Weinbergor.

W. Fraknoi; Matthias Corvinos. Aus dem Ungarischen über- setzt. Freiburg i. B. 1891. (290 flF.).

O. von Gebhardt^ Ein Kodex Corvinianus in der Universitäts- bibl. zu Göttingen. CB I (1884) 133—151 (mit guten Li- teraturangaben).

G. Heinrich, Die heimgekehrten Bände der Corvina. L(iterar.) B(erichte aus Ungarn) I (1877) 321—340.

Hs., Hss., = Handschrift, Handschriften.

J(ahr)h(undert); vielfach nur durch römische Ziffer bezeichnet.

I(ntelligenz) B(latt).

Irodalom törtänete eml^kek. 2 Bde. Budapest 1886 und 1890 [werden mit Übersetzung des Titels zitiert: Literarhist(o- rische) Denkm(äler)J.

(The) J(oumal of) Th(eological) St(udies).

J(ournal des) S(avant8).

K(atalog).

L(iterari8che) B(erichte aus Ungarn); vgl. Abel, Czontosi und Heinrich.

Literarhist(ori8che) Denkm(äler) s. Irodalom.

Martini, C. dei mss. greci esistenti nelle bibl. Italiane. 1893 ff.

M(agyar) K(ünyvszemle); die einzelnen Aufsätze werden meist ohne Titelangabe nur nach Band- und Seitenzahl ange- führt.

Ms., Mss. = Manuscript(us) , manuscrit, manoscritto, Manu- skripte u. s. w.

E. MUntz, La bibl. de Mathias Corvin. Bull, du bibliophile 1899, 257—264.

N(eos) H(ellenomnemon).

J. Pflagk, Epistola ad . . . Vitmn Ludovicum a Seckendorf . . . praeter fata bibl. Budensis librorum quoque in ultima expugnatione repertorum catalogum exhibens. Jena 1688 (in der nova accessio zu Mader de bibl. [Helmstadt 1703] S. 309—352).

A. Reumont, Dei tre prelati Ungheresi menzionati da Vespa- siano da Bisticci. Arch. stör. Ital. 3. Ser. XX 95.

La bibl. Corvina. a. a. O. 4. Ser. IV (1879) 59—73.

Revue (des bibl.).

Rivista (delle bibl.).

Beitrfige ssar HandBchriftenkande. I. 5

F. Romer, Im Interesse der corvinischen Bibl. N. Anz. 1876, 121 125 (Romers hsl. Nachlaß befindet sich im National- museum zu Budapest: MK N. F. IV 117).

F. X. Schier, Dissertatio de regiae Budensis bibl. Matthiae Corvini orta lapsu interita et reliqaiis. Ed. altera Viennae sumptibus Francisci losephi Rötzel 1799 [von Martin Roznak besorgt; die 1. Aufl. erschien bloß mit den Ini- tialen des Autors F(ranciscus) X(7stus) S(chier) A(ugnsti< nianus) 1766].

H. Simonsfeld, Einige kunst- und literargesch, Funde. Münch. S. Ber. 1902, 554—568.

Statistica (delle bibl.) Rom 1893.

Studi (Italiani di filologia classica).

Verz(eichni8).

E. 6. Vogel, Verz. der corvinischen Hss. in öffentlichen BibL Serapeum X (1849) 276, 380.

P. Wallaszky, Tentamen historiae litterarum sub rege glorio- sissimo Matthia Corvino de Hunjad in Hungaria . . . Leipzig 1769.

* bezeichnet griech. Hss. (bezw. Bibl. oder K., die solche ent- halten), + unzugängliche Werke.

Falls bei anderen (mit Rücksicht auf die im 2. Teile vor- zulegende Bibliographie) gekürzten Titeln Zweifel entstehen sollten, können einstweilen Gardthausen, Sammlungen und K. griech. Hss. (Byz. Archiv III, 1903), mein im Auftrage der kais. Akademie der Wissenschaften hgg. Catalogus catalogorum (Wien 1901) und Bursian XCVIII 208, CVI 190, CXXVII 214, CXXXV 15 Aufschluß geben.

VI. Abhandlang: Weinberger.

Über das Werden der Bibl. geben die bisherigen Dar- stellangen ausreichende Auskunft, eine gute Übersicht Fischer, der auch S. 8 Belege dafür beibringt, daß Matthias schon vor seiner Vermählung mit Beatrix von Aragonien (1476) auf die Erwerbung von Hss. bedacht war. Wenn Fischer S. 11 be- hauptet, es sei nicht zu ermitteln, welche von den genannten Kalligraphen (vgl. auch Reumont und LB ni 101) unter die ständigen Schreiber zu Florenz oder Ofen gehörten, werden wir nach den Subskriptionen der im Folgenden unter Nr. 47 und 105 besprochenen Hss. zum mindesten Martinus Antonius Presbyter der Florentiner Werkstätte zuweisen können. Für die exemplaria satta fida Mathiae inclyti regii Hungariae et Bohemiae vgl. auch Nr. 48^. Von den Subskriptionen in Nr. 51 gilt eine noch dem lebenden, die andere dem mittlerweile ver- storbenen König. Die Schreibernamen sind bei den einzelnen Hss. vermerkt und, durch kursiven Druck gekennzeichnet, in das Autorenregister aufgenommen.

Auf die Zuverlässigkeit und den Inhalt der von Matthias erworbenen Hss. werden wir am Schlüsse zurtlckkommen, auf die Frage, ob wirklich, wie Angelo Mai (in einer Anmerkung zu der im Jahre 1839 gedruckten Biographie Vespasianos da Bisticci) behauptet hat, Hss. der geächteten Prälaten Johann Vitez und lanus Pannonius der königlichen Bibl. einverleibt wurden, bei Wiener Hss. (suppl. gr. 30 und lat. 11) eingehen müssen, wenn auch ein bestimmtes Ergebnis kaum zu ge- winnen ist.

Beim Tode des Matthias war eine Anzahl von Hss. oder wenigstens deren künstlerische Ausschmückung unvollendet. 46 und 48 (wohl auch 47 und 51) gelangten in den Besitz der Medizeer, 105 in den des Kardinals Trivulzio, 112 und 113 durch den Dominikanergeneral Gioacchino della Torre nach Venedig. 94 kam wohl aus einer italienischen in eine fran- zösische Sammlung; vgl. auch 90, 91, 103.

Andere wurden von W lad isla w bezahlt und über- nommen ; vgl. die Ubermalungen in 84 und 92. 84 (Münchner Beda) rührt nach Cz. CB III 216 von demselben Miniator her.

Beiträge sar HandschriftcnkuDde. I. 7

wie 15) 112 (gleichfalls beim Tode des Matthias unvollendet)) 133) 166 und eine Hs. Wladislaws in Nflrnberg, für die Czontosis Angaben (vgl. auch Ung. Rev. X 196: Historia Impe- ratorum Turciae) nicht ausreichen.^ Das jagellonische Wappen zeigen noch 5, 22, 84, 134 und der Vind. 644; vgl. auch 98. Bei Behandlung der Hs. einer am Hofe Wladislaws von Crispus Dominicus Rannusius gehaltenen Rede (die von Vam- bery mit Erlaubnis des Sultans aus der Serai-Bibl. ins Buda- pester Nationalmuseum gebracht wurde) spricht Cz. von 8 an- deren in den Bibl. Europas zerstreuten Hss. Wladislaws (Ung. Rev. IX 557; vgl. auch MK XIV 27—44 und für ein Ge- betbuch in Krakau IX 322 f.). S. auch S. 28 (48 b a. E.) Besonderen Wert scheint Wladislaw auf die Hss. nicht gelegt zu haben; unter ihm und unter Ludwig IL (vgl. Nr. 6) wurden viele der Ofner Bibl. entfremdet. 134 verschenkte Wladislaw an Gremper; 65 wahrscheinlich an Spigel. Auch Hieronymus Baibus , Bohuslav Hassenstein, August Käsenbrot (Augustinus Moravus, Olomucensis), Bischof Lang von Gurk; Christophor Urswick oder Bambridge (später Erzbischof von York) sollen (nach Abel und Reumont) Hss. erhalten haben. Wallaszky nennt S. 84 einen Georgius Trapezuntinus contra Phi- lonem und einen Plutarch, die durch Augustinus Moravus (vgl. Göttweih) Ohuütz und den Vindob. 3166) in Lobkowitzischen Besitz gekommen sein sollen.^ Beachtenswert bleibt die jetzt in Cambridge befindliche Hs. 37) die schon 1496 in Schwaben war.

^ C. Th. de Murr, Memorabilia bibl. publicarum Norimbergensinm 1791. I 32. F. G. Ghillany, Index rarissimomm aliqaot libroram mss. . . . quos habet bibl. publ. N. 1846 geht über Mnrr nur durch Schriftproben hinaus. Von den griech. Hm. der Stadtbibliothek sind einige, die ▼on Bessarion an lohannes Regiomontanua gelangten, hervorzuheben, ferner die Akten des Florentiner Konzils yom Jahre 1439, die auf eine Abschrift des Zygomalas Ix T(5v tt]; ßißX. ?8tox£ipb>v KcovaTaviivou rou Aa- (Txapsco^ zurückgehen. In (Mnmmenhoff) K. der histor. Ausstellung der Stadt N. 1906 finden sich (s. 8. 332) nur einige liturgische Hss. und ein Valerius Mazimus XV. Der den 1. Band der Schriften des National- museums bildende K. (Bibl. des germ. Nationalmus. 1855) enthält nur wenige fttr Philologen in Betracht kommende Mss.; ein zu einer Eyan- gelienhs. (s. VH) gehöriges Fragment findet sich in Morgans Besitz: J S 1907, 420.

* In Baudnitz findet sich zwar eine ungarische Hs. (MK IV [1879] 489 207, BeOthy 101), die oben erwähnten aber kommen weder in

8 VI. Abhandlang: Weinberger.

Vor 151 ö scheint eine (jetzt verschollene) IgnatiuB-Hs. nach Breslau gekommen zn sein; wenigstens (kllt in dieses Jahr eine Eintragung von 2. Hand im Vat. lat. 524 ^ auf den zuerst im MK N. F. XI (1903) 440 hingewiesen wurde: Pio LecUyri S, Lector qtiod hoc Divinum Opus leges loanni Turzoni Sacratiaaimo Wratislaviens, Presuli Gracicta Habeto. An. Domini MDXV. Die Hs. trägt das Wappen des Breslauer Bischofs (vgl. auch LB I 491 über 4 Bischöfe, die der Familie Thurzo de Bethlenfalva angehörten) und enthält Briefe von Paulinus Nolanus^ Ausonius, Uranius, Pseudoignatius und An- tonius; f. 157^ steht nun von derselben 2. Hand eine auf den 5. pseudoignatianischen Brief (ad Philadelphienses) bezügliche Bemerkung, die bei G. Mercati, U codice Corviniano delle epi- stole di S. Ignazio. Rev. Binidictine XXIV (1907) 263—266 besser als im 1. Bande des K. der lat. Vaticani abgedruckt ist: In qua per per am in multia exemplarihue inter uxoratos Divus Paulus ponitUTy ut nostrum testatur exemplar grate vetuatatü ex Bibl, Invictissimi Regie Mathiae Corvini PanTioniarum j de- eiderahilie memorie, quod nomen Pauli non habeto

Brassican spricht von griech. Hss., die er aus der Cor- vina erhalten (vgl. 130, 131), S. 149 von mehreren^ die er dort

Gollobs Verz. der griech. Hss. (Wiener 8.-Ber. CXLVI, VII) 108 (zu I. und X vgl. Bursian CXXXV, 8. 48) noch in seinen Angaben über lat HtM. (134) vor. Ob Hss. Bobaslav Hassensteins aach In die fÜrstl. Lobkowitzsche Bibl. zu Prag gelangten, über die wir nicht ausreichend orientiert sind (vgl. Archiv IX 478, Steinmeyer, Ahd. Glossen IV 603; viele Hss. ans Weissen an), ist mir nicht bekannt. ^ In dieser Notiz sieht Mercati die Quelle der irrigen Angabe des Marianus Victorius (f 1572) in seinem Hieronymus-Kommentar: quamvü in €mU' quUnmo Igncttii Qr<ieco codice^ qui MeUhitte Ungarorum regit erat, hoe non inveniri Ambrotius Camaldulennt qui librum legit testatur (vgl. H. Quentin in der Rev. B^n6d. XXIV 104). Ambrogio Traversari, der vier Jahre vor der Geburt des Matthias starb, kann einen Kodex nicht als corvinisch bezeichnen; der Irrtum wird mit Quentin und Mercati durch eine Aus- gabe zu erklären sein, in der die Briefe des Ignatius auf des Ambrogio Übersetzung des Dionysius Aeropagita folgten (der 1514 von lacobus Faber Stapulensis besorgte Abdruck der editio princeps enthält keinerlei Anmerkung zur Stelle im 5. Briefe). Mercati nimmt an, daß auch die Bezeichnung des Kodex als eines griech. irrig sei und schließt seine Notiz mit einem Hinweise auf den Palat. lat. 150, der Paulus ausläßt, und mit dem Corvinianus verwandt, wenn nicht identisch sei. (In einem Oxforder Kodex, Baliolensis 229 XU, ist Paulus radiert.)

BeitrSge zur Handschrifteilkunde. I. 9

gesehen habe, endlich 1Ö2 von Werken , die er herausgeben will. Von den letztgenannten Hss. sagt er allerdings nicht ausdrücklich , daß sie der Corvina angehörten,^ doch ist ein Basilius in Hexaemeron darunter {copiosiar quam ab Argy- ropulo vel Eustachio est converstis) und ein Diodor (mit aus- drücklichem Hinweis darauf, daß es sich um noch nicht ins Lateinische übersetzte Bücher handle), die uns unter den wahr- scheinlich corvinianischen Hss. begegnen werden (122, 130), ferner ein lamblichus de rebus Pythagoricis, mit dem die nach 131 erwähnte Hs. des Servitenklosters zu vergleichen ist. Die griech. Athanasius-Hs., die S. 149 erwähnt wird, kann mit der lat. (unten Nr. 149), die wohl in Brassicans Besitz gewesen ist, nicht in Zusammenhang gebracht werden. Auf den Theodore t, den Br. gesehen hat, kommen wir bei Venedig zurück; die übrigen von Brassican erwähnten Hss. sollen nach Aufzäh- lung der erhaltenen Corviniani besprochen werden. Außer den griech. Hss. 130 und 131, deren Zugehörigkeit zur Corvina nicht zweifellos ist, sind vier sichere lat. Corviniani durch Brassican' nach Wien gekommen: 136, 137, 140, 155; sie waren dann in Fabers Besitz gleich denjenigen, die schon vor Brassican durch Celtes (138, 154) oder Cuspinian (127; vgL Aschbach, Gesch. der Wiener Univ. II, 296, 4) nach Wien gebracht worden waren. Zwei Corviniani aus Fabers Besitz sind in Göttweih und Leipzig erhalten; andere sind auf dem Umweg über Schloss Ambras (139, 140, 142) nach Wien zu- rückgekehrt. In Wien ist Nr. 4 und wohl auch 82 gewesen; für Hss., die nach Siebenbürgen gebracht wurden, vgl. unten Par. suppl. gr. 690 und Nr. 143.

Durch den Statthalter Gritti kamen Corviniani nach Ve- nedig; dort könnte (vgl. auch zu 50) Mendoza am ehesten um 1540, wie Abel (ohne Belege beizubringen) behauptet, solche erworben haben.' Jedenfalls stammen die jetzt in Mo-

^ Eine von Brassican fttr seine Calpnrnius -Ausgabe (Straßbarg 1519) be- nutzte, seither Terschollene Hs. stammte aas 8. Peter im Einsiedel: Würtemberg. Jahrb. 1837, 376. Ein Terenz des Brassican (Vind. 270) ist 1461 in Graz geschrieben.

* Vgl. auch unten S. 22, Anm. I.

* E. Miller, C. des mss. grecs de VEseorial. Paris 1848 wird ergänzt durch die (nicht auf griech. Bestand beschränkte) Arbeit yon C. Qraux,

10 VI. Abhandlung: Weinberger.

dena befindlichen Corviniani aas dem Besitze des Venezianers Nicolo Zeno. Auf Hss. des Venezianers Apostolo Zeno kommen wir beim Vindob. 644 zurück.

Durch den Markgrafen Georg von Brandenburg; den Er- zieher Ludwigs IL, und seine Soldaten, denen sie um die Zeit der Schiacht bei Mohics als Kriegsbeute zufielen, kamen Hss. nach Ansbach^ und in benachbarte Orte; vgl. zu 81 (wo auch Wolfenbtlttler Hss., die über Ansbach gegangen sind, be- sprochen werden) und die Vorbemerkung im Berliner K. zu 1019,

Essai sur les origines da fonds ^rec de TE. Bibl. de Töcole des hautes Stades. Sciences philol. XLVI (1880). Die wichtigsten Provenienzen sind: Antonio Agast in, Erzbischof von Tarragona, Bareil i, Dandolo, Gaadalupe, Diego Hartado de Mendosa, Graf Olivares, Francesco Patricio (C B XXV 19), Pedro Ponce, Bischof von Plasencio, 8a- lamanca, Colegio de Oviedo; vgl. R. Beer, Die Hss.-Schenknng Phi- lipps II. an den E. nach einem bisher unveröffentlichten Inventar des Madrider Palastarchivs. Jahrb. der kunsthist. Sammlnngen des allerh. Kaiserhauses XXIII (1902) I— CXL (S. XV aragonische Bibl.), Nieder- IMndische Btichererwerbungen des Benito Arias Montane für den E. im Auftrage KOnig Philipps II. Nach unveröffentlichten ans dem Musöe Plantin-Moretus von Max Rooses zur Verfügung gestellten Urkunden. Ebd. XXV 6 (1905) I, LXXVI; für Eparchos-Hss. Festschrift für Th. Gomperz (Wien 1902) 309; für Hss. aus Siena Eckardt 89 (Graux 18t2 f., A. 1), Bull. Senese VI 493. Die älteren Inventare sind um so wichtiger, weil 1671 ein großer Teil der Bibl. verbrannte, vgl. V. Lnnd- strOm, De cod. graec. olim Escoraliensibus, qui nunc Upsaliae adservantur. Eranos (Acta philologica Suecana) II (1897) 1 7 (vgl. I 150). Colvills K. wurde von Mercati im Ambros. Q 114 sup. gefunden. An Beschreibungen lat. Hss. fehlt es nicht; vgl. Hartel-Loewe, Bibl. patnim lat. Hispaniensis 15-260 (Wien. S. Ber. CXI 421, CXII 161), für ältere Werke s. Beer, Hss.-Scbätze Spaniens 179 (Wien. S. Ber. CXXV), aber Indizes sind erst mit dem 2. Bande au erwarten. Einst- weilen können die Indizes bei Beer (Ilss.-Schätze und Handschriften- schenkung) und Hänel (920 960) herangezogen werden. Die verstreuten Notizen über einzelne Escorialenses sind verwertet in der bisher bis Cicero reichenden Bibliografia Hispano-Latina ClAsica von Menöndez y Pelajo (Biblioteca de la Bevista de Archivos, Bibl. y Museos I). Für ein im Anfang des 17. Jh. von P. Alaejos verfaßtes Vera, der Inedita s. Bursian CXXXV, S. 39 f.

Die Hss. der Schloßbibl. (vgl. Gerckcn II 429) kamen wenigstens lam Teil nach Erlangen. (Th. Preger), Die Hss. des histor. Vereins fUr Mittelfranken, aufbewahrt in der k. Rcgierungsbibl. zu A. (Anhang: Hss. des A. Gjmn.) I. 1907 hat mir ilbch nicht vorgelegen.

Beitrftge bot Handschrifienkande. I. 11

WO mit Recht vermatet wird, daß in ähnlicher Weise auch andere Hss. (z. B. 111) damals nach Deutschland kamen; vgl. auch 40—45, 58, 110, 172, ferner die Prager Hs. (97) und die Berliner (2), die über Prag gegangen ist; 7 wurde von der Witwe Ludwigs IL nach Brüssel gebracht. Eine weit größere Zahl von Hss. fiel nach der Schlacht bei Mohdcs in die Hände der Türken. 53 wurde 1568 in Adrianopel erworben; 4, 9, 12, 13, 15, 24—36, 50, 62, 93, 126 (?), 156 kehrten aus Kon- stantinopel nach Ungarn oder in andere okzidentalische Bibl. zurück. Daß unter den Hss., die als Geschenk des Sultans in die Budapester Universitätsbibl. kamen, der größere Teil nicht corvinisch ist, mahnt zur Vorsicht, so beim Par. 7239 und besonders bei den Hss., die erst 1686 bei der Erstürmung Ofens vorgefunden wurden. Nicht nur in Konstantinopel, auch in Ofen (vgl. MK N. F. IV [1896] 338, VIII 195)* können Hss. ungarischer und anderer Provenienz vermischt worden sein. Zudem sind in Pflugks Verzeichnis Hss. und Drucke aus nach- corvinischer Zeit enthalten. Wir werden bei Graner und Preß- burger Hss. sehen, daß Cz. Provenienz-Angaben des 17. Jh. die Beweiskraft abspricht. Zu welcher Zeit die gegenwärtig in Agram, in der Akademiebibl. und im Fonds Jankovich des Nationalmuseums zu Budapest, ferner zu Raab befindlichen sicheren Corviniani die königliche Bibl. verlassen haben und auf welchen Wegen sie an ihren jetzigen Aufbewahrungsort gelangten, scheint nicht bekannt zu sein. Dasselbe gilt übrigens auch von mehreren Hss. deutscher und italienischer Bibl.

Im Folgenden sind (mit den fettgedruckten Ziffern 1,*4, 7—21, 24—33, 37—42, 44, 46—48, 51, 53, 54, 58, 60, 62— 80, 83—88, 92—97, 101, 104—107, 109—114, 119, 128, 132— 146, 150—158, 160, 162, 163, 165—167, 169, 171—173) 120 Hss. verzeichnet, von denen bezeugt ist, daß das Wappen des Matthias Corvinus entweder auf dem Titelblatt oder auf dem Einband erkennbar ist. Wo sich hierüber keine ausdrückliche Angabe findet, ist sie entweder aus Czontosis bibliographischem Verzeichnis, dessen Num-

^ Zuveai; xai Mxpiai^ l7]aou; für orientalische Hss. vgl. Mainz, Schier S. 79, Badik 51 (Albohal), MKI Iff. (Königsberg). Eine mhd. Hs. in Kalocsa wird als Tielleicht corvinisch erwähnt MK N. F. IV 87.

12 VI. Abhandlung: Weinberger.

mern in Klammern beigefügt sind^ oder aas dem ange- führten Hss.-K. zu entnehmen.

Es wurde schon erwähnt, daß einige dieser Hss. beim Tode des Matthias nicht vollendet waren; in diesem Falle ist die fettgedrackte Ziffer eingeklammert. Aaf diese Weise habe ich aach 162 bezeichnet , ein Missale , das mit dem cor- vinischen Wappen geschmückt ist und, wenn es überhaupt im Besitze des Königs war, jedenfalls bald verschenkt wurde.

Ohne weiteres Kennzeichen ist die Ziffer bei 10 Hss. (2, 5, 43, 50, 81, 82, 126, 127, 130, 131) geblieben, deren Zugehörigkeit zur Corvina namentlich infolge glaubwürdiger Tradition wahrscheinlich ist.

In Klammern steht die Ziffer bei den übrigen 45 Hss., deren Zugehörigkeit zweifelhaft ist. Es gibt Fülle darunter, wo der corvinische Ursprung nicht unwahrscheinlich, aber durch die derzeit vorliegenden Angaben nicht erweislich ist, es sind andere, wo zwar eine Möglichkeit, aber keinerlei Wahr- scheinlichkeit besteht. Gering ist die Wahrscheinlichkeit auch bei den meisten hier aufgenommenen Exemplaren von Werken, die Matthias gewidmet wurden; vgl. 22, 45, 49, 52, 61, 108, 118, 159. Nur bei 3 Hss. (3, 23, 89), die 1686 erbeutet wurden, und bei 2 (147 u. 161), die Lambeck 1666 in Ofen erhielt, ist noch ein Fragezeichen beigesetzt. Wo sich aber die Voraus- setzung, die zur Zuweisung geführt hat, als nichtig oder irrig erweisen läßt, oder wo die Unmöglichkeit z. B. durch eine (bisher übersehene) spätere Datierung offenkundig ist, wird di6 Hs. ohne Nummer angeführt.

Ebensowenig habe ich Hss., deren Inhalt mir unbekannt ist oder deren Vorhandensein (s. Mainz) nicht feststeht, eine Nummer gegeben. Dies ist auch in Betracht zu ziehen, wenn man die Zahl von 120 sicheren Corviniani mit denen von Fraknoi (134) und im Pallas-Lexikon (145) vergleicht; s. Budapest, Na- tionalmuseum nach Nr. 21 (4 Hss.), Archiv in Florenz, PrivatbibL in London, Modena nach Nr. 80 (3), Universitätsbibl. in Padua, Venedig (nach 140), Wernigerode. Ferner werden bei Cz. 3 Hss. österreichischer PrivatbibL mitgezählt (Lambach, Breviar vom Jahre 1487?, Melk?, Missale der fürstlich Liechtensteinschen Bibl.?, vgl. MK XV 34). Andere Hss. seiner Liste sind im fol- genden Verzeichnis ausgeschieden: Escorial, Mailand (nach 64),

Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 13

Paris 7239 oder eracheinen doch unter den zweifelhaften: 34 36, 56, 100, 115—118, 159, bei Wien sind 26 fettgedruckte ZiflFern, während Cz. 30 sichere Corviniani ansetzt. Bei Cz. fehlen da- gegen 27, eine Hs., die man streng genommen der Bibl. der Königin Beatrix und nicht der Corvina zurechnen kann, ferner 37,41, 104, 142, vgl. auch die Schloßbemerknng zur Lauren- ziana und 158. Auf die griech. Hs. 128, die bei Cz. unter den lat. genannt wird, werden wir bei Wien aufmerksam machen, zumal es außer dieser nur noch eine griech. Hs. gibt (Nr. 60), die als corvinisch (durch den Einband) beglaubigt ist.

Über Wappen und Einband ist noch einiges vorauszu- schicken. Die verschiedenen Formen des Wappens,^ über die am besten die in jedem Falle angeführten, oft farbigen (und wenigstens zum Teil leicht zugänglichen) Faksimilia orientieren, sind nicht geschieden. Es schien mir von geringer Bedeutung, ob das Wappen nur je zweimal Altungarns rot-weiße Balken und den bömischen Löwen oder rechts oben das (meist aus einem grünen oder goldenen Dreiberg hervorbrechende) sil- berne zweiarmige (Patriarchen)kreuz (Neuungam), bzw. links unten drei gekrönte goldene Leoparden im blauen Feld auf- weist. Dagegen ist das MA zu beiden Seiten des Wappens (Matthias Augustus) immer angegeben; in einem Falle (2) steht es neben dem leeren Wappenschild. Der Herzschild mit dem Raben, der einen Ring im Schnabel hält, wird zwar nicht beim Titelblatt, wo er häufig ist (schwarzer Rabe auf blauem Grunde, bei Attavantes-Hss. blau auf Silbergrund) erwähnt, wohl aber in den seltenen Fällen^ wo er auch auf dem Einbände erscheint. Die Einbände sind namentlich bei den Wiener Hss., die ich selbst gesehen habe, etwas genauer behandelt, der cha- rakteristische Titel in Majuskelbuchstaben (meist oben auf der Rückseite) Samt- und Seiden-Einbände sind bei Wolfen- büttler Hss. erhalten, ein Seidenband auch bei Nr. 109; für die

^ Vgl. auch den Vind. lat. 8621, eine ron AdamoB RajcsÄny de Eadem (ad Cameram Regiam Hongaricam constitntas Archivarins) dem Groß- herzog Franz von Lothringen, wie es scheint, bald nach der Geburt Josefs gewidmete Sammlung von Apographa diplomatum familiae Cor- Ttnianae (12 fol.). Codex, sagen die ,Tabttlae', a calligrapho exaratus figuris imaginibus sigillis delineatis omatus est. Am Beginne steht ein Bild des Matthias (Vergrößerung aus einem Siegel).

14 VI. Abhandlung: Wein b er g^er.

Stanzen der Lederbände vgl. die za 158 angeführte Notiz von Hermann ; der auf ein ungarisch geschriebenes Werk von G. Rath; Magyarorszagi könyvtäblak a tört^nelmi kidblit^on. Budapest 1897, 34—39 verweist, und MK N. F. V (1897) 250— 265. XIII 314 324. Das ungarisch-böhmische Wappen auf dem Einbände beglaubigt eine Anzahl von Bänden (darunter die beiden eben erwähnten griech.), denen im Innern, weil sie entweder nicht für Corvin geschrieben oder später ihres Titelblattes be- raubt wurden, das Wappen fehlt. Goldschnitt mit eingepreßten Guirlanden, Rosetten und Würfeln (häufig in verschiedenen Farben) ist natürlich auch in anderen Bibl. jener Zeit üblich gewesen, ebenso das Aufschreiben des Titels auf dem Längs- schnitt. Einen Anhaltspunkt kann es aber doch bieten, wenn Hss., die von glaubwürdigen Gewährsmännern als corvinisch bezeichnet werden, neu gebunden wurden und dabei ein der- artiger Goldschnitt erhalten blieb. Wo glaubwürdige Gewährs- männer fehlen, müssen wir wohl darauf verzichten, Hss. wie- derzuerkennen, die Matthias nicht bestellt, sondern fertig in einem brauchbaren Einband angekauft hat. Der Fall scheint bei griech. Hss. (die in dem nun folgenden Verzeichnis durch * hervorgehoben sind) nicht selten gewesen zu sein. (Die Namen der Übersetzer sind in Klammern beigefügt).

Wo über Material und Datierung nichts ange- geben wird, handelt es sich um Pergament-Hss. des 15. Jh.

Agram, Bibl. der südslavischen Akademie der Wissen- schaften und Künste.^

1 (19) Hilarius Pictaviensis de trinitate; vgl. MK II (1877) 349 f. (Ex libris loannnis Comitis Draskovich).

Berlin, königliche Bibl.

V. Rose^ hält anscheinend 6 Hss. fUr Corviniani: 304, 486, 1006, 1019 (wertvolle Vorbemerkung), 1025 und (die im Index fehlende) 1030. Höchst wahrscheinlich ist dies bei

^ Bohatta- Holzmann, Adreßbuch der Bibl. der Osterr.-ungar. Monarchie (Schriften des Osterr. Vereins für Bibliothekswesen I. Wien 1900), Nach- trag 8. 539 konnten keine nähere Auskunft über diese Bibl. erlangen. Für Bilderhss. (aus dem Besitze der Este) vgl. Jahrb. der kunsthist. Samml. des AUerh. Kaiserh. XXI 117.

* Verz. der lat. Hss. H (H88.-yerz. d. k. Bibl. zu B. XHI) 1901—1906.

Beiträge zur HandBchrifteukunde. I. 15

2: 1006 (lat. fol. 199), einer Sammlung von Reden aus lat. Geschichtschreibern (Livius, Curtius, Sallust), die von Rose ins 16. Jh. gesetzt wird, nach der Bemerkung S. 1311a aber wohl auch dem 15. angehören kann. Die Hs. zeigt die Buch- staben M und A, die oben S. 13 als Kennzeichen vieler echter Corvin-Hss. erwähnt worden sind, zu beiden Seiten des flir ein Wappen leer gelassenen Raumes. Die Eintragung des 17. Jh.: monasterii Strahoviensis catalogo inscriptus bildet keinen Einwand^ da Corviniani wahrscheinlich als Kriegsbeute nach Prag gelangt sind. Stammt diese Hs. wirklich aus der Bibl. des Königs Matthias, so wären die am Rande eingetra- genen Lesarten daraufhin zu prüfen, ob sie von der Hand des Vitez herrühren können; vgl. zum Vindob. 11.

Dagegen sind 1019 (lat. fol. 28; Sueton) und 1030 (lat. fol. 52; Agathias, de belle Gothorum) zweifellos Hss. der aragonischen Bibl. Rose stützt seine Zuweisung an die corvinische Bibl. darauf, da^ das Wappen außer vier roten Stangen (pali) im Goldfelde (Aragon), goldenen Lilien (bei Rose steht Linien) im blauen Felde (Neapel) und dem gol- denen Kreuz im Silberfelde (Jerusalem) Ungarns dreistreifigen Gürtel von Rot und Silber aufweist, also ein ungarisch-aragonisches sei. Aber dieser Teil des aragonischen Wappens begegnet uns lange vor der Vermählung des Matthias mit Beatrix von Aragonien (1476), da er von den ungari- schen Anjous herrfihrt (vgl. Siebmachers Wappenbuch I 2 : Die Wappen der außerdeutschen Souveraine. Nürnberg 1837. T. 56, 2 und 57, 1 mit der Erläuterung S. 26). Hss., die das Wappen der Beatrix mit dem des Corvinus vereinen, wie das Wiener Exemplar des Agathias (82) zeigen Ungarns rot- weiße Balken zweimal, sowohl im aragonischen als im corvi- nischen Wappen. Zufälligerweise ist auch das Exemplar, das Christo- phorns de Persona, der Verfasser der Agathias-Übersetzung, dem König Matthias widmete, erhalten (Monac. 294). Das Berliner Exemplar war also Ferdinand von Aragonien gewidmet und es trägt auch die Bezeich- nung Alistorigi VI. Das ist aber die charakteristische Signatur der arago* nischen Bibl., worauf wir bei Wiener Hss. zurückkommen.

Solchen Beweisen gegenüber kommt Spanheims Angabe (in seinen hsl. Excerpta ex nobilissimis bibl. totius Europae) nicht in Betracht. Ebenso zeigt die Sueton-Hs. , die am 25. Juni 1477 zu Neapel von An- tonio Sinibaldi für Johann von Aragonien (den 1485 verstorbenen Bruder der Beatrix) vollendet wurde und sich später nach einer Eintragung auf dem Pergament -Vorsatzblatt (wohl des 17. Jh.) in der Bibl. ducis de Altaemps befand, daß auf die Angabe des alten Berliner R. von La Croze (vgl. J. 0. C. Oelrichs, Entwurf einer Gesch. d. k. Bibl. zu B. 1732, 118:

16

..K, nndensi) und Bei, Notitia Hung. nova III - Wien 1737 ^UtuB e bibL ^"°^.^^^ p^^jj entfÄllt zugleich jeder Grund, 304 (theol. ^390 kein rerl J^ corvinisch zu halten.

Wieder Sueton, kam auch 1026 (lat. fol. 25: MarcianuB Capella,

d coDBoJ.) AUS dem Besitze dea klevischen Kanzlers Daniel Wei-

die Berliner Bibl. Die Hs. war vorher im Besitze eines Arztes

Brüir^e (ez libris Danielis Palantii) und seines Elrben (Arnold von

Mecbelen); auch bei dieser sehe ich keinen Anhaltspunkt für corvini-

»chen Ursprung.

(3?): 486 (theol. fol. 160; Thomas Walensis super X libros Aagustini de civitate Dei, aus Spanheims Bibl.) gehört zu der oben erwähnten Gruppe von Hss., die 1686 bei der Eroberung Ofens erbeutet wurden.

Besannen, Bibl. publique.

4 (104) 166: Dionysius Areopagita von Franciscus pres- byter Florentinus geschrieben (31. September 1457) zeigt zu beiden Seiten des Wappens die Buchstaben M und A. Die Hs. kam aus Konstantinopel nach Wien, dann wahrscheinlich durch Qranvella nach Besangen.

Der Verf. von G D XXXII und U. Robert , Note snr divers mss. de Mathias Corvin conserves a la bibl. de B. (Congrös international des bibliothecaires tenu a Paris du 20 au 23 aoüt 1900. Proc^s-verbaux et memoires publies par H. Martin. Paris 1901) 185 187 ziehen noch mehrere andere Hss. heran. Aber bei 170 (Lactantius) und 838 (Livios XXI XXXII) war wieder nur das aragonische Wappen bestimmend , bei 431 (pseudoaristotelisches Secrctum secretorum)^ und 843 (Caesar) wird nur eine Ähnlichkeit des Einbands ins Treffen geführt, 631 (Cicero in Verrem) hat der Bibliothekar Coste (zur Zeit der französischen Revo- lution), soviel ich sehe, ohne Angabe von Gründen für corvinisch erklärt. Somit bleibt nur

5: 481 Joannes RegiomontannS; Tahulae primi mobilia mit einer an Corvinus gerichteten Vorrede. Der Einband zeigt nicht nur das jagellonische Wappen, wovon oben die Rede war, sondern auch den charakteristischen Titel: Le plat supe- rieur est dominS par un titre gothique en or ainsi con^tLz

llrimum JlloMle.

* Diese Hs. vermisse ich in dem von Diels hgg. Vera, der Hss. der antiken Ärate. Philos.-histor. Abhandl. der k. preuß. Akad. 1906 I, S. 19, wo eine Reimser Hs. (367) mit ganz ähnlichem Titel angeführt wird.

Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 17

Attch die griech. Papier -Hss. 480 (Ptolemaeus) und 846 (Dio Cassius), die wohl ins 16. Jh. gehören (vgl. Mnemosyne N. S. XIII [1885] 343, Wien. S.-Ber. CLVII, VI 5) , worden von Coste als cor- vinisch bezeichnet.

Bologna wird allerdings kaum eine Ausbeute an Corvinianis liefern; es scheint aber zweckmäßig, den Sachverhalt darzulegen. Dabei ist von dem Werke auszugehen , das den Titel fährt: Elenchus librorum orientalium mss. videlicet graec. arabicorum persicorum turcicorum et deinde hebrai- corum ac antiquorum latinorum tum mss. tum impressorum a domino comite Aloysio Ferdinando Marsigli, sacrae Caesareae majestatis camerario^ pedestris legionis tribuno et vigiliarum campi generali partim in ultimo hello Turcico et partim in itinere Constantinopolim suscepto collectorum coemptorumque opera Michaelis Talmanni. (Wien 1702). In Ottinos und Fumagallis Bibl. bibliographica Italica (Nr. 2648) wird angegeben, der 2. und 3. Teil seien nie erschienen. In dem £xemplar der Wiener Hofbibl. folgt auf den 1., die griech. Hss. behandelnden Teil ein geschrie- bener 2., der den hebräischen Kodizes gewidmet ist, der 3., der die lat. Hss. verzeichnen mußte, fehlt allerdings, der 4. bietet arabische, der 5. per- sische, der 6. türkische Werke. Die Angabe in ultimo hello Turcico ist spezialisiert bei Quincy, M^moires sur la vie de M. le Comte de Marsigli^ IV (Zürich 1741) 102, wo auf ein Verz. der arabischen, türkischen und persischen Schriften die Worte folgen : Je nai rien ajouU ici des Notes sur les livres Chrecs et latins qui se trouvhrerU au m^tne ptllage de Bude et qui sont nianmoins dans la mimt armoire de la Bibl. de V Institut. Von Hss. der Gorvina ist nirgends die Bede. Das Verz., aus dem L. Frati, Della bibl. Corvina. RivistaIV 7 16 in dankenswerter Weise die Hss. heraus- gehoben hat, ist das auch bei Pflugk veröffentlichte ; diese Hss. waren also nicht in Marsiglis Besitz und sind in Wien, nicht in Bologna zu suchen ; vgl. MK V (1880) 170—173.

Marsiglis Hss. kamen zunächst an das von ihm begründete Institut und später in die Universitätsbibl. ; Talmans Beschreibung ist so genau, daß sich die griech. Hss- bei A. Olivieri (N. Festa, V. Puntoni) Indice de codici greci Bolognesi.« Studi III (1895) 385—496. IV 365—378

^ -|- V. Rosen, Remarques sur les mss. du comte M. Rom 1885.

' Enthält auch die meist von Antonio Magnani herrührenden griech. Hss. der SUdtbibl., femer die Qraeca der erzbischOfl. Bibl. (+ L. Frati, Bibliothecae archiepiscopalis Bononlensis c. 1866) und des CoUegio di Spagna (fttr lat. Hss. vgl. Archiv V 690, fftr griech. Hss. der Univer- sitätsbibl. auch C. cod. astrol. IV 39). Die lat Hss. der Stadtbibl., die ich 1893 besucht habe, sind weder der Zahl noch dem Alter nach be- deutend (vgl. Archiv XU 576) ; das seit kurzem erscheinende -|~ Bulletino della bibl. comunale di B. (Archiginnasio) soll auch K. enthalten.

Sitzimpber. d. phU.-hist. Kl. 159. Bd., 6. Abh. 2

18 VI. AbhandiuDg: Weinberg er.

bestimmt nachweisen und somit die dort fehlenden Provenienzangaben nachtragen lassen.^ Wenn einmal ein entsprechender K. der lat. Hss. der Universitfttsbibl. , die gleich den griech. zumeist aus S. Salvatore stammen, abgefaßt wird,' kann vielleicht die Zahlenreihe selbst einige Anhaltspunkte bieten.

Breslau, Stadtbibl.

(6) 492* *Horologium, mit der Eintragung: Hunc K- bellum lo. Langus consequuttis est ex reliquiis BibL Mathiae Corvini regis Pannoniae regnante Ludomco Wladislai filio Pan- noniae et Bohemiae rege anno domini 1524. Derselbe Johann Lange wird uns bei der Wiener Kikephoros-Hs. beschäftigen; da diese aus dem Besitze eines Bischofs namens Dudith stammt, sei hier erwähnt, daß eine Breslauer ^Demosthenes-Hs. (19) nach Passow (bei A. W. J. Wachler, Thomas Rehdiger und seine Buchersammlung. ^ 1828 S. 42) im Besitze von Andreas

» B. 3567 = M. XIII. 3569 = Xn. 3660 = IH. 8661 = VIII. 3564 = IV. 3568 = IX. 3629 = I. 3630 = V. 3631 = H. 3632 = XVI. 3633 = Vn. 3634 = VI. 3635 = X. 3636 = XL 3637 = XV. 3638 == XVIII. 3643 -f 3644 = XIV. Es fehlt M. XVII, ein aus 24 Blät- tern bestehender Papierkodex: rä^tig nQWToxa&e&Q^ag t&v ^iwräriov naTQiaQx^v xal fitjTQonöli^s al dnotai cÖQ^axovrcci rf^v ai^fifQOv xrl. f. 1*» arifiutaaug ort rivhg &nb iniffzöntov iyCvovto fjLrftqonolXxai. f. dQX^T^^ff^onal KtovaravTivovnöXitog. ni^l noToi r&v fiijTQonohjtüv ?;|f(Wflr* tijv ar^fii^ov imaxonäg. f. 4^ ntQl noXoi r. fi. Xiyovrai ijni^rifioi xai f^uQXoi xal noToi i^niQjifioi fidvov. f. 11** yQ&fifia önov SCSitr 6 narqt- dQXvig ' . ifg äXlo(pvXov Srctv ßaTtriad'TJ, f. 12» i) juaQTVQfa tov nviVfia- rixov nctTQÖg usw. (Formulare für Briefe des Patriarchen Yon Jerusalem).

' Wir sind noch immer auf Montfaucon I 431, Serap. XXVII (1866) I. B. 105, 113, 121 (ohne Index) angewiesen; Tg\. die orientierenden An- gaben von Frati, Rivista II 1—6 und (I codici Trombelli) V 65—76. Einige ältere patristische IIss. sind herausgehoben Statistica I 1, 144 und Bibl. govern. 271, für Bilder-Hss. nenne ich F. Malaguzzi-Valer i, La miniatura in B. del XIII al XVII sccolo. Arch. stör. It. 5. Ser. XVIII 242—315 und füge daran L. Frati, I corali della basilica di S. Petronio in B. 1896.

' Vgl. C. codicum graec. qui in bibl. urbica Vratislayiensi adservantur, Accedit appendix, qua gymnasli regit Fridericiani Codices graeci de- scribuntur. 1889 und oben 8. 8.

* Außer Wachler, der die Klassiker-Hss. verzeichnet, vgl. für lat. Hss. der Stadtbibl. (Elisabethana, Rehdigeriana; auch die Bibl. der Kirche Maria Magdalen«^ wurde einverleibt) O. Krants, Memorabilia bibl. Elisabethanae. 1699, 83, Archiv XI 707. Der diesen Notizen zu- grunde liegende hsl. K. setzt Hss. des 11. n. 13. Jh. ins 16. (vgl. Peipers

Beiträge xux Handsehriftenkande. I. 19

Dadith war (qui postquam episcopatu Quinqueecclesiensi se ab- dicavit Vratislamtie degit). BrBssel, königl. Bibl.

7 (100) 9008: Missale, von der Statthalterin Maria, der Schwester Karls V. und Witwe Ludwigs IL von Ungarn, nach Br. gebracht. Die Beschreibung bei van den Gheyn, C. des mss. de la bibl. Royale de Belgique (I 449) ist abgedruckt MK N. F. Xn (190Ö) 369—371; Abbild. 3—6, Proben bei Praknoi S. 297.

Bndapest.

8 (16) Akademiebibl.! Cod. lat. 2: Ludovici Car- bon is dialogus de laudibus rebusque rgestis Mathiae regis (vgl. literarhist. Denkmäler II 1890 IX f., 185—215).

9 (3) Nationalmuseum 121: Augustin de civ. Dei (ge- schrieben von Petrus Middelburg de Zeelandia).

10 (1) 160: Curtius (1467 geschrieben von Petrus Cen- ninius; Faksimile des Einbandes bei Cz., farbiges F. bei Beöthy 106).

11 198a: loannis Scholastici opera (Finivi legende et si- gnando die 26. Sept. 1470 lo. s. MK III [1878] 198 und LB II 116).

13 (5) 234: Polybius (Nicoiao Perotti).

13 (6) 241: Plauti comediae XX (Inhaltsverzeichnis von Gianozzo Manetti; MA).

14 (2) 257: Sallust.

Praefatio za Boetins de consol. S. XIII a. XIX). A. G. E. Th. Henschel, C. codicnm medicomm et physicoram, qui mss. in bibl. Vratislavien- sibos asservantnr. 1847 beriicksichtigt sowolil die Stadt- als auch die Universitätsbibl., für welch letztere wir auf allgemeine Angaben bei Staender, Die Hss. der k. u. Universitätsbibl. zu B. Z. d. Vereins f. Gesch. u. Altert. Schlesiens XXXIII (1899) 1—66 angewiesen sind; vgl. Archiv XI 699, W. Molsdorf, Z. f. n. t. W. XXIV (1904) 240 (ins 8. oder 9. Jh. gesetzte Deckblätter einer theologischen aus Sag an stam- menden Hs. des 16. Jh. enthalten Fragmente einer älteren lat. Bibel- abersetzung), -|-Verz. d. Schausammlung der k. u. Universitätsbibl. zu B. 1906 (DLZ 1906, 1867). Für eine Hs., die aus Breslau nach Skokloster (Stockholm) gelangte, s. Burdach, Abh. Berl. Akad. 1903, S. 59. » Signatur nach Ung. Rev. XII (1892) 347 ; die übrigen dort erwähnten Hss. sind von geringer Bedeutung: Breviar XV, lustiniani institutiones XIV, Plutarchi vita Gracchorum XV; bei Senecae proverbia und bei ewei miniierten Hss. wird kein Alter angegeben.

20 VI. Abhandlung: Weinberger.

15 (4) 281: Georgii Trapeznntii rhetorica.

121, 234, 241 nnd 281 sind Geschenke Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph, dem diese Hss. 1869 bei einem Be* such Konstantinopels vom Sultan in mehrfach beschädigtem Original-Einband tiberreicht wurden. Ebenso kamen auf Befehl des Kaisers 1891 zwei Corviniani, die 1847 aus Modena nach Wien gebracht und seit 1869 in der Wiener Hof bibl. auf- bewahrt worden waren, ans Nationalmuseum (MK XVI [1891] 81—116, 232—263 mit Faksimilien, Ung. Revue 1896, 632):

16 (24) Hieronymus in epistolas S. Pauli (Vind. 13697, Abbild. 11, 12).

17 (23) Chrysostomus in epist. Pauli ad Timotheum (Vind. 13698).

Die Hs. 198a wurde 1873 von Ludwig Farkas geschenkt; später wurden noch andere Hss. erworben, die nebst den schon genannten (deren Signaturen MK N. F. III 372 zu finden sind) in Bohatta-Holzmann S. 391 verzeichnet werden:

18 (78) loannis presbyteri Damasceni sententiae a Bur- gundione Pisano traductae. Anselmi archiepiscopi monologium .... de fermentato et azimo, de voluntate triplici vel de simi- litudinibus, de conceptione virginali aus der Bibl. Trotti, auf die wir bei Mailand zurUckkommen (farbige Reproduktion des Titelblattes bei Beöthy 102).

19 Domitius Calderinus, Comment. in luvenalem, epistulam Sapphus usw. (vgl. MK XIII [1888] 157 mit Faksimilien).

20 Cyrill adversus haereticos (Georg. Trapezunt.) 1897 vom Landesmuseum in Serajewo durch Tausch (MK N. F. VI 7, 250 f.).

31 Victorini Commentum super Rethoricis (so) Ciceronis aus der Sammlung Gustav Emichs (MK N. F. XIII [1905] 376 f.), 1476 von Vitez in Hermannstadt emendiert (Faksimile dieser Eintragung und des Titelblattes bei Beöthy 100); als corvinisch wird die Hs. durch den Einband erwiesen (+ Auk- tionsk. Cohn. Berlin 1886 Nr. 374, MK XI 1—7).

Somit haben wir 13 Corviniani des Nationalmuseums kennen gelernt. Cz. gibt aber im Pallas-Lexikon (wo 20 und 21 nicht mitgerechnet sind) 15 Hss. an. Nun gehören allerdings der Samm- lung Jankovich, der die Nummern 160 und 257 entstammen, Hss. an, die in einer gewissen Beziehung zur Corvina stehen.

BeitrSge zur Handschriftenknnde. I. 21

(22) Petrus Ransanus (Ord. Praed., Gesandter Ferdinands IL von Neapel)^ Epitome Reram Hungaricarum. Das Werk sollte Matthias überreicht werden (Ung. Revue X 573 ff.; Schier S. 78 bezweifelte dies), wurde aber erst nach 1490 fertig, so daß das Wappen des Matthias mit dem Wladislaws übermalt wurde. Als die Hs. von einem Verwandten des Ransanus, Johannes von Palermo, an den Erzbischof von Gran, Thomas Bukacs, kam, trat an die Stelle des Wappens der Beatrix das des Erzbischofs.

Gregory, Textkritik I 147, Nr. 78 erwähnt eine griech.^ Evan- gelien-Hs. XII, die aus der Corvina stamme, Budik S. 54 eine LiviuB-Hs. des 12. Jh. mit der Eintragung: Dono accepi Bude. I. Brassicanus. Der- artige Eintragungen finden sich in mehreren Wiener Hss., deren corvi- nischer Ursprung sicher oder doch wahrscheinlich ist. Aber eine Livius- Hs. ist weder bei Bohatta- Holzmann noch im Archiv f. Phil, und Pädag. V (1839) 591, wo Hss. der Sammlung Jankovich verzeichnet werden, erwähnt. Einer anderen Jankovich-Hs.

(23?) Cicero de fin. mit dem Vermerk: Anno domini 1686 17a 7 bris occcuione recuperatiane arcis Budensis hie Über manuscriptus Ciceronis ex famigeratissima beatae olim remini' scentiae Regia Hungariae Matthiae Corvini bibliotheca per me Martinum Hajnal inclyti Cottus Comariomensis iurassorem et generalem dicti Cottus perceptorem in memoriam eiusdem foeli- cissimae recordationis regis est translatus spricht Cz. MK II 49 den corvinischen Ursprung ab. Sie gehört zu der Gruppe der 1686 in Ofen vorgefundenen Stücke.

Auch zwei Corviniani, die im Lit. Anzeiger 1797 S. 314 als im Be- sitze des Grafen Teleki befindlich genannt werden (TihuU*, Catull, Tibull, Froperz) wären im Nationalmuseum zu vermuten.^ Ferner besitzt das Museum außer der oben S. 7 erwähnten Rannusius-Hs. einen Kodex, der aus Abschriften von Corviniani besteht. Er befand sich (vgl. Fraknoi, MK N. F. IX [1901] 337—348) im 17. Jh. im Jesuitenkollegium zu Agen, kam dann nach Che Itenham, endlich aus der Sammlung Em ich nach Budapest. Er enthält 1) Thesaurus ad versus baereticos s. Cjrilli a Georgio Trapezuntio traductus cum dedicatione ad Alpbonsum regem Ara- goniae (am Schlüsse vermerkt Antonio Surriano, der 1512 1516 Ge- sandter der Republik Venedig bei Wladislaw war: absolvit hanc scripiuram

^ Eine griech. Oribasins-Hs. XVI Berl. Abhandl. 1906 I 70. ' Abel erwähnt S. 570 eine Hs. von Catull, Tibull, Properz, 572 einen Saeton, 575 einen Florns-Kodex.

22 VI. AbhftDdlnng: Weinberger.

Ludovicus Marescalcua Bononiensis die XX VIII Martii MDXIII legacionia mee anno secundo agens Bude apud serenUsimum Wladislaum), 2)S. Basilii de divinitate filii et Spiritus sancti adversus Eunomium a Georgio Trape- zuntio traductus/ eiusdem ad Amphilochium Iconiensen de spiritu sancto (Faksimile der Schlußbemerkung: Explicit fodiciter. Die vero XXII od. MDXIII ego Ä(nioniu8) S(urrianus) D(octor) pro iUu(8tri88imo) d(omino) d(uce) V(enetiarum) apud (serenisaimum) \Vladi8laum Ungarie et Boemie regem oraior scribere explevi legacionis mee anno secundo ex aatis depravato exemplari (in der Umschrift steht codice), quod in regia bibl, habetur). Auf 3) Aegypti Alexandrini opera (f. 206 215) folgen die Worte: Äe- gyptu» Alexandrinus explicit. hunc librum eomplevi acribere die prima De- cembris MDXIII Bude. FuU autem habitum et tranaumptum ab exemplari quodam habito in libraria regia et hunc librum aequitur aUua Über LactamU Firminiani de ira et de furore Dei. et ego quia libeüua hie iacet Hne titulo ignoraveram, cuiua auctoris fuerit iatud Aegyptü Philoaophi, ai ipaiua Lac- tantii vel alteriua. intus est tamen appoaitum: Aegyptua Alexandriniu explicit. (Es dürfte also schon damals, wie es bei vielen Gorviniani der Fall ist, das wahrscheinlich schön verzierte Titelblatt herausgerissen gewesen sein). 4) Augustinus de spiritu et anima.

Das Original von 1 haben wir eben kennen gelernt: Nr. 20, das von 2 ist in Wien erhalten (831), 3 und 4 erscheinen verbunden in einer Raaber Papier-Hs., als deren Inhalt angegeben wird: Boetius quomodo trinitas unus deus, Augustinus, Enchiridion, Aug. de fide ad Petrum. Aegyptus Alexandrinus latine con versus a. sancto viro Ambrosio monacho Floren tino. Augustini Über de spiritu et anima. Das kann, da ja Lac- tantius nicht vorkommt^ kaum das Original sein, sondern wieder eine Ab- schrift. Daß diese auch das Enchiridion enthält, erhöht für eine Graner Hs. dieses Werkes einigermaßen die Wahrscheinlichkeit corvinischen Ursprungs.

Die Budapester Universitätsbibl. erhielt 1877 vom Sultan* 35 Hss., die an der Spitze des *C. codicum bibl. Uni-

^ Eine Abschrift desselben Originals dürfte der Angost. 4, 7, 4<* sein, als dessen Vorbesitzer im Wolfenbüttler K. Joan. Wil. Baro a Schelm- kircben (Scheimkirchen ; vgl. 20, 1 Aug. Joan Wel Baro a Schenn- kirchen [Schönkirchen, Johann von SchOnkirchen war nm 1519 ober- Österreichischer Kanzler]), Johannes Gremperius (vgl. 8. 7), Philippas Gandelius (vgl. unten 8.62) und Johannes Ambrosius (so) Brassi- canns (s. 8. 8 f.) angegeben werden.

« Für die »Seraibibl. in Konstautinopel vgl. Philol. V 768, IX 582, XLII 167, Archives des misslons scientifiqnes 2. 8er. II (1865) 496, MK 1877, 146—157, LB II 564, Hermes XXIII 219, 622, Nuova Antologia 16. Juli 1907 8.314—320 (Mnnoz, Nella bibl. del serragUo); eine Re-

Beitrfige sar Handschriftenkunde. I. 23

versitatis Badapestmensis^ (Pest 1881; von A. Szilaghy, auch mit angarischem Titel) stehen. Vorher wurden sie von Cz. sehr ausführlich MK 1877, 157—218, kurz im N. Anz. 1877, an, 348 beschrieben, ferner von A. Török, XXXV Hss. Ge- schenk des Sultans Abdul Hamid IL 1877 und von Heinrich. Die Hss. wurden nicht im Original-Einband überbracht, sondern auf Befehl des Sultans neu gebunden^ aber Wappen und De- koration erweisen 10 Hss. als unzweifelhafte Corviniani:

34 (7): 1 Theophrast, bist, plant. (Theodorus Gaza). Ves- pasianus librarius Florentinus fecit fieri Florentiae; farbiges Faksimile im Pallas-Lexikon.

35 (8): 2 Cicero in Verrem.

36 (9): 3 Clementis papae itinerarium (Rufin); nach dem K. mehrfach von loannes de Zredna (Vitez) korrigiert.

37 4 Curtius (mit dem Wappen der Beatrix, weshalb Cz. an der Zugehörigkeit zur Corvina zweifelt; oben S. 13).

38 (10): 5 Eusebii chronica ab Hieronymo traducta.

39 (11): 6 Eusebius de evang. praepar. (Georg. Tra- pezunt.) MA.

30 (12): 7 Script, bist. Aug. Cornelius Nepos (im Kodex Aemilii Probi). Aurelii Victoris (Plinii Secundi) liber illustrium virorum. MA.

31 (13): 8 Silius. MA.

33 (14): 9 Tacitus, Ann. Hist. (MA). lo. Ar. Legi trans- currendo a. 1467 sed mansit inemendatus.

33 (15): 10 TertuUian adv. Marcionem (MA). Finivi trans- currendo Nitrii die H lunii 1468. Emendare bene non potui propter inemendatum exemplar.

Von den übrigen 25 hat Cz. wegen ihrer an die Corviniani erinnernden Ausstattung (für den eigentümlichen Goldschnitt s. oben S. 14) als wahrscheinlich corvinisch angeführt:

(34): 11 Caesaris commentar. libri XIV (Marin us Torna- cellus scribi fecit amicis aeque ac sibi. Angclus scripsit; vgl. Vind. 301 [Cicero]: M. T. scripsit amicis aeque ac sibi).

prodaktion des Oktateuchs ist für den 12. Band der Nachrichten (IzyS- Btija, Bnlletin) des rass. arcb. Instituts in Konstantinopel angekündigt (DLZ 1907, 2887). ^ Auf eine griech. Hs. kommen wir bei Prag 1656 zurück.

24 VI. Abhandlang^: Weinberger.

(35): 12 Panegyrici veteres (Plinias, Mamertinas, Eu- menias, Nazarias, Pacatus).

(36): 13 Saeton (1484 17 Aognsti in dicionem regis Mathie per longam obsidionem tandem venu ajhel imperialis c. Anstrie [Wiener Neustadt]).

Fischer vermutet ferner, daß 4 Kodizes mit der Aufschrift Franciscus Sforza Mediolanensium Dux Pompp. (Festus, Gabr. de Concorezio fabulae cum allegoriis noviter repertae, Script, bist. Aug. und Vitruv) yielleicht, als Galeotto Sforza 1488 nach einem vollständigen Festus fragte^ und die Antwort er- hielt; die Bibl. besitze nicht einmal einen Auszug aus Festus, nach Ofen geschickt worden seien. Auf die übrigen Hss., die zum Teil ganz andere Wappen aufweisen, glaube ich um so weniger eingehen zu sollen, als eine ausreichende Beschreibung derselben a. a. O. bequem zugänglich ist.

