SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. HUNDERTDREIUNDZWANZIGSTER BAND. WIEN, 1914. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKA^-EMIE DER WISSENSCHAFTEN. SITZUNGSBERICHTE DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN KLASSE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. CXXIII. BAND. ABTEILUNG I. Jahrgang 1914. — Heft I bis X. (MIT 1 KARTENSKIZZE, 1 KARTE, 1 GEOLOGISCHEX KARTE, 1 PROFILTAFEL, 1 TEKTOXISCHEN KARTE MIT 2 OLEATEN, 1 DOPPELTAFEL, 26 TAFELN, 138 TEXTFIGUREN, 1 SCHEMA UND 5 TABELLEN MIT 15 FIGUREN.) WIEN, 1914. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITATSBUCHHANDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 0&P7 V INHALT. Seite Beck V. Mannagetta und Lerchenau G., Die Pollennachahmung in den Blüten der Orchideengattung Eria. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 90 h] . 1033 Becker Th., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. IV. Dipteren. [Preis: 40 h] 605 Berwerth F., Ein natürliches System der Eisenmeteoriten. (Mit 2 Text- figuren.) [Preis: 1 K 30 h] 1047 Birula A. A., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. VI. Skorpione und Soli- fugen. (Mit 4 Textfiguren.) [Preis: 1 K 10 h] 633 Diener C, Über die Altersstellung der untersten Gondwana-Stufe in ihren Beziehungen zu den marinen Sedimenten des Himalaya. [Preis: 40 h] 669 — Ammoniten aus der Untertrias von Madagaskar, (Mit 1 Tafel.) [Preis: 60 h] 911 Figdor W., Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften. 10. Über die panaschierten und dimorphen Laubblätter einer Kulturform der FunMa lanci- folia Spreng. (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 50 h] 1085 Fritsch K., Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse südeuro- päischer Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem österreichi- schen Küstenlande. (Dritter Teil.) (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) [Preis: 1 K 20 h] 3 — Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse südeuropäischer Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem österreichischen Küstenlande. (Vierter Teil.) *(Mit 1 Tafel.) [Preis: 60 h] . . . . 943 Gicklhorn J., Über den Einfluß photodynamisch wirksamer Farbstoff- lösungen auf pflanzliche Zellen und Gewebe. (Mit 1 Doppeltafel.) [Preis: 2 K] 1221 Görgey R., Über die alpinen Salzgesteine. [Preis: 50 h] 931 Haslinger H., Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Junca- ceen. (.Mit 2 Tafeln, 8 Textfiguren und 1 Schema.) [Preis: 2 K] 1147 A dsr(=> \'J Seite Heinricher E., Untersuchungen über Lilitun bnlbifenim L., Liliuin croceum Chaix und den gezüchteten Bastard Lilitun sp. 9 X Liliiim croceum Chaix (^. (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) [Preis: 1 K 30 h] 1195 Höhnel F., v., Fragmente zur Mykologie. (XVI. Mitteilung, Nr. 813 bis 875.) (Mit 32 Textfiguren.) [Preis: 3 K 70 h] 49 Jacobi H., Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Ivaiser- lichen Akademie der Wissenschaften. Botanische Abteilung, Vor- stand L. V. Portheim. 6. Wachstumsreaktionen von Keimlingen, hervorgerufen durch monochromatisches Licht. I. Rot. [Preis: 60 h] 617 Jacobsson-Stiasny E., Versuch einer phylogenetischen Verwertung der Endosperm- und Haustorialbildung bei den Angiospermen. (Mit einer Tabelle.) [Preis: 3 K 90 h] 467 — Versuch einer embryologisch-phylogenetischen Bearbeitung der Rosaceae. (Mit 3 Tabellen.) [Preis: l K 70 h] 763 Johansson L., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. VIII. Hirudineen. (Mit 1 Tafel und 4 Textfiguren.) [Preis: 80 h] 837 Klapälek Fr., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. V. Neuropteren. [Preis: 30 h] 715 Kratzmann E., Zur physiologischen Wirkung der Aluminiumsalze auf die Pfianze. (Mit 3 Textfiguren.) [Preis: 80 h] 221 Krones F. E., Einfluß des Lichtes auf den Geotonus. (Mit 9 Textfiguren.) [Preis: 1 K 20 h] 801 MoHsch H., Über die Herstellung von Photographien in einem Laub- blatte. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) [Preis: 50 h] 923 Müller J., Zur Kenntnis der Höhlen- und Subterranfauna von Albanien, Serbien, Montenegro, Itahen und des österreichischen Karst- gebietes. (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 1 K] 1001 Netolitzky F., Die Hirse aus antiken Funden. (Mit 10 Textfiguren und 1 Karte.) [Preis: 1 K 60 h] 725 Penther A., Bericht über die 1914 ausgeführte zoologische Forschungs- reise im nordalbanisch-montenegrinischen Grenzgebiet. (Ergeb- nisse einer von der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien veranlaßten naturwissenschaftlichen Forschungsreise in Nordalbanien.) [Preis: 60 h] 1131 Pesta O., Die auf den Terminfahrten S. M. Schiff »Najade« erbeuteten Decapoden Sergestes, Lucifer und Pasiphaea. (Mit 1 Tafel und 25 Textfiguren.) [Preis: 2 K] • . . . 189 Pietschmann V., Fische der achten »Najade«-Fahrt (Jungfischtrawlfange). (.Mit 1 Kartenskizze, 6 Tafeln und 7 Textfiguren.) [Preis: 4 K 60 h] 405 VII Seite Rebel H., Lepidopteren aus dem nordalbanisch-montenegrinischen Grenz- gebiete. (Ergebnisse einer von der Kaiserl. Akademie der Wissen- schaften in Wien veranlaßten naturwissenschaftlichen Forschungs- reise in Nordalbanien.) [Preis : 70 h] 11 1 1 Regen J., Untersuchungen über die Stridulation und das Gehör von Thamnotrizon npienis Fab. c^. (Mit 5 Textfiguren.) [Preis: 1 K 30 h] 853 Richter O., Zur Frage der horizontalen Nutation. (Mit 2 Tafeln, 1 Tabelle mit 15 Figuren und außerdem 4 Textfiguren.) [F^-eis: 1 K 50 h] 9G7 Schnarf K., Beiträge zur Kenntnis der Samenentwicklung einiger europäi- scher Hypericuiii- Arien. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 2 K 30 h] . . . 159 Spengler E., Untersucliungen über die tektonische Stellung der Gosau- schichten. II. Teil: Das Becken von Gosau. (Mit I geologischen Karte, 1 Profiltafel und 1 tektonischen Karte mit 2 Oleaten.) [Preis: 3 K 20 h] 267 Sturany R., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. VII. Mollusken. [Preis: 40 h] 609 Wagner A., Höhlenschnecken aus Süddalmatien und der Hercegovina. [Preis: 60 h] 33 Wagner R., Zur diagrammatischen Darstellung dekussierter Sjnnpodial- systeme. (Mit 8 Textfiguren.) [Preis: 70 h] 1097 Werner F., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. I. Einleitung. (Mit 3 Tafeln.) [Preis: 1 K 20 li] 243 — Ergebnisse einer von Prof. F. Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. II. Veiiclvata. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 1 K 20 h] 331 — Ergebnisse einer von Prof. F. Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. III. Orthopteren. [Preis: SO h] . 363 Wiesner J., v., Studien über den Einfluß der Luftbewegung auf die Beleuchtung des Laubes. [Preis: 1 K] 895 — und Baar H., Beiträge zur Kenntnis der Anatomie des Agavc- Blattes. (Mit 10 Textfiguren.) [Preis: 1 K 50 h] 679 SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. I. HEFT. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse südeuropäiseher Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem österreichischen Küstenlande (Dritter Teil) von Dr. Karl Fritsch. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) (Vorgelegt in der Sitzung am 5. Februar 1914.) Vorbemerkung. Die beiden ersten Teile der vorliegenden Arbeit ^ enthielten die blütenbiologischen Beschreibungen der von mir untersuchten Monokotylen, Apetalen und Dialypetalen. \'on den Gamopetalen behandle ich hier die folgenden Arten: Ericaceae. Arbutns nnedo L., Arbntns andradinc L, X iincdo L., Erica arborca L., Erica scoparia L. Plumbaginaceae. Pliimbago eiiropaea L. Oleaceae. Phillyrea lafifolia L. Convolvulaceae. Couvolvulus cneorum L. Borraginaceae. Anchnsa itaJica Retz. Labiatae. Phlornis friiticosa L., Sfachys fragilis Vis., Satnreja snbspicata Vis. Caprifoliaceae. Vibiiriitiin tinusL. Der vierte Teil soll die von mir untersuchten Arten aus der Familie der Compositen behandeln. 1 In diesen Sitzungsberichten, Band 121 (1912), p. 975, und Band 122 (1913), p. 501. K. Fritsch, Besprechung der in Bezug auf ihren Blütenbau untersuchten Pflanzen (Gamopetalen exkl. Compositen). Erieaeeae. Arbutus unedo L. Die normale Blütezeit dieses Bäumchens fällt bekanntlich in den Spätherbst und Winter. Es war daher nur ein Zufall, daß ich am 28. April 190(3 bei Stignano nächst Pola noch ein blühendes Exemplar auffand. Es war mir damals nicht bekannt, daß schon Pandiani^ über die Bestäubungsverhältnisse dieser Art geschrieben hatte. Ich nahm deshalb eine genaue Unter- suchung der Blüten vor, aus welcher ich aber hier nur jene Tatsachen mitteilen will, die nicht schon Pandiani festge- stellt hat. Die kleinen, dreieckigen Kelchzipfel sind grünlich und oft rötlich überlaufen. Die Blumenkrone ist relativ kürzer und weiter glockig als bei dem unten beschriebenen Bastard; auch ist ihr Schlund bedeutend weiter als bei jenem. Über die Farbe der Blumenkrone findet man in der Literatur ziemlich differente Angaben. Sie ist nach Marche- setti^ »bianco-rosea«, nach Pospich aP »weiß, bisweilen rosenrot angehaucht'<, nach Pandiani aber »bianco giallastro«, nach Halacsy* »cerino-albida«, während Arcangeli^ die Blüten schlechtweg als »bianchi« bezeichnet. An dem von mir bei Pola beobachteten Exemplar waren die Korollen grünlich- weiß, aber namentlich anfangs und besonders gegen den Grund zu mehr oder weniger rot überlaufen. Die Innenseite der Blumenkrone, welche bei Arhutns andraclinoides Lk. überall lang behaart ist, i.st hier besonders 1 I fiori e gli insetti (Genova 1904), p. 55 bis 57. 2 Flora di Trieste, p. 359. •' Flora des österr. Küstenlandes, II, p. 454. 4^ Conspectus florae Graecae, II, p. 283. "' Compendio della llora Italiana ed, 2, p. 357. BesüiubungsverhiUtnisse südeuropäischer Ptlan/.en. O gegen den Schlund zu behaart. Jedoch verhindern diese Haare den Zugang durch den ziemlich weiten Schlund der Blüte nur sehr unvollkommen. 1 Die Staubblätter hat schon Pandiani beschrieben. Er- gänzend wäre nur zu bemerken, daß die Antheren schön purpurrot sind; nur die Umgebung ihrer Poren und die nach außen gerichteten, langen und spitzen Anhängsel sind hellgelb- lich. Der Fruchtknoten sitzt dem dunkelgrünen, dicken und ziemlich hohen Diskusring auf, der nicht so deutlich kantig ist wie bei Arbiitus andrachnoides. Die Honigausscheidung dieses Diskus hat schon Sprengel- richtig erkannt. Dichogamie ist nicht wahrzunehmen; vielmehr sind ge- öffnete Antheren und die empfängnisfähige Narbe zur gleichen Zeit vorhanden. Pandiani sagt zwar: »gl' insetti effettuano la dicogamia«, meint aber unter »dicogamia« offenbar nur Fremdbestäubung (Xenogamie), denn er sagt auch von Erica arborea (p. 55), sie sei »adattata alla dicogamia per mezzo di vento.« Diese Fassung des Begriffes »dicogamia« rührt von Delpino^ her. Es wäre aber wohl wünschenswert, daß die italienischen Forscher sich dieses Wortes nur in der bei uns allgemein angenommenen Bedeutung bedienen würden, welche bekanntlich bis auf Sprengel zurückgeht.^ Arbutus andrachne L. X unedo L. (.4. andrachnoides Lk.)f' Am 24. April 190(3 traf ich diesen Bastard im Park von Miramare blühend an. Die Untersuchung der Blüten ergab einen Bau, der von jenem der oben besprochenen Art nicht bedeu- tend abweicht. 1 Über die Bedeutung dieser Haare bei verwandten Ericaceen vergleiche man die Ausführungen von Warm ing, The Structure and Biology of Arctic Flowering Plants I (Meddel. om Grönland), p. 66 bis 67. - Das entdeckte Geheimnis der Natur, p. 241. •^ Das beweisen schon dessen Titel: ».Sulla dicogamia \egelale« etc. ■1 Sprengel, Das entdeckte Geheimnis, p. 17. >> Vgl. Schneider, Handbuch der Laubholzkunde. 11, p. 541 bis 542. 6 K. Fritsch, Der Kelch ist unscheinbar. Die Blumenkrone erinnert im Aussehen an Vaccinium-Arten. In der Knospe ist die Korolle hellgrün, nach dem Aufblühen aber weiß, nur gegen die Zipfel zu gelblichgrün. Sie verengt sich nach oben bedeutend und der enge Schlund ist außerdem noch mit nach innen gerichteten Haaren bekleidet. Die fünf kurzen Zipfel sind zurückgebogen. Die Länge der Blumenkrone beträgt 9 inin. Das Innere der Blumenkrone ist nicht nur oben, sondern überall mit langen Haaren besetzt; an den Haaren kleben viele Pollenkörner! Die Filamente zeigen denselben Bau wie bei Arhiitiis miedo, d. h., sie sind in ihrem unteren Teile stark verdickt und lang behaart.^ Der verdickte Teil ist nicht hohl, sondern ziem- lich fest fleischig. Die Poren der Antheren sind nach innen, die schlanken Spornanhängsel aber nach außen gerichtet. Die An- theren sind purpurrot wie bei Arbutns iinedo. Die Länge der Staubblätter beträgt 4inm. Zu Beginn der Anthese sind die An- theren noch geschlossen; die späteren Poren sind in diesem Stadium als weißliche Stellen schon erkennbar. Die Sporn- anhängsel stehen schon an den noch geschlossenen Antheren nach außen ab. Der Fruchtknoten ist von einem lOkantigen, schwarz- purpurn gefärbten Diskusring umgeben, der Honig sezerniert, wie bei Arbiihis unedo. Das Gynoeceum ist einschließlich Griffel und Narbe S min lang, so daß die grünliche Narbe die Antheren bedeutend überragt und unmittelbar unter den Schlund der Blumenkrone zu stehen kommt. Im Gegensatze zu ArhiUns tmedo konnte ich bei Arhutns andraclmoides deutliche Protero- gynie beobachten. Denn beim Aufblühen ist die Narbe schon empfängnis fähig, während die Staubbeutel noch geschlossen sind. Die verdickten Filamentbasen und die vielen Haare (an der Blumenkrone und an den Filamenten) verschließen den Zugang zum Honig in ausgezeichneter Weise. Die Blüteneinrichtung der Arhutns- AviQn hat sehr viel Ähnlichkeit mit jener von Arctostapliylos uva nrsi (L.) Spr., 1 Für Arbutns unedo hat schon Sprengel (Das entdeckte Geheimnis, Taf. XIV, Fig. 3, 5 bis 7) die Gestalt der Staubblätter im wesentlichen richtig abgebildet. IJestilubungsx'erluiltnissc .südeurupiiisclicr l'Hanzen. / weiche H.Müller' ausführlich schildert. Auch die Besucher sind bei beiden Gattungen in erster Linie Apiden und zwar Bombus-Arten, wie die Angaben von H. M üller einerseits, von Schletterer- anderseits beweisen. Pandiani hat allerdings in den Blüten von Arhiitns nncdo vorwiegend Dipteren beobachtet. Angebissene Blüten, welche H. Müller bei Arctostapliylos nva ///■5/ bemerkte, hat schon Entleutner in Meran bei Arhuhis gesehen.^ Ich fand in Miramare nur eine angebissene Blüte des Arbnfiis audracliuoides; die seitliche Bißstelle befand sich gerade über dem Honig ausscheidenden Diskusring. Außer einer kleinen Aphide, die sich im Innern einer Blüte fand, konnte ich keinen Insektenbesuch konstatieren. Erica arborea L. Die Gattung Erica bietet in blütenbiologischer Hinsicht viel Interessantes. Schon der Umstand, daß Knuth ' die wenigen (5!) Inder blütenbiologischen Literatur damals schon erwähnten Arten zu ebensovielen verschiedenen Blumenklassen ^ rechnet, läßt eine gewisse Mannigfaltigkeit der Blüteneinrichtung er- warten. Insbesondere ist es zweifellos, daß ein Teil der Arten ausgesprochen entomophil ist, wie z. B. die von H. Müller u. a. untersuchte Erica tetralix L., während andererseits Erica scoparia L., welche ich weiter unten ebenfalls bespreche, schon von Delpino '• als anemophil erkannt worden ist. 1 Alpenblumen, p. 385 bis 388. 2 Nach Knuth, Handbuch II, 2, p. 36. 3 ÖsteiT. botan. Zeitschrift 1889, p. 18 bis 19. Die Angabe bezieht sich nicht, wie Knuth (Handbuch II, 2, p. 36) behauptet, speziell auf Arbnttis andrachne L., sondern auch aui Arbitius unedo L. Entleutner gibt a. a. O. eine ganz brauchbare Beschreibung des Blütenbaues, ohne aber die beiden Arhutus-Avten auseinanderzuhalten. Übrigens wird unter dem Namen Arbiitus andrachne L. anscheinend meist .4. andrachnoides Lk. kultiviert, so in Miramare und Abbazia, also vielleicht auch in Meran. Die blütenbiologische Untersuchung des echten Arhtttus andrachne L. steht noch aus. 1 Handbuch II, 2, p. 42. 5 Allerdings sind die Blumenklassen H, F, FH und B nur wenig von einander verschieden! 6 Delpino, Note ed osservazioni botaniche, Dec, secunda (Malpiphia IV), p. 26-27 (1890). o K. Fiitsch, Erica arhorca wird von Delpino a. a. 0. als entomophile Pflanze der Erica scoparia gegenübergestellt und daher auch die Tatsache erwähnt, daß ihre Blüten von der Honigbiene »con grande aviditä« besucht werden. 14 Jahre später be- schäftigte sich Pandiani, ^ dem merkwürdigerweise die Publikation seines Volksgenossen Delpino unbekannt war, ebenfalls mit den Bestäubungsverhältnissen der Erica arborea. Er behauptet im Gegensatze zu Delpino, daß er trotz lange fortgesetzter Nachforschungen nur sehr wenige hisekten (Api- den, F^ristalis, Coccinella) als Blütenbesucher beobachten konnte und meint, daß die Art in erster Linie durch den Wind bestäubt werde. Aus neuester Zeit liegt eine Notiz von Günter'-^ vor, nach welcher Erica arhorea auf Arbe »zahlreiche Insekten anlockt«. Auf eine mündliche Anfrage teilte mir Herr Professor Günter mit, daß er namentlich Adela VirideUa am 7. April 1912 in größerer Zahl auf den Blüten beobachtet habe. Mit Rücksicht auf diese einander teilweise widersprechen- den Angaben dürften meine Untersuchungen des Blütenbaues der Erica arborea nicht ohne Interesse sein, obschon sowohl Delpino als auch Pandiani bereits eine Schilderung desselben gegeben haben. Ich untersuchte zunächst Material aus den Kalthäusern des botanischen Gartens in Graz, hatte aber dann auch Gelegenheit, die Pflanze im Parke von Miramare und wild- wachsend bei Pola zu beobachten. Ich gebe zunächst eine Beschreibung des Blütenbaues, welche die Angaben der oben genannten italienischen Autoren in einigen Punkten ergänzt, teile dann meine (allerdings spärlichen) Beobachtungen über den faktischen Insektenbesuch in der Umgebung von Pola mit und äußere mich schließlich über die Frage, ob die Pflanze als eine anemophile oder als eine entomophile aufzufassen sei. Die weißen Blüten sind ziemlich dicht gehäuft. Beim Auf- blühen ist der Kelch grünlichweiß, die Blumenkrone rein weiß; die Antheren sind um diese Zeit dunkelbraun, später hellbraun. Die Blumenkrone ist 3 min lang, wovon 1 iuin auf die Zipfel 1 I fiori e gli insetti, p. 54 — 55. 2 D. J. Günter, Die Insel Arhe. Jaliiesbericht des k. k. ersten Staals- gymnasiums in Graz 1912, p. 25. Bestäubiingsverhältnisse südeuropiiisclier Ptlanzen. 9 kommt. Der Griffel streckt sich rasch und i^iberragt dann die Blumenkrone um 1 nun. Griffel und Narbe sind anfangs mehr oder weniger purpurrot; später wird der Griffel weißlich und die Narbe blaßgrünlich. Die Narbe ist schwach 4 lappig. Das Aufspringen der Antheren erfolgt sehr frühzeitig, so daß sie schon bald einen vertrockneten Eindruck machen. Die Antheren- wand besitzt nach außen viele stachelige Vorsprünge, welche besonders an den beiden nach unten gerichteten Anhängseln stark entwickelt sind. ^ Die Anthese scheint lange zu dauern. Der grüne Fruchtknoten ist von einem bräunlichen, nektar- absondernden Diskusring umgeben. Beachtenswert ist, daß die Blüten aufrecht stehen oder höchstens etwas übergeneigt sind, niemals aber herabhängen, wie oft bei Erica carnea L. Ein besuchendes Insekt wird zuerst die Narbe und dann erst die Antheren berühren. In den Umgebungen von Pola beobachtete ich am 28. und 29. April 190G folgende Insekten als Blütenbesucher: Lepi- dopiQxa.: Adeld F/'/'/t/t'/Zö; Hymenopt era: Apis niellifera ^ (fleißig saugend), PoJistes gallica 9?" Camponotus aethiops Ltr. ^ ; Coleoptera: Limonins parvulus; Diptera: Museiden, *Bibio sieuliis Loevv rf , Paehyrrliina nuienlosa Mg. 9- Da die Pflanze in ihren Blüten Honig ausscheidet und tatsächlich von ziemlich zahlreichen Insekten verschiedener Ordnungen besucht wird, so kann wohl an ihrer Entomophilie nicht gezweifelt werden. Namentlich sprechen auch, wie schon Delpino betonte, die Antherenanhängsel dafür, welche der anemophilen Eriea scoparia fehlen. Man könnte versucht sein, anzunehmen, daß alle jene Eriea-AriQT\, welche der Anhängsel an den Antheren entbehren, anemophil seien. Eine solche Annahme ist aber schon deshalb unmöglich, weil unsere ein- heimische, ohne jeden Zweifel entomophile Eriea carnea L. ebenfalls keine Antheren-Anhängsel besitzt. Bei dieser Art ist aber der Blütenschlund sehr eng und außerdem sind die 1 Über die Bedeutung dieser Vorsprünge, die auch an den Antheren anderer Eriaceen vorkommen, hat sich Warming (1. c. p. 66) ausgesprochen. 2 Diese Wespe sowie zwei ./1«/Äre«a-Arten hat schon Schlett erer bei Pola auf den Blüten der Erica arborea heohachtei. (Knuth, Handbuch, 11,2, p. 44.) 10 K. Krilsch, Antheren vor den Blütcncingang gestellt; deshalb sind hier die Antheren-Anhängsel entbehrlich, weil ohnedies kein Insekt in die Blüte eindringen kann, ohne an den Antheren anzustreifen.^ Ähnliches gilt von zahlreichen südafrikanischen Arten. ^ Es wäre nun noch die Frage zu erörtern, ob die Bestäubung bei Erica arborea ausschließlich durch Insekten besorgt wird oder ob daneben auch VVindbestäubung vorkommt. Ich möchte unbedingt letzteres annehmen. Schon Pandiani teilt a. a. O. mit, daß bei Erschütterung eines blühenden Strauches dieser Art ganze Wolken von Pollen wegfliegen, was ich im Parke von Miramare bestätigt fand, während der Versuch an den Pflanzen des Grazer botanischen Gartens keinen Erfolg hatte. Namentlich dann, wenn zur Blütezeit der Pflanze windiges Wetter herrscht, dürfte die Bestäubung ohne Mithilfe von Insekten erfolgen. Daß Knuth (I.e.) auf Capri keine Frucht- bildung beobachtete, ist auffallend, aber vorläufig nur eine ver- einzelte Beobachtung. Ich selbst habe in dieser Hinsicht keine Erfahrung. Erica scoparia L. Diese Art wird in den Kalthäusern des Grazer botanischen Gartens neben der vorigen kultiviert. Ich untersuchte sie haupt- sächlich des Vergleiches halber, um den Bau einer ausge- sprochen anemophilen Erica-Art kennen zu lernen. Meine Untersuchungen ergänzen die Angaben Delpino's (1. c.) in einigen Punkten. In der noch geschlossenen Blütenknospe, deren Kelch grün ist, während die Blumenkrone grünlich oder mehr oder weniger purpurn überlaufen erscheint, sind die acht Antheren glänzend purpurrot und im Kreise angeordnet. (Eines der zahllosen Beispiele »nutzloser« Färbungen, d. h, solcher, die 1 Man vergleiche die ausführliche Darstellung von H. Müller (Alpen- blumen p. 382 bis 385). Im Gegensatze zai dessen Beobachtungen muß ich jedoch mitteilen, daß in .Steiermark die Honigbiene die weitaus häufigste Besucherin der Blüten von Erica carnen ist. - Man betrachte z. B. die Abbildungen von Erica Plukenetii L. und Erica wSt'Z?rt«a Dryand. bei Drude in En gl er u. Prant 1, Natürl. Pllanzenfamilien IV, 1, p. 59, IkstüubungsvcrlüiUnisse südcuropäisclier Pllanzen. 1 1 mit der Bestäubung der Blüten gar nichts zu tun haben.) Zwischen den Antheren steht in gleicher Höhe die Narbe, welche schon um diese Zeit mehr oder weniger purpurn über- laufen ist. Die Antheren enthalten reichlich Tetraden glatten Pollens, wie sie H. Müller für Erica cariiea L. abbildet, ^ Die Blüten hängen an bogigen Stielen über, was natürlich für die Windbestäubung von Vorteil ist, und sind viel unschein- barer als bei Erica arborea. Die Blumenkrone ist grünlichweiß, außen mehr grünlich, innen nahezu weiß. Die Pflanze ist (im Interesse der Fremdbestäubung) sehr ausgeprägt protero- gjm! Die sehr große, tellerförmige Narbe ist purpurrot und glänzend; sie ragt ungefähr 1 mm über das Blütenglöckchen hervor. Die Zipfel der Blumenkrone sind nach außen umgebogen und lassen den Blick ins Innere der Blüte frei, wo die acht noch fest geschlossenen Antheren im Kreise herumstehen und den Zugang zum Grunde der Blüte vollständig verschließen. Die Farbe der Antheren ist jetzt braunrot. Das Blütenglöckchen ist nur 2 mui lang, nach künstlicher Geradebiegung der umge- bogenen Zipfel allerdings nahezu 3 mm, so daß die tatsächlichen Maße hinter jenen der Erica arborea nicht wesentlich zurück- bleiben. Die Antherenwand ist glatt, genauer gesagt etwas warzig - runzelig; von den stacheligen Vorsprüngen, die bei Erica arborea im Dienste der Entomophilie stehen, ist ebenso- wenig etwas zu sehen wie von den Antheren-Anhängseln - (das letztere fiel schon Delpino auf). Der Diskus ist, wie auch schon Delpino beobachtete, nicht deutlich entwickelt. Im Kalthaus dauert das weibliche Stadium der Anthese mehrere Tage. Dann, sobald sich die Antheren geöffnet haben, entweichen beim Schütteln der Zweige ganze Wolken von Pollen. Die Antheren ragen aber nicht aus der Blüte heraus, was für die Windbestäubung vielleicht noch vorteilhafter wäre. Übrigens kann wegen der Überneigung der Blüten der Pollen leicht herausfallen. 1 H. Müller, Alpenblunien, p. 382, Fig. 154 Z). 2 Linne (Spec. plant, ed. 1, p. 353) stellte Erica scopai'ia irrtümlich in die Gruppe i>antheris bicornibtts^. 12 K. 1-" ritsch, Ich bin geneigt, anzunehmen, daß bei der Gattung Erica die Anemophilie eine sekundäre Erscheinung ist. Denn es liegt kein Grund vor, gerade Erica scoparia für einen phylogenetisch alten Tj^pus zu halten. Eher möchte ich glauben, daß dieser Tj^pus durch Verkümmern des Diskus und Unscheinbarwerden der Blüten aus dem entomophilen Typus entstanden ist. Die sta- cheligen Protuberanzen der Antherenwand könnten zu warzigen Runzeln reduziert sein. Die Rückbildung der Antheren- Anhängsel kann allerdings nicht behauptet werden. Erica arborca wäre dann als Übergangsglied aufzufassen, als eine Art, welche im Begriffe steht, von der Entomophilie zur Anemophilie über- zugehen. Plumbaginaeeae. Plumbago europaea L. Als ich im Herbst 1906 diese Pflanze im botanischen Garten zu Triest reichlichst blühend traf, beschloß ich sofort ihre eingehende Untersuchung, da in Knuth's »Handbuch« diese Art nicht einmal genannt wird. Es war mir damals noch nicht bekannt, daß Kirchner sich mit den blütenbiologischen X'erhältnissen dieser Pflanze schon beschäftigt hatte. ^ Dessen Beschreibung enthält naturgemäß schon eine ganze Reihe von Tatsachen, welche ich am 1. Oktober 1906 gleichfalls feststellte. Dadurch entfällt für mich die Notwendigkeit, den Blütenbau so ausführlich darzulegen, wie es in meinen damals geschriebenen Notizen geschehen ist. Ich beschränke mich daher auf die Hervorhebung jener Tatsachen, welche Kirchner entweder gar nicht oder in einer mit meinen Beobachtungen nicht ganz übereinstimmenden Weise darstellt, und auf die Anführung einiger aus den Tatsachen gezogenen Schlüsse und Deutungen. Im Triester botanischen Garten bildet Pluiubago europaea riesig große, ausgesperrt ästige Stauden. Die Blüten sind im Verhältnis zur Größe der ganzen Planze klein und auch in der Färbung nicht besonders auffällig. Sie stehen in Büscheln bei- 1 O. Kirchner, Mitlei!un,i;en über die BestüubuntJseinrichtungen der Blüten. Jahreshefte des Vereins tur vaterlandische Naturkunde in Württemberg, LVlli(19Ü2j, p. 16—17. Bestäuhung'svei-hiiltnisse südeuropäischer Pflanzen. 13 sammen ; die Blüten eines Büschels blühen zwar nicht alle zu- gleich, jedoch sind gewöhnlich in jedem Büschel mehrere zu derselben Zeit geöflhet. Höchst auffallend ist an dieser Pflanze die Bekleidung des Kelches mit großen Stieldrüsen, welche ein klebiges Sekret ab- sondern. Diese Stieldrüsen hat schon Kerner^ als 'Schutz- mittel der Blüten gegen unberufene Gäste« erkannt, ohne aber ihren Bau und ihre Anordnung näher zu beschreiben (Kirchner erwähnt sie, ohne sich über ihre F'unktion zu äußern). Die Stiel- drüsen sitzen in zwei (nicht ganz regelmäßigen) Längsreihen an den beiden Rändern der einzelnen Kelchzipfel, welche ganz aufrecht sind und daher röhrig aneinanderschließen, außerdem mit Ausnahme ihrer Spitze durch ein trockenhäutiges Gewebe- stück miteinander verbunden sind."-' Der vielzellige Stiel der Drüse hat dieselbe grünlichbraune '^ Färbung wie der Kelcli selbst; das gleichfalls vielzellige Drüsenköpfchen aber ist hell gelblich und glänzend.^ Die Klebrigkeit dieser Drüsen ist mit den Fingern deutlich zu verspüren. Der Umstand, daß die Stiele der Drüsen durchwegs mehr oder weniger herabgekrümmt und daher die Drüsen selbst nach abwärts gekehrt sind, spiicht sehr für die Kerner'sche Deutung der Drüsen. Denn sie stellen sich tatsächlich aufkriechenden Insekten direkt in den Weg und dürften für die meisten derselben ein unübersteigbares Hinder- nis bilden. Aufgefallen ist mir an den Exemplaren des Triester botanischen Gartens die Gestalt der Kronzipfel. Sie waren 1 Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der !<. k. znnlojj-.-hotan. Gesellschaft in Wien, p. 215, Taf. I, Fig. 32. - Boissier (in DC. Prodr., XII, p. 690} beschreibt den Kelch der (Gattung Pluiniago als »inter 5 costas latas herbaceas totä longitudine vel superne stipitato-glandulosas ad basin usque hyalino-membranaceus, apice quinquedentatus«. Gewöhnlich werden nur die fünf freien Spitzen der Sepalen als Kelchzipfel aufgefaßt. Der Fall liegt ähnlich wie bei den Caryophjdlaceen- Gattungen Gypsophila und Tiinica und stellt offenbar eine noch unvoll- kommene Form der Gamosepalie dar. 3 Die grünlichbraune Färbung entsteht durch Beimengung von Antho- cj^an aus der rein chlorophyllgrünen. "^ Über den Bau der Stieldrüsen (»Drüsenzotten«) von Plumhago ver- gleiche man Solereder, .S3-stematische Anatomie der Dic Erst die mikroskopische Untersuchung zeigte kleine HTicker an den Filamenten, die ich nicht näher untersuchte. Bestäubungsverhiiltnisse südeuropäisclier Pflanzen. 19 Leider konnte ich keine Blütenbesucher beobacliten. Jedoch wurden von Seh letterer und Dalla Torre vier Apiden- Arten beobachtet. ^ Über den Blütenbau der anderen Anchusa- Avien möge man die Publikationen von Knuth, - Macchiati-' und Scotti* ver- gleichen. Ich habe oben hauptsächlich jene Eigentümlichkeiten hervorgehoben, welche den anderen Arten der Gattung nicht zukommen. Labiatae. Phlomis fruticosa L. Mit Rücksicht auf die hochinteressante Blüteneinrichtung von Phlomis viscosa Y'o'w. {^^ PhJ. RusscUaua Lag.), welche Low'' festgestellt hat, schien mir die eingehende Untersuchung der gleichfalls in die Sektion Dendroplüoniis Benth. gehörigen Phlomis fniiicosa L. lohnend zu sein. In der Tat ergab die Untersuchung sehr interessante Resultate; neben mehrfacher Übereinstimmung mit der zuerst genannten Art zeigten sich auch beträchtliche Unterschiede, als deren wichtigster die aus- geprägte Proterandrie gleich erwähnt sei. Mein Untersuchungsmaterial entstammte der Mediterran- gruppe des botanischen Gartens in Graz. Die Blüten sind durch Größe, Häufung und lebhaft gelbe Färbung sehr augenfällig. Ihre Gestalt ist jener der von Low beschriebenen und abgebildeten Blüten von Phlomis viscosa Poir. sehr ähnlich. Die Oberlippe hat die Form eines zusammen- gedrückten Helmes; sie schließt die Sexualorgane vollständig ein. Nur die Spitze des unteren Griffelastes ragt im weiblichen Stadium der Blüte etwas heraus, wie bei Phlomis viscosa, ^' seltener etv\'as mehr vom Griffel (Tafel I, Fig. 3). Der untere 1 Nach Knuth, Handbuch H, 2, p. 105. - 1. c. p. 103 bis 105. ■! L. Macchiati, Noterelle di biologia fiorale I. (Bulletino soc. botan. ital. 1000, p. 326 bis 331). Nach Just, Jahresbericht 1001, II, p. 646. 'i 1. c. p. 158 bis 160. •"' E. Low, Beiträge zur Kenntnis der Bestäubungseinrichtungen einiger Labiaten. Berichte der deutschen botan. Gesellschaft 1886, p. 113 ff., Taf. V. 6 Lüw, a. a. O. Fig. 1. 20 K. Fritsch, Teil des Seitenrandes der Oberlippe ist auswärts gebogen und an die Basis der Unterlippe angelegt, so daß das Eindringen in die Blüte von der Seite her unmöglich ist. Das »Charniergelenk«, welches Low nicht nur bei der oben erwähnten Plilomis viscosa, sondern auch bei Plilomis ttiherosa L. gefunden hat, ^ ist auch bei Phlomis fruticosa vorhanden. Die Oberlippe kehrt auch nach gewaltsamer Aufvvärtsbiegung immer wieder in ihre ursprüng- liche, die Sexualorgane verbergende Lage zurück. Die Unter- lippe ist bedeutend länger und weiter vorgestreckt als die Oberlippe; ihr Mittelzipfel ist zusammengefaltet und von einer tiefen Längsrinne durchzogen; die beiden Seitenzipfel gehen in lange, feine, nach abwärts gerichtete Spitzen aus, welche manch- mal auf dem Kelch aufruhen und so gewissermaßen die Blüte stützen. Die Oberlippe der Blumenkrone ist namentlich gegen ihre Spitze zu sowohl außen als auch innen mit Wollhaaren be- kleidet. Die an der Außenseite befindlichen Haare sind Stern- haare (Taf. I, Fig. 6), teils sitzend, teils durch einen mehr oder minder langen Stiel emporgehoben; die Strahlen des Stern- haares sind einzellig und ziemlich dünnwandig.- Die im Innern befindlichen Haare aber sind ein- bis dreizellig, sehr spitz, etwas stärker verdickt und an den Zellgrenzen häufig gelenk- artig gebogen. Manchmal entspringen sie büschelweise zusam- men (Taf. I, Fig. 8), oft aber einzeln (Taf. I, Fig. 7). Diese den inneren Rand der Oberlippe reichlich bekleidenden Haare (Taf. I, Fig. 2 H) können wohl als F'egehaare aufgefaßt werden, da sie beim Zurückbiegen der Oberlippe (durch die honigsuchenden Insekten) den Pollen aus den geöffneten Antheren herausbürsten, übrigens auch die von selbst heraus- fallenden Pollenkörner wenigstens zum Teil auffangen und später an die Rückenseite besuchender Insekten weitergeben. Ich fand stets Pollenkörner zwischen diesen Fegehaaren. 1 Low, Blütenbiologische Floristik, p. 313. 2 Man vergleiche die Angaben von P.A. Hoch, VergleichenJe IJnler- suchungen über die lieiiaarung unserer Labialen, Scrophularineen und .Snlaneen p. 28, über Pliloiiiis litherosa. Bcstäuhuny-veiiiältnisse südeunipäischer rilanzcii. 21 Die Staubblätter sind vollständig in der Oberlippe ver- borgen; sie sind entsprechend der Biegung der letzteren stark vorwärts gebogen und an Länge paarweise nur wenig ver- schieden (Taf. I, Fig. 2). Auch der Griffel ist (zur Zeit der Narbenreife) herabgebogen; sein oberer Ast ist verkümmert und nur durch ein Spitzchen vertreten (Taf. I, Fig. 3).^ Die Fortsätze am Grunde der beiden längeren Filamente, welche Low für Phlomis tiiberosa L. erwähnt, sind auch bei Plüoinis friiticosa L. vorhanden. In ganz jungen Blütenknospen ragt nur die helmförmige Oberlippe aus dem Kelch heraus; die Helmspitze liegt dem Kelch an, um sich aber bald über denselben zu erheben (Taf. I, Fig. 1). In diesem Stadium befinden sich die Sexual- organe noch nicht im Innern der Oberlippe, sondern zu- sammengebogen in der Röhre der Blumenkrone. Diese trägt an der Insertionsstelle der Filamente einen Haarkranz. Auch sind die Filamente anfangs du)"ch Trichome miteinander mehr oder weniger verwebt. Die an den Filamenten vorfindlichen Trichome sind sehr lang, einzellig, zugespitzt und ziemlich dünnwandig. Ebenso gebaut, aber erheblich kürzer sind die Trichome des Haarkranzes der Kronröhre. Die letztere ist an ihrer Innenseite schon ziemlich frühzeitig \'on Saft glänzend, sowohl oberhalb als unterhalb des Haarkranzes. In etwas älteren Blütenknospen findet man die Antheren schon in der Oberlippe, während der Griffel noch soweit zurückgebogen ist, daß seine beiden Äste in der Kronröhre verborgen sind. In dieser Stel- lung befinden sich die Sexualorgane auch noch beim Öffnen der Blüte. Die Antheren beginnen zu stäuben, während der Griffel noch immer mit seinen Spitzen in der Kroni-öhre steckt (;Taf I, Fig. 2). Dies ist das männliche Stadium der Blüte, welches aller- dings nicht von langer Dauer ist. Bald tritt auch der Griffel heraus und die Blüte kommt in ihr weibliches (besser gesagt: zwittriges!) Stadium (Taf. I, Fig. 3). 1 Man vergleiche auch die PJiluinis viscosa betreffende Kig. (ia bei Low a. a. O. 22 K. Fri tsch, Das Heraufkriechen über den Stengel zu den BlCUen der Pklomis frnticosa ist für die Insekten außerordentlich er- schwert, wenn nicht ganz unmöglich. Die Kanten des Stengels sind dicht sternhaarig-filzig. Derselbe dichte Sternfilz bedeckt auch die Unterseite der beiden abgeflachten Blattstiele, vv^elchc dicht an die Infloreszenz angedrückt sind. Die Infloreszenz selbst ist kopfig und — von den Korollen abgesehen — fast kugelrund. Sie ist von zahlreichen meist dornspitzigen Hoch- blättern umgeben, welche dem Blütenbüschel selbst fest an- gedrückt sind und eine dichte anliegende Bekleidung mit langen Haaren aufweisen. Diese Trichome, namentlich jene am Rande der Brakteen, sind höchst charakteristisch gebaut. Sie bestehen aus einem mehrzelligen, sehr langen mittleren Haar, welches einem vielzelligen Hügel aufsitzt, von welchem seitwärts viele kurze Sternhaarstrahlen ausgehen.^ Dicht über den erwähnten Hochblättern stehen die steifen, fünfkantigen ,--^Bs 5t- Schema der Intloreszenzstelking bei Phloinis fnilicusa L. Sl = Stengelquerschnitt. Bs = Blattstiele. L = Blattlamin;i. /= Brakteen der Innoreszen/c. Kelche (Taf. I, Fig. 3), deren fünf horizontal abstehende Zähne geradezu dornspitzig ausgebildet sind und jedenfalls ein liindernis beim Aufkriechen bilden. Die Kelchröhre ist an ^ Ähnliche Maare sind schon von anderen Labiaten, w'ie Arten \'nn Marrubitim und S/achvs, bekannt. Man vergleiche A. Weiss in H. Karsten, Botan. Untersuchungen, I, p. 537, und Taf. XXIV, Fig. 145, ferner A. Born, Vergleichend-systematische Anatomie des Stengels der Labiaten und Scrophu- lariaceen, p. H. Be.sUiuhuiiysN'ciiiältnisse süclcuropaischer Pllanzeii. 2."> ihren fünf Kanten gegen oben zu ebenfalls mit solchen Haaren bekleidet, wie sie oben bei Besprechung der Brakteen be- schrieben wurden (Taf. I, Fig. 5). Im übrigen ist der Kelch kurz sternhaarig. Sollte ein aufkriechendes Insekt trotz aller dieser Hindernisse doch bis zur Blumenkrone vorgedrungen sein, so kann es erst recht nicht zum Honig gelangen, weil die Blüte seitlich vortreftlich verschlossen und nur von vorne zugänglich gemacht ist. Die dort vorhandene schmale Öffnung zeigt Taf. I, Fig. 4. Die Ausbeutung des Honigs ist nur langrüsseligen, kräftigen Apiden möglich; in erster Linie kommen Bombus -Arten in Betracht, wie bei P/iIomis uiscosa Poir. ^ Diese müssen, um in die Blüten eindringen zu können, den Helm emporheben, wobei dann der Bestäubungsmechanismus in F\inktion tritt. Seitliches Anbeißen der Blüte durch kurzrüsselige Bombus- Arten dürfte mit Rücksicht auf den früher erwähnten Bau des Kelches wohl kaum möglich sein. Leider wissen wir über den tatsächlichen Insektenbesuch der Plilomis fniticosa nichts. Die helmartige Oberlippe der Phlomis-Avten kann mit dem Schiffchen der Papilionaten verglichen werden; nur hat sie die umgekehrte Lage. Ebenso wie dort im Schiffchen, wird hier im Helm der Pollen abgelagert, ebenso wie dort im Schiffchen liegen beiderlei Sexualorgane im Helm und ebenso muß auch ein gewaltsames Zurückbiegen stattfinden, wenn der Pollen heraustreten soll. Auch kann man das von Lö\v entdeckte Charniergelenk mit jenen Vorrichtungen der Papi- lionaten vergleichen, welche eine Verzahnung des Schiffchens mit den Flügeln bewirken. Wie bei der einfachen »Klappvor- i'ichtung« der Gattungen Trifoliiuu, Ouobrydiis u. a. das Schiffchen, so kehrt auch bei Plüoniis der Helm nach dem Zurückbiegen in seine frühere Lage zurück. Auf jeden Fall gehört Phloiuis zu den interessantesten Labiaten mit hoch entwickeltem Bestäubungsmechanismus. 1 Low, 1. c, p. 1 H). 24 K. Fritsch, Stachys fragilis Vis. Die von mir untersuchten Pflanzen stammen aus dem botanischen Garten in Triest. Da die Abgrenzung dieser Art gegenüber Sfaciiys sitbcrcuata Vis. und anderen verwandten Formen keine scharfe ist/ so möchte ich ganz kurz auch die vegetatixen Organe der Pflanze beschreiben, damit genau ersehen werden kann, was für eine F'orm mir vorlag. Die Pflanze ist sehr reichUch \erzweigt und in allen vegetativen Teilen sehr stark wohlriechend (was bei ähnlichen wildwach- senden Formen der Umgebung von Triest nicht der Fall war). Die Stengel sind kahl, die Blätter am Rande kurz beborstet. Die Blätter sind schmal, 1 bis ?> cm lang, aber nur 1 bis 'd mm breit; die Serratur ist schwach und entfernt funregelmäßig) und fehlt oft ganz.- Die Kelchzähne stehen schon in der Knospe ab und sind mit ihren Stachelspitzen drohend vorgestreckt, während zwischen ihnen die noch sehr kleine, gelbliche Blumenkrone in Entwicklung begriffen ist. In der ^^Flora des österreichischen Küstenlandes», II, p. 588, führt Pospichal für Stachys siib- crenatü Vis., in deren Formenkreis ja auch SfacJiys fragilis Vis. gehört, die wollig-zottige Oberlippe und die kahle Unter- lippe der Blumenkrone als charakteristisch an. Die Erklärung für dieses Verhalten bietet uns die Blütenknospe. In dieser liegt nämlich die Oberlippe allein außen und ist schon lange vor ihrer Entfaltung der Atmosphäre ausgesetzt, während die Unterlippe im Innern der Knospe verborgen ist. Die Oberlippe braucht also einen Schutz gegen übermäßige Transpiration, die Unterlippe nicht. Erst bei der Entfaltung der Blüte zeigt sich unter der Oberlippe die zusammengefaltete Unterlippe. An der entfalteten Blüte ist die Oberlippe etwas aufge- bogen, während die Unterlippe schief zurückgeschlagen ist. ^ 1 Man vergleiche über diesen Formenkreis die Ausführungen von Handel-.Ma/.zetti in Österr. botan. Zeitsclir. 1906, p. 100 bis 105. - Der Habitus stimmt mit der Abbildung bei Reichenbach, Icones IL germ., XVUl, tab. 1214, Fig. IV, recht gut überein; nur sind die Blätter relativ länger und spitzer. •' Noch mehr zurückgeschlagen als bei Stachys recta L. nach der Abbil- dung von Hriquet in Natürl. Ptlanzenfani. IV, 3 a, p. 250, Fig. 89 G. Bestäubungsveiiiültnisse siideuropäischei' Pflanzen. 25 Letztere ist gegen ihre Spitze zu etwas intensiver gelb (schwefelgelb) als die übrigen Teile der Blumenkrone. Die Oberlippe hat an ihren beiden Einbuchtungen je einen violetten Streifen; diese Streifen hat schon H. Müller^ bei der ver- wandten Stachys rccta L. als Saftmale gedeutet. Die Unterlippe ist von der Seite her stark zusammengedrückt, in der Mitte rinnig vertieft und beiderseits mit scharf vorspringenden Kielen versehen; in der Rinne und neben den Kielen hat sie violett- braune Fleckchen und Längsstreifen. ^ Die Rinne der Unter- lippe führt in den stark behaarten Schlund der Blumenkrone; die starke Behaarung reicht bis zu dem »Haarkranz« in der Kronröhre. Unterhalb des Haarkranzes ist die Kronröhre kahl und voll Honig. Die Filamente laufen unter der Oberlippe parallel und strecken ihre Antheren so weit heraus, daß sie gerade unter die Spitze der Oberlippe zu liegen kommen. Die Filamente der beiden seitlichen Staubblätter sind mehr oder weniger violett gefärbt und kommen gerade neben die beiden violetten Streifen der Oberlippe zu liegen, so daß sie zur Verstärkung dieses Saftmales beitragen. Nach dem Verstäuben der Antheren biegen sich diese beiden Staubblätter bekanntlich nach außen. Die Filamente der beiden mittleren Staubblätter sind weißlich oder nur etwas violett gefleckt. Alle Filamente sind behaart und in der Mitte verbreitert. Die Blüten sind, wie bei Stadiys rccta L., ausgeprägt proter andrisch. Zuerst sind die vier Antheren aus der Blüte herausgestreckt, während die beiden Griffeläste zwar schon divergieren, aber wegen der um diese Zeit noch nicht erreichten vollen Griffellänge unter der Oberlippe versteckt sind. Später senken sich die erschlaffenden Filamente herab und zwischen ihnen erscheint, nun von gleicher Länge mit ihnen, der Griffel mit seinen zwei spitzen Schenkeln. Dann erst biegen sich die Staubblätter, deren Antheren inzwischen ganz verstäubt sind, 1 H. Müller, Weitere Heobachtungen über Befruchtung der Blumen durch Insekten (Verhandlungen des naturhistor. Vereines d. preuß. Rhein!, und Westf. XXXIX), p. 49 des Sep. Abdr. 2 Diese Flecken zeigt schon die im übrigen nicht sehr gelungene Original- Abbildung bei Visiani, Flora Dalmatica, Taf. XVI, Fig. 1. 26 K. Fritsch. nach außen, ihre F'ilamente bräunen sich und der Griffel senkt sich etwas bogig herab, so daß nun die Narben die Stelle der Antheren einnehmen. (Ein typisches Beispiel des Platz- wechsels.)^ Über die Besucher der Blüten liegen keine Beobachtungen vor. Jedoch ist es zweifellos, daß dieselben Apiden sind, wie bei der ebenso gebauten Shicliys rccta L. - Die Haare auf der Unterseite der Kronröhre dürften nicht allein den durch den Haarkranz bewirkten Schutz des Nektars verstärken, sondern sie werden gewiß auch bewirken, daß die kleineren Apiden, deren Rüssel zur Ausbeutung der Blüten lang genug ist, ihren Rüssel von oben her, wo sie mit den Genitalorganen in Berührung kommen müssen, in die Kronröhre einführen und nicht durch die Rinne der Unterlippe eindringen. Satureja subspicata Vis. Da diese Pflanze von vielen Autoren, beispielsweise schon von Visiani selbst^ und noch in neuerer Zeit von Briquet-^ als Varietät der Satureja moiitana L. betrachtet wird, möchte ich betonen, daß sie wenigstens bei Opcina nächst Triest, wo ich sie am 27. September 1906 neben der viel zahlreicheren Satureja inoiitaua L. beobachtete, durchaus den Eindruck einer selbständigen Art macht. Als eigene Art hat sie zwar auch schon Koch-'' behandelt, der aber außerdem auch Satureja variegata Host als selbständige Art aufführte, welche von Satureja nwutaua L. kaum als unbedeutende Form unter- scheidbar ist. Satureja suhspicata Vis. blüht später als Satureja moiitana L. und ist an der dunkleren Färbung ihrer Blüten sowie auch an dem durch die niedrigen, dicht buschig ange- ordneten Stengel bedingten Habitus schon von weitem leicht zu erkennen. 1 Alles dies hat schon H. Müller für Stachys rccta L. festgestellt. - Über die Blütenbesucher der Stachys recta L. vergleiche man Knulh, Handbuch II, 2, p. 27) ; ferner Pandiani, I fiori e gli insetti, p. 71. 3 Flora Dalmatica II, p. 194. 4 Natürl. Pnanzenfamilien IV, .3 a, p. 298. •"•Synopsis florae germanicae et helveticae ed. 1, p. 559 (Safiiirja pygniaea Sieb.). Hestäubungsverhiillnisse südeuropäischer Pnan/.en. ''^t Im allgemeinen vortrefflich beschrieben ist Satnreja sub- sp/ccita V\s. he\ Fospicha].^ Nur zwei seiner Angaben fand ich an den von mir gesammelten Exemplaren nicht bestätigt: die bezüglich der Punktierung der Blcätter und jene über das Indument des Kelches. Die Blätter sind beiderseits mit Drüsen- punkten besetzt, wenn auch spärlicher und weniger auffällig als bei Satnreja montana L. Die Angabe, daß die Blätter »nur unterseits spärlich drüsig punktiert« seien, läßt sich in der Literatur bis zur ersten Ausgabe von Koch's »Synopsis« zurück verfolgen. Aber schon Visiani hatte (1. c. p. 195) hervorge- hoben, daß die Art (d. i. Satnreja nioiitaiia mkhisiv e subspicata) in bezug auf die Punktierung der Blätter variiere. Der Kelch wäre nach Pospichal »kahl, mit lanzettpfriemlichen, starren, borstig gewimperten Zähnen« ; ich fand aber auch die Röhre des Kelches mit einzelnen kurzen Börstchen besetzt. Die Blüten der Satnreja snbspicata stehen dicht neben- einander; da auch die Stengel in großer Zahl dicht neben- einander stehen, so sind die Blütengruppen sehr auffällig. An jungen Knospen sind zunächst die fünf borstig gewimperten Kelchzipfel gerade nach oben vorgestreckt, während die Blumenkrone noch tief unten liegt. Sobald sich die Kronröhre verlängert, sieht man, daß die Oberlippe über die Unterlippe geschlagen ist, während von den drei Zipfeln der Unterlippe die beiden seitlichen den mittleren bedecken (absteigende Deckung). Die Außenseite der Kronzipfel ist behaart, am stärksten die exponierte Kuppe der Oberlippe. Übrigens stehen diese Haare so zerstreut, daß sie als Transpirationsschutz kaum in Betracht kommen. Der Kelch ist innen an seinem Schlünde, d. h. dort, wo die Zipfel beginnen, mit langen, weißen Haaren bekleidet, welche schon in der Knospe sehr gut entwickelt und nach oben gerichtet sind (Schutz für die junge Blumenkrone). Die Unter- lippe der Blumenkrone trägt am Schlünde ziemlich lange Haare, welche wohl bewirken dürften, daß die besuchenden Insekten höher oben, also in der Nähe der Sexualorgane, in die Blüte eindringen. Der in der Kelchröhre steckende, ziemlich lange ^ Flora des österreichischen Ki.istenlandes II, p. 565. 28 K. Fritsch, Teil der Kronröhrc ist weiß und kahl, der dem Lichte aus- gesetzte obere Teil aber violett und außen mit kurzen Härchen bekleidet. Die meisten Blüten der Pflanze sind ausgeprägt proteran- drisch. Schon in den Knospen findet man nicht selten die Antheren geöffnet, während der (Iriffel, welcher um diese Zeit unmittelbar unter der Oberlippe der Blumenkrone liegt, noch zusammenschließende oder nur ganz wenig divergierende Schenkel hat. Sobald die Blüte sich öffnet, treten dann die vier Staubblätter heraus und bieten den Pollen dar; der Griffel aber behält die eben erwähnte Lage noch eine Zeit lang bei. Bei manchen Blüten beobachtete ich, daß der Griffel noch zur Zeit des Stäubens der Antheren sich verlängert und sich dann mit seinen divergierenden Schenkeln vor jene stellt; meist ge- schieht dies aber erst, sobald die verstäubten Antheren durch Seitwärtsdrehung der Filamente aus dem Wege geräumt sind. Zur Zeit seiner vollen Entwicklung überragt der Griffel die Blumenkrone ganz bedeutend und ist wie eine Fahnenstange vorgestreckt, so daß er von den diese Blüte besuchenden Insekten jedenfalls zuerst berührt wird. Ich habe auch Blüten gesehen, an denen die dixergierenden Griftelschenkel zuerst aus der Knospe heraustreten und hinter diesen erst die Staubblätter; jedenfalls aber ist dieser Fall seltener als der oben beschriebene normale. Es handelt sich hiebei wahrscheinlich um Neigung zu einem sexuellen Dimorphismus, beziehungsweise unvoll- kommen ausgeprägte Gynomonoecie oder Gynodioecie, wie sie bei so vielen Labiaten vorkommt. ^ Bei Opcina konnte ich an dem oben genannten Tage keinen Insektenbesuch an den Blüten der Sainrcja siibspicata wahrnehmen, während die in der Nähe sehr häufige Satiireja lunnlaua von zahlreichen Insekten besucht war."' Allerdings waren von Satiireja sitbspicafa nur wenige Exemplare da und auch diese noch nicht in voller Blüte. Am 29. September 1906 beobachtete ich auf den Blüten der im botanischen 1 Man vergleiche z. B. die Angaben von Pon/o über Saiureja nepcta (L.) Scheele (Bull, della soc. botan. itai., 1905, p. 81 bis 82). 2 Die Liste dieser Insekten werde ich im .Schlußteil dieser Publikation mitteilen. Bestäuhun,L;svcrhältnisse siidcuropäischei- Pflanzen. 2j Garten von Triest kultivierten Exemplare von Satureja sub- spicaia als Besucher Agrotis Pronuha (welche am hellen Tage auf einer Blüte saß) und Apis llgusfica. Caprifoliaceae. Viburnum tinus L. Diese Art wird seit vielen Jahren im botanischen Garten in Graz kultiviert. Sie steht im Sommer im Freien, im Winter im Kalthaus. Ich untersuchte ihre Blüten daselbst am 17. April 1906. Erst später wurde ich darauf aufmerksam, daß Pandiani schon im Jahre 1904 eine kurze biologische Beschreibung ihres Blütenbaues gegeben hatte. ^ Ich entnehme meinen Notizen jene Angaben, welche bei Pandiani fehlen oder mit dessen Mitteilungen nicht im Einklang stehen. Die Blüten sind dadurch sehr auffällig, daß sie dicht nebeneinander in flachen, doldenähnlichen Blütenständen stehen. Die Blüten eines und desselben Blütenstandes öffnen sich zu ungleicher Zeit, so daß alle Entwicklungsstadien der Blüte unmittelbar nebeneinander zu finden sind. Dieser Um- stand begünstigt offenbar die Geitonogamie, welche schon Kerner- für Vibitrnitiii lantaita L. und Viburinmi opulus L. angab. Allerdings legte Kern er das Hauptgewicht auf die spontan erfolgende Geitonogamie, welche Pandiani für Viburnum fiiiiis mit Recht als unwahrscheinlich erklärt, während ich hauptsächlich an Geitonogamie durch Insekten denke. In den eben aufbrechenden Blüten sind die Antheren noch geschlossen; sie- liegen jederzeit, auch schon in der Knospe, bedeutend höher als die drei Narben. Diese sind beim Aufblühen schon reif, so daß die Pflanze als schwach pro- terogyn bezeichnet werden kann. Die fünf A.ntheren springen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander auf. Gleich nach ihrem Aufspringen fallt eine Menge Pollen auf die Narben herab, so daß in allen jenen Fällen, in welchen nicht während des kurzen weiblichen Stadiums Allogamie (durch Insekten) ein- 1 Pandiani, I fiori e gli insetti, p. 41. 2 Pnanzenleben, 2. Auflage, II, p. 298.- 30 K. Fiitscli, getreten ist, Autogamie stattfinden dürfte, wie das auch Pan- diani annimmt. Die ßlumenkrone ist an unseren Exemplaren außen und innen weiß, nur an Jungen Knospen oft rosa. Ich erwähne dies, weil Visiani^ von »flores albi, extus rubentes« spricht, was ja in Dalmatien der Fall sein kann. Die Angabe von Pandiani, daß der Honig vom Grunde der Kronröhre (»\\ fondo del tubo corollino, che trasuda del nettare«) ausgeschieden werde, kann ich nicht bestätigen. Der Honig wird vielmehr ebenso ausgeschieden, wie das schon Sprengel^ für Vibiiniuui opiiliis L. festgestellt hat. ^ Das Nektar absondernde Organ ist nach Sprengel »der oberste Teil des Fruchtknotens*; neuere Autoren fassen diesen oberständigen Teil des »Fruchtknotens« als Griffel auf.^ Jedoch dürfte der periphere Teil dieses kegelförmigen »Griffels« besser als Diskus- bildung zu deuten sein, ■' wie sie z. B. bei den Pomoideen in ähnlicher Weise auftritt. Wo hier die Grenze zwischen Blüten- achse und Gynoeceum liegt, müßte erst entwicklungsgeschicht- lich festgestellt werden. Am 19. April 1906 standen die Exemplare des Vibuniiuii iiuus im Grazer botanischen Garten bereits im Freien und blühten dort sehr reichlich. Es war ein trüber Tag und daher stellte sich kein Insektenbesuch ein. Erst am 3. Mai 1906 ge- lang es mir, Apis mellifera 9 nachmittags an den Blüten Honig saugend zu beobachten.*^ 1 Flora Dalmatica, III, p. IG. 2 Das entdeckte Geheimnis, p. 159, Tab. XI, Fig. 1 und 10. '^ Dasselbe hat nach Knuth(Handb., 111, 2; p. 188 bis 189) Robertson füi' Vibnrnmn /nibescens Pursh und Vihimiuiii prunifoliiiiii L. in Nordamerika festgestellt. ^ Man vergleiche Oersted, Til Belysning of Slaegten F;7'//;w//;// (Nat. For. Vidensk. Medd. 1860), speziell die Erklärung zu Fig. 41 auf Tab. VU; Bentham et Hooker, Genera plantarum II, p. 3. ■"' Man vergleiche Mübius, Mikroskop. Praktikum f. syslem. Botanik, I, p. 197. c Nach K'nuth (1. c.) hat auch Johow in Chile Bienen als Resuche- rinnen der Blüten des Vihiirtiiiiii titiiis beobachtet. ßestäubungsvei-liiiltnisse si'kleuropäischei- Pllanzen. 31 Tafel erklärung. Alle Figuren beziehen sich auf Pliloinis fnilicosa L. ''ig. 1. Blütenknospe. y 2. Blüte im männlichen Stadium nach Rntiernung eines Teiles der Blumen- knme. Der Griffel (G) ist noch herabgebogen; die Antheren stäuben bereits. H der beim Zurückbiegen der Oberlippe als Fegeapparat wirkende Haarbesatz. » 3. Blüte im weibhchen Stadium, von der Seite gesehen. .> 4. Dieselbe, von vorne gesehen. Ö die Öffnung. » 5. Trichom von einem Hauptnerven des Kelches (gegen dessen Rand zu). 6. Sternhaar von der Außenseite der Oberlippe. 7. Fegehaar von der Innenseite des Randes der Oberlippe. » 8. Büschel von kürzeren F'egehaaren von der Oberlippe. Die Fig. 1 bis 4 etwas vergr. ; die Fig. 5 bis 8 ungefähr TjOmal vei-gr. Frit SCll,K. '• BestäiLbiuig'svpT'haltiiisse südour'opäischer Pflanzen . f F.Knoll del. Lrth.AnsTTh.BannwarTh.Wier. Sil zimssbericlile (Llvcd.s.Akad.(L\M.s.s.,niafl». natur\v.]üasse,Bci.CXXIII.Abt .1.1914. 33 Höhlensehnecken aus Süddalmatien und der Hereegovina von Oberstabsarzt Dr. Anton Wagner. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Februar 1914.) Der bekannte Höhlenforscher Dr. Karl Absolon, Kustos der zoologischen Abteilung am Landesmuseum in Brunn, über- gab mir eine Anzahl von Land- und Süßwassermollusken zur Durchsicht, welche derselbe in den Karsthöhlen Süddalmatiens und der Hercegovina anläßlich seiner Höhlenforschungen ge- sammelt hatte. Die in dieser Aufsammlung enthaltenen Formen repräsentieren eine eigenartige Höhlenfauna, \\'elche wesentlich von jener abweicht, wie sie in den Höhlen Krains, Istriens und Kroatiens und weiter des Schwäbischen Jura nachgewiesen wurde. In den Höhlen Krains, Istriens und Kroatiens wurden vorzüglich Basommatophoren, und zwar zahlreiche Formen des Genus Zospeum Bourguignat, daneben eine Höhlenpupidae {Aspasita lumffeni F. Schm.), drei Hydrobiiden {Vitrella hauffeni Brus., Paladilhia rohiciana Cl essin, Belgrandia Kusceri A. J. Wagner), zwei Valvatiden (Tropidina spelaea Hauffen und Tropidbia crytliropomatia Hauffen) beob- achtet. Aus den Höhlenwässern des Schwäbischen Jura werden lediglich zahlreiche Formen des Genus Vitrella Cless. (Hydm- hiidae), aber gar keine Landschnecken angeführt. Die Mollusken- fauna der oben bezeichneten Höhlen erscheint zunächst auf- fallend formenreich, obwohl die Erforschung derselben erst begonnen hat; diese Formen gehören außerdem der Mehrzahl nach verschiedenen Gruppen der Stylommatophoren an, während Basommatophoren und besonders die für Krain und Istrien so Sitxb. d. mathem.-natunv. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 3 34 A. Wagner, charakteristischen Zospeiden bis jetzt vollkommen zu fehlen scheinen; auch die Hydrobiiden wurden nur in wenigen Formen nachgewiesen, doch dürfte dies auf die noch ungenügende Er- forschung der entsprechenden Höhlengewässer zurückzuführen sein. Mit der Molluskenfauna des die Höhlen umgebenden Ge- ländes verglichen, erscheint ein Teil der Höhlenformen sowohl bezüglich der Art, als der Gruppe vollkommen fremd und reprä- sentiert die Reste einer Fauna, welche heute auf der Oberfläche nicht mehr besteht {MeledeUa werneri Stur., Pholeoieras euihrix Stur., Phygas colasi Stur., Spelacocoiicha paganeHii Stur., Spelaeoconcha polymorpha Wagner). Ein anderer Teil dieser Formen gehört wohl denselben Gruppen an, welche auch heute in der Umgebung der Höhlen vorkommen, hat sich aber den eigenartigen Verhältnissen des Höhlenlebens so weit angepaßt, daß sich konstante und auf- fallende Merkmale entwickelt haben, welche eine artliche Tren- nung bedingen. Ein weiterer Teil der Formen schließt sich jenen Formen der Oberfläche an, welche auch dort subterran, im Mulm und tief unter Steinen und in Felsritzen vorkommen, also unter ähn- lichen Verhältnissen leben wie die Höhlentiere; solche Höhlen- formen weisen oft nur geringe Unterschiede gegenüber ent- sprechenden Oberflächenformen auf und fallen mit diesen oft artlich zusammen. Schließlich fanden sich unter den in Höhlen gesammelten Mollusken auch Formen, welche anscheinend nur in den Höhleneingängen leben oder wenn tot gesammelt, von Wasser- läufen eingeschwemmt wurden und vollkommen den Formen der Oberfläche entsprechen. Autochthone Höhlenformen der Mollusken, welche sich den besonderen Verhältnissen des Höhlenlebens vollkommen angepaßt haben, besitzen pigmentlose VVeichteile, welche im frischen Zustande bei kleinen Formen nahezu hyalin erscheinen; Augen sind vielfach nicht einmal als schwache Pigmentpunkte nachweisbar. Auch die Gehäuse der Höhlenschnecken weisen besondere Merkmale auf; dieselben sind dünn, im frischen Zu- stande glasartig durchsiclUig oder nur leicht opak und dann Höhlenschnecken aus Süddalmatien. 35 weißlich oder gelblich. Die Dimensionen der bisher bekannt gewordenen Höhlenschnecken sind durchschnittlich sehr gering; dies ist besonders bei den Formen der südostalpinen Karst- höhlen und jenen des Schwäbischen Jura der Fall; in den Höhlen der Hercegovina und Süddalmatiens wurden jedoch auch Formen beobachtet, welche als mittelgroß bezeichnet werden. Bezüglich der Lebensweise erscheint der Befund be- merkenswert, daß ein großer Teil der in den südlichen Höhlen beobachteten F'ormen der Höhlenschnecken Familien angehören, welche vorzüglich oder ausschließlich Raublungenschnecken sind {Olcaciiiidae, Zonitidae); Aegopis spelaens m. besitzt eine Radula, welche von allen Arten der Gruppe die Merkmale der Raublungenschnecken am deutlichsten aufweist; ebenso auf- fallend ist die Beobachtung, daß Glandina algyra L., eine besonders charakteristische und ausschließliche Raublungen- schnecke, in fast allen bisher untersuchten südlichen Höhlen nachgewiesen wurde. Ein kleiner Teil der Höhlenformen, welche jedoch stets in großer Individuenzahl angetroffen werden, sind der Randula nach Pflanzenfresser; diese Höhlenschnecken sind immer klein bis sehr klein. Die im Wasser lebenden Höhlenschnecken, welche größten- teils den Familien der Hydrobiiden und Valvatiden angehören, sind ebenfalls depigmentiert, die Gehäuse derselben im frischen Zustande glasartig durchsichtig und glänzend; auch erscheinen die Spitzen der Gehäuse niemals angefressen, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß dieselben keinen Algenbelag besitzen, wie dies bei den Formen der Oberfläche fast stets beobachtet wird. Die hier dargestellten Beobachtungen führen zu nach- stehenden Schlußfolgerungen. Die Molluskenfauna der Höhlen Dalmatiens und der Her- cegovina ist sehr alt und dürfte die Besiedelung dieser Höhlen am Ende der Tertiärzeit stattgefunden haben; diese Besiede- lung erfolgte durch Formen, welche früher in der Umgebung der Höhlen lebten. Von diesen Formen ist ein Teil heute auf der Oberfläche ausgestorben, ein Teil hat sich in den Höhlen so abweichend entwickelt, daß wir in denselben scharf unter- 36 A. Was: ULM", schiedene Arten oder wesentlich abweichende Lokalformen erkennen. Diese Höhlenfauna dürfte durch Schwankungen des Klimas weniger beeinflußt worden sein als jene der Oberfläche; ein Teil der heute in der Umgebung der Höhlen auf der Oberfläche \-orkommenden und hier besonders subterran lebenden Mol- lusken dürfte während den Perioden ungünstiger klimatischer Verhältnisse in den Höhlen Zufluchtsstätten gefunden haben und später wieder aus denselben an die Oberfläche gelangt sein. Nur die Höhlen südlich der Save enthalten heute eine autochthone Molluskenfauna, deren Zusammensetzung mit dem Fortschreiten nach Süden immer reichhaltiger wird; eine ähn- liche Molluskenfauna hat sich \ermutlich auch in den ganzen Höhlensystemen der nördlichen Kalkalpen entwickelt, wurde jedoch hier im Verlaufe der Eiszeiten vernichtet. Im nachfolgenden lege ich ein systematisches Verzeichnis der mir aus den Höhlen Süddalmatiens und der Hercegovina bekannt gewordenen Land- und Süßvvassermollusken vor und \'erweise bezüglich der Abbildungen der neuen Formen auf eine gleichzeitig vorbereitete Publikation über die Molluskenfauna Südösterreichs und der angrenzenden Balkanländer. Die mit einem Sternchen bezeichneten F'ormen wurden \on Dr. Karl Absolon gesammelt. Systematisches Verzeichnis der in den Höhlen Süddalmatiens und der Hercegovina beobachteten Land- und Süßwasser- mollusken. Auto- chthone Höhlen- formen r ormen unter- irdischer Wasser- läufe Stylommatophora. Familie Zuiiilidae. ^Aegopis spclaetis n.. . ^ » acies F e r. . . '^ Paraegopis alhaniciis Rssm Hölilenschnecken aus Süddalmatien, Auto- chthone Höhlen- formen Formen unter- irdischer Wasser- läufe Sub- terrane Formen l'oi'men der Ober- fläche Meledella werneri Stur.... *Hyaliiiia absoloni n * » natitiliformis n. . * » wagneri sinj'ia- im n *Hyalinia datitzenbergi A. J. Wagner * Hyaliiüa planospira A. J. Wa gner *CrystaJIits spelaetis n * Crystallus crystallinus Müller * Crystallus subriinaltts Reinh * Crystälbi s Ku tschigi Walddff Crystallus Kutschigi za- valae A. J. Wagner . . . * Crystallus contr actus sub- contracttis A. J. Wa gner Familie Fnncfidac. * Punctum pyginacuin Drap. Familie Helicidac. Subfamilie Fruticicolinae. * Monacha Kustuici C 1 e s s. . Familie Buliininidae. * Chondrulii quiiiquedcntata Rssm * Chondrula seductilis Rssm Familie Pupidae. * Pholeoteras euthrix S l u r. . 38 A . Wa qnev, Auto- chthone Höhlen- formen Formen unter- irdischer Wasser- läufe Sub- terrane Formen Formen der Ober- fläche *Agardhia iruncatella bi- arinata B 1 1 g * Pagodina pagodola Dsm. . * Modicella mühlfeldti Küst Familie Clausiliidae. Phygas colasi Stur *Alopia {Agalhylla) stücosa Wagner *Delima satura Rssm * » muralis Küst. . . . Familie Cochiicopidae. *Azeca (Hypnophila) pupae- foniiis Cantr Spdaeoconcha paganettii Stur * Spelacoconcha polytnoipha n * Caeci Holdes spclaea n * » aciciila j'eska- lovicensis n *Caecilioides jani De Betta. Basommatophora. Familie Ancylidae. *Ancyltis spcc Pneumonopoma. Familie Poinaliasidac. *Atu'iins gracilis marlen- siäntis Mild ff. Familie Cyclostoinalidac. * Ei'icia clcjans .M i.i i 1 c r . . lühlenschncckcn aus Süddalmaticn. 89 Auto- chthone Höhlen- formen Formen unter- irdischer Wasser- läufe Sub- terrane Formen Formen der Ober- fläche Branchiata. Familie Hydrolnidac. *Emmericia paliila B r u ni. . * Fraiicnfcldia salurata (Frauenfeld) n *Fi-auenfddia lacheincri Ch arp 1 1 1 1 l 1 1 1 1 * Vitrella absoloni n Geyeria plagiostoma n Belgrandia Kusccri n Beschreibung neuer Formen. Aegopis spelaeus n. Gehäuse flachkegelförmig mit flachgewölbter Basis, dünn- schalig, glasartig durchsichtig und nur leicht weißlich getrübt; glänzend und etwas irisierend. Die Skulptur besteht auf der Oberseite aus sehr feinen, ungleichmäßigen Zuvvachsstreifen sowie sehr feinen, erhobenen Spirallinien, welche auf den oberen Umgängen dichter und schärfer, auf den unteren zu- nehmend weitläufiger und schwächer werden. Die Unterseite von Exemplaren mit 4 bis 5 Umgängen zeigt nur feine Zu- wachsstreifen, jüngere Exemplare besitzen aber auch auf der Unterseite dichte und feine Spirallinien. Das regelmäßig flach- kegelförmige Gewinde besteht aus fünf ziemlich rasch zu- nehmenden, gewölbten und durch eine ziemlich tiefe Naht geschiedenen Umgängen; der letzte ist kaum U/.^mal breiter wie der vorletzte, zusammengedrückt, im Beginne scharf, gegen die Mündung zu stumpfer gekielt. Der ziemlich weite, perspek- tivische Nabel mißt Ve vom Durchmesser der Basis. Die wenig schiefe Mündung ist breiter als hoch und wird vom vorletzten 40 A. Wagner, Umgang nur wenig ausgeschnitten. Der Mundsaum ist dünn und scharf, die Insertionen desselben werden durch einen sehr zarten, nur am Glanz erkennbaren Kallus verbunden; Anwachs- striemen fehlen immer. D— 19, d= 16, i/= 9-5. Die Radula mit einspitzigem, symmetrischen Mittelzahn und über 60 einspitzigen Seiten- und Randzähnen; die Spitzen aller Zähne sind lang und stachelförmig. Sexualorgane: Der Penis bauchig-spindelförmig mit auf- fallend dünnem hinteren Ende, endständigem, schwachem Mus- culus retractor und mittellangem, fadenförmigem Vas deferens. Die rundliche Samenblase mit kurzem, dünnem und deutlich abgesetztem Blasenstiel; an der Einmündung des Blasenstiels in die Vagina befindet sich ein schildförmiges Drüsenkon- glomerat. Fundorte: Die Höhlen Mrcine und Belusica bei Trebinje in der Hercegovina. Aegopis spelaciis m. besitzt sowohl mit Rücksicht auf das Gehäuse als die depigmentierten Weichteile die Merkmale einer autochthonen Höhlenform; an den Augenträgern konnte ich nur schwache Pigmentpunkte bemerken. Hyalinia absoloni n. Gehäuse scheibenförmig mit kaum erhobenem Gewinde und weitem, perspektivischem Nabel; dünn, aber ziemlich fest und durchscheinend: glänzend, mit feinen, aber deutlichen und wenig gebogenen Zuwachsstreifen; weißlich getrübt (das vor- liegende Exemplar tot gesammelt). Das kaum erhobene Gewinde besteht aus 47., leicht gewölbten, langsam zunehmenden, durch eine deutlich eingedrückte Naht geschiedenen Umgängen; der letzte ist doppelt so breit wie der vorletzte, zusammengedrückt, an der Peripherie gerundet und steigt vorn nicht herab. Die senkrechte, halbeiförmige Mündung ist ebenso breit wie hoch und wird durch den vorletzten Umgang stark ausgeschnitten; der dünne, scharfe Mundsaum ist gerade, an der Spindel- Hölilenschnecken aus Süddalmatien. 41 insertion etwas vorgezogen. Der weite, perspektivische Nabel umfaßt mehr als 74 vom Durchmesser der Basis. D= 10, ä =9, H— 4 mm. Fundorte: Höhlen in der Umgebung von Trebinje in der Hercegovina (Eliashöhle). Das mir vorliegende Exemplar er- scheint mit Rücksicht auf die verhältnismäßig große Embryonal- schale nicht vollkommen ausgewachsen; von oben und von vorn betrachtet, zeigt H. absoloni m. einige Ähnlichkeit mit H. uillae Mort., unterscheidet sich jedoch von dieser ostalpinen Form durch das größer angelegte Gewinde, besonders aber durch den mehr als doppelt so weiten Nabel. Hyalinia nautiliformis n. Gehäuse scheibenförmig, planorbisartig gewunden, dünn- schalig, glasartig durchsichtig und farblos (das vorliegende Exemplar tot gesammelt, daher etwas weißlich getrübt), glän- zend, mit sehr feinen, S-förmig gebogenen Zuwachsstreifen. Das flache, etwas unter das Niveau des letzten Umganges eingesenkte Gewinde ist bei horizontaler Lage des Gehäuses nicht sichtbar und besteht aus vier kaum gewölbten, durch eine seichte, aber deutlich eingedrückte Naht geschiedenen Um- gängen; die Umgänge sind so übereinander aufgerollt, daß die oberen schmal, der letzte 27., mal breiter wie der vorletzte erscheint; der letzte Umgang ist ferner unten deutlicher ge- wölbt, an der Peripherie gerundet und steigt vorne nicht herab. Die senkrechte, halbeiförmige Mündung ist breiter als hoch und wird durch den vorletzten Umgang stark ausgeschnitten; der dünne Mundsaum ist gerade und scharf; der Oberrand an der Insertion eingezogen, der Spindelrand vorgezogen. Der weite, nahezu tellerförmige Nabel nimmt fast ein Drittel vom Durchmesser der Gehäusebasis ein. D—7-2,, ä = ß-ö, i/ = 3 mm. Fundort: Die Höhle Klina pecina bei Trebinje in der Her- cegovina. Diese Art erinnert durch den weiten, tellerförmig flachen Nabel an die Jugendform eines Zonites, zeigt aber keine Spur von Spirallinien und keinen Kiel. 42 A. Wagner, Hyalinia wagneri sinjiana n. Gehäuse ähnlich der Hyalinia wagneri Köhler von Lesina, jedoch wesentlich größer, gelbbraun bis rötlichbraun, deutlicher gestreift und schwächer glänzend; der Nabel noch weiter. D=z8, d = 6-ö, H=3-6. Die Fundortsangabe lautet wohl: Höhle »Jama na Visokoj« bei Sinj in Dalmatien, doch macht die vorstehende Form nicht den Eindruck einer echten Höhlenform, indem sowohl die in Alkohol geschrumpften Weichteile als das Gehäuse gut gefärbt erscheinen; vermutlich stammt das vorliegende Exemplar vom Eingange der Höhle. Crystallus spelaeus n. Gehäuse sehr ähnlich dem Crysiallns crysiallhms Müller, jedoch bei gleicher Zahl der Umgänge wesentlich größer; weiß oder gelblich gefärbt und leicht milchig getrübt, mit deutlichen, feinen Zuwachsstreifen, niedrigerem, oft kaum erhobenen Ge- winde und 4Y2 Umgängen; die oberen Umgänge nehmen lang- sam und regelmäßig, der letzte rascher zu und ist doppelt so breit wie der vorletzte. Die Mündung ist mehr gerundet und im Verhältnis zur Breite höher; der verhältnismäßig engere Nabel lochförmig und durch den vorletzen Umgang nicht oder kaum erweitert. D = 5-3, d = 4-5, Hz=2-8. Fundort: Höhle Crnulja im Popovo polje in der Herce- govina. Agardhia truncatella biarmata Bttg. Coryna tnincatella var. biarmata Bttg. Ber. Offenb. Ver., p. 109, 188Ü. Coryiia biarmata Stur. Nachrichtsblatt D. malak, Ges., p. 105, 1904. Gehäuse sehr ähnlich der A. fmucafella Ffr., jedoch zu- meist schlanker zylindrisch mit 6Y2 bis 7 dichter und etwas schwächer gerippten Umgängen. Die Mündung ist stets mit Zähnen, Falten und Lamellen versehen, welche jedoch selbst bei den einzelnen Exemplaren einer eng begrenzten Lokalität Höhlenschnecken aus Südduhnatien. 43 nicht gleichartig entwickelt erscheinen. Konstant findet sich ein Eindruck in der Mitte des Außenrandes der NKindung, welchem innen ein zumeist kräftig entwickelter, zahnartig in die Mündung vorspringender Kallus entspricht; ziemlich konstant sind auch je ein kurzes Fältchen in der rechten und linken Aiündungs- ecke, sowie eine leistenartig erhobene, aber ziemlich kurze Lamelle in der Mitte der Mündungswand; bei einzelnen Exem- plaren sind außerdem 1 bis 2 zahnarlig vorspringende Fältchen auf der Spindel, mitunter auch eine zahnartige, kurze Falte in der unteren Mündungsecke, außerdem noch überzählige, kurze Fältchen auf der Mündungswand und dem Mundsaum vor- handen. H= '3-7 bis 4, Z) = 1 • 5 bis 1 • 6 mm. Fundorte: Höhlen in Süddalmatien (Pridvorje im Canali- tale), Hercegovina in der Umgebung von Trebinje (Zavala, Eliashöhle) und Süddalmatien. Ich beurteile diese Form zu- nächst nach einem Exemplar aus der Hand des Autors von der Lokalität Pridvorje im Canalitale, südlich von Ragusa; voll- kommen übereinstimmende Exemplare finden sich auch an den angeführten Lokalitäten der Hercegovina, daneben aber auch individuelle Variationen und Übergänge zur typischen Form der Agardhia tnincatclla Pfr. Agardliia trtmcatella biarmata Bttg. hat sich jedoch zur echten Höhlenform entwickelt und lebt ausschließlich in den genannten Höhlen in Gesellschaft des Pholeoteras euthrlx Stur., Splaeoconclia polymorpha m. und Caecilioides spelaea m., während die typische Form wohl an der Oberfläche, aber hier immer subterran, unter Steinen und in Felsritzen gesammelt wird. Spelaeoconcha polymorpha n. Das Gehäuse ähnlich der Spelaeoconcha paganettii Stur, aus der Paganettihöhle auf Curzola, jedoch immer schlanker ausgezogen bis turmförmig, mit 6 bis 6Y2 rascher zunehmenden Umgängen; der letzte steigt vorne nicht herauf und erscheint ebenso lang oder nur wenig länger als der übrige Teil des Gewindes; der Nabel ist enger, die Mündung verhältnismäßig kleiner als bei Sp. paganettii Stur. 44 A. Wagner, // =: 4 • ö bis (-) • 5 bis 7 • 3, Z) = 2 bis 2 • 6 bis 2 • 4 min aus der Höhle Jeskalovica; // = 6 bis 6 • 8, D =z 2- 4 mm aus der Höhle Studenski Ratas; H=z6-6, TJ—2-^mm aus der Höhle Belusica in der Hercegovina. Die Weichteile des Tieres pigmentlos, ohne nachweisbare Augenpunkte. Sexualorgane: Der schlanke, zylindrische Penis mit einem langen, an der Spitze nicht verdickten Appendix und einem kurzen, im mittleren Drittel inserierten Muskulus retractor. Die rundliche, kleine Samenblase mit einem mittellangen, an der Basis verdicktem Blasenstiel, ohne Divertikel. Die Radula mit kleinem, dreispitzigem Mittelzahn, 5 zwei- spitzigen Seitenzähnen und über 10 mehrspitzigen Rand- zähnen. Fundorte: Die Höhlen Studenski Ratas, Jeskalovica und Cinjadra auf Brazza, ebenso einige Höhlen in der Umgebung von Trebinje in der Hercegovina (Belusica). Die Gehäuse dieser zuerst von Prof. Dr. Alüller in der Höhle Cinjadra gefundenen Art erscheinen besonders an den Lokalitäten Studenski Ratas und Jeskalovica auf Brazza sehr veränderlich und weisen beträchtliche Unterschiede bezüglich der Dimensionen, der Höhe und Form des Gewindes auf, welches bald schlank turmförmig, bald mehr kegelförmig oder annähernd spitzeiförmig erscheint. Ebenso verschieden ist das Verhältnis zwischen der Höhe des letzten Umganges und dem übrigen Gewinde; bei lang ausgezogenen Exemplaren ist der letzte Umgang so hoch wie das übrige Gewinde, bei den kegel- oder eiförmigen Exemplaren jedoch wesentlich höher. Ohne Kenntnis der vorhandenen Übergangsformen würde man ver- sucht sein, solche individuelle Variationen als Merkmale ver- schiedener Arten aufzufassen. Die Radula und die Sexualorgane zeigen ähnliche Verhält- nisse, wie sie bei Cochlicopa Iiibrica Müller vorhanden sind, doch fehlt hier ein Divertikel am Blasenstiel und der Appendix Höhlenschnecken aus Süddalmatien. 45 des Penis ist an der Spitze nicht keulenförmig verdickt; wie bei allen Cochlicopiden zeigen hier die Sexualorgane auch nahe Beziehungen zu den Baliminiden, Pupiden und Stenogyriden; die Beschaffenheit der Radula verweist die Gruppe Spelaeo- concha Stur, jedoch bestimmt zu den Cochlicopiden, wo sie mit Rücksicht auf die Eigenart der (iehäuse, den Mangel eines Divertikels am Blasenstiel, in Verbindung mit dem langen Appendix des Penis als besonderes Genus zwischen Cochlicopa Risso und Azeca Leach den entsprechenden Platz findet. Caecilioides spelaea n. Gehäuse ähnlich der Ccicilioides aciciüa Müller, jedoch größer, gelblichweiß, leicht opak, aber durchscheinend (lebende Exemplare glasartig durchscheinend), glänzend; das dickere, weniger spitz ausgezogene Gewinde besteht aus 57o langsamer zunehmenden, nahezu flachen Umgängen; der letzte Umgang, ebenso die Mündung sind im Verhältnis zum übrigen Gewinde wesentlich höher. H-Q, /;=i-8. Fundorte: Höhlen in der Umgebung von Trebinje in der Hercegovina. Diese Art lebt in Gesellschaft der Agardhia trun- catella hiarmata Bttg. und ist als autochthone Höhlenform auf- zufassen. Caecilioides acicula jeskalovicensis n. Gehäuse ähnlich der Caecilioides acicula Müller, jedoch größer, mit noch spitzer ausgezogenem Gewinde; die 57., Um- gänge nehmen rascher zu, der letzte ist stärker gewölbt und wie die Mündung im Verhältnis zum übrigen Gewinde wesent- lich höher. H— (v6, D = 2 mm. Fundort: Die Höhle Jeskalovica auf Brazza. Vitrella absoloni n. Gehäuse sehr klein, schlank turmförmig mit spitz aus- gezogenem Gewinde und 5^/., gut gewölbten, durch tiefe Naht geschiedenen, ziemlich rasch zunehmenden Umgängen; der 46 A. Wagner, letzte ist Y4 höher wie das übrige Gewinde und steigt vorne regelmäßig herab. Die verhältnismäßig kleine, ovale Mündung ist oben kaum gewinkelt und weicht unten deutlich zurück; der Mundsaum ist gerade und dünn, der Nabel ritzförmig. H—2-7, D—\ mm. Fundort: Höhle Baba bei Trebinje in der Hercegovina. Geyeria plagiostoma n. Gehäuse schlank bis ziemlich breit kegelförmig mit auf- fallend weitem und offenem Nabel und verhältnismäßig stumpfer Spitze; ziemlich festschalig, weiß, durchscheinend und glänzend (alle Exemplare sind tot gesammelt) ; die oberen Umgänge glatt, die unteren und besonders der letzte vor der Mündung sehr fein und dicht gestreift. Die sechs gut gewölbten Umgänge werden durch eine tiefe Naht geschieden; der letzte ist gegen die Mündung zu rasch erweitert und steigt vorne ziemlich hoch hinauf. Die rundeiförmige, trichterförmig erweiterte Mündung ist schief, indem der Oberrand an der Insertion zurückgezogen, der Außen- und Basalrand vorgezogen erscheinen; der Mund- saum ist ausgebreitet, oben kurz angelötet. i^ = 3 • 3, Z> = 2 • 2 bis 3 • 1 mm. Fundort: Die Bosnaquelle bei Sarajevo (gesammelt von Kustos V. Apfelbeck in Sarajevo). Geyeria plagiostoma m. weicht von allen mir bekannten Gruppen der Hydrobiiden auffallend durch ihre stumpfkegel- förmige Form, die stark gewölbten Umgänge, den verhältnis- mäßig weiten Nabel sowie die trichterförmig erweiterte, vorne hinaufsteigende schiefe Mündung ab und dürfte den Typus eines neuen Formenkreises darstellen, für welchen ich die Be- zeichnung Geyeria vorschlage (Dr. Geyer in Stuttgart, der bekannte Erforscher der Vitrellenfauna Württembergs). Wie bei den Formen des Genus Vitrclla Cless. zeigt sich auch bei Geyeria plagiostoma m. eine starke individuelle Varia- tion; dieselbe äußert sich besonders mit Rücksicht auf die Dimensionen, das mehr oder minder breit kegelförmige Gewinde, Höhlenschnecken aus Süddahnalicii. 47 die Weite des Nabels, das mehr oder minder starke Ansteigen des letzten Umganges; auch die Streifung ist bald sehr deutlich, oald nahezu erloschen. Mit Rücksicht auf den Aufenthalt und die Lebensweise ist vorstehende Art als Höhlenform aufzu- fassen, da sie in unterirdischen Wasserläufen lebt und nur in toten Exemplaren am Ausflusse derselben gesammelt wurde. Frauenfeldia saturata n. Ciiii^tila saturata (Ziegler, Frauen fei d) autor. (nomen). Gehäuse spitzeiförmig oder bauchig spindelförmig, fest- schalig; frische und reine Exemplare glasartig durchsichtig oder leicht milchig getrübt, zumeist jedoch mit einem grünen, grünlichbraunen bis schwarzen Belage, sowie dunkel bis schwarz durchscheinenden Weichteilen; sehr fein bis undeut- lich gestreift. Das bauchig spindelförmige, oben spitze Gewinde besteht aus 5Yo gewölbten, durch eine ziemlich tiefe Naht geschiedenen, ziemlich rasch zunehmenden Umgängen; der letzte steigt \'orne mäßig und langsam hinauf und erscheint, besonders in der Seitenansicht, nach unten zu verschmälert. Die eiförmige Mündung steht schief zur Achse des Gehäuses und ist oben deutlich gewinkelt; der Mundsaum ist etwas er- weitert (aber nicht ausgebreitet), zusammenhängend und oben breit angelegt oder kurz gelöst. Der Nabel ritzförmig. Deckel spitzeiförmig, braunorange, durchscheinend, mit exzentrischem Nukleus und zwei rasch zunehmenden Umgängen. // = 2 • 4 bis 3, 7) r= 1 • 2 bis 1 • 5 mm. Fundorte: Sehr zahlreich in allen Quellen Dalmatiens von Spalato bis Cattaro, ebenso in der Hercegovina; kommt auch in unterirdischen Wasserläufen vor und erscheint dann mehr oder minder depigmentiert. An allen Lokalitäten werden nebenein- ander kürzere, mehr eiförmige Exemplare mit langsamer zu- nehmenden Umgängen und längere, bauchig spindelförmige Exemplare mit rascher zunehmenden Umgängen beobachtet; diese Variationen entsprechen den beiden Geschlechtsformen, welche auch bei den Hydrobiiden mehr oder weniger ver- schiedene Gehäuseformen aufweisen. Franenfeldia saiurafam. 48 A.Wagner, Höhlenschnecken aus Süddalmatien. wird seit langer Zeit als Cingnla saiiirata Frauen fei d aus Dalmatien angeführt; beschrieben wurde diese Art jedoch noch nicht. Im Anschlüsse bringe ich auch die Beschreibung einer für unsere Höhlenfauna neuen Gruppe und Art aus den Höhlen- wässern Krains. Belgrandia Kusceri n. Gehäuse sehr klein, aber festschalig, eiförmig konisch bis spitzkegelförmig, kaum ritzförmig genabelt, kalkartig weiß (die vorliegenden Exemplare sind tot gesammelt und etwas ver- wittert), sehr fein und etwas ungleichmäßig gestreift. Das breiter oder schlanker kegelförmige, an den Seiten leicht konvexe Ge- winde besteht aus A^j.^ bis 5 gewölbten, durch eine ziemlich tiefe Naht geschiedenen, ziemlich rasch zunehmenden Um- gängen; der letzte steigt vorne wenig oder gar nicht hinauf Die spitzeiförmige Mündung ist senkrecht, aber zur Achse des Ge- häuses schief, oben und neben der Spindel häufig ausgußförmig verengt; der Mundsaum ist erweitert, aber nicht ausgebreitet, zusammenhängend, kurz gelöst oder angelegt und angelötet. Hinter dem Mundsaume findet sich regelmäßig eine varixartige Auftreibung, mitunter auch noch eine zweite und dritte im oberen Teile des letzten Umganges oder am vorletzten Umgang. Der Deckel ist unbekannt. //=2-6bis3, /)= 1-5 bis l-8mw/. Fundort: Im Schlamme des Rakbaches (Rakovski potok) bei Rakek in Krain; gesammelt \'on stud. phil. Ludwig Kuscer der Wiener Universität. Diese Art erscheint als Vertreter der Gruppe Belgrandia Bourguignat, welche bisher nur aus Südfrankreich und Nord- italien bekannt war, in unserer Fauna bemerkenswert. 49 Fragmente zur Mykologie (XVI. Mitteilung, Nr. 813 bis 875) Prof. Dr. Franz v. Höhnel, k. M. K. Akad. (Mit 32 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Februar 1914.) 813. Über Marasmius Rotula und Marasmius Wettsteinii. V. Wettstein hat (in diesen Sitzungsber., 1886, 94. Bd., p. 66) als Marasmius tenevrhnns eine dem M. Rotula Scop. ganz ähnliche Form beschrieben, die bis dahin offenbar mit letzterer Art verwechselt worden war. Da bereits ein M. tener- rimns Berk. et Curt. (Journ. Linn. Soc, X. Bd., 1867, p. 296) existierte, wurde der Name in M. Wettsteinii Sacc. et Syd. (Syll. Fung., 1899, XIV. Bd., p. 117) geändert. Marasmius Wettsteinii soll kugelige oder elliptische, 5 bis 7 [J. große Sporen haben und nur auf morschen Tannennadeln vorkommen. Schröter beschrieb 1889 (Pilze Schlesiens, I., p. 558) von Marasmius Rotula Scop. eine Varietät: phyllophila. »Mut hell ockerfarben, meist nur 5 bis 8 ww breit, im übrigen wie die Stammart«. Im Laufe der letzten 13 Jahre habe ich eine Menge von hierhergehörigen Formen gesammelt und studiert und die Über- zeugung gewonnen, daß Marasmius Wettsieiuii eine gute Art ist, die mit der Schröter'schen Varietät zusammenfällt. Im folgenden gebe ich nur die tatsächlichen Unterschiede zwischen den beiden Arten an. Sitzb. d. mathem.-iiaturw. Kl.; CXXIII. ßd., Abt. I. 4 50 K. V. Hr,hncl, 1. Miiriisin/iis Rotiila Scop. wächst an der Basis \ün Nadel- und Laubholzstämmen, an abgefallenen Holz- und Zweigstücken, selten auf Föhrennadeln. Der Pilz ist derber und größer. Der Hut ist weißlich, glatt, oft mattglänzend, in der Mitte wenig oder nicht eingedrückt; die Furchen sind nicht tief, trocken legt sich der Hut nicht kurzzylindrisch zusammen. Das Hutfleisch ist etwa 260 [x dick, ebenso dick sind die Lamellen. Hymenialschichte 30 bis 40 [x dick. Der Stiel besteht aus ziemlich derbvvandigen Hyphen und hat eine schwarze, 20 bis 25 [x dicke Rindenschichte. Die Ober- haut des Hutes besteht aus farblosen, außen glatten Zellen. In den Sporen und Cystiden besteht kein Unterschied [Sporen länglich, unten meist lang zugespitzt, bis 10 bis 10-5 ^ 3-5 bis 4-5 [x; Schneidecystiden kugelig, unten kurzgestielt (15^8 [x), nur halbkugelig vorragend, Kuppe mit zahlreichen, kurzen Stachelchen dicht bedeckt]. 2. Marasmins Wettstcinii Sacc. et Syd. Pilz zarter und kleiner. Der Hut ist trocken kurzzylindrisch zusammengelegt, matt-rauh, mit tiefen Furchen, in der Mitte tief eingedrückt, graubräunlich oder ockerfarben. Das Hutfleisch ist etwa 100 [x dick; Lamellen 140 [x dick, Hymenium 25 bis 30 [x dick. Der Stiel besteht aus zartwandigen Hyphen und hat eine 12 bis 15|x dicke, schwarze Rinde. Die Oberhaut des Hutes besteht aus braunen, außen rauhen, mit kurzen, dichtstehenden, spitzen Vorsprüngen versehenen Zellen. Sporen und Cystiden wie bei M. RoUila. Der Pilz wächst nicht bloß auf den morschen Nadeln der Tanne,Tichte, sondern auch (und meist etwas üppiger) auf morschen Blättern von Buchen, Eichen etc. Sowohl M. Rotiila als auch M. Wettsteinii kommen manch- mal mit verzweigten Stielen vor. Von ersterer Art fand ich ein derartiges Exemplar 1902 am Hauslitzsattel am Schneeberg in Niederösterreich. Das, was Ouelet 1877 als M. BnlUardl beschrieb, ist nichts anderes als die verzweigte Form von M. Wetlsiciuii (Flore myc. France, 1888, p. 312). Fraomentc ziw MvkoloLiie. Ol 814. Über Agaricus lupuletorum und Marasmius porreus. Unter dem Namen Agaricus Jiipuleiormn werden zwei von- einander ganz verschiedene Pilze verstanden. Weinmann, Fries und Qiielet verstehen darunter eine Collybia, die auf bebautem Boden wächst, einen unten kahlen Stiel und dünne, gedrängte Lamellen besitzt. Bresadola (Fung. trid., 1892, II. Bd., p. 24, Taf. 130) und Ricken (Blätterpilze, p. 76) verstehen darunter einen Maras- mius, der im Walde tiuf morschen Vegetabilien wächst, einen unten flockig-rauhen, oft filzig beschuhten Stiel und sehr locker stehende, dickliche Lamellen hat, also ganz verschieden ist. Britzelmayr's Angaben über einen Collybia lupuleto- rum W. genannten Pilz beruhen jedenfalls auf falscher Bestim- mung (Berichte d. naturw. \'er. Augsburg, 27. Bd., p. 191). Im Wienerwald ist nun schon im Sommer ein Pilz häufig, aber stets nur vereinzelt zu finden, der vollkommen zu der Beschreibung von Marasmius lupuletorum Bres., insbesondere in der Fassung stimmt, wie sie Ricken gibt. Ein Original- exemplar dieses Pilzes aus dem Herbar Bresadola stimmte auch damit überein, doch ließ sich an dem leider mit Sublimat vergifteten Exsikkat keine genauere mikroskopische Prüfung mehr vornehmen. Es kann nicht daran gezweifelt werden, daß der Pilz des Wienerwaldes mit Marasmius lupuletorum Bres. -Ricken identisch ist. Ich habe den Pilz jahrelang beobachtet, da ich lange über ihn unklar war. Gewöhnlich ist derselbe geruchlos, allein ich fand auch Exemplare, die einen schwachen Zwiebelgeruch auf- wiesen. Diese riechenden Exemplare brachten mich auf die Vermutung, daß der Pilz der echte Marasmius porreus (P.) sein werde. Dieser Vermutung stehen nur zwei Angaben von Fries entgegen. Fries sagt, daß der Pilz sehr spät im Herbst, »valde serotinus«, erscheint, während der Wienerwaldpilz schon Juli bis September zu finden ist. Ferner soll der Stiel von M. por- reus (P.) »utrinque incrassato« sein, was beim Wienerwaldpilz nicht immer der Fall ist. 52 F. V. Höliiiel, Nichtsdestoweniger muß ich bis auf weiteres letzteren Pilz für M. porreiis {?.) halten, da er mit diesem am besten überein- stimmt und als häufiger Pilz Fries gewiß bekannt war. Doch liegt auch die Möglichkeit vor, daß die Behauptung von Ricken, daß M. erytliropiis Fries (non Persoon, Quelet, Schröter) mit 71/. Inpuletorum Bres.-Ricken identisch ist, richtig ist. In diesem Falle muß angenommen werden, daß Fries den öfter deutlichen Zwiebelgeruch des Pilzes übersehen hat, was ja leicht möglich ist, da der Pilz in der Tat meist geruchlos ist. Es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß Fries die riechende Form als M. porreus und die geruchlose als M. erythropiis beschrieben hat, während Ricken die riechende Form nie gefunden hat (»scheint in Deutschland nicht heimisch zu sein«) und die geruchlose mit Bresadola als M. Inpnletornm be- schrieben hat. Marasmius lupuletorum Bres.-Ricken wäre also nach meiner Meinung gleich M. porreus (P.) und M. erythropiis Fries (^non P. etc.). Nach Ricken ist dieser Pilz am nächsten mit M. co- haerens (P.) = M. ceratopus (P.) verwandt. Das ist sicher der Fall und wird dadurch bestätigt, daß man bei M. porreus manchmal, aber nur sehr selten, an der Lamellenschneide sehr vereinzelte, borstenförmige, braune, dickwandige, spitze Q/stiden (Setulae) von 20 ^ 4 fi Größe findet, die denen von M. ceratopus ganz ähnlich sehen und sonst bei Marasmius- Arten nicht vor- kommen. Die normalen Lamellen von M. porreus zeigen keine Spur von Cystiden. 815. Coprinus microsporus Berk. et Broome. Im botanischen Garten von Buitenzorg auf Java kommt auf abgestorbenen Ästen und auf Stämmen von Holzgewächsen ein Coprmus vor, der offenbar die obige bisher nur auf Ceylon beobachtete Art ist. T. Petch hat (Annais of Roy. Bot. Gard. Peradeniya, 4. Bd., 1910, p. 399) den Pilz genauer beschrieben und mit Fragmente zur -Mykologie. 53 Copfiims ruhecula B. et Br. identifiziert (Journ. of Linn. Soc. XL, p. 560). Da der Pilz offenbar sehr variabel ist, wie schon daraus hervorgeht, daß Berkeley und Broome ihn unter zwei ver- schiedenen Namen beschrieben haben und die in Buitenzorg von mir 1907 gefundenen Exemplare einige Abweichungen zeigen, seien letztere im folgenden kurz beschrieben. Hut anfänglich eiförmig, dann glockig ausgebreitet, fast häutig, 2 bis 3 cm breit und hoch, erst ziegel-, feuerrot, glatt, dann weiß, mit gelbroten Schüppchen bedeckt, welche oft nur die eine Seite des Hutes bekleiden; Hut gegen den Rand durch- scheinend violettgrau. Stiel weiß, hohl, nicht brüchig, anfänglich fein weißmehlig-wollig, später kahl, zylindrisch, verbogen, zirka 4 cm lang, 2 bis 3 mm dick, an der Basis verschmälert und weißfilzig. Lamellen dichtstehend, etwas bauchig, bis 5 min breit, frei, schließlich mit dem Hute zerfließend. Sporenpulver dunkelviolettbraun oder umbra. Sporen durchscheinend schmutzigviolett, kugelig-eiförmig, 5 bis 6 ^ 4 [j., ohne Öl- tropfen. Ein ähnlicher Pilz ist jedenfalls der auf den Samoa-Inseln vorkommende Copriniis mitiiato-ßoccosiis Bres. et Pat., doch sollen hier die 5 bis 7 ^ 4 bis 4*5 {x großen Sporen »fulvis, binucleatis, nucleis flavis« sein (G. Lloj^d, Mycologic. Notes No 6, May 1901, p. 49). Hingegen halte ich es für wahrscheinlich, daß Copriuiis anniniiacus P. H. et E. N. (Monsunia, 1899, p. 49), der eben- falls aus dem botanischen Garten von Buitenzorg stammt, mit C. microsporiis identisch ist; er soll zwar am Boden gewachsen sein, indessen sind Henning's Angaben ganz unzuverlässig. Aus den drei Beschreibungen geht hervor, daß der Stiel des Pilzes bald weiß, bald mehr minder rotgelb gefärbt ist. 816. Über Coprinus stenocoleus Lindbl. und Coprinus dilectus Fries. In der Mykologie der Hutpilze herrscht vielfach die Gepflogenheit, seltene Pilze, die man nicht gesehen hat, mit anderen ähnlichen, häufigen, zu identifizieren und so aus der 54 F. V. 1 1 ö li n e 1 , Welt ZU schaffen. Mag in einzelnen Fällen dieser Vorgang auch seine Berechtigung haben, so läßt derselbe doch immer Zweifel übrig und sollte stets mit der größten Vorsicht ausgeübt werden, da es erwiesen ist, daß es sehr viele sehr seltene Formen gibt, die oft mehrere Jahrzehnte lang nicht gefunden werden. Dabei zeigt es sich, daß verschiedene Autoren voneinander ganz ab- weichende Ansichten äußern. So wird Coprinus oblectus Bolton von Fries für eine eigene mit C. dilechis Fr. verwandte Art gehalten (Hymen, europ., 1874, p. 321), während Quelet (Flore myc. France, 1888, p. 49) ihn mit C. dilcdus Fr. und C. eiythrocephaliis Lev. identifiziert und A. Ricken (die Blätterpilze, 1910, p. 57) ihn als ohne Frage mit C. sterqtiilmus Fr. identisch erklärt. Offenbar liegen hier nicht genügend begründete Meinungen vor, die keinen Wert haben. Da eine dem C. oblectus genau ent- sprechende Form seit Bolton (1788 bis 1791) nicht wieder gefunden wurde, so kann diese Furage einfach vorläufig nicht gelöst werden und muß mit ihrer Lösung gewartet werden. A. Ricken hat auch den C. dilectns nicht gesehen und scheint es für möglich zu halten, daß er mit C. sterquiliiiiis identisch ist, denn er sagt: »Wenn das Sporenmaß (Quelet: 10 [J-) stimmt, dann gewiß vom nahestehenden C. sterquiliiiiis verschieden.« Coprinus dilectns Fr. ist aber ein von C. stcrqiiiliniis Fr. völlig verschiedener Pilz. Ich fand ihn ganz typisch 1903 im Prater und 1913 bei Purkersdorf bei Wien. Er ist an der feuer- roten Bestäubung von Hut und Stiel leicht zu erkennen. Die .Sporen haben einen kreisrunden Querschnitt, sind etwas durchscheinend braunviolett, sind 9 bis 10'5 « 6 bis 7 [j. groß und haben eine ganz ähnliche Form wie die von C. niica- ceiis; breit elliptisch, oben spitzlich, nach unten etwas keilig- verschmälert und abgestutzt, mit kleinem, blassem Keim- porus. Die Angabe von Britzelmayr (Botan. Zentralbl., 1893, p. 13), daß die Sporen von C. dilectns Fr. 12 bis 14^8 bis 10 [x groß sind, ist falsch und bezieht sich ebenso wie seine Abbildung (Melanospori, Fig. 234) auf einen anderen Pilz. Quelet's An- gaben sind richtig, Fragmente zur iMj'kologie. 55 Was nun den Copriuus stenocolens Lindbl. anlangt, so ist dies ein höchst seltener Pilz, über den mir nur Fries' Angaben und seine schöne Abbildung (Icon. select. Hymenom., 1884, IL, Taf. 140, Fig. 1) aus der Literatur bekannt sind. A. Ricken (Blätterpilze, p. 57) behauptet kategorisch, daU C. stciiocoleus die unter direkten Sonnenstrahlen vertrocknete Form von C. stcrquiliuiis ist. Das ist aber falsch, denn ich fand im September 1904 in einem schattigen Rondeau des Laxen- burger Parkes in Niederösterreich ein Stück eines Pilzes, den ich sofort nach Einsichtnahme der Fries'schen Abbildung als C. stenocolens erkannte. Dieser Pilz ist von C. sterqnilinns völlig verschieden. Er besitzt zwei Eigentümlichkeiten, die kein anderer Coprinns hat. Erstens fast zylindrische Sporen mit kreisrundem Querschnitt, oben halbkugelig abgerundet, unten stumpf lieh, sehr kurz zugespitzt, meist 16 ■<^- 8 [i groß, schwarz, undurchsichtig. Zweitens einen hohlen, dünnhäutigen, aber nicht (wie bei den anderen Coprimts-Arten) zerbrechlichen, sondern zähen, elastisch-biegsamen Stiel. Es ist auffallend, daß Fries und Lindblad von der Zähigkeit des Stieles nicht sprechen. 817. Über Collybia zonata Peck, Collybia stipitaria Fries und eine nahe verwandte Form aus dem Wienerwald. Mehrfach fand ich an der Basis von Stämmen oder an am Hoden liegenden trockenen Holz- oder Rindenstücken im Wienerwald einen braunen, marasmiusartigen Pilz, der soweit mit der bisher nur aus Nordamerika bekannten Collybia zonata Peck übereinstimmt, daß man ihn dafür halten könnte. C. zonata Peck wird von Bresadola in litt, als identisch mit C. stipitaria Fries (Hymen, europ., 1874, p. 116j gehalten. Vergleicht man jedoch Murrill's (Mycologia, 1912, IV. Bd., p. 4) nähere Angaben über C. zonata mit C. stipitaria, so er- kennt man leicht, daß beide Pilze voneinander gut verschieden sind. Nach Fries kommt C. stipitaria nur an Halmen und Wurzeln von Gräsern vor. Tatsächlich sitzt aber der Pilz, wie schon Desmazieres angibt, stets an den meist im Boden ein- gesenkten untersten Blattscheiden von Gräsern (PI. crypt. de 56 F. V. Höhncl, France, 1850, Nr. 2018). Ich habe an meinen bei Bordeaux gefundenen Exemplaren, die in Kryptog. exsiccatae Mus. palat. Vindobon. Nr. 1145, ausgegeben sind, dasselbe gefunden. Man könnte meinen, daß schon der verschiedene Standort der beiden Pilze sie sicher unterscheidet. Während C. zoiiata im Wald an Holz und Rinden wächst, heißt es bei C stipitaria bei Fries »in regionibus campestribus, numquam in montanis et silvaticis«; damit stimmen meine Erfahrungen und die An- gaben aller Autoren überein, so Albertini und Schweinitz, Secretan, Desmazieres, Schröter, Quelet, Lasch, Her- pell etc. Nun hat aber schon Secretan die C. stipitaria an Stengeln von Equisetuni ai'vense gefunden (Mycographie suisse, 1833, II. Bd., p. 177). Ferner hat C. H. Demetrius eine »forma gracilis« von C. stipitaria aus Nordamerika in Rabenh. -Winter, Fung. europ., Nr. 3534, ausgegeben, von der es heißt: »Ad folia putrida«. Es ist eine zartere Form mit kleineren Hüten und dünnerem, längerem, bis 7 cm langem Stiel, die aber sonst ganz mit der Form auf Gräsern übereinstimmt. Von größerem Interesse ist aber die vergessene Tatsache, daß C. stipitaria auch auf Rinde voikommt. Desmazieres fand den Pilz in großer Menge in einem Garten auf einem alten Stamme von Syringa vulgaris und gab ihn in Plantes cryptog. de France, 1855, Nr. 275, als var. corticaJis Desm. fAnn. sienc. nat., 1855, IV. Ser., 4. Bd., p. 130) aus. Auch diese Form ist von der auf Gräsern nicht verschieden. Noch sei erwähnt, daß nach wSchröter (Pilze Schlesiens, 1889, p. 646) der Pilz auch auf dürren Kräuterstengeln auftritt. Es ist von Interesse, daß ein Pilz, der normal einen so bestimmten Standort besitzt, wie C. stipitaria, manchmal unter ganz anderen Standortsverhältnissen auftritt. Der von mir im Wienerwald schon 1906 am Bartberge, 1909 am Bihaberge und bei Kritzendorf, 1912/13 an drei Stellen am Gelben Berge bei Purkersdorf stets unter denselben Verhältnissen gefundene Pilz ist nun sicher von C stipitaria Fr. verschieden. Nach- dem nun Murrill (Mycologia, 1912, IV. Bd., p. 4, Taf. 56, Fig. 8) die C. rjoiiata Peck etwas genauer als Peck beschrieben und Fragmente zur Mykologie. o7 gut abgebildet hat und seine Angaben und Bilder soweit mit dem Wienervvaldpilz übereinstimmen als dies gewöhnlich bei Hutpilzen der Fall ist, könnte man annehmen, daß es sich um dieselbe Form handelt. Indessen sind auch starke Abweichungen vorhanden. iMurrill gibt die Sporengröße mit 5 bis 7 « 3 bis 4[a an; ich fand am hiesigen Pilz ebenso breite, aber 8 bis 12 |x lange Sporen am frischen Pilze. Nach Murrill sind die Lamellen frei und haben einen weißlich - pulverigen Rand. Beim Wienerwaldpilze sind die Lamellen adnat, lösen sich aber leicht ab und sind dann schein- bar frei. Der krenulierte Rand rührt von schlauchförmigen oder unregelmäßig-knotig-dickfädigen Cystiden her, die gebüschelt und bis 32 i::; 14 [j. groß sind. Die Lamellen sind daher am Rande deutlich krenuliert. Nachdem überdies A. Murrill ein ihm gesandtes Exemplar des hiesigen Pilzes als bestimmt von C. zonata Peck ver- schieden erklärt hat, muß angenommen werden, daß der VVienerwaldpilz eine neue Art darstellt, was auch der aus- gezeichnete Kenner J. Bresadola in Trient in litt, aussprach. Derselbe sei daher im folgenden als neue Art beschrieben. Collybia vindobonensis v. H. n. sp. Insitiz. Hut 0-5 bis 2 c'//; breit aus dem gewölbten fast tlach, meist etwas umbilikat, fast häutig, am Rande kaum ge- streift, oft undeutlich gezont, sowie der Stiel schön braun, klein-kleiig-schuppig. Lamellen linear, ziemlich locker stehend, cremefarbig, am Rande fein krenuliert, adnat, am Grund aderig verbunden, dreireihig. Lamellenrand dicht mit büschelig stehenden, länglichblasigen (bis dickfädigen), 32 ■=; 14 [x großen Cystiden besetzt. Sporen elliptisch bis länglich, unten spitz, hyalin, glatt, 8 bis 12 5=; 3 bis 4 [x. Stiel braun, hohl, nach oben meist etwas dicker, klein -kleiig-schuppig, unten aufsitzend, etwas verdickt, braun strigös, 1 bis 3 an lang, 1 bis 2 ////// dick. Pilz fast geruchlos, öfters aber schwach unangenehm riechend. Gebüschelt oder herdenweise auf der Rinde, oft zwischen kurzem Moos an der Basis von Laubholzstämmen (Rotbuche, 58 F. V. IJühncl, Birke), an morscher, am Boden liegender Birkenrinde, an morschen Zweig- und Holzstücken, 1906 bis 1913 mehrfach im Wienerwald von mir gefunden. Der Pilz ist zweifellos mit C. :oiii.ita Peck und C. slipi- faria Fries zunächst verwandt. Auf die marasmiusartige Be- schaffenheit der ersteren Art hat bereits MurriU hingewiesen und C. stipitaria wird aus guten Gründen öfter zu Marcisiiiiiis gestellt. Dasselbe gilt nun auch für C. vindobonensls. Im jugend- lichen Zustande ist dieselbe von Marasmius foetidns äußerlich kaum zu unterscheiden, ausgewachsen jedoch — ich hatte Gelegenheit, beide Pilze frisch zu vergleichen — erkennt man die völlige Verschiedenheit derselben. Auffallendervveise zeigt derselbe auch öfter einen ähnlichen unangenehmen, aber schwächeren Geruch wie M. foetidns. Ich bin überzeugt, daß der Pilz weiter verbreitet ist, aber bisher mit Ma rasfiiins- Axien aus der Gruppe der Calopodes verwechselt wurde. Die Stiel- basis ist öfter schwach knollig verdickt und braun strigös und gleicht fast vollkommen der von Mcu^astnins foetidns. 818. Clitopilus bogoriensis P. Henn. et E. Nym. Bei Buitenzorg auf Java ist ein weißer Clitopilns nicht selten, der offenbar obige Art ist (Monsunia, 1899, p. 57). P. Hennings' Beschreibung des Pilzes ist nicht nach frischen Exemplaren entworfen und daher mangelhaft. Die Angaben: »Pileo carnoso, molli pruinoso, lamellis adnato- decurrentibus« sind unrichtig. Der Pilz ist auch nicht mit Clitopilns mnndnins Lasch (welcher kleine, kugelige, rauhe Sporen hat) verwandt, sondern steht dem ('l. Orcella ganz nahe und hat ähnliche Sporen wie dieser. Der Pilz ist ganz weiß. Der Hut ist bis über 4-5 rw breit, fast häutig, in der dünnlleischigen Mitte stark eingedrückt, glänzend, fein radiär seidig. Die Lamellen stehen dicht, sind blaßrosa, linear, etwa 3 uim breit, nach außen und innen allmählich verschmälert und laufen stark herab. Der weiße, zylindrische, bis 2-b cm lange und 3 mm dicke Stiel ist kahl und voll. Die 8 ^r; 5 [x großen Sporen sind breit elliptisch, oben abgerundet, unten stumpflich zu- gespitzt, undeutlich längsstreifig. Der Querschnitt der Sporen I''ragmeiite zur Mykologie. •>'•' ist abgerundet sechsseitrg. Die Längsstreifung der Sporen rührt wie bei (17. Orcelhi von den Kanten derselben her. Auch bei letzterer Art findet man Exemplare, deren Sporen hyalin (nicht rosa) und kaum sichtbar längsstreifig sind. Clitopihis crispns Patouill. (Bull. soc. myc. France, 1913, XXIX. Bd., p. 214) wird mit Cl. bogoriensis zusammenfallen. 819. Zur Kenntnis der Gattung Mycena IL Im Fragmente Nr. 794 (1913, XV. Mitt.) habe ich von einer größeren Anzahl von ,l/rtv//t?-Arten Angaben über die Cystiden und Sporen gemacht. Diese Angaben haben sich mir seither als so nützlich und notwendig gelegentlich des Studiums ins- besondere von äußerlich abweichenden Formen erwiesen, daß ich beschloß, diese Untersuchungen fortzusetzen. Hierbei fand ich, daß auch die Sterigmen der Mycciia- Avten von Wichtigkeit sind, weshalb ich nunmehr auch diese berücksichtigte. Da sich die charakteristischen Formen der Sporen und Cystiden nicht genügend klar beschreiben lassen, habe ich im Folgenden statt der Beschreibungen Zeichnungen derselben bei- gefügt. Die untersuchten Exemplare stammen aus dem Wiener- vvald (1913). Die Maßangaben der Cystiden beziehen sich, wenn nicht anders bemerkt, nur auf den die Lamellenschneide überragenden freien Teil derselben. Mycena aJcaUiia Fr. Sporen 12 ^ 7 [j. (Flg. I, t/). Sterig- men 4 (?), Cystiden nur auf der Schneide, zahlreich und dicht- cv yf¥^'*-'i- Fig. 1. Mycena alcalina. Stehend, 34 bis 45 ^ 10 bis 20 |ji,; zartwandig, mit wässerigem Inhalt (Fig. 1, c). 60 V. V. llohnel, Mycerui chlorantha Fr. Sporen 8 bis 9 «4-5 bis 5 [j. (aus- nahmsweise bis 12«5-5[j- (Fig. 2, a)\ Basidien 6 [x breit; 4 gerade Sterigmen 4 ^t 1 |j. (Fig. 2, c); Cystiden in mehreren Reihen nur auf der Schneide, zartwandig, mit \\'ässerigem In- halte (Fig. 2, h), 27 bis 35 « 9 bis 15 [i. b c Fig. 2. Mycena chlorantha. Mycena cruenta Fr. Sporen 11 bis 13'5^6*5 bis 7 [j, (Fig. 3, a); wahrscheinHch 4 Sterigmen; Cystiden zahlreich, nur auf der Schneide, mit ziemlich viel körnigem Inhalt, 35 ^ 9 [a, oben 2 \i. breit (F'ig. 3, b). ^ I |l Fig. 3. Mycena cnienta. Mycena ßlopes (Bull.), fast sicher die echte P\')rm. .Sporen 8 ^ 5 [J- (Fig. 4, ä); Sterigmen 4 (?) ; Cystiden nur auf der Schneide, 15 bis 20 ^ 8 [x, fädiger Fortsatz 2 bis 3 [j. breit (Fig. 4, b); Schröter gibt zugespitzte Cystiden an. U U Fig. 4. Mycena ßlupcs. Fragmente zur Mj'kologie. Di Myceiui ßüvipcs (Quelet), ganz typisch. Sporen 8 bis 10 ii 5 bis 6-5 [X (Fig. 5, a); Basidien 8 bis 9 p- breit, 4 kegelige, 5 ^ 1 -5 jJL große Sterigmen (Fig. 5, h)\ Cystiden zahlreich, dicht- stehend, nur auf der Schneide, mit wässerigem Inhalt, 26 bis 35 ^ 10 bis 16 [i- (Fig. 5, c:); im Alter nehmen sie eine mehr kegelige Form an. V /! ;- 1 .•'■■) r^ LUiXim b Fig. 5. Myccna Jh > vifes Q u e 1 . Mycena fnliginaria (Weinm.) v. H. In Fries, Hymen, europ., 1874, p. 127, als Collybia aufgeführt. Ist eine mit Mycena atrainentosa (Kalchbr.) v. H. (in Fragm. z. Mykol., 1907, III. Mitt., Nr. 97) nahe verwandte, aber viel kleinere Form. Mikroskopisch stimmen beide Arten fast überein. Hut bis 7 mm breit. Stiel samtig, bis 1 mm dick, beim Zerschneiden einen schwärzlichen, wässerigen Saft von sich gebend, brüchig. Fleisch schwärzlich. Der Pilz wuchs am Gelben Berg bei Purkei's- dorf im Wienerwald und kann zu den Lactipedes oder Fnigili- pcdes gestellt werden. / 1 n iiik M^n\ // // // k/S \ iW I v/W. -T-^r-/-V-7 c cc Fig. 6. Mycena fuliginaria (Weinm.) v. H. Sporen 5 bis 6 5::; 5 [jl, mit einem Öltröpfchen (Fig. 6, a); Basidien 5 [j. breit, mit 4 Sterigmen; Cystiden auf der Schneide in mehreren Reihen, aber lockerstehend, meist mit einer gelb- lichen, körnigen, harzartigen Masse dick inkrustiert, meist 62 F. V. Möhnel, 30 bis 45 ^ 14 bis 15 [x, seltener bis 50 ^ 18 [x (Fig. 6, c); Cystiden auf der Lamellenfläclie 42 bis 60 ^ 12 bis 15 [j-, meist nicht inkrustiert (Fig. 6, cc). Cystiden nie scharf spitz. Mycena atramentosa (Kalchbr.) \-. H. wird auch Flächen- cystiden besitzen. Mycena galericnlata (Scop.). Sporen 10*5 bisl3^7*5bis 8 [A [F\g. 7, ä)\ Basidien 7 \i. breit, mit zwei auseinander- gespreizten, kegeUgen, 8 bis 12 ^ 3 [x großen Sterigmen (Fig. 7, h); Cystiden nur auf der Schneide 15 bis 18 ^ 6 bis 18 \x. Fortsätze derselben oft knorrig (Fig. 7, c). ^ T) ' c ' Fig. 7. Mycena galericnlata. Eine eigentümliche Zweigform mit nur \2 mm breitem, gefurcht gestreiftem Hut und etwas bauchigem Stiel stimmte mikroskopisch vollkommen mit der Normalform überein. Mycena galopoda (P.). Eine milchlose Form, nur mikro- skopisch festzulegen: Sporen bis 14 bis 15 -=; 6 bis 7-5 [a (Fig. 8, a); Cystiden auf Schneide und Fkäche zahlreich, 60 bis 70 5^ 12 [A, oben 6 |a breit (Fig. 8, c). 1 f\ n ' 0 0 iJL7! a c Fig. 8. Mycena galopoda. Eine zweite milchlose Form: Sporen 13-5 bis 18« l'ö bis 10-5 [1, (Fig. 0, a)\ Basidien 10 bis 11 |a breit, mit 4 dick- kegeligen, 5 [A langen Sterigmen (Fig. 9, h); Cystiden auf der Fragmente zur Mj'Uologie. 63 Schneide 47 ^ 11 bis 14 ;j, (Fig. 0, c); Cystiden auf der Fläche bis 80^ 18[x (Fig. 9, cc). 9- I ( I m y^ I J f ] ^O iy^ K/ //y "K/. \ÄI\ V ii // Fig. 9. Mycena galopoda. Mycena gypsea (F.). Sporen 7 bis 10-5^3 bis 4 »j, (Fig. 10, a); Basidien 6 \). breit, mit 4 dünnen, 3 [x langen Sterigmen (Fig. 10, h); Schneidecystiden sehr gleichartig, steif, mit wenig Inhalt, bis 50« 14 jx, oben 6 bis 7 \i. breit (Fig. 10, c); Flächencystiden 60« 18 [x (Fig. 10, cc). I ) U H An! Ci cc Fig. 10. Mycena gyp^^ea. Mycena hiemalis (Osb.). Sporen 8 [x (kugelig) oder 10 bis 12« 7 bis 7-5 [X (Fig. ll,a); Basidien 7 jx breit mit 2 Sterigmen (6 « 2 [x) (Fig. 11, h); Cystiden nur auf der Schneide, 18 bis 20 « 6 bis 1 1 [X, doch meist kleiner (Fig. 11, c). Lamellen stark verschmälert hakig-adnex bis breit adnat, fast herablaufend. o V j { y I a. M \j Fig. 11. Mvcain hie/ii/ilis. 64 F. V. H ö h II e 1 , Mycena hiemalis (Osb.) var. Eine stark abweichende Form, die aber mikroskopisch sehr nahe steht. Sporen meist 6 bis 7 "5 « 4*5 |j., doch auch bis 9 ^ 5 (x (Fig. 12, a). Basidien 6 bis 7 [X breit, mit 2 dünnen 4 ^ 1 -5 »jl großen Sterigmen (Fig. \2,b); Cystiden nur auf der Schneide, 30 bis 34 c^ 1 1 bis 16 [jl, in mehreren Reihen ziemlich dicht stehend, mit wässerigem Inhalt (Fig. 12, c). Hut creme, anfänglich weißpruinat, später noch am @f * Fig. 12. Mycena Jtieiiialis var. Rande weißmehlig. Hutrand etwas eingebogen. Hut 7 mm breit, 4 luui hoch, relativ fleischig. Stiel weiß, der ganzen Länge nach weiß mehlig, unten weiß filzig, fast strigös, verschmälert wur- zelnd, \0^ 1-6 mm. Lamellen schmal, weiß, gedrängt, adnex, nicht durch den Hut durchscheinend. Ist vielleicht eine eigene Art. Im Mulme eines Astloches, September 1913, am Gelben Berge bei Purkersdorf. Mycena incUnata (Fr.). Sporen 10 bis 12^5 bis 6 \i (Fig. 13, fl); Basidien 9 [jl breit, mit 4 kurzen (2 bis 3 i=; 2 [j.) Sterigmen (Fig. 13, h); Cystiden nur auf der Schneide, 20 bis U /? r- f Y ■■r-\ I 1 / / / \ / ij i\ IL I Fig. 13. Mycena inclinata. 42 ^ 12 bis 15 [X (Fig. 13, c). Diese Art hat einen subfragilen Stiel und ist auch mikroskopisch näher mit den Fragilipedcs verwandt und daher zu diesen zu stellen. Fragmente zur Mykologie. 65 Mycena lineata (Bull.), wahrscheinlich die echte Form. Sporen 7-5 bis 10 ^ 4'5 [x (Fig. 14, a); Basidien 6 bis 7 [x breit; 4 schwach gebogene, 4^ l-5[x große Sterigmen (Fig. 14, h); Cystiden nur auf der Schneide, 24 ^- 12 bis 18 [x, oder wenn kugelig, 21 [X breit (Fig. 14, c). l--' \J I I ! j i Fig. 14. Mycena lineata. Mycena hiteo-alba (Bolt.). Sporen 9 bis 10 ^4 bis 4-5 [x (Fig. 15, a); Basidien 7 bis 8 [x breit, mit 4 dünnen, 5 [x langen Sterigmen; Cystiden auf der Lamellenfläche sehr zahlreich aber klein, kegelig, 21 5:^ 9 [x; Cystiden auf der Schneide mit wässe- rigem Inhalt, ziemlich locker stehend, 22 bis 36 ^ 9 bis 12 |x; samt dem eingesenkten Teil 60 - 13 |x (Fig. 15, c). n W ■ { \ Y A '/ i ,/; c Fig. 15. Mvceiia Itiieo-alba. Mycena nietata (Fr.). Sporen 9 bis 10^ 4-5 [x (Fig. 16, a); Basidien 7 |x breit mit 4 Sterigmen (4-5 s- 1 jx); Cystiden 0 V Mycena inetata. Silzb. d. nialhcm.-naturw.KI.; CXXIII. Bd., Abt. I. 66 F. V. Höhne! , nur auf der Schneide, mit wässerigem Inhalt, bis 44^1S|x (Fig. 16, 6-). Mycena nigricans Bres. Bresadola (Fung. trid., 1881, I., p. 33, Taf. 36) gibt keine Cystiden an; Quelet (Flore mycol. France, 1888, p. 21 1) stellt die Art als synonym zu Mycena atro- cyauca Ratsch, welcher Ansicht sich Bresadola (1. c, p. 100) mit Zweifeln anschließt. Ich halte beide Arten für voneinander verschieden. "^r Fig. 17. Mycena nigricans Bres. Sporen 9 bis 1 1 ^ 6 [jl (Fig. 17, a)\ Basidien 7 [x breit, mit 4 Sterigmen. Cystiden nur auf der Schneide, sehr zartwandig und vergänglich, 20 bis 43 - 8 bis 17 p. (Fig. 17, b). Mycena peliantliina Fr. hat 9 jx breite Basidien mit 4 Sterig- men, die 5 [X lang sind. Cystiden siehe Fragment Nr. 794 (1913), p. 272. Mycetta polygramma (Bull.). Sporen 11 bis 12 ^ 7 bis 9 »x (Fig. 18, a); Basidien 9 bis 10 [x breit, mit 4 dicken, 4 bis 5 ^ 2[jl Fig. 18. Mycena polygravtma. großen Sterigmen (Fig. 18, h); Cystiden nur auf der Schneide zahlreich, dichtstehend, meist nur 20 bis 30 ^ 3 bis 9 [x (Fig. 18, c). Fragmente zur M_vkologie. 67 Eine Form von Mvcena polygramnia mit rötlichgraiien Lamellen und fast glattem Stiel war von M. rugosa nur mikro- skopisch sicher zu unterscheiden. Mycena puva (F.). Sporen 7 bis 9 is 3 bis 4 [jl (Fig. 19, a); Basidien keulig, 6 [x breit, mit 4 Sterigmen (4 ^ 1-5 |x) (Fig. 19, h); Cystiden nur auf der Schneide, anfänglich 40-15 bis 30 [X (Fig. 19, c), später auswachsend, 50 bis 60 ^ 11 bis 30 (x (Fig. 19, cc). M Fig. 19. Mycena pura. Mycena rJmeborhiza Lasch. Sporen glatt, 7 bis 9^5-5 bis 6 [X (Fig. 20, a); Basidien 7 [x breit, mit vier 3 [x langen Sterigmen (Fig. 20, b); Cystiden nur auf der vSchneide, 18 bis 26^ 12 bis 18[x (Fig. 20, c). Mycena rnhella Quel. Sporen 8 bis 9^3 bis 4 [x (auch 9-5 ^ 5 [x) (Fig. 21, a). Basidien mit vier 5 [x langen Sterigmen. Cystiden nur auf der Schneide, farblos, dünnwandig, mit wässe- rigem Inhalt, senkrecht und nur in einer Reihe stehend, wenig 68 F. V. Höhne 1 . zahlreich, bis 28 bis 32 c^ 10 [x (Fig. 21, c). Stimmt gut zu den früheren Angaben in Fragment Nr. 794. OpiJ Ol /1 l\ n \ I • r-7-1" Fig. 21. Mycena ruhella Quel. Mycena rngosa (Fr.). Sporen 1 1 bis 12 ^ 7*5 |x (Fig. 22, a); Basidien 7"5[j. breit, mit zwei großen, kegeligen, gespreizten Sterigmen (Fig. 22, h); Cystiden nur auf der Schneide keulig, 57 5=: 5 bis 9 [x, 23 [x weit vorstehend, oben ringsum stachelig, Stacheln auch verzweigt (Fig. 22, c). y ^., dazwischen sehr zartwandige, kleine, unregel- mäßige. Fingerförmige Fortsätze der Cystiden, 6 ^ 2 bis 3 \i groß (Fig. 25, c). 70 F. V. Höhnel, 820, Über die Mycena-Arten mit rauhen, stacheligen oder warzigen Sporen. Bekanntlich haben fast alle Myceua-Avten glatte, zart- wandige Sporen. Indessen sind auch einige Arten beschrieben worden, die rauhe, stachelige oder warzige Sporen haben. Da Fries über die Beschaffenheit der Sporen keine Angaben macht, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob unter den von ihm beschriebenen Arten auch solche mit nicht glatten Sporen sind. Soweit mir bekannt, haben folgende Mycena-Arten nicht glatte Sporen: 1. Mycena lasiosperma Bresadola (Fungi trident., 1881, I. Bd., p. 33, Taf. 37, Fig. 1). Die Sporen sind kugelig, warzig- stachelig, 6 bis 7 [Ji. Der Pilz wächst auf Maulbeerbäumen und ist mit M. laevigata nächst verwandt, gehört daher zu den Rigidipedes. 2. Mycena lasiosperma Quelet (Flore myc. France, 1888, p. 211). Die Sporen sind kugelig, 6 bis 8 [jl breit, stachelig. Der Pilz wächst auf Wiesen und Wegrändern. Quelet zitiert als synonym die gleichnamige Art Bresadola's. Der Pilz wird jedoch zu den Fragilipedes gestellt und ist schon des ganz anderen Standortes wegen von Bresadola's Art verschieden. 3. Mycena ventricoso-lameUata Britzelmayr (Botan. Zentralblatt, 1898, 73. Bd., Revision der Diagn.; Leucospori Taf. 144, Fig. 692). »Sporen rundlich, mit verhältnismäßig großen, warzigen, knolligen Ansätzen, fast nierenförmig aussehend, 8 5=: 6 [X«. Die Abbildung zeigt breitelliptische Sporen mit 5 bis 6 halbkreisförmigen, sich berührenden Vorsprüngen. Der Pilz wächst zwischen Waldmoosen. Jedenfalls eine eigentümliche Form. 4. Mycena receptibilis Britzelmayr (Botan. Zentralblatt, 1898, 73. Bd., Revision der Diagn.; Leucospori, Taf. 40, Fig. 284). »Sporen 8 bis 9 ^ 6 bis 7 [x, unregelmäßig länglich-rund, rauh und mit kleinen, warzenförmigen Ansätzen«. Die Abbildung zeigt körnigrauhe, abgerundet länglich-viereckige, etwas keilige Sporen. Wächst zwischen Torfmoos und ist auch eine eigen- tümliche Form. Fragmente zur Alykülogie. 71 5. Mycena niodestissima Britzelmayr (Botan. Zentralblatt, 1898, 73. Bd., Revision der Diagn.; Leucospori, Taf. 62, Fig. 377). »Sporen 6 bis 8 [x breit, deutlich feinstachelig«. Die Abbildung zeigt unregelmäßig rundliche, sehr verschieden lang stachelige Sporen. Der Pilz wächst zwischen Waldmoosen und scheint eine eigene Form zu sein. 6. Mycena rhaehorhiza Britzelmayr (non Lasch). Da die echte .1/. rliaehor^hiza Lasch glatte Sporen hat (siehe diese Fragmente, Nr. 794 und Nr. 819) ist der von Britzelmayr (Berichte des nat. Vereines Augsburg, 27. Bd., p. 192; Leuco- spori, Taf. 34, Fig. 232, a und b) dafür gehaltene Pilz davon verschieden. Er hat rundliche, unregelmäßig stachelige, 6 bis 7[j. breite Sporen und wuchs unter alten Pappeln teils auf Holz, teils auf Erde und ist vielleicht mit einer der .1/. lasiosperma genannten Arten identisch. Britz elmayr's Bilder haben mit dem von Fries gar keine Ähnlichkeit. 7. Mycena spliaerospora Massee (Kew Bullet., 1901, p. 161). In Wäldern in Calabar, Westafrika. Sporen kugelig, warzig, 4 [i breit. Man ersieht aus dieser Zusammenstellung, daß es wahr- scheinlich sechs voneinander verschiedene Mycena- Ar\.en m.it nicht glatten Sporen gibt. Leider sind alle diese Formen un- genau und unvollständig beschrieben, so daß ich die zwei von mir gefundenen Formen mit keiner der bekannten mit Sicher- heit identifizieren kann. Ich vermute jedoch, daß beide zu M. lasiosperma Quelet gehören. 1. Mycena sp. Auf Bergwiesen am Wege zwischen Laka- boden und Baumgartnerhaus am Schneeberg, VIII., 1905. Stiel radikat, zähe, samtig-pruinat, so wie der Hut schwärz- lich stahlgraublau. Hut kegelig, glockig, umbonat; Lamellen breit, weiß, hinten stark verschmälert, adnex; samtig. Cystiden stumpflich, oben steiffädig, im unteren Drittel bauchig, etwa 60 ^ 10 [x, auch auf der Lamellenfläche vorkommend. Die Cystiden scheinen eine farblose, trocken gelbliche, harzige, zu Tropfen verschmelzende Masse auszuscheiden. Sporen kugelig, 6 bis 8 [x breit, locker-warzig-stachelig. 72 F. V. Höhnel, 2. Mvceua sp. Am Matzleinsdorfer Friedhofe in Wien, X., 1909. Äußerlich mit dem vorigen übereinstimmend, mikro- skopisch sehr ähnlich. Cystiden 40 bis 50 ==; 9 bis 14 p,, stumpf- lich-kegelig, oder unten schwach bauchig; auf Schneide und Fläche auftretend, große Mengen eines farblosen, am getrock- neten Pilze gelbbraunen Harzes ausscheidend; durch das Harz häufig verklebt. Lamellen des trockenen Pilzes daher gelb- bräunlich punktiert. Sporen 5 [x, kugelig, locker warzig-rauh. Ist trotz des verschiedenen Standortes und sonstiger Ab- weichungen wahrscheinlich mit dem Schneebergpilz identisch. Da bei keiner Myceua-Axi mit nicht glatten Sporen Harzaus- scheidungen angegeben werden, könnten diese zwei Pilze eine neue Art sein. Indessen ist es mir wahrscheinlich, daß bisher diese Sekrete übersehen wurden. Ähnliche Sekrete zeigt nur noch Myceiui ßiJigiiiarla K&lchhw (siehe das vorhergehende Fragment Nr. 819). 821. Über Mycena marasmioidea Britz elmayr. Vergleicht man die Abbildung von Mycena galer iciilata var, calopoda Fries in Fries, Icones selectae, 1867, Taf. 80, Fig. 2, und Cooke, lUustrat. of british Fungi, Taf. 223, mit der Beschreibung und den Abbildungen von M. marasmioidea Britz. (Botan. Zentralblatt, 1898, 73. Bd., und Leucospori, Taf. 124, Fig. 644, a, und Taf. 125, Fig. 644, h\ so gewinnt man die Überzeugung, daß diese beiden Pilze miteinander identisch sind. 822. Mycena eucystidiata v. H. n. sp. Insitiz. Hut halbkugelig, ohne Umbo, 0*5 bis 2 cm breit, bräunlich-grau, matt, mit weißen Flöckchen besetzt, radial- furchig-streifig. Lamellen locker stehend, linear, breit adnat, unter dem Mikroskop von den Flächencystiden dicht braun punktiert, 3 bis Amin breit. Lamellenschneide meist gleichfarbig oder bräunlich. Stiel zylindrisch, 2 bis 4 cm lang, 0*5 bis 1 mm dick, oben und unten etwas verdickt, unten schmal häutig ver- breitert, aufsitzend, oben weißlich, unten wie der Hut gefärbt, Fragmente zur Mykologie. 73 der ganzen Länge nach fein weißkleiig. Cystiden zahlreich, auf Schneide und Fläche der Lamellen, kegelig, scharf spitz, steif, mit körnigem, bräunlichem Inhalt, 40 ^ 8 [x. Sporen länglich- zylindrisch, oben abgerundet, unten schief spitz, zartwandig, 8 bis 10^4[x. Auf dürren Baumblättern in Buitenzorg auf Java, 1907 leg. V. Höhnel. Eine sehr charakteristische Art, die vielleicht schon beschrieben ist, doch läßt sich dies nicht konstatieren, da die tropischen Myceiia-Arten ohne Ausnahme ungenügend oder falsch beschrieben sind. Der Pilz verhält sich, was die Cystiden anlangt, ganz so wie Myceiid paraholica, ist aber insitiz. Der feinflockige Hut nähert ihn M.farrea, die aber nach Quelet (Flore myc. France, 1888, p. 219) sehr nahe mit M. zephira verwandt ist. Der Pilz hat einen marasmiusartigen Habitus, ist daher vielleicht schon in dieser Gattung beschrieben, ist aber, wie ich an frisch- gesammelten Exemplaren sah und auch nach den Cystiden sicher eine typische Mycena. 823. Europäische Agaricineen in Java. Daß namentlich häufigere europäische fleischige Agarici- neen in den Tropen vorkommen, ist bekannt. Berkeley und Broome führen ziemlich viele europäische Arten für Ceylon an. Doch sind die Bestimmungen derselben nicht nach frischen Exemplaren gemacht und daher unsicher und, wie Petch in einer Reihe von Fällen gezeigt, falsch. Junghuhn, der sich vor seinem Aufenthalt in Java in Europa viel mit den Agarici- neen befaßt hat, sie also wahrscheinlich ziemlich gut kannte, gibt an, daß er viele europäische Formen auf Java gesehen habe, doch teilt derselbe nicht mit, welche Arten er tatsächlich gefunden hat. Ich habe in Java mein besonderes Augenmerk auf mir aus Europa bekannte Formen gerichtet, indeß nur wenige derselben gefunden. Sie kommen fast stets nur vereinzelt vor und haben öfter, was, nachdem sie unter ganz anderen Verhältnissen wachsen, sehr begreiflich ist, einen anderen Habitus. 74 F. V. Höhnel, Die von mir teils in Buitenzorg, teils in Tjibodas ge- fundenen Formen sind lauter in Europa sehr gemeine Arten. Ich führe sie im nachfolgenden an. Clitocyhe laccata Scop. Diese bekanntlich außerordentlich variable Art fand ich in Buitenzorg in kleinen, mittleren und großen Formen, die teils mehr rötlich, teils mehr violett waren. Sporen kugelig, stachelig, 8 bis 10 [a. Mycena piira (?) wächst vereinzelt im Urwalde von Tjibo- das. Sporen 8 bis 10« 3 bis 3-5 [x. Geschmack nach Rettig, wie bei der europäischen Form. Amanitopsis vagniata (Bull.). Mehrere Exemplare dieser Art bei Tjibodas im Walde gefunden. Bei Buitenzorg dürfte sie fehlen. ^teksiuniWch \si Amanitopsis vaginata (Bull.) eine höchst veränderliche Art, daher zahlreiche Varietäten aufgestellt wurden, die zum Teil auch als eigene Arten aufgefaßt wurden (siehe Boudier, Icones Myco!., 1905 bis 1910, Taf. Ö bis 9). Dementsprechend weichen auch die in Tjibodas gefundenen Formen voneinander ab. Eine hatte einen rauchgrauen Hut und grauweißen Stiel (var. grisea DC); eine zweite Form hatte den Hut dunkelrauchgrau, die Lamellen, den Stiel und das Fleisch blaß fleischfarbenrosa; Stiel glatt, oben schwach gestreift und etwas mehlig. Die Sporen wie bei der Normalart, kugelig, 10 bis 12 [A. Diese Varietät scheint bisher in Europa nicht gefunden worden zu sein. Ich nenne sie var. pallido-carnea v. H.; auch die Normalform: Hut grau, Lamellen und fast glatter Stiel weiß, tritt bei Tjibodas auf. Endlich fand ich eine Form mit auffallend schmalen, bei 6 bis 7 cm Hutbreite nur 5 mm breiten, ziemlich locker stehenden Lamellen. Hut rauchbraun, matt; Stiel weiß- lich, braun fibrillös, Sporen ganz so wie bei der Normalart. Diese Varietät ist ebenfalls neu: var. angusiilameUata v. H. Armillaria mellea (Fl. dan.) kommt im Urwalde von Tjibo- das auch vor und wurde daselbst schon vor 15 Jahren von M. Fleischer gesammelt. Bekanntlich ist diese sehr verbreitete Art außerordentlich variabel. Sie kommt auch ohne Ring vor. Diese ringlose Form wird mit Unrecht als eine eigene Art ange- sehen und dann als Clitocyhe t ah esc ens Scop. bezeichnet (siehe Bresadüla, Fung. trident., 1892, II. Bd., p. 84, Taf. 197, wo Fragmente zur Mykologie. 75 auch die reiche Synon^miie). Sie tritt manchmal mit der be- ringten Form, aus demselben Mycel sich entwickelnd, auf dem- selben Stamme auf (Quelet, Bull. soc. myc. France). Diese Form tritt auch im Wienerwalde auf und gelangt oft in Menge auf den Markt. Bei der großen Variabilität der Armillaria mellea erscheint es ziemlich zwecklos, die Form aus Java als eigene Varietät: var. jauaiiicaF. Henn. (Monsunia, 1899, I., p. 20) zu betrachten, um so mehr als wie natijrlich in Java mehrere Varietäten des Pilzes auftreten. Dabei sind in Henning's Beschreibung der vax.javanica einige wesentliche Fehler. So sind die Angaben, daß die Lamellen nicht herablaufend und die Sporen fast kugelig sind, sicher falsch, da alle von mir bei Tjibodas ge- fundenen Exemplare, die höchstwahrscheinlich sogar von der- selben Stelle, die an dem meistbegangenen Wege des Urwaldes liegt, herrühren, sich, was Lamellen und Sporen anlangt, genau so wie die europäische Form verhalten. Ich fand bei Tjibodas zwei Formen: eine kleinere, dünn- stielige, dichtrasige, mit 2 bis 3 cm breiten, fast kahlen, fast häutigen Hüten, die blaß, fast creme, nur in der Mitte grau- bräunlich gefärbt waren, und eine größere Form mit bräunlich- ockergelben, manchmal oliv-braunen, stark kleiig-schuppigen Hüten. Bei beiden Formen, die nebeneinander wuchsen, war der Ring gut entwickelt, fast häutig. Die Sporen gleichen ganz denen der europäischen Formen. Über die Verbreitung der Gattung Riissnla in den Tropen existieren nur verhältnismäßig wenig Angaben. Darnach scheint es, daß diese Gattung in den Tropen nur wenig vertreten ist. Damit stimmen aber die Erfahrungen M. Fleischer's, der 1898 bei Tjibodas auf Java sieben verschiedene Riissnla- Avten auf- fand, die von P. Hennings (Monsunia, I., 1899, p. 13 und 51) sämtlich als neue Formen beschrieben wurden, sowie der Um- stand, daß ich 1907 bis 1908 auf Java 19 mal Ritssnla-Avten fand, wenig überein. Aus Australien sind meines Wissens nur acht Russiila- Arten angegeben worden, davon fünf europäische \R. sangniiiea (Bull.) Fr., ruhra F r., fragilis ( P.), fallax ( S c h a e ff.), emetica Fr.] 76 F. V. Höhnel, und drei neue Arten (R. coccinea Mass., snhalbida Bres., dUstraUcnsis C. et M.). Aus Madagaskar ist nur R. pseudopectinata P. H. n. sp. be- kannt. Auf Ceylon wurde nur die endemische R. periglypta B. et Br. bekannt. Berkeley und Broome geben zwar als auf Ceylon vorkommend noch R. einetica Fr. an, allein nach Petch (Ann. of Roy. Bot. Card. Peradeniya, 1910, IV., p. 400) ist diese Bestimmung falsch. Rick, der im siadlichsten Brasilien (Rio grande do Sul) jahrelang Pilze sammelte, führt (Broteria, 1907, VI., p. 74) nur drei Russiila-Avten an, davon zwei europäische [R. pectinata (Bull.) Fr. und R. fragilis (P. ) Fr.] und eine endemische: R. Theisseni Rick. Aus dem nördlichen Teile von Südamerika ist nur R. ori- noceusis Pat. bekannt geworden. Aus dem südlichen Teile \on Nordamerika sind nur drei europäische Arten \R. Jactea (P.) Fr., lepida Fr. und fragilis (P.) Fr.] angegeben. Darnach scheinen im heißen Amerika die Rtisstda- Arien seltener als in der alten Welt zu sein. Ich selbst fand auf Java fünf Formen, die ich für euro- päische Arten hielt. Bei Buitenzorg fand ich Rnssnla sororia Fr. und R. lepida Fr. Neben diesen beiden Arten fand ich bei Tjibodas noch R. adusta (P.), R. lUacea Quel. (?) und R. in- tegra Fr. (?). Neben diesen Formen fand ich noch bei Tjibodas fünf bis sechs Arten, die ich aus Europa nicht kannte und die auch an- scheinend von den von M. Fleischer gefundenen verschieden waren. Doch sind diese von P. Hennings benannten Arten nicht nach frischen Exemplaren beschrieben und daher ohne Wert. Endlich fand ich an europäischen Formen im Urwalde von Tjibodas noch zwei Exemplare von CoUyhia Jongipes (Bull.). 824. Volvaria apalotricha Berk. et Broome. VÄr\ im botanischen Garten von Buitenzorg gefundener Pilz ist von obiger Art kaum zu trennen. Fragmente zur Mykologie. 77 Der noch nicht ganz ausgereifte Hut ist dunkeh'auchgrau, fein kurzflockig-schuppig (ganz so wie gewisse Formen von Tricholoma terreum), aus dem eiförmigen glockig, sehr dünn- fleischig, ohne Umbo, 26 ////// breit. Stiel voll, grau, zylindrisch, kahl, 40 ^ 4 mm. Volva dunkelgrau, locker abstehend, mehr- lappig, 20 mm hoch. Lamellen frei, dichtstehend, 4 bis 5 mm breit. Lamellenschneide dicht besetzt mit eiförmig-blasigen, etwa 30 [x langen, 16 bis 25 [x breiten Cystiden, die oben einen 4 bis 8 [X langen, 4 bis 5 [X breiten Fortsatz zeigen. 825. Pholiola sanguineo-maculans v. H. n. sp. Büschelig oder rasig. Hut aus dem glockigen flach gewölbt, dünnfleischig (Fleisch 3 bis 4 niui dick), 2 bis 6 cm breit, violett- braun, fast einfarbig bräunlich oder gelblichgrau mit Stich ins Violette, glänzend, mit vielen eingewachsenen vSchüppchen, sowie der ganze Pilz bei Berührung oder Verletzung blut-ziegel- rot fleckend; Flecken schließlich sepiabraun werdend. Pilz trocken dunkelsepiabraun werdend. Fleisch w'eißlich, an der Luft feuerrot werdend. Stiel hohl, zylindrisch, nach unten kegelig verdickt, 4 bis 15 mm dick und bis 6 cm lang, so wie der Hut gefärbt, kahl, sehr fein flockig-faserig, etwas schimmernd; Ring ganz oben, kahl, weißlich, häutig, groß, ganz, hängend, trocken violett-weinrot; Lamellen frei, dichtstehend, mehrreihig, schön graubraun (drap), matt, linear, 3 bis 4mm breit, nach außen all- mählich verschmälert, Cystiden nur auf der Schneide, dicht- stehend, etwas gebüschelt, kurz- und dickfädig, oben keulig- verbreitert und abgerundet, fast kopfig, bis 35^ 14 [x. Sporen blaß bräunlich-gelb, länglich, unten kurz schief spitz, meist 6 ^ 3 [X, seltener bis 8 i:^ 3 [x. Am Erdboden in Buitenzorg, Java, 1907, leg. v. Höhnel. Der Pilz ist durch die auffallende blut- und feuerrote Verfärbung bei Verletzung sehr leicht kenntlich. Durch die freien, sehr dichtstehenden Lamellen und den sich nach unten kegelig ver- dickenden Stiel nähert er sich der Gattung Lepiota, allein der Sporenstauf ist graubraun (drapfärbigj. 78 F. V. Höhnel, 826. Psilocybe (Deconica) subaeruginascens v. H. n. sp. Hut kahl und glatt, weißlich, in der Mitte rauchbräunlich, flach gewölbt, fast häutig, 1 'b bis 2-5 cm breit. Lamellen ziem- lich locker, graubräunlich, mit hellerer Schneide, 2 bis 3 mm breit, breit angewachsen und etwas herablaufend. Stiel oben etwas flockig, sonst kahl, weiß, etwas glänzend, 3 bis 4 cm lang, 1 • 5 bis 3 m.in dick, zähe, zylindrisch, unten wenig ver- dickt, aus reichlichem, fädigem, weißem, grünblau oder fast stahlblau anlaufendem Mycel entspringend. Stiel hohl, Höhlung mit lockerem, wolligem Hyphenfilz ausgefüllt. Stielvvandung aus knorpelig verdickten Hyphen bestehend, etwa 300 bis 400 [x dick. Lamellenschneide etwa 40 bis 50 [jl breit etwas durchschei- nend und steril, aus schwach gelatinös verdickten Hyphen be- stehend. Cystiden nicht gesehen. Sporen violett, etwas flachge- drückt, 10 ^ 7 w 5 (X, rhomboidisch-keilig, oder meist rhombisch- zitronenförmig, unteres Spitzchen dicker und quer abgeschnitten. Sporenstaub schön violett-bräunlich. Der ganze Pilz wird bei Berührung schwach grünblau-fleckig. Ring über der Mitte, klein, oft schief, schuppig-häutig. Nähert sich Strophavia. Auf Pferdemist fast rasig, Buitenzorg, 1907. Leg. v. Höhnel. 827. Stropharia aerugineo-maculans v. H. n. sp. Der ganze Pilz bei Berührung dunkelblaugrün fleckend. Hut kahl, aus den glockigen ausgebreitet, umbonat, in der Mitte dunkelblau, sonst rötlich-lichtgrau, glatt, zirka Acm breit, in der Mitte dünnfleischig (2 mm), gegen den etwas gestreiften Rand häutig. Lamellen ziemlich locker, 4 bis 5 mm breit, etwas ver- schmälert adnat, olivgelbgrün, von den Sporen panaeolusartig gefleckt. Süel weiß, schwach flockig bis kahl, glänzend, 4 bis o cm lang, 2mm dick, zylindrisch, hohl, Wandstärke 150 [x, Gewebe außen etwas knorpelig verdickt, innen zartwandig. Ring häutig, ganz, klein, weiß. Stiel unten nicht verdickt. Cystiden nicht gesehen. Lamellenrand etwa 40 bis 60 [x breit steril, durchscheinend, aus gelatinösem Gewebe bestehend. Sporen violett, 10^6 bis 7 i:? 5 [x, etwas flachgedrückt, fast herzförmig, nach unten keilig verschmälert, oben mit Papille, Fra,i;mcntc zur Mykologie. 79 manchmal fast zitronenförmig, öfter sehr unregehnäßig geformt. Sporenstaub sehr dunkelbraun, fast schwarz. Auf morschem Holz bei Buitenzorg, 1907, leg. v. Höhnel. Der Hut hat, von der blauen Mitte abgesehen, etwa die Farbe von Psathyrella graciUs. 828. Micropsalliota n. G. Fruchtkörper klein. Hut häutig. Stiel di^inn, ausgestopft oder fistulös, mit Ring. Lamellen bauchig, frei; Sporen violett. Ich halte es für untunlich, die großen, fleischigen Psalliota- Arten mit den zwergigen, die einen häutigen Hut und einen fädigen Stiel haben, in einer Gattung zu belassen und stelle daher für letztere obige Gattung auf. Ebensowenig als man Filoboletus mit Bolehts vereinigen kann, kann man dies bei Micropsalliota und Psalliota tun. In den Tropen kommen Micropsalliota- Arien nicht selten vor. Berkeley und Broome haben aus Ceylon eine ganze An- zahl sehr kleiner Psalliota- Arien beschrieben, die zum Teil gewiß zu Micropsalliota gehören werden. Sicher ist dieses bei Psalliota microcosmiis B. et Br. und Ps. arginea B. et Br. der Fall (siehe diese Fragmente, VI. iMitt., 1909, Nr. 189 und 190). Ricken (Die Blätterpilze, 1912, p. 239) hat eine solche Form aus Europa beschrieben: Psalliota minima Rick. Alle diese Formen müssen nun zu Micropsalliota gestellt werden. Micropsalliota pseudovolvulata n. sp. Hut häutig, kastanienbraun, 3 mm breit, samtig-flockig, flachkegelig ausgebreitet. Lamellen frei, bauchig, cremefärbig, von den Sporen bestäubt, locker (zirka 30). Stiel weiß, aus- gestopft, oben kahl, glänzend, nach abwärts samtig, unten weißflockig, an der nicht verdickten Basis mit einer Art undeut- licher, kurzer Scheide versehen. Stiel fädig, 10mm lang, 0*3 mm dick. Ring zarthäutig, aufrecht, schm^al, weiß braunrandig. Mycel sehr zartfädige, aus 1 bis 2 [x breiten Hyphen gebildete weiße Stränge bildend. Der ganze Pilz wird trocken dunkelrot- schwarz. Basidien prismatisch, dichtstehend, 7 ^^ 3 jx, mit 80 F. V. Höhnet, 4 Sterigmen, ohne deutliche Cystiden. Sporen länglich, grau- violett (nach längerer Aufbewahrung schmutzig rötlich), 5 bis 6 ^ 3 [X. Herdenweise am nackten Boden im botanischen Garten von Buitenzorg in Java, 1907, leg. v. Höhnel. 829. Micropsalliota plumaria (B. et B r.) v. H. Aj^aricus {Psalliota) plumarius B. et Br. Journ. Linn. Soc, 1871, Botany, XL Bd., p. 552, Nr. 263. Herdenweise, zum Teil büschelig wachsend. Pilz aus dem Weißlichen oder Rötlich-weißen weinrot- und braunfleckig, schließlich bald ganz bräunlich - weinrot - violett werdend. Trocken dunkelweinrot-umbra gefärbt. Hut bis 10 mm breit, eingewachsen kleinschuppig, häutig, aus dem Glockigen aus- gebreitet, mit fleischigem, stark vorragendem Umbo. Lamellen zahlreich, frei, dichtstehend, linear, relativ breit, violettbraun. Fleisch schmutzig bräunlichviolett. Stiel zylindrisch, bis 30 mm lang, etwa 1 mm dick, kahl oder fast kahl, fistulös, ganz oben mit ganzem, häutigem, relativ großem, schließlich weinrotem Ring. Sporen schmutzig violett (am trockenen Pilze blaß), läng- lich, unten kurz schief spitz, mit einem Öltröpfchen, 6 bis 7 ^ 3 [x. Lamellenschneide dicht mit fädigen, abgerundet stumpfen, zirka 40 is 5 bis 6 [X großen Haaren besetzt. Im botanischen Garten von Buitenzorg auf Java, 1907, leg, V. Höhnel. Obwohl die von Berkeley und Broome nur nach Ab- bildungen und trockenen Exemplaren gemachten Beschrei- bungen seiner >^Fungi of Ceylon« im allgemeinen ganz unzu- verlässig sind, wie Petch's Revisions of Ceylon Fungi, Parti to III (Annais Roy. Bot. Gardens, Peradeniya, 1907-1912) gezeigt haben, kann doch angenommen werden, daß der obige, auf Java gesammelte Pilz mit der aus Ceylon beschriebenen Form identisch ist, da Berkeley und Broome's Angaben in diesem Falle sehr üfut stimmen. Fragmente zur Mykologie. öl 830. Psathyra porphyrella Berk. et Broome. Es ist anzunehmen, daß ein von mir in Java gefundener Pilz die obige ceylonische, in Journ. Linn. Soc, 1871, XI. Bd., p. 556, beschriebene Art ist. Da die Originalbeschreibung sehr unvollkommen ist, seien hier einige nähere Angaben über den- selben gemacht. Der Pilz wuchs bei Buitenzorg in Java vereinzelt auf Erde. Hut spitzkonisch, 10 bis \5inm breit, glatt, nur fein durch- scheinend gestreift, sehr fein vveißsamtig-matt, in der Mitte dunkler, gegen den Rand heller violett-vveinrot. Stiel 1 bis 2 mm dick, 5 bis ßcm lang, zylindrisch, hohl, brüchig, feinsamtig, der ganzen Länge nach fein gefurcht-gerillt und weinrot. Lamellen mehrreihig dichtstehend, linear, adnat, 1 mm breit, schön grau- bräunlich. Sporen durchscheinend violett-rötlich, etwas flach- gedrückt, breit-elliptisch, nach beiden Enden etwas keilig-ver- schmälert und kurz quer abgestutzt, meist 10 ^^ 8 ^ 6 [t groß. Cystiden kegelig-blasig, undeutlich, klein. Der Pilz gleicht frisch wegen den nicht schwarzen Lamellen einer Galera oder Mycena. Die Sporen sind nicht rein violett und kann der Pilz daher leicht für eine Galera gehalten werden. 831. Über Corticium niveum Bres. In »Beiträge zur Kenntnis der Corticieen«, III. Mitt. (in diesen Sitzungsberichten, 1908, 117. Bd., p. 1086) wurde an- gegeben, daß Corticium niveum Bres. gleich C. sernm P, ist. Dagegen wendet sich nun Bresadola (Ann. mycol., 1911, IX. Bd., p. 425) und behauptet von neuem die spezifische Ver- schiedenheit der beiden Arten. Seither haben auch Bourdot und Galzin (Bull, societ. mycol. France, 1911, XXVII. Bd., p. 245) den Pilz untersucht und ihn von C. serum P. verschieden, wenn auch damit nahe verwandt befunden. Sie geben an, die länglichen 7 bis 9 i::; 3 bis 4 (1 großen Sporen, auch auf Basidien sitzend, gefunden zu haben, ferner, daß der Pilz auch weicher, weniger kreidig ist, daß seine Trama lockerer ist und sein Hymenium keine sterilen, vorragenden Basidien (Cystidiolen) aufweise. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. l. Ö 82 F. V. Höhncl, Um über diese Frage ins Klare zu kommen, studierte ich von neuem das Originalexemplar von Corticimn niveiun im Vergleiche zu C. sermn. Es gelang mir zwar trotz aller Mühe nicht, auf den Basidien von C. tiiveiim Sporen zu finden, allein ich glaube nunmehr doch, daß die länglichen Sporen zum Pilze gehören und nicht fremden Ursprungs sind, da sie der Größe imd Form nach ganz gut zu den Basidien passen und andere Sporen, auch solche, wie sie C. sernm hat, absolut nicht zu finden sind. Das Hymenium von C. niveum ist glatt, ohne vor- springende Cystidiolen. Die Tramahyphen sind etwas derber und mehr nach aufwärts gerichtet als bei C. scrniii. Demnach ist C. nivciim Bres. doch von C. sernm P. verschieden, wenn auch sehr nahe verwandt zu erachten. Der Hauptunterschied liegt in den Sporen. 832. Über Peniophora longispora (Pat.). Bourdot und Galzin (Bull. soc. myc. France, 1912, XXVIII. Bd., p. 390) haben die ursprünglich aus Tunis be- schriebene, dann für Russisch-Polen (Eichler, Bresadola) und Niederösterreich (v. Höhnel) nachgewiesene Peniophora longispora (Pat.) auch in Mittelfrankreich gefunden. Sie gehört dort sowie in der Wiener Gegend zu den häufigsten Corticieen. Die genannten beiden Autoren fanden, daß mit der Penio- phora longispora sehr häufig ein sehr kleiner, weißer, kugeliger Pilz zusammen vorkommt, den sie für eine Aegerita erklären {Aegerita tortuosa in sched.). Sie fanden ferner, daß die Penio- phora longispora nur dann gut entwickelt ist, wenn diese Aegerita fehlt. Über die Frage, ob beide Pilze zusammen- gehören, also Entwicklungszustände einer Art sind, sprechen sich die Genannten nicht aus. Die Untersuchung eines Originalexemplares der Aegerita tortuosa, das ich Herrn Bourdot verdanke, zeigte mir, daß auf den mit schlecht entwickelter Peniophora longispora besetzten Holzstückchen rundliche Rasen von bis etwa 200 [x breiten, weißen Körnchen auftreten, die gegen den Rand der Rasen all- mählich kleiner werden. Diese rundlichen oder knollig-unregel- mäßltien, öfter zusammenfließenden Körnchen bestehen aus Fragmente zur Mykologie. öo einem sehr kleinzelligen Parenchym, dessen Zellen an der Oberfläche der Körner etwas größer werden. Die Körner sind teils kahl, teils aber spärlich mit Haaren besetzt, welche voll- kommen den äu(3erst charakteristischen Cystiden von Penio- phora loiigispora gleichen, woraus hervorgeht, daß sie zweifel- los zu letzterem Pilze gehören, wodurch sich ihr so häufiges Zusammenvorkommen beider erklärt. Als Acgerita könnte ich jedoch diesen kugeligen Pilz nicht erklären, da die echten AegetHta-Formen aus zu rundlichen Gebilden verwachsenen sterilen Basidien (samt den Hyphen, auf welchen diese sitzen) bestehen, was hier nicht der Fall ist. Die kugeligen Gebilde der Peniophora longispora sind viel- mehr Bulbillen oder kleine Sklerotien. Solche kleine Sklerotien kommen auch bei anderen Corti- cieen vor. So bildet Corticitim centrifugtmt Lev. kleine, weiße Skle- rotien, die unter dem Namen Sclerotium lichenicola Svendsen (Botan. Notiser, 1899, p. 219) beschrieben wurden (v. Höhnel, in Österr. Bot. Zeitschrift, 1905, 55. Bd., p. 100). Ferner beschrieb G. R. Lyman (Proceed. Boston Soc. nat. History, 1906 bis 1907, 33. Bd., p. 164) bei einem von ihm Corticiiim ahitacemn (Schrader) Bresadola genannten Pilz, der aber sicher eine andere Art ist, 65 bis 220 [j. große, knollige Sklerotien oder Bulbillen (siehe 1. c, Taf. XIX, Fig. 39 bis 41). Peniophora longispora (Pat.) bildet daher unter Umständen sehr kleine, weiße Sklerotien, die wie ein weißer, feiner Grieß das Substrat locker bedecken. Bei dieser Gelegenheit sei noch die Beobachtung erwähnt, daß die gut entwickelte, frisch weiße P. longispora bei Be- rührung blaß goldgelbfleckig wird. Da Bourdot und Galzin (I. c, p. 383) sich nicht davon überzeugen konnten, daß P. Aegerita v. H. et L. und Aegerifa Candida metagenetisch zusammengehören, sei noch darauf hin- gewiesen, daß G. R. Lyman (1. c.) hierfür den vollen Beweis durch die Kultur erbracht hat (1906 bis 1907). Leicht kann man auch die Beobachtung machen, daß feucht aufbewahrte Penio- phora Aegerita binnen einem Tage in Aegerita Candida auf- gelöst und umgewandelt wird. Über die Zusammengehörigkeit 84 F. V. Höhnel, dieser zwei Formen gibt es daher keinen berechtigten Zweifel mehr. 833. Poronidulus bivalvis v. H. n. sp. Friichtkörper anfangs warzenförmig, sich später in Hut und Volva differenzierend. Hut rundlich oder halbiert-fächer- förmig, 2 bis 4 mm breit, 2 bis 3 mm vorgezogen, seltener zentral, meist hinten kurz- und dickgestielt, holzig, hart, starr, oben von spitzen, radialgestellten Warzen und kleinen Stacheln rauh, undeutlich gezont, bräunlichgelb. Fleisch blaß, aus dünnen, stark verdickten Hyphen ohne Schnallen bestehend. Poren sehr kurz, vier bis sechs auf einen Millimeter, Cystiden fehlen; Sporen hyalin, stäbchenförmig, gerade oder sehr leicht ge- krümmt, 3 bis ^^O'ö bis 1 [x. Hut anfänglich oft samtig. Hut- rand meist scharf, gezähnelt. Volva bei zentral gestieltem Hut vollständig, schalenförmig, mit scharfem Rande, außen längs- streifig rauh. Bei seitlich gestieltem Hut nur einseitig entwickelt, anfänglich klappenartig das Hj^menium bedeckend, vom Hut sich später abhebend. An dürren Zweigen im botanischen Garten von Buitenzorg auf Java, 1907 bis 1908, leg. v. Höhnel. Eine kleine, eigenartige Polyporee, die in der Form sehr variiert. Die als normale Formen anzusehenden Stücke sehen einer kleinen Austern- oder pectenähnlichen Muschel gleich, die mit der unteren Klappe auf der glatten Rinde sitzt. Die obere Klappe wird vom Hute gebildet, der unterseits die nur aus 20 bis 50 Poren bestehende Fruchtschichte zeigt. Die Poren sind kurz, später oft zahnartig vorgezogen. Die untere Klappe stellt die Volva dar, welche bei zentralgestieltem Hute, der seltener vorkommt und meist nur rudimentär (knollig) ent- wickelt ist, denselben fast einhüllt. Ist, wie normal, der Hut seitlich gestielt, so ist die Schale der Volva nur vorn ent- wickelt und hinten mit dem ganz kurzen, relativ dicken Hutstiel verwachsen. Die Volva ist unten dick und fest und wird gegen den scharfen Rand allmählich dünner. Innen ist sie glatt. Die Sporen des Pilzes fallen in die Schale und fand ich sie nur hier, wenigstens zweifle ich nicht, daß die hier gefundenen Sporen die des Pilzes sind, um so weniger als solche stäbchenförmige Fiiigmente zur Mykologie. 85 Sporen bei hellgefärbten Polyporeen häufig vorkommen. iManch- mal kommt es vor, daß sich außen seitlich an der Volva ein kleines akzessorisches Hymenium mit wenigen Poren ent- wickelt. Die ganz eigenartige Form des Pilzes schien mir anfäng- lich eine neue Polyporeengattung darzustellen, allein ich über- zeugte mich bald, daß der Pilz eine zweite Art der bisher monotypischen Gattung Povonidtiliis Murrill (Bullet. Torrey bot. Club, 1904, 31. Bd., p, 426) ist, die bisher nur aus Nord- amerika bekannt war (North-American Flora, IX. Bd., I. Teil, K ^^?°%* "^"^ i f" _kL^ ' '■%^.^^ f% Fig. 26. Poronidultis bivalvis v. H. I. a Junger Pilz, b Pilz mit akzessorischem Hymenium an der Volva. c und e Normaler Pilz, d Volva nach Wegnahme des Hutes. Zweimai vergrößert. II. Normaler Pilz. Achtmal vergrößert. III. Medianschnitt durch den Pilz. Dreimal vergrößert. Gezeichnet vom Assistenten Josef Weese in Wien. 1907, p. 16). Der schalenförmige sterile Teil von Poronidultis conchifer (Schw.) Murr., aus dessen Mitte der fertile Hut herauswächst, ist nichts anderes als eine Volva. Die zentral- gestielten Stücke von P. bivalvis verhalten sich ganz so wie die amerikanische Art, nur daß die Hüte ganz klein bleiben, während bei P. conchifer die Hüte groß werden und die Volva schließ- lich weit überragen. Bei P. bivalvis entwickeln sich Hut und Volva gleichzeitig und entsprechen sich in der Größe, wodurch die Volvanatur der schalenförmigen Bildung deutlich wird, während bei P. conchifer sich der Hut weit stärker entwickelt als die Volva und diese daher sehr zurücktritt. 86 F. V. Höhne], Die beigefügten Bilder geben eine deutlichere Vorstellung von der Form des Pilzes als es die Beschreibung zu tun ver- mag (siehe Fig. 26). 834. Über Polyporus Fatavensis Reichardt. Der auf Tahiti auf faulenden Stämmen gesammelte Pilz ist in der Reise der österr. Fregatte »Novara«, 1857 bis 1859, Bot. Teil, I. Bd., Wien 1870, p. 141, beschrieben. Reichardt stellte ihn zu den Polypori resupinati = Porta Pers. Allein schon aus der näheren Beschreibung geht hervor, daß derselbe keine echte Porta ist und die Untersuchung des Originalexemplares aus dem Wiener Hofmuseum zeigte mir, daß derselbe offenbar ein scheinbar resupinates Zvvergexemplar einer größeren Form ist. Ich fand nun bei Tjibodas auf Java 1908 sehr häufig den Fomes Korthalsii (Lev.) Cooke (siehe Ann. myc, 1912, X. Bd., p. 499, und Hedwigia, 1912, 51. Bd., p. 312), und zwar nicht nur in sehr großen, bis über Socm langen Exemplaren, sondern auch in kleinen und endlich auch in dünnen, scheinbar resupi- naten Formen, die, wie der direkte Vergleich mit dem Onginal- exemplar von Polyporus Fatavensis zeigte, von diesem nicht zu unterscheiden sind. Auch mikroskopisch stimmen beide Formen soweit mitein- ander überein, daß sie als derselben Art angehörig betrachtet werden müssen. Beide haben etwa 28 bis 32 ^ 6 bis 7 [x große, spitze, -braune Setulae, die sich nur dadurch voneinander unter- scheiden, daß sie bei dem einzigen Originalexemplar von Poly- poriis Fatavensis fast stets gerade sind, während sie bei Fomes Korthalsii manchmal gerade, manchmal an der Spitze schwächer oder stärker gekrümmt sind. Diese Krümmung ist aber nicht konstant und bildet daher keinen Unterschied. Bresadola (Hedwigia, 51. Bd., p. 312) spricht von den Setulae nicht. Sporen habe ich bei dem Originalexemplar von Polyporus Fatavensis keine gesehen. Reichardt gibt an, daß sie 4 bis 5[j. groß, kugelig, glatt und gefärbt sind. Bei Fomes Korthalsii sind die Sporen hyalin oder gelblich, kugelig, 4 bis 4-5 jj, oder 4-5 bis 5 ^ 4 bis 4 • 5 (JL groß. Fragmente zur Mykologie. 87 Wie man sieht, besteht nur ein angeblicher Unterschied in der Färbung. Auf diesen ist gar kein Gewicht zu legen, da der- artige Sporen oft im Alter gefärbt sind und auch Fomcs Korthalsii oft gelbliche Sporen zeigt. Auch fragt sich, ob Reichardt's Angaben richtig sind, da ich, wie erwähnt, bei seinem Pilze keine Sporen fand. Nach allem muß angenommen werden, daß Polyporiis Fatavciisis R. nur eine Form von Fontes Kortlialsii (Lcv.) Cooke, wie ich sie auch auf Java fand, ist. 835. Suillus atroviolaceus v. H. n. sp. Hut 5 bis 6 cm breit, dünnfleischig, schwarzpurpur-violett, feinkörnig-warzig, mit gebüschelten, violetten, stumpfen, glatten, einzelligen, bis 140 ^12 bis 25 [x großen Haaren bedeckt, schließlich unregelmäßig runzelig-gefeldert. Fleisch weich, blaß violett. Röhren weiß mit weinrotbräunlichen Mündungen, 0-D mm breit, 2*5 bis 3 mm lang, gegen den Stiel kürzer, an- gewachsen. Porenmündungen anfänglich geschlossen, dann sich rundlich öffnend. Tramahyphen gelatinös, Basidien zylindrisch, 20 bis 25^ 12 bis 16 jx, mit 4 Sterigmen; Cystiden fehlend; Sporen hyalin, länglich, unten seidich kurz zugespitzt, beid- endig abgerundet, 9 bis 11^6 bis 7-5 [x. Stiel zylindrisch, 5 cm lang, 1 cm dick, schwarzpurpurn, feinkörnig-samtig-filzig^ mit ähnlichen, aber etwas kleineren Haaren wie der Hut be- deckt, schließlich hohl (?). Auf Humusboden bei einem Baumstamme bei Tjibodas, Java, 1908, leg. v. Höhnel. Ein sehr schöner Pilz, der äußerlich mit Boletus ater P. Henn. aus Kamerun, Afrika, Ähnlichkeit besitzt. 836. Boletus Junghuhnii v. H. n. sp. Hut flach gewölbt, trocken, filzig, sehr licht zitronengelb, schmutzig schwefelgelb, auch grünlich-weißlich, mit bräunlichen Pünktchen und Wärzchen dicht bedeckt, 2 bis 3 cm breit, 6 bis 7 mm dick, mit flachem, scharfem Rande. Hutfleisch 2 bis 5 mm dick, weißlich bis gelb, an der Luft blau werdend, unter der Hutoberfläche rötlichbraun. 88 F. V. Höhncl, Stiel zylindrisch, an der Basis schwach knollig, gelblich olivenbraun, oben rotbraun bis rot, 3 bis 4 cm lang, 1-5 bis 4 mm dick, voll, glatt, längsstreifig. Stielfleisch oben gelb, dann rot, unten olivbraun. Röhren gelb oder grünlichgelb, ange- wachsen, 5 mm lang, bei Quetschung blau werdend. Poren- mündungen grünlich-ockergelb, einfach, polygonal, 2 mm breit. Sporen auch in Massen blaß gelblich, fast hyalin, länglich, 10 bis 13^4 jj-. Der häufigste Boletus bei Tjibodas, Java, 1908, leg. V. Höhnel. Gehört in die Verwandtschaft von Boletus siih- tomentosus, ist aber schon durch die Kleinheit verschieden. Ein ähnlicher Pilz ist Boletus Ridleyi Mass. (Syll. Fung., XVII., p. 96), derselbe soll aber 7 bis 8 ^ 5 |j. große, gelbgrün- liche Sporen haben. B. tjibodensis P. H. muß wohl nach der Beschreibung verschieden sein, doch sind Henning's Angaben flüchtig und unzuverlässig. 837. Boletus obscurecoccineus n. sp. Hut dunkelkarminrot, uneben grubig, körnig-filzig, trocken, etwa 6 bis 7 cm breit, 2 cm dick, mit 1 cm dickem, gelblichem, festem, unter der Oberhaut karminrotem, an der Stielbasis weißlichem, sich nicht bläuendem Fleisch. Stiel zylindrisch, \0 cm lang, 12 bis \?> mm dick, unten spitz zulaufend, hell- karminrot, an der Basis weißfilzig, der Länge nach rotstreifig, oben rotfilzig-kleiig. Röhren etwa 1 cm lang, gegen den Stiel stark verkürzt, adnex, etwa 1 -5 mm weit, öfter geteilt, gelb mit Stich ins Grünliche. Sporenpulver braun, Sporen blaßgelb, elliptisch-länglich, unten kurz schief zugespitzt, 16 bis 18^6 bis 8 jx. Cystiden auf der Schneide und Fläche der Röhren, keulig-zylindrisch, oben abgerundet-stumpf, zartwandig, etwa 60^ 12 bis 16 [x. Am Erdboden im Urwalde von Tjibodas, Java, 1908, leg. v. Höhnel. Die Röhrenschichte hat ganz dieselbe Beschaffenheit und Farbe wie Boletus subtomentosus, Chtysentheron und versicolor Rostk. und ist der Pilz offenbar am nächsten mit B. versicolor Rostk. verwandt, der aber nur 11 bis 12^4 bis 5 {x große Fragmente zur M_vkologie. ö9 Sporen hat. B. rtihellns Krombh. (Abbildungen usw. Taf. 36) und B. saiigniiieus With. sind nur äußerlicii ähnlich und haben glatte Hüte. Äußerlich ähnliche Pilze sind noch Boletus Ridleyi Mass. (Syll. Fung., XXI, p. 237), B. nmhilicatus Mass. (XXL, p. 245), beide aus Singapure, B. hicolor Peck. aus Nordamerika und B. fragicolor Berk. (VI., p. 19) aus Indien. 838. Phylloporus bogoriensis v. H. n. sp. Einzelnstehend oder zu 2 bis 3 büschelig; Hut umbra- braun, filzig-samtig; Hutrand kahl, erst etwas eingebogen, dann flach. Hut flach gewölbt bis flach, unten kegelig in den Stiel übergehend, 0-6 bis 10 cm, meist 3 bis 5 cm breit, in der Mitte mäßig fleischig, gegen den Rand dünn. Fleisch weich, gelblich, an der Luft schwarz werdend. Lamellen ziemlich locker stehend, einige Millimeter bis 1 cm breit, an der Basis querfaltig-aderig verbunden, weit herablaufend, gelb mit einem Stich ins Grün- liche. Stiel 1-5 bis 10 mm dick, 1 bis 6 cm lang, zylindrisch, rötlichbraun, schwarz werdend, oben (von den Lamellen) längs- streifig-kanneliert. Cystiden zerstreut an Schneide und Fläche der Lamellen, zartwandig, zylindrisch bis keulig, stumpf, mit gelbgefärbtem, wässerigem Inhalte, 50 bis 60 — 14 bis 20 jj.- Sporen hj^alin, mit Stich ins Gelbliche, länglich, beidendig etwas verschmälert, unten kurz schief zugespitzt, glatt, 8 bis 12^:^4 bis 5 |x. Tramahyphen etwas gelatinös. Am Erdboden, nicht selten im botanischen Garten von Buitenzorg, Winter 1907/8. Leg. v. Höhnel. Ist eine typische Phylloporiis-Avt, mit Sporen und Cystiden, die an jene von Boletus erinnern. Ist mit der Typusart [PJi. rhodoxanthus (Schw.) Bresadola, Fungi trident., IL Bd., 1892, p. 95, TaL 207] nahe verwandt, aber durch die fast hyalinen, kürzeren Sporen, die Form der Cystiden, das sich schwärzende Fleisch usw. verschieden. Vielleicht nur eine Tropenform dieser weitverbreiteten, aber überall seltenen Art. Auffallend ist die Variabilität des Pilzes in der Größe. Zwergexemplare mit nur 6 mm breitem Hut, 1 cm langem, 1 • 5 mm dickem Stiel, wurden neben anderen mit 10 cm breiten Hüten und über iO mm dicken Stielen gefunden. 90 1'. V. Hö h n e 1 , 839. Über Mapea radiata Patouillard. In diesen Fragmenten (1909, VII. Mitt, Nr. 290) habe ich angegeben, daß Mapea radiata wahrscheinlich nichts anderes als ein ganz unentwickelter Marasniius ist und daher die Gattung Mapea gestrichen werden müsse. Leider war das mir von Herrn N. Patouillard gütigst gesandte trockene und alte Exemplar des Pilzes zu einer näheren Untersuchung völlig un- brauchbar; ich mußte mich daher ganz auf Patouillard's An- gaben und Bilder (Bull. soc. mycol. France, 1906, XXII. Bd., p. 46, Taf. I, Fig. 1 a bis /) verlassen. Jüngst hat nun R. Maire (Bull. soc. mycol. France, 1913, XXIX. Bd., p. 335) den Pilz mit Hilfe von gutem Alkoholmaterial genauer studieren können und ist zur Ansicht gelangt, daß Mapea als provisorisches Genus erhalten zu werden verdient und als aberrante Uredineengattung zu betrachten sei. Der Einreihung von Mapea bei den Uredineen stehen aber schwere Bedenken entgegen. Zunächst kommt der Pilz nur auf den Früchten einer Leguminose (Iiioearpus ediilis) vor. Nach Maire hat Seurat, der Entdecker des Pilzes, denselben monate- lang zu beobachten Gelegenheit gehabt. Wenn der Pilz auch auf den Blättern oder Zweigen auftreten würde, so müßte Seurat dies gewiß gesehen haben. Er fand ihn aber nur auf den Hülsen. Uredineen aber, welche nur auf dikotylen Früchten wachsen, sind bisher nicht bekannt geworden. Die auf Koni- ferenfruchtschuppen auftretenden Äcidien kommen hierbei nicht in Betracht, da sie zu heteröcischen Uredineen gehören, deren andere Fruchtformen auf Blättern wachsen. Ferner ist das Mycel der Mapea auffallend derbwandig, bis über 8 (x dick und wächst intracellular. Bei den Uredineen wächst aber das zarte Nährmycel, von höchst seltenen Aus- nahmen abgesehen, stets intercellulär. Auch das Aussehen des Pilzes ist von dem der Uredineen sehr verschieden. Der Pilz macht eher den Eindruck einer mit Hyinennla verwandten Nebenfruchtform. Vor kurzem erhielt ich nun durch die Güte des Herrn P. Dietel in Zwickau ein kleines Spiritusmaterialstück des Originalexemplares der Mapea radiata, das zum Studium gut Fragmente zur Mykologie. 91 geeignet war. An diesem Exemplare überzeugte ich mich, daß die sporenbildende Schichte des Pilzes ganz eigenartig gebaut ist. Der Pilz entwickelt sich in und unter der Epidermis. Nach Abwurf der Außenwand der Epidermis liegt die sporenbildende Schichte frei zutage. Aus einer Schichte ziemlich grobzelligen Parenchyms erheben sich keulig -zylindrische Zellen, die büschelig angeordnet, dicht parallel nebeneinanderstehen. Diese ■4i^Ä Fig. 27. Mapea radiata Pat. 1 bis 4 Sporenträger; 5 Drei Sporen (SOOmal vergrölJcrt) ; (> Hymenium mit zwei Pykniden (ISOmal vergrößert). Gezeichnet vom Assistenten Josef Weese in Wien. Zellen sind nun oben in ganz eigentümlicher Weise pinselig zerfasert. Die Dünnen der Fasern scheinen nur fädige Fortsätze der Membran zu sein, die dickeren scheinen ein Lumen auf- zuweisen. Zwischen diesen Pinselfäden erheben sich nun ein bis zwei dickere, keulig-fädige Fortsätze, die oben anschwellend die rundlichen, etwas rauhen Sporen bilden. Diese stehen ein- zeln am oberen Ende der einfachen Träger. Fig. 27 gibt eine deutliche Vorstellung dieser merkwürdigen Bildungen, die weder Patouillard noch Maire bemerkten. Auffallend ist noch, daß sich stellenweise unter der Frucht- schichte kleine, etwa 80 [x breite, etwas abgeflachte Hohlräume 92 F. V. Höhnel, finden, die mit dünnen Conidienträgern ausgekleidet sind, welche kleine, eiförmige Conidien in großer Menge bilden. Es scheint, daß diese melanconieenartige Nebenfrucht (Alyxo- sporiiLm?) zur Mapea gehört, also kein Schmarotzer auf der- selben ist. Diese neuen Beobachtungen sprechen kaum dafür, daß Mapea eine Uredinee ist. Indes wäre dies trotzdem möglich. Ich neige mich aber mehr der Ansicht zu, daß wir es hier mit einer eigenartigen, mit Hyntenula verwandten Nebenfruchtform zu tun haben. 840. Über Schroeteriaster Elettariae Raciborski. In der Zeitschrift für Gährungsphysiologie, 1912, Bd. I, p. 228, habe ich angegeben, daß Schi^oeteriaster Elettariae Rac. keine Pucciniee, sondern eine Melampsoree ist. Infolgedessen stellte ich den Pilz in die Gattung Klastopsora Dietel. Ferner beschrieb ich (in diesen Fragmenten, 1912, XIV. Mitt., Nr. 719) einen ganz gleichgebauten Pilz als Klastopsora Ciirctmiae. Nachdem nun aber die von Dietel 1904 (Annal. mycol., IL Bd., p. 26) ausführlich begründete Gattung Klasto- psora im Jahre 1910 (Annal. mycol, VIII. Bd., p. 312) in kurzem Wege wieder eingezogen wurde, müssen die beiden obigen Pilze anders benannt werden. Die ganz klaren Angaben Raciborski 's, der das lebende Material untersucht hat (Parasit. Algen und Pilze Javas, Batavia 1900, IL Teil, p. 28) und sogar das Auskeimen der Teleuto- sporen, die Basidien und Basidiosporen beobachten konnte, lassen keinen Zweifel über den Bau des Pilzes aufkommen. An der Richtigkeit von Raciborski 's Angaben kann ich um so weniger zweifeln als mein durch wiederholte Untersuchung des trockenen Materials gewonnener Befund vollkommen mit Raci- borski's Angaben übereinstimmt. Herr P. Dietel, der die Güte hatte, beide Pilze zu unter- suchen, ist auch der Meinung, daß es sich um Melampsoreen handelt; da es ihm indessen nur die Uredo-¥ovm aufzufinden gelang, konnte er mir Näheres über die Gattungszugehörigkeit nicht mitteilen. Fragmente zur Mykologie. 93 Schon Raciborski machte die Schlußbemerkung, daß Phacopsora Dietel ganz denselben Aufbau zeigt, wie sein Schroeteriaster Elettariae. In der Tat entspricht die Fig. 2 auf Taf. XV in Hedwigia, 1890, 29. Bd., von Phacopsora puncti- formis Barcl. et Dietel ganz gut dem Teleutosporenlager von Schroeteriaster Elettariae. Es werden daher die beiden besprochenen Pilze bis auf weiteres Phacopsora Elettariae (Rac.) v. H. und Ph. CMrcu- mae v. H. zu nennen sein. 841. Über Microthecium Corda, Sphaeroderma Fuckel und Guttularia Obermeyer. Die Gattung Microthecium wurde von Corda im Jahre 1842 in Icones Fung., 5. Bd., I. Teil, p. 74, aufgestellt auf Grund eines Pilzes, der im Hymenialgewebe von Choiromyces maeandrifonnis schmarotzt und Microthecium Zobelii Cda. genannt wurde. Der auf Taf. VIII, Fig. 53 abgebildete Pilz be- steht aus ganz eingewachsenen, häutigen Perithecien, ohne Mündungen. Die fast schwarzen, 20 ^ 12 [jl großen Sporen sind breit zitronenförmig und an beiden etwas vorgezogenen Enden quer abgestutzt. Asci hat Corda zwar nicht gesehen, allein es geht aus der Sporenform, sowie aus dem Umstände, daß Sporenträger völlig fehlen, aufs klarste hervor, daß der Pilz ein Ascomycet ist. Aus Corda's Abbildung ist zu ersehen, daß die Sporen- breite größer als die halbe Sporenlänge ist. Die Gattung Microthecium Cda. unterscheidet sich von Melanospora Cda. (Icones Fung., 1836, I., p. 24) durch das mangelnde Ostiolum, das bei Melanospora kegelig oder schnabel- artig entwickelt und meist gewimpert ist. Tulasne (F\ingi hypogaei, 1851, p. 186, Taf. XIII, Fig. 1) hat auf einer Tuberacee {Hydnocystis arenaria) einen Pilz gefunden, den er Sphaeria (Hypocrea) Zohelii (Corda) nennt und für identisch mit Microthecitun Zobelii Corda erklärt. Tulasne's Pilz hat jedoch Perithecien mit einer verhältnis- mäßig großen kegeligen Mündungspapille, mit einem deutlichen Ostiolum, durch welches die Sporen herausgeschleudert 94 F. V. Höhnel, werden. Die Ascussporen des Pilzes ähneln sehr denen des Corda'schen Pilzes und sind 23^16[i groß. Da nun seit Tulasne auf Tuberaceen auch ganz ähnliche Pilze mit völlig mündungslosen Perithecien gefunden wurden und Corda die auffallende kegelförmige Mündungspapille kaum übersehen konnte, so ist anzunehmen, daß Tulasne's Pilz von dem Corda's verschieden ist. Der Pilz Tulasne's ist eine Melano- spora. Fuckel hat (Symbol, mycol., 1869, p. 127) einen von ihm auf dem Hymenium der Pezizee Sepultaria arenosa schmarotzend gefundenen Pilz anfänglich Ccratostoma brevi- rostrc Fuck. (Bot. Zeitung, 1861, XIX. Bd., p. 250, Taf. X, Fig. 4) genannt, ihn später jedoch für Melaiwspora Zobelü (Corda) = Microthccinm Zobelü Cda. gehalten. Dieser Fuckel'sche Pilz ist aber davon ganz verschieden, er hat eine kurz-zylindrische, schneeweiß bewimperte Mündung und 26«13[x große, fast spindelförmige Sporen, die zweimal so lang als breit sind. Nach diesem Pilz, der offenbar von Corda's Pilz ver- schieden ist, hat Winter (Rabenh. Krypt. Fl., II. Aufl., I. Bd., II. Abt., p. 95) die Beschreibung der Mclanospora Zobeln vor- genommen. Sie gehört daher nicht zu dieser Art, sondern zu Melanospora brevirostris (Fuckel) v. H. Ob diese Art noch- mals beschrieben ist, habe ich nicht untersucht. Im Jahre 1875 (Symb. m3^col., III. Nachtr., p. 22) hat Fuckel die Gattung Sphaerodenna aufgestellt. Diese Gattung ist von Melanospora nur durch den Mangel eines Ostiolums verschieden und daher offenbar mit Microthecium Cda. zu- sammenfallend. Die von Fuckel in der Gattungscharakteristik von Sphaerodenna über die Sporenform gemachten Angaben haben keine generische Bedeutung. Leider ist mein Original- exemplar von Sphacrodernia thelcboloides Fuckel in Fungi rhenani Nr. 2656 völlig unbrauchbar. Der in W. Krieger, Fung. saxon. Nr. 1670 ausgegebene Pilz ist nicht diese Art, da die Perithecien ein mit ziemlich langen hyalinen Borsten bewimpertes Ostiolum besitzen, das Fuckel gewiß nicht über- sehen konnte. Das gleiche gilt auch für das Exsikkat in Jaap, Fungi selecti Nr. 417, das denselben Pilz enthält. Fragmente zur Mykologie. 95 Auf FuckeTs Originalexemplar fand ich nur ein einziges ganz unreifes Perithecium, das keine Andeutung eines Ostiolums oder Mündungskegels aufwies. Die Membran war gelblich und großzellig parenchymatisch. Leider wurde es vor der völligen Prüfung zerquetscht. Von der Gattung Nigrospliaen'a Gardner (1905) kenne ich nur die Angaben in Syll. Fung., XXII. Bd., p. 452. Nach diesen und nach der Beschreibung der ihr zugrundeliegenden Nigvosphaeria Setchellii (Harkn.) Gardner in Syll. Fung., XVI. Bd., p. 564, ist es ganz sicher, daß diese Gattung mit Microthccinm Cda. vollkommen zusammenfällt. Nigrosphaeria Setchellii wächst auch auf einer Tuberacee (Pseudohyänotria cariiea). Endlich hat W. Obermeyer (Mykolog. Zentralbl. 1913, III. Bd., p, 6) für einen auf dem Hymenium der hypogäischen Geopora graveoleiis n. sp. schmarotzenden Pyrenomyceten die neue Gattung Gnttularia aufgestellt, die nach den gemachten Angaben völlig mit Microtheciiun Corda und Sphaevoderma Fuckel zusammenfällt. Da nach L. Pfeiffer (Nomenciator botanic, 1874, II. Bd., p. 313) der Gattungsname Microtheciuni zuerst von Corda im Jahre 1842 verwendet wurde, besteht derselbe noch heute zu Recht und müssen alle echten Sphaevoderma -Arien sowie die Giittnlaria Geoporae zu Microtheciiim gestellt werden. In der Gattung Microtheciuni Cda. (= Sphaeroderma Fuckel) stehen heute viele Arten, die nicht dazugehören. Sphaeroderma microsporuin v. H. (Annal. mycoL, 1905, III. Bd., p. 327) ist nach wiederholter Untersuchung eine Ceratostoma, vielleicht die nicht näher bekannte C. cuspidatmii Fries (siehe Winter, Pyrenomyceten in Rabh. Kr. Fl., p. 255). Roscllinia Bigelowiae E. et Ev. (Syll. Fung., XIV, p. 494) könnte derselbe Pilz sein. R. pinicola E. et Ev. ist jedenfalls ein ähnlicher Pilz. Sphaeroderma texanicum Rehm. (Ann. myc, 1905, III. Bd., p. 519j hat zylindrische Asci und monostiche Sporen sowie ein Ostiolum und sitzt auf einer schwarzen collemaartigen Kruste. Ist kaum eine Sphaeroderma, vielleicht eher eine Roscllinia. 96 F. V. Höhnel, Sphaerodevma Rickiantmi Rehm (Annal. mycol., 1907, V. Bd., p. 530, und 1910, VIII. Bd., p. 461) ist ein eigenartiger, genau beschriebener Pilz, der nach einem Originalexemplar sicher keine Sphaerodej^ma ist und ganz gut in die Gattungen Sphacrodermella v. Höhn, (in diesen Fragm., 1907, III. Mitt., Nr. 106) und Creosphaeria Theissen (Beih. bot. Zentralbl., 1910, XXVII. Bd., p. 396) paßt, die noch vergleichend studiert werden müssen. Sphaeroderma Wentii (Koord.) Sacc. et Trott, Syll. Fung., XXII, p. 451, hat eine zylindrisch-konische Mündung und ist, wie schon Koorders (Verhand. kon. Akad. Wetensch. Amsterd., II. Sect., XIII., Nr. 4 [1907], p. 172) richtig angab, eine typische Melanospora. Sphaeroderma aiiretmi (Mac Alp.) S. et S. (Syll. Fung., XVII, p. 781), von Mac Alpine als Rosellmia beschrieben, hat ein fast rundes Ostiolum und ist sicher kein Sphaeroderma. Vielleicht eine Sphaeroderm-ella v. H. Weicht nur wenig von Erythrocarpoii Zukal 1885 ab und am besten in diese Gattung zu stellen. Sphaeroderma Helleri (Earle) S. et S. (Syll. Fung., XVII, p. 781), von Karle als Melanospora beschrieben, von Seaver (Mycologia, 1909, I, p. 182) als Typus der neuen Gattung Sphaerodermatella aufgestellt,die von Sphaerodermellav . Höhn, kaum verschieden ist. Jedenfalls keine Sphaeroderma. Sphaeroderma anthostomoides Rehm (Hedwigia, 1900, 39. Bd., p. 221) ist nach der Beschreibung sehr wahrscheinlich eine blattbewohnende Flechte mit Phyllactidittm-Gomdien. Wenn so, dann vielleicht eine neue Strigulaceengattung. Sphaeroderma Belladonnae F. Tassi (Syll. Fung., XVI, p. 563) hat Perithecien mit Mündungspapille, wird daher eine Melanospora sein oder vielleicht eher zu Erythrocarpon Zukal zu stellen sein. Jedenfalls keine echte Sphaeroderma. Sphaeroderma damnosnm vSacc. (Syll. Fung., XIV, p. 627) hat Perithecien mit beborsteter Mündungspapille, ist daher eine Melanospora. Sphaeroderma marchictim (Lind.) S. et S. (Syll. Fung., XIV, p. 627) von Lindau als Chaetomium beschrieben (Hed- wigia. 1896, 35. Bd., p. 56), ist eine typische Melanospora. Fragmente zur Mykologie. 97 Lindau's Angabe, daß die Perithecienwandung nur ein- schichtig ist (siehe^Fig. 1. c), ist jedenfalls so zu verstehen, daß nur eine Zellage der Wandung gefärbt ist. Innen müssen noch hyaline Schichten aufsitzen. Sphaerodernia affine Sacc. et Klag. (Bull. soc. Myc. France, 1896, XII. Bd., p. 67, Taf. V, Fig. 11) ist ein ganz typisches Erythrocarpon Zukal, 1885. Von dieser Gattung ist Neocosmospora Smith 1899 kaum generisch verschieden. Sphaerodernia bubilliferum Berl. (Syll. Fung., XI, p. 355) hat ziegelrot-ockergelbe kugelig-kegelige Perithecien, die offen- bar ein konisches (3stiolum besitzen. Wahrscheinlich ein Erythrocarpon. Sphaerodernia fiintriatiun Rostr. (Syll. Fung., XI, p. 356) ist ein Erythrocarpon mit gewimpertem Ostiolum. Sphaerodernia nectrioides Mar eh. (Syll. Fung., IX, p. 949) hat orangegelbe Perithecien mit kurzem stumpfen Ostiolum. Wird wohl am besten als Erythrocarpon zu betrachten sein. Sphaerodernia Hulseboschii Oud. (Nederl. Kruidk. Arch. IV. Teil, 4. Stück, 1886, p. 23) ist sehr blaß ockergelb mit kurzem stumpfkonischen Ostiolum. Wird eine Melanospora sein. Sphaeroderma cameroense R ehm (Hedwigia, 1889, 28. Bd., p. 301, Taf. VII, Fig. 13). Ist nach der Beschreibung offenbar ein tj^pisches Erythrocarpon. Sphaerodernia fimicolum (Hans.) Sacc. (Syll. Fung., II, p. 460). Ist von Hansen als Melanospora beschrieben worden, wohin der Pilz auch wegen des stumpfkegeligen Ostiolums gehören wird. Zur Gattung Microtheciiim Cda. werden daher sicher nur die im Nachfolgenden angeführten 7 Arten gehören. Microthecium Cor da 1842. Syn. : Sphaeroderma Fu ekel 1875. Nigrosphaeria Gardner 1905. Guttularia Obermeyer 1913. Wie Melanospora Cor da, aber Perithecien oben ab- gerundet, ohne Mündung. Erythrocarpon Zukal 1885 und Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXUI. Bd., Abt. I. 7 98 F. V. Höhnel, Neocosmospora Smith 1899 sind nahe verwandt. Microthecimn- Arten sind: 1. M. Zobeln Corda (non Tulasne, Fu ekel, Winter etc.). 2. M. argenUnense (Speg.) v. H. 3. M. epimyces v. H. 4. M. hypomyces v. H. 5. M. theleholoides (Fuck.) v. H. 6. M. episphaerium (Phil, et Plovv.) v. H. 7. M. aaileatum (Hans.) v. H. 8. M. Setchellii (Harkn.) v. H. 9. M. Geoporae (Oberm.) v. H. Was die Stellung der Gattung Microthecimn anlangt, so ist ihre nahe Verwandtschaft mit Melanospora so in die Augen springend, daß sie trotz des Mangels eines Ostiolums neben dieser Gattung zu stehen kommt. Für die unbedingte Auf- lassung der Gruppe der Perisporiaceen bin ich nicht. Indessen stehen bei denselben viele Gattungen (öfter mit undeutlichem, untypischem Ostiolum), die so nahe Beziehungen zu echten Sphaeriaceen aufweisen, daß sie an die Seite dieser zu stellen sind. Alle anderen Perisporiaceen, für welche solche Be- ziehungen nicht deutlich sind, hätten bei diesen zu verbleiben. Noch bemerke ich, daß die behandelten Fragen ihre völlig sichere Lösung erst dann finden werden, wenn es gelungen sein wird, das echte Microthecmm Zobclii Corda auf Choiro- myces maeandriformis wiederzufinden und die echte Fuckel- sche Spluierodenna theleboloides genau nachuntersucht sein wird. 842. Über die Ascusfrucht von Pyrenochaeta Rubi-Idaei Cavara. Auf dem in Briosi e Cavara, I fungi parassiti delle plante coltivate od utili Nr. 90 ausgegebenen Exemplare obigen Pilzes fand ich auch sehr spärlich leider nicht ganz reife Peri- thecien mit Asci, die den Pyrcnochacta-Y'ycmdQn völlig glichen und daher unzweifelhaft dazugehören. Fragmente zur Mykologie. 99 Die Perithecien sind etwa 200 ^ breit und stehen ober- flächlich zwischen den locker und einzeln stehenden Pycniden zerstreut und vereinzelt, sind kugelig oder eikugelig, haben ein kleines, rundes, flaches Ostiolum und eine braune, dünne, weiche, aus 6 bis 9 [). großen, braunen, eckigen Parenchym- zellen bestehende Membran. Auf der oberen Hälfte der Peri- thecien, besonders in der Nähe der Mündung, stehen etwa 20 bis 40 steife, stumpfe, durchscheinend braune, 50 bis 200 »x lange, ziemlich derbwandige, wenig septierte Borsten. Die untere Hälfte der Perithecien ist nur durch spärliche blasse Hyphen an den Haarfilz der Unterseite der Rnbiis-BVätter an- geheftet. Asci zahlreich, zylindrisch-keulig, etwa 50 bis 52 « 7 bis 8 \x, achtsporig; Sporen zweireihig, unreif, hyalin, zwei- zeilig, spindelförmig, etwa 8 bis 10^2 bis 3 [x. Paraphj^sen zahlreich, fädig. Es ist zwar wahrscheinlich, aber nicht sicher, daß die Sporen auch im reifen Zustande zweizeilig und hyalin sein werden. Der Pilz paßt in keine der bekannten Gattungen genau. Von Niesslia, die am nächsten zu stehen scheint, unterscheidet er sich durch das Vorhandensein der vielen Paraphrasen. Als Antennularia Rbch. (= Coleroa Rbh.), in diesen Fragmenten 1909, VIII. Mitt., Nr. 356 und 379, kann er wegen seiner ganz oberflächlichen Lage und dem Mangel eines eingewachsenen Stromas nicht betrachtet werden. Ebensowenig als Capnodiacee. Derselbe ist jedenfalls eine Trichosphaeriacee und mag vor- läufig, bis zur Auffindung ganz reifer Perithecien, als Niesslia? Rnbi-Idaei v. H. bezeichnet werden. 843. Trematosphaeria persicino-tingens v. H. n. sp. Perithecien schwarz, weichkohlig, eingewachsen, etwas gedrückt-kugelig, öfter länglich, 260 [x hoch, bis 470 [x lang, mit kurzhalsigem, nicht vortretendem, rundlichem, 50 [x weitem Ostiolum, auf ausgebreiteten, pfirsichblühroten Flecken ziem- lich dicht herdenweise angeordnet. Matrixgewebe (Holz) 0-5 bis 1 imn tief rot gefärbt, über den Perithecien geschwärzt und eine Art länglichen, 0'5inm breiten, 1 bis l'5inm langen 100 F. V. Höhne!, Clypeus bildend. Perilhecienniembran etwa 30 bis 40 (i dick, außen undeutlich begrenzt, mit undeutlicher Struktur. Asci zahlreich, keulig, gestielt, mit dünner Wandung, achtsporig, etwa 60^20[x, Sporen zwei- bis dreireihig oder geballt. Sporen durchscheinend rauchbräunlichgrau oder blaugraulich-oliven- farbig, vierzellig, zartwandig, elliptisch, an den Querwänden schwach eingeschnürt, 15 bis 17^8 bis 9 [jl. Innere Sporen- zellen etwas größer als die äußeren, mit je einem großen Öltropfen. Endzellen fast halbkugelig. Paraphysen zahlreich, verschleimt- verschmolzen. Auf dürrem Holz auf derPalmyrainsel (zentralpolynesische Sporaden) im Stillen Ozean, leg. J. F. Rock. Ein charakteristischer Pilz. Unter jedem Clypeus sitzt meist nur ein Perithecium, selten zwei. Die länglichen, oft in der Mitte mit einer schwachen Furche versehenen Clypei gleichen kleinen Stromaten oder sehen hysteriaceenartig aus; da die Holzoberfläche zwischen den Clypei stärker denudiert ist, ragen sie stark hervor. Als echten Clypeus kann ich die schwarze Decke der Perithecien nicht betrachten. Der Pilz ist in den Gattungen Clypeosphacria, Massaria, Trcinaiosphaeria, Melanoinma sicher nicht beschrieben, was bei dem Umstände, daß ein großer Teil der Pyrenom3^ceten an ganz falscher unauffindbarerstelle steht, nicht ausschließt, daß er schon bekannt ist. Ein sich ganz ähnlich verhaltender Pilz ist Clypeosphaeria sangiiincd Ell. etEv. (North-Americ. Pyrenomyc, 1892, p. 409), der auch auf nacktem Holz vorkommt und dasselbe rot färbt. Er hat aber nur 12 bis 15^3-5 bis 4-5 [x große, in den zylindrischen Asci einreihig stehende Sporen. Ist offenbar auch eine Trematosphaeria . Ähnliche Pilze sind noch Massaria texana Rehm (Ann. myc, 1907, V. Bd., p. 517). Sporen 12 bis 19 ^ 7 bis 8 [x, blaß- braun, mit 3 Querwänden. Treinatospliaeria fagmea Morgan (Journ. ofMycol., 1904, p. 101) Sporen Sseptat, 14 bis 17^8 bis 10 |jl, bräunlich. Clypeosphaeria iihnicola E. et Ev. (Syll. Fung., XI, p. 326). Sporen 3septat, 14 bis 16^7 bis 8 [a. Endlich Melanomma rhodontclmn Fries (in Winter, Pyrenomyceten, p. 242). Das FragiiieiUc zur Alykolugic. 101 Holz rot färbend, aber Perithecien oberflächlich, Sporen 14 bis 16 ^ 5 bis 5-5 [j.. 844. Über Enchnosphaeria pinetorum Fuckel und verwandte Formen. In diesen Fragmenten, 1913, XV. Mitt., Nr. 802, habe ich, veranlaßt durch einen mehrfach am Sonntagsberg in Nieder- österreich gefundenen Pilz, der von mehreren Mykologen ganz verschieden beurteilt wurde, einige Bemerkungen ühev Enchno- sphaeria, Sfuartella usw. gemacht, auf die ich durch besseres jüngst erhaltenes Material unterstützt nochmals zurück- kommen muß. 1. Zunächst ist es sicher, daß Sfuartella formosa Bres. (non Fahre, Ann. myc, 1911, IX. Bd., p. 80), Thyridaria aiirata Rehm (1. c, 1912, X. Bd., p. 392) und Zignoella (Tremato- sphaeria) Ybbsitzensis Strasser (1. c, 1911, IX. Bd., p. 82) genau der gleiche Pilz sind. Derselbe ist nun, wie mich die nochmalige Untersuchung lehrte, von Enchnosphaeria pinetorum Fuckel sicher verschieden. Die kurzen Haare, welche ihn bekleiden, sind rauh, während Fuckel's Pilz glatte Haare hat und die reifen Sporen, die ich an dem neuen Material genauer studieren konnte, sind braun, länglich-spindelförmig, an den Querwänden wenig eingeschnürt, an den Enden abgerundet stumpf lieh, ziemlich gleich vierzellig und 40 ä 11 jx groß. Jede Zelle enthält einen großen Öltropfen. Die Asci sind ziemlich lang- knopfig gestielt, spindelig-keulig, 140 bis 150=1:^20 bis 21 [xgroß. Enchnosphaeria pinetorum Fuck. hat fast ungestielte, kurzknopfige Asci, die nur 95 bis 110^; 12 [x groß sind. Mein Originalexemplar dieser Art ist zwar unreif, dessen Asci, die Winter's Beschreibung gut entsprechen, sind deutlich ganz anders geformt als bei dem Pilze vom Sonntagsberg. Winter scheint ein reifes Exemplar des Fuckel'schen Pilzes vor sich gehabt zu haben und beschreibt die Sporen als hyalin, spindel- förmig, beidendig ziemlich spitz, schließlich dreifach septiert, die zweite Zelle von oben etwas angeschwollen, unter der- selben etwas eingeschnürt, 33 bis 38 i^ 6 bis 7 [x groß. 102 F. V. llöhucl, Mit Rücksicht auf diese bestimmten Angaben Winter's nehme ich jetzt an, daß Enchnosphacria pinetorum farblose Sporen hat und daher von Siuarlelhi, die braune Sporen hat, verschieden ist. Enchnosphaeria und Siuartella sind sicher einfache Sphäriaceen. Der Sonntagsbergpilz hingegen ist ein stromatischer Pilz, was ich an dem neuen Material sicher fest- stellen konnte. Jeder der knolligen, peritheciumähnlichen Pilz- körper enthält einige Hohlräume, dieAsci führen. Der Eindruck derselben ist ganz der, echter, oberflächlicher, kleiner Stromata. Dies hat jedenfalls auch Rehm bemerkt, der den Pilz als Thyridaria beschrieb. Allein es ist mir fraglich, ob derselbe auf den trockenen Holzstücken, auf denen er bisher schon mehr- fach gefunden wurde, seinen normalen Standort hat und ob es nicht eine normal eingewachsene Form ist. Bekanntlich sind solche normal eingewachsene Formen, wenn sie auf Holz oberflächlich werden, oft stark verändert. Sie werden da derb- wandiger, verwachsen oft miteinander und täuschen dann ein Stroma vor; auch erscheinen sie dann oft behaart. Dieser Umstand bewirkt es, daß solche Pilze die größten Schwierigkeiten bei ihrer Klassifikation und Bestimmung machen. Es sind fast nur die Schläuche und die Sporen, die unverändert bleiben, alle anderen Teile des Pilzes sind in solchen Fällen trügerisch. Dazu kommt in diesem Falle noch, daß die Sporen des Pilzes meist hyalin bleiben, so daß bei seiner Beurteilung alle hyalo- und phaeophragmen Pyreno- myceten in Betracht kommen. Überdies sind viele in Betracht kommende Pilze mehr minder falsch beschrieben. So wird die in Sporen und Asci sehr ähnliche Trema tosphaeria corticola von Fuckel und B erlese als mit farblosen Sporen versehen angegeben, während schon Winter angibt, daß sie im Alter bräunlich sind. Mein Originalexemplar zeigt aber deutlich, daß die Sporen wirklich braun werden. Unter solchen Umständen kann an eine sichere Bestimmung des eigenartigen Pilzes vom Sonntagsberg nicht gedacht werden und waren meine wiederholten Bemühungen, ihn auf Bekanntes zurückzuführen, ganz vergeblich. Ich halte ihn nicht für eine neue Form. Auffallend ist es, daß eine ganze Anzahl v^on als Fragmente zur Mykologie. 103 ZigiioeUa beschriebenen Formen ganz ähnliche Sporen haben. Ohne die betreffenden Originale läßt sich jedoch nichts Sicheres sagen. Es muß daher dem Zufall überlassen bleiben, die Frage zu lösen. Vorläufig kann der Pilz nur provisorisch eingereiht werden, denn derselbe ist weder eine StiiarieUa noch eine Tliyridaria, Zignoella oder Eiichuosphaeria. Nimmt man an, daß er normal ein Stroma hat, so könnte er als Melogramma betrachtet werden. Nimmt man einfache, oberflächliche, behaarte Perithecien an, so wäre es eine Chaetouiastia oder Chaeto- sphacria. (Chaelosphaeria Iconina [C. et Peck] scheint ein ganz ähnlicher Pilz zu sein.) Nimmt man normal eingewachsene Perithecien an, so könnte der Pilz zu Pocospliaeria oder Lepto- sphaeria gehören. Der wirkliche, tatsächliche Sachverhalt verlangt, daß der Pilz vorläufig Melogramma Yhbsitzensis (Strasser) v. H. genannt wird. 2. Einen ganz ähnlich sich verhaltenden zweifelhaften Pilz fand ich 1907 auf dem Querschnitt von noch hartem Fagiis-WoXz im Wienerwald. Hier kommen teils einzeln stehende, teils stromatisch verwachsene, oberflächliche, schwarze Peri- thecien vor, die zirka 300 [x breit und außen mit steifen, stumpfen bis 40 « 5 bis 6 [j. großen Borsten spärlich besetzt sind. Die fast kugeligen Perithecien^ sind sehr rauh und haben ein flaches Ostiolum. Paraphysen fädig, zahlreich. Asci fast sitzend;, keulig, 111 bis 125 ^12 {X. Sporen zu acht, zweireihig, auch außerhalb des Ascus bleibend hyalin, spindelförmig, beidendig spitz, sicher vierzellig, doch scheinbar sechs- bis achtzellig, bis 40 w 5 [X. Die zwei mittleren Zellen sind fast kugelig, die äußeren nur durch Öltropfen angedeutet. Die Sporen haben eine deutliche, ringsum sichtbare Schleimhülle, die an den Enden 4 bis 5 [x lang vorgezogen ist. * Der Pilz ist der Eucliuospliacvia Pinetonun sehr ähnlich, aber doch namentlich durch die Schleimhülle der Sporen ver- schieden. Ist möglicherweise eine oberflächlich gewordene Metasphaeria, deren es viele mit ähnlichen Sporen gibt. Doch ist auf Fdgiis und verwandten Holzpflanzen keine ähnliche Metasphaeria beschrieben. 104 F. V. Hölinel, 3. Sliiartella fonnosa Fahre hat braune Sporen, die Berlese, Icon. Fung., Taf. 27, Fig. 1, ganz rictitig abbildet. Der Pilz ist kahl, hat sehr derbwandige, gefurchte, rauhe Peri- thecien. Die Gattung ist von Melanoutma nur wenig, von Enchnosphaeria ganz verschieden. 4. Die oben berührte Schwierigkeit der Bestimmung, ins- besondere der oberflächlich wachsenden Sphaeriaceen, wird durch die Gaitung La sJospJiaeria im Sinne Berlese's (Icones fungorum, I, p. 108) in klassischer Weise illustriert. Geht man die Abbildungen durch, so bemerkt man gleich, daß in dieser Gattung eine Menge Formen stehen, die mit ihr nichts zu tun haben. Als echte LasiospJiacn'a-Arten kann ich nur solche Formen betrachten, die oberflächlich wachsende, behaarte Perithecien ohne Schnabel und hyaline, zylindrisch-wurm- förmige, ein- bis vielzellige Sporen haben, die meist in charak- teristischer Weise (bumarangartig) gekrümmt sind. Nach meiner Auffassung sind echte Lasiosphaeria- Arten: Acanthostiguia Cliiitoni (Peck.), A. pygmaeum (S. et S.); Herpo- trichia heterostoma (Karst.); Lasiosphaeria sorbina (Nyl.); L. strigosa (A. et S.); L. hreviseta Karst.; L. caudata (Fuck.); L. vilis Karst, et Har.; L. crinita (P.); L. hispida (Tode); L. Rhacodhini (P.); L. immersa Karst.; L. actiiiodes (B. et C.). Als Bombardia- Arten möchte ich vorläufig ansehen: L. pseudobombardia (Mont.) und L. solaris (C. et E.). Zu Leptospora gehören : Lasiosphaeriaspermoides (H o f f m.) Ges. et de Not. und L. snblanosa (Cooke). Zu WallrothieUa dürfte gehören: Lasiosphaeria sfannea (Fries). Jene Lasiosphaeria- Arten, deren Perithecien mit einer dünnen, hellgefärbten Filzschichte bedeckt und nicht lang- behaart sind, bilden offenbar eine eigene Gattung. Hierher gehören: L. oviiia (P.); L. Libertiana Speg. et R.; L.sulphnrclla Sacc. Da Pen zig und Saccardo (Icones fung. Javanic, 1904, p. 40, Taf. XXVIII, Fig. 2) in gänzlicher Verkennung der Lasiosphaeria ovina (P.) für diesen Pilz die Gattung Hetero- nectria aufgestellt haben (siehe diese Fragmente, 1909, Fragmente zur Mykologie. 105 VIII. Mitt., Nr. 375), so müßte diese neue Gattung den recht unpassenden Namen Heteronectria führen. Wohl am besten als Zignoella wird Lasiosphaeria helicoma (PI. et Ph.) zu betrachten sein. Als AcanfhosHgma- Arten sehe ich an: Lasiosphaeria miiscicola (de Not,); L. caput-medusae (Sacc. et Speg.); L. caesariaia (C. et B.). Eine Acanthosfrowa-Avt ist jedenfalls Lasiosphaeria hemipsila (B. et C). Als Herpotrichia- Arten betrachte ich: Lasiosphaeria Keithii (B. et C); L. peziciila (E. et C). Enchnosphaeria wird von Herpotrichia kaum verschieden sein. Als eigene Gattung \mrd Lasiosphaeria larvispora Cooke et Massee aufzustellen sein. Wäre ein Acanthostigma ohne Behaarung, mit dünnem, hellgefärbtem Filz auf den Peri- thecien. Lasiosphaeria stuppea E. et Ev. scheint mir ein allanto- sporer, mit Onaternaria verwandter Pilz zu sein, der durch seine vierfach gefurchte Mündung an Eutypa erinnert und vielleicht ursprünglich eingewachsen war. Lasiosphaeria ferrtiginea Fuckel (Symb. mycol., p. 147), von Winter als Trematosphaeria aufgeführt, ist nach dem Originalexemplar aus Fuckel, F. rhen. Nr. 2173, eine typische Rhynchosphaeria mit gut entwickeltem Schnabel; sie muß Rh. ferrugiiiea (Fuck.) v. Höhn, heißen. 5. Eine ähnliche Konfusion zeigt die Gattung Leptospora (Rabh. p. p.) Fuckel (Symbol, mycol., 1869, p. 143). Fuckel betrachtet als Unterscheidungsmerkmal dieser Gattung von Lasiosphaeria die Einzelligkeit der Sporen. Aber schon Winter sagt (Pyrenomyceten in Rabh. Krypt. Fl., II Aufl., p. 214), daß beide Gattungen besser zu vereinigen sein werden. Berlese (Icon. fung., I, p. 108) führt die Leptospora-Arten bei Lasiosphaeria auf, sagt aber von letzterer Gattung »Genus typos varios complectens«. Fuckel und Winter stellen in die Gattung Leptospora Arten mit kohlig-brüchigen und weichhäutigen, kahlen und behaarten oder filzigen Perithecien, also Formen, die von- einander sehr verschieden sind. Als Typus der Gattung 106 F. V. Höhncl, Leptospora P'uck. muß L. spermoides (Hoffm.) Fuck. be- trachtet werden. Es dürfen daher zu Leptospora Fuck. nur solche Arten gestellt werden, welche kohlige, kahle Perithecien und Z3dindrische (bumarangartig) gekrümmte Sporen haben. Ob diese Sporen einzellig sind oder eine Reihe von Öltropfen auf- weisen oder zart septiert sind, ist meiner Ansicht nach neben- sächlich, daher halte ich die Gattung Leptosporella Penz. et Sacc. (Icon. fung. Javan., 1904, p. 22, Taf. XVI) für unnötig, um so mehr, als auch die Sporen von Leptospora spermoides manchmal eine Querwand aufweisen. Leptospora Rabenhorst (Hedwigia, 1857, Nr. 18, p. 116, Taf. XV, Fig. 1) ist auf Sphaeria porphyrogona Tode ge- gründet und daher synonym mit Ophioholns Riess (Hedwigia, 1854, Nr. 6, Taf. IV, Fig. 8), kommt daher hier nicht in Betracht. Zu Leptospora Fuckel wären nach dem Gesagten zu stellen: L. spermoides (Hoffm.); L. gregaria (Penz. etS.)v, H.; L. sparsa (Penz. et S.) v. H.; L. americana v. H. (=r sparsa Sacc. et Fairm. non Penz et Sacc). Fast alle behaarten Leptospora- Arten sind zu Lasio- sphaeria zu stellen. 845. Über Leptospora spermoides (Hoffm.) v. rugulosa Kick. Der in Rick, Fungi austroamericani Nr. 41 ausgegebene, in Annal. mycol., 1905, III. Bd., p. 17, kurz charakterisierte Pilz ist keine Varietät von Leptospora spermoides, sondern eine ganz typische Nifschkea, die A". rugulosa (Rick.) v. H. zu heißen hat. Die Perithecien stehen dicht gehäuft-rasig, sind kohlig, sehr rauh, 400 bis 550 [X breit, kurz und dick gestielt, oben meist schalen- oder schüsseiförmig einsinkend. Paraphysen fehlend. Asci sehr zartwandig, keulig, gestielt, achtsporig, 140 bis 160 ^ 17 [X groß. Sporen dick allantoid, zweireihig im Ascus, hyalin, an den Enden (nicht verschmälert) abgerundet, mit reichlichem, feinkörnigem Plasmainhalt, 24 bis 27 ^ 6 bis 8 \x, mit 2 bis 3 Plasmatropfen oder meist scharf zwei- (sehr selten vier-) teiligem Plasma, ohne echte Querwände. Fragmente zur Mykologie. 107 Die tropischen Nitschkea- Arten haben (immer?) größere Sporen als die europäischen; so hat N. javanica H. et N. (Monsunia, 1899, p. 69) 18 bis 22^9 bis 12 [x große Sporen und ist offenbar der N. rngnlosa nahestehend. Der Umstand, daß die Sporen von A^. rngnlosa ein meist scharf zweiteiliges Plasma besitzen, hat keine Bedeutung, da auch die von A^. cnpiilaris und tristis 2 bis 4 Öltropfen haben, die eigentlich Plasmatropfen sind; nur ist hier weniger Plasma vorhanden und kommt es daher nicht zu einer scheinbaren Teilung der Sporen. 846. Cryptospora alnicola v. H. n. sp. Stromata zerstreut, oft in Längsreihen stehend, kegelig, etwa 1 mm breit, O'^mni hoch, im äußeren Rindenparenchym nistend, 5 bis 8 valsoid dicht gehäufte, 250 bis 300 [x breite Perithecien enthaltend. Stromasubstanz vom Rindengewebe kaum verschieden. Hälse bis 250 [l lang, in eineni schwärz- lichen, oft etwas quergestreckten Discus, der das Periderm durchbricht, endigend. Paraphysen zahlreich, zartfädig, schleimig verschmolzen. Asci zahlreich, keulig-zylindrisch, oben ab- gestutzt, kurzgestielt, achtsporig, 100 bis 110^8[i. Sporen hyalin, fadenförmig, nach den stumpfen Enden wenig ver- schmälert, im Ascus gewunden, frei bogig verkrümmt, 5 bis lOzellig, 75 bis 80^ 2-5 ja. Auf dünnen, dürren Zweigen von ^/;///5 f/r/c//^ am Schnee- berg in Niederösterreich, 1905 leg. v. Höhnel. Gehört zu jenen Cryptospora- Arten, welche fadenförmige, deutlich septierte Sporen haben, wie Cr. trichospora (C. et P.) und Cr. myriospora (Nitsch.) v. Höhn. {^ Coronopliora myriospora Nitsch., in diesen Fragmenten, 1907, IV. Mitt., Nr. 162). 847. Über Ophionectria ambigua v. Höhnel. Der von mir in Annal. mycol., 1905, III. Bd., p. 550, beschriebene und abgebildete Pilz ist, wie ich nun fand, offen- bar identisch mit Lasiosphaeria depilata Fuckel (Symbol, myc, IL Nachtr., p. 27, non Fries). 108 F. V. Höhnel, Beide Pilze wachsen auf stark vermorschten Fichten- stämmen in den Alpen und stimmen ihre Beschreibungen soweit miteinander überein, daß ich sie für dieselbe Art halten muß. Fuckel gibt die Sporen mit 80 » 6 [x gegen 65 i:^ 5 p. etwas größer an, doch sind seine Messungen, wie bekannt, meist ungenau. Der Pilz ist schon wegen der mangelnden Behaarung keine Lasiosphaeria; kann auch wegen der nicht kohligen, sondern lederig-häutigen Perithecien, die einen wasserlöslichen, violettroten Farbstoff abgeben, nicht als Leptospova (rr Lepto- sporella P. et S.) betrachtet werden, auch deshalb nicht, weil die Sporen fast gerade sind. Er wird daher am besten Ophio- nectria depilata (Fuckel) v. Höhn, genannt werden, umso mehr, als auch andere Ophtonectria-Arten mehr braune, häutige Gehäuse haben. 848. Mycosphaerella Veratri v. H. n. sp. Perithecien blattunterseits unter der Epidermis ein- gewachsen, auf beiden Blattseiten sichtbar, dicht herdenweise das ganze Blatt bedeckend, schwarz, kugelig, 120 bis 190 [x groß, mit rundlichem, bis 28 [x breitem Ostiolum, mit derber, 20 bis 25 [-L dicker, aus 3 bis 4 Lagen von schwarzbraunen Parenchymzellen bestehender Membran. Paraphysen fehlen. Asci sehr zahlreich (bis über 100), rosettig einem dicken, aus hyalinen Zellen bestehenden Polster aufsitzend, ungestielt, schmal keulig, mäßig derbwandig, achtsporig, 44 ^ 7 bis 8 [i groß, sich mit Jodlösung lebhaft, fast feuerrot färbend. Sporen hyalin, zweizeilig, länglich-schmalkeilig, obere Zelle oft etwas kürzer und breiter als die untere und spitzlich, untere stumpf- lich, fast zylindrisch, 8 bis 10 ^ 2-5 bis 3 [jl. Auf dürren, gebleichten Blättern von Veratriiin albiiiii, Anninger, Wienerwald, 1905 leg. v. Höhnel. Zwischen den Perithecien stehen hie und da die Pykniden von Peckia monfana v. H. (siehe Fragment Nr. 859). Ist offen- bar eine gute Art. Auffallend ist die feuerrote Färbung der Schläuche mit Jod-Jodkaliumlösung. Fragmente zur Mykologie. 109 849. Über die Gattung Kusanoa P. Hen. et Shir. Diese in Engler's bot. Jahrb., 1901, 28. Bd., p. 275, auf- gestellte Myriangiaceengattung wurde von Hennings später (Hedwigia, 1902, 41. Bd., p. 56) wieder eingezogen und Kusanoa japouica, die einzige Art der Gattung, zu Uleomyccs gestellt, da er in einzelnen Sporen eine Längswand zu finden glaubte. Die Untersuchung des Originalexemplars hat mir aber gezeigt (Fragmente zur Mykologie, 1909, VI. Mitt., p. 79 [353]), daß die Sporen von K. japonica stets nur drei Querwände und keine Längswand besitzen und daß auch der Bau des Stromas ein eigentümlicher ist, mithin Kusanoa eine gute, von Uleomyces verschiedene Gattung ist. Neuerdings hat nun K. Hara in Bot. Magaz., Tokio, Vol. XXVI, angegeben, daß die Sporen von Kusanoa zum Teile doch mit Längswänden versehen sind, und mir in litt, mitgeteilt, daß er Kusanoa von Myriangiuni nicht verschieden halte. Dies ist schon deshalb unrichtig, weil diese zwei Gattungen auch durch das Stroma voneinander verschieden sind und^Kusanoa der Gattung Uleomyccs näher steht als Myriangmwi. Da mir Herr K. Hara auch das Exemplar des Pilzes sandte, auf dem seine Angaben beruhen, so konnte ich mich von dem richtigen Sachverhalt überzeugen. Ich fand nun, daß K. Hara's Pilz gar nicht Kusanoa japonica ist, sondern Uleomyccs decipiens Syd. (Ann. mycoL, 1909, VII. Bd., p. 174), welcher Pilz allerdings zum Teil mauer- förmig geteilte Sporen hat und der Kusanoa japonica isiwschQnd. ähnlich sieht, aber ein großzellig-parenchymatisches Hypo- stroma hat und Fruchtkörper, die viel dunkler (schwarzrot) gefärbt sind, während K. japonica zinnoberrot ist. K. Hara's Angaben sind daher unrichtig und beruhen auf einer falschen Bestimmung. Die Gattung Kusanoa P. H. et Sh. bleibt daher als gute Gattung aufrecht bestehen, so wie ich dies 1909 angegeben habe. 850, Über Yoshinagamyces Quercus Hara. Dieser in Bot. Mag., Tokio, XXVI. Bd., p. 143, beschriebene und auf Taf. III, Fig. 5 bis 9, abgebildete Pilz unterscheidet HO F. V. Höhnel, Sich nach der Beschreibung und Abbildung von Japonia Querciis v. H. (Fragmente zur Mykologie 1909, VII. Mitt., Nr. 335) nur dadurch, daß die Conidien oben nicht stumpf sind, sondern mit einigen, meist gabelig geteilten Cilien versehen sind. Trotz dieser Abweichung war es mir wahrscheinlich, daß beide P'ormen als verschiedene Entwicklungsstadien zusammen- gehören. Ein Originalexemplar von Yoshmagamyces, das ich Herrn K. Hara verdanke, zeigte mir in der Tat, daß beide Gattungen zusammenfallen. Die meisten Conidien von YosJiinagamyces gleichen vollkommen denen von Japonia, nur ganz vereinzelte zeigten eine einfache oder einige verzweigte Cilien am oberen Ende. Conidien mit so langen und schön gegabelten Cilien, wie sie Hara abbildet, sah ich i^iberhaupt nicht. Es dürften sich daher die Cilien nicht immer und jedenfalls sehr spät ent- wickeln, so daß sie auch an anscheinend reifen Fruchtkörpern meist \-öllig fehlen oder nur ganz vereinzelt auftreten. Bau und Aussehen der Fruchtkörper beider Pilze gleichen sich voll- kommen. Yoshmagamyces Onercns Hara ist daher gleich Japonia Onerciis v. H. (1909). Zu meiner Gattungscharakteristik von Japonia (1. c, p. 67 [879]) ist am Schlüsse hinzuzufügen: Sporen oben stumpf oder spitz, manchmal mit einer oder wenigen einfachen oder gabelig geteilten Cilien versehen. 851. Über Enchnosphaeria (?) spinulosa Spegazzini. Der Pilz ist beschrieben in Bolet. de la Academia nacional de ciencias de Cordoba, 1889, XL Bd., p. 520, Nr. 278. Der Autor sagt: »Gonidia non visa. Species habitu satis lichenino sed a fungis nullo modo separanda.« Berlese (Icones fung., 1894, I. Bd., p. 106, Taf. 97, Fig. 2) hat denselben nicht sehr gut abgebildet und sagt: »Aptius Liehen. Contextus perithecii radiatocellulosus ut in Micro- thyriaceis.« Es ist kein einfacher Pilz, sondern eine Flechte mit Phvllactidium-Gonidien. Berlese bildet ein Stück einer solchen Fragmente zur Mykologie. 1 1 1 Gonidie ab. Diese Gonidien sind meist ganz verbleicht und werden dann von den Mykologen nicht richtig als solche erkannt und für als aus Pilzhyphen aufgebaute Membranen gehalten, daher z. B. Berlese's zitierte Bemerkung. Nach Spegazzini's Beschreibung der Perithecien gehört die Flechte in die Gattung Tricliolhelimn Müll. Arg. (Engler- Prantl, Natürliche Pflanzenfam., I. T., Abt. 1*, p. 75). Hier ist nur eine einzige Art: Tr. epiphyllmn M. Arg. angeführt. Diese hat nach Wainio (Acta Societatis pro fauna et flora fennica, 1890, VII. Bd., II. T., p. 226) verlängert spindelförmige, 6 bis 8 septierte, 25 bis 30 bis 38 « 3 bis 4^ große Sporen. Spegazzini gibt (1. c.) 7- septierte, 35^^:6 [x große, zylin- drische, beidendig wenig verschmälert abgerundete Sporen an. Nach Berlese hat der Spegazzini'sche Pilz 32 bis 36 i::; 5 (x große Sporen. Auch gibt Spegazzini kugelige, 200 bis 250 [x große Perithecien, hingegen Wainio 0-3 bis O'dinm große halbkugelige oder konisch-halbkugelige Perithecien an. Es scheinen also die beiden Flechten voneinander spezifisch verschieden zu sein. Spegazzini's Pilz muß nun Trichothelmm spinulosum (Speg.) v. Höhn, genannt werden. In diesen Fragmenten, 1911, XIII. Mitt, Nr. 690, machte ich die Angabe, daß Asteropeltis Ulei P. Henn. 1904 =i Actini- opsis Ulei P. Henn. 1905 auch zur Flechtengattung Tricho- tlielümi gehört, und habe angenommen, daß Tr. epiphylhim (Fee) Müll. Arg. damit identisch ist. Indessen scheinen doch Unterschiede vorhanden zu sein. Hennings gibt 180 bis 200 (x große Perithecien und zylindrische, 45 bis 50 |x große Sporen an. Es wird daher besser sein, Hennings' Flechte Tr. Ulei (P. Henn.) v. Höhn, zu nennen und als eigene Art zu be- trachten. Hennings (Hedwigia, 1905, 44. Bd., p. 66) gibt an, daß Actiniopsis mirabilis Rehm (Hedwigia, 1905, 44. Bd., p. 3, Taf. I, Fig. 1 a bis d) mit A. Ulei P. Henn. identisch ist. Das ist aber nicht der Fall, wie schon aus dem Vergleich der Ab- bildungen hervorgeht. Rehm gibt für A. mirabilis 9 bis 1 1 septierte, 45 bis 50 ^^ 4 bis 4*5 [x große, oben abgerundete und zylindrische, nach unten allmählich verschmälerte und spitz- 112 F. V. Höhnel, liehe Sporen an. Auch sind die Fortsätze der Perithecien an der Basis eingeschnürt, lanzettförmig. Eine auffallend verschiedene Art ist Actiniopsis atro- violacca P. H. (Hedvvigia, 1908, 47. Bd., p. 269). Es ist auch ein Trichothelinm mit über 30 Perithecialfortsätzen, die bis 550 \i lang sind (in diesen Fragmenten, 1. c). Es müssen daher vorläufig 5 verschiedene TrichotheHnm- Arten angenommen werden, nämlich: 1. Tricliothelimn ejjipliylhuu (Fee) Müll. Arg. 2. Tr. spimtlosum (Speg.) v. Höhnel. Syn.: Enchnosphaeria (?) spinulosa Speg. 1889. 3. Tr. Ulei (P. Kenn.) v. Höhnel. Syn.: Asteropeltis Ulei P. Henn. 1904. Actiniopsis Ulei P. Henn. 1905. 4. Tr. mirabilis (Rehm.) v. Höhnel. Syn.: Actiniopsis mirabilis Rehm 1905. 5. Tr. atroviolaceum (P. Henn.) v. Höhnel. Syn.: Actiniopsis atroviolacea P. Henn. 1908. Es muß der vergleichenden Untersuchung der Original- exemplare überlassen bleiben, festzustellen, inwieweit die vier ersten dieser Arten voneinander verschieden sind. 852. Rutstroemia elatina (A. et S.) var. acicola v. H. P. Strasser fand 1913 am Sonntagsberg in Niederöster- reich einen schmutzig schwärzlicholivengrünen Pilz auf Föhren- nadeln, der ganz phialeaartig aussah, sich aber schließlich als eine eigene Form von Rtitstroemia elatina (A. et S.) Rehm (Hyster. und Discomyc, p. 767) entpuppte. Er mag als var. aci- cola V. H. unterschieden werden. Während R. elatina bisher (wie es scheint, überhaupt erst viermal) nur an abgefallenen Tannenzweigen gefunden wurde, wächst die var. acicola auf Föhrennadeln. Sie ist kleiner, zarter und hat einen relativ viel längeren, dünnen Stiel. Erst der direkte makro-und mikroskopi- sche Vergleich ließ die wahre Stellung des sehr schwierigen Pilzes erkennen. Bei dieser Gelegenheit fand ich, daß R. elatina am nächsten mit Coryne Urceolus (Fuck.) v. H. (siehe diese Fragmente, 1907, Fragmente zur Mj'kologie. 1 1 o III. Mitt., Nr. loö) verwandt ist. Der eigenartige Aufbau beider Pilze ist im wesentlichen derselbe, nur daß Corync Urccolus schließlich zweizeilige Sporen hat, ein Umstand von geringerer Bedeutung bei Discomyceten. Pezlza daiiiia A. et S. wurde von den verschiedenen Autoren in die verschiedensten Gattungen gestellt. So von Raben hörst (Hedvvigia, 1878, 17. Bd., p. 31) zu Onibrophila; von Quelet (Enchirid. Fung., 1886, p. 309) zu Heloiium; von Saccardo (Syll. Fung., 1889, VUI. Bd., p. 318) zu ChlorO' splciiiiiui; von Rehm erst (Hedwigia, 1883, 22. Bd., p. 36) zu Ciboria, dann (Hyster. und Discomyc, 1893, p. 767) zu Riü- stroewia: endlich hat Winter (Hedwigia, 1878, 17. Bd., p. 32) für den Pilz eine neue Gattung (Kriegeria) vorgeschlagen. Winter hebt bei dieser Gelegenheit mit Recht die gelatinöse Beschaffenheit des Pilzes hervor. Mir scheint der Pilz schon seinem der Coiyiie Urceohis ganz gleichen Aufbau wegen eine Bulgariacee zu sein, die wohl eine eigene Gattung darstellt, welche Kriegeria Winter genannt werden müßte. Schon bei der Beschreibung der Coryiie Urceohis (Fuck.) V. H. (\. c.) habe ich angedeutet, daß der Pilz vielleicht besser in eigene neue Gattung gestellt zu werden verdiente. Es war vorsichtig von mir gewesen, diese Gattung nicht aufgestellt zu haben, denn er gehört trotz der schließlich zweizeiligen Sporen in die Gattung Kriegeria Winter (1878). Später, 1891, ist von Bresadola (Revue mycol., XIII. Bd., p. 14) eine angebliche Tuberculariaceengattung Kriegeria auf- gestellt worden, von der ich aber (in diesen Fragmenten, 1909, VIII. iMitt., Nr. 354) nachwies, daß es eine Anrieulariee, mit Platygloea verwandt, ist. Da diese Gattung Bresadola's wahr- scheinlich neben Platygloea wird bestehen bleiben können, so muß sie einen neuen Namen erhalten. Die Bulgariaceengattung Kriegevia Winter mit der Typus- art Kriegeria elatina (A. u. S.) Winter läßt sich folgender- maßen charakterisieren: Silzb. d. mathem.