Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissensciiaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I 126. Band Jahrgang 1917 HeFt 1 bis lo (Mit 29 Tatehi, I Kurte und 14S TextKguren) Wien, 1917 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hör- und Universitäi-sbuehhandlei Bu^btiäüdlei- der Käi-^clitLcn Ak»dci.iir der \V,==ri.=i.l,.!W.i iir Inhalt Seite Ampferer O. und Hammer W., ■ Bericht über eine geologische For- schungsreise in Nordwestserbien. [Preis: 1 K 10 h] 07l> Baumgärtel O., Studien über Pneuinatokarpien. (Mit 1 Tafel und 4 Text- liguren.) [Preis: 1 K 30 h] i:< — Die Anatomie der Gattung Arlhrocitcintiin Moqu. (Mit 14 Text- figuren.) [Preis: 1 K 60 h] 41 Beck V. Mannagetta und Lerchenau G., Wacholderbeeren mit ent- blößten Samen. (Mit 31 Textfiguren.) [Preis: 1 K 20 h] . . . . 403 Diener C, Über die Beziehungen zwischen den Belemnitidengattungen Aftlacoceras Hau., Asteroconites Teil, und Dicfyoconites Mojs. (Mit 2 Textfiguren.) [Preis: 90 h] 4',>n Findeis M., l^ber das Wachstum des Embryos im ausgesäeten Samen vor der Keimung. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 1 K 40 h] 7 7 Grobben K., Der Schalenschließmuskel der dekapoden Crustaceen, zu- gleich ein Beitrag zur Kenntnis ihrer Kopfmuskulatur. (Mit 1 Tafel und 8 Textfiguren.) [Preis: 1 K 80 h] 473 Hammer W. und Schubert F., Die Tonalitgneise des Langtaufereitales. (Mit 1 Tafel und 12 Textfiguren.) [Preis: 1 K 50 h] 421 Heinricher E., Über tötende Wirkung des Mistelschleimes auf das Zell- gewebe von Blättern und Sprossen. (Mit 3 Tafeln.) [Preis: 2K 50 h] 815 — Warum die Samen anderer Pllanzen auf Mistelschleim niciit 5 ('her Sproßverkettung, Auisophyllie und Hlattasynimeti-ie der .1//w- hi\/,n\i rlispur Dur. (Mit (i TextHguren.) |l'reis: 1 K 2iili| . . . '.177 CluM- den Aufhau des I\!!"/h\uniiiin sincii.sc Henisl. (.Mit 3 Text- ligurei'.) IPrei^: 1 K'i O.S'.l Kaiserliche Akademie der Wissenscliaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 1. Heft über das Treiben von Wurzeln Hans Molisch w. M. k. Akad. Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität in Wien. Nr. 100 der zweiten Folge (Mit 2 Tafeln) (Vorgelegt in der Sitzung am 18. Jänner 1917) I. Die Ruheperiode der Pflanze steht gegenwärtig im \^order- grunde des Interesses. In den letzten zwei bis drei Dezennien sind mehrere ausgezeichnete Mittel bekannt geworden, durch die die Ruheperiode der Knospen aufgehoben werden kann, so daß sie zu ganz ungewohnten Zeiten zum Austreiben gebracht werden können. Da ich die Literatur dieses Gegenstandes schon zu wieder- holten Malen berührt habe^ und da erst vor kurzem zusammen- fassende Berichte von Kniep- und Lakon^ darüber erschienen sind, so sei darauf verwiesen. Auffallenderweise hat man dabei ausschließlich die Ruheperiode und das Treiben der Blatt- und Blütenknospen in Betracht gezogen, das Treiben der Wurzeln aber wurde bisher meines Wissens noch nie untersucht, ja die Frage, ob sich die Wurzeln auch treiben lassen, wurde überhaupt noch nie ge- stellt. 1 Molisch H., Pflanzenphysiologie als Theorie der Gärtnerei. Jena 1916, p. 160-174. 2 Kniep H., Über rhythmische Lebensvorgänge bei den Pflanzen. Sammelref., Verhandl. d. phys.-med. Ges. zu Würzburg, 1915, 23 S. 3 Lakon S., Über den rhythmischen Wechsel von Wachstum und Ruhe beiden Pflanzen. Biol. Ztbl., 1915, p. 401 — 471. 4 H. Molisch, Die Periodizität der Wurzelbildung bei ausdauernden Gewächsen ist noch wenig erforscht; es ist dies auch nur zu begreiflich, da die Beobachtung der gewöhnlich in der Erde befindlichen Wurzeln Schwierigkeiten darbietet. Die Resultate, zu denen verschiedene Forscher (Resa, Wieler, Rimbach, Büsgen, Hämmerle und A. Engler^) bezüglich der Periodizität der Wurzeln gelangten, sind sogar in den Hauptpunkten keineswegs übereinstimmend. Nur soviel scheint mit einiger Sicherheit hervorzugehen, daß viele Wurzeln schon im März mit ihrem Wachstum beginnen und es dann bis in den November oder Dezember fortsetzen. Im Nachsommer dürfte eine Verzögerung des Wachstums, aber kein völliger Stillstand platzgreifen. Aus den Beobachtungen, die bis heute vorliegen, geht aber nicht hervor, ob den Wurzeln überhaupt eine freiwillige-Ruhe zukommt oder ob sie im Winter nur deshalb nicht wachsen, weil sie ungünstigen Wachstums- bedingungen, vor allem, weil sie in unseren Breiten niederer Temperatur ausgesetzt sind. Würde sich z. B. herausstellen, daß Zweige, die leicht Adventivwurzeln bilden, im Herbst oder Winter diese Neigung trotz günstiger Wachstumsfaktoren nicht bekunden, wohl aber, wenn sie dem Warmbad^ oder dem Rauch ausgesetzt worden waren, so würde dies entschieden für eine freiwillige Ruhe sprechen. Solche Versuche habe ich schon vor zehn Jahren mit dem Warmbad gemacht, aber erst im Herbst und Winter 1916/17 wurden sie in größerer Zahl und mit verschiedenen Pflanzen systematisch durchgeführt. Bezüglich der Methodik sei folgendes hervorgehoben: Zu den Versuchen dienten ausschließlich frisch abgeschnittene ein- bis dreijährige Zweige von solchen Gehölzen, die im feuchten Räume leicht Adventivwurzeln bilden. Dazu gehören nach meinen und anderen Erfahrungen Salix-, Popiilus- Arten, Philadelphus coronarms, Viburnum opulus und, wenn auch weniger gut, Forsythia siispensa. Überrascht war ich von der Wurzelbildung von Viburnum opulus, weil hier die Wurzeln 1 Jost L., Vorlesungen über Pflanzenphysiologie, 2. Aufl., Jena 1908, p. 421. 2 Molisch H., Das Warmbad als Mittel zum Treiben der Pflanzen. Jena 1909, p. 4. über das Treiben von Wurzeln. 5 knapp unter den Knospen, und zwar auch unter den Terminal- knospen hervorkommen (Fig. 4). Die Zahl der Stoffe, die ruhende Knospen zum raschen Austreiben veranlassen können und die ich kurz als »Treib- stoffe« ^ bezeichnet habe, ist bereits eine verhältnismäßig große. In meinen Versuchen wurde entweder warmes Wasser oder Rauch von Tabak oder Papier angewendet. Die Warmbad- ^ und Rauchmethode 3 war ganz dieselbe, wie ich sie in meinen einschlägigen Abhandlungen beschrieben habe. Nach der Be- handlung mit Rauch wurden die Zweige 1 bis 2 Stunden an die frische Luft ins Freie gebracht und dann zumeist im feuchten Warmhause im Licht bei einer Temperatur von 12 bis 20°, manchmal auch im Thermostaten bei etwa 25° C. unter Glasstürzen im Finstern aufgestellt. Die Resultate waren im Gewächshause gewöhnlich auffallender, da hohe Tem- peratur und Lichtabschluß im Thermostaten den Einfluß des Bades oder Rauches, weil im gleichen Sinne wirkend, einiger- maßen verschleiern. IL Versuche. 1. Versuch. Pliiladelphus coronarins. Am 23. August 1916 wurden beblätterte Zweige 24 Stunden im Rauch belassen. Es wurden zwei Bündel I und II zu je drei Zweigen verwendet. Bündel I wurde nicht dem Rauche ausgesetzt (Kontroll- versuch). Bündel II wurde 24 Stunden im Tabakrauche belassen. Nachher wurden die Zweige, in Wassergläsern unbedeckt stehend, im Warmhause am Lichte weiter kultiviert. Am 1. Oktober war der Unterschied auffallend. Die Rauchsprosse, die, nebenbei bemerkt, ihre Blätter viel früher verloren hatten 1 Moli seh H., Über das Treiben ruhender Pflanzen mit Rauch. Diese Sitzungsber., Abt. I, 125. Bd., p. 157. 2 Molisch H., 1. c, p. 143. 3 Molisch H., 1. c, p. 13-18. 6 H. Molisch, als die Kontrollsprosse, hatten oberhalb des Wassers einen ganzen Pelz von Wurzeln gebildet, während die Kontroll- sprosse keine oder nur wenige ganz kurze Wurzeln erzeugt hatten (Fig. 1). Aus diesem Versuche geht hervor, daß der Rauch schon zu einer Zeit, wenn die Blätter noch fest am Sprosse sitzen, das Austreiben der Wurzeln in hohem Grade beschleunigt. 2. Versuch. Ph iladelph ns coronarius. 13. X. 1916. Drei Bündel (I bis III) zu je drei Zweigen wurden verwendet. Bündel I diente als Kontrolle. Bündel II wurde 48 Stunden Papierrauch ausgesetzt. Bündel III wurde 48 Stunden Tabakrauch ausgesetzt. Nachher wurden alle Zweige im Warmhause am Lichte weiter kultiviert. 6. XI. 1916. Inzwischen waren alle Blätter abgefallen. Bei II und III früher als bei I. Bei II und III kommen oberhalb des Wasserspiegels zahl- reiche Wurzeln hervor, bei I nur wenige. 17. XI. 1916. Bei allen Zweigen haben sich zahlreiche Wurzeln entwickelt, bei II und III sind sie länger. Der Unter- schied in der Wurzelentwicklung zwischen den Kontroll- und Rauchzweigen war zwar noch immer zu sehen, aber er war doch nicht so deutlich wie bei Versuch 1, wahrscheinlich weil die Ruheperiode schon im Ausklingen begriffen war, denn die Knospen der Kontrollzweige hatten auch schon ausgetrieben. 3. Versuch. Salix sp. Am 1. November 1908 wurden Zweige der Weide im Wasser von 30° durch 12 Stunden gebadet und dann im Warmhause, diffus beleuchtet, aufgestellt. Nach 14 Tagen hatten die gebadeten Zweige, im Wasser stehend, zahlreiche über das Treiben von Wurzeln. 7 lange Wurzeln gebildet, während die ungebadeten KontroU- zweige noch keine Wurzeln getrieben oder die Wurzelspitzen eben erst nach dem Durchbruch der Rinde hatten erscheinen lassen (Fig. 2). 4r. Versuch. Salix sp. und Philadelphns coronaritis. 11. XI. 1916. Ein- bis zweijährige Zweige von 35 cm Länge wurden 12 Stunden in Wasser von 30° C. gebadet. Während des Bades waren sie vollständig untergetaucht. Die Kontrollzweige genossen während dieser Zeit dieselbe Tem- peratur, blieben aber in feuchter Luft. Nachher wurden beide Bündel (I und II) in großen Glaszylindern so untergebracht, daß nur das basale Ende im Wasser war, der übrige Teil des Zweiges befand sich in feuchter Luft. Die Glaszylinder waren mit Glasplatten zugedeckt. Die Temperatur war 15 bis 18° C., die Beleuchtung mäßig. 23. XI. 1916. Bündel I, nicht gebadet. Kein Treiben. Bündel II, gebadet. Es haben sich zahlreiche, Y^ bis 3 cm lange Adventivwurzeln gebildet, auch die Laub- und Blüten- knospen treiben. 7. XII. 1916. Bündel I, nicht gebadet. Weder Knospen noch Wurzeln treiben. Bündel II. Die Zweige haben 5 bis 10 cm lange Laub- triebe und reichlich 3 bis 7 cm lange Wurzeln gebildet. Aus diesem Versuch geht deutlich hervor, daß das Warm- bad nicht bloß die Knospen, sondern auch das Treiben der Wurzeln in hohem Grade beeinflußt. Derselbe Versuch wurde auch gleichzeitig mit Phüadel- phus coronaritis gemacht und gab gleichfalls ein positives Resultat. Die gebadeten Zweige trieben nach vier Wochen Knospen und Wurzeln, die ungebadeten aber nicht. ö H. Molisch. Wurden die Versuche mit der Weide in der zweiten Haltte Dezember oder später gemacht, so zeigt sich kein deutlicher Unterschied mehr zwischen gebadeten oder ge- räucherten Zweigen, da die Ruheperiode für die Knospen und Wurzeln schon vorüber ist. 5. Versuch. Popuhis nigra. Am 26. Oktober 1916 wurden drei Bündel (I bis III) von je zwei Zweigen dem Versuche unterworfen. Bündel I diente zur Kontrolle. Bündel II wurde durch 24 Stunden dem Papierrauch aus- gesetzt. Bündel III wurde durch 24 Stunden dem Tabakrauch ausgesetzt. Alle Zweige standen während der 24stündigen Rauch- wirkung im finsteren Thermostaten (28°), wurden dann im Freien durch 1 Stunde gelüftet und kamen dann wieder in den Thermostaten. Hier standen sie unter Glasstürzen, die mit Wasser abgesperrt waren. 31. X. Alle Blätter waren abgefallen, bei II und III auch einzelne Knospen. Auf den am Sprosse zurückbleibenden Blatt- und Knospennarben bilden die Zellen der Trennungsschichte einen mehlartigen Belag. 7. XI. I unverändert. II zahlreiche Wurzeln bereits 2 bis 5 mm lang. III zahlreiche Wurzeln bereits 2 bis 3 cm lang. 10. XI. I unverändert. II zahlreiche Wurzeln schon 1 cfii lang. III zahlreiche Wurzeln schon 3 bis 5 cm lang. Bei II und III trieben auch schon die Knospen. über das Treiben von Wurzeln. 9 Je zwei Zweige von I und III wurden jetzt photographiert (Fig. 3). Nach 3 Tagen kamen auch bei I Wurzeln zum Vor- schein. 18. XI. Die Rauchzweige (II und III) hatten inzwischen auch ihre Blatt- und Blütenknospen ausgetrieben, während die Kontrollzweige noch kein Treiben zeigten. Auch bezüg- lich des Wurzeltreibens war der Unterschied zwischen Kon- troll- und Rauchzweigen in die Augen springend. Bei Wiederholung der Versuche zeigte sich mit wenigen Ausnahmen dasselbe, auch war die Lentizellenwucherung der geräucherten oder gebadeten Zweige stärker als die der Kon- trollexemplare. 6. Versuch. Vibtirmim opulus. Die Sprosse dieser Pflanze eignen sich in vorzüglicher Weise für unsere Versuche, da sie die interessante Eigen- tümlichkeit haben, im feuchten Räume knapp unter den Blatt- knospen reichlich Wurzeln zu bilden.^ 2. XI. 1916. Drei Bündel I bis III zu je drei Zweigen. Bühdel I diente als Kontrolle. Bündel II wurde 24 Stunden Papierrauch ausgesetzt. Bündel III wurde 6 Stunden Tabakrauch ausgesetzt. Nachher wurden die Zweige im Warmhause im Lichte weiter kultiviert. 17. XI. 1916. Bündel I keine Wurzeln. Bündel II mehrere Wurzeln, 7^ bis Va ^**^ ^^ng- Bündel III mehrere Wurzeln, 74 bis 1 cm lang. 18. XII. 1916. Bündel I keine Wurzeln, Knospen treiben nicht. Bündel II viele 2 bis 4 cm lange Wurzeln, Knospen treiben. - Vibtintuin lantana zeigt diese Eigentümlichkeit nicht. 10 H. Molisch, Bündel III mehrere 1 bis 2 cm länge Wurzeln, Knospen treiben. Die Fig. 4 zeigt den Unterschied zwischen I und IL Also auch bei Viburnum opiihis wird das Austreiben der Wurzeln durch Reizmittel beschleunigt. Der vorhin geschilderte Versuch wurde zu der angegebenen Zeit mehrmals wiederholt und gab im wesentlichen dieselben Ergebnisse. Die Wurzeln trieben manchmal früher aus als die zugehörigen Knospen, häufig schlugen beide gleichzeitig oder die Wurzeln später aus. Aus den Untersuchungen von Vöchting geht bereits hervor, daß in der Rinde der Weidenzweige Wurzelanlagen verborgen sind, die als schwach vorgewölbte Hügel unter der primären Rinde sitzen. »Mit ziemlicher Regelmäßigkeit findet man diese Adventiv-Wurzel-Anlagen auf beiden Seiten der Achselsprosse, gewöhnlich etwas tiefer als die untere Grenze der Ansatzstelle der letzteren.«^ Bei Viburnum opiilus habe ich nach solchen Anlagen vergebens gesucht, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß der morphologische Ort der Adventiv-Wurzel-Anlage auch hier schon bestimmt, aber nur durch einige wenige Zellen repräsentiert ist, so daß die Anlage als solche nicht auffind- bar ist. Es ist bemerkenswert, daß bei den VibnrmmiS^rossen die Wurzeln gewöhnlich knapp unter der Endknospe oder den höchsten Knospen zuerst und mit Vorliebe entstehen, gegen die Basis aber seltener. Bekanntlich ist dies bei Weiden, Pappeln und anderen Gehölzen umgekehrt, denn hier brechen die Wurzeln, der Polarität entsprechend, am reichlichsten an den der Basis genäherten Stellen hervor. Nach der gegebenen Sachlage müssen wir annehmen, daß die Treibstoffe auf die Wurzelanlagen, mögen sie deut- lich oder undeutlich ausgebildet sein, in ähnlicher Weise wirken wie auf ruhende Knospen. 1 Vöchting H., Über Organbildung im Ptlanzenreich. I. T.. Bonn 1878, p. 24. über das Treiben von Wurzeln. 1 1 Auch die Wurzelanlagen der genannten Gewächse haben also eine Zeit, in der sie zum Auswachsen nicht oder weniger geneigt sind. Das ist die Z%it ihrer Ruhe, aus der sie sich durch Treibmittel wecken und zum Wachstum bewegen lassen. III. Zusammenfassung". Werden Zweige von Salix, Popuhts, Philadelphns Corona - rius und Vihurmim opuliis in den Monaten September, Oktober und November einem Warmbad oder dem Rauche von Papier oder Tabak in der beim Treiben von Laub- und Blütenknospen üblichen Weise ausgesetzt, so entstehen nachher an den gebadeten oder geräucherten Zweigen die Adventivwurzeln gewöhnlich bedeutend früher als an den unbehandelten Kontroll- exemplaren. Es lassen sich also nicht bloß Laub- und Blüten- knospen, sondern auch die Anlagen von Adventivwurzeln treiben. Diese Tatsache spricht dafür, daß die mehrfach beob- achtete Periodizität des Wurzelwachstums bei Gehölzen nicht immer eine unfreiwillige, durch ungünstige Wachstumsfaktoren hervorgerufene, sondern in vielen Fällen eine freiwillige sein dürfte wie die der herbstlichen Knospen unserer heimischen Bäume und Sträucher. 12 H. .Molisch. Über das Treiben von Wurzeln. Erklärung der Photographien. Tafel I. Fig. 1. Philadelphus coronarius. Rechts Zweige, die 24 Stunden Tabakrauch ausgesetzt waren, links die Kontrollzweige. Beginn des Versuches am 23. August, Ende am 1. Oktober. Die Rauchzweige treiben viel früher und reichlicher Wurzeln als die Kontroll- zweige. Fig. 2. Salix sp. Links Zweige, die durch 12 Stunden in Wasser von 30° gebadet wurden, rechts die Kontrollzweige. Beginn des Versuches am I.November 1908, Ende 15. November 1908. Die gebadeten Zweige treiben Laub-, Blütenknospen und zahlreiche Wurzeln, die ungebadeten beginnen am Ende des Ver- suches die Knospen erst zu strecken. Tafel II. Fig. 3. Populus nigra. Links Zweige, die durch 24 Stunden Tabakrauch aus- gesetzt waren, rechts die Kontrollzweige. Beginn des Versuches am 26. Oktober, Ende am 10. November. Die Rauchzweige ent- wickelten reichlich Wurzeln, die Kontrollzweige nicht. Fig. 4. Viburnum opulus. Links Zweige, die durch 24 Stunden Papierrauch ausgesetzt waren, rechts die Kontrollzweige. Beginn des Versuches am 2. November, Ende am 18. Dezember. Bei den Rauchzweigen treiben die Terminalknospen und vornehmlich in ihrer Nähe auch reichlich Wurzeln, bei den Kontrollzweigen hingegen noch kein Treiben. Molisch, H.: Über das Treiben von Wurzeln. Taf. 1. Molisch fec Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126. Abt. I. 1917. Molisch, H.: Über das Treiben von Wurzeln. Taf. II. Molisch fec. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. I. 1917. 13 Studien über Pneumatokarpien Von Dr. Otto Baumgärtel Aus dem Botanischen Institut der k. k. deutschen Universität in Prag (Mit 1 Tafel und 4 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1917) Allgemeines über Pneumatokarpien. Von meinem verehrten Lehrer und Vorstande, Prof. Dr. Beck V. Mannagetta, angeregt, habe ich es unternommen, im Laufe des Sommers 1916 eine Reihe von Untersuchungen über jene Fruchtformen anzustellen, deren Größe und Wachs- tum durch inneren Gasdruck modifiziert erscheint. Alle Früchte, deren Perikarp durch innere Blähung aufgetrieben wird, mögen im Verlaufe folgender Studien als Pneumatokarpien be- zeichnet werden, ein Ausdruck, der etwas rein Genetisches beinhaltet und die systematisch verschiedensten Fruchtformen begreifen muß. Durchmustert man die Früchte nach diesem Gesichts- punkte, so wird man wohl recht interessante Typen finden, aber mit Erstaunen feststellen müssen, wie wenig die bis- herige Literatur entsprechende Studien im anatomischen, bio- logischen und physiologischen Sinne beinhaltet. Und doch halte ich es der Mühe wert, diesem Brachlande etwas ab- zugewinnen, weil der Gedanke naheliegt, daß entsprechende Untersuchungen bei so verschiedenartigen Fruchtformen mehr als einen Typus von Gasbildung aus dem Baue der Gewebe und experimentellen Daten festzustellen vermöchten. Dabei benutzte ich nachstehende Literatur insoweit, als ihre Resul- tate in das engere Gebiet meiner Studien fallen, während ich 14 O. Baumgärtel. mich sonst auf keinerlei spezielle Arbeiten berufen kann, wenn ich von Lubimenko's Studie absehe (12). Meine Unter- suchungen erstrecken sich auf folgende Arten: Asfragaliis ciccr L. Cohitea halepica Lam. Colutea Orientalis Mi 11. Nigella damascena L. Staphylea Bmnalda D. C. Stapltylca piniiata L. Es sind also die Blähfrüchte systematisch verschiedener Familien, deren Untersuchung experimentell und anatomisch erfolgte, um an der Hand eines sorgfältig geprüften Tatsachen- materials einen Einblick in die Gewebefunktion der Pneumato- karpien zu ermöglichen. Schon die primitive Untersuchung der Pneumatokarpien beim Drücken zwischen den Fingern lehrt, daß das Perikarp eine Gasmenge einschließt. Öffnet man mittels Einstiches die Fruchtwand, ohne einen äußeren Druck auf sie auszuüben, so erfolgt weder eine auffällige Erschlaffung des Perikarps, noch entweichen unter Wasser Gasperlen, wenn nicht der Druck bei allzu tiefem Eintauchen der zu prüfenden Früchte das eingeschlossene Gas herauspreßt. Lubimenko (12) prüfte die Hülsen von Colutea arhorescens, Pisitin satiumn und Lathyrtis latifoliiis bezüglich des Druckes des eingeschlos- senen Gases und fand gegenüber der äußeren Luft einen Überdruck von 0'15 bis 0*26 Atm. bei Colutea. Dieser Über- druck ist es, der als formende Kraft der Pneumatokarpien tätig ist. Jede Wandverletzung nämlich, die die Druckdifferenz zwischen innerer und äußerer Atmosphäre aufhebt, führt je nach dem Entvvicklungsstadium der Früchte zum Verkümmern oder Stillstande des Wachstums. Ist hingegen das Perikarp in normaler Verfassung, dann erfährt die sich entwickelnde Fruchtwand von innen her einen höheren Druck, der zur Auf- blähung des Fruchtknotens führt. Dem inneren Überdruck ent- spricht also Flächenwachstum des Perikarps, bis entweder der höhere Innendruck durch Stillstand der Gasbildung oder durch Verletzung der Fruchtwand aufgehoben wird. Studien über Pneumatokarpien. lo Der Werdegang einer Glaskugel, die durch den Luftdruck der Lunge und der Mundmuskeln eines Arbeiters aufgeblasen wird, kann annähernd die Fruchtbildung von Pneumatokarpien veranschaulichen. Während dort die zähe Glasmasse unter Dickenabnahme an Flächenvveite gewinnt, sind es hier Wachs- tumsvorgänge im Bereiche der Wandgewebe, die zu einer Ver- größerung der Fruchtwand führen. Daß die Lufttemperatur, die strahlende Sonnenwärme den inneren Gasdruck verschieden gestalten dürften, kann man nach physikalischen Analogien schließen, so daß die ökologischen F'aktoren im Vereine mit den klimatischen die Fruchtbildung beeinflussen. So konnte ich besonders schön bei Staphylea Bmnalda Licht- und Schatten- früchte unterscheiden, welch letztere bedeutend schlaffer ent- wickelt waren als die reichbesonnten. Diese wiederum waren viel praller als die Lichtfrüchte der Nordseite. Längere Regen- perioden und kühle Witterung führen vielfach zu Kümmer- formen, während die assimilatorische Tätigkeit der Blätter und grünen Fruchtwandungen keine auffälligen Störungen erleidet. Als nächste und interessanteste Frage drängt sich jene nach der Herkunft der eingeschlossenen Gasmenge auf. Un- zweifelhaft muß das Endokarp im weitesten Sinne, die Innen- seite der Frucht, als Entstehungsort bezeichnet werden. Um diese Annahme experimentell zu begründen, wurde folgende Versuchsanordnung getroffen: Frischgepflückte Früchte der genannten Arten wurden zuerst im unverletzten Zustande bei konstanter Temperatur und Abschluß von Luftströmungen sorgfältig gewogen und ihr Gewichtsverlust pro Stunde be- stimmt. Dann wurden andere frischgepflückte Früchte der- selben Arten durch Längsschnitte geöfthet, die Wundränder mit Vaselin verschlossen und wiederum der stündliche Ge- wichtsverlust bestimmt. Die Differenz zwischen den Daten im ersten und letzteren Falle gibt den Anteil des Gewichtsverlustes an, der auf den Bereich der Fruchtinnenseite entfällt. Die Abgabe besteht in Wasserdampf und wird in folgender Tabelle in Prozenten des Frischgewichtes angeführt, wobei die mit a bezeichnete Rubrik die stündliche Abgabe der Außenseite, die mit b bezeich- nete die der Innenseite während derselben Zeit bei einem 16 O. Baumgärtel, Temperaturmittel von +23° C. angibt. Die Rubrik c enthält die Zahl der auf 1 mm^ der Außenseite der Frucht entfallenden Spaltöffnungen, d die durchschnittliche Länge, e die durch- schnittliche Breite der Spalte im Maximum, / den Flächen- inhalt der Spalte und g den transpirierenden Anteil eines Quadratmillimeters, d und e sind in Mikron, / und g in Quadratmikron angegeben. Die Spaltform wurde bei der Flächenberechnung als Ellipse aufgefaßt, während sie streng genommen zwischen dieser und dem Zweiecke liegt. Alle Angaben stellen die Durchschnittswerte unzähliger wochen- langer Messungen vor und sollen die Transpirationsverhält- nisse des Exokarps mit Daten belegen, welche später die anatomischen Befunde erklären sollen. Versuchsobjekt a b c d e / 1 .- Astragalus cicer L Colutea halepiea L a m. ... Colutea Orientalis Mi 11. .. Nigella damascena L Staphylea Bumalda D. C. . Staphylea pinnala L 2 6 4 2 3 2 13 2 6 4 5 11 30 40 45 22 35 28 17 13 13 17 14 17 5 6 4 4 4 4 255 245 163 213 175 213 8.010 11.025 6.520 4.686 6.125 5.964 Da sich die Tabelle in Maximalangaben bewegt, welche das äußerste Optimum darstellen, so belehrt sie nur über die bestmöglichen Fälle, welche mit den experimentellen Daten mehr, minder übereinstimmen. So werden z. B. selten alle Spaltöffnungen die maximale Öffnungsweite aufweisen, und deshalb stimmen die Transpirationsverluste nicht mit jener Proportionalität, die den berechneten Flächen entspräche. Auch die Zahl der Spaltöffnungen zeigt kein ideales Übereinstimmen mit der prozentuellen Verdunstungsmenge. Teils mache ich hierfür später zu besprechende ana- tomische Verhältnisse, teils die Individualität des Organismus verantwortlich, die allen Experimenten zum Trotze einen letzten, unfeststellbaren Faktor enthält. Eines lehrt aber die Tabelle unzweifelhaft, daß nämlich ohne jeglichen stomatären Apparat die Innenseite der Frucht imstande ist, Wasserdampf Studieli über Pneumatokarpien. 17 abzugeben. Denn soviel muß aus den anatomischen Unter- suchungen vorweggenommen werden, daß das Exokarp allein normale Spaltöffnungen besitzt. »Im großen und ganzen ist durch die Befähigung zur Transpiration auch die Austauschfähigkeit für Gase gekenn- zeichnet, die in einem ähnlichen Sinne wie die Abgabe von Wasserdampf von der Benutzung offener Ausführungsgänge und der Beschaffenheit der abgrenzenden Haut abhängig ist« (19, 160). Wenn also die Größe der Transpiration der Frucht- innenseite durch Versuche festgelegt ist, so ist damit auch der Beweis erbracht, daß im Innern der Frucht gasausschei- dende Gewebe vorhanden sein müssen. Es soll die Aufgabe spezieller anatomischer Untersuchungen im folgenden sein, die einzelnen Perikarpgewebe auf die Möglichkeit dieser Funk- tion hin zu prüfen. Alle Versuche, durch Verdeckung mit einer Vaselinschichte einzelne Teile des Perikarps, wie Exokarp, Endokarp, Plazentarregion, Samenanlagen der Transpiration zu entziehen, ergaben bei der Kleinheit (Astragalus) oder Gebrechlichkeit der Objekte (Samenanlagen von Colutea) keine sicheren Resultate, um so mehr, als bei der Manipulation be- reits Gewichtsverluste eintreten und andrerseits durch den Vaselinaufstrich eine Gewichtszunahme erfolgt. Auch ist diese Methode insofern ungenau, als es schwierig ist, das gewünschte Areal scharf abzugrenzen. So wandte ich die Methode der Gewichtsdifferenzen an, um dann ihre Ergebnisse mikrosko- pisch zu untersuchen und abzuschließen. Was man also den makroskopischen Befunden entnehmen kann, ist, daß alle Pneumatokarpien im Fruchtinnern Gas aus- scheiden, welches den Fruchtknoten aufbläht und dessen Aus- scheidung auf einem gewissen Entwickiungsstadium aussetzt, worauf die Vertrocknung und Dehiszenz der Frucht beginnt. Über die Zusammensetzung des im Innern von Früchten enthaltenen Gases hat De Negri (3) Untersuchungen an- gestellt und gefunden, daß in der Balgfrucht einer Gompho- carpus-A\i folgendes Gasgemisch eingeschlossen war: In halbreifen Bälgen der unteren Zweige mit einem mittleren Gasvolumen von 15 cm^: Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. 1, 126. Bd. 2 18 O. Baumgär tel, CO2 9-88 Vo O 16-59 N 73-53 In ausgereiften Bälgen der oberen Zweige mit einem mittleren Gasvolumen von 13 cm^: CO2 3-487o O.'. 23-15 N 73-37 Der Vergleich mit der Zusammensetzung der atmosphäri- schen Luft in Volumprozenten: CO, 0-04% O/. 20-81 N 79-19 ergibt, daß die im Perikarp eingeschlossene Luft bedeutend reicher an Kohlendioxyd ist, welcher Gehalt in der reifen Frucht wieder abgenommen hat. Das Gasgemisch läßt sich demnach als luftähnlich mit bedeutendem Gehalte an CO, auffassen. Wenn mir auch keine genaue Analyse der in den von mir untersuchten Blähfrüchten eingeschlossenen Luft mög- lich war, so vermag ich doch unter Hinweis auf die erheb- liche Trübung von Kalkwasser, über dem ich in je einem Probegläschen einerseits das der Frucht entnommene Gas, andrerseits zur Kontrolle atmosphärische Luft auffing und stehen ließ, den höheren Gehalt an Kohlendioxyd im ersteren Falle zu erschließen. Alle diesbezüglichen Proben bei einer Wirkungsdauer von 24 Stunden führten zur Fällung von Kalziumkarbonat, welche mehr minder reichlich ausfiel, wäh- rend die atmosphärische Luft kaum eine Trübung verursachte. Livache's (10) Angaben, nach denen die in lebenden un- versehrten Früchten enthaltene Luft aus Sauerstoff und Stick- stoff im Verhältnisse der atmosphärischen besteht, während das Kohlendioxyd erst infolge der Verletzungen auftreten solle, entstammen Versuchen, welche mit saftigem Obste und fleischigen Früchten angestellt wurden. Mögen daselbst diese Resultate gelten, bei den Pneumatokarpien ist der höhere Studien über Pneumatokarpien. 19 Kohlendioxydgehalt des eingeschlossenen Gasgemisches wohl kaum zweifelhaft, wenn man bedenkt, wie wenig eine geringe Einstichwunde für den Gasaustritt die Zusammensetzung des ausströmenden Gases während weniger Augenblicke zu ver- ändern vermag. Die Anatomie der Pneumatokarpien. Beim Studium der anatomischen Verhältnisse der von mir untersuchten Pneumatokarpien wurde ich von dem Gedanken geleitet, daß die Art und Weise der Gasbildung in der Be- schaffenheit der Fruchtgevvebe begründet sein müsse und sorgfältige Untersuchungen derselben unter dem Mikroskop an der Hand von guten Schnitten die makroskopischen Beob- achtungen vervollständigen und begründen könnten. Meine Vermutung, daß die Blähfrüchte genetisch keinen einheitlichen Typus darstellen, sondern die Herkunft des in ihnen ein- geschlossenen Gasgemisches mannigfach sein dürfte, glaube ich durch die Resultate meiner Untersuchungen bestätigt gefunden zu haben. Im folgenden vereinige ich bei der Be- schreibung der Gewebe ähnliche Befunde zu einem Typus, nachdem ich die Anatomie der Pneumatokarpien der einzelnen von mir untersuchten Arten dargelegt haben werde. 1. Staphylea pinnata L. (Fig. 1, Taf. B). Die Frucht (Pimpernuß) ist eine dünnwandige, blasig auf- getriebene Kapsel mit zwei oder drei Fächern, welche sich in ebensoviele distale, spitze Zipfel fortsetzen und meist ein bis drei große Samen enthalten. Die im unreifen Zustande grüne, eigentümlich schwammig anzufühlende Fruchtwand ist reich geädert und öffnet sich fachspaltig in der Gegend der end- ständigen Zipfel an vorgezeichneten Streifen. Je nachdem die Kapsel zwei oder drei Fächer besitzt, weisen Querschnitte durch den Fruchtstiel zwei, beziehungsweise drei zentrale und ebensoviele periphere Gefäßbündel auf, von denen erstere sich in je zwei Stränge spaltend die Plazentarregion versorgen, während die peripheren das Aderwerk der Fruchtwand bildend in der Gegend der Fruchtzipfel sich verlieren. An den zentral- winkelständigen Plazenten sitzen die Samenanlagen vermittels 20 O, Baumgärtel, eines ganz kurzen Nabelstranges fast unmittelbar. Vielfach finden sich Fruchtfächer ohne jegliche Samenbildung, aber nicht minder gebläht als die fertilen, weshalb die sich ent- wickelnden Samen kaum bei der Gasbildung in Betracht kommen dürften. Die Fruchtwand wird von den drei Gewebelagen des Exo-, Meso- und Endokarps gebildet, welche in scharfer gegenseitiger Abgrenzung wohlunterscheidbar sind. Fig. 1. Schematischer Querschnitt durch eine Kapsel von Slapkylca. Die Figur soll die verschiedene Durchlässigkeit für Wasserdampf und Gase des Exokarps {Ex), des Endokarps {En), der Plazenta {PI) und der Testa (S) veranschaulichen. Dabei bedeutet inpermeabel, semipermeabel, permeabel, • Gefäßbündel. Das Exokarp hat epidermalen Chauakter. Die einzelnen Zellen sind polygonal, vielfach verzerrt mit gerundeten Ecken. Die Kutikula ihrer Außenwand erreicht die Dicke von 4 \h. Lückenlos aneinandergrenzend, bilden die Zellen dieses Haut- gewebes eine ziemlich undurchlässige Schichte, welche durch Vermittlung funktionsfähiger Spaltöffnungen mit dem inneren Gewebe Verbindungen herstellt. Die geringe Anzahl von 28 Spaltöffnungen für das Quadratmillimeter deutet auf ge- ringe Transpirationsmöglichkeit hin, womit auch ein ent- sprechend geringer Gasaustausch in Verbindung steht. Das Mesokarp ist ein äußerst lockeres Gewebe, das eine spongiöse Struktur besitzt. Seine Zellen sind langgestreckt, verzweigt und schließen sich mittels ihrer Fortsätze zu einem weitmaschigen Gefüge zusammen, das strukturell einem räum- Studien über Pneumatokarpien. 21 liehen Netze entspricht. Dieses Netzparenchym ist der Ort der Assimilation und Atmung. Sämtliche Zellen sind reichlich mit Chloroplasten ausgestattet, besitzen dünne Zellulosemembranen und bilden in ihrer Gesamtheit infolge der Maschenstruktur ein Optimum an Oberfläche, die von dem Gasgemenge be- strichen werden soll. In diesem Netzparenchym verästeln sich auch die Verzweigungen des Leitungsgewebes. Es sind dies Züge von Spiraltracheiden, die weithin von zarten Phloem- elementen begleitet werden; letztere grenzen unmittelbar an die Parenchymzellen des Mesokarps. Während im Mesokarp der übrigen von mir untersuchten Blähfrüchte stets Stärke zu finden war, ergab die Jodreaktion bei den Früchten von StaphyJea kein derartiges Ergebnis. Entweder erfolgt hier die Synthese der bei der Assimilation entstehenden Kohlehydrate nicht bis zur Stärke oder aber überwiegt die Veratmung der Assimilate in dem Netzparenchym. Die geringe Anzahl von Spaltöffnungen und die experi- mentellen Daten weisen auf die mindere Transpiration nach außen hin, mit welcher auch eine mindere Austauschfähigkeit für Gase verbunden ist. Die ins Mesokarp auf stomatärem Wege diffundierende Luftmenge wird demnach wohl ganz vom assimilatorischen Apparat beansprucht werden; während nach Verarbeitung der 0*04 7o CO^ eine entsprechende Menge von Kohlehydraten vorhanden ist, können diese von den 20*81% O abgebaut werden, wobei infolge der geringen Austauschmöglichkeit nach außen im Mesokarp eine Anreiche- rung von Kohlendioxyd stattfindet, so daß ein höherer Partial- druck derselben im Mesokarp sich einstellt. Nach außen be- grenzt dieses die kutinisierte Schichte des Exokarps und der Spaltöffnungsapparat mit geringen Austauschmöglichkeiten. Nach innen bildet das Endokarp als wassergetränkte Membran ein Mittel für diosmotischen Durchgang von Wasserdampf und anderen Gasen, unter denen besonders das Kohlendioxvd schnell hindurchtritt. Die Transpirationsquote dei- Fruchtinnen - Seite der obigen Tabelle erläutert dies. Bringt man ferner eine geöffnete Kapsel von Stapkylea in einen abgekühlten Raum, so werden Wassertröpfchen auf der Innenwand sichtbar. Diese Umstände erklären die kohlendioxydreiche innere Atmosphäre 22 O. Baumgäitel, der Blähfrüchte, da vor allem CO.^ osmotisch an den Innen- raum der sich entwickelnden Kapseln abgegeben wird. Das Endokarp stellt eine einschichtige Zellfläche dar, welche aus gestreckten, gegen die Enden sich verjüngenden Elementen besteht, deren Zellwände allseits von einfachen Tüpfeln durchsetzt werden und deutlich Holzreaktion geben. Das Zellumen ist von flüssigem Inhalte bei unreifen Früchten erfüllt. Mit zunehmender Reife schwindet die Flüssigkeit aus den Zellen des Endokarps und die austrocknenden Membranen erschweren immer mehr jeglichen osmotischen Durchgang. Mit der Vertrocknung des Perikarps beginnt die Dehiszenz der Kapsel entlang der Trennungsstreifen der distalen Fruchtzipfel, wodurch das Fruchtinnere sich der äußeren Atmosphäre er- schließt. Die Gründlichkeit der Untersuchung erfordert es, auch die übrigen Gewebe im Bereiche des Perikarps zu berück- sichtigen. Von solchen kommt zunächst die Plazentarregion in Betracht, weil daselbst infolge des Verlaufes der zuführenden Leitungsvvege ein reger Stoffwechsel erwartet werden darf. Das Mesokarp dieses Teiles der Frucht erweist sich viel weniger chlorophyllhaltig und seine Zellen schließen mit geringen Inter- ■ zellularen zum Plazentargewebe aneinander. Das Endokarp überzieht bis auf die Stellen, wo die Nabelstränge auszweigen, lückenlos beiderseits die Scheidewand der Fruchtfächer. Die beiden Plazentarstränge entsenden abwechselnd einen funi- kularen Strang zu den in zwei Reihen angeordneten Samen- anlagen. Die Plazenten selbst sind zwei zentralwinkelständige Wülste, zwischen denen sich das Endokarp um so tiefer ein- faltet, je mehr sich diese in ihrem Verlaufe dem distalen Teile des Kapselfaches nähern. In diese Einfaltungen reicht die erwähnte untere Öffnungsnaht der Zipfel. Das Plazentar- gewebe dürfte also nach diesen Befunden bei der Gas- ausscheidung eine untergeordnete Rolle spielen. Der Funikulus kommt bei seiner minimalen Ausbildung kaum als Gasbildner in Betracht. Die Samenanlagen sitzen fast unmittelbar den Plazentarwülsten auf. Nach den Untersuchungen Guerin's (7) ist bei Staphylea das innere Integument der Samenanlage fast ebenso kräftig Studien über Pneumatokarpien. 23 entwickelt wie das äußere und wird bei der Samenbildung aufgelöst, während das äußere erhalten bleibt und bereits in ganz jungen Früchten eine so mächtig entwickelte Hart- schichte darstellt, daß unmöglich von den drei Samenanlagen, die im besten Falle zur Entwicklung gelangen, das in der Kapsel enthaltene Gasgemisch herrühren kann, welches übri- gens auch samenlose Fruchtfächer erfüllt. Nach diesen Ergebnissen können wir die Gasbildung der Sfaphyleci-Ka.pse\ dem Mesokarp zusprechen, wo bei ent- sprechenden Lichtverhältnissen Kohlehydrate gebildet und veratmet werden. Bei stärkster hisolation tritt die stärkste Blähung der Kapsel ein, weil das innere Gasgemisch erwärmt sich ausdehnt und durch Herabsetzung der Transpiration und Kohlendioxydzufuhr die \'eratmung der Kohlehydrate über- wiegt, so daß osmotisch die innere Atmosphäre zunimmt. Schattenfrüchte sind schlaffer. Sobald mit der Samenreife die Vertrocknung des Peri- karps einsetzt, öffnet sich an den unteren Trennungsnähten die Kapsel. An dieser Stelle verläuft im Mesokarp ein Zug von längsgerichteten verholzten Elementen, welche sich lockern. Die Zellen des Endo- und Exokarps über diesem Streifen besitzen ebenfalls Längsverlauf und lockern sich gleichzeitig, so daß an der ganzen Naht der Durchriß erfolgt, der auch noch die beiden Plazentarwülste trennt. Während also einerseits durch die Austrocknung der Membranen des Endokarps die Osmose nach innen herab- gesetzt wird, beginnt andrerseits die Öffnung der Frucht, i\'elche die Aussaat der reifen Samen einleitet. 2. Staphjdea Bumalda D. C. Die anatomischen Verhältnisse der Kapseln dieser Art «ind wesentlich dieselben wie bei Staphylea pinnata L. Nur bietet die obige Tabelle andere Transpirationsdaten. Der höheren Transpirationsquote von 3 % ^^^ Exokarps ent- spricht die größere Anzahl von 35 Spaltöffnungen für das Quadratmillimeter und von diesem entfällt der 163. Teil auf Transpirationswege, w^ährend bei St. pinnata Y^gg mm^ dem Gasaustausche dient. -4 O. Baumgärtel, Dagegen beträgt die Verdunstungsquote des Endokarps nur 5 7o gegenüber 1 1 7o bei 5/. pinnata. In beiden Fällen besitzen die verholzten Membranen eine durchschnittliche Dicke von 4 (X. Die genauere Prüfung ergab jedoch, daß St. pinnaia mehr Tüpfel in der Zellmembran des Endokarps aufweist. 3. Nigella damascena L. (Fig. 2, Taf D). Die Kapselfrucht dieser Art ist vier- bis fünffächerig und jeder Fachabschnitt endigt distal in ein gekrümmtes Hörnchen. Die Plazenten liegen zentral, vvinkelständig mit zwei Reihen \-on Samenanlagen in jedem Fache. Durchschneidet man die Fig. 2. Schematischer Querschnitt durch eine Kapsel von Nigella. Bezeiclinungen wie in Fig. 1. F bezeichnet die Faserschichte. Frucht quer, so sieht man, daß jedes der geräumigen Kapsel- fächer durch eine dünne, durchsichtige iMembran in einen größeren äußeren und einen kleineren inneren Raum der Länge nach geteilt wird, wobei das Septum konzentrisch zur Frucht- wand verläuft. Beide Teile jedes Fruchtfaches enthalten Gas und der innere beherbergt außerdem die Samen. Die junge unreife Kapsel ist saftig und grün und ihr geht die Kamme- rung ihrer Fächer ab, die erst im Verlaufe der Volumszunahme bei der Reifung auftritt. Die im Fruchtstiele verlaufenden, im Kreise angeordneten Gefäßbündel verteilen sich in der Kapsel folgendermaßen: In der Außenwand jedes Fruchtfaches ist ein Mediannerv vorhanden, während die beiden Marginalnerven in Studien über Pneumatokarpien. 2o der zugehörigen Plazentarregion sich hinziehen, wobei jeder von ihnen zwei Stränge bildet; der eine verläuft in der einen Plazentarwulst und versorgt die Samenanlagen, der andere ist der Ansatzstelle der Fruchtfachwand genähert und entsendet in diese Verzweigungen. Ist die Kapsel ausgereift, so öffnen sich die Trennungsnähte, welche am vertrocknenden Perikarp an der Spitze der einzelnen Fruchtblätter ventral in der Gegend der Hörnchenbasis verlaufen und die Innenkammer der Frucht- fächer der Aussaat erschließen. Das Exokarp besteht aus vieleckigen Zellen, die sich um die Spaltöffnungen etwas strahlig anordnen und deren .Außen- wand samt Kutikula bis 4 |x dick wird. Auf letzterer sind Wachskörnchen abgelagert, welche die unreife Kapsel mit Reif bedecken. Die Spaltöffnungen, 22 für das Ouadratmilli- meter, sind normal entwickelt und funktionieren gut. Trotz- dem der aus der maximalen Öffnungsweite ihres Spaltes berechnete transpirierende Anteil eines Quadratmillimeters des Exokarps nach obiger Tabelle weniger beträgt als bei Stapkylea piiinata (V213 g^gen Vies)' '^^ doch die Transpirationsquote der Außenfläche der Kapsel in beiden Fällen dieselbe; abgesehen von den Fehlerquellen, die jedes experimentelle Messen be- inhaltet, darf man doch in solchen Ergebnissen das V'or- handensein eines unberechenbaren Faktors erblicken, der es verbietet, ohne weiteres aus der Spaltöffnungsanzahl auf die Transpirationsverhältnisse zu schließen. Das Mesokarp zerfällt in drei Gewebepartien. Unmittelbar unter dem Exokarp liegt ein Parenchym, das aus einer äußeren Schichte großer und ein bis drei Schichten kleinerer Zellen besteht; alle diese Zellen sind arm an Chloroplasten und führen keine Stärke. Auf dieses Parenchym, das dem Exokarp eng anliegend nur der äußeren Frucht wand angehört, folgt nach innen zu eine Faserschichte, deren Elemente horizontal und zirkulär verlaufen und in den Bastfaserbelag des .Median- nerven einerseits und, die Mittelschichte der Fruchtfächer- wände bildend, in den Bastfaseranteilen der Marginalstrang- teile eine Fortsetzung finden. Noch weiter innen liegt die mächtigste der drei Gewebe- partien, ein Parenchym aus rundlichen Zellen mit reichlichen 26 0. Baumgärtel, Zwischenzellräumen, dessen äußere Zone mit Chloroplasten ausgestattet ist und Stärke führt, die nach innen immer spär- licher wird. Die innersten Zellen dieses Gewebes platten sich ah, so daß der äußere 'Teil des septierten Fruchtfaches von den ganz flachen Parenchymelementen des dritten Mesokarp- anteiles begrenzt wird. Dieser Anteil bildet auch beiderseits der Faserschichte die Hauptmasse der Fruchtfachwände. Gegen die Plazentarregion nähert sich die hyaline Septarwand den Scheidewänden und legt sich ihnen schließlich an, um als inneres Hautgewebe bis zu den Plazentenwülsten zu fungieren. Querschnitte durch junge Perikarpien lehren bei der mikro- skopischen Untersuchung, daß auf das Mesokarp nach innen ein typisches Endokarp folgt, welches sich im Laufe der weiteren Entwicklung ablöst und allmählich zu der erwähnten Scheidemembran wird, welche jedes Fruchtfach in einen äußeren und inneren, gasgefüUten Anteil zerlegt. Das Endokarp setzt sich aus lückenlos zusammen- schließenden Zellen zusammen, welche längsgestreckt, hyalin und ziemlich weitlumig sind. Ihre Membran ist allseits kutini- siert und bis 5 [j. dick. Frühzeitig trocknet das Gewebe aus, während das übrige Perikarp noch den normalen Stoffwechsel erhält. Das Gewebe der Plazentenwülste besteht aus isodiametri- schen, dickwandigen Elementen, welche nur geringe Zwischen- räume besitzen. Im Innern dieser Zellen wird Stärke ge- speichert. Während die starken Zellwände Zellulosereaktion geben, besteht die Membran der an das innere Fruchtfach grenzenden Randzone im Anschluß an das Endokarp aus Kutikularsubstanz. Der Nabelstrang ist ganz kurz und wenig abgesetzt. Die Integumente der Samenanlagen bleiben lange grün und weich. Erst mit der fortschreitenden Ablösung des Endokarps von der dritten Schichte des Mittelgewebes der Fruchtwand beginnen sie zu bleichen und es vollzieht sich die Bildung der Samen- schale. In der Gasausscheidung bei der Entwicklung der Nigella- Kapsel lassen sich zwei Phasen unterscheiden. Zuerst erfolgt nach dem Verblühen eine Aufblähung des Fruchtknotens, die Studien über l'neuimU(jkarpien. ^t zur Bildung von Fruchtfächern im Umfange der späteren inneren Kammern der Kapselfächer führt. Das allseits kutini- sicrte Endokarp, dessen Membranen eine Diosmose von Gasen aus den darunter liegenden Geweben hindern, läßt nur die eine Annahme zu, daß die erste Blähung des Fruchtknotens durch Ausatmung der sich entwickelnden, noch grünen Samen- anlagen zustande kommt. Sobald diese Gasausscheidung auf- gehört hat und die innere Kammer eine bestimmte Größe besitzt, setzt als zweite Phase der Kapselbildung die Ablösung des Endokarps ein. Zwischen diesem und dem Mesokarp wird die gasgefüllte äußere Kammer angelegt, welche im Laufe der weiteren Entwicklung bald die innere an Volumen übertrifft. Mit Rücksicht auf das undurchlässige Endokarp, das sich als lückenloses Septum zwischen beiden Kammern ausspannt, muß die Gasbildung in das Mesokarp verlegt werden. Hier finden sich, wie erwähnt, in der äußeren, an die Faserschichte grenzenden Zone Zellen mit Chloroplasten und Stärke. Dem- nach muß die Faserschichte für die durch die Spaltöffnungen hineindiffundierte äußere Luft ziemlich durchlässig sein, weil erst unter ihr der Hauptherd der Assimilationstätigkeit liegt; denn das unter dem Exokarp gelegene, wenig mächtige, an Chloroplasten arme Gewebe dürfte weit weniger bei der Syn- these der Kohlehydrate eine Rolle spielen. Diese spielt sich vielmehr, wie schon die Ablagerung von Stärke bezeugt, in den an die Faserschichte grenzenden Teilen der dritten Ge- webepartie des Mesokarps hauptsächlich ab. Die Veratmung der Kohlehj'-dratmengen in diesen Teilen führt zur Entstehung des kohlendioxydreichen Gasgemisches der äußeren Kammer. Der Druck dieser inneren Atmosphäre der Kapsel treibt die Blähfrucht weiter auf, indem er zwischen das Endokarp, auf dem von innen her der Druck des Gasgemisches der inneren Kammer lastet, und die gaserzeugende Schichte des Mesokarps die äußere, sich stetig erweiternde Kammer einschaltet. Durch den Druck werden die an das Kammerlumen grenzenden Par- enchymzellen epithelartig niedergedrückt, so daß sich sekundär eine Art Hautgewebe vorfindet. Der innere Überdruck ist aber gering und wird beständig durch die Wachstumsvorgänge der Kapselgewebe entspannt, bis endlich die ausgewachsene Frucht 28 0. Baum gärt cl, mit der Samenreife zu vertrocknen beginnt und die Trennungs- gewebe in Funktion treten. Die plazentare Stärke verschwindet im Laufe der Samenentwicklung als zugeführtes Baumaterial derselben. Die Faserschichte bildet neben ihrer Funktion als Öffnungsmechanismus noch ein Stützgewebe für die aufrecht ansitzende Kapsel, wie es ihr inniger Zusammenhang mit dem mechanischen Anteil der Fruchtblattnervatur bezeugt. Wiegand (20) spricht die Ansicht aus, daß die bei vielen Ranunculaceen auftretenden Achänien reduzierte Kapseln darstellen, bei denen durch mangelhafte Ausbildung der Ovar- höhlung eine Rückbildung der Samenanlagen bis auf eine sich einstellte. Denkt man sich die Gasbildung bereits in den ersten Entwicklungsstadien des jungen Fruchtknotens unterbunden, so würde dadurch in der nicht erweiterten Samenanlagen- höhlung ein Hemmnis für die Entwicklung mehrerer Samen geschaffen, was im Laufe der Phylogenie der verschiedenen Formen aufgetreten sein mag. 4. Colutea Orientalis Mi 11. (Fig. 3, Taf. A). Die Frucht gehört nach Fucsko (o) dem Balgfruchttypus der Leguminosen an und zeigt von allen untersuchten Pneu- matokarpien die stärkste innere Gasbildung. Der anfänglich schlanke, längliche Fruchtknoten gewinnt hierdurch im Laufe der Entwicklung eine kahnförmige, gedrungene Gestalt, wobei die grünen Fruchtwandungen verblassen,, gelblich oder rötlich angeflogen erscheinen und einen pergamentartigen Charakter zur Zeit der Reife annehmen. Reich entwickelt ist die Plazentar- region mit ihren zahlreichen Samenanlagen, die an langen Nabelsträngen hängen. Diese Teile werden von den beiden ventralen Marginalsträngen versorgt, während der einfache Rückennerv nur in das Perikarp seine Verzweigungen sendet, wie es die Untersuchungen Fucskö's (5) für alle Papiliona- ceenfrüchte festgestellt haben. Die Trennung setzt ventral zwischen den beiden Marginalsträngen ein und schreitet von dem spitzen, distalen Ende basipetal weiter. Die Anatomie der Fruchtvvand wurde unter anderen Papi- lionaceenfrüchten auch bei Colntca L. von Fucsko (5) studiert, Studien über Pneumatokarpien. 29 SO daß nur erübrigt, spezielle histologische Details hervor- zuheben. Das Exokarp ist ein Gewebe epidermalen Charakters, bestehend aus vielgestaltigen, polygonalen Zellen, deren äußere Kutikularschichte bis 2 [x mächtig wird. Die Spaltöffnungen sind mehr rundlich gestaltet und zeigen öfter Verkümmerung der Schließzellen; auf das Quadratmillimeter entfallen durch- schnittlich 45 Stommata. Das Mesokarp setzt sich nach Fucskö (5) aus einem parenchymatischen Assimilationsgewebe und einer prosenchy- matischen Doppelschichte, deren Fasern sich unter einem Schematischer Querschnitt durch eine Coluiea -Frucht Bezeichnungen wie in Fig. 1 und 2. Winkel von 45° kreuzen, zusammen. Ersteres besteht aus Zellen, welche neben Chloroplasten Stärke führen und geringe Interzellularen aufweisen. Der Stärkegehalt nimmt nach innen stark ab und schwindet im Laufe der Entwicklung der Frucht gänzlich. Die an die Faserschichte grenzende Parenchymzone führt fast gar kein Blattgrün noch Stärke. Die beiden Lagen der Faserschichte enthalten langgestreckte, verholzte, pros- enchymatische Elemente mit zarten Spaltentüpfeln in den ver- dickten Wänden. Der Zusammenschluß der Faserzellen zum Gewebe ist lückenlos, wobei eine Mächtigkeit von 70 [x erzielt wird. Die mechanische Widerstandskraft des Fasergewebes er- gibt sich beim Mazerieren, indem die Mischung nach Schult ze in stärkster Konzentration den Zusammenhang der Zellen erst zu lockern vermag, während beim Zerschleißen der Frucht- wand das Fasergewebe sich unversehrt entfernen läßt. Die 30 O. Baumgürtel, mechanische Funktion der Faserschichte hat in der Literatur vielfach eingehende Darstellung erfahren, nicht aber ihre Per- meabilität für Wasserdampf und Gase, welche bei der Frage nach der Herkunft der Gase im Fruchtinnern interessieren muß. Wurden geöffnete, frischgepflückte Bälge bis auf die Plazentarregion mit einer Vaselinschichte bedeckt, so ergaben sich aus den Versuchen Wägungsverluste, welche durchschnitt- lich 4 7o des Frischgewichtes betrugen, während die Tran- spirationsquote der Fruchtinnenseite überhaupt nach obiger Tabelle 6 7o ausmacht. Somit entfallen durchschnittlich 2 7o des Frischgewichtes als Transpirationsanteil auf das Gebiet des von der Faserschichte begrenzten Mesokarps, während das Plazentengewebe doppelt so viel an Wasserdampf abgibt und von der Faserschichte freigelassen wird. Allerdings be- greifen die 4 7o Gewichtsverlust auch die Nabelstränge und Samenanlagen; trotzdem überwiegt an Flächenausdehnung das Plazentargebiet samt Anhängen nicht die Oberfläche des übrigen Fruchtinnern um das Doppelte, so daß man eine gleichmäßige Verteilung der Verdunstungsmenge über die ganze Fruchtinnenseite annehmen könnte. Durch die Faser- partie des Mesokarps wird also das Maximum der Gas- ausscheidung in die Gegend der Plazenta verlegt. Das Endokarp ist eine zarte, aus dünnwandigen, lang- gestreckten Zellen bestehende Haut, welche innen der Faser- schichte anliegt. Die Zellmembranen geben schwache Zellstoff- reaktion und zeigen keine Kutikularbildung. Auffallend sind die großen Zellkerne, die an zarten Plasmasträngen im Lumen suspendiert sind. Die Untersuchung von Dünnschnitten durch junge Fruchtknoten ergab, daß die von Fucskö (5) zum Meso- karp gerechneten Faserschichten bei Colnfea aus demselben kubischen Endothel hervorgehen, welches auch dem Endo- karp seine Entstehung gibt. Indem sich die einzelnen Zellen durch zwei aufeinanderfolgende Tangentiahvände teilen, ent- stehen aus der einfachen Zellage drei, von denen die beiden innersten je eine Lage der doppelten Faserschichte ergeben, so daß letztere als ein Derivat des inneren Hautgewebes zu betrachten wäre, wofür auch beim entwickelten Endokarp die ähnliche Gestalt der gestreckten Zellen spricht. Studien über Pneumatokarpien. 31 Die Plazenta entspricht anatomisch dem parenchymati- schen Mesokarp, das gegen das Fmchtinnere, ohne eigent- liches Hautgewebe zu besitzen, kutinisierte Zellmembranen bildet. Das Gewebe zeichnet sich durch lockeren, aerenchy- matischen Charakter aus und begleitet in zwei Längswülsten die beiden ventralen Nerven des Fruchtblattes, von denen die Funikularstränge ausgehen. Die Faserschichte und der häutige Anteil des Endokarps hören an der Basis der Plazentenwülste auf und oberhalb dieses Randes ist das Parenchym ganz locker gelagert und die einzelnen Zellen fast isoliert, wobei ihre Membran an diesen Stellen bedeutende Dicke erreicht und von einfachen Tüpfeln gegen die Nachbarzellen durchsetzt wird. Während das Mesokarp im Bereiche der übrigen Frucht- wand nur in den äußeren Teilen Stärke in seinen Zellen auf- weist, strotzen die Elemente dieser aerenchymatischen Durch- bruchsstellen gegen das Balglumen von Stärkekörnern und es reicht die Anhäufung tief in das lakunöse Gewebe der Plazenta hinein, um entlang des Randes der beginnenden Faserschichte scharf abgesetzt zu verschwinden. Ähnlich ist der Nabelstrang beschaffen. Nur schließen sich hier die Randzellen des lockeren Gewebes zu einer Haut- schichte mit papillösen Vorragungen zusammen^ die hie und da durch Lockerung ihrer Elemente durchlässig wird. Bis auf den zentralen Gefäßbündelstrang ist auch das Gewebe des P^unikulus reichlich von Stärke erfüllt. Die Samenanlagen bleiben lange grün und ihr Gas- austausch soll nach der Ansicht Lubimenko's (12) die zur Blähung des Balges nötige Gasmenge allein liefern. Unzweifel- haft spielt die Gasausscheidung der sich entwickelnden Ovula, welche vornehmlich bei diesem Entwicklungsstadium durch die Integumente vor sich geht, eine gewisse Rolle. Sobald aber durch die Anlage der Testa und die Ausbildung des hilaren Apparates durch Abdrosselung der Funikulargefäße der Stoffwechsel herabgesetzt wird, müssen, da die Blähung der Frucht noch weiterschreitet, andere Faktoren bei der Gasbildung mitspielen. Andrerseits findet man wohlgebildete Früchte mit verkümmerten Samenanlagen, deren innere Atmo- sphäre also nicht einzig und allein ein Resultat der Samen- 32 O. Baumgärtel, bildung sein kann. Die lakunöse Ausbildung der Plazenta und des Nabeistranges, die durch Zellockerung gebildeten Kom- munikationen mit dem Innenraum des Balges, das Aussetzen der behindernden Faserschichte in diesem Gebiete und die auffällige Anhäufung von Stärke daselbst lassen die Annahme berechtigt erscheinen, daß die in diesen Teilen angehäuften Kohlehydrate veratmet w^erden und das Kohlendioxyd der inneren Atmosphäre dieser Herkunft ist. Denn obgleich der hilare Apparat vor der Dehiszenz des Perikarps ausgebildet ist und die Zufuhr der aufgestapelten Kohlehydrate immer mehr herabsetzt, verschwinden die Stärkemassen gänzlich zur Zeit der Vertrocknung des Perikarps aus der Plazenta und dem Nabelstrange, was unmöglich auf eine Ableitung zum Samen oder fruchtstielwärts beruhen kann, da beiderseits die Leitungsbahnen daran sind, funktionell ausgeschaltet zu werden. Der zunehmende Stärkeschwund dürfte also die beste Erklärung in der Veratmung finden, die teils oxydativ, teils intramolekular verlaufen mag. Auch hier kann man zwei Phasen unterscheiden: in der ersten beteiligen sich Plazenten, Nabelstränge und Samen- anlagen gleichmäßig an der Bildung der inneren Atmosphäre, während in der zweiten der Stoffwechsel mit der Ausbildung der Testa sinkt und nunmehr dem Gewebe der Plazenta und des Funikulus die weitere Aufblähung des Balges zukommt. Die Dehiszenz erfolgt mit der Vertrocknung der Frucht- wand an der Bauchnaht entlang einer Trennungsschichte gelockerter Zellen zwischen den Marginalsträngen (siehe Fucskö [5]). Im Gegensatze zu Lubimenko (12) konnte ich fest- stellen, daß eine Öffnung des Perikarps vor der Zeit nur dann die weitere Ausreifung der Samen behindert, wenn sie vor der Ausbildung der Lichtlinie der Malpighischen Elemente statt- findet, deren Funktion von Mattirolo und Buscalioni (14) als transpirationshemmend gefunden wurde. Wird die Frucht- wand vor diesem Stadium geöffnet, so verdorren die Samen- anlagen infolge übermäßiger Abgabe von Wasserdampf. Studien über Pneumatokarpien. 33 5. Colutea halepica Lam. Die anatomischen Verhältnisse der Fruchtgewebe stimmen mit denen der vorigen Art ziemlich überein. Nur einige Ab- weichungen kommen vor, welche an der Hand obiger Tabelle sich mit den gefundenen Daten vereinbaren lassen. Auffällig ist zunächst, daß trotz der geringeren Anzahl von Spalt- öffnungen für ein Quadratmillimeter des Exokarps und der stärkeren Entwicklung der Kutikula desselben bis 6 [x Dicke die Transpirationsquote der Fruchtaußenseite 6 % des Frisch- gewichtes gegen 4 7o bei C. orientalis ausmacht, obgleich bei letzterer Art 45 Spaltöffnungen gegen 40 bei C. halepica auf dem Quadratmillimeter zu finden sind. Berechnet man aber aus den Maßen der maximalen Öffnungsweite des stomatären Spaltes die Größe des wasserdampfabgebenden Anteiles eines Quadratmillimeters Exokarp, so ergibt sich, daß bei C. orien- talis trotz der größeren Spaltöffnungsanzahl nur Viss des Quadratmillimeters Außenfläche gegen V91 bei C. halepica zu transpirieren vermag. Die Faserschichte wird auch bei dieser Art 70 \x mächtig. Dagegen bedeckt sie die Plazentenwülste viel weiter, als dies bei C. Orientalis der Fall ist. Ferner sind die Gewebe der Plazenta und des Nabelstranges viel weniger aerenchymatisch und lakunös gestaltet und die Kommunikationswege durch Zellisolierung der Randpartien sind weniger ausgebildet. Hier- mit stimmt die geringere Verdunstungsquote von 2 % an der Innenseite der Frucht gut überein und die gleiche Ausbildung der Faserschichte bei so verschiedenen Transpirationsmengen weist auf die Bedeutung der differenten Plazenten und Nabel- stränge bei beiden Arten hinsichtlich der Wasserdampf- und Gasabgabe hin. 6. Astragalus cicer L. (Fig. 4, Taf. C). Auch die Frucht dieser Papilionacee gehört dem Balg- fruchttypus Fucskö's (5) an. Die Form erinnert etwas an die eines Radieschens. Das Perikarp ist borstig behaart, von fleischiger Beschaffenheit, die später allmählich in Vertrock- nung übergeht, und fühlt sich prall an. Das Fruchtinnere Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. Abt. I. 126. Bd. 3 34 0. Baumgärtei, wird durch eine Längsscheidewand, die von dem Rücken des Fruchtblattes vorgefaltet erscheint und lose mit dem ventralen Plazentarteile median zusammenhängt, in zwei Kammern ge- teilt, denen je ein Plazentarwulst mit zahlreichen Samen- anlagen angehört. Diese falsche Scheidewand spielt eine Rolle bei der Dehiszenz der Frucht, wie Ginsbourg (6) nach- gewiesen hat. Je nachdem nämlich die sklerenchymatischen Belege der beiden Marginalnerven > au sommet de la fausse cloisson« getrennt verlaufen oder zu einem Strange ver- schmelzen, erfolgt zwischen ihnen eine Spaltung der Wand oder die Frucht öffnet sich überhaupt nicht. Bei Astragahts cicer treten zwei sklerenchymatische Stränge auf, woraus man Fig. 4. Schematischer Querschnitt duich eine Frucht von Asiragalus. Bezeich- nungen wie in Fig. 1 und 2. bereits an der unreifen Frucht den sich öffnenden Typus erkennen kann. Die anfangs grüne Blähfrucht nimmt, sobald das Perikarp zu vertrocknen beginnt, eine immer dunklere Färbung an, die sich dunkelbraun nähert. Das Exokarp besteht aus länglichen und isodiametrischen Zellen, zwischen denen 30 Spaltöffnungen pro Quadratmilli- meter auftreten, welche mit ihrer größten Spaltweite V125 ^^^ Flächeneinheit der Fruchtaußenseite als transpirierenden An- teil darstellen. Dieser Anteil scheint im Vergleiche zu der geringen äußeren Transpirationsquote, wie sie bei NigeJla damascena und Staphylea pinnata gefunden wurde (siehe die Tabelle der Einleitung!) unverhältnismäßig groß zu sein. Dieses Mißverhältnis dürfte seine Erklärung durch das Vorhandensein Studien über Pneumatokarpien. 