Cambridge, Trinity College.

37 Galeanus O 4, 4 (Nr. 1235 im 3. Bande des K. von James) Livius I X. MA. Im 15. und 16. Jh. im Besitze des schwäbischen Adelsgeschlechtes Bubenhofen;^ enthält ein Epi- taphium Mathie novissimi Ungarorum regis:

Mathias iaceo rex hac sub mole sepultus; testatur vires Austria victa meas.

^ (G. d*Adda) Indag^ini storiche artistiche e bibliografiche sulla libreria Viscontea-Sforzesca del castello di Payia, Mailand 1875, 143. Weitere Literatur über diese Bibl., deren größter Teil nach Paris kam (vgl. Dresden, Mailand, Wien Fideikommißbibl. 477: Vergil), Bnrsian XCVIII 212—216 (216 besieht sich auf eine ital. Hs., eine solche wird auch in der Bürgerbibl. in Lasern nachgewiesen (Petrarca e la Lom- bardia. Mailand 1904, S. 203J; vgl. noch ~\- L. Arrigoni, Notice sar 25 mss. ayant fait partie de la bibl. de Pavie. Mailand 1883). In der Bibl. An- gelica zu Rom befinden sich Hss. des Kardinals Sforza (Studi VI 167).

' Nobiliä ac »treiiuissimtu eques dominus lohanne* Ctupar de Bubenhoffen (1496 Haupt der Ritterschaft am Neckar und Landmarschall des Herzogs von Württemberg) donamt propter guam in me benevoUntiam michi hunc e(ximijum et eLegantisaimum lihrum anno 1496 cUe 4^ menti* Oet, maresca- latua 9ui officio tub ngiäo Ül(uatris9i)mi ducia Eberhard de Württemberg et W(al)deck. Liber itte »pectat (?) nunc (f) ad filium legilimum enudem de Chreifen . . . qui nominatur kieronymu». Obiil autem die . . . anno 1532. Nobüi» d(omi)ii(ti)» de Qreyphen»tein d(onoJ d(editj nobili d(o- mijno lo. Md. de Biiebenhofen anno 1530 (Hans Melchior von B., Sohn des Hans Caspar, war 1548 Dekan und Vikar lu Costnits).

BeitrXge zar HandBchriftenkunde. I. 25

Terror eram . . . do, metait me Caesar nterque (mundo) mors potuit tantum sola nocere mihi.

Cheltenhaiu ist ein für Hss. mit Vorsicht zu gebrau- chender Ortsname. Die durch Zahl, Alter und Provenienz^ der Hss. gleich hervorragende Sammlung von Thomas Phillipps wurde anfangs in Middlehill (+ C. librorum mss. in bibl. D. Th. Ph. Typis Mediomontanis 1837; die Auszüge bei Hänel 803—896, im Archiv f. Phil. u. Päd. VI 546. VII 594. VIII 437, 587 und im Serapenm 1862 I. B. 178, 185 sind wohl durch die Bibl. Brit^nnica« I 2 [Wien. S. Ber. CXXVI, VI und CXXVII, IX] überholt), später in Ch. aufbewahrt. Es wurden aber dann nicht nur die Meermanniani zumeist an die Berliner Bibl. und die aus belgischen Klöstern stammenden Stücke an die Brüßler Bibl.,' sondern in mehreren Auktionen noch über 7000 Hss. verkauft. Wer die von Sotheby hgg. + Auktionsk.* zur Verfügung hat, weiß, welche Hss. nicht mehr in Ch. (jetziger Besitzer Rev. John Fenwick) zu suchen sind, weiß aber nicht, wo sie sich befinden. Eine ist nach Budapest gekommen (oben S. 21), eine andere taucht in Cambridge (Massachusetts)^ auf, andere unter den Additional Mss. des Britischen Museums, in

> Erfurt, bibl. quaedam Francofurt. (Dr. Kloß, 8. CB XXIII 195, 3), Marienfeld, Metz, Reichenau (H. Omont, Un ancien ms. de R. Bull. Soc. nai. d. antiquaires 5. Ser. X [1889] 133), Tegemsee, Trier, Weingarten, Weißenan, Agen (JesuitenkolL), Angers, Corbie, Fleury, Pontigny, Reims, Royanmont, Tours (JesuitenkolL), S. Stefano in Fossa Nuova, Novalese, S. Giustina in Padua, S. Giorgio in Venedig, Meteoraklöster, Celotti, Chardin, Leander van Eß, Georgius Corinthlus, Lammens, Maffei, Nani, North, Salviati, Speyer (Basel), Troß (Ahd. Gloss. IV 412).

' Vgl. auch P. Dnrrieu, Les mss. k peintures de la bibl. de Sir Th. Ph. k Ch. Bibl. d. chartes XXVII 381—432.

' In der Bibl. Britann. mit f bezeichnet (Zusammenstellung der Nummern am Schlüsse).

* Genaues Verz. derselben J S 1899, 318; vgl. CB XV 339. XX 480. N. Archiv XXIII 265. XXVIII 758. Revue IX 160. Mämoires couroun^... par Tacad^mie ... de Belgique. Collection in LXIII 63 (Palat. 897 des Sueton, der als verschollen galt, wird von Arnos erstanden).

'^ £. K. Rand, A Harvard Ms. of Ovid, Palladius and Tacitus. The Ame- rican Journal of Philology XXVI (1905) 291—329. Kollation von Heroid. XXI 1 144 in 4" Transactions of the American Phil. Association XXXV (1904) 128 (vgl. DLZ 1906, 148). ^ Eine «Bibel-Hs. dieser amerikani- schen Bibl. bei Soden, Die Schriften des N. T. I (1902).

^6 VI. Abhandlung : Weinberger.

Manchester (Lindes. 124 = Phill. 11825), Oxford (Phill. 1026 = Madan 32565; 9591=32535) und anter den Neuerwerbungen der Pariser Bibl. (Revue XIII 189; keine für uns in Betracht kommenden Hss.). Nach dieser längeren Vorbemerkung können aus MK XIV (1889) 367 die Corviniani herausgehoben werden, die sich in Ch. mindestens befunden haben:

38: 3010 Livius de secundo belle Punico von loannes Franciscus de Sancto Geminiano geschrieben; vgl. unten Nr. 119 und 132.

39: 4361 Cyprian de iiabitu virginali, lapsis, ecclesiae unitate usw. (vgl. die Bibl. Britannica, die zu 4360 Provenienz aus der Bibl. Mac Carthy angibt; von corvinischem Ursprung ist bei keiner der beiden ^ss. die Rede).

Dresden, königl. Bibl.

40 (49) D 115. CScero ad familiäres.

41 De 172 lustin; im K. von Schnorr von Carolsfeld I (1882) heißt es: videtur fuiase Mathiae Corvini cuius insignia in inferiore parte paginae primae sunt appicta,^

42 (48) R 28 m Rob. Valturii de re milit. libri XII. lo- annes M. Cynicus fieri curavit. Dieselbe Eintragung gibt Wal* laszky 89 f. (der behauptet, etwa 30 Hss. der kurfürstl. Bibl. zu D. trügen den corvinischen Raben) wohl infolge einer Verwechs- lung für einen Isidorus Hispalensis an. Bei A 79 s. XIII (neuer Einband), der einzigen Isidor-Hs., die in den Indizes der 3 Bände des Dresdner K. vorkommt, weist nichts auf die Cor- vina hin.

Erlungen, Universitätsbibl.'

*43 88. Xenophon, Kyrupädie s. XIII (neuer Einband) war im Besitze des Baptista Quarino (vgl. phil. Woch. 1896, 952), des Obsopoeus (Liber Vincentii Obsopoei et suorum ami- corum; faksimiliert bei Simonsfeld S. 539), des Gottfried Tho- masius, von dem sie an die Altdorfer Universitätsbibl. gelangte

^ Der C. bibl. Woogianae aactionis lege Dresdae die XXVII Oetobris seqq. MDCCLV distrahendae (Dresden u. Leipzig, Harpeter) enthält bei Nr. 482 lastin (ms. nitidissime inscriptum literis initialibus deanratis ornatnm) keine Provenienzangabe; die übrigen S. 696 600 yerseieh- netcn Hss. sind für philologische Zwecke ohne Bedentung.

J. C. Irmischer, Hss.-K. der k. UniversitäUbibl. zu E. 1862 (Altdorf, Ans- bach [s. oben S. 10, A. 1], Bayreuth, Heilsbronn, Lorsch, Trew).

Beiträge cur Handscbriftenkande. L 27

(vgl. Murr, Memorabilia bibl. publ. Norimberg. et univers. Alt- dorf. III 45). Nach SimoDsfeld kann man diesen Kodex im Hinblick auf das Zeugnis des Joachim Camerarius (des Alteren) in seiner 1572 veröffentlichten lat. Übersetzung der Kyrupädie (interpretati aumus ea quae extarent in vetere libro allato ex bibl. Budensi et mecum communicato a-doctissimo viro Vincentio Opsopoeo) mit Bestimmtheit als corvinisch erklären. Wir werden in diesem Zeugnis eine mit Rücksicht auf andere mit Obso- poeus in Beziehung stehende Hss., auf die wir bei München zurückkommen, sehr beachtenswerte Tradition, aber keineswegs Sicherheit finden.

44 (57) 231 Bibel wird von einigen ins 14., von anderen ins 15. Jh. gesetzt; auf dem Einbanddeckel Bild des Matthias (Abbildung 23, Beöthy 103) und 4 Raben.

(45) 715 lohannes de Bosco de regimine sanitatis, Papier- Hs. dieses dem Matthias gewidmeten Werkes (s. Murr a. a. O. 160) von Vogel S. 380 angeführt.

Eseorial Z III 19: codex aureus evangelioram von Hänel 923 ohne Angabe von Gründen (vielleicht, da der Kodex in Brüssel war, infolge einer Verwechslung mit dem Missale, oben Nr. 7) als corvinisch be- zeichnet. Die Hs. ist von Cz. (s. auch MR VI, 78 f.) mit Unrecht in seine Liste (105) aufgenommen worden; vgl. J. M. Escudero de la Pe&a, El codice aureo de la bibl. del Eseorial. Museo EspiAol de antiguedades V 503 (mit farbigem Faksimile von f. 3) u. N. Archiv VI 283.

Ferrara s. Modena.

Florenz« Die Laurenziana besitzt außer einem durch Tradition als corvinisch bezeichneten Macrobius und einigen Werken, die dem Ungarnkönig gewidmet wurden oder doch gewidmet werden sollten, mehrere Hss., die, für Matthias ge- schrieben, nach seinem Tode in den Besitz der Medizeer ge- langten (vgl. Bandini, C. codicum lat. bibl. Mediceae Laur. 1774ff.).

(46) XII 10 Augustini quaest. in Heptateuchum. Liber quaestionum et solutionum Philonis ludaei in genesim. Augu- stini de timore domini, fide, vera relig., beata vita, assumptione B. M. V. Eusebii Corradi Mediolanensis ad Sixtum P. M. pro auferendo errore. Possidii vita Augustini mit der Eintragung: Antonius Sinibaldus Florentinvs scripsit Florentiae anno do- mini 1489 pro Serenissimo Mathia Rege Ungariae und dem Wappen Leos X.

28 VI. Abhandlanj^: Weinberger.

(47) XIV 22 Ambrosias de virginitate, vidnis^ adhortatio virg.y de Maria virgine, in epistolam Pauli ad Rom. usw. mit der Subskription: Exemplarihus satis ßdis Mathiae inclyti Regit Hungariae et Boemiae S, Ambrosii Codices ego Martimis Antonius presbyter dei gratia faustissime manu propria scripsi, opus absolutum III Id. Oct, anno salutis 1489 (vgl. Nr. 105 und oben S. 6).

(48^) XV 15 17 Bibel^ deren künstlerische Ausschmückung unvollendet ist; nach + N. Anziani, Intorno a due bellissime Bibbie Corviniane. Florenz 1906 enthält die Hs. die Bilder des Matthias und der Beatrix (vgl. den Abdruck des größten Teiles dieser Arbeit bei A. Hortis, Di alcuni codici che Niccol6 An- ziani dimoströ scritti e miniati per Mattia Corvino [während des Druckes zugehender] Sonderdruck aus dem 32. Bande [3. Ser. 4. Bd.] des Archeografo triestino).

(48^) XXI 18 scheint aus 2 Hss. zu bestehen^ von denen die eine Taio Über sententiarum enthält, die andere die Schlußbemerkung: Exemplarihus satis fidis Mathiae inclyti Regis Hungariae et Bohemiae S. Isidori episcopi de expositione historiae sacrae legis ego frater lacobus lohannis Alamanus Crucennacensis Ord. fratr. B, V. M. de Monte Carmelo fide- liter exscripsi. Opus absolutum Kai. April, anno ab incar- natione domini 1490 (Wappen Leos X.). Den 1. Teil bringt Anziani auf Grand eines erhaltenen Vertrages über die An- fertigung einer Sbändigen Hs., die la Bibbia con la expo- sitione di Nicholao de Lira und el Maestro delle Sententie ent- halten sollte, in Beziehung zu einer 7bändigen Bibelhs., die als Geschenk Leos X. nach Portugal gelangte und gegenwärtig zu Lissabon im Archive do Tombo aufbewahrt wird. (Teile derselben wurden von Sigismundus de Sigismundis Ferrariensis und Alexander Verazanus geschrieben, die als Schreiber cor- vinischer Hss. bekannt sind.) Aber der Vertrag, auf den sich Anziani stützt, wurde am 23. April 1494, also etwa 4 Jahre nach dem Tode des Matthias errichtet. Anziani bespricht auch die Übernahme von Hss., die Matthias bestellt hatte, durch Wladislaw.

(49) XXXIX 40 aus dem Jahre 1488: Ugolini Verini epigrammatum libri VII (vgl. Literarhist. Denkmäler II, XIII f., 335 ff.).

Beitrüge sur HjuidBchrifteokunde. I. 29

50 (80) LXV 36 Macrobins mit der Eintragang: Questo libro fu del Re Mathia d'Ungheria comprato in Conatantinopoli dair oratar Franzeae e mandato a messer Antonio Brudolo, il quäle Vha mandato a nie Pier Francesco Riccio addi 29 di febbrajo 1544. Daß dieser Macrobius und eine Hs. von Ci- ceros Briefen an Atticus vom französischen Botschafter nach Venedig gebracht wurden^ bestätigt aach ein im Bulletin du bibliophile 1899, 258 veröffentlichter Brief, überdies wird MK III (1878) 129 berichtet, daß der Macrobius Randnoten von der Hand des Vitez zeige.

(51) LXVIII 19 Appian [P(etrus) Candidus; bei Bandini: Publius]; f. 103: exscriptvm est hoc opus per me Carolum Hi- larii Fatarium Geminianensem Notarium publ. Flor, ad lau- dem et gloriam Regis Hungariae sub anno domini 1489, Dann folgt: anonymi compendium historiae ab excessu Constantini nsque ad loannem XXIII. exscriptum est hoc opus per eundem Carolum Notarium Geminianensem ad laudem et gloriam Regis Hungariae Matthiae de proximo defuncti, cuius generosa anima apud Deum requiescat in pace (16. Juni 1490).

(52) LXXVII 1 1 Aurelius Brandolini de comparatione rei publicae et regni ad Lanrentium Medicem Florentinum nach Matthias' Tode Lorenzo gewidmet; vgl. Literarhist. Denkm. II, IX u. 77 ff

Im Pallas-Lexikon gibt Cz. f\ir die Laurenziana 2 Hss. an, 1 flir das königl. Archiv in Florenz.

OSttlngen, Universitätsbibl.

53 cod. phil. 36: Aristotelis Physica in der Bearbeitung des loannes Argyropulos (MA; Reste des Original-Einbands) wurde 1568 durch Haym von Elisaeus in Adrianopel erworben und kam nach verschiedenen (zum Teil fraglichen) Wechsel- filllen in den Besitz des Prinzen Waldeck; vgl. Gebhardt und Verz. d. Hss. im preuß. Staate I. Hannover 1. Göttingen 1. Bd. (1893).

esttweih, Stiftsbibl.

54 (46) 458 (260) Bessarionis super eo evangelii: Si cum volo mauere, quid ad te?^ epistola ad Graecos, de sacramento eucharistiae (Leonardus Aretinus), geschrieben von Leonardus lob, früher im Besitze Fabers (vgl. unten Nr. 60). Die Aus-

30 VI. Abhandlung: Weinberger.

gäbe des Vindicius (Straßburg 1513) ist nach Schier (S. 41) aus diesem von Aagustinas Moravas beschafften Kodex geflossen. Wenn es bei Muzik^ von 446 (655) Cicero, Gato, Lael. Parad., Somn. Scip. heißt: wahrscheinlich in Florenz für Matthias Gorvinus ge* schrieben; so ist dies eine wohl (von Werl, dem Verf. des hsl. K., herrüh- rende) nur auf der Austattung der Hs. beruhende, für uns ziemlich wert- lose Vermutung. Die Florentiner Hss. vom Ende des 15. Jh. ähneln einander sehr; corvinischen Ursprung kann nur das Wappen bezeugen.

Gran. Der MK VU (1882) 307 von Cz. veröffentlichte Index codicum mss. antiquoram Bibl. Capitali Ecclesiae Me- tropol. Strigoniensis A. 1811 confectos per Georgiam Palkovich, Theologiae Professoren! et Bibliothecariam eiusdem verzeichnet 2 Corviniani:

(55) 7 Papier-Hs.: Tractatos de deo et anima. lacobi de Sarepont de Theologia. Sermones. Alphabetam ord. Cartha- siensis. Thomae Aqninatis de fide et sacramento. Qerson lo* annis de salutatione Angelica. Aegidii Romani de peccato originali.

(56) 10 (1475 in Eystatt geschrieben): Qregorii in can- tica canticornm. Augnstini enchiridion ad Laurentinm. Am- brosii Hexaemeron.

Aus dem Berichte, der im MK V 269 über einen Aufsatz von Ferdinand Krausz (+ Magyar Korona 10., 11. u. 12. Juni 1883) erstattet wird, ergibt sich, daß der erstere die Eintragung aufweist: Hie Über ex Bibl, Regum Hungariae Budae existenti est allatus anno a nato Christo 1616 et mihi Paulo Ruber Prae- posito Beatae Mariae Virginis de Saa^ et S. Thomae [Gran] dono datu^ per egregium Martinum Stepp Civem Comario- mensem, der letztere: Hie liber ex bibl, Bvdensi alatus (so) est ad Laurentium Ferenczfy Secretarium regni Hungariae; nunc vero possidetur per me Emericum Czobor, Anno 1648 die 20 lulii. Cz. führt (CB III 212 A. 1 u. im Pallas- Lexikon) 1 Graner Hs. an ; für Augustins Enchiridion s. oben S. 22.

^ Die GOttweiger Hss. zu Klassikern. Z. f. d. 5st. Gymn. 1896, 396—400 (Auszug CB Xin 417). Außerdem kann für G. yerglichen werden: Isis (von Oken) 1822 Lit. Anz. 189 f., Wiener Studien 1X54, Wiener S.-Ber. C IX 685, 616 (Miniaturen), Archiv f. lat. Lexikogr. XII 130 (Italafragmente des 7. Jh.), Steinmeyer, Ahd. Glossen IV 462 , Swar- zenski, Denkmäler d. süddeutsch. Malerei II.

Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 31

Auch bei Hamlmrg; ist der Mangel eines vollständigen K.^ zu beklagen. Die Darstellung von M. Isler, Ein Kodex Corvinianus in der H. Stadtbibl. CB I 444 447, der von einem Fragment einer Stempelmarke des Corvinus spricht^ erweckt bei niemandem die Meinung, daß es sich bei

(57) Tibull, Catull, Properz am einen echten Corvinianus handle; auch Cz. verhält sich MK X 232—244. XII 340-342 ablehnend. Aber bei Petersen (s. A. 1) ist S. 205 von einem Bruchstück des ausgerissenen Wappens die Rede.

Jena, Universitätsbibl.'

58 (58) Baptista Guarinus de ordine docendi; s. MK VI (1881) 1—8 (mit Faksimile des Wappens).

Kiel, Universitätsbibl.

(59) 39. 4^: Emilius Probus de excellentibus ducibus ex- temarum gentium hat auf der Innenseite des Schlußdeckels die Eintragung: ex hihi, Mathiae Corvini regia Ungariae,^ von

^ Die Hss. stammen aas Coryey und Koln (8. Pantaleo), aus dem Besitze von Dapny, Holstein, Lindenbrog^, Seidel, Uffenbach, Johann Christoph nnd Johann Christian Wolf. Über die wichtigsten lat. Hss. orientiert (R. Münzel) Pbilologica Hamburgensia für die Mitglieder der 48. Philo- logen-Vers, ausgestellt von der Stadtbibl. zu H. 1905 (vgl. Bursian CXXXV 96), der auuh S. 2 Bemerkungen zu Omonts Verz. der griech. Hss. (CB VII 351) und dessen Aufsätzen: Les mss. et les livres annot^s de Fabri de Peiresc. Annales du Midi I (1889) 316. Les mss. de Pacius chez Peiresc et Holstenius. Ebdt. IH (1891) 1 macht; vgl. auch H. Rabe, Ans Lucas Holstenius* Nachlaß. CB XII 441. Von den K. der UfTenbachschen Sammlung ist mir gerade derjenige, der die Ham- burger Erwerbungen enthält, nicht zugänglich: C. mss. codicnm bibl. Uffenb. 1747; vgl. Chr. Petersen, Geschichte der h. SUdtbibl. (1838), S. 72, eine auch sonst (s. 8. 194, 225) brauchbare Arbeit. Das Mu- seum für Kunst und Gewerbe besitzt eine Prudentiushs. (R. Stet- tiner, Die illustrierten Prudentiushss. Berlin 1905).

* J. C. Mylius, Memorabilia bibl. academiae L (1746) gibt 300—410 (411 Index) ein dürftiges Verz. der Hss. ohne Altersangabe. Das von Gardthansen (S. 67) angekündigte der griech. ist noch nicht erschienen ; vgl. auch CBXIX 380 (Hss. aus Wittenberg) nnd 428.

' H. Ratjen, Verz. von Hss. der K. Universitätsbibl. Schrift, d. Univ. Kiel 1873 (unvollständig ohne Index; s. auch Serapeum 1870, 273 und H. R., Zur Gesch. d. K. Universitätsbibl. Schrift, d. Univ. K. 1862 u. 1863; Hss. ans Bordesholm [vgl. die Bibliographie der H88.-Samrolungen im 2. Teile dieser Beiträge] und der Bibl. Ebneriana in Nürnberg).

32 VI. Abhandlung: Weinberg er.

welcher Hand oder aus welcher Zeit kann ich nicht angeben, da mir Chr. Jol. Wilh. Mosche, Symbol, crit. in Comelium Nepotem. Lübecker Programme 1808 1810, die Hambnr- gischen Berichte von den neuesten gedruckten Sachen 1735 (S. 259 f.) und der E. der Bibl. des 1707 verstorbenen Peter Axen, dem die Hs. gehört hat, nicht zugänglich waren. Daß es sich am einen echten Corvinianos handle, ist umso anwahr- scheinlicher, da wir bereits zwei Emilii Probi der Corvina kennen (Nr. 30 u. 76).

iUagenrart, Studienbibl. C XXXIII (Papier-HB.) wurde mit Unrecht alB CorvinianuB erklärt; b. Kukula CB VIII 60—62.^

Leipzig, Stadtbibl.

*60 (50) I fol. 17: Constantinus Porphyrogenitos de cae- rimoniis s. XII (Faksimile im E.) Originaleinband mit dem charakteristischen Titel: DE REGALIB. INSTITÜTIONIB- Daß die Hs. aus Uffenbachs Bibl. stammt, ist in Naumanns C. librorum mss. qui in bibl. Senatoria civitatis Lipsiensis asser- vantar (1838) angegeben. Die Konstatierung, daß sie sich früher im Besitze des Wiener Bischofs Faber befand, verdanke ich einer liebenswürdigen Auskunft des gelehrten Bibliothekars der Vaticana Don Giovanni Mercati. Bei ihm anzufragen, veranlaßte mich ein (im Bulletin du bibliophile 1899, 258 herausgehobenes) von Dorez Kevue II 56 veröffentlichtes Ex- zerpt aus dem Vat. 3927 (Aleandri coUectanea): a. 1638, KaL Nov, Viennae, R, Z). lo. Faber episcopus Viennensis mihi acco- modavit librum in membrana e reliquiis bibl. regis Mathiae Hung. (Die Beschreibung der Hs. hat Dorez nicht abgedruckt; sie folgt hier nach Mercatis Abschrift) cuius titultts qtuintum conicere licuit e prima pagina lacera est vrtöS'eaig %wv ßaaih- %G}v za^eidiiov wxt ijtd^vrjaiq t&v A7tXrj%%iav, ir ^ mal itsql r^ v7toaTQoq>f]g tov ßaaikecjg nuavöTovtivov xov noqifvqoYBWirfvov ßa- (fiXeiag vloü keovtog rov ffocpandrov avvrdyfia %i (so) %al ßaai- Xelov oitoväfjg Svrtog ä^iov Ttöyrjfia. Dividitur opus in duo volu- viina seu libroSy quorum prior continet capita seu tiiulos qb et

^ Von 292 Hm. sind 60 Pergament-Hss. , keine älter als XU; genannt werden : Isidor de snmmo bono mit dentschen Glossen, Gregor, Pastoralis cura. Für andere Klagcnfnrter Bibl. (mit Hss. aus Gnrk nnd Millstatt) s. den 3. Band von Wickboffs Verz. der illuminierten Hss. in Österreich (auch Swarzenski U, CXXVI 427).

Beiträge rar Handschriftenknnde. I. 33

integer est. alter continet vC, aed deest caput vg et vl^ duo po- atrema, quorum vq est ßlog äXs^iivdQOv %ov fiaxedövog xad* lavo- Qiav e%iav cpdniTa q/d. v^ zov qwaiolöyov fj r&v hutarov dvQiov (so) d'cevfiaarmii 8^15 ^QÖg re &y dvaytay^ nai t&v h ßiw siaQS- a%ovv%wv Xdyoi N. Alter liber est etiam in membrana historiarum loannis Zonare Toonachi incipiens ab orbe condito usque ad seculum (so) his verbis (Eingangs- n. Schlußworte).

Die Beschreibung des Konstantin-Kodex stimmt genau mit dem Lipsiensis, der im Kapitel ve des 2. Buches abbricht: vgl. den Leipziger K. und Migne Patrologia graeca CXII 825^ 963, 972. Diese Hs. ist also wie die oben erwähnte Göttweiher (Nr. 54) nicht in die von Faber zur Erbin eingesetzte Bibl. D. Nicolai gelangt, aus der zahlreiche Hss. Fabers (darunter auch der Zonaras) zunächst in die Wiener Universitäts- und dann in die Hofbibl. kamen. Ffir die Zonaras-Hs. können die Worte Aleandros kaum eine Beglaubigung des corvinischen Ur- sprungs bilden. Sie beweisen nur, daß sich im Besitze Fabers auch ein griech. Corvinianus befunden hat, somit beide durch den Einband beglaubigten griech. Corviniani (vgl. unten Nr. 128) nach Wien gekommen sind.

(61) a 1 4^ 80, b I 8^ 98: Übersetzungen des lanus Pannonius aus dem Griech. (Plutarch, Demosth. adv. epistolam Phil., Fabula Belierophontis ex Homero reddita). Da die erstgenannte Hs. (Plutarch de dictis regum et imp.) eine Widmung an Corvinus (aus dem Jahre 1465) enthält, wird sie unter den zweifel- haften Corviniani angeführt. Nun sind aber beide Hss. durch Johann Friedrich Steinbach aus Auerbach, der im 18. Jh. als Oberdiakon der Neuen Kirche zu Leipzig starb, in die Bibl. gekommen. Wir werden also wohl entweder beide oder keine fUr corvinisch halten. Fürs erstere sehe ich keinen Grund.

Lissabon, Archive da Torre de Tombo, s. S. 28.

London, Brit. Mus.

63 Lansdowne 836: Horaz, Juvenal, Persius, vgl. L. Kropf, MK N. F. IV (1896) 1—8 (mit farbigem Faksimile des Titel- blattes). Die Angaben des C. of the L. Mss. (1819) über Erwerbung der Hs. durch Bridgcs, dann durch Lord Mac- clesfield, Dr. Taylor und (nachdem sie von Taylor an

SitsangBber. d. pliii.-hist. Kl. 169. Bd. 6. Abh. 3

34 VI. Abhandlang: Weinberg er.

Askew^ vererbt worden war) durch J. Matthews, den Biblio* thekar des Lord Lansdowne, (1785) werden von Kropf ergänzt durch den Hinweis auf eine Eintragung in der Hs.: ex bibl. regit Matthiae dono r{everend%8si)mi episcopi Quinqueeccleeieniis Dfomini) Antonii Verantii amici honar(and%s»x)mi Constaniu nopoli (etwa 1555 1557). Bischof Vranczi brachte auch den Vind. 1391 aus Konstantinopel mit.

Auf die Beschreibung eines holländischen , von Jasper Bouttats gefertigten Ex-libris brauchen wir nicht einzugehen, da Kropf aus A. Chassant u. H. Tausin, Dictionnaire des de- vises (Paris 1870) hätte entnehmen können, daß die Devise itire et non vi es als das Bücherzeichen Gisbert Cupers* er- weist, wie denn auch in den + Lettres de critique de Gisbert Cuper. Amsterdam 1742, 382 von einem Corvinianus in seinem Besitze die Rede ist.

In einer anderen Sammlang des Britischen Museams, der Arun- deliana, deren Begründer die Hbs. Willibald Pirkheimers erwarb, würde man die Ha. sachen, die Obsopoeus in seiner Pirkheimer gewid- meten Ausgabe: Basilii Magni et Gregorii Nazianzeni epistolae Graecae. Hagenau 1528 mit den Worten erwähnt: cum nuper inspüsiendum mihi ob- tulißset ex bibl, tua . . . Georgius ZjerUiua codieem epütolarum BanLü et Gregorii, quem cum ob literarum charactercu tum ob vttusUUem vehementer videre eupiebam, est enim, ut mihi coniecturam facienti visum est ante duceiüos aut ampliua annoa descriptus inque regia üngariae biblioiheeam rqpoeitu». Bei Pflugk ist S. 331 von einem Kodex Pirkheimers die Rede, der Gregorii Nazianzeni ultra L opuscula enthalten habe. Doch findet sich kein Arun-

^ Vgl. C. bibl. Askeyianae ms. quae yeniit Londini apad G. Leigh et J. Sotheby 7 Martii 1785 (die von Maffei herrührenden Hss. sind m- sammengestellt Mnemos. XYIII [1890] 55 A. 2; für M. s. auch oben S. 25, A. 1. Hss. Ton Askew finden sich in Cambridge (Uniyersitits- bibl.), Kopenhagen, London (Bumey Mss.) und Oxford (Madan V 27897). Im C. of rare and yalaable works offered of sale by B. Qoaritch. London 1903 werden Nr. 13 und 14 (Cicero) anf Maffei, 15 (Yergil) auf Askew zurückgeführt.

' Andere Hss. Cupers kamen unter die Uffenbachiani ; ygl. Bibl. Uffenb. III (1730) 57 (chartaceus codex in folio scriptns saec. XIY ad Qisbertum Cuperum Constautinopoli missus. Epitome legum Leonis et Constantini ...) = Leipziger SUdtbibl. CCLXXXYIII (ygl. LYI). Die bei I. yan der Aa, Biographisch woordenboek der Nederlanden (Hartem 1855, III 923) an- gefahrten Werke (Bosscha, Opgaye and Beschrijying van de Hss. nagel. door Gisbert Cuper. 1842) konnte ich nicht einsehen.

Beitrüge sar Handschriftenknnde. I. 35

delianus,^ auf den die oben erwähnten Angaben passen. Simonsfelds Vermutung, Pirkheimers Hs. sei im Monacensis 479 wiederzufinden, wird bei München zu besprechen sein. Da aber Simonsfeld u. a. auch auf eine Londoner Hs. Burney 112—114 hinweist, die in der Tat mehrere nicht gerade gangbare, von Obsopoeus herausgegebene Werke überliefert, mxiQ schon hier betont werden, daß wir eben, weil Obsopoeus in mehreren Fällen die benützte Hs. ausdrücklich als eine corvinische bezeichnet^ einen solchen Ursprung kaum annehmen dürfen, wenn er keine diesbezügliche Angabe macht, wie es bei den Schriften der Fall ist, welche die erwähnte Bumey-Hs.' enthält.

Im Pallas-Lexikon erscheint noch ein Corvinianos einer Londoner Privatbibl.

Mailand, Bibl. Trivulzio.^

63 (76) 817: Diogenes Laertius ab Ambrosio Traversari traductns. Herodotns de vita Homeri. Donatns de vita Virgilii. Vitae lat. poetarom a Petro Candido editae. Pomponii Infortunati in Lacani vitam. Ex annnmerationibns Eusebü de temporibus poetarnm qnorundam lat. Verba Qaintiliani ex instit. orat. libro X. (Franciscos Sassetos Thomae filias fieri caravit; vgl. 76).

64 (75) 818: Porphyrie et Acro in Horatinm.

Ferner war ans der Bibl. Trivnlzio ein Corvinianns dnrch Erbteilong in den Besitz der Marchesa Trotti gelangt. Dieser kam durch Hoepli nach Budapest (oben Nr. 18), andere Hss. der Sammlung nach Amerika; vgl. CB III 161 f. u. E. Novati,

^ Der Arnnd. gr. 628, eine MiszellAn-Hs. mit 38 Stücken (außer anonymen theologiBchen und aBtronomischen Traktaten Basilius [homil. in ebrie- tatem], Chrjsoitomofl [epistola ad Imperatricem Eudoziam], Enoginos Scitensifl [de definitione fidei], loannes Damascenus [de virtutibus et yitiis, de octo spiritibus neqnitiae], Sophronias Hierosolym. [de confessione]) war im Besitze Grempers, dem der Wiener Philostrat-Kodex (134) von Wladislaw geschenkt wurde und auch der Vind« 3211, sowie der S. 22, A. 1 erwähnte Angostanos gehörte.

* Über deren Provenienz gibt der C. of Mss. in the British Moseum, New Series 1884—1840 (Arandeliana, Bomey) keine Auskunft.

* G. Porro, C. dei codici Trivulziani. Bibl. stör. IUI. II (1884; nach dem Alphabet der Autoren); für ein fehlendes (mit dem Kodex Q überein- stimmendes) Lncan-Fragment s. BIy. di filol. XXVII (1899) 401, für griech. Hss. Martini 373, für Neuerwerbungen Arch. stör. Lomb. 4. Ser. IV (1905) 216, femer E. Motu, Libri di casa Trivulzio nel secolo XV con notizle di altre librerie milanesi del trecento e del quattrocento (CoUesione Storica-Bibliografica I). Como 1890, Petrarca e la Lombardia (Mailand 1904) 256.

3*

36 VI. Abhandlang: Weinberger.

I codici Trivulzio-Trotti. Qiorn, stör. d. lett. Ital. IX (1887) 137—185.

Außerdem besitzt die Trivulziana die einzige bekannte Hb. der JohanniB des OresconiusOorippas. Diese hat man wiederholt mit dem bei Caspinian de Caes. (1540) S. 210 genannten Gorvinianns identi- fiziert (Gz. Nr. 77). G. Löwe, Hsl. zur Johannis des Corippus. Rh. M. XXXVIII 315, glaubte, da er nur Abels Auszug aus Cz. kannte, es gebe in Mailand 2 Hss. der Johannis, eine bei Trivulzio, eine bei TrotU; daß dies nicht der Fall ist, wird durch die Übersicht im Pallas-Lexikon be- stätigt, wo für Mailand nur 3 Hss. der Trivulziana angegeben werden.

Nun spricht Cuspinian von 8 Bfichern der Johannis und ebenso- vielc weist das Florilegium Veronense auf, das mit dem verschollenen Cor- vinianus den Titel Johannis (sonst de hello Lybico) gemeinsam hat. Der Trivulzianus aber, eine Papier-Hs. des 14. Jh., die auch italienische Ge- dichte enthält, zieht 4 und 5 in ein Buch zusammen, hat also nur 7 Bficher; vgl. die Ausgabe von Partsch (Monum. Germ. Auct. ant. III 2 Berlin 1878 XL VII) und Löwe, Rh. M. XXXIV 138-140. Wer die Frage nochmals nachprüfen will, mag auch Addas oben S. 24 A. 1 angeführte Arbeit und MR N. F. IV 161—168 einsehen.

In der Jesuitonbibl. zu Mainz sah Gercken (Reisen durch Schwaben uswl Stendal 1783—1788. III 45) außer hebräischen Kodizes einen ,schÖnen griech. Kodex auf geglftttetem Papier in folio, so die Homilien des Chrysostomus begreift und vormals in der berühmten corvinischen Bibl. war. Er kann aus dem 12. Jh. sein* (bei einer Papier-Hs. nicht wahrscheinlich). Ob sich diese Hs. noch in Mainz befindet oder etwa in der Franzosenzeit ^ vernichtet wurde, ist mir nicht bekannt; 5 türkische und hebr&ische Hss. der Mainzer Stadtbibl., die aus nachcorvinischer Zeit stammen, haben (s. MK N. F. XIII 88) die Einzeichnung: Pratda bibl. Budensia quam ah eaepugnationt eiu8 urbis anno 1686 excdlentissimas ac per'

' Vgl. F. Falk, Die Dom bibl. zu M. Ihre Entstehung, Verschleppung und Vernichtang nach gedruckten und nngedrnckteo Quellen. CB 18. Bei- heft (1897); Hss. der Dombibl. (8. Martin) werden in Aschaffenbnrg, Gotha, Heidelberg, Kassel, Koblenz, Leiden, Mains (Seminar- u. Stadt- bibl.), Nürnberg, Paris und Würzburg nachgewiesen. Hss. der Karthanse kamen nach Cambridge (Emmanuel College), andere unter die Laudiani (Oxford; s. Falk, Bibelstudien, Bibel-Has. und Bibeldrucke in M. 1901, 130), eine Hs. von S. Alban nach Oxford (Madan V 28474). Auch in Rom sind unter den Palatini Hss. ans Mainz. W. E. Roth spricht Koman. Forsch. VI (1891) 430f. von 1200 meist jungen Hss. der Stadt- bibl. (Augastin in genes. VIU/IX, Evang. X/XI). Sakramentare des Domschatzes und der Seminarbibl. erw&hnt Lamprecht, Initial- ornamentik S. 21.

Beiträge zur Handschriftenkande. I. 37

iUuatrü domintu loannes Carolin über baro a Thüngen inde itUit ac anno 1692 coUegio Moguntino liberalUer donavlt.

66 (18) Maros-Yasarhely, gräfl. Telekysche Bibl.: Ta- citos hat die Eintragung Beati Rhenani sum ex dano lacobi Spigelii lurisconsulti 1518, Oberlin, der die Hb. für seine Tacitas-Ausgabe (Leipzig 1801 I S. III) erhalten hatte munifi- cientia viri eximii atrenuique belli ducis Dorsneri torm&ntariae rei per Galliam praefecti, ad quem hereditario iure pervenerat, vermutet ansprechend S. XIX (ausführliche Beschreibung IV ff.), daß Spigely der 1514 im Dienste Maximilians (a manu et con- siliis) in Ofen war, sie als Geschenk von Wladislaw erhalten habe. Wie sie von Beatus ^ Rhenanus an den General Dorsner und von diesem an den Grafen Teleky kam, ist nicht bekannt.

Alelk wird von Cz. L. B. III 105 uuter den Orten genannt, an denen Corviniani aufbewahrt werden; vgl. MK V (1880) 377—381 über einen Psalter der Königin Beatrix.^

Modena (vgl. 16, 17). Budik verzeichnet mit Berufung auf Tiraboschi VII 210 eine Anzahl meist griech. Corviniani, die sich in Ferrara befanden. Aus Tiraboschi VII 306 ff. (der Venediger Ausgabe) ergibt sich allerdings, daß um 1560 ein vornehmer Venezianer (Nicolo Zeno^ oben S. 10) mehr als 100 (griech. u. lat.) Corviniani besessen habe, von denen einige durch Girolamo Faletti fllr den Herzog von Ferrara erworben wurden. Aber von den griech. Hss. (Anastasii de vita Christ., Andreae

* 18 Hss. des Beatus Bbenanus (darunter einigte mit der Eintragung: BeaU Mhenani mm nee muto dominum) sind in der Stadtbibl. zu *Selllett- stadt erhalten: CD XII« (1861) 688. Fttr Sohlettstadt vgl. noch Bevue phil. m 16 (im CD fehlender Vitruy), Jahrb. f. Phil. CIX 216, 530, J. Qeny und G. C. Knod, Die Stadtbibl. zu Seh. Festschrift zur Ein- weihung des neuen Bibliotbeksgebändes. Straßburg 1889. Geny weist einige Hss. der Propste! S. Fides nach; die der Johanniter -Komturei sind mit einer einzigen Ausnahme nach Straßburg gekommen (zunächst in die Komturei am grünen WOrth, dann in die Stadtbibl., wo sie 1870 verbrannten). Knod handelt über Bücher des Beatus Bbenanus.

* Vom C. codicum mss. qai in bibl. monasterii Mellicensis O. S. B. ser- vantur ist nur ein Band erschienen (Wien 1889). M. Kropff, Bibl. Melli- censis. Wien 1747 gibt S. 16 76 eine Übersicht nach den Jh.; dem 9. Jh. gehört G 32 (Beda) aus S. Germain in Auzerre (Sickel, Wien. S.-Ber. XXXVra 161, Bibl. d. chartes XXUI 38) an, sonst XU— XV. Vgl. noch O. Holzer, Die geschichtl. Hss. der Melker Bibl. Progr. 1896, Archiv m 76, 311. VI 192. X 601, Wiener Stnd. I 64. IX 60.

38 VI. Abhandlung^: Weinberger.

saper Apocal. usw.), die sich nach V. Pantoni; Indice dei codici greci della bibl. Estense di M. Stndi IV 379—538 gegenwärtig in M. finden (und meist ins 16. Jh. gesetzt werden), sagt Fa- letti ausdrücklich, daß es andere (d. h. nicht die Corviniani) seien. Ein E. der lat. Estenses fehlt; ^ ich kann daher auch nur bei einigen der von Cz. (vgl. auch CB III 209) ange- führten die Signatur nach A. Venturi, Über einige Bücher mit Miniaturen von Attayante. Kunstfreund (Beiblatt zum Jahrbuch der k. preuß. Runstsamml.) I (1885) 310 313 angeben.

66 (81) 439 (VI G7) Ambrosii Exameron, parad., Cain et Abel usw.

67 (82) 436 (VI G 4) Augustini contra Faustum, lulianum.

68 (83) Chrjsostomus de compunctione cordis ad De- metrium. Civitates et loca per quae b. Paulus iter faciens verbum veritatis annunciavit. Epistola Dionysii Areop. ad Ti- motheum de felici martjrio apostolorum Petri et Pauli. Ba- silii de vera integritate virginitatis et de liberalitate stud. et ingenuis moribus (Leonardus Aretinus) (391 [VI F 6] oder 437 [VI G 5]).

69 (84) 448 (VI G 16) Gregorii papae homiliae in Ezech.

^ Vollständig katalogisiert ist die jetzt (vgl. CB XY 54 A. 3) mit der Estensia ▼ereinigte Sammlang Campori: (L. Lodi) C. dei codici e degli aatografi posseduti dal marchese Giuseppe C. 1875 1895 (I: XIII XV). Von den eigentlichen Estenses sind die ältesten herausgehoben Statistica I 1, 185 = Bibl. govern. 205, s. auch Montfaucon I 531 und + (L. Carbonieri) Cenni storici della Bibl. Estense 1872; fUr die von Valla herstammenden Hss., die aam Teil anf Aarispa aurfickgehen, dann an Alberto Pio, Fürsten von Oarpi, und dessen Neffen Rodolfo Pio, weiter an Laiino Latini und Hippolyt von BIste gelangten, s. J. L. Heiberg, Beitr. anr Gesch. Georg Vallas und seiner Bibl. 16. Beiheft zum C B, seine gute Übersicht Philol. XLII 421 und die Einleitung des K. der griech. Estenses (zu dem NH III 124 bemerkt wird, daß die in^yfjan dttpilifiog in 172 nicht von Zygomalas, der im 16. Jh. lebte, verfaßt sein kann, da sie in älteren Hss. vorkommt; Tgl. auch C. cod. astrol. IV 27j. Einige Has. rühren von Guarino, Losch! und Megagianni her; VI F 5 wird Archiv XII 696 auf Pomposa zurückgeführt. Ein Ovid mit dem Wappen der Eiste befindet sich in der Wiener Fideikommißbibl. Die Universitäts- bibl. besitzt eine einzige Hs.: Cicero Rhetorica XIV (Bibl. govern. 330); die meist patristischen Hss. der Dom bibl. verzeichnet (ohne Index) A. Dondi, Notizie storiche ed artistiche dei Duomo di M. (1896) 269—283.

Beiträge zur Handschriftenkunde. I. 39

70 (85) 432 (V Gt 4) Thomae Aquin. in primum librum sententiaram.

71 (86) 425 (VI G 21) Ammianus Marcellinus.

73 (87) 435 (VI G 3) Dionys. HaUc. de originibus s. antiquit. Romanorum.

73 (88) 441 (VI G 9) Georgii Merulae Alexandrini Opera.

74 (89) 449 (VI G 17) Gregorii Magni dialogi et vita. (Florenz 1488. üng. Revue X 93).

75 (90) Leonis Baptistae Alberti de re aedificatoria.

76 (91) Cornelius Nepos (Emilius Probus; Franciscus Sassetus Thomae fil. Florentinus faciendum curavit; vgl. 63).

77 (92) 458 (VI H 2) Origenis homiliae.

78 (93) 472 (VI H 16) Strabo (Guarino)

79 (94) Valturias de re militari. MA.

80 (95) Dionys. Areop. opera per Ambrosium Florentinum monacbum traducta (Beschreibung des Einbands: OB III 210).

In den LB III 95 spricht Cz. von 17 Corviniani in Mo- dena (darunter seien 3 Hss.; die in den Verzeichnissen nicht angeführt würden), im Pallas-Lexikon von 18 (Budik nennt an lat. Hss.: De historia Asculana libellus Beatrici reginae dicatus, Galeotus Martins und Angeli Politiani Nutritia [,nach Matthias' Tode dem Kardinal Antonio Gentile dediziert, war ein Eigentum der herzogl. Bibl. zu Ferrara*]).

MoBtpellier. Daß der sogenannte Budensis des Juvenal und Persius mit Coryinus und mit Ofen nichts zu tun habe, zeigt endgiltig Tb. Gott- lieb, Wer ist der im Kodex Montepessulanus 125 genannte Matthias? EranoB Vindob. (Wien 1893) 145-152.

Mflnehen. Auf 2 griech. Hss., die durch gute Tradition als corvinisch bezeugt werden^ haben Simonsfeld und Wilhelm Meyer aufmerksam gemacht:

*81: 157 Polybius, Herodian, Heliodor wird in Hardts C. codicum graec. bibl. regiae Bavaricae (1806 1812) ins 14. Jh. gesetzt, in Mendelssohns Herodianausgabe (Leipzig 1883) ins 15* Die Hs. hat den Vermerk: aVtrj ij ßißXog ifvix^ ex t% Kiavatonnci- yovTtöisiag (lerä rijv ähaaiv ravzrß und wurde 1577 Albrecht V. von Joachim Camerarius d. J. geschenkt (vgl. K. Halm, Über die hsl. Sammlung der Gamerarii u. ihre Schicksale. Münchner S. Ber. 1873, 241—272 und Simonsfeld S. 547 f., 564—568).

40 YL Abhandlung: Weinberger.

ObsopoeuS; der (mit dem älteren Camerarias befreundet und) seit 1529 Rektor des Qymnasioms zu Ansbach war, berichtet in seiner Heliodor- Ausgabe (Basel 1534): Devenit ad me ser- vatu8 ex ista clade Ungarica, qua Serenissimi quondam regis Mathiae Corvini bibl, omnium instructissima superiorihus annis a barbarie asiatica vastata est. Hunc cum aliis nonnullis (vgl. 43) miles quidam plane gregarius et ab omnibus tam Graecarum quam Latinorum disciplinis abhorrentissimus iam apud nos [in Ansbach] tinctorem agens, tum vero illu^trissimum prin- cipem Casimirum marchionem Brandenburgensem laudabilis memoriae (f 1527) comitatus in Ungariam forte fortuna non sine mente reor sine numine divum sustulit, quia auro exor- natus nonnihil adhuc splendescebat^ ne scilicet tam bonus autkor et visus et lectus paucissimis interiret, sed servatus multis ad- huc et voluptati foret et oblectationi et usui; vgl. desselben Polybius- Ausgabe (Hagenau 1530): cum nuper foelici quadam fortuna atque equidem ut opinor non sine mente, non sine numine divum opera omatissimi viri lacobi Ottonis Aezelii, caussarum oratoris optimi, Polyhii reliquiae grecae ad manus meas pervenissent Gegen die Annahme, Obsopoeus habe für Polybius und Heliodor 2 verschiedene Hss. (die erst später ver- einigt worden wären) benützt, wendet Simonsfeld 547 A. 2 ein, der Monac. 157 sei (wie Schweighäuser in seiner Polybius-Aus- gäbe I Leipzig 1789 XXXIV ausdrücklich betone) von einer Hand geschrieben. (O. kann die Hs. vom Rechtsanwalt Azel erhalten und erst nach Herausgabe des Polybius Genau- eres über die Art der Erwerbung erfahren haben).

Daß die Hs. aus Ungarn stammt, ist sicher, daß sie ein Corvinianus sei, umso wahrscheinlicher, als O. einen noch in Wolfenbüttel erhaltenen Corvinianus (unten Nr. 164) inter alia literarum egregia monumenta ex illius bibl. maxime beneficio illustrissimi principis Georgii marchionis Brandenburgensis be- nützt hat, femer ein anderer Corvinianus (unten Nr. 163) durch Georgs Schwiegertochter Sophie nach Wolfenbüttel kam, von einem dritten endlich (Nr. 162) wenigstens vermutet wird, daß er über Ansbach gegangen sei, dieses also (vgl. Roses Vorbe- merkung im Berliner K. zu 1019) ein Zentrum für die Gorvi- niani gewesen zu sein scheint, die nach der Schlacht bei Mohacs als Kriegsbeute nach Deutschland kamen.

Beitrüge vor Handaohiiftenkande. I. 41

SimoDBfeld forscht nach anderen von 0. benutzten Hss. Bei Basiiii et Gregorii epistolae spricht 0. wirklich von einem Gorvinianus; der Monac. gr. 497 XII, an den S. denkt, ist, vom Inhalte des Bandes ab- gesehen, dadurch ausgeschlossen, daß der Rat von Augsburg diese Hs. erst 1545 von Antonios Eparchos in Venedig kaufte (Festschrift für Th. Gomperz. Wien 1902 S. 308). In den Castigationes ac diversae lec- tiones in orationes Demosthenis per Vinc. Obsopoeum. Norimbergae apud lo. Petreium 1534 heißt es nur: Venit nuper in manus meaa admirandae vttustatis exemplar. Woher die Angabe in Baiters und Sauppes Ausgabe der Oratores Attici (Zürich 1839 ff.) I: Vorwort zu Dem. S. IX stammt, Obsopoeus habe zuerst einen codex Pannonicus herangezogen, weiß ich nicht. S. gibt an, daß die Monac. 85 und 495 nach den von Drerup an- gestellten Textproben nicht in Betracht kommen (495 ist wohl ein Fehler f&r 485; 485 ist aber wieder eine Eparchos-Hs). Auf den Vindob. 105, an den Reiske dachte , während Vömel ihn als Busbeckianus für ausge- schlossen erklärt, brauchen wir nicht einzugehen. Dagegen werden wir bei Wien auf eine von 0. benützte Diodor-Hs. zurückkommen.

♦82:449 Porphyrius de vitaPlotini, Plotini enneades. Papier- Hs. 1465 von Demetrios Trivolis^ in Gortyn geschrieben, mit einem Vermerk, aus dem hervorgeht, daß der bei der Zer- störung der Ofner Bibi. gerettete und von Kaiser Ferdinand dem Arzte Jakob Schegk geschenkte Kodex von Seh. 1594 der Augsbnrger Stadtbibl. gewidmet wurde (mit deren übrigen Hss. er 1806 nach München kam). Auch eine hsl. Notiz des Martin Crusius (Tubing. Mb 34 p. 303) erwähnt, daß Sciiegk einen codex Budensis des Plotin aus der Bibl. des Matthias Corvinus habe.

Daß es sich um eine Papier- Hs. handelt^ wird uns bei einem griech. Kodex ^ der in der königlichen Bibl. mehr Vorlage zum Übersetzen als Gegenstand der Lektüre war, umso weniger wundern. DazU; daß er aus Kreta stammt; mag man Martin Brenners Vorrede zu dem von ihm 1541 hgg. Werke: Aurelii Lippi Brandolini de humanae vitae conditione et toleranda corporis aegritudine ad Matthiam Corvinum Hun- gariae et Bohemiae Regem et Beatricem Reginam dialogus vergleichen (Literarhist. Denkmäler II 6 f.): cum tot variis bellis distraheretur, doctiasimos tarnen quosque viros immo quos- cumque dote aliqiui ingenii virtuteque nobilitatos videret, in summo honore kabuit amplissimiaque praemiis omavit cuius

* Vgl. N. H. IV (1907) 316.

42 VL Abhandlnn^: Weinberger.

rei praeter insignem bibl. Budae in regia a se aedificata erectam, quam selectissimis Gh'aecis et Lat, autoribtis ex ipsa Aaia Graecia Italia undiqtLoque campoaitis non omatisaimam solum sed etiam copiosissime omni librorum genere inatructam superioribus annis Asiatica barbaries devcutavit (me enim ante biennium diligenter eam perlu8trante vix ulla pristini amatus, 81 unum atgue alterum autorem Graecum excipias^ illic ex- iabant vestigia) testes sunt tot doctissimorum virorum lucuh'a- tionee ac volumina ex omnibus orbis partibus ipsi nominatim dicata ac conecripta.

W. Meyer, der in den LB III 87 auf die Plotin-Hs. aaPmerksam gemacht hat, zieht wegen Gleichheit des Einbandee 490 heran, wegen Ähnlichkeit 226, 254, 482, 495, 504. Das hat schon Cz. a. a. 0. 96 f. abgelehnt; ich brauche also auf den Inhalt der Hss., die zum Teil durch Gerlachs (der Ton dieser Provenienz wohl gehört und sie in diesem Falle auch erwähnt hätte) oder Eparchos' Hände gegangen sind, nicht ein- zugehen.

Unter den lat. Monacenses sind 6 durch das Wappen sicher bezeugte Corviniani:

83 (52): 69 Celsus

(84) (53): 175 Beda de nat. rerum, Seneca quaest. nat. mit der Eintragung: Nobili clariesimoque viro D, lohanni la- cobo Fuggero domino a Kirchberg et Weiesenhom Bedam de natura rerum olim a Sereniesimo Wladislao (Korrektur filr Mathia) Hungariae Bohemiaeque rege in deliciis habitum Ge- orgius Hermannus observantiae et honoris ergo d. d. an. 1544. Daß f. 1 das Herzschild des ungarischen Wappens mit einem weißen Adler im roten Feld, MA mit WR (Wladislaus Rex) und 2 Raben in den Randornamenten übermalt sind, auf dem Hinterdeckel zwar das ungarische Wappen, auf dem Vorder- deckel aber ein goldener Adler im blauen Felde zu sehen ist^ ergibt sich aus Fischer S. 36 Nr. LIX; im Mtinchener K. wird es (auch in der Editio altera des 3. Bandes des C. codicum mss. bibl. regiae Monacensis. 1892 1894) nicht erwähnt. Der Kodex gehört zu der oben besprochenen Gruppe von Hss., die nach Matthias' Tode von Wladislaw bezahlt und übernommen wurden. Die Korrektur Wladislao für Mathia dürfte sich, ob sie nun von der gleichen oder einer späteren Hand herrührt, dadurch erklaren, daß Georg Hermann die ganze Bibl. als cor-

Beiträge sur Handschriftenknnde. I. 43

yinisch betrachtete, vielleicht auch andere nur auf Matthias und nicht auf Wladislaw weisende Hss. derselben besaß.

85 (51) 294 Agathias de hello Gothorum (Abbild. 28) s. oben S. 15.

86 (55) 310 Demos thenes' und Aschines' Reden (Leonardus Aretinus). Notas adscripsit loannes Vitez.

87 (54) 341 Thomae Senecae historia Bononiensis. Gaspar Tribracchus de Calvis.

88 (56) 627 Aristeas de LXX interpretibus (Matthias Palmerius).

Zu 294 bemerkt der K., daß die Ausschmückung von 69, 294^ 809, 821 und einigen anderen Hss. von derselben Hand herrfibre« 809 enthält Aristotelis moralia ex yersione loannis Argyrophili (Argyropuli? vgl. oben Nr. 53), 821 Cicero, Gate, Lael., Paradoxa (von Nicolaus de Ricius ge- schrieben, aus der Bibl. von Pietro Ginori). Wir werden uns, obwohl 809 durch den Inhalt in Beziehung zum Göttinger Corvinianus steht, daran erinnern, daß Florentiner Erzeugnisse einander sehr gleichen, auch wenn sie nicht gerade durch die Corvina gegangen sind, ehe sie nach München gelangten.

(89?) 15407 Magistri Wilhelmi (de Conchis) philosophia (aus dem Kloster Ror) usw. (vgl. den K., der die Hs. ins XIV. Jh. setzt). Librum hunc philosophicum ex antiquissima et celeberrima bibl, Budensi desumptum (poatquam nimirum ab exercitu Christiano recuperata fuit dvitatt illa 2. Sept. an. 1686) ob rei memariam donavit monasterio infra scHptus et proprio diffillo manuque signatus perilluatris ac generosus dominus do- minus loannes Albertus Notthafft Liber Baro de Weissenstain in Äffecking.

Neapel wird LB III 105 unter den Städten genannt, in denen sich Reste der Corvina finden. Die mangelhaften, unvoll- ständigen K. der Nationalbibl. ^ geben über Provenienzfragen keinen Aufschluß.

^ 8. Cyrillus, Codices graeci mss. Reg. bibl. Borbonicae. 1826—1832 (vgl. H. Delehaye, C. cod. hag. graec. bibl. Nationalis Neapol. Anal. Boll. XXU [1903] 381—400, C. cod. astrol. IV 49 und für einige wenige von den neuerworbenen Hss. Phil. XLYII 587); m C 6 f. 62—70 steht Synesias ep. 66 [NH I 98]). C. Janelli, C. bibl. lat. veteris et classicae ms. qnae in regni Neapolitani museo Borbonico adservatur. 1827 (vgl. Reiflferscheid 11 298 [Wiener S.-Ber. LXXI 1872 30], femer nament- lich für die Erwerbungen aus aufgehobenen Klöstern [Bistum Troia]

44 VI. Abhandlang: Weinberg er.

Einige Olmfttzer Hss. wurden (vgl. A. Müller im N. Anz. 1875, 226, 259, 306) als corvinisch bezeichnet und eben deshalb nach Wien abgegeben;^ doch hat J. Haupt a. a. 0. 1876, 2 die Haltlosigkeit dieser Behauptung dargetan.