-n.iturw. Kl. ; CXXIIl. B 1., Abt. I. 8 114 F. V. Höh IIP 1, Kriegeria Winter (Hedwigia, 1878, 17. Bd., p. 32). Apothecien aufsitzend, meist kurz und dick gestielt, kahl, knorpelig gelatinös, aus gelatinös verdickten, im Stiel parallel, im Excipulum bogig nach außen verlaufenden Hyphen be- stehend, kriig-, schließlich schalenförmig, dick- und stumpf- wandig. Paraphysen fädig, Asci keulig, achtsporig, Sporen ein- bis anderthalbreihig, hyalin, ein- bis zweizeilig. Arten: Kriegeria elaiina (A. et S.) Winter (Typus). Kriegeriü Urceohis (Fuck.) v. H. 853. Lachnea (Tricharia) nemorea v. H. n. sp. Apothecien 0"5 bis l-öinin breit, erst schalen- dann schüsseiförmig, außen bräunlich, Diskus blaß, trocken gelblich, unten mit zahlreichen gelblichen, ziemlich steifen, vei'bogenen, dünnwandigen 5 bis 7 [i, unten 8 [jl breiten Hyphen am Boden befestigt, seitlich außen mit kürzeren, am Rande mit zahlreichen dichtstehenden, dünnwandigen, steifen, oben abgerundet stump- fen, der ganzen Länge nach gleichmäßig etwa 8 [j. breiten, hyalinen oder gelblichen, bis 500 [j. langen, septierten, aus 60 bis 70 |J. langen Zellen bestehenden Haaren besetzt. Asci zylindrisch 200 i^ 12 [i, mit Jod sich nicht bläuend, achtsporig. Sporen ein- reihig, elliptisch, gegen die abgerundeten Enden schwach spindelig verschmälert, mit hyalinem Inhalt, ohne Öltröpfchen, 16 bis 19 - 9*5 bis 12 [x. Paraphysen fädig, zahlreich, 2 bis 3 [x breit, oben gerade, auf 4 bis 5 [x schwach keulig verbreitert. Hypothecium 300 bis 400 [x dick, aus zartwandigem, groß- zelligem Parenchym bestehend. Am feuchten Boden in Gebüschen im hinteren Prater bei Wien, Ende September 1913, leg. v. Höhnel. Ist mit Tricharia ocJiroJeuca (Bres.), Lachuea Loji^eaua Rehm, Lachnea cinereUa Rehm, Lachuea Chelchoivskiaua Roupp, Tricharia fimhriata (Quel.) Boud. und Trichariii praecox (Karst.) Boud. nahe verwandt, von allen jedoch durch die sehr langen, stumpfen, dünnwandigen Randhaare gut ver- schieden. Bei dem großen Umfange, welche die Gattung Lachnea Fragmente zur Mj'kologic. IIb Fries (sensu Reh in) gegenwärtig angenommen hat, ist die Zer- teilung derselben notwendig. Von den von Boudier (Histoire et Classific. des Dis- comycetes, 1907, p. 57 ff.) aufgestellten hierhergehörigen Gattungen scheint mir besonders die Gattung Tricharia be- achtenswert, die durch die Sporen mit ihrem ganz homogenen Inhalt, ohne Spur \'on Öltröpfchen, ferner durch den blassen Discus und die schmalen blassen Haare gut charakterisiert ist. 854. Herpotrichiopsis n. G. (Sphaerioideae). Pycniden oberflächlich, weichhäutig, braun, mit kleinem flachen Ostiolum, oben dicht mit gefärbtfen Haaren bedeckt, innen dicht mit langen, verzweigten, septierten Conidienträgern besetzt, an welchen die einzelligen, kleinen, allantoiden hyalinen Conidien seitlich entstehen. Wahrscheinlich die Nebenfruchtform von Hcrpoirichia- Arten. Herpotrichiopsis callimorpha v. H. n. sp. P^'cniden oberflächlich, zerstreut oder in kurzen Reihen, schwarz, weichhäutig, etwas abgeflacht kugelig, bis 380 [x breit und 300 [X hoch. Pycnidenmembran 20 »x dick, aus 6 bis 7 Lagen von offenen, dünnwandigen polyedrischen, 6 bis 9 [x breiten Zellen bestehend. Äußere Lagen blaßbraun, innere hyalin. Ostiolum flach, rundlich 8 [j. breit, auf einer 40 bis 50 [x breiten nackten Mündungsscheibe sitzend. Pycniden in der oberen Hälfte dicht mit schmutzigvioletten bis dunkelbraunen, verbogenen, fast wolligen, bis über 400 [x langen Haaren bedeckt. Haare un- verzweigt, oben stumpf, mäßig derbwandig, mit dünnen Quer- wänden, die 30 bis 40 [X lange Zellen bilden. Pycniden innen dicht mit bis über 100 jx langen, 1 -5 bis 2 [x dicken, verzweigten Conidienträgern ausgekleidet. Conidienträger septiert, Conidien seitlich, an den Septen entstehend, hyalin, einzellig, stäbchen- förmig, sehr schwach allantoid gekrüinmt, 5 bis 6^ 1 "5 [x. An dürren Zweigen von Rnbus fnüicosus am Sonntagsb-erg in Niederösterreich, leg. P. P. Strasser, März 1913. Die beschriebene Form ist äußerst charakteristisch und mit keiner andern zu verwechseln. Äußerlich sieht sie einer 16 F. V. H ö h n e 1 , kleinen Lasiospha er ia oder Herpotrichia ähnlich. Zwischen den P3'cniden fand ich auch ein leider ganz unreifes Perithecium mit Asci, das äu(3erlich der Pycnidenform vollständig glich, und offenbar zu Herpotrichia callimorplia (Awld.) gehört. Es ist daher nicht zu zweifeln, daß die beschriebene neue Pycniden- form metagenetisch zu dem genannten Ascomyceten gehört. Dieser Befund wird dadurch bestätigt, daß schon Fuckel (Symbolae mycologicae, 1869, p. \4ß) bei Herpotrichia rJiciiana Fuck. eine der Ascusform völlig gleichende Nebenfruchtform fand, mit kleinen, zylindrischen, gekrümmten, hyalinen Conidien. Fig. 28. Hcrpotrichiopsis calliinorpha v. H. Eine Pycnide im Medianschnitt (50: 1); ein Stück des Querschnittes der Pyc- nidenmembran mit Conidienträgern (350:1); zwei Conidien (1000 : 1) ; zwei Haare der Pycniden (360 : 1); das Ostiolum von oben gesehen (360 : 1). Gezeichnet vom Assistenten Josef W e e s e in Wien. Fuckel beschrieb diese Nebenfruchtform nicht näher. Dieselbe wurde später als Pyrenochacta rheriana Sacc. (Syll. F\ing., 111, p. 220) aufgeführt. Es ist aber kein Zweifel, daß diese Form auch eine Herpotricliiopsis ist, die H. rlicuaua v. H. genannt werden muß. Leider hat Fuckel diese Form nicht ausgegeben. 855. Dothiorella Aceris v. H. n. sp. Basalstroma flach, fünf bis zehn dichtstehende, aufsitzende, 150 bis 250 [j- große P3^cniden tragend, 0-5 bis 0-8 ;///// breit, Fragmente zur Mykulogic. 117 rundlich, sich im Rindenparenchym unter dem Periderm ent- wickelnd, dieses erst kegelig emporhebend, dann durchbrechend. Pycniden schwarz, einsinkend, mit 20 bis 25 [x dicker, derber, deutlich schwarzbraun-kleinzelliger Membran, mit undeut- lichem Ostiolum, innen mit der hyalinen, sehr kleinzelligen, sporentragenden, nach Innen mehrfach wulstig vorragenden Zellschicht ausgekleidet, die mit den dichtstehenden, einfachen, 12 bis 18(x langen Sporenträgern bedeckt ist. Conidien hyalin, stäbchenförmig, gerade, 3 bis 5 « 0*5 [ji groß. Auf dürren Zweigen \on Acer campesire am Anninger im Wienerwald, 1905, leg. v. Höhnel. Die Stromata stehen auf den dünnen Zweigen zerstreut. Der Pilz ist nach dem Bau eine typische Dothiorella ; es ist möglich, daß es die gut entwickelte, normale Form von Aposphaeria lütidiusaila Karsten (Hedwigia, 1884, 23. Bd., p. 6) ist. 856. Pleurophoma n. G. Pycniden wie bei Deiii/nplioiiui, aber die Sporenträger lang, meist einfach, septiert, Conidien stäbchenförmig, an den Querwänden der Sporenträger seitlich aufsitzend. Die typischen Dciidrophoiiia-Aiten haben büschelig oder wirtelig verzweigte Sporenträger, an deren Zweigspitzen die Conidien sitzen. Die P/ciU'ophoiiui-Arlen haben typisch einfache, lange, ziemlich dicke, gerade, ziemlich dicht deutlich septierte Sporenträger, die, seitlich an den Querwänden ansitzend, die stäbchenartigen Conidien tragen. Pleurophoma kommt neben Plcctaplioiud v. H. (in diesen Fragmenten, 1907, IV. Mitt., Nr. 1(36) zu stehen, bei welch letzterer Gattung die Sporenbildung eine ganz gleiche ist, nur sind die Sporenträger miteinander netzig verwachsen. Als Typus der Gattung /^/c7//'t>y7//c'7//t7 hai PI. plcurospora (Sacc.) V. H. zu gellen. \'ermutlich gehören noch ein paar andere Dciidrop/ionia-Arien in die neue Gattung. 857. Über Phyllosticta Lysimachiae A II e s c h e r. In den Annal. myc, 1905, III. Bd., p. 556 gab ich an, daß mein Originalexemplar des obigen Pilzes in Allescher und 118 F. V. Höhnel, Schnabl, Fung. bavar., Nr. 569, nur unreife Perithecien eines Pyrenom3^ceten zeigt und keine Spur von Pycniden, weshalb die Aufstellung der Phyllosticta Lysiinacliiae All. auf einem Irrtum beruhe und diese Art zu streichen sei. Demgegenüber gibt Diedicke 1912 in der Kryptogamen- flora der Mark Brandenburg (IX. Bd., p. 66) an. daß er eine der Allescher'schen Art entsprechende Form an im Brandenburgi- schen gesammelten Exemplaren gefunden habe und mit- hin Plt. Lysiinacliiae All. zu Recht bestehe. Infolgedessen habe ich Allescher's Originalexemplar nochmals genau geprüft und wieder nur unreife Perithecien ohne Pycniden gefunden. Allescher's Beschreibung der Pyc- niden stimmt ganz zur Beschaffenheit der unreifen Perithecien. Die von ihm ausgegebenen Lysiiiiachia-Blälter sind ganz dicht mit den schwarzen unreifen Perithecien bedeckt und es ist kein Zweifel, daß Allescher alle diese Perithecien für Pycniden gehalten hat, schon deshalb, weil er mit keinem Wort davon spricht, daß seine Phyllosticta mit Perithecien gemischt auftritt. Nun hat aber Allescher offenbar die charakteristischen Conidien seiner Phyllosticta tatsächlich gesehen, da er sie gut beschrieben und auch Diedicke gleich beschaffene Conidien gefunden hat. Es ist daher zu vermuten, daß beide genannte Mykologen zwar die Conidien einer l'liyllosticta richtig gesehen haben» nicht aber die dazugehörigen Pycniden, und daß sie der Meinung waren, daß diese Conidien aus den schwarzen, 100 \x großen, derbwandigen Gehäusen stammen, welche indes einem unreifen Pyrenomyceten {Mycosphaerclla?) angehören. Diese Vermutung wird nun sehr gestützt durch eine Beob- achtung, die ich an 1906 im Wienerwald gefundenen, mit braunen Flecken versehenen Blättern von Lysiiiiachia vulgaris machte. Darauf fand ich 100 [i große schwarze unreife Peri- thecien, in deren Gesellschaft sich nur 50 |x große, blaß gelblich- braune, zartwandige, schwer sichtbare Phyllost icta-Fy cniden befanden, die mit stäbchenförmigen, 3 jx langen, 0*5 bis 1 [x dicken Conidien erfüllt waren, die in dünnen Ranken austraten. Diese Conidien entsprechen sehr gut den betreffenden Angaben Allescher's, aber sie treten in ganz anders (als Allescher und Diedicke angeben) beschaffenen Pycniden auf Fragmente zur Mykologie. 1 lü Dataus folgt nun, daß entweder zwei Phyllosticta-Avien auf iy)'5////^7c///t?-Blättern existieren, mit (fast oder ganz) gleichen Conidien, von welchen die eine der Beschreibung von Allescher und Diedicke entspricht, die andere meinem Befunde, oder daß nur eine Art auftritt (mit kleinen, blassen Pycniden), und die sich auf die Pycniden beziehenden Angaben von Allescher und Diedicke auf einem Irrtum beruhen. Es ist klar, daß die ersterwähnte Möglichkeit recht un- wahrscheinlich ist. Da Herr Prof. P. Magnus die Güte hatte mir das von Diedicke untersuchte Exemplar von Finkenkrug bei Spandau zu senden, konnte ich auch Diedickes Angaben nachprüfen_ Ich fand auch an diesem Exemplare nur unreife Perithecien und keine Pycniden. Letztere sind eben schwer zu finden und sehr spärlich vorhanden, ganz so wie an meinem Wienerwald- cxemplar, wo ich sie, nachdem ich sie zufällig gleich gefunden hatte, später ganz vergeblich suchte. Nach allem unterliegt es keinem Zweifel, daß sich die Sache so verhält, daß neben sehr zahlreichen, schwarzen, derbwandigen, 100 [X großen, unreifen Perithecien, sehr spärlich, bräunliche, zartwandige, nur 50 [x große, schwer auffindbare Phylloslicta- Pycniden auftreten, die die von Allescher beschriebenen Conidien fi^ihren. Allescher und Diedicke haben diese Conidien den unreifen Perithecien zugeschrieben, da sie die Pycniden selbst nicht sahen oder nicht beachteten. Daraus folgt, daß das, was ich 1905 sagte, streng» ge- nommen, vollkommen richtig ist, denn eine Pli. Lysiuuichiuc, die den Angaben Allesche r's (und Diedickesj entspricht, existiert nicht. 858. Über die Gattung Sirococcus Preuß. Die Gattung Sirococcus wurde von Preuß auf Grund der Art Sirococcus strobilinus 1853 in Linnaea, XXVI. Bd., Pilze von Hoyerswerda, Nr. 306 aufgestellt. Nach Preuß soll der auf Fichtenzapfenschuppen auf- tretende Pilz unregelmäßige, rundliche, hervorbrechende, glänzend schwarze Perithecien mit weißem Kern haben, die 120 F. V. llühncl, herdenvveise auftreten und öfter zusammenfließen. Die Sporen- träger Süllen gegabelt und keulig-fadenförmig sein. Die spindel- förmigen Conidien sind beidendig stumpf, hyalin und stehen in Ketten. Da von den von Preuß beschriebenen Pilzen keine Originalexemplare existieren, ist man auf spätere Funde an- gewiesen. Der Pilz scheint nun sehr selten zu sein, da mir nin" ein einziges Exsikkat bekannt ist, das den obigen Namen trägt. Es ist dies Roumeguere, Fung. selecti exsic, Nr. 5550. Dieses Exsikkat enthält nun einen Pilz, der so weit mit Preuß' Be- schreibung übereinstimmt, daß man annehmen kann, daß es richtig bestimmt ist. N 300/ Fig. 29. Sirococcus sirobiliiitis Preuß. Medianschnitt durch den Pilz (100 : 1); Sporenkette (500 : 1). Gezeichnet vom Assistenten Josef Weese in Wien. Die Untersuchung dieses Exsikkates zeigte mir nun, daß 5. strobiliniis eine typische Leptostromacee ist. Die Leptostromata sind rundlich und bis 0*5 nun breit, oder länglich, bis 1 c^ 0-3 mm groß, etwa 300 [x hoch, glänzend- schwarz. Sie treten auf reifen Fichtenzapfenschuppen unterseits auf, und verschmelzen manchmal zu zwei bis drei miteinander. Die Basis derselben ist breit und allmählich verlaufend. Reif springen sie oben unregelmäßig oder mit einem Längsspalt auf. Sie entwickeln sich in und unter der Epidermis und schließen oben und unten öfter einzelne Gewebselemente der Zapfen- schuppen ein. Sie sind mit der Cuticula verwachsen, die sie bleibend bedeckt. Sie enthalten nur einen unten flachen, oben fl.ichgewölbten Hohlraum. Das Deckengewebe ist opak schwarz- Fragmente zur Mykologie. 121 braun, kleinzellig und etwa 70 ja dick. Das Basalgewebe ist stellenweise bis 60 jj- dick, blaf3braun, kleinzellig parenchy- matisch. Die der Basalfläche aufsitzenden Sporenträger sind bei kleinen Stromaten nur 40 [x, bei den großen bis über 200 [x lang, stehen locker parallel nebeneinander und sind oft verbogen. Sie bestehen aus einer Reihe von spindelförmigen, an den Enden stumpfen, 8 bis 16 - 3 [x großen hyalinen Zellen, welche an den Enden kein Lumen zeigen, hingegen in der iMitte einen spindelförmigen Hohlraum. Diese eigentümlichen Sporenträger zerfallen von oben nach unten in verschieden große, meist zwei- bis vierzellige, bis etwa 60 \>. lange Stücke, die die Conidien dar- stellen. Von der Decke der Stromata hängen dicht parallel auch 20 bis 40 jx lange Fäden herab, welche zum Teil den Sporen- trägern gleichen (siehe Fig. 29). Man ersieht aus dieser Beschreibung, daß der Pilz ganz eigenartig gebaut ist. Er muß zu den Leptostromaceae-phragnio- sporae gerechnet werden. Vergleicht man die Beschreibungen der später aufgestellten Sii'ucoccus-IK\-ien mit den gemachten Angaben, so erkennt man, daß sie offenbar ganz andere Formentypen darstellen und nicht zu Sirococcns gehören. Von Sirococcns conoriun Sacc. et Roumeg. kenne ich nui' das vonKeissler in Kryptog. exsiccatae Mus. Vindob., Nr. 1832 ausgegebene Exemplar. Da Keissler dieses Exemplar mit dem Original Saccardo's verglichen hat, so ist anzunehmen, daß die Bestimmung richtig ist. Wenn dies der Fall ist, dann ist aber 5. conornm S. et R. nichts anderes als Zythia Resinac (Ehrb.) Karst. Die Pycniden dieser Nectrioidee werden im Alter oft ganz schwarz, so ist es auch hier der Fall. (Mein Exemplar von wS. couonini in Roumeguere, Fung. sei. exs., Nr. 5475 enthält keine Spur des Pilzes). 5. einiiorpha. Keissler gibt in Kryptog. exsiccatae Mus. Vind., Nr. 1831 an, daß Dendrophoma eiimorpha Sacc. et Penz., dessen Originalexemplar er untersuchte, in Ketten stehende Conidien besitzt; daher nennt erden Pilz 5. (j/zmor/^/zt/. Die Untersuchung des Exemplares in Krypt. exiccat., Nr. 1831 vom Sonntagsberg in Niederösterreich, das ich seinerzeit als »Tympüiiis Pinasiri Tul. mit der 'HebQnUwch.i Dcudniplionui 122 F. V. Mölln cl, enmorpha P, et Sacc.« ganz richtig bestimmt hatte, zeigte mir jedoch, daß die Conidien an sehr langen septierten Sporen- trägern seithch einzeln stehen und nicht in Ketten. Dasselbe gibt auch Die dicke an (Kryptog. Flora der Mark Brandenburg, IX. Bd., Fungi imperfecti, p. 106). Schon Tulasne (Selecta Fung. Carpol., 1865, III. Bd., p. 151, Taf. XIX, Fig. 10 und 12) beschrieb diese Nebenfrucht- form von Tympanis Pinasfrl ganz richtig. Für jene Dcudro- phoma-Arten, die lange, meist einfache, septierte Sporenträger besitzen, denen die Conidien seitlich ansitzen, habe ich (in diesen Fragmenten, 1914, XVI.Mitt., Nr. 856) die Gattung Pleurophoma aufgestellt. Die vorliegende Form unterscheidet sich aber von PleuropJiouut durch den völligen Mangel eines Ostiolums, den mehr stromatischen Bau, sowie das fleischige Hypostroma. Für diese Formen stelle ich nun die neue Gattung Plenro- phomcUa auf. In diese Gattung gehört neben Dcndrophouia enmorpha P. et S. auch Sirococcns Couiferariim Vestergr. Mit Dcndropliouia enmorpha Penz. et Sacc. ist nach dem Originalexemplar in Fuckel, Fung. rhenani, Nr. 2065 (Symbol, mycol., 1869, p. 269) vollständig identisch Sphaeronaema pithynm Sacc. (Syll. Fung., 1884, III. Bd., p. 192), die 1898 Phoiiia pithya (Sacc.) Jaczewski (Nouv. Mem. Societ. nat. Moscou, X\'. Bd., p. 344) und endlich 1902 (Sjil. Fung., XVI. Bd., p. 875) Phoma Jaczeiuskii Sacc. et S3M. genannt wurde. Diese Form ist nach Fuckel die Nebenfrucht von Tym- panis pifhya (Fries) Rehm (Hysteriac. und Discomyc, p. 273). Allein Rehm bezweifelt mit Recht, daß Tympanis pithya von T. pinastri verschieden ist. Offenbar handelt es sich um Formen derselben Art, die natürlich den gleichen Conidienpilz haben. S. Coniferarnm Vestergreen. Keissler gibt bei Kryptog. exsicc. Mus. Vindob., Nr. 1831 an, daß S. Coniferarnm Vest. mit Dendroplioma enmorpha P. et S. identisch ist. Dies ist aber nicht ganz der F'all. Plenrophomella enmorplia (Penz. et Sacc.) v. H. hat bis über 500 |J. große, fast kugelige Pycniden mit 60 bis 100 [x dicker Wandung, bis über 80 [x lange, l-5[x dicke septierte Sporen- träger und 3^0-5 bis 0-7 [j. große Conidien. Frcagmcntc zur Mykulogie. 123 Pleiirophoint'lla Coiiifcrartim (Vest.) v. H. hat, nach einem Originalexemplar, unregelmäßig gestaltete, öfter zu zweien verschmolzene Pycniden, kürzere Sporenträger, eine nur 10 bis 20 (bis 40) [jl dicke Wandung und etwas dickere Conidien, 3 « 1 [1. Indessen muß bemerkt werden, daß weder das Exsikkat Nr. 1831, noch das Original Vestergreen's die normal ent- wickelten Pilze sind. Dies gilt namentlich für die von letzterem beschriebene Form. Der normal auf der Außenseite der Rinde entwickelte Pilz wurde von Tulasne, I. c, abgebildet und findet sich sehr schön in den Fungi rhenani. Nach letzteren muß daher die Charakterisierung der neuen Gattung Plcnrophoiiiella geschehen. Pleurophomella n. G. (Sphaerioideae-Astomae). H3^postroma fleischig, mehr minder gut entwickelt, etwas hervorbrechend, oberseits die derbwandigen,schwarzen,eiförmig- kugeligen, fleischig-lederartigen, mündungslosen, rasig oder büschelig gehäuften Pycniden tragend, die öfter kurz gestielt sind und schließlich oben (schwach) aufreißen. Sporenträger lang einfach oder unten verzweigt und mit sehr langen septierten Ästen \'ersehen. Conidien klein, hyalin, stäbchenartig, an den Querwänden der Sporenträger seitlich ansitzend. Sind P3'cniden- pilze von Tyinpants- Arten. Syn.: DotliioreUa Saccardo, pro parte. In der Gattung Z)o////ort7/c/ stehen heute eine Menge Formen, die miteinander nichts zu tun haben. Ich scheide nun jene Formen aus, die den Bau der Gattung PleurophoiiicUa besitzen und sämtlich Nebenfruchtformen von Tynipaiiis- Arien sind. Arten: 1. Pleuroplioinclla cuiuorpha (Penz. et vSacc.) v. H. Syn.: Dendrophoma eumorpha Penz. et Sacc. 1882. Sphaeroiiaeiua piiliyiun Sacc. 1884. Plioiiia pithya (Sacc.) Jaczevvski 1898. Phonni Jacrjcivskil Sacc. et Syd. 1902. Sirococciis ciininj-plui (Penz. et Sacc.) Keissler 191 1. J24 F. V. Höhne), 2. ricuroplioineUa Coniferaruni fVestergr.) v. H. Syn.: Sirococcus Coniferanini Vestergr. 1897 ?). FhurophonulLi iuvcrsa (Fries) v. H. Syn.: Sphaeriu hivcrsü Fries 1823. DoihiorcUa iuvcrsa (Fr.) v. H. 1906. Bei mehreren anderen Tyiu ptiiiis- Avien sind noch Pycniden mit kleinen stäbchenartigen Conidien bekannt. Sie gehören gewiß alle zu PlcurnphoiiicUa; indessen sind sie ungenügend beschrieben. Wahrscheinlich besitzen alle Tvmpaiiis-Arten Pleuropliiiiuclld ?ycn\den und vielleicht noch andere mit Tym- panis verwandte Discomyceten. Sirococcus puhiicr Sacc. (Syll. Fung., XIV, p. 905) gehört nicht in die Gattung, da die Sporen nicht in Ketten stehen, wie ich an Exemplaren sah, die ich auf Zweigen von Erica cavnea aus Ybbsitz in Niederösterreich fand. Der Pilz ist von Godro- niella Liiiucac Starb. (Bihang tili K. sv. Vet.-Akad. Handl. 1895 — 96,, 21. Bd., Afd. III, Nr. 5, p. 22) mikroskopisch kaum zu unterscheiden, aber doch wohl verschieden, da er jedenfalls die Nebenfrucht von Godrouia Ericac (Fries) ist. Die Conidien zeigen ein zweiteiliges Plasma und sind schließlich zweizeilig. Daher kann der Pilz nicht zu Godrouielhi gestellt werden. Ich zweifle nicht daran, daß derselbe sehr nahe mit Cliutcriuin obturatuui Fries verwandt ist und offenbar in die Gattung (lifiicriuni gehört. Starbuck (Studier i Elias Fries Swamp- herbarium I. in Bihang etc., 1894, XIX. Bd. III, 2, p. 56) hat diese Gattung genauer charakterisiert. Sie muß erhalten bleiben. Schröter (Pilze Schlesiens, 1897, II. Bd., p. 146) stellt zu Godrouia Ericac Fries als Nehenfruchtform Spimcrocysta schizotliccioides Preuß (Linnaea, 1852, 25. Bd. 734). Nach Preuß soll dieser Pilz lange, zylindrische, gekrümmte Sporen haben, während Schröter die Sporen als spindel- oder sichel- förmig, nach beiden Enden zugespitzt, 20 bis 26 (oder 10 bis 12) ^ 2 [1 groß angibt. Offenbar hat Schröter zweierlei äußerlich ähnliche Formen vor sich gehabt. Der eine mit bis 'lii^2]y großen Conidien wird wohl von Spluierocysta scliizotliccioidcs verschieden sein. Der andere Pilz, von welchem Schröter Fragmente zur Mykologie. l--') noch sagt: »Sichelförmige Sporen hier nur 10 bis \'l^1\i. groß, Inhalt meist in der Mitte geteilt« ist offenbar mit r/////(.'r//n// ohtnrattun Fries nahe verwandt oder identisch. Sirococciis pulcher Sacc. muß nach allem (linteriniu juilchniiu (Sacc.) v. H. genannt werden. Die Gattung (liiifcriuni gehört in meinem' System der Sphäropsiden (Ann. myc, 1911, IX. Bd., p. 258) zu den Spluicri- oideac-Asioiuae. Sirococciis Ivitsilicnsis Spegazzini (Bolet. Acad. nac. Ciencias, Cordoba, 1889. XI. Bd., p. 597) ist nach einem Exemplar aus dem Herbar Puiggari (auf Bignoniaceenblatt, Apiahy, Dezember 1882) sicher keine Sirococciis-Avt. Es sind zirka 140 [x breite, kugelige, sich anscheinend unter der Epi- dermis auf beiden Blattseiten zerstreut entwickelnde, schwarze Pycniden, mit dünner, brauner, deutlich zelliger Haut und 10 bis 12{x großem rundlichem Ostiolum. Die wenigen gesehenen Conidien stehen nicht in Ketten, sind hyalin, elliptisch-eiförmig, 4 bis 5^ 2"5[x groß. Ist wahrscheinlich eine P/iyUosfictci. Sirococciis Hah'siac Ell. et Ev. fProceed. Acad. nat. scienc. Philadelphia, 1894, p. 358) ist nach dem Originalexemplar in EUis and Everhart, Fungi Columb., Nr. 572 ein Tiiyrsidiiuu, das TU. Halesiac E. et Ev. (v. H.) genannt werden muß. Der Pilz entwickelt sich in den äußersten Korkzellagen des Periderms, bricht ganz hervoi' und bildet etwa 600 |j- breite, 300 [j. hohe schwarze, harte, scheinbar oberflächliche Polster. Zwischen den äußersten Korkzellen befindet sich ein wenig entwickeltes, dicht plektenchymatisches, farbloses Gewebe, auf dem dicht verwachsene, parallele, blaß-bräimiiche, etwa 2 [_». dicke Hyphen und Bündel von solchen stehen, die verschieden lang sind und an der Spitze, zahlreiche, strahlig angeordnete, etwa 15 bis 35 [x lange, steife Fladen tragen, die an der Basis etwa 3 bis 4 ja breit und olivenbräunlich sind und gegen die hyaline Spitze allmählich blässer und dünner werden. Diese Fäden bestehen aus etwa 8 bis 10 elliptischen 6 bis 7 « 3 [x großen Zellen, die fest miteinander verwachsen sind und die Conidien darstellen. Die Conidienträger, sowie die Conidien- büschel sind in einen festen Schleim eingebettet. An Schnitten selangt man nicht über den Pilz ins Klare. Erst wenn man 126 F. V. I-Iöhnel, denselben in verdünnter Kalilauge kocht und zerquetscht, er- kennt man seinen Bau. V^on einer Pycnidenmembran fehlt jede Spur. Der Pilz stellt sicher eine neue Art dar, die eigentlich eine Tuberculariee ist, was übrigens auch für andere Thyrsidinm- Arten gilt. Sirocnceiis Zühlbntchicri Bäum 1er (Verhandl. Verein. Natur- und Heilkunde, Preßburg, 1902 (XIV.), XXIII. Bd., p. 72). Von diesem Pilze existiert nur ein mikroskopisches Präparat im ungarischen Nationalmuseum in Budapest, das mir Herr Direktor Filarszky gütigst zur Verfügung stellte. Nach diesem Präparate sitzen die Pycniden, einzeln oder zu zweien verwachsen, auf der Querschnittfläche eines Holzes mit bis 350 [x breiten Gefäßen, das wohl sicher von Ailantluis glandiilosa herrührt, wie mir der mikroskopische Vergleich zeigte. Die Pycniden sind unregelmäßig kugelig oder eiförmig, etwa 300 [x groß und zeigen ein deutliches großes Ostiolum. Die Pycnidenmembran zeigt außen eine zirka 8 [x dicke, schwarz- braune Schichte mit undeutlicher Struktur und innen eine 25 [x dicke, blasse Schicht, die aus stark zusammengepreßten Zellen besteht und daher faserig aussieht. Um das Ostiolum herum ist die ganze 40 bis 44 [x dicke Membran schwarz und opak. Manchmal verhält sich dieselbe auch weiter unten so. Die Conidienträger sind h3^alin, einzellig, einfach, oft unregelmäßig gestaltet und 10 bis 12^3 [x groß. Sie bilden an der Spitze die einzeln und nicht in Ketten stehenden Conidien. Die Conidien sind sehr verschieden gestaltet, bald kugelig (8 bis 11 [x), bald breit elliptisch (11 bis 12^8 bis 9 [x), bald eikugelig und spitz vorgezogen, also breit birnförmig (11 bis 14^:^; 7 bis 8*5 (x), seltener ganz unregelmäßig geformt. Man sieht, daß der Pilz anders beschaffen, ist als ihn Bäum 1er beschreibt. Er gehört nicht in die Gattung Siro- cocciis, sondern ist eine Phoma. Vergleicht man die gemachten Angaben mit der Beschreibung von Phoma sphacrospora Sacc. (Syll. Fung., III., p. 94), die an Zweigen, wahrscheinlich von Ailüiif/uis auftritt, so erkennt man eine so auffallende Über- einstimmung, daß angenommen werden muß, daß beide Pilze identisch sind. I'ratjmente zur Mykolot^ie. i2,t 859. Peckia montana v. H. n. sp. Pycniden zerstreut, bleibend mitten im Blattparench^'m eingewachsen, schwarzbraun, unten wenig, oben fast halb- kugehg vorragend, kugeh'g, 400 bis 450 p. breit. Pycniden- membran häutig, etwa 16 [j, dick, aus sechs bis acht Lagen von braunen, flachen, 6 bis 7 [i breiten Parenchymzellen bestehend, oben dicker, ohne Ostiolum. Innen dicht mit den etwa 10 ^^^ 3 [x großen einfachen Conidienträgern ausgekleidet, die an der .Spitze durch Querteilung in die in langen Ketten stehenden, zylindrischen, beidendig quer abgestutzten, hyalinen, 6 bis 7 ^3[). großen Conidien zerfallen, die einen homogenen glänzenden Inhalt zeigen. An dürren Blättern \-on Veratrmn lügruiu am Anninger, im Wienerwalde, 1905. Leg. v. Höhnel. Ich glaube, daß die vorliegende Form in die bisher aus Europa nicht bekannte Gattung Peckia Clinton gehört, die ich nur aus Sylloge Fung., III., p. 217 kenne, die aber von 5/ro- cocciis Preuß völlig verschieden ist (siehe diese Fragmente, Nr. 858). Einige der heute zu Sirococctis gestellten Formen werden Pixkia-Axien sein. 860. Über die Gattung Sclerotiopsis Spegazzini. Vom Typus dieser Gattung kenne ich nur die Angaben in der Sylloge Fungorum, III., p. 184. Darnach hat die Gattung eingewachsene, mündungslose, große, fleischig-häutige Pyc- niden, mit einem einfachen Hohlraum; dichtstehende, einfache, dünne, fadenförmige Conidienträger, die an der Spitze je eine einzellige, hyaline Conidie tragen. Die Conidien der Typusart sind zylindrisch und an den Enden schief zugespitzt. \^on den später beschriebenen Arten könnten einige ganz gut in die Gattung gehören. Es sind dies: Sclerotiopsis Cheiri Oud. (X, 213); Sd. PofeiitiUae Oud. (XVI, 887); Sei. Pelargonii ^Scalia (XVIII, 279); Sei. Phorwii Alm. et Cam. (XVIII, 280); ' Sei. Rubi Mass. (XXII, 922). Seh siciiJa Scalia (XVIII, 279) ist ein Pilz mit Stroma, in dem die Pycniden eingesenkt sind und gehört nicht in die 128 F. V. Höhnel, Gattung. Sei. pithyophila (Cor da) Oudem. ist eine Sdcro- phowü (in diesen Fragmenten, 1909, VIII. Mitt., Nr. 402). Neuerdings hat Diedicke (Ann. m^'^coL, 1911, IX. Bd.^ p. 282 und Kryptog.-Fl. d. Mark Brandenburg, 1912, IX. Bd., 282) den Charakter der Gattung Scleroiiopsis willkürlich völlig geändert und verwischt. Er rechnet hierzu lauter Formen mit kammerigen stromatischen Fruchtkörpern. Diedicke glaubt auch bei seinen Sclcroliopsis-Arien zum Teile einen Zerfall der Conidienträger in die Conidien beobachtet zu haben. Von den von Diedicke angeführten Scierotiopsis- Arten konnte ich nur Sei. piceaiia (Karst.) Diedicke untersuchen. Ich prüfte sein Exemplar vom Maintal und das in der Mycoth. germ., Nr. 1019, das nach seiner (brieflichen) Angabe besonders schön entwickelt ist. Es wächst auf den Nadeln von Abies concolor var. violacea. Ich war sehr überrascht, zu hnden, daß beide diese Exsik- katen nur Cytospora pinastrl Fries zeigen. Diedicke hat das schöne und weite Ostiolum völlig übersehen und hat den Pilz in beiden zitierten Schriften (Flora Brandbg., p. 240, Fig. 9,« und Annal., Taf. XV, Fig. 1) verkehrt abgebildet, also offenbar völlig verkannt. Die von ihm selbst (F'lora Brandbg., p. 330) bei Cyt. pinasri Fr. zitierten Exsikkaten Myc. march. 3894 und Myc. german. Nr. 88 sind genau derselbe Pilz, der auch mit Fuckel's Exemplar in den Fungi rhenani und anderen Exsik- katen von Cyt. pinasiri übereinstimmt. Bei dieser Gelegenheit fand ich, daß auch Phoiiia aciium C. et E. nach dem Originalexemplar in Ellis and Everh., Fungi Columb., Nr. 1139 nichts anderes als Cyt. pinastiH Fr. ist. Nach diesem Ergebnisse müssen alle Diedicke'schenStVtTf;- tiopsis-Avten nachgeprüft werden. Die Cyt. Piiiastri hat sehr verschieden große Fruchtkörper (400 bis 800 (x), die bald eine fast einfache, bald ganz ge- kamm.erte Höhlung zeigen. 861. Über Pycnis sclerotivora Brefeld. Die Gattung Pycnis Brefeld fehlt in der Sylloge Fungorum und in den mykologischen Handbüchern, und wird als Synonym Fragmente 7A\\ Mykologie. 12J mit Pliouia betrachtet (Syll. fang., III, p. 100). Sie wurde von Brefeld 1880 aufgestellt und ausführlich behandelt (Botan. Unters, über Schimmelpilze, IV. Heft, 1881 [Vorrede vom September 1880], p. 122, Taf. X). Es ist eine gute Formgattung: Pycnis Brefeld 1. c, 1880 n. Gen. Pycniden schwarz (weichkohlig?), anfangs bedeckt, dann ganz hervorbrechend, kugelig, außen überall abstehend (gefärbt-) haarig, mit typischem, rundlichem, mit radialgestellten Peri- physen ausgekleidetem Ostiolum. Pycnidenmembran par- enchymatisch-derbwandig. Conidienträger fehlend oder ganz kurz, aus 2 bis 3 rundlichen Zellen bestehend, aus welchen teils einzeln, teils zu 2 bis 8 nebeneinander die sitzenden, ei- förmigen, hyalinen, einzelligen Conidien heraussprossen. Conidien in Schleim eingebettet, die einfache Höhlung der Pycniden erfüllend. Pilzschmarotzer. Einzige Art: Pycnis sclerotivora Brefeld 1. c. Conidien elliptisch-eiförmig, mit einem Öltröpfchen; an- geblich 8 * 5 ^ 6 |J-. (Brefeld's Maßangaben sind meist viel zu groß!) Weitere Zahlenangaben fehlen völlig. Aus den Ab- bildungen ist zu entnehmen, daß die Pycnidenmembran etwa 90 bis 100 [JL dick sein dürfte und aus 10 bis 12 Lagen von etwa 15 bis 20 [x langen, 10 bis 15 [j. breiten Parenchymzellen besteht. Die Pycniden dürften !■ 4 mm groß sein. Die dieselben ringsum bekleidenden Haare dürften 200 bis 300 [j. lang sein. Der Pilz parasitiert auf den Sklerotien von Sclerotinia fnherosa (Hedw.) und Sei. Libertiana (Fuck.). Zopf stellte 1881 (Hedwigia, 20. Bd., p. 146) eine zweite Pycnis- Art auf. P. pinicola Zopf ist aber nach meinen Frag- menten, 1909, MII. Mitt., Nr. 402, gleich Sphaeronaema pithyo- pliiltmt Cda.; diese ist sine Sclerophoma v. H. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß Phoma proximella Sacc. (Ann. myc, 1906, IV. Bd, p, 274) »in conis emortuis Pini silvestris« wahrscheinlich auch eine Sclerophoma ist. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 9 130 F. V. Höhnel, 862. Über Sphaeronema Spinella Kai ch brenn er. Der Pilz ist in Botan. Zeitung, 1862, XX. Bd., p. 199, beschrieben und in Rabenhorst, Fungi europ., Nr. 456, aus- gegeben worden. Fuckel (Symbol, mycol., 1869, p. 268) betrachtet den- selben als Nebenfruchtform von Tympanis saJigna Tode. Dies ist sehr unwahrscheinlich, weil, soweit bekannt, die Tympanis- Arten als Nebenfruchtform PleuropJwnicUa v. H. haben (in diesen Fragmenten Nr. 858) und weil Tulasne (Annal. scienc, Ser. III, Bd. XX, p. 141, Nota 4) sagt, daß T. Saligna Tode (richtiger ein ihm sehr nahestehender Pilz auf Po/'m/«,'?, siehe Selecta Fung. Carp., III. Bd., p. 152j ganz gleiche Pycniden hat wie Tympanis coiispcrsa. Dazu kommt noch, daß, wie im folgenden gezeigt wird, Sphaeronema Spinella eine mit Cyio- spora ganz nahe verwandte Form ist und die Cytuspora-Axien alle Nebenfrüchte von Valseen sind. Der Pilz wurde als ein- facher Pycnidenpilz beschrieben und wird als solcher in den Handbüchern noch heute überall geführt. Schon Jaczewski jedoch (Nouv. Mem. societ. natural., Moscou, Bd. XV [XX], 1898, p. 360) erklärte denselben als eine Form von Cytospora Schweinifzii Sacc. und nannte ihn Cytospora Capreae Fuckel. Richtig ist nun, daß Sphaeronema Spinclla ein stromatischer, mit Cytospora nächstverwandter Pilz ist, aber mit Cytospora Schweinitzii ist derselbe nicht identisch. Dies geht schon daraus hervor, daß er konstant nur 2 bis 3-=; 1 [JL große Conidien zeigt (und nicht, wie Diedicke sagt, 3 bis 4^ 1 bis P 5[x große), während Cytospora Schweinitzii 4 bis 5 Ä 1 [j, große Conidien hat, wie Nitschke (Pyrenomyc. germ., 1870, p. 191) angab und ich bei der Untersuchung des Exsikkates Jaap, Fungi selecti Nr. 620, bestätigt fand. Wie aus nachstehender Figur hervorgeht, ist Sphaeroncnui Spinclla im wesentlichen eine mit einem langen Schnabel ver- sehene Cytospora. Die stromatische Natur des Pilzes ist be- sonders im oberen Teile desselben an der Basis des Schnabels wahrzunehmen und bricht der Schnabel durch das Stroma- gewebe hindurch. Dieses bildet nach Durchbruch des Periderms eine graue, runde Mündungsscheibe, aus welcher der Schnabel Fragmente zur Mykologie. lol kommt. Es ist also nicht der Schnabel selbst, der das Periderm durchbricht, sondern das Stromagewebe. Daher ist Diedicke's Fig. 15 auf p. 240 der Kryptog. Plora von Brandenburg falsch. Demnach verhält sich der Pilz genau so wie eine Cytospora, was den oberen Teil desselben anlangt, nur daß er einen langen Schnabel hat, der sich weit über die Mündungsscheibe erhebt, während bei Cytospora das Ostiolum in der Mündungs- scheibe liegt. Die conidienführende Höhlung des Pilzes ist nicht einfach rund, wie überall angegeben wird, sondern mehr minder stark gelappt, daher mit dem Medianschnitt parallele Längs- schnitte meist eine (scheinbare) Zwei- bis Dreiteilung der conidienführenden Höhlung aufweisen. Cytonaeina Spinella (Kalchbr.) v. H. l'ilz im Medianschnitt und im Längsschnitt. Querschnitt durch die Basis des Pilzes, die Lappenbildung zeigend (20 : 1). Gezeichnet vom Assistenten Josef We es e in Wien. Wie man sieht, weicht der Pilz trotz seiner nahen Ver- wandtschaft mit Cytospora davon doch so weit ab, daß er eine ganz gute neue Formgattung bildet, um so mehr, als Übergänge zu Cytospora völlig felilen. Es gibt keine sonst typischen Cytospoi'a -Avten mit über die Mündungsscheibe vorstehenden Schnäbeln. Cytonaema n. Gen. Cytospora äff. Stromata wie Cytospora, aber Ostiolum lang vorstehend geschnäbelt. Conidienbehälter gelappt. Weiteres wie Cyto- spora. 132 F. V. Hölmel, Einzige Art: Cytonaema Spinella (Kalchbr.) v. H. Gehört wahrscheinlich zu einer V'alsee als Nebenfrucht. N(Kh sei bemerkt, daß Fries (Systema mycol., 1823, II. Bd., p. 535) bei Spltaeronaema: Sphaeria suhulata Tode (=r Eleii- Iheromyces siibulatns [Tode] Fuckel) als erste Art anführt, welche Art heute als Ascomycet (Hypocreacee) gilt. Siehe Jedoch diese Fragmente, 1902, I. Mitt., Nr. 32). Fries sagt jedoch ausdrücklich, daß zu Splnieronaema Ascuspilze nicht gehören. Er faßt daher diese Gattung ebenso auf, wie dies heute geschieht. 863. Über Dendrophoma pruinosa (Fries) Sacc. Dieser Pilz ist zweifellos die Conidienform von Valsa CypriTul. Bekanntlich haben aber die Valsa-Avten als Neben- form Cytospora (oder damit nächstverwandte stromatische Gattungen). Daher sagt Nitschke (P3n-enomyc. germ., 1870, p. 206) mit Recht, daß es auffallend sei, daß die mit Valsa Psciidoplatani Fries die größte Ähnlichkeit zeigende V. Cypri Tul. Spermogonien habe, welche von denen der ersteren und der üblichen Form der Spermogonien der Valsa-AxiQn über- haupt durch den konstant einfachen Bau abweichen. Man ersieht daraus, daß Nitschke die Sphaeria pruinosa Fries für eine vereinfachte Cytospora hielt. In der Tat gibt es Cyfo- spora-Avten, wie C. Schweinitzii und C. Pinastri, die bald gekammerte, bald einfache Stromahöhlungen haben. Doch fand ich, daß bei diesen Formen, auch bei im wesentlichen einfacher Höhlung, doch stets Andeutungen von Kammerung in Form von Höckern oder Wülsten an der Wandung auftreten. Entsprechend Nitschke 's ganz richtiger Auffassung der Sphaeria pruinosa als vereinfachte Cytospora nennt Saccardo in Michelia, 1879, Nr. V, p. 519, den Pilz, wenn auch mit Zweifeln, Cytospora (Phoma?) pruinosa, allein in der Sylloge fung. (1884, III, p. 179) heißt er Dendrophoma pruinosa (Fr.). Macht man jedoch einen medianen Längsschnitt durch den Pilz, wie ihn die nachstehende Figur 31 zeigt, so sieht man, daß derselbe stromatisch ist. Er bricht nicht mit dem Ostiolum durch das Periderm, sondern mit einer Mündungs- Fiaguienlc zur Mykologie. lo3 Scheibe, die ringsum aus kohligem, festem Gewebe besteht und die in der Mitte das Ostiolum zeigt. Der Hohh-aum ist ganz einfach, derbwandig, ohne innen vorstehende Falten, Leisten oder Höcker, daher ohne Andeutung einer Kammerung. Die Conidien und Sporenträger unterscheiden den Pilz nicht wesent- lich von Cytospora. Auch in der neuesten Bearbeitung der Sphaeropsideen von Diedicke in der Kryptogamenflora von Brandenburg, IX. Bd., p. 195 und 202, Fig. III, erscheint unser Pilz als Dendroplwiiia. Vergleicht man die zitierte Figur Diedicke's mit dem hier gegebenen Medianschnitt des Pilzes, so findet man, daß erstere ganz falsch und irreführend ist. Da Fig. 81. Cytophoma pntinosa (Fr.) v. H. Medianschnitt durch das einfache Stroma. Gezeichnet vom Assistenten Josef Weese in Wien. man die Sphaeria pruinosa weder als einfachen Pycnidenpilz noch als Cytospora auffassen kann, stellt dieselbe eine eigene Formgattung dar, die ich Cytophoma nenne. Cytophoma v. H. n. Gen. Cytospora affin. Wie Cytospora, aber conidienführende Höhlung derb- wandig, ohne Andeutung von Kammerung. Discus gut ent- wickelt, derb ringförmig. Conidienträger verzweigt. Einzige und Typusart: CvtopJioiita pruinosa (Fries) v. Höhn. Cytophoma, Cytonaema, Cytospora, Torsellia und Lamyella bilden, was die Entwicklung der conidienführenden Höhlung anlangt, eine kontinuierliche Reihe. 1. Höhlung einfach, flachkugelig, ohne Vorspränge innen: Cytophoma. 134 F. V. Höhnel, 2. Höhlung schwach gelappt: Cytonacnia. 3. Höhlung tief gekammert: Cytospora. 4. Höhlung in Pycniden getrennt, die eine gemeinschaft- liche Mündung haben: Torsellia. 5. Ebenso, aber jede Pycnide hat ihr eigenes Ostiolum: Lamyella. Mehrere als Cytospora oder Ceutliospora benannte Formen gehören zu Torsellia. So Ceutliospora exiniia v. H., Cytospora piiniea Sacc, Cytospora dolosa Sacc. Die Gattung Centhospora im heutigen Umfang ist eine Mischgattung, die ganz heterogene Elemente umfaßt, was, so wie die Arten der Gattung Cytospora, noch zu studieren ist. Centhospora hat mit Torsellia nichts zu tun. 864. Über Mastigonetron fuscum Kleb ahn. Der provisorisch als neue Sphaeropsideengattung be- schriebene Pilz (Mykologisches Zentralbl., 1914, IV. Bd., I. Heft) ist nach dem Originalexemplar in Rick, Fungi austro-americ, Nr. 255, wo er neben Pestalozzia versieolor Speg. auftritt, eine mit Harknessia Cooke ganz nahe verwandte Form, die sich dadurch von Harknessia unterscheidet, daß die Conidien oben mit einer derben hyalinen Borste versehen sind. Die Harknessia eaitdata Ell. et Ev. (Journ. of M3^col., 1885, I. Bd., p. 92) hat auch Conidien, die oben einen 15 bis 25 [X langen hyalinen Fortsatz haben. Ähnlich verhält sich H. hyalina E. et Ev., die aber gelblich-hyaline Conidien hat und daher von Harknessia weiter abweicht. Da man Mastigonetron als Formgattung gelten lassen kann, so muß Harknessia caudata in diese Gattung gestellt und Mastigonetron candatum (E. et Ev.) v. H. genannt werden. Da Harknessia hyalina E. et Ev. hyaline Sporen hat, gehört sie in eine eigene neue Gattung, die ich Mastigosporella nenne. l'iagnicntc zur Mykoloyic. loO Mastigosporella v. H. n. Gen. Gebaut wie Harknessia, aber Sporen hyalin und oben mit derber, langer Cilie versehen. T^^pus und einzige Art: Mastigosporella hyaliiia ('E. et Ev.) V. H. .Spegazzini (Fungi fuegiani in Bol. Acad. Nac. Cordi)ba, 1887, XI. Bd., p. 159) hat zwei Harknessia- Arten beschrieben, deren gefärbte Sporen unten hj^alin geschwänzt sind, nämlich H. anlarcUca imd H. fiiegiaiia. Diese beiden Arten müssen ebenfalls in eine neue Formgattung, die ich Caudosporella nenne, versetzt werden. Caudosporella v. H. n. Gen. Gebaut wie Harknessia, Sporen gefärbt, am unteren Ende h^-alin geschwänzt. Typus; Caudosporella antarctica (Speg.) v. H. Zweite Art. Caudosporella fnegiana (Speg.) v. H. i. Die Untersuchung der Originalexemplare der \"ier er- wähnten Arten muß zeigen, ob dieselben in der Tat mit Harknessia zunächst formvervvandt sind. Die GoXiung Harknessia nimmt eine Mittelstellung zwischen den Sphaerioideen und Alelanconien ein und kann, je nachdem man eine Pycnidenmembran annimmt oder nicht, verschieden eingereiht werden (siehe diese Fragmente, 1909, IX. Mitt., Nr. 465). 865. Über zwei angebliche Zythia-Arten. Auf den im Exsikkat 0. Jaap, Fungi selecti Nr. 417 (MeUuiospnra theleboloides [Fuck.] Winter) befindlichen laulenden Stengeln von Cirsiuui arvense fand ich einen fleisch- roten, halbkugelig vorragenden Pilz, der bei flüchtiger Unter- suchung für eine Zythia gehalten werden konnte, sich aber als ein typisches Myxosporiuui herausstellte. Da ich denselben in der Gattung Myxospcrinni nicht beschrieben fand, vermutete ich, daß derselbe in der Literatur als Zythia zu finden sein 136 F. V. Höhne I, werde. In der Tat fand ich, daß derselbe schon zweimal als Zythia beschrieben war. Zythia incarnata Bres. (Hedwigia, 1900, 39. Bd., p. 327) auf faulenden Stengeln von Heracleuni SpoiiJyUiim bei Königsstein in Sachsen, in Krieger, Fungi saxonici Nr. 1650, und Zythia Trifolii Krieg, et Bubäk (Annal. myc, 1912, X. Bd., p. 52), auf trockenen Stengeln von Trifolium pratense, in Krieger, Fungi saxonici, Nr. 2196, sind miteinander und mit dem obigen Pilz identisch. Da ein Myxospoi'inin incaniatinu (Desm.) Bon. bereits existiert, muß der Pilz den zweiten, ihm gegebenen Spezies- namen erhalten und daher ^1/. Trifolii (Krieg, et Bub.) v. H. genannt werden, ein Übelstand, da er nicht bloß auf Trifoliicm, sondern auch auf Hcraclemn, Cirsiiim und offenbar noch vielen anderen Kräuterstengeln vorkommt. Nur streng para- sitische Pilze, wie Uredineen, Ustilagineen, Phyllucliora etc., sollten nach ihren Nährpflanzen benannt werden. Natürlich sind beide zitierte Beschreibungen des Pilzes wesentlich falsch, da sie auf einer unrichtigen Auffassung und Klassifikation desselben beruhen. Daher weisen sie auch un- lösbare Widersprüche auf. Myxosporium Trifolii (Krieg, et Bub.) v. H. Syn.: Zythia incarnata Bres ad. 1900. Zythia Trifolii Krieg, et Bubäk 1912. Sporenlager unter der Epidermis, ohne eigentliche Membran, 200 bis 700 [J. lang, meist länglich und bis über halbkugelig vorgewölbt, meist fleischfarben, schließlich die Epidermis durch- brechend. Sporen hyalin, mit 2 bis 3 Öltröpfchen, länglich, elliptisch, 15 bis 24 « 6 bis 9 |x, in Haufen schmutzig rötlich. Sporenträger einfach oder verzweigt, anfangs kurz, sich zum Teil sehr stark verlängernd und verzweigend, 1 bis 2 \h dick. Auf trockenen Stengeln verschiedener Kräuter. Vor kurzem hat auch Diedicke (Ann. myc, 1913, XL Bd., p. 531) den vorstehenden Pilz studiert; er fand zwar, daß er wegen der großen Sporen nicht gut in die Gattung Zythia paßt, erkannte aber nicht seine wahre Natur. Diedicke sagt Fragmente zur Mykologie. 137 bei dieser Gelegenheit, daß die Gattung Zythia vielleicht nach eingewachsenen oder oberflächlichen Gehäusen zu teilen wäre. Der Typus der Gattung Zr^/r/a elegans Fries 1849 (Summa vegetab. Scandinaviae, p. 408) hat eingewachsen hervor- brechende Pycniden. Daher wird eine Zerteilung der Gattung nach der Wachstumsweise der Pycniden kaum angezeigt sein. Vielleicht eher nach der Beschaffenheit der Pycnidenmembran, die sehr verschieden zu sein scheint. So hat Zythia vesmac ('Ehrb.) 30 bis 40 [x dicke Pycniden- wände, die plectenchymatisch-faserig, ohne deutliche zellige Struktur aufgebaut sind, während andere Arten (nach Die dicke) mehr sclerotial gebaut sind. Z. resinae gehört wohl sicher als Nebenfruchtform zu Biatorella resinae F'r., die Zugehörigkeit der anderen Zi7///t/- Arten ist aber unbekannt. Eine Teilung der Formgattung ZytJiia wird wohl erst möglich sein, wenn es bekannt sein wird, zu welchen Ascomyceten die einzelnen Arten gehörten. Zythia resinae fehlt in Alle seh er 's Sphaeropsideen- Kompilation, ist aber als Tuherctilaria resinae in Lindau's Bearbeitung der Hyphomyceten zu finden, wohin sie nicht gehört. 866. Über die Gattung Titaea Saccardo. In diese eigenartige Mucedineengattung werden folgende fünf Arten gestellt: 1. Titaea callispora Sacc. 1876, Fungi ital., Taf. I. 2. Titaea Clarkeae Ellis et Everhardt, 1891 (Syll. fung., X, 568). 3. Titaea niaxilliforntis Rostrup, 1894 (siehe Rostrup's danish fungi, 1913, p. 513, Fig. 37). 4. Titaea Rotula v. Höhnel, 1904 (Ann. myc, II, p, 58;. 5. Titaea ornitlioniorpha Trotter, 1904 (Ann. myc, II, p. 534, Fig. 2). Vergleicht man nun die Beschreibungen und Abbildungen der Sporen dieser fünf Arten miteinander, so findet man, daß vier derselben offenbar miteinander nahe formvervvandt sind und als echte Titaca-Arien betrachtet werden niüssen, daß aber 138 F. V. riühnel, die T. maxiUiformis einen ganz anderen Aufbau der Sporen zeigt. Wälirend bei den echten T/taca-Arten die Spore aus 4 bis 5 ein- bis zweizeiligen, meist keilförmigen und geschwänzten Teilstücken besteht, welche in eigenartiger, bei jeder Art in anderer Weise miteinander verwachsen sind, bestehen die Sporen bei T. maxiUiformis aus einem Z3dindrischen, zwei- bis vierzelligen Mittelstück, aus dessen unteren Zellen ähnlich beschaffene, etwas kleinere Seitenteile rechts und links heraus- gesproßt sind, die locker parallel neben dem Mittelstück stehen. Diese Seitenteile tragen dann je ein unten ansitzendes, dünnes S-förmig gekrümmtes, meist einzelliges, beidendig lang zu- gespitztes Anhängsel. Alle diese Teile, meist vier bis fünf, liegen in einer Ebene und sind symmetrisch angeordnet. Die oben zitierten Abbildungen legen diese Formverhält- nisse völlig klar. Daher kann Titaea niaxilliforinis Rostr. nicht in dieser Gattung bleiben und schlage ich für diese Form den Gattungs- namen Maxillospora vor. Der Pilz hat nvm Maxillospora inaxillifonnis (Rostr.) v. H. zu heißen. Derselbe wurde bisher, wie es scheint, nur in Däne- mark und Holland gefunden. Ich fand ihn in Menge auf dürren Stengeln von Cirsimn arvense an, die 0. Jaap in Brandenburg (Triglitz in der Prignitz, 1905) sammelte und in Fungi selecti exs. Nr. 417 ausgab. Der Pilz besitzt im Substrat eingewachsene, 1 bis '2 jx breite, h3^aline, unregelmäßig und locker verzweigte Hyphen, welche durch die Epidermis an die Oberfläche treten, sich über dieselbe nur wenig erheben und hier die einzelnstehenden Sporen bilden, die oft in dichten Gruppen stehen. Als Tuber- culariee, wie Rostrup möchte, kann Maxillospora nicht betrachtet werden. Er tritt nur an stark von anderen Pilzen bewachsenen Stengelteilen auf und scheint auf den Pilzen zu schmarotzen. 867. Über Zygodesmus serbicus f^anojevic. Die zahlreichen von älteren Autoren beschriebenen Zygo- desmus-Arien sind sicher lauter Corticieen, meist Corticinni- Fragmente zur Mykologie. 139 und Tomentella- Arten, die noch der näheren Feststellung harren. Der als Zygodesmus Serbiens Ranojevic (Annal. myc, 1910, VIII. Bd., p. 397, Fig. 35) beschriebene Pilz ist nach dem Originalexemplar in Kabät und Bubäk, Fungi imperfecti exsiccati Nr. 690, nichts anderes als Physospora rnhiginosa Fries (Summa Vegetab. Scandinav., 1849, p. 495). 868. Didymotrichum v. H. nov. Gen. (Hyphomyc.-Dematieae- Hyalodidj^mae). An morschem Fagns-Wo\z fand ich iMärz 1905 am Saag- berg bei Untertullnerbach im Wienerwald das, wie es scheint, bisher nur einmal in Venetien gefundene Rhynotrichuiu ehryso- sperniiun Sacc. (Syll. fung., I\^, p. 94). Der Wienerwaldpilz stimmt so gut zur Beschreibung und insbesondere zur Ab- bildung in Fung. italici, Taf. 61, daß an der Identität nicht gezweifelt werden kann. Bei dem hiesigen Funde sind die einfachen, steifen Frucht- Iwphen durchscheinend braun, oben blaß, deutlich septiert und 220 ^ 4 [x groß. Oben sind sie nur sehr wenig schwach keulig verbreitert und etwa 15 bis 20 [j. weit herab dicht mit kleinen, sägezahnartigen, spitzen Vorsprüngen versehen, an welchen die Conidien fächerartig zusammengelegt sitzen. Die Conidien sind dünnwandig, hyalin, spindelförmig, beidendig spitz und meist 16 bis 20 ^ 3 bis 4 (selten bis 28 - 5) [x groß. Sie haben einen feinkörnigen Plasmainhalt und scheiden auf ihrer Ober- fläche eine dünne Schichte einer goldgelben Masse aus, durch welche sie aneinanderkleben. Ursprünglich einzellig und lange so bleibend, zeigen sie im ganz reifen Zustand in der Mitte eine zarte Querwand. Aus diesen Angaben ist zu ersehen, daß der Pilz unrichtig beschrieben war und nicht in die Gattung Kliynotriehniii gehört. Es ist vielmehr ein braunhyphiger Pilz mit zweizeiligen Sporen. Unter den zweizelligsporigen Deiuatieac gibt es nun keine Gattung, in die er ohne Zwang eingereiht werden kann. Ich stelle daher für ihn die neue Formgattung Didymotriehtim auf. 140 F. V. Höhnei, Didymotrichum n. G. Sterile Hyphen spärlich, kriechend. Fruchthyphen einlach, steif-aufrecht, braun, sepliert; an dem kaum verdickten oberen Ende der Länge nach scharf gezähnelt; Zähnchen die hyalinen, schließlich zweizeiligen, spindeltörmigen .Sporen tragend. Sapro- phytisch. Ist gewissermaßen ein braunhyphiges Rhynolriclmin mit zweizeiligen Conidien. Einzige und Typusart: DUiyniofrichmii chrysospermtiin (Sacc.) V. H. 869. Über Stromatographium stromaticum (Berk.) v. H. Diese durch ein auffallendes wachsartig-weichkohliges Basalstroma, dem zahlreiche Synnemata aufsitzen, aus- gezeichnete Form habe ich in den Denkschriften der mathem.- naturw. Klasse der Kaiserl. Akademie, 1907, 83. Bd., p. 37, genau beschrieben. Der Pilz wurde in Minas Geraes in Brasilien von Gardner 1840 entdeckt (Berkele}', Notices on Brazilian Fungi, in Hooker's London Journal of Botany, 1843, p. 642); ist dann 1871 von Thwaites auf Ceylon am Adams Peak gefunden worden (Journ. Linn. Soc, 1873, 14. Bd., p. 97). A.Möller fand ihn 1891 bis 1894 bei Blumenau in Brasilien (Hedwigia, 1896, 35. Bd., p. 302). Endlich wurde er 1901 von V. Schiffner in der Provinz S. Paolo im südlichen Brasilien gefunden. Auf diesen reichlichen und gut entwickelten Exemplaren beruht meine Beschreibung. Im Jahre 1907 fand ich den Pilz auch auf Java im botanischen Garten von Buitenzorg. Die javanischen Exemplare sind dadurch von größerem Interesse, daß bei ihnen die Stromamasse sehr stark reduziert ist. Gewöhnlich ist sie nur in Form einer fast kugeligen Verdickung an der Basis der Synnemata vorhanden. Dabei zeigte sie aber genau die gleiche sehr charakteristische mikroskopische Beschaffenheit wie die brasilianische Form, so daß es sich gewiß um dieselbe Art handelt. In der oben zitierten Arbeit, in welcher ich die Gattung Stromatographium aufstellte, sagte ich zum Schluß irrigerweise^ Fragmente zur M3'kolugie. 141 daß Saccardo's Angabe, daß der Pilz am Adams Peak vor- komme, falsch sei, was darauf zurückzuführen ist, daß letzterer in Syll., IV, p. 575, bei Berkeley's Notices on Brasilian Fungi 1843 nur den Adams Peak als Standort anführt, was mir offen- bar als ein Irrtum erscheinen mußte, da der Adams Peak auf Ceylon liegt. 870. Antromycopsis alpina v. H. n. sp. Synnemata zerstreut oder zu wenigen gehuschelt, schwarz, mit weißlichen Köpfchen. Stiel schwarz, aus braunen, 4 bis 5 [x breiten parallel verwachsenen Hyphen bestehend, 200 bis 800 [j, lang, 50 bis 60 (x dick. Hj/phen oben pinselig auseinander- tretend und allmählich in die Sporenketten übergehend, welche ein rundliches, 200 bis 300 »i breites Köpfchen bilden. Conidien- ketten ziemlich lang, aus länglichen, beidendig spitzen, hyalinen bis rauchgraubraunen, 4 bis 12i^3 bis 4 [j. (meist 6 bis 7 [x) großen Conidien bestehend, die fest aneinander hängen. Auf den Fruchtdolden, insbesondere den Fruchtstielen von Rhododendron ferrngineiim auf der Raxalpe in Niederösterreich, Mai 1905 leg. Fedor Buchholtz. Die Gattungen Briosia, Antromycopsis, Stysauus, Graphio- thecimn und Stenmiaria stehen sich sehr nahe und sind neben- einander kaum alle aufrecht zu erhalten. Verschiedene Stysanus- Arten, z. B. St. difforuiis Oud., scheinen eher zu Anlroniycopis zu gehören. Stenmiaria wird von Antromycopsis kaum ver- schieden sein, wurde jedoch seit Preuss 1851 nicht wieder gefunden. 871. Über Amphichaete echinata Klebahn. Von diesem Pilze, der als neue Gattung (Mykologisches Zentralblatt, 1914) aufgestellt wurde, sind bisher nur die Conidien bekannt geworden. Die Untersuchung des von mir 1907 in Java auf den morschen Blättern einer Palme {Licuata sp.) gefundenen saprophytischen Pilzes zeigte mir, daß derselbe eine ganz oberflächlich wachsende Tuberculariee ist. 142 F. V. Höhne), Amphichaete Kleb ahn (n. G. Tuhercul. ntticed). Saprophytische Sporodochien ganz oberflächlich wachsend, aus hyalinen Elementen bestehend, warzenförmig, mit dünner, ringsum vorstehender Basalmembran, der Cuticula aufsitzend. Gewebe aus etwas gelatinösem, zarthyphigem Plectenchym bestehend (nicht parenchymatisch), oben ganz kurze, kein geschlossenes Hymenium bildende Conidienträger zeigend, an welchen die hyalinen, elliptischen, kleinstacheligen, einzelligen Conidien einzeln sitzen, welche an beiden Enden mit einigen Cilien versehen sind, die einem hyalinen Knopf aufsitzen. Der Pilz erscheint auf den morschen Palmenblättern zer- streut, ist leicht ablöslich, weißlichgelb oder blaßrötlich, halb- kugelig bis warzenförmig, 200 bis 400 ji breit, ringsum von einer sehr zarten, hyalinen, der Cuticula des Blattes anliegenden, etwa bis 50 [x breit vorstehenden Basahnembran umgeben, flach aufsitzend. Das eine flache bis halbkugelige Masse bildende Gewebe besteht aus flach verlaufenden, dünnen, inhaltsreichen, gelatinösen, wenig verflochtenen Hyphen, deren oberflächliche, kurze (undeutliche) Enden die Conidien tragen, die oben eine dicke Schichte bilden. Conidien hyalin, elliptisch, an jedem Ende mit einem knopfförmigen Vorsprung versehen, der 2 [X lang und 1"5[j. dick ist, 15 bis 24^:^8 bis 10 [x groß. Wandung der Conidien ringsum spitzstachelig. Stacheln 1 (x lang, l'ö bis 2 jx weit voneinander entfernt. Conidienenden mit je drei abstehenden, \'erbogenen, bis 14[x langen Cilien ver- sehen. Der durch die auffallenden Conidien interessante Pilz wird bei den Tubercularieen neben Chacfospermuui und Tliozctia (in diesen Fragmenten, 1909, VI. Mitteilung, Nr. 283) zu stehen kommen, obwohl er mit diesen beiden Gattungen keine nähere I*'orm Verwandtschaft zeigt. Er findet sich ausgegeben in manchen Exemplaren \'on Kabät und Bubäk, Fungi imperfecti Nr. 68(3, zusammen mit Pcstalozzia Palmaruin Cooke. 872. Tubercularia minutispora v. H. n. sp. Sporodochien oberflächlich, unregelmäßig rundlich, flach bis fast halbkugelig, orangerot, 100 bis 200 p. breit, kahl. Fragmente zur Mykologie. 143 Basalgewcbe feuerrot, zirka 20 \f. dick, undeutlich kleinzellig- parenchymatisch, oben mit den dicht parallel stehenden, faden- förmigen, 80 bis 100 |j, langen, 1 [J- dicken Sporenträgern besetzt, die wenige, abwechselnd stehende, sehr kurze und dünne Seitenzweige zeigen, an deren Spitze die hyalinen (in Massen marillengelben) einzelligen, sehr kleinen, rundlichen oder länglichen, 1 ^ 1 bis 2 [j. großen Conidien sitzen. Isolierte Sporenträger krümmen sich bogig. Auf dem Holz stark verharzter Stöcke von Pinus austriaca am Anninger bei Baden im Wienerwald, April 1905, leg. V. Höhnel. Der Pilz gleicht äußerlich einem kleinen Dcndrodochiitm , hat aber Sporenträger wie Tiiberciilaria milgaris und ist, vom Basalgewebe abgesehen, eine solche en miniature. Tiiberciilaria insignis C. et Harkn. (Syll. fung., IV, p. 643) auf Zweigen von Pinus rigida in Californien scheint ein ähn- licher Pilz zu sein. 873. Über Sphaeria inconspicua Desmazieres. Dieser Pilz wird gegenwärtig als Aposphaevia aufgeführt (Syll. fung., III. Bd., p. 174). Da derselbe in Desmazieres, Plantes cryptog. de France, 1843, Nr. 1270, ausgegeben ist, konnte ich ihn näher unter- suchen. Nach Desmazieres sitzt der Pilz auf braunen Flecken an ziemlich glatter Rinde von Acer platanoides. Er soll 50 bis 70 [X breite, schwarze, fast kugelige, glatte, glänzende, mündungslose, oberflächliche, dicht gedrängte Perithecien haben sowie 3 [x lange Sporen. Die Untersuchung des Originalexemplars zeigte mir nun, daß die braunen Flecke der Ahornrinde dicht mit 50 bis 70 [x großen Kotballen besetzt sind, zwischen welchen sich ver- einzelt nur wenig größere Sklerotien finden, die der Beschreibung Desmazieres' gut entsprechen und offenbar von ihm für Perithecien gehalten wurden. Diese Sklerotien sind schwarz; unter dem Mikroskop zeigen sie eine dünne, kleinzellige Ober- flächenschichte und sind innen weiß. Die Oberfläche derselben 144 F. V. Höhnel, zeigt hie und da kleine Vorsprünge. Diese vSklerotien sind ziemlich fest knorpelig und lassen sich schwer zerquetschen. Da sich am Originalexemplar (neben einigen Flechten) kein anderer Pilz vorfindet und diese Sklerotien der Original- beschreibung ganz gut entsprechen, so muß angenommen werden, daß sie den von Desmazieres beschriebenen Pilz darstellen. Man müßte denselben nun Sclerotium incoiispicuimi (Desm.) V. H. nennen. Solche kleine Sklerotien sind auf Rinden und Stengeln keine ganz seltene Erscheinung und unter verschiedenen Namen beschrieben worden. .So ist (in diesen Fragmenten, 1909, VIII. Mitt., Nr. 355) Apiosporiiun Salicis Kunze-Fuckel ein 80 bis 100 [JL breites Sklerotium, ferner Perisporiiim Brassicae Libert ein 30 bis 60 [x großes Sklerotium. 874. Über Phylloedia, Scoriomyces und verwandte Gebilde. Unter den Tubercularieen werden einige Formen auf- geführt, die der Hyphen völlig entbehren und die im wesent- lichen nur aus 10 bis 50 |x großen runden Zellen bestehen, die als Conidien aufgefaßt werden und sehr inhaltsreich sind. Diese Zellen liegen, durch eine erhärtete Schleimmasse verbunden, dicht aneinander, trocken wachsartige, meist lebhaft gefärbte, unregelmäßige, verschieden gestaltete Körper bildend, die auf und in stark vermorschten Vegetabilien (Holz, Rinden, Blättern) auftreten. Wenn gut entwickelt, zeigen diese Körper an dünnen Schnitten ein deutliches, zartes, hyalines, polygonales Zell- membrannetz, das leicht zerfließt. Jede Netzmasche schließt eine sie ausfüllende Plasmamasse ein, die leicht herausfällt und sich abrundet. Diese ausfallenden Kugeln zeigen meist eine eigene, sehr zarte Membran. So gebaute Gebilde sind: 1. Phylloedia fagiiiea (Libert) Sacc. (Syll. Fung., IV^ p. 661). 2. Phylloedia punicea. (Libert) Sacc, 1. c. 3. Scoriomyces Cragini Ellis et Sacc. (Atti R. istit. venet. scienc, 1885, III. Bd., Ser. VI, p. 18. 4. Diaphanimn serpens Karsten (Syll., X, p. 715). Ich bemerke, daß F'ries unter Phylloedia und Diaphaiiinui etwas anderes versteht als Saccardo und Karsten. Fragmente zui Mykologie. 145 Es ist sicher, daß noch andere (vornehmlich) als Tuber- cularieen beschriebene P'ormen hierher gehören werden, ich führe aber nur jene an, bei denen kein Zweifel obwaltet. Derartige Gebilde fand ich nicht allzu häufig. Ich fand die echte orangerote Phylloedia faginea, ferner eine gelbliche, aber auch eine schwärzliche Form. Alle zeigten denselben, oben be- schriebenen Bau und ich bestimmte sie als Phylloedia und Scoriomyces. Indessen blieb ich über die eigentliche Natur dieser Formen völlig im unklaren, bis ich endlich auf den Ge- danken kam, daß es sich hier offenbar um die Sklerotien von verschiedenen Myxomyceten handelt. Damit stimmt nun vollkommen das überein, was de Bary in seiner vergleichenden Morphologie der Pilze, Mycetozoen und Bakterien, 1884, p. 461 sagt. In der Tat zeigte sich ein von mir gefundenes, unzweifelhaftes Sklerotium von Lycogala miniatuni ganz so gebaut wie oben angegeben. Diaphanium serpeiis Karst, ist gewiß ein solches Lyco^a/t^-Sklerotium. Scoriomyces Cragini E. et S. gehört vielleicht zu Fnligo septica. Darnach sind die obigen Arten und die Gattung Scorio- myces zu streichen. 875. Über Endodromia vitrea Berk. Dieser Pilz wurde von Berkeley (Hooker's Journal of Botany, 1841, III. Bd., p. 79) ursprünglich als Hyphom^'^cet be- schrieben. Später (Outlines of british fungology, 1860, p. 408) stellte er ihn zu den Mncorini. Seine Beschreibung ist ganz kurz und wenig sagend; mehr ist aus seiner Figur des Pilzes zu entnehmen, von der ich eine Kopie (Fig. 32 E) beifüge. G. Lister sagt nun (Monograph of Mycetozoa, II. Aufl., 1911, p. 170), daß es möglich erscheint, daß die von mir (Annal. mycol., 1903, I. Bd., p. 391) beschriebene Hcimerlia hyalina mit Endodromia zusammenfällt. Vergleicht man indessen die drei beistehenden Figuren miteinander, so erkennt man leicht, daß Endodroinia vitrea eine viel größere Ähnlichkeit mit Echinosteliiim minntiini de Bary als mit Heimerlia hyalina hat. Während letztere nur eine einfache Columella im Spor- angium aufweist, zeigt Echinosteliiun ein charakteristisches Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. BJ., Abt. 1. 10 4R F. V. Ilöhnel , Capillitium, das in ziemlich ähnlicher Weise auch bei Eiido- droinia zu sehen ist. Außerdem ist zu beachten, daß die Heinierlia äußerst schwier zu sehen und zu finden ist, viel schwerer als Echino- stelinm, daher die Wahrscheinlichkeit viel größer ist, daß Berkeley Echinostelinm vor sich hatte. ^ i:ll Fig. 32. A. Echinostelinm niimiliiin de Bary. ; B. Endodroinia vitrca Beik. ; C. Heinierlia hyalina v. Höhnel. Gezeichnet vom Assistenten Josef Weese in Wien. Wenn daher Endodromia überhaupt ein Myxomycet ist, was nach dem Bild zu urteilen, sehr wahrscheinlich ist, so wird sie mit Echinostelinm minntnnt identisch oder eine zweite Art dieser Gattung sein. Fragmente zur Mykologie. 14/ Namenverzeichnis. Seite Äcaiithostignia Clin tont (Peck.) 104 » pygmaenni (A. et S.) 104 Adiniopsis atroviolacea P. Henn 112 » inirahilis R e h m 111 Ulei?. Henn Hl Agaricns hipnlctoriiui 51 Amanitopsis vaghiata (Bull.) 74 » » var. imgtistilamcllata v. H 74 » » var. grisea D. C 74 » '> var. paUido-carnca v. H : . 74 Afnpkicliaete echinata Kleb 141 Antromycopsis alpina v. H 141 Aposphaeria nitidiiisaila Karst 117 Armillavia mellea (Fl. dan.) 74 » » var. javanica P. Henn 75 Asteropeltis Ulei P. H enn 111 Biatorella resinae Fr 1 37 Boletus Junghnhnii v. H 87 » ohscurecoccineus v. H 88 CaudosporclJa antarctica (Speg.) v. H 135 » fuegimia (Speg.) v. H 135 Ceratostonia brevirostre Fckl 94 Cenihospora eximia v. H 134 Clinteriuni obturaHini Fr 124 » pulchrum (Sacc.) v. H 125 Glitocyhc laccata Scop 74 » tahescens Scop 74 Clitopilns bogoriensis P. H. et E. Nym 58 » crisptis Pat 59 Clypcosphaeria saitguinea E. et E 100 » ulniicohi E. et E\' 100 Col/ybiü lougipcs (Bull.) , 70 148 F. V. Höhnel, Seite CoUybia Inpuletormn W 51 » siipitaria Fr 55 » vindohoiiensis \". H 57 » zonata Peck 55 Coprinus aiiraiifiaais P. H. et E. Nym 53 » dilectns Fr 53 » microsportis B. et Br 52 » miniato-ßoccosits Bres. et Pat 53 » ohlectns B o 1 1 54 » riihecula B. et Br 53 » stenocoletis Lindl 53 » sterquüimis Fr 54 Corticium centrifugum Lev 83 » niveum Bres 81 » scrum P 81 Coryne Urceolus (Fckl.) v. H 112 Cryptospora alnicola v. H 107 Cytoitaewia Spinella (Kalchbr.) v. H 131 Cytophoma pruinosa (Fr.) v. H 133 Cytospora dolosa Sacc 134 » Pinastri Fr 128 » pimica Sacc 134 » Sckweinitzii Sacc 130 Dcndrophoma eiimorplia P. et Sacc 121, 123 » prtiinosa (Fr.) Sacc 132 Diaphanium serpens Karst 144 Didymotrichum chrysospermnm (Sacc.) v. H 140 Dothiorella Aceris v. H 116 » inversa (Fr.) v. H 1 24 Eletitheromyces suhulatiis (T de.) Fckl 132 Enchnosphaeria pinetornm Fckl 101 » ? spinulosa S p e g 110 Endodroiiiia vitrea Berk 145 Erythrocarpon Zukal 96 Fomes Korthalsii (Lev.) Cke 86 Geopora graveolens 0 b e r m 95 Godrouia Ericac (¥\\) 124 Fragmente y.ur Mykologie. 1 49 Seite Godvoiiiella Linneae Starb 124 Guttulavia Oberm 93, 97 Harlniessia antarctica Spei^' 135 » candata E. et Ev. 134 » ßiegimia Spe£4- 1 35 » hyaliria E. et Ev 134 Heimerlta Jiyalhia v. H 145 Herpotrichia heterostonia (Karst.) 104 » rheiiana Fe kl 116 Herpotrichiopsis callimorpha v. H 115 » vhenana v. H 116 Japonia Qtierais v. H 110 Kriegeria eJatina (A. et S.) Wint 113 Urceohis (Fckl.) v. H 114 Kiisarioa japonica P. H 109 Laclmea (Tricharia) nemorea v. H 114 Lamyella 1 33 Lasiosphaeria actinodes (B. et C.) 104 » hreuiseta Karst 104 » caesariata (B. et. C.) 105 » capiit-mednsae (Sacc. et Speg.) 105 » candata (Fckl.) 104 » crinita (P.) 104 » depilata Fckl 107 » ferrngiiiea Fckl 105 » Iielicoma (P. et Ph.) 105 » hemipsila (B. et C.) 105 » hispida (Tde.) 104 » immersa Karst 104 Keithii (B. et C.) 105 » larvispora Cke. et Mass 105 » Libertiana Speg. et R 104 » muscicola (de Not.) 105 » ovina (P.) 104 » pecicula (B. et C.) 105 » psetido-hombardia (M o n t.) 1 04 Rhacodinni (P.) 104 150 F. V. Höhnel. Seite Lasiosplnieria solaris (C. et E.) 104 » sorhina (Ny !.) 104 » spermoides (Hoffm.) C. et de Not 104 » stannca (Fr.) 104 » strigosa (A. et S.) 104 » stiippea E. et Ev 105 » stiblanosa (Cke.) 104 » siilphiirella Sacc 104 » vilis (Karst, et Har.) 104 Lepiospora aiuericana \-. H 106 » gregaria (P. et S.) v. H 106 sparsa (P. et S.) v. H 106 » spcrmnidcs (Hoffm.) Fckl 106 \'ar. rn^^ulosa Rick 106 Mapca radiata Pat 90 Marasmhis erythroptis Fr 52 » Inpnletoriim Bres 51 » porrens P 51 » Rottila Scop 49 » Wettsteinii Sacc. et S 49 Massaria texana Rehm 100 Mastigondroii caudatnm (E. et Ev.) v. H 134 » fuscnui Kleb 134 MastigosporcJla hyalina (E. et Ev.) v. H 135 MeJaiwmma rhodomelum (Fr.) 100 McJaiiospora brevivostris (Fckl.) v. H 94 thdeboloides {Fck\.)^M\ni 135 Zobeln (C d a.) 94 Melogramma Ybbsitzcnsis (Strass.) v. H 103 MicropsaUiota plnmaria (B. et Br.) x. H 80 » psetidovolvulaia v. H 79 Microihcciuni acnlcatiini (Hans.) v. H 98 » a r geilt in ejise (Speg.) \'. H 98 » epiinyces v. H 98 » epispJiacriuui (Phil, et Ph.) v. H 98 >' Gcoporac (Oberm.) v. H 98 liypouiyces w \\ 98 Kraj^mente zur Mykologie. J '^ ' Seite Microtliccium Setschdlii (Harkn.) v. H 98 theleboloides (Fckl.) v. H 98 Zohelii (Fckl.) v. H 93, 98 Myceiia alcalina Fr 59 . » atranientosa (Kalchbr.) v. H 61, 62 » atrocyanea Batsch 66 » chlor antha Fr 60 » crnenta Fr 60 » encystidiata v. H 72 » filopes Bull 60 » ßavipes (Quel.) 61 » fnligmaria (Weinm.) v. H 61 » galericulata (Scop.) 62 » » var. calopoda Fr 72 galopoda (?) 62 » gypsea (Fr.) 63 » hiemalis (Osb.) 63 » mclinata (Fr.) 64 » lasiospemua Bre s 70, 71 » lineata (Bull.) 65 » Inteo-alba (Bolt.) 65 » marasmioidea Britz 72 » metata Fr 65 « modestissima Britz 71 » nigricans Bres 66 >• pelianiliina Fr 66 » polygramma (Bull.) 66 » piira (?) 67, 74 » receptibilis Britz 70 » rhaeborhiza Britz 71 • » » Lasch 67 » rabella Quel 67 rtigosa (Fr.) 67, 68 ■>■> sangninolenta (A. et S.) 68 « sphaerospora Mass 71 » stannea (Fr.) 69 » ventricoso-laiiiellcüa Britz 70 152 F. V. Höhnel, Seite Mycena zephira (Fr.) 69 Mycosphaerella Veratri v. H 108 Myxosporhun incamatum (ücsm.) Bon 136 » TrifoUi (Krieg, et Bub.) \-. H 136 Neocosmospova Smith 97 Niesslia? Rubildaei v. H 99 Nigrosphaeria Setchellii (Harkn.) 95 Nitschkea rngnlosa (Rick.) v. H 106 Ophionectvia ambigiia v. H 107 » depilata (Fckl.) v. H 108 Pecliia montana v. H 108, 127 Peuiophora longispora (Pat.) 82 Peziza elatina A. et S 113 Pliacopsora Cir/cnuiae v. H 93 » Elettariae (Rac.) v. H 93 Pholiota scmgiiineo-maculans v. H 77 Phoma acimm E. et E 1 28 Jaczewskü Sacc. et Syd 1 22 » pithya (Sacc.) Jacz 122 » proxiinella Sacc 129 >• sphaerospora Sacc 126 Phylloedia faginea (Lib.) Sacc 144 » ptmicea (Lib.) Sacc 144 Phylloporns bogoriensis v. H 89 Phyllosticta Lysintachiae All 117 Physospova rnbiginosa Fr 139 Plenrophoma pleurospora (Sacc.) v. H 117 Pleurophomella Coniferariim (Vest.) v. H 123 » eumorpha (P. et S.) v. H 122 >• mversa (Fr.) v. H 124 Polyporns Fatavensis Reich 86 Poroniduhis bivalvis \'. H 84 PsalUota arginea B. et Br 79 » microcosmiis B. et B r 79 Psathyra porphyrella B. et B r 81 Psilocybc (Dcconica) siibaeruginascens v. H 78 Pyciiis pinicola Zopf 129 l''ra,^mciUc zur .Mj'kiiliinic. Seile Pycnis sclcrotivora Bref. 128, 120 Pyrenochaeta Rtihi-Idaei Cav 98 Rhynchosphacrid fcrrnginea (Fe kl.) v. H 105 Rhj'iioln'cJiitin chvysosperiniun Sacc 139 Rosellinia Bigelowiae E. et Ev 9ö » pinicola E. et Ev 95 Rtisstila adiista (?) 7() » anstraJiefisis C. et M 70 » cocciiiea Mass 76 » euieiica Fr 75, To » fallax (Schaeff.) 75 » fragilis (Pers.) 75, 7G » integra Fr 76 ladea (P.) Fr 76 » lepida Fr 76 » lilacea Qu 76 » orinocensis Pat 76 » pectmata (Bull.) Fr 76 » periglypta B. et Br 76 » pseiidopectinata P. Henn 76 » rubra Fr 75 » sangtiinea (Bull.) Fr 75 » sororia Fr 76 » snhalbida Bres 76 » Theissenii Rick 76 Riilstroemia elatina var. acicola \'. H 112 Schroeteriaster Eletiariae Rac 92 Sclerotiopsis Cheiri Oud 127 » Pelargonii Seal 127 » Phormii Alm. et Ca m 127 » piceana (Karst.) Died 128 » pitliyophila (Cda.) Oud 128 » Potentillae Oud 127 » siciila Seal 127 ScleroHnm incoiispicniiui (Desm.) v. H 144 Scoriomyces Cragini Ell. et Sacc 144 Sirococcns hrasiliensis Speg 125 Sitzb. d. malhem.-natLiiw. KI ; CNXIII. .'M., Abi. I. 1 1 I.)-I !•. V. lIiHiiicl. Seite Sirococcns Couiferarnm Vestergr 122 » conormti Sacc. et Roumg 121 » eiimorpha (P. et S.) Keissl 121 » Halesiae E. et Ev 125 » piilchcr Sacc 124 » sfrobiliniis Prelis s 119 » Zahlhruckneri Bäum! 126 Sphaeria incotispicua Desm 143 » inversa Fr 124 » pnmiosa Fr 132 » sttbulafa Tde 132 (Hypocrea) Zobelii (Cda.) 93 Sphaerocysta schizothecioides Preuss 124 Sphaeroderma affine Sacc. et Flag 97 » anthostomoides Rehm 96 » anrenm (Mac. Alp.) S. et S 96 » BeUadonnae Tassi 96 » hubülifertun Berl 97 » caniaroense Rehm 97 » damnosuin Sacc 96 » fimbriatuin Rostr 97 » finiicohun (Hans.) Sacc 97 » Helleri (Earle) S. et S 96 » Hulseboschii Oud 97 » fnicrosporum v. H 95 » nectrioides March 97 » Ricliianiim Rehm 96 » iexaniciini Rehm 95 » Wetttii (Koord.) Sacc. et Trott 96 Sphaeroiiaeiua pitJjyopJiilum Cda 129 » pithymn Sacc 122 » Spinella Kalchbr 130 Stromatographium stroniaticnin (Berk.) \-. H 140 Siropharia aerngineo-maculans \". H 78 Stttartclla forinosa Fahr 101, 104 Stysaniis difformis Oud 141 SiiiUus afroviolaceiis \'. H 87 Seite Thvridaria aar ata Rehm 101 Thyrsiciiinu Haicsiac (E. et Ev.) v. H 125 Titaea callispora Sacc 137 » Clarkeae E. et Ev 137 » maxilliforniis Rostr 137 » ornithouiovplia Trott 137 » Rotnla V. H 137 Torsellia 133 Trematosphaeria fagiuea Morg 100 » persicino-tingeus v. H 99 Trichothdiiiui atrovioJacenui (P. Henn.) v. H 112 » cpipJiyllnm (Fee.) Müll. Arg 111 mirabilis (Rehm) v. H 112 » spiuiilosiim (Speg.) v. H 111 L7^i (P. Henn.) V. H 111 Ttibcrciilaria niinutispora v. H 142 Tympanis Piuastri Tul 121 pithya (Fr.) Rehm 122 » saligna Tde 130 Valsa Psendoplataiii Fr 132 Volvaria apalotricha B. et ßr 76 Yoshinagamyccs Oiiercus Mara 109 Zignoella (Treinatospliaeria) Ybbsifzciisis Strass 101 Zygodesiiius Serbiens Ranojevic 138 Zythia elegans Fr 137 » incarnata Bres 136 0 rcshiac (Ehrb.) Karst 121, 137 » Trifolii Krieg, et Bub 136 SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. II. HEFT. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KR YSTALLO GRAPHIK, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. 12 159 Beiträge zur Kenntnis der Samenentwieklung* einiger europäiselier Hypericum-Arten von Dr. Karl Schnarf. (iMit 4 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung am 19. Februar 1914.) Einleitung. Den Anlaß zu den Studien, über deren Ergebnisse im folgenden berichtet wird, bot die Tatsache, daß die Samen- entwicklung der Gattung Hypericum, soweit mir bekannt ist, weder in der älteren noch in der neueren Literatur behandelt wird. Als Material benutzte ich die ganz gemein vorkommenden n-iitteleuropäischen Arten: Hypericum perforatuni L. und H. uiacidatiuu Cr. und das südeuropäische H. calycimim L. Die beiden ersten Arten wurden in der Umgebung von Igiau in Mähren, die letztgenannte im botanischen Garten der Universität Wien gesammelt. Zur Fixierung, die an Ort und Stelle erfolgte, diente Bonner Gemisch (schwächere Lösung), ferner ein Gemisch von absolutem Alkohol und Eisessig im Verhältnis 3 zu 1 und ab- soluter Alkohol. Das beste Resultat erzielte ich mit dem Alkohol- Eisessiggemisch, wenn ich es im Wasserbad von zirka 70° Celsius erwärmte. Die angewendete Schnittdicke betrug 3 und 5 |x bei den jüngeren und 7 und 10 [x bei den älteren Stadien. Zur Färbung diente nebst dem Bonner Dreifarbengemisch besonders Eisen- hämatoxylin nach Heidenhein. 160 K. Schnarf, Da eine flüchtige Voruntersuchung mir besonders die Untersuchung späterer Stadien nahezulegen schien, richtete ich zunächst auf diese mein Augenmerk. Die auf diese Weise sich ergebende Ungleichheit in der Behandlung verschiedenaltriger Stadien hoffe ich in einer weiteren Arbeit ausgleichen zu können. Entwicklung der Samenanlage bis zur Befruchtung. Im folgenden seien zunächst die ersten Entwicklungsstufen der Samenanlage besprochen. Es muß jedoch vorausgeschickt werden, daß mir diesbezüglich keine völlig geschlossene Reihe vorliegt. Zu einer exakten Darstellung gehörten insbesondere noch die hauptsächlichsten Teilungsstadien, vor allem der Nachweis der Reduktionsteilung und in dieser Hinsicht erwies sich leider das von mir fixierte Material wenig günstig. Wenn ich trotzdem meine diesbezüglichen Beobachtungen vorlege, so geschieht es, weil ja doch in der Hauptsache der Entwicklungs- gang klargelegt erscheint und eine Einzelheit einige Beachtung verdienen dürfte. Es sei übrigens hervorgehoben, daß eine exakte Erforschung der ersten Stadien des weiblichen Gametophyten großer Schwierigkeit unterliegen dürfte wegen der Kleinheit der in Betracht kommenden Zellkerne. Die Zahl der Chromosomen ist sicher relativ groß und diese selbst sind sehr klein. Die Fig. 1 bis 3 zeigen einige junge Stadien der Samen- anlagen von H. perforatnin. In Fig. 1 ist bereits die Tendenz, die Samenanlage anatrop zu gestalten, deutlich wahrzunehmen, aber noch keine Spur eines Integumentes vorhanden. In Fig. 2 ist schon die erste Anlage des inneren Integumentes festzustellen. Die große, subepidermale Zelle, die ich in derselben Ausbildung wiederholt finden konnte, möchte ich als Archesporzelle und, da ich niemals über ihr Tapetumzellen finden konnte, auch zu- gleich als Sporenmutterzelle deuten. Fig. 3 zeigt die Anlage des inneren Integumentes deutlicher. An Stelle einer großen Sporenmutterzelle finden wir hier eine aus vier Zellen bestehende Zellreihe, die jedenfalls durch Teilung einer einzigen Zelle entstanden und als Tetradenreihe zu betrachten ist. Die Herausdifferenzierung des Embryosackes Samenentwicklung von Hypcn'cii t/i- Arten. 161 hat noch nicht stattgefunden; sie scheint hei H. perforaiinn überhaupt relativ spät einzutreten. Die Fig. 4 und 5 zeigen ein wenig weiter vorgeschrittene Stadien von H. luaciilainin. Bei beiden ist auch schon das äußere Integument entwickelt. Fig. 4 zeigt gegenüber Fig. 3 zunächst den Unterschied, daß nur drei Tetradenzellen über- einanderliegen, und ferner, daß neben dieser Reihe noch eine schmale, langgestreckte Zelle auftritt. Beide Eigentümlichkeiten fand ich bei H. nmculatimi häufiger aXs hex perforahmi. Die bestimmte Ansicht, daß da etwa ein Artunterschied vorliege, könnte aber erst auf Grund eines größeren Materials aus- gesprochen werden. Fig. 5 zeigt in der zentralen Zellreihe des Nucellus die unterste Tetradenzelle bedeutend gefördert; es ist jedenfalls diejenige Zelle, die später zum. Embryosacke wird. Ein weiter vorgeschrittenes Stadium von H. perforattun führt Fig. 6 vor. Das innere Integument ist über den Nucellus emporgewachsen und das äußere wächst noch über das innere hinüber. Der Nucellus zeigt unter der Epidermis eine einzige Reihe von Zellen, deren vier oberste wohl als die Megasporen zu betrachten sind. Ähnliche Verhältnisse treffen wir auch an der in Fig. 7 abgebildeten Samenanlage an. Die Verkleinerung derMikropyle durch weiteres Wachstum der Integumente ist hier noch mehr vorgeschritten. Auch die den Nucellus aufbauenden Zellen haben zum Teil eine auffallende Veränderung erfahren. Die Epidermiszellen, insbesondere die an der Spitze des Nucellus, haben sich stark in die Länge gestreckt und eine derselben zeigt einen auffallend vergrößerten Zellkern. Gleichzeitig sehen wir, daß sich die oberste Zelle der zentralen Zellreihe ebenfalls stark in die Länge gestreckt hat, aber einen ganz kleinen Zell- kern aufweist, welcher meines Erachtens schon das erste An- zeichen der beginnenden Desorganisation der Zelle zeigt. In der Tat findet man diese Zelle in ein wenig älteren Stadien vollständig abgestorben und sie erscheint dann als lang- gestreckter, strukturloser Streifen, welcher die für solche ab- gestorbene Zellen charakteristische Farbstoffspeicherung auf- weist. Ein ähnliches Stadium führt Fig. 8 vor; es ist nur die 162 K. Schnarf, obere Partie des Nucellus mit den angedeuteten Umrissen des inneren Integumentes dargestellt. Auch hier sehen wir eine solche vergrößerte Epidetmiszelle, in deren Plasma große Vakuolen entstanden sind und deren Zellkern und Nucleolus eine bedeutende Vergrößerung aufweisen. Da ich ähnliche Bilder ganz regelmäßig in meinen Schnitt- serien von gleicher Entwicklungsstufe gefunden habe, bin ich geneigt, dieser Veränderung der Epidermiszellen des Nucellus eine ganz bestimmte Funktion zuzuschreiben. Bevor ich jedoch meine diesbezügliche Auffassung darlege, möchte ich ergänzend bemerken, daß diese Veränderung der Zellen an der Spitze des Nucellus am deutlichsten ist und zuerst auftritt, aber nach und nach etwas gegen die Basis zu fortschreitet. Nach meiner Ansicht fungieren nun die Epidermiszellen des jungen Nucellus in diesem Stadium, also, wie wir gleich sehen werden, kurz vor ihrem Zugrundegehen, als eine Art Schwellkörper. Da der Nucellus von den hitegumenten fest um- schlossen ist, der sich entwickelnde Embryosack aber größeren Raum beansprucht, müssen irgendwelche Einrichtungen ge- troffen sein, welche den notwendigen Platz schaffen. Diese an den Fig. 6 bis 8 besprocliene Vergrößerung, welche die Epi- dermiszellen an der Spitze des Nucellus aufweisen, während die übrigen Zellen noch eine ganz meristemartige Beschaffen- heit haben, muß eine gewaltsame Erweiterung des Raumes innerhalb des inneren Integumentes zur Folge haben. Man könnte diese Nucellusspitze bis zu einem gewissen Grade mit der im Boden vordringenden Wurzelspitze vergleichen, mit dem einen Unterschied, daß bei dieser durch lebhafte Zellteilungen der zum Vordringen notwendige Druck zustande kommt, während es sich in unserem Falle um ein Auswachsen ein- zelner Zellen handelt. Als Stütze für die vorgebrachte Deutung dient vor allem die Beschaffenheit der Zellen. Die »Schwellkörperzellen« zeigen nämlich innerhalb des wandständigen Plasmas einen großen Saftraum und vor allem einen großen Zellkern mit einem sehr be- deutenden Nucleolus. Ein solcher Zellkern ist aber in einer Zelle, die, wie wir später sehen werden, denn doch dem Untergang geweiht ist, sehr auffällig und deutet darauf hin, daß er in ganz Samenenhvicklung von Hypericum- Avien. 163 besonderer Weise aktiv ist. Nach der ganzen Situation möchte ich seine Funktion darin erblicken, daß er an der Erzeugung osmotisch wirksamer Stoffe beteiligt ist, welche den Targor der Zelle erhöhen. Daß aber diese Schwellkörperzellen großen Turgor besitzen, glaube ich aus einer wiederholt gemachten Beobachtung schließen zu können. Fig. 9 a zeigt einen nicht ganz median geführten Schnitt durch eine Samenanlage, die derselben Serie wie Fig. 6 bis 8 angehört. Der benachbarte mediane Schnitt (vgl. Fig. 9 h) sieht so aus wie Fig. 8. Unser Schnitt hat also den Nucellus ge- streift, so daß nur ein Teil von dessen Epidermis zu sehen ist. Eine Zelle derselben, die unter der Spitze liegt, hat sich be- deutend vergrößert und zeigt ganz den Charakter einer Schvvell- körperzelle. In unserem Schnitte sieht man aber oberhalb der- selben zunächst eine stark tingierte Masse und diese steht in direktem Zusammenhang mit einer leeren Membran, die bis in Zwischenraum zwischen innerem und äußerem Integument hinein zu verfolgen ist. Das ganze Gebilde ist, wie aus dem Vergleich mit den Nachbarschnitten hervorgeht, zweifellos eine Epidermiszelle, welche sich bedeutend vergrößert und sich in den freien Raum zwischen innerem und äußerem Integument (bei *) hineingezwängt hat, hernach aber zugrunde gegangen ist, während eine tiefer gelegene »Schwellkörperzelle« noch in voller Tätigkeit ist. Dieses Herausquellen der >' Schwellkörperzellen« aus der Öffnung des inneren Integumentes ist eine Erscheinung, die ich bei H. per for ahmt außerordentlich häufig beobachtet habe, und ist mir ein unzweideutiger Beleg dafür, daß die Schwellkörperzellen tatsächlich große Turgeszenz besitzen. Zusammenfassend glaube ich also sagen zu dürfen, daß die Epidermiszellen am Ende des Nucellus sich, kurz bevor sie zugrunde gehen, bedeutend vergrößern und einen großen »aktiven« Zellkern aufweisen. Ich halte es für wahr- scheinlich, daß diese Zellen zu dieser Zeit als eine Art Schwellkörper dienen, der den engen Raum innerhalb der Integumente erweitert und für die Ausbildung des Embryo- sackes den notwendigen Platz schafft. Leider ist es mir nicht 164 K. Schnarf, gelungen, in der embryologischen Literatur Berichte über analoge Erscheinungen zu finden. Die ersten Entwicklungsstadien des Embryosackes liegen mir in meinen Präparaten nur in einzelnen Stichproben vor, aus denen aber hervorgeht, daß die Entwicklung des Embryosackes vollkommen in der für die meisten Angio- spermen geltenden Art vor sich geht. Eine der Megasporen, und zwar, soweit ich das überhaupt verfolgt habe, die unterste, wächst zum Embryosack aus. Der Kern des einkernigen Embryosackes macht jedesfalls die drei gewöhnlichen Teilungs- schritte durch. In einem Präparat sah ich denn auch die nor- malen vier Kernspindeln, zwei an jedem Pole, so daß sich also der achtkernige Embryosack ausbildet. Während der Entwick- lung des letzteren gehen alle Zellen des Nucellus bis auf eine kleine Gruppe von Zellen an der Basis zugrunde. Oberhalb und an den Seiten des sich vergrößernden Embryosackes findet man zu dieser Zeit zwischen diesem und dem inneren Integument die stark tingierten, mehr oder weniger zerquetschten Reste von Zellen des Nucellus. Zur Zeit, da der normale Embryosack vollkommen ausgebildet ist, sind auch diese Reste völlig auf- gezehrt. Bei dieser Gelegenheit sei eines Ausnahmsfalles gedacht. Einmal fand ich nämlich zwei Embryosäcke übereinander, einen größeren unteren, vierkernigen und einen kleineren oberen, zweikernigen (Fig. 10). Auch dafür, daß sich unter Umständen zwei solcher Embryosäcke weiter entwickeln können, fand sich in einer Schnittserie, welche völlig ausgebildete, aber noch un- befruchtete Embryosäcke enthielt, ein Beleg. Fig. 1 1 zeigt eine etwas schief angeschnittene Samenanlage, in der zwei durch eine sehr deutliche, schräge Wand getrennte Embryosäcke über- einander auftreten. In beiden Embr3'0säcken waren Antipoden nicht nachzuweisen, sei es, daß sie bereits aufgezehrt waren, sei es, daß sie infolge der schiefen Lage der Embryosäcke der Beobachtung entgangen sind. Einen vollständig entwickelten Embryosack von H. luucii- Jatiiin führt Fig. 12 vor. Der Nucellus ist völlig geschwunden bis auf einen kleinen Rest an der Basis; die Zellen des letzteren Samenentwicklung von Hvpcricri in- Avien. 1 ßö sind klein und plasmareich und ihre Grenzen infolge der Zart- heit der Membranen kaum festzustellen. Der Eiapparat steht direkt mit dem inneren Integument in Kontakt. Die abgebildete Stelle (Fig. 12) bietet Klarheit über die Anheftungsverhältnisse der Synergiden und des Eies. Die ersteren, die senkrecht zur Bildebene übereinander liegen und basal vvärts die charakteristische Vakuole zeigen, nehmen den Scheitel des Embryosackes ein, während die eine große mehr gegen die Spitze zugewendete Vakuole zeigende Eizelle seit- wärts unter dem Scheitel angeheftet ist. Der Kern der letzteren ist nur wenig größer als die Synergidenkerne. Der Antipodialapparat besteht, soweit ich mich davon überzeugt habe, aus den gewöhnlichen drei Zellen. Die in Fig. 12 abgebildete Stellung derselben scheint die vorherrschende zu sein. Zwei derselben nehmen das untere Ende des Embryo- sackes ein und haben zusammen die Gestalt eines Kegels, dessen Spitze etwas in den Nucellarrest eindringt, während die dritte seitwärts angeheftet ist. Die drei Antipodenzellen sind im Vergleich zu den übrigen Zellen des Embryosackes außer- ordentlich klein und lassen infolgedessen außer den sich deut- lich färbenden Kernen keine anderen Strukturen erkennen. Sie machen den Eindruck eines reduzierten Organs. Trotz dieser auffallenden Verschiedenheit des Antipodial- und des Eiapparates tritt ein gewisser Parallelismus zwischen beiden ganz deutlich hervor. Zwei der Antipoden nehmen die untere Spitze des Embryosackes ein und sind wegen ihrer Stellung den Synergiden vergleichbar, während die dritte, seit- wärts angeheftete, der Eizelle an die Seite zu stellen wäre. Daß die beiden unteren Antipoden Schwesterzellen sind, kann ich als wahrscheinlich bezeichnen, da mir ein Schnitt durch einen Embryosack während des dritten Teilungsschrittes vorliegt, bei welchem sich die eine der beiden antipodialen Teilungsfiguren ganz am unteren Ende des Embryosackes befindet, also wahr- scheinlich die beiden den Synergiden vergleichbaren Antipoden liefern wird, während die andere etwas darüber liegt und die dritte Antipode und den unteren Polkern liefern dürfte. Die be- schriebene Stellung der Antipoden erscheint unter dem Gesichts- 166 K. Schnarf, piinkt der von Forsch ^ vertretenen Embryosacktheorie ver- ständlich. Die Polkerne sind schon ganz kurze Zeit nach ihrer Ent- stehung, so wie es Fig. 12 zeigt, in der Nähe des Eiapparates zu finden. Nur ganz vereinzelt konnte ich etwas frühere Stadien feststellen. So zeigt F'ig. 13 einen Embryosack, wo sich der untere Polkern ein Stück von den Antipoden gegen die Mitte zu entfernt hat, während der obere nur ein klein wenig vom Eiapparat abgerückt erscheint. In dem in Fig. 14 abgebildeten Embryosack finden wir bereits die beiden Polkerne in der Mitte desselben aneinandergeschmiegt. Darnach zu schließen, dürfte sich die Wanderung der Polkerne folgendermaßen vollziehen: Diese wandern von den Orten ihrer Bildung aus gegeneinander, um sich in der Mitte des Embryosackes zu treffen und von hier nebeneinander zum Eiapparat zu begeben. Diese Wanderung dürfte jedesfalls sehr rasch erfolgen, da ich in fast allen jungen achtkernigen Embryosäcken die Polkerne in der Nähe des Ei- apparates fand, wo sie fortan bleiben. Die Fig. 12 bis 14 lassen noch eine andere Veränderung der Polkerne deutlich erkennen. Diese sind nämlich nach Ab- schluß ihrer Wanderung deutlich größer als während und vor derselben. Im reifen, befruchtungsfähigen Embryosack sind die Polkerne weitaus die größten Kerne; vor allem haben sie einen sehr großen Nucleolus. Der reife Embryosack erfährt nun im Laufe seiner weiteren Entwicklung bis zur Befruchtung nur mehr wenige Verände- rungen. Fig. 15 zeigt zunächst gegenüber Fig. 12 eine ganz nennenswerte Größenzunahme. Die Zellen des Eiapparates haben sich ebenfalls etwas vergrößert. Das in die Mikropyle hineinragende obere Ende der Synergiden zeigt insofern eine deutliche Veränderung, als es nicht mehr aus feinkörnigem Protoplasma gebildet wird, sondern aus einer sich bei Anwendung von Chlorzinkjod blaufärbenden, etwas verdickten Membran besteht. Einen Fadenapparat konnte ich niemals erkennen. Eine weitere Veränderung betrifft die Antipoden, die in diesem 1 Forsch O.: Versuch einer phylogenetischen Erklärung des EmbrN'o- sackes und der doppelten Befruchtung der Angiospermen (Jena 1907). Samenentwicklung \'on Hypcrictiin-Avtcn. Ib/ Stadium vollständig verschwunden sind. Der Nuccilarrest da- gegen ist unverändert geblieben und bildet eine durch Eisen- hämatoxylin sich ziemlich stark färbende Masse, in der man die Grenzen und die Struktur der Zellen schwer erkennen kann. Einige Beachtung scheinen mir noch die beiden Integumente zu verdienen. Das innere besteht aus etwa fünf bis sechs Zell- schichten, von welchen die innerste und die äußerste epithel- artig angeordnet sind. Das äußere Epithel zeigt in der Gegend der Mikropyle eine auffallende Ausbildung. Hier erscheinen nämlich die Zellen bedeutend in die Länge gestreckt. Das äußere Integument ist im allgemeinen zweischichtig, nur gegen die Chalaza zu und in der Mikropylengegend wird es mehrschichtig. Ein Längsschnitt durch die Samenanlage, welcher, wie der in Fig. 15 abgebildete, so geführt ist, daß der Funiculus genau in der Längsrichtung getroffen wurde, zeigt uns, wie das obere stark angeschwollene Ende des äußeren Integumentes sich kappenartig über die Öffnung des inneren Integumentes hinüberlegt. Der Funiculus schmiegt sich in der Mikropylen- gegend der von den Integumenten gebildeten äußeren Form auf das genaueste an. Wie die Figur zeigt, treibt er in die von den Integumenten freigelassenen Vertiefung durch Verlängerung seiner Epidermiszellen einen Vorsprung hinein, den ich im folgenden als Funicularvorsprung bezeichnen will. Da die äußeren Epidermiszellen des inneren Integumentes in der Mikropylengegend und auch die desFunicularvorsprunges in so auffallender Weise ausgebildet sind, scheint es nahezu- liegen, an eine besondere Funktion zu denken. Doch habe ich keine verläßlichen Anhaltspunkte für irgend eine Deutung ge- funden. Es läge vielleicht nahe, einen Zusammenhang mit der Anlockung oder Leitung des Pollenschlauches zu vermuten; doch könnte ich kaum irgend eine Beobachtung zur Stütze dieser Vermutung anführen. Aber ein anderer Gesichtspunkt scheint mir Beachtung zu verdienen. Diese langgestreckten Zellen treten nämlich gerade an einer Stelle auf, wo eine Zeit- lang während der Entwicklung der Integumente ein freier Raum vorhanden ist (vgl. Fig. 9 bei *). Es haben also gerade hier die angrenzenden Zellen des inneren Integumentes und des Funi- cularvorsprunges die Möglichkeit, sich zu vergrößern. Vielleicht 168 K. Schnarf, wäre also diese auffallende Verlängerung der Zellen nichts anderes als eine aus den gegebenen Raumverhältnissen sich erklärende Wachstumserscheinung, der entweder keine be- sondere funktionelle Bedeutung zukommt oder die nur zur Herstellung eines festen Abschlusses des Embryosackes beiträgt. Ein weiterer an dieser Stelle zu besprechender Punkt ist die Beschaffenheit der Mikropyle, die in der Fig. 15 als ein schmaler Spalt wiedergegeben ist, die aber in Wirklichkeit durch die innige Aneinanderlagerung der beteiligten Integument- teile und des Funicularvorsprunges geschlossen ist. Über den etwas komplizierten Verlauf dieses Mikropylenspaltes wird die Abbildung ausreichende Klarheit verschaffen. Die Befruchtung. Damit sind wir bis zu den mit der Befruchtung zusammen- hängenden Erscheinungen gelangt. Was zunächst den Verlauf des Pollenschlauches betrifft, so muß er als vollständig normal bezeichnet werden. Ich konnte ihn in allen Teilen des doch ziemlich gewundenen Mikropylen- spaltes feststellen. Hierzu erwiesen sich besonders einige Schnittserien geeignet, welche bereits wenigzellige Embryonen enthielten. Einer solchen ist auch Fig. 16 entnommen, welche uns einerseits Pollenschlauchstücke außerhalb der Samenanlage, andrerseits einen eingedrungenen Pollenschlauch zeigt. An diesem kann man deutlich eine stark gequollene Membran und wenigstens ein Stück weit einen stark fingierten Inhalt unter- scheiden. Das bis zum Eiapparat vorgedrungene Ende ist etwas angeschwollen. Auch in Präparaten, welche Befruchtungsstadien aufwiesen, war der Pollenschlauch oft festzustellen, jedoch nie so deutlich wie in den erwähnten späteren Stadien, in denen derselbe gewissermaßen aufgequollen erscheint. Die Befruchtung erfolgt in der für die meisten Angiospermen typischen Weise. Leideristes mir nicht gelungen, einen Embryo- sack zu finden, in welchem die beiden Spermakerne mitten in der Wanderung von der Fixierungsflüssigkeit überrascht wurden. Aber dafür konnte ich eine große Zahl von Embyo- säcken finden, in denen die Verschmelzung von Ei- und Sperma- kern eben vollzogen erscheint. Samenentwicklung von Hypcricitin- Avien. 169 Fig. 17 zeigt uns zwei Nachbarsclinitte, die uns in klarer Weise den Zustand eben nach der Befruchtung vorführen. In Fig. 17^7 kann man den Verlauf des Pollenschlauches in dem vom inneren Integument gebildeten Teil der Mikropyle deutlich verfolgen. Die große Eizelle zeigt einen Kern mit zwei Kern- körperchen, einem größeren, welcher der unbefruchteten Eizelle, und einem kleineren, der einem Spermakern angehörte. Der in 17 ^ abgebildete Schnitt enthält die eine unversehrt gebliebene Synergide. Von der anderen ist nur eine stark tingierte, keine weitere Struktur erkennen lassende Masse vorhanden, von welcher in unserer Figur ein. kleiner Teil der unversehrten S^^nergide anliegt. Knapp unterhalb des Eiapparates befindet sich ein großer Zellkern, der ganz zweifellos als Verschmelzungs- produkt aus drei Kernen zu deuten ist. Wir sehen nämlich in ihm vor allem einen sehr großen Nucleolus, der die für das Verschmelzungsprodukt der Polkerne charakteristische Größe hat. Ich konnte mich nämlich durch eine große Zahl von Messungen davon überzeugen, daß die Durchmesser der Kern- körperchen der Polkerne einerseits und des primären Endo- spermkernes andrerseits fast konstant, jedesfalls die Schwan- kungen viel zu gering sind, um den Unterschied verwischen zu können. In meinen Präparaten hatte der Nucleolus der Polkerne zirka 2-5 [x und der des Verschmelzungskernes 4*4 [x.^ Daraus geht aber mit größter Sicherheit hervor, daß der große Nucleolus des hier besprochenen Kernes einem primären Endospermkern entstammt. Der kleine Nucleolus kann aber nur von einem Spermakerne herrühren. Dieses Präparat zeigt also ganz zweifel- los, daß bei H. iiiaciilatiim doppelte Befruchtung in der Weise stattfinden kann, daß der zweite Spermakern mit dem sekun- dären Embryosackkern verschmilzt. Daß aber die Reihenfolge der Verschmelzung bei der Bildung des primären Endospermkernes auch eine andere sein kann, zeigen mehrere Fälle, die ich in derselben Schnittserie, der Fig. 17 entstammt, beobachten konnte. Ich fand nämlich 1 Daß die hier angedeutete Methode ahgemein anwendbar ist, müßte erst an größerem Material festgestellt werden. Denn die bei meinen Messungen verwendeten Samenanlagen stammen aus Fruchtknoten von Pflanzen des- selben Standortes, welche gleichzeitig fixiert wurden. 1 70 K. Schnarf, Embryosäcke, wo die Eizelle zwei Nucleolen aufwies, also bereits befruchtet war; dagegen lagen die beiden Polkerne noch unverschmolzen nebeneinander und der eine derselben — ob der obere oder untere, läßt sich nicht entscheiden — wies neben seinem gewöhnlichen noch einen zweiten kleinen Nucleolus auf, hatte also wahrscheinlich einen Spermakern in sich aufgenommen. Diese Beobachtungen stimmen also vollständig zu der Feststellung von Coulter und Chamberlain: »Every possible Order in the fusion of the three nuclei has been observed, so that the triple fusion is brought-about in a variety of ways.« Die vorliegenden Beobachtungen erbringen aber überdies ein Beispiel dafür, daß selbst bei einerund derselben Spezies die Reihenfolge der Verschmelzung verschieden sein kann. Bei dieser Gelegenheit sei überhaupt hervorgehoben, daß in bezug auf den Zeitpunkt der Verschmelzung der beiden Polkerne kein einigermaßen konstantes Verhalten festzustellen ist. In einer Schnittserie, welche nur unbefruchtete, aber völlig aus- gebildete Samenanlagen enthält, findet man sowohl die Polkerne als auch deren Verschmelzungsprodukte, und zwar stets in der Nähe des Eiapparates. Andrerseits kann man in Schnittserien mit Befruchtungsstadien, ja selbst in solchen mit zwei- bis drei- zelligen Embryonen bisweilen noch unbefruchtet gebliebene Samenanlagen mit unverschmolzenen Polkernen auffinden. Entwicklung des Endosperms, des Embryos und der Samenschale. Die ersten nach der Befruchtung festzustellenden Ver- änderungen betreffen den primären Endospermkern, der ja bei den meisten Angiospermen dem befruchteten Ei in der Ent- wicklung vorauseilt. Die erste Teilung erfolgt in unmittelbarer Nähe des Eiapparates oder auch — wie ich in einem Falle fest- stellen konnte — ein wenig von diesem entfernt. Nach dem ersten Teilungsschritte zeigt der Embryosack das in Fig. 18 dargestellte Stadium. Der eine Endospermkern ist bei der Eizelle zu finden, während der zweite mehr gegen den Grund des Embryosackes zu gewandert ist. Während das Samenentwickiung von Hvpen'cttin-Avten. 171 Endosperm schon zvveikernig geworden ist, ist die Verschmel- zung von Ei und Spermaketn noch nicht ganz abgeschlossen, wie die getrennten Nucleolen der Eizelle zeigen. Der obere und der untere Endospermkern treten nun sehr bald in das Teilungsstadium und zwar beide gleichzeitig ein (Fig. 19). Das sich daraus ergebende Bild ist in Fig. 20 dar- gestellt. Von den vier Endospermkernen liegt einer der Eizelle an, während die übrigen in verschiedener Höhe an der Wand des Embryosackes verteilt sind. Gleichzeitig können wir fest- stellen, daß noch immer eine Synergide erhalten ist und daß sich die Eizelle in auffallender Weise verändert hat. Zunächst sind ihre beiden Nucleoli vollständig in einen verschmolzen und im Protoplasma, dessen Menge bedeutend vermehrt erscheint, finden wir jetzt zahlreiche kleinere Vakuolen, alles Anzeichen, daß sich die erste Teilung des befruchteten Eies vorbereitet. In der Antipodialgegend, die schon im früheren Stadium keine Spur von den Antipoden mehr zeigte, ist der Nucellarrest nur mehr in stark fingierten, undeuüichen Resten oder auch gar nicht mehr zu finden. Zur Zeit, da bereits wenigzellige Embryonen vorhanden sind, bietet die Samenanlage ein Bild, wie es der in Fig. 21 ab- gebildete Längsschnitt darstellt. Vor allem müssen wir feststellen, daß die Samenanlage nach der Befruchtung in allen Teilen bedeutend an Größe zu- genommen hat.i Ein Vergleich der in den Fig. 15 und 21 bei gleicher Vergrößerung dargestellten Stadien sagt uns sofort, daß diese Größenzunahme im wesentlichen durch das Wachs- tum der einzelnen Zellen und nicht durch deren Vermehrung erfolgte. Von dieser Größenzunahme abgesehen, erscheinen die Integumente ziemlich unverändert. Hervorzuheben wäre nur, daß 1 Folgende Maßangaben für die Länge der Samenanlagen dürften die Größenzunahme beleuchten. (Die Zahlen sind Durchschnittszahlen aus je 10 Messungen) : Im Stadium der Fig. 16 240 [j. Im Befruclitungsstadium 270 » Endosperm, vierkernig 290 » Zweizeilige Embrj'onen 450 » Sechszellige Embryonen 530 » ] / 2 K. Schnart, die den Embryosack umschließende Schichte des inneren Integu- mentes, die früher besprochenen verlängerten Zellen an dem oberen Ende desselben, die ebenso verlängeiten Zellen des FunicLilarvorsprunges und das kappenförmige Ende des äußeren Integumentes bedeutend plasmareicher erscheinen als die übrigen Partien der den Embryosack umhüllenden Organe. Im oberen Ende des Embryosackes finden wir einen drei- zeliigen Embryo. Die beiden Synergiden sind in diesem Stadium völlig verschwunden.^ Das Endosperm hat sich in sehr be- merkenswerter Weise weiter entwickelt. Zunächst erscheint der ganze Embryosack von einer zarten wandständigen Plasma- schichte ausgekleidet, in der zahlreiche freie Kerne verteilt sind. Ein zweiter Teil des Endosperms befindet sich in der Um- gebung des Embryos, der fast ganz in eine dichte, vakuolenfreie, körnige Protoplasmamasse eingebettet ist, so daß nur seine Endzelle in die große Vakuole des Embryosackes hineinragt. In dieser Plasmamasse befindet sich ebenfalls eine größere Anzahl freier Endospermkerne. Der dritte Teil des Endosperms ist in diesem Stadium vorläufig noch schwach entwickelt, er wird in der Fig. 21 durch einen einzigen Kern mit dem umgebenden Plasma im antipodialen Ende des Embryosackes repräsentiert. Es wird die Darstellung der weiteren Entwicklungsstadien etwas vereinfachen, wenn ich im folgenden die drei Teile des Endo- sperms kurz als wandständiges, als mikropylares und als anti- podiales Endosperm bezeichne. Die drei Teile stehen selbst- verständlich untereinander in direktem Zusammenhang. Das mikropylare Endosperm stammt wahrscheinlich von einem einzigen Endospermkern ab, und zwar von demjenigen, welcher in dem in Fig. 20 dargestellten Stadium in der Nähe der Eizelle verblieben ist. In derselben Figur scheint der unterste der vier Endospermkerne dem unteren Ende des Embryosackes zuzuwandern und vermutlich der Ausgangspunkt des anti- podialen Endosperms zu werden. In der Tat fand ich in meinen Präparaten auch solche gleichen Stadiums (also vier Endosperm- • kerne), bei welchen sich bereits einer in dem durch die Auf- 1 Dagegen ist bisweilen der Pollenschlauch sehr gut zu erkennen (vgl. p. 1G8 und Fig. 16). Samenentwicklung von /i[^'/7er;V///«-Arten. 173 lüsung des Nucellarrestes völlig ausgenagt erscheinenden unteren Ende des Embryosackes einzunisten beginnt. In diesem Stadium nun (vgl. Fig. 21 und 22) sind die Endospermkerne in besonderer Weise ausgebildet. Sie sind sehr groß, besitzen einen sehr großen Nucleolus und zur Zeit der Teilung erweisen sie sich auch reich an Chromatin. Da sie meiner Ansicht nach im Dienste einer ganz bestimmten Funktion stehen, möchte ich sie am liebsten als »aktive« Kerne be- zeichnen und auf das schärfste einer anderen Art von Kernen gegenüberstellen, welche zahlreiche Autoren bei verschiedenen Angiospermen aufgefunden haben; als Beispiele dieser zweiten Art von Kernen seien hier nur die besonders von Huss^ untersuchten Antipodenkerne der Ranunculaceen und der Riesen- kern im Embryoträger von Zostera'^ genannt und für diese ver- wendet Huss die Bezeichnung hypertrophierte Kerne. Worin besteht nun in diesem Stadium die Funktion der Endospermkerne? Ich glaube nun im folgenden die Ansicht ver- treten zu können, daß das Endosperm in diesem Stadium eine wichtige Rolle bei der Ernährung des Embryos spielt. Zunächst müssen wir uns vor .^ugen halten, daß gerade zu dieser Zeit, wo der Embryo heranwächst, ein besonderes Bedürfnis nach Stoftzufuhr besteht. Dem Embryosack stand während seiner Entwicklung eine Nahrungsquelle zu Gebote in den zugrundegehenden Teilen des Nucellus, der Antipoden und des Nucellarrestes. Zur Zeit der Befruchtung fand ich ferner stets in der Nähe des Eiapparates einige Stärkekörner. Kurz nach der Befruchtung gehen die Synergiden zugrunde und deren Baustoffe sowie der Stärkevorrat werden nur für ganz kurze Zeit den Bedürfnissen des heranwachsenden Embryos und des sich vermehrenden Endosperms genügen können. Es muß also die Nahrung von außen zugeführt werden. Der Weg, auf welchem dies geschieht, ist das Gefäßbundel. Man könnte zwar auch an eine Ernährung des Embryosackes 1 H. A. Huss, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Antipoden (Beihefte zum bot. Zentralbl., Bd. XX, 1. Abt., S. 77 bis 174 [1906]. 2 O. Rosenberg, Über die Embryologie von Zostera marina (Bihang tili k. Svenska Vet.-Akad. Handlingar, Bd. 27, Afd. 3, Nr. 6 [1902]). Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 13 174 K. Schnarf, von der Mikropylarscite her denken; doch stehen dieser An- sicht die Kutinisierungsverhältnisse im Wege. Der Evnährungs- strom geht also zweifellos durch die Chalaza, wird dort gewissermaßen vom Endosperm in Empfang genommen und bis in die Gegend des Verbrauches, d. i. zum jungen Embryo, vveitergeleitet. An zwei Stellen erscheint nun die Entwicklung des Endosperms besonders begünstigt, nämlich am unteren Ende des Embrj^osackes, welches mit dem Gefäßbündel in direktem Kontakt steht, und am oberen Ende, wo von allen Seiten die Nährstoffe zusammenströmen, und an diesen Steilen werden sich die Endospermkerne in besonders reichem Maße vermehren. Von diesem Standpunkt aus erscheint also bereits die Ausbildung des mikropylaren und des antipodialen Endo- sperms einigermaßen verständlich. Es scheint mir aber auch sehr wahrscheinlich, daß gerade die Endospermkerne bei diesem Stofftransport aktiv beteiligt sind. Wohl wissen wir von den chemischen Vorgängen in Plasma und Kern viel zu wenig, als daß wir uns über die Art und Weise der Mitwirkung der Kerne aussprechen könnten und wir sind mangels exakter Methoden auf Analogieschlüsse angewiesen. Da spricht nun die ganze Beschaffenheit und die relative Größe der Kerne des Endosperms zweifellos für meine Ansicht. Es hätte also danach das antipodiale Endosperm die Aufgabe, die vom Gefäßbündel zugeleiteten Stoffe an sich zu ziehen und dabei wahrscheinlich irgendwie chemisch uni- zuwandeln. Die so gewonnenen Stoffe werden durch die Ver- mittlung des wandständigen Endosperms zum Embryo weiter- geleitet und die mikropylaren Endospermkerne hätten dann wieder die ganz besondere Aufgabe zu übernehmen, die Nähr- stoffe dem Embryo zuzuführen. Es würde also der morpho- logischen Dreiteilung des Endosperms auch eine funktionelle entsprechen. Zu beachten scheint mir dabei noch weiterhin, daß die Endospermkerne gerade dort besonders entwickelt sind, wo besonders viel zu tun ist, und dies steht in schönster Übereinstimmung mit den äußerst zahlreichen Beobachtungen, die seit den grundlegenden Arbeiten Haberlandt's über die Beziehungen zwischen Lage und Funktion des Zellkernes gemacht wurden. Samenentwiclk Polkern. (pk) sekundärer Embrj'osackkern. ps Pollenschlauch. enä Endosperm. ein Embryo. a, b, c Schichten der reifen Samenschale. Sclinai'f,K.= .Sninenwit^nclcliinPIankton«- Exp., p. 33. 1896 — — Hansen: Proc. Zool. Soc. London, p. 949 u. p. 954. 1900 — arcticus -\- meyeri, V)oi\6\t\: Fauna arct., vol. 1, p. 3i7/18. 1903 — arcticus, Hansen: Proc. Zool. Soc. London, p. 60, taf. 12, fig. liz-r. 1905 — — S teb hing: Mar. luvest. S.Africa, vol. 4, p.(?). 1906 ■ — • — Appellüf: Meeresfauna von Bergen, 2. u. 3, Heft, p. 116. 1908 — — Hansen: »Ingolf«-Exp., vol. 3, pt. II, p. 82. 1908 — — Wasserloos: Zool. Anz., vol. 33, p. 327 (Metamorphose). 1910 — — Kemp: Journ. Mar. Biol. Ass. (n. ser.), vol. 8, no. 5, p. 408. 1910 — — — Fish. Ireland Sei. luvest. 1908, pt. I, p. 30, taf. 3, fig. 13 — 19. 1912 — — Stephensen: »Danmark«-Exp.,vol.5, no. II, p. 516 u. 610. 1912 — — Doflein u. Balss: Mittig. Nat. Hist. Mus., Hamburg, vol. 29, p. 25. 1912 — — Stephensen: Vid. Meddel. naturh. Foren., vol. 64, p. 71. 1913 — — — Meddelelser om Gr0nland, vol. 22, p. 51. 1913 _ _ Pesta: Zool. Anz., vol. 42, p. 405. Bemerkung. Sergia magnificaho Bianco in Mitteilg. Zool. Stat. Neapel, vol. 15 (1901/02) und vol. 16 (1903/04) gehört nicht zu Sergestes magnificus Chun, sondern ist mit Sergestes vigilax Stimpson identisch! Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. 193 Charakteristik der Art: Cephalothorax mit kurzem, breitzipfeligem, etwas auf- wärts gericlitetem Rostrum (Fig. 1); jederseits des letzteren Fig. 1. Sergestes arciicus. Rostrum (X 60). Fig. 2. 'estes arciicus. Kopf von oben (X 16)- Fig. 3. Sergesies arciicus Kröyer. III. Maxilliped, Endglied (X 60). ein kleiner, auf einer kurzen Carina sitzender Supraocular- dorn (Fig. 2). Gastrohepaticalfurche deutlich. Hepaticaldorn vorhanden. III. Maxilliped so lang wie das dritte Thoraxbein, 194 O. Pesta. ohne verbreiterte Glieder; Endglied mit kingen, säbelartig ge- bogenen Dornborsten (Fig. 8). Vierte und fünfte Pereiopoden mit dünnen, lang befransten Gliedern. Erster Pleopod bedeutend schmäler als die übrigen. Vorderantennen mit lang- gestreckten Stielgliedern. Hinterantennen mit schmal-lanzettlichen Scaphozeriten, deren distale Spitze die Mitte des dritten Stielgliedes der Vorderantennen erreicht. Letztes Abdominalsegment stark kom- primiert, doppelt so lang wie das vorher- gehende. Telson etwas länger als die Hälfte des letzten Abdominalsegmentes. Uropoden schmal und lang (äußerer Ast zirka sechsmal so lang als breit); Außen- rand des größeren Astes nur am distalen, konkav gebogenen Drittel befiedert, am übrigen gerade laufenden proximalen Teil unbefiedert (Fig. 4). Fi£ Serifcstes arctictis. Uropoden (X 16). Kiemenformel nach Kemp (1910): in X p-^ m X p.2 in X p^ 1 Fl P-2 Pz Pa Pb Podobranchiae . . . Arthrobranchiae . . Pleurobranchiae . . ep. 1-t-ep. \-\-L l + L 1+i (Pleurobranchiae von p,^ viel schmäler als von ^'3) 5. arcticns wurde an folgenden Stationen der »Najade«- Kollektinn nachgewiesen: N^"-' A.>^It^; 41° 16-1' n. Br., 18° 15' ö. L.; 0 bis 1050 w Tiefe; 29./XL 1911. N^^' It,; 42° 0-7' n. Br., 17° 33-8' ö. L.; 0 bis 1250w Tiefe; 30./XI. 1911. N^ 11^ I; 41° 46-3' n. Br., 18° 14' ö. L.; 0 bis 50/;/ Tiefe; 25./Vill. 1913. Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. 1 9o N^If^V; ebenda; 0 bis 1050 77/ Tiefe; 25./V1II. 1913. A^^J/gV; 41° 50-6' n. Br., 18° 5-4' ö. L.; 1200 77rriefe; 27./VIII. 1913. N^^It^U (geographische Position mir nicht bekannt); 0 bis 150 77/ Tiefe. Die Fundorte liegen sämtlich im Tiefenbecken der süd- lichen Adria. Geographische Verbreitung. Atlantischer Ozean (nördlichster Punkt im Westen von Island bei 65° 20' n. Br., 27° 12*5' \v. L.; südlichster Punkt bei Montevideo, 38° 5' s. Br., 12° ö. L.), Grönland, Island, Orkneyinseln, Norwegen, Faröerinseln, Irland, Irmingersee, Golfstrom, Ostküste von Nordamerika, • bei Capetown, Magelhaensstraße (Punta Arenas), südlich von Australien (47° 25' s. Br., 130° 22' ö. U, Golf von Biscaya, westliches Mittelmeer, Adria. Vorkommen: Jugendstadien und kleine Exemplare nahe der Oberfläche und in geringen Tiefen, größere Tiere von 500 bis 2000 w Tiefe anzutreffen. 2. Sergestes robustus Smith (Tafel, Fig. 1). 1882 Sergestes robustus, Smith: Bull. Mus. Comp. Zool., vol. 10, no. 1, p. 97, taf. 16, fig. b—Sb. 1884 — — — Rep. U. S. Fish. Comm. f. 1882, p. 416, taf. 8, fig. 3—6. 1886 _ _ — Rep. U.S. Fish. Comm. f. 1885, p. 697, taf. 20, fiff. 6. 196 O. Pesta, 1893 Sergia robnsta, 1 890 Scrgcsies rohustus, 1896 Sergin robnsta, 1898 Sergestes robuslns, 1900 — — 1903 — robttstus 1903/04 Sergia robnsta, 1905 Sergestes robnstus, 1906 — — 1908 — — 1910 — — 1913 — — Ortmann: Decap. Schiznp. »Plankton'- Exp., p. 37. Hansen: Proc. Zool. Soc. London, p. 949. Smith: Ann. Univers. Lyon, p. (?). Adens am er: Denl ep. ep.-fl — — — — — — — — 1 1 1 1 2 1 Podobranchiae ep Arthrobranchiae .... Pleurobranchiae .... 202 O. Pesta, 5. vigilax wurde bei den '>Najade«-Fahrten an folgenden Stationen gefangen: A^'^'^Mgo (geographische Position mir nicht bekannt); 0 bis 900 w Tiefe; 26./III. 1913. N^It,; 41°10-2'n. Br., ISMO'ö. L.); 0 bis 900m; 26,/Vm. 1913. .V ^ //, I ; 4 1 ° 46 • 3' n. Br., 1 8 ° 1 4' ö. L. ; 0 bis 50 m\ 25./VIII. 1913. A^xi //^ I \ (geographische 0 bis 50 /// Tiefe iV^i Ih 11 I Position dieselbe, 0 bis 150 w Tiefe iV^i It^ III I mir nicht 0 bis 300 m Tiefe iV^i //g IV ' bekannt); 0 bis 600 w Tiefe tu > ^^ O " Wie bei den vorher erwähnten Sergestes-IKrien liegen diese Fundorte ebenfalls im Tiefenbecken der südlichen Adria. Geographische Verbreitung. Atlantischer Ozean (bis 42° n. Br.), nördlicher Äquatorialstrom, Azoren, Golfstrom, Floridastrom, Sargassosee, Sandwichinseln, südlicher Äquatorialstrom, tropischer Atlantic, Mittelmeer, Adria, Indischer Ozean (24° 50' s. Br., 103° ö. L.), Australien (Sidney und Wellington). Vorkommen: Oberfläche bis 1200 m Tiefe. Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade< 203 4. Sergestes rubroguttatus Wood-Mason (Tafel, Fig. 2). 1891 Sei-o-cstes nihrogutfalns, Wood-Mason: Ann. Mag. Xat. Hist. (ser. 6), vol. 8, p. 354, fig. 10 (.4— C). 1896 — — Hansen: Proc. Zool. Soc. London, p. 949 u. 955. 1897 — — Illustrations of Investigator, taf. 41, fig. 5. 1901 — ■ — Alcock: Catal. Indian Deepsea Macrur., p. 51. 190304 Sergia nihroguttata, Lo Bianco: Mittig. Zool. Stat. Neapel, vol. 16, p. 180, taf. 7, fig. 14. 1913 Sergestes rubroguttatus, Pesta: Zool. Anz., vol. 42, p. 66, fig. 6 — 13. 1913 — t7!§//i7.v (partim!), Stephens en: Mindeskrift for Japetus Steens- trup; Kobenhavn, fig. 5. "r Charakteristik der Art: Cephalothorax mit deutlichem, aber wenig vorspringendem Rostrum von zipfe- liger Form (Fig. 12); jederseits des letz- teren ein winziger Supraoculardorn auf schwacher Leiste. Hepaticaldorne vor- handen. Gastrohepaticalfurche sehr deut- lich. III. Maxilliped so lang wie das dritte Thoraxbein, mit etwas verbreiterten Mittelgliedern (Fig. 13). Vierte und fünfte Pereiopoden schmal, das fünfte besonders kurz. Die ersten drei Pleopodenpaare mit Fig. 12. Sergestes rubroguttatus . Rostrum (X 60). Fig. 13. Sergestes rubroguttatus. III. Maxilliped, Endglied (,X 60). 204 0. Pesta, zarteren, die zwei letzten mit stärkeren und kürzeren Stielen. Letztes Abdominalsegment stark seitlich kompreß und doppelt so lang wie das vorletzte. Telson ^' etwa zwei Drittel so lang wie das letzte Abdominalsegment. Uropoden lang und schmal (Fig. 14); äußerer Ast zirka Q^/^^maX so lang als breit, mit geradem, bis über die distale Hälfte befiedertem Außenrand. Vorderantennen mit sehr schlan- ken Stielgliedern. Hinteranten- nen mit schmalen Scaphozeriten, deren Spitze bis zur Mitte des letzten Stielgliedes der Vorder- antennen reicht. Fig. 14. Sergesfes rii brogtittatus. (Uropoden X 16)- Kiemenformel nach Alcock (1901): m X pi m xp^ mxp^\^ Py p^ 1 Pz Pi. Pb Podobj-anchiae Arthrobranchiae Pleurobranchiae 1 1 1 1 2 2 — S.riibroguttatus wurde in folgenden Stationen der »Najade< Kollektion nachgewiesen: A''^'^ //g c (genaue geographische Position mir nicht be- kannt); ? m Tiefe; Mai/Juni 1912. A^^' 7/5 a (ebenso); 0 bis 500 in Tiefe; ?. A^^'"f//i (ebenso); ?w Tiefe; 26./III. 1913. A^'^ //., (ebenso); ?m Tiefe; 24./ V. 1913. Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. 20o N^If,; 4nO-2' n. Br, 18° 10' ö. L.; 0 bis 900 m Tiefe; 26. VIII. 1913. A^xi //^ n (geographische Positionsdaten mir nicht bekannt); 0 bis 150;« Tiefe; November/Dezember 1913. Vermutlich liegen alle die angegebenen Stationen im Ge- biete des südlichen Tiefseebeckens der Adria wie bei N^ It.,. Geographische Verbreitung. Arabische See, Andamanensee, Bai von Bengalen, Laccadivesee, Golf von Manaar, westliches Mittelmeer, Straße von Gibraltar/ Adria. Vorkommen: Oberfläche bis zu 4000 m Tiefe; am häufig- sten in einer Zone von 400 bis 800 m anzutreffen. Das Petasma von vS. robust ns, arcticiis, vigilax und rnbi'ogiittatiis. Während sich das Petasma der Penaeiden (bei reifen Tieren!) ohne besondere Präparation nicht mehr in seine ur- sprünglichen Hälften zerlegen läßt, bei manchen Arten sogar von einem bilateral-symmetrischen in ein asymmetrisches Ge- bilde umgewandelt ist (z. B. Mctapeiiaeiis coiiiger, stridulans und mogieusis), hat bei den Sergestiden der zur rechten und linken Körperseite gehörende Teil des Organs große Selb- ständigkeit bewahrt; jede Petasmahälfte ist stets zur korrespon- dierenden symmetrisch und mit ihr nur durch eine häkchen- 1 Dieser Fundort entspricht der geographischen Position von 36° 16' n. Br., 6° 32' w. L., wo die »Thor«-Expedition ein Männchen unserer Art gefangen hat, welches aber von K. Stephensen (op. cit. 1913, fig. 5) irrtümlich zu 5. vigilax i^estellt wurde. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 1 5 206 0. Pesta, tragende, in die Medianebene des Körpers fallende Mittelrippe verbunden. Die Art dieser Verbindung gestattet ein mehr oder weniger einfaches und leichtes Trennen in die ursprünglichen Teile. Eine Beschreibung kann sich also auf eine solche Petasmahälfte beschränken. In Anlehnung an die Benennungen von Smith (1882, Bull. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli., vol. 10, no. 1, p. 99, taf. 66, fig. 8) wird im folgenden eine Terminologie eingeführt, die den Vergleich des Petasma verschiedener Ser- gestiden ermöglichen soll und hier speziell auf die vier ge- nannten Arten Anwendung findet. Es sind drei Hauptteile zu unterscheiden: Erstens ein der Innenseite des Pleopodenstieles zunächst liegender Neben- stamm b {■=: outer portion oder hooked stylet bei Smith); dieser hat bei S. robtistiis, arcticns und rnhrogiiitatiis die Form eines flachen, oben in einen rund abgebogenen Haken aus- gehenden Stieles, bei S. vigilax hingegen die eines kurzen, rudimentären Zipfels ohne Haken (Fig. 15 bis 18, h). Zweitens ein Hauptstamm a (= middle portion bei Smith); er ist bei 5. rohttstus am stärksten gestreckt und bei 5. vigilax am stärksten verkürzt und verdickt (Fig. 15 bis 18, a) und trägt an seinem distalen Teile mehrere Anhänge von verschiedener Form und Bewehrung, die für die Spezies charakteristisch sind. So ist der mit c bezeichnete Appendix bei 5. robiistus und vigilax glatt (Fig. 15 und 18, c), bei S. arcticus und rubro- giittaUis mit warzenartigen Erhebungen besetzt (Fig. 16 und 17,«:), die mit einstülpbaren Haken versehen sind. Ähnlich ver- hält es sich mit den Anhängen g und /, die auch in der Gestalt von einer zur anderen Art sehr variieren (Fig. 15 bis 18, g,f). S. robustns besitzt außerdem am Hauptstamm noch einen kleinen, fingerförmigen und glatten Fortsatz, den Smith mit d bezeichnet hat (Fig. 15, d). Endlich drittens eine Median- lamelle h (z= mesial portion bei Smith. Auf unseren Figuren ist diese nur am Petasma von 5. vigilax angedeutet!), deren innerer, in die mediane Längsebene des Körpers fallender Rand die bereits erwähnten Widerhaken zeigt, welche die Veranke- rung und das Zusammenhalten mit der korrespondierenden Medianlamelle der anderen Hälfte herstellen. Der Verlauf der Umrisse diesei" Medianlamelle ist ebenfalls charakteristisch und Decapodcn, gesammelt von S. M. Schiff »Najade« 207 nicht bei allen Arten gleich; so ist ihre obere Ecke bei 5. robii- sttts abgerundet, bei S. arcticus befindet sich an der gleichen Stelle eine zahnartige Spitze (siehe Kemp, 1910, Fisheries Ire- land Sei. Invest., 1908, pt. I, taf. III, fig. 11 und 141). Fig. 15. Scrgcstes robiistus. Petasma (X 60). Fig. 16. Scrgcstes arcticus. Petasma (X 60). In jüngster Zeit ist den Merkmalen, welche dem Petasma der verschiedenen Sergestiden zukommen, der Wert als Art- charakteristika von K. Stephensen abgesprochen worden (»The copulatory organ [Petasma] o^ Sergestes vigilax Stimp- son«, Mindeskrift for Japetus Steenstrup, XXVI, Köbenhavn 1913]. In dieser Arbeit heißt es auf p. 5, letzter Absatz: »As may be Seen the petasma varies very much with the age, and thus may not be used as a specific-character. The petasma does not 208 0. Pest.i, secm to have roiised the interest of carcinologists very much. The best description and figure, as far as Jam aware, are given by S. d. Smith in the »Blake;<-Decapoda; although he has described the organ in another spezies, the whole corresponds very well vvith my fig. 6.« Fig. 17. Scrifestcs nihrogutlaitis. Petr.sma ()< 6ü). Fig. 18. Scrgestes vigilax. Petasma (X 60). Dazu ist vor allem zu bemerken, daß von den Abbildungen der Petasmen, welche Stephensen auf Fig. 3 bis 6 gibt und die den verschiedenen Altersstadien von S. vigilax entsprechen sollen, nur die ersten zwei tatsächlich zu S. vigilax ge- hören; Fig. 5 und 6 sind Petasmen von S. nihrogiittalits und 5. hensenil Nach dem E^rscheinen seiner Arbeit hat mich Stephensen selbst von seinem Irrtum brieflich verständigt. Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. 209 Es ist wahr, daß das Petasma der Sergestiden je nach dem Alter der Individuen sehr stark in seiner Gestalt variiert, wie Stephensen betont; jedoch sind wir nach unseren Beob- achtungen der Meinung, daß dieses Organ trotzdem sehr geeignet ist, die richtige Bestimmung einer Art durch charakteristische iMerkmale sichern zu helfen, sofern genügend große, d. h. reife Exemplare vorliegen. Ist dies nicht der Fall, dann mag die Hilfe sicherlich öfter versagen. Wer aber Gelegenheit hat, nicht nur mit ein- zelnen Stücken, sondern mit einem größeren Material zu operieren, wird bemerken können, daß selbst bei jun- gen Formen mit unvollkommen ent- wickeltem Petasma gewisse koristante Unterschiede bereits in der Anlage des Organs aufzufinden sind, aus welchen auf die Zugehörigkeit oder Nichtzugehörigkeit zu einer bestimm- ten Spezies geschlossen werden kann. Auf Fig. 19 ist das Petasma eines 2Ainni langen vS. arcticus abgebildet; man erkennt deutlich den unreifen Entwicklungszustand des- selben. Eine Verwechslung mit einer Entwicklungsphase des- selben Organs bei S. vieilax z. B. ist wohl ausgeschlossen. Fig. 19. Scrgcstes arcticus. Unreifes Petasma (X 100). Anmerkung. Ein zweites Sexualmerkmal, welches dem Männchen eigen ist, bietet die Innengeißel der Vorderantennen mit ihrem Appendix. Während der letztere bei den Arten S. arcticus, vigilax und rubrogiUtatiis einen langen, gebogenen Haken trägt (Fig. 20), nimmt diese Stelle bei S. robiisiiis eine einfache, stärkere Borste ein (Fig. 21). Auf diesen Unterschied zwischen den Männchen von S. robiistiis und arcticus hat schon Kemp (op. cit., taf. 3, fig. 3 und 15!) aufmerksam ge- macht. 210 O. Pesta, Fig. 20. Sergestes arclicns. r^ Innengeißel der Vorderantenne (X 60)- Fig. 21. Sergestes robustus. ^ Innengeißel der Vorderantenne (X 60)- Genus Lucifer Vaughan Thomson. (1829?, Zoolog. Researches, Cork, Mem., IIL p. 58, taf. 7, fig. 2.) Die Gattung schließt sich eng an die Sergestiden an; auf- fallend ist der langgestreckte Cephalothorax, das vollkommene Fehlen der letzten zwei Thoraxbeinpaare und der Mangel sämt- licher Podobranchien. Lucifer lebt pelagisch, meist nahe der Meeresoberfläche, oft aber auch in größeren Tiefen und tritt an manchen Punkten massenhaft auf. Sehr verwirrt ist die Synonymie der Arten. Nach Kemp (Trans. Linn. Soc. London, 1913 [2. ser. Zoo!.], vol. 16, pt. I, Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. ZI 1 p. 57) soll die von den meisten Autoren unter dem Namen L. reynattdii M.-Edw. zitierte Spezies richtig L. acestra Dana heißen, während L. reynaiidii Dana eine von acestra zu tren- nende Art repräsentiert. Ebenso ist L. pacifiais Dana von L. typns M.-Edvv. verschieden und wurde der letzte vielfach mit dem ersteren verwechselt. Lucifer acestra Dana. (1837? Lencifer nyiiciuJii, Milne-Edwards : Hist. Nat. Crust., vol. II, p. 460, taf. 2G, f. 10.) 1852 Lucifer acestra, Dana: U. S. Explor. Exp., 1, p. 671, taf. 44, fig. 9. 1888 • — reynattdii, Bäte: »Challenger«-Macruf., p. 466, taf. 84. 1895 — acestra, Faxon: Mem. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli., vol. 18, p. 214. 1898 Leucifer Reyiuitidii, Adensa.mev: Denkschr. Ak. Wiss. Wien, vol. 65, p. 626. 1913 Lucifer acestra, Kemp: Trans. Linn. Soc. London (2. ser. Zool.), vol. 16, pt. I, p. 58. Unsere Exemplare stimmen mit den von Sp. Bäte (op. cit.) gegebenen Abbildungen gut überein. Sie wurden von der »Najade« an folgenden Stationen gefischt: N^^ It^ (genaue geographische Position mir nicht bekannt); Om Tiefe; 22./V. 1913. A^^^ 7/3 (ebenso; im Pomobecken); 0 bis 90 m Tiefe; 30./V. 1913. N'^^N.^ — Ab (ebenso; adriatisches Tiefseebecken); ?; 23./V. 1913. Aus dem zweiten Fundort (Pomobecken) liegen zahlreiche Exemplare vor. Damit ist das Vorkommen von Lucifer für die Adria zum ersten Male konstatiert. Die »Pola«- Expedition sammelte dieselbe Art an vielen Stationen im Mittel- meere (von der Oberfläche bis zu einer Tiefe von 1974 w!), fand sie jedoch nicht in der Adria. Genus Pasiphaea Savigny. (1816, Mem. Animaux sans Vertebres, I, p. 50.) Zum Gattungsnamen ist zu bemerken, daß derselbe von manchen Autoren in der Schreibart Pasipka'e gebraucht wird, 212 O. Pesta, wie sie Risso (1826, Hist. Nat. Europ. Merid., V, p. 81 ) und Kröyer (1845, Naturhist. Tidsskr., 2 R. I, p. 453) verändert haben. Faxon (1893, Bull. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli., XXIV, p. 208, und 1895, Mem. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli., XVIII, p. 173) meint, es müsse richtig Pasipliaeia heißen. End- lich schreibt Björck (1911, Arkiv för Zoologie, VII, no. 15, p. 4) sogar Passiphaea. Es scheint uns wenig zwingend, noch weniger aber nützlich, an dem von Savigny gewählten Namen diese verschiedenen »Korrekturen« anzubringen! Für die Adria wurde eine Art dieses Genus zum ersten Male von Adensamer (1898, Denkschr. Akad. Wiss. Wien, vol. 65, p. 626) im Material der »Pola«-Expedition nachgewiesen; er bestimmte das einzige vorliegende Männchen als P. sivado Risso. Die Nachuntersuchung gelegentlich des Vergleiches mit den von der »Najade« gesammelten Pasiphaeiden ergab jedoch, daß Adensamer geirrt hatte; das »Pola« -Exemplar ge- hört zur Spezies P. tarda Kröyer. Somit gilt der von den »Najade«-Fahrten erbrachte und schon einmal erwähnte (Pesta, 1913, Zool. Anz., vol. 42, p. 406) Nachweis von P. sivado für die Adria als neu. Bisher wurde von P. tarda eine zweite Art, nämlich P. priii- ceps Smith, getrennt; nach den Ergebnissen neuer Unter- suchungen von K. Stephensen (1912, Vidensk. Meddel. naturh. Foren., vol. 64, p. 65) müssen jedoch beide Spezies in eine \-er- einigt werden, da sie durch Zwischenformen miteinander ver- bunden sind (op. cit., p. 70: »That upon the whole the single specimens determined by Kröyer as P. tarda suit the descrip- tion oi P. princeps, is evident from the agreement of the desciip- tions of Kröyer and Smith, and as the two »species« are com- bined with intermediate links, we must unquestionably oblite- rate P. ;77'/«r^y:'5 Smith as species and take the name but as a synonjmi of P. tarda Kröyer«). Wood-Mas.on (1893, Ann. Mag. Nat. Hist., ser. 6, vol. XI, p. 164) separiert die Pas ipJtaea- Arien mit Branchiostegalstachel, gekielten Abdominalsegmenten und gegabeltem Telsonende als Gattung Phye (hierher gehörig: P. aJcocki, princeps, acnttfrons, forceps). Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. 213 Fig. 22. Pasiphaea sivado. Ende des 6. Abdominal- segmentes, seitlich (X 60). Fig. 23. Pasiphaea sivado. Telson- ende, dorsal (X 60). Fig. 24. Pcisiphaca tarda. Telson- ende, dorsal (X 100). Fig. 25. Pasiphaea tarda. Ende des 6. Abdominal- segmentes, seitlich (X 60). Die zwei in der Adria vertretenen Spezies können nach folgenden Merkmalen unterschieden werden: 1. Abdominalsegmente dorsal nicht oder nur undeutlich gekielt; Hinterende des letzten in einen stachelförmigen Fort- 214 0. Pesta, salz ausgehend. Spitze des Telson gerade abgestutzt (un- gegabelt). P. sivado (Kisso). 2. Abdominalsegmente dorsal deutlich gekielt; Hinterende des letzten ohne stachelförmigen Fortsatz. Spitze des Telson eingekerbt (gegabelt). P. tarda Kröyer. 1. Pasiphaea sivado (Risso). [1815 Pasiphaea sivado, Leach: Malac. Pod. daist. , taf. 37, C» fig. 3.] 1816 Alphens sivado. Risso: Hist. Nat. Crust. Nice. p. 93, taf. 3, fig. 4. 1825 Pasipha'c — Desmarest; Consid. Gen. Crust., p. 240. 1826 — — Risso:Hist.Nat.Europ.Mend.,vol.5,p.8{, 1829—43 Pasiphaea — Guerin: Icon. Regne Anim. Cuv., tat'. 22 flg. 3. / 1837 — savigny \ H. Milne - Edwards: Hist. Nat. Crust., \ 1837 — brevirostris i vol. 2, p. 426. 1849 — sivado, H. M.- Edwards; Atlas Cuv. regne anim., taf. 54his. fig. 2. ? — — Eatreille : Regne anim.Cuv., vol. 4, p. 99. 1853 — — Bell Brit. Stalk-eyed Crust., p. 312 mit Figur. 1863 — — Heller: Crust. südl. Europ.. p. 243. 1868 Pasiphae, — M. Sars: N}^. Magasin. vol. 15, p. 64; taf. 5, fig. 99 — 100. 1882 — — Sars: Vid. Selsk. Forh. Christiania, no. 18, p. 48. 1885 Pasiphaea — Carus : Prodrom. Faun. Mediterr., 1, p. 481, 1890/91 — — Ortmann: Zool. Jahrb. .Syst., vol. 5, p. 463. 1892 Pasiphae sivado, Investigator-Illustrations, taf. lll, fig. 6. 1 893 _ — Wo o d - .M a s o n : Ann. Mag. Nat. Hist. (6), vol. 11, p. 161. ! Non 1898 Pasiphaea sivado. Adensamer: Denkschr. Ak. \\'iss. Wien, vol. 65, p. 62G (siehe oben unter Genus Pasiphaeal). 1900 — — Riggio: Monit. Zool. Ital. Suppl. p. (?). 1900 — — Doflein: Fauna arctica, vol. 1. p. 318. 1901 — — Alcock: Catal. Ind. Dcepsea- Macrur., p. 59. 1901/02 — — Lo Bianco: Alittlg. Zool. .Stat. Neapel, vol. 15, p. 435. 1902 — — — Pelag.Tiefenfänged.»Maja« i. d. Nähe v. Capri (Leip- zig), p. 28. Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. 215 1903/04 Pasiphaea sivado, Lo Bianco: Mittig. Zoo!. Stat. Neapel, vol. 16, p. 185. 1904 — — — Pelag. Tiefseefischerei d. »IVlaja< i. d. Umgbg. von Capri (Jena), p. 28, taf. 8, fig. 36. 1905 — — Riggio: Natural. Sicil. (n. sei-.), vol. 17, p. 240. 1906 — — Appellöf: Meeresfauna v. Bergen, Heft 2 u. 3, p. 116. 1910 Pasipha'e — Kemp : Journ. Marin. Biol. Ass., vol. 8, 409. 1910 _ _ _ Fisher Ireland Sei. Invest., 1908, 1, p. 37, taf. 4, flg. 12. 1911 Pasiphaea — Coutiere: Compt. Rend. Ac. sei., vol. 152, p. 157. 1913 — — Pesta: Zool. Anz., vol. 42, p. 406. (1914 — — Balss: Abhandig. Akad. Wiss. München. Im Druck befindlich!). Von dieser Art enthielten die »Najade«-Kollektionen nur wenige, meist junge (bis zu 30Vo w^'w lange) Exemplare aus folgenden Stationen: N^^^ A,^It^; 41°13'n. Br., 18° 15' ö. L.; 0 bis 1000 w Tiefe; 24./VIII. 1911. A^vi It.^ e); 42° n. Br., 17° ö. L.; 800 bis 900 m Tiefe; 31. /V. 1912. A^vi it^ c)\ 42° n. Br., 17° ö. L.; 250 bis 300 m Tiefe; l./VI. 1912. N^It^I; 41°46-3'n. Br., 18°14'ö. L.; 50 w Tiefe; 25./VIII. 1913. Sämtliche dieser Fundorte liegen also im Gebiete des süd- lichen adriatischen Tiefenbeckens, welches im Norden ungefähr durch die Linie Monte Gargano — Ragusa begrenzt wird. Im Ver- gleiche zu anderen Decapodenformen und ihrem Vorkommen in dieser Tiefsee tritt P. sivado selten auf; 5t' r^^5/^5- Arten, Acanthephyra und Antalopenaens sind Formen, die hier von der »Najade« ungleich öfter und in größerer Individuenzahl gefangen wurden. 216 0. Pesta, Geographische Verbreitung. West- und Südküste von Norwegen, West- und Ostküste von Schottland, England, Bristolkanal, Westküste von Irland, Irische See, Küste von Portugal und Spanien, Golf von Biscaya, Mittelmeer, Adria, Rotes Meer,* Bai von Bengalen, Andamanensee, Boshiuprovinz (Japan).* Die beiden mit einem Sternchen markierten (*), bisher nicht bekannten Fundorte sind mir von Dr. H. Balss (München) in entgegenkommender Weise durch Erlaubnis einer Einsicht- nahme in den Aushängebogen seiner im Drucke befindlichen Arbeit »Ostasiatische Decapoden II. Natantia und Reptantia« (in Abhandig. Akad. Wiss. München, 1914) übermittelt worden. 2. Pasiphaea tarda Kröyer. *1845 Fasipha'c tarda, Kröyer: Naturh. Tidsskrift, ser. 2, vol. 1, p. 453. •1846 (1849) — — In Gaimard, Voyage Scand. et Läpp., taf. 6, fig. 1. 1865 — iiiullideiitata, Esmark: Forh. Vid. Selsk. Christiania, p. 259. 1865 — norvegica, M. Sars: Ebenda, p. 314. 1868 — — — Nyt. Mag. Nat., vol. 15, p. 282, taf. 4, taf. 5, fig. 81 u. 87—90. 1869 — — 0. Sars: Nyt. Mag. Nat., vol. 16, p. 325. ■ 1871 — — — Forh. Vid. Selsk. Christiania, p. 262. *1875 — tarda, Lütken: .Manual Nat. Hist. Greenland f. use of Engl. Arct. Exp., p. 148. 1877 — — Sars: Arch. .Math. Naturw., vol. 2, p. 242. Decapoden, gesammelt von S. M. Schiff »Najade«. :17 *1879 1882 ♦1884 1886 *1887 1893 *1893 1895 ! 1898 1910 1910 1910 1911 1912 1912 Pasiphaeia princeps Pasiphaca sivado, Pasiphae tarda, Smith: Trans. Connect. Ac. Arts and Sei., vol. 5, pt. I, p. 88, taf. 10, fig. 1. — — Sars: Vid. Selsi<. Forh. Christiania, no. 18, p. 48. — princeps, Smith: Rep. U. S. Fish. Comm. (1882), p. 381, taf. 5, fig. 2. — — Smith: Ebenda (1885), p. 609. — ■ tarda, Hansen: V. Grönland, p. 51. — — Ort mann: Ergeh. Plankton Exp. Hum- boldt-Stift., vol. 2, p. 42. ■ — — Meinert: Det videnskabelige Udbytte of Kanonbaaden »Hauchs« Togter i de danske Have indenfor Skagen i ta- rende 1883—86, 1.— 5. Hefte. Faxon: Mem. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli., vol. 18, p. 175. Adensamer: Denkschr. Ak.Wiss. Wien, vol. 65, p. 626 (siehe oben unter Genus Pasiphaeal). Doflein: Fauna arctica, vol. 1, p. 318. Wollebaek: Rep. Norw. Fish. mar. lu- vest., vol. 1, no. 4. Ohiin: Bihang t. R. Svensk. Vet. Ak. Handl., vol. 27, Afd. 4, no. 8, p. 61. Lo Bianco: Mittig. Zool. Stat. Neapel, vol. 16, p. 185. Rathbun : Harriman Alaska Exp., vol. 10, p. 23. Appellöf: Meeresfauna v. Bergen, Heft 2 u. 3, p. 116. Hansen: Ingolf Exp., vol. 3, pt. II, p. 78. Wollebaek: Bergens Mus. Aarbog, 1908, no. 12, p. 72, taf. 13. — — Kemp: Fish. Ireland Sei. Invest. f. 1908, pt. I, p. 39, taf. 4, fig. 8 — 11. — princeps, — Ebenda, p. 42, taf. 4, fig. 1 — 7. — — — Journ. Mar. Biol. Ass., vol. 8, no. 5, p. 410. Passiphaea tarda, Björck: Arkiv för Zool., vol. 7, no. 15, p. 4, mit Figuren. Pasiphae — Stephensen : Vidensk. Meddel. naturh. Foren., vol. 64, p. 05, fig. 1 . — — — Meddel. om Gr0nla"nd, vol. 45 (»Danmark«-Exp.), p. 515 u. 610. 1900 - — tarda. 1900 Pasiphae — ■ 1901 Pasiphaca — 1903/04 — 1904 — princeps, 1906 — tarda, 1908 Pasiphae — 1908 — — 218 O. Pesta, 1913 Pasiphat' tarda. Stephensen : Meddel om Gr0nland, vol. 22, p 47. 1913 Pasiphaea — Wedemeyer: Wissensch. Meeresunters. (N. Folge), vol. 15, Abtg. Kiel, p. 143. Nachtrag: *1908 Pasiphaea tarda. Lagerberg: Göteborg. Kgl. Vet. Vitterhet Samhöll. Handl.. vol. 11, no. 1, p. 7, taf. 1, fig. 1, 12. Die Art liegt in zwei männlichen Exemplaren vor; ihre Größen (Länge vom Ro.strum zumTelsonende) betragen 31- 5mm und 42 mm. Sie stammen von folgenden Stationen: N^^ It.^ (geographische Positionsdaten mir unbekannt) 300 w Tiefe; 24./ V. 1913. N^It^; 41° 10-2' n. Br., 18°10'ö. L.; 0 bis 900m Tiefe; 26./VIII. 1913. Wie bei der vorigen Art scheint also das Vorkommen in der Adria auf das südliche Tiefenbecken beschränkt; denn auch das von Adensamer irrtümlich als P. siuado bestimmte Exemplar der »Pola«-Expedition stammt aus 42° 11'5" n. Br., 17°31'ö. L. P. tarda kann die ansehnliche Länge von 215 mm (9 Type) erreichen; über 100 mm lange Individuen sind nicht selten. Geographische Verbreitung. Malangen (69° 33' n. Br.), Jan Mayen, Küste von Grönland, Davis Strait, Lsland, Lofoten, Irmingersee, Irland, Küste von Skandinavien, Küste von Dänemark, Nordsee (norwegische Rinne), Decapoden. s^esammelt von S. M. Schiff »Najade«. 219 Golf von Biscaya, Mittelmeer, Adrin, Ostküste von Nordamerika, Aleuteninseln, Behringsee. Pasiphaea sivado und P. tarda werden gelegentlich nahe der Oberfläche gefangen, leben jedoch am häufigsten in Tiefen von 200 bis 600 ;;? und steigen bis in größere Tiefen (1000 7W, P. sivado; 3000 ///, P. tarda) hinab. Tafelerklärung. Figur 1. Scrgesles rubnsius Smith. 9 (natürl. Grüße.) F'igur 2. „ nibroguilaiiis \Y ood-Mason. 9 (X2.) Figur 3. „ !'/^/7£r,r Stirn pson. 9 (X^-) Figur 4. „ (i'rc//(:-».v Kröyer. 9 (X^-) Pesta: Decapoden, ges. v. S. M. S. „Najade" Jos. Fleischmann n. d. Nat. gez. Dreifarbenautotypieklischee v. Max Jaffe. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd.CXXIII, Abbt. 1. 1914 221 Zur physiologischen Wirkung der Aluminium- salze auf die Pflanze Ernst Kratzmann, Assistenten an derk. k. Hochschule für BoJcnkultur in Wien. Aus dem pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität in Wien, Nr. 68 der 2. Folge. (Mit 3 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 7. Mai 1914.) Nach der Behandlung des mikrochemischen Nachweises und der Verbreitung des AI im Pflanzenreich (Kratz mann, 1. c) soll nunmehr einiges über die physiologischen Wir- kungen der AI-Salzlösungen auf die Pflanze berichtet werden, die sich gelegentlich der Nachprüfung verschiedener ein- schlägiger Literaturangaben beobachten ließen. I. Zur Frage des Einflusses von AI auf die Farbe anthokyanhältiger Pflanzen und Pflanzenteile. Vor mehreren Jahren hat Molisch gezeigt, daß man die rote Farbe der Blumenblätter von Hydrmigea hortensis »Hortensie« in eine blaue umwandeln kann, wenn man in die Blumentöpfe der Pflanzen Alaun in ziemlich großen Mengen einfüllt. Im nächsten Jahre blühen die Hortensien dann blau. Auch auf natürlichen Böden ist dies bisweilen der Fall, was meist auf einen unbekannten Faktor zurückzuführen ist. Auch Eisensulfat wirkte ähnlich wie Alaun, jedoch nicht so sicher. Vouk verfolgte im Anschluß daran den Einfluß von Aluminiumnitrat in Nährlösungen auf Hortensien und fand, Sitzb. d. mathem.-naturvv. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 16 222 E. Kratzmann, daß eine Konzentration von 0 • 1 "/(, AI (NOgjs für den Farben- umschlag als optimal bezeichnet werden kann. Seither wurden noch einige andere ^ Pflanzen mit AI- Salzen zur Änderung der roten Anthokyanfarbe gezwungen. Ich habe als günstiges Versuchsobjekt das Rotkraut benützt. Zieht man junge Pflänzchen auf Knop'scher Nährlösung, die 0-0l7„ AI (N03)3 enthält, so bilden sie dunkelblaues Antho- kyan, bleiben jedoch im Wachstum hinter den Kontroll- pflanzen zurück. Wurden die Pflanzen aber in Erde gezogen, so erhielt ich ein negatives Resultat. Die Erde scheint infolge der großen absorbierenden Oberfläche einen ^entgiftenden« Einfluß, wie auf viele andere Stoffe, so auch auf AI zu haben. Auch mit jungen Pflänzchen der roten Rübe stellte ich diesbezügliche Versuche an, gleichfalls ohne Erfolg; ebenso mit Achyrantcs sp., deren rothes Anthokyan in den Blättern das Chlorophyll vollständig verdeckt. Die Versuchspflanzen gingen jedoch leider während des Sommers ein, ohne einen Farbenumschlag gezeigt zu haben. Das negative Ergebnis dieser Versuche darf nicht wunder- nehmen. Ist doch das »Anthokyan« der Chenopodiaceen {Beta) und der Amarantaceen (Achyrantcs) etwas ganz anderes als das Anthokyan etwa der Rose, oder von Hydrangea (vgl. darüber auch Molisch, II., p. 236 ff.). Bei den bisher erwähnten Versuchen wurde das AI wie jedes Nährsalz aus dem Boden, beziehungsweise der Nähr- lösung, durch die Wurzeln aufgenommen. Ich machte nun auch den Versuch, einige Zweige von Haselnußsträuchern und Birken mit roten Blättern (var. pnrpurca) in Wasser, das mit Alaun versetzt war, zu halten. Die Blätter änderten ihre Farbe von rot zu grünschwarz (= dunkelblau + grün), gingen aber bald ein. Auf Schnitten durch die Blätter sah man, daß das Anthokyan, welches in den Epidermiszellen enthalten ist, schön dunkelviolett geworden war. Nur die an die Blattrippen 1 Umwandlung der roten Blätter einer Alliuin - Varietät in blaue, der roten Xiederblätter von Hyacynthtis -Zwiebeln in blaue (vgl. darüber Katic 1. c), und Umwandlung von lila Blüten von Calistephiis chinensis, Caiiipa- ujihi alliariifolia in blaue, von roten Blüten von Licoris radiaia in violette (vgl. darüber Miyoshi 1. c). Wirkung der Aluminiumsalze auf die Pflanze. 223 grenzenden Blatteile waren rot geblieben, was auch mikro- skopisch deutlich sichtbar war, wenn man die Blätter gegen das Licht hielt. Dieser merkwürdige Umstand ist wohl darauf zurückzuführen, daß der Alaun die Blattrippen und die be- nachbarten Zellen zwar durchströmt, jedoch in zu geringer Konzentration, um eine Wirkung hervorzurufen. In den übrigen Zellen aber wird er stark gespeichert. Die mikrochemische Prüfung ergab , daß Coryliis und Bettila unter normalen Umständen wenig, die Blätter der »Alaunzweige« dagegen massenhaft AI enthielten. Ich möchte jedoch auf diese Versuche kein allzu großes Gewicht legen, da die abgeschnittenen Zweige doch unter zu abnormen Versuchsbedingungen standen und das AI fast direkt auf die Zellen einwirkte, ganz anders als in der intakten Pflanze, wo es durch die Wurzelhaare aufgenommen wird wie die Nährsalze. IL Der Einfluß des AI auf die Stärkebildung. Fluri hat beobachtet, daß Spirogyra-Väden, die er in 0*01- bis O'OOöprozentigen Lösungen von verschiedenen AI- Salzen hielt, nach einigen Tagen entstärkt werden, sowie daß es nicht mehr möglich ist, sie in der gewöhnlichen Weise zu plasmolysieren. Ihr Plasma ist, wie er vermutet, perme- abel geworden und gestattet den zur Plasmolysierung ver- wendeten Salzlösungen freien Durchtritt. Die gleichen Ergeb- nisse erhielt er mit Lemna und Elodea. Ich habe diese höchst wichtigen Versuche überprüft, hatte jedoch nur mit Elodea günstige Erfolge. Die Spirogyren gingen trotz aller Vorsichtsmaßregeln schon nach ein bis zwei Tagen ein, ohne irgendwelche Stärkeabnahme zu zeigen. Lemna erwies sich stets reiclilich mit Stärke erfüllt. Ebenso ergaben auch meine Versuche mit Rhizodoniiun sp. ein negatives Resultat. Im Sinne Fluri's fielen nur die Experimente mit Elodea aus. Ich verfuhr dabei in der Weise, daß ich neben ganzen Sprossen auch einzelne abgeschnittene Blätter und Blatthälften in die AI-Lösungen gab. Dabei zeigte es sich stets, daß die ganze Blatttläche entstärkt wurde, während die 224 E. Kratz man n , Zellen an der Schnittlinie reichlich mit Stärkekörnern erfüllt waren, was immer ein sehr merkwürdiges und auffallendes Bild ergab. In der Erklärung der Entstärkung bin ich anderer An- sicht als Fluri. Er nimmt an, daß das AI eine spezifisch entstärkende Wirkung habe, daneben die Assimilation etwas hemme und vielleicht auch die diastatischen Fermente in ihrer Wirkung verstärke und daß die in lösliche Kohlehydrate umgewandelte Stärke infolge der Permeabilität des Plasmas aus der Zelle hinausdiffundiere. Er beobachtete auch, daß die S.iuerstoffabscheidung, mithin auch die Assimilation, von Elodea in AI-Salzlösungen auf ein Minimum sinke. Meiner Ansicht nach wirkt das AI in zwei Richtungen: einerseits hemmt es als Gift (bezüglich der Giftigkeit vgl. Ab- schnitt IV) die Assimilation, so wie dies z. B. auch ein Chloroformzusatz, ferner Zinksulfat und viele andere Stoffe tun; und zweitens hemmt es, wie dies eine gleich zu er- wähnende Variation des bekannten Boehm'schen Versuches beweist, die Tätigkeit der kondensierenden, erhöht aber be- trächtlich die der hydrolysierenden Fermente. Wenn es nun gelänge, das Chlorophyll durch AI-Salze an der Stärkebildung zu verhindern, so würde dies sehr für meine und gegen Fluri's Anschauung sprechen! Nun hat bekanntlich Boehm gezeigt, daß grüne Blätter im Dunkeln aus Zucker Stärke bilden können, indem er sie z. B. längere Zeit hindurch im Dunkeln auf 20prozentiger Rohrzuckerlösung schwimmen ließ. Ich wiederholte diesen Versuch in der Weise, daß ich einerseits eine Anzahl völlig stärkefreier 5yrm^a - Blätter ^ auf 20prozentige Rohrzucker- lösung legte (I), andrerseits ganz dieselbe Versuchsanordnung traf, nur mit dem Unterschied, daß ich zu der Zuckerlösung noch 17() AI (N03)3 hinzufügte (II). Ich wählte deshalb eine so hohe AI-Konzentration, weil Fluri nachgewiesen hatte, daß die Wirkung der AI-Salze in niederen Konzentrationen unter andrem auch durch Zuckerzusatz aufgehoben wird. 1 Sie wurden am Morgen vom Strauch genommen, wahrend der folgenden 48 Stunden dunkel gehalten und dann erst zum Vei suche verwendet. Wirl;ung der Aluminiumsalze auf die Pflanze. 225 Nach 14 Tagen wurden die Blätter der Sachs'schen Jodprobe unterworfen, wobei sich ein großer Unterschied ergab: die Blätter aus I. erwiesen sich reichlichst mit Stärke erfüllt, die aus II. waren völlig stärke frei oder zeigten nur hie und da geringe Spuren von Stärke. Ein Blatt aus II wurde vor der Jodprobe mikroskopisch geprüft, wobei es sich ergab, daß es nicht im geringsten geschädigt war. Zur Annahme einer spezifisch entstärkenden Wirkung der AI-Salze oder einer Permeabilität liegt demnach wohl kein Grund vor. Pekelharing versuchte, wie bekannt, auf Grund der Fluri'schen Angaben die entstärkende Wirkung der AI-Salze auf Wurzeln anzuwenden, um sie nach Entfernung der Statolithenstärke auf ihr geotropisches Verhalten zu prüfen. Die Wurzeln erwiesen sich nach der Behandlung nach wie vor positiv geotropisch. Daß daraus keine Schlüsse über die hypothetische Statolithenfunktion der Wurzelstärke gezogen werden können, hat bereits Nemec nachgewiesen, indem er zeigte, daß bei Verwendung von Alaun, wie dies Pekelharing tat, keine Entstärkung eintritt. Ich kann dies nur bestätigen. In der Wurzelspitze bleibt stets eine beträchtliche Menge von Stärkekörnern erhalten. Auch Block hat sich mit der Nachprüfung von Pekel- haring's Arbeit befaßt und ist zu denselben Ergebnissen wie Nemec und ich gelangt. III. Zum Einfluß des Aluminiums auf die Plasmolyse. Das zweite Ergebnis der Fluri'schen Arbeit, das ich nachprüfte, war die Aufhebung der Plasmolysierbarkeit durch Zusatz von AI-Salzen. Bei Elodea konnte ich Fluri's Befunde bestätigen. Anders steht es aber, wenn man Wurzeln höherer Pflanzen, die in Leitungswasser -+- 0- Ol % eines AI-Salzes gezogen wurden, daraufhin prüft. Es ergibt sich, daß hier bezüglich der Plasmolysierbarkeit kein Unterschied gegenüber den normalen Pflanzen besteht. Bei zirka 47o KNO3 tritt in Wurzeln und Stamm (untersucht wurde Cuciwhita Pepo) Plasmolyse ein. Es hat den Anschein, als ob bei Pflanzen, 226 E. Kratzmann, die nicht gänzlich von dem Al-hältigen Medium umgeben sind, sondern zum größeren Teil aus dem Wasser ragen, eben dadurch eine gewisse Milderung der schädlichen Wirkung des AI eintrete. Wir haben ja auch bei den Entstärkungs- versuchen immer in der Spitzenregion der Wurzeln Stärke gefunden. Die Erscheinung wäre ja auch sehr verständlich, da diese Pflanzen eben nur teilweise, die Wasserpflanzen dagegen allseitig dem Einfluß der AI-Salze ausgesetzt waren. Fluri erklärt die Aufliebung der Plasmoh'sierbarkeit in der Weise, daß durch die AI-Salze das Plasma permeabel wird, so daß z. B. die verwendete KNOa-Lösung freien Durch- tritt findet. Ich möchte gegenüber dieser Hypothese jedoch einige Einwände erheben. Wenn das Plasma vollkommen permeabel wird, so gleicht die Zelle eigentlich einem Sieb, durch dessen Maschen jede Mineralsalzlösung durchtreten kann. In und außer der Zelle müssen .:iodann die gleichen Stoffe vorhanden sein. Die Zelle hat somit — sit venia verbo — aufgehört, Zelle zu sein. ^ Dabei sehen wir aber, daß die Pflanzen turgeszent bleiben. Erst vor kurzer Zeit stellte Szücz der Fluri'schen Vor- stellung von der Permeabilität des Plasmas eine neue gegen- über. Durch geeignete Versuchsanstellung wies er nach, daß das Plasma wahrscheinlich in einen Erstarrungszustand ver- setzt werde, in dem es sich von der Wand nicht zurück- ziehen kann und undurchdringlich für Salzlösungen ist. Ich muß zur näheren Orientierung ausdrücklich auf die Originalarbeit von Szücz verweisen, hier sei nur einiges wenige hervorgehoben. Als Folgerungen der Fluri'schen An- sicht ergeben sich nach Szücz u. a. : »1. daß plasmolysierte Zellen selbst noch in der hyper- tonischen Lösung nach Zusatz von Aluminiumionen eine Rückkehr der Plasmolyse zeigen sollten; 2. die gesteigerte Durchlässigkeit der Plasmahaut würde die Exosmose verschiedener osmotisch wirksamer Inhalis- stofte bedingen, was sich wieder in einer Turgeszenzsenkung der Zelle bemerbar machen würde;. . . . 1 Vel. weiter unten das Zitat aus Szücz! Wirkung der A]iiminiumsal7-e auf die Pflanze. 22/' 3. wenn die Permeabilität der Plasmahaut durch die Aluminiumsalzwirkung in einem solchen Maße erhöht worden wäre, daß z. B. eine normale Kaliumnitratlösung selbst keine vorübergehende Plasmolyse hervorrufen könnte,., so müßte neben anderen schädigenden Einflüssen schon die Exosmose verschiedener Inhaltsstoffe genügen, um eine tötliche Gleichgewichtsänderung zu bewirken.«^ Oder, wie ich früher sagte: die Zelle hätte aufgehört, eine Zelle zu sein! Szücz konnte nachweisen, daß alle aus der Fluri'schen Permeabilitätshypothese gezogenen Schlußfolgerungen nicht zutreffen, vielmehr deren Gegenteil. Unter anderem fand er, daß die durch die AI-Ionen hervorgerufene Erstarrung des Plasmas nach einiger Zeit wieder rückgängig gemacht wird, ohne daß das AI entfernt wird! Damit steht die Beobachtung im Zusammenhang, die ich oft an Elodea machen konnte: daß die Plasmolysierung zu Beginn der AI-Einwirkung nicht, später aber wieder eintritt. Auch dies ist wohl ein starker Beweis gegen die Richtigkeit der Fluri'schen Anschauung. Die Deutung von Szücz hat sehr viel für sich; ob sie völlig- richtig ist, können wir natürlich nicht mit Sicherheit entscheiden. ' Unsere gegenwärtigen Kenntnisse über den Bau des Plasmamoleküls sind wohl noch viel zu dürftig, um das erwähnte Phänomen erklären zu können. Daß aber die Ansicht Fluri's .nicht zu Recht besteht, ist kaum mehr zweifelhaft, wenn wir auch vorläufig noch keine bessere Deutung an ihre Stelle setzen können. IV. Die Giftwirkung der AI-Salze. Die eingehendste Arbeit über die Gift- und Reizwirkung der AI-Salze ist wohl die von Rothert. Er fand u. a. eine Schädigung der Wurzeln verschiedener Pflanzen bei Wasser- kulturen (Leitungswasser). Verlust der Wurzelhaube bei mittleren Konzentrationen der AI-Salze; Hemmung des Wachs- •^ Von mir gesperrt! 228 E. Kratz mann, tums von Allium cepa bei 0-005 bis 0-0l7o Alj. (804)3. Bei O.P/o erfolgt keine Blattentwicklung mehr. Verwendet man Knop'sche Nährlösung an Stelle von Leitungswasser, so machen sich die Schädigungen viel weniger geltend; es zeigt sich eben auch hier die antagonistische Wirkung der ver- schiedenen Ionen. Auch wenn man an Stelle von AI-Sulfat Kalialaun zusetzt, ist die Schädigung geringer, weil das K entgiftend wirkt. Die Giftwirkung der AI-Salze äußert sich besonders deut- lich bei den Kulturversuchen mit höheren Pflanzen, deren ich zahlreiche ausgeführt habe. Zieht man z. B. Zea Mays, Vicia Faha, Leus esculenta oder Helianthus ammtis in Leitungswasser, dem 0*005 bis 0"017o eines AI-Salzes zugesetzt sind, so bleiben die Ver- suchspflanzen gegenüber den Kontrollexemplaren bedeutend an Größe zurück. Eine Ausnahme hiervon bildete Cucurbita Pepo. Die Pflanzen wuchsen in Leitungswasser -+- O'OP/g AI (N03)3 beinahe kräftiger als die Kontrollexemplare. Bei sehr geringen Zusätzen (0"0001°/o) läßt sich, so wie bei vielen anderen giftigen Stoffen, auch beim AI eine schwache Wachstumsbeschleunigung feststellen. Auch Roth er t und Yamano haben Ähnliches beobachtet. Letzterer stellte Frei- landkulturen mit Gerste und Lein an. Als AI-Salz verwendete er AI2 (804)3 NH4-1- 12 H2O und konnte dabei eine bedeutende Förderung der AI-Pflanzen feststellen. Doch scheint mir dieser Versuch wegen der Verwendung eines stickstoffhaltigen Al- Doppelsalzes nicht beweisend. Eine Arbeit von Stoklasa beschäftigt sich gleichfalls mit dem Einfluß von AI-Salzlösungen auf das Wachstum und berücksichtigt gleichzeitig auch die Einwirkung von Mangan- salzen. Stoklasa kommt zu folgenden Resultaten: Er findet, daß Viooo des Atomgewichtes von AI oder Mn auf die unter- suchten Pflanzen giftig einwirken, V2000 jedoch geringe Wachs- tumsförderung auslösen. Dies deckt sich recht gut mit meinen Erfahrungen. Setzt man AI und Mn zu den Nährlösungen zu (V2000), so tritt bedeutende Wachstumsförderung ein. ^ 1 Wenn aber vStoklasa behauptet, daß Mn und AI in den Ptlanzen immer zusammen vorkommen, so muß ich dem widersprechen. Wohl gibt es Wirkung der Aluminiumsalze auf die Pflanze. 229 Wenn Stoklasa ferner dem AI und Mn eine Rolle bei der Photosynthese, Assimilation und Desassimilation zuschreibt, so dürfte dies wohl auch ein etwcis zu weitgehender Schluß sein. Pfeiffer und Blanck kommen zu dem Ergebnis, daß AI2 (504)3 in minimalen Mengen neben Mangansulfat verwendet, eine unbedeutende stimulierende Wirkung äußert. Ihre »Versuche sprechen daher nicht für die von Stoklasa gemachte Beob- achtung, wonach die schädliche Wirkung eines Mangansalzes Fig. 1. Liiutm usifatissiiiniin, links ohne, rechts mit 10^'^ AI0O3. durch Beigabe eines Aluminiumsalzes aufgehoben oder sogar ins Umgekehrte verwandelt werden soll.« Merkwürdigerweise hatte auch ein Zusatz von Tonerde (AI2O3) eine schädigende Wirkung. Ich verfuhr in der Weise, daß ich die Versuchspflanzen {Zea Mays und Litiiim usitaiissimnm, die auch unter natür- lichen Umständen AI aufnehmen) in Glasgefäßen auf reinstem, sehr viele Pflanzen, die Mn und AI enthalten, aber auch viele, die bloß Mn führen (z. B. Viscum album bis 10-67 Mng O4 in der Asche, OO/q AI). Vgl. Güssl. 230 E. Kratz mann, gut gewaschenem Quarzsand zog, dem 0, I, 5, 107n AI2O3 zugesetzt wurden. Bei l^o Zugabe zeigten die Pflanzen noch wenig Unterschiede gegenüber den Kontrollexemplaren, während die höheren Konzentrationen eine ausgesprochen wachstumshemmende Wirkung äußerten (vgl. Fig. 1 und 2). Das gleiche Resultat erhielt ich, wenn ich AI2O3 den flüssigen Nährlösungen zusetzte. Fig. 2. Prothallien von Equiseitim arvense ohne AI (NOq)q (am 4. Juli 1912). Vergrößerung zirka 100 mal. Es geht aus diesen Versuchen hervor, daß eine sehr geringe Menge von AI2O3 die Pflanzen wohl kaum, größere Mengen dagegen erheblich schädigen. Angesichts des offenbar schädlichen Einflusses von AI- Salzlösungen auf das Wachstum der Pflanzen ist es einiger- maßen auffällig, daß unter natürlichen Verhältnissen so viele Gewächse AI, und manchmal in so großen Mengen, auf- nehmen. Man muß sich wohl vorstellen, daß die Pflanzen das AI aus unendlich verdünnten Lösungen, die im Boden enthalten sind, langsam aufnehmen, vielleicht um andere ^^'i^kung der Aluminiuinsalze auf die Ptlanze. 231 wichtige Nährelemente, die an das AI gebunden sind, damit zu gewinnen. Ob dem AI in der Pflanze irgendwelche bestimmte Funktionen zukommen, wird erst entschieden werden können, wenn es gelungen ist, t3^pische AI-Pflanzen AI-frei zu ziehen. V. Der Einfluß des AI auf das Wachstum von Pilzen. Um den Einfluß von AI-Salzen auf das Wachstum und die Fruktifikation von Pilzen zu ermitteln, wurde eine größere Zahl von entsprechenden Kulturversuchen mit Aspergillus niger angestellt. Die Nährlösung (Stammlösung) hatte folgende Zusammensetzung : 1000 g dest. Wasser 0-4^ KNO3 0-4^ MgSO^ ( Stammlösung 0-4^ KH2PO4 Spur Eisen 10^' Gtyzerin (10^- Pepton Witte). Je 10 Erlenmej^erkolben mit je bOcm" Nährlösung bildeten einen Versuch. 5 Kolben dienten zur Kontrolle und enthielten die angegebene Stammlösung, die anderen 5 bekamen außer- dem den AI-Zusatz. Nach je 14 Tagen wurden die Versuche abgebrochen und das Trockengewicht der Pilzernte in üblicher Weise bestimmt. Die Kulturgefäße standen in einer vollständig verdunkelten Kammer, in der stets eine gleichmäßige Temperatur von etwa 20° C. herrschte. 232 E. Kratzmann, I. Versuchsreihe. Stammlösung H- Glyzerin. — AI2 (.S04)3. Nr. AI-Zusatz Trocken- gewicht der Ernte Differenz in Gramm Kontrolle Al = Bemerkungen 0- 0050/0 AI, (804)3 0-01 0/0 AI., (S0,)3 0-050/,, Al-2 (S04)3 Alo (504)3 0-5% AI2 (S04)3 Kontroll- kulturen 0-3892^ AI- Kulturen 0-4994^ Kontroll- kulturen 0-1285,f AI-Kulturen 0-4133^ Kontroll- kulturen 0-1388^ AI-Kulturen 0-2784^ Kontroll- kulturen 0-1911^ AI-Kulturen 0-3606^ Kontroll- kulturen 0-4980.5^ AI-Kulturen + 0-1102 0-2848 + 0-1396 + 0-1695 0-4980 1 : 1-27 1 :3-2 1 : 2-004 1 : 1-88 1 :0 Fruktifikation in AI- Kulturen anfangs stär- ker, später beiderseits ung-efähr tfleich. Fruktifikation in AI- Kulturen etwas stärker. Fruktifikation in .AI- Kulturen anfangs et- was hinter Kontroll- kulturen zurück, am Ende des Versuchs aber stärker. Al-Kulturen überhaupt nicht ausgekeimt! Aus dieser Tabelle ist ohneweiters zu entnehmen, daß AI2 (804)3 in Konzentrationen von 0*005 bis 0* 17n das Wachs- tum und die Fruktifikation von Aspergilhis niger beträchtlich fördert. Am auffallendsten ist dies bei O-Ol^o^ wo das Trocken- gewicht der mit AI-Zusatz gezogenen Pilze mehr als das Drei- fache der Kontrollkulturen beträgt, 0-05 und O'lVo fördern bereits nicht mehr so sehr und 0-5"/o schädigen so stark, daß überhaupt kein Wachstum mehr erfolgt. Wirkung der Aluminiumsalze auf die Pflanze. 233 II. \^ ersuch s reihe. Stamnilösung -+- Gl_vzerin -f- Pepton. — Alo (SO^);^. Nr. ! AI-Zusatz Trocken- gewicht der Ernte Differenz Kontrolle in Gramm Al = Bemerkungen 0- 0050/0 Alo (504)3 0- 010/0 AI2 (S0^)3 0- 050/0 AI2 (S04)3 O-lo/o Alo (50^)3 Kontroll- kulturen 1-3650^ AI-Kulturen 1-1430,»- Kontroll- kulturen 1-4724?- Al-Kulturen 7-0316?- Kontroll- kulturen l-3924Tizi Ouzou, 11. VII. Ohbrus sp. ) Coccinellidae. CoccinelJa luidccinipuuctata L. Fort National, 13. VII. Micraspis phalerata Costa. Tizi Ouzou, 11. VII. Rhizobhis litura F. Tizi Ouzu, 11. VII. Scymnits sp. Aomar, 9. VIII. Anthicidae. Fonniconins pedestris Rossi. Aomar, 9. VIII. Meloidae. *Mylabris {Decapotoma) allavdi Marseul var. sefrcnsis Pic. Ain Sefra, 27. VII. *Mylabris {Decatoma) 19 -punctata Olivier. El Khreider, 25. VII. Mylabris (Coryna) distincta Chevrolat var. sicula Baudi. Michelet, 15. VII. *Mylabris circunißcxa Chevrolat var. Goudoti Laporte. Perregaux, 22. VII. Forschungsreise nach Algerien. -^ol *MyJahns triciiicta Chevr. Michelet, 14. VII. Fort National, 13. VII. Ain Sebda, 18. VII. Mylatris macnlata Olivier. El Khreider, 25. VII. Überaus häufig. Mordellidae. Mordella bipiinctaia Germar var. a. Schilsky. | Xizi Anaspis macnlata Geoffr. var. *pallida Marsh. >Ouzu Anaspis geoffroyi Müll. var. ßilvicollis Schilsky. j l^- ^^^f- Anaspis trifasciata Chevr. Michelet, 14. VII Lagriidae. "" Lagria (Chrysolagria) viriciipeunis F. Tizi Ouzou, 11. VII. Alleculidae. *Hcliolanriis longipiliis Fsi'wm. cf, 9. Dschurdschura 1800 bis 2000 m. Tenebrionidae. *Zophosis curla Deyrolle. El Khreider, 25. VII. *Adesmia sp. Nach Allard's Monographie nicht bestimmbar. Decken ohne jede Rippe. Beni Ounif, 29. VII. *Pacltychila glahra Steven var. emarginata Desbrochers. Fort National, 13. VII. Dra-el-Mizane, 9. VIII. Perregaux, 22. VII. * Mesostena longicollis Lucas. Beni Ounif de Figuig, 30. VII. *Akis goryi Guerin. o^, 9, Beni Ounif, 29., 30. VII. *Scanrus carinatiis So Her. Ain Sefra, 27. VII. *Scanrtts sp. Decken wie bei pimcticollis Sol., der aber eng- punktierten Halsschild hat. El Khreider, 25. VII. *Blaps candigera Allard. cf, 9, Perregaux, 22. VII. (massen- haft am Flußufer in den ersten Morgenstunden). *Asida silphoides L. Dschurdschura, 1700/;^ *Pimelia populenta Reiche und var. scfrensis Pic. Ain Sefra, 27. VII. ^Pimelia Duponti Soli er. Perregaux, 22. VII. *Pimelia ohsoleta So Her und var. El Khreider, 25. VII. Ain Sefra, 27. VII. Beni Ounif, 29., 30. VII. 252 F. Werner, *Oatera liispida Forsk. Beni Ounif, 30. VII. Phylax variolosus Ol. Michelet, 25. VII. Micrositits granulosns Billberg. Dschurdschura, 1800 bis 2000 in (auch Portugal). ^Microsihis distingiiendiis Muls. Saida, 25. VII. GouocephaUim pusilliim F, var. meridionale Küster. Fort National, 13. VII. Gonocephahint riisticiim Ol. Michelet, 25. VII. Beni Ounif, 31. VII. Cerambycidae. Pcnichroa fasciata Stephens {Exilia timida Menetries). Tizi Ouzou, 1 1. VII. Cyamophthaliuns 77/o. Epiiicplhh- i'Jii Fsp. '2 o, I9. Fort National, Michelet, 11. \ll. 17. Coi'iionympiia arcarüaUcs Pier, lo' vom Dschurdschura, 1700 bis 2000 w, 16. VII. 18. Cofihnivtttfhii füuiphilns L. g. ae. mer. Ivlliis Esp. So", 19 Fort National, lo. bis 14. \'ll. Lycaenidae. 19. Th^cJa iticis yEi^v.^ nmufrfiinica St gv. 1 o. Fort National, M. \11. 20. ChiysophüHus phlaciis L. g. ae. ih'iis F. 4 Stück von Fort National 14., 15. \"11. 21. TKinuiis tcILjiiiis Lang. 1 Stück von der Oase Figig vReni Ounif\ 31. \'II. 22. TanuHS ihcophrüstus F. 2 Stück von der Oase Figig (Beni OuniO, 31. VII. 23. Lvcaaia Martini AUard. lo vom Dschurdschura 0700 - s 2000 m), 16. Vil. 24. LycaefUi astr€irche Bgstr. g. ae. caiiJü BeiJ. IJ, Guyot- ville, 20. VII. 25. Lycaaia icams (RotU cclina Au st. ScT, I9, Tizi Ouzou, Fort National, 14. bis 15. VII- 26. Lycacna {Cyaniris) argiolns L, Ein Pä-:" " -• on Fort National, 13, bis 14, \*II- Hespexüdae. 27. AJopOi'ü ham-a Obih. ScT. i 9 von Fort National, 12. bis 14, VU- Forschungsreise nach Algerien. 2bO Sphingidae. 28. Macroglossnm stellatariun L. 1 Stück vom Dschur- dschura (1700 bis 2000 m) (hier sehr häufig!). Noctuidae. 29. Agt'otis (Lycophoiia) sancia Hb. ab. margaritosa Hw. 1 Stück vom Fort National, 14. VII. 30. Caradrina (Laphygma) exigua Hb. 1 Stück von der Oase Figig (Beni Ounif), 31. VII. 31. Thalpochares (Niera) ostrina Hb. g. ae. aestivalis Gn. I9 vom Fort National, 12. VII. 32. Apopestes spectrnm Esp. 1 Stück vom Dschurdschura (1700 m). Geometridae. 33. Acidalia ochrata Sc. Id", 29, Fort National, 12. bis 14. VII. 34. Acidalia congniata Z. 1 9 dieser seltenen, sonst nur aus Sizilien bekannten Art von Fort National, 14. VII. Die Art unterscheidet sich von ornata Sc. leicht durch die viel weniger gezackte hintere Querlinie der Hinter- flügel, deren Saum viel schwächer gewellt ist. 35. Thamnonotna scmicanaria Frz. I9, Michelet, 15. VII. Arctiidae. 36. Utetheisa (Deiopeia) pnlchella L. In großer Zahl von Perregaux, 29. VII. Anthroceridae. 37. Anthrocera {Zygaeua) Seriziati Obth. 1 Stück von Michelet, 17. VII. 38. Anthrocera (Z.) carniolica (Sc.) oraiia Dup. ab. Allardi Obth. 1 Stück vom Dschurdschura (1700 bis 2000;//), 16. VII. Psychidae. 39. Anlief a mnrina Klug (dem Fundorte nach wohl subsp. matiretanica Rothsch., Nov. Zool., 20, p. 133 [1913]). 2b6 F. Werner, Forschungsreise nach Algerien. Die sehr charakteristischen Stücke wurden in Anzahl an einer Wüstenpflanze in der Sanddüne von Ain Sefra am 3. August gefunden. Leider konnten keine Imagines erhalten werden. Aegeriidae. 40. Aegeria (Sesia) albiventris Led. 1 Stück \on Michelet, 17. VII. Sonst nur aus Kleinasien bekannt. Pyralidae. 41. Acrohasis obliqiia Z. 1 Stück von Fort National, 14. VII. 42. Aglossa cuprealis Hb. 1 Stück von Alger (Jardin d'Essai), 9. VII. 43. Nomophila nocttieUa L. 1 Stück \-on Michelet, 17. VII. Tafelerklärungen. Tafel 1. Oben: Col de Tirourda im Ost-Dschurdschura (etwa 1800;«), mit dem Schutzhaus. Mitte: Almwiesenregion des Ost-Dschurdschura, im Hintergrunde die höchste Spitze. Unten : Südabhang des Ost-Dschurdschura, mit einer reich mit Oleander bewachsenen Talschlucht. Tafel 2. Oben : Bach am Südabhange des Ost-Dschurdschura bei Bir Rabalou. Mitte: .^us der Umgebung von Saida, W^estalgerien. Unten : Uferregion des großen Salzsees Chott-es-Chergui bei El Khreider. Tafel 3. Oben : Steinwüste bei Beni Ounif de Figuig, westalgerische Sahara. Im Hintergrunde die südmarokkanischen Berge. Die anscheinenden Steine im Vordergrunde sind halbkugelige Rasen einer Pflanze (Anabasis). Mitte: Kleiner Felshügel am Fuße des in voriger Abbildung sichtbaren Berges; charakteristisches Bild der Felsformation des ganzen Gebietes von Beni Ounif bis Ain Sefra. Unten: Palmenhain bei Zenagha, Oase Figuig, am Fuße des Djebel Melia. Werner, F.: Forschungsreise nach Algerien. Taf. I. F. Werner phot. 3 Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXXIIl, Abt. I, 1914. Werner, F.: Forschungsreise nach Algerien. Taf. II. F. Werner phot. 6 Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d.Wiss., math.-naturvv. Klasse, Bd. CXXIII, Abt. 1, 1914. Werner. F.: Forschungsreise nach Algerien. Taf. 111. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d.kais. Akad. d.\Viss.,math.-naturw. Klasse, Bd. CXXIII, Abt. I, 1914. Untersuchungen über die tektonisehe Stellung der Gosausehiehten. II. Teil: Das Becken von Gosau von Dr. Erich Spengler. (Mit 1 geologischen Karte, 1 Proiiltafel und 1 tektonisclien Karte mit 2 Oleaten ) (Vorgelegt in der Sitzung am 5. Februar 1914.) Die vorliegende Arbeit schließt unmittelbar an die im Vorjahre veröffentlichten Untersuchungen über den Gosau- streifen Ischl — Strobl — Abtenau^ an. Auch diesmal wurde mir von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien eine Subvention aus der Boue-Stiftung zuteil, für welche ich an dieser Stelle meinen ergebensten Dank ausspreche. Herrn Professor Rothpletz danke ich herzlich für die leihweise Überlassung einiger Originalschliffe von Lithothamium, Herrn Dr. Hahn für die h'eundliche Erlaubnis, die Korrekturbogen seiner Arbeit vor dem Erscheinen benutzen zu dürfen, und für mehrere wertvolle Anregungen. Herrn Forstmeister F. Fetter bin ich für die Erlaubnis, aus Jagdgründen abgesperrte Ge- biete betreten zu dürfen, sehr dankbar. Einige interessante Angaben über die nähere Umgebung von Rußbach ließ mir Herr Apotheker F. Stöckl in Salzburg zukommen. 1 E. Spengler, Untersuciiungen über die tektonisehe Stellung der Gosauschichten. I. Teil: Die Gosauzone Ischl — Strobl — Abtenau. Diese Sitzungsberichte, 1912, p. 1039. 268 E. Spengler, Der südliche Teil der Gamsfeldgruppe und ihr Zusammenhang mit dem Dachstein. Die Gamsfelddecke besteht, wie im ersten Teil der Unter- suchungen gezeigt wurdet aus einem Anteil in Hallstätter Facies an der Basis und der Hauptmasse in Berchtes- gadener Entwicklung darüber. Letztere tritt allein in dem hier zu beschreibenden Gebiete auf, da erstere vollkommen in der Tiefe liegt. Suess'^ und Mojsisovics^ haben erkannt, daß die Berchtesgadener Gesteine der Gamsfeldgruppe eine gewaltige Antiklinale bilden, deren Achse der Goiserner Weißenbach durchfließt. Der Nordfliigel wurde im ersten Teil der »Unter- suchungen«^ eingehend beschrieben. Der Südflügel wird durch die Gebirgskette Gamsfeld — Ramsaugebirge gebildet. Die Unter- suchungen im Sommer 1913 haben gezeigt, daß hier der anti- klinale Bau durch zahlreiche Dislokationen gestört ist. Die wichtigste dieser Störungslinien ist die bereits früher^ beschriebene, auf die Gamsfelddecke beschränkte Blatt Ver- schiebung, an der der westliche Teil der Decke, die Braun- edlkopfscholle, um 3V2 km weiter im Süden zurückgeblieben ist. Der Betrag von 6 km, um den der Rettenkogel weiter nach Norden geschoben erscheint als der P. 1830^, kommt dadurch zustande, daß sich 3^4 km an der Blattverschiebung auslösen, die restlichen 2'/.^ km aber in dem Umschwenken des Streichens aus der O — W-Richtung aus Rettenkogel in die NO — SW-Richtung am Rinnkogel. " Die Blattverschiebung streicht von der Kaltenbachhütte im Strobler Weißenbachtal den Osthängen des P. 1830 entlang zum 1550 in hohen Sattel zwischen Braunedlkopf und Gamsfeld, hier den Ramsaudolomit der wilden Kammer im Osten von den nordfallenden Dachstein- 1 E. Spengler, 1. c. p. 13. 2 E. Suess, Über den Bau der Gebirge zwischen dem Hallstiitter- und Wolfgangsee. Verband!, geolog. Reichsanstalt Wien 186G, p. IGO. 3 E. V. Mojsisovics, Erläuterungen zum Blatt Isclil und Hallstatt der geolog. Spezialkarte, p. 11. 4. E. Spengler, 1. c, p. 21. 5 E. Spengler, 1. c, p. 30. G E. Spengler, 1. c, p. 21. Becken von Gosau. • 269 kalken des Punktes 1830 im Westen trennend; von hier bis zur Vereinigung des Angerkar- und Rinnbaches scheidet die Linie den Dachsteinkalk des Hangers im Osten von dem Ramsau- dolomit der Braunedlgruppe imWesten, so daß hier Dachsteinkalk und Ramsaudolomit gegenüber dem ersten Abschnitt den Platz tauschen. Weiter läßt sich die Linie bis westlich von Rußbachsag verfolgen, hier in besonders eindrucksvoller W'eise den Dolomit des Bogenberges von den Gosauschichten an den Südhängen des Gamsfeldes trennend. Eine zweite, nicht unbedeutende Dislokation vei läuft der Westseite des Randotals entlang, über das Knalltörl in den Knallgraben; diese Dislokation bezeichne ich als Knalltörl- bruch. Durch die Blattverschiebung und den Knalltörlbruch wird die südliche Gamsfeldgruppe in drei Schollen zerteilt, welche man von Westen nach 0.sten als Braunedlkopfscholle, Gamsfeldscholle und Ramsaugebirge bezeichnen kann. Die Gamsfeldscholle besteht ebenso wie die ganze Gamsfeldgruppe aus folgenden Gesteinen; 1. schneeweißer, im- geschichteter Ramsaudolomit an der Basis; in diesen Dolomit ist unterhalb der Gföllalm eine weiße Kalkpartie eingeschaltet- 2. dunkelgraue Reingrabener Schiefer und gelbe Carditaoolithe, 3. wohlgeschichteter, hellgraubrauner Oberer Dolomit. F. F. Hahn^ vermutet mit Recht, daß der untere Teil dieses Dolomites noch der karnischen Stufe angehört. Ich habe vorläufig noch nicht den Versuch unternommen, diese Dolomitmasse weiter zu gliedern; doch zeigen nur stellen- weise die alleruntersten, unmittelbar den Reingrabener Schiefern auflagernden Bänke die auffallend dunkle Farbe des t3'pischen Raibler Dolomits, sonst ist die ganze Dolomitmasse etwas dunkler als Ramsaudolomit, etwas heller als normaler Haupt- dolomit, auch heller als die Hauptmasse des später zu be- sprechenden Dolomites des Zwieselalpenzuges. Trotzdem ist es nicht unwahrscheinlich — wenn auch bisher noch nicht sicher nachweisbar — , daß wirklich, wie Hahn vermutet, die 1 F. F. Hahn, Grundzüge des Baues der nördlichen Kalkiilpen zwischen hm und Enns. I. Teil: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien, 1913. Sitzb. d. mathera.-naturw. KI ; CXXIII. Cd., Abt. I. 19 270 . E. Spengler, unteren 300 m zur karnischen Stufe zu rechnen sind, da ja auch anderwärts — z. B. in der Hochkaltergruppe^ — kar- nischer und norischer Dolomit nicht zu trennen ist. Der obere Dolomit baut die gewaltige Südostwand des Gamsfeldes über der Gföllalm auf. (Profil II.) Da diese in etwa 1350 m Höhe liegt, der Gamsfeldgipfel hingegen 2024 /// hoch ist, ergibt sich mit Berücksichtigung des Fallwinkels (etwa 20° NNO) eine Mächtigkeit von etwa 800 m. Wir sehen also, daß die Mächtigkeit des über dem Carditaniveau liegen- den Dolomites hier gegenüber der am Rinnkogel- beobachteten noch nicht abgenommen hat. 4. Über diesem Dolomit liegt weißer, wohlgeschichteter Dachsteinkalk mit dolomitischen Zwischenlagen an der unteren Grenze. Die Gamsfeldscholle ist durch mehrere Verwerfungen selbst wieder in kleinere Schollen geteilt. Die Annahme dieser Verwerfungen gründet sich auf folgende Beobachtungen: a) In der steilen Schlucht, welche in den Südostwänden zu derden Hauptzipfel des Gamsfeldes vom Westgipfel trennenden Scharte emporzieht, ist eine NW- — SO streichende Verwerfung sehr klar zu sehen, an welcher der Dachsteinkalk des West- gipfels des Gamsfeldes um etwa 300 /;; abgesunken ist. b) Diese im allgemeinen gegen Südwest und Westen ge- neigte, abgesunkene Scholle, die unterhalb der Angerkaralm noch einen kleinen Denudationsrest von roten Nierentaler Mergeln trägt, ist an ihrer Nordwestseite von einer vSW — NO streichenden Verwerfung begrenzt. Diese Bruchlinie scheint sich noch in die Dachsteindolomite des Gamsfeldgipfels fort- zusetzen — dies erfordern die auf Profil II dargestellten Verhält- nisse, da sich sonst eine unmögliche Mächtigkeit des Dachstein- dolomits ergeben würde. Diese Bruchlinie trennt die flach Nord- nordwest fallenden Dachsteindolomite des Gipfels von den 40 bis 55° NW — WNW fallenden Dachsteindolomiten des Westgrates und der Nordwände. Diesen Dolomiten ist am Hanger noch eine schmale, langgestreckte Kappe von Dachsteinkalk aufgesetzt. 1 F. F. Hahn, Geologie des oberen Saalachgebietes zwischen Lofer und Diesbachtal. Jahrbuch geolog. Reichsanstalt 1913 p. 6. - E. Spengler, 1. c, p. 15. Becken von Gosau. 271 (Profil II.) c) Verlängert man die Carditaschichten bei der Gföllalm (Profil II), die in etwa 1350 m Höhe anstehen, in den Berg hinein, so müßten sie infolge des Schichtfallens in der wilden Kammer in viel tieferer Lage zum Vorschein kommen. Tatsächlich erscheinen sie aber auf der Nordwest- ecke des Gamsfeldes in etwa 1500 in (auf dem kleinen, dem Hanger nördlich vorgelagerten Plateau), auf dem Verbindungs- grat Gamsfeld — hohes Blatteneck gar in etwa 1600 m Höhe. Wir mi^issen daher annehmen, daß diese Carditschichten auf ihrer Südseite von einer W— O streichenden Verwerfung begrenzt werden, an der die südliche Scholle abgesunken ist; südlich vom hohen Blatteneck ist diese Verwerfung wirklich zu sehen. Dieser Bruch erklärt ferner das Fehlen der Carditaschichten in der Nordwand des Gamsfeldes — die Eintragungen auf der geologischen Spezialkarte sind unrichtig. d) Die Carditaschichten der Gföllalm lassen sich nur etwa 600 in weit verfolgen; weiter im Osten sind sie verquetscht -oder (wahrscheinlicher) an einer zu a) parallelen Verwerfung in die Tiefe versenkt. Die durch diese (hypothetische) Ver- werfung d) abgegrenzte Scholle trägt am Brettkogel einen kleinen Denudationsrest von Dachsteinkalk. Unter dem Dachsteindolomit kommen am linken Ufer des Knallgrabens in bedeutend tieferer Lage, als es die geo- logische Spezialkarte angibt (bei etwa 950 in Höhe, unter- halb der niederen Knallhütte, in der Nordostecke meiner Karte), die Carditaschichten zum Vorschein, welche hier nach Mojsi- s o v i c s ^ Carnites floridns führen. Die Braunedlkopfscholle zeigt einen sehr eigen- tümlichen Bau. Dem Ramsaudolomit gehört bloß die Gegend östlich der Turnaualm an. Die Carditaschichten — meist schwarzgraue Reingrabener Schiefer, nur stellenweise gelbe Oolithe, Mächtigkeit höchstens 5 ;;/ — sind nur auf der 1 E. Kittl, Exkursionsführer des IX. internationalen Geologen- kongresses. IV. Salzkammergut, p. 7. 272 E. Spengler, Strecke Rinnbergalm-// auf der geologischen Spezialkarte richtig eingetragen. Zwischen der Rinnbergalm und dem Sattel 1550 dürften sie unter Schutt liegen. Von tl an streichen sie nicht, wie die geologische Spezialkarte angibt, ins Rigaustal hinab, sondern gegen die Turnaualm, wo sie bereits Lebling^ bemerkte; das Fallen ist hier an einer Stelle erkennbar, es ist 30° gegen Westen gerichtet. Bei der Turnaualm werden sie durch eine Verwerfung um etwa 200 m in die Höhe gehoben und erscheinen wieder bei der Tabor-Heumahd (Taborberg SO), hier eine mit saftigem Gras bewachsene, schmale mulden- förmige Vertiefung erzeugend. Hier entspringt ein kleines Bächlein und verschwindet nach ganz kurzem Laufe gegen Westen unter dem oberen Dolomit — die westliche Neigung der Carditaschichten anzeigend. Dem oberen Dolomit- gehören an: die Hauptmasse des Braunedlkopfes und der sich südlich anschließenden Gipfel, der Taborberg, der Gipfel des Bogen- .berges (Wallneckhöhe), ferner ein nördlich von diesem ge- legener, kleiner Denudationsrest (P. 1519), der durch ein Band schwarzer Reingrabener Schiefer von dem unterlagernden Ramsaudolomit getrennt wird, wie auf der Ostseite prächtig aufgeschlossen ist. Der obere Dolomit trägt noch Denudations- reste von Dachsteinkalk: auf dem Gipfel und der Nordseite des Braunedlkopfes, hier die im 1. Teil der »Untersuchungen« beschriebene^ prächtige Faltenstirn ^ bildend, auf dem unmittel- bar südlich benachbarten Gipfel,^ auf dem Punkt 1830^ auf dem Südhange des Bogenberges"' und auf dem südwestlichen Abfalle des Taborberges oberhalb Rettenbach. Während ^ Cl. Lebling, Beobachtungen an der Querstörung Abtenau — Strobl im Salzkammergut. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc., 1911, Beilagcband XXXI, p. 543. - Ich konnte im ersten Teil der »Untersuchungen« die sichere Trennung von Ramsau- und oberem Dolomit in der Braunedlkopfscholle noch nicht durchführen. Ich bezeichnete daher alles, Mojsisovics und Lebling folgend, als Ramsaudolomit. Nach meinen neueren Beobachtungen muß von p. 34 bis 40 im 1. Teile der »Untersuchungen« das Wort »Ramsaudolomit« stets durch das Wort »Oberer Dolomit« ersetzt werden. 3 E. Spengler, 1. c, p. 31, Profil VI. 4 Siehe Profil I. y E. Spengler, 1. c, p. 29, p. 30. Becken von Gosau. 273 an ersteren Punkten die Grenze zwischen Dachsteindolomit und Dachsteinkalk ziemlich scharf ist, scheint sich an den südwestlichen Hängen des Taborberges die Kalkfacies derart tiefer in die norische Stufe hinab fortzusetzen, daß hier unter der geschlossenen Kalkmasse eine W'echsellagerung von Dolo- mit- und stellenweise auffallend rot gefärbten Kalkbänken stattfindet.^ Diese Erscheinung möchte ich als allmählichen Übergang der dolomitreichen Facies der Gamsfeldgruppe in die kalkigere Entwicklung des Tennengehirges auffassen. Die Fallrichtung der Dachsteindolomite und Dachstein- kalke der Braunedlkopfgruppe beschreibt einen Bogen von 180°: auf der Nordseite des Punktes 1830 steil Nord,- am Braunedlkopf Nordwest (nahezu saiger), oberhalb Klausegg 50° WNW,-^ südlich von Tabor-Heumahd 70° W, oberhalb Rettenbach Südwest, oberhalb der Straße Rußbachsag — Abtenau^ steil Süd. Die ganze Braunedlkopfscholle zeigt daher, wenn man von den Verwerfungen absieht, einen halbkuppelförmigen Bau. Denkt man sich die Braunedlkopfscholle und Gamsfeld- scholle an der Blattverschiebung in ihre ursprüngliche Lage zurückversetzt, so schließt das Ende der Carditaschichten der Braunedlkopföcholle oberhalb der Rinnbergalm unmittelbar an dasjenige der Gamsfeldscholle bei der Kaltenbachhütte, das- jenige am Bogenberg an das am Sattel 1550 an — die Braun- edlgruppe ist also der kuppeiförmige Abschluß der Antiklinale des Goiserner Weißenbachtales gegen Westen. Wir erhalten dadurch gleichzeitig als Ausmaß der \'erschiebung an der Blattfläche, die als eine Art Randspalte für die östlich von ihr gelegene Hauptmasse der Gamsfeld- decke funktioniert, den Betrag von S^/g hn. Der östliche Abschnitt des Südflügels der Antiklinale des Goiserner Weißenbachtales zwischen dem Knalltörl und der Gosaumühle, das sogenannte Ramsaugebirge (Kulminations- 1 Besonders bei -»ch« von Stockach (auf der .Spezialkarte) deutlich aufgeschlossen. Die Region der Wechsellagerung ist auf meiner Karte noch als Dolomit ausgeschieden. 2 E. Spengler, 1. c. p. 29, 30. 3 C'l. Lebling, 1. c. p. 541. E. Spengler, 1. c, p. 38. i Siehe geolog. Spezialkarte und E. Spengler, 1. c, p. 4U. 274 E. Spenglei, punkt Hochkalmberg 1831 m), ist vom Gamsfeld durch die sehr scharf ausgesprochene Kn all törl Verwerfung getrennt, an welcher der Dachsteinkalk des Ramsaugebirges an den Dachsteindolomit des Brettkogels (GamsfeldschoUe) grenzt. Sowohl aus dem oberen Randotal als aus dem Knall- graben ist die Dislokation deutlich zu sehen; an ersterem Punkte trifft man an der Verwerfung eine Reibungsbreccie, an letzterem bemerkt man, daß die Bewegungsfläche nicht ganz vertikal steht, sondern sehr steil gegen SO einfällt. F2s ist nicht ausgeschlossen, daß die bereits früher er- wähnte Dachsteinkalkkappe des Brettkogels dem Dachstein- dolomit nicht normal auflagert, sondern erst durch diese Dis- lokation hinaufgelangt ist. In diesem Fall aber müßte man eine plötzliche Flachlegung der Dislokationsfläche in ihrem oberen Teil annehmen, was sehr unwahrscheinlich ist; ich ziehe daher die erste Deutung vor. Die Dachsteinkalke bilden im westlichen Teile des Ramsaugebirges das ausgedehnte Karrenplateau der Wies- und Schartenalpe. Sie liegen nicht ganz flach, sondern zeigen mannigfaltige wellige Biegungen. Insbesondere läßt der West- abfall des Rußberges eine ähnliche kuppeiförmige Biegung erkennen wie der Taborberg, indem die Dachsteinkalke an der SW-Ecke des Rußberges 20° SSW fallen, längs des Rando- tales stets eine westliche Neigung gegen dieses besteht (Profil II), am Knalltörl hingegen WNW- Fallen vorherrscht. Nur ist die Halbkuppel hier lange nicht so vollständig und viel flacher als am Taborberg. Daß hier sehr hohe Niveaus des Dachsteinkalkes an der Oberfläche liegen, zeigen zahlreiche rote Scherben im Dachsteinkalk, besonders aber die Er- scheinung, daß unmittelbar östlich vom Knalltörl dem Dach- steinkalk kleine Partien eines gering mächtigen, roten, stellen- weise Crinoiden führenden Kalkes aufliegen, der wohl sicher- lich bereits dem Lias oder einem höherem Juraniveau zuzu- rechnen ist, da er von grauen und rötlichen, Hornstein führenden Radiolarienmergeln überlagert wird, welche vollkommen den Radiolariten der Schafberggruppe gleichen. Diese Radiolarite fallen oberhalb der hohen Knallhütte gegen WNW ein und verschwinden unter der mächtigen, von Becken von Gosau. 2/ 5 roten Partien durchzogenen Dachsteinkalkvvand zwischen der hohen Knallhütte und dem Knalltörl; dies deutet darauf hin, daß hier Gipfelfaltung in unbedeutendem Ausmaße tätig gewesen ist. Doch ist diese Gipfelfaltung jedenfalls älter als die oben beschriebene Knalltörlverwerfung. Die Umgebung des Knalltürls ist auf der von Mojsisovics auf- genommenen geologischen Spezialkarte ganz unrichtig dargestellt; die Kittl'schei Karte ist in vielen Punkten bedeutend besser. So hat Kittl bereits die Knalltörlverwerfung bemerkt, wenn auch all zu geradlinig ein- getragen; auch die kleine Jurapartie nächst der oberen Knallhütte befindet sich bereits auf seiner Karte. Auch Mojsisovics 2 kannte schon diese Jurapartie und verglich sie mit Recht mit dem Profil der Nieder-Sarstein-Alpe. Das Ramsaugebirge ist, wie schon lange bekannt, eine südfallende, einfache Schichtfolge, derart, daß die Schicht- köpfe des Ramsaudolomits, der Carditaschichten, des Dach- steindolomits und des Dachsteinkalkes den steilen Nordabfall des Gebirges bilden, während die Schichtplatte des Dachstein- kalkes am Grat und auf der Südabdachung anstehen. Am Hochkalmberg dürfte der obere Dolomit (karnisch + norisch) nur mehr eine Mächtigkeit von etwa 500 /;; besitzen. Der Dach- steinkalk reicht daher tiefer in die norische Stufe hinab. Wir sehen also, daß sich der Übergang der Dolomitfacies der norischen Stufe in der Gamsfeldgruppe in die kalkreichere der südlichen Plateaustöcke (Tennengebirge, Dachstein) auf zwei in der Natur allerdings nicht scharf getrennten Wegen vollzieht: 1. Die Dolomit-Kalkgrenze steigt von NW gegen SO immer tiefer herab -^ (Gamsfeld — Hochkalmberg). 2. In nahezu der ganzen Masse der norischen Stufe tritt am gleichen Orte ein Ersatz des reinen Dolomites durch eine Wechsellagerung von Kalk und Dolomit, weiter im Süden durch reinen Kalk ein. Letzterer Vorgang ruft sicherlich einen Facieswechsel auf bedeutend kürzerer Strecke hervor als ersterer. Einen 1 E. Kittl, Exkursionsführer, Karte. - E. V. Mojsisovics, Erläuterungen zur geologischen Karte Isclil und Hallstatt, p. 42. 3 Die gleiche Erscheinung ist auch im Westen der Salzach zu beob- achten (vgl. F. F. Hahn, Grundzüge etc. Mitteilungen der geolog. Ges. in Wien. 1913). 276 E. Spengler, besonders raschen Übergang von Kalk in Dolomit beschreibt G. Geyer aus der Warscheneckgriippe.^ Die Dachsteinkalke des Ramsaugebirges sind in ununter- brochener Verbindung mit denjenigen des Sarsteins und Dach- steins; nur die Erosionseinschnitte des vorderen Gosautales, des Hallstättersees, des Echerntales schneiden in die ein- heitliche Masse der prächtig geschichteten, nur schwach ver- bogenen Dachsteinkaike ein; es wurde daher mit Recht von fast allen Beobachtern anerkannt, daß Gamsfeld und Dachstein derselben tektonischen Einheit angehören; die Gamsfeldgruppe ist nur der nordöstliche Ausläufer des Dachsteinplateaus. Wenn ich für diese Einheit der Kürze halber den Namen »Dachstein- decke« gebrauche, so verstehe ich darunter die in vorgosauischer Zeit an ihrem Nordrande über die Hallstätter Gesteine des Strobl-Weißenbachtales, des Ischltales und des Trauntales zwischen Anzenau und Ischl vielleicht nur wenige Kilometer und auf geringe Strecke im Streichen hinübertretende Masse, ohne damit auszudrücken, daß auch noch unterhalb des Dachsteins die oben erwähnten Hallstätter Gesteine liegen müssen; noch weniger soll damit vorläufig etwas über die Zugehörigkeit zu der tirolischen oder juvavischen Einheit Hahn's- ausgedrückt werden. Der Begriff »Dachsteindecke« ist daher bei mir ungleich enger gefaßt als bei Haug und Kober. Wenn ich hingegen den Ausdruck »Gamsfelddecke« gebrauche, so meine ich darunter diejenige Masse, die in nachgosauischer Zeit über die Gosauzone Ischl — Strobl — Abtenau überschoben wurde. Dachsteindecke ist also ein Begriff dei' vorgosauischen, Gamsfelddecke ein solcher der nachgosauischen Tektonik. Das wichtigste Hilfsmittel zur stratigraphischen Fixierung des Dachsteinkalkes sind die Halorellenbänke. Ein neues Vorkommen soll hier beschrieben werden: Durch den Bau der Straße am nordöstlichen (rechten) Ufer des Gosausees 1 G. Geyer, Über den geologischen Bau der Warscheneckgruppe im Toten Gebirge. Verhandlungen geol. Reichsanstalt, 1913, p. 286 bis 290. - F. F. Hahn, Versuch zu einer Gliederung der austroalpinen Masse westlich der österreichischen Traun. Verhandlungen geolog. Reichsanstalt, J912, p. 339, 340. Becken von Gosau, 277 wurden in den Dachsteinkalken dieses Ufers ausgezeichnete Aufschlüsse geschaffen. Man sieht auf der Strecke zwischen dem nördlichen Ende des vorderen Gosausees und dem Tälchen, welches von der Ebenalphütte gegen den See herabzieht, deutlich das Einfallen der mächtigen Dachsteinkalkbänke, welches 40° gegen Südsüdwest, also gegen den See gerichtet ist (Profil IV). An einer Stelle nimmt der Kalk auffallend rote und gelbrote Färbungen an und hat eine Fauna geliefert, welche von L. Gapp in Gosau gesammelt wurde und sich im Naturhistorischen Hofmuseum in Wien befindet. Die Ver- steinerungen wurden von E. Kittl bestimmt, die Liste wurde hier mit freundlicher Erlaubnis Dr. F. X. Schaffe r's publiziert. Die Fauna besteht aus folgenden Formen: Stcnarccstes sp. Halorelhi amphitoma Br. var. raricosta B. » pedata Br. var. üitiirgescens B. » jnv. {curvifrons Quenst.?) RliytichoncUa düatata Sueß var. major B. RhyuchoucIIiua cL juvavica Bitt. » dicliotoma Bitt. » gosavieiisis Kittl n. sp. Koninckina cf. LeopoJdi Anstriae B. Dentalitim sp. Trachynerita iiifranodosa Kittl n. sp. Ooiiia Gappi Kittl n. sp. PseiidonieJania ? Hcterocosniia ? Diese Fauna gestattet eine sichere Zuweisung dieser Kalke zur norischen Stufe und entspricht vollständig den schon lange bekannten Halorellen- und Cephalopodenbänken an anderen Punkten des Dachsteinplateaus: Franz Josef-Reit- weg zur Simonyhütte,^ Hierlatzwand im Echerntal,- Werflinger Wand,^ um auf die analogen Vorkommnisse in den anderen 1 E. V. Mojsisovics. Über den chronologisclien Umfang des Dach- steinkalkes. Diese Sitzungsberichte, Wien, CV (1896), p. 18. - A. Bittner, Die Brachiopoden der alpinen Trias. Abhandlungen geoiog. Reichsanstalt, XIV, p. 184. 3 A. Bittner, Die Brachiopoden der alpinen Trias, p. 186. E. Kittl, Exkursionsführer, p. 66. 278 E. Spengler, Plateaustöcken der Salzburger Alpen gar nicht einzugehen. Diese Einschaltungen von Halorellen- und Cephalopoden- bänken wurden schon lange mit Recht als Andeutungen der Hallstätter Facies in den Dachsteinkalken aufgefaßt.^ Es sei hier ausdrücklich hervorgehoben, daß auch das Vorkommen am Gosausee sicherlich eine stratigraphische Einschaltung in den Dachsteinkalk darstellt; der allmähliche Übergang in den normalen Dachsteinkalk, das Fehlen jeglicher Trennungsfuge, die bei den als nackte Felswand aufgeschlossenen Dachstein- kalken scharf hervortreten müßte, schließt eine tektonische Abtrennung der Halorellenbänke vollkommen aus. Bemerkens- wert ist ferner, daß in der gleichen tektonischen Einheit nur 10/v'w weiter nördlich — am Gamsfeld — zumindestens der größte Teil der norischen Stufe als Dachsteindolomit ent- wickelt ist, also in einer Facies, die dem Hauptdolomit der weiter nördlich gelegenen Zonen außerordentlich nahesteht. Man sieht also, daß sich auf einer so kurzen Strecke ein so bedeutender Facieswechsel in ganz ähnlichem Sinne wie in den Bergen westlich vom Saalachtal vollzieht, eine neue Mahnung zur Vorsicht bei der Konstruktion tektonischer Einheiten auf Grund facieller Verschiedenheiten. Auf drei Seiten von Dachsteinkalken umrahmt, erhebt sich westlich von Hallstatt die durch eine sehr abweichende (Hall- stätter) Facies ausgezeichnete Gruppe des Plassen und Hallstätter Salzberges; unter allen Erklärungsversuchen der eigentümlichen Lagerungsverhältnisse dieser Gruppe scheint F. Felix Hahn -und mir (wir haben im Sommer 1913 dieses Gebiet gemeinsam begangen) die Nowak'sche-' Deutung als Deckscholle den größten Grad von Wahrscheinlichkeit zu besitzen; doch soll auf diese Frage erst in einer späteren Publikation nach Durchführung eingehender Detailstudien näher eingegangen werden. Als westliche tektonische Fortsetzung 1 A. Bittner, Aus den Salzburger Kalkhochgebirgen. Zur Stellung der Hallstätter Kalke. Verhandlungen geolog. Reichsanstalt, 1884, p. 108. - F. F. Hahn, Grundzüge des Baues der nördlichen Kalkalpen zwischen Inn und Enns. I. Teil, p. 348. iJ J. Nowak, Über den Bau der Kalkalpen in Salzburg und im Salz- kammergut. Bull, de l'Academie des sciences, Krakau 1911, p. 110. Becken von Gosau. 27 J der Plassengruppe fasse ich die Vorkommnisse von Werfener Schiefer, Haselgebirge und Muschelkalkdolomit im Rußbachtal unterhalb Rußbachsag, in den Seitengräben des Elendbaches und im Triebenbach auf; da sie in unmittelbarer Nähe des süd- fallenden Dachsteindolomites und Dachsteinkalkes des Bogcn- berges auftreten, ist es schwer möglich, sie als dessen Unter- grund zu betrachten; viel näher liegt die Erklärung, daß sie auf diese Obertriasgesteine aufgeschoben sind (Profil I). Leider ist der unmittelbare Kontakt zwischen beiden nirgends auf- geschlossen. Die Gosausehichten des Beckens von Gosau. Auf dem im vorigen Kapitel beschriebenen Untergrund sind die Oberkreideschichten des Beckens von Gosau auf- gelagert. Nur der südwestliche Rand des Beckens entspricht einer Überschiebung und erfordert eine gesonderte Behandlung in einem weiteren Kapitel. Unter den im vorigen Abschnitt beschriebenen Disloka- tionen ist die Überschiebung der Plassendeckscholle und der wahrscheinlich damit im Zusammenhang stehenden Untertriaspartien im Rußbachtal vorgosauisch, die Blatt- verschiebung und die radialen Dislokationen der Gams- feldgruppe sind dagegen nachgosauisch. Daß die Überschiebung zwischen Dachsteindecke und Piassengesteinen älter als die Gosau ist, geht daraus hervor, daß die einheitliche Masse der Gosausehichten beiden tektoni- schen Einheiten zugleich aufliegt. Die Auflagerung der Gosausehichten auf den Gesteinen der Dachsteindecke ist an den folgenden Punkten klar zu erkennen: 1. In der Nähe des Gutes Reisenau befindet sich das schon früher beschriebene Profil,^ wo eine mit Konglomeraten beginnende Gosauserie mit steil Süd fallenden Schichten dem gleichfalls Süd fallenden Dachsteindolomit aufliegt. Auch bei 1 E. Spengler, Untersuchungen über die tektonische Stellung der Gosausehichten. I. Teil, p. 40. 280 E. Spengler, den Häusern Rettenbach und Rettenbachgseng^ sieht man das steile, mit den Dachsteinkalken und -dolomiten des Taborberges parallele Einfallen der Gosaukonglomerate gegen Südwesten. 2. Bei der Neualpe fallen die von Konglomeraten unter- und überlagerten, Kohlen führenden Gosauschichten 50° gegen Nordwesten ein; sie können sich also nur im Hangenden- der gleichfalls, wenn auch flacher Nordwest fallenden Dachstein- kalke des Rußberges befinden (Profil II). 3. Bei der Bärenbach- hütte (lYg^m südsüdwestlich vom Hochkalmberg) sind die flach Südsüdwest fallenden Dachsteinkalke in der Tiefe des Grabens zwischen Grazenkogel und Hochkalmberg auf- geschlossen, während der Grazenkogel selbst aus ebenfalls flach Südsüdwest fallenden Gosaukonglomeraten besteht. Der Kontakt ist nahezu unmittelbar aufgeschlossen. 4. Während ich mich an den bisher beschriebenen Punkten in Übereinstimmung mit Haug befinde — auch dieser nimmt für die Nordseite des Gosaubeckens überall Auflagerungskontakte an — , glaubt Haug, daß der Dachsteinkalk östlich vom Gosauschmied auf die Gosauschichten aufgeschoben ist.^ Im Gegensatz zu dieser Behauptung Haug's kann man auch hier Auflagerung der Gosauschichten beobachten. Zunächst sei bemerkt, daß sich die Gosauschichten in der Gegend südlich des Löckenmoos- berges viel weiter gegen Süden erstrecken, als die geologische Spezialkarte angibt,^ und zwar sind die Gosauschichten hier als feinkörnige, kalkige Breccie entwickelt, die stellenweise dem Untersberger Marmor außerordentlich ähnlich sieht und, ebenso wie der unterlagernde Dachsteinkalk, Karrenfelder bildet. Über- lagert wird diese Breccie von den dünngeschichteten Sand- steinen, die in den Schleifsteinbrüchen auf der Ressen abgebaut werden. Diese Sandsteine liegen aber bisweilen unmittelbar dem Dachsteinkalk auf. Einen solchen Punkt trifft man auf ■ 1 E. Spengler, 1. c, p. 40. 2 E. Haug, Les nappes de charriage des Alpes calcaires septen- tiionales 3^6 partie. Le Salzkammergut. Bull. Soc. Geol. de France 1912. p. 120, Fig. 2. 3 E. Haug, 1. c, p. 121. •1 Die Verbreitung der Gosauschichten in dieser Gegend soll an anderer Stelle kartographisch dargestellt werden. Becken von Gosau. 281 dem zur Seekaar- und Modereckhütte führenden Wege, 300 w nordwestlich von »L« von Löckenmoosberg. Hier sieht man, wie stellenweise die Sandsteine dem Dachsteinkalk in einer nur wenige Zentimeter mächtigen Schicht auflagern, so daß es leicht gelingt, durch einige Schläge mit dem Hammer den darunterliegenden weißen Dachsteinkalk freizulegen. Die Auf- lagerungsfläche fällt ebenso wie die aufgelagerten Gosau- schichten 45° gegen Nordnordwest ein; eine kurze Strecke vom Kontakt entfernt beginnen die Gosauschichten bereits eine flachere Lagerung anzunehmen; in den Schleifsteinbrüchen liegen sie vollständig horizontal. Daraus ergibt sich, daß die Grenze zwischen Dachsteinkalk und Gosauschichten in dieser Gegend durch eine Flexur gebildet wird, an welcher der nörd- liche Flügel in die Tiefe gesunken ist. Verfolgt man den Kontakt weiter gegen Südwesten, so sieht man, daß diese Flexur in einen Bruch übergeht, der sich bis zum Nordende des vorderen Gosausees verfolgen läßt. Die Gosauschichten des rechten Bachufers erreichen erst südlich vom Gosauschmied ihr Ende; in unmittelbarer Nähe des Gosauschmiedes steht am rechten Ufer des Baches ein ganz von Hippuriten erfüllter, hellgrau- brauner Kalk an. Auch die Tatsache, daß in dieser Gegend an der Grenze von Dachsteinkalk und Gosauschichten eine Reihe starker Quellen hervortritt, braucht nicht zugunsten der An- nahme, daß der Dachsteinkalk hier auf Gosau aufgeschoben ist, angeführt werden, denn bei einer Verwerfung bilden die tonreichen Gosauschichten eine stauende Barre, an w^elcher ein Überfließen der im Dachsteinkalk angesammelten Wasser- massen stattfinden muß. Haug deutet ferner den auf der geo- logischen Spezialkarte so scharf hervortretenden, auf der West- seite von einer Verwerfung begrenzten Sporn von Dachstein- kalk bei der vorderen Grabhütte ^ als einen den Gosauschichten aufliegenden Überschiebungslappen. Auch für diese Annahme fehlen alle Beweise; man sieht im Gegenteil an mehreren Stellen die oben erwähnten feinkörnigen Gosaubreccien auf der Höhe des Spornes dem Dachsteinkalk auflagern. 1 E. Haug, 1. c, p. 122, Fig. 3. 2'S2 E. Spengler, Aber auch den Gesteinen der Plassendeckscholle liegen die Gosauschichten auf. Hier ist in erster Linie der seit alter Zeit bekannte und von Boue^ abgebildete Aufschluß im oberen Brieltal zu nennen, wo die Gosauschichten einem zur Deck- scholle der Plassengruppe gehörigen Triasdolomit auflagern. Ferner gehören hierher die von Mojsisovics- erwähnten Denudationsreste von Gosauschichten im Gebiete des Hallstätter Salzberges; F. F. Hahn und mir gelang es, einen bisher unbe- kannten Denudationsrest dieser Art auf der Höhe des Planken- steinplateaus südwestlich vom Plassen aufzufinden, dessen Zugehörigkeit zum Carppanien ich durch einen Fund von luocerauiits cf. regulär is d'Orb. sicherstellen konnte. Auch die Auflagerung der Gosauschichten auf dem von mir der gleichen Deckscholle zugerechneten Haselgebirge südwestlich von Rußbach ist im Unterlauf des Elendgrabens und eines linken Seitenbaches deutlich zu er- kennen; weniger klar sind die Verhältnisse im Triebengraben, wo Haselgebirge, Werfener Schiefer und Gosauschichten wirr verknetet erscheinen, wohl eine Wirkung des Salzauftriebes im Sinne Lachmann's. Die Dislokationen der Gamsfeldgruppe sind nachgosauisch. Die mehrfach erwähnte Blattverschiebung zwischen Gamsfeld- und Braunedlkopfscholle trennt im unteren Rinnbachgraben Trias und Kreide und ist schon dadurch als jünger als die Gosauschichten gekennzeichnet. Der unterste Kilometer des Rinnbachgrabens liegt sicherlich östlich der Dislokation. Es erhebt sich nun die Frage: Setzt sich die Blattverschiebung in gleichem Ausmaß ins Becken von Gosau hinein fort oder ver- liert sie. sich hier allmählich? In letzterem Falle müßten die Gosauschichten westlich der Störung eine intensivere Faltung zeigen als auf der Ostseite, wovon nichts zu bemerken ist. Es ist daher erstere Annahme weitaus wahrscheinlicher. Ich ver- mute nun, daß das nordsüdlich verlaufende Stück der Dis- lokation zwischen dem Dachsteinkalk des Klauskogels und den 1 A. Bouc, Memoires geol., I, 1S32, p. 203, Taf. I, Fig, 4. 2 E. V. Mojsisovics, Erläuterungen zur geolog. Karte, Blatt Ischl und Hallstatt, p. 48, Becken von Gosau. 283 Gosauschichten am Nordende des vorderen Gosausees die Fortsetzung der Blattverschiebung ist. Da östlich der Störung die Gosauschichten weiter nach Norden reichen, muß man es auch a priori für wahrscheinlich halten, daß die Gosauschichten am Südrande des Beckens auf der Westseite der Blatt- verschiebung weiter nach Süden reichen. Daß man aber inner- halb der Gosauschichten von der Verschiebung nichts Sicheres wahrnimmt, ist nicht zu verwundern, da im Gebiete der Gosau- schichten die Aufschlüsse fast ausschließlich auf die Gräben beschränkt sind, dazwischen aber weite, völlig aufschlußlose Strecken liegen. Immerhin aber ist es nicht unmöglich, daß die auffallenden Steilwände auf der Ostseite von Hornspitz und Falmberg^ mit dieser Störung in Verbindung stehen. Der mut- maßliche Verlauf der Störimg ist durch die schwarz punktierte Linie angedeutet. Auch die Knalltörlverwerfung ist nachgosauisch; denn sie bildet auf der Strecke Neualm — Horneckalm die Grenze zwischen den Gosauschichten und den Triasgesteinen des Gamsfeldes. Das Profil, welches Haug^ hier zeichnet, ist außer der orographischen Kontur zutreffend; auf der ganzen Strecke fallen die Gosauschichten gegen die Trias ein (Profil II). Ebenso läßt sich von der Verwerfung a, die den Westgipfel vom Haupt- gipfel des Gamsfeldes trennt (p. 270), zeigen, daß sie nach- gosauisch ist. Denn südöstlich dieser Linie nehmen die Gosau- schichten plötzlich eine bedeutend breitere Fläche ein, eine Erscheinung, die nur durch Versenkung der Gosauschichten an der Verwerfung a erklärt werden kann. Die Knalltörl- verwerfung wird südöstlich des Querbruches rt durch die Traun- wandalmdislokation abgelöst, die sich bis gegen den unteren Rinnbachgraben verfolgen läßt. Auch hier fallen die Gosau- i A. Reuß, Beiträge zur Charakteristik der Kreideschichten in den Ostalpen. Denkschriften der Wiener Akademie, VII, 1854, p. 22. Daß bei der Mosselhütte die Nierentalerschichten anscheinend gleich weit auf beiden Seiten der h\'pothetischen Dislokation nach Norden reichen, ist der oben dargestellten Annahme nicht günstig; doch sind wegen der mangelnden Aufschlüsse, über die bereits Reuß klagt (p. 22, Zeile 6), hier die Beob- achtungen sehr unvollkommen. 2 E. Haug, 1. c, p. 120, Fig. 2. -84 E. Spengler, gesteine stets gegen die Trias ein. J. Felix^ gibt im Stöckel- waldgraben ein 20 bis 30° Westnordwest, bei der Traunvvald- alm 18° Nordwest gerichtetes Einfallen der Gosaugesteine an. Diese Erscheinung in Verbindung mit der Tatsache, daß Kon- glomerate am Kontakt gegen die Trias liegen, legt auf den ersten Blick die Vermutung nahe, daß hier, ähnlich wie an der Hohen Wand bei Wiener-Neustadt, die Triasgesteine samt der Gosau eine nach Süden überschlagene Falte bilden; die Gosau bestände in diesem Falle aus einem normalen und einem inversen Schenkel. Tatsächlich nahm J. Felix- ursprünglich eine solche Tektonik an. Später-^ jedoch gelang ihm der Nach- weis, daß das Konglomerat bei den Traunwandhütten kein ßasalkonglomerat ist, sondern den darunterliegenden Gosau- schichten normal aufgelagert ist; mit dieser Erkenntnis fällt auch die Annahme einer nach Süden überschlagenen Falte. Hingegen macht der Verlauf der Dislokationslinie bei der Traunwandalm den Eindruck, daß die Dislokationsfläche im Gegensatz zu der steil gegen Südost geneigten Knalltörl- verwerfung (p. 274) eine steile Neigung gegen Nordwesten besitzt. Wie sich aus den zahlreichen Angaben über Fallrichtungen bei Reuß und Felix ergibt, sind die Oberkreidegesteine des Beckens von Gosau leicht gefaltet. Die Faltung ist nördlich der Straße Gosau — Rußbachsag bedeutender als südlich davon. Wie schon Reuß (1. c, p. 29) hervorhebt, herrscht die Fallrichtung gegen Süden vor, doch ist Südost- und Südwestfallen häufiger als reines Südfallen. Im allgemeinen geht aus der Fallrichtung der einzelnen Lagen der Gosauschichten hervor, daß die Zusammenfaltung in der Nord — Süd-Richtung nicht wesentlich intensiver war als in der Ost — West-Richtung. ^ J. Felix, Über Hippuritenhorizonte in den Gosauschichten der nordöstlichen Alpen. 2. Mitteilung. Zentralhlatt für Alin. etc., 1907, p. 419. - J. Felix, Über Hippuritenhorizonte in den Gosauschichten der nordostlichen Alpen. 