35 von 50 Trichomen auf dem Quadratmillimeter finden, so daß 1/5 der Flächeneinheit Haare trägt, welche die Transpiration herabsetzen müssen. Diese Trichome sitzen vermittels einer Basalzelle einer Zelle des Exokarps auf; ihre Wände bestehen aus Zellulose und sind sehr dick unter Freilassung eines engen Lumens. Die Kutikula des Exokarps überzieht auch die Tri- chome und bildet kleine Wärzchen an deren Oberfläche. Inter- essant ist das Auftreten von Stärkekörnern in den Trichomen und ihren Grundzellen. Das Mesokarp ähnelt in seinem Baue dem gleichen Ge- webe bei Colutea. Auch hier findet sich Blattgrün und Stärke vornehmlich in den unter dem Exokarp gelegenen Teilen vor. Die Faserschichte zeigt ähnlichen Aufbau und gleiche Mächtig- keit wie bei Colutea. Nur das innerste Hautgewebe zeichnet sich hier bei gleicher Zartheit seiner Zellen durch mehrzellige Trichome aus, die, wie das ganze zarte Gewebe überhaupt, Chloroplasten und Stärke führen. Auch bei dieser Art setzt sich die doppelte Faserschichte nicht in die Plazenta fort, während die inneren Trichome des hier gelockerten Hautgewebes auch die beiden Plazenten- wülste bekleiden und deren Verwachsung eine lose Ver- bindung mit dem Rande der falschen Scheidewand bewerk- stelligt. Hier sind nämlich die Anteile der Faserschichte gegen- über der zwischen den Plazentenwülsten verlaufenden Rinne unterbrochen und es reicht das Mesokarp der falschen Scheide- wand unmittelbar an das Hautgewebe heran, dessen Zellen, trichomatisch verlängert, sich mit ähnlichen Gebilden der Plazentenfurche zu einem losen Gewebe verbinden. Die Ge- webe der Plazenta und des gewundenen Nabelstranges sind ähnlich wie bei Colutea locker und lakunös gebaut und außer- halb der endigenden Faserschichte mit Stärke angefüllt. Kurz unterhalb des hilaren Apparates schwillt der Nabelstrang kugelig an. Ähnlich wie bei Colutea kann man auch bei diesem Typus zwei Phasen der Gasbildung unterscheiden; die erste mit starkem Anteil der sich entwickelnden Samenanlagen bis zur Bildung des hilaren Apparates und der Lichtlinie der 36 O. Baumgärtel, Malpighischen Elemente, während die zweite durch Ver- atmung des in den lakunösen Geweben gespeicherten Stärke- vorrates charakterisiert ist. Die hohe innere Transpirations- quote von 13 7o kann die Folge der reichen inneren Flächen- entwicklung sein, wie sie durch die Trichome der inneren Hautschichte gegeben ist, deren eingelagerte Stärke auf einen regen Stoffwechsel schließen läßt, dem die dünnen Zellwände wenig Widerstand leisten, so daß Wasserdampf und Gase leicht auf diosmotischem Wege abgegeben werden können, wodurch die innere Atmosphäre bereichert wird. Zusammenfassung. Im vorhergehenden wurde eine Reihe von Früchten unter- sucht, als deren gemeinsame Eigenschaft der Besitz einer inneren Atmosphäre erscheint, welche unter höherem Drucke stehend als die äußere eine Aufblähung der im unreifen Zustande durch Wachstum nachgiebigen Fruchtwand bewirkt und auf diese Weise als formender Faktor sich betätigt. Alle diese Früchte kann man als Blähfrüchte oder Pneumato- karpien zusammenfassen. Die Herkunft der blähenden Atmosphäre ist der \'er- atmung von Kohlehydraten zuzuweisen, wie schon ihr reicher Gehalt an Kohlendioxyd beweist. Die Kohlehydrate sind auto- chthone Bildungen der im unreifen Zustande mit Blattcharakter begabten grünen Fruchtwand. Der gering entwickelte Phloem- anteil der mesokarpalen Nervatur deutet auf geringe Ab- leitungsmöglichkeiten für die Assimilate hin, so daß der reifende Fruchtknoten das für die Gasbildung nötige Ver- atmungsmaterial selbst erzeugt und durch die Stielstränge nur hauptsächlich Wasserzufuhr erhält. Die Veratmung findet in allen Fruchtgeweben statt, wo Kohlehydratmengen sich ansammeln und für die Frucht- blähung kommen in erster Linie diejenigen Gewebe in Be- tracht, wo sich die größte Anhäufung von Kohlehydraten fest- stellen läßt und wo die Diosmose der Atemgase am leichtesten vor sich gehen kann. Als solche Gewebekomplexe sind die Samenanlagen bis zur Ausbildung der Testa und bei reichlicher Anzahl zu Studien über Pneumatokarpien. 37 betrachten, ohne aber der Grundfaktor für die Aufblähung zu sein {Staphylea). Ferner geht die Gasbildung von der Plazenta und dem Nabelstrange {Colntea, Astragahts), dem Endokarp {Astragalus) und dem Mesokarp allein {Staphylea) aus. Nigella stellt eine Kombination der Samenatmung mit der Gasbildung im Mesokarp dar. Durch Hervorhebung der am vorzüglichsten an der Bildung der inneren Atmosphäre beteiligten Gewebe lassen sich aus 3en von mir untersuchten Pneumatokarpien folgende Typen aufstellen: 1. Staphylea -Ty^us; Veratmung im Mesokarp und Di- osmose durch das einschichtige Endokarp. 2. Nigella -Typus; Veratmung im Mesokarp und Ablösung des undurchlässigen Endokarps einerseits, andrerseits Atmungs- gase der reifenden Samenanlagen. 3. Leguminosen -Typus; Veratmung anfänglich in den zahlreichen Samenanlagen, dann vornehmlich im lakunösen Gewebe der Plazenta und des Nabelstranges, wobei das Endo- karp eine Rolle mitspielen kann als Veratmungsstätte (Astra- galus). Die biologische Rolle der inneren Atmosphäre ist teils die Schaffung eines dampfgesättigten Mediums für die Samen- entwicklung, teils ein Mittel, um die Frucht möglichst leicht und geräumig zu machen, damit der Wind als \'erbreitungs- faktor in Anspruch genommen werden kann. Literatur. 1. Adlerz, Bidrag tili Fruktväggens anatomi hos Ranun- culaceae. Örebro 1884. 2. Bart hei emy, Du passage des gaz ä travers des mem- branes colloidales d'origine vegetale. Compt. rendus, 57, No. 6, 1873, 427 ff. 3. De Negri, Analisi dei gas contenuti nei follicoli di una specie di Gomphocarpus. Mlp. an., 5, 428 ff. 4. Devaux, Sur la transpiration des cellules k l'interieur des tissus massifs. C. R. Paris, 112, 1891, 311 ff. 5. 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Studien über Pneumatukarpien. 39 Erklärung der Tafelfiguren. A. Längsschnitt durch den Nabelsrrang von Colutea urienlalis Mi 11. im basalen Teile. Präparat nach Jodbehandlung. / bezeichnet eine durch Gewebe- lockerung gebildete Durchlaßstelle für den Gasaustausch. B. Querschnitt durch die Fruchtwand von Staphvlea pinnala L. Präparat nach Jodbehandlung. Ex bezeichnet das Exokarp, Ms das Mesokarp, En das Endokarp. C. Querschnitt durch die Fruchtwand von Astragalns cicer L. Präparat nach Jodbehandlung. Bezeichnungen wie in Fig. B. D. Querschnitt durch die Fruchtwand von Nix''dla damascena L. Präparat nach Jodbehandlung. Bezeichnungen wie in Fig. B. Bauin^äl»tel,0. : Studien über PneunaEttokappien. u^EOO QGyounaDQ Autor del. ' Lith.Anst.Th Bannwarth.Wien. Sitzungsberichte d.löds.Al{ad.cL\Ms.s.,matli.iifitm'\v.Kla.sse,Bd. 120. Abi.l.lOlZ 41 Die Anatomie der Gattung Arthrocnemum Moqu. Von Dr. Otto Baumgärtel Aus dem Botanischen Institut der k. k. Deutschen Universität in Prag (Mit 14 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1917) I. Einleitung". Die Gattung Arthrocnemimi Moq. aus dem Tribus der Salicornieae, welche meist sukkulente, kahle Kräuter und Sträucher mit häufig gegliedertem Sprosse darstellen, zeigt morphologisch große Ähnlichkeit mit der dem gleichen Tribus angehörenden Gattung Salicoruia L. Beide Gattungen um- fassen Typen, deren Sproß in seinem oberen Teile aus stockwerkartig übereinander angeordneten Gliedern besteht, wobei das etwas zusammengezogene proximale Ende eines jeden Gliedes in das schüsselartig erweiterte distale des unter ihm stehenden eingefügt ist. Der Rand jeder dieser Erweite- rungen ist in je zwei gegenständige Spitzen ausgezogen, die sich mit denen der folgenden Glieder in dekussierter Stellung befinden. Während die fleischigen Internodien, gegen die Sproßspitze zu immer kürzer und gedrungener werdend, in einer rundlichen Terminalknospe endigen, zeigen sie im unteren Teile des Sprosses ein allmähliches Schrumpfen der saftigen, grünen Rinde, bis diese endlich vertrocknet abfällt und den zentral gelegenen Holzkörper freigibt. In den Achseln der erwähnten spitzen 'Anhänge entstehen die Seitensprosse,- die dem Hauptsproß in Gestalt und Wachstum gleichen. Eine 4'J 0. Baumgärtel, wenig verzweigte Pfahlwurzel von beträchtlicher Länge kommt beiden Gattungen zu. Nach derMonographie von Ungern-Sternberg (Volkens, Chenopodiaceae, p. 74) liegt der systematischen Sonderung der beiden Gattungen hauptsächlich ihre Verschiedenheit im Samenbau zugrunde. Eine scharfe Charakteristik der genannten Gattungen gibt Beck v. Mannagetta (p. 163, 165), wobei die habituellen Eigentümlichkeiten, der Bau der BKite, des Samens und Embryos in gleicher Weise berücksichtigt werden und- entsprechende instruktive Abbildungen beigefügt sind, welche man in der übrigen Literatur vermißt. Die .systematische Fixierung der Gattungen ArHirociieuiiini i\loq. und Salicornia L. muß bei der Behandlung der ana- tomischen Eigentümlichkeiten um so mehr festgehalten werden, als in der älteren Literatur vielfache Ungenauigkeiten infolge Verwechslung beider Gattungen sich finden. Die Anatomie der Gattung Salicornia L. hat zuletzt durch E. Fraine eine zusammenfassende Darstellung erfahren, welche Arbeit die Ergebnisse früherer Untersuchimgen anderer Forscher mit eigenen Befunden vereinigt und hauptsächlich darauf ausgeht, eine morphologische Deutung des vielfach umstrittenen sukkulenten .Sproßinternodiums von Saliconiia zu erzielen. Vorliegende Arbeit hat die Aufgabe, die anatomischen Verhältnisse der Gattung Arthrocnemum Moq. zu untersuchen und zu prüfen, ob sich nicht Verschiedenheiten im inneren Bau der beiden Gattungen finden, welche wegen ihres grund- legenden Charakters als anatomische (lattungsmerkmale an- zusprechen wären. Zu diesem Behufe wurden folgende Arten der Gattung Arthrocnemmn teils als fixiertes Material, teils als Exsikkaten untersucht: A. amhignum Moq., A. glauLiun Del., A. arhtisctila Moq., A. iudictmi Moq., A. coralloides Lose. .4. macrostachymn Bung. An der Hand von Mikrotomserienschnitten in den Regionen der Sproß- und Wurzelspitze, des sich entwickelnden und entwickelten Sprosses und desgleichen bei der Wurzel und dem Keimling wurde die Bildung und Differenzierung der Anatomie der Gattung Arthrocneinniii. 43 Gewebe studiert. Um ferner die äußeren Faktoren zur Er- klärung morphologischer und anatomischer Eigentümlichkeiten heranziehen zu können, begleiteten Kulturversuche die mikro- skopischen Untersuchungen. IL Die Anatomie des Sprosses. Fraine fügt dem Kapitel The development of the shoot behind the apex« seiner Arbeit eine grobe Umrißzeichnung eines Längsschnittes durch die Sproßspitze bei, um den all- mählichen Übergang der Blattanlagen in der Knospe zu den sukkulenten Internodien des entwickelten Sprosses zu ver- anschaulichen. Ohne auf anatomische Einzelheiten der sich entwickelnden Gewebekomplexe einzugehen, stellt der ge- nannte Autor fest, daß die mit breiter Basis aufsitzenden Blattpaare »nearlj- surrounding the stem at the node^< durch eine später erfolgende Verwachsung der Blattränder je eines gegenständigen Paares eine geschlossene, zusammenhängende Basis erhalten. Durch die »meristematic activity in this region^' bildet sich >^a tubulär leaf sheath«, welche der nach- träglichen Streckung des Internodialteiles folgend diesen als sukkulente Rinde bedeckt. Von den in der Knospe angelegten Blättern bleiben nunmehr zwei freie Spitzen übrig, welche dem oberen Teil des Sproßgliedes aufsitzen. »There is, of course, congenital union between the tissues of the stem and of the leaf-sheath, but it is always quite easy to trace the »limiting kiyer« between the two (in transverse section), throughout the internode until the nodal region of the next Segment is reached« (p. 319). Unter der »limiting layer« ver- steht P'raine die Ausbildung einer Endodermis. Untersucht man Längsschnitte durch die Endknospe des Arthrocnemum-Sprosses, so lindet man auch hier An- lagen von Blattpaaren, die einen Vegetationspunkt um- schließen, an welchem eine deutliche Sonderung in die drei von Han stein (Haberlandt, p. 79) eingeführten Histogene des Urmeristems erkennbar ist (Fig. 1). Aus dem einschichtigen Dermatogen (De, Fig. 1) geht das Haulgewebe des Sprosses hervor, das gleichfalls einlagige Periblem (j>e, Fig. 1) geht in 44 O. Baumgärtel die sukkulenten Rindenteile über und im Zentralteil des Sprosses gelangt ein Markgewebe zur Ausbildung, das aber ohne eine »limiting layer« an die Rinde grenzt und innerhalb dessen die Gefäßbündel des Stammes verlaufen, welche die eingemündeten Blattspurstränge darstellen. Dieser zentrale Markteil stammt vom Plerom, das mit einer großen Initiale (/, Fig. 1) beginnend, sich in einen zentralen (m^, Fig. 1) und Fig. 1. einen peripheren Markteil (Wg, Fig. 1) scheidet, zwischen denen Prokambiumzüge {pc, Fig. 1) verlaufen. Die Blattanlagen entstehen dadurch, daß in dem ur- sprünglich einlagigen Periblem dtirch perikline Teilungen mehrere Zellagen angelegt werden, so daß ein Ringwulst sich vorzuwölben beginnt. An zwei gegenüberliegenden Stellen desselben sind die Teilungsvorgänge besonders lebhaft und es eilen diese Stellen allen übrigen im Wachstum voraus. Indem sich fortan der untere Teil des Blattanlagengrundes Anatomie der Gattung Arthrocnemum. 45 Stärker am Aufbau der jungen Blätter zu beteiligen beginnt, neigen sich diese, in die Länge wachsend, über dem Sproß- scheitel zusammen. Auch die Prokambien des Pleroms be- teiligen sich an dem Aufbau der Blattanlage; sie ziehen als einfache Stränge in die Primordien hinein, um in einem terminalen Komplexe von Spiraltracheiden zu enden {tr, Fig. \}, von dem aus stammwärts die Differenzierung der prokambialen Elemente in Xylem und Phloem einsetzt. Die Blattspurstränge (7j, Fig. 1) gelangen somit früher zur endgültigen Ausgestaltung als der im Stamme verlaufende Anteil der leitenden Elemente (/„ Fig. 1). Vom apikalen Teil der Blattanlagen aus gelangt auch das Hautgewebe (ep, Fig. 5) und das Mesophyll zur Aus- bildung. Letzteres läßt die Scheidung in das der Blattunter- seite anliegende PaUssadenparenchym {pa^, Fig. 1) und ein darunter liegendes hyalines Gewebe {w^, Fig. 1) erkennen. In dem basalen Teile der Blattanlagen bleibt der meristematische Charakter des Mesophylls erhalten. In dem Maße, wie sich beim Übergang in den ent- wickelten Sproß die Internodialteile strecken, nimmt auch der Blattbasenteil, nach abwärts wachsend, an Länge und Mächtigkeit zu, so daß schließlich der zwischen den Austritts- stellen zweier übereinander stehender Blattspurstrangpaare gelegene Teil von einer grünen, fleischigen Rinde umgeben wird, welche außen von dem Hautgewebe der Blattunterseite umschlossen ist. Dieses Rindengewebe besteht aus PaUssaden- parenchym und großlumigen Wassergewebszellen und grenzt unvermittelt an den zentralen Teil des Sprosses. Das ent- wickelte, sukkulente Internodium hat ungefähr die Gestalt eines auf der Spitze stehenden Kegels, dessen Mantelfläche der Blattunterseite entspricht, während die Basis von der Epidermis der Oberseite des entsprechenden Blattpaares ge- bildet wird. Die Enden der Blattanlagen ragen schließlich als ein Paar schuppiger Spitzen am Rande hervor. Das Hautgewebe. Aus dem Dermatogen geht, der fortschreitenden Ent- wicklung des Sprosses folgend, das Häutgewebe hervor. Von 46 0. Baumgärtel, den Enden der Blattanlagen aus wird basipetal die Epidermis der Blattober- und Blattunterseite ausgebildet. Diese beiden Hautgewebe sind verschieden: ersteres wird von niedrigen, tafelförmigen, stark kutinisierten Zellen gebildet und ermangelt der Spaltöffnungen (epo, Fig. 7), die Blattunterseite {epu, Fig. 7) hingegen besteht aus hohen, in der Längsrichtung gestreckten, Fig. 2. in Längsreihen angeordneten, vieleckigen Epidermiszellen, deren Cuticula verhältnismäßig geringe Mächtigkeit besitzt {ep, Fig. 2). Die Seitenwände der Epidermiszellen grenzen geradlinig aneinander. Das Hautgewebe der Blattunterseite legt im Laufe seiner Entwicklung das Durchlüftungssystem des Sprosses an, indem sich Zellenpaare im Verlauf der Längsreihen der Epidermiszellen durch Querwände differen- zieren und in die Tiefe verlagert, zu den Schließzellen der Anatomie der Gattung Arfkrociieinuiii. 47 Spaltöffnungen werden, welche somit quer zur Längsrichtung des Sprosses angeordnet sind. Die ausgebildete Epidermis besitzt 170 bis 180 Stomata auf 1 mur. Fraine gibt hierüber und über den Bau der Spaltöffnungen bezüglich Salicorrüa nichts Näheres an. Bei Arthrocnemtim liegen diese tiefer als die benachbarten Epidermiszellen, so daß eine äußere Atem- höhle entsteht, die von den Rändern der Nachbarzellen überwölbt wird. Auf diese folgt, von den stark kutinisierten oberen Leisten der Schließzellen eingefaßt, ein schmaler Vor- hof, während die ebenso mächtig entwickelten unteren Leisten einen Hinterhof einschließen, der direkt in die innere Atem- höhle übergeht. Letztere reicht gar nicht tief in das Palissaden- gewebe hinein. Die obere Leiste des Schließzellenpaares ist starr mit der kutinisierten Außenschicht der benachbarten Epidermiszellen verbunden ohne Vermittlung eines äußeren Hautgelenkes, wie es von Haberlandt (p. 109) für solche Typen angegeben wird. Zwischen der oberen und unteren Leiste liegt ein enges Zellumen. Die dünnen Seitenmembranen der Schließzellen dienen als Hautgelenke. Infolge der starren Verbindung zwischen der Oberleiste und der Cuticula der Nachbarzelle behält der obere Rand des Vorhofes seine Krümmung bei. Nur die unteren, in den Hautgelenken beweg- lichen Leisten ändern mit Abnahme des Turgors der Schließ- zellen ihre Gestalt, so daß sich die Öffnung zu schließen vermag. Die Öffnungsweite dieser Art von Spaltöffnungen ist nur gering und nimmt mit zunehmender Mächtigkeit der Cuticularsubstanz weiter ab. Sobald der Korkmantel den Zentralteil des Sprosses von der sukkulenten Rinde ab- geschlossen hat, verliert der Spaltöffnungsapparat seine Funküon und die Stomata klaffen mit geringem Spalte. Charakteristische Nebenzellen fehlen. Bei allen von mir untersuchten Spaltöffnungen der ver- schiedenen Arten von Arthrocnemum wurden die erwähnten Eigentümlichkeiten festgestellt. Nur diejenigen Exemplare, welche in dampfgesättigter Treibhausluft oder submers in Seewasser gezüchtet worden waren, wiesen den Spaltöffnungs- typus mesophytischer Dikotyledonen auf, indem die äußere Atemhöhle nicht zur Ausbildung gelangte, die starre Ver- 48 O. Baumgärtel, bindung der Oberleisten fehlte und die kutikulare Verdickung des ganzen Apparates gering war. Diese Stomata funktionierten bis zum Verlust der grünen Rinde normal. Anhangsgebilde fehlen der Epidermis völlig. Die Festigkeit des Hautgewebes ist bedeutend; bei Behandlung mit Schultze- schem Mazerationsgemisch erfolgt die Loslösung der intakten Epidermis von dem Mesophyll fast augenblicklich. Erst mit dem Kollaps der sukkulenten Internodialteile zerreist die Blattoberhaut und schülfert ab. Periblematische Gewebe. Während das Periblem eine einfache Zellage am Vege- tationspunkt des Sprosses bildet, gehen aus ihm sukzessive die Gewebe des Mesophylls der Blattanlagen und, durch die basale Streckung der letzteren, die des sukkulenten Internodial- teiles hervor. Das Palissadengewebe {pa^, Fig. 1) entsteht aus der peripheren, an die Blattunterseite grenzenden Zellage des Mesophylls, indem sich daselbst die Zellen normal zur Epi- dermis zu strecken beginnen und mit fortschreitender Ent- wicklung des Sprosses einen Gewebekomplex von zwei bis drei Lagen bilden {pa^, Fig. 2, 7). Die Mächtigkeit des Assimilationsgewebes ist bei den einzelnen Arten verschieden; bei A. coralloides beträgt sie ein bis zwei Zellagen, bei .4. indiciim zwei, bei den übrigen untersuchten Arten zwei bis drei. Die Palissadenzellen grenzen ohne Einschaltung eines ausgesprochenen Sammelzellensystems unmittelbar an das Wassergewebe . des Mesophylls. Bereits in frühen Entwicklungsstadien zeigen einzelne Zellen des Assimilationsgewebes Umbildungserscheinungen; jene Palissadenelemente, an deren proximalem Ende Gefäß- bündelendigungen liegen, wachsen, ohne sich querzuteilen, in die Länge und bilden den Zellinhalt zurück. Das Chlorophyll verschwindet und unter Degeneration des Kernes verholzt die Zellmembran mehr und mehr, wobei sie sich fortsatzartig in die Zwischenräume der Nachbarzellen einschiebt. An der Anatomie der Gattung Arlhrociicmuui. 49 Hand von Serienschnitten läßt sich verfolgen, wie die in die Interzellularen des Wassergewebes vordringenden F'ortsätze mit Gefäßbündelendigungen in Kontakt treten und somit das Lumen der entwickelten Spikularzelle mit dem Leitungs- S3'stem in Verbindung steht de, Fig. 2). Die verholzte Membran der Stereiden wird von einfachen, unverzweigten Poren durch- setzt. Bei allen Arten der Gattung Arthrocncmiim trifft man normalerweise diese Elemente in der Palissadenschicht mehr, minder reichlich an. Das unter dem grünen Assimilationsgewebe gelegene restliche Mesophyll (Wj, Fig. 1) wird zu einem hyalinen, großzelligen, mächtigen Wassergewebe ausgestaltet, das von den Verzweigungen der Blattspurstränge (/g, Fig. 2, 7) durch- zogen wird. Die isodiametrischen Zellen desselben strecken sich an der Grenze der Sproßstelle im Sinne der Achse und hier kommt es auf die gleiche Weise wie im Palissaden- gewebe zur Bildung von Stereiden {st, Fig. 2, 3, 4, 5, 7), denen aber die erwähnten Fortsätze und der Anschluß an das Leit- bündelsystem abgehen. Diese verholzten Mesophylelemente sind in lockeren Zügen angeordnet und ziehen dicht unter der Epidermis der Blattoberseite (epo, Fig. 7) bis zur Blatt- spitze. Mit den stark kutinisierten Oberhautzellen bilden sie eine fest versteifte Fläche, an der der sukkulente Internodial- teil gleichsam suspendiert erscheint. Die Wassergewebezellen besitzen einen wandständigen Plasmabelag mit gut ausfärb- barem Kern und reichlich flüssigem Zellinhalt, dessen Gehalt an Calciumoxalat sich in Form von Krystallen oder Krystall- sand besonders in den zentralen Teilen dieses Gewebe- komplexes niederzuschlagen pflegt. Gegen die Basis des Internodiums hört die Differenzierung in Palissaden und Wassergewebe auf und der periblematische Anteil des Sprosses erstreckt sich als kleinzelliges, hyalines Gewebe durch den schmalen Übergangsteil, zwei bis drei Lagen mächtig, in das nächste Sproßglied, wo er unmittelbar wieder in großlumige VVassergewebezellen übergeht (Fig. 7). In dieser Gegend behält das periblematische Gewebe den Charakter eines Meristems und gibt zur Bildung von Seitensprossen in den Blattachseln Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 4 50 O. Baumgärtel, Anlaß, welche genetisch den Typus der primären Achse wiederholen {s, Fig. 7). Gegen den Zentralteil des Sprosses zeigt das Wasser- gewebe des sukkulenten Gliedes vor der Ausbildung des Korkmantels um die Stele keine typische Endodermis, sondern die Stereidenzone der saftigen Rinde grenzt unmittelbar an den Pleromteil (Fig. 7), wie auch Dangeard (p. 158) be- merkt; »La gaine foliaire debut en effet par une assise de grandes cellules aplaties ä parois cutinisees. On trouve ensuite un parenchyme ä grandes cellules incolores«. Die Gewebe, welche sich am Aufbau der »tubulär leai sheath« von Salicornia beteiligen, zeigen ähnliche Anordnung. Nur finden sich im Palissadenparenchym dieser Gattung nicht Spikularzellen, sondern großlumige Spiraltracheiden, welche nach Volkens der Wasserspeicherung, nach Holtermann, Solereder, Warming, Fraine der Wasserleitung nach den peripheren Teilen dienen (p. 333). Allerdings bemerkt letzterer: »Spiral cells are never directly conected with the vascular- bundle System«. Dagegen gibt Dangeard an (p. 158); »La couche de cellules en palissade possede trois assises; eile touche exterieurement ä l'epiderme et est tapissee enterieure- ment par les dernieres ramifications des faisceaux libero- ligneux, ces faisceaux out leur liber externe; de place en place ils se mettent en relation avec de grandes cellules allongees ä parois spiralees, qui s'intercalent entre les cellules en palissade.« Diesen Zusammenhang konnte ich ebenfalls bei 5. herbacea feststellen. Die spiralig ausgesteiften Zellen erscheinen hier gleichsam als hypertrophierte Endtracheiden der Gefäßbündelendigungen. Da sich nirgends Übergänge von Palissadenzellen zu diesen Spiraltracheiden beobachten lassen, wohl aber verschiedene Größenstadien derselben, welche bis zu den normalen Endtracheiden der Leitbündel herabgehen, dürfte ihre Entstehung auf die Gefäßbündelendigungen zurück- gehen, deren Tracheiden eine bedeutende Größenzunahme erfahren haben. Die Spikularzellen von Arthrocnemiim- und die Spiraltracheiden von Salicornia gehen somit genetisch auf zwei verschiedene Gewebeanteile zurück. Anatomie der Gattung Arthrocneiiiutii. 51 Die Spikularzellen von Artlirocnenmm bilden im Verein mit den Stereiden der zentralen Teile des Wassergewebes und der gefestigten Blattoberseite ein Aussteifungsgerüst der saftigen Internodialteile, welches Deformationen oder Dehis- zenzen bei allzustarker Wasserabgabe verhüten soll. Nach \''olkens (Standort und anatomischer Bau, p. 37; Cheno- podiaceae, p. 43) verhindern diese Elemente das Zusammen- sinken der grünen, saftigen Rinde und die völlige Entleerung des Wassergewebes. Außerdem kommt aber den Spikular- zellen sicherlich noch die Rolle der gleichmäßigen Wasser- verteilung im Palissadengewebe zu, wie der Zusammenhang mit dem Leitungsgewebe bezeugt. Die mechanische Starrheit ermöglicht es, diese Funktion auch dann noch zu erfüllen, wenn das umliegende Gewebe kollabiert. Alle Exemplare von A. glauciim, die in dampfgesättigter Treibhausluft bei einer Temperatur von -+- 25° C. oder sub- mers in Meerwasser gezüchtet wurden, entbehrten gänzlich der Spikularzellen und Stereiden. Hier endigen die Gefäß- bündel in parenchymatischen Elementen. Diese schließen sich an langgestreckte Palissadenzellen an, welche zwar ärmer an Chlorophyll sind als die benachbarten, sonst aber den anderen vollkommen gleichen. Ähnliche Erscheinungen wiesen Exemplare von A. indiciim und macrostachywm aus dem Herbarmaterial des k. k. Hofmuseums in Wien auf. Da die Kulturen des salzhaltigen Nährwassers nicht entbehrten, kann für diese auffälligen Veränderungen nur die Veränderung der Transpirationsbedingungen verantwortlich gemacht werden, wie sie in dem gesättigten Medium gegeben war. Es liegt somit nahe, Spikularzellen und Stereiden als Anpassungs- erwerbungen ökologischer Natur anzusprechen, wie sie bei Halophyten zum Transpirationsschutze auftreten. Inwiefern die von Fraine angegebenen Arten von Sali- cornia welche der Spiraltracheiden und Stereiden gänzlich entbehren. S. Oliveri Moss. und 5. dolychostachya Moss. (p. 334), lokale Abweichungen vom normalen Typus darstellen könnten, wäre der Gegenstand interessanter Kulturversuche, denen ich mich aber nicht zuwenden konnte, da kein Samen- material zu beschaffen war. .)2 O. Baumgärt el, Wenn endlich Dangeard (p. 158) für A. anibigimm Moq. *grandes cellules spiralees< angibt und diese folgender- maßen charakterisiert (p. 158): Dans cette derniere espece, elles sont tres nonibreuses et vont jusqu'ä l'epiderme«, so entspricht das durchaus nicht meinen Befunden, welche das Vorkommen von Spikularzellen, wie bei den übrigen unter- suchten Arten von Arthrocneumm, so auch bei dieser sicher- gestellt haben. Pieromatische Gewebe. Aus der großen hiitiale (/, Fig. 1) des Pleroms geht der Zentralteil des Sprosses hervor. Dieses sondert sich bald in drei Lagen, von denen die innerste und äußere das Mark- gewebe liefern (w^, ;;/.,, Fig. 1, 3, 4, 5, 6, 7), während aus der mittleren die Prokambialstränge {pc, Fig. 1) und primären Markstrahleh {m.^, Fig. 3, 5, 7) entstehen. Entsprechend ihrer Herkunft von den eingemündeten Blattspursträngen der de- kussierten Blattanlagenpaare erscheinen auf Querschnitten durch den obersten Sproßteil oder dicht oberhalb der Eintritts- stellen der Blattspurstränge vier kollaterale, offene Gefäßbündel mit zentripetalem Holz- und zentrifugalem Bastteil in ring- förmiger Anordnung. Aus den endständigen Tracheidenkomplexen (/r, Fig. 1) der Blattanlagen entwickeln sich wie erwähnt die Blattspur- stränge (/p Fig. 1) indem sich aus den prokambialen Ele- menten Tracheidenzüge {x\, Fig. 1) und Phloem differenzieren {ph^, Fig. 1), welcher Vorgang basipetal sich in dem Stamme fortsetzt und die zentralen Gefäßbündel liefert (/g, Fig. 1). Anderseits v/erden von dem Tracheidenkomplex {tr, Fig. 1) drei Stränge in entgegengesetzter Richtung nach außen hin entsandt, deren medianer, gegen die Blattspitze ziehend, sich im oberen Teile verästelt, während die beiden lateralen sich nach abwärts wenden und, die saftige Rinde durchsetzend, mit ihren Endigungen an die Spikularzellen anschließen (7.,, Fig. 2, 7). Verzweigungen dieser Äste verlaufen im ganzen Mesophyll. Die beiden lateralen Zweige der Blattspurstränge werden erst im Verlauf der Streckung des Internodiums aus- gebildet. Anatomie der Gattung ArthroLiieiniiiii. •)3 Dangeard bemerkt hierzu: »On voit, que les faiseaux foliaires se detachent du cylindre centrale au nombre de trois: le median avorte et sa disparation correspond ä l'absence du petiole et du limbe; les deux autres se portent ä droite et ä gauche, emettent presque immediatement des ramifications dont les unes se dirigent en avant et les autres laterement; elles se distribuent dans tout le parenchym de l'entrenoeud inferieur et aussi dans la portion de gaine superieure.« Die Blattspurstränge und ihre Verzweigungen entbehren gänzlich der Scheiden, Die unter dem Palissadenparenchym hinziehenden Teile kehren den Phloemteil demselben zu, während Dangeard (p. 158) das Umgekehrte angibt. Fraine spricht von einer »reversed orientation« der beiden seitlichen Blattspurstrangzweige im morphologischen Sinne. Doch ein solcher Verlauf entspricht ganz dem Blattcharakter des sukku- lenten Internodialteiles, der eigentlich das verlagerte Mesophyll darstellt, wobei die Leitbündel eben nach abwärts abbiegen müssen, um sich in den entsprechenden Geweben zu ver- teilen. Nachdem die Blattbündel in den Stamm eingetreten sind, setzt die Fusion der Spiraltracheiden des Xylems ein und es bilden sich Spiral- und Ringgefäße im Holzteile der primären Gefäßbündel {x^, Fig. 1, 3, 4, 5, 6, 7). Im Siebteil differenzieren sich aus den prokambialen Elementen Siebröhren und Geleit- zellen, deren Unterscheidung recht schwierig ist, wegen der geringen Augenfälligkeit der Siebplatten {ph^, Fig. 1, 3, 4, 5, 6, 7). Nur eine schwache Kailosereaktion mit Chlorzinkjod verrät die betreffenden Querwände der Cribralröhren. Sowohl in den Phloemelementen, als auch in den Spiraltracheiden, auch nach der Fusion, begegnet man großen, deutlich differenzierten Zellkernen. Wie bem.erkt, findet man im obersten Teile des Sprosses bis unterhalb der Eintrittsstelle des zweiten Paares voll- entwickelter Blattspurstränge auf allen Querschnitten vier Gefäßbündel vor. Beim" Eintritt des dritten Paares der Blatt- spurstränge ändert sich aber das Bild: es erscheinen nun- mehr acht Gefäßbünde], indem sich oberhalb der Eintrittstelle des dritten Paares, die dem ersten Paare entstammenden 54 O. Baumglirtel, Gelaßbündelstränge gabeln und ihre Hälften erst wieder im unteren Teile des Internodiums vereinigen, wobei auch die zwischen die beiden Gabeläste eingejtretenen Bündel des dritten Blattpaares, nachdem sie mit den Hälften bis zur P\isionsstelle konvergierten, aufgenommen und dem Leitbündel des ersten Blattpaares einverleibt werden. Im folgenden Nodal- teil spaltet sich zur Aufnahme des vierten Blattspurstrang- paares das dem zweiten Blattpaar entstammende Leitbündel- paar und vereinigt sich mit ihm zu einem Paar von Strängen usw. So erhält man auf Querschnitten oberhalb des Eintrittes eines Blattspurstrangpaares 4, kurz unterhalb dieser Stelle 8 und nach Vereinigung des neueingetretenen nächsten Paares mit der einen Hälfte der Gabeläste 6 Gefäßbündelbilder, deren Zahl nach Fusion mit dem zweiten Gabelast wieder am Grunde des Gliedes 4 erreicht, um im nächsten Internodium dieselben Zahlen durch Teilung des anderen Blattspurstrang- paares zu wiederholen. Die dem gegabelten Strang ent- sprechenden Bündel erscheinen kleiner als die vier anderen und nähern sich den beiden, welche als neueingetretene Blat:- spurstränge den Stamm durchziehen, um so mehr, je näher dem Grunde des Internodiums der Schnitt geführt ward. Durchmustert man eine hinlängliche Zahl von Serienschnitten, so kann man beobachten, wie die Vereinigung des ein- getretenen Blattbündels zuerst mit der einen, dann weiter unterhalb mit der anderen Hälfte der Gabelung erfolgt. Fraine gibt für Salicornia perennis und S. prostraf a var. Smithiaiia an, daß der Gefäßbündelring im oberen Teil des Stammes aus acht offenen, kollateralen Bündeln bestehe, welche Zahl bis auf sechs rückgebildet werde, bevor der nächste Nodalteil erreicht sei. »The course of the bundles in the stem of Salicornia perennis is very simple: one foliar trace enters the stem from each leaf at the node; it vevy rapidly enters the central ring of primary bundles and then passes vertically downwards through one complete internode and the supper part of the internode below, fusion with the adjacent bündle then take place« (p. 334). Dieses Verhalten muß ebenfalls als Unterschied zwischen den Gattungen Sali- cornia und Arthrocnemum gelten. Anatomie der Gattung Avthrocncuiuiii. 55 Das Dickenwachstum und die Anlage von Seitensprossen. Das intrafaszikuläre Cambium (c^, F\g. 3, 4) der primären Gefäßbündel ist nur einige Zeit in Tätigkeit und bildet zentri- petal nach der Anlage von Spiral- und Ringgefäßen (x^, Fig. 1, 3, 4, 5, 6, 7) einfache Gefäße mit vollständig aufgelösten Quer- wänden aus {x^, Fig. 5, 6), während es zentrifugal neue Bastelemente anlegt {ph^, Fig. 1, 3, 4, 5, 6, 7). Hierauf treten in der Fortsetzung der intrafaszikulären Kambien in den Fig. 3. primären Markstrahlen Kambienstreifen auf (<7.^, Fig. 3); erstere stellen sodann ihre Tätigkeit ein und die neuaufgetretenen Kambialstreifen scheiden nun nach innen prosenchymatisches Grundgewebe {x.^, Fig. 5, 6) ab, wobei sie nach außen rücken. Auswärts vor den primären Leitbündeln entstehen gleichzeitig extrafaszikuläre Kambiengruppen (c,, Fig. 3, 4) indem in der vorletzten Zellage des äußeren Markteiles {m.^, Fig. 1, 7) Teilungen auftreten. Mit diesen extrafaszikulären Partien ver- schmelzen die interfaszikulären, in den primären Markstrahlen entstandenen, bei ihrem Vorrücken zu einem Cambiumring, den Leise ring (p. 252) als Pericambium II bezeichnet und M^ . umgärt el. den Ausdruck -Pencykeh zurückweist, da dieser keinen physiologisch einheitlichen und topographisch scharf ab- zugrenzenden Begriff darstelle. Gleichzeitig entsteht in der letzten Zellage des Mark- teiles, wie ich alle Gewebe pleromatischer Herkunft bei der eigenartigen Verschmelzung von Stamm und Blatt bei der Gattung ArthrocnemiuH nennen will, ein zweiter, an das Perikambium II grenzender Cambiumring (P^, Fig. 2, 3, 4, 5, 6j, das Pericambium I nach Leisering, welcher als Phellogen nach außen Korkgewebe (Ä^ Fig. 2, 5, 6) bildet. Dieses grenzt den Markteil scharf gegen die saftige Rinde periblematischer Herkunft ab, so daß der lückenlose Abschluß nur an den ])h^ q Xj_ Fig. 4. Einmündungsstellen der Blattspurstrangpaare eine Unter- brechung erfährt. Das Pericambium II (Pg, Fig. 2, 5, 6) bettet inzwischen die primären Gefäßbündel in die erwähnte prosenchymatische Grundmasse ein und rückt dabei nach außen. Bei seinem Fortschreiten werden weitere, sekundäre Leitbündel angelegt, indem das genannte Pericambium nach innen Gruppen von Gefäßelementen {x.„ Fig. 5;, bestehend aus Tracheen und Tracheiden, sowie alle Übergangsformen von Holzelementen anlegt und diese mit der prosenchymatischen Grundgewebe- masse umschließt. Der Phloemteil dieser regellos eingestreuten Bündel (pik,, Fig. 5) entsteht auf folgende Art: Der Cambium- ring sistiert an der Außenseite der angelegten Xylemteile der Anatomie der Giittung Arthrocucininn. O/ neuen Bündel seine Tätigkeit, so daß die benachbarten Partien des Pericambiums II nach außen fortschreitend, diese Stellen zuerst als Einbuchtungen des Ringes zurücklassen, dann sich von ihnen lostrennen und auswärts wieder zu einem Ringe zusammenschließen. So bleiben die untätigen Stellen als intra- xyläre Leptomgruppen den entsprechenden Xylemteilen vor- gelagert und werden mit dem Holzgewebe der Grundmasse umlagert. Dieser Vorgang setzt in der ersten Vegetations- periode bereits ein und es kommt zur Bildung eines be.- trächtlichen Holzkörpers von ziemlicher Festigkeit, der zentral das innerste Markgewebe {m^, Fig. 5, 6) umschließt. Sobald sich durch die Tätigkeit der Perikambien II und I zentri- petal der Holzkörper und zentrifugal der Korkmantel zu entwickeln begonnen haben, ist eine gründliche Isolierung der pleromatischen und periblematischen Gewebe des Sprosses 58 0. Raunigärtel , eingetreten. Letztere, die grüne sukkulente Rinde, nur durch die Blattspurstränge mit dem eigentlichen Stamm in Ver- bindung stehend, beginnen alsdann zu schrumpfen, da an- schließend an das Korkgevvebe die Wasserzufuhr in den Blattbündeln sistiert wird und hier eine Abtrennungsschichte der Leitungsbahnen die Stränge durchsetzt. Mit dem Schwunde der Rinde und ihrer Sprengung durch den wachsenden Stamm tritt der Korkmantel desselben zutage. Eine eigentliche sekundäre Rinde (R, Fig. 5, 6) wird vom Pericambium II nach außen nur spärlich ausgebildet. Die Narben der Blattspurstränge bleiben in dem Korkgewebe des Stammes als grubenförmige Einsenkungen erhalten und dürften HRP, X, Fig. 6. bei dem hermetischen Abschluß durch das Phellom allein den Gasaustausch zu vermitteln haben. Die Korkbildung entspricht somit dem Typus, den Leisering für Salicornia hcrbacea L. beschrieb (p. 251). Gemäß der Angaben Fraines (p. 336) geht aber der interfaszikuläre Cambiumanteil der Gattung Salicornia ab und es entsteht das Pericambium II unmittel- bar aus dem außerhalb der primären Bündel gelegenen >^peri- cycle«. »These isolated arcs of meristematic tissue are rapidly joined up, so that a complete ring of cambium surronds the primary bündle system. On its inner side this meristematic layer gives rise to strongly lignified, prosenchymatous ground tissue, and at certain points groups of vessels. Where these letter are formed the cambium on its outer side produces a groupe of phloem elements; as the neighbouring cells continue Anatomie der Gattung Arthrocnennim. 59 the formation of the lignified ground tissue inner side, this phloem bundles (on a radial line with the vessels) soon becomes embeded, its cambium then ceases its activity, a new cambial arc joins up the broken ring outside se embeded phloem, and the formation of lignified ground tissue is re- sumed. Sekundäre Markstrahlen fehlen beiden Gattungen. In dem einheitlichen, holzigen Grundgewebe findet man die regellos angeordneten Gefäßbündel verstreut vor, von den primären, den Blattspursträngen entstammenden, durch den Mangel von Spiralgefäßen und -Tracheiden unterschieden. Das Holz besitzt beträchtliche Härte, ist spröde und bleibt in allen seinen Teilen lebenskräftig. Nur das zentrale Mark mit dem an- grenzenden primären Leitgewebe stirbt später ab, so daß Querschnitte durch ältere Stämme eine Lücke im Zentrum aufweisen. Die Anlagen von Seitensprossen {s, Fig. 7) bilden sich frühzeitig in den Blattachseln aus. Am Grunde des oberen, schüsseiförmigen Teiles des Internodiums entsteht aus der über der Austrittstelle des Blattspurstranges gelegenen Gewebe- partie ein Meristemkomplex. Aus den peripheren Teilen des pleromatischen Zentralteiles des Hauptsprosses geht das Plerom des Seitensprosses hervor, während Periblem und Dermatogen des letzteren von den entsprechenden Partien des Hauptsprosses ihren Ursprung nehmen, die in dieser Gegend lange Zeit ihren juvenilen Charakter behalten. Die Leitbündel des Seitensprosses lösen sich bei ihrem Eintritt in den Hauptsproß in Tracheidenzüge und Phloemreihen auf (Tr, Fig. 7), die sich teils an das gabelteilige Leitbündel ihrer Eintrittsstelle des Hauptsprosses, teils an den einmündenden ßlattspurstrang anschließen, dessen stammeigene Leitungs- bahnen nach Verlust der saftigen grünen Rinde ganz von dem Leitbündelsystem des Seitensprosses in Anspruch ge- nommen werden. 60 0. ß'aumgärtel, Morphologische Deutung des Sprosses. Fraine stellt in der Einleitung seiner Untersuchungen über die Anatomie der Gattung Salicornia (p. 317; die ver- schiedenen Auffassungen über die morphologische Deutung Fig. des sukkulenten, gegliederten Sprosses der Salicornieae zu- sammen. Diese lassen sich nach drei Gesichtspunkten ordnen. Babington, Bentham und Hooker halten diese Formen für blattlos und meinen, daß die grüne oder rötliche fleischige Rinde des Internodiums die sukkulente primäre Rinde des Stammes darstelle, so daß die gesamte Assimilationstätigkeit hier vom Stamme übernommen worden wäre. Anatomie der Gattung ArUirucncinnui. bl De Bary isi der Ansicht, daß die schmalen, freien Spitzen an den Sproßgliedern die kurzen, schuppigen Blätter bedeuten, welche in dekussierten Paaren angeordnet sind. Duval-Jouve betrachtet die ganze fleischige Außenrinde als vom Blatte stammend und Dangeard (p. 159) führt aus: II existe dans les Salicovnieae une gaine foliaire avec tissue en palissad. Cette gaine est et tantot distincte de l'ecorce dans tout l'entre-noeud, parfois confendue avec l'ecorce dans ]a partie inferieure de l'intrenceud«. »J'ai employe le nom de .sjaine foliaire'; il serait aussi exact peut-etre de l'appeler .-aine stipulaire'«. Fraine selbst schließt sich der dritten Ansicht an: »The succulent ,cortex' of the Salicornias is foliar in origin«. Nach seiner Meinung stellt das fleischige Internodium den verwach- senen Basalteil eines Blattpaares vor, der der Streckung des Internodiums folgend »a tubulär leaf sheath« bildete, in welcher sich die lateralen Zweige der Blattspurstränge »in reserved orientation« nach abwärts wenden und verzweigen und welche durch eine »limiting layer« vom eigentlichen »stem« getrennt wird. »A primary cortex is absent«. Leisering (p. 251) hält die fleischigen Rindengewebe für die sukkulente Stammrinde; desgleichen spricht Solerede r von "Stengeln -^^ mit stark entwickeltem Wassergewebe, während \'olkens die phyllomatische Natur dieser Teile erwägt iChenop., p. 39). Vorstehende Untersuchungen haben ergeben, daß bei Arthrocnemum am Vegetationspunkte drei Histogene angelegt werden, von denen das Plerom, mit einer Initiale beginnend, den zentralen Teil des Sprosses liefert. Dieser differenziert sich alsbald in das innerste eigentliche Mark (Wj, Fig. 1) und in einen peripheren Teil (w.,, Fig. 1), der unmittelbar an das periblematische Wassergewebe grenzt. Beide Teile sind durch primäre Markstrahlen verbunden, welche die Prokambialstränge scheiden. In den peripheren Lagen des äußeren Zentral- gevv^ebes pleromatischen Ursprunges treten alsdann die Peri- kambien I und II auf, durch deren Tätigkeit eine Isolierung der zentralen, später als Stamm hervortretenden Sproßregion zustande kommt. Was uns also nach Verlust der saftigen, Ö2 O. Baumgär tel, grünen Rinde als holziger Stamm entgegentritt, ist rein plero- matischen Ursprunges und das Pierom hat durch seine Drei- teilung in einen äußeren Markteil (Wg, Fig. 1), in die mittlere Lage der Leitbündelanlagen und primären Markstrahlen und in das innerste Mark (m^, Fig. 1) die Rolle übernommen, die sonst in typischen Fällen dem Periblem und Pierom zu- kommen würde. Der periphere äußere Markteil entspricht hierbei der primären Rinde; das eigentliche Periblem des Arthrocnemum-Sprosses, das die sukkulente grüne Rinde des Internodiums liefert, ist phyllomatischer Natur, indem seine Derivate zum Aufbau des Mesophylls der Blattanlagen dienen und mit der Streckung der Sproßglieder, welcher die Blatt- basen folgen, der Achse einverleibt werden bis nach dem Auftreten des Pericambiums I diese Gewebe absterben. Das Abwelken der sukkulenten, grünen Rinde kommt hiermit • einem Laubfall gleich, wie auch aus der Absperrung der Blattspurstränge beim Eintritt dieses Vorganges in der Fort- setzung des Pericambiums I, das ist an der Peripherie des Stammes erhellt. Bei der Anlage der Seitensprosse in den Blattachseln wird das Pierom der sekundären Achsen vom peripheren Markteil (m^, Fig. 1) der Hauptachse aus angelegt, während das Periblem von den zentrifugalen Lagen stammt und als phyllomatischer Natur zu bezeichnen ist. Diese Verhältnisse legen die Deutung nahe, daß der Sproß von Arthrocnemtim in seiner extremen ökologischen Anpassung phyllomatische Gewebe axial angeordnet hat, um auf diese Art eine Reduktion der transpirierenden Oberfläche zu erzielen und gleichzeitig das Mesophyll zur Wasser- speicherung verwenden zu können, was eine bessere Öko- nomie bedeutet als der einfache Übergang der Assimilations- tätigkeit auf die primäre Stammrinde, wie wir dies beim Ginstertypus vorfinden; denn das sukkulente Internodium assimiliert nicht nur, sondern speichert auch Wasser. IIL Die Anatomie der WurzeL Dieses Kapitel findet in der Arbeit Fraine's nur eine kurze Behandlung. »The primary root is always diarch in structure and has always a very well marked endodermis. Even the Anatomie der Gattung Arthrucnetnuiii. 63 youngest roots have a well formed aerating zone in the cortex.« Der anatomische Bau der Wurzel von Arthrocnemum erscheint aber interessant genug, um nach Beschreibung der Anatomie des Sprosses auf gleiche Weise die entsprechenden Gewebskomplexe der Wurzel zu untersuchen. Diese lassen sich analog auf drei wohl abgrenzbare Histogene, das Plerom, das Periblem und Dermatogen zurückführen, welch letzteres mit dem Calyptrogen aus einem gemeinsamen Urmeristem hervorgeht. Das Plerom entspringt ebenfalls einer Initiale und liefert den fünf Zellagen mächtigen Zentralteil der Wurzel. Aus dem einschichtigen Periblem entsteht das Rindengewebe von drei bis vier Zellagen Mächtigkeit, auf welches nach außen das Dermatogen folgt, das dem Hautgewebe seinen Ursprung gibt. Das Calyptrogen bildet eine Wurzelhaube aus, welche der sich entwickelnden Wurzel gar nicht weit folgt. Infolge der geringen Mächtigkeit des Rindengewebes ist die primäre Wurzel dünn. Eine »aerating zone« bestehend aus einem »large intercellular space bridge over at intervals by long narrow trabeculae« wie Fraine (p. 337) für die Gattung Salicornia angibt, ist bei der Wurzel von Arthrocnemum nicht vorhanden. Erst mit Eintritt des sekundären Dicken- wachstums erlangt die Wurzel einige Mächtigkeit (bei A. in- dicnm und A. macrostacliyum bis 8 mm). Während die Frei- landformen typische, wenig verzweigte Pfahlwurzeln besitzen, entwickelten die Kulturexemplare von A. glaucnm ein reiches Wurzelsystem unter Zurücktreten der sonst herrschenden Primärwurzel. Das Hautgewebe. Median am Scheitel der Wurzelspitze liegt das gemein- same Urmeristem des Dermatogens und Calyptrogens. Aus diesem entsteht nach innen zu durch Ausbildung perikliner Scheidewände das Hautgewebe, während nach außen auf gleiche Weise die Wurzelhaube gebildet wird, deren Zellreihen sich gegen die Peripherie lockern und beim Wachstum der Wurzel abgeschülfert werden. Die letzten Reste der Calyptra 64 O. Baumgärtel. finden sich dicht unterhalb der meristematischen Region der Wurzelspitze. Die Zellen des Wurzelhautgewebes strecken sich außer- halb der Wurzelhautgegend mehr und mehr, wobei die An- lagen der Wurzelhaare aufzutreten beginnen (wh, Fig. 10, 12, 13). Diese bilden eine beschränkte Zone um die primäre Wurzel. Die Trichome welken nach Sistierung der Absorptions- tätigkeit des Hautgewebes ab, wobei gleichzeitig der Schwund desselben beginnt (//, Fig. 13). Das Rindengewebe. Das ursprünglich einfache Periblem teilt sich bald in zwei Zellschichten, aus denen schließlich das aus zwei bis Anatomie der Gattung Avthrocnenitim. 65 drei Lagen bestehende Rindengewebe hervorgeht. Dieses be- steht aus großlumigen, längsgestreckten Zellen, denen skler- enchymatische Elemente, wie wir sie in der sukkulenten Sproßrinde fanden, abgehen. Die innerste Zellage entwickelt sich frühzeitig zu einer Endodermis mit typischen Caspary- schen dunklen Punkten an den Radialwänden {end, Fig. 10, 11, 12, 13). Dieser Zellring weist Stellen auf, wo durch tan- gentiale Wände zwei dünnwandige Zellen gebildet werden, deren reichlicherer Plasmagehalt und großer Zellkern auffallen; Fig. 9. diese Elemente dürften als Durchlaßzellen fungieren. Sobald sich an der Peripherie der Stele das Phellogen entwickelt hat und durch seine Tätigkeit auch hier ein hermetischer Ab- schluß zwischen den Geweben des Pleroms und Periblems erzielt worden ist, beginnt das Rindengewebe der Wurzel abzusterben und der Korkmantel übernimmt den Schutz der Wurzel nach Eintritt des Dickenwachstums derselben. Die Stele. Der aus der Initiale des Pleroms entstehende Zentralteil der Wurzel besteht in frühen Stadien aus fünf Zellagen. Die Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 5 66 O. Baumgärtel, zwei innersten stellen das Procambium des Xylems dar. Hier werden Spiral- und Ringgefäße angelegt {x^, Fig. 10, 11, 12, 13, 14). In der dritten Lage des Pleroms treten vier Pro- kambialstränge auf, welche die Phloemelemente ergeben (ph^, Fig. 10, 11, 12, 13, 14). So entwickelt sich eine primäre, tetrarche Stele, indem durch die Tätigkeit des dritten Zell- ringes (q, Fig. 10, 11, 13) zentripetal einfache Holzgefäße Fig. 10. mit totaler Auflösung der Querwände und zentrifugal weitere Phloemelemente an den erwähnten vier Stellen der Pro- kambienstreiferi angelegt werden. Die zwischen diesen Partien gelegenen Abschnitte des dritten Zellringes entwickeln sich gleichzeitig mit und lassen radiale Reihen parenchymatischer Natur entstehen. Hier tragen also nur die intrafaszikulären Kambien zur Entwicklung der tetrarchen Stele bei, während die kambiale Tätigkeit in den den primären Markstrahlen des Sprosses entsprechenden Teilen nur indifferentes Gewebe ausbildet, das eine unverholzte Grundmasse darstellt. Sobald die Stele auf diese Weise einige Anatomie der Gattung Arthrocnciiiuiii. 67 Mächtigkeit erlangt hat, hört die Tätigkeit der Kambien auf und es bildet sich nun in der vierten Zellage des Pleroms das Pericambium II {P^, Fig. 10, 11, 12, 13), in der fünften das Pericambium I (P^, Fig. 10, 11, 12, 13). Ersteres bettet die Stele in prosenchymatisches Grundgewebe ein und legt nach außen vorrückend analog dem Dickenwachstum des Sprosses verstreute Gefäßbündel in der holzigen Grundmasse Fig. 11. an. Gleichzeitig verholzen auch die erwähnten parenchymati- schen Komplexe zwischen den Phloempartien der tetrarchen Stele, welche den primären Markstrahlen entsprechen. Die nach außen entwickelte sekundäre Rinde ist auch bei der Wurzel auf wenige Zellen beschränkt. Das Pericambium I ergibt als Phellogen (P^, Fig. 10, 11, 12, 13) einen Korkmantel um den Zentralzylinder, der nach Absterben der primären Rinde als Hautgewebe fungiert. Querschnitte durch ältere Wurzeln (Fig. 14) und ältere Stämme unterscheiden sich also nur im zentralen Teile, wo bei ersteren die holzige Grundgewebemasse, bei letzteren die Reste des innersten Markes sich vorfinden. Die von Fron (Solereder, p. 265) und Fraine gemachten Angaben über den diarchen Aufbau des Zentralzylinders bei der Gattung Salicornia können demnach nicht auch für Arthrocnemiiin gelten. (38 O. ßaumgärtel. Aus dem Pericambium II nehmen auch die Seitenwurzehi ihren Ursprung, indem hier frühzeitig ein Vegetationspunkt angelegt wird, dessen Pleromteil sich als Tracheidenkomplex an die entsprechenden Elemente der Stele angliedert und mit seinen Bastpartien an jene des Zentralzylinders anschließt. In Aufbau und Wachstumsvorgängen gleichen die Neben- wurzeln der Hauptwurzel völlig. III. Die Anatomie des Keimlings. Der bogig gekrümmte Embryo verläßt den Samen als Keimling, dessen Cotyledonen über der Plumula zusammen- geklappt sind, während das langgestreckte Hypocotyl in einer scharf abgesetzten Radicula endigt. Die Cotyledonen bleiben lange Zeit erhalten und besitzen das Aussehen von mono- sj^'mmetrischen, fleischigen Blättern, deren Oberseite Stommata (.?/>;,, Fig. 8) aufweist, die sich von denen des Sprosses durch geringe Cutinisierung und oberflächliche Lage unterscheiden. Untersucht wurden allerdings nur Keimlinge aus den er- wähnten Kulturen, weshalb diese Verhältnisse auch sekun- däre Veränderungen bei geänderten äußeren Umständen be- deuten können. Unter dem oberseitigen Hautgewebe {cpo, Fig. 8) liegt ein Palissadenparenchym mit tiefreichenden Atemhöhlen (a.-,, Fig. 8). Die Zellen dieses Gewebes besitzen Chlorophyll, wenn auch in geringerer Menge als beim Sprosse. Gewöhnlich tritt das Palissadengewebe der Cotyledonen {pa.^, Fig. 8) zwei Zellagen mächtig auf und die kultivierten Exemplare besitzen Anatomie der Gattunt;- Arihrocnciiiniii. 69 in demselben keine Spikularzellen, was wieder mit den ver- änderten Lebensbedingungen zusammenhängen kann. Den größten Teil des Mesophylls nimmt ein hyalines, großzelliges Gewebe (n>.,, Fig. 8) ein, in welchem die V'erzweigungen der Cotyledonenstränge verlauten (/.,, Fig. 8), um im Palissaden- parenchym zu endigen. Das Hautgewebe der Unterseite der Keimblätter (epii, Fig. 8) ist aus in der Längsrichtung gestreckten Zellen zu- sammengesetzt, welche in das Hautgewebe des Hypokotyls übergehen (Ii, Fig. 8). Ebenso strecken sich die Zellen des hyalinen Mesophylls in der Richtung der Achse und schließen sich an das Rindenparenchym {rp, Fig. 8) des Hypokotyls an. Dieses besteht aus vier bis fünf Zellagen, deren innerste eine Endodermis bildet {end, Fig. 8). Zentral liegt das diarche Leitbündel des Keimlings, das sich in zwei kollaterale Stränge spaltet, die in die beiden Kotyledonen auszweigen (/j, Fig. 8) und sich daselbst verästeln (l.,, Fig. 8). Ähnlich wie die primäre Wurzel besitzen auch die ganz jungen Keimlinge einen Zentralzylinder, der aus fünf Zellagen besteht, deren zwei innerste zum primären Holzteil der Stele werden (x^, Fig. 9), während in der dritten zwei gegenüberliegende Phloemstreifen (j?h^, Fig. 9; zur Ausbildung gelangen. Zwischen Phloem- und Xylemteil liegen primäre Kambien (c^, Fig. 9). Auf die vierte und fünfte Zellage folgt die Anlage der Endodermis (etid, Fig. 9), dann das Rindenparenchym (rp, Fig. 9) und das Hautgewebe (Ii, Fig. 9). Sobald sich die beiden Keim- /O O. Bau m gärt el, blätter geöffnet haben und die beiden Vegetationspunkte des Sprosses und der Wurzel in Tätigkeit getreten sind, beginnen im Zentralteil des Keimlings Veränderungen aufzutreten. In der diarchen Stele bilden sich in der dritten Zellage kreuz- ständig zu den vorhandenen Phloemanlagen zwei neue Kam- bialpartien, durch deren Tätigkeit die Stele tetrarch wird und den gleichen Charakter erhält, wie jene der Wurzel, an die sie sich anschließt. Der Anschluß an die vier Gefäßbündel Fig. 14. des Sprosses vollzieht sich derartig, daß die beiden Keim- blattstränge sich mit den Gabelästen des einen Paares von den Leitbündeln in der Stele des Hypokotyls vereinigen, während das andere Paar ohne sich zu gabeln in die zuletzt angeleglen Teile der tetrarchen Stele übergeht. Dieser Übergang des Leitungssystems in die Wurzel ist somit äußerst einfach und ist nicht mit van Tieghem's Typus III zu identifizieren, wie Fraine für die Gattung Saliconiia gefunden hat (p. 340): >The cotyledons each con- tribute one bündle to the hypocotyl, almost immediately bi- furcation takes place in the phloem, the metaxylem separates Anatomie der Gattung Arihrocneiiiuiu. 71 into two parts and the half bundles thus formed rotate round the protoxylem until the latter is brought into the exarch Position. The adjacent phloem groups next fuse, metaxylem elements are differentiated, and a typical diarch root is pro- duced«. Zusammenfassung und Schluß. Für die Gattung Artlirocnemum Moqu. ergeben sich aus den angestellten Untersuchungen folgende charakteristische anatomische Merkmale: 1. Der aus einem deutlich differenzierten Vegetations- punkte sich entwickelnde Sproß stellt eine innige Zusammen- fassung von Blatt und Stamm dar, so daß ein scheinbar blatt- loses, gegliedertes, sukkulentes Achsenorgan entsteht, das der Assimilation und Wasserspeicherung dient. 2. In dem Palissadengewebe der periblematischen Rinde finden sich normalerweise Spikularzellen als sekundär um- gewandelte Parenchymzellen vor, welche einen Anschluß an die Gefäßbündelendigungen gewonnen haben. 3. Die vier primären, den Blattspursträngen entstammenden Gefäßbündel spalten sich paarweise beim Eintritte eines neuen Paares von Blattspursträngen abwechselnd, worauf ihre Gabel- äste mit den median verlaufenden neuen Blattsträngen im Ver- laufe des entsprechenden Internodiums nacheinander ver- schmelzen. 4. Das Dickenwachstum geht auf die Bildung eines Kam- biumringes, des Perikambiums II, in der vorletzten Zellage des Zentralteiles nach außen zurück, indem sich die interfasziku- lären Kambienstreifen mit extrafaszikulären Gruppen zu einem Ringe vereinigen, der unregelmäßig angeordnete sekundäre Bündel in einer prosenchymatischen Grundmasse zentripetal anlegt. Aus der äußersten Zellage des Zentralteiles geht ein Phellogenring, das Perikambium I, hervor und führt die Scheidung zwischen dem pleromatischen Stamme und der periblematischen grünen Rinde herbei, welche Erscheinung als Laubfall anzusprechen ist. 5. Die vier Gefäßbündel des Stammes konvergieren im Hypokotyl und vereinigen sich nach Spaltung und erneuter 72 0. Baumgärtel, Fusion zwecks Aufnahme der Keimblattstränge des einen Paares zu einer tetrarchen Stele, welche sekundär aus der diarchen des Keimlings entsteht und sich unmittelbar in die Wurzel fortsetzt. 6. Die Kotyledonen stellen fleischige Blätter mit ober- seitigem Assimilationsgewebe und Spaltöffnungen dar, in denen sich die von der diarchen primären Stele des Embryos aus- zweigenden beiden Stränge verästeln, während die Rinde des Hypokotyls keine leitenden Elemente aufweist. 7. Die Wurzelstele wird vom Vegetationspunkte der Wurzel aus tetrarch angelegt, besitzt dieselben Perikambien I und II wie der Zentralteil des Sprosses und gleicht diesem völlig im Dickenwachstum. Aerenchymatische Gewebe gehen der Wurzel ab. Die Arten der Gattung Arthrocnemum Moqu. sind Bewohner des Meeresstrandes und verteilen sich auf folgende Gebiete: A. ambiguum Moq.; Australien. A. arhuscula Moq.; südliches Neu-HoUand, Süd- Australien, Viktoria. A. coralloides Lose; Spanien. A. glaucum Del.; Küstengebiet der Adria, des mittelländischen und ägäischen Meeres. A. indiciini Moq.; Viktoria, Tasmanien, Ceylon, Senegal. A. macrostachyiim Bung.; Mittelmeergebiet. Alle diese Arten umfassen typische Halophyten, welche sich an einen an Natriumchlorid und Nitraten reichen Boden extrem angepaßt haben. Mit dieser Lebensweise stehen die anatomischen Anomahen, die Reduktion der transpirierenden Oberfläche, die Einsenkung und eigenartige Ausbildung der Spaltöffnungen, das Auftreten des Wassergewebes, von Spikular- zellen und Stereiden augenscheinlich im engsten Zusammen- hange. Soweit die von mir angestellten Kulturversuche zu Schlüssen berechtigen, ist die physiologische Trockenheit des Standortes verbunden mit optimalem Transpirationsbedingungen der letzte Grund dieser xerophytischen Merkmale. So zeigte der Sproß von A. glaiimm, in dampfgesättigter Luft gezüchtet Anatomie der Gattung Arthrocnemtiui. 73 bedeutende Verlängerung der Internodien, Abflachung nach der Ebene der Blattspitzen, welch letztere deutlichen Blatt- charakter entwickelten und morphologisch den Keimblättern ähnelten, Reduktion der Spikularen und Stereiden und fort- schreitende Beschränkung des Wassergewebes auf die fleischigen Blätter, was wiederum für den phyllomatischen Charakter des ersteren zeugt. Die Cutinisierung der Epidermis war gering und die Spaltöffnungen lagen oberflächlich. Auch ging der Charakter der Pfahlwurzel verloren und es trat reichliches Wurzelwerk auf. Diese leichte Veränderlichkeit der Anpassungsmerkmale bei Änderung der äußeren Lebensbedingungen läßt die Ver- mutung berechtigt erscheinen, daß die sukkulente Sali- cornieen-Form verhältnismäßig jung sein müsse, da eine so leichte und rasche Variabilität älteren Typen abzugehen pflegt. Deshalb trage ich Bedenken, mit Volkens (Chenopod. p. 51) diese Formen als Relikte einer alten Chenopodiaceen- Vegetation anzusehen. Sicher ist aber, daß der Tribus der Salicornieae in den Gattungen Arthrocnemmvi und Salicornia seine extremsten Anpassungsformen darbietet, zu welchen die Gattungen HaJopepUs und Halocnenmm mit zunehmender Artikulation und Sukkulenz des Sprosses den Übergang bilden. Zum Schlüsse sei es mir noch gestattet, meinem hoch- verehrten Lehrer, Prof. Dr. Ritter Beck v. Mannagetta und Lerchenau, für die vielfachen Anregungen und freundlichen Unterstützungen, unter denen vorliegende Arbeit gedieh, an dieser Stelle meinen Dank auszusprechen. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 74 O. Baumgäitel, Anatomie der Gattung Arthrocnemum. Literatur. Beck V: Mannagetta-Reichenbach. Icones Florae Ger- manicae et Helveticae, Vol. XXIV (Leipzig und Gera 1909). Dangeard, Structur des Salicornieae (Bull. soc. bot. de France. 1888, p. 157-160). Fraine, The anatomy of the genus Salicornia (Journal of Linnean society, 1913, 41, 317 bis 350). Haberlandt, Physiologische Pflanzenanatomie (Leipzig 1909). Index Kewensis, Fase. I, IV (Oxford 1893). Leisering, Über die Korkbildung bei den Chenopodiaceen Ber. der Deutsch, bot. Ges., Bd. XVII, 251 ff.). Sole reder, Systematische Anatomie der Dikotyledonen (Stuttgart 1899). Derselbe, • Ergänzungsband zur systematischen Anatomie (Stuttgart 1908). Schimper, Pflanzengeographie auf physiologischer Grundlage (Jena 1898). Volkens, Chenopodiaceae in Engler-Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien (3. Teil, 1. Abteilung a, Leipzig 1893). Derselbe, Standort und anatomischer Bau (Jahrb. Berlin. Gart., 1884, 37 ff.). Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung 1 Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 2. und 3. Heft über das Wachstum des Embryos im ausgesäeten Samen vor der Keimung Von Marie Findeis Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität in Wien. Nr. 101 der zweiten Folge - Vorkeimung- stammt von Lakon, der- Ausdruck »Nachreife ^< wird häufig in allgemeinerer Bedeutung für Veränderungen unbekannter Natur gebraucht, welche sich an abgenommenen Samen einige Zeit nach der eingetretenen scheinbaren Reife vor der Aussaat vollziehen und dann ein verschiedenes Verhalten gegenüber sofort ausgesäeten be- dingen. Ich werde im Anschluß an Lakon nur bei Praxi uns txcelsiov von Vorkeimung sprechen, den Ausdruck »Nachreife- jedoch wegen der Verschiedenheit seines Umfanges vermeiden. Wesentlich ist die Feststellung des Begriffes der eigent- lichen >^ Keimung« oder des »Keimungsbeginnes«, da auch hier Anwendungen vorkommen, die verschieden aufgefaßt werden können. ^ In vorliegenden Beschreibungen werde ich den Ausdruck ^•Keimung« ebenso wie »Keimungsbeginn < zur Bezeichnung des Wurzelaustrittes aus dem Samen anwenden.- Von Pflanzenarten, auf deren unvollkommene oder kleine Embryonen in der Literatur bereits Hinweise bestehen, habe ich Anemone hepatica und narcissiflora, CorydaUs cava. Fvaxinns excelsior und Paris quadrifolia untersucht. Außerdem habe ich bei folgenden Arten ein der eigentlichen Keimung vorausgehendes Wachstum des Embryos im Sameninnern beobachtet: ThaUctrniu aqiiilegifoJiiim, Actaea spicafa, CaJtlia palustris, Clemaiis vitalba, CheUdoninin uiaiiis, Pumaria capreolata. Im folgenden speziellen Teile werde ich unter >-A'- die über die Keimung der betreffenden Samen in der Literatur vorgefundenen Angaben anführen und unter »5« über meine Untersuchungen und Beobachtungen berichten.^ Um eine vergleichsweise Übersicht der Keimungsverhält- nisse bei den verschiedenen Samenarten zu ermöglichen, habe ich den Versuchsbeschreibungen Tabellen angeschlossen, aus 1 Ich werde im speziellen Teil bei Coiydalis darauf zu sprechen klimmen. - Die gleiche Definition des >■ Keimungsbeginnes« gibt Wiesner (13). 3 Längeren Einzelbeschreibungen fügte ich unter »C« eine Zusammen- fassung der gewonnenen Ergebnisse an. Embiyowtichstum im ausgesäeten Samen. / 9 denen die Versuchsdauer, die Zahl der insgesamt aufgetretenen Keimungen sowie der während der Versuchsdauer auf die Größe der enthaltenen Embryonen untersuchten Samen zu ersehen ist. Versuche, bei denen während der Versuchsdauer Änderungen des Substrates oder Verletzungen der Samen vor- genommen wurden, habe ich in die Tabellen nicht auf- genommen. Ferner \-ersuchte ich, durch eine Reihe von Zeich- nungen das Wachstum der Embryonen im Sameninnern zu \-eranschaulichen. II. Untersuchungen einzelner Pflanzenarten, Anemone. Bei den Anemonen ist der Embryo bald dikotyl, bald akotyl, meist ist •er ein kugeliger, ungegliederter Zellkörper. Die Keimung findet erst im Jahre nach der Samenbildung statt (die Wurzel durchbricht aber in einigen Faller. schon nn Herbst das Perikarp) (H.i Die Keimung wird durch Licht begünstigt (5). 2 B. Trotzdem Atieuumc licpatica im V/ienerwald ungemein häufig ist, habe ich nur selten, an höher gelegenen sonnigen Stellen, reife Früchte gefunden. Diese sind beim Abfallen meist noch grün und bräunen sich erst nach und nach im Keimbett. Die Samen enthalten einen ungegliederten Embryo (siehe Taf. I, Fig. 1 ). Bei einem Versuchsbeginn im November 1915 traten im Jänner 1916 die ersten Keimlinge auf (siehe Tabelle 1). Beim Hervortreten der Radikula aus dem Samen hatte der Embryo nahezu die ganze Samenlänge, d. i. das 16-fache seiner Länge bei der Fruchtreife, erreicht. In den ungekeimten Früchten waren Embryonen in allen Übergangsstadien zu finden. Die Keimungen traten sehr ver- einzelt, die letzte am 19. November 1916 auf. Auch dann war 1 Die in ( ) beigesetzten Ziffern verweisen auf das Literaturverzeichnis p. 24. - Über die Beeinflussung der Samenkeimung durch Licht siehe auch Lehmann (9), 80 M. Findeis. noch ein gesunder, ungekeimter Samen vorhanden. Vor der Keimung erfolgte eine Schwellung der Samen, wodurch das Perikarp in zwei Hälften gesprengt wurde. Nach dem Keimungsbeginn schreitet das Wachstum lang- sam fort. Bei den Jännerkeimlingen aus dem Laboratorium wird die Testa erst im September abgestreift. Im Freien findet das Hervorbrechen der Radikula bereits im Herbst des Reife- jahres statt. Im Jänner sind schon Keimpflanzen zu finden, welche die Testa abgestreift haben. Bei der Gebirgspflanze Anemone narcissißora (Taf. I,. Fig. 6 bis 10), welche einen kleinen dikotylen Embr^/'o besitzt,, wurde in der Zeit vom November 1915 angefangen ein lang- sames Wachsen der Embryonen (besonders der Keimblätter) beobachtet. Im Mai 1916 hatte der Embryo das Fünffache der ursprünglichen Länge erreicht. Die erste Keimung erfolgte im September 1916. Thalictrum (Taf. I. Fig. 17 bis 21). A. »Unter den TImJ irlfiiui- Avten gibt es solche, deren sehr langsame- Keimung sich überhaupt nur im Licht vollzieht«. Thalictrum aqtUlegifolium keimt im Licht in 4 Jahren zu 100^'/^ bei einem Keimungsbeginn im zweiten Monat nach der Aussaat (5). B. Am 26. August 1915 habe ich Früchte von ThaHctruut aqnilegifolmm gesammelt, die zwar noch fest an den Stielen hingen, aber ganz trocken und braun waren. Die Samen ent- hielten einen kleinen dikotylen Embryo. Im Jänner 1916 erfolgte die erste Keimung im Licht, in ungekeimten Samen waren die Kotyledonen merklich gewachsen. Bis Ende März hatte der Embryo in ungekeimten Samen mehr als das Doppelte der ursprünglichen Länge erreicht. Welche Größe der Embryo im Momente des Keimungsbeginnes hat, habe ich nicht fest- stellen können, da ich an den ersten Keimlingen ihre Weiter- entwicklung beobachten wollte und mir zu einer Wiederholung der Versuche das nötige Material fehlte. Nach dem Keimungsbeginn geht die Weiterentwicklung der Keimpflanzen schneller vor sich als bei Anemone hcpatica. Embryowachstum im ausgesiietea Samen. 81 Actaea (Taf. I. Fig. 22 bis 26). .4. Die Keimung- der Samen von Actaea spicata wird zunächst durch Licht beeinträchtigt. Im zweiten und dritten Jahr der Keimung aber erweist sich die Belichtung als förderlicher. Die Keimung ist auch weiter eine sehr ver- zögerte. »Die Keimblätter erscheinen wie bei Asarniii, Corydalis (siehe bei Cotydalis) Arctostaphylos erst li;'._, bis 2 Jahre nach der Keimung« (5). B. Im August 1915 habe ich die schwarzglänzenden, eben abfallenden Beeren von Actaea spicata gesammelt. Die braunen, scheibenförmigen, harten Samen zeigten nach dem Auslösen aus dem saftigen Fruchtfleisch keinerlei Schrumpfung, hatten also zweifellos die äußere Samenreife erreicht. Im Innern ent- hielten sie einen kleinen Embryo, der eben die Anlage der beiden Keimblätter erkennen ließ. Die Keimung erfolgte im Dunkeln früher und in größerer Zahl als im Licht. In den Blumentöpfen begann die Keimung im März 1916. In den dunkel gehaltenen ungekeimten Samen war die Entwicklung des Embryos ^^■eiter vorgeschritten als bei den licht gehaltenen. Bei Keimungsbeginn hatte der Embryo fast die ganze Samenlänge, d. i. mindestens das Fünffache seiner ursprünglichen Länge, erreicht. Bei dunkel gehaltenen Samen war der Embryo in ungekeimten Samen auch bis zum Acht- fachen seiner ursprünglichen Länge herangewachsen. Mitte Juli 1916 hatten die Versuchskeimlinge schon sehr lange und verzweigte Wurzeln, die Keimblätter waren aber noch immer von der Testa umschlossen. Am 3. September 1916 war ein Keimling mit ausgebreiteten Keimblättern vorhanden. Mehrere abgestreifte Samenschalen ließen schließen, daß das Abstreifen der Testa im August stattgefunden habe. Im Freien habe ich Ende August Keimpflanzen mit zwei gut entwickelten ausgebreiteten Keimblättern, in der Regel auch mit dem ersten Laubblatt, an dessen Grund bereits eine Wiilterknospe an- gelegt war, gefunden. 82 M. Findeis. Würde das Erscheinen der Keimblätter mindestens l^'o Jahre brauchen, so müßten bei einer Wurzelkeimung im März im August unbedingt Keimlinge zu finden sein, deren Keimblätter noch in der Testa stecken. Ich habe solche aber nicht gefunden. Aciaea spicata hat einen kleinen Embryo, der sich im Sameninnern nach der Aussaat weiter entwickelt. Dieses Wachstum wird durch Dunkelheit begünstigt. Wenn der Embryo seine volle Länge erreicht hat, dürfte Belichtung die Aus- keimung der Samen fördern. Die Weiterentwicklung der Keim- linge erfolgt sehr langsam, das Abstreifen der Testa erst ein halbes Jahr nach dem Wurzelaustritt. Clematis (Taf. I, Fig. 11 bis 16). A. ■»Clematis vitalba keimt nach kürzerer Frosteinwirkung im Licht, nach stärkerer auch im Dunkeln v< (5). B. Im Oktober 1915 gesammelte Früchte von Claiuifis vital Im enthielten einen kleinen Embryo; die Keimung erfolgte nur im Licht. In den ungekeimten, licht gehaltenen Früchten war der Embryo merklich gewachsen, in den dunkel gehaltenen war kein Wachstum des Embryos zu beobachten. Am 28. November 1915 wurden nach dreitägigem Schnee- wetter neuerdings Früchte gesammelt, welche bereits nach 3 Wochen im Dunkeln in großer Zahl keimten. In den un- gekeimten Früchten war der Embryo auf das Dreifache der ursprünglichen Länge, d. i. ungefähr bis zur halben Samen- länge herangewachsen. Vor der Keimung erfolgte eine Schwel- lung der Samen (ebenso wie bei Aitenwne Jiepafica), wodurch das Perikarp in zwei Hälften gesprengt wurde. Die Keimblätter entfalten sich in der Regel 7 Tage nach dem Wurzelaustritt. Embiyowachstum im ausgesäeten Samen. 83 Caltha (Tat". II. Fig. 10 bis 2U). Die Keimung von CaUha faliislris wird durcli Liclit begünstigt: im i)unkeln erscheint erst nach einem halben Jahr der erste Keimling (."n. B. In den frisch geernteten, braunglänzenden Samen von Caltha palustris, die aus den offenstehenden Kapsehi aus- geschüttelt wurden, habe ich kleine Embryonen vorgefunden, deren größte Ausdehnung in der Länge nie der halben Samen- länge gleichkam. Im Juni 1915 gesammelte und mehrere Wochen trocken gehaltene Samen, die im November ausgesäet wurden, ließen die erste Keimung am 15. -Mai 1916 beobachten. In ungekeimten Samen waren vollständig aus- gewachsene Embryonen und solche in verschiedenen Wachstumsstadien zu ünden. Am 1. Juni 1910 wurde in Laxenburg bei Wien neues Material geerntet. Die Samen wurden am 8. Juni 1916 teils sofort in licht gehaltene Petri- schalen oder in feuchtes Moos gelegt, oder sie wurden vorher längere Zeit in Wasser liegen gelassen. Dabei konnte folgender Vorgang beobachtet Averden. In der Regel erfolgte 10 Tage, nachdem die Samen den geeigneten Keimungsbedingungen ausgesetzt worden waren, bei einer größeren Anzahl von Samen eine Sprengung der Samenschale in zwei Hälften. Aus der gesprengten Testa trat das stark angeschwollene Endosperm hervor. In größter Zahl fanden sich diese Sprengungen bei den in feuchtem ^loos liegenden, in geringerer Zahl bei den in Petrischalen liegenden und vereinzelt auch bei in Glasgefäßen auf dem Wasser schwimmenden oder untergesunkenen Samen. Werden die aufgesprungenen Samen sofort nach dem Aufspringen untersucht, so lassen sie einen Embryo erkennen, der bereits die halbe .Samenlänge erreicht hat. In der Regel 2 Tage nach der Sprengung der Testa bricht die Radikula aus dem Endosperm hervor. Jetzt ist der Embryo" im Innern bis zur vollen Samenlänge ausgewachsen. Nach weiteren 4 Tagen sind unter fortschreitendem Wachstum und Die Samen von Corydalis cava keimten im Lichte nach 7 Monaten, im Dunkeln nach 12 Monaten,- doch war es erst nach 3 Jahren ganz sicher^ daß hier eine wirklich normale Keimung vorliegt« (5^7). 1 Im Anschluß an die Besprechung der Ranunculaceen möchte ich be- merken, daß ich in unreifen Samen von Aconituiii rosiraiuin sehr kleine, in reifen Samen von Acunitiiin napcllus (Handelsware) etwas größere, in Samen, die ein halbes Jahr im Keimbett lagen, vollständig, ausgewachsene Embryonen gefunden habe. Ich habe diese Versuche hier nicht näher angeführt, da es sich im ersten Falle um unreife, im zweiten Falle um Samen handelte, deren Alter mir nicht bekannt war. - Da Kinzel die Entwicklung der Samen bloß äußerlich beobachtete und keine Samenschnitte machte, mußte er über die eigenartigen Keimungs- verhältnisse von Corydalis im Unklaren bleiben. Ihm erscheint daher das die Testa sprengende und allmählich anschwellende Endosperm als Embryo, an dem erst '»nach 2 Jahren ein Würzelchen und dann in rascher Folge die beiden (?) Keimblätter erscheinen«. (Auf p. 21 schreibt Kinzel, daß die Keimblätter erst U o bis 2 Jahre nach der Keimung erscheinen.) Als »Keimung« faßt er dementsprechend bereits die Sprengung der Testa auf, wonach aller- dings bei Laborätoriumsversuchen noch U 2 bis 2 Jahre bis zum Hen-or- treten der Radikula (dem eigentlichen Keimungsbeginn) vergehen können. M. Findeis. B. Ich habe in den unreifen Samen von CorydaUs lutea den Embryo als kleinen, ungegliederten Zellkörper vorgefunden. In den reifen Samen von Corydalis cava wird der Embryo •undeutlich, weil er sich \'on dem Nachbargewebe zu wenig differenziert. Im Juni 1915 gesammelte. Mitte Juli ins Freie ausgesäete Samen ent- hielten im Oktober 1915 einen kleinen Embrj'o, ebenso wie im September an ihrem natürlichen Standort gesammelte. Im November 1915 wurden Samen der Juniernte in Petrischalen aut" feuchtes Filtrierpapier und in Blumentöpfe ausgesäet. Das gleiche geschah mit den Samen der Septemberernte, Diese ließen im Laufe des Winters ein langsames Wachstum des Embryos im Sameninnern beobachten, im März 1916 war der Embryo vollständig ausgewachsen. Bei den Samen der Juni- ernte konnte gleichfalls ein Wachstum des Embryos festgestellt werden. Keimungen erfolgten im März 1916 aber nur bei jenen Samen, die über Winter im Freien in der Erde gelegen waren. Im September 1915 waren im Freien vereinzelt Samen zu finden, deren Testa durch Anschwellung des Endosperms in zwei Hälften gesprengt war. Solche Sprengungen der Testa erfolgten bei den Laboratoriumsversuchen, die im November 1915 mit den Samen der Juniernte angestellt worden waren, erst ab 28. Juli 1916. Eine eigentliche Keimung konnte bei den Labora- loriumsversuchen bis November 1916 nicht beobachtet werden. Im Apnl 1916 habe ich in Laxenburg im Freien ziemlich viele Keim- linge gefunden, die ein langgestieltes, schmales Keimblatt und einen kleinen hypokotylen Knollen besaßen. Die Samen von Corydalis cava reifen anfangs Mai. Sie enthalten einen ungegliederten Embryo, der im abgefallenen Samen weitervvächst und im September bereits die Radikula und das gefaltete Keimblatt erkennen läßt. Werden die Samen in diesem Zustande gesammelt und trocken aufbewahrt, so wächst der Embryo nicht weiter, die Samen behalten aber ihre Keimfähigkeit. Werden die Samen den Keimungsbedingungen ausgesetzt, so erfolgt eine Weiter- entwicklung des Embryos im Samen, wobei das Endosperm häufig so stark anschwillt, daß die Testa in zwei Hälften gesprengt wird. Nach Sprengung der Testa sind die Samen gegen Wassermangel und Frost sehr empfindlich. Eine gewalt- Embryowachstum im ausgesäeten Samen. oV same Sprengung der Testa hat in der Regel das Zugrunde- gehen der Samen zur Folge. Im Freien erfolgt im März des nächsten Jahres die Kei- mung. Die Radikula tritt aus dem Endosperm hervor, längstens einen Monat darnach streift das der Länge nach gefältelte Keimblatt ein unter der Testa liegendes dünnes Häutchen ab und entfaltet sich; es bildet sich der hypokotyle Knollen aus, das Keimblatt stirbt ab und die Weiterentwicklung der Pflanze erfolgt in der nächsten Vegetationsperiode. Im Laboratorium vollzieht sich der ganze Keimungs- prozeß viel langsamer. Welche Faktoren beim Verweilen der Samen im Freien den frühzeitigeren Keimungsbeginn bewirken, ist bis jetzt noch nicht erwiesen. Fumaria (Tat". II. Fig. a bis [()). A. y-Fn/iiarta ofßcinalis keimt im Sommer und Herbst, Fiiiiuiria Vaillanir dagegen im Frühjahr« (3). »Bei Fuinaria Vaillanti geht der Samen mit großer Raschheit seiner Entwicklung entgegen« (2). B. Ich habe in den Früchten der beiden einheimischen Arten Fumaria officinalis und Fuinaria Vaillanti sowie in den Früchten der mediterranen Art Fumaria capreolata kleine, aber wohlausgebildete Embryonen gefunden, die in Größe und eigentümlicher, scheinbar exzentrischer Lage im Endosperm ganz den Embryonen der im September gesammelten Samen von Corydalis cava entsprachen. Die Reifung der Fumaria-Fmchie erfolgt im Juli und August. Die Früchte haben ein häutiges, grünes Perikarp, das im Keimbett verfault.^ Darunter liegt die harte Testa, die bei 1 Daher müssen bei den Versuchen die Samen nach 1 bis 2 Wocheix abgewaschen werden. 88 M. Findeis. Fmiiariü ofjiciualis und F. Vaillanii sehr stark, bei Fiiniaria ^apreolata viel schwächer ausgebildet ist.^ Bei mehreren Versuchsreihen, die ich mit dieser letzteren Art anstellte, konnte ich beobachten, daß bereits nach einer Woche bei einigen Samen die Testa gesprengt wurde, das stark anschwellende Endosperm herv^ortrat und aus diesem nach 1 bis 2 Tagen die Radikula hervorbrach. Samen, die in diesem Zustand (bei Keimungsbeginn) untersucht wurden, ließen einen bogenförmig durch das Endo- sperm hindurchgewachsenen Embryo beobachten. Bei eben aufgesprungenen Samen war der Embryo in der Regel bis zum Doppelten der ursprünglichen Länge herangewachsen, es zeigten aber auch ungekeimte, nicht aufgesprungene Samen bei der Untersuchung einen vollständig ausgewachsenen Embryo. Bei Versuchen, die mit im Juli und August 191(3 ge- <2rnteten Früchten von Fitmaria officinalis und F. VaiUanti angestellt wurden, konnte bis Dezember 1916 keine Keimung erzielt und nur ein geringes Wachstum der Embryonen im Sameninnern beobachtet werden. Anfang November 1916 habe ich in Weingärten Fumaria- Keimlinge mit den beiden schmalen Keimblättern und 1 bis 2 Laubblättern gefunden. Der Keimungsbeginn dieser Pflänzchen dürfte wohl Ende September anzunehmen sein. Chelidonium malus (Taf. II, Fig. 11 bis 15.) ^Chelidoniuin inaitis keimt im ersten und namentlich im zweiten Keim- jahre nach energischem Abspülen und Abreiben der Samen auf Gazetüchern im Licht in größerer Menge aus und zeigt schon in seiner Jugendentwicklung den verzögerten Fortschritt nach Beginn der eigentlichen Keimung, wie er noch viel eigenartiger bei Corydalis hervortritt«. Im Dunkeln erfolgt über- haupt keine Keimung; im Licht keimen im Laufe von 4 Jahren 560 q {ba). 1 Für die Auffassung der grünen Haut als Perikarp, der darunter be- findlichen harten .Schale als Testa spricht der Vergleich mit den Kapsel- früchten von Corvdalis und Chelidoniniii. Embryowachstum im ausgesäeten Samen. 89 B. Die schwarzglänzenden Samen von Chelidonhun sind äußerlich denen von Corydalis ähnhch, aber bedeutend kleiner. Sie enthalten einen kleinen Embryo, der eben die Anlage der beiden Keimblätter zeigt. Samen, die am 13. Juni 1916 gesammelt wurden, wurden Ende Juni auf feuchtes Filtrierpapier ausgesäet. Ab 23. Sep- tember erfolgte vereinzelt bei einigen Samen Sprengung der Testa in zwei Hälften und Hervortreten des Endosperms. Aus diesem brach in der Regel nach 24 Stunden die Radikula hervor. Samen, die sofort nach dem Aufspringen untersucht wurden, enthielten Embryonen, die auf das Dreifache der ur- sprünglichen Länge herangewachsen waren. Beim Austritt der Radikula hatte der Embryo die volle Samenlänge erreicht. In ungekeimten Samen habe ich auch noch im Dezember die Embryonen im gleichen Zustand vorgefunden wie unmittel- bar nach der Ernte. Jedenfalls wird durch die Darbietung der üblichen Kei- mungsbedingungen nur bei einem geringen Prozentsatz der ausgesäeten Samen der Embryo zum Weiterwachsen ver- anlaßt. Fraxinus. Die Früchte von Fraxinus excelsior reifen im Herbst und fallen im nächsten Frühjahr ab. Die Samen enthalten einen Embrj^o, der den freien Raum zwischen den Endospermhälften nicht vollständig ausfüllt. Wenn die Samen im feuchten Keimbett liegen, so nehmen sie Wasser auf und es be- ginnt nach 10 Tagen ein Wachstum des Embryos. Nach 6 Monaten füllt der Embryo den Raum zwischen den Endospermhälften aus. Trotzdem erfolgt auch dann sehr häufig noch keine Keimung, kann aber von diesem Moment an durch Anschneiden der Samen befördert werden. Eine früher vorgenommene Verletzung der Samenschale veranlaßt Fäulnis der Samen. Wird die Schale nicht geöffnet, so krümmt sich der weiterwachsende Embryo und tritt dann plötzlich einige Millimeter weit hervor (7).' Puchner hat an einzelnen Samen von Fraxinus excelsior eine Keim- ruhe von 8"3 Jahren beobachtet und meint daher, daß mit dem Abschluii des Innenwachstums des Embrj^os die Entfaltung des Embryos noch nicht gesichert sei. Vielmehr bedürfe es dazu wahrscheinlich noch bestimmter äußerer Reizwirkungen (1 1). 90 M. Findeis. »Unter andern ölhaltigen Baumsamen ist namentlich die Ksche von einer gewissen Frosteinwirkung bei der Keimung abhängig« (6). Durch Anwendung eines Warmbades vor der Aussaat konnte Molisch keine Förderung der Keimung erzielen, weist aber darauf hin. daß bei einer späteren Anwendung des \\'armbadefi sich die Samen möglicherweise anders verhallen (10). Ich habe im April und Mai 1915 abgefallene Früchte von Fraxinus excelsior gesammelt und in diesen einen Embryo gefunden, der den freien Raum zwischen den Endosperm- hälften nicht vollständig ausfüllte. Im Juli 1915 wurden 30 Samen im Freien ausgesäet, im November 1915 je 30 Samen auf feuchtes Filtrierpapier und in mit Erde gefüllte Blumentöpfe im Laboratorium. Im Freien erschienen im März 1916 19 Keimlinge, bei den Laboratoriums- versuchen erfolgte keine Keimung. Die Untersuchung unge- keimter Samen zeigte aber anfangs März den Embryo bereits völlig ausgewachsen. Als im November 1916 einige dieser Samen angeschnitten wurden, trat bei den meisten im Laufe einer Woche die Radikula einige Millimeter weit heraus. Am 5. August 1916 säete ich Samen der gleichen Ernte, die bis dahin trocken aufgehoben waren, auf feuchtes Filtrier- papier aus. (Der Embryo war bei der Aussaat im gleichen Zustand wie nach der Ernte.) Am 9. Dezember 1916 waren die Embryonen im Sameninnern vollständig ausgewachsen. Ein Anschneiden der Samen veranlaßte im Laufe einiger Stunden die Radikula zum Hervortreten um einige Millimeter. Das Merkwürdigste ist aber, daß in diesem Zustand die Samen oft wochenlang liegen, ohne ein weiteres Wachstum zu zeigen. Ich untersuchte auch Samen von Fraxinus ornus. Sie enthielten einen Embryo, der den freien Raum zwischen den Endospermhälften ganz ausfüllte. Die Keimung erfolgte ver- einzelt 14 Tage nach der Aussaat. Bevor die Radikula nach außen tritt, findet im Samen unter auftretenden Spannungs- erscheinungen ein geringes Wachstum mit gleichzeitiger Krüm- mung des Embryos statt, so daß im Augenblick des Keimungs- beginnes der Embryo plötzlich einige Millimeter weit hervortritt. Embryowachstuin im ausgesäeten Samen. 91 Ich habe mit diesen Samen ähnliche Versuche wie mit Fraximis excelsior angestellt. 1. Ich habe 20 Samen bei der Aussaat nach einstündiger Ouellung im M'asser an einem Ende angeschnitten. Nach 20 Tagen keimten 2 Samen, die ■linderen verfaulten. 2. Weitere 20 Samen wurden 10 Tage nach der Aussaat angeschnitten. 6 davon begannen am nächsten Tag zu keimen und entwickelten sicli weiter. während die übrigen (der Embryo war durch das Anschneiden verletzt worden) zugrunde gingen. 3. 20 Samen wurden 16 Tage unverletzt im Keimbett liegen gelassen. Als nach dieser Zeit keine normale Keimung aufgetreten war (12 Samen waren inzwischen verfault), wurden die noch übrigen 8 angeschnitten. Bei allen trat nach einigen Stunden die Radikula einige Millimeter weit heraus, ö Keimlinge wachsen normal weiter, die 3 übrigen liegen mit hervorgetretener Kadikula seit 10 Tagen im Keimbett, ohne weiterzuwachsen und ohne zu verfaulen. Die verwandten Oleaceen Ligustrmu und Syringa haben einen Embryo, der bei der Samenreife die volle Samenlänge besitzt. r. Aus den verschiedenen Untersuchungen geht hervor, daß bei Fraximis excelsior nicht nur die Keimungsenergie mit Rücksicht auf den Keimungsbeginn, sondern die Keimfähig- keit im allgemeinen eine sehr geringe ist, da bei den Versuchen Puchners, die über 7 Jahre ausgedehnt wurden, nur 20" ,^, zur Keimung gelangten, während die übrigen SO^o verfaulten. (Bei einer zweiten Versuchsreihe waren nach r)\'o Jahren 8% gekeimt, 92 o/^ verfault.) Das Wachstum des Embryos im Sameninnern scheint nur von Wasseraufnahme abhängig zu sein und vollzieht sich in einem Zeitraum von mindestens 4 Monaten. Um jedoch das Hervorbrechen der Radikula aus dem Samen zu ermöglichen, dürften noch andere unbekannte Faktoren mitwirken. Die zähe Samenschale setzt dem ausgewachsenen Embryo jedenfalls noch bedeutende Hindernisse entgegen, so daß nur sehr kräftig ausgebildete Embryonen sie zu sprengen vermögen. Bei Fraxinus orniis scheinen trotz der verschiedenen Größe des Embryos im reifen Samen in vieler Hinsicht ähn- liche Verhältnisse zu herrschen: Notwendigkeit einer aller- Sitzb. d. mathem.-natiirw. Kl., Abt. I, ]2»J. Bd. 8 92 M. Findeis, dings bloß 14-tägigen Vorkeimung, geringe Keimfähigkeit der Samen im allgemeinen, Möglichkeit einer experimentellen Be- einflussung der Keimung erst nach abgeschlossener Vor- keimung. Bei Untersuchungen, durch welche Mittel nach erfolgter Vorkeimung die Keimung von Fraxinits-Ssimen ausgelöst werden könnte, wären vielleicht mit Vorteil wegen der kürzeren Dauer der Vorkeimung Samen von Fraxiniis oriitis heranzu- ziehen und die dabei gemachten Erfahrungen dann bei Fraxiuus: excelsiov anzuwenden. Paris quadrifolia. •Zur Zeit der Samenreife sind bei Pans quadrifolia die Embrjfonen noch unvollständig entwickelt« (1). »Ausgesäete Samen keimten, wenn sie naturgemäß behandelt wurden, recht zahlreich« (4). »Im Licht starben nach 4 Jahren 66ü'0, im Dunkeln stieg die Keimung- nach Frosteinwirkung im dritten Winter auf 980/^. Die ungekeimten Samen waren im Dunkeln durch 4 Jahre vollkommen gesund geblieben« (5 b). B. Ich habe im September 1915 Früchte von Paris gesammelt. In den Samen habe ich ganz unentwickelte Embryonen ge- funden. Am 1. Jänner 1916 wurden 50 Samen in eine dunkel gehaltene Petrischale auf feuchtes Filtrierpapier ausgesäet. Im März war in einigen Samen der Embryo etwas weiter ent- wickelt. Im Juni hatte der Embryo in einem Samen das Sieben- fache der ursprünglichen Länge erreicht und zeigte eine deutliche Gliederung in Kotyledo, Plumula und Radikula. Im August und September untersuchte Samen ließen den Embryo im gleichen Zustand erscheinen wie nach der Ernte. Keimung trat bis Jänner 1917 keine ein. Viele Samen scheinen hier auch in bezug auf das embryonale Wachstum im Sameninnern eine Ruheperiode durchzumachen. Im nachfolgenden seien die bereits früher erwähnten Tabellen mitgeteilt. Embryowachstum im ausgesäeten Samen. 93 — II tc - OS T3 E ■a i 2 !£ CD CD C2 3 Oi , CJ 2 ■~ — ^ •~ s —' . " "" B in > > >< > X 3 i ^' l: c: CO S 3 ^'^- X! §1 H» o o - o '- 3 'S C S 'S "" ÖO 50 Cl ~w ^ 3 rt -2 IS V^ ic?: X 3; O ' 1- _c 3 .2 6 . B 3 CS ^ X ^ _ , CO CO ^, > 3 e« S 'S c« Vi O •n > •r* S — -i ■s 'cc — 1 r- § §" .2 Xi S =0 J3 u ÖJO g <1> •-x> o o CS a 1 _ X •b-D 1 ? .1 C C 1 4> C "* ül ._r;. CD :0 CD 1 bß c — , 05 Ci wJ c; c c ~ =5 Tn cn 'S -^ -■ ^ "3 ' d s ~^ Ol " öl OJ Q 3 li ■*-> .^ uO — -d -p i.O ~ "H ^:s ■< § o &; CU a £^' .2:3 ■73 in C 3 '"' 1 1 1 i &£ 3< 'Äs [i: 3 -a o _ Ol 1 3 cn S s -i- 1- 12 > s C £ 2 o ~- . 11 -o S "^ ^ '"' 3 c a > o « '• * •s 'S _. X N3 '" ^ 73 94 M. Find eis, o CD CO ,-, 1 o CD ~. GJ c. ~j c^ S Xi = 5 ^ ^ 1 > ^ -»^ c^ CT CO . (M IM -" ^ 1 't CO C ^' 3 er. II - 2 1 1 1 1 - E 1 1 Cl CS - CO So c3 1 0) o c S •'? 5 öß s & ~ 'S CS CO l-tl V\ IC CS X 2 't £ dJ es ""^ 3 i3 , 'S 2 2 o cc CO CD CD ^'^ = s 2 2 it ^ > _• _; ^' •s ^ ^ oö o CO " X CC ^ ^ '-'^ ~ "^ -i ^ ". ^ •2 ^ CB ^ '^ &-' '2 2 ^ X te ir. 73 (« 1 1 """ 1 1 >^ ci rt 1 ^ d d CS . CO CO '^ . c/^ y: CO N-S ^1 o o e. - g o Q • ■ CO CO " ■o CD 12 .S c O 2 • ° s §w — > < ^ 11 tS! CO g «^ ~ Embryowachstum im ausgesäeten Samen. 95 2 CD CD l CD o Sv —, O ~" " ~' 1^ ■^ _^ 3 > > -t " i -t Ol CO cc CO CO cc CVI 1 - o - - 1 1 1 1 « jß 's ,-« > 1 o C^l -+ .« — ^ 1 -+ rt £ < s > > -r CO -& oj "" C>1 -ö ■a -6 CO ^. cü s ^ cl C5 S "" " 1 1 *" 1 1 1 ^ >^ & .^ • ^ > :^ 'i ci o o — 9 •- g o CO , S r- " CD iO s 1 s 12 >< HL . .« (D oo .C tn :si ^ jo r^ .ti 96 M. P'indei« p ac T3 U) = < ■Z. Oh ^1 > S Embryowaclistum im aiisgesiieten Samen. 97 ' — CO CO CD CO CD ■^ CO x> 5 o 2 C5 er. C: £ o — ' ■^ — ' *" >< R >< > > i i ' d '^ r-' CD CD ai -l" :5 ci 1 1 1 1 ^ 1 CO -* - 1 - 1 i 1 1 M o t^ LTt o -^ t- 1 g 05 CO CD C^l cc rt ^ 00 "o et £ o o. in CS o ''S t^ 1 1 1 1 1 O i~ CC -73 1 1 1 1 .5 CO >> *c U e« o S — lO .,o lO CD ~ z: r: ^ er. ~; 1 1 1 1 [ --• 1 >< >< >< ^ ^ - - c; o6 c -2 11 i2^ 0-' 'S ■d o| o~- -6 12 o: 1 CO — • 05 ^ 1 1 1 - 1 2 1 ^1" - 1 1 :;: 3: ci n o o ^ o CO o CO o 1 d q CT. y^ CO CO CD C>) o CO CO --0 — i~ ^ o ^ -f .§ J3 o t2 1 12 — E _• o ^ s C2 ^ ^ O *i — . U "» .s rt -••s| « 'S « ><-s « d ^ 0 • * -1 c: o >• •-' . K -1 iS i? -* 2:^ j- ■" 98 . M. Findeis, III. Zusammenfassung". Die vorhert^ehenden Untersuchungen haben zu Ergeb- nissen geführt, die sich in folgenden Punkten kurz zusammen- fassen lassen: 1. In den reifen, sich spontan von der Mutterpflanze ablösenden Samen hat der Embryo entweder noch nicht die gleiche Ausgestaltung (Anemone hepatica, Corydalis cava^ Paris quadrifolia) oder zum mindesten noch nicht die gleiche Größe wie im Augenblick des Keimungsbeginnes (Anemone narcissißora, Thalictrnm aqnilegifolinm, Clematis vUalba^ Caltha pahistris, Ftmtaria capreolata, Chelidonimn mains^ Fraxinus excelsior). 2. Diese Verschiedenheit wird durch ein Wachstum des Embryos im Innern des anscheinend reifen Samens nach der Aussaat ausgeglichen. In dem Verhalten der einzelnen Samenarten sind jedoch auch wesentliche Verschiedenheiten festzustellen. a) Der Zeitraum, der für dieses Wachstum des Embryos im Sameninnern noch vor der eigentlichen Keimung not- wendig ist, kann sehr verschieden sein (siehe Tabellen). Er beträgt im Mindestfalle für: Corydalis cava 10 Monate, Fraxinus excelsior 4 Monate, Actaea spicata, Thalictrmn aqnilegifolinm, Anemone hepatica 2 Monate, Clematis vitalba 17 Tage, Caltha pahistris 10 Tage, Fnmaria capreolata 8 Tage. Auffallend ist, daß bei einigen Arten, bei denen das erwähnte embiyo- nale Wachstum im Sameninnern langsam vor sich geht, auch die Weiter- entwicklung der Keimlinge sehr langsam erfolgt {Corydalis cava, Actaea spicata, Anemone hepatica, Paris quadrifolia). Die genannten Pflanzen bilden zunächst unterirdische Nahrungsspeicher (Rhizome, Knollen) aus. Es scheint in der Natur dieser Pflanzen zu liegen, in der ersten Ent- wicklungszeit langsam zu wachsen und vielleicht steht auch das langsame Wachstum des Embr3'-os im Sameninnern damit im Zusammenhang. b) Die Ursachen, welche dieses Wachstum auslösen oder fördern, können gleichfalls verschiedene sein. Bei Fraxinns, Anemone, Actaea, Thalictrnm, Caltha, Cory- dalis, Fnmaria scheint nur Wasseraufnahme für den Beginn des Wachstums unbedingt notwendig zu sein; es wird aber Embryowachstum im ausgesäeten Samen. 91) bei Anemone, Thalictrum, Corydalis, Fnmaria durch Licht^ bei Actaea durch Dunkelheit gefördert. Bei Cleniatis ist ent- weder Frost oder Lichteinvvirkung, soweit wir das heute überschauen, eine Vorbedingung für den Beginn des Wachs- tums. Welche Momente bei Paris^ und ChcJidoninm, deren Samen Monate, selbst Jahre hindurch mit unveränderten Embrj^onen im Keimbett liegen, für die Weiterentwicklung der Embr3^onen maßgebend sind, ist noch fraglich. c) Bei allen besprochenen Pflanzen ist das Wachstum des Embryos im Sameninnern nach der Aussaat ein Vorgang, der dem Austritt der Radikula aus dem Samen, dem Keimungs- beginn, regelmäßig vorangeht. Wenn jedoch dieses Wachs- tum stattgefunden hat, muß der Keimungsbeginn nicht die notwendige Folge davon sein. Sehr oft liegen Samen mit vollständig ausgewachsenem Embrj^o lange Zeit im Keimbett, ohne zu keimen. Wenn wir daher nach den Ursachen forschen, welche nach der Aussaat der reifen Samen der sofortigen Keimung im Wege stehen, werden wir zwar in allen besprochenen Fällen als notwendige \'oraussetzung der Keimung einen intraseminaren Wachstumsvorgang finden; dieser bewirkt jedoch nur in Verbindung mit anderen Faktoren eine wesent- liche Verzögerung der Keimung. Für die Anregung zu diesen Untersuchungen sowie für die stete Förderung meiner Arbeit durch wertvolle Ratschläge bin ich Herrn Prof. Molisch zu großem Dank verpflichtet. 1 Nach Kinzel hängt die Keimung von Paris von Frosteinwirkung ab und erfolgt nur im Dunkeln; wahrscheinlich sind beide Faktoren auch not- wendige Vorbedingungen für den Beginn des embrj-onalen Wachstums int Sameninnern. 100 M. Findeis. Literaturverzeichnis, 1. Göbel: Organographie, 1. Aufl., p. 454 ff. 2. Hegelmaier: Vergleichende Untersuchungen über die Entwicklung dikotyler Keime (Stuttgart 1878, p. 118). 3. Irmisch: Über einige Fumariaceen (Abh. d. naturf. Ges. in Halle, Bd. VI, 1862, p. 43ff.). 4. Irmisch: Beiträge zur vergl. Morphologie der Pflanzen (Halle 1854, 3. Heft, p. 22). 5. Kinzel: Frost und Licht als beeinflussende Kräfte der Samenkeimung (Stuttgart 1913), p. 21, und Tabellen. öa. wie oben p. 24. 5^. wie oben p. 12 und Tabellen. 6. Kinzel: Über die Keimung einiger Baum- und Gehölz- samen (Naturw. Zeitschrift für Forst- u. Landwirtschaft 1915, p. 129). 7. Lakon: Zur Anatomie und Keimungsphysiologie der Eschensamen (Naturw. Zeitschrift für Forst- u. Landwirt- schaft 1911, p. 285). 8. Lakon: Die neueren Forschungsergebnisse auf dem Ge- biete der Samenkeimung (Die Naturwissenschaften, Bd. 1914, p. 966). 9. Lehmann: Einige neuere Keimungsarbeiten (Zeitschrift für Botanik 1913, p. 365). 10. Molisch: Über ein einfaches \'erfahren, Pflanzen zu treiben (Warmbadmethode). 2. Teil, p. 44 (diese Sitzungsberichte, Bd. 118, Abt. I, Juni 1909). 11. Puchner: Untersuchungen über verzögerte Keimung (Naturw. Zeitschrift für Forst- und Landwirtschaft 1915, p. 159). 12. Wettstein: Handbuch der syst. Botanik (Leipzig— Wien 1911), p. 574. 13. Wiesner: Biologie der Pflanzen. 3. Aufl., 1913, p. 60 und 67. Embryowachstum im ausgesäeten Samen. 101 Figurenerklärung. Tafel I. Fig. 1 bis 7) Anemone Itcpatica. Fig. 1 Längsschnitt durch die reife Frucht. »2 » » den Samen nach 1 1,0 monatigem Liegen im Keim- bett. » 3 Längsschnitt durch den keimenden .Samen. > 4 Gesamtansicht der reifen Frucht. > 5 » » keimenden Frucht. Fig. 6 bis 10 Anemone narcissißoni. Fig. 0 Längsschnitt durch die reife Frucht. »7 » » den Samen nach 51.1 monatigem Liegen im Keimbett. » 8 Längsschnitt durch einen weiter entwickelten Samen nach derselben Zeit. > 9 Gesamtansicht der reifen Fruciit. »10 » » keimenden Frucht. Fig. 11 bis 16 Clemaüs viialha Fig. 11 Längsschnitt durch die reife Frucht. »12 » > den .Samen nach 14tägigem Liegen im Keimbett. » 13 Embrj'o nach 17tägigem Liegen im Keimbett. » 14 Längsschnitt durch den keimenden Samen. » 15 Reife Frucht. » 16 Keimende Frucht. F'ig. 17 bis 21 Thalictrum acpiilegifoUtim. Fig. 17 Längsschnitt durch den reifen Samen. »18 ' X. >, Samen nach 3 monatigem Liegen im Keimbett. > 19 > > » » » 6 monatigem > > » » 20 Reifer Samen. > 21 Keimender Samen. Fig. 22 bis 26 Achua spien fa. Fig. 22 Reifer Samen, flach geschnitten. » 23 Ebenso, nach 2 monatigem Liegen im Keimbett. > 24 Keimender Samen, tlach geschnitten. » 25 Reifer Samen. » 26 Keimender Samen. Fig. 4, 5, 9, 10, 20, 21, 25, 26 in natürlicher Größe, Fig. 15, 16 schwach, alle übrigen Figuren in entsprechendem Verhältnis vergrößert. 102 M. Find eis, Embryi»\vachstum im ausgesäeten Samen. Tafel II. P"ig. 1 bis ü Coiydalis cavci. Fig. 1 Im September geerntet, nicht ausgesäet. 2 » » * vom 4. November 1915 bis lö. Februar 1916 in Erde gelegen. ■^ 3 Im September geerntet, vom 4. November 1915 bis 18. Mai 191G in Erde gelegen. Fig. G bis 10 Fuiiiaria caprcolala. Fig. 6 Reif, niclit ausgesäet. 7 13 Tage im Keimbett gelegen. »88»» » gelegener, jedoch schon weiter entwickelter Samen. Fig. 11 bis 15 Chelidouiuin iiiaiiis. Flg. 1 1 Reif, nicht ausgesäet. * 12 Aufgesprungen. » 13 Keimend. Fig. 16 bis 20 Caltha palustris. Fig. 16 Reif, nicht ausgesäet. » 17 Aufgesprungen. » 18 Mit vollständig ausgewachsenem Embryo. Fig. 4, 9, 14, 19 reife, Fig. 5, 10, 15, 20 keimende Samen (Gesamtansicht)^ Fig. 11 und 16 Längsschnitte durch die Samen, alles übrige Längsschnitte- durch die von der Testa befreiten Samen. Fig. 4, 5, 9, 10 natürliche Größe, Fig. 14, 15, 19, 20 zweifach, alle übrigen. Figuren im entsprechenden Verhältnis vergrößert. Findeis, M.: Embiyowachstum in ausgesäeten Samen. Tai: r. Autor del. lith.Anst.Th.Bsnnwarth.Wien. Sitzungsberichte (Lkais.i\kadcLWi.ss.,niatli.naturw.Klasse,Bd. 126. Abt .1.1917. Fiüdeis,M.: Embiyowachstum in ausgesäeten Samen. Taf. Auror del. Lifh.Anst.Th.Bannwarth.Wien. Sitzungsberichte d.kais.^\lradcLWi.ss,mafli.nalurw.iaasse,BcL 120. Al)t.I.19l7. 103 Jod, ein brauchbares mikrochemisches Reagens für Gerbstoffe insbesondere zur Darstellung des Zusammenhanges in der Verteilung von Gerbstoff und Stärke in pflanzlichen Geweben Von Adolf Sperlich Aus dem botanischen Institut der k. k. Universität Innsbruck (Mit 1 Tafel und 2 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1917), Jod als Reagens für Gerbstoffe in pflanzlichen Geweben wurde zuerst von Sanio, und zwar in Chlorzink gelöst, an- gewendet. Nachdem der Forscher in der noch heute mit Vor- liebe benutzten wässerigen Lösung von Kalibichromat ein Reagens von wiederholt betonten Vorzügen gefunden hatte,^ trat die Verwendung des Jods als mikrochemisches Gerbstoff- reagens in der Pflanzenanatomie zurück. Wenn wir von der zweifellos auf einem Irrtum beruhenden Mitteilung des ver- dienten Holzanatomen Theodor Hart ig, nach welchem eine gewisse Form des »Gerbmehles« bei Behandlung mit Jod- lösungen Blaufärbung annehmen soll,^ absehen, so gibt uns die Literatur erst seit 1884 wieder von der Verwendung des Jods zum Gerbstoffnachweise Kunde. Damals wurde durch den Chemiker O. Nasse die zum Nachweise bestimmter Gruppen von >^ dreifach hydroxylierten Benzolderivaten« in 1 C. Sanio, Einige Bemerkungen über den Gerbstoff und seine Ver- breitung bei den Holzpflanzen. Botan. Zeitung, 21, 1863. p. 17 und 18. - Th. Hart ig, Das Gerbmehl. Botan. Zeitung, 23, 1865, p. Ö4. 104 A. Sperlich, pflanzlichen Extrakten dienliche '>JodpyrogalloIreaktion« ent- deckt.^ Die Reaktion besteht darin, daß Lösungen von Tannin, Gallussäure, PjTOgallol und wohl wahrscheinlich auch anderer ihrer Abkömmlinge und Verwandten bei Anwesenheit von neutralen oder sauren, das Tannin weder färbenden noch fällenden Salzen durch Jodlösung schön purpurrot gefärbt werden. Diese Färbung geht in ein schmutziges Braun um so schneller über, je wärmer die Flüssigkeit ist. Gregor Kraus, der mit einigen Schülern an der Bearbeitung der Gerbstoff- frage reichlich Anteil genommen, wandte zum Teil mit be- friedigendem Erfolge Jodlösungen zum mikrochemischen Nachweis der Gerbstoffe an,- während W. Zopf auf Grund der Anwendung aller üblichen Gerbstoffreagentien unter be- sonderer Hervorhebung der prächtigen Niederschlagsbildung mit Jodjodkalium, das schon damals in den bekannten Behrens'schen Tabellen ^ unter den Gerbstoffreagentien er- scheint, zunächst zu einer ganz irrigen Auffassung über den Inhalt der Fumariaceenschlauchzellen gelangt war.^ 1 0. Nasse, Eine neue Pyrogallolreaktion. Ber. der Deutschen ehem. Gesellsch., XVII., 1884, p. 1166. 2 G. Kraus, Botan. Mitteilungen. Abhandl. der Naturf. Gesellsch. Halle a. S., XVI., 1885, p. 372. 3 Behrens. Hilfsbuch zur Ausführung mikroskopischer Untersuchungen im botanischen Laboratorium, Braunschweig 1885, p. 371. 1 W. Zopf, Über die Gerbstoff- und Anthocyanbehälter der Fumaria- ceen und einiger anderer Pflanzen. Bibliotheca botanica, 2, Heft, Cassel (Theod, Fischer) 1886; vgl. p. 13 und 27. Auf den Irrtum, der sich schon im Titel der Abhandlung offenbart, hat Hein rieh er aufmerksam gemacht Vorläufige Mitteilung über die Schlauchzellcn der Fumariaceen. Ber. der Deutschen bot. Gesellsch., V., 1887, p. 233 ff.), was dann Zopf zu erneuten Studien veranlaßte (Zur physiologischen Deutung der Fumariaceenbehälter, Ber. der Deutschen bot. Ges., IX., 1891, p. 107 ff.), in welchen als Inhalt der betreffenden Zellen ein kompliziertes Stoffgemisch erkannt wurde, an dem Gerbstoffe fast gar keinen Anteil haben. Daß weder Eiweißstoffe noch Stärke noch Gerbsäure am Inhalte der Schlauchzellen beteiligt sind, hatte Hein rieh er schon viel früher erkannt (Die Eiweißschläuche der Cruciferen und verwandte Elemente in der Rhoeadinenreihe. Mitteil, des Botan. Inst, zu Graz, I., 1886, p. 51 des Sonderdruckes). Vgl. auch E. Heinricher, Nochmals über die Schlauchzellen der Fumariaceen. Ber. der Deutschen bot. Ges., IX., 1891, p. 184 ff. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 105 Aber auch die von Nasse entdeckte Methode des Gerb- stoffnachweises durch das Jod gewann in der pflanzlichen Mikrochemie wenig Anklang; völlig abweisend verhielt sich Hermann Moeller, welcher sagt;^ Die Reaktion ist meiner Ansicht nach wegen der lokalen Undeutlichkeit, der schnellen Veränderung und der leichten Verwechslung mit ähnlichen roten Farbenreaktionen für die mikrochemische Verwendung nicht geeignet.« Die praktische Chemie hat die Jodreaktion weiter ent- wickelt und Methoden ersonnen, wonach Jodlösungen als Titrationsflüssigkeit zu quantitativen Gerbstoffbestimmungen verwendbar sind;^ die mikrochemische Anwendung des Jods als Gerbstoffreagens ist hingegen in der Folgezeit fast völlige außer Gebrauch gekommen: in den neuesten Werken über die Mikrochemie der Pflanzen fand sie nicht mehr Berück- sichtigung.^ Czapek, der sich ihrer unter anderem bei den \''oruntersuchungen ■* zu seinen Studien über die kolloidalen Eigenschaften des lebenden Protoplasten bediente, weist in der Biochemie der Pflanzen auf sie hin.^ Diesem Hinweise verdanke ich meine erste Kenntnisnahme. Was mich eigentlich veranlaßt hat, über die Verwendbar- keit des Jods als mikrochemisches Gerbstoffreagens Unter- suchungen anzustellen, die schließlich zur Aufdeckung einer neuen und, wie ich glaube, in mancher Hinsicht recht brauch- baren und lehrreichen Methode führten, war der Wunsch,. zu wissen, ob das Halogen als solches an der Bildung der 1 Herrn. Moeller, Anatomische Untersuchungen über das Vorkommcii: der Gerbsäure. Ber. der Deutschen bot. Ges.. VI., 1888, p. LXX, '-' Ferd. Jean, Jodjodkaliumlösung als Titrationsflüssigkeit für Gerb- stoffe (Tannin und Gallussäure). Annales chim. anal, appl., V., p. 134 bis- 140. Ref. im Chem. Zentralblatt, 1900, I., p. 1107. — C. Böttinger, Jod- zahlen von Gerbsäuren und Gerbextrakten. Chem. Zeitung. 21, p. 460. 3 H. Moli seh, Mikrochemie der Pflanze. Jena (G. Fischer) 1913. — O. Tunmann, Pflanzenmikrochemie. Berlin (Gebr. Borntrager) 1913. *F. Czapek, Über Fällungsreaktionen in lebenden Pflanzenzellea und einige Anwendungen derselben. Ber. der Deutschen bot. Ges., XXVIII.,, 1910, p. 152. 5 Derselbe, Biochemie der Pflanzen. Jena (G. Fischer) 1905, II.,. p. 577. Die zweite Auflage dieses Bandes ist noch nicht erschienen. 106 A. Sperlich. in Form und Farbe mannigfaltigen Ballungen, die regelmäßig in gerbstoffhältigen Zellen bei Einführung von Organschnitten in Chlorzinkjod entstehen, beteiligt ist oder nicht.^ Zu diesem Zwecke wurde Jod, in verschiedener Lösung und auf ver- schiedene Weise angewandt, rücksichtlich seiner Wirkung auf die im Zellsaft gelösten Gerbstoffe geprüft und dabei das im folgenden mitgeteilte Verfahren als brauchbares Mittel zur Fest- haltung und allgemeinen Erkennung der chemisch bekanntlich durchaus nicht gleichartigen Tannoide befunden. Einige dieser \'ersuche werden, soweit sie zur Begründung der Vorschrift oder zum Verständnisse der Reaktion beitragen, später be- sprochen. 1. Die Ausführung und das Bild der Reaktion. In ein kleines, ungefähr 5 cur fassendes Glasröhrchen (Stoffhälter) gibt man einen 1 bis 2 mm- messenden Jod- splitter und gießt 1 cur Wasser darauf. Ob destilliertes Wasser oder Brunnenwasser, ist belanglos. Ohne durch Schütteln eine raschere Lösung des Jods erwirken zu wollen, werden die vorbereiteten, zunächst in Wasser liegenden, lebenden Organschnitte in das noch völlig farblose Jodwasser ein- geführt, wobei zu beachten ist, daß die Schnitte völlig unter- tauchen. Die Häufung von Schnitten im Röhrchen verdirbt die Reaktion; im allgemeinen ist es ratsam, bei Vorhandensein mehrerer Schnittproben eine entsprechende Anzahl von Gläs- chen -bereitzustellen. Je nach Schnittgröße empfiehlt es sich, zwei bis höchstens vier Schnitte in ein Röhrchen zu bringen. Die Schnitte müssen sorgfältig ausgeführt werden. Je sauberer der Schnitt, umso schöner die Reaktion; allzu dicke Schnitte beeinträchtigen die Reaktion in ähnlicher Weise wie die Häufung von Schnitten im Röhrchen. Ist in- folge von Luft, die in größeren Interzellularen oder im Geflecht der Trichome festgehalten wird, ein Untertauchen der zarten Schnitte unmöglich, so muß die Luft vorher wenigstens soweit entfernt werden, daß die Schnitte in dem Reagens schwebtMT. Das kann, um das zeitraubende Behandeln mit der Luftpumpe 1 Es ist dies die alte Sanio'sche Gerbstoffreaktion, von deren einstiger -Anwendung ich begreiflicherweise zunächst nichts wissen konnte. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 107 ZU vermeiden, durch vorhergehendes kräftiges Schüttein in Wasser ohne Schädigung der Zellen bald erreicht werden. Die Schnitte verbleiben in dem vor jeder Erschütterung möglichst bewahrten, mit einem Korke verschlossenen Gläschen durch 12 bis 24 Stunden. Diffuses Tageslicht oder gewöhn- liches Lampenlicht sind ohne Einfluß. Das Verweilen der Schnitte in der Flüssigkeit über 24 Stunden führt früher oder später zur Lösung des Gewebeverbandes. Nach Ablauf der angegebenen Zeit, die für manche Objekte und zur Erzielung bestimmter Ergebnisse auf 4 bis 8 Stunden gekürzt werden kann, gelangen die Schnitte aus der nunmehr völlig oder wenigstens in den unteren Schichten deutlich gelben Flüssigkeit zur Differenzierung in Alkohol. Eine Wiederverwendung der Lösung ist ausgeschlossen; wohl aber kann das zurück- gebliebene feste Jod nach gründlicher Spülung mit Wasser zu weiteren Reaktionen, jedoch jedesm.al mit erneutem, reinem Wasser benutzt werden. Alkohol entzieht den Schnitten das reichlich festgehaltene Jod in verschiedenem Maße. Am raschesten entfärben sich die zunächst leuchtend gelben, verholzten Membranen, es folgen das Plasma der gerbstoffreien Zellen, seine meist gut fixierten, geformten Bestandteile (Zellkern, Piastiden) und in weitem Abstände die ursprünglich tiefschwarze Stärke; eine Reihe durch Jod gefärbter Inhaltsstoffe, wie Öle und Harze, werden ganz oder teilweise gelöst; am hartnäckigsten halten unlösliche Fette, die braunen Borkenbestandteile, Kork und' besonders die kutinisierten Wände das Jod fest. In derart, je nach der beliebig ausdehnbaren Alkoholbehandlung und je nach den stofflichen Verhältnissen bald mehr bald weniger bald völlig entfärbten Schnitten bleiben die Gerbstoffe, in färbige, unangreifbare und deutlich erkennbare Körper ver- wandelt, im Saftraum der Zellen liegen. Die beigefügte Tafel veranschaulicht die Reaktion. Für die Darstellung wurde ein Stadium der Alkoholdifferenzierung gewählt, in welchem neben den gelben oder braunen Abkömmlingen der Gerbstoffe auch noch die Stärkekörner in blauer Farbe erscheinen. Gerade diese Bilder, die sich sowohl bei Wasser- als auch bei Glyzerinpräparaten oft durch Tage nur wenig ändern, Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 126. Bd. 9 108 A. Sperlich, sind, wie wir noch sehen werden, besonders lehrreich. Ist die Alkoholbehandlung mit Rücksicht auf Inhaltsstoffe, die man lieber entfernt haben möchte, bis zur völligen Entfärbung der Stärkekörner ausgedehnt worden, so läßt sich die Blau- färbung dadurch sehr bald wiederherstellen, daß dem Alkohol oder Wasser, in das die Schnitte übertragen wurden, einige Tropfen der üblichen Laboratoriumssalzsäure zugefügt werden. Dies Verfahren führt selbst bei Präparaten zum Ziele, die nach ein bis zwei Tagen völlig entfärbte Stärke aufweisen. Wir werden später auf dies Verhalten zurückkommen.^ Wurden bei der Durchführung der Reaktion alle mit- geteilten Vorschriften getreulich befolgt, so gibt der Charakter der Färbung und Fällung ungefähr ein Maß für die Menge der im Zellsaft gelösten Stoffe — allerdings nur unter dieser Voraussetzung. Wir begegnen hier ähnlichen Verhältnissen wie bei der bekannten Reaktion mit Kalibichromat, für die seinerzeit Kutscher eine kolorimetrische Tabelle zusammen- gestellt hat.2 Eine hellgelbe Tönung des ganzen Zellsaft- raumes, wie sie Zellen in der rechten Hälfte von Fig. 2 (aus dem Längsschnitt durch den jüngsten Sproßteil einer Echeveria sp.) aufweisen, deutet auf geringen Gehalt, eine dunklere Tönung, wie in der linken Zellreihe dieser Abbildung, auf etwas höheren Gehalt; bei stärkerer Konzentration bilden sich bald Myelinformen, bald größere, meist sehr regelmäßige Tropfen (Fig. 3, 4, 5, 7, aus Querschnitten durch Sprosse Von Pelargonimn malvaefolüun), die nicht selten um den Zellkern, kleine Stärkekörner oder andere geformte Zellbestand- teile gruppiert sind; bei stärkster Konzentration endlich er- scheint die ganze Zelle tiefbraun und mit schönen, Stärke- körnern der Form nach oft täuschend ähnlichen, kugeligen Gebilden erfüllt (Fig. 1, aus dem Längsschnitt durch das Basalpolster des wintergrünen Blattes von Prunus Laurocerasus). Bei jeder Reaktionsform färbt sich der Plasmaschlauch in gleicher oder etwas dunklerer oder hellerer Tönung mit, was 1 Das Verfahren entspricht ungefähr dem Nachweise von Jod, wie ihn Molisch bei Meeresalgen angewandt hat. Vgl. Mikrochemie der Pflanze, p. 78 bis 82. - E. Kutscher, Über die Verwendung der Gerbsäure im Stoffwechsel der Pflanze. Flora 66., 1883, Taf. I. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 109 auf ein Eindringen der Gerbstoffe während des Reaktions- prozesses hinweist. Besonders klar wird hierdurch in gerb- stoffhältigen, mit dickeren Membranen versehenen Zellen die Tüpfelung hervorgehoben und ich halte es nicht für un- wahrscheinlich, daß nach einem entsprechenden Verquellungs- verfahren für die . Zellwand in dünnen Schnitten auch die Plasmodesmen sichtbar gemacht werden könnten. Fig. 1. Aus dem Blattflächenschnitt von Vilmrntnn fnii^raiis. Gerbstoffhorizont des Sch\\-ammge\vebes. \'ergr. 54i/.i. Die durch unsere Behandlung erzielten Gerbstoffabkömm- linge sind in jeder Form außerordentlich widerstandsfähig; die Schnitte vertragen daher jedes weitere Färbe- oder Ein- schlußverfahren. Nur in vereinzelten Fällen fand ich eine allmähliche, oft mehrere Wochen benötigende Auflösung der Fällung in Glyzerin, so beispielsweise bei Pelargouitim. Neben den \'orzügen, die aus dem Gesagten ohne weiteres hervorgehen, möchte ich noch auf die Sauberkeit der Reaktion 110 A. Sperlich, hinweisen, die mit keinem der üblichen Mittel bei gleicher Auffälligkeit des Produktes in Form und Farbe erreicht wird. Vor allem ist jede Verunreinigung des Präpartites, wie sie besonders bei Anwendung von Eisensalzen infolge des Ein- dringens gelöster Gerbstoffverbindungen in die Membranen und in ursprünglich gerbstoffreie Gewebeteile oft unvermeid- lich ist, ausgeschlossen.^ Und selbst die Behandlung mit Kalibichromat, dessen Fällungen die größte Ähnlichkeit mit den Joderzeugnissen haben, kann bekanntlich zu unrichtig lokalisierten Reaktionen führen, wenn beim Schneiden die ausfließende Gerbstofflösung nach allen Seiten dringt, einem Übelstande, der allerdings durch Einlegen ganzer Organstücke in das Reagens vermieden wird. Von gewissen Nachteilen^ diß keiner Methode ganz erspart bleiben, soll später ge- sprochen werden. Schließlich sei unter Hinweis auf das in Abbildung 1 des Textes gegebene Beispiel noch bemerkt, daß sich mit Jod in der angegebenen Weise behandelte gute Schnitte durch gerbstoffhaltige Organe ganz vorzüglich zu mikrophoto- graphischer Darstellung von Gewebestrukturen eignen. 2. Über Versuche, die zur Methode geführt haben und gewisse Vorschriften und Vorteile erklären. Die meisten Versuche wurden mit Schnitten durch die gerbstoffreichen jugendlichen Sprosse von Pelargonimn malvae- foliiim durchgeführt, zum Vergleich wurde die gleichfalls sehr gerbstoffreiche Rinde ein- bis dreijähriger Sprosse von Pinus sylvestris herangezogen. Vor jedem Versuch prüfte ich das Material mit den üblichen Reagentien, vorzüglich mit Kalibichromat, auf seinen Gerbstoffgehalt. Wie schon eingangs mitgeteilt, wollte ich erfahren, ob dem Jod als solchem irgendeine Beteiligung an den be- kannten, mit der Chlorzinklösung des Halogens erzielbaren Ballungen in gerbstoffhaltigen Zellen zukommt. Die zunächst 1 Über die Verbesserungen der Eisensalzmethode unterrichtet Tun- mann, Pflanzenmikrochemie, p. 252 bis 253 und Molisch, Mikrochemie der Pflanze, p, 155. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 111 in mehrfacher Konzentration und in verschiedener Dauer an- gewandte Lösung von Jod in Alkohol brachte durchwegs negative Resultate. Alkohol löst eben bald rascher, bald all- mählicher, bei gleichzeitiger Tötung des Plasmas die Gerb- stoffe aus den Zellen heraus. Was man im besten Falle er- reicht, ist eine ziemlich haltbare, mehr oder weniger auffällige Gelbtönung gerbstoffreicher Zellen, die jedoch zu dem tat- sächlichen Gehalt an diesen Stoffen in keinem Verhältnisse steht. Dem Ziele näher brachten mich Lösungen von Jod in Kaliumjodid/ die bei fortschreitender Verdünnung — ich ging von der für die Gram'sche Bakterienfärbemethode üb- lichen Lösung- aus — und länger andauernder Einwirkung immer deutlichere gelbe bis gelbbraune Fällungen in den betreffenden Zellen zurückließ. Da aber Alkalien, vorzüglich an Kohlensäure gebunden, schon lange als gerbstoffällende Körper bekannt sind ^ und mich zudem die durch die Jod- jodkaliumlösungen erzielten Reaktionen im Vergleich zur Fällung mit Eisensalzen oder mit Kalibichromat keineswegs befriedigen konnten, versuchte ich es mit einer Lösung des Halogens in destilliertem Wasser. Nun ist, wie bekannt, Jod in reinem Wasser schwer löslich, zudem die Lösung nicht haltbar, da sich besonders unter dem Einfluß des Lichtes sehr bald Jodwasserstoff bildet, der seinerseits auch von kurzer Beständigkeit ist und freies flüchtiges Jod abgibt. Um dem abzuhelfen, stellte ich möglichst konzentrierte wässerige Lösungen her, die sich jedoch auch im Dunkeln in ver- schlossenen Gläsern kaum über 24 Stunden in gleicher Farbe hielten. In solche Lösungen eingeführte Schnitte blieben entweder (bei rascher Veränderung der Lösungj tagelang völlig un- beeinflußt oder zeigten in bald größerer bald kleinerer An- zahl abgetötete Zellen, niemals aber auch nur eine Andeutung einer Gerbstoffreaktion. Bei der nachträglichen Prüfung mit 1 Die in Behrens' Tabellen angeführte Reaktion (siehe p. 2, An- merkung 3). 2 J : KJ : H.^O = 1:2: 300. . 3 J. af Klerker, Studien über die Gerbstoffvakuolen. Tübinger In- auguraldissertation, 188S. 112 A. Sperlich, Kalibichromat stellte sich heraus, daß die toten Zellen ihren Gerbstoffinhalt verloren hatten, die lebenden völlig unverändert geblieben waren; die aus den toten Gevvebeteilen ausgeflosse- nen Gerbstoffe konnten in der Flüssigkeit jedesmal in üblicher Weise leicht nachgewiesen werden. In der Absicht, Jod möglichst lange in wässeriger Lösung wirken zu lassen, wurde die Lösung mit überschüssigem festem Jod versetzt. Mit dieser Flü-Tsigkeit durch 4 bis 12 Stunden und länger behandelte Schnitte zeigten eine allgemeine starke Jodspeicherung; in einzelnen Zellen der äußersten Rinde war hin und wieder eine allerdings befriedigende Fällung und Färbung des Gerbstoffinhaltes erzielt, größtenteils blieb aber nach Differenzierung in Alkohol nur der eingefallene Plasma- schlauch in gelber oder brauner Farbe und eine allgemeine gelbbraune Tönung der Zelle sichtbar. Gleichzeitig konnte ich nach einiger Zeit bemerken, daß sich auf dem Boden des Gefäßes ein Krümmelwerk von brauner Farbe abgesetzt hatte — zweifellos durch Jodeinwirkung erzielte Gerbstoff- fällungen.^ War hiermit die Möglichkeit, durch Jod allein Gerbstoffällungen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Zelle zu erzielen, erkannt, so stand doch auch fest, daß hierzu eine längere Zeit vonnöten ist, während welcher das Plasma nicht in einem Zustand erhalten bleibt, der eine Ex- osmose des Gerbstoffinhaltes verhindert.- Diese Erkenntnis führte mich auf Versuche mit reinem Wasser, in welches aus einem kleinen Splitter möglichst langsam und allmählich, aber andauernd, Jod diffundieren sollte. Und diese Versuche führten zum bejsannten Ziele. Wie aus eben geschilderten Versuchen mit Jodvvasser hervorgeht, wird das lebende Plasma bis zu einem gewissen Grade der Konzentration vom Halogen nicht gestört und es gilt zu sorgen, daß die Jodlösung so lange diesen Grad nicht 1 An denen allerdings aus den toten pflanzlichen Geweben stammende Stoffe (Alkalisalze) mitbeteiligt sein könnten, " Vgl. Czapek, Versuche über Exosmose aus Pflanzenzellen. Ber. der Deutsch, bot. r;cs.. XXVllI, 1910, p. IGO. Jod als Reagens für Gerbstoffe, 113 Überschreite, bis das in den Zellsaftraum eindringende Jod ^ die Fällung der Gerbstoffe völlig oder größtenteils bewirkt hat. Dies wird durch die andauernde, möglichst ungestörte Diffusion erreicht, bei der wenigstens zunächst wegen der gleichzeitig sich abspielenden Prozesse der Jodwasserstoff- bildung und Jodverflüchtigung schädliche Konzentrations- steigerungen ausgeschlossen sind. Die Sachlage ändert sich sofort, wenn durch Schütteln oder Rühren oder durch andere gleichzeitig in Lösung übergehende Stoffe die Lösungs- geschwindigkeit für das Halogen gehoben wird. Nach meinen Erfahrungen — in der Literatur fand ich keine entsprechende Bemerkung — heben Gerbstoffe selbst das Lösungsvermögen des Wassers für Jod beträchtlich. Es genügt daher an Schnitten haftender oder aus irgendwie getöteten Zellen ausfließender oder« exosmierender Gerbstoff vollkommen, um den schönen Verlauf der Reaktion innerhalb noch unverletzter Zellen des Schnittes zu beeinträchtigen oder größtenteils zu verhindern. Die im vorhergehenden Abschnitt mitgeteilten Vorsichtsmaßregeln werden nach dem Gesagten durchaus verständlich, ebenso die sichere und ausschließ- liche Beschränkung der gelungenen Reaktion auf die lebenden gerbstofführenden Elemente des Schnittes. Wie schon einmal bemerkt, finden wir nach der Alkohol- difterenzierung auch den Plasmaschlauch selbst in entsprechen- der Weise bald mehr bald weniger gefärbt, was daraufhinweist, daß Gerbstoffe im Verlauf des Prozesses in das Plasma ein- dringen. Es hält somit der ursprünglich notwendige unbeein- flußte Zustand des Plasmas nicht bis zum Schlüsse an, viel- mehr wirkt die zunehmende Jodspeicherung der Gewebe- 1 Es herrschen hier offenbar bezüglich der Giftwirkung ähnliche Ver- hältnisse wie bei der von Pfeffer studierten Aufnahme giftiger Farbstoffe in die lebende Zelle (Über Aufnahme von Anilinfarben in lebende Zellen. Untersuchungen aus dem bot. Institut zu Tübigen, IL, 1886 bis 1888, p. 327). Daß Jod als Ion in kleinsten Mengen das Plasma, ohne es zu schädigen, durchdringen kann, ist mit Rücksicht auf Aussagen über das Vorkommen freien Jods in Meeresalgen von einiger Bedeutung (vgl. die Äußerungen Molisch's zu den Mitteilungen von Gol enk in und Robertson in Mikrochemie der Pflanze, p. 82). ^ \4 A. Sperlich, bestandteile schließlich auf die lebende Struktur schädigend ein, so daß die Gerbstoffe oder deren Abkömmlinge in den Plasmaschlauch eindringen und hier in der durch Jod ver- änderten Form liegen bleiben. Daß dies nicht stets in gleichem Maße erfolgt, vielfach auch ganz ausbleibt, mag von der Emp- findlichkeit des betreffenden Plasmas und wohl auch davon abhängen, ob die zur Bildung fester Produkte führenden Prozesse rascher oder allmählicher verlaufen. In diesem Zu- sammenhange sei erwähnt, daß vereinzelt und manchmal Gerbstoffspuren, erst in der umgebenden Membran der be- treffenden Zelle festgehalten, angetroffen wurden. Nachdem das Ziel, eine unveränderliche und gut charak- terisierte Fällung und Färbung der Gerbstoffe durch Ein- wirkung von Jod auf die lebende Zelle, erreicht worden war, mußte es erwünscht seip, die einzelnen Phasen kennen zu lernen, welche die Reaktion allmählich bis zum bekannten Endergebnisse durchläuft. Zu dieser Kenntnis hoffte ich mit Hilfe der Dauerbeobachtung entsprechend hergestellter Prä- parate zu gelangen. Es stellte sich jedoch bald heraus, daß im kleinen, gegen Verdunstung durch Paraffin- oder Vaselin- verschluß geschützten Flüssigkeitsraume keineswegs jenes Diffusionsgefälle herstellbar ist, das im weiteren Glasröhrchen zu den zweckmäßigen Konzentrationsverhältnissen führt. Alle Präparate, mochten sie mit gewöhnlichen oder hohlgeschliffenen Objektträgern hergestellt sein, krankten daran, daß die Jod- teilchen aus dem miteingeschlossenen Splitter viel zu langsam in entfernteren Teilen des Schnittes eintrafen. So kam es gewöhnlich nur in wenigen, dem Splitter zunächst liegenden Zellen zu verfolgbaren Veränderungen, während zu den weiter gelegenen Zellen Jod erst nach Tagen, ja oft mehr als einer Woche gelangte, einer Zeit, die, wie Parallelversuche in reinem Wasser unter sonst gleichen Verhältnissen zeigten, die lebende Struktur nicht unbeeinflußt läßt. Es genügen nun aber, wie schon bemerkt, aus gestörten Zellen exosmierende Gerbstoffe vollkommen, um das Lösungsvermögen für Jod derart zu steigern, daß die Plasmakörper aller Zellen getötet und damit ein allgemeiner Austritt der Gerbstoffe bewirkt wird. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 115 Zur besseren Einsicht in die Entwicklungsstadien der Reaktion gelangte ich dadurch, daß ich Schnitte aus den beschriebenen Jodgläschen nach bestimmten Zeitabschnitten entnahm und unter dem Mikroskop untersuchte. Fig. 4 der Tafel soll uns die Phasen der Reaktion veranschaulichen, wobei ich gleich feststellen möchte, daß eine solche Häufung der Reaktionsphasen auf kleinstem Raum, wie sie hier aus Sparsamkeitsrücksichten ratsam erschien, in Wirklichkeit niemals vorkommt. Vielmehr haben wir uns — die Grund- lage der Zeichnung bildete peripheres Rindengewebe eines jungen Sprosses von Pelargonium \m Querschnitt — die dargestellten Stadien über den ganzen Sproßquerschnitt derart verteilt zu denken, daß zu diesem Zeitpunkt, etwa 4 Stunden nach Versuchsbeginn in diffusem Tageslicht und bei Zimmer- temperatur, die vollendete oder nahezu vollendete Reaktion in den zunächst dem Splitter liegenden peripheren Zellen, die Anfangsstadien aber in den diametral gegenüberliegenden Rindenzellen gleichzeitig sichtbar sein können. Damit ist auch ungefähr ein Maß für die Reaktionszeit und bei aufrecht stehenden Schnitten für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Halogens in der Flüssigkeitssäule gegeben. In den zunächst dem Splitter liegenden Zellen ist die Reaktion für die ge- gebenen Verhältnisse durchschnittlich in SVo bis 4 Stunden vollendet; da sie aber erst nach Ablauf von 12 Stunden all- gemein wird, so ergibt sich, daß die vom Jodsplitter ent- ferntesten Zellen zur Erreichung der Endreaktion einer un- gefähr doppelt so langen Zeit als die zunächstliegenden bedürfen. Dies ist auch mit Rücksicht auf die Speicherung, die das Halogen auf seiner Wanderung in immer stärkerem Maße erfährt, ganz begreiflich. i In der P/7/// > Fig. 2. (ErkU im Texte, Vergr. ÖA'^'^). Schlages ein Bild. Durch Einwirkung von Aceton wurde die im auffallenden Lichte bemerkbare gelbbraune Farbe aufgeklärt: es stellte sich heraus, daß im Aceton nach Lösung der Krystalle braune, amorphe, im Lösungsmittel haltbare Häute übrig bleiben, in welchen die Krystalle eingeschlossen waren. Es besteht der Niederschlag demnach aus zwei Körpern, einem farblosen, krystallisierten und acetonlöslichen, der kaum etwas anderes sein dürfte als eine Jodverbindung des Tannins oder einer im Prozesse frei werdenden Phenolcarbonsäure, und einem braunen, amorphen und acetonunlöslichen, den wir als eines der gewöhnlichen Oxydationsprodukte des Tannins an- sehen können, wie sie sich bei jeder länger stehenden Gerbstofflösung aus- scheiden, hier vielleicht im Zusammenhang mit der Bildung des krystalli- sierten Körpers. Daß sich jene sehr gerne an feste, in der Flüssigkeit schwebende Teilchen ansetzen, lehrt jede durch längere Zeit unbenutzt stehende Tanninlösung, in welcher Baumwollfasern oder andere Schmutz- teilchen schwimmen. Wie durch Aceton der Krystall aus seiner widerstandsfähigen Hülle herausgelöst wird, so gelingt es umgekehrt durch langandauernde Einwirkung 126 A. S per lieh, von konzentrierter Schwefelsäure im Exsikkator die braune Hülle zu ver- kohlen und den eingeschlossenen Körper in großen, schönen, farblosen, nadeiförmigen Krystallen von unglaublicher Empfindlichkeit zu erhalten (Fig. 2 B). Ähnliche Niederschlagsbildungen erhielt ich auch durch längere Einwirkung von Bromwasser auf Lösungen von Rohtannin. Bei Berücksichtigung aller in diesem Abschnitt mit- geteilten Tatsachen kann das Folgende über den Reaktions- vorgang in der lebenden Zelle mit einiger Wahrscheinlichkeit ausgesagt werden: Die Reaktion wird durch Sauerstoff, der sich aus Wasser unter Einwirkung von Jod entwickelt, unter Mitwirkung oxj'- dierender Enzyme eingeleitet, wobei Oxydationen durch Wasserstoffbindung der gelösten Gerbstoffe mitbeteiligt sein können. Die entstehenden Phlobaphene speichern das weiter zuströmende Halogen in hohem Maße, wobei neben starker Adsorption auch chemische Bindung von Jod nicht aus- geschlossen ist. Versuche, die mit wässerigen Chlor- und Bromlösungen durchgeführt wurden, lehrten, daß hierbei in den Zellen gleichfalls braune Körper verschiedener Löslichkeit entstehen können, daß aber ein im Effekte gleichwertiger Ersatz des Jods durch seine in Wasser weit löslicheren Verwandten nicht möglich ist, vor allem deshalb nicht, weil die angewandten Lösungen viel früher die lebende Struktur des Plasmas be- einträchtigen. Es wäre erforderlich, mit Chlor oder Brom im Wasser jene Konzentrationsverhältnisse erst zu schaffen, die sich bei Benutzung des festen Jods unter gewöhnlichen Be- dingungen aus der allmählichen Lösung und ihrer Diffusion von selbst ergeben. 4. Das auf die Brauchbarkeit der Reaktion geprüfte Pflanzenmaterial. Zur Feststellung der Brauchbarkeit unserer Methode wurde eine ziemlich große, wenn auch nicht alle Möglich- lichkeiten der Gerbstoffverbreitung in der Pflanze berück- sichtigende Anzahl von Objekten aus verschiedenen Ver- wandtschaftskreisen der Phanerogamen herangezogen: ein- bis dreijährige Rinden von Holzpflanzen, Blätter und Jungsprosse Jod als Reagens für Gerbstufte. 127 wintergrüner Pflanzen, deren Gerbstoffreiclitum wohlbekannt ist, ruhende und treibende Winterknospen, Früchte und Frucht- knoten, eine Keimpflanze und eine Staude, alles ohne be- sondere Wahl, wie die Dinge mir gelegentlich in den Gewächs- häusern oder im Freien in die Hand kamen. Die betreffenden Organe wurden jedesmal zum Vergleich mit Kalibichromat und Eisensalzen behandelt, unter welchen ich die rasch ein- dringende offizineile Tinctura ferri acetici bevorzugte. Bei meinen Prüfungen achtete ich besonders darauf, ob die Jod- reaktion in der hier befolgten Durchführung die Gefahr einer \'erwechslung der braunen Erzeugnisse mit irgendwelchen anderen Inhaltsbestandteilen der Zelle ermöglicht, ein Ein- wand, der bekanntlich der Nasse'schen Probe gegenüber von Mo eller gemacht wurde. Was ich hierüber erfahren, soll bei ■der nun folgenden Aufzählung des untersuchten Materials bemerkt werden. Ich darf wohl vorwegnehmen, daß sich fast durchwegs eine vollkommene oder nahezu vollkommene Gleichheit des Reaktionserfolges bei Anwendung von Jod und Kalibichromat herausgestellt hat. Auf kleine Abweichungen, die durch den weit langsameren Verlauf der Jodreaktion ver- ursacht sind, wird gleichfalls bei den betreffenden Objekten hingewiesen werden.^ 1 Ursprünglich . war zudem beabsichtigt, darauf zu achten, ob in jedem einzelnen Falle eisengrünende oder eisenbläuende oder beiderlei Gerbstoffe vorliegen, da in letzter Zeit dieser Unterscheidung abermals einige Bedeutung zugesprochen wurde (z. B. Luigi E. Cavazza, Studi microchimici e fisio- logici sui tannini. Zeitschr. für wissensch. Mikroskopie, XXVI., 1909, S. Go und Tabelle auf p. 63; K. Peche, Über eine neue Gerbstoffreaktion und ihre Beziehung zu den Anthocyanen. Ber. der Deutschen bot. Gesellsch.. XXXI., 1913, p. 462 ff.). Ich muß nun offen gestehen, daß mir die Ent- scheidung unter dem Mikroskop — bei Extrakten im Reagenzglase ist es anders — schon immer nicht recht einwandfrei möglich erschienen ist und auch diesmal nicht immer ohne auftretende Zweifel gelang. Ist der Gerbstoff- gehalt der Zellen groß und die Fällung gelungen, so ist der Niederschlag weder blau noch grün, sondern eben schwarz ; handelt es sich aber um eine diffuse Färbung der Zelle, so ist häufig und besonders in chlorophyll- haltigen Geweben der Farbenton ein solcher, daß die Beantwortung, ob noch grün oder schon eher blau oder umgekehrt, sehr nach dem subjektiven Er- messen des Beobachters ausfällt. Soweit ich feststellen konnte, gelingt die Jodreaktion in beiderlei Fällen. 128 ' A. Sperlich, Im folgenden bedeutet + starker Gerbstoffgehalt, ± mitt- lerer Gehalt, — geringe Mengen, 0 Fehlen von Gerbstoff.^ Die römische Ziffer neben dem Namen gibt den Monat an,, in dem die Untersuchung erfolgte. G bedeutet aus dem Gevvächshause, F aus dem Freien. A. Ein- bis dreijährige Rinden von Holzpflanzen. Acer plalanoJdcs L. XI. F. + in den meisten Rindenzellen die Faserbi.indel ausgenommen. Alnns ,i[lHtinosa Med. XI. F. -+- in der primären Rinde bis zum schmalen geschlossenen Faserring und in den Rindenmarkstrahlen. Carpimis Betulus L. XI. F. + wie bei Alnns. Elaeatfnus sp. XI. F. 0 in der peripheren Rinde, -+- in der sekundären Rinde. Pintts sylvestris L. XII. F -f- in der primären Rinde, ±z iri der sekundären Rinde. Der Inhalt der Harzkanäle nimmt im Reagens eine schwarz- grüne Färbung an und kann selbst durch lang andauernde Alkohol- nachbehandlung nicht mehr entfernt werden. Mit der Zeit verblaßt seine Färbung. Popnlus monilifera Ait. XI. F. -+- in der peripheren Rinde, besonders zwischen den Fasergruppen; U in der sekundären Rinde. Flcrocarya sorbifolia Sieb, et Zucc. XI. F. -+- in den meisten Zellen der Rinde, gegen die Peripherie zunehmend. Queren s Robtir L. XI. F. -+- in der ganzen Rinde, besonders in den Rinden- markstrahlen. Rohinia Psetidacacia L. XI. F. 0. Rosa inäica X multiflora {Crinison Rambler) XI. F. -\~ in regelmäßig \ev- teilten Zellgruppen. Syrinii'a vulgaris L. XI. F". — in den Rindenmarkstrahlen und vereinzeitert an die Faserbündel grenzenden Zellen. B. Blätter und Jungsprosse. Acacia falcata Willd. 11. G. -h in der Rinde und im Zentralmarke des. Sprosses, + in den beiderseitigen Palisaden, -t- im restlichen Meso- phyll des Blattes. Arhntns Anärachne L. und ,1. Uitedo L. I. G. -h Rinde, Markstrahlen und Mark des Sprosses, -h im ganzen Blatte mit Ausnahme der zweiten Palisadenschichte. 1 Von einer genauen Angabe der GerbstoftVerteilung in den'Geweben wurde mit Rücksicht auf die vorhandenen reichen Angaben in der Literatur, ■insbesondere in G. Berthold, Untersuchungen zur Physiologie der pflanz- lichen Organisation, I. Leipzig (Engelmann) 1898 und IL 1904, abgesehen. Für einzelne l-'älle folgt die Angabe später. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 12S Bttxtts halearica Lam. (stark beschattet). II. G. — in den periphersten. Schichten der .Sproßrinde und in der oberen Epidermis des Blattes. Die von van Thieghemi beschriebenen, im Mesophyll und in der primären Rinde vorkommenden Sekretzellen, deren vi'asser- und alkohol- unlöslicher Inhalt durch Jod, wie schon der genannte Autor hervor- hebt, stark gebräunt werden, erhalten im Reagens ein Aussehen, das der Gerbstoffreaktion entspricht. Kalibichromat wirkt auf den weiter nicht untersuchten Stoff fällend und färbend ein, das in Tropfen im ventralen Mesophyll und besonders im Blattstiel reichlich ge- speicherte Fett geht bei der Behandlung verloren und stört somit das anatomische Bild nicht. CcraUmia Silüjua L. I. G. -+- in der Rinde und in einzelnen Zellen des Sproßmarkes, -f- in den Epidermen, zh im Mesophyll des Blattes. Cueorum tricoccon L. I. G. nb in den peripheren Schichten der Sproßrinde und in den beiden Blattepidermen. Der Inhalt der in der Rinde kreis- förmig angeordneten runden Sekretzellen - wird sowohl durch Kali- bichromat als auch durch die Jodbehandlung in heller Körnelung gefällt. Coffea arahica L. XII. G. ^h in der Rinde, -h im peripheren Sproßmark, beiderseits in der subepidermalen Mesophyllschichte des Blattes. Convoloulus Cnconim L. I. G. + in der Rinde und im peripheren Sproß- marke, H- in den Epidermen, — in den Bündelscheiden des Blattes. Echcvcria sp. III. G. + in verstreuten Zellen \-on Sproß und Blatt. Echium fastuosum Jac. IL. G. ^ in Rinde und .Mark, H- in den Blattbasen, fast 0 im Blatt. Hex cornnta Lindl. et Faxt. I. G. ± in peripheren Rindenschichten und • in den Epidermen des Blattes. Launis nobilis L. XII. G. -+- in Rinde, Markstrahlen und Mark des Sprosses, -h beiderseits in je einer subepidermalen Mesophyllschichte des Blattes, -+- im Mesophyll verstreut. Der ölige Inhalt der Selcretzellen wird durch die Behandlung entfernt. Lavatera arborea L. II. G. — in vereinzelten Zellen der peripheren Rinde und in peripheren Schichten des Blattes. Die Schleime werden durch die Behandlung aus den Geweben entfernt, Membranschleim rasch entfärbt. Myoponim stricinm A. Cunn. XI. G. — in der Sproßrinde, Hr; in einzelnen Assimilationszellen des Blattes. Der durch Jod gebräunte Inhalt der Sekretlücken wird durch Alkohol entfernt. 1 Vgl. H. Soler eder. Systematische Anatomie der Dicotyledonen, Er- gänzungsband. Stuttgart (Ferd. Enke) 1908, p. 293. - >Von Sckretelementen finden sich im Zweige der Simanibaccac- Harzgänge, Sekretzellen mit harzigem Inhalt, Schleimräumen und Sekretlücken mit harzigem Inhalte;« S olered er, .Sj^stematische Anatomie der Dicotjie- donen, Stuttgart 1899, p. 211. 130 A. Spcrlich, Neriiim Oleander L. — in vereinzelten Zellen der Sproßrinde, des Markes und im beiderseitigen Blattln'^poderma. Pdarironinm malvaefolium Jacq. G. Während des ganzen Jahres. Wechselnde Mengen in verstreuten Zellen von Blatt und Sproß. Das Sekret der Drüsenhaare wird bei der Behandlung entfernt. Phillyrea latifolia L. I. G. -h in der Sproßrinde, ^:^ in beiden Epidermen und in der beiderseitigen subepidermalen Schichte, -h in den Bündel- scheiden des Blattes. Die Reaktion mit Kalibichromat ist bei schwächerem Gerbstoffinhalt auffälliger als die Jodreaktion. Phlomis fernijifinen Tenore, I. und III. G. — in manchen Zellen der Sproß- rinde, — in der Umgebung der Blattnerven. Prunus Laurocerasns L. I. und III. G. -h in der peripheren Rinde, -+- in den Rindenmarkstrahlen und in verstreuten Zellen des Sproßmarkes; -h in den Epidermen und in anschließenden Mesophyllschichten, -\- in den Bündelscheiden des Blattes. Das in Tropfenform im Blatte ge- speicherte Fett verschwindet und entfärbt sich auch nach sehr langer Alkoholbehandlung nicht. Das gelbliche Krümmehverk mag mit einer Gerbstoffällung aus schwächer konzentrierter Lösung vcrwechselbar sein. Bei stärkerer Gerbstoffkonzentration ist der Farben- und Form- unterschied unverkennbar. Rosmarinus officinalh L. XII. und III. G. Sproß: + in der äußersten Rinde, — im peripheren Marke, — in Elementen des Siebteils; Blatt: + in den chlorophyllfreien Blattzellen, — in der ersten Palisadenschicht. Die Reaktion mit Kalibichromat ist hier auffälliger. Das Öl der Drüsenhaare wird durch die Behandlung entweder entfernt oder mindestens entfärbt. Scindapsiis Cnscuaria Presl. II. G. Blatt: — in Zellen des oberseitigen Assimilationsgewebes, ± in mancher Zelle des Begleitparenchyms des Medianus; — in Bündelscheidenzellen des Blattstiels. Reaktion mit Kalibichromat viel auffälliger. Sipliocampylus bicolor G. Don. II. G. 0 in Blatt und Sproß. Der Inhalt der Milchsaftrühren wird sowohl durch die Jodbehandlung als auch durch Kalibichromat zu einer graugelben gekörnten Masse niedergeschlagen. Tarchonanthus camphoratus L. XI. G. + um die Bastbelage im Sprosse, + in Epidermis und erster Palisadenschicht des Blattes. Das Öl der Drüsenhaare ist schwer löslich, entfärbt sich jedoch im Alkohol voll- kommen. Vihiirnum fmgrans Bunge, II. G. — im Sprosse, -+- in allen Geweben des Blattes. In den Blättern fand sich ein Jod stark speicherndes Sekret, das weder nach der anatomischen noch nach der mikrochemischen Seite weiter untersucht wurde ;i es verschwindet bei der Alkohol- nachbehandlung vollkommen. Bezüglich des im Blatte gespeicherten Fettes gilt das bei Prunus Laiiroceiasus Gesagte. 1 In Solereder's Systemat. Anat. findet sich hierüber keine Angabe. Jod als Reagens für Gerbstcffe. 131 Viburnnm Tiiiiis L. I. G. -f- in der peripheren Sproßrinde ; -h in der ersten Palisadenschicht, ±2 in den Epidermen, -4- in den Bündelscheiden des Blattes. C. Verschiedene Organe. Cattropogon Lucyamts Schoenland, Fruchtknoten. XL G. — in den peri- pheren Schichten und in Elementen des Siebteils. Cueoruin tricoccon L. Fruchtfleisch, I. G. -H in verstreuten Zellen. Franciscea exiniia Scheidw. Fruchtknoten. XI. G. ±; in der Epidermis und in darunter liegenden Zellschichten der Fruchtwand. Galipea pentandra St. Hil. unreife Frucht. XI. G. -i- in der ganzen grünen Fruchtwand. Gentiana acaulis L. IL F. 0 in den Blättern und Blüten, -±: in den ober- irdischen Sprossen, -f- im unterirdischen Sproß. Bezüglich des hier reichlich gespeicherten Fettes gilt das für Prunus Laurocerastts Gesagte. Phaseollis mnltiflonts Willd. Keimpflanze, IL G. — in einigen Zellen des Siebteils des Epikotyls, — in der oberseitigen Epidermis und den Trichomhj'dathoden der Primärblätter. Priinttla kewensis Hort. XI. G. Fruchtknoten: -!- in der Fruchtwand, -4- in der zentralen Plazenta und den Samenknospen. Pnintis Cerasus L. III. F. Jungtrieb und Straußknospen : Wechselnde Mengen in scharf gekennzeichneten Gewebeschichten. Fyrus communis L. II. und III. F. Langtrieb und Laubknospen, Kurztrieb und Blütenknospen: Wechselnde Mengen in scharf gekennzeichneten Gewebeschichten. Pyrns malus L. III. F. Langtrieb: — in den Rindenmarkstrahlen und im Marke; Laubknospen: -+- in deutlich hervortretenden Zellschichten. Sarothamnus scoparius Koch. XL G. Fruchtknoten: 0. Scindapsiis Cuscuaria Presl. IL G. Reifende Beere: -i- in sehr vereinzelten Zellen des Fruchtfleisches, -+- in peripheren Schichten des Samens, bei der Reife zunehmend. Wenn auch die Prüfung nicht auf alle durch Gerbstoff- gehalt ausgezeichneten Organe ausgedehnt wurde, so glaube ich auf Grund der Erfahrungen mit dem angeführten Unter- suchungsmaterial mit einiger Berechtigung sagen zu dürfen, daß die Jodgerbstoffreaktion sich den bisher verwendeten Reaktionen vollkommen gleichwertig an die Seite stellen läßt. Der Einwand, daß Jod eine Unterscheidung der verschiedenen Zellinhaltskörper nicht ermögliche, gilt für die hier befolgte Durchführung der Reaktion nicht, da der über den Zellentod ausgedehnte Aufenthalt in der wässerigen Lösung, die un- begrenzt ausdehnbare Nachbehandlung mit Alkohol, der man 132 ■ A. Spei-lich, ohne Gefahr für die Gerbstoffderivate auch Behandlungen mit Äther und anderen Lösungsmitteln folgen lassen kann, die pflanzlichen Gewebe von allen durch Jod verursachten Fär- bungen befreit. Einige Hartnäckigkeit zeigen mitunter die Jodfettprodukte. V'ervvechslungen sind aber auch hier aus- geschlossen, wenn man sich zuvor durch entsprechenden Nachweis von der Anwesenheit eines fettartigen Körpers überzeugt hat. Dem V^orteil der Jodgerbstoffreaktion, der vor allem in ihrer Sauberkeit und in ihrer Anwendung am fertigen Schnitt ohne Vorbehandlung ganzer Organstücke liegt, steht nun als Nachteil gegenüber, daß bei sehr geringem Gerbstoffgehalt einer Zelle die durch Jod erzielten Effekte an Deutlichkeit den Erzeugnissen des Kalibichromats und häufig auch der Eisensalze nachstehen. Einen Nachteil teilt die Jodgerb- stoffreaktion allerdings mit allen übrigen Reagentien: sie ist wie diese nicht chemisch scharf umgrenzend. Wenn auch die Nasse'sche Jodpyrogallolreaktion nur für bestimmte Phenol- abkömmlinge als bezeichnend angegeben wird, so wäre ein Übertragen dieses Verhaltens auf die hier behandelte Reaktion so lange ^verfrüht, als nicht entschieden ist, ob der Ablauf der Reaktion dort und hier derselbe ist. Dieser immer wieder betonte Mangel aller phytochemisch verwendeten Gerbstoff- reagentien wird vielleicht nicht so sehr fühlbar, wenn es sich um die Bestimmung von Stoffen handelt, die über größere Gewebekomplexe mehr oder weniger gleichmäßig verteilt sind und deren Zusammengehörigkeit wenig zweifelhaft er- scheint, als vielmehr dann, wenn die Frage nach der Natur von Stoffen oder Stoffgemischen auftaucht, die in besonderen Behältern, wie Gewebelücken, Schläuchen, Kanälen oder auch nur eigentümlich geformten Zellen vom Organismus abgelagert werden.^ 5. Gerbstoff und Stärke. Von den Vorteilen der Jodreaktion ist wohl keiner so augenfällig wie die gleichzeitige Hervorhebung der Gerbstoff- ^ Die bei solchen Untersuchungen sich ergebenden Schwierigkeiten finden sich in der Literatur genügend gewürdigt. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 133- und Stärkeverteilung im Gewebe. Bei Anwendung des Jods in der mitgeteilten Weise wird man unwillkürlich auf die alte Frage hingelenkt, ob diese zwei Inhaltsstoffe zueinander Beziehungen haben und im weiteren Zusammenhang damit, ob die oft reichen Gerbstoffablagerungen in pflanzlichen Geweben besonders dort, wo ihre weitere Oxydation zu Zwecken des Schutzes, wie in Rinden und Schalen, nicht ohne weiteres einleuchtet, nicht doch im Stoffwechsel \\eitere Verwertung finden. Ich glaube, daß ich es mir ersparen kann, alle Wandlungen wiederzugeben, welche die Gerbstoffrage im allgemeinen vom Standpunkt des Pflanzenphysiologen im Laufe der fortschreitenden Erkenntnisse erfahren mußte. Der- artige historische Rückblicke sind genug oft in unserer Literatur zu finden; hervorgehoben sei die Zusammenstellung von Gregor Kraus,^ die eingehende Würdigung, die Czapek: dem Gegenstand in seiner Biochemie der Pflanzen - geschenkt hat und aus neuerer Zeit die Einleitung zu den Gerbstoff- studien an Gnnnera von Walter Arnhold.^ Nur auf einen besonderen Teil der Frage, dessen ich mich bei der Prüfung der Anwendbarkeit des Jodreagens nicht erwehren konnte, sei kurz eingegangen: Bestehen zwischen Stärke und Gerb- stoff in den pflanzlichen Geweben Beziehungen oder nicht. Es sei gleich bemerkt, daß diese Frage rein histologisch gestellt ist und auch in keiner anderen Weise auf Grün d de rgewonnenenTatsachen beantwortet werden kann. Für einen sehr engen Zusammenhang der Körper sprach sich bekanntlich zuerst Wigand^ aus, der in den Gerbstoffen im Gegensatz zu der stabileren Stärke die Form der transi- torischen Stoffspeicherung bei regerer Entwicklung sah; durch 1 Gr. Kraus, Grundlinien zu einer Physiologie des Gerbstoffes. Leipzig^ (Engelmann) 1889, p. 69 ff. 2 II. Band, 1. Aufl., p. 587 ff. 3 Walter Arnhold, Über das Verhalten des Gerbstoffes bei Gunnent,. Kieler Inauguraldissertation 1911. ■i^ A. Wigand, Einige Sätze über die physiologische Bedeutung des Gerbstoffes und der Pflanzenfarbe. Botan. Zeitung, 20., 1862, p. 122. 1'54 A. Sperlicli, Tatsachen ist diese Meinung äußerst wenig gestützt. Sanio^ fand beide Stoffe bald getrennt bald nebeneinander, auch in ein und derselben Zelle; ebenso Hartig,- der ursprünglich an eine Entstehung des »Gerbmehles« aus dem Stärkemehl gedacht hatte. Wohl unter dem nachhaltigen Einfluß von Sachs^ lehnte Kutscher-* auf Grund ausgedehnter Unter- suchungen jede Beziehung zwischen Gerbstoff und Stärke -ab. Anders Westermaier, der schon bei seinen ersten Unter- suchungen -' gerbstoffhaltige Assimilationszellen stärkefrei fand und auf Grund der durch schöne Versuche ergänzten weiteren anatomischen Forschung ^ zur Aufstellung des Begriffes Amylom gelangte, als eines neben Tracheom und Leptom das Leitbündelgewebe zusammensetzenden Zellkomplexes, der aus gerbstoff- oder stärkeführenden Elementen besteht. Wenn Westermaier in den Gerbstoffen transitorische und leicht verfrachtbare Zwischenstufen der Eiweißsynthese aus den Produkten des Chlorophyllapparates erblickt, so kehrt er gewissermaßen zur Auffassung Wigand's zurück, zu der ihn die tatsächlichen Ergebnisse seiner Arbeiten allerdings eher berechtigen. Das Jahr 1888 brachte zwei voneinander unabhängige Arbeiten, beide auf der Untersuchung von Blättern fußend: die eine von E. Schulz,''' die andere von Hermann Moeller.^ Schulz findet, daß in wintergrünen Blättern Stärke 1 C. Sanio, Einige Bemerl^ungen über den Gerbstoff usw., a. a. O., y. 20. - Th. Hartig, Anatomie und Phj'siologie der Holzpflanzen, Berlin •(Springer) 1878, p. 122 und 123. f! J. Sachs, Zur Keimungsgeschiclite d^r Dattel. Botan. Zeitung, 20., l.S(;2, p. 242. ' E. Kutscher, Über die X'erwendung der Gerbsäure usw., a. a. 0., p. 71 und 72. i» Westermaier, Zur physiologischen Bedeutung des Gerbstoffes in den Pflanzen. Sitzungsberichte der Berliner Akademie, 1885, 2., p. 11 15 ff. ^ Derselbe, Neue Beiträge zur Kenntnis der physiologischen Be- deutung des Gerbstoffes in den Pflanzengeweben. Sitzungsberichte der Ber- liner Akademie, 1887, 1., p. 127 ff. "> Ernst Schulz, Über Reservestoffe in immergrünen Blättern unter besonderer Berücksichtigung des Gerbstoffes. Flora, 71., 1888, p. 223 ff. s Herm. Mo eil er, .\natomische Untersuchungen über das Vorkommen der Gerbsäure, a. a. 0. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 13d- und Gerbstoffe als Reservematerial sich ersetzen, H. Moeller verwendet die an den untersuchten Objekten gemachten ähn- lichen Erfahrungen zur Stützung der Ansicht, daß die Gerb- stoffe, da sie stets dort zu finden, wo Kohlenhydrate wandern, die Wanderform des Kohlenhydratmaterials sind. Hierbei ist,. wie Czapek^ bemerkt, der Einfluß der Pfeffer'schen Idee - von der auf Grund der leichten Veränderlichkeit und Aktions- fähigkeit der Tannoide möglichen Bedeutung dieser Körper für den Transport von Zelle zu Zelle unverkennbar. Ungünstige Erfahrungen mit anatomisch-mikrochemischen Methoden veranlaßten Gregor Kraus' die Gerbstoffrage auf Grund makrochemischer Bestimmungen mit reichem Unter- suchungsmaterial neu anzugehen. Die Versuche über den Lichteinfluß führen ihn zu vollkommen gleichen Resultaten wie seinerzeit Westermaier und auch die makrochemisch nachgeprüfte und bestätigt gefundene Tatsache von der Wanderung der Gerbstoffe aus den Assimilationsorganen in den Stamm ist eine Erweiterung und Bekräftigung der Befunde Wester maier's, der sich bekanntlich bemühte, in den unter- suchten Organen »Gerbstoffbrücken« aufzudecken. Da Kraus' Bestimmungen aber auch nirgends eine Abnahme der Gerbstoffe erkennen lassen, finden wir es begreiflich, wenn er schließlich im allgemeinen zur Sachs'schen Auf- fassung von der Exkretnatur dieser Stoffe zurückkehrt und ausdrücklich betont, daß der Parallelismus im Einfluß der Belichtung für Kohlenhydrate und Gerbstoffe nur ein Zu- sammentreffen ohne nähere Beziehung zwischen den beiden Stoffgruppen isf^ Die Kraus'schen Ergebnisse haben bis heute nachhaltig auf die allgemeine Auffassung der GerbstoftVage gewirkt. Ein neuerlicher Rückschlag ins Gegenteil sind gewisser- maßen die auf eigenen breiten anatomischen Untersuchungen 1 Biochemie der Pflanzen, II. (I. Aufl.), p. 591. 2 Ausgesprochen in »Über Aufnahme von Anilinfarben in lebenden Zellen«, a. a. 0., p. 311 und 312. 3 Grundlinien zu einer Phj^siologie des Gerbstoffes, a. a. 0. Hier sind. seine und seiner Schüler Arbeiten zu finden. i A. a. O., p. 7. 136 A. Spcilich, und ergänzenden Arbeiten seiner Schüler fußenden Aus- führungen G. Berthold's.^ Wohl niemals vorher ist der Ver- teilung der Gerbstoffe, der Stärke und des Zuckers in pflanz- lichen Organen unter Berücksichtigung des Entwicklungs- stadiums und auch einiger äußerer Bedingungen eine so er- schöpfende und vielseitige Bearbeitung zuteil geworden und man kann nur beklagen, daß Berthold die Verwertung des großen Tatsachenmaterials der weiteren Forschung nicht da- durch erleichtert hat, daß die Schlußergebnisse für die ein- zelnen Arten und deren Organe in übersichtlichen schemati- schen Darstellungen zusammengefaßt worden wären. Im Gegensatz zu den Ergebnissen Kraus' finden wir bei der Einsicht in das reiche Berthold'sche Material die Gerbstoffe in großer Beweglichkeit, der Speicherung folgt das Ver- schwinden bald hier bald dort nicht anders als bei Stärke und Zucker. Wenn Berthold auf Grund solcher Erfahrungen diese Körper als Reservematerial zusammenfaßt — Gerbstoffe mit der zu Beginn des Abschnittes mitgeteilten Einschrän- kung — , so ist der Gedanke nicht ohne weiteres abzulehnen. Die Beziehung aber zwischen diesen Körpern erhellt am besten aus Berthold's eigenen Worten:^ »Die besondere nachdem Entwicklungszustand und der Region gesetzmäßig wechselnde physiologische Natur der einzelnen Gewebe entscheidet in erster Linie darüber, in welcher Form die Ablagerung statt- hat« und »diese besonderen Qualitäten und Gewebe und Zellen entscheiden auch darüber, ob in ihnen mehr oder weniger Stärke, eine mehr oder weniger konzentrierte Lösung von Zucker oder Gerbstoff auftritt.« Also der gleichartig zu- geleitete Stoff wird je nach der phj^siologischen Natur der Zelle bald in der einen bald in der anderen Form vorüber- gehend gespeichert. Der hier ausgesprochene Gedanke von der Zusammen- gehörigkeit von Form, Membran und Inhalt für die Charakteri- sierung einer Zelle oder eines Gewebes, worauf Berthold mit Nachdruck des öfteren hinweist, findet sich übrigens mit 1 Untersuchungen zur Physiologie der ptlanzhchen Organisation; a. a. 0. 2 A. a. 0., II. Teil, erste Hälfte, p. 169. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 137 Beziehung auf den »autochthonen« ^ Gerbstoff schon einmal bei Gr. Kraus und sagt nichts anderes, als was uns die bei Pfropfungen gemachten Erfahrungen rücksichtlich der spezifi- schen und im großen und ganzen unbeeinflußbaren stofflichen Verhältnisse der Symbionten gelehrt haben. - I. Der extremste, der Berthold'schen Auffassung ent- sprechende Fall ist, wenn wir uns auf die durch unser Reagens gleichzeitig hervorgehobenen Stoffe beschränken, dadurch gegeben, daß bei »homogenen« Geweben eines Organs in den einzelnen Geweben, bei »differenziertem«"^ Gewebe in den einzelnen Zellen des betreffenden Gewebes Stärke und Gerbstoff einander vollständig ausschließen. Dies kommt, wie schon Schulz und H. Moeller, dann Berthold selbst gefunden, häufig vor und scheint nach Angaben des Göttinger Schülers Wagner-^ für die Crassulaceen Regel zu sein. Die Angaben älterer Autoren über diese Frage können mit Rücksicht a^f die damals noch wenig entwickelten mikro- chemischen und optischen Hilfsmittel, die Täuschungen nicht g-anz ausschließen, füglich außer acht gelassen werden. Im folgenden seien meine Erfahrungen an dem vorhin ver- zeichneten Material kurz mitgeteilt.^ 1 So nennt Gr. Kraus den an Ort und .Stelle aus andersartigem Material gebildeten Gerbstoff im Gegensatz zu dem als solchem zugeleiteten Gerbstoff (Wandergerbstoff); a. a. 0., p. 57 und 58. - Bezüglich des Gerbstoffes sind die Ergebnisse der von Joh. Buder durchgeführten anatomischen Untersuchung des Cytistis Adaini bemerkens- wert: Studien an Laburmuii Adami, II. Allgemeine anatomische Anal3'se des Mischlings und seiner Stammpflanzen. Zeitschr. für induktive Ab- stammungs- und Vererbungslehre, V, 1911, p. 213 und Fig. 3. 3 Ein homogenes Gewebe ist nach Berthold eine aus völlig, also auch dem Inhalt nach gleichartigen Zellen zusammengesetztes Gewebe; besteht ein morphologisch einheitliches Gewebe aus inhaltlich verschiedenen Elementen, so nennt es Berthold differenziert. Vgl. a. a. 0., IL, p. 48, 72 und an vielen anderen Stellen. •i Ed. Wagner, Über das Vorkommen und die Verteilung des Gerb- stoffes bei den Crassulaceen. Inauguraldissertation aus Göttingen, 1887. ö In eine von Tunmann (Pflanzenmikrochemie, p. 252) herangezogene Arbeit von G. .\lbo, L'azione del tannino sulla germinazione e suUo sviluppo 138 A. Sperlich. Bei der Untersuchung über die wechselseitige Aus- schließung von Stärke und Gerbstoff leistet unser Reagens deshalb wertvolle Dienste, weil die zwei Stoffe gleichzeitig und wohl gekennzeichnet im mikroskopischen Bilde erscheinen und zudem der Verlauf der Jodreaktion, wie wir nunmehr wissen, eine Fixierung von falsch lokalisierten Gerbstoffen ausschließt. Allerdings mußte eine Angabe Heintz' und Czapek's^ berücksichtigt werden, wonach Tannin und andere Phenolabkömmlinge die Blaufärbung von Stärke verhindern. Um daraus möglicherweise sich ergebenden Täuschungen vorzubeugen, wurden die betreffenden Schnitte folgender Nachprüfung unterzogen: sie kamen in Javelle'sche Lauge, die, wie erinnerlich, die Phlobaphene angreift und verblieben hier so lange, bis die ursprünglich gerbstofführenden Zellen nur mehr schwach gelblich gefärbt waren, so daß sie als solche im Mikroskop noch deutlich erkennbar blieben. Eine neuerliche Behandlung mit Jod zeigte nach solcher Vor- bereitung selbst die kleinsten Spuren von Stärke an.- Was mich die zahlreichen Präparate y^" Organen der verschiedenen Pflanzen lehrten, läßt sich etwa so ausdrücken: Der wechselseitige Ausschluß von Stärke und Gerb- stoff ist Regel; kommen beiderlei Körper innerhalb einer und derselben Zelle nebeneinander vor, so ist eine Abnahme des einen bei gleichzeitiger Zunahme des anderen unverkennbar. Einige Ausnahmen werden später angeführt. Die Figuren 1, 2, 3, 4 und 8 der Tafel mögen das Gesagte augenfällig zeigen, einige Beispiele seien zudem besprochen. Im jungen Sprosse von Acacia falcata sind am 6. Feber die äußersten Partien der primären Rinde durchaus gerbstoff- del Solanum tuberosum, Nuovo giornale bot. italiano. XL. 1904, p. 521, konnte ich nicht Einsicht nehmen. Nach Albo ist der Gerbstoff Nährstoff und wird mit der Stärkebildung in Verbindung gebracht. i Biochemie der Pflanzen, I. (1. Auflage, die 2. Auflage berücksichtigt die Mikrochemie nicht mehr), p. 315, vgl. auch Tunmann. Ptlanzenmikro- chemie, p. 502. 2 Es ist dies eine seinerzeit von Heinricher angegebene Methode: Verwendbarkeit des Eau de Javelle zum Nachweis kleinster Stärkemengen. Zeitschr. für wissensch. Mikroskopie, 3., 1883, p. 213. J(xi als Reagens für Gerbstciffe. 139 führend und stärkefrei, daran schließt außerordentlich scharf umgrenzt eine stärkereiche und gerbstoffreie Ringzone, in welcher die Fasern liegen, daran die völlig stärkefreie, dafür besonders gerbstoffreiche Zone der sekundären Rinde, daran das mit Stärke dicht gefüllte und vollkommen gerbstoffreie Holz, daran das Mark, das aus stärkeführenden gerbstoffreien und aus gerbstofführenden stärkefreien Zellen zusammen- .gesetzt ist. Im jungen Sprosse von Ceratonia Siliqna ist am 16. Jänner -die Rinde vollkommen stärkefrei, in den äußersten Partien und besonders in den Fortsetzungen der Markstrahlen lagern bedeutende Mengen von Gerbstoff, das Holz hingegen ist einschließlich der Markstrahlen mit Stärke dicht gefüllt und im allgemeinen gerbstoffrei. Nur in vereinzelten Zellen der Strahlen deutet eine gelbliche Tönung auf schwachen Gerbstoffgehalt. Das Mark ist mit Stärke vollgepfropft, ver- einzelte Zellen leuchten stärkefrei und gerbstofführend aus der schwarzblauen Masse rotbraun , hervor. Ganz ähnlich verhält sich am 24. Jänner der Jungsproß von Phillyrca JatifoJia. Nur die Gerbstoffzellen des Markes haben, wie ihre lichtgelbe Tönung anzeigt, Gerbstoff verloren und enthalten dafür gleichfalls Stärke. Ein vorjähriger Langtrieb der Birne zeigt am 11. März vor dem Ausschlagen seiner Knospen in der primären Rinde inhaltsreiche, abwechselnd mit Stärke oder Gerbstoff gefüllte, im Gewebe gleichmäßig verteilte Zellen.^ In der sekundären Rinde überwiegen die gerbstofführenden Elemente; besonders gerbstoffreich sind die Rindenmarkstrahlen, hier sind Stärke- zellen Ausnahmen; in mancher gerbstoffreichen Zelle lagert etwas kleinkörnige Stärke, Das Holz einschließlich der Mark- strahlen und das Zentralmark ist hingegen mit Stärke voll- gepfropft und nahezu gerbstoffrei; vereinzelte Zellen zeigen gelbe Tönung.- 1 Sie bilden die von früheren Fcjrschern vielfach beschriebenen Netze oder Brücken. '- Von der wechselseitigen Ausschließung der beiden Inhaltsstoffe und deren Verteilung im Querschnitt eines einjährigen Holztriebes gibt Hartig's Darstellung des Eichenzweigquerschnittes (Anatomie und Physiologie der Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 1 1 140 A. Sperlich. Ähnliche Verhältnisse weist am gleichen Tage eine Jung- rute der Weichsel auf, nur findet sich außerhalb des Kambium- ringes überhaupt keine Stärke. Ein um die gleiche Zeit untersuchter Apfellangtrieb hat innerhalb des Kambiumringes ähnliche Verhältnisse, außerhalb dieser Grenze unterscheidet er sich dadurch, daß die Rinden- markstrahlen in den inneren, an das Holz grenzenden Zonen gerbstofführend, in den äußeren durchaus stärkeführend sind. Die primäre Rinde ist gerbstoffrei. Ein besonderes Augenmerk richtete ich auf bekannt gerbstoffreiche Objekte, wie die wintergrünen Blätter und die Vegetationspunkte oder ruhenden Knospen gerbstoffreicher Pflanzen. Für jene fand ich im großen und ganzen die An- gaben Schulz' und Mo eil er 's bestätigt. Als Beispiel sei unter Hinweis auf Fig. 1 auf p. 7 das am 6. Feber unter- suchte Blatt von Viburmim fragrans angeführt. Wie bei den Sprossen vielfach Stärke- und Gerbstoffringzonen von außen nach innen abwechseln, so in den Blättern stärke- und gerb- stofführende Horizonte. Der dargestellte Gegenstand ist ein von der Unterseite gesehener Teil eines Flächenschnittes durch das Schwammgewebe des Blattes. Unter dem dunklen,, hie und da beim Schneiden nicht mitgetroffenen Netze der gerbstoffreichen Zellen wird der in Wirklichkeit darüber liegende gerbstoffreie, dafür aber stärkeführende Horizont sichtbar, dessen Blaufärbung des Bildkontrastes wegen durch länger andauernde Alkoholbehandlung zerstört wurde. Gerade an solchen gerbstoffüberreichen Geweben konnte stets die Regel vom wechselseitigen Ausschluß der beiden Körper bestätigt werden. Wenn überhaupt in diesen Zellen Stärke vorhanden ist, so handelt es sich stets um ganz kleinkörnige und äußerst bescheidene Mengen. Nur in den Parenchym- scheiden der Nerven (eine ist im Bilde sichtbar) sind in einem und demselben Zellenzuge neben stärkeführenden und neben mit Gerbstoff beladenen Zellen vereinzelt auch Elemente eingeschaltet, die beide Körper in reicherer Holzpflanzen, Tal'. I) trotz der teilweise unrichtigen Deutung ein vorzüg- liches Bild. Jod als Reagens füi Gerbstoffe. 141 Menge vereinen. Um solche Ausnahmen, die gleichsam als Grenzfälle des wechselseitigen Ausvveichens der Körper bei überaus reicher Stoffzufuhr anzusehen sind, handelt es sich auch jedenfalls bei den Gallen, für welche Küsten - mach er ^ ein gemeinsames Auftreten von Stärke und Gerb- stoff in der Zelle angibt, oder bei den außerordentlich gerb- stoffreichen Arten von Giinnera, in denen nach Arnhold- ähnliches anzutreffen ist.-' In den inhaltsreichen Vegetationspunkten, beispielsweise von Pelargonnmi, deren mit gerbstoffreien Elementen ab- wechselnden Gerbstoffzellenzüge in ihrer Genese und Ent- wicklung schon mehrmals beschrieben wurden, konnte, wann immer die Untersuchung erfolgte, keine Ausnahme angetroffen werden. Gute Schnitte durch die Sproßgipfel bieten, mit dem Reagens behandelt, in ihrer unterbrochen blau-rotbraun oder gelben Streifung besonders prächtige Bilder. Das Gleiche gilt in jeder Beziehung von den ruhenden und mit dem Triebe beginnenden Knospen der Holzpflanzen, von denen ich be- sonders eingehend Apfel, Birne und Weichsel untersuchte. Zum Schlüsse sei noch ein Objekt herangezogen, dessen sich frühere Forscher nicht bedient haben: die zentrale Plazenta im Fruchtknoten von Primtila. Hier strahlen von der leitenden, gerbstoffreichen Organachse gegen die Peripherie sich ver- breiternde Zellenzüge reich mit Geibstoff beladen auseinander. Dazwischen ist alles mit Stärke erfüllt und gerbstoffrei. Keine gerbstofführende Zelle enthält Stärke. Diese vom Zentrum zu den mit Gerbstoff gefüllten und stärkefreien Samenknospen ziehenden Zellreihen sind die idealsten »Gerbstoff brücken«, die 1 Küstenmacher, Beitr. zur Kenntnis der Gallenbildungen mit Berück- sichtigung des Gerbstoffes. Jahrb. für wissensch. Bot., XXVI., 1S94, z. B. p. 132 und andere Stellen. 2 A. a. 0., p. 17. 3 Die wechselseitige Ausschließung von Stärke und Gerbstoff geht auch aus Studien an den Schließzellen der Spaltöffnungen hervor; vgl. Hagen, Zur Physiologie des Spaltöffnungsapparates. Beitr. zur allgem., Botanik, Berlin (Borntraeger) 1916, p, 283. Ähnliches fand Hans Böhmker in Nektarien ; vgl. H, Böhmker, Beiträge zur Kenntnis der floralen und extrafloralen Nektarien. Beihefte zum Botan. Centralbl. XXXIII, 1. Abt. 1917, p. 245 und 246. (Ergänzung während des Druckes.) 142 A. Speiiich, mir je untergekommen. Anhänger der Auffassung, daß Gerb- stoffe als solche wandern, hätten an diesem Objekt viel Freude gehabt. IL Die Durchmusterung meines Untersuchungsmaterials nach den Beziehungen zwischen Gerbstoff- und Stärkeverteilung hatte ein weiteres Ergebnis, Nach den ausgedehnten Studien Berthold's und seiner Schüler ist es trotz der gegenteiligen, auf Grund makrochemischer Bestimmungen gewonnenen Re- sultate Gr. Kraus' nicht zweifelhaft, daß aufgespeicherte Gerbstoffmassen aus pflanzlichen Geweben verschwinden können; mit welcher weiteren Bestimmung, das bleibe zu- nächst unerörtert. Es fiel mir bei meinen Objekten auf, daß überall dort, wo in einem und demselben Gewebe gerbstoff- und stärkeführende Zellen nebeneinander vorkommen, wo es sich also um differenzierte Gewebe im Sinne Berthold's handelt, Zunahme und Abnahme des Inhalts der betreffen- den Zellen parallel liefen. In der Mehrzahl der Fälle ist allerdings das Schwinden der Stärke weitergehend als die Verdünnung der Gerbstofflösung, doch auch das Gegenteil konnte einmal beobachtet werden. Eine vergleichende Be- trachtung der Figuren 1 (aus dem Längsschnitt durch das Basalpolster des Winterblattes von Pninns Latirocerastis) und 2 (aus dem Längsschnitt eines jungen EchevcriaSpvosses im Frühling) wird das Gesagte verdeutlichen. Wo die einen Zellen reichlich grobkörnige Stärke speichern wie im ersten Falle, dort zeigt die Fällung und dunkle Färbung der anderen eine hohe Gerbstoff konzentration; wo die Stärkespeicherung eine geringe ist wie im zweiten Falle, dort ergibt auch die Gerb- stoffreaktion eine niedrigere Konzentration. So konnte ich es bei gleicher Gewebestruktur überall beobachten, insbesondere wenn Individuen vergleichend untersucht wurden, die in unseren einseitig belichteten Gewächshäusern unter stark verschiedenen Beleuchtungsverhältnissen wachsen. Ich fand den Zusammenhang aber auch bei Prüfung fortschreitender Entwicklung, die allerdings auf Sproß und Blatt von PcJar- gonium malvaefolimn und auf die Laub- und Blütenknospen von Obstbäumen beschränkt wurde. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 143 Ein im Winter aus einem Steckling gezogenes, stark beblättertes und verzweigtes Individuum von Pelargonium zeigte im Sommer des gleichen Jahres in Sprossen und Blättern reiche Speicherung. Rinde und Zentralmark des Sprosses, deren Struktur von Berthold geschildert wird,^ waren mit Stärke und Gerbstoff gefüllt, weniger die Blätter. Gegen den Herbst zu starben einige Blätter ab, eine deutliche Reduktion ihres Inhalts war zuvor nicht zu bemerken. In den Sprossen jedoch wurde der Abbau des gespeicherten Materials augen- fällig, und zwar zunächst in den oberen Teilen (P^ig. 3 der Tafel gibt ein Bild dieses Zustandes). So ging es Weiter bis gegen den Winter. Im Winter (Untersuchungen fanden im Dezember und Jänner statt) waren alle oberirdischen Teile (Sprosse und die noch vorhandenen Blätter) sozusagen ent- leert: in den stärkeführenden Zellen gab es da und dort \er- einzelte Stärkekörner, die Gerbstoffzellen reagierten mit äußerst schwachem Koagulum oder noch häufiger nur mit gelber Tönung, In der Nähe der Organneuanlagen, in diesen selbst und in wenigen peripheren Schichten der Rinde war Gerb- stoff noch mehr als reichlich vorhanden, Stärke fast keine. Im darauf folgenden Frühling und Sommer hat die Pflanze bei reduzierter Belaubung geblüht und gefruchtet; die Speiche- rung in den oberirdischen Teilen erreichte den Zustand des Vorjahres nicht. Laub- und Fruchtknospen der Birne und die Tragsprosse in der Nähe der Knospen wurden im Februar in der vorhin geschilderten Weise mit Gerbstoff und Stärke vollgepfropft befunden. Anfangs März waren die Laubknospen noch in diesem Zustande, die Fruchtknospen hingegen, die bekannt- lich eher zu springen beginnen als die Holzaugen, hatten ihr gespeichertes Material und das des tragenden Kurztriebes mobilisiert. Die Stärke war nahezu \-ollständig \-erschwunden, die Gerbstoffzellen zeigten auf die Behandlung mit dem Reagens hin selten und nur schwache Fällungen, meist nur gelbe Tönung. Nach zwei Wochen war auch bei den Laub- knospen und ihrer Umgebung dieser Zustand erreicht. Ähn- 1 Untersuchungen zur Physiologie usw., IL, 1., p. 49 ft". 144 A. Sperlich, liehe Verhältnisse wurden bei ruhenden und mit dem Triebe beginnenden Knospen der Weichsel und des Apfels angetroffen. In der Umgebung einzelner Apfelknospen war insofern eine Abweichung vom gewöhnlichen Verhalten festzustellen, als die Stärke des Rindenparenchyms sichtlich in geringerem Alaße abgebaut erschien als die Gerbstoffe. Diesen Fällen gleichzeitiger Füllung und Entleerung gesonderter Stärke- und Gerbstoffzellen in einem und dem- selben Gewebe^ reihen wir ein anderes wechselseitiges Ver- halten der beiden Stoffe an> das gewissermaßen im Gegensatz hierzu steht: der Abbau des einen Stoffes zum Zwecke der Speicherung des anderen in denselben Gewebselementen. Daß derartiges vorkommt, geht, wenn auch nicht eigens darauf hingewiesen wird, schon aus Berthol d's Schilderung der Speicherzonen im wachsenden Sprosse und von deren Wandlungen hervor-- auch Westermaier's Ergebnis mit dem geringelten Eichenzweige sei in diesem Zusammenhang erwähnt.^ Viele Bilder, die mir meine Schnitte boten, lassen sich in diesem Sinne deuten, so besonders die Verfolgung peripherer Schichten der Rinde von Holzgewächsen, der Speicherungsverhältnisse in den Markstrahlen und im Zentral- mark, der Vergleich inhaltsreicher, verschieden alter Blätter desselben Individuums zum gleichen Zeitpunkt. In der Mehr- zahl der angeführten Fälle räumt die Stärke dem Gerbstoff das Feld. Das Umgekehrte, das wir aus der älteren Literatur kaum irgendwo entnehmen können, habe ich gerade deshalb in einem Falle eingehender entwicklungsgeschichtlich verfolgt. Es wurde hierzu wieder das in allen Organen mehr oder weniger gerbstoffreiche Pelargoumm gewählt. Wie erinnerlich, waren im Winter die oberirdischen Teile dieser Pflanze weitgehend entleert: die Stärke fast vollständig 1 Die mit der Speiclieiung von Stärke zeitlich zusammeniallende Be- reicherung an Gerbstoff war schon Küstenmacher bei einigen Gallen auf- gefallen. Vgl. beispielsweise a. a. 0., p. 180. 2 A. a. O., II., 1., 5. Kap. Zusammenfassende Übersicht über die Ent- wicklung und Rhytmik des Sprosses, p. 131 bis 257. Die stofflichen. Zonen finden sich auf p. 164 zusammengefaßt. ■> Neue Beiträge zur Kenntnis der physiologischen Bedeutung des Gerb- stoffes in den Pnanzengeweben, p. 132 bis 134, Taf. III, Fig. Aa und Ab. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 145 verschwunden, der Inhalt der Gerbstoffzellen stark verdünnt. Nur in der Nähe der Organneuanlagen und in diesen selbst, ferner in den peripheren Schichten der Rinde verblieben Gerb- stoffe mehr als reichUch. Den Inhaltszustand eines Sproß- gipfels im Jänner zeigt Fig. 7 der Tafel. Wir sehen einen Teil des Querschnittes in etwa 2 mm Entfernung vom äußersten Vegetationspunkt: die dargestellte Region — ein Stück Mark- peripherie mit anschließendem, noch nicht fertig differenziertem Gefäßteile — ist mit Gerbstoff gefüllt, fast keine parenchymati- sche Zelle ist hier gerbstoffrei. Im März fand ich den Zustand erhalten; nur an ganz basalen, knapp ober der Erde befind- lichen Knospen zeigte sich in einzelnen Zellen wieder Stärke. Im April nahm der Stärkegehalt zu, auch höher gelegene Knospen zeigten Stärke und am 2. Mai, knapp vor der Streckung der Blütenanlagen war in allen Triebspitzen der in Fig. 8 der Tafel dargestellte Zustand erreicht. Zur Dar- stellung wurde die gleiche Partie des Querschnittes gewählt wie bei Fig. 7; er stammt aus gleicher Entfernung vom A'egetationspunkte eines benachbarten Sproßgipfels. Gerbstoff erscheint zu dieser Zeit hier nahezu vollständig abgebaut und in gleichem Maße Stärke gespeichert. Sehr schön ist hierbei zu sehen, wie der Abbau der Gerbstoffe mit der Bildung von Stärke Hand in Hand geht, wie in den noch gelb getönten Zellen kleine Stärkekörnchen erscheinen. Das VVeichen der Gerbstoffe vor der sich ansammelnden Stärke zu dieser Zeit und in dieser Region ist gerade für Pelargoiiium, das sich wie die Crassulaceen in den fertigen Organen durch besondere Gerbstoffzellenzüge und -gruppen, durch inhaltlich differenzierte Gewebe im Sinne Berthold 's auszeichnet, besonders bemerkenswert. Es zeigt, daß der physiologische Zustand der Zelle auch hier zeitweise wandelbar ist und daß es nicht leicht fällt, bei entwicklungsgeschicht- lichen Studien aus gleichem Inhalt auf gleiche Genese der betreffenden Zellen in jedem Falle zu schließen, eine Schwierig- keit, die auch Berthold nicht außeracht gelassen. ^ A. a. 0., I., p. 150 und 151; IL, 1., p. 136 und 137 146 A. Sperlich, III. Histologisch war die Frage nach der Beziehung zwischen Stärke- und Gerbstoffverteilung gestellt; sie kann anders auch nicht beantwortet werden. Die Beantwortung geht dahin, daß 1. innerhalb einer Pflanze, zu deren Organisation die Speiche- rung beider Stoffe gehört, Gerbstoff und Stärke in der Regel in einer und derselben Zelle nicht aufgestapelt werden, daß 2. in Geweben, die aus beiderlei Zellen zusammengesetzt sind, Speicherung und Abbau beider Stoffe sehr häufig parallel laufen, daß endlich 3. in homogenen Geweben oder Gewebe- zonen im Laufe der Entwicklung der eine Stoff dem andern das Feld räumt. Was man aus diesen drei Tatsachen, von denen wir bald die eine, bald die andere je nach dem besonderen Augen- merk des Forschers bald mit Nachdruck hervorgehoben, bald verschwiegen, bald nur nebenbei als belanglos erwähnt finden,, für den Stoffwechsel der Pflanze und des weiteren für die »Bedeutung« der Gerbstsoffe abgeleitet hat, ist bekannt und im wesentlichen eingangs dargelegt worden. Es ist auch klar,, daß alle Schlußfolgerungen mindestens so lange in der Luft hängen, als es der chemischen Forschung nicht gelungen, die gewünschten Zusammenhänge oder deren Möglichkeit zu erweisen. In dieser Beziehung hat die Gerbstoffchemie in neuerer und jüngster Zeit bedeutende Fortschritte zu ver- zeichnen. Daß schließlich jeder im Pflanzenkörper auftretende organische Stoff auf die Produkte der Photosynthese zurück- geht, ist selbstverständlich, fraglich aber blieb es doch, ob die Beziehung der Gerbstoffe zu den löslichen und wanderungs- fähigen Kohlenhydraten eine so nahe und innige sei, wie sie das histologische Bild der Gerbstoff-Stärkeverteilung nahelegt. Das Bestreben, vagen Vermutungen möglichst auszuweichen,, mag wohl auch mit Grund gewesen sein, warum seinerzeit soviel Mühe auf die Aufdeckung von »Gerbstoff brücken« verwendet wurde und wir immer wieder ausdrücklich auf den histologischen Zusammenhang der Gerbstoffzellen verwiesen werden, der freilich häufig nicht besteht. Selbst Gr. Kraus, vor dem die mikroskopisch-anatomischen Befunde in der Jod als Reagens für Gerbstoffe. 14c Gerbstoftrage, zum Teil wohl mit Recht, wenig Gnade ge- funden, läßt in dieser Beziehung die ausgedehnten eigenen anatomischen Untersuchungen als Stütze gelten. ^ Durch die Versuche Bus gen 's mit abgeschnittenen Blättern, die, auf Zuckerlösung im Dunkeln kultiviert, sich an Gerbstoff be- reicherten,- ist der innige Zusammenhang wohl nicht mehr zAveifelhaft und Euler^ zeigt eine Möglichkeit, wie über Inosit, beziehungsweise Quercit oder über Chinasäure durch Oxydation die Gallussäure entstehen könnte. Liegen nun auch die zweifellos nahen und leichten .Stoff- umsätze von Zucker zu den Phenolkarbonsäuren noch nicht völlig klar, so verdanken wir den Untersuchungen Emil Fische r's und K. Freudenberg's eine nahezu vollkommene Einsicht in die Bindung dieser Säuren mit weiterem Kohlehydrat- material zu Gerbstoffen.'* Nach den Genannten entspricht die Zusammensetzung des reinen Tannins am besten einer ester- artigen Koppelung der Digallussäure an Glukose und, was an entsprechend großen Molekülen diesen Synthetikern bis heute darzustellen geglückt ist, schafft der Auffassung eine- nahezu einwandfreie Stütze. Mit solchen Erkenntnissen kann nun das histologische Bild, soweit die Stoffspeicherung in Betracht kommt, recht wohl in Einklang gebracht werden. Stärke und Gerbstoff stammen aus den gleichen, dem Gewebe- zuströmenden oder in den assimilierenden Zellen gebildeten Zuckermassen. Die eine Zelle kondensiert den Zucker zu Stärke, die nebenanliegende verarbeitet und oxydiert ihn zu. Phenolcarbonsäuren, die eine Zelle bereichert sich zusehends mit Stärke, die nebenanliegende verestert mit dem gleichen Material die Säuren zu Gerbstoffen. Zunahme hier und dort ^ Grundlinien zu einer Physiologie des Gerbstoffes, VI. Abschn.: Be- leuchtung der Gerbstoffanatomie, p. 48 u. ff. 2 M. BiJsgen, Beobachtungen über das Verhalten des Gerbstoffes.. .lena 1889. 3 H. Euler, Grundlagen und Ergebnisse der Ptlanzenchemie, II. und: III., Braunschweig 1909, p. 222 und 223. * E. Fischer und K. Freudenberg, Über das Tannin und die Syn- these ähnlicher .Stoffe. Ber. der Deutsch, ehem. Gesellsch., XLV., 1912,. p. 915 ff. und p. 2709 ff. ; weitere Arbeiten in den folgenden Jahrgängen. 148 A. Sperlich, bei wechselseitiger Ausschließung des gespeicherten Stoffes. Ausgerüstet mit den gleichen Erkenntnissen wird uns auch das Weichen der Stärke vor dem zunehmenden Gerbstoff im inhaltlich homogenen Gewebe oder in einer und derselben Zelle verständlich. Die Stärke kann zweifellos das Zucker- material liefern, aus dem die Phenolsäuren stammen und das zu deren weiteren Veresterung notwendig ist. Anders verhält es sich mit den Bildern, durch die uns eine Abnahme der aufgespeicherten Gerbstoffmassen \'or Augen geführt wird, sei es durch ihre gleichzeitig mit dem Abbau der Stärke der Nachbarzelle erfolgende Verdünnung, sei es durch die Räumung einer gerbstoffhaltigen Gewebezone ■oder Zelle für die Aufstapelung von Stärke. Hier fehlen uns ■die notwendigen Anhaltspunkte bezüglich des Stoffumsatzes vollkommen. Neben den vorhandenen großen Schwierigkeiten ist dies auch dadurch begründet, daß der F^orschungssinn der meisten Chemiker und Biochemiker unter dem Einfluß der sichtlichen Bereicherung dem Tode geweihter Pflanzen- teile — wie Gallen, Rinden, Hölzer, Frucht- und Samen- schalen — an Gerbstoffen nun einmal darauf gerichtet ist, in den Gerbstoffen Produkte der Rückbildung zu sehen, denen ausschließlich eine ökologische, zumeist konservierende ^ Bedeutung zugesprochen wird. Aber daneben ist der Abbau gespeicherter Gerbstoffmassen Tatsache. Sie wird freilich dem Mikroskopiker viel eher zum Bewußtsein gebracht als dem •mit Pflanzenextrakten arbeitenden Forscher, der ein in gleicher Weise differenziertes und unverändertes Material niemals unter die Hände bekommt. In diesem Zusammenhang möchte ich noch nachträglich eines Befundes gedenken, der dem Makrochemiker kaum je zum Bewußtsein ' gekommen wäre und der am leichtesten "dadurch verständlich wird, daß nicht selten innerhalb eines Oewebes da und dort oxydable Phenolderivate erscheinen, 1 Daß die antiseptischc Wirkung keine allgemeine Bedeutung hat, ist "Wohl nach gewonnenen Erfahrungen nicht mehr zweifelhaft. Vergl. C. Wehmer, .Zur Resistenz des Eichenholzes gegen Hausschwammwirkung infolge des Gerbstoffgehaltes. Ber. der Deutsch, bot. Gesellsch., XXXII., 1914, p. 213 fr. lind Czapek, Biochemie der Pflanzen, II. (1. Aufl.), p. 571. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 149 um sehr bald darauf wieder zu verschwinden: In den Geweben \on Sproß und Blatt der Labiate Phlomis ferni- j^hiea, die zu verschiedenen Zeiten untersucht wurde, konnte Gerbstoff stets nur in recht bescheidenen Mengen und zu- meist auf periphere Schichten beschränkt nachgewiesen werden. Unter den zahlreichen, möglichst gut geführten Schnitten durch ein Organ oder Organstück wurde gleichwohl nicht selten der eine oder andere Schnitt angetroffen, inner- halb dessen sich in vereinzelten Zellen des Zentralmarkes -aus der Umgebung der Gefäßbündel und in Elementen der Bündel selbst stärker konzentrierte Lösungen oxydabler Stoffe nachweisen ließen. Wenn man die Ansammlung der Gerbstoffe allein im Auge behält, die zweifellos das auffälligere Geschehen ist, so wird die Zustimmung zu einem Gedanken leicht, der von Emil Fischer in einem, jedem Teilnehmer unvergeßlichen Vortrag anläßlich der Naturforscherversammlung zu Wien im Jahre 1913 über die Bedeutung der Gerbstoffe ausgesprochen wurde :^ Der Organismus verträgt im allgemeinen keine freie Säure; wo sich solche bildet, wird sie zu Salzen, zu Amiden oder zu Estern neutralisiert; die Phenolsäuren werden durch Azylierung des in der Pflanze reichlich verfügbaren Zuckers in esterartiger Bindung unschädlich gemacht. Solcher Auffassung gemäß verdanken die Gerb- stoffe ihre Entstehung dem gleichen Bedürfnisse wie etwa der oxalsaure Kalk. Und es gibt mikroskopische Bilder, ■die uns nach dieser Richtung ansprechen: Die ruhende Laub- knospe, die, plastisch vollendet, nur der Streckung harrt, führt neben Stärke und Gerbstoff reichlich Oxalsäuren Kalk, das bekannte Oxalatnest Alfred Fischer' s.- Die Sachlage ändert sich aber vor dem Triebe, wenn mit der zum Ausbau und zur Erweiterung der Membranen und zum Teil zur Lieferung der Wachstumsenergie notwendigen Stärke auch 1 Veröffentlicht in Bar. der Deutschen ehem. Gesellsch.. XLVI., 1913, p. 3253: Synthese von Depsiden, Flechtenstoffen und Gerbstoffen, p. 3285 und 3286. '- A. Fischer, Beiträge zur Physiologie der Holzgewächse. Jahrb. für wissensch. Bot, 22., 1890, p. 121. 150 A. Sperlich, Gerbstoff mikroskopisch merklich abnimmt, während der Oxal- säure Kalk als unveränderliches Produkt liegen bleibt. Was mit den verschwindenden Gerbstoffmassen weiter geschieht, läßt sich nicht sagen. Keinesfalls ist ihr Weichen \'or der sich ansammelnden Stärke, wie im Falle Pelavgonium,. als einfache Umwandlung zu deuten. Abgesehen vom Mangel entsprechender chemischer Kenntnisse spricht die schrittweise und allmählich erfolgende Bereicherung immer höher ge- legener Sproßspitzen mit Stärke eher für ein Zurückwandern gelösten Kohlenhydratmaterials aus den unterirdischen Organen nach oben, zu dessen Speicherung die Gerbstoffe das zuvor nahezu ganz in Anspruch genommene Feld räumen. Ob diese selbst hierbei eine Spaltung erfahren, bei der ihre mehr oder weniger azylierten Zucker^ weiter plastisch verwertet, ihre Säuren aber zu Wasser und Kohlensäure veratmet werden oder ob andere Umlagerungen vor sich gehen, die entweder dem plastischen Stoffwechsel oder, wie seinerzeit Kutsch er- und neuerlich Arnhold, dieser in Anlehnung an Ideen seines Lehrers Reinke und Pal lad in 's,-'' vermuteten und wie es Gerber bei reifenden Früchten von Diospyros kaki wahr- scheinlich machte/ ausschließlich dem Betriebsstoffwechsel zugute kommen, bleibt unentschieden. Eines aber steht fest: an die Seite aus dem Stoffwechsel ausgeschalteter, nutzloser oder bloß in verschiedenem Belang schützend wirkender Stoffe cehören diese Tannoide nicht. Zusammenfassung. 1. Freies Jod kann in Spuren ohne Schädigung des lebenden Plasmas in die Zelle dringen und veranlaßt die im Zellsafte gelösten Gerbstoffe zur allmählichen Bildung fester, nahezu 1 Nach E. Fischer (a.a.O., 1913, p. 3284) dürften partiell azylierte Zucker und mehrwertige Alkohole, die sicli durch leichte Wasserlöslichkeit auszeichnen, sehr häufig sein. 2 E. Kutscher, Über die Verwendung der Gerbsäure usw., p. 73. ^ W. Arnhold. Über das Verhalten des Gerbstoffes bei Gunnerci, p. 33 und 34. ■1 Vgl. Czapek, Hidchemie der Pflanzen, II. (1. AulL), p. 590. Jod als Reagens für Gerbstoffe. 151 unangreifbarer und gut gekennzeichneter Körper von ver- schieden getönter brauner Farbe. 2. Hierbei handelt es sich mit Wahrscheinlichieudenberg über die nahen Beziehungen zwischen Gerbstoffen und Kohlenhydraten geschaffen und begründet haben, so bietet andererseits der zweifellos häufige Abbau der Gerbstoffe keinen Anhaltspunkt, aus dem irgend etwas gefolgert werden könnte, das sich nicht schon in der um- fangreichen Literatur über diese Frage vorfindet oder der eine entscheidende Auswahl aus den geäußerten Meinungen und Vorstellungen gestattete. Zurückzuweisen ist indes die Auffassung, wonach alle Gerbstoffe bedeutungslose oder nur in verschiedenem Belange schützend wirkende Exkrete sein sollen. Jod als Re.iQcns für Gerbstoffe. iOS Erklärung der Abbildungen. 1. Aus dem Längsschnitt durch das Basalpolster eines Blattes von Prunus Latiwcerasiis L. im Jänner. Innere Region der kollenchymatischen Rinde. Vergr. 113. 2. Aus dem Längsschnitt durch den jungen Sproß von Echcvcria sp. im März. Rinde und Parenchj'mscheide. Vergr. 36. ?,. bis 6. Aus dem Querschnitt durch den Sproß von Pelari^onium vialvae- foliuin Jacq. Vergr. 113, und zwar: 3. Das periphere Mark mit normaler Gerbstoff- und Stärkereaktion im Zustand mittleren Gehaltes. 4. Rinde mit den Entwicklungsstadien der Reaktion von rechts nach links.i 5. Peripheres Mark mit unterbrochener Reaktion und nach Alkohol- behandlung. 6. Rinde, unrichtig behandelt. Die Gerbstoffällungen liegen größtenteils zwischen Plasma und Membran (A) und sind alkohollöslich (Bl,. wobei der Plasmaschlauch sich zusammenzieht. 7. Aus dem Querschnitt durch den Sproßgipfel von Pelargonhun inalvac- folium in etwa 2 mm Entfernung vom äußersten Vegetationspunkt ini Jänner. Markperipherie mit anschließendem Gefäßteile. Vergr. 113. 8. Dasselbe anfangs Mai, vor Beginn der Streckung der Blütenanlagen.. Vergr. 113. 1 Aus Raumersparnis in eine Geweberegion zusammengezogen. In Wirklichkeit verteilen sich die dargestellten Stadien über den ganzen Organ- querschnitt. Sperlich, A.: Jod. als Reagens für Gerbstoffe. «.f ♦ llliil, "1-C3 tÄT 4. JV ^* »^ -^ *■■ ^ '■•• -'• II* r del. Lith.Anst.Th.Bannwarth.Wien. Sil/Amg\sbcridile fLlvTiis.^\]mcUlA\lss.jnallijialiirA\'.IÜasse,BcL 120. Abt .1.1917. 155 Die westliche Fortsetzung des Murauer Deckensystems und ihr Verhältnis zum Paaler Carbon Von Dr. Alexander Tornquist (Graz) (Mit 1 Textfigur) Vorgelegt in der Sitzung am 18. Jänner 1917. Im Jahre 1915 hatte ich^ den Zug hemikristalliner Ge- steine, welcher dem südlichen Rand der Niederen Tauern vorgelagert ist, in der weiteren Umgebung von Murau bis zum Metnitztale im Süden untersucht. Es hatte sich ergeben, daß der Aufbau des Gebirges durch das Auftreten mehrerer Klein- decken bedingt wird. Die vorliegende Untersuchung ist dem Studium des sich westlich an dieses Gebiet anschließenden Gebirges gewidmet. Zunächst wurde festgestellt, in welcher Weise sich die Murauer Decken nördlich der Mur bis zum Tamsweger Gneis verfolgen lassen und zweitens, welche Rolle die in der alpinen Literatur wohl häufig erwähnte, aber wenig untersuchte Scholle carboner Gesteine in der Paal in dem Deckensystem zukommt. Wiederum eröffnen sich nach der Beendigung meiner diesjährigen Begehungen nach allen Richtungen neue Probleme. Zur Klärung des Gebirgsbaues dieses Teiles der Ostalpen erscheint die Neuuntersuchung des viel weiter ausgebreiteten Carbongebietes der Stangalpe in Zukunft erheblich wichtiger 1 A. Tornquist. Die Deckentektonik der Murauer und der Metnitzer Alpen. Neues Jahrb. für Min. Geol. u. Pal. B. B. XLI, 1916, p. 93 bis 148 mit 2 Tafeln. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 12G. Bd. 12 156 A. Tornquist, als die nunmehr erfolgte Aufklärung über die Lagerungs- beziehungen des räumlich beschränkten Paaler Carbons. Es tritt die Frage über die Beziehung der Murauer Decken zu den Tauerndecken, ferner zum Aufbau des weiten Nordkärntner Gebirges einschließlich der Triasschollen im Norden der Drau in den Vordergrund. Die nur durch vieljährige Aufnahmearbeit zu gewinnenden Unterlagen für die Lösung dieser Probleme sind ihrer Voll- endung noch sehr fern. Der vorliegende Beitrag, der das Resultat der Arbeit in den heurigen Ferienmonaten darstellt, nimmt im Rahmen des Gesamtbildes nur einen bescheidenen Raum ein. Ihm waren aber doch Resultate von allgemeinerer Bedeutung für die Alpengeologie beschieden. 1. Die Fortsetzung der Murauer Decken gegen Westen. Das nördlich Murau gelegene Bergmassiv der Stolzalpe zeigt den Aufbau des hemikristallinen Schiefersj^stems des Murauer Gebietes am klarsten. Hier lagert zu unterst Granat- glimmerschiefer, dem diskordant der Muraukalk aufliegt. Der Muraukalk geht sowohl in seinem Liegenden als in seinem Hangenden und am Westrand gegen das Rantental auch in seiner gesamten Mächtigkeit infolge starker Druckmeta- morphose in Kalkphjdlit und infolge \"on Verquarzung sogar in Quarzphyllit über, jedoch ist er am Nordwestsporn des Stolz- alpemassives, am Mittelberg, auch wieder in teilweise rein kalkiger Ausbildung vorhanden. Die diskordante Überlagerung der Murauer Kalke oder ihrer Metamorpha auf den Granat- glimmerschiefer wurde von mir als eine tektonische Diskon- tinuität angesprochen, der Muraukalk (Muraukalkscholle) erscheint auf die liegenden Granatglimmerschiefer als Klein- decke aufgeschoben. Die wiederum im Hangenden der Murau- kalke befindlichen Grünschiefer und lichten Sericittonschiefer befinden sich ebenfalls in einer von den Muraukalken ab- weichenden Lagerung, da sie intensiv dynamometamorphen Muraukalken aufliegen und südlich der Mur auch zwischen dem Grebenzekalk und dem Muraukalk stellenweise stark ausgepreßt sein können, so sind auch sie als eine starkver- änderte, einst aus Tonschiefern, Kalken und Diabastuffen Fortsetzung des Murauer Deckensystems. 157 bestehende, besondere Kleindecke (Frauenalpe- schölle) dem Muraukalke aufgeschoben worden. Über ihr erscheint vor- nehmlich südlich St. Lam- brecht ebenfalls durch stark metamorphe graphi- tische Öuarzphyllite (My- lonitphyllite) getrennt die nächste Kleindecke der Grebenzenkalke (G r e b e n- zescholle;. Das System der hemi- kristallinen Gesteine sollte nach Fr. RoUe^ gegen ^Vesten unvermittelt an einer aus SSW gegen NNE östlich Lutzmanns- dorf im Murtal auf Tratten im Rantental zu verlaufen- den Querverwerfung ab- schneiden. Diese Auf- fassung hat aber schon D. Stur- im Jahre 1871 nicht bestätigt gefunden. Stur konnte den Murauer Kalkzug von Murau west- lich über das Rantental über Tratten, Ranten bis Seebach verfolgen, ferner 1 Ergebnisse der geogno- stischen Untersuchung des süd- westlichen Teils von Obersteier- mark. Jahrb. d. geol. R. A., 1854, p. 327. 2 Geologie von Steiermark. 1871, p. 45. 1Ö8 A. Tornquist, Stellte er einen Zug von Tonglimmerschiefer^ (Sericittonschiefer) von der Stolzalpegipfelpartie ebenfalls bis Seebach fest, »wo man ihn die Kalkmassen von Seebach unterteufen sieht . Besonders aus der letzten Feststellung ergibt sich einwand- frei, daß die hemikristallinen Gesteine von Murau weit die von Rolle gezogene Grenze überschreiten. Die neuerliche Begehung hat nun gezeigt, daß der Auf- bau des Gebirges bis über Seebach hinaus in ausgesprochener Weise unter dem Einfluß der schon von mir im Jahre 1915 festgestellten Bruchtektonik des Nordwestspornes des Stolz- alpemassives steht (vgl. hiezu das Profil auf Seite 119 meiner oben zitierten Abhandlung des Jahres 1916). Diese Bruch- tektonfk offenbart sich bereits im unteren Quertal des Ranten- baches an der Straße von Murau bis Tratten. Von Murau kommend durchquert man bis Vorstadt Murau im wesentlichen Kalkphyllite und Quarzphyllite von der Basis der Muraukalke, welche Metamorpha dieser Kalke darstellen. Seltener werden die diesen Phylliten unterlagernden Granatglimmerschiefer sichtbar. Nördlich Vorstadt Murau fällt aber der Muraukalk selbst in Gestalt eines grobkörnigen Marmorlagers mit 40° nordnordwestlichem Einfallen zum Talboden hinab. In seinem Hangenden weiter nördlich beim Bucher, ohne daß der Kontakt mit dem Kalk aufgeschlossen ist, und zwar nördlich der Fahrstraße, tritt ein Zug grüner Sericittonschiefer mit gleichgerichtetem Einfallen auf. Diese Schiefer gehören den Schiefern der Stolzalpegipfel- partie (Frauenalpescholle) an und sind gegen Nordosten leicht im Gehänge aufwärts bis zur Kote 1321 zu verfolgen. Im großen und ganzen erscheint daher das Stolzalpe-Schichten- system im Rantener Quertal östlich Tratten in Form einer gegen NNW gerichteten Schichtenabbiegung. Es sei nur nebenbei erwähnt, daß diese Schichtenabbiegung östlich der Kote 1321 am östlichen Abfall des Stolzalpemassivs gegen das Katschtal ihren Charakter verliert und hier in eine östlich der Pogerhube und des Reitenauer verlaufende Störung übergeht. Die Schichtenabbiegung kommt daher in meiner 1 Die Bezeichnung »Tonglimmerschiefer« ist schon von K. Peters mit Recht beanstandet worden (Jahrb. d. k. k. geol.'R. A., 1855, p. 517). Fortsetzung- des Murauer Deckensystems. 150 oben herangezogenen Profilzeichnung, die über die Kote 1321 gelegt ist, nicht so stark zum Ausdruck, als wie sie im Ranten- tal sichtbar ist. Jenseits des vom Koller aus dem Rantental in die Höhe ziehenden Grünschieferzuges beginnt der wiederum aus in höherer Lage auftretendem Muraukalk aufgebaute Mittelberg. Er ist gegen den Grünschieferzug im Südosten durch eine Störung getrennt, welche wie die Grünschiefer aus WSW gegen ENE verläuft. Dort, wo der Kalk des Mittelberges an den Grünschiefer stößt, ist er magnesitisiert und hier tritt vornehmlich im Kalk ein Gangsystem von Pyrit- adern auf, welches schon von Rolle erwähnt worden ist.^) Diese hier am Nordwestsporn des Stolzalpemassives beobachteten Gesteinszüge sind es, welche gegen Westen weit über Tratten hinaus bis über Seebach hin verfolgt werden können. Der schon von Stur beschriebene Kalkzug Tratten — Seebach ist die Fortsetzung der Muraukalkpartie des Mittelberges; südlich von ihm tritt die streichende A'erlängerung der gegen NNW fallenden Grünschiefer von Koller auf. Diese Beobachtungen bestätigen demnach im großen und ganzen die Ausführungen Stur's. Es wird durch sie aber nur bewiesen, daß die Gesteinszüge des nördlichsten Zipfels der Stolzalpe in unverändertem Streichen und Aus- bildung weit über die Linie Lutzmannsdorf— Tratten hinüber- reichen, während die Frage, wie weit das Schichtsystem der Hauptpartie der Stolzalpe diese Linie überschreitet, vorerst noch offen geblieben war. Die westliche Fortsetzung der eigentlichen Stolzalpe mußte in dem vielgegliederten Gebirgszug des Kramerskogels (1806^»), des Trattenkogels, des Gstoder (2141 m), der Payerhöhe ober- halb Stadl a. d. Mur und schließlich des Lasaberges bis zum Abfall des Gebirges gegen die breite Talsenke Tamsweg — ]\Iauterndort in Salzburg erwartet werden. Die Begehung dieses Gebirgsstückes ergab, daß bis jenseits des Gstoder und der Payerhöhe der Granatglimmerschiefer bei weitem vorherrscht, daß der Muraukalk sich aber in verschiedenen Der Nöckelberg- (Nickelberg) vgl. auch meine oben zitierte Arbeit (p. 123). 160 A. Tornqiiist. Zügen weit westwärts bis über Stadl hinaus vorfindet, daß ferner unter dem Granatglimmerschiefer bei Stadl der Gneis zutage zu treten beginnt, um weiter westlich am Lasaberg ganz zu überwiegen und daß eine Fortsetzung der Grün- schiefer und Sericitschiefer der Stolzalpegipfelpartie nördlich der Mur hier nirgends mehr nachweisbar ist. Ganz anders liegen aber, wie sogleich erwähnt sei, die Verhältnisse süd- lich der Mur in der westlichen Fortsetzung des Frauenalpe- massives bis über die Paal. Für den ausgebreiteten Gebirgszug vom Lerchberg west- lich des Rantener Quertals bis über den Gstoder und die Payeralpe bis ungefähr zum Einacher Sattel im Westen kann das folgende Bild gelten. Der auffallend geradlinige südliche Abbruch des Gebirges zwischen Odach und St. Ruprecht gegen das Murtal ist auf eine Störung zurückzuführen, welche nahezu West — Ost verläuft und die Fortsetzung der früher von mir knapp südlich Murau am Fuß der Frauenalpe ^ und bei St. Martin oberhalb Triebendorf festgestellten Aufschub- linie der FrauenalpeschoUe auf die Murauer Kalke darstellt. An diese Störung treten von Norden her Muraukalke mit ihrer Granatglimmerschiefer-Unterlage und von Süden her die Grünschiefer, Tonschiefer und Sericitschiefer der Frauenalpe- schoUe. Die Störung selbst, an welcher südlich Murau sehr stark metamorphe Quarzglimmerschiefer aufgeschlossen und von mir beschrieben worden sind, verläuft hier im Talgebiet und ist nirgends direkt zu beobachten. Sie wird nur durch den Gesteinswechsel auf beiden Seiten des Murtals und durch das ausnahmslose südliche Fallen der Muraukalke und Granat- glimmerschiefer nördlich der Mur und der Tonschiefer südlich der Mur angezeigt. Am Zielberg oberhalb der Wandritschbrücke stehen mäßig gegen Süd geneigte Murauer Kalkphyllite und weiter nördlich ähnlich gelagerte zuckerkörnige Muraumar- more an. Im nördlichen Gehänge oberhalb St. Georgen sind steil südlich fallende Granatglimmerschiefer entblößt, die Murau- kalke scheinen hier die untersten Talabsätze aufzubauen, während der Granatglimmerschiefer bis zum Ochsenkogel hinan Vgl. p. 114 meiner oben zitierten Abhandlung. Fortsetzung des Murauer Deckens^-stems. 161 anhält. In den Bachrunzen nördlich St. Ruprecht ist stark zerdrückter, muskovitreicher Glimmerschiefer, erfüllt von be- sonders großen und schönen Granatrhombendodekaedern und weiter talabwärts Muraukalk zu beobachten. Sofern es sich um einen normalen Längsbruch handeln würde, sollte man ein Hinaufziehen der Störung auch westlich St. Ruprecht weiter gegen Westen auf die Payerhöhe (1971 m) erwarten. Dem ist aber nicht so. Sowohl die Payerhöhe (1971 m) als auch die Felsköpfe der Senberger Alpe oberhalb der Schwaiger Alm bestehen hier überall aus einem plattigen, festen, gneis- ähnlichen Muskovitquarzitschiefer, der auf der Payerhöhe schwach südlich und in den Felsköpfen der Senberger Alpe WNW fällt. In diesen koftimt auch Strahlstein vor. Hieraus ergibt sich, daß die Dislokation am .Südfuß des Gebirges zwischen St. Ruprecht und Murau keinen Querbruch darstellt, sondern genau so wie südlich Murau und von dort bis zum Blasenkogel eine südlich einfallende Überschiebungsfläche ist, auf der die Frauenalpeschiefer (.Silur) auf die Muraukalke (Devon?) und ihre Unterlage, die Granatglimmerschiefer, auf- geschoben sind. Die Gesteine der Payerhöhe, der Senberger Alpe und, wie ich hinzufüge, diejenigen des Gebirgsabfalls bis Stadl gehören dem basalen Gebirge an, über das das südlich der Mur gelegene Schiefergebirge (Frauenalpescholle) aufgeschoben ist. Die Überschiebung verläuft von St. Ruprecht weiter, gegen SSW zu dem bei 1201 gelegenen Bauernhof am Kreischberg-Gehänge hinan. Der Grund ihrer Umbiegung gegen Süden und der Ausdehnung des basalen Gebirges süd- lich bis über Stadl ist offenbar darin zu suchen, daß das basale Gebirge sich hier in einer besonders hohen Lage be- findet. Es wird später gezeigt werden, daß diese hohe Lage der BasalschoUe bei Stadl im Gegensatz zu Murau mit einer starken Faltung der BasalschoUe Hand in Hand geht und demnach eine ursprüngliche ist, d. h. schon zur Zeit der Deckenschübe eingetreten sein muß. Die dergestalt vom Blasenkogel über St. Martin bei Trie- bendorf, ferner südlich Murau bis St. Ruprecht nunmehr über 25 km auf dem Blatt Murau der Spezialkarte verfolgte Über- schiebung hat zwischen St. Ruprecht und Gestütthof östlich 162 A. Tornquist. Murau unverkennbar das hier auffallend regelmäßig aus West gegen Ost verlaufende Murtal vorgezeichnet. ^ Inmitten des Gebirgsstückes Lerchberg, Kramerskogel, Gstoder, Payerhöhe gehen die in der Nähe des Ausbisses der Überschiebung gegen Süden abbrechenden Muraukalke und Granatglimmerschiefer in mehr söhlige Lagerung über, ohne aber über größere Erstreckung ein einheitliches Fallen zu zeigen. Auf dem Gipfel des Kramerkogels stehen flach gegen NNE fallende, lichte Muskovitschiefer, auf dem Tratten- kogel mit 40° gegen Nord fallende Granatglimmerschiefer, am Sattelkogel die gleichen Gesteine mit 30° Einfallen gegen ESE an. Am Sattel zwischen den beiden letztgenannten Gipfeln treten Granatglimmerschiefer mit nordöstlichem und östlichem Einfallen auf. x\m Seebacher Sattel sind wiederum die als Metamorpha der Murauer Kalke anzusprechenden granatfreien Muskovitquarzphyllite zu beobachten. Die Gstodergipfelpartie (2141 m) besteht aus flaserigen, stark verdrückten, verquarzten muskovitreichen, teilweise mit großen Granatrhombendodeka- edern gespickten Granatglimmerschiefern, die südlich vom Gipfel gegen NNW fallen. Zwischen den Gstoder und der Payerhöhe sind Kalkphyllite und Muraukalke, die hier häufig Pyritwürfel enthalten, in deutlich synklinaler Schichtstellung flach eingefaltet. Ein besonders bemerkenswerter Aufschluß befindet sich am Wege von der Wandritschbrücke zum See- taler Sattel. Unmittelbar südlich des »R« von Rieberhuben der Spezialkarte lagert über den sich bis zum Sattel heraus- hebenden Granatglimmerschiefer bei der Wegeteilung eine etwa 1 ;// mächtige Dolomitbank, in der Pyritwürfel auftreten. Mit dieser Bank zusammen finden sich Muskovitschiefer, die dicht erfüllt sind von Strahlsteinrosen; in diesem Aktinolith- schiefer treten daneben große Quarzknollen auf. Die einzelnen Aktinolithkristalle überschreiten häufig eine Länge von 15 cm. Gegen den Granatglimmerschiefer folgen dann bald feste Horn- blendefelsen mit Granaten und Muskoviteinschlüssen. Diese 1 Zwischen Odach und Gestütthof folgt der Dislokation allerdings nicht die heutige Murtalfurche, sondern ein mehr südlich gelegener und in höherer Lage befindlicher diluvialer Talboden hinter id. h. südlich) dein Murauer Kalvarienberg. Fortsetzung des Murauer Deckensystems. 168 Hornblendegesteine scheinen den Schiefem stockförmig ein- gelagert zu sein. Sie sind wohl Teile eines alten Eruptiv- stockes. Der 400 /;/ weiter nördlich folgende Granatglimmer- schiefer ist muskovitreicher und enthält Talkanreicherungen; auch hier treten wiederum Gänge des Hornblendegesteins auf. Einen sehr viel komplizierteren Aufbau zeigt das Gehänge von der Schwaigeralpe südlich der Senbergeralpe gegen Stadl. Unter dem vorerwähnten Muskovitquarzschiefer der Gipfelpartie lagert von 1500 bis 1300 ;// eine Zone stark gefältelter und zerdrückter GranatgHmmerschiefer, deren Ein- fallen mehrfach als ein nordwestliches erkannt werden kann. Unterhalb 1300 )ii treten aber am Gehänge ebenfalls aus SVV gegen NE streichende feste, plattige Gneise auf, die am Fuß des Abhanges unmittelbar oberhalb Stadl wiederum von gegen NW fallenden Granatglimmerschiefern unterteuft werden. Der sich von Stadl zur Senberger Alpe hinaufziehende Berg- hang entblößt demnach mehrere vertikal übereinander liegende, horizontal gelegene Schichtenfalten, an deren Zusammen- setzung Gneis und Granatglimmerschiefer Anteil haben. Die Tektonik dieses Bergstückes offenbart besonders deutlich die stark verfaltete innere Struktur des basalen kristallinen Schiefer- gebirges, in dessen Hangendem die Scholle der Muraukalke eine wesentlich ruhigere Lagerung besitzt. Über den einst in größerer Mächtigkeit vorhanden gewesenen Muraukalken dürfte früher aber die Frauenalpe-Schieferdecke, wenn auch in erheblich geringerer Mächtigkeit, vorhanden gewesen sein, wie das eingangs erwähnte Vorkommen von Grünschiefern in dem nördlich des Gebirgsstückes bei Seebach vorhandenen Bruchschollen beweist. Daß ihre Mächtigkeit aber keine große gewesen sein dürfte, ergibt sich aus der im nächsten Ab- schnitt behandelten Ausbildung der Grünschieferdecke am Kreischberg und ihre Ausbildung an den Gehängen des Paal- tales südlich der Mur. Man könnte vielleicht vermuten, daß die Abnahme der Mächtigkeit der FrauenalpeschoUe südlich der Mur von der Frauenalpe bis zum Kreischberg in ursächlichem Zusammen- hang mit der festgestellten größeren Höhenlage des basalen Schiefergebirges westlich des Rantentales steht. Sollte das der 164 A. Tornquist, Fall sein, so würde das Ansteigen der Granatglimmerschiefer von Rantental bis zum Gstoder und die Heraushebung des Gneises bis zum Lasaberg und der Tamsweger Tahveite ein ursprüngliches sein, d. h. schon aus der Zeit der Decken- schübe stammen. Die Beweise für diese Annahme scheinen mir aber vorderhand noch nicht genügend zu sein. Jeden- falls läßt die vielfach fam Gstoder) zu beobachtende äußerst verpreßte Struktur der Gipfelgesteine unseres Gebietes und die metamorphe Beschaffenheit der zwischen ihm leicht ein- gefalteten Muraukalke keinen Zweifel darüber, daß ihnen einst sehr mächtige Gesteine, d. h. andere Decken aufgelagert waren- Außer der Frauenalpedecke kommt da aber in erster Linie die im nächsten Abschnitt behandelte Paaler Carbondecke in Betracht. Die eingangs erwähnte von Rolle aufgeworfene Frage der westlichen Begrenzung der Murauer Gesteine hat demnach durch die Einzelbeobachtung eine recht komplizierte Lösung gefunden. 2. Die Fortsetzung der Kleindecke der Frauenalpe gegen Westen. In meiner eingangs zitierten Abhandlung hatte ich süd- lich Murau die Überlagerung der Muraukalke durch eine fast bis zum Gipfel der Frauenalpe reichende Decke von Grünschiefern, sericitischen Ton- und Kieselschiefern und zer- preßten Diabasdecken nachweisen können. Ich hatte ferner die Vermutung geäußert, daß die milden, ebenen Sericitton- schiefer und harten Diabasgrünschiefer der obersten Gipfel- partie oberhalb 1700 in die Reste einer noch höheren Klein- decke, der im Südosten von mir erkannten Grebenzedecke, sein könnten. Diese Annahme hat durch die Untersuchung der hohen Gebirgszüge beiderseits des Paaltales nunmehr eine Bestä- tigung erfahren. Hier tritt außerdem ein im Westen fehlendes Schichtensystem hinzu, das ich unter der seither in der Literatur verwendeten Bezeichnung vorläufig als die Paaler Carbon- scholle bezeichnen will. Es ergab sich zugleich eine enge Fortsetzung des Murauer Deckensystems. 165 Beziehung dieses Schichtsj^stems zum Grebenzekalk oder zur Grebenzedecke. Zum Studium der vorliegenden Verhältnisse sind von- mir die beiderseits des Paaltales hinziehenden hohen Berg- rücken und die Flanken des Paaltales begangen worden^ welche einen ebenso komplizierten wie interessanten Aufbau, zeigen. Während der Ausgang des Paaltales südlich Stadl in etwa 920 in Meereshöhe liegt, kulminiert der östlich des Paaltales liegende Gebirgszug im Kreischberg bei 2050 m, Goldach- Nock2125w und in der Prankershöhe bei 2160;//, der westlich der Paal liegende Bergzug im Karlsberger Eck bei 1844 ^/r^ der Strasserhöhe mit 2121 in und in der Würflingerhöhe mit 2195w. Das Paaler Carbon ist seit den Zeiten Rolle's und Peter's nicht wieder beschrieben worden. Beide behandelten es nur nebensächlich neben dem viel weiter ausgebreiteten' Turracher Carbon, so daß die Lagerung des Paaler Carbon- bisher nicht bekannt geworden ist. Die Schichtenfolge des Paaler Carbon führt Stur in der »Geologie der Steiermark« nach V. Pichler^ als die folgende an: zu unterst lagern »untere Schiefer und eine Masse von Kohlenkalk«, über ihnen fein- und grobkörnige Konglomerate. Meine Beobachtungen haben ergeben, daß die Lagerung des Paaler Carbon überhaupt und auch die Lagerungsbezie- hungen der genannten drei Gesteinsarten zueinander recht komplizierte sind. Betreten wir das Paaltal von der Station Stadl aus, so überzeugt uns bald ein Aufschluß am östlichen Talgehänge, daß wir uns im Granatglimmerschiefer befinden. Dieser Schiefer ist hier sehr intensiv gefältelt; mehrere kleine, nur wenige Meter lange, horizontal übereinander gelegte Falten sind in ihm sehr schön sichtbar. Während besonders das westliche Talgehänge durch die Schotterdecke einer diluvialen Hochterrasse bedeckt wird, erscheint der Granatglimmerschiefer wiederum in außer- ordentlich stark ausgewalzter, flaseriger Beschaffenheit vor 1 Die Umgebung von Turrach in Obersteiermark in geognostischer Beziehung usw. Jahrb. d. k. k. geol. R. A. ISfjS. 166 A. Tornquist, und hinter der Paaler Oberförsterei. Hier liegen die Schiefer nahezu söhlig. Unmittelbar westlich der Oberförsterei tritt als Überlagerung der C/ranatglimmerschiefer in einem abseits der Straße gelegenen Steinbruch ein mit 35° gegen Süd fallendes sericitisches Kieselschiefergestein der aufgelagerten jüngeren Schichtserie auf. Beim Aufstieg von der unteren Paal zum Jäger Reiter auf dem Wege, welcher bis zum west- lichen Bergrücken zwischen dem Karlsberger Eck und der Staiberhöhe hinanführt, beobachten wir den gleichen Granat- Glimmerschiefer bis zur Höhe 1370///, beim Austritt aus dem Wald; ihm sind auch hier wiederum feste Quarzfelsbänke und Kieselschiefer aufgelagert. An seiner oberen Grenze ist auch hier der Granatglimmerschiefer sehr stark zerpreßt, und zwar zeigt er eine zu seiner Schieferung schräg und unregel- mäßig verlaufende Zerquetschung. Im Vergleich zu dem im nördlich Stadl gelegenen Berghang, in dem der Granatglimmer- schiefer, wie bereits geschildert wurde, mit dem liegenden Gneis mehrere übereinander liegende Großfalten bildet, fällt seine sehr viel intensivere dynamische Bearbeitung unterhalb der Ouarzfelse und Kieselschiefer der Paal stark auf. Die das Liegende der höheren Schichtenserie bildenden Kieselgesteine sind weiterhin besonders gut an dem oberen Teil des vom Jäger Reiter in die Höhe führenden neuen Weges aufgeschlossen. Das Gestein nimmt bei der bei 1490 /»gelegenen Jagdhütte eine lichte, stengelige Beschaffenheit an und erinnert außerordentlich an die Diaphtorite, welche an der Basis der meso- zoischen Radstädtertauerndecken beispielsweise in der Gipfel- partie des Speierecks ausgebildet sind^ Es handelt sich hier ohne Zweifel um ein vollständig verkieseltes tektonisch aus- gewalztes Gestein, welches seine ursprüngliche Beschaffenheit und Struktur bis zur Unkenntlichkeit eingebüßt hat. Noch höher am Berghang, die Gipfelpartie der Staiberhöhe zusammen- setzend, entwickelt sich aus ihm in stratigraphisch höherem Horizont durch starke Glimmereinlagerung ein Quarzphyllit; unter der gesamten Schichtenfolge erscheint aber auf der Würllingerhöhe bankig abgesonderter feinkörnigerQuarzglimmer- Dort auch als Quarzit in der Literatur benannt. Fortsetzung des Murauer Deckensystems. 167 schiefer. Bei den Ouarzglimmergesteinen handelt es sich unver- kennbar um die dynamometamorph außerordentlich stark ver- änderte Basalpartie einer über dem zerquetschten Granatglimmer- schiefer aufgeschobenen Deckscholle. Im Paalgraben ist das Hangende der Kieselschiefer unweit der Oberförsterei beim Aufstieg nach Unter Bergele durch Hochterrassenschotter verdeckt. Erst bei diesem Gehöft selbst werden graue, graphitische, muskovitführende körnige Ouarzitschiefer sichtbar, die als metamorphe, kohlehaltige oder stark bituminöse Tonsandsteine anzusprechen sind. Sie sind mit Sicherheit der Carbonen Schichtfolge einzureihen, während dasselbe für die liegenden Quarzdiaphtorite vorläufig zweifel- haft bleibt. Weiterhin treten in diesem hier ebenfalls südlich fallenden Schiefern auch reichliche Quarzlinsen und Quarz- züge auf, die bis zu 5 m Mächtigkeit anwachsen können. Weiter im Hangenden werden dunkle Schiefer sichtbar, welche in gleicher Ausbildung auch in der Tiefe des Paaltales beobachtet werden können und hier teilweise dunkle Kalk- bänke einschließen. Oberhalb Unter Bergele treten bei 1190 w dunkle, kleinkörnige Kieselkonglomerate auf. Der Typus dieser Konglomerate der Paal ist schon von Rolle beschrieben worden. Sie fallen durch ihre starke Metamorphose auf. Zwischen den hier stets aus Quarz bestehenden Gerollen von sehr wechselnder Größe ist ein grünliches, chloritisches, muskovitreiches, festes, körniges Zement vorhanden. Ihre Farbe wechselt zwischen einem reinen Grau und einem intensiv chloritischen Grün. Bereits Rolle wies auf die große Übereinstimmung dieser rauhen Carbonkonglomerate mit den gleichalterigen Konglomeraten der Westalpen hin. Eine Über- einstimmung mit den Carbongesteinen, welche nördlich Lugano bei Manno in Gneis eingefaltet sind, kann ich eben- falls bestätigen. Beim weiteren Aufstieg ins Hangende der Schichtenfolge gegen den Hansenbach zu treten die Konglo- merate und ihnen zwischengelagerte, graphitische Glimmer- quarzitschiefer (metamorphe Sandsteine) zu mächtigen Felsen zusammen. An den beiderseits des Hansenbaches gegen die Strasser Höhe steil emporsteigenden Kuppen des Schalch-Nock (auf der Spezialkarte als Ebenwald bezeichnet) und Hansen- ! 68 A. Tornquist, Nock hat sich das Einfallen der Konglomerate und Schiefer aber in ein fast rein östliches gewendet, und hier tritt in ihrem Liegenden eine mächtige, die eben bezeichneten Höhen vollständig aufbauende, lichte Kalkmasse auf. Diese Kalkmasse hat inmitten der klastischen Gesteine eine scharf -begrenzte linsenförmige Umgrenzung und fügt sich weder dem Streichen der besprochenen kristallinen Schiefer ■der Staiber-Strasserhöhe noch demjenigen der Kon- glomeratbänke ein. Sie liegt einer tektonischen Klippe gleich inmitten ihr fremder Gesteine. An der neuen, vom Jäger Meyer zur Hansenalpe führenden Jagdstraße ist deutlich zu beobachten, daß sie unter einer mächtigen, mit 30° 0 ein- fallenden Konglomeratschichtenfolge einschießt. Die teilweise dolomitisierten Kalkbänke sind aber den Schichten der Kon- glomeratbänke nicht konform gelagert. Am Kontakt mit den Konglomeraten sind sie söhlig gelagert, fallen aber am Wege bis zur Hansenalpe stellenweise in N und schließlich in S ein. Der Kalk ist erzreich. Noch vorhandene Stollen und Schächte weisen auf den intensiven Brauneisenbergbau hin, der hier bis in den sechziger Jahren umging. Die Haupterzführung findet sich in der Nähe des erwähnten Kontaktes mit den Konglomeraten. Dabei ist in der Tiefe des Kalkes Schwefelkies in stellenweise bis zu erheblicher Mächtigkeit anwachsenden metasomatischen Linsen vorhanden, von denen die heute noch auf den Halden liegenden großen Schwefelkiesblöcke Zeugnis ablegen. Der ältere Brauneisensteinbergbau hat den eisernen Hut dieser interessanten Lagerstätte fast vollständig abgebaut und ist stellenweise bis in den Kies vorgedrungen, der aber nicht verwertet worden ist. * In den tieferen Talstufen und am Grund der Paal ist von diesem Kalk des Hansen-Nocks nichts vorhanden, erst weit südlich jenseits der Kärntner Grenze tritt der gleiche 1 Nur nebenbei möchte ich hier erwähnen, daß der Hauptschacht am Langenmoos im Grunde eines in 1500« Höhe gelegenen alt-diluvialen Tal- bodens gelegen ist, der IAVer sich Rechenschaft davon gibt, wie wenig die Wärme vieler Gegenden auf unserer Erde der an Ort und Stelle empfangenen Sonnenwärme ent- spricht, wie sehr kalte Meeresströmungen und die Eisschmelze abkühlen können und dann Wolken und Nebel die direkte Wirkung der Sonnenstrahlen mindern, der wird in der Ver- gletscherung Brasiliens keine physikalische Unmöglichkeit sehen . . . .«^ Das aus der Schrammung der Unterlage der Talchirs von Chanda, Bap und Pokaran gefolgerte zentral- und nordindische Inlandeis, bei dessen Erklärungsversuch auf morphologischer Basis Koken auch zu dem Schlüsse kam, daß man »bei Einführung mehrerer superlativer Voraussetzungen weder auf Unmögliches noch Unbegreifliches stoße«'-, ist aber ein sehr schwieriges Problem. 1 L. c, p. :>2. 2 L. c, p. .'4:.. Kliniakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 179 Die folgende Untersuchung hat nicht eine Lösung dieses Problems zum Ziele. Sie bezweckt klimatologische Fest- stellungen, die zu den unerläßlichen \'orarheiten für jeden ernsthaften Erklärungsversuch der permischen Eiszeit Indiens zählen. Es soll eine Beantwortung der Frage versucht werden, was für thermische Verhältnisse sich bei der für die Paläo- dyas \-ermuteten Land- und Meerverteilung für Südasien er- geben würden. Der Versuch soll unter rein klimatologischen Gesichtspunkten erfolgen, indem von den Ergebnissen der geologischen Forschung nur das paläogeographische Bild ent- lehnt wird, die aus der Beschaffenheit und aus den Ein- schlüssen der marinen und terrestrischen Sedimente gezogenen paläoklimatologischen Schlüsse aber ganz außer Betracht bleiben. Als Grundlage für die Konstruktion von morpho- genen Paläoisothermen wurde die von Frech entworfene Darstellung der Kontinente und Meere am Schluß der Stein- kohlenzeil ^ gewählt. Diese Weltkarte zeigt ein landumschlossenes Nordpolar- meer mit zwei bis in mittlere Breiten reichenden Aussackungen, von denen die westliche blind endigt, die östliche aber sich in ein subtropisches Meeresbecken fortsetzt, das westwärts mit einem großen W— O streichenden Mittelmeere in Verbindung steht und ostwärts sich in das pazifische Weltmeer öffnet. Der erste Eindruck, den man bei Betrachtung dieser Anord- nung der Meere gewinnt, ist der, daß da nur sehr wenig hocherwärmtes Ozeanwasser zur Heizung der hohen Breiten dienstbar wäre. Die nordpazifische Passattrift würde da zum großen Teil dem Lauf des jetzigen Kuro Siwo folgen und nur zum kleinen Teile - um den der Südspitze des ostarktischen Kontinents gegenüberliegenden Vorsprung des Gondwanalandes herum- biegend — in das tibetanische Meeresbecken dringen. Hier \\-ürde das Triftwasser längs der Nordküste des besagten Vorsprunges nach West weiterfließen und noch über die Nordspitze des Gondwanalandes vorstoßend, in das große 1 F. Frech, Studien über das Klima der geologisciien Vergangenheit. Zeitsciir. d. Ges. f. Erdkunde zu Beriin, 19U2, Tat". VIII. 180 F. Kern er v. Marilaun, Mittelmeer eintreten, dort im Hochsommer vielleicht noch unter dem Einflüsse nordöstlicher Luftströmungen stehen, im Winter aber, und wohl auch in den Ühergangsjahreszeiten, bald v^on Westwinden erfaßt und zur Umkehr gedrängt werden. Hierbei könnte es, auf die Südwestküste des ostarktischen Kontinents treffend, sich spalten, mit einem starken Aste eine südliche Richtung nehmen und nach Umfließung der Süd- spitze dieses Kontinents sich niit dem Kuro Siwo vereinen, aber nur mit einem schwachen Zweige gegen NW ablenken. Im kleinen Nordpolarmeere würde bei dieser Sachlage eine grimmige Winterkälte und eine sehr niedrige Sommertempe- ratur herrschen. Auch die westsubarktische Bucht könnte bei ihrer starken Landumringung in der kalten Jahreszeit teil- weise zufrieren und dadurch auch die Entwicklung höherer Sommerwärme über sich hindern. Das breitere ostsubarktische Meer bliebe aber wohl auch im Winter ganz offen, wenn auch die über ihm auftauchenden Luftwirbel wegen des viel geringeren Temperaturunterschiedes gegen das benachbarte Land weniger tief wären als die jetzigen nordatlantischen Zj^klonen. Die Frage, wie es sich auf diesem Meere mit der Sommer- temperatur verhielte, ist für jeden Erklärungsversuch einer Eiszeit in weiter südwärts liegenden Gebieten von größter Wichtigkeit und soll darum im folgenden durch Rechnung beantwortet werden. Da es sich hierbei größtenteils um Extra- polationen handelt, die naturgemäß unsicher sind, sollen die zu stellenden thermogeographischen Rechnungsaufgaben nach verschiedenen Methoden und auf verschiedener Grundlage gelöst werden. Die Differenzen zwischen ganz unabhängig voneinander gewonnenen Zahlenwerten sind bessere Verläß- lichkeitsmesser als die mittleren Fehlerquadrate und wahr- scheinlichen Fehler, da diese als rein arithmetische Prüfsteine bei der Beurteilung der klimatologisch bedingten Statthaftig- keit weitgehender Extrapolationen versagen. Es sei nochmals betont, daß es sich im folgenden um einen rein klimatologischen Rechenversuch handelt, bei welchem die auf geologischem Wege erschlossenen Paläo- temperaturen ganz außer Betracht bleiben. Es liegt darum Klimakiimpoiiente der perniischen Eiszeit Indiens. 181 kein Anlaß vor, die von H. v. Staff gemachte Bemerkung^ daß es allerdings keineswegs sicher sei, ob die arktischen und subarktischen Fusulinen zur Zeit der indischen Vei- gletscherung gelebt hätten,^ als eine erwünschte Rechtfertigung für diesen Versuch in Anspruch nehmen zu müssen. Nach Angabe des genannten, fern von der Heimat allzu früh der Wissenschaft entrissenen Forschers weisen Fusulinen (es kämen hier jene von der Norddwina und Tscheskajabucht, dem Timangebirge und Ural in Betracht) auf Temperatur- verhältnisse hin, die mindestens den heutigen im Mediterran- gebiete entsprechen. Klimatologischer Teil. Geographische Analyse der Sommertemperaturen am 60., 45. und 35. Parallel. Julitemperatur am 60, Parallel, Um zunächst die Sommerwärme zu bestimmen, welche über der Mitte des auf Frech's Weltkarte der Altdj^as ein- gezeichneten russischen Meeres herrschen würde, sind für die subarktische Zone thermogeographische Formeln aufzustellen. Diese können entweder die Julitemperatur auf dem 60. Parallel oder die Breitenlage der 10° Juliisotherme betreffen. Es kommen hier besonders die Verhältnisse in den beiden Lücken des sub- arktischen Festlandsringes in Betracht. Die Juliwärme auf einem Punkte an der Nordküste des Pazifik läßt sich durch eine Gleichung von der Form i ^:^ A-\-Bf+Cd darstellen, in welcher / die prozentuale Landbedeckung eines vom Aderidian dieses Punktes halbierten, zwischen dem 60. und 70. Parallel gelegenen Gradfeldes- von bestimmter Längserstreckung ist und d den Abstand des genannten Punktes vom Meridian von Kamtschatka angibt. Durch die erste Variable wird der temperaturerhöhende Ein- fluß des Festlandes nordwärts vom 60. Parallel, durch die zweite die gegen Ost zunehmende Wärmewirkuns" der nord- 1 H. V. Staff, Zur Entwicklung der Fusuliniden. Zentralbl. u. Pi\I., 1908, p. 699. F. Kern er v. Marilaun, pcizifischen Trift ausgedrückt. Das konstante Formelglied be- deutet alsdann jene Julivvärme, welche auf einem Punkte herrschen würde, der in der Mitte der Südseite eines wasser- bedeckten Gradfeldes von der Größe und Position . des vor- rte ein geringeres Vertrauen zu schenken als dem bei der Analyse der Julitemperaturen über dem Beringsmeer gewonnenen, mit welchem er fast genau übereinstimmt, liegt deswegen aber nicht vor. Auch für die Wärmedepression im Labradorgebiete läßt sich ein geographischer Ausdruck finden, in welchem nur die Landbedeckung nordwärts vom 60. Parallel als Variable auf- tritt, das konstante Glied aber dann einen viel höheren Wert aufweist. Man erhält da bei der Wahl von über 30 Längen- grade sich erstreckenden und in gleicher Weise wie vorhin gegen W verschobenen parastatischen Feldern den Ausdruck: / = 4-57 + 9-97/, zu welchem folgende Werte von t' und / als Rechnungs- grundlagen und folgende Werte von / als Auflösungen ge- hören: hc 95 W 90 85 80 12-4 12-0 11-2 10-4 9-7 9- 5 8-2 7-9 7-4 8-.') 9-1 12 6 11 8 11 2 10 7 10 0 9 2 8 3 7 6 7 4 7 7 8 5 9 0 — 0- -f- 0- 0' — 0' — 0' ^ 0' — 0' -^ 0' 0-0 0-2 0-0 0-1 0-787 0-745 0-662 0-586 0-513 0-491 0-364 0-335 0-287 0-298 0-397 0-451 1 86 F. K e r n e r V. M a r i 1 a u n , Die Beobachtungen werden hier durch die Formel recht gut wiedergegeben. Die mittlere Abweichung ist <:0*2, die größte nur 0-3. Die weit bessere Anschmiegung der berech- neten an die gemessenen Werte hängt aus dem früher ge- nannten Grunde wohl mit dem Wegfalle des zweiten variablen Gliedes der vorigen Gleichung zusammen. Der Wert von .4 zeigt sich gegenüber dem für das Beringsmeer gefundenen um 3*1 erhöht. Diese Zunahme steht damit in Beziehung, daß die Sommertemperatur zwischen dem 60. und 50. Parallel in Nordamerika höher ist als in der Westhälfte des pazifi- schen Ozeans. Als mittlere Juliwärme auf dem 55. Parallel ergibt sich für das Bogenstück von 140 E v. G. bis 140 W v. G. 11-7, für den Bogen von 1*20 W bis 40 W dagegen 14-5. Die entsprechenden Mittelwerte für die Zone von 60 bis 50° sind 12-1 und 14-7. Die dritte südliche Vorw^ölbung der Sommerisothermen am Rande des Polargebietes erheischt, da sie nicht an eine Lücke im subarktischen Festlandsringe und nur an eine Aus- buchtung des Eismeeres geknüpft ist, eine andere Verwertungs- weise für den hier erstrebten Zweck. Da die besagte Wölbung am 60. Parallel schon völlig abgeflacht erscheint, kann hier nur die Aufstellung einer geographischen Relation für die Breitenlage der 10° Juliisotherme in Betracht kommen. Diese Lage auf einem Meridian Westeurasiens läßt sich durch einen Ausdruck von der Form 'f = A+Bf+Cd darstellen, in welchem / die prozentuale Landbedeckung eines von diesem Meridian halbierten, zwischen 60 und 75° gelegenen Grad- feldes von bestimmter Längserstreckung ist und d den west- lichen Abstand des Meridians von 60° E v. G. angibt. Durch die erstere Variable wird der die Isothermenlage hebende,, beziehungsweise erwärmende Einfluß des Festlandes nord- wärts vom 60. Parallel, durch die letztere die antiloge W^irkung der Golftrift ausgedrückt. Das konstante Formelglied entspricht dann jener Breitenlage, welche die 10° Juliisotherme im Hal- bierungsmeridian eines wasserbedeckten Gradfeldes von der Größe und Position des vorgenannten hätte. Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 187 Eine befriedigende Wiedergabe der gemessenen Werte vermittelt hier bis zum 60. östlichen Längengrade die Glei- chung: 75 — 'f — 20 • 82 — 1 7 • 42 j\,^ — 0 • 60 d, in welcher J := -- (60 — Ä), und von 60 E ostwärts dieselbe 5 Gleichung nach Hinweglassung ihres zweiten variablen Gliedes. Die zu den einzelnen Meridianen gehörigen Werte der be- rechneten (75— cp) und gemessenen (75— cp') Abstände der Iso- thermenlage von der Nordgrenze der parastatischen Gradfelder und die relativen Landbedeckungen dieser Felder sind: /lO 100 95 90 85 SO 75 70 65 60 55 50 45 40 :35 30 25 20 15 3-4 3-4 3-5 4-7 6-5 7-1 7-3 7"7 8-2 7-6 7-9 8-6 8-2 6-3 4-4 4-6 5-4 5-5 2-7 3-0 3-8 5-0 6-5 7-7 8-0 8-0 7-7 7-7 7-9 8-3 8-6 0-3 4-7 4-1 4-5 0-7 1-000 0-4 1-000 0-3 0-997 0-3 0-923 0-0 0-822 0-6 0-786 0-7 0-778 0-3 0-752 0-5 0-727 0-1 0-725 0-0 0-672 0-3 0-595 0-4 0-587 0-0 0-660 0-3 0-735 0-5 0-690 0-9 0-607 0-4 0-568 Die mittlere Differenz 's,' — 's, bleibt hier <: 0 • 4, die größte <; 1"0, eine gewiß befriedigende Anschmiegung der berech- neten Werte an die gemessenen. Die Formel erscheint aber für den mit ihrer Ableitung erstrebten Zweck insofern weniger geeignet, als ihr Anfangsglied die Depression der 10° Juli- isotherme im Süden einer nur zehn Meridiangrade breiten, bis zum 60. Parallel reichenden Ausbuchtung des Eismeeres Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 126. Bd. 14 188 F. Kern er v. Marilaun, angibt, obiger Zweck aber die Kenntnis der Isothermen- depression unterhalb eines viel breiteren subarktischen Meeres erheischt. Man findet, daß das durch das Weiße Meer bedingte Wellental und der durch das nördliche Skandinavien bedingte Wellenberg der Kurve der Landbedeckung der zehn Längen- grade messenden Felder (von 60 bis 75°) in der Kurve der dreimal so langen Felder bereits verstreichen und daß die Kurve der 40° langen Felder schon einen kontinuierlichen Abfall gegen den Atlantik zeigt. Sucht man die zwischen dieser Kurve und dem Verlaufe der 10° Juliisotherme be- stehende Relation für das Bogenstück von der Tajmirhalb- insel bis zum Weißen Meer, so findet man den Ausdruck: 7b — 'S — 21-15 — 18 -31./;^,, zu welchem für die einzelnen Meridiane folgende Werte ge- hören: 105 E 100 95 90 8ü 80 75 70 G5 00 55 50 45 40 8-2 3-4 3-7 4-2 4-7 5-3 5-9 0-6 7-4 2 4 2 7 3 0 3 8 5 0 0 5 8 0 8 0 " 7 7 9 8-3 8 6 0-S 0-7 0-7 0-4 0-3 1-2 1-8 1-4 0-6 0-4 0-S 0-7 0-4 0-3 0-978 0-968 0-950 0-925 0 • 899 0 • 865 0-831 0 • 796 0-750 0-714 0-691 0 • 683 0 - 680 0-668 Hier ist die durchschnittliche Wiedergabe der gemessenen Einzelwerte allerdings nicht befriedigend. Die mittlere und größte Abweichung sind doppelt so groß wie im vorigen Falle (0-75 und 1-9 gegen 0*37 und 0-8). An den bei weitgehender Ausgleichung resultierenden Verlauf der 10° Isotherme schließt Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 89 sich die 40° Felderkurve aber gut an. Man darf darum auch den diesmal gefundenen, dem vorigen sehr nahe kommenden Wert von .4 als einen realen betrachten. Er besagt, daß süd- wärts von einem in breiter Front aus dem Norden bis zum (30. Parallelkreise reichenden Meere die 10° Juliisotherme bis .auf 'f = 75 — 21 =: 54° herabstiege. Die Sommerwärme, welche dann am Südufer dieses Meeres herrschen würde, ist nach dem Temperaturgefälle im nördlichsten Rußland zu beurteilen. Man findet, daß dort der Nordrand des kontinentalen Gebietes hoher Erwärmung mit der 16° Isotherme zusammenfällt und ■daß die 8° Isotherme noch die Küsten vorspränge schneidet, so daß sich 7-5° als Luftwärme vor der Küste ergibt. Auch als mittlere Temperaturdifferenz zwischen dem 65. und 70. Parallel erhält man für das Bogenstück vom 40. bis zum 55. Meridian 8-6. Die Juliwärme am Südufer des besagten Meeres wäre sonach auf 10 — (16 — 7-5» = 1" 5° oder auf 10 — 8-6 = 1-4° zu veranschlagen. Man kommt so auf verschiedenen, voneinander unabhängigen Wegen zum Ergebnisse, daß die Juli- wärme über einem von warmen Strömungen unbeein- flußten subarktischen Meere, das mit einem im übrigen landumringten Eismeere in offener Verbindung stände, am 60. Parallel zwischen 1° und 2° läge. Dieser Wert würde wenig jenen übersteigen, welcher jetzt für den Nord- pol anzusetzen ist. Es erscheint dies leicht verständlich, da ja die jetzige Sommerwärme in der inneren Arktis eine durch thermische Fernwirkung der Golftrift noch etwas erhöhte ist. Man erkennt dies daran, daß sich die gegen Süd gerichtete Konvexität der Sommerisothermen zwischen Grönland und Norwegen in der Barentssee in eine gegen Nord gerichtete umkehrt. Sehr bemerkenswert erscheint es, daß die auf verschie- dene Weisen errechnete Temperatur mit jener übereinstimmt, Avelche jetzt in gleichem Polabstande auf der Südhalbkugel heriischt. Nach Hopfner ist die mittlere Jännertemperatur in fp zz: 60 S 1-7°. Es würde demnach für die Sommerwärme über einem subarktischen Meere das Ergebnis des Zusammen- wirkens einer Erkaltung infolge des Abschlusses von warmen 190 F. Kern er v. Mi 1 a u n , Strömungen und einer Erwärmung infolge benachbarter großer Landentwicklung dasselbe sein, welches uns jetzt als die ver- einigte Wirkung einer Abkühlung infolge allgemeiner Meeres- bedeckung in der Subantarktis und einer Wärmezufuhr infolge offener Verbindung mit den südsubtropischen Meeren ent- gegentritt. Julitemperatur am 45. Parallel. Als zweites paläothermales Rechnungsziel wurde die Hochsommerwärme auf dem 45. Parallel, am Übergange des russischen in das tibetanische Meer der Paläodyas gewählt und die Erreichung dieses Zieles gleichfalls auf verschiedenen Wegen angestrebt. Es ließ sich zunächst für den Verlauf der 10° Juliisotherme im Bereich der Beringssee ein analytischer Ausdruck finden, in welchem jene Größe als Funktion der Landbedeckung zwischen dem 60. und 70. Parallel erscheint. Von der auf neueren Karten eingezeichneten scharfen Aus- sackung jener Isotherme gegen das Ochotskische Meer zu konnte hierbei abgesehen werden und die Messung der Ab- stände vom 45. Parallel auf Grund des älteren Kartenbildes erfolgen. Eine recht befriedigende Darstellung wurde durch die Formel ,^ _ ^, ^. „^ ^ 'f — 45 =: — 5-94 + 31-56/30 erzielt, in welche die Landbedeckung eines 30 Längengrade messenden, vom Meridian des betrachteten Punktes halbierten parastatischen Feldes als Variable eintritt. Die gemessenen (V — 45) und berechneten ('f — 45) Breitenlagen, ihre Unter- schiede und die zugehörigen Werte von / enthält die folgende Tabelle. /3i 145 E 25-2 150 24-7 155 24-3 160 23-7 165 21-6 170 17-6 175 13-7 180 9-4 175 W 8-2 170 8-8 25-3 25-0 24-2 23-2 21-7 18-4 13-0 9-4 8-6 8-5 0-1 0-987 0-3 0-971 0-1 0-960 0-5 0-940 0-1 0-874 0-8 0-745 0-7 0-622 0-0 0-487 0-4 0-447 0-3 0-467 Klimakomponente der permischen l'iszeit Indiens. 101 Der mittlere Fehler ist hier rbO-3a, der größte — 0-S. Das konstante Formelglied, dessen Wert bei dieser befriedi- genden Wiedergabe der Beobachtungen Vertrauen erwecken kann, besagt, daß unterhalb einer 30 Meridiangrade breiten Lückfc im subarktischen Festlandsringe die 10° Juliisotherme bis zum 39. Parallel herabstiege, falls in den mittleren Breiten Avarme Strömungen nur in jenem Maße zur Geltung kämen, in welchem jetzt die Ausläufer der Kuro-Siwo -Trift die Sommerwärme über der Beringssee beeinflussen. Dieser Fall wäre wohl für das asiatische Meer der Paläodyas gegeben, so daß zur Bestimmung der Sommerwärme in dessen mittlerer Breitenlage das besagte Formelglied ohne Korrektion verwend- bar ist. Dagegen w'äre es nicht statthaft, bei auf 30 Meridian- ^rade verbreiterter Öffnung des Eismeeres gegen den Nord- pazifik in letzterem ein Hinabreichen der 10° Juliisotherme bis zum 39. Parallel anzunehmen, da die Kuro-Siwo -Trift einem so weiten Kältevorstoß Halt geböte. Setzt man für das gedachte russische Meer eine gleichmäßige Wärmezunahme gegen Süden voraus, so ergibt sich für die Südgrenze desselben -am 45. Parallel eine Julitemperatur von 10— —(10 — 1'5) = = 7-6°. Ein gleicher Wert kommt zustande, wenn man im Hinblick auf eine größere Erwärmungsmöglichkeit des turke- stanischen Meeres die 10° Isotherme ein wenig gegen N hinaufrückt, gleichzeitig aber ein schwaches Wachstum des Temperaturanstieges gegen S im russischen Meere annimmt- Interpoliert man in der Beringsregion für jeden fünften Meridian die Breitenlage der Julitemperatur von 7-5°, so erhält man mittels der Gleichung 'f — 45 — l•40-^25•03y;„ — bei allerdings nur halb so befriedigender Anschmiegung an die gemessenen Werte (mittlerer Fehler dz 0-63, größter — l'S) wie im vorigen Falle — als Julitemperatur am 45. Parallel 8-0°. Für die geographische Analyse des Westastes des großen Rogens der 10° Juliisotherme im nordatlantischen Gebiete standen von der früheren (die Juliwärme am 60. Parallel betreffenden) Untersuchung her die Landbedeckungswerte für 192 Kern er v. Marilaun, Felder von 40° Länge in den (fast flächengleichen) Zonen von 75 bis 60° und 60 bis 50° zur Verfügung. Bei Ein- führung dieser Werte (/ und /') als zwei Variable und bei Verschiebung der / um 15° gegen W w^ie früher lieferte die Rechnung den Ausdruck: 'i - 45 — 4 • 40 + 1 2 • 22 / + 5 • 56./"'. Bei Zusammenfassung von / und /"' in eine Variable ergab sich die Relation: 'f~45 = 4-02 + 17-72 --^/ + /') • Die gemessenen ('f' — 45) und die nach beiden Formeln be- rechneten ('f — 45) Breitenlagen und ihre Differenzen sind: Erste Formel Zweite Formel 110 w 19 2 105 18 9 100 18 6 05 18 1 90 17 7 85 17 0 80 16 0 75 14 8 70 13 3 65 12 2 CO 11 3 55 10 6 19-2 18-9 18-5 18-2 17-5 16-8 15-9 15-1 13-9 12-4 ll'l 10-3 0-0 19-4 0-0 18-9 0-1 18-3 0-1 17-9 0-2 17-4 0-2 16-9 0-1 16-1 0-3 15-1 0-6 13-8 0-2 12-4 0-2 11-1 0-3 10-1 Beide Formeln geben die Beobachtungen sehr befriedigend wieder. Die mittleren Fehler sind nur ±0-19 und ±0-24. die größten +0*6 und +0-5. Für die Lage der 10° Juli- isotherme bei völliger Überflutung der Gradfelderfläche, von deren Bedeckungsart jene Lage unmittelbar abhängig erscheint. ergeben sie eine um rund 10° nördlichere Breite als die vorhin abgeleitete Formel. Es erklärt sich dies daraus, daß die eury- morphogenen thermischen Einflüsse im Hudson- und Labrador- gebiete stärkere sind als in der Beringsregion, Südwärts vom Klimakomponente dei' peimischen Eiszeit Indiens. 1 93 nördlichsten Amerika liegt das sich im Sommer hoch er- \värmende Unionsgebiet und der Labradorstrom trifft auf den Golfstrom, wo dieser, die Küstennähe verlassend, noch sehr kräftig ist. \'om Beringsmeere liegt dagegen das asiatische Kontinentalgebiet der mittleren Breiten (50 bis 40°) weit ab- seits und die Kuro-Siwo -Trift ist südwärts jenes Meeres schon von verminderter Stärke. Die arktische Trift der Beringsstraße ist viel schwächer als der Labradorstrom und der Ostgrön- landstrom, gleichwohl dringt die 10° Juliisotherme der Luft in das pazifische Becken weiter vor als in das atlantische, wobei sie aber dort nur eine schmale Aussackung bildet, hier einen auch auf flächentreuen Karten noch ziemlich flachen Bogen formt. Setzt man den eurymorphogenen Temperaturvorsprung im nordatlantischen Gebiete konform dem früher (bei Ab- leitung der Formeln für die Julivvärme am 60. Parallel) für ihn gefundenen Werte zu 3-1°, so ergibt sich für das hier betrachtete Meer als Juliwärme am 49. Parallel 6-9° und am 45. Breitengrade, einen gleichmäßigen Temperaturanstieg 15 vorausgesetzt, ^ — 1-4+ --(6-9 — 1-4) == 8-9°. Die südliche Ausbiegung der Sommerisothermen an der russischen Eismeerküste läßt sich zu einer Schätzung der Juliwärme am Südende eines gegen die Arktis offenen sub- arktischen Meeres nicht mit Erfolg verwenden, da hierbei eine zu weitgehende Extrapolation stattfinden müßte. Dagegen bietet auf dem amerikanischen Kontinent die südwärts von der Hudsonsbai im Bereiche der kanadischen Seen vorhandene Depression der Juliwärme am 45. Parallel die Möglichkeit, eine Bestimmung des hier gesuchten Tem- peraturwertes ohne Extrapolation in meridionaler Richtung vorzunehmen. Allerdings wird hierbei, wie weiter im Norden, auch mit einem eurymorphogenen thermischen Einflüsse zu rechnen sein. Daß in die östlichsten der hier in Betracht zu ziehenden Gradfelder noch randliche Teile des Atlantischen Ozeans fallen, stört nur wenig, da ja das Meer um Neuschott- land herum noch nordwärts von der warmen Golfströmung liegt. 194 F. Kern er v. Marilaun, Versucht man es zunächst mit einer einfachen Relation, so ergibt sich, sofern man sich auf die parastatische Land- bedeckung zwischen dem 60. und 40. Breitenkreise stützt, für die aus Berg und Tal bestehende Wärmewelle zwischen A = 65 und 95° W v. G. bei f=--{f^^-\-f,^) als Wert von / der Ausdruck: 8-55 + 15-81 /: bei /= — (/io+2y^,o) findet man: / =z= 7 • 73 + 1 6 • 94/. Führt man /^f, und /,,, getrennt als zwei Variable ein, so bekommt man die Gleichung: / = 7-92 + 6-66/io+10-01/_,o., welche genau dem Gewichtsverhältnis 2/^^ : S/^^j entspricht. Die zur zweiten und dritten dieser Formeln gehörigen Einzel- werte sind: t—t' 2/20) 17-5 20-7 21-6 20-6 19-9 21-0 22 • 8 18 0 20 2 21 2 20 1 19 3 22 1 23 3 0-5 0-5 0-4 0-5 0-6 1 -1 0-5 U-579 0-764 0-819 0 - 7C2 0-720 0-781 0-892 '- / /-/' /., h. 65 17-6 18 0 — 0 4 0-574 0-581 70 20-7 20 2 -+- 0 5 0-81G 0-738 75 21-7 21 2 ■+- 0 5 0 • 903 0-777 SO 20-5 20 1 -F 0 4 0-739 0-772 85 19-6 19 3 W- 0 3 0-642 0-758 90 20-9 22 1 — 1 2 0-778 0-783 95 1 22-8 23 3 -- 0 5 • 0-923 (»•S77 Klimak-Dinponente der permischen Eiszeit Indien;- 195 Die für das konstante Formelglied erhaltenen Werte kommen den früher aus dem Verlaufe der 10° Juliisotherme abgeleiteten nahe, die nur mittelmäßige Wiedergabe der beob- achteten Temperaturen (mittlere Fehler 0-59 und 0-54) läßt jedoch diese Formeln als rechnerische Zwangsausgleichung einer nur in unvollkommenem Maße bestehenden Beziehung erkennen. Strebt man eine genauere thermogeographische Analyse an, so ergibt sich für die stenomorphogene Klima- komponente ein um 4 bis 5° kleinerer Wert, da der Wellen- berg der Julitemperatur am 45. Parallel in Kanada durch die Formel / = ll-06 + ll-91-^-(/,o+/,o» sehr gut wiedergegeben wird, wie aus folgender Tabelle zu ersehen ist. -p.u /-.„) - 0-1 h 0-1 0-1 0-0 h 0-1 0-578 0-777 0-84() 0-75G 0-701 Man muß dann aber auch ein von der Kontinentalität abhängiges Glied einführen, das in Ansehung des \'erlaufes der 20° und 24° Juliisotherme vom 85. Meridian an gegen W zu nehmen ist. Der konstante Faktor dieses Gliedes bestimmt sich, wenn der kontinentale Einfluß d =:z — (X — 85) gesetzt 5 wird, bei Belassung der Konstantenwerte der vorigen Formel zu 0*90. Bei Neuberechnung für das ganze hier in Betracht gezogene Längenintervall von 65 bis 105° W v. G. erhält man die Formel: ll-56 + 0'91J + ll-34/. ^^Q F. Kerner V. Marilaun, Die zu ihr gehörigen Einzehverte sind: (7]u-(-./2u) 18-1 1 20 -4 1 21-1 ) wie üben 20-1 19-5 21-3 22-1 23-6 23-3 25-3 25-3 26-5 26-4 0-1 0-2 0-1 ' wie oben 0-0 0-2 0-8 0-781 U-3 0-900 0-0 0-968 0-1 0-992 65 70 75 80 85 90 95 100 105 Hier ist der mittlere Fehler nur~dzO-2 und auch dieser leitet sich noch fast zur Hälfte von nur einer größerem Differenz her, welche aus einer thermischen Unregelmäßigkeit erwächst, die sich jeder einfachen rechnerischen Darstellung gegenüber ungefügig zeigt. ^ Die durchgeführte Temperatur- analyse kann so als eine ganz zutreffende erachtet werden. Der eurj'-morphogene thermische Einfluß, welcher als eine für das betrachtete Längenintervall konstante Größe anzusehen ist, erscheint in der letzten Formel in deren erstem Gliede- mitenthalten. Für diesen Einfluß wurde früher die Zahl 3'1 gefunden. Da er als eine der Mitteltemperatur weitausgedehnter Grad-^ felder proportionale Größe zu denken ist und sich der sommer- liche Wärmeüberschuß des nordatlantischen Gebietes zwischen. 120 W und 40 W v. G. über das nordpazifische Gebiet zwischen 140 E v. G. und 140 W v. G. in der Zone vonr 60 bis 45° zu 3-2°, in der Zone von 00 bis 40° zu 3-6° bestimmt, kann man für die besagte Größe im vorliegenden Falle mindestens 3-5 annehmen. Als Julitemperatur am Schnitt- punkte des 45. Parallels mit der Halbierungslinie eines süd- 1 Mittels der Gleichung 1 1 - 67 -f- 0-66 A\-_^ (3/,o- -/2ü)] . welclier sich die Landbedeckungswerte auf die Zone zwischen dem 50. und 60. Parallel beziehen, erhält man für die Breitenlage der 12° Juliisotherme folgende Werte, denen die gemessenen Werte 'i' — 4.3 zum Vergleiche bei- gefügt seien : 150 i; E V. G. 160 165 170 ! 175 180 175 i 170 Wv.G.I 8-2 7-0 11-6 10-5 13-3 j 9--i 14-2 ! 10-0 1 6-2 7-1 6-3 6-0 6-4 5-5 202 F. Kern er v. Mari lau i Demnach ergeben sich, da als sommerliche Wärmeminima über dem 45. und 40. Parallel 7 • 8 und 9 • 7 gefunden wurden^ für die größte Depression der Julitemperatur am 35. Parallel die Werte 9-7+2('9-7 7-8) := 13-5° und 9-7+-^-xl-9 = 3 = 12-9°. Im vvestatlantischen Gebiete kann man für die 14° Juli- isotherme einen einfachen Ausdruck finden, in welchem ihre Breitenlage als Funktion der Landbedeckung zwischen dem 70. und 40. Parallel erscheint. Man erhält, wenn die Be- deckungen innerhalb der drei eingeschlossenen 10° Zonen mit dem dem Größenverhältnisse dieser Zonen entsprechenden Gewichte eingesetzt werden, die Formel: 'f-45 = -3-33 + 19-68/30, zu weJcher folgende Einzelwerte gehören: ^ /30 105 100 95 90 85 80 GO 15 4 14 1 12 6 11 8 11 5 10 4 8 7 7 5 6 0 4 3 0-3 0-2 0-4 0-1 0-9 0-6 0-0 0-2 0-8 0-3 0-952 0-883 0-811 0-709 0-753 0-696 0-614 0-548 0-473 0-389 Der mittlere Fehler ist hier dz 0-38, der größte +0-9, die Annäherung an die gemessenen Werte somit ziemlich gut. Der gefundene Ausdruck besagt, daß innerhalb der sommer- lichen Wärmedepression über einem Meere von der angenom- menen Größe und Lage und eur3^morphogenen thermischen Ohne Rücksicht auf das Größenwachstum der 10° Zonen bekommt man die Relation tp— 45 = — 2-45H Werte mit einem mittleren Fehler von 19-00 /3Q, welche die gemessenen z 0 - 43 wiedergibt. Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens •2m Beeinflussung der Scheitel des 14° Isothermenbogens bis zu 41° 40' herabstiege. Setzt man den eurymorphogenen Tem- peraturvorsprung konform dem früher erwähnten Wärme- überschusse des atlantischen subarktischen Gebietes über das pazifische zu 3*6°, so entspricht die obige Breitenlage jener der 10 "4° Isotherme in einer nicht durch kontinentale Nachbar- schaft und ozeanische Wasserheizung überervvärmten Region. Sie kommt so dem früher aus den Verhältnissen im Nord- pazifik für die 10° Juliisotherme gefundenen größten Pol- abstande nahe. Als tiefste Juliwärme über dem 35. Parallel erhält man dann im Hinblick auf die frühere Feststellung eines Temperaturminimums von 8*9° am 45. Parallel durch einfache Extrapolation den W^ert: V45-41-67- Zieht man die zwecks Aufstellung einer Temperatur- formel für den 45. Parallel gemessenen Landbedeckungswerte im östlichen Nordamerika zur Ableitung eines Ausdruckes für die Lage der 20° Juliisotherme in jener Region heran, so ergeben sich ~ wenn / beiden Formeln: — fS/io+y^o) gesetzt wird, die 4 30 0-64-+-22-0 /" und ßO~'t — 29' 20-93 /: zu welchen nachstehende berechnete ('f) und gemessene h' } Breitenlagen für die einzelnen Meridiane gehören: ■s-30 ■ 3u (3/i„+/: u) 0-974 0-912 0-779 0-671 0-747 0-872 0-797 100 95 90 85 80 75 70 20-8 19-4 16-5 14-1 15-8 18-5 16-9 21-4 18 -6 16-2 14-0 16-5 18-5 16-7 0-6 0-8 0-3 0- 1 0-7 0-0 0-2 Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 120. Bd. 204 F. Kern er v. Mari lau n, "/. 