Ein Corvinianus der Universitätsbibl. Padaa erscheint in der Übersicht, die Cz. dem Pallas-Lexikon eingefügt hat. Die knappen Notizen, auf die wir für diese Bibl. angewiesen sind,' geben keinen Aufschluß.

y. Fornari, Notizia della bibl. Naz. di Napoli. 1874, S. 47 ff., SUtistica I 2, 102, Bibl. gov. 76). Die Bibl. enthält Farnesiani (aas Rom und Parma) und Parrhasiani (darunter einige Bobienses; vgl. CoUesione paleografica Bobbiese I, Turin 1907 T. 1, 10, 11, 36, 42; für Grotta. ferrata und Guarino s. die Bibliographie; II B 24 war im Besitze Fulvio Orsinis. Aus den neapolitanischen Klöstern (Biontfaucon I 230, Archiv XII 523) kamen viele Hss. nach Wien (s. unten bei Wien), an- dere sind verstreut (Vat. 7172 aus S. Severino). Auch Hss. von Acqua- Viva und Valetta sind teils in Neapel (in der Bibl. *Oratoriana (vgl. G. lorio, Codici ignorati nelle bibl. di Napoli. 1892 [1 Hs.: Xeno- phon], Martini 887, E. Mandarini, I codici della bibl. fondata dai preti della Compagnia dell' Oratorio di S. Filippo Neri detti i Gerolamini. 1897), teils in Wien (vgl. H. J. Hermann, Miniatur-Hss. aus der Bibl. des Herzogs Andrea Matteo Acquaviva. Jahrb. d. kunsthist. Samml. d. Allerh. Kaiserhauses XIX [1898] 147 206; flir Valetta vgl. noch die Bibliographie. Martini beschreibt S. 424 auch eine griech. Hs. der Bibl. della societ^ storica. Die Universitätsbibl. enthält keine einschlägigen Hss. (Bibl. gov. 839); für die mit ihr administrativ vereinigte (nicht bedeutende) *Bibl. Brancacciana s. + Mss. qnae in Bibl. Brancatiana S. Angeli ad Nilum adservantur c. 1740, Blume, Bibl. Ital. 191, Archiv XH 624.

* Für Hss., die aus Olmütz an die Wiener Hof bibl. kamen, vgl. auch A. Schubert, Aus Mähren und Schlesien der k. k. Hofbibl. zugebrachte Hss. und alte Drucke. Mitteil. d. Ost. Vereins für Bibl. I 43—56. Die ehemaligen Bibl. der von Kaiser Josef II. aufgehobenen Mönchsklöster in Mähren und Schlesien, sowie die der Exjesuiten in Teschen und Troppau. CB XVII 321, 401, 449 (Bursian CVI 200 a, b). Vollständige K. der Olmützer Bibl. (in die durch Augustinus Moravus oder Olomu- ccnsis s. oben S. 7 Corviniani hätten kommen können) fehlen; vgl. B. Dudik, Hss. der Bibl. des Metropolitankapitels in O. Löhers Archivalische Z. V (1880) 126--134 (eine Petrarca-Hs. bei Burdach, Be- richt über Forsch, zum Ursprung d. nhd. Schriftspr. Berl. Abhandl. 1903, 10), R. Beer, Mitteil, aus der 't'Studienbibl. zu O. CB VH (1890) 474—481 (Gollob S. 90). Hss. von Olmütz sind auch in schwe- dischen Bibl. und unter den Reg^nenses zu finden.

' Die wenigen griech. (aus Belluno, S. Giustina in Padua und S. Giorgio Maggiore in Venedig stammenden) Hss. sind katalogisiert von C. Landi,

Beitrftge cur Handflchriftenkande. L 45

Paris, Nationalbibl.

Der *Par. gr. 741 (Ghrjsostomos in II. Epist. Pauli ad Cor.; Pa- pierhs. XV) stammt nach Omont, C.^des mss. grecs de Fontainebleau. Paris 1889. S. XXIV u. 172 (Nr. 622) ans der Bibl. des Matthias Cor- vinus, ferner aus Neapel und Blois (Einband der Bücher Heinrichs II.). Da Matthias in der Einleitung zum Inventaire sommaire (1898) nicht unter den Vorbesitzern erscheint, dürfte es sich wieder um eine Ver- wechslung mit dem aragonischen Wappen handeln; vgl. 90 u. 91.

Den *Par. suppl. gr. 607, der nach Angabe des Mjnas vom Athos stammt, hat H. Schöne, Über den MTuaskodez der griech. Kriegsschrift- steller in dor Pariser Nationalbibl. Rh. Museum LIII (1898) 432 (446) mit ziemlicher Bestimmtheit als Coryinianus bezeichnet, weil auf der Innen- seite des Einbanddeckels zu lesen ist: konag soQOifevöfjs UXijyatOQ Xij-

Stndi X 18, 430. Aber von den 1392 lat. Hss. (1 von Petrarca) sind nur die ältesten Statistica I 1, 107 = Bibl. gov. 350 herausgehoben. Eine griech. Hs. scheint auch das Museo civico zu besitzen; vgl. E. Teza, I bagni, an capitolo inedito in greco dalle opere deir Attuario medieo bizantino. AUi del B. Ist. Veneto 8. Ser. VI (1903/4) 299—317; eine griech. Grammatik, vielleicht yon Chrysoloras, enthält der alpha- betisch angeordnete K. von A. M. Josa, I codici mss. della bibl. Anto- niana di Padova. 1886.

Für die Kapitularbibl. kann ich nur I. I. Tomasini, Bibl. Pa- tarinae mss. publicae et privatae. Udine 1689 (mit Index) und Fleck I 1, 46: Dionys. Areopag., Hieron. epist., losephns, kleinere virg^lische Qedichte ; XIV oder XV und die Statistica (Sacramentar IX, Antiphon. XI) anführen; aus der Seminarbibl. nennt die Statistica einen Claudian (XU), Valentinelli (Ost. Blätter f. Lit. n. Kunst 1845, 558 A. 32, 656 A. 44) Frontin XIII, einen von Vallarsi benützten membranaceus mit Traktaten von Hieronymus und Isidor, Prosperi epigrammata XIV, Ve- getius Xin.

Tommasinis Angaben (vgl.» da Hss. nicht nur von Padua nach Venedig, sondern auch von Venedig nach Padua gekommen sind, auch T. Bibl. Venetae. Udine 1650; die Bibl. mit griech. Hss. werden her- ausgehoben in Montfaucons Pal. graec. Paris 1708. XXI ff.) können also noch Yon Nutzen sein, wenn auch viele Hss. TerschoUen sind. Für S. Justina (mit Hss. von Palla Strozzi) vgl. Ferrai in Indici e cataloghi V, II (1887) 549 und oben S. 25 A. 1 ; zu beachten ist, daß von den zahl- reichen Hss. mit dem Vermerk congregationis S. Instinae de Padua nur diejenigen auf Padua bezogen werden können, welche (wie z. B. einige Hss. in Paria; ygl. den Urbln. gr. 26) den Beisatz haben depntatus usui conyentus Patayini (andere haben z. B. den Beisatz depntatus monasterio S. Seyerini de Neapoii oder S. Mariae de Pomposia). Nachträge zu Ferrai bei Avetta, Contributo alla storia della Bibl. Uniyersitaria di Padoya. 1907, 6.

46 VI. Abhandlung: Weinberger.

ßQOQVfA ßvbevöis avv . . 5 . . Daß Lakas ans Kronstadt (Siebenbürgen) im 16. Jh. als Bachbinder in Ofen tätig war, beweist natürlich nicht, daß ein von ihm gebundener Kodex der Corvina angehört hat, würde es aber immerhin einigermaßen wahrscheinlich machen. Es ist aber durchans nicht anzunehmen (vgl. B. Prinz, Aristodemus. Jahrb. f. Phil. Ol 193f), daß der Einband von Anfang an za dem Kern der Hs. (f. 16—103) gehörte, der ursprünglich größeres Format gehabt haben muß. Es bleibt also nur die jedenfalls merkwürdige Tatsache, daß der aus Ungarn stammende Buchdeckel in den Besitz des Mjnas gelangte. Die nicht unglaubwür- dige Angabe, daß unter Zapolya (vgl. Vind. 224) viele Corviniani in die Kronstadter (später vom Feuer verzehrte) Bibl. kamen (Abel), ist für diese Us. natürlich nicht von Belang.

(90) Par. lat. 1767: Ambrosii sermones de poenitentia nach dem C. codicnm mss. bibl. regiae (1744) III, nach De- lisle, Cabinet I 226 Augustini sermones. Die Hs. ist 1489 geschrieben; weist das aragonische Wappen und den Veimerk Re d'Ungeria anf. Delisle meint daher, sie sei für Matthias be- stimmt gewesen and nach dessen Tode in die aragonische Bibl. gelangt.

(91) 6390 (Seneca) hat gleichfalls die Eintragung Re d'Ungeria.

(93) (103) 2129: Cassian. Divi Matthiae invictissimi Un- gariae et Bohemiae regis impensa opus a Petro de Abbatis Burdigalensi scriptum (die Datierung des alten K.: s. XIV ist daher irrig). Das Titelblatt zeigt eine auf Wladislaw bezügliche Übermalung. Die Hs. gehört also zu jenen, die nicht in die Hände des Matthias kamen; sie stammt aus der Sammlung von Triebet Du Fresne, der als Bibliothekar der Königin Chri- stine Italien bereiste (vgl. C. librorum bibl. Raphaelis Tricheti du Fresne. Paris 1662 und für die von ihm erworbenen Hss. des Vincentius Grimani die Konkordanz bei Laqueur, Gott. Nachr. 1906, 923).

7239 enthält Abhandlungen über Kriegsmaschinen (an der Spitze die von Paulus Savetinus Ducensis de re militari und de machinis bellicis), wurde vom Botschafter Girardin aus Eonstantinopel gebracht (vgl. Omont, Missions arcb^ol. 254: apparemment iomhi entre les maifu des 7\tre$ au commencement des conqu^tes quüs ont faites en Hongrte) und als ein un- garischer, später auch als coryinischer Kodex bezeichnet (vgl. Delisle I 297 f.). Daß ihn Cz. im Pallas-Lexikon anscheinend au den echten Cor- viniani zählt, kann ich nicht billigen.

Beiträge zar Handschriftenkunde. I. 47

93 (102) 8834 Ptolemaei cosmographia (lacobus Angelas) von Baron Tott in Eonstantinopel erworben.

(94) (101) 16839 (La Vallifere 21) Hieronymus in psalm. mit der Einzeichnung: Antonius Sinibaldua Florentinvs quem- dam regia Siciliae scriptor et librariua exscripait Florentiae anno domini 1488 ult. mensia Februarii pro aereniaaimo Mathia rege ünghariae virtutia cultore et alumno (nach dem calculus Florentinns, also 1489). Auch diese Hs. scheint nicht in den Besitz des Matthias, sondern aas einer italienischen Sammlung in die des Herzogs von La Valli^re^ gekommen zu sein.

Parma.

95 (79) G. G. III 170. 1654: Diomedes CaraflFa de institu- tione vivendi (ins Lat. übersetzt von Colantonius Lentulus), ge- schrieben von loannes Marcus Cynicus, mit den Wappen des Matthias und der Beatrix. AbbUd. 2; vgl. LB HI 567—575, MK XV 54—86 (mit Faksimile von Einband und Titel).

Petersburg.

96 (68) Chrysostomi homiliae XXVIII in epistol. ad Corinth. item contra ludaeos sermones VI; vgl. MK I (1876) 4 ff.

Prag, Universitätsbibl. (für Strahov vgl. Nr. 2).

Wenn von 1655 (VIII H 72), einem Justin italienischer Provenienz, in Trnhldfs C. codicom mss. lat. qui in bibl. Fr. asservantur (1906) gesagt wird: bibl. Carvinianae fuisse vidttur, so ist die Eintragung: IsU Über est mens vos Petri Garazda de üngaria nicht gehörig beachtet. Wir kennen noch andere Hss. des Garazda. £. Abel, F. G., ein ungarischer Humanist des 15. Jh. Ung. Rev. 1888, 21—31 fahrt S. 24 außer der Frager Hs. ein griech. Evangeliar der Fester Universitätsbibl.^ an, ein Geschenk des G. an lanus Fannonius; MK YII 202 wird der Monacensia 68 (Cicero) auf G. zurflckgefahrt. Es wäre interessant, den Frager Justin mit dem Dresdner zu vergleichen; liegt doch die Annahme nahe, daß mehrere Exemplare gleichzeitig für die bekannten ungarischen Sammler erworben wurden; auch der Celsus der Wiener Fideikommißbibl. 3113, der in seiner Ausstattung den Coryiniani gleicht (nur der Raum für das Wappen ist leer geblieben) und MK XV (1890) 32—34 in Beziehung zu Garazda

^ Für die Schicksale dieser Sammlung, die großenteils Yon Crerenna an- gekauft worde, vgl. Clark, Classical Review XX (1906) 228 f.; einige Hss. kamen nach Görlitz, eine nach Genua (Bibl. Darazeo), andere in die Sammlung Barrois.

' Bei Vogel, Serapeum 1847, 380 unter den Coryiniani.

48 VI. Abhandlang: Weinberger.

gebracht zu werden scheint, könnte anf sein Verhältniü zum Mfinchner Celsas geprüft werden.

97 (47) 1656 (VIII H 73) Thomas de Aquino in Arist. de caelo mit einer angarischen Eintragung, die in iat. Über- setzung besagt: Über bibl. Matthiae Regia quem apportam ex arce Ugroczensi und Iat. Besitzvermerken : unus ex libris Nicolai 2!aj de Csemer (XVII) Franciscue comes de Snys (XVI/XVII).

(98): 2427 (XIV A 14): Flavius losephus, Ant. lud. s. XIII. Der Einband zeigt die insignia regnorum Bohemiae et Ungariae. Es liegt also nahe, statt ex bibl. regia provenieee videtur zu sagen: ex bibl. Corvina; vgl. auch Nr. 158. Wenn sich der Einband wirklich, wie es in Truhlärs K. geschiebt, mit absoluter Sicher- heit ins 16. Jh. setzen läßt, könnte man an Wladislaw denken; für das jagellonische Wappen vgl. oben S. 7.

FreObarg. In Czontosis Verz. der Hss. der Franziskaner- Provinzialbibl. 1 (MK III [1878] 45) finden wir

(99) 8 Cyrillus Alexandrinus, Expositio in Cantica cant. mit der Eintragung: hunc libellum quidam captivtis hungartu liberatus e turcica captivitate (de) Buda ibidem ^ dum semel debuieset Bibl, Regiam purgasse^ hunc dam etulit et R. Coma- reni Magnifico Ernesto a Kolonicz supremo Capitaneo obtulit^ nie autem parocho ibidem gei^manicae et hungaricae ecclesiae Michaeli Ladislao Lony ddto. 1631 18 die Novembris.

(100) 11 Caelii Lactantii Firmiani divin. Instit. adversus gentes libri IX. De ira dei ad Donatum. Basilii Magni libellus de institutione iuvenum (Leonard. Aretin.). Papier-Hs.

Während der Eintragung des 17. Jh. Beweiskraft abge- sprochen wird, scheint Cz. Nr. 11 flir corvinisch zu halten.

Raab, bischöfl. Priesterseminar.

101 (17) Blondi Foroiuliensis Romae instauratae libri III, Papier-Hs. aus dem Jahre 1467. Den K. von L. Zalka, A györi plispoki papnevelozentezet könyvtdränak czimjegyzike. Qyör

^ Für andere Preßbarger Bibl. vgl. F. Knaius, Codices mss. capitali Poso- niensis. Gran 1871, + K. Harmath, Beschreibung der alten Drucke und der Hss.-Sammlang der Bibl. des Pr. evang. Lyceums (ungar.) 1879. Bei Soden wird eine Evangelien-Hs. der evang. Kirche in Pr. erwähnt. Eine Hs. des Antonsklosters auf der Insel Schtttt bei Pr. wird beim Vind. 11 besprochen werden.

Beiträge zur Handflchriftenkande. I. 49

1893 kenne ich nur aus der Anzeige ME N. F. I 360, auf Grund derer oben S. 22 eine Hs. besprochen wurde. ^

Born.

(102). In der Bibl. Casanatensis findet sich eine Ency- clopaedia medica des 14. Jh. (Bibliographe* VII 350 f.) mit einem verwischten Wappen, in dem J. Schönherr, MK N. F. Xn 435 469 (Faksimile ist beigegeben) das corvinische er- kennt. Die Hs. wäre von Prag nach Ofen gekommen (vgl. S. 447 und unten Nr. 158).

(103) Ottobon. 501: Pontificale (vgl. Codices e Vaticanis selecti III. Rom 1903 und Stornajolo in den Dissertazioni della Pontificia Accad. Romana di archeol. 2. Ser.VIII 1903 518). Es wurde 1485 1489 zu Rom im Auftrage Johann Vitez' des Jüngeren ausgeführt und blieb, als dieser nach dem Tode des Matthias Rom verließ, unvollendet, so daß auch kein Titelblatt vorhanden ist. F. 15 haben wir vielleicht ein Bild des Cor- vinus, f. 145 ist in eine Formel eingesetzt: 1489 die primo mensis lan. ego loannes episcopus Sirmiensis (seit 3. Juni 1489 war Vitez Bischof von Veszprim). Ob sich der mehrmals an- gebrachte corvinische Rabe aus der Absicht des Bischofs er- klärt^ den Kodex dem König zum Geschenke zu machen, oder der Miniator dieses Emblem bei einem ungarischen Kirchen- fUrsten ohne weiteres anwandte^ muß ich dahingestellt sein lassen.

Palat.« lat. 150 s. oben S. 8 A. 1 a. E., 1711 s. unten zum Vind. 11.

^ Von den übrigen 17 Hss. wären etwa zu nennen: Petrus Lombardus, sententlanun libri IV (XIII), Minale, Antiphonale, Vitae SS. (Pergament- Hss.) und ein Breviar (Papier-Hs.) XY.

* Atti del congresso internazionale di scienze storiche I (1907) 133: dd McoU) XV. Außer diesen Notizen kann ich für lat. Hss. der Casanatense (S. Maria sopra Minerva) nur Archiv XII 402, Beifferscheid I 172 (Wien. S.-Ber. Uli 1866 327) und Poncelet, C. codicum hag. lat bibl. Romanarum 216 anführen; + A. C. Vaglio und O. Colaneri, La bibl. C. Cenni storico-bibliografici. 1896. Die griech. Hss. (darunter Stücke aus Salviatis und Sirletos Bibl.) sind von Bancalari katalogisiert (Studi II 161—207; vgl. C. codicum astrol. gr. Y 1).

' Bibl. Apostolicae Yaticanae Codices Palatini lat. rec. H. Stevenson iunior. I

(1886). Sitsongabw. d. phiL-lust. Kl. 159. Bd. 6. Abh. 4

50 VI. Abhandlung: Weinberger.

104 Urbinas^ 110: Breviar mit den Wappen von Matthias und Beatrix.

(105) (96) Urbinas 112: Breviar ^ das unvollendet blieb, obwohl Attavante noch 1492 daran arbeitete. Das corvinische Wappen ist nicht durchgängig , aber mehrmals mit dem des Kardinals Trivnizio übermalt. Die Einti'agang: Exemplaräms aatis ßdis Mathiae inclyti Regie Hungaritie et Bohemiae bre- viarii codicem ego Martinus Antonius presbyter dei gratia fau- stisaime manu propria scripsi^ opus absolutum pridie Klas No- vembres anno salutis 1487 stimmt aufs genaueste mit der im Laur. XIV 22. Vgl. Abbild. 7, eine Probe bei Fraknoi S. 297, namentlich aber Fl. Romer, Dizlapok a Romai könyvtiLrakban örzött nigy Corvin-Kodexbol. Pest 1871 (16 Photographien von 4 corvinischen in römischen Bibl. befindlichen Hss.; Veran- staltung der ungarischen Kirchenfürsten, die zum Konzil nach Rom gekommen waren; Einleitung von Komer). Von den übrigen 3 Hss. liegt eine gegenwärtig im Wiener Jesuitenkol- legium (unten Nr. 162), zwei befanden sich damals im Collegio Romano:

106 (98) Cicero, nat. deorum, divinat., oflEic.

107 (99) Didymi Alexandrini de spiritu sancto (Hiero- nymus), Cyrilli Alexandrini de Apompeo, Proclus episcopus in natale dei. loannis Scholastici Qradus (von Sigismundus de Sigismundis 1487 geschrieben).

In der Vittorio Emanuele,* wo man sie zunächst ver- muten sollte, sind diese 2 Hss. nach Schönherrs Angabe (a. a.

^ Bibl. Apostolicae Vaticanae Codices Urbin. lat. descripsit C. Stomajolo. I (1902).

* Die Vittorio Emannele besitzt auch Hss. S. Andreae de VaUe, Arae Coeli, Farfenses, S. Gregorii in monte Caelio, S. Onuphrii, S. Panta- leonis, Sessoriani (vgl. Poncelets C. codicam hagiogr. lat. bibl. Borna- nanim praeterquam Vaticanae. Beilage zum 84. u. 26. Band der Anal. Boll. 97 und für kleinere Klosterbibl. Bibl. govern. 4S). Doch vermisse ich die griech. Hss. der Gregoriana, die Herr Prof. Dr. Heinrich Schenkl freundlichst für mich aus dem Gireolare della libraria Ital. 11 (1865) 220 exzerpiert hat (Aristot. Rhetor., Porphyrias in Plotinnm, Ptolemaei geographia; an lat. werden genannt Cicero orat., off., epist., Isidor etjm., Juvenal) bei D. Tamilia, Index codicum graec. qni Romae in bibl. Na- tionali olim coUegii Romani adservantar. Stndi X (1902) 223—236 (Er- gänzungen zu Nr. 1, 3, 14, 16, 17, 18 in schwedischer Sprache von

Beiträge zur Handschriftenkande. I. 51

O.) nicht zu finden; Stücke der Bibl. des CoUegio Romano sind (aber wohl vor 1871) auch in die Vaticana gekommen, andere werden bei Gregory (Prolegomena in der 8. Aufl. von Tischen- dorfs Ausgabe des N. T.) als verschollen bezeichnet.

(108) Vat. 3186: Andreae Pannonii libellas de regiis vir- tntibas Matthiae Corvino dedicatas bietet nichts, was anf einen Corvinianus schließen ließe. Das Bild des Königs ist offenbar kein Porträt (Ung. Revue X, 177, 579); vgl. Literarhist. Denk- mäler I (1886) XX ff. 1 ff.

Salzbarg, Studienbibl. ^

109 (45) Bonfinis Herodian- Übersetzung, einfach ausge- statteter grüner Seidenband mit Goldschnitt. Der 1. Bogen mit dem Titelblatt fehlt. Wir kommen auf die Hs. unten bei Nr. 15^'zurück.

Stuttgart, Hofbibl.

110 theol. et philos. fol. 152: Augustin, expositio in psal- mos David a I usque ad LVII (Originaleinband, herrliche Mi- niaturen). Wir sind auf kurze Bemerkungen bei Th. Fr. Dibdin, A bibliographical Tour. London 1821 III 155, Stalin (Württemb.

LundstrOm: Commentationes philologae in honorem lohannis Paulsen. Gotoburgi 1905, 140).

Für die wichtigen Sesaoriani des stadtrOmischen Klosters S. Cracis de Hiemsalem, die zum Teil aus Nonantola (Rlvista VI 54; auch eine Ozforder Hb. wird vermutangsweise aufN. surückgeführt: Madan V Nr. 28717) und Settimo (BivUta XV 169—177) stammen, vgl. Archiv Xn 396, Reifferscheid I 113 n. 196 (Wien. S.-Ber. L 737, lAIl 851), Z. f. Altertumsw. 1847, 204, 288, Blume, Bibl. IUI. 155, Montf. 193, + B0II. uff. deir Istr. pubbl. Dez. 1885 (Mölanges d'arch. et d'bist. XXIY 13 f. A. 4). Andere Sessoriani sind im Vatikan; vgl. auch den Haene- lianus 6 der Leipziger Universitätsbibl. (Bursian CXXXV 101). 1 Die Studienbibl. (vgl. Wien. Stud. IX 86, *Gollob u. Verz. d. illumi- nierten Hss. in Osterreich II: Hieron. de libro psalm. IX) und die Bibl. S. Peter (Archiv X 614, Wien. Stud. IX 83) besitzen keinen gedruckten K.; vgl. (namentlich für Hss., die nach Wien und München gelangten) K. Foltz, Gesch. der S. Bibliotheken. Wien 1877 und Chroust, Monu- menta palaeogr. 1 1, 2. H 1. IV 5. VH, VUI, X 3, 4. Andere Salzburger Hss. befinden sich jetzt in Linz (CB XIX 161), London (Addit. Mss. 16894, 16898, 16900; Steinmeyer, Ahd. Glossen IV 490) und unter den Reginenses in Rom; s. auch Swarzenski, Denkmäler der süddeutsch. Malerei. H. Die Salzburger Malerei. Leipzig 1908. Einen patristisch- historischen Miszellankodez IX des städtischen Museum Garolino-Augu- steum in S. beschreibt Hauthaler CB X 71.

4*

52 VI. Abhandlung: Weinberger.

Jahrb. 1837, 303; die Hs. kam ans Ellwangen nach St.), CB III 212 u. MK N. F. VI 262, XUI 318 angewiesen.

Thom, Gymnasialbibl.*

111 (67) R foL 21: Naldi Naldii Florentini epistola de laudibus Angustae bibl. atque libri IV yersibus scripti eodem argnmento ad serenissimum Mathiam Corvinnm (Literarhist. Denkmäler II, Xlf., 259-296); s. MK N. F. II (1894) 305—313 (farbiges Faksimile des Titelblattes).

Tarin ^ wird nicht nur LB III 105 genannt, sondern auch E. Ricotti, Salla bibl. Corvina. Atti della r. accad. di Torino XV (1880) 311 bemerkt, daß eine ans Bologna in die k. Priyatbibl. gebrachte Bilder-Hs. für corvinisch gehalten werde.

Venedig, Bibl. Marciana.

(113) (69) III 17: Antonii Averulini de architectura libri XXV ex italico idiomate ab Antonio Bonfinio latine redditi, 1488 geschrieben^ aber erst nach dem Tode des Königs voll- endet und dann vom Dominikanergeneral Gioacchino della Torre erworben, ebenso

(113) (70) der unter den Zimelien befindliche Marcianus Capella (der von Alexander Verazanus geschrieben wurde); vgl. Facsimile delle miniature di Attavante contenute nel codice di Mattia Corvino che si conserva nella Bibl. Marc. Fotografie eseguite da A. Perini 1878.

Beide Hss. kamen von della Torre (für den CB I 384 zu 52 a^ verglichen werden kann) an das Kloster S. Giovanni e Paolo und aus diesem 1789 in die Marciana.

114 (71) XXII 79: Benvenuti de Rambaldis, liber Augu- stalis (Caesarum vitae abbreviatae) von Antonius Thebaldus überarbeitet und Matthias gewidmet.

^ M. Cnrtze, Die Hss. nnd seltenen alten Drucke der Gymnuialbibl. xa Th. Frogr. 1875 (vg:I. Altpreuß. Monatschr. Y [1868] 141 a.Bur8ian XCVUI 361).

' Über die reichen Bestände der k. Priyatbibl. haben wir nur dürftige Notizen: Archiv IX 599 (S. Jakob in Lüttich). Atti d. Accad. di Torino XIX (1883) 403 (Probusfragm. aus fiobbio, ygh Gollesione pa. leogr. Bobbiese I. Tarin 1907, T. 86, 87). XXXI 766 (Abschrift eines in Cheltenham befindlichen Novaliciensis). Riyista di filolog^a IX (1881) 551 (Clandianus in Rufinum XV). N. Jahrb. XCYIU 466—470 (ynlgär- griech. Hs.). Eine Anzahl griech. Hss. ist yerzeichnet in Maffeis Opns- coli ecclesiastici S. 6^, die mit besonderer Paginiernng dessen Istoria teologica (Trient 1742) beigegeben sind.

Beiträge zur Handschriftenkuiide. I. 53

Schon 1879 berichtete Cz. (LB III) von einem 4. Mar- ciannS; in dem das Wappen einmal verwischt und einmal über- malt sei. Budik verlegt noch 2 Corviniani nach Venedig, Bon- finis libellas de Corvinianae domus initiis^ von dem ich in den K.^ keine Spur finde, und Theodoret von Kyrene in psalt. (vgl. oben S. 9), der mehrmals vorkommt, aber ohne Beziehung zu Matthias.

Die berühmten lat.* Hss. der Kapitularbibl. zu Verona sind von ihrem Entdecker Scipione Mafifei (vgl. auch die S. 52 A. 2 erwähnten Opusculi ecciesiastici S. 62) und anderen ver- wertet, die patristischen von Reifferscheid I 4 u. 193 (Wien. S.-Ber. XXXXIX 1856 4 u. LIII 1686 348) ver- zeichnet worden (vgl. auch E. Chatelain, La tachygraphie lat. des mss. de V. Revue XII [1902] 1—40); für jüngere Hss. sind wir, etwa von Archiv XII 658 und C. Marchesi, De codicibus quibusdam adhuc non compertis qui V. in bibl. capitulari ad- servantur. Studi XH (1904) 121—138 (Bursian CXXXV 146) abgesehen, auf die Geschichte der Benützung der Kapitularbibl. angewiesen, welche die Bibliothekare ö. B. C. Giuliari und A. Spagnolo in mehreren Bänden des Archivio Veneto^ gegeben haben, wobei sie natürlich auf den Inhalt mancher Hss. ein- gehen. Aus diesen Notizen (vgl. XXII 277 u. die gleich anzu- fllhrenden Stellen) kann man auch einiges für die Livius-Hss.

1 Daß bei G. YalentineHi, Bibl. ma. codicum D. Marci. 1868 £f. etwa 500 lat. Hss. fehlen, ergibt sich aus der Bibliographie in der Festschrift: La bibl. Marciana nella sua nuoya sede. 1906, 89. Von C. Castellani, C. codicum graec. qui in bibl. D. Marci Venetiarum inde ab anno 1740 inlati sant erschien nur der 1., Bibel-Hss. enthaltende Band (1896). 1740 ist das Erscheinungsjahr von Zanettis Graeca D. Marci bibl. codicum mss.; Tgl. aber die Nachträge von J. Morelli, Bibl. ms. graec. (et lat.) Bassano 1802.

* Die griech. Hss. der Kapitular- und der Kommunalbibl. werden '^CB YUI 489 497 verzeichnet; für die an griech. und lat. Hss. (meist Sai- bantini) nicht besonders reiche Kommunalbibl. vgl. G. Biadego, C. de- scrittlYo dei mss. della bibl. communale di V. 1892, fUr S. Nazario * Oxford und Indici e cataloghi V, II 563 A. 1.

» X 239. XI 51. XIV 39. XVI 219. XVII 233. XVIH 5. XIX 72. XX ö, 203. XXI 203. XXII 271. XXVII 453. XXVHI 223, 427. XXX 477. XXXra 203, 611. XXXV 191. Nuovo Archivio XH (1896) 259. Xra 375.

54 VI. Abhandlung: Wein berger.

entnehmen^ die Cz. nach Romers Angaben als corvinisch ver- zeichnet.

(115) (73) CXXXV Livius de hello Macedonico (Hiero^ nymo dei Libri minio fecit initiales littereu, Cz., miniature at- tribuite a Oirolamo dai Libri. Nuovo Arch. XIII 376).

(116) (72) CXXXVI Livius, decas tertia.

(117) (74) CXXXVII Livii historiarum decas. M. Antonii Montani lo. Baptistae medici excellentissimi v. c. in gymnasio Patavino artem medicam olim profitentis filii Mario BevilaqtLe pro augenda Bibl. munus die XIX May MDLXXX mit dem Wappen der Orsini.

Auf Nr. 117 hat Cz. wohl verzichtet, wenn er im Pallas- Lexikon nur 2 Veronenses zählt. Da aber alle 3 von derselben Hand herrühren sollen TArchivio XXXIII 210), schien es gera- tener, sämtliche als zweifelhaft zu bezeichnen.

Volterra.

(118) loannis Francisci Marliani Epithalamium, das 1488 bei der geplanten ehelichen Verbindung zwischen Johannes Cor- vinus und Bianca Maria Sforza überreicht werden sollte (Abel, MK XIII 140; vgl. Ung. Revue 1890, 577). Ob man diese mit dem Wappen beider Häuser geschmückte Hs. einen Corvi- nianus nennen kann, scheint fraglich.

Wernigerode, Stolbergische Bibl.

Nach freundlicher Mitteilung von E. Jacobs gibt + E. Förstemann, Die gräflich Stolbergische Bibl. zu W.^ Nord- hausen 1866, S. 82 Folgendes über den aus der Zeisbergschen Bibl. (vgl. N. Anz. 1854, 312 und + E. Jacobs, Zeisberg als Büchersammler. Nachricht über die fürstl. Bibl. zu W. 1907) stammenden Kodex Za 35 an: ,Eusebii chronicon et chronicon Prosperi Aquitanici in lat. Übersetzung, Pergamentms. des 15. Jh., in Italien geschrieben und wahrscheinlich aus der Bibl. des Matthias Corvinus stammend. Das Pergament ist sehr schön, die Schrift ein Muster der Kalligraphie und der Kodex über- haupt von großem wissenschaftlichen Werte. 154 Bll. foL* Danach liegt wohl kein Grund vor, die Hs. unter die Corvi- niani einzureihen.

^ Vgl. auch N. Archiv YIU 204 and Bibl. d. charies LXVI (1906) 489 bU 639.

Beiträge zur Handschriftenkande. I. 55

Wien.

119 Fideikommißbibl. 10489: Livius de hello Macedo- nico. 170 Bl. 235 X 340. MA. lohannes Franciscas Martinas Geminianensis descripsit (vgl. Nr. 38 und 132). Rotbraaner Lederband mit farbigem Schnitt. Ex libris loannis lacobi Co- mitis in Wolkenstein (MK XV 29; bei M. A. Becker, Die Samm- lungen der vereinten Familien- und Privatbibl. S. Maj. des Kaisers [1873] XV ^ ist nur von einem scutum gentilicium die Rede).

*(120): Hofbibl.« theol. gr. 1 (123) [I A 1, 94, XCVII]: S. loannis Chrysostomi Homiliae in evangelium S. Matthaei

^ Als brevis nimia denehut eodieum bezeichnet im C. codicam hagiogr. qai Vindobonae aaseryantar in bibl. Caesaris Anstriaci. Anal. Boll. XIV 231 263 (231 ff. wird angegeben, wie belgische Hss. in die Fidei- kommißbibl. kamen; Ygl. ebd. 5 88: De codicibas hag. lobannis Giele- mans, canonici regularis in Rnbea Yalle prope Bnizellas). Hss. der Este and Sforza sind oben (8. 38 A. 1 ; 24 A. 1) erwähnt worden (eine Celsushs. S. 47 f.).

' D. von Nessel, G. sive recensio specialis omnium codicam mss. Grae- coram. Wien a. NtLmberg 1690 vielfach wörtlich nach P. Lambecii Commentarii de aagostissima bibl. Caesarea Vindobonensi 1666 1679. Eine 2. Auflage der Commentarii besorgte Kollar 1766 1782. Dazu A. F. KoUarii Sapplementoram liber I. 1790 (enthält einige bei Nessel nicht verzeichnete Hss. des Supplementum graecam, die jetzt andere Nummern haben als bei Kollar); vgl. auch C. codicam astrologorum graec. VI (1903; zu philol. gr. 108 BZ XVU 142) u. das oben S. 16 A. 1 angeführte Verz. der Hss. griech. Ärzte. Da Nessels Beschreibung oft nicht ausreicht, gebe ich fQr die griech. Hss. außer den Signaturen von Nessel und Lambeck die älteren, die sich auf den Deckblättern finden (die mit übergesetztem Striche rühren von Biotins her), eine kurze Inhaltsangabe (manchmal nach dem Einband oder nach dem auf dem Innendeckel au%eklebten von Kollar beschriebenen Zettel), even- tuell Material und Datierung, Folienzahl, Angaben über Lagen, Format in Millimetern, Kolumne und Zeilenzahl, Einband und Besitzvermerke. Die Einbände aus den Jahren 1763 1755 zeigen die Buchstaben E. A. B. C. V. (oben), G. L. B. V. S. B. (unten): Ex Augustissima Bibl. Caesarea Vindobonensi Gerardus Liber Baro van Swieten Bibliothe- carius (Gottlieb, Ambraser Hss. S. 26 A.) und die Jahreszahl.

Eine zusammenfassende Untersuchung über die Provenienz der griech. Hss. fehlt (Mosel, Gesch. d. Hof bibl. 1835 kommt kaum in Be- tracht; gute Provenienzangaben für eine beschränkte Zahl von Hss. im K. der Miniaturenausstellung der Hofbibl. Wien 1901/2). Die beiden größten Gruppen sind durch die eigenhändigen Eintragungen von Auge-

56 VI. Abhandlung: Weinberger.

XLIII. Papier-Hs. 3 + 320 + 2 Bl. Lagen zu 10 Blättern mit Stichwort. 279 X 423. 2 K. 29 Z. Einband vom Jahre 1754; gepreßter Goldschnitt. loannis Sambuci; daininter von Lambecks Hand: Ex Bibl, Budensi Regia Hungariae Maihiae Carvinx. Die Möglichkeit; daß Lambeck darch den Original- Einband bestimmt gewesen sei^ scheint Gottlieb (Ambraser Hss. I S. 83)

rias de Bnsbecke (kaiserlichem Gesandten in Konstantinopel) and lo- annes Sambacus Pannonios Tirnaviensis kenntlich; für Sambncos vgl. auch unten zu Yind. lat. 49, für Acquaviya and Valetta oben S. 43 f. A. 1, für neapolitanische Hss. aus den Klöstern S. Apostolorum, S. loannis de Carbonaria [Parrhasiani, Bobienses], S. Seve- rini F. Men^ik, Die Neapolitaner Hss. der Hof bibl. Mitteil. d. Ost. Vereins f. Bibl. VIH 133, 170. IX 31 (Barsian CXXXV 148), für Faber Nr. 127 u. oben S. 9, Georgias eomes Corinthius (Arsenios von Mo- nembasia, Marens Mamnnas) Bibl. d. chartes XLV 328, XLVH 291 (dazu Cheltenham 293, Angelica, Wien. Jesuitenkoll. 28 [unten 8. 76 A. 1] für Grottaferrata und Guarino die Bibliographie, für Apostolo Zeno Vind. lat. 644, für andere Erwerbungen in Venedig Schier 134 f. Die lat. Hss. sind ausreichend beschrieben in den Tabulae co- di cum mss. praeter graecos et orientales in bibl. Palatina Vind. asser- vatorum. Ed. Academia Vind. 8 Bde. (Sonderindex in jedem Bande). 1864 1893, die auch auf die hie und da in Betracht kommenden K. Ton M. Denis, Codices mss. theolog. lat. 1793 und St. Endlicher, Co- dices philol. lat. (C. mss. bibl. Vind. I. 1836) yerweisen (die Hs. 420 ge- hört nach Vielhaber, Anal. BoU. XXVI 33 nicht ins 11., sondern ins 8. oder 9. Jh.). Die Provenienz wird in den Tabulae nur selten bei An- gabe der früheren Signatur angedeutet; z. B. bei den Lunaelacenses (für Hss. aus anderen KlOstem vgl. 669 (Baumgartenberg), A. Czerny, Die Bibl. des Chorherrenstiftes S. Florian. Linz 1874 S. 6 a. 26, oben S. 44 A. 1 und CB XVII 287 (Schottenstift). Eine systematische Untersuchung der Provenienz hat begonnen: Th. Gottlieb, Ambraser Hss. I. Leipzig 1900; vgl. außer den Angaben bei den griech. Hss. H. Modern, Die Zimmernschen Hss. der k. k. Hof bibl. Jahrb. d. kunst- hist. Samml. d. Allerh. Kaiserhauses XX (1899) 113—180, K. Foltz, Geschichte der Salzburger Bibliotheken. Wien 1877, Bibl. Hohen- dorfiana ou c. de la bibl. de Georges Guillaume Baron de Hohendorf. Haag 1730 (zu den Vind. 38 n. 183 vgl. E. Chatelain, Notes sur les mss. du collöge des Cholets. Paris 1889). Zahlreiche Hss. stammen aus den Bibl. Eugens von Savoyen, Fuggers und des Trienter Bischofs Hinderbach (darunter nach freundlicher Mitteilung des Herrn Kustos Dr. R. Wolkan Hss. des Eneas Silvius Piccolomini), einzelne aus Brauweiler, Fulda, Köln (Quellen u. Untersuch, z. mittellat. Phil. III 1,92), Lorsch, Polirone, Reichenau, Tours und Würzburg; für Qossembrot s. CB XI 249.

Beiträge snr Handschriftenknnde. I. 57

nicht ins Ange gefaßt zu haben; 120 hat denselben Inhalt wie 128.

*(121): theol. gr. 154 (29): Evangelia XI; vgl. Gregory (Prolegom. 484, Textkritik 174) Nr. 77, K. d. Miniatnrenausstell. Nr. 10 11. Lambeck (ad bibl. Badensem pertinnit). Einband vom Jahre 1755.

*(122): theol. gr. 219 (66) [I Gt 25, 188]: S. Basilii M. homiliae novem in Hexaemeron. f. 100 dyad-tj Tvxrj ' iTtiaToXij ftsyiinov äQXi€Q€(OQ d'Wfiä ^ (so) vvnoXdov Ttefirtrov xtA. (auf das bei Lambeck und Nessel Abgedruckte folgt nur mehr ein N), Papier -Hs. 100 f. 142X213. Die Quaternionen waren am unteren Ende mit griech. Buchstaben bezeichnet; nach f. 36 wurde noch vor der Beschreibung ein Blatt ausgeschnitten, so daß der nächste Quaternio mit f. 40 beginnt. Einband vom Jahre 1755; auf dem gepreßten Goldschnitt steht mit Tinte BASILIVS GRECVS. I. Sambuci P.; Lambeck wie bei 121; Tgl. oben S. 9 über die Angabe Brassicans.

*(123): theol. gr. 337 (33) Evangelia XIV, vgl. Gregory, Prolegom. S. 512, Nr. 220 u. Lambeck (wie bei 121). Einband vom Jahre 1755.

*(124): phÜos. et philol. gr. 29 [III 81, 2Ö, 1248] Aristo- telis de arte rhetorica libri III. 98 f. 220 X 320. Lagen: 1—10, 11 18, dann je 10 Bl. mit Stichwort. 23 Z. Einband vom Jahre 1755. loannis Sambuci Pannoni 54. Titelblatt mit (ita- lienischen) Miniaturen, auf die ich umso weniger eingehe, weil mir die anscheinend von Nessel herrührende Zuweisung an die Corvina nicht begründet scheint; oben in der Mitte auf einem aufgeschlagenen Buche Reste des Titels: l^Qiatozilovg r^x^S ^fjroQUfjg, Randleisten beim 2. und 3. Buch; zu B 21 (1395 al) am Rande Bild einer tctti^ in Braun, Gold und Weiß.

♦(125): bist. gr. 1 (suppl. 89): Ptolemaei geographiae libri VIII cum antiquis tabulis. 99 f. 442 X 597. 2 K. 57 Z. heleKb&Tj ij Ttaqoüaa ßißXog etg zäg Im dyiTüyßglov (MVjvdg iy eiei avvd' [1454]. d'Bod rd d&QOv xal iwdvyov ytÖTtog. (Daß dieser lohannes kein anderer als lohannes Scutariotes sein könne, hat EoUar durch Vergleich mit anderen Hss. richtig erkannt). Gepreßter Lederband mit Spuren von Buckeln und Schließen; Gold- schnitt. Auf dem Verso des Deckblattes steht: Martini Haczii Prctepositi Minorum Warctdiensiwm et suorum, EoUar hat nicht

58 VI. Abhandlan^: Weinberger.

ohne Wahrscheinlichkeit bemerkt (S. 568): Pertinuit vd cui lanum Pannonium vel ad Budensem Matthiae Corvini bibl. Wir kommen darauf bei der gleichfalls von Scutariotes^ geschrie- benen Diodor-Hs. (130) zurück.

*126: bist. gr. 8 (7) [II A 8, I]: Nicephori histor. eccles. libri XVIII. 498 f. 250 X 348. 40 oder 41 eingeritzte Zeilen. Einband vom Jahre 1754. Für die Geschichte dieser Hs. müssen wir uns an die von Johann Lange besorgte lat. Über- setzung halten, die in Basel bei Oporinus sine anno erschien. Die censura inclytae facultatis theologorum Lovaniensis ist vom 19. Februar 1551 datiert. Melchior Adam, Vitae Germanorum lureconsultorum et politicorum. Heidelberg 1620 S. 82 gibt 1552 als Erscheinungsjahr. In der Vorrede heißt es: Quum ante annos multoa ex Budenst regia bibL quam Mathias Cor- vinus Pannonorum rex pulcherrimam graec. et lat, libris lec- tissimis refertam instituit, surreptus diu in privati hominis bonis fuisset et postea per milites Turcicos in miserabili casu et direptione Pannoniae inter reliqvam praedam Constantino- polim deportatus in foro ibidem scrutario venisset, perquam commode accidity ut a Christiano eoque studioso homine emptus postliminio in eandem Pannoniam sit reversus; ubi tandem in dominium praeclari et eruditi viri Oeorgii Logi coneessit. Ein

^ Oardthausen, grriech. Pal. 326 yerzeichnet: Laar. XXVIII 37. XXXII 18. LX 5. LXXXI 6. Matrit. N 7. Oxford, Gorpas Christi Coli. 104. Paris. 1816. Vindob. suppl. 20 (66): Plato 272 f. 216 X 304. 30 Z. heluto^ TTj i/Li7j x^^Q^ *Ia}dvvov StTzalov rov axovTctguoTov iv 4>XtOQit'Tta iv hii^ dnö XV yivvT^atmg ^av^rj' [1468] (war im Besitze des Sambucas). 80 (Diodor), 89 und 90. Suppl. 90, Papier-Hs. des Thnkjdides, jetzt sappl. ^r. 44, 260 f. 200 X 280 ist von 2 verschiedenen Hftnden geschrieben und in die Liste der Corviniani nur gekommen, weil KoUar mit Unrecht annahm, daß die Hand, von der die ersten Qaatemionen herrühren, die des Scntariotes sei, und daher auch dieser Hs. die Schicksale des Diodor vindizierte (f. 137' steht sowohl im Texte bei einer Auslassung als auch am Rande bei der Ergänzung ^; vgl. A. Brinkmann, ^äftßSa ntQUffuy/ti^vov. Rh. M. LIX 169. Bursian CXXXV 24). Für 8cuU- riotes kommen London Addit. Ms. 21166 und die Palat. gr. 169, 160, 163 hinzu (ferner nach der Gleichheit der Schrift: 83, 161, 162, 164— 167, 171, 172, 176, 177, 180, 182, 187, 190, 194, 323; vgl. die Urbinatcs 36, 112, 114, 116, 147), endlich Siena I, IX 4 (Hesiod) nach T. Allen, Notes on Greek Mss. 67; s. auch unten S. 66 über eine verschollene Hs. der Servitenbibl. in Wien.

Beiträge sar Handschriftenkande. I. 59

Vorbesitzer läßt sich eraieren, wenn wir mit einem in der Aus- gabe p. 17 enthaltenen Gedicht von Georg Logau (Ad aeternam Sapientiam pro Nicephori Callisti Xantopnli historiae ecclesia- sticae editione) die Waizner Bischofsliste zusammenhalten. Die Stelle lautet:

nie (Nicephorus) diu ex oculis hominum sublatus et aura

In tenebris iacvit squallidus atque situ. Quem Logus a charo divinum munus amico

Accipity haec cuius carmina nomen habent. Qui pius antistesy Augusto ubi Vacia templo

Vicina heu nimium est, regia Buda, tibi. Haec ille Augustus, augusta in templa sacerdos

Ingrediens, supplex te, Sophia alma, colit.

Das paßt nur auf Augustinus Sbardellatus Dudith, der 1549 1553 Bischof von Waizen war und seinen Neffen Andreas Dudith zu Studienzwecken nach Breslau geschickt haben soll (Biographie g^närale XV 44). Dort ist uns Johann Lange als Besitzer einer angeblich corvinischen Hs. begegnet, dort hielt sich auch Georg Logau (Domherr im Stift zu St. lohannes und Probst bei der Stiftskirche zum h. Kreuz) auf, wenn er nicht Italien bereiste ^ dort fanden wir auch eine griech. Hs., die Andreas Dudith gehört haben soll. Wir können, ohne auf die sonstige nicht uninteressante philologische Tätigkeit von Andreas Dudith^ und Georg von Logau' (f 1553) einzugehen, annehmen,

^ V'gl. + C. B. Stieff, Leben and Glanbensmeinungen Andreas Dudiths. Breslau 1756, Dionjsü Halicarn. Opuscula edd. Usener et Radermacher (Leipzig 1899) XXX f. und den Ainbros. G 257 inf. (897), sowie den Marc. XXn 5, femer den 1568 von ihm zu Krakau geschriebenen Regin. gr. 127 (Ptolemaei mathem. construct. libri IV).

' Die Ton Gusiav Bauch (Caspar Ursinas Velins, der Hofhistoriograph Ferdinands I. und Erzieher Maximilians II. Ung. Rey. VII [1887] 1—43, 201 240) S. 25 angekündigte Biographie Logaus ist m. W. nicht er- schienen (vgl. S. 214f., 216, 223 f., 228). Georgii Lo^i Silesii ad in- clytum Ferdinandum Pannoniae et Bohemiae regem invictissimum hen- decasjllabi» elegiae et epigrammata (Viennae Pannoniae. Hieronymus Victor SilesiuB excudebat Mense Maio MDXXIX), verfaßt, als L. auf einer amtlichen Reise in Mähren erkrankte, zeigen den Herausgeber des Grattius in engen Beziehungen zu vielen (auch Wiener) Humanisten (Brassican, Bischof Faber, Bischof Ghiberti von Verona [Vorbesitzer des Angelicanus 120, der Prophetenhs. der Chisiana R VHI 54 und der

60 VI. Abhandinng: Weinberj^er.

daß; was Lange in der Vorrede über die Qeschichte der Hs. erzählt (die dann von Logan an die kaiserliche Bibl. kam); im wesentlichen auf den Angaben der Dnditfa beruht. Dann bleiben allerdings verschiedene Möglichkeiten. Sie könnten den corvinischen Ursprung erfunden haben ; um der Hs. höheren Wert zu verleihen. Mir ist es etwas wahrscheinlicher; daß sie um den corvinischen Ursprung wußten und den Umweg über Kon- stantinopel vorschützten; um nicht angeben zu müfieU; auf welche Weise die Hs. aus der Corvina in ihren Besitz gekommen sei.

Der Kodex der einzige erhaltene der Kirchengeschichte des Nikephoros Xanthopulos wurde also von Lange zu einer lat. Übersetzung benützt und dabei mit lat. Bandnotizen ver- sehen, die in der Ausgabe wiederkehren. Von seiner Hand rührt auch (vgl. Nessel) die Angabe über eine Lücke im 11. Bu- che her: f. 274 (bei der Inhaltsangabe der Kapitel) Capita ista ex ordine XII in hoc codice desyderantur. Apparet autem sex- ternionem integrum esse amissum. (f. 277* steht am unteren Rande von anderer Hand: XII hie capita et (?) integer sex- temio deest.) Lange muß an dem Verluste des ;8externio' wohl mitschuldig seiU; da ja die lat. Übersetzung vollständig ist. Tatsächlich fehlen 7 Blätter (CXLVI Migne 600 wo roig TtSQi Eddö^iov, das aus der lat. Übersetzung nicht zwingend zu erschließen ist, nicht mehr in der Hs. steht bis 621); auf f. 277, einem einzelnen Blatte, steht nämlich (rechts oben) die Quaternionenbezeichnung ig , auf f. 278 t^.

Die Lagen der Hs. und ihte Bezeichnung sind noch für einige andere Fragen von Wichtigkeit. Auf f. 10 beginnen (nach einer roten Randleiste) die msqxilaia des 1. Buches (die in der Ausgabe bei den einzelnen Kapiteln stehen), f. 11 steht der Titel (wie bei Migne CXLV 603) auf 3 Seiten von Orna- menten (in Rot, BlaU; Grün, Gold, darüber 2 in Blau gehaltene Pfaue) umgeben. Die Anfangsbuchstaben und xfi ß (was sonst durch rote Schrift ausgezeichnet ist) sind auf dieser Seite mit Gold geschrieben. F. 9 schließt mit den rot geschriebenen Worten rilog rov elg top adroytQotOQa 7TQoaq)wyr]fiaTniOü l&yov. Dieses 7tQoaq)ibvr]^a (CXLV Migne 559 601) beginnt auf f. 1,

Hs. 13 des Wien. Jesuitenkoil.] , Antonios Mendossm, lomnnes Rosinos, Bischof Turao von Olmütz, Velins).

BeitrSge znr HandBchriftenkunde. I. 61

das ähnlich aasgestattet ist wie f. 11. Nan ist f. 9 ein ein- zelnes Blatt, während das ursprünglich mit f. 16 zusammen- hängende Blatt fehlt. Die Vorrede ist also später geschrieben als das Werk, bei dessen Niederschrift das 1. Blatt der 1. Lage freigelassen worden war. Dies spricht für die Richtigkeit des Gedankens ; den de Thoa betreffs der damals (vgl. Lambeck I 157) für Fronte Dacaeus, den Heraasgeber des griech. Textes, nach Paris gesandten Hs. äaßerte: qu'il pourrait estre Vauto- graphe ou la copie prisentie par Vauteuvj VEmpereur luy en ayant laissi Ventüre dieposition comme pour courtoisie. Dafür kommt weiter in Betracht, daß nach der Inhaltsangabe der einzelnen Bücher, die bis Bach 23 reicht, der Rest von f. 14 a and die Rückseite leergelassen sind. Wir haben also ein Exemplar vor ans, das am Anfang des 14. Jh. der Verfasser selbst schrieb oder von einem Schreiber anfertigen ließ.^ Es ist so saaber and sorgfältig geschrieben, daß man es leicht ins 12. Jh. setzen könnte (wie Fischer wirklich tat), wenn es sich nicht am das Werk des Nikephoros handelte, das dem greisen Kaiser Andronikos II. gewidmet ist, der 1327, über 70 Jahre alt, starb (Krambacher« S. 293 [127, 4]). Ob es dem Kaiser wirklich überreicht warde, ob die Bücher 19 23 verfaßt oder nar geplant waren, wird sich kaam entscheiden lassen.

Die nicht überall, aber doch vielfach erhaltenen Qaater nionenbezeichnangen beweisen aach, daß mit dem 8. Bach (f. 157) ein 2. Band begann (f. 181 J, 213 H, 237 la, 245 tß, 261 id, 269 u, 277 a. 278 s. oben, 294 i», 302 x). Die Rand- leiste f 158 ist in Qold, Blaa, Grün, Rot aasgeführt, während bei den übrigen Büchern nar Blaa and Rot oder Rot allein ver- wendet ist. Darüber steht mit der Beischrift 6 ä^ xtüvarcn^ivog ein Brastbild, dessen mit Heiligenschein geschmückter Kopf sehr schlecht erhalten ist.

Aaf dem Pergament -Vorsteckblatt erscheint in vier darch zwei einander rechtwinklig kreazende Linien gebildeten Feldern die Zahl 220 links oben in hebräischen, rechts oben in griechi- schen, rechts anten in türkischen (oder persischen) Zahlbach- Stäben, links anten in arabischen Ziffern, vgl. S. 65 A. 1.

' Damit ist zugleich (s. f. 11) endgiltig entschieden, daß die richtige No- minatiyform Xtxrj<p6Qog d KaXX^ajov Savd^önovXos ist

62 VI. Abhandlung: Weinberger.

♦127: bist. gr. 16 (suppl. 102) [II A 15, No. 2] Zonaras. 3 + 2 + 478 + l + 3f. 226 X 310. Einband vom Jabre 1754. Faber wird als Vorbesitzer darch sein Ex-libris und 2 bsl. Eintragungen erwiesen.^ Daß die Hs. von Cuspinian aus der Corvina entlebnt wurde, ist nacb den (bei KoUar 634 ab- gedruckten) Briefen Kaiser Maximilians niebt zu bezweifeln. Für diese Hs. kann auf Th. Büttner- Wobst, Stud. zur Textgescb. d. Z. BZ I (1892) 208 flF. verwiesen werden (auch betreffs der auf die Übersetzung des Philipp Gundel bezüglichen Eintragung); nur kann ich nicht glauben, daß mein hochverehrter Lehrer, der verewigte Hofrat Karl Schenkt,^ recht gehabt hat, wenn er die Hs. im Gegensatz zu Kollar, der sie in die Zeit des Z. setzte, dem 15. Jh. zuschrieb. Nach dem Duktus meist in u-Form) und der blassen Tinte kann die Hs. m. E. nicht jünger sein als das 14. Jh. Die auf S. 216 gebotenen Faksimilia zeigen deut- lich, daß das Wolf zugeschriebene i^&^fiatog nicht von seiner Hand herrührt. Hinzuzufügen ist, daß die untere Hälfte von f. 477 eine sehr geschickt eingeklebte Ergänzung ist, die man für jünger als das 16. Jh. halten würde, wenn nicht auf der Rück- seite der von 1540 datierte, in A. 1 angeführte Vermerk stünde, femer, daß auf f. 478 (wenn auch nicht leicht und im letzten

^ Gedmckt: Emptus ett Ute liber per no» Doctarem loannem Fabrum JBpi- Bcopum Vienneruem et Coadiutorem Nave Civitatis^ GhrionsHnU . . . BegU . . . Ferdinandi . . . a ConnUia et a Con/easionibtu, et quidem non ex pe- cunia quae ex proventibus et ceruibus qnscopalibua provenU, sed ex ea qwim ex honestistimis nostris laboribtu aliunde (Mccepimus. Prainde liberum e»i iwhit donare et legare cui voliterimfu. Donamus igitur eundem Oollegio noatro apud Sanctum Nioolaum ordinamusque , ut »M tn perpetuo Studen- tibtu touj nt iuxta sUUuta et prescHpta nostra. Actum Vienne in Epi- »copcdi Curia prima die Septembria Anno aeUfäis MDXXXK. Hsl.: Liber est Eeverendissimi patris et Domini Doctoris loannis Fabri Episeopi Viennensis propriis et non Episcopatus peeuniis emptus et post fnortem ip- sius in Bibliothecam Divi Nicolai ad usum inhabitantium studentium et studiosorum iuxta suam ordinationem coUocandus. Actum X TanuarU tmno MDXL. Ex singulari mandcUo et ex ore ipsius Beverendissimi. Unter- fertigt ist diese Eintragung in verschiedenen Hss. von Sebastianus Bintzli, Gabriel Pajs, Henricus Pfleger, Gregorius Ruch, lacobns Ruechlin, Dionysios Sperlin.

' Vgl. auch dessen Anzeige der Zonaras- Ausgabe von Bfittner- Wobst (Corpus Script, bist. Byz. L) in der Z. f. d. Ost. Gymn. 1898, 321.

Beiträge zar Handsebriftenkiinde. I. 63

Wort nicht sicher) die Subskription zn lesen ist: iygdcpei yuxt toCto x^Q^'' fjiefiohafAivaig ix ttoXlQy ifjuxQTL&y tov Itoivov.

*128 (33): snppl. gr. 4 (19): loannis Chrjsostomi homiliae XLIV in evangelium S. Matthiae. XI (f. 48—55, 208—223 spätere Ergänzung mit Nachahmung der älteren Schrift). 333 f. 252 X 333. 2 K. 34 Z. f. 331» steht: +elaty Sfiod tpvla Tqia- Ktöata eHxoai dxTct». Es sind nämlich einerseits bei der Paginierung die Zahlen 35 und 41 übersprungen worden, andererseits sind die fol. 3 5 (tov iv äyloig Ttarqdg ijii&v l<adwav roC xqvao- aröfiov kqfUfjVBiag %ov xcerä [Äccr&äiov eiayyeXiov %(aif ijd'i'xlay fj dvvafiig iv awräfiu); epigrammata duo senariis versibus scripta in laudem homiliarum S. Chrjsostomi) ^ und die 2 Deckblätter am Anfang (ebenso die am Ende)' nicht berücksichtigt. Text und Quaternionen beginnen f. 6 (Initiale ausgeschnitten). Brauner Lederband mit dem ungarisch - böhmischen Wappen; auf dem Vorderdeckel unten CHRISOSTOMVS : SVPER : EVAGELIA; gepreßter Goldschnitt. Merkwürdigerweise er- scheint diese Hs. mit der Folienzahl 333 sowohl bei Fischer unter Nr. XI (codex membranaceus lat. saec. XV. Suppl. 19) als auch bei Cz. , der das Wappen des Einbands angibt, als lat. (MK VI 155: S. Chrysostomi hom. XLIV in Matheum e graeco in lat. conversae).