1. Mitteilung. Zentralblatt für Min. etc., 1905, p. 79. •' J. Felix, Über Hippuritenhorizonte etc. 2. Mitteilung. Zentralblatt für Min. etc., 1907, p. 419. Becken von Gosau- 285 Die Stratigraphie der Gosauschichten wurde von A. Reuß,^ H. Kynaston,- A. de Grossouvre^ und J. Felix'^ bereits eingehend behandelt. J. Felix^ macht auf die ünmög- Hchkeit aufmerksam, die einzelnen Stufen des Turon und Senon kartographisch zu fixieren, da die Unterscheidung aus- schließlich auf paläontologischem Wege vorgenommen werden kann und die gleichen Gesteinstypen in fast allen Stufen vor- kommen. Es darf daher die auf meiner Karte durchgeführte Trennung in Konglomerate, Hippuritenbänke, Mergel und Sand- steine nicht als stratigraphische, sondern ausschließlich als eine nach petrographischen Gesichtspunkten durchgeführte Aus- scheidung betrachtet werden. Die Hippuritenbänke wurden meist nach den Angaben von Felix in die Karte eingetragen; als bisher nicht beschriebene Vorkommnisse seien nur erwähnt: 1. An andererstelle (p. 281) wurde bereits das Vorkommen von Hippuritenkalken am rechten Ufer des Gosaubaches in nächster Nähe des Gosauschmiedes genannt, welches mit den Gosau- schichten des linken Ufers durch den oberhalb des Gasthauses das Tal sperrenden Hügel in Verbindung steht, den Haug^ auf Grund flüchtiger Beobachtung dem Dachsteinkalk zuweist, während er in Wirklichkeit aus Gosausandstein und -kalk besteht. 2. Eine neue Fundstätte »Streiteggötz« Yg ^^^^ östlich, von Rußbachsag, die wohl nur die Fortsetzung des Riffes von Horneck'^ ist, wurde von Apotheker F. Stöckl in Salzburg auf- gefunden. 3. Am rechten Ufer des Rußbaches stehen 1 V.^ hn unterhalb Rußbach bei den Häusern »Hinterreut« Hippuriten- kalke an. Leider konnte ich nur 1 A. Reuß, Beiträge zur Charakteristik der Ivreideschichten in den Ostalpen. Denkschriften der Wiener Akademie, VII (1854), p. 1 bis 46. 2 H. Kj-naston, On the stratigraphicol, lithologicol and palaeontologicol flatures of the Gosau beds. Quart. Journ. Geol. Soc, London 1894. 3 A. de Grossouvre, Recherches sur la craie superieure, II, p. 613. ^ J. Felix, Studien über die Schichten der oberen Kreideformation in den Alpen und den Mediterrangebieten. II. Teil. Die Kreideschichten bei Gosau. Palaeontographica 1908, p. 251 bis 344. 5 J. Felix, 1. c, p. 314. 6 E. Hang, 1. c, p. 121, Fußnote. " J. Felix, 1. c, p. 287. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 20 280 E. Spengler, Hippiu'ites {VaccinUes) gosaviensis Douv. bestimmen, so daß eine genauere Fixierung des Niveaus nicht möglich ist. Die Grenze zwischen den eigentlichen Gosauschichten und den sie überlagernden Nierentaler Mergeln hat jedoch stratigraphische Bedeutung; es ist die Grenze zwischen den »petrefaktenführenden« und den »petrefaktenleeren« Gosau- schichten von Reuß.^ Die petrographische Beschaffenheit der nur makroskopisch fossilleeren, von Globigerinen und Tex- tularien erfüllten Mergel der oberen Gruppe ist bereits von Reuß- und Felix^ eingehend geschildert worden. Diese Mergel gleichen in ihrer außerordentlich charakteristischen petrographischen Beschaffenheit ebenso wie die gleichen Gesteine der Gosauzone Ischl — Abtenau'^ vollkommen den Nierentaler Schichten des Nierentales auf der Westseite des Untersberges. Das Verdienst, als erster auf die Identität der roten und graugrünen Mergel des Gosautales mit denen des Nierentales hingewiesen zu haben, gebührt H. Emmrich^'. Nach Felix*^ gehören die Nierentaler Schichten des Gosautales (weiße und rote Mergel des Höhenzuges Hornspitz — Höh- kögerl) ins Maestrichtien; sie können nicht tiefer hinabreichen, da die sie unierlagernden, an Inoceramen reichen Mergel des oberen Campanien im Nef-, Hochmoos- und Finstergraben noch die normale Facies der Gosauschichten zeigen. Ja, selbst der Ressensandstein, den Felix bereits ins Maestrichtien stellt, muß älter sein als die typischen Nierentaler Schichten; denn es ist äußerst unwahrscheinlich, daß die fast über die ganze alpine Geosynklinaie einschließlich der helvetischen und lepon- tinischen Zone und der Südalpen verbreitete Facies der roten 3 A. Reuß, 1. c, p. 35. 2 A. Reuß, 1. c, p. 21, 22. y J. Felix, 1. c, p. 302, 303. 4 E. Spengler, I. c, p. 9. i» H. Emmrich, Die cenoniane Kreide im bayrischen Gebirge. Meiningen 1865, p. 11. (5 J. Felix, 1. c, p. 314. Becken von Gosau. 28/ GlobigerinenmergeP sich über die Breite des Gosaiitales hinüber ändert. Darnach kann man wohl auch die Nierentaler Schichten des Berchtesgadener Landes dem Maestrichtien zuteilen, denn es ist wahrscheinlich, daß die bedeutende positive Schwankung des Meeresspiegels, welche man zu Beginn der Ablagerung der Nierentaler Schichten aus faciellen Gründen annehmen muß, wenigstens in einem so nahe ge- legenen Gebiete gleichzeitig erfolgte. Nach Lebling- fehlt in den Nierentaler Schichten des Berchtesgadener Landes jede Möglichkeit, auf paläontologischem Wege ihr Alter genauer als Obersenon zu tixieren. Bemerkenswert ist, daß die Nierentaler Schichten an ein- zehien Stellen unmittelbar der Trias aufliegen. Eine solche Stelle unterhalb der Angerkaralpe wurde bereits erwähnt (p. 270), ein zweites, ausgedehnteres Vorkommen liegt an der Südost- seite des Bogenberges; hier sieht man deutlich, wie die Nieren- taler Schichten ebenso wie der unterlagernde Dachsteinkalk gegen Süden einfallen; an einer Stelle ist die Auflagerung unmittelbar aufgeschlossen, von der darunterliegenden Trias ■durch eine 30 cm mächtige Tonlage (Haselgebirge der Deck- scholle?) getrennt. Über den Nierentaler Schichten folgt nun eine Schicht- gruppe, deren charakteristischestes Gestein ein zum w^eitaus größten Teile aus krystallinen Gerollen zusammengesetztes Konglomerat ist. Die Größe der Rollstücke wechselt bankweise außerordentlich, neben Schichten, die bereits als ein mittel- körniger Sandstein zu betrachten sind, finden sich ganz grobe Konglomerate. Die Gerolle bestehen zu etwa 75 "/o aus Quarz; die bisweilen roten Quarzgerölle besitzen meist Erbsen- bis Nußgröße. Die übrigen Gerolle erreichen hin und wieder Kopf- größe und bestehen meist aus Pinzgauer Phyllit, grauen Werfener Schiefern und Quarziten der Werfener Schichten, während Triaskalke nur in außerordentlich geringer Anzahl •auftreten und stets kleiner als Nußgröße bleiben. Gosaugesteine 1 Vgl. Cl. Lebling, Ergebnisse neuerer Spezialforschungen in den Deutschen Alpen. II. Dite Kreideschichten der bayrischen Voralpenzone. ■Geolog. Rundschau, 1912, p. 495, 505. 2 Cl. Lebling, 1. c, p. 495. 288 E. Spengler, und Nierentaler Schichten fehlen vollkommen. Das Zement des Konglomerates ist kalkig und niemals von roter Farbe. In ein- zelnen Lagen treten neben den Gerollen vortrefflich erhaltene Lithothamienfragmente in großer Zahl auf, wie bereits Felix^ bemerkte, so daß das Gestein eine große Ähnlichkeit mit dem obereocänen Granitmarmor bekommt. Mit den Konglomerat- bänken vvechsellagern im unteren Teile noch graugrüne, an Globigerinen reiche Mergel, doch fehlen — als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Nierentaler Schichten — die roten Mergel. Es erscheint nun auf den ersten Blick sehr bestechend, diese Schichten mit dem Eocän'^ von Reichenhall zu identifizieren, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die Nierentaler Schichten besitzen eine Mächtigkeit von annähernd 500 7«, wie die Aufschlüsse im Elendgraben und an der Ost- seite des Höhbichls erkennen lassen. Daß diese Mächtigkeit nicht etwa durch tektonische Erscheinungen vorgetäuscht wird, zeigt besonders schön die über 100 m hohe, durch ihre rote Farbe sehr auffallende Felswand nordöstlich vom Gosau- see, wo man sieht, daß hier ohne jede Störung eine Schicht ruhig über der anderen liegt. Da nach Felix diese mächtige Schichtgruppe in ihrer Gesamtheit dem Maestrichtien, ja viel- leicht sogar nur dessen oberer Abteilung entsprechen müßte, so erscheint es unwahrscheinlich, daß die darüberliegenden, auch noch über 100 m mächtigen Konglomerate gleichfalls noch der oberen Kreide angehören, zumal da die Nierentaler Schichten als erhärteter Globigerinenschlamm sicherlich ein sehr langsam gebildetes Sediment sind. 2. Boue^ erwähnt in diesen Schichten das Vorkommen von Nummuliten in der steilen Schlucht des Hennarkogels (gemeint ist wohl der Höllgraben). Reuß-^ bezweifelt diesen 1 J. Felix, 1. c, p. 304. 2 Eine Verwechslung mit dem Basalkonglomerat der Gosauschichten ist wegen des vollkommen anderen Aussehens vollkommen ausgeschlossen. Die Basalkonglomerate bestehen bei Gosau fast ausschließUch aus Trias- kalkgeröllen der nächsten Umgebung, die Quarzgerölle überschreiten nientals mikroskopische Dimensionen. 3 A. Boue, Description de divers gisemtfnts interessants des fossiles Mem. geologiques et paleontologiques 1832, I. Bd., p. 201. 1 A. Reuß, 1. c, p. 2. Becken von Gosau. 289 Fund, denn Boue gibt auch aus den sicherlich cretacischen Grundkonglomeraten des Kreuzgrabens Nummuliten an. Weder Felix noch mir ist es gelungen, Nummuliten aufzufinden. 3. Das Gestein besitzt, wie oben erwähnt, durch das Auftreten von Lithothamien eine gewisse Ähnlichkeit mit dem obereocänen Granitmarmor. Trotzdem überwiegen die Gründe, welche mich ver- anlassen, die Schichten für älter zu halten als das Mittel- und Obereocän von Reichenhall. 1. Die Bestimmung der Lithothamien hat ergeben, daß diese nicht mit denjenigen identisch sind, welche den Granit- marmor zusammensetzen. Vielmehr besteht die größte Ähn- lichkeit mit einer allerdings mangelhaft bekannten Form aus dem Danien des Pariser Beckens. Infolge der geringen Zellgröße (Perithailium: Länge 10 [j., Breite 8 jj.; H3'pothallium : Länge 25 [jl) kommt LHhothamitim niimmiiliticimt Gümb. nicht in Betracht;! LUh. mamillosum, gosaviense, tonilosum haben eine etwas übereinstimmende Zellgröße mit der vorliegenden Form, unterscheiden sich aber durchwegs durch ihren Aufbau: Denn die genannten Arten bilden ent- weder nur krustenförm.ige Überzüge, wie Lilh. gosaviense, oder knollenförmige Erhabenheiten, niemals jedoch schlanke, etwa 1 mm breite und bis 5 mm lange, verzweigte Ästchen, wie die vorliegende Form. Lithothamium iuronicum Rothp. und Lith. amphiroaeforme zeigen einen ähnlichen Aufbau wie unsere Form, unterscheiden sich aber durch bedeutendere Zellgröße. Die größte Ähn- lichkeit scheint mit dem von Gümbel- allerdings mangelhaft beschriebenen Lithothamium parisiense aus dem Calcaire pisolithique des Pariser Beckens (Danien) zu bestehen, welches geringe Zellgröße und astförmigen Aufbau vereinigt. Eine endgültige Entscheidung kann nur die Untersuchung eines größeren Materials, in welchem sich wohl auch fertile Stücke finden werden, und die Revision aller Gümbel'schen Arten bringen. 2. Da bei Reichenhall Nummuliten in so reichem Maße vorhanden sind, wäre das Fehlen oder zum mindesten die außerordentliche Seltenheit dieser Tiere hier sehr auffallend. 1 Nach A. Rothp letz, Fossile Kalkalgen aus den Familien der Codiaceen und Corallineen. Zeitschr. der Deutsch, geol. Gesellsch., 1891, p. 295 besitzt Lith. nummuliticttm 10 bis 15 [j. breite und 15 bis 25 jjl lange Zellen. - C. W. Gümbel, Die sogenannten Xulliporen. Abhandl. der ba3'r. Akademie der Wiss. München 1871, p. 42, Taf. II, Fig. 8. 290 E. Spengler. 3. Für die wichtigste Tatsache halte ich die Erscheinung, daß das Eocän des Reichenhaller Beckens transgressiv auftritt, während dies bei unserer Schichtgruppe nicht der Fall ist. Lebling^ spricht von einer Transgression des Mittel- eocän; nach Boussac^ wäre die Schichtlücke sogar noch größer, da dieser das Reichenhaller Eocän ins Priabonien stellt. Fugger,^ Hahn"^ und Krauß^ beschreiben die Mein- zinger Breccie, in der das Vorhandensein von Inoceramen- bruchstücken auf sekundärer Lagerstätte eine Erosionsperiode zwischen Oberkreide und Eocän sicherstellen. Auch die wechselnde Mächtigkeit der Nierentaler Schichten deutet diese Festlandsperiode an, da es nicht denkbar ist, daß sich ein so hochpelagisches Sediment wie die Nierentaler Schichten in so geringen Entfernungen in so stark verschiedener Mächtigkeit bildet; dieser Wechsel in der Mächtigkeit muß vielmehr durch nachträgliche Denudation, teilweise wohl auch tektonisch bedingt sein. Leblingö gibt für das Plateau des Lattengebirges eine Mächtigkeit von 300;« an; hingegen ergibt sich aus dem Profil bei Boussac'? 120 »^ für diejenigen des Nierentales. Die noch bedeutend geringere Mächtigkeit (30 ni) der Nierentaler Schichten nördlich vom Müllner Hörn 8 ist wohl durch tektonische Vorgänge erzeugt. Im Gegensatz dazu bemerkt man an den Quellbächen des Elendbaches im Gebiet von Gosau, daß der Komplex der Konglomerate mit krystallinen Gerollen den hier nahezu 500 m mächtigen Nierentaler Schichten nicht nur völlig konkordant 1 Cl. Lebling, Geolog. Beschreibung des Lattengebirges, Geognost. Jahreshefte 1911, p. 100. ■- J. Boussac, Etudes stratigraphiques sur le Nummulitique Alpine. Paris 1912, p. 587. 3 E. Fugger, Die Salzburger Ebene und der Untersberg. Jahrb. der Geol. Reichsanstalt, 1907, p. 467. 1 F. F. Hahn, Grundzüge etc. Mitt. der Wiener Geolog. Gesellsch., 1913, p. 335. j H. Krauß, Geolog. Aufnahme des Gebietes zwischen Reichenhall und Meileck. Geognost. Jahresh., 1913, p. 127. ö Cl. Lebling, Lattengebirge, p. 64. " J. Boussac, 1 c, p. 578. 8 H. Krauß, 1. c, p. 126. Becken von Gosau. 291 auflagert, sondern an der Grenze sogar mit ihnen wechsel- lagert (p. 288). Gegen oben nimmt die Größe der GerölIc eher zu als ab. Daraus geht im Verein mit dem gänzlichen Fehlen von Gerollen von Gosaugesteinen hervor, daß die Konglomerate keiner erneuten Transgressionsperiode, sondern einer negativen Bewegung der Strandlinie, einem Seichterwerden des Meeres entsprechen. Diese Regressionsphase wird dadurch eingeleitet, daß sich zunächst die Zone der Pinzgauer Phyllite und der VVerfener Schiefer südlich der Kalkalpen aus dem Aleere erhob und dem seicht gewordenen Meere im Gebiete der Kalkalpen Gerolle zukommen ließ, wählend die Kalkalpen selbst noch unter Wasser lagen. Wir haben hier wohl die außerordentlich weit verbreitete Regressionsphase nach Ab- schluß der Kreide vor uns, welche E. Suess^ beschreibt; und zwar ist dies der einzige Punkt der Kalkalpen, wo sich die Ablagerungen dieser Zeit erhalten haben. Sonst sind sie überall in der unmittelbar darauffolgenden Festlandsperiode der Denudation verfallen. Nach den Lithothamien gehören die Konglomerate dem Danien, vielleicht auch dem Pale oc an oder Untereocän an; sie sind jedenfalls nicht mit dem Reichen- haller Eocän, sondern mit der Lücke zwischen den Nierentaler Schichten und dem Eocän des Berchtesgadener Gebietes zu identifizieren. Selbst wenn wir annehmen wollten, daß in den Nierentaler Schichten Maestrichtien, Danien, Paleocän und Untereocän enthalten ist — die große Mächtigkeit der Nieren- taler Schichten legt diese Vermutung nahe — , so wäre es doch undenkbar, daß das so nahe gelegene Festland keinen Einfluß auf die Sedimentation gehabt hätte. Die Übersehiebung'sreg'ion des Zwieselalpengebietes. Wie schon an anderer Stelle erwähnt wurde, wird der SW-Rand des Gosaubeckens durch eine Überschiebung der Trias- über Kreidegesteine gebildet. Diese Erscheinung, welche zuerst von E. Haug'^ und J. Nowak ^ richtig erkannt wurde, 1 E. Suess, Antlitz der Erde II, p. 377, Illo, p. 210. - E. Haug, 1. c, p. 121. 3 J. Nowak, Über den Bau der Kaikaipen in Salzburg etc. p. 110. 292 E. Spengler, ist besonders auf dem Nordostabhang der Zvvieselalpe zwischen dem nördlichen Ende des vorderen Gosausees und der Bräuninghütte außerordentlich l km nach Süden zurückversetzt — jetzt schließt der Dachsteinkalk des Punktes 1830 mit der west- lichen Fortsetzung des Rettenkogels, die Carditaschichten bei Rinnberg mit denen bei Kaltenbach, diejenigen am Bogenberge mit denen bei Angerkar zu einem ununterbrochenen Zuge zusammen, wie Oleate I zeigt. Nun sehen wir aber, daß sich die Blattverschiebung nicht in die Donnerkogel hinein fortsetzt; die Donnerkogel müssen sich daher samt dem ganzen Buchbergriedel im Zusammen- hange mit der östlich der Blattverschiebung befindlichen Masse über ihren in Ruhe gebliebenen Untergrund nach Norden fortbewegt haben (Zwieselalpenüberschiebung). Wäre dies die einzige Bewegung der Zwieselalpenmasse, so müßte die Überschiebung am Nordende des vorderen Gosausees ein plötzliches Ende finden — dies ist nicht der Fall, sondern die Überschiebung streicht tief ins oberste Gosautal hinein. Gosauer Kamm und Zwieselalpe haben daher außerdem noch eine gegen Südost an Intensität abnehmende. 312 E. Spengler, selbständige Bewegung gegen Nordost ausgeführt; durch diese Bewegung wurde die auf Tafel III und Oleate II punk- tierte, gegen Südost spitzig auslaufende, keilförmige Fläche, ferner noch ein weiteres Stück des Beckens von Gosau zu- gedeckt. Die zugedeckte Fläche muß eine keilförmige Gestalt besitzen, da die Stellung der Dislokationsfläche gegen Süd- ost immer steiler wird (p. 304) und schließlich ganz v^ertikal ist. Gleichzeitig haben sich auch Bewegungen an der mit der Zwieselalpenüberschiebung parallelen Schubfläche zwischen Schuppe I und II der Zwieselalpenzone vollzogen (p. 300). Ob vor dieser Bewegung diese Schubfläche überhaupt noch nicht existierte (wie es auf Oleate I dargestellt ist) oder nur ein geringeres Ausmaß besaß, läßt sich nicht sicher entscheiden. Vor Eintritt der Bewegungsphase I, bei der sich die oben geschilderten Vorgänge (von Zeile 13 auf p. 311 an) voll- zogen haben, befanden sich die heutigen Linien und Punkte in der auf Oleate I eingetragenen Lage, die sie schon zur Zeit der Oberkreide innehatten, wenn wir ein Mindestmaß der Verschiebungen annehmen. Die vom heutigen Außenrand (Denudationsrand) der Gamsfeld- und Zwieselalpendecke seit Eintritt der nachgosauischen Bewegungen überfahrene Fläche ist auf Oleate II und Tafel III durch Punktierung hervor- gehoben. Von diesen liegt die heute von der Gamsfelddecke zugedeckte Fläche noch an derselben Stelle wie damals; hin- gegen hat der westlich der Blattv-erschiebung liegende Teil der gegenu'ärtig unter der Zwiesel alpendecke liegenden Fläche die Bewegungsphase II, der östlich von dieser liegende Teil beide Bewegungsphasen mitgemacht: Wir sehen daher, daß die von der Zwieselalpendecke überschobene Fläche auf Tafel III um ein entsprechendes Stück gegen Norden vorgeschoben erscheint gegenüber ihrer Lage auf Oleate II. Durch einfaches Abmessen auf der Karte läßt sich nun die Länge und Richtung des Weges bestimmen, den einzelne Punkte bei der tertiären Gebirgsbildung zurückgelegt haben. Daraus ergibt sich, daß die kürzesten Wege die westlich der Blattverschiebung und nicht auf der Zwieselalpendecke ge- legenen Punkte zurückgelegt haben; so bewegte sich der Punkt, auf dem sich heute der Taborbers" befindet, um nur 3^., Ä';// Becken von Gosau. 313 gegen Nordnordwest (bloß Bevvegungsphase U), das Gamsfeld hingegen legte den Weg von O^'., ^^'^ gegen Nordnordwest (Bewegungsphase I und II), die Zwieselalpe sogar einen solchen von 1 1 km gegen Nord zurück (Bevvegungsphase I mit Zwieselalmüberschiebung und Bevvegungsphase IIj. Nun soll kurz auf einige Vorteile hingewiesen werden, die dieses Rückgängigmachen der tertiären Bewegungen für die Erklärung der vorgosauischen Tektonik bietet. So war zur Zeit der Oberkreide die Trias des Buchbergriedels von der des Bogenberges, die heute nur durch eine Strecke von 1 km getrennt sind, mindestens 97^ km voneinander entfernt. Diese Strecke genügt, um die bedeutenden Faciesgegensätze zwischen beiden Entwicklungen (p. 295) auszugleichen; auf dieser Strecke kann ein etwa 600 bis 800 m mächtiges, ladi- nisches Dolomitriff ganz gut auskeilen, auch wenn wir keine steile Riffböschung annehmen. Legt man unter Oleate I eine geologische Karte, so sieht man, daß sich der bei Golling beginnende, die Strubberge zusammensetzende Zug von Hallstätter Entwicklung in der Umgebung von Abtenau in zwei Äste spaltet: der eine zieht durch die Gegend des heutigen Gamsfeldes gegen Ostnord- ost, eine geradlinige, etwa 3 bis 4 km breite^ Verbindung zwischen den Strubbergen und dem Raschberg herstellend; der andere hingegen streicht nach Südost über Traunstein, Schoberstein und Paihvand gerade auf den Hallstätter Salz- berg zu, dabei an der breitesten Stelle 10 km Breite erlangend. Der Buchbergriedel stellt sich in die Streichungsfortsetzung '^ des östlichen Tennengebirges (Tagweide — Gappenalpenhöhe) ein. Die Facies allerdings stimmt nur insofern überein, als in beiden Fällen der ladinische Dolomit unterhalb der Cardita- schichten fehlt, während im östlichen Tennengebirge Dach- 1 Diese größere Breite der Hallstätter Zone erklärt auch die Häufigkeit der Hallstätter Kalkgerölle in den Konglomeraten der Gosauzone Strobl — Abtenau. - Eigentlich befand sich der Buchbergriedel an den tertiären Bewegungen sogar etwa 6 ktn südlicher als das heutige Ostende des Tennengebirges — doch ist es wahrscheinlich, daß auch dieses in der Tertiärzeit eine Zu- sammenpressung erfahren hat. Vielleicht erklärt sich dadurch die Steilstellung der einzelnen Schuppen der Traunstein— Schoberstein — Pailwandgruppe? 314 E. Spengler, Steinkalk an Stelle des Dachsteindolomites im Buchbergriedel auftritt; doch in der Umgebung der Hofpürglhütte erscheinen auch im gleichen Niveau Dolomite,^ welche an diejenigen des Buchbergriedels erinnern. Rascher Wechsel zwischen Dolomit und Kalk über dem Carditaniveau ist auch an anderen Punkten zu beobachten.- Daß die Dachsteingruppe zu derselben (tirolischen) Einheit wie das Tennengebirge gehört, wie F. Hahn^ annimmt, ist nicht nur aus den von Hahn ein- gehend gewürdigten faciellen Gründen wahrscheinlich, sondern auch dadurch, daß F. Trauth-^. und ich (p. 297) dieselben tieferen Schuppen unterhalb des Dachstein- und Tennen- gebirges durchverfolgen konnten. Wenn die neueren Untersuchungen derStrubbergzüge durch J. v. Pia die Zugehörigkeit der Lammerzüge zur juvavischen Einheit Hahn's'' bestätigen, dann ist es sehr wahrscheinlich, daß die von J. Nowak *^ ausgesprochene und von Hahn^ eingehender begründete Ansicht zu Recht besteht, daß beide Züge von Hallstätter Entwicklung: der Zug Abtenau — Rasch- berg( — Aussee^Mitterndorf — Bosruck?) und derjenige Ab- tenau— Hallstatt, als einheitliche Decke (juvavische Einheit) vorgosauisch aufgeschoben ist. Die Lage des vorgosauischen Überschiebungsrandes wäre in diesem Falle auf der Strecke (joUing — Voglau aufgeschlossen, von hier an bis über Ischl hinaus aber unter Gosaubedeckung und unter der Gamsfeld- 1 F. Hahn, Grundzüge des Baues der nördlichen Kalkalpen, I.Teil, p.313. 2 Vergl. G. Geyer, Über den geologischen Bau der Warscheneck- gruppe, Verh. geolog. Reichsanstalt 1913, p. 286 bis 289. 3 F\ F. Hahn, Versuch zu einer Gliederung der austroalpinen Masse westlich der österreichischen Traun (Verh. geolog. Reichsanstalt 1912, p. 339). — Grundzüge des Baues der Kalkalpen etc., I. Teil. Mitteil, geolog. Gesellschaft Wien 1913, p. 347). * F. Trauth, Geologische Untersuchungen im östlichen Tauernfenster und seiner weiteren Umrahmung, Denkschriften der Wiener Akademie (im Druck). 5 F. F. Hahn, Verh. geolog. Reichsanstalt 1912, p. 340. 6 J. Nowak, Über den Bau der Kalkalpen in Salzburg und im Salz- kammergut. Bull, de l'academie de sc, Krakau 1911, p. 111. ■? F. F. Hahn, Grundzüge des Baues der Kalkalpen etc., I. Teil, p. 348. Becken von Gosau. 31 0 decke verborgen. ^ Nachdem durch die Denudation in der juvavischen Decke ein Fensler geschaffen war, hob sich später — aber ebenfalls noch vor Ablagerung der Gosau- schichten — in diesem Fenster die tirolische Basis am Tabor- berg domförmig heraus (p. 273) und legte sich weiter gegen Osten zu als liegende Falte (Braunedlkopf) über die Hall- stätter Kalke der Zone Abtenau — Raschberg. Der Begriff »Dachsteindecke« wäre in diesem Falle der Ausdruck für diese bescheidene Überfaltung. Noch weiter im Osten, am Grimming, fehlt nach den Beobachtungen G. Geyers diese Überfaltung bereits und nur die gewaltig steil gegen Norden sich herabsenkenden Dachsteinkalke des Grimming- scheinen eine Überfaltung über die nördlich wohl tektonisch^ vor- gelagerte Zone von Hallstätter Kalken in statu nascendi an- zudeuten. Die Erscheinung, daß sich eine Kuppel aus ihrem (in diesem Falle tektonischen) Hangenden heraushebt und weiterhin gegen Osten über dasselbe überfaltet, würde etwas an das \"erhalten der von F. Kossmaf^ beschriebenen Massive »Tarnowaner Wald«, »Birnbaumer Wald« etc. erinnern, doch mit dem Unterschied, daß hier auf beiden Seiten 1 Aus diesem Grunde mußte ich im ersten Teile meiner Arbeit die Ansicht Nowaks ablehnen (p. 48). An der Zone Ischl — StrobI — Abtenau ist nichts von einer Schubiläche zu sehen, welche älter wäre als diejenige über den Hallstätter Kalken. In diesem Falle müßten natürlich die von mir im ersten Teile der Arbeit von p. 43, Zeile 11, bis p. 48 ausgesprochenen Hypothesen teilweise fallen. Sie wurden auch damals ausdrücklich als Provisorium bezeichnet (p. 48;. Auch die hier von p. 48, Zeile 12, bis p. 50, Zeile 3, ausgesprochenen Gedanken sind noch keine definitive Entscheidung. Diese kann nicht früher erfolgen, als bis das östliche Tennengebirge, der südliche Teil des Gosauerkammes, die Plassen- gruppe, die Region zwischen Ischl, Aussee und Mitterndorf auf diese Fragen hin untersucht ist. '^ G. GeA^er, Über den geologischen Bau der Warscheneckgruppe, Verh. geolog. Reichsanstalt 1913. p. 309. 3 Die Zurechnung der Klippenregion zwischen Klachau und dem Paß Pyhrn zur juvavischen Einheit Hahn's würde unter andern die Erscheinung erklären, daß im Toten Gebirge und am Grimming das Niveau der gebankten Dachsteinkalke entwickelt ist, in der dazwischen liegenden Region hingegen nicht (G. Geyer, 1. c, p. 305). 4 F. Kossmat, Der küstenländische Hochkarst und seine tektonische Stellung. Verh. geolog. Reichsanstalt 1909. •^16 E. Spengler, Untertauchen, nur in der Mitte Überfaltung vorhanden ist — ein Unterschied, der in dem Mangel einer Umbiegung im Streichen in unserer Gegend begründet ist. 2, Die Transgression des Gosaumeeres. Über diesen, durch die tektonischen Vorgänge der mittleren Kreidezeit und darauffolgende Denudation geschaffenen Unter- grund erfolgte die Transgression der Gosauschichten. Diese begann nach den Untersuchungen von J. Felix^ im obersten Turon (Angoumien) im Becken von Gosau. An der Wende von Turon und Senon besaß das Meer im Becken von Gosau noch eine äußerst geringe Ausdehnung. Auch in den folgenden Stufen, im Coniacien (Niveau des Mortoniceras texanum), im Santonien und unteren Cam- panien gewann die vom Meere bedeckte Fläche nur sehr wenig an Umfang. Um den Verlauf der Küstenlinie zu bestimmen, haben wir folgende Anhaltspunkte; Wenn wir im Südosten beginnen, so sehen wir, daß die Plassengruppe vom Angoumien bis zum unteren Campanien noch Festland war, da bei der Plankensteinalpe erst das obere Campanien trans- grediert (p. 282), im oberen Brieltal vielleicht erst das untere Maestrichtien.- Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, daß die p. 280 erwähnten, an Untersberger Marmor erinnernden, feinen Breccien einer tieferen Stufe der Gosauschichten angehören, da Kittl (1. c, p. 64) aus der Umgebung der Veiten- hütte Actäonellen anführt, die nach Felix (1. c, p. 310) mit dem oberen Santonien verschwinden. An der Nordostgrenze des Gosaubeckens, am Bärenbach, erfolgte zwar die Trans- gression bereits im Angoumien, doch das ausschließliche Vor- handensein von Brandungskonglomeraten, die durchaus Gerolle der nächsten Umgebung führen, deutet auch hier die unmittelbare Nähe der Küste an. Übrigens dürfte das Kon- glomerat hier auch höhere Niveaus als das Angoumien um- fassen, und zwar nicht nur wegen seiner großen Mächtigkeit, 1 J. Felix, 1. c, p. 313. 2 J. Feli.x, 1. c, p. 305, 314. Becken von Gosau. 317- sondern auch deshalb, weil es mit den jüngeren Kon- glomeraten nördlich vom Paß Gschütt längs des Nordrandes des Gosaubeckens in ununterbrochener \'erbindung steht. Überhaupt läßt der größere Reichtum an Konglomeraten längs der ganzen Nordumrahmung des Beckens im \'ergleich mit dem zentralen und südlichen TeiP (Nefgraben, Hofer- graben) m.it Sicherheit erkennen, daß die heutige Nordgrenze vom Bärenbach bis zum Rinnbach wenn auch nicht die Küstenlinie selbst war, so doch dieser außerordentlich nahe lag. Denn bei der Traunwandalpe wird das Hippuritenriff des oberen Santonien noch von Konglomeraten überlagert, - bei der Neualpe treten noch in unteren Santonien kohlen- führende Süßwasserschichten auf,^ im Brunstloch liegen sogar noch Konglomerate über den Mergeln des unteren Campanien,^ bei der Angerkaralpe (p. 270) und südlich vom Bogenberg (p. 287) transgredieren erst die Nierentaler Schichten über die Trias, bei Rettenbach an der Ostseite der Gosau- mulde von Schorn liegt nur eine dünne Konglomeratschichte unterhalb der Nierentaler Mergel,'' im unteren Elendgraben endlich trennen nur wenig mächtige, graue Gosaumergel die Nierentaler Schichten von dem unterlagernden Haselgebirge*' (s. Karte). Wir sehen also, daß das Meer des Beckens von Gosau auf der Ost-, Nordost-, Nord- und Nordwestseite von einer Küste umgeben war; wir müssen uns daher die Verbindung mit dem offenen Meere auf der uns unbekannten, gegenwärtig unter der Zwieselalpendecke liegenden Südwestseite des Beckens vorstellen. Das Becken von Gosau war also während der älter enGosauzeit, die vom Ango um ien bis 1 J. Felix, 1. c.. p. 297. ^ J. Felix, 1. c, p. 287. 3 J. Felix, 1. c., p. 315. ■i J. Felix, 1. c, p. 266. 5 E. Spengler, Tektonische Stellung der Gosauschichten, I. Teil, p. 41. Selbst wenn, wie dort angedeutet, der Kontakt zwischen Konglomerat und Nierentaler Schichten ein tektonischer sein sollte (was übrigens sehr fraglich ist), so bliebe doch die Tatsache, daß die Nierentaler Schichten hier nur von geringmächtigen, älteren Gosauschichten unterlagert werden. 6 Allerdings ist es möglich, daß das Haselgebirge hier infolge Ekzem- bildung höher in die Gosauschichten hinaufgedrungen ist (p. 282). Sitzb. d. mathem.-naturw. KI.; CXXIII. Bd., Abt. I. 22 318 E. Spengler, ins untere Campanien reich t, das nördliche Ende einer von Süden heranreichenden schmalen Bucht. Nicht die heutige Lage in der Tiefe eines Tales zwingt uns zu dieser Annahme, sondern die oben geschilderten Verhältnisse. Die Ingression des Angoumienmeeres erfolgte jedenfalls in ein altes Tal, welches mit dem heutigen Gosautale gar nichts zu tun hat. Ein zweites Gosaubecken liegt im Wolfgangsee- und Ischltale. Auch hier dürfte am Südrande, in der Region des heutigen Fahrenberges (Oleate I) die Transgression bereits im Angoumien erfolgt sein; denn die ältesten, fossilführenden Schichten gehören hier ins Coniacien, ^ die darunter liegenden, mächtigen Konglomeratmassen also wohl ins Angoumien. Im Coniacien war das Meer auf die Region nördlich des Retten- kogels und Katergebirges beschränkt, im Santonien erfüllte es erst die Region des heutigen Wolfgangseetal es. "^ Damals besaß der Meeresarm mindestens eine Breite von 14 bis lo km, wie sich mit Zuhilfenahme der Oleate I ergibt. Aus dieser Oleate geht ferner hervor, daß an der Mündung des Strobl- Weißenbachtales die heute durch die Überschiebung der Gamsfelddecke aufeinandergetürmten Gosauserien des Sparber- horns und des Fahrenberges 6 bis 8 km voneinander entfernt waren; diese Entfernung genügt vollkommen, die bestehenden großen Faciesgegensätze, ^ die ja nur eine Funktion des Unter- grundes sind, auszugleichen. »Bayerische -< und »Gamsfeld- gosau« gehören daher sicher demselben Gosaubecken'^ an, erstere wurde vom Santonien'' an in dessen nördlichem Teile, letztere vom Angoumien an an dessen Südrand abge- lagert. 1 A. de Grossouve, Recherches sur la craie superieure, Stratigraphie generale, p. 642. - E. Spengler, Die Schafberggruppe. Mitteil, der geolog. Gesellschaft in Wien, 1911, p. 260. 3 E. Spengler, Untersuchungen über die tektonische Stellung der Gosauschichten, I. Teil, p. 24. 't Zu einem übereinstimmenden Resultat gelangt Hahn (Grundzüge etc., p. 333). ö E. Spengler. Tektonische Stellung der Gosauschichten, I.Teil, p. 7. Becken von Gosau. 319 Da sich dieses Gosaubecken quer über die beiden vorgosau- ischen Schubränder (ju\'avische und Dachsteinüberschiebung) ausbreitet, ist in diesem Sinne die Bemerkung Lebling's^ berechtigt, daß die Gosaukreide die alten Schubränder über- brückt. Wie Lebling'^ hervorhebt, haben wir an der Nordseite des Rettenkogels Anzeichen der Nähe der Küste; dafür spricht auch die Mächtigkeitszunahme der Konglomerate gegen Süden. -^ Aus dieser Beobachtung geht im Vereine mit der oben beschriebenen Erscheinung, daß an der Nordseite des Beckens von Gosau Anzeichen für Küstennähe liegen, die Erkenntnis hervor, daß die Gamsfeldgruppe während der älteren Gosau- zeit nicht vom Meere überflutet war, sondern als felsiger, höchstens 8 km breiter^ Landrücken die beiden Meeresteile trennte. Aus der geringen Vertretung von Dolomit in den Gerollen des Gosaukonglomerates ergibt sich ferner, daß dieser damals noch fast ganz unter den Dachsteinkalken verborgen lag; das häufige Auftreten von Hornstein in den Konglomeraten spricht dafür, daß dieser Dachsteinkalk noch stellenweise eine Bedeckung von Hornstein führendem Jura trug. Daß schon in der älteren Gosauzeit eine Verbindung der beiden Gosaubecken westlich um die Gamsfeldgruppe herum bestand, ist unwahrscheinlich, da in der Schuppenregion südlich des Einberges und in der Gosaumulde von Schorn die die Nierentaler Schichten unterlagernden Gosaugesteine zu wenig mächtig sind, um in ihnen die Vertreter der ganzen Serie vom Angoumien an zu sehen. Die durch die Gamsfeldgruppe gebildete Südküste des Wolfgangseebeckens war eine felsige Steilküste, an welcher die Brandung gewaltig arbeitete, die westliche (Osterhorn- gruppe) und nördliche (Schafberg) Küste hingegen war frei -1 Cl. Lebling, Beobachtungen an der Ouerstürung Abtenau — Strobl, Neues Jahrb. f. Min. etc., Beilageband XXXI. - Cl. Lebling, Beobachtungen an der Ouerstörung Abtenau — Strobl im .Salz kammergut, p. 560. 3 E. Spengler, Tektonische Stellung der Gosauschichten, I. Teil, p. 21. ^ Siehe Oleate I. 320 E. Spengler, von Felsen und mit Vegetation bedeckt,^ wurde aber trotzdem i.erst später vom Meere ereilt. Nur dort, wo der stark zur Fclsbildung neigende rhätisctie Kalk des Einberges an die Küste herantrat, konnte sich auch hier ein Brandungskon- glomerat bilden. - Mit der Flyschzone bestand jedenfalls während der älteren Gosauzeit (Angoumien — Unter-Campanienj im Salzkammergut keine direkte Meeresverbindung, wodurch sich in Verbindung mit der Überschiebung der Kalk- über die Flyschzone der hier sehr bedeutende Faciesgegensatz und die auffallend reine Entwicklung des südlichen faunistischen Typus-'' in diesen Schichten erklärt. Dies schließt nicht aus, daß weiter im Osten, im unteren Ennstale, bereits eine Verbindung mit dem Flysch- meere bestanden hat, wie die Untersuchungen Geyer's^ bewiesen haben. Vom Angoumien bis ins untere Campanien zeigen die Gosauschichten außerordentlich konstante facielle Verhältnisse. Wir können stets mit größerer oder geringerer Deutlichkeit drei Tiefenzonen unterscheiden: 1. eine Konglomeratzone un- mittelbar an der Küste; 2. in etwas größer Entfernung die Zone der Hippuriten- und Korallenriffe'' mit einer sehr zahlreichen Gastropoden- und Bivalvenfauna, aber ohne Ammoniten; 3. in noch größerer Entfernung (oft härtere) Mergel und Kalke ohne Hippuriten und Riffkorallen, aber reich an Cyclolithen und anderen Einzelkorallen, an Bivalven und Gastropoden und außerdem Cephalopoden ent- haltend. Diese Ausbildung, die man als Glanecker Facies bezeichnen könnte, ist im Coniacien am deutlichsten aus- geprägt (Nefgraben, tiefer Graben, Fahrenberg): in dem Santonien oder unteren Campanien ist die Zugehörigkeit zu diesen Stufen wegen des Ammonitenmangels nicht zu erkennen. 1 E. Spengler, Tektonische Stellung der Gosauschichten, I. Teil, p. 20. 2 E. Spengler, Tektonische Stellung der Gosauschichten, I. Teil, p. 36, 37. 3 E. Suess, Antlitz der Erde, III 2, p. 2U9. •1 G. Geyer, Über die Schichtfolge und den Bau der Kalkalpen im unteren Enns- und Ybbstale (Jahrb. geolog. Reichsanstalt 1909, p. 70. 5 J. Felix, 1. c, p. 317—319. Hecken von Gosau. 321 Eine bedeutende Änderung tritt an der Wende vom unteren zum oberen Campanien ein — es beginnt eine positive Bewegung der Strandlinie einzusetzen, wie aus folgenden Erscheinungen hervorgeht: 1. Die Gliederung in drei Tiefenzonen verschwindet, nirgends mehr finden wir Hippuritenriffe, die bezeichnendsten Versteinerungen sind hioceramen. 2. Der Umfang des Gosaumeeres erweitert sich; die Plassengruppe wird (abermals?) vom Meere bedeckt (p. 282), auch öffnet sich jetzt eine Verbindung der beiden Gosau- becken um die Westseite der Gamsfeldgruppe herum; hin- gegen ragt die Gamsfeldgruppe selbst wenigstens teilweise (vielleicht als Insel?) aus dem Meere hervor, da bei Anger- kar (p. 270j und auf der Südseite des Bogenberges erst die Nierentaler Schichten transgredieren. In der Schuppenregion südlich des Einberges kann man an der regelmäßigen Mächtigkeitsabnahme der Gosauschichten unterhalb der Nieren- taler gegen Norden das Vordringen des Meeres schrittweise verfolgen. Diese Beobachtungen stehen im vollen Einklang mit dem sich überall in den Ostalpen auch aus paleogeographischen und faunistischen Erwägungen ergebenden Verhalten des oberen Campanien, wie E. Suess^ und A. de Grossouvre- gezeigt haben. Die sich nun frei öffnende Verbindung mit der Flyschzone gestattet einen weitgehenden Faunenaustausch, Pacljydisctis Netibergiciis^ ist beiden Zonen gemeinsam, der südliche Charakter der Gosauschichten verliert sich durch das Einwandern nordischer Typen. Noch bedeutend stärker prägt sich die positive* Be- wegung der Strandlinie im Maestri chtien aus. Die nahezu ausschließlich Globigerinen und Textularien in ungeheurer Menge führenden, roten und graugrünen Nierentaler Schichten sind ein dem Globigerinenschlick der heutigen Meere ver- 1 E. Suess, Antlitz der Erde, 111/2, p. 209. - A. de Grosso u vre, Recherches sur la craie superieure, Strat. generale, p. 939. 3 Weder Pachydisciis Ncitbergictis noch ein anderer für das gleiche Niveau charakteristischer Ammonit wurde bisher im Salzkammergut gefunden. 1 J. Felix, 1. c, p. 303. :-')22 E. Spengler, gleichbares Sediment. Damals war auch die Gamsfeldgruppe ganz vom Meere bedeckt, und wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir für die gesamten Kalkalpen — • wenn nicht für noch größere Strecken — eine einheitliche Bedeckung mit einem ziemlich tiefen Meere annehmen. Dafür spricht die außerordentlich gleichartige Ausbildung dieser Stufe nicht nur in den Kalkalpen, sondern auch in der Flyschzone (Nierentaler Schichten), in der lepontinischen (Couches rouges) und in der helvetischen Region (roter Seewermergel), ja sogar in den Südalpen (Scaglia). ^ In der darauffolgenden Zeit, im Danien oder Paleocän, wird das Meer wieder rasch seichter; an Stelle des reinen Globi- gerinensedimentes treten Lithothamienrasen auf, zwischen denen noch immer Globigerinen und andere Foraminifeven {Discorhina, Crisiellaria) leben. Dieses Seichterwerden des Meeres leitet wohl eine Fest- landsperiode ein. 3. Nachgosauische Gebirgsbildung. Ob während der Oberkreide gebirgsbildende Prozesse tätig waren — eine Frage, die erst kürzlich durch J. V. Pia- angeschnitten wurde — , läßt sich nicht mit Sicher- heit entscheiden, aber jedenfalls waren diese Vorgänge recht unbedeutend. Felix ^ machte im Nefgraben Beobachtungen, welche er durch gebirgsbildende Vorgänge zwischen dem Absatz der unteren und oberen Gosauschichten zu erkläi^en sucht. Wenn ferner die p. 280 beschriebenen, an Untersberger Marmor erinnernden feinkörnigen Breccien bei den Grab- hütten und die Actaeonellen führenden Schichten bei der Veitenhütte tatsächlich tieferen (Angoumien — Santonien) Gosau- schichten angehören, so folgt aus der Transgression des 1 Vergl. Gl. Lebling, Ergebnisse neuerer Spezialforschungen in den deutschen Alpen II, die Kreideschichten der bayerischen Voralpenzonen, Geolog. Rundschau, 1912, p. 495, 505. - J. V. Pia, Mitteil, der Wiener geolog. Gesellschaft, 1913. p. 179. 3 Felix, 1. c, p. 289. Becken von Gosau. 323 Ressensandsteines und der Gosauschichten am Plankenstein, die sich teils über diese Gosaugesteine, ^ teils über Dachstein- kalk vollzieht, daß nach dem Santonien eine Hebung und teilweise Denudation der Plassengruppe erfolgte, die erst wieder durch das Ansteigen des Meeres im oberen Campanien über- flutet wurde. Das Emportauchen eines aus Pinzgauer Phylliten und Werfener Schiefern bestehenden Rückens im Süden der Kalk- alpen (p. 291) am Schlüsse der Kreidezeit leitet die tertiäre Gebirgsbi Idungsphase ein. Intensiver wird diese jedoch erst nach Ablagerung der Konglomerate unterhalb der Zwiesel- alpe. Eine genauere Zeitbestimmung ist nicht durchzuführen, da jüngere, über die tertiären Schubränder hinwegtrans- gredierende Formationen fehlen. Doch haben wir keinen Grund, anzunehmen, daß diese Bewegungen ein anderes Alter besitzen als die Bewegungen an der tirolischen Linie, deren alttertiäres Alter durch Hahn- sichergestellt wurde. Die Er- haltung der sonst überall denudierten Gebilde der Regressions- periode über den Nierentaler Schichten spricht dafür, daß die schützende Überdeckung durch die Zwieselalpenüberschiebung bald nach Ablagerung dieser Schichten erfolgt ist. P. 308 — 312 wurden für diese Bewegungen zwei Bewegungsphasen auf- gestellt. Doch halte ich es für unwahrscheinlich, daß es sich hier um zwei zeitlich ganz scharf getrennte Vorgänge handelt, geschweige denn, daß diese Vorgänge zeitlich weit auseinander liegen. Diese scharfe Trennung wurde nur zum Zwecke einer leichteran Analyse des komplizierten Bewegungsvorganges vorgenommen. Als die Schubbewegung der Gamsfelddecke gegen Norden infolge des immer mehr anwachsenden Wider- standes zur Ruhe kam, reagierte die Schubmasse auf den anhaltenden Druck von Süden durch ein seitliches Aus- weichen gegen Nordwesten, wobei die Blattfläche verbogen wurde. 1 Die Gesteinverschiedenheit zwischen den älteren und den jüngeren, transgredierenden Gosauschichten ist sehr bedeutend. 2 F. FeUx Hahn, Grundzüge etc., Alitteil. der Wiener geolog. Gesell- schaft, 1913, p. 269. 324 E. Spengler. Die wichtigsten tektonischen Ersclneinungen sind die drei Überschiebungen: 1. Osterhorngriippe und .Sparberhorn über die Gosau des Wolfgangseetales ; 2. Gamsfelddecke; 3. Zwieselalpendecke. Zwei allgemeine Gesetze ergeben sich bei diesen nach- gosauischen Überschiebungen: I. Es besteht stets die Tendenz, die ei nzelnen Gosau- becken von Süden her zu überschieben. Die Über- schiebungen sind durch die vorliegenden Regionen geringeren Widerstandes bedingte, lokale Erschei- nungen. Wo sie sich trotzdem im Streichen über das Gosau- becken hinaus fortsetzen, finden sie bald ein Ende: 1. ist nur auf das Gosaubecken des Wolfgangseetales beschränkt, denn die die Schafberg- und Osterhorngruppe trennende Schubfläche, die sich bis Hof nach Westen fort- setzt, ist zumindest in ihrer Anlage älter. ^ 2. Die Gamsfelddecke ist ein zwischen Voglau und Aussee bogenförmig nach Norden vorspringender Lappen, dessen größte Schubweite (7 hn)'^ zwischen Strobl und Ischl liegt, wo ihr ein breites Gosaubecken vorgelagert ist. Das lappen- förmige Vorspringen tritt am Nordwestrand sehr klar in die Erscheinung (Blattverschiebung), der Nordostrand ist zwischen Ischl und Aussee denudiert. Doch kann vielleicht das Süd- westfallen im westlichen Toten Gebirge oberhalb der Retten- bachalpe und am Loser mit dem Südostfallen der Piassen- kalke und Gosauschichten am Sparberhorn verglichen und als ein schüsseiförmiges Anschmiegen an die ehemals darüber befindliche Gamsfelddecke aufgefaßt werden. Die Gamsfeld- decke ist in ihrer Bogenform in gewissem Sinne ein ver- kleinertes Abbild der tirolischen Einheit. 3. Die Zwieselalmüberschiebung erreicht auch dort, wo ihr Gosauschichten vorliegen, die größte Horizontalintensität. Das Abklingen gegen Südosten ist sehr deutlich zu erkennen. 1 E. Spengler, Tektonische Stellung der Gosauschichten, I. Teil. p. 28. '•; Siehe Tafel III und Oleate 1. Becken von Gosau. 325 Der Westrand ist leider denudiert — vielleiciit war er eine große, auf die Zvvieselalmdecke beschränkte Blattverschiebung im Meridian von Annaberg. II. Die Überschiebungen b e n ü t z e n im allgemeinen durch vorgosauische Bewegungen vorgezeichnete Bahnen, ohne sich jedoch ganz streng an diese zu halten. Es werden mit Vorliebe solche Bahnen benützt, bei welchen Haselgebirge der Unterlage aufliegt: 1. Folgt im wesentlichen der Schubfläche zwischen Osterhorn- und Schafberggruppe, weicht aber auf der Nord- seite des Sparberhorns von dieser ab. 2. Die Überschiebung der Gamsfelddecke hält sich jeden- falls auf der Strecke Abtenau — Ischl annähernd an die mit Haselgebirge beginnende Schubbahn der juvavischen Schub- masse. Doch wird diese nicht in ihrer Gesamtheit bei der Gamsfeldüberschiebung weiter nach Norden befördert, sondern nur abgerissene Fetzen, ein Teil der juvavischen Gesteine bleibt jedenfalls unter der Gamsfelddecke in Ruhe. Pia^ hat diesen Vorgang jedenfalls ganz zutreffend geschildert. Zwischen Ischl und Aussee fehlen Gosauschichten, die Lage der Schub- fläche ist daher nicht unmittelbar zu erkennen. Wenn sich auch hier die Gamsfelddecke an die juvavische Schubfläche hielte, müßte sie an der Nordseite des Raschberges durch- streichen. Doch ist es viel wahrscheinlicher, daß der Denu- dationsrand der Gamsfelddecke von Ischl an folgendermaßen verläuft: Reiterndorf — Perneck — Ischl Salzberg— Anzenau— Steinach — Dorf Sarstein — Putschen — Aussee. Die Schubfläche der Gamsfelddecke springt also bei Anzenau auf die höher liegende . Schubfläche der Dachsteindecke über. Diese Erscheinung kann folgendermaßen verständlich gemacht werden: Die Dach- steindecke ist auch keine voll entwickelte liegende Falte, "' 1 J. V. Pia, Mitteil, der Wiener geolog. Gesellschaft, 1913, p. 180. 2 E. Spengler, Tektonische Stellung der Gosauschichten, I. Teil, p. 32. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 23 326 E. Spengler, sondern besitzt nur eine Faltenstirn. Es glitt also nur an der Stirn Kalk auf Kalk und schuf für die Gamsfelddecke einen großen Widerstand, ^ weiter drinnen aber lag auch die Dach- steindecke mit Haselgebirge ihrer Unterlage auf, wie z. B. an der Nordseite des Sarsteins zu erkennen ist. Hier kann leicht die tertiäre Blockbewegung an der Schubbahn der Dachsteindecke erfolgen. Die juvavische Einheit selbst ist so stark von Störungen durchsetzt, wie der Hallstätter Salzberg zeigt, daß ein Durchschneiden dieser Massen durch eine jüngere Schubfläche sehr leicht möglich ist. Zu gunsten dieser Auffassung kann außerdem noch folgendes angeführt werden: a) Der tertiäre Schubrand ist auf der Strecke Abtenau — Ischl sehr einheitlich, nicht von Verwerfungen zerstückelt und zeigt eine hervorragende morphologische Frische; der Schubrand der Dachsteindecke hingegen tritt morphologisch nicht hervor. Der morphologisch scharf ausgeprägte Denudationsrand setzt aber von Ischl über Anzenau — Steinach — Pötschenhöhe nach Aussee fort, während der theoretisch erforderliche Schubrand an der Nordseite des Raschberges bereits so stark durch Verwerfungen und viel- leicht auch Salinarfaltungen gestört ist, daß er als solcher kaum mehr zu erkennen ist.- Dadurch wird dessen höheres Alter wahrscheinlich, b) Das plötzliche Vorspringen der Hallstätter Zone um 4V2 km weiter nach Norden, westlich vom Ischler Salzberg ist so keine Denudationserscheinung, sondern eine Vorschleppung durch den tertiären Vorschub der Gamsfeld- decke. c) Wir brauchen für den Vorschub der vorgosauischen Dachsteindecke nur wenig mehr als das Stück Ischl — Anzenau, d. h. nur etwa 5 km anzunehmen, während bei der Verlegung des Denudationsrandes der Gamsfelddecke an den Nordfuß des Raschberges sich für die Dachsteindecke eine Schubweite von gegen 10 km ergibt; eine solche Schubweite ist aber aus mechanischen Gründen unwahrscheinlich, da nur 17 km weiter westlich die .Schubweite = 0 ist. 1 J. V. Pia, Mitteil, der Wiener geolog. Gesellschaft, p. 180. - So liege z. B. der l'ossilreiche Hallstätter Kalk von Roßmoos gegenwärtig bedeutend tiefer als der der Basis angehörige Tressensteinkalk der Zwerchwand und des Predi2;tstuhles. Becken von Gosau. 327 Wie sich die Tektonik auf das Blatt Liezen fortsetzt, wird die Vollendung der Aufnahme dieses Blattes durch G. Gej^er ergeben. Nach den Beobachtungen Ge^^er's können die Trias- kalkklippen zwischen Klachau und dem Paß Pyhrn keinesfalls als auf Gosauschichten aufruhende Deckschollen aufgefaßt w^erden, da der lokale Charakter der Konglomerate überall deutlich hervortritt. ^ Hingegen machen die Beobachtungen von Peters^ es nicht unwahrscheinlich, daß die Gosau von Weißen- bach bei Aussee durch die südlich anstoßende Hallstätter Zone überschoben ist. Es sei kurz darauf hingewiesen, daß sich ähnliche Ver- hältnisse auch im Berchtesgadener Lande finden. Während Hahn-^ das vorgosauische Alter der Überschiebung der Reiter- almdecke konstatiert, findet Krauß* zwischen Meileck und Reichenhall tertiäre Bewegungen, welche annähernd den durch die Bewegung der Reiteralmdecke vorgezeichneten Bahnen folgen. Auch Blattverschiebungen treten dort auf, welche der- jenigen der Gamsfelddecke ganz analog sind. Auch hier endlich macht sich zum Schluß Bewegung gegen Nordwesten geltend. 3. Bei der Zwieselalmüberschiebung ist keine vorgosauische Schubbahn nachweisbar. Die nachgosauische Faltung der Gosaubecken ist mit den Überschiebungen causal verknüpft (p. 31 1). Die nachgosauischen Verwerfungen sind teils älter als die Überschiebungen (die Verwerfung und Flexur beim Gosauschmied findet an der Blattverschiebung ihr Ende), teils jünger (die Zwieselalmdecke ist stellenweise an Verwerfungen eingebrochen, welche der 1 G. Geyer: Über den geolog. Bau der Warscheneckgruppe im Toten Gebirge (Verhandl. geolog. Reichsanstalt 1913), p. 305—307. 2 C. Peters: Beitrag zur Kenntnis der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an einigen Lokalitäten der östlichen Alpen (Abhandl. geolog. Reichsanstalt, Wien 1852), p. 6. 3 F. Felix Hahn, Verhandl. geolog. Reichsanstalt 1912, p. 342. 4 H. Krauß, Geologische Aufnahme des Gebietes zwischen Reichenhall und Melleck (Geognostische Jahreshefte 1913, p. 105). Vergl. besonders auch die Bemerkungen von 0. M. Reis auf p. 140. 328 E. Spengler, Becken von Gosau. Überschiebungslinie parallel laufen). ^ Letztere Verwerfungen sind wohl isostatische Folgeerscheinungen der Überschiebung, ähnlich denen, an welchen nach den Beobachtungen Hahns, - Gillitzers^ etc. die Reiteralmdecke infolge Überlastung ein- gebrochen ist; sie sind daher wohl zeitlich nicht sehr weit von den alttertiären Überschiebungen entfernt. Auch die von der Gamsfelddecke belasteten Gebiete haben sich gesenkt, ohne daß es jedoch zur Ausbildung von bedeuten- deren Randbrüchen gekommen ist. Lebling^ bemerkt, daß die Gamsfeldgruppe nicht höher liegt als das umgebende Gebirge, schüsseiförmig senkt sich von allen Seiten der Unter- grund gegen die Gamsfelddecke hinab. Man kann beobachten, daß dort, wo die Gamsfelddecke am mächtigsten ist, auch diese Senkung den größten Betrag erreicht, während in dem Räume zwischen Ischl und Aussee, wo die Gamsfelddecke durch die Denudation entfernt wurde, sich der Untergrund infolge der Entlastung wieder gehoben hat. Man vergleiche etwa die Seehöhe des Predigtstuhles (1276 m) mit der des Ischler Kalvarienberges (606 m). Seit Aufhören dieser Bewegungen ist in dem Gebiete der beiden Gosaubecken weder vSedimentation (von den Diluvialgebilden abgesehen) noch Gebirgsbildung nachweisbar, die zerstörenden Gewalten der Denudation schaffen allmählich das heutige Bild. 1 Eine solche Verwerfung trennt Nierentaler Schichten und zwischen Bräuninghütte und vorderem Gosausee. Beim Ameissee liegt der Hallstätter Kalk der Decke tiefer als die Gosau- schichten der Basis. 2 F. F. Hahn: Geologie der Kammerkehr-Sonntagshorngruppe. Jahrb. geolog. Reichsanstalt 1910, p. 703. 3 G. Gillitzer: Der geologische Aufbau des Reiteralpgebirges im Berchtesgadener Land. Geognostische Jahreshefte 1912, p. 224. 4 Cl. Lebling; Beobachtungen an der Querstörung Abtenau — Strobl, Neues Jahrb. für Min. etc., Beilageband 1911, p. 572. X 30 O Ä O I S- 2.? = ^ 11 5 £ s. 1 — 1 rii r*i p t— D ? ^* *< )*^ tn J 1* o V ^ = J Li u ÜJ äl ^ T. < > PC f , 3 >w o? S s 1 ff f II 1 1 Sa 1 ^1 ! > 1 «1 O 3 t 1 f = i 1 i i 3 1 IS = i ^ 1 = 9 ^ 3 J 1 iiS ^ b ? " o CD O Spengler, E. = Becken von GosaiL Taf. tt. Gamsfeld 1 2 1 Z 4 16 15 1* 1 8 1:33.333. 0 5Z°S. Russberg E. WST-S 1:33.333 Gr. Donnerkogel 0 37«N W '»O'S 1:33.333. O'fO'N m, W35''S 1:33.333. 0 35°N Nordgrat des kl, Donnerkogels LWerfenep Schiefer, Haselgebirge Z. Gutensteiner Schictiten 3. Reifungen Kalke A- Ramsaudolomit 5 ,Carditaschicttten u.Reinqrabener- Schiefer "^ 6. HüpflinqerKalk u.Hurnstein- Oolomjt 7. Karnisctier u. norischer Dolomit 8 . Dachsteinkalkfgebankt) 9. Riffkalk des Dactisteinkalkes 10. Hallstätter Kalk. 11. .Zlambachschichten 12 Oberalmer Schichten 13. • Neokom 14-. Gosau- Konglomerat 15 . Gosau- Mergel u Sandstem 16. Nierentaler Schichten 17. Konglomerate mit Kristalli nen Geschieben (Damen") SiUiimgsbericlüi'dlQÜs.j\loid.cLWiss,iiiaUi.naliinv.jaasse,Bd.CXXIirjVbtJ.191'i. ■>ji{MiL»ler,L. liockfuvuii iTiTi ' ivricti^' — 1« inriiii nf i«iiwnrjr^.rt-»^Tiii^fc ^* fahren berg/ /Vv- .' .'• . . ] vom geyenwärh'genN^fienr pr Gamsfeld -und ZwieselalpenoHrf GiJI 4 • i i; iiiipfiwarÜi.Wf-ii t^sh^rii lüo d.kais.Ala>d(l>Viss,maUi.iiaUii^ Klasse,J5d.rXXflLAht.T.191«i ='=^^ aqlelseaiwX Sppnölcr, E.' Bocken A^onOosan Taf. ffl. Tektcn.^rte .des^&ec^eu^'ws^ Gosau (Gegenwart) -.■■.. vorqos'aii^scTiÄ') ,;, ^ >. \ • H UberscnieotKf03L5imien ■ n. I nachgosauiSQ^'el I I I Hallstälter Entwicklung [•.•.•.•| vom gecjenwärHgen Aufienrand (Dr-nud^lionsrand) der Gamsfeld -und Zwieselalpendecke überrahtvpTuOTi ' ;ist ■.■.Th.Kminwarth.'Wien. Sil 7,uiig'sb?riclUP d.kms.i\kjid.(LVVis.s,iuath. IUI lui-u . Kla.sse,lJd.('XXin. Abt .1. 101^ ff ><;ff^^tb^ß3 t^ w^ vl9D0?lnni^N iqc><^i dingungen vollkommen identisch: Djebel Melias- Djebel Mekter. 1 Von diesen Arten sind die mit * bezeiohneten bis an den Atlantik, zwisclien Marokko und Senegambien (Rio de Oro, Mauritanien) verbreitet (Pellegrin, Günther). Coelopeltis moiJensis 354 F. Werner, Bewohner der Stein wüste: *Agama inermis \ In der Steinwüste am Fuße des Uromastix acanthinurus ./ Djebel Mekter bei Ain Sefra. Nur im Gebiete von Figig ge- Aeanthodactyliis pardalis funden, Wüste zwischen dem Eremias gtittiilata ; Djebel Melias und Beni Ounif; daselbst auch Uromastix und wohl auch Agawia inermis. Bewohner der Sandwüste: Chamaeleon vulgaris ... .\ ^. _ _ . , .. ;- Nur Am Sefra. * Steno dactyhis petrn } „^^ f In beiden Gebieten anscheinend Varantis grisetis { • , . i .. ^ * l nicht häufig. Acanthodactyltis boskianiis\ Wenn wirklich in Figig, dann * Acanthodactylns scntellatns) jedenfalls sehr selten. _ . „ . ,. f In Figig anscheinend nur bei Sctncus offictnalts < ^ , ..r.,, l Zenagha und Taghla. ,. , f Für Ain Sefra nicht ganz sicher, *Lytoriiynclins diadema . . .{ , , , l aber sehr wahrschemlich. {Bei Ain Sefra viel häufiger als in Figig, in Ostalgerien nur in der Steinwüste. {In Figig nur auf einem schmalen Sandstreifen am Fuße des Djebel Melias. Oasenbewohner: Tareiitola tnaiiritanica . . Nur in Häusern. Chalcides ocellatus In Mauerlöchern der Oasengärten. Eumeces algeriensis (?) _ . , , . . ( Vielleicht doch bei Zenagha in Iroptdonotns vipertnns . .< , ^ \ den Oasengewassern. * Macropotodon cucnllatus (?) Über Eumeces und Macropotodon habe ich keinerlei genauere Erfahrungen bezüglich der Lebensweise, stelle sie daher mit Bedenken hierher. Verlebrata. 355 Von den 22 hier verzeichneten Arten finden sich die folgenden auch in der ostalgerischen Sahara, und zwar in denselben Varietäten: F e 1 s e n t i e re : {Biskra (Col de Sfa) unter genau denselben Lebensbedingungen wie im Westen. Agama bibroni Mzab. Bewohner der Stein wüste: Agama inerntis^ Biskra, Nza ben Rzik, Tuggurth. Uromastix acanthinunis . .\ Acanthodactyhts pardalis J Eremias gtittulata^ Biskra, Chegga. CoelopelHs ntoilensis Biskra bisTuggurth,Wargla, Mzab. Bewohner der Sand wüste: Chamaeleon vulgaris Nza ben Rzik (teste Koenig). Stenodactyliis petrii El Meraj^er, Tuggurth. Va--^anus griseus 1 Acantliodactylus' boskianus) Acanthodactylus scutellatus Biskra bis Tuggurth u. Temacin. Scinciis officinalis El Oued. Lytorhynchns diadema .... El Merayer. Psammophis schokari .... Biskra, Tuggurth. ^ , Biskra, Kef-el-Dhor; El Merayer, Cerastes cornutus. ■{ Tuggurth. Oasenbewohner: Tarentola inauritanica ... In Häusern (Biskra, Tuggurth). _, , . , „ (In den Oasengärten (Biskra bis Chalcides ocellatus < ^ l Tuggurth). ^ . , , . . f In den Oasengewässern (Biskra, Tropidonotus viperinus . . .< ^ ^ l Tuggurth, Temacin). Es fehlt also nur: Vipera lebetina, die aber bei Batna vorkommt und sehr leicht noch im Atlas nördlich von Biskra gefunden werden könnte. 1 Kommt auch in der Sandwüste vor. 356 F. Werner, Dafür treten auf: Clcmmys lepvosa (?), Stenodactylns elegaiis, Tarentola neglecta, Tropiocolotes tripolitamts, Agania tourne- villii, Eremias rnbroptmctata, Mabuia vittata, Chalcides sepoides, Zamenis algirns, diadema, Cerastes vipera, Echis carinata, Naia haie, Glancoiiia. Von diesen Arten sind Sandbevvohner: Agama tourne- villii, Chalcides sepoides, Zamenis alginis, diadema, Cerastes vipera\ der Stein wüste gehört an: Tropiocolotes tripolitanus, Stenodactylns clegans, Eremias rnbropuiictata, Echis carinata; Felsbewohner scheint zu sein: Naia haie; in den Oasen leben: Tarentola neglecta, Mabuia vittata, Glauconia. Was ergibt sich aus diesen Zusammenstellungen? 1. Von den sämtlichen bisher bekannten Arten der west- algerischen Sahara gehört keine einzige zu den charakteristi- schen Tieren der marokkanischen Fauna; diese scheinen ausschließlich den Gebirgen mit mediterraner, reicherer Vege- tation und besserer Bewässerung anzugehören, dem Küsten- atlas (Teil) Algeriens entsprechend; daher wir auch sehen, daß manche dieser marokkanischen Charaktertiere: Sauro- dactylus, Eunteces algeriensis, Chalcides manritaniciLs in der Küstenregion noch nach Westalgerien reichen. Dagegen stimmt das wenige, was wir vom Rio de Oro-Gebiet (zwischen Marokko und Senegambien) wissen, im wesentlichen noch gut mit der Fauna der westalgerischen Sahara überein, wenn- gleich eine spezifisch westafrikanische Saharaform (GecJionia chazaliae), eine bisher nicht östlicher als Ostalgerien gefundene Art {Tropiocolotes tripolitanus) und Coelopeltis ntonspessulana darunter sich befinden. 2. Fast sämtliche bisher für die westalgerische Sahara nachgewiesenen Arten finden sich auch in der ostalgerischen Sahara, und zwar zum größten Teile schon am Südabhange des Großen Atlas, nur verhältnismäßig wenige erst 100 bis 200 ^w südlich davon; es sind dies Formen, denen die Wüste bei Biskra noch zu steinig ist und die zur Existenz Sanddünen benötigen: Chamaeleon (gräbt Löcher im Sande), Stenodactylns, Scinciis, Lytorhynchiis (alle Sandgräber!). Dagegen ist eine Anzahl von Arten, augenscheinlich von Westen vorgedrungen, Verlehrata. 357 bisher über die ostalgerische Sahara nicht hinausgekommen oder hat wenigstens die westliche nicht erreicht. Der kleine Tropiocolotes mag hier wohl noch gefunden werden, da er von Ostalgerien und vom Rio de Oro bekannt ist. Der größere Reichtum an Arten in der ostalgerischen Sahara scheint, da die l4auptmasse des Zuwachses auf Sandbewohner entfällt, auf die viel ausgedehnteren und auf enorme Strecken zu- sammenhängenden Sanddünengebiete (Erg) zurückzuführen zu sein, während im Westen erst weit südlicher, bei Colomb Bechar, größere, zusammenhängende Dünen auftreten, bei Ain Sefra dagegen nur eine einzige, allerdings gewaltige Düne sich findet, in Figig die Sandstrecken sich auf den Fuß des Djebel Melias, namentlich bei Zenagha und Taghia, be- schränken und vielfach inselartige Streifen und Flecken bilden, so daß bald der Steinboden (Sserir) nur mit einer dünnen Sandschicht überdeckt ist, die vom Winde leicht fortgeblasen werden kann, bald der Sand in ziemlich hohen Wällen am Fuße des Gebirges aufgeschüttet ist. Ähnliche Verhältnisse finden wir auch im Westen von Biskra. Bei der großen Gleichartigkeit des Großen Atlas in seinem westöstlichen Verlaufe dürfen wir erwarten, daß auch die Reptilienfauna im mittleren, der Provinz Alger angehörigen Teile, sich übereinstimmend verhält; und nachdem, was wir darüber von früher wissen, ist dieser Schluß vollkommen berechtigt. Während aber der westliche Teil des Großen Atlas auch am Nordabhange von einem wüstenartigen Ge- biete begrenzt wird (die »Hauts Plateaux« enthalten eine Reptilienfauna, die bereits reich an Wüstenformen ist, und dasselbe gilt auch für die Orthopterenfauna), ist der öst- liche dem Kleinen Atlas (Teil) sehr genähert und nimmt an seinem Nordabhange bereits an dessen Fauna teil; und so finden wir, daß das, was wir von den Reptilien des Aures- gebietes kennen, eine Mischung von mediterranen, spezifisch nordafrikanischen (Psammodroiniis bland, Ophiops occideii- fülis) und saharischen {PtyodactyJns) Elementen vorstellt. Leider hat Strauch auf Grund von Material mit zum Teil unzuverlässigen Fundortsangaben ebenso wie Kobelt eine große Verwirrung angerichtet und wir können derzeit 358 F. Werner, noch nicht sagen, ob manche seiner Fundorte überhaupt in Betracht gezogen werden dürfen, was gerade für die Gegend von Batna sehr zu bedauern ist. b) Die in der westalgerisehen Sahara gesammelten oder beobachteten Säugetiere und Fische. 1. Mammalia. Erinaceus algirus Duvernoy. Ich fand ein trockenes Fell mit Schädel in der großen Sanddüne bei Ain Sefra und sah im Hotel daselbst ein lebendes Exemplar, anscheinend derselben Art angehörig. Jaculus jaculus L. Sehr häufig bei El Khreider, seltener bei Ain Sefra. Mus musculus Orientalis Cretzschm. El Khreider, häufig. ? Lepus atlanticus De Winton. Beni Ounif, am Fuße der marokkanischen Grenzgebirge. Hystrix cristata L. In den marokkanischen Grenzgebirgen bei Beni Ounif de Figuig anscheinend nicht selten; Stacheln gefunden vor dem Eingang einer Höhle. Felis pardus L. Dieses prächtige Raubtier sah ich am 3. August, etwa 6 Uhr morgens, in einer Felsschlucht des Djebel Melias. Es war nicht so groß wie die Exemplare aus dem Küstenatlas (Kabylie), von denen ich lebende Exemplare oder Felle zu sehen Gelegenheit hatte, aber doch anscheinend erwachsen. Cynailurus jubatus Erxl. Anscheinend selten; nur in den Bergen bei Zenagha. Vertebrata. 359 Zorilla libyca Hempr. & Ehrenberg. Bei EI Khreider nicht häufig. Gazella dorcas L. Bei Beni Ounif und an der ganzen Bahnstrecke bis Ain Sefra. Ammotragus lervia Pall. In den marokkanischen Grenzgebirgen bei Beni Ounif und Colomb Bechar. 2. Pisces. Während die geringe Zahl der gesammelten oder beob- achteten Säugetiere darauf zurückzuführen ist, daß ich mich mit diesen Tieren, deren Fang, beziehungsweise Jagd be- sondere Vorkehrungen erfordert, nicht weiter beschäftigt habe, ist die noch weit geringere Zahl von Fischarten recht charakteristisch für die westalgerische Sahara. Bisher waren meines Wissens aus Westalgerien überhaupt keine Fische bekannt, weder die alte Arbeit von Letourneux & Playfair (in Ann. Mag. N. H. [4], VIII, 1871) noch das ganz moderne Werk von G. A. Boul enger: Catalogue of the Fresh-vvater Fishes of Africa in the British Museum (Natural History), Vol. II, London 1911, enthält irgendeine Angabe über das Vorkommen von Fischen in diesem Gebiete, obwohl aus Marokko, Mittel- und Ostalgerien zahlreiche Fundorte namhaft gemacht sind. Besonders auffallend ist dabei das völlige Fehlen von Cichliden im Gebiete; diese Familie scheint nach Osten in Algerien immer seltener zu werden und endlich im Westen und in Marokko gänzlich zu verschwinden, während sie in Tunesien und Ostalgerien in zv/ei Arten: Tilapia zillii und Haplochromis desfontamesi stellenweise recht zahlreich Oasentümpel und die Abflüsse artesischer Brunnen belebt (Tuggurth, Werner leg. Mai 1893). 360 F. Werner, Dagegen scheint die Gattung BarbtLs, die in Nordwest- afrika in 15 Arten vertreten ist, nach Westen entschieden an Artenreichtum zuzunehmen; von Tunesien sind 2, von Algerien 4 (davon eine der tunesischen Arten), von Marokko 12 (davon zwei der algerischen Arten, von denen eine auch in Tunesien nachgewiesen ist) Arten bekannt. Die beiden von mir gesammelten Arten sind nicht nur in Nordwestafrika im allgemeinen, sondern auch in der westalgerischen Sahara weit verbreitet, und zwar gehören die Exemplare der Sahara- Oueds zu einer anderen Art als die nördlicheren. Meinem verehrten Freunde Herrn G. A. Boul enger am British Museum in London bin ich für die Kontrollierung meiner Bestimmung, die namentlich bei jungen Exemplaren nicht leicht ist, zu großem Dank verpflichtet. Barbus setivimensis Cuv. Val. Im Oued bei Saida, durchwegs kleinere Exemplare (bis 95 imn). Dieselbe Art dürfte es auch sein, die ich in großen Exemplaren in einem Teiche bei El Khreider sah; doch konnte ich kein Exemplar erlangen. Barbus callensis Cuv. Val. Im Oued bei Ain Sefra, nur junge Exemplare; im Oued Taghla, bei Zenagha (Oase P'igig); ferner Oued Bechar bei Colomb Bechar (leg. A. Weidholz). Diese Art erreicht nirgends in der westalgerischen Sahara eine so bedeutende Größe, wie sie Boul enger angibt. Cyprinodon iberus Cuv. Val. Außerordentlich häufig in fließendem Wasser bei El Khreider, so daß man mit einem einzigen Zuge eines kleinen Handnetzes Hunderte von Exemplaren erbeuten kann. Junge Tiere haben oft so winzig kleine Bauchflossen, daß man sie leicht übersehen kann, ja einzelnen scheinen sie vollkommen zu fehlen, so daß man an die Gattung Tellia erinnert wird. Ich möchte noch bemerken, daß im Gebiete des Dschur- dschura- Gebirges nach meinen Erkundigungen Fische zu Verkbrata. 36 1 fehlen scheinen. Dies hängt augenscheinlich mit der großen Dürre des Hochsommers zusammen, welche die größeren Bäche vollkommen austrocknet, während die kleineren Ouell- bäche ein starkes Gefälle haben und sich Fische aus diesem Grunde nicht halten können. In einem kleinen See unter- halb von Fort National sollen Aale vorkommen; doch brachten die ausgesandten Kabylen nichts mit. Erst in geringer Höhe über dem Niveau des Oued Isser, bei Bir Rabalou, fand ich ganz winzige, unbestimmbare Cyprinoiden in dem ziemlich breiten, aber reißenden Bach. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 26 Werner, F. : Vcrtebrata. F. Raab phot. 3 Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien Sitzungsberichte d. kais, Akad.d.Wiss.,math.-naturw. Klasse, Bd. CXXIII, Abt.1, 1914. 363 Ergebnisse einer von Prof. F. Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. III. Orthopteren von Prof. Franz Werner. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juni 1914.) Wenngleich durch die eifrige Tätigkeit einer Reihe von P'orschern wie Lucas, Bonnet, Finot, Brunner v. Watten- wyl, Krauß, Vosseier Algerien der orthopterologisch best- bekannte Teil Nordafrikas sein dürfte, so ist es doch in An- betracht der gewaltigen Ausdehnung des Landes und der überaus mannigfachen Lebensbedingungen, die es den Tieren bietet, kein Wunder, daß noch immer nicht von einem Abschluß unserer Kenntnisse in dieser Beziehung gesprochen werden kann und sowohl die Systematik als auch die Faunistik der algerischen Orthopteren noch beträchtliche Lücken aufweist. Die Erforschung der algerischen Wüstengebiete wird noch auf lange Zeit hinaus uns noch mit neuen und über- raschenden Formen bekannt machen, andrerseits die plan- mäßige Durchsuchung der Gebirgszüge des Nordens uns einen immer besseren Überblick über die Verteilung der interessantesten Orthopteren des Gebietes, der flugunfähigen und daher tiergeographisch besonders bemerkenswerten Pamphagiden und Ephippigeriden geben. Ein kleiner Beitrag hierzu ist durch den Besuch zweier orthopterologisch voll- kommen unerforschter Gebiete, nämlich des Hoch-Dschur- dschura in Ostalgerien und der Wüste von Figig in der westalgerischen Sahara, möglich gewesen. 364 F. Werner, Obwohl die von den einzelnen Fundorten vorliegenden Arten gering an Zahl erscheinen mögen, so dürfte die Zahl doch von der wirklichen nicht allzusehr abweichen; ein mehrtägiger Aufenthalt in einem bestimmten Standquartier genügt bei fleißiger Sammeltätigkeit vollständig, um sich einen Überblick über die Orthopterenfauna — vielleicht mit Ausnahme der Blattodeen und Gryllodeen — zu verschaffen und die charakteristischen Formen kennen zu lernen. Die Zahl der für die einzelnen Fundorte angegebenen Arten kann daher immerhin als Maßstab für den Orthopterenreichtum eines Gebietes gelten. So sind z. B. Ain Sefra und Dra-el- Mizane schon als reichere Fundorte zu betrachten, während andrerseits Beni Ounif oder Fort National infolge ihres ein- förmigen Vegetationscharakters eine relativ arme Fauna be- sitzen. Kann man nach vielstündigem Herumstreifen der Aus- beute des ersten Tages keine .Art mehr hinzufügen, wie es eben z. B. in Fort National der Fall war, so kann man mit einiger Sicherheit sagen, daß für die betreffende Jahreszeit die Zahl eben kaum größer ist; bringt aber jeder Tag wenigstens etwas Neues, wie z. B. in Ain Sefra, so kann man erwarten, daß die Fauna eine reiche und mannigfaltige und nicht so leicht zu erschöpfende ist. In der Erinnerung kommt es dann leicht vor, daß man selbst daran zweifelt, ob man wirklich in einer Gegend Algeriens, das doch an Ortho- pteren im allgemeinen so reich ist, innerhalb einiger Tage kaum so viele Arten gefunden hat als in gleicher Zeit in einem Voralpentale Niederösterreichs; und die höchste Zahl der von mir und von Vosseier zusammen an einem Orte des Dschurdschuragebietes gefundenen Arten (20) ist noch erheblich geringer als die Artenzahl im Wienerwaldanteil der Stadt Wien. Da Vosseier über die orthopterologischen Verhältnisse Algeriens mit Hinsicht auf BodenbeschafYenheit, Vegetation und Klima in der Einleitung zu den Arbeiten über die Ortho- pterenfauna Orans (Krauß und Vosseier) und Algeriens und Tunesiens (Vo sseler I) eine gute Übersicht gegeben hat und ich selbst für die Gegend von Beni Ounif und das Dschurdschuragebirge in der Einleitung zu den Wissenschaft- Orthopteren. 365 liehen Ergebnissen meiner Reise das Wichtigste zur Orien- tierung über die Lebensbedingungen der dortigen Tierwelt mitgeteilt habe, so kann ich auf diese Publikationen hin- weisen. Im besonderen mögen als bemerkenswertere systemati- sche, beziehungsweise faunistische Ergebnisse der Reise mit Rücksicht auf die Orthopteren hervorgehoben werden: die Auffindung der seltenen flügellosen, bisher nur aus Süd- europa und Westasien bekannten Mantide Geomantis larvoides und der aus Algerien noch nicht bekannten Sumpfheuschrecke Xipliidion fnscnni im Dschurdschuragebirge, der Nachweis der Heimat der großen Wüstenheuschrecke Sphingonotus brtmneri, deren einziges bisher bekanntes Exemplar angeblich aus Kleinasien stammen sollte, die Wiederauffindung von Epliippiger brevicoUis im Dschurdschuragebirge und schließ- lich die Auffindung von zwei neuen Arten in der west- algerischen Sahara aus den Gattungen Pyrgomorpha und Gryllomorpha. Über die Verbreitung der algerischen Orthopteren und die Beziehung zu benachbarten Faunengebieten hat Vosseier im zweiten Teile seiner wichtigen Arbeit ausführlich sich geäußert und es sind die Ergebnisse seiner Betrachtungen in der seither verflossenen Zeit durch neue Funde in keinem wesentlichen Punkte alteriert worden; ja ich glaube im Gegen- teil sagen zu dürfen, daß die Ergebnisse meiner Reise die Angaben dieses Forschers vielfach bekräftigt, manche Ver- mutungen als vollkommen richtig erwiesen haben. Vergleicht man nun die Orthopterenfauna der einzelnen Fundorte miteinander, analysiert ihre Zusammensetzung, so kommt man immerhin zu ganz bemerkenswerten Tatsachen. Es müssen hierbei natürlich die beiden hauptsächlichsten Faunen- gebiete, das des Dschurdschura und das der westalgerischen Sahara, getrennt behandelt werden. I. Das Dsehurdsehuragebiet. Die an den beiden großen Flüssen, welche vom Dschur- dschura gespeist werden, gelegenen Orte Bordj-Menaiel (am 366 F. Werner, Oued Isser) und Bouira (am Oued Sahel) sind von Fi not, beziehungsweise Vosseier besuciit worden. Von Bordj- Menaiel sind 19, von Bouira 10 Arten bekannt. Von ihnen besteht die Hauptmasse aus weitverbreiteten Mediterran- formen. Als algerische Charakteristika sind Pamphagiis ex- pansns und elephas, Ocnerodes micropterus, Odontiira algerica, Ctenodecticus vasarensis, Ephippiger coiifiistis, compressicollis, latipemiis in Bordj-Menaiel, Sphingonottis fiiiotiamis, Incasi, diadematus und Ephippiger coiiftisits in Bouira zu verzeichnen. Von den erstgenannten sind von mir nur vier Arten bei Tizi Ouzou wieder aufgefunden worden, das nicht weit von einem Nebenfluß des Oued Isser (Oued Sebaou) gelegen ist. Diese Arten gehören zu den gemeinen Mediterrantieren; von den Pamphagiden von Bordj-Menaiel ist keine mit einer Art von Tizi Ouzou identisch; Pamphagiis expansiis wird durch den naheverwandten siiiiillinms ersetzt. Dafür taucht nebst anderen Sumpfbewohnern (Paratettix, Aiolopns ihalassimis) die bisher aus Algerien überhaupt noch nicht bekannt ge- wesene Gattung Xiphidion auf, die trotz der Wasserarmut des Gebirgsstockes über 1000 /m hoch geht, eine vertikale Verbreitung dieses Genus, die wohl sonst nirgends auf seinem ganzen Verbreitungsgebiet erreicht wird. Sobald wir das Tal des Oued Sebaou verlassen und uns nach aufwärts wenden, treten bereits alle drei algerischen Oedipoda- Arten auf, von denen wir wenigstens zwei bis zum Dschurdschuraplateau hinauf antreffen; Ctenodecticus wird durch Rhacocleis vertreten. In der Höhe von Michelet treffen wir einen anderen Ephippiger (brevicollis) als bei Bordj-Menaiel und wieder einen anderen Pamphagus (marmorattis), der weder von dort noch von Tizi Ouzou bekannt ist; auf dem Dschurdschura selbst finden wir abermals zwei Pamphagiden {Eiinapins sitifensis und Ocnerodes volxcmi), die von den in geringerer Höhe lebenden verschieden sind, dazu merkwürdigerweise drei Ödipodiden, die auf der Nordseite des Ostdschurdschura nirgends an- getroffen wurden, nämlich Tlialpomena, Oedalens und Sphin- gonotus, von denen aber wenigstens zwei im Westen des Gebirges recht häufig sind (Thalpouiena, Oedalens). Dazu kommen als Formen von mitteleuropäischem Charakter Orthopteren. 36/ Liogryllus campestris und Chorthippns amoemts; Decticiis albifroiis hat eine ebenso weite vertikale \'erbreitung wie sein mitteleuropäischer Verwandter und ist demnach im Dschurdschura ebenso ein Vertreter des D. verrucivorus wie etwa Chorthippns amoenus ein solcher des Ch. ImeaUis. Wesentlich verschieden verhält sich von diesem Gebiete der südwestliche Teil des Gebirges mit den Fundorten Dra- el-Mizane, Aomar und Bouira. Die im ganzen Osten fehlenden Mantiden Fischeria und Geomanfis, letztere überhaupt bisher in Afrika nur hier gefunden, dazu eine ganze Menge andrei;, trockene, steppen- oder heidenartige Abhänge liebende Formen treten hier, teilweise in überraschender Individuenanzahl, auf, viel reicher als irgendeine Art im Osten, die OedipoJa- Arten vielleicht ausgenommen. Der Charakter der Orthopterenfauna ist ein von dem derjenigen des Ostens so auffällig ver- schieden, daß man leicht daran vergessen kann, daß man sich im selben Gebirgszug befindet. Außer einer Anzahl von Arten, die wir schon aus Bordj-Menaiel kennen (Maiitis, Fischeria, Ephippigcr corifiisiis, Acridella, Aiolopus strepens, Chorthippns pnivinatns, Dociosiaurns maroccanns, Oedaleus, Pamphagus cxpausiis, Callipiamiis italicus) und von denen Mantis, Chorthippns und Calliptannis auch noch bis Tizi Ouzou angetroffen wurden, finden wir Arten, die schon aus letzterem Fundort genannt wurden (P/ö/ji'tVt'/.v tessellata , viel- leicht auch P. laticanäa, Paratettix, Pelecycleis), also im ganzen 15 Arten aus den Blußtälern; dazu drei Oedipoda- Arten, einen Ephippiger (brevicollis) und die Thalpomcna, die wir aus dem östlichen Gebirge kennen, und endlich eine Anzahl von Arten, die Vv'ir bisher nirgends getroffen haben: Ameles, Geo- matttis, Ephippiger latipeiiuis, Arcyptera, Sphingonottis lucasi, ßnotianus und diadematus, diese letztere Art wie Geoniantis anscheinend für den Westdschurdschura charakteristisch. Wir ersehen daraus eine große Mannigfaltigkeit der Zu- sammensetzung der Orthopterenfauna in den verschiedenen Teilen des Gebirges, eine Mannigfaltigkeit, die sich ähnlich auch in den Helix- Arten ausdrückt und die zum Teil in. den verschiedenen Vegetationsverhältnissen, zum anderen Teil in der Höhenlage und Bewässerung ihre Begründung findeti 368 F- Werner, mag. Dieses Zusammenwirken verschiedener Faktoren dürfte die Ursache der reichen Fauna von Dra-el-Mizane sein, da hier zusammentrifft: die echt mediterrane Fauna der Fluß- täler (Dra-el-Mizane ist nur etwa 4 Gehstunden vom Tal des Oued Isser bei Aomar entfernt); Steppentiere: Ameles, Geo- mantis, Dociostatiriis genei, Arcyptera liispanica; Hügelland- und Bergbewohner (Ephippiger brevicollis, Oedipoda, Thalpo- inena). Weiters läßt sich aber auch beobachten: die relative Verarmung der Fauna mit zunehmender Höhe (bis 1500 w noch gesteigert durch die einförmigen Lebensbedingungen und die für Orthopteren nicht sehr günstigen ausgedehnten Bestände von Farnen und immergrünem Buschwerk) und schließlich die allmähliche Substitution der Pamphagiden der Flußtäler durch andere Arten: Bis etwa 100;//: Pamphagns cleplias, » » 250^«: P. similliuins, » » 450^»: P. expanstis, » » 1000 m: P. marmorahis, » » 1 500 m : Eimapiiis sitifensis, » » 1800 m: Ocncrodes volxeini. Wie auf den Hochgebirgen Kleinasiens (Keschisch- und Erdschias-Dagh) und den meisten Erhebungen der nieder- österreichisch-steirischen Alpen, die 1000 //^ überragen (gleich- gültig, ob sie den nördlichen Kalkalpen oder dem Urgebirge angehören), bemerken wir im Dschurdschura, daß keine eigentliche Orthopterenfauna der Hochregionen existiert, sondern daß dieselben Arten in den Gebirgstälern und auf niedrigen Hügeln zu beobachten sind, mit der Einschränkung, daß einige Arten eben eine gewisse Höhe nicht über- schreiten, also nicht für die Besiedlung des Hochgebirges in Betracht kommen (Sumpfbewohner und wärmebedürftige Arten), andere dagegen besonders für das Leben in einer Zone sich anpassen, die starken Temperaturschwankungen sowohl während des Tages als während des Jahreszeitenwechsels ausgesetzt ist. Auf den Höhen des Dschurdschura liegt Schnee noch bis Ende April und auch im Hochsommer wird Orthopteren. 369 die Temperatur, die bei ruhiger Luft 36° C, bei Scirocco 40 bis 44° C. erreichen kann, durch kalte Winde tief herab- gedrückt werden. Leider besitzen wir gar kein Vergleichsmaterial von irgendeinem anderen Gebirgszug aus dem Kleinen Atlas oder aus dem östlichen Teil des Großen Atlas; und ich habe selbst, da der Besuch des Babor (1979;«), des Wanscherisch (Ouarsenis) (1981 in) im Kleinen Atlas und des Aures im Großen Atlas wegen Mangel an Kommunikation und Unterkunft nur mit unverhältnismäßig großem Zeitaufwand zu bewerkstelligen gewesen wäre, davon absehen müssen. Hoffen wir, daß auch diese Gebirge in absehbarer Zeit, ähnlich wie der Dschur- dschura, wegsam gemacht werden. Bordj-Mena'iel (F i n o t). Mantis religiosa Ameles abjecta Fischeria baetica Acridella variahilis Aiolopns strepens ChortJiippiis piUuinattis Dociostanrus maroccamis Oedaleus ßavus Ocnerodes microptenis Pamphagus expansus Pamphagiis eJephas } Enprepocnemis plorans CaJliptamus italicus Odontura algerica Decticiis albifrons Cteiiodectictis vasarensis Ephippiger coiiftistis » compressicollis » latipennis Tizi Ouzou (Werner) (257 w). Mantis religiosa Xiphidion ftisctun Rhacocleis negleda Dectictis albifrons Platycleis tessellata » intermedia catida ?) {lati- Paratettix meridioiialis Aiolopns tlialassinns Chortliippiis pulvinattis Pamphagns siinillimus Pelecycleis giornae CaUiptamus italicus 370 V. Wernec, Fort National ( We r n e f ) (9 1 6 m). Xiphidion fiiscmn Platycleis grisea Rhacocleis neglecta ChorUtippus bicolor Oedipoda fuscocmcta » coeriilescens » gratiosa Michelet (Werner) (1125 m) Xiplndioii fuscum Ephippiger brevicollis Paratcitix meridionalis Acrydinin hrachyptcrnui Oedipoda fnscocincta » coerulescens Pamphagtis mai'inorahis Dschurdschura (Werner) (1800— 2000 w). An isolobis iiia iwitciii ica Decticus albifrous Liogrylliis campestris Chorthippiis amoemis » bicolor Oedipoda fnscocincta Oedipoda coernlescens Tlialponiena alger iana Sphingonotns coernlans Oedalens ßavns Eimapins sitifensis Ocncrodes volxcni i Dra-el-Mizane (Vosseier, Wernerj (447/;/). Mantis religiosa (V.) Ameles nana (W.) Gconiantis larvoides (W.) Fischeria baetica (W. V.) Platycleis tessellaia (W. V.) Platycleis laticanda (V.) Ctenodecticiis vasareusis (W. Ephippiger brevicollis (W.) » latipennis (V.) » confustts (V.) Paratettix meridionalis (V.) Acridella variabilis (V.) Aiolopiis strepens (W. V.) Chorthipptis pulvinatus (W. Y.) Dociostaunis ntaroccanns (V.) » genei (W. V.) Arcyptera hispanica (W. V.) Oedipoda fnscocincta (W. V.) » coerulescens (V.) » gratiosa (V.) Thalponiena algeriana (W.) Sphingonotns Incasi (V.) Oedalens flauns (V.) Pamphagns expansus (V.) Pelecycleis giornae (W. V.) Calliptamns Italiens (W.) Oi'thopteren. 37 1 Bordj Bouira (Voss e 1er) (528 ;«)• Aiolopns strepeiis Sphingonntiis finotiamis Chorthipptis piilvmatns » hicasi Dociostatirus genei » diadeinaUis Oedipoda gratiosa CoUiptamns italicus » coerulescens Epltippiger confitsiis II. Die westalgerische Sahara. Obwohl der Zeitunterschied zwischen meinem ersten und zweiten Besuch des Dschurdschura und meinem Auf- enthalt im oranesischen Süden kein so großer war, um einen merkbaren Unterschied in der Fauna beider Gebiete hervor- zurufen, wie er etwa begreiflich gewesen wäre, wenn das eine im April oder Mai, das andere im Juli-August besucht worden wäre, so war doch die Fauna beider Landstriche sehr verschieden und namentlich dann, wenn man etwa die gleichen Höhenlagen zum Vergleich bringt. Während im Dschurdschura zwischen 1500 und 2000 m noch 12 Arten von Orthopteren Mitte Juli beobachtet werden konnten, war kaum 14 Tage später auf dem Dschebel Melias (zirka 2000;//) im Marokkanischen Atlas, gegenüber Beni -Ounif de Figuig keine Spur von Orthopteren zu finden und das ganze Tier- leben beschränkte sich auf allerdings verhältnismäßig zahl- reiche Säugetiere, Vögel, Reptilien und Schnecken (durchwegs der Gattung Helix s, lat. angehörig), während Insekten aus- schließlich in der Wüste und zwischen den Steintrümmern am Fuße des Gebirges zu sehen waren. Da dieselben Ver- hältnisse auch bei Ain Sefra auf den Felsen des Dschebel Mekter anzutreffen waren, so dürfte die Orthopterenfauna der algerisch-marokkanischen Grenzgebirge schon viel früher im Sommer zugrunde gehen als im Osten, jedenfalls im Zu- sammenhang mit dem fast völligen Absterben der Vegetation, die Ende Juli bereits förmlich verbrannt aussieht, und da die Hauptmasse der Orthopteren in der westalgerischen .Sahara aus Pflanzenfressern besteht (nur die Mantiden und Ephippiger machen eine Ausnahme), so ist es einleuchtend, daß die Orthopterenfauna mit dem Pflanzenwuchs zugrunde geht und 372 F. Werner; auch die eigentlichen Bergbewohner wie Pauiphagiis um diese Zeit schon ihre Lebensperiode abgeschlossen haben. Dagegen ent- faltet sich in der Wüste, namentlich in den Sanddünen, in denen die Vegetationsperiode im Anfang August noch durchaus nicht abgeschlossen ist, noch ein verhältnismäßig reiches Orthopteren- leben und mit diesem möchte ich mich jetzt näher befassen. Wenn wir die Orthopterenfauna der südoranischen Sahara (Ain Sefra — Beni Ounif) mit derjenigen des algerischen Ostens vergleichen, so können wir dies nach drei Richtungen hin tun: mit einem Gebiet gleicher geographischer Breite, gleicher Meereshöhe und gleicher (geologischer, Vegetations- und biologischer) Verhältnisse. Als Vergleichsgebiet in erster Beziehung wähle ich die Gegend Tuggurth am Oued Rirh, nur etwa 1° nördlicher als Beni Ounif und etwa Va" nörd- licher als Ain Sefra gelegen; zum Vergleich in bezug auf Meereshöhe Batna im Großen Atlas, etwas höher als Beni Ounif (985 w); schließlich in bezug auf biologische Verhältnisse Biskra, ziemlich ähnlich wie Beni Ounif gelegen, aber viel niedriger (125 m) und nördlicher (über 2°). Alle drei Lokalitäten sind mir von einem früheren Aufenthalt (1892 und 1893) aus eigener Anschauung bekannt. Der Vergleich mit Tuggurth fördert eine verschwindend geringe Ähnlichkeit der beiden Orthopterenfaunen zutage. Außer einigen weitverbreiteten P'ormen (Labicinra riparia, Pyrgoinorpha conica, Tliisoicetrus littoraUs [Schistocerca peregrina\) ist keine Art beiden Gebieten gemeinsam, soweit wir bisher wissen. Dies mag aus den verschiedenartigen Verhältnissen sich erklären lassen. Tuggurth liegt bereits in der Sahara, gegen 200 km südlich vom Großen Atlas, und zwar in der Sanddünenregion, Beni Ounif dagegen noch im Atlas selbst, in einem weiten Tale zwar von Wüstencharakter, aber vorwiegend Stein- und Lehmwüste. Ere^niaphiia harhara, Eremocharis insignis sind solche Sandbewohner der Ostsahara, die Grillen spezifische Oasenbewohner von anscheinend ge- ringer Verbreitung, zum mindesten in westlicher Richtung. Von den Orthopteren von Beni Ounif sind dagegen die drei Sphingonotns, Helioscirtus, Centromantis Bewohner der Steinwüste, Iris, Aclieta weit nach Süden vorgedrungene Orthopteren. o7o Mediterrantiere, Blepharopsis und Gryllotaipa weitverbreitete Wüstentiere, die erstere an Tamarix, die letztere in Oasen- gärten eine häufige Erscheinung; die Gryllotaipa vulgaris in Tuggurth durch die südlichere africana vertreten. Beni Ounif hat mit dem etwas höher gelegenen Batna nicht eine einzige Art gemeinsam (d. h. soweit unsere gegen- wärtigen Kenntnisse reichen). Die Orthopterenfauna von Batna hat den Charakter derjenigen des Kleinen Atlas und enthält keinerlei echte Wüstentiere (die Ähnlichkeit wird nicht größer, wenn wir z. B. Batna mit dem kaum um lVo° südlicher und fast gleich hoch [1030///] gelegenen El Khreider vergleichen). Die Umgebung von Batna erinnert in mancher Beziehung an den istrianisch-dalmatinischen Karst, in dem Barbitistes die Rolle von Odoutura spielt, Prioiiotropis aber Painphagus vertritt und je ein Ephippiger unter ganz ähnlichen Verhältnissen lebt. Gehen wir nun zum Vergleich des Gebietes von Beni Ounif und Ain Sefra (beide Gebiete liegen unter ziemlich gleichen biologischen Verhältnissen im Großen Atlas, nur daß in Beni Ounif die Stein- und Lehmwüste, in Ain Sefra die Sandwüste vorherrscht) nach der Gegend von Biskra (dessen Umgebung Stein- und Sandwüste aufweist) über, so finden wir zweifellos die größte Übereinstimmung. Es sind nicht weniger als 14 Arten gemeinsam, darunter 6 mit Beni Ounif und 12 mit Ain Sefra. Unter diesen gemeinsamen Arten sind zwei flügellose, beziehungsweise flugunfähige, nämlich Ccutroinantis nninida und Ephippiger innocenfi, einige echte, flugfähige Wüstentiere (Helioscirtiis und Erc- mohia) und eine Anzahl weit verbreitete Mediterranformen. Mehr als bei den sonst ziemlich ähnliche Lebensbedin- gungen aufweisenden Reptilien tritt eine Verschiedenheit der West- und Ostsahara bei den Orthopteren hervor. Notopleiira saharica, Spliiugonotus hrnnneri, aziirescais, Intens, halteatns, finotianns, Leptoptcniis, Egiiatioides striatns sind entweder direkt für den Westen charakteristisch oder sind zum min- desten aus der ostalgerischen Sahara nicht bekannt; Lepto- scirtns, Sphingonotus vosseleri, savignyi, octofasciatus, Oniro- quesia, Scintliarista, Ereniocharis, Sphodromcrns kennt man nicht aus dem Westen. Da aber manche Arten aus der west- 874 F. Werner, und mittelalgerischen Sahara und aus Tunis bekannt sind {Notoplenra, Egtiatioidcs, Sphingoiiotiis fiiiotiamis, balteatns, Leptopternis maculata, calcavata), während allerdings andrer- seits keine der oben erwähnten Biskra-Arten Westalgerien erreicht, so ist die Auffindung der vorgenannten in der ost- algerischen Sahara mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten. Die ostalgerischen, zum Teil auch in Tunis gefundenen {Sph. savignyi, octofasciatus, Eremocharis) scheinen aber nach Westen nicht weiter als Biskra vorgedrungen zu sein und sind durchwegs auch in Ägypten zu Hause, während von den westalgerischen Arten nur Sph. balteatns bis Ägypten verbreitet ist. Es scheinen demnach zwei Ausbreitungs- richtungen in der algerischen Sahara zu existieren: eine westöstliche und eine ostwestliche, durch deren teilweise Kreuzung an gewissen günstigen Lokalitäten diese selbst eine besonders reiche Orthopterenlauna erhalten. Dabei darf man aber niemals den eigentümlichen Charakter des südlichen Teiles des Großen Atlas außer Betracht lassen, der Sand- und Steinwüsten und Felsgebirge in sich enthält und dadurch nicht nur echten Wüstentieren, sondern auch eigentlichen Gebirgsbewohnern Aufenthalt bietet und bei dem Umstand, daß die Vegetation sowohl bei Biskra als bei Ain Sefra gerade in der Wüste durchaus nicht unbeträchtlich entwickelt ist (weit mehr als in den meisten Teilen Ägyptens, die Wadis der Arabischen Wüste abgerechnet), können auch noch eine ganze Anzahl von echten Mediterranformen ihr Fortkommen finden, während in Äg3^pten unter ganz ähnlichen Ver- hältnissen der Prozentsatz von solchen ein sehr geringer ist und reine Wüsten formen sehr stark vorherrschen. Wir haben also sowohl bei Ain Sefra und bei Beni Ounif einerseits, bei Biskra andrerseits trotz des zweifellosen Wüstencharakters der Gegend nicht den Eindruck einer Wüstenfauna von Orthopteren, sondern einer Mischfauna und erst in beträchtlicher Entfernung (wie wir wenigstens durchKrauß aus der ostalgerischen Sahara wissen) verlieren sich die mediterranen Elemente großenteils. Wir sehen demnach, daß die geographische Verbreitung der Orthopteren in dem in Rede stehenden Teil des Großen Atlas sich in erster Linie darnach richtet, ob die natürlichen Orthopteren. 375 Existenzbedingungen bestimmter Arten vorhanden sind. Wo dies zutrifft, können auch mediterrane Formen weit in wüsten- artige Distrikte sich verbreiten, können Bewohner von Sand- dünen mit solchen, die in schmalen Streifen durch den Wind in die Steinvvüste getrieben werden, in diese einwandern (wie dies auch für die Reptilien [Cerastes coniutus, AcauthodactyUis scutcUatiis\ gilt). Wenn irgendeine Art aus einem Gebiete von zusagender Beschaffenheit noch nicht bekannt ist, so hat dies entweder seinen Grund darin, daß dieses Gebiet von den Ausbreitungszentren der Art aus noch nicht erreicht wurde {Ercmocliaris insignis in Westalgerien) oder daß es bisher noch nicht genügend erforscht war (Beispiel wieder die riesige Wüstenheuschrecke Ercmocliaris insignis, die aus Ägypten erst seit ganz kurzer Zeit bekannt ist) oder endlich daß die Art innerhalb der betreffenden Landstrecke, vielleicht infolge Aussterbens in den dazwischenliegenden Wüstenteilen, auf kleine, inselartige und nicht leicht auffindbare Distrikte beschränkt ist. So z. B. kann man, obwohl die Steinvvüste bei Ain Sefra am Fuße des Dschebel Mekter auf eine große Strecke hin dasselbe Aussehen hat, Ccntromantis numida doch nur an einer einzigen Stelle finden, dieEremiaphilen nicht einmal erwar- ten läßt, da sie eine verhältnismäßig reiche Vegetation aufweist. Westalgerische Sahara.^ Ostalgerische Sahara. Beni Ounif (32° 9' n. Br.; 985 111 über dem Mittelmeer). *Lahulura vlparia < * Ccntromantis niuiiida *Iris oratoria *Blepharopsis mcndica * Gryllotalpa vulga ris *.Acheta bnrdigalcnsis * Gryllomorpha minima *Sphingonotiis hruiincri * » baJtcatiis Tuggurth (33° 10' n. Br.; 79 m über dem Mittelmeer). >■ Lah fdi u '(( ripai 'ki Ereiiiiapliila barbara Brachytrnpcs megoccphalus Gryllotalpa africana Aclicta palmctonim hygrophila Gryllodes kerkcnnciisis Duronia lucasi Ereil weh a ris insi^n is 1 Die von mir selbst beobachteten .Arten sind durch ein vorgesetztes .Sternchen (*) gekennzeichnet. 376 F. Werner, *Sphingonotiis coenilans *HeJioscirttis capsitanus ^J^l/rgoruorpßia conica^ ""Thisoicetriis Uttoralis *Locvista aegyptia Beni Ounif (985 m). Orthopteren von Ain Sefra (S.) und Beni Ounif (O.), *Labiduva r^paria (S. O.) Labia minor (S.) Aplüehia larritiuae (S.) Loboptera decipiens (S.) * Centroniantis mimidn (S. 0.) Amelcs decolor (S.) *Iris oratoria (S. O.) *Fisclieria haeUea (S.) Blexthai'opHis mendlca (O.) *AcvideUa rarkibilis (S.) *Flafypferna tihlalis (S.) *Dociosiaiivus genei (S.) ^ Arcyptera hispanica (S.) Pyrgomorpha cognata <- » conica Seil istocerca peregriu a y TJiisoicetrus liftora lis Batna (1021 in). Anisolabis manvitanica *Heteroga in ia africa na *Empnsa egena ThaJpomeiia alger iana Ocnerodes canoniais Pampliagns elephas *Euuapiiis sitifcnsis Devicorys m ill ie re i Tliisoicetriis Uttoralis Odontiira alger ica * L iogryllus ca mp estris Platyblemmns batncnsis » Inctuosiis Orthopteren von El Kantara (K.) und Biskra (B.). Lahidura riparia (B.) Anisolabis maritima (K.) Forficnla aiiricularia (B.) Ereiniaphila barhara (B.) * Centroniantis denticollis (B.) >> niiniida (B.) Sevcrinia lenioroi (B.) Fischeria haetica (B.) * Blepharopsis tnendica (B.) Idolomorplia longifrons (B.) Aeriflella variaMlis (B.) Flatypterna tibialis (B.) Dnrouia Incasi (B.) Orthopteren. 377 Aioloptis strepens (S.) Notoplcura saharica (S.) *Acrotylus patrueUs (S.) * Sphingonotiis briinneri (O.) * » balteatus (O.) ** » aztirescens lutea (S.) * » coeriilans (S. O.) * » finotiantis (S.) * Helioscivtus capsltciniis (S. O.) "* Leptopternis calcarata (S.) * » maciilata (S.) *Egnatioides striatiis (S.) * Eveniobia pulchriiyemiis (S.) *Pyrgomorpha grylloides (S. O.) » cognata (S.) * » laevigata (S.) » dehilis (S.) Pamphagns muelleri (S.) Eimapiiis sitifeiisis (S.) *Locnsta aegyptia (O. S.) * Schistocevea peregvina (S.) * Tliisoicetrtis littoralis (S. O.) Opshotnala cyUndrica (S.) JEphippigei* innoeenti (S.) * Acheta bui'digalensLs (O.) * Gryllomorpha mmima (O.) * Gi'yllotalpa viilgarifi{S. O) Sitzb. d. mathem.-nafurw. Kl. ; CXXIII.Bd., Abt. I. Aioloptis thalassinus (B.) Qiiiroqnesia brüllet (B.) Scintharista wagueri (B.) Acroiyliis insubricus (B.) patrueUs (B.) Sphingonottis coeriilans (B.) » vosseleri (B.) K- » Savignyi (B.) * » octofasciatus (B.) K. Leptoscirttis avicnltis (B.) Helioscirtus capsitanus (B.) ^Eremohia pulchrixjeuuis (B.) *Eremocharis insignis (B.) *Pamphagiis saliarae (B.) Dericorys millierei (B.) *Sc7iistocerca peregrina (B.) Lociista ruficornis (B.) Euprepocnemis plorans (B.) Tliisoicetrus littoralis (B.) Calliptaintis italicits (B.) Sphodronieriis decoloratus (B.) Opshoniala cyUndrica (B.) *Drymadiisa fallaciosa (B.) Platycleis intermedia (B.) Ejyhippiger innoeenti (B.) Gryllontorplia iiclensis (B.) » longicaiida (B.) Nemobius mayeti (B.) Acheta domestica (B.) » hitrdigalensis (B.) » coiisobrina (B.) » hygrophila (B.) Gryllodes kerkennensis (B.) *Gryllotalpa vidgaris (B.) 27 378 F. Werner, Da in jüngster Zeit Uvvarow^ auf Grund reichen Materials eine Arbeit über die Orthopterenfauna Transkaspiens veröffentlicht hat, so schien es mir nicht ohne Interesse zu sein, diese mittelasiatische Steppen- und Wüstenfauna mit derjenigen Nordafrikas zu vergleichen. Nicht weniger als 45 Arten sind Nordafrika und Trans- kaspien gemeinsam, darunter gerade eineAnzahlvon Formen, die entwederalsWüstentiere anzusehen sind oderwenigstens inner- halb der Wüstenregion gefunden werden. Es sind dies: Anieles decolor (W. rrNordwestafrika), Mantis religiosa, Iris oratoria, Fischeria haetica, Acrydiiini sttbiilatum (W.), Paratettix meridio- nalis, Acrida nastita, Platypterna tihialis, Duroniafrada, Chor- tkipptis hicolor und pulvinatus (W.), Dociostmiriis marocamis und genei, Aioloptis thalassimis, 3Iioscirtiis tvagneri (W.), Oedaleiis nigrofasciatiis, Pachytylus dariicus, Oedipoda coerit- lescens (W.), Acrotylus insuhriciis (W.), Sphmgonotus coe- rulanSf octofasciatiiSf callosus (W.), savlguyl^ Lepto- 2)ternis canescens (O.rz: Nordostafrika), Pyrgomorpha conica, lyericorys ciirvipes(0.), Opshomala cylitidrica, Locusta aegyp- tia, Schistocerca peregrina, Calliptamus italicus, Thisoi- cetnis adspersns(0.) und littoralis,Enprepocnemisplorans, Cono- cephaliis nitidulns (W.), Xiphidiotifnscum (W.), Platydeis affiiiis intermedia ( W.), Dectictis albifrons (W.), Oecanthus pelUicens, Liogryllus himaculahis, Acheta deserta, doniestica, biirdi- galensis, Gryllotalpa vulgaris, Tridactyltis variegatiis. Dagegen werden vertreten: nordafrikanische Formen durch transkaspische Formen: Sphodromantis biociilata » , . Hierodnla tenuidentata Oxythespls granulata (W.) . » . . Oxythespis wagneri JEmpusa egena » . . Enipusa pennicornis Leptynia (W.) » . . Gratidia Arcypteva hispanica (W.) . . » , . Arcyptera truchmana Notoplcura (W.) » . . Mizonocara Egnatius coerulans (W.) ... » . . Egnatius apicalis Helioscu'tus capsitamis (W.) » . . Helioscirtus inoseri 1 Über die Orthopterenfauna Transcaspiens (Horae Soc. Entomol. Ross., XL, Nr. 3 [1912]). Orthopteren. 379 Mfemohki durch . . lUreniobia Chi'ofof/Oiius lugubris (O.) » . . Chrofofjomis tiiranicns Ocnei'ocfcs (W.) » . . Nocarodes Sjyliodvouierusdecoloratiis ( W.) » . . Sjihodroinerus serapis Tettigo)tiavaucheriana(W.) » . . Tettigonki caudata JPhaneroptera quadri- pmictata (VV.) » . . Plianevoptera falcata Drymadusa fallaclosa (W.) » .. Paradrymadusalongipes Neniohhis Ihieolatns (W.) » . . Neniohius adehmgi Gryllodes » . . GryUodes Dabei wäre noch zu bemerken, daß manche der vikarie- renden Arten einander sehr nahe stehen, wie z. B. die Arten von Oxytliespis, Einpusa, Arcyptera, Egnatiiis, Heliosctrttis u. a. Wie wesentlich aber die Flugfähigkeit für die Verbreitung ist, ersieht man daraus, daß von den 45 identischen Arten beider Gebiete keine einzige in beiden Geschlechtern flug- unfähig ist und nur Ameles, Iris und Fischeria im weib- lichen Geschlecht als schlechte Flieger oder flugunfähig be- zeichnet werden können. Unter den vikarierenden Formen sind fast nur die flugunfähigen der Gattung nach verschieden: Leptynia — Gratidia; Ocnerodes — Nocarodes haben eben keine nähere Verwandtschaft, als zwei Gattungen derselben Familie eben haben können, während die übrigen immerhin ein- ander mehr oder weniger nahestehen. Gattungen mit aus- nahmslos flugunfähigen Arten haben keine Vertreter im anderen Gebiete, wie z. B. Ereiuiaphila (und Ceviiromantis), Odontnra, Ephippiger, Gryllomorpha, Pamphagtis der nord- afrikanischen Fauna, von denen nur die Eremiaphilen über- haupt Ägypten und Westasien erreichen, während andrer- seits eine ganze Menge transkaspischer .Gattungen trotz ausgebildeter Flugorgane entweder spezifisch zentralasiatisch sind oder wenigstens wenig weit nach Westen sich aus- gebreitet haben. Bolivaria, Pyrgodera gehen bis Kleinasien, von Oxya und Magrettia sowie von Gratidia erreicht je eine nahe verwandte Art den Sudan, ein Gelastorhinus Abes- synien. 380 F. Werner, Die große Übereinstimmung der transkaspischen mit der nordafrikanischen Wüstenfauna, die größer ist als die zwischen der algerischen Küsten- und Wüstenfauna, ist ein deutlicher Beweis für die hervorragende Bedeutung der übereinstimmenden Lebensbedingungen, die größer ist als diejenige des enormen Längen- und immerhin nicht un- bedeutenden Breitenunterschiedes beider Länder. Benutzte Literatur. Brunner v. Wattenwyl K., Prodromus der europäischen Orthopteren. Wien 1878. Bormans A. de, Forficulidae, in: Das Tierreich, 1 1. Lieferung, Berlin 1900. Finot A., Fauna de l'Algerie et de la Tunisie, Insectes Orthopteres. Ann. Soc. Entomol. France 1897. Krauß H., Beitrag zur Orthopterenfauna der Sahara. Verh. Zool. bot. Ges., Wien 1902. — und Voss el er J., Beitrag zur Orthopterenfauna Orans (Westalgerien). Zool. Jahrb. Syst., IX, 1897. Redtenbacher J., Monographie der Conocephaliden. Verh. Zool. bot. Ges., Wien 1891. Saussure H. de, Prodromus Oedipodiorum. Geneve 1884. — Additamenta ad Prodromum Oedipodiorum. Geneve 1888. Vo sseler J., Beiträge zur Faunistik und Biologie der Ortho- pteren Algeriens und Tunesiens. Zool. Jahrb. Syst., XVI, 1902, XVII, 1903. Werner F., Die Orthopterenfauna Ägyptens. Wiener Berichte, CXIV, 1905. — Zur Kenntnis der Orthopterenfauna von Tripolis und Barka. Zool. Jahrb. Syst., XXVII. 1908. Blattodea. Polyphaga Brülle (Heterogamia Burm.). 1. P. Karny Wem. Werner, Orthopt. Tripolis Barka, p. 88; Zool. Jahrb., XXIV, 1913, p. 209. Wüste bei El Khreider, 25. VII. (IcT, 4 9). Orthopteren. 381 Diese von mir aus Tripolis beschriebene Art kommt auch in Ägypten und Nubien vor und ist durch die kurzen Sporne der Vordertibien stets leicht von H. africana L. zu unter- scheiden. Stylopyga Fisch, de W. (Blatta L.). 2. S. Orientalis L. Finot, p. 78 {Periplanalä). — Krauß, p. 234. — Werner, Ägypten, p. 379 ( Stylopygä), Tripolis, p. 87. El Khreider (25. VII.) 1 9 ; auch in Ain Sefra gesehen (wie auch von Voss el er). In Ostalgerien bis Tuggurth ge- funden. Blattella Caudell (Phyllodromia Serv.). 3. B. germanica L. Finot, p. 89 {Phyllodromia). — Werner, Ägypten, p. 376 (Phyllodromia), Tripolis, p. 86. Alger (10. VIII.). Von Finot für Algerien noch nicht angegeben; ebensowenig wie von Krauß oder Vosseier. Mantodea. Centroman tis Wem. 4. C. numida Sauss. Finot, p. 94 (Eremiaphilä). — Vo s s e 1 e r, I, p. 349 {Eremiaphila). — We r n e r, Orth. Ägypt., p. 400. Ain Sefra, 5. VIII.; Beni Ounif, 31. VII., 3. VIII. (6 bis 8 Uhr früh); ausschließlich in der Steinwüste, also ähnlich wie Eremiaphila Khamsin Lef. in Ägypten. Bei Beni Ounif muß sie gar nicht selten sein, da ich jedesmal, wenn ich durch die Wüste gegen Zenagha ging, zwei oder drei Stücke erbeutete, durchwegs im Larvenzustand, obwohl manche schon von der Größe der Imago. Die Größe des schwarzen Flecks an der Innenseite der Vorderhüften ist aber variabel, er kann nahezu vollständig verschwinden. ,382 F. Werner, 5. C. denticollis Lucas. Finot, p. 93 {Eremiaphilä). — Krauß und Vosseler, p. 524. — Vosseier, U p. 347 (Eremiaphilä). — Werner, Orthopt. Ägypt., p. 400. — Orthopt. Tripolis, p. 90. El Khreider, 25. VII. Von Krauß und Vo sseler bereits von dorther, von Finot aus Mecheria erwähnt; in der algerischen Sahara weit verbreitet, außerdem in Tunesien, Tripolitanien und in der Cyrenaika. Es erscheint mir jetzt nicht unwahrscheinlich, daß nnmida mit dieser Art identisch ist, wie bereits Finot vermutete, doch ist denticollis viel größer und stärker als alle Exemplare von numida, die ich bisher gesehen habe. Mantis L. 6. M. religiosa L. Finot, p. 100. — Vosseier, I, p. 350. — Werner, Ägypten, p. 409 ; Tripolis, p. 92. Tizi Ouzou, 11. VII. im Grase; Perregaux, 6. VIII.; nur Larven gefunden, was um so bemerkenswerter ist, als die Art in der Umgebung von Wien am Anfang August schon verwandelt zu sein pflegt. Auch in Istrien fand ich bis Anfang August nur Larven! Von Vosseier auch von Dra-el-Mizane erwähnt, auch er erwähnt, daß die Art in Ostalgerien nicht vor September reif wird; ferner Bordj-Menaiel (Finot). Ameles Burm. 7. A. abjecta Cyrillo. Finot, p. 104 {spallanzaniana). — Krauß und Vosseier, p. 527 (spallan- zaniana 1 9 aus der Chiffa-Schlucht bei Blidah. Scheint in Algerien selten und wie die folgende auf die Küstenregion beschränkt zu sein, während die dritte Art, A. decolor Charp., bis Ain Sefra gefunden wurde. Orthopteren. 383 8. A. nana Charp. Fi not, p. 102. Larven von Dra-el-Mizane, Westdschurdschura, 9. VIII., auf einem Stoppelfeld, wo auch Geomantis und Fischeria gefunden wurden. Geomantis Pantei. 9. G. larvoides Pantei. Pantei, An. .Soc. Espan., XXV (1896), p. 63. Werner, Berlin. Entom. Zeitschr., XLVI! (1902), p. 112. Azam, Bull. .Soc. Ent. France (1898), p. 59. Auf einem Stoppelfelde bei Dra-el-Mizane (Westdschur- dschura, 9. VIII.) fing ich zwei ältere Larven dieser für ganz Afrika neuen Art. Zuerst aus Spanien beschrieben, wurde diese seltene Mantide später von mir bei Konstantinopel, Brussa und Athen, von Azam in Frankreich entdeckt. Gehört vielleicht zu jenen Tieren, die im allgemeinen circummediterran sind, in Ägypten aber fehlen. Außer durch das kui'ze Pronotum mit rauher Oberfläche ist die Art im Imagozustande (mit etwa 28 min Gesamtlänge erwachsen) von gleichgroßen Fischeria-Larven durch den gewölbten Vertex und die unbedornten Vorderhüften zu unterscheiden. Iris Sau SS. 10. l. oratoria L. Finot, p. 106. — Krauß und Vosseier, p. 527. — Werner, Ägypten, p. 410; Tripolis, p. 93. Diese schöne Mantide kommt bei Beni Ounif de Figuig . vor; ein cT flog am 2. VIII. abends wie viele andere Insekten an die Acetylenlampen des Hotel du Sahara, doch konnte ich seiner nicht habhaft werden. Ich glaube, daß diese Art bisher noch niemals so weit südlich beobachtet wurde, sie ist von der Küste Nordafrikas, bisher aber aus der Sahara erst von Ain Sefra (Krauß und Vosseier) bekannt gewesen. 384 F. Werner, Fiseheria Sauss. 11. F. baetica Ramb. Finot, p. 108. — Krauß und Vosseier, p. 527. — Vosseier, I, p. 350. — Krauß, p. 235. — Werner, Ägypten, p. 410; Tripolis, p. 93. Bei Saida (ein cf am 24. VII. am Fahrkartenschalter des Bahnhofs gefangen), Ain Sefra (27. VII., Larve), sehr häufig aber bei Dra-el-Mizane im westhchen Dschurdschura (8. VIII.) auf einem Stoppelfelde, das überhaupt sehr insektenreich war und auf der höchsten Erhebung des Westdschurdschura, auf einer dürren Heide (9. VIII.); hier fing ich auch ein 9, das ein cf mit den Vorderbeinen festhielt, von dem nur mehr Abdomen und Metathorax mit den Hinterflügeln übrig waren. Von Krauß und Vosseier aus Saida und Mecheria erwähnt, von Vosseier von Dra-el-Mizane, von Finot von Bordj- Menaiel. Blepharopsis Rehn. 12. B. mendica Fabr. Finot, p. 109. — Krauß, p. 235 (Blcpharis). — Werner, Ägypten, p. 412; Tripolis, p. 96 (Blepharis). 1 9 von Beni Ounif, gesammelt von Herrn Neu- schwander ebendaselbst, erweist das Vorkommen dieser Art auch in der westalgerischen Sahara, demnach ihr ununter- brochenes Verbreitungsgebiet in dem Wüstengebiet Nord- afrikas. In der algerischen Sahara habe ich sie 1893 selbst bei Biskra (25. IV.) und El Outaia (6. V.) gesammelt. Locustodea. Conocephalidae. Xiphidion Serv. 13. X. fuscum Fabr. Redtenbacher, Monogr. Conocephal., p. 194. 1 cT , 1 9 von den sumpfigen Wiesen am Ufer des Oued Sebaou bei Tizi Ouzou, Dschurdschuragebirge, 12. VII.; I9 Orthopteren. 385 Larve von Michelet, 15. VII., 1 cT Larve von Fort National, 14. VII. Diese Art und auch die Gattung Xiphidion ist neu für ganz Algerien; weder Finot noch Krauß und Vosseier erwähnen sie von dorther. Die algerischen Exemplare unter- scheiden sich durch schlankere Gestalt, längere und schmälere Flugorgane von den mir vorliegenden europäischen Exem- plaren. Die Legeröhre ist gerade, bei der Larve so auffallend lang, daß ich zuerst geneigt war, das Exemplar für X. has- tatimi zu halten. Aus Tripolis ist diese Art (Redtenbacher, 1. c.) und X. aethiopicum (Werner, Orthopt. Tripolis, Barka, p. 99) bekannt, aus Ägypten letztere und außerdem X. con- color Burm. und lugtibre Redt. (Werner, Orthopt. Agypt., p. 428). Decticidae. Rhaeoeleis Fieb. 14. Rh. neglecta Costa. Finot, p. 516. Tizi Ouzou, 11. VIL, cf und 9 Larven; Michelet, 15. VII. 9 Larve. Deeticus Serv. 15. D. albifrons Fabr. Finot, p. 522. — Krauß und Vosseier, p. 547. — ■ Vosseier, p. 397. Tizi Ouzou, 11. VIL, I9; Dschurdschura oberhalb Col de Tirourda, 1700 bis 2000 w, Larven. Von Finot für Bordj- Mena'iel angegeben. Ich fand die Art im Jahre 1893 auch bei El Outaia nördlich von Biskra. Platycleis Fieb. 16. PI. tesselata Charp. Finot, p. 529. — Krauß und Vos seier, p. 547. — Vosseier, 1, p. 397. Dra-el-Mizane, 8. oder 9. VIII. (Westdschurdschura, cT, 9, Tizi Ouzou, 11. VII. (Ostdschurdschura) 9; im dürren Grase. 386 F. Werner, 17. PI. grisea Fabr. Finot, p. 530. — Krauß und Vosseier, p. 547. Brunn er, p. 347. Fort National, Ostdschurdschura, 13. VII. (nur cTcT ge- funden). Chiffa-Schlucht, 10. VII. (I9). Beim 9 überragen die Flugorgane sehr deutlich den Apex der Hinterschenkel. 18. PI. intermedia Serv. Finot, p. 532. Brunner, p. 349. I9 von Tizi Ouzou, 11. VII., ist vollkommen intermediär zwischen dieser Art und laticatida Br. Mit mtermedia stimmt es in der Kürze der Plantulae liberae an den Hinterfüßen und durch die ebene sechste Ventralplatte, mit laticatida durch die einhöckerige sechste Ventralplatte, die breit aus- geschnittene Subgenitalplatte und die breite (aber P/.^ Pro- notumlängen besitzende) Legescheide überein. Ich rechne das Exemplar der länger bekannten Art zu. Länge 23-5 m/// (Elytren 25-5, Ovipositor 11-5, Hinter- schenkel 27 min). Ephippigeridae. Ephippiger Latr. 19. E. lucasi Brunn er. Brunn er, Prodr. Orth., p. 386. Finot, p. 546. — Krauß und Vosseier, p. 549. 1 9 von Saida, 23. VII. (auf Juniperus), kleiner, als \on Brunner und Finot angegeben (29mm, Pronotum 12, Ov\- positor 30 mm), stimmt aber im übrigen sowohl mit der Beschreibung als auch mit einem cT aus Oran (leg. \'osseler, in Coli, m.) sehr gut überein. Diese Art ist nur aus West- algerien (außer den obengenannten Fundorten noch: Nemours, Hammam-bou-Hadjar, Djebel-el-Tessala, Perregaux) bekannt. Orthopteren. 20. E. finoti Brunner. 387 Brunn er, Prodr. Orth., p. 376. Fi not, p. 547. — Krauß und Vosseier, p. 549. 1 cf von- Saida, 23. VII. (auf Juniperus); bisher aus TIemcen und Lalla Marghnia sowie vom Djebel Tessala bekannt gewesen, anscheinend auf Westalgerien beschränkt. 21. E. brevicoUis Fisch. Finot, p. 544. 1 9 vom Westdschurdschura, zwischen Dra-el-Mizane und Aomar, 9. VIII. Bisher war anscheinend nur das cf be- kannt. Ovipositor kurz (14 mm), wenig mehr als doppelt so lang als das Pronotum (6-5 mm), schwach gekrümmt, am Ende oben und unten fein gezähnelt. Subgenitalplatte tief halbkreisförmig ausgeschnitten, in zwei ziemlich spitzdreieckige Zipfel ausgezogen. Hinterfemora unterseits sowohl außen wie innen mit vier Dornen. Ansonsten stimmt das Exemplar sehr gut mit der Beschreibung bei Fischer überein. Mit E. sicula Fieb ist die Art wegen der oberseits bedornten Vordertibien und der unten jederseits vierdornigen Hinterschenkel nicht zu vergleichen. Gesamtlänge (ohne Ovipositor) 28, Hinter- schenkel 18 mm,. Ein zweites Exemplar, gleichfalls 9 von Michelet (Ost- dschurdschura), 17. VII. unterscheidet sich vom vorigen durch die längere und schwächer gekrümmte Legeröhre, die spitzig ausgezogenen Lappen der Subgenitalplatte und fünf Dornen jederseits unten an den Hinterschenkeln. Länge 28 mm, Pro- notum 7, Ovipositor 16-5, Hinterschenkel 19-5 mm. Der genauere P\mdort dieser Art war noch nicht bekannt. Fischer gibt nur »Algerien« an, Finot ist sie nicht vor- gelegen. Durch die Querfurche zwischen dem Vorderrand des Pronotums und dem »sillon anterieur« dürfte diese Art leicht von den 9 9 ähnlicher .^rten zu unterscheiden sein. Beide Exemplare wurden auf blauen Disteln {Erygium) gefunden. 388 F. Werner, Hetrodidae. Eugaster Serv. 22. E. guyoni Serv. Finot, p. 558. — Krauß und Vo sseler, p. 551. — Vo sseler, I, p. 402 ; II, p. 58. Saida, 23. VII. (cf). Die Biologie dieser interessanten Heuschrecke ist durch Krauß und Vosseier bereits sehr gut bekannt. Gryllodea (Achetoidea). Gryllotalpa Latr. 23. G. vulgaris Latr. Finot, p. 608. — Krauß und Vosseier, p. 556. — Krauß, p. 253. Ain Sefra, 5. VIII.; Oasengärten von Zenagha (Figig), 30. VII. (Larva). — Von Krauß und Voss el er aus El Khreider erwähnt. Ich habe diese Art auch im Mai 1893 bei Biskra (ost- algerische Sahara) gesammelt, und zwar wie bei Ain Sefra in der typischen Form mit langen Hinterflügeln. Aeheta L. 24. A. burdigalensis Latr. var. cerysii Serv. Finot, p. 590. — Krauß und Vosseier, p. 554. — Krauß, p. 250. Werner, Orthopt. Tripolis, p. 103 (cyrenaica). 2 cf von der Terasse des Hotel du Sahara in Beni Ounif de Figig, an einem kleinen Wasserlauf, in Gesellschaft von Lahidtira, 31. VII. Ich habe mich überzeugt, daß meine A. cyrenaica von obiger Art nicht spezifisch getrennt werden kann. Orthopteren. 389 Liogryllus Sauss. *25. L. campestris L. Fi not, p. 584. — Krauß und Vosseier, p. 554. Auf dem Dschurdschura in etwa 2000 m Höhe hörte ich das Gezirp unserer Feldgrille, welche in Algerien ebenso wie in Südosteuropa weit im Gebirge aufwärts steigt. Ich fand die Art, die in Algerien selten sein muß, da sie Finot nicht nach dortigen Exemplaren beschreiben konnte, 1893 bei Lambessa. Nemobius Serv. *26. N. sylvestris Fabr.? Finot, p. 579. Eine auf den Sumpfwiesen des Oued Sebaou bei Tizi Ouzou flüchtig gesehene kleine Grille gehört sicher dieser Gattung und höchst wahrscheinlich dieser aus Ostalgerien (Bona) bereits bekannten Art an. Gryllomorpha Fieb. 27. G. minima n. sp. Es liegt nur 1 cf aus der Wüste bei Beni Ounif (3. VIII.) vor, welches sich in der von R. Ebner in dankenswerter Weise zusammengestellten Tabelle der Gry llomorpha- Arten (Zool. Jahrb. Syst., XXIX [1910], p. 409) am besten neben der gleichfalls in Algerien vorkommenden G. nclensis Pant. einreihen läßt, sich aber leicht durch die spitzdreieckige Supraanalplatte ohne hornförmige Verlängerungen, die Fünf- zahl der Dornen an den Hintertibien (vom ersten bis dritten an Größe zunehmend, vierter und fünfter kleiner als der dritte, der fünfte der kleinste, kaum halb so lang als der obere der beiden Außensporne; Innensporne ebenfalls nur zwei, doppelt so lang als die äußeren) unterscheiden läßt. Subgenitalplatte spitzdreieckig, deutlich unter der Supraanalplatte vorragend. Pronotum hinten ohne Borsten, überhaupt der ganze Körper glatt, nur die Cerci lang und dicht behaart. Färbung oberseits 390 F. Werner, hell sandgelb, unten weißlich. Augen schwarzbraun, zwischen ihnen aus vier Flecken gebildete dunkelbraune Querbinde. Occiput mit zwei großen braunen Flecken. Pronotum vorn mit schmalem tiefschwarzbraunem .Saum, mit einer braunen breiten Querbinde, die ebenso breit ist als der vordere und doppelt so breit als der hintere, helle Teil. Hinterrand mit einer braunen Punktreihe. Mesonotum mit brauner, in der Mitte unterbrochener Querbinde, Metanotum und erstes Ab- dominalsegment mit einer ebensolchen, aber breiteren Binde. Die folgenden mit schwacher Bräunung am Vorderrande. Hinterschenkel innen mit größeren, außen mit kleineren dunklen Flecken. Kopf ebenso breit wie das Pronotum, dieses mit seichter medianer Längsfurche. Gesamtlänge 6 ///?;/, Pronotum 1-2, Hinterschenkel 4 ww. Acridiodea. Acrydiidae (Tettigidae). Paratettix Boi. 28. P. meridionalis Ramb. Fi not, p. 408. — Krauß und Vosseier, p. 543 (Tettix). — Vosseier, 1, p. 353. Auf feuchten Wiesen am Ufer des Oued bei Tizi Ouzou (11. VII.) sehr häufig ein Exemplar auch vom Wege Fort National — Michelet (15. VII.) mit sehr deutlichen Schulter- flecken, die bei den übrigen undeutlich sind oder fehlen. Aus dem Dschurdschuragebiete von Dra-el-Mizane genannt. Aerydium (Tettix). 29. A. brachypterum Lucas et Brisout. Finot, p. 404 {Teirix). Ein Exemplar vom Wege Fort National — Michelet (15. VII). Flugorgane fehlen gänzlich. Untere Kiele der vorderen und mittleren Femora stark gelappt, viel stärker als die oberen. Orthopteren. 391 Acrididae (Tryxalidae). Aciidella Bol. 30. A. variabilis Klug, (unguiculata Ramb.). Finot. p. 412, 413 {ungnicttlata, miiiiata). Krauß und Vosseier, p. 529. — Vosseier, I, p. 353. Perregaux (6. VIII.), cT, 9; Guj/otville— Phare (20. VIL), 19. El Khreider (25. VII.), I9. Auch am Oued bei Ain Sefra 19 beobachtet, woher sie auch Krauß und Vosseier er- wähnen. Auch bei Dra-el-Mizane (Vosseier), Bordj-Menaiel (Finot). Piatyp terna Fieb. (Oehriiidia Stäl). 31. P. tibialis Fieb. Finot, p. 415. — Krauß und Vosseier, p. 529. — Vosseier, I, p. 353. — Krauß, p. 236. Ain Sefra (5. VIII.), 1 9 in der großen Düne gefangen; auch von Krauß und Vosseier von dort erwähnt. Duronia Stäl. 32. D. lucasi Bol. Finot, p. 417 (Phlaeoha). — Krauß und Vosseier, p. 529. — Krauß, p. 238. 1 9 von El Khreider (25. VII.); auch von Krauß und Vo sseler von dort genannt. Aiolopus Fieb. (Epacromia Fisch, de W.) 33. A. strepens Latr. Finot, p. 422. — Krauß und Vosseier, p. 530. — Vosseier, I, p. 354. Weit verbreitet: Dschurdschura (Aomar, 9. VIII.) ; Perre- gaux (6., 22. VIL); El Khreider (25. VIL). Nach Vosseier auch bei Ain Sefra, nach Finot bei Bordj-Menaiel. 34. A. thalassinus Fabr. Finot, p. 423. — Krauß und Vo sseler, p. 530. Perregaux, 22. VIL, Oued bei Tizi Ouzou, 12. VIL; im Grase am Wasser. 392 F. Werner, Chorthippus Fieb. (Stenobothrus Fische- SS. Ch. amoenus Brisout. Fi not. p. 426 (Stenobothrus). Auf den Almwiesen des Hochdschurdschura zwischen 1800 und 2100 w^ häufig. Diese schöne Art ist die einzige algerische Vertreterin der nigromaaüatus-lineahts- Gruppe {OmocesHis) und ähnelt diesen beiden Arten sehr. 36. Ch. bicolor Charp. Fi not, p. 430 (Stenobothrus). Dschurdschura, Fort National (3 cf ), 13. VII. Dschur- dschura-Almwiesen in 1700 /w Höhe (I9). 37. Ch. pulvinatus Fisch, de Waldh. Fi not, p. 433 (Stenobothrus). — Kr.iuß und Vos.seler, p. 529. — Voss el er, 1, p. 354. Dschurdschura, Tizi Ouzou, 11. VII.; Aomar— Dra-el- Mizane, 9. VIII; ferner: Perregaux, 22. VII.; El Khreider, 25. VII. (von hier bereits durch Krauß und Vosseier er- wähnt); Dra-el-Mizane (Vo sseler), Bordj-Menaiel (Fi not). Doeiostaurus Fieb. (Stauronotus Fisch.). 38. D. genei Ocskay. Finot, p. 436. — Krauß und Vo sseler, p. 530. — Vo sseler, I, p. 354. Überall, namentlich auf dürren Heiden, sehr häufig: Aomar, 9. VIII.; Dra-el-Mizane, 9. VIII.; Fort National, 13. VII. Perregaux, 6. VIll.; Ain Sefra, 5. VIII.; Dra-el-Mizane wird auch von Vo sseler als Fundort erwähnt. Areyptera Serv. (Stethophyma Fisch.). 39. A. hispanica Ramb. Finot, p. 437. — Krauß und Vosseier, p. 530. — Vosseier, I, p. 357. Zwischen Dra-el-Mizane und Aomar, 9. VIII. in der Macchie nicht selten, aber auch in der westalgerischen Orthopteren. 393 Sahara, in der Sanddüne von Ain Sefra (4., 5. VIII.) ver- einzelt angetroffen. Vosseier erwähnt die Art von Dra-el- Mizane. Oedipodidae. Oedipoda Latr. 40. O, fuscocincta Lucas. FiiiDt, p. 442. — Vosseier, I, p. 358. Eine der häufigsten Heuschrecken des Dschurdschura- gebietes, von Fort National bis zu den Almwiesen in 2000 m Höhe verbreitet, am Südabhang bei Ain Sebda; auch im Westdschurdschura bis Aomar; außerdem zahlreich in West- algerien bei Saida. Die 9 erreichen bis 31 mm Länge. 4L O. coerulescens L. var. sulfurescens Sauss. F'inot, p. 443. — Krauß und Vo sseler, p. 531. — Vo sseler, I, p, 358. Im Dschurdschuragebiet in Gesellschaft der vorigen Art, aber viel seltener. Die Färbung der Hinterflügel ist niemals gelb, sondern eher grünlich; nur wenige Exemplare von Michelet lassen einen schwachen Stich ins Gelbliche er- kennen. Exemplare aus Kleinasien (Kos, leg. Vosseier) zeigen aber eine schön gelbe Färbung der Hinterflügel. Diese Art bleibt stets kleiner als die vorige (9 bis 25 min lang). Ein Exemplar aus der der Chiffa-Schlucht bei Blidah mit scharf abgesetzt rotbrauner Metazone des Pronotums ist der var. collaris Karny zuzurechnen. 42. O. gratiosa Serv. Finot, p. 444. — Krauß und Vosseier, p. 531. Vosseier, I, p. 357. Die seltenste der drei algerischen Arten : Fort National (13. VII.); El Khreider (25. VII.); Saida (23. VII.). Alle drei Arten werden von Vos seier von Dra-el-Mlzane erwähnt. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 28 394 F. Werner, Thalpomena Sauss. 43. Th. algeriana Lucas. Finot, p. 450. — Krauß und Vo sseler, p. 531. Nur im Dschurdschura anzutreffen, im östlichen Teil zwischen 1800 und 2000;// (16. VII.), im Westen bei Dra- el-Mizane (8., 9. VIII.). Im. Jahre 1892 fand ich dieselbe Art auch bei Bone (15. IV.), 1893 bei Constantine (IV.), von wo Finot sie ebenfalls noch nicht erwähnt. Aerotylus Fieb. 44. A, patruelis Sturm. Finot, p. 455. — Krauß und Vosseier, p. 532. — Vosselcr, I, p. 361 Sehr häufig bei Perregaux auf dürren Heiden und Stoppel- feldern (6. VIII.). Auch in der Wüste bei Ain Sefra f4. VIII.) (daselbst auch von Krau 13 und Vo sseler gefunden). A. insnbricns Scop. traf ich im Jahre 1893 bei Bone und bei El Outaia in der ostalgerischen Sahara. Sphingonotus Fabr. 45. S, brunneri Sauss. Prodr. Oedipod. (.Mem. .See. Geneve. XXVIII, Nr. 9, 1884), p. 206. Diese prächtige große Art entdeckte ich am 3. VIII. in der Wüste zwischen Beni Ounif und Zenagha in der west- algerischen Sahara, wo sie mir schon einige Tage zuvor auf- gefallen war, ohne daß ich ein Exemplar hätte erlangen können, da sie ebenso wie die ägyptische 5. savignyi und vS. octofasciatus sehr gut fliegt. Nur in den ersten Morgen- stunden, wenn die Temperatur noch sehr niedrig ist, kann man den frosterstarrten Tieren näherkommen. Das Original- exemplar der Art (Coli. Brunner, Nr. 8273) soll von Klein- asien stammen, wo sie aber nie mehr gefunden wurde. Diese Fundortsangabe dürfte aber irrig und diese größte algerische Art als neu für ganz Nordafrika zu betrachten sein.^ Länge des 9 37 /;//;/, Elytren 38 mm. 1 Seither auch in Ägypten gefunden. Orthopteren. 39o Über die Färbung wäre noch zu bemerken, daß die Elytren hellgraubraun oder gelbbraun sind, in der Basalhälfte undeutlich dunkler gefleckt. Die Binde und der Apicalfleck der Hinterflügel sind schwarzbraun, der Vorderrand zwischen beiden rein weiß, ebenso aUch die Queradern in der hyalinen Binde zwischen beiden. Hintertarsen rein weiß. Im übrigen stimmen die beiden vorliegenden Exemplare mit der Be- schreibung Saussure's gut überein. Spli. apicalis Sauss. von Persien scheint mir von unserer Art kaum mehr verschieden zu sein als etwa die verschiedenen Rassen des Sph. Savignyi voneinander. 46. S. balteatus Serv. Finot, p. 475. — Vosseler, I, p. 377. In der westalgerischen Sahara bei El Khreider (25. VII.) und Beni Ounif (2. VIII.). Bis jetzt war diese Art aus West- algerien nur von Mecheria bekannt (Vosseler). Die Unter- scheidung von S. hicasi Sauss. dürfte vielfach unmöglich sein, da manche der wesentlichsten Merkmale nicht Stich halten. Die Art ist über die Wüsten von fast ganz Nordafrika von Westalgerien bis Ägypten verbreitet. 47. S. azurescens Ramb. Finot. p. 472. — Krauß und Vosseler, p. 534. — Vosseler, I, p. 374. Saida, 23. VII., nicht häufig. In Algerien anscheinend scharf von voriger Art geschieden, was z. B. in Tripolitanien nicht der Fall ist. In der KoU. Brunner stecken Exemplare, die ich hierher rechnen würde, als 5. arenariiis Lucas. 48. S. sefrae Sauss. = azurescens v-ar. lutea Krauß. Finot, p. 470. — Krauß und Vosseler, p. 535, Taf. VII., Fig. 5. — Vosseler, I, p. 374. Ain Sefra, 4. VIII., ebenfalls ziemlich selten. Die Ab- leitung von azurescens, wie Krauß und Vosseler an- nahmen, ist ganz zweifellos richtig. 396 F. Werner, 49. S. coerulans L. Finot, p. 469. — Krauß und Vosseier, p. 533. — Vosseier, 1, p. 372. — Krauß, p. 242. Im Dschurdschura, zwischen 1800 und 2000 m, ebenso in der westalgerischen Sahara bei Ain Sefra (5. VIII.), Beni Ounif (29. VII., 2. VIII.) und Zenagha (31. VII.). Fliegt auch abends zum Licht. Vorderflügel bald nur mit Andeutung der dunklen Basalbinde und nur Spuren von Fleckenzeichnung in den apikalen zwei Dritteln, bald recht deutlich und dunkel gefleckt, auch auf der Basalbinde, dann auch manchmal die Flecken eine zweite Binde bildend, die derjenigen in der Mitte der Oedipoda-K\y ira. entspricht. Die von mir als S. niloticus Sauss. angesprochene ägyptische Sphingonotus- Form ist nichts anderes als eine Zwergrasse des 50. S. finotianus Sauss. Finot, p. 464 {Helioscirtns). — Vosseier. I, p. 370. mit hj^alinen Hinterflügeln und auffallend dickem Kopf; 9 nicht über 19 mm lang, während typische coerulans, z. B. vom Dschurdschura, bis 32 mm Länge erreichen. Aus Algerien kenne ich diese kleine Form ausschließlich aus der west- algerischen Sahara (Beni Ounif), ähnlich gezeichnete, aber größere Tiere fand ich in der Chiffa-Schlucht bei Blidah ; sie stimmen mit Exemplaren der Koll. Vos seier sehr gut über- ein. Auf die Zugehörigkeit dieser Art zu Sphingonotus hat Vosseier mit Recht hingewiesen. Helioscirtus Sauss. 51. H. capsitanus Bonnet. Finot, p. 466. — Vosseier, I, p. 366, Taf. XVIII, Fig. la bis c. Diese durch die Nerv^atur der Hinterflügel sehr charak- teristische, sonst aber leicht mit voriger Art zu verwechselnde Ödipodide habe ich nur einmal, bei Beni Ounif (3. VIII.) gefangen. Ich vermute, daß diese Art wie Biyodema schnarrt, habe aber diesbezüglich keine Beobachtung gemacht. Ortliopteren. S'i)? Leptopternis Sauss. 52. L. calcarata Vosselei. Zool. Jahrb. Syst.. XVI (1902), p. 382, Taf. 18, Fig. 9.7, h, 10 Von dem ägyptischen L. Rluiniscs Sauss. unterscheidet sich diese Art nur in sehr unwesentlichen Merkmalen, wie durch die Form der Pronotumseitenlappen und die schwarzen Knie der Hinterschenkel. Die Länge der hinteren Tibialdornen ist sehr variabel und kann diejenige des Tarsus erreichen. cT 15*5 mm (Elytren 16 mm); 9 23 -5 m,m (Elytren 24 mm). Ausschließlich in der großen Düne von Ain Sefra (4., 5. VIII.) gefunden, wo die Tiere zahlreich im Sonnenschein hin- und heifliegen. Die Typen der Art stammen aus Bou Saada in der mittelalgerischen Sahara. 53, L. maculata Vosseier. Zool. Jahrb. Syst., XVI (1902), p. 380, P^ig., Taf. 17, Fig. 14 a, b, 15. Von der vorigen, mehr sandgelben Art durch hellrötlich- braune F"ärbung der Elytren verschieden, an einer anderen Stelle der Düne von Ain Sefra (27. VII.) gefangen, von Vosseier bei Bou Saada und Laghouat in Algerien, Gafsa und Graiba in Tunesien entdeckt. cf 12 mm, 9 20 mm; Elytren von Körperlänge. Oedaleus Sauss. 54. O. flavus Serv. (nigrofasciatus De Geer). Finot, p. 479. — Krauß und Vosseier, p. 531. — Vosseier, I, p. 359. Häufig auf dem Dschurdschura in 1800 bis 2000 w Höhe (16. VII.) sowie in besonders großen Exemplaren bei Saida (23. VII.) und bei El Khreider (25. VII.). Nach Vosseier bei Dra-el-Mizane, nach Finot bei Bordj-MenaTel. 398 F". Werner, Paehytylus Fieb. 55. P. danicus L. (cinerascens Fabr.). Finot, p. 481 {cinerascens). — Krauß und Vo sseler, p. 531 {cinerascens). Vosseier, 1, p. 359. Nur bei Perregaux (6. VIII.), hier aber zahlreich auf Stoppelfeldern in Gesellschaft von Dociostaurns und Acrotylus. Egnatioides Vosseier. 56. E. striatus Voss. Zool. Jahrb. Syst., XVI (1902), p. 361, Taf. 17, Fig. 5 bis 7. Werner, Ebenda, XXVII (1908), p. 119. Diese kleine Ödipodide kennt Vosseier von Mittel- algerien und Tunesien, vermutet aber, daß eine von Frey- Gessner genannte Egiiat ins- Art von Ain Sefra hierher zu rechnen ist, ebenso Brunn er' s Exemplare von ebendaher. Diese Vermutung kann ich nunmehr bestätigen, da ich 29 bei Ain vSefra (27. VII.) gefangen habe. Die Art ist nunmehr von Westalgerien bis Tripolitanien bekannt. Die beiden Exem- plare meiner Ausbeute zeichnen sich durch dreieckige braune Flecken auf dem Oberrande der Hinterschenkel (wie bei dem mit ihm zusammen vorkommenden DociostaurtLS getiei) und braune Knie aus. Vorderrand der Elytren dunkelbraun, Analhälfte gelblichweiß, Länge lö-o iitiii, Elytren 15 iiiui. Eremobiidae. Eremobia Serv. 57. E. pulchripennis Serv. Finot, p. 485 {clavelii). — Krauß und Vo sseler, p. 536 {clavelii). — Vosseier, I, p. 384 {cisii)\ II, p. 40, Taf. III, Fig. 3 bis 7. — Krauß, p. 242 {clavelii). Das einzige von mir gesammelte Exemplar, ein cf, ge- hört der Form clavelii an (Ain Sefra, 27. VII.), während ein 9 von Biskra, das ich im Jahre 1893 sammelte, zu cisti Fabr. gehört. Beide Formen sind nach Brunn er miteinander Orthopteren. 399 und der ägyptischen pnichripennis zu vereinigen, welchem Vorgange ich auch hier folge. Eremocharis insignis Lucas scheint in der westalgerischen Sahara zu fehlen. Pyrgomorphidae. Pyrgomorpha Serv. 58, P. grylloides Latr. (conica OL). Finot, p. 490. — Krauß und Vosseier, p. 536. — Vosseier, I, p. 387. Nur 1 9 von Beni Ounif de Figuig (2. VIII.) auf niedrigen Pflanzen auf der Terrasse des Hotel du Sahara. Dagegen fand ich bei Ain Sefra eine andere Art, die mir noch un- beschrieben zu sein scheint. Das obige Exemplar hat deutliche Pronotumkiele wie conica und den Seitenrand des Pronotums wie cognata. Exemplare aus Biskra (19. IV. 1892) und Temacin (V. 1893) stimmen mit dem von Beni Ounif gut überein. 59. P. laevigata n. sp. Kleiner und schlanker als P. conica, etwas an Opshomala erinnernd. Pronotum nach hinten verbreitert, mit schwachem Mittelkiel und kaum (vorn gar nicht) bemerkbaren Seiten- kielen. Unterrand der Pronotumseitenlappen nicht nach hinten absteigend, fast gerade. Oberseite glatt, auch die Außen- skulptur der Hinterfemora (die auch schlanker sind als bei conica) sehr undeutlich. Färbung sandgelb, ein dunkles Längsband zieht bei manchen Exemplaren vom Augenhinterrand nach hinten über die obere Hälfte des Pronotumseitenlappens und die Pleura des Meso- und Metathorax, an den Seiten des Abdomens, den Segmenten entsprechend, in einzelne Flecken aufgelöst. Analfeld der Elytren manchmal schwärzlich bestäubt. d 9 Länge in mm 13-5 20 Pronotum 2-2 3-5 Elytren 11-8 16 Hinterschenkel 6*5 9 Ain Sefra, große Düne, 4., 5. VIII. 400 F. Werner, Pamphagidae. PamphagUS Thunberg. 60. P. simillimus Yersin. Finot, p. 511. — Brunn er, p. 205. Chiffa-Schlucht bei Blidah, 10. VII.; (cf 9 in Copula). Tizi Ouzou, 11. VII. (cT, 9). 61. P. algericus Brunn er. Finot, p. 513. — Krauß und Vo sseler, p. 539. — Brunn er, p. 204. Saida (23. VII.), cT, 9. Von Krauß und Vosseier bereits von dort genannt. 62. P. marmoratus Burm. Finot, p. 517. — Vosseier, I, p. 390. — Brunner, p. 206. Diese Art, die ich im Jahre 1893 zahh'eich bei Philippe- ville antraf, fand ich bei Michelet im Dschurdschura nur ein einziges Mal (16. VII.), dagegen weder in der Höhe von Tizi Ouzou, wo nur simillinms vorkommt, noch in der Felsen- und Zedernregion des Hochdschurdschura in 1500 bis 1800 w, wo Eunapms lebt; die Almvviesen in 1800 bis 2000 7/; werden von Ocnerodes bewohnt. Eunapius Stäl. 63. E. sitifensis Brisont (brunneri Stäl.) Finot, p. 519. — Krauß und Vosseier, p. 541. — Vosseier, I, p. 393. — Brunner, p. 207. Im Dschurdschura zwischen 1500 und 1800 in nicht selten, nur cTcT gefunden. Im Jahre 1893 bei Batna und Lambesa gesammelt, wo auch Pmnphagiis hespericiis ziemlich häufig ist (von Finot für Ostalgerien nicht angegeben). Orthopteren. 401 Oenerodes Brunn er. 64. O. volxemi Bolivar. Finot, p. 501. — Brunn er, p. 195. Diese Art ist im Dschurdschura auf den Almwiesen sehr häufig gefunden (16. VIII.) und entspricht etwa dem Nocarodes cyanipes im Hochgebirge Kleinasiens (Erdschias Dagh) und der Podisma alpina in unseren Alpen und das Vorkommen solcher flugunfähiger Formen auf den höchsten Berggipfeln, die überhaupt von Orthopteren noch bewohnt werden, steht jedenfalls mit der starken Luftbewegung in diesen Höhen im Zusammenhang, die auch guten Fliegern unter den Insekten oft genug arg mitspielt. Locustidae (Acrididae). Peleeyeleis Fieb. (Platyphyma Fisch.) 65. P. giornae Rossi. Finot, p. 527 {Platyphyma). — Vo sseler, I, p. 394. Außerordentlich häufig auf dürren Abhängen im West- dschurdschura von Aomar bis Dra-el-Mizane (8., 9. MII.); seltener im östlichen Teil, z. B. bei Tizi Ouzou (11. VII.), Bir Rabalou (am Südabhang des Ostdschurdschura, 18. VII.). Von Vo sseler von Dra-el-Mizane erwähnt. Loeusta L. (Aeridium Latr.;. 66. L. aegyptia L. Finot, p. 532 {Aeridium). — Krauß und Vosseier, p. 581. — Vosseler, I, p. 394. Perregaux (6. VIII.); Ain Sefra (27. VII.); Beni Ounif. L. ruficornis Fabr. gehört der Fauna des Dschurdschura- gebietes an, da sie von Finot für die Ufer des Oued Isser angegeben wird. 402 F. Werner, Sehistoeera Stäl. 67. S, peregrina 0!. Finot. p. 538. — Krauß und Vosseier, p. 542. — Vosseier, I, p. 394. — Krauß, p. 246. Ain Sefra (5. VIII.), selten. In der ostalgerischen Sahara in den Jahren 1892 und 1893 überaus zahlreich angetroffen, namentlich bei El Outaia in Gesellschaft des Dociostanrus inaroccamts. Ein ähnliches Zusammenkommen erwähnten auch Krauß und Vosseier von Westalgerien (Saida — El Khreider, VII. 1892). Euprepoenemis Fieb. 68. E. plorans Charp. Finot, p. 541. — Krauß, p. 248. Perregaux, am Flußufer auf Tamavix und Innla, in Ge- sellschaft von Locusta aegyptia, nicht häufig. Nach Finot am Oued Isser (Gr. Kabylie). Thisoieetrus Br. 69. Th. littoralis Ramb. Finot, p. 543 {Euprepoenemis). — Krauß und Vo sseler, p. 542. — • Vü sseler, I, p. 395. — Krauß, p. 247. Zenagha (an der algerisch-marokkanischen Grenze), 31. VII., nicht häufig. Das vorliegende 9 sieht dem östlichen Th. adspersiis Redt, sehr ähnlich in bezug auf die Zeichnung der Elytren, doch fehlen die charakteristischen Querbänder auf der oberen Fläche der Hinterschenkel; diese Fläche ist einfarbig rotgelb. Calliptamus Serv. (= Caloptenus Serv.). 70. C. italicus L. Finot, p. 545. — Krauß und Vosseier, p. 542. — Vosseier, I, p. 395. Dra-el-Mizane, 8. VIII., sehr häufig, auch var. marginella Serv. Exemplare von Tizi Ouzou (11. VII.) gleichen durch Orthopteren. 403 Größe und plumpe Gestalt auffallend einem Sphodromerns. Auch bei El Khreider (25. VII.) und Saida (23. VII.). Nach Finot bei Bordj-MenaYel. Dermaptera. Lab i dura Leach. 71. L. riparia (PalL). Finot, p. 64. — Krauß und Vosseier, p. 522. — Vosseier, I, p. 345. — Krauß, p. 233. Bormans, in: Das Tierreich, 11. Lief. (1900), p. 33. Ain Sefra, 27. VII. (cf); Beni Ounif de Figuig, 2. VIII. (cf). Letztere auf der Terrasse des Hotel du Sahara an einem kleinen Wasserlauf. Von Ain Sefra durch Krauß und Vosseier bereits genannt. Anisolabis Fieb. 72. A. mauritanica (Luc). Finot, p. 68. — Krauß und Vosseier, p. 523. — Vosseier, I, p. 345. Bormans, p. 45. Auf dem Dschurdschura oberhalb des Col de Tirourda in 1800 bis 2000;«. Unter Steinen auf den Almwiesen nicht selten. Da ich über die Artzugehörigkeit der Exemplare, die auch untereinander nicht unbeträchtlich verschieden waren, nicht im klaren war, wandte ich mich an den ausgezeichneten Kenner der Gruppe, Herrn Malcolm Burr, und erhielt die Mitteilung, daß es .sich um die obige Art handle. Ich lasse den Wortlaut des Schreibens hier folgen: I am much ohliged by your kindness in submitting me the Anisolabis from East Algeria. At first I thought we cer- tainly had a new species, but on examination, I find that although all are apparently males, the genitalia cannot be found in any Single specimen: I am therefore of opinion 404 F. Werner, Orthopteren. that they are not quite matiife, the differences from typical A. mauritanica (of which I possess several curious varieties) being due to immaturity: the divergences in colour 1 attribute to the same cause, as also the approximation of the forceps and smoothness of the sides of the abdomen: the firmness of the integument appears certainly surprising, but exami- nation shows that it is really nymphal. 405 Fische der achten »Najade«-Fahrt (Jungfischtrawlfänge) von Dr. Viktor Pietschmann. (Mit 1 Kartenskizze, 6 Tafeln und 7 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. März 1914.) Wenn die ichthyologische Ausbeute der achten »Najade«- Fahrt im nachfolgenden als erste und gesondert von den Ergebnissen der übrigen österreichischen Kreuzungsfahrten publiziert wird, so geschieht dies aus zweierlei Gründen. Erstens war mir gerade dieses Material als erstes von Herrn Prof. Dr. Ad. Steuer, der die achte Terminfahrt als Leiter der biologischen Arbeiten mitgemacht hatte, mit der Bitte übergeben worden, es möglichst bald zu veröffentlichen, was ich gerne zusagte, zum.al ja damals die Bearbeitung des ganzen übrigen Materials noch in Schwebe und ich über die Zeit und die Art der Aufteilung desselben noch nicht unterrichtet war. Zweitens aber — und das ist der Grund, der schließlich vor diesem aus äußeren Gründen entsprungenen weitaus die Oberhand gewann — war ich zu der Überzeugung gelangt, daß es wohl der damit verbundenen Mühe nicht unwert sein dürfte, durch eine geschlossene Darstellung zu zeigen, welche Resultate selbst die wenigen Fänge einer einzigen Fahrt zeitigen, und andrerseits mit einer solchen Bearbeitung auch eine ge- wisse Grundlage zu schaffen nicht bloß für die weiteren Terminfahrten, sondern auch für die übrigen Bearbeitungen des ichthyologischen Materials dieser Kreuzungen. Wenn man bedenkt, daß die Resultate der vorliegenden Arbeit, abgesehen von einem einzigen Exemplar, das von der Station A^q stammt, die Ergebnisse einer einzigen Serie von drei Fängen auf derselben Station (/7\) sind, von 406 V. P i e t s c li m a n n , denen einer in 1000 w, ein anderer in 900/;? gemacht wurde, während der dritte ein Oberflächenfang war, so muß man wohl ohne weiteres zugeben, daß biologische Untersuchungen der Art wie diese Jungfischtrawlzüge zu dem Lohnendsten in wissenschaftlicher Beziehung gehören, was überhaupt unter- nommen werden kann. Andrerseits muß man freilich auch — zumal wenn man das der Arbeit zugrunde liegende Material betrachtet, das gerade durch seine große Lückenhaftigkeit der Untersuchung oft sehr große Schwierigkeiten in den Weg stellte — erkennen, daß es weit, weit größerer und ausgedehn- terer, systematisch betriebener Aufsammlungen und Fänge durch eine oder vielmehr einige, vornehmlich biologischen Zwecken dienende Expeditionen bedürfte, um die vielen Pro- bleme, die auch in bezug auf Ichthyologie, vor allem in bezug auf die Entwicklung der einzelnen Arten der F'ischfauna der Adria noch ungeklärt sind, ihrer Lösung zuzuführen. Es erscheinen da wieder die nordischen Untersuchungen als vorbildlich und nachahmenswert, insbesondere die Arbeiten des »Michael Sars« und des »Thor«, die — eben vorwiegend biologischen Fragen gewidmet — durch ihre umfassenden, auf zahlreichen Fängen basierenden Aufsammlungen Material liefern, das eine sichere und reichliche Grundlage für Bearbei- tungen darstellt. Um auf das Material, das der vorliegenden Arbeit zugrunde liegt, einzugehen, möchte ich erwähnen, daß es hauptsächlich aus Jugendformen besteht, die, in einzelnen Exemplaren ge- fangen, der Bearbeitung recht große Schwierigkeiten boten, zumal sie meist aus der Tiefsee stammten, deren Fischfauna ja auch in bezug auf die Bearbeitung der erwachsenen Formen noch zahlreiche Unklarheiten und Widersprüche bietet. Ins- besondere was die Abgrenzung der Arten — und oft auch der Gattungen — gegeneinander betrifft, ist wohl der gegenwärtige Zustand unserer Kenntnisse und Auffassungen noch vielfach absolut nicht als gesicherte Basis anzusehen, um so mehr da auch hier, wie in so vielen anderen Fällen, übergroße Arten- spalterei das tatsächliche Bild verwischt und getrübt hat. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit an die Entscheidung derartiger Fragen heranzutreten, war natürlich meist nicht Fische der achten »Najade«-Fahrt. 407 angängig; es müßte auch zu diesem Behufe reichhaltiges Material aus den in Betracht kommenden Gruppen vorliegen, das eben auch nur wieder durch ausgedehnte Forschungen in der Tiefsee zustande gebracht werden kann. Doch ermöglichte auch dieses geringe Material, in mancher Frage betreffs der Zugehörigkeit einzelner Jugendstadien zu bestimmten Arten Gewißheit zu schaffen oder in anderen Fällen wenigstens doch für spätere Untersuchungen durch den Hin- weis auf die wahrscheinliche Zusammengehörigkeit einen Fingerzeig zu liefern. Die Tiere, die mir in Formalin übergeben worden waren, waren vielfach recht wenig gut erhalten, was ja bei der Zartheit der Objekte und den Unbilden, denen insbesondere Tiefsee- fische beim Fang ausgesetzt sind, nicht weiter zu verwundern ist. Es bot dies jedoch für die Bearbeitung ebenfalls manche Schwierigkeiten. Gleichwohl war es mit wenigen Ausnahmen möglich, die Artzugehörigkeit der einzelnen Exemplare festzustellen. Ein sehr gutes Erkennungsmerkmal für die Art, das bisher leider in vielen Fällen zu wenig gewürdigt worden ist, ist die Anzahl der Körpersegmente, die, der individuellen Variation nur in beschränktem Maß unterliegend, bei dem einzelnen Individuum als feststehend zu gelten hat und nebst Stellung und Strahlen- anzahl der Flossen gewichtige Anhaltspunkte für die Be- stimmung liefert. Daß die Jungfischpigmentierung der einzelnen Arten ebenfalls eine sehr konstante ist und zur späteren Be- stimmung der Art, wenn die jeweils vorliegenden Verhältnisse bereits bekannt sind, eigentlich meist das leichteste und am besten verwertbare Merkmal abgeben, ist ja wohl nicht weiter auszuführen. Was die Zusammensetzung der ichthyologischen Ausbeute aus den einzelnen Arten betrifft, so überwiegt weitaus über alle anderen Cyclothoiie sigiiata Garm.; ihr gegenüber tritt die Gesamtheit aller übrigen Arten dieser Sammlung — nicht bloß in der Tiefsee — bei weitem in den Hintergrund und nur Argyropeleciis heinigymniis Cocco läßt sich daneben noch einigermaßen in bezug auf Häufigkeit erwähnen. Alle anderen Arten sind demgegenüber seltene Zufälligkeitserscheinungen. 408 V. P i e t s c h m a n n , Inwieweit dies mit Jahreszeit und Fang in verschiedenen Tiefen zusammenhängt, müssen die Untersuchungen der weiteren »Najade«-Fahrten ergeben. Ihnen soll dann auch eine Übersicht über die Ergebnisse der ganzen Ausbeute, wie sie sich aus der Vergleichung der einzelnen Fahrten darstellt, angeschlossen werden, während die vorliegende Arbeit neben den schon eingangs erwähnten Gesichtspunkten als Hauptzweck den verfolgt, die einzelnen Arten festzustellen und Entwicklungsformen, die bisher noch nicht oder nur ungenau bekannt waren, zu beschreiben. Die Abbildungen der Jungfische, die so wie die übrigen Figuren von Herrn J. Fl ei seh mann in musterhafter Weise ausgeführt wurden, werden in mancher Beziehung gegenüber den bisherigen Darstellungen dieser Richtung abweichen. Ich habe es nicht für überflüssig gefunden, auch bei diesen kleinen Stadien eine möglichst auch in den Details naturgetreue und genaue Wiedergabe zu bringen, die den exakten Darstellungen entspricht, die ja auch von den erwachsenen Tieren für nötig befunden werden. Die bisherigen Abbildungen von Jungfischen lassen leider in dieser Beziehung vielfach manches zu wünschen übrig; insbesondere die Anzahl der Segmente u. dgl. ist oft wenig oder gar nicht berücksichtigt und das Hauptgewicht auf eine in vielen Fällen recht rohe Darstellung des Körperumrisses und der Pigmentierung gelegt. Ich kann nicht umhin, bevor ich zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, Herrn Prof. Dr. Ad. Steuer, der mir das Material übergeben hat, für manche Mitteilung und für seine stets bereitwillige Zuvorkommenheit bei der Erteilung von Auskünften u. dgl. meinen besten Dank auszusprechen. Die nachfolgende kleine Kartenskizze gibt die Position der Fänge an. Isospondyli. Stomias boa (Risso). Taf. I, Fig. 1 , Taf. VI, Fig. 5. 2 Exemplare von 67 und IIb mm Gesamtlänge wurden auf der Oberfläche in Station IT^ (a) gefangen. Die Kopflänge Fische der achten »Najadc«-Fahrt. 409 verhält sich zur Gesamtlänge beim kleineren wie 1 : 8*38, beim größeren wie 1 : 9-59. Sie ist gleich oder etwas kleiner als die Länge derCaudale, die beim kleineren Tier 8 '17, beim größeren 9-59mal in der Gesamtlänge enthalten ist. Die größte Körper- Kartenskizze der VIII. »Najade «-Fahrt. Von den Positionen sind nur die, auf denen die Fische der vorliegenden Bearbeitung gefangen wurden, eingetragen. höhe, bei der Wurzel der Pectorale gemessen, ist 16 "75 und 15 mal in der Gesamtlänge, respektive 14-7 und 14-71 mal in der Körperlänge ohne Caudale enthalten (Brauer [»Valdivia«, Tiefseefische, p. 49] gibt für letzteres Verhältnis 1:13 an). Weiters ist der Augendurchmesser in der Kopflänge beim Sitzb. d. mathem.-naturvv. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 29 410 V. P i e t s c h m a n n , kleineren Exemplar 5-71, beim größeren 4mal enthalten. Die Entfernung der Ventralwurzel von der Schnauzenspitze verhält sich wie 1 : 1 -52 und 1 : 1 -53, die Entfernung der Dorsalwurzel von der Schnauzenspitze wie 1 : 1-28 und 1 : 1 -26 und die Ent- fernung der Anahvurzel von der Schnauzenspitze wie 1 : 1 -32 und 1 : 1 • 27 zur Gesamtlänge. Die beiden Tiere stimmen im übrigen mit der kurzen Charakteristik von Brauer (1. c.) überein. In derselben Station {ITu) wurden weiters in der Tiefe von 1000 m 2 Larven gefangen, die allen Merkmalen nach wohl der vorliegenden Art zuzurechnen sind. Sie sind von ungefähr gleicher Größe — die eine 31-3, die andere 34 mm lang — ; zu dieser Gesamtlänge verhält sich die Kopflänge ungefähr wie 1 : 13*04 und 1 : 12-14, die Länge der Caudale wie 1:9-71 und 1 : 10-43; während also die Länge der Caudale in bezug auf das erwachsene Tier keine besonderen Unter- schiede aufweist, und relativ nur ein wenig kleiner ist, zeigt der Kopf eine sehr geringe Entwicklung. Seine Länge ist beim kleineren Tier 2-4, beim größeren 2*8 wm. Diese scheinbar schwer zu erklärende Verschiedenheit ist aber wohl in der sehr großen Längenausdehnung des Larven- körpers begründet, eine Tatsache, die sich ja auch sonst bei Fischlarven findet (z. B. Leptocephalus-La.rven, die ja auch mit fortschreitendem Alter einen kürzeren Körperbau bekommen usw.). Der Mund ist groß, stark schräg gestellt, wie auch beim erwachsenen Tier, und reicht rückwärts um etwa einen Augen- durchmesser hinter den hinteren Augenrand. Der Unterkiefer ragt beträchtlich über den Oberkiefer nach vorn. Von dem charakteristischen Kinnbartel des entwickelten Tieres ist bei unserer Larve noch keine Spur sichtbar. Von oben gesehen, besitzt der Schnauzenteil des Kopfes eine Gestalt, die an eine breite Hechtschnauze erinnert. Seine vordere Kontur ist ziemlich flach abgerundet. Die Augen sind oval, etwas schräg gestellt, so daß die Längsachse des Ovals steil von oben vorn nach hinten abwärts geht. Sie sind ganz kurz gestielt. Fische der achten »Najade« -Fahrt. 411 Der Körper ist nahezu diehrund, vorn bedeutend niedriger und weniger dick als in der zweiten Hälfte seiner Länge. Die grüßte Körperhöhe und Körperdicke wird zu Ende des dritten Viertels der Körperlänge erreicht. Bei dem kleineren Exemplar sind 56, bei dem anderen 55 oder 56 Körpersegmente zählbar. Von den paarigen Flossen sind bloß die Pectoralen ent- wickelt. Sie stehen auf einem kurzen breiten Basalstiel, der etwas an die Verhältnisse beim erwachsenen Lophiiis erinnert, und sind breit-schaufelförmig. Es sind ungefähr 6 bis 7 Pectoralstrahlen vorhanden. Die Dorsale ist noch nicht entwickelt; an ihrer Stelle befindet sich noch der larvale strahlenlose Flossensaum. Die der Caudale sehr stark genäherte Afterflosse ist bereits angelegt, doch war es mir nicht möglich, die Anzahl der Strahlen genau zu be- stimmen. Die Caudale zeigt folgende Formel: i oder2+10 + 8+i_2- Bezüglich der kleinen oberen und unteren Randstrahlen ist jedoch auch eine ganz sichere Zählung noch nicht möglich. Der After mündet unmittelbar vor der Analflosse. Er zeigt so wie der ganze Darm vollständig larvale Verhältnisse. Beide Larven sind ganz unpigmentiert. Cyclothone signata Gar man. Taf. I, Fig. 2, Taf. IV, Fig. 1. 483 Exemplare dieser Art von 16 bis 32 mm Gesamtlänge wurden auf der Station IT-^ gefangen, davon 478 Tiere in einer Tiefe von 1000/7/ und nur 4 Exemplare in einer Tiefe von 900 m. Die Messung der einzelnen Exemplare, die in der Tiefe von 1000/// gefangen worden waren, ergab die folgende Tabelle (Fig. 1), in der die Anzahl der einzelnen gleichgroßen Tiere als Ordinate aufgetragen ist. Dabei ist zu erwähnen, daß 17 Exem- plare unvollständig waren und daher nicht mitgemessen werden konnten, weiters, daß Bruchteile von Millimetern auf die nächst- höhere ganze Zahl aufgerundet wurden. Schon der erste Blick auf diese Tabelle zeigt das riesige Vorherrschen der Tiere zwischen 20 und 22 ifim Gesamt- länge, die die Hälfte der Gesamtsumme aller in 1000 /w ge- fangenen Exemplare betragen. Wir werden wohl nicht fehlgehen, 412 V. Pietschmann, IS -(7 « /9 ZO 21 ZZ Z3 i'V Z5 2S Z7 23 23 30 dl 32 Fig. 1. Langenkurve der gefangenen Exemplare von Cycloihone signata Garm. Fische der achten »Najade«-Fahrt. 41d wenn wir in dieser Erscheinung eine ganz deutlicli ausgespro- chene Jahreskurve ersehen, d. h. also, wenn wir annehmen, daß die Exemplare von 19 bis 23 mm Gesamtlänge einem und demselben Jahrgang, also der gleichen Altersstufe angehören. Nach einem weiteren Abfallen der Kurve bei den Exem- plaren in der Größe von 24 mm steigt die Anzahl dann wieder bei den Tieren von 25 mm Totallänge, während die Exemplare von 26 mm wieder eine deutlich geringere Anzahl zeigen. Darauf setzt wieder eine allerdings viel weniger deutlich als bei den Exemplaren von 20 bis 22 mm Länge ausgesprochene Erhöhung der Kurve bis zu 30 mm ein. Möglicherweise drückt dieser Verlauf der Kurvenlinie zwei weitere Jahrgänge aus, also einen von der durchschnittlichen Größe von 25 mm und einen nächsten von der Durchschnitts- länge von 27 bis 28 mm. Daß der Tiefenpunkt der Kurve bei 24 mm, wenn er auch nicht ganz deutlich zum Ausdruck kommt, eine derartige Bedeutung der Trennung zweier Altersstufen, also zweier Jahr- gänge dieses Fisches, wie oben angeführt, besitzt, ist daraus ersichtlich, daß mit dieser Größe der Beginn der Geschlechts- reife einsetzt; ich habe kein Exemplar unter 2b mm Gesamt- länge gefunden, das geschlechtsreif gewesen wäre; bei ver- schiedenen Exemplaren konnte ich nämlich das Vorhandensein von oft ganz reifen Eiern feststellen, niemals jedoch bei Tieren unter 25 mm Länge. Wenn die nächstfolgende Erhebung der Kurve dann tatsächlich einem weiteren Jahrgang, also dem ersten Jahre der Geschlechtsreife entsprechen sollte, so wäre der Umstand, daß das Wachstum der Art in dieser Zeit so wenig fortschreitet (nur um etwa 1 mm), wohl nicht ganz unnatürlich eben mit dem Eintritt der Geschlechtsreife zu erklären, der die Kräfte des Tieres für andere Zwecke als für die Vergrößerung des Körpers in Anspruch nimmt. Offenbar ist überhaupt das Wachstum dieser kleinen Art ein sehr langsames und geringes und dies drückt sich eben wohl auch in dQn vorliegenden Kurven der gefangenen Exem- plare durch ihre Undeutlichkeit aus, da zur genaueren Be- stimmung vielleicht noch Zehntel von Millimetern gemessen werden müßten. Das war aber wegen der zum Teil recht 414 V. Pietschmann, mangelhaften Erhaltung der Tiere und der mannigfachen Ver- krümmungen, die eine Messung ohnedies sehr erschwerten, nicht angängig. Es ist des weiteren sehr bemerkenswert, daß unter den vielen Hunderten von Tieren dieser Art, die dieser eine Fang emporbrachte, kein einziges Exemplar erbeutet wurde, das mehr als 32 mm Gesamtlänge gehabt hätte, während die Art doch eine Länge von 45 mm erreicht, wie sowohl Fage (Ann, Inst, oceanogr., I, Fase. 7, p. 7 [1910]) und Zugmayer (Res. camp, scient. Pr. Monaco, Fase. XXXV, p. 46) anführen, die Exemplare von dieser Länge aus dem Mittelmeer in ihrem Material hatten. Es wird einer Messung der bei den übrigen »Najade« -Fahrten gefangenen Tiere dieser Art bedürfen, um zu konstatieren, ob tatsächlich nur kleinere Exemplare in der Adria vorkommen, die Art hier also nicht dieselbe Größe erreicht wie im Mittelmeer, beziehungsweise ob vielleicht nur jüngere Tiere hier leben, während nach Erreichung eines ge- wissen Alters eine Abwanderung in das große Tiefseebecken des Mittelmeeres stattfindet. Bei den Weibchen habe ich mich bei IG Exemplaren durch Öffnung der Leibeshöhle von dem Vorhandensein von Eiern überzeugt. Bei 10 Exemplaren habe ich auch eine Zählung dieser Eier durchgeführt; die, wie schon erwähnt, oft ganz reif waren, in einem Falle aber nui" sehr geringe Größe hatten. Die Anzahl der Eier schwankte zwischen ungefähr 95 und ungefähr 175 Stück; bei einem Exemplar mit besonders gut ausgebildeten Eiern zählte ich genau 124. Dies dürfte auch ungefähr dem normalen Mittelwert entsprechen, wie vielleicht die folgende kleine Übersicht p. 415 auch bestätigen wird. Wir haben hier also einen Fisch vor uns, der eine ganz außergewöhnlich geringe Anzahl von Eiern besitzt, wohl das entgegengesetzte Extrem gegenüber Fischen, wie dem Kabeljau, Gadiis callarias L., der ja mehrere Millionen von Eiern pro- duziert. Während im allgemeinen die Gewebe von Cyclothone signata, insbesondere die der Eingeweide, eine sehr zarte Be- schaffenheit haben, sind die tiefschwarz ausgekleideten Magen- wände überaus derb und dick, offenbar für eine sehr starke Fische der achten »Najade «-Fahrt. 415 Größe der Exemplare Anzahl der Eier Größe der Eier 30-5 27 28 29 27 31 27 28-5 30 28 ungefähr 95 108* ungefähr 1 1 1 ungefähr 1 15 122'' 124" ungefähr 142 ungefähr 150 ungefähr 170 ungefähr 175 groß mittelgroß groß groß klein sehr klein, Zählung nicht genau möglich mäßig groß klein * Genaue Zählung; bei den anderen Zählungen ist ein möglicher Fehler im Umfang von 5 bis 10 in Rechnung zu ziehen. Ausdehnungsfähigkeit eingerichtet. Der Magen ist retorten- förmig, mit starker Knickung in seinem hinteren Abschnitt, ungefähr von der Gestalt, wie sie unsere Textfig. 2 zeigt. Fig. 2. Magen von Cyclothone signata Garm. in situ. CyclotJioiie signata übernimmt in den großen Meerestiefen der Adria in bezug auf ihre Anzahl die Rolle der Gadiden oder der Clupea- Arten an der Oberfläche und im seichteren Küsten- gebiet. Auch sie lebt offenbar stets in Schwärmen, wie die Ergebnisse der Fänge zeigen, bei denen sie stets in zahl- reichen Exemplaren gefangen wird, und sie bildet auch in bezug auf die übrigen Arten der Tiefseefische die weitaus überwiegende Masse. 416 V. Pietschmann, Kurz zusammengefaßt sind die Hauptergebnisse bei der Untersuchung des vorliegenden Materials an entwickelten Tieren folgende: 1. Cyclotlione signata wird bei etwa 25 ww Gesamtlänge (im Adriatischen Meere wenigstens) geschlechtsreif. Die Anzahl der Eier bei einem Exemplar schwankt zwischen 95 und 175 und ist im Mittel ungefähr 120. CyclotJioite signata gehört demnach zu den Fischen mit außerordentlich geringer Anzahl von Eiern. 2. Der Magen besitzt sehr derbe Wände, die einer starken Ausdehnungsfähigkeit angepaßt sind. Die drei Stadien von Fischlarven, die Fage (op. cit., p. 7) unter dem Namen von Cyclothone-Larven beschreibt und ab- bildet, gehören nicht zu Cyclothone, sondern sind junge Stadien von Valencienelliis (siehe dort!). Dagegen gehört eine Larvenform von 10 min Gesamtlänge, die in derselben Position und Tiefe (ITic, 1000;/^) von der »Najade« gefangen wurde, wohl ohne Zw'eifel der vorliegenden Art zu (Taf. I, Fig. 2). vSie ist von langgestrecktem, rundlichem Körper, der 31 zählbare Segmente besitzt; die gleiche Anzahl ist bei der erwachsenen Cyclothone signata zu konstatieren. Der Kopf ist verhältnismäßig klein, die Schnauze mäßig lang, der Unterkiefer ragt über den Oberkiefer sehr stark vor. Der Mund ist groß und der Mundwinkel liegt hinter dem hinteren Augenrand. Die Stirn zeigt bereits die leichte konkave Ein- buchtung, die den Kopf von Cyclothone so charakteristisch macht. Die Pectorale ist breit fächerförmig, sitzt auf kurzem Basalstiel auf und besitzt etwa 9 Strahlen. Diese letzteren sind außerordentlich schwer zu zählen, da sie noch sehr klein sind und teilweise eine genaue Zählung durch den dahinter- liegenden Körper des Tieres sehr erschwert wird. Die Dorsale und Anale beginnen einander ungefähr gegen- über, die letztere ganz unbedeutend hinter der ersteren. In der Dorsale zählte ich 13 Strahlen, von der Anale sind nur die Fische der achten »Najadc«-Fahrt. 417 vordersten 9 deutlich sichtbar. Hinter diesen sind noch etwa weitere 8 bis 10 schwierig zählbar. Die Basis der Anale reicht bis zum fünftletzten Körpersegment. Die Caudale besteht aus 10 + 10 großen Strahlen, denen sich oben noch ungefähr 3 oder 4, unten 5 oder 6 kleine Randstrahlen anschließen. Insbesondere die oberen Randstrahlen sind sehr schlecht zählbar. Charak- teristisch sind einzelne Eigentümlichkeiten im. Bau der Caudale, insbesondere der Caudalwurzel, die sich auch bei der ent- wickelten Cyclothone sigiiata vorfinden. Es ist dies vor allem eine schräg nach aufwärts, beziehungsweise (in der unteren Körperhälfte) nach abwärts gehende Streifung, die zu der Basis der einzelnen Caudalstrahlen hinführt und bei flüchtiger Be- trachtung fast so aussieht, als ob diese winkelig abgebogen und in ihrem basalen Verlauf schräg angesetzt wären. Auch das Bild von Brauer (»Valdivia«-Tiefseefische, Taf. VI, Fig. 6) bildet dieses Verhalten beim erwachsenen Tier ab. Es sind die Ansätze der einzelnen Caudalmuskelbündel, die an die Caudal- strahlen herantreten. Auf dieser Abbildung Brauer's ist übrigens auch die dunkle, senkrecht über die Caudalwurzel verlaufende Pigmen- tierung sichtbar, die sich auch bei unserer Larve schon als dunkler senkrechter Streifen zeigt. Der Darmkanal ist ventral am Körper angehängt, noch ganz einfach. Der After m.ündet unter dem 14. und 15. Körper- segment (von vorn gezählt). Über der Mitte der hinteren Hälfte des Darmes befindet sich, dem 9. bis 1 1. Körpersegment entsprechend, eine rund- liche Gasblase, deren Wandungen dunkel gefärbte Körnchen aufweisen. Von Pigmentflecken sind folgende vorhanden: vor und hinter der Pectorale, ventral gelegen, je ein stark sichtbarer Pigmentfleck, weiter über der Ausmündung des Afters an der Grenze des 14. und 15. Körpersegmentes ein scharf begrenzter, sehr dunkler Fleck. Auf dem 16. Segment beginnt eine Reihe von 1 1 großen, unregelmäßig konturierten dunklen Flecken, die auf der ventralen Körperhälfte über der Basis der Anale liegen. Sie entsprechen offenbar den tiefgelegenen Pigment- anhäufungen, die auch beim erwachsenen Tier in dieser Körper- 418 V. Pietschmann, region vorhanden sind, die dort aber bis zum hintersten Körper- segment sich fortsetzen, während sie bei unserer Larve .mit dem viertletzten Segment aufhören. Unter ihnen, an der Basis der Anale, liegt eine Reihe von 10 kleinen, intensiv schwarzen, scharf begrenzten Flecken oder vielmehr länglichen Punkten, deren erster unter dem dritten Ventralfleck liegt: Pigment- flecke, die ebenfalls beim erwachsenen Tier vorhanden sind. Ein stark länglicher Pigmentfleck befindet sich weiters ventral unmittelbar an der Basis der Caudalstrahlen über den kurzen Randstrahlen der Schwanzflosse. Unterhalb der chordalen Aufbiegung zum Schwänze liegt auf dem vorletzten Segment an der Grenze gegen das dritt- letzte ein länglicher Pigmentfleck, der gegen die Caudale hin verästelt ist. Schließlich ist unterhalb der Dorsale bei sehr genauer Beobachtung eine Reihe von sehr undeutlichen dunklen tief- liegenden Fleckchen sichtbar. Im folgenden seien einige der wichtigsten Körperpropor- tionen gegeben. Die Schnauzenlänge ist dem postorbitalen Kopfteil voll- ständig gleich und in der Kopflänge 2 'öS mal enthalten. Sie ist größer als das Auge, dessen Längsdurchmesser sich zur Kopf- länge wie 1 : 3-95 verhält. Die Luftblase, deren Durchmesser ungefähr 2'5mal in der Kopflänge enthalten ist, liegt vor der Hälfte der Totallänge, die Entfernung ihres Vorderrandes von der Schnauzenspitze verhält sich zur Entfernung ihres Hinter- randes vom Caudalende wie 1:1-6. Der After liegt in der Mitte der Totallänge. Die Länge der Dorsalbasis ist in der Gesamt- länge 4 -86 mal enthalten, die Entfernung der Wurzel des ersten Dorsalstrahls von der Schnauzenspitze verhält sich zur Ge- samtlänge wie 1 : 1*9, die Länge der Caudale wie 1 : 5"72. Die Meinung, daß wir es hier mit der Larve von Cyclo- thone signata zu tun haben, wird durch folgende Punkte ge- stützt: 1. gleiche Segmentzahl; 2. ähnlicher Bau der Schnauze (stark vorragender Unter- kiefer, ähnlicher Verlauf des Stirnprofils); Fische der achten »Najade «-Fahrt. 419 3. ähnliche Gestalt, gleiche Lage aller Flossen und gleiche Strahlenanzahl in den Flossen, die bereits genügend entwickelt sind, um eine genaue Zählung zu gestatten; 4. gleicher Bau der Caudalregion; 5. ähnliche Pigmentierung, die bereits die Grundzüge der definitiven Pigmentierung erkennen läßt. Der größte Unterschied der Larve besteht in dem niederen, stark gestreckten Körper, was aber wohl als ein in sehr vielen Fällen vorkommender larvaler Charakterzug nicht weiter ins Gewicht fällt, und in der bedeutenden Größe des Auges. Auch dieses Merkmal ist jedoch, wie ja auch die Augenverhältnisse in der Entwicklung anderer Arten, insbesondere aus der Tief- see, zeigen, nicht besonders verwunderlich und offenbar wohl nur ein diesem jugendlichen Stadium zukommender Entwick- lungszustand eines starken Veränderungen unterworfenen Or- gans. Vinciguerria lucetia (Gar man). Taf. 1, Fig. 3, Tat". 2, Fig. 1, 2, Taf. 3, Fig. 4. Auf der Station IT^ie) wurden in 1000m Tiefe einige Stadien dieser Art gefangen. Es handelt sich zunächst um zwei Larvenformen von 19 und 19*5 ;;»/? Gesamtlänge, weiters um ein schon aus dem Larvenstadium ausgetretenes, aber noch jugendliches Tier von 2Qmm Gesamtlänge und um ein leider sehr schlecht erhaltenes Exemplar von 19*2 7w;w Länge, das bereits vollständig die definitive Form und die definitiven Merk- male der Art besitzt. Ferner möchte ich zu dieser Art aus den im folgenden zu erörternden Gründen auch eine ganz junge Larve mit Stielaugen von ungefähr 6'2 mm Totallänge rechnen, die auf Station A^^ mit dem Vertikalnetz erbeutet wurde. Das Netz war bis 900 w hinabgelassen worden; als Tiefenangabe steht für das Exemplar leider nur verzeichnet 0 bis 900 m. Man wird aber jedenfalls nicht fehlgehen,' wenn man annimmt, daß es sich in den größten Tiefen dieses Fanges ins Netz verirrt hat. Eine kurze Beschreibung dieser ganz jungen Larvenform, die noch Reste des Dottersackes und den larvalen Flossensaum aufweist, ergibt folgendes: 420 V. Pietschmann, Der Kopf entspricht in seinen Umrissen so ziemlich dem, den die Abbildung von Fage (op. cit., p. 17) von der sogenannten Pcriscope-Larve darstellt, die von Lo Bianco (Mitt. zool. Stat. Neapel, XVI, 1903/4, p. 167) beschrieben und (Taf. VIII, Fig. 17) abgebildet und im Jahre 1907 von Holt und Byrne nach neun Exemplaren von der Expedition des »Research« im Golf von Biscaya wieder abgebildet und mit dem eben genannten Namen bezeichnet wurde (Trans. Linn. Soc, II. Serie, Bd. X. p. 199, Fig. 5). Namentlich die von Fage in Fig. 17 abgebildete Larve sieht unserem Exemplar sehr ähnlich, nur daß dieses eine etwas spitzere, nicht so stark abgerundete Schnauze besitzt. Der Unterkiefer ragt stark über den Oberkiefer vor. Er hat, von oben gesehen, spitzbogenförmige Gestalt, während der Oberkiefer vorne breit, nahezu geradlinig abgestumpft ist. Gegen hinten zu nähern sich die beiden Unterkieterhälften ein- ander wieder ziemlich deutlich, so daß sie in der Mitte ihres Verlaufes am weitesten voneinander entfernt sind. Auf ihrer ganzen Länge sind bei stärkerer Vergrößerung (Leitz-Mikro- skop, Oc. 2, Obj. 3) feine, parallel dicht nebeneinander liegende, kurze, dunkle Querlinien zu sehen, die wohl als larvale Zahn- anlagen zu deuten sind. Die Oberfläche des vorderen Kopfteils, insbesondere die obere Schnauzenseite scheint (wie bei vielen anderen Larven) mit Rauhigkeiten skulpturiert zu sein (oder Poren?). Schon bei starker Lupenvergrößerung sieht sie wie mit dicht aneinander- gestellten Punkten besetzt aus. Bei schwacher Vergrößerung mit dem Mikroskop sind diese Punkte als porenartige Räume zwischen einem dichten Netzwerk, das die ganze Hautober- fläche bildet, anzusehen. Die Haut ist demnach wohl von einer großen Anzahl von \^ertiefungen bedeckt (siehe Textfig. 5). Das Auge ist bis auf die hellzitronengelbe Linse ganz schwarz pigmentiert. Der Sehnerv ist deutlich sichtbar, des- gleichen auch das Gehirn. Hinter dem ziemlich dicken Augen- stiel ist der Kopf leicht eingeschnürt und verbreitert sich dann wieder leicht bauchig, um beim Ansatz der Pectoralen wieder schmäler zu werden. Diese stehen auf langen ruderblattähnlichen Stielen und zeigen noch vollständig larvalen Charakter. Sie sind bei unserem Fische der achten »Najadc«-Fahrt. 421 Exemplar leider nicht gut erhalten, da nur die basalen Teile der einzelnen Pectoralfäden vorhanden sind. Auf dem Körper sind ungefähr 40 bis 42 Segmente zähl- bar. Er verjüngt sich immer mehr nach hinten und wird hier von dem larvalen Flossensaum umgeben, der dorsal etwas weniger als die hintere Hälfte der Körperlänge (ohne Kopf) ein- nimmt, während seine ventrale Ausdehnung nur etwa ein Drittel der dorsalen beträgt. Einige Abmessungen des Körpers ergeben folgende Zahlen: Gesamtlänge 6*2 min. Kopflänge bis zur Pectoralbasis 1-8 mm. Länge der Schnauze bis zur Basis des Augenstiels ungefähr 0*8 nun. Pectorallänge (soweit erhalten) 0-5 mm. Fig. 5. Haut vom Kopfe der idcinsten VIncigucrria-Lavve, stärker vergrößert. Die beiden Larven von 19 und 19'5 mm Gesamtlänge sind in ihren Körperverhältnissen ziemlich gleich und gehören ja auch offenbar einem und demselben Entwicklungsstadium an. Sie sind von langgestrecktem Körper, der etwa zu Beginn des hinteren Körperdrittels seine größte Höhe erreicht. Diese ist ungefähr lOmal in der Gesamtlänge enthalten und deutlich kleiner als die Länge des Kopfes, der etwa 7 '5 bis 8*8mal in der Gesamtlänge enthalten ist. Seine Höhe ist dagegen be- trächtlich kleiner als die größte Körperhöhe und in der Gesamt- länge 13 bis 13-5mal enthalten. Es ist das auch eines der charakteristischen Larvenmerkmale dieser Art im Gegensatz zu dem ausgebildeten Tier, bei dem der Kopf auch relativ sehr stark an Höhe zunimmt. Der Verlauf der Stirne zur Schnauze 422 V. 1^ i e t s c h in a n n , ist deutlich konkav, die Schnauze selbst ist stark niedergedrückt, an die Schnauze eines Hechtes gemahnend. Auch bei diesen beiden Larven ragt der Unterkiefer stark über den Oberkiefer vor und bildet, von oben gesehen, einen stark gewölbten Bogen, während der Oberkiefer vorne rundlich abgestutzt ist, allerdings nicht mehr so stark wie bei der früher beschriebenen Larve von 6' 2 mm, sondern etwas mehr rundlich begrenzt (siehe Ab. bildung 1 auf Taf. 2). Deutlich sind hier schon die Zähne sicht- bar, die, in einer lockeren Reihe nebeneinanderstehend, ganz leicht gekrümmt und fein nadeiförmig sind. Auch hier sind die Hinterenden der beiden Unterkieferhälften einander etwas mehr genähert als die Mitte derselben, aber bei weitem nicht mehr so stark wie bei der jüngsten Larve. Der Mundwinkel des mäßig schief gestellten Mundes liegt etwas hinter dem hinteren Augen- rand und spricht sich auch in der Kontur des Kopfes deutlich aus. Die Haut zeigt nicht bloß auf der Stirn und der Oberfläche der Schnauze, sondern auch auf den Unterkiefern bei beiden Exemplaren dieselbe Skulpturierung, die bereits bei der kleinen Larvenform beschrieben wurde. Die Augenstiele sind viel kürzer, die Augen selbst, von der Seite gesehen, oval oder vielmehr dick -mandelförmig. Das Gehirn ist auch hier noch deutlich sichtbar. Desgleichen besitzt auch bei diesem Larvenstadium der Kopf noch hinter den Augenstielen die merkbare Einschnürung, hinter der dann eine deutliche Ausbuchtung des Hinterkopfes vorhanden ist. Beim Übergang vom Kopf in den Körper findet sich eine charak- teristische, ziemlich tiefe Einfaltung, die, von oben gesehen, einer kleinen Hautduplicatur nicht unähnlich sieht. Die Pectoralen stehen auch bei diesen beiden Larven auf ruderblattähnlichen, länglichen Pectoralstielen und werden bei dem einen Exemplar von 8 bis 9 Strahlen gestützt; bei dem anderen ist ihre Zahl leider nicht festzustellen. Diese Strahlen zeigen jedoch noch sehr jugendlichen Charakter: ihre einzelnen Teile sind noch nicht fest zu einem Ganzen verbunden. Der Körper weist bei beiden Tieren ungefähr 43 bis 44 deutliche Segmente auf. Das Rückgrat ist gut sichtbar. Die Dorsale besteht aus 12 bis 13, die Anale aus 14 Strahlen, die Caudale hat die Formel 5_6+9-+-9(— 10)4-6-7- Die Anale l'ische der achten »Najadc«-Fahrt. 423 beginnt unter der hinteren Hälfte der Dorsale, die mit ihrer Basis bis etwa über die halbe Analbasis nach hinten reicht. Die Caudale ist bereits gelappt. Von den Ventralen konnte ich bei einem Exemplar noch keine Spur finden, dagegen ist sie bei der anderen Larve schon angelegt, allerdings noch sehr klein. Sie steht ungefähr unter dem 16. Körpersegment, also 27 Seg- mente von der Caudalwurzel entfernt. Vom larvalen Flossen- saum sind insbesondere vor der Anale noch einzelne spärliche Reste sichtbar. Die beiden Larven sind vollständig pigmentlos, bis auf einen großen, aus ganz feinen, strahlenförmig auseinander- laufenden Pigmentfäden bestehenden, sternförmigen Pigment- fleck auf der Caudalwurzel, der die beiden letzten Körper- segmente überdeckt und stark verästelt ist. Das Auge ist auch hier sehr stark pigmentiert, ganz tiefschwarz und hebt sich dadurch um so stärker von dem ganz lichten Körper des Tieres ab. Diesen beiden Larvenstadien zunächst steht das Exemplar von 20 nun Gesamtlänge, das bereits alle Leuchtorgane ent- wickelt hat. Es besitzt jederseits 13-^7 Leuchtflecken vor dem After in der Lateralreihe, in der Ventralreihe 17-1-7 auf der rechten Seite, 3-f-3-f-4-f-7 auf der linken Seite. Hier sind näm- lich zwei Lücken, in denen die Leuchtorgane noch nicht zur Entwicklung gelangt oder vielleicht auch durch irgendeine Verletzung vor oder während des Fanges zerstört wurden. Hinter dem After stehen 7-4-7 Leuchtflecke. Die zwei Sub- orbitalorgane sind ebenfalls bereits entwickelt. Von den Kiemendeckelorganen ist das am hinteren Rande gelegene gut entwickelt, das in gleicher Höhe am Vorderrand liegende weniger gut, während das obere nur in Spuren sichtbar ist. Zwischen den Branchiostegalstielen befinden sich 8 Punkte. Die hinter deni After liegenden Leuchtorgane beider Seiten •stehen sich nicht genau gegenüber, sondern sind — insbeson- dere die vorderen — alternierend gestellt. Vergleicht man die Leuchtorgane dieses Exemplars mit dem anderen, zwar etwas kleineren, aber schon vollständig ausgebildeten Exemplar, so sieht man sofort, daß sie viel kleiner sind und deshalb auch größere Lücken zwischen sich 424 V l^ietschinann, lassen, während sie bei dem letzteren Tier ganz dicht anein- andergedrängt sind. Auch der Kopf zeigt bei dem jüngeren Exemplar noch deutlich, daß das Tier noch nicht alle larvalen Merkmale hinter sich hat; er ist niedriger als die höchste Höhe des Körpers, zu der sich seine Höhe ungefähr wie 1:1-1 verhält, und ist über- dies auch langgestreckt. Insbesondere die Schnauze ist der der beiden oben beschriebenen Larven sehr ähnlich gebildet und zeigt noch nicht den steilen Stirnabfall und die geringere Länge, wie sie das älteste unserer Exemplare besitzt. Die Kopf- länge des 20 mm langen Tieres ist in der Gesamtlänge 4*76mal enthalten, die größte Kopfhöhe lOmal, die größte Körperhöhe 9 "09 mal, die Länge der Caudale ungefähr 6 "25 mal. Das letzte der erwähnten Exemplare, das eine Gesamt- länge von ]9-2mm (also etwas weniger als das eben be- schriebene!) besitzt, hat, wie bereits erwähnt, schon vollständig die dem endgültig ausgebildeten Tier entsprechenden Formen. Die Anzahl der Leuchtorgane ist hier leider meist nicht zählbar, da viele von ihnen wegen des sehr schlechten Er- haltungszustandes des Tieres vollständig zerstört sind. Auch die Augen sind nicht vorhanden. Deutlich erkennbar ist jedoch gegenüber dem eben erwähnten Exemplar die größere Höhe und kürzere Form des Kopfes, der hier schon der höchste Teil des ganzen Tieres überhaupt ist. Seine Höhe ist in der Gesamt- länge nur ungefähr 6-4mal enthalten, während die Körperhöhe, über der Mitte der Körperlänge gemessen, 8 '35 mal in derselben enthalten ist. Dieser großen Kopfhöhe entsprechend, fällt auch die Stirn viel steiler zur Schnauze ab als bei den früher be- schriebenen Stadien. Die Kopflänge ist 4-47, die Caudallänge 5 -05 mal in der Totallänge enthalten. Auch bei diesem Exemplar zählte ich ungefähr 43 Körpersegmente. Daß alle die hier beschriebenen Formen auch wirklich zu der vorliegenden Art gehören, dafür spricht, zusammengefaßt, folgendes: 1. die Übereinstimmung in der Anzahl der Flossenstrahlen bei den beiden größeren Larven und den ausgewachsenen Tieren sowie die Stellung dieser Flossen; Fische der achten >Najade«-P\ihrt. 425 2. nicht minder die Form des Kopfes, die schon beim jüngsten Tier starke Ähnlichkeit mit den nächstfolgenden Stadien aufweist, welche ihrerseits dem jugendlichen, aus- gebildeten Exemplar in dieser Beziehung vollstcändig ent- sprechen; 8. die ruderblattförmigen Basalstiele der PectoraUlosse, die dem jüngsten Stadium und den beiden älteren Larven sowohl in Form als auch in der relativen Größe gemeinsam sind, bilden andrerseits wieder eines der Merkmale, die diese beiden Stadien miteinander verbinden. Wenn wir kurz zusammenfassen, welche Veränderungen das Tier nach den vorliegenden Stadien bis zu seiner Reife durchmacht, so erhalten wir folgendes Bild: Im jüngsten Stadium, das noch Spuren des Dottersackes zeigt, ist der Kopf sehr stark gegenüber dem schlanken Körper entwickelt, sehr breit und die Augen stehen auf verhältnismäßig- langen Stielen. Der hintere Teil des Körpers ist noch vollständig von dem einheitlichen larvalen Flossensaum umgeben. \'on definiti\'en unpaaren Flossen ist noch keine Spur, von den paarigen nur die Pectorale angelegt, die auf ruderblattähnlichem Stiele steht und aus langen, dünnen, biegsamen Fäden ge- bildet wird. Mit dem Heranwachsen des Tieres erhält der Körper eine mehr drehrunde Form und nimmt auch relativ gegenüber dem Kopf stark an Größe zu, so daß dieser im Verhältnis zum Gesamtkörper jetzt bedeutend kleiner erscheint als beim erst- genannten Stadium. Die größte Körperhöhe und damit die größte Höhe des Tieres überhaupt liegt in der hinteren Körper- hälfte (ungefähr zu Beginn des hinteren Körperdrittels). Die unpaaren Flossen werden angelegt, die Caudale ist bereits ge- gabelt, die Pectorale besitzt schon ihre endgültigen Strahlen, allerdings noch mnt recht jugendlichem Charakter, während als letzte aller Flossen die \'entrale angelegt wird. Die Basalstiele der Pectorale bleiben noch erhalten. \'on Veränderungen am Kopfe ist vor allem die Verkürzung der Augenstiele bemerkbar, die Augen selbst sind mandelförmig gestaltet. Zugleich verändert auch die Schnauze ein wenig ihre Form, indem der Unterkiefer Sitzb. d. mathem.-naturvv. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 30 426 V. Pietschmann, nicht mehr so stark wie beim ganz jungen Tier über den Ober- kiefer vorspringt. Die Larvenzähne sind bereits in einer einzigen lockeren Reihe als spitze, leichtgebogene, nadeiförmige Zähne entwickelt. Von Pigment ist nur ein einziger, großer, sternförmig reich verästelter Pigmentfleck auf der Caudalwurzel vorhanden. Dann beginnt die Entwicklung der Leuchtorgane, während der Körper im allgemeinen seine Verhältnisse beibehält. Vor allem ist der Kopf noch immer niedriger als der Körper. Erst hierauf verändert sich auch die ganze übrige äußere Form des Tieres zur endgültigen, indem die größte Höhe, die bisher in der hinteren Körperhälfte gelegen war, nach vorn zum Kopfe rückt, der somit der höchste Teil des Tieres wird. Aber auch im aligemeinen, in bezug auf den übrigen Körper, nimmt die relative Höhe des Tieres zu, so daß dasselbe jetzt viel gedrungener und kürzer aussieht. Hand in Hand mit der bedeutend größeren Höhe des Körpers geht eine Verkürzung der Schnauze, die sich auch in einer viel größeren Steilheit des Stirnabfalles ausspricht. Die Augen haben bereits im Stadium der Entwicklung der Leuchtorgane ihre Stiele nahezu vollständig verloren und sind nur noch ein wenig vorstehend gewesen. In diesem letzten Stadium besitzen sie bereits ihre endgültige Lage und Gestalt. Die von Lo Bianco (I.e.) abgebildete, aber nicht benannte Larve glaube ich mit unseren vorliegenden Jungfischen identi- fizieren zu können, trotzdem die Zeichnung der Schnauzen- verhältnisse nicht ganz mit denen bei unseren Exemplaren übereinstimmt. Es erscheint dies jedoch eher auf einen Mangel in der Darstellung als auf tatsächliche Verschiedenheit zurück- zuführen zu sein. Denn auch die Wiedergabe der Körper- segmente läßt erkennen, daß wir es hier mit einer mehr schematischen Zeichnung zu tun haben. Auffällig ist allerdings, daß die Pectoralen in der erwähnten Figur keine Spur eines Pectoralstiels zeigen. Besser sind die Verhältnisse schon in der Darstellung der »Periscope« -Larven von Holt und Byrne (1. c.) wiedergegeben, die von ihren Autoren ja ausdrücklich mit der Larve von Lo Bianco identifiziert werden. Diese Larvenformen lassen Fische der achten »Naja(lc«-Falirt. 427 sich gut mit unseren vorliegenden Exemplaren in Einklang bringen bis auf einige geringfügige Unterschiede, die mit den bisherigen Angaben über Vincigiierria hicetia nicht ganz ver- einbar sind, die aber vielleicht bei der großen Schwierigkeit der Untersuchung so zarter und meist nicht sehr gut erhaltener Objekte möglicherweise auch auf ein Versehen oder aber auch auf eine größere Variabilität der Species zurückzuführen sind. So haben die genannten Periscope-'LQXven 16 Analstrahlen, während für Vincigiierria hicetia nur 14 bis 15 angegeben sind. Auch die Anzahl der Körpersegmente scheint nicht ganz übereinzustimmen. Es sind deren nur 38 eingezeichnet, doch ist ein großer von Segmenten freier Raum vor der Caudale, so daß dieser Unterschied wohl nur ein scheinbarer ist. Was schließlich die von Fage (I. c, p. 17 bis 20) beschrie- benen Periscope-h&rven anbetrifft, so bieten sie insbesondere in den Verhältnissen ihres Kopfes außerordentlich große Ähn- lichkeiten mit unseren Exemplaren, und zwar insbesondere die Form a. Doch sind die Stellung der Dorsale zur Anale — die Basis der ersteren endet vor dem Beginn der letzteren — und insbe- sondere die Angaben über die Strahlenzahl der Anale (20 bis 21) abweichend von unseren Larvenformen. Auch ist die Form des Körpers eine gedrungenere und kürzere. Gleichwohl möchte ich auch diese Larven zum mindesten für sehr nahe verwandt mit den unseren betrachten, vielleicht für Larven einer anderen Art aus dieser Gattung. Daß die von Emery (Mitt. zool. Stat. Neapel, IV, 1883, Taf. XXVIII, Fig. 10 bis 14) abgebildeten Larven, die Mycto- phiden zugehören, keinesfalls mit unseren Periscope-La.Yven zu identifizieren sind, wie dies Fage (1. c, p. 20) als möglich hin- stellt, ist wohl sicher. Schon der ganze Habitus derselben läßt eine solche Vermutung als nicht gerechtfertigt erscheinen. Valencienellus tripunctulatus (Esmarck). Taf. 2, Fig. 4, 5. Valencienellus steUatus'! Brauer, Tiefseefische, p. 100, Fig. 42 (1908). Maiirolicus borealis Holt und Byrne, Transact. Linn. Soc. London, II. Serie, vol. X (part 7), p. 194, fig. 1 (1907). Cyclothone sp. Larven. P^age, Ann. Inst, oceanogr, , I, fascic. 7, p. 8, fig. 4, E (1910). 428 V. Pie tscli mann . In dem Jungfischtravvlzug von /2\c (\000 m) wurden auch zwei Larvenformen gefischt, die ganz augenscheinlich mit den von Brauer (1. c.) beschriebenen Larven identisch sind und deren Beschreibung zunächst hier folgen möge. Die größere Larve besitzt eine Gesamtlänge von 1 1 mm. Sie entspricht ziemlich genau dem Stadium, das Brauer ab- gebildet hat, und ist etwas weiter vorgeschritten als das von Holt und Byrne dargestellte Exemplar. Der Kopf ist mäßig groß, seine Umrisse sind denen des definitiven Kopfes, wie er in der leider sonst recht ungenauen Abbildung von Lütken (Spolia dtlantica, Kopenhagen, 1892, Taf. I, Fig. 6) dargestellt ist, bereits sehr stark ähnlich. Das große vierkantig-rundliche Auge steht hoch, der Stirn genähert, die mäßig steil zur Schnauze abfällt. Der Mund ist schief gestellt. Der Unterkiefer, dessen beide Hälften vorn in einem Winkel zusammenstoßen (nicht rundlichen Verlauf haben), ragt über den Oberkiefer nach vorn. Der Mundwinkel liegt unterhalb der Augenmitte. Die Augen stehen halbkugelförmig vor, Augenstiele sind nicht mehr zu erkennen. Das Gehirn ist deutlich sichtbar. Die Branchiostegalhäute sind an den Isthmus angewachsen, stehen aber mit ihren Anwachsstellen sehr nahe aneinander, etwa folgendermaßen: - — — • Der Körper besteht aus 32 oder 33 deutlichen Segmenten. Er ist seitlich mäßig zusammengedrückt und verjüngt sich nach hinten langsam zu dem ziemlich hohen Caudalstiel. Eine breitovale Gasblase erstreckt sich hinter der Pectorale bis über die Ventralflosse. Sowohl die unpaaren wie die paarigen Flossen sind be- reits entwickelt. Von den ersteren besitzt die niedrige ungefähr in der Mitte des Körpers liegende Dorsale 9 deutliche Strahlen, hinter denen möglicherweise noch ein weiterer Strahl angelegt erscheint. (Es war dies nicht mit Sicherheit festzustellen.) Die Fettflosse erscheint als langgestreckte, nach hinten an Höhe abnehmende häutige Flosse, die noch larvalen Charakter besitzt. Die Anale, die unter der Mitte der Dorsalbasis beginnt, besteht aus 25 (oder 26) Strahlen, die nach hinten zu an Länge allmählich abnehmen. Hinter ihr sind noch Reste des larvalen Flossensaumes in Form kleiner, feiner Fäserchen sichtbar, die Fische der achten »Najade-^-Fahrt. 429 bis zur CaudalvvLirzel reichen. Die Caudale besitzt die Formel 74-10 + 9+6; ilT" Hinterrand ist sanft konkav. Die ziemlich breite, kurze Pectorale besteht aus etwa 11 oder 12 Strahlen, die jedoch nur sehr undeutlich zählbar sind. Sie steht auf einem kurzen Stiel, der, von oben gesehen, fast wie das kurze, eingeknickte Bein eines Salamanders aussieht. Die aus 8 Strahlen bestehende Ventrale ist ebenfalls kurz und ziemlich breit. Von Leuchtflecken und I^igmentierung ist folgendes fest- zustellen: Unter dem Auge liegt ein unterhalb der Haut ziemlich tief gelegener, großer, breiter, rechteckiger Leuchtfleck. Er ist fast ebenso tiefschwarz wie das Auge. Vor dem Auge liegt ein kleinerer Leuchtfleck, während der untere Teil des Kiemen- deckeis einen undeutlich vierkantigen schwarzen Fleck trägt, der zwar bedeutend kleiner als der unter dem Auge gelegene, aber doch ziemlich groß ist. Die auffallendste Partie von Leuchtorganen liegt an der am höchsten gebauten Stelle des Körpers auf dem Bauche vor der Ventrale in zwei dicht aneinandergerückten Längsreihen paarig angeordnet, auf jeder Körperseite in der Zahl von 8 vorhanden, von denen das vorderste der rechten Seite jedoch nur halb ausgebildet erscheint. Gegen hinten werden diese Flecke immer kleiner (siehe Textfig. 3). Schließlich befindet sich auch noch an der Basis des 9. bis 11. Analstrahls ein Leuchtorgan, das den ventralsten Teil des 13. und 14. Körper- segmentes (von der Caudalwurzel an gerechnet) bedeckt. Im übrigen ist der Körper ungefärbt. Einige Körperproportionen dieser Larve seien noch angegeben: Die Kopflänge ist 4-02 mal, die Länge der Caudale, vom Ansatz der ersten Außen- randstrahlen bis zum äußersten Ende der großen Strahlen gemessen, 5 '61 mal, die Entfernung der Schnauzenspitze vom Beginn der Dorsale 2-24mal, vom Beginn der Anale 2'13mal und die Analbasis 3 -57 mal in der Gesamtlänge enthalten; die Schnauzenlänge 3-26maI, der horizontale Augendurchmesser 3 -08 mal, die Kopf höhe, über der Augenmitte gemessen, L46 mal in der Kopflänge; die Länge der Dorsalbasis verhält sich zur Länge der Analbasis wie 1 : 3 •29. 430 V.' Pietschmann, Das kleinere Exemplar hat eine Gesamtlänge von S-Smm. Es zeigt trotz seines viel jugendlicheren, larvalen Charakters doch in den Hauptmerkmalen Übereinstimmung und Ähnlich- keit mit dem größeren Exemplar, vor allem in bezug auf die Anzahl von Körpersegmenten, deren es 31 besitzt. Der Umriß des Kopfes ist im wesentlichen dem der größeren Larve gleich, die Augen sind stark oval und sitzen noch auf allerdings sehr kurzen Stielen. Der After mündet verhältnismäßig etwas weiter hinten nach außen als bei der größeren Larve, und zwar unter dem 17. Segment, von hinten, also von der Caudale aus gezählt. Von den paarigen Flossen ist nur die Pectorale entwickelt, die wieder auf kurzem Stiel basiert. Die Dorsale und Anale zeigen noch vollständig primitiven Charakter. Doch sind von JWütjj^ iSfeJKfe Fig. 3. Ventrale Leuchtorgane der 11 ;«f«-Larve von Valencienelhis tripuiictiilattis (Esmarck). der definitiven Analflosse bereits die basalen Ansätze vorgebildet. Die Caudale, die aus 10 + 9 großen Strahlen besteht (die Rand- strahlen sind noch nicht sichtbar), hat noch konvexen Hinterrand. Von den Leuchtorganen ist der suboculare Leuchtfleck bereits entwickelt, aber noch viel kleiner als bei der größeren Larve. Desgleichen ist die ventrale Reihe von Leuchtorganen bereits in ihren Anfängen angelegt: es ist auch hier ein kleines Leuchtorgan vorhanden. Einige Körperproportionen dieser Larve ergeben folgendes: Die Kopflänge ist 4-34mal, die Caudallänge, von der Basis der äußersten langen Strahlen (also nicht vom Beginn der ja noch unsichtbaren Randstrahlen) gerechnet, 972mal,i ^[q Entfernung 1 Bei der größeren Larve entspricht dieser Proportion das Verhältnis 1 : 7-29. Fische der achten »Najade«-Fahrt. 431 der Schnauzenspitze von der Ausmündung des Afters 1-97 mal in der Gesamtlänge enthalten. Was nun das Verhältnis der vorliegenden beiden Larven zu anderen ähnlichen bereits beschriebenen betrifft, so ist ihre Identität mit den von Brauer (1. c.) als IVaJencienelhis stellafns- Larven behandelten Formen augenfällig und sein in Fig. 42 abgebildetes Exemplar stimmt mit unserem größeren Tiere nahezu völlig überein, ist allerdings in bezug auf die Entwick- lung der subocularen und ventralen Leuchtorgankomplexe ein wenig weiter entwickelt. Ebenso ist die von Holt und" Byrne (I.e.) dargestellte, als Maurolicus borealis bestimmte Larve mit unserer größeren gut in Übereinstimmung zu bringen; sie entspricht einem etwas früheren Stadium, als das uns in der größeren Larve vorliegende ist. Einzelne kleinere Unterschiede im Gang der Entwicklung machen sich dabei bemerkbar, die ja wohl durch individuelle Schwankungen zu begründen sind: die konvex gerundete Cau- dale, die etwas geringere Anzahl der ventralen Leuchtflecken, das Fehlen des präopercularen Flecks (der übrigens vielleicht nur übersehen ist) sind primitivere Stadien gegenüber unserer Form; andrerseits deutet dagegen das Vorhandensein von drei Pigmentflecken über der Anale ein Vorauseilen der Entwick- lung in dieser Beziehung an. Der larvale Flossensaum, aus dem ja die definitive Fett- flosse hinter der Dorsale hervorgeht, ist noch völlig mit dieser in Verbindung und nur an ihrem oberen freien Rande etwas eingebuchtet. Endlich sind auch die von Fage (1. c.) behandelten angeb- lichen Cydothone-hPiYwen mit Bestimmtheit hierher zu rechnen. Die Stellung und Länge der Dorsale und Anale, die Größe des Auges, die Form und Anordnung der Leuchtflecken lassen ihre Zurechnung zur Gattung Cydothone gewiß als irrtümlich er- scheinen, während sie mit den uns vorliegenden Larven in gutem Einklang stehen. Die in seiner Fig. 4 abgebildete Larve entspricht ungefähr unserem jüngeren Stadium, während die in Fig. 5 dargestellte mit dem älteren unserer beiden Exemplare auf eine Entwick- lungsstufe zu stellen ist. 432 V. Pietschmann, Das Fehlen der Pectorale und Ventrale dürfte ebenso wie das Fehlen der Fettflosse wohl nur auf schlechte Erhaltung oder ein Versehen in der Darstellung zurückzuführen sein, während die geringere Anzahl von Analstrahlen wahrschein- lich individueller Variation zuzurechnen ist. Dagegen stößt die Identifizierung aller dieser Larven mit den erwachsenen Tieren von Valencicnelliis auf einige Schwie- rigkeiten, die es gerechtfertigt erscheinen lassen, wenn Brauer die Stellung der von ihm beschriebenen Larven als eine frag- liche bezeichnet. Zunächst ist wohl festzustellen, daß Lütken's Figur von Maiirolicus tripunctiilatus (1. c.) sowie die Abbildung von Valencienellus stellatus, die Gar man (Deep Sea fishes, 1899, Taf. LIII, Fig. 2) gibt, so sehr voneinander abweichen, daß man kaum annehmen könnte, die beiden hier dargestellten Fisch- arten gehörten zu ein und derselben Gattung, wenn nicht beide Figuren auch erkennen ließen, daß sie in mancher Be- ziehimg von den Tatsachen abweichen, was offenbar zum größten Teil oder ausschließlich auf die schlechte Erhaltung des ihnen zugrunde liegenden Materials zurückzuführen ist. Denn daß auch das von Garman dargestellte Exemplar nicht besonders gut erhalten gewesen sein muß, zeigt ja schon die Art, wie die Caudale dargestellt erscheint. In beiden Zeichnungen fehlt eine Fettflosse und auch in den entsprechenden Beschreibungen ist von einer solchen nicht die Rede. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich annehme, daß in der Abbildung Lütken's versehentlich die Fettflosse als Fortsetzung der echten Dorsale gezeichnet w^urde, woraus sich dann auch die mit der Beschreibung nicht in Einklang zu bringende Dorsallänge, die seine Figur aufweist, erklären würde. Bei Garman's Darstellung ist die Fettflosse wohl wegen ihrer schlechten Erhaltung (auch die Dorsale scheint ja nicht besonders gut erhalten gewesen zu sein) übersehen worden. Diese Darstellungsfehler sind um so erklärlicher, wenn man bedenkt, daß die abgebildeten Tiere doch verhältnismäßig klein und zart sind (Lütken's Abbildung ist ja eine drei- malige Vergrößerung des zugrunde liegenden Exemplares, das nur 34 mm Gesamtlänge besaß). Übrigens läßt die Form der Fische der achten »Najade«-Fahrt. 433 Pigmentkörper in der eben angeführten Zeichnung erkennen, daß das dargestellte Tier noch ein jugendliches war. Abgesehen von diesen Unterschieden, die auf den ersten Blick eine Vereinigung unserer Larven und der Beschreibungen von Brauer, Holt und Byrne und Fage mit den beiden Dar- stellungen von Lütken und Garman zu erschweren scheinen, zeigen jedoch wesentliche Grundeigentümlichkeiten derartige Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen, daß eine solche Ver- einigung doch als sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht ganz sicher zu erklären ist; vor allem die Form des Kopfes und die Schrägstellung der Kiefer sowie die der Stirn genäherten hoch- stehenden Augen, dann die Gestalt und Anordnung der Leucht- organe, von denen insbesondere die vor der Ventrale charak- teristisch sind. Lütken's Abbildung zeigt aber auch konform mit unserer größeren Larve in der Reihe der über der Anal- flosse stehenden Organe ähnliche Verhältnisse. Das zweite dieser von ihm dargestellten Organe ist wohl mit dem auch bei unserem Exemplar schon vorhandenen Leuchtorgan (siehe oben) identisch. Es steht (in seiner Darstellung) über dem 11. bis 12. Analstrahl, was also wohl, wenn man die individuelle Variation in Berücksichtigung zieht, gewiß den Verhältnissen bei unserer größeren Larve, bei der er über dem 9. bis 1 1. Strahl steht, entspricht. Argyropelecus hemigymnus Cocco. Taf. 3, Fig. 1 bis 3. Auf Station IT^ wurden 35 Exemplare dieser Art er- beutet, und zwar 31, darunter drei Larven von 9-8, 10-5 und 10-6 wm Gesamtlänge (letztere sehr schlecht erhalten, so daß die Messungen auch nur schwierig durchzuführen waren) in 1000 7H Tiefe, drei andere Exemplare von 22, 24*5 und 25-4 mm in 900 ;/^ Tiefe. Das größte Exemplar hat eine Total- länge von 40 imn, das kleinste Tier, das bereits das Larven- stadium verlassen hat, 12 mm. Eine graphische Darstellung der Verteilung der einzelnen Exemplare auf die verschiedenen Größen gibt folgendes Bild, p. 434. Es läßt sich daraus außer der kleinen, von den drei Larven gebildeten Gruppe zunächst eine Anzahl von Tieren 434 V, Pietschmann, in der Gesamtgröße von 12 bis 18 mm erkennen, die eine deutliche Altersgruppe darstellen und wohl dem ersten Jahr der Entwicklung, das also demnach eine Durchschnitts- oder Normalgröße von 14 bis 16 mm besitzt, entsprechen. Eine zweite, etwas undeutlichere Gruppe bilden die Größen von 22 bis 28 mm mit einer Normalgröße von 24 bis 28 mm (das 22 mm lange Exemplar ist wohl als zurückgeblieben zu betrachten). Diese Gruppe ist also als die der zweijährigen Tiere anzusehen. Von den drei letzten Größengruppen ist es nicht klar, zu entscheiden, ob sie einer Altersklasse angehören, also gemein- sam den dritten Jahrgang bilden, oder ob nicht etwa die beiden Exemplare von 39 und 40 mm schon den vierten Jahrgang 3 iO il iZ 12 1H iS 16 17 13 19 20 ZI 22 23 ZI 15 ZB 17 28 29 3031 :>Z 33 S1 35 3B 37 3g 39 W W Fig. 4. Längenkurve der gefangenen Exemplare von Argyropekcus hemi^ymntis Cocco. repräsentieren und die Größe der dreijährigen Tiere mit 32 bis 36 mm anzugeben wäre. Möglich ist dies immerhin, da ja in diesem Stadium das Wachstum nicht mehr so stark sein dürfte wie in den beiden ersten Lebensjahren. Daß die Tiere über- haupt sehr langsam wachsen, ist ja bei der geringen Körper- größe, die sie überhaupt erreichen, nicht weiter verwunderlich. Mit Hilfe dieser Gruppierung in einzelne Jahresklassen läßt sich auch deutlich erkennen, wie mit zunehmendem Wachs- tum die relative Länge des vorderen (wie Brauer sagt, »beii- förmig abgesetzten«) Körperabschnittes in bezug auf die Ge- samtlänge abnimmt. Die Entfernung der Schnauzenspitze von der Abbiegungsstelle des vorderen »beilförmigen« Teiles in den »Stiel« ist bei unseren Exemplaren 2 bis 2 -56 mal enthalten. Im einzelnen ergeben die verschiedenen Gruppen nun folgendes: Fische der achten »Najade< -Fahrt. 435 Gruppe Nr. Länge Anzahl der Exem- plare V^erhältnis des vorderen Körperabschnittes zur Gesamtlänge Berechnetes Durch- schnitts- verhältnis Larven I. II. III. IV. 9-8-10-6 12-17-5 22-28 32-3-36 39-40 3 19 6 5 1 :2-21-2-5 (2-03-)2-19-^2-56 1 : 2-13-2-39 j • 2 • 07 2 ■ 22 1 :2-2-02 2-35 2-34 2-22 2-13 2-01 Die größte Körperhöhe ist in der Gesamtlänge 2-22 bis 2 -72 mal enthalten, wobei ebenfalls eine allerdings weniger deutlich zum Vorschein kommende Verschiebung dieses Ver- hältnisses mit zunehmendem Wachstum zu bemerken ist. Die größeren Tiere haben einen auch relativ höheren Körper als die jungen, was sich demnach durch niedrigere Verhältniszahlen ausdrückt. Dorsale und Anale entsprechen den Angaben Brauer's (»Valdivia«, 15. Bd., Tiefseefische, p. 106), nur ist zu erwähnen, daß ein Exemplar im ersten Abschnitt der Anale 7 (statt 6) Strahlen besitzt, die Formel für diese Flosse also lauten muß: A 6 — 7 + 5. Damit erscheint einer der Unterschiede zwischen Argyropelecus heniigyimms und Argyropelecus olfersi (Cuv.) der gerade zur schnellen Bestimmung dieser Arten hervor- gehoben wurde (z. B. Brauer: »Valdivia«, Synopsis der Argyro- pelecus-hxien, p. 103), als hinfällig. Daß unser Exemplar tatsächlich ein Argyropelecus hcmi- gymniis ist, ist aber daraus ersichtlich, daß es die zwei Dornen an der ventralen Ecke des Vorderrandes des Präoperculums besitzt, die dieser Art zukommen, einen ventral und einen caudal gerichteten, während Argyropelecus olfersi nur einen ventral gerichteten besitzt. Weiters spricht dafür auch die Gestalt des Hinterkörpers, der völlig dem von Argyropelecus hemigymnus gleicht, scharf vom Vorderkörper abgesetzt ist und nicht den vorderen breiten Ansatz zeigt, wie ihn auch B rau e r (op. cit., Fig. 46) für Argyropelecus olfersi zeichnet. Seine Längeallerdingsbeträgt nur ungefähr zwei Drittel der Höhe des 436 \'. Pietsch man n , \'orderkörpers, dies ist aber aucli bei anderen unserer Exemplare der Fall und offenbar, wie schon früher erwähnt, mehr von Wachstumsveränderungen und individuellen Schwankungen ab- hängig als Artenmerkmal. Es wäre demnach wohl überhaupt zutreffender, Argyro- pelcciis olfcrsi als Varietät von Argyropelecus henii- gvmnus und nicht als selbständige Art aufzufassen, denn die Unterschiede zwischen beiden scheinen durchaus nicht so durchgreifend zu sein, daß diese letztere Auffassung gerecht- fertigt erscheint. Mir fehlt leider das Vergleichsmaterial, um diese Frage endgültig entscheiden zu können. Die Caudale besitzt 9 — 10 + 8—9 lange Strahlen, die von einer größeren Anzahl kleiner Außenstrahlen begleitet werden. Beim größten Exemplar zählte ich (von oben nach unten) j^ +9 + 9+6 Strahlen. Die gewöhnlichste Kombination der großen Strahlen ist 9 + 9. Was die Färbung betrifft, so zeigen bereits die drei Larven neben den zwei auch von Fage (op. cit., p. 9) dargestellten schwarzen Ventralflecken auf dem Schwanzteil, in denen sich ja auch die Leuchtorgane befinden, einen dritten an der Grenze zwischen dem vorderen beilförmigen und dem hinteren stiel- förmigen Abschnitt des Körpers. Dagegen ist von den in späteren Stadien über diesen blauschwarzen Flecken immer vorhandenen bräunlichschwarzen, verästelten Pigmentkörpern, die in ihrer Form einer Flaumfeder ähnlich sehen, bei den Larven noch nichts zu bemerken. Erst bei den Exemplaren, die der ersten Altersgruppe angehören (also von 12 bis ll'ömm Länge) treten sie, allerdings zunächst viel einfacher als beim völlig erwachsenen Tier, in Erscheinung. Im Schlund und Magen eines Exemplars von 32-3;«w Länge, das ich öffnete, fand ich nebst anderen unbestimmbaren tierischen Nahrungsresten auch die zusammengeknüllten, bereits halbverdauten, langgestreckten Larven eines Fisches von ungefähr 17 /mw Länge mit kurzem Kopf, dessen Unter- kiefer über den Oberkiefer, soweit an den Resten ersichtlich war, ein wenig, aber deutlich vorspringt und dessen Augen kreisrund waren (Larve von Stomias boa ??). Fische der achten »Najadc«-Ktihrt. 4o7 Ebenfalls in 1000/// Tiefe wurden auf Station /T^ auch zwei Larven gefunden, von denen die gn'HJere offenbar mit Sicherheit der vorliegenden Art zuzurechnen ist, während ich bei der kleineren auch mit Wahrscheinlichkeit annehme, daß sie ein frühes Stadium derselben Art darstellt, ohne dies jedoch mangels ausreichenden Materials mit Sicherheit feststellen zu können. Diese letztere ist eine Larve von 5 '4 ////// Gesamtlänge, die noch den Dottersack besitzt und den Vorderkörper noch nicht beilförmig abgesetzt hat. Die ersterwähnte, etwas größere ist 5'8/;/m lang. Bei dieser erscheint die beilförmige Ausbildung des Vorderkörpers bereits angebahnt. Zunächst sei eine kurze Beschreibung der größeren der beiden Larven gegeben, deren Zugehörigkeit zu Ärgyropeleciis hemlgymnus allen Verhältnissen nach als sicher zu betrachten ist. Der Kopf ist groß und hebt sich stark gewölbt vom Rücken ab, das Auge, noch nahezu rund, zeigt jedoch schon den Beginn der Umformung in das definitive Argyropelccns-Auge. Der Mund ist schief gestellt und reicht bis etwa unter die Mitte des Auges. Im Oberkiefer sind 8 ziemlich starke, leicht gekrümmte, einzeln in einer Reihe stehende Larvenzähne sichtbar. Die Pectorale ist bereits' vorhanden, ihre Strahlen sind jedoch nicht zählbar. Der ziemlich hohe Körper besitzt etwa 36 genauer zählbare Segmente; etwa 4 bis 5 unentwickelte dürften noch in der Caudalregion zur Entwicklung gelangen. Der der vorderen Hälfte des Körpers angehörende ventrale Teil, der als die erste Entwicklungsstufe des »beilförmigen Vorderkörpers« anzusehen ist und hinter dem dei' After aus- mündet, besitzt eine scharfe Bauchkante (ist also unten nicht gebogen) und wird auf der Oberfläche in senkrechte parallele Felder geteilt, deren etwa 14 bis 15 zu zählen sind. Dorsale und Anale weisen ebenso wie die Caudale noch vollständig larvalen Charakter auf. Von Pigmentierung ist nichts zu sehen. Einige Körperverhältnisse ergeben folgende Ziffern: Der horizontale Augendurchmesser ist kleiner als .die Schnauzenlänge und in derselben 1 • IBmai enthalten, letztere in der Kopflänge 3* ISmal. Die Länge des Kopfes ist größer als 438 V. P i e t s c h m .1 n n , die größte Kopfhöhe, längs der Mitte des Auges gemessen, welch letztere sich zu ihr wie 1 : 1 -07 verhält. In der Gesamt- länge ist die Kopflänge 3 -27 mal, die Länge der Caudale 5'91mal, die Kopfhöhe (wie oben) 3"5mal enthalten. Betreffs des zweiten kleineren Exemplars, das wahrschein- lich auch zu Argyropelccus hemigymnns zu rechnen ist, ist folgendes zu bemerken: Auch hier ist der Kopf bereits gegenüber dem Körper emporgewölbt, indem der Nacken mit dem Rücken einen stumpfen Winkel bildet. Das Auge ist stärker oval als bei der größeren Larve. Der stark schief gestellte Mund ist weit geöffnet. Er zeigt noch keine Larvenzähne. Das Gehirn ist gut sichtbar. Der Körper weist 36 genauer zählbare Körpersegmente auf, außerdem noch etwa 4 bis 5 sehr undeutlich sichtbare auf dem caudalen Teil. Der vorne senkrecht unter dem Nacken beginnende Dotter- sack läßt deutlich den schoUenförmigen Inhalt erkennen. An seiner Oberfläche zeigt er eine senkrechte Parallelstreifung. Der After mündet hinter ihm aus. Die Pectoralen, die auf kurzen Stielen stehen, sind bereits entwickelt und ziemlich lang, lassen jedoch keine definitiven Strahlen erkennen. Der larvale, ungegliederte Flossensaum um- gibtden ganzen Körperund die differenzierten unpaaren Flossen sind noch nicht vorhanden. Von Pigmentbildung zeigt sich ein stark verästelter, aber nicht sehr ausgedehnter Pigmentfleck unterhalb des Kieferwinkels und eine nahezu unmerkliche, nur unter dem Mikroskop erkennbare Andeutung eines Pigment- fleckes (Leuchtorgan?) am 20. Segment (von hinten gezählt). Im übrigen ist die Larve unpigmentiert. Der Augendurchmesser, von vorn nach hinten gemessen, ist der Schnauzenlänge gleich und in der Kopflänge 3* 8mal enthalten. Der vertikale Augendurchmesser ist bedeutend größer (1*45 mal dem horizontalen) und verhält sich zur Kopflänge wie 1 : 2-62. Die Kopfhöhe, hinter dem Auge gemessen, ist in der Kopflänge 1 -06 mal enthalten. Zur Gesamtlänge verhält sich die Kopflänge wie 1 : 4* 17. Fische der achten »Najade«-Fahrt. 