00^, GO--i' •f'— f / 100 9-4 8-0 -}- 0-8 95 10-7 11-4 — 0-7 90 18-5 13-S — 0-3 8;> 15-7 16-0 — 0-3 wie oben SO 14-1 13-5 -h 0-6 75 11-5 11-5 0-0 70 13-1 13-3 — 0-2 Die mittlere Abweichung der berechneten von den ge- messenen Werten ist hier im ersteren Falle ±0-39, im letzteren ±0-41, die größte in beiden Fällen +0-8. Stellt man auch hier einen eurymorphogenen Temperatur- vorsprung von 3-6° gegenüber einem nicht hyperthermalen. Gebiete in Rechnung, so entspricht das konstante Formel- glied der tiefsten örtlichen Lage der 16-4° Juliisotherme in einem solchen Gebiete. Als Wärmeminimum in 35° Breite ergibt sich dann mit Rücksicht auf den für die um 6° tiefere Isotherme gefundenen größten Polabstand durch Interpolation der Wert: 5 • 64 X 6 16-4 (41-67- 29-36) — 13-7. Es ist hierbei wie im vorigen Falle ein gleichmäßiger Temperaturzuwachs vorausgesetzt. Nimmt man in jenem Falle — wie früher — für das Intervall von 40 bis 35° eine um zwei Drittel raschere Temperaturzunahme wie für das nordwärts anschließende 5° Intervall an, so erhöht sich der gefundene Wert um 1*5°. Zieht man im letzteren Falle für die Südhälfte der Zone von 40 bis 30° eine nur halb so rasche Wärmesteigerung wie für deren Nordhälfte in Betracht (auf den Meridianen 150 bis 160 E v. G. ist das Verhältnis 100:52), so tritt eine Erhöhung des gefundenen Wertes um 0-9° ein. Verschiedene, voneinander getrennte Wege sind es wieder, welche zum Ergebnisse führen, daß im keilförmigen Ende der über einem landumringten Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 205 kalten subarktischen Meere auftretenden Depression der Sommerwärme die Jul itemperatur am 35. Breiten- grade bis auf 14° absänke. Jetzt trifft man als tiefste Hochsommerwärme auf diesem Parallel 15° in der Gegend nordöstlich von Tristan da Cunha. Die niedrigste Breitenlage der 14° Jännerisotherme ist 37° im Osten dieser Insel. Gleich- wie am 45. "Parallel ist auch in um 10° größerem Polabstande die für das betrachtete nordhemisphärische Kartenbild berech- nete tiefste Temperatur noch ein wenig niedriger als jetzt die größte negative Wärmeanomalie auf der Südhalbkugel. Es sei hier nochmals darauf hingewiesen, daß die jetzigen Temperaturen in den mittleren Südbreiten noch nicht als sehr tiefe anzusehen sind, da sie dem bei gleich freiem Zutritte polarer und äquatorialer Triften erwachsenden ozeanischen Wärmezustande entsprechen. Es ist dies für die Beurteilung der morphogenen Klimakomponente der paläozoischen Eis- zeiten Südafrikas und Australiens wichtig. Beim Bestände eines Erdbildes, in welchem die jetzt von den tropischen und subtropischen Teilen der Ozeane zu beiden Seiten Afrikas bedeckten Regionen Festland wären — und ein solches Bild wurde von den Paläogeographen für verschiedene Abschnitte des Paläozoikums gezeichnet — , würde das Meer im Süden des genannten Kontinents erheblich kühler sein als jetzt, da es ja des erwärmenden Einflusses der brasilischen Strömung und des Agulhasstromes beraubt wäre. Bemerkenswert erscheint es, daß die für den vor der Nordspitze des Gondwanalandes vorbeiziehenden 35. Parallel berechnete tiefste Julitemperatur zugleich die höchste Mitt- sommerwärme ist, die jetzt an regenreichen und im Winter kühlen bergigen Küstenstrichen außerhalb der Tropen von Gletschereis überdauert wird. Auf der Westseite der Südinsel von Neuseeland reicht — wie bekannt — in 43 7-2° Breite ein Eisstrom bis in 200 m Seehöhe hinab. In dieser Breite zieht die 15° Jännerisotherme über den Westsaum der Insel hinweg und für die genannte Höhe resultiert dann eine um 1 ° tiefere Temperatur. Als höchste Hochsommerwärme, bei welcher an der .südchilenischen Küste in 4672° Breite ein Gletscher bis zum Meeresspiegel absteigt, ergibt sich, wenn 206 F. Kern er v. Marüaun, I man aus den Isothermenkarten zu der von Woeikof für diese Gegend — die Lagune von S. Rafael — ermittelten Jahrestemperatur von 8*4° die zugehörige Jännertemperatur sucht, 12-0°. Woeikof's Ermittlung konnte aber, sich auf die weit abliegenden Orte Ancud und Punta Arenas stützend, keine genaue sein. Nach v. Hann ergaben zwischen 45 und 47° Breite auf der Korvette Chacabuco angestellte Messungen eine Jännertemperatur von 14-3 sowie eine mittlere Sommer- wärme von 13 • 7. Vielleicht standen diese Werte etwas über dem langjährigen Mittel, da sich zwei Breitengrade weiter nordwärts zu Melinka eine Sommertemperatur von nur 12 '0° fand. Nachdem jedoch der Sommer auf der weiter land- einwärts gelegenen Laguna ein wenig wärmer sein dürfte als .an den vom genannten Schiffe gewählten Ankerplätzen, mag wohl im Chonosarchipel die höchste von Gletschereis noch überwundene Mittsommertemperatur denselben Wert haben wie am W'estfuße der Gebirgsgruppe des Mount Cook. Auf der Nordhemisphäre liegt der bekannte, ins Meer vorstofiende Muirgletscher zwischen dem 58. und 59. Parallel im Zuge der längs der britisch-kolumbischen Inselwelt hin- streichenden 14° Juliisotherme und für die am 60. Parallel in 300 m Höhe über dem Sörijord endende Zunge des Buarbrae ergibt sich eine Juliwärme von 13-5°, wenn man der Iso- thermenkarte den Wert 15 entnimmt und als Temperatur- abnahme für 100^« 0-5° ansetzt. Für die auf Frech's Karte den 34. Parallel berührende Nordspitze des Gondwanalandes bekommt man, da die früher für verschiedene Isothermenlagen gewonnenen Werte einen Temperaturzuwachs von fast genau 0-5° für 1° Breiten- abnahme ergeben, eine Juliwärme von 14*5°. Rückt man die genannte Spitze noch um einen Grad südlicher in die Breite des indischen Salzgebirges von Kalabagh — wo sie ja liegen soll und auf Frech's Karte wohl nur wegen einer Ungenauig- keit der Zeichnung nicht liegt — , so ist das Schluß- ergebnis, daß der besagte paläogeographische Punkt mit dem Scheitelpunkte des Bogens der 15° Juliisotherme zu- sammenfällt. KHmakomponente der permischen Eiszeit Indiens. -07 Paläoklimatologischer Teil. Mit der nach dieser paläothermalen Erkundungsfahrt voll- zogenen Landung an der Nordspitze des Gondwanalandes ist das eingangs gesetzte Rechnungsziel erreicht: die Feststellung eines Zahlenwertes für die Julivvärme, welche bei dem heutigen Solarklima im Falle des Bestandes des von Frech entworfenen Weltbildes der Paläodyas am Nordrande der indischen Ver- gletscherung herrschen konnte. Es ist damit die bisher noch vermißte Grundlage geschaffen, auf welcher ernst zu nehmende Hypothesen über die Eiszeit Indiens aufzubauen wären. Betreffs der diluvialen Eiszeit ist neuerdings die Erkennt- nis durchgedrungen, daß zu ihrer Entstehung eine Steigerung der Hydrometeore nicht ausreichte und eine Temperatur- erniedrigung unerläßlich war. Bei der Gründlichkeit, mit der beim jetzigen vorgeschrittenen Stande der Klimaforschung die klimatologischen Bedingungen der letzten Eiszeit untersucht worden sind, darf man jene Erkenntnis als eine voll ge- sicherte betrachten. Sie muß auch für jeden Erklärungs- versuch der alten tropischen Eiszeiten richtunggebend sein. Im folgenden soll die gewonnene Grundlage näher ausgebaut und gesichert werden, der Versuch, auf ihr schon eine Hypo- these aufzubauen, aber plangemäß vermieden bleiben. Der gefundene Wärmewert erheischt zunächst in einem wichtigen Belange eine schärfere Fassung. Die einem Meere in mittleren Breiten drohende Kälte- zufuhr durch einen Polarstrom kann bei gleicher Land- und Wasserverteilung in der Arktis und Subarktis sehr verschieden sein, je nachdem er viele von Gletschern losgelöste Eisberge oder nur Flarden und Schollen von Feldeis mit sich führt. \^ergletscherungen sind an den Bestand von Bergländern geknüpft und in einer den erkaltenden Einfluß polarer Ströme treffend ausdrückenden Formel müßte so auch die Land- erhebung in hohen Breiten als Variable erscheinen. Eine solche Formel müßte aber auch einen komplizierteren Bau erhalten als die hier entwickelten Relationen. Während diese das sommerliche Wärmeminimum als an das Maximum der Wasserbedeckung in der Subarktis geknüpft darstellen, müßte 208 F. Kerner v. Marilaun, es als an ein Optimum derselben gebunden aufgezeigt werden, denn der die Abkühlung befördernde Bestand vergletscherter Gebirge bedeutet ja eine Minderung der Wasserbedeckung dortselbst. Es müßte aber auch die physische Gestaltung der Arktis als Variable eingeführt werden. Die Zirkumpolarregion, in welcher auch bei weitem Vorstoße lauer Triften winter- liche Meereisbildung noch möglich scheint, muß bei voller Be- deckung mit gebirgigem Land und Gletschern am meisten abkühlend wirken. Wird die vertikale Gliederung der Erdoberfläche nicht in Rechnung gezogen, so kommt ihr thermischer Einfluß in den mittels einer Formel gewonnenen Werten in dem Maße zur Geltung, in welchem er sich in den geographischen Grund- lagen dieser Formel kundgibt. Dasselbe gilt betreffs der hori- zontalen Gliederung, soweit sie — obwohl die untersuchten Temperaturwerte noch mitbeeinflussend — in der Formel nicht berücksichtigt erscheint. Im vorliegenden Falle bedeuten dem- nach die gefundenen Werte jene Julitemperaturen, welche bei einer vorwiegend meerbedeckten inneren Arktis und bei einer ■dem jetzigen nordhemisphärischen Eisbergtransport entspre- chenden hochnordischen Gletscher- und Gebirgsentwicklung unter den angenommenen Bedingungen herrschen würden. Dieses Maß von Gebirgsentwicklung wäre etwa beim Bestände von Kettengebirgen zu beiden Seiten der Nordhälfte des russi- schen Meeres gegeben. Die gefundenen Temperaturen mögen wenigstens um einige Grade hinter jenen zurückbleiben, welche sich bei einer die Bildung von Gletschern und Eisbergen aus- schließenden völligen Flachheit der Uferlandschaften des russi- schen und benachbarten arktischen Meeres ergäben. Die für den 45. und 35. Parallel berechneten Werte mögen zugleich um mehrere Grade jene Julitemperaturen übersteigen, welche beim Bestände eines Gebirges am Ostrande der Südhälfte des russischen Meeres herrschten. Da dieser Meeresteil auch im Winter nicht zufröre und dann der Schauplatz lebhafter Luft- wirbelbildung wäre, träfen bei niedriger Temperatur dampf- gesättigte Südwestwinde auf die Meerseite jenes Gebirges mit starkem Anpralle auf. Sie würden dieselbe mit riesigen Schnee- massen überschütten, so daß es - weil die Sommer kühl, trüb Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 209 und feucht wären — zur Entstehung großer, bis zum Meeres- spiegel hinabsteigender Gletscher i<äme. Von diesen abbrechende und südwärts treibende Eisberge könnten dann eine stärkere sommerUche Erwärmung des Meerwassers bis zum 35. Parallel hinab wirksam behindern. Rekonstruktion der hydrometeorischen Verhältnisse. Um die für diesen Breitengrad gefundene Julitemperatur in genetische Beziehung zu einer Vereisung Indiens zu bringen, muß man vorerst die hydrometeorischen Verhältnisse, mit denen sie verknüpft wäre, klarstellen. Am Ostrande des tibetani- schen Meeres könnten sich Trockenheit, dichte Nebel und Wolkenarmut in dem Maße zeigen, in welchem dort das Phänomen des kalten Küstenwassers zur Entfaltung käme. Im westüchen Teile jenes Meeres würden aber nicht die dem rückkehrenden Aste eines antizyklonalen Kreislaufes eigen- tümlichen, sondern die für das Eindringen warmer Triften in ein kühles Meer bezeichnenden hydrometeorischen Zustände zur Geltung kommen. Allerdings liegt der 35. Parallel schon innerhalb der durch- schnittlich wölken- und regenarmen Zone der nördlichen Halb- kugel. Wo aber besondere Bedingungen eintreten, entwickeln sich auch in den großen hydrometeorischen Erdgürteln von den für sie typischen sehr abweichende klimatische Zustände. Gleichwie es innerhalb der äquatorialen Zone ein ozeanisches und mehrere festländische regenarme Gebiete und ein Winter- regengebiet gibt, wäre auch noch zwischen dem 40. und 35. nördlichen Parallel ein ständig trübes und regnerisches Klima denkbar. Auf dem Randstücke des Atlantischen Ozeans, wo sich der Golfstrom und der Kalte Wall berühren, ziehen sich die Gebiete gleicher Regendauer in der wärmeren Jahreszeit weniger weit nordwärts zurück als auf der hohen See. Bei völliger Umkehrung des oberflächlichen Stärkeverhältnisses der sich begegnenden kalten und warmen Gewässer würde dort wohl eine weit in die Subtropen vordringende Zunge der Linien gleicher Regendauer entstehen. Im südlichen Indischen 210 F. Kerner V. Marilaun, Ozean verläuft auf Supan's Regenweltkarte die 1 Meter-Iso- hyete noch äquatorwärts vom 35. Parallel. Die Art, wie im gedachten tibetanischen Meere kühles Wasser nordischer Her- kunft von Stromfäden einer warmen Trift überspült würde^ wäre dem Übergreifen randlicher Teile der südhemisphäri- schen Westwindtrift auf das sich vom Umkreise der Antarktis langsam gegen Nord bewegende Wasser ähnlich. Es wären so auch Analogien hinsichtlich der diese Vorgänge begleitenden hydrometeorischen Phänomene zu erwarten. Man darf so annehmen, daß die für die Luft über dem westlichen turkestanischen Meere gefundene Sommerkühle mit großer Feuchtigkeit, starker Bewölkung und reichlichen Nieder- schlägen verbunden wäre. Fast ständig bedeckter Himmel könnte eine oberflächliche hohe Erwärmung des Meerwassers nordischer Abkunft auch im Sommer wirksam behindern,, wogegen die von Süd gekommene Strömung ihre von dort mitgebrachte Wärme behielte. Reichliche Zufuhr von Eis- bergen, wie sie bei der Vergletscherung gebirgiger Küsten des russischen Meeres stattfände, könnte durch Aussüßung des kalten Wassers eine Gewichtsverminderung desselben erzeugen und im Anschlüsse daran verlangsamtes Unter- tauchen und längere und ausgebreitetere Berührung des- selben mit dem warmen Triftwasser bedingen, ein Umstand^ der vermehrte Kondensationen zur Folge hätte. War das Indien der Paläodyas eine auf gefaltetem archai- schem Sockel ruhende Tafel aus Vindhyansandstein, so konnte an deren Nordabfall bei dem im vorigen für das benachbarte Meer abgeleiteten Klima eine Gletscherbildung erfolgen. Im Winter kam die Nordhälfte des turkestanischen Meeres noch polwärts vom Gürtel hohen Luftdruckes zu liegen und mochte dann wie das heutige Mittelmeer der Schauplatz häufiger Zyklonen sein. Diese brachten dem Nordsaume des indischen Tafellandes oftmals kühle dampfgesättigte Winde aus NW bis NO, welche bei ihrem Aufstiege auf die Gebirgstafel die höheren Lagen ihres Nordhanges in dichte Schneemassen hüllten. Im Sommer mußten im altdyadischen Indien den heutigen gerade entgegengesetzte Windverhältnisse herrschen. Der ostarktische Kontinent war zwar auch befähigt, Luft Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 211 aus der Umgebung an sich zu ziehen, die Gegend stärkster Erwärmung konnte aber nur im Innern des nordhemisphäri- schen Teiles der großen indo-afrikanischen Landmasse liegen. Es wehten dann auch im Sommer fast ständige dunst- gesättigte Winde aus N bis NO zum nördlichen Tafelland- rande hinauf, denselben dauernd in undurchdringliche Wolken hüllend, die einen völligen Schwund des im Winter reichlich gefallenen Schnees hintanhielten. So waren die Vorbedingungen für den Eintritt jenes oft geschilderten Zusammenspieles physi- kalischer Vorgänge gegeben, welches allmählich zur Bildung von Firn und Gletschereis führt. Wie mächtig sich das- Gletscherphänomen entwickeln konnte, hing ~- sofern schon das hierfür günstigste Winter- und Sommerklima erreicht war — von der Höhe der indischen Tafel ab. Diese ibt unbekannt. Damit gerät das Problem außer Reichweite der hier angewandten Methode der Betrachtung, welche ja darin besteht, aus erkannten Beziehungen zwischen gemessenen geographischen Größen und Klimawerten auf Grund von in einer der Messung zugänglichen Form dargebotenen (wenn auch sehr unsicheren) paläogeographischen Größen auf klima- tische Werte der Vorzeit zu schließen. Blieb die Höhe der indischen Tafel unter 1000 in zurück, so mochten wohl nur in den Wurzeln der in ihren Nordabfall eingerissenen Schluchten kleine Eisfelder kauern; stieg das Tafelland weit über 1000 in em.por, so konnten wohl an seinem zertalten Xordhange größere Firnmulden entstehen, aus denen sich Eiszungen bis zu dem mit Farnen der Glosso- pterisflora überwucherten Gebirgsfuße vorstreckten. Wem dies nicht glaubhaft dünkte, dem sei Woeikof's Ausspruch in Erinnerung gebracht, daß, wenn man bedenkt, wie groß und wie häufig erneuert die Luftmassen sein müssen, um die zum Abschmelzen der Stirnen großer Gletscher nötige Wärme- menge zu liefern, es schwerer zu erklären sei, wieso die Eisschmelze den gewaltigen jährlich zukommenden Massen die Wage zu halten vermag, als wie daß große Gletscher bis in so warme Luftschichten reichen können, wie in West- patagonien und Neuseeland. "212 F. K e r n e r V. M a r i 1 a u n , \'om Nachweise der Möglichkeit großer Gletscher am Kordabfalle eines die Lage des heutigen Indien einnehmenden Tafellandes bis zur Erklärung eines Inlandeises über diesem Lande, wie es in der Paläodyas bestanden haben soll, ist nun aber noch ein weiter Weg. Der hier — man möchte sagen erfolgreich — bis zur Nordküste des Gondwanalandes durch- geführte rechnerische Kältevorstoß würde bei seiner Fort- setzung ins Landinnere hinein auf zähesten Widerstand stoßen. Da nach Erreichung des Tafelrandes keine weitere Kon- densation infolge Anstieges von noch feuchter Luft an Berg- hängen stattfände, träte im Winter mangels einer Anregung zu freiem Emporsteigen solcher Luft auf der Gebirgstafel oft heiteres Wetter ein und dann käme die indische Sonne zur Geltung, von der v. Hann in seiner meisterhaften Kritik der Hypothese James Croll's sagt, daß ihre eisschmelzende Kraft nicht unterschätzt werden dürfe. Sie würde leichte Schnee- decken, die bei fallweisem Übergreifen des Wetters der Küsten- zone doch das Land überzögen, bald tilgen, im Sommer käme es zu Gewitterregen, die über schneefreiem, erwärmtem Boden sich bildend, auch an schattigen Stellen verbliebene Schnee- flecken verzehren würden.^ Vorerst eines Satzes gedenken, in welchem von der Möglichkeit einer völligen Ausschaltung der Insolation in niedrigen Breiten gesprochen wird und später eine Textstelle anführen, die die sengende Wirkung der Tropen- sonne betont, heißt durchaus nicht sich selbst widersprechen, sondern bei Bedachtnahme auf Phänomene des jetzigen Klimas zur Beurteilung klimatischer Zustände der Vorwelt sich vor Einseitigkeit bewahren. Bei entsprechend' tiefen Temperaturen würde sich der jetzt in den Tropen häufige Kontrast zwischen trockenen und feuchten Gebirgsflanken und zwischen dürren 1 Ein eigenes Erlebnis bewahrt mich davor, die indische Sonne zu unterschätzen. Als ich nach der Ankunft in Tschanda, um baldigst einen ersten Anblick von Talchirs zu gewinnen, am Spätnachmittage, ohne da noch die für Tagestouren in den Tropen nötigen Vorsorgen zu treffen, einen Spaziergang in die flache Umgebung unternahm, war ich dem erschlaffenden Einflüsse drückender Hitze dermaßen preisgegeben, daß, als ich bei rasch hereinbrechender Dunkelheit zurückkehrte, meine Frau, die beim Scheine einer von großen Insekten umschwirrten Lampe auf der Terrasse des Dak Bungalow saß, meinte, ich sähe wie um zehn Jahre älter geworden aus. Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 213 Tafelländern und ihren von Nässe triefenden Abhängen zu dem jetzt in den höheren Breiten vorkommenden nachbar- lichen Gegensatze zwischen eisfreiem und stark vergletschertem Gelände umbilden können. Ein im Winter kühles, im Sommer warmes eisfreies Klima auf der indischen Tafel bei gleichzeitigem Bestände von Gletschern an deren Nordhängen schiene dann ebenso möglich, wie jetzt das kontinentale subarktische Klima in der Nachbarschaft großer bis zum Meere reichender Eisström.e an der Südküste Alaskas. Es wäre da betreffs der indischen Tafel nicht vom Widersinne eines über der klimatischen Schnee- grenze liegenden firnfreien Landes zu sprechen, sondern zu sagen, daß diese Grenze dort eine rasche Hebung erfahre. Koken nahm zur Erklärung eines über das indische Tafelland gebreiteten Firnmantels eine sehr große Höhenlage dieses Landes an. Er sah die Hauptschwierigkeit des Pro- blems darin, daß die Spuren der Vereisung bis zum Meere hinabführen und mußte sie auch darin sehen, da er eine zur Herrschaft kühler Sommer über dem das vereiste Land um- spülenden Meere durchaus ungeeignete Land- und Wasser- verteilung annahm. Unter den hier betrachteten geographi- schen Voraussetzungen wäre der Bestand von Gletschereis in Meeresnähe nicht mehr der dunkelste Punkt des Problems. Man wird sich aber mit dem Gedanken an eine bis in Mont- blanchöhe gehobene firnbedeckte und eisumpanzerte indische Schichttafel nicht leicht befreunden können. Gewiß böte der sehr sanfte Anstieg eines Landes zu beträchtlicher Höhe die Möglichkeit, daß beim Anpralle dampfgesättigter Luftmassen Schneefall, wie er sonst auf dem schmalen Geländestreifen der Windseite eines Gebirges eintritt, sich über eine riesige Fläche erstreckte. Es verlöre auch die Luft beim Zwange, eine bis zu 5000 m hinanziehende schiefe Ebene zu überwinden, mehr W^asserdampf als beim Aufstiege über den Steilrand einer nur 1000;/^ hohen Gebirgstafel, einem Vorgange, nach dessen \'oll- zug sie noch keineswegs trocken über diese Tafel hinstreichen muß. Die beim Vorübergange einer Zyklone vom Meere auf das Land geführte Feuchtigkeit würde sich aber ersterenfalls -1-1- F. 1\ e )• n e r V. M a r i 1 a u n , Über ein sehr viel größeres Gebiet verteilen. Die sich bildenden Schneedecken wären weniger mächtig und da auch die mittlere Bewölkung und Nebelbildung geringer wäre, könnte die in großen Höhen starke Verdunstung, im Sommer bei ö° etwas übersteigenden Temperaturen wohl auch die kräftige Insola- tion noch zur Verminderung der Schneelagen führen. Man dürfte so die Bedingungen für die Firnbildung auf einem meerumspülten ausgedehnten tropischen Hochlande nicht mit jenen auf frei aufragenden Hochgebirgskämmen der Tropen vergleichen. Koken war zwar im Rechte, wenn er Chamber- lain's und Salisbury's Hinweis auf die Eisfreiheit der meer- fernen Hochflächen des Pamir und Tibets als Einwand gegen die Erklärungsmöglichkeit der indischen Vergletscherung durch große Höhenlage des Landes nicht gelten ließ; er machte sich selbst aber einer argen Überschätzung der eiserzeugenden Kraft eines dem Meere benachbarten, 4500 m hohen Indiens schuldig, wenn er seiner Rechnung die jetzige Jahresmenge des Niederschlages auf den Höhenstationen der Westghats (oder auch nur die Hälfte dieser Menge) zugrunde legte. Vom geologischen Standpunkte aus wird man sich der Annahme einer bis in Montblanchöhe gehobenen indischen Schichttafel nicht leicht anschließen mögen. Nach Koken sind weit ausholende Vertikalbewegungen ein in der Geologie der Salzkette und des Dekan bezeichnendes Moment und soll die flache Lage zeitlich weit getrennter Absätze in diesen Gebieten für solche Vorgänge sprechen. Man wird sich aber nicht leicht vorstellen können, daß ein tangential gespanntes flaches Schichtgewölbe beim Nachlassen der Spannung ohne Zerstückung in sich gegenseitig randlich über- und unter- schiebende Schollen in seine frühere Lage zurücksänke. Man kann das Empfinden nicht meistern, daß Koken's hoch emporgeblähtes indisches Tafelland als eine für den beson- deren paläoklimatologischen Zweck zurechtgelegte ungewöhn- liche Annahme erscheint. Man könnte fragen, warum in der Sahara und in Rußland Spuren alter Eiszeiten fehlen, nach- dem sich dort unermeßlich lange Zeit hindurch Gelegenheit zu solchen von Faltung scharf zu trennenden Schichten- aufblähungen größten Styles ergab. Klimakomponente der permisclien Eiszeit Indiens. 215 Immerhin würde man sich mit dem ohne Zerstückelung geschehenen Zurücksinken einer hoch emporgewölbten Ge- steinsdecke noch eher abfinden können als mit der ohne Fältelung erfolgten Wanderung einer solchen Decke von hohen bis in niedrige Breiten. Man dürfte sich holosphärische Ver- schiebungen der Erdkruste über den Erdkern doch nicht wie das Übereinandergleiten zweier starrer Maschinenteile an einer mit Öl geschmierten Fläche denken! Die flache Lagerung der Malani-Ergussgesteine und der Vindhyansandsteine spricht -auf das entschiedenste dagegen, daß sich das indische Glazialphänomen in Pohiähe abgespielt hätte. Um nun auf Koken's Weltkarte der Dyas zurück- zukommen, sie zeigt eine 40 Meridiangrade breite Berings- straße, durch die wohl Ausläufer der Kuro-Siwo -Trift bis in das arktische Becken kamen, eine so starke Erkaltung des- selben, wie sie bei Frech's Weltbild eintrat, verhindernd. Es stellt ferner zwei Landverteilungen nordwärts von Indien dar, die für eine Gletscherentwicklung am Nordsaume dieses Landes weit weniger günstig wären als der Küstenverlauf auf jenem letzteren Bilde. Als wahrscheinlicherer Fall ist eine aralo- kaspische Insel, als Eventualfall (durch Punktierung als solcher gekennzeichnet) eine Landbrücke zwischen den beiden nord- hemisphärischen Erdteilen vorgesehen. Falls das russische Meer schon westlich vom aralo- kaspischen Gebiete mit dem Mittelmeer zusammenhing, konnte hier schon das kalte Wasser des ersteren nach Süden ge- langen und blieb das turkestanische Meer vor merklicher Abkühlung bewahrt. Die Lücke zwischen der erwähnten Insel und dem ostarktischen Kontinent stand dann weit mehr als Eintrittspforte für laue Triften, denn als Ausfallstor für einen Polarstrom offen. Spannte sich aber eine Landbrücke von Europa nach Ostasien, so schloß sich jeder Zutritt kalten Wassers zu den Meeren in der Nachbarschaft Indiens aus und hatte der damals gegen Nord gekehrte Küstenabfall dieses Landes ein bei großer Feuchtigkeit sehr warmes Klima. Es ist klar, daß so für Koken der Versuch, für den Nord- saum des Gondwanalandes ein Hinabreichen der Gletscher bis zum Meeresspiegel zu erklären, auf größte Schwierigkeiten '-16 F. Keiner v. Marilaun, Stieß. Die sich aus Frech's Weltbild der Paläodyas für jenen Küstensaum ergebenden klimatischen Verhältnisse zeigen dagegen eine überraschende Ähnlichkeit mit den von Woei- kof aufgestellten Bedingungen einer Vereisung der Küste Brasiliens: »mehr vergletscherte Länder in höheren Breiten und eine im Vergleich zu heute im ganzen vielleicht nicht intensivere, aber so gerichtete Strömung, daß die größte A4asse von Eisbergen und kaltem Wasser gerade die Küste traf und warme Ströme abgelenkt waren. '< Als Bringer der Kälte zum Nordsaume Gondwaniens wurde ja auch hier nicht eine gut begrenzte starke Polarströmung nach Art des Labradorstromes, sondern eine in sehr langsamer Ortsveränderung begriffene Kaltwassermasse ähnlich den jetzigen antarktischen Triften aufgezeigt. Bemerkenswert erscheint es, daß bei dem angestellten Vergleiche verschiedener Vorzeitkarten die voneinander am meisten abweichenden Klimate nicht an zwei morphologische Grenzfälle geknüpft sind, sondern zwei Endglieder einer Formenreihe — ununterbrochene und nur in ihrem Mittel- stücke erhaltene Landbrücke zwischen zwei Kontinenten — in klimatogenetischer Hinsicht zu einem Mittelgliede zwischen ihnen — in ihrem östlichen Drittel unterbrochene Brücke — in Gegensatz treten. Die Frage, ob das von Frech vermutete Weltbild am Schlüsse der Karbonzeit im Falle seiner Richtigkeit auf die Vereisung Indiens ursächlich zu beziehen sei, beantwortet sich mit nein oder ja, je nachdem dieses Phänomen mit der Herrschaft der Fusuliniden im russischen Meere zeitlich zu- sammenfiel oder nicht.i Da diese Foraminiferen nach H. v. Staff 1 Noch deutlicher als dadurch, daß ich einen ursächlichen Zusammen- hang der von mir rechnerisch gefundenen Isothermendepression mit der indi- schen Eiszeit nur als möglich hinstelle, kann ich Sinn und Zweck meiner Untersuchungen wohl nicht ausdrücken. HoffentHch werden sie diesmal nicht mehr eine Umdeutung erfahren. Herr Wilhelm Eckard t war so liebens- würdig, meinen früheren Bemühungen um die Förderung der Paläoklimato- logie große Anerkennung zu zollen. Insofern wunderte es mich, daß er meine Arbeit; Synthese der morphogenen Winterklimate Europas zur Tertiärzeit (diese Sitzungsber., 1913) in seiner Besprechung in Petermann's Mit- teilungen lediglich als einen neuen Versuch, die europäischen Tertiärfloren Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 217 ZU ihrem Gedeihen mindestens die Wassertemperaturen des heutigen Mittelmeeres brauchten, schloß es sich zu ihrer Blütezeit natürlich aus, daß durch die turanische Pforte Eis- berge zur Nordküste Gondvvaniens herangeschwommen kamen. Nach H. V. Staff soll es allerdings keineswegs sicher sein, daß das Auftreten der Fusulinen im Norden und das der Gletscher im Süden gleichzeitig stattfand; die vorherrschende Ansicht geht aber wohl dahin. Ist sie die richtige, so muß es ein besonderer Umstand oder ein Zusammenspiel mehrerer Umstände bedingt haben, daß sich nicht die dem heutigen Solarklima entsprechende Isothermenverteilung der damaligen- Zeit entwickelte. Wäre eine Projektion des altdyadischen Erd- bildes auf andere als die heutigen geographischen Koordinaten erwägbar, so würde die von den Krustendrehern erdachte \'er- lagerung des Südpoles in die Mitte des Indischen Ozeans das- Fehlen jener Wärmeverteilung erklären können, da sie Indien in mittlere Breiten, Nordrußland in den äquatorialen Gürtel schöbe. Sollte ein Wechsel des physischen Solarklimas im Spiele sein, so mußte sich dieses im Vergleich zum heutigen günstiger gestaltet haben, da nur dann in einem dem Einflüsse lauer Triften fast ganz entzogenen subarktischen Meere die sub- tropischen Wassertemperaturen des Mittelmeeres auftreten konnten. Zur Erklärung des Bestandes von Gletschern in subtropischen Breiten muß dann auch ein eine regionale Erkaltung schaffender Umstand helfen, der — weil alleiniges Wachsen der Niederschläge keine Eisbildung brächte — mangels einer Kältezufuhr vom Pole her auch wieder nur eine große Höhenlage sein könnte. Man kommt so auf Grund der Rekonstruktion Frech's unter Zuhilfenahme eines hypothetischen Faktors auch wieder dahin, wo Koken's Erklärungsversuch ohne eine solche Hilfe nur auf geographischem Wege zu erklären, hinstellt und die von mir dort verfügte Aufstellung des Begriffes der allogenen Isodiakrinen mit keinem^ Worte erwähnt. Ausreichende Entschädigung für die mir hieraus -er- wachsene Betrübnis bot mir aber die Freude darüber, daß mir ein bedeutender Geophysiker mit Bezug auf jene Begriffsaufstellung schrieb, es scheine ihm, daß die Sache nun endlich von der richtigen Seite angepackt sei. 218 V. K e r n c r v. M a r i 1 a u n , landete. Ein Unterschied besteht aber insofern, als im Falle Koken's die Ervvärmungsmöglichkeit der hohen Breiten eine begrenzte ist, im Falle eines wärmeren Solarklimas aber die hypsogene Erkaltungsmöglichkeit der niedrigen Breiten un- zureichend erscheint. Frech"s Meinung, daß die Gletscher des Gondvvanalandes bei nur geringer oder mäßiger Höhen- lage ihrer Firnmulden durch eine allgemeine Abkühlung infolge starker Verminderung des Kohlensäuregehaltes der Luft be- dingt gewesen seien, ist mit der Annahme eines als Wohn- stätte für wärmeliebende Foraminiferen geeigneten subarkti- schen und arktischen Meeres unvereinbar. Viel mehr als das hier Vorgebrachte dürfte sich über die stenomorphogene Komponente des Klimas der permischen Eis- zeit Indiens nicht anführen lassen. Über die eurymorphogene Komponente dieses Klimas läßt sich nicht viel sagen. Sie würde den klimatischen Gesamteinfluß der Land- und Meer- verteilung in den altweltlichen Tropen auf das außertropische Eurasien bedeuten. Läge man auch hier Frech's Weltkarte des untersten Rotliegenden zugrunde, so schlösse sich eine nähere Beurteilung jenes Einflusses fast aus, da die besagte Karte größtenteils landbedeckte indo-atlantische Tropen zeigt, das tropische Kontinentalklima sich aber der Kenntnis ganz entzieht. Man kann zwar annehmen, daß so ein Ungeheuer von Kontinent wie das vom Ostfuße der Anden bis über die Ostküste Australiens hinaus sich dehnende Gondwanaland Temperatur- und Luftdruckverhältnisse schüfe, die von den heutigen in den Tropen sehr abwichen; worin diese Ab- weichungen bestünden, läßt sich aber nicht leicht zutreffend ausdenken. Es fehlt so auch fast jeder Anhaltspunkt dafür, inwiefern ein Klima in der gemäßigten Zone anders als jetzt von den Tropen her beeinflußt würde, wenn diese ihre vor- wiegende Wasserbedeckung mit Landbedeckung vertauschten. Brächte dies trotz stärkerer Erhitzung der untersten Luft- schichten eine Abnahme der Mitteltemperatur der tropischen Lufthülle, so wären wegen des geringeren Luftabflusses ver- minderte Winterkälte, vermehrte Bewölkung und erhöhte Mög- lichkeit der winterlichen Zyklonenbildung über landumringten Klimakomponente der permischen P'iszeit Indiens. 219 Meeren in den Rossbreiten zu erwarten. Änderungen dieser Art würden die Firnbildung auf Küstengebirgen solcher Meere fördern, sofern dieselben, wie das früher betrachtete turke- stanische Meer, von Norden her eine starke Abkühlung er- führen. Auch die eurymorphogene Klimakomponente ließe sich für das altdyadische Indien jeweils nur mit Bezug auf eine bestimmte Rekonstruktion erwägen. Nach Koken ist eine Landentwicklung im Bereich des heutigen Indischen Ozeans zur Zeit der alten Gletscher fraglich; seine Karte zeigt als wahrscheinlicheren Fall dort südwärts vom Äquator weites Meer. Ein solches müßte auch für Indien wieder andere klimatische Zustände schaffen als wie sie bestünden, wenn Australien mit Afrika und Vorderindien zusammenhinge. Es schwankt so angesichts der herrschenden Unsicherheit der Ergebnisse der paläogeographischen Forschung das Maß der engeren und weiteren morphologischen Bedingtheit bei der Eiszeit Indiens innerhalb weiter Grenzen. Über diese Feststellung hinaus soll hier dieses schwierige Pi-oblem nicht verfolgt sein. Es liefe dem Sinne dieser Arbeit ganz zuwider, klänge auch sie in die Anpreisung eines Er- klärungsmittels- für die indische Eiszeit aus. Als naturgemäßer Abschluß der Beti-achtung ergibt sich hier vielmehr ein Ausblick auf die Frage nach der bei dem heutigen Solarklima größtmöglichen Depression der Sommer- isothermen, aber nur ein Blick, denn eine rechnerische Lösung dieses theoretischen Problems ließe sich nur mittels eines Systems wohlerdachter thermogeographischer Formeln erzielen. In den mittleren Breiten träte die größte negative Anomalie der Sommertemperatur auf, wenn durch einen von lauen Triften abgesperrten subpolaren Wassergürtel ein kräftiger Polarstrom unvermischt bis zur Nordgrenze der Subtropen käme. In den niedrigen Breiten fände die weitestgehende örtliche Ei'niedri- gung der Sommerwärme statt, wenn im Anschlüsse an den eben erwähnten extremen Fall der mittleren Breiten da^ß Phänomen des kalten Auftriebwassers zu größtmöglicher Ent- wicklung käme. Es soll hier aber nicht versucht werden, die zur Erzeugung solcher Stromvei-hältnisse geeignetsten Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 16 220 F. Kerne r v. Marilaun. Gestaltungen der Küstenlinien auszudenken. Es hätte dies keinen sichtbaren paläoklimatologischen Zweck und fiele auch aus dem Rahmen klimakundlicher hypothetischer Betrachtungen heraus. Rekonstruktion der morphogenen Sommerisothermen. Es erübrigt noch, auf Grund der durchgeführten thermo- geographischen Analyse die gesuchte paläothermale Synthese vorzunehmen und deren Ergebnis kartographisch darzustellen. Durch Einsetzung der aus Frech's Weltkarte zu entnehmenden bezüglichen Landbedeckungswerte erhält man für die Juli- temperatur auf dem 60. Parallel quer über das russische Meer aus den eingangs entwickelten Formeln folgende Werte: II (l mit / z= l-47 + ll-04| — (y;o+/3o)|, II mit /=2-56 + + 10-03 [-- (/^^+ 3/30)], III mit / = 1-40 + 10-00/,« + 5-27/,;, IV mit / =1 4-57 + 9-97/30 nach entsprechender Verminderung des konstanten Gliedes)- l 1 1 II III IV 20 11 4 11-5 11 3 10 0 25 9 5 10-0 9 4 8 4 30 7 2 7-8 7 5 6 7 35 4 9 5-5 5 5 5 0 40 2 8 3-9 3 7 3 4 45 1 7 2-9 2 2 2 0 50 1 6 2-8 2 1 1 8 55 2 3 3-4 3 6 2 7 60 4 0 4-9 5 5 4 4 65 6 3 6-8 7 4 6 1 70 8 6 9-1 9 3 7 7 75 10 7 10-9 11 2 9 4 80 12 1 12-0 13 0 10 8 Die höchste und die tiefste der vier für jeden dieser Punkte gewonnenen Temperaturen weichen durchschnittlich Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. um 17-2° voneinander ab. Gleichung II ergibt für den west- lichen, Gleichung III für den östlichen Ast des dem kalten Meere entsprechenden Wellentales der Temperatur die höchsten, Formel I für die Scheitelregion, Formel IV für die Seitenteile dieser Wärmewelle die niedrigsten Werte. Im Mittel aller vier Bestimmungen bekommt man, wenn man I und IV mit doppeltem Gewichte nimmt, nachstehende Temperaturen: l... 20 25 1 30 j 35 40 45 50 55 60 , 65 70 1 75 1 80 t .. . 10-9 9-2 7-1 1 5-2 3-3 2-1 1-9 2-8 1 1 4-5 6-5 1 8-5 10-4I11-8 1 Für die Julitemperatur auf dem 45. Parallel quer über die turanische Pforte erhält man bei Einsetzung der aus Frech's Karte zu entnehmenden Landbedeckungen in die Formeln / = 7 • 73 + 1 6 • 94 X — (/lo + 2/20) ^^^ t = 7-92-h + 66 -6/10 + 10 -01/20 teils ganz übereinstimmende, teils nur um O'l bis 0-3° differierende Werte und im arithmetischen Durchschnitte derselben: 30 35 40 45 60 i : 22-7 22-0 1 1 14-6 13-7 13-4 12 11-1 X...i 65 70 5 80 85 90 95 100 •5 I 10-1 ; 13- 18-0 21-1 22-4 I 23- Für die Interpolation der Temperaturen auf dem 55. und 50. Parallel wurde die jetzt auf der Südhalbkugel im Jänner stattfindende Zunahme der mittleren Parallelkreistemperaturen zugrunde gelegt. Man findet dort nach Hopfner und Spital er für die Breiten von 60, 55, 50 und 45 die Werte: 1-7, 4-6, 8'1 und 12-5, deren Differenzen: 2-9, 3-5 und 4-4 sich wie 26-85 : 32-41 : 40-74, das ist nahe wie 4 : 5 verhalten. 222 F. Kern er v. Marilaun, Wegen der östlichen Verschiebung des Scheitels der Wärme- vvelle beim Übergange vom 60. auf den 45. Parallel wurden nicht die Temperaturdifferenzen zwischen den Schnittpunkten dieser Kreise mit demselben Meridian, sondern jene zwischen je einem Punkte des ersteren Kreises mit dem um 30° weiter östlich gelegenen Punkte des letzteren Kreises genommen. Die so auf Grund der vorigen Verhältniszahlen der Wärmeände- rung gewonnenen Julitemperaturen sind: 20 30 I 35 l 40 I 45 i 50 55 60 65 70 75 i 80 14-1 12-4 10- •3 5-6, 4-3i 3- 4-2 5-9 8-3 10-9 13-1 ':, = 50' 20 30 I 35 40 50 60 65 70 80 14-4 12-3 10-9 10-0 8 10-7 14-0 Innerhalb des Subtropengi.irtels konnten ~ wie erinner- lich — keine zweckentsprechenden Formeln für Parallelkreis- temperaturen und nur solche für Breitenlagen von Isothermen gefunden werden. Zu einer Fortsetzung des kartographischen Bildes in jenen Gürtel hinein sind so nur die aus den letzteren Formeln zu gewinnenden Werte verfügbar. Für das turkestanische Meer bekommt man mittels der aus den Verhältnissen im Pazifik für die 10° Juliisotherme erhaltenen Formel durch Einsetzung der für die um 20° gegen W verschobenen parastatischen Bedeckungswerte fol- gende Breitenlagen: 60 70 44-8 40-5 40-0 42- 48-0 Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 223 Aus der für die 14° Juliisotherme im westatlantischen Gebiete abgeleiteten Gleichung, welche, wie erwähnt, die Breitenlagen der 10-5° Isotherme in einem nicht hyper- thermalen Gebiete aufzeigt, resultieren, wenn man die Be- deckungs werte der Zonen zwischen 70 und 50° um 20° gegen W verschiebt, nachstehende Werte von cp: 60 44-0 43- 44-1 46-3 Man würde hier geringere Unterschiede gegenüber den vorigen Winkelwerten erwarten. Dagegen kann es nicht be- fremden, wenn im subarktischen Gürtel die aus beiden Formeln sich ergebenden Breitenlagen zu den vorangeführten Tem- peraturwerten nicht stimmen. Die vorgenommenen Verschie- bungen der parastatischen Felder müssen hier zu manchen Inkongruenzen führen, sie waren aber nötig, um die im be- trachteten Kartenbilde begründete Ostwärtsverlegung der ört- lichen Minimaltemperaturen mit abnehmender Breite zu er- halten. Der für die 20° Juliisotherme gefundene Ausdruck (cp — 30 = = —0-64 + 22-0/) liefert, wenn man für die Zone zwischen 60 und 50° um 10° gegen W verschobene parastatische F'elder mit entsprechender Bedeckung^ einsetzt, folgende Werte: 40 60 65 80 i 37-0 I 36- 35-9 33-9 31-1 29- 31-3 37-1 1 Die auf Free h's Karte auszumessenden prozentischen Landbedeckungen in den dem russischen Meere zugekehrten Randgebieten der beiden subarkti- schen Kontinente sind für Felder von 5° Länge: In der Zone von 75 — 60° zwischen X = 15 und 35° E v. G.: 99, 84, 49, 12, zwischen ). = 65 und 75°: 32 und 94; in der Zone von 70-60° zwischen /, = 20 und 35°: 99, 84 und 26, zwischen X = 55 und 70°: 2, 14, 54; in der Zone von 224 F. Kern er v. Marilaun. Diese Breitenlagen sind nach früherer Darlegung jenen der um 3-5° tieferen Isotherme eines Gebietes gleichzusetzen, dessen gesamte thermische Beeinflussung der des hier be- trachteten entspräche. Durch passende Interpolation erwächst aus der letzten und drittletzten Zahlenreihe für die sommerliche Wärme- verteilung über dem Meere vor der Nordspitze Gondwaniens folgendes Bild: }. 60 j 65 70 75 80 40 1 13-1 35 15-9 10-8 14-0 10-5 13-4 11-9 14-6 14-9 17-6 Zum Schlüsse seien noch die Differenzen zwischen den für Frech's Weltbild der Paläodyas sich ergebenden Wärme- werten und den heutigen, auf den Meeresspiegel reduzierten Temperaturen festgestellt. Sie fallen groß aus, da das be- trachtete Gebiet zu den sich jetzt im Sommer am meisten erhitzenden Teilen der Nordhemisphäre gehört. Für die Zone zwischen dem 60. und 45. Parallel erhält man folgende morpho- gene Diakrinen des Juli, bei denen, da sie alle negativ sind, das Minuszeichen weggelassen wurde. 60 45 5-1 7-3 9-9 12-5 14-7 16-1 3-1 6-1 8-5 11-0 12-9 14-8 1-9 3-7 6-4 9-4 11-3 13-0 0-G 0-0 2-3 5-3 9-5 11-2 60 — 50° zwischen >. = 20 und 25° : 67, zwischen ). = 65 und 75° : 17 und 81. Für die Zone von 50 — 40°, in welche die aralokaspisch-pontische Landzunge fälh, erhalt man von X = 10— 105° die Bedeckungswerte: 83, 71, 87, 66, 66, 70, 72, 68, 66, 57, 27, 0. 0, 7, 33, 53, 70, 83, 97. Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. 'S) X 60 55 .0 45 50 16-3 16 1 14-6 12-1 55 15-3 16 4 16-2 13-0 60 13-5 15 8 17-0 14-4 65 11 -4 14 2 17-1 16-3 70 9-5 11 7 15-4 17-7 75 7-7 9 0 12-6 16-7 80 6-5 6 6 9-7 13-1 Zu den für das Bogenstück von X — 60-80° E v. G. ermittelten Julitemperaturen am 40. und 35. Parallel gehören nachstehende Werte der morphogenen Diakrinen, bei denen ■auch das Minuszeichen wegbleibt; 60 80 17-7 18-1 21-5 20-0 23-0 20-6 21-3 18-2 17-3 13-7 Mit Hilfe dieser und der vorigen Werte läßt sich das Bild der morphogenen Isodiakrinen zeichnen. In den großen Zügen dieses Bildes: einem nach SE verlaufenden Rücken mit im Süden aufgesetzter Kuppe spiegeln sich die Umrisse •des tibetanisch-russischen Meeres der Altdyas und die in mittleren Breiten stattfindende Einschaltung einer Zone raschen Gefälles in die gegen N absinkende Temperaturfläche ^ der 1 Die jetzigen Julitemperaturen in dem Längenintervall von 40—100° E V. G. und in den drei Dritteln dieses Bogenstückes sind: 40—100 50-80 80-100 18-0 18-7 20-0 20-9 23-3 24-2 26-2 26-1 32-6 30-4 33-4 30-4 18-3 20-4 23 ■ 5 25-9 30-5 32-4 226 F, Kern er v. Marilaun, Jetztzeit wieder. Zu Schlüssen über das Solarklima der Paläo- dyas lassen sich die früher ermittelten morphogenen Paläo- temperaturen nicht verwerten, da die Geologie leider keine genügenden Anhaltspunkte für die Beurteilung der Wärme- verhältnisse jener Zeit ergibt. Ob die Fusuliniden in den nordischen Meeren während der Vereisung Indiens lebten, bleibt ungewiß und das Gletscherphänomen übertrifft in bezug auf Eurythermie fast noch die thermisch anpassungsfähigsten Organismen. Nachdem sich jetzt die Enden von nicht ins Meer vorstoßenden Gletschern bei mittleren Jahrestemperaturen von — 10-0° bis +10-0° finden, besagt das Vorkommen von Glazialspuren in thermischer Hinsicht nicht mehr, als daß an ihrem Bildungsorte zu ihrer Bildungszeit die Mittelwärme inner- halb dieser weiten Grenzen lag. Man darf nicht hoffen, stets geologische Begleiterscheinungen zu treffen, durch die dieser große thermische Spielraum eingeschränkt würde. Hätte die Hochsommerwärme an dem ins Meer gelangten Gletscher des indischen Salzgebirges gleich jener an den Stirnen des Muirgletschers und des Eisstromes in der Lagune von San Rafael 14 -0° betragen, so ergäbe sich bei zeitlichem Zusammenfallen der indischen Vereisung mit der Fusulinen- herrschaft in den nordischen Meeren — die für diese eine Sommerwärme von 24-0° voraussetzen läßt — folgende Sach- lage: Nordisches Stirnrand Fusulinenmeer, des Gletschers mittlerer Teil der Salzkette Geographische Breite 60 33 Orthotemperatur 24 14 Morphogene Paläotemperatur. ... 2 15 AUogene Diakrine -4-22 — 1 Über dieses Resultat, daß ein V/ärmevorsprung von lO*" in um 27° geringerem Polabstande, weil das paläogeographische Bild einen Temperaturrückstand von 13° ergibt, auf eine voraus- sichtlich solarklimatische Mehrbegünstigung um 23° hinweist, könnten die Krustendreher ihre helle Freude haben. Dem, der ihren Ansichten zurückhaltend gegenübersteht, erscheint es nur als Zeichen, daß die geologischen Erfahrungen noch nicht Klimakomponente der pennischen Eiszeit Indiens. ü/ ausreichen, um die morphogenen Paläoisothermen den mit ihrer Konstruktion erstrebten Zweck erfüllen zu lassen: durch Feststellung der auf Rechnung geänderter Land- und Wasser- verteilung zu setzenden Temperaturabweichungen von der Gegenwart zur Kenntnis der Größe und Verteilung von auf Änderungen des Solarklimas zu beziehenden thermischen Ab- weichungen zu gelangen und so zu ergründen, von welcher Art der solarklimatische Faktor war, dessen Veränderung jene letzteren Abweichungen bedingte. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 120. Bd. 228 F. Kerner v. Marilaun, Klimakomponente etc. Tafelerklärung. Oberes Kärtchen: Die dick ausgezogenen Linien entsprechen den morphogenen Juliisothermen über Osteuropa und Westasien zur Zeit der Paläodj^as auf Grund der für diese Zeit gegebenen Rekonstruktion von F. Frech. Die punktierten Linien stellen — zum Vergleich der Breitenlagen — die jetzigen Jännerisothermen über dem südatlantischen Ozean südwestlich von Südafrika in nordhemisphärischer Orientierung dar. (Die Parallelkreise bleiben dieselben, die Meridiane bedeuten um 55° verminderte westliche Längen: 45° = 10° E v. G., 65° = 10° W v. G.) Der mit S. A. bezeichnete Raum in der Südwestecke des Kärtchens gibt für die gewählte Koordinatenorientierung die Lage der Südspitze Afrikas an. Unteres Kärtchen; Die dick ausgezogenen Linien entsprechen den morphogenen Isodiakrinen des Juli in Osteuropa und Westasien für die Paläo- dyaszeit auf Grund der Rekonstruktion von F. Frech. Die gestrichelten Linien stellen die jetzigen Juliisothermen über dem eingezeichneten Gebiete dar. Für die Schnittpunkte beider Liniensysteme sind die Paläoisothernien des oberen Kärtchens die geometrischen Orte. F. Kerner V. Marilaun: Klimakomponente der permischen Eiszeit Indiens. Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 126. Bd., 1917. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 4. und 5. Heft 231 Das Plasmamosaik in den Raphidenzellen der Orchideen Haemaria und Änoectochilus Hans Molisch w. M. k. Akad. Aus dem Pflanzenphysiologischen Institut der k. k. Universität in Wien (Nr. 103 der zweiten Folge) «Mit 1 Tafel) (Vorgelegt in der Sitzung am 15. März 1917) Betrachtet man den Stengel oder den Blattstiel von Haemaria discolor (Ker.) Li ndl. rr Goodyera discolor Ken, so bemerkt man schon mit freiem Auge, noch besser mit der Lupe zweierlei helle Stellen: graue, relativ große, längliche Flecken und kleine runde, weißliche Pünktchen. Die ersteren stellen .Spaltöffnungen mit den darunter liegenden Luftinter- zellularen und die letzteren große Raphidenzellen dar. Es ist dies meines Wissens einer der wenigen derzeit bekannten Fälle, wo man am lebenden, intakten Objekt schon mit freiem Auge Raphidenbündel wahrnehmen kann. Sie finden sich nicht bloß in dem knapp unter der Oberhaut liegenden Rinden- parenchym., sondern auch in der Nähe der Gefäßbündel. Trägt man einen tangentialen Schnitt durch das Rinden- parenchym des Stengels ab, so sieht man .zahlreiche, läng- liche, polygonale Raphidenzellen im Gewebe und diese zeigen eine höchst auffällige Erscheinung, wie sie bisher, soweit ich die Literatur überschaue, bei keiner Raphidenzelle außerhalb der Familie der Orchideen beobachtet worden ist,^ 1 Fuchs A., Untersuchungen über den Bau der Raphidenzelle. (3sten-. botan. Zeitschr., 1898, Nr. 9. 282 H. Mo lisch, Das hier vorhandene l'rotoplasma erscheint nicht als eine geschlossene, mehr minder homogene Haut, sondern als ein ungemein feines, aus scharf polygonalen Maschen bestehendes Netz, das den Ein- druck eines zierlichen Mosaiks macht. Fig. 1. Dieses Netz kleidet die ganze innere Oberfläche der Zellhaut aus, liegt dicht an und besteht zumeist aus einer einzigen Schichte senkrecht zur Zellmembran stehender Kammern, wie man deutlich erkennen kann, wofern man auf die mittlere Ebene der Zelle einstellt. An irgendeiner .Stelle des Plasmas liegt der Zellkern. Der vom Plasmamosaik umschlossene Hohlraum ist ausgefüllt von homogen erscheinendem Schleim und dem darin ein- gebetteten Raphidenbündel. Noch klarer wird der Bau dieser eigenartigen Zelle, wenn man mit zehnprozentiger Kalisalpeterlösung plasmolysiert. Das Plasma zieht sich dann von der Wand zurück, rundet sich aber nicht, wie dies gewöhnlich der Fall ist, dabei stark ab, sondern behält so ziemlich den Umriß der polygonalen Zelle bei. Das Plasmamosaik erscheint jetzt noch schärfer und der das Raphidenbündel umgebende Schleim deutlicher. Fig. 2. Der Umstand, daß das Plasma bei der Plasmolyse sich nicht in der gewöhnlichen Weise abrundet, sondern noch den polygonalen Umriß der Zelle erkennen läßt und behält, ver- dient besonders hervorgehoben zu werden, da ich diese Er- scheinung noch nicht beobachtet habe. Sie erklärt sich wohl durch die Annahme, daß das Gefüge des Plasmamosaiks relativ sehr fest ist und dem Abrundungsbestreben des Proto- plasten entgegenwirkt. Die Erscheinung ist auch bei gewöhn- lichen Raphidenzellen zu beobachten, wenn auch nicht immer so deutlich wie bei Haemaria. Eine eigentümliche Einwirkung übt zehnprozentige Soda- lösung aus. Sie ruft Plasmolyse 'der Zelle hervor und gleich- zeitig wird der früher hj^aline Inhalt der polygonalen Hohl- räume opak. Bei Druck auf das Deckglas oder nicht selten von selbst trennen sich in so behandelten Prä- paraten die Bausteine des Mosaiks voneinander und bilden ein Haufwerk scharf umschriebener Stücke, die genau den Das Plasmamnsaik in Raphidenzellen. 233 Kammern des Plasmas entsprechen. Dasselbe erzielt man durch Behandlung mit konzentrierter Lösung von Natronlauge in Alkohol. Fig. 3. Es handelt sich also in diesen Raphidenzellen nicht um ein vergängliches Schaum- oder Wabennetz des Plasmas, wie man es so häufig in wachsenden Pilzhyphen oder Pollen- schläuchen sieht, sondern um eine stabil organisierte, ziemlich festgefügte Kammerung des Plasmas. Fig. 4 zeigt das Plasmamosaik im Querschnitt. Fixierungsmittel, wie einprozentige Essigsäure, einpro- zentige wässerige Sublimatlösung, Pikrinsäure und Jodjod- kaliumlösung lassen das Plasmanetz sehr deutlich erscheinen. Die besten Dienste leistete mir eine Jodjodkaliumlösung. Der \on der Wand zurückgezogene Protoplast läßt darin die K'ammerung überaus klar erkennen, desgleichen das von homogenem Schleim umhüllte Raphidenbündel. Es sei ausdrücklich betont, daß bei scharfer Beobachtung das Plasmamosaik schon bei relativ schwacher Vergrößerung (250) in der lebenden intakten Zelle zu sehen ist und daß es sich also nicht etwa um eine durch die angeführten Reagentien herv-orgerufenes Kunstprodukt handelt. Die Maschen- weite beträgt bis 22 »x. Das Plasmanetz findet sich ausnahmslos in allen Raphiden- zellen von Haemaria discolor und stellt mithin eine wesent- liche Organisation dieser Zellen dar. Ob diese merkwürdige stabile Kammerung des Plasmas mit der Schleimbildung oder mit irgend einer anderen Funktion zusammenhängt, vermag ich nicht bestimmt zu sagen. Wenn man aber bedenkt, daß die Raphidenzelle eine Sekretzelle par excellence ist, und daß sie die Aufgabe hat, Schleim und Oxalsäuren Kalk abzuscheiden, so wird es nicht unwahrscheinlich, daß es sich in dem Plasmamosaik um einen sekretorischen Apparat handelt, der mit der Schleim- absonderung irgend etwas zu tun hat. Auffallend bleibt aller- dings, daß bei anderen Schleim- und Raphidenzellen ähnliche sichtbare Strukturen des Plasmas nicht zu sehen sind. Schultze hat in der später angeführten Arbeit gleichfalls die Ansicht ausgesprochen, daß der alveolare Plasmasaum in 234 H. Molisch, der Kutikula der Larven gewisser Frösche und Kröten einem Sekretionsvorgang dient. Es wurde früher erwähnt, daß in den lebenden Zellen das Plasma als polygonales Alaschennetz erscheint, daß aber der Inhalt der vom Plasma umschlossenen Kammern hyalin ist. Durch gewisse Reagentien wie Soda und alkoholische Natronlauge wird der Inhalt opak. Die Kammern des alveo- laren Saumes stellen Vakuolen dar; durch die erwähnten Reagentien wird das sie umhüllende Plasma getötet und dadurch erhalten sie ein anderes Lichtbrechungsvermögen und werden eben matt. Bei der Einwirkung von zehnprozentiger Sodalösung konnte ich dieses Opakwerden und die damit oft verbundene Trennung der einzelnen Mosaikpolygone in dem Augenblick beobachten, in dem die Sodalösung plötzlich in den Proto- plasten eindringt und die Plasmahaut zum Absterben bringt. Wenn man die Zellen mit zehnprozentiger Kupfersulfat- lösung mehrere Stunden behandelt und dann in zehnprozen- tiger Kalilauge einlegt, so treten die Mosaikteile gleichfalls oft aus dem Verbände und werden dadurch ungemein deutlich. Es war von vorneherein nicht unwahrscheinlich, daß die verwandte Gattung Anoectochihis gleichfalls das Plasma- mosaik in den Raphidenzellen besitzen dürfte. Leider gehört Anoectochilns zu den tropischen Orchideen, die sehr selten kultiviert werden und auch in botanischen Gärten nicht immer anzutreffen sind, obwohl die Pracht ihrer Blattzeichnung mit ihren Silber- und Goldadern das Entzücken jedes Pflanzen- freundes hervorrufen muß. Man möchte sie geradezu die Kolibris des Pflanzenreiches nennen. Es ist verblüffend, mit welch einfachen Mitteln die Natur diese herrliche Zeichnung im Blatte erreicht: Anthokyan, Chlorophyll und Luft sind die Elemente, mit denen sie abwechselnd arbeitet und so herr- liche Farbentöne erzielt. Das Anthokyan fand ich (im Winter) bei Haewaria dis- color in vielen Zellen nicht bloß in Lösung, sondern auch in körnigen roten Ballen oder unregelmäßigen Klumpen aus- Das Plasmamosaik in Raphidenzellen, 235 geschieden, wie icli dies seinerzeit auch bei anderen Pflanzen beschrieben habe.^ Trotz der Seltenheit dieser Orchideen war es mir ver- gönnt, noch einige Arten der Gattung Anoectochilus zu unter- suchen, und zwar je eine Blattspreite von A.setaceus, A.rubro- venia (= Haemaria) A. Rollissonii und Sprosse von A. Veit- chianiis (= Macodes petala) und A. Dawsonianus (r= Haemaria Dawsoniana). Bei allen fünf Arten konnte ich das Plasmamosaik in den Raphidenzellen feststellen, und da sich diese im wesent- lichen so verhalten wie die von A. discolor, so sei auf das Gesagte einfach verwiesen. Am dankbarsten erwiesen sich mir für die Untersuchung Haemaria discolor und A. Veitchianus. Hier fand ich die Verhältnisse am deutlichsten, auch ist gerade erstere Art in botanischen Gärten am häufigsten anzutreffen und daher leicht erhältlich. Bei anderen Orchideen, die ich untersuchte, fand ich in den Raphidenzellen das beschriebene Plasmamosaik nicht. Es waren dies: Microstylis Rhedii, Nephellophyllum pulchrum, Maxillaria densa, M. variabilis, Oncidium microphyllum, Cyrtochilum bictoniense (= Odontoglossum bictoniense Lindl.), Sarcanthus rostratus, Coelogyne cristata, Cattleya Brownia und Liparis longipes. Es ist aber nicht unmöglich, daß eine nähere Umschau bei den nächsten Verwandten von Haemaria und Anoectochilus innerhalb der Monandrae — Neottiinae — —Physureae und den zunächst stehenden noch weitere Bei- spiele von Plasmamosaik liefern könnten. In der Tat belehrten mich nach dem Abschluß meiner Arbeit weitere Literaturstudien, daß in den als Salep ver- wendeten Knollen von Orchis piirpurea,0. latifolia und Ophrys- Arten das Plasmanetz von A. Meyer- gleichfalls gesehen 1 Molisch H., Über amorphes und krystallisiertes Anthokyan. Botan. Ztg., 1905, p. 145. 2 Meyer A.. Über die Knollen der einheimischen Orchideen. Archiv der Pharmazie. CCXXIV. Bd., 65. Jahrg. (1886). p. 325 bis 330. 236 H. Molisch, und beschrieben wurde. Er fand für Orchis purpiivea, daß alle Schleimzellen aus den mittleren Regionen der Knolle, also alle diejenigen, deren Schleim später resorbiert w'ird^ auf ihrer Wandung ein eigentümliches Netz aufweisen und er bemerkt ganz richtig, daß dieses Netz »ein Netz aus Plasma« und kein Netz im Plasma ist. Das Netz dient sogar als diagnostisches Merkmal für Salepschleimzellen.^ Ich habe Gelegenheit gehabt, Anfang März aus der Erde ausgegrabene Knollen von Ophrys aranifera ^ in lebendem Zustande zu untersuchen und das Plasmanetz hier auch in den Raphidenzellen zu beobachten. Das Netz fand ich am deutlichsten in der jungen, für das nächste Jahr bestimmten Knolle, auch in den Raphidenzellen der jungen Blattscheiden, hingegen war das Netz in dem ausgebildeten, im vergangenen Jahre angelegten Knollen und in den Wurzeln seltener oder gar nicht zu sehen. Im allgemeinen fand ich das Netz bei Ophrys aranifera in den ganz jungen Raphidenzellen, in den ausgewachsenen aber nicht oder nur schwach angedeutet. So waren die Raphidenzellen knapp hinter der Wurzelspitze mit einem prägnanten Plasmanetz versehen, einige Zentimeter dahinter aber nicht. Hierdurch unterscheiden sich die Raphidenzellen der Ophrys aranifera von denen der Haeinaria und Anoectodiilus. An den letzteren ist das Netz immer deutlich erkennbar. Hier bildet es, soweit meine Beobachtungen reichen, stets einen dauernden Bestandteil der Raphidenzelle. Eine systematische Untersuchung unserer einheimischen Erdorchideen wird höchstwahrscheinlich ergeben, daß das Plasmanetz noch viel verbreiteter sein dürfte, als bisher fest- gestellt wurde. 1 Tschirch A., Handbuch der Pharmakognosie, 1. Abt., 1912, p. ^81 bis 382; Koch L., Die mikroskopische Analyse der Drogenpulver. 2. Bd., 1903. p. 91 und Taf. XVI, Fig. V. 2 Für die Beschaffung des Materiales bin ich dem Assistenten am phanna- kognostischen Institut, Herrn Christian Wimmer, zu großem Danke ver- pflichtet. Das Plasmamosaik in Kaphidenzellen. 237 Bei der weiteren Suche nach Plasmanetzen in den Ra- phidenzellen bei anderen monokotylen Familien stieß ich auf eine besondere Eigentümlichkeit des Schleimes der Raphiden- zellen im Stamme von Dracacua und Alctris, die erwähnt zu werden verdient. Wenn man die genannten Zellen von Dracaena rcflcxa — am besten die des Stammrindenparenchyms — mit einer mäßig konzentrierten Lösung von Jodjodkalium behandelt, so erscheinen im Schleim zahlreiche, dicht nebeneinander liegende, runde Körper, die sich rotbraun färben. Fig. 5. Sehr deutlich sind diese Körperchen zu sehen, wenn •man den etwa bleistiftdicken Stengel quer durchschneidet, den Inhalt der Raphidenzellen durch einen kräftigeren Druck direkt auf den Objektträger herausquetscht und rasch mit Jodjodkalium behandelt. Der ganze Schlein.! erscheint dann von Hunderten rotbrauner Scheibchen durchsetzt und wie punktiert. Dieses Präparat hat auch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Mosaik, allein dieses besitzt einen ganz anderen Charakter als das von Haemaria; es ist auch kein Plasma- mosaik, sondern kommt einfach dadurch zustande, daß hier runde Körperchen im Schleim dicht eingebettet sind. Das vorhin erwähnte Ausquetschen des Zell- inhaltes bietet ein ebenso einfaches als bequemes Mittel dar, den Bau der Raphidenzelle klar zu über- schauen. Der aus der Zellhülle ausgeschlüpfte Inhalt zeigt noch den ursprünglichen Umriß der Zelle, die Plasmaschicht, die Schleimvakuole, den Zellkern und, wie bereits bemerkt, nach Behandlung mit Jodjodkalium sehr schön die erwähnten Inhaltskörper des Schleims. Noch klarer treten diese unter der Einwirkung von wässe- riger Kongorotlösung hervor, indem sie sich tiefrot färben. Auffallenderweise sind die Körperchen im ungefärbten, intakten Schleim kaum oder gar nicht sichtbar. Die scheibenförmigen Einschlüsse haben eine elliptische oder kreisförmige Gestalt. Stehen die Scheibchen auf der Kante, so erscheinen sie spindel-, faden- oder strichartig. Quetscht man sie, so können sie die verschiedensten Formen 238 H. Molisch, annehmen; sie können dann zu Fäden, Spindeln oder un- regelmäßigen Gestalten ausgezogen werden (Fig. 6); ein Beweis, daß sie aus einer plastischen, festweichen Substanz bestehen, die selbst schleimige Konsistenz hat, jedoch von dem homo- genen Schleim der Raphidenzelle doch verschieden sein muß. Der größte Durchmesser dieser im Schleim eingebetteten Körperchen schwankt, wenn sie nicht gedrückt und aus- gezogen werden, also Scheibenform behalten, zwischen Bruch- teilen von 1 (i, bis 40 [i-. Während Kongorot die Scheibchen des Schleims aus- gezeichnet färbt, hat Hämatoxylin, Anilinblau und Safranin diese Fähigkeit nicht oder nur in geringem Grade. Dracaeiia arborea hat auffallend lange Raphidenzellen in der Stammrinde und auch diese zeigen runde Einschlüsse; doch sind diese viel kleiner und färben sich mit Jodjodkaliumlösung braun bis braunviolett. Es handelt sich hier wahrscheinlich um ein der Stärke oder dem Dextrin nahestehendes Kohle- hydrat. Dracaena Draco hat breitere, aber viel kürzere Raphiden- zellen, verhält sich aber sonst ähnlich wie Dracaena arhorea. Die Einschlüsse des Schleims färben sich auch braunviolett oder braunrot. Aletris fragrans zeigt bezüglich der Einschlüsse des Schleims ähnliche Verhältnisse wie Dracaena reflexa. Es wurde früher betont, daß das Plasmamosaik, wie es bei den Raphidenzellen gewisser Orchideen von mir be- schrieben wurde, zu den größten Seltenheiten gehört, ja in seiner Art vielleicht allein dasiteht. Das Plasma im Endosperm vieler Samen und im Speichersystem vieler Zvviebelschuppen (Tulpen etc.) besteht allerdings auch aus einem deutlichen Netzwerk mit runden oder polygonalen Maschen; aber hier verhält sich die Sache doch insofern anders, als das Netzwerk hier durch die Einlagerung der Stärkeköi'ner oder Aleuron- körner in das Plasma zustandekommt. Das Plasmanetz tritt mit wunderbarer Schärfe hervor, wenn man Schnitte durch das Endosperm reifer Samen von Zea mais, Seeale cereale, Tritictim vulgare, Avena sativa oder Ltipinns-Avten mit zehn- Das Plasmamoscük in Kapliidenzellen. 239 prozentiger Kalilauge behandelt. Die Stärkekörner verquellen in den Getreidesamen zu einer homogenen Masse und gleich- zeitig tritt das Plasma, welches jedes Stärkekorn als dünnes Häutchen umhüllt, als ein ungemein scharfes Netz hervor. Für die Darstellung derartiger Plasmanetze eignen sich be- sonders Mais und Lupine. Die einzelnen Maschen stellen die Plasmahüllen der Stärke, beziehungsweise der Aleuronkörner dar, das Plasma- mosaik ist hier einfach eine Folge der im Plasma eingelagerten Inhaltskörper. Bei den Raphidenzellen von Anoectochüus und Haemaria aber handelt es sich um ein Mosaik, das dem Plasma, unabhängig von festen Inhaltskörpern eigentümlich ist. Vergleichbar mit dem Raphidenzellmosaik erscheint die Kammerung des Plasmas in den Zellen von Cladophora-Arten. »Die Zellen sind im Innern von Zellsaft erfüllt, der von farb- losen, äußerst dünnen Plasmaplatten durchsetzt wird, die, von dem Wandbelag ausgehend, den Saftraum in unregelmäßige, verschieden große, polygonale Kammern zerlegen.« ^ Auch hier handelt es sich um Kammern, d. h. um Vakuolen, die von Plasmaplatten umschlossen sind. Ein ähnlicher alveolarer Plasmasaum wie in den Raphidenzellen der genannten Orchideen kommt auch im Tierreich, wenngleich selten, vor. Mein verehrter Kollege, der Zoologe Hofrat Prof. Dr. K. Grobben, hatte die Güte, mich auf eine einschlägige Arbeit von O. Schultze- aufmerksam zu machen, wofür ich ihm bestens danke. Bei den Larven mancher anuren Amphibien, besonders bei den Larven von Pelobatcs fusctis (Knoblauchkröte) findet sich in den Deckzellen der Cuticula als peripherer äußerer Saum ein alveolares Gitternetz, das mit dem von Haemaria und Aiioectochihts eine gewisse Ähnlichkeit hat. Es gibt sich als ein aus wabenartigen, nebeneinander gereihten Alveolen aufgebauter Saum zu erkennen. 1 Strasburger E. und Koernicke M., Das Botan. Praktikum. 5. Aufl., Jena 1913, p. 402. 2 Schultze Oskar, Über den Bau und die Bedeutung der Außencuticula der Amphibienlarven. Archiv für mikroskopische Anatomie etc. 69. Bd., Bonn 1907, p. 544 bis 562. 240 H. Moli seh, Bei aller Ähnlichkeit mit den erwähnten Plasmanetzen der Endospermzellen, der Cladophora und der Kutikularzellen von Amphibienlarven ergibt sich doch als Besonderheit des Plasmamosaiks der Raphidenzellen der beiden untersuchten Orchideengattungen Haemaria und Anoectoc/nlus, daß seine Kammern insofern einen hohen Grad von Selbständigkeit haben, als sie sich durch bestimmte Mittel voneinander iso- lieren lassen. In dieser Beziehung ist dieses Plasma- mosaik einzig in seiner Art und liefert ein schönes Bei- spiel dafür, daß das Protoplasma einen hohen Grad von Organisation erreichen kann, die schon bei schwachen Ver- größerungen zu beobachten möglich ist. Zusammenfassung. 1. Die Raphidenzellen der Orchideengattungen i/a^wm-r/ü' und Anoectocliilns haben nicht, wie dies sonst bei Pflanzen- zellen der Fall ist, einen mehr oder minder homogenen Plasmaschlauch, sondern das Plasma bildet einen der Zell- wand dicht anliegenden, einschichtigen Saum von relativ großen Kammern oder Vakuolen. Das Plasma erscheint daher in der Vollansicht als ein zierliches, groß- maschiges Netz, als ein Mosaik, und in der Seiten- ansicht, z. B. im Querschnitt der Zelle, als ein ge- kammerter Schlauch. Es handelt sich hier nicht um einen labilen, wabigen Bau im Sinne von Bütschli, sondern um einen stabilen, dauernden Bestandteil der Zelle, wie er in dieser Art bisher in Zellen höherer Pflanzen nur bei den als Salep beschriebenen Knollen von Orchis und Oplnys beobachtet worden ist. Durch l^ehandlung mit zehnprozentiger Sodalösung oder konzentrierter alkoholischer Natronlauge gelingt es, die poly- gonalen Vakuolen des Mosaiks zu isolieren. Es geht daraus der hohe Grad von Selbständigkeit der einzelnen Kammern des Plasmaschlauches deutlich hervor. 