*(129) suppl. gr. 11 (86): Plutarch, Demosth., Cicero, Coriolan, Alcib., Philopoemen, Flamin., Pelop., Marcellus, The- seus, Romulus. 179 f.^ 220 X 320. 30 Z. Die Hs. wird von Fischer verzeichnet, obwohl sich EoUar auf die richtige Be- merkung beschränkt: Florentiae et scieculo quidem ut opinor quinto decimo nitidiasimis in membranis diligenterque scriptus.

*130 suppl. gr. 30 (80) [IV F 2, IV D 24]. Diodor XVI (so) ^XX 248 f. (Lagen von 10 Blättern, meist am Anfang oder am Ende mit griech. Buchstaben bezeichnet). 197 X 281. 28 Z.

^ Näheres bei Kollar S. 157; für das Monitam zu den Moralia v^l. auch Migne LVII S. IX über den Coislin. 66 (der Vind. hat ij&ixä statt ij&^xöv] init^ij l^dvg ist ein Fehler bei Kollar, in der Hs. steht innSij f^d-os).

* Vgl. den Anhang.

' Mit f. 2, das am unteren Ende die Bezeichnang xcT anfvreist, beginnen Lagen von je 10 Bl&ttern (meist mit Stichwort); f. 1 ist einzelnes Blatt. Die Vitae wurden also zunächst nach Lagen geteilt; mit dem einge- klebten Blatte erreichte man dann, daß die Hs. mit einer Vita begann.

64 VI. Abhandlung: Weinberg er.

@80f) %d dwQOv GevraXod 6 fiöx^og, iyq&qnj h 0XiOQevziq diä XSiQdg ipioi) liaAwov rov aiM/vtaquarov ^avfiß [1442] fitp^l luxua ^' IvdixTiiavoq rt^fiftrrig. Qepreßter brauner Lederband. Auf der Innenseite des Deckels ist oben ein Zettel aufgeklebt mit der Titelangabe: ^x t&v rod Jiod<bQOv uTTOfi&v ßißUa xeaaaqa ' äQxerai di &nd rov iTtTanaidendrov (so). I^B (wohl loannes Alexander Brassicanus, denn unter dem etwas weiter unten aufgeklebten Ex-libris Fabers ist noch ein anderes sichtbar; das einen Januskopf mit dem Namen: loannes Alexander Brassi- canus Iure Consultus und folgende Verse enthält: (lanus loquitur)

Ampla quidem merito linguae Graecae atque Latinae

Concessa est fidei Bibliotheca meae.

Parte ab utraque oculos circumfero, possit inique

Nequis forte bonum tollere fraude librum. (unten)

KsQÖaliovg dl^ead'e döfiovgj XrjlaroQegj äXXovg'

ToZads Y&q iati q>vkai efjtnedog ij Ttevirj.

Die Hs. wird in der Diodor- Ausgabe von Th. Fischer (IV. Bd. Leipzig 1906 S. XIII) als Abschrift des Vat. 132 XIV und als Quelle der Ausgabe des Obsopoeus angeftifart. In der an den Bischof Christoph Stadion von Augsburg gerichteten Vorrede dieser Ausgabe (die nach Obsopoeus' Tode 1539 in Basel erschien) heißt es: reliquias ab lano Pann<mxo qtiondam QV'inqueecclesiensi episcopo ab interitu vindicatas ac deinceps ab emditisaimo viro lo, Alex. Brassicano nobis per loannem Petreium^ communicatas . . . edimus (ähnlich in einem Briefe an Camerarius vom 14. Dezember 1536 [bei Simonsfeld S. 567]: libros Diodori Siculi graece descriptos quondam in Italia epi- scopo Qainqiieecclesiensi). Caspinian aber berichtet (Coss. 569, 160, 528; vgl. Schier 44, Lambeck I 33): nuper cum oratorem agerem Caesaris Maximiliani apud Hungariae regem Wladis- laum, Diodori Siculi, Procopii et loannia monachi historias hactenuB latinitate non donatas . . . erui, ferner von Diodor:

^ Nürnberger Bachdrueker. Joachim Vadianas berachte mit ihm die Wiener Dominikanerbibl. (woselbst sie eine alte Persias-Hs. kleinen Formats fanden): Schier S. 48 f. 2 Hss. der Wiener Dominikanerbibl. sind jetzt in Donauesehingren ; vgl. K. A. Barack, Die Hss. der fürstl. Fürstenbergschen Hof bibl. eu D. Tübingen 1865 (anch Hss. von Laßberg, Ochsenhansen und Bheinan).

Beiträge zur HandschrifteDknnde. I. 65

sed ego libros Graecos a decimo sexto usque ad vigesimum reperi Budae in bibl, regia, cum illic oratorem agerem, endlich von Prokop: Budae dum illic oratorem Caesaris Maximiliani apud Wl. R. agerem mirae vetustatis Procopium reperi , quem mihi Rex mutuo dedit, in quo cum conferrem cum lat. multa deesse oiservavi] tam lacer et mancus venit ad manus interpretis, qtiod et crebro lamentatur. Von dieser Prokop- Hs. ist in Haurys Ausgabe (Leipzig 1905) keine Spur zu finden; es scheint also^ daß sie von Cuspinian wirklich zurückgestellt und später bei der Plünderung der Bibl. vemichtet wurde. loannes Zonaras aber und Diodor sind in Wien erhalten.

Daß die uns vorliegende Diodor-Hs. Eigentum des lanus Pannonius gewesen sei^ sagt Obsopoeus eigentlich nicht. Es ist ja möglich (bei gangbaren Werken sogar wahrscheinlich; vgl. oben S. 47: Prag 1655), daß durch den Bischof von Fünf- kirchen mehrere Exemplare nach Ungarn kamen, von denen eines in seiner, eines in der königUchen Bibl. verblieben wäre. Aber wie hätte Obsopoeus oder Brassicanus wissen können, daß das zu ihrer Zeit der Bibl. Wladislaws entnommene Exemplar das des lanus Pannonius war? Falls sie es aus dem Mangel corvinischer Insignien schlössen, so war es ein falscher Schluß. Das Wappen zeigen lat. Hss., die auf Bestellung des Matthias angefertigt wurden, vielleicht auch einige, in denen bei fabriksmäßiger Anfertigung der Raum dafür freigelassen worden war. Keiner dieser beiden Fälle ist für griech. Hss. nachzuweisen. Der Einband mit dem Wappen aber entfiel, wenn die Hs. einen brauchbaren Einband hatte. Ich halte es also ftir durchaus wahrscheinlich, daß sich die Hs. in der Corvina befunden habe. Ob sie dorthin nach Konfiskation der Bibl. des lanus Pannonius gelangte, ist eine kaum entscheidbare Frage; wir kommen darauf bei Vitez-Hss. zurück (vgl. Vind. 11). Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Johann von Gesinge (lanus Panno- nius) 1434 geboren wurde, also 1442 noch nicht in Italien war.

Sappl. graec. 44 (90) 8. oben S. 58 A. 1.

*131: suppl. gr. 51 (91) [IV F 6, IV E 2]:* Xenophon, Kyrupädie. 268 f. (mit Resten der Quaternionenbezeichnung)

' Sollte das *£• , das auf einem Deckblatte steht, einen Zusammenhang

mit dem am Schlosse der Besprechung von Nr. 126 erwähnten ZK haben? Sitaiingaber. d. phil-hist. Kl. 159. Bd. 6. Abh. 6

66 VI. Abbmndlang: Weinberger.

172 X 248. 28 Z. Eine auf f. 104^ fehlende Stelle (des 4. Baches) ist von anderer Hand auf den ff. 105 107 nachgetragen. Lü>er est loann. Aleoßandri BrcLssicani philosophi ac iurecansulti Budae in Pannonia anno a nato lesu MDXXV mensis Novembris die XXIV^ (Xenophons Kyrapädie bildet auch den Inhalt der Erlanger oben anter Nr. 43 behandelten Hs.).

Aus Brassicans Besitze stammte auch eine griech. Bis., die F. C. Alter 1796 im Wiener Servitenkloster sah, wo sie die Nummer 7 trug. Mir wurde am 16. Juli 1907 nach wiederholten, von mehreren Konventualen in der liebenswürdigsten Weise vorgenommenen Nachfor- schungen mitgeteilt, daß sich die Hs. seit langer 2ieit nicht mehr im Ser- yitenkloster finde. Alter spricht (Allgem. liter. Anzeiger 1797 I 76 f.) von einer herrlichen Pergament- Hs. des lamblichus, de philosophia Py- thagor. in Kleinfolio (der die Blätter 95 100, 125—130 und 193 f. fehlten) mit der Subskription: aOn; ij ßlßXos im6LQj^ Uiäwov dtxxaXoO xoü OHOVTaQi/d>tov ' /neTriyQayjev di iy tpXcnQBvxia, Johann Alezander Bras- sican hatte in die Hs. auf lamblichus bezügliche Steilen aus Eunapius und Suidas eingetragen, femer folgenden Vermerk: SimpUduM älos qua- tuor lamhUchi libroa commentarüs iüustravü; nam m Bibl, VaÜcana B(h mcte eoäoeaU fueruntj ut ex muUis virü iuacta doctis ac integris ctccepimus. no8 Budae vidimu8 cum hoc subscriptiont: HtfinXuUov növog ofnogj ^läfA' ßXix^, ÖCyroQ ^dctv \ IXadi vocrfieis dJiX hnö ocjv iniojv. Von Johann Alexander Brassicanus war die Hs. an Friedrich Br. gekommen; der Servitenbibliothekar hatte sie 1739 auf dem Tandelmarkte um einen sehr wohlfeilen Preis erstanden.

Einige unzweifelhafte Corviniani, die in Brassicans Besitz gewesen sind, werden uns, wie schon erwähnt wurde, begegnen, wenn wir uns nun den lat. Vindobonenses zuwenden. Zunächst können 2 von Fischer herangezogene ausgeschieden werden, die aus der Bibl. der arago- nischen Könige stammen: 49 Tacitus und 976 Ambrosins de off. Gerade diese sind im Originalbande nach Wien gekommen und zeigen auf der Innenseite des rückwärtigen Deckels die charakteristische Signatur (vgl. oben S. 15, Delisle, Cabinet I 217) a li storigi no VI und a la theo- logia no XY. Wie diese beiden sind auch die Hss. 3 Strabo (Guarino; lUustrissimo et reverendissimo loanni praesbüero Cardinali de Aragoia ioannes rainaldus menntW a. miäesimo guadringenteiimo octagesimo sepümo quod hene vortat transscripait), 4 Cicero (unter einem Reiterbild ' in Grold-

^ Vgl. Nachtrag zu Aschbachs Qesch. d. Wiener Univ. von W. Hartl u.

K. Schranf. I 1 (1898) 64 A. 77. > Abgebildet bei B. Beer, Die Miniaturenausstellung der k. k. Hof bibl.

Kunst- and Kansthandwerk V (1902) 476.

Beiträge Eur Handscbriftenkande. I. 67

Schrift: Ferdmando Aragonio Rtgi Italico pacis et mäiciae dttctari semper invicto musarvm epledori (so) iuris et iustitiae cultori principi optumo CVNICV ^ ESCBIPSIT; Cynicus s. Nr. 42 u. 95), 6 Seneca, 8 Ovid, 14 Livias durch Sambacus^ der Wiener Hof bibl. zugebracht, aber in den Jahren 1753 1755 mit den bekannten Einbänden versehen worden; 34 Caesar wnrde aus der Bibl. Hohendorfiana erworben: französischer Einband mit J^ (ähnliche Einbände bei H. Bonchot, Les reliures d*art & la Bibl. Nationale. Paris 1884, LVII: Louis dauphin, der spätere Ludwig XIII., und Louise de Lorrain-Guise, princesse de Conti). Die Hss. sind sämtlich bei G. Mazzatinti, La bibl. dei re d'Aragona in Napoli. Rocca S. Casciano 1897, Nr. 621—627 verzeichnet,' aber vielfach nicht mit den Nummern der Tabulae, sondern mit denen Endlichere.

Beim Vind. lat. 11 muß auf die Vi tez- Frage eingegangen werden, mit der sich namentlich Fraknoi wiederholt beschäftigt hat: LB II 103 —119. MK III 1-21, 79-91, 190-201. IV 1-6. V 9-15, 244. Auf die Tätigkeit, die der Erzieher des Matthias Corvinus, der Kirchenf firat und Staatsmann Johann Vitez de Zredna (Bischof von Groß wardein, später Erzbischof von Gran) als Korrektor von Hss. entfaltete, ist schon bei Nr. 2 hingewiesen worden. Seine hierauf bezüglichen Eintragungen sind erwähnt bei Nr. 11, 21, 32 u. 33, jetzt in Budapest befindlichen Hss., die zweifellos zur königlichen Bibl. gehörten; vgl. 26, femer 50 (Florenz) und für eine TertuUian-Hs. mit den Eintragungen: Ex Waradino per Briecium presbyterum de Palanka anno domini 1466 Domino lohanni dt Zredna Epi-

^ Ein Basilius des 11. Jh. mit dem Vermerk loannls Sambnci Pannoni TimaTiensis emptus 7 d. Lutetiae 1561 befindet sich zu Paris in der Arsenal-Bibl. (234, bei Omont 16; K. I 125 u. VIII 544); früher war er in der Jesaitenbibl. zu Antwerpen. Eine Propershs. des Sambncas (Ge- schenk an Posthias) liegt in Groningen (Quell, u. Unters, z. mittellat. Phil, m 1, 137). Der oben S. 68 A. 1 angeführte Platokodez zeigt das Windhagsche Wappen, ist also auf einem Umwege in die Hof bibl. gelangt.

' Nachzutragen ist Berlin lat. fol. 52 (oben 8. 15); für den Eseorial ygl. Beer, Hss.-Schenkung (oben S. 9 f. A. 3), für die (zum Teil aus dem Be- sitze des Kardinals d^Amboise) nach Paris gebrachten Hss. oben Par. gr. 741, Nr. 90, 91 nnd H. Omont, La bibl. d'Angilberto del Balzo dnc de Nardo e conte d*Ugento au rojaume de N&ples (f 1487). Bibl. d. chartes LXXH (1901) 241—250. Unter 617 verzeichnet Mazzatinti den Meermannianus 480 = Ashbumham Appendix LXXXVIII. Bei der Ver- steigerung der Appendix (vgl. J 8 1899, 317) gelangte dieser Thomas de Aquino (de potentia Dei) in den Besitz eines österreichischen Adeligen, dessen Sammlang schon 1901 wieder auf den Markt kam. Wer dann diese Hs. ankaufte, ergibt sich aas Bibl. d. chartes LXI 249 nicht (+ C. of an interesting portion of the valuable collection of a gentleman in Austro-Hangary) .

68 VI. Abhandlang : W e t d b e rge r.

seopo SancU DioectMU WarcLdiensü und Deo gracias riXog 1463 Fraknoi, Varadon irt Vitez-codex. MK V (1880) 244. Anden steht es mit den Münchner Hss. (vgl. auch 86), namentlich dem Liyiiu (15731—15733); vgl. MK y 9->15, für andere Hss. ebdt. IV 1—6, Mfinch. S.Ber. 1875 II 209—213; 15738 enthftlt anJBer Macrobius auch Tribrachi Mutinensis Carmen ad R™ archiepiscopnm StrigonienBem). Wir wissen nämlich, daB ein Nachfolger des Yites aof dem erxbischöflichen Stuhle an Gran Johann Beckensloer (Peckenschlager) , als er Erzbischof von Salzburg wurde, auch Hss. nach Salzburg mitnahm, von wo sie dann teils nach Wien, teils (in der Zeit Napoleons I. nach Paris gebracht) nach München ge- langten. Dies spricht allerdings dafür, dafi auch Wiener aus Salz- burg stammende Hss., die das Wappen des Vitez tragen, sein Eigentum waren, und daß, wo beide Wappen angebracht sind, mit Fischer S. 9 an Geschenke des Königs für Vitez zu denken sei. So zeigt das Titelblatt von 11^ (Salisb. 1*; Cicero) das Wappen des Vitez (Ldwe, Lilie, 2 Sterne), ebenso 2 von den 3 erhaltenen Silberschließen , die 3. links oben die rotweißen Balken ^ darunter den Raben mit dem Ringe, rechts oben das Patriarchenkreuz, darunter den böhmischen Löwen, 111 (Salisb. 4 ; Plautus) auf dem Titelblatt oben ein dem eben beschriebenen im wesentlichen ähnliches corvinisches Wappen, unten einen roten Löwen im Goldfeld, darunter eine goldene Lilie zwischen 2 Sternen im blauen Felde. Einfacher ist die Ausstattung des Plinius (141, Salisb. 7): roter Löwe im weißen Feld; Bud! 1464 maij 28. Finia. Auch griech. Worte sind nachträglich, anscheinend von Vitez, eingefügt.

Außerdem zieht Fraknoi (MK III 190 ff.) noch 2 Hss. heran, die er genau beschreibt. Bei 4792 (Francisci Maironis quaestiones super I sen- tentiarum) kann er sich nur auf eine gewisse Ähnlichkeit der Formel (deo gras, finivi repetedo die tdiia octob'a 1463 % inc^am aül repeie* an (ante , Denis las anno) eod' anno in feato htaU gregorijj und der Schrift stützen; doch scheint die Ähnlichkeit der Schrift zweifelhaft. Die Hs. stammt aus Padua und befand sich nach anderen Einzeichnungen in Belgien. Interessanter ist 644, eine durch Format und Umfang hervor- ragende Hs. der Briefe des Hieronjmus. f. 129 steht: finivi hanc primam partem huitu Ubri legendo et emendando die XI Julij 1470. f. 235: finivi hanc secundam partem legendo et emendando die prima septembria 1470^ emendare ad plenum non potui propter inemendatum exemplar. emendatior tarnen est aliia simüUms quos viderim. lo. Das Titelblatt zeigt das Wappen des Vitez, der Einband aber (Spuren von 6 Schließen) nicht nur auf beiden Deckeln in der Mitte das ungarisch -böhmische Wappen, sondern auch den goldenen Adler im roten Feld. Die Hs. kam 1723 mit anderen

> Beer (s. S. 66 A. 2) S. 481.

Beitrftge bot Hmndsehriftenkniide. I. 69

Hbs. (vgl. z. B. Buppl. gr. 1, 10, 14—17) in die Hofbibl. als Geschenk des Venezianers Apostolo Zeno; vgl. für diesen Valentinelli, Bibl. D. Marci I 148 und für Hss., die mit der Sammlang Hamilton nach Berlin kamen, Athen. Miiteil. XXII 113 A. 1.

Die Hb. ist also aus dem Besitze Wladislaws nach Venedig ge- kommen; s. oben S. 9. Nach dem oben S. 7 Gesagten ist es nicht ge- rade wahrscheinlich, daß Wladislaw die Hss. des Vitez ans Gran und vielleicht auch die des lanus Pannonius aus Fünfkirchen nach Ofen hätte bringen lassen. Allerdings müssen wir, auch wenn wir trotz Fischer daran denken, es seien Hss. der proskribierten Prälaten unter Matthias der königlichen Bibl. einverleibt worden, noch immer voraussetzen, daß sich zum mindesten jemand aus der Umgebung Wladislaws darum ge- kümmert habe, diese Hss. neu einbinden oder doch mit dem polnischen Adler versehen zu lassen.

Auch der Vind. 24 Ptolemaeus magnae compositionis libri (Georg. Trapez.), der aus dem Besitze Georg Ratzenbergers in die Wiener Stadt- und von dieser in die Hofbibl. gelangte, kann zeigen, wie Vitez über corvinische Hss. verfügte. Schier hat 7 2 f. darauf hingewiesen, daß f.212 ^ auf den Vermerk finis 11 Mardj 1467 eine Zeichnung des Tierkreises mit den rot geschriebenen Worten folgt: figura ctU hora Irutitutümis üni- venüatis histropolitane Anno dommi 1467 m, lunio tempore equato die 5 hora 2^ (so) post meridiem preeise in eccl(e»)ia caiedrdUs Strigomen* ei ercU dies Satumi et finis höre mortis,

£s ist daher begreiflich, daß umgekehrt eine seit 1809 im Antons- kloster auf der Insel Schutt bei Preßburg befindliche Hs.: Sermones Leonis Papae wohl eben wegen der Eintragung: visa et emendata cUtgua- Uter Strigonii 1467, lo, E, W, tri certa autem parte Waradini eompleta et signata 1468 von einem der früheren Besitzer für corvinisch erklärt wurde mit den Worten: hie Über ex bibl, Matthiae Cbrvtnt Begis üngariae quae modo Budae eaptiva detinetur deliberatus ad me pervenä, Em, B, PeczeU. Cz. spricht freilich dieser ungefähr dem Jahre 1622 angehörigen Ein- tragung die Glaubwürdigkeit ab (MK III 49; ebdt. 79 ff. Eintragungen anderer Vorbesitzer, auch des conventus Comariomensis). Immerhin scheint sie darzutun, daß diese Hs. des Vitez sich im 17. Jh. nicht in Gran, sondern in Ofen befand (vgl. oben S. ll). Endlich ist noch auf Nr. 164 und auf das Pallas-Lexikon (wo S. XXII die Zahl der Vitez-Ebs. mit 18 angegeben wird) zu verweisen.

Eine bisher unbekannte Vitez -Hs. (Palatinus 1711: Manilius) behandelt J. A. Zsak im MK N. F. XV (1907) 207-216; sie hat den Vermerk: legi et emendavi Mgro Galeoito 1469, lo, Ar, Strg,

Auf die Hs. 11^ von der wir S. 67 ausgingen; folgt nach der Ziffemreihe

70 VI. Abhandlang: Weinberger.

133 (37) 22 Livius I X von lohannes Franciscns de Sto Geminiano geschrieben ^ also der 1. Band zu Nr. 38 und 119 (Goldschnitt mit roten nnd grünen Oairlanden).

23 (AmbraB. 286) Plutarcbi vitae mit einer den Corviniani ganz gleichen Aonstattang , aber leerem Wappenschild kann nach Gottlieb, Ambraser Hss. S. 83 kein Corvinianus sein.

133 (39) 24 Ptolemaeos (vgl. S. 69). Habe im blauen Herz- schild. Auf dem Goldschnitt der Längsseite mit abwechselnd roten und bkuen Buchstaben PTOLOMEUS. Beer (S. 66 A. 2) S. 483.

(134) (22) 25 Philostrat (Bonfini). Abbild. 15. u. 16. Auf dem Vorderdeckel der polnische Adler; f. 1 das corvinische Wappen, f. 2 oben rotweiße Balken und Löwe, unten links Silberstreif im roten arabeskengeschmückten Felde, rechts in Rot und Silber gewUrfelter gekrönter Adler, Herzschild mit dem Raben; der Hinterdeckel zeigt das ungarisch -böhmische Wappen (vgl. 84). Mihi hunc librum dari ittssit Serenissima Regia Maiestas Hungariae et Bohemiae Wladislavs in prae- sentia D. Wolfgangi PUUperger camerarii intimi et generosi Stephani de Zintzndorff anno XIII penultima decemhris. post hoc iure testamenti a Gremperio ad me Cuspinianum hie liber venit. Hsl. Eintragung ex mandato Fabri. Beer (S. 66 A. 2) S. 491.

49 s. oben S. 66.

135: 82 Agathias; vgl. oben S. 15 und AbbUd. 25.

136 (43) 92, da das Titelblatt herausgerissen ist, nur am Einband (Abbild.* 1) kenntlich: OPERA : VIRGILII. Brassican (6. Dez. 1525), Faber.

137 (40) 105, ebenfalls nur am Einband^ (Abbild. 3) kenntlich: QVINTILIANVS : DE : INSTITVTIOE. Brassican (6. Dez. 1525), Faber.

138 (44) 109 Poetae Christ. Geneal. deorum, Dio Cassius oratio Antonii (Guarino) usw. kenntlich an den aufgeklebten Resten des Originalbandes: GENEALOGIE : DEORVM. Geltes, Faber.

139 (38) 138 (Ambras. 277) Marcellinus Comes, Gennadius, Isidor, Viri illustr. Ildefonsus de virginitate. Isidor, Vitae patrum. CRONICA : MARCELLINL Faber.

^ Wo sich die Abkürzung: Abbild, auf einen Einband besieht, yerweist sie auf MK N. F. XIU 814.

Beiträge aar Handschriftenkunde. I. 71

15 /^ 46

y fauldreyte (Nemo sine crimine vivit. Ama deum omni tempore). PH. DE CROY

140 (41) 140 (Ambras. 466) SILVE : STATU. Liher est loann. Alexandri Braasicani philosophi ac iureconsulti Budae anno 1626 Mensis Xbris die VI. Faber.

141 B. oben S. 68.

141 (27) 152 nur am Einband (Wappen mit Herzschild; ASCONIVs Pedia NVS) kenntlich. Faber.

143: 170 (Ambras 462). Das Wappen ist auf beiden Deckeln überdrackt, doch hat die Rückseite den charakteri- stischen Titel LVCRETIVS : DE : NATVRA. Auf dem Vor- derdeckel sieht man rechts und links oben neben der Pressung des Mittelfeldes je zwei Ziffern in Gold eingepreßt 14 und 51 (5 sehr fraglich). Goldschnitt mit Riemenwerk. Die ^DStige Ausstattung der Hs. ist die gewöhnliche florentinische. Das Wappen ist abgeschabt; im durchscheinenden Lichte ist der Herzschild erkennbar. Faber. Ich verdanke die Kenntnis dieses Corvinianus der Bemerkung Endlichers (CXII: si quid e theca conicere licet, olim bibl. Matthiae Corvini).

143 (31) 224 Codex hicce Ms. Catulli Tihulli et Propertii Romanorum Poetai^um Carmina quae exstant continens iussu Matthiae Corvini Regis Hungariae descriptus e Bibl. eiusdem Budensi tempore Ex-Regis Johannis de Zapolya in Transilvaniam delatvs e Suppellectili subhastata Prindpis Michaelis Apafi [f 1713 in Wien] Bibliothecae Serenissimi Ducis Eugenii de Sabaudia demisse adscriptus a Samuele Köleseri de Keres-E^r ConsiL Gruber. Transilv. (f. 171 ^ Lis est cum forma magna pu- dicitiae).

644 8. oben S. 68.

144 (20) 653 Augustini epistolae. Faksimilia CB UI. MK N. F. IX (1901) 130. Beer (s. S. 66 A. 2) S. 487.

145 (21) 654 Hieronymus in Ezech. Nicolaus presbiter Faventinus scripsit.

146 (25) 656 Theophylactus (Athanasius) in epist. Pauli (ChristophoruB de Persona). Das Wappen ist mit dem des Markgrafen von Berg übermalt. Faber. (Einband Abbild. 5.) Beer (S. 66 A. 2) S. 485.

72 VI. Abhandlang^: Weinberger.

Bei 706 Augustini serm. de verbis domini iet (vgl. Fifichor S. 17) kein Anbaltopunkt daffir gegeben, daß diese Hb. die 1666 von Lambeck (vgl. unten zu 147) aus Ofen nacb Wien gebrachte sei, bei 721 Aug. de civ. Dei überhaupt keiner für corvinischen Ursprung.

(147?) 759 Gregorii Naz. libri apol. (Rufin) XI (vielleicht XII). Liber hie mihi Petro Lambecio Hamburgensi S, Caes. Majestatis Consiliario, Historiographo et Bibliothecario Aulico donatus fuit a Turcis in Arce Budensi a. 1666 d. 10 Martii; vgl. unten 161, Lambeck II 846, 994, Schier 51.

(148) 798 Cypriani epistolae. Wappenschild leer. Brauner Lederband mit Schließen. Goldschnitt. Faber.

(149) 799 Athanasius (in den Tabulae mit Unrecht ins 14. Jh. gesetzt). Griech. Worte scheinen nachträglich eingesetzt zu sein. F. 57 steht von Brassicans Hand Photius archiepi- scopus Constantinopolitanus, iudicium de Athanasii sermonibus. Faber.* Brauner Lederband mit Resten von Schließen.

150 (28) 831 Basilius contra Eunomium (Georg Trapez.); für die Übereinstimmung der oben S. 21 f. erwähnten Abschrift von Surriano ist Denis II 1, CCLXV heranzuziehen. Faber.

151 (36) 930 HIERONYMVS : IN MATEVM ET MAR- CVM (außerdem in Ecclesiastem und einiges andere) 1488 von Sigismundus de Sigismundis comes Palatinus Ferrariensis ge- schrieben; vgl. Abbild. 8. Der Einband zeigt das Wappen mit dem Herzschild; gepreßter Goldschnitt. Beer (S. 66 A. 2) S. 489.

976 8. oben S. 66.

152 (34) 977 Chrysostomus, dial. cum Basilio (auf dem Einbände, der im Wappen das Herzschild aufweist, de dignit. sacerd.). Faber.

153 (35) 1037 Cyrilli speculum sapientiae (1443); da Blatt 1 unten abgerissen ist, nur am Einband kenntlich. Faber.

154 (29) 1076 Basilius in hexam. (Eustachius). Wappen abgeschabt. Celtes (CC), Cuspinianus medicus poeta (C^p), Faber.

155 (30) 1079 Bernardus Claraevall., Hugo de S. Victore. Einband Abbild. 2. Brassican, Faber.

156 (42) 1391 Thomas Aquinas, Catena aurea; nur am Einband (Abbild. 4) kenntlich: SANGT VS THOMAS SVPER LVCA (auch auf dem gepreßten Goldschnitt steht der Länge nach S. THOMAS SVPER LVCÄ). 1468 von Henricus Amatel-

Beiträge sar Handschriftenkonde. I. 73

redammis al' Sen^a paara geschrieben. Liber reductus ex Con- atantinapoli Viennam Mense Octob, anno Do. MDLVII per B^ Do. Epm QQSem Do. Anthonium Vrancsdum Oratorem regium qui fuit antea ex hihi. Buden invictiss. Regie Maihie Hun- gari(. per Turchoe ahlatv^ anno domini MDXXVI profligato Rege Ludomco in Campo Mohachien; vgl. oben Nr. 62.

157 (26) 1769 Antiphonae mit corvinischem nnd arago- nischem Wappen; Einband vom Jahre 1755. Faksimilia: ME N. F. XVI (1908) 5—20.

158: 2271 Halj Aberudiam Heben Rodan, Commen- tarius in Claudii Ptolemaei quadripartitnm ex Arabica lingoa in hispanicam et inssu regia Castiliae Alphonsi opera Aegidii de Tebaldis in latinam translatus. XIV; vgl. H. J. Hermann^ Eüne nnbeachtete Wenzels-Hs. in der Wiener Hofbibl. Mitteil, d. Ost. Instituts f. Geschichtsforsch. XXI 162 165, der nach- weist, daß diese Hs. König Wenzels (vgl. Nr. 102 n. Nr. 98) mehr- fach mit dem Wappen und Raben des Matthias übermalt wurde, und auch den Einband genau beschreibt: LIBER : ASTRO- NOMIAe; Goldschnitt mit Riemenwerk und Rosetten). Faksi- milia: MK N. F. XVI 21—25.

(159): 2365 Bonfini Symposion trimeron de virginitate seu pudicitia coniugali. Cz. sagt Ung. Revue X 572 von dieser Hs., deren Titelblatt mit den Wappen der Häuser von Aragon und Hunyad geziert ist: ,Die Hs., wahrscheinlich ein Autograph Bonfinis, ist der Beatrix gewidmet und weicht in ihrer Aus- stattung vollends ab von allen Denkmälern der Corvina. Mit ihrer primitiven plumpen Malerei, die grell von der glänzenden Aus- stattung der übrigen der Beatrix gewidmeten Kodexe absticht, mit ihren schwachen Miniaturen verrät sie ganz und gar nichts daß sie einer Königin bestimmt gewesen sei. Wenn wir noch in Betracht ziehen, daß Bonfini am Hofe des Matthias lebte und mit den Kodexschreibem und Miniatoren des Königs zweifellos regen Verkehr unterhielt, des weiteren, wie glänzend die von ihm übersetzten, dem Matthias gewidmeten Philostrat- und Averulin- Kodexe ausgestattet sind, wird uns das primitive Wesen dieses Kodex um so auffallender. Das Bildnis der Königin kommt im Initial der Randverzierung des Titelblattes vor und ist ziemlich jugendlich gehalten, am linken Rande stehen von Emblemen des aragonischen Hauses der Vogel Phönix und das Hermelin.^

74 VI. Abhandlung: Weinberge r.

Philostrat und Averulin (oben Nr. 134 n. 112), die beide erst nach dem Tode des Matthias vollendet zu sein scheinen^ sind zur Vergleichang weniger geeignet, da sie im Auftrage des Königs aasgeschmückt wurden, während es sich hier am eine Hs. handelt, die Bonfini fertig mitbrachte. Darüber be- richtet er selbst (Rerum Hungaricarum decades libris XLV comprehensae ed. VII rec. C. A. Bei 1771 S. 652): Pauds ante diebus Antonius BonfinU civis Asculanus t Picenti agro Corvini regia nomine succensue Retiam venit; übt cum regem et Bea- tricem adivisset, varia librorum qucLe nuper ediderat Volumina detulit Tria regi dicaverat: Hermogenem et Herodianum^ quos e Graeco in Latinum ipse traduxerat atque brevem de Cormnae domus origine libellum, Reginae duo, alterum de virginitate et pvdidtia coniugali, de hietoria Asculana alterum. ühum autem Epigrammaton libellum loanni Corvino inscripserat cum haud iniucunda inutilique praefatione, ubi de inetituendo novo principe agebatur. Cum in castris ista Volumina rex avide lectitassety scriptorie admiratus ingenium, quia nondum hominem noveraty Kai, lan, accitis omnibus aulicorum ordinibus et legatia Viennae orantem Antonium intente auscultavit adductosque in medium libroa omnes cunctis proceribv^s et pontißcibus lecti- tandos dedit. Postulanti misaionem abnegavit nee parvo quidem Picentem Rhetorem ealario conduxit faustaeque Beatrid legere et pro arbitratu euo scribere multa ivssit nee non castra sequi praeceperat scriptoribus et pkilosophantibus inimica, Q^od cum nie invitus facere cogeretur, ne ingrcUo in castrensi tumuUu molestiaque otio uteretur^ oblatum sibi Philostratum tribus men- sibus in Latinum transtulit.

Budiks Angaben über die Asculana historia und den libellus de Corvinianae domus initiis sind S. 39 (Modena) u. 53 (Venedig) erwähnt worden. Vom epigrammaton libellus haben wir nicht einmal so problematische Berichte. Der Herodian ist in Salzburg erhalten (109), aber, da das Titelblatt fehlt, zur Vergleichung auch bei genauer Beschreibung kaum geeignet; einfachere Ausstattung war zu erwarten. Die Schreibernotiz läßt auf Ausführung im Auftrag des Königs schließen. Von der Hermogenes-Übersetzung, die 1538 gedruckt wurde (+ H. rhe- torica cum Aphthonii progymnasmatibus a Bonfini latinitati do- nata ad Matthiam Regem Lugduni apud Sebast. Oryphium) habe

Beitrüge snr Handachriftenknnde. I. 75

ich ein Fragment (Schluß von rregi Ide&v ß Spengel III 424, 8 und Anfang von naqi fi€&6dov daiv&cijcoq als Deckblatt der in Rede stehenden Hs. gefunden; ebenso sind auch am Schluß die folia 170 und 171 aufzufassen, deren Inhalt mit 168 Z. 3— 169b identisch ist. Derartige Deckblätter passen auch nicht zu einem für die Königin bestimmten Widmungsexemplar. Auf f. 5^ stehen über der rot geschriebenen und rot eingerahmten Widmung in einem Giebelfelde, flüchtig mit schwarzer Tinte wohl nachträglich geschrieben, die Worte: Manus Bonßnis nri propria avunculi. Es ist also das Handexemplar des Bonfini, das Sambucus laut eigenhändiger Eintragung in Neapel (mittel- oder unmittelbar von Angehörigen desselben; Preis 15 J s. oben S. 67 A. 1) kaufte (vgl. auch Symposion trimeron sive Antonii Bonfinii de pudicitia coniugali et virginitate libelli III nunc primum e bibl. lo. Sambuci in lucem prolatum. Basileae ex ofGcina Oporiniana MDLXXII; Vorrede: lo. Sambuco lo- annes Leuuenclaius), nicht für die Königin oder die corvinische Bibl. bestimmt.

160 (32) 2391 Chalcidius de immortalitate. Wappen mit blauem Herzschild. Faber.

(161?) 3274 lani Pannonii poemato s. oben Nr. 147 (Ein- band vom J. 1753).

Die Vind. 3166 (der aach dem 16. Jh. angehören kann) und 12509 bieten Abschriften von Galeotti Martii libri de egregie sapienter iocose dictis ac factis Regie Matthiae (vgl. Literarhist. Denkm. II 217 ff.). Der letztere scheint die Subscriptio : Ex Archettpo Gcdeoti Martii libro fideliter mit Recht za tragen. In 3166 folgt die Praefatio unmittelbar auf die Disticha des Augustinus Moravus Olomucensis ad leclorem (gedruckt bei £. Abel, Analecta ad historiam renaecentium in Hungaria litterarum spectantia. Leipzig 1880 S. 286 A. 1).

4792 s. oben S. 67. 13697 s. 16. 13698 s. 17.

Wenn schon von den 3 Hss., die Lambeck 1666 ans Ofen mit- brachte, eine sich nicht nachweisen läßt, so gelingt dies noch weniger bei den in Pflugks Verzeichnis meist recht allgemein beschriebenen Hss. Wohl aber wird dieses Verz.^ bzw. Fratis Auszug aus demselben (s. S. 17) zu beachten sein, wenn einmal die Provenienz der Wiener Hss. systematisch untersucht wird.

(163) (97) In die Bibl. des Wiener Jesuitenkollegiums (wo ich es einsehen konnte) gelangte mit anderen Hss. der

76 VI. Abhandlang: Weinberger.

Bibl. RosBiana^ ein (vgl. f. 267^) 1469 in Wien von Georiiis cathedralis et institor ausgeführtes Missale mit der Eintragung (f. 126^): Ego Mathias rex Hungariae concessi hoc missale fratri Thomas de Hungaria post cuius obitum maneat praesens liber in provincia qua claudit diem extremum. Am Ende des 18. Jh. kam es in den Besitz des Grafen Ladislans Festetich, dann von A. Knllenbeck in den der Herzogin Carolina Lado- vica von Parma, Piacenza nnd Qoastalla und von dieser an das Jesnitenkolleginm in Rom^ wo Romer (oben za Nr. 105) einzelne Seiten photographierte (danach auch Abbild. 1).

Servitenbibl. s. S. 66.

Wolfenbflttel, herzogl. Bibl.

163 (59) 43 Aug. fol. Bartholomaei Fontii opera Mathiae regi dicata (Faksimile bei Heinemann, Hss. der herzogl. Bibl. zu W. U: Die Angasteischen Hss. 1890 ff.). Holzdeckel mit rotem Samt.

(164) 69, 9 Aug. fol. loannis Regiomontani tabnlae direc- tionum et profectionnm loanni archiepiscopo Strigoniensi dedi- catae. Am unteren Rande der Seite ungarisch -böhmisches Wappen unter einer Krone. Holzdeckel mit gepreßtem Leder- überzng, Metallbuckeln und -ecken, 3 Schließer; vgl. oben Nr. 5 und den Monac. 24104.

165 (60) 73 Aug. fol. Marsilii Ficini epist. libri VHI (von Philipp Valor Matthias gewidmet; soll nach + Jak. Burckhard, Hist. bibl. August. H Leipzig 1744 101b über Ansbach gegangen sein). Abbild. 21 u. 22. Holzdeckel mit rotem Per- gament, Metallbuckeln und Schließen.

166 (66) 84, 1 Aug. fol. lohannis Tolhopf Stellarium, 1618 von der Markgräfin Sophie von Brandenburg verehrt. Holz- deckel mit rotem Samt.

167 (65) 85, l, 1 Aug. fol. Alexandri Cortesii Landes belHcae Matthiae Regis vgl. Abbild. 17 u. 18 und Literarhistor. Denkm. H (1890) 297—353 (Simonsfeld 552 f.; eine einzige Variante zu 1131: Atilae] Attilac C). Holzdeckel mit roter Seide.

^ Vgl. C. yan de Vorst, Vers. d. griech. Hss. der Bibl. Rossiana. CB XXIII (1906) 492—508, 637—550 (Georgias Corinthins, Ghiberti, Prodromoi- kloster in Konstantinopel, S. Silyestri, vgl. Bnrsian CXXXV 149); für medi- zinische «Hss. 8. Wien. S.-Ber. GLVIU, V, für lat. Hss. Arebiy XII 409.

Beiträge snr Handscbriftenkunde. I. 77

(168) 1 Ang. Missale XIV/XV nach Prauns K. e bibl. Bndensi. Das später aufgemalte Wappen würde nicht wider- sprechen; der Einband war ursprünglich sehr prächtig. (Aller- dings hat Prauns auch 4, 1 Aug. 4^: Seeatlas aus dem Jahre 1534 für corvinisch erklärt)

169 (61) 2 Aug. Synesius Platonicus de vaticinio per Marsilium Ficinum translatus cum praef. Valoris ad Matthiam. Marsilii Ficini libri II epist. ad Matthiam Regem. Faksimile im K. (Nach C. P. L. Schönemann vgl. MK Vm [1883] 78 sandte Valor 1484 diese 2. Abschrift, weil sein Vetter Marsilius Ficinus glaubte, daß die 3 Jahre zuvor übersandte [12 Aug. 4®?] unterwegs geraubt worden sei). Einband wie 163.

4, 7 Aug. 4^ 8. S. 22 A. 1.

(170) 6 Aug. 4<> Missale XIV/XV nach Prauns. f. 3 Wappen von Brandenburg, Preußen und Polen; Holzdeckel mit rötlichem Samt, Goldschnitt.

171 (62) 10 Aug. Prisciani Ljdi interpretatio in Theo- phrastum de sensu (Marsil. Ficin.). Faksimile im K. Abbild. 19 u. 20. Holzdeckel mit roter Seide.

172 (64) 12 Aug. Marsilii Ficini epist. liber III et IV. 1623 von Prof. Lansius, Bibliothekar in Tübingen, verehrt. Holz- deckel mit grünem Samt.

173 (63) 39 Aug. 4^ Psalterium. Lederband, in der Mitte sowohl der Vorder- wie der Rückseite Wappen mit dem Raben im Herzschild.

Gering ist die Wahrscheinlichkeit bei

(174) 63, 5 Aug. TibuU, Vergil, Eclog. und Georg, (geschrieben von Clemens Salernitanus).

(175) 65, 2 Aug. Catull, Tibull, Properz (Holzdeckel mit Samt, ein Schließer).

Auszuscheiden ist 61, 12 Aug. 12 ^ ein 1603 geschriebener Gellius.

Ein angeblicher Corvinianus der Briefe des Hieronymus wurde bei der Auktion Tross (Paris 1851) versteigert (N. Anz. 1852, 25). Budik erwähnt einige Hss. die aus der Corvina stammen sollen, mit der Angabe: ,in einer Privatsammlung^, und zwar Anonymi carmen in obitum regis Matthiae Corvini (nam mea debetur merito tibi gratia, Magne | Bex, et ego mortis testis eram proprior) in 4^, 5 Seiten stark^ auf schwarzem Papier mit

78 VI. Abhandlung;: Weihbarger.

Silberbnchstaben geschrieben. Boetias de consol. Pergament, foL ^leider hat das flacianische Messer mehrere Miniataren ans- geschnitten^ Leonhardi de Utino sermones de sanctis. Vom cnlter Flacianus wird oft in allgemeinerem Sinne ohne bestimmte Beziehung auf Flacias Illjricus gesprochen; übrigens würde eine von ihm verstümmelte Hs. nicht in seiner Sammlang (von der mehreres nach WolfenbUttel gelangte, vgl. CB 26. Beiheft S. 13) zu Sachen sein. Schier (S. 72) und Badik führen auch ein Petronfragment an; in der Aasgabe Petronii Arbitri Massi- liensis satyrici fragmenta restitata et aacta e bibl. lohannis Sambaci. Antverpiae ex officina Christophori Plantini MDLXV, aaf die sich Schier sichtlich bezieht, ist von dem benützten Kodex nicht die Rede. Nach MK XIII 286 taachte sogar ein gefälschter Corvinianas aaf dem Büchermarkte aaf.

Von einer nicht anbeträchtlichen Zahl von Hss. haben wir die Nachricht, daß sie in der Corvina gesehen warden; vgl. oben S. 36 a. 65 über Cresconias and Procop. Der venezia- nische Botschaftssekretär Massario sah 1520 einen Aelian (Theod. Gaza), Cicero de legibus und einen sehr alten Vii^l in lombardischer Schrift (Fischer S. 16). In Briefen des Ugoletus (Budik 41, Fischer 11) werden Aeschines, Aeschylus (e codice Constantinopoli capto) j Arrian, Ciceros Brutus und Claadian genannt; für Frontin und Vegetius vgl. Qaleotto c. X. (Literar- bist. Denkm. II S. 224). Caelius Pannonius (um 1540; s. Fischer S. 9) spricht von Hesiod, Homer und Lucan. Schier berichtet auch S. 48, daß (nach Neander, Praefatio ad Erote- mata graeca) Brassicans aus der Corvina stammender Kodex von Galeoti Martii über de incognitis vor der Drucklegung Itali Guiusdam bibliopolae fraude (wie es scheint, in Basel) ver- loren gegangen sei. Auch der Salvianus-Kodex gehörte höchst- wahrscheinlich der Corvina an (Schier S. 48).

Von Brassican (s. oben S. 8 f.) werden genannt (den S. 152 angeführten Werken ist ein Fragezeichen beigesetzt): Anonymi libri graeci XX de re rustica(?), Canones apostolici, Chryso- stomus (di versa in Sanctos Encomia?), Dorotheus, Gregorius Na- zianzenus, Gregorius Njssenus (in genesim enarrationes?), Hero fUQl ßekonoäag, Hesiodscholien von Proclus, loannes Philoponos und Moschopulos(?), Hypereides (nach Abel S. 581 nicht zu bezweifeln), Marcus monachus Anachoretes, Nicomaohi arith-

BeitrSge snr Handaefariftenkande. I. 79

inetica(?)y Oppian8cholien(?)^ Origenis epitome per Gregorium theolognm et Basilinm digesta. Philo , ftsgl rof; ßlov MüaBwg^ ßiog TtohziKÖg Saneg iari Tteqi ^Ifaarjq^^ nagt äQSt&y{?), Seve- riani episcopi Gabaloram in genesim conciones XIV ^ Theo- phanes.

Ob wir diese Hss. den echten Corviniani beizählen oder nicht, ändert, etwa von Hypereides abgesehen, wenig an dem Gesamtbilde, das der Inhalt der erhaltenen Corviniani bietet (vgl. das am Schiasse beigegebene Autorenregister). Höchstens würde sich das Verhältnis, in dem neben einigen Bibel- und litorgischen Hss., zahlreichen patristischen und theologischen, humanistischen und scholastischen Werken die Klassiker (na- mentlich Historiker und Dichter) erscheinen, etwas zugunsten der Klassiker verschieben. Das Griechische ist anch unter den lat. Hss. durch zahlreiche Übersetzungen von Ambrogio Traversari, Bonfini, Georgius Trapezuntius, Guarino, Leonardus Aretinus, Christophorus de Persona, Perotti u. a. vertreten. An griech. Originalen ist ein Constantinus Porphyrogenitus (XII) und ein Chrysostomus (XI) sicher. Die fraglichen griech. Hss. (München, Wien) sind meist historisch und gehören mit Aus- nahme von 43 und 121 dem 14. oder 15. Jh. an. Von den sicheren lat. Corviniani ist nur 1 , der aus der Bibl. König Wenzels stammt, älter als das 15. Jh. (158 XIV; vgl. 44, 89, 98, 102, 147). Der innere Wert der lat. Corviniani ist, wie Abel an zahlreichen Proben gezeigt hat, ein geringer; das wußte schon Vitez (32, 33, Vindob. 644). Sollten damit auch Fälle in Zusammenhang gebracht werden können, wo sich das Vorhandensein zweier Exemplare^ nicht wie bei Agathias, Cur- tius und Valturius durch Widmungen an den König und an die Königin (vgl. auch 169) erklären läßt (Livius, Nepos, Silius, Tacitus)?

Daß Kodizes von philologischem Interesse selten sind, begegnet uns bei vielen gleichzeitigen und späteren Sammlungen, die durch Zahl und künstlerische Ausschmückung der Hss. hervorragen. Matthias hat sich gewiß an der prächtigen Aus- stattung seiner Hss. erfreut, wie wir es noch heute tun. Es lag ihm aber auch an einer möglichst vollständigen Sammlung

^ FOr griech. Hss. vgl. 4S und 131, (120) und 128.

80 VI. Abbandlang;: Weinberger.

von Texten ; erzählt doch QaleottO; daß er bei einer Disputation mit einem Bischof einen Hieronymos-Kodex herbeibringen ließ, der für die Richtigkeit seiner Ansicht zeugte.

Wo das vorstehende Verzeichnis einen Fortschritt über die bisherigen bedeutet, ist dies zumeist dem Erscheinen guter Hss.-K. zu verdanken. Ich schließe daher diesen 1. Teil mit dem Wunsche, daß er anregen möge, nicht nur zweifelhafte Hss. einer neuerlichen Untersuchung zu unterziehen, sondern auch bei Abfassung neuer Kataloge auf die Merkmale zu achten, die entscheidend sein können fUr die Zugehörigkeit zur Bibl. Corvina, diesem Ruhmesdenkmal fUr den Ungarnkönig und für Ungarns Teibahme an der Renaissance.

A n h a n g.

(Za 8. 63 A. 2.)

Die Identifizierung des anscheinend hagiographischen Textes der Deckblätter des Vind. suppl. gr. 4 (2 Spalten zu 30 Zeilen, wohl XI), der uns in die Zeit Leos V. des Armeniers (813) versetzt, ist mir nicht gelungen. Ich behalte beim Ab- druck das i adscriptum bei und sehe auch von naheliegenden Verbesserungen ab.

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Beitrug« sur Handscbriftenkande. L 81

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8itsuipb«r. d. phU.-Uet. Kl. 169. Bd. 6 Abh. 6

82 VI. Abhandlung: Weinberg er.

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Beiträge zur HandBchriftenknnde. I. 83

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84 VI. Abhandlnngs Weinb erger.

avyanevBXQoirvo di xal aird zd ^{ooy airlna Dutl äftexslyov ^ Tuxrä nccvTolwv 9fjq&v ÖQariby re xat äoQixfav dipafiig noQei-

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Beitrige zur HandBohriftanknnde. I. 85

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Nachträge.

Der Freundlichkeit des Herrn Andor von Hevesy verdanke ich einen Hinweis auf einen bei L. Dorez, Les mss. a peintures de la bibl. de Lord Leicester a HolUam Hall, Norfolk. Paris 1908, S. 97 ff. be- schriebenen Corvinianus; T. LIX zeigt das corvinische Wappen, das in einem Felde mit dem weißen polnischen Adler Wladislaws übermalt ist.

Die Hs. (Nr. 346: Evangelistarium secundnm ritum Tramonta« norum) wäre S. 31 als (57^) einzufflgen, auch S. 6 f. zu erwfthnen [Ähnlichkeit der Miniaturen mit (92)] , ferner, da Dorez glaubt, sie sei aus Venedig nach England gekommen, S. 9 f. bezw. 37. (Dorez will auch den S. 29 [zu 50] besprochenen Kodex der Briefe Ciccros an Atticus mit 40 identifizieren.)

Die Zahl der sicheren Corviniani (s. 8. 11) erhöht sich also, da die bei der nachtrflglichen Einfügung mit (48 *) bezeichnete Hs. nach Anziani die Bilder des Matthias und der Beatrix enthalt, auf 122.

Zu S. 1 7 f. Bei L. Frati, Indice dei codici lat. conservati nella R. Bibl. Universitaria di Bologaa. Studi XVI (1908) 103—482 (1. Teil) kommen Hss. vor (383, 400), dieMarsigli 1686 in Ofen erwarb.

Zu S. 63. Bei '^'(129) ist zu berichtigen, daß die (unbegründete) Zuweisung zur Bibl. Corvina von Kollar herrührt.

86

VI. Ab)iandlnii(^; Weinberger.

Begister der Antoren, Werke und Schreiber.

(Die Namen der Schreiber sind knrsiv gedruckt, die der Übersetzer in Klammern beigefügt, griech. Hu, durch * hervorgehoben; für Fettdruck und

Einklammerung der Ziffern vgl. 8. 1 1 f.)

Aberudiam 158

Acro in Horatium 64

Aegidius Romanus (66)

Aegidius de Tebaldis 158

Aegyptus Alezandrinus (Ambro-

gio Traversari) ... S. 22

Aelian (Theod. Gasa) .... 8. 78 Aemilius Probus s. Nepos. Aeschines (Leonard. Aret.) 86, 8. 78

Aeschylus 8. 78

Agathias (Cfhrist. de Persona)

Berol. 1030, 85, 185 Alberti de re aedificatoria . . 75

Albohal 8. ll,A.l

Alexander Veraxanu» . . (118)) 8. 28

(Lissabon) Ambrogio Traversari s. Aegyptus,

Diogenes L. (63), Dionysius

Areop. (80) Ambrosius . . (47), (66), 66, (90)?,

Vind. 976

Ammian 71

Andreas Pannonius .... (108)

AngduB (vgl. lacobus) ^34)

Anonymi [vgl. (6b), 68, 138,

8. 80] Carmen in obitum Mat-

thiae Corvini (vgl. 37) . . 8. 77

compendinm historiae ab ex- cessn Constantinl (51)

historiaimperatorumTurciae 8.7

Anseimus 18

Antiphonae 157

Antonius s. Martinus, Sinibaldi,

ThebalduB.

Appian (P. Candidus) ... (51) Aretinus s. Leonardus. Argyropnlos .... 5S, Monac. 809 Aristeas de LXX interpretibus

(Matth. Palmerias) .... 88 Aristoteles (Argyropulos, Leonar- das Aretinus); vgl. Thomas

de Aquino (97) 53,

Monac. 809, »(124), Vind. 197 (Aristoteles) secretum seeretorum

Besan^n 431

Arrian 8. 78

Asconius 141

Athanasius .... 146, (149), 8. 9 Augttstin (s. Thomas Walensis)

Berol. 304, 9, (46), (56), 67, (90)?, 110, 144, Vind. 706,

721,8.22

Aurelius Victor SO

Ayerulin, de architectura . . . 112

Basilius (Eustachius, Georg. Tra- pei., Leonard. Aret.) . . 68, (100) *(122),150,154, 8.34, 41, 78

Beda de nat rerum (84)

Benyenuti de Bambaldis . . . 114 Bemardus Clarevallensis . . . 155 Bessarion (Leonardus Aret.) . . 54

Bibel 44,(48*)

Blondus Foroiuliensis 101

Boetius Berol. 1026, 8. 78

Bonfini (169)

Bosco s. loannes.

Brandolini (62)

Beitrüge snr HaxidBchriftenkande. I.

87

Breviar 104, (105), 8. 12

Burgundio Pisanas 18

Caesar BesaD^on 848, (34)

DomitioB Calderinns 19

Candidas (51), 63

Canones apostolici ... 8. 78

Caraffa 95

Carbo 8

OarcUia noiarius QenUnianerm» . (51)

Cassian (02)

Catnll . (67), 143, (175), 8. 2 i,A. 2

Celsus 83, S.47f.

Chaleidiüs 100

Chrysostomus . 17, Mains, 08, *Par.

741, 00, »(120), »128, 152, 8. 78 Cicero (vgl. Asconios n. Victo-

rinos) . . . Besan^on 681, (28?),

25, 40, Göttweih 446, Monac. 821, 100, Yind. 11, 8.29 (sn 50)

Clandian 8. 78

Clementis papae itinerarium

(Rnfin) 20

Cflemetfu SaiernUanua .... (174) Colantonius Lentulns .... 95 Concoresio s. Gabriel. Constantinas Porphyrogen. . *00

Corippns 8. 86

Cortesins 107

Curtius 2, 10, 27

Cynicua s. loannes M. C.

Cyprian 89,(148)

Cyrillus (Georg. Trapes.) . . 20 (vgl. 8. 21 f.), (99), 107,153

Decembrias i. Candidas.

Demetrio» TrivoU» *82

Demosthenes (lanns Pann., Leo- nardas Aret) . . (61), 80, 8. 41 Oidymus (Hieronymns) .... 107 I>ioCa88ias(Gaarino) ^Besan^on 846,

138

Diodor »130

Diogenes Laertias (Ambrogio

TraTersari) 08

Dionysios Areopagita (Ambrogio

Tray.) 4, 08, 80 .

Djonysins Halicarn 72

Domitios s. Calderinas.

Donat 08

Dorotheas 8. 78

Encjclopaedia medica . (102) Evangelia . Escor. Z HI 19, * (121), «'(128), 8. 21, 47 A. 2, 85 Easebins (Georg. Trap., Hiero-

njmas) 28, 29, 03,

Wernigerode Eosebins Corradus Mediolanen-

sis (40)

Eastachias 154

Festas 8. 24

Ficinas .... 105, 109, 171, 172

Floras 8.21, A. 2

Fontias 103

FrancUcus presbyUr Florentinua 4

FraneUew SoBteUia 03,70

Frontin 8. 78

Gabriel de Concoresio. ... 8.24 Galeotto . . . Yind. 3166, 8. 39, 77

Gellias Wolfenbüttel

(61, 12 Ang. 12«)

Gennadins 139

Georgias Trapesantias . . 15,20, 29,

133, 150, 8. 7 Georitu cathedraUs et itutUor . (102)

Gerson loannes (55)

Gregorias Magnus . . (56), 09, 74 Gregorios Nazianzenus (Bufin)

(147?), 8. 34, 41, 78 Gregorias Nyssenas .... 8. 78 Gaarino 58,78,188

Heliodor *81

HenricuB Anutelredammia . . . 156

Herodian (Bonfini) . . . . ♦81,109'^' Herodot, de vita Homeri .... 03 Hesiod (n. 8cholien) .... 8. 78 Hieronymus (ygl.Easebias) . 10, 94, 107, Yind. 644, 145, 151, 8. 77

88

VI Abhandlung: Weinberg er.

^ilarios de trin .1

Homer (61), 68, 8. 78

HoraB (s. Acro a. Porphyr.) . . 62

Horologium *(6)

Hago de S. Victore 155

Hyperides 8. 78

laeobuiÄlamantu Orusennacen$ii (48)

lacobns Angelas 98

laoobns de Sarepont (66)

lambliohas 8. 66

lanus Pannonius . . . . (61), (161?)

(Pseado-)Ignatia8 8. 8

Ildefonsna 189

loannes de Botco (46)

loannes Damascenus (Bnrgnndio

Piaanas) 18

lotmnet Fra/ncuaia de S. Oemi-

mono 88,119,132

loannes M, Oynieu» .... 42, 95

(vgl. Vind. 4) loannes Philoponos .... 8. 78 loannes Rainaldua Mennnu . 8. 67 loannes Begiomontanus s. MüUer. loannes 8chola8ticas ... 11, 107 Joannes Tkessalus Scutarioia 8. 68, A. 1 lob s. Leonardas.

losephus (98)

Isidor . . Dresden A 79, (48), 189

lastin 41, Prag 1656

layenal 62, Montpellier

Lactanz . . Besannen 1 70, ( 1 00), 8. 22

Lentnlus s. Colantonias.