439 Der Umstand, daß diese kleinere Larve bereits Pigment- flecke aufweist, während dies bei der größeren Larve nicht der Fall ist, weiters die stärker ovale Ausbildung des Auges ^ und eventuell auch die engere Anordnung der Körpersegmente sind Merkmale, die bei der Einbeziehung dieses Tieres in den Ent- wicklungsgang von Argyropelecus hemigymmis einige Schwierig- keiten bereiten. Immerhin könnten sie aber durch individuelle Variation, die sich ja auch in verschieden raschem Fortschreiten der Entwicklung bei verschiedenen Individuen ausspricht, be- gründet sein. Und da andere Merkmale, namentlich die ungefähr gleiche Segmenlzahl, der aufgewölbte Kopf, der sehr schief gestellte Mund wieder stark auf Argyropelecus hinweisen, so erschien die mit Vorbehalt ausgesprochene Zuweisung zu dieser Art bei dem Mangel an Vergleichsmaterial bis auf weiteres berechtigt. Sternoptychidarum sp. Taf. 2, Fig. 3. Eine in 1000 w Tiefe auf Station IT^ gefangene Larve von 8 "3 mm Gesamtlänge, deren nähere Artzugehörigkeit nicht festzustellen war, möge hier ihre kurze Beschreibung finden. Das Tier ist lang, schlank, seitlich stark zusammengedrückt, der Kopf mäßig groß mit sanft abfallender Stirn, die Schnauze spitz, mäßig lang; der Unterkiefer ragt über den Oberkiefer beträchtlich nach vorn; die Mundwinkel liegen ziemlich weit hinter dem hinteren Augenrand, schon in der Nähe des unteren Kiemendeckelrandes. Die Oberkiefer sind, von oben gesehen, vorn breit abgeschnitten, während die Unterkiefer spitze Konturen zeigen. Das Auge ist schräg-oval. Der schlanke Körper zeigt 81 bis 82 deutlich zählbare Segmente, hinter denen noch etwa 8 bis 9 undeutliche quere Ringelungen liegen. Die letzten der 82 Segmente stehen eng aneinander und sind deshalb auch bereits schwer zählbar. Der After mündet weit vorn nach außen, und zwar in der Gegend des 13. (oder 14.) Körpersegmentes. Von den paarigen Flossen ist die Pectorale bereits entwickelt. Sie ist breit, rundlich be- 1 Dies würde eventuell auch für die Zugehörigkeit zu einer Myctophiden- form sprechen. 440 \'. l^ietschman n , grenzt, besitzt jedoch noch ganz larvalen Bau, läßt also noch keine Zählung der Strahlen zu. Die Ventrale fehlt noch völlig, desgleichen sind auch die unpaaren Flossen erst als larvaler einheitlicher Flossensaum, der den hinteren Teil des Körpers umgibt, entwickelt. Nur die Anale beginnt sich bereits zu differenzieren und es lassen sich, allerdings sehr undeutlich und unbestimmt, etwa 16 bis 18 Strahlen in derselben erkennen. Die Schnauzenlänge ist in der Kopflänge 3'7mal, die Kopflänge in der Gesamtlänge 5-05mal enthalten, die Ent- fernung der Schnauzenspitze vom Beginn des ersten Anal- strahles verhält sich zur Gesamtlänge wie 1 ; 1 • 28. Von der Pigmentierung ist folgendes zu bemerken: Auf dem 7. Segmente (von vorn gezählt) befindet sich jederseits ein größerer undeutlicher Pigmentpunkt, desgleichen ist in dem Randsaum etwa unter dem 13. Segment hinter dem After ein ganz kleiner schwarzer Fleck sichtbar. Im übrigen ist das Tier impigmentiert. Wenn wir die vorliegende Larve mit ähnlichen bereits beschriebenen oder abgebildeten vergleichen, so sind nament- lich Anklänge an die von Fage als Larven von Paralepis coregonoides beschriebene Larv^enform (op. cit., p. 16) unver- kennbar. Ich glaube jedoch gleichwohl, daß das eben beschrie- bene Exemplar nicht der Gattung Paralepis zuzurechnen sein dürfte, sondern eher in die Nähe von Diplophos - ähnlichen Formen zu stellen sein könnte. Daiüber ist jedoch vor Unter- suchung reichlicheren Materials, insbesondere von Formen, die wenigstens schon einigermaßen deutlicher die Gestalt und die Merkmale des ausgebildeten Tieres zeigen, nichts Bestimmtes zu sagen möglich. Iniomi. Paralepis speciosus Bellotti. Taf. 6, Fig. 3, 4. Oinosudis elongaius Brauer, Tiefseefische, »Valdivia«, p. 140, Fig. 68. -Omoxudis elongaius Zugmayer, Res. Camp, scient. Pr. Monaco, Fase. XXXV, p. 18, Taf. I, Fig. G. Drei junge Exemplare von 22, 22 "5 und 35 wm Gesamt- länge, in der die Kopflänge 4*4 und 4 -41 mal bei den beiden Fisclie der achten >Najade«-Fahrt. 441 kleinen, 3 -97 mal beim größten Exemplar enthalten ist. Die Caudallänge verhält sich zur Totalen wie 1 : 6*88 und 1 : 6-08 bei den beiden kleinen, wie 1 : 9-43 beim größten Tier, die Entfernung des Basalbeginnes der Anale von der Schnauzen- spitze ist 1"37 bis l-46mal in der Gesamtlänge enthalten. Die Schnauzenlänge ist sehr groß, in der Kopflänge 1 • 76bis2'38mal enthalten und 1 "62 bis 3-33mal größer als der Durchmesser des kreisrunden Auges. Leider sind die drei Exemplare nicht sehr gut erhalten, so daß einzelne Untersuchungen nahezu unmöglich sind. Die Anale besitzt, soviel ich bei zehnfacher Vergrößerung zählen konnte, etwa 20 bis 26 Strahlen, was ja mit der Angabe Bellotti's (Atti Soc. Ital., XX, p. 57, 1877), ebenso wie das folgende gut zusammenfällt. Die erste Dorsale konnte beim kleinsten Exemplar wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes nicht geprüft werden, beim etwas größeren zählt sie 8 oder 9 Strahlen, beim größten 9. Die F'ettflosse zeigt ö derbe Faser- bündel; auch die Bezeichnung Bellotti's (1. c.) weist 6 solche strahlenähnliche Bündel auf. Über die Stellung der ersten Dorsale in bezug auf die Ventrale konnte ich nur beim größten Exemplar konstatieren, daß die erstere etwas vor dem Ansatz der letzteren beginnt. Es scheinen da in bezug auf diese gegenseitige Stellung der beiden Flossen doch auch individuelle Schwankungen mitzusprechen, was bei der systematischen Wertung dieses Merkmals mehr in Rücksicht zu ziehen ist, als es z. B. Bellotti (Atti. Soc. Ital., XXXIII, p. 139, An- merkung 2) tut. Von den Zähnen sind, wie sich dies beim größten Exem- plar feststellen ließ, einige etwas größer als die übrigen, ins- besondere im vorderen Teil der Kiefer. Die Caudale des größten Tieres hat die Formel g-f- 10-f- lO-f-g. Die Färbung der vorliegenden Exemplare zeigt folgendes: Beim größten Tier sind der Ober- und Unterkiefer längs ihrer Ränder mit dicht aneinander gereihten Pigmentpunkten besetzt, die vorn gegen die Schnauzenspitze zu noch mehr gehäuft sind und die Schnauzenspitze dunkel färben. Auch das Auge wird von einem schmalen Ring von Pigmentpunkten umgeben. Ebenso sind der Interorbitalraum und die Stirn von Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CXXIII. Bd., Abt. I. 31 442 V. Pietschmann, Pigmentpunkten besetzt, letztere insbesondere in ihrem hinteren, gegen den Nacken zugekehrten Teil. Vom Mundwinkel verläuft ferner eine schräge, leichtgebogene Linie von Pigmentpunkten, die dem Vorderrande des Präopercularknochens folgt, nach aufwärts. Der Körper zeigt keine Pigmentpunkte, wohl aber die auch auf Beilot ti's Zeichnung (op. cit., XX) dargestellten und für die Art als charakteristisch angegebenen sieben taschenförmigen Flecke auf der ventralen Körperhälfte, die sich bis unter die erste Dorsale nach hinten ziehen und durch septenartige weiße Zwischenräume voneinander getrennt sind. Sie haben insbesondere in ihrem obersten Teil mattsilbergraues Aus- sehen; gegen unten zu werden sie bräunlicher. Die Basis der Anale ist so wie ihr erster Strahl mit sehr stark angehäuftem Pigment besetzt, desgleichen die Basis der ersten Dorsale. Einige Pigmentpunkte stehen auch auf den vordersten Strahlen der letzteren Flosse. Der Caudalstiel ist mit zwei dunklen Längsbinden, die ober- und unterhalb der Wirbelsäule verlaufen und bis in die Caudalwurzel hineinreichen, gezeichnet, die Caudale selbst ist im übrigen ungefärbt. Dorsal von dem oberen schwarzen Band auf dem Caudalstiel zieht eine Reihe von schwarzbraunen Pigmenlpunkten von der Caudalwurzel nach vorn bis vor die zweite Dorsale. Diese steht ungefähr am Ende der vorderen Hälfte dieser Reihe. Das Exemplar von 22 -5 mm (siehe Taf. 6, Fig. 4) weist einige Unterschiede in der Pigmentierung demgegenüber auf. Die Kiefer sind etwas weniger stark pigmentiert, die Schnauzen- spitze zeigt aber bereits die dunklere Färbung. Das Auge besitzt keine dunkle Umrandung, sondern es ist nur der hintere Augenrand dunkel pigmentiert. Drei Pigmentpunkte stehen hinter dem Mundwinkel auf den Opercularknochen. Die sieben ventralen Flecke sind bereits vorhanden, der letzte zeigt eine undeutliche Teilung, so daß eigentlich acht zählbar sind. Dorsale und Anale sind bis auf fünf undeutliche Pigmentpunkte an der Basis der Anale noch unpigmentiert. Der Caudalstiel ist insbesondere auf der Dorsalhälfte mit großen Pigmentflecken Fische der achten »Najadc« -Fahrt. 443 besetzt, die hinten in zwei Reihen angeordnet sind, von denen sich die obere bis über die Hälfte der Körperlänge nach vorn zieht. Auch ist der ganze Rücken, allerdings nur ganz undeut- lich, pigmentiert. Das dritte, kleinste Exemplar endlich, das ziemlich gleich- gefärbt ist wie das eben erwähnte, unterscheidet sich von diesem nur dadurch, daß die Kiefer nur ganz vorne an der Schnauze einige Pigmentpunkte besitzen, sonst aber un- pigmentiert sind, daß \veiters am hinteren Augenrand statt der dunklen Färbung nur einige Pigmentpunkte stehen und die Kiemendeckel ungefärbt erscheinen. Der Interorbitalraum ist gleichfalls ungefärbt und auf der Stirne ist die Pigmentierung weniger stark und besteht aus Anhäufungen von Pigmentflecken, die namentlich seitlich auftreten, also gegen die Augen zu, während die Mitte der Stirn davon frei bleibt. Auf dem Caudal- stiel sind ventral 10 longitudinal angeordnete Pigmentpunkte, ein weiterer in der Mitte des Randes des unteren Caudallappens; auf der dorsalen Hälfte 21 Pigmentpunkte, von denen die 5 hintersten klein aber scharf sind, während die übrigen undeut- liche Konturen besitzen und aussehen, als ob sie tiefer lägen. Sie ziehen bis über die Mitte der Totallänge nach vorn. Die silbergraue Färbung des Bauches ist nur undeutlich durch die weißen Septen unterbrochen, die Basis der Anale bereits pigmentiert, aber nicht so stark wie beim ersten, größten Exemplar. In der Literatur war bisher, soweit ich dieselbe darauf prüfen konnte, als größtes Exemplar der vorliegenden Art das Originalexemplar Bellotti's mit 90mm Gesamtlänge bekannt. Alle übrigen sind viel kleiner, so z. B. die von Lo Bianco (Mitt. zool. Stat. Neapel, XVI, p. 161) erwähnten vier Exemplare von der Kreuzung des »Puritan«. Sie besitzen eine Länge von 25, 27, 35 und 45 mm, desgleichen auch die im folgenden besprochenen Tiere, die von Brauer und Zugmayer behandelt wurden. Deshalb sprach ja auch Moreau in seiner Bist. Nat. Poiss. France, Supplem., p. 120 (1891), die Ansicht aus, daß wir es hier mit der Jugendform von Paralepis coregonoides zu tun hätten. Bellotti wies diese Annahme allerdings mit Ent- schiedenheit zurück (op. cit., XXXIII), konnte jedoch mangels 444 V. Pictschmann, ausreichenden Materials eine endgültige Klärung dieser Frage nicht herbeiführen. Unsere ichthyologische Sammlung erhielt nun in den letzten Jahren eine sehr schöne Sammlung von Exemplaren von Paralepis speciostis in zahlreichen Giößenstadien, die durch Intendanten Hofrat Steindachner angekauft und dem Museum zum Geschenk gemacht worden waren. Unter ihnen finden sich auch mehrere große Tiere der Art, die bedeutend größer sind (149 wm Gesamtlänge) als die kleinsten Exemplare von Para- lepis coregonoides, die bisher bekannt wurden. Damit erscheint also ein Zweifel darüber, daß diese beide Arten nicht mitein- ander zu identifizieren sind, ausgeschlossen. Brauer beschreibt in seinem berühmten Werke über die Tiefseefische der »Valdivia« 14 Exemplare von kleinen Fischen, deren größter 30 min, deren kleinster 8 mm Totallänge hatte und die in Tiefen von 1200 bis 2500 w im tropischen Atlanti- schen und im Indischen Ozean gefangen worden waren, als eine neue Art der Gattung Omosndis und nennt sie Omosudis elongains. Schon eine Betrachtung seiner schematischen Ab- bildung und ein Vergleich derselben mit der Zeichnung Bellott i's von Paralepis speciosns läßt die überraschende Ähnlichkeit dieser beiden Formen erkennen, die insbesondere durch das Vorhandensein der lateralen Farbenflecken auf der ventralen Körperhälfte auffällig in Erscheinung tritt. Eine weitere Durchsicht der Beschreibung läßt wohl kiium einen Zweifel darüber übrig, daß wir es in dieser Form mit kleinen Exemplaren von Paralepis speciosns zu tun haben. Es stimmten mit den Verhältnissen bei diesen letzteren nicht bloß die Formeln für die Flossen (D 10, .4 25 bis 26 bei Omosndis elongains), sondern auch die einzelnen Körperverhältnisse deutlich überein. Zudem zeigen auch andrerseits die von Brauer als Omosndis beschriebenen Tiere einige Merkmale, die recht stark von der Form abweichen, welche Günther (Challenger, Deep sea Fish., 1887, p. 201, Taf. LH, Fig. C, C^) als T3^pus dieser von ihm aufgestellten neuen Gattung be- schrieben und abgebildet hat. So sind namentlich die Form und Größe der Zähne, die große Anzahl der Analstrahlen, die Länge des Mundes, die bei Günther's Omosndis viel beträchtlicher Fische der achten »Najadc«-Fahrt. 44o ist — liegen doch die Mundwinkel bei seiner Art weit hinter dem hinteren Augenrand, während sie bei Omostidis elongatiis ebenso wie bei Paralepis speciosus nur bis zum vorderen Augenrand reichen — Merkmale, die die Einreihung dieser Tiere, wie sie Brauer vornahm, als nicht den tatsächlichen Verhältnissen entsprechend erscheinen lassen. Nun hat auch Zugmayer in seiner Bearbeitung des Tiefseemateriales von den Kreuzungen des Fürsten von Monaco acht Exemplare von Omosudis dongatiis, deren Länge zwischen 12 und 26 mm schwankt, beschrieben und eines davon, ein 18 mm langes Tier, sehr charakteristisch auf Taf. I, P"ig. 6, abgebildet. Der Umstand, daß die angebliche Omosiidis-Art nun auch im Mittelmeer gefunden worden ist (Station 201 1, 2301, 2695 und 2902 A und B der Fahrten des Fürsten), bildet ein weiteres Argument dafür, daß wir es mit einer und der- selben Form wie mit unseren drei Exemplaren und mit den Tieren, die Bellotti vor sich hatte, zu tun haben. Übrigens stimmen auch die in der Beschreibung Zug- mayer's gegebenen Merkmale sehr gut mit Bellotti's An- gaben überein. Die Tatsache, daß die von Bellotti beschriebene Art in den Angaben des Zoological Record übersehen wurde und eigentlich bis vor kurzem nirgends angeführt erschien, dürfte vielleicht mit ein Grund dafür sein, daß ein solcher Irrtum eintreten konnte. Taf. 5, Fig. 1,3. Auf der Station IT^ wurden auch zwei Larvenformen gefangen, die beide wohl zur Gattung Paralepis zu rechnen sind, wofür insbesondere die Stellung der bereits mehr oder weniger ausgebildeten Analflosse deutlich spricht. Das kleinere der beiden Tiere, das eine Gesamtlänge von etwa \4-8mm besitzt, wurde an der Oberfläche gefangen, während das größere von 27 '5 mm Gesamtlänge aus der Tiefe von 1 000 w stammt. Was zunächst das kleinere der beiden Exemplare von 14-8 mm Länge betrifft (Taf. 5, Fig. 1), so ist die Möglichkeit vorhanden, daß wir es hier mit einer Larvenform von Para- 446 V. Pietschmann, lepis spcciosus zu tun haben, worauf insbesondere die sechs Pigmentflecke über dem Darmtractus hinzudeuten scheinen. Gleichwohl kann diese Annahme aber nur Vermutung bleiben, solange nicht eine größere Anzahl von Stadien gefunden wurde und es sich in Verbindung damit auch tatsächlich erweist, daß Larvenformen dieser Tiefseeart sich an der Ober- fläche finden. Der langgestreckte, fast aalartige Körper des Tieres hat ovalen Querschnitt und besitzt etwa 89 bis 90 zählbare Seg- mente, die in dem gegen die Caudale zu gelegenen Körper- abschnitt immer schmäler werden. Die letzten Segmente sind leider nicht zählbar, da die Konservierung des Tieres, das stark verkrümmt ist, dies nicht zuläßt, ohne daß das Exemplar allzu- sehr geschädigt würde. Auffällig beim Kopfe ist die ungemein kurze Schnauze, die vom erwachsenen Tier und selbst von den vorgerückteren postlarvalen Stadien allerdings sehr abweicht. Gleichwohl sind doch in der Umgrenzung des Kopfes, insbesondere auch in der leichten Aufwölbung an der Schnauzenspitze sowie in der Länge der Mundspalte, die bis etwa unter die Mitte des Auges reicht, schon manche Anklänge an die späteren Verhältnisse gegeben. Der Unterkiefer trägt zerstreut stehende, leicht ge- krümmte Larvenzähne. Das Auge ist vollständig rund, das Gehirn noch deutlich sichtbar. Die paarigen Flossen fehlen noch vollständig, die unpaaren sind noch in völlig larvalem Zustande, bilden also einen ein- heitlichen Flossensaum. Bloß die Afterflosse beginnt sich bereits schärfer zu entwickeln und es sind etwa 23 nach hinten aller- dings ungemein undeutliche Strahlen erkennbar. Von Pigmentierung sind außer den sechs großen Pigment- flecken längs des Darmes zu erwähnen: drei ventral liegende Gruppen von Pigmentpunkten, von denen die erste etwas hinter der Körpermitle und etwas hinter dem ventralen Beginn des larvalen Flossensaums gerade an der Stelle, wo er seine größte Breite erreicht, liegt, die zweite in der Mitte zwischen diesem und dem Beginn der bereits sichtbaren Analstrahlen, die dritte Fische der achten »Najade«-Fahrt. 447 Über diesen Analstrahlen selbst. Es lassen sich in diesen ver- schwommenen Pigmentflecken, insbesondere im mittleren und im letzten, einzelne hintereinander liegende kleine Punkte erkennen. Auch die Wurzel der Caudale ist mit Pigmentpunkten besetzt, und zwar mit zwei parallelen wagrechten Reihen von etwa 6 bis 7 Punkten, die über und unter der mittleren Körper- hohe nach hinten verlaufen. Jeder einzelne dieser Punkte ist viel deutlicher als die eben erwähnten ventralen Pigment- punkte. Bei der zweiten größeren Larve von 27 -5 mm Gesamt- länge ist eine Zugehörigkeit zu Paralepis speciosiis wohl nicht gut anzunehmen; dagegen spricht schon die .Anzahl der Flossenstrahlen in der Anale, die 30 beträgt. Es wäre möglich, daß wir es hier mit einer Larve von Paralepis spJiyraeiioidcs Risso zu tun haben; vielleicht käme auch noch Paralepis Cuvieri Bnp., eine t^^pische Mittelmeerform, dafür in Betracht. Die Schnauze ist auch bei diesem Exemplar noch sehr kurz, die Stirn fällt verhältnismäßig steil zur Schnauzenspitze ab, die aber wieder, und zwar bei diesem Tiere viel stärker als bei dem kleineren in die Höhe gewulstet ist. Die Mundspalte reicht bis unter die Augenmitte. Das Auge ist ungefähr kreisrund. Die Form der Kiemendeckel ist bereits deutlich aus- geprägt. Der langgestreckte Körper besitzt ovalen Querschnitt und zeigt 95 bis 96 (97?) zählbare Segmente, die in der Caudal- region immer schmäler werden. Der Darmkanal ist sehr lang- gestreckt und mündet ungefähr in der Mitte der Körperlänge, etwa unter dem 4L Körpersegmente (von vorn gezählt). Von den paarigen Flossen ist die Pectorale bereits ent- wickelt. Sie ist kurz, breit und zählt etwa 12 Strahlen, die aller- dings sehr schwer zählbar sind. Die Ventrale fehlt noch voll- ständig. Desgleichen ist von den unpaaren Flossen die Dorsale noch nicht entwickelt. Dagegen besitzt die Anale bereits ihre definitive Strahlenanzahl von 30 (oder 3 1 ?) Strahlen, die nach hinten immer mehr an Länge abnehmen. Der larvale Flossen- saum ist jedoch ebenfalls noch erhalten und beginnt auf der Dorsalseite etwa über dem 48. bis 49. Segment, auf der Ventral- 448 V. Pietschmann, Seite kurz hinter dem After, Die Caudale zeigt die Formel g4-9-l-8+7. Sie ist bereits tief gegabelt. Über der Mitte der Anale zeigt sich auf der Dorsalseite eine deutliche Empor- wulstung der Rückenlinie, die wie der Ansatz einer Flosse aussieht, in unserer Abbildung leider nicht gut zum Ausdruck kommt, die aber wohl nach ihrer Lage als Ansatz der Fettflosse zu deuten ist. Von Pigmentierung ist zunächst am Kopf eine bräunliche Färbung der Unterkieferspitze sowie in geringerem Maße des vordersten Teiles des Oberkiefers zu erwähnen. Hinter der Pectorale liegen auf der ventralen Hälfte des Körpers zwei große dunkle Flecken hintereinander. Außer diesen großen Flecken zeigt das Tier in dem hinteren Teile des Körpers eine Anzahl von feinen schwarzen Pigmentpunkten, und zwar zwei Pigmentflecke auf der Mittellinie vor der Caudale, ferner 15 Punkte an der Caudalwurzel selbst und unterhalb der Mittel- linie, etwa in der Mitte der unteren Körperhälfte, weiters 7 bis 8 sehr wenig deutliche schwarze Punkte über der Basis der Anale, und zwar über deren ersten Strahlen und etwa 18 hintereinanderliegende ventrale Punkte vor der Analflosse und hinter dem After. Die wichtigsten Körperproportionen sind folgende: Zur Gesamtlänge verhält sich die Kopflänge wie 1:8-59, die Caudallänge wie 1:9-82 und die Entfernung der Schnauzen- spitze vom Beginn der Analbasis wie 1 : 1"38. Einige Bemerkungen über die von Günther in dem Challenger-Werke (Pelagic fishes, p. 39, Tab. V, Fig. A—D) beschriebenen und abgebildeten Larven, die er nach dem Beispiel Richardson's (Voy. Ereb. Terror, p. 51, pl. XXX. Fig. 6, 7) mit dem vorläufigen '^a.men Prymnothoiiiis bezeichnet hat, mögen hier Platz finden. Schon Günther selbst schreibt, daß er diese Tiere als Larvenformen von Paralepis oder Sudis oder verwandten Genera ansehe, und auch Fage (op. cit, p. 16) sagt, daß die Prymnotomis- (sie!) Larven des Challenger nichts anderes seien als Larven von Paralepis. Dies ist meiner Meinung nicht für alle von Günther beschriebenen und dargestellten Exemplare gültig. Das ist Fische der acliteii »Najade«-Fahrt. 449 schon aus der Stellung der definitiven Analflossen, die sich nach den Abbildungen Günther's bereits ganz gut erkennen lassen, zu sehen. Die etwas stärkeren Fransen (fringes), die er bei den einzelnen Larven am larvalen Flossensaum erwähnt (so z. B. bei der in Fig. B dargestellten Larve) sind eben nichts anderes als die bereits sich differenzierenden Strahlen der endgültigen Flossen. Außerdem ist übrigens bereits in Fig. A und B auch die Basalpartie der endgültigen Analflosse sehr deutlich kenntlich und entwickelt. Und da zeigt schon der erste Blick auf die Tafel, daß die Analflosse bei der in Fig. B ab- gebildeten Larve viel zu weit vorn (etwa am Beginn der zweiten Körperhälfte) steht, als daß es möglich wäre, das betreffende Tier in die Gattung Paralepis einzureihen, wie dies bei den anderen Larven, wenigstens soweit die Stellung der Analflosse beurteilen läßt, allerdings möglich ist. Nach der Stellung der Analflosse bei der Larve B wäre eher noch an eine Larvenform zu denken, die etwa in die Nähe von Diplophos zu bringen wäre. Leider sind auch diese Figuren Günther's sehr stark schematisiert — von Körpersegmenten sieht man z. B. gar nichts — und es ist deshalb eine genauere Identifizierung ohne weiteres vorliegendes Vergleichsmaterial nicht möglich. Myctophum benoiti (Cocco). Taf. 4, Fig. 2, 3. 2 kleine Exemplare von 14-5 und 21 mm Gesamt- länge, von welchen das größere leider schlecht erhalten ist, von Station IT-^^ aus der Tiefe von 1000«? liegen mir vor. Die Kopf- länge ist 4-03 und 4 -04 mal, die Körperhöhe, hinter dem Kopf gemessen, 4*83 und 4 -77 mal in der Gesamtlänge enthalten, die Kopflänge in der Körperlänge ohne Caudale 3*19 und 3 '27 mal, die Länge des Augendurchmessers 3' 5 und 3 '47 mal in der Kopflänge. Das größere Exemplar zeigt tj^pisch alle Leuchtflecke, wie sie von Brauer (»Valdivia«, op. cit., p. 184, Fig. 95) gezeichnet werden. Von Leuchtplatten, die den größeren Tieren dieser Art zukommen, ist bei unseren Exemplaren noch nichts zu sehen. 450 V. IMetschmann, Das kleinere Tier hat die Leuchtflecken noch weniger deutlich ausgebildet; insbesondere die in der Nähe der Lateral- linie stehenden sind nur sehr schwach entwickelt. Die beiden Pr. c. sind nahezu unsichtbar, desgleichen die beiden A. O. post., die nur erst in den allerersten Anlagen entwickelt sind. Außerdem wurden auf derselben Station und in derselben Tiefe noch 6 Larvenformen dieser Art gefangen, die ver- schiedenen Altersstufen angehören. Sie besitzen eine Gesamt- länge von 7-5, 8-5, 9-3, ILS, 12 und \^-2mm. Von diesen 6 Larven zeigen die beiden kleinsten noch den anhaftenden Dottersack und krmnen als einem Stadium an- gehörig bezeichnet werden; desgleichen die von IL 8 und 12 wm Gesamtlänge. Es sind mithin vier verschiedene, aller- dings manchmal nur in geringen Belangen abweichende Stadien vertreten, deren Weiterentwicklung sich auch in der immer weiter fortschreitenden Ausbildung der Leuchtorgane ausdrückt. Die beiden kleinsten Exemplare, die noch den Dottersack mit der parallelen Querstreifung seiner Oberfläche besitzen, haben noch keine deutlichen Leuchtorgane. Nur bei starker Vergrößerung sind die ganz leichten Anfänge der beiden hinteren Brr. (Maculae branchiostegae) sichtbar. Die Dorsale ist gerade im Beginne der Entwicklung aus der larvalen Form begriffen. Es sind etwa 12 bis 13 Gruppen von sich stärker aneinander anschließenden Strahlenbündeln zählbar, die jedoch noch sehr undeutlich voneinander ge- schieden sind. Im übrigen ist der larvale Flossensaum noch ziemlich stark vorhanden. Die nächstgrößere Larve von 9' 3 mm Gesamtlänge unter- scheidet sich von den vorhergehenden hauptsächlich durch die bereits eingetretene Rückbildung des Dottersackes sowie dadurch, daß der eine Leuchtfleck (ßr^) bereits deutlich ge- worden ist. Die beiden Larven von ILS und 12 mm zeigen den unter dem Auge gelegenen branchiostegalen Leuchtfleck (ßi'^) bereits entwickelt sowie den weniger deutlichen Beginn der ersten P. O. (Macula pectoralis). Außerdem haben sich Dorsale Fische der achten »Najade<-Fahrt. 451 und Anale deutlich aus der larvalen Form differenziert. Des- gleichen sind die Pectoralen beider Exemplare schon gut aus- gebildet und besitzen in beiden Fällen 14 deutlich erkennbare Strahlen. Das größte Exemplar schließlich von \b-2mm läßt schon eine bedeutend größere Weiterentwicklung erkennen. Es zeigt bereits alle drei M. brr. sowie die erste M. P. O., aber auch schon, wenngleich nur undeutlich, eine Macula antorbitalis sowie eine opercularis. Die Flossen sind bei diesem Exemplar bereits alle deutlich ausgebildet und zeigen folgende Formel: P 16, .4 19, Cg+ 10+9+6, i) 14. Bei allen 6 Larven sind die Augen noch senkrecht mandel- förmig und, insbesondere bei den kleineren, kurz gestielt. Bei der allergrößten ist dieser Augeristiel allerdings schon sehr reduziert. Die Anzahl der Körpersegmente aller dieser Larven schwankt zwischen 37 und 39, meist sind 38 Segmente vor- handen. Die Pectoralen, die bei allen Exemplaren auf kurzen, schaufeiförmigen Stielen stehen, haben die Formel 14 bis 16. Brauer gibt in seinem mehrfach zitierten Werke (p. 183) nur 14 bis 15 an. In der Anale zählte ich 17 bis 19, meist jedoch 18 Strahlen, in der Dorsale, dort, wo eine Zählung möglich war (in 4 Fällen), 13 bis 14, während die Caudale die Formel s + 10-f-9+(3_7 besitzt. Nur in einem Falle zählte ich 7+9-t-8+6. Allerdings ist diese letztere Zählung infolge des schlechten Zustandes der Flosse nicht vollständig zuverlässig. Die Kopf- länge ist 3 "6 bis 4-6mal in der Gesamtlänge enthalten. Die Anzahl der Strahlen in den einzelnen Flossen sowie der Körpersegmente ist wohl Anhaltspunkt genug, die vor- liegenden Larven mit Bestimmtheit zu Myctophtim henoiti zu rechnen. Myctophum (Lampanyctus) crocodilum (Risso). Taf. 5, Fig. 2. Der Jungfisch, den ich dieser Art zurechne, wurde aut Station IT^ an der Oberfläche gefangen. 452 V. Pietschmann, Es ist ein Tier von 13 '9 mm Gesamtlänge, das vom erwachsenen Tier, insbesondere in der Gestalt, zwar sichtlich abweicht, aber doch in seinen Hauptmerkmalen eine Zuweisung zn Myctophmn crocodilum mit Sicherheit gestattet, um so mehr, da auf anderen »Najade "-Kreuzungen auch erwachsene Tiere dieser Art gefangen wurden, die mit Myctophum benoiti die beiden einzigen Vertreter der (Gattung Myctophum zu sein scheinen (wenn nicht die noch später zu beschreibende, nicht bestimmbare Larve eine dritte Myctophiim-Art repräsentiert). Unser junges Exemplar ist ziemlich hoch gebaut, verhält- nismäßig höher als das erwachsene Tier, was sich schon aus den Verhältniszahlen von größter Körperhöhe zur Gesamtlänge ergibt. Diese ist beim erwachsenen Tier, wie Brauer angibt, 1 : 4-9, bei unserer jugendlichen Form 1 : 4*65. Der Kopf ist so wie auch beim definitiv ausgebildeten Tier ziemlich lang, die Stirne fällt ganz sanft zur Schnauze ab. Der Oberkiefer ragt ein wenig, aber deutlich über den Unterkiefer vor, während dies beim postlarvalen, entwickelten Tier um- gekehrt ist. Die Verhältnisse der einzelnen Kieferknochen, ins- besondere die Länge und Form des Maxillare, das hinten nicht verbreitert ist, zeigen dagegen schon sehr viel Ähnlichkeit mit dem endgültigen Stadium. Es sind zahlreiche, in einer Reihe stehende, schwach gekrümmte Zähne vorhanden. Der vorderste Zahn im Oberkiefer ist jedoch sehr stark hakenförmig gebogen. Das Auge ist noch oval, nähert sich aber bereits der kreis- runden Gestalt. Auf dem Körper sind 38 Segmente zählbar. Sämtliche Flossen sind bereits entwickelt. Die Pectoralen, die auf ganz kurzem, breitem Stiel stehen, besitzen 13 Strahlen, die Dorsale 15, die Anale 17. Die Fettflosse ist noch sehr breit und lang und ähnelt von allen Flossen am wenigsten der definitiven Gestalt. Die ziemlich tief ausgeschnittene Caudale besteht aus 7+9-H -4-8_|_8 Strahlen. Betreffs der Gestalt der Flossen ist zu er- wähnen, daß die Pectorale auch relativ noch kürzer ist als beim entwickelten Tier und bei weitem nicht so spitz ausläuft. Sie reicht nur bis über die Mitte der Ventrale nach hinten. Die Dorsale steht nur mit dem letzten Drittel ihrer Basis über der Basis der Anale. Beide Flossen besitzen leicht abgerundete Fisclie der achten »Najade« -Fahrt. 453 Kanten, während sie beim erwachsenen Tier eckig be- grenzt sind. Einige Zahlen für Körperproportionen sind ftolgende; Die Kopflänge ist 3 -83 mal, die Caudallänge 3 "63 mal, die größte Körperhöhe 4-74mal in der Gesamtlänge enthalten. Die Schnauzenlänge ist größer als der Augendurchmesser, welch letzterer sich zu ihr wie 1:1-33 verhält. Es ist dies auch einer der Unterschiede gegenüber dem entwickelten Tier, bei dem der Augendurchmesser viel größer ist als die Schnauzenlänge, welch letztere in demselben (nach Brauer, 1. c, p. 284j 1-5 bis 1-7 mal enthalten ist. In der Kopflänge ist die Schnauzenlänge 3 mal enthalten. Die Höhe des Caudalstiels verhält sich zur größten Körper- höhe wie 1:2-92. Auch daraus ist der relativ viel höhere, gedrungene Körperbau der Larve ersichtlich. Von Leuchtorganen ist noch keine Spur sichtbar. Des- gleichen ist auch keine Pigmentierung zu sehen, sondern der Körper ist vollständig ungefärbt. Ich war anfänglich im Zweifel, ob ich den vorliegenden Jungfisch nicht der Art Myctoplinui Rissoi zurechnen solle, da insbesondere die gedrungene Körpergestalt nebst der Flossen- strahlenformel für Dorsale und Anale für den ersten Augenblick eine solche Bestimmung wahrscheinlich machten. Aber die Form des Maxillare, die Segmentanzahl sowie manch anderer von den ja im obigen beschriebenen Charakteren ließen, ab- gesehen von dem erwähnten Umstände, daß Myctoplmm croco- diliim in der Adria vorkommt, diese Ansicht als irrig erscheinen. Myctophidarum sp. Taf. 4, Fig. 4. Unter den aus der Tiefe von 1000 m auf Station IT^ gefangenen Larven befand sich auch ein Exemplar eines Myctophidenjungfisches, dessen Zuweisung zu einer bestimmten Species vorderhand unmöglich erscheint, das ich aber mit Vor- behalt für den Vertreter einer dritten Art aus der Gattung Myctophiun betrachten möchte. Eine kurze Beschreibung des Exemplars, das eine Gesamt- länge von 7T mm besitzt, ergibt folgendes: 454 V. l'iets ch mann, Der Körper ist ziemlich hoch, gedrungen, der Kopf groß, die Schnauze kurz. Der Unterkiefer ragt nur ganz unmerklich über den Oberkiefer nach vorn. Beide sind mit lockerstehenden Zähnen besetzt, von denen die im Oberkiefer größer als die im Unterkiefer sind. Der Mund reicht bis ungefähr unter den hinteren Augenrand. Das Maxillare ist an seinem Hinterende verbreitert; das Auge ist — anders als bei den übrigen Larven- formen von Myctophiint — nicht mandelförmig, sondern stark rundlich-dreikantig (siehe Abbildung 4, Taf. 4). Vielleicht haben wir hier schon den Übergang aus der Mandelform in die definitive Form des Auges vor uns. Der Körper besitzt 42 zählbare Segmente, die eng an- einanderliegen. Sämtliche Flossen sind bereits definitiv ent- wickelt, nur die Pectorale zeigt noch mehr jugendliche larvale Form, da ihre einzelnen Strahlen noch fadenförmig verlängert sind, ähnlich wie dies auch aus den Abbildungen von Fage (op. cit., p. 14, Fig. 11 und 12) ersichtlich wird; diese zeigen allerdings nur die oberen dieser Strahlen verlängert, was offenbar eine infolge des mangelhaften Erhaltungszustandes der unteren Strahlen verursachte Unrichtigkeit ist. Die Pectorale besitzt 15 bis 17 Strahlen. Sie sitzt noch auf einem allerdings schon sehr kurzen, gedrungenen Pectoralstiel. Die Ventrale, die ebenfalls bereits gut entwickelt ist, dürfte etwa 5 Strahlen besitzen. Eine genaue Zählung derselben ist jedoch nicht möglich. Dorsale und Anale sind sehr hoch gebaut, die erstere noch bedeutend mehr als die letztere. Sie zeigen die Flossenformeln D 15,^ 13. Die dicht hinter der Dorsale liegende P'eüflosse besitzt derbe Faserung, die fast zu dem Irrtum verleiten könnte, man habe es hier mit einer aus ganz weichen Strahlen be- stehenden echten Flosse zu tun. Die Caudale hat die Formel 4+8 + 8+4. Sie ist mäßig tief eingebuchtet, ihr unterer Lappen ist länger als der obere. Die wichtigsten Körperproportionen ergeben folgendes: In der Gesamtlänge ist die Kopflänge 3-38mal, die Caudal- länge3-55mal enthalten, letztere in der Kopflänge POömal, die Caudale ist demnach unbedeutend kürzer als die Kopf- länge. Fische der achten »Najadc«-Fahrt. 4o5 Das Tier ist völlig unpigmentiert. Ich habe lange geschwankt, ob ich die vorliegende Larven- form tatsächlich den Myctophiden zurechnen solle oder nicht. Denn die Form der Dorsal- und Analflossen, die Gestalt des Auges und teilweise auch die Umgrenzung des ganzen Kopfes, schließlich auch die verhältnismäßig hoch stehenden Ventralen ließen Zweifel über die Zugehörigkeit dieser Form zur Gattung Myctopliuni selbst gerechtfertigt erscheinen. Besonders die Form und Stellung der Dorsale und Anale sowie die aus derben Fasern gebildete Fettflosse erinnerten unwillkürlich, wenn auch irrigerweise, einigermaßen an eine Melauiphaes- artige Form. Die genauere Untersuchung ließ jedoch die tatsächliche Zugehörigkeit dieses Exemplars zu einer MyctopJmm- Avi, die aus dem Formenkreis von Myctophiiiu uiadcrense stammen dürfte, für gerechtfertigt erscheinen. Apodes. Congromuraena mystax (De la Roche). Auf der Station IT^ wurde in 1000 /«Tiefe eine Larve dieser Art gefunden, die einem frühen Stadium der als Lepto- ceplialus Haeckcli Kaup. beschriebenen Larvenform angehört. Im folgenden seien einige Körpermaße gegeben. Ihre Gesamtlänge von der Schnauzenspitze bis zum äußersten Ende der Caudale beträgt 86 min, die größte Höhe 9'5 mm, die Entfernung des Afters von der Caudale ist 7 ■2imn lang, die des Afters von der Schwanzspitze 9*8 w/7^, die der Schnauzenspitze \om Beginn der Dorsale 39" 5 ;wiw, die Kopf- länge 6 mm, die Länge der Pectorale ungefähr 1 mm. Wenn wir diese Zahlen in Verhältnis zur Gesamtlänge bringen, so ist in dieser die größte Höhe 9 -05 mal, die Ent- fernung der Caudale vom After 11 -94 mal, der Schwanzspitze vom After 9 '08 mal, die Entfernung der Schnauzenspitze vom Beginn der Dorsale 2-18mal, die Kopflänge 14-33mal ent- halten, die Kopflänge in der großen Körperhöhe 1 "58 mal und in der Entfernung des Afters von der Caudale 1 -2 mal. 450 \'. Pietsclimunn. Die Gesamtzahl der Myomeren beträgt 133, von denen 23 hinter dem After liegen. Die Schnauze ist, entsprechend dem frühen Entvvicklungs- stadium, noch sehr spitz, die Kiefer sind ungefähr gleichlang. Die Bezahnung entspricht in ihrer Anordnung der in der Abbildung 35b auf Taf. I der Monographie von Grassi (Meta- morph. Muraenoid. kgl. ital. Komm. f. Meereskunde, I. Monogr., 1913) dargestellten; die vorderen Zähne sind stark nach vorne gerichtet. Sie ist schon ziemlich beträchtlich weiter ausgebildet als bei den etwa 40 ntm langen Larven, die Grassi erwähnt 1.2.5 und bei denen er die Zahnformel angibt, während unser 1.6 2.7. 13 Exemplar ungefähr '- — '- ~ Zähne besitzt; der zweite 1.16 oder 1 / Canin im Oberkiefer ist allerdings noch sehr wenig entwickelt. Auch die Form der Augen und Nasenlöcher läßt das Exemplar, wie ein V^ergleich mit der Beschreibung und Abbil- dungen des eben erwähnten Werkes ergibt, als junge Larve erkennen. Diese entsprechen dem Stadium, wie es Grassi in Fig. 31a oder b (Augenform), respektive 32a (Nasenlöcher) der Taf. I abbildet. Die Pigmentation besteht aus drei deutlichen großen Pig- menlflecken unterhalb der Pectorale hinter dem Kopfe (seitlich vom Herzen), weiters aus zwei sehr undeutlichen schräg über- einander (der größere obere etwas hinter dem unteren) liegen- den Pigmentflecken vor der Pectorale, aus einer dichtge- drängten Reihe von etwa 106 ventralen Pigmentpunkten, die, auf dem achten Myomer hinter dem Kopfe beginnend, bis zum After zieht, gewöhnlich in Gruppen von 2, 3 oder 4 enger an- einandergereiht und nur stellenweise etwas größere Zwischen- räume aufweisend, und schließlich aus ungefähr 25 unmittelbar sich aneinander schließenden Pigmentpunkten zwischen After und Caudale. Außerdem liegt über der Wirbelsäule vor der Caudalbasis ein größerer Pigmentfleck. Die Pigmentierung entspricht also einem Zwischenstadium zwischen dem von Grassi bei einer 70 min langen Larve be- stehenden Verhalten und dem der etwa 135 mm langen als am weitesten entwickelt zu bezeichnenden Formen. Fische der achten »Najade«-Fahi1. 457 Auch die Verhältnisse des vorletzten und letzten Hypurale entsprechen den Angaben Grassi's; an das vorletzte setzen sich vier, an das letzte (obere) fünf Caudalstrahlen an. Leptocephalus conger (L.). Zwei Larven dieser Art wurden an der Oberfläche gefangen (Station J T^); die eine davon besitzt eine Gesamtlänge von 84-5 mm, die andere ist 95 ////// lang. Die größte Körperhöhe der kleineren beträgt 9-4 mm, die Entfernung des Afters von der Caudale 9*5, von der Spitze der Caudalflosse 10 "8, die der Schnauzenspitze von der Rücken- flosse 61, die Kopflänge 6-5, die Länge der Pectorale etwa 1 "5 //////. In der Gesamtlänge ist demnach die größte Körperhöhe 8 -99 mal enthalten, die Entfernung des Afters von der Caudal- wurzel 8*89mal, von der Spitze der Caudale 7"82mal, die Ent- fernung der Dorsale von der Schnauzenspitze 1 ■39mal und die Kopflänge 13 mal. Die Länge der Pectorale ist in der Kopflänge 4 -03 mal, die letztere in der größten Körperhöhe 1 -45 mal ent- halten. Der vordere Teil des Körpers ist ziemlich dick, der Kopf klein, gedrungen, die Stirn fällt im Bogen zur Schnauzenspitze ab. Das Auge ist noch deutlich queroval, der Unterkiefer unbedeutend länger als der Oberkiefer, die Zahnformel zeigt 2.6.16 , folgendes Verhältnis:—-- • Insbesondere die hmtersten 2. 16 Zähne sind sehr schwer zählbar, ohne das Exemplar zu zer- stören oder zu schädigen, und daher sind diese Angaben betreffs der letzteren Zähne möglicherweise um ein bis zwei Zähne ungenau; dies gilt auch von dem nächsten Exemplar. Es sind 154 Myomeren vorhanden, von denen 30 auf den postanalen Teil des Körpers entfallen. Die Pigmentierung besteht aus ungefähr 23 ventralen (abdominalen) Pigmentflecken vor der Anale, deren erster am vorderen Rande der 18. Myomere beginnt; hinter dem 10. Pig- mentfleck liegt ein größerer Zwischenraum. Die hinter dem After gelegene Pigmentierung beginnt beträchtlich hinter der Stizb. d. mathem.-naturvv. KI. , CXXIII. Bd., Abt. I. 32 458 V. Pietschmann, Mitte der Entfernung des Afters von der Caudalwurzel mit sehr feinen Pigmentpunkten, die gegen die Caudale zu etwas größer und dichter gedrängt werden. Die Pigmentierung der Caudalbasis entspricht den Angaben Grassi's (op. cit., p. 58). Sie nimmt ungefähr ein mit der Spitze gegen das Schwanzende gerichtetes spitzwinkeUges Dreieck mit etwas konvex gebogener Basis ein, das einzelne Pigmentpunkte noch weiter auf die äußeren Strahlenteile der mittleren Caudalstrahlen entsendet. In der Körpermitte, auf derWirbelsäule, liegen 9 Pigmentflecke, der erste von ihnen schräg hinter dem After. Die Maße des 95 Wim langen Exemplares sind folgende: größte Körperhöhe 9"2 mm, Entfernung des Afters von der Caudalwurzel 10-5, von der Spitze der Caudale 12, Entfernung der Rückenflosse von der vSchnauzenspitze 61 '5, Kopflänge 6*8 imd Länge der Pectorale ungefähr 1 -8 mui. Zur Totallänge verhält sich demnach die größte Körper- höhe wie 1 : 10 "33, die Entfernung des Afters von der Caudal- wurzel wie 1 : 9-05, die des Afters von der Spitze der Caudale wie 1 : 7-92, die Entfernung der Dorsale von der Schnauzen- spitze wie 1 : 1-54, die Kopflänge wie 1 : 13"97. Die Länge der Pectorale ist in der Kopflänge 3* 78, letztere in der größten Körperhöhe 1 -35 mal enthalten. Im ganzen sind 155 Myomeren zu zählen, von denen 29 hinter dem After liegen. Die Form des Kopfes und Körpers gleicht der beim vorigen 2-7.16 Exemplar, die Zahnformel ist ungefähr ~T^Tr7:~~rr . Die Pig- r . ö 1 (2?). 17 mentierung besteht aus 34 abdominalen Pigmentpunkten vor dem After, von denen der erste auf der 15. Myomere liegt. Hinter dem After beginnt die Pigmentierung mit ganz winzigen Pünktchen, die gegen hinten zu immer dichter und auch etwas größer werden, besonders nach der Mitte desAbstandes zwischen After und Caudalbasis. Die Caudalbasis ist in gleicher Weise wie beim ersten Exemplar, nur ein wenig stärker, pigmentiert. Auch an der Basis der Dorsale sind auf dem äußersten Schwanz- teile einige feine Pigmentpunkte hintereinander gelagert, die aber nicht so weit nach vorne ziehen wie die zwischen After Fische der achten »Najade«-Fahrt. 459 und Caudale. In derKörpermilte längs des Rückgrates befinden sich 10 Pigmentflecke, von denen der erste etwas vor dem After steht. Die Verhältnisse des letzten und vorletzten Hypurale ent- sprechen im allgemeinen vollständig den Angaben Grassi's (op. cit. p. 59). Dagegen ist \'on einer Pigmentierung unterhalb der Pectorale über dem Herzen, die der eben erwähnte Autor als konstant angibt, nichts zu sehen. Anaeanthini. Gadus poutassou Risso. Ein 48 7/^;/^ langes Exemplar dieser Art wurde auf der Station Aa mit dem Vertikalnetz (Tiefe 0 bis 350 in) gefangen. Die wichtigsten Maße sind folgende: Kopflänge \2-8min, größte Körperhöhe beim Hinterrand des Kiemendeckels 7 ■bium, Höhe des Schwanzstieles 3, Augendurchmesser 3-8, Länge der Dorsalbasis 4"5|4'8j7"6, der Analbasis 15|8'47//77z. In der Gesamtlänge ist die Länge des Kopfes also 3' 75 mal, die Länge der Caudale 6 mal, die größte Körperhöhe 6'4mal enthalten, die Länge der einzelnen Flossen verhält sich zu der der ersten Rückenflosse wie 1 : 1 -07 : 1 -69 : 3-33 : 1-87; die Schnauzenlänge gleicht der Interorbitalbreite und ist in der Kopflänge 3 "66 mal enthalten, der Augendurchmesser, der etwas größer als die Schnauzenlänge ist, 3-37 mal, die Höhe des Schwanzstieles 4* 27 mal. Die Flossenformel ergibt folgendes: D 12|13|23, A 35|27, P 20, F 6. Die Verhältnisse der zweiten Anale bestätigen also die Angabe Lilljeborg's, der ebenfalls als Maximalzahl für diese Flosse 27 Strahlen angibt (Smitt, Scand. Fish., p. 511, gibt nur 25 als Höchstzahl an). Die gleiche Zahl hat übrigens auch Schmidt bei einem 32 min langen Exemplar konstatiert (The pelagic stages Atlantic spec. of Gadus, in Meddel. Havunder- sögelser, Fiskeri, Bd. I, p. 61). Die Form der Flossen, insbesondere der beiden ersten Rückenflossen, ist von der des erwachsenen Tieres ziemlich 460 V. Pietschmann, deutlich verschieden. Die beiden ersten Dorsalen sind spitz, die hintere freie Kante ist deutlich konkav, während sie beim erwachsenen Tier leicht konvex gekrümmt erscheint. Der untere Rand der ersten Anale verläuft nahezu geradlinig, nicht in konvexem Bogen wie beim ausgewachsenen Tier. Längs der Seitenlinie sind 26 große, ziemlich lange Aus- führungsgänge von Schleimkanälen, die durch verhältnismäßig große Zwischenräume voneinander getrennt sind, zu zählen. Der After liegt schon senkrecht unterhalb des Basis- beginnes der ersten Dorsale. Fig. 6. Gadiis potitassoii R i s s o ; Jungfisch. \^on dem schwarzen Fleck in der Pectoralachsel ist noch nichts zu sehen. Die Pigmentierung entspricht vielmehr noch vollkommen den von Schmidt in dem oben erwähnten Werke angeführten Verhältnissen. Auf der Stirn und dem Hinterkopfe zeigt das Exemplar eine sehr charakteristische dunkle Färbung; sie wird in der Medianlinie durch einen etwa breitnagelförmigen weißen Raum, dessen Spitze nach hinten gerichtet ist, unterbrochen, wie dies in Textfig. 7 dargestellt erscheint. Diese Abbildung zeigt auch die übrigen Verhältnisse des Kopfes (Stellung der Nasenlöcher, dunklere Färbung der Schnauze usw.). Die Tatsache, daß ein verhältnismäßig so frühes Stadium von Gadus pontassou in der Adria gefunden wurde, zeigt aufs neue, daß die Art nicht die rein atlantische Form darstellt, für die sie Schmidt nach seinen Untersuchungen ansehen möchte. Denn es ist ja doch nicht anzunehmen, daß das Ei, aus dem das vorliegende Exemplar sich entwickelt hat, außerhalb der Straße von Gibraltar gelaicht worden ist. Wir müssen also auch Fische der achten "Najade« -Fahrt. 461 — wie sich das übrigens schon aus der mehrfach zitierten Arbeit von Fage (op. cit., p. 31) annehmen läßt, der aus der Umgebung von Monaco zwei ganz junge Larven dieser Art von 7 bis Siniii Länge und außerdem ein 41 mm langes Exem- Fig. 7. Kopf des Jungfisches von Gcidns puutassou Risso. plar angibt — wenigstens innerhalb des Mittelmeeres, wenn nicht in der Adria selbst, das Vorhandensein von Laich- plätzen des Gadus poutassoti als sicher betrachten. HeteFOsomata. Platophrys podas (De la Roche). Taf. 6, Fig. 1 , 2. Drei Jungfische von 15-5, 25 und 35«///; Gesamtlänge wurden auf Station IT^ an der Oberfläche gefangen. Eine kleine Tabelle der einzelnen Körpermaße und Ver- hältniszahlen zeigt folgendes: Gesamtlänge :0 :0 2. O :^ ü - s 2o ■.^0 9 qi; oS. OD C 1:3 ü 15-5 25 35 12-9 20-5 28-4 8-5 15-8 18 3-4 4-8 6 1-82 1-58 1-94 4-56! 5-21 ! 5-83! 5-96 5-56 5-30 Bemerkenswert bei diesen Zahlen ist, daß sich hier schon deutlich die Tatsache ausdrückt, daß der Kopf auch bei solch jungen Stadien verhältnismäßig beträchtlich weniger wächst als der übrige Körper, was sich ja auch in dem raschen Ansteigen 462 V. Pietschmann, seiner Verhältniszahl in bezug auf die Gesamtlänge zeigt, während hinwieder die Caudale, die bei dem kleinsten Stadium noch sehr wenig entwickelt ist, sehr rasch im Wachstum fort- schreitet, was ja wieder darin seinen Ausdruck findet, daß bei den älteren Stadien ihre Länge nur mehr weniger oft in der Gesamtlänge enthalten ist als beim jüngsten. Im Verlauf des Wachstums erleidet auch die Stelle der größten Körperhöhe eine Verschiebung nach hinten: bei den beiden kleinen Exemplaren konnte sie in der Höhe des Afters quer über den Körper gemessen werden, während sie beim größten Tier in einiger Entfernung hinter der Ausmündung des Afters liegt. Was die Zahl der Flossenstrahlen betrifft, so zeigt das kleinste Exemplar folgende Verhältnisse: 1)87, .^63, C17, V6, das mittlere D89, A68, C18, V7, das größte Z)89, .4 68, C17, T'6. Die Strahlenanzahl der Pectorale, die besonders bei dem kleinsten Exemplar noch außerordentlich wenig entwickelt ist, war nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Bei dem kleinsten Exemplar konnte ich 39 Wirbel zählen. Alle drei Tiere stellen noch Stadien vor der Augenwande- rung dar; das rechte Auge ist also noch nicht auf die linke definitive Augenseite hinübergewandert. Die Augen sind intensiv blauschwarz gefärbt und sind dadurch sehr stark in dem im übrigen völlig pigmentlosen Körper bemerkbar. Bei allen drei Exemplaren ist auch das Gehirn deutlich sichtbar, desgleichen der Darmtractus, der, in mehreren Win- dungen verlaufend, in den röhrenförmig über der Ventralkante vorstehenden Analabschnitt mündet. Es ist bemerkenswert, daß die Gesamtstellung des Darm- tractus in bezug auf die horizontale Körperachse sich mit zunehmendem Alter verschiebt. Während sie bei dem jüngsten Exemplar noch steil nach hinten aufwärts gerichtet ist, senkt sie sich dann immer mehr mit dem mittleren und oberen Teile nach hinten. Zugleich tritt eine verkehrt S-förmige Gestalt (2) der ganzen letzten Darm windung immer stärker in Erscheinung. Fische der achten »Najade«-Fahi-t. 463 Tafelerklärung. Tafel I. Fig. 1. Larve von Slotiiias boa (Risso), 5 fach vergrößert. Fig. 2. Larve von Cyclothone signata G arm an, 12 fach vergrößert. Fig. 3. Ganz junge Larve von Vincigtterria lucetia (Garman), 27fach ver- größert. Kopf und Vorderkörper von oben, Hinterkörper seitlich gedreht. Tafel IL Fig. 1. Kopf der in Fig. 2 dargestellten älteren Larve von Vinciguerria lucetia (Garman), 13 fach vergrößert von oben. Fig. 2. Ältere Larve von Vincigiierria lucetia (Garman), 6 fach vergrößert. Fig. 3. Larve einer Sternoptychidenform, 13 fach vergi'ößert. Fig. 4, 5. Zwei Larvenstadien von Valencienelltts tripunctulattis (Esmarck), 12 und 91/0 mal vergrößert. Tafel III. Fig. 1. Junge Larve von ? Argyropelccus hemigymnus Cocco, 16 fach ver- größert. Fig. 2. Larve von Argympelecus heiiiigyiimus Cocco, 16 fach vergrößert. Fig. 3. Jungfisch von Argyropelecus hemigyinnus Cocco, 9 fach vergrößert. Fig. 4. Jungfisch von Vincigtierria lucetia (Garman), 5 fach vergrößert. Tafel IV. Fig. 1. Cir/o/7rone s/§'«a^fl (Garman), 4fach vergrößert. Fig. 2, 3. Larven \on Myctophum benoiti (Cocco), 13 und Sfach vergrößert. Fig. 4. Larve einer Myctophidenspecies, 10 fach vergrößert. Tafel V. Fig. 1. Junge Larve von Paralepis } speciosus Bellotti, 1 1 fach vergrößert. Fig. 2. Larve von Myctophum crocodilum (Risso), Sfach vergrößert. Fig. 3. Larve einer Paralepis-Avt, 6 fach vergrößert. Tafel VI. Fig. 1,2. Jungfische von Plaiophrys podas (De la Roche), beide 3fach vergrößert. Fig. 3, 4. Jungfische von Paralepis specwsus Bellotti, 3 und Sfach ver- größert. Fig. 5. Kopf einer Lar\'e von Stoinias boa (Risso) \'on unten, lOfach ver- größert. Pietschmann: Fische der achten »Najade«-Fahrt (Jungfische). Taf. I. Jos. Fleischmann n. d. Nat. gez. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d.kais. Akad, d.Wiss.,math.-naturw. Klasse, Bd.CXXIII, Abt. I, 1914. Pietschmann: Fische der achten »Najade«-Fahrt (Jungfische). Taf. II. Jos. Fleischmann n. d. Nat. gez. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d.Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXXIII, Abt. 1, 1914. Pietschmann: Fische der achten »Najade«-Fahrt (Jungfische). Taf. III. Jos. Fleischmann n. d. Nat. gez. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. l'Peu de temps apres la fecondation, on trouve dans le sac embryonnaire un certain nombre de noyaux et deux cloison transversales. La cloison superieure isole la partie anterieure du sac oü Ton peut voir l'oeuf, les synergides en voie de resorption et des noyaux d'albumen. La cloison inferieure isole egalement une partie chalazienne ou l'on trouve egalement des noyaux d'al- bumen et la trace des antipodes resoutees.« Die ersten Teilungs- stadien des Endospermkerns sind daher nicht beschrieben, doch dürften diese aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso zur Wand- bildung führen, wie bei der nahverwandten Gattung Pieris, während die Kernteilungen in diesen so gebildeten Kammern erst später erfolgt. Von den anderen embryologisch unter- suchten Andromedeen ist nur bei Aiidromeda selbst die Endospermbildung beschrieben, die hier ohne Bildung von Querwänden nuclear vor sich geht. Die gleichen Verhältnisse sind bei den Vaccinieen, Arbuteen, Ericeen und Rhodoraceen festgestellt worden. Die Bicornes sind durch das Auftreten von Haustorien charakterisiert. Während bei den Formen mit zellularem Endosperm die beiden äußersten Endospermzellen dieses ver- stärkte Wachstum zeigen und zu einem Haustorium werden, bildet sich bei den nucleares Endosperm führenden Fami- lien ein Makrosporenhaustorium aus, indem der Embryosack selbst stark auswächst und an seinen Enden blasenförmige Aus- buchtungen entwickelt, in welche einige Endospermkerne ein- wandern. Die Größe dieser Haustorien ist verschieden, sie Endospermbildung bei Angiospermen. 525 erreicht bei Arbutus, Vaccminm und Calhma ihr Maximum, ist bei Andromedeen und Rhodoreen bereits viel geringer, bei Ericeen insbesondere an der Chalaza sehr reduziert. Die ge- ringsten Dimensionen weisen jedoch die Haustorien in ihrer Ausbildung als Endospermhaustorien bei den Monotropeen und- Piroleen auf. Für Sarcodes und Pieris sind dieselben überhaupt noch nicht beschrieben, dürften jedoch in späteren als den bei der Untersuchung verfügbaren Stadien wohl auch auftreten. Ein Vergleich der Bicornes auf Grund des hier behandelten Merkmalkomplexes ergibt, daß sie einerseits Formen mit zellularer Endospermbildung umfassen, wie die ganzen Pirolaceae und einige Andromedeae, sonst aber nucle- ares Endosperm ausbilden. Die ganze Reihe erscheint ferner durch das Auftreten von Haustorien ausgezeichnet, die im Falle zellularer Endospermbildung nur schwach entwickelt sind und morphologisch einer Endospermzelle entsprechen, bei den anderen Formen eine verschiedene Größe zeigen und Ausstülpungen der Makrosporen darstellen. Diese Verhältnisse der Bicornes erscheinen in Anbetracht dessen bedeutungsvoll als diese Reihe der Sympetaleae indirekt von den Polycarpicae abgeleitet wurde, welchen sie sich in den Pirolaceae und Andromedeae durch Ausbildung zellularen Endosperms und eines schwachen Haustoriums auch was die hier behandelten Merkmale betrifft, leicht angliedern lassen. Dagegen dürfte das Verhalten der nucleares Endosperm und ein Makrosporenhaustorium aufweisenden Formen, soweit sich ohne Kenntnis der Giittiferales überhaupt etw^as sagen läßt, als abgeleitet erscheinen. Für die Primulales konnten, im Gegensatz zum relativ großen Befundmaterial der Bicornes, fast keine diesbezüglichen Angaben gefunden werden. Aus der Arbeit von Jaensch ist nur zu entnehmen, daß die Myrsinaceae einen äußerst dünnen protoplasmatischen Wandbelag ausbilden, woraus wohl auf nucleares Endosperm geschlossen werden muß. Für die Diospyrales, deren Embryologie noch sehr spär- lich untersucht ist, scheint, was die Endospermbildung betrifft, noch nichts festsrestellt zu sein. 526 E- Jacob sson-Stiasny, Unter den Convolviilales findet man für Cnsaita vielfach die Entwicklung nuclearen Endosperms angegeben. Eine Darstellung der Endospermentvvicklung bei den Tubifloren und eine Ableitung von Verwandtschafts- beziehungen auf Grund derselben ist mit außerordentlicher Schwierigkeit verbunden. Dies kommt vor allem daher, daß die Mehrzahl der Untersuchungen sehr lückenhaft ist oder nicht absolut zuverlässig zu sein scheint. Hiervon macht in erster Linie die vorzügliche Bearbeitung der Scrophulariaceen, die Schmid zu danken ist, eine rühmliche Ausnahme. Es dürfte daher am Platze sein, die diesbezüglichen Resultate zuerst zusammenzustellen und auf die Lücken und augen- scheinlich irrtümlichen Auslegungen hinzudeuten, um dann einige auf diese Weise leicht nachprüfbare und ergänzungs- fähige phylogenetische Vermutungen aussprechen zu können. Jedenfalls erscheint die Endospermentwicklung bei den Tubi- floren keineswegs einheitlich, es dürften aber schon auf Grund der bisherigen Resultate einige dieser Typen miteinander in Beziehung zu setzen sein. Bei den Polemoniaceen findet sich nach Billings Befunden zuerst nur ein zahlreiche Kerne enthaltender Wand- belag. Was die Ausbildung der Makrospore selbst betrifft, so entwickelt sich die Basis des Embryosacks bei Leptosiphon androsace zu einem außerordentlich langen, schlauchförmigen Haustorium, das den beiden anderen bisher untersuchten Gattungen, respektive den von ihnen untersuchten Spezies Polemonium ßavum und Phlox Drummondi fehlt. Über die Hydrophyllaceen liegen bisher auch nur wenige, zum Teil von Billings herrührende Angaben vor, aus welchen man jedoch kein klares Bild der Endospermbildung gewinnen kann, da er nur sagt, daß sich dasselbe gleich nach der Befruchtung entwickelt und den Embrj^osack mit Gewebe erfüllt. Es läßt sich aus dieser Benierkung wohl nicht ersehen, ob es hier direkt zu einer Gewebebildung durch Zellteilung kommt oder ob zuerst nucleares Endosperm entsteht. Dagegen kann man aus dieser Arbeit entnehmen, daß bei den Hydro- phyllaceen wohl kein eigentliches Haustorium gebildet wird, Endospermbildung bei Angiospei'inen. 527 daß der Embryosack jedoch zweifellos durch sein äußerstes basales Ende mit Hilfe der langgestreckten Leitungszellen eine größere Nahrungsmenge beziehen kann, als durch die übrigen Teile seiner Oberfläche. Für die Bor ragin een wurde, was aber vielleicht doch der Nachprüfung bedarf, von Hofmeister die Ausbildung von nuclearem Endosperm, von Tulasne das Fehlen aller haustoriellen Anhänge festgestellt. In Jodin's Untersuchung der Nolanaceen konnte leider keine Einsicht genommen werden. Bei den Solanaceen hat Guignard die Ausbildung zellularen Endosperms nachgewiesen, dessen durch die erste Teilung der Endospermzelle gebildeten beiden Kammern in gleicher Weise durch Ausbildung von Querwänden an der weiteren Entwicklung teilnehmen, so daß nach Coulter und Chamberlains Terminologie ein vielkammeriger Embryosack resultiert. Haustorien sind bisher nicht nachgewiesen worden. Die Scrophulariaceen verhalten sich, was die Ent- wicklung von Haustorien und Endosperm betrifft, keineswegs einheitlich, so daß Schmid vier verschiedene Arten der Endo- spermbildung aufstellen kann. Bei den Gattungen Verbascmn, Scrophnlaria und Digitalis besitzen die ersten Endosperm- zellen ein gleichartiges Aussehen und füllen in vier Längs- reihen den ganzen Embryosack aus. Früh werden aber die obersten und untersten vier Zellen des jungen Nährgewebes von den weiteren Teilungen ausgeschaltet, so daß also nur der zwischen ihnen liegende, allerdings größere Teil des Embryosacks sich in der Folge zum Nährgewebe entwickelt. Linaria und Antirrhimim gehen bereits einen Schritt weiter, indem hier durch die erste Querwandbildung zum Vorhinein ein etwa die Hälfte der Makrospore einnehmender unterer Teil abgeschnürt wird und nur der obere das Endosperm erzeugt. Es ist also offenbar eine Reduktion eingetreten, die noch deutlicher bei einer dritten Gruppe zutage tritt, welche die Gattungen Alectorolophtis und Lathrea (teilweise) umfaßt, bei diesen bleibt nicht nur der untere Teil des Embryosacks zellenleer, sondern es werden auch in der Mikropj^lgegend 528 E. Jacobsson-Stiasny, von Anfang an nur noch zwei Zellen ausgebildet, die sich in der Folge nicht mehr teilen. Die weitgehendste Reduktion treffen wir jedoch bei Veronica, Eiiphrasia, Pedicularis, Tozzia und Melainpyrum. Hier wird durch zwei erste Quer- teilungen eine kleine Zelle aus dem mittleren Teil des Embryo- sackes herausgeschnitten, aus der allein das Nährgewebe hervorgeht, die also mit Hofmeister als Endospermmutter- zelle aufgefaßt werden kann. Diese Zelle liefert regelmäßig durch Quer- und Längsteilungen vier Längsreihen symmetrisch angeordneter Zellen, deren Teilungen erst von einem gewissen Stadium an nicht mehr gesetzmäßig erfolgen.« Diese Vertreter. verschiedener Endospermtypen weisen nach Schmid auch entsprechende Abweichungen in der Ausbildung von Hausto- rien auf, die jedoch in allen Fällen, ihrer Entstehung nach, Endospe:mellenz darstellen. Während bei der ersten Gruppe noch Mikropylar- und Chalazahaustorium aus vier einkernigen Zellen gebildet werden, ist bei Linaria und Antirrliimini nur mehr das Mikropylarhaustorium in seiner ursprünglichen Aus- bildung erhalten, das Chalazahaustorium zu einer zweikernigen Zelle reduziert. Die gleiche Reduktion desselben findet sich auch bei den zwei anderen Gruppen, die aber in der Aus- bildung des Mikropylarhaustoriums insofern zwei verschiedene Entwicklungsstufen darstellen, als dasselbe bei Lathrea und Alectorolopktis von zwei zweikernigen, bei der letzten Gruppe von einer einzigen vierkernigen Zelle aufgebaut wird. Über das Verhalten der Lentibulariaceen läßt sich kein ganz klares Bild geben. Bei den Utricnlaria- Arten hat Merz zweifellos eine sich haustoriell verlängernde Makrospore und nucleares Endosperm nachgewiesen und diese Bildung für Utricnlaria inßata folgendermaßen beschrieben: »Nach der Befruchtung teilt sich der sekundäre Embryosackkern, diese beiden Kerne bilden die Grundlage zur Bildung des Endosperms. Diese beiden Endospermkerne teilen sich nun mehrmals sehr rasch. Es wandern je zwei in die beiden haustorialen Embryosackteile. Man kann hier von einer Diffe- renzierung der Kerne sprechen, denn alle übrigen Endosperm- kerne umgeben sich mit Protoplasma und einer Zellmembran, d. h. die mittlere Embryosackzone erleidet eine Endosperm- Endospermbildung bei Angiospermen. 529 Zellteilung, während die beiden haustoriellen Enden einer solchen nicht unterworfen sind. Merz schließt sich hier, wie aus dem Zusammenhang zu ersehen ist, der Straßburger'schen Unterscheidung von Zellbildung und Zellteilung nicht an, da man diesen Vorgang hier sonst als Endospermzellbildung bezeichnen müßte, weil wir es hier mit nuclearem Endosperm und nachträglicher Wandbildung zu tun haben. Da er den gleichen Ausdruck für Pinguicula vul- garis ohne genaue Schilderung des Vorganges anwendet, so dürfte hier wohl auch die gleiche Art der Endospermbildung vorliegen und diese Gattung sich nur durch das völlige Fehlen von Haustorien unterscheiden. Die Gattung Polypompholyx scheint mit Utrictilaria im wesentlichen übereinzustimmen. Hier wächst, während die mittlere Zone durch freie Zellbildungmit Endosperm füllt, das ter- minale wie auch das basale Ende nach Lang's Beschreibung zu einem Haustorium aus: Anfänglich schwillt das terminale Ende des Embryosackes bauchig an, indem später eine Längswand in dieser Anschwellung auftritt, werden zwei große Haustorialzellen gebildet, die keine weitere Teilung mehr erfahren, aber dendritisch aussprossen, wie es bei an- deren Utriculariceen nicht der Fall zu sein scheint. Der sekun- däre Embryosackkern teilt sich in der Mitte des Embryosackes; der eine so entstehende Kern wandert gegen die Chalaza und bildet dort durch Teilung die beiden Haustorialkerne, während der in der Mitte des Sackes verbleibende Kern sich nochmals teilt; die eine dieser Kernhälften wandert nach dem basalen Haustorium und bildet hier die Grundlage zu den beiden anderen Haustorialkernen.« Wir haben es nach dieser Schilderung auch hier mit einer haustoriell auswachsenden Makrospore und nuclearer Endospermbildung zu tun. Der Unterschied zu den Utricularia- Arten liegt in der Vergrößerung der Haustorien, deren terminales Wandbildung zeigt. Bei Byhlis gibt Lang an, daß die mittlere Zone des Embryosackes an der Haustorienbildung nicht teilnimmt, tonnenförmig an- schwillt und sich durch freie Zellteilung mit Endospermgewebe füllt. Da eine nähere Beschreibung der Endospermentwicklung nicht vorliegt, so ist es nicht möglich, zu ersehen, ob es sich Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 37 530 E. Jacobsson-Stiasny, hier wirklich um Zellteilung handelt oder ob Lang ebenso wie Merz keinen Unterschied in der Terminologie macht. In diesem Fall würde Byhlis sich unter den Utriculariaceen nur in der Höchstentvvicklung der Haustorien unterscheiden, die hier ebenso wie bei den anderen durch mehrere Lagen plattenförmiger, verkorkter Zellen vom eigentlichen Endo- spermkörper abgeschnürt werden, selbst aber aus zahlreichen zartwandigen Zellen aufgebaut werden. Von den Orobanchaceae konnten bei Philipaea coerulea und Orobanche-Avten diesbezüglich Befunde festgestellt werden. Bei diesen Gattungen wird der Embr3'osack durch die erste Querwand in zwei Kammern geteilt, von welchen nur die obere das Endosperm bildet, die untere wohl nicht direkt als Haustorium bezeichnet werden kann, doch immerhin bei diesen Formen, und zwar bei Orobanche in geringerem, bei Phili- paea in höherem Grade mehr, eine aktive Rolle zu spielen scheint. In der Ausbildung des Endosperms zeigt sich zwischen diesen beiden Gattungen auch insofern ein Unterschied, als nach Bernard bei Philipaea eine Differenzierung auftritt, die Orobanche fehlt. Dieser Forscher hat nämlich bei Pliilipaea »eine besondere Bildung gefunden, welche die Tendenz des Endosperms zum Parasitismus zum Ausdruck bringt«. Die obere Endospermkammer teilt sich hier zuerst durch eine Quer-, dann durch eine Längswand; die beiden oberen Zellen vermehren sich nicht weiter, wachsen aber nach beiden Seiten aus und ragen ein wenig ins Integument vor; Bernard faßt sie als Andeutung einer haustorialen Bildung auf, worin er sich durch die großen, stark gefärbten Kerne beider Zellen bestärkt sieht. Cook hat die ersten Teilungsstadien des Endosperms bei den Gestieriaceae, und zwar bei der Gattung Rhyti- dophyllnm beschrieben. Hier rücken die beiden ersten Tochter- kerne weit auseinander und sind durch eine Zellwaad getrennt; beide Kerne erleiden nun häufige Teilungen und bilden ein zellulares Endosperm. Haustorien hat er für diese Gattung nicht festgestellt. Balicka hat sich mit einer anderen Gattung, mit Klitgia, beschäftigt, jedoch die ersten Teilungsstadien des Endosperms nicht angegeben. Bei dieser Form soll sich der Embryosack nach der Befruchtung außerordentlich langstrecken Endospermbildung bei Angiospermen. Ool und eine Art mit einem Rerne versehener Ampulle bilden, die wohl als Haustorium zu betrachten sei. Diese haustoriale Bildung, die bald verschwindet, dürfte nach Abbildung 39 wohl eine später zweikernige Endospermzelle darstellen und vielleicht der unteren Kammer von Rhytidophylliitn ent- sprechen. Allein darüber läßt sich ohne Nachuntersuchung nichts Bestimmtes aussagen. In der Mikropylenregion ent- wickelt sich nach Balicka jedenfalls ein kleines vierteiliges spindelförmiges, unverzvveigtes, plasmareiches Haustorium. So dürften die Gesneriaceen in dieser Hinsicht wohl mit be- stimmten Scrophiilariaceae übereinstimmen, worauf Balicka auch selbst hingewiesen hat. Die Bignoniaceen scheinen bisher nur von Hofmeister diesbezüglich untersucht worden zu sein, der die besondere Länge des an beiden Enden verbreiterten Embryösacks hervor- hebt. Das erste Teilungsstadium des Endospermkerns ist nicht beschrieben. Es ist daher nicht erkennbar, ob die beiden Kam- mern des Embryosacks durch eine Querwand voneinander getrennt sind. Jedenfalls verhalten sie sich ganz verschieden- artig, indem in der oberen Anschwellung einige freie »Zell- kerne und Zellen« auftreten, die später ohne Bildung eines geschlossenen Gewebes wieder verschwinden, während die untere Anschwellung von einer einzigen großen Zelle ein- genommen wird, welche sich durch wiederholte Quer- und später auch Längsteilungen zu einem vorerst aus vier Längs- reihen bestehenden Zellkörper entwickelt. Nach dieser Schilderung haben wir es hier im oberen Teil mit nuclearem, im unteren mit zellularem Endosperm zu tun. Ein Haustorium scheint nicht vorzukommen, wenn man nicht das lange Mittelstück des Embryosacks als solches auffassen kann. In die Nähe der Bignoniaceae wurden die Pedaliaceae gestellt. Dieselben wurden von Balicka in mehreren Gattungen und von Oliver in der Gattung Trapella untersucht. Die ersten Stadien der Endospermbildung sind jedoch nicht beschrieben worden. Bei Martynia biloba zeigt sich schon in einem frühen Zeitpunkt eine Differenzierung des Endosperms in einen oberen eiförmigen Teil und zwei in die Chalaza gerichtete, 532 E. Jacobsson-Stiasny, parallele Endospermreihen, von welchen die untersten, sehr langgestreckten Zellen ein schwaches Haustorium darstellen. Ein solches Haustorium findet sich auch an der Mikropyle, wird hier jedoch von vier Endospermzellen aufgebaut. Ein Vergleich dieser Abbildungen mit den von Oliver für Trapella gege- benen, läßt es sehr wahrscheinlich erscheinen, daß wir es hier mit den gleichen Verhältnissen zu tun haben und daß von Oliver eine feilsche Deutung vorliegt. Das Mikropylarhausto- rium soll nach diesem Autor den beiden Synergiden, das Chalazahaustorium der durch eine Längswand geteilten unteren Makrospore entsprechen, Verhältnisse, die zum Teil so un- gewöhnlich, zum Teil so einzigartig wären, daß diese Er- klärung nicht ohneweiters anerkannt werden darf. Man könnte vermuten, daß das obere als zweizeilig beschriebene Hausto- rium dem aus vier Endospermzellen gebildeten Mikropylar- haustorium von Martynia entspricht, wobei es noch möglich bleibt, daß in einem weiteren Schnitt zwei nicht vermutete Kerne zum Vorschein kommen würden, so daß man es also auch bei Trapella mit einem vierzelligen Mikropylarhaustorium zu tun hätte. Die beiden unteren Zellen des Chalazahaustoriums dürften \vo\\\ den beiden bei Martynia auftretenden Zellreihen respektive den untersten Zellen derselben entsprechen. Jedenfalls bedarf diese Untersuchung, schon von der Bildung des Arche- spors an, gründlicher Nachprüfung. Die Endospermbildung dürfte aber, wie aus der Abbildung zu entnehmen ist, wohl zellular sein. Die Acanthaceae, deren erste Endospermteilungsstadien bisher nicht beschrieben wurden, weisen in ihrer von Hof- meister gegebenen Abbildung große Ähnlichkeit mit den Bignoniaceen auf. Auch hier zeigt der Embryosack die aut- fällige Längsstreckung und entwickelt nur in einer unteren antipodialen Kammer das Endosperm. Für die Verhenaceae konnten bezüglich der Endosperm- bildung Angaben nicht festgestellt werden, dagegen haben Treub und Smith eine schwächere Entwicklung des chala- zalen und eine ganz ungeheuere Ausbildung des mikrop^^laren Endospermhaustoriums nachgewiesen. Bei den Labiatae hat bereits Tulasne die Ausbildung mächüger Haustorien beschrieben, ohne weiter auf ihren Endospermbildung bei Angiospermen. 5o3 morphologischen Wert und auf die Endospermentwicklung einzu- gehen. Die Spezialuntersuchung, die Sharp bei der Gattung Pkysostegia vorgenommen hat, wäre wohl geeignet, Licht in .diese Sache zu bringen, dürfte jedoch in einem Punkt eine falsche Deutung einschließen. Der Embryosack von Pliyso- stegia entwickelt hier noch vor dem jungen achtkernigen Stadium von der Antipodenregion aus einen lateralen Zweig, der schnell in das Integumentgewebe eindringt und, da er später fast das ganze Endosperm führen soll, den Endo- spermlobus vorstellt. In jungen Stadien schreibt Sharp ihm haustorielle Funktion zu. Für die Zeit der ersten Endosperm- teilungen gibt der Autor folgende Schilderung der Vorgänge im chalazalen Embryosackteil: »At about this time the anti- podal cell which lies nearest the sac cavity takes on an appearance quite different from the others. It becomes binucle- ate, the cytoplasm changes in character, staining more deeply and rapid enlargement causes its wall to become strongly convex. This enlargement continues until the cell bulges out conspicously into the embryosac cavity and its wall thus partitions off the small pocket in which it lies with the other antipodals. In stages somewhat later it bears much resemblance to the first few cells of the endosperm, but the possibility that it also is of endospermous origin is precluded b}'' the fact, that it has been observed side by side with an undoubted endosperm nucleus resulting from the triple fusion.« »The function of the cell in question is in all proba- bility haustorial, recalling the behaviour of the basal antipodal in several genera of the Galieae.« An einer anderen Stelle sagt er weiter: »The formation of the endosperm is of consi- derable interest. It is initiated bj^ the division of the endo- sperm nucleus, which occurs in the narrow region of the sac, near the haustorial cell.« . . . The division is accom- panied by a longitudinal wall running through the middle of the sac. . . . Extension continues until it comes into contact with the sac wall at or near the end of the endosperm lobe, while in the micropylar lobe it was not observed to do so an probably ends free.« »The cessation of endosperm forma- tion at an indefinite point results in nuclei being left free in 534 E. Jacobsson-Stiasny, the cytoplasm of the micropylar portion of the sac. These nuclei, usually two in number, enlarge and may occasionaly divide, the vvalls which appears on the spindle fibers being evanescent.« Aus dieser Darstellung Sharps ist direkt zu ersehen, daß sich heiPhysosiegia zuerst zellulares, in späteren Stadien auch ein wenig nucleares Endosperm ausbildet, daß dieses letztere je- doch, wie die späte Zeit seines Auftretens und seine kurze Dauer anzeigt, abgeleitet ist. Der zuerst haustoriell wirkende Endo- spermlobus entspricht einer Vergrößerung der Makrospore selbst. Dagegen dürfte die haustoriale Zelle wohl keineswegs als Antipode zu betrachten sein. Der Grund, aus welchem Sharp sich zu dieser Auslegung veranlaßt sah, war der, daß dieser Kern Seite an Seite mit einem zweifellos aus der drei- fachen Verschmelzung hervorgegangenen Endospermkern ge- legen ist. Doch dürfte dies aber wohl keinen Einwand da- gegen bilden, daß diese beiden Kerne als die ersten Teilungs- produkte des Embryosackkerns anzusehen sind. Auf diese Weise würde die zwischen ihnen auftretende Wand den Embryosack, wie es bei so vielen anderen Tubifloren der Eall ist, auch hier in zwei Kammern zerlegen. Während der von Sharp gemachte Einwand nicht als notwendiges Argument gegen diese Analogie betrachtet werden kann, erscheint die gleichzeitig geäußerte Auffassung dieses Kerns als vierten Antipodialkern bei einem Vergleich der Verwandtschaftskreise sehr unwahrscheinlich. Das plötzliche isolierte Auftreten einer solchen Entwicklungstendenz bei den Labiaten würde eine ganz merkwürdige, der Erklärung bedürftige Erscheinung bilden. Ebenso auffallend und eigenartig wäre aber die Abtrennung dieser vier ungleichartigen Antipoden durch eine einzige querliegende Trennungswand. Alle diese Gründe und die Ana- logie verwandter Formen sprechen dafür, daß wir es bei Physostegia mit einem zweikammerigen Embryosack zu tun haben, dessen chalazale Endospermzelle zu einem schwachen Haustorium wird, während die obere Teilzelle allein, zuerst zellular, später durch Reduktion der Zellwandbildung nuclear, das Endosperm ausbildet, dessen größter Teil in einer Endospermbildung bei Angiospermen. 535 seitlichen, anfangs haustoriell wirkenden Aussacivung der Makrospore zur Entwicklung kommt. Die gleichen Verhältnisse wie hier, dürften sich auch bei den von Tulasne unter- suchten Labiaten nur mit dem Unterschied finden, daß das Endosperm meist nicht in einer seitlichen Kammer, son- dern in einem Mittelteil des Embryosacks zu liegen kommt, wäh- rend das endospermale Chalazahaustorium und die haustoriellen Aussackungen der Makrospore bei den verschiedenen Formen dimensionelle Variationen zeigen. In der Ausbildung eines großen zellenfreien Hohlraumes zwischen der Mikropyle und dem Endosperm stimmen die Labiaten mit den Bignoniaceen und Acanthaceen überein. Da aber zwischen diesem Hohl- raum und der Endospermmasse, so weit die bisherigen Unter- suchungen reichen, keine Zellvvand liegen dürfte, ist es hier wohl nicht am Platz, im oberen Teil direkt von einer Kam- merung zu sprechen. Die Glohnlariaceae haben, was die Endosperm- und Haustorienentwicklungbetrifft, vor allem von Bill ings eine klare Darstellung erfahren. Aus dieser ist zu ersehen, daß zwischen den beiden ersten Endospermzellen eine Querwand zur Aus- bildung gelangt, die den Sack in zwei Kammern teilt, daß der in der unteren Kammer liegende Kern nur wenige Teilungen erfährt, der obere das ganze nucleare Endosperm liefert. Von den ersten so entstehenden Kernen wandern vier nach aufwärts und bewegen sich in dem hier entwickelten Fortsatz der Makrospore in den Mikropylkanal. Sie bleiben hier, nachdem sie an Größe etwas zugenommen haben, in der Zentralmasse liegen, während fadenförmige Auswüchse des Fortsatzes sogar bis in die Fruchtknotenwand eindringen. Einstweilen sind auch die anderen Endospermkerne dieser Kammer nach aufwärts gewandert und haben das nucleare Endosperm gebildet, während die Endospermkerne der unteren Kammer bis an die Basis, die ebenfalls eine starke hausto- rielle Verzweigung aufweist, vorgedrungen sind. Die gleichfalls von Billings untersuchten Myoporaceen zeigen, zum Unterschied zu den Globulariaceen, keine den Sack in zwei Kammern teilende Querwand, sondern ent- wickeln in der stark gestreckten Makrospore ausschließlich 536 E. Jacobsson-Stiasny, nucleares Endosperm. Die beiden Enden des Embryosackes zeigen hier eine haustorielle Anscliwellung. Schwieriger verständlich sind in dieser Hinsicht aus den Dar- stellungen und Abbildungen \^on Balicka-Iwanowska die Ver- hältnisse der Plaiitaginaceae. Über die ersten Teilungsstadien liegen keine Befunde vor, es wird nur ausgesagt, daß sich das Endosperm im oberen Teile der Makrospore bildet. »La base du sac forme un prolongement en coecum, qui se ramifie quel- quefois.« Aus den Abbildungen 46, 52 und 54 möchte man schließen, daß unter dieser »base du sac« eine untere durch die erste Teilung entstandene Endospermzelle zu verstehen sei, deren Kerne eine nochmalige Teilung eingegangen sind. Was die Entwicklung des Mikropylarhaustoriums betrifft, so gibt Balicka auch nicht genügend Gewißheit, daß es sich hier um auswachsende Endospermzellen handelt, wenn sie sagt: »ä cotee des synergides l'endosperme pousse deux ex- pansions«. Die Abbildung 47 und 51 würde wohl eher darauf hinweisen, daß wir es hier mit Aussackungen der Makro- spore und eingewanderten Endospermkerne zu tun haben, während andere, wie z. B. die genannten, eigentlich nur durch die Voraussetzung zellularen Endosperms zu verstehen sind. Wenn ferner Balicka von einer »division cellulaire endospermique« spricht, so dürfte darunter wohl nicht Zellbildung, sondern Zell- teilung zu verstehen sein, hi diesem Falle würde diese Familie,wie Balicka auf Grund der »configuration Interieure de Tcvule« im allgemeinen behauptet, auch in diesem speziellen Teil eine auffallende Übereinstimmung mit den Scrophiilaviaccae zeigen. Diese im Verhältnis zur Behandlung der anderen Reihen unproporüonell erscheinende Ausführlichkeit in der Schilderung der Ttihiflorae dürfte wohl in Anbetracht der schwierigen Aus- legung lückenhafter Darstellungen und in Berücksichtigung des Vorkommens vermutlich falscher Deutungen eine Berech- tigung finden. Bei anderen Gruppen, wie z. B. bei den Mono- cotyledonen erscheint eine solche Ausführlichkeit in der Dar- stellung abweichender Auslegungen nicht so notwendig, da hier bereits von Cook ähnliche Vermutungen ausgesprochen wurden und die Verhältnisse leichter zu überblicken sind, wie Endospermbildung bei Angiospermen. 537 bei der hier geschilderten Reihe. Diese Ausführlichkeit der Einzeldarstellung dürfte aber wohl, infolge der durch sie er- möglichten leichteren Kontrolle, eine größere Freiheit in der Anwendung der Vermutungen gestatten. Die phylogenetische Verwertung eines Einzelmerkmals, wie die Art der Endospermentwicklung und der damit in Ab- hängigkeit stehenden Haustorien allein, kann, wie stets so auch hier, nur zur Ergänzung und Korrektur vermuteter Be- ziehungen dienen. Auf Grund morphologischer Verhältnisse wurden die Solanaceae, da sie zellulares Endosperm und eine gekammerte Makrospore, dagegen nie haustoriale Bildungen aufweisen, als ursprüngliche Tubifloren erklärt und die Scrophtilariaceae ihnen angeschlossen, diese selbst wieder mit den ursprünglichen Tj^pen der Rosales in Zusammenhang gebracht. Was diese behauptete nahe Beziehung zu den Scrophulariaceae betrifft, so w^ürden sie sich auf Grund des hier behandelten Merkmal- komplexes vollständig bestätigen und sogar vermuten lassen, daß die Solanaceae die nächsten Verwandten der ursprüng- lichen Formen in der von Schmid auf Grund dieser Merk- male aufgestellten Reihe darstellen. In dieser Reihe erscheinen die Verhältnisse von Verbascum, Scroplmlaria und Digitalis als ursprünglich, da diese Gattungen das Endosperm in Form von vier Längsreihen gleichartiger Zellen ausbilden und noch schwache Haustorien entwickeln, die nur durch wenig modi- fizierte äußerste Endospermzellen gebildet werden. Sie ließen sich wohl in dieser Hinsicht den Solanaceae leicht anschließen. Bei den anderen verglichenen Scrophulariaceen tritt einerseits eine immer weiter fortschreitende Reduktion des allein das eigentliche Endosperm bildenden Embryosackteils und andrer- seits eine verstärkte Ausbildung der Haustorien auf. So wird bei Antirrhinum und Linaria durch die erste Querwand im basalen Teil des Embryosacks ein später zweikerniges Haustorium abgeschnürt. Dagegen entwickelt sich noch der ganze obere Teil zu einem Endosperm, dessen vier obere Zellen sich in gleicher Weise wie bei der vorhergehenden Stufe zu einem Haustorium umgestalten. Ein ferneres Entwicklungs- stadium stellen Alectorolophus und Latlirea dar, wo die 538 E. Jacobsson-Stiasny, Reduktion des endospermbildenden Teiles der Makrospore noch weiter vorgeschritten ist. Hier wird nicht nur nach unten die zweikernige Zelle, sondern es werden auch gegen die Mikro- pyle zu nur zwei mächtige, später zweikernige Zellen abgeschnürt und es gelangt das eigentliche Endosperm nur im Zwischen- raum zur Ausbildung. Diese Stufe ist auch gegenüber der vor- hergehenden durch die außerordentliche Mächtigkeit der Haustorialentwicklung ausgezeichnet, in der sie mit der letzten Gruppe, die von Verojiica, Eiiphrasia, Pedicularis, Melant- pyrmn und Tozzia gebildet wird, übereinstimmen. Diese Gattungen sind von der vorhergehenden Stufe dadurch ver- schieden, daß das Mikropylarhaustorium hier, im Sinne der deutlich erkennbaren Entwicklungstendenz, aus einer großen vierkernigen Zelle aufgebaut wird. Schmid stützt seine Hypo- these durch einige der ontogenetischen Entwicklung ent- nommene Tatsachen. Wir können im Sinne dieser Reihe innerhalb der Scrophu- lariaceen einerseits eine Reduktion der eigentlichen endo- spermbildenden Teile, andrerseits eine Weiterentwicklung der ursprünglich noch schwachen Haustorien feststellen. Es dürfte daher der Anschluß an die Solanaceae ganz ungezwungen erscheinen, da diese Familie haustorielle Bildungen entbehrt, sonst aber in der Kammerung der Makrospore überein- stimmt. Die folgenden Familien, welche von den Scropliu- lariaceae abzuleiten sind, zeigen eine mächtige Weiter- entwicklung der Haustorien. Was jedoch die Anknüpfung der Tnhiflorae an ursprünglichere Formen betrifft, so dürften die hier behandelten Verhältnisse wohl die Notwendigkeit einer kleinen Verschiebung des Anknüpfungspunktes vermuten lassen. Innerhalb der Rosales zeigen die Crassulaceen und Saxifragaceen Formen mit mächtigen haustorialen Bildungen, die an die Scrophulariaceen erinnern. Wenn diese Familie sich jedoch phylogenetisch den Solanaceen, welche den Übergang zwischen den beiden Reihen bilden sollen, anschließt und die Solanaceen der Haustorien entbehren, so dürften haustorien- lose Formen auch die Vorfahren der Tubifloren darstellen. Daß dieselben nicht unter den Rosales zu suchen sein dürften, er- scheint aus dem Grunde wahrscheinlich, daß diese ganze Endospermbildung bei Angiospermen. 539 Reihe entweder im ganzen Embryosack oder bei einer Zvvei- kammerung im oberen Teil nucleares Endosperm und zwar meist in Form eines Wandbelages zur Ausbildung bringt und nie wie bei den Solanaceen eine Vielkammerigkeit aufweist. Einer Anknüpfung an die Cabomboiäeae und Nymphaeoideae stehen die hier zur Ausbildung gelangenden mächtigen Hausto- rien und das Fehlen eines mehrkammerigen Embryosacks, einer Ableitung von den Nelumbonoideen in gleicher Weise das Ausbleiben einer fortgesetzten Kammerung in den beiden ursprünglichen Makrosporenhälften entgegen. Was diese Ver- hältnisse betrifft, stimmen die Solanaceen innerhalb der bisher untersuchten Polycarpicae mit den Sarraceniaceen und Anona- ceen am vollkommensten überein, die ebenfalls zellulares Endo- sperm in Form eines vielkammrigen Embryosacks zur Aus- bildung bringen und keine Haustorien entwickeln. Zu unter- suchen, in wie weit eine Ableitung der Tubifloren von einer dieser beiden oder einer andern entsprechenden, bisher nicht untersuchten Familie der Polycarpicae überhaupt möglich wäre, geht über den Rahmen dieser Arbeit hinaus. Ebenso schwierig wie die Frage nach dem Anschluß der Tubiflorae an vorhergehende Formen erscheint die An- knüpfung der anderen Familien an die Scrophulariaceen, doch ist dies vor allem den bisher noch ungenügenden Unter- suchungen zuzuschreiben, die einen konsequenten Vergleich nicht zulassen. Alles was bis jetzt darüber zu sagen ist, muß daher als vorläufige, auch vom Standpunkt der hier gewählten Eigenschaften der Nachprüfung und Ergänzung bedürftige Vermutung ausgesprochen werden. Ganz ungezwungen dürfte sich auf Grund der hier gewählten Merkmale, im Sinne der anderweitig gemachten Vermutungen, eine unmittelbare An- knüpfung der Orobanchaceen an die Scrophulariaceen er- geben, da auch hier die, durch Zellteilung entstandene, untere Kammer zu einer mehr oder weniger haustoriell wirkenden Zelle auswächst, während die obere allein das Endosperm liefert, dessen zwei oberste Zellen bei Philipaea auch als Haustorium zu wirken scheinen. Auch die Gesneriaceeii schließen sich den Scrophulariaceen an. Hier werden durch eine bisher nur bei Rhytidophyllum beobachtete Querwand 540 E. Jacobsson-Stiasny, zwei Kammern gebildet, deren untere bei einigen Formen zu einem Haustorium aus wachsen, deren obere allein das Endosperm bilden dürfte, dessen vier oberste Zellen wieder zu einem Mikropylar- haustorium auswachsen. Die SteWung der Pedaliaccen ist einer- seits durch ungenügende Angaben über die ersten Teilungsstadien, anderseits durch die fehlende Bestätigung der bei TrapeUa vor- genommenen Umdeutungen schwer zu bestimmen. Sollten die ausgesprochenen Vermutungen sich bestätigen, so würde gerade diese Gattung eine auffallende Ähnlichkeit mit manchen Scrophulariaceen, wie z. B. Alectorolophtis zeigen, ohne mit einer bisher beschriebenen Form vollkommen übereinzu- stimmen. Andrerseits dürften sich die Verhältnisse bei Marty- nia durch diese Umdeutung auch leichter erklären lassen. Mit den Scrophulariaceen scheinen die Plantagineen, wenn die von Balicka gegebenen Abbildungen als zweikammerige Makrospore zu deuten sind, auch in hohem Grade überein- zustimmen. Hier entwickelt sich die untere Kammer zu einem Haustorium und es werden, wenn es sich im oberen Teile tat- sächlich um zellulares Endosperm handelt, zwei oberste Endo- spermzellen zu einem Haustorium. Schwer verständlich er- scheint die Verwandtschaftsbeziehung der Labiaten. Wenn die hier gegebene Umdeutung des Sharp'schen Resultates sich bestätigen sollte und wenn es sich hier tatsächlich um einen ursprünglich zweikammerigen Embryosack handelt, dessen untere Kammer zu einem mehr oder minder ent- wickelten Haustorium wird, so dürfte wohl eine Ähnlichkeit mit denjenigen Scrophulariaceen auffallen, die ihr Endosperm nur aus einem Teil der oberen Kammer entwickeln. Der zwischen Mikropyle und Endosperm liegende, zellenfreie, wenige nur spät entstehende, stark anwachsende Kerne enthaltende Teil, der wohl nicht direkt als eine dritte Kammer zu bezeichnen ist, gewiß aber haustorielle Funk- tionen hat, würde dem Mikropylarhaustorium der Scrophularia- ceen entsprechen. Große Ähnlichkeit mit den Labiaten zeigen die Bignoniaceen und Acanthaceen insofern, als sich auch bei ihnen zwischen das mikropjdare Ende und den endosperm- bildenden Teil der Makrospore ein außerordentlich langes zellenfreies Stück einschiebt. Dieses weist bei Bignonia- Endospermbildung bei Angiospermen. 541 ceen nur in seinem obersten Teil eine vorübergehende Ausbildung weniger Kerne auf, während das eigentliche Endosperm hier ebenso wie bei den Labiaten zellular entsteht. Während sie in dieser Hinsicht große Übereinstimmung mit dieser Familie zu zeigen scheinen, unterscheiden sie sich von ihnen durch das völlige Fehlen einer chalazalen Kammer, respektive eines Chalazahaustoriums. Da dasselbe jedoch bei den Labiaten die verschiedenartigsten Ausbildungsgrade aufweist, in manchen Fällen außerordentlich schwach erscheint, so würde diese Abweichung in Anbetracht dieser großen Variationsweite inner- halb einer Familie nicht als Einwand gegen das Bestehen einer Verwandtschaftsbeziehung erscheinen. Die Verhenaceen sind bisher noch sehr wenig untersucht, die ersten Stadien fehlen vollkommen. Für das hier zu so gewaltiger Entwicklung ge- langende Mikropylarhaustorium würde sich, wenn dasselbe tatsächlich eine einzige Endospermzelle darstellen sollte, bei den nahverwandten Labiaten keine Analogie finden. Die Utri- ctilariaceen erscheinen durch die Ausbildung eines nuclearen Endosperms und der haustoriell vergrößerten Makrospore ab- geleitet, doch kann über ihre Verwandtschaftsbeziehung keinerlei Vermutung ausgesprochen werden. Sie stellen, so- weit bisher untersucht, insofern von Pinguiciila zu Byblis in irgendeinem Sinne eine Reihe dar, als die bei Pingiiicula vollkommen fehlenden, bei Utricularia- Arien mehr oder minder entwickelten aber stets mäßig ausgebildeten, nur freie Kerne enthaltenden Haustorien, von Polypompholyx zu Byblis eine Verstärkung erfahren, die sich einerseits in einer Vergrößerung,, andrerseits in der in einem oder in beiden Haustorien ein- tretenden Wandbildung ausspricht. Ebenso wie über die Stellung der Utriculariaceen kann auch über die V^erwandt- schaftsbeziehung der Myoporaceen nichts ausgesagt werden, die in gleicher Weise nucleares Endosperm in einer lang- gestreckten an beiden Enden haustoriell wirkenden Makro- spore zur Ausbildung bringen. Während all diese Familien mit den Scrophulariaceen, respektive den Solanaceen in Be- ziehung gebracht wurden, ist auf Grund anderer Merkmale auf die vermutliche Zusammengehörigkeit der Polemoniaceen^ Hydvophyllaceen imd Borragiiiaceen hingewiesen worden. 542 E. Jacobsson-Stiasny, Bedauerlicherweise ist auch bei diesen auf Grund der hier behandelten Merkmale ein konsequenter Vergleich nicht mög- lich, man kann nur darauf hindeuten, daß bei den Borragina- ceen ebenso' wie bei den Polemoniaceen nucleares Endosperm auftritt, während für die Hydrophyllaceen die ersten Endo- spermbildungsstadien fehlen, daß diese Familie aber wieder durch das haustoriell wirkende chalazale Makrosporenende mit den Polemoniaceen übereinstimmt. Wenn die hier zusammengestellten, durch einen Vergleich der Endosperm, respektive Haustorienentwicklung gewonnenen Schlußfolgerungen so außerordentlich dürftig und problematisch erscheinen, so ist dies wohl nicht als ein Einwand gegen die phylogenetische Bedeutung dieses Merkmals, sondern nur als eine natürliche Folge des bisher ungenügenden Materials aufzufassen, auf dessen Lückenhaftig- keit wohl genügend hingewiesen wurde. Gegenüber der großen Konstanz dieser Merkmale in anderen Formenkreisen, erscheint ihre große Variabilität in dieser Reihe, ebenso wie bei den verwandten Polycarpieae, selbst schon charakteristisch. Eine spezielle Durcharbeitung dieser Formen in bezug auf die hier gewählten und anderen embryologischen Merkmalen wird aber gewiß zu einem besseren Einblick in die Verwandtschafts- beziehungen verhelfen. Die Contortae sind bezüglich der hier behandelten Merkmale zum Unterschied zu den Tnhiflorae noch wenig untersucht. Für die Gentianaceae haben Gueri n und Billings die Ausbildung von scheinbar ursprünglich wandständigem nuclearem Endosperm nachgewiesen. Dagegen findet sich be- züglich dQV GaXiwng Metiyanthes bei Billings nur die Angabe, daß das Endosperm von vornherein solid ist, woraus man wohl auf eine Entwicklung durch Zellteilung schließen könnte. Für die Apocynaceae gibt Billings, was dieses Merkmal be- trifft, keine textliche Angabe, dagegen läßt die für Adamsoiiia gegebene Abbildung (Fig. 71) nucleare Endospermbildung ver- muten. Für die Asclepiadaceae ist die Ausbildung von freier Zellbildung angegeben. Jedenfalls bedarf aber die ganze Reihe der Contortae in dieser Hinsicht gründlicher Nachunter- suchung. Endospermbildung bei Angiospermen. 543 Für die Ligiistrales liegen, was die Endospermbildung betrifft, keinerlei Angaben vor. Unter den Riihiales haben vor allem die Rubiaceae durch Lloyd eine gründliche Bearbeitung erfahren, deren Resultate in mehrfacher Hinsicht bedeutendes Interesse erregen. Das Endo- sperm tritt hierinden meisten Fällen, wiebei DiocUa,Richardsonia und Houstonia als nuclearer Wandbelag auf, bei den Galieae ist es dagegen zwar auch nuclear, aber von Anfang an solid. Für die Antipoden wurde von LXoydi bei den Rubiaceae ein ganz eigenartiges Verhalten beobachtet, das er bei Vaillantia kispida folgendermaßen beschreibt; ». . . Of the three nuclei which remain, one enlarges considerably and migrates backwards towards the chalazal region. Its proper cj'toplasm becomes cut off by a transverse wall from the Upper part of the em- bryo-sac. The other two antipodal cells Surround themselves by walls, and takes ultimately a lateral position. They are small and unequal in size and are usually more or less coUapsed and apparently of little or no further value; and they overstain in the manner of desintegiating cells. Not so, with the odd, basal antipodal, for in these forms (i. e., VaUlatitia, Galmm, etc.) it appears to have a distinct and important physiological role.« »The probe-like end, which, I believe, serves as a haustorium, at this time and somewhat later is fiUed with cj^toplasme which is finely reticulate, while the broad end which is adjacent to the upper part of the embryo-sac is occupied by a large vacuole. This large antipodal must, therefore, stand in an important relation be- tween the food suppty derived from the archesporium and the endosperm cell, and is probably active in the trans- portation of the food from the former to the latter.« Das gleiche Verhalten zeigen auch alle anderen Galieae mit der wahrscheinlichen Ausnahme einer Asperula- Art. Während die Gattung Crncianella dagegen nur drei normal ausgebildete Antipoden aufweist, erscheint die Gattung Diodia in dieser Hinsicht keineswegs einheitlich, sie besitzt in Diodia teres eine Form, die wohl nur drei Antipoden ausbildet, deren mittlere verlängert ist, in Diodia Virginiana dagegen eine Art, die kein verstärktes Wachstum, dagegen eine \'ermehrung 544 E. Jacobsson-Stiasny, der Antipoden von drei auf vier bis zehn zeigt. Dieselben sind nach Lloyd in Form einer langen Reihe angeordnet, die physiologisch mit der langen Antipode gleichwertig ist. Bei Richardsoiiia und Honstonia sind die Antipoden in jeder Hinsicht gleichwertig. Die Rithiaceae zeigen jedoch nicht nur in der Ausbildung dieser Zellen bemerkenswerte Verhältnisse, sondern auch in der Gestalt des Suspensors. Dieser ist bei den Spermacoceae und Honstonia einfach gebaut und wirkt nurschwach haustoriell, zeigt bei den Galieae ]edoch, ebenso wie die Antipoden eine auffallende Entwicklung, indem seine Zellen auswachsen und das umliegende Endosperm inter- zellular durchdringen und so zu einem bedeutenden Hausto- rium \verden. Die Galieae stellen daher innerhalb der Riibia- ceae sowohl was die Entwicklung der Antipoden als auch die des Suspensor betrifft, eine ganz extreme Entwicklungs- stufe dar. Unter den Caprifoliaceae ist Sambticus von Eichinge r untersucht. »Die ersten Endospermkerne liegen meist in dem schmalen Embryosack hintereinander in einer . Das ProtoDlasma ist um die Kerne gleichmäßig verteilt und bildet Kammern, die man leicht für Zellen halten könnte. Es sind jedoch Zellwände nicht vorhanden und es ist schwer zu sagen, wann sie auftreten. Die Zahl der Endospermkerne ist nicht so groß wie bei Adoxa. Die Zellwandbildung tritt viel früherauf. Die Endospermbildung von Adoxa wurde von Lager- berg genau untersucht. Sie weist zum Unterschied zu Sa jn- buciis nicht zuerst eine Querteilung des Endospermkerns auf, sondern ihre Kernspindel nimmt eine völlig transversale Lage ein und fällt in die Ebene der größten Breite des Embryos. »Der Kernteilung folgt eine vollkommene Längsteilung des C3^to- plasmas und es entsteht somit ein zweizeiliges Endosperm von zwei schlauchförmigen Riesenzellen gebildet. Es scheint mir ein sehr bemerkenswerter Umstand zu sein, daß, wenn wie hier die Endospermbildung mit Zellbildung verbunden ist, die Teilungsebene in die größte Dimension des Embrvo- sackes fällt, und nicht, wie es ja meistens zu geschehen pflegt, mit seiner kürzesten Streckung (der Querachse) zu- sammenfällt. Adoxa in diesem Punkte übereinstimmend, scheint Erigeron philadelphicus zu sein.« Aus den ersten vier Endospermbildung bei Angiospermen. 54o Teilungen gehen zuerst vier schlauchförmige Zellen hervor, die in je vier kurze Zellen zerlegt werden. Alle diese Teilungs- stadien verlaufen ohne Wandbildung, deren Eintreten jedoch in einem frühen, vonLagerberg nicht festgestellten Stadium erfolgen soll. Von den anderen Familien der Rnbiales konnte für die Valerianaceae keine diesbezügliche Angabe gefunden werden; was die Dipsaceae betrifft, so liegtauch für sie keine direkte An- gabe vor, doch sagt Balicka-Iwanowska, daß bei Morina longifolia: »le tissu endospermique presente une couche uni- forme«, woraus wohl auf das Auftreten eines Wandbelages nuclearen Endosperms zu schließen ist. Bei dieser Gattung wurde ebenfalls das Fehlen eines Mikropylarhaustoriums, da- gegen die Vermehrung der Antipoden festgestellt. Ein Ver- gleich der Rnbiales auf Grund des hier behandelten Merkmals zeigt, daß Zellwandbildung den ersten Teilungen des Endo- spermkernes nicht unmittelbar folgt, daß jedoch die Anordnung der ersten Kerne eine ganz verschiedenartige ist. Schon innerhalb der Rnhiaceae wurden von Lloyd diesbezüglich zwei ver- schiedene Ausbildungsformen, einerseits bei den Spermacoceae und Houstonia ein ursprünglich parietaler Wandbelag im Sinne von Hegelmaiers zweitem Typus, andrerseits ein von An- fang an kompaktes Endosperm nach Hegel maier's erstem Typus beobachtet. Bei Morina longifolia dürfte wieder ein nuclearer Wandbelag vorliegen. Dagegen finden sich nach Eichinger's Beschreibung bei Sambiiciis vier in einer Reihe angeordnete erste Kerne. Demgegenüber erscheint es nicht ausgeschlossen, daß in diesem Vervvandtschaftskreis auch eine Form auftaucht, welche die bei Sambiicns beobachtete erste Kernteilungsrichtungen aufweist. Jedenfalls erscheint es sehr auffallend, daß innerhalb dieser abgeleiteten Familie noch eine so hochentwickelte endospermale Bildung auftritt. Über die Stellung von Adoxa selbst kann aber auf Grund dieses Merk- malsalleinnichts ausgesagt werden, da diese Gattungsichin dieser Hinsicht auch den Saxifragaceae einreihen ließe. Mikropylar- haustorien wurden bisher nur bei den Rnbiaceae und hier vor allem bei den Galieae festgestellt. Diese Gruppe ist auch durch die extreme Ausbildung der Antipoden zu Haustorien ausgezeichnet, die einerseits durch Längsstreckung einer Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CXXIII. Bd., Abt. I. 38 546 E. Jacobsson-Stiasnj'', einzigen Zelle, andrerseits durch Vermehrung und seriale Anordnung derselben erfolgt. Dies entspricht zwei morphologisch vvjhl verschiedenen, funktionell aber gleichwertigen Entwick- lungsarten. Mit diesen Riihiaceae stimmen die Dipsaeaceae in der Vermehrung der Antipoden überein. Während sonst im Laufe dieser Darstellung eine Vermehrung der Antipoden zu einem Gewebe nicht immer hervorgehoben wurde, da seine haustorielle Funktion fraglich ist, schien es hier am Platze. Die starke Entwicklungstendenz dieser Zellen macht inner- halb dieses Verwandtschaftskreises die ganz ungewöhn- liche Verlängerung bei den Galieae verständlich, während eine ähnliche Ausbildung innerhalb anderer Formengruppen, die allgemein Reduktion der Antipoden aufweisen, nicht zu er- warten ist. Die Syuaudrae sind, was die Endospermbildung betrifft, bis auf die Goodeniaceae alle in einzelnen Vertretern untersucht worden. Sie weisen sämtlich die nucleare Ent- wicklungsform auf. Für die Cucitrhitaceae wurde dieses Ver- halten von Tillmann festgestellt, der auch darauf hinweist, daß dieses Gewebe in der Embryonalregion bedeutend stärker, am unteren Ende des Embryosackes dagegen nur als dünne Schichte auftritt. Von Longo ist bei Cucnrbiia eine sonst nicht beobachtete Anschwellung des PoUenschlauchs an der Berührungsstelle mit dem Embryosack beschrieben worden, der er haustorielle Funktion zuschreibt: »Credo tuttavia opportuno ricordare che nelle Cucurbita penetrate nel coUo della nucella e giunte alla basa di esso il tubeto poUinicio si rigonfia in una bolla di diametro considerevole maggiore anche di quello del sacco embrionale e dalla quäle bolla partono dei rami a fondo cieco piü o meno svilupati, spesso anche piü o meno ramificato che traforato la nucella e il tegumento interno scorrono fra i due tegumenti penetrando anche frequentamente in quello esterno e mettendosi cosi in stretto rapporto con gli strati piü interni del tegumento esterno « In Anbetracht der bei den nahver- wandten Formen so häufigen Ausbildung eines Mikropylar- haustoriums von der Makrospore liegt die Frage nahe, ob es sich hier nicht doch um eine morphologisch gleichwertige Bildung handelt. Jedenfalls erscheint es auffallend, daß hier, Endospermbildung bei Angiospermen. o47 wenn eine richtige Deutung vorliegt, innerhalb eines Formen- kreises augenscheinlich die gleiche Ursache auf verschiedene Organe wachstumsfördernd wirkt. Für die Campaniilaceae ist von Balicka-I wanowska die Bildung eines Mikropylar- haustoriums beschrieben worden, das wohl einem Makro- sporenhaustorium entspricht : »Apres la fecondation, la partie micropylienne non entouree de tapetes, s'elargit peu ä peu et forme un corps spongieux, rempli d'une masse proto- plasmique uniforme vacuolisee au milieu, dans laquelle se logent les noyaux ä l'etat libre.« Dagegen besitzt das Chalaza- haustorium wohl einen andern morphologischen Wert und entspricht nur einer einzigen Endospermzelle. Balicka-Iwa- nowska schildert die Entwicklung desselben folgendermaßen; »A l'extremite du sac, nous voyons une formation analogue quoique differente dans son developpement. Au moment de la formation des cellules endospermiques distinctes, l'extremite ■chalazienne du sac separe par ime cloison et forme une espece de corps ovale, qui renferme outre les antipodes un noyau de l'endosperme ... La cellule inferieure donne naissance ä un haustorium chalazien d'une meme Constitution que le haustorium micropylien, ä cette difference pres qu'il est depourvu de noyaux.« Bei den Loheliaceae hat Billings wohl auch nucleares Endosperm, aber eine außerordentlich schnelle Wandbildung beschrieben. Die beiden hier gebildeten Haustorien ent- sprechen daher bereits einzelnen Endospermzellen, während sonst bei Formen mit dieser Art der Endospermbildung meist eine Vergrößerung der Makrospore selbst eintritt und mehrere Kerne einwandern. Auch die Campamilaceae machen von dieser Regel bereits eine Ausnahme, indem hier trotz der nuclearen Endospermbildung das Chalazahaustorium nur einer Endo- spermzelle entspricht. Solche Ausnahmsfälle lassen die Ein- führung einer differenzierenden Terminologie von Endosperm- und Makrosporenhaustorium in Anbetracht dessen unnötig erscheinen, daß jede terminologische Unterscheidung dadurch, daß man sie leicht für eine prinzipielle Abgrenzung hält, sehr schädigend wirken kann. Es handelt sich ja in diesem Falle um einen morphologischen Unterschied, der ausschließlich 548 E. Jacobsson-Stiasny, von dem Zeitpunkt der Wandbildung im Endosperm bestimmt ist. Wenn man dies jedoch im Auge behält, so erscheint diese Differenzierung der Terminologie infolge der schnelleren Verständigung wieder wünschenswert. Für die Goodeniaceae hat Billings die Endospermbildung nicht beschrieben, dagegen die Ausbildung von Endosperm- haustorien festgestellt. Für die ersten Stadien der Endosperment- vvicklung bei den Stylidiaceae gibt B u r n s folgende Beschreibung: »Nun beginnt der sekundäre Embryosackkern sich zu teilen. Bei der ersten Teilung steht die beide Pole der Teilungsfigur ver- bindende Linie parallel zur Längsachse des Embryosacks. Der obere Zellkern zerfällt nun in zwei Kerne; bei dieser zweiten Teilungsfigur steht die beide Pole verbindende Linie normal zur Längsachse des Embryosacks. Beide Tochterkerne teilen sich wieder in gleicher Richtung wie bei der ersten Teilung des Embryosackkerns; bei dieser Teilung tritt eine Zellwand auf, durch welche zugleich die obere Ausstülpung des Embryo- sacks von diesem getrennt wird.« Wir haben es nach dieser Beschreibung bei den Stylidiaceae wohl mit nuclearem Endo- sperm zu tun, doch weist die merkwürdige Konstanz in der Orientierung der ersten Kerne, für die nur bei den Jimcaceae eine Analogie gefunden wurde, wohl darauf hin, daß auch hier eine Abstammung von Formen mit gekammerter Makrospore vorliegt und daß, einer Reduktion des Endosperms entsprechend, die Ausbildung der ersten Querwand entfallen ist. Die obere, auf diese Weise gebildete Ausstülpung ent- spricht daher, ebenso wie die später am chalazalen Ende entstandene, keiner Endospermzelle, sondern einem durch eine sekundäre Wandbildung abgeschnürten Teile des Em- bryosacks. Das Verhalten der Stylidiaceae stellt daher auch in dieser Hinsicht eine Übergangsform dar, indem die Haustorien einerseits einer Makrosporenausstülpung ent- sprechen, andrerseits doch wie Zellen durch Querwände von dem übrigen Teile nach Einwanderung mehrer freier Kerne abgeschnürt werden. Dieses Verhalten weist wohl, ebenso wie die eigenartige Orientierung der Kerne, auf eine Abstammung von Formen mit ursprünglicher Makrosporenkammerung hin. Unter den Compositae ist von M ereil und Land bei Silpliinm, Endospermhildung bei Angiospermen. 549 von Eichler bei Tragopogou nucleares Endosperm festgestellt worden, bei Erigeron gibt Land eine merkwürdige Spindel- stellung an, auf welche bereits von Lag er barg hingewiesen worden ist. »After a brief rest the definitive nucleus divides, and in the many preparations examined the cell plate was invariably parallel to the longer axis of the sac. The endo- sperm-nuclei after the last named division are usually multi-nucleate. ... In the second division of the endo- sperm nuclei the cell plate is usually at right angles to the long axis of the sac. The two upper nuclei resulting from this last division more towards the end of the sac. . . .« Aus der hier gegebenen Übersicht ist zu ersehen, daß die Gynandrae wohl stets nucleares Endosperm aufweisen, jedoch zumeist durch eine außerordentlich schnelle Wand- bildung ausgezeichnet sind. Diese außerordentliche Ge- schwindigkeit bringt es mit sich, daß hier trotz des ursprüng- lich nuclearen Endosperms, meist Endospermzellen zu einem Haustorium heranwachsen, während sonst bei nuclearer Endospermhildung ein Makrosporenhaustorium aufzutreten pflegt. Die eigentümliche Orientierung der Kernspindeln und die Ausbildung der Haustorien der Sfylidiaceae dürften auch durch die Abstammung von Formen mit gekammerter Makro- spore eine leichtere Erklärung finden. Die Helohieae, die den Polycarpicae angeschlossen wurden, enthalten nur wenige Vertreter mit rein nuclearem, in Form eines Wandbelages auftretendem Endosperm, über- wiegend aber solche, deren erste Kernteilung zu zwei zellu- laren Endospermkammern führt, von welchen die obere allein durch Ausbildung freier auch hier in einem Wandbelag auf- tretender Kerne das Endosperm liefert, während die untere Kammer stets ungeteilt bleibt. Die ganze Gruppe ist durch Reduktion des Endospermgewebes charakterisiert, was einer- seits in der Ausbildung eines Wandbelages, der wie Hof- meister hervorhebt, für exalbuminose Formen charakteristisch ist, andrerseits in der Entwicklung außerordentlich w^eniger Kerne und in dem häufigen vollkommenen F'ehlen einer Wandbildung zum Ausdruck kommt. Unter den Helohieae lassen sich in dieser Hinsicht eine Anzahl von Formen 550 E. Jacobsson-Stiasny, unmittelbar den Polycarpieae, und zwar, wie auch sonst ver- mutet, den Nymphaeaceae anschließen. Innerhalb der Nym- pJiaeaceae stimmen sie wieder, was die hier behandelten Merkmale betrifft, am vollkommensten mit der Cabornhoideae überein, da sie ebenso wie diese zellulares Endosperm ent- wickeln, dessen obere Kammer einen nuclearen Wandbelag zur Ausbildung bringt, während die untere zu einem Hausto- rium wird. Diese F'ormen erscheinen, wenn dieHelobieae sich, wie Lotsy behauptet, monophyletisch entwickelt haben, in dieser Hinsicht als ursprünglich. Von den andern Nymphaeaceae sind alle Helohieae bezüglich dieser Merkmale stärker unterschieden, und zwar nicht so sehr von den Nymphaeoideae, die in der oberen Kammer das Endosperm zellular weiter entwickeln, als von den NeJnmbonoideae, bei welchen in den durch die erste Teilung gebildeten Kammern in gleicher Weise Endo- sperm, und zwar zellulares Endosperm gebildet wird, während die untere Kammer der beiden anderen Familien zu einem Haustorium heranwächst. Für die Helobieae ist ferner die hausto- rielle Weiterentwicklung der terminalen Suspensorzelle allge- mein charakteristisch. An die Nymphaeaceae, respektive die Cabornhoideae wurden auf Grund anderer Merkmale die Alismataceae an- geschlossen, mit denen sie auch bezüglich dieses Merkmals übereinstimmen, da sie so weit untersucht, ebenfalls ein Haustorium entwickeln, welches morphologisch der unteren Zellkammer entspricht. Die gleichen Verhältnisse hat Burr unter den Hydro- charitaceen für Vallisiieria nachgewiesen, deren untere Zellkammer zu einer gefäßartigen Zelle auswächst. Mit dieser Gattung scheint in dieser Hinsicht Elodea überein zu stimmen, deren Untersuchung von Wyllie durchgeführt wurde, der seinen Befunden wohl, wie auch Coker vermutet, eine falsche Deutung gegeben hat. Dieser Autor fand im anti- podialen Ende des Sackes einen Extranucleus und meint, daß das plötzliche Auftreten desselben »vvhen one has in mind the behaviour of the polars, might suggest that these nuclei donot alvvays fuse and that one of them passes down to the lower end of the embryosac and joins those in the Endospermbildung bei Angiospermen. 551 antipodal pouch. The general evldence however is against this view. In all embryosacs studied at earlier stages ths lower polar had passed out of the tip and its return to the anti- podal group seems improbable.« Coker spricht in seiner vortrefflichen Arbeit über die Pontederiaceae bereits die Ver- mutung aus, daß dieser Nucleus in gleicher Weise ent- standen sei, wie bei der von ihm untersuchten P^amilie und die Befunde bei Vallisneria dürften wohl als eine Be- stätigung dieser Vermutung aufzufassen sein. Während Elodea daher auch in der Ausbildung zweier Zellkammern mit Vallisneria übereinzustimmen scheint, findet sich bei Eualus unter den Hydrocharitaceae bereits ein, ohne vorher- gehende Kammerung auftretendes nucleares Endosperm, was diese Form in Anbetracht der allgemeinen Rückbildung dieses Gewebes innerhalb der Helobieae als stärker abgeleitet charakterisieren dürfte. Diese Auffassung steht jedoch mit der auf Grund morphologischer Verhältnisse behaupteten großen Ursprünglichkeit der Straf ioideac nicht im Einklang. Es er- scheint auch notwendig, darauf hinzuweisen, daß die bis- herigen Endospermbefunde bei der Alismataceae und Biito- maceae nicht zugunsten einer näheren Verwandtschaft von Eualus zu den Buiomaceae sprechen würde, da gerade diese Gattung zum Unterschiede zu Elodea und Vallisneria einer- seits, Bntonius und Limnocharis andrerseits, nucleares Endo- sperm aufweist. Zu positiven phylogenetischen Schluß- folgerungen kann die Betrachtung eines Einzelmerkmals natürlich nicht berechtigen. Die Butontaceae bringen, so weit untersucht, zwei aus der ersten Teilung resultierende Zellkammern zur Ausbildung, deren untere sich nicht weiter teilt, während die obere allein das Endosperm, und zwar als nuclearer Wandbelag ent- wickelt. Unter den Scheuchzeriaceae dürfte nach einer Abbildung Hofmeister's Sclieuchzeria palustris eine Kammerung des Embryosackes aufweisen, doch bedarf dies erst der Nach- untersuchung. Die textliche Darstellung würde jedoch nicht zugunsten dieser Auffassung sprechen. Die anderen bisher untersuchten Scheuchzeriaceae, Lilaea und Triglocliin 552 E. Jacobsson-Stiasny, erscheinen jedoch jedenfalls durch Ausbildung eines einfachen nuclearen Wandbelages charakterisiert. Wenn sie sich, wie Lotsy behauptet, den AUsmataceae anschließen und wenn sie im Verhältnis zu diesen überhaupt reduziert erscheinen, so zeigt es sich wieder klar, daß bei den Helohieae die Aus- bildung des nuclearen Endosperm gegenüber der gekammerten Makrospore eine Reduktion darstellt. An Lilaea schließt Lotsy die Zostereae an. Von diesen weist Zostera nucleares Endosperm auf. Diese Art der Endo- spermbildung findet sich unter den sonst bisher untersuchten Potaniogetonaceae nur noch bei einzelnen Potainogeton-Avten, nämlich bei Potamogeton natans nach HolfertyundSc haffner, ebenso, trotz Wiegand's Auslegung, entsprechend der Schilderung seines Befundmaterials, wohl auch bei Pota- mogeton foUosus. Was diese Art betrifft, so dürfte Wiegan d, wie bereits Coker behauptet, seinen Befunden gewiß eine fälschliche Deutung gegeben, indem er sagt: »At the base are the four antipodal cells, three of which are very small and chromatic, and are descendents of the same nucleus while one is very large and together with the polar nucleus is derived from another parent. The antipodals are separated from the main cavity by a membrane formed at the time of the Separation of the polar nucleus and the antipodal cell.« Eine Be- trachtung der Abbildung läßt wohl keinen Zweifel zu, daß der vierte sich so abweichend verhaltende »Antipodialkern« in Wirklichkeit einem Endospermkern entspricht und daß wir bei dieser Form daher eine zellulare Kammerung vor uns haben. Doch ist diese Frage nicht von prinzipieller Be- deutung, da die Potamogeton- Arien sich darin verschieden- artig verhalten, indem Potamogeton Incens nach Cook einen gekammerten Embryosack zur Ausbildung bringt, dessen un- tere Kammer sich zu einem Haustorium umbildet, während die obere allein das Endosperm als nuclearen Wandbelag zur Aus- bildung bringt, um dessen Kerne oftmals überhaupt keineWand- bildung stattfindet. Die Gattung Potamogeton nimmt daher auf Grund dieses Merkmal die gleiche Zwischenstellung zwischen Elodea und Riippia ein, wie Chrysler sie bereits auf Grund an- derer Merkmale festgestellt hat. Rnppia schließt sich in der Aus- Endospermbildung bei Angiospermen. 553 bildung eines gekammerten Embryosackes, dessen untere Kammer zu einem Haustorium wird, während die obere einen nuclearen Wandbelag ausbildet, Potamogeton Iticens an. Die Najadaceae, die von Chrysler an Rnppia ange- gliedert wurden, zeigen noch deutliche Spuren zellularer Kammerung des Embryosackes, da sowohl bei Zannichelia als auch bei Najas der ganze nucleare Wandbelag bloß aus dem oberen Tochternkern des sekundären Endosperm- kerns hervorgeht; nur bildet sich hier zum Unterschiede zu Rtippia zwischen den beiden ersten Schwesterkernen des Endosperms keine Querwand aus. Die beste Erklärung für diese Endospermverhältnisse wäre gegeben, wenn man die Gattung Potamogeton etwa zwischen AJisniataceae und ScliencJtzeriaceae einreihen könnte, so daß sich Elodea an ihre bezüglich der hier behandelten Merkmale wohl reduzierten Arten an Potatnogeton lucens dagegen, eine weitere über Rnppia zu Zaunichelia und Najas reichende zweite Reduktionsreihe angliedern ließe. Die Lösung dieser Fragen setzt jedoch naturgemäß die Beiziehung eines großen Merkmalkomplexes voraus. Die Liliiflorae erscheinen gegenüber den HcJobieae all- gemein durch die Ausbildung eines kräftigen Endosperms charakterisiert, das auch in den Fällen, wo es als nuclearer Wandbelag auftritt, doch nach und nach den ganzen Em- bryosack ausfüllt und, so weit untersucht, stets Wandbildung aufweist. Diese Reihe ist jedoch, was die Endospermbildung betrifft, nicht einheitlich, sondern läßt sich in zwei Gruppen gliedern, indem einerseits die Btirmanniaceae, Bromeliaceae und Pontederiaceae, ebenso wie die Cabomboideae, zuerst zwei zellulare Endospermkammern ausbilden, während die andern untersuchten Liliiflorae nämlich die Jwicaceae, Lilia- ceae, Amaryl lidaceae und Irideae sofort nucleares Endo- sperm entwickeln. Die erstgenannte der beiden Gruppen weist jedoch ihrer- seits bei den sie zusammensetzenden Familien in dieser Hin- sicht verschiedene V^erhältnisse auf. Während die Btirmannia- ceae, was die Umwandlung der unteren Kammer zu einem Haustorium betrifft, mit den Cabomboideae, respektive den 554 E. Jacobsson-Stiasny, durch die gleiche Endospermbildung charakterisierten Hdo- bieae übereinstimmen, entwickeln die beiden anderen Familien auch in dieser Kammer Endosperm. Was dessen Auftreten betrifft, zeigt sich aber insofern auch wieder ein Unterschied, als es bei den Pontederiaceae zuerst als nuclearer Wand- belag, bei den Bromeliaceae jedoch soweit untersucht, sofort zellular entsteht, ein Unterschied, auf den Coker auch be- reits hingewiesen hat. Innerhalb der Burinaiiniaceae selbst läßt sich, was die Ausbildung des basalen oder haustorialen Apparates betrifft, nach Ernst und Bernard vielleicht in gleicher Weise eine Entwicklungsreihe aufstellen, wie Schmid sie bei den Scrophtüariaceae festgestellt hat. Während nämlich unter den bisher untersuchten Formen Burniminia Cham- pioni eine einkernige Basalzelle aufweist, finden sich bei Burinatmia Candida und Thismia-Arten in derselben zwei Kerne entwickelt, zwischen welchen bei Thismia Wandbildung auftritt. Es ließe sich daher, was die Endospermverhältnisse betrifft, von den Nymphaeaceae, respektive den Cahomhoideae oder manchen Helohieae über Burmannia Championi zu Burmannia Candida und den Thismia- Avien und von diesen über die Bromeliaceae zu den Pontederiaceae eine morpho- logische Reihe bilden. Wie weit eine solche Reihe sich auch in der Ausbildung anderer embryologischer Merkmale wider- spiegelt, wurde nicht beobachtet. Es kann daher noch nichts darüber ausgesagt werden, ob in dieser Reihe, wie man ver- muten möchte, die phylogenetischen Beziehungen zum Aus- drucke kommen. Zum Unterschiede zu diesen drei Familien zeigen die anderen Liliißorae, soweit untersucht, überhaupt keine Kammerung, sondern bringen sofort nucleares Endosperm zur Ausbildung. Unter diesen Familien dürften sich vielleicht die Verhältnisse bei den luncaceae am leichtesten der ersten Gruppe anschließen lassen, da diese Familie nach Laurent eine merk- würdige, sonst nirgends beschriebene Polarität in der Aus- bildung der Endospermkerne aufweist, die vielleicht durch Zurückführung auf eine ursprüngliche endospermale Kam- merung des Embryosacks eine Erklärung finden könnte. Laurent beschreibt diese Vorgänge folgendermaßen: »La Endospermbildung bei Angiospermen. OOO premiere division du noyau secondaire est oblique et les deux Premiers noyaux de l'albumen se separent dans le meme sens. On pourrait les confondre avec les noyaux po- laires, mais ils en differeni par deux trainees protoplasmatiques plus denses et plus chromophiles. Ils s'ecartent de plus en plus et se dirigent vers les poles du sac embryonnaire. . . . Chacun des deux noyaux se divise ensuite verticalement pour en donner deux autres disposes cote ä cote dans le plan horizontral.v< Die darauffolgenden Stadien ergeben ein Bild, das an die für andere Liliißorae dieser Gruppe gegebene Ab- bildungen erinnert, doch dürfte die ursprüngliche Polarität in der Entwicklung wohl auffallend erscheinen. Bei den Irideen, den in außerordentlich zahlreichen Vertretern von den ver- schiedensten Forschern untersuchten Liliaceen und den Ama- ryllideen ist bisher bloß nucleares Endosperm festgestellt worden, nur eine von Hofmeister für Hippeastriini gege- bene Abbildung dürfte darauf hinweisen, daß bei den Ama- ryllideen auch eine endospermale Kammerung des Embryo- sackes auftreten kann, doch bedarf dies erst einer Nach- prüfung. Einstweilen läßt sich, was die Endospermbildung betrifft, eine Teilung der Liliiflorae in zwei Gruppen vornehmen, deren erstere von den Bnrmamiiaceae über die Pontederia- ceae zu den BromeUaceae eine gerade Entwicklungsreihe darstellen könnte, während die zweite Gruppe sich in den Jimcaceae und eventuell in den Amaryllideae an die erst- genannten anschließen ließe. Über die phylogenetischen Be- ziehungen läßt sich jedoch natürlich vor Untersuchung einer viel größeren Formenzahl, vor allem aber ohne den Vergleich mit den aus anderen Merkmalen abgeleiteten Resultaten nichts aussagen. Die Glumißorae und Eriocaulaceae zeigen, soweit die bisherigen Untersuchungen und vor allem die dieser Arbeit zugänglichen Befunde reichen, durchwegs nucleares Endo- sperm, das in größerer Menge, von Wandbildung gefolgt, auf- zutreten scheint. Diese beiden Reihen dürften sich daher in der Endospermbildung von den Helobieae entfernen, und den Liliißorae, respektive der zweiten Gruppe derselben, anschließen. 5ob E. Jacobsson-Stiasny, Die Scitamineen bilden ebenfalls, wie Humphrey nachgewiesen hat, das Endosperm in Form eines ursprüng- lichen Wandbelages aus. Was die Quantität desselben betrifft, so ließ sich eine von den Musaceen über die Zingiberaceen und Cannaceen zu den Marantaceen absteigende Reihe fest- stellen. Von der letzten Reihe der Monocotyledonen, den Spadici- florae, bilden die Palmae soweit Angaben gefunden wurden, nucleares Endosperm aus, dagegen zeigen die Araceae in dieser Hinsicht kein einheitliches Verhalten. Während^r/sa^wa und Dieffenhachia, zwei verschiedenen Unterfamilien ange- hörige Gattungen nach Gow, Symplocarpus nach Rosen- dahl nucleares Endosperm aufweisen, ist bei den anderen Vertretern zellulares Endosperm festgestellt worden. Für Pothos lorigifolia hat schon Hofmeister das sofortige Auf- treten einer Zellwand zwischen den beiden Tochterkernen des Endospermkerns festgestellt, das gleiche wurde bei Antlturiiim violacemn von Campbell beobachtet, für Spathi- carpa von ihm vermutet; bei Pistia ist von Hofmeister die Ausbildung einer Reihe von Querwänden, woraus ein strickleiterartiges Stadium, resultiert, beschrieben worden. Für andere Formen ist nur das schnelle Auftreten von Zell- wänden, aber keine bestimmte Orientierung derselben hervor- gehoben worden. Was die Art der Endospermbildung betrifft, scheinen die Araceae daher sehr verschiedenartige Verhält- nisse aufzuweisen. Es dürften sich unter ihnen Formen mit gekammerter und ungekammerter Makrospore, und zwar mit zwei oder mehreren Kammern finden, die entweder in gleicher Weise Endosperm, und zwar zellulares oder nucle- ares Endosperm bilden oder sich wie bei Pothos ungleich verhalten, indem die obere allein das nucleare Endosperm liefert, während die untere zu einem persistierenden Haustorium heranwächst. Hofmeister selbst macht in seiner 1861 erschienenen Arbeit über die .Embryobildung bei den Monocotylen keineswegs eine Unterscheidung zwischen einem »ur- sprünglich einzelligen, nur durch Zellenteilung wachsen- den« und einem durch freie Zellbildung entstehenden, also Endospermbildung bei Angiospermen. OO/ zwischen zellularem und nuclearem Endosperm, während er in seiner 1859 vorangegangenen, grundlegenden Arbeit ge- rade eine Zusammenstellung der ihm bekannten, zellulares Endosperm aufweisenden Dicotylen gegeben hatte, sondern er beschreibt hier ohne terminologische Abgrenzung. Er erklärt die Verschiedenartigkeit der Endospermbildung bei den Monocotyledonen als ausschließlich durch die Breite des Em- bryosacks bedingt, insofern, als bei einem schmalen Quer- schnitte desselben seine Ausfüllung sehr früh erfolgen kann, indem die von dem Wandbelag losgelösten Endospermzellen in den Mittelraum des Embryosackes gelangen, bei rascher Größenzunahme jedoch jede für sich einen Querschnitt des Sackes ganz und gar einnehmen, so daß der ganze Sack sehr bald nach der Befruchtung durch eine Längsreihe scheiben- förmiger Endospermzellen ausgefüllt ist. Dies ist der Fall bei Pisüa stratiotes; mit einer kleinen Modifikation, insofern nur der obere Teil des Embryosackes sich erfüllt, der untere leer bleibt, ist das gleiche für alle Arten von Arimi Regel. Für die Gattung Nephthytis wurde einerseits in Nephthytis Graveur eiUliii von Gow nucleares, andererseits bei Nepliy- thytis Daraquii'iiana von Campbell zellulares Endosperm festgestellt. Eine Einreihung dieser Formen in ihre Unter- gruppen ergibt folgende Verhältnisse. Von den Pothoideae erscheinen die beiden diesbezüglich von Hofmeister und Campbell untersuchten Gattungen durch die Ausbildung zellularen Endosperms in Form eines gekammerten Embryo- sacks gekennzeichnet, dessen untere Kammer bei Pothos zu einem Haustorium auswächst, bei Anihnriuin dagegen durch vertikale Wände in mehrere Zellen geteilt wird. Während das zentrale Endosperm bei Anthurimn durch Anlage von weiteren Querwänden in dem Sinne entsteht, daß die obere Kammer zuerst durch eine Querwand und jede so entstehende Zelle wieder durch eine Querwand geteilt wird, ist für Pothos dieser V'organg nicht beschrieben, dürfte aber, nach der Ab- bildung zu schließen, durch nucleare Endospermbildung ersetzt sein. Die beiden Pothoideae würden in diesem Fall in der Kam- merung der Makrospore übereinstimmen, während sie sich jedoch im Verhalten dieser Kammern sehr deutlich voneinander 568 E. Jacobsso n-Stiasny, unterscheiden. Von den Aroideae ist für \'erschiedene Arnin- Arten und Spathicarpa zellulares Endosperm festgestellt worden. Für Arilin hat Hofmeister insofern eine Kammerung der Makrospore beschrieben, als nur ihr oberer Teil sich mit Endosperm füllt, der untere dagegen leer bleibt und bei Spathicarpa vermutet Campbell, daß sich die ersten Stadien der Endospermbildung, wenn er dieselben auch nicht beob- achten konnte, mit den Befunden bei Anthtiriiun decken. Arisaema weist dagegen nach Gow nucleares Endosperm auf. Unter den Pistioideae ist von Hofmeister für Pistia ein vielkammriger Embryosack beschrieben worden, dessen Kammern sich augenscheinlich alle gleich verhalten. Unter den Lasioideae ist von Gow Kir Neplithytis hei der von ihm untersuchten Art nucleares, von Campbell bei einer anderen Art zellulares Endosperm festgestellt worden. Unter den Calloideae weist Lj^sichiton nach Campbell nucleares Endosperm auf. Für Calla hat Hofmeister die ersten Teilungsstadien nicht beschrieben, er hat nur ausgesagt, daß die Endospermbildung bloß im unteren Teile des Embryosackes stattfindet, während der obere noch zellenleer bleibt. Bei Symplocarpiis foetidiis wurde von Rosendahl nucleares Endosperm festgestellt. Unter den Philodendroideae ist für Dieffenbachia von Gow nucleares, für Aglaonema zellulares Endosperm beobachtet worden. Campbell hat bei dieser Gattung zwar die erste Wandbildung nicht beobachtet, schließt aber aus einem Vergleich mit Anthnriiim und Spathicarpa darauf, daß auch hier die erste Teilungswand als Querwand auftritt. Die weitere Endospermbildung erfolgt nur rein zellular von der Basis zur Mikropyle. So würden sich die Endospermverhältnisse der Araceac auf Grund der Deutungen darstellen, die den bisherigen Befun- den gegeben. Ein Vergleich dieser Befunde selbst legt jedoch die Vermutung nahe, daß es sich hier ebenso wie innerhalb anderer Formenkreise vielfach um eine irrtümliche Auslegung handeln dürfte. Zu dieser Vermutung gelangt man aus ver- schiedenen Gründen. So ist es eine auffallende Erscheinung, daß innerhalb ein und derselben Familie einerseits, wie Gow es für Arisaema beschreibt, drei minimale Antipoden, bei Endospermhildung bei Angiospermen. 559 Neplüljvtis Lihcrica nach Campbell sogar eine vollkommene Unterdrückung dieser Zellen auftreten soll, 'daß dagegen bei anderen Gattungen eine Vermehrung zu einem oft mächtigen Gewebe vor sich geht, daß diese Vermehrung ferner wie bei Spathicarpa und Symplocarpiis erst nach erfolgter Be- fruchtung eintritt, bei Lysichiton sogar im Falle des Ausbleibens der Belruchtung vollkommen fehlt. Diese Tatsachen allein würden jedoch noch nicht so erstaunlich erscheinen, wenn nicht die auffallende morphologische Übereinstimmung dieses sogenannten Antipodengewebes mit dem basalen Endo- sperm von Antlinrinm hinzutreten würde. Ein genauerer Vergleich einzelner Fälle ergibt folgendes Bild. Bei Pistia und Potkos hat bereits Hofmeister das der ersten Kern- teilung unmittelbar folgende Auftreten von Querwänden be- schrieben, die zu einer Kammerung der Makrospore führt. Das gleiche wurde für Nephthytis Liberica und Antlinrinm violaceuin von Campbell beschrieben, wo das in den beiden so gebildeten Kammern auftretende Endosperm insofern ver- schieden ist, als das untere aus viel umfangreicheren, großkern igen Zellen besteht. Kurze Zeit nach der Befruchtung sind die Antipoden hier bereits verschwunden. Die gleiche Art der Endospermhildung soll sich nach Campbell auch hQ\ Spathi- carpa finden, doch sind hier die ersten Teilungsstadien nicht beobachtet. Es wäre daher sehr leicht möglich, daß das nach der Befruchtung auftretende starke, sogenannte Anti- podengewebe dem basalen Endosperm von Antlinrinm ent- S]-richt, mit dem es morphologisch übereinstimmt. Zellulares Enaosperm soll sich ferner nach Gow bei Aglaoncma versi- color finden, doch scheint er darunter nur eine der Kernteilung unmittelbar folgende Wandbildung und nicht eine bestimmte Orientierung der Zellwände zu verstehen. Es dürfte jedoch auch hier wahrscheinlich sein, daß das außerordentlich schwierig erkennbare erste Teilungsstadium des Endosperm- kernes nicht beobachtet wurde, daß dieses von der Bildung einer Querwand gefolgt wird, so daß das zwei bis elf Zellen umfassende, häufig jedoch mächtige Antipodengewebe auch hier einem basalen Endosperm entspricht. Nucleares Endo- sperm ist innerhalb der Araceae von Rosendahl unter 560 E. Jacobsson-Stiasny, Vorbehalt bei Symplocarpus foctichis beschrieben worden. Er sagt diesbezüglich jedoch vveiters: »After the endosperm tissue has been built up by the formation of cell vvalls a number of large cells with greatly enlarged nuclei become differenciated in the antipodal region. It has been impossible to trace the origin directly by following the actual division of the original antipodal cells, yet there seems little doubt, that it is derived in this way. In many cases no sharp line of demarcation can be noted between these cells and the endosperm tissue still this does not preclude the possibility of their being formed by division from the antipodals.« Er betont ferner die Größe der Zellen und ihrer Kerne und sagt, daß das Antipodengevvebe in der Entwicklung dem Endosperm eher nachfolgt. Wir dürften es wohl auch in diesem Falle mit einer gekammerten Makrospore und basalem Endosperm zu tun haben. Um nucleares Endosperm, wie Gow behauptet, dürfte es sich dagegen tatsächlich bei Dieffenhachia Daraquiuiana und Arisaenia handeln, bei welcher Gattung kein besonderes Antipodengewebe festgestellt worden ist. Diese Übersicht sollte kein erschöpfendes Bild der Endo- spermverhältnisse bei den Araceae geben, sie sollte nur die Behauptung begründen, daß es sich bei Auslegung der Be- funde vielfach um eine irrige Deutung handeln könnte. Dies erscheint ohneweiters möglich, wenn man die außerordent- liche Schwierigkeit der Beobachtung so dünner Membranen bedenkt. Es ist selbstverständlich bei dem momentanen Zu- stand der ganzen Frage nicht im mindesten möglich, phylo- genetische Folgerungen aus der Verteilung dieses Merkmals ableiten zu wollen. Jedenfalls dürfte die ganze Familie der Araceae, was die Ausbildung des Endosperms betrifft, ganz ungewöhnlich mannigfaltig erscheinen, indem sich hier so- wohl Formen mit einem zweikammerigen Embryosack, und zwar solche, deren obere und solche, deren untere Kammer das Endosperm liefert, ferner Vertreter mit einer vielkamme- rigen Makrospore und endlich mit nuclearer Endospermbildung finden. Auch insofern scheint eine Mannigfaltigkeit der Aus- bildung vorzukommen, als im Falle eines zweikammerigen Endospermbildung bei Angiospermen. 561 Embryosackes das Endosperm in der oberen Kammer zellular oder nuclear entstehen kann. Eine Beziehung zwischen diesen verschiedenen Formen wird sich jedoch erst auf Grund einer umfassenden Durcharbeitung dieser Familie ergeben. Es ist dagegen wohl am Platze auf das in dieser Hinsicht übereinstimmende Verhalten der Araccae und Piperales hinzu- weisen, insofern als diese beiden Reihen, deren phylogenetische Zusammengehörigkeit so oft betont wurde, auch in der großen Mannigfaltigkeit dieser Gewebebildung übereinstimmen. Es soll ferner hervorgehoben werden, daß unter den hier be- handelten Formen Pathos mit den Helobieae, respektive den Nymphaeaceae die größte Übereinstimmung zeigt. Ähnliche Verhältnisse, wie sie Campbell für Lysichiton beschrieben hat, wurden von ihm auch bei Sparganiiim fest- gestellt, wo sich gleichfalls nucleares Endosperm und ein nach der Befruchtung auftretendes Antipodengewebe finden soll. Auch in diesem Falle dürfte es sich jedoch um eine irrtümliche Auslegung der Befunde handeln und Sparganiiim ebenso wie andereAraceae einen gekammerten Embryosack und ein großzelliges basales Endosperm, nicht aber ein Antipoden- gewebe aufweisen. Über diese Verhältnisse kann man jedoch ohne Nachprüfung zu keinem abschließenden Urteil ge- langen. An die Araceae dürfte sich auch, was die hier be- handelten Merkmale betrifft, Lemiia minor eng anschließen. Für diese hat Cald well eine Differenzierung des Endosperms beschrieben, indem zwei mächtige basale Endospermzellen auftreten, die wahrscheinlich aus dem unteren Tochterkern des Endospermkerns hervorgegangen sind. Die Antipoden gehen hier bald zugrunde. Für die Typhaceae und Pandanaceae konnten Angaben über die Art der Endospermbildung nicht gefunden werden. Die Orchidaceae sind durch die ganz besondere Reduk- tion des Nährgewebes ausgezeichnet, das von allen bisher untersuchten Gattungen nur bei Cvpripedilmn und auch hier nur fakultativ auftritt, sonst überhaupt nicht zur Ausbildung gelangt. Dagegen erreichen die mikropylaren Suspen,sor- Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; GXXIII. Bd., Abt. I. 39 562 E. Jacobsson-Stiasny, haustorien manchmal eine außerordentliche Entwicklung und dürften ein v^ortreffliches Merkmal zur Charakterisierung der Gruppen darstellen. Ein Vergleich der Endospermverhältnisse ergibt auf Grund der hier zugänglichen Befunde, das außerordentlich häufige Auftreten einer gekammerten Makrospore, respektive zellularer Endospermbildung innerhalb der Spadicißorae. Dies findet sich unter der Liliiflorae bei den Br'-omeliaceae, Ponte- deriaceae und Btinnanniaceae, am häufigsten aber unter den Helohieae bei den AUsmaceae, Biitomaceae, innerhalb der Hydrocharitaceae und Pofaniogetonaccae und endlich bei den Najadaceae. Da die Monocotyledonen diese Form der Endo- spermbildung in ihren ursprünglichsten Vertretern wie den AUsmaceae aufweisen, so erscheint diese Art der Endosperm- bildung selbst, bei Annahme einer monophyletischen Ableitung der Monocotyledonen als ursprünglich, das nucleare Endo- sperm als abgeleitet. Die größte Übereinstimmung in der Ausbildung dieses Gewebes findet sich nun zwischen den Helohieae und denNymphaeaceae,\in<^ z\vQ.v\nsbQSondexe den Cabomboüleae. Sowohl bei der ursprünglichsten Familie der Helohieae als bei dieser Unterfamilie der Nynipliaeaceae tritt eine zellulare Kammerung der Makrospore auf, deren untere Kammer zu einem Haustorium auswächst, während die obere nucleares Endosperm liefert. Von den Nymphaeoideae sind sie, was diese Merkmale betrifft, ein wenig unterschieden, da diese wohl die gleiche Kammerung und Haustorialentwicklung zeigen, aber der endospermalen Kernteilung der oberen Kammer Wandbildung unmittelbar folgen lassen. Dieses Endo- sperm tritt jedoch bei den Helohieae, als Zeichen der Reduktion, nur mehr als Wandbelag auf, enthält sehr wenige Kerne und bringt meist keine Zellwände mehr zur Ausbildung. An die auch auf Grund anderer Merkmale als die primitivsten Helo- hieae bezeichneten AUsmaceae, läßt sich unter den Hydro- charitaceae die Gattung Vallisneria und an diese Elodea anschließen, da diese gleichfalls eine gekammerte Makrospore aufweisen. Gegenüber diesen Formen erscheint die Gattung Enalus durch die Ausbildung nuclearen Endosperms als abge- leitet. An Vallisneria und Elodea lassen sich wieder die Endospermbildiing bei Angiospermen. ö63 Biitouiaceae anschließen, die wohl nicht mehr ein Haustorium, jedoch einen gekammerten Embryosack besitzen. Die den Alismataceae angeschlossene Familie der Schetichzeriaceae dürfte in Scheucli::eria vielleicht noch eine Makrosporen- kammerung aufweisen, während Lilaca und Trigloclim be- reits nucleares Endosperm ausbilden. An die Alismataceae wurden in einer anderen Richtung die Potamogetottaceae angereiht, die in der Gattung Potamogeton sowohl Form.en mit, als solche ohne Kammerung der Makrospore umfaßt. Den ungekammerten Arten ließe sich, Chrysler's Resultaten entsprechend, Elodea den gekammerten Ruppia anschließen. Die von Ruppia abgeleiteten Gattungen Zamiichelia und Najas dürften sich auch, was die Endospermbildung betrifft, insofern als abgeleitet erweisen, als das ganze eigentliche Endosperm von dem oberen Tochterkern des Endosperm- kernes abstammt, ohne daß durch Ausbildung einer Quer- wand eine Kammerung des Embryosackes vor sich zu gehen scheint. Dieses Fehlen der Querwand könnte, wenn es sich bestätigt, einer Reduktion entsprechen. So würden sich in Verbindung mit den von Lotsy zu- sammengestellten, auf Grund anderweitiger Verhältnisse ge- wonnenen Resultaten die phj^logenetischen Beziehungen der Helohieae bei Berücksichtigung der Endospermentwicklung darstellen. Es erübrigt noch hervorzuheben, daß die Helohieae durch eine gefäßartige Suspensorzelle ausgezeichnet sind, was auch in Anbetracht der innerhalb der Nympkaeaceae selbst, von Nelnmbo bis zu Cabomba aufsteigenden Ent- wicklung dieses Organs und der außerordentlichen Aus- bildung, die es innerhalb der Rosales, der zweiten von den Cabomboideae abgeleiteten Gruppe erreicht, auffallend und bedeutung.svoll erscheint. Die Liliiflorae, respektive die Liliaceae sind von Wett- stein den Helobieae, und zwar insbesondere der\ Alisina ceae und Btitomaceae angeschlossen worden. Den Liliiflorae wurden wieder die Scitamineae und Gynandrae angereiht, einesteils auf die Beziehung der Jiincaceae zu den Cyperaceae 564 E. Jacobsson-Stiasny, und Enantiohlastae , andrerseits auf die Zusammengehörigkeit der letzteren mit den Gramineae liingewiesen, während Lotsy sie unmittelbar den Alismaceae anschließen möchte. Dieser Forscher spricht sich auch für eine Ableitung der Pontederiaceae von den Commelmaceae oder den Liliaceae und ebenso wie Wettstein für den Anschluß der Bronte- liaceae an die Liliaceae aus. Auf Grund der bisherigen Befunde über die Endosperm- verhältnisse der Liliiflorae lassen sich innerhalb derselben zwei Gruppen bilden, deren erstere die eine gekammerte Makrospore aufweisen den Biirmarmiaceae,Bromeliaceae und Pontederiaceae, die andere die Jtmcaceae, Liliaceae, Irideae und vielleicht auch Amaryllideae mit nuclearer Endospermbildung umfaßt. Was die hier behandelten Merkmale betrifft, ließe sich innerhalb der erst- genannten Gruppe eine phylogenetische Zusammengehörigkeit vermuten, die aber selbstverständlich auf Grund von Einzel- merkmalen nur angedeutet werden kann. Die Juncaceae, respek- tive Amaryllideae scheinen, was das hier behandelte Merkmal betrifft, vielleicht eine Zwischenstellung zwischen den Bnr- fnanniaceae, Bromeliaceae und Pontederiaceae einerseits und den Iridaceae und Liliaceae andrerseits einzunehmen. Die Ghiniiflorae, Eriocaiilaceae und Commelinaceae dürften sich bezüglich der Endospermverhältnisse diesen Liliaceae an- schließen. Auf Grund dieses Merkmales läßt sich auch gegen die vorgeschlagene Ableitung der Orchidiaceae von den Scitaminaceae nichts einwenden, da hier entsprechend der allgemeinen Reduktionstendenz des Nährgewebes nucleares Endosperm, meist jedoch überhaupt keines mehr ausgebildet wird. Die Entwicklung des Suspensors scheint innerhalb der Familie selbst vor sich zu gehen. Gegenüber diesen Formen erscheinen die Araceae durch das häufige Auftreten einer gekammerten Makrospore und in dem Vorkommen eines Endospermhaustoriums als ursprünglich und stimmen in dieser Hinsicht mit den Nympliaeaceae, respektive Helohieae überein, schließen sich ferner bezüglich der Endospermbildung auch den Piperales an. Die gleichen Verhältnisse wie bei ihnen, dürften sich auch bei AenSparganiaceae finden, während für die Pandanaceae und Typhaceae keine diesbezüglichen Endospermbildung bei Angiospermen. 565 Angaben aufgefunden werden konnten. Die Verwandtschaft der Lemnaceae mit den Araceae dürfte dagegen ebenfalls in der Morphologie des Endosperms zum Ausdruck kommen, da sich bei dieser Familie nach CaldweU wohl eine Dif- ferenzierung des Endosperms in zwei Zonen, aber keine die Makrospore kammernde Querwand bildet. Wenn die Aus- legung der Befunde sich bestätigen sollte, so würde zwischen Lcinua und den Araceae, was die Endospermverhältnisse betrifft, das gleiche V^erhältnis herrschen wie zwischen den Najadaceae und Ruppia. Es würde sich im Fehlen der Querwand die Reduktion dieses Gewebes und somit die ab- geleitete Stellung der Lemnaceae gewissen Araceae gegen- über aussprechen. Im Gegensatz zu diesen Formen bilden die PaUuac, soweit Befunde zugänglich waren, nucleares Endosperm, und zwar ohne besondere Haustorialbildungen aus. Zusammenfassung. In Anbetracht der großen Ausführlichkeit, die in der Behandlung einzelner Reihen geboten schien, ist es zur Er- leichterung der Übersicht wohl notwendig, eine gedrängte Zusammenstellung der wichtigsten Beziehungen zu geben, die sich aus diesem Vergleich ableiten lassen. Die Monochlaniideae sind in der größten Zahl ihrer Reihen wie den Verticillatae, Fagales, Leitneriales, Centro- spermae, Hamamelidales und Tricoccae durch die Aus- bildung nuclearen, wohl meist als Wandbelag auftretenden Endosperms charakterisiert. Nur die Piperales und Santa- lales, zwei Reihen, deren phylogenetische Beziehungen noch ungeklärt sind, machen hiervon eine Attsnahm-e. Die Verticillatae, Fagales, Leitneriales, Salicales, Prote- ales, Urticales und Ceiitrospermae besitzen einen besonders langgestreckten Embryosack, der durch die Ausbildung diver- tikelartiger Fortsätze oder durch das Auftreten hyper- trophierter Endospermkerne sehr häufig als Makrosporen- haiistoriuni ganz besonders charakterisiert erscheint, aber wohl stets als solches aufzufassen ist. Es drückt sich daher 566 E. Jacobsson-Stiasny, auch in dem hier behandelten Merkmalkomplexe die Ziisanunen- gehörigkeit dieser Reihen atis. Ganz anders verhalten sich die Santalales und Piperales, die beide zellulares Endosperm zur Entwick- lung bringen. 'Wenn die von Johnson bei Piper und Heckeria gemachten Beobachtungen sich bestätigen sollten, so würde die Reihe der Piperales allein alle Abstnfnngen der Endospermformen umfassen. Doch ist eine Nachprüfung dieser Beßmde dringend notwendig. Es scheint sehr wahr- scheinlich, daß die Endospermverhältnisse bei den Piperales viel einfacher sind, als sie sich den Deutungen Johnson's zufolge darstellen. Sollten sich diese Deutungen jedoch trotzdem bestätigen, so liegt noch die Frage offen, in welchem- Sinne die Entwicklung des Endosperms innerhalb der Piperales erfolgt, ob das nucleare Endosperm ursprünglich, das zellulare ab- geleitet ist oder um,gekehrt. Dies kann nur der Vergleich mit anderen Merkmalen ergeben. Eine zweite, zellulares Endosperm aufweisende Reihe der Monochlamydeae, die Santalales, schließen sich in denLorantha- ceae und Santalaceae an die anderen genannten Mouochla- ■mydeae und die Proteales, was die Ausbildung eines langen^ schlauchförmigen Embryosackes betrifft, an. Diese beiden Fa- milien erscheinen jedoch selbst keineswegs einheitlich. Während die Myzodendraceae nucleares Endosperm. und einen langgestreckten Embryosack aufweisen, ist derselbe bei der Balanophoraceae sehr kurz und bringt zellulares Endosperm zur Entwickhing, dessen erste Teilungswanä eine wechselnde, vertikal oder horizontal verlaufende Orientierung aufweist. Bei den Cynomoriaceae ist ebenfalls zellulares Endosperm beobachtet worden, dessen erste Zellwand wahrscheinlich horizontal ver- läuft. Sowohl die Santalaceae als auch die Loranihaceae sind durch Ausbildung eines zweikammerigen Embryosackes atisgezeichnet. Von diesen Zellkammern entwickeln bei Viscnm beide, bei Santalum und Osyris nur die obere, bei Loranthus nur die untere Endosperm, während die endospermfreie Kannner dieser Formen zu einem Haustorium auswächst. Aus dieser Zusammenstellung ist zu ersehen, daß die Santa- lales bezüglich der hier behandelten Merkm-ale sehr verschieden- Endospermbildung bei Angiospermen. 56/ artige Verhältnisse anßveisen, deren klare Beziehung zuein- ander Jedoch erst anf Grnnd eingehender weiterer Unter- suchtmgen festgestellt werden kann. Ein Vergleich der ganzen Monochlamydeen zeigt, wie hier darzulegen versucht wurde, daß die auch anf Grund anderer Merkmale zusainmengehörigen Reihen, die Verti- cillatae, Fagales, Leitneriales, Salicales, Centrospermae, Prote- ales, Urticales und Hamanielidales, soweit Befunde zugänglich waren, was die Art der Entwicklung des Endosperms und die haustorielle Streckung der Makrospore anlangt, übereinstimmen, während zwei andere Reihen, deren Zugehörigkeit auch auf Grund anderer Merkmale fraglich ist, die Salicales und Piperales, sich auffallend von ihnen unterscheiden. Die JDialyiJetaleae erscheinen, was diese Merkmale be- trifft, nicht einheitlich. Die bei ihnen beschriebenen Verhältnisse verlieren jedoch dadurch ihren Charakter von Zufälligkeit, daß sich auf Grund der hier zugänglichen Befunde feststellen läßt, daß eine zellulare Kammerung des Enibryosackes bloß innerhalb der von den Hamamelidales abgeleiteten Reihen auftritt und sogar häußg ist, bei den von den Tricocceae abstammenden Formen dagegen bisher scheinbar noch nie gefimden wurde. Die Polyearjncae verhalten sich, was die Endosperm- bildung betrifft, sehr verschiedenartig, indem sie einerseits Familien mit miclearem, wahrscheinlich stets als Wandbelag aiftretendem Endosperni, wie die Rannncnlaceae, Myristi- caceae und Magnoliaceae aufweisen, die einer besonderen haustoriellen Ausbildung der Makrospore zu entbehren scheinen, während andrerseits Familien mit zellularem, jedoch in ver- schiedenen Modifikationen aiftretettdem Endosperm umfassen. Dieses Endosperm zerlegt den Embryosack entweder in zahl- reiche Kammern gleicher Größe, wie bei den Anonaceae und Sarraceniaceae, oder in zahlreiche gegen die Chalaza an Größe zunehmende Kainmern, wie bei den Ceratophyllaceae, in drei Kammern, wie bei den Nelumbonoideae, und schließlich in zwei ungleichartige Kammern, wie bei den Nymphaeoideae und Cabomboideae. Eine gleiche für die verschiedenen Gattungen in der Zahl variierende Kammerung weisen auch 568 E. Jacobsso n-Stiasny, die Aristolochiaceae auf, dagegen dürfte dieselbe, so weit bisher untersucht, den Rafßesiaceae Jehlen. Wenn es inner- halb dieser Kammern zu einer weiteren Endospermbildung kommt, so scheint das Nährgewebe mit Ausnahme der Caboni- boideae zellular und atich bei dieser Unterfamilie nicht als Wandbelag, sondern endogen aufzutreten. Manchmal fehlt jedoch eine solche Teilung der untersten Kammer auch voll- ständig. Dies ist bei den Ceratophyllaceen der Fall, wo die- selbe gegenüber den anderen Kammern nur eine schwache Größenzunahme zeigt; das gleiche findet sich auch bei den Nymphaeoideae und Cabomboideae, wo sie zu einem von Victoria regia bis zu Cabomba an Größe zunehmenden, ur- sprünglich keil-, später haut elf örm-igen Haustorium auswächst. Innerhalb der PoJycarpicae scheint daher diesem Merkmal- komplex eiiie phylogenetische Bedeutung zuziikominen, jedoch nicht in dem Sinne, daß die gleiche Ausbildungsweise un- bedingt auf eine Verwandtschaft deuten muß, da es auch in verschiedenen Entwicklnngsrichtungen zu dem gleichen Resultat kommen kann. Das Merkmal wird nur ausreichen, um einen Hinweis in bestimmte Richtung zu geben oder Vermutungen zu bestätigen. So würde sich auf Grund dessen von den Anonaceae über die Ceratophylleaeae zu den Nelumbonoideae einerseits, den Nymphaeoideae und Cabomboideae andrerseits, eine Entwickhmgsreihe konstruieren lassen, die sich in der Re- duktion der Anzahl von Kammern, in dem Unterbleiben der Teilimg in der untersten, att Größe zunehmenden Kammer und auch in einer schließlich zu nuclearem Endosperm, führen- den Reduktion dieses Gewebes in der oberen Kammer aus- spricht. Jedenfalls aber bedarf diese Vermutimg der Be- stätigung auf Grund anderer embryologischer oder morpho- logischer Verhältnisse. Während die den Polycarpicae angeschlossenen Rhoea- daleSf soweit Befunde festgestellt werden konnten, stets nucle- ares Endosperm und nur bei Hypecoum und Capsellea eine haustorielle Vergrößerung des Suspensors aif weisen, bilden unter den Parietales die Loasaceae und Droseraceae eine zelhdare Kammerung des Embryosackes aus. Die Mosales schließen sich in dieser Hinsicht den Polycarpicae eng an, Endospermbildung bei Angiospermen. 5o9 da einzelne ihrer Vertreter wie z. B. Sempervivum gleichfalls eine zweikammerige Makrospore besitzen, deren untere Kammer zu einem mächtigen Haustorittm heranwächst, wäh- rend die obere allein nucleares, aber nicht als Wandbelag atif tretendes Endosperm ausbildet. Hinsichtlich der Ent- wicklung dieses Gewebes findet sowohl innerhalb der Crassu- laceae selbst, als ati'ch innerhalb der Saxifragaceae eine Redaktion statt. Unter den Formen der letztgenannten Familie schließt sich Saxifraga unmittelbar an Sempervivum, respektive Bryophyllum an, indem, auch hier eine zwei- kammerige Makrospore gebildet wird, unterscheidet sich aber von ihnen dadurch, daß der untere Teil mehrere, wenn auch nur wenige Nahrungsstoff speichernde Zellen entwickelt, wäh- rend die obere einen nuclearen Wandbelag aufweist. Saxifraga dürfte daher gegenüber den Nymphaeaccae, respektive Semper- vivnm in doppelter Hinsicht, sowohl durch die Ausbildung dieses Wandbelags als auch durch die Reduktion des Hausto- rinnis als abgeleitet erscheinen. Die anderen Saxifragaceae weisen, so weit bisher unter- sucht, bereits nucleares Endosperm als Wandbelag und einen manchmal kurzen Embryosack auf. Diesen Formen lassen sich die Podostemonaceae anschließen, bei welchen überhaupt kein Endosperm mehr zur EntwickUmg getätigt imd der Em- bryosack nur eine außerordentlich geringe Größe aufweist. Die Beziehung dieser Reihen drückt sich auch in der Aus- bildung des Suspensors aus, der bei manchen Crassulaceae zu einem mächtigen Haustorium heranwächst, bei einigen Saxifragaceae und Podostemonaceae eine blasenförmige terminale Zelle aufweist. Die beiden anderen großen Familien der Rosales stimmen in dem ausschließlichen Vorkommen von nuclearem-, scheinbar stets alsWandbelag auftretendem Endosperm und in der hausto- r teilen Streckimg der Makrospore über ein, die innerhalb der Rosaceae bei den Pruneae, innerhalb der Leguminosae bei der Gattung Phaseol US die stärkste haustorielle Differenzierung zeigt. Was die Ausbildung des Suspensors betrifft, verhalten, sich diese beiden Familien jedoch verschieden, indem derselbe bei den Rosaceae, wenn überhaupt vorhanden, so nur in atßerordentlich 570 E. Jacobsson-Stiasny, geringer Größe auftritt, innerhalb der Legiiminosae aber eine Weiter entivicMimg erfährt, indem er den Mimoseae noch voll- kontmeii fehlt, hei den Caesalpinioideae noch schwach, hei den abgeleiteten Formen der Papilionatae dagegen außerordentlich stark und verschiedenartig ansgehildet ist. Unter den ab- geleitetsten Papilionatae wieder erscheinen die Vicieae nnd Phaseoleae, was die Anshildung dieses Snspensors betrifft, als extreme Gegensätze, da die erster en einen gewaltigen, vierzelligen, zahlreiche Kerrie führenden, die letzteren einen aus zahl- reichen einkernigen Zellen gebildeten Siispensor aufweisen. Die den Rosales angeschlossene Reihe der Myrtales er- scheint bezüglich des hier behandelten Merkmales ebenfalls nicht einheitlich, iitdem sie Familien mit gekamm,erter Makro- spore wie die Gnnneraceae und Hippnridaceae und andrer- seits solche mit ausschließlich nuclearer Endospermbildung wie die Penaeaceae, Thyvnelaeaceae nnd Onagraceae um- fassen. Ans dieser Übersicht ist zu ersehen, daß innerhalb der von den HamameUdales abgeleiteten Dialypetaleae eine zellu- lare Kammerung außerordentlich häufig, bisher eigentlich bei allen 'mit Ausnahme der Rhoeadales festgestellt wurde. Für die Guttiferales konnten diesbezügliche Angaben nicht gefunden werden. Ganz anders erscheinen die Verhältnisse dagegen bei den von den Tricoeeae abgeleiteten Dialypetaleae. So weit die Literatureinsicht reicht, wurde bisher noch in keinem Falle eitle gekammerte Maskrospore oder auch nur zellulares Endosperm beschrieben. So ist für die Coluni- niferae ebenso wie für die Gruinales bisher ausschließlich nucleares Endosperm und innerhalb der letztgenannten Familie eine Weiterentwicklung des Snspensors zu einem mächtigen Haustorium als charakteristisches Merkmal festgestellt worden. Bei den Therebinthales wurde gleichfalls nur nucleares Endo- sperm mit spät auftretender Wandbildung beobachtet. Die gleiche Form der Endospermentwicklung scheint sich ferner auch bei den Umbellißorae zu finden. Diese Zusammenstellung zeigt wohl zur Genüge, daß zwischen den beiden Gruppen der Dialypetalae, was das hier Endospermbildung bei Angiospermen. 57 1 behandelte Merkmal betrifft, insofern ein bedeutender Unter- schied besteht, als mir die von den Hamamelidales abge- leiteten Reihen einen gekammerten Embryosack anßveisen. Der gleiche Gegensatz tritt atich innerhalb der Dialy- petaleae auf, bei welchen ebenfalls nur die den Hamameli- dales indirekt angeschlossenen Reihen einen gekammerten Embryosack zur Ausbildung bringen, obwohl diese Entwick- lung bei ihnen vielleicht im allgemeinen seltener sein dürfte als bei ihren Vorläufern. So ist für die Syuandrae bisher nur nucleares Endosperm, aber schnelle Wandbildiing und das häufige Auftreten von endospermalen Mikropylarhanstorien beschrieben worden. Innerhalb dieser Reihe weisen auch die Stylidiaceae nncleares Endosperm atf, dessen Anordnung aber auf eine Abstammung von Formen m,it gekamvnertem Embryo- sack schließen läßt. Dagegen sind unter den Bicornes die Pirolaceae und einzelne Andromedeen durch die Entwicklung zellularen Endosperms ausgezeichnet, während die anderen Formen durch nucleare Gewebebildnng und Makrosporen- haustorien charakterisiert sind. Während die wenigen bisher nntersuchten Primnlales nucleares Endosperm entwickeln, findet sich innerhalb' der Tnbiflovae in dieser Hinsicht wieder die größte Mannigfaltigkeit. Diese Reihe umfaßt einerseits Familien mit gleichmäßig gekammerter Makrospore wie die Solanaceae, andrerseits solche mit verschiedenartiger Differenzierung dieser Kammern und auch Familien mit nuclearer Endospermbildung. Die hier behandelten Verhält- nisse würden vielleicht nicht so sehr für eine Anknüpfung dieser Reihe, respektive ihrer ursprünglichen Familien an die Rosales, als für eine Verbindung derselben mit den Poly- carpicae sprechen, welche ebenso wie die Solanaceae eine strickleiterartig gekammerte Makrospore aufweisen, da eine Reduktion des Haustoriums bei den Solanaceae und eine sekundäre Wiederentwicklung schwer anzunehmen ist. Auf Grund dieses Merkmalkomplexes innerhalb der Tubiflorae selbst Beziehungen herstellen zu wollen, erscheint schon in An- betracht vieler Unklarheiten und Lücken des Materials außer- ordentlich schwierig. Es soll nur auf die vermutliche Über- einstiinmung der Gesneriaceae, Plantaginaceae, Pedaliaceae 572 E. Jacobsson-Stiasn)', lind Orohanchaceae mit den Scropktilariaceae liingewiesen werden. Eine sehr große Ähnlichkeit untereinander in der Ans- hildimg dieser Merkmale zeigen ferner die Labiatae, Bi- gnoniaceae nnd Acanthaceae, deren Ableitung von den Scro- phtilariaceae durch die Labiatae als Zwischenglied, was die hier behandelten Eigenschaften betrifft, leicht möglich er- scheint. Über die Stellung der Utricnlarieae und Myoporaceae kann nichts weiter ausgesagt werden; diese beiden Familien sind in gleicher Weise durch die Ausbildung von nuclearem Elldosperm und einer an beiden Enden haitstoriell wirkenden Makrospore als abgeleitete Formen charakterisiert. Für die Polemoniaceae, Hydrophyllaceae und Borraginaceae, auf deren Zusammengehörigkeit hingewiesen wurde, war ein konsequenter Vergleich nicht möglich. Im Gegensatz zu den Tubiflorae, welche bezüglich der hier behandelten Merkmale sehr verschiedenartige Verhältnisse zeigen, jedoch durch das häiißge Auftreten von zellularer Kammerung und Haustorien- bildung charakterisiert sind, wurde bei den von ihnen abge- leiteten Contortae bisher ausschließlich nucleares Endosperm. festgestellt. Während bei den von den Hamamelidales indirekt ab- stammenden Sympetalae, wie aus dieser Übersicht zu ersehen ist, eine endospermale Kammerutig sehr häufig auftritt, fehlt dieselbe der zweiten Sympetalengruppe vollständig. Die Reihe der Diospyrales und Ligustrales konnte wegen m-angelnder Befunde in den Vergleich nicht einbezogen werden, dagegen ist unter den Convolvulaceae für Cuscuta bereits häufig ' auf das Vorkommen von nuclearem Endospcrm hingewiesen worden. Unter den Rubiales wurde bei den meisten JRubiaceae ein miclearer Wandbelag festgestellt, wie er auch bei den Di- psaceae aufzutreten scheint. Bei den Galieae dagegen tritt das Endosperm Hegelmaier's endogenem Typus entsprechend auf und erscheint in dem schmalen Embryosack von Sam- bucus, der einzigen Caprifoliaceae, über deren diesbezügliches Verhalten feste Angaben vorliegen, in Form von mehreren Endospermbildung bei Angiospermen. 573 serialeii Kernen. Für die vielfach hierher gestellte Gattmig Adoxa finden Untersnchnngen La gerb er ^s, der zwar keine unmittelbare Wandbildung, aber das Auftreten einer mit der Kernteilung gleichzeitigen Plasmateilung beobachtete, was eine auffallend hohe Organisation dieses nuclearen Endospenns bezeichnen dürfte. Die Galieae sind durch die hanstorielle Ausbildung der Antipoden und durch das mächtige Stispensor- haustorinm gegenüber den anderen Rnbiaceae charakterisiert, bei welchen diese Bildung fehlt oder nur schwach angedeutet erscheint. Aus dieser Darstellung ist zu ersehen, daß diese Sym- petalae, soweit die ungleich verteilten, bisher aber allerdings noch seltenen Befunde reichen, nucleares Endosperm aufweisen, welches innerhalb der Caprifoliaceae, weiin sich die Stellung von Adoxa bestätigt, eine hohe Entwicklung erreicht. Ge- kainmerter Embryosack ist bei ihnen, soweit die Literatur- einsicht reicht, bisher noch nicht festgestellt worden. Den Polycarpicae wurden auch die Helobieae ange- schlossen, die in ihren als ursprünglich erklärten Formen mit den Nymphaeoideae, respektive vor allem mit den Cabom- boideae in der Zweikammerimg der Makrospore überein- stimmen, deren obere Kammer das nucleare Endosperm liefert, während die untere zu einem Haustorium heran- wächst. In dieser Hinsicht schließen sich die Alismataceae den Cabomboideae vollkommen an, da diese ebenfalls noch eine zweikammerige Makrospore zur Ausbildung bringen, deren untere Kammer zu einem Haustorium ausivächst. An Vallis- neria läßt sich ebenso wie auf Grund anderer Merkmale, so auch durch die Kanimerung, Elodea und die Gattung Buto^ miis angliedern, während Enalus durch die Ausbildimg nuclearen Endosperms als abgeleitet erscheint. An die Alis- mataceae wurden in anderer Richtung fernerhin auch die Scheuchzeriaceae angeschlossen, von denen Scheuchzeria selbst noch eine Kammerung der Makrospore aufweist, während Lilaea und Triglochin nur mehr nucleares Endosperm zur Ausbildung bringen. An Lilaea wurde wieder Potamogeton angereiht; der hier betrachtete Merkmalkomplex ließe jedoch eine nähere Angliederung dieser Gattung an die Alismataceae, 574 E. Jacobsson-Stiasny, respektive ScJieiichzeria ivahrsclieinlich erscheinen. Wenn ein Vergleich der morphologischen Merkmale diese Angliedernng zuläßt, so würde die Endospermrednktion in gerader Linie, sonst aber, was weniger wahrscheinlich ist, im Zick- zack erfolgen. An die nncleares Endosperm führenden Pota- mogetonarten dürfte sich, auch den anatomischen Verhält- nissen entsprechend, Elodea, den mit gekammerten Endosperm ausgestatteten Arten, Ruppia iind an diese Gattung Zanni- chelia und Najas anschließen lassen, deren Endosperm.- reduktion sich nur in dem Ausfall der Querwand ausdrückt. Für die ganzen Helobieae ist daher eine Reduktion des Endosperms charakteristisch, die zuerst in einer Verminderung der Differenzierung zwischen den beiden Kammern, dann in der Unterdrückung der Kammerung selbst und endlich in der Abnahme der Zellwandbildung überhaupt zum Ausdruck kommt. Die Liliiflovae scheinen sich auf Grund des hier be- handelten Merkmalkomplexes in zwei Gruppen zu trennen. Die eine von diesen, ans den Burmanniaceae, Bromeliaceae und Pontederiaceae gebildete, könnte sich den Cabomboideae oder eventuell den Nyniphaeoideae, respektive den ursprüng- lichen Helobieae unmittelbar angliedern, indem sie eine Kam- merung der Makrospore und in der oberen Kamm.er nucleare Endosperinbildimg aufweisen. Was die untere Kammer betrifft, so stellt sie eine gerade Entwicklimgsreihe dar, da die Bur- manniaceae in Burmannia Championi, wie manche Nym- phaeaceae, ohne jede Teilungsvorgänge eine Weiterentwicklung derselben zu einem Haustorinni, bei anderen nur eine Teilung der Kerne, endlich eine Teilung der ganzen Kammer zeigen, während bei den Potitederiäceae aus der unteren Kammer bereits nncleares, bei den Bromeliaceae zellulares Endosperm hervorgeht. In dieser Reihe läßt sich daher im Gegensatz zu den Helobieae eine sekundäre Weiterentwicklung des Endo- sperms beobachten. Die andern Liliiflorae scheinen dagegen nncleares Endosperm aufzuweisen, dessen merkwürdige An- ordnung bei der Juncaceae vielleicht noch auf eine ursprüng- liche Kammerung deuten dürfte. Endospermbildung bei Angiospermen. o7o Die von den Liliißorae abgeleiteten Gliiinißorae weisen ebenso wie die ihnen angegliederten Seitamineae mir mehr niicleares Endosperin atif. Die von diesen abstammenden Orichidaceae bringen ihrer abgeleiteten Stellung entsprechend, nur bei einer einzigen Form nucleares, sonst überhaupt liein Endosperm mehr zur Ausbihhmg. So dürfte sich in der zweiten Gruppe der Diliiflorae ebenso wie bei ihren Ab- l:ömnilingen eine allgemeine Reduktion des Nährgewebes zeigen. Unter den Spadiciflorae schließen sich die Araceae, was das hier betrachtete Merkmal betrifft, den Nymphaeaceae, respektive den ursprünglichen Helobieae an, da sie gleich- Jalls in manchen Vertretern eine Kammermig der Makro- spore mit nuclearer Endospermbildung der oberen Kammer, in Pothos sogar eine haustorielle Weiterentwicklung der unteren Kamm.er aufweisen. An solche Formen dürften sich die Spadiciflorae einerseits, die Lemnaceae andrerseits an- schließen, welch letztere die den Embryosack kammernde Querwand vielleicht nicht mehr zur Ausbildung bringen, aber noch eine deutliche Differenzierung des Endosperms zeigen. Einige Araceae und die ganzen Palmae dürften bereits eine weitere Rednktion des Nährgewebes zu nuclearem Endosperm aufweisen. Die auf Grund anderer Merkmale bereits viel- fach angedentete Beziehung zwischen den Araceae und Pipe- raceae kommt atich in der ungewöhnlichen Mannigfaltigkeit ihrer Endospermverhältnisse zum- Ausdruck. Ans dieser Übersicht ist zu ersehen, daß die Monokoty- letonen bezüglich der Endosperm- und Haustori alentwicklung sehr verschiedenartige Verhältnisse zeigen, daß diese Merk- male jedoch auch hier vielfach zur Charakterisierung der Verwandtschaf tsbeziehnng dienen können. Wenn auf diese Weise der Versuch gemacht wurde, die Art der Endosperm-, respektive Haustorienbildung mit der systematischen Stellung der Formen in Beziehung zu bringen, so kann dies aus verschiedenen Gründen nur unter aller- größtem Vorbehalt geschehen. Vor allem deshalb, weil das hier zugrunde gelegte Material, wie oft betont, noch keines- wegs der ganzen diesbezüglichen embryologischen Literatur 576 E. Jacobsson-Stiasny, entnommen wurde und gewiß ZAim Teil infolge dieser Ein- schränkung, ebenso aber auch wegen Lückenhaftigkeit dieser Literatur selbst, noch nicht so reichlich ist, wie es für eine derartige Untersuchung wünschenswert wäre. Aus diesem Grunde konnten einerseits einzelne Reihen, wie die Myri- cales und Diospyvales überhaupt nicht in den Vergleich ein- bezogen werden und mußten andrerseits für eine große Zahl anderer Reihen, deren Familien nicht konsequent untersucht sind, vorläufige Verallgemeinerungen ausgesprochen werden, die erst einer Ergänzung und Nachprüfung bedürfen. Trotzdem dürfte die Menge der hier verwerteten Befunde wohl schon ge- nügen, um diesen Versuch berechtigt erscheinen zu lassen und dies umsomehr, als die Schlußfolgerungen infolge der leichten Kontrolle der Fehlerquellen einer Korrektur, respektive einer Ergänzung leicht zugeführt werden können. Der Haupteinwand gegen eine allzu bestimmte Schlußfolge- rung ist jedoch rein prinzipieller Natur. Es ist selbstverständlich ganz unmöglich, auf Grund von Einzelmerkmalen bei Behand- lung phylogenetischer Fragen auch nur zu einigermaßen befriedi- genden Resultaten zu gelangen, dies kann nur durch Ver- wertung eines möglichst umfassenden Merkmalkomplexes er- reicht werden. Diese Tatsache findet ihre Erklärung vor allem darin, daß die Entwicklung der meisten Merkmale nicht in gerader Linie, sondern im Zickzack verläuft. Es ist daher notwendig, den Sinn ihrer Bewegung in jedem einzelnen Punkte an einer Summe anderer Merkmale zu kontrollieren. Die Betrachtung jedes einzelnen Merkmales für sich allein würde sonst in vielen Fällen die verschiedensten Kom- binationen möglich erscheinen lassen. Es ist zwar stets, bei Zugrundelegung weniger Merkmale jedoch doppelt notwendig, die Resultate anderer Disziplinen herbeizuziehen. Dies hat natürlich seine Gefahren, die umso größer sind, je geringer der eigene Merkmalkomplex ist. Trotz dieses allgemeinen Einwandes schien es geboten, die bisherigen Resultate bereits zu veröffentlichen, umsomehr, als sie in anderem Zusammen- hange eine gründliche Nachprüfung erfahren sollen. Trotzdem die auf Grund dieses Vergleiches gezogenen Schlußfolgerungen aus den genannten Gründen nur einen Endospermbildung bei Angiospermen. 577 provisorischen Wert haben, dürfte diese Untersuchung doch bereits die Behauptung bestätigen, daß Endosperm und Hausiorialverhältnisse ein wichtiges Merkmal für phylogene- tische Zwecke bilden. Es sei mir zum Schluß noch gestattet, der hohen kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften zu Wien für die Ver- leihung eines Stipendiums zur Durchführung der vorliegenden und mehrerer weiterer Untersuchungen zu danken. Ich er- greife ferner auch die Gelegenheit, Herrn Professor Dr. S. Mur- beck in Lund für die Überlassung zahlreicher wichtiger Literatur und Herrn Dr. W. Himmelbauer in Wien für die Einsichtnahme in einige mir schwer zugängliche Arbeiten meinen Dank auszusprechen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; GXXIII. Bd., Abt. I. 40 578 E. Jacobsson-Stiasny, c: o (D 0 O U K ^- 5 ^ 5 - ^ C i; c 3 e iä >> S ":§ Ö CO td C c/3 p o o; s H^- .n O ^ ►^ 3 w in s r- CD O ^ S .2 CD r- CD ^ o m ^ CD T3 «3 0) C o (TS (D •a £ !c ü o c o bß u Z 0^ _- ^ c ^ -^ ^ ö = ^ « -^ „ (U . ja IT. s s 5 s ~ ** ^ ' — ^ ^ ^« a s e ^ tj 'o s- vj c « C G JÖ~ a; u'i ^ t4-H yj tÜ CJ H ü W bO ■" r~t a: S 'S IT, a: W w ^ » ■t; r W u U CO w Ui _• _• tS3 W N N Z z CD CD ü "in CD K td w w a z z z z :^ »^ ^ tc^ ■-s U3 s ^ £ -2 5 o "^^ .- co ^ K^ aq c^ O >^ Endüspermbildung bei Angiospermen. 579 > CJ bJD ffi Q O o rt .^ ed "u 2i "; in i5. O o O CO z z z N !^ Z C>i Z 3 o K m Ti ^ ^ C LT. - < r r bi f^ w w w z z z z z t^ ü: t: c^:; M fej z z z z z z w CS 1 CO ■1« cS 2 (^ 5 Q 1-^ o s 'S S ^ !>« 'S O f-i 05 5 -2 -S ^ ^ -s -^ Co ^ w; c £ 3 o o o Endospermbildung bei Angiospermen. 581 ^ ^ '- < K _r t/l ^ s 5 w z 2; ?3 ^ Q ^ H W W M . . . . . w w td td Z Z z tsi N 3" 3 z z w . . 3 tSJ Z w N Z "^ a, fe; fco 10 o o äp (^ f; o o 33 S '^ ii) ü c D G "rt CS tr. J5 0 « oi 82 E. Jacob sson-Stiasny, - a: — lyj — Oh ^- O. D, < üc: < < c — T3 ^ ^ 5 E-i 3 'c? C o ^ o ^ J~ C/D CO ^ u o ^ o W5 ü. ■^ -^ G "So s 3 4) ^ Endospermbildung bei Angiospermen. 583 o C cj C: (23 22 -' .w c O CQ C td CO o ^ ,ß ci ^ .. z w Z Z rC a w S W W W W M W W z z z z z o < -t (^ G ^ 5 ~ '^ g ;;; o ■^ -^ 3^ O i~~l O 00 O ei 584 E. Jacobsson-Stiasny, O CQ xn c o 0) ffi o 1? CQ .^^ o 5 O "^ ^ W e . Ky M-i o W ■2 ^ -5; cq li; ^ ^ ^ o, § ;2 S S S P § S »^ (^ -^ (^ Endospermbildung bei Angiospermen. 585 O 1^ o 5 O ^ o ^5 o er z s § O =i d 3" _• ^ • J Z ^ 2 N! Z 58ö E. Jacobsson-Stiasny, bß c O c3 CD ISJ ■73 (X> P c ^ a O aJ ^ <ü tß -o O £ •Ö rt 0) »— < JC >. r^ O o c o Qh Co ^ ^ ^ ->^ CS o O .^ ^•r S g , 'S, s 1^ O CO iD hD 03 O u ÜH S c^ "^ P dn &5 Ä 'S S <35^ Endospermbildung bei Angiospermen 587 « bo « -ä ':2 «^ *^ V s c «u a !.§: ?^ B G CO 5 ^ ^ c5 ^ c4 >> CU Pi '^ ^ u 'S "q kl tc et •o ^ Oh t^ s 'S '3 S o ja S si et o u 4> oi P. o O H -2 S U I 588 E. Jacobsson-Stiasny, X 1 w 5 w ^ S3 Q ^. « ^ o !^ (^ tt] JS o V) X X X X X X w W M W M W a £ CO ü £ Q ^ ^ .« ^ s .2 <3 1 "U o S S cn s CO •^ ^ S ooooOKja^'^K^oOwOt^ s § s w X ►- c < O b^ P^" ■ej G W) (A rt „ N o ^ ,«3 ■2 ■^^ ■g S § h I ^ ^' 3 3 3^ >: -2 s S ^ -S -^ I « -^ 8 :2 2 i2 ^ «^ i ^ '^ ^ I .2 I s I 590 E. Jacobsson-Stiasny, a c Ü 0,0,-=^ ,=^. (^ « Q 1^ 5; W '< l 1 l •3 n = 3 ji <: s o i 1 5- i 1, 3. 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Jacobi, bei 10 Sekunden und 5 Minuten nahezu durchwegs Be- schleunigungen \'orhanden, bei einer halben Stunde treten sie zum erstenmal auf. Endlich nach fünfmal 24 Stunden zeigen fast alle Pflanzen ein beschleunigtes Wachstum. Dabei erweisen sich die Wachstumsintensitäten der 5 Minuten in der Regel als größer als die der 10 Sekunden lang belichteten Keimlinge. Aus den Versuchen der dritten Versuchsreihe ergibt sich, daß Keimlinge von Triticum vulgare bei Belichtung mit rotem Licht von genügender Intensität und bei entsprechender Einwirkungsdauer, nach weiterer Kultivierung im Dunkeln, zuerst eine Verzögerung des Längenwachstums zeigen. Diese Verzögerung wird bei Verlängerung des Aufenthaltes im Dunkeln immer geringer und es tritt allmähliche Beschleuni- gung an ihre Stelle. Die Beschleunigung zeigt sich zuerst bei den durch kurze Zeit belichteten Keimlingen und tritt erst später bei den länger belichteten auf. Aber auch die Beschleunigung scheint dann wieder abzuklingen. Bei der von mir beobachteten Erscheinung,^ daß stärkeres weißes Licht bei kurzer Einwirkungsdauer nachher im Dunkeln eine Beschleunigung des Längenwachstums der Keimlinge hervorruft, kann es sich also wohl nicht um den Einfluß des roten Lichtes, sondern um den Einfluß der stärker brechbaren Strahlen des Spektrums handeln. Außer- dem zeigt es sich, daß die roten Strahlen, ebenso wie die kurzwelligen Strahlen des Spektrums hemmend auf das Längenwachstum wirken können. Es wird also wohl keinem der beiden Strahlenbezirke eine spezifische Wirkung in dem Sinne zukommen, als nur einer allein eine bestimmte Reaktion der Pflanzen hervorzurufen vermag, sondern es dürfte eben nur ein gradueller Unterschied in der quantitativen Wirkungs- weise der beiden Strahlengebiete vorhanden sein. Dies wird auch durch Erfahrungen auf botanischem und anderen Gebieten bestätigt. So beobachtet Engelmann - 1 Jacobi. A. g. 0. 2 Engel mann. Die Entstehungsweise der Sauerstoffausscheidung. Amsterdamer Akad. d. Wiss. (1904) und Botan. Zeitung. (1881. 1883, 1887). Wachstumsreaktionen von Keimlingen. 627 im Blau ein zweites Maximum der Assimilationskurve. Kniep und Minder- kommen gleichfalls zu dem Resultat, daß nicht nur die roten, sondern auch die kurzwelligen Strahlen eine erhebliche assimilatorische Wirkung haben. Jesionek ^ nennt die strahlende Energie »einen Komplex der verschiedensten Strahlen, welcher in die Gebiete der elektrischen, thermischen, optischen und chemischen Strahlen zerlegt werden kann«. Doch faßt er dies nicht in dem Sinne auf, daß sich scharfe Grenzen bezüglich dieser Gebiete ergeben, sondern er zeigt an einigen Kurven, daß z. B. die chemischen Strahlen durchs ganze Spektrum, also auch im Rot wirksam erscheinen. So konstatiert Wies n er ■^ auch im Rot Heliotropismus, welche Wirkung Jost^ freilich »eine Erscheinung für sich« nennt, und zwar verwandt dem Thermotropismus. Waldemar Bie*^ zeigt, daß rotes Licht, ähnlich wie blaues, bakterientötend wirkt, allerdings erst nach längerer Einwirkung. Worauf es aber bei der Einwirkung von Strahlen auf Pflanzen vor allem ankommt, sagt Pfeffer ' klar und deutlich. Er verlangt, »daß fernerhin, besser als bisher es geschah, die primäre Wirkung der verschiedenen Lichtstrahlen und die Folgen des verlängerten Aufenthaltes im farblosen Licht auseinandergehalten werden.« Handelt es sich also um die Beobachtung möglichst primärer Reaktionen in Folge von Lichtbestrahlung, so darf die Einwirkung des Lichtes nicht über zu lange Zeiten er- streckt werden. 2 H. Kniep und F. Minder, Über den Einfluß verschiedenfarbigen Lichtes auf die Kohlensäureassimilation. Zeitschr. für Botan., 1, 630 (1909), zitiert nach dem Referat im Jahresbericht über die Fortschritte der Tierchemie, Bd. 39 (1909). 3 Jesionek, Lichtbiologie und Lichtpathologie. Wiesbaden 1912, p. 5. •i Wiesner, Die hehotropischen Erscheinungen im Pflanzenreich. Denkschr. d. Kaiserl. Akad. d. Wiss. in Wien, Bd. 39 und 43. 5 Jost, Pflanzenphysiologie, Jena 1904, p. 583. 6 Waldemar Bie, Untersuchungen über die Wirkung der verschiedenen Abteilungen des Spektrums. Mitteil, aus Finsens Mediz. Lichtinst. (1900), Heft 1. ' Pfeffer, A. g. 0. 628 H. Jacobi, Ferner muß auch die Wirkung des monochromatischen Lichtes von der des bloß geschwächten unterschieden werden. Die nächste Versuchsreihe soll den Unterschied der Wirkungs- weise von stärkerem und schwächerem Licht zeigen. Vierte Versuchsreihe. Die folgenden zwei Tabellen geben die Resultate zweier Parallelversuche wieder. Bei dem ersten Versuch wurden drei Küvetten (Größe QcmX^ cinX7 cm), die mit Kaliumbichromat- lösung gefüllt waren, benutzt, bei dem zweiten die gleichen Küvetten,jedoch mit Lithiumcarmin gefüllt. Lichtquelle war immer die gleiche Bogenlampe. Es wurde zuerst eine gefüllte Küvette vorgeschaltet und 10 Minuten lang belichtet, beim nächsten Versuch zwei Küvetten und beim dritten Versuch drei Küvetten. Durch diese Vorschaltung ergab sich eine gleichmäßig ab- nehmende Intensität des Lichtes. Die Belichtungsdauer war immer dieselbe. Die zweite Messung wurde 24 Stunden nach der Belichtung vorgenommen. Tabelle V. Vorschaltung von ein, zwei, drei Küvetten, die mit Kalium- bichromatlösung gefüllt sind. 7 Versuche mit 140 Pflanzen. Dunkel Eine Küvette Zwei Küvetten Drei Küvetten 1-87 1-74 1-84 1-67 2-G3 3-20 2-73 1-61 1-55 1-67 1-33 2-12 2-85 2-55 1-76 1-62 1-86 1-50 2*21 3-03 2-70 2-03 1-67 2-26 1-55 2-52 3-12 3-03 Wachstumsreaktionen von Keimlingen. 629 Tabelle VI. Vorschaltung von ein, zwei, drei Küvetten, die mit Lithiumcarminlösung gefüllt sind. 6 Versuche mit 120 Pflanzen. Dunkel Eine Küvette Zwei Küve tten 1 40 1 73 1 1 G5 81 2 03 1 97 Drei Küvetten 1-46 2-08 2-08 2-05 2-54 2-14 1-35 1-66 1-43 1-59 1-97 1-76 1-43 1-96 1-94 1-89 2-30 2-01 Die Belichtung ergab bei den zwei verwendeten Lösungen ein ähnliches Resultat: Hinter einer mit Kaliumbichromatlösung gefüllten Küvette trat Verzögerung ein, hinter zweien eine geringere, hinter dreien zeigen sich schon Beschleunigungen. Die rote Lithiumcarminlösung verursacht gleichfalls Ver- zögerung, welche bei Vorschaltung von zwei und drei Küvetten immer geringer wird. Beschleunigung zeigt sich jedoch noch keine. In der nächsten Tabelle sind einige Versuche, welche bei sehr schwachem roten Licht ausgeführt wurden, zu- sammengestellt. Lichtfilter: Plattenkombination (Größe 5 cmX 5 cm). Lichtquelle: Metallfadenlampe von 50 NK Stärke. Die Expositionszeit beginnt mit einer Viertelstunde und wurde bis auf 8 Stunden ausgedehnt. Tabelle VII. 5 Versuche mit 50 Keimline-en. Beleuchtungsdauer 8 Stunden 4 Stunden Eine Stunde Eine halbe Stunde Eine Viertelstunde Dunkel 2-73 2-49 2-51 3-48 3-48 Rot 2-78 2-57 2-56 4-24 4 72 630 H. Jacobi, Die belichteten Keimlinge machten alle den Eindruck etiolierter Pflanzen, sie ergrünen, wachsen jedoch tatsächlich schneller als die Dunkelpflanzen. Vergleicht man die Ergebnisse der letzten drei Versuchs- gruppen (Tabelle V, VI und VII) mit den früheren Resultaten, so ergibt sich in diesem Falle als Ursache des beschleunigten Längenwachstums der Keimlinge die geringe Intensität des Lichtes, gleichgültig ob es einfaches oder gemischtes ist. Das rote Licht an sich hat mit dieser Beschleunigung anscheinend nichts zu tun. Aus diesen Gründen dürfte es sich bei den Angaben, welche über Versuche mitKaliumbichromatlösung als Lichtfilter vorliegen, erstens bei kurzer Einwirkungszeit um die Wirkung von geschwächtem Licht handein. Zweitens könnte durch eine längere Versuchsdauer als Endresultat nicht die primäre Wirkung des Lichtes, sondern ebensogut irgend eine Nach- wirkung desselben erhalten werden. Zusammenfassung. Die Einwirkung von langwelligen Strahlen auf das Längenwachstum etiolierter Keimlinge von Triticnm vulgare, welche nach der Belichtung im Dunkeln weiter kultiviert wurden, hat folgende Resultate ergeben: 1. Rotes Licht ruft bei entsprechend großer Intensität eine Verzögerung des Längenwachstums der Keimlinge hervor. 2. Rotes Licht von geringer Stärke, hat ebenso wie schwaches weißes Licht eine Beschleunigung des Wachstums zur Folge. 3. Wird Kaliumbichromatlösung als Lichtfilter verwendet, so kann bei genügend großer Lichtintensität eine Verzögerung des Wachstums eintreten. 4. Die nach kürzerer und längerer Exposition in weniger intensivem Lichte hinter Kaliumbichromatlösung auftretende Beschleunigung des Wachstums kann die Wirkung schwachen Lichtes sein. Wachstumsreaktiunen von Keimlingen. bol 5. War die Reaktion, welche als Folge der Einwirkung des roten Lichtes oder eines solchen, welches Kaliumbichromat- lösung passierte, auftrat, eine Verzögerung, so kann ihr eine Beschleunigung nachfolgen. Ob dieser wieder eine Verzögerung nachfolgt, also im ganzen sich vielleicht ein wellenförmiges Abklingen zeigt, soll später gründlich untersucht werden. Sitzb. d. mathem.-natunv.Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 44 633 Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unters tützmig aus dem Legate Wedl ausgefülirten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. VI. Skorpione und Solifug^en von A. A. Birula. Kustos am zoologischen Museum der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg. (Mit 4 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juni 1914.) Einleitung. In dieser Abhandlung gebe ich nachstehend eine Be- arbeitung der Ausbeute von Herrn Prof, Dr. Franz Werner an Skorpionen und Solifugen in Algerien, welche mir der verehrte Sammler freundlichst zur Determinierung überlassen hat. Die Sammlung stammt zum Teil aus solchen Gegenden Algeriens, woher meines Wissens die in Rede stehenden Tiere noch von keinem Naturforscher heimgebracht worden waren. Der Reisende hat namentlich die Oase Figuig besucht, welche in der westalgerischen Sahara an der Grenze Marokkos liegt. Die Reise war in bezug auf Skorpione und Solifugen sehr erfolgreich, indem Dr. Franz Werner dort zwei für die Wissenschaft anscheinend neue Arten entdeckte: eine BiUhtis- Art aus der Hottetitotta-Reihe, welche gegen meine Erwartung eine Verwandtschaft mit den asiatischen, nicht aber mit den afrikanischen Formen der i^o//^«/o//a-Untergattung aufweist und eine Solpuga-Avt 634 A. A. Birula, Verzeichnis der Arten. Seorpiones. Die Scorpionenfauna Algeriens ist nicht nur von dem Standpunkte der Verbreitung der einzelnen Arten in den Grenzen des genannten Gebietes, sondern auch des Arten- bestandes derselben recht ungenügend bekannt. In dieser Beziehung ist der südliche Teil Algeriens, die Sahara, be- sonders wenig erforscht; ohne Zweifel werden noch mehrere Arten von Skorpionen in diesem Gebiete gefunden werden. Bisher sind die folgenden Arten und Unterarten aus Algerien bekannt geworden: 1. HutJiiis (JJufhus) occitaniis paris (C. Koch), 2. Buthus (Biithiis) occifnnus tunetanus (Herbst), vermutlich nur in Ostalgerien und in der algerischen Sahara; 3. Buthus (Prloiiiirus) australls australis (L), 4. Buthus (Prionuriis) hicolov aeneas (C. Koch),^ 5. Buthus {Pi'ionurus) deserticola (Birula); diese von mir im Jahre 1903 beschriebene Art sah ich damals für eine Übergangsform zwischen den Hotteiitofa-Avten und der caucasiais-Reihe an; die Nachuntersuchung des Original- exemplares zeigt mir aber, daß es nichts anderes ist als ein nicht ganz erwachsener Priomirus; derselbe hat namentlich wegen der Gestalt seines sehr schlanken, mit bedeutend ver- längerten, nach hinten zu nicht stärker werdenden Caudal- segmenten und auf dem fünften Caudalsegmente kaum ent- wickelten Prioimrus-Cristen versehenen Körpers ein ganz anderes Aussehen, als ein ihm an Größe gleich kommender B. (Pr.) australis aus derselben Lokalität; diese Art erhielt schon sehr früh einen nach hinten stark verdickten und auf dem fünften Caudalsegment mit deutlich entwickelten Prio- niirus-Ciisten versehenen Schwanz; nur die ganz kleinen (nicht über 3 bis 4 cm langen) Stücke derselben besitzen 1 = Androctontis aeneas C, Ko eh. = Buthus crassicaitda var. au ct. vel 0 1 i V i e r. Skorpione und Solifugen, 635 eine BitfJms-ähnliche Gestalt. Wie ich mich jetzt durch Nach- untersuchung davon überzeugt habe, weist eine Reihe von Merkmalen deutlich darauf hin, daß B. deserticola ein Pvio- niiriis ist; namentlich zeigen dies die folgenden Merkmale: die Tarsen sind bei ihm fir; diese Untergattung typisch ge- staltet, d. h. sie sind auf den Sohlen reichlich beborstet (also nicht bedornt, wie dies bei den Hottentotta-Arten der Fall ist) und mit großen dreispitzigen äußeren Tarsoldornen ver- sehen, außerdem hat er von außen auf der Hinterhand einen etwas schief verlaufenden leistenähnlichen Kiel, welcher allen Prioiiuriis-Formen, besonders im jungen Zustande derselben, eigen ist, bei den Hottentotta-Arten dagegen fehlt. Von allen bisher bekannten Priomirtts- Arten ist B. deserticola am nähesten mit B. (Pr.) amoreiixi (Sav.) verwandt; jedoch ist er keineswegs mit ihm identisch: von einem gleichgroßen, noch nicht erwachsenen Stücke von B. (Pr.) amoreiixi aus Wadi-Halfa (Sudan) unterscheidet sich B. deserticota durch folgende Merkmale: B. {Pr) deserticola Bir. 1. Bräunlichgelb mit ver- dunkelten Endsegmenten des Schwanzes. 2. Hauptaugen verhält- nismäßig sehr klein und weit voneinander gerückt. 3. Palpenfinger verhält- nismäßig bedeutend länger und ein wenig gebogen. 4. Giftblase ein wenig ver- längert; unten mehr bauchig. B. {Pr) amoreiixi (Sav.) 1. Hellgelb, einfarbig. 2. Hauptaugen verhält- nismäßig größer und näher zueinander gestellt. 3. Palpenfiiiger verhält- nismäßig kurz, fast gerade. 4. Giftblase kurz, von unten zum Grunde des Stachels mehr verjüngt. Allerdings sind die erwähnten Unterschiede überhaupt ziemlich unbedeutend; ob B. Pr) deserticola eine Lokalrasse von B. {Pr) amoreiixi oder eine von B. {Pr) aiistralis ist, kann man zur Zeit nicht entscheiden, solange die erwach- senen Stücke derselben noch nicht bekannt sind. Vermutlich 636 A. A. Biiula, gehören die mehrmals für die algerische Sahara erwähnten ^ Exemplare von Biithns cUrinus (Hem. et Ehr.) zu dieser Prioniiriis-Fovm. 6. Buthus (Buthacus) lepfochelys arenicola (E. Simon); diese Art ist mehrmals in den Gegenden von Biscra in der algerischen Sahara gefunden worden.^ Kraepelin (1, c, p. 266) erwähnt dieselbe Art für die »region des Chotts«, E. Simon (op. cit, p. 52) auch für Bou-Saada und Debila. 7. Buthus (Jlottentoffa) Fran^werneri n. sp.; nach der Ausbeute von Herrn Dr. Franz Werner in der westalgerischen Sahara. 8. Scoi'pio fiiaurus inaurus (L.), 9. Scorino maiirus tunetanus Bir.; vermutlich nur im östlichen Grenzgebiet (Lambesa).^ 10. Euscorplus alger icus (C. Koch); er kommt nach M. Wagner (Reisen in der Regentschaft Algier, vol. 3, p. 216) »zwischen dem Gap Matifu und dem Städtchen Dellys östlich von Algier« auch bei Bona vor. Pocock^ erwähnt auch Buthus {Buthus) quinquestriatns (Hem. et Ehr.), doch ist dies ohne Zweifel ein Irrtum. In den Sandwüsten der algerischen Sahara werden vermutlich auch einige wenig bekannte tunesische Arten, z. B. Btithiscns bicalcaratiis Bir. und B. {Buthacus) Spatzi Bir. ° vorgefunden werden. 1 K. Kraepelin, Bul. Mus. d'hist. natur. Paris, VII (1907), p. 266; E. Simon, Bull. vSoc. entomol. d'Egypte (1910). 2 R. Pocock, Pr. zool. Soc. London (1892), p. 25; E. Simon, Explor. de la Tunisie, p. 52. 3 Vgl. A. Birula, Horae entom. Ross., XXXIX (1910), p. 115. 4 R. Pocock, Ann. and Mag. Nat. Hist., Vol. VIII (6. Ser.), (1891), p. 242. 5 A. Birula, Zoolog. Anz. (1905), p. 621; (1911), p. 137. Skorpione und Solifugen. 63 < Buthus (Prionurus) australis australis (L.). 1. 2o^ ad. H- 1 cf juv. + ^ ad. -+- 9 sad. -+-2 9 juv., Westalgerisclie Sahara, Ain-Sefra, VII bis VIII (1910). Die Exemplare der Sammlung gehören zur algerischen Lokalrasse der Art, was man aus folgenden Grundmerkmalen, welche ihnen eigen sind, ersehen kann: 1. Alle Interkarinalflächen auf dem Schwänze sind glatt; bei den erw^achsenen Männchen ist die Oberseite des ersten Caudalsegmentes glatt oder fast glatt; bei den jungen männ- lichen und weiblichen Exemplaren ist sie sehr fein und dicht granuliert. 2. Bei den erwachsenen Stücken sind die unteren Lateral- kiele des fünften Caudalsegmentes typisch gestaltet, d. h. sie bestehen aus den nach hinten zu kaum verstärkten, nicht lappenförmigen und von den Anallappen nicht abgesonderten Zähnchen; die jungen Exemplare besitzen auf diesen Kielen nach hinten zu ein wenig verstärkte, zugespitzte, aber nicht lappenförmige Zähnchen. 3. Die Breite des I, II und III Caudalsegmentes bei den erwachsenen Stücken ist größer als die Länge und Höhe desselben Segmentes. Was die Färbung der Exemplare der Sammlung an- betrifft, so sind sie im allgemeinen typisch gefärbt; bei den Erwachsenen sind die Unterkiele des Schwanzes und die Giftblase ein wenig verdunkelt; bei den Jungen ist der Hinterteil des Schwanzes stärker verdunkelt, fast schwarz- braun; der Basalteil der Palpenfinger ist bei ihnen gleichfalls verdunkelt. In der Tabelle führe ich einige für die Unterart charak- teristische Maße an; leider sind beide männlichen Stücke stark beschädigt. 638 A. A. Birula, +0 ■ji ^ 0^ p g.^ p p o. a. 03 ^ ^) CD C5 ' O) , . ^ — 0 0 0 M CO OT m Nummer Sexus lg. corporis lg. cephaloth. lg. caudae cras. brachii CO -q 0 0 CO 0 cras. manus pectin. lamellis granul. series digitis mobilis Skorpione und Solifugen. 639 Bekanntlich hat C. Koch in seiner wohlbekannten Ab- handlung >^Die Arachniden« drei hellgefärbte Buthus-» Arten« aus der Untergattung Prionnrtis beschrieben: Atidrodonus Hector, 9 — »Das nördliche Afrika«, nach M. Wagner's Ausbeute in Algier. Androctoniis Dioniedes, cf — »Vaterland?« Aiidroctoiius Priamtis, cf »Java«, diese Fundortsangabe ist ohne Zweifel fehlerhaft und das Originalexemplar stammt vielleicht aus Nordafrika. Von diesen «Arten« stammt Androctomis Priamns, welcher in den unteren Seitenkielen des fünften Caudalsegmentes zwei bis drei lappenartig verstärkte Zähnchen hat, was auf der Abbildung leicht zu ersehen ist, vermutlich nicht aus Algier oder 7\mis; was die beiden ersteren »Arten« anbetrifft, so ist Androctoniis Hector ein Weibchen (»Brustkämme mit 26 bis 27 Lamellen«) der algerischen Unterart Bntliiis (Prio- nnrus) aiistralis anstralis (L.); nach der Angabe von C. Koch sind »die Seitenflächen des Schwanzes bei ihm nicht ge- rieselt«; Androctoniis Diomedes, dessen Fundort unbekannt ist, ist ein männliches Tier (^»die Brustkämme lang, mit 3L Zähnen an jedem«); für ihn sind die folgenden Zeilen der Originalbeschreibung besonders charakteristisch: »der Schwanz lang und dick, stark glänzend, mit scharfen erhöhten Kielen, die Kiele scharfzahnig, die Zähne der oberen größer als der unteren; die Zwischenräume nur an dem vorderen Ringe und hier nur zwischen den vier oberen Nähten etwas gekörnt; der fünfte Ring an den Seiten flach und mit feinen, etwas weitschichtigen Körnchen...... In dem mir zu Gebote stehenden Material finde ich kein ein- ziges erwachsenes Exemplar von B. anstralis, bei welchem die oberen Flächen des fünften Caudalsegmentes gerieselt wären; demgegenüber besitzen alle Exemplare dieser Art aus der tunesischen Sahara und Gabes eine Reihe von Merk- malen, welche dem Koch'schen Androctoniis Diomedes eigen sind, indem bei ihnen nicht nur die Oberseite des ersten Caudalsegmentes, sondern auch meist die sämtlichen unteren und seitlichen Intercarinalflächen auf dem dritten und fünften Segment granuliert sind. Die Exemplare von B. anstralis aus 640 A. A. Birula, den Zentralgebirgen Tunesiens sind nicht so Diomedes-ähnlich gestaltet und stellen einen sicheren Übergang zum typischen B. australis aiistralis dar; so unterscheiden sich z. B. die sehr großen alten Männchen dieses Fundortes von typischen Stücken des B. australis australis manchmal gar nicht. Auf Grund des oben gesagten glaube ich, daß man für die süd- tunesische Lokalrasse von B. australis mit den granulierten unteren Flächen des Schwanzes die Koch'sche Benennung A. Diomedes beibehalten kann, weshalb der wissenschaftliche Name dieser Unterart Biithus (Prionurits) australis diomedes (C. Koch) sein wird. Die bisher bekannten Lokalrassen von B. australis (L.) sind über das ganze Küstengebiet Nordafrikas von Marokko bis zu Niederägypten verbreitet; ^ in Ägypten, Libyen und Barka kommt B. (Pr.) australis lihycus (Hemp. et Ehr.) vor, über die Küstenstrecke Tunesiens und Tripolis und in Algier ist B. {Pr.) australis australis (L.) verbreitet und die süd- lichen Gegenden von Tunis nimmt B. (Pr.) australis diomedes (C. Koch) ein; über das Vorkommen des B. australis in Marokko ist mir kein Hinweis bekannt; man wird aber an- nehmen können, daß B. australis mindestens im nordöstlichen Wüstenteil von Marokko vorkommt, da der Fundort der Werner'schen Ausbeute sich an der Ostgrenze Marokkos befindet. Li Algerien ist meines Wissens eine nicht allzu große Anzahl von Fundorten für B. australis bekannt. Die ersten wissenschaftlich brauchbaren Nachrichten über das Vorkommen der in Rede stehenden Skorpionenart in Algerien gibt C. Koch in seiner Bearbeitung der M. Wagner- schen Ausbeute an Arachniden während der wohlbekannten Reisen dieses Forschers dort in den Jahren 1836, 1837 und 1838;^ der Sammler sagt über diese Skorpionenart folgendes aus: >->A. Hector bewohnt nur die südlichen Gegenden der Regentschaft Algier. Ich erhielt einige schöne Stücke durch 1 Meiner Meinung nach ist B. ßiutiinus Poe. eine Lokalrasse von B. crassicanda (Olivier). 2 M. Wagner, Reisen in der Regentschaft Algier etc. (1841), vol. III, p. 219. Skorpione und Solifugen. 641 den Stabsarzt Herrn Gyon, welcher dieselben aus der Gegend von Biskra (unter dem 34° 32" nördl. Breite) erhalten hatte. Ein Araber brachte mir dieselbe Art aus dem Süden von Tekedemt«. H. Lucas ^ unterschied die in Rede stehende Art offenbar nicht von B. (Pr.) hicolor (Hemp. et Ehr.), weshalb seine Mitteilung über diese beiden Arten keine wissenschaftliche Bedeutung hat. E. Simon '-^ führt nach der Ausbeute von M. P. Lerne die Fundorte »El-Alia, env. de Laghouat, Tilremt« an; von diesen liegt der erste in der Landschaft Hodna, »entre Barika et El-Hamma«, nördlich von der Kette des Großen Atlas, die beiden anderen dagegen befinden sich auf dem südlichen Abhang derselben Kette in den Grenzen der algerischen Sahara (El-Erg). Dr. Fr. Werner^ teilt über diese Art (unter B. australis priamns C. Koch) folgendes mit: »Das Exemplar (der Sammlung des zool.' anat. Labor, der Universität Wien) stammt aus meiner Aus- beute aus der ostalgerischen Sahara (1892 und 1893), wo ich diese große Art von Biskra bis Tuggurth, namentlich häufig aber in der Umgebung der Oase Ourlana zwischen Meräier und Tuggurth, unter Steinen, Brettern, Haufen alter Palmblätter u. dgl. antraf. Nördlich von Biskra habe ich ihn nicht angetroffen«. Pocock^ erwähnt ebenfalls Biskra und Tuggurth, außerdem aber auch einen neuen Fundort — Duirat. In dem Verzeichnis der von Iv. Kraepelin-^ bestimmten Skorpionensammlung des Pariser Museums finde ich für die in Rede stehende Art folgende Fundorte: Laghouat, Biskra, Boghar, Tilremt, Tuggurth, Blidah. In der Sammlung des Zoologischen Museums zu St. Petersburg befindet sich eine Anzahl von Exemplaren dieser Skorpionart aus den Um- gebungen von Biskra und aus der Oase Ouargla (K. Satunin leg.). Butims australis ist demnach vorzugsweise in den mehr südlichen Gegenden Algeriens verbreitet, besonders 1 H. Lucas, Animaux Articules: Expl. scient. fique de L'Algerie. Zoo- logie, I (1849), p. 271. 2 E. Simon, Bull, du Mus. d'hist. natur. (1899), Nr. 2. p. 85. 3 Fr. Werner, Verh. zool.-botan. Ges. Wien (1902), p. 595. 1 Pocock, R. Prol. zool. Soc. London (1892), p. 25. 5 K. Kraepelin, BuL Mus. d'hist. natur. Paris, vol. VII (1901), p. 265. 042 A. A. Birula, südlich von der Kette des Großen Atlas; an der Meeresküste selbst kommt er vermutlich nicht vor. Buthus (Prionurus) bicolor aeneas (C. Koch). 1. 19 ad., Beni-Ounif de Figuig, algerischer Teil der Oase Figuig, West- algerien, VII bis VIII (1910). 2. 1 (^f ad, westalgerische Sahara, Aln Sefra. Die Sammlung enthält zwei Stücke einer dunkel ge- färbten Prionuriis-Fovm: ein sehr großes und offenbar altes trächtiges Weibchen und ein erwachsenes Männchen, welche im Vergleich mit den aus der typischen Lokalität stammenden Stücken von B. (Pr.) bicolor aeneas (C. Koch) einige Be- sonderheiten in der Skulptur der Körperoberfläche darstellten. Nach der allgemeinen Körpergestalt sowie der dunkelbraunen glänzenden Färbung unterscheiden sich die Exemplare der Sammlung nicht von dem typischen B. (Pr.) bicolor aeneas (C. Koch) aus Oran, von dem mir einige dunkelbraun ge- färbte und grünlichschwarze Exemplare aus der Sammlung des Zoologischen Museums zu St. Petersburg zur Verfügung stehen; die Skulptur des Schwanzes und des Truncus stellt dagegen einige Züge dar, welche auf die Verwandtschaft dieser Form mit B. {Pr.) mattritanictis Pocock^ hinweisen. Nachstehend führe ich die kurze Beschreibung der Exemplare der Werner'schen Sammlung an: Körperfärbung dunkelbraun, Hand und Brachium beim Weibchen gleich dick, beim Männ- chen dagegen ist die Hand ein wenig dicker (4 mm und 3-Smm), Hand von innen spitzig aber sehr fein und ziemlich spärlich gekörnelt, Brachium nur von außen glatt, Oberseite des Schwanzes in der Rinne nur auf dem ersten und zweiten Segment granuliert, sonst glatt und glänzend, die oberen intercarinalen Seitenflächen des Schwanzes auf dem zweiten (beim Männchen mit einer Anzahl von Körnchen) dritten und vierten Segment glatt, die übrigen Intercarinalflächen des Schwanzes auf dem ersten Segment ziemlich glatt, auf dem zweiten bis fünften Segment dagegen mehr oder weniger dicht gerieselt und gekörnt, Tergit des letzteren Segmentes 1 Pocock, K. Ann. et Mag. Nat. Hist., vol. 10 (7 ser.), p. 373. Skorpione und Solifugen. 643 des Truncus dicht und stark granuliert, Sternit desselben Segmentes auf den lateralen Intercannalflächen granuliert, auf der mittleren Fläche fast glatt oder (bei Männchen) sehr fein chagriniert, Kämme beim Weibchen mit 22 bis 24 Kamm- lamellen und beim Männchen mit 30 bis 31 Lamellen, Körper- länge beim 9 = lOOimn (Cephalothorax = 10*8, Cauda =: = ö5 mm lang) und beim d" =z 7S-2 itim (Cephalothorax =: =:9-2, Cauda := 49 m/;/ lang). Für die Charakteristik beider typischen Lokalrassen, B. (Pr.) bicolor aencas (C. Koch) und B. {Pr.) maiiritanicus Pocock kann folgende Zusammen- stellung der Grundmerkmale dienen: B. (Pr.) bicolor aeueas (C. Koch). \. Glänzend dunkelbraun bis grünlichschwarz. 2. Hand beinahe von gleicher Dicke wie das Bra- chium.^ 3. Fünfter Bauchhalbring auf allen Intercarinalflächen stark granuliert. 4. Oberseite (Rinne) des Schwanzes auf allen Seg- menten mehr oder weniger dicht granuliert. 5. Alle übrigen Inter- carinalflächen des Schwanzes stark und dicht granuliert. B. (Pr.) maiiritanicus Pocock. L Schwarzbraun matt. 2. Hand merklich dicker als das Brachium. 3. Fünftes Bauchsegment auf den mittleren Intercarinal- räumen glatt. 4. Oberseite (Rinne) des Schwanzes nur auf dem ersten Segment spärlich granuliert sonst glatt glänzend. 5. Alle übrigen Inter- carinalflächen des Schwanzes sehr spärlich und ziemlich undeutlich gerieselt. Das Exemplar der Sammlung nimmt demnach in einigen Beziehungen eine Mittelstellung zwischen den beiden oben erwähnten Lokalformen ein. Die Verbreitung des B. (Pr.) bicolor aeneas (C. Koch) in Algerien ist noch sehr wenig bekannt; er ist im Gebiet anscheinend nicht besonders gemein. Das Originalexemplar 1 Meist schmäler, nur bei starken alten Stücken ein wenig dicker. 644 A. A. Birula, von C. Koch stammt aus den Gegenden der Proviaz Oran (Westalgerien), wo der Sammler »nur drei Exemplare bei Oran in einem tiefen sandigen, von senkrechten Höhen um- gebenen Tal an der Seeküste« fand. H. Lucas führt für diese Art nur einen Fundort an, und zwar gleichfalls Oran; E. Simon erwähnt dieselbe in seiner Liste der Ausbeute von P. Lesne nicht; K. Kraepelin (op. cit., p. 266) erwähnt für sie (sub Biitlitis crassicatida und B. aeneas) folgende Fund- orte: Constantine, Oran, Ouargla, Laghouat; Fr. Werner fand sie bei Biskra im östlichen Teile der algerischen Sahara; ein ebenfalls aus der Umgebung von Biskra stammendes männliches Exemplar (Bobrinsky und Satunin leg.) wird in der Sammlung des Moskauer Universitätsmuseums auf- bewahrt. Dies ist alles, was ich über die Verbreitung des B. (Pr.) hicolor aeneas (C. Koch) in Algerien in der mir bekannten Literatur gefunden habe. Li Tunis ist B. {Pr.) hi- color aeneas dagegen in vielen Lokalitäten, vorzugsweise des nördlichen Teiles dieses Landes bekannt. Vermutlich ist die Seltenheit von B. (Pr.) bicoJor aeneas in den Sammlungen hauptsächlich auf seine versteckte Lebensweise zurück- zuführen. Buthus (Buthus) occitanus (Amoreux). 1. 1 (^f sad. Ostalgerien, Dschurdschuragebirge in der Großen Kabylie, 1800 m ü. d. M., 16. VII. 1910. 2. 1 Q^ ad. Westalgerien, Ain-Sefra in der algerischen .Sahara, 4. VIII. 1910. 3. 1 cT sad. -f- 1 juv., ebendaselbst, El-Khreider in der westalgerischen Sahara bei Chott-es Chergui, 24 bis 25. VII. 1910. 4. Icf sad., ebendaselbst, Saida, 24. VII. 1912. Das zuerst erwähnte Exemplar gehört offenbar zur algerischen Rasse ^ B. (B.) occitanus paris C. Koch, obgleich es zu jung ist, um die Grundmerkmale dieser Rasse zu be- sitzen, und zwar das Vorhandensein der akzessorischen Kiele auf dem vierten Caudalsegmente und die starke Körnelung der Intercarinalflächen des Schwanzes, die erst nach Erlangung der Geschlechtsreife zur vollständigen Ausbildung kommen. 1 Vgl. A. Birula, Bull. Acad. Set. Petersbourg (1903), vol. XIX, Nr. 3, p. 107. Skorpione und Solifugen. 64o Alle Übrigen aus der vvestalgerischen Sahara stammenden Exemplare besitzen ebenfalls die Gestalt der Timetaniis- Rasse, d. h. verlängerte Caudalsegmente, von welchen nur die beiden letzten mehr oder weniger chagriniert sind und das vierte Caudalsegment ohne akzessorische Kiele; in dieser Beziehung ist ein vermutlich ausgewachsenes männliches Stück aus Ain-Sefra unter ihnen besonders bemerkenswert, indem ich es nicht zur Paris-Rsisse, sondern ohne irgend- welchen Zweifel zur Tunetanus-Rasse stellen muß. Bei den männlichen Exemplaren der Sammlung variierte die Anzahl der Kammlamellen von 27 — 29 (beim Exemplar aus dem Dschur- dschuragebirge) bis 32 — 32 (bei den Exemplaren aus El- Khreider und Saida). B. (B.) occitamis (Arno veux) ist offenbar über das ganze Land verbreitet und überall sehr gemein. Nach M. Wagner (op. cit., p. 221) findet er sich (unter Androctomis Paris) in ungeheurer Zahl über das ganze Küstenland der Regentschaft Algier verbreitet. »Ich fand ihn«, schreibt der Reisende weiter, »besonders bei Bona, Algier und Oran.. . . In der Umgegend von Constantine sah ich sehr große Exemplare; ich fand die- selbe Art auch bei Beiida und Mascara. . . . Am häufigsten hält sich diese Art in den Ruinen der römischen Städte nahe an der Küste auf. Bei den Ruinen von Rusgonia, östlich von Algier, fand ich sie in solcher Zahl, daß ich leicht ein paar hundert Stücke an einem Nachmittag hätte zusammenbringen können. Aridrocioims Paris hält sich unter großen Steinen auf trockenem Boden auf. Er macht ein ganz kleines Grüb- chen, damit der Druck des Steines ihn nicht beschwert.