2. Vorläufig konnte ein derartiges Plasmamosaik nur bei den genannten Orchideengattungen festgestellt werden; weder bei anderen Gattungen in der Familie der Orchideen noch in Das Plasmainosaik in Raphidenzellen. 241 denen anderer monokotyler und dikot^'ler Familien wurde in den Raphidenzellen bisher etwas Ähnliches aufgefunden. 3. Die Raphidenzellen in der Stammrinde von Dracaena- und Aletris- Arien enthalten in ihrem Schleim zahlreiche dicht gelagerte Scheibchen eines schleimartigen, vielleicht der Stärke oder dem Dextrin nahestehenden Körpers, der in der intakten lebenden Zelle nicht oder nicht deutlich zu sehen ist, durch Jodjodkalium oder Kongorotlösung aber leicht ausgefärbt und sichtbar Q-eniacht werden kann. 242 H. Molisch, Das Plasmamosaik in Raphidenzellen. Erklärung der Tafel. Die Fig. 1 bis 4 beziehen sich auf Haemaria discolor. 1. Raphidenzelle in der Längsansicht, lebend. Sie zeigt die Zelhvand «, das Plasmamosaik in, den Zellkern n und das in Schleim eingebettete Raphidenbündel r. l. Raphidenzelle in der Längsansicht auf die Mediane eingestellt. Das Plasmamosaik m von der Wand z zurückgezogen und im Profil gesehen, .s^ Schleim, r Raphiden, n der Zellkern. Nach Behandlung mit zehnprozentiger Kalisalpeterlösung. 3. Raphidenzelle nach Einwirkung konzentrierter alkoholischer Natron- lauge. Das Plasmamosaik wird deutliclier und zerfällt (unten) in seine einzelnen Bestandteile in. i. Raphidenzelle quer durchschnitten und mit Jodjodkaliumlösung fixiert. Der Plasmaschlauch in liegt der Zellwand z innig an. Er besteht aus den zu einem Ring angeordneten Kammern in. Im Zentrum liegt das vom Schleim .'f umhüllte Raphidenbündel r. ). Dracaena Draco. Raphidenzelle nach Behandlung mit Jodjodkalium- lösung. Die zahlreichen Einschlüsse e des Schleims erscheinen als runde, dicht gelagerte Scheibchen. Die periphere Zone des Schleims, die mit dem Plasma der Zellwand z anliegt, ist frei von diesen Ein- schlüssen, r Raphidenbündel. 5. Einzelne der in Fig. 5 erwähnten, festweichen Einschlüsse, durch mäßigen Druck in verschiedenen Formen ausgezogen. Vergrößerung bei allen Figuren beiläufig 280. Molisch, H.: Das Plasmamosaik in Raphidenzellen. Lith.Ansl.Th.ßannwarth.Wien. Sitzuixgsbericlile cLkaLs.AI ainandus Sehn. » admehis Esp. » poseidon HS. coelestina Ev. Hesperia sidae Esp. Agrotis orbona Hutn. Scoliopteryx libatrix L. Thalpochares Wagner i Hs. Catocala lupina HS. Acidalia filacearia Hs. Anaitis boisduvoliata Dup. Metrocampa margaritata L. Percoiiia strigillaria Hb. Prorcris chlor os Hb. » geryon Hb. Scoparia ochrealis Schiff. Evergestis umbrosalis FR. Titanio sericatalis Hs. Pleiirota metricella Z. » galaticella Stgr. Rhodobates laevigatellus HS. Diesen 32 Arten, welche beiläufig 147o ^^^ i" ^^r Aus- beute vertretenen Arten ausmachen, steht keine einzige Art entgegen, welche innerhalb des Amanusgebirges eine Nord- grenze ihrer Verbreitung finden würde. Nur die (schwach Sitzb. d. mathem.-naturw. KI.. Abt. I, 120. Bd. 19 246 H. Rebel, differenzierte) Form syn'aca Stgr. \'on Satrnis hcrmioiiL: L. wurde bisher nördlicher nicht nachgewiesen. Selbst Arten, welche eine ursprünglich syrische Herkunft zu besitzen scheinen, wie Mehwargia titea Klug, Satynis tclephassa Hb., Prohlepsis ocellata Vv\\\ u. a. reichen in ihrer Verbreitung bis in das südliche Taurusgebiet oder selbst bis Kurdistan. Wenn schon nach dieser Arealbegrenzuiig der Arten kein Zweifel bestehen kann, daß das Amanusgebirge faunistisch nur einen südwärts vordringenden Posten des kleinasiatischen Berglandes, beziehungsweise der taurischen Bergketten dar- stellt, so bestätigt dies insbesondere eine nähere Betrachtung charakteristischer montaner Formen, welche sich eben- falls in gleicher Ausbildung im Taurus und Amanus finden. So tritt Paniassius mnemosyne L. in beiden Gebirgsterritorier. in der Form sheljuzhkoi Bryk auf, Colias auroriua Hs. ebenso in der Form taurica Rbl. Auch die hochmontane Titan /<> scricatalis Hs. wurde von IVla rasch (Taurus ) und Dumanle Dagh (Amanus; bekannt. Aber auch in tieferen Lagen vor- kommende Lokalrassen des Taurusgebietes und von Kurdistan treten in gleicher Form im Amanusgebiet auf, wie Argymiis paphia delila Röb,, Melatiargia larissa ■ syriaca Obthr., Satynis pelopea kurdistana Stgr., Thestor iiogelii ohsaira Rühl, Procris chloros chloronota Stgr. Nach allem erscheint die faunistische Zugehörigkeit des Amanusgebirges zum kleinasiatischen Bergland gesichert und eine nähere Beziehung zu den syrischen Randgebirgen nicht zu bestehen. Es folgt sohin eine systematische Aufzählung der Arten: Papilionidae. 1. Papilio podalirius (L.) zanclaeus Z. — Stgr. et Rbl. Cat. Nr. 1 a. Ein am 3L Mai in Das Dagh bei Alexandrette erbeutete^ männliches Stück zeigt den Hinterleibsrücken gegen die Basis noch schwärzlich bestäubt. Lepidoplcreiuiusbeute aus dem Amanusgebirge. 247 2. Papilio alexanor (Esp.) orientalis Rom. — Verity, Rhop. Pal., p. 9, 294, pl. (30, Fig. 8 (9). Zwei cf -Lind ein 9 vom Das Dagh bei Alexandrette am 31. Mai erbeutet, sowie ein c? von Aolugh am 8. Juni er- beutet. Die Stücke besitzen ziemlich breite Querbinden und sehr tief gezackten Saum der Hinterflügel. Die Grundfarbe des großen 9 ist sehr lichtgelb. Maccabaeus Stgr. ist von Orien- talis gewiß nicht als Rasse zu trennen. Die Balkanform magna Verity ist die größte und die bestgezeichnete aller aJexanor-Riissen. 3. Papilio machaon (L.) sphyrus Hb. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. Ah. Ein cf von Jarbaschi und ein großes 9 von Jarpuz ('Djebel Bereket) am 11. Juni erbeutet. 4. Thais cerisyi (God.) Deyrollei Obthr. — Stgr et Rbl., Cat. Nr. 9 a. Zwei 'I von Entili, 10. Mai, und ein 9 von Jarbaschi, 5: Mai.i 5. Parnassius mnemosyne (L.) Sheljuzhkoi. — Bryk, Soc. Entom., XXIX (1914), p. 62, Fig. 32 (9), 33 (cT') (p. 43), Fig. 43 (9), (p. 62). Eine Serie frischer Stücke (17 cT, 1 9) wurde am 31. Mai in Das Dagh (Kurtlu Dagh) bei Alexandrette erbeutet. Ein einzelnes, ganz übereinstimmendes 9 trägt die Bezeichnung »Jarbaschi«. Die Mnemosy ne-Fovm aus dem Amanusgebirge läßt sich von jener aus dem cilikischen Taurus, welche Bryk (1. c.) als Sheljuzhkoi bekannt gemacht hat, nicht trennen. 1 Aus dem 'Paurusgebiet liegen ein in Eregli Ende April erbeutetes, stark geflogenes cf' von Doniis apoUinus Hh st. und ein (j^ von Pamassius apollo (L.) levantinus Roth seh. von Fundeskbunar vor. Letzteres Stück erhielt Prof. Tölg von dem bekannten Botaniker Siehe, nach dessen Angabe P. apollo auch im Amanusgebirge am Düldül Dagh vorkommen soll. 248 H. Rebel. Sie führt, wie alle asiatischen Rassen von P. muemosyne, eine sehr deutliche, aus sechs weißen Flecken bestehende Querbinde im glasigen Saum der Vorderflügel, wie eine solche auch bei mitteleuropäischen Stücken als Rückschlag auf einen ursprünglicheren, vollständigeren Zeichnungstj''pus auftritt (ab. Innulahis Bryk = maciüata Kammel). Der innere Teil der glasigen Binde ist — in Übereinstimmung mit den Angaben von Bryk — zwischen Ader M^ und j1/, deutlich geeckt. Dagegen ist das Innenrandsfeld der Hinterflügel in sehr wechselnder Ausdehung schwarz bestäubt. Einzelne Stücke gehören der ab. iutacta Krul an, andere führen einen deutlichen schwarzen Staubfleck nach dem Zellenschluß auf den Hinterflügeln. Ein cf gehört zu ab. semifascieta Hirschke. Die beiden vorhandenen 9 entsprechen der Abbildung Fig. 32 bei Brj^k, nur zeigen sie am Schluß der Mittelzelle der Hinterflügel eine viel größere, fünfeckige, schwärzliche Makel. Ein von H. Bang-Haas unter dem Namen antitauriciis Fr. von Hadjin zur Ansicht erhaltenes Pärchen stimmt mit der vorliegenden Amanusrasse ganz überein. Von den ebenfalls >lunulaten<' Rassen athenc Stich aus Griechenland und nulnJosiis Chr. aus Persien unterscheidet sich die vorliegende, schwach differenzierte Amanusrasse durch durchschnittlich etwas kleinere schwarze Zellflecke der Vorderflügel, von welchen der vordere oft vom Vorderrand der Zelle getrennt bleibt und niemals den Innenrand derselben erreicht. Die aus Syrien (Libanon) bekannt gewordene Form libanoHca Bryk (1. c, p. 68, Fig." 37, 38) ist eine andere, größere, kräftigere, stark an die zentralasiatische var. gigantea Stgr. erinnernde Rasse, zu der wohl syra Verity (Rhop. Pal. p. 321, pl. 65, Fig. 5 cf von Hermon") als prioritäts- berechtigte, kleinfleckige Aberration gehört. Pieridae. 6. Aporia crataegi L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 38. Ein Pärchen aus dem Das Dagh bei Alexandrette Ende Mai erbeutet. .epidopterenausbeute aus dem Amanusgebirge. 249 7. Pieris brassicae (L.) catoleuca Röb. in Seitz, Gr. Schm., p. 45, Taf. 19 e; Verity Rhop. Pal., p. 163, pl. 35, Fig. 12, 13 (9). -Nur ein sehr großes ö' vom Das Dagh bei Alexandrette, Knde Mai erbeutet. 8. Pieris Krueperi Stgr. — Röb. in Seitz, Gr. Schm., p. 45, Taf. 20 /v Verity, Rhop. Pal., p. 150, pl. 33, Fig. 10 bis 17. Ein großes frisches i~ in Jarbaschi, 5. Mai. 9. Pieris daplidice L. ^ Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 57. Mehrere weibliche Stücke von Jarbaschi, Entili und Marasch, anfangs Mai bis Ende Juni. 10. Euchloe belia Cr. — Verity Rhop. Pal, p. 173, pl. 36, Fig. 16 bis 34, pl. 49, Fig. 15, 16; pl. 50, Fig. 8 bis 10. Zwei d und ein 9 von Jarbaschi und Entili, anfangs Mai erbeutet, gehören der ersten Generation an.^ 11. Leptidia sinapis L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 81. Ein o^ von Jarbaschi jnit gerundetem, von den Adern licht durchschnittenen, dunkelgrauen Apikaifleck der Vorder- flügel und zeichnungsloser Unterseite der Hinterflügel, zeigt auf Ober- und Unterseite aller Flügel einen starken Stich ins Gelbliche, so daß es zur Form ßavescens Grund zu ziehen sein dürfte. \'erity (Rhop. Pal., p. 343) erwähnt gleiche gelbe 1 Aus dem Taurusgebiet von Kiishdjula liegen noch nachstehende am 23. April erbeutete Euchloe- Arten vor: ./y Euchl. charlonia (Donz.) mesopotamic a Stgr. — Verity, Rhop. Pal., p. 186, pl. 37, Fig. 45 bis 47 (r^ 9). bj Euchl. cardamines (L.) phoenissa Kalchbg. — Veritj', Rhop. Pal., p. 191, pl. 38, Fig. 16 bis 18. — Ein sehr großes und ein sehr kleines rf . ■ .Armenien« gestammt haben dürfte. -OZ H. Rebel, 17. Pyrameis atalanta L. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. I5'i. Atykkoj, 30. Mai. Ein cT. 18. Pyrameis cardui L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 154. Mehrere Stücke von Jarbaschi und Das Dagh, Mai. 19. Polygonia egea Cr. form, autumnalis Curo. — Stich, in Seilz, Gr. Schm., I., 1., p. 209. Nur ein überwintertes Stück der Herbstgeneration in Jarbaschi anfangs Mai erbeutet. 20. Melitaea cinxia (L.) clarissa Stgr. — Seitz, Gr. Sciitn., I., 1., p. 215, Taf. 65,/ Eine Anzahl Stücke beiderlei Geschlechtes von Das Dagh bei Alexandrette, Ende Mai, und von Marasch, 22. bis 25. Juni, muß zufolge ihrer namentlich im männlichen Geschlecht sehr geringen Größe und ihrer durchschnittlich lichteren Färbung zur Form clarissa Stgr. gezogen werden. Die Unterseite der Hinterflügel ist normal gefärbt. 21. Melitaea arduinna (Esp.) rhodopensis Frr. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 178 a. Ein frisches Pärchen am 15. Mai bei Chanziri erbeutet. 22. Melitaea phoebe Knoch. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 180. Ein cf aus dem Taurusgebiet (Kushdjula, 22. Mai; und je ein 9 von Entili, 10. Mai, und Das Dagh, Ende Mai zeigen einen weniger vortretenden Apikaiteil der Vorderflügel und eine ganz eintönige gelbbraune Grundfarbe der Oberseite aller Flügel. Die schwarze Fleckenzeichnung ist gut ausgebildet. Diese Rasse mag als var. amanica bezeichnet werden. Die Unterseite zeigt keine konstante Verschiedenheit. 23. Melitaea didyma O. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 183. Ein Pärchen \on Marasch, 22. bis 25. Juni, gehört der öberseits schwach gefleckten Form occidentalis Stgr. mit hellrotem 9 an; eine Reihe männlicher Stücke vom Das Dagh, Lepidopterenausbeute aus dem AmanusgebirKe. 253 Ende Mai erbeutet, sowie ein / von Aolugh, 8. Juni, sind nach der gesättigt roten Oberseite zur Form meridionalis Stgr., darunter zwei Stücke mit geschwärztem Saum, zur ab. graeca Stgr. zu ziehen. 24. Melitaea trivia Schiff. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 186. Zwei cf in Jarbaschi, anfangs Mai erbeutet, gehören zur Stammform, ein d" von Aokigh, 8. Juni, und ein 9 \on Kutschuktsch (Das Dagh) sind nach der sehr schwach ge- zeichneten Oberseite zu syriaca Rbl. (Ann. Naturh. Hofm., XX., p. 194; Stich., Zeitschr. für wiss. Ins.-Biol., VII. [1911], p. 75, Fig. 4 bis 6) zu ziehen. 25. Melitaea collina L ed. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 187 — . Stich., Zeitschr. für wiss. Ins.-Biol., VII (1911), p. 75, Fig. 7 a, b (jy Ein frisches J von Jarbaschi, anfangs Mai gefangen, und ein solches 9 von Das Dagh gehören dieser seltenen Art an, von welcher das Hofmuseum bereits aus dem Amanus- gebiet (Akbes, leg. De lagrang e) ein 9 besaß. Offenbar in Unkenntnis der Art zog sie Seitz (Gr. Schm., I., 1., p. 220) als Form zu M. trivia und sieht die in Leder er's Bild des 9 (Wien, xMonatsh., V., Taf. 1, Fig. 5) vorhandenen schwarzen Saumpunkte der Vorderflügel, welche von Lederer im Texte (p. 148) nicht erwähnt werden, für wesentlich an. Ich kann sie nach dem \orliegenden Material, bei welchem sich keine Spur davon findet, nur für einen Irrtum des Zeichners oder für ein aberratives Merkmal halten. 26. Argynnis euphrosyne L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 208. Nur ein beschädigtes 9 aus dem Das Dagh. 27. Argyftnis daphne Schiff. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 223. Eine Anzahl normaler männlicher Stücke von Jarbaschi, Das Dagh und Aolugh, anfangs Mai bis 8. Juni erbeutet; ferner ein auffallend großes (Vorderflügellänge 'IQinm), sehr dunkles o von »Beilep- (?) und ein großes lichtes 9 \on Bagdje, 27. Juni. 254 H. Rebel, Die Art findet in Westasien hier einen ihrer südlichsten Fundorte. 28. Argynnis latonia L. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 225. Je ein cf aus dem Das Dagh bei Alexandrette und Aolugh vom 8. Juni. 29. Argynnis aglaja (L.) ottomana Röb. Seitz, Gr. Schm., I., 1., p. 236, Taf. 69, h. Vier männliche Stücke von Das Dagh, Atykkoj und Aolugh, Ende Mai bis 8. Juni, gehören zufolge ihrer be- deutenderen Größe, tieferen Färbung der Oberseite und ver- loschenen Silberrandflecken der Hinferflügelunterseite zu der auch in Griechenland auftretenden Form oftomaiui. 30. Argj^nnis niobe (L.) orientalis Alph. Seitz, Gr. Schm., I., 1., p. 238, Taf. 69, f. Eine Anzahl männlicher Stücke von Jarbaschi und Aolugh, anfangs Mai bis anfangs Juni erbeutet, gehört der oberseits heller rotgelben (nicht «trüber« wie Seitz sagtj, viel weniger schwarz gezeichneten orientalischen Form an. Die Unterseite ist wie bei ab. eris Meig ohne Silberflecke, aber blässer gefärbt, mit größeren hellgelblichen Flecken. 31. Argynnis paphia (L.) delila Röb. — Seitz, Gr. Schm., 1., 1., p. 241. Ein frisches Pärchen \on Bagdje, am 27. Juni erbeutet, stimmt mit den Angaben R ober 's über die aus dem Taurus- gebiet beschriebene Form dcIila. 32. Argynnis pandora Schiff. - Stgr. et Rbl., Cat. 240. Eine Anzahl Stücke beiderlei Geschlechts von Das Dagh, Marasch und Bagdje im Laufe des Monats Juni erbeutet. S(ttyridae» 33. Melanargia larissa (Hg.) syriaca Obthr. * Et, XIX., p. 18, pl. 8, Fig. 68 (cf). - Seitz, Gr. Schm., I., 1, p. 116 (taurica Röb.), Taf. 39, a (c{ , 9). Aus dem Das Dagh, Ende Mai {-T O), Bagdje, 27. Juni, Kushdjula (Taurusgebiet), 22. Mai, und Marasch. 24. Juni. Lepidopterenausbeute aus dem Amanusgebiri^e. -OO liegen sieben cj und ein 9 vor, welche zweifellos der zuerst von Oberthür als syriaca bezeichneten, stark geschwärzten Form angehören. Einzelne Stücke zeigen auf der Vorderflügel- oberseite noch weiße Saumflecke und (kleinere) weiße Rand- monde wie in den Figuren bei Seitz. Bei anderen fehlen die weißen Randmonde den Hinterflügeln vollständig wie in Oberthür's Abbildung. Ein einzelnes 9 aus dem Das Dagh, Ende Mai, ist viel mehr (gelblich) weiß gezeichnet und wird am besten zu der örtlich kaum zu trennenden Form massageta Stgr. gezogen. 34. Melanargia grumi Stand f., Mem. Rom., VI., p. 661, Taf. 15, Fig. 'la bis c. — Seitz, Gr. Schm., I., 1., p. 116, Taf. 39, /^ Zwei voneinander etwas abweichende, männliche Stücke aus der Umgebung von Jarbaschi (Mai) und ein 9 von Marasch (24. Juni) stimmen mit den Abbildungen bei Stand- fuß und Seitz so weit überein, daß ich sie unter diesem Namen anführe. Leider liegt nicht genügend reiches Material für eine gerade in dieser Gruppe sehr wünschenswerte Untersuchung des Genitalapparates vor. 35. Melanargia titea (Klug) wiskotti Röb. Ein großes cf von Marasch, 24. Juni, stimmt mit .Stücken aus dem Taurus.^ 36. Satyrus circe F. Seitz, Gr. Schm., I., 1., p. 123. Ein cf von Bagdje, 27. Juni, und ein 9 von Charmje, 2^t. Juni gehören der Stammform an. Ein d von Jarpuz (Djebel Bereketj, vom 11. Juni, muß nach der schmäleren, saumwärts schärfer gezackten weißen Binde der Hinterflügel zur Form asiatica Seitz (1. c, Taf. 41, e), welche aus dem »höheren Taurus« aufgestellt wurde, ge- zogen werden. 1 Zwei Geflogene (^' von Erehia inedtisa F. mit der Bezeichnun,u >Kutschuln Mitte April her. 256 H. Rebel, 37. Satyrushermione (L.jsyriaca Stgr. Seitz, Gr. Schm., 1., 1-, p. 123, Taf. 42, a. Eine Serie von Stücken beiderlei Geschlechts von Charmje, 29. Juni. Namentlich die 9 zeigen eine auffallende Ver- kürzung der weißen Außenbinde der Hinterflügel, welche schon auf Ader Cu^ von der dunklen Grundfarbe begrenzt wird. Kin einzelnes cT von Jarbaschi weicht nicht unbeträcht- lich dadurch ab, daß der dunkle Basalteil der Hinterflügel auf Ader Mg in einem spitzen Zahn weit saumwärts in die hier recht schmale, grau bestäubte Außenbinde vortritt. 38. Satyrus briseis (L.) magna Stgr. Eine große Serie, untereinander in der Breite der Hinter- flügelbinde recht variabler Stücke von Charmje, am -29. Juni erbeutet. Drei 9 gehören der ap. pirata Esp. an. 39. Satyrus semele L. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 352. Eine große Serie meist weiblicher Stücke, aus der Um- gebung von Jarbaschi, Chanziri, Marasch, im Juni erbeutet, auch von Kutschuktschakmedje bei Konstantinopel. 4-0. Satyrus telephassa Hb. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 361. Eine Serie von Stücken beiderlei Geschlechts von Bagdje, am 27. Juni erbeutet. 41. Satyrus anthelea Hb. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 362. Nur 3 "J von Jarbaschi und Atykkoj im Mai erbeutet. 42. Satyrus pelopea (Klug) kurdistana Stgr. Cat. Nr. 363 i/. Drei Pärchen von Jarbaschi, Ende Mai, sowie ein 9 von Marasch gehören nach Fundort und dunklerer Unterseite der Hinterflügel gewiß zur Form kuvdistaiia Stgr,, welche von Mardin und Zeitun aufgestellt wurde. In Übereinstimmung mit der Diagnose ist auch die Oberseite aller Flügel dunkler, lebhafter, die -f zeigen aber die rote Außenbinde ebenso vollständig wie die var. persica Stgr. Lepidopteremuishoute aus dem Amanusgebirge. 25/ 43. Satyrus beroe Fr. Stgr. et Rbl.. Cat. Xr. :-567. Ein einzelnes frisches cf aus der Umgebung Jarbaschis. 44. Satyrus fatua Fr. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 371. Eine Serie von Stücken beiderlei Geschlechts aus der Umgebung Jarbaschis, Mai bis Juni. Die Stücke haben zum Teil die Größe der syrischen var. sichaea Led, aber zumeist die mehr eintönige Hinterflügelunterseite der Stammform, bilden also die bereits von Staudinger erwähnten Übergänge. 45. Pararge roxelana Cr. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 389. Eine Serie von Stücken, cf 9 aus der Umgebung Jar- baschis, Juni. Auch von Bagdje, '27. Juni, stellenweise häufig (Tölg). 46. Pararge megaera L. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 390. Mehrere männliche Stücke von Marasch, Juni. 47. Pararge maera (L.j orientalis Stgr. Cat. Nr. 392 d. Vier cf von Jarbaschi und Marasch, Juni. 48. Epinephele jurtina (L.) hispuUa Hb. Eine Serie von Stücken beiderlei Geschlechts von Jar- baschi, Atykkoj, Marasch, vom Mai. Juni. 49. Epinephele telmessia Z. Stgr. et Rbi., Cat. Nr. 402 c. Eine größere Serie (cf, 9) aus der Umgebung Jarbaschis, einzeln auch von Atykkoj (30. Mai) und Schechle (14. Juni;. Es dürfte sich um eine in Abspaltung befindliche Form handeln. Große 9 sind zuweilen von kleinen 9 der vorigen hisptüla nicht zu unterscheiden. 50. Epinephele lycaon (Rott.) intermedia Stgr. Ein cf von Jarbaschi und zwei Pärchen von Aolugh (8. Juni) gehören der Form mit breiten, kurzen Hinterflügel- schuppenstreifen der cf und auffallend stark gezacktem Saum der Hinterflügel der 9 an. 258 H. Rehel, 51. Coenonympha pamphilus L. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 440. Zwei cf au.s der Umgebung Jarbaschis (Mai) zeigen Linterseits auf den Vorderflügeln einen lichten Schrägstreifen vor dem Apikaiauge und auf den Hinterflügeln gegen den Vorderrand zu eine gebrochene helle Außenbinde. Bei einem der Stücke fehlt oberseits das Apikaiauge der Vorderflügel. Lycaenidae. 52. Thecla spini Schiff. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4H0. Ein Pärchen von Jarbaschi nähert sich durch längere Schwanzspitzen der Hinterflügel der Form uielautho Klug- Größe und Unterseite fast wie bei der Nominatform. 53. Thecla ilicis (Esp.) caudatula Z. Häufig bei Jarbaschi, im Mai. 54. Thecla acaciae (F.) abdominalis Gerh. Nur ein defektes 9 von Jarbaschi. 55. Callophrys rubi L. Von zwei vorliegenden i' aus der Umgebung Jarbaschis, Mai, ist eines oberseits etwas mehr rötlichbraun, ohne jedoch die Färbung der var. fervida Stgr. zu erreichen. 56. Testor nogelii (Frr.) obscura Rühl. Eine Anzahl männlicher Stücke von Das Dagh (Kurtlen Dagh) bei Alexandrette am 7. Juni erbeutet. Die Stücke sind oberseits einfarbig schwärzlichbraun, meist nur gegen den Analwinkel der Hinterflügel mit schwachen Spuren der Orange- färbung. Die Größe ist jedoch ebenso gering wie bei der Nominatform. 57. Chrysophanus alciphron (Rott.) melibaeus Stgr. Eine Serie von Stücken (cf, 9) aus der Umgebung Jarbaschis, im Mai erbeutet. ,epidi>pterenausbeute aus dem Amanusgebirge. 259 58. Chrysophanus phlaeas L. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 512. Ebendaher, mehrfach, darunter auch schon ein 9 ab. c/ens F. 59. Chrysophanus dorilis Hufn. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 513. Eine Serie von Stücken (V/, 9) aus der Umgebung Jar- baschis, iMai bis Juni, ßagdje 27. Juni, und Kutschuktschak- medje (bei Konstantinopel). Die 9 von den beiden erst- genannten Fundorten haben auf den Vorderflügeln durchaus eine orangerote Grundfarbe, gehören also nicht der var. or/d/^- falis Stgr. an. 60. Cigaritis cilissa (Led.) maxima Stgr. Ein Pärchen aus der Umgebung Jarbaschis üuni). 61. Tarucus balcanica Fr. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 581. Zwei Pärchen aus der Umgebung Jarbaschis, Mai. 62. Chilades trochilus Fr. Stgr. et Rbl.. Cat. Nr. 539. Von Jarbaschi eine Anzahl .Stücke (cf') im Mai erbeutet. 63. Lycaena sephyrus (Friv.j akbesina Obthr. — Et., Lep. comp., I., p. 16, pl. 2, Fig. 21 und 22 (cf, 9). Drei c und 2 9 von Jarbaschi, Schechle und Das Dagh (bei Alexandrette), im Juni erbeutet, gehören wohl dieser, im männlichen Geschlecht fast gar nicht, im weiblichen durch die größeren orangeroten Flecken der Oberseite unterscheid- baren Form an. Bei einem der beiden 9 (bei Schechle bereits Mitte Mai erbeutet) sind die roten Saumflecke der Oberseite fast zusammengeflossen und bilden auf den Vorderflügeln einen sich nach oben verschmälernden, bis in die Radialäste reichenden, breiten Querstreifen. 64. Lycaena loewii (Z.) gigas Stgr. .Aus der Umgebung Jarbaschis liegt eine Serie von rf, aber nur ein 9 vor. Flugzeit Mitte .Mai bis Juni. 260 H. Rebcl, 65. Lycaena panagaea Hs. Stgr. et Rbl.. Cat. Nr. 564. Drei cf von Jarbaschi und Das Dagh (bei Alexandrettej, Mai und 7. Juni. 66. Lycaena baton (Brgstr.) clara Chr. Ein (geflogenes) cf von Entili, 10. Mai, und ein 9 aus der Umgebung Jarbaschi s dürfte der Form clara angehören. 67. Lycaena bavius (Ev.) fatma Obthr. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 575 a. \^on zwei großen cf von Kösut Dagh. anfangs Juni, zeigt eines eine Vorderrandslänge von 16 mm. 68. Lycaena astrarche Brgstr. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 589. In großer Zahl aus der Umgebung Jarbaschis und Entilis (10. Mai). Mit dem Fangdatum 17. Mai (von Jarbaschi) sind Stücke der Stammform, als auch der Sommergeneration calida Bell, bezeichnet. Stücke verschiedener Generationen dürften demnach gleichzeitig fliegen. 69. Lycaena anteros Frr. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 596. Von drei cf aus der Umgebung Jarbaschis (17. bis 25. Mai) gehören zwei geflogene Stücke der Form crassi- pimcta Chr. an. Das dritte, frische Stück zeigt den Mittel- punkt der Vorderflügel von normaler Größe. Bei längerem Flug scheint der Mittelpunkt mehr hervorzutreten und die blaue Färbung mehr ins grüngraue zu ziehen. 70. Lycaena icarus Rott. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 604. In Anzahl (cf, 9) aus der Umgebung Jarbaschis, Schechle und Charunje im Mai, Juni, darunter auch ab. icarinus Scriba (Jaribaschi, cf) und ab. 9 caerulea Fuchs (Schechle). Zwei rj' von Jarbaschi sind etwas größer und zeigen auf der Unterseite außer dem Mangel der Wurzelpunkte der Lepidopterenausbeute aus dem Amanusgebirge. 261 Vorderflügel noch die für L. thersHcf; Cant.^ angegebenen Merkmale. Es scheint, daß auch hier eine neue Art erst in Ab- spaltung begriffen ist. 71. Lycaena amandus Sehn. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 607. In großer Anzahl (cf, 9) von nachstehenden Fundorten: Jarbaschi, Chanziri und Aolugh.- Flugzeit Ende Mai bis 9. Juni. Die Stücke gehören der Stammform an. 72. Lycaena bellargus Rott. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 613. Eine Serie (cf, 9) aus der Umgebung Jarbaschis und von Schechle, im Mai erbeutet. Die 9 sind in bezug auf die Zahl und Größe der roten Randflecke ebenso variabel, wie in Mitteleuropa.^ 73. Lycaena admetus (Esp.) ripartii Frr. Eine Anzahl Stücke (cf, 9; aus der Umgebung Jarbaschis, Ende Mai. 74. Lycaena poseidon (HS.) mesopotamica Stgr. Von Jarbaschi (Mai) liegt eine Serie männlicher Stücke, jedoch nur ein weibliches Exemplar vor. 1 Chapman, Tr. Ent. Soc, 1912, p. 662, pl. 81 bis 85; Courv., Ent. Rendsch., Jahrg. 33 (1916), p. 17 u. f. 2 Eine Anzahl Stücke hat die Fundortsbezeichnung »Kutschuktschak- medje« (bei Konstantinopel), dürfte demnach von der Reise Prof. Tölg's aus dem Jahr 1913 herrühren, da im April, um welche Zeit Prof. Tölg im Jahre 1914 in Konstantinopel war, die Art gewiß noch nicht fliegt. 3 Lycaena corydon (Poda) corydonius Hs. Zwei (^ von Kushdjula (Taurus), am 23. April erbeutet, zeigen eine hellblaue Oberseite mit ziemlich schmalem schwarzen Saum der Vorderflügel. Das Hofmuseum besitzt zwei noch reinere blaue .Stücke von Lederer (1867) aus dem Taurus. CorydoniusSiückQ von Amasia und Brussa (Mann, 1863, M. C. (^) sind mehr milchig blau gefärbt. Das Bild von Herrich-Schäffer's Corydonius (395 bis 396) stellt ein sehr großes rf mit trübblauer, gegen den schwarzen Saum hellblauer Grundfarbe dar. Jedenfalls bleibt die Flugzeit April für eine angebliche Coiydon-Form ^ehr auffallend. Wahrscheinlich liegt eine eigene Art vor. Sitzb. d. Tnathem.-natunv. KL, Abt. I, 126. Bd. 20 262 H. Rebel, 75. L3'caena semiargus (Rott.) antiochena Led. Mehrere Paare im Mai in der Umgebung Jarbaschis, bei Entili und am Das Dagh (bei Alexandrette) erbeutet. Bei dieser Form sind bei den cT die roten Analflecken auf der Unterseite der Hinterflügel weniger ausgedehnt, als bei der griechischen Form helena Stgr.; die Punktaugen daselbst auf Vordertlügel und Hinterflügel in beiden Geschlechtern kräftiger. Die 9 sind oberseits meist schwach blau bestäubt, auf den Vorderflügeln gegen den Innenwinkel mit Andeutungen einer rotgelben Fleckung. 76. Lycaena coelestina Ev. — Rbl. et Stgr., Cat. Nr. 632. Zwei cf aus der Umgebung Jarbaschis, mit den Daten 13. und 25. Mai, stimmen mit der Abbildung bei Herrich- Schäffer (^Fig. 335 und 336) und mit Stücken aus dem Uralgebiet. Die Art erscheint in der kleineren Form alücola Chr. aus dem südlichen Armenien (Kasikoporan) angegeben. Für Kleinasien bis Syrien liegt jedoch kein Fundortsnachweis vor.i Das eine der beiden Stücke von Jarbaschi ist sehr groß (Vorderflügellänge 1 7 mm) und breitflügelig. 77. Lycaena cyllarus (Rott.) aeruginosa Stgr. Mehrere cf an der Umgebung Jarbaschis, anfangs Mai erbeutet, sind von sehr verschiedener Größe. Die spangrüne Färbung der Hinterflügelunterseite ist von sehr ungleicher Aus- dehnung. 78. Lycaena astraea Fr. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 640. Nur 1 Q in der Umgebung .Jarbaschis um den 5. Mai erbeutet. 79. Cyanids argiolus (L.) paraleuca Röber, Ent. Nach., XXIII (1897), p. 270. Zwei cf und ein .9 von Jarbaschi unterscheiden sich von ab. parvipuncta Fuchs wesentlich nur durch den fast 1 Das Hofmuseum besitzt auch ein Pärchen derselben Art von Lederer mit der Bezeichnung yGallta« und ein (^ von »Mann, Ragusa 1867«. Wahr- scheinlich Hegen irrtümlich Fundortsangaben bei diesen drei Stücken vor. I.epidopterenausbeute aus dem Amanusgebirge. 263 vollständigen Mangel einer spangrünen P'ärbung an der Basis der Hinterflügelunterseite. Sie dürften zu der obgenannten Form aus dem Taurusgebiet zu ziehen sein. HesperUdae» 80. Adopoea lineola O. -~ Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 661. Ein Pärchen von Jarbaschi, 13. Mai. 81. Adopoea thaumas Hufn. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 662. Ein cf von Marasch, ein o von Jarbaschi, 13. Mai. 82. Carcharodus alceae (Esp.) australis Z. Eine Anzahl Stücke cf, 9 von J-arbaschi, Chanziri und Toprokale, sämtlich im Mai erbeutet. 83. Carcharodus altheae (Hb.) baeticus Rbr. Zwei cf aus der Umgebung Jarbaschis, Mitte Mai. 84. Hesperia sidae Esp. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 693. Aus der Umgebung Jarbaschis in Anzahl (cf, 9). Flugzeit Mai bis Juni. 85. Hesperia orbifer Hb. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 699. Mehrfach von Jarbaschi, Mitte Mai (cf, 9). Ebendaher, wie auch von Chanziri, 9. Juni, liegt die oberseits viel stärker weißgefleckte ab. hilaris Stgr. (cf, 9) vor. 86. Hesperia serratulae (Rbr.) major Stgr. Einige Stücke von Jarbaschi, Mitte Mai. 87. Hesperia malvoides Elu^. et Edw. — Obthr., Et. Lep., comp., IV., p. 386, pl. 54, Fig. 449 bis 454. Mehrere Stücke (cf, 9) aus der Umgebung Jarbaschis, Mitte Mai bereits verflogen. 88. Hesperia melotis Dup. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 709, c. Nur ein frisches cf von Jarbaschi, 13. Mai. Das Stück zeigt eine noch viel deutlicher gezeichnete Unterseite der 264 H. Rebel. Hinterflügel als syrische Stücke und gehört offenbar der von Dr. Staudinger aus dem Taurus erwähnten Übergangsform an. Sphinfjidae. 89. Celerio euphorbiae L. Ein sehr großes männliches Stück von Marasch, Ende Juni gefangen, ist stark geflogen, scheint aber einer sehr dunklen Form anzugehören. 90. Choerocampa alecto (L.) cretica B. Ein vyeibliches Stück in Jarbaschi am 17. Mai erbeuter. 91. Macroglossum stellatarum L. Von Jarbaschi (Mai) und Atykkoj. 30. Mai. Lymantriidae. 92. Orgyia Tölgi n. sp. (cf). Ein einzelnes, ganz frisches d' mit der Bezeichnung »Entili, 10. Mai«, gehört einer unbeschriebenen Art an, u^elche ich nach den breiten Flügeln, schlanken Körper und Mangel von Mittelsporen der Hinterschienen bis auf weiteres zur Gattung Orgvia stelle, obwohl Ader R und M^ der Hinter- flügel nicht langgestielt sind, sondern vielmehr aus einem Punkte entspringen.' Die nur bis zu einem Drittel der Vorderrandslänge der Vorderflügel reichenden Fühler sind Doppelkammzähnig bis zur Spitze, ihr Schaft weißgrau, schwarz gefleckt, die Kamm- zähne sind grau gefärbt. Kopf und Thorax sind struppig aschgrau behaart^, Stirne und Vorderbrust fast weiß. Die Beine sind aschgrau, undeutlich dunkel gefleckt. Der bis zum After- winkel der Hinterflügel reichende Hinterleib ist sehr schlank, einfarbig dunkel. Die Vorderflügel bräunlich aschgrau, mit zwei schwarzen Querstreifen bei einem Drittel und drei Vierteln der Flügel- länge. Der vordere, fast gerade verlaufende Querstreifen wird in der Mittelzelle von einem kurzen, schwarzen Längsstrich durchschnitten und tritt knapp ober dem Innenrand säum- Lepidopterenausbeule aus dem Amanusgebirge. 2(i5 vvärts vor. Er ist basalvvärts schwach lichter angelegt. Dei- äußere, geschwungene Querstreifen ist scharf gezackt und saumwärts weißgrau angelegt. Am Ouerast liegt ein schwarzer .Winkelhaken, die Fransen sind einfarbig dunkel. Die Hinterflügel sind braun, am Vorderrand, Saum und Innenrand schwärzlich, ohne daß eine scharfe Scheidung der beiden Färbungen vorhanden wäre. Die Unterseite aller Flügel ist hellbraun, die Mittelzelle der Vorderflügel, deren Vorder- rand und Saum bindenartig schwarz, die Hinterflügel stärker bräunlich aufgehellt als oberseits, nur am Vorderrand, gegen die Basis breit schwarz. \'orderflügellänge löiiim, Expansion 27 min. Diese sehr interessante, dem Andenken ihres Entdeckers, Herrn Prof. Dr. Fr. Tölg^ gewidmete Art steht in Zeichnung und Färbung keiner sonstigen Orgj'ia-Art nahe und erinnert darin eher an Lymaiitria dispar J\ 93. Lymantria dispar L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 929. Drei kleine -d von Toprokale, 26. Mai; eines davon zeigt Vorderflügel und Hinterflügel von fast gleicher hellbrauner Färbung und auch erstere fast ohne Spur einer Querzeichnung. Auch die beiden anderen Stücke sind schwach gezeichnet. LasiocampiOcie. 94. Malacosoma neustria L., — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 956. Mehrere J von Toprokale (26. Mai) und Jarbaschi (13. Juni). 95. Lasiocampa trifolii Esp. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 976. Ein Pärchen von Jarbaschi, 13. Juni. 96. Pachypasa otus Dm. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1004. Ein Pärchen von Jarbaschi, 17. Mai. Die Art war dort häufig auf Eichen (Tölg). 1 Prof. Tölg fiel am 8. April 1917 in Ausübung seiner militärischen Dienstpflicht einem tödlichen Unfall zum Opfer. 266 H. Rebe!, Saturniiidae. 97. Saturnia pyri Schiff. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1034. In der Umgebung Jarbaschis im Mai sehr häufig (Tölg), Ein mitgebrachtes cf vom 17. Mai ist sehr groß (Vorder- flügellänge 75 mm). Woctuidae. 98. Acronycta aceris (L.) judaea Stgr. Ein geflogenes 9 von Atykkoj, 30. Mai. 99. Acronjxta rumicis L. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1102. In Anzahl in Jarbaschi durch Lichtfang und in Atykkoj, im Mai erbeutet. 100. Agrotis orbona Hufn. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1153. Nur ein männliches Stück in Jarbaschi am 10. Juni er- beutet. 101. Agrotis comes Hb. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1154. Ebenfalls nur ein Stück von Jarbaschi. 102. Agrotis forcipula Hb. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1323. Ein geflogenes 9 von Toprokale, 26. Mai. 103. Agrotis ypsilon Rott. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1399. Mehrere Stücke von Jarbaschi, 10. Juni, und Toprokale, 26. Mai. 104. Agrotis segetum Schiff. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1400. Zwei Stücke von Jarbaschi und Atykkoj, Mai. 105. Mamestra serena F. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1514. Nur ein sehr schadhaftes, wahrscheinlich aus der* Um- gebung Jarbaschis stammendes weibliches Stück. 106. Hadena (Blepharita) leuconota HS. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1659. In Anzahl fcf, 9) in Jarbaschi am Licht um den 13. Juni erbeutet. Lepidopterenausbeute aus dem Amanusgebirge. 267 107. Polyphaenis sericata (Esp.) propinqua Stgr. Zwei geflogene cf von Toprokale, 26. Mai. Ein 9 von Haifa (Syrien) befindet sich im Hotmuseum. 108. Tapinostola musculosa H b. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1913. In Mehrzahl in Jarbaschi um den 10. Juni am Licht. 109. Leucania L'album L. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1954. Mehrfach von Jarbaschi, 13. Juni, und Atykkoj, 30. Mai. 110. Leucania loreyi Dup. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1957. Einige Stücke (cT, 9) von Atykkoj, 30. Mai. 111. Leucania vitellina Hb. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 1961. Ein geflogenes cT von Toprokale, 26. Mai. 112. Caradrina ambigua (F.) dilucida Prout (hilaris Stgr.). Ein geflogenes cf von Toprokale, 26. Mai. ' 113. Heliothispeltigera Schiff. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2825. Einige Stücke von Jarbaschi und Toprokale, Mai. lU. Acontia luctuosa Exp. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2380. Ein Stück (cT) von Entill, 10. Mai. 115. Thalpochares ostrina (Hb.) aestivalis Gn. Ein geflogenes Stück von Entili, 10. Mai. 116. Thalpochares Wagneri Hs. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2432. Ein frisches cf von Aolugh, 8. Juni. 117. Thalpochares suppura Stgr. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2439. Ein geflogenes Stück von Jarbaschi. 118. Emmelia trabealis Sc. et. ab. nigra Ersch. Von Jarbaschi, 17. Mai, liegen norma.le Stücke, wie auch ein 9 der ab. nigra Ersch. vor, letzteres fast ganz schwarz mit weiß umzogener Nierenmakel der Vorderflügel. 268 H. Rebel, 119. Scoliopteryx libatrix L. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2502. Ein cT von Atykkoj, 30. Mai. 120. Plusia gamma L. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2562. Mehrere Stücke von Jarbaschi und Toprokale, Mai. 121. Plusia circumflexa L. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2564. Nur ein sehr großes frisches 9 in Jarbaschi am 13. Juni. 122. Megalodes eximia Frr. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2580. Ein Pärchen von Jarpuz (Djebel Bereket) am 11. Juni oberhalb der Laubwaldgrenze um Malven erbeutet. 123. Zethes insularis Rbr. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2598. Ein Pärchen von Jarbaschi (9, 7. Mai) und Das Dagh bei Alexandrette (cf, 7. Juni). 124. Parallelia algira L. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2644. Eine Anzahl recht kleiner Stücke von Jarbaschi und Schechle im Mai am Licht erbeutet. 125. Grammodes stolida F. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2642. Nur ein 9 von Jarbaschi, Juni. 126. Pseudophia tirhaca Cr. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2557. Ein Pärchen von Atykkoj, 30. Mai. 127. Catephia alchymista Schiff. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2662. Nur ein cf von Jarbaschi, Mai. 128. Catocala lupina HS. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2689. Ein sehr großes 9 von Marasch, 25. Juni. 129. Catocala conversa Esp. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2713. Einige Stücke (cf., 9) von Jarbaschi, 17. Mai bis 13. Juni. 130. Catocala eutychea Tr. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2714. In großer Zahl (rf, 9) in Jarbaschi am 13. Juni an .Apfelschnitten erbeutet. Lepidopterenausbeute aus dem Amanusgcbirge. • '-(39 131. Catocala disjuncta (H. G.) separata Fir. Einige sehr kleine Stücke in Toprokale am 2(). Mai. 132. Apopestes spectrum (Esp.) innotata Warr. in Seitz, Gr. Schm., I., 3., p. 370, Taf. 686. Zwei Stücke von At\'kkoj, 30. Mai; die Raupe war mehr- orts sehr häufig (Tölg). 133. Autophila cataphanes (Hb.) ligaminosa Ev. Nur ein sehr defektes Stück von Marasch, 2o. Juni. 134. Herminia crinalis Tr. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2797. Häufig in Jarbaschi, Mai, Juni. Geofnetvifirie. 135. Aplasta ononaria Fueßl. Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2859. Mehrere sehr ungleich große Stücke (cf, 9) von rötlicher Färbung von Jarbaschi, Mai bis Juni. 136. Euchloris (Comibaena) nenaria Hs. Ein Pärchen (das ^ sehr defekt) von Jarbaschi, um den 17. Mai erbeutet. 137. Eucrostes (Xenochlorodes ) beryllaria Mn. Ein cT von Jarbaschi, Juni. 138. Nemoria (Chlorissa) pulmentaria Gn. Zwei ^ von Jarbaschi, 17. Mai. 139. Cleta (Acidalia) filacearia HS. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 2928. Zwei cf und ein o von Das Dagh bei Alexandrette am 7. Juni erbeutet. 140. Ptychopoda (Acidalia) rufaria Hb. Entili, 10. Juni (-/): Jarbaschi, 13. Juni (9). 270 H. Rebel, 141. Ptychopoda (Acidalia) textaria Led. Ein cf von Jarbaschi, 17. Mai. 142. Ptychopoda (Acidalia) degeneraria Hb. Ein frisches, dunkles 9 von Jarbaschi, 17. Mai. 143. Acidalia marginepunctata Goeze. Je ein 9 von Entili und Schechle, 10. bis 12. Mai. 144. Problepsis ocellata Friv. Zwei cf von Schechle, 12. Mai. 145. Cosymbia (Zonosoma) pupillaria Hb. Je ein 9 der ab. badiaria Stgr. von Entili und Jarbaschi, 10. und 17. Mai. 146. Rhodostrophia calabraria (Z.) tabidaria Z. In Anzahl (rf, 9) in der Umgebung Jarbaschis, 5. bis 13. Mai. 147. Anaitis boisduvaliata Dup. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3217. Mehrere Stücke ('cT', 9) von Entili, 10. Mai und Jarbaschi. 148. Anaitis plagiata L. ^ Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3220. Mehrfach von Jarbaschi, 17. Mai bis 13. Juni. 149. Larentia fluviata Hb. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3378. Ein (defektes) 9 von Jarbaschi, 17. Mai. 150. Larentia unicata Gn. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3431. Mehrere Stücke (cf, 9) von Jarbaschi, Mitte Mai. 151. Larentia bilineata L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3481. Mehrere Stücke von Jarbaschi und Schechle, 11. bis 17. Mai. Das einzige 9 (Jarbaschi) gehört der F'orm testa- ceolafa Stgr. an. Lepiddpterenausbeute aus dem Amanusgebirge. 271 152. Tephroclystia breviculata Donz. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3512. Ein Pärchen \-on Jarbaschi, 17. Mai. 153. Gymnoscelis pumilata Hb. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3658. Ein defektes o" von Jarbaschi, Mitte Mai. 154. Metrocampa margaritata L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3723. Ein cf von Jarbaschi (ohne Fangdatum). 155. Pseudopanthera (Venilia) syriacata Gn. Von Jarbaschi, Mitte Mai (cf, 9). 156. Nychiodes lividaria Hb. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3839. Ein Pärchen von Entili, 10. Mai. Das cf sehr scharf gezeichnet mit stark rötlicher Einmengung. Das 9 kleiner, dunkler, mehr der Form divergaria Stgr. gleichend. Ein kleines, etwas defektes cf von Jarbaschi, oberseits ohne Spur öiner rötlichen Einmischung und mit vveißlichgrauer Unter- seite, gehört zweifellos zu divergaria. 157. Gnophos sartata Tr. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3929. Nur ein c von Jarbaschi, 17. Mai. 158. Gnophos variegata Dup. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 3948. Nur ein ^ von Schechle, 12. Mai. 159. Phasiane clathrata L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4032. \n Mehrzahl von Jarbaschi, Schechle und Canziri, Mitte Mai bis 9. Juni. 160. Eubolia pumicaria Led. - Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4044. Nur ein 9 von Jarbaschi, Mai. 161. Aspilates ochrearia Rossi — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4077. Jarbaschi, Mai, ein cf. 272 H. Rebel. 162. Perconia strigillaria Hb. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4070. Von Chanziri und Aolugh, ein Pärchen, 8. und 9. Juni. Scvrrotht 'Ipidae. 163. Sarrothripus revayanus (Sc.) dilutanus Hb. Ein Stück (9) von Jarbaschi. Syntonudae. 164. Syntomis phegea L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4146. In großer .'\nzahl (cf, 9) von Jarbaschi, er.ste Hälfte Juni, vorliegend. Alle Stücke zeigen die weißen Flecken auf den Flügeln gut entwickelt, aber nur mittelgroß, der gelbe Hinterleibsring ist durchschnittlich etwas schmäler. 165. Dysauxes punctata (F.) hyalina Fr. Ein rj- von Jarbaschi, 17. Mai und ein 9 aus dem Gebiet des Dumanle Dagh, 10. Juni. Arctiidae, 166. Arctia villica (L.) fulminans Stgr. Ein Pärchen von Jarbaschi, 10. Mai, zeigt die Hinter- flügel am Saum rot gefärbt, bildet demnach einen Übergang zu der Form fulminans aus Antiochia. 167. Utetheisa (Deiopeia) pulchella L. Mehrfach von Das Dagh bei Alexandrette und Entili, 7. bis 10. Mai. 168. Lithosia marcida Mn. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4305. Ein cT von Entili, 10. Mai. Zt/gaenfdae. 169. Zygaena brizae (Esp.J corycia Stgr. Einige / von Das Dagh und Atykkoj, 30. Mai bis 7. Juni. Lepidopterenausbevite aus dem Amanusgebirge. 273 170. Zygaena punctum (O.) malatina Dziurz. Iris, XV, p. 337. Nur ein großes, frisches d" von Göksun, 16. Juli. 171. Zygaena syriaca Obthr. Et., XX., p. 46, pl. 8, Fig. 136 bis 138; Et. Lep. comp., IV., p. 564, 565. Eine Serie von mehr als ein Dutzend Stücken (cT, 9;, in Jarbaschi Mitte Mai erbeutet, sowie zwei 9 von Atykkoj, 30. Mai, ziehe ich zu dieser sehr fraglichen, aus dem Amanus- gebiet (Akbes) aufgestellten Form. Der schwarze Saum der Hinterflügel ist bei den cT zum Teil noch breiter als in Oberthür's Abbildung 136. Ein 9 zeigt die Spuren eines roten Hinterleibsgürtels. Die Fühler variieren an Länge und in der Stärke der Kolben. Jedenfalls ist die Form breitflügeliger als die echte Ramburii Led. Auch der Nebelstreif der Vorder- flügelunterseite N'ariiert sehr an Deytlichkeit. 172. Zygaena Ramburii Led. — Obthr., Et. Lup. comp., W., p. 564, 565. Ein 9 von Göksun, 16. Juli, gehört wohl hierher. 173. Zygaena olivieri (B.) hebe Seitz, Gr. Schm., I., 2., p. 28. Taf. 7, //. Nur ein 9 von Göksun, 16. Juli. 174. Zygaena carniolica Sc. (hedysari Hb.). Drei Stücke von Jarbaschi sind mittelgroß mit gelb- geringten Flecken der Vorderflügel und nur schwachen Spuren eines roten Hinterleibsgürtels. 175. Procris (Ino) chloros (Hb.) chloronata Stgr. Zwei frische cf von Das Dagh bei Alexandrette, 7. Juni. Ein cT von Jarbaschi, zirka 20. Mai, ebenfalls von sehr bedeutender Größe (Vorderflügellänge 13-5 mm), hat die Vorderflügel noch vorwiegend metallisch dunkelgrün gefärbt. 176. Procris (Ino) subsolana Stgr. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4409«. Ein cf von Das Dagh bei Alexandrette, 7. Jun 274 H. Rebel, 177. Procris dno) geryon (Hb.) anceps Stgr. In Anzahl (o\ nur 1 9) von Jarbaschi, Juni. Sesiidae, 180. Sciapteron aurantiacum n. sp. (cT). Von dieser ausgezeichneten, großen Art liegt ein ganz frisches cT mit der Bezeichnung »Entili, 10. Mai« vor. Die im Endsechstel ungekerbten und unbew^imperten Fühler, das lang behaarte Palpenmittelglied, der spiralige (bräunliche) Rüssel, der schlanke Körper mit langem spitzem Afterbüschel, die durch die Beschuppung nur schwach verdickten Hinter- schienen, der getrennte Ursprung von Ader J£, und Cu^ der Hinterflügel, sowie der Ursprung von Ader M, aus dem unteren Teil der nur wenig schrägen Querader derselben stimmen mit Sciapteron tahaniforme Rott. Abweichend ist die lange Stielung von Ader R^ und Rr^ der Vorderflügel, wie sie sich auch bei den übrigen westasiatischen Arten, welche im Stgr.-Rbl.-Katalog zur Gattung Sciapteron vevemi stehen, findet. Letzteres Verhalten bestimmte Bartel wohl, sie zur Gattung Dipsosphecia Spul, zu ziehen, wiewohl auch hier starke Abweichungen \'om Typus D. iclmetimoniformis F. vorliegen. Die Fühler, über die Hälfte des Vorderrandes der Vorder- tlügel reichend, sind orangefarben, die lange Bewimperung der Lamellen ist schwarz, der feine Haarpinsel an der Fühler- spitze bräunlich. Kopf und Körper sind blauschwarz. Die Randung des Hinterkopfes, der fleckartig verbreiterte vordere Augenrand und der aufwärts gerichtete Teil der Beschuppung des Palpenmittelgliedes sind rein gelb, das spitze Palpen- endglied durchaus orangegelb. Der Halskragen seitlich nach unten mit hellgelben Flecken, desgleichen ist ein Schulter- fleck an der Flügelbasis .rein gelb. Die Schulterdecken nach Innen fein gelb gesäumt, am Ende des Metathorax zwei gelbe Seitenflecken. Die Hinterleibssegmente 2 und 4 bis 7 sind gelb gerandet, auf der Bauchseite zeigt auch das dritte Segment einen gelben Rand, wogegen es auf der Rückenseite Lcpidiiptcrenausbcute aus dem Amanu'i. "birge. 275 schwarzblau bleibt. Der Afterbüschel vorwiegend gelb und orangefarben gemischt. Die Vorderhüfte außen gelb, die Außenseite der Schienen und die Tarsen aller Beine orangefarben, nur die Oberseite der Hinterschienen etwas blässer. Die langgestreckten, schmalen Vorderflügel sind trüb orangefarben mit schwärzlichen Adern und solchem Saum. Die basale Hälfte der schmalen Mittelzelle, ein darunter liegender noch schmälerer Streifen in Zelle 1 b, sowie die basale Hälfte von Zelle 3 (zwischen Ader M^ und Cu^) bleiben glashell (unbeschuppt). An der Flügelbasis liegt unter- halb des Schulterfleckes ein kleines hellgelbes Schuppen- häufchen. Fransen bräunlich. Die Hinterflügel ganz glashell mit braunem Saum und solchen Fransen. Die Querader orangefarben, die übrigen Adern bräunlich, gelb gemischt. Die Unterseite aller Flügel bleich orangefarben, mit bräunlichen Fransen, Ader R^ und R^ der Vorderflügel schwärzlich. Auf der Unterseite läßt sich deutlich erkennen, daß auch die übrigen Zellen des Saum- feldes durch ihre schwächere Beschuppung zur Bildung eines »äußeren Glasfeldes« neigen. Vorderflügellänge 14 mm, Exp. 32 mm. Mit keiner sonstigen bekannten Art näher verwandt. 179. Sesia (Chamaesphecia) almana n. sp. (cT). Ein einzelnes cf mit der Bezeichnung >'Aolugh (bei Chanziri), 8. Juni'< steht der Sesia osmiaeformis HS. aus Süditalien zunächst, unterscheidet sich aber von demselben Geschlecht derselben durch längere, tiefschwarze Fühler, welche mit längeren und kräftigeren Wimperpinseln besetzt sind, ferner durch ziemlich breite, bleichgelbliche Randung des zweiten, vierten und sechsten Hinterleibssegmentes, durch die orangefarbige Beschuppung des Längsfeldes der Vorder- flügel und durch die viel breiter und tiefschwarz beschuppte Querader der Hinterflügel. Die Fühler, über die Hälfte des Vorderrandes reichend, tiefschwarz, mit sehr derben, lang bewimperten Lamellen. Die Stirne weißlich gelb behaart. Die sehr langen Palpen mit 27(3 H. Rebel, lang schwarz behaartem Mittelglied und spitzem, vor- wiegend gelb gefärbtem Endglied. Der Kopf überall durch eine feine, weiße Behaarung begrenzt. Der Thorax einfarbig blauschwarz. Die Beine schwarz, mit vorwiegend gelb be- schuppten Schienen und gelb bestäubten Tarsen. Die Hinter- schienen nur schwach pelzig beschuppt. Der Hinterleib schwarzblau mit breiter, bleichgelblicher Umrandung der Rückenseite des zweiten, vierten und sechsten Hinterleibs- segmentes. Der (nur teilweise erhaltene) Afterbüschel schwarz, in der Mitte schwach bräunlich. Die Vorderflügel kurz und schmal, schwarzblau, die vordere und äußere Umrandung des Saumfeldes bräunlich. Der Innenrand, beziehungsweise das hier dicht beschuppte »Längsfeld«, ist bleich orangefarben, das glasige Keilfeld der Mittelzelle sehr kurz, die Mittelbinde sehr breit, das äußere Glasfeld viel höher als breit, seine vier glasigen Zellen durch drei hellbraun beschuppte Adern voneinander geschieden. Das Saumfeld samt den Fransen braun. Die Hinterflügel mit breitem schwarzbraunen Saum, sehr breit schwarzbraun beschuppter Querader und schwärzlich- braun beschuppten sonstigen Adern. Die Fransen bräunlich. Unterseite der Vorderflügel orangegelblich mit tiefschwarzer Mittelbinde, braunem Vorderrand und Saum, jene der Hinter- flügel mit schwarzer Querader und solchem Innenrand. Vor- derflügellänge S'o mm, Exp. 18 min. Cossidcie. 180. Zeuzera pyrina L. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4718. Nur ein ganz defektes 9 von Jarbaschi. 181. Zeuzera regia Stgr. — Stgr. et Rbl., Cat. Nr. 4722. Ein großes, etwas geflogenes cf dieser seltenen Art von Atykkoj, 30. Mai. Pyvalidae, 182. Scirpophaga praelata Sc. — Rbl., Cat. Nr. 185. Nur ein kleines weibliches Stück von Das Dagh bei Alexandrette, 7. Juni. Lepidopterenausbeute aus dem Amanusgebirge. -7/ 183. Ematheudes punctella Tr. — Rbl., Cat. Nr. 219. Ein Pärchen von Jarbaschi. 184. Alophia combustella Hs. - Rbl., Cat. Nr. 607. Ein beschädigtes cf von Jarbaschi, 17. Mai. 185. Hypsopygia costalis F. — Rbl., Cat. Nr. 834. Ein 9 von Entili, 10. Mai. 186. Pyralis farinalis L. — Rbl., Cat. Nr. 836. Ein cf von Jarbaschi, 17. Mai. 187. Herculia fulvocilialis Diip. — Rbl., Cat. Nr. 846. Mehrfach von Jarbaschi und Entili, 10. bis 17. Mai. 188. Herculia almanalis n. sp. (cf, 9). Ein (geflogenes) d von Jarbaschi, 17. Mai, und zwei (frischere) 9 von Entili, 10. Mai, gehören einer neuen Art bei H. incarnatalis Z. an. Die männlichen Fühler sind beträchtlich kürzer be- wimpert als bei incarnatalis, die Gliederenden treten gegen die Spitze der Geißel schwach vor. Färbung und Flügel- zeichnung beider Arten sind einander sehr ähnlich. Die ocker- farbigen, dicht rötlich bestäubten Vorderflügel führen jedoch bei almanalis einen dunkelbräunlichen Mittelpunkt, welcher bei incarnatalis vollständig fehlt. Der erste gelbliche Quer- srreifen der Vorderflügel ist gleichmäßig nach Außen gebogen, bei incarnatalis aber mehrmals leicht gebrochen. Der äußere gelbe Querstreifen der Vorderflügel ist jedoch bei almanalis unter dem Vorderrand deutlicher gebrochen und hierauf fleck- artig erweitert. Die Hinterflügel sind im Gegensatz zu in- carnatalis, bei welcher Art sie vorwiegend rötlich bestäubt erscheinen, ausgesprochen grau, mit nur einem viel weiter nach außen gerückten, weißlichen Bogenstreifen. Die Fransen aller Flügel rötlichgrau mit heller (gelblicher) Saumlinie. Auch die Unterseite aller Flügel ist bis an das rötliche Saumfeld dichter grau bestäubt. Die Größe ist geringer als bei incarna- talis. Vorderflügellänge 9-5 bis \0 mm, Exp. 19 bis 20 mm, Sitzb. d. mathem -naturw. KL, Abt. I, 12ö. Bd. 21 278 H. Rebel, 189. Cledeobia moldavica Esp. — Rbl., Cat. Nr. 891. Mehrere cf von Entili, 10. Mai. 190. Cledeobia bombycalis (Schiff.) almanica n. subsp. (cf). Ein einzehies frisches cf von Jarbaschi (ohne Fang- datum), unterscheidet sich von typischen Stücken durch entschieden breitere Flügel. Auf den rotbraunen Vordertlügeln ist der erste Querstreifen nur gebogen (nicht scharf ge- brochen), die ockergelben Hinterflügel führen nur eine gegen den Afterwinkel verlöschende, schmälere, schwarze Saum- binde, als deren innere Begrenzung gegen den Vorderrand zu sich schwache Spuren des bei typischen bombycalis meist sehr deutlichen Querstreifens finden. Auch unterseits ist der äußere lichte Querstreifen auf allen Flügeln mehr verloschen. Vorderflügellänge Idmm, Exp. 2b mm. 191. Cledeobia consecratalis Led. — Rbl., Cat. Nr. 896. Drei J' von Jarbaschi, Chanziri und Schechle, sämtliche von 12. bis 17. Mai erbeutet. 192. Scoparia ochrealis Schiff. — Rbl., Cat. Nr. 945. Ein o^ von Jarpuz, 1 1. Juni. 193. Evergestis umbrosalis F. R. - Rbl., Cat. Nr. 1020. Mehrere Stücke (cf, Q) von Das Dagh und Entili, 7. und 10. Juni. 194. Nomophila noctuella Schiff. — Rbl., Cat. Nr. 1039. Häufig. Belegstücke von Jarbaschi und Jarpuz, Mai bis Juni. 195. Phlyctaenodes pustulalis Hb. — Rbl., Cat. Nr. 1065. Ein Pärchen von Jarbaschi, 17. Mai. 196. Phlyctaenodes cruentalis Hb. — Rbl., Cat. Nr. 1066. Ein cf von Jarbaschi, 13. Juni. 197. Mecyna polygonalis Hb. — Rbl., Cat. Nr. 1073. Mehrere Stücke von Schechle, 12. Mai, gehören der kleineren, trüber gefärbten Nominatform an. Lepidopterenausbeute aus dem Amanusgebirge. 279 198. Titanic sericatalis HS. - Rbl., Cat. Nr. 1104. Ein einzelnes, ganz frisches cf in der Gipfelregion des Dumanle Dagh (2160 w), am 10. Juni erbeutet, hat das Aus- sehen eines sehr dunklen Stückes von T. schrankiana Hoch., mit welcher Art auch die lange Bevvimperung der männlichen Fühler übereinstimmt. Die hellgraue Unterseite der Vorder- flügel mit den zwei tiefschwarzen Flecken der Mittelzelle verweist das gedrungen aussehende Stück jedoch unzweifel- haft zu sericatalis. Das Hofmuseum besitzt ein sericatalis- 9 bereits von »Marasch«. Herrich-Schäffer gab bei der ersten Beschreibung »Konstantinopel« als Vaterland an, was wahr- scheinlich auf den Olymp bei Brussa zu beziehen sein dürfte, wie dies auch Dr. Staudinger annahm. 199. Metasia carnealis Tr. - Rbl., Cat. Nr. 1123. Ein kleines, geflogenes 9 von Jarbaschi. 200. Pionea ferrugalis Hb. - Rbl., Cat. Nr. 1151. Ein auf den Vorderflügeln fast einfarbiges (zeichnungs- loses) 9 von Jarbaschi, 17. Mai. 201. Pionea verbascalis Schiff. - Rbl., Cat. Nr. 1160. Ein geflogenes cf von Jarbaschi. 202. Pyrausta aerealis (Hb.) unicolor n. subsp. (d"). Zwei männliche Stücke von Dumanle Dagh, am 3. und 10. Juni erbeutet, gehören einer neuen Lokalform an, welche weitaus die einfarbigste aller aerealis-FotmQn darstellt. Die Vorderflügel sind vollständig zeichnungslos, dunkel olivengrau, mit dunkler Teilungslinie in den lichteren Fransen. Die Hinterflügel dunkler aschgrau, ebenfalls ohne Spur einer Zeichnung, wie die Vorderflügel mit in der Endhälfte etwas lichteren Fransen. Die Unterseite aller Flügel einfarbig asch- grau, der .Apikaiteil der etwas dunkleren Vorderflügel hellgrau bestäubt. Am nächsten kommt der vorliegenden Form die var. maiiretanica Rbl., welche aber lichtere, mehr sandfarbige Vorderflügel und im Basalteil weißliche Hinterflügel besitzt. 280 H. Rebel, 203. Pyrausta virginalis ^Dup.) auroralis Z. Ein cf von Jarbaschi. 204. Noctuelia vespertalis HS. — Rbl., Cat. Nr. 1296. Ein frisches cT von Jarpuz (Das Dagh), 11. Juni. Pterophoridae, 205. Alucita pentadactyla L. — Rbl., Cat. Nr. 1348. Zwei sehr kleine Stücke C9) von Jarbaschi. Neu für das Gebiet. 206. Alucita ? calcaria Led. — Rbl., Cat. Nr. 1363. Ein beschädigtes, sehr großes cf von Entili, 10. Mai. Die Art ist bereits auch von Amasia und Palästina bekannt (M. C). 207. Pterophorus monodactylus L. — Rbl., Cat. Nr. 1387. Ein Stück von Jarbaschi. Tortf'icidae. 208. Dichelia (Hastula) hyerana Mi 11. — Chapm., Ent. xMonthl. Mag. (2), XVI., 1905, p. 100 ff., pl. 3 bis 7; ib., XVII., 1906, p. 243, pl. 3; ib. XVIIL, 1907, p. 31 ff., pl. 1, 2; Tr. Ent. Soc, 1906, p. 155, pl. 8; ib. 1908, pl. 14, Fig. 8 bis 13. Mehrere gezogene Stücke, ohne näheren Fundort, stammen wahrscheinlich aus dem Küstengebiet, wo die Raupe auf Asphodelus gelebt haben dürfte. Ein Stück gehört der dunklen Form marginatia Wlsghm. an. Chapman (1. c.) hat sich eingehend über die ersten Stände der Art und ihre Variabilität als Falter geäußert. Die Art wurde bisher östlich von Dalmatien nicht beobachtet. 209. Cnephasia incertana Tr. — Rbl., Cat. Nr. 1624. Ein cf von Entili, 10. Mai. 210. Notocelia uddmanniana L. — Rbl., Cat. Nr. 2055. Zwei in Größe sehr verschiedene ^' \'on Jarbaschi, anfangs Mai. Lepidopterenausbeute ans dem Amanusgebirge. 381 211. Laspeyresia (Grapholitha) orobana Tr. — Rbl., Cat. Nr. 2216. Ein 9 von Jarbaschi, Mitte Mai. Gelechihlae, 212. Rhinosia ferrugella Schiff, — Rbl., Cat. Nr. 2924. Von Jarbaschi und Schechle, 12. Mai, je ein Stück io, 9). 213. Pleurota pyropella Schiff. - Rbl., Cat. Nr. 3081. Ein frisches cf von Schechle, 12. Mai. 214. Pleurota metricella Z. — Rbl., Cat. Nr. 3086. Ein cT von Jarpuz, 11. Juni. 215. Pleurota galaticella Stgr. — Rbl., Cat. Nr. 3107. Ein frisches 9 von Jarbaschi di^irfte hierher gehören, obwohl auf den Vorderflügeln der Raum zwischen Mittel- und Vorderrandsstreifen sehr breit und die Hinterflügel viel dunkler, schwärzlichgrau sind. Die Gestalt des Mittelstreifens stimmt mit typischen männlichen Stücken überein, das Palpen- endglied ist sehr lang. 216. Pleurota simplex Stgr. — Rbl., Cat. Nr. 3109. Ein kleines cf von Chanziri, 9. Juni. 217. Apiletria purulentella Stt. — Rbl., Cat. Nr. 3129. Ein (geflogenes) 9 von Jarbaschi. 218. Psecadia bipunctella F. — Rbl., Cat. Nr. 3143. Mehrere frische Stücke von Das Dagh bis .Alexandrette, 7. Juni. 219. Psecadia aurifluella Hb. — Rbl., Cat. Nr. 3171. Ein cT von Jarbaschi; die Hinterflügel fast rein weiß mit schwärzlichen Fransen. 282 H. Rebel. Lepidoptercnausheutc ;uis dem Amaiiusgebirge. Tineidae. 220. Rhodobates laevigatellus HS. — Rbl., Cat. Nr. 4518. Mehrere cf von Schechle, 12. JMai. 221. Nemotois annae Z. - Rbl., Cat. Nr. 4698. Ein frisches cf von Jarbaschi, 5. Mai. 222. Nemotois fasciellus F. — Rbl., Cat. Nr. 4704. Von Schechle und Chanziri, 12. Mai, 9. Juni. Liste der neubesehriebenen Arten und Formen. Colias aurorina (HS.) tatirica Rbl., ab. 9 leiicotliea, p. 9. Melitaea phoehe (Knoch.) amanica, p. 10. Orgyia Tölgi, p. 22. Sciapteron aurantiactim, p. 32. Sesia almana, p. 33. Herciilia almanalis, p. 35. Cledeobia homhycalis (Schiff.) almauica, p. 36. Pyrausta aerealis (Hb.) nnicolor, p. 37. 283 Fragmente zur Mykologie (XIX, Mitteilung, Nr. 1001 bis 1030» Prof. Dr. Franz v. Höhnel k. M. k. Akad. (Mit 19 Textfiguren» (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Jänner 1917) 1001. Über Chaetostroma pedicillatum Preuss. Der Pilz ist beschrieben in Linnaea, 1851, 24. (8.) Bd., p. 148 und steht in der Syll. Fung. bei Volutella (IV. Bd., p. 683). Der Pilz wächst auf Rosenzweigen. Das von F'uckel in den F. rhen., Nr. 1534 auf Weinblättern unter diesem Namen ausgegebene Exemplar ist ein ganz anderer Pilz. Ein Originalexemplar von Preuss wird wohl kaum vorhanden sein. Es ist mir jedoch nicht zweifelhaft, daß der auch auf Rosenzweigen wachsende, unter dem Namen Volutella ciliaia (A. et S.) Fr. f. minor in D. Saccardo, Mycoth. ital., Nr. 1596 ausgegebene Pilz mit Chaetostroma pedicillatum Preuss identisch ist. Die Untersuchung dieses Pilzes zeigte mir, daß derselbe eine neue Basidiomycetengattung darstellt, die etwa zwischen Peniophora und Wiesnerina v. H. (Denkschr. der mat.