Leonis papae sermones ... 8. 69

I^eonardus lob 54

Leonardas Aretinns . . 54, 68, 86,

(100), Vind. 197 Leonhardi de Utino sermones 8. 78 Livins . . 2, Besannen 838, 87, 88, (116—117), 119,182, 8. 21, 68

Lncan 8. 78; vgl. 68

Lncrez 142

Macrobius 60,8.68

Mairo Vind. 4792

Manilins .... 8. 69 (PaUt. 1711)

Mareellinus Comes 189

MarcianusCapella . Berol. 1026, (118) Marcus monachus Anachoretes 8. 78 Mirinus s. Tomacellus.

Marlianus (118)

MarUnus Antonius . (47), (105), 8. 6 Martins s. Galeotto.

Merula 78

Missale . 7,(162),(168),(170),8.12

Moschopulos 8. 78

MflUer Joh. (Regiomontanns) 6,(164)

Naldus Naldius 111

Nepos ....... 80,(69), 76

NioephoruB *126

Nieolaus presbyter Faventinus . . 145

de BieUs Monac. 821

Nieomachus arithm 8. 78

Oppiauscholien 8. 79

Origo imperatoris Hadriani s. 8criptores bist. Aug.

Origenes 77, 8. 79

Qyid, epist. 8apph. vgl. 19.

Palmerius 88

Panegyrici (36)

Perotti 12

Persitts 62, Montpellier

Persona s. Agathias u. Theophy- lactus.

Petron 8. 78

Petrus de Abbaus (92)

Petrus Oenninius 10

Petrus Middelburg de ZeeLandia . 9

Philo 8.79; Ygl. (46)

Philoponus s. loannes.

Philostrat (Bonfini) 184

Piautas 18, Vind. 111

Plinius (s. Aurelius Victor) . . . (35),

Vind. 141

Plotin »82

Plutarch (lanus Pannen.) . . . (61)

♦(129),Vind. 23, 8.7 Polybius (Perotti) .... 12, »81 Pomponitts Infortunatus. ... 68 Pontificale (103)

BeitrSge zur Handsehriftenkande. I.

89

Porphyrie 64

Porphyrius »82

PossidinB (46)

Priflcianus Lydns 171

Probas s. Nepos.

Proclns 107, 8. 79

Procop 8. 66

Properz . (67), 143, 176, 8. 21 (A. 2)

Prosper Wernigerode

Psalter Melk 173

Ptolemaeus (lacobus Angelas,

Georg. Trapez.) . » Be8an9on 480, 93, «(126), 133, 158

Qaintilian 68,137

Rambaldis s. Beayenati.

Rannasias 8. 7

Ransanas (22)

Rofin 26, (147?)

Sallost 2, 14

Salvian 8. 78

Sarepont s. lacobas.

8aTetina8 Par. 7239

Scriptores bist. Aug. . . . 30, 8. 24

rei militaris . . Par. suppl. *607

7239

rusticae 8. 78

Scutariotea s. loannes Thessalas.

Seneca 84, (91)

Thomas Seneca 87

Severianas 8. 79

Sigitmundua de Sigismundis 107, 151

Silias 31,141

Sinibaldus, . Berol. 1019, (46), (94)

8tatias 140

Strabo 78

Sueton . Berol. 1019, (36),8.21,A.2

^dveatg xal dtn6x^ung Vi^crovS. 11, A. 1 8ynesias (Ficinas) 169

Tacitas 32, 65, Vind. 49

Taio (48»»)

TertuUian 33, 8. 67 f.

Thebaldas 114

Theodoret 8. 9, 53

Tbeodoras Gaza s.Aelian, Theo- phrast.

Theophanes 8. 79

Theophrast (Tbeodoras Gaza) 24;

▼gl. 171 Theopbylactus (Ohristopb. de

Persona) 146

Thomas Aqainas . (56), 70, 97, 156

Walensis (3?)

Thucydides 8. 68, A. 1

Tiball (67), 148, (174, 176), 8.21 (A.2)

Tolbopf 166

TomaceBuB (34)

Tribracchus 87,8.68

Ugolinas Verinas

(49)

Valor 165,169

Valturias 42,79

Vegetius 8. 78

Vergil (s. Donat) . . 136, 174, 8. 78

Ve9p€uianus (BiatUci) 24

Victorinas 21

Vitrav 8. 24

Wilbelmas (de Conchis) . . . (89?)

Xenopbon, Kyr.

. *43, ♦131

Zonaras .

♦127

Sitzongsber. d. phil.-hift. Kl. 159. Bd. 6. Abh.

Qollob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeln.) 8«. 1903.

5 K 90 h 5 M. 90 Pf. Gomperz, Heinrich: Über die Wahrscheinlichkeit der Willens- entscheidungen. Ein empirischer Beitrag zur Freiheitsfrage. (Mit 1 Textabbildung.) 8«. 1905. 50 h 50 Pf. Gomperz, Theodor: Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer Schriftsteüer. VHI. 8<^. 1905. 80 h 80 Pf. IX. 8«. 1907. 80 h 80 Pf.

Platonische Aufsätze. III. Die Composition der ,6esetze^ 8^ 1902. 80 h 80 Pf.

IV. 80. 1906. 50 h 50 Pf.

Zur Chronologie des Stoikers Zenon. 8^. 1903. 50 h 50 Pf. Haidacher, Sebastian: Studien über Chrysostomus-Eklogen. 8^.

1902. 1 K 70 h 1 M. 70'Pf.

Hasenöhrl, Viktor: Beiträge zur Geschichte der Rechtsbildung und der Rechtsquellen in den österreichischen Alpenländern bis zur Rezeption des römischen Rechtes. 8®. 1905.

1 K 60 h 1 M. 60 Pf. Jagic, Vatroslav: Ein unedierter griechischer Psalmenkommentar.

4^ 1906. 5 K 70 h 5 M. 70 Pf.

Jnthner, Julius: Der Gymnastikos des Philostratos. Eine text-

geschichtliche und textkritische Untersuchung. 8^ 1902.

2 K 80 h 2 M. 80 Pf. Kaindl, R. F. : Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechtes

in Gahzien. I., H., UI. 8^. 1906. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

iv.,v., vi.,vn.,vm. 8». i907. i k 9o h i m. 90 Pf.

Kenner, Friedrich: Die römische Niederlassung in Hallstatt (Oberösterreich). 4<>. 1903. 4 K 4 M.

Menzel, Adolf: Untersuchungen zum Sokratesprocesse. 8^ 1902.

1 K 50 h 1 M. 50 Pf.

Bzach, Alois: Analekta zur Kritik und Exegese der Sibyllini- schen Orakel. 8«. 1907. 1 K 40 h 1 M. 40 Pf

Sohenkl, Heinrich : Bibliotheca patrum latinorum Britannica. IL Band. II. Abtheilung (Schluss). Die Bibliotheken der Colleges in Cambridge. H. (2717—2986). 8^ 1901.

1 K 20 h 1 M. 20 Pf.

XII. Die kleineren öflFentlichen und Privatbibliotheken, nebst der Bibliothek Ton Corpus Christi College, Cambridge. 8®. 1905. 1 K65h lM.65Pf.

Schuchardt, Hugo: Die iberische Deklination. 8®. 1907.

1 K 80 h 1 M. 80 Pf.

Sedlmayer, Heinrich Stephan: Der Tractatus* contra Arianes in der Wiener Hilarius- Handschrift. Mit einem Nachwort von Dom Germain Morin. 8^ 1903. GO h 60 Pf.

Ernst: Teil Ta'annek. Bericht über eine mit Unter* stutzung der kais. Akademie der Wissenschaften und des k. k. Ministeriums ftLr Kultus und Unterrieht unternommene Ausgrabung in Palästina. Nebst einem Anhange yon Dr. Friedrich Hrozn;^: Die Keilschrifttexte von Ta'annek. (Mit 13 Tafeln, 132 Textfigaren, 4 Detailplänen im Texte und 2 Hauptplänen.) 4^ 1904. 13 K 80 h 13 M. 80 Pt

Eine Nachlese auf dem Teil Ta^annak in Palästina. Nebst einem Anhange von Friedrich Hrozn;^: Die neuen Keil- schrifttexte von Ta^annek. (Mit 5 Tafeln und 49 Abbil- dungen im Texte.) 4^ 1906. 5 K 60 h 5 M. 60 Pf.

Souter, Alexander: De codicibus manuscriptis Augustini quae feruntur quaestionum Veteris et Novi Testament! CXXVII. 8^ 1905. 70 h 70 Pf.

fteantOy Emil: Die griechischen Phylen. 8^ 1901.

1 K 70 h 1 M. 70 Pf.

Thaner, Friedrich: Die literar-geschichtliche Entwicklung der Lehre vom Error qualitatis redundans in personam und vom Error conditionis. 8^ 1900. 1 K 1 M.

Wehofer, P. Thomas M.: Untersuchungen zur altchristlichen Epistolographie. 8«. 1901. 5 K 5 M.

Untersuchungen zum Lied des Romanos auf die Wieder- kunft des Herrn. (Aus dem Nachlasie des Verfassers heraus- gegeben vom k. M. Ehrhard und Paul Maas.) Mit zwei Anhängen: I. Der literarische Charakter des Hexaemeron- hymnus Gen. 1 2^ 3. U. Das D. H. MüUersche Gesetz in den Paulusbriefen. 8^. 1907. 5 K 35 h 5 M. 35 Pf.

Weisely, Carl: Epikrisis, eine Untersuchung zur hellenistischen Amtssprache. 8«. 1900. 1 K 1 M.

Ein Altersindizium im Philogelos. 8^. 1905.

1 K 20 h 1 M. 20 Pf.

Sahidisch- griechische Psalmenfragmente. (Mit 2 Tafeln.) 8«. 1907. 4 K 90 h 4 M. 90 Pf.

Zingerle, A.: Zum 42. Buche des Livius. 8». 1900. 40 h 40 Pf.

Zum 43. Buche des Livius. 8^ 1902. 50 h 50 Pf.

Zum 44. Buche des Livius. 8^ 1904. 50 h 50 Pf.

Zu den beigefügten Preisen durch Alfred HSlder, k. u. k. Hof- und Universitfits-Bachbändler, Buchhändler der kais. Akademie der Wissensohaften (Wien, I., Botenturmstral^e 13)^ zu beziehen.

Dnick von Adolf Holztaansen, k. nnd k. Hof- und Voiver>itlU>BQchdnick«r ia Wien.

Sitzungsberichte

der

Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien

Philosophisch -Historische Klasse. 159. Band, 7. Abhandlung.

Wiener Palimpseste

herausgegeben

von

Josef Bick.

L Teil:

Cod. Palat. Yindobonensis 16, olim Bobbiensis:

Lucanus, Pelagonius, Acta Apostolorum,

Epistulae lacobi et Petri, Epistula apocrypha Apostolorum,

Dioscurides, fragmentam medicum.

(Mit 6 Tafeln,) Vorgelegt in der Sitxung ftm ll.Desember 1907.

Wien, 1908.

In Kommission bei Alfred Holder

k. u. k. Hof- und Universitäts- Buchhändler Buchhändler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.

A. Periodische Publikationen.

Schriften der Balkancommisiion. Antiquarische Abtheilnng: I. Band. Die Lika in römischer Zeit von Karl Patsch. 4^ 1901. 6 K = 5 M.

II. Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb. 40. 1902. 18 K = 15 M.

m. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von E^rl Patsch. 4^ 1904. 18 K = 15 M.

IV. Band. Antike Denkmäler in Balgarien. Unter Mit- wirkung von E. Bormann, V. Dobrusk^, H. Egger, H. HartI, V. Hoffilier, J. Ohler, K. dkorpil, A. Stein, J. Zingerle bearbeitet von Ernst Kaiinka. Mit einer Karte und 162 Abbildungen. 4«. 1906. 24 K = 20 M.

Der römische Limes in Oesterreioh.

Heft I. 8^ 1900. 9 K = 8 M.

~ Heft IL 80. 1901. 16 K = 14 M.

Heft HL 8«. 1902. 10 K = 9 M.

Heft IV. 1903. 9 K = 8 M.

Heft V. 8«. 1904. 10 K = 9 M.

Heft VI. 80. 1905. 12 K = 10 M. 60 Pf.

Heft VII. 80. 1906. 12 K = 10 M. 60 Pf.

B. Selbständige Werke.

Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinische Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen Papyrus der Sammlung W. GoleniSdev. (Mit 8 Doppel- tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 49. 1906.

20 K 20 M.

Beer, Rudolf: Die Handschriften des Klosters Santa Maria de RipoU. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 6 Schriftiafeln.) 80. 1907. 4 K 70 h 4 M. 70 Pf.

Blume, Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint- Evroult, Dichter der drei Lobgesänge auf die Heiligen Athel- wold, Birin und Swithun. 8^ 1903. 60 h 60 Pf.

Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter- catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilum Christia- num. (Mit 1 Tafel.) 8^ 1904. 4 K 50 h 4 M. 50 Pf.

Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius. Beobachtungen über den Stil des Autors und die Ueber- lieferung seines Werkes. 8«. 1901. 1 K 40 h 1 M 40 Pf.

Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. Mit einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift des Philastrius. 8^ 1903. 1 K 1 M.

yn. Abhandlang: Biek. Wiener Palimpseste.

vn.

Wiener Palimpseste

henusgegteben tod

Josef Biok.

I. Teil:

Cod. Palat. Vindobonensis 16, olim Bobbiensis:

Lucanofl, Pelagonins, Acta Apostolonun, Epiatolae lacobi et Petri, Epistola apocrjpba Apostolornm, Dioscarides, Fragmentnm medicam.

Vorgelegt in der Sitsnng am 11. Desember 1907.

Vorwort.

U nter den Handschriften der k. k. Hof bibliothek befindet sich auch eine ziemlich große Anzahl von Palimpsesten, die in geschlossener Folge herauszugeben und kurz zu besprechen, die vorliegende Publikation im Sinne hat An die bisher be- kannten und zum Teil edierten rescripti, die auf Grund einer abermaligen Kollation neu herausgegeben werden sollen, reihen sich mehrere, die bisher selbst den Fachkreisen völlig unbe- kannt geblieben sind. Bei der Herausgabe wird von einer nach der Sprache oder den Disziplinen oder den Autoren an- geordneten Reihenfolge der Palimpseste aus verschiedenen Gründen abgesehen und nach den einzelnen Codices und inner- halb dieser nach der dort gegebenen Reihenfolge ediert, schon deshalb, weil man in der Regel nach den Nummern der Hand- schriften auch die reskribierten Texte aufsucht. Eine Zusammen- stellung nach Sprache, Disziplinen und Autoren wird beim Ab- schlüsse der ganzen Veröffentlichung folgen; einstweilen soll diese durch die jeder Teilpublikation beigegebene Inhaltsübersicht und durch das Wort- und Sachregister einigermaßen ersetzt werden. Als Grundsatz halte ich fest, daß jedem Palimpsest ein Faksimile beigegeben werde, einmal damit die Beschreibung

Sttsiingsber. d. phil.-hitt. Kl. 169. Bd. 7. Abb. 1

2 VU. Abhandlung: Bick.

hiedurch fUr den Benutzer eine wesentliche Stütze erhalte, hauptsächlich aber damit es ermöglicht werde, vielleicht noch andere in fremden Bibliotheken ruhende hiezugehörige Frag- mente als solche zu erkennen und zu bestimmen und dadurch zugleich auch weitere Schlüsse über die Provenienz der be- treffenden Handschriften zu gewinnen.

Ferner halte ich es fUr angezeigt, daß dem Texte und dessen Besprechung eine Beschreibung und Geschichte der Handschrift vorausgehe, in welcher der oder die be- treffenden rescripti enthalten sind. Daß der cod. 16 die Reihe eröffnet; ist wohl durch den besonderen Wert sowohl der reskribierten wie der sekundären Texte dieses berühmten Bobbiensis hinreichend begründet. Selten wird man wohl auch in solch glücklicher Lage sein, die mannigfachen und lehr- reichen Schicksale einer Handschrift so genau verfolgen zu können, wie es uns bei cod. 16 gegönnt ist.

Durch Versuche mit farbigen Unterlagen, wobei ein tiefes Schwarz und ein gesättigtes Orange sich am besten be- währten, und durch Anwendung verschiedener Beleuchtung bei schwierigen Stellen auch durch Bestreichen mit Äther gelang es, sowohl im bisher Gelesenen Verbesserungen anzu- bringen und Lücken auszufüllen, als auch bisher gänzlich Un- bekanntes neu zustande zu bringen. Die Hilfe der Photo- graphie, mit nassen und mit trockenen Platten, selbst nach dem Verfahren von Pringsheim und Gradenwitz (Eders Jahrbuch für Photographie etc. XV [1901], S. 52 ff.), nach dem die hiesige k. k. Graphische Lehr- und Versuchsanstalt mit einem Blatte des Palimpsestes zahlreiche Versuche anstellte, versagte hier vollständig. Die Anwendung von chemischen Reagentien war bei der Kostbarkeit der Handschrift natürlich ausgeschlossen, doch hätten auch Chemikalien an den Stellen, an denen die oben erwähnten Mittel versagten, gewiß zu keinem Erfolge geführt, da dort eben keine Spur von Tinte mehr vorhanden ist

Gleichzeitig sei es mir gestattet, meinem ergebensten Danke Ausdruck zu geben fUr das überaus gütige Enlgegen- kommen und die tatkräftige Förderung, die mir der Direktor der k. k. Hofbibliothek, Hoft*at Ritter v. Karabacek, stets in weitestem Maße zuteil werden ließ.

Wien, im Dezember 1907.

Wiener Palimpseste.

I. Abschnitt.

Der cod. 16 Im allgemeinen.

Der Vindob. 16 gehört zu den kostbarsten Handschriften der k. k. Hofbibliothek und ist ebensosehr berühmt wegen seines secundären wie wegen seines reskribierten Textes. Um so mehr muß es deshalb auffallen ^ daß der ältere Text dieses Kodex (außer den Fragmenten der Apostelgeschichte und der Briefe Petri und Jacobi) seit der ersten Untersuchung durch Josef V. Eichenfeld in den (Wiener) Jahrbüchern der Literatur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 20, im Verhältnis zu seiner Be- deutung und seinem Werte eigentlich selten Gegenstand kriti- scher Prüfung gewesen ist. Schon Detlefsen, Philologus XHI (1858), S. 313 giebt seiner Verwunderung darüber Ausdruck und sucht durch eine neuerliche genaue Untersuchung der Bruchstücke aus Lucan, De hello civiH, darzutun, wie sehr sich die Mühe einer Überprüfung der immerhin gewissenhaften Ar- beit Eichenfelds lohne.

Der erwähnte Vindob. 16 zerfkllt schon äußerlich nach dem Formate in zwei Hauptteile: der erste, kleinere, umfaßt fol. 1^—75^ und der zweite, größere, fol. 76'— 159 \ Der erste Hauptteil, der mit Ausnahme von Blatt 13, 14, 19, 20 und 42 vollständig reskribiert ist, zerfällt wiederum in zwei dem Format nach verschiedene Teile, und zwar bilden die Blätter 1 42 ein besonderes Stück von gleicher Größe (durch- schnittlich 182 mm X 195 mm) und ebenso die Blätter 42*— 75 (Blatt 42 ist zweimal gezählt) von der durchschnittlichen Größe 180 mm X 220 mm. Dieses zweite Stück weist ein eigentüm- liches Verhältnis in der Lage der Blätter auf: in einem quinio (fol. 42*— 46 und 71—75) ist ein quinio (fol. 47—56 und ein septenio (fol. 57 70) eingeschlossen.

Den zweiten Hauptteil (fol. 76—159) bilden wieder zwei Stücke oder besser gesagt zwei Teilhandschriften, deren erste von fol. 76 bis 111 reicht und deren zweite fol. 112—159 umfaßt. Diese beiden Teile haben jedoch das gleiche Format 165 mm X 263 mm. Das Pergament des zweiten Hauptteiles ist stärker gearbeitet und nicht reskribiert.

4 VII. Abhandlang : Bick.

Auch dem Inhalte nach (vgl. Tabulae codicum in biblio- theca Palatina Vindobonensi asservatornm; vol. I, 1864, p. 2) läßt sich cod. 16 in diese vier Teile scheiden, deren einzelne Blätter zwar durch alle vier Teile fortlaufend numeriert, aber nicht in einem Bande fest zusammengebunden sind, sondern lose in einem Pergamentumschlage verwahrt werden.

Wenn Ferdinand Keller, Bilder und Schriftzlige in den irischen Manuskripten der schweizerischen Bibliotheken (Mit- teilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. VII [1853], S. 60 100) mit seiner Beschreibung der Charakteristika des von den Iren für ihre Bücher verwendeten Pergamentes Recht hätte, so wäre unsere Handschrift oder vielmehr wären unsere Handschriften aus Irland (wohl als Geschenk des Mutterklosters) nach Bobbio gekommen. Jedenfalls steht die ehemalige Zugehörigkeit des cod. 16^ zum berühmten EJoster Bobbio wenigstens für den ei*sten Hauptteil über allen Zweifel fest durch die zweimalige Eintragung: Liber scti colambani de bobio, die sich auf fol. 1' und fol. 43' findet. Diese Ein- tragungen stammen von einer Hand des 15. Jahrhunderts und waren gelegentlich der Aufstellung des Inventars vom Jahre 1461* gemacht worden. Wie schon Amadeus Peyron, De bibliotheca Bobbiensi commentatio (in seiner soeben zitierten Fragmentenausgabe), p. XXXHI, ebenso Delisle, M^moires de rinstitut de France. Acad^mie des inscriptions et belles-lettres 1886, p. 276 ff. und andere auseinanderaetzten und wie uns am besten zahlreiche Tafeln in der von Cipolla herausgegebenen Collezione paleografica Bobbiese, tom. II (1907) zeigen, pflegte man damals in der oben angegebenen Aufschrift: Liber scti columbani de bobio zwischen die Worte scti und columbani die Nummer zu setzen, die der Kodex in dem neuen Verzeich- nisse erhielt. Eigentümlicherweise fehlt nun in unserer Hand- schrift eine solche Nummer in der Aufschrift sowohl auf fol. 1' als auch fol. 43^, doch ist zwischen scti und columbani der übliche Platz ftir die Numerierung freigelassen. Dies er-

^ Die obere insulare Schrift des Kodex gehört spätestens dem Ende des

8. Jahrhunderts an. ' Abgedruckt und mit Anmerkungen versehen von Amadeus Peyron, M. Tullii

Ciceronis . . . orationum fragmenta inedita etc. Stuttgardiae et Tnbingae

1824 in einem eigenen Abschnitte p. 1 228.

Wiener Pftlimpseste. O

kl&rt sich; wie Oskar v. Oebhardt, Zentralblatt für Bibliotheks- wesen^ Bd. V (1888), S. 406 ganz richtig ausführt, aus dem geringen Interesse, das der Verfasser des Inventars von 1461 den in Fülle vorhandenen Grammatikerhandschriften entgegen- brachte, so daß ein Teil derselben gar nicht verzeichnet wurde. Sind doch in jenem Verzeichnisse von zehn registrierten Grammatikerhandschriften nur vier mit Nummern versehen! Unser cod. 16 und ebenso der aus Bobbio stammende cod. 17 der k. k. Hof bibliothek , der bezeichnenderweise ebenfalls grammatischen Inhaltes ist und die Aufschrift Liber scti columbani de bobio auch ohne Nummer trägt, ist in jenem Verzeichnisse nicht angefahrt. ^ Man sieht also, mit welcher Un Vollständigkeit das Verzeichnis von 1461 abgefaßt ist. Denn daß die einzelnen Teile des cod. 16 sich zur Zeit der Auf- stellung des Inventars bereits in Bobbio befanden, geht ab- gesehen von den erwähnten Aufschriften auch aus dem Ver- zeichnisse der von Giorgio Galbiato (Amanuensis des Qeorgius Merula) im Jahre 1493 in Bobbio entdeckten Handschriften hervor, das uns bei Volaterranus, Commentariorum Urbanorum Ubri XXXVm, Romae 1506, fol. LVI' und in den von Geb- hardt, 1. c, S. 356 f. bekanntgemachten, in der kgl. BibUothek zu Hannover sich befindenden Kodex* XLII, 1845, fol. 111^ und 112' erhalten ist. Dort ist sowohl Sergius (= fol. 42*' 44' im cod. 16, also der Anfang der zweiten Teilhandschrift) wie auch Probus (= fol. 95' 111^ des cod. 16, also ein großes Stück der dritten Teilhandschrift) und Sacerdos (= fol. 112' 139' des cod. 16, also das erste Hauptstück der vierten Teilhandschrift) erwähnt. Ja schon viel früher ge- hörten die Teile des cod. 16 der BibUothek zu Bobbio an; das beweisen wenigstens für einzelne Teilhandschriften Ein- tragungen in einem älteren Kataloge aus dem 10. Jahrhundert, den zuerst Lud. Ant. Muratori in seinen Antiquitates Italicae medii aevi etc. tom. III (Mediolani 1740), p. 817 seqq. herausgab

* Die Schriften des Probas im cod. 16 (fol. 95—111) lassen sich vielleicht mit einer anonymen Handschrift (ohne Nummer vor 167) identifizieren, die in dem yon Peyron l. c. gegebenen Abdrucke p. 46 angeführt ist. Vgl. anch Oebhardt, 1. c. S. 419.

* Vgl. auch Pertz, Archiv der Gesellschaft fftr ältere deutsche Qesehichte, Bd. Vni (1843), 8. 634.

6 VU. Abhandlang : B i c k.

(abgedruckt bei Gustav Becker, Catalogi bibliothecarum antiqui, Bonn 1885, p. 64 seqq.) und in dem sowohl Hieronymus, De viris illnstribus^ als auch Probus angeführt sind.

Doch bleiben wir dabei, daß sich jedenfalls im Jahre 1493 die Teile unseres cod. 16 noch in Bobbio befanden, wie ja aus dem Berichte über den soeben erwähnten Fund Galbiatos deutlich hervorgeht. Auch noch um das Jahr 1504 muß dies wohl der Fall gewesen sein; denn der größte Teil der gram- matischen Schriften, die Parrhasius in den Jahren 1504 und 1507 veröffentlichte, findet sich in unserm cod. 16 und obwohl er über die Bibliothek, in der er sie gefunden, keine genauen Angaben macht, so lassen doch Bemerkungen in dem Vorworte der Ausgabe vom Jahre 1507, wo z. B. ausdrücklich betont wird, daß er den Spuren Merulas^ folgend diese Schätze ent- deckt habe, keinen Zweifel darüber, daß nur Bobbio der Fundort sein kann.

Daß aber Parrhasius unsem Kodex nicht nur in Bobbio auffand, sondern auch von Bobbio in seinen Besitz brachte, beweist uns, glaube ich, eine andere Tatsache: Es befindet sich nämlich auf dem die Teile des cod. 16 einhüllenden Pergamentumschlage folgende Aufschrift:

D. Columbani quaedam

Probi

Catholica

et

Gl. Sacerdotis

grämatica

Eine Vergleichung des Ductus dieser Aufschrift mit den in zahlreichen Kodices der k. k. Hofbibliothek, z. B. in cod. 5, 75, 3190, suppl. gr. 48, 69 etc. sich findenden Eintragungen: Antonii Seripandi ex Jani Parrhasii testamento und besonders die Ver- gleichung mit Briefen von der Hand Ant. Seripandos (cod. Vindob. 5559) zeigt deutlich, daß diese Aufschrift von Antonio Seripando stammt. Wie kam aber die Handschrift aus Bobbio

^ Daß hier Parrhasius statt Galbiato den Morula nennt, hat darin seinen Grund, daß Merula sich für den glücklichen Finder ausgab.

Wiener Palimpseste. 7

in den Besitz des Antonio Seripando? Wie ich soeben be- merkte^ ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß um das Jahr 1504 J. PaiThasius den cod. 16 mit seinen Teilen noch in Bobbio vorgefunden hat. Derselbe Parrhasius teilt uns aber in seiner Vorrede zu seiner Grammatikerausgabe 1504 mit, daß es ihm mit Hilfe des Bischofs von Paris und Kanzlers des Herzogtums Mailand^ Etienne de Poncher^ gelungen sei^ mehrere^ Hand- schriften aus Bobbio in seinen Besitz zu bringen. Die An- nahme nun, daß sich unter diesen gerade unser cod. 16 befand; erhält einen gewissen Grad von Sicherheit einmal durch die bereits erwähnte Tatsache , daß die beiden Grammatikeraus- gaben des Parrhasius vom Jahre 1504 und 1507 größtenteils nur die Werke der Grammatiker aus cod. 16 bieten , ferner dadurch; daß Parrhasius seine ganze Bibliothek bei seinem Tode (1522) dem Antonio Seripando testamentarisch hinterUeß; und daß wir; wie soeben gezeigt wurdC; in der Tat auch den cod. 16 im Besitze des Antonio Seripando finden. Daß sich im cod. 16 die diese Art der Erwerbung gewöhnlich anzeigende Ein- tragung: ;Antonii Seripandi ex Jani Parrhasii testamento' nicht nachweisen läßt, ist ohne Bedeutung; da sie sowohl in dem so- eben erwähnten cod. 17 nicht zu finden ist; als auch in an- deren Handschriften fehlt; die nachweisbar durch das Ver- mächtnis des Parrhasius in den Besitz des Antonio Seripando gelangten. Eine Durchmusterung des dem Testamente des Parrhasius beigegebenen Bücherverzeichnisses (cod. Vindob. 5559, fol. 32'— 39^) kann uns in diesem Falle leider keine wesentliche Stütze bieten; da die Inhaltsangabe der Hand- schriften dort fast stets zu kurz und oft ziemlich flüchtig und allgemein gegeben ist. Doch finden sich daselbst gerade zwei Probushandschriften (ohne nähere Angabe des Inhaltes) und unter anderen möglicherweise auf unsern cod. 16 sich be- ziehenden Schriften auch ein Plinius (?); De viris illustribus. Wenn auch dieses Bücherverzeichnis uns nicht den von ihm erhofften unumstößlichen Beweis für die soeben entwickelte Ansicht dokumentarisch liefern konntC; so scheint es uns doch anderseits zu lehreU; daß PaiThasius die Teile des cod. 16 noch nicht in einem Volumen vereinigt hielt. Diese Vereinigung

1 Vgl. Gebhardt, 1. c. 8. 355.

\

8 VII. Abhandlung: Biok.

wurde jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach schon von Antonio Seripando vorgenommen. Denn die oben er- wähnte Aufschrift: D. Columbani quaedam etc. sagt uns nicht nur, daß Antonio Seripando den Kodex besessen hat, sondern sie sagt uns auch, daß schon von Antonio Seripando die vier Teile des cod. 16 in dem nur für die beiden letzten (größeren) Teile passenden Pergamentumschlage vereinigt worden waren, daß also erst von jener Zeit an sich unser cod. 16 in dieser Form und in diesem Umfange zeigt, wie wir ihn heute sehen« Denn unter: D. Columbani quaedam versteht Ant. Seripando wohl die beiden ersten Teile des cod. 16, indem er die auf fol. 1' und fol. 43'^ sich findende Aufschrift: Liber scti columbani de bobio falsch deutete und in der Flüchtigkeit für eine Über- schrift des folgenden Abschnittes hielt, ^ ähnlich wie noch in unseren Zeiten C. Janelli, Catalogus Bibliothecae Latinae .... in Neapolitano Museo Borbonico etc., Neapel 1827, p. 8 wegen einer solchen Aufschrift vor dem Anfang des Schriftchens de metris im cod. Borb. IV. A. 8. den heiligen Columbanus als den Verfasser dieses Schriftchens bezeichnen möchte. Mit Probi catholica ist in der Aufschrift Seripandos die dritte und mit Gl. Sacerdotis grammatica die vierte Teilhandschrift gemeint. Daß Seripando aus der Fülle des Inhaltes gerade nur diese beiden Namen und Werke in der Inhaltsangabe auf dem Umschlage herausgreift, hat meiner Ansicht nach darin seinen Grund, daß nur diese beiden in auffallenden, großen und verzierten Schluß- Schriften fol. 111^ und fol. 139*^ genannt sind. Andererseits ist meines Erachtens gerade aus der hierin zutagetretenden Flüchtig- keit und Oberflächlichkeit auch ein indirekter Beweis für die Rich- tigkeit der soeben geäußerten Ansicht abzuleiten, daß unter Co- lumbani quaedam der Inhalt der beiden ersten Teile verstanden ist Als Antonio Seripando 1531 starb, vermachte er seine ge- samte Bibliothek seinem Bruder, dem Kardinal Girolamo, Erz- bischof von Salerno, der sie mit seiner Büchersammlung im Jahre 1563 dem Augustinerkloster S. Giovanni a Carbonara in Neapel vererbte. Dort erhielt unser cod. 16 die Nummer 84, die sich auf dem Deckel, auf dem Rücken und auf der

' Dies ist um so eher möglich, weil gerade in diesen Teilen der Handschrift besondere Überschriften oder Schlußschriften der enthaltenen Werke fehlen.

Wiener Palimpfteate. 9

ersten Seite findet. Dieser Umstand, daß nämlich auch die erste Seite die Nummer 84 von gleicher Hand und Tinte auf- weist, ist insofern von Bedeutung, als wir darin den ersten sozusagen urkundlichen Beweis erblicken dürfen, daß die vier Teile des cod. 16 bereits damals zu einer Handschrift ver- einigt waren. Die Ansicht, daß diese Vereinigung schon in der Bibliothek des Antonio Seripando stattgefunden hatte, kann durch diesen Beweis nur eine Bekräftigung erfahren. Auch die Rückenaufschrift: Probi Qram. m. s.^ empfing die Handschrift in der Augustinerbibliothek zu Neapel. Die gleiche Nummer und die gleiche Rückenaufschrift erhielt dort auch der gleichfalls reskribierte cod. 17 der k. k. Hof bibliothek , der schon bei seiner Entstehung in innigster Beziehung zu cod. 16 stand und diesen durch alle Wechselßille des Schicksales bis zur Auf- nahme in die Hofbibliothek begleitete.

Noch im Oktober 1685 hat Mabillon auf seiner italieni- schen Reise unsere Handschrift im Kloster S. Giovanni a Car- bonara zu Neapel gesehen; aus seiner kurzen Beschreibung im Museum Italicum, tom. I, Paris 1687, p. 110, wo er ihn ,ex la- tinis codex antiquissimus' nennt, geht abermals hervor, daß sich die Handschrift ihm schon so bot, wie wir sie heute besitzen. Durch diese Beschreibung Mabillons aufmerksam gemacht, nahm Nicol6 Alessandro Rossi die Handschrift im Jahre 1716 in das von Gaetano Argento, dem Präsidenten des königlichen Kolle- giums, gewünschte Verzeichnis' der bedeutenderen Hand- schriften des Augustinerklosters auf. Als nämlich nach dem spanischen Erbfolgekriege im Jahre 1714 dem Kaiser Karl VI. das Königreich Neapel zugesprochen wurde, faßte der um Kunst und Wissenschaft so hochverdiente Kaiser auf Anregung des Advokaten Alessandro Riccardi den Plan, die wichtigeren Hand- schriften aus Neapel nach Wien zu übertragen,' zu welchem Zwecke eben zuerst ein Verzeichnis der in Frage kommenden

^ Die Angabe Detleisens im Philologiu XIII (1858), S. 317, es stehe auf dem Rücken des Umschlages: Probi Qram. nr. 5 verwechselt m. s. offen- bar mit nr. 6.

* Abgedrackt im Archivio storico per le provincie Napoletane, Napoli 1878 (m), p. 668.

* Vgl. Mosel, Geschichte der k. k. Hof bibliothek zu Wien, Wien 1835, S. 115 ff. and F. Men&ik, Mitteilungen des österr. Vereines für Biblio- thekswesen 1904, S. 134 ff.

10 VU. Abhandlung: Biek.

Handschriften angelegt wurde. Der Übertragung der Hand- schriften setzten hauptsächlich die Augustiner von San Gio- vanni a Carbonara lange, aber vergeblich hartnäckigen Wider- stand entgegen. Nach Beseitigung aller Hindernisse konnten endlich im November 1718 alle aus den verschiedenen Klöstern zu übertragenden Handschriften von Antonio Maria Cavalcanti übernommen und für den Kaiser ein Verzeichnis derselben aufgestellt werden. Dieses Verzeichnis^ befindet sich heute als cod. 9584 in der k. k. Hofbibliothek und unser cod. 16 ist darin unter Nr. 85 mit Aufzählung seiner Teile angefUhrt Bald darauf wurden die Handschriften nach Wien gebracht, in den Bestand der k. k. Hofbibliothek eingereiht und von Nikolaus Forlosia beschrieben. Der cod. 16 nun wurde von Forlosia in dieser Beschreibung der sogenannten ,Recentes-Hand- schriften' (= cod. 11924 der Hofbibliothek) als der 85. in der Reihe überhaupt* und als erster unter den ,Theologici mis- cellani'' angeführt und auf sieben Seiten seinem Inhalte nach eingehend besprochen. Ihre heutige Nummer 16 erhielt unsere Handschrift gelegentlich der von Stephan Endlicher im Jahre 1832 durchgeführten Neuaufstellung der lateinischen Manu- skripte, deren Beschreibung in den Tabulae codicum manuscrip- torum praeter graecos et orientales in bibliotheca Palat. Vindob. asservatorum, Vindobonae 1864 seqq. später folgte. Cod. 16 ist dort im ersten Bande^ S. 2 und 3 behandelt.

Die Geschichte der Handschrift glaubte ich eingehender darstellen zu müssen, zunächst weil die Schicksale der Hand- schrift von mehr als bloß historischem Interesse sind^ und femer weil ich nirgends eine ausführliche und zusammenhängende Dar- stellung derselben geftmden habe.

^ Abgedrackt in P. Lambecii Commentarii de Aug. bibl. Caes. Vindob. Editio altera studio Ad. F. Kollarii, vol. I, Wien 1766, p. 766—778.

' Diese Nummer 86 ist von derselben Hand mit Rotstift auf dem Perga- mentumschlage der Handschrift und am Bande der Beschreibung bei Forlosia angebracht. Die mit Bleistift geschriebene Nummer LXXXIX, die sich in rOmischen Ziffern außerdem noch auf dem Pergamentnm- schlage findet, stammt von derselben Hand, die auf dieselbe Weise diese Nummer am Rande bei Forlosia beischrieb, und will den cod. 16 als den 89. der bei Forlosia beschriebenen theologischen Handschriften beseichnen.

' Diese Bezeichnung mit demselben Zeichen, einer Spirale, findet sich auch auf der Innenseite des Umschlages von cod. 16.

Wiener PalimpBeste. 11

n. Abschnitt.

Der Laean-Pallmpsest.

Die ältesten Teile des reskribierten Textes im cod. 16 sind die in Kapitale geschriebenen Bmchstlicke aus Lucans De beUo civili, und zwar lib. V, v. 31—92, 152—212, 272—302 und Üb. VI, V. 215—275, 305— 335 ^ (Zählung nach C. Hosius, M. Annaei Lucani De belle civili, lib. X, Leipzig 1905). Diese 240 Verse sind überschrieben mit einer Reihe von Werken meist theologischen Inhaltes (vgl. Tabulae codicum Vindob., p. 2) und umfaßten einst acht Blätter einer Handschrift von dem For- mate 360 mm X 380 mm, die in der Mitte parallel mit der Richtung der Schrift durchgeschnitten und von denen jede Hälfte wiederum zu einem Doppelblatt zusammengefaltet^ wurde, so daß also auch aus diesen 8 Blättern 32 Blätter im neuen Kodex entstanden. Jede Seite der ursprünglichen Handschrift hatte nur 15 Zeilen; es blieben also breite Ränder, die vielleicht zur Aufnahme des Kommentars bestimmt waren. Der breitere Rand war stets der äußere.

In der Mitte des oberen Randes, etwa in der Mitte über den Schriftzeilen findet sich auf den Versoseiten in kleinerer Kapitale die Überschrift: Lucani und ebenso auf den Recto- Seiten die Überschrift: Lib. V, resp. VI, die, wie Tafel I zeigt, mit einer kleinen Verzierung versehen war. Von diesen deut- lich sichtbaren Überschriften kann Detlefsen in seiner einge- henden Untersuchung dieser Wiener Lucanfragmente im Philo- logus Xin (1858), S. 313ff. eigentümlicherweise ,auch keine Spur' finden.

Die Größe des Schriftraumes beträgt 230 wm X 180 mm. Die Schrift ist rein kapital. Wie auch aus dem beigegebenen Faksimile zu ersehen ist, fehlt dem A der Verbindungsstrich, haben in der Regel F, L (einige Male auch T) und ebenso S

^ Um Irrtümer zu vermeiden, bemerke leb, daß der letzte Vers stets ex-

klosiye gemeint ist. ' Einmal wurde diese Hälfte nicht zusammengefaltet, sondern senkrecht

zur Richtung der Schrift ebenfalls durchgeschnitten, so daß zwei Etnzel-

blätter entstanden (fol. 32 und 34).

12 VII. Abhandlung: Bick.

und T in BuchstabenverbinduDgen und oft der linke Schenkel des U Überlange. Fast regelmäßig hat der rechte Schenkel des U und N Unterlänge in Form einer Art von Abstrich. Die Schrift ist in der Regel auf der Haarseite, wo sie nur abge- waschen wurde, noch ziemlich gut erhalten und zeigt safran- gelbe Färbung; auf der Fleischseite dagegen, wo die Schrift mit Bimsstein abgerieben wurde, sind größtenteils nur noch die Konturen der Buchstaben aus den im Pergament zurückge- lassenen Eindrücken oder in durchscheinendem Lichte noch zu erkennen.

Von Abkürzungen kommen Q. für que und B. flLr bus vor. Doch ist der Punkt nach Q und B nicht häufig noch zu erkennen; ich habe ihn stets gesetzt, da er im Originale gewiß stets vorhanden war. Nach Vokalen werden folgendes m und n in der Regel gegen Ende der Zeile durch einen geschwungenen Kürzungsstrich über den Vokalen (ihnen folgend) angedeutet

Von Ligaturen oder besser gesagt von kontignierten Buchstaben, die sich hauptsächlich gegen Ende der Zeile finden, sind anzufUhren: U und M, U und N, U und R, Uund S, O und R, O und S, N und T, A und M, A und ü, L und U.

Linien konnte ich deutlich oberhalb und unterhalb der Buchstaben wahrnehmen (vgl. fol. 21', 31% SS*" etc.), obwohl Detlefsen, 1. c, S. 322, von ihnen ,keine Spur' entdecken kann. Bei der Untersuchung der hierhergehörigen Neapolitaner Frag- mente dagegen stellte er Linien fUr den Neapolitanus fest (vgl. Philologus XXVI [1867], S. 176). Der Abstand der Linien und Zeilen voneinander ist sehr regelmäßig und beträgt 6 mm, es wurde also der Raum zwischen je zwei einfachen Linien abwechselnd beschrieben und freigelassen.

Jede Zeile enthält einen ganzen Vers; war der Vers zu lang, so wurde dieser nicht auf zwei Zeilen verteilt^ sondern man behalf sich in diesem Falle mit Abkürzungen und kleinerer Schrift (vgl. V, 86).

Interpunktion fehlt gänzlich. Der Text ist in scriptura continua geschrieben. Ich gebe ihn hier aus Rücksicht auf die bequemere Benutzung distinkt wieder.

Spuren von Quaternionenzählung konnte ich nicht wahrnehmen und wenn man sich (so weit es eben möglich ist) den ursprünglichen Lucankodex mit Hilfe unserer Blätter

Wiener Palimp Beste. 13

wieder herzustellen^ sacht, so erscheint es auch wahrscheinlich, daß keines der hier erhaltenen Blätter das letzte Blatt eines quaternio gewesen ist

Korrekturen zeigt unser Kodex an mehreren Stellen (vgl V, 152, 189, 196, 290; VI, 322, 323); doch ist der Ductus und die Tinte derselben ganz übereinstimmend mit dem ur- sprünglichen Texte, so daß man sie wohl der Hand des Schreibers selbst wird zuweisen müssen, eine Ansicht, der auch Detlefsen, 1. c, S. 342, Ausdruck gibt. Ein weiterer Grund, der fUr diese Auffassung und gegen die Annahme eines Korrektors spricht, ist vielleicht auch darin zu sehen, daß trotz dieser Korrekturen doch noch ziemUch viele Schreibfehler unberichtigt blieben (vgl. V, 160, 179, 182, 200 etc.). Auch die offenbar von der Hand des Schreibers herrührende große Korrektur in V, 61 und 62 kann in der geäußerten Ansicht nur bestärken.

Entdeckt wurde der Lucanpalimpsest von Denis, Codd. mss. theol. lat. vol. H, 1799, pars I, col. 632 sq., doch unterließ Denis eine nähere Bestimmung des Lucantextes. Jos. v. Eichen- feld, (Wiener) Jahrbücher der Literatur, Bd. 26 (1824), An- zeigeblatt S. 21 ff., ging weiter und gab eine Beschreibung des Palimpsestes, eine genauere Bestimmung des Textes und ein Variantenverzeichnis aus demselben. Doch vollständig zu- gänglich fUr die Textkritik machte diese Lucanfrägmente erst D. Detlefsen in dem schon öfter zitierten Aufsatze im Philo- logus Xin (1858), S. 313 357 durch eine eingehende Be- sprechung und eine gewissenhafte VeröffentUchung des gele- senen Textes. Seit dieser Zeit hat sich bis jetzt niemand mehr der Mühe unterzogen, diesen Text zu revidieren. Die verschiedenen Herausgeber des Lucan bezogen sich einfach auf jene Ver- öffentlichung Detlefsens und legten sie ihren Angaben über diesen Palimpsest zugrunde. Und doch hat die neuerliche Revision bei eingehender Prüfung mehrere Änderungen im bisher gebotenen Texte, hauptsächlich aber zahlreiche Erweiterungen in Gestalt von Lesungen ergeben, wo die angeführte Publikation Lücken aufweist, so daß jetzt die 240 Lucanverse bis auf wenige vereinzelte Buchstaben vollständig gelesen sind.

^ Vgl. Detlefsen, Philologns XTTT (1858), S. 349 ff. und C. M. Franken, Lncani Phanalia, vol. I (1896), praef., p. XVHIfleqq.

14 Vn. Abhandlang: Bick.

Bezüglich des Alters unserer Fragmente wäre ich eher geneigt y den Palimpsest dem 5. Jahrhundert zuzuweisen; in dieser Datierung bestärken mich mehrere ähnliche Schriftproben der Palaeographical Society, vol. I, tab. 115, bei Zangemeister und Wattenbach, Exempla codicum etc., tab. 11, 12, bei Chatelain, Pal^ographie des Classiques latins, vol. I, tab. 63^ 64, bei Monaci, Archivio pal. ital., vol. II, tab. 12, bei Amdt-Tangl, vol. I, tab. 3** und bei anderen. Chatelain, der unsere Frag- mente in seiner Pal^ographie des Class. lat., vol. II, p. 17, mit einem Fragezeichen ins 4. Jahrhundert setzt, möchte ich hierin schon wegen der zahlreichen Buchstabenverbindungen und Ab- kürzungen nicht folgen. Doch ihn deshalb erst gar dem saec. VI zuzuweisen, wie Chroust, Monumenta palaeographica, Serie I, Lieferung 1 1, Tafel 3, als möglich erscheinen läßt, halte ich fiir zu weit gegangen.

Die Autorität und Güte des Palimpsestes ist allerdings nicht so groß, wie Wilh. Steinhart, De Lucani schedis rescriptis Vindobonensibus(Gymn.-Progr.Salzwedell860) nach eingehender Untersuchung feststellen zu können glaubte (p. 22): ,Hinc igitur praestantia et auctoritas schedarum sat demonstratur simul autem eas nuUo cognationis vinculo neque cum B neque cum ullo alio codice cohaerere consequitur.' Eine richtige Bewertung der Fragmente konnte natürlich erst bei Heranziehung einer größeren Zahl der wichtigsten und ältesten unter den ungemein zahlreichen Lucanhandschriften (gegen 150) und nach Klärung der unter diesen bestehenden Verwandtschaftsverhältnisse mit mehr Aussicht auf Erfolg in Angriff genommen werden. Wesent- lich trugen dazu bei die Lucanausgaben von Hosius (1892 and 1905), Lejay (1894), Franken (1896—1897), die eingehenden , Untersuchungen zu den Handschriften Lucans' von Friedr. Beck (Diss. München 1900) und die zahlreichen textkritischen Einzelbeiträge der letzten 15 Jahre. Es zeigt sich, daß unser Palimpsest zwischen der Familie der rezensierten imd nicht rezensierten Handschriften hin- und herschwankt und dabei etwas mehr zur ersteren neigt. Mit den rezensierten Codices stimmt er in der Auslassung des Verses V, 53 überein, femer in einer Reihe von Lesarten wie V, 89 (mundoque), 162 (ad- ducta), 175 (stimulos), 189 (magna), 192 (antris), 208 (tunc), 279 (animam), VI, 219 (telum), 224 (perdiderat), 225 (facie),

Wiener Palimpseste. 15

313 (exire), 330 (condixit); dagegen schließen sich die Wiener Fragmente an die nicht rezensierte Gruppe u. a. in folgenden Stellen an: V, 78 (extuleras), 158 (impia), 163 (insueto), 192 (tum), 193 (domita), 301 (dimittere), VI, 263 (nee), 312 (malorum). Wenn nun aber, wie sich deutlich erweist, der Palimpsest be- reits Yon der recensio Paulina beeinflußt ist, so ist damit zu- gleich ein terminus ante quem für die Datierung des Paulus gegeben und wir können den Endtermin der yon Beck, 1. c, S. 48, als allgemeine Grenzen zur Bestimmung der Zeit an- gesetzten Jahre 375 550 vielleicht noch um 75 100 Jahre hinaufrücken, da der Palimpsest wohl mit Recht spätestens dem 5. Jahrhundert zugewiesen werden kann.

Der Wiener Lucanpalimpsest wird in der Textkritik ge- wöhnhch zusanmien mit dem Neapolitaner mit N bezeichnet. Sein Zeugnis ist uns für Lesarten wie V, 89 (mundoque), V, 175 (stimulos), V, 208 (tunc), VI, 219 (telum), VI, 225 (facie), VI, 312 (malorum) von großem Werte; von seinen Sonderles- arten möchte ich mit Steinhart, 1. c, p. 21, unter Hinweis auf Ammianus XXX, 6 und Horatius, carm. I, 3, 4 und unter Be- tonung der lectio difficilior das von ihm allein gebotene obstrinxit (V, 197) gegen obstruxit der anderen Handschriften verteidigen. Seine übrigen Sonderlesarten wie V, 50 (pelago), V, 69 (ab- ducta), V, 73 (pater), V, 85 (Apollo est), V, 192 (primum), V, 209 (templo), V, 285 (spes), V, 286 (nesciamus), V, 300 (virum), VI, 223 (hoc), VI, 237 (videt), VI, 252 (defessum), VI, 269 (geminae) und andere sind allerdings zu verwerfen. Auch sonst ist öfters sein Zeugnis auf Seiten der unechten Lesart, z. B. V, 43 (nobis), V, 44 (exacto), V, 91 (contactusque), V, 155 (culmina), V, 163 (insueto), V, 192 (tum) usw. Zuweilen dürfte jedoch die von N gebotene Variante nur ein Schreibfehler sein, so V, 55 (gelae), V, 60 (cinge), V, 180 (potentia), V, 210 (loctae), V, 279 (animam galea), V, 289 (vetat), VI, 223 (impedit), VI, 254 (vitam), VT, 268 (profudo) und ähnliche mehr.

In orthographischer Beziehung ist uns der Palimpsest in erster Linie hinsichtlich der Schreibung der Eigennamen von Wichtigkeit; er schreibt: Rhodos (V, 51), Rhascypolin (V, 55), Parnasses (V, 72), Bacchae (V, 74), Paean (V, 80), Themis (V, 81), Cirrhaeo (V, 166), Phoebados (V, 167). Er gibt, wie man zum Teil schon gesehen hat, Wörter griechischen

16 YII. Abhandlang : B i c k.

Ursprunges in der Regel mit griechischen Endungen; als Beispiele dieser Art wären zu den angeführten noch aethera (V, 72) und tripodas (V, 173) hinzuzufügen. Der Gebrauch der Aspirata findet sich in unseren Fragmenten ziemlich regelrecht; zu den bereits erwähnten griechischen Wörtern kommen noch lateinische wie harenas (VI, 309), anhelo (V, 191), Hiber (VI, 258). Die Assimilation der Konsonanten ist zwar schon ofl vorhanden, aber die Dissimilation noch häu- figer; so findet sich conlaudant (V, 56), conlabsas (V, 202), ad- fixam (VI, 218), inpactae (V, 209), inponere (VI, 252), inrupit (V, 167) und inlabi (V, 281), doch ebenso auch complere (V, 153), committere (VI, 323), accessit (V, 63), impedit (VI, 223), imposuit (V, 49) etc. Desgleichen zeigt sich eine Ungleichheit in der Schrei- bung mehrerer Wörter mit d und t, so quitquit (V, 292), set (V, 301), atque (V, 168) neben haud (VI, 220), sed (VI, 332) und ad- que (VI, 318). Altere gute Schreibweisen liegen noch vor in voltu (V, 296 und VI, 229), laevom (VI, 216), voltum (VI, 224), volnus (VI, 222 und 227), volnera (VI, 231) neben saevum (V, 61), aevum (V, 276) etc. Femer hat sich die alte Endung des acc. pluralis auf is noch erhalten in den Wörtern silentis (V, 31), merentis (V, 49) und crinis (V, 60), neben denen der gewöhnliche Plural auf es die Regel ist.

Andere Stücke dieses nämlichen Lucankodex sind in dem Neapolitaner Palimpsest IV. A. 8. enthalten. Detlefsen, 1. c. , S. 354, erhob zuerst gegen die Identifizierung beider Codices Bedenken hauptsächlich deswegen, weil Pertz, Archiv, Bd. V (1824), S. 75 berichtet, daß der Neapolitanus Über- schriften habe, Yon welchen Detlefsen im Vindobonensis, wie oben erwähnt, nichts entdecken konnte. Als nun Detlefsen bei Untersuchung des Neapolitanus dort die von Pertz festgestellten Überschriften tatsächlich vorfand, aber trotzdem die Zusammen- gehörigkeit beider Fragmente aus einer Reihe unwiderlegUcher Gründe festzustellen gezwungen war, suchte er diese Differenz aus einer Unregelmäßigkeit im Hinzufügen der Überschriften zu erklären. Von der Zusammengehörigkeit beider Palimpseste kann man sich heute leicht durch einen Blick auf tab. I^ der

^ Proben aas demselben NeapoliUnns finden sich auch bei Monaci, Archivio paleogr. ital., vol. II, tab. 63—66.

Wiener Palimpseite. 17

Collezione paleografica Bobbiese, vol. I (1907) (herausgegeben von Cipolla); die den Neapolitanus wiedergibt, und auf die bei- gegebenen Proben aus dem Lucan des cod. 16 überzeugen. Der Neapolitaner Kodex enthält aus Lucan , De hello civili: lib. V, V. 331—390, 631—660; VI, v. 163—163, 168—178, 395—424, 545-576, 667—698, beide zusammen enthalten also fast das gesamte fünfte und sechste Buch der Dichtung. Bei der Wiedergabe der Fragmente deute ich gleichzeitig die oben erwähnten Schnittlinien, die regelmäßig zwischen dem achten und neunten Verse geführt sind, an und fdge ebenso zu beiden Seiten der Schnittlinien die Angabe der Seiten in der Weise bei, wie diese jetzt zusammengelegt werden müssen, um eine Seite des alten Kodex zu rekonstruieren.

Zeichen der Ausgabe:

AAAA unsichere oder verstümmelte Buchstaben.

. . *

[....] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.

LiB V foL I'.

CUb. V. AESAR HABET VACVASQ.. DOMOS LEGESQ.« SILENTIS t.3i-4«

(HMivfl).

CLAVSAQ. IVSTITIO TRISTI FORA CVRIA SOLOS ILLA VIDET PATRES PLENA QVOS VRBE FVGAVIT ORDINE DE TANTO QyiSQ.VIS NON EXOLAT HIC EST 6 IGNAROS SCELERVM LONGAQ.. IN PAGE QVIETOS BELLORVM PRIMVS SPARSIT FVROR OMNIA RVRSVS MEMBRA LOGO REDEVNT EN TOTIS VIRIB- ORBIS •agg W HESPERIAM PENSANT SVPERI lACET HOSTIS IN VNDIS Aie lo;

fol.30^ OBRVTVS ILLYRICIS LIBYAE SQVALENTIB. ARVIS fol. 36'.

10 CVRIO GAESAREI GECIDIT PARS MAGNA SENATVS

TOLLITE SIGNA DVCES FATORVM IMPELLITE CVRSV^ SPEM VESTRAM PRAESTATE DEIS FORTVNAQ.. TANTOS DET NOBIS ANIMOS QVANTOS FVGIENTIB. HOSTE'^ CAVSA DABAT NOSTRVM EXAGTO IVS CLAVDITVR ANNO

16 VOS QVORVM FINEM NON EST SENSVRA POTESTAS

Bitanngsber. d. phU.-hiat. Kl. 159. Bd. 7. Abb. S

18 VII. AblundlnoK: Bick.

LVCANI foLlT

CUk. T, ONSVLITE IN MEDIVM PATRES ^ MAGNVMQ.. !VBETE

▼.

ESSE DVCEM LAETO NOMEN CLAMORE SENATVS EXCIPIT ET MAGNO FATVM PATRIAEQ. SVVMQ.- IMPOSVIT TVNC IN REGES POPVLOSQ. MERENTIS 6 SPARSVS HONOR PELAGOQ. POTENS PHOEBELA" DONIS EXORNATA RHODOS GELIDIQ. INCVLTA IWENTVS TAYGETI FAMA VETERES LAVDANTVR ATHENAE •iI9 '\o} TVM SODALVM FORTEMQ.. COTYN FIDVMQ. PER ARMA aK to

fol. 36^ DEIOTARVM ET GELAE DOMINVM RHASCYPOLIN ORAE fol. 30'.

10 CONLAVDANT LIBYAMQ.. IVBENT AVCTORE SENATV SCEPTRIFERO PARERE IVBAE PRO TRISTIA FATA ET TIBI NON FIDAE GENTIS DIGNISSIME REGNO FORTVNAE PTOLEMEAE PVDOR CRIMENQ.. DEORV^ GINGE PELLAEO PRESSOS DIADEMATE CRINIS

PERMISS VM SAEVVM IN POPVLOS PVER ACCIPIS ENSE^»

LiBV toLir.

AtQ.. VTINAM in POPVLOS DONATA EST REGIA LAGI* r^^l;^, ACCESSIT MAONI IVGVLVS REGNVMQ.. SORORI

^ D«tIefiMn schreibt hier: PATRESQ mit (furchstrichenem Q. Ich halte dies für eine Korrektar DetlefiMns in seinem Mannskript, die aber irriOm- licherweise auch im Drucke wiedergegeben wurde; denn nach PATRES folgt ohne jede Rasur oder Lücke gans deutlich sofort das oben ange- gebene magnumq. Hosius gibt infolge dieser irreführenden Angabe Detlefsens in seinem Apparat als Lesart erster Hand PATRESQ. an.

* Das L in PHOEBELA ist gans deutlich (ohne Korrektur). Detlefiien (1. c, S. 339) hielt das L fQr ein langes J. Hosius gibt irrtümlicherweise PHOEIA als Lesart des cod. 16 an.