« H. Lucas (op. cit., p. 272) spricht über dieselbe Art folgendes: »C'est l'espece la plus commune de toute l'Algerie, car je l'ai trouvee aussi abondamment dans l'Ouest; on la rencontre, pendant toute l'annee, sous les pierres; je l'ai quelquefois surprise aussi dans les maisons ä Constantine et k Bone, mais ce n'est qu'occidentellement que je trouvais cet Androc- tomis dans cette condition«. In einer anderen Abhandlung (An. Soc. ent. France [1860], 8 [3], p. XXIV) erwähnt er noch einen Fundort — »Lalla-Maghnia«. E. Simon (op. cit.) führt folgende Fundorte an: "Cnv. de l'Alger, Oulad Messelem, 646 A. A. Birula, El-Alia, Laghouat«. Pocock (op. cit., p. 25) eru'ähnt nach der Ausbeute von Dr. Anderson: Alger, Hammam Meskou- tine und Hammam R'irha. Kraepelin (op. cit., p. 266) nennt auch Beni Mzab und die Strecke >^de Tuggurth ä El Oued«. Fr. Werner (op. cit., p. 598) fand ihn bei Bona, Philippe- ville, Lambessa und Batna. In der Sammlung des Zoologischen Museums zu St. Petersburg befinden sich Stücke aus Aumale (Solsky, leg.), in der des Moskauer Museums solche aus El-Erg bei Biscra (Satunin leg.). B. (B.) occitanus fehlt demnach in keiner Landschaft Algeriens; er kommt nicht nur auf der Küstenstrecke und in den Gebirgen des Innern des Landes vor, sondern auch südlich von der Atlaskette in der algerischen Sahara (Laghouat, Biscra, Ain-Sefra). Was die Verbreitung der einzelnen Rassen anbetrifft, so fehlen darüber zur Zeit sichere Hinweise. Aus den Küstengegenden West- (Provinz Oran) und Ostalgeriens (Aumale, Algier, Dschur- dschuragebirge) habe ich nur B. (B.) occitamis paris (C. Koch) gesehen, welche auch nach Nordmarokko (Tanger) vordringt; in Ostalgerien, an der Grenze Tunesiens, kommt vermutlich B. (B.) occitamis tiinetanns (Herbst) vor, welcher von dort über ganz Tunis, Tripolis, die Küstenstrecke Barkas bis nach Ägypten verbreitet ist. Buthus (Hottentotta) Franzwerneri n. sp. 1. 3 cT ad. -t- 3 cT sad. + 4 9 ad. -j- 1 9 sad. -h 5 9 juv., Beni-Ounif de Figuig, algerischer Teil der Oase Figuig in Westalgerien, VIII (1910 und 1911.) 2. 1 cf ad-, ebendaselbst, Colomb Bechar (1911). leg. A. Weidholz. Die Sammlung enthält eine große Anzahl von Exemplaren dieser schönen, vermutlich neuen Scorpionenart. Davon sind vier anscheinend erwachsene männliche Exemplare und vier erwachsene Weibchen. Ein Männchen stammt aus Colomb Bechar, eine Örtlichkeit, \bOhn südlich von Beni-Ounif. Färbung: Der ganze Leib nebst dem Postabdomen und dem numerus und Brachium der Palpen, sowie die Mandibeln sind rötlichschwarzbraun, der Truncus ist unten bräunlich- gelb, auf dem Bauche bräunlich gefleckt, die Beine und die Kammanhänge sind zitronengelb oder hell bräunlichgelb, die Skorpione und Solifugen. 647 Hände nebst dem Basalteil der Finger sind gelblichbraun bis zimmtbraun, die Finger selbst sind hellgelblich, die Giftblase gelblichbraun bis rötlichbraun, auf dem Truncus und dem Schwänze befinden sich hier und da einige verblaßte gelb- liche Flecke. Cephalothorax: Der Vorderrand ist ziemlich tief ein- gebuchtet und zwischen und über den Seitenaugen grob und unregelmäßig einreihig gekörnt, die Seitenaugen sind weit größer als die einzelnen Stirnkörnchen, dicht beieinander sitzend und nach vorn zu stufenweise ein wenig kleiner werdend, die akzessorischen Augen sind nicht wahrnehmbar, die Oberfläche des Cephalothorax zwischen den stark aus- geprägten und grobgekörnten Cristen ganz glatt und glänzend oder kaum merklich chagriniert, die Stirncristen sind zwischen den Augen und auf dem Vorderabhang des Augenhügels leistenartig und glatt, vorn gekörnt und erreichen die grob- granulierten Stirnhügel, auf dem Hinter- abhange des Augenhügels ist jede Stirn- pj^ 1_ criste mit drei bis vier Körnchen ver- ^-^ ciftbiase eines männ- sehen, der Augenhügel ist breit, ziemlich Uchen B. Franzwerneri. niedrig, ganz glatt, der Länge nach mit einer leichten Rinne versehen, welche längs dem glatten Stirnspiegel den Vorderrand selbst erreicht. Die rundlichen Augen sind verhältnismäßig klein und sitzen weit voneinander, so daß der Durchmesser jedes Auges beinahe zweimal kleiner ist als der Zwischenraum zwischen den Augen (z. B. Q'binm gegen 1-5 mm). Sämtliche Hauptcristen sind scharf aus- geprägt. Auf den Seiten des Cephalothorax bilden die Körn- chen zahlreiche akzessorische, gewundene, bald längs, bald quer gerichtete Cristen, die hinteren Mediancristen stehen von den mittleren Lateralcristen sowie von den mittleren Median- cristen ganz isoliert und sind etwas geschweift und perl- schnurartig, indem sie aus halbkugeligen Körnchen bestehen, welche etwas kleiner, aber besser ausgeprägt sind als die übrigen Körnchen des Cephalothorax. Truncus: Alle Rückensegmente sind mit stark aus- geprägten drei Längskielen versehen, von welchen beide Silzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 45 648 A. A. Birula, Seitenkiele vorn gegabelt und mit ihren äußeren Ästchen nach außen gebogen sind und beinahe den Seitenrand des Halb- ringes erreichen. Am Hinterrand jedes Halbringes beiderseits von den lateralen Längskielen sind die Körnchen in kurzen Längsreihen angeordnet, welche vorn durch eine Querreihe von Körnchen miteinander verbunden sind. Zwischen den Längskielen und den Längs- und Querreihen von Körnchen ist die Oberfläche der Rückensegmente glänzend, jedoch deutlich, aber sehr fein chagriniert; die Seiten der Halbringe sind gröber granuliert. Die Coxen sind glatt und glänzend, mit gekerbtem oder unregelmäßig granuliertem scharfen Rande umgrenzt. Die Bauchsegmente sind in der Mitte glatt und glänzend, mit wenig zahlreichen Grübchen bedeckt, auf den vSeiten fein granuliert; von ihnen ist das zweite und das dritte Segment an dem Innenrand jedes Spiraculums mit einem glatten leistenartigen Längskiel versehen^ welcher eine An- schwellung vor dem Atmungsloch erreicht; auf dem dritten Segment befinden sich ebensolche, aber gekörnelte Spiracular- kiele und außerdem zwei glatte Mittelkiele; auf dem vierten Segment sind alle vier Längskiele deutlich ausgeprägt und gekörnelt. Das Sternum ist verlängert, so daß seine Länge bedeutend größer ist als die Breite am Grunde; es ist an dem Hinterrand mit einem tiefen länglich dreiseitigen Grübchen versehen und am Rande herum stark gekerbt. Die männlichen Genitalschildchen sind dreieckig; dabei ist die Hinterseite jedes Schildchens kürzer als die beiden fast gleichlangen anderen Seiten, gerundet und an der Außenecke kaum aus- gerandet; die weiblichen Genitalschildchen sind ebenfalls tri- angelförmig, aber alle Ecken sind gerundet und die Vorder- seite ist kürzer als die beiden übrigen, so daß die Außen- ecken sich ein wenig vor der Mitte der Schildchen befinden. Die Kammanhänge sind mäßig lang und breit; sie sind beim Männchen mit 32 — 33, 33-35 und 36—37 Kammlamellen und beim Weibchen mit 29—27, 29—30, 29—29 und 30—30 Kammlamellen versehen. Postabdomen: Der Schwanz ist lang, nach hinten zu kaum verschmälert; die verlängerten, niedrigen, scharf ge- kielten Segmente sind auf den tief eingedrückten glänzenden Skorpione und Solifugen. 649 Intercaiinalflächen fast überall glatt, zum Teil, besonders an den Längskielen gestochen punktiert; das erste Segment ist zehnkielig; die beiden Unterkiele sind auf ihm manchmal glatt oder undeutlich gekerbt; das Segment ist auf den beiden oberen Intercarinalseiten mit einigen größeren Körnchen ver- sehen, sonst glatt, außer einem Hintergrübchen in der Ober- rinne, welches auf ihm, sowie auf dem zweiten und dritten Caudalsegment immer sehr fein, fast undeutlich chagriniert ist. Das zweite Segment ist ebenfalls zehnkielig, jedoch sind die akzessorischen Kiele wenig ausgeprägt und nur am Hinterrand mit drei bis vier starken Körnchen versehen, sonst nur undeutlich gekörnt oder gekerbt; das dritte Segment ist achtkielig, manchmal sind die akzessorischen Kiele auf ihm kaum wahrnehmbar, fehlen aber meist; ebenso fehlen die akzessorischen Kiele auch auf dem vierten Segment. Das fünfte Segment ist oben mit einer ziemlich tiefen Rinne, die basal schief gerandet ist; weiter nach hinten ist das Segment oben gerundet und hier mit zwei bis drei Reihen von Körn- chen versehen; die inneren Körnchenreihen sind nach vorn ein wenig schief geordnet; die beiden lateralen Flächen des fünften Segmentes sind konvex und spärlich mit flachen un- gleichen Körnchen besät; die untere Fläche ist konvex, mit zwei Seitenreihen und einer Mittelreihe von auf der ganzen Strecke gleichgroßen Körnchen (nicht Zähnchen) versehen; alle drei Reihen verlaufen einander parallel; die Mittelreihe ist distal einreihig; beide Intercarinalflächen sind mit einer Anzahl von Körnchen versehen, welche vorn fast einreihig und distal undeutlich zweireihig angeordnet sind; die unteren Seitenkiele sind nicht von den Analloben abgesondert, welche aus drei bis vier Körnchen gebildet sind. Das sechste Seg- ment, die Giftblase, ist nicht schmäler als das Ende des fünften Segmentes, breit ellipsoidal, unten bauchig, vorn auf der Unterseite etwas winkelig, oben glatt, unten und auf den Seiten mit undeutlichen Reihen von flachen spitzigen Körn- chen versehen, wenig behaart; der Giftstachel ist kürzer als die Blase. Pedipalpi und Pedes: Die Palpen sind lang, mächtig gebaut, mit starken Händen und langen, gebogenen Fingern. 650 A. A. Birula, Der Humerus ist beim Männchen ein wenig länger als der Cephalothorax oder beinahe ebenso lang wie dieser, beim Weibchen dagegen kaum kürzer; bei beiden Geschlechtern ist er oben ganz wenig und fein granuliert, beiderseits mit granulierten Kanten gerandet, unten glatt; vorn ebenfalls mit granulierten Kanten gerandet und außerdem mit zwei längs der Mitte verlaufenden Reihen von größeren, weit vonein- ander stehenden Körnchen, hinten mit einer granulierten Längsreihe versehen; das Brachium ist walzenförmig und mit acht Längskielen versehen; von diesen Kielen sind alle auf der Außen- und Unterseite verlaufenden Kiele leistenartig glatt, manchmal ein wenig gekerbt; die beiden oberen Kiele sind dagegen mehr oder weniger gekörnt; die beiden inneren Kiele sind stark, sägezahnig, dabei sind aber die Hinterzähne nicht besonders groß; alle hitercarinalOächen des Brachiums sind glatt. Die Hand ist walzenförmig, dicker als das Brachium, glatt, wenig glänzend, gestochen punktiert, nur auf der Innenseite ziemlich dicht und unregelmäßig, mit spitzigen feinen Körnchen besät. Die Finger sind lang, gebogen, basal an der Schneide mit starken lobusähnlichen Vorsprüngen versehen, der bewegliche Finger ist mit 15 Granuiareihen auf der Schneide versehen und fast zweimal länger als die Hinterhand; die Granulierung der Fingerschneide ist für die Gattung typisch geordnet: alle Reihen außer den beiden ersten, manchmal zusammenfließenden Reihen laufen ein wenig schief zur Schneide; von außen sind sie außer der ersten Reihe, je mit zwei auf der ganzen Schneide gleich großen Körnchen (auf dem Grunde des Fingers ist das äußere Körnchen manchmal ein wenig größer) flankiert; innen be- findet sich an jeder Reihe, aber ein wenig näher zum Hinter- ende derselben je ein Körnchen, das mit den von außen tlankierenden Körnchen gleich groß ist; an der basalen Gianulareihe befindet sich von außen und von innen je ein Körnchen. Die Femora der Beine sind außen mehr oder weniger fein chagriniert, auf den beiden hinteren Beinen etwas stärker. Die Tarsen sind auf der Sohle mit zweireihig ge- ordneten spitzigen Dörnchen besetzt; solche Dörnchen be- finden sich auch auf der Unterseite des Metatarsus, jedoch Skorpione und Solifugen. 651 sind sie hier nur distal in zwei Reihen angeordnet, sonst einreihig. Die Klauen sind hakenförmig gekrümmt, die Tarsal- lappen klein, der äußere Tarsalsporn ist zvveispitzig, etwa dreimal kürzer als das Tarsalglied selbst, nicht beborstet. Die Mandibeln sind mit Zähnen für die Gattung normal bewaffnet. Mensurae: cT (1 Stück aus Beni Ounif), lg. corporis 102 mm; lg. cephalothoracis 10-7 mm; lg. caudae 62-5miu; caudae: Segm. I lg. 8-0 mm, lt. 6- 1 mm, alt. 5'ömm, Segm. II lg. 23 mm, lt. 6-0 mm, alt. 5-0 nun, Segm. III lg. \0-2mm, lt. D-8mm, blmm, Segm. IV lg. \\-2mm, lt. 5- 6 mm, alt. 5-1 mm, Segm. V leg. 13 '0 mm, lt. max. 3-2 mm, lt. dist. 4 • 5 mm, alt. 5 • 2 mm, segm. VI vesicae lg. 6 • 5 mm, lt. 4*5 mm, alt. 4- 6 mm, aculei lg. 5 •0mm: palporum: humerus lg. 1 1 -Omm; brachii lg. 12 •Omm, crass. max. 4^ömm; manus cum digitis lg. 22-8 /;/;/?; manus solum lg. lO'O mm, cras. maxim. 5* 1 mm; manus posticae lg. S'O mm; digiti immobilis lg. 13 "0 mm, digitis mobilis lg. lö'2 mm; pectinum dentes 36 — 37. 9 (ein größtes Stück von demselben Fundort), lg. cor- poris 9Qmm; lg. cephalothoracis 10^4 mm; lg. caudae bl mm; caudae segm. I lg. 7 •ö mm, h. ß-0 mm, alt. 5^1 mm, Segm. II lg. 8-2 mm, lt. o-Qmm, alt. 3-9 mm, Segm. III lg. 9^2 mm, lt. ö-2mm, alt. o-Omm, Segm. IV lg. 10 -4 mm, lt. 5^2 mm, alt. D^Omm, Segm. V lg. 11 •8mm, lt. max. o-2inm, lt. dist. 4- 1 /;////, alt. 5^0 mm, Segm. VI vesicae lg. 6-7 mm, lt. 4^Qmm, alt. 4-8 mm, aculei lg. 4- 8 mm; palporum: humerus lg. 10 •Omm, brachii lg. 11 -2 mm, crass. max. 4^0 mm; manus cum digitis lg. 20*3w;;/; manus solum lg. 8^8 mm, crass. max. 5*0 z/////, manus posticae lg. 7'4 mm; digit. immobilis lg. 12-3 ;//;//, digit. mobil, lg. 14*1 Jiim; pectinum dentes 29 bis 30. Das Männchen aus Colomb Bechar ist noch größer als das oben erwähnte aus Beni Ounif. Es ist vermutlich 108 mm lang (Cephalothorax, lg. 11-0 7//;//, cauda lg. 65-0 //////, pal- porum humerus lg. 1 1 • 1 ////;/, brachium lg. 13 '7 mm, crass. max. 4^2 mm, manus cum digitis lg. 22 '8 7/////, manus solum lg. 10" 5 //////, crass. max. 5-2 mm, digitus mobilis lg. 15*2 7//7//, manus posticae lg. 8-0 mm. 652 A. A. Birula, Ähnlich den meisten Hoftentotia-Arten ist die neu be- schriebene Art auf den Palpen nebst den Händen selbst, ebenso unten und auf den Seiten des ganzen Schwanzes (daher die ganz-glatte und unbehaarte Oberrinne ausgenommen) sehr reich mit langen, rötlichbraunen Haaren besetzt; bei alten Exemplaren sind solche Haare manchmal abgerieben. Ich benenne diese hübsche Hottentotia-Avt zum Andenken an die erfolgreiche Reise des Herrn Prof. Dr. Franz Werner Butlius (Hottentotta) Franzfuerneri. Nach seiner beträchtlichen Größe, der langgliederigen Körpergestalt, der starken Körnelung der Oberseite des Truncus und der bunten Färbung erinnert Bntlins (Hotten- totta) Franzwerneri sehr an die großen Centrnriis- Arten von Zentralamerika, nicht aber an die verhältnismäßig kleinen dick- und kurzschvvänzigen braungefärbten afrikanischen Hottentotta- Arien. In der Tat gehört er zur Gruppe der lang- gliedrigen, stark behaarten paläarktischen Formen dieser Untergattung; von diesen steht er B. (H.) scliach Bir. aus Südwestpersien am nächsten; ^ auch seiner Größe nach bleibt er kaum hinter demselben zurück. Aus der beifolgenden Zu- sammenstellung der Hauptmerkmale der beiden Arten kann man die Unterschiede zwischen ihnen ersehen: B. (H.) Franzwerneri. 1. Truncus nebst dem Schwänze und den Palpen schwarzbraun; unten nebst den Beinen und Fingern gelb. 2. Hauptaugen, sowie die Lateralaugen verhältnismäßig groß. 3. Auf der Schneide des beweglichen Fingers 14 bis 15 Granulareihen. B. (H.) Schach. 1. Ganzer Körper nebst sämtlichen Extremitäten grün- lichschwarz, nur die Finger rötlich. 2. Hauptaugen sowie die Lateralaugen verhältnismäßig klein. 3. Auf der Schneide des beweglichen Fingers 16 bis 17 Granulareihen. 1 A. Birula, Bull. Acad. Imp. St. Petersbourg (1905), V S6r., vol. XXIII, Nr. 1-2, p. 134. Skorpione und Solifugen. 653 4. Laterale Intercarinal- fläche des Schwanzes tief ein- gedrückt. 5. Obere Caudalkiele mit spitzen, ziemlich hohen, nach hinten zu auf jedem Segment ein wenig verstärkten Zähn- chen besetzt. 6. Giftblase kurz ellipsoi- dal, hoch und breit; ihre Län- ge wenig größer als Breite; vorn auf der Unterseite eckig. 7. Oben auf dem fünften Caudalsegment, beiderseits am Seitenrande je eine schief ver- laufende akzessorische Reihe von starken Körnchen. 8. Innenseite (Handballen) der Hand dicht granuliert. 4. Laterale Intercarinal- näche des Schwanzes mehr oder weniger konvex. 5. Obere Caudalkiele mit niedrigen, fast auf der ganzen Länge jedes Segmentes ver- längerten Körnchen besetzt. 6. Giftblase lang ellipsoi- dal, verhältnismäßig niedrig und schmal; ihre Länge fast zweimal größer als die Breite; vorn auf der Unterseite geht sie allmählich in den Stachel über. 7. Oben auf dem fünften Caudalsegment, beiderseits am Seitenrande fehlen solche Körn- chenreihen. 8. Innenseite (Handballen) der Hand glatt. Die paläarktische Region ist ziemlich reich an Arten, zum Teil auch an Lokalrassen der Hottentotta-Untergattung. Zur Zeit ist nicht weniger als ein Dutzend von Hottcntotta- Formen bekannt, welche morphologisch wie auch geographisch eine ziemlich eng zusammenhängende Gruppe bilden, die sowohl von der äthiopischen Gruppe der echten Hottejttotta- Formen, als auch von den vorderindischen Arten der Tamiihis- Reihe verschieden ist. Die vorderindische Artenreihe (B. taniti- Ins Fabr., B. rngisciitis Pocock, B. liendcrsoni Pocock, B. pachynnis Pocock) ist, wie es scheint, ihrer allgemeinen Kürpergestalt nach mit den Afrikanern der Hottentotta-Reihe näher verwandt, als mit den paläarktischen Arten. Aus den Grenzen der paläarktischen Region sind folgende Arten (und Lokalrassen) beschrieben: 654 A. A. Birula, 1. B. (H.) Franzwerner i Bin, Westalgerien. 2. B. (H.) jiidaicns E. Simon, Syrien, Palästina, Taurus- gebiet. 3. B. (H.) scaher (Hemp. et Erh.), Südarabien. 4. B. (H.) sanleyi E. Simon, Mesopotamien. 5. B. (H.) schacli Bin, Südpersien. 6. B. (H.) jayakari Pocock, Nordostarabien. 7. B. (//.) nigrifrcms Pocock, Nordbeludschistan. 8. B. (H.) pcndjabettsis Bir. (=: B. alticola, pendjahensis Bin), Vorderindien, Pendjal. 9. B. (H.) alticola Pocock, Chitral. 10. B. (H.) buchariensis Bin {=: B. alticola biichariensis Bin), Buchara. Außerdem dringt von Osten auch B. (H.) ta- fniiliis (Fabr.) (= B. grammuriis Thor r= B. nigrolineatus Dufour) in das Paläarcticum herein. B. socotretisis Pocock, welcher von Pocock und Kraepelin ebenfalls in die Hotten- totta-Reihe der Gattung Biithtis gestellt wurde, gehört meiner Meinung nach nicht zu dieser, indem er granulierte Super- ciliarcristen, akzessorische Körnchenreihen auf der Oberseite des vierten Caudalsegmentes und reihenartig angeordnete Granulation auf den hitercarinalflächen des Schwanzes besitzt. Er ist vermutlich mit B. acntecarinattis Simon oder mit B. gibbosiis Brülle verwandt, B. anthraciiius Pocock ist kaum ein Bntlins. Um die Verwandtschaftsverhältnisse der paläarktischen Hottentotta-Arten und Rassen zu erklären, erlaube ich mir folgende Bestimmungstabelle für die mir bekannten Formen dieser Hottcutotta-Reihe anzuführen: Humerus der Palpen von oben, sowie die Inter- carinainächen des ersten bis vierten Caudalsegmentes glatt und meist glänzend 2 Humerus der Palpen von oben, sowie die sämt- lichen Intercarinalflächen des Schwanzes mehr oder , weniger dicht gekörnt 7 1 Skorpione und Soüfugen. 6oD Hand von der Innenseite dicht und fein granuliert 3 Hand von der Innenseite ganz glatt oder höchstens aum berauht 4 3. Ganzer Körper nebst sämtlichen Extremitäten gelb, Stirn etwas verdunkelt; Humerus beim cf länger als der Cephalothorax; der bewegliche Finger mit 15 bis 16 Granulareihen; auf dem Brachium, Ober- und Unterkiel granuliert, beide äußere Kiele glatt, Humerus beim cT länger als der Cephalothorax, beim 9 annähernd gleich lang; Hauptaugen mittelgroß, ihr Querdurchmesser nicht mehr als zweimal kleiner als der Zwischenraum zwischen den Augen; erstes Caudalsegment beim cf annähernd so lang als breit; Giftblase etwas verlängert, auf der Unterseite der Stachelbasis eckig, ihre Breite größer als die Höhe; viertes Caudalsegment ohne akzessorische Kiele; obere Caudalkiele granuliert; fünftes Caudal- segment oben an den Seitenrändern dicht und un- regelmäßig gekörnt; Körperlänge bis Vßinm: JB. (M.) biichariensis Bir. Ganzer Körper nebst dem Schwänze und Palpen rötlich schwarzbraun, Beine, Palpenfinger und Kämme zitronen- bis hellgelb, Humerus beim cf beträchtlich länger als der Cephalothorax, beweglicher Finger mit 15 Granulareihen; auf dem Brachium nur die beiden äußeren Längskiele glatt, die übrigen deutlich granuliert. Querdurchmesser des Auges mehr als zweimal kleiner als der Zwischenraum zwischen den Hauptaugen; erstes Caudalsegment beim cf, sowie beim 5 länger als breit; Giftblase kurz ellipsoidal, so hoch als breit, unten an der Stachelbasis winkelig; viertes Caudalsegment ohne akzessorische Kiele; obere Caudalsegmente gezähnelt; fünftes Caudalsegment oben an den Seitenrändern grob reihenartig gekörnt; Körperlänge bis 102 ww: < JB. (H.) Frmiziver^ieri Bir. 656 A. A. Birula, Auf dem Brachium beide Oberkiele gekörnt; von außen ist es mit glatten und unten mit granulierten Kielen versehen 5 Auf dem Brachium ist nur ein vorderer Kiel granu- liert; außen und unten ist es gerundet, fast ohne wahr- . nehmbare Kiele 6 4. Ganzer Körper nebst sämtlichen Extremitäten und den Kammanhängen grünlich bis braunschwarz; be- weglicher Finger mit 17 Granulareihen; Humerus beim cT beträchtlich länger als der Cephalothorax; Quer- durchmesser jedes Hauptauges fast dreimal kleiner als der Zwischenraum zwischen den Augen; erstes Caudal- segment beim cf, sowie beim 9 merklich länger als breit; Giftblase sehr verlängert, beinahe zweimal so lang als breit, niedrig, unten an der Basis des Stachels nicht vorgewölbt; viertes Caudalsegment ohne akzes- sorische Kiele; auf dem dritten Caudalsegment akzes- sorische Kiele undeutlich entwickelt; obere Kiele des Schwanzes gekörnt; fünftes Caudalsegment oben an den Seitenrändern ganz glatt. Körperlänge bis 131 mm: B. (H.) schacJi Bir. 5.\ Ganzer Körper nebst sämtlichen Extremitäten hell- gelb, nur der Cephalothorax vor dem Augenhügel ein wenig verdunkelt; Humerus beim weiblichen Stück merklich kürzer als der Cephalothorax (beim cf?); be- weglicher Finger mit 15 Granulareihen; Querdurch- messer jedes Hauptauges fast zweimal kleiner als der Zwischenraum zwischen den Augen; erstes Caudal- segment beim 9 merklich breiter als lang (beim cT?); Giftblase kurz, breit, nicht über anderthalbmal so lang als breit, hoch, unten an der Stachelbasis etwas winkelig; viertes Caudalsegment ohne akzessorische Kiele; auf dem ersten, zweiten und dritten Segment akzessorische Kiele deutlich entwickelt, fast vollständig; obere Kiele des Schwanzes gekörnt; fünftes Caudalsegment oben an den Seitenrändern gekörnt; Körperlänge bis 87 mm: { B, (H.) pendjabeiisls Bir. Skorpione und vSoliTugen. 6o7 Grundfarbe des Körpers nebst den Beinen und Palpen hellgelb, fünftes und sechstes Caudalsegment, sowie der Vorderteil des Cephalothorax grünlichschvvarz; Humerus beim rf länger als Cephalothorax; beweglicher Finger mit 16 Granulareihen; Ouerdurchmesser jedes Hauptauges etwa zweimal kleiner als der Zwischenraum zwischen den Augen; erstes Caudalsegment beim cf, sowie beim 9 länger als breit; Giftblase verhältnismäßig kurz und breit, breiter als hoch, unten an der Stachelbasis etwas winkelig; viertes Caudalsegment ohne akzessorische Kiele; obere Kiele des Schwanzes schwach gekörnt; fünftes Caudalsegment oben an den Seitenrändern glatt. Körperlänge bis 95 mm : B, (H.) saulcyl Simon. 6.< Grundfarbe des Körpers hellgelb, aber drittes, viertes, fünftes und sechstes Caudalsegment, sowie das Brachium nebst der Hand schwarzbraun; beweglicher Finger mit 15 Granulareihen; Ouerdurchmesser jedes Hauptauges nicht über zweimal kleiner als der Zwischen- raum zwischen den Augen; erstes Caudalsegment bei- nahe so lang als breit; Giftblase kurz und breit, unten an der Stachelbasis mit einem haartragenden Höcker- chen; viertes Caudalsegment ohne akzessorische Kiele; obere Kiele des Schwanzes gekörnt; fünftes Caudal- segment oben an den Seitenrändern gekörnt; Körper- länge bis 90 mm: B. (H.) jayal^ari Pocock, Ganzer Körper nebst sämtlichen Extremitäten bräun- lich schwarz; Hand auf der Innenseite (Handballen) deutlich fein gekörnt; beweglicher Finger mit 14 Granula- reihen; Humerus beim cT, sowie beim 9 merklich 7. ^kürzer als der Cephalothorax; auf dem Brachium nur der äußere Mittelkiel glatt, die übrigen Kiele deutlich granuliert; Querdurchmesser jedes Hauptauges etwa anderthalbmal kleiner als der Zwischenraum zwischen .den Augen; erstes Caudalsegment beim d länger als 658 A. A. Birula, breit, beim ? so lang als breit; Intercarinalflächen des Schwanzes grob und ziemlich spärlich gekörnt; Gift- blase ein wenig verlängert, so breit als hoch, unten vor dem Grunde des Stachels etw^as winkelig; viertes Caudalsegment beim d' ohne akzessorische Kiele; beim 9 aber mit deutlich entwickelten akzessorischen Kielen; obere Kiele des Schwanzes gezähnelt; fünftes Caudal- segment oben an den Seitenrändern mehr oder weniger gekörnt. Körperlänge bis 73 mm: li. (H.) judaiciis Simon. Ganzer Körper nebst sämtlichen Extremitäten bräun- lichgelb; Hand auf der hmenseite (Handballen) fast glatt oder sehr fein dicht chagriniert; auf dem beweglichen Finger 14 Granulareihen; Humerus beim cf, sowie beim 9 kürzer als der Cephalothorax; Brachium von aufjen und unten gerundet, kiellos, oben nur mit einem vor- deren fein gekörnten Kiele; Querdurchmesser jedes Hauptauges nicht über anderthalbmal größer als der Zwischenraum zwischen den Augen; erstes Caudal- segment beim cf sowie beim 9 kürzer als breit; Inter- carinalflächen des Schwanzes fein und dicht granuliert; Giftblase kurz und breit, so breit als hoch oder breiter; auf der Unterseite vor dem Grunde des Stachels mit einem borstentragenden Höckerchen; erstes, zweites, drittes und viertes Caudalsegment zehnkielig; obere Kiele des Schwanzes gekörnt; fünftes Caudalsegment oben an den Seitenrändern dicht granuliert; Körperlänge bis 75 mm : H. (H.) taniulus (Fabr.). ^■{ Von den bisher für das Paläarcticum erwähnten Hotteu- totta- Arten kenne ich die folgenden — B. scaber (Hemp. et Ehr.), B. alticola Pocock und B. nigrocinctus Pocock nicht durch eigene Anschauung; von diesen sind die beiden letztgenannten Formen mit B. hucliariensis Bir. und B. pendja- hensis Bir. nahe verwandt und bilden alle diese vier Formen vermutlich nur Lokalrassen einer und derselben Hottciitotta-Avi. Skorpione und Soüt'ugen. 659 Scorpio maurus maurus L. Scorpio iihinrns iiiaitrns, A. Birula, Horae entomol. Rossicae, vol. XXXIX, 0910), p. 158. 1. 4Q^-t-22 "J H- 2 ^ sad., Tizi-Oiizou, am Nordabhang des Dschurdschura- gebirges in der großen Kabylie ; 180 //j über dem Meere. Juli 1910. Sämtliche Exemplare von Scorpio niannis L. des oben erwähnten Fundortes sind auf der Rückenseite meist dunkel- bräunlichschwarzgrün gefärbt; die Beine und die Unterseite des Körpers sind gelblichbraun; die Palpen sind gelblichbraun bis rötlichbraun, mit geschwärzten Kielen versehen. Nach der Form der Hände, des Sternums, der Genitalklappen und der Giftblase gehören die Stücke zur Unterart Sc. niauriis inanrns, wie diese von mir in der oben zitierten Abhandlung definiert worden ist. Der Handballen ist bei beiden Geschlechtern merklich nach hinten zu ausgezogen, und zwar bildet beim Männchen die Hand auf dem Innenrande keinen Halbkreis,' wie dies beim Männchen von Sc. uianrus tunetanus Bir. der Fall ist; die Oberseite der Hand ist mit bald rundlichen, bald ein wenig verlängerten, voneinander isolierten und überhaupt deutlich ausgeprägten Körnchen nicht besonders dicht be- deckt; die Handkiele sind deutlich; von ihnen wird der innere Fingerkiel aus isoliert sitzenden, d. h. nicht zusammenfließenden Körnchen gebildet; der unbewegliche Finger ist beim Weib- chen länger und beim Männchen kaum kürzer als die Hinter- hand. Die Genitalklappen weisen beim Männchen wie auch beim Weibchen dieselben gegenseitigen Beziehungen zu- einander auf, welche überhaupt für die Unterart typisch sind, d. h. die Länge der Genitalklappen ist merklich länger als die des Sternums; beim W^eibchen sind die Genitalklappen breit herzförmig, mit nach hinten zu wenig ausgezogenen Hinter- ecken; beim Männchen sind sie ellipsoidal, seltener beinahe rhomboidal mit gerundeten Ecken. Die Dornbewaffnung des vierten Tarsalgliedes ist bei allen männlichen Exemplaren der ext 7 Sammlung typisch, d. h. sie beträgt '- — ; die weiblichen int. 8 Exemplare besitzen auf dem Tarsus meistens dieselbe Kom- bination von Seitendornen; in anderen Fällen aber ist die 660 A. A. Birula, ext. 6 ext. 6 Kombination bald , bald ; manchmal aber ist int. 8 int. 7 sie auf einer Seite des Körpers normal, auf der anderen da- gegen befindet sich eine kleinere Anzahl von Dornen. Die Giftblase ist unten bauchig und der Giftstachel beinahe hakenförmig gekrümmt. Im allgemeinen sind alle niir vor- liegenden Exemplare aus den Dschurdschuragebirgen für die Unterart typisch gestaltet. In der auf p. 661 folgenden Maßtabelle führe ich einige für die Unterart charakteristische Maße der einzelnen Körper- teile an. Der Fundort sämtlicher Exemplare der Sammlung liegt ein wenig nach Osten (etwa 13 deutsche geographische Meilen) von der Stadt Algier. Man wird daher annehmen können, daß die Exemplare aus denjenigen Gegenden her- stammen, welche man für die Art überhaupt als die typische ansehen muß. Solifugae. Die Solifugenfauna Algeriens ist ziemlich reich an Arten, indem zur Zeit etwa anderthalb Dutzend Arten und acht Gattungen von Walzenspinnen aus dem Gebiete bekannt sind. Was aber die Verbreitung der Arten in dem Gebiet, sowie ihre Lebensweise anbetrifft, so bieten diese ein weites Feld für weitere Untersuchungen. Zur Zeit sind folgende Solifugen- arten von verschiedenen \'erfassern (E. Simon, K. Kraepelin R. Pocock, S. Hirst) für das Gebiet angeführt worden: 1. Galeoäes (Galeodes) olivieri E. Simon; es ist dies eine der gewöhnlichsten Arten Algeriens; bisher sind folgende Fundorte für sie erwähnt — nach E. Simon: ^ »parait tres commun dans le sud de l'Algerie« bei Biskra, Bou-Saada, Boghar, Djelfa, El-Alia; nach Pocock ^ sind einige Stücke »between Biscra und Tuggurth« von Anderson ge- fangen worden. In der Sammlung des Zoologischen Museums 1 E. Simon, Ann. .Soc. entom. France (1879), p. 101, vol. II (5 ser) 2 R. Pocock, Proc. Zool. Soc. London 1892, p. 25. Skorpione und Solifugen. G(31 _c cc zc CO cc l^ X W is.iBi auuids c^ i" t^ r^ CD CD (U —H Cl Cl — Cl o ^-^ '— * '— ■ ujnuipad S9;ugp 1 1 1 1 1 o c: Cl ■^- o o ■^^ ■-^ ^^ U; o 3 LO -* CO r^ _rt opn}!}i;[ Cl CC CO CO CO CO ._ .-^ .— . CO o Ol CO 3 opn;iSuoi OJ Ol Ol Ol Ol Ol m '^ •l' t^ o o o C/2 opn^pui Ol Ol Ol CO CO CO r- CO t^ UO _ Ol opn^iSuoj - - -- Ol Ol Ol oa o CO o Ol Ol 9B0ilsod snuBui •§! CD CO CD c^ tv t^ er. o o o uo X ^IlIqouI sqrSip •§] CO CO Cl ^ ~ '- t- -+ zc o 1.0 CO £ sqiqouiuii spiSip •§] o i-O t^ t^ t^ 3 O Oh c3 o X o o o Ol ainuiud -Si ir. CO Cl i. - o ■'"^ ■""^ '^ C] C:5 Ol Ol lO o siiBuiixBUi SL'iuiBd -w o Cl o _ o _ ^^ *" "" — o ■* -^ Ol X X sijiSip muD snuuui •§[ -t - -f t- CD CD o o -; o o o ai3pnB0 -Sj oa .^ Ol LO rTN CD n CO CO CO 03 Ol CO Ol o Ol Sl0B.lOlJlOHJqd33 -Si o Cl Cl ^ ~ ^ o -^ -, 3 -s o SLiodjoo "Si CO i .^ o -* OJ o c^ CO c- t^ r^ snx9S ^ ^ 'b Ch- o o - Ol CO -* uO CD •362 A. A. Birula, der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg befinden sich einige Exemplare aus Tunis. 2. Galeodes (G.) hlancTiardl E. Simon; diese wenig bekannte Art ist zur Zeit nur aus dem typischen Fundorte bei Chott-Mihür im südlichen Algerien bekannt. 3. Gcdeodes (G.) arnbs C. Koch; nach E. Simon kommt diese Art (sub Galeocles araneoides) >>dans Textreme midi de l'Algerie« vor; in Tunis und Tripolis ist sie meines Wissens noch nicht gefunden worden; der westlichste sichere Fundort derselben ist Barka.^ 4. Gcdeodes (Paragcdeodes) harbariis Lucas; nach H. Lucas (Explor. de l'Algerie, p. 281) kommt er bei Setif und Djimmilah vor, nach E. Simon ^^le Galeodes bar- barus est commun dans toute l'Algerie«; er kommt bei Bou- Saada, Daya, Boghar, Ced-el-Kabach vor; außerdem gibt der- selbe Verfasser an, daß »le Museum (de Paris) possede des barharns de divers points de l'Algerie« Kraepelin^ erwähnt für Algerien auch P. (P.) occidentalis E. Simon; jedoch führt er für diese, der vorher erwähnten sehr nahe stehende Art keinen genauen Fundort an, während E. Simon aus- drücklich betont, daß G. barharns »habitat in Algeria et Tunisia«, G. occidentalis dagegen »habitat in Marocco«. 5. Mhagodes nielaiius (Olivier); zur Zeit sind mir nur wenige Fundorte für diese Art nach Literaturangaben (E. Simon, Bul. mus. d'hist. nat. Paris 1899, p. 85 und Bul. Soc. ent. France [1879], p. 121) bekannt, namentlich »Ain-Baniou, Hodna, au NE de Bou-Saada« und Tlemcen (nach L. Dufour); in Tunesien ist er nach dem- selben Verfasser ziemlich s;emein. 1 A. Birula, Zool. Jahrb., Syst. (1909), p. 520, vol. XXVIII. 2 K. Kraepelin, Solifugen im »Tierreich«, p. 26. Skorpione und Solifugen. 663 6. Hhagodes ocliropus (L. Dufour) (rr Galeodes pha- langisia Dufour 4- G. cnrtipes Dufour, nach E. Simon); E. Simon ^ sagt, daß yRh. ochropns est repandu en Algerie, il est indique de Boghari (sub Rh. phalangista) et de Tlemcen fsub Rh. ochropns) par L. Dufour; nous l'avons observe ä Bou- Saada et ä Msila et nous l'avons recu de Megenta« nach der Meinung von E. Simon ^ ist Galeodes phalangista L. Dufour ein Synonym von Rh. ochropns L. Dufour, nach K. Kraepelin hingegen ist er ein Synonym von Rh. pha- langium (OVw'x er), weshalb das Vorkommen des Rh. phalart- giuin (Olivier) in Algerien zur Zeit fraglich ist. Nach Kraepelin (»Das Tierreich«, p. 37) kommt in Algerien auch Rh. corallipes E.' Simon vor; ich weiß aber nicht, aus welchem Grunde der Verfasser diese tunesische Art für Algerien anführt.^ 7. Solpuga flavescens C. Koch; nach E. Simon »cette espece parait tres repandue en Algerie«; doch sind für sie nur die folgenden genauen Fund- orte angeführt: Boghar, Bou-Saada und Msila. 8. Solpuga aclciilata E. Simon; nach E. Simon »cette espece etait indiquee d'Algerie, mais Sans localite precise«. 9. Solpuga persephone (E. Simon); diese von E. Simon nach einem ganz kleinen weiblichen Stücke aus den Gegenden von Gran aufgestellte Art ist später von Kraepelin nach erwachsenen weiblichen sowie männlichen, ebenfalls aus der Provinz Gran stammenden Exemplaren wieder beschrieben; weitere Fundorte sind für sie anscheinend noch nicht erwähnt. 1 E. Simon, Explor. de la Tunisie, p. 45. 2 Nach E. Simon (Expl. de la Tunisie, p. 45), Rhax phalangium Oliv , >ne se trouve ni en Algerie ni en Tunisie«. Stizb. d. mathem.-naturw. Kl ; CXXIII. Bd., Abt. I. 46 664 A. A. Birula, 10. Solpuga briinnf2)es (Dufour); für diese Art erwähnt E. Simon nur einen Fundort, »Mers- el-Kebir, dans la province d'Oran«; Kraepelin führt auch Biskra an; im »Tierreich ^^ hat der verehrte Verfasser er- wähnt, daß das Weibchen dieser Art noch nicht bekannt sei; dies ist aber nicht ganz richtig, da dasselbe von E. Simon ^ ausführUch beschrieben und zum Teil abgebildet worden ist; außerdem führt Kraepelin nicht einige ostafrikanische Fund- orte - dieser Solpuga- Axt an. 11. jyaesia tunetana alger iensis Kraepelin; Algier, ohne einen genauen Fundort. 12. Daesla fiisca Kraepelin; bisher ist nur ein weibliches Exemplar aus Westalgier, Marnia bekannt geworden. 13. Blossla sjnnosa E. Simon; nach E. Simon ist diese Art »en grand nombre en Algerier ä Bou-Saada, k Medjez, ä Oran, ä Nemours etc.« gefunden. 14. Gluviopsls viifescens discolor Kraepelin; Algier, ohne genauen Fundort. 15. Uiisimonia kahiliaua E. Simon; bisher ist sie nur aus den Gegenden von Bou-Saada be- kannt. 16. Eusiinonia orthoplax Kraepelin; Algier, ohne einen genauen Fundort. 17. Bariella tvalsinghanii Hirst; unlängst ist diese Art nach einigen männlichen Exemplaren aus Biskra von S. Hirst (British Museum) beschrieben worden (Ann. and Mag. Nat. Hist., vol. VI [8], [1910], p. 367). 1 E. Simon, Bul. Soc. ent. France (1879), p. 113, Fig. 11 und 12. 2 R. Pocock, Ann. Mag. Nat. Hist. XX (ser. -6), 1897, p. 256. Skorpione und Solifugen. 665 Außer den oben erwähnten Arten kann man in Algerien auch die Vertreter der Gattung Galeodopsis erwarten, indem jetzt aus Tripolis eine Art dieser Gattung, G. tripoUtanns Hirst, bekannt ist. Nachstehend teile ich einige ausführliche Angaben über Galeodes olivieri E. Simon und Solptiga Werneri n. sp. aus der Werner'schen Ausbeute mit. Galeodes olivieri E. Simon. 1. 2 9 iid. Westalgerische Sahara, Beni-Ounif de Figuig, August (1910 und 1912). Die beiden echten Walzenspinnen, welche v^on Dr. Franz Werner in der westalgerischen Sahara erbeutet worden sind, gehören zu dieser Art; sie sind nicht besonders große, gleich- förmig gestaltete Weibchen; das größere Exemplar von ihnen ist von etwa 40 mm Körperlänge, Maximalbreite des Kopfes = 8* 7 mm, Stirnbreite des Kopfes ^ 5-Smm, Breite des Augen- hügels = 1 • 9 mw, Länge der Mandibel = 12-0 mm, Länge der Tibien = 13 "4 7///;/); es hat eine sandgelbe Färbung ohne irgendwelche Pigmentierung auf der Oberseite des Kopfes, der Mandibeln und sämtlicher Extremitäten; nur das graue Abdomen ist oben an den Tergiten etwas berauht. Das Exemplar ist überhaupt typisch gestaltet. Es besitzt auf den beiden Mandibularfingern nur je zw^ei Zwischenzähnchen, auf der Unterseite der Palpea starke Dornborsten, welche auf dem Metatarsus in einer Anzahl von etwa 10 bis 11 Paaren sitzen. Die Bewaffnung der Tarsalglieder und des Metatarsus der Beine an der Unterseite ist die folgende: IL Bein — Mtr. 0+1-4-2, Tr. 1+2 + 2/2, III. Bein — Mtr. 0+1+2, Tr. 1 + 2 + 2/2. IV. Bein - Mtr. 1+2 + 2, Tr. 0+2 + 2/2/0. Die Tibia ist merklich länger als die Mandibel; der Augenhügel ist verhältnismäßig groß und nimmt beinahe ein Drittel der Stirnbreite ein; der Zwischenraum zwischen den Augen ist mit dem Durchmesser jedes Auges gleich groß; beide augenähnliche Flecken sind auf jedem Seitenlobus des Kopfes deutlich wahrnehmbar, rundlich, ziemlich klein, weit 666 A. A. Birula, voneinander gerückt. Der Werner'sche Fundort erweitert das bisher bekannte Wohngebiet der Art bedeutend nach Westen. Solpuga Werneri n. sp. 1. 1 rT ad. Westalgerische Sahara, Beni-Ounit" de Figuig (1912). cT: Die Grundfarbe des Körpers nebst Extremitäten ist rotlichbräunlichgelb; Abdomen graugelb; keine schwarze Längsbinde auf der Rückenseite des Abdomens und der Thoracalsegmente; Kopf einfarbig, rötlichgelb, nur am Stirn- rand etwas verdunkelt; Augenhügel nur um die Augen herum schwarz, sonst gelb; Mandibeln oben auf dem Grund- teil ohne geschwärzte Pigmentstreifen; gelblich beborstet; die Finger sind rötlich, am Ende und auf den Zahnspitzen schwarzbraun; Extremitäten rötlichgelb, nur der Metatarsus der Palpen an der Distalhälfte ist mehr oder weniger berauht. Behaarung des Körpers und der Extremitäten ziemlich spärlich und kurz. Der Kopf ist trapezförmig, mit fast geraden Seiten, angeiförmig vorspringenden Seitenloben und deutlich vorgewölbter, beinahe gerader Stirn; Augenhügel groß, nimmt etwa ein Drittel des Stirnrandes ein, am Vorderabhang mit zwei Paaren von längeren Borsten und nebenbei mit einer Anzahl von kleineren Borstchen; die Augen sind ellipsoidal, zueinander schräg gestellt und nach vorn genähert; der Zwischenraum ist merklich kleiner als der Durchmesser des Auges. Die Mandibeln sind am Grunde mäßig aufgeblasen, länglich, mit dem mit der Grundpartie beinahe gleich langen Oberfinger; Oberfinger am Ende ein wenig nach unten gebogen, vor dem Flagellum zahnartig gewölbt, am Unterrande vor dem Vorderzahn ein wenig halb- kreisförmig erweitert, auf der Außenseite mit neun spitzigen Zähnen bewaffnet; der Vorderzahn ist wenig kleiner, als der Hauptzahn; zwischen ihnen kein Zwischenzahn; der Vorder- zahn steht unter der Insertionsstelle des Flagellums. Flagellum fadenförmig, ganz glatt, zum Ende gleichmäßig verschmälert, ein wenig komprimiert, basal erweitert, flach; er ist nach hinten zu in der Gestalt eines hohen Bogens gerichtet und Fig. 2. Der Kopf der männlichen 5. Werneri. Skorpione und Solifugen. 667 vor dem Ende nach außen und am Ende selbst noch rv-förmig geschlängelt; in der natürlichen Lage erreicht er nicht den Stirnrand des Kopfes, jedoch ist er seiner Länge nach nicht kürzer als die ^Mandibel. Hinter der Insertionsstelle des Flagellums befindet sich eine deutliche, halbkreisförmige Grundschwiele, welche fast auf der Innenseite des Mandibels sitzt. Unterer Mandibularfinger ist sehr breit, mit schmaler Spitze und vor dem Vorderzahn stark halbkreisförmig er- weiterter Schneide; beide Hauptzähne sind groß; der Zwischen- zahn ist winzig. Extremitäten lang und schlank; Metatarsus der Palpen nach vorn zu stark verjüngt, um ein Viertel länger als die Mandibel, auf der Unterseite mit stiftähnlichen, Fig. 3. Die Mandibel der männlichen 5. Werncri von der Innenseite. Fig. 4. Der Oberfinger der Mandibel mit Flasrellum von der Außenseite. ziemlich langen Bazillenbörstchen besetzt, welche bei den Exemplaren der Sammlung nur auf dem distalen Teile des Gliedes vorhanden, sonst zum Teil abgerieben sind. Bein II auf dem Metatarsus dorsal mit fünf und ventral mit vier (2h-2) Dornen, auf dem viergliedrigen Tarsus mit l-l-2-f- -1-2/2/2/2 Randdornen; Bein III auf dem Metatarsus dorsal mit fünf und ventral auf der Endhälfte mit sechs (2 + 2 + 2) Dornen, auf dem viergliedrigen Tarsus mit 2 + 2 + 2/2/2/2 Randdornen; Beine IV auf dem Metatarsus ventral mit 1 + 1+2 + 2 Dornen, dorsal ohne Dorne und auf dem sieben- gliedrigen Tarsus mit 1 + 1+2/2/2/0/2/0/2 Randdornen. Auf allen Tarsen sind die Randdornen zweimal länger als der Durchmesser des Gliedes; Malleoli einfarbig. Long, corporis ^l mm, lt. capitis frontalis 6' 6 mm, lg. mandibulae 7-4 iiini, lg. palpi 37 '5 nun (tibiae 11-7, meta- 668 A. A. Birula, Skorpione und Solifugen. tarsi 9-0, tarsi 2-2 mm), lg. pedis IV 52-omm (tibiae 10*0, metatarsi 9 • 6, tarsi cum unguibus 11-5 mm). Nach dem Baue des Flagellums ist die obenbeschriebene Solpuga-Art der südafrikanischen 5. venator Poe. nicht un- ähnlich, jedoch hat jene eine ganz anders gestaltete Bezahnung des Oberfingers. 669 Über die Alter sstellung- der untersten Gondwana-Stufe in ihren Bezieliungen zu den marinen Sedimenten des Himalaya Dr. C. Diener, w. M. K. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 25. Juni 1914.) An der Zusammensetzung der vorderindischen Halbinsel nimmt bekanntlich eine mächtige Serie von pflanzenführen- den Schiefern und Sandsteinen, die Gondvvana-Formation, den wesentlichsten Anteil. Sie ist durchaus auf einem Fest- land zur Ablagerung gekommen und zeigt, wenn man von den allerjüngsten Gliedern der vSchichtreihe absieht, keine Spuren mariner Einschaltungen. Die jüngeren Floren der Gondwana-Serie reichen bis in die Kreide, die Hauptmasse der älteren Floren mit Glossopteris wird der Trias zugerechnet. Die stratigraphische Stellung der ältesten Stufe, des Talchir, an deren Basis sich ein zumeist als eine Glazialbildung ge- deutetes Boulder bed befindet, ist hingegen unsicher. Diese Stufe, die durch das Vorherrschen der Farngattung Gangamo- pteris gekennzeichnet erscheint, wird von der Mehrzahl der Phytopaläontologen dem Paläozoicum zugerechnet, aber die Zuweisung zum Carbon oder Perm ist strittig, da die wenigen mit europäischen Vorkommnissen übereinstimmenden Pflanzen- reste innerhalb der Gangamopieris-Flora. eine sichere Paralleli- sierung nicht zulassen. Mit der Entdeckung eines pflanzenführenden Gondwana- Horizonts mit Gangamopteris in Kaschmir durch F. Noetling im Jahre 1902 ist die Frage nach der Korrelation der untersten 670 C. Diener, Abteilung der Gondwana-Formation mit den marinen Sedimenten der Tethys in ein neues Stadium getreten. Auf dem Risin- Rücken bei Khunmu im Vihi-Distrikt fand Noetling eine Bank mit Gondwana-Pflanzen, Resten von Fischen und Labyrintho- donten inmitten der anthrakolithischen Meeresbildungen des Himalaya. Die erste Mitteilung über diese interessante Ent- deckung gab der Direktor der Geologischen Landesaufnahme in Calcutta, Sir Thomas Holland, im General Report of the Geological Survey of India für 1902/03. Eine ausführlichere Publikation besorgte Noetling selbst im Zentralblatt für Mineralogie etc. 1904 (p. 129). Da es Noetling nicht gelungen war, die Beziehungen des Pflanzenlagers mit Gangamopteris zu den umgebenden marinen Sedimenten in einem kontinuierlichen Profil fest- zustellen, wurden in den nächsten Jahren dreimal hervor- ragende Mitglieder der Geologischen Landesaufnahme in Calcutta mit Detailuntersuchungen im Vihi-Distrikt betraut. Zuerst im Jahre 1903 R. D. Oldham,^ der jedoch in dieser Richtung keinen besseren Erfolg als Noetling aufzuweisen hatte. Glücklicher war sein Nachfolger H. Hayden (1906). Er konnte in mehreren Profilen die Unterlagerung des Gan- gamopferis-Hovlzonts durch eine gewaltige Masse vulkanischer Tuffe (Lydekker's Panjal trap) und seine Überlagerung durch die fossilreichen Zewan beds, beziehungsweise durch deren tiefstes Schichtglied, die Zone der Protoretepora ampla Lonsd., nachweisen. Aus einer Parallelisierung dieser Zone mit den Fettest eil aSch'xQ^evn von Spiti ergab sich für ihn deren obercarbonisches Alter, so daß er auch dem Pflanzen- lager mit Gangamopteris kein jüngeres Alter als im höchsten Falle Obercarbon zuschreiben zu können glaubte. - Zu einer wesentlich anderen Korrelation gelangte C. S. Middlemiss auf Grund seiner Detailaufnahmen in Kaschmir in den Jahren 1908 und 1909. In seinen ausführlichen Auf- nahmsberichten gliederte er die marinen Bilduno^en der anthrako- 1 Records Geol. .Surv. of India, XXXI (1904), p. 5. 2 The stratigraphical position of the Gangamopteris beds of Kashmir. Records Geol. Surv. of India, XXXVI, p. 35. Altersstellung der untersten Gondwana-Stufe. 67 1 lithi sehen Serie in Kaschmir in die folgenden fünf Haupt- gruppen: 5. Zevvan beds, 4. Panjal, Lavaströme und -Decken, 3. Agglomeratische Schiefer, 2. Fenestella beds, 1 . 5)'/'///^o//2jyr/s-Kalkstein, Das untercarbonische Alter des Syringotliyris-Kalksteins ist durch das häufige Vorkommen der weltweit verbreiteten Syringothyris ciispidata Mart., eines der bezeichnendsten Leitfossilien des Untercarbons, erwiesen. Die Fenestella beds des Vihi-Distrikts parallelisierte Middlemiss mit den Fene- stella-Sc\\\eievn von Spiti, die Zewan beds mit den permischen Kuling- oder ProJ«c/w5-Schiefern in den weiter östlich ge- legenen Teilen des Himalaya. Aus dem Nachweis der engen Verknüpfung des Gangamopteris-LeigeTS mit der tiefsten Zone der Zewan beds ergab sich ihm somit im Gegensatz zu Hayden ein permisches Alter des pflanzenführenden Horizonts.^ Mittlerweile waren auch die in dem letzteren Horizont von Noetling und Hayden gesammelten Pflanzen, Fische und Stegocephalen von Spezialisten untersucht und be- schrieben worden.^ Unter den Fischen hatte A. Smith Wood- ward zwei neue Arten der Gattung Amtlyptenis bestimmt, dazu den Rest eines neuen Labyrinthodonten als Archego- saurus ornatus. Diese Reste legten ihm den Schluß auf ein permisches Alter ihres Lagers nahe. A. C. Seward hat seinem vorläufigen Bericht aus dem Jahre 1905 zwei Jahre später eine ausführliche Beschreibung der Gondwana-Pflanzen aus Kaschmir folgen lassen.^ Die drei Arten der Kaschmir-Flora: Gangamopteriskaschmirieiisis Sew., 1 Gondvvanas and related marine sedimentary Systems of Kashmir. Records Geol. Surv. of India, XXXVII (1909), p. 286—327. — A revision of the Silurian-Trias-sequence in Kashmir. Ibidem, XL (1910), p. 206 — 250. '- Permo-carboniferous plants and Vertebrates of Kashmir by A. C. Seward and A. Smith Woodward. Palaeontologia Indica, newser. Mem.. No. 2 (1905). 3 Permo-carboniferous plants from Kashmir. Records Geol. Surv. of India, XXXVI (1907), p. 57. 672 C. Diener, Psygomophyllum Hollandi Sew. und Cordaites cf. Hislopi Feistm. weisen keinerlei für einen bestimmten Abschnitt der anthrakolithischen Epoche bezeichnende Merkmale auf. Ihr Vorkommen ist ebensowohl mit einem untercarbonischen wie mit einem permischen Alter vereinbar. Von Wichtigkeit ist Seward's Angabe, daß die Flora einem sehr tiefen Horizont der Gondvvana-Serie angehört, mindestens der Talchir-Stufe. Noetling^ hat sie ursprünglich der über demTalchir folgenden Kaharbari-Stufe zugeteilt und Koken ist ihm in dieser Deutung gefolgt. In seiner Parallelisierung der Gondwanas mit den tethydischen Bildungen des Himalaya liegt daher das marine Perm erst über der Kaharbari-Flora und wird demgemäß als ein Äquivalent der terrestrisch-limnischen Unter-Damudas betrachtet.^ Dies war, der Stand der Frage nach dem Alter der tief- sten Gondwana-Stufe zu der Zeit, als die Direktion der Geo- logical Survey of India mich mit der Untersuchung der von Hayden und Middlemiss bei ihren Aufnahmen in Kaschmir gesammelten marinen Fossilien betraute. Da eine Entscheidung zwischen den beiden weit auseinandergehenden Ansichten der genannten Forscher wesentlich von der Möglichkeit abhing, das Alter der Zewan beds als obercarbonisch oder permisch zu fixieren, sah ich mich vor die Aufgabe gestellt, durch diese Untersuchung eine Klärung der Meinungen in einer der interessantesten Fragen der indischen Geologie anzubahnen. Erleichtert wurde mir meine Aufgabe durch ein sehr reiches, von C. S. Middlemiss sehr sorgfältig nach den einzelnen Schichtbänken gesammeltes Material. Die faunistischen Ergeb- nisse meiner Bearbeitung desselben werden im Laufe des Winters in einem besonderen Bande der Palaeontologia Indica publiziert werden. Hier sollen dieselben nur insoweit Ver- wertung finden, als sich aus ihnen Schlußfolgerungen auf das Alter der Talchirs ergeben. 1 F. Noetling, Über das Vorkommen von Gondwana-Schichten in Kaschmir. Zentralbl. f. Miner. etc. (1904), p. 133. 2 E. Koken, Indisches Perm und permische Eiszeit. N. Jahrb. f. Min., Festbd. (1907), p. 500. Altersstellung der untersten Gondwana-Stufe. 673 F^ntscheidend für das Alter der Talchirs in Kaschmir ist ihre enge stratigraphische Verknüpfung mit der untersten Zone der Zevvan beds. Sie bilden die Basis dieser Schicht- gruppe und Hegen noch unter dem Hauptlager der Protovetepora ampla. In den Sandsteinen und Schiefern dieser Zone haben Hayden und Middlemiss in den Profilen von Barus, der Guryul-Schlucht und am Golabgarh-Paß die folgenden Brachiopodenspecies gesammelt : Productus Cora d'Orb. » Purdoni Dav. » gangetiais Dien. Marginifera spüiosocostata Ab ich. Spirifer fasciger K e y s e r 1. Spirigerella Derby i Waag. Camarophovia Purdoni Dav. Hemipty China hinialayensis Dav. Trotz der geringen Zahl der Arten tritt der permische Charakter der Fauna so deutlich und zweifellos hervor, daß es fast überflüssig scheinen möchte, die Homotaxie dieser Zone mit den oberen Abteilungen des Productus-Ks^ke'ä der Salt Range und den Kuling-Schiefern des Himalaya besonders zu betonen. Es ist daher unmöglich, für die nächstjüngere Zone der Protoretepora ampla ein obercarbonisches Alter in Anspruch zu nehmen. Das allerdings nicht ganz sichere Vorkommen von Protoretepora ampla selbst in den älteren Fenestella beds ließe sonst an diese Möglichkeit denken. Immerhin findet sich unter den wenigen aus jener Zone sonst noch bekannt gewordenen Arten Lyttonia nobilis Wa.a.g, und zwar in sehr beträchtlicher Menge, als Repräsentant einer der bezeichnendsten permischen Brachiopodengattungen, die bisher noch niemals in carbonischen Ablagerungen angetroffen worden ist. C. S. Middlemiss hat innerhalb der Zewan beds von Kaschmir sechs fossilführende Horizonte unterschieden, doch stehen die Einzelfaunen derselben untereinander in so enger Beziehung, daß man die Zewan beds als eine faunistische 674 C. Diener. und stratigraphische Einheit betrachten darf, deren Unter- abteilungen nur für die lokale Stratigraphie Bedeutung be- sitzen. Der Wert faunistischer Unterschiede zwischen be- nachbarten Horizonten wird ausgeglichen durch die Ähn- lichkeiten, die sich zwischen zwei vertikal voneinander weiter abliegenden Horizonten sofort wieder einstellen. So läßt sich unschwer eine auffällige faunistische Verschiedenheit zwischen der dritten Zone mit Prodiictiis indiciis Waag. und der vierten Zone mit Marginifera himalayensis Dien, konstatieren. In der ersteren sind Producti aus der Gruppe der Semi- reticulati außerordentlich häufig, in der letzteren fehlen sie vollständig. Aber in der höchsten Zone der Zewan beds treten sie wieder auf, so daß ihr Verschwinden in der Zone der Marginifera himalayensis wohl nur auf lokale Ursachen zurückzuführen ist. In diesem höchsten Horizont findet man ferner nochmals Productiis Pttrdoni Dav., der sonst auf die unterste Zone der Zewan beds am Golabgarh-Paß be- schränkt ist. Das Fossilmaterial aus den Zewan beds hat im ganzen 59 Arten geliefert, die sich auf sechs Tierklassen in dem folgenden Verhältnis verteilen: Cephalopoda 2 Species Gasteropoda 1 » Lamellibranchiata 7 » Brachiopoda 46 » Antkozoa 1 » Bryozoa 2 » Wie in allen anthrakolithischen Faunen Indiens überwiegt also auch in dieser die Klasse der Brachiopoden bei weitem. Ein Vergleich der Zewan-Fauna mit den Faunen der Kuling shales des zentralen Himalaya, der Klippenfauna von Chitichun Nr. 1 und den Faunen der höheren Stufen des ProdncHis-KsilkQS der Salt Range lehrt, daß alle diese Faunen ungefähr homotax sind und derselben zoogeographischen Region angehören. Unter den 44 spezifisch sicher bestimm- baren Formen der Zewan-Fauna sind nicht weniger als 33 identisch mit solchen aus den eben angeführten Faunen. Altersstellung der untersten Gondwana-Stufe. 675 Dadurch erscheint das permische Alter der Zewan beds un- zweifelhaft erwiesen. Rechnet man noch zwei permische Arten der Zewan beds hinzu, von denen die eine sich in Armenien, die andere in Texas gefunden hat, so erhöht sich die Zahl der permischen Elemente in der Zewan-Fauna auf 35 oder fast 807o der Gesamtzahl der spezifisch bestimm- baren Formen. Die faunistischen Beziehungen zu den permischen Kuling shales des zentralen Himalaya, die an ihrer Ober- kante ohne irgendeine Diskordanz in triadische Bildungen übergehen, erscheinen noch enger, wenn man die große Zahl autochthoner Arten in Anschlag bringt, die sich bisher außer- halb des Himalaya nicht gefunden haben. In den Kuling shales ist die Zahl solcher autochthoner Arten besonders groß, 31 unter 57 Species. In den Zewan beds ist sie erheblich kleiner, 15 unter 44. Von diesen 15 autochthonen Arten sind aber acht den Zewan beds und den Kuling shales gemeinsam, ein sehr hoher Prozentsatz, wenn man bedenkt, daß in den Kuling shales die Majorität der Arten aus solchen autochthonen Species besteht. Das permische Alter der Zewan beds erscheint damit sichergestellt. Da die Schiefer und Sandsteine der tiefsten Zone der Zewan beds, die ebenfalls schon die charakteristi- schen Brachiopoden des indischen Perm führt, nach den Beobachtungen von Middlemiss am Golabgarh-Paß all- mählich in die pflanzenführenden Bänke mit Gaitgamopteris, PsygmophyUum und Cordaites übergehen, so ergibt sich aus diesem engen stratigraphiscnen Verbände auch für die letzteren ein permisches Alter. Größeren Schwierigkeiten begegnet man bei einem Ver- such, das Alter der Schichtgruppen im Liegenden des Ptlanzen- lagers mit Gangamopteris festzustellen. Die mächtige Serie vulkanischer Gesteine, die nach den Mitteilungen von Middle- miss in Kaschmir die permischen Zewan beds von den tieferer? Fenestella beds trennt, besteht in ihrer unteren Abteilung aus agglomeratischen Schiefern, in ihrer oberen aus basischen Laven (Panjal trap). Das Alter der Lavaströme läßt sich nicht mit Sicherheit ermitteln. Hayden vermutete allerdings, daß 676 C. Diener, die paläontologische Untersuchung der Fossilien aus dem Profil von Imsehvara (Ambersilwara) in dieser Richtung einen Anhaltspunkt geben würde. ^ Er hatte in diesem Profil (NE von Baramula) fossilführende Kalksteine von einigen hundert Fuß Mächtigkeit zwischen den vulkanischen Decken ein- geschaltet gefunden, allein das Fossilmaterial zeigte sich so schlecht erhalten und enthielt fast ausschließlich dickschalige Bivalven von einem so indifferenten Habitus, daß selbst auf eine generische Bestimmung derselben verzichtet werden mußte. Das Alter des Panjal trap muß also vorläufig noch unentschieden bleiben. Ebensowenig reicht das Fossilmaterial aus den Fenestella beds trotz der großen Zahl bestimmbarer Arten zu einer genauen Fixierung des Alters aus. Die Fauna der Fenestella beds trägt in noch höherem Maße als die eines anderen anthrakolithischen Horizonts im indischen Faunengebiet ein individuelles Gepräge. Unter 41 Arten sind 20 neu und auf diesen Horizont beschränkt, 12 weitere zu ungenügend be- kannt, um für stratigraphische Parallelisierungen verwertet werden zu können. Die Unterschiede gegenüber den permi- schen Faunen des Himalaj^a und der Salt Range sind so auffallend, daß an eine Korrelation nicht einen Augenblick gedacht werden darf. Aber auch ein Vergleich mit ober- oder untercarbonischen Faunen Eurasiens und Amerikas führt zu keinem befriedigenderen Ergebnis. Zu keiner einzigen der- selben zeigt jene der Fenestella beds nähere Beziehungen. Anklänge an den Bergkalk Westeuropas oder an russisches Obercarbon, die man in einzelnen Formen zu sehen glaubt, werden sofort durch Unterschiede kompensiert, die an Zahl und Bedeutung die spärlichen Anklänge erheblich übertreffen. Nach dem heutigen Stande unserer Kenntnis kann man die Fenestella beds von Kaschmir mit ebensoviel Recht dem Unter- wie dem Obercarbon zuweisen. Für die Zeit der großen Eruptionen des Panjal trap bleibt also ein sehr be- deutender Spielraum. Die untere Grenze der Talchir-Stufe wird dadurch unscharf. Man muß nämlich bedenken, daß 1 Records Geol. Surv. of India, XXXVI (1908), p. 36. Altersstellung der untersten Gondwana-Stufe. 677 diese Stufe selbst jedenfalls einen langen Zeitraum in An- spruch nimmt und daß aus den unmittelbar über dem Boulder bed folgenden feinkörnigen Schiefern und Tonen so gut wie gar keine Pflanzenreste bekannt sind, die Gondwana-Flora vielmehr erst während der jüngeren Talchir-Epoche in die Erscheinung tritt. Auf alle Fälle gehört die Hauptmasse des Talchir mit Gangamopteris in das permische System. ^ 1 Nach R. Zeiller (Etudes sur quelques plantes foss. des environs de Johannesbourg. Bull. Soc. geol. de France, 3ieme ser., tome XXIV [1902], p. 374) geht Gangamopteris nicht mehr in die Damuda-Stufe hinauf. Koken rechnet diese Stufe noch zum Perm, doch dürfte sie eher bereits der Trias zufallen. 679 Beiträge zur Kenntnis der Anatomie des Agave-Blattes von J. V. Wiesner, w. AI. k. Akad., und H. Baar. Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität in Wien. Nr. 67 der zweiten Folge. (Mit 10 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 18. Juni 1914.) Allgemeines. Die Gattung Agave liat in neuester Zeit, insbesondere dank den umfassenden, von W. Trelease^ ausgeführten Untersuchungen nach systematischer Richtung eine große Förderung erfahren. Vor beiläufig zwei Dezennien zählte man zu dieser Gattung etwa 50 Species. Nunmehr ist die Arten- zahl sehr angewachsen und der Index Kewensis zählt bereits 190 Species auf. Je größer die Zahl der zu vergleichenden Formen ist, desto mehr muß sich das Bestreben kundgeben, den Ver- gleich immer mehr und mehr zu spezialisieren. Es darf deshalb wohl als ein Fortschritt angesehen werden, daß man bei der systematischen Charakteristik von Arten, Gattungen, Familien etc. auch in die anatomischen Verhältnisse der Vege- tationsorgane eingeht. Dieses erfreuliche Bestreben kam aber bei der Gattung Agave bisher kaum noch zur Geltung. 1 \V. Trelease, Agave macrocantlia and allied Euagaves. Annual Report of the Missouri Botanical Garden, 1907. Derselbe, Agave rigida — Fnrcraea rigida — Agave angiisiifolia. Annual Report of the Missouri Botanical Garden, 1908. Derselbe, Variegation in the Agaveae. Mit 7 Tafeln und 11 Textfiguren, Wiesner-Festschrift, 1908. Derselbe, The Mexican fibre known as Zapupe, in Transact. of the Acad. of Sciences of St. Louis, 1909. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CX.XIII. Bd., Abt. I. 47 680 J. V. Wiesner und H. Baar, Wenn aber nach dieser Richtung ein kleiner Anfang gemacht wurde, so ging die betreffende Arbeit nicht von den Systematii striata Zucc. Espadin San Louis Potosi » cociti Trelease Dispopo Venezuela » deweyana Trelease Zapupe larga Vera Cruz. Herr Prof. Dewey hatte die Güte, mir auch die Fasern der genannten Agave-Avien zu senden, wodurch wir in die Lage kamen, einige nicht un- wiclitige Daten unserer Abhandlung beifügen zu können. (Wiesner,) Anatomie des Agavc-B\a.ttes. 683 die Aufgabe an die Rohstofflehre des Pflanzenreiches heran, die histologischen Kennzeichen der Fasern der drei genannten Species festzustellen und damit war \'on dieser Seite wieder ein Impuls gegeben, die Anatomie des Blattes der Agaven zu fördern. Wiesner hat es in der soeben im Erscheinen begriffenen dritten Auflage seiner »Rohstoffe des Pflanzenreiches« unter- nommen, die technisch verwendeten ^^'^zt'^- Fasern einer er- neuten Bearbeitung zu unterziehen. Die Verfasser gingen aber in der vorliegenden Arbeit über die durch die Rohstofflehre gezogenen Grenzen hinaus, indem sie den Bau der Stranggevvebe (einfache Bastbündel und Gefäßbündel) nicht nur, insoweit als es für die Unter- scheidung der Fasern erforderlich ist, studierten, sondern auch die topographischen Verhältnisse der Stranggewebe, also deren Anordnung im ganzen Blatte der Untersuchung unter- warfen. Aber auch der Bau des Mesophylls wurde festgestellt, desgleichen der Bau des Hautgewebes, obgleich die Kenntnis dieses letzteren Gewebes für die Faserunterscheidung ganz bedeutungslos ist.^ Wenn wir auch versuchten, die Agave -Blätter in toto zu studieren, so bleibt unsere Arbeit doch insofern ein Bruch- stück, als wir nur auf wenige .4^'aL'^-Arten Rücksicht nahmen, nämlich auf jene, welche für die Fasergewinnung am wich- tigsten sind. 1 Es wurde dies durch besondere Beobachtungen festgestellt. Die Ober- haut faserliefernder Organe spielt bei der mikroskopischen Unterscheidung der Fasern als sogenanntes »Leitelement« oft eine hervorragende Rolle, wie Wiesner (Technische Mikroskopie, 1867) zuerst nachwies. Diese »Leit- elemente v< gehören nicht der Faser an, aber sie sind so konstante Begleiter der Fasern, daß man ihre stets charakteristische Gestalt heranziehen kann, um nahe verwandte Fasern voneinander zu unterscheiden. So kann man au den die Strohfaser begleitenden Oberhautelementen erkennen, ob z. B. die im Papier auftretende Strohfaser vom Weizen-, Gerste-, Roggen-, Maisstroh herrührt oder auf Espartostroh oder Reisstroh zurückzuführen ist. Bei der Untersuchung einer großen Zahl von Agavc-Fasem stellte es sich heraus, daß diese Fasern nicht von Oberhautelementen begleitet werden, so daß von diesen bei den Agave-Fa.sevn als »Leitelementen« nicht die Rede sein kann. 684 J. V. Wiesner und H. Baar, Wir beschreiben im Nachfolgenden die anatomischen Verhältnisse der Blätter von A. sisalana, A. cantala^ und fourcroydes; aber auch A. americana wurde aus mehrfachen Gründen einer neuerlichen Untersuchung unterzogen, nicht nur weil diese Agave so leicht' zugänglich ist, sondern weil so oft die Frage auftaucht, ob eine vorliegende Faser von dieser Species abstammt. Daß solche Fragen tatsächlich auf- tauchen, möge der schon angeführten Tatsache entnommen werden, daß man es in neuester Zeit für notv\^endig erachtete, die alten Maya-Codices neuerlich mikroskopisch zu untersuchen, um die Frage zu entscheiden, ob das Papier dieser Schrift- stücke wirklich aus der Faser von A. americana erzeugt wurde. Ob wir es in den vier genannten Formen, deren Blatt- anatomie hier vorgeführt werden soll, mit sogenannten guten Species oder mit Kulturformen dieser Agaven zu tun haben, soll hier nicht näher untersucht werden. Es würde zur Ent- scheidung dieser Frage zu beachten sein, ob wir es in diesen angeblichen Species nicht mit erst in der Kultur entstandenen Formen zu tun haben, welche sich nicht mehr auf eine wild- wachsende Stammform zurückführen lassen, eine Erwägung, die wohl für die meisten alten Kulturpflanzen zu Recht besteht. Daß wir es in zweien der vier zu behandelnden sogenannten Species tatsächlich mit Kulturpflanzen zu tun haben, welche ihren spezifischen Charakter erst unter dem Einflüsse neuer klimatischer und vielleicht auch edaphischer Verhältnisse ausgebildet haben, soll gleich auseinandergesetzt werden. Es handelt sich dabei um die beiden Species A. ainericana und A. cantala. Es ist bekannt, daß die jetzt im Süden Europas so häufig kultivierte und verwildert vorkommende A. americana im Jahre 1561 aus Amerika nach Europa gebracht und nicht lange darauf von Clusius beschrieben wurde. Später hat sie Linne genauer beschrieben, und zwar selbstverständlich an 1 So hat Roxburgh diese Species mit Bezug auf das Sanskritwort Kantala, mit welchem die Eingeborenen diese Pflanze bezeichnen, genannt. Durch einen Druckfehler in Roxburgh's Flora indica entstand der heute so häufig anzutreffende Speciesname cantnJa. Im Index Kewensis ist lichtig A. cantala angegeben. Anatomie des A,^ave-Bla.ttes. 685 der Hand kultivierter Exemplare. Die oft aufgeworfene Frage nach der wildwachsenden Stammpflanze dieser Species ist nicht gelöst worden. Tatsache ist, daß es nicht gelungen ist, eine wildwachsende südamerikanische Agave aufzufinden, welche als Stammpflanze der A. mnericana gelten könnte. Die herrschende Ansicht geht wohl dahin, daß A. ainericana das Schicksal zahlloser anderer Kulturpfianzen teile, unter den Bedingungen der Kultur sich soweit verändert zu haben, daß sich die wildwachsende Stammpflanze nicht mehr fest- stellen läßt.i Ein Ähnliches gilt auch für die seit langer Zeit in Indien kultivierte A. cantala. Roxburgh hielt wenigstens anfänglich diese Species für eine der Flora Ostindiens ursprünglich an- gehörige Species, und zwar ließ er sich durch ihren Sanskrit- namen irreleiten. Es ist aber nachgewiesen, daß in Indien mehrere durch Stacheln oder Dornen ausgezeichnete Pflanzen mit dem Namen Kantala bezeichnet werden.- Und die A. cantala ist eine von jenen Agaven, deren Blätter nicht nur mit einem langen Enddorn versehen sind, sondern auch an den Rändern zahlreiche Stacheln tragen. Aber es ist heute völlig sichergestellt, daß alle Agaven anierikanischen Ur- 1 Da sich in der Literatur über die derzeitige Verbreitung und über die mutmaßliche Heimat der .1. ainericana mancherlei widersprechende Angaben finden, habe ich mich um Auskunft hierüber an Prof. Trelease gewendet, welcher mir (Urbana, lUin., 21. Mai 1914) folgendes mitteilte, was ich nach- folgend in deutscher Übersetzung wiedergebe: »Meine Meinung über .4. americana ist die, daß sie jene Form ist, die rund um das Mittelmeer natura- lisiert ist, die in den Glashäusern der gemäßigten Zone vielleicht häufigste Agave ist, die am Kap der guten Hoffnung in Hecken gezogen wird und in einem großen Teile des tropischen Amerika als Hecken- oder Hauspflanze vorkommt. Wo sie aber zu Hause ist, weiß ich nicht. Mir will es scheinen, daß die ersten Spanier, welche das wärmere Amerika betraten, eine Species nach Europa gebracht haben, die sie in Hecken kultiviert gefunden haben, nicht aber eine der spon- tanen Species.« (Wiesner.) Daß A. americana nunmehr auch in Ostindien kultiviert und verwildert vorkommt, ist der Note 1 auf p. 686 zu entnehmen. '- Nach gefälliger Mitteilung des Herrn Prof. L. v. Schroeder, der mich auch dahin belehrte, daß das Wort Kantala mit dem Sanskritwort Kanta, welches Dorn bezeichnet, zusammenhängt. (Wies n er.) 68ö J. V. Wiesner und H. Baar, Sprungs sind, was auch für A. cantala später festgestellt wurde. Diese Pflanze kam ebenso wie A., aniericana, welche als Gartenpflanze und verwildert auch in Ostindien nicht selten zu finden ist, aus dem wärmeren Amerika nach Ost- indien.^ Es ist mehrfach versucht worden, die wildwachsende Stammpflanze der A. cantala ausfindig zu machen. Es ist nicht geglückt. Unter anderem wollte man sie von A. ameri- cana ableiten.- Abgesehen davon, daß man die Stammpflanze dieser Species vergebens gesucht hat, bietet ein Vergleich der anatomischen Verhältnisse der Blätter von A. americaiia und A. cantala so große Differenzen, daß diese Aufstellung unannehmbar erscheint. Das Material zu den beabsichtigten anatomischen Studien war nicht leicht zu beschaffen. A. americana stand allerdings leicht und reichlich zur Verfügung. A. sisalana und A. cantala erhielten wir aus dem Wiener und Hamburger botanischen Garten. Durch gütige Vermittlung des Herrn Hofrates v. Wett- stein kamen wir in Besitz von großen, kräftigen, in den Dimensionen mit normalen Pflanzen vollkommen überein- stimmenden Exemplaren von A. cantala und A. sisalana aus den Gärten von La Mortola (Italien). Außerdem bekamen wir aus dem Botanischen Garten in Hamburg von Herrn Prof. Dr. Voigt Blätter von einer Reihe anderer Agave-Arten. Leider gelang es nicht, verläßliches Material von A. fourcroydes zu erhalten. Wir mußten uns begnügen, die von Prof. Lyster Dewey einem von uns ge- sandten Fasern dieser Pflanze zu unserem Studium zu benutzen. L Übersicht über den anatomischen Bau des Agave-Blattes. Wiesner^ gab in der zweiten Auflage seiner »Rohstoffe -< bereits eine Übersicht über den anatomischen Bau des Blattes von A. americana. Die späteren, mit anderen Agaven an- 1 G. Watt, Commerc. Products of India, London 1908, p. 33. 2 Botan. Jahresber., 1907, III, p. 656. 3 Rohstoffe, 2. Aufi., Bd. II, p. 376. Anatomie des A^i^avc-Blaiies. 687 gestellten Studien bestätigten die früheren, auf A. americmia bezugnehmenden Angaben. Das Blatt von Agave wird von einer spaltöffnungsführenden Epidermis umschlossen. Das parenchymatische Grundgewebe des Blattes gliedert sich in zwei Partien: in ein an die Epidermis sich anschließendes, dicht gefügtes, aller Stranggewebe baren Gewebes (Blattrinde) und in ein viel reichlicher entwickeltes, von luftführenden Intercellularen, ferner von Baststrängen und Gefäßbündeln durchsetztes Gewebe (Mesophyll). Vom Stranggewebe hat man im Blatte der Agaven ein- fache Baststränge und Gefäßbündel zu unterscheiden. Die ersteren bestehen nur aus Bastzellen. Die Gefäßbündel sind in der Regel der Hauptmasse nach collateral gebaut; sie wenden dann gewöhnlich^ ihre Phloeme der zunächst- liegenden Oberhaut zu und kehren die X3^1eme nach der entgegengesetzten Richtung. Beispielsweise sind im oberen Blatteile die Phloeme nach der oberen, die Xyleme nach der unteren Oberhaut des Blattes gewendet. Je nach der Lage im Blatte ist das Gefäßbündel mehr oder minder reichlich mit mechanischen Zellen versehen, welche entweder sowohl dem Phloem als dem Xylem angehören oder bloß dem Phloem zuzuzählen sind. Im ersteren Falle ist ein ge- wöhnlich — im Querschnitt gesehen — sichelförmig aus- gebildeter Bast der näheren Oberhaut und ein häufig ebenso gestalteter Bast der ferneren Oberhaut zugekehrt; oder mit anderen Worten ausgedrückt: eine Bastsichel liegt an der Außenseite des Phloems, die andere an der Außenseite des Xylems. In einzelnen Partien des Blattes kann der Bast im Gefäßbündel ganz unterdrückt sein; es erscheint dann das ganze Bündel in Form eines reinen Mestomstranges, also eines Stranges, der bloß aus ernährungsphysiologischen Ele- menten besteht und der somit frei von allen mechanischen Elementen ist. Als Gegensatz hierzu können die einfachen Baststränge angesehen werden, in welchen alle ernährungs- phj^siologischen Elemente unterdrückt sind und bloß mecha- nische Elemente vorkommen. Diese Auffassung erscheint wohl 1 Auf Ausnahmsfälle wird später hingewiesen werden. 688 J. V. Wiesner und H. Baar, erlaubt, wenn man einen ganzen Querschnitt durch das untere Drittel eines Blattes von A. americana betrachtet: man sieht, wie gegen die untere Epidermis die ernährungs- physiologischen Elemente der Gefäßbündel immer mehr und mehr abnehmen und schließlich bloß ein reiner Baststrang gebildet wird.^ Das collaterale Gefäßbündel zeigt eine gewisse Tendenz zur hemikonzentrischen Ausbildung, welche oft so weit gehen kann, daß das Gefäßbündel vollständig den hemikonzentri- schen Charakter annimmt, d. i. eines im Innern coUateral gebauten Gefäßbündels, welches rundum von einer geschlos- senen Bastfaserhülle umkleidet ist.^ In einzelnen ^^at'^-Species wird das hemikonzerjtrische Gefäßbündel zum herrschenden. Bei zahlreichen Species tritt es als solches oder im Übergang vom coUateralen nur in bestimmten Partien des Blattes auf. Auch in Blättern mit vorherrschend coUateralen Bündeln kommen hemikonzentrische vor oder doch Gefäßbündel, welche den Übergang vom coUateralen zum hemikonzentrischen Bau auf- weisen. II. Das Hautgewebe des Agave-Blattes. Das Blatt der Agaven ist von einer spaltöffnungsführenden Epidermis bedeckt. Die Spaltöffnungen sind bei allen von uns untersuchten Agave-Axien tief versenkt und sind stets auf beiden Seiten des Blattes zu finden. Sehr bemerkenswert schien es uns, daß, während gewöhnlich die Spaltöffnungen der unteren Blattepidermis angehören oder auf dieser reich- licher als auf der oberen zu finden sind, hier gerade das umgekehrte Verhältnis ausgebildet ist. So fanden wir bei- spielsweise pro Quadratmillimeter bei .4. americana (Blatt- mitte) auf der oberen Epidermis 29, auf der unteren 19, bei A. cantala (Blattspitze) auf der oberen 72, auf der unteren 47 Spaltöffnungen. 1 Siehe Wiesner, 1. c, Fig. 93, 4, 5; 3 und 4 sind reduzierte Gefäß- bündel, 5 bereits sogenannte einfache Baststränge. 2 Über das hemikonzentrische Gefäßbündel und über die Deutung der Basthülle derselben siehe Wiesner, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, 5. Aun. (1906), p. 128, Fig. 96. Anatomie des .4^ai;e-Blattes. 689 Die geringe Zahl der Spaltöffnungen auf der Flächen- einheit und die tiefe Versenkung dieser Organe stehen im Zusammenhang mit dem xerophilen Charakter der Agaven. Daß an der Oberseite des Blattes mehr Spaltöffnungen als an der Unterseite angetroffen werden, ist auch schon bei anderen xerophilen Pflanzen beobachtet worden, so von Tschirch^ bei Sedum acre. Doch hat derselbe Beobachter an Scmpcr- viviun tectornm auch den umgekehrten Fall beobachtet. Sediiui acre und Seinpervivtmi tectortim sind ebenso Xerophyten wie die Agaven und sie stimmen untereinander in bezug auf das Auftreten von Spaltöffnungen insofern überein, als die Zahl derselben auf der Flächeneinheit eine geringe ist. Nach den Beobachtungen von Tschirch treten bei auf der Blattoberseite auf der Blattunterseite Sediiui acre 21 14 Sempervivnui tectormn 11 14 Spaltöffnungen pro Quadratmillimeter auf. Das Auftreten der größeren Spaltöffnungszahl auf der Oberseite des yl^öf^-Blattes konnte mit dem anatomischen Bau des Mesophylls, wie später gezeigt werden soll, in Zu- sammenhang gebracht werden. Es war uns interessant zu erfahren, ob die Spaltöffnungen über die ganze Oberfläche eines Agavc-^XoXiQS gleichmäßig verbreitet sind und ob das Verhältnis der Spaltöffnungszahl an Ober- und Unterseite des ganzen Blattes ein konstantes sei. Wir haben zunächst die Literatur befragt, ob derartige Studien bereits unternommen wurden, sind aber zu einem negativen Resultat gelangt. Unsere Studien bezogen sich auf A. aniericana, A. cantala und A. sisalana. Es wurde die Zählung der Spalt- öffnungen an Ober- und Unterseite des Blattes in der Weise durchgeführt, daß drei bestimmte Regionen des Blattes für die Zählung ausgewählt wurden: 1. an der Spitze des Blattes (etwa 1 cm unterhalb des Endstachels), 2. in der Mitte, endlich 1 Zitiert nach G. Haberlandt, Physiologische Pflanzenanatomie, 4. Aufl., Leipzig (1909), p. 429. 690 J. V. Wiesner und H. Baar, 3. an der Basis des Blattes. Es wurden je zehn Zählungen vorgenommen und hieraus das iMittel abgeleitet. Es wurden folgende Zahlenwerte gefunden: Zahl öffnun der Spalt- gen auf dem Quadratmillimeter 1. ^ . f obere Oberhaut . . . Spitze \ \ untere » 33 31 Agave americaua 2. f obere Oberhaut . . . iMitte { \ untere » 29 19 3. ^ . f obere Oberhaut . . . Basis < l, untere » . . . 8 8 1. ,^ . f obere Oberhaut . . . Spitze { y untere » 72 47 Agave cantala 2. /obere Oberhaut . . . Mitte ( i. untere » 52 43 3. ^ . { obere Oberhaut . . . Basis { \ untere 21 13 1. ^ . f obere Oberhaut . . . Spitze-; l untere » . . . 30 30 Agave sisalana 2. (obere Oberhaut . . . iMitte { \ untere » 24 24 3. ^ . (obere Oberhaut ... Basis < l untere » 17 9 Aus diesen Beobachtungen geht hervor, daß die Zahl der Spaltöffnungen am Blatte der drei genannten Ägave- Arten sowohl an der Unter- als auch an der Oberseite von der Spitze zur Basis abnimmt, ferner daß an bestimmten Stellen die Zahl der Spaltöffnungen an der Unterseite der auf der Oberseite gleichkommt, gewöhnlich kleiner, niemals aber größer ist. Aus diesen Beobachtungen kann abgeleitet werden, daß der Gasaustausch im obersten Teile des Blattes am größten, im untersten Teile des Blattes am geringsten ist. Die angeführten Zahlenverhältnisse stehen in einem be- stimmten Zusammenhange mit dem Bau des Gefäßbündels. Wie wir sehen werden, überwiegen im obersten Teile des Blattes die ernährungsphysiologischen Elemente des Gefäß- bündels, im untersten Teile die mechanischen Elemente, so Anatomie des Agavc-B\aües. 691 daß alle diese Tatsachen zusammengenommen darauf hin- weisen, daß die Kohlensäureassimilation in der oberen Region des Agaue-B[a.ttes besonders begünstigt ist, die Basis dieses Blattes hingegen vorwiegend die Aufgabe hat, der Festigung des Blattes zu dienen. III. Das Grundgewebe des Agave-Blattes. Die Ausbildung des Grundgewebes in den Blättern ver- schiedener .4^'<;7i'^ -Arten bietet wenig Mannigfaltigkeit dar. Wie bereits bei der allgemeinen Besprechung des Agave- Blattes erwähnt wurde, ist zwischen dem an die Epidermis angrenzenden Gewebe, der Blattrinde, und dem das Innere des Blattes ausfi^illenden eigentlichen Mesophj^l zu unter- scheiden. Letzteres besteht aus isodiametrischen, zartwandigen, wasserreichen Zellen und bildet ein inneres Wassergewebe. ^ Die an die Gefäßbündel anstoßenden Zellen unterscheiden sich durch Gestalt und regelmäßige Anordnung von dem übrigen Mesophyll. Sie erscheinen als unvollkommen aus- gebildete Gefäßbündelscheide. Die Unvollkommenheit besteht darin, daß die Grenze zwischen der Scheide und dem rest- lichen Mesophyll nicht immer eine gleich scharfe ist. Im Gegensatze zum Mesophyll ist die Blattrinde, welche keinerlei Stranggewebe beherbergt, als typisches Assimilationsgewebe ausgebildet. Ihre Zellen führen stets zahlreiche Chlorophyll- körner. Doch sind es nicht nur die Zellen der Blattrinde, welche im Dienste der Assimilation stehen. Auch in den äußeren Schichten des Mesophylls und in den Scheiden der peripher gelegenen Gefäßbündel finden sich, wenn auch in geringerer Zahl, Chloroplasten vor. Der Übergang vom Assimi- lations- zum Wassergewebe ist ein allmählicher. Da die Gefäßbündel sich hauptsächlich im farblosen, d. i. chlorophyllosen Anteil des Mesophylls befinden, so wird dieser Anteil auch als Zuleitungsgewebe funktionieren. Die Mächtigkeit der Blattrinde variiert mit der Dicke des ganzen Blattes und des betreffenden Blatteiles. Die Dicke 1 Vgl. Habeiiandt, Physiologische Pflanzenanatomie, 4. Aufl., Leipzig, 1909, p. 367. 692 J. V. Wiesner und H. Baar, des Blattes wird hauptsächlich durch eine mächtige Aus- bildung des Mesophylls und weniger durch Vermehrung der Zahl der Blattrindenzellen erreicht. Da die Dicke des Agave- Blattes von der Basis zur Spitze abnimmt, so tritt auch in der Blattmitte und in der Spitzenregion die im Dienste der Assimilation stehende Blattrinde in den Vordergrund. Auch betreffs der Form der Blattrindenzellen lassen sich bemerkens- werte Unterschiede zwischen Basis und Mitte, respektive Spitze konstatieren. In der basalen Region besteht die Blatt- rinde aus isodiametrischen oder nur ganz wenig gestreckten Zellen, welche nur durch den Chlorophyllgehalt ihre Funktion als Assimilationsgewebe verraten. Im Gegensatze dazu sind die Blattrindenzellen der mittleren Region langgestreckt, palisaden- förmig ausgebildet und stellen uns so einen höheren Typus des Assimilationsgewebes dar. Auch zwischen Ober- und Unterseite lassen sich in bezug auf die Ausbildung des assi- milierenden Gewebes Unterschiede bemerken. Dies lehrt scho-n das makroskopische Bild eines quer durchschnittenen Agave- Blattes. Der grijn gefärbte Saum ist auf der Oberseite breiter als auf der Unterseite.^ Wir begegnen hier also denselben Regelmäßigkeiten wie bei der Betrachtung des Hautgewebes. Das häufige Vorkommen von Kalkoxalatkrystallen in den Agave-Blättern sei hier auch erwähnt. Diese Krystalle treten nur selten in gewöhnlichen Grundgewebszellen auf. Meist findet man sie in besonderen kleinen Krystallzellen. Auch Raphidenbündel gehören nicht zu den Seltenheiten. Während das Calciumoxalat als Ausscheidungsprodukt in speziellen Sekretbehältern auftritt, findet sich das Calciumphosphat in gewöhnlichen Mesophyll- und Blattrindenzellen vor. Das Aus- fallen von Kalkphosphatsphäriten im Blatte von A. americana nach Behandlung mit Alkohol wurde von Re konstatiert.- Doch fanden wir in Schnitten durch das Blatt von A. ameri- cana nur spärliche Sphärite; dagegen fallen im Blatte von A. cantala bei Behandlung mit Alkohol so zahlreiche Sphäro- krystalle aus, daß die Zellen damit vollgepfropft erscheinen. « i Vgl. Trelease (Wiesner-Festschrift), p. 22 des Separatums. 2 Re, Annuar. Real. Instit. bot. Roma, 1894, vol. V, p. 38. Zitiert nach Molisch, Mikrochemie der Pflanze, Jena 1913, p. 51. Anatomie des Ac^'tivc-'Bhittes. 693 Beim Hinzufügen von Schwefelsäure verwandeln sicli die Spliärite in Gipsnadeln. Die Verteilung der erwähnten Ver- bindung im Blatte ist keine gleichmäßige. Nur in den Zellen der Blattmitte und Spitze entstehen die Sphärite in so großer Menge. In der Basis sind sie nur in geringer Zahl zu finden. IV. Bau der Gefäßbündel. Es ist schon in der allgemeinen Übersicht über den anatomischen Bau des Blattes der Agaven gesagt worden, daß die Gefäßbündel entweder rein collateral gebaut sind oder den hemikonzentrischen Charakter an sich tragen und daß ein Wechsel im Baue der Gefäßbündel sich einstellen kann, indem in den beiden möglichen extremen Fällen das ganze Bündel nur aus Bastzellen besteht (einfache Bast- bündel) oder als reiner Mestomstrang ausgebildet ist, also bloß aus ernährungsphysiologischen Elementen sich zusammen- setzt. Die mechanischen Elemente (Bastzellen) sind an jenen Gefäßbündeln am stärksten entwickelt, welche der Epidermis am meisten genähert sind. Gegen die Mitte des Blattes zu findet man immer weniger festigende und mehr leitende Elemente, auch sind hier die Bastzellen weitlumiger als in der Randpartie des Querschnittes. Die mechanische Aus- rüstung der Gefäßbündel spricht sich somit in zweier- lei Weise aus: durch Vermehrung der mechanischen Elemente und durch deren stärkere Membranver- di c k u n g. Während bei A. americana längs des ganzen Blattes in der Nähe der Blattunterseite einfache Bastbündel zur Aus- bildung gelangen, kommen bei A. cantala und A. sisalana in der oberen und mittleren Partie des Blattes solche einfache Bastbündel nur sehr selten vor, hingegen treten bei all diesen Agaven die einfachen Bastbündel an der Basis des Blattes auf (Fig. 1). Es ist die mechanische Aus- rüstung des Blattes ausnahmslos an der Basis des Blattes am stärksten ausgebildet. Eine gewisse \'ariation im Grade der mechanischen Aus- rüstung ist selbst bei einer und derselben Art zu finden. So 694 Wiesner und H. Baai beobachteten wir an einem Exemplar von A. americaiia aus dem Wiener Botanischen Garten, da(3 die reinen Bastbündel, wie es sonst bei A. caiitala und A. sisalana vorkommt, nur an der Basis des Blattes ausgebildet waren. Im Bau der Gefäßbündel zeigt sich ein großer Unter- schied, je nachdem es der Basis oder der vSpitze des Blattes Fig. 1. Vergr. 400. Querschnitt durch einen einfachen Baststrang im basalen Teile des Blattes von .1. caiitala. b Bastzellen des Baststranges, P par- ench3miatisches Gewebe (Mesophyll) des Blattes. angehört. Während, wie wir gesehen haben, gerade an der Basis des Blattes die mechanischen Elemente dominieren, finden wir gegen die Spitze des Blattes zu dieselben immer mehr abnehmen, so daß häufig an diesen Stellen das ganze Gefäßbündel als Mestomstrang ausgebildet ist (Fig. 2). Es zeigt sich also ein gewisser Gegensatz zwischen Basis und Spitze des Blattes im anatomischen Charakter, dem aber der gleiche Gegensatz in physiologischer Beziehung ent- spricht. Die Basis des Blattes enthält, entsprechend ihrer physiologischen Aufgabe, die größte mechani- sche Leistung des Blattes durchzuführen, die meisten Anatomie des Agave-Blattes. 695 mechanischen Zellen; die Spitze des Blattes benötigt diese mechanische Ausrüstung nicht oder in viel geringerem Grade und ist deshalb oft mit Gefäßbündeln versehen, welche bloß ernährungsphysiologischen Zwecken dienen. Der obere Teil des Blattes hat also vorwiegend eine ernährungs- physiologische Aufgabe zu erfüllen. Unsere oben an- geführte Beobachtung, daß gerade im obersten Teile des Fig. 2. Vergr. 400. Querschnitt, nahe dem oberen Ende des Blattes von A. sisalana geführt. Das Gefäßbundel ist an dieser Stelle frei von mechanischen Elementen, ph Phloem, x Xylem mit Schraubengefäßen, P parenchymati- sches Gewebe (Mesoph\dl) des Blattes. Blattes die größte Zahl von Spaltöffnungen sich vorfindet, scheint, wie schon angedeutet, ebenso wie der Gegensatz in der Ausbildung der Blattrinde eine weitere Stütze der aus- gesprochenen Ansicht zu bilden. Der Frage, in welchen Fällen das Gefäßbündel des Agave- Blattes collateral und in welchen es hemikonzentrisch gebaut ist, haben wir große Aufmerksamkeit zugewendet und gerade in dieser Beziehung scheinen die Arten (oder Formen) der Agaven sich voneinander zu unterscheiden. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CXXIII. Bd., Abt. I. 48 696 J. V. Wiesner und H. Baar, Bei den diesbezüglichen vergleichenden Untersuchungen wurde zunächst Rücksicht genommen auf A. americaiia, A. sisalana und A. cantala. Fig. 3. Vergr. 400. Querschnitt durch ein hemikonzentrisches Gefäßbündel aus dem Blatte von A. ccintala. b Bastzellen, h ~\- ph (Siebteil) Phloem, X Xylem mit Schraubengefäßen 5, P parenchymatisches Grundgewebe (Mesophj^l) des Blattes. Es wurde gefunden, daß sich die A. cantala von den beiden anderen Species in bezug auf den Bau der Gefäßbündel auffallend unterscheidet. Bei der ersteren herrschen hemi- konzentrisch gebaute Gefäßbündel entschieden vor (Fig. 3) und wenn auch ein Teil der Gefäßbündel collateral aus- gebildet ist, so ist doch die Tendenz zur hemikonzentrischen Anatomie des Ap'ave-Bla.ites. 697 Ausbildung vorhanden. Es ist nämlich häufig der das Mestom umgebende Bastring nicht vollkommen geschlossen (Fig. 4), so daß man von einem vollständig ausgebildeten hemikonzen- trischen Gefäßbündel nicht sprechen kann, vielmehr ein Über- gang des coUateralen zum hem.ikonzentrischen vorliegt. Fig. 4. Vergr. 400. Querschnitt durch ein Blattgefäßbündel von A. cantala. Übergang eines coUateralen Bündels in ein hemikonzentrisches. Bezeichnuneen wie in Fig. 3. Anders als die Gefäßbündel von A. cantala verhalten sich die Gefäßbündel von A. americana und A. sisalana. Die Gefäßbündel dieser beiden Arten sind vorwiegend coUateral •gebaut, während die von A. cantala, wie wir gesehen haben, vorwiegend den hemikonzentrischen Bau aufweisen. Sowohl das Blatt von A. americana als das von A. sisalana besitzen auch rein hemikonzentrische Gefäßbündel oder solche, die einen Übergang vom coUateralen zum hemikonzentrischen Bündel darstellen. Aber diese nicht coUateralen Bündel 698 J. V, Wiesner und H. Baar, treten nur sparsam auf und finden sich nur am Blatt- rande und namentlich in der Spitzenregion vor. Diese Befunde geben Anhaltspunkte zur Lösung einer wichtigen technischen Frage. Es läßt sich nämlich die Faser von A. cantala (jetzt im Handel mit dem Namen »Kantala« bezeichnet) mit voller Sicherheit von der Faser der A. sisalatia (im Handel unter dem Namen »Sisal« auftretend) unter- scheiden. Besteht die Faser vorwiegend aus coUateralen Bündeln, so hat man auf »Sisal«, besteht die Faser vor- wiegend aus hemikonzentrischen Gefäßbündeln, so hat man auf »Kantala« zu schließen. Es ist zu beachten, daß das Entscheidende bei dieser Unterscheidung der beiden Fasern nicht in der Gegenwart oder Abwesenheit von hemi- konzentrischen Gefäßbündeln, sondern in deren häufigem oder seltenem Vorkommen gelegen ist.^ Bei dieser Gelegenheit sei darauf aufmerksam gemacht, daß das hemikonzentrische Gefäßbündel in Form der techni- schen Faser eine merkwürdige Eigentümlichkeit besitzt, näm- lich von einem lufterfüllten Hohlraum durchzogen ist. Diese merkwürdige Eigentümlichkeit ist zuerst bei der bekannten Cocosnußfaser (Koir) von F. v. Höhnel- aufgefunden worden und wurde rücksichtlich der »Kantala« schon von Bruck^ angegeben. Einer von uns hat im Anschluß an die Entdeckung der hohlen Faser bei Koir gezeigt, worauf das Hohlwerden be- ruhe."^ Dieses Hohlwerden kommt nämlich nur bei hemi- konzentrisch ausgebildeten Gefäßbündeln vor. Wenn die aus 1 Die Wahrscheinlichkeit, daß von den spärlichen hemikonzentrischen Bündeln des A. s/^to/w-Blattes etwas in der technischen Faser zu finden wäre, ist sehr gering, indem man oft bei der Untersuchung von 100 Faser- querschnitten nur dem collateralen Typus begegnet. 2 F. V. Höhnel, Mikroskopie der technisch venvendeten Pflanzenstoffe, 1887, p. 53. 3 \V. F. Brück, Der Faserbau in Holländisch-Indien und auf den Philippinen. Beihefte zum Tropenpflanzer, XII (1912), p. 590. Bruck's Angaben stützen sich auf die Beobachtungen von Saleby, Philippine Mag., The Philippine Agric. Rev., 1910. 4 Wiesner, Die Rohstoffe des Pflanzenreiches, 2. Aufl., Bd. II, p. 423. Anatomie des A^i^'ave-Blattes. 699 solchen Gefüßbündeln bestehenden Fasern eintrocknen, so trocknet der saftige Siebteil des Gefäßbündels ein. und infolge- dessen entsteht im Innern der Faser ein schmaler mit Luft erfüllter Kanal. Bei der Feststellung der mikroskopischen Charakteristik der technisch wichtigsten Agave-Fasern mußte der Wunsch entstehen, die Faser »Henequen« (von A. foiircroydes) von Sisal und Kantala zu unterscheiden. Leider gelang es uns nicht, die Blätter von A. foiircroydes zu erhalten. Da Prof. Dewey aber einem von uns die Faser dieser Pflanze zur Verfügung stellte, so konnte wenigstens der Versuch gemacht werden, die Gefäßbündel von A. fonrcroydes mit denen von A. s/salana und caiitaJa zu vergleichen. Dabei stellte es sich heraus, daß auf den Bau der Gefäßbündel keine Unterscheidung dieser Fasern gegründet werden kann, da sich A. fonrcroydes in dieser Beziehung so wie sisalana verhält, nämlich vor- wiegend collaterale Bündel führt, neben solchen, die im Über- gang zum hemikonzentrischen sich befinden.^ Die Faser von A. cantala läßt sich auf Grund des Baues der Gefäßbündel wohl von A. sisalana und A. foiircroydes unterscheiden. Diese beiden sind aber auf Grund der angeführten Argumente voneinander nicht zu unterscheiden. Ob nicht andere Unter- scheldungsmittel zwischen den beiden letztgenannten Fasern zu finden sind, soll hier nicht weiter erörtert werden, da diese Frage doch schon außerhalb des Rahmens der vor- liegenden Abhandlung gelegen wäre. 1 Bei der Untersuchung einer technischen Faserprobe, die mit dem Namen ,4. fourcroydes bezeichnet war, wurden zahh'eiche Bündel mit luft- führenden Kanälen, also ursprünglich hemikonzentrische, vorgefunden. Der Unterschied zwischen der Probe von Prof. Dewey und dieser dürfte darauf beruhen, daß die letztere falsch bestimmt war. Die Übereinstimmung im Bau der Blattgefäßbündel von A. sisalana und A. fourcroydes hat wohl ihren Grund in der nahen Verwandtschaft dieser beiden Pflanzen. Nach der Auf- fassung der älteren Botaniker sind diese beiden als Species hingestellten Pflanzen Varietäten einer und derselben Art, der A. rigida. Es ist dieser Auffassung zufolge A. foiircroydes Lemaire = J[. rigida longifolia Enge Im. = A. rigida elongaia Baker; hingegen A. sisalana Perrine = ^. rigida sisalana Enge Im. / OÖ J. vr. Wiesner und H. Baar, V. Orientierung der Gefäßbündel im Blatte. Wie das collaterale Bündel in der Regel im Blatte der Agaven orientiert ist, wurde bereits oben erörtert. Es wurde dort bereits auf Ausnahmsfälle hingewiesen, welche hier kurz besprochen werden sollen. Nach Drabble (1. c.) sollen die in der Nähe der Blatt- unterseite von A. rigida gelegenen Gefäßbündel normal, die in der Nähe der Oberseite gelegenen hingegen invers orientiert sein. Es ist uns leider nicht gelungen, in Drabble's Original- abhandlung Einsicht zu nehmen und wir kennen nur die Referate über seine Arbeit im Botanischen Jahresbericht (1907, I, p. 79) und im Botanischen Zentralblatt (Bd. 107 [1908], p. 451). Letzteres Referat wurde von Gwynne-Vaughan erstattet. Diesem Referat entnehmen wir die obige Angabe. Es ist uns zweifelhaft, was Drabble unter inverser Orien- tierung versteht. Logischerweise sollte man darunter eine Orientierung verstehen, die der normalen entgegengesetzt ist. Da das collaterale Bündel im Agaue-^Xsiite normal so orientiert ist, daß alle Phloeme nach außen, alle Xyleme nach innen gewendet erscheinen, so müßten Drabble's Angabe zufolge die in der Nähe der oberen Epidermis gelegenen Gefäßbündel ihre Phloeme nach innen, ihre Xyleme nach außen kehren. Trotz aufmerksamer Beobachtung ist es uns niemals gelungen, eine solche Orientierung wahrzunehmen, obwohl wir nicht nur A. americana, sondern auch A. cantala und A. sisalana nach dieser Richtung untersuchten. Es ist nicht überflüssig zu bemerken, daß Drabble A. rigida untersuchte; aber A. sisalana ist, wie wir gesehen haben, eine Form der rigida. Wir sind zu der Ansicht gekommen, daß Drabble unter inverser Lage der Gefäßbündel wahrscheinlich die von uns als normale Lage bezeichnete verstanden haben mußte und den Ausdruck »invers« nur deshalb gebrauchte, weil bei normaler Lage die Teile des collateralen Gefäßbündels, Phloem und Xylem, an der Blattoberseite umgekehrt als an der Blattunter- seite angeordnet erscheinen: an der Blattoberseite liegt unter normalen Verhältnissen das Phloem oben, das Xylem unten, an der Blattunterseite das Phloem unten,. das Xj^lem oben. Unter Anatomie des .l^^art-'-Blattes. 701 ^ ..-1 y Vä&f » ^fs. .n^'^^ '" '■'( r- — ( / nh -\ 4#^'>^^^. öi l / )-> If _.._ -h-y- — -f'^A--^'?^^^sk-^n^v-^ \ V -^^ / Fig. 5. Vergr. 100. Querschnitt durch einen Teil des Blattes von A. Ixth mit zwei Gefäßbündeln, von welchen das obere normal orientiert, das untere senkrecht zur normalen Lage gerichtet ist. P parenchymatisches Grund- gewebe des Blattes (Mesophyll), b Bastsichel des Phloems pJt, b' Bast- sichel des Xylems ;*; mit Schraubengefäßen s. diesen normalen Verhältnissen liegt, ganz abgesehen davon, ob das Gefäßbündel der Oberseite oder der Unterseite des 702 J. V. Wiesner und H. Baar, Blattes genähert ist, stets das Phloem nach außen, das Xylem nach innen. Unsere Untersuchungen über eine etwaige abnorme Lage der Gefäßbündelteile haben gelehrt, daß solche abnorme Orien- tierungen von Xylem und Phloem tatsächlich vorkommen. Wir haben dieselben bei A. americana, sisaJana und Ixtli beobachtet. In der Regel liegt das Xylem in dem Sinne neben dem Phloem, daß beide in einer Verbindungslinie zu liegen kommen, welche zur Blattoberfläche senkrecht steht. Die Ab- weichung besteht darin, daß diese Verbindungslinie schief zur Blattoberfläche zu liegen kommt oder im extremen Falle zu dieser parallel liegt. Es ist dies jener Fall, in welchem die Ab- weichung von der normalen Orientierung 90° beträgt (Fig. 5). VI. Form, Dimensionen und Verdickungsgrad der Bastzellen. Im großen ganzen unterscheiden sich die Bastzellen der ver- schiedenen .^4^ai;^ -Arten nach Form, Größe und Verdickungs- weise. So sind die Bastzellen von A. americana im Quer- schnitt unregelmäßig, fast wellenförmig hin- und hergebogen, während die Bastzellen von A. cantala und sisalana im Querschnitt regelmäßig abgerundet oder polygonal erscheinen. Die Bastzellen von A. auiericaiia sind im Vergleich zu den beiden anderen Agave- Arien dünnwandig. In der Regel sind die Bastzellen der ^^öf^-Blätter dickwandig.^ Doch bildet A. americana nicht die einzige Ausnahme. Ein gleiches fanden wir bei den Bastzellen von A. Finikeana Koch et Bouche, ferner bei A. aurea und A. atrovirens.^ Vergleicht man die Verdickung der Wand der Bastzellen an Querschnitten durch entsprechende Blatteile von A. ameri- cana, A. sisalana und A. cantala, so wäre man geneigt anzunehmen, daß die Bastzellen der A. sisaJana in bezug auf die Verdickungsweise etwa die Mitte halten zwischen 1 Die Angabe Höhnel's (1. c.) über die Dünnwandigkeit der technischen Agave-^&sizeXlen rührt daher, daß dieser Forscher A. americana als Stamm- pflanze der technischen Faser betrachtete, 2 A. aurea Jol3^clerc wird auch als A. americana aurea aufgefaßt. Anatomie des Agave-Blattes. 703 A. americana und A. cantala und könnte sich gedrängt fühlen, den Dimensionen des Querschnittes einen diagnosti- schen Wert zuzusprechen (vgl. Fig. 4, (3 und 7). Allein bei sorgfältiger Untersuchung findet man, daß selbst bei ein und derselben Agave-Art der Grad der Wandverdickung von der Lage der Bastzellen im Fig. 6. Vergr. 400. Querschnitt durch das collaterale Blattgefäßbündel von ^■1. americana. h Bastzellen, ph Weichbast des Phloems, x Xylem mit Schraubengefäßen s, P parenchymatisches Grundgewebe (Meso- phyll) des Blattes. Blatte abhängig ist. So besitzen die Bastzellen aus der basalen Partie des Blattes ein etwas weiteres Lumen als die aus der Blattmitte. Ja, auch auf einem Querschnitt erscheinen die Bastzellen der der Blattoberfläche genäherten Bündel eng- lümiger als die aus der Mitte des Querschnittes, wenn auch die Unterschiede nur gering sind. So müßte man die Bast- zellen verschiedener Agave -Arten in bestimmten Abschnitten des Blattes vergleichen, wenn man die charakteristischen Abmessungen des Querschnittes dieser Zellen finden wollte; ein höchst mühevolles Verfahren, welches aber bei der Unter- 704 J. V. Wiesner und H. Baar, suchung der technischen Faser nicht anwendbar wäre, da derselben in der Regel nicht zu entnehmen ist, welche Lage sie im Blatte eingenommen hatte. Nur wenn man die längste Faser einer Sorte vor sich hätte, welche beiläufig mit der Länge des Blattes, von welchem die Faser herrührt, überein- stimmt, könnte man annehmen, daß diese Faser der Mitte des Blattes entstammt, nämlich in der Nähe des Medianus ^,1)^1?^%^ VI, C Fig. 7. Vergr. 400. Querschnitt durch das collaterale Blattgefäßbündel von A. sisalana. Bezeichnungen wie in Fig. 6. gelegen sein mußte. An solchen längsten Fasern könnte man in bestimmten Abständen von der leicht erkennbaren Basis eine vergleichende Messung des Querschnittes, respektive der Wandverdickung vornehmen. Es ist aber leicht einzusehen, daß eine solche Bestimmung sehr umständlich und mühevoll wäre. Auch darf man hier nicht auf leicht greifbare Unter- schiede rechnen. Das Gesagte bezieht sich nicht auf ^4. amevi- cana, deren Bastzellen durch ihr weites Lumen und die Gestalt des Querschnittes von .4. cantaJa und sisalana leicht zu unterscheiden sind. Anatomie des .Ag'ave-Blaites. 705 Vorteilhafter erscheint es, die Längen der Bastzellen 7Ai vergleichenden Bestimmungen heranzuziehen. Hierzu ist es erforderlich, die Bastzellen aus dem Verbände zu bringen. Es geschieht dies am besten durch Vorbehandlung mit ver- dünnter schwefelsäurehaltiger Chromsäure und späterem Er- wärmen in Natronlauge. Eingehende Untersuchungen über die Länge der Bastzellen lehren, daß auch diese Dimension je nach der Lage der Bastzellen im Blatte verschieden ist, aber bei konstanter Lage wenigstens innnerhalb bestimmter Grenzen konstant erscheint. So wird es möglich, die Längen der Bastzellen unter be- stimmten Vorsichtsmaßregeln diagnostisch zu verwerten. Um bei der Untersuchung der technischen Faser die Längendimensionen der Bastzellen benutzen zu können, er- scheint es am einfachsten, die Bastzellen der längsten Fasern zur Messung zu verwenden und die Messung an jener Partie des Gefäßbündels vorzunehmen, welche der Mitte dieses Ge- fäßbündels entspricht. Man hat dann wenigstens sehr an- genähert jene Bastzellen vor sich, welche in der Mitte zwischen Spitze und Basis des Blattes, aber auch in der Mitte der Breite des Blattes gelegen waren, mit anderen Worten, welche wenigstens angenähert in der Mitte des Medianus zu liegen kamen. Die zahlreichen von uns vorgenommenen Messungen der Längen der in der Mitte ^ des Blattes an dem Aufbau des Gefäßbündels anteilnehmenden Bastzellen ergaben folgende Resultate: Länge der Bastzellen A. americana 1 bis 2 • 3 inui A. cantala 1-5 » 2*6 A. sisalaiia 2*4 » 4-4 VIL Ausbildung der Gefäße. Es wurden zunächst die den Blättern von A. americana, A. sisalaua und A. cantala angehörigen Gefäße untersucht. 1 In der basalen Partie kommen kürzere Bastzellen vor. 706 J. V. Wiesner und H. Baar, Besonders reich an Schraubengefäßen sind die Gefäß- bündel von A. americana. Wenn man ein Blatt dieser Agave von der Haut befreit und das mit Geläßen reichlich versehene Mesophyll bricht, so hängen an den Bruchstellen zahlreiche feine, spinnwebenartige, dünne Fäden. Bei mikroskopischer Betrachtung erkennt man, daß diese feinen Fäden nichts anderes sind als die schraubenförmigen Verdickungen der Schraubengefäße. Auf diese Weise kann man sich leicht über- zeugen, daß die Gefäßbündel des Blattes von A. americana überaus reich an Schraubengefäßen sind. Bei weiterer mikroskopischer Untersuchung findet man, daß in den Ge- fäßbündeln dieser Agave wohl noch Ringgefäße, aber keine Netzgefäße vorkommen. Auch in den Gefäßbündeln der Blätter von A. sisalana und A. cantala sind Schraubengefäße leicht nachweisbar, aber sie treten nicht in der Menge wie bei americana auf. Daneben finden sich aber auch Ring- und Netzgefäße. Auch in der techni- schen Faser von A. sisalana und A. caniala lassen sich sowohl Schrauben- und Ringgefäße als auch Netzgefäße nachweisen. Es hängt mit dem histologischen Bau der Gefäßbündel des Blattes dieser beiden Agave- hvien zusammen, daß die Gefäße in der »Kantala« stets reichlicher als im »Sisal« auftreten. Die Kantala besitzt, wie wir gesehen haben, hemikonzentrisch gebaute Gefäßbündel, in weichen die Gefäße durch den Bast- mantel zusammengehalten werden. Nicht so beim Sisal, welcher vorwiegend aus coUateral gebauten Gefäßbündeln besteht. Hier liegen die Gefäße offen zwischen den Bast- belegen des Phloems und Xjlems und es hängt ganz von der Gewinnungsweise der Faser ab, ob die Gefäße mehr oder minder reichlich an der Faser erhalten geblieben sind. Es schien uns aus Gründen der Faserunterscheidung wünschenswert zu wissen, wie sich die Faser »Henequen«, welche aus den Gefäßbündeln des Blattes von A.foiircroydes besteht, in bezug auf das Auftreten von Gefäßen verhält. Wir fanden hier sowohl Schrauben- und Ring- als auch Netz- gefäße. Eine Unterscheidung zwischen Sisal und Henequen ergab sich in bezug auf das Auftreten der Gefäße nicht. Es zeigte sich auch hier wieder die nahe Verwandtschaft von Anatomie des Agave-Blaües. 707 A. sisalana und A. foiircroydes, welche bereits oben (p. 699) betont wurde. VIII. Anatomischer Bau der Stacheln. Die Blattspitze aller Euagaven ist mit einem gewöhnlich dunkelbraun gefärbten Endstachel versehen. Außerdem ist bei mehreren Arten der Blattrand mit einer Reihe von Seiten- stacheln besetzt. Diese sind bei verschiedenen Species und oft auch bei ein und derselben Art verschieden krallen- oder widerhakenförmig gestaltet. Ihre Farbe ist gewöhnlich die des Endstachels, doch kommen bei gefleckten Formen auch gelb- lichweiße Seitenstacheln vor. Bei anderen Arten ist der Blatt- rand aller Emergenzen bar und es tritt ein braun gefärbter, histologisch differenzierter Randstreifen auf (.4. univittata) oder aber es fehlt auch dieser {A. sisalana). Bei mikroskopischer Betrachtung des Endstachels sieht man, daß die Epidermis des Blattes auch den Stachel umgibt, hier aber aus dickwandigeren verfärbten Zellen gebildet wird. Sowohl die Epidermiszellen als auch alle anderen am Aufbau des Stachels teilnehmenden Elemente weisen eine starke Alembranverdickung auf. Die Hauptmasse des Stachels wird durch isodiametrische oder mehr oder weniger gestreckte, stark verdickte, sklerenchymatische Zellen gebildet, deren Membran von zahlreichen Poren durchsetzt ist. Zwischen diesen Zellen findet man auch langgestreckte, welche den Bastzellen des Blattgefäßbündels entsprechen. Hie und da sind auch Reste von Gefäßen zu konstatieren. Es nehmen also Elemente aller drei Gewebsarten des Blattes an der Ausbildung des Endstachels Anteil. Die Zellen des Stachels gehen allmählich in die des eigentlichen Blattes über. Dieselben Elemente wie beim Endstachel finden wir auch beim Aufbau der Seitenstacheln beteiligt. Die die Stachel- spitze aufbauenden Zellen sind viel mehr langgestreckt als die dem Blatte genäherten (Fig. 8 und 9). Die Gefäßbündel beteiligen sich am Aufbau der Stacheln, indem ihre Elemente teilweise desorganisiert, teilweise ver- dickt und gebräunt werden. Im jugendlichen Stadium ist 708 J. V. Wies n er und H. Baar, iiliil I s-"'S. ^ Äam.«fev Fig. 8. Vergr. 75. Randpartie eines Querschnittes durch das Blatt von A. cantala, den Bau eines Seitenstachels zeigend. 5 sklerenchymatische Elemente, g Ge- fäßbündel, P parenchymatisches Grundgewebe des Blattes, /{ Korkschicht an der Grenze zwischen Stachel und Blatt, o Epidermis. Anatomie des A^q'iive-Blüües. 709 zwischen dem Gewebe des Stachels und dem des Blattes keine scharfe Grenze vorhanden. Bei einigen Arten bleibt Fig. 9. Vergr. 75. Randpartie eines Querschnittes durch das Blatt von A. americana, den Bau eines Seitenstachels zeigend, s sklerenchymatische Elemente, g Gefäßbündel des Blattes, g' Reste eines am Aufbau des Stachels Anteil nehmenden Gefäßbündels, P parenchj'matisches Grundgewebe des Blattes, 0 Epidermis. dies auch in späteren Stadien erhalten, bei anderen tritt aber oft in älteren Stacheln eine mehr oder weniger stark aus- gebildete Korkschicht auf (Fig. 8 und 9). 10 J. V. Wiesner und H. Baar, Wie oben erwähnt wurde, ist auch der Randstreifen des Blattes einiger Agave-Arten histologisch differenziert (Fig. 10). Die Zellen sind hier im Vergleiche mit den Mesophyllzellen Fig. 10. Vergr. 75. Querschnitt durch den Randstreifen eines Blattes von A. uni- vittata. g Gefäßbündel des Blattes, g' im Randstreifen eingeschlossenes Gefäßbündel, P parenchyrnatisches Grundgewebe des Blattes, k Kork- schicht. verdickt, ähnlich wie wir es bei den die Seitenstacheln aufbauenden Zellen gesehen haben. Auch im Randstreifen sind Gefäßbündel eingeschlossen. Gegen das Blatt zu ist aber stets eine wohl ausgebildete Korkschicht vorhanden, Anatomie des Ag'ave-B\a.ites. 711 SO daß zwischen Blatt und Randstreifen stets eine scharfe Grenze zu konstatieren ist. IX. Verholzung der Agave-Fasern. Wenn man die Gewebe des Agave-Blattes mit Phloro- glucin 4- Salzsäure auf Verholzung prüft, so ergibt sich, daß nur die Zellwände der Stranggewebe, und zwar sowohl die einfachen Baststränge als die Gefäßbündel, verholzt sind. Das Gefäßbündel besteht der Hauptmasse nach aus Bastgewebe. Dieses ist verholzt, desgleichen das ganze Xylem, während der Weichbast unverholzt ist. Dementsprechend muß sich auch die Verholzung in der Agave-Faser aussprechen. Es wurden alle oben genannten ^^czf^-Fasern mit Phloroglucin + Salzsäure auf Verholzung geprüft. Sie gaben alle die be- kannte Phloroglucinreaktion auf Verholzung. Man kann also sagen, daß die Stranggewebe aller Agaven verholzt sein dürften. Aber schon die Intensität der Farbenreaktion deutet darauf hin, daß der Grad der Verholzung bei den verschie- denen Agaue-Avten ein verschiedener sein müsse. Im all- gemeinen kann man sagen, daß die Fasern der meisten Agaven stark verholzt sein dürften. Mit Ausnahme einer einzigen, unten anzuführenden Art färbten sich die Agave-Fasern mit Phloroglucin + Salzsäure intensiv rotviolett. Nur die Faser Dispopo (von A. cocui) nahm eine ganz schwach rotviolette Farbe an. Wir haben die von V. Gräfe ^ beschriebene Methode, den Verholzungsgrad vergleichend und zahlenmäßig zu be- stimmen, auf die Fasern von drei verschiedenen Agaven {A. sisalaiia, cantala und cocui) angewendet und sind zu den unten angegebenen Resultaten gekommen. Die erwähnte Methode besteht darin, daß das auf den Verholzungsgrad zu prüfende Objekt mit einer bestimmt konzentrierten Phloroglucinlösung (unter Zufügen von Salz- säure) im Überschuß behandelt wird, worauf das überschüssig 1 V. Gräfe, Ernährungsphysiologisches Praktii tritt eine Epidermis auf, welche, entsprechend dem xerophytischen Charakter der Agaven, nur verhältnismäßig wenige, durchaus tief eingesenkte Spaltöffnungen führt. In der Anordnung der Spaltöffnungen zeigt sich eine in physiologischer Hinsicht wohl zu beachtende Gesetzmäßigkeit. Es nimmt die Zahl der Spaltöffnungen von der Spitze gegen die Basis in auffallender Weise ab, so daß zweifellos der Gas- wechsel im oberen Teile des Blattes ein viel regerer sein muß als im unteren. Die Blattoberseite führt häufig mehr Spalt- öffnungen als die Unterseite; niemals ist es umgekehrt. 2. Das Grundgewebe gliedert sich in eine von Strang- geweben freie Blattrinde und ein die Gefäßbündel führendes Mesophyll. Die Ausbildung des Assimilationsgewebes weist 714 J, V. Wiesner und II. Baar, Anatomie des A^ave-Blattes. eine der Verteilung der Spaltöffnungen entsprechende Regel- mäßigkeit auf. 3, Die Gefäßbündel sind je nach der Species verschieden ausgebildet. Bei den einen überwiegen hemikonzentrische Bündel (Agave cantala), bei den anderen collaterale Bündel (A. americana, sisalana, foiircroydes), worauf sich einige wichtige Unterscheidungen der technischen Faser gründen lassen. Auch in der Ausbildung der einzelnen Gefäßbündel- elemente sind zwischen verschiedenen Species Unterschiede zu konstatieren. Die das Blatt seiner ganzen Länge nach durchziehenden Gefäßbündel zeigen in der Mitte des Blattes einen gewissen Gleichgewichtszustand zwischen den mechanischen und den ernährungsphysiologischen Elementen. Von der Mitte zur Spitze des Blattes nehmen die mechanischen Elemente des Blattes ab, während nach der entgegengesetzten Richtung die mechanischen Elemente zunehmen. Es kommt auch vor, daß an dem oberen Ende des Blattes das Gefäßbündel nur aus ernährungsphysio- logischen Elementen besteht und das untere bloß mechanische Elemente führt, also ersteres in einen reinen Mestomstrang, letzteres in einen reinen Baststrang umgewandelt erscheint. Sowohl die Verteilung der Spaltöffnungen als die Aus- bildung des Assimilationsgewebes und der Gefäßbündel lehren, daß der obere Teil des Blattes mehr der Ernährung (insbeson- dere der Kohlensäureassimilation), der untere Teil mehr mecha- nischen Zwecken zu dienen habe. 715 Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgefülirten zoologisclien Forschungsreise naeli Algerien. V. Neuropteren von Fr. Klapälek in Katiin. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juni 1914.) Die Ausbeute der Reise des Herrn Prof. Werner ist ein neuer Beweis dafür, wie reicli in Myrmeleoniden Algier sein muß. Das mir vorliegende Material ist besonders durch die Zahl von Myrmecael ums -Auen interessant; sie enthält nicht weniger als fünf verschiedene Arten dieser Gattung, von welchen vier entschieden neu sind. Die neuen Arten vertreten sehr abweichende Formengruppen. ^ A. Nemopteridae. 1. Halter barbarus Klug. Ain Sefra, 5. VIII., 2 Stücke; Beni Ounif, VIIL, 1911. B. Asealaphidae. 2. Helicomitus barbarus L. El Khreider, 25. VII., I9. C. Myrmeleonidae. 3. Palpares angustus Mc. Lach. .A.in Sefra, 3. VIII. Ein sehr schön ausgefärbtes 9, Beni Ounif, VIIL, 1911, 1 9. 4. Creagris plumbeus Oliv. Fort National, 13. VII. und El Khreider, 25. MI. je 29. Die Exemplare von der letzteren 1 Alle Arten aus Beni Ounif sind abends am Acetylenlicht gefangen, ebenso Palpares; die übrigen bei Tag im hellen Sonnenschein (Werner). 713 F. K 1 a p ä 1 e k , Lokalität sind sehr klein (Länge des Vorderflügels 28 mm), haben ganz einfarbige gelbe Nervatur und auffallend lichtes ockergelbes Pronotum, welches nur eine undeutliche, bräun- liche Zeichnung hat. 5. Macronemurus appendiculatus Latr. scheint eine der gewöhnlichsten Arten zu sein, da sie sich in dem Material von mehreren Lokalitäten vorfindet. Tizi Ouzou, 11. VIL, ein Stück ohne Abdomen und 1 cf. Fort National, 13. VII., 1 cT. Michelet, 1 7. VII., 1 cf . Saida, 23. VIL, 1 9 . Dra el Mizane, 9. VIL, 1 c/' und 2 9 . 6. Myrmeleon microstenus Mc. Lach. Dschurdschura, 1500 m, 16. VIL 9. 7. Myrmeleon (?) pumilio n. sp. Körper gelb, auf dem Rücken mit einer schwarzen Längslinie, welche von dem Scheitel bis zum Hinterleibsende sich zieht und auf dem Hinterleibe abwechselnd verdünnt und verdickt ist. Auf dem Kopfe sind zwei Punkte hinter der Fühlerwairzel und je ein hintereinander gestelltes Paar jederseits von der Mittellinie auf dem Scheitel. Auf dem Pronotum, welches parallelseitig und etwa gleich lang wie breit ist, sind jederseits zwei Punkte in den Einschnürungen. Auf dem Meso- und Meta- notum sind entlang der Flügelwurzeln starke Linien und auf dem ersteren noch einige feine Striche. Auf den Brustseiten sind zwei Streifen und die Brustplatten zeigen dunkelbraune Flecke. An den Seiten des Hinterleibes über der Seitenlinie schlängelt sich ein Streifen in der Weise, daß zwischen ihm und der dorsalen Mittellinie immer gleicher Abstand ein- gehalten wird. Die Ventralfläche des Hinterleibes ist größten- teils schwarzbraun, nur der Seitenlinie entlang zieht sich ein gelber Saum und an jeder Verbindung von zwei Ringen ist eine nach vorn speerartig sich verjüngende Makel. Fühler kaum in die Mitte des Mesonotums reichend, nach der stumpfen und nur mäßig starken ausgehöhlten Keule zu allmählich verdickt; sie sind bräunlich. Taster gelb; die labialen kaum größer als die maxillaren; ihr letztes Glied schwach spindelförmig, an der Außenseite mit einem läng- lichen schwarzbraunen Punkt. Beine gelb; Schenkel an der Außenseite mit einem verwaschenen braunen Wisch; Schienen vor der Mitte und an der Seite, die Fußglieder an ihrer Neuropteren. 717 Spitze mit einem braunen Ringe. Schenkel mit gelben Härchen und Dornen. Schienen meist schwarz behaart und mit schwarzen Dornen besetzt. Sporen ziemlich gekrümmt und kaum so lang wie das erste Fußglied. Dieses etwas kürzer als das Endglied und etwa so lang wie die zwei nächst- folgenden Glieder zusammen. Klauen etwa halb so lang wie das letzte Fußglied, wenig gekrümmt und mit Basaldornen. Flügel mäßig breit, an der Spitze abgerundet, mit schwach vortretenden Längsfalten. Sie sind hyalin mit rötlichem und grünlichem Schimmer und weißlichem Pterostigma, vor welchem etwa drei costale Queradern in der Mitte schwarzbraun sind. Die Nervatur ziemlich gleichmäßig weißlich und braun ge- scheckt. Erste Analader schief. Die Fortsätze des Männchens sehr kurz, bogenförmig schief nach unten gerichtet und zangenförmig. Länge des Körpers \bmui, des Vorderflügels 16 mm, des Hinterflügels 14 nun, Breite des Vorderflügels 4- omni, des Hinterflügels 4 nini. Beni Ounif, 3. VIII., 1910, 1 c?. Dies ist die kleinste mir bekannte Art dieser Gattung. 8. Mj^rmecaelurus atrox Wlk. El Khreider, 25. VII. 1910; Beni Ounif, VIII, 1911. 9. Myrmecaelurus scutellatus n. sp. Die Grundfarbe des Körpers ist isabellgelb, nur der Vorderkopf bis zu den Fühlern ist schwefelgelb. Der ganze Körper ist stark gezeichnet. Auf dem Kopfe ist zwischen und dicht hinter den Fühlerwurzeln ein schwarzbrauner Querstreifen mit einem gelben eiförmigen Fleck in der Mitte; auf dem Scheitel sind zwei schmale Van- Dyckbraune Querlinien, von welchen die hintere in der Mitte durch einige kleine Makeln begleitet ist; eine ähnliche Quer- linie ist auf dem Hinterhaupte sichtbar. Fühler schmal, braun geringelt, etwa bis in die Mitte der Mittelbrust reichend, in die schwache, stumpfe Keule allmählich erweitert. Taster schwefelgelb, die labialen wenig größer als die maxillaren und ihr letztes Glied schmal spindelförmig mit einem schwarz- braunen Strich auf der Außenseite. Pronotum breiter als lang, nach vorn etwas verschmälert, mit schwarzer Mittellinie, jederseits von derselben mit zwei 718 F. KlapHek, schwarzen,' stark vortretenden, in den Einschnürungen ge- legenen und einem weniger ausgeprägten, am Vorderrand gelegenen Punkte und an den Seiten mit einem schmal V-förmigen, nach hinten offenen Flecke; nebstdem finden sich zahlreiche, kleine, rostbraune Pünktchen vor. Auf dem Mesonotum zeigt das Praescutum ein schwarzes, durch die dünne Mittellinie durchdrungenes V, vor dessen jedem Arme sich am Vorderende ein Punkt befindet; auch in jedem Seitenwinkel des Praescutums ist ein schwarzer Punkt. Die Mitte des Scutums trägt ein breites M und jederseits davon an der Flügelwurzel sehen wir ein gedrungenes S. Das Scutellum ist sphärisch dreieckig und fast halbkugelig ge- wölbt. Nebst zahlreichen, undeutlichen kleinen Pünktchen trägt dasselbe fünf deutlich ausgeprägte Punkte: zwei vorne, je einen am Seitenrande und zwei am Hinterrande. Die Zeichnung des Metanotums ähnelt dem russischen Buch- staben JK, zu welchem sich an jeder Flügelbasis noch ein bogen- förmiger Strich gesellt. Auch die Seiten der Brust sind mit zahl- reichen schwarzen Punkten und Strichen unregelmäßig besetzt. Die Außenseite der Schenkel hat einen kastanienbraunen Streifen, die Vorder- und Mittelschienen unter dem Knie, in der Mitte und an der Spitze, die Hinterschienen nur an der Spitze, alle Fußglieder an ihrer Spitze mit schwarzbraunem Ringe. Die Schenkel und Schienen meistenteils gelblich, nur die Füße überwiegend schwarz behaart. Die Dornen auf den Schenkeln und Schienen gelb und schwarz gemischt, auf den Füßen schwarz. Sporen rotbraun, auf den Vorder- und Mittel- schienen etwa so lang wie das erste Fußglied, auf den Hinter- schienen etwas kürzer. Klauen ebenfalls rotbraun, wenig ge- krümmt, mit deutlichen Basaldornen und etwa so lang wie die Hälfte des letzten Fußgliedes. Dies ist am längsten so lang oder etwas länger als das erste und zweite zusammen. Das erste ist etwas länger als das zweite und dritte zusammen". Flügel mäßig breit mit parabolischer Spitze. Die vorderen am Grunde des Hinterrandes neben dem Analwinkel stärker als bei der Gattung üblich ausgeschweift. Sie sind weißlich hyalin mit weißem Pterostigma, vor welchem vier bis fünf costale Queradern stark und schwarz sind. Die Nervatur Neuropteren. 719 weißlich und schwarzbraun gescheckt, besonders die Gabeln der in den Spitzen- und Außenrand mündenden Adern sind alle dunkel und einige von ihnen bilden eine undeutliche, von CUo gegen die Spitze zu schief laufende, schwarze Linie. Eine ähnliche Linie bildet die rücklaufende Ader. In den Hinterflügeln ist die schwarze Zeichnung zwar schwächer, aber doch nach demselben Plane. In beiden Paaren sind beide Längsfalten deutlich ausgebildet. Der ganze Körper und Hinterleib im Vergleich mit anderen Myrmeleoniden stark. Oben auf dem Rücken zieht sich eine schwarze, an jedem Hinterrande unterbrochene Mittellinie, jederseits von derselben auf dem zweiten Ringe ein Ausrufungszeichen, auf den folgenden ein schiefer, gegen die Mitte des Hinterrandes zielender, aber im zweiten Drittel gabelig geteilter Streifen. Zwischen beiden Zinken der Gabel ist ein kurzer Strich und an der Wurzel des Segmentes zwischen der Mittellinie und dem Streifen ebenfalls ein Strich. Die Seitenlinie der Segmente ist schwarz gesäumt und auf dem dritten bis fünften Ringe sind im zweiten Drittel z^\'ei starke, fast parallele, glänzend schwarze Striche, die auf den folgenden Ringen nur schwach angedeutet sind. Länge des Körpers 20 bis 24 min, des Vorderflügels 25 bis 2S mm, des Hinterflügels 21 bis 25 mm. Breite des Vorder- flügels 6 bis 7 mm, des Hinterflügels 5 bis 6 mm. Beni Gunif, 31. VIl. und 2. VIII. 1910. 69. Die Art sehr auffallend und wegen ihres robusten Körpers, Zeichnung und des halbkugelig gewölbten Scutellums sehr leicht kenntlich. Die Flügelzeichnung erinnert gewisser- maßen an den Myrm-ecaeUirus Fedtschenkoi Mc. Lach, aber die Zeichnung des Körpers, welche bei den Myrmeleoniden sehr konstant ist und gute Charaktere bietet, zwingt mich, die Art für distinkt zu halten. Auch scheint die Form des Scutellums auf dem Mesothorax viel gewölbter zu sein. Es ist sicher eine den M. Fedtschenkoi im Westen repräsentierende Art und ich habe einen gewissen Zweifel, ob nicht die von Mc. Lach 1 an aus Algerien zitierten Exemplare auch dem M. scntellaris angehören. Es ist höchst interessant, daß in dem Materiale aus dem Jahre 1911 auch zwei Exemplare sich 720 F. Klapälek, befinden, welche der von Mc. Lachlan beschriebenen Varietät in der Flügelzeichnung vollkommen ähnlich, sonst aber mit dem typischen M. scntellaris übereinstimmen. Ich besitze den typischen M. Fedtsclienkoi aus Persien. 10. Myrmecaelurus Werneri n. sp. Kopf bis zu den Fühlerwurzeln lichtgelb, hinter derselben mit dunkelbrauner Querbinde, Scheitel mit undeutlicher, bräunlicher Zeichnung auf einem schmutzig rostgelben Grunde. Fühler dunkelgelb, ihre Wurzel hellgelb und die Außenseite der Keule bräunlich. Sie sind nur wenig länger als der Kopf samt Pronotum und in die schlanke ausgehöhlte stumpfe Keule allmählich er- weitert. Taster lichtgelb, die labialen nicht auffallend länger als die maxillaren, aber ihr letztes Glied ziemlich groß, lang eiförmig, in eine deutlich abgesetzte Spitze auslaufend; auf seiner Außenseite nur ein undeutlicher dunkier Wisch. Pronotum etwas breiter als lang, parallelseitig mit starker Einschnürung vor der Mitte schmutzig rotgelb, mit einem nach hinten verengten undeutlichen braunen Längswische auf jeder Hälfte, einem Doppelpunkt im zweiten Drittel der Mittel- linie und einem Punkte in jeder Hinterecke, die kastanien- braun sind und deutlich vortreten. Meso- und Metanotum von derselben Farbe wie das Pronotum Auf dem ersteren sind folgende, weniger deutliche und nicht so scharf vor- tretende Punkte vorhanden: ein Punkt in jeder Seitenecke des Praescutums und vorn auf jedem Hügel des Scutums, je ein Strich an der Sutur zwischen dem Scutum und Scutellum und an der Hinterecke des Scutellums. Nebstdem finden wir einen Punkt und zwei zusammenfließende Strichel an jeder Flügel wurzel und zwei Punkte auf dem Postscutum, die kastanien- braun sind und stark vortreten und einige undeutliche bräunliche Wische. Metanotum nur mit einigen undeutlichen Wischen. Die Seiten der Vorder- und Mittelbrust mit einem braunen Wische. Die Farbe der Beine mit jener der Brust gleich. Die Spitze der Schienen und des letzen Fußgliedes an allen drei Paaren mit schwarzbraunem Ringe; die vorderen zwei Paare mit einem unvollständigen Ring in der Mitte der Schienen. Alle Beine sind auch ober- und unterhalb der Knie bräunlich. Neuropteren. i 21 Härchen und Dornen sind auf den Schenkeln und Schienen lichtgelb, auf den Füßen schwarz. Sporen und Klauen rötlich- gelb; die ersteren auf den vorderen zwei Paaren etwa so lang wie zwei erste Fußglieder, auf dem dritten Paare ein klein wenig kürzer; sie sind mäßig gekrümmt. Klauen mäßig ge- krümmt, etwas länger als die Hälfte des letzten Fußgliedes und mit deutlichen Basaldornen. Erstes Fußglied kaum solang wie die zwei nächsten zusammen und viel kürzer als das letzte, welches fast so lang ist wie die vorhergehenden zusammen. Flügel breit, besonders die vorderen, fast abgerundet dreieckig, mit stumpfer Spitze; von den Längsfalten ist nur die vordere recht deutlich; die hintere ist nur angedeutet. Der hintere Cubitus ist sehr schief und trifft den Hinterrand sehr nahe hinter dem ersten Viertel der Flügellänge. Die erste Analader schief. Die Flügelmembran ist weißlich, in gewissen Lagen mit weißlichem Schimmer. Pterostigma weiß und vor demselben ist ein runder, brauner Fleck. Die Adern sind weißlichgelb und kastanienbraun gescheckt; an den meisten dunklen Adern ist die Membran ebenfalls braun ge- trübt, wodurch kleine, verwaschene Flecke entstehen. Ein besonders deutlicher solcher Fleck entsteht an der Ouerader, welche den R und Rs vor der Flügelspitze verbindet, an dem vorletzten Aste des Rs an der Media vor ihrer Einmündung in den Hinterrand und an dem Cu.,. In den Hinterflügeln ist die Nervatur weißlichgelb mit Ausnahme der punktierten Sc und des gescheckten R und seines Sektors bis zu der Ver- einigung des R mit Sc. Von den Dorsalplatten des Hinterleibes ist die zweite fast ganz, die dritte bis fünfte in ihrer hinteren Hälfte, die sechste und siebente in den hinteren zwei Dritteln braun, aber mit feiner gelber Mittellinie. Von den Ventralplatten zeigt nur die dritte eine deutlichere braune Färbung. Sonst ist der Hinterleib mit der Brust gleichfarbig. Länge des Körpers 18 bis 22 mm, des Vorderflügel 28 bis 27 mm, des Hinterflügels 19 bis 22 mm, Breite des Vorder- flügels 7'5 bis S'ö min, des Hinterflügels 5 '8 bis 6-5 mm. Beni Ounif, 31. VII. und 2. VIII. 1910, 69. 722 F. Klapalek, Ich war eine Zeit geneigt die Art mit dem M. confiisns Rmb. zu identifizieren, doch die Zeichnung ist verschieden. Sonst ist die Art ziemlich leicht kenntlich. Ihr nächster Ver- wandter dürfte der M. macrnrtis sein, mit welchem sie be- sonders die starke Basaldorne der Klauen teilt. Leider habe ich keine Männchen. 11. Myrmecaelurus macrurus n. sp. Der ganze Körper blaß ockergelb, weiß behaart, auf dem Rücken mit einer braunen Mittellinie, welche auf dem Pronotum anfängt, bis an das Ende des sechsten Hinterleibringes immer deutlicher wird und auf den folgenden Ringen sich wieder verliert; sonst finden wir einen undeutlichen bräunlichen Fleck jeder- seits an der Vorderseite der Wölbung des Scheitels, die auch durch eine scharfe Mittelfurche ausgezeichnet ist. Die Seiten der Vorder- und Mittelbrust zeigen einen undeutlichen, unter- brochenen braunen Wisch und die ventralen Halbringe des Hinterleibes sind nach ihren Seiten zu bräunlich, welche Farbe nach hinten allmählich dunkler wird. Fühler bräunlich, nach der sehr flachen Keule allmählich erweitert und etwa so lang wie Kopf, Pro- und Mesonotum zusammen. Taster gelb, Endglied der Labialtaster spindelförmig, stark zugespitzt, außen mit einem runden braunen Fleck. Pronotum fast parallelseitig, etwas breiter als lang. Beine gelb, Schenkel gelb behaart, nur nach den Knien zu mit untermischten schwarzen Haaren und meist mit gelben Dornen bewehrt, nur an den Hinterschenkeln erscheinen zahlreichere schwarze Dornen. Schienen schwarz behaart und mit schwarzen Dornen besetzt. Sporen schwach gekrümmt, nur wenig länger als das erste Fußglied. Dieses ist viel kürzer als das fünfte Glied, kaum so lang als das zweite und dritte Glied zusammen; alle Fußglieder mit schwarzen Haaren und Spitzen, Klauen fast so lang wie ein Drittel des Endgliedes, schwach ge- krümmt und mit starken Basaldornen. Flügel vollkommen hyalin mit gelblichem Pterostigma, mäßig breit, mit abgerundeter Spitze und beide Paare mit recht deutlichen beiden Längsfalten. Nervatur gelb, nur die Costa erscheint der dichten kleinen Härchen wegen, mit welchen sie besetzt ist, dunkler. Erste Analader schief Neuiopteren. 723 Hinterleib des cf auffallend lang, fast zweimal so lang, wie die Hinterflügel. Der Hinterrand des sechsten und siebenten Ringes trägt die bei der Gattung üblichen Haarbüschel, von welchen aber das hintere Paar sehr schwach und oft un- deutlich ist. Fortsätze des zehnten Ringes sehr kurz, stark und bogenförmig gekrümmt. Länge des Körpers beim cf 47 bis 50 ////;/, beim 9 29 Ulm. Länge des Vorderflügels 25 bis 26 inm, des Hinter- flügels 23 bis 24 mm. Breite des Vorderflügels 7 mm des Hinterflügels 6 mw. Ain Sefra, 27. VII., 4. und 5. VIII. 1910, 6 cf und 29. Die Art ist im männlichen Geschlecht durch den un- gemein langen Hmterleib sehr auffallend und leicht kenntlich. Alle Merkmale, die Form und Nervatur der Flügel, die relative Länge der Fußglieder und der Sporen und das Vorhandensein der Haarbüschel an den Hinterleibsringen beweisen ihre Zu- gehörigkeit zu der Gattung Myrmecaelurus. Doch der stark verlängerte Hinterleib, das schwach entwickelte zweite Paar der Haarbüschel weisen darauf hin, daß wir mit einem Re- präsentanten einer besonderen Gruppe zu tun haben. 12. Myrmecaelurus palpalis n. sp. Der ganze Körper licht ockergelb. Auf dem Kopfe sind zwei violettbraune kleine Makeln, je eine auf der vorderen Böschung und dem Gipfel des Scheitels, jederseits von der ziemlich scharfen Mittelfurche. Auf dem Thorax ist jederseits ein blasser, violettbräunlicher Streifen, der mit Unterbrechungen von dem Pronotum bis auf die Scutellarhügel des Metanotums sich zieht; auf dem Scutellum des Meso- und Metanotums ist ein feiner Punkt. Fühler kurz, etwa so lang wie der Kopf und das Pro- notum zusammen, nach der breiten, stumpfen, verflachten Keule allmählich verdickt, bräunlich. Taster gelb, die labialen viel größer als die maxillaren und besonders ihr letztes Glied auffallend groß, asymmetrisch spindelförmig zugespitzt und auf der Außenseite mit einem länglichen, tränenförmigen Flecke. Pronotum etwa so lang wie breit, fast parallelseitig. Beine hellgelb. Schenkel meist gelb behaart, mit gelben Dornen be- setzt. Schienen und Füße schwarz behaart, mit schwarzen abstehenden Dornen. Sporen mäßig gekrümmt, kaum länger 724 F. Klapalek, Neuropteren. als das erste Fußglied. Dieses bedeutend l-:ürzer als das letzte, kaum länger als das zweite und dritte zusammen. Letztes Glied am längsten, länger als drei vorhergehende zusammen. Klauen ziemlich krumm, eher etwas länger als drei vorher- gehende zusammen und eher etwas länger als zwei Drittel des Endgliedes, ohne Basaldornen. Flügel weißlich hyalin, mit rötlichbräunlichem Ptero- stigma, blaßgelber einfarbiger Nervatur, mäßig breit, mit ab- gerundeter Spitze und deutlichen beiden Längsfalten in beiden Paaren. Hinterleib beim Männchen bis zur Mitte lang und weiß zottenhaarig, deutlich, etwas länger als die Hinterflügel, auf dem sechsten und siebenten Ringe am Hinterrand mit deut- lichen Haarbüscheln.. Die Fortsätze des zehnten Ringes kurz, stark, bogenförmig gekrümmt und zangenartig. Länge des Körpers beim cf 22 min, beim 9 18 mm. Länge der Vorderflügel 18 min, der Hinterflügel IQ mm. Breite der Vorderflügel 4' 8 mm, der Hinterflügel 4 min. Ain Sefra, 5. VIII. 1910, 3 c^ und 59. Die Art ist besonders durch ihre Kleinheit und durch die großen Labialtaster, hauptsächlich das auffallende letzte Glied derselben sehr gut gekennzeichnet. 725 Die Hirse aus antiken Funden von Prof. Dr. Fritz Netolitzky (Czernowitz). (Mit 10 Textfiguren und 1 Karte.) (Vorgelegt in der Sitzung am 9. Juli 1914.) A. Einleitung. Die Fragen nach der Abstammung unserer Getreide- pflanzen können nur zum Teil als gelöst bezeichnet werden. Für die »Hirse« aber sind die Antworten geradezu unbe- friedigend, woran die Verwirrung in der Systematik dieser schwierigen Gruppe die Hauptschuld tragen mag. Aber auch die Unsicherheit in der Unterscheidung prähistorischer Hirse funde dürfte ein Hindernis in der Erkenntnis gewesen sein, wozu noch die unklaren Berichte der alten Schriftsteller über hirseähnliches Getreide kommen. Es sind also einige Teil- probleme zu lösen, von denen ich die Frage nach der bota- nischen Abstammung der antiken Hirsefunde in Mittel- europa zu beantworten suche. Zur Charakterisierung des Standpunktes, den die Forscher auf diesem Gebiete eingenommen haben und zum Teil noch einnehmen, will ich zunächst die einschlägige Stelle aus Buschan^ zitieren: »Die Hirse ist nächst dem Weizen die älteste und ver- breitetste Halmfrucht der Welt. Welche von den beiden bei uns jetzt angebauten Hirsearten die ältere Kulturpflanze ist, läßt sich jedoch schwer feststellen. Denn geradeso wie die Schriftsteller der Alten bei ihren Angaben zumeist keinen 1 G. Buschan, Vorgescliichtliche Botanik etc. Breslau 1885, p. 67. 726 F. Netolitzky, Unterschied zwischen Rispen- und Kolbenhirse machen, so tun dieses auch die meisten Autoren der Neuzeit, wenn sie über Hirsefunde aus vorgeschichtlichen Niederlassungen Bericht erstatten. Sie geben nur immer an, daß Hirse ge- funden sei, unbekümmert um die Speziesbestimmung. Freilich mag dieselbe wohl recht oft großen Schwierigkeiten begegnen oder überhaupt auch unmöglich sein, denn die vorgeschicht- lichen Körner — solche sind fast immer nur überkommen — haben fast durchweg stark unter dem Brande gelitten und sind nicht selten gleichzeitig zu unkenntlichen Massen (Brot?) zusammengebacken, so daß eine Speziesbestimmung aus der Natur des Kornes oder seiner Hülle unmöglich gemacht ist.'< Dreißig Jahre lang hat sich an dieser Ansicht nichts geändert, so daß Hoops in seinem umfassenden Werke denselben Standpunkt resigniert einnehmen muß.^ Dr. Neu weil er dagegen hebt mit Recht wieder die schon von Heer gegebenen Unterscheidungsmerkmale beider Hirsen hervor und bestimmte hiermit eine Reihe von Funden ganz einwandfrei (Botan. Exkurs, und pflanzengeogr. Stud d. Schweiz; Heft 6, Zürich 1905). Im Jahre 1900 hatte ich eine Methode veröffentlicht, die auf der Untersuchung der Asche verkohlter Pflanzenteile mittels des Mikroskops begründet war,^ Diese Methode hatte ihre Grundlage zunächst in der altbekannten Tatsache, daß die Spelzen der Gramineenfrüchte ver- kieselte Epidermiszellen besitzen, die also nach der Ver- aschung direkt mikroskopiert werden können. Die Skelette der beiden Kulturhirsen Mitteleuropas unterscheiden sich nun dermaßen voneinander, daß eine Bestimmung der botanischen Abstammung absolut sicher ist, wenn solche Skelette über- haupt in dem Untersuchungsobjekte vorhanden sind. Glück- licherweise ist dies meist der Fall! 1 J. Hoops, Waldbäume und Kulturpflanzen etc.; Straßburg 1905, p. 324. 2 F. Netolitzky, Mikrosk. Unters, gänzlich verkohlter vorgeschicht- licher Nahrungsmittel. Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- und Genußmittel. 1900, 401. Hirse aus antiken Funden. 727 Die zweite Feststellung war aber die, daß bestimmte, lange in der Erde gelegene Holzkohlen prähistorischer Funde eine auffallend reichliche, ziemlich festgefügte, die Zellstruktur genau nachahmende, in Salzsäure aber lösliche Asche liefern, so daß in vielen Fällen mikroskopisch vorzüglich charakteri- sierte Präparate zu erzielen sind. Damit hatte ich der prähistorischen Forschung zwei neue Wege gewiesen, von denen der letztere auch von anderen Forschern mit gutem Erfolg beschritten wurde. Sehr dankens- wert war die Verbesserung meiner umständlicheren Arbeits- weise durch VVittmack und Buchwald,^ die insoferne das Arbeiten wesentlich vereinfachten, als sie im Gegensatze zu mir zunächst die Kohlen in Asche verwandeln, diese in geeigneter Weise in heißes Paraffin einbetten, schneiden und mikroskopieren, während ich die schwer herstellbaren Kohlen- schnitte zunächst auf Glas, später auf Glimmerplättchen ver- aschte. Endlich wurde noch eine leichtere Handhabung von Neu Weiler- angegeben, die darin besteht, daß das Asche- häufchen zur besseren Durchdringung in Chloroform gelegt wird, dem man allmählich Paraffin zusetzt und dann das Chloroform bei einer Temperatur von 60 bis 65° austreibt. Nach mehreren Stunden kann man das Paraffin abkühlen und mit dem Rasiermesser brauchbare Schnitte erhalten. Da sich diese leicht rollen, erwärmt man sie auf dem Objektträger ein wenig, damit sie sich abrollen, das Paraffin schmilzt und der Schnitt klebt beim Wiedererstarren auf dem Glase fest. )Das Paraffin wird mit Xylol gelöst und entfernt und dem feinen Schnitt wird ein Deckgläschen aufgelegt. Für die so- fortige Untersuchung ist der Einschluß in Kanadabalsam nicht nötig; derselbe fühtt häufig noch einen Mißerfolg herbei, indem dadurch losgerissene Fetzen herumschwimmen und die ohne- hin feine Struktur unklar machen (Neuweiler). 1 Wittmack und Buchwald, Pflanzenreste aus der Hünenburg bei Rinteln etc. Ber. d. Deutschen Bot. Gesellsch., Bd. 20 (Jahrg. 19), p. 21 bis 31. 2 E. Neuweiler, Über die Pflanzen- und Kühlenreste im Keßlerloch. Neue Denkschriften der Schweizerischen Naturibrsch. Gesellsch., Bd. XLIII, p. 157. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 50 728 F. Netolitzky, Ich habe gefunden, daß die Asche oft mit Vorteil ohne Einschlußflüssigkeiten zu untersuchen ist, da durch deren starke Lichtbrechung die an und für sich oft ungemein zarten Unterschiede des Aschenskelettes ganz verschwinden können. Zwar ist es mir gelungen, Farbstoffe zu verwenden, mit denen ich entweder das Aschehäufchen vor dem Einbetten färbte oder den Schnitt vor der endgültigen Fertigstellung des Präparates, aber dadurch wird noch eine Manipulation eingeschaltet, die die an und für sich schon mühsame Arbeit noch komplizierter gestaltet. Ich war daher bemüht, die Methodik der Mikroskopie der Asche möglichst zu vereinfachen. Da es die Einbettung in Paraffin ist, die besonders die Umständlichkeit bedingt, so ist es am einfachsten, die Paraffinmethode durch die Celloidinmethode zu ersetzen. Ich habe diesen Weg erst in jüngster Zeit betreten, finde ihn aber gut gangbar, so daß ich ihn zur weiteren Prüfung entschieden empfehlen kann. Ich gebe das Aschehäufchen in ein geeignetes Papier- schiffchen (das ich mir zurechtfalte) und tauche dieses in eine dünne Celloidinauflösung, wie sie für histologische Zwecke in der Zoologie und Medizin allgemein üblich ist. Größere Aschehäufchen wären vielleicht vorher in einem Gemisch von Alkohol+Äther zu durchfeuchten. Nach einigen Stunden hebe ich das Papiergefäß heraus und übertrage es in eine dickere Celloidinlösung. Ist die Durchtränkung damit eine vollständige (was nach mehreren Stunden der Fall zu sein pflegt), taucht man die Asche in das dickflüssige Celloidin, worin es wieder, jedoch länger bleibt. Die Aufkittung auf ein Haltklötzchen, die Härtung in verdünntem Alkohol und das Schneiden läßt sich nur umständlich in Worte fassen, weshalb ich auf die leicht zugänglichen Werke über die mikroskopische Technik verweise. Am besten ist es freilich, sich in einem histologischen Institut die Sache zeigen zu lassen. Ich bemerke nur, daß die bei Organen nötige Entwässerung, das lange Liegenlassen in den einzelnen Celloidinlösungen usw. wegen der Natur der Asche selbstverständlich wegfällt. Vielleicht ließe sich mit dem Gefriermikrotome die durchfeuchtete Asche am einfachsten schneiden. Hirse aus antiken Funden. 729 Da für die Bestimmung der prähistorischen Hirsefunde die Skelette verkieselter EpidermiszeJlen von wesentlicherer Bedeutung sind, kann ich mich mit obigen Feststellungen begnügen. Es soll im folgenden der Untersuchungsgang angegeben werden, der in den meisten Fällen zu einwandfreien Resultaten führt. Bevor ich aber diesen Punkt eingehender besprechen kann, muß etwas über das zur Verfügung stehende an- tike Hirsematerial als Untersuchungsobjekt gesagt werden. Buschan^ (1. c, p. 72, 73) zählt aus neolithischen Funden 7 Proben auf, aus der Bronzeperiode deren 8, aus der Eisenzeit 11. Von diesen Funden befinden sich einige Proben in der Sammlung von Dr. Busch an, die er mir in liebenswürdigem Entgegenkommen zur Verfügung stellte. Durch zahllose Zuschriften an Museen und Privat- sammler konnte von diesen in der Literatur erwähnten Funden nur etwa die Hälfte zustande gebracht werden,- was bei der 1 Die genauere Datierung und die Literatur sind im Anhange (p. 249 bis 268) verzeichnet; hier fanden auch Ergänzungen Berücl. Sanguisorbeae ,. 4 2 Int. I,e,<^ 2 Int. konkresz. ^ 2 Int. konkresz,/ \2— 4 h oberstet. oo .Ar.— oo .\IMZ. -Tetrade (unterste.; oo .\r.-oo MMZ.— Tetrade ( 7—8 Endos Bei Reife [ \ ü Nuc. ^'• ( B Endosp. Bei Reife ' \ 0 Nuc. ( 1 Endosp. Bei Reife ' \ 0 Nuc. unvollstündig anatrop. Suspens, ladenfürmig. Suspens, fadenförmig anatrop. 1 anatrop. Potentilleae (mit Geiim und Alchimilhi) 1 Int. (1. e.)— 4 oo -Ar.— oo MMZ.— 3 ( 1 Endosp. Bei Reife { \ 0 Nuc. Suspens, fadenförmig anatrop oder semianatrop. spmosa Mahaleb nkresz. ( C viel Endosp. (übci I 1 Schichten). \ Nuc. 0 Jacobsson-Stiasny. Bearbeiiung der ff-s Tabelle !II Übersicht über das dem Vergleiche zugrunde liegende Material. /. Spiror-ohhm: II. l'om •"" ■ //r. Rosoidfiit: i Sanguisorbeae C 10 easter inicgerrima Eriobotryn japontcn S Kerrieae PolentUUa ■""i'"j""' B) Spi,-,irri/tul4nae Alohrmllla Murheck. Pech , ^apoonrift SplrncA ulmifolir. 1 :, oo Epid Kerrin jnponicn Rubus cnesius Fischer Fra arin vosca Dryas octopetalu Pech. Alrhimilla alpim Wem oo.\i < ^..^ ., . ■ 1 i IUI Pech., Fockc. Max. oo r:pid. Strasbuig er Pccli 00 Epid. ■/"'''"•"""* ■' 2 im. konl.re>..<-' Endosp. nucl. Wundbelii« ■1 l..,<^ 00 Epid. -"^'^'■■NMMZ.— 3. 2 (unterste) Bei n«lfe viel Endosp. " ■^'"- V M.MZ. — Telrude (unterste). 00 Epid. co..r.. de« gnn«cn \iti Reife ^ xusammetisedn kle behielten Rubd. f™,ko™. '''^""^l'Il'lL -.(unterste 2 1n,.frei<5 1 0 S.c. KS. GroBer OhtutiHnr, rholinia glabra 00 Epid. Int. r.«c„t »° LTbr I.e. -4 Bei Reife ^,, jj^^. alpcilrU Spiraeae .Mäts. iMespilus gcrmanicn 3-* '^■■<„ MMZ.-T«lr«d. ü"') Endosp. nucl. Wnndbel ' ' " Pcoll, Pech, ■> 1 1 (" ■' Ohtiiralof 0 nsen ES. vulsari. . Sp>r.,na 0 ~ ■>'<»».,«>:, -MV, ..„„d,„, '.",/,»».» Bhodotypus tetrapetnia M„,.Ko»k™,.p- enblelit aU nu cl. Wandbcliig, (Pech.). Ostr wnlder. Went 4-G.Ar^j3 4)MMZ. — {TetrodB meist 1 6 Endosp. auch andere) 1 Int. lurspningtich 2 angelegt)—!, e spuler Zetlwandbltdun fast im gonxeii oo Epid, oherele oder aus mehreren) Bei Reife ^ ^ ^^^ Potentilln 1, Pech, 2 Int. nngclegt. aber nur 1 Int,. 1. e.-4 Kndnsp, nl^. nucl. Wandbelag ang "" """ ' ''"''°"'' i|IeiR,,. MiiiiKifii'. uuter^le oder vorleti 1 Sort H, R. V. Guttenberg, Über das Zusammenwirken von Helio- tropismus und Geotropismus in parallelotropen Pflanzenteilen. Pringsheim's Jahrbi.icher für wiss. Botanik (1907), p. 193. 804 V. E. Krones, Heliotropismus, zu entnehmen. Guttenberg selbst warf das Problem auf (p. 199), ob beim Zusammenwirken von Helio- tropismus und Geotropismus in parallelotropen Organen ein Wechsel im Geotonus stattfindet oder nicht. Er bediente sich zur Entscheidung dieser Frage der sogenannten Kompensationsmethode, indem er z. B. horizontal liegende Keimlinge von Avena von unten her mit einer Lichtintensität reizte, die gerade die Wirkung der Schwerkraft kompen- sierte, so daß die Keimlinge horizontal weiterwuchsen. Die dazu erforderliche Lichtintensität wurde als eine relativ sehr schwache erkannt (für .4i;cWi:J-Koleoptile 0-0475 H. K.). Aus den Untersuchungen Guttenberg's ergibt sich zweifellos^ daß bei der von ihm angewendeten Lichtstärke der Geo- tropismus nicht ausgeschaltet ist, daß also eine so weit- gehende Geotonusänderung, wie sie frühere Autoren anzu- nehmen geneigt waren, nicht stattfindet. Ob sich aber der Geotonus nicht doch irgendwie ver- ändert hat, läßt sich aus den \'ersuchsergebnissen nicht ermitteln; dazu erscheint auch die Kompensationsmethode von vornherein nicht geeignet. Wir können vielmehr sagen: In den Versuchen Guttenberg's hat zwar der Lichtreiz dem Geotropismus das Gleichgewicht gehalten, es ist aber nicht ersichtlich, ob der Geotropismus nicht durch das Licht schon irgendwie beeinflußt war. Da ferner jeden- falls nicht der Phototropismus als solcher, sondern der Lichtreiz als tonusändernd in Betracht kommt, so können wir das uns interessierende Problem noch nicht als endgültig gelöst betrachten und wollen es in folgender Weise präzisieren: Ist ein allseitiger Lichtreiz imstande, auf irgendein Glied des geotropischen Reizverlaufes verändernd einzuwirken, oder noch genauer: Kann in parallelot rop en Organen durch Beleuchtung eine Änderung des Geotonus erzielt \v e r d e n ? ^ 1 Inzwischen ist eine merliwürdige Beeinnussung des geotropischen Keaktionsvorganges durch Belichtung von 0. L. Clark entdeckt worden. Geotropisch induzierte Avena-Keimlinge zeigten hei Xachbelichtung von bestimmter Dauer und Stärke eine positiv geotropische Nachwirkung. 0. 1.. Clark, t'ber negativen Phototropismus bei Avc/m salivii. Zeit- schrift für Bot., V. (IUI 3), pag. 73G. EinlluLi des Lichtes auf den Geotonus. SOo An dieser Stelle möchte ich auch die angenehme Pflicht erfüllen, Herrn Prof. K. Linsbauer für den Hinweis auf das Problem, sowie für die fortwährende Förderung der Arbeit meinen Dank auszusprechen. Insbesonders fühle ich mich auch Herrn Assistenten Dr. F". Weber für seine weitgehende Unterstützung zu Dank x'erpflichtet. Vorbereitung des Materials und Versuchsmethode. Zu den V^ersuchen wurden ausschließlich Keimpflanzen von Aveiia sativa \-er\\endet, weil sie in ihrem reizphysio- logischen X'erhalten am genauesten untersucht sind, speziell auch in den \'ersuchen \^on Gutten berg Verwendung fanden und wegen ihrer relativ geringen Empfindlichkeit gegen gas- förmige \'erunreinigungen der Luft voraussichtlich die gleich- mäßigsten Resultate versprachen (Pringsheim ^). Großes Gewicht wurde auf die Verwendung wirklich einheitlichen Saatgutes gelegt. Durch die gütige Vermittlung des Herrn Hofrates v. Weinzierl, dem ich hierfür zu großem Danke verpflichtet bin, überließ mir die Samenkontrollstation Wien die nötige Quantität einer einheitlichen Hafersorte, und zwar »Loosdorfer Zweikronenhafer«. Dieser erwies sich auch bei der entsprechenden Vorbehandlung als überaus gleich- mäßig keimendes und gesundes Material. In der Aufzucht desselben waren für mich maßgebend die Angaben von Bach.- Demnach wurde der Hafer bei Zimmertemperatur '24- Stunden im Wasser gequollen, hierauf kam er in eine mit feuchtem Fließpapier ausgelegte Keimschale. Nach dem Auskeimen, das meist in zwei Tagen erfolgte, wurde möglichst gleichartiges Material ausgesucht und dieses in kleinen Batteriegläsern in feingesiebter Erde angepflanzt. Batterie- gläser wurden wegen ihrer parallelepipedischen Form ver- 1 E. Pringsheim. Studien zur heliotropischen Stimmung und Präsen- tationszeit. Zweite Mitteilung. Cohn's Beiträge zur Biologie der POanzen, Bd. 9, p. 450. - H. Bach, Ober die Abhängigkeit der geologischen Präsentations- und Reaktionszeit von verschiedenen Außenbedingungen. Pringsheim's Jahr- bücher für wiss. Botanik, Bd. 44, p. 60. 806 F. E. Krön es, wendet, welche ein bequemes Umlegen um 90° nach der Seite gestattet. Sie besafien die Größe lOxlOX') (^d. i. Tiefe X Länge X Breite). Daher war es auch nicht möglich, mehr als 5 Keimlinge in einer Reihe zu pflanzen. Dies geschah immer in der Weise, daO die mit der Symmetrie- ebene der Samen zusammenfallende Hauptnutationsebene normal zur Richtung der geotropischen Induktion orientiert war. Die so vorgekeimten und in bestimmter Anordnung gepflanzten Avena-Körner wurden gleich hoch mit Erde über- deckt und jedes Batterieglas mit der gleichen Menge Wasser versehen. Diese kamen dann in die Dunkelkammer und wurden überdies noch unter Zinkstürze gestellt. Daselbst verblieben sie, bis die Keimlinge die zum Experimentieren entsprechende Länge von 15 bis 25 lum erreicht hatten, was durchschnittlich 2 Tage nach dem Einpflanzen eintrat. Mit Rücksicht auf die bekannten Arbeiten Richte r's^ und von Neljubow- über den Einfluß der Laboratoriums- luft auf Geo- und Photoperzeption soll hier kurz bemerkt werden, daß die neu adaptierte Dunkelkammer des Grazer pflanzenphysiologischen Institutes keine Gasleitung enthält, daß ferner die Hauptmasse der Versuche in den Sommer- monaten Juli und August durchgeführt wurde, wodurch ein jedesmaliges gründliches Durchlüften der Dunkelkammer ermöglicht war. Auch die Witterungs- und Temperatur- verhältnisse des Sommers 1913 waren für die \'ersuche günstig, indem das anhaltend schlechte Wetter eine gleich- mäßige, nicht allzu hohe Temperatur, durchschnittlich von 21° C, bedingte. Das günstige Aussehen der Keimlinge, die relativ nur geringfügige Nutationen aufwiesen, ferner die niedere Prä- sentationszeit der Dunkelkeimlinge ^ (ungefähr 2 Minuten) 1 0. Richter, Über den EinlluL") verunreinigter Euft auf Heliotropismus und Geotropismus. Sitzungsber. der Kais. Akad. der Wissensch., Wien, Bd. CXV (1906). - D. Neljubow, Über die horizontale Xutation der Stengel von Pisiiin salivuiii und einiger anderer Pflanzen. Beib. z. Bot. Zentralbl., Y>^\. X, II. 3 (1901). •^ Die Ausdri.icke Licht- und Dunkelkeimlinge gebrauche ich der Kürze halber für vollständig etiolierte und vorbelichtete Keimlinge. Einnuf.1 des l.iclites auf den (ledtmuis. 80 < spricht übrigens auch dafür, daß tatsächHch die Luft des Versuchsraumes frei war von schädlichen Verun- reinigungen. Versuchsmethode. Da bei meinen Untersuchungen, wie einige orientierende Versuche zeigten, keine großen Differenzen zwischen dem Verhalten der Licht- und Dunkelkeimlinge zu erwarten waren, so kam es ganz besonders darauf an, minimale Reaktionen und Ausschläge zu erkennen und festzuhalten. Eine Be- urteilung dieser geringfügigen Krümmungen, die noch dazu sehr rasch, meist nach 15 bis 20 Minuten, wieder zurück- gehen, ist mit freiem Auge so gut wie ausgeschlossen, zumal die Beobachtung in gedämpttem roten Lichte geschehen muß. Deshalb war es nötig, eine neue Methode auszuarbeiten, die ein möglichst exaktes, zuverlässiges Lhiterscheiden der geringfügigen einzelnen Änderungen in Stellung und Gestalt der Keimlinge gestattet. Zunächst wurde versucht, durch Projektion der Keim- linge auf Bromsilberpapier ihr Schattenbild festzuhalten, um so die einzelnen Stellungen nach bestimmten Zeitintervallen an ihren Silhouetten vergleichen zu können. Das Papier eignete sich jedoch hierfür nicht in gewünschtem Maße und es wurde daher späterhin nur mehr die Bromsilberplatte ver- wendet. Diese besitzt eine bedeutend höhere Lichtempfindlich- keit, wodurch es möglich wurde, 1. die Expositionszeit und die Intensität des Lichtes für die Aufnahmen weiter herabzudrücken als beim Brom- silberpapier; 2. auf einer Platte mehrere Aufnahmen zu machen, ohne daß dabei die Deutlichkeit der einzelnen Aufnahmen litt. Schließlich lassen sich die auf den Platten aufgenommenen Photogramme sehr einfach mittels eines Projektionsapparates vergrößern. Zur Ermittlung der Krümmung und Messung benutzte ich möglichst genau hergestellte Umrißzeichnungen der fünffach vergrößerten Photogramme (vgl. Fig. 1 — 6). ■ Mit Hilfe dieser einfachen Methode der Vergleichung der Schattenbilder ist es möglich, geringfügige Krümmungen 808 F. E. Krone s, der Keimlinge bis zu einem Winkel von 1 bis 0'5° mit Sicherheit festzustellen. Nach der entsprechenden Vorbelichlung der Lichtkeim- linge, die mit einer starken konstanten Lichtquelle — und zwar benützte ich hierfür eine Osram-lntensivlampe mit gezogenem Leuchtdraht von 1000 H. K. — durchgeführt werden mußte, da das Tageslicht wegen seiner Unbeständig- keit nicht geeignet war, wurden sowohl die Lichtkeimlinge als auch die Dunkelkeimlinge gleichzeitig 3 Minuten lang geotropisch induziert. Die Auswahl der Gläser mit den entsprechend schönen Keimungen sowie deren Aufstellung erfolgte bei stark gedämpftem roten Lichte, das eine Schicht von konzentrierter Kaliumbichromatlösung und überdies ein dunkles Rubingias passieren mußte. Nach der geotropischen Induktion, die immer nach der einen Schmalseite der Batteriegläser erfolgte, wurden die Gläser in einem flachen Bogen um die Lichtquelle aufgestellt. Diese Aufstellung ward deshalb vorteilhaft, weil dadurch alle Keimlinge normal zur Richtung der geotropischen Reaktion auf die Platten projiziert wurden und die Keimlinge in dieser Aufstellung bis zum Schlüsse der Versuche bleiben konnten. Allfällige phototropische Krümmungen der Keimlinge, die eventuell beim Entwerfen der Schattenbilder hätten induziert werden können, konnten auf der Platte höchstens durch eine Verkürzung der Silhouetten zum Ausdrucke kommen, sich keinesfalls aber störend mit den geotropischen Krümmungen kombinieren oder gar summieren, was nach Pekelharing^ von vornherein unmöglich ist. Solche phototropische Krümmungen traten aber über- haupt niemals auf, wovon ich mich bei jedem Versuch über- zeugen konnte. Selbst bei den orientierenden ersten Ver- suchen, bei denen, wie erwähnt, die Schattenbilder auf Brom- silberpapier projiziert wurden, waren, obwohl die Beleuchtung vier- bis fünfmal so lange dauern mußte wie bei der spä- 1 C. J. Pekelharing, Onderzoekingen over de perceptie van den zwaartekrachtprikkel door planten. Utrecht (1909), p. 68. Einnuü des Lichtes auf den Geotonus. 809 teren Projektion auf Bromsilberplatten, um brauchbare Bilder zu erhalten, nur vereinzelt sehr schwache Krümmungen m der Richtung zur Lichtquelle zu erkennen. Die bei der Pro- jektion der Schattenbilder verwendete Lichtintensität betrug weniger als 2 M. K.; ebenso war auch die Dauer der Be- lichtung (1 bis 2 Sekunden) so niedrig gewählt, um das Auftreten phototropischer Krümmungen der Keimlinge zu \ermeiden. Dies stimmt auch völlig überein mit den Angaben und Befunden von FröscheP, Blaauw-, Arisz^ und Wilschke^ die für heliotropische Krümmungen den Schwellenwert mit rund 25 S. M. K. bestimmen konnten. Die Reizmenge von 4 S. M. K. im, Maximum, die bei dem Entwerfen der Schatten- bilder verwendet wurde, bleibt demnach weit hinter dem Schwellenwert zurück'. Ebenso war, da das hitervall zwischen den einzelnen photographischen Aufnahmen 20 Minuten betrug, auf keinem Fall zu befürchten, daß sich die unter- schwelligen Lichtreize hätten summieren können.^' Vorversuche. Zunächst wurde eine Reihe von V'orversuchen angestellt bei denen mir eine konstante starke Lichtquelle noch nicht zur \'erfügung stand. Diese Versuche, über die ich eine kurze tabellarische Übersicht geben möchte, sollten haupt- sächlich über nachfolgende Fragen eine Orientierung ermög- lichen ; 1 P. Früscliel, L'ntersuchungen über die lieli1' hellem diffusen Tageslicht von 710 bis 2-^'5ii schwachem diffusen Tages- lichte von 1230 bis 430I1. schwachem diffusen Tages- lichte von 91^ bis 330h.. scliwachem dift'usen Tages- lichte von 10 bis 4i->^' . . starkem elektrischen IJchte von 7i' bis 8^^^ starkem elektrischen Uchte von 91^ bis lOi^'h 25 39 64-10, 4 4 5 5 5 10 5" Tö 3 2 5 5 3 5 5 10 9 0 26 l ■ 0'> •1 Es bedeuten : ],. K. = Lichtkeimlinge. D. K. = üunkelkeimlinge. Der Zähler der Brüche = Anzahl der gekrümmten Keimlinge. Der Nenner der Brüche = Anzahl der untersuchten Keimlinge. Einfluß des Liclites auf den Geotonus. 811 Tabelle II. Geotropische Induktion : 3 Minuten. i^ . inio Tempe- üatuni, 191.1 ^ ^ ' ratur \). K. L. K. 11. Juni 19. » 17. » 24. > 26. > 19-5° C 20-5° 20° 20° 20° ( zirka 20 M. K. von 1 1 bis 12ii zirka 20 M. K. von 7-» bis 10-Wh •^ < schwachem diffusen Tages- licht von 8-io bis 1 1 w'i . schwachem diffusen Tages- licht von 7 bis 10''. . . . ■ichwachem diffusen Tages- licht von 10 bis 445ii . . 19 24 ^9-10/, £5 25 60-00/(j Tabelle III. Datum, 1913 Tempe- ratur D. K. L. K. 14. Juni 14. » 10. * 14. » 11. > 14. » 19-5°C 19-5° 20° 20' 20° Geotropische Induktion : 6 Alinuten. L. K. rotierten bei Tageslicht von 830 bis lOiäh .'^ L. K. rotierten bei Tageslicht \'on 121J bis l'^oh Geotropische Induktion : 10 Minuten. L. K. rotierten bei elektr. Licht (zirka 20 M.K.) von 450 bis 650h I,. K. rotierten bei diffusem Tages- licht von 2 bis 3'' Geotropische Induktion: 12 Minuten. L. K. rotierten bei Tageslicht von 115 bis 450h Geotropische Induktion : 14 Minuten . L. K. rotierten bei elektr. Licht (zirka 20 M. K.) von 7=0 bis O'' 812 F. 1".. Krön es. Aus den vorstehenden Tabellen geht nun folgendes hervor: Die Dunkelkeimiinge von Avciia besitzen eine geo- tropische Präsentationszeit von zirka 2 Minuten, d. h. bei einer Induktionszeit von 2 Minuten wird ein hoher Prozentsatz ((>4:%) der Dunkelkeimlinge zu geotropischen Krümmungen veranlaßt. Von den vorbelichteten Keimlingen aber reagiert bei gleicher geotropischer Induktionszeit (2 Minuten) eine bedeutend geringere Prozentzahl (52"/o). Demnach hat fast die Hälfte der Lichtkeimlinge mit 2 Minuten ihre Präsen- tationszeit noch nicht erreicht. Bei einzelnen Versuchen tritt allerdings infolge indivi- dueller Schwankungen ein gleichsinniger Unterschied in der geotropischen Reaktionsweise der Licht- und Dunkelkeimlinge nicht deutlich hervor. Vielmehr finden sich stets einzelne Lichtkeimlinge, die den Dunkelkeimlingen bei 2 Minuten geo- tropischer Induktionszeit in der Krümmung vorauseilen. Nimmt man aber aus den verschiedenen Versuchsreihen die Durchschnittswerte — ein Verfahren, das, obwohl nicht ein- wandfrei, bei den bloß orientierenden Versuchen immerhin zulässig erscheint — so scheint aus denselben, wie gesagt, hervorzugehen, daß die Präsentationszeit der Lichtkeimlinge eben durch die Vorbelichtung eine Beeinflussung erfahren hat. Am deutlichsten wird der Unterschied im Verhalten der Licht- und Dunkelkeimlinge bei möglichst kurzer geotro- pischer Induktionszeit. Bei längeren Induktionszeiten nimmt die Prozentzahl der geotropisch gekrümmten Dunkel- und Lichtkeimlinge zu, der Unterschied zv.vischen beiden aber ab. Er wird schließlich natürlich Null, wenn sich alle 10()% sowohl der Dunkel- als auch der Lichtkeimlinge krümmen. Eine längere geotropische Induktionszeit erweist sich dem- nach als ungeeignet, ebenso auch die dauernde Induktion. Bei Anwendung der letzteren hätte sich die Notwendigkeit ergeben, zur Feststellung eines Unterschiedes im ^'erhalten der Licht- und Dunkelkeimlinge ihre Reaktionszeit heran- zuziehen. Ein Unterschied in der Reaktionszeit ist aber nach den Angaben Pringsheim's ^ nicht zu erwarten. Er sagt 1 E. Pringsheim, Einfluß der Beleuchtung auf die heiiotropische Stimmung. Cohn's Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. 9, p. 204, .A^nm. Einnul.' des I.iclites auf den Geotonus. 813 liierüber folgendes: »Wie ich aus eigenen Beobachtungen hinzuRigen kann, hat die SchneUigkeit des Wachstums, die- bei etioherten Pflanzen auch nach dem Wechsel der Beleuch- tung eine Zeitlang größer ist als bei am Licht gezogenen, keinen Einfluß auf die Länge der Reaktionszeit, denn etiolierte und er- grünte Pflanzen begannen ihre geotropische Krümmung gleich schnell, wenn sie im Dunkeln wagerecht gelegt werden. •:< Davon konnte ich mich bei einer Anzahl von \'ersuchen mit dauernder geotropischer hiduktion auch selbst überzeugen. Nachdem es die Vorversuche wahrscheinlich machten^ daß die Vorbelichtung die geotropische Präsentationszeit beeinflußt, wäre es nahe gelegen, die jedesmalige Präsen- tationszeit der Licht- und Dunkelkeimlinge in den einzelnen Versuchen zu bestimmen. Hiervon mußte jedoch wegen tech- nischer Schwierigkeiten abgesehen werden. So blieb nur die andere Möglichkeit übrig, die Prozentzahlen der geotropisch gekrümmten Licht- und Dunkelkeimlinge bei gleicher In- duktionszeit jeweilig zu bestimmen und daraus indirekt auf eine Verschiebung der Präsentaf.ionszeit zu schließen. Da einerseits eine zu lange geotropische Induktion ver- mieden werden mußte, um deutliche Differenzen zu erhalten^ andrerseits eine Induktion von 2 Minuten gelegentlich unter der Präsentationszeit der Lichtkeimlinge zurückblieb, entschloß ich mich, zu den Hauptversuchen im allgemeinen eine In- duktion von 3 Minuten in Anwendung zu bringen. Wie bereits erwähnt, wurde in diesen Versuchen die geotropische Präsentationszeit bei .4L'c'//a-Dunkelkeimlingen mit zirka 2 Minuten festgestellt; dieselbe erscheint im Ver- gleich zu den Angaben anderer Autoren ^ auffallend kurz.. Dies findet wohl seine Erklärung darin, daß mittels meiner photographischen Methode so geringfügige Krümmungen noch mit Sicherheit erkannt werden konnten, wie es bei 1 Für Aueiui süliv.i gibt Czapek eine l'i-äsentationszeit von 15'" an,. Rutgers etwas mehr als 4"> bei 20° C. F. Czapek, Weitere Heitriige zur Kenntnis der geötropischen Reiz- bewegungen. Pringsheim's Jahrbücher für wiss. Botanik. Bd. 32, p. 184. A. A. L. Rutgers, De invloed der temperatuur op den praesentatieiijdt bij Geotropie. l'treclit (1910), p. 77. 814 !•". I^. Krön es, (ßi subjektiver freier Beobachtung nicht möglich ist. Aber gerade bei der Verwertung so kleiner Ausschläge war die Gefahr einer Verwechslung geotropischer Reaktionen mit autonomen Nutationen eine große. Es mußte daher auf die Unter- scheidung dieser verschiedenen Krümmungsarten gröf,]tes Gewicht gelegt werden. Wie oben angegeben, wurden alle Keimlinge geotropisch so induziert, da(3 die auftretenden geo- tropischen Krümmungen, wie sie in den Photogrammen zur Aufnahme kamen, nach der linken Seite hin auftreten mußten. Ein Ausschlag nach rechts, wie ihn von den im nebenstehenden abgebildeten Keimlingen Fig. 1 zeigt, ^ kann daher nur als Nu- tation zu deuten sein. Natürlich traten aber Nutationen nach der Seite der geotropischen Krüm- mungsrichtung (nach links) eben- falls auf. Es w^ar daher wichtig, gerade diese von den geotro- pischen Krümmungen unterschei- den zu können. Zunächst sah ich keine Möglichkeit, eine Unter- scheidung durchzuführen. Vor kur- zem hat zwar Rutgers- auf gewisse Unterschiede zwischen geotropischen und autonomen Krümmungen aufmerksam ge- macht. Seine Unterscheidungs- merkmale beruhen aber auf anderen Momenten, so daß sie mit den Fig. l-G. Projektionen einzelner meinen in keine Parallele gestellt Photogramme (I/3 verkl.) Erläu- ^.e,den können. terung mi Text. . . Erst als ich über eme hui- reichende Zahl von Photogrammen verfügte, ergab sich die Mög- lichkeit, geotropische und autonome Krümmungen zu unter- 1 i3ie zeitliche ALit'einanderlolge der einzelnen Aufnahmen ist aus der zunehmenden Länge der Keimlingsumrisse zu erkennen. - A. A. L. Rutgers, 1. c., p. 04 bis 58. I'.inllul.i Jcs l.iclUes auf den (leotonus. 815' scheiden. Es ließen sich nämlich deutlich zwei Krümmungs- modalitäten erkennen; in gewissen Fällen setzten die Krümmun- gen an der Spitze ein und schritten basalvväi'ts weiter, in anderen hingegen war die Krümmung von vornherein im basalen Teile eingetreten. Eine Beziehung der Krümmung zur Wachstumsver- teilung war un\-erkennbar. Über die Wachstumsverteilung von .4rtV/t7-Keimlingen sind wir bereits durch Rothert^ orientiert. Er sagt hierüber: »In jungen Kotyledonen von nicht über IVo cm Höhe (über der Erdoberfläche und in völlig etioliertem Zu- stand,....) ist dieselbe rein basipetal. Bald verlangsamt sich das Wachstum der Basis und es bildet sich eine Region maximalen Wachstums aus, welche sich schnell der Spitze nähert; in zirka 2 cm hohen Kotyledonen finden wir das Maximum 6 bis 10 }nm unter der Spitze; weiterhin bleibt dann dessen Lage in Bezug auf die Spitze unverändert. Das Wachstum der Basalregion fährt fort, allmählich abzunehmen, doch erlischt es erst spät, so daß häufig selbst alte, schon durch- brochene Kotyledonen noch bis zur Erdoberfläche hinab im Wachstum begriffen sind.« Da wir nun wissen, daß die tropistischen Krümmungen an der Spitze von Aveua ein- setzen, lag die Annahme nahe, daß die von vornherein in tieferen Sproßteilen, in einer Entfernung von wenigstens 6 bis 10 mm von der Spitze auftretenden Krümmungen auto- nomer Natur waren. Die autonomen Krümmungen an geo- tropisch nicht induzierten Keimlingen setzten, wie ich mich durch einige Versuche überzeugte, tatsächlich immer in der basalen Partie der Keimlinge ein. Ob die maximale Krüm- mungszone stets mit der Zone des stärksten Wachstums zusammenfällt, will ich unentschieden lassen, jedenfalls aber ist der Eintritt autonomer Nutationen an eine Zone starken Wachstums gebunden. Dadurch, daß die geotropischen und die autonomen Krümmungen an verschiedenen Stellen des Keimlings auftreten, erstere an der Spitze, letztere an der Basis, ist ein genaues Unterscheiden der beiden möglich. In Fig. 2 - zeigt z. B. der Keimling an der Basis eine autonome 1 W. Rothert. l'ber den Heliotr(ipi.smus. Cohn's Beitrage zur Bidlngie der Pflanzen, Bd. 7, p. 28. - Siehe Anm. 1 auf p. 814. 816 F. K. Kr.Hies, Nutation nach rechts, an der Spitze (zweite Aufnahme!) eine geotropische Krümmung nach links; in Fig. 3 sind beide Krüm- mungen nach links gerichtet, aber trotzdem durch die getrennte Höhenlage am Keimling leicht zu unterscheiden. Es lassen sich also beide Krümmungen, selbst wenn sie sich kom- binieren, in der großen Mehrheit der Fälle auseinanderhalten. Schon die Beobachtung, daß Geotropismus und auto- nome Nutationen an verschiedenen vStellen des Keimlings einsetzen, läßt erkennen, daß es sich um zwei durchaus verschiedene Bewegungstendenzen handelt und der Geo- tropismus nicht als »modifizierte Nutation« aufzufassen ist, wie von mancher Seite vermutet wird. Dazu kommt, daß nicht induzierte Dunkelkeimlinge geradeso autonome Krüm- mungen erkennen lassen (Fig. 6) wie geotropisch induzierte, ja daß sogar bei dauernd.er geotropischer Induktion die auto- nomen Krümmungen nach wie vor auftreten (Fig. 4 und 5). Ich kann mich also der Ansicht von Wiesner ^ und Rimmer- anschließen, daß die autonomen Nutationen durch die Schwer- kraft nicht beeinflußt werden. Hauptversuchsreihen. Nachdem durch die A'orversuche ein Unterschied in der Anzahl der nach gleichlanger Induktion geotropisch gekrümm- ten Licht- und Dunkelkeimlinge ermittelt werden konnte, war es notwendig, eine größere Anzahl von \'ersuchen unter gleichen Bedingungen durchzuführen, um brauchbare Mittelwerte zu erhalten. Ausgehend \on der Annahme, daß verschiedene Be- leuchtungsintensität und -dauer verschiedene Effekte hervor- rufen, waren Versuche anzustellen: 1. bei gleicher Intensität und verschiedener Beleuch- tungsdauer, 1 J. W^iesner, Das Bewegungsvermögen der Pllanzen, Wien iissh. p. 204. (Eine kritische .Studie über das gleiclinamige Werk von Ch. Darwin.) - F. R immer; Über die Nutationen und Waclistumseinrichtungen der Keimpflanzen. .Sitzungsber. der Kais. Akad. der \Mssenscli. (^1884-), Bd. LXXXIX, p. 7. Einfluß des l.iclites auf den Geotonus. 81/ 2. bei gleicher Belichtungszeit und verschiedener In- tensität. Zu diesen \'ersuchen wurde die eingangs erwähnte Osram-Intensivlampe von 1000 H. K. verwendet. Um eine allfällige, durch die kräftige Lampe verursachte störende Einwirkung der Wärmestrahlen auf die Keimlinge auszu- schalten, wurde in den ersten \'ersuchsreihen eine derartige Entfernung von der Lichtquelle gewählt, daß ein in der gleichen Entfernung angebrachtes Kontrollthermometer, ver- glichen mit einem abseits in der Dunkelkammer befindlichen, keinen Temperaturunterschied aufwies. Die Intensität des Lichtes wurde bestimmt mittels eines Photometers von Weber und ergab für die erste \'ersuchs- reihe 250 M. K. Bei dieser Intensität rotierten also die Keim- linge schräg unterhalb der Lichtquelle auf einem Pfeffer'schen Klinostaten bei sehr langsamer L^mdrehung um die vertikale Achse. Eine gegenseitige Beschattung der Keimlinge war bei dieser Aufstellung ausgeschlossen. Die Belichtungszeit betrug \/V, 1'' und 2'\ Die Ergeb- nisse der Versuche sind in folgenden Tabellen übersichtlich zusammengestellt; dabei ist die abgekürzte Schreibweise in gleicher Weise zu verstehen wie bei den Vorversuchen. Wenngleich in manchen Einzelversuchen, die in der Tabelle auf p. 818 registriert sind, deutliche Differenzen zwischen Dunkel- und B-Keimlingen ' erkennbar sind, finden sich doch auch Fälle, in denen ein Unterschied nicht zu beobachten ist oder sogar in gegensinniger W'eise auftritt. Die zur Durchführung der Einzelversuche benützte Indivi- duenzahl (20) war eben \iel zu gering, um individuelle Schwankungen zu eliminieren; letztere können aber natürlici: das Bild vollständig verändern. Dagegen ist die Individuen- zahl sämtlicher \'ersuche dieser ersten Reihe (siehe die 1 Der Kürze halber gebrauclie ich folgende Ausdrücke: A-Keimlinge = Keimlinge, vorbelichtet mit 125 .M. K. B- » = » » > 230 -M. K. C- ^> = » » » 500 M. K. 30. 31. » 31. 1. .\u2;ust. ;. Aueust 20° C 21° 21° 20° 21° 2 1 ° 21-5° 21-5° 2 1° 21' 4 5 8 10 4 8 6 To 6 5 Tö 3 3 10 3 1 T 3 T 4 TÖ 1 10 4 "lö 49 62 29 53 22 sT 24 63 r9-oo' 54-70, 43-10, 38-1"; Einlluü des Lichtes auf den Geotonus. 819 V^ersLichsreihe II. Getjtropische Induklionszeit : 3 Minuten. Datum. iniH Tempe- ratur D. K. L. 1\. mit 250M.K., vor- helichtet durch i: h i ih 2'i D.K. L. K. mit 125 M.K., vor- belichtet durch i/.,li I Ih 2'' 5. -Vuffust 8. 8. S. 8. 9. 10. 11. 11. IG. 19. 20. 20. 20-5° C 21-5 1)0° 22° 21° 22° 22° 21° 20-5° 20° 21° 21° 20° 21° 990 In Prozenten , 20 25 80-0 21 42 50-0 4 To 2 '4 5 "lö 3 22 51 43-1 18 46 39-1 19 23 82-6 10 3 25 42 59-5 6 UJ 6 To o 6 Tö 53 50-9 25 5"2 48-1 820 F. E. Krön es, Versuchsreihe III. Geotropische Induktionszeit: 3 Minuten. L. K. mit L. K. mit 5(M)M.K..vor- 125 M. K., vor- Datum, 1918 1 empe- ratur 1). K. beliciitet durch D. K. belichtet durch ';'•''■ 1'' oll 1/.3I1 1^ 2'! 24. August 20° C — 4 1)' — — — 4 — — 25. » 22° — — — 4 TÖ — — — 5 25. » 22° — 5 10 — — — 5 — — 25. » 22° — 5 — — — 8 10 — — 26. » 19° — — 3 lo — — — 5 TÖ — 29. » 22° — — — 2 IT — — — 4 TÖ 30. » 21° — 4 — — — 10 To — — 30. » 21-5° — — 2 — — — 2 '9" — 30. » 21-5° — — — 4 lö — — — ö TÖ 1. September . 21° — — 6 10 — — — 6 TÖ — 2. » 21° — — — 1 lo — — — 5 TÖ 3. 23° — 2 — — — 2 "9" — — 3. 23° — — — 5 lo — — — 2 To 5. 23° — — 6 lö — — — 6 To — 5. » 23° — ~ — 9 lo - — — 9 TT 5. 23° — — 0 "8^ — — — TÖ — 6. 23° — — 3 To — — — 0 TÖ — 20 20 18 29 31 30 46 57 59 47 59 58 In Pi ozenten . . 43-5 35-1 30-5 61-7 52-5 51-7 Einfluß des Lichtes auf den Geotonus. 821 \'ersuchsreihe IV. Geotropisclie InduktiDnszeif. 6 Minuten. Datum. 1913 Tempe- riitur L. K. mit 250 M. K., vor- belichtet durch i/Ji Ih 2^ L. K. mit 125 M. K,. vu belichtet durch l/„ii Ih 211 14. lt. Juni . 2. August 2 » 12. 12. 12. 12. 10. IG. » 17. 18. 19. » 10. 19. 19-5° C 19-5° 21° 21° 22° 22° 19° 19° 20° 20° 20° 21° In Prozenten, 4 4' G 8 9 Tö 18 2Ö 42 47 89-3 aus den Vorversuchen nommen ! G 10 ent- 6 TÖ 8 TÖ 8 TÖ 33 48 68-^ 10 G TÖ 4 TÖ 10 23 40 57*5 17 29 58 -C 8 TÖ 31 38 Sl-5 10 20 3Ö 66-( 10 19 28 822 F. E. Krön es, Tabelle; hinreichend groß, um brauchbare Mittelwerte zu erhalten. Demnach ergeben von (32 D. K. 79'0''/y geotr. Krümmungen 53 B. K. nach VJ' \'orbeIichtung 54-77o '' * 51 B. K. » 1'' » 43-1% 63 » » 2^' » 38-1% Es ergibt sich daraus deutlich eine Verminderung der Krüm- mungsprozente infolge der \'orbelichtung und ein Absinken der Prozentzahlen mit zunehmender Dauer der \'orbelichtung. In der gleichen Weise wurden die Versuche der IL Reihe (Tabelle p. 822) durchgeführt, nur mit der Erweiterung, daß auch Keimlinge gleichzeitig auf einem zweiten Klinostaten rotierten, der in einer Entfernung aufgestellt war, wo die halbe Intensität (125 M. K.) zur Geltung kam. Die Versuchsreihe gestattet somit eine Ermittlung der Werte für zwei verschiedene Belich- tungsintensitäten gleichzeitig, also genau unter denselben \'ersuchsbedingungen, und überdies eineKontrolle der Versuche der I. Reihe. Vergleicht man die für die B-Keimlinge gefundenen Werte der ersten und zweiten .Serie, so zeigt sich eine be- friedigende Übereinstimmung. Belichtungsintensität 250 M. K., geotropische Induktionszeit 3 Minuten. I. Serie. II. Serie. Temperaturmittel 21° Temperaturmittel Differenzen 21-8° D. K. 79 % 80 ':, 1-0",, B. K. bei V2'' ^'oi-belichtet. 54-77o öO 7o -i'^%. 1»^ >' 43-17^ 43-l7„ 0 0«,, 2" » 38-17,, 39 '17,, 1-0 ",, Ebenso geringe Differenzen ergeben sich bei einer \'er- gieichung der entsprechenden Prozentwerte von den A-Keim- linGfen der II. und III. Versuchsreihe. Einfluß des l,iciites aut" den Geotonus. 8L3 Belichtungsintensität 125 M. K., geotropische Induktionszeit 3 Minuten. II. Serie. III. Serie. Temperaturmittel 21" 15° Temperaturmittel Differenzen 21-8° A. K. beiV-i" vorbelichtet 59-57« 61- •77o 2-2" 1'^ » 50 -970 52 •57a 1 -fi"/ 2'' -t8-l7o. 51 •77o 3-6" Auf eine zweite Serie \'on C-Keimlingen verzichtete ich aus dem einfachen Grund, da die beiden vorhergehenden doppelt ausgeführten Gruppen von A- und B-Keimlingen eine genügende Übereinstimmung aufweisen und die gefundenen VVerte der C-Keimlinge, wie das spätere Kurvenbild zeigen wird, gut zum Gesamtbild der Kurven passen. Ihre AVerte sind folgende: C-Keimlinge: V2'' -^3-57„ 1^^ 35 -170 2^ 30 -570. Bei der Belichtung mit 500 M. K. in der einen Gruppe der III. Versuchsreihe war es notwendig, zur Ausschaltung der Wärmestrahlen, die infolge der Nähe der Lichtquelle deutlich wahrnehmbar wurden, zwischen Lampe und rotie- renden Keimlingen eine Küvette anzubringen, durch die während der ganzen Belichtungszeit frisches Leitungswasser strömte. Die Absorption von Licht durch das Glas und Wasser wurde natürlich bei der Einstellung auf 500 M. K. berücksichtigt. Die in der Tabelle auf p. 821 zusammengestellte IV. Ver- suchsreihe wurde ebenfalls mit 2 Intensitäten ausgeführt, und zwar mit 125 und 250 M. K., also mit A- und B-Keim- lingen. Der Unterschied zwischen dieser und den drei ersten Versuchsreihen besteht nur darin, daß hier eine geotropische Induktionszeit von 6 Minuten verwendet wurde, was die vor- aussichtliche Folge hatte, daß auch die Prozentwerte ent- sprechend höher sind. Im übrigen zeigen sie aber ebenso einen ähnlichen Abfall mit der Zunahme von Belichtungs- dauer und -Intensität. S24 F. E. Krön es. Aus der Tatsache, daß die Anzahl der geotropisch reagierenden Keimlinge eine ganz gesetzmäßige Abhängigkeit von der Vorbelichtung zeigt, können wir auf eine \'er- iinderung des Geotonus durch das Licht schließen. Dagegen könnte der Einwand gemacht werden, daß diese Abnahme der Krümmungsprozente auch ihre Erklärung finden könne in der durch die Vorbelichtung herabgesetzten Wachstums- intensität. Daß eine Wachstumshemmung infolge der Vorbelichtung auftreten muß, kann keinem Zweifel unterliegen; die Frage ist nur, ob die Abnahme des Krümmungsprozents auf Rechnung der Wachstumshemmung gestellt werden kann. Wäre dies der Fall, so müßten innerhalb der Versuchsdauer mit zunehmender Stärke und Dauer der \'orbelichtung_ die absoluten Werte der Wachstumsintensität in gesetzmäßiger Weise abnehmen und es müßte ferner der Zuwächse der- jenigen Keimlinge, die eine geotropische Nachwirkung zeigen, größer sein als die der nicht reagierenden Individuen. Zur Beantwortung dieser Frage unterzog ich mich der mühsamen Aufgabe, die absolute Länge und den absoluten Zuwachs jedes einzelnen Keimlings zu messen. Das Resultat war, daß in der großen Mehrzahl der Einzelversuche, wo die ."i Keimlinge eines Batterieglases gewiß gleichen Bedingungen ausgesetzt waren, sich immer einige Keimlinge darunter fanden, die trotz stärkeren Wachstums den andern gegenüber keine geotropische Nachwirkung zeigten. Gar nicht selten war es der Fall, daß bei den einzelnen Gläsern sogar der Mittelwert des Zuwachses der nicht gekrümmten Iveimlinge größer war als der der gekrümmten. * Um über die langen Zahlenreihen, in denen von rund 1000 Keimlingen absolute Länge und absoluter Zuwachs und überdies noch der Zuwachs in Prozenten der abso- luten Länge eingetragen sind, eine Übersicht zu gewinnen, sollen in nachstehender Tabelle nur die aus den einzelnen Versuchsgruppen berechneten Mittehverte mitgeteilt werden. Die Tabelle bedarf keiner weiteren Erläuterungen; nur muß bemerkt werden, daß die angeführten Werte den Abmes- sungen der fünffach vergrößerten Photogramme entsprechen. Einfluß des Lichtes auf den Geotonus. 82r) IM i 1 1 e 1 w^ e r t e d e i- E i n z e 1 m e s s u n g e n aus den ersten 3 Versuchen. ü bc Geotroüisch Get)tr(ipisch (U 7, JZ i o Bezeichnung gekrümmte Keimlinge nicht gekrümmte Keimlinge Alle Keimlinge -j = 4) o ■ der p i~ QJD C S~ bC °'^: o Keimlinge . {f. . ""' i/i ■" j ■_ i) '^ s-= S '/ (U •^ r-i ^ -r D S -r "5 rt 1 1 1! '2 .5 "5 ? c c ?r 3 " -2 ? 5 fj J3 ^ .o tSl 3 -o x> ^ A N! p -a ,Q J XI N 3 73 Z Q Ci C3 N Ä cj N ci rt N I D. K. 0 102 9-5 9-3 110 7-9 7-1 104 8-6 8-3 II » u 77 4-7 6-1 87 4-8* 5-5 79 4-7 5-9 II A. K. /2 76 6-4 8-4 84 6-6* 7-9 79 6-5 8-2 III - » 82 4-3 5-2 83 4-5* 5-4+ 82 4-4 5-4 II > 11^ 90 5-5 6-1 85 5-3 6-3+ 87 5-5 6-3 III » » 87 6-1 7-0 86 6-0 7-0 87 6-1 7-0 II - 2^1 89 5-9 6-7 97 6-5* 6-7 93 6-2 6-7 III » » 89 7-8 8-7 103 7-9* 7-7 96 7-9 8-2 I B. K. ^'2^ 104 8-2 7-9 86 7-4 8-6+ 96 7-8 8-1 II » » 85 6-3 7-4 78 6-0 7-7+ 82 6-2 7-5 I » 11' 99 9-1 9-2 103 7-9 7 ■ 7 106 8-4 7-9 II - » 83 5-8 6-9 91 5-6 6-1 87 5-7 6-5 I » 2h 124 8-7 7-0 107 7-9 7-5+ 106 8-2 7-7 II » '> 91 6-4 7-0 91 6-8* 7-4+ 91 6-6 7-3 III C. K. ^'2^ 87 4-5 5-2 81 4-2 5-2 84 4-3 5-1 III - Ih 87 6-6 7-6 91 5-9 6-5 89 6-2 6-9 III " 2h 87 7-0 8-0 96 7-1* 7-4 90 7-0 7-7 1 Absolute .änge 1 ind ibsüli iter Zuwachs sind in A illime lern angeg eben. Sitzb. d. mathem.-natiirw. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 826 F. H. Krön es, Ergebnis der Tabelle. 1. Überblicken wir zunächst die Werte der III. Kolonne, so ergibt sich ohne weiteres, daß weder in Bezug auf ab- soluten noch auf prozentigen Zuwachs eine gesetzmäßige Abhängigkeit v'on Belichtungsstärke und -dauer vorhanden ist. Teils weisen die belichteten, teils die Dunkelkeimlinge ein stärkeres Wachstum auf, bisweilen ist sogar bei längerer Vorbelichtung das Wachstum stärker als bei kürzerer Be- lichtung mit der gleichen Intensität. Daraus erhellt, daß die individuellen Differenzen in der Wachstumsintensität größer sind als der während der Versuchsdauer zutage tretende hemmende Einfluß der Vorbelichtung. Die Wachstumsdiffe- renzen sind übrigens, wie besonders hervorgehoben sein soll, tatsächlich unbedeutend, jedenfalls geringer, als es zunächst den Anschein haben könnte, da die wirklichen Werte nur ein Fünftel der in den Tabellen verzeichneten Größen ''Q . ß 1.0 \ betragen. Die maximale Differenz | = 0'8 beträgt faktisch nur 0*8 nun während der ganzen Versuchsdauer. 2. Vergleichen wir nunmehr das Wachstum der geo- tropisch gekrümmten Keimlinge mit dem Verhalten der nicht gekrümmten Individuen, so erhalten wir ähnliche Schwan- kungen. Im großen und ganzen zeigen letztere allerdings einen geringeren Zuwachs. In einer großen Anzahl von Fällen jedoch (mit * und + bezeichnet) sind die nicht gekrümmten Keimlinge im Wachstum voraus. 3. Unsere Versuche bestätigen ferner die Beobachtungen von Blaauw^ und Rutgers-, daß geringe Differenzen in der absoluten Länge der Keimlinge keinen Einfluß auf die Präsentationszeit besitzen. Rutgers' Keimlinge schwanken dabei zwischen 10 und 35 mm, während ich nur Keimlinge zwischen 10 und 30 mm verwendete. Da die Mittelwerte aus der vierten Versuchsreihe ein gleiches Verhalten erkennen lassen, so kann ich auf ihre 1 A. H. Blaauw, Die Perzeption des Lichtes. Recueil des Trav. Botan. Ncerlandais, Vol. V (1909), p. 12. •-' A. A. L. Rutgers, a. a. O., p. 59. Einfluß des Lichtes auf den Geotonus. ,9 7 Wiedergabe verzichten. Es ergibt sich somit aus unseren Versuchen neuerdings, daß ein Parallelismus zwischen Zu- wachs und Krümmungsfähigkeit nicht vorhanden ist. Die Verschiebung der Präsentationszeit infolge der Vorbelichtung ist somit jedenfalls nicht der Ausdruck der unter diesen Umständen verminderten Reaktionsfähigkeit. Graphische Darstellung der Ergebnisse. Graphische Darstellung der I., II. und III. Versuchsreihe. Geotropische Induktion: 3 Minuten. 7^.9 J25Jt.h'. A-Kämlinge 250 Mh'. B-Keünlinijc 300 MK. C-KeiirdirujC 828 F. E. Krön es. Graphische Darstellung der IV. Versuchsreihe, i Geotropische Induktion: 6 Minuten. 293 '! J)unkei-Jxeimlinge/^ h 125 M.K. % 250 M.h'. B-Kcimiiiigc 1 Der unregelmäßigere Verlauf dieser Kurven im Vergleiche zu den vorhergehenden ist darauf zurückzuführen, daß die Prozentzahlen der ein- zelnen Punkte Mittelwerte einer kleineren Anzahl von Keimlingen sind. Einfluß des Lichtes auf den Geotonus. 829 Das zahlenmäßige Ergebnis der einzelnen Versuchsreihen gewinnt durch eine graphische Darstellung bedeutend an Übersicht. Trägt man als Abszissen in einem rechtwinkligen Koordinatensystem die Zeit der Vorbelichtung, als Ordinalen die Prozentzahlen der gekrümmten Keimlinge ein, so erhält man eine Kurve, die in ihrem \'erlaufe zuerst steil abfällt, später aber einer Horizontalen sich nähert. Die einzelnen Kurven- punkte sind bis auf die Punkte von der Kurve mit 500 M. K. Vorbelichtung durchgehends Mittelwerte aus zwei zeitlich getrennt durchgeführten Serien, deren Übereinstimmung aus den Versuchsreihen zu ersehen ist. Der Wert 79-9% von den Dunkelkeimlingen ist sogar aus 4 getrennt durch- geführten Versuchsreihen bestimmt, und zwar: 19 aus den \'orversuchen I. Versuchsreihe IL Versuchsreihe 0-7916 = 79-2Vo = 0-7903 = 79 -O'Vo = 0-8000 = 80-0% 24 49 62 20 25 i| = 0-8261 =82-67o Durchschnitt, 107 IM = 0-7985 = 79-9% Diskussion der Kurven. 1. Ein Blick auf die Kurven läßt zunächst unmittelbar erkennen, daß die Prozentzahlen der Keimlinge, welche bei gleicher Induktionsdauer eine geotropische Nachwirkung zeigen, mit der Belichtungsdauer und mit der verwendeten Lichtstärke abnehmen. Eine -Beeinflussung des geotropischen Reizvorganges durch die Belichtung ist somit zweifellos erwiesen. Nun erhebt sich die Frage, ob aus der Zahl der gekrümmten Keimlinge ein weiterer Schluß auf das Wesen der Beeinflussung gezogen werden kann. Als geotropische Präsentationszeit können wir mit Bach^ jene Induktionszeit verstehen, welche genügt^ 1 H. Bach, a. a. O., p. G:; 830 V. K. Krones, daß die Mehrzahl (also mehr als 50%) der Versuchspflanzen nach einer gewissen Zeit eine Nachwirkung erkennen läßt. Die gefundene Zahl gibt somit nicht unmittelbar an, wie- \iele Keimlinge eine Präsentationszeit von bestimmter Größe besitzen, sondern genau genommen nur, daß mehr als 50% eine Präsentationszeit aufweisen, die geringer ist, als die ermittelte Zahl besagt. Die auf diesem Wege für genau die Hälfte der Versuchspflanzen ermittelte Präsentationszeit ist somit als ein mittlerer Wert aufzufassen, weshalb wir sie in der Folge als mittlere Präsentationszeit bezeichnen wollen. Wir beobachten nun, daß unter dem Einflüsse der Vor- belichtung die Zahl der Keimlinge, welche bei einer geo- tropischen Induktionszeit von 3 Minuten eine Nachwirkung erkennen lassen, unter 50% sinkt, d. h. es hat sich die mittlere Präsentationszeit gegenüber den Dunkelkeimlingen verschoben! Die Kurve der abnehmenden Prozente der gekrümmten Keimlinge ist somit mittelbar der Ausdruck für eine Verschiebung der Präsentationszeit, oder mit anderen Worten: die Zunahme der geotropischen Präsentationszeit äußert sich in einer Abnahme des Prozentsatzes gekrümmter Keimlinge. Somit läßt sich aus den Kurven mittelbar das prinzipiell wichtige Ergebnis deduzieren, daß mit zuneh- mender Belichtungsdauer, beziehungsweise Belich- tungsstärke die mittlere geotropische Präsentations- zeit abnimmt. 2. Verfolgen wir nun den Verlauf der Kurven unter Berück- sichtigung der Belichtungszeit. Nach zirka IV2 bis 2 Stunden ist die Horizontale fast erreicht; eine über diese Zeit hinaus- gehende Vorbelichtung hat somit auf die Tonusveränderung keinen merklichen Einfluß mehr. Praktisch ist somit die durch das Licht modifizierte Präsentationszeit ^ in zirka 2 Stunden erreicht ! Es scheint zunächst ein wesentlicher Unterschied vor- zuliegen zwischen der Änderung des Phototonus und des 1 Vergleiche bezüglich der 'l'erminülogie H. I^ilting, i'iefenit über P. Fröschel, Untersuchung über die lieliotropisolie Piäsentations/.eil, 11. Zeitschrift für Botanik (1910), pag. 193. Kinfluß des Liclites ;iiif den Geotonus. 831 Geotonus durch das Licht. Pringsheim fand die Reaktions- zeit akkomodierter Pflanzen am kürzesten. In unserem Falle ist jedoch eine Differenz nicht nachgewiesen. Wenn sie vor- handen wäre, so könnte sie nur ganz unbeträchtlich sein. Die verlängerte Präsentationszeit ließe höchstens umgekehrt eine geringfügige \^erlängerung der Reaktionszeit erwarten. Dieser auffällige Unterschied findet aber eine einfache Erklärung. Die \'erlängerung der Reaktionszeit niedrig gestimmter Keimlinge auf phototropische Reize beruht eben darauf, daß zunächst die Stimmung das der Intensität entsprechende Niveau erreicht haben muß, ehe die Reakti(MT eintritt. Es ist also ein Indifferenzzustand während der vor sich gehenden Akkommodation zu überwinden. In unserem Falle ist aber der Eintritt der geotropischen Reaktion natürlich nicht an eine Akkommodation an das Licht gebunden; es liegt daher auch keine Ursache zu einer Verlängerung der geotropischen Reaktionszeit »nicht an das Licht akkom- modierter Pflanzen« vor. Der Unterschied findet eben darin seine Begründung, daß es sich in unserem Falle um die gegenseitige Beeinflussung zweier qualitativ verschie- dener Reize handelt, \'on denen der eine (Licht) den Erregungszustand für den anderen herabsetzt, also katatonisch ^^•irkt, während dort durch die \'orbelichtung erst der erforder- liche Tonus geschaffen wird. 3. Die Beziehungen zwischen Intensität der Vorbelichtung und geotonischem Effekt lassen sich natürlich dann am deut- lichsten erkennen, wenn WMr die Kurvenpunkte, welche den gleichen Effekten entsprechen, zu einen \'ergleich heran- ziehen. Wir ermitteln zu diesem Behufe die Punkte jeder Kurve, welche einer Reaktion \'on genau 50% der Keimlinge entsprechen, also die Punkte der einzelnen Kurven, für welche die mittlere Präsentationszeit genau 3 Minuten beträgt. Die gesuchten Werte stellen die Schnittpunkte der ÖO"',, -Abszisse mit den einze'nen Kurven dar. Die Präsentationszeit ist erreicht (Kurve auf p. 827): für die A-Keimlinge nach einer Vorbelichtungsdauer \'on 120 Minuten, 832 F. !■-. Kiones, für die B-Keimlinge nach einer \'orbelichtungsdauer \on zirka 40 Minuten, für die C-Keimlinge nach einer \'orbeHchtungsdauer von zirka 20 Minuten. Während somit die Lichtintensitäten sich wie 1:2:4 verhalten, ergibt sich für die erforderliche Vorbelichtung ein Verhältnis von annähernd 6:2:1. Soweit sich also aus den wenigen Daten entnehmen läßt, scheint die zur Erzielung desselben Effektes erforderliche Belichtungsdauer von einem bestimmten Punkt an viel schneller anzusteigen, als die Belichtungsinten sität sinkt. Schon aus dem Vorhergehenden ist zu entnehmen, daß jeder Lichtintensität eine modifizierte geotropische Präsentationszeit entspricht. Zur Ermittlung dieser je- weilig mittleren Präsentationszeiten empfiehlt sich eine andere Konstruktion der Kurve. Wir tragen auf der Abszisse die verwendeten Induktions- zeiten, auf der Ordinate die Krümmungsprozente auf. Dunkel -Jichnlmge 3mm Einfluß des Lichtes auf den Geotonus. 833 Um die mittlere Präsentationszeit zu erhalten, ziehen wir wieder wie oben die 50% -""Abszisse. Die Kurve der Dunkelkeimlinge wird erst in ihrer Verlängerung geschnitten. Für diese liegt die Präsentationszeit jedenfalls unter 2 Minuten. Die Kurve, welche den C-Keimlingen entspricht, läßt sich mangels erforderlicher Daten nicht konstruieren, doch werden wir nicht fehlgehen, wenn wir ihr einen gleichen Verlauf zuschreiben wie den Kurvenstücken für die A- und B-Keimlinge. Wir erhalten sodann als modifizierte mittlere Präsentationszeiten; i =z 0 Präsentationszeit unter 2 Minuten /=125 » » 3 i = 250 » zirka 4 » / 1= 500 » » 5 — 6 » Wenn auch die Zahlen keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit erheben, so führen sie doch zu einem Ergebnisse, das zunächst völlig unerwartet schien. Der tonische Effekt hat sich für viel bedeutender erwiesen, als es ursprüng- lich den Anschein hatte. Schon eine Vorbelichtung mit 250 M.K. vermag die mittlere geotropische Präsentationszeit im Vergleich zu den Dunkelkeimlingen auf mehr als den doppelten, eine solche mit 500 M. K. — annähernd wenigstens — auf den dreifachen Wert zu erhöhen. Dem hellen Tageslicht ausge- setzte Keimlinge lassen somit eine tiefgreifende Beeinflussung ihres Geotonus erwarten, welche sich in einer bedeutenden Verlängerung ihrer mittleren Präsentationszeit kundgeben muß. Je länger wir die geotropische hiduktionszeit wählen, desto geringer wird sich der Unterschied zwischen den Licht- und Dunkelkeimlingen bemerkbar machen. Die Präsen- tationszeit läßt sich unter Berücksichtigung der individuellen Verschiedenheiten der zum Versuche verwendeten Keimlinge in Form einer Variationskurve oder, was für diese \'erhält- nisse geeigneter ist, in Form einer Galton'schen Ogive dar- stellen. Die \'orbelichtung hat nun, wie aus obigen Dar- 834 F. E. Krön es. legungen erhellt, eine \'erschiebung der Kurve zur Folge. Wir können die Kurvenstücke in der obigen graphischen Darstellung als Teile derartiger Ogiven betrachten. Daraus ergibt sich unmittelbar, daß die beiden Kurven sich von einem bestimmten Punkte aneinander nähern und an einer bestimmten Stelle zusammentreffen müssen. Wird also die geotropische Induktionszeit so lange gewählt, daß für sämtliche Keimlinge die Präsentationszeit bis zu einem gewissen Grade überschritten ist, so kann die Vorbelichtung keinen Einfluß mehr äußern. Bei der geo- tropischen Dauerreizung über die Präsentationszeit hinaus wird somit die Vorbelichtung keinen Effekt mehr ausüben.^ Unsere Untersuchungen haben auch tatsächlich ergeben, daß mit zunehmender Induktionszeit die Differenzen zwischen Dunkel- und Lichtkeimlingen immer mehr verschwinden. (Siehe Tabelle III der \'orversuche.) Zusammenfassung. Aufgabe der vorliegenden Arbeit war es, zu untersuchen, ob und inwieweit der Geotonus orthotroper Keimlinge durch eine allseits gleiche Vorbelichtung beeinflußt werden kann. Die \'ersuche wurden ausschließlich mit Aveiia -Keimlingen durch- geführt. 1. Allseits gleiche Vorbelichtung zeigt einen deutlichen Einfluß auf die Geoperzeption; die Prozentzahl der Keimlinge, welche auf eine geotropische Induktion von bestimmter Dauer hin eine Nachwirkung erkennen lassen (Krümmungsprozent), nimmt mit Zunahme der Intensität und der Dauer der Vor- belichtung ab. 2. Die Abnahme des Krümmungsprozentes beruht nicht auf einer Wachstumshemmung infolge der Vorbelichtung; sie ist vielmehr ein Ausdruck für die Verlängerung der hierdurch bedingten geotropischen Präsentationszeit (modifizierte geo- tropische Präsentationszeit). Damit ist die Möglichkeit 1 Selbstverständlich ist es niiiglich, daß sich bei andauemdei- Rei/cunt^ ein anderweitiger Kintluß bemerkbar macht, der in unseren Versuchen nicht zum Ausdruck gekommen ist. Einfluß des Lichtes ;uif den Gentonus. 835 einer Beeinflussung des Geotonus durch das Licht erwiesen. 3. Die Kurve des Geotonus sinkt mit zunehmender Belichtungszeit und -dciuer erst schnell, dann allmählich lang- samer. Der für die jeweilig benützte Lichtintensität höchste und zugleich konstante Geotonus wird erst nach ungefähr 1 y., bis 2 Stunden erreicht. Nach dieser Zeit ist eine Zunahme des (ieotonus bei den von mir geprüften Intensitäten praktisch unmerklich. 4. Nennen wir die Induktionszeit, bei welcher eben 50% der Versuchspflanzen eine geotropische Nachwirkung zeigen, mittlere Präsentationszeit, so ergibt sich, daß eine Vorbelichtung von nur 250 M. K. die mittlere geotropische Präsentationszeit auf mehr als das Doppelte des für Dunkelkeimlinge geltenden Wertes erhöht (< 2 Minuten auf 4 Minuten). Verhalten sich die Lichtintensitäten bei der Vorbelichtung wie 1:2:4, so ist das zur Erreichung der mittleren Präsentationszeit nötige Ver- hältnis der Belichtungsdauer annähernd gleich 6:2:L Die Beeinflussung des Geotonus orthotroper Keimlinge durch das Licht kann somit als sehr beträchtlich bezeichnet werden. 837 Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner ini Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. VIII. Hirudineen von Ludwig Johansson in Göteborg. (.Mit 1 Tafel und 4 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juni 1914.) Unter den mir von Prof. Werner zugesandten Egeln findet sich zwar keiner, der zur Aufstellung einer neuen Art \'eranlassung gibt, sie gehören aber alle zu Arten, die noch unvollständig bekannt sind, und die folgende Beschreibung derselben mag daher dazu beitragen können, unsere Kenntnis dieser Arten zu vervollständigen. Die betreffenden Arten sind Hinido troctina Johnson, Liinuatis nilotica Sav., Limiiafis oligodonta L. Joh. und Di im lineata O. F. Müll. Liinuatis oligodonta stammt aus dem Sudan, die übrigen sind im Algerien, Liinuatis uilotica auch in Tripolis gesammelt. Hirudo troctina Johnson, 1816. Syn.: Sanguisuga interrttpta Moq.-Tand., 1826, 5. troctina Moq.-Tand., 1820. Hirudo interrnpta Leuckart. 1863. Von dieser Art hat Prof. Werner bei El Kreider am 25. Juli 1910 8 Exemplare gesammelt, von welchen das größte im konservierten Zustande eine Länge von 61 mni und eine größte Breite von \Qmui hat, während der Quer- durchmesser seiner hinteren Haftscheibe 8"5 uini beträgt. 838 1-. J oh an SS Oll , Betreffs der Färbung weichen die verschiedenen Exemplare voneinander mehr oder weniger ab, in allen anderen Hin- sichten ähneln sie einander völlig. Auf dem Rücken finden sich, wie gewöhnlich bei dieser Art, beiderseits von der Medianlinie je 3 Längsreihen von schwarzen Flecken, die in den fünfringeligen Somiten auf dem 2. Ring und in den übrigen Somiten in dem entspre- chenden Teil des Somits liegen. Von diesen 3 Reihen ist bei sämtlichen Exemplaren die mittlere wohlausgebildet und vollständig. Die Flecken sind hier fast kreisrund und erstrecken sich bisweilen ein wenig auch auf den 1. und 3. Ring. Sie sind meistens rot oder rotgelb gesäumt, können aber diesen Saum auch ganz entbehren. Die innere der 3 Reihen fehlt zuweilen ganz im Hinterkörper, während im Vorderkörper die betreffenden Flecken zwar fast immer vorkommen, aber meistens sehr klein sind. Bisweilen sind diese inneren Flecken durch orangefarbige oder rote Flecke vertreten, die in ihrer Mitte einen kleinen schwarzen Punkt besitzen können. Die Flecke der äußeren Reihe, die neben oder zum Teil sogar in dem gelben oder orangefarbigen Marginalband des Körpers liegen, sind sehr verschiedenartig ausgebildet. Bei einigen Exemplaren haben sie dieselbe Form wie die Flecken der mittleren Reihe und sind entweder ebenso groß wie diese oder kleiner und können gelegentlich auch fehlen. Bei anderen sind sie nach vorne und nach hinten verlängert und können derartig miteinander verschmolzen sein, daß sie ein breiteres oder schmäleres, hie und da unterbrochenes Längs- band bilden. Die beiden auf der Bauchseite gelegenen schwarzen Lateralbänder sind bald schmäler, bald breiter, oft sind sie durch segmentale Erweiterungen im '2. Ring der Somite mit den lateralen schwarzen Flecken der Rückenseite verbunden. Zwischen den schwarzen Lateralbändern ist die Bauchfläche bei den meisten Exemplaren ganz ungefleckt oder doch nur mit sehr wenigen kleinen schwarzen Flecken versehen, nur bei 2 Exemplaren finden sich größere und zahlreichere solche Flecken. Neben den Marginalpapillen, die sehr groß sind und ver- ursachen, daß die Körperränder wie gesägt aussehen, finden Hirudineen. 839 sich auf jedem Ring mehrere Papillen, die zwar keine be- stimmte Lage zu haben scheinen, jedoch wenigstens auf dem Rücken ziemlich symmetrisch auf den beiden Seitenhälften liegen. Beiderseits von der Medianlinie finden sich auf dem Rücken 4 bis 5 solche mehr hervortretende Papillen, während die Medianlinie selbst keine Papillen zu tragen scheint. Auf der Bauchseite dagegen ist vom 11. Somit an jeder Ring in der Medianlinie oder bisweilen in der Nähe dieser Linie mit einer Papille versehen, wodurch hinter der weiblichen Geschlechtsöffnung eine kielförmige Leiste hervorgebracht wird, die größtenteils gerade verläuft, bisweilen aber nach rechts oder links etwas ausweicht. Beiderseits von dieser Medianpapille trägt jeder Ring noch 3 bis 4 Papillen. Betreffs derjenigen Somite, deren Bau bei den Hirudo- Arten etwas wechseln kann, mag folgendes mitgeteilt werden : Die beiden Ringe des 3. Somits sind bei 3 Exemplaren auch auf der Bauchseite ganz deutlich voneinander getrennt. Bei sämtlichen Exemplaren ist der 3. Ring des 4. Somits größer als die beiden angrenzenden Ringe und auf der Rückenseite mit einer sehr schmalen und seichten, aber doch ziemlich deutlichen Ouerfurche versehen und auf ganz dieselbe Weise verhält sich der 3. Ring des 5. Somits. Auch der 1. Ring des 6. Somits besitzt eine solche, aber noch undeut- lichere Furche nahe bei seiner vorderen Grenze. Der 4. Ring des 22. Somits und der 1. Ring des 23. Somits sind auf dem Rücken nur sehr undeutlich oder gar nicht gefurcht. Auf der Bauchseite dagegen ist bei sämtlichen Exemplaren letzterer Ring und bei 2 Exemplaren auch ersterer Ring sehr deutlich in 2 Ringe geteilt. Wie gewöhnlich besteht das 24. Somit aus 2 Ringen und das 25. aus 1 Ring, hinter welchem der After folgt. Der 1. Ring des 24. Somits ist bei 2 Exemplaren auf der linken Seite geteilt. Zwischen dem After und der Haftscheibe kann man bisweilen noch einen mehr oder weniger deutlich gesonderten Ring wahrnehmen. Die Unterseite der Oberlippe ist wie bei den Limnatis- Arten durch eine Längsfurche vollständig geteilt. Diese Furche ist hier freilich sehr eng und seicht, sie ist aber voll- kommen deutlich und immer vorhanden. 840 L. Johansson, Die von mir untersuchten Kiefer hatten eine Länge von 1-2 bis ]-Smm. Die Zahl der Zähne war 75 bis 80, die größten derselben waren 29 [j. lang und 12 [x breit, die kleinsten nur 7 bis 8 [x lang und 6 [i breit. Keine Spin* von Papillen war zu sehen. Die Geschlechtsöffnungen liegen wie bei allen anderen Arten im 9. und 10. Somit. Sie haben bei sämtlichen Exem- plaren ganz die gleiche Lage, nämlich im hinteren Teil des 4. Ringes des betreffenden Somits. Limnatis nilotica Savigny, 1820. (Tafel, Fig. 1 bis 3; Textfig. 1 und 2.) Syn.: Bdclla nilotica Savigny, 1820. Limnatis nilotica .Moq.-Tand., 182(1. Prof. Werner hat eine Anzahl Exemplare gesammelt, die viel zu jung sind, um beim jetzigen Stande unseres Wissens mit voller Sicherheit bestimmt werden zu können, die aber sehr wahrscheinlich zu dieser Art gehören. Diese Exemplare stammen alle aus deni westlichen Algerien, bezie- hungsweise dem angrenzenden Teile von Marokko; 11 Exem- plare sind nämlich in Ain Sefra am 27. Juli und 3. August 1910 und 4 Exemplare in Figig am 30. Juli 1910 erbeutet worden. Außerdem sind noch 7 Exemplare, die unzweifel- haft zu dieser Art gehören und welche von Herrn Dr. B. Klaptocz in Tripolis 190G gesammelt wurden, von Prof. Werner zu meiner Verfügung gestellt worden. Ich will zuerst die aus Tripolis stammenden Exemplare beschreiben. Leider sind sie nicht recht gut erhalten. Auf denjenigen Kiefern, die ich untersucht habe, waren v/eder Zähne noch Papillen deutlich zu sehen. Da sie sich aber in keiner anderen Hinsicht von Limnatis nilotica unterscheiden, vermute ich, daß der Mangel an Zähnen und Papillen nur auf dem schlechten Erhaltungszustand beruht. Von den 7 Exemplaren sind 5 ziemlich groß, 2 dagegen sehr kleine Junge, das kleinste ist nur 16-5 ;w;w lang. Das größte Exem- plar ist 60 M^m lang und 13 min breit, seine hintere Haft- scheibe hat einen Durchmesser von 7 -5 nun. Im übrigen sind diese Exemplare einander fast völlig gleich. Hiriidincen. 841 Die Farbe sowohl des Rückens wie des Bauches scheint einförmig dunkelolivengrün gewesen zu sein, vielleicht noch etwas dunkler auf dern Rücken als auf dem Bauch. Im kon- servierten Zustande erscheint sowohl Rücken wie Bauch mehr oder weniger bräunlich schiefergrau. Die Körperränder erscheinen hell gefärbt und ohne Zweifel haben sie im Leben eine gelbe oder gelbrote Farbe gehabt. Das helle Marginal- band ist vom Dunklen des Rückens und des Bauches scharf abgegrenzt. Auf dem Rücken habe ich keine Spur weder \'on schwarzen Längsstreifen noch von einem orangefarbigen Medianband wahrnehmen können. Die auf der Rückenseite befindliche Furche zwischen den beiden Ringen des 3. Somits setzt sich bei einigen Exemplaren mehr oder weniger deutlich auch auf die Bauch- seite fort. Besonders deutlich ist sie bei den beiden Jungen, wo sie ebenso tief wie die übrigen Furchen der Bauchseite erscheint, so daß hier vor der männlichen Geschlechtsöffnung nicht wie gewöhnlich 24, sondern 25 Ringe gerechnet werden können. Der 4. Ring des 22. Somits ist auf der Bauchseite wie gewöhnlich durch eine tiefe Querfurche in 2 Ringe ge- teilt, bei ein paar Exemplaren setzt sich diese Furche auch auf die Rückenseite fort, wo sie jedoch meistens sehr seicht ist. Dagegen ist der L Ring des 23. Somits bei fast allen Exemplaren auf der Bauchseite ganz ungeteilt, während auf der Rückenseite eine Teilung desselben durch eine sehr seichte Furche angedeutet ist. Nur auf einem Exemplar ist diese Furche deutlicher und setzt sich auch auf die Bauchseite fort und, da eben bei diesem Exemplar der 4. Ring des 22. Somits sowohl am Rücken wie auch am Bauch sehr deutlich geteilt ist, ähnelt dieses Tier mit Hin- sicht auf den Bau dieser Somite in hohem Grade den Arten, für welche Blanchard ausschließlich auf Grund dieses ein- zigen Kennzeichens eine besondere Gattung LiiunobdcUa geschaffen hat. Die Augen sind bei allen Exemplaren auffallend groß und tiefschwarz, so daß sie sehr stark bemerkbar sind. Die Kiefer hatten bei den diesbezüglich imtersuchten Exemplaren eine Länge von etwa O'Tiiiiii. Sie waren Sitzb. d. mathem.