* Der Abschreiber hat wahrscheinlich infolge des Homoioteleutons das Ende dieses und des folgenden Verses von POPVLOS ab miteinander Tertaoseht und hatte im Verse 61 ursprünglich geschrieben: DONATA EST REGIA LA (das übrige ist infolge des Beschneidens des Randes weggefallen), über das er dann, seinen Irrtum bemerkend, schrieb: PVER ACCIPIS ENSE, so daß die zweite Schrift die erste bedeckt.

* Hier gilt dasselbe, was ich soeben in der Anmerkung in Vers 61 sagte: ursprünglich stand da: PVER ACCIPIS ENSETüber das dann der Schrei-

Wiener Palimpeeste. 19

EREPTVM EST SOCEROQ- NEFAS lAM TVRBA SOLVTO ARMA PETIT COETV QVAE CVM POPVUQ- DVCESQ. 5 CASIB. INCERTIS ET CAECA SORTE PARARENT SOLVS IN ANCiPITES METVIT DESCENDERE MARTIS APPIVS EVENTVS FINEMQ.. EXPROMERE RVM* •^91 W SOLLICITAT SVPEROS MVLTOSQ- ABDVCTA PER ANNOS aZT loj

fol. 11^. DELPHICA FATIDICI RESERAT PENETRALIA PHOEBI fol. 16'.

10 HESPERIO TANTVM QVANTyM SVMMOTVS EOG

CARDINE PARNASSOS GEMJNO PETIT AETHERA COLLE MONS PHOEBO BROMIOQ.. PATER CVI NVMINE MIXTO DELPHICA THEBANAE REFERVNT TRIETERICA BACCHAE HOC SOLVM FLVCTV TERRAS MERGENTE CACVME^

16 EMINVIT PONTOQ. FVIT DISCRIMEN ET ASTRIS

LVCANI ,,i.n^

Tv QVOQ.. VIX SVMMAM SEDVCTVS AB AEQVORE RVPE'" ^.^^^^.TeV EXTVLERAS VNOQ- IVGO PARNASSE LATEBAS

Vr IBI EXPVLSAE PREMERET CVM VISCERA PARTYS

MATRIS ADHVC RVDIBVS PAEAN PF-lTHONA SAGITTIS 6 EXPLICVIT REGNA THEMIS TRIPODASQ- TENERET VT VIDIT PAEAN VASTOS TELLVRIS HIATVS

a

DIVINAM SPIRARE FIDEM VENTOSQ.- LOQVACES •iSIIoi EXHALARE SOLVM SACRIS SE CONDIDIT ANTRIS '^n m

fol. 16 ^ INCVBVITQ.. ADYTO VATES IBI FACTVS APOLLO EST fol. U'.

10 QVIS LATET HIC SVPERVM QVOD NVMEN AB AET^^^E PRES s DIGNATVR CAECAS CLVSV[ jITARE CAVERNAS

ber, selbst sich yerbessernd, schrieb: DONATA EST REGIA LAGI, so daß die zweite Schrift die erste deckt. Dms von Detlefsen als arsprttnglich entzifferte PYIRACC kann nnr meine Ansicht statzon.

* In der scriptura continna steht da: EXPROMERERVM, so daß man jetzt lesen kann entweder: EXPROME RERVM oder EXPROMERE RVM; offen- bar wollte der Kopist schreiben: EXPROMERE RERVM.

' Da dem Schreiber der Ranm nicht ausreichte, so schrieb er die letzten Worte in kleineren Buchstaben in zwei Reihen.

2*

20 Vn. AbhADdlnnp: Biek.

QVISTERRAM PATITY[.] DEVS OMNIA CVRSVS AETERNI SECRETA TENENS* MVNDOQ.. FVTVRI CONSCIVS AC POPVLIS SESE PROFERRE PARATVS 16 CONTACTVSQ.. FERENS HOMINIS MAGNVSQ- PATENSQ

foi. ni'.

lib.Y,

LiB V

QvAM TRIPODAS PHOEBIQ.. nOEM NON [.]Y[-]A PREMENTI VERBA SONO NEC VOX ANTRI COMPLERE CAPACIS SVFFICIENS SPATIVM NVLLOQ. HORRORE COMARV" EXCVSSAE LAVRVS IMMOTAMQ.» CVLMINA TEMPLI 6 SECVRVMQ.. NEMVS VERITAM SE CREDERE PHOEBO PRODIDERAT SENSIT TRIPODAS CESSARE FVRENSQ. APPIVS ET NOBIS MERITAS DABIS IMPIA POENAS •*8l loj ET SVPERIS QVOS FINGIS AIT NISI MERGERIS ANTRIS ^6 W

DEQ.. ORBIS TREPIDI TANTO CONSVLTA MVLTV 10 DESINIS IPSA LOQVI TANDEM CONTERRITA VIRGO

CONFYGIT AT TRIPODAS VASTISQ.- ADDUCTA* CAVERNIS HAESIT ET INSVETO CONCEPIT PECTORE NVMEN

QVOD NON EXHAVSTAE PER TOT lAM SAECVLA RVPIS

SPIRITVS INGESSIT VATI TANDEMQ.. POTITVS 16 PECTORE CIRRHAEO NON VMQVAM PLENIOR ARTVS

LVCANI foLin-.

Phoebados inrvpit paean mentemq.. priorem expvlit atq.ve hominem toto sibi cedere ivssit

PECTORE BACCHATVR DEMENS ALIENA PER ANTRnT

Uk.V. T. 167—1».

^ Detle&en berichtet im Philologiu XIII, 8. S22, das ente E in TENENS sei nnsial, doch hat ihn hier der Bog^en eines von der anderen Seite durch- scheinenden Baehstabens getlnseht; es ist ein kapitales E wie die anderen.

* Das übergeschriebene T scheint von erster Hand sn stammen.

' Detlefsen liest hier IMMOTAAQ-, ich glanbe nach Öfterer Prf&liing nur IMMOTAMQ' feststellen sa kOnnen.

* Hosins gibt hier als Lesart des Palimpsestes abdncta an, mohl weil Det- lefen Ton den Buchstaben dieses Wortes AB entsiiferte.

Wiener Palimpseste. 21

COLLA FERENS VITTASQ.- DEI PHOEBEAQVE SERTA 6 ERECTIS DISCVSSA COMIS PER INANIA TEMPLI ANCIPITI CERVICE ROTAT SPARGITQ.- VAGANTI OBSTANTES TRIPODAS MAGNOQ.. EXAESTVAT IGNE •a6 m IRATVM TE PHOEBE FERENS NEC VERBERE SOLO ^81 Fj

VTERISi SET STIMVLOS FLAMMASQ.. IN VISCERA MERGIS 10 ACCIPIT ET FRENOS NEC TANTVM PRODERE VATI

QVANTVM SCIRE LICET VENIT AETAS OMNIS IN VNA" CONGERIEM MISERVMQ.. PREMVNT TOT SAECVLA PECTVS TANTA PATET RERVM SERIES ATQ. OMMNE FVTVRV^ NITITVR IN LVCEM VOCEMQ.. POTENTIA FATA 16 LVCTANTVR NON PRIMA DIES NON VLTIMA MVNDI

-L I B V foi, iv.

INON MODVS OCEANl NVMERVS NON DEERRAT HARENAE t.i8«-i97. TALIS IN EVBOICO VATES CVMANA RECESSV INDIGNATA SVVM MVLTIS SERVIRE FVROREM GENTIB. EX TANTA FATORVM STRAGE SVPERBA 6 EXCERPSIT ROMANA MANV SIC PLENA LABORAT PHOEMONOE PHOEBO DVM TE CONSVLTOR OPERTI CASTALIA TELLVRE DEI VIX INVENIT APPI •aßg loj INTER FATA DIV QVAERENS TAM MAGNA LATENTEM« '^93 loj

fol. 26^. SPVMEA TVNC PRIMVM RABIES VAESANA PER« ORA fol. 24'.

10 EFFLVIT ET GEMITVS ET ANHELO CLARA MEATV

MVRMVRA TVM PRIMVM VASTIS VLVLATVS IN ANTRIS

' In der seriptura continna lantet die Stelle: VTERISSET; dies kann man natürlich auch trennen in VTERISS ET, eine Schreibweise, die bei der sonst beobachteten Unachtsamkeit des Kopisten nicht ausgeschlossen ist (man rergleiche beispielsweise anf derselben Seite in v. 179: OMMNE). Hosias gibt set als Lesart unserer Handschrift an.

' Das nachtriglieh eingefügte A scheint der ersten Hand anzugehören.

* Detlefsen gibt hier wohl infolge eines Druck- oder Schreibfehlers RER statt des deutlichen PER als Lesart an.

22 VII. Abbandlnng: Biek.

EXTREMAEQ. SONANT DOMITA lAM VIRGINE VOCES EFFVGIS INGENTES TANTI DISCRIMINIS EXPERS BELLORVM ROMANE MINAS SOLVSQVE QVIETEM 16 EVBOICI VASTA LATERIS CONVELLE^ TENEBIS

LVCANI foi.m

CAETERA SVPPRESSIT FAVCESQ.. OBSTRINXIT APOLLO ▼w-«« CVSTODES TRIPODES FATORVM ARCANAQ. MVNDI TVQVE POTENS VERI PAEAN NVLLVMQ. FVTVRI A SVPERIS CELATE DIEM SVPPREMA RVENTIS 6 IMPERII CAESOSQ. DVCES ET FVNERA REGVM

ET TOT IN HESPERIO CONLABSAS SANGVINE GENTES CVR APERIRE TIMES AN NONDVM NVMINA TANTV^ •^9S lOi DECREVERE NEFAS ET ADHVC DYBITANTIB- ASTRIS ^Kioj

fol. 24^ POMPEI DAMNARE CAPVT TOT FATA TENENTVR fol. 25'.

10 VINDICIIS AN GLADII FACINVS POENASQ. FVRORV^* REGNAQ,. AD VLTORES ITERVM REDEVNTIA BRVTOS VT PERAGAT FORTVNA TAGES TVNC PECTORE VATIS INPACTAE CESSERE FORES EXPVLSAQ. TEMPLO PROSILVIT PERSTAT RABIES NEC CVNCTA LOCTAE

15 QVEM NON EMISIT SVPEREST DEVS ILLE FEROCES

LiB V

CO

fol. T'

lifc. T,

iMVS IN OMNE NEFAS MANIB[.]S FERROQ.- NOCENTES ▼«'»-» PAVPERTATE PII FINIS QVIS QyAERIT[.]R ARMIS Q.VID SATIS EST SI ROMA PARVM ESTI[.]M R[..]PICE CANOS INVALIDASQ.. MANVS ET INANES CER[.]E LACERTOS VSVS ABIT VITAE BELLIS CONSVMPSIM [ . ]S AEVVM»

^ Das ttbergescbri ebene A scbeint der ersten Hand anzngebOren. ' Detlefeen and mit ihm Hoiins lesen hier irrtümlicherweise: FVRORIV. ' Das M in AEVVM ist nicht doreh einen Abküraangsstrich angedeutet, wie Detlefsen angibt, sondern ist yoll ausgeschrieben.

Wiener Palimpseste. 23

AD MORTEM DIMITTE SENES EN IMP [ . ] OBA VOTA

NON DVRO LICEAT MORIENTIA CAES [...]? MEM ^ [. ^] .?E loj PONERE NON ANIMAM GALEA FVG [ ] RIRE«

fol. 1^ ATQ.- OCVLOS MORTI CLAVSVRAM QVAERERE DEXTRA" fol 8'. 10 CONIVGIS INLABI LACRIMIS VNIQ. PARATVM

SCIRE ROGVM LICEAT MORBIS HNIRE SENECT/T SIT PRAETER GLADIOS ALIQVOD SVB CAESARE FATV^ QVID VELVT IGNAROS AT QVAE PORTENTA PAREMVR SPES TRAHIS VSQ. ADEO SOLI CIVILIB- ARMIS 16 NESCIAMVS CVIVS SCELERIS SIT MAXIM A MERCES

4

LVCANI ,,l.y..

Nlib. V. IL ACTVM EST BELLIS SI NONDVM COMPERIT ISTAS ▼• W7-so».

OMNIA PO[..]E MANVS NEC FAS NEC VINCVLA IVRIS

HOC AVDEr.lE VETAT RHENI MIHI CAESAR IN VNDIS

DVX ERAT [ . ]IC SOaVS FACINVS QVOS INQVINAT AEQVA

ADDE Q.VO [ . . ] NGRATO MERITORVM lYDICE VIRTVS

NOSTRA PE[ . ]1T QyiTQVIT GERIMVS FORTVNA VOCATVR

NOS FATV* [ . ] SCI AT ESSE SVVM LICET OMNE DEORV^

0BSEQ,6[ ] SPERES IRATO MILITE CAESAR .tS '\o}

RIT8

fol. 8^. PAX E HAEC FATVS« TOTIS DISCVRRERE CASTRIS fol. 1'. 10 COEPERAT INFESTOQ.« DVCEM DEPOSCERE VOLTV

^ Nur die oberen Teile dieser Buchstaben sind noch vorhanden. Die Lücken im Texte in der oberen Hälfte dieser und der folgenden Seite sind einer- seits durch Beschneiden des Randes von fol. 82 (fol. 32 und 34 sind EinselbUtter), andererseits durch Locher herbeigeführt, die bei der Zu- bereitung des Pergaments fttr das nochmalige Beschreiben entstanden sind.

' Nur die unteren Teile dieser Buchstaben sind noch vorhanden.

3 Das abergeschriebene T und das RIT (im Verse 295) scheint von erster Hand su stammen.

^ Nur die oberen Teile der Buchstaben dieser beiden Worte sind noch vorhanden.

^ Nur die unteren Teile dieses Wortes sind noch vorhanden.

« UrsprOnglich hatte der Schreiber TOTIS sUtt FATVS geschrieben, be- merkte aber sofort seinen Irrtum und schrieb über TOTIS das richtige

24 VII. Abbandlang: Bick.

SIC EAT O SVPERI QVANDO PJETASQ.- FIDESQVE DESJITVVNT MORESQ.. MALOS SPERARE RELICTV^EST FINEM CIVILI FACIAT DISCORDIA BELLO QVEM NON ILLE VIRVM POTVIT TERRERE TVMVLTVS 16 FATA SET IN PRAECEPS SOLITVS DIMITTERE CAESAR

LiB VI

foLYI'.

Ub.TI, ▼. tl5-SS0.

Tenditvr in scaevam qvae voto certior omni

IN CAPVT ATQ.. OCVLI LAEVOM DESCENDIT IN ORBE'^ ILLE MORAS FERRI NERVORVM ET VINCVLA RVMPIT ADFIXAM VELLENS OCVLO PENDENTE SAGITTA" 5 INTREPIDVS TELVMQ. SVO CVM LVMINE CALCAT PANNONIS HAVD ALITER POST ICTVM SAEVIOR VRSA CVM lACVLVM PARVA LIBYAS AMMENTAVIT HABENA •aji loj SE ROTAT IN VOLNVS TELVMQ. IRATA RECEPTV'^ 'aS loj

fol. 3^. IMPEDIT HOC SECVM FVGIENTEM CIRCVMIT HAST/T fol. 6'.

10 PERDIDERAT VOLTVM RABIES STETIT IMBRE CRVENTO INFORMIS FACIE LAETVS FRAGOR AETHERA PVLSAT VICTORVM MAIORA VIRIS E SANGVINE PARVO GAVDIA NON FACERET CONSPECTVM IN CAESARE VOLNVS ILLE TEGENS ALTA SVPPRESSVM MENTE FVRORE'^*

15 MITIS ET A VOLTV PENITVS VIRTVTE REMOTA

Ub.TI,

LVCANI foLTI

PaRCITE AIT CIVES PROCVL HING AVERTITE FERRV^

«

CONLATVRA MEAE NIL SVNT lAM VOLNERA MORTI

NON EGET INGESTI SED VOLSIS PECTORAF. .ILIS TOLLITE» ET IN MAONI VIVENTEM PONITE CASTRIS

FATVS, indem er aus dem T ein F machte, über O und T ein breites A schrieb, I nnd S tilgte und T nnd V darfiber schrieb und dann richtig fortsetzte. ^ Das F in FVRORE"steht in rasnra.

* Hosins fahrt hier TOLLITETIN mit Fragezeichen als Lesart des Palim- psestes an, da er so nach den von Detlefsen gelesenen Bnchstaben Termntet.

Wiener Palimpaeste. 25

6 HOC VESTRO PRAESTATE [..]CI S[. ..]SCAEVA RELICTI CAESAR [. .] EXEMP[.]YM POTIVS QVAM MORTIS HONESTAE CREDIDIT INFELIX SIMVL[.]TIS VOCIB- AVLVS sZ'\o} NEC VIDET ER[.]CTO GLADIVM MVCRONE TREMENTE'^* a^ 'W

fol. 6^ MEMBRAQ,. CAPTIVI PARITER LATVRVS ET ARMA fol. 3'.

10 FVLMINEVM MEDIIS EXCEPIT FAVCIB- ENSEM

INCALVIT VIRTVS ATQ- VNA CAEDE REFECTVS

^^

SOLVAT AIT POENAS SCAEVAM QVICVMQ. SVBACTV" SPERAVIT PACEM GLADIO SI Q.VAERIT AB ISTO MAGNVS ADORATO [.]VMMITTAT CAESARE SIGNA 15 AN SIMILEM VESTRI SEGNEMQ,. AD FATA PVTASTIS«

LiB VI fol. TU'.

^ Hb. VI,

rOMPEIO VOBIS MINOR EST CAVSAEQ SENATVS ««-«eo.

QVAM MIHI MORTIS AMOR SIMVL HAEC EFFATVR ET ALTVS CAESAREAS PVLVIS TESTATVR ADESSE COHORTES DEDECVS HIC BELLI MAGNO CRIMENQ. REMISIT 6 NE SOLVM TOTAE FVGERENT TE SCAEVA CATERVAE SVBDVCTO QVI MARTE RVIS NAM SANGVINE FVSO VIRES PVGNA DABAT LABENTEM TVRBA SVORVM 'LZ W EXCIPIT ATQ.. VMERIS DEFESSVM INPONERE» GAVDET aSS 'm

fol. 2lT. AC VELVT INCLVSVM PERFOSSO IN PECTORE NVME * fol. 28'.

10 ET VITAM MAGNAE SPEQEM VIRTVTIS ADORANT

TELAQ- CONFIXIS CERTANT EVELLERE MEMBRIS

^ Die unteren Teile der letzten Buchstaben dieses Wortes sind durch Be- schneiden des Pergamentes weggefallen.

' Das letzte S in diesem Worte ist sehr unsicher als solches zu erkennen ; der deutlich Torhandene kleine Bogen scheint der oberen Rundung eines S anzugehören, es ist auch mOglich, daß die yorhandenen Spuren Beste eines später hinzugefügten kleineren S sind.

» Detieften liest statt INPONERE Tersehentlich IMPONERE.

* Hosios gibt nach Detlefsen nume als Lesart unseres Kodex an. Detleften scheint der allerdings durch die Bräunung des Randes etwas undeutlich gewordene Abkürzungtstrich ttber dem E entgangen zu sein.

26 VII Abhandlang: Bick.

EXORNANTQ- DEOS AC NVDVM PECTORE MARTE'^ ARMIS SCAEVA TVIS FELIX HOC NOMINE FAMAE SI TIBI DVRVS HIBER AVT SI TIBI TERGA DEDISSET 16 CANTABER EXIGVIS AVT LONGIS TEVTONVS ARMIS

LVCANI foLTIP.

NON TV BELLORVM SPOLIIS ORNARE TONANTIS t. »i-rs

TEMPLA* POTES NON TV LAETIS VLVLARE TRIVMPHIS INFELIX Q.VANTA DOMINVM VIRTVTE PARASTl NEC MAGIS HAC MAGNVS CASTORVM PARTE REPVLSVS. 5 INTRA CLAVSTRA PIGER DILATO MARTE QVIEVIT QVAM MARE LASSATVR CVM SE TOLLENTIB- EVRIS FRANGENTEM FLVCTVS SCOPVLVM FERIT AVT LATVS ALT! 'ZZ loj MONTIS ADEST SERAMQ. SIBI PARAT VNDA RVINA" v«ioj

fol.28^. HING VICINA PETENS PLACIDO CASTELLA PROFVDO fbl. 21'.

10 INCVRSV GEMINAE MARTIS RAPIT ARMAQ.. LATE SPARGIT ET EFFVSO LAXAT TENTORIA CAMPO MVTANDAEQ.. IVVAT PERMISSA LICENTIA TERRAE SIC PLENO PADVS ORE TVMENS SVPER AGGERE TVTAS EXCVRRIT RIPAS ET TOTOS CONCVTIT AGROS 15 SVCCVBVIT SI QVA TELLVS CVMVLVMQ.« FVRENTE*^

LiB VI

CvM GENERO PVGNASSE PIO PRO TRISTIA FATA NON VTICAE LIBYAE CLADES HISPANIA MVNDAE FLESSEl^ ET INFANDO POLLVTVS SANGVINE NILVS NOBILIVS PHARIO GESl ASSET REGE CADAVER NEC IVBA MARMARICAS NVDVS PRESSISSET HARENAS POENORVMQ. VMBRAS PLACASSET SANGVINE FVSO

foL THI'.

lÄ. TI,

^ Hosios fahrt nach Detlefsen TEMTLA als Variante des Vindobonenais an,

doch steht deatlieh TEMPLA hier. ' Ebenso deatlieh findet sich hier CVMVLVMQ* sUtt des Ton DeÜefsen

und Hosios angeführten TVMVLVMQ-

Wiener Palimpsaste. 27

SQPIO NEC SANCl 0 CARVISSET VITA CATONE •at loj VLTIMVS ESSE DIES POTVIT TIBI ROMA MALORV" aQ ioj

fol. 86 ^ EXIRE E MEDIIS POTVIT PHARSALIA FATIS fol. 29'.

10 DESERI T AVERSO POSSESSAM NVMINE SEDEM

CAESAR ET EMATHIAS LACERO PETIT AGMINE TERRAS ARMA SECVTVRVM SOCERI QVACVMQ.. FVGASSET TEMPTAVERE SVO COMITES DEVERTERE MAGNV" HORTATV PATRIAE SEDES ADQ.- HOSTE CARENTE^

15 AVSONIAM PETERE'r NVMQVAM ME CAESARIS INQVIT

LVCANI

fol. Tin^

j^ Mb. VI.

hXEMPLO REDDAM PATRIAE NVMQ.VAMQ.. VIDEBIT ▼• «w-sm.

ME NISI DIMISSO REDEVNTEM MILITE ROMA

Ml

HESPERIA POTVI MOTV SVRGENTE TENERE SI VELLEM PATRIS« ACIEM COMMITTERE TEMPUS 5 AC MEDIO PVGNARE FORO DVM BELLA RELEGE^

EXTREMVM SCYTHICI TRANSCENDAM FRIGORIS ORBE^ ARDENTESQ.- PLAGAS VlCl OR TIBI ROMA QVIETE" .q loj ERIPIAM Q.VI NE PREMEREN T TE PROELIA FVGI ut PJ

fol. 29^ A POTIVS NE QVID BELLO PATIARIS IN ISTO fol. 86'.

10 TE CAESAR PVTET ESSE SVAM SIC FATVS IN ORTVS PHOEBEOS CONDIXIT ITER TERRAEQ,. SECVTVS DEVIA QVA VASTOS APERIT CANDAVIA SALTVS CONTIGIT EMATHIAM BELLO Q.VAM FATA PARABANT THESSALIAM QVA PARTE DIEM BRVMALIB- ORIS

16 ATTOLLH^ 1 ITAN RVPES OSSEA COERCET

^ M scheint von erster Hand beigefügt, ebenso I in der folgenden Zeile.

* DetleAen (l. e., S. 889) liest hier PATRIS nnd gUnbt, es sei dies die einsige Handschrift, die ans einen solchen apex erhalten hat. Alle daran geknüpften Folgerungen fallen in sich selbst zusammen, da der von ihm bemerkte Strich kein apez ist, sondern nur der untere Teil des oben erwähnten Abstriches an dem V, das sich über dem I in POTVI der vorhergehenden Zeile befindet. Überdies ist noch über dem R und I ein mit der Lupe aiemlich gut erkennbares I eingeschaltet.

28 Vn. Abhandlnng: Bick.

in. Abschnitt. Bie Pelagonlas-Frngmente«

Wie der soeben besprochene Lucanpalimpsest neben dem palimpsestDS Romanus den ältesten Zeugen für den Text des Lucan darstellt^ so bieten uns die im cod. 16 unmittelbar auf den Lucan folgenden reskribierten folia 37 41 die älteste und neben dem aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammenden Riccardianus 1179 die einzige Überlieferung des lateinischen Originaltextes des Pelagonius.

Entdeckt wurden diese wertvollen Fragmente von Jos. v. Eichenfeld^ der sie in den (Wiener) Jahrbüchern für Lite- ratur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 25 ff. zuerst veröffentlichte und im 44. Bande (1828), S. 141 ff. und im Anzeigeblatt des- selben Bandes, S. 46 ff. weiter besprach. Fttr die Neuheraas- gabe des Pelagonius überprüfte über Aufforderung M. Ihms zunächst Karl Schenkl und später dann M. Ihm selbst die Kollation Eichenfelds. Beide stellten die Genauigkeit und Zu- verlässigkeit der Angaben Eichenfelds fest, und in der Tat finden wir in Ihms Ausgabe (Leipzig 1892), wo diese Wiener Palimpsestfragmente mit B bezeichnet werden, auch nur sehr wenige Änderungen als Ergebnis der Neuvergleichung.

Diese Neukollation bietet außer einigen Verbesserungen, die zum Teil auch Karl Schenkl und M. Ihm sich haben ent- gehen lassen, hauptsächlich eine weitere Ergänzung des bisher gelesenen Textes; nach längeren Bemühungen gelang es mir nämlich, auch fol. 41^ bis auf wenige gänzlich verschwundene Buchstaben vollständig zu entziffern.

Die fünf Blätter mit dem Texte des Pelagonius, von denen fol. 37 und 4J zusammenhängen, während die anderen drei lose sind, enthalten als oberen Text in insularer Schrift des Vm. saec. geschriebene patristische Abhandlungen: De gratia et libero arbitrio und Gennadius, De dogmatibus ecclesiasticis; sie haben heute das Format 170 mm X 196 mm. Der alte Pelagoniuskodex hatte aber einst ein solches von mindestens 190 mm X 240 mm, wie sich heute noch ziemlich sicher feststellen läßt.

Ursprünglich hatte jede Seite 22 Langzeilen in einer Kolumne, eine Tatsache, die klar hervorgeht aus der Größe

Wiener Palimpeeete. 39

der Lücken im Texte beim Übergänge von den recto- auf die yerso-Seiten. Infolge Beschneidens des Pergamentes umfaßt die Seite jetzt nur noch 20 oder 21 Zeilen. Im letzteren Falle ist die untere Hälfte der letzten Zeile weggeschnitten; oft sind auch einzelne Buchstaben am Anfange und Ende der Zeilen durch Beschneiden der Ränder verlorengegangen. In jeder Zeile be- finden sich durchschnittlich 24 Buchstaben.

Die Linien sind mit dem Griffel ziemlich tief eingegraben. Der Abstand der Linien voneinander beträgt in der Regel Smniy zuweilen 9 mm.

Die Farbe der Tinte ist ein gesättigtes Gelb, das aber oft auf der Fleischseite, besonders auf fol. 41^, stark abgerieben isty so daß nur bei schief auffallendem oder in durchscheinendem Lichte die Umrisse der Buchstaben noch zu erkennen sind. Im allgemeinen aber ist bei diesen Pelagoniusfragmenten die alte Schrift noch besser erhalten als in allen übrigen reskri- bierten Teilen des cod. 16.

Die Schrift der ars veterinaria des Pelagonius ist eine schöne Unziale wahrscheinlich schon des sechsten Jahrhun- derts; ihr sehr ähnlich sind die bei Chatelain, UnciaUs scrip- tura, tab. XI, XIII,, XVIU. und andre dort wiedergegebene Schriftproben. Chatelain, Ecole pratique des hautes ötudes, annuaire 1904, p. 30 setzt unsre Fragmente ohne besondere Angabe des Grundes auffallenderweise in das 7. Jahrhundert, während sie M. Ihm, 1. c, praef. p. 4 dem V VI. saec. zu- weisen möchte.

Die ältere Schrift läuft parallel mit der jüngeren. Die Wörter sind nicht getrennt, nur vor Angabe eines neuen Arzneimittels und ebenso vor und nach einer Kapitelüberschrift findet sich ein kleiner Zwischenraum. Die Buchstaben F, G, P, Q, R, X, Y und ebenso J und S in Buchstabenverbindungen (N und J, A und S, U und S) haben Unterlängen; die Buch- staben L und D ragen etwas über die andern empor. Der erste Buchstabe bei Beginn eines neuen Arzneimittels und bei E^apitelüberschriften ist in der Regel größer als die andein^ aber ohne Verzierung.

Eontignierte Buchstaben kommen besonders gegen Ende der Zeile häufig vor; ich habe gefunden: A und E, A und R, A und S, C und J, N und S, N und T, O und L, O

30 VII. Abhandlang : B i c k.

und P, 0 und R, O und S, R und J, R und T, U und J, ü und R^ U und S; ja sogar drei Buchstaben (N^ T und R) wurden in einem nexus vereinigt.

Von Abkürzungen finden sich: hemin. für hemina, lib. für libra, scrip. fUr scripulus, sext. für sextarius, p für pondo^ für ponderibus, n für nuniero, b. für bus, q. für que; der Punkt hinter den Abkürzungen ist sehr häufig noch zu sehen. Als Zeichen für Gewichte kommen vor: ^ für uncia, ^ für se- muncia und f für selibra. Ein Strich über dem Vokale (diesem folgend) steht für folgendes m oder n. Beginnt das folgende Wort mit demselben Laute wie das vorhergehende auslautet, so wird dieser gewöhnlich nur einmal geschrieben.

Überschriften über den Seiten finden sich nicht, wohl aber Überschriften über den Kapiteln, die dann, wie ich auch im Drucke wiederzugeben versuchte, etwas über den Rand des Schriftraumes herausgerückt sind. Zweimal finden sich auch Zahlen als Kapitelüberschriften, hinter denen aber keine weitere Überschrift stand; Eichenfeld glaubte das Gegenteil aus schein- baren Rasuren schließen zu können, doch sind diese angeblichen Buchstabenreste nur Spuren von Buchstaben, die sich von der Gegenseite durchgefressen haben. Der Name des Verfassers oder der Titel der Schrift findet sich nirgends.

Ebenso konnte ich nirgends Quaternionenzahlen oder Trennungszeichen entdecken.

Als Interpunktionszeichen kommt nur der Punkt in halber Höhe der Buchstaben vor.

Über den absoluten Wert der in diesem Palimpseste er- haltenen Pelagoniusfragmente kann ein definitives Urteil noch nicht gefällt werden, solange nicht die Pelagoniusüberlieferung reichlicher fließt. Die vorliegenden Fragmente unterscheiden sich von dem Texte des Riccardianus, abgesehen von wenigen offenkundigen kleineren Fehlern und einigen Verschreibungen wie omia für omnia, sangui für sanguis, post für potio und fueritit für fuerit, hauptsächlich durch Auslassungen von ein* zelnen Wörtern und von ganzen Paragraphen; es fehlen nach Ihms Paragraphenzählung § 352 und 368 373 ganz und Teile von 364, 367, 373 und 393. Nach den bis jetzt gegebenen Kriterien läßt es sich nun nicht mit wissenschaftlicher Sicherheit feststellen, ob die Auslassungen, die unser Palimpsest gegenüber

Wiener Palimpseste. 31

dem Texte des Riccardianus aufweist, dahin zu erklären sind, daß unsere Fragmente nur einem Auszuge aus Pelagonius, einem fbr das praktische Bedürfnis zusammengestellten Handbuche, angeboren, oder ob die Wiener Stücke einen besseren Zweig der Pelagoniusüberliefemng repräsentieren und uns somit dessen ars yeterinaria in ursprünglicherer Gestalt bieten. Denn das praktische Bedürfnis nach erprobten Ratschlägen und Rezepten auf dem Gebiete der Tierheilkunde ist ja ganz naturgemäß von jeher ein großes gewesen, umso größer aber bei einem Volke, das stets einen regen Sinn und lebhaftes Interesse für die Land- wirtschaft und Tierzucht an den Tag legte. Es waren also Bücher dieses Inhaltes der Interpolation jeder Art weit mehr ausgesetzt als andere. Diese Tatsache nun und die Art des Ausgelassenen läßt die Vermutung als wahrscheinlich betrachten, daß unsere Fragmente einen besseren und reineren Text bieten wie der Riccardianus. Denn der im Palimpseste fehlende § 352 zählt fast dieselben Bestandteile des Heilmittels auf, nur in an- derer Reihenfolge, wie die im vorhergehenden Paragraphen an- geratene Mischung, es scheint somit, daß der 352. Paragraph Ihms in der Vorlage des Archetyps des Riccardianus aus einem anderen Kodex als Variante beigeschrieben war und so in den Text des Riccardianus geriet; es wäre damit nur ein neuer Beweis erbracht fUr die Richtigkeit der Erklärung, die M. Ihm in der Vorrede zu seiner Ausgabe des Pelagonius, p. 2 sq. fUr verderbte Stellen gibt. Er sagt dort unter Hin- weis auf den auffallenden Plural Pelagonii in der von Politianus im Riccardianus gegebenen subscriptio der ars veterinaria: ,commentum artis medicinae seu veteranaeriae | explicit Pela- goniorum Saloniniorum' folgendes: ,quae aliter explicari non possunt nisi statuerimus ex duobus codicibus commentum illud artis veterinariae fluxisse, cum autem qui concinnavit ea quae in altero codice discrepantia reperiret adnotasse aut in margine aut inter versus, unde culpa scribae minus periti in ipsam orationem locis non suis inrepserunt' und führt dafUr als Beleg und gewiß bezeichnendes Beispiel unter anderem den § 118 an: ,Si equus peduculos in intestinis habuerit, intellegitur cum frequenter torquetur. coriandri sucum, sinapi, opopanacis paululum cum in alio inveni singularum specierum p. quatema dena esse, non quatema sicut supra scriptum est mulsa et oleo

32 y n. Abhandlon^ : B i e k.

modico dabis', wobei er unleugbar mit Recht die Stelle: in alio inveni supra scriptum est als unecht und auf die bezeichnete Weise in den echten Text eingedrungen ausscheidet. Auffallend ist es auch, daß von den fehlenden Paragraphen 368 373 der § 372 sich abermals als § 396 im Riccardianus findet. M. Ihm hält § 372 für interpoliert und bemerkt in der adnotatio zu § 396 hinsichtlich der doppelten Lesung dieses Heilmittels: ^bis quod legitur hoc remedium (vide 372), eins qui ex duobus codicibus ,, common tum artis veterinariae'' conflavit, culpa factum videtur.' Betrefis der anderen ausgelassenen Paragraphen ist erwähnenswert, daß die in den §§369, 370 und 371 angegebenen Heilmittel auch in den §§ 374, 378, 390 und 395, allerdings in anderer Zusammensetzung, geboten werden. Schwieriger ist es natürlich, die Auslassungen einzelner Teile, d. h. einzelner Beigaben bei der Zusammensetzung der Heilmittel als ursprüng- lich erscheinen zu lassen. Doch nach dem zu schließen, was uns die Auslassung ganzer Paragraphen gelehrt hat, dürfte man dem Verdachte auf spätere BeifUgung wohl nicht mit Un- recht Raum geben. Denn daß der Schreiber der Wiener Bruch- stücke getreu kopierte, was er vorfand, und infolgedessen auch wohl kaum mehr in seiner Vorlage hatte, als er bietet, legen sinnlose Wörter nahe wie raitajonitiaianö (fol. 37', Z. 2) oder ordomietletem (fol. 38^, Z. 6), Wörter, die entweder schon in der Vorlage verderbt waren oder die der Schreiber eben nicht besser lesen konnte. Wenn nun aber unser Palimpsest als gute und getreue Kopie seiner Vorlage gelten kann und er selbst be- reits dem Anfange des 6. Jahrhunderts angehört (Ihm weist ihn dem 5. bis 6. Jahrhundert zu), so gelangen wir zu einem ganz bedeutenden Alter des uns hier vorliegenden Zweiges der Pela- goniusüberlieferung, dessen Ursprung bis auf etwa 100 Jahre nach der Abfassung des Werkes zurückzuftLhren wäre. Es muß also den Wiener Fragmenten nicht nur infolge der soeben mitgeteilten Erwägungen, sondern auch aus diesem Grunde bei der Textkritik eine große Bedeutung und wichtige Rolle zuerkannt werden. Der gelesene Text ist möglichst mit Nachahmung aller Einzelheiten, die sich im Originale finden, gegeben, nur die er- wähnten Buchstabenverbindungen sind zur Erleichterung des Druckes aufgelöst. Ich zitiere nach der wiederholt genannten Pelagoniusausgabe von M. Ihm (Leipzig, Teubner, 1892).

Wiener Palimpseste. 33

Zeichen der Ausgabe: A A A A unsichere oder verstümmelte Buchstaben.

[. . . .] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.

[AAAA] durch Beschädigung des Pergamentes ausge- fallene und ergänzte Buchstaben.

llMAS IM SOle- Ab SCA6IC(D- fol. 87'

_ SS S4T— 361

ACCTUO) ACRC RAITAYOMITIAIAMO ^ (M. hm).

CT picis liquibAc mobicum et ce ÖRiAC ofOMiA sicDul becoquc et

6 cum peR6CI pCMICUlUCY) IN fUSTC

llQATO CT SIC ubAS TOTUCY) CORpUS SANC lOTIO bumANO CAllbo pRIüS qUAOD IMbuCAS (DCblCACneNTü"

Iaüas coRpus pecoRi et sie un

ib QUCS IM SOlc- Aliub- ASfAltü"

et SülpUR ACqUAlltCR COMtCRIS

AbiUMQcs olei fnobicuo) et pcR UMQucs IM sole- iteo)^ Abipem

1 WahncheinUch stand in der Vorlage KAFTA YONnAIAIKON , worauf auch die nach der alten Vorlage von Poliiianus im Cod. Riccardianus ange- brachte Korrektur KAITATONIIAIAIKON hinweist. Eichenfeld, 1. c, liest: raitayuniti . . . ., und Ihm, 1. c, gibt als Lesart des Palimpsestes an: KAITATYNITIAIAN mit der Bemerkung: ,ultima littera N potius quam U*. Der Abschreiber gibt wieder, was er eben lesen konnte; denn daß ent- weder die Vorlage dieses Palimpsestes oder dieser selbst aus einer schlecht KU lesenden Handschrift oder von einem wenig gebildeten Schreiber abgeschrieben wurde, aeigt neben dieser Stelle auch das ordo- mietletem auf Blatt 38^ Zeile 6 und 7. Andererseits sprechen eben diese Stellen fUr die Gewissenhaftigkeit des Schreibers.

* Infolge technischer Schwierigkeiten konnte der erste Buchstabe dieses Wortes, der im Original etwas großer ist als die Übrigen, nur in ge- wöhnlicher Textschrift gegeben werden.

8itiiuigab«r. d. phiL-hiit. Kl. 159. Bd. 7. Abb. 3

34 VII. Abhandlang: Bick.

pORCINAfO CU(D piCe CT CCRA ACqA * 15 llTCR SOlulS CT SUlfüR CUO) olcO

CAllbo TCRCS CT OCDNIA SüpRA6lC

TA commisces ct cum cIct pcRu" Cücs- a6 scAßiem- Abipes poR

CIMOS I16RA CCRAC ^- SülfURIS 1|

20 olei s picis liquibAC cyatos ||-

[ ]6[ ] CONTCRI *

CT ITA pCRUMQUCS- aIiUÖ- lOTCI UC fol. Si^

TCRIS fACieS SCRip- I STCRCORIS SU

illi S pAcies- olei bcfniMAm- sul

fURIS In piCIS liqUlbAC CYATOS |||

bAcc oroNiA coquiTO ut liquibA

SIMT CT CAllbo loCO pCRUNQUITO

cquum scoDcl in bic usquc Ab sa

MITATCfD- ITCfo' BITUCDIMIS p * || SUlfURIS S TCRIS CT COfDOllSCCS 10 IN olCO IN quo ANTC ßUUlCRIT AN

CUSAC fASCICUlUO) UNUm CT solc CAllbo UNQUCS- SANC Sl SOlc NO" bABCT (DCblCAODCNTUO) UIRTU

^ Die übergeschriebenen BacbsUben Zeile 14 und 17 Keinen dieselbe Tinte und denselben ductas wie der übrige Text, so daß sie wohl Selbst- korrekturen des Schreibers sein dürften.

' Durch die letzte Zeile führt der Schnitt im Pergament; nur das letste Wort ist mit einiger Sicherheit festzustellen. Nach den von den übrigen Bachstaben dieser Zeile noch cum Teile vorhandenen obersten Enden der Buchstaben und nach deren Zahl zu schließen, stand wahrscheinlich vor conteri: quae conterenda sunt.

^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas grOßer als die übrigen.

^ Eichenfeld liest statt p ein p, doch ist das o über dem p ganz deutlich.

Wiener Palimpseste. 35

TCO) MCC CpfCCTUnO- aIiTCR in STA

16 Bulo boRbeuo) qüob mascitur qA*

si spiCA NiqRA coMTursibcs CT mis

CCS Olci CYT)RIMI qUOb SUfpICIT TCpibUO) SOlC CAllbo pCRÜMQUCS

Itco) ramas in AquA coqucs ct col 20 liqcs uNCTum ipSARum ct com

(DISCCS l[ ]II ]b[ ]*

1 'pulUlS OOXNir §S6C.

BUS pOTIONIBUS AMTCfCRCMblUS] QCMTIAMAC- ARISTOlOCblAC- a)UR[RAC]

UACARUcn Iauri rasürac bori[s1^ 6 Acquis poNÖCRiBus IM pulueRC[a)]

RcbiQIS bc quo pOTIOrsJABIS CONTRfA] OODNCS CnORBOS bcCOqUCS IN UIN[0] lUNCI RAbiCCS CT mARRUBIUO) C[0] IaS ipSUT UINUCD CT AblUNCTUm

10 putucRis cocliARium UNum pt[c]

^ Das fibergeschriebene ü gfehOrt wobl der Hand des Schreibers an, den das Ende der etwas längeren Zeile zu dieser Raumersparnis zwang.

' Der Schnitt im Pergament führt dnrch diese Zeile. Nach den noch vorhandenen Teilen der überragenden Bachstaben (1 und d) und nach der Zahl der dazwischenliegenden Buchstaben (deren obere Spitzen zum Teile noch zu sehen sind) zu urteilen, folgten in dieser Zeile noch die Worte: lenticulam et adipem.

' Man möchte fast den Eindruck gewinnen, als ob in dem vor pulnis freigelassenen Räume einmal eine Zahl gestanden habe; doch ist es unwahrscheinlich, daß die Zahl allein ganz verschwunden ist, während der Text sich ziemlich gut erhielt.

* Am rechten Rande fehlen oft ein oder zwei Buchstaben, da dieses Blatt bei der Zubereitung fttr den heutigen Kodex zu sehr beschnitten wurde.

* Beim Zusammentreffen desselben Lautes am Wortende und Wortanfang wird dieser oft nur einmal geschrieben; es ist also ebori[s] zu lesen.

36 VII. Abhandlung: Bick.

MUOl pOTIOMAS pCR TRibuUm- Sl

feßRiüNT pecoRA IN AquA bcco ques lUNCi RAbiccm ex Appium coIas AbiüNces pulucRis coclli]

15 ARC CT CnelllS (DOÖICUO) UT SIT

AquA roülsA ex sie poxiOMAS pe[R] XRibuum corsjXRA ucmcna Aux[e"l^ pulueRis plus quAm cocIiarc cum uiNi sexxARio ex olei bc(D[i] 20 MAO) beicis pcR bies In- cdac

[UleXXOrsJICAC Ul-* SAXIfRACAC I- CAS fol. 41'

siAc fisxuUe I Ysopi f Asciculos

buOS eUpORBl' I (DANMAC XURIS 1-

ZIMCIBCRIS I mURRAC | folll |

QCNXIAlvJAe I bcRÖAC SA6INAC D |-

r

pipcRis I cosxi I scrxuIac CAO)

pANAC I YpopANACiS* 1- SpiCAC T

blCAC I scynuanxus I- AOfimo

MIACI I CIMMACnOfOl 1 RAbiCIS

* Ihm bezeichnet In seinem Apparat das t von aut als weggefallen, doch steht es deutlich hier, wie schon Eichenfeld angegeben hat.

' Eichenfeld und Ihm lesen hier uettonicae Hb., doch kann ich nach Öfterer Prüfung mit Sicherheit nur die angegebene Lesart feststellen. Das u von uettonicae ist durch Beschneiden des Pergamentes wegge- fallen. Die übrigen ersten Buchstaben dieser Seite sind öfters aus dem- selben Grunde nicht ganz vollständig.

' Eichenfeld und Ihm geben als Lesart des Palimpsestes euphorb. an, doch kann es so nicht dastehen, schon weil der vorhandene Raum sn groß wäre. Ich glaube nur das Angegebene lesen zu kOnnen.

* Eichenfeld und Ihm lesen opopanacis statt ypopanacis, das ich deutlich zu erkennen glaube.

Wiener Palimpseate. 37

10 YpoDAMAcis I sccnersj [. . .] tac |-

Fr ••■•• ••

STRO&llOS miMUTOS UIRlbcS XXU- MUClcl U qIYC[ ] I bACC 0(T)

MIA CONTU[ ]A SCRUAßlS

CT cum Nccesse fucrit uino dcr

*•

15 miXTA ÖABIS« POTIO* OCDNI Te" pORC [ ]IM SIMQUUS CApiTIB-

[. . .]US[. . .JCOSTI 1- (DClllOTI I YSO

pi sicci I IRIS iUyricac I bRACd"

TCAC 1 CefNJTAURCAC | SpiCAC

f

20 NARbl I bACC OfDMIA TUMbcS CT

*

QCMTIANAC pCTROSCllNI ARlbl CASSI fol. 40^

* * * §S890— S98.

AC flSTUUe OrOMIA pROUI UOlUCRIS

CqUIS pONbCRIÖUS TUMSA CT CRIBRA TA UTCRIS- CONfCCTIO* ARTCRI

6 ACAC- mURRAC TROQIiTCS ||||-

SCYNU- In- CINNACDI U- pipCRIS

aIbI U- pipCRIS MIQRI ||||- CASSI

^^ In S* RCSIMAC COlOfONlAC U-

ARISTOloCIAC Im- ACORI |||-* BACA

10 RUm UURI In- AllUb-' (DURRAC

I- pipCRlS In- llNI SCCDCN fRIXC

llB I- UUAC pASSAC SCXT- |- MASTÜR

ci SCXT- I- Muclci SCXT- |- bccoqucs

CT CCRA CONTUNbcS CT (T)cl CDIS

16 CC6IS cum bARC ÜOlüCRIS qIoBU

^ Der erste Bachstabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen. ' Eichenfeld liest statt ||| die Zahl ||||, ein Irrtnm, den schon Ihm be- merkt hat.

38 VII. Abhandlung: Biek.

.—1

los FACICS IM mobufO NUCIS CT f

0$ pcR 6ies um beicis curasti

^liub mURRAC In* CINNAODI ||

CROCI In- TURIS (DASCUll ||h MAR

20 bi SYRIACI Im* RCSIMAC TCRCftC"

[ 1 Im* pipCRIS aIBJ In UUAC^

TRACAMTI* llBRA- OlclllS ATTICI llBRA foL «'

ARIOA COMIUMOeS CT CCRMCS CT CDCl

Ic misceeis- poTio* a6 ocdmia

IMTCRAMCA UITIA- ÖUTURUfn- (DCl 6 OpopAMACCm (DÜRRAO) CqUIS pO

OfDMIA leUlQATA CUO) UIMO pCR MARCm IMfUMbUMTUR >OTIO ACSTIÜaIiS bORnOIMI SCfDCM

bcmiMAO)- pcTRoscliMi bemiM

10 CDÜRRAC SCXT- | Sil QAUiCI SCXT- |

V'

^ Eichenfeld Tormutet hier per statt in; doch hat p stets Unterlänge, die hier nicht vorhanden ist, und femer hätte der für n und m gebrauchte Abkürzungsstrich, der ziemlich deutlich zu erkennen ist, bei der Lesart per keinen Sinn. Auch kann ich nach et nur noch einen Grund- strich sehen.

' Die letzte Zeile ist zur Hälfte durchschnitten.

' Eichenfeld las ursprünglich quae' statt unae; später (Wiener Jahrbtlcher 1828 [44], p. 169) bietet er nuae. Gewiß ist das obere Ende des linken Schenkels des u etwas nach innen gebogen , aber das kommt öfters so vor. Doch läßt sich die Frage nicht mit Sicherheit entscheiden^ da der fragliche Buchstabe durch Beschneiden des Pergamentes be- schädigt wurde.

* Eichenfeld liest traganti statt tracanti, während Ihm die Möglichkeit eines g zwar zugibt, aber doch ein c für wahrscheinlicher hält. Jeden- falls ist die dem g sonst eigene Unterlänge nicht zu sehen, wie auch sonst der Buchstabe etwas undeutlich ist.

^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen.

Wiener Palimpseste. 39

Api scmersj bemiMAno- scYmi TCRcs CT coIas CT cum AqUA (DUl

SA fAUCIftUS INfüNbcS UOTIO cqUIS IMTRINSCCUS UbORAN 15 TI6US ÜCl qUt nOORBO TCmpTANTUR

CT bn qui siccas marcs bAbcMT

fACllc CURANTÜR bAC pOTIONC TbiSANAC SUCUnO bcpRITICI CIA*

TOS büos pcR TRibüum 6a6is pos

20 TCA bcCOCTAm fACICS SIC YSOpi

Il- paIcouIas M XX- [. . .] UIRlblS

CiqUIATOS UI- UNIUCRSA CUfD AqA' fol. 88^

CACICSTI bcCOqUC CT TCpCfACTA

bABIS- pOTIO Ab ApOSTATICOS

BUXI fOllA CT SAfOBUCI CT CcbRAC*

AUT CICUTAC COqUC CX AqUA C* CO '

lATUm BCNC pOTIOMABIS- ORbo

^ Ibm bietet defritiqqatos als Lesart statt defritici ciatos, das Eichenfeld liest. Ich glaube, daß Eichenfeld recht hat, denn die Verbindung von c und i findet sich in dieser dem q ähnlichen Form auch an andern Stellen ; solche Buchstabenverbindungen, zumal am Ende der Zeile, sind in diesem Palimpseste sehr h&ufig.

* Die letzte Zeile ist unten größtenteils weggeschnitten.

' Das u scheint vom Schreiber aus Baummangel darübergeschrieben worden zu sein.

* Das ae in cedrae ist nicht, wie Eichenfeld und Ihm andeuten, in klei- neren Buchstaben geschrieben oder hoher gestellt, sondern gerade so wie die übrigen Buchstaben geschrieben.

* Der Schreiber hat wahrscheinlich t ausgelassen und statt et bloß e ge- schrieben; denn daß dieses e zu aqua gehören sollte, ist wohl kaum anzunehmen. Eichenfeld und Ihm haben dies e übersehen.

40 VII. Abhandlang: Biek.

(DieTleTCfD bACmONIS Sül ACCI [pllCT- Sl TACnCN SOpORAUCRIS UT

[flAcile susciiARi et AcneulARc

10 SINC UITIO pOSSIT* UCl Sl CAIcITRO

SüS pUCRIT ipSA pOTIONC ÜTCRIS AbieCTA AqUA fRIQlbA UCDftI

[Dicucn CRiT ceRTissimuo) Rcmcbiu"

[UolTIO* a6 OfONCS botORCS* pulUCRC"*

15 UreRis ucTUSTioRcm- RcsitsiAe

TCRCBCNTIMAC |- AqUA CAllbA ÖA

6IS boc bc expcRifncNTo est

[^]llA^ BACAS' IaURI aIcUO) pURCATÜ" (DURRAO) cum UINO CAllbo bABIS 20 pcR MARCS- ITCO) bCRBA qUAC*

CompOSITIO pASTllU SimpllCIS Scb foLSS^

V rli5 §§40111.408-

SUCDODI pANACIS RAblCCm CT po[l]* llNCrO TRITICCAOD ACqUlS pONb[C] RIBUS TUNJSA CT CRIBRATA UINO [SU]^

6 6IQIT0 UCTCRI CT pACITO pASTll

[. . .]T pOTIONCO) bATO Sl pCRfRIXlC]

^ Po und A (Zeile 18), das wegen des neuen Abschnittes etwas über den regelmäßigen Schriftraum hinausgerückt war, ist weggeschnitten.

' Der Strich über puluere, den Eichenfeld und Ihm nicht anführen, .ist ganz deutlich.

' Eichenfeld und Ihm lesen irrtümlich baccas.

* Die letzte Zeile ist zur Hälfte weggeschnitten.

'^ Durch Beschneiden des Randes sind am Ende der Zeile h&ufig Buch- staben weggefallen.

' Eichenfeld führt diese beiden Buchstaben als sicher gelesen an, doch ist nur noch ein kleiner Rest des s vorhanden, das übrige ist wegge- schnitten.

Wiener PalimpBeste. 41

P'

RIX AUT üuInüS füCRIT IMTRINSfc] CÜS SAMA6ITUR 'OTIO Ab COS qUI6US pulCDONCS I[m] 10 CÜRSU RUfnpUNJTUR ucl OS qui[6üs]

(DAle ölet- SpiCAC iVlARbl- CR0[CI] mURRAC COSTI SCYNI CASSIAle] flSTUUe pipCRIS Al6l ÜMCIAe

siMQuUe eisque bcRBunr) odo[Ii]

16 TUCD PRO CDObo (DISCCTUR qUAC

leUIQATA et CRIBRATA (DClll miXTA bllUTUm pCR NARCm SIN[IS]

TRAcn ifsjfursjbuNTUR pRiusquA[m] poTiONjeno be abscntio^ et mitr[o]*

20 ^Cllc CT pOSCA OS bcpRICABIs'

fAUCIßUS IMpUNblTO qUAC Sl pARU fol. 39''

405- 408.

PUCRITIT* ISTA pOST CApub AbURATUR UNCTIOMIBUS CAllbiS pCRUNCUATUR qUOb Ab ROBUR OSTCfsjblfnUS coUyrio SANG OCUlOS INUMQUITO OTIO Ab ApiOSOS pRimO bc TCCDpORIBUS

SAMQuis ecniTTCNbus est bcifsjbc po

[II]0'^ bACC AbblBCfNjbA SeODCNJ Api- Spi

p

^ Das ti dieses Wortes ist über ein zum Teil getilgtes o geschrieben. ' Das o scheint etwas kleiner als gewöhnlich gewesen zu sein.

* Die letzte Zeile ist in der Mitte durchgeschnitten.

^ Der Schreiber scheint zweimal die Endsilbe it geschrieben zu haben. Fuerit usta, wie M. Ihm als Lesart angibt, ist wohl nicht dort gestanden, schon weil in diesem Falle ein senkrechter Strich ungelesen bleiben würde«

* Die ersten Buchstaben in dieser und in der folgenden Zeile sind weg-, geschnitten.

42 vn. Abhandlang! Bick.

[CjA MARbl pCTROSellMI (DACCbOMICI*

'

10 Iactücac semcM cum AquA muliA*

pcRmixTA onoiA^ bA6is bie6- quiNq* CApubque eiüs pelticuU oleo a>A6e

fACTA COpCRICS CeRTISSIOOA AC HIA NlfeSTISSiniA poTio

15 lioiio a6 equiiO) RAOibum 6acas Iaü

Rl pURQATAS CT OlcUm* TCRIS IM Ul fslO CAllbo CT pCR MARCO) bciCIS

cxLüIn-

CARbiCUm AUTCm IMTCUCCIODÜS 20 Sl CST IM TCRRA CApub IMpCQCRIT Sl

TlblUO) CURAMbuS Sl SUSTIMUCRIT- f oL S^

S SS 406 n. 409.

IMApi CT IaSCRI M* (DObüfD fABAC (DCl

llS ACCTABUIa bUA TAMTUMbcO) CT AqUAC

CAllbAC ACCTI CYATOS- ||||- IM UMO COM

TCRC CT pOTIOMA CT bcAfOBUlCT UIRlbc""

qUC CIÖUfD PRACBC6IS- ACQRO* pc

CORI CT cum SAMUS fUCRIT UCMAC ClCR]'

*■ Das übergeschriebene i ist von derselben Tinte und scheint der ersten

Hand anzugehören. ' Eichenfeld und Ihm lesen hier mulsa statt malta, obwohl das t deutlich

zu sehen ist. ' Das fehlende n ist in keiner Weise angedeutet.

* Zwischen et und oleum ist ein Zwischenraum von 1 cm^ innerhalb dessen aber keine Spur von Rasur su bemerken ist. Es scheint Tiel- mehr, daß der sich dort findende IKngliehe Biß schon im Pergamente war, als es zum ersten Male beschrieben wurde, weshalb der Schreiber die schadhafte Stelle übersprang.

^ Beim Znsammentreffen desselben Lautes amWortende und Wortanfange wird dieser Laut gewöhnlich nur einmal geschrieben, es ist deshalb in zu lesen. ^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas großer als die übrigen.

* Durch Beschädigung des Pergamentes sind in Zeile 7, 8 und 9 die letzten Buchstaben weggefallen.

Wiener Palimpseste. 43

UICIS IaXANÖAC SUINJT CT 6c poSTCfRIO] RI6US SANQUI cmiTTCNbuS UT pCRfpC]

10 xuA SAMitAS pcRseueneT

cxLüIm-

Im üaraIctyco siqna bAcc sunt Ia6RA

pRAUA CT biSSOlUTA llNQUA pASSIOMC ipSA qiORITUR- ONUS OCülUS OllMOR 16 fIT AÜRIS UNA bciCCTA CURATIO bUIUS

TAIiS est- IaBRA SCARIfABIS*- UMC TIONIBUS bis UTCRIS qUAC RCCipiUNT

IN SC olei ucTCRis seheRAcn bitüodi

MIS ScllBRAO) RCSINAC« CROMAIiS SC 20 llöRACD AfnODONIACI SCXTARIOS SCX

IV. Abschnitt.

Die lateinischen Brachst&eke der Apostelgeschichte und der Briefe des lacohas and Petras.

Von den im cod. 16 vorhandenen Palimpsesten ist der die frilhlateinischen Bruchstücke der Apostelgeschichte und die Vulgatafragmente der Briefe des Jacobus und Petras enthal- tende der umfangreichste; er hat die meisten Bearbeiter ge- dulden.

Zwanzig in bezug auf Beschaffenheit und Farbe des Pergamentes ganz verschiedenartige Blätter bieten uns diesen

^ Zwischen a und c ist infolge des bereits erwähnten Risses im Perga- mente ein Zwischenraum von 1cm, innerhalb dessen keine Spur von Rasur zu bemerken ist. Es gilt hier dasselbe, was 8. 42, Anm. 4 ge- sagt ist. Wieso Eichenfeld zu der Lesung scarif(ic)<'*^ kommt, ist mir unerklärlich. Ihm liest gleichfalls scarifabis.

44 VII. Abbandlang: Bick.

Text. Sic haben abgesehen von größeren Beschädigungen ein- zelner Blätter alle das gleiche Format 175 mm X 229 mm. Ursprünglich scheinen sie um wenig breiter und höher ge- wesen zu sein.

Die Größe des Schrift raumes beträgt in der Regel 125 mm X 170 mm.

Von Tinte ist nur auf sehr wenig Blättern noch etwas vorhanden. In der Regel kann man die Schrift nur aus den im Pergament zurückgelassenen Eindrücken erkennen , wenn man das betreffende Blatt schief gegen das Licht hält. Zu- weilen hat sich auch die Tinte durchgefressen und der Text ist in durchscheinendem Lichte lesbar. Mit Unterlagen ist bei Lesung dieses Textes wenig zu erreichen.

Auf der Seite befinden sich bald 25^ bald 24 Zeilen in einer Kolumne; auffallend ist^ daß die Briefe durchgängig 25 Zeilen auf der Seite haben mit Ausnahme des ersten Blattes (fol. 72)^ das recto und verso nur deren 24 aufweist. Zwar möchte man wegen der Lücke im Texte mit White^ Old-Latin Biblical Texts, vol. IV, p. 34 auf fol. 72^ noch eine 25. Zeile annehmen, aber nach öfterer und genauer Untersuchung des betreffenden Blattes kann ich nur der Ansicht sein, daß fol. 72 recto und verso bloß 24 Zeilen hatte, zumal der Text von fol. 72' Zeile 24 ohne Lücke auf fol. 72^ Zeile 1 fortläuft.

Die Yorgezeichneten Linien und ebenso die seitlichen Begrenzungslinien sind auf fast allen Seiten gut sichtbar. Der Abstand der Linien voneinander ist ziemlich regelmäßig und beträgt gewöhnlich 7 mm.

In jeder Zeile befinden sich durchschnittlich 26 Buch- staben. Die Schrift ist scriptura continua und zeigt eine schöne regelmäßige Halbunziale, die (ausgenommen das g) viel Ähnlichkeit hat mit dem Schriftcharakter des bei Chatelain, Un Cialis scriptura tab. LXXI und des bei CipoUa, Coli. pal. Bobb., vol. I (1907), tab. XI wiedergegebenen Palimpsestes und ebenso mit der bei Zangemeister und Wattenbach, Exempla co- dicum etc. tab. 53 gebotenen Halbunziale. Diese alte Schrift läuft parallel mit der jüngeren, oft so, daß die jüngere Schrift kopfständig zur älteren geschrieben ist. Die Buchstaben d, r, s kommen sowohl in unzialer wie in halbunzialer Form vor. Subskriptionen sind in großen Buchstaben geschrieben und

Wiener Palimpseste. 45

zeigen einfache Umrandungsverzierungen ohne Anwendung von Farbe. Ebenso ist in der Regel der Anfangsbuchstabe eines neuen Absatzes groß geschrieben und ohne Verzierung oder Anwendung von Farbe. Fällt der Beginn eines neuen Ab- schnittes mit dem Beginn einer neuen Zeile zusammen^ so ist der groß geschriebene Anfangsbuchstabe und oft auch noch der nächstfolgende Buchstabe über den Rand herausgerückt. Beginnt der neue Abschnitt innerhalb der Zeile, so ist vor dem groß geschriebenen Anfangsbuchstaben ein kleiner Zwi- schenraum.

Von Abkürzungen kommen als Buchstaben Verbindungen die von a und m^ n und f, n und t und von o und r vor. bus und que werden häufig durch b- und q* abgekürzt. Ein Sti*ich nach einem Vokale über der Zeile steht für folgendes m und n. Von Eontraktionen habe ich bemerkt: dns fUr dominus, ds für deus, ihs für iesus, scs für sanctus, sps für Spiritus und xps für Christus. Natürlich kommen auch die entsprechenden Kontraktionen für verschiedene Kasusformen dieser letzteren Abkürzungen vor. Alle angeführten Abkürzungsarten aber finden sich nicht nur gegen das Ende der Zeile, sondern auch an allen andern Stellen derselben.

Als Interpunktionszeichen habe ich nur den Punkt in halber Höhe der Buchstaben gefunden, der sehr oft noch gut zu sehen ist.

Ausgelassene Buchstaben und Korrekturen werden in kleineren Buchstaben darübergeschrieben. Diese Korrek- turen, die von erster oder mindestens sehr alter Hand zu stammen scheinen, finden sich ziemlich häufig.

Überschriften über den einzelnen Seiten scheinen tat- sächlich nicht vorhanden gewesen zu sein, obwohl man öfters (besonders fol. 74^) leicht geneigt wäre, Spuren solcher zu kon- statieren, wenn es nicht bloß Schattierungen und Unregelmäßig- keiten im Pergamente sind. Auch scheinen oft kleinere, nicht über die ganze Seite laufende Linien in der Mitte des oberen Randes der Seite (z. B. fol. 51') für die Annahme von Über- schriften in Betracht zu kommen. Dagegen spricht haupt- sächlich der Umstand, daß auffallenderweise gerade auf jenen Seiten, die die alte Schrift verhältnismäßig gut erhalten haben, von solchen Spuren nichts zu sehen ist.

46

VII. Abhandlang: Bick

Quaternionenzahlen glaube ich an zwei Stellen (fol. 72^ und 46*^) bemerkt zu haben. Und in der Tat müBsen wir auf jenen Seiten auch solche erwarten, da sie die letzten Seiten von Quaternionen sind. Wir haben nämlich in den hier in Frage kommenden Palimpsestblättem einen unvollständigen und zwei vollständige Quaternionen vor uns, wie schon von H. J. White, 1. c, p. XIV ff. auseinandergesetzt wurde. Durch folgendes Schema dürfte vielleicht am besten die Zusammen- setzung dieser drei Quaternionen erläutert werden:

fehlt fol. 63

fehlt

Quaternio I:

fol. 52 fol. 51

fehlt

fol. 60 fehlt

fol. 45 47

73

Quaternio II:

65 48

44

56

72

fol.71

42»

43

Quaternio III: 54 49

74

75

46

Man sieht also, wie sehr die ursprungliche Blätterfolge von der heutigen abweicht; doch auch die Folge der Seiten ist sehr oft verändert, indem die ursprüngliche Recto- Seite zur Verso- Seite wurde und umgekehrt. Bei den von mir fol. 72^ und 46' mit Vorbehalt gelesenen Quaternionenzahlen Xmi und XV ist jedenfalls fol. 46' die Anfangsziffer X deutlich sichtbar. Da ich nun nicht glaube, daß dieser X eine andere X folgte oder vorausging, so möchte ich aus der angegebenen Tatsache den Schluß ziehen, daß unser Palimpsest nicht alle 4 Evangelien enthielt, sondern, wie es scheint, nur eines (vielleicht Matthaei) die Apostelgeschiclite und die katholischen Briefe, denen sich vielleicht noch die paulinischen Briefe und die Apokalypse an- schlössen.

Wiener Palimpseste. 47

Als Zeit der Entstehung unserer Handschrift läßt sich wohl das 5. 6. Jahrhundert festsetzen. In dieser Datierung bekräftigen uns die Altersangaben für andere Handschrift;eD^ die einen gleichen oder ähnlichen Schriftcharakter aufweisen (siehe oben S. 44). Unser Kodex zeigt nämlich einerseits noch Eigentümlichkeiten^ die man gewöhnlich als solche des 5. Jahr- hunderts bezeichnet; hat aber andererseits schon das sich rundende t, dessen frühestes Auftreten von den meisten Paiäo- graphen (bes. von Chatelain) in das 6. Jahrhundert gesetzt wird. Eichenfeld, (Wiener) Jahrbücher der Literatur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt, S. 34 spricht unsem PaUmpsest noch dem 4. oder dem Anfange des ö. Jahrhunderts zu; Tischendorf, (Wiener) Jahrbücher der Literatur, Bd. 120 (1847), Anzeigeblatt, S. 36 will ihn eher in das 5. Jahrhundert setzen, während White, 1. c, p. 2 ihn ebenfalls dem 5. bis 6. saec. zuteilt.

Entdeckt wurden diese Fragmente von Jos. v. Eichen- feld, der uns in dem schon öfters zitierten Aufsatze S. 34 35 eine kurze Beschreibung gibt und nur wenige Zeilen Text gleichsam als Probe mitteilt. Im Herbste 1843 überprüfte Tischendorf das bereits Gebotene und erweiterte es erheblich. Das Ergebnis seiner Studien, die sich durch Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit besonders auszeichnen, legte er in den (Wiener) Jahrbüchern der Literatur, Bd. 120 (1847), Anzeige- blatt, S. 36 43 in einem Berichte über seine wissenschaftliche Reise nieder. Auf diesen Arbeiten Tischendorfs fußte J. Bels- heim bei seiner Entzifferung unsres Palimpsestes im Sommer 1884 und 1885; alsbald erschienen auch seine ,Fragmenta Vin- dobonensia^, Christiania 1886^, welche die Lesung des größten Teiles der Fragmente bieten. Aber leider muß ich mich dem Urteile P. Corssens, Bericht über die lateinischen Bibelüber- setzungen (Bursians Jahresberichte Bd. 101 [1899]), S. 19 an- schließen und auch diese Ausgabe Belsheims als wissenschaftlich unbrauchbar bezeichnen. Die Ausgabe wimmelt von groben Lrtümem und falschen Lesungen, die schon durch das Ver- hältnis des gegebenen Raumes zur Zahl der Buchstaben sich als solche erweisen. Dazu kommen noch eine Reihe von sehr

^ Vgl. auch Theol. Ttdsskrift for den evang. luth. Kirke i Norge, 3. Reihe, Christiania 1886, Bd. 1, Heft 3, 8. 807^.326.

I

48 VII. Abhandltmg: Bick.

störenden Druckfehlern selbst in der Blattbezeichnung der Handschrift. Zuweilen mag der Irrtum bei Belsheim dadurch entstanden sein, daß seine Aufzeichnungen in Unordnung ge- raten waren und er keine Gelegenheit mehr hatte^ das Original einzusehen. Eine Revision der Belsheimschen Angaben war deshalb dringend geboten und bereits im Juli 1895 und im September 1896 unterzog sich Henry J. White dieser mühe- vollen Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit und Exaktheit Als Frucht seiner ergebnisreichen Studien veröffentlichte er im IV. Bande der Old- Latin Biblical Texts, Oxford 1897 unter dem Titel: Portions of the Acts of the Apostles, of the Epistle of St. James and of the first Epistle of St. Peter from the Bobbio Palimpsest(s) etc. eine genaue Überprüfung des seither Gelesenen und eine erhebliche Erweiterung desselben, so daß damit die 40 Seiten dieser Fragmente bis auf 15 Seiten voll- ständig oder fast vollständig entziffert waren. Auch von diesen zuletztgenannten 15 Seiten sind dort 9 stellenweise gelesen. Ich habe nun gelegentlich dieser Veröffentlichung eine Neu- koUationierung dieser besonders schwer zu lesenden Texte verbunden mit einer Überprüfung des bisher Gebotenen vor- genommen und konnte fast durchwegs die Genauigkeit Tischen- dorfs und Whites feststellen. Nur an verhältnismäßig wenigen Stellen glaube ich von ihnen abweichen zu müssen , zuweilen konnte ich dagegen trotz wiederholter Bemühung Lesungen, die White als feststehend bietet, nicht mit Sicherheit erkennen. Auch ist es mir mit Geduld gelungen, an manchen Stellen noch einiges neu zu entziffern.

Unsere lateinischen Übersetzungsfragmente tragen in der Textkritik allgemein die Bezeichnung s. Ihre textkritische Würdigung und ihre Zuteilung zu einem bestimmten Zweige der Überlieferung ist ziemlich schwierig, zumal die Bruchstücke der Apostelgeschichte andern Ursprungs sind als die der ka- tholischen Briefe.

Die Teile der Apostelgeschichte sind frühlateinisch oder vorhieronymianisch und sind der von Westcott und Hort, The New Testament in the Original Greek, Cambridge 1881, Introduction, p. 81 ff. als ,£uropiiische Art' bezeichneten Text- gattung zuzuteilen, einer Art des frühlateinischen Textes^ die im 4. Jahrhundert in Westeuropa und besonders in Norditalien ge-

Wiener Palimpeeste. 49

bräuchlich war. Die Fragmente der Apostelgeschichte sind gleichen Ursprunges wie die Apostelgeschichte im Gigas libro- mm auf der kgl. Bibliothek zu Stockholm (g); doch zeigen beide heute manche Verschiedenheiten und es bietet bald der eine bald der andere den ursprünglichen, echten Text der alten Quelle. Beide sind von der Vulgata stark beeinflußt.

Dieser Einfluß der Vulgata ist noch stärker und vor- wiegend bei den katholischen Briefen. Gewiß ist der größte Teil derselben Text der Vulgata, aber ich möchte sie trotzdem deshalb noch nicht mit S. Berger, Notices et extraits, t. XXXV (1896) p. 179 und P. Corssen, Bericht über die lat. Bibelüber- setzungen (Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft, Bd. 101, 1899), S. 23 schlechthin ganz der Vulgata zuweisen, da sie immerhin zahlreiche und wichtige Abweichungen von derselben enthalten. White, 1. c, p. XXI möchte diese Abweichungen auf einen spätafrikanischen Text zurückfuhren.

Auch die Reihenfolge der Texte in unseren Fragmenten ist zu beachten, da sie nicht die gewöhnliche Reihenfolge der westlichen Übersetzungen aufweisen (vgl. Gregory, Textkritik des neuen Testamentes, Bd. U, 1902, S. 848 ff.). Diese lassen nämlich auf die Apostelgeschichte die Paulinischen Briefe und dann erst die katholischen Briefe folgen, während unsere Fragmente an die Apostelgeschichte sofort die katholischen Briefe anreihen, wie die bei Humfred Hody, De bibliorum textibus originalibus, Oxford 1705, lib. IV, cap. 4 erwähnte Moscovitische Übersetzung und die ebendort angeführten drei lateinischen Übersetzungen, eine Reihenfolge, die sich übrigens in fast allen griechischen Handschriften findet.

Zeichen der Ausgabe:

A A A A unsichere oder verstümmelte Buchstaben.

[....] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.

SitznngBber. d. phil.-hiit. Kl. 159. Bd. 7. Abh.

50

VII. AbhandlQDg: Bick.

10

15

20

. .]*acos .] paulum ]

^

.]

.]

25

NUNC CR[ J NOTUO) faCITC TRI

6UN0 cum CONSlllO[ ]

lUurn ab uos Tacnquam aligujh

CCRTIUS COC[ ]NOS[. . . •]

pRiusquaa)[ IpaRaxi su

(DUS INTCRfICCRC CUfO ü*

[ ] flhUS SOROR

INTRa[ ]IN casTR

[ ] laui

UocaNS auTcof) ab sc paulus u [ I luue

[ 1

[ ]

[ ]

foL ^P

Act. ApMt XXIH, 12-17.

^ Die Zahl der UDlesbaren Bachstaben ist nur nngenan sa bestimmen. ' Die rechte Hftlfte des unteren Teiles dieses Blattes fehlt gfinslich, aach ist diese Seite stark gebrSnnt.

10

20

Wiener Palünpeeste. 51

lUe iQiTUR absurocNS cum buxit ab foi. 58^

Act. Apost.

TRibüNunf) CT aiT- üiMCTus paulus xxm.

[ ]buNC abu

[ ]quib baaeN

TCOX ]

auTco) cn( ]TRt6UNUS se

cessm ]

]Müa)( ]

jCMIt ROQCLI^C

] pauluo) pRo[. . .]

] qUtSITURI CCRTIUS

]ueRo[ ]

btbcRis eis iNSibiQfNJTUR eNio) ex eis ei uiRi pluRes quabRCLCiNTa gui be 16 uoueRUMt se ipsos Me maNbucerMT

ff ••« •••■•

aUT BlbQNT boisjeC INteRjJICiaNT CiT

VX NUNC paRQTi SUMT expecTQrsjTcs

(D TUUm- IQITUR*

ülisceiMTeo) [ ]

queRexuR [ )

fecisset e[ ]

eNTURIOlNj[ ]

ihres buceM ]

esGReacT)- et equites sep 26 et lANceaRios buceisiTos

18—98.

* Von Zeile 18 an ist das Pergament links stark beschädigt. Die Zahl der unlesbaren Bnchstaben ist aaf dieser Seite nur unsicher zu eruieren.

4*

52 VII. Abhandlang : B i e k.

1 INÜCIMI [ ] ÜIRUCT) ISTUO) pCST|fC fol. 62'

Aet. Aposi

[ Y xxiy,5-i4

[ ]qüi[. . .]0R6em( ]

[ ]

5 [ ]qUI CT TCODpluCrt )

üiNQRe queoX ]

[ Iquo poTCRis ipsc[ ]

6e onoNiBüS istis cocNosceRc[ ]

[ ]

10 [ ]

[ 1

[ 1

[ 1

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16 [ J

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[ lex quo( ]

[ 1

20 [. . .]rsiequc in( ]

( jNcque pRoe( ]

[. .]6e quieus imunc( ]

Co[ ]

[ ]

86 t 1

* Die Zahl der unlesbaren BnchBtaben ist nur annähernd beBtimmbar.

Wiener Palimpseste. 53

ita seRüio patRi bo noeo CRcbeiMS foL52^

. Act. Apost.

oa)Mi6üs quac im lece et pROfexis mit.

scRi6ta SUNT speno babCNS a6 bai quano et isti ipsi spcRaNft rcsurrcc

5 TIONCfD fUTORaCD tUSTORÜCD CT

iNiquoRuno- im boc ex ipse sxubeo siMc offCMÖicülo coMSciCMXiao) ba öCRc ab bai' ex bomiMCS sernpeR

Posx QMMOS auxeo) rnulxos clcmosY 10 MOS facxüRus IM qcMxeo) a)eaa>

üCMCRao) ex oelaxiOMCS pacxu Rus- IM qumus imucmcrumx mc pu RificaxufD IM xccnplo mom xur^

ea Mcq- cum xü(T)uIxu[ ]cx a

16 sia iut)aci[ ]

xucRQx apüb[ ]cssc ex

accusaRe si quib baeuisseMX ab

ucRsucD a)e[. . .] bic[ ]

q«o[ ]

20 IMUeMeRUMX[ ]

Misi be UMa uoce bQc[ .]

SXQMS IMXCR illos- ouoMiao) be Re

SüRReCXIOMC (DORXUORUm CQO

. lübicoR bobic apux uos- Oisxülix auxco) lUos pclix ccrxissicdc

scieMS

14—29.

* Diese Stelle steht in ruara. Cum scheint von erster Hand darüber- geschrieben zu sein.

54 Vn. Abhandlang: Bick.

be bac uia biccNS- cucd* besccNbc foi. &i'

Act. ApoiL

[ ] üfsjus[ ] ab

uos- ei^ pnacccpiT ccnturiomi custo biRc lUuo) et baöCRC Requiem- ex

6 [ ]???^? ^^ ^"'^ ^'

MiSTRane illi posT aliquot bics autc" cum abesset pelix cum bnusiUa uxo Re sua quae eRat lubaea acccRSiit paulum et aubiit ab co be pibc quae

10 est IN xpö if)ü- bisputaMte autem illo

[ ] et coNtiNeMtia et lub

icio futURO coNteRRitus pelix Res poNjbit- MUMC uabe tempoRe autc" opoRtUMO acceRSiam te- simul et

15 speRaNS se pecuNiam acceptuRÜ"

[ ]tcR quob et . pRequeNteR lUiT

acceRSieöat et coNloqueöatUR cum eo- öieNMio* autem ex plcto accepit successoRem pelix

20 poRCium pestum uoleNS autem

QRatiam pRaestaRe lubaeis pelix Reliquit paulum uiNCtum pestus autem cum ueNisset im pRouiMCicT post buos bies asceisibit bieROSolY

25 mam a cacRaea* et abieRUMt illum

XXIY 23

* Der erste BuchsUbe dieses Wortes ist etwas grOßer als die Übrigen. Infolge technischer Schwierigkeiten konnte hier wie im folgenden inner- halb der Zeile kein großer Bachstabe gesetzt werden.

' Das übergeschriebene sa stammt von alter Hand.

Wiener Palimpeeete.

55

10

16

20

26

pRiMCipes sa[ ]

IN paulüCD [ ]

JRa

.].m[.

•]

•]

.]

.]

.] SCRUaRC [. . .]

]

.]

■] •]

.]

.] •]

•]

.]

.]

■]

.]

.]

■]

■]

fol. 51^

Aei. Apoft. XXV, «-8.

56 VU. Abhandlung : B i c k.

cum ucNisscT aQRippa et eenNice foi. M*

Act. AjwM

cum multa ambmoNc et introi xxv.a-

ISSCtMT IM aublTORIUm cum TRI6U

Nis ex UIRIS pRINCipißUS ciuitaiis lUS

5 SIT pesTUS abbuci paulum [ ]

pesTUS- QQRippa Rcx et omNcs qui abesTis N06iscum uiri uibetis buNic be quo uiMiueRsa mulxiTubo lubae ORum abiiT mc bieRosolYmis ex bic

10 clamaNXcs imon opoRXcx lUum

uiueRe amplius 990 ucro cum bepRaebcNbissem lUum ex isiibil moRxe biQNum qessesse boc ipso auxem appellaNxe auQusxum lu

16 bicaui mmeNbum- be quo quib

ceRXum scRieam bomiNO mon ba6eo ibeoque pRobuxi lUum ab uos ex maxime ab xe Rex a QRippa- ux iNXeRROQaxiONe

20 pacxa babeam quob scRißam im

lusxum eMim mibi uibexuR mixxeRc

••■•• *

uiMCxum ex eius causas mom siqmi

[ ]autca)[ ]

[ >e 'Pso loqu[ ]

26 [ ]qu» l[ ]

XIVI. 1.

Wiener PaUmpserte.

57

10

15

20

25

cxTCMta a)aMü[ y

ccMS 6e onoMieus qu[ ]

baeis Rex aQRippa aesxicno (dc [. . .]

cüm[ JcipicNS RaxiOMecn [. .]

]xia)e[ ]

]

]

TCR quob [ ]

]

]

]

]

]

]

]

]

]

•]

•]

.]

.]

•]

.]

.]

•]

fol. 50^

Act. Apott. XXTI, 1-6.

* Die Zahl der anlesbaren BnehsUben ist nicht sicher bestimmbar.

58

YII. Abbandlung: Biek.

10

15

20

24

[ jTcsTip!cafMs[ y

[ ]cxTRa biccNS qua"

pKOjreTae Iocüti sümt puTURa esse er ODoses si passi6ilis xpi si pRimus

ex RCSÜRRCCTIONC (DORTUORUm lUfDCM[ ]abNUMTiaTURUS

]qcivjtiöus[ ]

jRatlONCO) RcbbciMTC

•]

•]

.]

0

•]

•]

.]tis ueR6a[ ]

]

. . . .]eMi(T) IM aiMCülo quic quam boRum gcsiuo) est CRcbis Rcx aQRippa pROfcTis scio quia CRcbis aQRippa auTco) ab pau

•••••• ■•••Fl ff

luo) bixiT IM mobico fD* suabes xp

•« ••••• mW»

laNiT picRi CT paulus opto

[ ]b[. .]cT IM a)o[. •]co[. .]

[ ]oa)MCS

fol. 4V

Act. Apait. XXVI, tt-Sf.

^ Die Zahl der unlesbaren Buchstaben ist nur selten mit Sicherheit fest- zustellen. ' e scheint yon erster Hand beigefügt in sein.

Wiener Palimpeeste. 59

20

qui aubicRUMT a>c bobie jficri tales foL 4&^

Aofc. Apost.

quahs et cqo süoo cxccptis bis üimcu xxvi, w-

llS- TUNC SURRCXIT RCX CT ICQaTUS

CT BCRfsjicc CT qui scbcBaroT cum lUis^

5 CT ScbciMTCS loqUC6aNTUR a6 IMÜI

ccoD biccNTcs- quia isjibil nooRTc

aUT UINCUllS blCNÜO) QCSSIT f. . . .1 ISTC- aCRippa aUTCCD pCSTO blXIT bimiTTI pOTÜlT ISTC boODO CX [. . . .]

10 uiiMCulis si fsjON appcUasscT cac

saRcno- CT* cuo) lubicaTuo) csscT UT iNiauicaRccnus in itgIio" TRabibiT paulüo) CT alios uinc

TOS CCNTÜRIONII IMOODIIMC lUllO CObORTIS aUQUSTaC- lfMTR[. . .]

auTco) NauccD abRacDCTiMo" quac iNiauicaTURa cRaT im osiac loca isiauicaüicDUS- crqt auTc"

MOBiscm* aRiSTGRcbüs cnaccbo

TCSSalOMICCNSCS- scquciNJTi auTc

bic bcüCMimos siboisjcm- ct bu

(DQMC QQCMS lUllüS CUO) pQülO

pcRODisiT [.]i ab amicos* irc ct

24 CURGO) SUI babCRC- CT Ilsjbc

XXYU, 4.

^ Die Silbe is von Ulis steht in runra.

' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen. ' Das übergeschriebene u scheint der ersten I^and anzugeh((ren , wenig- stens sprechen die gleiche Tinte und derselbe ductus für diese Ansicht ^ Die Buchstaben icos stehen in rasura.

60 Vn. Abhandlung: Biek.

pROfCCTI [. . .] NQÜICaülCDUS CYpRUO) foL iV

Art. kfoti.

CO quoö ueiMii csscmt aöucRSi ct pRO xitd.

QRcssi IN roaRe quoö secuNÖucn cili ciam csT CT pampYliao) crsiauicas

5 sccnus bcüCMicnus IVTRacn* quac

est llSiaC CT tlMUCNIT 161 CCMTURtO

isiauccn alexaiMbRiMao) MauiqaNTc" IN iTaliam ct iNposuiT nos in cq« ct cum noulTis öicßus tgröc Nauiga

10 RCODUS CT ÜIX beüCNICDüS CU(Y) UCNTI

CSSCNT CONTRaRll[ ]*

[ ]

[ ]

[. ]

16 mus in[ ]

60NipoRTUS lüXTa quos [. . .] Clül TOS Talassa[ ]

TC(DpORc[ ]

TüTQ NauiQaTio[ ]

20 quob CT ieiüNIU(D[ ]

boRTaeaTUR cos paulus öiccns eis üiri üibco quiQ cüO) iNiüRia ct cdüIto

bcTRIOOCNTO NOn[ ]

24 CT NQUis scb CTiaa>[ ]

4— la

^ Dm flbergeschriebene s gehOrt scheinbar der Hand des Schreibers an. * Die Zahl der anlesbaren Bachstaben läßt sich nar annähernd angeben.

Wiener Palimpseste. 61

pit[. . .] NOSRQ NaülCaTI0[. .]CCM foL 47'

Act. Apost. TURIO aUTCO) QUBCRNaTORI CT (Da XXVII.

F'

QiSTRO MQUis CRcbeBai quod) bis

quac a paulo biccBarsJTUR ct qia* MOiM CRQT aptus poRTUS ab bicmo"

bUfO plURCS [.]a6UeRUfMT* COMSlluT

üT cleuQRCNT iNbe si quomobo

pOSSCNT bcpORtatl IN fCMICC" biccDa RC IM IlTTORC CRCiaC- RCSpiCICNTC"

10 coiNjTRa afRicum ct contrq cboRöT

laiMTc auTccn qustro cxiSTinoaNTcs

pROpOSITÜCn COMSlllUO) sc TCMUISSC clCÜQMTCS bc aSSO SübIcQCBQMT CRC

Tarn- bcscctsjbiT qütc" uc^s!Tus 16 ucbcoDCMS TYpboMicus qui ÜO

caTUR cüRoaquilo ct cucn qb

RCpTQ CSSCT NQÜIS MCC pOSSCT RC SISTCRC UCNTO laXüNTCS fCRC

BQODüR INJ MSulacD* auTccD quo" 20 bam bccuRRCNTCs quac uocaTUR

cauba üix ualüicDüS oötimc RC scafao) qua suelaTa abiUTo

RIIS UTCBaNTUR SUCCINQeiNJTCS

24 roauccn- ct tkdcmtcs mc im syr

TIS

10—17.

^ Du a scheint Tom Schreiber beigefügt za sein.

' Vor abaemnt stand noch ein Bachstabe, vielleicht hieß es: habnernnt. * Es steht ganz deutlich nnr nsulam hier, ebenso wie in der ersten Zeile nosra, in beiden Fällen ohne Sparen von Korrekturen.

62 VIL Abhandlang: Biek.

itMCibeRctMT beposiTis üelis pCReBatM tolip

Act kf^ TUR- CT CÜO) ÜCbcmCMTCO) faCCRC IlTü,

(Dus TccnpeSTQTccD sequcMTi bic lac TU(Y) pacieeaNT- ct TCRTia bic coaNi 6 6US SUIS aRcnaTURao) nquis pRoic

ccRUMT IN noQRe Ncq- Sole Ncq- STcllis appaReNTißus peR oduItos bies- ct bicmc ac TcmpcsTaTc Mimia* pcR seueRaNTe lacn ampuTaeaTUR

10 spCS OmiMIS llßeRQNbl NOS- CT cu"

lao) biu siNe cieo csscmt tumc stos paulus IM mebio ipsoRum aiT* opoR

TUCRQT qUlbeO) UOS 06eblRl' CRC

bersjTcs cnibi mom isiauigaRe a crc

16 Ta CT lUCRQRI baivJC IMIURiaCD CT bc

TRICnCNTUCD CT MUNC qUlbcO) SUQ bcO U06IS 60N0 aNICDO cssc acDis

10 CNicn MuUlus aNimac crit

b ,

ex U06IS MISl TaNTUO) MQUIS- üSTr

20 TiT efMioo (Dibi bac moctc qmcc

luS bT CUIUS SUCD CT CUI bcSCRUlO

biccNS- Moh TimcRC paulc qm

TC CaeSGRCO) TC OpORTCT STaRC 24 CT eCCC bOMQUIT TIBI bs OfDNCS QUI

17-14.

* Vor DimU befindet sich eine Rasnr.

' Der übergeschriebene Buchstabe stammt anscheinend Yon erster Hand; dactns and Tinte sind gleich denen der ersten Hand.

Wiener PalimpeeBte. 63

Tccuno NauicaNT[ ] fol. 78'

_ Act. Apost.

60N0 aiNJIfDO eSTOTCl 1 IXVII.

MIO) bto qüia[ ]

buo) locuTus est mibi im insu

6 lao) CM ICD quarsibaa) opoRtcr

MOS 6CÜCIMIRC[ J

bericna mox pacta essetf 1

xaRcnouR im baÖRia- ciRca me biacn MOCTis suspicaeaMtUR Mau

w

10 xae RcsoMaRe siöi quaMbano rc giOMcm [ ]c[.] a)isc[. . . .] 6o

[ ] IMUCMCRUMT pOSSUS

[ JalTiTubiMcm et posx

püSiUüO) iTCRücn lacraueRUMT 16 ßolibecn CT IMUCMCRUMT passus

quiMbccino tichcmtcs auTcno

MCCU6I IM aSpCRa lOCa IMClbcRC (DUS bc puppe miTTCMTCS aM

cboRas quaTTUOR ct [ ]

20 TUR bicm FtcRi- MauTis au

TCO) quaCRCMTI6US pUQCRC

bc Maui- CT laxaMTibus sca pacn IM (DaRc occasiOMcro 24 quacRCMTcs Tamquao) a pRORa

M- 30.

64

Vn. Abhandlung: Biok.

10

16

20

25

[ l^l^^M*^*' ^'^'^

paulUS CCNTURIOMI et (DlllTIßUS MISI ISTI IN NQUI OOGNSeRINT UOS SQI Ul CSSC MON pOTCSTIS« TÜNC pRO TINÜS mtllieS pRaCClbCRÜMT fUfsJCS

scapae et bicniscRUNT illacn ex cibcRe[ ]6ics[ ]

V

■1

]

J

•]

fol. 99'

30-S7.

^ Die Zahl der nnlesbaren Buchstaben ist nur annlhenid festsnstellen.

Wiener PalimpBesie. 65

[ y fol. 6&^

P - Aet. Apott.

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

10 [ ]ofMes cüöCRNaculo [ ]

[ ".".' 1

[ ]TCM6ceaNt ab Iitüs[. . . .] cuno

iNCibisseiMT IN locua)[ ]

[ ]

15 iNpeceRüNT[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ .]

[ ]

[ 1

[ ]

[ ]

XXVII. SS—U.

^ Die Zahl der uoleBbaren Bachstaben ist nicht genau bestimmbar.

8itsangib«r. d. phil..hiat. Kl. 169. Bd. 7. Abh. 6

66

Vn. Abbandlnng: Bick.

10

16

20

24

]CTÜR Ct[ ]*

]

]

]

]

JflMos^aro [ ]

.IcT Reliquos[ 1

1

]

]

I . . .]6ua) qü[ .]

]

]

j

]

]

]

1

] PR0PTCR[ ]

1

•]paulus[ ]

]

]

]

foL48'

Act ifMt

XITII,44-

XXTIiI,3

^ Die Zahl der nnlesbaren BuchsUbeii ist nnr ann&hernd sa beatünraen.

Wiener Palimpseste. 67

UT UlbCRUNT aUTCm r 1* fol. 48^

L J

Aot. Apost.

TCO) eesTiao) oc maNU cius ab in xx?iu,

uiceoo feiccöciMT uT|guc bic boa)o

bonoiciba essc[ ] quem liöc

5 Ratuo) öe roGRi cquitos uiucRe

MON pCRCniSIT- pauluS ÜCRO

excussa Bcstia in iqnco) Nibil pa TieeaTüR cnali scb illi[ ]

CUO) INTUmcSCCRC aUT SU6IT0 ca

10 bcRc (DORTüum- cumquc* biu

I

eXpCCTÜRCNT et UlbCRCNT [ ]

Nibil [. . .] mall coNTiQCRe [•...]

[ ] biceeaNT esse bcu

r. . . .lauTcm qui inF 1

16 TUR- eRQNT pRacbia[ ]

[. .] pRINCipiS [ ]

[. . .] NOS SUSCipiCNS [ ]

[....] BCNIQNC b0SpiTI0[ ]

CoNTiQiT auxem pa[ ]

20 6RIBUS et bYSCNTCRIO UCXClTUm

laccRe- ab quem paulus iNTRauit ex cum oRassex ex iNpoeuissex ei ma

NUS [ j

24 omNes qui in iNf. . . .] ba[ ]

4—».

^ Am Ende der Zeile findet sich eine größere Beschädigung des Per- gamentes.

' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift großer als die übrigen.

6*

68

VII. Abhandliing: Biek.

10

15

I

M

20

.]

.]

•]

•]

•]

.]

.]

■]

.]

•]

•] 0

24

]lNbc* CU(n aübl[ JfRQTRCS

."••.'.* ]

]

]

]

]

]

CÜO)* uc[ ]

[ ". ]

foLU«

um,

Ifr-lC

' Die Zahl der nnlesbaren Bnchstaben ist keineswegs sicher festsostellen. * Der erste Bncbstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas grSßer als die anderen.

Wiener Palimpseste. 69

CUST061CMTC CO cniliTe FacTücn est foL44'

. . Act. Apost.

auTccn posT oics trcs com üit* xxvm.

baeoRUO) pRtoRcs qui ut conücnc RUiMT coMfCReeat cuno eis öiccns« 6 Cco uiRi fRaxRes cum Mibil comtrq pleee

pecissem Neq* contrq odorcs paxRios

UIMCTUS a6 blCROSOlYODlS TRQblTUS

suo) IN marsius RomaMORum qui post quam me iNTCRROcaueRUMi uole^aNt 10 bimiTTCRe CO quob Nullam causam

mORTIS CSSCT IN mC« CONTRablCCN

TI6US autem lubaeis coNpulsus sum appeüaRe caesaRcm non taNqucT- qcNTcm mcam baecNS aliquit ac

16 cusaRe pRopreR baNC crco cau

sam Rocaui uos uibcRc et alloqui pRopxeR spem eNim iSRabel caxbe Nam baNC poRXO* ab illi ab eum bixcRUNT* Nos Ncque lincRas ab

20 ucRsum Tc accepimus a lubaea

Ncq- ucNiCNS quisquam fRaxRum NUNXiauix aux locuxus esx aliquix be xe male- posxulamus auxem

24 a xe aubiRe quae scnxis be baeRese

Nam

16-12.

' Die Buchstaben uoca find infolge einer Beschädigung des Pergamentes ausgefallen.

70 Vil. AbhandlaDg: Biek.

bac MOTum est nobis quoNiam uBiquc foi.*«'

Act. A; ,t

CONTRabiCITUR* CT* CUO) STGTUISSCMT . MVi:

lUi bicm ueNCRUNT ab cum in bospi TiüCD pluRcs quieus expoMceai tes 5 TipicaiMS RcqMüO) br« suabcöatq-

illos bc iRü ex Icqc mosi et pRopeiis a (DQMC usque ab ucspcRacD- qui bao) ex eis CRcbeeaNT bis quae

biceeaMTüR- quibaro ueRO non crc

t

10 beöaMt- CT bissoNaisiTcs ab iinjüicc"

bimiTTCöaMTÜR blCCNTC paulO ÜCR

6U(D UMum- ecNC spi sei locutus est pcR esaiacD pRopeiao) ab patRcs uesTROS biccMS* uabc ab populurn

15 isTum bic auRc aubms* non

irsJTCllcCCTIS« CT UlbCMTCS Ulbc CT fsJON UlbcölTIS- IMCROÄSaTÜOf)

esT cfNJicn COR popuh buius[. . . .J

CT ClaUSCRÜfNJT [. .] aUR[ ] CT 0

20 culos suos bcQRauaüCRUNT NC q'ucT

bo üibcaNT ocülis CT aüRi6us au

biaNT CT CORbe INTCllCCaNT CT CON

UCRTaNTUR CT[ ] COS- NO

24 Tum CRQO SIT U06IS quoNiao)

»-2S.

^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist im Originale etwas größer als

die übrigen. ^ e scheint von erster Uand tibergeschrieben zu sein.

10

Wiener Palimpseete. 71

1 [ ] loL 56'

P - Act. Apost.

[ J XXVllI, 28

bis zam

paulüS auteo) pcR ßicNMiucn to sehiDfl.

TÜO) IN COlvlbüCTÜ suo maMCNS 6 RCCipiCBat OCDMeS IMTROeUNTCS

ab sc aÖNüMTiaNS rccnüoo 67 CT öoccMS bc ib"u xpo *

cum OOONI COMPcbCNTia

9 9

MCmiMC pRobiecNTc

expliciT ImeR

•• ••••■

ACTÜUO)

ApostolOKUcn

iNCipiT epistuU

lAcobr

^ In Zeile 7, 8, 9 scheint außer dem Angeführten nichts mehr bu stehen, ebenso nichts zwischen nemine and prohibente in Zeile 9.

' Die Schlnßschrift: explicit etc. ist sehr schwer zu entziffern. Ich gUnbe nach dem , was ich sehen kann , die Schlußschrift in der angegebenen Weise und Reihenfolge geben zu müssen. Außer der wiedergegebenen Verzieruug waren noch andere angebracht, die sich aber nicht mehr rekonstruieren lassen.

72 VU. AbhandlQDg: fiiek.

1 laco6üS * bNi ibU xpi scruus '«l*^

^ Bputhc

Pe 1,1-»,

CIO)* TRIO quac sunt im oisdcrsionc saluTcm- ocDNC cauöiucn cxisti

V

maTc pRaTRcs foci- curo in Tcmp

5 TQTIONieUS UQRIIS INCIÖCRITIS- SCI

cNTcs quob pRoeaTio fibci ucsTRac

paTICNTIQO) OpCRaTUR« paTICNTItt

auTco) opus pcRpccTum babeaT

UT SITIS pCRfCCTI CT INTCQRI IN NUl

10 lo bcficicNTcs- si' quis auTcm

uesTRum iNbiQCT sapieNTiae pe TQT a bo qui 5aT ocdnibus aeuN

barslTCR CT NON INpROpCRQT CT

bgefTUR ci* posTulcT auTco) in 15 pibc Nibil bacsiTQNS qui cnio)

bacsiTaT assimiclcTUR UNbac

••• •••••

[ ]ri quac a ucnto mouc

TUR CT CIRCUmpCRTUR NON CR

Qo csTimcT bomo illc quob accipi 20 CT a bNO- uir' buplcx aNimo

INCONSTQNS IN 0(DNI6US UIIS SUIS ClORICTUR aUTCO) fRQTCR bUfOl

lis IN cxalTQTioNc sua biucs au 24 TCO) IN bumiliTaTc sua quoNiam

^ Zwischen Jacobus und dnt und zwischen trib and quae der folg^enden

Zeile ist ein Loch im Pergament. ' de scheint von der Hand des Schreibers beigefügt sn sein. ' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist im Originale etwas großer als

die übrigen.

Wiener Palimpseste. 73

1 SicuTi plos faCIMI TRa ^ fol. 72^

Epift. lao.

est CNio) sol cüO) aRo i. lo-n.

fCCIT paCNUCT) CT flOS CIÜS bcCiblT

CT becoR üuItus cius bepcRiT ita

6 CT blUCS IM ITINCRIBÜS SUIS (DaRCCS

ciT. BEATUS UIR QUI SUFPERT TE

TGTiONcm quia cucn pROöaTUS fuc RiT accipicT coRONam uitqc qua"

RCpROmiSIT bs blllQCMTIBUS SC-

10 [NJenio cum TcnipTGTUR bicaT quoMid"

a bo TCnopTGTUR* bs* CNIO) irM[. .]

TGTOR maloRuof) csT- ipsc aUTCfO

McnoiMco) TcmpTaT- UNUsquis

quc ucRo a cocupisccNTia sua aes

16 TRGCTUS CT InIcCTUS- TUNC* ^ONCU*

pisccMTia coNcc^Ta paRiT pccca

TU(T) UCRO CUO) CONSUmniaTUCD fUCRIT QCNCRQT ODORTCO) NOll TC ITaqUC CRRaRC fRQTRCS (DCI

20 bilccTissimi o(DNC baTUCD op

TIfDUm CT OnONC bONUCn pCRfCC TUO) bcSURSUCn CST bcSCCNbCNS

a paTRc lumiNum apub cfuccn

24 isJOM CST TRaisJSCDUTaTIO NCC Ul* XIIII^

^ Der letzte Teil der ersten beiden Zeilen ist durch eine Beschädigung des Pergamentes ausgefallen. * Der erste Buchstabe dieses Wortes ist großer als die übrigen. ' Das c scheint yom Schreiber beigefügt zu

sein. ^ White glaubt, wohl infolge der Lücke im Texte, es sei noch eine Zeile rorhanden gewesen ; ich kann keine Spur davon finden und glaube, daß der von White in Zeile 25 vermutete Text durch einen Irrtum des Schreibers ausgefallen ist. ^ Die Quaternionenzahl XIIII ist stark ausradiert, am besten ist noch X zu sehen.

74 VIL Abhandliing: Bick.

1 UolüMTaRiae ccNCRauix nos ucrbo fohiv

Epiit Uc

ucRitaTis UT simus initiuo) aliquib i m-js

CRQCQTURaC CIUS« SCITIS* fRaxRes

niei bilccTi SIT auTco) ocdnis bomo

6 ÜClOX ab QUÖlCMbUfD xaRbüS auTc"

ab loqueMbücn et taRbus ab iRa cuisibiacn iRacuNbia cnio) uiri iüs

TITiaO) bl NON OpCRaXUR pROpXCR

quob aeicicMTcs ocdnco) iNOOUMbi 10 Tiao) CT aßUNbaMTiao) nialiTiae

IM rnaiMSueTubiNe suscipiTe insitiT ueR6U(T) quob poTcsT saluaRc aiMi (Das ucsTRas- cstotc* auTccn pacTORes ueR6i eT nom aubiTORcs

16 XaMTUO) pallCMTCS ÜOSCDCTipSOS

si quis aubiTOR esT ueR6i eT mon pac TOR bic acsTimaeiTUR üiro comsi beRaNTi uuItuo) NaTiuiTaTis so ac IN spcculo- coMSibcRauiT cisir 20 SC CT aeiiT ct STaTim obIitüs cst

qualis pucRaT- qui* auTCfO

pCRSpCXIT IN ICQCCD pCRpcCTCT lieCRTaTIS CT pCRCDaNSCRIT NON

aubiTOR oßhüiosus pacTus scb pac

26 TOR OpCRIS biC ecaTUS IN paCTO SÜO

CRIT

' Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas großer als die anderen.

Wiener Palimpseste. •^

1 Si quis auTcm putat se Religiosum es fol. 7i'

Epist. lac.

se NONJ RCfReNaNJS liNQuam suacn i.86-n,5

seb se6ucers!S cor suum buius uaNa

est Religio Religio muivjba ex im 5 noaculata apub bm et patRcm

Daec CSX uisixaRe pupillos ex uibu

as IM XRi6ulaxiONe eoRuno lo)

maculaxüO) se cusxobiRe ae boc

saeculo- pRaxRes^ cnei Nolixe 10 IM peRSOMaRum accepxiOMe baee

Re pibeo) bMi ibü xpi qloRiae ex

eMim si iMXRoieRix im coMueMXUOD ues

XRum uiR auReucn aMMulum baeeMS

IM ucsxe cQMbiba- iMXROieRix^ auxeo) 15 paupeR IM soRbibo baeixu ex iMxeM

baxis IM eufo qui iMbuxus esx uesxe

pRaeclaRG ex ei bixeRixis xu sebe

bic BeMe paupeRi auxem bicaxis xu

sxa lUic aux sebe sub scaBiUum pebCT 20 eoRiT MOMMe lubicaxis apub uos

niexipsos ex paai esxis[ ]

ces[ ]

/\ubixe fRaxRes mei bil[ ]mi mom

m[ ]iM boc muM

26 bo[ ]ex beRebes RegMi

^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas größer als die anderen.

76

VII. Abhandlang: Biek.

10

16

20

26

cMtiam opp^ MT uos ipst ei TRabuMT (JOS ab lu la MONMc ipsi elas^emarMT 5o NUO) NOCDCN qyob iNUocaTUcn est supcR uos si lacDeN legem peRpicixis Recalem secuNbum scRipiuRas

lllQCS* PROXIODUO) TUÜO) SICÜT TC ipSU"

ßersie ^acitts- si aurecn peRSOMos accipiTis peccQTUfn opeRaniiNi Re

baRQUTi a lege gyasj TRarsJs[ ]

Res quicumquc cni(T)[ ]

seRüaucRiT[ y

UNO[ ]

CNIO) bl[ ]

.]

]

•] ■]

■]

f #L 43**

Spatfat.

^ Dieses Blatt ist stark beschädigt, besonders oben nnd recht« anten. Die zwei ersten Zeilen sind ganz, die dritte zum Teil weggefallen , ebenso die ersten Buchstaben der vierten und fünften Zeile. ' Das große D, das über den Rand hinausgerückt war, ist durch Beschneiden des Per- gamentes weggefallen. ^ Die Zahl der unlesbaren Buchstaben ist nicht immer mit Sicherheit festzustellen.

Wiener Palimpeeete. 77

1 fol.42»'

Epiit. lae.

UTe n, i5-s3.

ICFaCICDINI NON bebCRITIS aUTCO)^

5 quae MecessaRia sunt corporis qu

CRH* sic^ er pibcs si non baeex o pcRa (DORTüCL CSX IN sca>cTipsa[, .]

seb bicit quis tu fibe baees ex eco ope Ra baeeo osxeNbe mibi fibeo) xuäT 10 siiNie opcRieus ex eco osxeiMbao) xi5i

ex opcRibus cneis fibem (Deao) xu CRebes quia onus esx bs eersic p[. . .]s ex baecDOfsies CRebuMX ex coMXRe

«

(DescüNX- uis* auxem scme o[. .1 16 000 ifsiaNis quoMiao) fibes siMe ope

RI6US oxiosa esx- aeRabao) pa xeR NOSxeR mon ex opeRieus tusxi fi XUS* esx opfeRCNS isaac pifiuo) '^ R alxQRe uibes quoMiao) pibes 20 eRQXUR opeRieus lüius ex ex

I6US fibes coMSummaxa esx plexa esx scRipxuRa biceNS- bibix auxeo) aeRabam pumxuo) esx illi ab lusxixiäT 25 mtcus bT appellaxus esx

* In der vierten nnd fünften Zeile sind die leisten Buchstaben durch Ab- bröckeln des Pergamentes weggefallen. Ebenso sind die swei ersten Zeilen Tollständig nnd die dritte größtenteils abgefallen. ' Der erste Buch- stabe dieses Wortes ist etwas größer als die übrigen. ' Das überge- schriebene m ist in sehr ähnlichem Ductus von alter Hand nachgetragen. * Die Buchstaben ca vor tus sind durch ein Loch im Pergamente ver- loren gegangen. * Von Zeile 1 9 bis 26 ist der Anfang der Zeile infolge Beschädigung des Pergamentes weggefallen.

78 VII. Abhandlnn^: Bick.

UCTIS' ib quoNiaro ex opcRious iusti^icqtur bo fol.«'

EpUt. hL

(DO CT MOfNj ex pibe TaNTUO)- sicnili ir. 2*-

III, 5

TCR autem et Raab oocRexRix

NONfNje ex opeRieus lusTipicaia 6 est suscipieiMS nuntios et ex alia um

eiCieNS SICUT cmicd coRpus siNe spiRi TU ODORTUUO) eST ITQ et Pibes sifsie o

peRi6US ODORTua est* Molixe^ coul

Ti ooaQiSTRi fieRi fRaxRcs (Dei scieN 10 tes quorNtiaoD maius lubicium sucni

[. «Jis IM (duItis ersiino offCNbimus

ocDMes- si quis in ueR6o non opfeiM

biT bic peRpecTUS est uir poTCNS est*

cTiacn pRCMO * ciRCunibuceRe to 16 tum coRpus- sr autem cquoR"

pReNG IN oRa cninimus ab conscn

TICNbuOf) N06IS et 0(T>NC CORpUS

illoRuoD ciRCumpeRiODus ecce nq ues cum macNae sint ex a ueNXis

20 UallbiS UTQNTUR CIRCUmpeRUNIUR

a mobico cuBeRNGCulo U6i in[. . . .]

blRIQeNTIS UOlUIT* ITQ et llNQUa

mobicum quibem memöRiT est et maqNa exaltat- ecce quaNtus 525 iQNis quam magNÖ" silua iNCCNbit

* Ursprünglich begann die Seite mit Quoniam, wobei Q groß geschrieben war. Ans dem großen Q wnrde darch Ausradieren nnd Korrigieren ein kleines q gemacht nnd Uidetis davorgesetzt. etis stammt wohl von erster Hand. * Der erste Buchstabe dieses Wortes ist etwas großer als die übrigen. ' s und t stehen in rasnra. * Nach freno sind zwei Buch- Stäben ausradiert. ' Die Hochstellung des u scheint ron erster Hand aus Raummangel vorgenommen worden zu sein.

Wiener Palimpseste. *9

1 [ ]^ fol. 48^

Epist. lac.

quiiaxis liNiQua c[ J m. e-is.

[ ]9^^^ [ ]

coRpus CT iNplamf ]

[ ■."■■...." ]

[ ]

[ JuolUCRüO) CT[ ]

[ ■.■.■;....:..]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[. ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

«<» [ ]

' Die Zahl der anlesbaren Bachstaben ist nicht immer mit Sicherheit festinstellen.

80 Vn. Abhandlung: Biek.

20

<T

TCO) lUSTITiaC IM paCC SCODINQ

TUR pacicNTieus pacco)' et* un be eella ct Iitcs im uoeis- mon

NC biNC ex CONCUpiSCCMTIIS ÜCS

TRIS qUC* (DllltaNT IN COCfDÖRIS UeSTRIS CONCUpiSCCNTCS CT NON

26 baecTis occibiTis ct zcIqtis

IT.l

INTCR ÜOS OSTCNbaT CX ßONa CON UIU'

Eiüt. be.

ÜCRSaTIONC OpCRaTIONCO) SUaO) 111,13-

iN cnaNSüCTubiNc sapiCNTiac- uob si zcluo) amaRUO) boecTis ct

CONTCNTIONCS IN C0Rbl6US UCSTRIS NOllTC ClORiaRI CT (DCNbaCCS CS SC abUCRSUO) UCRITaTCO) NON

csT iTQ^ sapicNTia bcsüRSucn bcs ccNbcNS scb TCRRCNa aNiooa 10 lis bia60lica ü6i cnio) zclus ct

CONTCNTIO 161 INCONSTQNTia CT

ocDNc opus pRauuo) quac au TCO) bcsuRSucn CST sapicNTia

pRicDum qubco)* pubica cst bciN 15 bc pacifica (DobcSTa suabißilis

plcNa ooiscRicoRbia ct pRuai

6US 60NIS NON lUbiCaNS SINC

sioiulaTiONC- pRUCTus* au

^ Der übergeschriebene Buchstabe stammt höchst wahrscheinlich you erster

Hand, jedenfalls Yon sehr alter Hand. * Der erste Buchstabe dieses Wort<*8 ist im Originale etwas größer als

die anderen.

Wiener Palimpseste. 81

1 ex MON potesTis abipisci- lixigaTis foi. 54'

EpiBt. lae.

CT BclliQeRaxis ex NON baeexis iv. 2-10.

pRopxen quob nom posxulosxis^ pexixis* ex njon accipi' xis co quob ma 6 le pexaxis ux in coNCupisccNixiis ucs

XRis iMSumaxis* abulxeRi Niesci XIS quia aniicixia buius muNÖi iMiroica esx öi- quicuniq* eRQO uo lueRix acoicus esse saeculi buius

10 IIMICDICUS bl COMSXIXÜIXUR- ÜUX

puxaxis quia iNGNixeR scRipxuRa

bica ^x ab iNüibia^ coMCupiscix spi

bs[ ]iN [ Y (naioReo)

auxeno bax QRaxiao) pRopxeR quob 15 bfcfx bs supeR5is Resisxix bumi

I16US auxeno bax CRaxiacn* ^uobixi iQixuR esxoxe bo Res[ ]

auxem biaeolo ex f[. . . .]x a uoeis

abpRopiaxe b^o ex [.]bpRop[. .]qua 20 uix U06IS enourvjbaxe (PaNUS pec

caxoRes ex puRificaxe coRba bu

[ ] s«i[ ]

ex [ ]risus [ ]iM

lucxum con[ ] qaubiuo)

26 in[ ] bu[ ]mi

' Hinter postalastis befindet sich eine Rasur Ton 2 Bachstaben. * Über dem t in tis befindet sich eine Rasur, so daß ursprünglich ein s statt des t dort gewesen m sein scheint. * Zwischen i und t scheint ein e aus- radiert zu sein. * Zwischen a und t ist eine Rasur. * m ist Ton alter Hand beigefügt. * Im Anfange der Zeile befindet sich eine Rasur. Die Worte qui habitat in uobis, die White hier liest, mOchte ich bezweifeln. SitsQDgabar. d. pbil.-hlrt. Kl. 159. Bd. 7. Abh. 6

82 VIL Abbandlnog: Biek.

1 IM COMSp[ ] foL 4»^

IlTC [ J pRGTRCS lv,io-T.:

qui bcTRabiT fRQTRi auT qui lubicat pRa

TRcrn suucD beiRabiT legi ex lubicai 6 IcccfD- si auTCO) lubicas Icccm mon es

facTOR lecis seb lubex umüs est Icqis

latOR et lübex qui poiest pcRbcRc

CT lißCRaRC- TU^ auTcm quis es qui lu

bicas pRoxicDüO) ecce mumc qui bici 10 TIS bobte auT CROsiiNum leicous in il

lam ciuiTatccD et paciccDUS quibeo)

aisJNUfn CT (DeRCGÖlfDUR eT lUCRtT*

faciecDus qyi icnorcltis qui[ ]

u[, . . .] IM CRaSTiMum quae cmio) cst uiTQ ucsTRC- uapoR CST ab (DobicCr

paRCMS CT beiMCCpS CXTCRCpiMaTüR PRO CO ÜT biCaTIS SI bMi UOlUCRIT CT

uixcRimus paciccDus boc auT lUub

SciCMTl IQITUR BOMUO) pGCCRC CT MOM pOCI 20 CMTI PCCCGTUO) CST lUl* QCITC^ MUMC

biuiTcs ploRGTc ulülaMTcs IM misc Riis quae abucMicMT uoeis biumac ucs

TRQC pUTRCpaCTaC SUMT CT UCSTKDCM

TQ UCSTRa a TIMCIS co[ ]

26 aURlT CT aR9CM[ ]CRU[. . .]

UIT

^ Der erste Buchstabe dieses Wortes ist in der Handschrift etwas größer

als die übrigen. ' Über Incrn scheint nachtr&glich noch etwas eingefügt worden an sein,

was aber dann wieder aasradiert wurde.

Wiener PalimpBeste, 83

1 CT eRUQO eORUO) IN TCS[ ] fol. 4»^

Epist. lac

uoöis et (oaMbucaeiT cqrmcs uesiRas v.s-n.

sicuT iQNis tbesauRizastis in nouissi

(Dis Öie6üs eccc CDCRCCS OpCRQRIORU"

6 qui (DCSSUCRUNT RCQIONCS UCSTRaS

qui fRaubaius est a uoeis claroax ei clarnoR ipsoRum in auRcs 6FT1 saeaoTb iNTROiuiT aepulati cstis supcR tCRRd" CT lucuNbati esTis cnutristis coRba 10 uesTRa IN bicco occisionis abbixis

TIS OCCiblSTIS lUSTUCO NON RCSTITIT ÜO

BIS* aequo gnicdo eSTOTe pRa

TRcs ab abucNTucT) biNii- ecce aQRi

cola expccTaT pRacTiosum fRUCTU 16 TCRRac aequo aNimo peRCNS bo

Nee accipiaT TefDpoRa[ ]

TINUfn[ ]

coNpiROoaTe coRba uesTRa quoNicT

abueNTUS bNi abpRopiNquauiT noIi 20 Te iNQemesceRe pRaTRes cnei in al

TeRUTRum UT NON lubicecDiNi ecce

lubex aNTe laNuao) absiSTiT exeo)

pluno accipiTe pRaTRes[ ] cnali

laBORis[ ]qui lo

26 CUTl[ ]

84

VII. Abbandlang: Biek.

10

15

20

26

qui[ y 106

aubiSTis CT p[ ] quoN|aa>

miseRicoRs[ ]

QNte onoMia pRaTRcs mei moIitc iu RQRC Mcq- pcR cacUio) [ ]

»^cqucC ]

]

]

]

]

]

]

CRaT[.

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■]

•]

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.]

.]

.Jcncfsises scx[. .] . . .JcaclüO) bcbiT

. . . .JfRUCTU SÜU-

•]

.]

fol. 74^

V. 11-1*

* Die Zihl der nnlesbaren BnchsUiben ist nkcbt immer genaa anzag^ben.

* Das m scheint aus Raammangel (am Zeilenende) von erster Hand über- geschrieben worden su sein.

10

f

Wiener Falimpseete. S5

RaiRcs mei si quis ex uoeis cRRauiT a ue fol.74^

_ Epiat. lae.

RliatC CT COMUCRTCRIT qUISqUIS CU V. 19-TOu.

Epitt. Petr.

sciRc ocBCT quoNiao) qui COMUCRTI I.i,i--1.

fCCCRIT pCCCQTORCm QB eRRORe ülttC

suac salüCT aNJinoam eius a ooortc CT coopcRicT mulTiTubiNccn pccca

TORUm-

<3

exp- epiSTulA

lacoBi

INC- epiST- peTKI- •!•

\xx\\\xx\xxxx\xxxxxxxxx\xxxx^

ÜETRUS APOSTOLUS ibü xpi clccTis

abüCNlS biSpCRSIONIS pONTI QalaTi

15 ac cappaöociac ct asiac ct by

TiMiae sccuNbuno pRcscicNJTiacn bi paTRis IN scificaTioNcm spi in oBScquium ct in spaRSiONco) sqn

QUINIS ibu Xpi- CRttTia* ÜOBIS 20 CT paX OOUlTipllCCTÜR- BCNCblC

Tus 6s paTCR bNi N ibu xpi qui sc

CUNbuO) (DaQNaOf) ODISCRICORbld"

suaof) RCQCNCRauiT Nos spcm

PCR RCSURRCCTIONCCD ibu Xül CX OOOR 26 TUlS IN bCReblTaTeO) INCORRUpTiei

[e

^ Der erste Bachstabe dieses Wortes ist im Originale etwas gr()ßer als die übrigen.