-natunv. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 58 842 i-. J oll an SSO n, ziemlich stark mazeriert und weder Zähne noch Papillen waren deutlich bemerkbar. Die männliche Geschlechtst)fTnung liegt im 9. Somit im vorderen Teil des 5. Ringes und die weibliche Öffnung hat meistens die gleiche Lage im 10. Somit, bei einigen Exem- plaren ist aber diese Öffnung noch etwas weiter nach hinten verschoben, nämlich bis in die Mitte des 5. Ringes. Alle die von Prof. Werner selbst gesammelten Exem- plare sind jung und besonders sind die in Ain Sefra erbeu- teten sehr klein. Diese sind auch in ihrem ganzen Aussehen von den in Figig gesammelten so verschieden, daß es \\'ohl möglich ist, daf3 wir in der Tat hier mit zwei verschiedenen, wenngleich einander sehr nahestehenden Arten zu tun haben. Da sich aber die einen Exemplare ebensowenig wie die anderen in einer einzigen Hinsicht, die Zahl der Zähne der Kiefer ausgenommen, von Liitniatis niloiica unzwei- deutig unterscheiden und da eben betreffs der Größe, Form und Bezahnung der Kiefer die einen den anderen völlig gleichen, muß ich bis auf weiteres annehmen, daß sowohl die einen Exemplare wie die anderen zu Limnatis nilotica gehören, und vermute, daß die geringe Zahl der Zähne auf das geringe Alter der Exemplare zurückzuführen ist. Jeden- falls ist es sehr bemerkenswert, daß das von mir dies- bezüglich untersuchte Exemplar aus Ain Sefra nicht weniger Zähne auf jedem Kiefer besaß als ein mehr als doppelt größeres Exemplar aus Figig. Das verschiedene Aussehen der in Figig und der in Ain Sefra gesammelten Exemplare ist vielleicht zum Teil auf eine verschiedene Konservierung zurückzuführen. Freilich ist solches nicht von Prof. Werner angegeben, ich halte es jedoch für sehr wahrscheinlich, daß sie auf verschiedene Weise konserviert worden sind. Von den in Figig gesammelten Exemplaren ist eines (Tafel, Fig. 1) ziemlich groß, es mißt 35 mm in der Länge und Q'omm in der größten Breite, während der Durchmesser seiner hinteren Haftscheibe 4*2 /;zm beträgt. Beim kleinsten Exemplar betragen diese Maße beziehungsweise 18 mm, 3 min und 2 ■ 5 mm. Hirudineen. 843 Die Farbe ist bei diesen Exemplaren am Rücken und Bauch grau, die Seitenränder sind ganz hell. Nach brieflicher Mitteilung von Prof. Werner hatten sie im Leben eine olivengrüne Grundfarbe und gelbliche oder rötliche Seiten- ränder. Zwei Exemplare, eben das größte und das kleinste Exemplar, deren Maße oben angegeben wurden, haben am Rücken schwarze Zeichnungen, nämlich in Längsreihen geordnete Punkte und Strichel, die vier mehr oder weniger vollständige schwarze Längsstreifen bilden, auf dieselbe Weise gelegen wie bei allen anderen mit dergleichen Längs- streifen versehenen Exemplaren von Limnatis iiilotica, die ich gesehen habe (Tafel, Fig. 1). Die ventrale Furche zwischen dem 1. und 2. Ringe des 3. Somits ist auf den 3 kleineren Exemplaren ganz deutlich. auf dem größten Exemplar dagegen sehr undeutlich. Der 4. Ring des 22. Somits und der L Ring des 23. Somits sind auf der Rückenseite gar nicht, auf der Bauchseite nur sehr undeutlich oder gar nicht geteilt. Hinter dem After kann kein gesonderter Ring bemerkt werden. Auch bei diesen Exemplaren sind die Augen sehr groß und tiefschwarz und daher sehr deutlich zu sehen. ,o:6SS5eSSä3aaaga, Fig. 1. Kiefer des auf der Tafel (Fig. 1) abgebildeten jungen Exemplars von Limnatis nilutica (?) aus Figig. 150: 1. Ich habe die Kiefer des größten Exemplars untersucht (Textfig. 1). Diese sind 0*49 bis 0*53 fwm lang und tragen 39 bis 44 Zähne. Die größten Zähne waren 16 |j, lang und S44 !-• J oll an sson . 8 bis 10 |x breit, die kleinsten nur 6 [j. lang und 4 bis G [J- breit. Die Geschlechtsöffnungen sind bei allen 4 Exemplaren nahe am Vorderrand des 5. Ringes des betreffenden Somits gelegen. Die bei Ain Sefra erbeuteten Hixemplare sind alle sehr jung. Ich habe 3 der größten Exemplare sowie das kleinste gemessen. Die Maße der Körperlänge (a), der Körperbreite (b) und des Durchmessers der hinteren Haftscheibe (c) betrafen: min 1. 18 2. 17 3. 15 4. 8-5 b c 2-5 mm 3 mm 3-5 4 3-2 3-2 1-4 1-4 Beim X'ergleich dieser Maße mit den oben für die Exem- plaie aus F'igig angegebenen findet man, daß bei den letzt- beschriebenen Exemplaren die hintere Haftscheibe nicht unbeträchtlich breiter als bei den anderen ist, welches auch b-jim Vergleich der Fig. 1 und 2 (Tafel) hervorgeht. Diese Exemplare sind alle viel dunkler als die in Figig gesammelten, vermutlich, weil bei der Konservierung und während der Aufbewahrung das dunkle Pigment sich besser als bei diesen erhalten hat. Nach der brieflichen Mitteilung Prof. Werner's hatten diese Tiere im Leben dieselbe Grund- farbe und dieselbe Farbe der Seitenränder wie die aus Figig stammenden Exemplare. Der Ri^icken ist mit G schwarzen Längsstreifen geziert, die so gelegen sind, wie Fig. 3 (Tafel) zeigt. Die beiden mittleren Streifen sind viel breiter als die übrigen, die bisweilen nicht vollständig sind. Besonders treten die am meisten lateralwärts gelegenen Streifen oft nur undeutlich hervor oder fehlen gänzlich. Die ventrale Furche des 3. Somits ist bei allen Exem- plaren sehr deutlich. Bei einigen Exemplaren sind sowohl der 4. Ring des 22. Somits wie der 1. Ring des 23. Somits nicht nur auf der Bauchseite, sondern auch auf der Rücken- seite sehr deutlich geteilt, bei anderen sind diese Ringe nur lii'udineen. 845 undeutlich oder t;ar nicht geteilt. I^ei einigen Exemplaren besteht auch das 24. Somit aus 3 mehr oder weniger deutlich voneinander abgegrenzten Ringen. Auch der das 25. Somit bildende Ring kann bisweilen mehr (jder weniger deutlich geteilt sein. Ich habe nur den dorsalen Kiefer eines einzigen Exem- plares untersucht (Textfig. 2). Dieser war 0-vnmii lang und ,^0mm:>:qu^ Fig. 2. Kiefer eines jungen E.xemplares \-()n Liiiiimtis nilotica (?) aus Ain SetVa. 150: 1. trug 42 Zähne von geringer und nur wenig verschiedener Größe. Die größten fanden sich etwa an der Mitte des Kiefers und hielten sowohl in der Länge wie in der Breite 8 [x, während die kleinsten 6 [x lang und 4 bis 6 [x breit waren. Die Geschlechtsöffnungen haben bei allen Exemplaren ganz dieselbe Lage wie bei den Exemplaren aus Figig. Limnatis oligodonta L. Johansson, 1913. Unter den mir gesandten Egeln findet sich ein von Prof. Werner im März 1905 bei Gondokoro in Uganda erbeutetes Exemplar, das ich, jedoch nicht ganz ohne Bedenken, zu dieser von mir neulich aufgestellten Art rechne. Das Exemplar stimmt in allem wesentlichen fast völlig mit den von mir früher beschriebenen Exemplaren dieser Art überein, nur scheint es in seiner Färbung nicht unbeträchtlich von diesen verschieden zu sein. 846 L. Johansson, Die Körperlänge (a), die Breite (b) und Dicke (c) etwa an der Mitte des Hinterkörpers, die Breite (d) und Dicke (e) etwa an der Mitte des Vorderkörpers, die Breite der Mund- scheibe (/), der Längsdurchmesser (g) und Querdurchmesser (h) der hinteren Haftscheibe betragen folgende Maße: ti h c (i e f S /' 4S mm 9miJi 2' 7 mm V) mm 2' 7 mm 2'C)mm 4mm v^mm Die F'elder der Körperringe belaufen sich sowohl am Rücken wie am Bauch auf je 15 bis 20. Die auf ihnen gelegenen Warzen treten nur sehr wenig hervor. Die ventrale Furche des 3. Somits ist nur sehr wenig- bemerkbar. Der 3. Ring des 5. Somits und der 1. Ring des 6. Somits sind merklich größer als die anderen angrenzenden Ringe und weisen auf der Rückenseite deutliche Neigung zur Trennung in je 2 Ringe auf. Auf ganz dieselbe Weise verhalten sich der 4. Ring des 22. und der 1. Ring des 23. Somits. Der letztere dieser beiden Ringe ist auf der Bauchseite vollständig in 2 Ringe geteilt, während der erstere ganz ungeteilt erscheint. Das 25. Somit besteht auch bei diesem Exemplar aus 2 Ringen, von welchen der 2. sehr klein und durch den After in zwei Seitenhälften geteilt ist. Die Kiefer haben ganz dieselbe Form und Größe wie bei den früher von mir beschriebenen Exemplaren. Auch in der Form und Größe der Zähne ähnelt dieses Exemplar völlig den anderen, dagegen ist die Zahl der Zähne ein wenig größer, nämlich 65 bis 70. Auch sind die Kiefer reichlich mit Papillen besetzt, die in 3 bis 4 unregelmäßigen Reihen geordnet sind und im Durchmesser meistens 0-50 mm bis ()■ 60 //;;// halten. Die Geschlechtsöffnungen scheinen bei diesem Exemplar gerade in der Furche zwischen dem 4. und 5. Ring des 9., beziehungsweise des 10. Somits gelegen zu sein.^ Vielleicht 1 Ich benütze diese Gelegenheit, um eint irrtümliche Angabe zu berichtigen, die sich in meine erste Beschreibung von Liinnatis olisfodonfa <5) eingeschlichen hat. Durch einen Schreibfehler wurde niimlich da an- gegeben, daü die Geschlechtsöffnungen wie gewöhnlich im IC und 11. Somit statt wie gewöhnlich im 9. und 10. Somit gelegen sind. Hiiiidineen. 84/ liegt jedoch wenigstens die männliche Öffnung eher am Hinterrande des 4. Ringes. Die Grundfarbe sowohl des Rückens wie des Bauches ist beim konservierten Tiere hellgrau und noch heller erscheinen die Seitenränder, die im Leben zweifelsohne gelb oder orangefarbig gewesen sind. Die Bauchseite ist beider- seits durch eine dunkle, im Leben vermutlich schwarze Binde von dem hellen Seitenrand abgegrenzt. Ebensolche dunkle Längsbinden finden sich auch am Rücken, nämlich beiderseits von der Medianlinie je 3, von welchen die am meisten medianwärts gelegene, wenigstens im X^orderkörper, wo diese Binden am besten erhalten sind, viel breiter als die übrigen ist. Beim Vergleich dieser Beschreibung mit der von mir früher (ö) gegebenen Beschreibung von Liiuuafis nligodonta findet man, daß das jetzt beschriebene Exemplar betreffs der Färbung von den früher beschriebenen nicht unbeträchtlich ab- weicht. X'ielleicht ist die Verschiedenheit jedoch in der Wirk- lichkeit nicht so groß, wie es vorkommt. Dagegen ähnelt es in der Färbung des Rückens nicht wenig den im vorigen beschrie- benen, in Ain Sefra gesammelten Exemplaren von Lümiatis 11 Hof icü. Auch mitHJnufo Hildehrandti R.Blanchard (3)stimmt es in dieser Hinsicht ziemlich genau überein und; da Liiuiiatis oJigodouta auch in einigen anderen Hmsichten mit Hiriido HildchraiuUi nahe übereinstimmt, könnte man vermuten, daß diese beiden Arten identisch sind. Vielleicht ist es in der Tat auch so, bis auf weiteres muß ich sie aber für verschiedene Arten halten, denn sowohl diejenigen Exemplare, die von Prof. Jägerskiöld gesammelt wurden und mir zur Auf- stellung der Art Liuinatis oligodoiüa dienten, wie auch das jetzt von mir untersuchte, von Prof. Werner erbeutete Exemplar zeichnen sich aus durch den Besitz zahlreicher großer Papillen auf den Kiefern, während nach Blanchard den Kiefern von Hinido Hihichraudii Papillen gänzlich fehlen. Es ist natürlich auch möglich, daß die bei Ain Sefra gesammelten Exemplare zu dieser Art gehören. Gegen eine solche X'ermutung spricht aber u. a. die etwas verschiedene Lage der Geschlechtsöffnungen. 848 L. JolKinss(in, Dina lineata (). F. Müller, 1774. (Tafel, Fig. 4 bis G; Textfig. 3 und 4.) Syn. : Hinicio lincaLi O. F. Müller, 1774. Ncphelis quiulristridla V.. Grube. 1S50. X. lincalii H u d d e 1 , u n d, 1 der entweder ungeteilt oder durch ( ) Bt eine tiefere oder seichtere Quer- > l furche mehr oder weniger deutlich ) s geteilt ist. Das 3. Somit ist auf der } ) JY Rückenseite von 3 Ringen gebildet, von denen die beiden vorderen oft rig. 4. \^ „ , nur undeutlich voneinander abge- Schematische Darstellung der äußeren Morphologie des vorderen gi"enzt sind. Der mittlere dieser K.iiperendes von Dina liiicaia. 3 Ringe trägt die Hinteraugen. Auf der Bauchseite scheinen die Ringe des 3. Somits immer durch einen einzigen Ring vertreten zu sein. Das 4. Somit besteht aus 4 Ringen, von denen der 1. etwas breiter als die übrigen und auf der Rückenseite durch eine seichte Ouerfurche 5. Somit besteht aus ä Ringen, die Hiiudineen. bol oft schon auf die obenbeschriebene Weise, wenn auch meist nur ziemlich undeutlich, geteilt sind. Die hier beschriebene Teilung der Ringe bei Diiia lincata scheint mir dafür zu sprechen, daß alle die als HerpobdcUa-, Diud- und Trocheta -Arten beschriebenen Egel in der Tat zu einer einzigen Gattung gehören, wie auch Apathy (1) seiner- zeit annahm, freilich ohne mehr als ganz wenig vom Bau dieser Tiere zu kennen. Auch bei HerpobdcUa testacea Sa\'. ist der 5. Ring des Somits regelmäßig, wenn auch nur sehr wenig größer als die übrigen (4) und, was die Teilung der Ringe anbelangt, so ist dies auch bei den eigentlichen Herpobdella- Arten eine nicht besonders seltene Erscheinung, wie von Sukatschoff (7) und von mir (4) hervorgehoben worden ist. Die Tiere zeigen im konservierten Zustande keine Spur von Pigmentierung. Sie haben jedoch im Leben vermutlich die für diese Art charakteristische Färbung gehabt. Wahr- scheinlich sind sie nach der Tötung eine geraume Zeit in schwachem Spiritus aufbewahrt worden, wodurch die Farbe zerstört worden ist. Betreffs der Zahl und Lage der Augen sind die ver- schiedenen Exemplare einander unähnlich. In dieser Hinsicht verhalten sie sich aber auf ganz dieselbe Weise wie die schwedischen und anderen Exemplare dieser Art (4). Bei allen den vorliegenden Exemplaren haben die Geschlechtsöffnungen die gleiche ganz normale Lage; die männliche liegt nämlich zwischen dem 2. und 3., die weib- liche zwischen dem 4. und 5. Ringe des 10. Somits (Tafel, Fig. 5). Literaturverzeichnis. L Apathy S., 1888, Analyse der äußeren Körperform der Hirudineen, in: Mt. Stat. Neapel, vol. 8. 2. Blanchard R., 1894, Hirudinees de l'Italie continentale et insulaire, in: BoU. Mus. Zool. Anat. comparata, Torino, vol. 9, No. 192. 3. — 1897, Hirudineen Ostafrikas, in: Die Tierwelt Ost- afrikas (Deutsch-Ostafrika, Bd. 4), Berlin. 852 L. .1 1) liiinsson , Hirudineen. 4. Johansson Ludwig, 1910, Zur Kenntnis der Herpo- bdelliden Deutschlands, in: Zool. Anz., Bd. 35 u. 36. 5. — 1913, Hirudineen aus dem Sudan, in: Res. Swed. Zool. Exped. to Egypt and the White Nile 1901, Upsala. (). Livanow N., 1907, Untersuchungen zur iMorphologie der Hirudineen, III, in: Zool. Jahrb., Abt. für Anat., Bd. 23. 7. Sukatschoff B. W., 1908, Beiträge zur Kenntnis der Fauna Turkestans, III, in: Trav. Soc. St. Petersb., Bd. 87. Erklärung der Abbildungen auf der Tafel. Fig. 1. Junges Exemplar \'on Liiimatis nilvtica (?) aus Figig. 2:1. Fig. 2. Junges E.xemplar von Lininatis nilotica ()) aus Ain Sefra. 5:1. Fig. 3. Teil desselben Exemplares, vom Ri.icken gesehen. 5:1. Fig. 4. Dilta lineata aus dem Algerien. 2:1. Fig. 5. Teil der Bauchseite desselben PZxemplares mit den Geschlechts- liffnungen. 10:1. Fig. 0. 2 .Somite des Hinterkiirpei-s desselben Exemplares, \-om Ri.ickeii gesehen. ID : 1. JohtUlSSOn.L.: Himdincon. -3 Liih.AnsTTh.ßannwarth.Wien. Sitzinigsberichte(Lkais.Aliad(Lmss,niaÜi.natunv.]üasso,]]d.CXXIII.Abt.T.101't 853 Untersuchungen über die Stridulation und das Gehör von Thamnotrizon apterus Fab. cT von Prof. Dr. Johann Regen in Wien. (.Mit 5 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 25. Juni 1914.) Vorwort. Im »Handbuch der vergleichenden Physiologie« erhebt Mangold^ gegen meine Arbeit »Das tympanale Sinnesorgan von Thamnotrizon apterus Fab. cf als Gehörapparat experi- mentell nachgewiesen« 2 folgende Einv/ände:^ 1. >Jn einer Anmerkung betont Regen, sich wohl bewußt zu sein, daß Schallwellen außer den Gehörsempfindungen auch Empfindunger. zu vermitteln vermögen, die gewöhnlich nicht als Gehörsempfindungen bezeichnet werden und durch mecha- nische Wirkung entstehen.« »Leider spricht sich Regen nicht näher darüber aus, in welchem Sinne er die aus seinen Versuchen vielleicht zu fol- gernde Erregung des tympanalen (3rganes durch das Stridula- tionsgeräusch aufgefaßt wissen will.« 1 E. Mangold, Gehörssinn und statischer Sinn. Handbuch der ver- gleichenden Phj-siologie. Herausgeg. v H. Winterstein, Bd. 4, Jena 1913. - J. Regen, Das tympanale Sinnesorgan von Thamnotrizon apterus V ah. 1^ als Gehörapparat experimentell nachgewiesen. Sitzungsber. der Kaiserl. Akad. der Wissensch. in Wien, III. Abt., Bd. 117, Oktober 1908. ^1 A. a. O., S. 889. Mangold äußert sich nämlich (a. a. 0., p.. 888) über meine Arbeit: »Nur lassen sich leider zunächst noch gar zu viele Ein- wände machen.« Daraus schließe ich, daß alle hier wiedergegebenen Bemer- kuni^en Mangolds als Einwände aufzufassen sind. 854 J. Regen, 2. »Leider geht auch aus seiner kurzgefaßten Mitteilung nichts Näheres über die Versuchsbedingungen und die Ein- richtung der , entsprechend eingerichteten Schaukasten' hervor, so daß vor allem die Frage offen bleibt, ob die Tympanal- organe imstande sind, das Stridulationsgeräusch durch Luft- leitung als Reiz anzunehmen, oder ob die Übertragung nicht vielmehr nur durch den festen Untergrund, auf dem die Tiere sitzen, vermittelt wird. Letzteres scheint mir nach Regens Versuchen zunächst das wahrscheinlichere, da die Tiere offen- bar stets sehr nahe beieinander saßen; denn es wird als Aus- nahme erwähnt, daß sie einander nicht sehen konnten.« 3. »Auch Kontrollversuche mit ausgeschlossenem Gesichts- sinne scheinen nicht vorzuliegen.« 4. »Leider fehlen ferner nähere Angaben über die Ent- fernung zwischen den alternierend zirpenden Tieren und 5. von hohem Interesse wäre es auch gewesen, ob es gelingen würde, durch andere Geräusche und Töne das Zirpen zu beeinflussen und so deren Perzeption nachzuweisen.« 6. »Es muß allerdings noch besonders betont werden, daß einstweilen auch noch ein weiterer wichtiger Einwand durch Regens Versuche nicht entkräftet ist, daß nämlich die Entfernung der Tympanalorgane gar nicht die Reizauf- nahme, wohl aber die Reizbeantwortung, insbesondere die Regulierung der Stridulationsgeräusch e, in irgend einer für uns noch nicht zu durchschauenden Weise unmöglich macht, und daß diese Organe mit der Aufnahme der Schallreize doch überhaupt gar nichts zu tun haben.« Bevor ich auf die einzelnen Einwände zurückkomme, möchte ich bemerken, daß ich in meiner zuvor angeführten Arbeit nur einen einzigen Versuch vorführen wollte, weitere Untersuchungen aber, wie aus der Schlußbemerkung »Die Versuche werden fortgesetzt« hervorgeht, in einem späteren Zeitpunkte' folgen zu lassen beabsichtigte. Auf die einzelnen Einwände erwidere ich der Reihe nach, wie folgt: Stridulation und Gehör von TlidiiiiKilrizoii. 855 Ad 1. Die Anmerkung, die zum ersten Einwand die Veran- lassung gegeben hat, lautet vollständig: '>Ich bemerke, daß hier unter Gehörorgan ein Sinnesorgan verstanden ist, welches die Wahrnehmung von Schallwellen der Luft vermittelt. Dabei bin ich mir bewußt, daß Schall- wellen außer den ,Gehörsemplindungen' auch Empfindungen zu vermitteln vermögen, die wir gewöhnlich nicht als Gehörs- empfindungen zu bezeichnen pflegen. (So werden Tauben, die des Gehörorgans beraubt \\'orden sind, durch kräftige Schall- \\'ellen aufgeschreckt, indem die Wellen mechanisch auf die Federn wirken.)« Diese Anmerkung bezieht sich auf folgende Stelle meiner Ausführungen: • »Die tympanalen Sinnesorgane wurden auf Grund ana- tomischer Befunde wohl allgemein als Gehörorgane be- trachtet.« Dieser Satz, dem in der Arbeit nirgends etwas entgegen- gehalten wird (die Anmerkung weist ja nur auf eine ent- fernte Möglichkeit hin, die, wie man aus ihrer Fassung erkennt, hier nicht in Betracht kommt), sowie der Titel der Arbeit dürften wohl darauf hindeuten, daß ich schon damals das Tympanalorgan als ein spezifisches Sinnesorgan betrachtet habe. Ad 2. Da der von mir vorgeführte Versuch unter den in meiner Arbeit angegebenen Bedingungen wohl stets gelingen muß, schienen mir die gemachten Angaben über die Versuchs- bedingungen vollkommen zu genügen, um meine Versuche wiederholen und so kontrollieren zu können. Die Schaukasten waren größere Terrarien, die der Lebens- weise meiner Versuchstiere entsprechend eingerichtet waren. Ad 3. Kontrollversuche mit ausgeschlossenem Gesichts- sinne waren nach dem vorgeführten Versuch eigentlich nicht notwendig; denn kam das Alternieren durch gegenseitige Wahr- nehmung der Flügelbewegungen zustande, so hätten die Versuchstiere, die im Terrarium nahe beieinander saßen und sich sehen konnten, auch nach Entfernung ihrer Tympanal- S5G J. Regen, Organe geradeso alternieren müssen wie vorher, \\-as jedoch nicht der Fall war. Außerdem bemerke ich in meiner Arbeit ausdiücklich: >'Stellt man unversehrte Tiere derart, daß sie einander nicht sehen können, so alternieren sie, ein Beweis, daß die Alternation nicht etwa durch Wahrnehmung der Flügel- bewegungen, sondern durch Anhören der Zirplaute der anderen Tiere bewerkstelligt \vird.« Die Blendung der Tiere mit Maskenlack wurde ebenfalls \-orgenommen, aber nicht beschrieben, da mir der angeführte Versuch wichtiger zu sein schien. Ad 4. Nähere Angaben über die Entfernung zwischen den alternierend zirpenden Tieren waren späteren Untersuchungen \-orbehalten. Ad 5. Dasselbe gilt auch für die V'ersuche über die Beein- flussung der Stridulation durch andere Geräusche und Töne. Ad G. Dieser höchst interessante Einwand gab die Veran- lassung zu den weiter unten angedeuteten Versuchen, die ich bei einer anderen Gelegenheit ausführlich beschreiben werde. Ich erwidere voiiäufig auf diesen Einwand hier nur folgendes: a) Das Weibchen von Thanniotrizon aptenis Fab. besitzt ein Tympanalorgan von gleichem anatomischen Bau wie das Männchen, es besitzt aber kein Stridulationsorgan. Dienen mm die Tympanalorganc nui' der Reizbeantwortung, insbe- sondere der Regulierung der Stridulationsgeräusche, so sind sie bei den Weibchen vollständig zwecklos, da diese eben nicht zu zirpen vermögen. Die Annahme aber, das bei beiden Geschlechtern gleich gebaute Tympanalorgan diene bei den Männchen zur Regulierung der Stridulationsgeräusche, bei. den Weibchen hingegen einem anderen Zwecke, ist im höchsten Grade unwahischeinlich. h) Bei mehreren Männchen von Tluiuiuofrizon aptertis Fab. \vurde das Tympanalorgan durch luftdichte X'^erstopfung der mit diesem in Beziehung stehenden Tracheen langsam zum Absterben gebracht. Dabei zeigte sich folgendes: Während das Tympanalorgan zugrunde ging, nahm die Hörv\eite der Versuchstiere allmählich ab, die Fähigkeit des Stridulation und Geliör von Tliainnolrizon. 85/ Alternierens hingegen blieb unterdessen vollkommen erhalten. Diese erlosch nicht etwa nach und nach, sondern vielmehr erst dann, und zwar sofort, als das Tympanalorgan gänzlich ab- gestorben war. Es ist somit ein und dasselbe Organ, das T^'mpanal- organ, das sowohl die Schallreize aufnimmt als auch die Regulierung der Stridulationsgeräusche ermöglicht. Das letztere ist jedoch nur eine Folge des ersteren. P"s bleibt sonach noch der Einwand: Bei meiner Darstellung bleibe die Frage offen, ob das Tympanalorgan von Tliamnotrizon aptenis Fab. d^ imstande sei, das Stridulationsgeräusch durch Luftleitung als Reiz aufzu- nehmen, oder ob die Übertragung nicht vielmehr nur durch den festen Untergrund, auf dem die Tiere sitzen, vermittelt werde. Dieser Einwand gab die Anregung zu einem Teile der vorliegenden Untersuchungen. Meinem lieben Freunde und hochgeschätzten Gönner, Herrn Dr. Wilhelm Ritter v. Gut mann, möchte ich an dieser Stelle für das meiner Arbeit entgegengebrachte große Interesse sowie für seine hochherzige Unterstützung, durch die es mir erst ermöglicht wurde, mich diesen Untersuchungen ganz zu widmen, meinen aufrichtigsten Dank aussprechen. A. Beobachtungen. Bei meinen Untersuchungen über das Gehör von Thain- iioiyi"on aptcrns Fab. c/" ließ ich die übliche Frage, ob dieses Tier auf künstlich hervorgebrachte Schallreize reagiere, zu- nächst beiseite und überlegte vor allem: Wenn unter den unendlich vielen Schalläußerungen über- haupt irgend eine für dieses Tier von hiteresse ist, so wird es offenbar in erster Linie jener Schall sein, den das Tier selbst her\'orbringt, nämlich sein Stridulationsschail. Um somit für meine diesbezüglichen Untersuchungen eine feste und sichere Basis zu gewinnen, war es zunächst notwendig, die Stridulation diesesTieres möglichst eingehend zu beobachten. Sitzb. d. mathem.-naturw. Ki.; CXXIil. Bd., Abt. I. iJO 858 J. Hegen, Diese Beobachtungen wurden mehrere Jalire hindurch ohne besondere Hilfsmittel an einer großen Anzahl von Tieren sowohl in der freien Natur als auch in Terrarien fortgeführt. Einzelne Tatsachen habe ich bereits an anderen Stellen^ mitgeteilt; in zusammenhängender Darstellung werden sie in diesem Abschnitte dargelegt. Die Stridulatiun der Männchen von T/!ainiio/ri:on ajitcnis Fab. setzt sich aus einzelnen Perioden, diese aus einzelnen Zirp- lauten zusammen. Die einzelnen Zirplaute ein und derselben Periode werden in der Regel durch scharf abgemessene kurze Pausen voneinander getrennt. Den einzelnen Perioden folgen längere Pausen. Jeder Zirplaut erschallt stets wie ein kurzes, ziemlich scharfes »Zrr«. Die Höhe des Stridulationsschalles ist nur geringen Schwankungen unterworfen, die Stärke desselben kann jedoch bei den einzelnen Männchen unter Umständen stark variieren. - 1 J. Regen, Neue Beobachtungen über die Stridulationsorgane der salta- toren Orthopteren. Arbeiten der zoolog. Institute in Wien, Bd. 14, 1903. J. Regen, Haben die Antennen für die alternierende Stridulation von Tlmiinu'- UnzoH aptcnis Fab. (^ eine Bedeutung? Pflügers Arch., Bd. 155, Bimn 1913. - Der Stridulationsschall von Thaninolrizon aplcrns V ah. q-^ ist ein Gemiscli von verschiedenen Tönen und Geräuschen, woraus ein Ton, der annähernd //- entspricht, für das menschliche Gehörorgan besonders hervortritt. Größere Individuen erzeugen entsprechend den größeren Dimensionen der einzehien Bestandteile ihrer Stridulationsappai^ate etwas tiefere Zirplaute als kleinere. Der Stridulationsschall unseres Tieres ist unter normalen Verhältnissen mindestens so stark wie die Zirplaute anderer zirpender Locustiden .Mittel- europas von beiläufig gleicher Größe, aber bedeutend schwächer als die Lock- lufe von Gryllus caiiipcslris L. rf . Objektiv kann der Stridulationsschall von TJiainnotrizon aptenis Fab. r^ mit Rücksicht auf die geringe schwingende Masse (Gewicht etwa 0'07 mg) und die kleinen Elongationen der wichtigsten schallerzeugenden Membran des Stridulationsapparates, des Spiegels, an und für sich wohl nur eine geringe Intensität besitzen. Die relativ gute subjektive Wahrnehmbarkeit dieses Schalles dürfte sich aus der größeren EmpfindHch- keit des menschlichen Gehörorgans für hohe Töne und wahrscheinlich auch aus der Verstärkung des .Stridulationsschalles durcli die Resonanz des äußeren Gehörganges, wenigstens für viele Beobachter, erklären. Ein und dasselbe Männchen vermag seine Zirplaute bald stärker, bald schwächer oder sogar ganz leise hervorzubringen ; es macht jedoch von dieser seiner Fähigkeit verhält- Stridulatiüu und Gehör von Tluuiiiuib-izon. 859 In der Notenschrift könnte eine Periode, wenn man \"on der Tonhöhe und dem Zeitmaß absieht, etwa folgendervveise dargestellt werden: ^ ^ ^ y ^ ^ ^ Pause. zrr zrr zrr txv yxv zit /xv Im folgenden werden die einzelnen Zirplaute, da ihre Zeitdauer nur wenig variiert, stets mit # oder f. wenn sie unbetont, mit #' oder f, wenn sie betont sind, angedeutet. Die in der Notenschrift zur Bezeichnung der Kürze üblichen Punkte unter-, beziehungsweise oberhalb der Noten werden, da man sie überall setzen müßte, weggelassen. In je kürzeren Intervallen die einzelnen Zirplaute auf- einanderfolgen, desto näher werden die einzelnen Noten neben- einander gesetzt. Pausen, deren Länge derDauer eines einzigen Zirplautes ent- spricht, werden mit i, längere mit -, — , usw. bezeichnet. Die Pausen werden in der Regel nur dort geschrieben, wo während ein und derselben Periode Zirplaute ausfallen. Die Pausen zwischen den einzelnen Perioden werden nicht berücksichtigt. Um ein möglichst übersichtliches Bild von der Stridula- tion dieses Tieres geben zu können, wird im folgenden der Verlauf der einzelnen Stridulationsperioden mit Auslassung aller Details, also nur der Hauptsache nach, dargestellt. Eine genaue Analyse der einzelnen Perioden wird erst auf Grund der photographisch registrierten Stridulationskurven erfolgen. nismaßig selten Gebrauch. In der Regel erschallen seine Zirplaute gleich stark. Da jedoch sowohl die Ausbildung als auch die Größe des Stridulationsapparates individuellen Schwankungen unterworfen ist, ist die .Stärke des Stridulations- schalles bei verschiedenen Miinnchen im allgemeinen nicht ganz gleich. Ferner zirpen ältere Männchen meist schwächer und weniger lebhaft als jene, die erst Imagines geworden sind. Wird die Schrillader eines Männchens beschädigt, der Spiegel zerrissen oder gar die Schrillkante verletzt, dann kann das Tier nur noch sehr schwache oder überhaupt gar keine Zirplaute mehr hervor- bringen. 860 J. Kegen, a) Stridulation eines einzelnen Männchens. Die Stridulation eines einzelnen Männchens M^ wiid durch folgende Perioden gekennzeichnet: 1. Die einzelnen Zirplaute folgen sehr rasch aufeinander. Das Intervall / zwischen zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Zirplauten ist hier am kürzesten [!)]. Jede Periode besteht aus etwa 3 bis 20 Zirplauten. M,. . . .ÄÄl^Pause^MMii^ Pause u.s.f.l' I). 2. Die einzelnen Zirplaute folgen zunächst im Intervall /, später in einem größeren Intervall J aufeinander [II)]. Selten umgekehrt. Weder / noch J sind ganz konstant. Beide Intervalle werden teils vom Tier selbst, teils von äußeren Einwirkungen, namentlich aber von der Temperatur innerhalb gewisser Grenzen beeinflußt, wobei durch eine tiefere Temperatur so- wohl / als auch / verlängert wird. Die in schneller Aufeinanderfolge hervorgebrachten Zirp- laute der beiden Perioden sind etwas kürzer und höher als in jenen Fällen, wo sie ritardando, beziehungsweise im Inter- vall ./ aufeinanderfolgen. Beiden Perioden folgen längere Pausen, meist von ganz unbestimmter Dauer. Die Perioden I) und II) erschallen hie und da während des Tages, in der Regel nur einzeln als »Warnungsruf«. Gegen Abend aber, namentlich bevor das lebhafte Gezirpe beginnt, sind sie öfter zu hören. 3. Die einzelnen Zirplaute folgen während der ganzen Periode im Intervall J aufeinander [III)]. Die Periode besteht aus etwa 3 bis 20 Zirplauten. M, jV^j^]^l,h^j.,h,^h|j .10. 1 In der weiteren Darstelluna- wird stets nur eine einziee Periode angedeutet. Stridiilation und Geliür von Thamnolrizoa. 861 Beim Gezirpe eines einzelnen Männchens von Thamnotri- zoii apterns Fab. wiederholt sich meistens nur die Periode 111). Sowohl in I) als auch in II) und III) werden oft die letzten Zirplaute ritardando hervorgebracht. Die Periode I) geht durch allmähliches Ritardando in \ielen Fällen in die Periode III) über. Dieser Übergang wird annähernd durch die Periode I!) angedeutet.. 4. Die einzelnen Zirplaute folgen bald im Intervall ./, bald etwas schneller, bald etwas langsamer aufeinander. Eine Periode besteht aus bedeutend mehr als 20, vielfach aus mehreren hundert Zirplauten: Den Perioden III) und IV) folgen längere Pausen, ent- weder von unbestimmter oder von mehr oder weniger be- stimmter Dauer. Der Unterschied zwischen den beiden zuletzt genannten Perioden ist vielleicht ganz geringfügig, für die Beur- teilung des Tympanalorgans als Gehörorgan jedoch inso- fern sehr wichtig, als ein des Tympanalorgans beraubtes Männchen wohl die Periode III), nicht aber die Periode IV) hervorbringt. 5. Werden in III) einzelne Zirplaute ausgelassen, dann kommen innerhalb ein und derselben Periode Gruppen von Zirplauten zum Vorschein: ^u-^<^K^P b)^l'hh> ■^)^K^K^^ usf. Diese Perioden wurden meistens bei altersschwachen Männchen beobachtet. Das Gezirpe, welches das Mannchen in Gegenwart des Weibchens an- stimmt, ist ein schwaches, hie und da durch schrillere Zirplaute unterbrochenes Geräusch, ein leises »Trr — Trr«, das durch zarte Vibration der Elytren hervor- gebracht wird. Dieses Gezirpe wurde jedoch ziemlich selten beobachtet und ist für diese Untersuchungen von keiner weiteren Bedeutung. 862 J. Regen, h) Stridulation zweier Männchen. 1. Zwei Männchen M^ und M., zirpen für sich und ver- halten sich also wie zwei einzehie Männchen. Bringen sie zufällig ihre Perioden mehr oder weniger gleichzeitig hervor, so erschallen die einzelnen Zirplaute regellos durcheinander. 2. Der Periode von M^ folgt unmittelbar oder bald dar- nach die Periode von M^, wobei von beiden entweder die Periode I): M,. ^ . .mmm 1 ^, ''' m%7m%\ oder II) oder die Periode III) angestimmt wird: ' PPPPPPPPPPPPI ■ 3. M., setzt mit seiner Periode ein, bevor M^ seine Periode beendet hat [VIII)]. Hiebei wird von beiden Tieren entweder die Periode I) oder II) oder III) angestimmt. Die Periode III) wird aber bevorzugt. '" PPPPPPPPPPPPi Die Perioden VII) und VIII) wurden namentlich dann beob- achtet, wenn die Männchen \'erhältnismäßig weit voneinander entfernt w'aren. 4. Kurz nachdem Jf^ seine Periode III) begonnen hat, stimmt M., mit derselben Periode ein [IX)]. Die einzelnen Zirplaute der beiden Männchen erschallen bald regellos durcheinander, bald nacheinander, bald mehr oder weniger gleichzeitig; sie zirpen im letzteren Falle annähernd unisono. Bei diesem Gezirpe wird in der Regel nur die Periode III) angestimmt. Wie am Anfange der Periode bloß die Zirplaute des einen Männchens erschallen, so setzt, nachdem das eine der beiden Männchen seine Periode beendet hat, das andere das Gezirpe allein noch einige Zeit fort. pppppppppppppppp J Stfidulation und Gehör von Tlnriiniolrizon. o63 Nachdem .1/., in VI) bis IX) seine Periode beendet hat, folgt eine längere Pause, entweder von unbestimmter oder von mehr oder weniger bestimmter Dauer. 5. Die Periode verläuft anfangs wie in IX). Ist der Ein- Ivlang annähernd oder ganz hergestellt, dann setzt auf einmal eines der beiden Männchen, etwa I\f^, mit jedem zweiten Zirp- laut aus, .1/0 tut nach Ablauf des Intervalls / dasselbe und nun wechseln sie mit ihren Zirplauten regelmäßig ab, sie alternieren. Hierauf kehren sie, nachdem sie einige Zeit alterniert haben, a) entweder zum Einklang, beziehungsweise zur Peri- ode IX) zurück: Vorspiel Aliematron Nachspiel oder b) sie alternieren bis zum Schlüsse der Periode weiter fort [XI)]. Dieser Fall bildet die Regel. Bei der Periode X) kann man drei Abschnitte unter- scheiden: ü) das Vorspiel. b) die Alternation (das Alternieren) und c) das Nachspiel.. Das Vorspiel wird mit einem Solo des einen der beiden Männchen eingeleitet, das Nachspiel, in XI) die Alternation, mit einem Solo des einen der beiden Männchen abgeschlossen. Im letzteren Falle folgen die einzelnen Zirplaute bald im Inter- vall 2 J, bald im Intervall J aufeinander. Die letzten Zirplaute werden oft ritardando hervorgebracht. Der Übergang von der regellosen zur alternierenden Stridulation wird in der Regel in der oben angedeuteten Weise bewerkstelligt. Hie und da vollzieht sich jedoch dieser Um- schwung auffallend rasch, so daß der Einklang nicht herge- 864- J. Regen, Stellt wird. Setzen aber zufällig beide Männchen mit ihren Zirplauten gleichzeitig aus, um an passender Stelle wieder einzusetzen, so entsteht zunächst eine kürzere Pause, worauf sie gewöhnhch abermals versuchen, ihre Zirplaute in regel- mäßige Aufeinanderfolge zu bringen. Diese Bemühungen führen jedoch selten zum Erfolg. Nach einer längeren Pause wird die einmal mißlungene Periode von neuem begonnen. (3. Vielfach, namentlich dann, wenn die beiden Männchen schon einige Zeit, wie in XI) angedeutet wurde, gezirpt haben, wird das Vorspiel abgekürzt und entweder a) von beiden: oder h) nur von einem der beiden Männchen angestimmt: R m^hKKKKK^.KK^ I . . .w) ' p^p^P^p^P^p''P^P'''T^ ( ' ■ 7. Schließlich wird in vielen Fällen auch das in Xill) angedeutete kurze Vorspiel ganz weggelassen und die Alter- nation beginnt sofort: ' ' p''p''P^p^p^p^p^p''p^p''p'P^p''pr Nachdem M.,, beziehungsweise M^ in X) bis XIV) seine Periode beendet hat, folgt eine längere Pause, die jedoch beim lebhaften Alternieren etwas abgekürzt wird und dann oft von einer ziemlich konstanten Dauer ist. Die Perioden VIII) undIX) stellen denÜbergangvon VII) nach X), die Perioden XII) und XIII) den Übergang von XI) nach XIV) dar. Bei den in XI) bis XIV) angedeuteten Perioden wechseln die beiden Männchen hie und da sogar über lOOmal mit ihren Zirplauten ab,^ bevor sie eine Pause eintreten lassen. 1 Diese und ähnliche Angaben beziehen sich auf die Anzahl der Zirp- laute, die eines der beiden Männchen während des Alternierens hervorbringt. Stridulation und Gehör von Thamnolrizon, 865 Wie aus XIV) ersichtlich ist, folgen während der Alternation die einzelnen Zirplaute sowohl von M^ als auch von M., in dem Intervall 2 7 aufeinander. Jeder Zirplaut von M^ ist aber von dem nächsten Zirplaut von M^ um das Intervall J entfernt, d. h. beide Männchen zusammen vollführen die Periode III). Ein Be- obachter, der der Sache fremd gegenübersteht und die beiden Männchen nicht sieht, wird daher leicht getäuscht und glaubt so, das Gezirpe nur eines einzigen Männchens zu hören. 8. Hie und da setzt das eine Männchen während der Alternation nicht mit jedem zweiten Zirplaut aus, sondern befolgt eine andere Regel, indem es gegen das Ende seiner Periode oder durch die ganze Periode hindurch Gruppen von Zirplaüten, wie in V) angedeutet wurde, hervortreten läßt: Vf J^ > J^ J^ ^ J^ J^ i^ J^ I V ^ ^ V V VVV /'/ v\ 9. Beginnt M^ mit der Periode III) und setzt M.^ sofort an richtiger Stelle ein, dann folgen während der Alternation die einzelnen Zirplaute sowohl von M^ als auch von M., im Inter- vall J aufeinander. Es entsteht so eine alternierende Periode, die äußerst schnell verläuft; denn jeder Zirplaut von .1/^ ist von dem nächsten Zirplaut von M., um das Inter\-all / entfernt. Beide Männchen vollführen also in diesem Falle, während sie alter- nieren, zusammen die Periode I): M.^.-mmmj' \ ^ Diese Periode tritt jedoch in reiner Form ziemlich selten auf. Meistens wird sie durch beiderseitiges Ritardando all- mählich in die Periode XIV) übergeführt. Die Periode XVI) wurde bei den Tieren, die aus der Um- gebung von Vojsko und Unec (Krain) stammten, nur selten, bei den Tieren hingegen, die im Anningergebiete (Nieder- österreich) gefangen wurden, öfter beobachtet. Da jedoch die Beobachtungen an den zuerst genannten Tieren Ende August und Anfang September, an den zuletzt genannten hin- 866 J. Keinen, gegen Mitte Juli angestellt wurden, kann ich x'orläufig nicht entscheiden, ob sich Tiere verschiedener Fundorte oder ver- schiedenen Alters diesbezüglich etwas verschieden verhalten. Weitere Beobachtungen über die alternierende Stridula- tion haben ergeben, daß bei der Herbeiführung derselben hauptsächlich nur eines der beiden Männchen sich besonders bemerkbar macht. Dies äußert sich in verschiedener Weise: 1. Während ein Männchen (M^) sonst die Periode III) bevorzugt, zirpt es in einem solchen Falle fast ununterbrochen weiter; es stimmt die Periode IV) an. Sobald jedoch ein anderes Männchen (M.,) einstimmt, setzt .1/^ sofort mit jedem zweiten Zirplaut aus, wodurch das Alternieren herbeigeführt \vird. Beendet aber M, seine Periode schon nach kurzer Zeit, dann zirpt ,1/^, ohne innezuhalten, weiter, indem es wieder, wie vor dem Alternieren, die einzelnen Zirplaute im Intervall J aufeinander folgen läßt [XVII)]. Dabei werden die einzelnen Zirplaute nicht selten auffallend stark betont, wodurch an- scheinend M, zu weiterem Alternieren aufgefordert werden soll. Stimmt nun .!/„ tatsächlich ein, so wiederholt sich der Vorgang. 2. Haben ^/^^ und .V., schon einige Zeit alterniert und stimmt M, bei der nächsten Periode nicht sofort ein, dann verlangsamt J.I^ nach Beginn seiner Periode sein Gezirpe, indem es den einzelnen Zirplauten immer längere Pausen folgen läßt. Sobald aber M., einsetzt, zirpt M^^ in dem beim Alter- nieren üblichen Tempo weiter: VI ^"^hhh h N N ^ N ^ ^ h 1 ■ PTP^rp'-M 3. Ist das Alternieren schon längere Zeit in vollem Gange, so bringt M^ zu Beginn einer neuen Periode oft nur einen einzigen Stridulation und Gehör von Tlminiiofn'zon. 867 Zirplaut hervor und wartet, bis .1/., einstimmt. Ist dies geschehen, dann verläuft die Periode reijeh-echt bis zum Schlüsse weiter: M N h h J^ J^ J^' ,^ j^ \/ ^ V ^^ \' \' V V >K). c) Stridulation dreier und mehrerer Männchen. 1. Drei oder mehrere Männchen verhalten sich wie ein- zelne Männchen. Sie zirpen einzeln. Bringen sie zufällig ihre Perioden mehr oder weniger gleichzeitig hervor, so erschallen die einzelnen Zirplaute regellos durcheinander. 2. Sie zirpen, indem sich der Periode von M^ nach und nach die Perioden der übrigen Männchen anschließen. Dabei wird entweder die Periode I): ^' \mmm >■ M, XX) rororo i oder 11) oder die Periode III) angestimmt: M, . . PPPPPPPP PPPPPPPPP PPPPPPPP) )öa). 3. Der Anschluß der Perioden der einzelnen Männchen erfolgt, bevor M^, beziehungsweise M., usw. seine Periode beendet hat [XXII)]. Hiebei wird die Periode III) bevorzugt. M,. PPPPPPPPPPPP PPPPPPPPPPP PPPPPPPPPPPP) \yM. 868 J. Regen, 4. Kurz nachdem M^ seine Periode begonnen hat, stimmen nach und nach die übrigen Männchen ein, wobei die einzelnen Zirplaute bald regellos durcheinander, bald nacheinander, bald mehr oder weniger unisono erschallen [XXIII)]. Hiebei wird in der Regel nur die Periode III) angestimmt. M,. . M, PPPPPP-'P'PP'PP, Die Periode XXII) bildet den Übergang von XXF) nach XXIII). Nachdem M, in XX) bis XXIII) seine Periode beendet hat, folgt eine Längere Pause, entweder von unbestimmter oder von mehr oder weniger bestimmter Dauer. Dabei ist hervorzuheben, daß das Einstimmen der einzelnen Männchen während ein imd derselben Periode in \-erschiedener Weise eifolgen kann, wobei dann die hier angedeuteten Peri- oden XXI), XXlIj und XXIII) miteinander kombiniert erscheinen. 5. Drei oder' mehrere Männchen alternieren [XXIV)]. Das alternierende Gezirpe vollzieht sich in diesem Falle zu- meist in folgender Weise: M^ beginnt mit einem kurzen \'orspie!, dann stimmen der Reihe nach die übrigen Männchen M,, -1/.,, M^ usw. ein. Dabei erschallen einerseits die Zirplaute der Männchen Mi, Mi usw., andrerseits die Zirplaute der Männchen Mo, Mj, usw. während des xAlternierens gleichzeitig oder nahezu gleichzeitig. In der Regel wird von jedem Männchen ein kurzes Wir- spiel angestimmt, das Nachspiel aber in der Regel weggelassen. Hie und da bringt das eine oder das andere Männchen während des Alternierens auch eine '\'on den in V) angedeuteten Peri- oden hervor. Die Periode XXIV) dauert bisweilen sehr lange, bevor eine Pause eintritt; denn während z. B. M^ und M., nach Be- endigung ihrer Perioden pausieren, setzen M.^ und M^ das Alternieren weiter fort und, bevor diese aufhören, stimmen jene wieder von neuem ein. So beobachtete ich am 11. Sep- Stridiilation und Gehör von Thamnolrizon. 8(39 tember 1013, in der Zeit zwischen 10 und lOV." nachts, daß sechs Männchen, von denen jedes in einem be- sonderen Terrarium gehalten wurde (die Entfernung zwi- schen je zwei benachbarten Terrarien betrug 10 r//?), wäh- rend ein und derselben Peri- ode 3600mal alternierten. Da- bei hatte ich aber weder dem Anfang dieser Periode bei- gewohnt noch wartete ich das Ende derselben ab. Auch dann, wenn mehrere Männchen alternieren, ist es in der Regel nur eines [M^ in XXIV)], das sich durch seine Lebhaftigkeit besonders hervortut und das Gezirpe allein so lange fortsetzt, bis eines von den übrigen wieder einstimmt und mit ihm alter- niert. Dann stimmen nach und nach öfters auch die anderen ein und die Periode, die schon dem Abreißen nahe war, wird nun weiter gesponnen. Hinsichtlich der Ent- fernung zwischen zwei alternierenden Männ- chen von Tha mnotrizon ap- ternsVö.h. wurde bisher fol- gendes ermittelt: Zu wiederholten Malen beobachtete ich, daß zwei •TN. is :^. ^ % % 870 J. Regen, Männchen, die in der freien Natur 1 bis 2 ///, in geschlossenem Räume 3 bis 4 ;//- voneinander entfernt waren, alternierten. Am 18. Oktober 1913, in der Zeit zwischen 614 und 7'' abends, stellte ich fest, daß in einem geschlossenen Räume, dessen Temperatur etwa 11-5° C betrug, zwei Männchen bei einer gegenseitigen Entfernung von etwa 10' diu noch präzis alternieren konnten. Die Zirplaute folgten verhältnismäßig langsam aufeinander. Jedes Männchen brachte während des Alternierens in 4 Sekunden etwa 5 Zirplaute hervor, wobei jede einzelne Periode durchschnittlich etwa 9 Zirplaute umfaßte. Die beiden Männchen befanden sich in zwei würfel- förmigen, aus möglichst weitmaschigem Drahtnetze hergestellten Käfigen von 30 cm Seitenlänge. Der Beobachtungsraum bestand aus einem \^orraum (Länge 5*6 w, Breite 2' 8 in, Höhe 2-7 in) und einem Zimmer (Länge ö'4m, Breite 2*6 m, Höhe 2*7 m). Beide Räume waren durch eine offene Tür (Breite 1 m, Höhe 1 •8 m) miteinander verbunden. Da mir in der kleinen Ortschaft, wo diese Untersuchungen angestellt wurden, kein größerer Raum zur Verfügung stand, konnte ich die Entfernung zwischen den beiden alternierenden Männchen nicht weiter vergrößern. Die Entfernung von 10" 5;// ist daher wahrscheinlich noch nicht die größte, bei der ein Alternieren noch möglich ist. Sicher ist aber mit Rücksicht auf die verhältnismäßig geringe Intensität des Stridulationsschalles schon diese Ent- fernung auch in geschlossenem Räume als groß zu bezeichnen, namentlich, wenn dabei noch der im Versuchsraume störend auftretende Nachhall berücksichtigt wird. Als ich während des Alternierens in der Nähe des einen Männchens stand, konnte mein Ohr die einzelnen Zirplaute des anderen nicht mehr genau und deutlich wahrnehmen und ich mußte, um das Alternieren scharf verfolgen zu können, die Mitte zwischen den beiden Tieren aufsuchen. Die Frage, ob Thaiimotrizon aptcnis Fab. d nur den Stridulationsschall seiner eigenen Spezies oder auch andere Arten von Schall wahrnimmt, kann vorläufig in keiner Weise beantwortet werden. Striduhuion und Gehör von T/hi!ini"friz"!i. triz'>ii aplcnis Fab., das die Periode 111) nach einer kurzen Pause immei- wieder von neuem wiederholte. Es gelang mir nach einigen Bemühungen, das Männchen zu erblicken. Meine Nähe störte es offenbar nicht, denn es zirpte weiter. Nach jeder Periode bewegte es während der Pause seine Fühler lebhaft nach allen Seiten und änderte hie und da seinen Standort. W^ährend des Zirpens saß es aber stets auf derselben Stelle. Bevor es die Periode anstimmte, krünuiite es seinen Rücken, um das dachförmig verlängerte Pronotum emporzuheben und so den stridulierenden Elytren den notwendigen Raum zu verschaffen. Während es die Elytren auf- und zuklappte, bewegte es ruckweise seinen Körper. Da erschallte in demselben Strauch die Periode IN) eines anderen Männ- chens (3/o). Ml wiederholte sofort dieselbe Periode, wobei es die einzelnen Zirp- laute ritardando hervorbrachte. i\/., stimmte ein. Nun alternierten sie. Nach jeder Periode bewegte sich jedoch Aly um eine kurze Strecke weiter, und zwar, wie es mir schien, in der Richtung, aus welcher die fremden Zirplaute drangen. Ich ver- folgte das Männchen 3/j^ ununterbrochen mit meinen Blicken und bemerkte bald das Männchen M.,. Die einzelnen Perioden von i\/j wurden nun auffallend kurz. Es näherte sich M.j immer mehr und lokalisierte es schließlich mit Hilfe seinei- Fühler. Nun zirpte M^ noch einmal ganz kurz in nächster Nähe von M.,. .Sobald aber A[., den ersten Zirplaut von sich gab, sprang 3/^ auf dasselbe zu und \er- suchte es mit seinen kräftigen Mundwerkzeugen zu verwunden und in die Flucht zu schlagen. Das gelang M^ sehr bald, denn M.j war ein schwaches Männchen, das sich von nun an in irgend einem Versteck ganz still verhielt und sich trotz der Bemühungen von il/j zu keinem weiteren Alternieren verleiten ließ. ' Das Alternieren scheint somit eine besondere .Äußerung der Rivalität zu sein. Ob diesem Phänomen außerdem noch eine andere biologische Be- deutung zukommt, werden erst weitere Beobachtungen zeigen. 8/ 2 J. Regen, B. Versuche. Als ich Ende August des Jahres 189G in der Um- gebung vonVojsko zum erstenmal die Beobachtung machte, daß zwei Männchen \on Thamnotrizon apterns Fab. alter- nierten, dachte ich an eine Fortpflanzung des Slridulations- schalles \'om Stridulationsapparat als Schalleneger bis zum schallrezipierenden Organ dieses Tieres durch den festen Boden ebensowenig wie bei allen meinen späteren dies- bezüglichen Beobachtungen und Versuchen. Ich nahm viel- mehr, wie dies bei den in der Luft lebenden Tieren wohl meistens geschieht, auch bei Thamnotrizon apterns Fab. cf die Leitung des Schalles durch die Luft an und blieb bei dieser Annahme auch dann noch, als ich später diese Tiere in Terrarien nahe beieinander hielt und beobachtete. Im Gegensatze dazu scheint es jedoch Mangold zu- nächst wahrscheinlicher, daß das Stridulationsgeräusch meiner \'ersuchstiere durch die gemeinsame feste Unterlage, auf der sie sich befanden, zu ihrem schallrezipierenden Organ gelangte, und zwar aus dem Grunde, «da die Tiere offenbar stets sehr nahe beieinander saßen ^'. Zu dieser Annahme war Mangold um so mehr berechtigt, als ich ja, wie er hervorhebt, in jener Arbeit keine näheren Angaben über die Entfernung zwischen den alternierenden Tieren gemacht habe. Da aber diese höchst wichtige Frage durch bloße Fest- stellung der beobachteten Entfernungen alternierend zirpender Versuchstiere voneinander noch keineswegs gelöst werden konnte, war es notwendig, eine genauere Untersuchung an- zustellen, Apparate und Versuchstiere. Die wichtigsten Apparate, deren ich mich fast bei allen diesen Versuchen bediente, waren zwei gleich große Schall- trichter. Nachstehende Fig. 1 stellt einen solchen Schalltrichter dar. Dimensionen: aA = bB — cC = dD — 90 cm, ab zu bc :=. cd = da =z 10 cm, AB — BC — CD — DA — 40 cui. Stiidulation und Gehör von Thamnotrizon. 873 Nach Abnahme der Wand abcd konnten des bequemeren Transportes wegen die übrigen Wände zusammengeklappt werden. In den Fig. 2, 3 und 4 wird nur dei mittlere Schnitt ■inMNit gezeichnet. Die Versuchstiere, muntere Männchen von TJiamno- tri-:on aptenis Fab., wurden in kleinen, mit Drahtnetzen ver- schlossenen Terrarien (Fig. 1, T, Länge 16 c///. Breite =: Höhe 8 cui) einzeln gehalten und täglich nachmittags gefüttert. Jedes Tier bekam ein mit Wasser bespritztes Salatblatt, ein Stück Möhre und einen zerschnittenen Mehlwurm. Dürres Laub und einige auf den Boden der Behälter gelegte frische Buchenzweige sollten den Tieren auch in der Gefangenschaft ein \"erstecken ermöglichen. I. Versuch. (8. September 191.3.) Anordnung. Die beiden Schalltrichter wurden mit einander zugekehrten Öffnungen (I. Stellung, Fig. 2) in einem Zimmer (Experimentierzimmer) auf zwei Tischen, 4 in von- einander entfernt, aufgestellt. Dabei wurde die Entfernung der beiden Schalltrichter voneinander von der Mitte der Boden- fläche aABh (Fig. 1) des einen Schalltrichters {St^) bis zu der des zweiten (S/.,) gemessen (Fig. 2). Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CX.XIII. Bd., Abt. I. ^0 874 J. Ret-en, In einem anderen Zimmer (Vorzimmer), das mit dem ersten durch eine Tür (Verbindungstün verbunden war, befand sich, etwa 9 m von den beiden Schalltrichtern entfernt, eine Schar zirpender Männchen, aus der die eigentlichen A'ersuchstiere erst ausgesucht werden sollten. Die Männchen zirpten meist fast den ganzen Tag hindurch; aber erst mit dem Eintritte der Dämme- iTing oder gar erst in der Nacht stellte sich das Alternieren St, M, -4/7Z/- Fig. 2. ein. Sobald nun dies der Fall war (es war bei diesem \'er- suche um 872'^ abends), wurden die zwei am lebhaftesten alternierenden Männchen den Genossen weggenommen, in ihren Behältern in den inneren Raum der beiden Schall- trichter gebracht und in der Mitte der Boden fläche a ABh (Fig. 1) aufgestellt. Dabei wurden die Längsflächen der beiden Terrarien einander zugekehrt (vgl. Fig. 1, T). Die Entfernung der beiden Terrarien voneinander betrug somit, von Mitte zu Mitte gemessen, 4 m. Ich bemerke, daß die zum Gelingen des \'ersuches not- wendige Distanz von 4 /;/ erst durch Vorversuche ermittelt worden war. Verlauf. Zu Beginn des\'ersuches wurde die \'erbindungs- tür der beiden Zimmer ganz geöffnet. Die zurückgelassenen Männchen sollten nämlich durch ihr Gezirpe den beiden nun- mehr ziemlich abseits weilenden Genossen ihre Gegenwart verkünden und sie so in ihrem Sicherheitsgefühl erhalten. Während des X'ersuches wurde das Experimentierzimmer stets verfinstert; nur bei der Vornahme der notwendigen .Mani- pulationen war es schwach beleuchtet. Sliidulation und Geliür von Thaninotrizon. 875 Die beiden Männchen M^ und M.„ die bei der Übertreibung aus dem Vorzimmer in das Experimentierzimmer verstummt waren, begannen nun bald wieder zu zirpen. Sie zirpten aber anfangs meist einzeln, indem sie die Periode III) wiederholten. Falls sie aber zufällig gleichzeitig zirpten, erschallten ihre Zirplaute regellos durcheinander. Die einzelnen Perioden um- faßten 12 bis 20 Zirplaute. Nach einiger Zeit begannen sie zu alternieren. War das Alternieren einmal in vollem Gange, dann wurde die Verbindungs- tür so weit geschlossen, daß das Gezirpe der im Vorzimmer befindlichen Männchen im Experimentierzimmer nur noch schwach zu hören war und die Beobachtung nicht störte. ^ Die Perioden erschallten anfangs: später kam die Periode XI), hie und da aber auch die Periode XII) zum Vorschein. Das in der Periode XXV) ange- deutete Vorspiel war auffallend lang. Nachdem ich 50 Perioden angehört und mich über- zeugt hatte, daß die Tiere fast bei jeder Periode in der an- gegebenen Weise alternierten (nur bei einigen wenigen Peri- oden zirpten sie einzeln), brachte ich die beiden Schalltrichter in die entgegengesetzte Stellung, so daß nun die Trichter- spitzen einander zu-, die Trichteröffnungen hingegen vonein- ander abgekehrt waren (II. Stellung, Fig. 3). Die beiden Terrarien mit den Versuchstieren blieben dabei genau an derselben Stelle auf dem Boden der Schalltrichter, wo sie früher gewesen waren, so daß ihre Entfernung voneinander bei der II. Stellung der Schalltrichter genau dieselbe war wie bei der I. Stellung. Sie betrug somit nach wie vor 4 nt. Das Gezirpe der beiden Männchen war aber jetzt auf- fallend verschieden von dem, welches sie bei der I. Stellung der Schalltrichter angestimmt hatten. Während sie früher fast 1 Bei den später angeführten Versuchen alternierten die beiden Versuchs- tiere in vielen Fällen auch bei völlig geschlossener Verbindungstür längere Zeit hindurch weiter. 876 J. Regen, bei jeder Periode alterniert hatten, blieb nun das Alternieren vollständig aus. Das Männchen M^ begann mit seiner Periode, M.^ stimmte bald ein. Aber die einzelnen Zirplaute der beiden Tiere erschallten bald regellos durcheinander, bald nachein- ander, hin und wieder unmittelbar hintereinander, so daß sie •^//^- wmv///////m. mm Fig. 3. fast wie ein einziger, etwas in die Länge gezogener Zirplaut erklangen; zum Alternieren aber konnten sie kein einzigesmal mehr übersjehen: Ml ^iM). Nachdem ich auch in diesem Falle 50 Perioden beob- achtet und es sich dabei herausgestellt hatte, daß die beiden Tiere stets in der angedeuteten Weise stridulierten, brachte ich die beiden Schalltrichter wieder in die ursprüngliche Stellung (I. Stellung, Fig. 2). Da änderte sich die Stridulation mit einem Schlage. Die beiden Tiere alternierten sofort wieder. Während jedoch früher bei der I. Stellung der Schalltrichter die alternierenden Peri- oden höchstens 30 Zirplaute umfaßten, wechselten die Tiere jetzt, was gewiß sehr merkwürdig ist, bei der ersten Periode llSmal und bei den folgenden noch einige Male über lOOmal, ja einmal sogar 556 mal mit ihren Zirplauten ab, bevor sie die Periode beendeten und eine Pause eintreten ließen. Hinsichtlich der letzteren alternierenden Periode, der längsten, die bis jetzt bei zwei Männchen beobachtet wurde, wäre noch zu bemerken: Stridulation und Gehör von Thainnotrizou. 8/ 7 Die einzelnen Zirplaute folgten zunächst in dem üblichen Tempo und erst nach einiger Zeit, offenbar infolge von Er- müdung, nach und nach etwas langsamer aufeinander. Während das eine Männchen die ganze Periode hindurch in der gewöhn- lichen Weise zirpte, indem es mit jedem zweiten Zirplaut aus- setzte, flocht das andere an zwei Stellen die Periode Va) ein. Dies geschah jedoch mit einer derartigen Präzision, daß das Alternieren hiedurch nicht im geringsten gestört wurde. Der Vorgang spielte sich an den genannten Stellen in folgender Weise ab: t^ hhKKhK> ,3, Va) xxyii). An diesen Versuch wurde an demselben Tage um 9%'' abends sofort der nächstfolgende angeschlossen. II. Versuch. Anordnung. Die beiden Schalltrichter wurden in der I. Stellung (Fig. 2) in derselben gegenseitigen Entfernung wie am Schlüsse des I. Versuches belassen; doch wurden beide mit je einer Wolldecke so zugedeckt, daß ihre Öffnungen gänzlich verhängt waren, hi den beiden Schalltrichtern be- fanden sich dieselben zwei Tiere wie beim I. Versuch. Beide Terrarien waren, wie vorher, 4 ui voneinander entfernt. Verlauf. Die beiden Versuchsüere M^ und M., alter- nierten, so lange die beiden Trichteröffnungen unverhängt waren, sehr lebhaft. Sobald diese jedoch verhängt wurden hörte das Alternieren sofort auf. Die beiden Tiere brachten zu'ar ihre Perioden noch immer mehr oder weniger gleichzeitig hervor, aber ihre Zirplaute erschallten dabei meist regellos durcheinander, hie und da auch annähernd unisono. Ihr Verhalten war somit dem beim I. Versuch, II. Stellung der Schalltrichter, fast gleich. 878 J. Regen, Nachdem ich 50 Perioden beobachtet und festgestellt hatte, daß während dieser Zeit das Gezirpe im wesentlichen gleich blieb, brachte ich die beiden bedeckten und verhängten Schalltrichter in die II. Stellung (F'ig. ,3), ohne ihre gegen- seitige Entfernung dabei zu verändern. Das Gezirpe der beiden Versuchstiere änderte sich nun sofort wieder. Während früher (I. Stellung der Schalltrichter) M.,, bald nachdem M^ seine Periode begonnen hatte, einsetzte, stimmte jetzt (II. Stellung der Schalltrichter) M.^ erst ein, nachdem M^ schon einen großen Teil seiner Periode oder diese fast ganz oder überhaupt ganz beendet hatte. Ihre Perioden erschallten somit nacheinander oder nahezu nacheinander: ' mm^m Nachdem ich 50 Perioden beobachtet hatte, wobei sich das Gezirpe nicht wesentlich änderte, brachte ich die beiden verhängten Schalltrichter wieder in die I. Stellung. Die Peri- oden erschallten jetzt wieder wie vorher bei der gleichen Stellung der Schalltrichter. Nun nahm ich von den beiden Schalltrichtern die Woll- decken weg. Das Alternieren stellte sich wieder ein. Schlußfolgerungen. Bei den im Vorstehenden ange- führten Versuchen kamen als den Schall fortpflanzende Mittel die umgebende Luft und die gemeinsame feste Unter- lage, auf der die Tiere während der Versuche stets in gleicher oder fast gleicher Entfernung voneinander sich befanden, in Betracht. Die Ausbreitung der Schallwellen in der gemeinsamen festen Unterlage (die Unterstützungsflächen der beiden Versuchstiere, verbunden durch Teile dazwischenliegender fester Körper) wurde während aller Versuche in keiner wie immer gearteten Weise beeinflußt. Die Intensität des Stridulationsschalles blieb somit in diesem Schallmittel für das schallrezipierende Organ Striduiation und Gehör von Tluitniudrizon. o/9 der beiden Versuchstiere stets gleich. Dagegen wurde durch die beiden Schalltrichter die allseitig freie Ausbreitung der Schallwellen in der umgebenden Luft verhindert. In diesem Schallmittel wurde die Intensität des Stridulationsschalles für das schallrezipierende Organ der beiden Versuchstiere ent- weder vergrößert (I. Stellung der Schalltrichter) oder ver- mindert (II. Stellung der Schalltrichter). Somit kann nur diese Beeinflussung die Änderung im Verhalten der Versuchstiere bei ihrer Striduiation bewirkt haben. Diese nehmen demnach mit Hilfe ihres schallrezipierenden Organs die Schallwellen der Luft, nicht aber die des festen Bodens wahr. Des weiteren ergibt sich: \. Bleibt bei TJuiiiiuoirizon apienis Fab. der Stridula- tionsschall bei entsprechender Entfernung zweier zirpender Männchen voneinander ungedämpft, so bringen diese ihre Perioden mehr oder weniger gleichzeitig hervor und sind im- stande zu alternieren [XXV)]. In diesem Falle wird von den Tieren offenbar jeder ein- zelne Zirplaut genau und deutlich wahrgenommen und von dem vorangehenden, beziehungsweise nachfolgenden scharf unterschieden. 2. Wird der Stridulationsschall bei gleichbleibender Ent- fernung zweier zirpender Männchen voneinander nur wenig gedämpft, so können sie ihre Perioden zwar noch immer mehr oder weniger gleichzeitig hervorbringen, sind aber nicht mehr imstande zu alternieren. Die einzelnen Zirplaute erschallen unter diesen Verhältnissen mehr oder weniger unisono, nach- einander oder regellos durcheinander [XXVIi]. In diesem Falle vernehmen die Tiere offenbar wohl noch die einzelnen Zirplaute bis zu einem gewissen Grade, ohne sie aber scharf voneinander zu unterscheiden. 3. Wird der Stridulationsschall bei gleichbleibender Ent- fernung zweier zirpender Männchen voneinander entsprechend stark gedämpft, so bringen sie ihre Perioden nicht mehr gleich- zeitig, sondern nacheinander hervor [XXVIII)]. Sie unterscheiden in diesem Falle offenbar die einzelnen Zirplaute nicht mehr \-oneinander. 880 J. Regen, Unter gleichzeitiger Berücksichtigung der in der freien Natur beobachteten Perioden VII) und VIII) einerseits und der experimentell hervorgerufenen Periode XXVIII) andrerseits kann ich sagen: Ein gewisser Grad der Dämpfung des Stridulationsschalles entspricht einer Entfernung, bei der sich die beiden stridu- lierenden Tiere bereits außerhalb der deutlichen Hörweite befinden. Nun könnte eingewendet werden, einer oder mehrere der folgenden Nebenumstände hätten den Verlauf dieser Versuche irgendwie beeinflußt: 1. Die beiden Versuchstiere waren, da sie in ihren Ter- rarien offenbar öfters den Platz wechselten, nicht stets gleich weit voneinander entfernt. [Bei der oben angedeuteten Stellung der beiden Terrarien konnten die Tiere ihre gegenseitige Ent- fernung etwa um ±2% der gegebenen Strecke (4 in) variieren.] 2. Aus diesem Grunde waren sie auch zur Richtung der eintreffenden Schallwellen nicht stets in der gleichen Weise orientiert. 3. Da auf dem Boden der Behälter dürres Laub, Buchen - zweige und Speisereste lagen, saßen sie offenbar auch nicht stets auf derselben Unterlage. Diesen Einwänden gegenüber muß zunächst hervorgehoben werden, daß bei derselben Versuchsanordnung der^'erlauf des betreffenden Versuches (es wurden immer 50 Perioden beob- achtet) stets gleich blieb, was offenbar nicht der Fall gewesen wäre, wenn die genannten Umstände irgendwelche bemerk- bare Wirkung ausgeübt hätten. Überdies wurden die Versuche in der Weise wiederholt, daß einerseits die beiden Terrarien nicht mit ihren Längs- flächen, wie vorher, sondern mit ihren Querflächen einander gegenübergestellt wurden, wobei die beiden ^Versuchstiere ihre gegenseitige Entfernung etwa um db-t**/,, der gegebenen Strecke (4 m) variieren konnten, andrerseits verschiedene Behälter, und zwar entweder aus Glas oder aus Metall, zur Anwendung kamen, die durch Drahtnetze abgeschlossen waren und nichts anderes als die \'ersuchstiere beherbergten. In Stridulation und Geliör von TJuuiitioln'zon. 881 allen diesen Fällen aber war der Verlauf der Versuche, sofern sie unter den gleichen Verhältnissen und Bedingungen, wie früher beschrieben, durchgeführt wurden, stets gleich. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, diese Versuche bei der Wiederholung mit denselben zwei Versuchstieren durchzu- führen wie vorher; denn diese hörten, kaum daß der I. Versuch beendet worden war, in den meisten Fällen bereits zu alter- nieren auf und vereitelten die Wiederholung des II. Versuches insofern, als dieser nicht sofort an den I. Versuch ange- schlossen werden konnte. Bei der Wiederholung dieser Ver- suche mit anderen Versuchstieren mußte aber die für das Gelingen dieser Versuche notwendige Entfernung der beiden Versuchstiere voneinander erst ermittelt werden. III. Versuch. (22. September 1013.) Anordnung (Fig. 4). Die beiden Schalltrichter befanden sich in der I. Stellung. Mit Ausnahme der Fläche aABh (Fig. 1) so» w ^ c -25nv- — A WP^ ■JW Fig. 4. wurden alle Begrenzungsflächen eines jeden Schalltrichters mit einer Lage Watte und darüber mit einer Wolldecke zugedeckt; überdies wurde jede Schalltrichteröffnung mit einem aus einer Lage von je sechs übereinander gelagerten Watteblättern ver- fertigten Vorhang F^, beziehungsweise F^ ganz verhängt. V^, be- ziehungsweise K3 war an der Kante CD (Fig. 1) befestigt und konnte nach Belieben auf die Wand cCDcl umgelegt oder herab- gelassen werden. Im letzteren Falle ragte er über die Kanten AB, BC und AD je um etwa \2 cm hinaus. 882 J. Regen, Im inneren Räume eines jeden Schalltrichters wurde auf der Bodenfläche aABb eine Lage von je sechs übereinander gelagerten Watteblättern ausgebreitet und darauf das Terra- rium T mit dem Versuchstier M^, beziehungsweise M^ auf- gestellt. Die Entfernung der beiden Terrarien voneinander betrug, von Mitte zu Mitte gemessen, 2*5 m. Eine aus 24 übereinander gelagerten Watteblättern her- gestellte schalldämpfende Wand SW {S'W) konnte während des Versuches etwa in der Mitte der Entfernung zwischen den beiden Schalltrichtern von zwei Personen völlig geräusch- los und ohne merkliche Erschütterung des Bodens in verti- kaler Richtung gehoben (5 W, Fig. 4) und wieder gesenkt werden {S'W, Fig. 4). Diese beiden Stellungen der schalldämpfenden V/and werden auch bei den Perioden XXIXj bis XXXV) durch SW und S'W angedeutet. Die Wand vSIT' besaß die Form eines Quadrates von 1 /// Seitenlänge, dessen eine Seite an einer 2 /;/ langen Stange N befestigt war, deren Enden als Handgriffe dienten. Die zum Gelingen des Versuches notwendige Dicke der schalldämpfenden \'orhänge \'\, V., und der schalldämpfenden 'Wand SW so\\'\Q die Entfernung der beiden \'ersuchstiere \oneinander wurden durch einige Vorversuche ermittelt. Verlauf. Durch die zu Beginn des Versuches geöffnete Tür des schwach beleuchteten Experimentierzimmers drang das Gezirpe der im Vorzimmer befindlichen Männchen herein. \\ und r., waren zurückgeschlagen. Sobald nun .1/^ und M.^ zu alternieren begannen (es war etwa 10'' nachts), wurde die Verbindungstür behutsam ge- schlossen, sodann \\ und nacli einer W'eile T'^ herabgelassen und endlich das Experimentierzimmer gänzlich verfinstert. Trotz der starken Dämpfung des Stridulationsschalles setzten M^ und M, mit dem Alternieren fort. Bei den einzelnen Perioden dauerte jedoch das einleitende Gezirpe von M^ ziemlich lange, bevor M^ einstimmte, und die Alternation umfaßte höchstens 20 Zirplaute. Die Wand SW befand sich unterdessen in der Stellung S'W'. Stiidulation uiTd Geliör von T/hiiimolrizon. 8o3 Während nun M^ und M., eine Periode anstimmten und regelrecht miteinander alternierten, wurde die Wand SW rasch gehoben. Dieser dem Experimentierenden und sicherlich auch den Versuchstieren völlig unsichtbare Gegenstand übte aber, sobald er sich in vertikaler Stellung zwischen den beiden Schalltrichtern befand, auf die Stridulation der beiden Männchen einen höchst auffallenden Einfluß aus, der sich bei den einzelnen Perioden in verschiedener Weise bemerk- bar machte: 1. Beide Männchen hörten mit einem Schlage zu zirpen auf: S' S ¥a KiyhKK XXK). ■ ' rp''p''p''P "I w' w 2. Nur eines der beiden Männchen hörte zu zirpen auf, das andere zirpte, mit jedem zweiten Zirplaut aussetzend, wie während des Alternierens weiter: •XXX). ^ rrp''p''P 1 w' w 3. Eines der beiden Männchen hörte zu zirpen auf, das andere zirpte weiter, setzte aber nicht mit jedem zweiten Zirplaut aus, sondern ließ seine Zirplaute wie beim Vorspiel rasch aufeinander folgen. Hie und da war dabei ein Ritardando bemerkbar: 4. Beide Männchen zirpten zwar weiter, gaben aber so- fort das Alternieren auf und zirpten regellos durcheinander, 884 J. Regen, • indem sie die Zirplaute wie beim Vorspiel rasch aufeinander folgen ließen: w' w Nun wurden diese Versuche wiederholt. Trat aber dabei beim Heben von SIV einer der zuletzt erwähnten drei Fälle ein, dann wurde SW rasch wieder gesenkt und nach einiger Zeit wieder gehoben. Dabei zeigte sich folgendes: 1. Falls beim Heben von SW eines der beiden Männchen (il£,) zu zirpen aufgehört hatte und das andere (71/^) weiter- zirpte, stimmte jenes, sobald SIV gesenkt wurde, sofort wieder ein und alternierte regelrecht, um sofort u-ieder auf- zuhören, wenn 5 W wieder gehoben wurde. Dabei legte Mj^ ein zweifaches Verhalten an den Tag: a) M^ setzte mit jedem zweiten Zirplaut aus, zirpte also wie während des Alternierens weiter: ^' p^rp"? — p^p^p"' — ' — 1 w' w \\r w b) M^ ließ seine Zirplaute, während M^ pausierte, rasch aufeinanderfolgen, setzte aber, sobald M.^ mit einstimmte, sofort wieder mit jedem zweiten Zirplaut aus: M,. . ■yr^i rr7r w W w w xxxiv). 2. Wenn beim Heben von 511' beide Männchen zwar weitergezirpt, aber nicht mehr alterniert hatten, so stellte sich beim Senken von SW das Alternieren nach kurzer Zeit wieder Stridulalion und Gehör von Tliainiiolrizon. öoO ein, um bei neuerlichem Heben von S W sofort wieder in ein regelloses Durcheinanderzirpen beider Tiere überzugehen: ^- ■ ■ ■ rrr'm^nTrmmm'^- WWW" w Schlußfolgerungen. Der Verlauf dieses Versuches be- stätigt zunächst das durch den I. und II. Versuch bereits gewonnene Ergebnis hinsichtlich des Schallmittels, das bei der Wahrnehmung des Stridulationsschalles seitens der Männ- chen von Thamnotrizoii apterus Fab. in Betracht kommt. Des weiteren zeigt dieser Versuch, daß nicht nur der Beginn, sondern auch die Fortsetzung des Alternierens an die Bedingung geknüpft ist, daß die Tiere ihre Zirplaute ununter- brochen deutlich wahrnehmen. Der III. Versuch scheint mir auch tiefere Einblicke in die V^orgänge während des Alternierens zu gewähren, doch sind vorläufig sichere vSchlüsse noch nicht möglich; denn einerseits wurden die für die Beurteilung des Phänomens sehr maß- gebenden Perioden XXX) und XXXIII) bis jetzt nur ausnahms- weise beobachtet, andrerseits war ich nicht imstande, das regellose Gezirpe bei den Perioden XXXII) und XXXV) während der Schalldämpfung mit dem bloßen Ohr genauer zu verfolgen. Es ergibt sich für mich sonach die Notwendigkeit, diesen Versuch zu wiederholen, die genannten Perioden nach durchgeführter photographischer Registrierung genau zu ana- 13'sieren und die Ergebnisse dieses Versuches in einem späteren Zeitpunkte nochmals zur Sprache zu bringen. Mit Rücksicht auf das negative Ergebnis meiner früheren Untersuchungen über die Wahrnehmung verschiedener Töne seitens der Männchen von Thainnotrizon apterus Fab. wollte ich nach den Erfahrungen des III. Ver- suches noch folgenden Versuch durchführen, der aber leider in diesem Jahre aus verschiedenen Gründen unterbleiben mußte. Zwei verdeckte Schalltrichter mit den Männchen M^ und .Vo werden wie beim III. Versuch aufgestellt. Außerdem noch ein dritter (eventuell ver- deckter) Schalltrichter mit einer auf den Stridulationsschall von Mo möglichst 886 .1. Hegen, genau gestimmten Galtonpfeife P, die durch einen Mechanismus zum Tonen gebracht werden kann. Durch eine scluilldämpfende Wand kann nach jjelieben bald der Schall von i\/o, bald der Ton von P ausgeschaltet werden. 1' wird zunächst ausgeschaltet. Es wird nun gewartet, bis M^ und .\/., alternieren. Tritt das Alternieren ein. so wird während einer alternierenden Periode M., rasch aus- und die Pfeife /-* eingeschaltet, die in denselben Inter- vallen wie das Versuchstier M., kurze Töne hervorbringt. Da bei entspi-echender Dämpfung des .Schalles der Unterschied zwischen dem Ton der Galtonpfeife und dem Stridulationsschall von TJiaiimutrizon apicnis Fab. (^ für das menschliche Ohr fast gänzlich verschwindet, ist es nicht ganz ausgeschlossen, daß M^ jetzt mit den Tönen von P weiter alternieren werde. In diesem Falle könnte vielleicht, indem die Pfeife nach und nach auf verschiedene Töne gestimmt würde, der Tonumfang, den M^ wahrnehmen kann, festgestellt imd durch Variierung des Tempos von /■* auch die diesbezügliche Fähigkeit des Versuchstieres eruiert werden. Im entgegengesetzten Falle wäre zu untersuchen, ob sich nicht etwa das Alternieren von M^ und M.^ durch die Töne von P irgendwie stören ließe. Sollte es mir jedoch gelingen, M^ und M., dahin zu bringen, daß sie durch das Telephon alternieren, was nach meinen Versuchen mit Giyllas caiiipcslris L.i gar nicht so unwahrscheinlich ist, so könnte die angegebene Versuchsanordnung entsprechend geändert werden. Würden aber auch diese Versuche zu keinem positiven Ergebnisse führen, dann bliebe unter anderem immer noch der Weg offen, durch künst- liche Eingriffe in den .Stridulationsapparat die Höhe des Stridulationsschailes selbst zu variieren oder aber durch Anbringung kleiner Resonatoren an die Gehörsöffnungen dieses Tieres bestimmte Töne zu isolieren und so möglicher- weise die Hörgrenzen bei Tliaiiinoirizon apienis Fab. (J' festzustellen. IV. Versuch. (21. September 1913.) Bei den .Schalltrichterversuchen .saßen die Versuchstiere auf einer gemeinsamen, die Unterstützungsflächen der beiden Tiere miteinander verbindenden festen Unterlage. Nun sollte diese gänzlich ausgeschaltet und untersucht werden, ob zwei Männchen von Tliamnotrizon apfcnis Fab. frei in der Luft schwebend alternieren können. Zunächst waren einige \'orversuche notwendig. Ich mußte vor allem feststellen, ob ein in einem engen Räume eingeschlossenes Männchen überhaupt noch geneigt 1 J. Regen, Über die Anlockung des Weibchens von GryJlus cam- pcsiri.s L. durch telephonisch übertragene Stridulationslaute des Männchens. Ein Beitrag zur Frage der Orientierung bei den Insekten. Pflügers Archiv. Bd. Ifjü, Bonn 1913. Striduhition und Geliör x'on Tlmiiuinlriz'in. 887 sei zu stridulieren oder ob es sich nicht vielmehr mit Hilfe seiner langen Fühler immer wieder von neuem von seiner Gefangenschaft überzeugen und dann nur Fluchtversuche unternehmen würde. Es wurde also für die Versuchstiere M^ und M.^ (Fig. 5) je ein würfelförmiger Behälter (Kantenlänge 5'Of///-) aus dünnem Papier angefertigt, dabei jede Seitenwand bis auf einen schmalen Rahmen (Breite 0-5 cm) ausgeschnitten und an diesen je ein Streifen eines Schmetterlingsnetzes angeklebt. Abends wurde nun in jeden Behälter je ein Männchen eingelassen und samt seiner versperrten Behausung in ein größeres Terrarium zu einer vSchar seiner zirpenden Genossen hineingestellt. Fi .2-. 5. Nachdem die benachbarten Männchen zu zirpen begonnen hatten, beruhigten sich meine beiden Versuchstiere bald und zirpten mit. Ich beließ nun die beiden Männchen die ganze Nacht hindurch in ihren engen Behältern. Als ich am nächsten Tage nachsah, war icli nicht wenia; überrascht, als ich die beiden 888 J. Regen. Tiere noch immer in ihren papierenen Behausungen fand. Ich hatte nämlich erwartet, sie würden mit ihren kräftigen Mund- werkzeugen die Wände ihrer Kerker zerstören und sich in Freiheit setzen. In diesem Falle hätte ich andere Behälter aus Drahtnetz herstellen müssen. Der ganze \'ersuch wäre aber dann wegen des verhältnismäßig großen Gewichtes der Behälter sehr umständlich geworden. Nun verband ich je drei kleine, mit Wasserstoff gefüllte Kautschukballons (Durchmesser etwa 20 cm) in der in Fig. 5 angedeuteten Weise miteinander und hing die beiden Behälter bifilar auf. Diese Maßregeln wurden getroffen, um die drehende Bewegung der Ballons und der Behälter, die sich als sehr störend erwies, möglichst zu verhindern. Nachdem noch am Boden eines jeden Behälters eine etwa 30 cm lange, ziem- lich starke Schnur, die als Ballast und zur Verankerung dienen sollte, befestigt worden war, wurden die Ballons ver- ankert. Die beiden Versuchstiere wurden täglich zweimal ge- füttert, dann aber sofort wieder in ihre Behälter ein- gesperrt, um sie an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen. Zwei Tage nach diesen Vorbereitungen gelang der Ver- such. Anordnung. Die Ballons wurden zunächst durch stück- weises Abschneiden der beiden Ballastschnüre AB und A'B' bei A und A' derart austariert, daß sie nach ihrer Freilassung mit den beiden Versuchstieren nur noch äußerst langsam emporstiegen. Sodann wurden sie bei .4 und A' verankert, indem die Ballastschnüre in der \'orrichtung CD festgeklemmt wurden. Die Entfernung zwischen A und A' betrug in diesem Falle 1 in. Die Vorrichtung CD, die an der Tischplatte TT angeschraubt worden war, ermöglichte es, jedes Versuchstier einzeln durch Anziehen des Hebels CE bei E, beziehungsweise des Hebels DF bei F, oder beide Tiere zugleich durch gleichzeitiges Anziehen der beiden Hebel bei E und F in die Luft aufsteigen zu lassen. Etwa 3 m von M^ und M^ entfernt wurden vier zirpende Männchen M.^, M^, M.^ und M^ aufgestellt. Stridulation und Gehör von Tltamnotrizon. 889 Verlauf. Am 21. September, 11'' nachts, begannen zu- nächst die Männchen M.^ bis M^ äußerst lebhaft zu alter- nieren. Die einzelnen Perioden umfaßten nicht selten sogar über 100 Zirplaute. Nach einiger Zeit stimmten M^ und M,, ein. Bald alternierte M^, bald M.> mit einem der Männchen J/., bis .1/g; hie und da alternierten .1/^ und J/, aber auch miteinander. Sobald nun diese ihre Perioden anstimmten und vom Vorspiel zur Alternation übergingen, wurden sie gleichzeitig freigelassen. Während sie langsam emporstiegen, setzten sie die Alternation, frei in der Luft schwebend, ohne die ge- ringste Störung weiter fort. Alternierte M^ oder M.^ allein mit einem der Männchen .V., bis .-l/ß, so wurde M^ oder M., allein in die Höhe gelassen. Auch in diesem Falle verlief das Alternieren jedesmal un- gestört. Die unvermeidlichen Luftströmungen, die die Ballons, beziehungsweise die beiden Behälter oft nach verschiedenen Richtungen trieben, wodui"ch die Entfernung zwischen den alternierenden Tieren sich immer wieder änderte und zwischen 1 und 3 m variierte, beeinflußten das Alternieren nicht im ge- ringsten. Nur wenn zufällig ein Ballon die Decke oder eine Seitenwand des Experimentierzimmers berührte, hörte das betreffende Männchen sofort zu zirpen auf. Die Ballons wurden dann von neuem verankert und der Versuch konnte meist schon nach kurzer Zeit und stets mit dem gleichen Erfolge wiederholt werden. Schlußfolgerung. Zufolge der Versuchsanord- nung wurde die gemeinsame, die Unterstützungsflächen der beiden Tiere miteinander verbindende feste Unterlage gänzlich ausgeschaltet; daher konnte bei der Wahrneh- mung der Schallwellen seitens der beiden alternierenden Ver- suchstiere nur die Luft als Schalleiter gedient haben. Das Ergebnis der vorhergehenden Versuche findet hie- durch seine volle Bestätigung. Öitzb. d. mathem.-naturw. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 61 890 J. Regen, C. Ergebnisse. Durch alle diese \''efsuche wird übereinstimmend bewiesen: ]. Thamnotrizon apterns Fab. cT ist imstande, Schallwellen der Luft wahrzunehmen. Aus den Beobachtungen VI) bis XXIV) folgt: II. Die Männchen von Thamnotrizon apterns Fab. reagieren auf den von anderen Männchen der- selben Spezies hervorgebrachten Stridulations- schall in verschiedener Weise, hauptsächlich aber dadurch, daß sie mit ihnen alternieren. Aus dem III. Versuch folgt: ill. Das Alternieren vollzieht sich unter gewissen Umständen, stets jedoch nur dann, wenn die Tiere ihre Zirplaute gegenseitig deutlich wahr- nehmen können. Aus den Schalltrichterversuchen folgt: IV. Die Stridulation zweier Männchen von Tham- notri'zon apterns Fab. läßt sich experimentell be- einflussen. Vv^ird nun angenommen, die Reizaufnahme desStridulations- schalles vollziehe sich bei Thamnotrizon apterns Fah. cf in rein mechanischer Weise, etwa mit Hilfe des Tastsinnes, wie Man- gold^ dies als wahrscheinlicher annimmt, oder mit Hilfe eines verfeinerten Muskelgefühles, wie sich das Rad 1- bei den Insekten überhaupt vorstellt, dann wäre das entsprechende Organ imstande : 1. den Stridulationsschall, einen verhältnismäßig schwachen Schall, aus einer verhältnismäßig großen Entfernung präzis aufzunehmen; 2. die Unterscheidung des Stridulationsschalles von allen anderen Arten von Schall, namentlich aber von den mannig- faltigen Stimmen in der freien Natur zu ermöglichen, beziehungs- weise nur auf eine bestimmte x'Vrt von Schall anzusprechen; 1 A. a. 0., S. 889. 2 E. Rädl, Über das Gehör der Insekten. Biolog. Zentralblatt, Bd. XXV, Nr. 1, 1. Jänner 1905. Stridulation und Gehör von Thamnolrizoii. öJl 3. auf verschiedene Intensitäten ein und desselben schon an und für sich schwachen Schalles in verschiedener Weise zu reagieren. Wäre aber dieses Organ das alles imstande, dann hätte es unter der vorläufigen Einschränkung, TJiarnnotrizon aptertis Fab. cT nehme nur den Stridulationsschall seiner eigenen Spezies wahr, offenbar die gleiche Fähigkeit wie etwa ein menschliches Gehörorgan, das — einen speziellen Fall voraus- gesetzt — nur auf eine bestimmte Art von Schall reagiert. Demnach kann ich unter Berücksichtigung der oben an- geführten Resultate behaupten: \'. Das schallrezipierende Organ von Thamnotrizon apteriis Fab. cf ist weder ein Organ des Tast- sinnes noch ein Organ eines verfeinerten Muskel- gefühles, sondern höchstwahrscheinlich ein spe- zifisches Sinnesorgan, ein Gehörorgan im wahren Sinne des Wortes. Wo ist nun dieses Gehörorgan zu suchen? Wird bei den Männchen \'on Thamnotrizon apteriis Fab. das tympanale Sinnesorgan durch Amputation der \'orderbeine entfernt oder in der eingangs angedeuteten Weise zum Absterben gebracht oder mit einer Nadel zerstört oder nach Durchtrennung der betreffenden Nerven außer Funktion gesetzt, so sind die Versuchstiere nicht mehr imstande zu alternieren, auch wenn sie noch so nahe beieinander sitzen; ja auch dann nicht, wenn sie sich mit den Fühlern gegen- seitig betasten. Daraus folgt: VI. Das tympanale Sinnesorgan ist jenes Organ, welches den Männchen von Tliamnotrizon apteriis Fab. das Alternieren ermöglicht. Dieses Organ hat aber nicht etwa einzig und allein die Auf- gabe, nur der Reizbeantwortung, insbesondere der Regulierung der Stridulationsgeräusche zu dienen. Die regelmäßige Auf- einanderfolge der einzelnen Zirplaute während des Alternierens 892 J. Regen, Stridulation und Gehör von Tliaiiniolrizon. wird vielmehr in der Weise herbeigeführt, daß die Männchen von Thamnotrizon aptcrns Fab. vermöge ihrer Tympanalorgane die einzelnen Zirplaute bei ihrer Stridulation genau und deut- lich wahrnehmen, indem die genannten Organe die von den Stridulationsapparaten dieser Tiere erzeugten Schallwellen der Luft rezipieren. Es ergibt sich somit die Schlußfolgerung: \'II. Das tympanale Sinnesorgan von Thamnotrizon apterus Fab. cf rezipiert Schallreize und ver- mittelt spezifische Gehörseindrücke, die unter bestimmten Bedingungen eine charakteristische Reizbeantwortung auslösen: es ist also ein wahres Gehörorgan. Schlußbemerkung. Obgleich der Tympanalorgane vollständig beraubte Männ- chen von Thamnotrizon apterns Fab. nicht mehr zu alter- nieren \ermögen, besitzen sie doch noch eine gewisse Schall- empfindlichkeit; denn sie sind unter der Bedingung, daß sie nahe beieinander sitzen, noch immer imstande, die Periode MI), beziehungsweise XXI) hervorzubringen. In diesem Falle ge- schieht jedoch die Reizaufnahme höchstwahrscheinlich mit Hilfe des Tastsinnes. Ob hiebei die Fühler oder andere Organe in Betracht kommen, werden fortgesetzte Unter- suchungen, die in ausgedehnter Weise nach mehreren Rich- tungen hin bereits geführt werden, entscheiden. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH -NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIIL BAND. VIIL HEFT. ABTEILUNG L ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. 62 895 Studien über den Einfluß der Luftbewegung auf die Beleuchtung* des Laubes J. V. Wiesner, w. M. k. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 15. Oktober 1914.) Es erscheint vielleicht befremdlich, einer Beziehung zwischen Luftbewegung und Beleuchtung des Laubes der Gewächse nachzugehen. Wenn nun auch diese Beziehung, sobald nur die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wird, einer denkenden Betrachtung nicht entgehen kann, indem sichtlich ein durch den Wind bewegtes Blatt im Tageslichte häutig ganz anderen Beleuchtungsverhältnissen ausgesetzt ist als ein in der Ruhelage befindliches, so ist doch bis jetzt noch gar niemals die Frage aufgetaucht, ob dieser Beziehung ein bio- logisches Interesse innewohne. Indem man aber beispiels- weise die Bedeutung der Beleuchtungsstärke bei der im grünen Blatte stattfindenden Kohlensäureassimilation erwägt, muß doch die Frage auftauchen, ob nicht lange anwährender Wind durch Änderung der Beleuchtungsstärke eine Störung der im Blatte vor sich gehenden Photosynthese herbeiführe u. a. m. Daß in der Tat Beziehungen zwischen Luftbewegung und Laubbeleuchtung bestehen, welche ein biologisches Inter- esse darbieten, wird diese kleine Abhandlung lehren; sie wird mit bis jetzt unbekannt gebliebenen Anpassungen der Pflanze an äußere Einflüsse, beziehungsweise mit Schutzeinrichtungen der Pflanze gegen von außen kommende Angriffe bekannt machen und mit guten Gründen darauf hinweisen, daß die festgestellten Anpassungen auch in pflanzengeographischer Beziehung Beachtung verdienen. 89G J. V. Wiesner, Vor allem sei bemerkt, daß sowohl im Sonnenschein als bei bloß diffuser Tagesbeleuchtung das windbewegte Blatt anderen Beleuchtungsverhältnissen ausgesetzt ist als ein in der Ruhelage befindliches, wenn von einer merkwürdigen, weiter unten genau beschriebenen Schutzeinrichtung abgesehen wird, welche bei bestimmten Blattkategorien bewirkt, daß das vvindbewegte Blatt vollständig oder wenigstens angenähert derselben Beleuchtungsstärke teilhaftig wird als das ruhende. Daß bei direkter Sonnenbestrahlung das windbewegte Blatt in der Regel anders als das ruhende Blatt beleuchtet ist, prägt sich insbesondere im Sonnenschein bei stärkerem Winde auffällig aus, wobei nicht selten sogar eine Umkehrung der Laubbeleuchtung sich einstellt, indem die Unterseiten der Blätter nach oben, die Oberseiten nach unten gewendet sind. Aber auch bei bloß diffuser Beleuchtung tritt im Winde eine Änderung der Laubbeleuchtung ein, indem mit einer Lage- änderung des Blattes zum Horizont schon eine Änderung der Intensität des diffusen Lichtes, welches dem Blatte zugute kommt, verbunden ist. Beispielsweise empfängt, freie Ex- position vorausgesetzt, ein horizontal liegendes Blatt, vom Oberlichte beleuchtet, ein Licht von beträchtlich stärkerer In- tensität als ein vertikal gestelltes, dem \'orderlicht zugewendetes Blatt. Die Blätter der Pflanzen werden in höchst verschiedenem Grade vom Winde mechanisch angegriffen. Verhältnismäßig selten kommt es vor, daß selbst heftiger Wind so gut wie gar keine Bewegung des Blattes ermöglicht. Dies ist z. B. der Fall bei den grundständigen Blättern mehrerer Agave-Arten, z. B. bei A. Caiitala, A. sisalana und .4. americana. Diese Blätter sind in der Ruhelage genau so beleuchtet, wie zur Zeit selbst heftigen Windes. Das andere Extrem bildet das gewöhnliche Grasblatt, wie das schmale, lange ungestielte Blatt zahlreicher anderer Monocotylen, welche selbst im schwachen Winde flattern. Bemerkenswert ist in dieser Be- ziehung das Laubblatt unserer Holzgewächse, welches unge- stielt durch den Wind nur schwer und wenig, gestielt hingegen sehr leicht bewegt wird. Es wird weiter unter auch gezeigt werden, daß die Bewegungsrichtungen, welche durch Stoß Beleuchtung des Laubes. 897 am Blatte sich einstellen, beim ungestielten Blatte andere sind als beim gestielten. Die windbewegten Blätter verhalten sich rücksichtlich ihrer Beleuchtung verschieden, je nachdem sie photometrisch oder aphotometrisch sind. Unter einem photometrischen Blatt ist dasjenige zu verstehen, welches durch die Richtkraft des Lichtes in eine (biologisch vorteilhafte) Lage zum Lichte ge- langte. Unter einem aphotometrischen Blatte ist hingegen das- jenige zu verstehen, dessen Lage zum Lichte unabhängig von der Richtkraft des Lichtes zustandegekommen ist. Von den photometrischen Blättern sind zwei Kategorien zu unterscheiden, das euphotometrische und das panphoto- metrische, von w^elchen das erstere bezüglich seiner Lage zum Lichte ganz unter der Herrschaft des diffusen Tages- lichtes steht, während das letztere in der genannten Beziehung teils vom diffusen, teils vom direkten Sonnenlichte ab- hängig ist. Ich beginne mit dem euphoto metrischen Blatte welches ich nicht nur wegen der Häufigkeit seines \'or- kommens, sondern auch wegen der einleuchtenden Einfachheit seiner Beleuchtungsverhältnisse in den Vordergrund stelle. Das euphotometrische Blatt ist in der Regel ein Schatten- blatt. Aber selbst wenn es auch zeitweilig direkter Sonnen- bestrahlung ausgesetzt ist, steht es in bezug auf seine Lage (»tixe Lichtlage«), wie schon bemerkt, doch ganz unter der Herrschaft des diffusen Lichtes, da es stets genau senkrecht zum stärksten diffusen Lichte des ihm zufallenden Lichtareals gestellt ist. Das euphotometrische Blatt verbindet als Schattenblatt mit seiner Eigentümlichkeit, starkes Licht abzuwehren, auch die Eigenschaft, gegen starke Luftbewegung gesichert zu sein. Es ist ja ganz selbstverständlich, daß die in der Regel eu- photometrischen Blätter des Inneren der Baumkrone und des Unterholzes oder die fast durchwegs euphotometrischen Blätter der krautigen Bodenvegetation des Waldes nicht jenem starken Windanfall ausgesetzt sind, wie die peripher gelegenen Blätter der Baumkrone, oder wie die Blätter frei exponierter krautiger Gewächse. 898 J. V. Wiesner, Für jedes euphotometrische Blatt existiert nur eine durch die Richtung der Blattfläche gegebene Ebene, in welcher die Beleuchtung des Blattes ein Maximum erreicht. Ich will diese Ebene hier kurz als Normalebene bezeichnen. Die am Schlüsse des Wachstums vom euphotometrischen Blatt er- reichte »fixe Lichtlage« entspricht stets der Normalebene. Jede Neigung des Blattes in einer von der Normalebene verschiedenen Richtung muß eine Abschvvächung der Intensität des auffallenden diffusen Lichtes zur Folge haben. Da nun der Wind die Lage des Blattes zu verändern sucht, so möchte man schon von vornherein annehmen, daß die natürliche Luftbewegung stets eine Verminderung der Beleuchtung des euphotometrischen Blattes herbeiführen müsse. Inwieweit diese Vermutung zutrifft, wird weiter unten erörtert werden. Das euphotometrische Blatt ist auch dadurch charakteri- siert, daß sein grünes Assimilationsgewebe eine angenähert eben verlaufende Schichte bildet, welche der Blattoberfläche beiläufig parallel läuft. Es ist also selbstverständlich, daß in diese grüne Schichte das stärkste diffuse Licht senkrecht ein- strahlt und deshalb die relativ größte assimilatorische Wirkung ausüben muß. Das aphotometrische Blatt ist, entsprechend der oben gegebenen Definition, physiologisch sehr genau charakterisiert, aber morphologisch besitzt es, im Gegensatze zum euphoto- metrischen Blatt, einen sehr verschiedenen Charakter. Um dies mit Rücksicht auf unsere Frage zu erläutern, scheint es mir zweckmäßig, einige charakteristische Typen des aphoto- metrischen Blattes vorzuführen und ihr Verhalten zum Winde zu erörtern. In der Föhrennadel — ich beziehe mich speziell auf das Blatt von Pimis Laricio — bildet das grüne Assimilations- gewebe nicht, wie dies beim euphotometrischen Blatt der Fall ist, eine ebene Schichte, sondern erscheint als ein etwa zylindrischer Hohlkörper, welcher angenähert parallel zur Blattoberfläche gelegen ist. Während, wie oben gezeigt wurde, das euphotometrische Blatt in seiner günstigsten Lichtlage, also senkrecht zum stärksten diffusen Lichte seines Areals gerichtet, so orientiert ist, daß dieses stärkste diftuse Licht Beleuchtung des Laubes. 899 senkrecht in die Chlorophyllschicht einstrahlt und somit die größte assimilatorische Wirkung ausübt, indes andere Ein- strahlungsrichtungen um so weniger günstig sind, je mehr sie von der senkrechten abweichen, wird die Chloroph3-ll- schicht der Pm//5-Nadel eine zureichende Beleuchtung er- fahren, von welcher Seite immer auch das Licht kommen mag. Es ist somit ersichtlich, daß die Beleuchtung der Pinus- Nadel im Winde sich ganz anders gestalten muß als die des windbewegten euphotometrischen Blattes. Erstere ist am Tage stets ausreichend beleuchtet, von welcher Seite her sie auch beleuchtet sein mag; letztere ist, in der Normalebene liegend, am stärksten beleuchtet und mit der Änderung der Neigung vermindert sich die Beleuchtungsstärke. Der Wind, welcher durch Lageveränderungen der Blätter deren Beleuchtung ändert, wird somit der Beleuchtung der P/«//5-Nadel keinen Abbruch tun, müßte aber, wenn nicht besondere Schutzein- richtungen bestehen, beim euphotometrischen Blatte tief ein- greifende Störungen hervorrufen. Wie sich die Sache beim euphotometrischen Blatte tatsächlich verhält, kann an dieser Stelle noch nicht erörtert werden. Ich komme hierauf weiter unten zurück. Das Grasblatt ist gewöhnlich aphotometrisch; photo- metrische Blätter kommen unter den Gramineen nur bei baumartigen Formen, z. B. bei Bambusa-Avten vor. Hier ist nur vom gewöhnlichen band- oder riemenförmig gestalteten Grasblatt die Rede. Das gew^öhnliche Grasblatt schießt häufig bis zu nicht unbeträchtlicher Länge vertikal auf: es ist dann beiderseits, an der morphologischen Ober- und Unterseite nahezu gleich stark beleuchtet. Mit dem Längerwerden des gewöhnlichen Grasblattes krümmt es sich oder dreht sich schraubig. Im ersteren Falle ist es in seinem Verlaufe den verschiedensten Beleuchtungsstärken ausgesetzt; im letzteren Falle wendet es abwechselnd seine Ober- und seine Unter- seite nach oben.^ Das gewöhnliche Grasblatt stellt sich, wie 1 An zahllosen blütentragenden Halmen von Brachypoditim sylvaticum Rüm. et S. habe ich in den Wäldern und im Parke in Seebenstein (Nieder- österreich) die Wahrnehmung gemacht, daß mit Ausnahme des obersten kurzen Blattes alle anderen Blätter durch einmahge Drehung ihre Unterseiten nach oben 900 J. V. Wiesner, man sieht, zum euphotometrischen Blatt in vollem Gegensatz, da letzteres nach Erreichung des euphotometrischen Zustandes konstant oberseits stark, unterseits schwach beleuchtet ist. Da nun das gewöhnliche Grasblatt bei gekrümmter Form an verschiedenen Stellen verschieden starker Beleuchtung unter- liegt und dasselbe im ruhenden Zustande ungemein häufig die morphologische Unterseite nach oben wendet, so ist wohl ersichtlich, daß der Wind solche Blätter nur Beleuchtungs- verhältnissen zuführen kann, denen sie auch schon im ruhenden Zustand ausgesetzt sind. Ich möchte hier auch die ungemein großen und schweren grundständigen Blätter den schon oben genannten Agave-Avten einreihen. Soweit meine Beobachtungen reichen, sind diese Blätter aphotometrisch und wenn sie auch eine Orientierung zum Lichte aufweisen, indem man an ihrer Ober- und Unter- seite unterscheiden kann, so wird diese Orientierung nicht durch das Licht hervorgebracht, sondern durch Epinastie. Diese Blätter sind so schwer, daß selbst heftige Winde sie nicht zu bewegen vermögen. Der Wind kann deshalb an den Beleuchtungsverhältnissen der Blätter dieser Pflanze nichts ändern. Aber auch an den kleinen, walzen- förmigen Blättern von Sednm albiim oder an den noch kleineren, zapfenförmigen Blättern von Seclnm acre und Ver- wandten kann begreiflicherweise der Wind keine Beleuchtungs- störung hervorrufen. Um das Verhalten des euphotometrischen Blattes rück- sichtlich seiner im Winde erfolgenden Beleuchtung zu ver- stehen, ist zunächst erforderlich, sich darüber Klarheit zu verschaffen, wie ein gewöhnliches, flächenhaft gestaltetes Blatt sich einer orientierten Stoßkraft gegenüber verhält. Man muß in dieser Beziehung zwischen dem sitzenden und dem gestielten Blatte unterscheiden. Ersteres ist, wie schon oben angedeutet wurde, viel schwerer durch eine Stoß- kraft aus seiner Lage herauszubringen als letzteres. Das sitzende Blatt schwingt auf Stoß nur unbedeutend und an- oder außen wenden. Die zur Umkehrung des Blattes führende Drehung erfolgt, soviel ich gesehen habe, stets am Grunde des Blattes. Beleuchtung des Laubes. 901 genähert mit seinem Medianus nur in der Medianebene des Blattes, also im Verhältnis zum Stamme radial. Ganz anders verhält sich, wie gleichfalls oben schon bemerkt wurde, das gestielte. Es ist leicht zum Schwingen zu bringen, insbesondere wenn der Blattstiel sehr elastisch ist. Wenn ein schiefer Stoß auf die Fläche eines gestielten Blattes ausgeübt wird, so schwingt es nicht in der Richtung des Stoßes, sondern in der Ebene, des geringsten Luftwiderstandes, d. i. in der Richtung der Blattfläche. Merkwürdigerweise schwingt es auch in dieser Richtung, wenn der Stoß senkrecht auf die Blattfläche trifft, wenn auch nicht immer sofort, so doch nachdem es eine oder wenige radiale Schwingungen ausgeführt hat. Nicht nur bei einfachen, sondern auch bei gefiederten Blättern treffen diese Verhältnisse zu. Sehr schön läßt sich dieses Bestreben des Blattes nach in irgendeiner Richtung geführtem Stoße in d'er Richtung des geringsten V/iderstandes, also in der Rich- tung der Blattfläche zu schwingen, an aufgerichteten, in einer Ebene ausgebreiteten Wedeln von Aspidiiim filix mas und anderer ähnlicher Farne zeigen, wenn man ihnen entweder einen Stoß senkrecht zur Blattoberfläche erteilt oder sie auf den Rücken legt und emporschnellen läßt: sie richten sich schwingend auf und die Schwingungsrichtung entspricht an- genähert immer der Richtung der Blattfläche. Die Tatsache, daß das flächenhafte, gestielte Blatt die Ten- denz hat, nach Einwirkung einer Stoßkraft, also auch nach Einwirkung des Windes in der Richtung des geringsten Luft- widerstandes, d. i. in der Richtung der Blattfläche zu schwingen, hat für das stets flächenhaft ausgebildete euphotome tri sehe Blatt eine ganz besondere Bedeutung. Da dasselbe nämlich in der Ruhelage seine Blattfläche in der Normalebene aus- breitet, so wird bei Einwirkung des Windes dieses Blatt in der Richtung dieser Ebene schwingen. Das euphotometri- sche Blatt wird deshalb, solange es in der Normal- ebene schwingt, während der Bewegung durch den Wind ebenso stark beleuchtet sein als in der Ruhe- lage. Es erfährt somit unter diesen \'erhältnissen im Winde keine Herabsetzung seiner Beleuchtungs- stärke. 902 J. V. Wiesner, Die Tendenz des euphotometrischen Blattes infolge Ein- wirkung des Windes in der Normalebene zu schwingen, mit- hin keine Einbuße seiner Beleuchtungsstärke zu erfahren, darf wohl als eine Erscheinung zweckmäßiger Anpassung betrachtet werden. Diese Auffassung erfordert aber mit Rücksicht auf die Stärke des Windes eine gewisse Einschränkung. Der Wind kann eine enorme Stärke erreichen; er kann Bäume ent- wurzeln. Gegen solche katastrophale Wirkungen gibt es keinen Schutz. Es ist mithin selbstverständlich, daß sehr große Wind- stärken ausgeschlossen werden müssen, wenn es sich um Anpassung der lebenden Pflanze an den Wind handelt. Ja noch mehr. Unser Satz, daß das euphotometrische Blatt die Tendenz hat, im Winde in der Normalebene zu schwingen, •gilt nur für Winde mäßiger Stärke. Aber gerade dadurch gibt sich das Schwingen des euphotometrischen Blattes in der Normalebene als Anpassungserscheinung zu erkennen. Erst- lich deshalb, weil diese Anpassung nur dann einen Sinn hat, wenn es sich um lange anwährende Windvvirkungen handelt; nur solche könnten das Assimilationsgeschäft gefährden, während kurz andauernde Wirkungen starken Windes nicht ins Gewicht fallen. Nun lehrt aber die Erfahrung, daß in den meisten Vegetationsgebieten Windstille ebenso wie Sturm im Vergleiche zu mäßigem Winde den selteneren Fall repräsen- tieren, die mäßigen Winde also die vorherrschenden sind. Es ist aber noch ein Zweites zu beachten. Das euphotometrische Blatt ist in der Regel ein Schattenblatt, welches gewöhnlich auf geschwächtes Licht angewiesen ist und deshalb gleich- zeitig einen starken Windschutz genießt. Man sieht dies an zahlreichen Baumarten, deren peripheres, der Sonne aus- gesetztes Laub aus panphotometrischen Blättern besteht, während im Bauminnern alle Blätter euphotometrisch sind. Das panphotometrische Laub des Kronenumfanges wird häufig vom Winde heftig hin- und hergeworfen, während die im Innern der Baumkrone stehenden euphotometrischen Blätter zumeist nur mäßigem Winde ausgesetzt sind und unter diesen Verhältnissen in der Normalebene schwingen. Wie ich schon in meinen Schriften mehrmals hervorhob, muß das Beleuchtung des Laubes. 903 euphotometrische Blatt, weil es auf geringe Lichtstärke an- gewiesen ist, die größte Lichtökonomie treiben. Dieses Ver- halten spricht sich am klarsten in der Tatsache aus, daß es sich genau auf das stärkste diffuse Licht des ihm zufallenden Lichtareals einstellt. Im Einklänge hiermit steht die Tatsache, daß das euphotometrische Blatt in mäßigem Winde nichts an seiner Beleuchtungsstärke einbüßt und daß es sich gerade einem Winde von mäßiger Stärke, welcher für die Blattkate- gorie der herrschende ist, angepaßt hat. Zeitweise ist auch das euphotometrische Blatt stärkerer Windwirkung ausgesetzt, wobei es mehr oder weniger stark aus der Normalebene hinauskommt und dann tatsächlich schwächer beleuchtet ist. Dieses Hinausdrängen des Blattes aus der Normalebene bedingt nun allerdings eine verringerte Beleuchtung des Blattes, aber sobald der Wind geringer wird, schwingt das Blatt wieder in der Normalebene und wenn er sich völlig gelegt hat, nimmt es seine gewöhnliche Ruhelage wieder ein. Auf diesen Gegenstand komme ich später noch zurück. Ungemein häufig kommt es bei Pflanzen mit euphoto- metrischen Blättern vor, daß die Blätter eines Zweiges in eine Ebene zu liegen kommen, welche der Normalebene jedes einzelnen Blattes entspricht. Solche zweireihig beblättert erscheinende Zweige kommen außerordentlich häufig vor (bei Rot- und Weißbuchen, Ulmen, Cormis-Arten etc.). Sie gleichen einem gefiederten Blatte und verhalten sich im Stoße und deshalb auch im Winde wie ein solches Blatt. Derartige euphotometrische Sprosse haben wie ein euphotometri- sches Blatt die Tendenz, in der Normalebene zu schwingen, wodurch sie, tatsächlich wenigstens angenähert, ihre Be- leuchtungsstärke bewahren. Erwähnenswert erscheint es, daß, wenn solche euphoto- metrische Sprosse von sitzenden oder kurzgestielten Blättern besetzt sind (Ligustntm vulgare, Evonymiis verrucosus, Sym- phoricorptis racemosa [gewöhnliche kleinblätterige Form] etc.), welche durch Stoß mit ihrem Medianus nur in der Median- ebene und nicht in der Ebene der Blattfläche schwingen, sich doch wie euphotometrische Blätter verhalten, nämlich 904 J. V. Wiesner, selbst nach senkrechtem Stoße in der Ebene der Blattfläche schwingen. Tatsächlich schwingt hier aber bloß der Stamm- teil des Sprosses und die Blätter bewegen sich nur passiv mit, wie bei einem schwingenden gefiederten Blatte nur der gemeinschaftliche Blattstiel schwingt und die Fiederblättchen bloß passiv bewegt werden. Mit fortschreitender Verzweigung komplizieren sich die Verhältnisse, es entstehen förmlich euphotometrische Äste, bei welchen oft zahlreiche euphotometrische Zweige in einer dünnen, sozusagen flächenhaften Schichte liegen. Auch hier herrscht die Tendenz vor, im Winde in der Normalebene der Blätter zu schwingen, wobei aber entweder nur der primäre Stamm des Astes tatsächlich schwingt, die Seitenzweige und die Blätter nur passiv mitgenommen werden oder aber der primäre Stamm in Ruhe bleibt, aber die Seitenzweige schwingen und die kurzgestielten Blätter nur passiv sich bewegen, während langgestielte Blätter auch direkt in der Richtung der Blattfläche durch den Wind in Bewegung geraten können. Es ist ferner unverkennbar, daß der Winddruck auf der großen Fläche eines solchen euphotometrischen Astes stark zur Gel- tung kommen muß, wobei der Ast mehr oder minder stark niedergebeugt wird, insbesondere in der Peripherie der Baum- krone. Bei dieser Niederbevvegung verlassen die euphoto- metrischen Blätter die Normalebene, wobei sie eine Verminde- rung ihrer Beleuchtungsstärke erfahren. Da aber die euphoto- metrischen Blätter eines Baumes im Innern seiner Krone auf- treten, während die peripher gestellten Blätter sehr häufig panphotometrisch ausgebildet sind, so ist leicht einzusehen, daß bei der Niederbewegung des Astes durch den Winddruck die ersteren rücksichtlich der Herabsetzung der Lichtstärke viel weniger in Mitleidenschaft gezogen werden als die letzteren. Das euphotometrische Blatt oder der euphotometrische Sproß schwingt im Winde in der Regel derart, daß der Blatt- stiel, beziehungsweise der die Blätter tragende Stammteil hin und her pendelt. Es kann aber auch auf eine Art bewirkt werden, daß die Blattspreite in der Normalebene schwingt, z. B. bei den schildförmigen Blättern von Tropaeolnm majiis Beleuchtung des Laubes. 90o oder noch viel ausgesprochener bei den gelappten grund- ständigen Blättern von Geranmm pJiaeuin und anderen Geraniiun-Arten. Durch schiefen Stoß drehen sich die Blatt- spreiten um die gelenkartige obere Ansatzstelle des Blatt- stieles hin und her. Da aber auch hier die Schwingung in der Normalebene erfolgt, so bleibt auch hier in mäßigem Winde die maximale Beleuchtung der Blattspreite, wie in der Ruhelage, angenähert erhalten. Es hat den Anschein, als müßte jedes Blatt, wenn es nur flächenhaft gestaltet und mit einem Blattstiel versehen ist, auf beliebig gerichteten Stoß in der Richtung der Blatt- fläche schwingen. Es gehört aber hierzu auch eine aus- reichende Elastizität des Blattstieles, welche bei euphoto- metrischen Blättern auch stets erreicht ist. Aphotometrische, mit weichem, saftigem, Blattstiel versehene Blätter, z. B. die an den blütentragenden Sprossen der Runkelrübe (Beta vul- garis) stehenden, schwingen auf Stoß oder im Winde nur schwach, und zwar nur mit dem Medianus in der Median- ebene, also radial, und gar nicht in der Ebene der Blattfläche. Der Blattstiel dieser Pflanze ist markreich, saftig, weich und sehr wenig elastisch. Auf die Fähigkeit, lange und kräftig zu schwingen, hat auch die Form des Blattstieles Einfluß, wie die Pappeln mit stark schwingendem Laube lehren (Populus tremiila, nigra etc.), bei welchen der Blattstiel senkrecht zur Blattfläche abgeplattet ist.^ Es sei hier auch der Widerstandsfähigkeit der Blätter gegen die mechanischen Angriffe des Windes gedacht und die Frage gestellt, inwieweit die in der Ruhelage des Blattes herrschende »fixe Lichtlage« durch den Wind gestört wird. 1 Daß die Blätter der Zitterpappel [Populus tremulä) und anderer Pappeln mit zitterndem Laube die Tendenz haben, in der Ebene der fixen Lichtlage, also in der Ebene der günstigsten Beleuchtung zu schwingen, habe ich schon früher betont und bei dieser Gelegenheit habe ich auch bereits hervorgehoben, daß dieser Modus des Schwingens durch die Abplattung des Blattstieles befördert werde. (Wiesner, Die hehotropischen Erschei- nungen. Zweiter Teil. Denkschriften der Kais. Akad. der Wissensch., 1880. Separatabdr., p. 46.) 906 J. V- Wiesner, Die Blätter der deni Winde ausgesetzten Pflanzen, zumal die der Holzgevvächse, welche ich der Kürze halber hier allein in Betracht ziehe, sind infolge ihres mechanischen Aufbaues, der Festigkeit und Elastizität ihrer Teile in wahrhaft merk- würdiger, um nicht zu sagen in bewunderungswürdiger Weise gegen die Wirkungen des Windes geschützt. Im Sturme brechen Äste und Stämme, während das Laub gar nicht oder nur wenig angegriffen wird. Was aber besonders merk- würdig ist, das ist die Tatsache, daß selbst nach starken Winden die »fixe Lichtlage« der wieder zur Ruhe gekommenen Blätter erhalten bleibt. Am leich- testen kann dies an den euphotometrischen Blättern erwiesen werden. Im mäßigen Winde schwingen, wie wir gesehen haben, diese Blätter in der Normalebene. Seltener sind sie stärkeren Winden ausgesetzt, welche diese Blätter stark aus der Normalebene hinausbringen; nachdem der Wind sich gelegt, kehren diese Blätter wieder in jene Lage zurück, welche sie zur Zeit völliger Ruhe besitzen. Sie bleiben während ihrer ganzen Vegetationszeit euphotometrisch, wie man sich durch Messung überzeugen kann. Es gilt dies aber doch nur für solche euphotometrische Blätter, welche sich unter natürlichen Existenzbedingungen befinden. Werden im Schatten erwachsene euphotometrische Sprosse künstlich freigelegt, so gehen sie in heftigem Winde, welcher die panphotometrischen Blätter desselben Baumes intakt läßt, zugrunde. Sie nehmen, mechanisch zu stark an- gegriffen, bei ruhiger Luft nicht mehr die ihnen unter nor- malen Verhältnissen entsprechende »fixe Lichtlage« an. Nach erfolgtem Windbruch der Bäume werden nicht selten Kronen- teile bloßgelegt, welche bloß euphotometrische Blätter tragen. Solche Blätter nehmen nicht mehr die ursprüngliche fixe Lichtlage an und gehen alsbald zugrunde. Dieses Verhalten zeigt, daß das euphotometrische Blatt an mäßig starken Wind sich angepaßt hat und jene Wind- stärken nicht mehr erträgt, welche von panphotometrischen Blättern desselben Baumes noch ganz gut ertragen werden. Diese Blätter bleiben selbst nach heftigen Stürmen noch am Beleuchtung des Laubes. 90/ Leben, ja sie stellen sich nach Aufhören des Sturmes in die gewohnheitsmäßige »tixe Lichtlage«. Nur kurz vor dem Abfall verlieren sowohl die euphoto- metrischen als panphotometrischen Blätter die Fähigkeit, nach Einwirkung starker Winde wieder die entsprechende >fixe Lichtlage« anzunehmen. Nach orkanartigen Stürmen wird aber doch ein Teil des Laubes der Bäume geschädigt und bleibt, absterbend, am Baume oder liegt tot am Boden. Ein Teil des Laubes wird an den schwächsten Stellen, nämlich an der im Werden begriffenen Trennungsschichte ^ abgelöst- oder geradezu ab- gerissen. Ein anderer Teil des Laubes wird durch die Kraft des Windes abgedreht, oder durch Anfall an das Zweig- und Astholz abgescheert. Das Abdrehen kommt namentlich an großblätterigem Laube vor und spricht sich in einer Drehung des Blattstieles aus. Ich habe solche durch Abdrehen verletzte Blätter u. a. mehrmals an Roßkastanien beobachtet. Solche abgedrehte Blätter vertrocknen am Stamme und wenden häufig die Unterseiten nach oben oder außen. Alle hier vorgeführten Schädigungen der Blätter sind aber die Folgen von bei uns doch nur seltenen orkanartigen Winden. Die Regel ist doch, daß das Laub der Bäume selbst bei heftigen Winden unversehrt bleibt und die Blätter bei ruhiger Luft wieder in die gewohnte Ruhelage, nämlich in die »fixe Lichtlage« zurückkehren. 1 Oben wurde nur von einer im Werden begriffenen Trennungsschichte gesprochen und nicht von einer völlig ausgebildeten ; denn wenn eine solche vorhanden ist, so ist der Zusammenhang von Blatt und der tragenden Achse so gering, daß die Ablösung des Blattes schon in sehr schwachem Winde erfolgen kann. Ja selbst bei völliger Windstille kann ein solches zum Abfall reifes Blatt sich vom Stamme lösen, indem das Gewicht des Blattes hierzu ausreicht. 2 Da der Laubfall nicht nur im Herbste, sondern, wenn auch in ver- mindertem Alaße, selbst im Sommer erfolgt. [Siehe hierüber Wiesner, Über den Sommerlaubfall (Ber. der Deutschen Botan. Ges., Bd. XXII (1904)], so kann in heftigem Winde diese Art der Blattablösung auch im Sommer statt- finden. 908 J. V. Wiesner, Zusammenfassend kann man rücksichtlich der Beleuch- tung des windbewegten euphotometrischen Blattes und des windbewegten euphotometrischen Sprosses sagen: Sie sind vorwiegend ebenso an mäßige Beleuchtung wie an mäßige Windbewegung angewiesen und dieser herrschende mäßige Wind bedingt, daß sie angenähert in der Normalebene, d. i. in der Ebene der stärksten Beleuchtung schwingen, mithin in solchem Winde angenähert ebenso stark als in der Ruhelage beleuchtet sind. Wenn das euphotometrische Blatt stärkeren aber nicht überstarken Winden ausgesetzt ist, welche dasselbe aus der Normalebene hinausdrängen, so kehrt es nach einge- tretener Ruhe wieder in die ursprüngliche »fixe Lichtlage« zurück. So erscheint also das euphotometrische Blatt rücksichtlich seiner im Winde stattfindenden Be- leuchtung jenen Windstärken angepaßt, denen es unter natürlichen Verhältnissen am meisten ausge- setzt ist. In einem gewissen Gegensatz zum euphotometri- schen Blatte steht in bezug auf die im Winde stattfin- dende Beleuchtung das aphoto metrische Blatt, obgleich auch dieses Blatt den ihm zuteihverdenden Windverhältnissen zweckmäßig angepaßt erscheint. Es erfährt selbst durch heftigen Wind entweder in seinen Beleuchtungsverhältnissen gar keine Veränderung, oder keine schädigende Erhöhung oder Verminderung seiner Beleuchtungsstärke. Es ist noch das Verhalten des panphoto metrischen Blattes zu gedenken. Das panphotometrische Blatt ist aus- nahmslos ein Sonnenblatt. Das liegt eigentlich schon im Be- griffe des panphotometrischen Blattes, worunter jenes photo- metrische Blatt zu verstehen ist, welches möglichst viel diffuses Licht aufnimmt, aber überschüssiges Sonnenlicht ab- wehrt. Es empfängt mithin reichlich, sogar im Überschuß direktes Sonnenlicht. Es braucht deshalb nicht wie das eu- photometrische Blatt mit dem Lichte ökonomisch umzugehen, es benötigt mithin keiner Einrichtungen, um Lichtverluste hintanzuhalten. Da das panphotometrische Blatt ein Sonnen- Beleuchtung des Laubes. 909 blatt ist, so ist es viel stärkeren Windangriffen ausgesetzt wie das euphotometrische. Wenn es nun aucii keiner Einrichtungen bedarf, um während der Luftbewegung aus- reichend beleuchtet zu sein, so ist es doch nicht bar aller mit der Windwirkung im Zusammenhange stehenden Schutz- einrichtungen. Zu diesen möchte ich die folgende Einrichtung zählen. Ungemein häufig sieht man im starken Winde, daß die Unterseiten der Blätter nach außen und nach oben ge- wendet werden, wodurch gerade sie sichtbar werden, was in der Ruhelage gewöhnlich nicht der Fall ist. Um so deutlicher kommen die Unterseiten bei starkem Winde zum Vorschein, wenn sie mit einem dichten, weißen Haarüberzug versehen sind, was bei zahllosen Gewächsen der Fall ist. In solchen Fällen leuchten die Unterseiten der windbewegten Blätter im Lichte hell auf, wofür die Blätter der Silberpappel {Poptilus alba) ein ausgezeichnetes Beispiel bilden. Dieser dichte Haarüberzug hindert den Eintritt eines Lichtes von hoher Intensität in die untere Blattseite und sein Auftreten darf wohl als eine Schutzeinrichtung des windbevvegten Blattes gegen übermäßig starke Lichtvvirkung bei heftigem Winde gehalten werden. Daß das panphotometrische Blatt selbst nach heftigen Winden -noch befähigt ist, in die Ruhelage gekommen, die gewohnte »fixe Lichtlage« wieder anzunehmen, ist oben schon gesagt worden. Erst orkanartige Stürme und die am Lebens- ende des Blattes sich einstellenden Veränderungen bringen das panphotometrische Blatt in einen Zustand, in welchem bei Windstille die ursprüngliche normale »fixe Lichtlage« nicht mehr angenommen wird. Solche Blätter gehen alsbald auch zugrunde. Es sei hier noch angemerkt, daß jene euphotometrischen und panphotometrischen Blätter, welche nach zu heftigen Angriffen durch den Wind nicht mehr nach Eintritt der Wind- stille in die gewohnte >-fixe Lichtlage« zurückkehren, äußer- lich häufig gar kein Kennzeichen der Verletzung an sich tragen. Daß aber in diesen Fällen doch eine Schädigung vorliegt, wenn sie sich auch der Wahrnehmung entzieht, kann wohl Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 63 910 J. V. Wies n er, Beleuchtung des Laubes. keinem Zweifel unterliegen. Wahrscheinlich sind es im Proto- plasma stattgefundene Veränderungen, welche verhindern, daß die genannten Blattkategorien nach heftigen Wind- angriffen nicht mehr die »fixe Lichtlage« anzunehmen be- fähigt sind. Daß die vorgeführten Anpassungen der genannten Blatt- kategorien an den Wind zur Hintanhaltung störender Beleuch- tungsverhältnisse auch in pflanzengeographischer Be- ziehung \'on Belang sind, kann wohl als zweifellos angesehen ^verden. Man wird zunächst wohl annehmen dürfen, daß das aphotometrische Blatt in solchen Vegetationsgebieten sich am meisten bewähren und deshalb am häufigsten auftreten wird, welche den stärksten andauernden Winden ausgesetzt sind und das euphotometrische Blatt dort auftreten wird, wo die herrschenden Winde in der Regel nur von mäßiger Stärke sind. Das panphotometrische Blatt dürfte sich inter- mediär verhalten. In diesen Gegenstand gehe ich aber in dieser kleinen Abhandlung nicht ein, sondern begnüge mich damit, nach dieser Richtung die Anregung zu weiteren For- schungen gegeben zu haben. 911 Ammoniten aus der Untertrias von Madagaskar Dr. Carl Diener, w. M. k. Akad. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 15. Oktober 1914.) Durch die Arbeiten der Herren H. Douville^, A. Merle und E. Fournier- ist uns in den letzten Jahren die Kenntnis einer untertriadischen Fauna in Madagaskar vermittelt worden. In den Geoden der Tone und Tonschiefer von Ambara- rata imNorden der Insel wurden von den Ingenieuren Callens und Bordeaux Hohldrücke von Fischen und sehr kleinen Ammoniten entdeckt. Unter den Ammoniten erkannte zuerst H. Douville eine Anzahl triadischer Formen, die ihm Be- ziehungen zu solchen der Untertrias des nordamerikanischen Westens und des Himalaya zu verraten schienen. Seine Be- stimmungen sind später von G. v. Arthaber^ einer ziemlich scharfen Kritik unterzogen worden, die allerdings nur auf den Beschreibungen und Abbildungen Douville's, keines- wegs auf einer persönlichen Kenntnis des madagassischen Fossilmaterials beruht. Da die Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Forschern den Kern der Frage nach dem geologischen Alter der Triasschichten von Ambararata nicht berührt, so mag es genügen, die Bestimmungen von 1 H. Douville, Sur la decouverle du Trias marin a Madagascar. Bull. Soc. geol. de France, ser. IV, t. X (1910), p. 125. 2 A. Merle et E. Fournier, Sur le Trias marin du Nord de Mada- gascar. Ibidem, p. 660. 3 G. V. Arthaber, Die Trias von Albanien. Beiträge zur Geologie und Paläontol. Österreich-Ungarns etc. XXIV (1911), p. 189. 912 C. Diener, Douville und G. v. Art h ab er hier nebeneinander zu stellen, um so mehr, als mit Ausnahme des Pseudosageceras cf. imilti- lobatnm Noetl. keine einzige Form spezifisch bestimmbar ist. H. Douville (1910). G. v. Arthaber (1911). cf. Cordillerites atigulaius H. Pseudosageceras miiltilohatum et Sm. Noetl. cf. Hedenstroemia Kossinati cf. Meekoceras sp. ind. H. et Sm. Meekoceras sp. ind. ^ ., . , . , Lecanites sp. ind. Lecanites sp. ind. cf. Flemingiies Riisseli H. et FleniiugUes sp. ind. Sm. Cladiscites sp. ind. Sageceras sp. ind. Außerdem gelang es Smith Woodward, aus einer kleinen Anzahl von Geoden Hohldrücke von Fischen heraus- zupräparieren, die als neu erkannt und von ihrem Autor für permisch erklärt wurden. Dieser Vermutung Smith Woodward's widersprechen die Untersuchungen von Merle und Fournier, die Gelegenheit hatten, eine sehr große Zahl von Geoden auf ihren Fossilinhalt zu prüfen. Sie teilen diese Geoden nach ihrer Form und chemischen Zusammensetzung in vier voneinander ziemlich verschiedene Gruppen ein. In Kieseigeoden von langgestreckter Gestalt liegen die Fischreste, unter ihnen Vertreter der Palaeoniscidae, Platysomidae, Stylodontidae (Dapedhis), Sphaerodontidae {Lepidotus?) und Saiirodontidae (Pholidophonis, Pliolido- plenriis). Die Fischfauna macht einen ausgesprochen triadischen Eindruck. In runden Kieselknollen fanden sich unzählige kleine Ammoniten mit Goniatitenloben, in großen Septarien aber auch einige größere Exemplare von Ammoniten, die die beiden Beobachter mit Otoceras Griesb. identifizieren zu können glaubten. Pro^ H. Douville, dem Herr Merle seine Sammlung überließ, glaubte in einem der Stücke einen Repräsentanten des Genus Tirolites Mojs. zu erkennen, insbesondere auf Ammoniten von Madagaskar. 913 Grund der »Anwesenheit sehr starker Dornen, die im Reife- stadium verschwinden«. Eine namhafte Subvention der KaiserHchen Akademie der Wissenschaften aus der Boue-Stifung ermöglichte mir im April d. J. das Studium einiger exotischer Triassuiten in deutschen und französischen Sammlungen. In Paris eröffnete mir die Liebenswürdigkeit des Herrn H. Douville einen Einblick in die Sammlungen triadischer Ammoniten aus Tonking und Madagaskar, die sich im Besitze der Ecole Nationale des Mines befinden. Herr Prof. Douville hatte die Freundlichkeit, mir nicht nur die Stücke, die er selbst be- schrieben hatte und jene aus der Coli. Merle zu zeigen, sondern auch mir die letzteren, darunter den angeblichen Tirolites, für weitere Untersuchungen zur Verfügung zu stellen. Ich sage ihm dafür an dieser Stelle meinen ver- bindlichsten Dank. Das Exemplar, das Prof. Douville mit Tirolites ver- glichen und in einer Notiz am Schlüsse der .Abhandlung von Merle erwähnt hat, bedurfte keiner besonderen Präparation für meine Untersuchung. Dagegen befanden sich die beiden anderen Stücke, auf die sich wahrscheinlich Merle 's Be- stimmung als Otoceras bezieht,^ in einem kläglichen Zu- stande. Aus den Geoden ragte nur die eine ganz abgevvitterte Flanke hervor, so daß weder von der Involution und Skulptur, noch von dem Bau der Suturlinie ein Bild gewonnen werden konnte. Durch eine sehr vorsichtige Behandlung der Stücke ist es mir nach langer, mühevoller Arbeit gelungen, die in dem Inneren der Geoden verborgenen Teile der Ge- häuse frei zu legen. Obwohl unvollständig, sind sie hin- reichend gut erhalten, um eine besondere Beschreibung und Abbildung zu rechtfertigen. Sie sind die ersten Ammoniten aus der madagassischen Trias von ansehnlichen Dimensionen während die von Douville beschriebenen Formen ausnahms- los klein waren, so klein, daß mit Ausnahme des Pseiido- 1 Herr Prof. Douville teilt mir darüber folgendes mit: »Quant aux Otoceras signales dans Ja note de MM. Merle et Fournier, je suppose, qu'ils se trouvent dans les echantillons, qui m'ont ete remis par M. Merle et que vous avez examines, mais je ne puis I'affirmer« 914 C. Diener, sageceras cf. ninltilo'batuni Xoetl. kein einziges der mir bekannt gewordenen Exemplare eine spezifische Bestimmung zulassen möchte. Aspidites Madagascariensis n. sp. (Taf. I, Fig. 2, 3). Von dieser neuen Art liegen zwei Stücke vor — wahr- scheinlich die von Herrn Merle als Otoceras angesproche- nen — die zwar unvollständig sind, aber doch eine aus- reichende Rekonstruktion der Schale zulassen. Da alle für die Form wesentlichen Merkmale sichergestellt werden können, erscheint die Einführung eines besonderen Speziesnamens gerechtfertigt. Ich betrachte beide Stücke als einer und derselben Art angehörig. In den Dimensionen, Windungs- und Querschnitts- verhältnissen besteht eine nahezu vollständige Übereinstim- mung. Unbedeutende Abweichungen zeigt die Suturlinie, insbesondere in der Ausbildung des Umbilikallobus. Daß so geringfügige Abweichungen bei den Meekoceratidae nicht als Speziesunterschiede betrachtet werden dürfen, geht zur Evidenz aus den Beschreibungen hervor, die A. v. Kr äfft und ich von den Suturen des Meekoceras Markhanii, Ko- ninckites alterammonoides und Aspidites Spitiensis gegeben haben. 1 Schale scheibenförmig, mit relativ weitem Nabel. Die inneren Windungen sind bis zur Hälfte ihrer Höhe von den äußeren umhüllt. Involution gleichmäßig. Querschnitt kom- primiert. Die größte Dicke, die am Beginn des letzten Um- ganges dessen halber Höhe ungefähr gleichkommt, liegt ein wenig oberhalb des Nabelrandes. Flanken beinahe flach, nur sehr wenig gewölbt, mit einer deutlichen, stumpf gerundeten Kante gegen die hohe, steile Nabelwand abgesetzt. Der äußere, der Peripherie zunächst gelegene Teil des Gehäuses ist leider an keinem meiner beiden Stücke er- halten. Doch gelang es mir, durch Absprengen eines kleinen Teiles der letzten Windung auf eine kurze Strecke die 1 A. V. Kr äfft et C. Diener, Lower Triassic Cephalopoda from Spiti etc. Palaeontol. Indica, ser. XV, vol. VI, No. I (1909), p. 23, 55, 71. Ammoniten von Madagaskar. 915 Externseite des vorhergehenden Umganges frei zu machen. Der Konvexteil der Schale erwies sich als flach, ziemlich schmal und gegen die Flanken kantig abgegrenzt, so daß unsere Form der Sektion der Biangnlares im Sinne Waage n's zugezählt werden muß. Nachdem die Peripherie der Schale nur an dem einen meiner beiden Exemplare (Fig. 2) am Beginn der Schluß- windung sichtbar gemacht werden konnte, sonst aber an beiden Exemplaren nur die in der Geode eingeschlossene, durch die spätere Präparation freigelegte Schalenhälfte er- halten ist, so lassen sich Abmessungen nur mit großer Reserve auf Grund einer Rekonstruktion des Schalenumrisses geben. An dem in Fig. 2 abgebildeten Exemplar beträgt die Höhe der letzten Windung an ihrem Beginn 25 mm, die Nabelweite 12 mm. Die entsprechende Dicke des Querschnittes dürfte 13 bis 15 uim, der entsprechende Schalendurchmesser 68 bis 70 min betragen. Der größte Durchmesser des in Fig. 3 abgebildeten Exemplares kann auf 95 bis 100 nun veranschlagt werden. Loben. Die Suturlinie ist bei den beiden Exemplaren nicht ganz gleich ausgebildet. Die Differenzen liegen einerseits in der etwas größeren Breite der Sättel, andererseits in der ein wenig abweichenden Beschaffenheit des Umbilikallobus bei dem in Fig. 2 abgebildeten Exemplar. Da bei diesem letzteren die Suturlinie vollständig erhalten ist — bei Fig. 3 konnten Externlobus und Externsattel infolge der mangelhaften Er- haltung der peripherischen Teile nicht sichtbar gemacht werden — so will ich zunächst von diesem bei meiner Be- schreibung ausgehen. Externlobus breit, mit deutlichem Medianhöcker, ebenso tief eingesenkt als der erste Laterallobus. Erster Seitenlobus verhältnismäßig schmal, weniger breit als der kürzere zweite Laterallobus. Externsattel schlank und niedrig. Die beiden Lateralsättel gerundet. Loben ceratitisch, Sättel ganzrandig. Auf den zweiten Lateralsattel folgt ein langer Umbilikal- lobus, dessen einzelne Elemente keine so weitgehende Indi- vidualisierung erkennen lassen, daß man sie als Auxiliarloben und Sättel bezeichnen könnte. Es ist das jene Entwicklung 916 C. Diener. des Umbilikallobus, wie man sie als bezeichnend für die Gattung (oder Untergattung) Aspidites Waagen in der Familie der Meekoceratitidae ansehen darf. Nur der erste Auxiliarlobus trennt sich deutlich von dem zweiten Lateral- sattel auf der einen und einem stärker ausgebildeten Zacken auf der Innenseite. Dann folgt eine Reihe von Zacken von ungleicher Form und Größe, von denen keiner zu einem selbständigen Auxiliarsattel anschwillt. Bei dem in Fig. 3 abgebildeten Exemplar sind die Zacken im Umbilikallobus in Form, Anordnung und Größe nicht genau übereinstimmend mit den entsprechenden Suturelementen in dem Typus der Art (Fig. 2), aber die Differenzen sind nicht größer als in einigen der von A. v. Krafft und mir beschriebenen Arten von Meekoceratiden aus der Untertrias des Himalaya. Bemerkungen über verwandte Arten. In der Unter- trias Ostindiens und Nordamerikas gibt es eine ganze Anzahl von Meekoceratiden, die unserer Spezies in dem einen oder anderen Merkmal mehr oder weniger nahestehen, ohne doch mit derselben direkt identisch zu sein. Meekoceras gracilitatis White (Triassic fossils of South- eastern Idaho, U. S. Geol. a. Geogr. Surv. Terr. XII, Pt. I (1880), p. 115, pl. XXXI, Fig. 2), von dem später J. P. Smithi bessere Abbildungen gegeben hat, zeigt in Schalenumriß, Involution und Querschnitt eine so auffallende Ähnlichkeit mit den beiden vorliegenden Exemplaren, daß ich ohne die Kenntnis der .Suturlinie zunächst an eine direkte Identifizierung zu denken geneigt war. Gleich große, unskulpturierte Stücke aus den Meekoceras beds von Idaho, die mir von Herrn J. P. Smith für die Sammlung des Paläontologischen Instituts der k. k. Universität in Wien überlassen worden waren, stimmen in der äußeren Form mit Aspidites Madagascarieiisis vollständig überein. Nur die Suturlinie weist in der Entwicklung 1 Comparative stratigraphy of the marine Trias of Western America, Proceed. Californ. Acad. sei. 3. ser., vol. I (1904), p. 370, PI. XLIl, Fig. 1—4; XLIII, Fig. 3, 4. Triassic Cephal. genera of America, U. S. Geol. Surv. Prof. Pap. No. 40, Washington 1905, p. 143, PI. XII, Fig. 1 — 13; XIII, Fig. 1 — 18; XIV, Fig. 1 — 8; LXX, Fig. 4-7. Ammoniten von Madagaskar. 917 der Auxiliarserie deutliche Unterschiede auf. Meekoceras gra- cilitatis ist ein echtes Meekoceras s. s., das innerhalb der Auxiliarserie keinerlei Differenzierung einzelner Lobenelemente erkennen läßt und keinesfalls zur Gattung oder Untergattung Aspidites gestellt werden könnte. Auch wenn man der Ent- wicklung des 'Umbilikallobus keine so große Bedeutung bei- legen wollte wie Waagen, wird man aus diesem Grunde immerhin von einer Identifizierung der madagassischen Form mit Meekoceras gracilifatis absehen müssen. Unter den indischen Meekoceratiden zeigt Meekoceras psendoplaiuilatiun v.KraifteiDiener (Palaeont. Indica, ser.X\', vol. VI, No. I [1909], Lower Triassic Cephalopoda from Spiti, p. 30, PI. VI, Fig. 3) die größte Ähnlichkeit mit unserer madagassischen Spezies. Auch diese Art, deren nahe Be- ziehungen zu M. gracilüatis schon Waagen (Salt Range Foss. Palaeontol. Indica, ser. XIII, vol. II, Ceratite form. [1895], p. 255) betont hat, weist in der Ausbildung des Umbilikal- lobus gegenüber unserer Spezies jene kleinen Unterschiede auf, die Waagen für eine Abtrennung der Genera Aspitites und Meekoceras als ausreichend erachtete. Weder die Exem- plare aus den Hedenstroemia beds des Himalaya noch aus dem Ceratite sandstone (Stachella beds) der Salt Range kommen den unserigen an Größe gleich. Prionolohiis rotundatus Waagen (1. c, p. 310, pl. XXXI\', Fig. 1 — 3), von dem Frech (Lethaea mesoz. I, Asiatische Trias, Taf. XXIII, Fig. 1) später eine bessere Abbildung ge- geben hat, steht unserer Art gleichfalls sehr nahe. Er wächst etwas langsamer an und hat, wie ich mich durch \'ergleich des Gipsabgusses des Originalstückes Waagen's überzeugen konnte, etwas dickere, gerundete Windungen. Der Umbilikal- lobus zeigt die für Meekoceras s. s. charakteristischen Merk- male. Auch Prionolohiis rotundatus könnte nicht zu Aspidites im Sinne der Gattungsdiagnose Waagen's gestellt werden. Genau die gleichen Involutionsverhältnisse wie unsere Art besitzt Aspidites (?) evolvens Waagen (1. c, p. 223, PI. X\', Fig. 1), der nicht mit Aspidites evolvens Frech (Asiatische Trias, 1. c, Taf. XXIII, Fig. 3) verwechselt werden darf. Aber die Externseite des nur sehr fragmentarisch erhaltenen 918 C. Diener, Stückes aus dem Ceratitensandstein von Xanga war ver- mutlich breiter und nicht von scharfen Kanten begrenzt. Jedenfalls ist seine Suturlinie erheblich verschieden von jener des Äspidites uiadagascariensis, da A. v. Krafft sie mit jener des Koniiicl'ites Yndishthira Dien, in nähere Beziehung bringen zu können glaubt (Palaeont. Ind., ser. XV, vol. M, Xo. I [1909], Lower Triass. Cephal. from Spiti, p. 67). Proptycliites discoides Waagen (1. c, p. 174, pl. XX, Fig. 1, 2) unterscheidet sich bei ähnlichen Involutions\'erhält- nissen von unserer Art sofort durch die gerundete Externseite und wesentlich anders gestaltete Suturen. Unter den europäischen Meekoceratiden könnten Meeko- ceras caprilense v. Mojsisovics (Cephalopoden der Medi- terranen Triasprovinz, Abhandlungen der k. k. Geol. Reichs- anstalt in Wien, X [1882], p. 214, Taf. XXIX, Fig. 4, 5) und M. eiirasiaiicum Frech (in G. v. Arthaber, Neue Funde in den Werfener Schichten und dem Muschelkalk des südlichen Bakony, Resultate der wissenschaftlichen Untersuchung des Balatonsees, Palaeontol. Anhang, I [1903], p. 18, Tal. I, Fig. 1) zu einem Vergleich herangezogen werden. Indessen sind beide engnabeliger und gehören nach der Beschaffenheit ihrer Suturlinie zu Meekoceras s. s. Obschon eine direkte Identifizierung der madagassischen Stücke mit einer der amerikanischen oder indischen Meeko- ccras-Avien nicht vorgenommen werden kann und die Ein- führung eines neuen Speziesnamens daher begründet er- scheint, sind doch die Beziehungen zu Meekoceras gracili- iatis White einerseits, zu M. pseudoplamdatum v. Krafft et Diener andrerseits viel enger, als man aus der Zuteilung in zwei verschiedene Subgenera vermuten könnte. Xenodiscus Douvillei n. sp. (Taf. I, Fig. 1). Von dieser Art liegt ein Wohnkammerfragment am Beginn der Schlußwindung und der Hohldruck der vorangehenden Windungen im Inneren einer Geode vor. Der Hohldruck ist so vorzüglich erhalten, daß die Moulage desselben ein voll- ständiges Bild des Ammoniten liefert und ebensogut wie das Ammoniten von Madagaskar. 919 zerstörte Exemplar der Beschreibung der Spezies zugrunde gelegt werden kann. Meine Abbildungen sind nach Moulagen der beiden Seiten des Hohldruckes hergestellt. Die scharfe vordere Grenze in Fig. I a könnte ein Peristom vortäuschen. Es liegt aber ein solches gewiß nicht vor, wie aus der Untersuchung des Wohnkammerfragmentes ersehen werden kann, an dem jene Grenze sich als ein akzidentelles Merkmal zu erkennen gibt. Das Stück zeigt zugleich die Art der Er- haltung der Ammoniten in den Geoden. Die Gehäuse sind mit Teilen ihrer Schale und auf beiden Seiten gleichmäßig erhalten. Die grobe Beschaffenheit des Materials der Geoden zeigt, daß es sich hier nicht um bathyale Bildungen handeln kann. Die langsam anwachsenden Windungen berühren ein- ander, ohne mehr als die mittlere Wölbung des Extern- teiles zu umfassen. Querschnitt rechteckig gerundet, mit mäßig gewölbter Externseite. Marginal- und Umbilikalrand gerundet. Die größte Breite des Querschnittes liegt im oberen Drittel der Windungshöhe. Die Skulptur besteht auf den gekammerten Teilen der Schale aus sehr hohen, kräftigen, konischen Marginaldornen, deren innerer Rand fast bis zur halben Windungshöhe herabreicht. Die marginale Position der Dornen ist am besten in den inneren Windungen aus- gesprochen, wo ihre Außenflanken sich fest an die Nabel- region des letzten Umganges anschmiegen. Auf der Schluß- windung verschieben sich die immer mehr in die Breite ausgezogenen Dornen allmählich gegen die Seitenmitte. Auf der der Wohnkammer vorausgehenden Windung zählt man neun Knoten. Auf der Wohnkammer tritt ein auffallender Wechsel in der Skulptur ein. An Stelle der Dornen treten niedrige, breit gerundete, radiale Rippen, die gegen den Externteil und den Nabelrand hin erlöschen. Dimensionen: A. Des vollständigen Exemplares: Durchmesser 47 tum, Höhe der Schlußvvindung .... 16 mm, Dicke der Schlußwindung zirka \2 mm, Nabelweite 18 imn. 920 C. Diener, B. Des gekammerten Teiles: Durchmesser 35 miu, Höhe der Schlußvvindung 14 nun, Dicke der Schlußwindung über den Dornen 17 nun, Dicke der Schlußwindung zwischen den Dornen ... 12 mm, Nabelweite 12 mm. Loben. Die Suturlinie ist ceratitisch, mit im Grunde ge- zackten Loben und ganzrandigen Sätteln. Alle Loben stehen in fast gleicher Höhe. Externlobus breit, mit einem niedrigen Medianhöcker. Der schlanke Externsattel übertrifft an Höhe die beiden Lateralsättel, die einander an Höhe gleich sind. Ein Auxiliarlobus steht außerhalb der Naht. Bemerkungen über verwandte Arten. Die Zu- gehörigkeit unserer Spezies zu Xenodiscits Waagen ist auf den ersten Blick klar. Die Skulptur der inneren Windungen könnte zwar auch an die Gruppe der Ceratites snbrobnsH Mojs. (Keyserlingites Hyatt, beziehungsweise Durgaites Dien.) denken lassen, aber die Art der Involution mit einander kaum umfassenden Windungen und der scharfe Wechsel der Ornamentierung an der Grenze des gekammerten Schalenteiles und der Wohnkammer schließt eine Identifizierung mit Keyser- lingites oder Durgaites sofort aus. Äußerlich ist auch eine sehr weitgehende Ähnlichkeit mit Tirolites Mojs. vorhanden, doch erscheint eine Identifi- zierung mit diesem Genus durch die Beschaffenheit der Suturen — Xenodiscus hat die normale Zahl der Loben- elemente, während Tirolites unterzählige Loben besitzt — ausgeschlossen. Unter den zahlreichen Arten der Gattung Xenodiscus, die von A. v. K rafft und mir aus der unteren Trias des Himalaya beschrieben worden sind, steht unser Stück aus Madagaskar dem Xenodiscus nivalis Diener (Palaeontol. Indica, ser. XV, vol. II, Pt. I [1897], Cephalopoda Himal. Lower Trias, p. 51, PI. XV, Fig. 7—9, vol. VI, No. I, Lower Triass. Cephalopoda from Spiti etc., p. 102, PI. XXIV, Fig. 1, 2, 3, 5; XXV, Fig. 5) am nächsten. Die Ähnlichkeit in den Querschnittsverhältnissen und in der Ammoniten von Madagaskar. 921 Skulptur ist eine sehr weitgehende. Immerhin sind bei A". nivalis die Knoten niemals so kräftig ausgebildet. Sie tragen überhaupt in der Regel mehr den Charakter von plumpen, kurzen Querrippen als von Dornen. Immerhin sind mir Exemplare mit deutlich ausgesprochener Knotenskulptur (PI. XXIV, Fig. 1) bekannt geworden. Der Wechsel in der Ornamentierung der Wohnkammer und des gekammerten Teiles der Schale hingegen ist bei Xeiiodiscus nivalis ebenfalls sehr deutlich ausgeprägt. Die Umgänge wachsen bei A'. nivalis langsamer als bei A".- Don- villei, ein Unterscheidungsnierkmal, das der Vergleich mit dem großen Exemplar des X. nivalis von Jolinka, das ich in vol. VI, No. 1, PI. XXIV, Fig. 5 der Palaeontologie Indica zur Abbildung gebracht habe, klar hervortreten läßt. Endlich sind Differenzen in den Details der Suturlinie für eine spezifische Sonderung der indischen und madagassischen Art verwertbar. In bezug auf seine Involution steht A'. Donvillei einer Art der Salt Range, X. coronatus Waagen (Salt Range Foss. Palaeont. Indica, ser. XIII, vol. II [1895], Fossils from the Ceratite formation, p. 27, PL VII, Fig. 9, 10) noch näher. Doch tragen bei dieser von Waagen xrviWmXxch zu Dinarites gestellten Art die radialen Rippen des gekammerten Teiles noch weniger den Charakter von Knoten oder gar Dornen als bei X. nivalis. In der Ornamentierung nähert sich A". Donvillei dagegen sehr stark dem leider nur sehr un- vollständig bekannten X. tanguticns Schellwien (Paläozoi- sche und triadische Fossilien aus Ostasien, in Futterer's >Durch Asien«, III, p. 159, Taf. V, Fig. 2), der aber von unserer Spezies durch langsamer anwachsende Windungen und die Abwesenheit eines Auxiliarlobus unterschieden ist. Auch zu einigen der von A. Stoyanow^ unter der subgenerischen Bezeichnung Parativolites zusammengefaßten Formen von Xenodiscns aus der Untertrias von Djulfa bestehen nahe Beziehungen. 1 A. Stoyanow: On the character of the boundaiy of Palaeozoic and Mesozoic near Djulfa. Verhandl. d. Kais. Russ. Mineral. Ges., St. Petersburg, XLVII, 1910, p. 75. 922 C. Diener, Ammoniten von Madagaskar. Schlußfolgerungen. Die beiden hier beschriebenen, neuen Formen X Don- villei und Aspidites Madagascariensis beweisen, daß H. Do u- ville mit der ParalleHsierung der Tonschiefer von Ambararata mit den untertriadischen Bildungen Ostindiens und Nord- amerikas durchaus im Recht war. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß wir es in den madagassischen Trias- ablagerungen mit einem direkten Äquivalent der Hedenstroemia beds des Himalaj^a zu tun haben. X. Dotivillei schließt sich auf das engste an die bezeichnenden trachyostraken Ammo- niten dieses Horizonts an. Wie man schon aus dem Vorkommen des Psendosage- ceras cf. inultilobatnni Noetl. bei Ambararata entnehmen konnte, bestehen ohne Zweifel sehr nahe Beziehungen zwischen der ostindischen und madagassischen Untertrias. Offenbar hat man es in dieser Epoche mit der litoralen Transgression eines Meeres über das alte Gondwana-Festland zu tun, das als eine Dependenz der Tethys zu gelten hat oder wenigstens von diesem zentralen Mittelmeer aus besiedelt wurde. Auf der anderen Seite sind auch die von Douville betonten faunistischen Beziehungen zur unteren Trias des nordamerikanischen Westens (Californien, Idaho) unverkenn- bar. Die Ähnlichkeit der madagassischen mit amerikanischen Formen erklärt sich jedoch ohne Schwierigkeit aus der Tat- sache, daß während des mittleren Abschnittes der Untertrias eine sehr gleichmäßig und weit verbreitete Ammonitenfauna das Himalayische Reich ebenso wie den äquatorialen und subtropischen Gürtel des Pazifischen Ozeans bevölkerte. Erst mit der Tirolifes-Stufe Californiens treten zwischen den beiden Ufern des letzteren Meeres tiefgreifende faunistische Unterschiede ein. Tafelerklärung. Fig. 1 a, h, c, d Xcnodiscns Douvillei Dien. Mg. w a, ■>, ^ V ^(,,y/j//j;5 Madagascariensis Dien. Fig. 3^, & i DlPlier, C. ■• AnimoniliMi von Madagaskar. 2c ^,."^'y K. neilschiäger .icl litli.AnsT.Th.Bannwarth.Wien. Sitzioigsberichte dkiiis. AkatkL\Vi.ss.,iiiaJli. iialurw.Klasse.IJd.CXXIII .Abt .T. \^\^ 923 Über die Herstellung von Photographien in einem Laubblatte Hans Molisch, w. M. k. Akad. Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität in Wien. Nr. 74 der zweiten Folge. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) (Vorgelegt in der Sitzung am 15. Oktober 1914.) Es ist seit langem bekannt, daß bei der Kohlensäure- assimilation in den Chlorophyllkörnern der meisten Pflanzen Stärke entsteht, und zwar tritt diese Stärke nur in den beleuchteten Teilen der Pflanze auf. Befestigt man auf einem grünen, lebenden Laubblatt, während es sich noch auf der Pflanze befindet, einen Streifen schwarzen Papiers und beläßt man das Ganze einen Tag lang in direktem Sonnenlichte, schneidet dann das Blatt kurz vor Sonnenuntergang ab und unterwirft man es schließlich der Sachs'schen Jodprobe, so färbt sich das Blatt nur an den vorher belichteten Stellen schwarzblau, nicht aber an den vom schwarzen Papier ver- dunkelt gewesenen Teilen, weil sich eben hier keine Stärke gebildet hat. Die Form des Papiers tritt an einem solchen Blatte scharf hervor. Noch instruktiver wird dieser Versuch. wenn man das Blatt anstatt mit schwarzem Papier mit einer Blechschablone, in der die Buchstaben eines Wortes, z. B. »Stärke«, ausgestanzt sind, verwendet. Es treten dann die dunklen Schriftzeichen auf hellem Grunde hervor. Wie ich mich überzeugt habe, ist zu diesem sehr bekannten und beliebten Versuche eine Blechschablone gar nicht nötig; 924 H. Molisch, es genügt hierzu gewöhnliches weißes Papier mit deutlicher schwarzer Druckschrift. Ich befestige das bedruckte Papier mit der Schrift nach oben auf der Oberseite des Blattes mit etwas Gummi arabicum-Lösung, die nur an den Ecken des Papiers angebracht wird. Das Papier muß knapp anliegen. Im übrigen wird dann verfahren wie bei dem vorher geschil- derten Experiment mit dem schwarzen Papierstreifen. Die Schriftzeichen treten nach Ausführung der Sachs'schen Jodprobe scharf hervor, wie es die Textfigur zeigt. Sogar gewöhnlicher Zeitungsdruck kommt unter günstigen Bedin- gungen leserlich im Blatte zum Vorschein. Ich habe in einzelnen Fällen nach der Extraktion des Chlorophylls auch schon vor der Behandlung mit Jod in den Blättern von Tropaeohmi majiis die Buchstaben im durch- fallenden Lichte angedeutet gesehen. Die im Bereiche der Buchstaben entstandene Stärke läßt das Licht in anderer Weise durch als die verdunkelt gewesenen Partien, und dies macht die Schrift erkenntlich. Als ich die Schriftzeichen bedruckten Papiers im Blatte nach der Jodprobe so ungemein scharf hervortreten sah, kam ich auf den Gedanken, daß es vielleicht auch möglich wäre, in einem Laubblatte Photographien, beziehungsweise Kopien von solchen zu erzeugen. Von vornherein war die Wahr- scheinlichkeit, daß die feinen Nuancen von Licht und Schatten einer Photographie durch die Jodstärkeprobe zum Ausdrucke kommen werden, nicht gerade groß, aber wie meine Experi- mente gezeigt haben, hatte ich schließlich vollen Erfolg. Am besten eignen sich für solche photographische \'er- suche Blätter, die möglichst eben, dünn und wenig oder gar nicht behaart sind. Vortrefflich bewährt hat sich das Blatt der indianischen Kapuzinerkresse, Tropaeolnm maJiis. Es besitzt die angegebenen Qualitäten und außerdem die angenehme Eigenschaft, daß es nach der Entziehung des Chlorophylls ganz weiß wird und dann die Jodstärkereaktion mit großer Schärfe hervortreten läßt. Um in einem Blatte eine Photographie zu erzeugen, verfährt man in folgender Weise: An einer gesunden, kräftig wachsenden Pflanze wird ein tadelloses Blatt ausgesucht und Photographien in einem Laubblatte. 925 auf seiner Oberseite ein kontrastreiches Negativ irgend einer Photographie mit der Schichtseite aufgelegt. Infolge der Transpiration des Blattes bilden sich Tautröpfchen, die Gela- tine des Negativs quillt, reißt und wird hierdurch beschädigt. Dies kann leicht verhindert werden, indem man das Negativ oder wenigstens die zu photographierende Stelle mit einem sehr dünnen Deckglas von entsprechender Größe bedeckt und mit einer Spur Gummi festmacht. Zwischen der Blatt- oberseite und dem Negativ liegt also als Schutzdecke für die Gelatineschichte ein Deckglas. Wesentlich für das Gelingen des \"ersuchs und für die Schärfe des photographischen Bildes ist, daß das Negativ dem Blatte innig anliegt, ohne es aber zu pressen oder gar zu verletzen. Dies erzielte ich durch ein Gitter von dünnen Holzstäbchen, das gegen die Unterseite des Blattes mit zwei schwach federnden Spangen leicht und sanft angedrückt wird. Das Negativ selbst liegt in einem Kopierrahmen und Sliizze der Versuchsanstellung. r Rahmen, in dem das Negativ n eingefügt ist. Dieses liegt auf dem Blatte b. Zwischen Blatt und Negativ befindet sich zum Schutze der Gelatineschicht das Deckglas d. Das Blatt wird mit seiner Oberseite durch das Holzgitter h und die beiden Holzspangen 5 und s' an das Negativ n sanft angedrückt. Vergl. den Text auf p. 924—926. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 64 926 H. Molisch, dieser wird durch ein Stativ in der richtigen Lage erhalten. Die Versuchsanstellung ergibt sich aus der vorstehenden Skizze der Textfigur. Das Experiment wird an einem klaren, sonnigen Tag ausgeführt und es ist zweckmäßig, das direkte Sonnenlicht von etwa Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf das mit dem Negativ bedeckte Blatt einwirken zu lassen. Abends wird das Blatt abgeschnitten, sofort eine halbe bis eine Minute in siedendes Wasser getaucht, um das Blatt zu töten und die Stärke zu verkleistern, im warmen Alkohol vom Chlorophyll befreit, das nunmehr weiße Blatt wieder für eine halbe Minute in siedendes Wasser getaucht und dann schließlich in eine mit Wasser verdünnte und mit Salzsäure oder Essigsäure schwach angesäuerte Jodtinkturlösung von bierbrauner Färbung gebracht. Ist der Versuch gelungen, so erscheint nach einiger Zeit im Blatte das Positiv des verwen- deten Negativs mit einer Schärfe, die es möglich macht, die Photographie einer bestimmten Person sofort zu erkennen. (Siehe die Figuren 2, 3 und 4 auf der Tafel. ^} Daraus geht schlagend hervor, mit welch außer- ordentlicher Feinheit der Lichtstrahl arbeitet, mit welcher Akkuratesse er entsprechend seiner Inten- sität Stärke erzeugt, so zwar, daß die Schatten und Lichter einer Photographie in ihren plötzlichen und allmählichen Übergängen durch die Farbentöne der Jodstärkereaktion wiedergegeben werden. Es ist dies um so mehr zu verwundern, als ja die zahlreichen, das Blatt durchziehenden Adern, die Tausende von Zellvvänden und die verschiedenen Inhaltsstoffe der Zellen der Deutlichkeit des Bildes entgegenarbeiten müssen. Bei einem Vergleiche der photographischen Platte mit dem Laubblatte entspricht dem lichtempfindlichen Silbersalz der Chlorophyllapparat, dem Silberkorn das Stärkekorn und dem Entwickler die Jodstärkereaktion. Obwohl die Stärke- bildung im Lichte nicht mit jener blitzartigen Raschheit sich 1 Für die tadellose Reproduktion der Photographien auf der Tafel sage ich dem Direktor der Österr. photogr. Gesellschaft, Herrn Dr. 0. Prelinger, meinen verbindlichsten Dank. Photographien in einem Laubblatte. 927 vollzieht wie die Reduktion des Silbersalzes, sondern im Gegensatze hierzu relativ sehr lange Zeit beansprucht, so führen doch beide Prozesse zu demselben Ergebnis, zur Her- stellung eines photographischen Bildes. Streng genommen sollte man bei meinem Experiment, da ich ja nicht eine Photographie, sondern nur eine Kopie einer solchen erzeuge, nur von einem Kopierverfahren sprechen. Allein es kann keinem Zweifel unterliegen, daß nach meinem Verfahren auch jeder beliebige Gegenstand photographiert werden könnte, nur müßte man dann das Blatt in der Kammer an Stelle der photographischen Platte dem Lichte exponieren. Der Effekt muß im wesentlichen derselbe sein, nur würde man zunächst ein Negativ im Blatte erhalten. Ich habe den bequemeren Weg gewählt und gleich das Negativ als Objekt für die Chlorophyllplatte genommen, denn mir war es ja nur darum zu tun, zu zeigen, daß die Feinheiten eines photographischen Bildes im Blatte zum Vorschein kommen. Bei der Entwicklung des Bildes im Blatte fiel mir auf, daß in den dunklen Jodstärkepartien helle Streifen auftraten, die den Holzstäbchen des Gitters entsprachen, das zum Andrücken des Blattes an das Negativ diente. Unter den Holz- stäbchen unterbleibt, da der Zutritt der Kohlensäure aus der Luft in die Spaltöffnungen bedeutend erschwert wird, die Kohlensäureassimilation und somit die Stärkebildung. Daher die hellen Streifen. Um also die Schärfe des Bildes nicht zu stören, erscheint es zweckmäßig, nicht zu viele und möglichst dünne, runde Stäbchen für das Gitter zu wählen. Gute Dienste leisteten mir runde Holzstäbchen von etwa 1 mm Durch- messer, die im Gitter V2 <^w voneinander entfernt waren. Die Tatsache, daß unter einem solchen Stäbchen die Stärke- bildung schon gehemmt oder sogar völlig aufgehoben erscheint, ist von großem Interesse. Sie lehrt auf das deutlichste, daß die Versorgung mit Kohlensäure aus der nächsten Nachbar- schaft zu den von den Stäbchen bedeckten Stellen höchst mangelhaft ist, mit anderen Worten, daß die Kohlensäure, die zwischen den Stäbchen durch die Spaltöffnungen in das Blatt einströmt, von dem Chlorophyllapparat gleich fest- gehalten und verarbeitet wird, so daß nichts oder sehr wenig 928 H. .Molisch, davon durch Diffusion in die unteiiialb der Stäbchen befind- lichen Chlorophylltcörner gelangt.^ StahP hat gezeigt, daß das Bestreichen der Blattunterseite mit tlüssigem Kakaobutter- wachs die Kohlensäureassimilation infolge der Verstopfung der Stomata vollständig verhindert. Und aus meinen Beob- achtungen geht hervor, daß schon das einfache Auflegen eines Holzstäbchens auf die Spaltöffnungen den Zutritt der Kohlensäure derart erschwert, daß die Assimilation unter dem Stäbchen unterbunden wird. Die Luft muß offenbar über den Spaltöffnungen durch Diffusion und Luftströmungen in Bewegung erhalten werden, damit immer neue Kohlensäure zuströmen kann. Unterhalb der Stäbchen stagniert die Luft, es kommt daher zu wenig Kohlensäure zu jenen Stellen und die Assimilation wird gehemmt. Wenn meine Erklärung richtig ist, dann mijßte auch ein auf der Unterseite des Blattes befestigtes und dicht anlie- gendes Deckgläschen die Assimilation schwächen. Dies ist nun, wie ich mich vielfach überzeugt habe, wirklich der Fall. Ein solches Blatt — ich arbeitete hauptsächlich mit Tro- paeolmn — zeigt nach Ausführung der Sachs'schen Jodprobe ein deutliches Bild des Deckglases, da seine Gestalt sich durch eine bedeutend hellere Farbe kundgibt. Zu den photographischen Versuchen dürfen nur gesunde, vollkräftige Pflanzen ausgewählt werden, weil in ungepflegten Gewächsen die Stärkebildung gehemmt und die Stärke- ableitung während der Nacht mangelhaft ist. Es ist daher zu widerraten, mit Topfpflanzen zu arbeiten. Ich kultivierte meine Pflanzen in großen, flachen Kistchen oder experimen- tierte mit üppig gedeihenden Freilandpflanzen. Solche Pflanzen (Tropaeolinii) entstärken in den Monaten Juni und Juli in der Nacht ihre Blätter vollständig und man ist so gut wie sicher, früh morgens mit stärkefreien Blättern die Experimente beginnen zu können. Für das Gelingen des Versuches ist 1 Vgl. Zijlstra, Kohlensäuretransport in Blattern, Groningen (1909). Proofschrift. 2 Stahl E., Einige Versuche über Transpiration und Assimilation, Bot. Ztg., 1894, p. 129. Photographien in einem Laubblatte. 929 ein stärkefreies Blatt ein wesentliches Erfordernis, ebenso wie für jeden gewöhnlichen photographischen Versuch eine unbelichtete Platte. Hat man ein gelungenes Bild im Blatte erzeugt, so hat man auch den Wunsch, es dauernd zu erhalten. Das kann auf zweierlei Weise, auf nassem und auf trockenem Wege erzielt werden. 1. Man legt das Blatt unmittelbar nach der Jodprobe in ein gut verschließbares Pulverglas, das mit einer gesättigten Jodwasserlösung gefüllt ist. Sollte im Laufe der Zeit etwas Jod verdampfen, so kann die Lösung durch ein hineingewor- fenes Jodkryställchen wieder leicht auf den Sättigungsgrad gebracht werden. 2. Man breitet das vom Blattstiel ganz befreite Blatt unmittelbar nach der Jodprobe noch im nassen Zustande auf einer Glasplatte, wie sie für photographische Platten dienen, mit der Oberseite sorgfältig unter Vermeidung von Luftblasen aus, läßt das Wasser bei gewöhnlicher Temperatur ver- dampfen und bedeckt dann das auf der Platte gewöhnlich fest adhärierende trockene Blatt mit einer zweiten Glasplatte. Beide Platten werden dann, wie dies für die Montierung von Diapositiven üblich ist, am Rande mit schwarzem Papier überzogen. Auf diese Weise eingeschlossen, bleibt das Bild haltbar. Wenigstens habe ich nach Verlauf eines ganzen Jahres keine Veränderung an den Photographien wahr- genommen; sie haben an Schärfe nichts eingebüßt. Bei diesen Versuchen bin ich noch einer auffallenden Erscheinung begegnet, die hier kurz berührt werden soll. Blätter, die für ein paar Minuten in siedendes Wasser getaucht und dann unmittelbar darauf mit der Ober- oder Unterseite im nassen Zustande auf einer gut geputzten Glas- platte, am besten auf einer Spiegelscheibe, so aufgelegt wurden, daß sie daran festhaften, erscheinen, wenn man sie nach dem Verdampfen des Wassers ablöst, an der berührten Seite auffallend glänzend, geradezu wie lackiert. Das Ablösen gelingt am besten, wenn man mit einem dünnen ^Messer unter den Rand des Blattes fährt und es dann los- löst. Stellen sich Schwierigkeiten beim Ablösen ein, so ist 930 H. ^lo lisch, Photographien in einem Laubblatte. das gewöhnlich ein Zeichen, daß die Glasplatten vor dem Aufkleben des Blattes nicht genug geputzt waren. Die glän- zende, spiegelnde Oberfläche tritt ganz besonders schön an Blättern hervor (Tropaeoliim, Amicia etc.), die nach Aus- führung der Sachs'schen Jodprobe in der angegebenen Weise auf einer Glasplatte eintrocknen gelassen und dann abgehoben wurden. Bei dem Kochen des Blattes erhält die Oberfläche des- selben einen schleimigen Charakter und dieser feine schlei- mige Überzug, der bei der Adhäsion des Blattes eine kon- tinuierliche Lamelle auf der Oberfläche des Blattes bildet, bedingt aller Wahrscheinlichkeit nach den eigentümlichen Glanz. Erklärung der Tafel. Fig. 1. Ein Tropaeolunt-Blatt, auf das ein weißes, mit dem Worte »Haupt- fach« bedrucktes Papier aufgelegt und einen ganzen Tag dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt wurde, zeigt nach der Jodprobe das Wort »Hauptfach« in farblosen Lettern, da unter den schwarzen Buchstaben des Papiers keine Stärke gebildet wird. Fig. 2 bis 4. Photographien in TropaeoUtin-'Bl'ä.itern : Fig. 2 und 4 Brust- bilder eines Mannes und Fig. 3 zwei Knabenköpfe. Alle Blätter in natürlicher Größe. MoHsch H. : Photographien in einem Laubblatte. Autor fecit. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d.kais.Akad. d.Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXXIII, Abt.1, 1914. 931 Ober die alpinen Salzgesteine von R. Görgey. (Vorgelegt in der Sitzung am 22. Oktober 1914.) Das Auftreten der Salzmassen in den Alpen beschränkt sich auf große stockartige Einlagerungen. Die sehr kom- plizierten tektonischen Verhältnisse, ferner der Umstand, daß das Liegende der Salzstöcke noch nirgends aufgeschlossen wurde, machen die stratigraphische Einordnung der Salz- körper schwierig; es ist das Wahrscheinlichste, daß sie dem Niveau unmittelbar über dem Werfener Schiefer ein- zuordnen sind. Bei den gebirgsbildenden Bewegungen dürften die Massen infolge ihrer eigentümlichen Beschaffenheit an Stellen größter Druckentlastung emporgepreßt worden sein. Der Eigenart der alpinen Salzgesteine wurde durch An- wendung der alten Bezeichnung »Haselgebirge« Rechnung getragen. Man versteht darunter einen steinsalzhaltigen Ton, vermengt mit Anhydrit und Polyhalit. In diesem Haselgebirge finden sich Einlagerungen von den verschiedensten Dimen- sionen (wenige Kubikzentimeter bis viele hundert Kubik- meter), manchmal bunt zusammengesetzt aus mannigfaltigen Mineralgemengen, oft auch einförmig, nur aus einem Salz- mineral bestehend. Weitaus die wichtigsten hier in Betracht kommenden Minerale sind Anhydrit CaSO^^ und Polyhalit 2CaS04.MgS04.K.3S04.2H20, sehr häufig sind auch Blödit MgS04.Na2S04.4H.,0, Glauberit CaSO^.NagSO^ und Kieserit MgSO^.H.,b, seltener Löweit 2 MgS04.2 Nsl,SO^.d H.,0 und Langbeinit 2 MgSO^.K^SO^. Als Seltenheiten treten Vanthoffit MgSO^.S Na^SO^, Syngenit CaSO^.K^SO^.HaO, Sylvin KCl und Kainit xMgSO^.KCl.3 H,0 (?) auf In Umbildungszonen 932 R. Görgey, finden sich Gips CaSO^.2 H^O, EpsomitMgSO^.? H,0, Glauber- salz Na,S04.10H,0 und Pikromerit MgS0^.K,S0^.6 H.,0. Die übrigen Salzminerale (Carnallit, Leonit, Glaserit und Bischofit) scheinen auf den alpinen Salzlagerstätten zu fehlen. Man kann die hierher gehörigen Gesteine^ in drei Gruppen einteilen, die sich allerdings nicht überall scharf trennen lassen und teilweise durch Übergänge verbunden sind: I. Das Haselgebirge und seine Varietäten (Salztone, Halit- gesteine); II. Einlagerungen von salinarischem Material; III. fremdartige Einlagerungen. I. Das Haselgebirge und seine Varietäten. Das Haselgebirge ist in der gewöhnlichsten Form seines Auftretens ein konglomerat- oder breccienähnliches Material: rundliche Brocken von grauem, rötlichbraunem oder violettem »Ton« sind von weißem, gelblichem oder rötlichem Steinsalz verkittet. Nicht selten sind vereinzelte Anhydritleisten ein- gestreut. Durch Vor- oder Zurücktreten von Steinsalz und durch Einschaltungen von Brocken anderer Salzminerale uird das Bild oft ein recht buntes. Diese gewöhnliche Art des Haselgebirges zeigt keinerlei Andeutungen einer Schichtung oder Parallelstruktur. Das salzarme Haselgebirge (20 bis 30 7o NaCl) zeigt alle Übergänge bis zu nur wenig verunreinigten Halitgesteinen, wobei die Grenztypen gegenüber den Über- gangstypen vorherrschen. Die tonarmen bis tonfreien Halitgesteine lassen meist eine deutliche Schichtung erkennen, die durch periodisch wiederkehrende Anreicherungen von Tonpartikeln zum Aus- druck kommt; diese Toneinlagerungen zeigen Dimensionen von mikroskopischer Kleinheit bis etwa Nußgröße. Sehr oft haben die reichen Halitgesteine eine merkwürdige Struktur: erbsen- bis faustgroße, rundliche Steinsalzknollen sind von fein- bis mittelkörnigem Steinsalz verkittet. Jede solche Stein- 1 Zur Untersuchung gelangte Material aus Ischl, Hallein, Aussee, Hall und hauptsächlich aus Hallstatt. Alpine Salzgesteine. 933 salzknauer ist ein einheitliches Individuum. Das Verkiltungs- material enthält gewöhnlich Anhydrit und Polyhalit in spär- lichen Krystallen eingestreut. Sind solche Halitgesteine längere Zeit der Luft ausgesetzt, so treten die großen Körner augen- artig aus dem feinen Grunde hervor (Augensalz) und lassen sich meist leicht aus der umhüllenden Masse herauslösen. Die hochprozentigen Halitgesteine sind oft unregelmäßig schichtig tonreicheren Partien eingelagert, oft bilden sie auch mächtige stockähnliche Gesteinskörper. Eine andere Varietät des Haselgebirges tritt in rundlichen Knollen auf, von Kopfgröße bis zu Dimensionen von mehreren Kubikmetern, bestehend aus schwärzlichem oder bräunlichem Ton mit fein verteiltem Steinsalzgehalt und reichlich einge- lagerten rötlichen bis gelblichen, schwebenden Steinsalzkrystallen (Tonwürfelsalz) ;^ hier zeigt sich eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Schichtung des tonigen Materials. Mitunter sind parallel diesen Schichten Bänder von polyhalithaltigen An- hydritgesteinen eingeschaltet. Das Tonwürfelsalz zeigt ge- wöhnlich Randzonen, die aus kleinen Quarzkrystallen bestehen und oft auch Anhydritleisten führen. Es zeigen derartige, meist leicht zerbröckelnde Tonknollen unregelmäßig durchziehende feine Blätter von weißem, rötlichem oder violettem Steinsalz (Blättersalz); da solche Vorkommen vornehmlich auf ältere Grubenbaue beschränkt sind, ist es nicht unmöglich, daß die Salzblätter erst in neuerer Zeit, also während des Gruben- betriebes, zum Vorschein gekommen sind. An der Grenze gegen das umhüllende Haselgebirge sind bei diesen Salzton- knollen häufig breite Lagen von Fasersalz entwickelt, das Tonmaterial zeigt hier fettglänzende, an Harnische erinnernde Abformungsflächen. II. Einlagerungen von salinarisehem Material. Die hierhergehörigen Salzgesteine bilden Einlagerungen im Hasels;ebirs;e von den verschiedensten Dimensionen; sie 1 Vgl. R. Gorgej', Zur Kenntnis der Kalisalzlager von Witteisheim im Oberelsaß. Tschermak's Min.-petr. Mitt., 1912, 31, p. 376. 934 R, Görgey, setzen meist scharf und unvermittelt gegen das ümhüllungs- material ab und sind wahrscheinlich Teile oder Reste ehe- maliger Salzhorizonte, die bei den mannigfaltigen, durch- greifenden Umwandlungen zerstört wurden. Es sollen nur solche Gesteine erwähnt werden, die durch besonders reich- liches oder durch wiederholtes Auftreten ausgezeichnet sind. Nach dem Mineralbestand kann man solche Gesteine unterscheiden, die nur aus einem Mineral bestehen, und solche, an deren Zusammensetzung mehrere Salze teilnehmen, doch läßt sich eine scharfe Trennung beider Gruppen nicht durchführen. Anhydritgesteine. Hierher gehören mannigfaltige Gesteinstypen. Am häufig- sten ist der feinkörnige, dunkelgraue Anh3^drit, der in gewaltigen Blöcken von sehr einheitlicher Beschaffenheit vor- kommt; oft bildet er auch Grenzzonen anderer Salzgesteine. Dem vorigen ähnlich ist ein grauer feinkörniger Anhydrit, der durch feine eingeschaltete Tonbänder schichtig aus- gebildet ist. Ganz anderer Art sind mächtige Einlagerungen weißer bis hellvioletter, grobspätiger Massen, häufig von spärlichem Steinsalz begleitet. Hier schließen sich die rötlichgelben bis violetten Aggregate an, zusammengesetzt aus dicktafeligen Krystallen von Anhydrit, meist rundliche Knollen von etwa Kopfgröße bildend. Nicht selten sind ferner gelbliche, graue oder durch reich- lichen Tongehalt schwarze Anhydritgesteine, meist grobspätig, in Lagen von 3 bis 10 cm, die, durch mehr oder weniger starke Tonzwischenlagen getrennt, mächtige Schichtpakete zusammensetzen. Die Beschaffenheit des Materials innerhalb einer solchen Schicht ist eine gleichartige, hingegen sind die Gesteine verschiedener Schichten durch Unterschiede in Korngröße, Struktur, Farbe sehr wechselnd. Manche solcher Schichten von sehr feinem Korn erinnern an den Gekröse- stein der karpathischen Salzlager. Alpine Salzgesteine. 9oO Anhydrithalite. 1. Angrenzend an feinkörnigen grauen Anhydrit treten mächtige Lagen auf, die Gemenge von grob- bis mittelkörnigem Anhydrit und Steinsalz darstellen, weithin und an verschie- denen Punkten gleichartig entwickelt. 2. Nester im Haselgebirge, bestehend aus Drusen von dünnhlätterigen Anhydritkrystallen (flachtafelig nach c) mit einer Füllmasse von wasserklarem, grobspätigem Steinsalz (Hallein). 3. Als Kluftausfüllung: feinkörniges weißes Steinsalz^ ganz mit rundlichen Körnern von wasserhellem Anhydrit er- füllt (Ischl, Erbstollen). Polyhalitgesteine. 1. Dunkelrotbraune Massen, feinkörnig, hart mit flach- muscheligem Bruch, oft in gewaltigen Blöcken; diese Gesteine wurden vielfach irrtümlich als »roter Anhydrit« angesprochen- 2. Grobblättrige, ziegelrote Aggregate (Aussee, Ischl) mit- unter mit Glauberit. 3. Faserpolyhalit: feinfaserig rot in ausgebreiteten Lagen das Haselgebirge unregelmäßig durchsetzend. Polyhalithalite. L Halitgesteine mit eingestreuten Polyhalitkörnern; ziem- lich selten (Aussee). 2. Beim Faserpolyhalit sind den Polyhalitstengeln oft rote Steinsalzfasern beigemengt, mitunter besteht auch die Mitte einer Faserpolyhalitlage aus feinkörnigem roten Steinsalz. Polyhalit- Anhydritgesteine. Die Mineralgesellschaft Polyhalit-Anhydrit ist ungemein häufig, oft tritt noch Steinsalz hinzu. Stets ist das genetische Verhältnis der beiden Minerale ein solches, daß Anhydrit in Umwandlung zu Polyhalit begriffen erscheint: zerfressene Anhydritkrystalle mit Rinden von feinkörnigem Polyhalit; 936 R. Görgey, feinkörniger grauer Anliydrit mit vereinzelten roten Augen von Polyhalit (bisweilen mit Steinsalz und Blödit). Glauberitgesteine. Glauberit bildet in Hallstatt (Zinsendorfkehr, Christina- horizont) eine mächtige Einlagerung im Haselgebirge: sehr grobspätiges Material (Individuen bis über 2 cm), wasserhell bis dunkelrot, durchziehende Streifen von weißem fein- körnigen Glauberit, hie und da Schmitzen von Steinsalz und feinkörnigem, hellgelbem Blödit, außerdem Einschaltungen von Ton, die ganz erfüllt sind mit Glauberitkrystallen. Neben diesem einzigartigen Vorkommen sind oft wieder- kehrende Typen hierhergehöriger Gesteine verbreitet: Anhydritischer Glauberithalit. Roter mittelkörniger Glauberit mit spärlichen Anhydrittafeln und reichlicher Stein- salzführung (selten). An hj'dri tglaub er i t. Dunkelfleischrote mittelkörnige Glauberitgesteine mit dünnen Anhydrittafeln. Anhydrit- und polyhalitführende Glauberitgesteine. Die häufigste Art von Glauberitgesteinen tritt in Knollen von oft beträchtlicher Größe auf und besteht aus zahlreichen, durch dünne Tonbänder getrennten Schichten verschieden- artiger Gesteine: feinkörniger, dunkelbrauner Glauberit mit tafeligem Anhydrit, bald das eine, bald das andere Mineral überwiegend; dunkelfleischroter Glauberit mit Anhydrittafeln; feinkörniger Polyhalit mit Anhydrit und Glauberit. Hier anschließend sei noch ein eigentümliches Gestein vom Ischler Erbstollen erwähnt: graulichweißer Glauberit mit farblosem Polyhalit, weißem Anhydrit, Steinsalz (oft blau), Schwefel und Bergkrystall. Gesteine mit Blödit und Kieserit. Außerordentlich verbreitet sind Salzgesteine, die neben Anhydrit, Polyhalit und Steinsalz noch Blödit und Kieserit Alpine Salzgesteine. 937 führen. Durch Zurücktreten oder Verschwinden eines oder mehrerer dieser Minerale werden die hierhergehörigen Ge- steinstypen ungemein mannigfaltig. Einige seien heraus- gegriffen: 1. Reine Blöditgesteine in roten Lagen oder Nestern, fein-mittelkörnig. 2. Reine Kieseritgesteine, feinkörnig, weiß, grau oder grauviolett in linsenförmigen Einlagerungen oder als Kluft- ausfüllungen. 3. Blöditanh3'drit: Schokoladebraune Gesteine, be- stehend aus großen Anhydritindividuen und einer Zwischen- masse von Blödit; häufig mit geringen Beimengungen von Steinsalz und Polyhalit. 4. Kieseritischer Polyhalitanhydrit, dunkelrotbraun, Anhydrittafeln mit mehr oder weniger breiten Randzonen von feinkörnigem Polyhalit und reichlich Schmitzen von fein- körnigem Kieserit. 5. Polyhalitanhydrite mit Blödit, Kieserit und Steinsalz, häufige Gesteinstypen, die den vorhergehenden nahestehen und Blödit und Kieserit in unregelmäßigen Nestern oder durchziehenden Bändern und Adern enthalten. Blödit-Glauberit- Anhydritgesteine. Die Vergesellschaftung Blödit-Glauberit ist häufig, doch sind homogene Gemenge dieser Minerale nur ausnahmsweise zu beobachten. Stets zeigt hierbei der Glauberit einen Gehalt an Anhydrit, bisweilen sind auch Schmitzen von rotem, fein- körnigem Polyhalit eingeschaltet. Blödit tritt hier nicht selten in der grünen \'arietät auf (Simonyit). Löweitanhydrite. Seltenere Gesteine, bestehend aus großen Anhydrit- krystallen und einer Zwischenmasse von gelbrotem oder grünem Löweit: ganz analog dem Blöditanhydrit, es ist wohl auch der Blödit vielfach aus Löweit hervorgegangen. Auch bei den vorerwähnten Blödit-Glauberit-Anhydritgesteinen finden sich mitunter Körner von Löweit. 938 R. Görgey, Blödit-Löweit-Polyhalit. Lagen von Löweit, teilweise in Blödit umgewandelt, in rotem, feinkörnigem Polyhalit. Langbeinitgesteine. 1. Blödit-, polyhalit- und st ein salzhaltiger An- hydritlangbeinit, sehr merkwürdiges Gestein: rundliche Individuen von Langbeinit mit dünnen Rinden von fein- körnigem Blödit bilden zusammen mit ungewöhnlich großen Anhydrittafeln (bis über 1 dm), kleineren Krystallaggregaten von Anhydrit, feinkörnigem Polyhalit, Steinsalz und tonigen Verunreinigungen eine mächtige Einlagerung im Haselgebirge (Hallstatt). 2. Langbein ithalit, Gemenge von wasserhellem Lang- beinit und dunkelrotem Steinsalz, spärlich anhydrit- und poly- halitführend, in rundlichen Knollen im Halitgestein (Hall). In die genannten Gruppen von Gesteinen lassen sich wohl alle wichtigen Mineralkombinationen der alpinen Salz- bergbaue einordnen. Nur ausnahmsweise auftretende Vor- kommen und unbedeutende Übergangstypen wurden nicht angeführt. Zwischen den Gruppen I und II stehen noch einige eigentümliche Vorkommen von Salzmineralien; so finden sich in Halitgesteinen (reichem Haselgebirge) stellenweise kleine Knollen von rötlichem Anhydritpolyhalit eingestreut, mitunter auch solche von reinem Polyhalit, Kieserit oder Blödit, Ein- lagerungen, welche in ihren Dimensionen bis zu feinen Im- prägnationen heruntergehen. Ein besonders eigentümlicher Fall ist innerhalb einer mächtigen, stockförmigen Masse von gebändertem Steinsalz in Hallstatt verwirklicht: eine von zahllosen Halitgesteins- schichten zeichnet sich durch reichliche Führung von anderen Alpine Salzgesteine. 939 Mineralen aus: Polyhalit, Anhydrit, Kainit (?). Diese Lage ver- breitert sich an einer Stelle zu einer mächtigen Linse und zeigt neben feinkörnigem weißen und blauen Steinsalz größere Einlagerungen von Langbeinit, kleine Krystalle von Polyhalit, Syngenit und gelbe Körner von Sjivin. Umbildungsprodukte. Der bei manchen der Salzbergbaue viele Jahrhunderte alte Grubenbetrieb hat mancherlei Umwandlungen der leicht angreifbaren Salzminerale und -gesteine zur Folge gehabt; vielleicht haben auch einbrechende Laugen schon vordem solche Umbildungen vor sich gehen lassen. Speziell hat die z. B. in Hallstatt seit über 2500 Jahren stagnierende Lauge aus den Keltenbauen stellenweise durchgreifende Verände- rungen hervorgerufen. und zu prächtigen Krystallisationen von Blödit, Glauberit, Epsomit, Gips, Glaubersalz Anlaß gegeben; vielfach sind solche Neubildungen auch auf neuere und neueste Zeit zurückzuführen. Alle diese Minerale haben sich bei der in den Gruben herrschenden niedrigen Temperatur (zirka 7° C.) durch Lösungsumsatz gebildet. Gips ist als ursprünglicher Gemengteil den alpinen Salzlagern völlig fremd und erst durch nachträgliche Einwirkung von Laugen aus Polyhalit- und Anhydritgesteinen entstanden; aus solchen sind die oft sehr mächtigen Gipsgesteine entstanden. Die häufige Angabe, Gips sei ein Bestandteil des Haselgebirges, ist in diesem Sinne richtigzustellen. III. Fremdartige Einlagerungen. Bei den gebirgsbildenden Bewegungen und den mannig- fachen Umwandlungsvorgängen, denen die Salzstöcke aus- gesetzt waren, sind vielfach Trümmer von Nebengesteinen und vom Liegenden und Hangenden in das Haselgebirge hineingepreßt worden oder darin gleichsam versunken. . Es sind dies Bestandmassen, die genetisch nicht zu den Salz- lagern gehören, also nicht salinarische Sedimente darstellen. Es würde zu weit führen, diese Materialien, wie sie in den 940 R. Görgey, einzelnen Lagern auftreten, einzeln aufzuzählen. Als typisches hierhergehöriges Beispiel seien die Blöcke von Piassenkalk und die mächtige Einlagerung von Werfenerschiefer im Salzstock von Hallstatt erwähnt. Ein anderes charakteristisches Beispiel sind die mächtigen Vorkommen von schwarzbraunem mittel-grobspätigen Breunnerit im Haselgebirge von Hall. Hier treten auch mächtige Schicht- pakete von Gesteinen auf, die aus Anhydrit, Dolomit und Ton bestehen, Gesteine, welche die salinarische Sedimentation einzuleiten scheinen, also einen Übergangstypus zu den eigent- lichen Salzgesteinen darstellen. Es seien noch zwei Gesteine erwähnt, die gleichfalls als Bindeglieder zwischen fremdartigen Einlagerungen und sali- narischem Material anzusehen sind : 1. Halitischer Dolomit: In Hallstatt tritt ein dichter grauer Dolomit auf, der stellenweise ganz erfüllt ist von kleinen runden Körnern von Steinsalz, die ihrerseits wieder Leisten von Anhydrit enthalten. 2. Halitischer Quarzsandstein: In allen Salzberg- bauen (nur in Hall nicht aufgefunden) kommen rundliche Knollen vor, die vornehmlich aus feinkörnigem, grauen Quarz bestehen; die einzelnen Quarzkörner zeigen häutig Krystall- umrisse. Beim Zerschlagen solcher Stücke bemerkt man auf den Bruchflächen das Aufblitzen größerer Spaltflächen, die Steinsalzindividuen angehören; es handelt sich um poröse feinkörnige Quarzsandsteine, die ganz mit Natriumchlorid- lauge durchtränkt wurden, wonach allenthalben Krystallisation von Steinsalz stattfand, welches die Hohlräume zwischen dem Gerüst von Quarzkrystallen ausfüllte, eine Bildung, die viel Ähnlichkeit mit dem sogenannten krystallisierten Sandstein hat. Hallstatt ist noch dadurch besonders ausgezeichnet, daß hier ein mächtiger Stock eines Eruptivgesteines das Haselgebirge durchsetzt. Das Gestein wurde als Melaphyr bezeichnet. Es hat frisches Aussehen und schwarzgrüne Färbung und ist vollständig umgewandelt, offenbar durch die schon bei der Intrusion erfolgte vollständige Durchtränkung des Magmas mit Wasserdampf und Natriumchloriddämpfen, Alpine Salzgesteine. 941 die wohl unmittelbar nach der Erstarrung ihr Zerstörungs- werk begannen. Unter normalen Umständen hätte sich ein Gestein ergeben mit den Gemengteilen Pyroxen, Plagioklas, Magnetit, Olivin; gegenwärtig besteht es der Hauptmasse nach aus Chlorit, ferner aus Magnetit und Plagioklas, der vielfach Umwandlungshüllen zeigt, sonst aber auffallend frisch er- scheint. Diese Hüllen erwiesen sich bei der optischen Prüfung als Skapolith, so daß wir hier ein einfaches Beispiel für die Reaktion Plagioklas + Natriumchlorid = Skapolith vor uns haben. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 65 943 Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse südeuropäiseher Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem österreichischen Küstenlande (Vierter Teil) von Dr. Karl Fritsch. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 29. Oktober 1914.) A^orbemerkung. Die blütenbiologischen Beschreibungen der von mir unter- suchten Gamopetalen wurden zum größten Teile schon im dritten Teile der vorliegenden Arbeit^ veröffentlicht. Nur die Familie der Compositen ließ ich damals zurück, um sie nun hier im vierten Teile zu behandeln. Untersucht wurden die folgenden Arten: Filago spatulata Presl, Innla crith- moides L., Iniila spiraeifoJia L., Iniila viscosa (L.) Alt., Puli- caria iiUgiuosa Stev., Artemisia Biasolettiana Vis., Arteniisia coerulescetts L., Carlina corynibosa L., Carduus pycuoceplialus Jacq.j Centaiirea cristata Bartl., Centaurea rupestris L., Carthautns lanatns L., Scolymus hispanictis L., Picris spinu- losa Bert., Tragopogon Tonimasinii Schltz., Sonchus glau- ccsccns Jord. Damit ist der beschreibende Teil dieser Publikation be- endet. Es erübrigt mir noch, im fünften (und letzten) Teil eine Liste jener Blütenbesucher zu geben, die ich im Jahre i In diesen Sitzungsberichten, Bd. 123 (1914), p. 3. 944 K. Fritsch, 1906 im österreichischen Küstenlande auf solchen Pflanzen beobachtete, welche nicht schon in den ersten vier Teilen behandelt wurden. Besprechung der in bezug auf ihren Blütenbau untersuchten Pflanzen (Schluß). Compositae. Filago spatulata Presl. Über die blütenbiologischen Verhältnisse der Filago-Avten ist meines Wissens so gut wie gar nichts bekannt. Wenigstens finde ich in Knuth's »Handbuch der Blütenbiologie« (II, 1, p. 601) nur eine kurze, in jedem Floren werk zu findende Gattungsdiagnose und die Angabe, daß die Köpfchen von Filago niinima (Sm.) Fr. von Melatiostoma melliua besucht werden. Allerdings sind die unscheinbaren Blütenköpfchen der Filago-Avten keine verlockenden Objekte für die blütenbio- logische Forschung. Ich sammelte Filago spatulata am 29. Juni 1906 bei Duino. Die ganze Pflanze ist sehr wenig augenfällig, auch im blühenden Zustande. Die im Knospenstadium befindlichen Blütenköpfchen sind in ganz ausgezeichneter Weise gegen Transpirationsverlust geschützt und ebenso auch gegen etwaige Angriffe pflanzenfressender Tiere. Die Hochblätter, welche die Köptchengruppen umgeben, sind um diese Zeit noch zusammen- gebogen und hüllen daher die Köpfchen ein; außerdem sind diese Hochlätter auch noch wollig behaart. Ebenso behaart sind die äußeren Hüllschuppen der einzelnen Köpfchen, zwischen welchen dann bald die Spitzen der häutigen inneren Hüllschuppen hervorragen. Diese Einrichtung erschwert auch sehr den Zugang zu den Blüten von unten und von außen. Die Blüten selbst sind winzig klein, hellgelb und werden von den Spitzen der häutigen inneren Hüllschuppen überragt, so daß der Zugang tatsächlich nur von oben her direkt möglich ist. Während des Blühens wachsen die Korollen über die Spitzen der Hüllschuppen hinaus; dann werden sie bräunlich Bestäubungsverhältnisse südeuropäischer Pflanzen. 945 und ragen noch weiter heraus. Nun werden auch die Borsten des Pappus zwischen ihnen sichtbar, welche während des Blühens erhebHch kürzer waren als die Korollen. Der Griffel ragt fast gar nicht über die Korolle heraus. Insektenbesuch konnte ich nicht beobachten. Inula crithmoides L. Diese Art fand ich am 28. September 1906 bei Servola blühend; ich beobachtete dort auch zwei Syrphiden als Be- sucher: Eristalis arbustornni 9 und E. tenax cf. Um den Blütenbau feststellen zu können, nahm ich mehrere Exemplare mit, die ich dann tags darauf in der zoologischen Station untersuchte. Die Köpfchen stehen einzeln an langen Stielen; die Blüten sind schön gelb gefärbt. Schon zwischen den Knospen sind die Spitzen der Pappusborsten sichtbar; jedoch überragen sie die Korollen nicht. Zuerst treten die nach innen gebogenen, eingerollten Zungenblüten hervor und breiten sich horizontal aus, so daß der auffälligste Teil des Schauapparates gleich zu Beginn der Anthese des Köpfchens funktioniert. Sodann öffnen sich zuerst die äußeren, dann die inneren Scheiben- blüten. Die Korolle der Strahlblüten ist 14 mm lang, wovon ungefähr 10 mm auf die abstehende Zunge kommen. Hingegen ist die Korolle der Scheibenblüten nur 7 mm lang; die Er- weiterung ihrer Röhre erfolgt so allmählich, daß Limbus und Tubus nicht scharf unterschieden werden können. Die Zipfel der Korolle (bei den Röhrenblüten) bleiben aufrecht oder biegen sich nur ganz wenig auswärts; niemals schlagen sie sich zurück, wie das bei der unten zu beschreibenden Inula viscosa (L.) Ait. der Fall ist. Antherenröhre und Griffel über- ragen die Korolle der Scheibenblüten erheblich (letzterer um 1 bis 3 mm). Die Griffelschenkel sind an den Scheibenblüten spatelig verbreitert/ an den Strahlblüten länger und nicht verbreitert. 1 Über die Bedeutung dieser Verbreiterung hat sich Warnstorf in einer Darlegung des Blütenbaues von InnJa salicina L. geäußert. (Verhandl. des botan. Ver. der Prov. Brandenburg, XXXVIII, p. 34.) 946 K. Fritscli, Inula spiraeifolia L. Als ich am 29. Juni 1906 in Diiino war, fand ich gerade die ersten Köpfchen dieser Art in Blüte. Als Besucher notierte ich nur Thysanopteren. Als Schutzmittel gegen das Auf- kriechen von Tieren zu den Köpfchen könnten die grünen, laubblattähnlichen Hochblätter, welche die Köpfchen unmittel- bar umgeben, und insbesondere auch die zurückgebogenen, etwas starren Anhängsel der Hüllschuppen gedeutet werden. Die Augenfälligkeit der ziemlich kleinen Köpfchen wird durch ihre Häufung zu einem ebensträußigen Gesamtblütenstand erhöht. Interessant ist, daß die Spitzen des Pappus die jungen Blütenknospen deutlich überragen und so offenbar einen Transpirationsschutz bilden! Ein im Knospenzustande befind- liches Köpfchen sieht daher ganz rauhhaarig aus; 'die Blüten- knospen selbst sind zwischen den Pappushaaren kaum zu sehen. Nur die Zungenblüten, welche in diesem Stadium noch eingerollt und außerdem nach innen gebogen sind, über- ragen schon um diese Zeit erheblich die Pappushaare. Später wachsen namentlich die Griffel der Scheibenblüten weit über die Pappushaare hinaus, während deren Korollen sich verhältnismäßig wenig verlängern, so daß der Pappus auch zur Zeit der Blüte bei Betrachtung von oben zwischen den Korollen durchschimmert. Das Aufblühen erfolgt von außen nach innen, so daß an der Peripherie schon zahlreiche gelbe Griffel sichtbar sind, während im Zentrum noch die graulichen Pappushaare dominieren. Beim Heraustreten des Griffels der Scheibenblüten ist an dessen abgerundeter Spitze, welche von den beiden zu- sammengelegten Griffelschenkeln gebildet wird, eine Menge Pollen abgelagert, welche sich bei der Längsstreckung des Griffels erheblich vermindert. Sobald die GritTelschenkel aus- einandergetreten sind, ist an ihnen kein Pollen mehr zu finden, sondern nur noch an den unteren Teilen des Griffels. Eine nähere Schilderung der Proterandrie und insbeson- dere der Bestäubung durch Insekten hat Pandiani gegeben.^ 1 Pandiani, I fiori e gli insetti, p. 46 und 47 (1904). Bestäubungsverhültnisse südeuropäischer Pllanzen. 94/ Inula viscosa (L.) Ait. Nach Pandiani^ hat diese Art dieselbe Blüteneinrichtung wie die vorher besprochene. Ich fand aber doch mancherlei Abweichungen, welche mich veranlassen, sie ausführlicher zu behandeln. Mein Untersuchungsmaterial stammte aus Grignano, wo ich die Pflanze am 28. September 1906 sammelte. Die blühende Pflanze erinnert im Gesamthabitus stark an Solidago virga anrea L., was insbesondere durch die Größe, Gestalt und Färbung der Köpfchen sowie deren An- ordnung in traubenähnlichen Sträußen bedingt wird. Die Pflanze ist aber beträchtlich größer als Solidago virga aiirea. Da alle kräftigeren Stengel außer dem verlängerten endstän- digen Blütenstand noch mehrere seitenständige Sträuße tragen, bildet die Pflanze höchst auffallende, wegen der gelben Blüten- farbe von weitem sichtbare Büsche. Die Aufblühfolge der Köpfchen jedes einzelnen Straußes ist im allgemeinen von unten nach oben; da aber der Blütenstand keineswegs eine echte Traube ist, gibt es oft einzelne tiefer stehende Köpfchen, welche später aufblühen als die mittleren desselben Straußes. Die Behaarung des Stengels ist nicht sehr klebrig und dürfte höchstens ganz kleine Insekten am Aufkriechen hindern. Indessen nimmt die Klebrigkeit des Überzuges gegen die Köpfchen hin erheblich zu, so daß ihr immerhin die Be- deutung als Schutzmittel gegen unberufene Gäste zukommen dürfte. Der starke, für mein Empfinden, nicht unangenehme, sondern eher aromatische Duft der vegetativen Organe kommt hauptsächlich als Schutzmittel gegen weidende Tiere in Frage. Auch bei dieser Art eilt der Pappus den übrigen Blüten- teilen in der Entwicklung voraus. Schon an ziemlich kleinen Köpfchenknospen überragt er alle Korollen bedeutend, so daß er gleich beim Auseinandertreten der Hüllschuppen als dichter Haarschopf sichtbar wird. Betrachtet man ein solches eben aufbrechendes Köpfchen von oben, so sieht man in der Mitte die Kuppen der noch geschlossenen Korollen nur ganz wenig durchschimmern; nur seitwärts leuchten einige schon gelb gefärbte Korollenröhren zwischen den Hüllschuppen hervor. 1 L. c, p. 48. 948 K. Fritsch, Schon in diesem Stadium sind die oberen Teile der Blumen- kronen schön gelb gefärbt, die unteren aber grünlichweiß. Die Pappushaare sind am Rande scharf, übrigens steif und leicht abzubrechen. An weiter entwickelten Köpfchen brechen zuerst die Randblüten hervor, deren Zunge anfangs noch eingerollt ist, sich aber bald ausbreitet. Diese Randblüten besitzen einen ebenso entwickelten Pappus wie die Mittelblüten; sie sind rein weiblich und ihre Griffel breiten sehr bald ihre beiden Schenkel aus. Am entwickelten Köpfchen sind die Randblüten stets mehr oder weniger zurückgebogen, aber durchaus nicht eingerollt. Die Narben der Randblüten sind schon empfängnis- fähig, bevor noch irgendeine Korolle zwischen den Pappus- haaren der Scheibenblüten sichtbar geworden ist. Die Scheiben- blüten entv^'ickeln sich von außen nach innen. Die Antheren- röhre überragt die Blumenkrone, deren fünf Zipfel zurück- geschlagen sind, sehr weit (3 nun und darüber). Aus der 3 min langen Antherenröhre tritt dann der Griffel hervor, welcher sofort massenhaft Pollen herausbürstet. Erst später treten die Griffeläste der Scheibenblüten divergierend ausein- ander. Man trifft in demselben Köpfchen alle Entwicklungs- stadien der Scheibenblüten zur gleichen Zeit an: am Rande divergierende Griffeläste, dann nach innen zu zusammen- geschlagene Griffeläste mit Pollen, ferner Antherenröhren, in welchen der Griffel noch eingeschlossen ist, endlich ganz im Zentrum des Köpfchens geschlossene Blütenknospen. Die voll- ständig entfaltete Blumenkrone der Scheibenblüten istöimw lang, während jene der Strahlblüten ungefähr 1 cm Länge erreicht. Der glockige »Limbus« der Scheibenblüten- ist bei- läufig 3 mm lang. Es ist begreiflich, daß sich auf diesen Blütenköpfchen, welche im Herbst in großer Menge vorhanden sind, ein reiches Insektenleben einstellt. Schon Delpino^ hatte mehrere Rho- palocera als Bestäuber beobachtet; Pandiani (1. c.) führt neben solchen auch zwei Apiden, eine Vespide und eine Syrphide als Besucher auf. 1 Nach Knuth, Handbuch, II, 1, p. 596. Bestäubungsverhältnissc südeuropäischer Pflanzen. 949 Ich selbst konnte in Triest und Umgebung folgende Insektenarten als Besucher feststellen: 1. bei Barcola am 26. September 1906 vormittags: Lepido- ptera: *Pieris Brassicae cf 9, **P. Rapae cT?, P. Daplidice, * Co! las Hyale d'<^, *C. Eäusa (f<^, Py rameis Cardni, Epi- nephele Jtirtina 9 , Chrysophamts Phlaeas 9 , Lycaena Astrarche, *L. Icariis cT 9 , Z/. Bellavgiis cT, Hesperia Alveus var. Onopordi, H. Fritilliiin Hh., Phisia Gamma (saugend); Hymehoptera: *Apis melUfera y, Halidus calceattis 9, H. leticozoiiiiis 9, H. scabiosae 9, Sphex maxillosus cf (ganz gelb von Pollen); Diptera: Syr plins pyrastri, Melithrepttis dispar 9, Eristalis arlmstornm 9, **E. tenax d^'^, Syritta pipiens und andere Syrphiden, Museiden; 2. bei Grignano am 28. September 1906 vormittags: Lepidoptera: Pieris Brassicae 9, *P. Rapae cf 9, Colias HyaJe d'^, C. Edtisa 4 140 » » 5 130 > » 6 100 » » 7 110 » » 8 140 rund 90° von dei Rl ckseite der Kotyledonen ab gebogen. Hoiizontale Nutation. Messunsfsers-ebnis. 993 rL Nr. St. Bl. Bemerkung u. m. o. 9 10 12 12 14-7 18-2 9-5 13-2 2-5 2-5 2-5 2 2-5 2 2-5 2-5 2 2 2 2 2 2-5 2-5 2 2 2 2-5 2-5 2-5 2 2-5 2-5 Die Seitenwurzeln waren 3 ■ 6 cm lang. Azetylenatmosphäre St. D Nr. Bl. Bemerkung J_ gew. Teil hN 1 "• Bug 0. 1 3-8 3-7 1 3 7 3 2 3-5 2-8 1 3 5 3 3 5 3-6 0-7 2 4 3 4 5 3-7 1-2 3 5 3 Seitenwurzeln 5 2-6 3 1 3 6 3 bis 3 • 5 cm 6 5 3-2 1 2-5 4 4 lang. 7 3 3 0-7 2 5-4 3 8 2 3 0-9 2 5-5 3 Messung des Gasschlauch Versuches. Nr. St. Bl. I) < der ÄA' 1 gew. Teil : h N u. m. o. 1 2 3 4 5 6 7 8 4-7 5-5 5 1 1 4 5-2 2 1-3 3-5 0-7 tot 1 — 1 0-7 1 0-7 1-2 1 0-7 2-5 2-5 2-5 2 2-5 3 2-5 3-5 2-5 2-5 3 3 4 3 4 4 4 5 5 4 4 130° 145° 140° 994 0. Richter, Folgerungen aus dem Versuche vom 11. November 1912. Der Versuch zeigt, daß Azetylenkonzentrationen erzielt werden können, die vorgängig in rL negativ geotropisch gewordene K von Erbsen ver- anlassen, am Klst //zur Horizontachse orientiert, nicht // zur Klsi- Ach?,e weiter- zuwachsen, wie dies nach Neljubow's Auffassung erwartet werden müßte, sondern unter den Symptomen der Längenwachstumshemmung und der För- derung des Dickenwachstums unter rechtem Winkel aus der Horizon- talen aus zubiegen. Damit ist bewiesen, daß die h N eine auf inneren Ursachen beruhende Krümmung ist. Die Kontrollkeimlinge zeigen in rL, weil sie in rL in _i_ Stellung schon weit über 2 cm lang geworden waren, keine Abkrümmung. Fehler: Der Gasschlauch im Gasversuch verunreinigte die Luft zu sehr, so daß nur Hemmung des Längen- und Förderung des Dickenwachstums, aber fast keine liN zu sehen war. Noch schädlicher war die verwendete Ätherkonzentration. Einige Erfahrungen bei anderen Versuchen. Auch der Duft von festem Chi oralhydrat tötet die Versuchskennlinge, ,ehe sie reagieren können. Ein gewässerter Gasschlauch bietet zu wenig Verunreinigungen für den Versuch. Endlich gaben Experimente mit tief gesetzten, abgeschälten Erbsen deshalb keine Resultate, weil die emporwachsenden Erbsen die Erde völlig aufwühlten. Horizontale Nutation. 9i*0 Literatur. FittingH.: Referat über Richter O., Die horizontale Nutation, und Nelju- bow D., Geotropismus in der Laboratoriumsluft. Zeitschrift für Bot., 3. Jahrg., Jena 1911, p. 498. Guttenberg H. R. v. : Über das Zusammenwirken von Geotropismus und Heliotropismus und die tropistische Empfindlichkeit in reiner und un- reiner Luft. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XLVII, 1910. p. 402. Knight J. and Crocker Wm. : Toxicity of Smoke (Giftigkeit des Rauches). The botanical Gazette 1913, Vol. 55, p. 337 bis 371. Neljubow D. L: Über die horizontale Nutation der Stengel von Pisttvi sativum und einiger anderen Pflanzen (vorl. Mitt.). Bot. Zentralbl.. Beiheft. Bd. X, H. 3, 1901, p. 128. — IL: Bulletin de l'Academie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg. 1910, p. 1443 (russisch). — III.: Geotropismus in der Laboratoriumsluft. Ber. der Deutschen bot. Ges., Jahrg. 1911, Bd. 29, H. 3, p. 97. — IV.: Über die Eigentümlichkeiten der \'eränderung des Geotropismus (russisch). Memoires de l'Academie imperiale des sciences de St. Peters- bourg. VIII. Serie, classe ph\^sico-mathematique. Vol. XXXI, Nr. 4, u. vol. XXXII, Nr. 3, I. u. II. T. 1913 14. Richter Oswald. L: Pflanzenwachstum und Laboratoriumsluft. Ber. der Deutschen bot. Ges., 1903, Jahrg. XXI, H. 3, p. 180. — IL : Über den Einfluß verunreinigter Luft auf Heliotropismus und Geo- tropismus. Sitzungsber. der Kaiserl. Akad. der Wiss. in Wien, math.- naturw. Kl., Bd. CXV, Abt. I, März 1906, p. [265] 1. — III. : Über das Zusammenwirken von Heliotropismus und Geotropismus. Jahrb. für wiss. Bot, Bd. 46, 1909, H. 4, p. 481. — IV.: Die horizontale Nutation. Ebenda, Bd. CXIX, Abt. I, Dezember 1910, p. [1051] 1. — V. : Über die Steigerung der heliotropischen Empfindlichkeit von Keim- lingen durch Narkotika. Verh. der Ges. deutscher Naturforscher und Arzte, 84. Vers, zu Münster i. W., 1912, 15. bis 21. Sept. Leipzig 1913. IL Teil, 1. Hälfte, p. 241. — VI. : Über die Steigerung der heliotropischen Empfindlichkeit von Keimungen durch Narkotika. Sitzungsber. der Kaiserl. Akad der Wiss. math.-naturw. KL, Bd. CXXI, Abt. I, Dez. 1912, p. [1183] 1. — VII. : Neue Untersuchungen über horizontale Nutation. Verh. der Ges. deutscher Naturforscher und Ärzte, 85. Vers, zu Wien, 1913, 21. bis 28. Sept. Leipzig 1914, IL Teil, 1. Hälfte, p. 649. Sperlich A. : Über Krümmungsursachen bei Keimstengeln und beim Mono- kotylenkeimblatte etc. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. L, 1912, p. 502. Wiesner J. v. : Die undulierende Nutation der Internodien. LXXVII. Bd. der Sitzungsber. der Kaiserl. Akad. der Wiss. in Wien. Abt. I, Jännerheft, Jahrg. 1878, p. 1. 996 0. Richter, Figurenerkläruni Tafel I. Fig. 1. (Protokoll 1 und p. 969, 970, 971, 973, 976, 978, 981). Versuch mit ]'ic!a sativa vom 7. bis 10. Oktober 1911. Die zwei Gefäße (1 und 2) links stellen den vertikalen Kontroll-, die rechts den zugehörigen Klinostatenversuch dar. 1 und 4 zeigen die Pflanzen der reinen, 2 und 3 die Keimlinge, die in den Gefäßen herangewachsen waren, deren Luft durch einen Gasschlauch verunreinigt worden war. Der Versuch scheint für Neljubow's Ansicht zu sprechen, indem in 2 die horizontale Nutation stärker auftritt als in 3. Fig. 2. (Protokoll 2 und p. 971, 973, 975, 976, 981). Versuchsanstellung mit Gefäßen mit »planparallelen», außen geschhffenen, innen gegossenen Glaswänden. Die eingeriebenen Stöpsel wurden mit Vaseline gedichtet und überdies mit Pergamentpapier festgehalten. Die Keimlinge wurden mit 30 cm langer Pinzette so gesetzt, daß die Kotyledonen gegen die parallelen Glaswände zu liegen kamen. Das Bild zeigt im verkleinerten Maßstabe den Effekt des Klinostatenversuches 2 vom 12. Juni 1912 mit Vicia sativa. Tafel IL Fig. 6. (Protokoll 2 und p. 973, 975, 976, 981). Versuchseffekt des Wicken- versuches vom 12. Juni 1912. Links das Gefäß mit dem Gasschlauch, den man in der Photographie angedeutet sieht. Die horizontale Nutation hat eingesetzt, die Keimlinge bilden auf diese Art gewissermaßen eine Allee, da die Krümmungen von den Kotyledonen weg nach innen gehen (Gefäß links). Das Gefäß rechts zeigt die parallel zur horizontalen Klinostaten- achse gewachsenen Kontrollpflanzen. Schon etwas schwer geworden, hängen sie bereits nach einer Seite etwas über. Fig. 7. (Protokoll 3 und p. 974, 975, 976, 981). Klinostatenversuch vom 17. Juni 1912 mit Vicia sativa. Links Pflanzen in durch einen Gas- schlauch verunreinigter Atmosphäre, rechts die in reiner Luft. Die Keimlinge waren alle 6" 7 bis 7'3c/« lang in Vertikal- stellung in reiner Luft gewachsen, ehe sie an den Klinostaten kamen. Die Pflanzen der reinen Luft wuchsen parallel zur KHnostaten- achse, bis sie oben anstießen, und, umbiegend, sind sie am Ver- suchsschluß am 22. Juni mit ihren Spitzen schon an der Erde an- gelangt. Horizontale Nutation. 997 Die Pflanzen der unreinen Luft zeigen die horizontale Nutation, wobei es auffallt, daß sich diese auch gegen das Glasinnere wendet, trotzdem die Pflanzen nach außen gesetzt sind. Der Grund mag im Anstoßen der horizontal nutierenden KeimHnge an die Glaswand wie in Zirkumnutationsbewegungen beim vorgängigen Aufenthalte in der rL zu suchen sein. Über die dabei öfters entstehenden zwei Winkel vgl. das Protokoll 3. Fig. 8. (Protokoll 4 und p. 97.3, 974, 976, 981). Effekt des Erbsenversuches vom 28. Juni 1912, bei dem es verabsäumt wurde, die Kotyledonen von der Testa zu befreien. So kam auf einer der Erbsen im Gefäß für reine Luft ein Pilzmyzel auf, dessen Geruch ausreichte, in den Kontrollpflanzen die typische horizontale Nutation auszulösen. Daß diese im Versuchsgefäß fast unterblieb, hing mit der zu starken Verunreinigung von dessen Luft mit Gas aus dem Gas- schlauch zusammen. Die enorme Verdickung und das gänzliche Sitzenbleiben der Pflanzen belehrt darüber hinlänglich. Fig. 3 bis 5. (Protokoll 5 und p. 974, 975, 976, 981). Versuch mit geschälten, etwa 3 bis 5 cm langen, in reiner Luft vertikal gewachsenen Erbsen am Klinostaten vom 11. November 1912. Fig. 3. Versuchseft'ekt mit Gesamtdarstellung der Versuchsgläser; Fig. 4 und 5 das Azetylengefäß mit seinem Inhalt, Fig. 4 von der Breitseite, Fig. 5 von der Schmalseite aufgenommen, um die Art der Krüm- mungen recht deutlich zu veranschaulichen. In Fig. 3 zeigen die Keimlinge links, im Azetylengefäß, die typische horizontale Nutation, die im Gefäß mit reiner Luft (rechts) keine Spur der genannten Krümmung. Die Abbiegung der längsten Pflanzen ist einfach durch das Anstoßen am oberen Gefäßrand be- dingt. Die Gefäße waren parallel zur Klinostatenachse rotiert worden. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 69 Richter O.: Horizontale Nutation Taf. I. Fig. 1 Autor fec. Lichtdruck v. Max Jaffi, Wien Slzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. CXXIII, Abt. 1, 1914. Richter 0.: Horizontale Nutation Fig. 7 Taf. II. Autor fecit. Fig. 4 Fig. 5 Pj f- Lichtdruck v. Max JaHe, Wien. Sitzungsberichte d. Itais. Al wohl sicher als typische hirtus zu deuten sind. Nach diesen Stücken ist der echte hirtus folgendermaßen charakterisiert: Hell bräunlichgelbj der \'orderkörper etwas dunkler, rötlichgelb. Der Kopf so breit als der Halsschild, mit flach gerundeten oder schwach backenartig vorspringenden, deutlich behaarten Schläfen. Der Halsschild meist länglich, vor der Mitte mäßig gerundet, vor den Hinterecken sanft ausgeschweift, diese scharf rechtwinklig oder etwas spitzwinklig, im letzteren Falle meist ein wenig nach hinten vortretend. Die vordere Marginalborste des Halsschildes stets einfach. Die Flügel- decken beim cf gewölbter und glänzend, beim 9 flacher und matt. Die Dorsalstreifen seicht, aber deutlich, streifig vertieft. Längs des dritten Dorsalstreifens befinden sich vier Borsten- punkte (nur bei einem Exemplar sind ausnahmsweise rechts bloß drei Punkte vorhanden). Die Behaarung der Oberseite ist etwa ein Fünftel bis ein Sechstel so lang als die Borsten- haare am dritten Dorsalstreifen. Der Penis ist schmal und in eine sehr lange, parallelseitige Spitze ausgezogen; die Ligula am Ende nicht deutlich ausgeschnitten. Länge: 5 bis 6 mm. Hülilenfauna von Albanien etc. 1019 Fundort: l^asicagrotte am Krimberg bei Oberigg, süd- lich von Laibach (leg. A. v. Gspan, 12. April 1912, 1 cf und 5 o; 5. April 1912, 1 9; 10. Juli 1912, 2 9). b) Trechus hirtus fallaciosus subsp. n. Dem typischen hirtiis äußerst ähnlich und von diesem nur in folgenden Punkten verschieden. Der Halsschild durch- schnittlich breiter, an den Seiten in der vorderen Hälfte stärker und in gleichmäßiger gekrümmtem Bogen gerundet; von den Punktstreifen der Flügeldecken meist nur die innersten erkennbar; am dritten Dorsalstreifen in der Regel nur drei Borstenpunkte vorhanden. Der Penis in eine kurze Spitze ausgezogen; die Ligula am Ende einfach verrundet. Länge: 5 bis 6 mm. Fundort; Höhle bei St. Kanzian^ in der Umgebung von Vir, nordöstlich von Laibach. Wahrscheinlich gehören hierher auch die mir momentan nicht vorliegenden liirtus- Exemplare aus den übrigen Höhlen in der Umgebung \on Domzale und Aich. Diese Rasse bezieht sich auf die in meiner »Revision der blinden Trechen« als Iiiytus hirtus Sturm gedeutete Form. Damals war mir der echte hirtus Sturm vom Original- fundort noch nicht bekannt. c) Trechus hirtus Alphonsi subsp. n. Der Kopf etwas schmäler als der Halsschild, mit flach verrundeten, deutlich behaarten Schläfen. Der Halsschild am Ende des oralen Viertels, dort, wo die vordere Marginalseta entspringt, am breitesten, fast so breit als lang, der Seiten- rand nur hier in deutlicher Rundung oder schwach stumpf- Winklig erweitert, weiter hinten jedoch bis zu den Hinter- ecken vollkommen geradlinig verengt und daher diese nie seitlich vortretend. Manchmal ist zwar eine ganz leichte Aus- buchtung des Seitenrandes in der Basalhälfte des Halsschildes 1 Nicht zu verwechseln mit den berühmten Höhlen von St. Kanzian bei Ma:;ivun in der Umeebun^ von Divacca im Triester Karst. 1020 J. Müller, angedeutet, jedoch werden durch dieselbe die Hinterecken in keiner Weise schärfer abgesetzt, wie das beim typischen hirtns der Fall ist. Die vordere Marginalborste des Hals- schildes stets einfach. Die Dorsalstreifen der Flügeldecken bis auf die äußersten deutlich vertieft. Längs des dritten Dorsal- streifens befinden sich vier (selten fünf) borstentragende Punkte. Die Basis der Flügeldecken ist nach vorn meist weniger verlängert als beim typischen Iiirtiis, daher der Basal- rand meist etwas weniger abgeschrägt, geradlinig oder gar schwach gerundet (beim typischen Jiirtiis meist deutlich aus- gebuchtet). Doch herrscht diesbezüglich eine nicht unbedeu- tende individuelle Variabilität. Die Penisspitze ist relativ kurz, die Ligula am Ende nur seicht ausgerandet. Länge: 5*2 bis 6 mm. Diese Rasse differiert: vom typischen hirtiis Sturm durch im Verhältnis zum Kopf breiteren Halsschild, nur im vorderen Drittel deutlich gerundete, vor den Hinterecken nicht ausgeschweifte Halsschildseiten und viel kürzere Penisspitze; von hirttis faJlaciosus durch breiteren, seitlich weniger gleich- mäßig gerundeten, schon vom vorderen Drittel an nach hinten geradlinig verengten Halsschild und (namentlich beim cf) stärker gestreifte Flügeldecken; von hirtiis Pretneri, mit dem diese Rasse in der schwachen Ausrandung der Penisligula am meisten übereinstimmt, durch geringere Größe, flachere, stärker pubescente Schläfen und kürzere und breitere, nicht parallelseitige Penisspitze; von lürtiis Micklitzi durch etwas geringere Größe, flachere Schläfen, vorn weniger stark er- weiterten, nach hinten geradlinig verengten Halsschild und seichte, undeutlicher ausgerandete Penisligula. Fundort: Höhlen in der Umgebung von Bischuflack in Krain, und zwar: Gipsova jama bei Bischoflack (leg. E. Pretner, 23. August 1913, vier Exemplare) und Brezno- höhle bei Bischoflack (leg. A. v. Gspan, 2. Juni 1911, vier Exemplare und 18. Februar 1912, zwei Exemplare). Herrn Obergeometer Alfons Ritter v. Gspan, der diese Rasse zuerst entdeckte, freundschaftlich gewidmet. Die beiden Höhlen, in denen diese .Rasse vorkommt, sind voneinander kaum einen Büchsenschuß entfernt. IIöhlenlauiKi von Albanien etc. 1021 dj Trechus hirtus Ijubnicencis subsp. n. Im Penisbau und in der Halsschildform mit hirtus AJphousi ziemlich übereinstimmend, jedoch erheblich größer und breiter. Die Halsschildseiten sind wie bei diesem nach hinten fast geradlinig verengt, nur ist der Halsschild vorn etwas stärker erweitert. Von hirtus Pretneri durch den nach hinten stärker verengten Halsschild, breitere Flügeldecken und kürzere Penisspitze verschieden; von hirtus Micklitzi durch bedeutendere Körpergröße, nach hinten geradlinig ver- engten Halsschild, etwas breitere Flügeldecken und weniger tief ausgerandete Penisligula differierend. Länge: 6*3 bis 6'onim. Fundort: Kevdercahöhle am Ljubnik bei Bischoflack. Von Herrn Alfons Ritter v. Gspan am 16. Mai 1912 entdeckt und später daselbst auch von Egon Pretner aufgefunden. 