86 vn. Abhandlung: Bick.

1 iMCOMTGO) [. ..Jiam^ INJ caelis im ÜOBIS M.a^

r- . ._ Epirt. Trtr.

qUI IM ÜIRTÜte Ol CUSTOOlfDIMI pCR flOC 1,1. i-L*

IM saluTcm paRaram RcuelaRi im TcmpoRc Mouissimo im quo cxultabi

6 TIS (DOblCÜCO MUMC Sl OpOR[. . .]

coMTRistaRi IM uaRiis TcmpxaTio

Mißus* üT pROßatio fibei uesTRac noul

TO pRaeiiostoR auRO quob peRit pcR

iCMcm pRoeaTUR iMueMiatUR im 10 laubcm CT gloRiam ct boMORcno

rcucIqtiomc ibu xpi- quem cum

MOM uibeRiTis* IM quem mumc quoq-

MOM uibeMTes CRebeMTes auTem

exuUaTe laeTiTia iMCMaRRaeili 16 eT QloRificaTa RecipiCMTes poRTd"

Tes piMem fibei uesTRae saluTcm

QMimaRum be qua saluTe exquisi

eRUMT üTque scrutgti sumt pRopbe

Tac qui 6c fUTURa im mobis qRaTia 6i

20 pROpCTaUCRUMT SCRUTQMTCS IM

qumus uel quäle im Tempus siQMifi CQRCT qui IM eis CRQT sps xpi qui pRac MUMTiQMS cas quttc IM xpo SUMT pas siOMCS CT posT baec qIoriqs quiBUS 26 RcuclaTum esT quia mom sißimcT ip

SIS

^ Die Buchstaben ina sind infolge Beschädigung des Pergamentes aus- gefallen.

Wiener Pilimpseste. 87

i U06IS auTco) a)iNiSTR[. . .]mt* ca quac fol. 75'

EpiBt. Petr. NUNC NUNTiata SUNT ÜOBIS DCR i i i8_m.

COS c|ui cüaN9clizaüCRUNT[ ]

[••.•^'..'.'.■.■.■■7. y

6 pROSpiCCRC pROpTCR[. ]

r ICDCNTIS ÜCSTRac SOBRII DCR

fccTc spcRQTc IN caa)[. . ]

i— ••••]«b"u

xpi[ ]o6oeb!CNtiac[ ]

10 bc[ ]

«"•vi ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

[ ]

^ Die Buchstaben aba sind durch eine Beschädigung des Pergamentes

ausgefallen. 'Die Zahl der nnlesbaren Bnchstaben ist nicht immer mit Sicherheit

festzustellen.

88

VII. Abhandlang: Biek.

10

15

20

25

.]qüia[.

.]ofDMcm[.

.]

•]

.]

■]

•]

.]

.]

■]

.]

■]

•]

•]

]

ab 9uern[ JuiüCT

toLW

Bpisi. Pet:

^ Die Zahl der anlesbaren Bnchstaben IMßt sieh nicht immer sicher fest- stellen.

Wiener Palimpsette. 89

1 ae bomiMi6us quibeo) RepRoeaiir foL 46'

r— , . Epist Petr.

a 00 QUTCfD CICCTUO) CT DONIORIflCa 1,2.4-10.

Tuo) CT uos Tanoquaa) lapibes uiui supcRacbifacanoiNi in bomuno spi 6 RiTual^ IN saccRboTium sccn oppc

RCNTCS SpiRITQlcS boSTIGS aCCCpTttBllCS bo pCR ibO) Xpä) pROpTCR qUOb COM TIfsJCT SCRIÖTURQ* CCCC* PONO IN

siON lapibco) sucDmum aNQulüRc" 10 clccTUO) pRacTiosuo) CT ocDNis qui

CRCbibCRIT IN CO NON CONpUNbCTÜR- Uo6IS iqiTUR bONOR CRCbCNTI5üS NON

CRcbcNTieus auTco) lapis[ ]

quco) RCpROeaUCRUNT cbipiCQNTCS 16 biC paCTUS CST IN CapUT QNCUll CT la

pis oppcNSiONis CT pcTRa SCüNball

qUI OppCNbUNT UCRÖUCD NCC CRC büNT IN quo CT pOSlTI SUNT- UOS

auTco) QCNUS clccTuo) Rcqalcm 20 saccRboTium qcNS scä populus ab

qUISITIONIS quo UIRTUTCS abNUNTIC TIS CIUS qUI bC TCNC6RIS UOS UOCQ

uit[' •] ab abmiRaeilc lucncN suuoD qui aliquaNbo non popu

26 luS NUNC aUTCO) populUS bl XU'

^ Der erste Bachstabe dieses Wortes ist großer als die anderen.

^ Deutlich ist die Ziffer z zu sehen; es scheint u zu folgen, was auch zu der fol. 72^ vermnteten Qaatemionenzahl passen würde. Da aber statt Q jedenfalls kein x oder L oder C (letzteres dürfte wohl ausgeschlossen sein) folgte, so kann keinesfalls die ursprüngliche Handschrift die vier Eyangelien enthalten haben.

90 VII. Abhandlang: Bick.

V. Abschnitt. Ein apokryphes Sendsehreiben der AposteL

Über dieses interessEDte Fragment war bis jetzt nichts weiter bekannt als die wenigen Worte , die ihm Jos. v. Eichenfeld in seinem schon öfters erwähnten Aufsätze in den (Wiener) Jahr- büchern 1824^ Anzeigeblatt S. 38 widmet: ,Auf den Blättern 60 und 67 kommt eine schöne römische Unzial vor, von der sich leider nur einige unzusammenhängende Wörter und Silben lesen lassen.' Der Zustand der Erhaltung dieses Textes ist zwar gewiß ein sehr trauriger, aber mit Geduld und Mühe ließ sich doch ein Teil desselben entziffern, jedenfalls wenigstens so viel, daß man seine Zugehörigeit einigermaßen feststellen kann.

Der Text umfaßt ein Doppelblatt (jetzt fol. 60 und 67) sehr brüchigen und ziemlich beschädigten Pergamentes. Das Einzelblatt hat heute das Format 157 mm X 215 mm, doch sind die Ränder stark beschnitten, so daß man wohl auf ein ur- sprüngliches Format von etwa 195 mm X 235 mm schließen kann.

Die Schrift ist in zwei Kolumnen zu je 18 Zeilen auf der Seite angeordnet und umfaßt einen Gesamtschriftraum pro Seite von etwa 140 mm^ X 163 mm. Die Eolumnenbreite beträgt 57 mm und die Breite des Interkolumnenraumes 25 mm.

Die Zeilen sind liniert, und zwar sind die Linien über die ganze Seite gezogen; jede Kolumne hat zu beiden Seiten Begrenzungslinien, über die der Schreiber aber sehr oft hinaus- schreibt. Der Abstand der Zeilen von einander ist ziemlich regelmäßig und beträgt in der Regel 10 mm. In der Zeile be- finden sich durchschnittlich 15 Buchstaben.

Von der alten Tinte ist außer einigen Resten an den Rändern nichts mehr vorhanden. Man kann die Schrift zum Teil in schief auffallendem Lichte, größtenteils aber nur in durchscheinendem Lichte noch erkennen; die Entzifferung ist deshalb ungemein schwierig.

Die Schrift ist eine schöne regelmäßige Unziale und läuft parallel mit der jüngeren, die Stücke aus Eutychius, De discemendis coniugationibus, enthält. Der Text ist indistinkt;

^ Die äaßere Kolamne bat durch Beschneiden gelitten.

Wiener Palimpseste. 31

zur größeren Bequemlichkeit für die Benützung gebe ich die Wörter getrennt wieder. Von einzelnen Buchstaben haben D, H, L Oberlänge und F, P, Q und R Unterlänge; ebenso geht der Abstrich des Q und der linke Schenkel des N häufig unter die Zeile. T und J sind leicht zu verwechseln, da sich das T nur durch einen in der Regel ganz kleinen Querstrich vom J unterscheidet. Der Bogen des E ist in der oberen Hälfte etwas abgeflacht, und der Querstrich ist ganz oben angesetzt. Die oberen Teile der Schenkel des U sind etwas nach innen ge- bogen, so daß man zuweilen leicht U und O verwechseln kann. Der Beginn einer Antwort oder einer Frage, respektive der Rede des anderen, scheint in der Regel durch einen größeren, un verzierten, über den Rand hinausgerückten Buchstaben ge- kennzeichnet worden zu sein; auch scheint der erste Buchstabe jeder Seite größer als die übrigen gewesen zu sein.

Von Abkürzungen konnte ich keine feststellen außer einem Striche über dem Vokale (ihm folgend) für folgendes m, doch diese auch nur am Ende der Zeile.

Interpunktions- und Trennungszeichen scheinen nicht vorhanden zu sein. Von Rasuren und Korrekturen konnte ich im Texte nichts finden; nur auf fol. 60^ bemerkte ich zwischen Zeile 15 und 16 eine alte Rasur; wahrscheinlich war dort ein weggelassenes Wort zwischen den Zeilen nachgetragen.

Im oberen Rande in Verlängerung des Interkolumnen- raumes befindet sich auf jeder der beiden versoSeiten die Überschrift: epistula, zwar stark abgeschabt, aber immerhin mit der Lupe noch sicher zu erkennen. Die uns so besonders wertvolle Ergänzung dieses Titels, die wir auf den recto-Seiten erwarten, ist durch Beschneiden des Randes weggefallen.

Gut zu erkennen ist auf fol. 67' rechts unten die Qua- ternionenzahl VIII, doch erscheint bei aufi'allendem Lichte hinter VIII noch ein Strich, so daß Villi zu lesen ist.

Was das Alter unseres Palimpsestes anbetrifft, so möchte ich ihn noch dem 5. Jahrhundert zuweisen. In dieser Da- tierung bestärken mich zahlreiche Abbildungen ebenso datierter Proben gleichen oder sehr ähnlichen Schriftcharakters, so bei Chatelain, Uncialis scriptura, tab. VI, Zangemeister und Watten- bach, Exempla codd., tab. XXI und XXIII, CipoUa, Coli. pal.

9'^ VU. Abbandlung: Bick.

Bobb., vol. I., tab. XIV und XV, Sickel, Monum. graphica, vol. VIII, tab. I und anderen.

An manchen Stellen gewinnt man fast den Eindruck, als ob der Kodex zweimal reskribiert wäre, doch mit Bestimmtheit läßt sich bei den so spärlichen Resten ein Urteil darüber nicht fallen.

Daß die vorliegenden Bruchstücke in Oesprächsform abgefaßt sind, lehrt eine nähere Betrachtung derselben. Es spricht hier eine sich häufig mit ego einführende Person mit einem Vertreter mehrerer (dicam tibique = fol. 60', Kol. A, Zeile 14), der sich und seine Partei als nos bezeichnet. Daß unter ego nur Christus verstanden sein kann, ist ganz klar schon durch den einen Ausspruch: ,quia ego sum filius dei uiui omnipotentis, ego sum pater omnium' und durch die Er- zählung vom Niedersteigen aus dem Himmel; wer dagegen unter nos spricht, ist aus den vorhandenen wenigen Fragmenten mit Sicherheit nicht zu erkennen, es läßt sich nur mit großer Wahrscheinlichkeit die Vermutung aufstellen, daß unter nos die Apostel auftreten, und daß ihr Sprecher, wie auch sonst öfters, Petrus ist. Der Inhalt des scheinbar in Frage und Antwort (quid fati = fol. 67 % Kol. B, Z. 13) gekleideten Gespräches dreht sich im ersten Teile um die signa futura, die Endzeichen, und im zweiten Teile um die Menschwerdung Christi. Beide Teile tragen die Überschrift epistula, dürften also zusammen- gehören und vermutlich ein Sendschreiben der Apostel an die Gläubigen darstellen. Eine Stelle aber wie ego sum filius dei uiui omnipotentis, ego sum pater omnium findet sich in keiner kanonischen Schrift, es müssen also die vorliegenden Fragmente der apokryphen Literatur angehören. Doch auch hier bemühte ich mich lange vergeblich ein Schreiben dieses Inhaltes ausfindig zu machen, bis mich Henneckes ,Neute8ta- mentliche Apokryphen' 1904, S. 38 auf den von Carl Schmidt in den Sitzungsberichten der kgl. preuß. Akademie der Wissen- schaften zu Berlin 1895, S. 705—711 angekündigten Fund ,einer bisher unbekannten altchristlichen Schrift in koptischer Sprache' aufmerksam werden ließen. Aus der dort gegebenen Beschreibung und Inhaltsangabe des erwähnten Traktates, be- sonders aber aus der dort S. 710 angefahrten Stelle: ,Michael, Gabriel, Uriel und Raphael hätten ihn fUr einen der ihrigen

Wiener Palimpieste. 93

gehalten and wären ihm bei seinem Niedersteigen bis zum fünften Stereoma gefolgt^^ konnte ich mit ziemlicher Sicherheit den Schluß ziehen^ daß der Text jenes zu Achmim gefundenen und von Schmidt dem 4. bis 5. Jahrhundert zugewiesenen kop- tischen Papyrus und der unseres lateinischen Palimp- sestes identisch seien. Da aber die von Schmidt angekün- digte koptische Version leider noch nicht zur Ausgabe gelangte, so wandte ich mich brieflich an diesen und teilte ihm einzelne Stellen mit. Schmidt hatte nun die Liebenswürdigkeit, mir als- bald die Richtigkeit meiner Identifizierung zu bestätigen und mir ein ziemliches Stück der deutschen Übersetzung des koptischen Textes (fol. &7\ Kol. B, Z. 2 bis fol. 67 ^ Kol. A, Z. 17, das außerdem noch Mitgeteilte findet sich nicht in unserm Palimp- seste ) beizufügen, wofür ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank ausspreche. War auch die Hilfe der deutschen Übersetzung bei der nachträglichen Entzifferung neuer Buchstaben nur eine geringe, so erschien doch die Bestätigung mancher zweifelhaft gelesenen Worte durch sie sehr willkommen und wertvoll, zumal sich zeigte, daß die lateinische Übersetzung ziemlich genau gehalten ist Der fol. 60 gebotene Text von den Signa futura ist in dem koptischen Papyrus nicht erhalten und stand vielleicht auf einem der in dem oben genannten Berichte erwähnten verlorenen 8 ersten Blätter. Das auf fol. 67 erhaltene Stück findet sich im koptischen Manuskripte auf Seite lA, doch weicht die lateinische Übersetzung von fol. 67^, Kol. B, Z. 4 an von der koptischen Fassung ab; es folgt dort nach Schmidts Angabe die in den Berliner Sitzungsberichten S. 710 kurz angedeutete Erörterung Christi über seine Fleisch- werdung in Maria und dann die ebendort S. 711 wörtlich mit- geteilte Erzählung von der Passahfeier. Beide Stellen finden sich in unserm Palimpseste nicht; wenn man nun auch für die Auslassung der ersten einen Grund in dem Anstoße er- blicken könnte, den der Übersetzer an dem Inhalte, also an der Art der Entstehung Jesu in Maria, nehmen konnte, so ist doch für das Fehlen der Erzählung von der Passahfeier kein ersichtlicher Grund vorhanden. In der lateinischen Über- setzung ist im Folgenden augenscheinlich von Pfingsten die Rede; dies ist auch, wie mir Schmidt auf meine Anfrage freundlichst mitteilte, im koptischen Texte auf der folgenden

94 VII. Abhandlnng : B i c k.

Seite (16) der Fall. Es scheinen also von dort an die Texte wieder übereinzustimmen.

Der eigentliche Charakter des Traktates als Streit- schrift tritt natürlich erst deutlich in den 32 koptischen Text- seiten hervor. Zwar werden wir auch schon in den wenigen lateinischen Bruchstücken durch die Art der Darstellung vom Niedersteigen Christi (fol. 67^, Kol. A) sogleich an die Gnostiker erinnert, aber wir könnten aus ihnen allein noch kein sicheres Urteil über das Vorliegende fkUen. Erst die umfangreichere koptische Fassung ermöglicht uns dies. Dort wird nämlich S. 6 (vgl. Berl. Sitzungsber. S. 708) ausdrücklich mit Namens- nennung vor Cerinth und Simon, dem Magier, den Hauptver- tretern der Gnostiker, gewarnt als vor solchen, die da die Worte und Taten Jesu verdrehen, und daran die Mahnung ge- knüpft, sich von ihnen zu trennen. Auch die ausdrückliche Betonung der Auferstehung des Fleisches kann nur gegen die Gnostiker ihre Spitze richten. Doch nicht nur der anti- gnostische Charakter der Schrift tritt in dem ungleich län- geren Stücke des koptischen Textes deutlich zutage , auch alle oben auf Grund der lateinischen Übersetzung mehr vermutungs- weise ausgesprochenen Ansichten über die Form des Gespräches und über die mit nos eingeführten Personen erhalten durch den Papyrus ihre volle und sichere Bestätigung.

Der auf fol. 60 erhaltene Text ist, wie bereits erwähnt, in koptischer Fassung nicht vorhanden, vielleicht weil das ihn enthaltende Blatt verloren gegangen ist. Es wird auf fol. 60% Kol. A von den signa futura gesprochen, mit denen das Ende der Welt anbricht d. h. das Ende des tausendjährigen Reiches der electi mit Christus hier auf Erden (antequam exiant electi de saeculo). Wir haben also hier offenbar eine chiliastische Auffassung vom Ende der Welt vor uns. Die Chiliasten, deren Ansichten besonders in den ersten drei Jahrhunderten stark verbreitet waren, aber sich auch noch bis in die neueste Zeit fortgepflanzt haben, waren nämlich der Ansicht, daß Christus bei seiner Ankunft auf Erden ein tausend Jahre dau- erndes Reich voll der Herrlichkeit errichten werde, in welchem, wie uns Irenäus, Contra haereses, lib. V, cap. 24 36 ausflLhrlich darstellt, die wenigen noch lebenden und die bei der Ankunft Christi auferweckten Gerechten ein Leben irdischen Glückes

Wiener Palimpseste. 95

und Genusses in ungestörtem Frieden führen werden. Am Ende dieser 1000 Jahre wird jedoch der Satan ^ von seinen Banden befreit, alle bisher unter der Herrschaft der Gerechten gestandenen Völker gegen diese aufreizen, es wird sofort ein heiliger Krieg entbrennen, aber Gott wird die Feinde durch Feuer und Erdbeben vertilgen. Dann erneuert Gott Himmel und Erde, und es erfolgt die zweite, allgemeine Auferstehung und das Gericht. Die Schilderung der si^a futura, wie sie fol. 60', Kol. B, Z. 11 18 gegeben ist, hat Ähnlichkeit mit der bei Lucas XXI, 11: ,Et terraemotus magni erunt per loca, et pestilentiae, et fames, terroresque de caelo, et signa magna erunt,^ und 24: ,Et cadent in ore gladii, et captivi ducentur in omnes gentes, et Jerusalem calcabitur a gentibus: donec imple- antur tempora nationum/ (Die Abweichungen der Itala von der Vulgata sind hier unwesentlich und gering). Da aber der Zusammenhang zwischen exiant electi de saeculo (fol. 60', Kol. A, Z. 13) und der Aufzählung dieser Endzeichen (fol. 60', Kol. B, Z. 11) infolge der Lücken im lesbaren Texte nicht ganz er- sichtlich ist, so bleibt die Frage offen, ob wir hier einen Teil einer antichiliastischen Schrift vor uns haben, deren propositio theseos contra quam fol. 60', Kol. A und deren Widerlegung fol. 60', Kol. B gegeben wird durch Betonung des ungeheuren Jammers und Elendes, die anstatt der erhofften Freuden und Genüsse dem Ende der Welt vorausgehen werden, oder ob wir in dem Vorliegenden eine chiliastische Schilderung vom Ende der Welt erkennen dürfen, die in Kol. B, Z. 11 18 die Erscheinungen aufzählt, welche der zweiten, allgememen Auf- erstehung vorangehen. Ich möchte mich eher für die letzte Ansicht entscheiden, da ich glaube, daß das auf fol. 60 erhal- tene Stück des PaUmpsestes zu den fol. 67 gebotenen Bruch- stücken gehört. Denn beide tragen die gleiche Überschrift epistula und beide zeigen die gleiche Form der Behandlung des Themas; ferner bespricht der erste Teil die Zeichen, die der allgemeinen Auferstehung und dem Gerichte vorangehen, und Schmidt erwähnt in seinem Berichte in den öfters ge- nannten Sitzungsberichten, S. 708 f., daß im koptischen Texte des Sendschreibens in eingehender Weise die Auferstehung be- handelt und ausgeführt werde, ,daß mit dem Fleische auch die Seele und der Geist auferstehen würden, und sie sich für das.

96 y n. Abhandlung : B i c k

was sie getan , verantworten müßten, sei es nun Gutes oder Böses/ Es ist also wahrscheinlich , daß die Stücke fol. 60 und 67 demselben Sendschreiben angehören. Nach dem Umstände zu schließen, daß der fol. 67^ gebotene Text in der koptischen Fassung Seite lA sieh findet, und daß fol. 67 die Quatemionenzahl trägt und mit fol. 60 ein zusammenhängendes Doppelblatt bildet, muß der Teil mit den signa futura dem An- fange der Schrift entnommen sein. Wenn nun aber beide Stücke zu derselben Streitschrift gehören, so ist wohl schwerlich anzunehmen, daß die auf fol. 60 gebotene Stelle sich gegen die Chiliasten richtet und somit einen Teil ftir sich bildet, sondern wir müssen wohl glauben^ daß das antignostische Sendschreiben einen Anhänger des Chiliasmus zum Verfasser hat, deren es ja in den ersten drei Jahrhunderten selbst unter den glaubens* eifrigsten Orthodoxen sehr viele gab, wie uns am besten das Beispiel des Irenaeus beweist.

Wie außerdem aus der Seitenzählung des koptischen Textes hervorgeht, kann sich die Quatemionenzahl VHII nicht allein auf das Sendschreiben beziehen, man wird vielmehr der Ansicht Raum geben müssen, daß diesem Sendschreiben noch andere Abhandlungen vorausgingen, so daß wir vielleicht in dem Vorliegenden einen Teil einer Sammlung von kirch- lichen Streitschriften vor uns haben.

Als Ursprache der im Folgenden wiederaugebenden la- teinischen Übersetzung betrachte ich die koptische. Mög- licherweise wurde die lateinische Obersetzung nicht direkt aus dem Koptischen gemacht, sondern kam vielleicht erst durch ein griechisches oder syrisches Mittelglied zustande.

Zeichen der Ausgabe:

A A A A unsichere oder verstümmelte Buchstaben.

[....] unerkennbare Buchstaben.

[AAAA] durch Beschädigung des Pergamentes ausge- fallene und ergänzte Buchstaben.

Wien« Palimpuste.

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^ Übar diesem Worte befindet sich noch eine größere Rasur; wahrscheinlich wjur noch ein ausgelassenes Wort darübergeschrieben. * Der rechte

Rand dieses Blattes ist stark beschnitten, so daß auf dieser Säte in der zweiten Kolumne durchschnittlich etwa 2—3 Buchstaben in der Zeile weggefallen sein dOrften. * Der linke Rand ist stark beschnitten, so daß in der linken Kolumne in jeder Zeile durchschnittUeh 8—- 3 Buch- staben weggefallen sein dürften. ^ Die Zahl der unlesbareB Bachislaben Iftßt sich nicht immer mit Sicherheit feststellen. Sitxiing8b«r. d. pbil.-hi8t. Kl. 169. Bd. 7. Abh. 7

98

VII. Abbandlnng: Biek.

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^ Die Zahl der anlesbAren BnehBtaben ist nicht immer mit Sicherheit festsQstellen. ' Am rechten Rande der rechten Kolumne sind infolge Beftchneidens des Pergamentes in jeder Zeile dorehsehnittlich etwa 8 Bach- Stäben weggefallen.

Wiener Pftlünpseste.

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fol. 67

^ Vor elus ist das Pergament abgebröckelt; allem Anscheine nach hieß daa Wort Angelns. ' Der linke Rand ist stark beschnitten, so daß fast in jeder Zeile ein Buchstabe weggefallen ist.

SiteimCibtr. d. phil.-bial. Kl. 169. Bd. 7. Äbh. 8

100 VU. Abbandlnng: B i c k.

VI. Abschnitt. Der Bioscnrldes-Palimpsest.

Auf vier ziemlich gat erhaltenen Blättern des cod. 16 (fol. 62 65) finden sich anter Eatychins^ De discernendis conin- gationibns, einige größtenteils lesbare und fbr die Kritik des Dioscurides wertvolle Fragmente aus den Kapiteln 78, 79, 82, 83, 108 und 109 (nach der Zählung Wellmanns) des dritten Buches von Dioscurides' Ilepl l>Xi](; lorcptxTj^. Die genannten Blätter haben das Format 160 mm X 215 mm und scheinen ursprunglich kaum breiter und höher gewesen zu sein.

Die Größe des Schriftraumes beträgt 95 mm X 130 mm.

Die Tinte ist blaßgelb und nur noch auf fol. 62 und 65 größtenteils gut zu sehen. Auf fol. 63 und 64 ist sie gänzlich ausgewaschen und abgerieben^ und die Buchstaben sind nur noch auf fol. 63^ und zwar fast nur in durchscheinendem Lichte zu erkennen.

Auf jeder Seite findet sich eine Kolumne mit 22 Zeilen. Die noch gut sichtbaren Linien und seitlichen Begrenzungs- linien sind mit dem Griffel eingeritzt. Der Abstand der Linien von einander beträgt bald 6, bald 7 mm.

Die Buchstaben stellen auf den Linien; in jeder Zeile be- finden sich durchschnittlich 25. Der Text ist in scriptura con- tinaa geschrieben und zeigt eine schöne, kleine, sich ganz schwach nach rechts neigende Unziale, die ich noch dem 6. Jahrhunderte zuweisen möchte. Wie das Faksimile zeigt, haben O, G, C und 6 noch die runde Form und lassen nur selten eine schwache Neigung zum Ovalen erkennen. Beim 6 ist öfters eine Annäherung an die Kapitale zu beobachten, in- dem der Schaft fast gerade ist, und die Krümmungen nach innen fast eckig angesetzt werden. Das O erregt sehr oft durch seine im Verhältnis zu den übrigen Buchstaben auffiillend kleine Form unsere Aufmerksamkeit. Unterlänge haben p und Yi Überlange und zugleich Unterlänge zeigt die Form des <p und '\. Die jüngere Schrift läuft fol. 62 und 65 parallel mit der älteren, während sie fol. 63 und 64 kopfständig zu ihr sieh findet.

Wiener Palimpseste. 101

Spiritus, Akzente, Interponktions- and Trennungszeicben sowie Ligaturen sind nicht vorhanden. Von Abkttrznngen konnte ich nur einmal (fol. 62% Zeile 4) am Ende der Zeile einen Strich über einem Vokale ftir folgendes N bemerken.

Korrektaren kommen in dem gelesenen Texte nicht vor, wie überhaupt der Text sehr regelmäßig und sorgflUtig geschrieben ist.

Fol. 62% Zeile 3 erscheint hinter KOMIZ6TA1 ein kri- tisches Zeichen, so viel noch zu sehen ist, ein nach links geöffneter Halbkreis, wohl um anzudeuten, daß Ayo r6NH KOMIZ6TA1 falsch wiederholt ist und getilgt werden soll. Die sonst sich ziemlich häufig findenden Punkte (hie und da auch kleine Striche) können wohl kaum etwas anderes sein als Federproben, da sie meist an Stellen bemerkt werden (so ziemlich zahlreich und offenkundig wiUkürlich gesetzt auf dem unteren Rande von fol. 65^), wo ihnen schwerlich eine Bedeutung beigemessen werden kann.

Für Überschriften bei Beginn eines neuen Kapitels wird eine ganze Zeile verwendet, und zwar steht die Über- schrift in der Mitte der Zeile in gleich großen Buchstaben wie der ganze übrige Text geschrieben ist. Auch sonst habe ich größere Buchstaben nirgends bemerkt. Eapitelzahlen und Überschriften über den Seiten finden sich nicht Der Name des Verfiissers oder der Titel der Schrift ist nirgends genannt. Quaternionenzahlen konnte ich auf den beiden erhaltenen Doppelblättern nicht bemerken« Jedenfalls gehörte Doppelblatt 62—65, wie sich aus dem Inhalte der Blätter ergibt, einem anderen Quatemio an wie Doppelblatt 63 64.

Hinsichtlich der Orthographie ist anzuführen, daß in der Regel langes 1 durch 61 ausgedrückt wird, und daß nirgends ein Iota subscriptum oder adscriptum sich findet; wenn ein Wort mit demselben Vokale endet, mit welchem das folgende Wort anftlngt, so wurde dieser Vokal wahrscheinlich in der Regel nur einmal geschrieben (vgl. fol. 65% Zeile 1).

Entdeckt wurden diese Dioscurides-Fragmente von Jos. V. Eichenfeld; er war es auch, der den Text auf fol. 62 und 65 zuerst entzifferte und ihn in den (Wiener) Jahrbüchern der Literatur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 35—37 veröffent- lichte. Es ist nun sehr auffallend und ganz gegen die bei

s-*

1 02 VIT. Abhandlan^ : B i e k.

Eiohenfeld sonst zatagetretende Qenanigkeit and Gewissenhaf- tigkeit, daß sich in der Lesnng Eichenfelds yerhältnismftßig viele Fehler finden and zwar oft gerade an solchen Stellen, wo der Text ganz gat erhalten ist, and wo Eichenfeld noch darch ein ,8ic' aaf die Besonderheit der Lesart aafmerksam machte, so daß ich fast glaaben maß, daß diese Fehler nar aaf Verschrei bangen Eichenfelds zarttckzafUhren sind. Schon Eichenfeld stellte wegen der gleichen äußeren Einrichtang, die der reskribierte Text aaf fol. 63 and 64 mit dem aaf fol. 62 and 65 zeigt, die Vermatang aaf, daß auch jene Blätter Stücke aas Dioscnrides enthalten dürften. Es ist mir gelangen, dies mit Sicherheit festzastellen and Teile von Kapitel 108 and 109 des dritten Baches des Dioscarides aaf fol. 63^ za entziffern. Von Tinte ist nichts mehr vorhanden. Die Kontaren der Bach- staben sind nar noch in schief aaffallendem oder in darch- scheinendem Lichte za erkennen. Hie and da hatte ich aach Erfolg mit schwarzen Unterlagen. Aach fol. 63' and fol. 64' and ^ enthielten ganz gewiß einmal Text des Dioscarides, aber leider trotzten diese Seiten allen Versachen and ließen nar wenige anzasammenhängende Wörter and Silben and einzelne Bachstaben zastandebringen.

Unser Palimpsest wnrde von M. Wellmann gelegentlich seiner Neaheraasgabe des dritten and vierten Baches des Dios- carides (Berlin Weidmann 1906) zar Kritik des Aators zum ersten Male herangezogen and dort mit B bezeichnet. Wellmann, der die Dioscarides-Handschriften in eine interpolierte and in eine nicht interpolierte Haaptklasse scheidet and die letztere wiederam in drei Unterklassen teilt, weist nnsere Brachstücke der zweiten dieser Unterklassen za. Diese Klasse, in welche aach jener Kodex gehört, aas dem die lateinische Ubersetzang des Monacenßis floß, ist fehlerhafter and schlechter als die erste der von ihm anterschiedenen 3 Unterklassen, ist aber immer- hin für die Textkritik noch von großer Wichtigkeit. Dieser Einschätzung von B kann ich aaf Grand der vorliegenden Nea- kollation and einer neaerlichen Uberprüfnng dieser Frage nar meine vollste Znstimmang geben. Die Nachprüfang des bisher Gelesenen and die Entzifferang des neaen Stückes hat die Verhältnisse ein wenig zngansten der Wertscbätzang von B verschoben, doch in der Hauptsache maß als Urteil nach wie

Wiener Palimpseete. 103

vor gelten: B weist zwar Lesarten aller von Wellmann unter- schiedenen Handschriftenklassen auf, stimmt aber am meisten mit der zweiten Unterklasse der nicht interpolierten Hand- schriftengrnppe (E Dl) überein. Die ziemlich zahlreichen Sonderlesarten von B sind in der Regel nicht wesentlich and können gegenüber dem Werte und dem Alter der übrigen Über- lieferung keine große Beachtung finden.

Die Kapitel- und Paragraphenzählung gebe ich nach der bereits genannten Ausgabe von M. Wellmann.

Zeichen der Ausgabe:

AAAA unsichere oder verstümmelte Buchstaben.

[....] verlorene oder unerkennbare Buchstaben.

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A TA PYnApA eXKH KAI X6niAAC AnO OCT6(DN a4>ICTHC1N KAI AROY XOl TA nAXAlA MGirNYTAI AB KH

^ Der Palimpsest bietet hier statt A,YCTOKIMC eine ganz auffallende Sonderlesart. Eichenfeld liest im Palimpseste J^y^^^*^^'^ '^^ ^^^^ sicherlich nicht dort steht.

104 vn. Abbandlan?: Biok.

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^ In der Bcriptura continua steht da; THMXTXMYrAXAOlC Ee ist also bei der Worttrennnng richtig zu lesen: THMATX XHyrA.KAOlC, eine Erscheinung, die schon bei Bespreehong des Pelagonins-Palimpsestes er- wähnt wurde.

' Eichenfeld liest hier irrtamlicherweise MGlKpCDN (sie).

Wiener Palimpseste. 105

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^ Hinter KOMIZ6TXI ist ein Zeichen angebracht, so viel noch zn erkennen ist, ein nach links ge($ffoeter Halbkreis, wohl um anzudeuten, daß A.YO r6NH KOMIZ6TM irrtümlich an dieser Stelle wiederholt ist Daß gerade unter dem ersten Buchstaben (A.) des ersten der zu tilgenden Wörter ein Punkt steht, halte ich fQr Zufall und glaube, daß dieser Punkt wie alle andern, sich meistens auf den Rändern findenden Punkte und kleinen Striche nur als probatio pennae zu betrachten ist.

' Eichenfeld, 1. c, liest hier irrtümlich M6reeOYC.

* Eichenfeid führt hier als Lesart des Palimpsestes opOBOy ^n, obwohl dort deutlich opOBCD zu lesen ist. Über dem CD scheint kein Strich gestanden zu sein, wahrscheinlich hat also der Schreiber ▼ergessen, das N beizufügen.

^ In der Lesung Eichenfelds findet sich KOMMH (sie) statt des deutlichen KOMM6I.

* Statt KXT 6IOBXN liest Eichenfeld irrtümlicherweise KXTX lOBXN. ^ Eichenfeld bietet hier fälschlich eNXpiOM6NOC.

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' Eichenfeld liest hier KHpu>TOIC.

* Zwischen AION und KM finden sich noch wuei Buchstaben, die ich aU ON lesen möchte. Eichenfeld bietet bloß AION (sie).

° Auffallenderweise bietet hier trots des deutlichen r6NNU>M6N0Y ßicben- feld als Lesart des Palimpsestes reNOMCrJOy» dem er ein sie beifü^

* In Eichenfelds Lesung findet sich hier M€TU>niON. Der Palimpsest rechtfertigt also Wellmanns Text.

' Statt des von Eichenfeld als unsicher gebotenen M€N kann ich gioi gut /l.6 lesen.

Wiener Palimpaeete. 107

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VIL Abschnitt Bruchstficke einer griechischen medizinischen Schrift.

Der letzte der im cod. 16 sich findenden Palimpseste ist der am schlechtesten erhaltene. Vier Doppelblütter ziemlich kräftigen^ aber sehr schadhaften Pergamentes von dem Formate 176 mm X 211 mm (nur Doppelblatt 61 66 hat die Größe löömm X 220 mm) bieten uns den nur in kleinen Partieen les- baren Text. Er ist in zwei Kolumnen mit je 32 Zeilen auf der Seite in einer der Schrift der soeben besprochenen Dies- corides-Fragmente sehr ähnlichen, aber etwas mehr geneigten

104 vn. Abhandlong: Biok.

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^ In der scriptara continua steht da: THMXTAMYrA.XAOIC Es ist also bei der Worttrennnng richtig zu lesen : TMMXTX XMYT^XAOiC, eine Erscheinung, die schon bei Bespreehnng des Pelagonins-Palimpsestes er- wähnt wnrde.

' Eichenfeld liest hier irrtümlicherweise MeiKfCDN (sie).

Wiener Palimpseste. 105

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' Hinter KOMiz6TXl ist ein Zeichen angebracht» so viel noch zu erkennen ist, ein nach links geöffneter Halbkreis, wohl am anzudeuten, daß ^.yo r6NH KOMIZ6TXI irrtümlich an dieser Stelle wiederholt ist Daß gerade unter dem ersten Buchstaben (A.) des ersten der zu tilgenden WOrter ein Punkt steht, halte ich für Zufall und glaube, daß dieser Punkt wie alle andern, sich meistens auf den Rändern findenden Punkte und kleinen Striche nur als probatio pennae zu betrachten ist.

* Eichenfeld, 1. c, liest hier irrtfimlich MGreeOYC

' Eichenfeid ftthrt hier als Lesart des Palimpsestes opOBOy «n, obwohl dort deutlich opOBU> zu lesen ist. Über dem cd scheint kein Strich gestanden zu sein, wahrscheinlich hat also der Schreiber vergessen, das N beizufügen.

* In der Lesung Eichenfelds findet eich kommh (sie) statt des deutlichen KOMM6I.

* Stett KXT 6IOKXN liest Eichenfeld irrtttmlicherweise KXTX lOBXN.

* Eichenfeld bietet hier fähichlich 6NXplOM6NOC.

eap. 83. ; !.

106 VII. Abhandlang: Biek.

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' Eichenfeld liest hier KHpU>TOIC.

' Zwischen AtON nnd KAI finden sich noch zwei Buchstaben, die ich als ON lesen möchte. Eichenfeld bietet bloß AION (sie).

° Auffallenderweise bietet hier trots des deutlichen r6NNCDM6NOY Eichen- feld als Lesart des Palimpsestes reNOMClJOY« dem er ein sie beifügt.

* In Eichenfelds Lesung findet sich hier M6TU>niON. Der Palimpsest rechtfertigt also Wellmanns Text.

' Statt des ron Eichenfeld als unsicher gebotenen M6N kann ich gans gut A.6 lesen.

Wiener Palimpsesta 107

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VII. Abschnitt. Bruchstficke einer griechischen medizinischen Schrift.

Der letzte der im cod. 16 sich findenden Paiimpseste ist der am schlechtesten erhaltene. Vier Doppelblütter ziemlich kräftigen, aber sehr schadhaften Pergamentes von dem Formate 176 mm X 211 mm (nur Doppelblatt 61 66 hat die Größe \bömmX220mm) bieten uns den nur in kleinen Partieen les- baren Text. Er ist in zwei Kolumnen mit je 32 Zeilen auf der Seite in einer der Schrift der soeben besprochenen Dios- curides-Fragmente sehr ähnUchen, aber etwas mehr geneigten

108 yil. Abhandlungr: Biek.

nnd weniger zierlichen Unziale geschrieben; er dürfte also etwas jünger sein als der Dioscarides.

Von Tinte ist nichts mehr vorhanden. Die Bachstaben sind zum Teil nur in schief auffallendem oder in durchschei- nendem Lichte noch zu sehen. Zuweilen führte auch eine schwarze Unterlage zu einem Erfolge.

Die mit dem Griffel eingeritzten Linien und seitlichen Begrenzungslinien sind nur noch auf fol. öl*" und fol. 66^ gut zu erkennen. Der Abstand der Zeilen von einander beträgt in der Regel 1 mm. Die Größe des Schriftraumes umfaßt 125 mm X 180 mm. Die Breite des Interkolumnenraumes mißt durchschnittlich 15 mm.

Die Buchstaben stehen auf den Linien; in jeder Zeile befinden sich, soviel festgestellt werden kann, durchschnittlich 16. Die Form derselben ist bereits bei Besprechung der Dios- curides-Fragmente behandelt; nur O und G haben meist eine mehr ovale Form, und das 6 zeigt nicht mehr jene im Dios- curides- Texte öfters bemerkten eckigen Ansätze der Ejüm* mungen. Die Worte sind nicht getrennt. Die jüngere Schrift, die Eutychius, De discernendis coniugationibus und gramma- tische Fragmente enthält, läuft fol. 57, 59, 68 und 70 parallel mit der älteren, während sie fol. 58, 61, 66 und 69 kopfständig zur letzteren geschrieben ist.

Abkürzungen, Ligaturen, Interpunktions- und Trennungs- zeichen, Spiritus, Akzente, Iota subscriptum oder adscriptum, Überschriften (weder über den Seiten noch über den Kapiteln) sowie Korrekturen konnte ich in den wenigen lesbaren Resten nicht bemerken.

Zweimal glaube ich Kapitelanfänge konstatieren zu können: fol. 61', Kolumne A, Zeile 23 und auf derselben Seite Kolumne B, Zeile 17. Der erste Buchstabe, der gleich groß ist wie die übrigen, ist in beiden Fällen über den Rand heraus- gerückt, and ich glaube an beiden Stellen als erste Buchstaben K6<j>XX (das übrige ist unsicher) lesen zu können.

Die Quaternionenzahl H, die sich fol. 61^^ auf dem un- teren Rande ganz rechts findet, ist noch gut erhalten und deutlich zu erkennen.

Fol. 66^ macht den Eindruck, als ob es zweimal res- kribiert wäre; auf dem linken und dem oberen Rande glaube

Wiener Palimpteste. 109

ich noch einzelne Bachstaben einer flüchtigen römischen Ka- pitale (R, By ly N) feststellen zu können. Da nun das Linien- schema fUr die griechische Unziale gerade auf dieser Seite auffallend gut erhalten ist^ so hätte man also diese Seite wohl zuerst mit einer römischen Kapitale beschrieben ^ dann diese getilgt und kopfständig zu ihr eine griechische Unziale darüber- geschrieben, schließlich auch diese wieder getilgt und kopf- ständig zur letzteren eine lateinische Minuskel aufgetragen, so daß jetzt die älteste und die jüngste Schrift parallel mit einan- der laufen.

Schon Job. v. Eichenfeld, (Wiener) Jahrbücher der Li- teratur, Bd. 26 (1824), Anzeigeblatt S. 68, hat diese Palimpsest- blätter bemerkt und zu entziffern unternommen, aber diesen Versuch als aussichtslos aufgegeben. Nach dem wenigen, was trotz wiederholter Versuche von mir mit einiger Sicherheit ent- ziffert werden konnte, war es leider auch mir nicht möglich, den Text einem bestimmten Autor zuzuweisen. Jedenfalls haben wir Bruchstücke einer griechischen Schrift medizini- schen Inhaltes vor uns. Es ist hier die Rede von <}>ApMAKA, K6<|>AXH, CYPirreC, xeniC (öfters), AMMCDNIXKOM (öfters), YCCDnON, niTYNlHC XHPX, KOXXH nONTIKH, 6XX10N, XXXKON etc.; es werden Heilmittel genannt npoC XN6Y- PYCMON CTOMICDN, RpOC <j>YMXTX KXI CYPtNFXC (sie)

noAxrpxc nopoYC ICXIXAX (fol. 61% Kol. B, Z. 20—22) und anderes dergleichen mehr, aber leider ist keine längere zu- sammenhängende Stelle zustandezubringen. Auch meine Ver- mutung, daß unsere Fragmente Teile aus Galens Schrift IIspl Tpo(pb)v 8uva(jie(i)(; seien, Teile derselben Schrift, aus der H. Schöne in den Sitzungsberichten der kgl. preuß. Akademie der Wissen- schaften 1902, S. 442 ff. nach einem ebenfalls aus Bobbio stam- menden Palimpsestblatte einen Abschnitt veröffentlichte, bestä- tigte sich nicht, wie auch schon die äußere Einrichtung jenes Palimpsestes dagegen spricht.

110 VII. Abhandlang: Bick.

Wort- und Sachregister/

Abkürzungen 12, 30, 45, 91, 101, 108

Achmim 93

Acta Apostoloram, Tide Apostelgeichichte.

Aksente 101,108

Ammiannt 15

Apex 27

Apokalypse 46

Apostel, Ein apokryphes Sendschreiben der Apostel 90 ff.

Äußere Eigentümlichkeiten 901

Alter 91

Nähere Bestimmung und Charakter 92 ff.

Text' 97ff,

Apostelgeschichte, Lateinische Bruchstücke der 43 ff.

Äußere Eigentümlichkeiten 43 ff.

Alter 47

Entdeckung und Herausgabe 47 f.

Siglum 48

Wert 48f.

Text öOff-

Argento, Gaetano 9

Arndt-Tangl, Schrifttafeln 14

Beck, Friedr 14

Becker, Gustav, Cat. bibl. ant 6

Belsheim, J 47f.

Berger, S 49f.

Bobbio 4ff.

Inventar der Bibliothek von 4 f.

Eintragung in Hss. von 4 f.

Briefe, Lateinische Bruchstücke der Briefe des lacobus und Petrus 43 ff.

Beschreibung der äußeren Besonderheiten 43 ff,

Alter 47

Entdeckung und Herausgabe 47 f.

Siglum 48

Wert 49

Text 72ff.

^ Die hauptsächlich benutzten Werke sind im Register durch gesperrten Druck hervorgehoben.

Wiener Palimpfleste. 111

Seite

Cayalcanti, Ant. Maria 10

Cerinth 94

Chatelain, Pal. des Class. lat U

Uncialis scriptnra 29, 44, 47, 91

Les palimpsestes lat. (£cole prat. d. h. öt.) 29

Cbiliasten, die 94ff.

Chronst, Monum. palaeogr 14

Cipolla, Coli, paleogr. Bobb 4, 17, 44, 91

Cod. Hannoveranus, vide Hannover. Neapolitanns, Tide Neapel.

Riccardianus 1179 28, 30f., 33

Vindobonensis Palat., Tide Wien.

Colnmbanus 4 ff.

Corssen, P 47, 49

Delisle, L 4

Denis 18

Detieften, D 3, 9, 11 f., 13, 16, 18ff.

Dioscnrides lOOff.

Dioscurides-Palimpsest 100 ff.

Änßere Bescbreibung lOOf.

Alter 100

Entdeckung^ und Heransgabe 101 f.

Wert 102

Siglnm 102

Text 103ff.

Eichenfeld, Jos. y 8, 13, 28, 33ff., 47, 90, 101 f., 109

Endlicher, Stephan 10

Epistnla apocrypha Apostolomm, vide Apostel. Epistulae lacobi et Petri, vide Briefe.

Eutychins 90, 100, 108

Evangelien 46

Forlosia, Nicolö 10

Fragmentnm medicum 107 ff.

Änßere Eigentümlichkeiten 107 f.

Alter 108

Nähere Bestimmung 109

Franken, CM 13, 14

Galbiato, Qiorgio 5f.

Galen. 109

Oebhardt, Oskar v., Ein Bücherfand in Bobbio (C. B. f. B.) . 6, 7

Qennadins 28

Gigas libromm 49

Gnostiker 94

Grammatikerhaudschriften 5 ff.

Gregory, Textkritik d. N. Testam 49'

Halbunziale 44

112 VU. Abhandlung: Bick.

Sttto

Hannorer, kOnigl. Bibliothek, cod. 42, 1846 6

Hennecke, Neutestam. Apokryphen 92

HieronymuB 6

Hody, Humfred 49

Homoioteleuton 18

Horatiufl 15

Hort, Tide Westcott

HoBiüS, C, Lncani De hello civil! 11, 14, 17, 18, 20ff.

lacobos, Epiatalae lacobi, vide Briefe.

lanelli, C, Gat. Bibl. Lat. Neap 8

Ihm, M., Pelagonii Yeterinaria 28ff.

Interpunktionsseichen 12, 80, 45, 101, 108

Iota adscriptum 101, 108

subscriptum 101, 108

Irenaeus 94, 96

Irland 4

lUla 48f.,96

KapiUle HC, 109

Kapitelanf&nge 29f., 46, 91, 101, 108

Kapitelüberschriften 30, 101, 108

Kapitelzahlen 80, 101

Karl VI., Kaiser 9

Keller, Ferdinand ... 4

KoUar, F., Comm. de Bibl. Gaes. Vindob 10

Korrekturen 13, 46, 91, 101, 108

LambeciuB, P., Comm. de Bibl. Gaes. Vindob 10

L»ejay 14

Ligaturen 12, 29, 101, 108

Linien 12, 29, 44, 90, 100, 108

Lucan 3, Uff.

Lucan-Palimpsest Uff.

Beschreibung der äußeren Eigentümlichkeiten 11

Entdeckung und Herausgabe 13

Alter 14

Wert Uff.

Siglum 15

Andere Stücke des Palimpsestes 16 f.

Text 17ff.

Lucas 95

Mabillon 9

Menöik, F., Die Neapolit. Hss. d. Hofbibl. (Mitt. d. 6. V. f. B.) . 9

Merula, Georgius 6f.

Monaci, Arch. pal. ital 14,16

Mosel, Geschichte der Hofbibl 9

Muratori 5

Neapel, Cod Borb. IV. A. 8 8,16f.

Wiener Palimpseste. 113

Seite

(Neapel), CaUl. der Bibl. Borb 8

Kloster S. Giovanni a Garbonara 8 ff.

Orthographie 15,101

Palimpseste, Hilfe bei der Entzifferung der 2

Zubereitung der 12, 23

Doppelte Beskribierung 92, 108 f.

Palimpsestns Romauus des Lucan 28

Papyrus, koptischer 93 ff.

Parrhasius, A. J 6 ff.

Passahfeier 93

Paulus, recensio Paulina 15

Pelagonius-Palimpsest 28ff.

Äußere Eigentümlichkeiten 28 ff.

Entdeckung und Herausgabe 28

Siglum 28

Alter 29

Wert 30ff.

Text 33ff.

Pertz 5, 16

Petrus 92

Petrus, Epistulae Petri, yide Briefe.

Pejron, Amadeus 4, 5

Plinius , 7

Politianus 33

Poncher, Etienne de 7

Probns 5 ff.

Handschriften des Probus 7

Quaternionenzahlen 12,30,46,73,89,91,96,101,108

Rasuren 63, 59, 78, 81, 82, 91, 97

Eeagentien, chemische 2

Riccardi, Aless 9

Riccardianus, vide cod.

Rossi, Nie. Aless 9

Sacerdos, Plotius 5 f., 8

San Giovanni a Garbonara 8 ff.

Schenkl, Karl 28

Schmidt, Karl 92ff.

Schöne, H 109

Scriptura continua 12,19,21,29,44,90,100,108

Sendschreiben, Ein apokryphes der Apostel, vide Apostel.

Sergius 5

\ Seripando, Antonio 6 ff.

Girolamo 8

Sickel, Monum. graph 92

Signa futura 94ff.

Simon, der Magier 94

114 VII. AbhandluB^: Bick.

8«ito

Society, Palaeographical 14

Spiritus 101,108

Steinhart, Wilh. 14

Stockholm, kttnigl. Bibliothek, Qig^as librorniii 49

Subskriptionen 44f.

Tangl, Tide Arndt

Tisehendorf 47f.

Trennungsleichen 101, 108

Überschriften 11,16,30,46,91,101,108

UuEiale 29, 90, 100, 108f.

Yindobonensis cod., vide Wien.

Yolaterranus 5

VulgaU 49,95

Wattenbach, vide Zangemeister.

Wellmann, Max 102ff.

Westcott und Hort, The new Testaro 48

White, H. J., Old Latin Biblical Texts 44, 4Gff.

Wien, Cod. Palat. Vindob. 5 6

if n » 11 16 8ff.

n n 17 6, 7, 9

» fi II n 75 6

. 3190 6

5559 6f.

9&W 10

n U924 10

» II II n iappl. gr- 48 6

ti » « n w »"9 6

Zangemeister und Wattenbach, Exempla codd. . . . 14, 44, 91 Zeichen, kritische 101

Wiener PalimpBeste. 115

Inhaltsübersiclit.

Seite

Vorwort If.

I. Abschnitt: Der cod. 16 im allgemeinen 3 10

1. Dessen Beschreibung 3f.

2. Dessen Geschichte 4 10

IL Abschnitt: Der laUoan-PalimpBest 11—27

1. Seine änßere Beschaffenheit und Eigentümlichkeit .... 11 13

2. Seine Entdeckung, Entzifferung und Herausgabe 13

3. Sein Alter 14

4. Seine Bedeutung in der Textkritik und sein Verhältnis zu

den übrigen Lucanhandschriften 14 f.

5. Seine orthographischen Eigentümlichkeiten 15 f.

6. Andere Stücke dieses nämlichen Lucankodex 16 f.

7. Der Text des Palimpsestes 17—27

III. Abschnitt: Die FelagoniuB-Fragmexite 28—43

1. Ihre Bedeutung 28

2. Ihre Entdeckung, Entzifferung und bisherige Benutzung . 28

3. Ihre äußeren Eigentümlichkeiten und ihr Alter 28—30

4. Ihr Wert in der Textkritik 30—32

6. Ihr Text 33—43

IV. Abschnitt: Die lateinischen Bruchstücke der Apostelge-

schichte und der Briefe des lacobus und Petrus . 43—89

1. Besonderheiten des Pergamentes, der Schrift, der Einrich-

tung des Kodex etc 43 46

2. Ihr Alter 47

3. Ihre Entdeckung, Benutzung und Herausgabe 47 f.

4. Ihre Stellung innerhalb der übrigen Überlieferung . . . . 48f.

6. Ihr Text 50—89

V. Abschnitt: £in apokryphes Sendschreiben der Apostel . . 90—99

1. Dessen äußere Beschaffenheit 90 f.

2. Dessen Alter 91f.

3. Die nähere Bestimmung und Charakterisierung des Textes. 92—96

4. Die Ursprache des Sendschreibens 96

6. Der Text 97—99

116 Vn. Abhandlang: Bick. Wiener Pelimpseste.

Seite

VL Abschnitt: Der Diosourides-PalimpaeBt 100—107

1. Beschreibung seiner äußeren Eigentttmlichkeiten .... 100 f.

2. Sein Alter 100

3. Seine kritischen Zeichen 101

4. Seine orthographischen Besonderheiten 101

6. Seine Entdeckung, Entsiffernng und Herausgabe .... 101 f.

6. Sein Verhftltnis eu den übrigen Dioscurides-ELandschriften 102 f.

7. Sein Text 103—107

vn. Abschnitt: Bruchatüoko einer flnrieohisohen medioini-

Bohen Schrift 107—109

1. Ihre änfieren Eigentümlichkeiten 107 f.

2. Doppelte Beskribierung 108f.

3. Entdeckung und Entzifferungsversuche 109

Wort- und Sachregister ItO— 114

UlCK. Wiener Palimpseste. 1.

m. '

Gollob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeln.) 8«. 1903.

5 K 90 h 5 M. 90 Pf.

Oomperz, Heinrich: Über die Wahrscheinlichkeit der Willens-

entscheidungen. Ein empirischer Beitrag zur Freiheitsfrage.

(Mit 1 Textabbildung.) 8«. 1905. 50 h 50 Pf.

Oomperz, Theodor: Beiträge zur Kritik und Erklärung griechischer

SchriftsteDer. VIII. S^. 1905. 80 h 80 Pf.

IX. 8^- 1907. 80 h 80 Pf.

Platonische Aufsätze. IH. Die Composition der ^Gesetze^ 8«. 1902. 80 h 80 Pf.

IV. 8^ 1906. 50 h 50 Pf.

Zur Chronologie des Stoikers Zenon. 8«. 1903. 50 h 50 Pf. Haidacher, Sebastian: Studien über Chrysostomus-Eklogen. 8^.

1902. 1 K 70 h 1 M. 70 Pf.

Hasenohr], Viktor: Beiträge zur Geschichte der Rechtsbildung und der Rechtsquellen in den österreichischen Alpenländem bis zur Rezeption des römischen Rechtes. 8^. 1905.

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Jüthner, Julius: Der Gymnastikos des Philostratos. Eine text- geschichtliche und textkritische Untersuchung. 8^ 1902.

2 K 80 h 2 M. 80 Pf. Kaindl, R. F.: Beiträge zur Geschichte des deutschen Rechtes

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IV.,V.,VL,VII.,Vin. 6^ 1907. 1 K 90 h 1 M. 90 Pf.

Kenner, Friedrich: Die römische Niederlassung in Hallstatt

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Menzel, Adolf: Untersuchungen zum Sokratesprocesse. 8^ 1902.

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Biach, Alois: Analekta zur Kritik und Exegese der Sibyllini-

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Sehenkl, Heinrich: Bibliotheca patrum latinorum Britannica.

II. Band. II. Abtheilung (Schluss). Die Bibliotheken der

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1 K 20 h 1 M. 20 Pf.

XII. Die kleineren öflfentlichen und Privatbibliotheken, nebst der Bibliothek von Corpus Christi College, Cambridge. 8®. 1905. 1 K 65 h 1 M. 65 Pf.

Schnchardt, Hugo: Die iberische Deklination. 8^. 1907.

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Sedlmayer, Heinrich Stephan: Der Tractatus contra Arianos in der Wiener Hilarius- Handschrift. Mit einem Nachwort von Dom Germain Morin. 8«. 1903. 60 h 60 Pf.

Sellin, Ernst: Teil Ta'annek. Bericht über eine mit Unter- stützung der kais. Akademie der Wissenschaften und des k. k. Ministeriums Air Kultus und Unterricht unternommene Ausgrabung in Palästina. Nebst einem Anhange von Dr. Friedrich Hrozn]^: Die Keilschrifttexte von Taannek. (Mit 13 Tafeln, 132 Textfiguren, 4 Detailplanen im Texte und 2 Hauptplänen.) 4». 1904. 13 K 80 h 13 M. 80 Pf.

Eine Nachlese auf dem Teil Ta^annak in Palästina. Nebst einem Anhange von Friedrich Hrozn^: Die neuen Keil- schrifttexte von Ta^annek. (Mit 5 Tafeln und 49 Abbil- dungen im Texte.) 4^ 1906. 5 K 60 h 5 M. 60 Pf.

Souter, Alexander: De codicibus manuscriptis Augustini quae feruntur quaestionum Veteris et Novi Testamenti CXXVII. 80. 1905. 70 h 70 Pf.

Szanto, Emil: Die griechischen Phylen. 8^ 1901.

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Thaner, Friedrich: Die literar-geschichtliche Entwicklung der Lehre vom Error qualitatis redundans in personam und vom Error conditionis. 8^. 1900. 1 K 1 M.

Wehofer, P. Thomas M.: Untersuchungen zur altchristlichen Epistolographie. 8«. 1901. 5 K 5 M.

Untersuchungen zum Lied des Romanos auf die Wieder- kunft des Herrn. (Aus dem Nachlasse des Verfassers heraus- gegeben vom k. M. Ehrhard und Paul Maas.) Mit zwei Anhängen: I. Der literarische Charakter des Hexaemeron* hymnus Gen. 1 2, 3. II. Das D. H. MüUersche Gesetz in den Paulusbriefen. 8<^. 1907. 5 K 35 h 5 M. 35 Pf.

Wessely, Carl: Epikrisis, eine Untersuchung zur hellenistischen Amtssprache. 8«. 1900. 1 K 1 M.

Ein Altersindizium im Philogelos. 8*^. 1905.

1 K 20 h 1 M. 20 Pf.

Sahidisch- griechische Psalmenfragmente. (Mit 2 Tafeln.) 80. 1907. 4 K 90 h 4 M. 90 Pf.

Zingerlc. A.: Zum 42. Buche des Livius. 8«. 1900. 40 h 40 Pf.

Zum 43. Buche des Livius. 8^^. 1902. 50 h 50 Pf.

Zum 44, Buche des Livius. 8^. 1904. 50 h 50 Pf.

Zu den beigefügten Preisen durch Alfred Holder, k. u. k. Ilof- und Universitäts- Buchhändler, Buchhändler der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien, I., Kotenturms traue 13)^ zu beziehen.

Druck vou Adolf Holzhausen, k. nnil k. Hof- und UniveraiUtS'Buchdnicker in Wiea