6. Zur Kenntnis der Krainer Aphaobien. Bei der Abfassung der Revision der Gattung Aphaobins Abeille^ lag mir der typische Aphaohius Miller i aus der Pasjcagrotte nicht vor. Da ich jetzt durch eine freundliche Zusendung des Herrn Obergeometers Alfons Ritter v. Gspan in Laibach im Besitze zahlreicher il////^n- Exemplare vom Originalfundort bin, gebe ich eine kurze Charakteristik der Schmidt'schen Form. Aphaobius Milleri Milleri F. Schmidt. cf: Länglich. Der Halsschild im hinteren Drittel sehr deutlich gerundet erweitert, gegen die Hinterecken gerad- linig eingezogen. Die Flügeldecken an den deutlich markierten Schulterwinkeln etwas breiter als die Halsschildbasis. Die Fühler schlank, das achte Glied etwa anderthalbmal so lang als breit, das zehnte etwas flaschenförmig und mehr als doppelt so lang als breit. Der Vorderrand des hohen Meso- sternalkieles schwach konvex. 1 J. Müller, Beiträge zur Kenntnis der Hühlenfauna der Ostalpen und der Balkanhalbinsel. I. Die Gattung Aphaobins (Denkschr. d. Kaiserl. Akad. d. Wissensch., Wien, XC. Bd. [1913], p. 1 — 10. 1022 J. Müller, 9: Breiter und plumper als das '/", mit kürzeren Fühlern. Der Halsschild vor den Hinterecken schwächer gerundet erweitert, daher diese weniger stark eingezogen. Das zehnte Fühlerglied nicht ganz doppelt so lang als breit. Länge; 2*4 bis 2-8 unii. Fundort: Pasicahöhle am Krimberg bei Oberigg. Die Exemplare aus der Crna jama und der Magdalen- grotte bei Adelsberg unterscheiden sich nur minimal vom typischen Milleri; etwas geringere Durchschnittsgröße, vor den Hinterecken oft schwächer erweiterten Halsschild und durchschnittlich etwas gedrungenere Fühler. Doch sind die einzelnen Exemplare sowohl aus der Pasica-Grotte als auch aus der Adelsberger Gegend etwas variabel, so daß eine scharfe Rassentrennung nicht durchführbar ist. Die Stücke, die ich seinerzeit (1913), für den typischen Milleri hielt, aus der Piuka jama bei Nußdorf (ex coli. Tax), zeichnen sich gegenüber den Pasica-Exemplaren fast nur durch etwas breitere Halsschildbasis, die kaum schmäler als die Flügeldeckenbasis ist, aus. Ein Exemplar (9) aus der Zegnana jama bei Nußdorf (leg. A. V. Gspan, 20. Mai 1910) stimmt bis auf etwas ge- ringere Größe mit der Form aus der Piuka jama ziemlich überein. Die Stücke aus dem Tarnowanerwald (Höhle bei Eriauci, zwischen Karnizza und Tarnova) sind durchschnittlich etwas kleiner als die typischen Milleri und ihre Fühler sind kürzer; die Halsschildbasis ist nicht oder nur wenig schmäler als jene der Flügeldecken. Sie nähern sich entschieden der Rasse P r einer i. — Eine sehr charakteristische Rasse ist die von mir als Milleri Springeri bezeichnete Form aus dem Triester Karst (Petnjakhöhle bei Storje). Sie unterscheidet sich von allen den vorerwähnten M///^r/-Formen durch den relativ kleinen Hal.sschild und die gegen die Basis viel stärker verengten Flügeldecken. — Weitere, mit den bisherigen Apluiobins-Rcissen nicht jdentifizierbare Formen sind folgende: Hc'ihleüfauna von Albanien etc. lü2o Aphaobius Milleri Alphonsi subsp. n. cT: Durch den schmalen, in der Basalhälfte vollkommen parallelseitigen Halsschild sehr charakteristisch und dadurch \-on allen bisher bekannten Ap/mobiiis -Arten imd -Rassen hinreichend verschieden. Relativ klein, 2*4 bis 2 '5 nun lang, von schmalem Körper- bau. Der Halsschild erheblich schmäler als die Flügeldecken, etwa anderthalbmal so breit als lang, in der Basalhälfte par- allelseitig, in der Apicalhälfte in gleichmäßiger Rundung nach vorn verengt, seine Hinterecken nicht im geringsten ein- gezogen, etwas spitz nach hinten vortretend. Die Flügeldecken länglich-elliptisch, etwa in der Mitte am breitesten und hier nur sehr schwach gerundet, nach hinten sowohl als auch gegen die winklig vortretenden Schulterecken verengt, die Flügeldeckenbasis etwas breiter als die Basis des Hals- schildes. Der Mesosternalkiel am Vorderrand schwach S-förmig geschwungen, am Unterrand seicht ausgebuchtet, der von diesen beiden Rändern gebildete Winkel zahnförmig vor- tretend. Die Fühler und Beine relativ schlank, erstere fast bis zum apicalen Drittel der Flügeldecken reichend; die beiden vorletzten Fühlerglieder mehr als doppelt so lang als breit, das siebente und zehnte schwach flaschenförmig gestaltet, das neunte zur Spitze fast gleichmäßig verdickt. ?: Erheblich breiter und namentlich der Halsschild ganz anders geformt. Derselbe ist breiter und von den Hinterecken an zunächst sanft und geradlinig, dann stärker und im Bogen nach vorn verengt. Die Fühler kürzer als beim cf, ihr vor- letztes Glied ist, von der Breitseite betrachtet, kaum doppelt so lang als breit. Der Mesosternalkiel ist vorn nicht deutlich zahnförmig vortretend. Länge: 2-4 bis 2-G mm. Fundort: Goricane (Görtschach), 6. April 1902, 2 o^cT, 1 p; 7. xMärz 1912, 1 9. Von Herrn Obergeometer Alfons Ritter v. Gspan (Laibach) gesammelt und ihm freundschaft- lich zugeeignet. Hierher gehört wohl auch das mir momentan 1024 J. Müller. nicht mehr vorliegende, von mir seinerzeit^ als fragliches Knirschi-^ erwähnte Exemplar aus der »Babija luknja« bei Görtschach (coli. J. Stussin er, Laibach; gesammelt am 21. Februar 1912). Aphaobiiis Milleri Alphonsi steht eigentlich keiner anderen Ali II er i -Rasse besonders nahe. Am ehesten kann man ihn noch mit Milleri Knirschi m. aus (Südsteiermark) vergleichen, mit dem er auch im Flügeldeckenumriß, in der Fühlerbildung und Beinlänge fast genau übereinstimmt. Jedoch fällt sofort der deutlich schmälere und in der ganzen Basalhälfte par- allelseitige Halsschild des männlichen Milleri Alphonsi auf im Gegensatz zu dem breiteren, auch hinter der Mitte noch deutlich gerundeten und gegen die Hinterecken schwach ein- gezogenen Halsschild der Knirsclii-d'^ auf. Auch ist bei der letzteren Rasse der Winkel des Mesosternalkiels verrundet und nicht zahnförmig vortretend wie beim Alphonsi- cf . Das 9 des Milleri Alphonsi ist dem Knirschi- (^ äußerst ähnlich und von diesem fast nur durch den breiter verrundeten Apicalteil der Flügeldecken verschieden. Im Halsschildbau stimmt das Alphonsi-'^ mit dem Knirschi-'^ fast vollkommen überein. Aphaobius Milleri Ijubnicensis subsp. n. 9: Vom typ. Milleri (9) aus der Pasicahöhle durch schlankere Fühler und vor den Hinterecken nicht erweiterte Halsschildseiten differierend. Dieselben sind im basalen \'iertel ziemlich parallelseitig, dann nach vorn im Bogen verengt. Vom Milleri Knirschi (9) aus Südsteiermark unterscheidet sich diese Rasse durch breiteren Halsschild und dadurch nach vorn weniger verengten Körperumriß. Auf das noch unbekannte 9 von A. Heydeni rohnstns m. (siehe weiter unten!) kann die vorliegende Rasse wohl nicht bezogen werden, da die 9 9 sämtlicher Aphaobien gegen die Hinterecken weniger eingezogene, beziehungsweise stärker divergierende Halsschildseiten besitzen. Nun sind aber die 1 Beiträge zur Kenntnis der Hohlenfauna der Ostalpen und der ßalkan- halbinsel. I. Die Gattung Aphaobius (I. c, p. 7). Höhlenfauna von Albanien etc. 1025 Halsschildseiten beim vobnstns-o im basalen Drittel gegQn die Hinterecken schwach divergent. Das 9 des rohnstus dürfte also aller X'oraussicht nach im Basalteil noch stärker nach hinten divergierende Seitenränder des Halsschildes be- sitzen, während beim Jjuhnicensis-^ das basale Viertel des Halsschildes parallelseitig ist. Länge: 2-5 bis 2-Qiniu. \'erbreitung. Zwei der mir durch die Güte des Herrn Alfons Ritter v. Gspan vorliegenden 9 9 tragen die Fundorts- bezeichnung »Lljubnik, 12. Mai 1912«, ein drittes 9 ist mit »Kevderc, Lljubnik, 16. Mai 1912« bezettelt. Alle drei wurden von Herrn Alfons Ritter v. Gspan gesammelt, der mir eines für meine Sammlung überließ. Aphaobius Heydeni robustus subsp. n. Dem Aphaobius Heydeni Reitt. zunächst stehend und von diesem in folgenden Punkten verschieden. Etwas größer als Heydeni, 2-8 mm lang.^ Die Flügeldecken breiter, nament- lich hinten, der Spitzenrand derselben breiter verrundet. Das neunte und zehnte Fühlerglied dicker und gegen die Spitze gleichmäßig erweitert. (Bei Heydeni [9] sind diese beiden Glieder in der proximalen Hälfte schmal, zylindrisch und dann erst gegen die Spitze kelchförmig erweitert.) Der Meso- sternalkiel ist am Vorderrande vollkommen gerade (bei Heydeni S-förmig geschwungen). Bisher liegen mir bloß 2 o^cf- Exemplare'-^ dieser schon durch ihre Größe bemerkenswerten Aphaobius-Reisse aus der Jama pri lipniski skali bei Steinbüchel in Oberkrain vor, wo sie Herr stud. jur. Egon Pretner am ausgelegten Köder erbeutete (16. September 1914). Die zum Vergleich herangezogenen Exemplare des typ. Heydeni stammen aus der Breznohöhle bei Bischoflack 1 Die Länge des Aph. Heydeni beträgt nicht, wie in meinen »Beiträgen zur Kenntnis der Höhlenfauna der Ostalpen und der BalkanhalbinseU, I, p. 7, angegeben wurde, 3 tmn, sondern 2*4 bis 2-8 mm. 2 Das Geschlecht wurde durch anatomische Untersuchung des Abdomens festgestellt. 1026 J. Müller, (legit E. Pretner, 1913j. Nalüiiich wurden bloß cfd^ ver- glichen, da mir zurzeit weibliche Exemplare des Hcydeni robustus nicht vorliegen. In meiner Revision der Gattung ApJiaobius^ habe ich den .4. Heydeni nur deshalb als eine besondere, von Milleri ver- schiedene Species aufrecht erhalten, weil diese beiden nach den damals vorliegenden Mitteilungen in denselben Höhlen vorzukommen schienen und daher nicht gut als Rassen auf- gefaßt werden konnten. Nun hat sich aber dieses gemein- same Vorkommen auf Grund der durch meine Freunde Alfons Ritter v. Gspan und Egon Pretner unternommenen Nach- forschungen bisher wenigstens nicht bestätigt. So fanden sie z. B. in der Höhle »Brezno« bei Bischoflack, aus welcher bisher beide Arten angegeben wurden, stets nur den A. Heydenil Im Lljubnikgebiet kommt zwar auch dev A. Milleri (Ijubnicensis m.) vor, jedoch in einer anderen, von der Brezno- höhle ziemlich weit entfernten Grotte. Ferner habe ich auch von der Pasicahöhle, aus welcher ebenfalls beide Arten an- gegeben wurden,'' bisher nur die eine, nämlich Milleri, er- halten, obwohl Herr Obergeometer v. Gspan in letzterer Zeit in dieser Grotte fleißig gesammelt hat. Sollten auch die zukünftigen Aufsammlungen in den fraglichen Gebieten bestätigen, daß .4. Milleri und Heydeni stets verschiedene Areale bewohnen, so wäre ihre spezifische Scheidung, bei der sonst so enormen Verschiedenheit der Aphaobien in geographisch getrennten Gebieten, nicht mehr möglich. 7. Über Bathyseiiiiorphus byssinus Schioedte. Bekanntlich hat in neuerer Zeit die problematische Ba- thvscia bvssina Schioedte durch Jeannel eine Deutung 1 J. Müller, Beiträge zur Kenntnis der Höhlenfauna der Ostalpen und der Balkanhalbinsel, I (Denkschr. der Kaiserl. Akad. der Wiss., mafhem.- naturw. Klasse, Bd. XC [1913], p. 3). - Jeannel, Revision des Bathysciiuac, Biospeologica, XIX (.\rcliiv de zool. cxper., 5e surie, tome VII [1911], p. 435). Hülilentaima von Albanien etc. 1027 erfahren, die trotz gewisser Widersprüche in der Original- beschreibung" richtig zu sein scheint. Jeannel hält nämlich die Batliyscia byssiiia als artidentisch mit Bathvscimorphns acmninatns L. Mi 11., unterscheidet jedoch diese beiden als Rassen in folgender Weise: a) Bathysciniorphns byssinus Schioedte forma typica aus Adelsberg (loc. class.), Luegg und Nußdorf. Die männlichen \'ordertarsen so breit als das Ende der Vorderschienen. b) Bathyscimorphiis byssinus acnniinatus L. Mi 11. aus der Gegend von Rudolfswert, Laas und Gottschee (Gebiet der Gurk und der Kulpa). Die männlichen Vordertarsen schmäler als das Ende der \'orderschienen. Die mir nunmehr vorliegenden Exemplare vom Original- fundort des B. byssinus (AdelsbergerGrotte,legit A. Haucke, 1914) sowie aus der Luegger Grotte weisen jedoch in der Breite der männlichen Vordertarsen keine nennenswerten Unter- schiede gegenüber zahlreichen Stücken aus der Gottscheer Gegend (legit Wich mann) auf. Ich finde nur, daß sowohl bei diesen als auch bei den voreru'ähnten Stücken aus Adels- berg und Luegg die männlichen Vordertarsen je nach der Richtung, in der man sie betrachtet, bald schmäler, bald ebenso breit als die \'orderschienen erscheinen. Hingegen ist ein auffälliger Unterschied in der Tarsen- breite gegenüber den Krainer Stücken bei einer Form erkennbar, die ich in der Höhle »Petnjak« bei Storje, unweit Sesana, im Triester Karst sammelte. Hier sind die männlichen Vorder- tarsen deutlich breiter als die Schienen, erheblich breiter und flacher als bei den Krainer Stücken; namentlich ist das erste erweiterte Glied größer, beinahe ebenso groß als die beiden folgenden zusammen. Allerdings ist die Erweiterung der männlichen \'ordertarsen bei der Form aus dem Triester Karst doch nicht so stark wie bei dem Bathyscimorphiis ovatus aus der Ledenicahöhle bei Groß-Liplein in Krain. Aus diesen Feststellungen ergeben sich folgende Re- sultate: 1. Batliyscia byssiua Schioedte aus der Adelsberger Gegend ist, falls überhaupt zur Gruppe des Bathyscimorphns acmninatns gehörig, mit B. acnniinatns L. Mill. aus der lO'iS J. .Müller. Gottscheer Gegend identisch. Die von Jeannel behauptete \'erschiedenheit in der Tarsenbieite wäre dadurch zu erklären, daß ihm aus der Adeisberger Gegend l-:eine Exemplare vor- kigen, sondern nur solche, die er für byssina anspricht, obwohl sie bloß die vage F'undortsbezeichnung »Carniole« tragen (vgl. seine »Revision der Bathyscünae», p. 288). 2. Der Bathyschnorphus aaiminatus (=: byssinns) vom Petnjak im Triester Karst gehört einer neuen, adriatischen Rasse an, die sich sowohl von den Exemplaren aus der Adeisberger Gegend als auch von jener aus dem Gebiet von Gottschee durch erheblich breitere Vordertarsen unterscheidet und dadurch dem B. ovatiis nähert. Ich benenne diese neue Rasse aus dem Triester Karst ß. hyssimis adrkiticifs m. Ob nicht am Ende die von Jeannel als B. byssiiiits angesprochene, mit »Carniole« bezettelte Form auch zu dieser adriatischen Rasse gehört, wäre noch zu entscheiden. 3. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der mit Batliysci- morplius hysshms so nahe verwandte und von ihm haupt- sächlich durch wesentlich breitere Vordertarsen verschiedene B. ovatus auch in den Rassenkreis des byssinns gehört. B. byssinns adriaticns m. würde den Übergang vermitteln. Doch muß ich zur Klärung dieser Frage noch weitere Unter- suchungen anstellen. 8. Über Antrophilon primitivum Absol. Dr. Karl Absolon hat im \'orjahre^ für einen neuen Höhlensilphiden aus einer Höhle an der dalmatinisch-hercego- vinischen Grenze nördlich der Bucht von Malfi bei Ragusa die Gattung Antrophilon aufgestellt, die er von der Gattung Antroherpon hauptsächlich durch die zwei folgenden Merk- male unterscheidet: 1. Eine so minimale \'erlängerung des Mesothorax, daß das Mesosternum den Halsschild bedeckt,- daher von 1 Dr. Karl Absolon, Über Anlrophiloit priinitivuin n. gen. n. .sp., eine blinde Bathysciine {Coleoptem cavernicola Silphidae) aus dem südillyrischeii Faunengebiete (Coleopt. Rundschau. II, p. 100 bis 109; Wien 1913). 2 Wohl umgekehrt, riämJich: »daß der Halsschild das Mesosternum bedeckt«. -."V.UUUiS'iw .§. :l:~. .:.\'')~'i^ ■>vJ\i.'.\}'.. . Hölilenfauna von Albanien etc. 1029 oben nicht in dem Sinne wie bei Anfro/wrpoii sichtbar und der Halsschild an^ der Basis der Flügeldecken nicht ab- gerückt ist (1. c, p. 100). '2. Durch auffallend kurzen und breiten Halsschild. Dieser ist nämlich kaum anderthalbmal so lang als breit (Länge : Breite = 13:9, p. 102); hei Aiifroherpon hingegen zwei- bis viermal so lang als breit (p. 107). Als weitere Unterschiede gegenüber den bisher bekannten Aiit rolicrpon- Avien werden von Dr. Absolon angegeben: 3. Das Vorhandensein »einer deutlich welligen Nahtlinie..< am Scheitel; 4. die absolut glatte Oberfläche des Mesosternums und seiner Pleuralteile; 5. die ganz charakteristische, tiefe Punktierung der Flügeldecken. Merkmal 3 bezeichnet Dr. Absolon (p. 101) als ein fraglich generisches Merkmal, den Merkmalen 4 und 5 will er »vorläufig« nur eine spezifische Deutung beimessen (p. 107). Durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. Lucian \'. Matulic in Trebinje erhielt ich zwei Exemplare von Antro- philoii priinitiuiun, deren Untersuchung mich zu folgenden Mitteilungen veranlaßt. Das von Dr. Absolon in erster Linie hervorgehobene Gattungsmerkmal, die Verlängerung des Mesosternums be- treffend, ist bei Aiitroherpon so verschieden ausgebildet, daß es keine scharfe Begrenzung von Aiüropliilon und Antro- herpon zuläßt. Der Unterschied zwischen den Autrolierpou- Arten mit langem Mesosternalfortsatz (Leouhardi, Doiu- hroivskyi) und jenen mit kurzem Mesosternalfortsatz zwischen 1 Soll wohl heißen: »von der Basis der Flügeldecken nicht abgerückt«. Leider finden sich auch sonst in der Absolon'schen Arbeit Ungenauigkeiten und Verwechslungen, wie p. 100 die Angabe, daß das »Abdomen... ganz charakteristisch tief punktiert« sei, während damit die Flügeldecken ge- meint sind; ferner p. 107, daß bei allen AnfroJicrpon -Avten »der Halsschild breiter als der Kopf« sei, während, wie auch Dr. Noesske in den Nach- trägen zu seiner ausgezeichneten Pamn/rof Ji Hon- Beschieibung (Coleopt. Rundschau, IIl [1914], 26) betont, bei etlichen AuiroJierpon-Avten der Kopf breiter als der Halsschild ist. 1030 J. Müller, Halsschild und Flügeldecken (Taxi, Ganglbancii ) ist vvciiaus größer als jener zwischen den letztgenannten Aiitroherpon- Arten und Aiitrophilon. Übrigens ist auch bei Antrophilon der Hinterrand des Halsschildes von der Flügeldeckenbasis ein wenig abgerückt und daher ein schmaler Streifen des Mesosternums unbedeckt, so daß hierin nur ein ausgesprochen gradueller, aber kein prinzipieller Unterschied zwischen Aiifro- herpoji und Antropliilon besteht. Dasselbe gilt auch für den von Dr. Absolon hervor- gehobenen Unterschied in den Halsschilddimensionen. Die- selben sind innerhalb der großen Gattung Antroherpon so verschieden, daß zwischen einzelnen Antroherpon-Arten (z. B. Doiiibroivskyi einerseits und Taxi oder Matnlici andrerseits) mindestens ebenso große Unterschiede in den Halsschild- dimensionen bestehen als zwischen den letztgenannten Antro- herpon-Arten und Antrophilon. Was die nach hinten schwach stumpfwinklige Ouerlinie am Scheitel (die »deutlich wellige Nahtlinie ^< nach Dr. Absolon) betrifft, so finde ich, daß sie auch bei gewissen Antro- herpon-Arten nicht gänzlich fehlt. Allerdings ist sie hier nur noch an den Seiten des Kopfes vorhanden, während sie in der Mitte breit unterbrochen ist. Am deutlichsten finde ich die seitlichen Überreste dieser Scheitel- linie bei Antroherpon Ganglbaneri und Taxi. Daß der Besitz eines absolut glatten Metasternums und einer besonders tiefen und kräftigen Punktierung der Flügel- decken nicht genügen, um darauf eine eigene Gattung zu gründen, hat Dr. Absolon selbst erkannt. Aus allen den angegebenen Gründen komme ich zu folgendem Schlüsse. Solange die Gattung Antrolierpou im jetzigen Sinne mit den vielen, so auffällig verschiedenen Arten besteht, solange nämlich keine generische Gliederung derselben vorgenommen werden kann, halte ich es für un- natürlich, Antrophilon als eigene Gattung abzusondern. Antro- philon prini itivnni gehört meiner M e i n u n g nach zur großen Gattung Antroherpon und steht systematisch der Gruppe des Antroherpon Matnliei, Taxi und Lnciani am nächsten. Der Ansicht des Herrn Dr. Absolon, daß Höhlenfauna von Albanien etc. 1031 Äntrophilon primüivmn »eine antroherponoide Type von primitivstem Charakter« sei, kann ich nur bezüglich der minimalen Ausbildung des MesosternaUbrtsatzes und der Hals- schildform beistimmen; mit Rücksicht auf die weitgehende sekundäre Verschmelzung der Episternen des Mesothorax mit dem Mesosternum selbst sowie mit Rücksicht auf den Mangel jeglicher Skulptur auf der Mittelbrust ist Äntrophilon prinn- iivniii höher entwickelt als die meisten übrigen Antrokerpou- Arten. Ganz unzutreffend und irreführend ist Dr. Absolon's Behauptung, daß Atitrophilon priniitiuiini »schon gewisse Anklänge zu Leptodertis« aufweist, da, wie bereits Jeannel ganz richtig hervorhebt, Antroherpon und Leptoderus zu ganz verschiedenen phyletischen Reihen gehören, deren Ähnlich- keiten nur auf Konvergenz zurückzuführen sind. Sttzb. d. mathem.-nalurw. Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 1033 Die Pollennachahmung in den Blüten der Orchideengattung Eria von Günther Ritter Beck v. Mannagetta und Lerchenau, 1<. M. K. Akad. Aus dem Botanischen Institute der k. k. Deutschen Universität in Prag. (Mit 1 Tafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. November 1914.) 1. Eria monophylla Li ndl. v. pleiostachya. (Fig. 1 bis 19.) \'or einigen Jahren erhielt der Botanische Garten der k. k. Deutschen Universität in Prag eine Sammlung von Orchideen aus Java und Sumatra, unter denen eine proviso- risch als Eria Reinwardiii Lindl. bezeichnete Pflanze üppig gedieh und reichlich Blütentrauben ausbildete. Bei der Nachbestimmung der Pflanze ergab sich, daß die Pflanze in die Sektion Eriiira Lindl.^ der Gattung £rm ein- zureihen sei, die Lindl ey mit folgenden Worten beschreibt; >Oip flat a the base furfuraceous in the axis, with a wooll}'- tubercule a the apex and base or at least at the apex«. Es ergab sich weiter, daß die Pflanze nicht zu E. Reinwardiii Lindl.- gehörte, sondern zu E. moiiostachya Lindl.^ zu ziehen sei, von der sie sich jedoch durch die Ausbildung von zwei bis drei terminalen Blütentrauben auf jedem Stengel unter- schied. - Lindley in Journ. of Lina, soc, III (1859); J. D. Hooker, Flora Ol" brit. India, V (1890), 785. > In Journ. of Linn. soc, III (1859), 55. ^ An. a. 0., 55. 1034 G. Beck V. Mannagetta und Lerchenau, Diese \'arietät plciostachyu ist offenbar durch gute Kultur- bedingungen entstanden, wie dies ja bei Orchideen des Glas- hauses des öfteren zu beobachten ist. Die Abbildung der Blumenlippe von E. monostachya Li ndl. in Smith's Orchideen von Java stimmt mit der Gestaltung der Lippe an unserer Pflanze gut überein, mit einziger Ausnahme, daß die gleich näher zu besprechende, Pollen nachahmende, knochenähnliche Rippe der Unterlippe, die schon jetzt als Futterkörper be- zeichnet werden möge, in der Abbildung nach vorn keulig zuläuft, während dieselbe an unserer Pflanze auch am \'order- ende der Lippe knopfig verdickt ist. Diese Verschiedenheit dürfte darin ihren Grund haben, daß der Zeichnung offenbar trockenes Blütenmaterial zur Vorlage diente, wobei auch die Dreiteilung des hinteren oder unteren Rippenknopfes entgehen konnte, oder darin, daß Blumenlippen zur Anfertigung der Abbildung benutzt wurden, bei denen die Zellkörner, welche den Pollen nachahmen, zum Teil oder gänzlich bereits ab- gefallen waren. In der Literatur konnte ich nur über den Bau der Lippe von E. paniciilaia Li ndl., auf welcher die Sektion Er iura begründet worden war, zum Teil Zutreffendes vorfinden. Lindley^ schreibt nämlich über die Blumenlippe der E. pani- ciiJata Li ndl. folgendes: »They have a line of fine white powder formed all along the middle of the lip, and burying the tubercle, which occurs a the base. This powder consists of a vast multitude of pyriform bodies visible only under the mikroskope, and of the same nature as those which occur.'= on Polystacliya. They are in fact extremely short hairs of on Joint tapering to the base; in appearence the}^ resembie fine powdery dust.'< Lindley's Beobachtungen stimmen im allgemeinen mit den Beobachtungen überein, die ich an E. monostachya v. pleiostacliya machte und auch an den Blüten von E. pani- ciilaia Li ndl. bestätigt fand, nicht aber für Polysfachya, \on 1 Nach C. Mueller, in Walpers, Ann. bot. Syst., VI (I86I1. 275, entweder in Wallich, PL Asiae rar., I, 32, t. 36. oder in Bot. Reg.. XXVIII (1842), Mise, 33 (nicht gesehen). Pollennacliiihmung bei Eria. lOoO welcher Gattung ich der Kontrolle halber P. InfcoUi Hook. und P. Wightii Reich, lil. untersuchte.^ Meine Beobachtungen an den £r/^-Blüten ergaben auch, daß sie mit den Angaben Pfitze r's über die Sektion jE/'/'/z/'t/ - nicht in Einklang zu bringen seien, der schreibt: «Blüten außen wollig, auf der Lippe mit Mehlstaub, der aus dem Zerfall rosenkranzartig gegliederter Haare entsteht, z. B. bei E. paniciilata Lindl.« Das stimmt weder mit den Angaben Lindley's für E. patiictilata Lindl. noch mit den nach- folgenden Beobachtungen überein, denn bei E. paniculaia Lind!, und E. inouostacliya Lindl. v. plciostachya ist nur ein Haarkleid aus typischen mehrzelligen Sternhaaren, sogenannten Flockenhaaren, vorhanden und eine ganz andere Entstehung des »Mehlstaubes*, der, wie erwähnt, Pollen nachahmt, näm- lich aus einzelligen Papillen, nicht aus Gliederhaaren zu beobachten. Über die Biologie der Blüten von Eria-AxiQn ist nur noch in P. Knuth's Handbuch der Blütenbiologie, ^ das die biologischen Tatsachen bis Ende 1902 gesammelt enthält, eine Notiz enthalten, die, daß einige £rm -Arten {E. albotontentosa Lindl., E. javcnsis Zoll, et Mor.) nach Korbes (Natur. Wand, in the east Arch.. London 1885) ausgesprochene Autogamie zeigen. Ehe ich zur Besprechung der biologischen Eigentüm- lichkeiten der Blüte unserer Pflanze übergehe, möchte ich, da die Eria-Avten recht unvollständig beschrieben wurden, ihre genaue Beschreibung voraussenden, um sie vollends sicherzustellen. Ich bezeichne sie als Eria monostachya Lindl. v. plciostachya n. v. (an E. plciostachya n. sp.) Pluricaulis. Caulis cum racemis 50 — 60 cm altus, teres, foliatus. Folia vaginis clausis instructa, elongato-linearia, ■1 Ich verdanke die Einsicht der genannten Pflanzen der Liebenswürdig- keit des Abteilungsvorstandes, Kustos Dr. A. Zahlbruckner, der mir die Belege des Kaiserlichen Herbar? in Wien zur Ansicht überließ, wofür ich ihm dankbarst verpflichtet bleibe. - In Engler-Prantl, Natürl. Pflanzenfam., II 6, p. 175 (1889). ■■• Uli, 192; IIl2, 317 und 318. 1036 G.Beck V. Mannagctta und Lerchen au, acuminata, canaliculata, obscure viridia, giabra, 35 cm longa, 7 — 13 mm lata. Racemi 2 — 3, terminales, longe pedunculati, superiores bractea elliptica brevi fiilti, —30 c/« longi, multi- (100- ad 300-)flon, primum in apice angustato densiflori, serius laxiflori, floribus demum horizontaliter patentibus, cum pedicellis florumque fronte externa floccoso-stellati «Fig. 19i. Bracteae ovali- trianguläres, acriter acuminatae, pedicello summo 1 cm longo multo breviores, demum deflexae. per- sistentes. Flores (Fig. 1 — 4) parvuli, 8 — 10 mm lati, labello 4 — 5 mm longo. Tepala externa cum internis et gynostemio erecta, dilute luteo-viridia, late ovalia, ad apicem pauio an- gustata, extus floccoso-stellata, medium paulo minus; interna externis duplo minora, oblonga, tenuiora, extrorsum recurvata. Labelium a gynostemio rectangule patens, 4-lobum, giabrum, lobis subalbidis, rubro-purpureo maculatis, tenuibus; laieralibus e basi lata adnata oblique triangulari-ovalibus, in apice pronus curvatis, patentibus; anticis deflexis, minoribus, lobatis; labello in linea media tricostato; costis parallelis; lateralibus minori- bus, laevibus, antice in dentem liberum productis: media multo majore, farina nivea pulverulenta, in utraque fine globoso-tumida; tuberculo postico post lobos laterales sito itaque basali trilobo, antico ante lobos medios prominente. Farina corpusculis unicellularibus ovatis striatis 30 — 92 a longis formata. Pollinaria 8 quaterna, ellipsoidea, retinaculo communi affixa. Pollen tetrades formans, laeve. Habitat in insula Sumatra. An der beschriebenen Pflanze ist nun vor allem die Lippe beachtenswert. Sie erreicht eine Länge von 4 bis 5 ;///// und ist dem vertikal stehenden Gynostemium, welches die anderen Perianthglieder trägt, im rechten Winkel kaum beweglich angegliedert. Von oben gesehen zeigt sie zwei große, flügel- artig abstehende, nach vorn verschmälerte Seitenlappen und zwei nach abwärts geschlagene Zipfel im mittleren (vorderen! Abschnitte (Fig. 1, 4). Beide sind weißlichgrün und rotpurpurn gefleckt. Auf der Mittellinie der Lippe liegt wie ein weißer Knochen der durch die Bildung des falschen Pollens mehlig erscheinende Futterkörper. Sein zwischen den Seitenilügeln der Lippe liegender, mittlerer Teil ist stäbchenförmig, verdickt Pollennachahmung bei Eriii. 1037 sich aber an den beiden Enden zu je einer rundlichen, knopf- artigen Kugel, von denen die eine am Grunde der Lippe und am Fuße des Gynostemiums, die andere etwas größere an der Abzweigung des iMittelabschnittes derart zu liegen kommt, daß sie bei herabgeschlagenem Mittelabschnitte das Vorder- ende der Lippe bildet (Fig. 1). Erst wenn man den weißes Mehl bildenden Scheinpollen abstäubt, bemerkt man, daß die beiden Knöpfe des Futterkörpers nicht gleichgestaltet sind. Das Vorderende besteht aus einem aufgerichteten, halbkuge- ligen Körper, der seine flache oder ausgehöhlte Seite nach innen wendet, \\^ährend der untere Knopf sich aus drei warzenförmigen Körpern zusammensetzt (Fig. 4). Der Anblick der Lippe von verschiedenen Seiten (Fig. 1 bis 3) ergibt, daß ihre Mehlkugeln sowohl von oben, von vorn, als auch von der Seite bei geöffneter Blüte deutlich sichtbar und daher auch leicht zugänglich gemacht sind. Parallel mit diesem eigentümlichen Futterkörper verläuft rechts und links am Grunde der Seitenzipfel und etwas von dem stäbchenförmigen Mittelteile des Futteikörpers entfernt, noch je eine Rippe, die in einem freien, scharfen Zahne zu beiden Seiten der vorderen Mehlkugel endigt, aber kein Mehl erzeugt (Fig. 1, 4, 8, 9). Querschnitte durch die Blumenlippe zeigen, an verschie- denen Orten entnommen, nach dem Vorhergesagten ein ver- schiedenes Bild (Fig. 6 bis 10). Im Innern der Lippe findet sich immer ein lockeres Parenchym mit luftführenden Inter- cellularräumen, dessen dünnwandige Zellen kein Chlorophyll, aber hin und wieder Öltröpfchen enthalten. Bedeutend größere Zellen mit Raphidenbündeln, die bis 111 [i Länge erreichen, finden sich darin sehr häufig vor (Fig. 11). In der Mitte dieses Füllparenchj'ms verläuft im Futterkörper in der Richtung nach der Längsachse der Lippe ein Gefäßbündelstrang mit einer Gruppe von Netz- und Schraubengefäßen. Die Epidermis der Lippe ist ebenfalls zartwandig und an beiden Seiten der Lippenzipfel mit längsstreifiger Cuticula bedeckt. Die rotpurpurfarbigen Flecke der Lippe entstehen durch Einlagerung von rotem Anthokyan in die Epidermis- zellen. Die charakteristische Haarbekleidung aus Flocken- 1038 G.Beck V. Mannagctta und Lerchenau, haaren, die zum Teil poröse Zwischenwände besitzen (Fig. 19) und welche sowohl allen anderen Perianthblättern als auch den Blütenstielen eigentümlich ist, fehlt der Lippe gänzlich. Ihre biologische Bedeutung wird noch später erläutert. Die mittlere, falschen Pollen bildende Leiste des Futter- körpers (Fig. 6 bis 11) ist gewissermaßen ein angeschwollener Teil der Lippe, trägt aber statt der cuticularisierten Epidermis der anderen Lippenteile nur ein zartes Epithel. Frühzeitig wölben sich sämtliche Zellen desselben papillös vor (Fig. 12). Die größer werdenden, den Zellkern der Epithelzellen ent- haltenden Papillen drängen sich bald aneinander und er- weitern sich an der Spitze zu kurzen Keulen (Fig. 13) und bald unter gleichzeitiger Verlängerung ihres basalen, von dem Räume der Mutterzelle durch Verengerung abgesetzten Stieles zu ellipsoidischen oder birnenförmigen Körpern (Fig. 14). Das sind die falschen Pollenzellen, die einen größeren Saft- raum und ein wandständiges Plasma besitzen. Schon früh- zeitig erscheinen in ihnen auch zahlreiche Stärkekörnchen, die sich aus zwei bis vier, selten mehr Körnchen zusammen- setzen, welche sie auch hin und wieder voneinander trennen. Oft sind die Stärkekörnchen so zahlreich, daß der ganze Futterkörper durch Jodjodkalium blauschwarz gefärbt wird. Die Zellwand des Scheinpollens ist inzwischen auch dicker als jene der Epithelzelle geworden. In der letzten Stufe der Entwicklung erscheint der in riesiger Menge gebildete Scheinpollen als eine ellipsoidische, keulige bis birnförmige Zelle, die eine Länge von 30 bis 92 [i., meist von 50 bis 60 [i und eine Breite von 30 bis 40 (x er- reicht und die in äußerst charakteristischer Weise von einer Cuticula in Form von zierlichen, welligen Streifen bedeckt wird (Fig. 15, 16). Im reifen Zustande zeigt der Scheinpollen einen Saft- raum, wandständiges Plasma mit großem Zellkern und den genannten Stärkekörnchen, die in verschiedener Menge vor- kommen, manchmal auch zu fehlen scheinen. Der Scheinpollen löst sich nun ungemein leicht von dem F\itterkörper ab, fällt aber nicht ab, sondern bedeckt als Pollennachahmung bei Eria. 1039 schneeweißes Mehl in großer Menge dicht dessen Oberfläche. Seine Ablösung verdient eine nähere Betrachtung. Am Grunde des abgelösten Scheinpollens findet man stets ein Spitzchen oder Schwänzchen (Fig. 16, 17). Man kann leicht feststellen, daß in diesem Anhangsgebilde kein völliger Abschluß der Zelle des Scheinpollens vorhanden ist. Man bemerkt nämlich, daß dessen dickere, cuticularisierte Membran sich vor dem Spitzchen verdünnt und daß dort auch die Cuticularstreifen verschwinden und daß ferner an der Spitze des Schwänzchens eine Öffnung vorhanden ist, aus der oft ein zarter Faden herausragt (Fig. 17). Dies erklärt sich folgendermaßen. Bei der Reifezeit des Scheinpollens verlängert sich dessen stielförmiger Teil sehr bedeutend und immer mehr, bis er endlich zu einem haarförmigen Gebilde ausgezogen ist, das 50 bis 66 [j. Länge erreicht (Fig. 15). Es bedarf dann nur eines geringfügigen Zuges oder einer Berührung, um den Scheinpollen von seinem Fuße abzutrennen. Dieses Fädchen verhindert also einerseits das Abfallen des Scheinpollens, wie ihn andrerseits auch jedes Insekt ohne Anstrengung abholen kann. Da aber alle Epithelzellen des Futterkörpers je eine solche Scheinpollenzelle bilden, kann er auch vielleicht durch gegenseitigen Druck der sich vergrößernden Zellen abgerissen werden. Jedenfalls sieht man, daß der Scheinpollen in lockerer, leicht wegnehmbarer Masse das Futterorgan bedeckt. Bei Betrachtung des stehenbleibenden unteren Teiles der Epithelzellen des Futterkörpers nach dem Abfallen des Schein- pollens erblickt man lange haarartige Fortsätze, die an der Spitze, d. h. an der Abrißstelle, offen sind (Fig. 15). Oft ragt aus dieser Öffnung ein längeres Plasmafädchen wie aus dem Schwänzchen des Scheinpollens heraus. Der Zusammenhang beider ist offenkundig. Manchmal kann man in dem offenen Spitzchen der Epithelzellen auch noch Plasmareste beob- achten. Das Futterorgan erscheint auf diese Weise nach dem Abfallen des Scheinpollens wie mit Haaren bedeckt. Das rasche Abfallen des Scheinpollens wird somit dadurch verhindert, daß sich der Inhalt des stiel- 1040 G. Beck V. Mannagetta und Leichen au, förmigen Teiles in einen langen, leicht zerre iß baren Faden ausspinnt. Bemerkenswert ist auch, wie der Verschluß des ab- gerissenen Scheinpollens zustande kommt. Er erfolgt durch das Verschrumpfen des Schwänzchens, dessen Spitze sich auch hin und wieder eindreht. Dieser Verschluß ist ein so vollkommener, daß es nicht gelingt, den Inhalt der Schein- pollenzelle beim Schwänzchen herauszudrücken. Wahrschein- lich beginnt diese Schrumpfung erst nach der Ablösung des Scheinpollens. Läßt man quellende Mittel einwirken, so kann man die wahre Natur des Schwänzchens leicht und genau verfolgen (Fig. 1 7). In bezug auf die chemische Beschaffenheit des Schein- pollens war dessen Cuticularisierung leicht nachweisbar. Chlor- zinkjodlösung färbt den Scheinpollen schön goldgelb, nicht aber die Fädchen. Nur die Spitze des Schwänzchens zeigte Cellulosereaktion. Die Fädchen, die am besten nach Ein- ^virkung von Jodjodkalium wahrgenommen werden können, werden durch Congorot gefärbt. Durch Jodjodkalium und Chlorzinkjodlösung wird keine Färbung erzielt. Sie scheinen somit aus einem der Cellulose nahestehenden Stoffe gebildet zu werden. Bezüglich des Inhaltes des Scheinppllens wurde schon das Wichtigste mitgeteilt. Erwähnenswert wäre nur noch, daß keine gelösten Kohlehydrate (Zucker u. a.i fest- gestellt werden konnten. Die Zusammenfassung der Ergebnisse unserer Unter- suchung der Lippe von E. inouostachya Li ndl. v. plciostacliya. ergibt: 1. Die durch ihre hellgrüne Färbung recht unauffälligen und kleinen Blüten besitzen in der Mittellinie ihrer Blumen- lippe ein sehr auffälliges Futterorgan in Form einer der Lippe aufliegenden, knochenförmigen Rippe, die in großer Menge ein weißes Mehl abstößt. 2. Dieses Mehl erinnert lebhaft an einen kohärenten Pollen und besteht aus einer Unzahl ellipsoidischer, ei- oder birnförmiger, mit einem Schwänzchen versehener Körper, die mit einer zierlich streifigen Cuticula bedeckt sind und im Inhalte Plasma und Stärke führen. Pollennachahmung bei Eria. 1041 3. Diese Körper, welche einen Scheinpollen darstellen, sind nicht geschlossene Zellen, sondern werden einzeln an den Epithelzellen des Futterorganes als keulige Papillen aus- gebildet, deren Kopf bedeutend anschwillt, während sich ihr unterer Teil stielförmig verlängert. 4. Der stielförmige Teil dehnt sich zuletzt fädlich, bis ihn die Schwere des Kopfes, des Scheinpollens, zum Zer- reißen bringt. 5. Der Scheinpollen fällt demnach nicht gleich ab, sondern bleibt durch diese fädlichen Stielchen auf dem Futterorgan liegen, um von den Insekten abgehoben zu werden. 6. Durch das Zerreißen des fädlichen Stielchens erhält der Scheinpollen ein Schwänzchen, das durch Eintrocknung die untere Wand des Scheinpollens schließt, während der basale Teil des Fädchens an den Epithelzellen als haarartiger Fortsatz stehen bleibt. Da die Blüten keinen Nektar besitzen, kann angenommen werden, daß hierdurch der Scheinpollen den bestäubenden Insekten, wahrscheinlich pollenfressenden Käfern, durch längere Zeit dargeboten werden kann. Die Anlockung dieser Insekten geschieht ob der un- scheinbaren, grünlichen Farbe der kleinen Blüten durch angenehmen Duft und durch die besondere Schaustellung des Futterkörpers auf der Lippe, die sich durch seine Lage, seine relative Größe und durch die schneeweiße Farbe des Schein- pollens bekundet. Als Bestäuber können nur etwas größere Insekten gelten, da die Pollinarien, deren Pollentetraden (Fig. 18) übrigens die gleiche Größe wie der Scheinpollen besitzen, etwa 2-5 /;//;/ höher am Gynostemium stehen als der Scheinpollen. Dafür wird aber auch die Freßlust durch die riesige Menge des Scheinpollens gewiß befriedigt. Daran möchte ich noch zwei Bemerkungen anschließen. Auffällig erschien mir im Mesophyll der Blütenblätter die sehr große Zahl von Raphidenbündeln,^ die in den Figuren 6 bis 11 angedeutet wurden. 1 Auch die Blätter sind ungemein reich an Calciumo.xalat, derart, daß es z. B. bei E. paniciilata Lindl. in großen weißen Pusteln an Herbarpflanzen 1 <)42 G. Beck y. M ;i n n a g c 1 1 a und L e r c h e n a u , Die zweite Bemerkung betrifft die Flockenhaare der E. nioiiostachya Li ndl. \-. pleiostachya. Ihre merkwürdige Form zeigt die Abbildung (Fig. 19). Besonders auffällig ist an ihnen, daß die Verbindungsmembranen der Strahlen von zahlreichen Poren durchsetzt sind. Das scheint von biologischer Bedeutung zu sein. Die Zellen sind nämlich mit Luft erfüllt und krümmen sich bei der Eintrocknung in verschiedener Weise ein; sie sind jedoch auch ungemein hygroskopisch und strecken sich bei Berührung mit Wasser, das ungemein leicht die Zell- wand durchdringt, sofort, wobei das eingedrungene Wasser die Luft blasig zusammenpreßt. Diese schnelle Quellung läßt sich auch messen. Ich konnte bei der Ouellung eine Streckung der Haare von +10 bis +55 [a in der Längendimension und von +5 bis +6 [j. in der Dicke feststellen, d, h. in der Länge eine Streckung von 2 bis llVo^ i" der Dicke eine solche von 2% der betreffenden Größen beobachten. Diese rasche Wasseraufnahme der ausstrahlenden Haarzellen und auch die Eigentümlichkeit der Stielzelle, die gewöhnlich reichliches Plasma enthält, das den anderen Zellen des Haares fehlt, ferner auch die nachweisbare verschiedene chemische Zu- sammensetzung der Membran der beiden genannten Zell- formen ^ scheint die Annahme zu rechtfertigen, daß die Flocken- haare der Er/a-Arten als wasserabsorbierende Saug- haare fungieren und daß der Wasserleitung durch die Per- meabilität der Zellmembran, weiters durch die Poren der \'erbindungsmembranen und endlich durch den plasmatischen Inhalt der Stielzelle, vielleicht auch durch die verschiedene chemische Beschaffenheit ihrer Zellhaut Vorschub geleistet wird. auffällt. Ich fand dasselbe in sehr zartstrahligen Sphärokiystallen, und zwar in großen Zellgruppen des Mesophylls als auch in den Zellen der Blatt- epidermis. 1 Die Stielzelle wird z. B. durch Meth3ienblau, Methylengrün, Metlnien- blau-Eosin nicht gefärbt, während alle anderen Zellen des Haares sich lebhaft färben. Pollennacliiihmung bei Eria. 1043 2. Eria paniculata Li ndl. (Fig. 20.) Diese Art untersuchte ich, um Lindley's Angaben zu prüfen. Im Kaiserlichen Herbar zu Wien liegen mehrere Exemplare dieser Art/ deren Einsichtnahme ich ebenfalls der Liebenswürdigkeit des Herrn Kustos Dr. A. Zahlbruckner verdanke. In der Tracht gleicht diese Pflanze ganz der vorher betrachteten Pflanze. Die Blumenlippe (Fig. 20) ist, wie be- schrieben, vierlappig und jener von E. monostachya v. pleio- stachya sehr ähnlich, aber sie trägt in ihrer Mitte nur eine Rippe, den Futterkörper. Letzterer besteht hier aus einem zwischen den Seitenlappen der Lippe stehenden, hornartigen Höcker und aus einem großen keuligen Körper, der zwischen den beiden lappigen Zipfeln des mittleren Abschnittes nach abwärts und vorwärts gekrümmt ist. Der Scheinpollen, welcher 55 bis 88 [x Länge erreicht, ist genau wie bei vorhergehender Art gebaut. Auch seine Ablösung erfolgt in gleicher Weise. Ich fand aber unter dem Scheinpollen auch vereinzelt läng- liche, ellipsoidische oder keulige, vollständig geschlossene Zellen, die sehr viel Stärke enthielten. Den Ursprung dieser »Stärkezellen«, die bis 72 [x Länge und 25 bis 28 [x Breite maßen, konnte ich nicht feststellen. Sie scheinen aus einem leicht zerfallenden Futtergewebe zu stammen, dessen Lage auf den Seitenzipfeln der Lippe mir zweifelhaft blieb. Jedenfalls ergab sich bezüglich der morphologischen Verhältnisse des Scheinpollens die Richtigkeit der vorher mit- geteilten Angaben Lindley's. Ähnliche Stärkezellen beobachtete ich auch bei E. stricta Lindl.,2 wo sie wahrscheinlich einem ähnlichen Gewebe an- gehören. Dieses dreilappige, sehr stärkereiche Gewebe der 1 Herb. hotr. bot. Calcutt., Fl. Assam, Nr. 266, leg. Dr. Prains collector. — Pantling's Orchids of the Sikkim-Himalaj-a, Nr. 103, leg. R. Pantling. — Khasia Hills, Assam, leg. Mann. — Vgl. Wallich, PI. as. rar., I, t. 36; Hook er, Fl. of biit. India, V, 789. - Pantling's Orchids of the Sikkim Himalaya, Nr. 65, leg. R. Pant- ling. — Herb, of the late East India Company, Nr. 5118, East Himalaya, leg. Griffith. 1044 G. Beck V. Mannagetta und Lerchen au, Lippe war aber noch zu wenig entwickelt und das Material zu unvollkommen, um ein abschließendes Urteil zu gewinnen. Dieses Futtergewebe scheint bei E. stricta Li ndl., die einer anderen Sektion Mycarautlitts^ der Gattung Eria angehört, den hier fehlenden Scheinpollen zu ersetzen. 3. Polystachya luteola Hook. Durch den vorhergenannten Hinweis Lindley's auf- merksam gemacht, untersuchte ich auch diese Art bezüglich ihres Scheinpollens, obwohl darüber schon mehrfache Beob- achtungen vorliegen.- Mir standen wieder die Exemplare des Kaiserlichen Herbars in Wien zur Beobachtung offen, ^ welche die bisherigen Kenntnisse zu erweitern imstande ist. Die in der Knospenlage eingeschlagene, 5 ////// lange, dreilappige Lippe der Blumen besitzt hier zwei sichelförmig gekrümmte Seitenlappen und einen am Rande krausen, rund- lichen Mittellappen. Längs der Mittellinie der Lippe liegt eine in der Mitte etwas angeschwollene, dicht mehlig bestäubte Rippe, der Futterkörper. Er trägt in großer Menge dicht- stehende, aus einer Zelle entspringende, leicht zerfallende Gliederhaare. Ihre unterste Stielzelle ist walzlich und schmäler als die anderen; die oberen Gliederzellen hingegen sind ellipsoidisch und an beiden Enden verjüngt; die End- zelle ist keulig. Die einzelnen Gliederzellen erreichen 77 bis 78 [X Länge und 33 bis 55 [l Breite, während die Stiel- zelle nur einen Durchmesser von 22 [j, erreicht. Alle Zellen des Gliederhaares tragen, wie der Scheinpollen von Eria, eine aus zarten und dichtstehenden Streifen gebildete Cuticula, 1 Siehe J. D. Hooker. Fl. of brit. India, V, 785 und 791. 2 Saunders, Refug. bot., II (1869), t. 80—81; Fritz Müller, in H. Müller, Befruchtung der Blumen, Leipzig 1873, 86. — 0. Forsch, Neue Untersuchungen über die Insektenanlockungsmittel der Orchideenblüte, in Mitt. des Naturw. Vereines für Steiermark, Jahrg. 1908, Bd. 45, p. 348 ^is 349 (1909). 3 V. Eggers, Flora von Westindien. N'r. 277, St. Thomas, Nov. 1880. — P. Sintenis, Plantae Portoricenses, Nr. 2844, Ayborito. Nov. 1885, det. Reichenbach fil. — Herb. Krug et L'rban, Nr. 490. St. Domingo, Nov. 1910, leg. Padre Miguel Fuertes. — Vgl. Hooker, Exot. FI., t. 10:3. Pollennachahmunä bei Eria. 104o die sich durch Chlorzinkjod schön goldbraun färbt. An den schmäleren Verbindungsstellen der Gliederzellen, deren jede zwei, die oberste nur eine besitzt, hört die Cuticula auf und dort ist auch Cellulose nachzuweisen. Es werden meist drei bis acht Glieder gebildet, die ganze Zellen darstellen und leicht durch Lösung der Mittellamelle auseinanderfallen. Ihr rasches Abfallen wird nur dadurch verhindert, daß sich die Gliederhaare ungleichzeitig entwickeln, demnach der Schein- pollen sich zwischen ihnen eine Zeitlang niedergelegt er- halten kann. Auch hier dienen diese Gliederzellen offenbar als Schein- pollen. Nur scheint hier die Lippe den mit Scheinpollen be- setzten Futterkörper nicht zur Schau zu stellen, so daß das Insekt \'on oben her in die fast geschlossene Blüte einsteigen muß, um den Scheinpollen zu gewinnen und die Bestäubung durchzuführen. 4. Polystachya Wightii Reich, fil. Eine völlig gleiche Einrichtung, also einen Futterkörper mit leicht zerfallenden Gliederhaaren, zeigt auch die Blumen- lippe von Polystachya Wightii Reich, fil., von denen ich ebenfalls die Wiener Exemplare einsah.^ Hier erreicht der gleichbeschaffene Scheinpollen 77 bis 99 |x Länge und 38 bis 50 [x Dicke. Es ergab sich also, daß der Scheinpollen der Polystadiya- Blüten zwar jenem der jErm-Blüten sehr ähnelt, aber, wie schon festgestellt wurde, in ganz anderer Weise, nämlich durch Zerfall von Gliederhaaren in ihre Zellen entsteht. 1 Herb. Wright, Nr. 2990, Peninsula Indiae Orient., distrib. a the Royal Gardens, Kew 1866—1868. — Beschreibung in Waip., .A.nnal., VI, 640; J. D. Hooker, Fl. of brit. Ind., VI. 1046 G. Beck V. Mannagetta u. Lerchen au, Pollennachahmung. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1 bis 19. Eria monoslachya Li ndl. v. pleios/achya G. Beck nach dem Leben. Blüte von oben gesehen (Vergr. 6). Blüte von vorn gesehen (Vergr. 5). Blumenlippe von der Seite gesehen (Vergr. 6). Die Blumenlippe nach dem Abfallen des Scheinpollens von oben gesehen (Vergr. 6). Blumenlippe im Längsschnitte (Vergr. 7). 6 bis 10. Von rückwärts nach vorwärts aufeinander folgende Quer- schnitte durch den Futterkörper der Blumenlippe (Vergr. 12). Fig. 11. Querschnitt durch den mittleren Teil des Futterkörpers (Vergr. 40). Fig. 12 bis 15. Aufeinanderfolgende Entwicklungsstufen des Scheinpollens Vergr. .300). Fig. 16. Reifer Scheinpollen (Vergr. 400). Fig. 17, Die Schwänzchen desselben (Vergr. 800). Fig. 18. Pollentetraden (Vergr. 400). Fig. 19. Flockenhaare (Vergr. 100). Fig. 20. Blumenlippe von E. panimilala Li ndl. Nach einem Herbarexemplar (Vergr. 6). Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6 Ik^ckvon AJclIiagOtla , C l'ollennarhahnniug bei Kria . 5^ Lith.AnstTh.ßaim»varth,Wien. Sil7.iniifsl)orit hie Metallurgie'^<, begründet, das ist die Lehre \-on der Konstitution der Metallegierungen. Die wichtigen Errungenschaften, die sich aus den neuen chemisch- physikalischen Lehren zunächst für die Herstellung des techni- schen Eisens ergaben, wiesen dann den Weg zu den Unter- suchungen aller übrigen und auch zu den uns hier interessieren- den Eisennickellegierungen. Als die Geschichte der Entstehung des technischen Nickeleisens mit der Struktur desselben in Über- einstimmung gefunden wurde, mußte sich das Interesse der Metallographen auch den natürlichen Eisennickellegierungen zuwenden, die uns in den gewaltigen Meteoreisenmassen vor- liegen und deren von jeher bewunderte merkwürdige Struk- turen bis zu diesem Zeitpunkte ein ungelöstes Problem waren. An der Aufhellung dieser Frage haben sich in der aller- letzten Zeit in Form theoretischer Ableitungen F. Osmond und G. Cartaud,^ F. Rinne- und W. Guertler'^ beteiligt. 1 K. Osmond und G. Cartaud, Sur les fers meteoriques, Compt. rend., Bd. 137 (190.3), p. 1057 bis 1059 (enthält auch briefliche. .Mitteilungen von Roozeboom an Osmond). - F. Rinne. Physik. -ehem. Bemerkungen über technisches und meteor. Eisen. Neues Jahrbuch etc. (1905), Bd. 1, p. 122 bis 158. •' W. Guertler, Ist der Eisennickelmeteorit eine stabile oder eine meta- stabile Verbindung? Ztschr. für physik. Chemie, Bd. 74 (1910), p. 428 bis 442. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CXXllI. Bd., Abt. I. 73 1048 F. Berwerth. Wichtige experimentelle Beiträge haben geliefert W. Guertler und G. Tammann/ S. W. J. Smith/- W, Fränkel und G. Tammann,^ C. Benedicks,^ Ruer und Schütz.-^ Ein Referat gab C. Vogel.*' Die in den vorstehend genannten Abhandlungen nieder- gelegten Forschungsresultate über die Entstehungsweise der Meteoreisenstruktur und das Verhalten der technischen Nickel- eisenlegierungen können bei der hier gestellten Aufgabe nur insoweit berücksichtigt werden, als sie für die Begründung und das Verständnis einer natürlichen Einteilung der Meteor- eisen unerläßlich sind. Entscheidungen von prinzipieller Bedeutung brachten die Hypothese von F. Osmond und H. W. B. Roozeboom und die im physikalischen Institute von Tammann aus- geführten Untersuchungen. Guertler und Tammann haben gefunden, daß Eisen und Nickel Mischkrystalle in allen Verhältnissen geben. Nach der Auffassung Tarn man n's würde das System Eisen-Nickel sich aus zwei Reihen von Mischkrystallen zusammensetzen, und zwar 1. aus Misch- krystallen von 0 bis 35"/,, Ni und 2. aus Mischkrystallen von 35 bis 100'7() Ni. In der ersten Reihe sind die Misch- krystalle mit der v-Foi'm des Eisens isomorph und stellen 1 W. Guertler und G. Tammann, Über die Legierungen des Nickels und Kobalts mit Eisen. Ztschr. für anorg. Chemie, Bd. 46 (1905). p. 205 bis 216. 2 S. W. J. Smith. The thermumagnetic anal3-ses of meteoric and artificial nickel iron alloys. Proc. R. S eutrop •< diese fallen gelassen und an deren Stelle den .Ausdruck »eutektoid« gewählt. 1054 F. Bervverth, Eisen, wo auf Kupfer geprüft wird, auch dieses in der Durchschnittszalil von 0-03Vo vorgefunden. Gegenwärtig ist es nicht bekannt, ob dieser Minimalgehalt an Cu bei den Umsetzungen des Nickeleisens einen Einfluß ausübt und wird vorläufig als unwesentlicher Bestandteil bei der Zusammen- setzung der Eisen nicht berücksichtigt. Ebenso sind die Bruchteile eines Prozents von Kohlenstoff (Graphit) in vielen Eisen nachgewiesen. Wie beim Kupfer bestehen auch für das Verhalten des Graphitgehaltes (Diamant) im Meteoreisen keine Beobachtungen. Gegenwärtig ist er ebenfalls den unwesentlichen Bestandteilen zuzuzählen. Von Metallen sind noch Mn, Zn, Sn, PI, Au, Ir in belanglosen Spuren nach- gewiesen. Als gewöhnliche akzessorische Gemengteile sind vorhanden: Troilit, Schreibe rsit, Cohenit (Cementit). Als seltenere Beimengungen kennt man: Chromit, Silikat- körnchen, Weinbergerit, Glas, Daubreelith, Moissanit. Von absorbierten Gasen sind bekannt: H, CO.,, CO, N, CH^, Ar, He. Sämtlichen genannten Gemengteilen kann wegen Unkenntnis des Gleichgewichtes zwischen ihnen und dem Nickeleisen bei der gegenwärtigen Gruppierung zunächst keine Rolle zugeteilt werden. Als wesentlicher Bestandteil der Meteoreisenmassen kommt nur Nickeleisen in Betracht, das sich in eine nickelarme und eine nickelreiche Eisenlegierung, den Kamacit (Balkeneisen) und den Taenit (Bandeisen), scheidet. Rinne hat die beiden Gemengteile auch als nickelarmen und nickel- reichen Nickelferrit bezeichnet. Die Meteoreisen sind somit aus den beiden wesentlichen Gemengteilen, dem Kamacit und Taenit, oder, wie sich später ergeben wird, Inder okta- edrischen Gruppe aus den Strukturelementen Kamacit, Taenit und Plessit aufgebaut. Kamacit. Die Zusammensetzung des Kamacits erreicht in der überwiegenden Mehrheit der Meteoreisen das Mischungs- verhältnis von 6 7o Nickel und 94 7o Eisen. In dieser Form ist der Kamacit ein gesättigter Mischkrystall. In einigen ganz wenigen Kamaciten sinkt der Nickelgehalt auf 4 bis 3 "/o herunter und stellt dann einen ungesättigten Mischkrystall dar. Der Kamacit ist ausgebildet in Form von riesengroßen, Natürliches System der Eisenmeteoriteii. 1055 gleichsam einkörnigen individualisierten Massen, in groben bis feinkrystallinen Körnern, groben Stengeln und breiten, dick- bis dünnplattigen Tafeln (Lamellen). Sein Krystallbau ist tesseral. Nach den Würfelflächen ist gute Spaltbarkeit vorhanden. iMit nur wenigen Ausnahmen ist der Kamacit beständig polj^synthetisch nach (112) verzwillingt. ^ Die Zwillingslamellen kommen auf einer polierten Fläche nach Anätzung mit einer Säure als feine Kanäle zum Vorschein, die nach je 6 Flächenpaaren verlaufende Liniensysteme darstellen und als »Neumann'sche Linien« ^ bekannt sind. Die Zwillingslamellierung des Kamacits ist analog der durch Gleitung entstandenen Zwillingslamellierung in den Calcit- körnern der Marmore. Mügge^ hat mittels Hämmern von Polyedern weichen Eisens durch einfache Schiebung »künst- liche «Neumann'sche Linien« erzeugt. Die Entstehung der Zwillingslamellierung im Kamacit durch Druck ist schon von jeher vermutet worden und man wird nach den obigen und auch sonst gemachten Erfahrungen den nötigen Druck zur Hervorrufung der Zwillingslamellierung im Kamacit auf \^olumsveränderungen zurückzuführen haben, die bei der Ab- kühlung der Eisenmassen im festen Zustande als Spannungs- druck wirksam geworden sind. Es gibt nun einige Vorkommen von Kamacit, denen der Zwillingszustand fehlt, oder wenigstens nicht durch die gewöhnlichen Ätzmittel kennbar geworden ist. Der zwillings- freie Zustand findet sich vorwiegend an körnig ausgebildeten Kamaciten, die dann wieder meist kleine Eisenknollen (Bingera, Barrabai sind. Das Ausbleiben der Verzwillingung kann primär sein oder sekundären Einflüssen zugeschrieben werden. Im ersteren Falle müßte man daran denken, daß Teile der großen Eisenmassen einem Drucke nicht ausgesetzt waren. Für die sekundäre Entstehung besteht dann die 1 G. Linck. Annalen des Naturhistorischen Hofmuseums, Bd. 8 (1893), p. 113. - Aus der Literatur ist es nicht ersichthch. wer die Bezeichnung »Neumann'sche Linien« für die Zwillingszeichnung im Kamacit eingeführt hat. 3 O. Mügge. Über neue .Strukturilächen an den Kr\'stallen der gedie- genen Metalle. Neues Jahrh. etc. (1899), IL, p. 63 bis 70. 105B F. Berwerth, Möglichkeit, daß der primär verzwillingte Kamacit durch eine spätere starke Erhitzung und langsame Abkühlung in zwillingsfreie Körner übergeführt worden ist. Meteoreisen mit solchen zwillingslosen Kamaciten wären dann unter die weiter unten zu behandelnden Metabolite einzureihen. Über solche Veränderungen und Umwandlungen im Kamacit, sowie das Verschwinden der »Neumann'schen Linien« im erhitzten Kamacit haben F. Berwerth^ und F. Berwerth und G. Tammann- und W. Fraenkel und G. Tammann-'* berichtet. Da für die sekundäre Entstehung der zwillingsfreien Kamacite keine entscheidenden Beweise vorgebracht werden können, wurden diese wenigen Eisen in der Reihe der unveränderten Eisen belassen. Bandtaenit und Plessit. Seit Reichenbach werden Kamacit, Taenit (Bandtaenit) und Plessit als die drei gleich- wertigen und charakteristischen Strukturelemente der umfang- reichen oktaedrischen oder Widmanstätten'schen Meteor- eisengruppe aufgefaßt. Prüft man das Grenzverhältnis zwischen diesen drei konstitutiven Elementen etwas genauer, so läßt sich unzweideutig erkennen, daß der zwischen den Kamacit und den Plessit eingeschaltete Bandtaenit (Bandeisen» zu seinen beiden Anrainern ein verschiedenes Verhalten zeigt. Während der Bandtaenit am Kamacit ausnahmslos glatt ab- schneidet, steht er zum Plessit in einem übergreifenden Grenzverhältnis, wodurch die Selbständigkeit des Bandtaenits eine starke Beeinträchtigung gegenüber dem Kamacit und Plessit erfährt. Der offensichtlich verwandtschaftlichen Ver- knüpfung des Bandtaenits zum Plessit glaube ich Rechnung tragen und hier beide gemeinsam abhandeln zu müssen. Wie schon oben berichtet wurde, findet der Bandtaenit im Entmischungsschema der Eisennickellegierungen keinen 1 F. Berwerth, Künstlicher Metabolit. .Sitzber. der k. Akad. der Wiss., 114 (1905), Abt. I, p. 343 bis 356. - F. Berwerth und G. Tammann, Über die natCirliche und künst- liclie Brandzone der Meteoreisen und das Veihalten der »Neumann'schen Linien« im erhitzten Kamacit. Mit 1 Texttigur und 1 Tafel. Sitzber. der k. Akad. der Wiss. Wien, 120, Abt. I (1911), p. 1 bis 17, oder Ztschr. für anorgan. Chem., 75 (1912), p.- 145 bis 159. 3 W. Fraenkel und G. Tammann, a. a. O. Xaiürliches System der Eisenmeteoriten. 10o7 Platz. Sein Auftreten als selbständiger Gemengteil unterhalb der eutektoiden Horizontalen erscheint als eine Unregel- mäßigkeit, über deren Eintreten wir noch keine sichere Kunde besitzen. Zu seiner ungekannten Wesensart im Gefüge der betreffenden Meteoreisen gesellt sich weiter die ungenü- gende Kenntnis seiner chemischen Zusammensetzung. Eine Zusammenstellung von 22 Taenitanalysen zeigt höchst bedeutsame Schwankungen in seinem chemischen Bestände.^ Seine Zusammensetzung bewegt sich vom eisenreichsten bis zum eisenärmsten Endgliede zwischen den Verhältniszahlen (3-9 Fe: 1 (Ni, Co, Cu) und Tl F^e : 1 (Ni, Co, Cu). welche den Formeln FcvNi und Fe Ni entsprechen. Für diese recht auffälligen Unterschiede in der Zusammensetzung versuchte man seine schwierige Isolierung und seine Angreifbarkeit durch Säuren verantwortlich zu machen. Der wahren Zu- sammensetzung des Taenits dürften auch in diesem Falle die nickelreichsten Analysen und darunter jene von Fletcher vom Taenit aus dem Voundegineisen, mit der Formel Fe^Ni.^ = 38 7o Ni oder von Sjöström, vom Taenit aus Beaconsfield mit 49*^/q Ni am nächsten kommen. Diese Unbeständigkeit in der Zusammensetzung des Taenits vermögen wir uns aus folgenden Beobachtungen und Untersuchungen verständlich und klar zu machen. In der Be- schreibung des Meteoreisens von Ilimae berichtet Tschermak,'- daß die Taenitlamellen, obwohl sie sehr dünn sind, doch nicht homogen seien, »indem sie von feinen Blättern von Balkeneisen durchsetzt sind, welche bei oberflächlicher Betrachtung zu dem Taenit hinzugerechnet werden könnten«. In neuester Zeit haben thermomagnetische Untersuchungen an Meteoreisen von S. W. J. Smith =' ebenfalls ergeben, >^daß 1 O. C. Farrington, Meteorites studies III. Fjeld .Mus. Xat. Hist. Publicat., 145, Geol. ,Ser. 3 (.1910), p. 176 bis 178. - G. Tschermak, Ein Meteoreisen aus der Wüste .Atacama. DenUschr. der k. Akad. der Wiss. Wien, Bd. 31 (1871), p. 192 bis 193. •' A. a. O. Mir ist die Arbeit von .Smith nur aus dem Referate von Wulff im Neuen Jahrb. etc. (1910), Bd. 1, p. 189, bekannt, und ist hier angeführt, was dort mitgeteiU ist. 1058 F. Berwertli. der Taenit nicht homogen ist, sondern als eutektische Mischung aufzufassen ist, zwischen einer nickelarmen Kom- ponente, Kamacit, und einer nickelreichen mit einem Nickel- gehalt bis 40 7(1, analog dem Perlit des Gußstahls, der eine eutektische Mischung von Ferrit und Cementit darstellt«. Zu eigenen Beobachtungen über das Verhältnis des Bandtaenits zum Plessit will ich vorerst bemerken, daß eine späterhin vorzunehmende Untersuchung der Einzelheiten im Bau des Plessits wohl die Feststellung bringen wird, einen gröberen Makroplessit (Mikrooktaedrit) und einen fein- bis kryptokrystallinen Mikroplessit zu unterscheiden. Zu den Makroplessiten gehören alle jene Plessitfüllungen, welche den groben Oktaederbau im kleinen wiederholen und diesen ohne Anwendung optischer Hilfsmittel erkennen lassen. Man sieht darin entweder alle Lamellensysteme von Kamacit und Bandtaenit gleichmäßig wiederkehren oder seltener nur zwei derselben vorherrschen oder daß gar nur ein Lamellensystem vorhanden ist. Der Mikroplessit ist von feinkrystallinem bis dichtem Ansehen und durch eine dunkle, tiefgraue Farbe gekennzeichnet. Er gibt sich erst im Mikroskop als ein fein- krystallines Gemenge zu erkennen, in dem die parallele (lamellare) Anordnung der verkürzten Kamacitbälkchen und Taenitblättchen (Stäbchen) durchwegs oder nur partienweise wieder der oktaedrischen Bauanlage folgt. Letztere ist öfters am Rande als feines Gespinst entwickelt, das sich allmählich auflöst und weiter nach innen in eine mehr körnig-staubige, aber immerhin deutlich versteckt oktaedrisch orientierte Masse übergeht. Mit der Zunahme des Plessits in einem Oktaedriten bis zur Erreichung selbständiger Plessitmassen gelangt dann vorwiegend nur ein Lamellensystem zur Ausbildung und bedingt die lamellare Normalstruktur der Plessitmeteoriten. Genetisch haben wir ein einzig herrschendes Lamellensystem als eine Balkenscharung aufzufassen, wie solche oft recht ausgiebig auch im groben Balkengefüge vorkommen. Trifft es sich, daß feine gescharte Lamellenbündel in Plessiten sich in Zwillingslage zueinander befinden, so resultiert daraus die Bänderzeichnung, wie eine solche in vorzüglicher Weise im Kapeisen vorliegt. Natürliches System der Eisenmeteoriten. 1059 Die große Mehrzahl der oktaedrischen Eisen führen Makroplessit, seltener Alikroplessit allein. Viele Eisen enthalten beide Arten nebeneinander in getrennten Feldern, seltener beide Arten im selben Plessitfelde (hidenpendence Co., Oro- ville). In den nickelreichen Oktaedriten reichert sich der Mikroplessit zur Grundmasse an und die zarten Balkennetze oder feinen losen Kamacitbälkchen liegen schwebend im Mikroplessit. Es ist nun eine an Gesetzmäßigkeit grenzende Regel, daß der Bandtaenit außer als dünne Blatteinlage zwischen den Kamacitlamellen auch als mantelartige Umhüllung der Plessitfüllungen vorhanden ist. Nur ganz ausnahmsweise habe ich z. B. im Tolucaeisen Plessitfelder ohne TaenithüUe beob- achtet. Je nach der Bauart des Plessits ist die Grenzzone des Bandtaenits zu ihm verschieden geartet, aber fast ohne Ausnahme ist ein Verfließen des Taenitbandes in den Plessit zu verfolgen. An Makroplessiten z. B. mit einem Baiken- system (San Angelo) sieht man, wie die speerförmig zu- gespitzten Kamacitbälkchen des Plessits das Taenitband durchschneiden und bis zu dem das Plessitfeld einrahmenden Kamacitbalken vorstoßen. An Stelle eines kontinuierlichen Taenitbandes sind Taenitzwickel getreten, die sich nach innen verjüngen und als Taenit fortsetzen, der ein Bestand- teil des Plessits ist. Parallel der Blattebene des Balken- systems im selben Plessitfelde erscheint das Taenitband un- gestört. Kreuzen sich in einem Felde mehrere Balkensysteme, deren Balkenenden sich bis an die Ränder des Plessitfeldes fortsetzen, so kann es geschehen, daß dem Plessit ein ge- schlossener Taenitrahmen fehlt. In feinem, grauem Plessit schwebende Kamacitbälkchen sind ausnahmslos von einem kontinuierlichen Taenitband umhüllt. Auf der Grenze zum Plessit verspießen sich der Bandtaenit und Plessit. Die Kamacitstengelchen des Plessits und die . vom Bandtaenit ausstrahlenden Taenittäden schieben sich ineinander wie die Borsten zweier ineinander gepreßter Bürsten. Mikroskopisch ist ferner ohne Mühe Bandtaenit aufzufinden, der durch Auf- nahme von Staubkamacit ein Abblassen seines hohen metalli- schen Glanzes erfährt und allmählich abgedunkelt in den 10()0 F. Berwerth, Plessit Übergeht. Auch an mehr körnig ausgebildeten Plessit- kamaciten ist beim Fehlen eines kontinuierlichen Taenitbandes der Rand des Plessits immer taenitreicher als die Kernzone. Auch mag erwähnt werden, daß in homogenen Taenitleisten von Kamacitstaub hervorgerufene schleierartige Trübungen gewöhnliche Erscheinungen sind. Nach den angegebenen und noch anderen möglichen Grenzformen zwischen Bandtaenit und Plessit besteht un- trüglich ein unzerreißbarer Zusammenhang zwischen der TaenithüUe und dem zum Bestände des Plessits gehörigen Taenit. Man kann nicht angeben, wo der Bandtaenit aufhört und der Taenit des Plessits anfängt. Beide erscheinen aus- nahmslos als eine untrennbare Einheit. Ferner kann bemerkt werden, daß zwischen den Taenit- hüUen des Plessits und den feinen, oft kaum liniendicken, zwischen die Kamacitbalken eingequetschten Taenitblechen gut abgestufte Übergänge zu beobachten sind, welche die Zusammen- gehörigkeit aller bandartigen Taenite dartun. Verbreitern sich die Taenitstreifen, beziehentlich erweitert sich der Zwischenraum zwischen den Kamaciten, so erscheint sofort inmitten des Taenit- streifens Kamacitstaub oder feinkrystallierter normaler Plessit. Die bestehenden Übergänge zwischen dem Bandtaenit und dem Plessit vermögen uns zu überzeugen, daß Bandtaenit und Plessit derselben Bildungsphase angehören, die zeitlich mit der Ausscheidung des Bandtaenits eingeleitet wurde. Rinne ^ hat in seiner theoretischen Erörterung der Meteor- eisenstrukturen die Entstehung der Taenitbänder durch eine Rückschlagsbildung oder durch Löslichkeitsveränderung des Nickeleisens bei Temperaturerniedrigung unter die eutektoide Horizontale zu erklären versucht. Welchen Vorgang immer man zur Erklärung für die Ent- stehung des bandartigen Taenits heranziehen mag, so wird sich jedem der beiden möglichen Fälle die Zuteilung der Taenit- bänder in den Bereich des Plessits in ganz natürlicher Weise anpassen. Ja erst durch diese Zuweisung an den Plessit erhalten sie ihre gesetzmäßige Einfügung in die Bau- i A. a. O. Natürliches System der Eisenmeteoriten. 1061 konstruktion der oktaedrischen Eisen. Entscheidet man sich für eine stattgefundene Rückschlagbildung, als den wahr- scheinlicheren Vorgang, so wird man leichthin zugeben, daß nach dem Hinauswachsen des Kamacits über das ihm zu- kommende Normalmaß in der nächsten Umgebung desselben ein Überschuß an Nickel eingetreten sein muß. Dieser Nickel- überschuß, der gleichzeitig einen Nickelüberschuß für die Randzonen des Plessits bedeutet, hat im eutektoiden Ent- mischungsrest, d. i. im Plessit zu einer angereicherten rand- lichen Taenitausscheidung geführt. In den schmalen, zwischen den Kamacitbalken eingeklemmten Blättern des Entmischungs- restes wäre dann reiner oder nur von wenig sichtbarem Kamacit oder nur in Spuren von Plessit begleiteter Band- taenit krystallisiert, entsprechend dem Taenitrand der größeren Plessitfelder. Mehr als mit einem erfolgten Rückschlage wird die hier angenommene Bildungsart des Bandtaenits mit dem von Guertler^ als »Einformung« bezeichneten Prozesse übereinstimmen, bei dem die großen Kamacitplatten auf Kosten des Plessitkamacits angewachsen sind. Da die Entstehung des Plessits nach dem Kamacit, also in einem Abkühlungsintervall erfolgt ist, wo Magnetisierbar- keit vorhanden war, so mag auf diesen Umstand hingewiesen sein, der es vermocht haben könnte, eine stark angereicherte Ausscheidung des stark magnetischen Taenits auf Kamacit, beziehentlich ein Wandern des Taenits an den Rand des Plessits zu bewirken. Auswanderung des Taenits aus Plessit hat Rinne allerdings beim gegenteiligen Prozeß bei Erhitzung des Meteoreisens von Tamarugal (El Inca) beob- achtet. Des öfteren läßt sich zwischen der TaenithüUe und dem Kernplessit eine taenitfreie oder jedenfalls eine sehr taenitarme tiefgraue Zone von Kamacit beobachten. Es ist eine an Taenit verarmte Kamacitzone. Weiter gegen das Zentrum des Plessits wiederholen sich helleuchtende taenitische und matte Zonen, es ist eine taenitreiche und taenitarme Schalen- bildung parallel den Grenzen der ausgefüllten Lücken. Es 1 Guertler W.. Metallographie. Bd. I. 1. p. 163. Berlin, 1912. 1062 F. Berwerth, soll die Hervorhebung dieser Art von zonarer Plessitstruktur uns nur neuerdings das abwechselnde Eintreten von \'er- armung und Anreicherung an Nickel anzeigen. Am reichsten an Taenit sind die äußersten Schalen. Es zeigen diese Zonarausscheidungen äußerlich viel Ähnlichkeit mit magmati- schen Gesteinsbildungen, wo einer von zwei Bestandteilen, z. B. ein saurer und ein basischer Gemengteil, miteinander bänderweise alternieren. Über die chemische Zusammensetzung des echten Plessits besitzen wir nicht halbwegs sichere Zahlen. Man hat bisher das nickelreichste Eisen von San Cristobal (267o Ni) mit der Zusammensetzung des Normalplessits identifiziert. A'on mehreren rein plessitischen Meteoreisen (Capeisen, Shingle Springs, Howard Co. u. a.) besitzen wir neuere verläßliche Analysen, deren Nickelgehalt zwischen 16 bis 18% schwankt. Es scheint mir kein Zweifel zu bestehen, daß diese aus der Erfahrung gewonnenen Zahlen uns die normale Plessitzusam- mensetzung anzeigen, welche in den Bereich von IS^o Nickel- gehalt oder etwas darüber zu verlegen ist. Das Eisen von .San Cristobal besteht aus sehr groben Körnern mit Schlacken- zwischenmasse. Am Rande ist partienweise eutektoide La- mellarstruktur vorhanden, während die Körner in der Mitte auf weite Strecken rein taenitisches Aussehen und Verhalten zeigen. Es liegt somit in San Cristobal eine Mischung etwas oberhalb der normalen Eutektoidgrenze vor aus der Zone, wo der Taenit die Vormacht hat. Die Ausbildungsform des Plessits in den Oktaedriten wird zu Unterteilungen erst verwendbar werden, wenn das Verhältnis zwischen Makro- und Mikroplessit klargelegt sein wird. Die Plessitmeteorite werden aber nach \'ollendung der Untersuchung ihrer Mikrostruktur ebenfalls wie die übrigen Gruppen eine Einteilung nach Art ihrer Strukturform erfahren. Die geschilderten Grenzverhältnisse zwischen dem Band- taenit und Plessit könnten Anlaß bieten, dem Bandtaenit die Rolle eines selbständigen Strukturelementes in den oklaedri- schen Eisen abzuerkennen und ihn ganz in das Bereich des Xatürliches System der Eiscnmeteonten. lObo Plessits zu verweisen, was die Aufhebung der Reich en- bach'schen Trias und die Überführung derselben in eine Dyas (Kamacit und Plessit) bedeuten würde. Mit dieser Ent- schließung würden die theoretischen Ableitungen über den Auf- bau der oktaedrischen Meteoreisen in Übereinstimmung stehen. Bei dem jetzigen Stande der Untersuchung, von der wir noch die nötige Kenntnis über das Mengenverhältnis des Taenits in den beiderlei Plessitarten abzuwarten haben, muß jedocli die der Ausscheidung des reinen Plessits vorangehende Abscheidung des Bandtaenits als eine maßgebliche Tatsache festgehalten werden und dem Bandtaenit seine alte Rolle mit den hervorstechenden Eigenschaften, als einem dem Kamacit und Plessit gleichwertigen, aber letzterem genetisch ganz nahe verbundenen Gliede, im Gefüge der oktaedrischen Eisen erhalten bleiben. Metabolit. Gelegentlich der Beschreibung des im Natur- historischen Hofmuseum aufbewahrten Zwillingsblockes von Mukerop konnte ich an demselben dunstartig schleierige Partien beobachten, deren Struktur mit jener in den natür- lichen Brandzonen der Meteoreisen übereinstimmend ge- funden wurde.^ Das Entstehen der nur wenige Millimeter starken Brandzonen (Veränderungszonen) an der äußersten Oberfläche der Meteoreisen ist jederzeit als eine durch die Erhitzung in unserer Atmosphäre zustande gekommene Strukturveränderung anerkannt worden. Es wurden darauf- hin von mir gleichartige Erscheinungen in anderen Meteor- eisen auf eine außerhalb des Erdbereiches stattgefundene Erhitzung zurückgeführt. Solche durch sekundäre Erhitzung umkrystallisierte Meteoreisen wurden zur Unterscheidung von den unveränderten Meteoreisen von mir als »Meta- bolite« bezeichnet. Zu den Metaboliten wurden nebst Mukerop anfänglich auch eine größere Zahl der » dichten ^< Meteoreisen zugezählt.- Seither eingeführte exaktere Beobachtungsmethoden, bessere 1 F. Berwertli. Der .Meteoreisenzwilling von Mukerop. Diese .Sitzungs- berichte, Bd. 111, Abt. I (1902), p. 64G bis 666. - F. Berwerth, Anzeiger der Kaiserl. Akademie der Wiss. in W'ien (1004), p. 182 bis 184. Sitzb. d. mathem.-naturw.Kl.; CXXIII. Bd., Abt. I. 74 1064 F. lierwertli, Präparation der Metallflächen sowie Erweiterung der Er- fahrungen haben meine Zuweisung derselben zu den Meta- boliten zum Teil als irrig erwiesen. Ein in der Folge ange- stellter Versuch sollte die Umkrystallisierung der Meteoreisen auf künstlichem Wege erweisen, welche X'oraussetzung sich vollkommen erfüllte. Eine 7 Stunden lange Erhitzung einer Tolucaplatte bei einer Temperatur von zirka 950° C. zeitigte das Resultat, daß die Kamacitbalken in einen körnig-fetzigen Zustand, also in kün.stlichen Metabolit übergeführt worden waren. ^ Der Versuch brachte eine vollständige Wandlung in die bisherige Auffassung und führte zur richtigen Lösung der »Metabolitfrage«, indem es möglich ward, die als natürliche Metabolite angesprochenen Meteoreisen außer wenigen zweifelhaften Fällen als »künstliche Metabolite ^ zu bestimmen. Nachdem das Vorbild eines künstlichen Metabolits gegeben war, hat sich nämlich herausgestellt, daß eine überraschend große Zahl von Meteoreisen einer Feuerbehandlung unterzogen worden sind, deren Einfluß wir jetzt zu erkennen imstande sind, auch wenn äußerlich kein Merkmal an eine Erhitzung im Feuer erinnert. Wie ^vir also auch ohne Vorhandensein der Oberfläche den metabolitischen Zustand zu erkennen vermögen, so dürfen wir nicht umgekehrt bei Gegenwart von äußeren Spuren von Feuerbehandlung das Meteoreisen als Metabolit bezeichnen. Man kann bei Vorhandensein solcher Spuren zwar eine Metabolisierung vermuten, sie kann aber ausbleiben und ist tatsächlich auch ausgeblieben, wenn die Dauer der Erhitzung zu kurz und die Temperatur zu niedrig war. Größere Ober- flächenteile der Meteoreisen stehen bei der Gepflogenheit, die Eisen in Platten zu zerlegen, selten zur Verfügung. Trotzdem habe ich an einigen zwanzig Proben der Wiener Meteoriten - Sammlung Spuren künstlicher Erhitzung und mechanische Eingriffe an Meteoreisenstücken vorgefunden. Es wurden angetroffen: sehr häufig Zunder (von Schmieden so benannte schlackige Krusten), blaue Anlauffarben, Hammerschlag, in weichem Eisen erzeugte Hammer- und Meißelspuren, sehr 1 F. Berwerth, Künstlicher Metabolit, a i. 0. Nalürliches System der Eisenineteoriten. 1065 häufig weiche oder kalte Hämmerung, kleine Mulden \"on Hammerschlägen. Zwischen Hammer und Amboß bearbeitete Eisen tragen häufig auch gekrümmte Lamellen, eine Er- scheinung, die in früheren Zeiten häufig fälschlich als primäre Bildung gedeutet worden ist. Auch in der Literatur werden viele Eisen genannt, die in Händen von Schmieden gewesen oder von den Findern ei-hitzt worden sind. Vom Prambanan- block werden noch heutigentags von seinem Besitzer Teile durch Erweichung im Feuer abgetrennt und dieselben zur Herstellung von Dolchen verwendet. Viele Eisen sind also bis in noch ganz junge \'orzeit herauf unbewußt in künst- lichen Metabolit übergeführt worden. Nachdem wir jetzt wissen, daß die Meteoreisen schon bei einigen 100° Er- hitzung ihre Struktur verändern , so ist hier wohl der Rat am Platze, den althergebrachten Brauch abzustellen, gemäß dem die Eisen nach dem Atzen durch oft recht scharfe Erhitzung getrocknet wurden. Es ist zu empfehlen, nach der Ätzung die Säure mit Alkohol wegzufluten und die rasche Trocknung durch ein Gebläse oder einfaches Anblasen mit einem >• Blasebalg« vorzunehmen. Über das \'erhalten eines Meteoreisens bei Erhitzung von verschiedener Dauer und Temperatur haben die Unter- suchungen von W. Fraenkel und G. Tammann^ unter anderem die wichtige Entscheidung gebracht, daß der physi- kalische Zustand des Kamacitmetabolits mit jenem des Nickeleisens im Zustandsfeld des technischen Y-Nickeleisens übereinstimmt. Eine andere wichtige Tatsache erbrachten F. Rinne und H. E. Boeke- durch Erhitzung des Eisens El Inca (Tamarugal) bei 1300° in der Dauer von 4 bis 14 Stunden, wobei sie eine Auswanderung des Taenits aus dem Plessit feststellen konnten, die zur Verdickung der Taenitbänder führte und der Plessit nach dem \'ersuch fast nur aus Fetzenkamacit bestand. Das Wandern der Taenit- teilchen auf merkliche Wegstrecken hin wird als Beweis angesehen, »daß die Struktur plessitführender Meteoreisen 1 W. Fraenkel und G. Tammann, a. a. O., p. 42y. - F. Rinne und H. E. Boeke, N. Jahrb., Festband 1907, p. 252. 1066 F. Berwerth, durch Umkrystallisierung im festen Zustande des Mat^^rials zAistande gekommen ist«. Außer diesen Beiträgen zur »Metabolitkunde- miilj auch als sehr bemerkenswerter Begleitumstand hei der Meta- bolisierung des Kamacits das von F. Berwerth und G. Tarn mann ' beobachtete Verschwinden der Neumann- schen Linien hervorgehoben werden. Letztere sind ein wesentliches Attribut der Kamacite, mögen sie in kompaktem Kamacit oder in Balkenkamacit auftreten. Begonnenes oder gänzliches Verschwinden der Zwillingslamellen bei gleich- zeitiger Körnung der Masse zeigt einen sicheren Metaboli- sierungszustand eines Meteoreisens an. Als Ausnahme von der Regel sind einige ganz wenige Hexaedriteisen (Bingera, Barraba) und Balkenkamacite (in Ruffs Mountain, vSeneca) bekannt, die aus Kamacitpolyedern ohne Neumann'sche Linien bestehen, oder sie müßten ganz versteckt und in unkenntlicher Weise vorhanden sein. Da bei dauerhafter Erhitzung und bei rascher Abkühlung die Entstehung grober Metabolitkörner möglich ist, so könnte man vermuten, daß in diesen genannten Eisen »natürliche Metabolite« vorlägen, wie wir ja auch einige umgeschmolzene Meteorsteine »Steinmetabolite« kennen (Orvinio, schwarze Chondrite). Solange jedoch die Bildung- primärer Kamacitkörner ohne Neumann'sche Linien als möglich angenommen w^erden kann, so empfiehlt es sich, die Einteilung dieser nicht verzwillingten Kamacite unter die Metabolite gegen- wärtig zu unterlassen. Ihrem physikalischen Zustand gemäß sind die >künst- lichen Metabolite« Paramorphosen von technischem Nickel- eisen im Zustand des technischen Y-Nickeleisens nach Kamacit (Balkenkamacit und Plessitkamacit). Diesem Umstand muß bei der Einteilung der Metabolite in das System Rechnung getragen werden, da sie ja ein vom Kamacit verschiedenes Gebilde darstellen. Die Abscheidung der Metabolite von den 1 F. Berwerth und G. Tammann, Über die natürliche und l<ünsl- liclie Brandzone der Meteoreisen und das V^erhalten der Neumunn'schen Linien im erhitzten Kamacit. Diese Sitzungsberichte, Bd. 120, Abt. 1 (1911), p. 31 bis 47, oder Zeitschr. für anorg. ("hem., Bd. 75 (1912), p. 145 bis 159. Natüiliclies System der Eisenineteoriten. lObi autochthonen Meteoreisen als eine selbständige große Gruppe erscheint aus verschiedenen Ursachen zu weitgehend. Ihre Zusammenfassung in eine einzige große Reihe könnte mög- hcherweise als eine zu diesem bestimmten Zwecke vor- genommene völlige Loslösung von den unveränderten Meteor- eisen ausgelegt werden. Mit dem Urmaterial sind die Meta- bolite von gleicher chemischer Zusammensetzung. Es entspricht dem in der Folge angewandten Einteilungsprinzip, den Meta- boliten ihren natürlichen Platz im Sj^stem in einem Anhang zur jeweiligen chemisch gleich zusammengesetzten Eisen- gruppe anzuweisen. Damit ist den Metaboliten die Zugehörigkeit in die Meteoreisenreihe gewahrt und die Bedeutung ihrer meteorischen Abkunft nicht geschmälert. Beim Gebrauch dieser Anordnung kann es auch nicht geschehen, daß ver- änderte und unveränderte Stücke desselben Meteoreisens aus ihiem angestammten \'erband herausgerissen \\'erden. Strukturarten der Metabolite. Der metabolitische Zustand eines Meteoreisens ist, insoweit wir ihn bis jetzt kennen, auf Ätzflächen durch eine fetzig-körnige oder fein- krystalline (polyedrische) oder kr3'ptokry stalline dichte Struktur charakterisiert. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ist an Stelle des regulären, durch Zwillingsbau ausgezeichneten Kamacits ein Aggregat neuformierter Eisenkörner getreten, die ein fetzenähnliches Aussehen haben und ein wirres, flimmeriges Wechselleuchten zeigen. Nach bekannten analogen Fällen hat sich diese fetzig-körnige Struktur mutmaßlich nach einer längeren, um 1000° C. herum stattgefundenen Erhitzung und bei nicht plötzlicher Abkühlung herausgebildet. Diesen ge- wöhnlich ausgebildeten »fetzig-körnigen Zustand« veranschau- lichen die in allen größeren Sammlungen vorhandenen Meteor- eisen von Misteca (Oaxaca) und La Caille. In einen feinkrystallinen bis gröber polj^edrischen Zustand sind durch Erhitzung nur einige wenige Eisen ge- raten. Zu ihnen gehören der Kamacithexaedrit \-on Hollands Store und der vollständig umkrystallisierte Oktaedrit von Rafrüti. In Hollands Store sieht man schon makroskopisch feine, hell metallslänzende Linien netzartig die Körner um- 1068 F. Berwerth, hüllen. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich mikroskopisch in Rafrüti. Rafrüti ist nachweislich wiederholt erhitzt und abgeschreckt worden, was den Rückschluß erlaubt, daß polj^edrische metabolitische Eisen . einen gleichen Prozeß durchgemacht haben. Ein äußerlich dichtes Ansehen haben einzelne Metabolite aus der Kamacit-Hexaedritgruppe. Bei starker Vergrößerung offenbart sich ihr Gefüge als ein kryptokrystallines wirres Gemenge von gehäuften feinen Eisenkörnchen und Taenit- schüppchen (mikroskopischer Rhabdit ist mit letzteren nicht zu verwechseln). Hierher gehörige Beispiele sind: Primitiva, Summit, Ainsworth. In allen drei Eisen läßt sich schon makroskopisch eine ungleiche Verteilung des Nickelgehaltes beobachten, erkennbar an schwacher Ätzung der an Nickel angereicherten Partien, die sich stets an die Schreibersit- hieroglyphen anlegen. Über die Umstände des Zerfalls von erhitztem Kamacit in seine beiden Komponenten Fe und Ni, wobei das Nickel als Taenit sich ausscheidet, der an den Rand der Körner wandert oder in Flitterchen im Gemenge Verbleibt, sind wir noch nicht unterrichtet. Jedoch haben wir es in den körnig-dichten Meteoreisen voraussichtlich mit Um- wandlungen bei niedriger Temperatur zu tun. So besitzen z. B. von Schreibersiten ganz umschlossene und gegen starke Erhitzung geschützte Kamacitkörner in mehreren Eisenproben noch die Neumann'schen Linien, die sonst allgemein fehlen. Die Grundlagen des natürlichen Systems. Die natürliche Klassifikation der Meteoreisen ist uns durch das im Eingang dieser Arbeit mitgeteilte Roozeboom'sche und von Rinne angewandte hypothetische Entmischungsschema der meteorischen Eisennickellegierungen vorgezeichnet. Dar- nach haben die Meteoreisen ihr Gefüge in festem Zustande erhalten und ist ihre Scheidung in eine Reihe von Arten, entsprechend den Lösungsgesetzen des Nickeleisens bei be- stimmten Temperaturen erfolgt. Wenn wir uns die Abszisse des Roozeboom'schen Schemas herauszeichnen und darauf die Prozentgehalte des Nickels auftragen, so erscheinen nach dem Schema auf dieser Linie zunächst die Abgrenzungen Natürliches System der Eisennieteoriten. 1069 jener Strecken als wichtig, auf denen Mischbarkeit und Nicht- mischbarkeit von Fe und Ni besteht (Fig. 2). Von 0 bis 6% Ni besteht völlige Mischbarkeit zwischen Fe und Ni. Bei 6% Ni ist die Sättigung der Lösung er- erreicht und entspricht die Mischung dem Kamacit (Rinne's nickelarmer Nickelferrit). Einige wenige Kamacite mit einem Nickelgehalt unter 6^^, niemals unter S^/^, sind ungesättigte Mischkrystalle. Von 6 bis 49% Ni-Gehalt besteht Nichtmischbarkeit zwischen Fe und Ni. Die feste Lösung entmischt sich auf der nickelarmen Seite zu Kamacit, Taenit und Plessit und auf der nickelreichen Seite zu Taenit und Plessit. Zwischen den nickelarmen und nickelreichen Gliedern verläuft die j\risfhh(irkeit h'tunncit 0 1 s 3 Xu-htinisrlilmrheit rviilü bis SS l>i'zifli<-ntJifh i9°^^'i Kamaeit - Taejiit -Plessit rh's.sil 10 11 j: 13 it IS Je 17 11 19 :i> :t cc M :'4 ;• Tfieiiil - Flcssit — » KN Tic o Mesometeorite = gemischte Meteoriten, Übergänge zwischen Stein und Eisen, C. Sider.ometeorite = Eisenmeteoriten. Das Verschwinden des in sehr vieldeutigem Sinne verwendeten Namens »Siderit« wird voraussichtlich nicht mißbilligt werden und auch die Ausschaltung der Namen Lithoüthe, Lithite u. a. keinem ernsten Widerspruch begegnen. Gemäß der getroffenen Entscheidung werde ich die Meteoreisen unter der Aufschrift C. Siderometeorite ver- einen. Anfänglich hatte ich die Namen Lithobolide, Meso- bolide und Siderobolide gewählt, habe dieselben aber wegen des heute wenig oder gar nicht mehr im Gebrauch stehenden Ausdruckes »bolide« zugunsten >- Meteorite- fallen gelassen. Mehr Schwierigkeiten bereitet die Wahl der Nomenklatur für die große Zahl der Meteoreisenarten. Hier begehrt die neue Nomenklatur eine prinzipielle Entscheidung darüber, ob die von Tschermak eingeführte und bewährte Buchstaben- zeichnung aufzulassen und durch eine neue Bezeichnung zu ersetzen sei, die sich im ganzen Umfange grundsätzlich den aus den chemisch-physikalischen Lehren gewonnenen ver- änderten Auffassungen anpaßt. Es wird sich aus den folgenden Betrachtungen ergeben, daß die neuen Grundlagen des Sx'-stems keine Umtaufung der alten Arten verlangen. Im neuen System ordnen sich die Meteoreisen in eine Reihe mit folgenden Gruppen, denen an zweiter Stelle die Nomenklatur Rinne's, an dritter Stelle die alte Einteilung Tschermak's beigesetzt ist. Bezeichnung nach der Zusammensetzuns: Benennung nach Rinne Benennung nacli T s c ii e r m a k Kamacit Kamacit-Taenit-Plessit Plessit Taenitplessit Sublacunit hj'peutektoider Lacunit eutektoider Lacunit hypereutektoider Lacunit hexaedrische Eisen oktaedrische Eisen (körnig und dicht) 1074 F. Herwerth. Tschermak's Einteilung vom Jahre 1872, die sich an Rose anlehnte, enthält die Hauptgruppen — schalige Zu- sammensetzung parallel dem Oktaeder — ein Individuum ohne schalige Zusammensetzung — körnig und dicht. Die beiden ersten Abteilungen wurden mit (H) und (Oj, also als hexaedrische und oktaedrische Eisen und die dritte Gruppe mit (D) bezeichnet. In den neueren systematischen Be- handlungen der Meteoriten von Bi-ezina und Cohen fallen die Gruppen mit jenen von Tschermak zusammen, doch wurden die beiden ersten mit dem Schlagwort Oktaedrit und Hexaedrit belegt. Aus der Zusammenstellung ist ersichtlich, daß die Kamacit- und Kamacit-Taenit-Plessitgruppe mit den alten Benennungen Hexaedrit und Oktaedrit sachlich übereinstimmen. Die alte, oben eingeklammerte Gruppe der dichten und körnigen Eisen verfällt der Auflösung. Die nickelreichen Glieder derselben werden zur Bildung der neuen Plessitgruppe verwendet und der Rest der nickelarmen Glieder fällt der Kamacitgruppe zu. Im alten S3^stem hat Tschermak die Ausdrücke hexa- edrisches und oktaedrisches Eisen als Artbegriff verwendet, die im neuen System, wenn auch in anderer Auffassung fort- bestehen bleiben. Im vorstehenden Absatz -Die Grundlagen des natürlichen Systems« wurde darauf hingewiesen, daß die Arten und Unterarten der großen alten Oktaedritgruppe mit der auf chemischer Grundlage gefundenen Einteilung in Arten sich vollkommen decken. Unter diesen Umständen besteht keine prinzipielle Veranlassung, die Bezeichnung der Meteor- eisenarten nach Tschermak aufzulassen. Da sie auf den Artbegriff aufgebaut ist, läßt sie sich zwanglos und in gleicher Bedeutung auch auf das neue System übertragen. Ihre Er- gänzung durch Einführung neuer Sprachzeichen für zu- gewachsene Arten bleibt unbegrenzt. Die Anwendung neuer Sprachzeichen müßte heute von den Gruppennamen Kamacit, Kamacit-(Taenit)-Plessit oder Sublacunite und Lacunite aus- gehen. Ein solcher Versuch führt bei der oktaedrischen (Kamacit-Taenit-Plessit)-Gruppe zu verwickelten Zeichen, welche die Übersichtlichkeit mindestens sehr erschweren, wenn nicht ganz aufheben. Beim Kamacit und Plessit kann Natürliches System der Eisenmeteoriten. 10/ O das unverfänglich geschehen, da sich voraussichtlich auch weiterhin innerhalb der beiden Gruppen keine nennenswerte Vermehrung der Arten ergeben wird. Die Kontinuität in der systematischen Entwicklung einer Wissenschaft fördern zu können, erscheint mir wichtig für die gegenseitige Verständi- gung und von grof;5em Vorteil bei Einfügung alter Begriffe unter neue höhere Ordnungen nicht in neuen Zeichen reden zu müssen. Die von Wien ausgegangene Bezeichnungsart der Meteoriten ist in Deutschland, Amerika und England im Gebrauche. Ihre Anwendung im Rahmen des neuen S3^stems sichert ihr eine \\'eitere Entwicklung. Eine Übersicht der Abteilungen, Gruppen und Arten der Siderometeorite gibt folgende Tabelle: C. Siderometeorite oder Eisenmeteoriten.^ Übersicht der Abteilungen, Gruppen und Arten der Siderometeorite. I. Kamacit-Meteorite (Rinne's Sublacunite). Ni =r 67o- I. 1. Kamacite. I. 1. a. Kamacit-Hexaedrite (K H). I. 1. b. Körnige oder Granokamacit-Hexaedrite (^/iTi/j. I. 1. c. Kamacit-Oktaedrite (K O). Anhang zu I. Künstliche Kamacit-Metabolite (K Me). II. Kamacit-Taenit-Meteorite (Rinne's Lacunite). Ni = 7 bis 267,. IL 1. Kamacit-Taenit-Plessit -Meteorite (Rinne's hyp- eutektoide Lacunite). Ni = 7 bis 147o- IL 1. a. Oktaedrite (O). IL 1. a. a. Grobe plessitarme Oktaedrite (Og). Ni ■=. um 7 bis 7-5 0/,, 1 Neu verwendete Buchstabenzeichen: Großes K^ Kamacit, kleines k = körnig, vor dem Hauptbuchstaben gleichkörnige Ausbildung der ganzen Eisen- masse, k am Schlüsse des Zeichens == körnige Kamacitlamelle, Mc = Meta- bolit, Tu 0 = Tessera-Oktaedrit, Z>c» = Dodekaedrit, P/ = Plessit, Tä PI = Taenitplessit. 1076 F. Berwertli. 11. 1. a. ß. Mittlere plessitreichere Oktaedrite (Oni). Ni r:; "-ö bis 9 Vo- ll. 1. a. ßj. Mittlere Oktaedrite mit körnigen KamacitlameUen {Gm k). Anhang zu II. 1. a. ß. Mittlere künstliche Oktaedrit-Meta- bolite (Om Me). II. \. a '(. Feine plessitreiche Oktaedrite (Of). Ni =: 9 bis Anhang zu II. 1. a. y- Feine künstliche Oktaedrit-Meta- bolite {Of Me). II. 1. a. S. Sehr feine, an Plessit überreiche Oktaedrite {Oß'). Ni = 11 bis 14%. II. 1. a. 2. Granooktaedrite (kOg, k Om, k Of, kOff). Anhang zu II. \. a. s. Künstliche Granooktaedrit-Meta- bolite (kOMe). II. 1. b. Tessera-Oktaedrite (TtjO). Lamellen nach (111) und (100). II. 1. c. Dodekaedrite (Do). Lamellen nach (110). II. 2. Plessit-Meteorite (PI) (Rinne's eutektoide Lacu- nite). Ni = 14 bis 18%. Anhang zu II. 2. Künstliche Plessit-Metabolite. II. 3. Taenit-PIessit-Meteorite (Tä PI) (Rinne's hyper- eutektoide Lacunite). Ni = 26%. Einteilung der Meteoreisen in das natürliche System. C. Siderometeorite. Aus Nickeleisenlegierungen bestehende Metallmassen. L Kamacit-Meteorite. Kamacit einziger wesentlicher Gemengteil. I. 1. Kamacit (K). Für gewöhnlich ein gesättigter Misch- krystall mit 6% Ni, von großen bis kleinen Dimensionen, Natürliches System der Eisenmeteoriten. 1077 einzeln, körnig aggregiert oder oktaedrisch orientiert, mit durchgehender Spaltbarkeit nach dem Hexaeder, poly- synthetischen nach (1 12) eingelagerten Zvvillingslamellen, auf welchen vorgenommene Ätzung vertiefte Rinnen er- zeugt, genannt die »Neumann'schen Linien«. I. 1. a. Kamacit-Hexaedrite (KH). Gigantische und kleinere Einzelindividuen von Kamacit. Vertreten durch die Fälle von: Auburn 1867, Avce gefallen V49" a. m. 31. März 1908, Braunau gefallen 14. Juli 1847, Clairborne (Lime Creek) 1834, Coahuila 1837, Fort Duncan 1852 (Mavrick Co. 1882, Smithsonian Eisen 1882, Couch Eisen 1850), Hex River Mounts 1882, Iredell 1898, Lick Creek 1879, Murphi 1899, Ponca Creek (Dacotah) 1863, Scottsville 1867, Walker Co. (Morgan Co.) 1832. LI. b. Körnige oder Granokamacit-Hexaedrite (kKH). Aggregate von groben bis kleinen Kamacitkörnern. Vertreten durch die Fälle von: Barraba 1904, Bingera 1880 (Neumann'sche Linien fehlen in beiden Fällen), Copiapo 1863 (enthält steinige Einschlüsse), De Sotoville (Tombigbee River) 1878, Indian \'alley (Floyd Co.) 1887, Kendali Co. 1887 (reich an steinigen Zwischenmassen), Nenntmannsdorf 1872 (Körnung nur in größeren Platten kenntlich). I. 1. c. Kamacit-Oktaedrite (KO). Zusammengesetzt aus unregelmäßigen, aber zu deut- lichen groben Balken und Stengeln geformten und nach Oktaedertracen geordneten Kamacit-Krystalloiden, zum Teil mit den ersten vereinzelten Spuren von Plessit. Über- gang zu den Kamacit-Taenit-Plessit-Meteoriten. Hier sind auch die ehemals mit Ogg bezeichneten Eisen eingeteilt. Vertreten durch die Fälle von: Central-Missouri 1855, Mount Joy 1887, Narraburra Creek 1854, Nelson Co. 1860, Nuleri? 1902, Pittsburg 1850, Säo Juliäo 1883, Seeläsgen 1847, Sierra de Deesa 1865, Union Co. 1860, Zacatecas 1520. 1078 K. Herwerlh, ^ Anhang zu I. Künstliche Kamacit-Metabolite (KMe). Kamacit-Hexaedrite, Granokamacite und Kamacit- Oktaedrite mit sekundären, durch künstliche Erhitzung entstandenen Strukturen, wie fetzig-körnig, fein bis gröber polyedrisch und dicht (kryptokrystallin). Vertreten durch die Fälle von: Ainsvvorth 1907/08, Campo del Cielo (Tucuman) 1783, Chesterville 1847, Cincinnati 1898, Hollands Store 1887, Locust Grove 1857, NedtigoUa gefallen 23. Jänner 1870, Primitiva 1888, San Francisco del Mezquital 1867, Senegal 17(33, Summit 1890, Forsyth County 1891. IL Kamacit-Taenit-Meteorite (Rinne's Lacunite). Ni = 7 bis 26 7o- Wesentliche Gemengteile Kamacit und Taenit. Beide bilden für sich oder im eutektoiden Gemenge als Plessit selbständige Strukturelemente. II. 1. Kamacit -Taenit-Plessit-Meteorite (Rinne's hypeutek- toide Lacunite). Ni rz 7 bis Heg- aus Kamacittafeln (Lamellen) und Taenitplatten netzförmig aufgebaute Eisen mit Plessit als Füllmasse. Auf polierten geätzten Flächen die Widmanstätten- schen Figuren zeigend. Kamacit und Plessit stehen in wechselseitigem Verhältnis zueinander. U.l.a. Oktaedrite (O). Aufbau netzartig oktaedrisch. Die Kamacitlamellen lagern parallel den Oktaederflächenpaaren und Plessit füllt die Lücken des Kamacitnetzes. II. 1. a. 7.. Grobe, plessitarme Oktaedrite (Og). Ni == um 7 bis 7 • 5 "/ Breite der Kamacitlamellen (Balken) = 1 -5 bis 2 //////, letztere häufig nach den vier Flächenpaaren des Oktaeders verzwillingt. Die Oktaederfläche ist gleichzeitig Zwillings- ebene und Vervvachsungsfläche. Vertreten durch die Fälle von: Arispe (Nooni 1911, Arva (Magura) 1840, Barranca blanca 1855, Beaconstield 1894, Bendegö 1784, Billings 1903, Bischtübe 1888, Black Mountain 1835, Bohumilitz 1829, Brazos (Wichita Natürliches System der Eisenmeteoriten. 1079 • Co.) 1836, Caney Fork (Smithville) 1840, Canon diablo 1891, Casey Co. 1877, Cocke Coiinty (Cosby Creek) 1840, Cranbourne 1854, Crovv Creek (Silver Crown) 1887, Duell Hill 1873, Jennys Creek 1883, Lexington Co. 1880, Lonaconing 1888, Mooranoppin 1893, Mount Ayliff 1907, Mount Stirling 1892, Murnpeovvie 1909, Narraburra (Yeo Yeo) 1885?, Niagara 1879, Nochluisk 187G, Oregon City 1903, Pan de Aziicar 1884, Paulding Co., beschr. 1913, Poopo 1910, Rosario 1897, Sarepta 1854, Smithville (Caney Fork) 1892, Smithville 1892, Südöstliches iMissouri 1863, Surprise Springs 1899, Tabarz 1854, Tennants Eisen 1784, Waldron Ridge 1887, Youndegin 1884. IL 1. a. ß. Mittlere, plessitreichere Oktaedrite (Om). Ni =; 75 bis 97o. Intersertal Struktur. Lamellenbreite 0*5 bis l'O iinn. X'erzwillingung der gescharten Lamellen nach (111) gewöhnlich. Die Lamellen einheitlich, aber häufig ab- gekörnt. Vertreten durch die Fälle von: Abert Eisen 1887, Angara 1885, Arlington 1894, Bald Eagle 1891, Cabin Creek, gefallen 27. März 1886, Canton (Cherokee Co.) 1894, Canyon City 1875, Cap York (Anighito) 1818, Casas grandes 1867, Chilkoot 19..?, Chulafinnee 1873, Cleveland 1886, Coopertown 1860, Costilla Peak 1881, Dellys 1863, Descubri- dora (Catorze) 1780, Durango 1804, Elbogen 1400?, El Capitan Range 1893, Emmetsburg 1854, Franceviile 1890, Frankfort 1866, Guilford County 1820, Hayden Creek 1891, Hopewell Mounds 1902, Hopper (Henry Co.) 1889, Ilimae 1870, Inca false 1888, Iron Creek (Victoria) 1871, Ivanpah 1880, Joels Eisen 1858, Juncal 1866, Kenton County 1889, Kingston (nach einem publizierten Bilde von Foote ist ein Teil einer Platte metabolitisch) 1891, Kouga 1903, Lenarto 1814, Lucky Hill 1855, Luis Lopez 1896, Matatiela 1885, Mazapil gefallen 27. November 1885, Merceditas 1884, Moctezuma 1899, Nagy Väszony 1890, Nejed 1864, Nocoleche 1895, Orange River 1887, Oro- ville 1894, Petropawlowsk 1840, Pila 1804, Piymouth 1893, Quinn Canyon 1908, Red River 1808, Rhine Valley 1901, Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXllI. Bd., Abt. I. TS 1080 F. Beruerth, Rovvton gefallen 20. April 1876, Sacramento Mounts 1896, San Angelo 1897, Schwetz 1850, Shrevvsbury 1907, Ssyromolotow 1873, Staunton fAugusta County 1858, 1869, 1871), Tamarugal (El Inca) 1903, Tanokami 1885, Tepl 1909, Thunda 1886, Toluca (Hazienda Mäni, Cappa- rosa, Los Reyes) 1784, Tonganoxie 1885, Trenton 1858, Weiland 1888, Werchne Udinsk 1854, Whitfjeld County (Dalton) 1877, Williamstown 1890, Wooster (Wayne County) 1858. II. l.rf. ß^. Mittlere Oktaedrite mit körnigen Kamacitlamellen {Oinli). Kamacitlamellen nicht einheitlich, aus verschieden orientierten Körnern zusammengesetzt. Kamacitnetz von scheckig-körnigem Ansehen. Vertreten durch die Fälle von: Cachiyuyal 1874, Kokstad 1887, Oscuro Mountains 1893, Roebourne 1894, Ruffs Mountain 1850, Seneca 1850, Willamette (Clackamas County) 1902. Anhang zu II. 1. a. ß. Künstliche mittlere Oktaedrit-Metabolite {Om Me). Die Kamacitlamellen sind durch künstliche Erhitzung zumeist in einen fetzig-körnigen Zustand umgewandelt worden. Vertreten durch die Fälle von: Burlington 1819, Charcas 1804, Concepcion 1784, Denton County 1856, Descubridora z. T. 1780, Durango z. T. 1804, Elbogen z. T. um 1400?, Jackson County 1846, La Caille zirka 1600, Losttown 1867, Marshall County 1860, Misteca (Oaxaca) 1843, Morito um 1600, Murfreesboro 1847, Nebraska (Fort Pierre) 1856, Reed City 1895, Taigha 1891 Tarapacä 1894, Toluca z. T. 1784, Toubil 189L Tula (Netschaevo, mit Mesosideriteinschlüssen) 1846, Werchne Udinsk z.T. 1854. II. 1. a. '(. Feine plessitreiche Oktaedrite (0/). Ni = 9 bis ll^j\y Lamellenbreite 0-2 bis 0-4 mm, sonst wie Oin. Vertreten durch die Fälle von: Adelaide?, beschr. 1901, Agram (Hraschina) gefallen 26. Mai 1751, Algoma 1887, Alt-Biela 1898, Ashville 1839, Augustinowka 1890, Bear Xatürliclies System der Eisenmeteoriten. 1081 Creek 1866, Bella Roca 1888, Boogaldi 1900, Bridgewater 1890, Caperr 1869, Charlotte gefallen 1. August 1835, Chinautla 1901, Chupaderos 1852, Colfax 1880, Cuernavaca 1880, Glorietta Mountain 1884, Grand Rapids (Walker Township) 1883, Independence County (Joe Wright) 1884, Jamestown 1885, Jewell Hill 1854, Jonesboro 1891, Lagrange 1860, Laurens County (Zwilling) 1857, Lion River (siehe Mukerop), Lockport 1818, Madoc 1854, Mart 1898, Moonbi 1892, Mounionalusta 1906, Mount Edith 1913, Mount Hicks (Mantos blancos) 1876, Mukerop z.T. Wiederholungszwilling (Bethanien Zwilling, Lion River) 1899, N'Kandhla gefallen 1. August 1912, Obernkirchen (Bückeberg) 1863, Perryville 1906, Puquios 1885, Putnam County 1839, Quesa gefallen 1. August 1898, Ratteldraai?, Rüssel Gulch 1863, Saint Genevieve Co. 1888, Serrania de \'aras 1875, Shirohagi 1890, Smith Mountain 1863, Thurlow 1888, Werchne Dnieprowsk 1876 zu Augusti- nowka 1890. Anhang zu II. 1. a. y. Künstliche feine Oktaedrit- Metabolite (OfMe). X'erireten durch die Fälle von: Apoala 1890, Babbs Mill (Green County, Blak'sches Eisen) 1818, 1876 mög- licherweise ein Kunstprodukt, Cacaria 1867, Canada de Hierro 1846, Goldbach's Eisen 1804, Greenbrier County 1880, Hammond 1884, Illinois Gulch (Ophir) 1899, Mukerop z. T. 1899 (Zwillingsblock), Prambanan 1784, Rodeo 1852, Rüssel Gulch 1863, Tucson 1850, Victoria West 1862, Wöhlers Eisen 1863. II. 1. a. 0. Sehr feine, an Plessit überreiche Oktaedrite (Off). Ninz 11 bis 147o. Intersertalstruktur bis porphyrische Struktur. Der Plessit nimmt den Charakter einer Grundmasse an. Lamellenbreite 0-2 min. Vertreten durch die Fälle von: Ballinoo 1893, Butler 1874, Carlton 1887, Cowra 1888, Mungindi 1897, Ranchito (Bacubirito) 1871, Salt River 1850, Tazewell 1853. 1082 F. Rerwerth. II. l.a.s. Granooktaedrite (kOg, kOm, kOf, kOff). Aggregate kleiner bis sehr großer Oktaedritkomplexe. Vertreten durch die F'älle von: Arispe 1898 (kOg\ Kodaikanal 1898 (^0/), La Rjoja 1907 (kOf), N"Goiireyma gefallen 15. Juni 1900 (kOf), Persimmon Creek 1893 (kOf), Puerta de Arauco 1904? ikOfT), Santa Rosa Markt- platz 1810 (kOf). Anhang zu IL 1. a. z. Künstliche Granooktaedrit- Metabolite (kO Me) . Vertreten durch den F'all von Rasgata 1810. II. ]./^. Tessera-Oktaedrite (TeO). Oktaedrisches Kamacitnetz mit Kamacitlamellen nach (100). Vertreten durch den Fall von Mukerop 1899 (Block Goamus). II. 1. f. Dodekaedrit (Do). Die Lamellen des Kamacitnetzes lagern nach (110). Bisher vertreten durch den Fall: Carthago (Coney Fork) 1840. Ist ein künstlicher Metabolit (DoMe). II. 2. Plessit-Meteorite (PI). (Rinne's eutektoide Lacunite). Ni=:14 bis 18'y()- Nur aus Plessit bestehend, zum Teil mit letzten Spuren von Kamacitspindeln. Dichtes Ansehen, mikroskopische Struktur vorwiegend lamellar. Vertreten durch die Fälle von: Capeisen 1793, Howard County 1862, Dehesa (Chile) 1866, Iquique 1871, Linville Mountain 1882, Shingie Springs 1869, Smithland 1840, Deep Springs Farm 1846, Morradal 1892, W'eaver 1898. Anhang zu II. 2. Künstliche Plessit-Metabolite (PI Me). \'ertreten durch die Fälle von: Babbs Mill (Troost- • sches Eisen) 1842, Botetourt 1850, Capeisen z. T. 1793, Rafrüti 1886, Ternera 1891. II. 3. Taenit-Plessit-Meteorite (Tä PI). Rinne's Hypereutektoide Lacunite. Ni = 26 7^. Natürliches System der Eisenmeteoriten. 1083 Ein Fall bekannt. Großkörniges Taenitaggregat mit wenigen an den Rändern lagernden lamellaren Plessit- feldern. Vertreten durch San Cristobal 189G. Neue Nickelbestimmungen werden gelegentlich Ver- setzungen einer Oktaedritart in die andere notwendig machen. Solche Verschiebungen werden zwischen mittleren und feinen Oktaedriten am ehesten zu erwarten sein. Geht ein Miß- verhältnis zwischen Nickelgehalt und Lamellenstärke über eine ge\\'isse Grenze hinaus, so ist die Lamellendicke ent- scheidend für die Bestimmung der Art, weil ja die Lamellen- dicke eine Funktion des Nickelgehaltes ist. Eine Verwendung des Plessits zu Unterteilungen der Oktaedrite und die Gliederung der Plessitmeteorite ist Sonder- untersuchungen vorbehalten. 1085 Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Botanische Abteilung, Vorstand Wilhelm Figdor. 10. Über die panasehierten und dimorphen Laubblätter einer Kulturform der Funkia laneifolia Spreng. von ^A/^ilhelm Figdor. ^.Mit 1 Textfigur.) (Vorgelegt in der Sitzung am 10. Dezember 1914.) Unsere Kenntnisse betreffs der mit dem Ausdrucke >^Pana- schüre« bezeichneten Erscheinung, die entweder infektiöser oder nicht infektiöser Natur^ sein kann, sind nur bis zu einem gewissen Grade vollständig. Es gilt dies von dem anatomischen Bau albi- kater Blätter- sowie den in solchen herrschenden chemisch physiologischen Verhältnissen,^ die hauptsächlich nach der ana- lytischen Richtung hin klargelegt wurden. Die Ursachen der Panaschüre, die ich mit Sorauer"^ als Pflanzenkrankheit auf- zufassen für richtig halte, müssen jedoch erst erforscht werden. 1 Vgl. E. Baur, Zur Ätiologie der infektiösen Panaschierung. Ber. der Deutschen bot. Ges., Bd. 22 (1904), p. 453. 2 H. Timpe, Panaschierung und Transplantation. Jahrb. der Hamburg- schen wiss. Arbeiten, Bd. 24 (190G), 3. Beiheft, Arbeiten der bot. Staats- institute. ä Vgl. die Zusammenstellung bezüglich dieser und der Panaschüre über- haupt bei Sorauer, Handbuch der Ptlanzenkrankheiten, 3. Aufl., Bd. I, 1909, p. 671. ■i Sorauer, 1. c, p. 672. 1086 \V. Figdor, Baur^ hat sich zwar gelegentlich seiner Untersuchungen über die für die Praxis wichtige Übertragbarkeit der Panaschierung dahin geäußert, daß für das Zustandekommen der infektiösen Panaschüre ein gewisses Etwas, ein »Virus«, verantwortlich gemacht werden muß und damit wohl einen Fingerzeig ge- geben. Die Frage ist aber hierdurch noch nicht gelöst. Wir wissen nur, daß die Panaschüre — ganz allgemein gesagt — in manchen Fällen durch die Ernährung der Pflanze (mittels Bodensalzen), durch das Licht, die Wärme und Feuchtigkeit beeinflußt werden kann.^ Die Angaben hierüber sind leider nur ganz allgemein gehalten mit Ausnahme einer einzigen, die wir Molisch^ verdanken. Derselbe wies für die Laubblätter einer Spielart von Brassica oleracea acephala nach, daß »relativ niedere Temperatur die Panaschüre erscheinen läßt, günstige Temperatur sie aufhebt oder überhaupt nicht zu- stande kommen läßt«. Wenn wir von der Bemerkung Weid- lich's,'' daß Selaginella Watsoniana nur bei einer Temperatur von 10° C. kultiviert werden darf, damit sie »weiße Spitzen« bildet, absehen, so ist unser Wissen diesbezüglich, soweit ich die einschlägige Literatur übersehe, erschöpft. 1 Baur, 1. c, p. 456 ff. Vgl. ferner Baur, Das Wesen und die Erblich- keitsverhältnisse der »Varietates albomarginatae hört. ^Früh- 1 Sorauer, 1. c p. G76. '- Daß die »Somiuerblättero der Anlage nach zeitlich ungleich alt sein können, habe ich bereits gesagt. Laubblätter von Fuukia Lmcifolia Spreng. 1093 Jahrs- und Sommerblätter« gegeben werden. Dieselben sind, wie man sieht, hinsichtlich der Länge der Blattstiele und -spreiten annähernd gleich, ungleich aber in bezug auf die Breitenausdehnung der Lamina; die der »Sommerblätter« ist beträchtlich geringer als die der »Frühjahrsblätter«, ganz un- abhängig davon, ob die Pflanzen im Kalt- oder Warmhause äkM a b c d a bis c Frühjahrsblätter, i/ bis / Sommerblätter. Die Figuren sind ungefähr Si/.imal kleiner als die natürliche Größe der Blätter. gezogen wurden. Auch die einzelnen Individuen der Ver- suchsreihe C zeigten ganz ähnliche \'erhältnisse, wie eben erwähnt, mit dem einzigen Unterschiede vielleicht, daß die Längenausdehnung der einzelnen Blätter etwas größer war als bei den Pflanzen der Versuchsreihe B, welche Erschei- nung wohl auf Rechnung des höheren Feuchtigkeitsgehaltes der Atmosphäre gesetzt werden muß. Merkwürdigerweise ähnelt die Gestalt der bei gänzlicher Abwesenheit von Licht entstandenen Blätter^ viel mehr den 1 Einige mit Knospen besetzte Rhizotne derselben Herkunft, wie oben erwähnt, wurden im Warmhause unter einem Zinkblechsturze gezogen. Der 1094 W. Figdor, Tabelle II. Funkia (Kalthaus). Frühjahrsblätter 25-5 24-8 24-5 13-0 13-5 12-6 12-5 11-3 11-9 7-3 7-0 6-8 Gesamtlänge Länge des Blattstieles Länge der Spreite . . . Größte Breite der La- mina Gesamtlänge Länge des Blattstieles Länge der Blattspreite Grüßte Breite der La- mina Sommer- wie Frühjahrsblättern. Aus der nachfolgenden Ta- belle IV kann man sich ein Bild über die Größe der einzelnen Blatteile entwerfen. Es fällt auf, daß die Blattstiele ins- besonders verlängert und die Blattspreiten kürzer '^ und schmäler^ sind wie die der Sommerblätter. Eine Erklärung für diese Erscheinung könnte man in der Annahme finden Sommerblätter 2 24-0 24-2 20-6 19-0 19-2 14-4 15-0 13-0 13-0 10-0 9-0 9-0 7-0 5-5 11-0 11-2 10-6 10-0 10-2 7-4 9-5 4-0 3-9 3-6 3-4 3-7 3-2 2-7 Versuch dauerte vom 21. Februar bis 4. April, zu welcher Zeit die Blatter gemessen wurden, da sie ganz ausgewachsen waren und zu faulen begannen. 1 Von zwei verschiedenen Exemplaren; gemessen den 23. September. Die übrigen Frühjahrsblätter waren zu dieser Zeit bereits abgestorben. - Eines Exemplars; die einzelnen Blätter wurden annähernd in der Reihenfolge ihrer Entwicklung gemessen. y Nicht ausgewachsen. •i Eine deutliche Abgrenzung des Blattstiels gegen die Spreite zu ist nirgends vorhanden. ^ Die Blätter verhalten sich demnach im Etiolement wie die von Tmdescantia zebrina und normalen Dicotylensprossen. Die gestauchte Spruß- achse bildet deutliche Internodien aus. Vgl. Wiesner, Photometrische Unter- suchungen auf pflanzenphysiologischem Gebiete, 1. Abhandlung. Diese Sitzungsber., Bd. 102, Abt. I (1893), p. 319 ff. Laubblätter von Fiiitkia laitcifolia Spreng. 1095 Tabelle III. Fnnkia (Waimhaus). Frühjahrsblätter Gesamtlänge Länge des Blattstieles . . . Länge der Blattspreite . . . Größte Breite der Lamina 22-8 25-2 19-0 13-8 10-3 12-5 8-2 5-0 12-5 12-7 10-8 8-8 6-0 7-2 4-9 3-7 Sommerblätter i Gesamtlänge Länge des Blattstieles . . . Länge der Blattspreite . . . Größte Breite der Lamina 24-0 13-5 10-5 5-3 14-8 10-9 4-6 23-6 14-5 9-1 4-4 23-1 14-0 9-1 3-9 16-9 9-0 7-9 3-1 Frühjahrsblätter Gesamtlänge Länge des Blattstieles ... Länge der Blattspreite ... Größte Breite der Lamina , 24-1 12-8 11-3 6-2 28-0 15-3 12-7 6-3 23-8 11-0 12-8 5-5 21-5 9-4 12-1 4-9 13-9 4-8 9-1 3-2 Sommerblätter - Gesamtlänge Länge des Blattstieles . . . . Länge der Blattspreite . . . . Größte Breite der Lamina . 28-7 30-5 24-0 17-3 21-5 22-6 17-0 18-4 13-3 8-5 12 12-5 11-7 12-1 10-7 8-8 9-5 10-1 3-7 4-1 3-1 2-7 3-4 4-5 23-1 12-0 11-1 3-8 daß das Optimum des relativen Lichtgenusses ^ für diese Pflanze bei einer verhältnismäßig niedrigen Lichtintensität liegt, wie sie im Frühjahre herrscht, und die während der Sommermonate vorhandene Lichtmenge, geradeso wie der 1 Frühjahrs- und Sommerblätter von ein und demselben Exemplar. - Dieselben entwickelten sich aus einer Knospe, die in der Achsel des ersten gemessenen Frühjahrsblattes entstanden war. 3 Vgl. Wiesner, Der Lichtgenuß, 1. c. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CXXIII. Bd., Abt. L 76 1096 W. Figdor, Laubblätter von Fitnkia lancifolia Spreng. Tabelle IV. 35-0 30-0 28-3 28-0 32-0 28-0 23-0 21-5 22 26-0 7-0 7-0 6-8 6-0 6-0 2-1 2-4 2-0 1-8 2-1 Gesamtlänge Länge des Blattstieles . . . Länge der Blattspreite . . , Größte Breite der Lamina gänzliche Mangel an Licht, die Flächenausdehnung der Lamina beeinträchtigt. Andrerseits ist es nicht ausgeschlossen, daß die eigentümliche Gestaltung der Sommerblätter direkt mit einem Mangel an Reservestoffen zusamm.enhängt, die für die Ausbildung der Blattfläche notwendig sind. Sie stehen ja den Sommerblättern sicherlich nicht in gleicher Menge und vielleicht auch der Art nach zur Verfügung wie den Früh- jahrsblättern. Eine zweckmäßige Versuchsanstellung wird wohl eine Entscheidung betreffs dieser Frage bringen, wofern der Dimorphismus der Blätter nicht eine bereits in der Pflanze gelegene, inhärente Eigentümlichkeit darstellt. Zusammenfassung. 1. Es wird der experimentelle Nachweis erbracht, daß die Panaschüre der Laubblätter der Fimkia nndnlafa var. vittata, einer Spielart der F. lancifolia Spreng., in Abhängigkeit steht von der Temperatur, bei welcher die Pflanzen gezogen werden. Während verhältnismäßig niedrige Wärmegrade (9 bis 13° C.) die weiße Streifung der Laubblätter deutlich zutage treten lassen, löschen höhere Temperaturen (20 bis 25° C.) dieselbe schließlich nahezu ganz aus. Vielleicht spielt die relative Feuchtigkeit der Atmosphäre im letzteren Falle auch eine gewisse Rolle. 2. Ein ausgesprochener Dimorphismus der Laubblätter ist der eben erwähnten Kulturform eigen. Diese Erscheinung, bis- her nirgends erwähnt, steht im Zusammenhange mit der Zeit der Entwicklung der Assimilationsorgane. Die Gestalt der im Frühjahre entstehenden muß als eiförmig zugespitzt, die der später zur Ausbildung gelangenden als mehr weniger lanzett- lich bezeichnet werden. Erstere sind verhältnismäßig breit im Vergleiche m.it letzteren. Der Übergang der einen Form in die andere findet ziemlich unvermittelt statt. 109; Zur diagrammatisehen Darstellung" dekussierter Sympodialsysteme von Dr. Rudolf Wagner (Wien). (Mit 8 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 29. Oktober 1914.) Eine unerläßliche Vorbedingung für das Studium kom- plizierter Verzweigungssysteme, wie sie in ihrer extremsten Form die Baumkronen aufweisen, ist die Analyse einzelner Äste, bei denen die Vorgänge des Sekundärwachstums noch nicht weit genug gediehen sind, um die eindeutige morpho- logische Bestimmung der einzelnen Elemente zu verhindern. Gestützt auf die dabei gewonnenen Erfahrungen wird man sich an die Beurteilung stärkerer Äste wagen dürfen und so zu einer wesentlich exakteren Deutung der Krone gelangen, .als sie bisher erreichbar schien. Nun ist es ohne weiteres klar, daß als Ausgangsmaterial am besten solche Sträucher oder Bäume gewählt werden, die eine recht übersichtliche Blattstellung aufweisen und das ist vor allem die dekussierte. Trotz dieser relativen Einfachheit der Verhältnisse haften den üblichen Darstellungen beträchtliche Mängel an; so werden Abbildungen, wie sie etwa auf photographischem Wege gewonnen werden, nur ausnahmsweise, in ganz be- sonders günstigen Fällen den Anforderungen des Analj^tikers genügen und meistens wird eine ausgiebige Interpretation durch beigegebene Verzweigungsformeln ^ nötig sein; der 1 Begründet und zuerst angewandt in R. Wagner, Bau und Aufblüh- .folge der Rispe von Phlox panictilata L., in diesen Sitzungsberichten, Bd. 110, .Abt. I, p. 512 u. f. Cfr. Referat von R. v. Wett stein in Österr. Bot. Zeitschr., 1098 R. Wagner, Aufriß, wenn auch schematisiert, versagt sehr bald und bedarf vielfach der nämlichen Ergänzung; die rein deskriptive Dar- stellung verbietet sich durch ihre Schwerfälligkeit, wie sie Fritsch vor Jahren treffead illustriert hat.^ So bleiben nur noch die erwähnten Formeln, die an sich ja ganz eindeutig sind, deren Übersetzung in das Räumliche aber nur in den einfacheren Fällen ohne graphische Hilfsmittel gelingt. Bezeichnen wir in einem dekussierten System die Trans- versalblätter mit n,s- und aj, Cs und cj, e^- und e,i usw., wobei 5 ([folium] sinistrum) und d ([folium] dextrum) als Richtungs- indices in gewohntem Sinne gebraucht werden, die Median- blälter mit ha und hp, ha und b^, f« und f^ usw., wobei a ([folium] anticum) und b ([folium] posticum) über die Stellung zur Abstammungsachse orientieren; geben wir ferner den Achselprodukten, die durch die entsprechenden großen deutschen Buchstaben bezeichnet werden, einen Generationsindex, der um eins höher sein muß als der der Abstammungsachse und somit ihrer Blätter,^ so erhält man eine vollkommen ein- deutige Bezeichnung, die die sofortige Konstruktion des Diagrammes ermöglicht. In zahlreichen Fällen wird man sich das Verzweigungssystem ohne graphische Hilfsmittel direl■ O — ® — ®-o m o © ® (li^-A-® ©-0 o — @ Fi-. 4. ausgetrieben, drei Blattpaare entwickelte. Nur in der rechten Achsel des zweiten Transversalblattes entwickelte sich eine Innovation, die dann sechs Blattpaare trug, um dann aus beiden Achseln des obersten, demnach medianen Blattpaares Sprosse zu bilden, die sich fernerhin sehr ungleich verhalten sollten. Während nämlich der vordere Sproß nur einen Zweig aus ha 4 entwickelt, der dann eingeht, ohne w^eitere Achsel- produkte zu zeitigen, führt der nach hinten fallende Sproß zur Bildung eines ziemlich komplizierten Sympodiums, das im Sommer 1914 zur Bildung von fünf belaubten Sprossen Darstellung dekussierter Sympodialsysteme. 1103 führte, die hier dick ausgezogen sind. Die kleinen, daran an- geschlossenen Kreise bezeichnen die Innovationen, die im Frühsommer 1915 zur Entwicklung gelangen sollten. Die Bezeichnung der dargestellten Kreise ist aus der beigegebenen Tabelle ersichtlich, in der die dick ausgezogenen Sprosse fett gedruckt sind. ISs7(id8©s9< I dd 1 1^512^^/13 (S5l4< ^ iSrfl5 a 0 o (>^ ö a- <3 O — ®0 o ® ® 0 Fig. 8. Sproßgeneration angehörigen Ausnahmen gehören alle der elften Generation an; zur Erleichterung der Identifizierung mag untenstehende Tabelle dienen. Von einer Beschreibung, wie ich sie der Fig. 5 angedeihen ließ, wird man bei so verwickelten Verhältnissen gewiß gerne Abstand nehmen und selbst aus der im Verhältnis dazu gewiß übersichtlichen Tabelle wird man sich, ohne nachzukonstruieren, kein klares Bild der Verzweigung machen können. 1108 R. Wai^ner. Xö2Ta35^.rG M G-.: ( 2)r.85)ö9G,/10 (£s8 C i®a92cJl0^a!l 5^c»9 e^ /(SsioSflii (£j93:^10Xall r2:,,8 2)a9Gc/ioe5i2 Sfl9®al0®all (Ss9TalO®all ["(SsloSall Urfii (Es 10 e.no 3^al0Gtf 11 ©5 8 ^G .1 u. 9®al0^all Ein Einwand, der vielleicht gegen diese Diagrammart erhoben werden könnte, ist der, daß ein Bedürfnis deswegen kaum anzuerkennen sei, weil ja die Anzahl der in einer Baumkrone erreichten Sproßgenerationen nur eine sehr geringe sei, sich nur auf sechs oder sieben beschränke. Das ist zum mindesten eine in den Kreisen der in solchen Dingen versierteren Physiologen eine verbreitete Anschauung, die wohl auf Sachs zurückgehen dürfte; nur von einer einzigen Seite, einem sehr bekannten auswärtigen Forstbotaniker, er- hielt ich die Auskunft, daß darüber nichts Zuverlässiges be- kannt sei. Tatsächlich beruhen die erwähnten Anschauungen darauf, daß von den Holzgewächsen erst sehr wenige, man darf wohl sagen verschwindend wenige, auch nur einiger- maßen analysiert sind, und daß allein diejenigen mit dekus- sierter Blattstellung, um die es sich uns in erster Linie handelt, zu Tausenden, wenn nicht zu Zehntausenden zählen. Um nur ein Beispiel heranzuziehen, so finden wir unter den 113 Darstellung- dekussierter Sympodials3rsteme. 1 109 Familien, die in den »Indian Trees« von Brandis, wohl bisher dem einzigen zu einem vorläufigen Abschluß gelangten tropisch- dendrologischen Werke, registriert sind, 48 Familien mit teil- weise dekussierter und davon 28 mit fast ausschließlich dekussierter Blattstellung. Beschrieben sind in dem Buche über 4000 Holzgewächse, und dabei ist das artenreiche Ceylon sowie Hinterindien und die malayische Halbinsel gar nicht in das Gebiet einbezogen. Darunter befinden sich ungemein umfangreiche Familien, die bisher bei weitem noch nicht ihrer Artenzahl nach bekannt sind, und die sich zum größten Teile noch durch viele Dezennien hindurch und mindestens weit in das nächste Jahrhundert hinein einem eingehenden Studium entziehen werden. Außer anderen Momenten mag an dieser Stelle nur auf die großen, vorerst unüberwindlichen Materialschwierigkeiten hingewiesen werden, da nur ein ver- schwindender Prozentsatz lebend zugänglich ist, noch weit weniger Arten aber dem Experiment unter geeigneten Bedingungen unterworfen werden können. Ich erinnere hier nur an die Fülle der Rubiaceen, Myrtaceen, Melastomaceen, Asclepiadaceen, Apocynaceen, Bignoniaceen und Verbenaceen, deren Kenntnis größtenteils nur auf einem oder einigen Herbarexemplaren beruht, die irgendwo abgerissen oder ab- geschnitten sind, ohne daß der Sammler in der Lage war, näheres über die Achsenverhältnisse zu notieren. Wie außerordentlich viel auf diesem Gebiet zu tun bleibt, das beweist die Tatsache, daß selbst bei dem hier in vivo zugänglichen Baummaterial, selbst bei dem einheimischen, recht merkwürdige morphologische Eigenheiten zu beobachten sind und das dem Verfasser vorliegende Beobachtungsmaterial, das demnächst zur Veröffentlichung gelangen soll, beweist, daß wir noch sehr im Anfang dendrologischer Kenntnisse stehen. 1111 Lepidopteren aus dem nordalbanisch- montenegrinisehen Grenzgebiete {Ergebnisse einer von der Kaiserl. Ai^ademie der Wissenschaften in Wien veranlai5ten naturwissensciiaftliclien Forschungsreise in Nordalbanien] von Prof. H. Rebel. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. November 1914.) Im Auftrage der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften konnten sich im Frühjahr 1. J. die Herren Dr. Arnold Penther als Zoologe undlgnaz Dörfler als Botaniker dem österreichisch- ungarischen Detachement der nordalbanischen Grenzdelimi- tierungskommission anschließen, deren Arbeiten anfangs Mai begannen, aber infolge des mit Serbien eingetretenen Kriegs- zustandes bereits Ende Juli abgebrochen wurden. Der Ausgangspunkt der Reise war Skutari, bald aber wurde montenegrinisches Territorium betreten und in der Folge längs der albanesisch-montenegrinischen Grenze — zumeist aber auf montenegrinischem Boden — Aufenthalt -genommen. Die rasch erfolgende Rückreise ging wieder durch Albanien. Aus dem mir freundlichst zur Verfügung gestellten Diarium Dr. Penther's sei vorerst ein Auszug über die Lagerplätze samt Aufenthaltszeiten und Höhenkoten, soweit dieselben zu der vorliegenden Ausbeute in Beziehung stehen, gegeben: April 20 bis Mai 3: Skutari und Umgebung (20 bis 50 w, Albanien). Mai 4 bis 9: Hani Hotit und Umgebung (20 bis 100 m, Grenze;. Silzb. d. mathem.-nalurw. KL; CXXIII. Bd., Abt. I. 77 Umgegend Vunsaj. 1 1 12 H. Rebel, Mai 11 bis 17: Rapsa und Umgebung (700 bis 1400///, Grenze). Mai 18 bis 22: Hani Grabom (150 bis 200///, Grenze). Mai 23 bis 27: Podgorica (zirka 70///, Montenegro). Mai 30 bis Juni 2: Andrijevica (800 w, Montenegro). Juni 3 bis 25 und Juli 2 bis 5: Vermosa (Urgebirge, 1100 bis 1300 m, Albanien). Juni 16: Grebeni (1100 bis 1750///)),, T . , o T^ . ( Umgegend Vermosa. Juni 18: Karaula ) * ^ Juni 25 bis Juli 2: Rikavac (Kalkformation, 1300 bis 1900;//, Albanien). Juli 2 bis 24: V^unsaj und Umgegend (vorwiegend Kalk- formation, 1000 bis 2000///, Montenegro). Cafa glava, Juli 12 bis 23 (Galter) Brun Dol, Juli 16 Fusa Rudnices (1500 w) (Prokletija) Buni Jeserce (1400 bis 2000 w) (Prokletija, Albanien) Juli (16 bis) 26: Decani (Urgestein, 650///, Montenegro). Juli 25: Dobri Dol (1600//^, Montenegro). Juli 26 bis 30: Goranica bei Djakova (zirka 400///, Monte- negro). Juli 30: Car (600 w, Albanien). Juli 31: Hani Spasil (250m, Albanien). Juli 31: Pastrik (bis 1800///, Dörfler, Albanien). Unter den entomologischen Aufsammlungen Dr. Penther's nehmen die Lepid opferen einen hervorragenden Platz ein, da sie in 229 Arten in mehr als 1100 Exemplaren \'orhanden sind. Bedauerlicherweise sind manche Heterocerengruppen, so namentlich die Noctuiden, nur sehr schwach in der Ausbeute vertreten, was seinen Grund zum Teil in der für die besuchten Gebirgsgegenden zu frühen Jahreszeit, zum Teil aber auch in dem Umstände hat, daß ein Lichtfang bei Nacht, welcher mehrmals versucht wurde, wegen der stets unterhaltenen Lagerfeuer ergebnislos blieb. Trotzdem bildet die vorliegende Lepidopterenausbeute gerade in den Heterocerenfamilien eine sehr wertvolle Ergebnisse einer Forschungsreise in Nordalbanien. 1113 Bereicherung der montenegrinischen F'auna/ v\'as aus dem Umstände am besten erhellt, daß der bisherige Faunenbestand Montenegros von 302 Lepidopterenarten durch die vorliegende Ausbeute auf 415, also um mehr als ein \'iertel seines bis- herigen Bestandes erhöht wird. Die 113 für die Fauna Monte- negros neuen Arten wurden in der folgenden Liste mit einem Stern (*) versehen. Auch erscheint durch viele der erbrachten Fundoris- nachweise aus dem südöstlichsten Teile von Montenegi^o eine natürliche Verbindung zwischen der gut erforschten Fauna Bosniens und der Hercegovina und jener Albaniens her- gestellt. Bei der Armut von Endemismen im ganzen westlichen Teile der Balkanhalbinsel stand das Auffinden von unbeschrie- benen Formen im montenegrinisch-albanischen Grenzgebiete von vornherein nicht zu erwarten. Um so erfreulicher ist es, daß das vorliegende Material doch die Aufstellung einer neuen Lokalform eines Tagfalters (Erebia evias God. var. orientalis Rbl.) ermöglichte. Bemerkt sei noch, daß einzelne recht \\'ertvolle Lepido- pterenfunde auch vom Infanteristen Galter, namentlich auf der von Dr. Penther persönlich nicht besuchten Cafa glava gemacht wurden. Papilionidae. 1. Papilio podaliriiis L. Hani Hotit, 8. Mai (cf ab. ornata Wheel.), Dobri Dol und Goranica, 25. bis 29. Juli (var. inter- media Grund). 2. Papilio machaon L. Hani Hotit, 6. Mai (cf ) und Cafa Glava, 20. Juli (cf). Die Stücke bilden Übergänge zu ab. sphynis }ib. 1 Eine zusammenfassende Übersicht über die Lepidopterenfauna Monte- negros und .\lbaniens findet sich im III. Teile meiner »Studien über die Lepidopterenfauna der Balkanländer« (.Ann. Naturh. Hofmus., Bd. XXVII, 1913, p. 281 bis 334); insonderheit über die Lepidopteren Albaniens auch im XVIII. und XIX. Jahrb. des Naturw. Orientvereines (Wien 1914), p. 37 bis 43. 1114 H. Rebel, 3. Parnassiiis apoUo L. Aus der Umgebung Vunsajs, aus Höhen zwischen 1400 und 1700 w, liegt eine reiche Serie von mehr als 40 männlichen Stücken, jedoch nur 2 weib- liche vor, welche in der Zeit vom 6. bis 25. Juli erbeutet wurden. In Naguti flog der Falter bereits am 1. Juli i'cT). Die männlichen Stücke sind durchschnittlich kleiner als solche aus der Hercegovina (Vucija bara), die schwarzen Zellflecke der Vorderflügel sehr kräftig, die Augenspiegel der Hinter- flügel sehr klein und tiefrot. Von den beiden 9 ist das eine sehr stark schwarz bestäubt, mit vergrößertem schwarzen Innenrandfleck der Vorderflügel. Im Zusammenhange mit der bedeutenden Höhenlage der Flugplätze, an welchen P. apollo an den besuchten Lokali- täten in Montenegro angetroffen wurde, steht zweifellos das durchschnittlich geringere Ausmaß der Stücke und die Klein- heit der Augenflecke der Hinterflügel. Im übrigen gehören die Exemplare zu apollo hosniensis-Jiercegovinensis Stich., bezie- hungsweise zum Formenkreis von <;7y'o//o//^?n'7i/r//.9 Rbl. et Rghfr. 4. Parnassiiis niiieiriosyiie L. Abermals eine reiche Serie von zirka 50 männlichen und 20 weiblichen Stücken, welche in der Zeit vom 7. Juni bis 25. Juli erbeutet wurden. Die Mehrzahl der Stücke rührt aus der Umgebung Vermosas, aus Höhenlagen zwischen 1100 und 1300 w, vom 8. bis 23. Juni her, ferner von Rikavac und später, bereits im Monat Juli, aus der Umgebung von Vunsaj in beträchtlichen Höhen zwischen 1200 und 1900 w (18. Juli, Cafa Bonvales). Im Gegensatz zu der mitgebrachten Serie von P. apollo variiert P. iniieniosyne in der vorliegenden Serie sehr stark. Unter den männlichen Stücken finden sich nachstehende Aberrationen: ab. Intacta Krul., ab. demacnlata Frühst, ab. arciiata Stich, und ab. scmifasciata Hirschke; unter den weiblichen Stücken treten auch ab. arciiata Stich., ab. scmi- fasciata Hirschke und ab. fasciata Hirschke auf. Pieridae. 5. Aporia crataegi L. In Hani Hotit bereits am 8. Mai, in Buni Jeserce (zirka 1400;;/) noch am 23. Juli ein kleines Stück erbeutet. Ergebnisse einer Forschungsreise nach Nordalbanien. 1 I 1 O 6. Pieris bvassicae L. In Hani Hotit am S. Mai (9), in der Umgebung Vunsajs am 14. Juli und auf der Cafa glava am 22. Juli (Galt er) erbeutet. 7. Pieris rapae L. Nur von Hani Hotit, 5. bis 8. Mai, und Rapsa, 16. Mai, vorliegend (cf 9). 8. Pieris maiini Mayer. In der kleinen Frühjahrsgene- ration in Hani Hotit, 5. bis 8. Mai (3 0^), in der größeren, dunkleren Sommerform 7-055/ Stef. in der Umgebung Vunsajs, 14. bis 22. Juli (cf 9), erbeutet. Die 9 von letzterer Lokalität sind klein, mit hellgrauer (statt schwarzer) Zeichnung, die Unterseite der Hinterflügel jedoch wie bei den cf gelb. 9. Pieris ergane H. G. Aus der Umgegend Vunsajs, 13. bis 15. Juli (cf9). 10. Pieris napi L. Aus der Umgegend von Hani Hotit, 8. Mai, ein großes 9 und der Umgebung Vermosas, 13. bis 25. Juni (cf 9) in der Frühjahrsgeneration, von Vunsaj und Goranica, 8. bis 29. Juli, in der Sommerform napaeae Esp. und ab. meridionalis Stef. (cf) vorliegend. 11. Encliloe cardamines L. Von Hani Hotit, 5. Mai, und Umgebung Vermosas, 13. bis 22. Juni, in beiden Geschlechtern vorliegend. Ein 9 von letzterer Lokalität zeigt die Saum- zellen im dunkelgrauen Apicalfleck der \'orderflügel zum größten Teil weiß gefärbt, wodurch das Stück ein an var. phoenissa Kalchb. 9 erinnerndes Aussehen gewinnt. 12. Leptidia sinapis L. In der Frühjahrsform lathyri Hb. von Hani Hotit, 8. Mai, in der Sommerform diniensis B. aus der Umgegend Vunsajs, 14. bis 23. Juli, vorliegend. *13. Colias hyale L. Ein normal aussehendes 9 auf der Cafa glava am 20. Juli erbeutet (Galt er). 14. Colias ednsa P. Hani Hotit, 5. bis 8. Mai (0^9), und Umgegend Vunsajs, 6. bis 22. Juli (cf 9), vorliegend. 15. Gonepteryx rJiamni L. Aus der Umgegend Vunsajs, auch von der Cafa glava, 15. bis 25. Juli (cf 9). Nymphalidae. Nymphalinae. 16. Pyratueis atalanta L. Aus der Umgegend Vermosas, 22. Juni, und von der Cafa glava, 25. Juli (Galter), je ein Stück. 1 1 16 H. Rebel, 17. Pyrameis cardni L. Von Vermosa, 13. Juni, Rikavac, 1. Juli, und Umgegend Vunsajs, auch Cafa glava, noch iMitte Juli mehrfach. 18. Vanessa jo L. Aus der Umgebung Vermosas und Rikavac, 22. Juni bis 1. Juli, in frischen Stücken. 19. Vanessa tirticae L. Aus der Umgegend von Winsaj, 13. bis 17. Juli, in kleinen Stücken. 20. Polygonia c. alhnni L. Ein cT aus der Umgegend \on Rikavac in 1800;;? Höhe am 28. Juni, ein 9 der var. hutchin- soni Robs. von der Cafa glava am 20. Juli. 21. Melitaea cinxia L. Ein Pärchen aus der Umgegend von Vermosa am 6. Juni und ein cT aus bedeutenderen Er- hebungen bei Vunsaj am 14. Juli. 22. Meliiaea plioebe Knoch. Ein Pärchen von Goranica am 29. Juli. Die kleinen Stücke gehören zweifellos einer zweiten Generation an. 23. Melitaea diäyuia 0. Eine Serie von cf aus der Um- gegend von Vermosa, 6. und 8. Juli, und Decani-Goranica, 25. und 29. Juli, gehört der var. uteridionalis Stgr, an, wozu auch zwei vorliegende 9 mit oberseits grüngrauer Grund- farbe von Vunsaj, 13. und 24. Juli, zu zählen sind. 24. Melitaea trivia Schiff. Drei cf aus der Umgegend Vunsajs, 6. bis 8. Juli, gehören zur dunklen Form fascelis Esp., ein weiteres cf vom 23. Juli ebendaher kann noch zur lichteren Stammform gezogen werden. 2b. Melitaea athaliaRott. Eine Serie von Stücken beiderlei Geschlechtes aus der Umgegend von Vunsaj, 6. Juli, erbeutet, darunter ein Pärchen mit stark getrübter, einfarbiger Unter- seite, auf welcher die Vorderflügel der gelben Randmonde entbehren. Zwei oberseits lichte 9 liegen von Goranica vom 29. Juli vor. 26. Argynnis euphrosyne L. Eine Anzahl Stücke aus der Umgegend Vermosas, 9. bis 20. Juni (cf 9). 27. Argynnis pales Schiff. Nur ein rj' bei Rikavac, am 29. Juni in zirka 1900;w Höhe erbeutet, gehört der Form balcanica Rbl. an. 28. Argynnis hecate Esp. Ein oberseits schwach ge- zeichnetes cf aus der Umgegend Vunsajs vom 6. Juli. Ergebnisse einer Forschungsreise nach Nordalbanien. 1117 29. Argytmis aglaja L. Eine Serie von Stücken aus der Umgegend von Vunsaj, 6. bis 23. Juli, auch von der Cafa glava (cf 9). 30. Argynnis adippe L. Nur ein o^ von Vunsaj, 22. Juli, welches der ab. cleodoxa 0. angehört. 31. Argynnis paphia L. Einige mcännliche Stücke aus der Umgebung von Vunsaj, insbesondere von der Cafa glava, 19. bis 24. Juli. Satyrinae. 32. Melanargia galatea var. pvocida Herbst. Männliche Stücke von Vun.saj, auch Cafa glava, 17. bis 20. Juli, und Pastrik, 31. Juli (Dörfler). 33. Erehia epiphron var. cassiope F. Nur ein frisches cf von der Fusa Rudnices (zirka 1900 iw) am 16. Juli erbeutet. 34. Erebia medusa F. Eine Anzahl männlicher Stücke aus der Umgebung von Vermosa, Rikavac und Vunsaj in der Zeit vom 22. Juni bis 15. Juli bis zu Höhen von 1600 //^ erbeutet. Ein 9 vom 24. Juni stammt von Vermosa. Die Stücke neigen zum Teil zur ab. psodea Hb. 35. Erebia oenie Hb. Einige cT und ein 9 von denselben Fundorten und Flugzeiten wie die vorige Art, bilden Über- gänge zur Form spodia Stgr. 36. Erebia evias God. var. orientalis (n. var.) (cT^). Drei cT und ein 9 in Rikavac in zirka 1300 ;// Seehöhe am 27. Juni und ein cT in Fusa Ropojanit, ebenfalls in 1300 w Höhe am 14. Juli erbeutet, bilden eine neue östliche Lokalform der (süd-) alpinen E. evias, zu welcher auch das von mir in der Fauna Bosniens und der Hercegovina^ erwähnte weibliche Stück von Volujak (hercegovinisch-montenegrinische Grenze) gehört. Im männlichen Geschlechte sind die Unterschiede gegen alpine Stücke geringer: Die Flügelform ist eine etwas ge- strecktere, die in der Zelle 2 und 3, in der rostroten Binde der Vorderflügel liegenden schwarzen Augenpunkte sind 1 Dr. H. Rebel, Studien über die Lepidopterenfauna der Balkanländer II. Teil (Ann. Naturh. Hofm., Bd. XVIII, p. 164, Nr. 67). 1118 H. Rebel. kleiner und zeigen nur einen ganz verloschenen weißen Kern. Auf der Unterseite sind sie häufig zu schwarzen Punkten reduziert oder fehlen ganz. Beim ^ ist, abgesehen von der auch hier schmäleren Flügelform, die rostrote Binde der Vorderflügel schmäler und gegen den Innenwinkel stark gekürzt, d. h. die Binde reicht hier nur bis zur unteren Cubitalader (Ader 2), wogegen sie bei alpinen weiblichen Euias -Stücken fast bis zum Innen- winkel geht und in Zelle 1 b sich regelmäßig noch ein Augen- fleck findet. Die Verkürzung der rostroten Binde ist auch auf der Unterseite der Vorderflügel sehr bemerkbar. Die Unterseite der Hinterflügel ist bei den vorliegenden beiden 9 (von Rikavac und Volujak) bunter als bei alpinen 9, d. h. gegen die Wurzel und vor dem Saum in Form grauer Querbinden schärfer gezeichnet. E. evias soll auch in Siebenbürgen (Bihargebirge) vor- kommen. Möglicherweise gehören die Stücke von dort bereits der Form orientalis an. 37. Erehia pronoe Esp. Nur ein dunkles cf von Dobri Dol, 25. Juli. 38. Erehia aethiops Esp. Eine Serie männlicher Stücke von Buni Jeserce (zirka 1400/;/) vom 18. bis 23. Juli und von Dobri Dol vom 25. Juli. 39. Erehia eiiryale Esp. Abermals eine Serie männlicher Stücke aus der Umgegend Vun.sajs in Höhen von zirka 1400 m aufwärts, so auch von Vranica und Burundol, zwischen dem 13. und 24. Juli. 40. Erehia ligea L. Eine große Serie männlicher sowie drei weibliche Stücke aus der Umgegend Vunsajs in zirka 1200 m Höhe zwischen dem 13. und 25. Juli erbeutet. 41. Erehia lappoua Esp. Je ein cT von Burundol und Fusa Rudnices, 15. und 16. Juli, in zirka 1900/// Seehöhe. 42. Erehia tynäartts Esp. var. balcaiiica Rbl. Nur ein cf, wahrscheinlich von Buni Jeserce, am 24. Juli erbeutet. 43. Satyrus hennione L. var. australis Rbl. Zwei weib- liche Stücke aus der Umgebung von Pastrik, 31. Juli (Dörfler). 44. Pararge aegeria var. egerides Stgr. Goranica, 29, Juli, zwei geflogene Stücke. Ergebnisse einer Forschungsreise nach Nordalbanien. 1119 45. Pararge niegaera L. Ein cf von Hani Hotit, 5. Mai, und ein 9 aus der Umgebung von Rikavac, 20. Juni. 46. Pararge maera L. Mehrere Pärchen aus der Um- gebung Vermosas, 4. bis 17. JuH. *47. Apliaiiiopus hyperaiitus L. Eine Anzahl abgeflogener Stücke (rf^) von Goranica, 29. Juli. 48. Epinephde jurtina L. Ein 9 ebendaher. 49. Epinephele lycaon Rott. Ein cf aus der Umgegend Vunsajs vom 23. Juli. *50. Epinephele fithoniis L. Drei cT und ein 9 von Goranica vom 29. Juli und ein 9 von Pastrik, 31. Juli (Dörfler). 51. Coenonynipha arcania L. Zwei cf aus der Umgegend von Wm.saj vom 10. Juli. 52. Coenonympha pauipJiiliis L. Zahlreiche Stücke von Hani Hotit, 8. Mai, aus der Umgebung Vermosas, 7. bis 13. Juni, und von Goranica, 29. Juli; an letzterer Lokalität vorwiegend ab. uiarginata Rühl. 53. Coenonynipha tiphon Rott. var. occupata Rbl. Mehr als 30 Stücke ( am Erenik, zirka eine Stunde westlich von Djakova. Während ich daselbst beschäftigt war die bisher ge- machten Aufsammlungen zu sichten, ordnen, zu verpacken 1140 A. Penther, und mich für die folgende Zeit, die den Bergen um Prizren und dem Korabgebiet gewidmet sein sollte, vorbereitete, dabei aber auch in nächster Umgebung des Lagers sammelte, er- reichten uns nacheinander die Nachrichten vom Ultimatum Österreichs an Serbien, von der Mobilisierung und von der Kriegserklärung. Infolgedessen mußte die Kommission ihre Grenzregulierungsarbeiten einstellen, sie löste sich auf, indem der französische und der russische Delegierte eiligst das Lager verließen, um in ihre Stationen zurückzukehren und beide Detachements ^erhielten den Befehl, unverzüglich nach Skutari zurückzukehren. So entfiel höchst bedauerlicher Weise auch für mich die Möglichkeit einer Fortsetzung meiner Tätigkeit zu einem Zeitpunkt, als ich eben auf die reichste Ausbeute hoffen konnte. Am 30. Juli strebten \\'ir daher zunächst in östlicher, dann mehr südlicher Richtung der albanischen Grenze zu, die wir bei der Cafa Prusit (zirka 750 in) überschritten und schlugen nach fünfstündigem Marsche das Lager bei Kjar (Car) (zirka 450 111). Da für den 1. August ein Rasttag angesetzt war, den wir bereits am Ufer des Drin zu \-erbringen gedachten, unter- nahm Herr Dörfler am 31. Juli noch einen Ausflug auf den nahen, isoliert stehenden, zirka 2000 in hohen Baistriku mit der Absicht, am Abend des nächstfolgenden Tages wieder zum. Lager zu stoßen; ich zog jedoch mit dem Detachement am 31. Juli in 3Y2 Stunden zum Hani Spasit (zirka 260///) am Drin. Um den Umweg über die nächste Brücke, der uns einen ganzen Tag gekostet hätte, zu ersparen, wurde die schlechte Furt an Ort und Stelle mit vieler Mühe, zeitweise unter strömenden Regengüssen, bezwungen. Erst nach elf Stunden ununterbrochener Arbeit war dies bewältigt und auch Herrn Dorf 1er 's Gepäck, das er mir anvertraut hatte, am linken Ufer des Flusses in Sicherheit. Entgegen dem tagsvorher ausgegebenen Befehl entfiel aber am 1. August der Rasttag; es wurde im Gegenteil ein immer eiligeres Tempo für den Rückmarsch angeschlagen. Ich ließ Herrn Dörfler's Gepäck unter Bewachung zurück und zog selbst nach zwei Stunden dem vorausgegangenen Forschungsreise im albanisch-montenegrinischen Grenzgebiet. 1141 Detachement nach, das ich nach fast fünfstündigem scharfem Marsche oberhalb Fleti (zirka 600 in) erreichte. In später Nacht traf auch Herr Dörfler ein. Am 2. August marschierten wir über die Cafa Malit (zirka 1000 m), Hani Arsit (zirka 550 //;) und über Hani Raps (zirka 950 m) in zehn Stunden nach Puka (zirka 750 m), wo wir die Nachricht von der allgemeinen Mobilisierung er- hielten und am 3. August auf elendem Wege über Han Darsa in acht Stunden nach Gömsice (zirka 60 in), wo uns die Nachricht von der Kriegserklärung Deutschlands an Frankreich und Rußland erreichte. Am 4. August sollten wir unter klingendem Spiel in Skutari einziehen, doch brachte ein Depeschenreiter früh morgens den Befehl, ohne Berührung von Skutari nach S. Giovanni di Medua zu ziehen. Während nun das italieni- sche Detachement den Weg nach Skutari einschlug, bogen wir in südwestlicher Richtung ab und erreichten nach fünf- stündigem Marsche in brennendster Sonnenglut um die Mittagszeit Barbalusi an der schönen neuen Hauptstraße, die von S. Giovanni di Medua nach Skutari führt. Daselbst wurde bis 8 Uhr abends gerastet und nach weiteren sieben Stunden Marsch bei hellem Vollmondschein kamen wir über Alessio am 5. August früh in S. Giovanni di Medua an. Am selben Tage trafen daselbst auch das österreichische und das deutsche Detachement aus Skutari ein und bis abends 10 Uhr waren alle auf dem Dampfer »Sophie Hohenberg« der Austro- Americana eingeschifft. Am 6. August brachte uns der Dampfer unter dem Schutze der »Zenta« und dreier Torpedoboote nach Castel- nuovo. Noch am selben Abend verließ ich an Bord S. M. Bergungsschiff »Herkules« die Bocche di Cattaro und stieg nach 23 stündiger ununterbrochener Fahrt am 7. August in Pola ans Land. Nach weiteren sechs Stunden war unser Gepäck zum Bahnhof gebracht und am Morgen des 8. August verließ ich Pola. Nach einer Fahrt von 48 Stunden kam ich am 10. August wohlbehalten in Wien an, froh ■ — abgesehen vom Verlust einiger persönlicher Effekten und Ausrüstungs- gegenstände — wenigstens alle Sammlungen mit Ausnahme 1 142 A. Penther, der bei Skutaii gemachten Ausbeute glücklich nach Hause ge- bracht zu haben. Einerseits war ich durch den Anschluß an das Detache- ment in meiner Bewegungsfreiheit sehr gehemmt und ge- zwungen, die gleiche Marschroute einzuhalten und konnte auch nicht alle wünschenswerten Sammelmethoden — z. B. Licht- und Köderfang — anwenden, andererseits jedoch ge- währte mir dieser Anschluß infolge der verhältnismäßig großen militärischen Bedeckung Schutz und persönliche Sicherheit zum mindesten in der Nähe des Lagers. Nur auf einem meiner zahlreichen Ausflüge wurde ich von Eingeborenen angehalten; doch verlief diese Begegnung dank meiner allerdings geringen Kenntnisse der albanischen Sprache für mich ganz harmlos. Mein Reisegefährte Herr Dörfler, der kein Wort albanisch sprach, wurde dreimal — das erstemal bereits bei Hani Hotit in einer Entfernung von nur etwa 40 Minuten vom Lager — angehalten und beinahe ausgeraubt, ein Beweis dafür, daß die Bereisung dieser Länderstriche für einen einzelnen nicht ohne Gefahr ist. An dieser Stelle drängt es mich, allen jenen x\mtern und Persönlichkeiten, die mir in uneigennützigster Weise ihre Hilfe in Rat und Tat zuteil werden ließen, darunter ins- besondere unserem Konsulat in Skutari und dem Komman- danten S. M. Bergungsschiff >^ Herkules« Korvettenkapitän Adolf Lenoch, meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. IL Summarische Übersicht der zoologischen Aufsammlungen. Das bereiste Gebiet hat durchwegs gebirgigen Charakter und weist nur sehr wenig Kulturland auf Es wechseln schöner Wald mit üppigen Matten und sterilen Felsgebieten in buntester Reihenfolge. Die Bewohner betreiben fast aus- schließlich Viehzucht (hauptsächlich Schafzucht) und auch dies wegen des rauhen Gebirgsklimas nur während der Sommermonate. Jagdbares Wild gibt es nicht — auf der ganzen Reise sah ich nur ein einziges Mal einen Hasen — und von Quadrupeden kamen mir nur Fuchs und kleinere Säugetiere (Fledermaus, Maulwurf, Haselmaus, Feldmaus) zu Gesicht, Forschungsreise im albanisch-montenegrinischen Grenzgebiet. 1143 doch sollen nach Angabe der Eingeborenen auch WöUe ziemlich häufig und vereinzelt sogar Bären zu finden sein. Reicher ist, zumal in den Tälern, die Vogelfauna, wenn- gleich auch fast gar kein Federwild — nur am Plavsko Blato wurden Wildenten beobachtet — zu sehen ist; erlegten doch die Italiener, welche eigene Vogelflinten mitführten, im Vermosa- tal allein schätzungsweise 300 Sing- und andere kleinere Vögel für ihre Tafel. Verhältnismäßig reich sind die niederen Klassen der Vertebraten vertreten. Am reichsten sind die Mollusken- und die Gliedertierfauna, erstere allerdings nicht so sehr an Zahl der Arten, als der Individuen. Nichtsdestoweniger begannen die Aufsammlungen der Gliedertiere, auf welche ich mein Hauptaugenmerk zu richten hatte, erst von etwa Mitte Juni an ein zufriedenstellen- des Resultat zu ergeben, da bis dahin fast nur Myriopoden in größerer Anzahl erbeutet wurden, während fast alle Insekten- gruppen und Arachniden nur erst in ihren Jugendstadien an- zutreffen waren, deren Aufzucht infolge des allzu häufigen Wechsels des Lagerplatzes geradezu unmöglich gemacht war. Da fast ausschließlich nur bei gutem Wetter marschiert wurde, gingen alle diese schönen Tage für meine Sammel- tätigkeit ganz verloren, denn während des Marsches konnte ich mich damit nicht aufhalten und nach Einrichtung im neuen Lager und Abfütterung forderte der Körper zunächst eine wenn auch kurze Rast, nach welcher die Tageszeit schon viel zu weit vorgeschritten war, um noch eine Sammel- exkursion zu unternehmen. Dies bestärkt mich in meinen bisher gemachten Erfahrungen, daß nur ein längeres Verweilen auf wenigen, gut gewählten Plätzen, von denen aus dann Tages- exkursionen unternommen werden können, der einzig richtige Weg zur Erlangung einer möglichst reichen zoologischen Ausbeute einer Gegend ist, zumal in den weitaus meisten Fällen zunächst eine Spanne Zeit von drei bis vier Tagen zur Orientierung erforderlich ist. Gleichwohl konnte ich unter den gegebenen Verhältnissen am Schlüsse der Reise mit großer Befriedigung auf die Er- gebnisse meiner Sammeltätigkeit blicken. 1 144 A. Penther, \^on Vertebraten, auf deren Jagd und F^ang ich von An- fang an weniger Gewicht legte und daher auch auf iMitnahme der dafür notwendigen Geräte, wie Gewehr, Munition, Netze, Fallen etc. verzichten konnte, wurden dennoch gegen 80 Exemplare ausschließlich in Alkohol oder Formaldehyd konserviert, nur die Schildkröten und zwei von den Schlangen lebend mitgebracht. Die Ausbeute an Mollusken war wohl eine reiche, aller- dings nur was die Zahl betrifft, denn selbst die besuchten Kalkgebiete, die von allen sonst für Aufsammlungen gerade dieser Tierklasse am ergiebigsten sind, wiesen eine höchst auffallende Armut an Arten auf. Immerhin dürfte die Zahl der mitgebrachten Arten zirka 50 betragen. Größere schalen- tragende Arten wurden trocken, alles andere Material in Alkohol konserviert. Insekten: Von Schmetterlingen wurden hauptsächlich erst während der zweiten Hälfte der Reise zirka 600 in Düten gesammelt, Heteroceren und Kleinschmetterlinge wurden gleich allen anderen Ordnungen der Insekten, mit Ausnahme der Käfer, an Ort und Stelle gespießt. Von Lepidopteren überhaupt wurden zirka 1100 Exemplare gesammelt, w'ovon gegen 100 Arten für die Fauna des bereisten Gebietes neu sein dürften. Fast volle elf Insektenschachteln mit diesem gebrech- lichen Material, das über 2100 Exemplare zählt, wurden heil und unversehrt mitgebracht. Die gesammelten Käfer wurden auf bewährte Methode in Papprollen verpackt. Sie bilden mit über 4500 Exemplaren wohl das reichste Material der ganzen Aufsammlungen und enthalten manche sehr wertvolle und auch neue Art. Bezüglich der Arachnoideen ist, wie bereits oben erwähnt die Entdeckung einer echten Biithiis-Avt (B. gibbosiis Brülle var.?) für die geographische Verbreitung dieser Gattung in nördlicher Erstreckung wohl die bedeutsamste Tatsache, die von mir festgestellt werden konnte. Von anderen Skorpionen fanden sich nur noch zwei weit — auch im ganzen Süden unserer Monarchie — verbreitete Arten, stellenweise in größerer Anzahl. An echten Spinnen und Opilioniden, die zumeist erst im Herbst geschlechtsreif und erst dadurch für Untersuchung Forschungsreise im albanisch-montenegrinischen Grenzgebiet. 1145 und Bestimmung brauchbar werden, war die Ausbeute eine naturgemäß weniger reiche. Andere Ordnungen dieser Tier- klasse (Pseudoscorpiones und Acarinä) wurden gelegentlich der Fangmethode mit dem Siebe, die aber auch eine Menge kleiner Vertreter anderer Ordnungen der Gliedertiere und der Mollusken ergab, erbeutet. Die Zahl dieser, sowie der mittels des Planktonnetzes gefangenen Lebewesen (insbesondere Crustaceen) kann auch nicht annähernd geschätzt werden. Von noch niedereren Tieren wurden nur noch Anneliden gesammelt. Außerdem wurden einige Moosrasen zur Feststellung der Moosfauna und Schlammproben in trockenem Zustande mit- gebracht. Die Aufsammlungen befinden sich alle im k. k. Natur- historischen Hofmuseum. Sie wurden von mir bereits gesichtet und sortiert und an die betreffenden Abteilungen abgegeben, wo sie zum Teil erst präpariert, zum Teil aber schon be- arbeitet werden. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CXXIII. Bd., Abt. I. 80 1147 Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Juncaceen von Hans Haslinger. Aus dem Institut für systematische Botanik der Grazer Universität. (Mit 2 Tafeln, S Textfiguren und I Schema.") (Vorgelegt in der Sitzung am 9. Juli 1914.) Die vorliegende Arbeit verfolgt einen zweifachen Zweck; einerseits soll sie den anatomischen Bau der Juncaceen möglichst zusammenfassend darstellen, andrerseits feststellen, ob sich in der vergleichenden Anatomie Anhaltspunkte für die system.atische Stellung der einzelnen Gattungen unter- einander und der ganzen Familie zu den ihr verwandten Familien, nämlich den Liliaceen und Cj^peraceen, fänden. Untersucht wurden von mir folgende Arten :^ Patosia clandestiua (Phil.) Buchenau- Oxychloe and Ina Phil. Marsippospenniiui grandiflornin (L. f.) Hook. f. Rostkovia inagcUanica (Lam.) Hook. f. Prionimn serratuui (L. f.) Drege Ltizula pilosa (L.) Willd. » nemorosa (Po 11.) E. Mey. » Silva tica (Huds.) Gaud. 1 Die Nomenklatur der einheimischen Arten der Gattungen Liiznia und Jimcits ist nach K. Fritsch, Exkursionsflora von Österreich (2. Auflage), sonst nach Buchenau, wie er sie im »Pflanzenreich«, Heft 25, gegeben hat. 2 Nach Abschluß der Arbeit erhielt ich noch durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Skottsberg etwas Material von Distichia inuscoides Nees et Meyen, so daß nun sämtliche Gattungen vertreten sind (siehe Nach- trag, p. 1192). 1148 H. Haslinger, Lnzula nivea (L.) Lam. et DC. » campestris (L.) DC. » multißora (Ehrh.) Lej. Jnncns siihnlatns F'orsk. » biifoniiis L. » monanthos Jacq. » temds Willd. » glancus Ehrh. » effusiis L. » conglomeratus L. » avticulatns L. » capensis Thunb. Es sei mir an dieser Stelle gestattet, meinem hoch- verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Karl Fritsch, für die Förderung meiner Arbeit durch Beschaffung von Unter- suchungsmaterial und durch stets in liebenswürdigster Weise gegebene Ratschläge meinen aufrichtigsten Dank auszu- sprechen. Auch Herrn Privatdozenten Dr. Bruno Kubart fühle ich mich für das meiner Arbeit stets entgegengebrachte Interesse zum Danke verpflichtet. I. Anatomie des Laubblattes. Die Blätter der Juncaceen zeigen in ihrem Querschnitte betreffs der Gestalt große Mannigfaltigkeit. Der Querschnitt ist bandförmig bei der Gattung Lnzula^ bei Jnncns capensis und Prioninm scrratnui und entspricht also einem ausgesprochen flachen Blatte. Bei weniger breiten Blättern, wie z. B. bei Luznla mnltißora und campestris ist er schwach sichelförmig gebogen. Meist ist die Mitte durch ein größeres Gefäßbündel kenntlich. Die beiden Hälften er- weisen sich bei dieser Querschnittform und noch mehr bei der nächsten, der halbmondförmigen, wie z. B. bei Jnncns tennis, dadurch als unsymmetrisch, daß ein Schenkel etwas länger ist als der andere. Der Querschnitt der Blätter von Jnncns tennis, bnfonins und monanthos ist halbmondförmig; seine Breite ist im Verhältnis Vegetationsorgane der Juncaceen. 1149 zur Höhe geringer als bei den vorhergehenden Formen. Jedoch sind diese Blätter in ihrem Baue von denen der ausgesprochen flachen Formen nicht sehr verschieden und man kann beide Formen zusammen als flach bezeichnen. Die Blätter von Oxycliloe andiiia, Rostkovia rnagellanica und Patosia cJandcstiiia (Fig. 2, Ah, 5) zeigen in ihrem Quer- schnitt eine schwach rinnige Gestalt. Bei Oxycliloe und Rost- kovia sind beide Schenkel ziemlich symmetrisch; der Blatt- querschnitt von Patosia ist asymmetrisch, indem der Blattrand auf der einen Seite vielzellig ist, während er auf der anderen nur wenige Zellen aufweist. Alle diese Formen zeigen gegen die Blattspitze zu meist einen mehr oder weniger elliptischen Querschnitt und werden gegen die Basis zu flacher. Alle die besprochenen Blätter, mit Ausnahme des von Priofiiiun serratum, haben dorsiventralen Bau. Das Blatt von Prioniiun dagegen ist vollkommen isolateral gebaut. Die höchste Stufe der Entwicklung und Anpassung zeigen die Juncaceen mit zylindrischen Blättern. Plierher zählen von den untersuchten Arten Jnnctis glaiiciis, effnsiis, conglome- ratus, articulatiis, snbulatns und Marsippospermtim graiidi- ßoruiii. Während bei letzterer Art (Fig. 6) der bilaterale Bau des Blattes keinerlei Zweifel über seine Blattnatur aufkommen läßt, sind die Blätter der übrigen Arten nach allen Richtungen gleich radiär gebaut. Die Blätter der ersten drei Arten unter- scheiden sich in ihrem anatomischen Baue von dem des Stengels überhaupt nur sehr wenig. Epidermis. Die Epidermis der Laubblätter der Juncaceen ist stets einschichtig. Ihre Zellen sind bei allen Gattungen, die ich untersuchte, mit Ausnahme von Prioniiun in der Längsrichtung des Blattes gestreckt. Bei den zylindrischen Formen der Blätter ist die Epi- dermis gewöhnlich nach allen Richtungen gleichmäßig aus- gebildet; bei den flachen Blättern ist die Epidermis der Ober- seite anders gestaltet als die der Unterseite. Eine Ausnahme hiervon bildet Prioiiinm serratnni, dessen Blattepidermen auf beiden Seiten gleichgestaltet sind. i 150 H. Haslinger, Die Epidermis der Oberseite der flachen Blätter wird von hohen, im Querschnitte mehr oder weniger quadratischen Zellen gebildet, deren Außenwände etwas vorgewölbt, verdickt und mit einer Cuticula versehen sind. Die übrigen Wände sind dünn und von Tüpfeln durchsetzt. In der Flächenansicht zeigen diese Zellen rechteckige Gestalt und sind in der Längs- richtung des Blattes gestreckt. Sie sind gewöhnlich zwei- oder dreimal länger als breit. Die Radialwände zeigen feine Wellungen. Im allgemeinen stehen die Querwände am Längsschnitte des Blattes senkrecht zur Oberfläche. Eine Ausnahme machen dieselben bei Jmiciis monanthos. An einem Querschnitte durch das Blatt dieser Pflanze zeigen die Zellen der oberen Epidermis papillöse Vorwölbungen (Taf. II, Fig. 2) und Poren in der Außenwand. In der Flächenansicht zeigen sich die Querwände verschwommen. Diese Erscheinung findet am Längsschnitte darin ihre Erklärung, daß die Querwände zur Oberfläche nicht senkrecht stehen, sondern schief verlaufen und nach ein und derselben Richtung geneigt sind (Taf. II, Fig. 3).^ Blau (1. c.) zieht zur Erklärung dieser Eigentüm- lichkeit die Möglichkeit eines lang andauernden Wachstums dieser Querwände in Betracht und erblickt eine eventuelle physiologische Bedeutung dieser Erscheinung darin, daß dadurch etwa bei starker Verdunstung ein beschränktes Zu- sammenschrumpfen der Epidermiszellen gestattet werde. Die Zellen der oberen Blattepidermis der flachblätterigen Formen führen einen wässerigen Inhalt und dürften nebenbei als Wasserreservoir dienen. Douval-Jouve- und Tschirch' beobachteten solche Zellen zuerst bei Cyperaceen und Gra- mineen; ersterer nannte sie wegen ihrer blasenförmigen Ge- stalt »Cellules bulbiformes«, letzterer bezeichnete sie als Gelenkszellen, da er beobachtete, daß diese Zellen bei manchen Gräsern zum Einrollen der Blattlamina dienen. Ich glaube kaum, daß sie bei den Juncaceen dieselbe Aufgabe haben. 1 Siehe auch Blau, 1. c, der dieselbe Erscheinung auch an Jnncns trifidus, capitahis und Tenageja konstatierte. - Blau, 1. c. Vegetationsorgane der Juncaceen. 1151 Das Einrollen der Blätter bei den Gräsern bezweckt eine Herabsetzung der Transpiration. Die Spaltöffnungen liegen bei dieser Familie zwischen diesen Gelenkszellen und kommen also bei einer Einrollung der Blattlamina in eine geschützte Lage, während bei den Juncaceen die Spaltöffnungen sich gewöhnlich auf der Unterseite der Blätter befinden und bei einem gleichartigen Einrollen der Lamina höchstens eine un- günstigere Lage einnehmen würden.^ Bei den rinnigen Blättern von Rostkouia, Patosia und Oxychloe haben die Zellen der oberen Epidermis nicht mehr die typische Gestalt der Cellules bulbiformes oder sie zeigen diese erst gegen die Basis des Blattes zu, wie z. B. bei Oxychloe. Im allgemeinen aber sind bei diesen Gattungen die Epidermiszellen der Blattoberseite niedriger und ihre Wände sind stärker verdickt. Die Zellen der oberen Blattepidermis werden bei den flachen und rinnigen Blättern gegen den Blattrand zu allmäh- lich niedriger. Die Epidermis der Blattunterseite der flachen und rinnigen Blattformen wird von Zellen gebildet, deren Streckung in der Längsrichtung des Blattes gewöhnlich eine viel gröf^ere ist als bei den Zellen der Blattoberseite. Ein- bis zweimal so lang als breit sind die Zellen bei Rostkouia luagellanica, vier- bis achtmal bei Patosia clandestina, den meisten Luzula- und flachblätterigen Jitncus -Arten. Zwölfmal so lange als breite Zellen fand ich bei Luzttla campestris. Im Querschnitte stimmen die Zellen der Blattunterseite der Luznla- und Jitnais- Arten mit den Epidermiszellen des Stammes überein, und ich werde daher eventuell vorkommende Abweichungen dort be- sprechen. Bei Rostkouia magellanica, Patosia clandestina und Oxychloe anditia sind die Lumina der Zellen der Blattunter- seite sehr schmal. Ihre Gestalt ist die einer sehr flachen Linse. Die Außenwände dieser Zellen sind sehr stark verdickt, so daß das Lumen der Zelle höchstens ein Drittel der ganzen Höhe der Epidermis ausmacht. Die Innenwände sind ebenfalls ziemlich mächtig. 1 Siehe darüber auch Eng 1er, 1. c, p. 20. 1152 H. Haslinger, Einen von den bisher besprochenen Formen abweichenden Bau zeigt die Epidermis der Blattunterseite von Junciis capensis. Die Zellen dieser Epidermis sind im \'ergleiche zu denen anderer Blätter größer, untereinander jedoch nicht gleichgroß. Sie gleichen in ihrer Gestalt den Epidermiszellen der Blattoberseite, die bei dieser Art besonders hoch sind, sind aber niederer als diese. Im Querschnitte zeigt uns die Epidermis der Blattunterseite von Juncns capensis einige Streifen, die aus größeren Zellen bestehen. Dazwischen liegen Zellen von geringerer Höhe, die gegen die hohen Zellen zu Schematischer Querschnitt durch ein Blatt von Juncns capensis. Erklärung siehe im Texte. Die Kreise stellen die Gefäßbündel dar. allmählich größer werden. Ich konnte vier Streifen hoher Zellen beobachten. Durch diese Anordnung der Zellen entstehen auf der Blattunterseite flache, längs des Blattes verlaufende Rinnen. In diesen Rinnen liegen die Spaltöffnungen (Fig. 1). Bei Prioninm serrattim sind, wie schon früher erwähnt wurde, beide Blattepidermen gleichgestaltet. Die Epidermis- zellen sind bei dieser Art im Querschnitte niedrig, platten- förmig, von rechteckiger Gestalt. In der Flächenansicht sind sie nicht wie bei den anderen Juncaceen in der Längsrichtung des Blattes gestreckt, sondern zeigen eine quadratische Gestalt. Die Außenwände dieser Zellen sind stark verdickt und mit einer ziemlich mächtigen Cuticula versehen. Auch die Innen- wände sind etwas verdickt.^ 1 Siehe auch Buchenau, III, 1. c. Vegetationsorgane der Juncaceen. 1 1 53 Der Übergang von der unteren Blattepidermis zur oberen ist bei den flachen und rinnigen Blättern verschieden. Bei den meisten Luznla -Arten ist am Querschnitt eine mehr- zellige Kante vorhanden, z. B. Lnznla silvatica (Taf. I, Fig. 1). Bei Litznhl campestris ist diese Kante sehr niedrig, indem sie nur aus zwei bis drei Zellen gebildet wird (Taf. I, Flg. 2). Bei Jnncns capeiisis laufen obere und untere Epidermis in einen zweischichtigen Flügel aus, der an seiner Kante von einer Epidermiszelle abgeschlossen wird (Taf. I, Fig. 3). Die Blätter von Jnncns tennis, monanthos, bufonnis, Rostkovia, Patosia und OxycMoe zeigen keine scharfe Rand- bildung. Der Übergang von der unteren zur oberen Epidermis ist allmählich. Die Epidermiszellen des Blattrandes sind gewöhnlich niedriger als die der Blattunterseite und ihre Wandungen gewöhnlich stärker verdickt. Die Epidermis der zylindrischen Formen der Blätter ist begreiflicherweise nach allen Richtungen hin gleich aus- gebildet. Nur bei Marsippospernmm grandißornm ist ein Rest von der ehemals wahrscheinlich ebenfalls flachen Form des Blattes übrig geblieben. An einer engbegrenzten Stelle an diesen im Querschnitte kreisförmigen oder elliptischen Blättern treten nämlich größere Zellen auf, die jenen der Oberseite der flachblätterigen Formen ähnlich sind. Nur erreichen diese Zellen nicht die Höhe wie jene und ihre Wandungen sind bedeutend stärker. Mit Rücksicht auf das Auftreten dieser Zellen kann das Blatt als bilateral bezeichnet werden (Taf. II, Fig. 5). Die Lumina der übrigen Zellen der Blattepidermis von Marsippospermum grandißornm haben einen rundlichen Querschnitt. Die Außenwände der Zellen sind sehr stark ver- dickt, so daß das Lumen oft kaum ein Drittel der Epidermishöhe einnimmt. Gegen außen schließt die Wand mit einer Cuticula ab, die ziemlich mächtig ist, aber nicht an allen Stellen die gleiche Stärke aufweist. Zwischen je zwei Zellen nämlich zeigt sie am Querschnitte einen Einsprung, so daß also längs des Blattes über den in Längsreihen angeordneten Epidermis- zellen Cuticulastreifen laufen. Die Innenwände sind bei diesen Epidermiszellen sehr stark verdickt. In der Flächenansicht 1 154 H. Haslinger, sind die Zellen sehr schmal und vier- bis sechsmal länger als breit. Wellungen der Wände treten nicht auf. Die Epidermiszellen der zylindrischen Blätter von Jiinais gJaiicus, efftisiis, conglomeratus, subtilatiis und articiilatus sind im Querschnitte oval bis quadratisch. Ihre Außenwände sind stark verdickt und mit einer Cuticula versehen. Besonders kräftige Außenwände weisen die Epidermiszellen von Jnucus siihnlatus auf, bei denen das Lumen der Zellen nur die Hälfte der ganzen Höhe der Epidermis einnimmt. Die Innenwände sind bei allen Arten mäßig verdickt. In der Flächenansicht zeigen sich die Zellen drei- bis viermal länger als breit. Die Radial wände sind nur bei Jtmcns snhiilatits nicht gewellt. Im allgemeinen sind die Zellen einer Epidermis gleich- groß. Eine Ausnahme wurde bereits erwähnt, nämlich die untere Blattepidermis von Jnnciis capensis. Doch treten auch andere Fälle auf, wo eine Abweichung vorhanden ist. Wo nämlich die Bastbelege von Gefäßbündeln oder subepidermale Rippen bis an die Epidermis heranreichen, sind die Epidermis- zellen an dieser Stelle gewöhnlich niedriger, wie dies z. B. an der oberen Blattepidermis von Ltiziila nemorosa u. a. zu sehen ist. Bei Jtincus glaiicus sind sie in diesem Falle wenigstens durch den Großteil des Blattes höher. Es erübrigt jetzt noch, eine Erscheinung zu besprechen, die ich schon öfters anführte, nämlich die Wellung der Radial- wände.^ Durch diese Wellungen treten nämlich manchmal in den Außenwänden der Epidermiszellen grubenförmige \'er- tiefungen auf, die in der Flächenansicht besonders deutlich hervortreten und von Ambro nn als Poren bezeichnet wurden. Mit den Tüpfeln, die dem osmotischen Stoffverkehr dienen, haben diese Poren nichts zu tun. Diese Wellungen der radialen Längswände erstrecken sich nicht über die ganze Höhe der Wände, sondern sind nur auf den äußeren (der Luft zu- gekehrten) Teil beschränkt. Sie wirken wie Verzahnungen und kommen dadurch zustande, daß die äußeren Partien der Wände ein stärkeres Flächenwachstum haben als die dem Inneren der Pflanze zugekehrten. Die radialen Wände 1 Ambronn, 1. c; Blau, 1. c. Vegetationsorgane der Juncaceen. 11 OD bekommen infolge dessen eine eigentümliche Gestalt; die innere Hälfte stellt eine gerade Linie dar, die äußere dagegen eine wellig sich hinschlängelnde. Durch Eintreten von ein- seitigem Dickenwachstum an den Wellenbergen entstehen nun Hohlräume, die aus optischen Gründen wie schief von innen nach außen gerichtete Tüpfel aussehen. Infolge ihrer Ent- wicklung liegen sie links und rechts alternierend an der Mittellamelle. Ambron n (1. c), der diese Erscheinung unter- suchte, hat zuerst auf die Verschiedenheit zwischen diesen Poren und den echten Tüpfeln aufmerksam gemacht Haare. Anhangsgebilde der Epidermis spielen bei den Juncaceen eine geringe Rolle. Nur an den Blättern aller Liizula -Arten finden sich Haargebilde. Bei der Gattung Juncus und den übrigen Gattungen sind derlei Gebilde nicht vor- handen. Die oben genannten Haare finden sich an den Blatt- rändern der Ltiziila -Avten. Nicht überall treten sie in gleicher Menge auf. Beim Übergang des Blattes in die Blattscheide stehen sie am dichtesten. Es sind fadenförmige oder richtiger schmal bänderige, einschichtige, nicht selten mehr als 1 cm lange Gebilde, deren Ebene mit der der Blattfläche zusammen- fällt. Sie sind am Grunde meist drei-, seltener vier- oder mehrzellig, weiter aufwärts zweizeilig und laufen an der Spitze in eine sehr lange, zugespitzte Zelle aus. Die einzelnen Zellen sind der Länge nach gestreckt, und zwar sind die an der Basis kürzer als die gegen die Spitze zu. Im entwickelten Zustande sind die Zellen dieser Haare nach Buchenau (I, 1. c.) mit farblosem, wässerigen Inhalte versehen, in dem sich nur spärliche Körner finden; späterhin schwindet auch dieser wässerige Inhalt aus den einzelnen Zellen und diese sind dann mit Luft gefüllt, wodurch die Haare eine weißliche Farbe annehmen. Diese Haare sind um ihre Achse gedreht, und zwar wie Wichura (Buchenau, I, 1. c.) angibt, stets nach rechts. Sie nehmen ihren Ursprung stets aus der Epi- dermis des Blattrandes. Da der Blattrand in tangentialer Rich- tung aus mehreren Längsreihen von Zellen gebildet wird, so können auch an dichter behaarten Stellen zwei oder meh'- Haare in gleicher Höhe entspringen. ^ 1 Buchenau, I, 1. c. 1 156 H. Haslinger, Über die biologische Bedeutung dieser Haare ist man sich noch nicht im klaren. Vielleicht dienen sie zur Abhaltung kriechender Insekten,^ vielleicht zur \'erhütung der Benetzung der Blattunterseite. - Assimilaiionssystem. Das Assimilationssystem der Blätter der Juncaceen liegt gewöhnlich unmittelbar unter der Epi- dermis. Bei Prionmin serraHun und Rostkovia magellaiiica ist dies nicht der Fall. Bei Prionium serratimt liegt das Assimilationsgewebe in eigenen Röhren, worauf ich später noch zu sprechen kommen werde, bei Rostkovia wird es von der Epidermis durch einen Bastmantel getrennt. Das Assimilationsgewebe der flachen Blätter und des rinnigen Blattes von Rostkovia erstreckt sich ziemlich gleich- mäßig über den ganzen Blattquerschnitt. Einen Unterschied an Chlorophyllgehalt auf Oberseite und Unterseite konnte ich nicht feststellen. Die Zellen sind gewöhnlich isodiametrisch und dünnwandig. Höchstens zeigen sie unmittelbar unter der Oberseite eine geringe Streckung senkrecht zur Blattober- fläche. Die Zellen stoßen nicht lückenlos aneinander, sondern bilden zahlreiche Intercellularen, die besonders gut im mitt- leren Teile des Blattquerschnittes entwickelt sind. In den Blättern von Patosia dandestina (Fig. 2) und Oxvcliloe andina (Fig. 4) ist das Assimilationsgewebe auf die Peripherie des Blattes beschränkt. Dort bildet es vier bis fünf Zellschichten. Die Zellen sind bei diesen beiden Gattungen dünnwandig, senkrecht zur Oberfläche des Blattes etwas ge- streckt und liegen beinahe lückenlos aneinander. Bei Patosia dandestina (Fig. 2) nehmen sie nicht die ganze Peripherie des Blattes ein, sondern nur die Unterseite und links und rechts ein Stück der Oberseite. Es erübrigt jetzt noch, das Assimilationsgevvebe von Prionium serratnui zu besprechen. Da jedoch dasselbe ohne Kenntnis des ganzen Blattbaues nicht zu verstehen ist, so werde ich diesen an dieser Stelle nach Buchenau be- schreiben. 1 Buchenau, I, 1. c. 2 Abbildungen dieser Haare siehe Engler, 1. c. p. 19. VcKetationsorcrane der Juncaceen. 1 15( Das Blatt von Priouinm scrratiun ist isolateral gebaut. Es ist der einzige Fall eines isolateralen Blattes unter den von mir untersuchten Juncaceen. Die Epidermis wurde schon früher besprochen, hinerhalb der Epidermis findet sich ein farbloses, parenchymatisches, von großen Zellen gebildetes Grundgevvebe^ (Fig. 3). Dieses Grundgewebe wird der Blatt- länge nach in regelmäßigem Abstände von Rührenpaaren durchzogen. Zwischen je zwei Röhrenpaaren liegt ein Gefäß- bündel. Über das Grundparenchym sind Bastbündel, aus zwei bis zehn Bastzellen bestehend, zerstreut. Jede der genannten Fig. 2. Schematischer Querschnitt durch das Blatt von Patosia dandestina. Einfach schraffiert = Assimilationsgewebe, doppelt schraffiert = ein dem Mark des Stengels entsprechendes Gewebe, dunkel gehalten = mechanisches Gewebe, o = Mestorastränge. Röhren beginnt zwei bis drei Zellreihen unter der Epidermis und reicht ungefähr bis zur Mitte. Sie haben im Querschnitte die Gestalt einer Ellipse, deren Längsachse in der Ouer- richtung des Blattes verläuft. Die einander entsprechenden Röhren eines Paares lassen zwischen sich drei bis vier Zell- lagen frei. In diesen Röhren nun ist das Assimilationsgewebe des Blattes ausgebildet. Dasselbe besteht aus am Querschnitte polygonalen Zellen. Eine Erklärung dieser Tatsachen glaube ich in den Standortsverhältnissen dieser Pflanze gefunden zu haben. Wie Buchen au (III, 1. c.) berichtet, kommt diese Pflanze längs 1 Eine detaillierte Abbildung siehe Buchen au, III, 1. c. Fig. 3 gibt nur ein schematisches Bild. 1158 II. Haslinger, der Bäche und Flüsse des Kaplandes vor. Wenn in den trockenen Jahreszeiten nun diese Gewässer austrocknen, so besitzen die Blätter dieser Pflanze in dem farblosen Parenchj-m ein Wasserreservoir. Durch die Lagerung des Assimilations- gewebes in den Röhren dürfte außerdem ein Schutz gegen zu starke Insolation erreicht werden. Bei den zylindrischen Blättern ist das Assimilations- gewebe auf die Peripherie des Blattquerschnittes beschränkt und ist gewöhnlich nach allen Richtungen gleichmäßig aus- gebildet. Bei Mavsippospemnim grandiflorimi bleibt diejenige Fig. 3. Schematischer Querschnitt durch das Blatt von Prionium serratnm. Einfach schraffiert = Grundgewebe, doppelt schraffiert = Assimilations- gewebe, dunkel gehalten = mechanische Gewebe, licht gehalten = Ge- fäßbihidel. Stelle, an der die Epidermiszellen höher sind und an die Zellen der oberen Blattepidermis bei den flachen Formen erinnern, frei von Assimilationszellen. Die Assimilationszellen der zylindrischen Blätter bilden meist zwei bis vier Reihen; sie sind dünnwandig und schließen in den oberen und mittleren Teilen des Blattes am Quer- schnitte lückenlos aneinander. An der Basis bilden sich oft infolge Zerstörung des Gewebes große Luftkanäle. Die Gestalt der Assimilationszellen ist meist nicht der ganzen Länge des Blattes enflang konstant. Gewöhnlich sind die Zellen, die der Spitze zunächst liegen, beträchtlich längsgestreckt, und zwar senkrecht zur Oberfläche des Blattes; je näher zur N'egetatioiisorgane der Juncaceen. 1159 Basis, desto mehr nimmt die palisadenförmige Gestalt ab, so daß die Zellen an der Basis des Blattes isodiametrisch werden. Mechanisches System, Die Elemente des mechanischen Systems sind in allen Blättern typische, prosemchymatisch zugespitzte, mit schief verlaufenden Tüpfeln versehene Bast- zellen, die verholzt sind. Diejenigen mechanischen Elemente, die für die Biegungs- festigkeit der flachen und rinnigen Blätter in Betracht kommen, treten gewöhnlich in Verbindung mit dem Mestom auf, das sie entweder ganz (bei den meisten größeren Gefäßbündeln) oder als Schutzhauben für Leptom und Hadrom nur an den beiden Polen umgeben. Bei manchen Blättern kommt es jedoch vor, daß diese Schutzschienen auf der der Epidermis näher gelegenen Seite besonders kräftig entwickelt sind und an die eine oder andere Epidermis sich anlegen. Eine Gruppierung nach diesen Tatsachen möchte ich bei den flachen und rinnigen Blättern der Juncaceen nicht vor- nehmen, da die Querschnitte in verschiedenen Höhen ver- schiedenes Verhalten zeigen und man bei verschiedenen Exemplaren derselben Art größere oder kleinere Unterschiede antrifft. Subepidermale Bastbündel, verbunden mitMestomsträngen, treten auf in den Blättern von Jtmctis teniüs, Oxychloe aiidiua und Patosia clandesiiua. Bei Jimcns temiis sind es gewöhn- lich deren drei, die sich an die Epidermis der Blattunterseite anlegen. Das mittlere von diesen ist das kräftigste. Patosia clandestina (Fig. 2) hat in ihrem Blatte nur ein subepider- males Bündel in der Mitte der Blattunterseite. Bei Oxychloe andina (Fig. 4) ist die Lage dieser subepidermalen Bastbündel am Querschnitte je nach der Höhe desselben verschieden. An der Basis treten gegen die Ränder des daselbst beinahe flachen Blattes je zwei Bündel auf. Gegen die Mitte zu geht dann eines dieser Bündel auf die Oberseite über, während in der Mitte der Unterseite ebenfalls ein Bündel auftritt. Gegen die Spitze, wo der Querschnitt mehr oder minder elliptisch wird, nehmen die subepidermalen Rippen auf der Unterseite des Blattes an Zahl zu. 1160 H. Haslinger, Fig. 4. .Schematische Querschnitte durch ein Blatt von Oxychloe anäina, a gegen die Spitze, b in der Mitte, c an der Basis des Blattes. Dunkel gehalten = mechanisches Gewebe, o == Mestomstränge, in a und h doppelt schraffiert ^ Mark, in c ist dasselbe bis auf wenige Reste geschwunden. Das Assimilationsgewebe liegt an der Peripherie des Blattes und ist in allen Figuren licht gehalten. Bei dem Blatte von Juncns hnfoniiis, für welches Blau (1. c.) ebenfalls eine mit Mestom verbundene subepidermale Rippe in der Mitte der Blattunterseite angibt, konnte ich trotz Vegetationsorgane der Jiincaccen. 1161 Untersuchung verschiedener Exemplare von gleichem und ver- schiedenem Standorte nie eine finden. Bei den flachblätterigen Formen der Gattung Lnznla ließ sich für den größeren Teil des Blattes folgendes feststellen: Ein größeres Gefäßbündel erreicht mit seinem Bastbelage beide Epidermen bei Luzula cauipestris, mehrere bei L. neuio- rosd, eines nur die Oberseite bei L. mnltißora, mehrere bei L. pilosa, silvatica, nivea. Bei Jiinctis bufonlus, inonantlios, capensis und Prionin ut scrratuni erreicht kein Bündel mit seinem Bastbelage irgend- eine Epidermis. Fig. 5. Schematischer Querschnitt durch das Blatt von Rostkovia niagcllanica. Dunkel gehalten = mechanisches Gewebe, einfach schraffiert = Assimi- lationsgewebe, doppelt schraffiert = Mestomstränge. Das Assimilations- gewebe wird von großen Luftkanälen durchzogen (licht gehaltenj. Teilweise isolierter, subepidermaler Bast kommt im rin- nigen Blatte von Rostkovia inagellanica (Fig. 5) vor. Hier breitet er sich über den größten Teil der Oberseite des Blattes aus, nimmt dessen Ränder ein und erstreckt sich auch über den größeren Abschnitt der Unterseite. Nur zwei sich ent- sprechende Stellen in der Mitte der Oberseite und eben zwei solche, etwas ausgedehntere auf der Unterseite sind frei von Bast. An den beiden letzteren Stellen liegen die Spaltöffnungen. Den Bast ersetzen hier teilweise stark verdickte Parenchym- zellen, die die Atemhöhlen auskleiden. Auf der Oberseite sind die beiden bastfreien Streifen von dünnwandigem Parenchym eingenommen. Das größere Gefäßbündel legt sich mit seinen Bastschienen an den Baststreifen der Blattunterseite an. Isolierte Bastbündel treten auf in den Blatträndern der meisten flachen und rinnigen Formen. Sie verhindern ein Einreißen des Blattrandes und fehlen bei Jniicus capensis, Sitzb. d. mathem.-naturw. KI.; CXXIII. Bd., Abt. I. 81 1162 H. Haslinger, monanthos, Fatosia clandestina und Oxychloe andina. Bei letzterer werden sie durch mit dem Gefäßbündel verbundene Bastrippen ersetzt. Bei den nach allen Richtungen gleichmäßig gebauten, stengelähnlichen Blättern ist auch das mechanische S3'stem dementsprechend gebaut. Es sind subepidermale Bastrippen vorhanden, die den peripherischen Gefäßbündeln in Zahl und Lage entsprechen Fig. 6. Schematischer Querschnitt durch das Blatt von Marsipposperinum grandi- florum. Einfach schraffiert = Assimilationsgewebe, doppelt schraffiert = parenchjnnatisches Gewebe, dunkel gehalten = mechanisches Gewebe. Im Zentrum befindet sich Markgewebe (näheres siehe im Texte). und häufig mit einzelnen derselben in Berührung stehen, wie bei Junais conglomeratus und effusns. Die subepidermalen Rippen sind nicht direkt mit den Gefäßbündeln verbunden, meist massiv und weniger zahlreich, stets mit den inneren und größten Gefäßbündeln in gleichen Radien liegend und mit denselben zu Trägern verbunden. Hierher gehört Jiiucns glauciis. Es ist hier zu erwähnen, daß diese subepidermalen Rippen nicht auf allen Querschnitten desselben Blattes gleich- stark sind. An der Basis sind sie gewöhnlich schwach ent- wickelt und können hier auch fehlen. Gegen die Spitze zu können sie kräftiger werden. Vegctationsorganc der Juncaceen. 1163 Im Blatte von Jjincti.s articnlatns und subulatus sind keine subepidermalen Bastrippen entwickelt. Das mechanische System wird hier einzig und allein durch die Bastbelege der Gefäßbündel, die in einem Kreise liegen, dargestellt. Der äußere Bastbeleg ist stärker als der innere. Bei dem bilateralen zylindrischen Blatte von Marsippo- spennnin grandifloruui (Fig. 6) ist auch das mechanische System demgemäß angeordnet. In der Blattmediane liegt ein Gefäßbündel, dessen Bastbeleg sich an die Epidermis an- schließt. Diesem gegenüber befindet sich der letzte Rest der charakteristischen Oberhaut- zellen der flachen Blätter. Links und rechts von der Mediane liegt je ein Halb- kreis von Gefäßbündeln. Die beiden Gefäßbündel, die der ursprünglichen morphologi- schen Oberseite am nächsten sind, haben auf der der Mit- tellinie des Blattes zugewen- deten Seite einen kräftigen Bastbelag, der sich dem des Hadroms anschließt. Im übri- gen sind die der Außenseite zugekehrten Bastbelege kräftiger als die inneren. Es seien zwei Einrichtungen angefügt, die ebenfalls der Festigung der Organe, bei denen sie auftreten, dienen. Um bei Biegungen des Blattes von Prionimn serratiim den Querschnitt der Assimilationsröhren zu erhalten, treten in bestimmten Abständen Platten in diesen Röhren auf, die aus sclerenchymatisch verdickten Zellen bestehen (Fig. 7). In korrespondierenden Röhren treten diese Platten in gleicher Höhe auf. Die nämliche Funktion kommt auch den Diaphragmen der zylindrischen Blätter von Junctis glaticiis und articnlatns zu. Diese bestehen aus Gefäßbündelanastomosen und durch- ziehen in gewissen Abständen den Markraum dieser Blätter. Fig. 7. Schematischer Längsschnitt durch eine Assimilationsröhre von Prioninin scrrattnii. 1164 H. Haslinger, Leitungssystem. Die Gefäßbündel in den Blättern der Juncaceen sind coUateral gebaut. Das Xylem ist bei den flachen Blättern und dem rinnigen Blatte von Rostkovia uiagcllanica der Blattoberseite, bei den übrigen der Peripherie zugewendet. Die Gestalt der Gefäßbündel ist am Querschnitte rundlich oder elliptisch. Die Anordnung ihrer Elemente zeigt die Neigung zum symmetrischen Aufbau. Es bildet sowohl das ganze Leitbündel wie jeder seiner beiden Teile einen annähernd monosymmetrischen Körper, dessen Symmetrie- ebene Leptom und Hadrom in annähernd spiegelbildlich gleiche Hälften zerlegt. Der rechte und linke Rand des Hadroms wird gewöhn- lich von je einem größeren Treppengefäße eingenommen. Die übrigen Elemente des Hadroms werden von Ring- und Schraubengefäßen — seltener treten Gefäße mit netzförmigen Verdickungen auf — Tracheiden und Parenchym gebildet. Die Elemente des Hadroms sind verholzt. An dem vom Leptom abgevvandten Teile des Hadroms tritt bei den meisten Junca- ceen ein schizogener Luftgang auf, der besonders stark nach Blau (1. c.) bei den Arten ausgebildet ist, die auf feuchtem Boden oder im Walde leben. Bei Juncns siibnlatns und Prioniiun serratuni konnte ich keinen solchen Luftgang fest- stellen. Das Hadrom zeigt im übrigen die nach Haberlandt (1. c.) für die meisten Monokotylen charakteristische Gestalt eines V. Das Leptom setzt sich aus Siebröhren und Geleitzellen zusammen. Verdickte Elemente im Leptom, wie sie Haber- landt (1. c.) für manche andere Monokotylen angibt, konnte ich bei Prioniiun scrratiun konstatieren. Umgeben wird das Leitungsgewebe von einer schon von Schvvendener (l. c.) als bei allen Juncaceen vorkommend angeführten Schutzscheide. Wie Schwendener (1. c.) schon bemerkt, besteht diese aus längsgestreckten Zellen, deren Wandungen für gewöhnlich verdickt und gegen Säuren sehr widerstandsfähig sind. Sie dienen dazu, um den Flüssigkeits- verkehr innerhalb seiner Grenzen zu halten. Dazu sind sie, wie Schwendener (l. c.) durch Versuche festgestellt hat. für Flüssigkeiten schwer permeabel, was sich auch oft durch Vegetationsorganc der Juncaceen. 11 60 ihren Korkgehalt zu erkennen gibt, wie ich an Patosia claii- destina beobachten konnte. Von den die Gefäßbündel um- gebenden Bastzellen unterscheiden sich die Zellen der Schutz- scheide schon gewöhnlich durch ihre gelbliche bis bräunliche Färbung. Eine Verschiedenartigkeit im Baue der Schutzscheiden bei den einzelnen Arten ließ sich nicht feststellen. Außer von dieser Schutzscheide werden die Gefäßbündel gewöhnlich noch von Bast umgeben. Bei den größeren Gefäß- bündeln läuft dieser Bastbelag entweder rings um das ganze Bündel oder es bleibt an den beiden Seiten eine kleine Stelle • frei. Die kleineren Bündel entbehren entweder des Bastes ganz oder es treten am Leptom oder Hadrom, auch an beiden gleichzeitig, kleine Bastsicheln auf. Bei den rinnigen und zylindrischen Blättern ohne subepidermalen Bast ist gewöhn- lich die gegen die Peripherie gelegene Basthaube stärker, bei den beiden Blattformen mit subepidermalen Bastrippen ist die gegen das Zentrum zu gelegene die kräftigere. Bei den flachen Blättern halten sich beide so ziemlich das Gleichge\\'icht; eine Ausnahme macht Junais teimis, bnfoniiis, monanthos, bei denen der Bastbeleg auf der Unterseite stärker ist. Was die Anordnung der Gefäßbündel am Querschnitt anlangt, so bilden sie bei den flachen Blättern der Gattung Ltiziila, bei Junais capcnsis und Prionitun serratmn eine Reihe, bei Jwiciis teniiis, bufonius und monanthos einen schwach gekrümmten Kreisbogen. Was die Zahl der Bündel an einem Querschnitte betrifft, so ist diese natürlich nicht konstant, sondern wechselt mit der Höhe des Blattes. Bei den flachen Blättern der Gattung Lnznla, Juncns capcnsis und Prioniuni serratmn wechseln größere und kleinere Gefäßbündel ziemlich regelmäßig ab, so daß zwischen zwei große Bündel immer ein bis drei, selten vier kleinere zu liegen kommen, von denen gewöhnlich wieder eines, nämlich das mittlere, größer ist als die anderen. Das mittlere Bündel im ganzen Blattquerschnitt ist meist auch das größte. Bei Juncns bufonius und noch mehr bei J. tenuis sind die Gefäßbündel der Blattunterseite genähert, während sie bei J. monanthos noch ziemlich die Mitte des Blattquer- 1 166 PI. Haslinger, Schnittes einhalten. Bei allen drei Arten sind gewöhnlich wenige (meist drei) größere Gefäßbündel vorhanden, zwischen denen dann kleinere liegen. Den Blättern der letztgenannten Arten schließt sich das Blatt von Rostkovia inagellaiiica an, bei dem das mittlere, größere Gefäßbündel sich dem Baststreifen an der Blattunter- seite anschließt, während je ein oder zwei kleinere links und rechts die Blattmitte des Querschnittes einnehmen. In den Blättern von Patosia clandestina und Oxychloe andina sind alle Gefäßbündel der Peripherie des Blattes genähert, und zwar liegen nicht nur Gefäßbündel an der Blattunterseite, sondern wie in zylindrischen Blättern am ganzen Umfange des Blattes, was besonders in den oberen Teilen des Blattes der Fall ist. Bei den zylindrischen Blattformen sind die Gefäßbündel, dem Baue des Blattes entsprechend, in Kreisen angeordnet. Von dieser radiären Anordnung der Gefäßbündel macht nur, wie schon erwähnt wurde, Marsippospermimt grandißorimi eine Ausnahme, indem die Gefäßbündel dem ganzen Blatt- baue entsprechend ebenfalls bilateral-symmetrisch angeordnet sind. Es entspricht also immer ein Gefäßbündel des einen Halbkreises einem des anderen; ein Gefäßbündel gehört der Symmetrieebene an. Der Größenunterschied der Gefäßbündel dieses Blattes ist kein bedeutender. Bei Juiicus snhnlatiis und articulatiis ist nur ein Kreis von Gefäßbündeln vorhanden, in dem größere und kleinere Gefäßbündel abwechseln. Bei Juncus glaucus, cffusiis, conglomeratiis sind mehrere Ringe von Gefäßbündeln vorhanden, von denen die innersten stets die größten, die der Peripherie genäherten die kleinsten sind. Bezüglich der Lage der Gefäßbündel ist noch zu erwähnen, daß dieselben bei Jiincns glaucus, stihnlatus und Marsippospcrmum grandißormn stets in farbloses Parenchym •eingebettet sind, während bei Juncus effusus, conglouicraius und articulatus auch im Assimilationsgewebe Gefäßbündel vorkommen. Vegetationsorgane der Juncaceen. 1167 Mark. Das Zentrum der zylindrischen Blätter und der rinnigen Blätter von Oxychloe andina (Fig. 4) und Patosia clandestina (Fig. 2) wird von einem parenchymatischen Gewebe eingenommen, das dem Markgewebe des Stammes entspricht und im folgenden auch als Mark bezeichnet werden soll. In den zylindrischen Blättern wird das Mark von dem Assimilationsgewebe durch einige Schichten chlorophyllfreier Parenchymzellen von rundlicher Gestalt und verschiedener Größe getrennt. In diesen Schichten liegen teilweise, wie oben erwähnt wurde, die Gefäßbündel. Die Mitte der zylin- drischen Blätter wird vom Markgewebe eingenommen. Dieses besteht bei Marsippospernmm grmidißortmi und Jnncns articnlatiis aus rundlichen Parenchymzellen. Ob sich das Mark bei Marsippospermum grandißorum im ganzen Blatte erhält oder ob es teilweise oder ganz verschwindet, konnte ich, da mir nur getrocknetes Material vorlag, nicht fest- stellen. Bei Juncus articnlatus wird es später spinnwebig. Jmicns glancus, effnsiis, conglomeraUis und siihtilaUis zeigen das für einige Juncaceen so charakteristische stern- förmige Markgewebe, worauf ich bei der Anatomie des Stammes zu sprechen kommen werde. In den rinnigen Blättern schließt sich das Mark unmittel- bar an das Assimilationsgewebe an und besteht daselbst aus großen parenchymatischen Zellen, die teilweise zerstört werden, so daß dann das Mark von Luftkanälen durch- zogen wird, Durchlüftungssystem. Durch teilweise Zerstörung des parenchymatischen Gewebes bilden sich in den Blättern Hohl- räume, die der Durchlüftung des Blattes dienen. Diese Luftkanäle sind nicht durch das ganze Blatt gleich- mäßig ausgebildet. An der Basis sind sie meist zahlreich, gegen die Spitze zu verschwinden sie. In den Blättern der Gattung Luziüa sowie von Juncus bftfotmts, temUs, monanthos, capensis und Rostlwuia magel- lanica befindet sich zwischen je zwei Gefäßbündeln ein größerer Luftraum. Bei Oxychloe andina und Patosia clan- destina entstehen größere Luftkanäle an der Grenze des 1168 H. Haslinger, Markes, so daß die Grenzlinie des Markes in Bögen verläuft, die von einem Gefäßbündel zum benachbarten gehen. Auf den anderen Seiten grenzen diese Hohlräume an das Chlorophyllgevvebe und an Gefäßbündel. Bei den zylindrischen Blättern durchziehen solche Luft- kanäle das Chlorophyllparenchym an der Basis, das hier sehr zerklüftet ist. Weiters sind Hohlräume im Markgewebe vorhanden. Spaltöffnungen. Mit der x'\ußen\velt stehen diese Luft- räume durch die Spaltöffnungen in Verbindung. Die Spaltöffnungen der Juncaceen bestehen aus vier Zellen, den zwei Schließ- und den zwei Nebenzellen. In der Flächenansicht bilden diese vier Zellen nahezu ein Quadrat. Fast bei allen Gattungen liegen sie in gleicher Höhe mit der Oberfläche der Epidermis. Nur bei Jiincns stihtilatns liegen sie tiefer. Die Schließzellen der Spaltöffnungen sind in der Flächen- ansicht halbmondförmig. Am Querschnitte zeigen sie ent- weder quadratische oder eine etwas längliche Gestalt (Taf. I, Fig. 4, 5, 6, 7; Taf. II, Fig. 1). Das Lumen zeigt am Quer- schnitte mehr oder weniger die Gestalt eines Dreieckes. Die Rückenvvand ist dünn, desgleichen die Bauchwand an der Stelle, an der die beiden Zellen die Spalte bilden. Der Vorhof ist gewöhnlich klein und wird nach außen von zwei Cuti- cularleisten abgeschlossen. Die inneren Cuticularleisten sind bei manchen Arten nur schwach ausgebildet oder fehlen ganz, so bei Jiincns hufoiinis, monanthos, capcnsis, snhulatus und Rostliovia magellanica. Dadurch wird keine Opistialhöhle gebildet. Die Nebenzellen der Spaltöffnungen weichen in der Höhe von den Epidermiszellen meist nicht ab. Bei Jtiuais caperisis und hnfonhis sind sie jedoch bedeutend niederer. Die Innen- wände sind gewöhnlich dünn und wölben sich bauchartig mehr oder weniger unter die bedeutend niedrigeren Schließ- zellen vor, wodurch das innere Hautgelenk gebildet wird. Das äußere Hautgelenk wird von der Außenwand der Neben- zellen gebildet, und zwar kann diese an ihrer ganzen Aus- Vegetationsorgane der Juncaceen. 1 169 dehnung dünn sein oder sie ist verdickt und ist nur an einer Stelle dünn, wodurch ein schmales Hautgelenk entsteht. Mit Rücksicht auf diese Tatsachen kann man vier Typen von Spaltöffnungen aufstellen.^ I. Die Nebenzellen haben schmale äußere Hautgelenke, innere und äußere Cuticularleisten sind vorhanden. Hierher gehören: Jnnciis glaiicu'^, effnsus, conglomeratiis, Marsippo- spcruium grandiflornm und Patosia clandestina (Taf. I, Fig. 7). II. Nebenzellen mit schmalen äußeren Hautgelenken; innere Cuticularleisten fehlen. Jnncns siitulatiis (TüLljFxgA). III. Nebenzellen mit breiten äußeren Hautgelenken ; innere und äußere Cuticularleisten stark hervortretend. Dies ist der Fall bei allen untersuchten Arten der Gattung Liiziila (Taf. I, Fig. 5), ferner bei Juncns tenuis, articnlatns und Prioninm sei^ratnm (Taf. II, Fig. 1). IV^ Nebenzellen mit breiten äußeren Hautgelenken ; innere Cuticularleisten fehlen oder sind kaum wahrzunehmen Juncns hnfonins, monantlws, capeusis (Taf. I, Fig. 6), Rostliovia magcUanica. Es erübrigt jetzt noch, eine eigenartige Bildung an den Spaltöffnungen von Jnncus suhnlatns zu besprechen. Diese sind, wie schon erwähnt wurde, etwas eingesenkt. Diese Einsenkung kommt dadurch zustande, daß die Spaltöffnungs- zellen nur die Höhe des Lumens der Epidermiszellen haben, so daß die Epidermiszellen die Spaltöffnungszellen um die mächtige Außenwand übertreffen. Durch diese Einsenkung wird eine äußere Atemhöhle geschaffen, die im Querschnitte die Form eines Trapezes zeigt. In der Flächenansicht sieht man, daß die Außenwände der umliegenden Epidermiszellen an den Ecken des ein Quadrat bildenden Spaltöffnungs- apparates vorspringen, so daß der Eingang in die äußere Atemhöhle die Gestalt eines Kreuzes annimmt. Auf dem Längsschnitte zeigt sich nun, daß sich die umliegenden Epidermiszellen an diesen Stellen etwas vorwölben und daß ferner an diesen Vorsprüngen besonders starke Wandungen vorhanden sind. Im Querschnitte sind diese Vorsprünge 1 Siehe auch Blau (1. c). 1170 H. Haslinger, gewöhnlich nur bei tieferer Einstellung zu sehen. Die ganze Einrichtung ist wohl ein Schutz gegen zu große Tran- spiration (Taf. I, Fig. 4, 4 a). Zum Schlüsse der Besprechung des Blattes sei noch auf eigenartige Zellen hingewiesen, die ich in den Blättern der Luziila-Arten, sowie von Prioniitm serratiun und Jiincus capensis fand. Bei Jnncns capensis bin ich infolge des getrockneten Materials nicht sicher. Es sind dies Zellen, die von den Assimilationszellen durch ihre Größe und mehr rundliche Gestalt abweichen und einen bräunlichen Inhalt enthalten. Im Längsschnitte erweisen sie sich als isodia- metrische, parenchymatische Zellen oder kleine Schläuche. Bei anderen Arten der Gattung Jnncns konnte ich solche nicht finden. Bei Jnncns capensis vermutete ich auf Grund der Gestalt, solche Zellen vor mir zu haben. Der Inhalt dieser Zellen ist mir unbekannt. Doch dürfte es sich um Gerbstoffbehälter handeln. Blattscheide. Die Blattscheiden der Juncaceen zeigen einen einfachen Bau. Die äußeren Epidermiszellen der Blattscheide sind im allgemeinen denen der Blattunterseite ähnlich. Sie sind gewöhnlich etwas kleiner und untereinander von ungleicher Größe. Spaltöffnungen sind wenige vorhanden. Die Epidermiszellen der Innenseite der Blattscheide sind ebenso wie die der Blattoberseite der flachen Blätter blasenförmig; doch sind sie niedriger und von linsenförmiger Gestalt. Die Lagerung der Gefäßbündel ist im allgemeinen die- selbe wie im Blatte. Das mechanische System ist für gewöhnlich auf die Bastbelege der Gefäßbündel beschränkt, die meist sehr mächtig sind. Nur bei besonders kräftigen Exemplaren kommt es vor, daß diese Bastbelege gegen die Basis der Blattscheide zu einem mechanischen Ringe verschmelzen, wie ich dies z. B. bei Lucnla nemorosa beobachten konnte. Bei ebenderselben Art konnte ich auch eine Unterstützung des mechanischen Systems durch Wandverstärkung der beiden peripheren Zellagen beobachten. Epidermis sowohl Vegetationsorgane der Juncaceen. 1171 als auch die unmittelbar unter ihr liegende Zellschichte hatten ungemein dickwandige Zellen, so daß beide Zellagen den Eindruck einer zweischichtigen Epidermis machten. An der Stelle, an der bei den geschlossenen Blattscheiden der Luzuleen die Gefäßbündel fehlen, sind alle Zellen dick- wandig. Der übrige Teil der Blattscheide wird von Parenchj'm eingenommen, das oft von zahlreichen Lufträumen durch- setzt ist. Chlorophyll enthalten diese Parenchymzellen wenig. Die offenen Scheiden von Jtmcns gehen in einen zwei- schichtigen Saum aus. II. Anatomie des Stammes. 1. Anatomie des oberirdischen Stammes. Am Stamme beinahe aller Juncaceen lassen sich unter- scheiden: die Epidermis, unter derselben das Assimilations- gewebe und nach diesem ein parenchymatisches Gewebe. Diese beiden letztgenannten Gewebe grenzen entweder unmittelbar aneinander oder sind durch einen mechanischen Ring getrennt. Ist ein mechanischer Ring vorhanden, so schließen sich die Gefäßbündel diesem an; im anderen Falle liegen sie teils im Assimilationsgewebe, teils in dem innerhalb desselben liegenden Gewebe. Die Mitte des Stammes wird vom Markgewebe eingenommen. Epidermis. Die Epidermiszellen des Stammes der Junca- ceen sind in der Längsrichtung des Stammes gestreckt. Betreffs der Dimensionen herrschen selbst bei ein und der- selben Art große Unterschiede. So konnte ich z. B. bei Lnziüa pilosa Zellen beobachten, die zwanzigmal so lang als breit waren, neben solchen, bei denen die Länge nur fünfmal mehr betrug als die Breite. Meist zeigen die Radialwände Wellungen mit Porenbildung, welche Erscheinung bei der Anatomie des Blattes behandelt wurde. Der Querschnitt der Epidermiszellen zeigt etwas mehr Mannigfaltigkeit in der Gestalt. Niedriger als breit sind die Epidermiszellen im allgemeinen bei Jmtcus gJmicus, effnsv.s, conglouieratus und temiis. Die Gestalt des Lumens ist bei 1 172 . H. Haslinger, diesen Arten eine ovale. Die Außenwand ist stark verdickt, mit einer Cuticula versehen und verläuft geradlinig. Die Radial- und Innenwände sind ebenfalls verdickt, wenn auch nur gering. Im allgemeinen sind an allseits gleich ausgebil- deten Organen, wie dies der Stamm ist, auch die Epidermis- zellen alle gleich ausgebildet. Doch machen hier die über den subepidermalen Bastrippen liegenden Epidermiszellen eine Ausnahme. Bei Juuciis effiisiis, conglomcratns und tcnnis sind diese Epidermiszellen niedriger als die übrigen. Bei Jiuicns glmicus fand ich jedoch, daß sie in der Mitte des Stengels beträchtlich höher sind als die übrigen, an der Basis jedoch niedriger. Es kann auf Grund dieser Zellen keine scharfe Grenze zwischen den genannten Arten gezogen werden, wie Blau (1. c.) es getan hat. Der Stamm der Ltiznla- Arten sowie von Jtmcus btifonius, mouantJios, articiilatns hat hohe, quadratisch-rundliche Epi- dermiszellen. Die Außenwände derselben können sich vor- wölben, so daß die äußere Begrenzung des Querschnittes mehr oder weniger wellenförmig verläuft, wie z. B. bei den Liiziüa-Arten. Eine Einteilung der Epidermiszellen nach diesem Merkmale wie Blau (1. c.) möchte ich nicht vor- nehmen, da die Verhältnisse mit der Höhe des Stam.mes sich ändern. So zeigten mir Querschnitte in mittlerer Höhe des Stammes bei Jnncus biifoniiis diesen welligen Verlauf der äußeren Begrenzung, während letztere an der Stamm - basis geradlinig verlief. Die Außenwand der Epidermiszellen ist verdickt und mit einer Cuticula versehen. Die Radial- und Innenwände sind bei diesen Arten dünn. Die ganzen Zellen sind mehr oder weniger blasenförmig. Verhältnismäßig dünne Außenwände haben die Epidermis- zellen von Jiincns siihnlatiis und Prionümi scrratuin. Bei beiden Arten sind die Epidermiszellen am Querschnitte niedriger als breit und haben rechteckig-rundliche Gestalt. In der Flächenansicht sind die Zellen bei Prioiümn serratuni mehr oder weniger quadratisch, bei Jnncus snhnJatus in der Längsrichtung des Stammes gestreckt. Radial- und Innen- wände sind dünn. Vegetatiünsorgane der Juncaceen. 1 1 73 Ein eigentümliches X'erlialten zeigt die Epidermis des Stammes von Jiincus monanthos. Dort, wo ein Bastbündel sich an die Epidermis anlegt, bildet diese eine Rinne. Die Epidermiszellen sind in dieser Rinne kleiner. Die Querwände der Epidermiszellen des Stammes von Juncns monanthos weisen dasselbe Verhalten auf wie beim Blatte, indem sie nämlich nicht senkrecht, sondern schräg zur Oberfläche des Stammes gestellt sind. Assimilationsgewebe. Zur Unterstützung der Assimila- tionstätigkeit des Blattes finden wir gewöhnlich unter der Epidermis des Stammes bei den Juncaceen ein wohl aus- gebildetes Assimilationsgewebe. Am besten ist dieses Gewebe in der Nähe der Stammspitze ausgebildet. Es besteht aus parenchymatischen, chlorophyllführenden Zellen. Diese Zellen sind ihrer Gestalt nach oft in einem und demselben Stamm- organe verschieden und können daher zu systematischen Zwecken nicht verwendet werden. Bei den Luznla-Arten sind die Assimilationszellen von rundlicher Gestalt und etwas (aber kaum merkbar) in der Längsachse des Stammes gestreckt. Bei der Gattung Juncns wechseln sie in ihrer Gestalt in den verschiedenen Höhen des Stammes. Sehr schöne palisadenförmige Zellen treffen wir gewöhnlich an der Spitze des Stammes; gegen die Basis zu nimmt diese Palisadenform immer mehr ab, bis sie schließlich an der Basis in eine rundliche Form übergeht. Die Assimilationszellen sind gewöhnlich in drei bis fünf Reihen angeordnet und verlaufen nach der Untersuchung Schwendener's (1. c.) bei Juncns glancns u. a. in Linien des größten Druckes, so daß sie auch zur mechanischen Festigung des Stammes beitragen. Im Stamme von Prioninm serratnm ist kein Assimi- lationsgevvebe ausgebildet. Hier liegen unter der Epidermis parenchymatische chlorophyllfreie Zellen. Dies läßt sich durch die Tatsache erklären, daß der Stamm von den Resten abgestorbener Blätter überdeckt wird. Mechanisches System. Nicht alle Teile des Stammies werden auf Biegungsfestigkeit in gleicher Weise in Anspruch 1 1 74 H. Haslinger, genommen. Dort, wo überhängende Blüten vorhanden sind oder wo der Stamm durch die Schwere der Früchte um- gebogen wird, ist eine Beanspruchung des Stammes vor allem auf Zug vorhanden. Schwendener (1. c.) hat nun durch seine Untersuchungen klargelegt, daß zylinderartig gestaltete Organe gegen Knickung geschützt sind, wenn sie die Gestalt einer Röhre haben und ihr mechanisches System möglichst peripher gelegen ist. Für zugfeste Organe ist die massige Form die vorteilhafteste und wir sehen daher auch in solchen Organen das mechanische System von der Peri- pherie sich entfernen und dem Zentrum sich nähern. Bei den Juncaceen sehen wir oft in einem und dem- selben Stamme beide Bauprinzipien realisiert. Die Basis und die Mitte des Stammes ist biegungsfest, diejenige Region, die die Blüten zu tragen hat, zugfest gebaut. So beobachten wir bei den Liiznla- Arien sowie bei Jnnctis glaiiais u. a., daß das mechanische Sj/'stem des Stammes in der Blüten- region von der Peripherie abrückt und sich gegen die Mitte zu konzentriert. Der Markraum wird dabei immer kleiner und verschwindet in manchen Fällen ganz. Das Gegenteil beobachten wir z. B. bei Jinicus temiis. Diese Art hat aufrecht stehende Blüten und der Stamm ist deshalb in diesem Teile besonders während der Fruchtzeit einer Knickung ausgesetzt. Um dies zu verhindern, treten nun in dem oberen Teile des Stammes subepidermale Bastbündel auf, während solche an der Basis und in der Mitte nur bei sehr kräftigen Exemplaren vorkommen. In der Anordnung des mechanischen Systems finden wir bei den Juncaceen folgende Möglichkeiten realisiert: I. Es sind subepidermale Bastrippen vorhanden, die den peripherischen Gefäßbündeln in Zahl und Lage entsprechen und häufig mit einzelnen derselben in Berührung stehen. Jnnctis effnsns, conglomeratns. (Fig. Sa.) IL Die subepidermalen Bastrippen legen sich nicht direkt an die Gefäßbündel an; sie sind meist sehr massiv und weniger zahlreich und liegen mit den inneren und größten Gefäßbündeln in gleichen Radien, mit denen sie Träger bilden. Jnncus glancns. (Fig. 8^.) Ve2;etationsora:ane der Juncaceen. 1175 Fig. 8. Schematische Stammquerschnitte zur Erläuterung der Lagerungsverhältnisse des mechanischen Systems und der Gefaßbündel, a Jnncus cffusns, bJ.glaucus, c J. monantJws, d LnzuJa vinltißora, e Jnncus snhnlahis. f Prioninm serratumA 1 In den Figuren a, b, c. f stellen o die Gefäßbündel mit ihren Bast- belegen dar; in c und d stellen o bloß die Gefäßbündel dar. In a, h, c, d sind die dunkel gehaltenen Teile das mechanische System, in / ist es durch die Punkte dargestellt. Außerdem haben in e und /die Gefäßbündel Bastbelege. 1 1 76 H. Haslinger, III. Die subepidermalen Bastrippen stehen mit den Gefäßbündeln in Berührung; letztere sind durch einen mechanischen Ring miteinander verbunden. Juncus tentiis, uionauthos. (Fig. 8 c.) Ich habe schon vorhin auf das nicht konstante \'or- kommen der Bastrippen in der ganzen Ausdehnung des Stammes bei Juncus tenuis hingewiesen. Das Gleiche gilt für Juncus mouanthos; nur verschwinden hier die Bastrippen gegen die Spitze des Stengels zu.^ Ferner ist noch zu bemerken, daß bei beiden Arten die Anordnung dieser Bast- rippen am Querschnitte keine regelmäßige ist. Die Zahl dieser Rippen ist gering, meist sind nur zwei oder drei voihanden. IV. Subepidermale Bastrippen fehlen. Die Basthüllen der Gefäßbündel verschmelzen in tangentialer Richtung zu einem Bastring. Hierher gehören die Arten der Gattung Luzula, ferner Juncus hnfoniiis und articnlatus. (Fig. 8 d.) Dies ist der sogenannte Luznla-Ty^us Schwen- de n e r's (1. c). Zu bemerken ist bei diesem Typus, daß sich der mechanische Ring häufig erst zur Zeit der Fruchtreile ein- stellt und daß deswegen vorher oft nur eine geringe \'er- dickung der zwischen zwei Bündeln gelegenen Parenchym- zellen zu beobachten ist. "^ V. Es sind keine subepidermalen Bastbündel und kein Bastring vorhanden. Das mechanische System wird einzig durch die Basthüllen der Gefäßbündel dargestellt. Juncus subnlatns. (Fig. 8^.) Dieser Typus nähert sich dem nächsten am meisten, der sonst ganz abweichend von allen anderen ist. VI. Subepidermale Bastrippen fehlen. Das mechanische System besteht aus den Basthüllen der Gefäßbündel und aus außerhalb der Gefäßbündel liegenden, meist aus wenigen Zellen bestehenden Bastbündeln. Prionium serratum. (Fig. 8/.) 1 Diese Tatsache liißt sich dadurch erklaren, daß der Stamm dieser Art nur eine Blüte trägt und daher im oberen Teile mechanisch nur wenig in Anspruch genommen wird. - Siehe auch Buchenau, IL, 1. c. Vegetationsorgane der Juncaceen. 1177 Die zuletzt genannten Bastbündel dürften nach Haber- landt (1. c.) weniger zur Biegungsfestigkeit beitragen, als vielmehr zum Schutze gegen das Zerreißen und Abschieben der Rinde beim Biegen des Stammes dienen. Dieser Typus gleicht dem von Seh wendener (1. c.) für die Palmen als charakteristisch bezeichneten. Die Elemente des mechanischen Systems sind meist typische Bastzellen. Solche prosenchymatisch zugespitzte, mit schief verlaufenden Tüpfeln versehene Zellen treffen wir in den subepidermalen Bastrippen, in den Basthüllen der Gefäßbündel und teilweise auch im Bastring. Doch ist in letzterem oft ein Übergang von Bastzellen zu den paren- chymatischen, innerhalb des Ringes gelegenen Zellen vor- handen, so daß die innersten Zellen des Ringes verdickten und verholzten Parenchymzellen gleichen. Daß der Ring oft nur aus sklerenchymatisch verdickten und verholzten Paren- chymzellen besteht, ist ja bei jenen Formen am leichtesten einzusehen, bei denen die Verstärkung erst zur Zeit der Fruchtreife eintritt, was ich z. B. bei Lnztila campestris und pilosa beobachten konnte. Gefäßbündel. Die Gefäßbündel im Stamme der Juncaceen sind kollateral, das Leptom ist der Außenseite zugekehrt, das Hadrom dem Zentrum. Buchenau (IL, III., 1. c.) berichtet wohl, daß die Gefäßbündel im Stamme von Priofiinm serratmn konzentrisch gebaut seien, doch fand ich dies nicht be- stätigt.^ Jedoch konnte ich einzelne Gefäßbündel bemerken, die sich deni konzentrischen Bau dadurch nähern, daß sie bikollateral sind, indem das Leptom auf zwei Seiten von Hadrom eingeschlossen wird. Jedoch ist gewöhnlich das gegen das Zentrum des Stammes gelegene Xylem stärker als das ihm entgegengesetzt gelegene. Die Gefäßbündel dieses Stammes weichen insofern häufig von denen anderer Stämme ab, als ihre Lage keine ausgesprochen radiäre ist, d. h. daß die 1 Es ist möglich, daß Buchenau keinen oberirdischen Stamm unter- suchte oder wenigstens nur den untersten Teil eines solchen, da er auch das Fehlen von Spaltöffnungen konstatierte, was ebenfalls nicht zutrifft (^Buchenau, II, III, 1. c). Es ist mir nicht möglich gewesen, dies alles näher nachzuprüfen, da es mir hierzu an Material fehlte. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 82 1178 H. Haslinger. Symmetrieebene des Gefäßbündels nicht mit einer Radialebene des Stammes zusammenfällt, sondern einen Winkel mit dieser bildet. Der Bau des Hadroms und Leptoms ist im übrigen der- selbe wie beim Blatte. Das Xylem zeigt V-förmige Gestalt und besteht aus zwei großen Gefäßen, gewöhnlich Treppen- gefäßen, die symmetrisch zueinander liegen, ferner aus kleineren Ring- und Schraubengefäßen, Tracheiden und Holzparenchym. Gegen das Zentrum des Stammes zu zeigt das Xylem ge- wöhnlich einen schizogenen Luftgang. Das Leptom wird aus Siebröhren und Geleitzellen ge- bildet. Bei Prioninm scrratnni bemerkte ich im Leptom auch verdickte Parenchymzellen, die ich sonst nirgends beob- achtete. Das Gefäßbündel ist von einer Basthülle umgeben, die bei größeren Gefäßbündeln ringsherum geht, bei kleineren nur Bastsicheln sind. Im allgemeinen ist bei jenen Formen, die keine subepidermalen Bastrippen haben, der äußere Teil der Basthülle kräftiger als der innere; im anderen Falle sind die inneren Teile der Basthülle die kräftigeren. Die Gefäßbündel sind in Ringlagen angeordnet, und zwar liegen die kleineren gegen die Peripherie, die größten im Inneren. Die Zahl dieser Ringlagen ist variabel; sie ist ge- wöhnlich an der Basis größer als gegen die Spitze zu. Bei Prionhun serratnm ist von einer Regelmäßigkeit nichts zu bemerken. Die Gefäßbündel liegen in diesem Stamm unregelmäßig zerstreut, gegen die Peripherie zu sehr dicht, gegen die Mitte zu immer lockerer. Ist ein mechanischer Ring vorhanden, so liegen die größeren Gefäßbündel in diesem Ringe, kleinere lehnen sich von außen an. Einzelne Gefäßbündel treten außerhalb des Ringes im Assimilationssystem auf bei Jtinais articidatiis. Häufiger kommt es vor, daß sich Gefäßbündel im Innern des Ringes loslösen und dann isoliert im Marke liegen. Es ist dies ein an der Basis des Stammes nicht selten auftretender Fall, Konstant liegt ein Gefäßbündel, losgelöst vom Bastring im Marke bei Juncus avticnlatus. Vegetationsorgane der Juncaceen. 1179 Anschließend an das Assimilationsgewebe oder dort, wo ein mechanischer Ring vorhanden ist, an diesen gegen das Zentrum liegt ein farbloses, von parenchymatischen Zellen gebildetes Gewebe, auf welches dann das die Mitte des Stammes einnehmende Markgewebe folgt. Mark. Das Markgewebe zeigt bei den Juncaceen eine mannigfaltige Ausbildung. Im jugendlichen Zustand ist das Mark im Stamme der Juncaceen stets parenchymatisch. In der weiteren Entwicklung kann es sich dann in verschiedener Weise ändern. Bei den meisten Arten bleibt das Mark parenchymatisch, so bei allen Liiznla-Arten, bei Juncus hiifonins, articiUatus imd Prioniuiii serratum. Die Zellen liegen in Längsreihen und sind gewöhnlich nur locker untereinander verbunden. Oft kann das Mark dem Wachstum des Stammes nicht folgen und zerreißt dann, so daß nur mehr am äußeren Teile des Markraumes Überreste zu finden sind. Bei manchen Arten jedoch sind die Zellen des Markes fest miteinander verbunden. Intercellularräume sind wohl immer vorhanden. Da nun das Wachstum der Markzellcn dem des Stammes nicht folgen, ein Auseinanderreißen der Zellen infolge der festen Verbindung aber nicht stattfinden kann, so werden die Zellen gedehnt. Da aber nur dort, wo sie mit anderen Zellen zusammicnhängen, ein Zug ausgeübt wird, so erhalten diese Zellen sternförmige Gestalt i. Jede solche Zelle zeigt gewöhnlich im Querschnitte sechs Strahlen, da sich an eine rundliche Zelle in einer Ebene sechs eben- solche Zellen anlegen können. Diese merkwürdige Gestalt zeigen uns die Markzellen von Juncus glaucus, effusus, con~ glomeratus und sulmlatus. Der Stamm von Juncus effusus und conglomeratns wird in seiner ganzen Länge von Mark durchzogen, während im Stamm von Juncus glauctis das Mark teilweise verschwindet und nur in bestimmten Ab- ständen eine dünne Markplatte übrig bleibt, so daß der Stamm septiert erscheint. Bei Juncus snhulatus konnte ich 1 Buchenau, II, 1. c. 1180 H. Haslinger, das Verhalten des Markes nicht beobachten, da mh- nur ge- trocknetes Material vorlag. Durchlüftungssystem. Das Durchlüftungssystem ist im Stamme reichlich ausgebildet. Das Assimilationsgevvebe ist von InterceUularen durchsetzt, die besonders an der Basis des Stammes durch Zerreißen des Gewebes große Luftkanäle bilden, wie man es besonders bei Jtmcns effiisiis und glaiicus schön beobachten kann, wo die Gefäßbündel dann oft nur durch ein dünnschichtiges Parenchym miteinander in \'er- bindung stehen. Durch das Zerreißen des Markes bei vielen Arten entsteht ein großer zentraler Luftkanal und das stern- förmige Mark bietet durch seine zahlreichen InterceUularen an und für sich die beste Möglichkeit zur Durchlüftung aller Teile des Stammes. Spaltöffnungen. Die Ausführungspforten des Durch- lüftungsystems, die Spaltöffnungen, sind in ihrem Bau von denen des Blattes nicht verschieden. Ich fand sie am Stamm bei allen von mir untersuchten Arten, auch bei Prio- nimn serraUim, bei der Buchenau (III, 1. c.) keine feststellte. Die Spaltöffnungen liegen am Stamm in Längsreihen, doch nie über den subepidermalen Bastrippen. Ihre Zahl ist ge- wöhnlich eine geringere als beim Blatte. 2. Anatomie des unterirdischen Stammes. Alle mehrjährigen Arten der Juncaceen besitzen ein Rhizom. Anatomisch lassen sich an diesem Rhizom die Epidermis, die Rinde und der Zentralzylinder unterscheiden. Epidermis. Die Epidermis geht gewöhnlich sehr bald zu- grunde. Ihre Zellen sind ähnlich beschaffen wie die Epider- miszellen des oberirdischen Stammes, jedoch sind sie meist kleiner als diese und ungleich groß. Die Außenwand ist nur mäßig stark verdickt, Radial- und Innenwände sind dünn. Rinde. Die Rinde besteht aus parenchymatischen Zellen. In ihrem sonstigen Bau zeigt sie in großem Maße eine Beeinflussung durch den Boden. Bei Formen, die feuchte Orte oder Sümpfe lieben, bilden sich oft in der Rinde des Rhizoms Vegetationsorgane der Juncaceen. 1181 zahlreiche Luftkanäle aus. Diese Luftkanäle liegen bei Jiuiais glaucns, efftisiis, conglomeratiis und articulatus in der inneren Hälfte der Rinde und sind mitunter von regelmäßiger piismatischer Gestalt.^ Die Zahl dieser Luftkanäle schwankt nach Buchenau zwischen 18 und 75 am Querschnitt. Bei Oxychloe midma nehmen diese Luftkanäle den Großteil der Rinde ein. Es bleibt nach außen hin nur ungefähr ein Sechstel der Rinde übrig und die Trennungsstreifen zwischen den einzelnen Luftkanälen sind sehr dünn; gewöhnlich bestehen sie aus einer" Zellschicht oder überhaupt nur aus den Wänden kollabierter Zellen. Bei Rostkovia magellanica kollabieren bis auf wenige Zellschichten alle Zellen der Rinde und es ent- steht so ein großer Luftraum, der nach außen und gegen die Schutzscheide nur von wenigen Zellschichten begrenzt ist. Dieser Luftraum wird von den Wänden der kollabierten Zellen netzartig durchzogen. Bei Patosia dmidestina, Jnnais nionanilws, capensis und den Arten der Gattung Luznla, sowie auch bei Jiuicus hiifonins werden aber keine Luftkanäle ausgebildet, sondern das par- enchymatische Gewebe bleibt erhalten, obwohl auch einzelne dieser Arten auf feuchtem Boden wachsen. Die Rhizomrinde wird häufig von Blattspursträngen durchzogen und ist bei Jiincits glaucns, effiisiis und con- glomerahis auch von Sklerenchymzellhaufen, die aus sechs bis zehn Zellen bestehen, durchsetzt, die wahrscheinlich ein Abschinden der Rinde verhindern sollen. Schutzscheide. Der Zentralzylinder wird von der Rinde durch eine Schutzscheide getrennt. Diese besteht aus einer Schicht im Querschnitt ovaler oder rundlicher Zellen mit U-förmig verdickter Innenwand, die etwas verkorkt ist. Die Zellen sind etwas in der Richtung der Längsachse des Rhizoms gestreckt. Zentralzylinder. Der Zentralzylinder wird von einem parenchymatischen Grundgewebe eingenommen, in dem dann die Gefäßbündel liegen. 1 Siehe auch Engler, 1. c; Buchenau, II. 1. c. 1182 H. Hasünger, Die Gefäßbündel haben konzentrischen Bau, und zwar umgibt das Hadrom das Leptom. Das ganze Gefäßbündel wird von zwei bis drei Schichten von Bastzellen umgeben (Taf. II, Fig. 4). Die Gefäßbündel liegen bei Jiincus glaiwtis, effnsns, conglomeratiis, Patosia clatidestina und Oxychloe andina über den ganzen Zentralzylinder zerstreut, an der Peripherie am dichtesten, in der Mitte lockerer. Zwischen den Gefäßbündeln liegt Parenchym. Bei Jnnciis capensis, articulatns, monanthos, tetmis und Rostkovia magellanica bleibt in der Mitte des Zentralzylinders ein oft nur sehr geringer, gefäßbündelfreier Raum, indem die Gefäßbündel das Bestreben zeigen, gegen die Peripherie hin zu rücken. Eine eigene Lagerung der Gefäßbündel zeigen dagegen die Arten der Gattung Liiziila. Die Gefäßbündel sind im typischen Falle in einem Ringe an der Peripherie des Zentral- zylinders gelagert. Ihre gegen das Zentrum gewendeten Bast- belege verschmelzen untereinander und bilden so eine zwei bis drei Schichten umfassende innere Scheide, die die Gefäß- bündel gegen das Mark hin abgrenzt. Diese Scheide fällt schon durch die etwas bräunliche Färbung auf. Besonders schön ist diese Ausbildung bei den horizontalen Ausläufern des Rhizoms von Luziila nemorosa zu sehen. Bei kräftigen Rhizomen können auch einzelne Bündel mit ihren Bast- scheiden gegen das Mark vorspringen. Dieser Bau des Rhizoms wird jedoch desto undeutlicher, je näher man der Ursprungsstelle des oberirdischen Stammes kommt. Der Übergang vom Rhizom zum Stengel findet allmählich statt und man kann an den Übergangszonen das Schwinden der Schutzscheide und die allmähliche Umwandlung der konzentrischen Gefäßbündel in kollaterale beobachten. III. Anatomie der Wurzel. Epiblem. Nach außen wird die Wurzel von dem Epiblem abgeschlossen. Die Zellen des Epiblems sind in der Längs- achse der Wurzel gestreckt und verhältnismäßig groß. Am Querschnitt zeigen sie eine rechteckige, radial gestreckte Vegetationsorgane der Juncaceen. 1 1 83 Gestalt. Die Wände dieser Zellen sind dünn und die Außen- wand wölbt sich etwas vor. Rinde. Im Bau der Rinde lassen sich nun zwei Typen unter- scheiden: entweder sind die Zellen der Rindenschicht strahlig in Radien angeordnet (Taf. II, Fig, 6) oder nicht (Taf. II, Fig. 7). Der erstere Fall kommt bei den meisten Arten der Gattung Juiicns, ferner bei Oxycliloe andina, Rostkovia magellanica, MarsippospermuiH graudißorum imd Patosia clandestina vor; der zweite Fall ist typisch für die Wurzeln der Gattung LnzuJa. Sind die Zellen strahlig angeordnet, so schließen sie nicht unmittelbar an das Epiblem an, sondern dazwischen liegen zwei bis drei, bei starken Wurzeln wie z. B. bei Oxy- cliloe andina auch sechs bis acht Schichten nicht strahlig angeordneter Zellen, die lückenlos aneinander schließen und deren Wände etwas verdickt sind. Die äußerste Schicht dieser Zellen kann in älteren Wurzeln auch verkorkt sein. Die strahlig angeordneten Zellen sind am Querschnitt von rund- licher Gestalt und kollabieren gewöhnlich in radialen Platten bis auf die inneren zwei bis zehn Schichten, so daß große Luftkanäle in der Wurzelrinde entstehen, die durch einen Strang von Zellen oder, wenn das Lumen derselben zu- sammensinkt, durch die bräunlichen Wände dieser Zellen getrennt werden, so daß der Zentralzylinder beinahe frei in den äußeren Begrenzungsschichten der Wurzel steckt. Die Zellen der inneren Schichten der Rinde können bei beiden Typen entweder gleichmäßig verdickt sein oder sie besitzen U- förmig verdickte Innenwände. Die Zahl dieser Schichten schwankt gewöhnlich je nach der Stärke und dem Alter der Wurzeln. Doch zeigen die Wurzeln ohne strahlig angeordnetes Rindenparenchym gewöhnlich einige so verdickte Schichten, w^ährend sie bei den anderen Wurzeln sehr oft fehlen. Besonders stark U-förmig verdickte Innenwände fand ich bei den Zellen der sechs inneren Rindenschichten der Wurzel von Marsippospevniuni grandißonun, bei denen das Lumen fast vollständig verschwand. Endodermis. Die Rinde wird nach innen durch die Endodermis abgeschlossen. Diese ist bei allen Gattungen 1184 H. Haslinger, vorhanden und besteht aus Zellen, die am Querschnitt rundlich bis elliptisch sind und U-förmig verdickte Innenwände be- sitzen. In der Längsachse der Wurzel sind diese Zellen ge- streckt. Trotzdem die Endodermis und die verdickten Zellen der inneren Rindenschichten oft sehr gleichartig aussehen wie z. B. bei Marsippospernmm grandißorum ist es doch möglich, die Endodermis abzugrenzen. In jungen Wurzeln findet man die Zellen der Endodermis meist schon mit ver- dickten Innenwänden, während die angrenzenden Rindenzellen noch unverdickt sind z. B. bei Jimcns conglomcratns. Perikambium. An die Endodermis schließt sich nach innen das einschichtige, aus unverdickten Zellen bestehende Perikambium an. Gefäßbündel. Die Mitte des Zentralzylinders wird von dem Gefäßbündel eingenommen. Dieses ist radial gebaut. Das Hadrom bildet mehrere Platten, zwischen denen dann das Leptom liegt. In der Mitte stoßen diese Hadromplatten ent- weder zusammen und es ist dann nur ein großes Gefäß vor- handen oder die Mitte wird von Mark eingenommen. Ini letzteren Falle sind dann mehrere größere Gefäße vorhanden, die, in Kreisen angeordnet, rings um das Mark liegen. Dieses Verhalten hängt ganz von der Stärke der Wurzel ab. Häufig kommt es vor, daß die Zellen des Markes und auch Bestandteile des Leptoms ihre Wandungen verdicken, so daß dann die großen Gefäße wie in Sklerenchym ein- gebettet erscheinen. ■ Wurzelhaare. Van Tieghem (Buchenau, II, 1. c.) hat eine eigenartige Entstehung der Wurzelhaare für einige Juncaceen be- schrieben. Die Wurzelhaare sollen sich nämlich so bilden, daß sich eine Epiblemzelle durch eine radiale Wand teilt und aus den beiden Tochterzellen geht dann je ein Wurzelhaar hervor. Diese beiden Wurzelhaare können nun ein Stück miteinander verwachsen sein und so die Gestalt eines Y bilden. Wegen der Kleinheit der Wurzeln der meisten Juncaceen ist eine diesbezügliche Beobachtung sehr schwer. Jedoch konnte ich eine derartige Entstehungsweise an OxycJüoe aiidina, Jmicns glaiicus, effiisns und cottglomeratns beobachten. Besonders Vegetationsorgane der Juncaceen. llbo gut kann man dies an den großen Wurzeln von Oxychloe sehen. Man beobachtet, daß die Epiblemzellen, aus denen die Haare hervorgehen, ungefähr um die Hälfte schmäler sind als die anderen. Jedoch muß nach meiner Beobachtung nicht aus jeder der beiden Tochterzellen ein Wurzelhaar hervor- gehen. Bei der Gattung Liiznla und den übrigen Jtinciis- Arten konnte ich eine solche Entstehung der Wurzelhaare nicht beobachten. Zusammenfassung. Aus der vergleichenden anatomischen Untersuchung der Vegetationsorgane der Juncaceen ergaben sich folgende Resultate: Die Gattungen Liicnla und Juncns lassen sich anatomisch nicht scharf trennen. Doch sind Eigentümlichkeiten hervor- zuheben, die für die eine oder andere Gattung mehr oder minder charakteristisch sind. Die Gattung Lnzula entbehrt außer in den Blatträndern stets der subepidermalen Bastrippen, die für viele Arten der Gattung Junciis charakteristisch sind. Die Assimilationszellen sind bei Ltiznla gewöhnlich im Querschnitte rundlich und, wenn auch nur wenig, in der Richtung der Längsachse des Vegetationsorganes gestreckt. Bei der Gattung Juncns treffen wir meist palisaden- förmige, zur Oberfläche senkrecht stehende, in der Flächen- ansicht nicht gestreckte Assimilationszellen. Ähnliche wie auf p. 1170 für die Organe der Gattung Lnzula als charakteristisch beschriebenen Zellen mit einem von dem gewöhnlichen abweichenden Inhalte fand ich nur bei Juncns capensis aus der Gruppe der Junci grammifolii, also einer habituell nahestehenden Form, und bei Prionium serratum. Die der Gattung LnzuJa eigentümlichen Haare an den Rändern der Blätter kommen bei keiner Art der Gattung Juncns vor. Im Baue des Rhizoms fand ich bei der Gattung Lnzula vorherrschend nur eine Ringlage von Gefäßbündeln, die gegen 1186 H. ?IasHnger, das Mark durch tangentiale Bastverbindung der Gefäßbündel abgegrenzt ist, während bei der Gattung Jmictis die Gefäß- bündel über den ganzen Zentralzylinder mehr oder weniger zerstreut sind. Auch fehlt meist die Ausbildung von Luft- kanälen in der Rindenschicht des Rhizoms bei Luziila, während solche bei Jtmcus sehr oft vorhanden sind. Die größte Differenz weisen beide Gattungen im Baue ihrer Wurzel auf. Doch ist auch hierdurch keine Trennung möglich, da einige wenige Arten der Gattung Jiinctis sich der Gattung Liiziila gleich verhalten. Für die Gattung Jnriais ist die strahlige Anordnung des Rindenparenchyms charakte- ristisch, während die Wurzeln der Gattung Ltizula ein unregel- mäßig angeordnetes Rindenparenchym zeigen. Der Gattung LnziiJa gleich verhält sich Jimciis monanihos und nach Buchenau (IL, 1. c.) auch Jimcus trifidiis. Von den übrigen von mir untersuchten Gattungen stimmen alle im Bau der Wurzel und des Rhizoms mit Jtuiciis überein. Im übrigen stehen die Gattungen Oxychloe, Patosia und Marsippospermnin der Gattung Juncns sehr nahe und sind anatomisch nicht von ihr zu trennen. Rost- kovia läßt sich mit ihrem ausgedehnten Bastbelege unter der Epidermis des Blattes von jeder anderen Gattung leicht unterscheiden. Ganz abweichend von dem aller anderen Gattungen ist der anatomische Aufbau von Prionmm. Das isolateral gebaute Blatt mit dem eigenartig gelagerten Assimilations- systeme steht unter den Blättern der Juncaceen vollständig isoliert da. Auch der Stammbau weicht durch die unregel- mäßige Lagerung der Gefäßbündel und durch die eigentüm- lichen in der Rinde liegenden Bastbündel von dem bei den Juncaceen herrschenden Typus vollständig ab. Die Juncaceen stehen ihrem Blütenbaue nach einerseits den Liliaceen, andrerseits den Cyperaceen, denen sie auch in ihrem äußeren Habitus sehr ähnlich sind, nahe. Doch herrscht bezüglich der systematischen Stellung dieser drei Familien zu einander unter den Systematikern noch keine Einigkeit. Hier soll nun die vergleichende Anatomie eingreifen, um Vegetationsorgane der Juncaceen. 11 87 Klärung in diese schwierige Frage zu bringen. Die Arbeiten auf dem Gebiete der vergleichenden Anatomie sind jedoch noch zu spärlich, um einen vollständigen, sich über alle Teile erstreckenden Vergleich ziehen zu können. Es ist derzeit nur eine allgemeine, in großen Zügen gegebene Vergleichung möglich. Durch meine Untersuchungen bin ich zur Ansicht gekommen, daß sich die JuDcaceen einerseits durch die Gattung Ltiznla an die Liliaceen, andrerseits durch die Gattung Juiictis an die Cyperaceen anschließen. Es ergab sich also im wesentlichen nichts Neues, da man ja schon aus dem Blütenbau auf eine bestehende Verwandtschaft zwischen Liliaceen und den Luzida-Arien schloß. Es bilden diese drei Familien nach meiner Ansicht eine große Gruppe, die einerseits durch die Liliaceen, andrerseits durch die Cyperaceen begrenzt wird; in der Mitte stehen die Juncaceen, die den Übergang vermitteln und als eine ursprünglichere Form aufzufassen sind. Zu dieser Ansicht kam ich vor allem durch zwei diese drei Familien berührende anatomische Merkmale: erstens durch die Anordnung der mechanischen Elemente im Stamme, zweitens durch den Bau des Rindenparenchyms der Wurzel. Schwenden er,^ Schulze^ und andere Forscher geben als typische Anordnung der mechanischen Elemente im Stamme der Liliaceen den Bastring an, an dem dann an der Innen- oder Außenseite, manchmal auch im Innern desselben die Gefäßbündel gelegen sind. Bei den Luziila- Arten bildet sich durch tangentiale Verschmelzung der Bastschienen der Gefäßbündel ebenfalls ein mechanischer Ring aus, der jedoch, wie früher schon bemerkt, oft sehr spät auftritt und nicht .die typische Gestalt des Liliaceenbastringes zeigt. Der letztere stellt sich schon mehr entwickelt dar. Doch kommt es nach Schulze^ auch bei manchen Liliaceen vor, daß nach dem Zentrum des Stammes zu die Elemente des Bastringes all- mählich in die des Markgewebes übergehen, eine Erscheinung, T- Schwender, 1. c. — Schulze, 1. c. 1188 H. Haslinger, die wir bei den Liiznla- Arien sehr oft, wenn aucli nicht immer finden. Die Biegungsfestigkeit des Stammes der Cyperaceen wird nach den Arbeiten von Rikli, Palla und Douval- Jouve durch subepidermale Bastrippen bedingt, während ein subcorticaler Bastring höchst selten vorkommt. Dasselbe Ver- halten zeigen uns die gewissen Cyperaceen habituell ähn- lichen Jimcus-Avien, wie Juncns glaiiciis etc. Auch die Anordnung dieser Bastrippen bei den Cyperaceen und ihre Beziehungen zu den Gefäßbündeln ist eine ähnliche wie bei Jimcus. Gehen wir nun zu dem zweiten Vergleichungspunkte über, den ich oben angeführt habe, so muß ich mich hier allerdings auf Analogieschlüsse verlassen, die keine unbedingte Gewißheit geben, denen aber doch ein hoher Grad von Wahr- scheinlichkeit innewohnt. Es liegen nämlich über Unter- suchungen von Wurzeln noch weniger Arbeiten vor als über die übrigen Vegetationsorgane, was sich leicht dadurch erklären läßt, daß jene Forscher, die Liliaceen und Cyperaceen untersuchten, meist auf Herbarmaterial angewiesen waren, bei dem die Wurzeln, besonders deren Rinde als der ungeschütztere Teil meist nur schlecht erhalten sind. Aus den mir vorliegenden Arbeiten entnahm ich, daß die parenchymatische Rinde der Wurzel bei den Liliaceen den- selben Bau aufweist wie bei den Luzula-Arten, nämlich, daß sie aus polyedrischen, unregelmäßig gelagerten, etwas in der Längsrichtung des Organes gestreckten Zellen besteht. Für die Cyperaceenwurzel ist der strahlig-konzentrische Bau des Rindenparenchyms, wie wir es bei dem Großteil der Arten der Gattung Juncns treffen, charakteristisch. Auch hier tritt Kollabierung von ganzen Zellplatten ein und in Verbindung damit die Bildung von großen die Wurzel durchziehenden Luftkanälen. Dies sind die beiden wichtigsten \'ergleichungspunkte, in denen sich diese drei großen Familien treffen. Allerdings sind Ausnahmen vorhanden, wie z. B. Prionium serratum einerseits, Eriophonuu fiJamentosnnt Boeck.^ andrerseits, die 1 Rikli, 1. c. Vegetationsorgane der Juncaceen. 1189 in ihrem Stammbaue von den übrigen Formen abweichen. Diese Ausnahmen aber fallen wegen ihrer verhältnismäßig geringen Zahl nicht ins Gewicht. Gegen diese beiden Ver- gleichungspunkte treten die übrigen sehr zurück, da sie meist nur für wenige Arten verschiedener Familien in Betracht kommen. Doch sei hier auf einige gemeinsame Merkmale und Eigentümlichkeiten hingewiesen. Bei einigen Cyperaceen, wie z. B. bei Cyperns serotinus Rottb. treffen wir nach Douval-Jouve (1. c.) sternförmiges Parenchym, wie es für die gewissen Cyperaceen habituell nächststehenden Junciis - Avien, wie Juticus glaiicns etc. charakteristisch ist. Ferner sind die Epidermiszellen an der Stelle, an der subepidermale Bastrippen vorhanden sind, auch bei Cyperaceen^ meist niedriger als die übrigen Epidermis- zellen, eine Eigenschaft, die ich auch bei der Gattung Jiincus konstatierte. In den Organen der Cyperaceen ^ herrscht bezüglich der Luftkanäle eine ähnliche Anordnung wie bei den Juncaceen. Sehr oft bildet sich in flachen Blättern zwischen je zwei Gefäßbündeln ein Luftkanal. Im Stamme werden durch Zerreißung des Markgewebes und an der Basis auch durch Zerklüftung des zwischen den Gefäß- bündeln gelegenen Gewebes Hohlräume geschaffen, wie wir dies ja auch bei vielen Juncns-Avien fanden. Trichom- bildungen spielen auch bei den Cj^peraceen ^ eine geringe Rolle. Meist sind es nur papillenartige Vorwölbungen der Epidermiszellen. Die flachen Blätter aller drei Familien besitzen in ihrer oberen Epidermis die charakteristischen Cellnles hidbiformes Douval-Jouv e's. Nach Angabe Schulz e's-^ konstatierte Schmidt bei einigen Liliaceen eine ähnliche Erscheinung an den Epidermiszellen, wie ich sie bei Jiiuciis monanthos und Blau (1. c.) bei J. trifidns und tenageja fand. Die Radialwände stehen nämlich zur Oberfläche des Organes nicht senkrecht, sondern schief, und dadurch schieben sich 1 Rikli, Douval-Jouve, 1. c. 2 Rikli, 1. c. 3 Schulze, 1. c. 1190 H. Haslinger, Epidermiszellen dachziegelig übereinander. Schulze (1. c.) beobachtete bei Stawellia diinorpJianiJia F. Muell., einer Liliacee, ein Einspringen der Cuticula zwischen je zwei Epi- dermiszellen, wie ich dies bei Marsippospcnnunt grandi- floriim fand. Ebenso wurden bei Liliaceen Wellungen der Radialwände und die damit verbundene Porenbildung kon- statiert.i Eine auffallende Ähnlichkeit zeigt sich im Bau der Blätter von Rostkovia magdlanica und einer von Schulze (1. c.) untersuchten Liliacee, nämlich Alaiiia Endlichcri Kth. Die Gestalt der Blätter beider Formen ist halbmondförmig- rinnig. Unter der Epidermis verläuft ein zwei- bis drei- schichtiger Bastring, der bei Alania zwei sich entsprechende Stellen an der Blattunterseite frei läßt, während bei Rostkovia sich auch an der Oberseite zwei bastfreie Stellen befinden. An den bastfreien Stellen der Blattunterseite sind bei beiden Arten die Spaltöffnungen und es werden hier die Bastzellen durch stark verdickte Parenchymzellen ersetzt. Erst unter diesem Bastmantel liegt dann das Assimilationsgewebe. Die Zahl der Gefäßbündel beträgt bei Alania allerdings nur eins. Die Ähnlichkeit im anatomischen Bau beider Blätter ist direkt eine auffallend große. Ähnlich scheint nach der Beschreibung Schulze's (1. c.) das Blatt von Xerotes amtnophila F. v. M. (Liliacee) und nach der von Rikli (1. c.) das Blatt von Hypo- lytrtun distachyimi (Cyperacee) gebaut zu sein. Bei allen drei Familien treffen wir alle Übergänge vom flachen bis zum vollkommen stengelähnlichen Blatte. Im übrigen aber bieten Liliaceen und Cyperaceen eine viel weitergehende Differenzierung und Mannigfaltigkeit; ich erinnere nur an die innere Parenchymscheide der Gefäßbündel der Cyperaceen, - eine Einrichtung, die bisher nur an Gattungen dieser Familie beobachtet wurde. Sie erweisen sich eben durch diese Mannigfaltigkeit ihrer einzelnen Gruppen als höher ent- wickelt als die mehr oder weniger einheitlich gebauten und wegen der verschiedenen Übergänge schwer einzuteilenden Juncaceen. 1 Schulze, 1. c. 2 Rikli, 1. c. Vegatationsorgane der Juncaceen. 1191 Wenn ich mir zum Schlüsse erlaube, meine Ansicht betreffs der Zusammengehörigkeit dieser drei Familien zu äußern, so mag dies nur als ein bescheidener Versuch und keineswegs als eine von mir aufgestellte Theorie, eine Er- klärung der verwandtschaftlichen Beziehung zu geben, auf- gefaßt werden. Ich bin nach den mir vorliegenden Resultaten zu der Ansicht gelangt, daß diese drei Familien auf eine gemein- same Urform zurückgeführt werden können. Aus dieser Urform haben sich mit der Zeit zwei extreme F'ormen entwickelt, die aber durch Übergänge verbunden waren. Die eine dieser Formen besaß einen subcorticalen Bastring im Stamm und unregelmäßig angeordnetes Rindenparenchym in der Wurzel, die andere subepidermale Bastrippen und strahlig angeord- netes Rindenparenchym. Die beiden Extreme differenzierten sich weiter, divergierten \'oneinander und führten so einer- seits zu den Liliaceen, andrerseits zu den Cyperaceen; die Ursprungsformen mit ihren Übergängen entwickelten sich weiter und lieferten die Juncaceen, erreichten aber nicht diese Mannigfaltigkeit in ihrer Ausbildung wie die beiden anderen Familien. Nachstehendes rohes Schema möge die von mir gedachte Entwicklung erläutern. Liliaceae Juncaceae Cypcniceae o (^5 gemeinsame Ursprungsformen j O Urform Die Ansicht über eine solche Entwicklung gründet sich im wesentlichen nur auf die beiden oben schon wiederholt genannten Vergleichungspunkte, die mir aber immerhin ge- nügend erscheinen, da sie wesentlich zur Bestimmung des anatomischen Baues beitragen, was besonders von den mechanischen Elementen gilt. Für die abweichenden Formen 1192 H. Haslinger, der einzelnen Familien wäre dann eine gesonderte, mit der der betreffenden Familie parallel gehende Entwicklung anzu- nehmen, wogegen vom theoretischen Standpunkte aus durch- aus nichts einzuwenden wäre. Nachtrag. Disticliia mnscoides (siehe auch p. 1147) nähert sich in ihrem Habitus den Gattungen Patosia und Oxychloe. Doch ist die kurze Blattlamina nicht rinnig, sondern konisch. Am Querschnitte zeigt sich an derselben eine mit stark verdickten Außenwänden versehene Epidermis. Das Lumen der Epi- dermiszellen ist oval; die Innenwände sind dünn. Die Spalt- öffnungen zeigen den auf p. 1169 unter I beschriebenen Bau. Unter der Epidermis liegen zwei bis drei Schichten chloro- phyllführender Palisadenzellen, denen sich dann der Gefäß- bündelkreis anschließt. Die Gefäßbündel sind collateral. Das mechanische Gewebe wird nur von den Bastbelegen der Gefäßbündel gebildet. Die Mitte des Blattquerschnittes wird von einem parenchymatischen Gewebe eingenommen. Die Blattscheide zeigt sehr niedere und kleine Epidermiszellen und wenig Chlorophyllparenchym. Die Wurzel von Disticliia innscoides zeigt den für die Gattung Jiiuciis charakteristischen Bau, den ebenso auch Oxychloe und Patosia aufweisen. Die Zellen der Rindenschicht collabieren bis auf wenige Schichten. Im allgemeinen ergibt sich, daß Disticliia auch im ana- tomischen Bau Oxycliloe und Patosia nahe steht. Literaturverzeichnis. Ambronn H., Über Poren in den Außenwänden der Epi- dermiszellen. Pringsh. Jahrb., XIV. Blau J., Vergleichende anatomische Untersuchungen der schweizerischen Juncus- Arien. Zürich 1904. Buchen au Fr.. I. Über Randhaare von Ltiztila, in Abhandl. des naturwissenschaftl. Vereines. Bremen, IX. — II. Monographia Juncacearum. Engler's Jahrb., XIL — III. Über den Aufbau des Palmietschilfes aus dem Kap- lande, in Bibl. bot., XXVII (1893). Vegetationsorgane der Juncaceen. 1 IJo DoLival-Jouve J., Etüde histotaxique des Cypcnts de France. Paris 1874. Engler A., Das Pflanzenreich, Heft 25. Leipzig 1906. Fuchsig H., V^ergleichende Anatomie der Lilioideen. Diese Sitzungsber., 1911. Haberlandt G., Physiologische Pflanzenanatomie, 2. Auflage. Leipzig 1896. Kirchner O. v., Loew E. und Schröter C, Lebensgeschichte der Blütenpflanzen Mitteleuropas. Lief. 10, 13. Bd. I, III. Abt. Stuttgart 1909. Menz J., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Gattung AlliujH, nebst einigen Bemerkungen über die anatomi- schen Beziehungen zwischen Allioideac und Amaryl- lioideae. Diese Sitzungsber., 1910. Palla E., Zur Kenntnis der Gattung »Scirpns«, in Engler's Jahrb., X. Rikli M., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Cypera- ceen mit besonderer Berücksichtigung der inneren Par- enchymscheide. Pringsh. Jahrb., XXVII. Schwendener S., Das mechanische Prinzip im anatomischen Baue der Monokotylen. Leipzig 1874. Schulze R., Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Lilia- ceen, Haemodoraceen, Hypoxidioideen und Velloziaceen. Leipzig 1893. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CX.XIII. Bd., Abt. I. 83 1 194 h. Hasiin^er, Vegetationsoro:ane der Juncaceen. Tafelerklärung. Tafel I. Fig. 1. Querschnitt durch den Rand eines Blattes von Ltiziila silvatica. Vergr. 325 fach. Fig. 2. Querschnitt durch den Rand eines Blattes von Liizula cainpesfris. Vergr. 325 fach. Fig. 3. Querschnitt durch den Rand eines Blattes von Juncus capensis. Vergr. 650 fach. Fig. 4. Querschnitt durch eine Spaltöffnung von Juncus subulahis. Vergr. 650 fach. Fig. Aa. Flächenansicht derselben. Vergr. 650 fach. Fig. 5. Spaltöffnung von Liizula iiiuUiflora. Vergr. 650 fach. Fig. 6. Spaltöffnung von Juncus capensis. Vergr. 650 fach. Fig. 7. Spaltöffnung von Patosia cLindestina. Vergr. 650 fach. Tafel II. Fig. 1. Querschnitt durch eine Epidermis mit Spaltöffnung und angrenzendem Gewebe von Prionium serratuin; zeigt die Verbindung der Atem- höhle mit den Chlorophyllröhren. Vergr. 650 fach. Fig. 2. Querschnitt durch die obere Blattepidermis von Juncus inonanthos. Vergr. 325 fach. Fig. 3. Ein Längsschnitt durch dieselbe. Vergr. 325 fach. Fig. 4. Konzentrisches Gefäßbündel aus dem Rhizom von Juncus glaucus. Vergr. 325 fach. Fig. 5. Teil eines Querschnittes durch das Blatt von Marsippospermtiu! grandißoruni; zeigt die den Cellules bulbiformes entsprechenden Zellen. Vergr. 325 fach. Fig. 6. Teil eines Querschnittes durch eine Wurzel von Juncus articulatus; zeigt die strahlige Anordnung des Rindenparenchyms. Vergr. 220 fach. Fig. 7. Teil eines Querschnittes durch eine Wurzel von Lttzula nivea. Vergr. 325 fach. HaslillöerJI .■• Wyolalion-sor^ianc' (ler.luncareen. Taf.1. 4a. Lrrli.AristTh.Bannwartn.Wien Sitziaig\sberichlefUvTds.iVkad.cüViss,iuatJi.natiu-\v.l{la-sse,Bd.CXXIir.Abt.I.1914'. Kasluvgei'H.: Yegetatioiisorgaiic dcM- Juncaceen. Taf.n. Lrrh.AnsTTn. Bannwarth.Wien Silzimgsbei'iclüfidl{ais.Akad.dMss^mat]i.natui'\v.]aasse,Bd.CXXIII.Abt.I.1914. 1195 Untersuchungen über Lüium bulbiferum L., Lilium croceum Chaix und den gezüchteten Bastard LiHum sp. 9 >< LiUum croceum Chaix cf von E. Heinricher, k. M. k. Akad. (Aus dem botanischen Institut der Universität Innsbruck.) (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) (Vorgelegt in der Sitzung am 3. Dezember 1914.) A. Über Lilium bulbiferum L. und Lilium croceum Chaix. Zuerst versuchte ich in der Abhandlung »Über Andro- diöcie und Andromonöcie bei Lilium croceum Chaix und die systematischen Merkmale dieser Art«^ das beide Lüium-Avten Unterscheidende zu fassen. Schon hier stellte ich fest, daß das für L. croceum gegebene Merkmal, »Mangel von Brutzwiebeln in der Achsel der Laub- blätter« absolut nicht zutrifft.- Ich glaubte aber in der von mir bei L. croceum gefundenen und eingehend beschrie- benen Androdiöcie und Andromonöcie einen Unterschied beider Arten ermittelt zu haben, da in der Literatur jegliche Hinweise für das Vorkommen solcher bei L. bulbiferum fehlten und da alle mir zur Zeit zugänglichen Pflanzen dieser Art Zwitter- blüten aufwiesen. Außerdem vermutete ich anatomische, beide Arten kennzeichnende Eigentümlichkeiten ermittelt zu haben, 1 Flora, 1908, Bd. 98. H. 3, p. 364. 2 Dasselbe wird noch in dem dritten Bande der »Synopsis der mittel- europäischen Flora« von Asch er so n und Graebner, der zwischen 1905 und 1907 erschien, gesperrt gedruckt hervorgehoben, 1. c, p. 177. 1 196 E. Ileinricher, indem ich an den Blättern von L. croceuni Streifen auffallend papillöser Zellen in der Epidermis der Blätter eingeschaltet fand, die an den damals geprüften Blättern von L. hnlhifcnim fehlten. Endlich habe ich auf charakteristische Unterschiede in der Färbung der Blüten beider Arten hingewiesen. Diesen Ausführungen trat in den »Beiträgen zur Kenntnis der Schweizerflora«, in der Arbeit: »Liliuin bnlbiferitin L. und Liliiim croceum Chaix« K. Sturm ^ entgegen. Seine Einwürfe verloren dadurch an Wert, daß er, trotz meiner 1908 erschienenen ausführlichen Mitteilung, noch immer an dem Satze festhielt: »daß L. hulbiferum sich nur durch den Besitz von Bulbillen von L. croceiim unterscheidet« und nach diesem Merkmal die beiden Arten in seinen Listen voneinander trennte. Dieser Behauptung konnte ich auf Grund inzwischen vorgenommener Kulturversuche sofort den Boden entziehen."^ Ich -zeigte, daß L. crocemn ebenfalls äußerst häufig reichlich Bulbillen bildet, daß dasselbe Individuum, das in einem Jahre bulbillenfrei war, in der Folge reichlich Bulbillen bilden kann, und daß die aus Samen einer buibillenfreien Mutterpflanze gezogenen Descendenten reichlich Bulbillen tragen können Auch wies ich darauf hin, daß die Bulbillen bei L. crocemn sich oft erst nach dem Blühen bilden, ^ was mit zu den An- gaben über die Bulbillenlosigkeit dieser Pflanze beigetragen haben mag. Mit einiger Wahrscheinlichkeit konnte ich auch aus- sprechen, daß die Bulbillenbildung bei der aus Bulbillen hervorgegangenen Descendenz reichlicher stattfinden dürfte,, als bei der aus Samen gezogenen; ferner, daß bei Bulbillen- Descendenz die Bulbillenbildung schon früher (vor der Blüte) 1 Vierteljahresschrift der Naturforscherges. in Zürich, 54. Jahrg. (1910),. H. 1, p. 1 bis 13. - A. Zur Frage nach den Unterschieden zwischen Lilimn hiilbifcntm L. und Lilimn croccnin Chaix. — B. Über die Geschlechtsverhältnisse des- letzteren auf Grund mehrjähriger Kulturen (Flora [1911], Bd. 103, H. 1, p. 54 bis 73). ;i Gemeint sind hier blühreife Pflanzen. Zwei- bis dreijährige Pflanzen, die erst Erstarkungstriebe haben, tragen oft Bulbillen in großer Zahl. Untersuchungen über Liliuin hilhifcntvi L. 119; einzusetzen scheint, während sie sich bei Sämlingen verzögert (erst nach der Blüte erfolgt). Um diesen Irrtum, die Bulbillenlosigkeit des L. croceiim, zu bekämpfen, habe ich schon in der zweiten meiner an- geführten Abhandlungen, in einer Textfigur, eine aus Samen gezogene Pflanze nach photographischer Aufnahme vorgeführt, die reichlichst mit Bul- billen besetzt ist. In Text- fig. 1 dieser Abhandlung ist der obere Teil einer Pflanze aus einer Bul- billenkultur (c. I in der genannten zweiten Ab- handlung) nach photo- graphischer Aufnahme vom 3. Juni 1911) wieder- gegeben. Die Pflanze, ein Erstlingsblüher, zeigt zwei Blüten, die infolge Ver- kümmerung des Gynä- ceums rein männlich waren und läßt schon zur Zeit der Blüte zahlreiche Bulbillen in vorgeschrittener Entwick- lung erkennen. Man wird nun hoffentlich den Man- gel von Bulbillen nicht mehr als ein Kennzeichen _. , Mg. 1. für L. croceuin ansehen. Schon in meiner zitierten, zweiten Abhandlung konnte aber festgestellt werden, daß Androdiöcie und Andromonöcie nicht auf L. croceum beschränkt sind, sondern auch bei L. bnlhifennn vorkommen. Ersteres ermittelte über mein An- suchen Kollege Dr. Sperlich,i der Gelegenheit hatte, einen 1 In der Folge bestätigten es auch meine Kulturversuche, über die später berichtet wird. 1198 E. Heinricher, sicher natürlichen Standort des L. bnlbijenini, der mir aus der Steiermark bekannt war (auf dem Hochlantsch bei Mixnitz) zu besuchen. Er fand da zehn Pflanzen, die zweiblütig waren und je eine zwitterige und eine männliche Blüte hatten. Andromonöcie stellte ich an einem an dem gleichen Standort vor Decennien gesammelten, in meinem Herbar be- findlichen Exemplar fest; nachfolgend durch die später zu Lrörternden Kulturversuche. Sturm hatte auch gegen die Merkmale anatomischer Xatur: »papillöse Zwischenzellreihen in der Epidermis der Blätter von L. croceum, Fehlen solcher bei L. biilbifermn«, die ich namhaft gemacht hatte, eingewendet, daß beide Arten Papillen besitzen, ihre Zahl von Pflanze zu Pflanze stark wechsele; »vollständig gefehlt haben sie bei keiner der unter- suchten Pflanzen«. Diese Einwendungen hatten zwar keine sichere Grundlage, insofern Sturm alle Bulbillen besitzenden Pflanzen einfach als L. bulbiferum ansah. Nach dem vorher Ausgeführten hat er aber sicher und wahrscheinlich in großer Zahl auch L. crocetmt-F^anzen hier einbezogen. Doch erwies sich der Einwurf insofern als berechtigt, als ich bei weiterer Prüfung fand, daß das Fehlen papillöser Zellreihen in der Epidermis der Laubblätter von L. bnlbifenun zwar vorkommt, wie es z. B. bei den in meiner ersten Abhandlung der Unter- suchung unterworfenen Pflanzen der Fall war, daß es aber leider kein konstantes ist. Insbesondere war hier das Auffinden der Papillen an den Blättern der sicheren L. biilbifernni- Pflanzen vom Hochlantsch in Steiermark, die mir Prof. Sperlich eingesendet hat, entscheidend. So blieben als sichere Unterscheidungsmerkmale beider Arten zunächst nur die übrig, die ich über die Färbung und Farbenverteilung an den Perigonblättern gemacht hatte. Ich sagte darüber: »Das Perianthblatt von L. croceiun hat den dunkelorangen Ton gewissermaßen als Grundton, nur eine mittlere Partie, im allgemeinen von rhombischem Umriß, zeigt hellgelborange Färbung. Bei L. bulbiferum ist letzterer Ton Hauptfarbe und nur gegen die Basis und die Spitze tritt dunkleres Orange auf«. Untersuchungen über Lilinin hiilbifcntin L. 119J Dieses Unterscheidungsmerkmal hat sich auch weiterhin als zutreffend erwiesen. Zunächst hat über mein Ersuchen Dr. Sperlich das sichere L. bnlbiferiini vom Hochlantsch in Steiermark auf einer Exkursion daraufhin untersucht und meinen Befund bestätigt gefunden. Diese Unterschiede erwiesen sich aber auch bei der Kultur konstant. Liliiim croceiim habe ich in vielen Exemplaren, seit 1908 jährlich in Blüte (Descendenz von sicheren L. croceuin-?üa.nzen aus Südtirol, von den Gehängen des Monte Baldo am Garda- see und des Monte Maggio im Laimtalej gehabt; die Blüten- färbung blieb durchaus konstant und entsprach dem oben Angegebenen. Eine gleiche Konstanz habe ich nun weiterhin auch an Kulturen von I^iliurn bidbifcrmn festgestellt. Auf diese Kulturen will ich nun im folgenden näher eingehen. Ich lege auf diese Kulturen Wert, weil Prof Beck V. Managetta in einer kleinen Mitteilung^ den Farben- unterschieden keine Bedeutung zumessen will, »denn die beiden Farben, Feuerrot (respektive Leuchtendrot oder Gelbrot) und Safranrot, welche die Blumen beider Arten {L. biilbifernm und L. crocenni) charakterisieren sollen, sind wohl auch von einem Farbenverständigen nicht in ihren zahlreichen Abstufungen auseinander zu halten«. Ich bin aber überzeugt, daß Prof. V. Beck, wenn er sicheres L. croceimi und ebenso sicheres L. biilbifernm nebeneinander sähe, anders urteilen würde. Bei diesen herrscht, wie erwähnt, Konstanz in den Farben. Doch haben auch Beck's Bemerkungen über »zahlreiche Ab- stufungen« in der Färbung in gewissem Sinne Berechtigung. Die liegt darin, daß beide Lilienarten häufige Zierpflanzen sind und außer in Gärtnereien mit besonderer Vorliebe in Bauerngärten gezogen werden. Dadurch kommen zahlreiche Bastardierungen zustande und diese ergeben dann in der Tat Übergangsstufen. Außerdem sind daraus vielfach Garten- flüchtlinge hervorgegangen, die in den Floren dann bald als 1 »Abnorme Blüten bei Liliiun bitlbifenun L.«. Erschienen in »Lotos, Naturwissenschafthche Zeitschrift, Prag, 1907, Nr. 2.« Diese Mitteilung ist entstanden, ohne daß dem Verfasser meine Studien und jene Sturm's bekannt gewesen wären, die erst nach 1907 erschienen. 1200 E. Heinricher, Lilinm bulbifenim, bald als Liliiim crocenm aufgenommen erscheinen. Solche Bastarde beider Arten ergeben in der Tat, wie schon gesagt, Übergangsstufen und es bedarf eines guten Kenners beider Stammarten, um diese Bastarde als solche richtig anzusprechen. Ich werde im zweiten Teil dieser Mitteilungen einen sicheren Bastard zwischen einer Zier- Lilium-Ai% Lilinm sp. und L. crocenm besprechen, den ich gezogen habe. Wer die Elternpflanzen nicht genau kennt, würde den in Blüte stehenden Bastard zumeist ganz sicher als L. crocenm ansprechen (wenn er dieses unterscheidet), so verkappt können die Merkmale der zweiten Art im Bastard vorhanden sein. Die Kulturen von Lilinm hulblferum. Diese umfassen vier Versuchsreihen, von denen der ersten insofern Wichtigkeit beigelegt wird, als sie sicheres L. hnlbi- fernm betrifft; dazu wurden am Hochlantsch in Steiermark, auf Bergwiesen, etwa lOOw oberhalb der Almwirtschaft »zum guten Hirten« am 21. Juli 1910 von Prof. Sperlich eingesammelte Bulbillen herangezogen. Weitere Kulturen wurden mit angeblichem Lilinm hnlbi- fernni aus der weiteren Umgebung von Innsbruck angestellt; hierbei wurden ausgegrabene Zwiebeln zumeist noch nicht blühreifer Pflanzen verwendet. Die zweite Kultur stammte von Pflanzen, die in Felleberg bei Völs nächst Innsbruck gefunden wurden. Die dritte Kultur leitet sich von Pflanzen ab, die in der Nähe des Kerschbuchhofes bei Innsbruck gesammelt wurden. Von diesen Pflanzen sah ich am 27. Juni 1910 auch zwei Blüten und vermerkte sofort im Tagebuch, daß sie eine Mengung der Charaktere des L. bnlbifernm und L. crocenm aufweisen und Gartenflüchtlinge einer Bastardpflanze sein dürften. Die Pflanzen der vierten Kultur waren am Sonnenburger Bühel bei Innsbruck gesammelt worden. Die drei ersten Kulturen wurden 1910, die vierte 1911 angesetzt. In der nachfolgenden Besprechung werden, außer den Färbungsverhältnissen, auch die Geschlechtsverhältnisse kurz berücksichtigt werden, um auch in dieser Beziehung Untersuchungen über Liliuni hulbifcrtun L. 1201 eine Ergänzung zu meinen bisherigen Studien mit L. croceiuu zu geben. I. Kultur. Sicheres L. bulbiferum vom natürlichen Standorte am Hochlantsch in Steiermark. In einer Scheibe im Freiland kommen zwischen 2. und II. Juni 1913 23 Pflanzen zur Blüte; darunter befanden sich fünf mit drei, vier mit zwei und 14 mit je einer Blüte. Von den 14 einblütigen Pflanzen hatten zwölf eine Zwitter- blüte, zwei eine männliche mit schwachem Rudiment des Gynäceums. Von den vier zweiblütigen Pflanzen hatten drei eine Zwitterblüte und eine männliche; bei einer waren beide Blüten zwitterig. Bei den dreiblütigen waren bei zweien alle drei Blüten zwitterig, bei dreien aber zwei Blüten zwitterig, eine cf. In allen Fällen bildeten die männlichen Blüten den Abschluß. Die \'erhältnisse liegen ähnlich wie bei L. croccmn. Offenbar sind auch bei L. bnlbifermn die männlichen Blüten Hemmungsbildungen und kommen rein cf In- dividuen nur bei das erstemal zur Blüte gelangenden Pflanzen vor.^ An natürlichen Standorten, im Konkurrenz- kampf mit der umgebenden Pflanzenwelt, würde ihr Er- scheinen wohl zahlreicher sein. 1 In der erwähnten zweiten Abhandlung habe ich die Kulturergebnisse mit Lilinin croceum nur bis inklusive 1910 verwerten können. Auf die Er- gebnisse, die der \Veiterverfolg derselben 1911 gezeigt hat, will ich, insoweit sie von Interesse sind, in einzelnen Fußnoten in dieser Abhandlung ein- geben. Für die Auffassung, daß die männlichen Blüten als Hemmungsbildungen aufzufassen sind, spricht auch die Tatsache, daß bei Individuen, die mehrere blühende Triebe aus der Zwiebel entsandten, jeweils der schwächere Trieb vorwiegend oder meist ausschließlich männliche Blüten produzierte. Lehrreich war in dieser Hinsicht die Bulbillenkultur c I, die von einer Mutterpflanze (von Monte Maggio, 1907) mit zwei Zwitterblüten und zwei männlichen abstammte. Zur Blüte kamen die Pflanzen dieser Kultur erst 1911. Das Ver- hältnis, in welchem die einzelnen Individuen Zwitter- und männliche Blüten bildeten, gibt nachstehende Übersicht: Individuum I erster Trieb 5 ^ 0 (f zweiter » 0 ^ 2 (f » II erster » 5 ^ 1 cf zweiter » 0 ^' 2 ^T 1202 E. Heinricher, Vergleicht man die Zahl der Pflanzen dieser Bulbillen- kuliLir von L. biilhifenini und die Zahl der Blüten, weiterhin unter diesen die Zahl der Zwitter- und jene der männlichen Blüten, so ergibt sich, daß 23 Pflanzen beim ersten Blühen 32 Blüten hatten, von denen 25 zwitterig, sieben männlich waren; auf die Zwitterblüten entfallen 78%) ^^f die männ- lichen nicht ganz 22 7o- Gegenüber L. croceuni scheint L. hulbiferum weniger Neigung zur Andromonöcie und Androdiöcie zu be- sitzen. Dies ergibt sich aus dem folgenden Vergleich: In der in meiner zweiten zitierten Abhandlung mitgeteilten Bulbillenkultur von L. crocenm CHI entfielen auf sechs 1910 das erstemal blühende Pflanzen drei rein männliche; diese waren also mit 50% vertreten. Bei L. bulbiferiim waren von 23 Erstblühern nur zwei Pflanzen männlich oder nur 8-7%. Die Anzahl der männlichen Blüten aus der Bulbillenkultur von L. crocenm im ersten Blütenjahr war höher als die der zwitterigen, prozentuell 53-8 : 46-2, während bei L. biilbifcnnn die Zwitterblüten bedeutend überwiegen, 78% ^^f sie ent- fallen und nur 22% auf männliche Blüten.^ Individuum III erster Trieb 3 W 1 (^f zweiter » 3 ^ 2 rf dritter » 0 ^ 2 ^ vierter » 0 « 2 ^f IV 1 y 1 cT V 3 ^' 0 ^ VI erster Trieb 5 « 1 cf zweiter » 0 ^ 2 (^ VII 0 ^' 1 d" VIII erster Trieb 6 ^ 1 cf zweiter » 1 y 1 (^ 1 Obwohl die Bulbillenkulturen von L. erocetim (CI, C II und CHI) gleichzeitig 1907 angelegt worden waren, ergab 1910 nur C III bereits blühende Pflanzen. Die Blütenverhältnisse von C I im Jahre 1911 sind in der letzten Fußnote gegeben. Von 52 Blüten waren 32 (61* 5%) zwitterig, 20 oder 38 Oq männlich. Gegenüber den Verhältnissen von C III im Jahre 1910 ergibt sich also eine Änderung. Bei C III überwogen 1910 die männlichen Blüten (53-8% cT : 46-2% ^), bei C I 1911 aber waren rund drei Fünftel Blüten zwitterig, zwei Fünftel männlich (61 y : 38 (^f). Die erst 1911 zur Blüte gelangten Pflanzen von C I waren kräftiger geworden und damit hängt wohl das Überwietcen der zwitterigen Blüten zusammen. Ähnlich gestaltete Untersuchungen über Lilitim Ivilbi/enun L. 1203 Bei L. CTOceum ergab es sich ferner als wahrscheinlich, daß bei der aus Samen gezogenen Descendenz die Bildung- männlicher Blüten bedeutend geringer ist als bei Descendenten von Bulbillen. Die c/" Blüten betragen bei Sämlingsdescendenz nur 147o, 86% entfielen auf Zwitterblüten. Reine männliche Pflcinzen kamen hier gar nicht vor.^ Es läßt sich vermuten, daß eine Descendenz aus Samen von L. bnlbiferuin ähnliches ergeben und weiters bestätigen würde, was schon die Anzucht aus Bulbillen erweist, daß bei L. hiilbifertim die Neigung zur Verkümmerung des Fruchtknotens und der so zustande kommenden Andromonöcie und Androdiöcie weit weniger vorhanden ist als bei L. crocenm. Hier liegt eine physiologische Verschiedenheit beider Arten vor. Gehen wir nun zum wichtigsten Punkt über, zur Frage, wie sich, in bezug auf die Färbung der Blüten, die aus den Bulbillen der Hochlantschpflanzen gewonnene Descendenz verhielt. Von den Stammpflanzen an dem genannten Standort berichtete Dr. Sperlich, daß die Färbungs- verhältnisse der Perianthblätter meiner Beschreibung völlig entsprachen. Bei der Descendenz war ohne Ausnahme das Gleiche der Fall. Ohne Ausnahme nahm die hellorange Färbung den Mittelteil des Blattes ein und erst gegen die Spitze und den Basalteil trat die rotorange Tönung auf. Besonders prägnant isi diese Farbenverteilung an frisch aufgegangenen Blüten, vor dem Stäuben der Antheren; späterhin schreitet eine dunkler orange Tönung von der Basis sich auch das Verhältnis von Zwitter- und männlichen Blüten bei Kultur C III im Jahre 1911. Die Kultur stammte von einer Pflanze, die zwei männliche Blüten gehabt hat. 1911 wurden 25 Blüten gezählt, von denen prozentisch 64 zwitterig, 36 männlich waren. Auch hier war ein Rückgang der männlichen Blüten mit der Erstarkung der Pflanzen eingetreten. Die ebenfalls erst 1911 blühreif gewordene Kultur C II (abstammend von einer Pflanze, die zwei Zwitter- und eine männliche Blüte gehabt hat) ergab bei den drei Individuen, die zur Blüte kamen, sogar nur Zwitterblüten. 1 Bei der aus Samen gezogenen Nachkommenschaft blieb das Ver- hältnis zwischen Zwitter- und männlichen Blüten auch im zweiten Jahre des Blühens nahezu gleich wie im ersten. 1911 wurden 133 Blüten gezählt, wovon 86*4'"'q zwitterig, 13-5'^,j männlich waren. 1204 E. Heinricher, und Spitze gegen die Mitte etwas vor, ohne aber je den wahren Croceiun-Ton zu erreichen. Statt aller weiteren Be- schreibung führe ich in den Fig. 1 und 2 der Tafel je ein Perianthblatt des inneren Kreises von L. ImJbifcruin und von L. crocemn in farbiger Darstellung vor. Daraus wird man auch entnehmen, daß die schwarze Punktierung bei L. bitllv- fcrnm gegenüber L. crocciini zurücksteht; ja manchmal fällt sie fast vollends aus. Ähnliche Unterschiede in der Färbung sind auch zwischen den Perianthblättern des äußeren Kreises vorhanden, dessen Glieder gestaltlich durch geringere Größe und mehr schmallängliche Form abweichen. Betrachtet man Fig. 1 und Fig. 2 der Tafel genauer, so wird man aber unschwer finden, daß die Perianthblätter des inneren Kreises von L. bnihifcnnn und L. croceiuu auch in der Form charakteristisch voneinander ver- schieden sind, worauf ich erst in dieser Mitteilung hin- weise. Ich habe in verschiedenen Jahren farbige Abbildungen der Petalen von L. crocenm anfertigen lassen und finde die charakteristische Form stets wiederkehrend. Man sieht aus Fig. 2, daß das Petalum von croceruin ausgeprägt spitzeiförmig ist. Von der breitesten Stelle läuft es nach oben spitz aus und nach unten findet eine relativ sehr plötzliche Ver- engung zum stielartigen Teil statt. Die Lamina des Blattes gewinnt so einen mehr oder minder hervortretend rhombischen Umriß. Hingegen ist das Petalum von L. hiilbifcnim länglich, stumpf-eiförmig, das obere Ende wie abgestutzt, die \'er- schmälerung in den stielartigen Basalteil erfolgt mehr all- mählich. Besser als alle Beschreibung werden die Fig. 1 und Fig. 2 die Unterschiede zur Geltung bringen. Diese Formverschiedenheit der Petalen beider Arten wird vielleicht gestatten, auch noch am Herbarmaterial die beiden Arten zu unterscheiden, an dem mit den Färbungsverhältnissen nichts mehr zu machen ist. Nur sei darauf hingewiesen, daß bei zum ersten Male blühenden Pfianzen, besonders ein- blütigen Schwächlingen die kennzeichnende Form nicht zur Geltung kommt. Bei beiden Arten sind die Perianthblätter solcher Blüten oft auffallend schmal und besonders bei den durch Verkümmerung des Gynäceums männlichen Blüten Untersuchungen über Liliitm Ivilhifeniin L 1205 trifft das oft zu. Das sind Erscheinungen, welche mit für die Tatsache sprechen, daß solche Blüten Hemmungsbildungen sind. Die Gestalt solcher Blüten läßt aber ohne weiteres er- kennen, daß sie Kümmerformen sind. Eine Bulbillenkultur von L. croceiim, die 1909 angelegt wurde und ursprünglich bei 20 Pflanzen umfaßte, wurde späterhin durch eine Krankheit (wahrscheinlich eine Bacteriose), die in geringerem Grade- auch in den übrigen Kulturen auftrat, stark dezimiert. Von Fie-. 2. den 1912 zur Blüte gelangten drei Pflanzen hatten alle je eine solche Kümmerlingsblüte. Zwei waren männliche Blüten, die dritte eine schwächliche Zwitterblüte. Wie sehr an solchen Blüten die normale Gestalt der Perianthblätter abgeändert und im Ausmaß verkleinert erscheint, mag die in Textfig. 2 dar- gestellte männliche Blüte zeigen. Zur Aufnahme wurde die in Alkohol aufbewahrte Blüte verwendet, nachdem die sechs Stamina zum Zweck des ungestörten Hervortretens der Perianthblätter entfernt worden waren. In solchen Blüten gehen mit der gestaltlichen Änderung der Blumenblätter er- 1206 E. Heinricher, klärlicher Weise auch Änderungen in der Verteilung der Färbungen vor sich. Der hellorange Mittelfleck kann ganz schwinden oder erscheint schmal, in die Länge gezogen. Am kennzeichnenden Rot ist aber die Zugehörigkeit zu L. croceinii auch an solchen Kümmerblüten unschwer zu erkennen. 2. Kultur. Angeblich L. bulbiferum vom Felleberg bei Völs nächst Innsbruck. Schon 1911 blühten mehrere Pflanzen. Aus diesem Jahre habe ich keine genauen Aufzeichnungen über die Geschlechts- verhältnisse (nur die Notiz ist vorhanden, daß die stärkste Pflanze acht Blüten hatte), wohl aber Bemerkungen über die Färbungsverhältnisse der Perianthblätter. Diese entsprachen ziemlich genau dem L. btilbiferum-Typus. Die schwarze Punktierung fehlte hier fast gänzlich; höchstens fanden sich ein bis zwei Flecken pro Blatt. Ob die Pflanze an dem Standorte bei Völs autochthon ist, bezweifle ich sehr; nach allem möchte ich eher auf Herkunft von einem Gartenflüchtling schließen. Die Geschlechtsverhältnisse wurden 1913 eingehend ver- folgt. Es kamen fünf blühende Triebe zur Entwicklung, davon einer mit acht, einer mit fünf und drei mit je drei Blüten. Alle Blüten waren zwitterig. Das spricht wieder in dem Sinne, daß L. hnlbifertim wenig Neigung zur Verkümmerung des Fruchtknotens besitzt. 3. Kultur. Descendenz der Pflanzen vom Kerschbuchhof. Drei Pflanzen kamen 1913 zur Blüte, eine mit acht, zwei mit drei Blüten. Alle Blüten waren zwitterig. Bulbillen waren schon vor dem Blühen vorhanden. Was schon p. 1200 erwähnt wurde, daß die Stammpflanze auf einen Bastard zwischen L. hnlbifenim und L. croceum hinweise, wurde durch die Descendenz nur bestätigt; in der Zeichnung und Tönung der Perianthblätter kam der Crocenm-Ty^pviS zur Geltung. Daß das Vorkommen des Lilimn am genannten Standort auf Gartenflüchtlinge zurückzuführen sei, ist sehr wahrscheinlich. Untersuchungen über Liliutii biilbi/entm L. 1207 4. Kultur. Descendenz der Pflanze vom Sonnenburger Bühel. 1913 kam erst eine Pflanze zur Blüte. Sie erwies sich als typisches L. croccuin. Obwohl die Möglichkeit nicht aus- geschlossen ist, daß auch an diesem Standorte die Besiedelung durch Gartenflüchtlinge vorliegt, so ist hier doch am ehesten auf ein natürliches, ursprüngliches Vorkommen zu denken. Denn sicher ist es, daß in Tirol und speziell südlich des Brenners Lilinm crocenm weite Gebiete besiedelt; die Be- dingungen zu seiner Entwicklung findet es, wenigstens in tieferen Lagen, auch nördlich des Brenners und es ist nicht unwahrscheinlich, daß an vielen Standorten, für die L. ImJbi- fet'iun angegeben wird, L. crocciim vorliegt. Ob aber letzterem in Nordtirol auch da massige, sicher natürliche Standorte zu- kommen wie in Südtirol, ist mehr als zweifelhaft. Die Angaben in Dalla Torre's und Sarntheim's Flora^ sind alle un- zuverlässig, weil als Kennzeichen des L. crocetun ebenfalls der »Mangel von Brutzwiebeln« angenommen wurde. Teil- weise haben die genannten Autoren dies auch schon geahnt. Am Schlüsse der Standortsangaben für L. bnlbifenim sagen sie: »Von den nicht belegten Standorten gehört jedenfalls ein Teil zu L. crocenm, worauf in Hinkunft näher zu achten wäre.« Meiner Ansicht nach ist es sicher, daß alle die Stand- orte, die sich p. 468 für L. biilbifeniui angegeben finden und die zwei Drittel Seiten umfassen, nicht L. biilbiferunt, sondern nur L. crocenm beherbergen. Auch unter jenen auf p. 467 betreffen viele L. crocewn. Überhaupt ist mir das Vorkommen des echten L. biilbifertun (abgesehen von Standorten, auf die es als Gartenflüchtling gelangt ist) in Tirol noch fraglich. Es wird ja zweifellos nicht unbedeutende Schwierigkeiten bereiten, die Standorte, auf welchen die beiden Liliiim-Avten wirklich einheimisch sind, von jenen zu scheiden, auf die sie nur als Gartenflüchtlinge gelangt sind. Eine floristische Untersuchung dieser Frage erschiene mir dankenswert und könnte, mit der nötigen Überlegung und \'orsicht ausgeführt, doch zu einer Klärung führen. Wahrscheinlich würde sich 1 »Die Farn- und Blütenptlanzen von Tirol, Vorarlberg und Liechten- stein«, 1. Teil, Innsbruck 190G. 1208 E. Heinricher, eine ziemlich scharfe Trennung der ursprünglichen Wohn- gebiete beider Arten ergeben und vermutlich L. crocetini die südlicheren Wohnbezirke aufweisen. B. Über einen gezüchteten Bastard zwischen Lilium sp. 9 x und L. croceum Chaix. cf Unter dem Namen Lilium tigrimmi war eine Liliiiiii-Art. in unseren botanischen Garten gelangt, die ich durch Jahre zu beobachten Gelegenheit hatte. Ich erwähnte diese Pflanze schon in meiner zweiten, Liliiiin betreffenden Abhandlung (a. a. O., P'ußnote, p. 72) und bemerkte, daß für L. tigrinnm Bulbillen angegeben werden, die aber bei unserem Lilium ausnahmslos fehlten.^ Es könnte sich allenfalls um eine brut- z wiebelfreie Rasse des L. tigrinnm handeln. Allein die Art- frage unseres Lilium bleibt ungelöst. Die Systematik der Lilittm-Arten, und besonders der viel kultivierten, scheint überhaupt eine sehr unsichere zu sein. Für L. tigi'inum werden verschiedene Färbungen des Perianths angegeben, bei Ascherson und Gräbner wird ferner gesagt: »Perigon- blätter zugespitzt^, was bei Betrachtung unserer Fig. 3, Taf. I, die ein inneres Perigonblatt darstellt, gewiß nicht zutrifft. In der «Enumeratio plantarum in Japonia sponte cres- centium« von A. Franchet et Lud. Savatier- wird das Fehlen von Brutzwiebeln für zwei L. tigrinum, »sehr nahe- stehende« Arten hervorgehoben: für L. Maximowiczii Regel und L. Leiclitlini Hook. Die Zuweisung unserer Pflanze zu erstererArt kann wegen ihrer Neigung, vielblütige Infloreszenzen zu bilden, nicht erfolgen, da die genannte Flora Einblütigkeit der Exemplare für L. Maximowiczii hervorhebt.^ Aber auch 1 Ascherson und Gräbner, »Synopsis der mitteleuropäischen Flora«, 3. Bd., Leipzig 1905 bis 1907; p. 175 »mit rotbraunen Brutzwiebeln«. Auch Nakano (» Lebensgeschichte der Stengelbulbillen einiger Angiospermen«, Journal of the College of Science, Imperial University of Tokyo. Vol. XXVIII, 1910) gibt Bulbillen für L. tigrinmn an und auch Prof. Miyoshi hat mir solches gelegentlich eines Besuches bestätigt. -• Vol. II, p. 65 und 66. ■' Allerdings wird auch die Ein- oder Mehrblütigkeit im ganzen ein sehr unsicheres Kennzeichen für die Liliuin-Avt&n sein. Selbst für das L. Maximowiczii findet sich bei Franchet und Savatier der Vermerk Untersuchungen über Liliuni hiilhiferum L. 1 209 die Benennung als L. Leichtlini wäre nahezu sicher falsch. Nach dem genannten Florenvverk soll bei dieser Art die Farbe der Blüten großen Variationen unterworfen sein. Davon ist bei Ascherson und Gräbner^ nun allerdings nichts erwähnt, aber die angegebene Farbe «leuchtend zitronengelbe, außen purpurn gefärbte Perigonblätter« scheint mit der unseres Liliuuis absolut nicht übereinzustimmen. Schwerer aber sprach gegen die Benennung der Pflanze als L. Leichtlini die Tat- sache, daß Ascherson und Gräbner L. Leichtlini der Sektion Martagon a.r\g\\Qden-\, die durch stets »deutlich zurück- gerollte, mehr als einen Kreisbogen beschreibende Perigon- blätter, ferners nickende Blüten« gekennzeichnet wird, was keineswegs für die Blüten unserer Lilie zutrifft. Dem besprochenen Sachverhalt zufolge ziehe ich es daher vor, unsere Pflanze als Liliiim sp. zu bezeichnen. Die Unbestimmtheit der Art hat, im Hinblick auf den Zweck, der mich veranlaßt den durch Kreuzung mit L. croceuni von ihr gewonnenen Bastard zu beschreiben, keine Bedeutung. »forma robusta, pluriflora, probabiliter hortensis«. Für L. croceum kann ich auf Grund der Erfahrungen, die ich teils durch Beobachtungen an den natürlichen Standorten in Südtirol, teils durch meine Kulturversuche gewonnen habe, ein lehrreiches Beispiel geben, wie groß die Schwankungen im Blüten- reichtum der Sprosse bei derselben Art sein können und wie außerordentlich fördernd darauf das »Entzogensein dem Kampf ums Dasein« in kurzer Frist einwirken kann. Auf den Alpenwiesen des Monte Maggio, wo L. croeeiuii sich zu Tausenden fand, herrschten die einblütigen Exemplare weitaus vor, neben zweiblütigen wurden auch drei- und vierblütige gefunden, doch solche schon spärlich. Bei Kultur im Garten steigt die Zahl der Blüten beträchtlich. Bei der aus Samen einer vom Monte Baldo mitgebrachten Pflanze gezogenen Nachkommenschaft ergab sich der extreme Fall, daß der eine Trieb 41 Blüten entfaltete. Ich habe dieser Pflanze schon in einer Fußnote meiner zweiten erwähnten Arbeit (p. 64) gedacht, sagte aber dort, die Pflanze habe mindestens 21 Blütenknospen angelegt. Erst der spätere Verfolg konnte die genaue Zahl der Blüten ermitteln. Unter den 41 Blüten waren .34 zwitterige, sieben männ- liche. Die Pflanze blühte 1910 zum ersten Mal mit fünf Blüten, 1911 trieb sie zwei Blütentriebe, den einen mit 41, den andern mit vier Blüten. Von den übrigen zehn Exemplaren gleicher Nachkommenschaft waren noch zwei Triebe mit 16 Blüten vorhanden, dann folgte, als zunächst kommend, eine" mit sieben Blüten. Pflanzen, die eine so extreme Blütenproduktion wie die oben erwähnte erreichen, gehen dann an Erschöpfung zugrunde. 1 A. a. O., p. 178. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Abt. I. 84 1210 E. Hei mich er. Dieses Lilinm sp. verhielt sich in allen Punkten und so auch in der Färbung der Blüten recht beständig. Statt aller Beschreibung verweise ich auf die in Fig. 3 der Tafel gegebene, kolorierte Abbildung eines Perianthblattes des inneren Kreises. Zu den kennzeichnenden Eigentümlichkeiten der Pflanze sind noch das Fehlen von Brutzwiebeln, die große Neigung zur Bildung vielblütiger Triebe und die ausnahmslosen Zwitter- blüten zu rechnen. Was die Vielblütigkeit anbelangt, berichtete ich schon in der p. 1208 genannten Fußnote, daß die in kleinen Töpfen gezogenen Pflanzen Infloreszenzen von elf und 15 Blüten bildeten. Im neuen botanischen Garten kamen die Pflanzen im Herbste 1912 ins Freiland. Hier legte der stärkste Sproß 1913 sogar 42 Blüten an. Was die der Pflanze innewohnende Neigung, nur Zwitter- blüten zu bilden, betrifft, so ist zu bemerken, daß nie eine durch Verkümmerung des Gynäceums cT Blüte zur Beob- achtung kam. Von den 42 angelegten Blüten der oben er- wähnten Infloreszenz sind allerdings zehn bis zwölf infolge einer langen Regenperiode nicht zur Entfaltung gelangt und starben in weit vorgeschrittenem Entwicklungsstadium ab. Sie wurden untersucht, doch in keiner war ein Hinweis auf Verkümmerung des Fruchtknotens vorhanden. Ebenso scheint bei den Erstlingsblühern dieser Art nur die Produktion von Zwitterblüten zu erfolgen, während bei solchen von L. Ivilbifeniin und besonders L. croceiim infolge Verkümmerung des Fruchtknotens männliche Blüten häufig sind. 1913 fanden sich, offenbar aus Achselknospen der Zwiebel ^ entstanden, bei unserem fraglichen Lilinm drei Erstlingsblüher; zwei mit einer, einer mit zwei Blüten und alle diese waren zwitterig. Eine Blüte dieses Lilinm wurde im Sommer 1910 mit Pollen des L. croceiim bestäubt und ergab eine Kapsel mit einer großen Zahl wohl entwickelter Samen. Von vier mit Sämlingen besetzten Scheiben kamen in dreien 1913-Pflanzen 1 Die Mutterptlanze, die so reich geblüht hatte, ging ein. Untersuchungen über Liliuni hulbiferum L. 1211 des Bastards zur Blüte; in Scheibe I vier Pflanzen, in Scheibe II eine Pflanze und in Scheibe III fünf Pflanzen. Die Bastardpflanzen der einzelnen Scheiben sollen nun zunächst in bezug auf Blütenzahl, Vorkommen von männlichen Blüten neben zwitterigen imd X'orhandensein oder Fehlen von Bulbillen kurz skizziert werden. Scheibe I. Von den vier Pflanzen hatte eine drei, zwei zwei und eine eine Blüte. Die dreiblütige ergab nur Zwitter- blüten, ebenso eine der zweiblütigen und die einblütige. Die zweite zweiblütige hatte eine Zwitterblüte und eine männ- liche. Bulbillen bildete keine Pflanze. Scheibe II. Alle drei Blüten waren zwitterig. Bulbillen fehlten an ihr wie an den übrigen nicht blühreifen Pflanzen der Scheibe. Scheibe III. Von den fünf Pflanzen hatten drei zwei Blüten, zwei eine. Die letzteren hatten Zwitterblüten, die ersteren je eine Zwitterblüte und eine männliche. Dabei ergab sich der Ausnahmsfall, daß bei einer die erste Blüte männ- lich war. Diese Blüte verriet stärkere Schwächung; sie besaß nur vier Staubblätter und war auch von diesen eines nur unvollkommen entwickelt. Regel ist es, daß männliche Blüten, die, wie schon wiederholt erörtert, als Hemmungsbildungen aufzufassen sind, den Zwitterblüten folgen. Unter Hunderten von Beobachtungen an L. crocciiiti kam die hier bemerkte umgekehrte Folge nie vor; man kann sich aber unschwer vorstellen, wodurch sie veranlaßt worden sein mag. Es kann ja ausnahmsweise der Vorrat an Baustoffen zur Zeit der Anlage der ersten Blüte gering gewesen sein und durch günstigere Verhältnisse die zweite Blütenanlage mehr an Baustoffen zur \'erfügung gehabt haben. Die in den drei Scheiben 1914 wieder beobachteten (14 blühenden) Bastardpflanzen bestätigten im wesentlichen die Befunde des Vorjahres. Bulbillenbildung kam an keiner Pflanze vor. Die Blütenzahl betrug eins bis sechs pro Pflanze. Die einblütigen (Erstlingsblüher) wie auch die mehrblütigen hatten durchgehends nur Zwitterblüten. Die Neigung, männ- liche Hemmungsblüten zu bilden, die bei L. crocemn stark vorhanden ist, scheint beim Bastard geringer zu sein. Er 1212 E. Heinricher, neigt darin mehr der Eigenart des Lilinni sp. zu, an dem im Laufe der Jahre stets nur Zwitterblüten ausgebildet wurden. Was nun das Verhalten der Bastardpflanzen in der ersten Generation betrifft, so sind zwei Punkte besonders beachtet worden. Erstens ein vegetatives Merkmal, in dem die beiden Elternarten verschieden sind. Unser fragliches LiJiiim ist ab- solut bulbillenlos. L. croceum bildet, wie ich nachwies, reich- lich Bulbillen. Die Bastardpflanzen verhielten sich in dieser Hinsicht alle gleich, und zwar so wie Lilmm sp.; sie bildeten keine Bulbillen. Die Bulbillenbildung ist im Bastard rezessiv. Dabei ist zu bemerken, daß speziell auch die noch nicht blühreifen Erstarkungstriebe, die bei L. croceum oft besonders bulbillenreich sind, am Bastard keine Bulbillen- bildung aufwiesen. Die ganze Scheibe 4 (deren Pflanzen später aufgegangen waren als die der übrigen Scheiben) be- stand 1914 aus zahlreichen solchen Pflanzen; keine einzige bildete eine Brutzwiebel.^ Zweitens wurde auf die P'arbenverteilung in den Blüten des Bastards im Vergleich zu der bei den beiden Elternarten geachtet. Die Färbungsverhältnisse von L. croceum wurden schon erwähnt; hier sei nur wieder auf Fig. 2 hingewiesen. Fig. 3 gibt ein inneres Perianthblatt des fraglichen Lilium sp. wieder. Die wenig schönen Blüten haben im großen und 1 Dies ist insofern vollkommen richtig, als am normalen Orte, in der Achsel der Laubblätter, keine Spur einer Bulbillenbildung vorhanden war. Ein einer Brutzwiebel ähnliches Gebilde kam aber an einer Pflanze vor, jedoch an ungewöhnhcher Stelle, am Gipfel. Ich führe diesen einzigen Ausnahms- fall an, weil er in lehrreicher Weise von der latent auch im Bastard vor- handenen Anlage zur Bulbillenbildung Zeugnis gibt. Die Auslösung der latenten Anlage zur Betätigung schon in der ersten Generation des Bastards ist offenbar auf eine äußere Ursache zurückzuführen. Der abnorme Ort der Entstehung dieser Brutzwiebel macht es mir wahrscheinlich, daß eine Ver- letzung des Vegetationspunktes (Urmeristem) die Auslösung bewirkte. Die auf diese Weise unterbrochene Blattbildung hatte zur Folge, daß die intakt ge- bliebenen Blattanlagen jenen Zustrom an plastischem Material, der sonst zur Bildung neuer Blätter gedient haben würde, aufnehmen mußten und so ver- anlaßt wurden, sich zu fleischigen Schuppen, Reservestoffbehältern, aus- zubilden. Untersuchungen über Lilinin bnlhifeniin L. 1213 ganzen einen einheitlichen orangen Grundton, nur eine leichte tiefere Tönung ist gegen die Spitze und den Cirund der Perianthblätter wahrnehmbar; wesentlich aber ist eine be- trächtlich größere Zahl von schwarzen Tupfen, die auch über eine erweiterte Fläche des Petalums verteilt erscheinen. Damit ist eben die Ähnlichkeit mit L. tigriiuun gegeben. Es muß nun zunächst bemerkt werden, daß die Bastard- pflanzen erster Generation bezüglich der Blüte keine Einheitlichkeit zeigten.^ In einzelnen Fällen erschienen die Merkmale der Eltern ziemlich gleichmäßig im Bastard vertreten. Ein solches Beispiel, in dem typisch der Bastard- charakter zum Ausdruck kam, war die Blüte, von der ein inneres Perianthblatt in Fig. 4 dargestellt ist. Man sieht, daß an der apikalen und basalen Partie die rote Crocctim-Tönung hervortritt und daß die schwarze Punktierung, entsprechend dem Lilium sp., L. crocennt gegenüber vermehrt auftritt. Für den Kenner der Herkunft der Pflanze erscheint das als eine gleichmäßige Vertretung der Merkmale der Eltern in der Blüte des Bastards. Allein die Merkmale schwanken von Individuum zu Indi- viduum; in den Blüten mancher kommen die Charaktere von L. croccnni so stark zur Geltung, daß ohne Kenntnis der Sachlage die betreffenden Exemplare sehr leicht als L. cro- cetini angesprochen werden könnten ; - seltener gelangte in der Blüte das fragliche Lilium sp. mehr zur Ausprägung. 1 \'ielförmigkeit in der i^j-Generation scheint häufiger vorzukommen. In dem »Resume seiner Arbeiten über Ä<^HS« von fBengt Lidforss finden sich zahlreiche solche Fälle erwähnt (Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, Bd. XII, H. 1, 1914). Vgl. auch Kajanus, »Zur Kritik des Mendelismus« (ebendort, Bd. XII, H. 3/4, p. 217. »Ich weise ferner auf die in mehreren Fällen konstatierte Variabilität der F^-Bastarde infolge äußerer und innerer Umstände.« - Man könnte solche Bastardindividuen patroklin nennen. Ein domi- nierender Einfluß der Pollenpflanze scheint gleichfalls häufig zu sein. Auch diesbezüglich Angaben bei Lidforss a. a. 0., ferner in B. M. Davis, »Genetical Studies on Oenothera. V. Some reciprocal crosses of Oenothera {Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, Bd. XII, H. 3 4, 1914). 1214 K. Hein rieh er, Das hier allgemein Geschilderte soll nun noch im be- sonderen beleuchtet werden. Ich wähle zunächst die Zahl der schwarzen Tupfen und führe diese tabellarisch nach Zählungen an inneren Perigonblättern der beiden Elternarten und des Bastards an. Da die Ausbildung und Größe dieser Tupfen sehr verschieden ist, wird diese Angabe geteilt und die Ge- samtzahl der Tupfen, daneben aber auch die um die kleinen, rudimentären Tupfen verminderte Zahl angegeben. L. croceiun Inneres Perianthblatt Zahl der schwarzen Tupfen Gesamtzahl Zahl mit Ausschluß der rudi- mentären LiUiiin sp. X croccum Inneres Perianthblatt Zahl der schwarzen Tupfen Gesamtzahl Zahl mit Ausschluß der rudi- mentären Liliuin sp. Inneres Perianthblatt Zahl der schwarzen Tupfen Gesamtzahl Zahl mit Ausschluß der rudi- m.entären 87 81 68 79 32 35 36 •Mittel 34 87 94 81 141 134 128 32 39 33 83 71 64 124 116 124 133 125 130 125 Mittel 67 74 69 71 66 70 Man ersieht aus der Tabelle leicht, daß die schwarzen Tupfen bei Lilmm sp. ungefähr doppelt so zahlreich sind als bei L. crocenm. Die Bastardpflanzen lassen aber unschwer zwei Kategorien erkennen. Die einen besitzen kaum mehr Tupfen als L. crocenm (oder doch nur unansehnlich mehr), die anderen haben ebensoviel, ja selbst mehr Tupfen als Lilmm. sp. Wie schon gesagt, stellt Fig. 4 das innere Perianthblatt einer Bastardpflanze vor, wo eine ziemlich gleichmäßige Mengung der Charaktere der Eltern vorlag. Vielfach kommt aber L. crocenm mit größerem Anteil in der Bastardblüte zur Geltung und auch da sind Abstufungen zu bemerken. In Untersuchungen über Lilinin htilbifenun L. 1215 Fig. 4 geht der Grundton der Liliiiin sp. -Blüte gewissermaßen als breites Band quer durch das Perianthblatt. In anderen Fällen wird aber das Croceiim-Rot durch einen Randstreifen von oben her zur Basis verbunden. Wird diese Verbindung breiter, so erhält man einen zentralen orangen Fleck und die Färbungsverhältnisse ergeben eine große Ähnlichkeit mit L. croceum. Ein anderer Fall ist, daß das CroceiLin-Rot sich in Form von Auszvveigungen streifenartig in die mittlere, gelborange Partie fortsetzt. Diese mehr oder minder L. cro- ceum ähnlichen Bastarde sind vor allem durch die absolute Bulbillenlosigkeit von L. croccitin scharf geschieden; in der Umrißform des Perianthblattes prägt sich allerdings auch der Einfluß des Liliuin sp. stets und man könnte sagen überwiegend aus. Von den vier blühenden Bastardpflanzen der Scheibe I (1914) hatte die eine in der Blütenfärbung vorwiegend den Crocemn-ChixxSi\\{e\\ Der hellorange Farbenton war in der Mitte jedes Perianthblattes konzentriert; die schwarzen Tupfen waren an Zahl gering. Eine zweite Pflanze hatte die Merkmale von beiden Eltern mehr mosaikartig gemengt, wenn schon die von L. croceum mehr hervortreten. An den Perianthblättern war ein helloranges Qiierband angedeutet, aber tief rote Sprenkel griffen von oben und unten in dieses Band ein. Die dritte und vierte Pflanze näherten sich in den Färbungsverhältnissen mehr dem in Fig. 4 dargestellten Perianthblatt eines Bastards. Von den vier Pflanzen der Scheibe II hatten zwei mehr Ähnlichkeit mit L. croceum, zwei ausgesprochener den Bastard- charakter. Von den Pflanzen der vScheibe III war eine bemerkens- v\-ert; in ihren Blüten herrschte der Charakter von Lilmm sp. vor dem des L. croceum vor. Das Rot oben und unten an den Perianthblättern war sehr gemäßigt und die Ausbildung der schwarzen Tupfen eine besonders reichliche. An einem inneren Perianthblatt wurden 79 große, 62 kleine Tupfen gezählt. Die Mehrzahl der Pflanzen dieser Scheibe wies gut den Bastardcharakter; die Elternmerkmale waren in gleich- mäßiger Weise gemengt. Aber auch in Scheibe III fanden 1216 E. II ein rieh er, sich Pflanzen, bei denen in der Färbung mehr L. crocetim zur Geltung kam, wobei sich aber wieder Unterschiede in der Hinsicht ergaben, daß die Zahl der schwarzen Tupfen bald gering, bald beträchtlich war. Endlich ist noch zu erwähnen, daß der Beginn des Blühens beim Bastard zwischen den beiden Elternarten die Mitte hält. 1914 waren die Verhältnisse folgende: L. crocemn, das überhaupt zuerst zum Blühen kommt, öffnete die erste Blüte am 27. Mai (nebenbei bemerkt, L. bulbiferiim am 12. Juni);^ Lilinm sp. genau einen Monat später, am 27. Juni; die erste Bastardpflanze am 15. Juni. Der Anfang des Blühens verschiebt sich also beim Bastard mehr im Sinne der Blüh- periode des Lilinm sp. Durch kreuzweise Bestäubung von zwei Blüten der Bastardpflanzen wurden 1913 Fruchtkapseln gewonnen und die scheinbar gut entwickelten Samen einer Kapsel in großer Zahl angebaut. Es sind aber 1914 daraus noch keine Keim- linge aufgegangen. Aus welcher Ursache erscheint noch un- klar. Daß die Samen nicht keimfähig sein sollten, ist nicht wahrscheinlich. Das Verhalten der Bastarde der zweiten Generation, inwieweit Spaltung der Merkmale, den Mendel- schen Regeln entsprechend, eintritt, kann also eventuell erst später einmal beschrieben werden. Im Gegenstand sei jedoch gleich hervorgehoben, daß eine eingehende Studie über die Vererbungsverhältnisse nicht be- absichtigt war. Es ist wahrscheinlich, daß bei der Färbung der Blüten eine Mehrzahl von Erbfaktoren beteiligt ist und die Verhältnisse ziemlich verwickelt sein dürften. Für mich handelte es sich nur darum, den erzielten Bastard zu beschreiben und die an ihm gemachten Beob- achtungen mitzuteilen. Besonderen Nachdruck lege ich aber auf die 7'atsache, daß viele der Bastardpflanzen in der ersten Generation L. crocetim so ähnlich sahen, daß sie ohne Kenntnis der Verhältnisse leicht mit diesem 1 Es sei hier hervorgehoben, daß auch darin sich ein Unterschied zwischen dem echten L. btilhiferuin und L. croceuin ausdrückt. Der Blüh- beginn beider fällt gut 14 Tage auseinander. Neben morphologischen Merk- malen unterscheiden die beiden Arten auch physiologische. Untersuchungen über Lilitiin hulbifenuii L. 1217 verwechselt werden konnten. Dies halte ich für einen deutlichen Fingerzeig, daß Bastardpflanzen zwischen Liliuui bnlbifenini und L. crocenm, die sich offenbar näher stehen als die Eltern des beschriebenen Bastards, sehr schwer zu erkennen sind. Da aber beide Lilinm-Avten häufig und be- sonders auch in Bauerngärten mit Vorliebe gezogen werden (ohne daß sie unterschieden werden, beide als Feuerlilien bezeichnet), war die Gelegenheit zur Bastardierung sowie als Gartenflüchtlinge die Flora der Umgebung zu bereichern, offenbar vielfach gegeben. Auf dem Übersehen und Nicht- erkennen solcher Bastarde beruht dann die Anschauung, daß L. Ivilbifenini und L. crocenm durch ihre Färbung nicht zu unterscheiden seien. Es scheint mir aber, daß mein eingehendes Studium sicher echter Pflanzen des L. crocenm und des L. bnlbifertim doch schon eine Anzahl von Merkmalen er- geben hat, die für die Selbständigkeit beider Arten sprechen. Zur Klärung der Verhältnisse hat auch der Verfolg des von mir zwischen Lilinm sp. und L. crocenm gezüchteten Bastards das Seinige beigetragen. Die Zusammenfassung beider Teile dieser Abhandlung ergibt folgendes: 1. Sowohl die Kulturen von sicherem Lilinm crocenm (Bulbillen- und Samennachkommenschaft) als auchjenevon sicherem Lilinm bnlbifertim (Bulbillen- descendenz) ergaben Beständigkeit der charak- teristischen Färbungsverhältnisse beider Arten. 2. Lilinm bnlbifernm und L. crocenm lassen sich durch morphologische wie physiologische Merkmale als verschiedene Arten unterscheiden. Zu den morphologischen gehören: a) Die schon an anderem Orte hervorgehobenen Unterschiede in der Färbung des Perianths. »Das Perianthblatt von L. crocenm hat den dunkel- orangen Ton gewissermaßen als Grundton, nur eine mittlere Partie, im allgemeinen von rhombi- schem Umriß, zeigt hellgelborange Färbung. Bei 1218 E. Heinrich er, L. buJbifeniui ist letzterer Ton Haupt färbe und nur gegen die Basis und die Spitze tritt dunkleres Orange auf.« Hierzu wäre noch anzufügen: S.chvvarze Tupfen sind bei L. bnlbiferiini viel spär- licher (können fast ganz fehlen) als bei L. croceuin. b) Neu hingewiesen wird auf Verschiedenheiten in der Form der Perianthblätter, die besonders an jenen des inneren Kreises auffällig sind. Das Petalum von L. ci'ocenin ist ausgeprägt spitz- eiförmig. Von der breitesten Stelle läuft es nach oben spitz aus und nach unten findet eine relativ sehr plötzliche Verengung zum stielartigen Teil statt. Die Lamina des Blattes gewinnt so einen mehr oder minder hervortretend rhombischen Umriß. Hingegen ist das Petalum von L. biilbifermn länglich, stumpfeiförmig, die Spitze wie ab- gestutzt, die Verschmälerung in den stielartigen Grund erfolgt mehr allmählich. Diese morphologi- schen Merkmale werden in den Fig. 1 und 2 der Tafel anschaulich gemacht. Zu den physiologischen Merkmalen gehören: t^^ Die Neigung zur Verkümmerung des Frucht- knotens und als Folge dessen das Vorkommen von Andromonöcie und Androdiöcie ist bei L. bnibifernin weit geringer als bei L. croceuin. Bei beiden sind diemänn liehen Blüten alsHemmungs- bildungen aufzufassen und sind andromonöci- sche Pflanzen wohl meistens Erstlingsblüher. d) Der Beginn des Blühens setzt bei L. crocciun gut 14 Tage früher ein als bei L. bnlbifcnnn. 3. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß schein- bare Übergänge zwischen beiden Arten auf Bastardierung beruhen. Die Feuerlilien sind be- liebte Zierpflanzen, die in Gärtnereien und mit besonderer Vorliebe auch in Bauerngärten ge- zogen werden. Zur Bastardierung ist also vielfach Gelegenheit geboten. Die Kultur in Bauerngärten, Untersuchungen über Lilium bnlbifentiii L. 1 ^ 1 J im Zusammenhang mit der beiden Arten zu- kommenden vegetativen Vermehrung mittels Brut- zwiebeln (es sei nochmals betont, daß die Angabe der Floren, L. crocemn sei bulbillenlos, durchaus falsch ist» wie vom Verfasser durch exakte Versuche gezeigt wurde) ist auch Ursache, daß die beiden A.rten und ihre Kreuzungen vielfach als Gartenflüchtlinge auf- treten, wodurch bedeutende Seh w i e r i g k e i t e n e r- wachsen,autochthoneStandortevon Besiedlungen durch Gartenflüchtlinge zu unterscheiden. Von drei verschiedenen Standorten nächst Innsbruck ent- nommene Pflanzen angeblichen L. bulbifertun wurden Kulturen durchgeführt. Die Nachkommenschaft der einen erwies sich als L. biilhiferiini, die der zweiten hatte alle Merkmale eines Bastardes (L. bulbiferum X L. crocenm), die der dritten war L. crocenm. Die Pflanzen zweier Standorte können sicher auf Gartenflüchtlinge zurück- geführt werden, vielleicht auch die des dritten. Das autochthone Vorkommen von L. bulbiferum in Tirol er- scheint überhaupt fraglich, während L. crocenm, wenig- stens südlich des Brenners, als eingeborene Pflanze weit verbreitet ist. 4. Zwischen einer Zierlilie, deren Art nicht ermittelt werden konnte und daher nur als Lilinm sp. be- zeichnet wird und L. crocenm wurde ein Bastard erzogen. 5. Während Lilinm sp. absolut bulbillenlos ist, L. crocenm solche reichlich bildet, ist der Bastard in der ersten Generation absolut bulbillenfrei, wie Lilitim sp. Die Bulbillenbildung ist also recessiv. 6. Was die Färbungsverhältnisse der Blüten an- belangt, sind die Bastardpflanzen in der ersten Generation nicht einheitlich. Die einen zeigen eine gleichmäßige \'ertretung der Merkmale- der Elternarten, andere lassen die Merkmale der einen Art überwiegen und insbesondere sind es solche von L. crocenm, die in abgestufter Aus- prägung stärker hervortreten, so daß derartige 1220 E. Heinricher Untersuchungen über Liliiim hulhifenun L. Bastardpflanzen ohne Kenntnis der Sachlage leicht als L.crocetim angesprochen vverdenkönnten. Nur in der konstanten Bulbillenlosigkeit ist der Bastard gegenüber L. crocemn scharf gekenn- zeichnet. 7. Diese geringe Kenntlichkeit des Bastards: Liliiim sp. X L. croceum wird hervorgehoben, um zu zeigen, wie schwer Bastarde von L. biUbifertmtX L. crocemn zu erkennen sein müßten, deren Eltern- arten sich ja viel näher stehen als die Erzeuger des beschriebenen Bastardes Liliiim sp. und L. croceum. Erklärung der Abbildungen. Sämtüche Bilder stellen Blätter des inneren Perianthkreises (Fetalen) der genannten Liliiiin-Arten dar und sind in natürlicher Größe von Fräulein Paula Würtele, wissenschaftliche Hilfsarbeiterin am botanischen Institut in Inns- bruck, nach lebendem Material gemalt worden. Fig. 1. Petalum von Lilium hulbiferuiii L. Fig. 2. Petalum von Lilium croceum Chaix. Fig. 3. Petalum einer Lilitim sp. Fig. 4. Petalum einer gezüchteten Bastardpflanze erster Generation von Lilitim sp. 9 X -Z" croceum (^. Zu Fig. 4 wird bemerkt, daß das dargestellte Blatt einem Bastardindividuum entnommen ist, in dem die Charaktere der Elternarten ziemlich gleichwertig vertreten waren. Daß die Bastardpflanzen in erster Generation in der Färbung der Blüten nicht einheitlich waren, Fig. 4 also nur einen Spezialfall zur An- schauung bringt, darüber vergleiche man den Text. Heinricher, E.: Untersuchungen über Lilium bulbiferum L. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., malh.-naturw. Klasse, Bd. CXXIII. Abt. I. 1914. Paula WÜrtele pinX. Lith Kun.tan«t8ll und Buchdnicker>^l Friedrich Sperl, Wien Ulli. 1221 Über den Einfluß photodynamiseh wirksamer Farbstoff'lösungen auf pflanzliehe Zellen und Gewebe von Josef Gicklhorn, Assistenten des Pflanzcnpliysiologischen Institutes der k. k. Universität in Hie}:. Aus dem Pflanzenphj'siologischen Institut der k. k. Universität in Wien. Nr. 65 der II. Folge. (Mit 1 Doppeltafel.) (Vorgelegt in der Sitzung am 19. März 1914.) I. Einleitung", Charakteristik der photodynamisehen Erscheinung, Plan der Arbeit. Unter den physiologischen Arbeiten der letzten Jahre treten experimentelle Untersuchungen zur Klärung lichtbio- logischer Fragen stark in den Vordergrund. Obwohl dabei oft lange bekannte Erscheinungen durch eine neue Fragestellung einer Klärung zugeführt werden sollen, sind doch auch Licht- wirkungen in letzter Zeit bekannt geworden, die viel Neues und Eigenartiges bieten. Nur zwei seien beispielsweise angeführt: die für den Photochemiker interessanten Farbenänderungen der Fulgide bei Belichtung und Verdunklung, die als »Phototropie« bezeichnet wurde. Ferner eine biologische Lichtwirkung, deren Kenntnis durch v. Tappeiner und seine Mitarbeiter, dann durch Hausmann, durch Arbeiten aus dem Finsen-Institut etc. wesentlich gefördert wurde und die von v. Tappeiner »vorläufig, bis zur Klärung ihrer Beziehung zu Fluoreszenz und Sensibilisation als photodynamische« bezeichnet wurde (Tapp ein er, I, 703). Diese Lichtwirkung äußert sich darin, daß Lösungen fluoreszierender Farbstoffe noch in einer enormen Verdünnung 1222 J. Gicklhorn, bei Sauerstoffgegenvvart unter Lichtziitrilt und Abhaltung der W^ärmestrahlen auf Organismen oder Zellen, die in der Lösung sich befinden, schädigend oder tötlich einwirken. Bei gleicher Versuchsanstellung im Dunkeln erfolgt inner- halb der entsprechenden Zeit entweder gar keine merkbare Beeinflussung durch die Lösung oder eine Schädigung der Versuchsobjekte setzt viel später ein und ist dann einer Gift- wirkung im allgemeinsten Sinne des Wortes zuzuschreiben. Ausführliche Studien haben den sicheren Nachweis erbracht, daß die photodynamische Wirkung einer F'arbstofflösung mit der Fähigkeit der Fluoreszenz aufs engste verknüpft ist. Dabei braucht eine Fluoreszenz nach außen hin gar nicht bemerkbar zu sein, aber bei Verwendung von Licht verschie- dener Farbe und damit verschiedener Brechbarkeit, Wellenlänge und Absorptionsfähigkeit in einer Lösung, wird eine Wirkung nur dann zu beobachten sein, wenn jene Strahlen geboten werden, die fluoreszenzerregend sind. Es ist die photodynami- sche Wirkung sogar ein einfaches Mittel, die Fluoreszenz einer Lösung zu eruieren, an der dieses optische Phänomen nicht ohne weiteres zu erkennen ist oder nur im Strahlenkegel eines Brennglases auftritt. Es kann aber durch eine geeignete Versuchsanstellung die für einen Erklärungsversuch der Erscheinung prinzipiell wichtige Tatsache leicht demonstriert werden, daß nicht das ausgestrahlte Fluoreszenzlicht, sondern die durch Absorption in der Lösung zurückgehaltene Lichtenergie für eine Schädi- gung der Versuchsobjekte maßgebend ist. Die Wirkung ist zweifellos in den ersten Phasen eine chemische, auffällige Strukturänderungen sind das Sekundäre. Denn es gelingt auch, durch das System Licht + fluoreszierende Farbstoff lösung Enzyme, Toxine, Präzipitine etc. zu inaktivieren. Ebenso konnte der Reaktionsverlauf chemisch wohl definierter Verbindungen beeinflußt werden und da für das Zustandekommen und den Verlauf photochemischer Prozesse — um solche handelt es sich hier — das Grundgesetz der Photochemie anzuwenden ist, daß nur absorbierte Lichtenergie eine Zustandsänderung aus- löst, so war der im wesentlichen chemische Charakter der Schädigung erwiesen. In Übereinstimmung mit Untersuchungen, Photodynamisch wirksame Farbstoff lösungen. 1223 WO nur ausgestrahltes und daher unwirksames Licht die \'er- suchsobjekte treffen konnte, weisen auch diese rein chemischen Untersuchungen auf eine Grundbedingung für das Auftreten der photodynamischen Wirkung hin. V^on den bekanntesten, als Paradigma hingestellten photochemischen Umsetzungen lichtempfindlicher Systeme ist die photodynamische Wirkung dadurch verschieden, daß sie auch durch Strahlen der roten Spektralhälfte hervorgerufen werden kann und daß für sie freier Ö erforderlich ist. Große Ähnlichkeit weist unsere Lichtwirkung aber mit der von Vogel (1873) entdeckten Sensibilisation photographischer Platten auf, die nach Zusatz gewisser Farb- stoffe eine gesteigerte Lichtempfindlichkeit erlangen und bei denen der wirksame Strahlenbezirk nach Rot hin erweitert werden kann. Der Gedanke, daß vielleicht der photodyna.mi- schen Wirkung eine ähnliche Erweiterung oder Steigerung der Empfindlichkeit für gewöhnliches sichtbares Licht und Be- schleunigung seiner Wirkung auf lebende Zellen, Gewebe oder Organismen bei 0-Gegenwart zugrunde liegt, ist auch schon in der ersten Publikation (0. Raab und v. Tappeiner) aus- gesprochen. Ganz ungeklärt ist die Beziehung einer solchen Sensibilisation zur Fluoreszenz, denn bei der Sensibilisation photographischer Platten ist einerseits freier O nicht notwendig und überdies sind auch gewisse nichtfluoreszierende Lösungen für den Effekt als geeignet befunden worden. Von der Wirkung des ultravioletten Lichtes sowohl auf Organismen als auch auf chemisches Geschehen in der Eprou- vette ist die photodynamische Wirkung in mancher Beziehung verschieden. Ohne den Anspruch, durch die eben dargelegte Auffassung der photodynamischen Erscheinung als Sensibilisation das Wesen dieser Lichtwirkung erkannt zu haben, brachten zahl- reiche Untersuchungen von Physiologen und Chemikern weiter- hin mehr oder minder bedeutsame Resultate zu den verschie- densten Fragen über Dunkelvvirkung der Lösungen allein, den Einfluß der Vorbelichtung der Objekte oder der Lösungen, dem Orte des Angriffes einer Schädigung, die Beziehungen zu Konzentration, Temperatur, Reaktion etc. Diesen Arbeiten reihen sich experimentell-therapeutische und klinische Studien 1224 J. Gicklhorn, praktischer Mediziner an, die eine Verwertung der photo- dynamischen Wirkung in der Lichttherapie anstrebten. Was bis zum Jahre 1909 an einschlägiger Literatur vorlag, hat V. Tappeiner in einem außerordentlich übersichtlichen Saminelreferat (1) mit größter VollständiglSensi- biüsationshypothese« aus, die heute unter Hinweis auf die Ergebnisse der Studien über die photodynamische Wirkung die wünschenswerte, auf Experimente gestützte Basis erhalten hat. Die zweite umfassende Behandlung aller die Fragen der COo-Assimilation betreffenden Angaben gibt Czapek in seiner neu erschienenen Biochemie (13, II, 4. Kapitel), der seinen meist referierenden Ausführungen ein sehr voll- ständiges Literaturverzeichnis zugrunde legt. Einzelne Arbeiten, die mit den in vorliegender Arbeit diskutierten Fragen oder Resultaten in engerem Zusammen- hang stehen, werden in den betreffenden Abschnitten eingehender berück- sichtigt und sind dann auch ausführlich zitiert. Das oben erwähnte Referat von v. Tappeiner gab die Anregung zur Durchführung vorliegender Arbeit. Bei einer Durchsicht dieser Zusammenstellung mußte es auffallen, daß bis heute keine Untersuchungen über die photodynamische Photodyntimiscli wirksame Farbstoff lüsungcn. 122o Wirkung auf pflanzliche Zellen und Gewebe vorliegen, mit Ausnahme solcher Arbeiten, die den Einfluß auf Bakterien, Hefezellen und Schimmelpilze studierten. Die dabei erhaltenen Resultate lassen nicht ohne weiteres Schlüsse auf das Ver- halten höherer Pflanzen oder pflanzlicher Zellen mit anderen physiologischen Eigenschaften zu und eine Durchführung von Versuchen auf breiter Basis unter Verwendung der verschie- densten pflanzlichen Zellen und Geweben schien daher wün- schenswert. Dabei mußte sich ergeben, inwiefern hier die photodyna- mische Wirkung von der verwendeten Lösung, der Dauer der Einwirkung etc. abhängig ist. Weiter konnte die Frage geprüft werden, wie die einzelnen für die verwendeten Versuchsobjekte charakteristischen Lebensäußerungen, z. B. Assimilation und Plasmaströmung, zu beeinflussen sind. Das verschiedene Verhalten von chlorophyllfreien und chlorophyllhaltigen Zellen, respektive Geweben oder Organismen, wie es bei Studien über andere Lichtwirkungen auf pflanzliche Gewebe wiederholt aufgefallen war, mußte auch bei der photo- dynamischen Erscheinung berücksichtigt werden. Wenn die Versuchsobjekte, z. B. Wasserpflanzen, in die Lösungen ohne besondere Vorsichtsmaßregeln übertragen werden, so kommt gleichzeitig eine große Reihe anhaftender Organismen, Algen- schwärmer, Infusorien, Amöben und Dauerzustände tierischer und pflanzlicher Organismen mit in die Lösung; es war also darauf zu achten, ob zeitliche und individuelle Verschieden- heiten dabei zu bemerken sind und wie bei längerer Versuchs- dauer die erst in der Lösung eventuell sich entwickelnden Formen sich verhalten werden. Und endlich konnten systema- tisch durchgeführte Untersuchungen vielleicht eine Erklärung geben für eine Reihe von Literaturangaben, wo auf Grund irgendeiner Fragestellung Farbstofflösungen verwendet wurden und wo ohne ausdrücklichen Hinweis auf die photodynamische Wirkung, die dabei auftreten konnte, das verschiedene Ver- halten von Dunkel-, beziehungsweise Lichtversuchen beob- achtet wurde. Es drängt mich, bereits an dieser Stelle meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. H. Molisch, für die Zuweisung des Themas Sitzb. d. mathem.-naturw. KL; CXXIII. Bd., Abt. I. 85 1226 J. Gicklhorn, und für das Interesse, das er meiner Arbeit immer entgegen- brachte, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. 0. Richter für die stete Förderung meiner Untersuchungen. Ferner möchte ich hier nochmals der hohen Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien danken, die mir zur Durchführung dieser Versuche eine Sub- vention aus dem Legate Scholz übermittelt hat. IL Eigene Untersuchungen. A. Methodik. Nach diesen Ausführungen soll gleich anschließend das Wichtigste über Methodik und Versuchsbedingungen, Versuchsobjekte und Kri- terien einer aufgetretenen Wirkung zusammengestellt sein. Bei Verwendung von makroskopisch großen Versuchs- objekten, z.B. Elodca-Spvossen, Ceratophylhuii, Hydroäictyon etc., kamen diese in kleine Batteriegläser, »Küvetten« (10 X "'5 X 4 t"'« mit hellen, ph:n- parallelen Wänden in immer gleich große Mengen der fluoreszierenden Farb- stofflösung (250 cm^). Um bei länger andauernden Versuchen ein zu starkes Verdunsten und damit einKonzentrierterwerden der Lösung zu vermeiden, wurden die Küvetten mit entsprechend großen Platten von Milchglas oder auch von starkem schwarzen Karton bedeckt, ebenso Stücke von schwarzem Karton von der Größe der Schmalseiten an diese angedrückt, so daß bei einer längeren Reihe von Küvetten das Licht möglichst von der Breitseite her die Objekte gleichmäßig treffen konnte. An die von der Lichtrichtung abgewendeten Breit- seiten der Küvetten war ein langer Streifen des käuflichen, rein weißen Kartons bis knapp an die Glaswand gerückt, um auch noch das reflektierte Licht aus- zunützen und eine große Helligkeit in den Lösungen zu erzeugen. Die Küvetten mit den Versuchsobjekten standen in einem Holzkasten, der durch ein horizontal eingefügtes Brett in zwei ungleich große Abteilungen geteilt war; in ein oberes, hohes Fach, um die Aufstellung von zwei Küvetten- reihen auch übereinander zu ermöglichen und in eine untere, niedrigere Ab- teilung, die zur Aufnahme der Dunkel- und der Kontrollversuche in reinem Wasser bestimmt war. Hier konnten die Küvetten selbstverständlich beliebig hintereinander gestellt werden, während die dem Licht exponierten in längeren Kolonnen nebeneinander zu stehen kamen. Beide Abteilungen waren durch die eingefalzten, leicht verschiebbaren Bretterwände der Breitseite des Holz- kastens leicht zu erreichen und konnten lichtdicht abgeschlossen werden. Das untere Fach, wo die Dunkelversuche aufgestellt waren, blieb während der Versuchsdauer immer geschlossen und erst wenn in den belichteten Küvetten eine Schädigung der Versuchsobjekte eingesetzt hatte oder diese ziemlich weit vorgeschritten war, wurden auch die Dunkelversuche kontrolliert. Eine gleich- Photod3'namisch wirksame Farbstoff lösungen. 1227 zeitige Schädigung in den Licht- und Dunkclvcrsuchen wurde niemals beob- achtet, auch bei Verwendung seiir hoher Farbstofl'konzentrationen wi;r im Licht die Schädigung doch merklich früher. An jener Seite des oberen Faches, wo das Licht einfallen konnte, wurde die verschiebbare Bretterwand entfernt und dafür eine geschlossene Reihe von hohen und schmalen Küvetten (27 X 18 X 3 rw) aufgestellt, die mit Leitungs- wasser gefüllt waren und als Filter für die dunklen Wärmestrahlen wirkten. Diese Vorsichtsmaßregel, das Abhalten der Wärmestrahlen, ist unbedingt erforderlich bei Verwendung von direktem Sonnenlicht oder während der Ver- suchsanstellung im Hochsommer, denn die Temperaturdifferenz zwischen dunkelgestellten und belichteten Lösungen kann durch Absorption des ein- gestrahlten Lichtes in den letzteren bis zu 10° C. und noch mehr betragen. Beachtet man aber jene Vorsichtsmaßregel, so betragen die Temperatur- differenzen bei nicht zu langer Versuchsdauer nur 1 bis 2° C. Durch die eben dargelegte Versuchsanordnung sollte einerseits erreicht werden, Versuche und Kontrolle unter möglichst gleichen äußeren Bedingungen zu haben, andrerseits sollten die Versuchsobjekte der Dunkel- und Lichtversuche für eine mikroskopische Kontrolle — orientierende mikro- skopische Untersuchungen wurden immer in nächster Nähe der Versuche vor- genommen — rasch zur Hand sein, um den zeitlichen Verlauf der photo- dj'namischen Wirkung feststellen zu können. Handelte es sich aber darum, die photo dynamische Wirkung fluoreszierender Farbstofflösungen dauernd mikroskopisch zu verfolgen, so wurde einerseits bei kleinen Objekten die übliche mikroskopische Präparation angewendet, andrerseits die Untersuchung freibeweglicher Objekte (Paramäcien, Stentor, Hydra etc.) in einer flaclien Uhrschale vorgenommen. Oft wurde die Schale unbedeckt bei abgeblendetem Spiegel und gesenktem Kondensor auf den Mikroskoptisch gestellt und das Mikroskop dem Licht exponiert. Für eine Kontrolle wurden die Objekte dann für kurze Zeit im durchfallenden Lichte beobachtet ibei schwacher Vergrößerung). Für die Versuche über die Wirkung auf die Plasmaströmung wurde die übliche Präparation angewendet. Mit der Pinzette wurden Blätter von Elodea abgerissen und in einer Uhrschale in Leitungswasser so lange belassen, bis im ganzen Blatt eine lebhafte Strömung eingetreten. Dann wurde eine größere Zahl solcher Blätter in die Farbstofflösung übertragen, dem Licht exponiert, wobei eine mikroskopische Kontrolle nach je i'j^ bis i'o Stunde vorgenommen wurde. Entweder wurden die Blätter einzeln auf dem Objektträger präpariert oder ein Stillstand der Strömung in den relativ großen Zellen konnte schon an den frei in der Lösung schwimmenden Blättern bei geeigneter Lage festgestellt werden. Für die wenigen Versuche, die angestellt wurden, um zu zei.gen, daß bei der Schädigung der Versuchsobjekte das ausgestrahlte Fluoreszenzlicht belanglos ist, kamen feuchte Kammern zur Anwendung : die Farbstofflösung wird in den von dem aufgekitteten Glasring gebildeten Raum eingefüllt, so daß sie einen etwa 3 bis 6 mm hohen Raum vom oberen 1228 J. Gicklhorn, Rande her freiläßt und das Versuchsobjekt im hängenden Tropfen beobachtet werden kann. Selbstverständlich wurden in allen Versuchen die entsprechenden Kontrollversuche im Dunkeln aufgestellt, auch solche, wo reines Leitungs- wasser verwendet wurde. Die Temperatur der Lösungen schwankte in meinen Untersuchungen von 12 bis 25° C, wenn sämtliche Versuche berücksichtigt werden, wie sie vom Frühjahr bis in den Herbst durchgeführt wurden. Die meisten der vor- liegenden Versuche sind in den Sommermonaten ausgeführt, weil während dieser die Lichtverhältnisse natürlich am günstigsten waren. Selbstverständlich sind nur jene Versuchsergebnisse vergleichbar, die zur gleichen Zeit und damit zur gleichen Temperatur angestellt wurden ; geringe Temperaturunter- schiede von 1 bis 2°, wie sie zwischen Licht- und Dunkelkulturen auftraten und wegen der größeren Absorption des Lichtes in den Lösungen ohne besondere Vorsichtsmaßregel auch kaum zu vermeiden sind, spielen gewiß keine Rolle und das um so weniger, als ja immer eine größere Reihe von Küvetten gleichzeitig aufgestellt war und je zwei mit der gleichen Farbstoff- lösung übereinander zu stehen kamen. Um individuelle Verschiedenheiten möglichst auszuschalten, wurden immer möglichst viele von den kleineren Versuchsobjekten gleichzeitig und unter den gleichen Bedingungen in einer Küvette dem Licht exponiert. Bezüglich der Dauer einer Versuchsreihe sei kurz bemerkt, daß bei mikroskopischen Objekten ein Versuch, der nach 8 Stunden ununterbrochener Exposition keine merkbare Wirkung erkennen ließ, als abgeschlossen betrachtet wurde. Längere Zeit, tagelang, aber standen Versuche, in welchen makro- skopisch große Objekte verwendet wurden; dabei konnte tagsüber durch eine bestimmte Zeit 8 bis 10 Stunden lang Licht einwirken. Dann wurde durch Verschieben der Bretterwand auch das obere Fach des Holzkastens verfinstert, um am nächsten Tage weiterhin durch die angegebene Zeit eine Belichtung vorzunehmen. Um das Schicksal der durch Übertragen der Versuchspflanzen mit in die Lösung gebrachten Dauerzustände pflanzlicher und tierischer Organismen kennen zu lernen, wurden Küvetten absichtlich wochenlang unter Nachfüllen des verdunsteten Wassers stehen gelassen, wobei dann von Zeit zu Zeit eine mikroskopische Untersuchung des reichlichen Detritus vorgenommen wurde, den die faulenden, geschädigten Versuchspflanzen zurückgelassen hatten. Als Lichtquelle verwendete ich ausschließlich Tageslicht; an den hellen Sommertagen (Juni bis August) das noch recht starke diffuse Tages- licht, während der Herbsttage direktes Sonnenlicht, das von September an natürlich viel weniger intensiv ist und bei Versuchen, die nur kurze Zeit währen sollten, ohne Vorschalten der die Wärmestrahlen absorbierenden Lösung die Versuchsobjekte treffen konnte. Ich betone aber, daß dann gleichzeitig immer mehrere Kontrollversuche aufgestellt waren, wo Versuchsobjekte unter gleichen Bedingungen in reinem Leitungswasser exponiert wurden, um zu sehen, wie dann Licht allein einwirken konnte. Die Herstellung der Farbstofflösungen wurde für jeden Versuch eigens durch Verdünnen einer Stammlösung vorgenommen. Photodynamisch wirksame Farbstoff lösungen. 1229 Da schon von früheren Untersuchungen her bekannt war, daß Vor- belichten der Lösung diese in einer für eine spätere Einwirkung auf Organismen nicht gleichgültigen Weise beeinflußt, so wurden die Stammlösungen dunkel gestellt. Als Ausgangslösungen wurden O'OOIO '^ starke Lösungen der pulver- förmigen Farbstoffe in Leitungswasser genommen, und zwar von : Safranin wasserlöslich, Ncutralrot, Eosin gelbstichig, Methylenblau, Eosin blaustichig. Fluorescein, Magdalarot. Diazoresorcin, Rhodamin B, Cyanin ; von nichtfluoreszierenden Farbstoffen vergleichsweise ebenso starke Lösungen von Fuchsin und Anilinblau. Alle Farbstoffe sind von Grübler bezogen. Die hier angeführten Stoffe sind als deutlich fluoreszierend auch von einer deutlichen Wirkung. Da aber bereits innerhalb der verwendeten Farbstoff- lösung, die verschiedene Zusammensetzung, Fluoreszenzfarbe, Fluoreszenz- helligkeit etc. aufweisen, die photodynamische Wirkung auf lebende Pflanzen- zellen sich in deutHcher Abstufung äußert und mit Rücksicht auf Konzentration. Versuchsobjekte und die bereits oben angeführten Fragen eine weitgehende Variation in der Versuchsanstellung möglich war, so wurde von der \'er- wendung einer größeren Anzahl von Farbstoffen Abstand genommen. Als Versuchsobjekte wurden verwendet von: Algen: Spirogyra sp. (meist die kräftige Sp. crassä), Hydrodictyon titri- cnlatum (ausgewachsene Netze), Cladophova sp., Nitella ßexilis und X. syncarpa ; phanerogamen Wasserpflanzen : Elodea canadensis (ganze Sprosse und einzelne Blätter), Ceratophylluin subinersum (ganze Sprosse); phanerogamen Landpflanzen: abgeschnittene Blätter von Tussüago farfara und Tropaeolum majns, abgeschnittene Zweige von Berberis vulgaris, von B. vulgaris eine rotblätterige Varietät, die Blätter durch starken Anthokyan- gehalt intensiv rot gefärbt, ferner etiolierte und grüne Blätter von Phaseolus. Zea ilays, ebenso einzelne Gewebestücke (Epidermis und Mesophyll von Tradescaitiia-BVättevn. Vergleichsweise wurden auch bei meinen Untersuchungen tieri- sche Objekte berücksichtigt, und zwar bei den Untersuchungen über das verschiedene Verhalten chlorophyllführender und -freier Zellen, beziehungs- weise Gewebe. Es standen mir zur Verfügung als chlorophyllführend Paramaecinm bursaria und P. caudatum (chlorophyllfrei), Hydra viridis und H.fusca (chlorophyllfrei), Stentor viridis und St. coeriilens (blau!!, chlorophyllfrei). Ein für das Studium der photodynamischen Wirkung sehr geeignetes und am Lande sehr leicht zu beschaffendes Material fand ich ferner in Euglena- Formen. Kriterien der eingetretenen Wirkung. Das sicherste Mittel ist natürlich die fortlaufende Kontrolle im Mikroskop und bei Versuchen über 1230 J. Gicklkorn, Pl.ismaströmung oder bei Verwendung mikroskopisch kleiner Versuchsobjekte wurde auch diese durchgehends angewendet. Bei Sprossen von Elodca ist eine Schädigung der Blätter schon makroskopisch beim Herausnehmen aus der Lösung leicht zu konstatieren : die vorher turgeszent vom Stengel abstehenden Blätter liegen dann schlaff dem Stengel an und sind entweder im Farbenton der Lösung gefärbt oder nur schwach gebräunt durch den getöteten Zellinhalt. Als eine sehr feine Reaktion, die insbesondere bei mikroskopischer Untersuchung den Beginn einer eintretenden Schädigung festzustellen erlaubt, kann — mit einer gewissen Einschränkung — das Fortdauern, beziehungsweise das Sistieren der Plasmaströmung gelten. Starke Schädigung bedingt in den Zellen nicht zu übersehende Strukturänderungen, wie Schrumpfung, Vakuolisation oder starke Färbung von Plasma und Kern. Ist Färbung eingetreten, so muß diese, wenn sie als Zeichen e i n e r S c h ä d i g u n g gelten soll, i m m e i' mikroskopisch festgestellt werden, denn es kann eine makroskopisch recht deutliche Tinktion erreicht sein, die lediglich auf Farbstoffspeicherung in den äußeren Membranen be- ruhen kann. Nach diesen Ausführungen darf ich es nicht unterlassen, auf einen wich- tigen, für die Beurteilung der Wirkung und für einen Vergleich der einzelnen Versuche wesentlichen Punkt hinzuweisen. Es ist das oft sehr ungleich- mäßige Reagieren der Versuchsobjekte bei vollständig gleichen äußeren Bedingungen. Wenn man einheithche Versuchsergebnisse erzielen will, dann muß das Material zur gleichen Zeit gesammelt sein und gleiche Vorbehandlung erfahren haben. So standen z. B. frisch gesammelte Elodea- Sprosse durch 4 bis 5 Tage vorerst im Laboratorium, ehe sie im Versuch ver- wendet wurden. Ein sehr empfindliches Objekt ist Spivogyra; mechanische Schädigung ist hier besonders zu vermeiden. Trotz alledem werden individuelle \'e r s c h i e d e n h e i t e n in jedem Versuch auftreten und der Grad d er S chädigung kann nur durch Schätzen der Zahl der geschädigten Zellen bestimmt werden. Auf Einzelheiten soll in den Diskussionen der Versuchsprotokolle ein- gegangen werden. B. Versuche über den Nachweis der photodynamischen Erscheinung bei Anwendung einer 0*001 prozentigen Eosinlösung. Versuchslösung: O'OOlprozentige Lösung von Eosin, je 250 c";;^' davon in einer Küvette mit Vorlage zur Absorption der Wärmestrahlen. Temperatur durchschnittlich 20°. Photodynamisch wirksame Farbstofflösungen. 1231 Versuchs- pflanzen Schädigung nach Stunden bei Belichtung Bemerkungen I. Elodea-STpvosse II. Elodea- Sprosse III. Elodea- Sprosse (junger Sproß) IV. Spirogyra crassa V. Spirogym crassa VI. Spirogyra crassa VII. Cerato- phylltiui stihinersuiii VIII. Ceraio- phylhim siihuicrsuiii IX. Hydrodictyon ntriatlatiim (junges Netz) X. Hydrodictyon iitriciilatitin XI. Symphori- carptis raceinosns. isolierte Zellen der Beere Beginn der Schädigung nach 30 Stunden; einzelne Blätter sind stellen- weise getötet; nach 70 Stunden noch viele Zellen in anschei^nend gefärbten Blättern intakt; nach 5 Tagen die ganze Pflanze tot. 10 stündige Belichtung ergibt die ersten Zeichen der Schädigung (mikro- skopische Kontrolle!!), 15- bis 25 stün- dige schon weitgehende Schädigung vieler Zellen des Blattes; am dritten Versuchstag die Pflanze tot. 10- bis 15 stündige Belichtung ergibt die ersten Zeichen einer Schädigung; Squamulae bereits getötet; nach 48 Stun- den die Pflanze tot. Die Schädigung beginnt nach 4 bis 6 Stunden ; nach 1 2 Stunden die meisten Fäden tot. Nach 36 stündiger Versuchs- dauer alle Fäden geschädigt. 8 Stunden viele Fäden tot, Stunden im Lichte alle ge- Nach nach 24 schädigt. Nach 10 Stunden erst Beginn der Schädigung, nach 36 Stunden komplette Wirkung. Nach zirka 50 bis 60 Stunden Schä- digung einzelner Quirle. Auch nach 8 Tagen noch einzelne Sprosse stellen- weise lebende Gewebe enthaltend, nach 12 tägiger Versuchsdauer alles getötet. Nach 30 Stunden viele Blätter an- gegriffen, nach 50 Stunden weitgehende Schädigung. Beginn der Wirkung nach 6 Stunden, nach 12 Stunden viele geschädigt, nach 24 Stunden Belichtung alle Zellen ab- gestorben. Beginn der Schädigung nach 15 Stunden; vollständige Schädigung nach 2 Tagen. Beginn der Schädigung nach 1 bis 11 '.2 Stunden; nach 6 Stunden bereits alle" Zellen geschädigt, Kerne durch- färbt, ebenso das Plasma. diffuses Licht direktes Sonnenlicht direktes Sonnenlicht diffuses Licht direktes Sonnenlicht direktes Sonnenlicht diffuses Licht direktes Sonnenlicht direktes Sonnenlicht diffuses Licht direktes Sonnenlicht 1232 J. Gicklhorn, Versuchs- pflanzen Schädigung nach Stunden bei Behchtung Bemerkungen XII. Symphori- carpns racemosns XIII. Tradescantia sp. (Epidermis- zelien) XIV. Tradescantia sp. (Epidermis- zellen) Komplette Schädigung nach 10 Stun- den. Beginn der Scliädigung nach 3 bis 5 Stunden. Die meisten Zellen geschä- digt nach 8 Stunden. Die meisten nach 12 Stunden ge- schädigt. starkes diffuses Tageslicht direktes Sonnenlicht starkes diffuses Licht In allen diesen Versuchsreihen entsprechenden Kontrollen im Dunkeln setzt eine Schädigung durchschnittlich um 12 bis 24 Stunden später ein. Bei kräftigeren Objekten wie Elodea, Ceratophylliim ist eine Schädigung erst 2 bis 3 Tage nach einer Schädigung in belichteten Versuchen zu konstatieren. Im reinen Leitungswasser bleibt sie innerhalb der Zeit von einer Woche sowohl im Licht als auch im Dunkeln aus. Aus den oben zusammengestellten Resultaten von Ver- suchen mit verschiedenen pflanzlichen Zellen und Geweben, die der Einwirkung einer deutlich fluoreszierenden Eosinlösung ausgesetzt waren, ergibt sich vor allem, daß unter den an- geführten Versuchsbedingungen eine ausgesprochene photo- dynamische Wirkung stattfindet: Im Licht erfolgt die Schädigung merklich früher als in den Dunkelversuchen; Versuchsobjekte in reinem Leitungswasser bleiben natürlich während der Zeit im Licht ebenso wie im Dunkeln völlig intakt. Wenn der zeit- liche Verlauf der photodynamischen Wirkung auf pflanzliche Objekte gegenüber der Wirkung auf tierische Objekte ver- gleichsweise betont wird, so ist vor allem die größere Wider- standskraft pflanzlicher Zellen und Gewebe auffallend. Ab- gesehen davon, daß für die meisten Versuche der Tierphysio- logen das ohnehin sehr empfindliche Infusor Pararnaecmm Verwendung findet, dürften Verschiedenheiten auch durch verschiedene Organisation pflanzlicher und tierischer Zellen bedingt sein. Fehlen oder Vorhandensein einer Zellmembran ist dabei gewiß von Einfluß. Ein so zartes Objekt wie Paramaeciuin ist mit den äußersten Schichten des Plasmakörpers mit der Photodj'namisch wirksame Farbstofflösungen. 1233 Lösung in innigster Berührung, die durcli die ständige Wimper- bewegung noch erhöht wird. Der Plasmakörper einer typischen pflanzlichen Zelle ist durch eine mehr oder minder starke Zell- haut von der Außenwelt abgeschlossen: wenn ein Stoff auf den Plasmakörper wirksam sein soll, so muß er nach Diffusion durch die permeable Zellhaut noch auf osmotischem Wege die semipermeable Plasmahaut passiert haben — eventuell destruiert haben — ehe er seine volle Wirkung im Inneren entfalten kann. Schon beim Durchgang durch die Zellhaut wird ein großer Teil des Farbstoffes absorbiert, was sich z. B. bei Eosin durch intensive Rotfärbung der Membran zeigen läßt. Dazu kommt, daß das verwendete Eosin kein ausgesprochener Vitalfarbstoff ist^ und die lebende Zelle dem Durchtritt von Farbstoffen großen Widerstand entgegensetzt. Die empfind- lichsten Objekte unter den pflanzlichen Zellen waren in meinen Versuchen isolierte Zellen aus dem Fruchtfleisch der Schnee- beere S>'w/'/?or/az;77//s raceniosns; es sind äußerst dünnwandige, plasmareiche Zellen und ihre Empfindlichkeit gegenüber der photodjmamischen Wirkung fluoreszierender Farbstofflösungen steht der Ei)ipfindlichkeit tierischer Versuchsobjekte nicht viel nach. Das gilt nicht nur für den zeitlichen Verlauf, sondern auch für eine eintretende Schädigung bei weitgehender Ver- dünnung der verwendeten Lösungen. Die derbe Membran der Epidermiszellen von iB/o^e^-Blättern zeigt besonders am Quer- schnitt intensive Rotfärbung, ebenso erfolgt geringe Farbstoff- speicherung in den Schleimscheiden von Spirogyra-Fsiden. Ganz vereinzelt stehen die hohen Werte in Versuchen von Jodlbauer und v. Tappeiner, wo von pflanzlichen Zellen Bakterien und Pilze herangezogen wurden: eine deutliche Schädigung erfolgt erst nach 5 bis 8 Tagen auch bei relativ großen Konzentrationen. Schon bei den ersten orientierenden Versuchen konnte bei einer mikroskopischen Kontrolle sowohl belichteter als auch verdunkelter Blätter oder Sprosse von Elodca nach eingetretener Schädigung eine auffallende Erscheinung beobachtet werden, die ich später oftmals wiedergefunden habe. Es treten, wie 1 Siehe p. 1249. 1234 Gicklhorn schon früher bemerkt wurde, individuelle Verschiedenheiten auch an Zellen des gleichen Blattes auf und dabei trifft es sich oft, daß noch intakte Zellen oder Zellgruppen von einem Komplex getöteter Zellen allseitig umgeben sind. Die noch lebenden Zellen zeigen dann bei Untersuchung im reinen Wasser eine äußerst lebhafte Plasmaströmung, wie man sie bei gewöhnlicher Präparation durch Wundreiz beim Abzupfen des Blattes mit einer Pinzette und Übertragen in Wasser nur ausnahmsweise in dieser Intensität wird beobachten können. Sehr charakteristisch ist in allen Fällen das mikroskopische Bild der beginnenden oder der eingetretenen Schädigung. Bei Verwendung von Paramäcien äußert sich die Wirkung be- sonders auf die Art der Bewegung: In den letzten Stadien der Wirkung erblickt man die Infusorien in taumelnder Bewegung, oft werden ganze Stücke des Plasmaleibes ausgestoßen^ und schließlich erfolgt vor den Augen des Beobachters ein Zerfließen des Zellkörpers; der Kern bleibt längere Zeit deutlich gefärbt sichtbar. Bei den pflanzlichen Zellen ist sowohl der Beginn als auch die Form der Schädigung des Plasmakörpers sehr ein- heitlich, es sind immer die charakteristischen »Desorganisations- merkmale« der Struktur des Plasmas, wie sie von Klemm (29.) eingehend studiert wurden: Vacuolisation, besonders der peripheren Plasmapartien, dann Körnelung im Cytoplasma und schließlich Schrumpfung des ganzen Zellinhaltes, wobei intensive Farbstoffspeicherung, besonders im Kern auftritt. Um den Anfang der Wirkung ziemlich genau feststellen zu können, ist Spirogyra besonders geeignet. Bei der sehr kräftigen Sp. crassa zeigt die Zelle im intakten Zustand mehrere breite Chlorophyllbänder, deutliche große P^'renoide und einen in feinen Plasmafäden in der Zellmitte »aufgehängten« Kern, der von spindelförmiger Gestalt ist und mit seiner Längsachse senkrecht zur Längsache der Zelle orientiert ist. Verfolgt man den Verlauf der Schädigung durch mikroskopische Kontrolle in Intervallen in Va bis V2 Stunde, 1 Bei solchen Beobachtungen ist es mir oft aufgefallen, daß niemals der kernlose Plasmateil sich bewegte. Durch das oben erwähnte Ausstoßen von Plasmapartien kann ein Paramäcium oft nur die Hälfte der ursprünglichen Gn'iße zeigen, aber immer noch ist dieser Teil kernhaltig und lebhaft beweglich. Photodynamisch wirksame Farbstoff lösungen. l23o SO fällt nach einer ein- bis zweistündigen (Mittelwerte!) \'er- suchsdauer die Deformation der Chlorophyllbänder und die des Kernes auf. Die vorher scharf zackig begrenzten Bänder werden eigenartig blasig, reißen oft stellenweise auseinander und schließlich sind Chlorophyllbänder und angrenzende Plasma- schichten fein vacuolig geworden, dabei aber nicht durch den Farbstoff deutlich tingiert; die Zelle ist noch lebend, wenn als Kriterium dafür das Gelingen der Plasmolyse durch NaCl, Zucker oder Glycerin in hypertonischer Konzentration be- trachtet wird. Die Veränderungen des Zellkernes sind gleich- falls charakteristisch und setzen besonders bei Versuchen, wo Spirogyra im Dunkeln längere Zeit in der Lösung veru^eilt hatte, um nachträglich erst belichtet zu werden, noch früher ein als die eben erörterten Strukturänderungen der Chlorophyll- bänder. Der lange spindelförmige Kern verkürzt sich, die Kern- membran hebt sich blasig ab und eine deutliche Tinktion durch den eingedrungenen Farbstoff ist besonders auffallend mit Rücksicht auf die Fragen nach dem Ort des Angriffes der be- ginnenden Schädigung durch die Kombination von Licht-h fluoreszierender Farbstofflösung und die Möglichkeit der vitalen Kernfärbung, eventuell Tötung des Kernes unter Lebenderhal- tung des Plasmas. Diese Fragen werden auf p. 1249 eingehender erörtert. Bei den übrigen Objekten ist die Schädigung, wie schon erwähnt, in einer strukturellen Veränderung leicht kenntlich und recht gleichmäßig. Ähnliche Störungen der Bewegung wie Paramaecinm zeigt auch Eiigleiia viridis. Wenn auch in den Versuchen individuelle Schwankungen der gleichen Versuchsobjekte auftreten, so ist doch das ver- schiedene und dabei regelmäßige Verhalten ganz bestimmter Zellen oder Gewebepartien schon in den ersten Versuchen auffallend gewesen. Ein mit der Pinzette losgerissenes Blatt eines Sprosses von Elodea canadensis zeigt oft an der Basis noch zwei kleine, schuppenförmige Anhängsel, die in der Morphologie als Squamulae intravaginales bekannt und be- schrieben sind. Diese Squamulae waren als die ersten Gewebe- partien des ganzen Blattes geschädigt und während die übrigen 1236 J. Gicklhorn, Blatteile noch lebhaft grün und lebend waren, waren jene bereits getötet und gefärbt. Es konnte dieses Verhalten einer- seits zurückzuführen sein auf die zartere Organisation der Squamulae, andrerseits der Mangel von Chlorophyll als Grund der geringeren Widerstandskraft in Betracht kommen. Um darüber zu entscheiden, wurden verschiedene andere Objekte, und zwar gleichzeitig chlorophyllfreie und chlorophyllhaltige zu den Versuchen verwendet, deren Ergebnis in nachstehender Tabelle zusammengestellt ist.^ C Versuche mit chlorophyllfreien und chlorophyllhaltigen Organismen, Zellen und Geweben. Diese Versuche zeigten sehr deutlich, daß chlorophyll- haltige Zellen, Gewebe oder Organismen der Schädigung photodynamisch wirksamer Farbstofflösungen gegenüber aus- gesprochen widerstandsfähiger sind als chlorophyllfreie. Bei der photodynamischen Wirkung beobachten wir das gleiche Verhalten der Organismen, wie es allgemein von der Einwirkung strahlender Energie gilt. So war in den Versuchen von Hertel (31) die chlorophyllhaltige Hydra viridis gegenüber der Be- strahlung mit ultraviolettem Lichte von 280 [j.[j- Wellenlänge widerstandsfähiger als die farblosen H. fnsca und H. grisea. Bei der farblosen Form der Hydra erfolgt nach Bestrahlung sofort Kontraktion der Tentakel, nach ungefähr 1 Minute ist vollständige Bewegungslosigkeit eingetreten. Dagegen zeigt H. viridis nach 2 bis 3 Sekunden langer Einwirkung des Lichtes Kontraktion der Tentakel und des ganzen Körpers und erst eine 6 bis 8 Minuten lange Einwirkung kann eine dauernde Schädigung herbeiführen. Ähnliches zeigen Versuche von Willcock (15.), der chloro- phyllhaltige Paramäcien {P. bursaria) und chlorophyllose 1 Ich bemerke dazu, daß in dieser Tabelle Versuche, die zu verschiedener Zeit ausgeRihrt wurden, der Einheitlichkeit halber zusammengefaßt sind, da mit Rücksicht auf das Material die gleichen Fragen zu verschiedener Zeit beob- achtet wurden und umgekehrt bei günstigem Material, wie ich es namentlich während des Ferienaufenthaltes zur Verfügung hatte, dann die verschiedenen einschlagigen Fragen an gleichen Versuchsobjekten studiert wurden. Das gilt für alle in der Arbeit angeführten Versuchsprotokolle. Photodynamisch wirksame Farbstofflösiingen. 1237 S > -I § I "^ § -S i? s '^ .. ^ s s ^- •g bO .S S C 03 U) 3 O u in M j >-: r- c 3 p öo 3 ^r. ifi 00 0 ■a fcß c C V3 3 ■a fcß r~ ^ c/:! 3 q _öp 3 C bß > 15 15 c75 i2 'S ■<^ in :rt CO ig '-a ■«^ in :e3 10 00 J2 > CO ^ = •= ■ - 0 <^ ^ > CO CO CO c c 0 0 bO 10 CO -5 73 -* in :ts .2=5-3 CO CO :g "-5 •^ in :g fco c fcß bo 0 3 S ?o i> '-> s c 1 1 .S .SP bO C 3 y - 73 > ■3 ^ ■3 -3 CS l-g C cn ■^1 -^ 4:: 0 iS ü — fcß > CO CO in 15 "5 C C 0 3 ä^ ■5 'S 3 1 2'-3 2 in :rt 15 5 c CM Cvl m —-^ c 3 ^ 0 "o "^ r-t y~. _tp 3 C<1 > CO ■r. "5 'o "3 ^ ^ p 0 CO IM U5 10 '•3 B ID > S _cn in , X 'S 15 (D 0 IS 1 .ti ■^ 3 " 3 p in .^ 0) CD 00 > T3 CO "2 c"? g ^ IS 0 C ,3 2 IS .tj in 0 0 « CO c/3 S i« ^.l£" CO CO c -a B. '-* IS in 15 3 c fcß C1 0 ~ in eo 0 J> 0 s m c^ 0 ^ ■^ ;;> ^ > bc S^ ^ ''' ^ 'o lo Q .«0 ^ s ;2 !^S 1238 J. G ick! hörn, ÄH s i^ .5 ^ ^ ^ ^ s ö -j o i "5 X ^ T3 ^ "•2 2 -^ 5 C = ^ O.J^ ^ J^ 'J: cT: OC X Ol Cl "-) _3J o tA ^ 3. — - '-0 § ■-S 1 1 X > ^ cT: L~ c7^ Hr^ öo £ 00 X CJ C] > ;_ O CC br. ^,^ bC ZTj ^ o c o c — o ^ o 5 ^ o > •11 C 3 'S ~ tc 'S ~ "S ~ 1 1 .•^ -^ 5 > •^^ •7. f<. X: < "o C o o •^ :^ "3 > 1 CA. "^ 5 c O UT b/: ÖD CO ;::i-co Q .^ m c _M o ^ •5 '3 "o c C £ y. 'j: ~ pt ■>-• 'x- '^ r^ o CO CO zj CJ ^ o O ^ ^ w '"' ü cc CO c *r^ ^ c ■*-• C/i CO 0) S o c o o cc o •— c V) " "^ CD c O CD '.£ o CD g 0) "3 s. 0) o -c CT T3 t _3 '-' c c75 lO o T3 C 5; o CO o ir. .22 2 '"^ O o '.5 O CO CO ""• ,-^ ,^ -;n ';^ ^ rC c r»j ^ ;^ S ~ ~ Vj (S ^ K -.0 age über eine eventuelle Entgiftung .des Chinins durch Salze behandeln, haben in vielen Fällen =eine raschere Sistierung der Strömung bei Belichtung ergeben. Da auf die photodynamische Wirkung, die dabei in Betracht kommen konnte, nicht Rücksicht genommen wurde und außer- dem systematische Untersuchungen unter Betonung dieser Erscheinung außerhalb des Planes der genannten Arbeit ge- legen waren, so sind die Versuchswerte, wie sie in den Tabellen dieser Arbeit niedergelegt sind, auch nicht gleich- mäßige gewesen. Jedenfalls aber hebt v. Portheim die Beob- achtung, daß im Licht unter der Einwirkung von Chinin früher eine Hemmung der Plasmaströmung einsetzt als im Dunkeln, ausdrücklich hervor, wenn auch in einzelnen Fällen gegen- teilige Resultate in dieser Untersuchung verzeichnet sind. 1244 J. Gicklhorn, E. Beobachtungen bei längerer Versuchsdauer von exponierten Lösungen, In den bisher vorliegenden Arbeiten der Tierphysiologen sind die Versuche nach eingetretener Schädigung der Ver- suchsobjekte — und als solche sind ja meist Paramäcien ver- wendet worden — als beendigt angesehen worden. Wie schon früher hervorgehoben wurde, kam es mir in meinen Versuchen unter anderem auch darauf an, das Verhalten von Organismen oder von Dauerzuständen pflanzlicher und tierischer Formen kennen zu lernen, die nachträglich in der Lösung eventuell sich entwickeln würden. Es wurden deshalb Küvetten mit Elodea -S'pvossQn oder ganzen Pflanzen von CeratophyJlum siibmersum auch nach eingetretener Schädigung dieser Objekte weiterhin dem Licht exponiert und zeitweise mit den unter gleichen Versuchsbedingungen gehaltenen, aber dunkelgestellten Kulturen verglichen. Es haben sich dabei einige Tatsachen ergeben, die mir mit Rücksicht auf die allgemeine Auffassung der photodynamischen Wirkung von Interesse zu sein scheinen. Es zeigte sich nämlich, daß in allen Lösungen, besonders aber in jenen von Rhodamin B und von Safranin (wasserlöslich) bereits 6 bis 8 Tage nach dem Absterben der Versuchspflanzen Infusorien, Amöben und Algenschwärmer sich zu entwickeln beginnen, ohne daß sie auch bei intensiver Belichtung ohne Vorlage zur Absorption der Wärmestrahlen in irgendeiner sicht- baren Weise geschädigt werden. Von den auftretenden Infuso- rien sind es besonders kleine Ciliaten, meist i^ot/o-Formen,. dann Paramäcien, die zuerst sich einstellen. Nach ungefähr 8 bis 12 Tagen sind jedoch im Bodensatz, den die abgestor- benen Versuchspflanzen hinterlassen haben, in der weitaus größten Zahl Amöben (Amoeba proteiis) zu finden, oft in solcher Menge, daß im Gesichtsfeld eines mikroskopischen Präparates bei SOfacher Vergrößerung (Zeiß, Objektiv 3, Okular III) bis an 100 Individuen zu zählen sind. Nach dieser Zeit, also ungefähr in 14 Tagen nach dem Absterben der Versuchspflanzen, sind an den Wänden sitzend auch ausgekeimte Algenschwärmer von Oedogoiiiiun-Avten, Conferven und einzelne, aber frei- schwimmende Chladophora-Avten zu finden. Alle diese Algen- Pliotodynamisch wirksame Farbstoff lösung'en. 124o formen zeigen jedoch ein kümmerliches Aussehen; die Fäden sind schmächtiger als jene, die in Kontrollversuchen in reinem Wasser ebenfalls zur Entwicklung kommen, die Chromato- phoren sind reduziert und eine Speicherung von Reserve- stoffen in Form von Stärke, die um die Pyrenoide gelagert erscheint, ist nicht zu konstatieren. Die Amöben dagegen zeigen normales Aussehen, die Vacuolen sind in Lösungen von Neutralrot, Methylenblau, Safranin, Eosin, Rhodanin etc. durch den aufgenommenen Farbstoff kräftig gefärbt, das übrige Plasma dagegen voll- kommen farblos. Amöboide Bewegungen sind sehr lebhaft. Das Überraschende dieser Befunde liegt darin, daß die Entwicklung der genannten Organismen in sehr kräftig fluores- zierenden Farbstofflösungen bei intensiver Belichtung \'0r sich geht, auch in sehr hoch konzentrierten Lösungen (1 : 1000 oder 1:800!). Es kann also in diesen Fällen bei einer aus- gesprochenen Fluoreszenz der Lösung eine photodjmamische Schädigung ausbleiben. Die Erklärung dafür dürfte darin liegen, daß aus den zugrunde gegangenen Versuchspflanzen wasserlösliche organi- sche Verbindungen in Lösung gegangen sind und daß diese die photodynamische Wirkung hemmen oder ganz unterdrücken. Ich kann diesen Eiklärungsversuch durch den Hinweis auf die Arbeiten von Busk (zitiert nach I) und Hausmann (22) stützen, wo durch absichtliche Zugabe von Eiweißkörpern zu den Farbstofflösungen eine Schädigung der Versuchsobjekte hintangehalten wird oder fluoreszierende Lösungen von Farb- stoffen, deren Eiweißnatur erwiesen ist (Phycoc3'an, Ph3'C0- erythrin) auf Paramäcien keinerlei Wirkung ausüben (Haus- mann, 22). Das spricht sehr dafür, daß wir in der photodynamischen Schädigung der Versuchsobjekte durch das System Licht + fluoreszierende Farbstofflösung nicht nur eine beschleunigte und erweiterte Wirkung des sichtbaren Lichtes zu sehen haben, sondern gleichzeitig eine beschleunigte Wirkung der Farbstoff- lösung, die allerdings nach .späterer Zeit auch im Dunkeln eine »Giftwirkung« entfaltet. 1246 J. Gicklhorn. Daß durch Lichtzutritt die »Giftvvirkung« beschleunigt werden kann, erhellt aus Versuchen, wo giftige, aber gewiß nicht fluoreszierende Stoffe »photodynamisch« wirksam sind, wenn man das Wort und den Begriff auch dahin erweitern darf. Noch bevor mir die Untersuchungen von Kisch, auf welche sogleich hinzuweisen ist, bekannt waren, konnte ich eine stärkere Schädigung von Paramäcienkulturen in reinstem destillierten Wasser bei Lichtzutritt feststellen. Das von mir \-erwendete destillierte Wasser war durch Überdestillieren von Wiener Leitungswasser durch einen Platinkühler in nach Molisch's Methode ausparaffinierte Kolben gewonnen. Von diesem Wasser kamen je 100 cw' in Küvetten und diese wurden nach Übertragen der Versuchsobjekte (Paramäcien) nach der schon früher angegebenen Weise zum Teil dem Licht exponiert, zum Teil dunkel gestellt. Es zeigte sich in diesen Versuchen, daß destilliertes Wasser bei intensiver Be- lichtung nach 30- bis 50 stündiger Versuchsdauer ausge- sprochen schädigend auf Paramäcien wirkte, während die Infusorien bei Verdunklung oder in reinem Leitungswasser intakt bleiben. Bei Verwendung von pflanzlichen Objekten waren keine einheitlichen Resultate zu erzielen, vor allem mit Rücksicht auf die längere Versuchsdauer, die erforderlich ist, um ein Absterben der Versuchspflanzen zu erreichen. Inner- halb der Zeit von 6 bis 8 Tagen sind auch die dunkelgestellten Pflanzen sehr geschwächt und nicht mehr intakt. Eine Plasma- strömung ist an Blättern von Elodea, die von solchen Pflanzen losgerissen werden, nicht mehr zu erzielen, auch nicht bei leichter Erwärmung oder günstiger Belichtung in gewöhnlichem Leitungswasser. Diese Versuche ergaben bei Verwendung von destilliertem Wasser also das gleiche Resultat, wie es Szücs und Kisch (42) bei Anwendung von Alkohol allein oder bei Kombinationen von Alkohol -+- Eosin, Alkohol -l- Methylenblau, 0-681 normale Ca(N03)2H- Eosin erzielt hatten. Einerseits wirkte in diesen Versuchen Alkohol allein auf Paramäcien im Lichte schädigend, wobei diese Wirkung durch geringe Farbstoffmengen weit- gehend gesteigert werden kann und dann in ihrer Intensität die einzelnen Komponenten weit übertrifft. Photodynamisch wirksame Farbstoff lüsungen. 1247 Alle die angeführten Fälle weisen deutlich darauf hin, daß wir in der photodynamischen Wirkung fluoreszierender Farbstofflösungen nicht nur reine Lichtvvirkung zu sehen haben, sondern die Gift Wirkung der Lösung allein durch Belichtung gleichfalls gesteigert wird. Das zeigen einerseits die p. 1244 angeführten Versuche, wo kräftig fluoreszierende Farbstofflösungen auch bei intensiver Belich- tung auf Organismen, die in der Lösung sich entwickeln, wirkungslos sind. Andrerseits erhellt das aus Versuchen, wo effektiv nicht fluoreszierende Stoffe, wie Alkohol und destilliertes Wasser, durch Belichtung gleichfalls schädigend wirken können. Durch die Möglichkeit, photodynamisch wirksame Farb- stofflösungen durch Zusatz von löslichen Eiweißkörpern un- wirksam zu machen, erinnert die photodynamische Erschei- nung an die von Naegeli beschriebene oligodynamische Wirkung von Cu oder anderen Metallen auf so empfindliche Versuchsobjekte, wie es z. B. Spirogyra- Arten sind. Die schä- digende Wirkung von über Kupferrohre oder solche von Zn überdestilliertem Wasser auf die genannten Versuchsobjekte läßt sich ausschalten, wenn ein Wattebausch oder eine Auf- schwemmung von Stärke in das »destillierte« Wasser gebracht wird, so daß auch die letzten Spuren durch Adsorption seitens der Baumwollfäden oder der Stärkekörner entfernt werden. Welcher Art die Giftwirkung bei der photodynamischen Erscheinung sein könnte, darüber lassen sich nur Vefmutungen aussprechen. Es wäre gut denkbar, daß durch Belichtung wirksame Spaltungsprodukte in der Lösung entstehen und diese erst volle Wirksamkeit besitzen. Andrerseits ist es möglich, daß die gesamten osmotischen Verhältnisse der Zellen oder Veränderungen der Plasmahaut bei Belichtung eine Rolle spielen, indem der Farbstoff oder Spaltungsprodukte desselben leichter oder schwerer in die Zelle einzudringen vermögen, um die zeitlich so verschiedene Wirkung bei Belichtung oder Verdunklung auszuüben. Genauere Antwort könnte nur eine eingehende Studie über das physikalisch-chemische Verhalten der verwendeten Farbstoffe bei Belichtung bringen und in Ergänzung zu diesen 1248 J. Gicklhorn. Ergebnissen vergleichende Untersuchungen über Giftwirkung und deren Abhängigkeit von der Belichtung auf lebende Zellen und Gewebe. F. Ort des Angriffes der photodynamischen Schädigung. Auf einschlägige Fragen soll hier nur kurz eingegangen werden. Man unterscheidet nach v. Tappeiner (I) Farbstoffe mit vinnen-« und solche mit »Außenwirkung«. In unseren Fällen sind von den p. 1229 angeführten fluoreszierenden Lösungen Methylenblau, Neutralrot und Eosin von typischer »Innenwirkung«, die übrigen, wie Magdalarot, Fluorescin; Diazoresorcin etc. durch »Außenwirkung« charakterisiert. Die »Außenwirkung« dürfte auf einer Zerstörung der Plasmahaut beruhen, wodurch natürlich die ganze Zelle geschädigt ist, der Farbstoff rasch eindringt und zerstörend wirken kann. Die »Innenwirkung« von Methylenblau und Neutralrot läßt sich leicht zeigen, wenn in längerer Dunkelkultur Sprosse oder Algen vital durchgefärbt werden, so daß der Farbstoff den Zellsaftraum ausfüllt und solche ganz blaue Elodea- Sprosse nach gutem Abspülen einem kräftigen Sonnenlicht ausgesetzt werden (Abfiltrieren der Wärmestrahlen!). Es treten dann, wenn auch später als in der Lösung, die bereits p. 1234 erwähnten Desorganisationserscheinungen auf, die in dunkel- gestellten Versuchen unterbleiben. In Übereinstimmung mit Küster's Angaben (37) konnten sehr auffallende Ergebnisse bei Anwendung von Eosin erzielt werden. Küster hat in seinen Versuchen über Aufnahme von Anilinfarben in lebende' Pflanzenzellen die photodynamische Wirkung durch Dunkelstellung seiner Versuchsobjekte ab- sichtlich ausgeschaltet, während es mir natürlich darauf an- kam, sie möglichst stark hervortreten zu lassen. Als geeig- netste Versuchsobjekte fand ich für die gleich anzuführenden Versuche isolierte Zellen von Syiuphoricarpns raceniosus (Schneebeere), ferner die große Spirogyra crassa und endlich jüngere Blätter von Elodea densa. Werden solche Versuchsobjekte längere Zeit im Dunkeln in einer 0-0001- bis 0-00001 prozentigen Lösung von Eosin Photodjmamisch wirksame Farbstoff lösungen. 1249 gelassen und starkem Licht exponiert, so konnte in vielen Fällen mit Sicherheit der Kern gefärbt werden, wenn das Plasma noch lebend war und durch hypertonische Lösungen zur Plasmolyse gebracht werden konnte. Bei Elodea bot sich nach dem Übertragen in reines Wasser mitunter ein frappie- rendes Bild: das Plasma mit dem gefärbten Kern war in leb- hafter Strömung begriffen. Ich betone dabei ausdrücklich, daß es sich hier nicht um ein dichtes Anlagern von Farbstoff- körnchen an den Kern handelte, wie ich es gleichfalls des öfteren gesehen habe; der Kern war durchscheinend und deutlich tingiert, vom farblosen Plasma mit den Chlorophyll- körnern scharf abgehoben. Solche Färbungen konnten aber nur- an einzelnen Zellen von jüngeren Blättern erzielt werden. Öfters ist es bei SyinpJwricarpns-ZeWen und Spirogyra zu erreichen; bei den genannten beiden Formen ist ebenfalls kräftige Belichtung erforderlich. Woran es liegt, daß diese Färbungen des Kernes nur in vereinzelten Fällen auftreten, vermag ich nicht anzugeben. Jedenfalls sind solche Zellen nicht länger als einen Tag lebensfähig zu erhalten gewesen. Mit Rücksicht auf die so gründlichen Untersuchungen von Pfeffer und von Fischel (38), die ausdrücklich hervor- heben, daß in ihren \'ersuchen eine »vitale« Kernfärbung niemals zustande gekommen war, glaube ich, daß hier die gleichen Verhältnisse vorliegen Es sind mir aber doch nur wenige Mittel bekannt, die es ermöglichen, den Kern ohne starke Schädigung des Plasmas zu töten und eventuell durch be- stimmte Farbstoffe zu färben. Ich denke da an die Unter- suchungen von O. Loew, der primäre Veränderungen und Schädigungen des Kernes durch Zusatz geringer Mengen von Oxalsäure zu Spirogyra-Fsiden erzielte. Es tritt Schrump- fung und Veränderung des Kernes ein, ohne daß das Plasma sichtbar in dieser Zeit alteriert würde. Ferner erinnere ich an die »Strahlenstichmethode« von S. Tschachotin (43), wo durch Anwendung von konzentriertem ultravioletten Licht ein überaus feiner Strahlenkegel auf das Versuchsobjekt, z. B. eine Zelle, geworfen wird und durch das so wirksame Licht lokal eine Tötung bestimmter Plasmapartien oder auch des Zellkernes erreicht werden kann. 1250 J. Gicklhorn, G. Versuche mit Blättern und Sprossen phanerogamer Landpflanzen. Alle bisher angeführten Untersuchungen beziehen sich auf submerse Pflanzen oder auf Zellen und Gewebe, wobei die letzteren in kleineren Stücken der Einwirkung photo- dynamisch wirksamer Lösungen ausgesetzt waren. Sollen Teile, z. B. Blätter oder Sprosse von Landpflanzen verwendet werden, so kann es sich nur darum handeln, die Farbstoff- lösungen aufsaugen und durch die Transpiration im Blatte verteilen zu lassen. Die Vorbereitung zu diesen Versuchen war folgende: Blätter und Sprosse wurden sofort nach dem Abschneiden ins Wasser gestellt, dann in die Gefäße mit den Versuchs- lösungen übertragen und längere Zeit hindurch (4 bis 8 Stunden) bei sehr schwachem Licht unter einem Sturz, der oben offen und mit 1 bis 2 Lagen Seidenpapier bedeckt war, gehalten, um die Lösungen im Blatt aufsteigen zu lassen. Nachdeni eine deutliche Färbung der Nervatur erreicht war, wurde eine neue Schnittfläche hergestellt, die Blätter in Gläser mit reinem Wasser verteilt (siehe Tafel!) und ein Teil der Gläser dunkel- gestellt, der andere Teil dem starken diffusen Licht exponiert. Daneben standen immer Zweige oder einzelne Blätter, die nicht in Farbstofflösungen übertragen waren, als Kontroll- versuche. Durch diese Versuchsanordnung sollte erreicht werden, daß nur die nach einer bestimmten Zeit im Blatte auf- genommene Farbstoftlösung wirksam sein sollte. Selbstver- ständlich kamen bei Verwendung einzelner Blätter, z. B. Tro- paeohmt oder Ttissilago farfara, möglichst Blätter mit gleich großer Blattspreite zur Anwendung, wo annäherungsweise auch gleiche Farbstoffmengen aufgenommen waren. Über den zeitlichen Verlauf orientiert die Tabelle auf nebenstehender Seite. Es läßt sich hier ebenso wie in früheren Versuchen die photodynamische Erscheinung leicht demonstrieren (siehe Tafel!). Die Schnelligkeit der Wirkung ist — abgesehen von der gebotenen Litensität des einstrahlenden Lichtes — von Photodynamisch wirksame Farbstofflösungen. 1251 s; > _: _: iO c - ^ §D > CO Ji; c c S in c75 c?5 ^ Ol C-] 5 in in bjj 3 ^ ?„ bO > — =5 j:: o -j tn t3 CO ^ C o 3 > tjn _'S -c c '/J ^-< 3 K. ^ o ^ -J 1/5 O 2 CS 2 "c 03 03 T3 ^ c; c C 3 "ü o o 0 "2 "^ CO 5 5 'S v^ c^ 72 3 lO in fcß "es !3 s j= r- r- C o CO 5 ö ^ C 3 •5 =■ Stun Stun Min ?aO CO ?s ^ "t^ f! '^ 1252 J. Gicklhorn, den verwendeten Blättern abhängig in dem Sinne, daß zartere, leicht zu durchleuchtende Blätter schneller geschädigt werden als derbere. Der meist kräftigere Blattstiel bleibt noch längere Zeit, nachdem die Spreite verwelkt ist, turgeszent. Wird durch die geschädigte Blattspreite ein Querschnitt hergestellt und mikroskopisch untersucht, so zeigt sich folgendes Bild: Ge- fäßbündel (Holzteil!) und angrenzende Scheidenzellen getötet und tingiert — beim Blattstiel auch angrenzende Parenchym- zellen oftmals gefärbt, ohne geschädigt zu sein — die übrigen Mesophyllzellen geschrumpft, ohne daß sie gefärbt wären. Schwammparenchym- und Palisadenzellen bieten in diesem Falle das gleiche Aussehen, wie es sonst verwelkte Pflanzen zeigen. Die Erklärung scheint meines Erachtens darin zu liegen, daß die durch die photodynamische Wirkung getöteten Zellen des Holzteils und der Scheide sich nicht mehr am Saftsteigen, vor allem an der Weiterleitung des aufgenommenen Wassers beteiligen können, daß der durch die Transpiration bedingte Wasserverlust durch neu zugeführtes Wasser nicht gedeckt werden kann und damit das Blatt verwelkt. Es scheint mir das am besten daraus hervorzugehen, daß in einem solchen Blatte, wo die photodynamische Wirkung einzusetzen beginnt und das in eine anders gefärbte Lösung dann übertragen wird, diese nicht mehr bis zur Blattspreite emporsteigt. Nur im Blattstiel ist sie auf kurze Strecken über dem Niveau der Lösung in Blattstielquerschnitten zu erkennen; es ist hier gewiß nur die Kapillarität, die auf geringe Distanz über das Niveau der Versuchslösung, die diese im Blattstiel emporführt. Das verschiedene Verhalten von anthokyanhaltigen und anthokyanfreien Sprossen von Berberis dürfte dahin zu er- klären sein, daß erstere durch die gefärbte Epidermis einen großen Teil des Lichtes absorbiert. Erwähnen möchte ich hier den Befund Stahl's (45), daß anthokyanhaltige Blätter stärker transpirieren. Da es sich in vorliegenden Versuchen nur darum handelte, eine Beeinflussung durch photodynamisch wirksame Farbstoff- lösungen festzustellen und entsprechend der Versuchsanstel- lung nur eine bestimmte Menge des aufgenommenen Färb- Photodynamiscb wirksame Farbstoff lüsungen. 1253 Stoffes wirksam sein konnte, ist auf diese Angaben keine Rücksicht benommen. H. Anhang. Ganz kurz seien noch einige Versuche angeführt, die nicht direkt im Plane meiner Arbeit gelegen waren und wo nur wenige Experimente angestellt wurden. Es ist schon früher (p. 1 222 und 1 223) hervorgehoben worden, daß sich eine Wirkung der Kombination Licht + fluoreszierende Farbstofflösung auch auf den Verlauf photochemischer, wohl definierter Reaktionen äußern kann. Eine ausgesprochene Lichtreaktion ist nach Moli seh (18) die Fällung gewisser Eisensalze, die durch Gegenwart grüner Wasserpflanzen noch beschleunigt werden kann. Dabei kann aber auch unabhängig von einer F'ällung das Eisen in Oxydform in der Membran in ganz charakteri- stischer Verteilung gespeichert werden (siehe p. X der Arbeit und Tafel). Es lag der Gedanke nahe, zu prüfen, ob die Fällung der Eisensalze als Eisenoxydhydrat durch Zusatz fluoreszierender Stoffe im Lichte nicht beschleunigt werden könnte. Das Er- gebnis ist aus nebenstehender Tabelle ersichtlich, wobei Konzentration der Lösung und Versuchsanordnung genau nach Molisch's Angaben gehalten sind. Lösung: 0"0066prozentiges zitronensaures Eisenammon. Zu jedem Gefäß mit 250 cm^ der Lösung kommen 20 cm^ einer einprozentigen Lösung des Farbstoffes, und zwar in der Tabelle angegeben zu L Eisensalzlösung -f- Eosin, IL » -\- Safranin, in. » -f- Fluorescin, IV. » + Neutralrot, V. » 4- Methylenblau, VI. » -+- Magdalarot, VII. > allein. Beginn des Versuches 5. Oktober 1913. Temperatur 15 bis 20" C. Liclit- verhältnisse: direktes Sonnenlicht ohne Filtervorlage. 1254 J. Gicklhorn, Nummer des Gefäßes Fällung des Eisensalzes nach Tagen im Lichte 1 2 1 5 8 14 I II III IV V VI VII keine » keine keine deutliche keine sehr deutUche keine kräftige keine kräftiger brauner Nieder- schlag keine kräftige keine wie vorher Versuchsbedingungen wie oben. Nummer des Gefäßes Fällung des Eisensalzes in Tagen im Dunkeln 1 2 5 8 14 I II III IV V VI VII keine » keine » keine deutliche keine keine gleichfalls kräftig keine » keine ebenso kräftig wie im Lichte keine » Eine Beschleunigung der Fällung dieses Eisensalzes als Eisenoxydhydrat ist unter diesen Bedingungen also nicht zu erzielen. Mit Neutralrot versetzte Lösungen zeigen im Dunkeln ebenso wie im Lichte schon nach eintägiger Ver- suchsdauer an der Oberfläche die charakteristischen Farbstoff- nadeln, wie überhaupt Neutralroi leicht auch aus anderen Lösungen als solche von Eisensalzen ausfällt. In den übrigen Gläsern bleibt ebenso im Lichte wie im Dunkeln das Aus- fallen des braunen Niederschlages aus, wie ihn in Überein- stimmung mit Molisch's Versuchen belichtete Lösungen von Photodvnamisch wirksame Farbstofflöbunßren. 1255 zitronensaurem Eisenammon allein schon nach 3 bis 4 Tagen zeigen. In Dunkellösungen wurde ein Ausfallen des Nieder- schlages gar nicht beobachtet, da der Versuch früher ab- gebrochen wurde. Nach Molisch's Angaben tritt eine solche auch nach 25 Tagen nicht ein. In allen diesen Versuchen ist der Farbstoff der Eisen- salzlösung gegenüber anscheinend nicht indifferent, doch wurde die Frage vorläufig nicht weiter geprüft. Ein sicheres Ergebnis konnte ich aber in Versuchen auf- weisen, daß bei gleicher Konzentration und Versuchsanord- nung die Lösungen — ohne Farbstoffzusatz — der Ein- wirkung des ultravioletten Lichtes ausgesetzt waren. Lösung: 0'0066prozentiges zitronensaures Eisenammon. 250 an^ oder löO cin^ Lösung dem Lichte der Quarzglas-Quecksilberdampflampe ausgesetzt. Nummer des Gefäßes Datum Fällung des Eisensalzes nach Stunden der Bestrahlung 10 bis 14 30 II III IV V VI 1913 10. Oktober 31. keine sehr schwache deutliche schwache deutliche cräftige Kontrollen der gleichprozentigen Lösung zeigen im diffusen Lichte keine Fällung. Zur Versuchsanordnung bemerke ich noch, daß die Lösungen (je 250 cw') in flache Schalen gegossen wurden und dann unbedeckt der Einwirkung des ultravioletten Lichtes der Quarzglas-Quecksilberdampflampe nach Heraeus aus- gesetzt waren. Ein Zudecken der Schalen mit Glasplatten muß unterbleiben, da Glas das ultraviolette Licht vollständig absorbiert; die Schalen standen am Tischbrett eines Tisches 1256 J. Gicklhorn, in der Dunkelkammer des Institutes direkt unter der Röhre, so daß Liciit ungehindert von oben einfallen konnte (Kluyver, 44). Es tritt in diesen Versuchen also eine Fällung des Eisen- salzes in ungefähr doppelt soviel Stunden ein als bei normalem diffusen Lichte oder direktem Sonnenlichte die Fällung Tage währt. Dunkelgestellte Lösungen zeigen keinen braunen Nieder- schlag. Dieses Versuchsergebnis war wohl zu erwarten, da ja das ultraviolette Licht die größte chemische Wirksamkeit besitzt, was in den zahlreichen rein chemischen Arbeiten weitgehend ausgewertet wird. in. Photodynamisehe Wirkung und Chlorophyllfunktion. Die einzelnen Studien über die photodynamische Wirkung fluoreszierender Farbstofflösungen, vor allem jene, welche die Wirkung auf lebende Zellen, Gewebe oder Organismen be- rücksichtigen, bieten in ihren gesamten Resultaten besonders für die Pflanzenphysiologie ein großes Interesse dadurch, daß sie eine sehr gut begründete Deutung der Rolle des Chloro- phylls bei der Kohlensäureassimilation auf Grund der auf- fälligen physikalischen und physiologischen Eigenschaften dieses kräftig fluoreszierenden Farbstoffes geben können. Ob- wohl eine lückenlose Einsicht in die einzelnen Phasen der CO.,-Assimilation auch heute keineswegs erreicht ist, so sind doch unter Hinweis auf die Ergebnisse von Experimental- untersuchungen und grundlegender physiologischer Arbeiten, die das Problem der CO.,-Assimilation betreffen, ältere »Assi- milationshypothesen« an Bedeutung zurückgetreten. Das gilt für jene, welche in einer ganz einseitigen Weise die Chemie des Chlorophyllfarbstoffes betonen und den Vorgang der Assimilation — natürlich nur in den ersten Phasen — identi- fizieren mit einer fortwährenden Zerstörung und Neubildung des Farbstoffes bei Lichtzutritt, wobei CO.^ aufgenommen und 0 abgegeben werden sollte. Das Mengenverhältnis der beiden Gase soll dem experimentell bestimmten Assimilationskoeffi- zienten gleich sein. Nach diesen Theorien sollte das Chloro- phyll direkt beim Assimilationsprozeß beteiligt sein und also Photodj'namisch wirksame Farbstofflüsungen. 1257 Änderungen im molekularen Aufbau des Farbstoffes bei Licht- zutritt und gegebenen günstigen äußeren Bedingungen das Wesen dieser fundamentalen photochemischen Synthese orga- nischer Stoffe ausmachen. Gewiß unterliegt der Chlorophyllfarbstoff sowohl im Orga- nismus, gebunden an differente plasmatische Anteile der Zelle, als auch in der Chlorophyllösung außerhalb der Zelle einer steten Zersetzung, aber es ist sicher, daß Chlorophyllbildung und -Wandlung ein ganz selbständiger Prozeß ist, von anderen Faktoren abhängig und bedingt als die CO.,-Assimilation. Die Tatsache des ständigen Wandels des Chlorophylls im lebenden Organismus kann auch anders verwertet werden. Die so auffälligen optischen Eigenschaften des Chloro- phylls, die Tatsache, daß für die Assimilation gerade jene Strahlen Verwertung finden, die unter gewöhnlichen Verhält- nissen nur geringe oder gar keine Wirksamkeit für das Zu- standekommen und den Verlauf photochemischer Reaktionen besitzen, die auffällige Verteilung des Farbstoffes an die Chloro- plasten und schließlich das gänzliche Fehlschlagen von Ver- suchen, mit gelöstem Chlorophyll außerhalb der lebenden Zelle und ohne lebendes Substrat eine dem Assimilations- prozeß gleiche oder ähnliche chemische Umsetzung durch- zuführen, alles das findet in diesen Theorien keine Berück- sichtigung oder tritt den vorher dargelegten Anschauungen gegenüber ganz zurück. Gerade diese eben betonten Eigenschaften des Chloro- phylls allein und seine Beziehung zum lebenden Substrat werden unter Hinweis auf die Resultate von Studien über die Bedingungen für das Zustandekommen und die Anschauungen über das Wesen der photodynamischen Wirkung in den Mittel- punkt eines Erklärungsversuches gerückt. Der »Sensibilisationshypothese« werden nicht nur neue Gedanken gegeben, sondern sie erscheint uns heute auf Grund der Untersuchungen über photodjmamische Wirkung als die einzig berechtigte und als die einzig mögliche Deutung, die uns eine geschlossene einheitliche Darstellung der Rolle des Chlorophylls beim Prozeß der CO2 -Assimilation geben kann. Die ältere Fassung der »Sensibilisationshj^pothese«, wie sie Silzb. d. mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd.. Abt. I. 87 1258 J. Gicklhorn, uns, in den Arbeiten von Timiriazeff und Engelmann entgegentritt und die in einem Vergleich des intakten Chloro- phyUkornes mit der durch Zusatz bestimmter Farbstoffe auch für Licht geringerer Brechbarkeit und größerer Wellenlänge empfindlich gemachten photographischen Platte gipfelt, hat unter dem Himveis, daß es sich doch nur um einen geist- vollen Analogieschluß handle, manchen Einwand erfahren. Dem bekanntesten — und ohne Kenntnis der photodynamischen Erscheinung vielleicht berechtigten Einwand — liegt folgender Gedankengang zugrunde: Die mit dem Silbersalz imprägnierte Schichte der photo- graphischen Platte ist auch ohne Sensibilisator hochgradig empfindlich, der Sensibilisator erweitert lediglich den wirk- samen Strahlenbezirk. Die farblose plasmatische Grundlage des Chlorophjdlkornes, das Stroma, ist nachweislich unter keinem Falle befähigt, absorbierte Lichtenergie zur Spaltung der Kohlensäure heranzuziehen, und die Anschauung, daß erst durch das Chlorophyll eine Lichtempfindlichkeit ermög- licht sei, ist wenig wahrscheinlich. In keinem Falle w^ar in der Physiologie etwas Ähnliches bekannt. Aus diesem Grunde ist auch der Versuch, die sensibilisierte photographische Platte sozusagen als Modell eines Chlorophyllkornes zu betrachten, aufzulassen. Diesem Einwand ist Molisch (18) in seinem schon ■zitierten Vortrag entgegengetreten mit der Bemerkung: »Der Einwand Jost's erscheint, wenn man das Schwergewicht auf das Wort , Sensibilisator' legt, nicht unberechtigt, allein mir kommt vor, daß die Verfechter der Sensibilisationshypothese durch ihren Vergleich der photographischen Platte mit dem Chlorophyllkorn hauptsächlich andeuten wollen, daß das ab- sorbierte Licht hier wie dort in ähnlicher Weise zu chemi- schen Prozessen herangezogen wird, und diese Annahme ist, glaube ich, nicht unstatthaft.« Und mit Rücksicht auf spätere Ausführungen dieses Abschnittes sei aus diesem Vortrag eine zweite Stelle in extenso wiedergegeben, die in klaren knappen Worten das ganze Problem umfaßt und Molisch gleichzeitig als Vertreter der Sensibilisationstheorie kennzeichnet: Pliotodynamisch wirksame Farbstoff lösiingen. 1259 »Da im Chlorophyllkorn jeder einfarbige absorptionsfähige Lichtstrahl, von welcher Farbe auch immer, die nämliche rote Fluoreszenzfarbe zwischen B und C hervorruft (Lommel) und da gerade dieses Licht das assimilatorisch wirksamste ist, so wird das in die grüne Pflanze einstrahlende Licht in außerordentlich ökonomischer Weise ausgenützt und als Ver- mittler dieser Lichtausnützung müssen Absorption und Fluo- reszenz des Chlorophylls hingestellt werden. Das Chloroph^'ll kann geradezu als eine Fabrik von rotem Lichte bezeichnet werden.« Seit Moli seh in seinem Vortrag in objektiver Weise von der Sensibilisationshypothese als einer »Annahme, die nicht unstatthaft« sei, gesprochen hat, sind in den folgenden Jahren in erster Linie durch die schönen Untersuchungen von W. Hausmann (21.) über die photodynamischen Wirkungen des Chlorophylls wesentliche Fortschritte erzielt worden, die jeden Zweifel darüber, ob ein Vergleich der sensibilisierten photo- graphischen Platte mit dem Chloroplasten zulässig sei, aus- schließen. Obwohl bereits in den ersten Publikationen von V. Tappeiner der Gedanke erwogen wurde, daß diese Unter- suchungen auch auf die Frage der Rolle des Chlorophylls bei der CO.^-Assimilation anwendbar seien — eine experi- mentelle Begründung wird nicht gegeben — , hat doch erst Hausmann in voller Schärfe auf Grund seiner ausgedehnten Versuche über die photod\'namische Wirkung des Chlorophylls — wobei in üblicher Weise hergestellte Lösungen und solche reiner Präparate Willstätter's verwendet wurden — in einer inhaltsreichen Arbeit die einzelnen Tatsachen zusammen- gefaßt, die der Sensibilisationshypothese die lange geforderte experimentelle Grundlage bieten können und damit ihre prin- zipielle Richtigkeit dartun. Im Interesse einer einheitlichen Darstellung der Frage in diesem Abschnitte seien die wesent- lichsten Punkte der Arbeit wiedergegeben. Vor Hausmann's Arbeiten waren nur wenige Eigen- schaften des Chlorophylls bekannt, welche einen berechtigten Schluß auf die W^irksamkeit des intakten Chlorophylls im lebenden Gewebe oder der Zelle gestattet hätten. Die Art der Herstellung der Chlorophyllpräparate macht immer nur ein in 1260 J. Gicklhorn, chemischer Hinsicht vom »nativen« Chlorophyll weit ver- schiedenes Produkt für eine Untersuchung zugänglich. Das sei ausdrücklich betont, weil absichtlich verschiedene Begleit- farbstoffe des Chlorophylls, die im lebenden Organismus bei den so komplizierten chemischen Umsetzungen eine Bedeutung haben dürften, ausgeschieden werden. Die auffälligen optischen Erscheinungen, das Ausbleichen der Lösungen etc. waren auch frühzeitig bekannt geworden. Hausmann fand nun bei seinen Untersuchungen, daß alkoholische Auszüge grüner Blätter — bei einer späteren Arbeit mit H. v. Portheim auch bei Auszügen etiolierter Blätter — eine kräftige photodynamische Wirkung auf Blut- körperchen und Paramäcien ausüben und daß für diese inten- sive Wirkung in erster Linie das Chlorophyll verantwort- lich zu machen ist. Das Maximum der photodynamischen Wirkung fällt mit dem Absorptionsmaximum der Lösung zu- sammen und gleichzeitig stellt die enge Linie zwischen B und C im Spektrum das Maximum der Assimilationsgröße dar. Phylloporphyrin und Hämatoporphyrin zeigen gleichfalls kräftige Wirkung auf die in der Lösung suspendierten Blut- körperchen und auf Paramäcien, so daß die nahe chemische Verwandtschaft der so interessanten Derivate des Blattgrüns und des Blutfarbstoffes sich auch in ihrem gleichen physio- logischen Verhalten dokumentiert. Die auffallende Ähnlichkeit — Identität? — der Wirkung des Chlorophylls im Reagensglase und jener in der lebenden Zelle ist nicht zu verkennen. Vor allem weist die Art der Verbreitung und Verteilung des Chlorophj/lls schon auf den innigen Zusammenhang zwischen Photosynthese und photo- dynamischer Wirkung hin: Hier wie dort ist eine Grund- bedingung für das Zustandekommen einer photodynamischen Wirkung erfüllt, nämlich der innige Kontakt zwischen Sub- strat und Farbstoff, den bezüglich des Chlorophylls jede noch so flüchtige mikroskopische Beobachtung zeigen kann. Ferner fallen Maximum der photodynamischen Wirkung und Maxi- mum der Assimilationsgröße im Spektralbezirk zwischen den Frauenhofer'schen Linien B und C zusammen. Photodynamisch wirksame Farbstoff lösungen. 1261 Der für die photodynamische Wirkung unerläßhche Sauer- stoff steht auch der Pflanze in reichem Maße zur V^erfügung, Ausschalten des gasförmigen Sauerstoffes bringt beide Pro- zesse zum Stillstand. Und endlich kann auf ältere Unter- suchungen verwiesen werden, die eine Chlorophyllösung als einen hochgradig empfindlichen Sensibilisator für die roten Strahlen zur Sensibilisierung photographischer Platten geeignet fanden. Die photodynamische Wirkung von Chlorophyllösungen auf Paramäcien und Blutkörperchen ist sehr kräftig und in ihrer Intensität natürlich nicht mit der Wirkung des nativen Chlorophylls im Chloroplasten zu vergleichen. Das Chlorophyll liegt einerseits hier nicht in einer so reaktionsfähigen Form vor, die Pflanze verfügt über eine Reihe von Schutzeinrich- tungen, die eine zu starke Belichtung unter normalen Verhält- nissen hintanhalten, und aus Hausmann's Untersuchungen geht deutlich die der Intensität nach so verschiedene Wirkung- reiner Chlorophyllpräparate und methylalkoholischer Blatt- extrakte hervor. Erstere sind noch in einer Verdünnung von 1 : 3,0C0.000 wirksam. Es scheint aber doch nicht ausgeschlossen, daß die Schädigung des Chloroplasten im intensiven Licht zum Teil einer photodynamischen Wirkung zuzuschreiben sei. Alle angeführten Gründe werden an Bedeutung, noch gewinnen, wenn auch in einem anderen Punkte eine Überein- stimmung zwischen der Wirkung und dem Verhalten des Chlorophylls im lebenden Blatt und einer Grundbedingung für das Erscheinen der photodynamischen Wirkung auffindbar ist. Es betrifft die Fluoreszenzfähigkeit der verwendeten Lösung im einen Falle und die Möglichkeit der Fluoreszenz des Chlorophylls in der Zelle andrerseits. Hausmann hat in seiner 1909 erschienenen Arbeit zwar betont — in Überein- stimmung mit Molisch, Hansen, Reinke etc. — , daß eine bisher nicht beobachtete Fluoreszenzfähigkeit lebender Blätter nicht als Gegenbeweis zu diesen Ausführungen gelten kann. Die wenigen Angaben, das lebende Chlorophyllkorn in einer der Farbe der Lösung des Chloroplwlls gleichen Fluoreszenz zu zeigen, waren nicht allgemein anerkannt, wohl aber durch 1262 J. Gicklhorn, Versuche von Molisch, Kohl, Hansen der Grund für das Nichteintreten einer leicht sichtbaren Fluoreszenz auch unter gewöhnlichen Verhältnissen aufgezeigt. Eine kräftig fluores- zierende Chlorophyllösung, mit Stärkepulver, Öl etc. geschüt- telt, verliert augenblicklich ihre Fluoreszenz; diese kehrt aber wieder, sobald die als trübes Medium suspendierten Stäike- körner oder Öltropfen sich aus der Lösung abgeschieden haben. Wenn bei Gegenwart eines trüben Mediums eine Lösung anscheinend nicht fluoresziert — und diese Verhältnisse sind im Chlorophyllkorn verwirklicht, wo wir nach Schimper das Chlorophyll gelöst in einer ölartigen Grundmasse und dann verteilt im farblosen Stroma annehmen — , so darf keinesfalls angenommen werden, daß eine Fluoreszenz überhaupt nicht vorhanden ist und damit auch keine photodynamische Wirkung. Es ist bereits in früheren Abschnitten angeführt worden, daß bei einer kräftigen Fluoreszenz der Lösung doch keine Wir- kung des Systems Licht -[-fluoreszierender Körper vorhanden sein kann und umgekehrt Lösungen die Erscheinungen in aller Stärke zeigen können, wo nur bei Anwendung von konzentriertem, in einem scharf begrenzten Strahlenkegel ge- sammelten Licht oder bei Anwendung von Glaskapillaren {Molisch) die wirkliche Fluoreszenz zu zeigen ist. Vor wenigen Jahren wurde es durch das von der Firma Reichert in den Handel gebrachte Fluoreszenzmikroskop er- möglicht, auch diese prinzipiell wichtige Voraussetzung von Hausmann's Arbeit — nämlich die Fähigkeit der Fluoreszenz des Chlorophylls im intakten Blatte — durch mikro- und makroskopische Beobachtung zu begründen und sicherzu- stellen. In diesem Mikroskop wird das an ultravioletten Strahlen reiche Licht einer Bogenlampe mit Eisenelektroden durch eine Linse aus reinstem Quarzglas gesammelt, die sichtbaren Strah- len durch ein Lehmann'sches Filter abfiltriert. Die passierten Lichtstrahlen von einer Wellenlänge X < 450 werden durch einen Quarzglaskondensor von gleicher Form wie der Abbe- sche weiter konzentriert und treffen das auf Uviolglas befind- liche Objekt, das auf dunklem Grunde durch die zugeführten Strahlen selbstleuchtend wird und in einer bestimmten Fluo- Photodjmamisch wirksame Farbstoff lüsungen. 1263 reszenzfarbe sich scharf abhebt. Betrachtet man z. B. ein Moosblatt im Fluoreszenzmikrosicop, so erscheint das im ge- wöhnlichen Lichte grüne Blatt in einer intensiv roten Fluo- reszenzfarbe. Jedes einzelne ChlorophyUkorn hebt sich bei geeigneter starker Lichtquelle wie ein Blutstropfen von dunk- lem Grunde ab, wobei im mikroskopischen Bilde die Zelhvand in deutlich blauer Fluoreszenzfarbe, die verschiedenen anderen Inhaltskörper der Zelle, Kryställchen, Stärke etc. in ganz charakteristischer- Farbe erscheinen. Ein panaschiertes Blatt von Aucuha japoiiica, in den Strahlenkegel vor das Mikroskop gehalten, zeigt die grünen Blattpartien rot auf mattem Grunde, der den an Panaschüre erkrankten Stellen genau entspricht. Wird ein Moosblatt in Alkohol gelegt, um das Chlorophyll anzuziehen, so ist die rote Fluoreszenz im Chlorophyllstroma verschwunden, das jetzt nur mehr in sehr matter Farbe ebenso wie die übrigen Plasmateile sich zeigt; im Gegensatz zur alkoholischen Lösung, mit der man bei dieser Versuchs- anordnung die Fluoreszenz noch in erstaunlicher Verdünnung nachweisen kann. Ich glaube, daß man im Fluoreszenzmikro- skop das beste Hilfsmittel hat, die Frage der Chlorophyll- bildung in ihrem zeitlichen Verlaufe genau zu studieren, denn bereits Spuren des Farbstoffes sind ganz lokalisiert in der Zelle aulfindbar. Wie weit andere Stoffe, Begleitfarbstoffe des Chlorophylls oder Abbauprodukte des Farbstoffes mit dem Fluoreszenzmikroskop durch bestimmte Fluoreszenzfarbe leicht aufzufinden und zu identifizieren sind, muß erst weitere Unter- suchung zeigen. Wenn Hausmann in seiner Arbeit das physiologische und physikalische Verhalten des Chlorophylls allein nach- drücklichst betont, so mögen im folgenden in Ergänzung zu seinen Angaben Gründe angeführt werden, die nicht minder geeignet sind, die Richtigkeit der Annahme einer Rolle des Chlorophylls als Sensibilisator zu zeigen. Es betrifft den innigen Zusammenhang von Chlorophyll und plasmatischer Grundlage beim Assimilationsprozeß, für welchen ja das Stroma das Reaktionssubstrat gibt. Es gelingt durch äußere Einflüsse — und gerade auf diese Verhältnisse sollten weitere Unter- suchungen ein besonderes Gewicht legen — , ohne Schädigung 1264 J. Gicklhorn, des Chloroph3ils eine Sistierung der Assimilation durchzu- führen, wenn die lebende Grundmasse ohne tiefgreifende Schädigung alteriert wird. So gelang esKny und Ewart zu zeigen, daß bei tiefer Temperatur, durch Gifte, durch leichte Narkose usw. eine COg-Assimilation unterbleibt. In den neuen Arbeiten von Irving (36), wo der Einfluß des Chloroforms auf die Atmung und die Assimilation studiert wird, tritt dies besonders deutlich hervor. Geringe Quantitäten von Chloroform bewirken in den dissimilatorischen Prozessen noch eine aus- gesprochene Steigerung, wo der Assimilationsprozeß im Lichte bereits längst stillsteht. Auf Grund der Arbeiten Palladin's, die zeigen, daß dis- similatorische Prozesse auf enzymatischen Reaktionsverlauf zurückzuführen sind, und den früheren Angaben Molisch's, daß isoliertes Chlorophyll in kritisch durchgeführten Versuchen niemals eine dem Assimilationsprozeß ähnliche Umsetzung erfährt, können diese Arbeiten als ein neuer Beweis für den »vitalen« Charakter der Assimilation angesehen werden. Das Stroma des Chlorophyllkornes ist dazu unerläßlich, isolierte Chlorophyllkörner oder solche, die im lebenden Gewebe vom farblosen Zytoplasma sich scharf abheben, können mit der Bakterienmethode als Assimilationsorte aufgezeigt werden. Und schließlich darf ich auch ein Ergebnis dieser Arbeit anführen, wo noch eine intensive photodynamische Wirkung auf die pflanzlichen Zellen und Gewebe sich in dem Aus- bleiben einer Assimilation äußern kann, ohne daß eine grobe Strukturänderung sichtbar wäre. Es blieb aber vorläufig die wichtige Frage offen: Was geschieht mit der durch Absorption im Chlorophyllkorn zu- rückgehaltenen Energie und wie wird diese verwendet? Es ist bekannt, daß nur ein verhältnismäßig geringer Bruchteil im Dienste der CO.,-Assimilation verbraucht wird. Nach Timiriazeff beträgt die durch Absorption im Chloro- phyll verbliebene Energie 27% <^sr Sonnenenergie, aber im Maximum werden nur 3% für die photochemische Umsetzung verwendet. Brown und Ecombe (13), die in ihren mit größter Sorgfalt durchgeführten Versuchen die bekannte Er- scheinung berücksichtigen, daß für den Assimilationsprozeß Photodynamisch wirksame Farbstoff lüsungen. 1265 in der freien Natur ebenso wie für das photonnetrische Verhalten assimilierender Organe (Wies n er, 1 1) das diffuse Tageslicht am wertvollsten ist, geben an, daß bei einer Ab- sorptionsgröße von 957o ^^^' 2"77o *^^s Energiewertes in den durch endothermen Reaktionsverlauf entstandenen Pro- dukten als potentielle Energie gespeichert sind. Wie die Bildung der Assimilationsprodukte erfolgt, welche chemischen Vorstufen sich bis zu einer Zuckersynthese auffinden oder wahrscheinlich machen lassen, kurz die rein chemische Seite der Assimilation, soll hier nicht weiter diskutiert werden (Gräfe, 16). Aber jedenfalls müssen auch bei diesem photochemischen Prozeß die Änderungen im Energiegehalt durch materielle Um- setzungen und die Energieformen, die dabei in Erscheinung treten, vom Beginn einer Reaktion ab studiert werden. Als ein ausgezeichnetes iVlittel, den Eintritt und das Fortschreiten einer Reaktion zu bestimmen, hat sich in den meisten Fällen das Verhalten der elektrischen Leitfähigkeit erwiesen; denn jedem chemischen Gleichgewichtszustand kommt ein be- stimmter Energiegehalt zu, entsprechend einer bestimmten elektromotorischen Kraft bei Anordnung des Systems in Form eines galvanischen Elementes. Vollzieht sich die Reaktion im lebenden Organismus, so wird ihr Auftreten und ihr Verlauf durch Änderungen der pflanzlichen Elektrizität als eine Potentialdifferenz festzustellen sein. Experimentelle Untersuchungen darüber, wie sich das assimilierende Blatt dabei verhält, liegen leider nur wenige v'or und diese stammen nicht immer von geschulten Pflanzenphysio- logen, die die Natur ihrer Versuchsobjekte genau kennen. Von Bedeutung scheinen die Angaben von Waller (13) zu sein, der die größte Änderung der Potentialdifferenz bei Verwendung der roten Strahlen konstatieren konnte, wobei der auftretende Strom im Momente der Belichtung von der belichteten zur unbelichteten Blatthälfte gerichtet war. Ohne ungleichmäßige Bestrahlung oder im Dunkeln blieb der Strom aus, ebenso bei leichter Narkose oder Abbrühen des Blattes. Leider sind diese Untersuchungen unter Vermeidung von Fehlerquellen — ungleiche Transpiration, ungleiche Erwärmung 1266 J. Gicklhorn, bei Lichtzutritt etc. — nicht nachgeprüft und ich glaube, daß gerade solche Untersuchungen einen neuen Weg für das Studium der einzelnen Fragen der CO.,-Assimilation eröffnen. Durch Zufuhr elektrischer Energie von au(3en her war eine zweite Möglichkeit gegeben, die Beziehungen zum Assi- milationsprozeß kennen zu lernen. Pollacci (13), Thouvenin (13), Koltonski (13) berichten über eine ausgesprochene Förderung des Assimilationsprozesses bei Durchströmen von Versuchspflanzen im Lichte mit Gleich- oder Wechselstrom, bei Gleichstrom von einer stärkeren Wirkung. Ich glaube, daß nicht alle zurückgehaltene Energie zu einer Zustandsänderung des Plasmas oder einzelner Teile, z. B. der Plasmahaut — Thouvenin berichtet über eine größere Durchlässigkeit der durchströmten Zellen — verwendet wurde, es besteht die Möglichkeit eines tieferen Zusammenhanges der zugeführten elektrischen Energie und den photochemischen Umsetzungen in der Pflanze. Ich denke da vor allem an die auch für den Physiologen interessante Arbeit von Goldmann (Wiede- mann's Annalen der Physik, Bd. 27 [1908], p. 450) über licht- elektrische Untersuchungen an Farbstoffzellen. Das Wesent- lichste, das auf unser Problem Bezug hat, sei im folgendem ^^■iedergegeben: Besitzt ein in Form eines galvanischen Elementes an- geordnetes, chemisches System lichtempfindliche Elektroden und ist die sich abspielende photochemische Reaktion rever- sibel, so wird die Änderung der elektromotorischen Kraft des Elementes bei Belichtung einer Elektrode und folgender Ver- dunklung besonders markant in Erscheinung treten. Nun gehört auch die Fluoreszenz zu den reversiblen Lichtreaktionen, denn nur bei Belichtung erfolgt die charakteristische Umwandlung in Strahlen geringerer Brechbarkeit, wobei im Momente der Belichtung das elektrische Leitvermögen geändert ist und damit die Möglichkeit gegeben ist, mit Hilfe fluoreszierender Farbstofflösungen photogalvanische Elemente herzustellen. Goldmann hat eine größere Zahl fluoreszierender Lösungen verwendet (Versuchsmethodik möge in der Originalabhand- lung nachgesehen werden, da sie für den Physiologen weniger von Interesse ist) und gefunden: Photodynamisch wirksame Farbstofflösungen. 1267 »In allen Fällen ging der lichtelektrische Strom in der Lösung zur bestrahlten Elektrode; die spektralen Gebiete, die der Farbstoff am stärksten absorbiert, erzeugen auch die stärksten Ströme. Ein direkter Zusammenhang zwischen Fluo- reszenz und den lichtelektrischen Strömen in dem Sinne, daß ausschließlich fluoreszierende Farbstoffe geignet wären, besteht aber nicht, doch ist der Strom bei Belichtung fluoreszierender Lösung weitaus kräftiger.« Ferner »die Stärke des lichtelek- trischen Stromes ist der Lichtstärke und der Belichtungs- fläche proportional.« Auf Grund molekulartheoretischer Anschauungen disku- tiert der Autor die prinzipiell wichtigen Fragen, ob die Er- regung eines lichtelektrischen Stromes »durch Elektronenaus- lösung« das Primäre sei und eine chemisch stoffliche Re- aktion das Sekundäre, ob beide identisch oder ob das der ersten Annahme entgegengesetzte Verhalten zutreffe. Eine endgültige sichere Antwort ist nach Goldmann zurzeit nicht zu geben. Längere Verwendung der Lösungen macht diese un- geeignet, da sie sich schon während des Versuches hydro- l3'tisch spalten. Die Analogien der Versuche von Gold mann mit den früher mitgeteilten Untersuchungen sind in Bezug auf Elek- trizitätsproduktion der Pflanze und der Erscheinung der photo- dynamischen Wirkung gewiß sehr auffällig. Unter Betonung der photodj^namischen Wirkung bieten Goldmann's Untersuchungen noch eine weitere Ähnlichkeit: Hier wie dort ist nicht das ausgestrahlte Fluoreszenzlicht von Bedeutung, sondern die absorbierte Energie. Eine Fortführung der Versuche und ein Übertragen auf die Probleme der Pflanzen- physiologie kann uns einen Einblick in den Mechanismus der CO.j-Assimilation geben, soweit der fundamentalste photo- chemische Prozeß der Natur als lichtbiologische Frage zu behandeln ist. Wenn auch alle diese Ausführungen keine »Erklärung« geben, weil sie sich auf zwei Erscheinungen stützen, die selbst noch manches rätselhafte dem Physiker und Chemiker 1268 J. Gicklhoin, bieten und uns auch heute noch ein einheitliches, scharf um- rissenes Bild über eine Kinetik und Statik aller Phasen im Reaktionsverlauf der Kohlensäureassimilation fehlt, so dürften doch die Wege bezeichnet sein, die künftige Experimental- untersuchungen einschlagen müssen. Mit einer einwandfreien Erklärung der Erscheinung der Sensibilisation und einer Er- klärung der photodynamischen Wirkung, wie sie der Physio- loge als Vorarbeit vom Physiker und Chemiker erwarten muß, ist gleichzeitig eine Aufliellung einer großen Zahl lichtbio- logischer Prozesse geboten. Im leblosen Substrat sind die verschiedenen Zustandsänderungen — energetische und mate- rielle — der lichtempfindlichen Systeme ungleich einfacher und leichter zu überblicken. Und eine andere Tatsache sollten die Ausführungen dieses Abschnittes anschaulich dartun: In der Physiologie und auch in anderen Wissensgebieten ist mit der Auffindung einer bis dahin unbekannten Erscheinung oder in dem Darlegen eines bestimmten Gedankenganges oft ein neuer Standpunkt gegeben, von dem aus eine Anzahl anscheinend zusammen- hangsloser Arbeiten überblickt werden kann und deren Er- gebnisse von einem Gesichtspunkt aus verständlich werden. Zusammenfassung. 1. Werden pflanzliche Zellen oder Gewebe in fluoreszie- rende Farbstofflösungen übertragen, so tritt eine photodyna- mische Schädigung ein: Im Licht erfolgt in den Versuchen weitaus früher eine Schädigung, beziehungsweise Tötung der Versuchsobjekte als im Dunkeln, in Kontrollversuchen mit reinem Wasser bleiben die Pflanzen oder Zellen sowohl im Dunkeln als auch im Lichte völlig intakt. 2. Wenn der zeitliche Verlauf der Schädigung auf pflanz- liche und tierische Organismen vergleichsweise betont wird, so ist die größere Widerstandskraft pflanzlicher Zellen oder Gewebe auffallend. Es ist das Fehlen oder Vorhandensein einer Zellmembran dabei von Bedeutung; zartwandige, plasma- reiche Zellen, wie es jene von Symplioricavpiis racemostis sind, stehen an Empfindlichkeit den empfindlichsten tierischen Objekten {Paramaecium) nicht viel nach. Derbwandige Zellen Photodj'namisch wirksame Farbstofflösungen. 1 269 von Elodea-Blättem oder ganze Sprosse von CeraiophyUnm sind sehr widerstandsfähig und erst nach zwei- bis drei- tägiger Einwirkung bei relativ hoher Konzentration photo- dynamisch zu schädigen. 3. Die einzehien Farbstoffe sind verschieden stari< wirksam; kräftig wirksame Lösungen sind jene von Eosin, Magdalarot, Safranin und Rhodamin B; schwächer, aber deutlich wirksam sind Lösungen von Methylenblau, Neutralrot und Fluorescin. Cyanin ist intensiv giftig und bleicht stark ab bei Belichtung. 4. Die bestwirksamen Konzentrationen der einzelnen Farb- stoffe liegen ziemlich hoch, durchschnittlich 1:1000 bis 1:800; sehr verdünnte Lösungen sind nur auf zarte Objekte (Eiigleua, Syinphoricarptis, Spirogyra, Ligusterbeere — isolierte Zellen) wirksam, bei Elodea, Nitella, Vallisneria — ganze Blätter — und Ceratopliylhim erfolgt bei verdünnten Lösungen nur Farb- stoffspeicherung in der Membran. 5. Das Bild der Schädigung ist in allen Fällen ziemlich einheitlich. Es treten die von Klemm genauer studierten »Desorganisationsmerkmale« auf: reichliche Vakuolenbildung, Kontraktion des Plasmas unter starker Farbstoffspeicherung im vorher farblosen Plasma, ebenso deutliche Tinktion des Zellkernes. 6. Die Protoplasmaströmung wird durch die Einwirkung von Licht + fluoreszierender Farbstofflösung durch kurze Zeit der Einwirkung deutlich stimuliert; bei längerer Versuchs- dauer erfolgt Stillstand der Strömung, ohne daß eine dauernde Schädigung stattfindet. Durch Übertragen in reines Wasser kann neuerdings Strömung auftreten. Später setzt ein voll- ständiges Sistieren der Strömung ein, worauf alsbald eine dauernde Schädigung erfolgt. 7. Werden vergleichsweise chlorophyllfreie und chloro- phyllführende Zellen, Gewebe oder Organismen der photo- dynamischen Wirkung fluoreszierender Farbstoffe ausgesetzt, so sind chlorophyllführende Objekte resistenter. Das konnte gezeigt werden bei Verwendung von Hydra viridis und H. fiisca, Paramaeciiun hnrsaria und P. caudatntn, Steiltor (zoochlorellenführend) und St. coeruleus 1270 J. Gicklhorn, und endlich grüner und etiolierter Pflanzengewebe aus den Blättern von Zea Mais und Phaseolns inultifloriis. 8. Bei längerer Versuchsdauer (1 bis 4 Wochen) treten in den Kulturgläsern im Detritus, den die photodynamisch geschädigten, abgestorbenen Pflanzen hinterlassen haben, reichlich Ciliaten, Amöben, Algenschwärmer und keimende Schwärmer auf, die in der Farbstofflösung sich entwickeln, ohne daß sie trotz der vorhandenen kräftigen Fluoreszenz der Lösung geschädigt würden. Die löslichen organischen Stoffe, besonders wasserlösliche Eiweißkörper, welche den zugrunde gegangenen Pflanzen entstammen, wirken hier hem- mend oder können eine photodynamische Schädigung ganz ausschalten. Ähnliches zeigt die oligodynamische Wirkung von giftigen Cu- oder Zn-Salzen, wo nach Entfernung durch Adsorption der Giftstoffe an Baumwolle, Stärke, Ruß etc. die Wirkung ausgeschaltet werden kann. Es liegt im Falle der Hemmung oder Ausschaltung der photodynamischen Wirkung durch Zugabe von Eiweißkörpern wahrscheinlicherweise etwas Ähnliches vor. 9. Es ist die photodynamische Wirkung nicht nur Licht- wirkung, sondern gleichzeitig eine durch das Licht beschleu- nigte Giftwirkung; denn in Ergänzung zu den in Punkt 8 angeführten Tatsachen läßt sich zeigen, daß durch Zusatz von Giften in einer im Dunkeln unwirksamen Konzentration diese im Lichte in Kombination mit photodynamisch wirk- samen Farbstoffen sehr wirksam sind. Das gilt für Äthyl- alkohol allein oder in Kombination mit wirksamen Lösungen und ebenso bei längerer Versuchsdauer auch für destilliertes Wasser allein, bei Verwendung geeigneter Versuchsobjekte (Paramäcien). 10. Die Fällung von zitronensaureai Eisenammon, die nach Molisch eine typische Lichtreaktion ist, läßt sich durch Zusatz fluoreszierender Stoffe nicht beschleunigen. Dagegen ist eine Fällung in dem an chemisch wirksamen Strahlen reichen Lichte der Quarzglas-Quecksilberdampflampe nach Heraeus bereits nach acht- bis zehnstündiger Bestrahlung zu erzielen, nach 20- bis SOstündiger Einwirkung ist die Fällung vollständig. Photodynamisch wirksame Farbstoff lösungen. 12/1 11. Bei Einwirkung von Eosinlüsungen in passenden Konzentrationen und bei starker Belichtung unter Abhaltung der Wärmestrahlen ist es möglich, den Kern zu durchfärben. Auf Grund bisheriger Erfahrungen, die aussagen, daß nur der getötete Zellkern zu färben ist, muß es sich in den von mir beobachteten Fällen um eine Tötung des Zellkernes bei Lebenderhaltung des Plasmas handeln. Das zeigt auch die direkte Beobachtung solcher Präparate: bei Zellen von 5v///- plioricarpus racemosiis gelingt sehr leicht eine Plasmolyse, in Zellen von E/ot/t'^- Blättern oder von Vallisneria spiralis dauert die Plasmaströmung auch nach Durchfärbung des Zell- kernes weiter. Zellen mit durchfärbten! Kern sind nur kurze Zeit, bis 24 Stunden lebensfähig. 12. Versuche mit Blättern phanerogamer Landpflanzen zeigen, daß bei starker Transpiration Säurefarbstoffe in die Parenchymzellen aufgenommen werden. Belichtete Blätter mit deutlich tingierter Blattnervatur sind photodynamisch zu schä- digen und welken. 13. Die ph3^sikalischen und physiologischen Eigenschaften des Chlorophylls sowohl im lebenden Organismus als auch Lösungen außerhalb der Zelle weisen deutlich darauf hin, daß der Chlorophyllfarbstoff als optischer Sensibilisator in den Prozeß der CO.,-Assimilation eingreift. Dafür spricht die Ana- logie in bezug auf die Wirksamkeit in einem bestimmten Spektralbezirk bei photodynamischer Schädigung auf Para- mäcien und dem gleichen Spektralbezirk beim Vorgang der CO.,-Assimilation. Ferner sind 1. Verteilung des Chloropl\vlls in der lebenden Pflanze, 2. Gegenwart von freiem Sauerstoff, 3. Vorhandensein eines plasmatischen Substrates als Grundbedingungen erfüllt, um eine photodynamische Er- scheinung in der lebenden Pflanze als sehr wahrscheinlich hinzustellen. 14. Mit Hilfe des Reichert'schen Fluoreszenzmikroskops gelingt der Nachweis der Fluoreszenz des Chlorophylls im intakten lebenden Blatt, wodurch die in Punkt 13 angeführten Tatsachen, auf welche sich die >^Sensibilisationsh3^pothese« 1272 J. Gicklhorn, unter stetem Hinweis auf die photodynamische Erscheinung stützt, wesentlich an Bedeutung gewinnen. 15. Mit Rücksicht auf die Arbeiten von Goldmann u. a., welche den Nachweis erbringen, daß besonders fluoreszierende Farbstoffe sehr deutliche lichtelektrische Ströme liefern, wird auf die Möglichkeit hingewiesen, daß das Chlorophyll in der lebenden Pflanze in gleicher Weise wie in den Farbstoff- zellen nach Gold mann als Energieüberträger wirksam sein könnte. Die Bedingungen, an welche eine derartige Wirk- samkeit geknüpft ist, sind gleichfalls in der Pflanze realisiert: hiniger Kontakt mit dem Substrat, Zerfall und Neubildung des Farbstoffes bei Belichtung und nachweisbare Fluoreszenz. Das Auftreten von elektrischen Strömen, beziehungsweise Potentialdifferenzen an belichteten und nicht belichteten Stellen eines grünen Blattes spricht zugunsten dieser Deutung; ebenso stehen Versuche damit in Einklang, wo nach Pollacci ein Teil der Lichtenergie durch Zufuhr freier Elektrizität ersetzt werden kann. Literaturnachweis . Von Werken, die zusammenfassend Fragen über die photodynamische Erscheinung behandeln oder im allgemeinen damit verknüpfte physiologische Probleme oder Experimental- untersuchungen diskutieren, seien angeführt: 1. Tappeiner H., v., Die photodynamische Erscheinung (Sen- sibilisierung durch fluoreszierende Farbstoffe). Asher und Spiro, Ergebn. der Physiologie, VIII. Jahrg. (1909), p. 698 bis 741 (enthält vollständige Literaturzusammen- fassung von Arbeiten bis 1909). 2. -^ und Jo dl bau er A., Die sensibilisierende Wirkung fluoreszierender Farbstoffe. Gesammelte Untersuchungen über die photodynamische Erscheinung. F. C. W. Vogel, Leipzig 1907. 3. Jesionek, Lichtbiologie. 4. Eder J. M., Ausführliches Handbuch der Photographie. Halle a. S. 1892, 2. Aufl., I. Teil, I. Hälfte. 5. Benrath Alfr., Lehrbuch der Photochemie. Heidelberg 1912. Pli<)tod3Muiiniscli wirUsaiiie Farbstofflösungen. 12/o 6. Neuberg" C, Beziehungen des Lebens zum Licht. Betlin 1913. 7. Hob er Rud., Physikalische Chemie der Zelle und Gewebe. 3. Aun., Leipzig 1913. 8. Pfeffer W., Pflanzenph^ysiologic, l. Bd., 11. .Aufl., Leipzig 1897. 9. Jost L., Vorlesungen über Pflanzenphysiologie, 3. Aufl., 1913. 10. Stahl E., Zur Biologie des Chlorophylls. Laubfarbe und Himmelslicht, Vergilbung und Etiolement. Jena 1909. 11. Wiesner J, v.. Der Lichtgenuß der Pflanzen. Leipzig 1907. 12. - Die Entstehung des Chlorophylls in der Pflanze. Wien 1877. 13. Czapek. Biochemie der Pflanzen, 1. Bd.. II. .Aufl., Jena 1913. 14. Gräfe \'., Einführung in die Biochemie. Wien 1913. 15. Przibram H., Experimentalzoologie. 4. Bd., Vitalität. Wien 1913. Von Spezialarbeiten, die irgendeine der hier diskutierten Fragen eingehend behandeln oder in kleineren Sammelrefe raten übersichtliche Zusammenstellung der Literatur bieten, seien nur zitiert: ^ 16. Gräfe V., Die biochemische Seite der Kohlensäureassimi- lation durch die grüne Pflanze. Biochem. Zeitschr., Bd. 32 (1911), Heft 2, p. 114. 17. Czapek Fr., Chlorophyllfunktion und Kohlensäureassimi- lation (Sammelreferat). Berichte der Deutschen Botan. Gesellsch., 1902, Bd. XX, Generalversammlungsheft I. 18. Molisch H., Zur Lehre von der Kohlensäureassimilation im Chlorophyllkorn. Resultats scientifiques du Congres international de Botanique, Wien 1906, p. 179. 1 Vollständige Aufzählung einschlägiger Arbeiten, die, soweit sie mir zugänglich waren, studiert wurden, soll damit nicht geboten sein. Zur Orien- tierung, ebenso für das Nachschlagen genauer Literaturangaben verweise ich besonders auf Nr. 1, 2. 13, 16, 17, 18. Sitzb. d mathem.-naturw. Kl. ; CXXIII. Bd., Aht. I. 88 1274 J. Gicklhorn, 19. — Über die Fällung des Eisens durch das Licht und grüne Wasserpflanzen. Diese Sitzungsber., Bd. CXIX (1910). 20. — Über lollattern von Tussilago farfara vom S. August 1012. Die Nervatur war durchgehends kräftig gefärbt. Nicht etikettierte Ftäsch- chen (obere Reihe, erstes Fläschchen von rechts und untere Reihe, letztes Fläschchen rechts sind Kontrollversuche in reinem Wasser). Diese Blätter standen im Dunkeln. Fig. 2. Blätter von Tus^^ilago farfara bei gleicher X'ersuchsanstcllung nach Färbung der Nervatur bei Belichtung. Blätter der Kontrollversuclie wie oben vollständig intakt. Die übrigen photodynamisch ge- schädigt. Die Blätter im ersten Fläschchen von rechts unten und im dritten Fläschchen von rechts oben intakt, da sie mit nicht fluoreszierenden Lösungen durchfärbt sind: mit Anilinblau das untere Blatt und mit Säurefuchsin das obere. 1 Für die Herstellung dieser Aufnahmen sage icii meinem Bruder Anton lierzlichsten Dank. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. -MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. L HEFT. JAHRGANG 1914. — JÄNNER. ABTEILUNG L ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 1 TAFEL UND 33 TEXTFIGUREN.) WIEN, 1914 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVKRSITATSBUCHHÄNDLHR, BUCHHÄNDLER DER KAISEKLICKEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. INHALT des 1. Heftes, Jänner 1914 des CXXIII. Bandes, Abteilung I, der Sitznng-sberichte der mathem.-naturw. Klasse. Seite Fritsch K., Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse südeuro- päischer Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem österreichi- schen Küstenlande. (Dritter Teil.) (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) [Preis: 1 K 20 h] 3 Wagner A., Höhlenschnecken aus Süddalmatien und der Hercegovina. ■ [Preis: 60 h] 33 Höhnel F., v., Fragmente zur Mykologie. (XVI. Mitteilung, Nr. 813 bis 875.) (Mit 32 Textfiguren.) [Preis: 3 K 70 h] 49 Preis des g'anzen Heftes: 4 K. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u, k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel : »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. NEW YORK SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIIL BAND. II. UND III. HEFT. JAHRGANG 1914. — FEBRUAR UND MÄRZ. ABTEILUNG L ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLÖGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 1 GEOLOGISCHEN KARTE, 1 P«OFILTAFEL, 1 TEKTONISCHEN KARTE MIT 2 OLEATEN, 8 TAFELN UND 28 TEXTFIGUREN.) WIEN, 1914 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUC KEREL IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. l'. K. HOF- UND UNIVERSITATSBULHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADliMIK DER WISSENSCHAFTEN. INHALT des 2. und 3. Heftes, Februar und März 1914, des CXXIII. Bandes, Abteilung I, der Sitzung'sberiehte der mathem.-naturw. Klasse. Seite Schnarf K., Beiti'äge zur Kenntnis der Samenentwicklung einiger europäi- scher Hypericum-Arten. (Mit 4 Tafeln.) [Preis: 2 K 30 h] . . . 159 Pesta O., Die auf den Terminfahrten S. M. Schiff »Najade« erbeuteten Decapoden Sci]c^vslcs, Liicifcr und Pasiphaca. (Mit 1 Tafel und 25 Textfiguren.) [Preis; 2 K] • . . . 189 Kratzmann E., Zur physiologischen Wirkung der Aluminiumsalze auf die Pflanze. (Mit 3 Textfiguren.) [Preis: 80 h] 221 Werner F., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. 1. Einleitung. (Mit 3 Tafeln.) [Preis: 1 K 20 h] 243 Spengler E., Untersuchungen über die tektonische Stellung der Gosau- schichten. II. Teil: Das Becken von Gosau. (Mit 1 geologischen Karte, 1 Profiltafel und 1 tektonischen Karte mit 2 Oleaten.) [Preis: 3 K 20 hl • 267 Preis des ganzen Heftes: 7 K 50 h. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, L, Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. -■»OEMY OF SCIENCES, SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. IV. HEFT. JAHRGANG 1914. — APRIL. ABTEILUNG L ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 1 KARTENSKIZZE, 7 TAFELN UND 7 TEXTFIGUREN.) WIEN, 1914 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREL IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHXNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. INHALT des 4. Heftes, April 1914, des CXXIII. Bandes, Abteilung- I der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse. Seite Werner F., Ergebnisse einer von Prof. F. Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. II. Vertebrata. (Mit 1 Tafel.) [Preis : 1 K 20 h] "... 33 1 — Ergebnisse einer von Prof. F. Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. III. Orthopteren. [Preis: 80 h] . 363 Pietschmann V., Fische der achten »Najade« -Fahrt (Jungfischtrawlfdnge). (.Mit 1 Kartenskizze, 6 Tafeln und 7 Textfiguren.) [Preis: 4 K 60 h] 405 Preis des g-anzen Heftes: 5 K 20 h. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel- und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. V. HEFT. JAHRGANG 1914. — MAI. 4- ABTEILUNG L ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 1 TABELLE.) WIEN, 1914 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITATSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. INHALT des 5. Heftes, Mai 1914, des CXXIII. Bandes, Abteilung- I der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse. Seite Jacobsson-Stiasny E., Versuch einer phylogenetischen Verwertung der Endosperm- und Haustorialbildung bei den Angiospermen. (Mit einer Tabelle.) [Preis: 3 K 90 h] 467 Becker Th., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. IV. Dipteren. [Preis: 40 h] 605 Sturany R., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologi- schen Forschungsreise nach Algerien. VII. Mollusken. [Preis: 40 h] • 609 Preis des ganzen Heftes: 4 K — h. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, komm.en Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: >Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. '•'0%-Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. ^' SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-N ATURWISSENS CH AFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. VIL HEFT. JAHRGANG 1914. — JULI. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 1 TAFEL, 18 TEXTFIGUREN UND 3 TABELLEN.) ^^^^ WIEN, 1914 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREL IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITATSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER K AISEKLICHE.M AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. INHALT des 7. Heftes, Juli 1914, des CXXIII. Bandes, Abteilung I, der Sitzung-sberichte der mathem.-naturw. Klasse. Seite Jacobsson-Stiasny E., Versucli einer embryologisch-phylogenetischen Bearbeitung der Rosaccac. (Mit 3 Tabellen.) [Preis: 1 K 70 h] . 763 Krones F. E., Einfluß des Lichtes auf den Geotonus. (Mit 9 Textfiguren.) [Preis: 1 K 20 h] Sai Johansson L., Ergebnisse einer von Prof. Franz Werner im Sommer 1910 mit Unterstützung aus dem Legate Wedl ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Algerien. VIII. Hirudineen. (Mit 1 Tafel und 4 Textfiguren.) [Preis: 80 h] 837 Regen J., Untersuchungen über die Stridulation und das Gehör von Thamnotrizon aplenis Fab. rf. (Mit 5 Textfiguren.) [Preis: 1 K 30 h] 853 Preis des ganzen Heftes: 3 K 80 h. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: -Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung IIa. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k, Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, L, Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: >Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom ll.Miirz 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht ;i!s V'orveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige .Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. .Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im .Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-natur\vissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen .^.bhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. VIII. HEFT. JAHRGANG 1914. — OKTOBER. ABTEILUNG L ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 5 TAFELN, 5 TEXTFIGUREN UND 1 TABELLE -MIT 15 FIGUREN.) WIEN, 1914. AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN .AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. INHALT des 8. Heftes, Oktober 1914, des CXXIII. Bandes, Abteilung' I, der Sitziing-sberichte der mathem-naturw. Klasse. Seite Wiesner J., v., Studien über den Einfluß der Luftbewegung auf die Beleuchtung des Laubes. [Preis : 1 K] 895 Diener C, Ammoniten aus der Untertrias von Madagaskar. (Mit 1 TafeL) [Preis: 60 h] 911 Molisch H., Über die Herstellung von Photographien in einem Laub- blatte. (Mit 1 Tafel und 1 Textfigur.) [Preis: 50 h] 923 Görgey R., Über die alpinen Salzgesteine. [Preis: 50 h] 931 Fritsch K., Untersuchungen über die Bestäubungsverhältnisse südeuro- päischer Pflanzenarten, insbesondere solcher aus dem öster- reichischen Küstenlande. (Vierter Teil.) (Mit 1 Tafel.) [Preis: 60 h] 943 Richter O., Zur Frage der horizontalen Nutation. (Mit 2 Tafeln, 1 Tabelle mit 15 Figuren und außerdem 4 Textfiguren.) [Preis: 1 K 50 h] 967 Preis des ganzen Heftes: 2 K 90 h. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen, Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der. Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom U.März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlicliungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. §-51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an, anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiser!. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden ; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffenthcht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. CHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-N ATURWISSENS CHAFTLICHE KLASSE. CXXIII. BAND. IX. HEFT. JAHRGANG t914. — NOVEMBER. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (MIT 1 TAFEL UND 12 TEXTFIGUREN.) WIEN, 1914 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- TND UNIVERSITATSBUCHHÄNDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSE.NSCHAFTEN. INHALT des 9. Heftes, November 1914, des CXXIII. Bandes, Abteilung I, der Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse. Seite Müller J., Zur Kenntnis der Höhlen- und Subterranfauna v,on Albanien, Serbien, Montenegro, Italien und des österreichischen Karst- gebietes. (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 1 K] 1001 Beck V. Mannagetta und Lerchenau G., Die Pollennachahmung in den Blüten der Orchide.engattung Eria. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 90 h] . 1033 Berwerth F., Ein natürliches System der Eisenmeteoriten. (Mit 2 Text- figuren.) [Preis: 1 K 30 h] 1047 Figdor W., Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften. 10. Über die panaschierten und dimorphen Laubblätter einer Kulturform der Funkia lanci- folia Spreng. (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 50 h] 1085 Wagner R., Zur diagrammatischen Darstellung dekussierter Sympodial- systeme. (Mit 8 Textfiguren.) [Preis: 70 h] 1097 Rebel H., Lepidopteren aus dem nordalbanisch-montenegrinischen Grenz- gebiete. (Ergebnisse einer von der Kaiserl. Akademie der Wissen- schaften in Wien veranlaßten naturwissenschaftlichen Forschungs- reise in Nordalbanien.) [Preis: 70 h] Uli Preis des ganzen Heftes: 3 K 20 h. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, L, Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: >Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffenthchungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden ; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. T < [ NEW YOHK ACADJJMI , , , . OP SCIENCES ^' I 1927 SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE KLASSE. CXXIIL BAND. X. HEFT. JAHRGANG 1914. — DEZEMBER. ABTEILUNG I. ENTHÄLT DIE ABHANDLUNGEN AUS DEM GEBIETE DER MINERALOGIE, KRYSTALLOGRAPHIE, BOTANIK, PHYSIOLOGIE DER PFLANZEN, ZOOLOGIE, PALÄONTOLOGIE, GEOLOGIE, PHYSISCHEN GEOGRAPHIE UND REISEN. (.MIT 1 DOPPELTAFEL, 3 TAFELN, 10 TEXTFIGUREN UND 1 SCHEMA.) WIEN, 1914 AUS DER KAISERLICH-KÖNIGLICHEN HOF- UND STAATSDRUC KEREL IN KOMMISSION BEI ALFRED HOLDER, K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTSBUCHHANDLER, BUCHHÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. INHALT des 10. Heftes, Dezember 1914, des CXXIII. Bandes, Abteilung* I, der Sitzung^sberiehte der mathem.-naturw. Klasse. Seite Penther A., Bericht über die 1914 ausgeführte zoologische Forschungs- reise im nordalbanisch-montenegrinischen Grenzgebiet. (Ergeb- nisse einer von der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien veranlaßten naturwissenschaftlichen Forschungsreise in Nordalbanien.) [Preis: 60 h] 1131 HasHnger H., Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane der Junca- ceen. (Mit 2 Tafeln, 8 Textfiguren und 1 Schema.) [Preis: 2 K] 1147 Heinricher E., Untersuchungen über Lilium bulbiferum L., Lilüim croceiint Chaix und den gezüchteten Bastard Lilium sp. 9 X Lilium croceum Chaix (^. (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren.) [Preis: 1 K 30 h] 1195 Gicklhorn J., Über den Einfluß photodynamisch wirksamer Farbstoff- lösungen auf pflanzliche Zellen und Gewebe. (Mit 1 Doppeltafel.) [Preis: 2 K] 1221 Preis des ganzen Heftes: 4 K. Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, L, Rotenturm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. 14 K — 14 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. 5 K — 5 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom ll.iMärz 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und 'Ja beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abhandlungen, füi' welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden ; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. MBU ^HOl Uö-a , 'ÄHSE00656