-naturw. Klasse der Kaiserl. Akad. der Wiss. in Wien, 1907, 83. Bd., p. 7) in der Mitte steht. Der Pilz entwickelt sich aus einem hyalinen parenchymati- schen unter dem Periderm und der Epidermis eingewachsenen, gut ausgebildeten Stroma und bricht einzeln oder gebüschelt hervor. Er ist anfänglich knöpf- oder scheibenförmig, oben 284 F. V. Höhnel, konvex, unten dickstielig verschmälert, schließlich oben flach und konkav werdend und dann Schüssel- bis verbogen schalenförmig. Außen ist derselbe von langen hyalinen Borsten bekleidet, die schon auf der Basis desselben auftreten und den Cystiden gleichen. Das zähfleischige Gewebe ist unten hyalin parenchymatisch, mit 4 bis 10 [x großen, mäßig dünn- wandigen Zellen. Nach oben hin wird das Gewebe rasch radiär parallel- faserig, zeigt 1 bis 2 Schichten und besteht hier aus 2 bis ■ ; "" ^ - " ."--J ■ " / ~-v. "■ ' ' r-' '• , -''hj i^ / ^l- ■' ' '^ .. ■ f i»* •* '•',* '' ^M^^ : ' ' ■%^ \^- ....^- ■-■' Fig. I. Medianschnitt durch Peniuphofa pediciUaia (Preuss) v. Höhnel, 75 fache Vergrößerang; zwei Sporen, 1400fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. 3{X dicken, dünnwandigen, fast parallel verwachsenen Hyphen, die zum Teil in dünne Paraphysen, teils in die sehr langen, 2 bis 2-5 [Ji breiten Basidien ausgehen. Die Sterigmen sind dünn und etwa 4[i lang. Es scheinen nur zwei auf jeder Basidie gebildet zu werden. Die 0*2 bis 1mm breite rund- liche Scheibe zeigt zahlreiche Pemophora-Cystiden, die zum Teil ganz eingewachsen sind, meist aber weit vorragen. Die- Fragmente zur Mjicologie. 285 selben sind 140 bis 420 [x lang, zylindrisch, unter der Mitte mit 5 bis 6 »a respektive 8 bis 12|x am dicksten, daselbst mit 2 bis 4 [x dicker Wandung. Nach unten und nach dem ab- gerundeten oder spitzen oberen, oft dünnwandigen Ende werden sie allmählich dünner. Oben einzellig, zeigen sie weiter unten 4 bis 5 dünne Querwände. Die Sporen sind länglich, nach beiden Enden etwas verschmälert, oben ab- gerundet, unten spitz, mit Öltröpfchen im Inhalt und etwa 6 « 2 {x groß. Der Pilz ist anfänglich weiß und wird dann gelblich. Derselbe ist von Ferraris in der Flora crypt. italiana, Pars I, Fungi, 1910, Titbercularieae, p. 61 als einziges italienisches Exsikkat von Volntella ciliata angeführt! Der Pilz unterscheidet sich von Peniopliora und Wies- nerina durch die Scheiben- oder Schüsselform des Frucht- körpers. Peniophorina n. g. v. H. Basidiomyceten. Fruclnkörper festfleischig, hervorbrechend, Scheiben- bis schalenförmig, mehr minder gestielt. Außen borstig. Hymenium mit Peniophora-Cysüden. Eubasidien lang und schmal, Sporen einzellig, hyalin. Mit Peniopliora und Wiestierina \^ervvandt. Typusart: Peniophorina pedicillata (Preuss.) v. H. Syn. : Chaetostroiita pcdicillatniu Preuss 1851. Volutella pedicillata (Preuss) Sacc. 1886. VolufeUa ciliata (A. et S.) Fr. f. minor D. Sacc. 1904. 1002. Claudopus tomentellicola \ . H. n. sp. Hut weiß, halbkugelig, mit undeutlicher Papille, 3 bis Amm breit, Hutrand eingebogen. Stiel zentral oder etwas exzentrisch, wie der Hut filzig-samtig, dünn, 3 bis 4 mw/ lang. Lamellen locker stehend, weiß, dann rosa, schmal faltenförmig, bis lanzettlich und etwas bauchig, gegen den Stiel stark ver- schmälert. Cystiden fehlend. Sporen 10 bis 14^7 bis 9 jx groß, länglich, unten spitz vorgezogen, eckig, mit einem Öl- tropfen. 286 F. V. Höhnel. Auf einem morschen Laubholzstumpf auf TonienteUa sp. schmarotzend, am großen Wienerberg (Prebrunn) hei Tullner- bach im Wienerwalde, Juli 1916. Der Pilz könnte auch als Leptonia gelten und ist mit Leptonia parasitica Quelet (Flora myc. France, 1888, p. 177) nahe verwandt. Diese schmarotzt aber auf Canthardhis cibariits und wird wohl spezifisch verschieden sein, was nur der direkte Vergleich zeigen könnte. Ebenso ist der neuer- dings in Nordamerika auf Polyporns perennis entdeckte Claudopus stibdepluens Fitzpatrick (Mycologia, 1915, VII. Bd., p. 34) mit dem beschriebenen nahe verwandt oder identisch, was ohne Vergleich nicht festzustellen ist. 1003. Über Hypholoma lacrymabundum (Friesj Quelet. Diese vielfach verwechselte Art ist zwar weit verbreitet, aber überall selten. Ricken scheint sie nie gefunden zu haben. Ich fand sie dreimal bei TuUnerbach und Preßbaum im Wienerwald und einmal an einem liegenden Pappelstamm im Prater. Obwohl Maire in Bull. soc. Myc. F'rance, 1911, 27. Bd., p. 441 die Geschichte und Synonymie derselben in er- schöpfender Weise dargelegt hat, macht Ricken in seinem sonst vortrefflichen Werke über die Blätterpilze Deutschlands, Leipzig 1915, p. 243 in Unkenntnis von Maire's Arbeit die Angabe, daß Hypholoma lacrymabmiduin Fr. und Stropharia Caput Medusae Fr. derselbe Pilz ist, aus dem Fries zwei Arten gemacht hat. Das ist aber sicher falsch, wie schon aus den Angaben über die Sporen und Cystiden hervorgeht. H. lacrymabundum hat meist zylindrisch-längliche, oft etwas gekrümmte, manchmal etwas keilige, 8 -■ 4 (7 bis 9-4 bis 5 ) \>. große, durchscheinend violettbraune Sporen und 30 bis 40 ^ 1 1 bis 12[j. große, unten bauchige, oben kegelige, stumpfliche Cystiden, während H. captd Medusae nach Ricken dunkel- rotbi-aune, fast spindelige, 10 bis 12 ^ 4 bis 5 ;j. große Sporen und blasig-flaschenförmige 45 bis 60-12 bis 20 u. große Cystiden hat. Auch ist der erstere Pilz ein Laubholzpilz, der andere ein Nadelholzpilz. Fragmente zur Mykologie. -^8/ Noch bemerke ich, daß der in Hoffmann, Icones anal, fung., 1862, p. 64. Taf. 15, Fig. 3 als Hypholoina lacryma- btindiim behandelte Pilz, den Maire mit Zweifeln anführt, offenbar Hypholoina melantinum Fr.=:H. IcpicJotiim Bresa- dola ist. 1004. Über Gloniella perexigua (Speg.) Sacc. und deren Nebenfruchtform. Die Hysteriaceen harren noch einer genauen Unter- suchung auf Querschnitten. Hier gibt es neben ganz ober- flächlichen Formen auch subcuticuläre, ferner in der Epi- dermis und tiefer eingewachsene Formen. Manche Gattungen gehören überhaupt nicht dazu. So die Gattung Hysleropsis Rehm, die ich in diesen Fragmenten, Nr. 395 (VIII. Mitt., 1909) zu den Pseudophacidieen gestellt habe. Bei den Hypo- dermieen fehlt überall die nähere Angabe, ob die Frucht- körper unter oder in der Epidermis eingewachsen sind oder in der Außenwand unter der Kutikula. Ich fand, daß der Typus der Gattung Hypodermella, H. Laricis v. Tubeuf in der Epidermis eingewachsene Fruchtkörper hat, während GlonielJa pei'exigua (Speg.) Sacc. unter der Kutikula sitzt. Erst wenn diese Verhältnisse genauer bekannt sein werden, wird es möglich sein, die Hysteriaceen- Gattungen richtig zu charakterisieren und scharf abzugrenzen und ein richtiges System derselben herzustellen. An von P. P. Strasser im Mai 1916 am Sonntagsberg in Niederösterreich gesammelten dürren Zweigen von Senecio nemorensis traf ich die bisher in Deutschland nur einmal gefundene Gloniella perexigua (Speg.) Sacc. an. Die kleinen, rundlichen oder länglichen, öfter zu mehreren der Länge nach verschmelzenden Fruchtkörper bedeckten die dünnen Zweige ganz dicht. Zwischen denselben fanden sich zahlreiche Stro- mata einer Leptostromacee, die äußerlich von den schlauch- führenden G/ow/^Z/d-Fruchtkörpern nicht zu unterscheiden waren und, von der Fruchtschichte abgesehen, auch den gleichen mikroskopischen Bau zeigten. Querschnitte zeigten, daß nicht nur beide Formen unter der Kutikula eingewachsen waren, sondern daß auch einzelne gestreckte Fruchtkörper 288 F. V. Höhnel, an dem einen Ende Schläuche und an dem anderen Konidien aufwiesen, zum Beweise, daß beide zusammengehören. Der erste, der bei einer verwandten Form dieselbe Beob- achtung gemacht hat, war Fuckel (Symb. myc, II. Nachtr., 1873, p. 53), der in Leptotkyrmni Lunariae Kze. neben Conidienbildung auch reife Schläuche antraf. Da sein Original- exemplar in F. rhen., Nr. 2471 mir keine Schläuche zeigte, so vermutete ich (diese Fragmente, 518, X. Mitt., 1910) einen Irrtum von Seite Fuckel's. Da ich nun aber an einer ganz ähnlichen Form die gleiche Beobachtung gemacht habe, muß Fuckel doch richtig gesehen haben. Fuckel nennt den Schlauchpilz Microthyrnim Lunariae (Kze.). Derselbe kann jedoch nur als Hypodermiee aufgefaßt werden und müßte zu Hypoderma gestellt werden, da er zweizeilige hyaline, 16^6 ;j- große Schlauchsporen hat. Indessen stellt Rehm neuerdings (Berichte der Bayer. Bot. Ges., 1912, XIII. Bd., p. 113) zu Hypoderina die Formen mit ein- bis zweizeiligen Sporen und zu Gloniella die Formen mit zwei- bis vierzelligen Sporen, wodurch der Unterschied zwischen den beiden Gattungen verwischt wird. Da nun aber Fuckel's Pilz zweifellos am nächsten mit Gloniella sannen fortmt (de Not.) Rehm ver- wandt ist, so mag er Gloniella Lunariae (Fuck.) v. H. ge- nannt werden. Die gefundene Gloniella per ex Igua hat 170 bis 210 (j. lange, 100 bis 130 ;x breite und 40 bis 50 [x dicke Frucht- körper, die aber manchmal zu 1 bis 2 mm langen Körpern verschmelzen. Sie sind ringsum mit einer schwarzbraunen einfachen Zellschichte überzogen, die aus dicht aneinander- schließenden, polygonalen, 4 bis 5 jx breiten, gegen den Rand radiär angeordneten Zellen besteht. Ein Ostiolum fehlt völlig. Sie reißen meist mit einem Längspalt auf. Die Schläuche sitzen auf einer dünnen, kleinzelligen, hyalinen Basalschichte, sind keulig, nicht oder kaum gestielt, überall gleichmäßig dünnwandig und 40 bis 48^10[x groß. Die Paraphysen sind fädig, nicht typisch und werden schließlich undeutlich. Die Sporen sind hyalin, meist vierzellig, zartwandig und 9 bis 15-3 bis 5 |x groß. Sie stehen zweireihig im Schlauche, Fragmente '/aiv Mykolngie. -89 haben abgerundete Enden und sind bald schmal zylindrisch, bald elliptisch oder fast keulig. Die als Leptothyrina perexigtia \\ H. zu bezeichnende Nebenfrucht des Pilzes ist vielleicht schon unter irgend- einem Namen beschrieben, bei dem Umstand jedoch, daß die heutigen Beschreibungen der Leptostromaceen ganz un- geniigend und die meisten Exsikkate derselben unsicher und unbrauchbar sind, war es mir nicht möglich, dieselbe auf eine bekannte Art zurückzuführen. Dieselbe ist ganz so gebaut wie Leptothyrina Ruhi (Duby) v. H. in diesen Fragmenten, Nr. 926 (XVII. Mitt., 1915), die braunen Zellen der Deck- membran sind aber oben größer (4 bis 5 [a breit), dann zeigt sich niemals ein Ostiolum und sind die Conidien etwas größer (meist 5 bis 7 ^ 1 [i-). Der direkte Vergleich der beiden Formen zeigte mir ihre Verschiedenheit. 1005. Über Ascospora microscopica Niessl. Da nach Fries 1825 Ascospora Fries = Oligostroma Th. et S. 1915 (Phyllachoracee) ist, nach Fries 1849 aber eine Mischgattung ist, deren Tj^'pus A. hrunneola Fr. wäre, die jedenfalls keine Phyllachoracee ist und heute als Myco- sphaerella gilt, so wird es am besten sein, die Gattung Asco- spora fallen zu lassen, da sie verschieden gedeutet werden kann. Daher ergibt sich die Frage, was die einzelnen heutigen Ascospora-.\xtQx\ sind. Von Ascospora Himanlia (P.) Fr. habe ich gefunden, daß es eine Trabutinee ist: Omphalospora Th. et S. 1915. Das gleiche gilt auch von Ascospora melaena (Fr.). Ascospora microscopica Niessl ist beschrieben und ausgegeben in Rabenhorst, F. europ., Nr. 1939. Die Unter- suchung dieses Originalexemplares zeigte mir. daß der Pilz eine Hypodermiee ist, bei der auch die zugehörige Neben- frucht auftritt. Die braunen morschen i^/zi^r/s- Blätter zeigen oberseits zahlreiche unregelmäßig rundliche, 40 bis 80 [x große, unten flache, oben flachgewölbte, etwa 20 »x dicke Frucht- körper, die sich auf der Epidermis unter der Cuticula ent- wickeln. Die große Mehrzahl dieser Fruchtkörper ist bereits 290 F.v. Höhnel, entleert und zeigt oben ein scharf begrenztes, unregelmäßig rundliches, 8 bis 10 [a großes Ostiolum, das sich öfter stark erweitert. Die meisten der nicht verblühten Fruchtkörper sind eine Leptostromacee mit gerade-zjündrischen, hyalinen, 12 bis 14 |x langen und 2 bis 3 [x breiten Conidien, die in einer einfachen Lage auf kaum merklichen kurzen Trägern auf einer sehr dünnen, hyalinen Basalschichte sitzen, die aus sehr kleinen, unregelmäßig angeordneten Zellen besteht. Diese Conidien sind oben abgerundet, unten kurz zugespitzt und zeigen 4 bis 6 glänzende Tröpfchen im Inhalt. Es scheint, daß sie schließlich vier- bis sechszellig werden. Die Frucht- körper haben eine ringsherumgehende, oben nur 2 bis 3 (x dicke, an der Basis 5 bis 7 \j. dicke, braun- oder violett- schwarze, einzellschichtige Haut, die oben und unten gleich gebaut ist und in der Mitte aus polygonalen, gegen den Rand zu etwas radiär verlängerten, oft mäandrisch verlaufenden und lappigen Zellen besteht. Diese Leptostromacee kann weder als Leptothyrlna v. H. (diese Fragmente, Nr. 926), noch als Rhabdothyrium v. H. (diese Fragmente, Nr. 927) noch als Leptothyrium Kze. (diese Fragmente, Nr. 518) angesehen werden. Sie stellt eine neue Formgattung dar, die ich Rhahdothyrella nenne. Rhabdothyrella v. H. n. g. Leptostromaceae. Fruchtkörper klein, subcuticulär, oben und unten mit einer mehr minder deutlich radiär gebauten, zelligen, einlagigen, fast schwarzen Grenzhaut versehen. Frucht- boden unten, flach, hyalin, dünn, aus sehr kleinen unregel- mäßig angeordneten Zellen bestehend. Conidienträger sehr kurz. Conidien zylindrisch, mittelgroß, hyalin, einzellig (mit einer Reihe von Öltröpfchen [schließlich mehrzellig?]), nur einmal gebildet und daher in einer Lage parallel nebeneinander stehend. Blattbewohner. Nebenfrüchte von Hypodermieen. Typusart: Rhabdothyrella microscopica v. H Sj'n. : Ascospora microscopica Nie ssl pro parte. Genau die gleichen Fruchtkörper, doch meist weniger dunkel gefärbt, treten, Schläuche enthaltend, aber nicht ganz Fragmente zur Myk'Ar'-ie. 291 ausgereift, sehr spärlich und schwer zu finden, zwischen den Conidien führenden Fruchtkörpern auf. Die Schläuche sind keulig-spindelig, ziemlich derbwandig und kurz gestielt, 28-8 bis lOjA groß. Dazwischen sind fädige, zum Teil oben schwach länglich verdickte und gerade Paraphysen vor- handen. In den Schläuchen liegen schief in zwei bis drei Lagen acht längliche, etvvas spindelige oder fast keulige, hyaline, gerade, einzellige, 8-2 bis 2*5 |jl große Sporen, die ein paar Öltropfen enthalten und zuletzt vielleicht zweizeilig werden. Ich habe sie nur im Schlauche nicht ganz ausgereift beobachtet. Die von Niessl angegebenen Sporen sind nicht die Schlauchsporen, sondern die Conidien. Er hat die Conidien- früchte übersehen und die herumliegenden Conidien für aus- getretene Schlauchsporen gehalten. Dieser Schlauchpilz ist eine zweifellose Hypodermiee und mag vorläufig als Gloniella microscopica (Niessl) v. H. bezeichnet werden. Indessen müssen die Hypodermieen noch kritisch nachgeprüft werden und wird erst festzustellen sein, was eigentlich Hypoderma DC. ist, denn diese Gattung ist heute eine Mischgattung. Ich stelle bis auf weiteres jene hierhergehörigen Formen, welche subcuticulär wachsen, zu Gloniella Sacc. (em. v. H.) und jene, die in oder unter der Epidermis eingewachsen sind, zu Hypoderma DC. (em. \-. H.). Noch sei bemerkt, daß Rhahdothyrella der Gattung Cysto- thyvinm Spegazzini (Bol. Acad. nac. Ciencas de Cordoba, 1887, XL Bd., p. 303, Nr. 430, 431) möglicherweise nahesteht oder davon nicht genügend verschieden ist. Dies festzustellen, reichen Spegazzini's Angaben nicht hin. 1006. Über Hypoderma Rubi (?.) und Leptostroma virgultorum Saccardo. Unter Leptostroma uirgultorimi versteht Saccardo (Michelia, 1881, II. Bd., p. 353) nur die Nebenfrucht von Hypoderma virgultorum DC. f. Rubi — Hypoderma Rtihi (P.). Es ist daher falsch, wenn Diedicke (Krypt.-Fl. Brandenb., IX., Pilze, VII., p. 716) Leptostroma uirgultorum Sacc. zu 292 :: V. Hühnel, Hypoderma virgultorum (P.) DC. überhaupt zieht, denn diese Art, welche Rahm (Ber. ßayr. bot. Ges., München, 1912, XIII. Bd., p. 112) m\i Hypoderma coimmine (Fv) Duby sj'no- nym erklärt, ist vielleicht eine Mischart, deren Formen, wie mir das Exemplar von Hypoderma commune (Fr.) Dub}' auf Prenanihes-Stengeln in Krieger, F. sax., Nr. 2273 zeigte, einander allerdings sehr nahe stehen werden. Indeß ist auf jeden Fall der von Di ed icke, 1. c. be- schriebene Pilz, wenn seine Angaben und Fig. 8, p. 718 richtig sind, von Leptostroma virgultorum- Sacc. völlig ver- schieden. Da ich im Sommer 1916 auf Rubus-Ranken beide oben genannten Pilze so vergesellschaftet fand, daß an ihrer Zu- sammengehörigkeit nicht gezweifelt werden konnte, war ich in der Lage festzustellen, was Leptostroma virgiiltorum Sacc. ist. Hypoderma Rubi (P.) entwickelt sich in der Epidermis und ist mit der Außenwand derselben fest verwachsen. Das Gehäuse des elliptischen bis l mm langen, O'o mm breiten und 120 [A dicken Pilzes ist auch an dünnen Querschnitten ganz schwarz. Die Basalschichte ist etwa 10 bis ]5|x dick; doch wechseln ganz dünne Stellen mit dicken ab. Die Außen- kruste ist am Rande ähnlich dünn und wird gegen die Mitte allmählig 50 ;a dick. In der Mitte befindet sich der vorgebildete Längsspalt, mit dem der Fruchtkörper sich öffnet. Dieser Spalt ist von hyalinem, quellendem Gewebe begrenzt. Die Fruchtschichte ist streng basal. Die Schlauchfrucht tritt zer- streut in den dichten Heerden der Nebenfrucht auf. Diese, das Leptostroma virgultorum Sacc. entwickelt sich ganz so, wie die Schlauchfrucht streng in der Epidermis, ist daher keine subcuticuläre Leptostromacee. Die meist länglichen. 160 bis 320 [X langen, 100 bis 180 [x breiten und 70 [a dicken Stromata zeigen, von oben gesehen, einen etwas unregel- mäßigen Rand, der breit opak schwarz ist und ein braunes Mittelfeld, in dem ein bis vier scharf begrenzte rundliche acht bis 12[jl breite, flache Ostiola, meist in der Mitte in einer Reihe liegen. Am Rande der Stromata finden sich kurze, lappige 4 bis 6 [Jt breite Hyphenfortsätze. Das Mittelfeld zeigt Fragmente zur Mykologie. -93 eine Lage von braunen, dichtstehenden, 2 bis 3 [j. großen Parenchymzellen, welche die Decke des Stromas bilden und der Außenwand der Epidermiszellen mit ihren Fortsätzen nach innen fest angewachsen sind. In dieser Deckschichte bleiben die Ostiola als Löcher frei. Die schwarzbraune Basalschichte des Pilzes ist sehr ungleich entwickelt, stellenweise ganz dünn oder dick, auch bildet sie Fortsätze nach oben, die eine schwache Kammerung des Loculus bewirken. Durchschnittlich ist die Basalschichte etwa 8 [Jt, dick und besteht aus offenen, 3 bis 5 [x großen Parenchymzellen. Auf der Basalschicht liegt eine ziemlich dicke Lage von kleinen hyalinen Zellen, auf der die einfachen, etwa 16 bis 24^1 ;x großen Träger dicht angeordnet sitzen. Die Conidien sind stäbchenförmig, etwa 3 bis 6^0-5 bis 1 (jl groß. Der Pilz paßt ganz gut in die von mir in diesen Frag- menten, Nr. 962, XVIII. Mitt., 1916 aufgestellte Gattung Hypo- äennina. Die Typusart H. nerviseqiiia (Link) v. H. hat zwar lang gestreckte, schmale Stromata mit deutlichen Loculi; allein das sind nebensächliche Umstände, die Querschnitte beider Pilze gleichen sich in allen wesentlichen Punkten. Er muß daher Hypodermina vlrguUoriim (Sacc.) v. H. genannt werden. Zur Vervollständigung meiner Angaben über Hypodermina nervisequia bemerke ich noch, daß auch bei dieser Typusart die dünne Decke Durchbrechungen zeigt, welche den östiolen entsprechen. Meist bleiben einzelne Epidermiszellen ohne Deckenbelag. Doch finden sich auch sonst rundliche, kleine Stellen ohne Deckenbelag. Auch habe ich mich nun davon überzeugt, daß die Loculibildung keine so ausgesprochene ist, wie ich angab, so daß auch in dieser Beziishung kein wesentlicher Unter- schied zwischen den beiden Hypodermina-Avten besteht, um so weniger als auch die Typusart manchmal nicht verlängert ist; offenbar müssen die ganz langen und schmalen Stromata durch Verschmelzung von mehreren kleineren entstanden sein. Dementsprechend muß die Beschreibung der Gattung Hypodermina etwas geändert werden. Die Gattung Hypoderma DG. ist auch in ihrer heutigen Begrenzung eine Mischgattung. Es gilt dies wahrscheinlich für die meisten H\^podermieengattungen, denn die hierher Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 22 294 F. V. Höhncl, gehörigen Arten sind noch nicht auf ihr Verhalten im Quer- schnitt, das maßgebend ist, geprüft worden. Die Hypodermieen und Phacidiaceen stehen den Dothideales sehr nahe und müssen nach ähnlichen Gesichtspunkten wie diese behandelt werden. Es dürfen daher nicht wie bisher Arten, deren Frucht- körper oberflächlich, subcuticulär, intraepidermal oder tiefer liegen, in dieselbe Abteilung oder gar Gattung gestellt werden. Schon eine zweite bisher als typische Art der Gattung Hypodernta betrachtete Form verhält sich ganz anders H. Riibi (P.). Die Fruchtkörper von Hypoderma scirpinum DC. ent- wickeln sich subcuticulär und haben daher auch eine echte Leptostromacee Leptostroma scirpinum Fries als Neben- frucht (siehe diese Fragmente, Nr. 928, XVII. Mitt, Nr. 1915). Hypoderma scirpinum DC. wird daher als Gloniella Sacc. emend. Rehm. zu gelten haben. Diese Gattung ist bisher auch in Rehm's Fassung (1. c, p. 113) von Hypoderma ganz un- genügend abgegrenzt. Eine ganz scharfe Abgrenzung \\ird aber gewonnen, wenn man zu Hypoderma die intraepidermalen, gegebenenfalls auch die subepidermalen Formen stellt und zu Gloniella nur die subcuticulären. Ebenso verhält es sich mit Hypodermella Tubeuf (Bot. Zentralbl., 1895, 61. Bd., p. 49). Während sich die Typusart Hypodermella Laricis Tub. in der Epidermis entwickelt, bildet sich die zweite Art, Hypodermella sftlcigena (Link) Tub., eine Zellschichte tief unter der Epidermis aus. Es ist offenbar eine andere Gattung, Lophodermella v.H.„ die einen Übergang zu Lophodermimu bildet. 1007. Über die Stellung der Gattungen Entopeltis v. Höhnel und Vizella Saccardo. Die Ursache, warum viele Ascomycetengattungen falsch eingereiht werden, beruht in der Regel entweder darauf, daß der betreffende Gattungstypus unrichtig oder ungenügend be- schrieben wurde oder daß die Abteilung, in welche er gehört, falsch charakterisiert wird. So überzeugte ich mich, daß die Euphacidieen undPseudophacidieen ganz falsch gekennzeichnet wurden, so daß man zu falschen Beurteilungen gelangt, wenn man sie nach der falschen Charakteristik dieser Familien vornimmt. Fragmente zur Mykologie. -95 Dasselbe gilt auch für die Hypodermieen. Diese werden gewohnterweise mit den Hysterineen in Verbindung gebracht, offenbar deshalb, weil jene Hypodermeen, die auf schmalen, langgestreckten Substraten wachsen, so wie die Hysterineen meist mit einem Längsspalt aufreißen. Dieses Merkmal ist aber nebensächlicher Art und ist durch die Form des Sub- strates bedingt, denn auf breiten Blättern wachsende Hypo- dermeen bilden oft ein rundliches Ostiolum aus. Die Hysterineen dürften sich aus den Lophiostomaceen entwickelt haben und mit diesen zusammen eine natürliche Gruppe bilden, was indeß noch studiert werden muß; mit den Hypodermieen haben sie gewiß nichts zu tun. Die Folge des Umstandes, daß die H3'^podermieen un- richtigerweise als mit einem zarten Längsspalt sich öffnende Fruchtkörper besitzende Pilze gekennzeichnet werden, ist, daß man bei Formen, die ein rundliches Ostiolum aufweisen, gar nicht daran denken kann, sie als Hypodermieen zu be- trachten. Ein kritisches Studium der Typen der Hypodermieen- gattungen wird lehren, wie die Hypodermieen zu kennzeichnen sein werden, welcher Umfang dieser Gruppe zuzuschreiben sein wird, ob man zu ihr nur subcuticuläre Formen (Gloniella Rehm, non Sacc.) oder auch intraepidermale (Hypoäermella Tubeuf) oder auch Formen mit noch tiefer entstehenden Fruchtkörpern stellen wird. Sicher ist, daß die subcuticulären, nach ihren sonstigen Eigenschaften hier in Betracht kommenden Formen alle als echte Hypodermieen zu gelten haben werden. Als ich 1910 (X. Mitt. dieser Fragmente, Nr. 489) die Gattung Entopeltis aufstellte, blieb ich aus den auseinander- gesetzten Gründen über ihre Stellung ganz im Unklaren. Nun aber steht für mich fest, daß es eine echte Hypodermiee ist. Entopeltis interrnpta (Wint.) v. H. verhält sich im Frucht- körperbau ganz ähnlich wie Gloniella Rehm non Sacc. und wächst ebenso subcuticulär. Das Verhalten des Ostiolums ist ganz gleichgültig, da rundliche Mündungsöffnungen auch bei G/o7//W/ö-Fruchtkörpern vorkommen. 296 F. V. Höhnel, Ebenso ist die Gattung Vtella Sacc. (Syll. fung., 1883, II. Bd., p. 662) nach Theyssen's Beschreibung des Typus derselben, Vizella conferta (Cooke) Sacc. (Broteria, Ser. Botan., 1914, XII. Bd., p. 14, Fig. 1) eine echte subcuticuläre Hypodermiee. Der Pilz wurde von Cooke (Grevillea, 1877, VI. Bd., p. 118) zuerst aXs Micropeltis conferta beschrieben, mit braunen, einzelligen Sporen. Nach Theyssen sind jedoch die Schlauch- sporen mauerförmig geteilt und hyalin. In denselben Frucht- körpern kommen auch braune einzeilige Conidien vor, die von Cooke für Schlauchsporen gehalten wurden. Cooke und Saccardo betrachten den Pilz als Mikro- thyriacee, Theyssen scheint ihn als Sphaeriacee aufzufassen. Er ist aber eine typische H\-podermiee. 1008. Über Phacidium Piceae Fuckel. Der Pilz ist in Fuckel, Symb. myc, 1873, II. Nachtr., p. 51 beschrieben und in den F. rhen., Nr. 2561 ausgegeben. Rehm (Hysteriac. und Discomyc, 1887 bis 1896, p. 80) stellte den Pilz zu Coccomyces. Die Untersuchung des Originalexeniplares zeigte mir, daß derselbe nichts anderes ist, als die auf Weißtannennadeln wachsende Form von Lophodermiurn pinastri (Sehr ad.). Rostrup (siehe Lind, Rostrups Danish Fungi, 1913, p. 146) nennt diese Form Lopliodermium ahietis R., die sich durch kürzere Schläuche und Sporen von der Form auf Föhrennadeln unterscheiden soll. Wenn man dies tut, müßte der Name Lophodermiurn Piceae (Fuck.) v. H. angewendet werden. Allein, soviel ich sah, ist diese Unterscheidung nicht stichhaltig. 1009. Über die Gattung Pseudophacidium Karsten. Diese Gattung wurde in Acta Soc. Fauna et Flora fenn., 1885, II. Bd., Nr. 6, p. 157 aufgestellt. Die Typusart ist Ps. Ledi K. Psendophacidinm Ledi entwickelt sich nach Fragment Nr. 101 1 ganz in der Epidermis, ist mit der Außenwand Fragmente zur Mykologie. 297 derselben fest verwachsen und öffnet sich mit einem vor- gebildeten, wulstig berandeten Längsspalt. Karsten stellt die Gattung in die Familie IV. Phacidia- ceac Fries-Karsten Subfamilie I. Trihlidieae, welche er so charakterisiert: Apothecia erumpentia, mox superticialia, nigricantia. Psendophacidilun soll lappig aufspringende Apothecien haben. Ps. Ledi hat aber weder hervorbrechende noch lappig aufspringende Apothecien. Daher ist die Gattung von Karsten Fig. 2. .Mediansclinitt durch Psetidophacidiiuit Ledi (A. et Schw.) Karsten, IGO fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prot". Josef Weese. falsch beschrieben worden. Derselbe stellte in die Gattung noch drei w^eitere Arten, davon ist Ps. nigosiim (Fr.) ein Phacidmm, während Ps. dcgenerans K. und Ps. Calhmac K., wie sich zeigen wird, in zwei verschiedene. Gattungen gehören, so daß die vier von Karsten zu Pseiidophacidinm gestellten Arten in ebensoviele Gattungen gehören.. Daraus geht hervor, daß nur Ps. Ledi, die erst angeführte Art, als der Typus der Gattung in dieselbe gehört und daß Psendopliacidiuui anders charakterisiert werden muß. 298 F. V. Höhne 1, Pseudophacidium Karsten emend. v. Höhnel. Ascomata ganz in der Epidermis eingewachsen und mit der Außenwand derselben bleibend verwachsen, mit einem vorgebildeten, wulstig berandeten Spalt sich schalenförmig öffnend. Paraphysen zahlreich, fädig, einfach. Asci keulig, achtsporig; Sporen hyalin, länglich, einzellig. Gehäuse gut entwickelt, unten braun parenchymatisch, oben faserig. Typusart; Ps. Ledi (A. et S.) Karsten. Syn. : Xyloma Ledi Alb. et Schw. 1805. Phacidiuni Ledi (A. et S.) Schmidt (1817. Die Untersuchung einiger heute in der Gattung stehenden Arten ergab folgendes: Pseudophacidium degenerans Karst. (Act. Soc. Fauna et Flora fenn., 1885, II. Bd., Nr. 6, p. 157) ist von der Typusart völlig verschieden. Der Pilz entwickelt sich unter dem Periderm und wird schließlich von den Peridermlappen begrenzt. Ein ausgebreitetes Basalstroma fehlt. Die Ascomata sind polster- förmig und zeigen ringsum eine opakschwarze, parenchy- matische, unten 36 bis 80 [ji, oben 60 [i dicke Schichte, die oben aufreißt. Das Hypothecium ist blaßbraun, weich, mikro- plektenchymatisch; Paraphysen zahlreich, schleimig verklebt, kein deutliches Epithecium bildend. Nach Krieger, F. saxon., Nr. 1785, die meist überreif ist. Pseudophacidium Rhododendri Rehm (Hyst. u. Discomyc, p. 95), Asc. exsicc, Nr. 772 b'. Ist gleich gebaut, doch ist ein ausgebreitetes, unter den Fruchtkörpern 90 «x dickes, opak- schwarzes, parenchymatisches Basalstroma vorhanden. Decke ebenso, 25 bis 50 [x dick, innen mit hyaliner Quellschichte. Entsteht auch unter dem Periderm. Pseudophacidium Befulae Rehm (i.e.) in Krieger, F. sax., Nr. 90 zeigt große, hoch polsterförmige, stark hervorbrechende, unter dem Periderm entstehende Frucktkörper. Es ist ein ausgebreitetes, etwa- 70 ;j- dickes, schwarzopakes Hypostroma vorhanden, auf dem unter den Fruchtkörpern ein bis 300 ;x dickes, bräunliches Hypothecium sitzt, das aus fast senkrecht gereihten, sehr zartwandigen großen Parenchymzellen besteht. Fragmente zur Mykologie. 299 Seitlich ist eine etwa 40 [j-, oben eine bis 80 [x dicke (hier schollig-rauhe) schwarze Kruste vorhanden, die aus offenen, 7 bis 10 JA großen Parenchymzellen, mit starker, hyaliner Membranverdickung besteht. Die Schlauchsporen gleichen voll- kommen Myxofusicoccum-Comdien. Die Schläuche sind keulig, 60 bis 100^10 bis 11 [j- groß und unten allmählich in einen bis 35 |x langen Stiel übergehend. Paraphysen völlig fehlend. Unter der schwarzen Deckschichte befindet sich eine etwa 20 bis 30 |x dicke hyaline, undeutlich parenchymatische Schicht, welche verquillt. Die Decke fällt schließlich ganz ab und man sieht dann die bräunlich-rötliche Fruchtscheibe, schwarz berandet, freiliegend vom Periderm begrenzt. Pseudophacidinm Callnnae Karsten (1. c, p. 157) gleicht ganz der vorigen Art. Auch hier fehlen die Paraphysen völlig und gleichen die Sporen Myxoßisicocaim-Con'idien. Pseiidophacidium rugosiim (Fries) Rehm weicht nach einem Exemplar vom Sonntagsberg in Niederösterreich vom Typus der Gattung, Phacidium lacerum eigentlich nur durch die zahlreicheren Paraphysen ab. Der Pilz entwickelt sich am Rande ein bis zwei Zellschichten unter der Epidermis. Der Pilz wird besser Phacidium rugosum Fries genannt. Pseudophacidivim microspermum (Fuckel) Rehm (1. c, p. 97) = Discella microsperma B. et Br. f. ascophora Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 263) entwickelt sich unter dem Periderm. Ein braunes kleinzelliges Basalstroma ist vorhanden. In diesem finden sich die Loculi der Discella microsperma {zzz Myxofusi- coccnm melanotrichmn [Gast.] v. H.), die also sicher dazu gehört. Seitlich und oben ist eine rötlichbraune Schichte gut entwickelt, oben bis über 50 \j. dick und aus etwa 4 [x großen Parenchymzellen mit hyaliner Verdickungsschichte bestehend. An der Basis ist die gefärbte Schichte heller und verschieden stark entwickelt, meist nur 25 \>. dick. Paraphysen fehlen völlig. Schläuche keulig, gestielt. Pseiidophacidium Relimii (Feltgen) v. H. (diese Sitzungs- berichte, Abt. 1, 1906, 115. Bd., p. 1264) hat ein mächtiges, unter den Fruchtkörpern bis 280 [x dickes, dunkelbraunes, aus dünnwandigen, 4 bis 5 |x breiten, öfter gestreckten Par- enchymzellen bestehendes Hypostroma. Das Gehäuse ist 300 F. V. Höhnel, seitlich und oben sehr gleichmäßig 30 bis 40 |x dick; schwarz- braun parenchymatisch; Zellen 4 bis 5{j. dick. Decke innen mit einer hyalinen, 25 bis 30 ja dicken Schichte versehen, die aus palissadenartig angeordneten verquellenden, öfter quer- geteilten Zellen besteht. Paraphysen völlig fehlend. Der Pilz entwickelt sich unter dem Periderm und ist oben mit zahl- reichen Oxalatdrusen locker inkrustiert. Vergleicht man die Beschreibungen dieser Pilze mitein- ander, so erkennt man, daß sechs derselben einander sehr Fig. 3. Medianschnitt durch Myxophaciäiella Rehmii (Feltgen) v. H., 90 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. ähnlich sind. Die Entwicklung des Basalstromas ist sehr ver- schieden gut und kann dasselbe auch völlig fehlen. Dasselbe hat in diesem Falle keinen Gattungswert. Hingegen zeigen einige Arten zahlreiche, schleimig verklebte Paraphysen, die bei anderen völlig fehlen. Demnach stehen die beschriebenen Pilze in zwei gut verschiedenen Gattungen. Diese gehören zu den Phacidieen. Die Arten derselben unterscheiden sich von Phacidhim dadurch, daß sie größer und scheibenförmig sind, sich unter dem Periderm entwickeln und von dem Peri- derm lappig begrenzt werden. Fragmente zur Mykologie. 301 Myxophacidium n. g. v. H. Plmcidiaceae. Ascomata scheiben-polsterförmig, unter dem Periderm entstehend, meist wenig hervorbrechend, von den Peridermlappen schließHch begrenzt. Ausgebreitetes braunes bis schwarzes Basalstroma vorhanden oder fehlend. Ascomata meist ringsum von einem dicken braunen bis schwarzen parenchymatischen Gehäuse umgeben, das schheßlich oben lappig aufreißt, wodurch die flache P>uchtschichte bloßgelegt wird. Asci keulig, meist gestielt, achtsporig. Sporen hyalin, einzellig, länglich. Paraphrasen einfach fädig, zahlreich, schleimig verklebt, kein deutliches Epithecium bildend. Wahr- scheinlich Myxofiisicocciiin Died. als Nebenfrucht. Fig. 4. .Medianschnitt durch Myxophacidiiiin Rhodoiicndri (Reh ml v. H. 70 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. Typusart: Myxophacidiiiin degefieraiis (K.) v. H. Syn.: Pseitdophacidiiiin de.^^enerans Karsten 188."). Dothiora Vaccinü F u c k e I 1875. Ccnangium Vaccinü (Fuck.) Sacc. 1889. Hierher gehört noch .1/. Rhododendri ('Rehmi v. H. Myxophacidiella v. H., n. g. .Wie Myxophacidium, aber Paraphj-sen völlig fehlend, Asci stets langgestielt. Sicher Myxofusicoccum als Neben- frucht. Typusart: Myxophacidiella uiicrosperma (Fuck.) v, H. Syn.: Dhcella uiicrosperma B. et Br. f. ascophora Fackel, 1869. Psettdophatidiniii iiiicfospcniniin (Fuck.) Rehm 1888. 302 F. V. Hühnel, Die Nebenfrucht dieses Pilzes ist sicher Myxofusicocciim melanotriclmm (Castagne) v. W. :=: Discella microsperma B, et Br. (siehe Fragment Nr. lOU). Hieher gehören noch MyxophacidieUa Behilae (K ehm)v.H., M. Rehmii (F.) v. H. und M. Calhmae (Karst.) v. H. ^^'>~-'y^-'^f1^^'^'^^..>Jf^ Fig. 5. Medianschnitt durch MyxophacidieUa microsperma (Fuck.) v. H. 100 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. Zu MyxophacidieUa Betnlae, beziehungsweise Myxophaci- dieUa Rehmii werden als Nebenfrüchte gehören Myxo/usicoccuiu Betulae Jaap und M. deplanatmii Died. (non Lib.) inKiyptfl. Brand., IX., Pilze, VII., 1914, p. 903 und 317. FJK. <".. Medianschnitt durch MyxophacidieUa Betulae (Rehm) v. H., 60 fache Vergrößerung. Gezeiclinet von Prof. Josef Weese. Wien. In diesen Sitzungsberichten, Bd. 115, Abt. I, 1906, p. 1264, gab ich an, daß die Gattung Pseudophacidium eigentlich zu den Dothideaceen gehört; dies würde sich nun auf die beiden Gattungen Myxophacidiiim und MyxophacidieUa beziehen. Die- selben zeigen sicher eine gewisse Verwandtschaft mit den Fragmente zur Mykologie. 303 Dothideaceen; indeß betrcichte ■ ich sie jetzt als Pseudo- phacidieen, da sie ein scheibenförmiges, schließlich freies Hymenium haben. Hingegen ist Schizothyriiun Ptarmicac (Desm.) eher eine Dothideaceae (Trahutineae). Da noch viele andere Myxoßisicocaim- Avien beschrieben sind, so sind noch zahlreiche Myxophacidiella- und vielleicht auch Myxophacidium-Avten zu erwarten, während andrerseits auf den Ericaceen Myxofusicoccttm- Arten vorkommen müssen, wo solche noch nicht bekannt sind. n /ll' • (7 'I ^ ' n n b Fig. 7. Zwei Schläuche von Myxophacidiella Calliinae (Karst.) v. H., 300 fache Vergi'ößerung ; acht Sporen, 800 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. Pseudophacidimn atroviolacetim v. H. (Österr. botan. Zeitschr., 1905, 55. Bd., p. 187) z=. Cenaiighmi Strasser i Rehm (Ann. mycol., 1915, XIII. Bd., p. 1 und Verh. der zool.-bot. Gesellsch. Wien, 1915, 65. Bd., p. 160) ist kaum mehr als eine Farbenvarietät von Phacidmm verecundnm Bomm., Rouss., Sacc. (Bull. Soc. Roy. Bot., 1891, 29. Bd., p. 233; und ist auch gewiß identisch mit Phacidüim discolor Mout. et Sacc. (Syll. Fung., 1889, VIII. Bd., p. 716). Der Pilz entwickelt sich unter dem Periderm und ist scheibenförmig. Um denselben herum ist ein hj^alines dichtes Plectenchym entwickelt, das aus gelatinösen 3 [jl dicken H3'phen besteht. Die Basis ist flach. Das Hypothecium ist hj^alin oder subhyalin. Ein Gehäuse fehlt völlig. Oben befindet sich ein bis 170 ;x dickes schwarzviolettes Epithecium, das aus den dicht parallel verwachsenen Enden der Paraphysen besteht. 304 F. V. Höhnel. die einen schwärzlichen Inhalt haben. Dieses Epithecium reißt schließlich mehrlappig auf, wird zurückgebogen und so die Schlauchschichte bloßgelegt. Unten hängt an diesen gefärbten Epitheciumlappen noch eine dicke Schichte, die aus hyalinen Teilen der Paraphysen besteht. Letztere sind sehr zahlreich, gelatinös, am reifen Pilz oben stets abgerissen. Der ganze Pilz ist weichfleischig. Daraus ist zu ersehen, daß derselbe eine Stictidee ist, die eine eigene Gattung darstellt. Diese ist für den Pilz von Potebnia (Zeitschr. für Pflanzen- krankh., 1912, 22. Bd., p. 147) aufgestellt und Phacidiella ge- nannt worden. Potebnia betrachtet den Pilz als Pseudo- phacidiee, was aber falsch ist. Seine Angabe, daß die Apo- thecien in ein Stroma eingesenkt sind, ist unrichtig. Nach Potebnia ist die Nebenfrucht des Pilzes Phacidiopycnis Malorum Potebnia, welche aber schon von Fuckel als Cytispora Pyri Fuckel 1860 beschrieben worden war. Sie hat nun, da Phacidiopycnis Pot. =z Disciila Sacc. ist, Discula Pyri (Puck.) v. H. zu heißen. Da Potebnia's Gattungsbeschreibung von Pliacidiella unrichtig ist, gebe ich eine neue. Phacidiella Potebnia emend. v. Höhnel. Stictideae. Ascomata unter dem Periderm . eingewachsen und schließlich von den Peridermlappen berandet, flach scheibenförmig, fleischig, ohne Gehäuse. Paraphysen sehr zahlreich, einfach-fädig, die Asci weit überragend, oben ge- färbt und parallel yerwachsend ein dickes, schließlich lappig zerreißendes Epithecium bildend, das hinausgebogen und ab- geworfen wird. Schläuche keulig, achtsporig, gestielt. Sporen hj^alin, einzellig, länglich. Jod gibt nirgends Blaufärbung. Typusart : Phacidiella discnlor ( M o u t. et S a c c.) P o t e b n i a, 1 9 1 2. Syn.: Phacidinm discoJnr Mnut. et Sacc. 1S8 — Stegilla Reichb. 4. Eustega Fries, ISX'd^ Stegia Fries. 5. Etistegia Fries, 1823 = Stegia Fries. 6. Stegia Link, 1826 (Gastromycet). 7. Stegilla Reichenbach, 1S28 = Stegia Fries. Fragmente zur M3fkologie. 307 8. Sphaerothyriiim VVallroth, 1833 =: Stegta Fries, 9. Etistegia Rafinesque, 1838 (Melastomacee?, 1. c, P. 359). Nach dieser Übersiclit kommen statt der verbrauchten Namen Stegia Fries und Eustegia Fries nur die Namen Eiistega Fries, 1819, Stegilla Reichb., 1828 und Sphaero- thyrium Wal In, 1833 in Betracht. Daher muß nun der Name Eiistega Fries, 1819 an- gewendet werden. Fries führt in Observat. myc, II, 1818, p. 352 in der Gattung Stegia nur die eine Art: St. discolor Fr. an, die verschollen ist. In Elench. Fung., 1828, II. Bd., p. 112 führt Fries bei Etistegia zwei Arten auf. Neben der E. discolor noch die E. armidinacea (DC), die heute als Mollisia gilt. In Summa Veg. Scand., 1849, p. 370 kommt als dritte Art die Stegia Ilicis dazu, die heute als Trochila gilt. In allen drei Werken erscheint Stegia discolor Fr. als die Typusart. Auf diesen Pilz allein darf der Name Eiistega Fries, 1819 angewendet werden, mit den Synonymen Stegia Fr., Eustegia Fr., Stegilla Rbch., Sphaerothyriiim Wallr. Die heutigen Stegia-Av\.Qn im Sinne Rehm's müssen neu eingereiht werden. Die vier bei Rehm in der Gattung Stegia aufgeführten Arten zeigten bei der Prüfung auf Querschnitten folgendes: 1. Stegia Latiri (Caldesi) Sacc. besitzt im Mesophyll ein hyalines, zartwandig-parenchymatisches Stroma, das den Fruchtkörper unter der Epidermis entwickelt, die deckeiförmig abgeworfen wird. Der Fruchtkörper ist flach, scheibenförmig, mit einem etwa 40 »j. dicken Hypothecium, das aus deutlichen, hyalinen oder blassen, zartwandigen, ziemlich großen Par- enchymzellen besteht, die gegen den Rand hin in Reihen stehen und blaßbräunlich werden und hiedurch ein Excipulum andeuten, das aber nicht vorragt. Der Pilz ist ganz so gebaut wie Psetidopeziza Trifolii (Beruh.) Fuck. und unterscheidet sich davon nur durch die breiten, weit überragenden, scharf spitzen Paraphysen und den Epidermisdeckel. Er stellt wie Psendopeziza eine ver- 308 F. V. Hühnel, einfachte Dermateacee vor und gehört in eine eigene Gattung, die ich Siegopeziza nenne. Stegopeziza v. H. n. g. Dcrmateaceae. Ascomata unter der Epidermis eingewachsen, blaß, mit dickem hyalinem oder blaßem parenchymatischem Hypo- thecium und nur unten angedeutetem Excipulum, flach scheibenförmig, aus einem im Mesophyll eingewachsenen, parenchymatischen Nährgewebe entstehend. Ascomata oben offen, nackt. Epidermis deckelartig abgeworfen. Asci keulig, achtsporig. Sporen einzellig, länglich, hyalin. Paraphysen die Asci weit überragend, breit, scharf zugespitzt. 4^' m^ m ,^^#3l ^i^ ^U';' 'i- '■•''. ' ' 1 ! '■ ■ Fig. 8. Medianschnitt durch Stegopeziza Lau ri (Ca\d.) v. U. ISOfache Vergrößerung. Gezeichnet von Prot". Josef W'eese, Wien. Typusart: Stegopeziza Lanri (Caldesi) v. H. .Syn. : Naevia Lanri Caldesi. Ste,t;ia Lanri (C a 1 d .) S a c c . 2. Stegiü alpina (Fuckel) Rehm entwickelt sich ganz in der Epidermis, unter welcher sich eine meist einlagige Faserschichte befindet, die stellenweise fehlt und an den Rändern der Nadeln mehrschichtig wird. Der Pilz ist scheiben- förmig, hyalin und hat eine ebene Basalfläche. Die Basal- schichte ist dünn, undeutlich kleinzellig, mit eingelagerten Oxalatdrusen. Ein Excipulum fehlt völlig. Die Paraphysen sind fädig, oben wenig keulig verdickt und ragen nicht oder nur vereinzelt über die Schläuche vor. Die Fruchtscheibe ist oben nackt, ohne Decke. Die Epidermisaußenwand wird Fragmente zur Mykologie. 309 einseitig deckelartig abgehoben. Die Paraphysen bilden kein Epithecium. Der Pilz verhält sich ganz so wie Trochila Cra- terhim (DC.) Fr. und unterscheidet sich nur durch das hyaline, weiche, ebene Basalgewebe, das mit der Epidermis- außenwand am Rande nicht verwachsen ist. Von Pseiido- pczha unterscheidet sich der Pilz durch die Entwicklung in der Epidermis und den völligen Mangel eines Excipulums und eingewachsenen parenchymatischen Stromas. Er stellt eine neue Gattung dar, die mit Trochila eine eigene Familie bildet. Trotz seiner ganz hyalinen Beschaffenheit betrachte :^^Ä^ Fig. 9. Medianschnitt durch Sarcotrochila alpina (Fucl<.) v. H., 180 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. ich ihn nicht als Stictidee, da er mit Trochila näher ver- wandt ist und diese Gattung nicht zu den Stictideen gehört. Sarcotrochila v. H. n. g. Ascoma in der Epidermis entstehend und die Epidermis- außenvvand deckelartig abwerfend, flach, scheibenförmig, ohne Excipulum und Decke. Basalschichte hyalin oder blaß, klein- zellig. Asci keulig, achtsporig. Paraphysen fädig, oben dicl^er, nicht vorstehend. Sporen hyalin, länglich, einzellig. Mit Trochila nächst verwandt. Silzb. d. mathem.-naturw. Kl., ,Aht. I, I2ij. Bd. 23 310 F. V. Höhne). Typusart: Sarcotrochila aJpina (Fuckel) v. H. Syn.: Naeiiiacyclits alpiniis Fuckel, 1870. Stci^ia alpitta (Fuckel) Rehm, 18SS. 3. Stcgia subvelata Rehm hat längliche, 240 \i. lange, ] 55 \i. breite Ascomata, die sich unter der Epidermis ent- wickeln und üben mit ihr bleibend verwachsen sind. Das Gehäuse erscheint im Querschnitt kugelig und ist anfangs ganz geschlossen, später reißt es oben unregelmäßig der Länge nach auf. Der Riß ist meist der einen Seite genähert, aber ein Deckelabwurf der Epidermis, die mit dem Pilze verwachsen ist, findet nicht statt. Das Gehäuse ist ringsum gut entwickelt, dunkelbraun-parenchymatisch. Unten ist es 20 bis 30 |j(, dick und aus 4 bis 8 |x großen Zellen aufgebaut. Oben ist dasselbe zweischichtig. Die äußere 8 [i. dicke Schichte ist dunkelbraun und etwas gestreckt-parenchymatisch. Die innere besteht aus parallelen Hyphen, die eine dünne hyaline Schichte bilden, welche ganz oben in der Mitte bräunlich und 30 |i dick wird. Wenn der Pilz oben der Länge nach aufreißt, geht der Riß quer durch die bräunliche Hyphenschichte, wo- durch schließlich zwei die Öffnung innen berandende Wülste entstehen. Die Schlauchschichte sitzt auf einer hj^alinen, kleinzelligen Basalschichte, die sich weit hinaufzieht. Die Paraphysen sind breit, sehr scharf spitz und stehen weit vor. Vergleicht man Querschnitte des Pilzes mit solchen von Hystcropcziza petiolaris (^A. et Schw.) Rabh., so erkennt man, daß Stegia suhvclata sich nur durch einen etwas ein- facheren Bau und die spitzen Paraphysen davon unter- scheidet. Mollisiopsis f^Jehm (Ber. bayr. Bot. Ges., 1*J14, XIV. Bd., p. 97) muß ähnlich sein, hat aber oberHächlich stehende Ascomata. Stegia subvelata stellt eine neue Gattung dar, die mit Hy- steropeziza eine Gruppe bildet, die zwischen die Pyrenope- zizeen und Mollisieen zu stehen kommen wird. Hysteropezizella n. g. Ascomata gestreckt, oben unregelmäßig spaltig aufreißend, sich unter der Epidermis entwickelnd und mit ihr bleibend Fragmente zur .\t\-kologie. 311 \-ervvachsen. Excipulum braun, parench\-matisch, ringsum gut entwickelt. Schlauchschichte konkav, weit hinaufreichend. Schläuche keulig, achtsporig. Paraphysen lanzettlich, scharf spitz, weit vorragend. Sporen einzellig, länglich, hyalin. Typusart: Hystcropezi::cUa siibuelata (Rehmi v. H. Syn.: Stei;ia siibre/dla Relim. 4. Stegia fenestrata (Robergej Rehm. Unter der Epi- dermis der Grasblätter befinden sich in regelmäßigen Ab- ständen parallele Sclerenchymfaserbündel, die mit Streifen aus Parenchym abwechseln. Unter diesen Geweben entwickelt sich der Pilz. Derselbe ist länglich, flachgedrückt und hat ein ringsherumgehendes Gehäuse, das oben mit dem deckenden Pili-. 10. .Mcdiansohnilt durch Hyslciripczizella stihvchild (Relim) v. H. 130 fache X'ergrößerung. (jezeichnct von l'mt". Josef Wcese, Wien. Blatlgewebe verwachsen ist und schließlich mit einem Spalt aufreißt und sich weit öffnet. Das Gehäuse erscheint dann im Querschnitt weit und flach schalenförmig. An der Basis ist das Gehäuse ganz dünn und besteht aus sehr zartwandigen, braunen Zellen, während das darauf liegende Hypothecium hyalin, undeutlich zellig und 40 \i. dick ist. Unter dem Pilze findet sich eine dicke Schichte, die aus von braunen Hyphen durchsetztem Mesophyll besteht. Seitlich ist das Excipulum. unten 25 u, dick und wird nach oben ganz dünn. Dasselbe ist ziemlich parallelfaserig gebaut und zeigt außen kurze haarartige Hyphenenden. Da der Pilz halb hervorbricht, so ist das Excipulum schließlich frei. Das über dem Pilze befindliche Blattgewebe wird einseitig deckelartig 312 abgesprengt, ist aber anfangs noch auf der anderen Seite mit dem Excipuium verwachsen. Die Fruchtschichte ist flach konkav und zieht sich seitlich am Excipuium hinauf. Die Paraphysen sind lanzettförmig, unten breit, oben scharf spitz und überragen die Schläuche stark. Wie man sieht, ist dieser Pilz von Siictis valvata haupt- sächlich durch den Mangel der nach oben gehenden Fortsätze des Gewebes, die bei SticHs valvata die Ablöung der Epi- dermis bewirken, habituell sehr verschieden. Dieser Unter- schied ist aber kein wesentlicher und wird nur durch den !■'■> Fig. 11. Medianschnitt durch Hysterostegiella fencslrata (Rub.) v. H.. 180 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. verschiedenen Bau der zwei Nährpflanzen bedingt. Im übrigen stimmen beide Pilze miteinander überein; ich betrachte sie daher als in dieselbe Gattung gehörig, die ich Hysicrostegiella nenne. Diese Gattung unterscheidet sich von Hysieropezizclla dadurch, daß die Ascomata tief im Gewebe, unter dem Hypo- dermgewebe entstehen und daß das deckende Gewebe als Deckel ganz abgeworfen wird. Auch ist das Gehäuse weniger voliliommen entwickelt. ragmenle zur Mykologie. 313 Hysterostegiella v. H. n. g. Hysteropezizeae. Ascomata gut entwickelt, mit schalen- förmigem, parallelfaserigem Excipulum und parench^anatischer Basis, sich tief im Gewebe unter den Hypodermschichten entwickelnd, halbhervorbrechend, das deckende Gewebe ein- seitig oder deckelartig abwerfend. Schläuche keulig, achtsporig. Paraphysen breit, scharfspitzig, die Schläuche weit über- ragend, Sporen einzellig, hyalin, länglich. x: ^vt.- Fig. 12. Medianschnitt durch Hysterostegiella valvata (Mont.) v. H. 200 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. Typusart: Hysterostegiella fenestrata (Rob.) v. H. Syn.: Stidis fenestrata Roberge. Stegia fenestrata (Rob.) Rehm. Zweite Art: Hysterostegiella valvata (Mont.) v. H. Syn.: Stictis valvata Montagne, 18.36. Naevia valvata (Mont.) Fries, 1849. Die vorstehende Untersuchung hat gezeigt, daß die fünf bei Rehm in der Gattung Stegia stehenden Arten ebenso- viele Gattungen vorstellen, nämlich Eustega Fries, 1819, Stegopeziza, Sarcotrochila, Hysteropezizella und Hysterostegiella. •'^14 K. V. Höhnel, Alle eingewachsenen und hervorbrechenden Discomyceten müssen noch genau auf Querschnitten geprüft werden. Erst wenn dies geschehen sein wird, kann ein richtiges System dieser Formen aufgestellt werden. 1011. Über Propolis minutula Sacc. et Malbranche. Der Pilz wurde zuerst als Rhyiisma mmiäuhini Grognot in Roumeg., F. gall., Nr. 455 ausgegeben. Hierauf wurde er 1883 als Propolis minuUda Sacc. et Malbr. beschrieben {siehe Hedwigia, 1884, 23. Bd., p. 24). Rehm (Hedwigia, 1. c, p. 55) beschrieb denselben Pilz als Ti'ochila siibstiptica R. und erkannte seine Identität mit Propolis ininntnla. Dann wurde er 1887 (Bull. Soc. Bot. Belgique, XXVI. Bd., p. 170) noch- mals als Propolis tetraspora Sacc. beschrieben. Nach Rehm (Hj^st. und Discom., p. 1252) ist Cryptodiscus Solidaginis Cesati derselbe Pilz und vielleicht auch Agyritim Solidaginis de Not. In der Syll. Fung., 1889, Ylll. Bd., p. 658 wurde die Naevia exigua Mouton et Sacc. (auf Hypericum) beschrieben, deren Originalexemplar in Roumeg., F. gall., Nr. 4837 aus- gegeben ist. Rehm erkannte die nahe Verwandtschaft der beiden Pilze. Er versetzte dieselben in die Gattung Naevia und nannte den Pilz auf Hypericum Naevia ininntnla (Sacc. et Malbr.) Rehm var. exigua (Sacc. et Mout.) R. in Rehm, Ascomyc, Nr. 1321. Der Vergleich der beiden Pilze zeigte mir allerdings, daß sie in dieselbe Gattung gehören und sich nahe stehen. Nach- dem aber die Naevia exigua kürzere und breitere Schläuche mit acht in zwei Reihen stehenden Sporen hat, während A'. minutula schmälere und längere Schläuche mit vier in einer Reihe stehenden Sporen hat, so wird es besser sein, beide als verschiedene Arten zu betrachten, um so mehr als auch die Nährpflanzen derselben ganz verschieden sind und die beiden Pilze, schon mit der Lupe betrachtet, kleine Unter- schiede zeigen. Die Naevia exigua wurde noch 1902 (Bot. Notiser, p. 115; als Aporia HypericiVester gren beschrieben und in Vestergr., ■ Fnigmente zur Mykologie. 315 Micromyc. rar. sei., Nr. 397 ausgegeben. Der Autor gibt an, daß der Pilz sich V(in Schkotliyrinni nur durch die einzelligen Sporen unterscheidet, was ganz falsch ist. Ebenso ist die Einreibung des Pilzes in die Gattung .4/?or/a Du by unrichtig, denn nach Rehm (Hedvvigia, 1886, 2ö. Bd., p. 137) ist diese (lattung auf falscher Beobachtung gegründet und ganz zu streichen. .Sie ist gleich Lophodermium Cheval. Rehm erkannte'" noch, daß Trochila Epilobii Karsten (Mycol. Fennica., I., p. 250) und Peziza Tripolii Berk. et Br. (Ann. Mag. nat. Hist., 4. Ser., 17. Bd., 1876, p. 143) der Naevia niluiitnla sehr nahe stehen und daß die vier Formen keine typischen Naevia- Arien sind und einen Übergang zu PropoHs bilden (Hysteriac. und Discomyc, p. 147). Aus dem Gesagten geht hervor, daß die in Rede stehenden Formen bisher höchst verschieden beurteilt wurden und ihre Stellung unklar ist. Aus der Literatur ist hier Klarheit nicht zu erzielen. Um die Frage zu lösen, ist es nötig, die Typen oder sichere Arten der in Betracht kommenden Gattungen auf Querschnitten zu prüfen, um so ein sicheres Urteil über dieselben zu gewinnen. Diese Untersuchung hat mir nun gezeigt, daß die in Frage kommenden Gattungen der H5'-po- dermieen, Euphacidieen, Pseudophacidieen, Stictideen, Pseudo- pezizeen und Pyrenopezizeen zum größten Teile bisher falsch charakterisiert Und eingereiht worden sind. 1. Naevia minuhila entwickelt sich unter der Epidermis. Die Basalschichte ist flach, dünn, meist bräunlich, manchmal subhyalin. Seitlich und oben ist das Gehäuse gut entwickelt, braunzellig-parenchymatisch, 20 bis 30 [i dick und mit der Epidermis fest verwachsen. Der Pilz bricht wenig hervor und hat eine scheibenförmige Fruchtschichte mit parallelen Schläuchen, einfachen Paraphysen, die kein deutliches Epithecium bilden. Das Gehäuse reißt oben mit einem Längsspalt oder mehr- lappig auf. Da der Pilz ein braunes Gehäuse hat, ist es keine Stictidee und daher keine Naevia. Der Pilz ist von Phaddiuui kaum verschieden. Der Umstand, daß bei Phaciditim das Gehäuse meist mehrlappig aufreißt, ist ohne systematische Bedeutung, da derartige Pilze auf dünnen Stengeln meist einfach längsspaltig aufreißen, während sie auf Blättern sich 316 F. V. Höhnel, lappig öffnen. Schmale gestreckte Fruchtkörper reißen mit einem Spalt auf, breite mehrlappig. 2. Hypodermclla Laricis Tubeuf entwickelt sich in der Epidermis, ist mit der Außenwand derselben fest verwachsen, lang gestreckt und öffnet sich mit einem schmalen Längs- spalt. Das Gehäuse ist ringsum gleichmäßig gut entwickelt, Fig. 13. Medianschnitt durcli Hypodennella Laricis Tubeuf. 20Ü fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. schwarzkohlig, parenchymatisch, oben etwa 25, unten 15;j. dick. Die Schläuche sind gestielt, locker stehend, leicht Fig. 14. Medianschnitt durch Schizothyiniii Ptarinicae Des m., 180 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. trennbar. Die wenig zahlreichen Paraphysen bilden kein Epi- thecium. Die Sporen sind schmal keulig, unten langfädig. Ist eine typische Hypodermiee und hat mit der in Rede stehenden Form nichts zu tun, 3. Schizothyrüim Ptarmicac Desmaz. wird jetzt zu den Euphacidieen gerechnet, ist aber eine Hypodermiee, welche sich aber durch manchmal beginnende Lokulibildung den 'i'rabutineen nähert. Fragmente zur Mykologie. Die Stromata entwickeln sich auf der Epidermis, unter der Cuticula und sind mit dieser bleibend verwachsen. Die Außenschichte ist ringsum gut entwickelt, schwarzkohlig, kleinzellig parenchymatisch. Die Basalschicht ist etwa 15 ;j. dick und zeigt wenig deutlich senkrecht gereihte Zellen, häufig auch Vorsprünge nach oben, wodurch eine beginnende Bildung von Lokuli angedeutet wird. Die Außenschichte ist etwa 8 bis 12|Jt, dick und besteht aus etwas gewundenen Zeilen. Die Asci sind mit untypischen Paraphysen verklebt. .Medianschnitt durch Phacidiiiiii lacentm Fr., 180 fache Vergrößerunc Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. 4. Pliacidmni laceriim Fries ist in der Mitte in der Epidermis, seitlich ein bis drei Zellschichten unter derselben eingewachsen und mit den darüber liegenden Teilen des Substrates fest verwachsen. Das Gehäuse ist ringsum ent- wickelt, am schwächsten am Seitenrande. Oben ist dasselbe dicker wie unten und immer mit einer Lage von parallelen, verschleimenden, hyalinen, einzelligen, 20 |x langen und 6 bis 7 jj. dicken Zellen versehen, die gegen die Mitte hin braun werden und daselbst nicht verschleimen. Diese gegen den Rand hin entwickelte, verschleimende Lage ist offenbar ein Öffnungsmechanismus. Das Gewebe des Gehäuses ist braun, nicht kohlig. Paraphysen spärlich, kein Epithecium bildend. 318 F. V. Höhnel, Die Fruchtschichte ist auf die Basalschichte beschränkt. Ein vorgebildeter Öffnungsspalt fehlt. 5. PseitilopJmciifiiiiii Lcdi (Alb. et Schw.) Karst, ent- wickelt sich ganz nur in der Epidermis und ist mit der Außenwand derselben fest verwachsen. Das (iehäuse zeigt eine ebene Basalfläche mit scharfem Rande und ist an der Basis etwa 12 [x, seitlich 40 ja und oben in der Mitte 70 bis 80 ;x dick. Oben in der Mitte ist ein vorgebildeter Längsspalt vorhanden, der von zwei 100 \i dicken und 60 ;j. breiten Wülsten begrenzt wird, die am Querschnitte von etwas di- vergierenden hyalinen und subhyalinen \erschleimenden Fäden gebildet erscheinen. Die beiden Wülste sind gut scharf ab- gegrenzt. Das Gewebe ist dünnwandig, violettkohlig, klein- zellig. Die Schlauchschichte ist flach schalenförmig und zieht Fig. K). MeJianschnitt durch Trochila Cralerinm (DC.) Fr. ISO fache VergröLicrun-. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. sich weit hinauf. Infolgedessen ist das Gehäuse unten ringsum im Querschnitt sehr dick und dreieckig. Paraphysen dünn, einfach, zahlreich, oben nicht verdickt und farblos. S. Fig. 2. Daraus ersieht man, daß bisher die Gattung Pseiulo- phaciüiniu ganz falsch beschrieben wurde. (5. Trochila Craterium (DC.) P>ies entwickelt sich ganz in der Epiderm.is. Das Gehäuse ist nur unten entwickelt und besteht hier aus einer schwarz-opaken, ziemlich großzelligen, kohligen, überall gleichmäßig etwa 30 [x dicken Schale, deren breiter Rand mit der Außenwand der Epidermiszellen fest verwachsen ist. Auf dieser Schale sitzt das Hymenium mit fädigen Paraphysen, von der nicht verfärbten Außenwand der Epidermiszellen bedeckt. Der Pilz bricht nicht hervor, sondern wird nur oben frei durch Sprengung der Epidermisaußenwand. I''iai;niente 'auv Mykologie. 319 7. Pseudopeziza Trifolii (Bernh.) Fuckel entwickelt sich ganz unter der Epidermis und briciit dann hervor, so daß er von den Epidermislappen seitlich begrenzt, scheinbar ober- flächlich sitzt. Unter der Epidermis, bis tief ins Mesophyll eingreifend, bildet sich ein aus ziemlich großen, hyalinen Parenchymzellen bestehendes Stromagewebe aus, das oben unter der gebräunten Epidermis erst eben, dann konvex ist und unten ohne Grenze im Mesophyll sich verbreitet, ab- gestorbene Blattzellen einschließend. Auf der unter der Epi- dermis befindlichen, rundlich gut begrenzten Oberseite des Stromas sitzt das Hymenium mit einfachen fädigen Paraphysen ohne Epithecium. Das Excipulum wird nur dadurch angedeutet, Fi-. 17. Medianschnitt durch Pseudopeziza Trifolii (Bernh.) Fucic, 200 fache Vergrößerung. Gezeichnet von Prof. Josef Weese, Wien. daß am Rande unter dem H\'menium drei bis vier Zellagen des Stromas bräunlich werden und wenig deutliche radiale Reihen bilden. Dieses rudimentäre Excipulum steht nicht über die Hymenialscheibe vor. Ich fasse den Pilz als ver- einfachte blattbewohnende Dermateacee auf. Die in diesen Fragmenten, 1009, IX. Mitt., Nr. 455 be- sprochene Derma tea (Pezimla) parasitica (Winter) v. H. ist offenbar mit Pseudopeziza Trifolii nahe verwandt, das Stroma bricht aber mehr hervor und trägt manchmal zwei bis vier Ascomata. Hier ist die Dennafea-Katur unzweifelhaft. Wenn das Stroma nur wenig hervorbricht und nur ein Apothecium trägt, gleicht der ganze Pilz vollkommen einer Pseudopeziza, wie mir der direkte Vergleich von Querschnitten zeigte. Diese Gattung gehört daher zu den Dermateaceen. 320 F. V. Höhnel, 8. Pyrenopeziza CkaiUeHi (P.) P'uckel. Der F'ruchtkörper ist -l/o///5/<7-ähnlich, sitzt aber auf einem schwarzen, dichten, aus parallelen, liegenden Hyphen bestehenden, unter der kaum veränderten Epidermis bleibend eingewachsenen, aus- gebreiteten Stroma, bricht alsbald ganz hervor und wird unten von der Epidermis begrenzt. Das außen höckerig rauhe, opak- kohlige, parenchymatische Gehäuse ist ringsum entwickelt und wird das schalenförmige Hymenium durch Zerreißen, Abbröckeln und Abwerfen der sohwarzen Decke frei, deren Fig. 18. .VlediansL-hnitt durch Pyrenopeziza Chaillelii (P.) Fuck., 120 fache Vergrößerung. Unterseite mit einer hyalinen Palissadenschichte versehen ist. Das Gewebe ist innen schwärzlich großzellig-parenchymatisch und unter dem Hymenium hyalin mikroplektenchymatisch. Der eingebogene Excipularrand ist parallelfaserig. P. Rtibi (Fries) Rehm verhält sich ähnlich, doch ist hier die Decke weniger entwickelt und fehlt das Stroma so gut wie völlig. 9. Hystcropeziza petlolavis (A. et Schw.) Rabh. ist ge- streckt und öffnet sich oben mit einem Spalt. Im Querschnitt ähnelt der Pilz einer Mollisia, aber er entwickelt sich unter der Epidermis, bricht dann etwas hervor, ist jedoch fast bis zum Rande mit der geschwärzten Epidermis bleibend locker Fragmente zur Mykologie. 321 verwachsen. Der Öffnungsspalt ist \-orgebildet und wird v^on dem parallelfaserigen, verdickten Rande der Apothecien be- grenzt. Ein Stromagewebe fehlt völlig. Das Gewebe der Apo- thecien ist außen schwarz, opak, innen heller und deutlich parenchymatisch, nach obenhin wird es schön parallelfaserig und blaßgrau. Die parallelen, dicken Ränder sind stark ein- gebogen. Der Pilz ist etwas mit PsaidophacUUvuu verwandt, nähert sich aber mehr der Gattung Pyrcnopc^iza. Er hat mit Fig. 10. Medianschnitt durch Hystcropezizn peiiohiris (A. et Schvv.) Rabh., 1 80 fache Vergrößerung. GezeiclineC von Prof. Josef Weese, Wien. Trochila nichts zu tun und wird am besten zu den Pjn-eno- pezizeen gestellt. 10. Propolis faginea (Schrad.) Karst, ist unter dem Periderm oder einigen Easerlagen im Holze eingewachsen, scheibenförmig. Das Gehäuse ist ringsum verschieden gut entwickelt, hj^alin, mikroplektenchymatisch. Die hyaline, flache Decke ist mit den darüber liegenden Geweben fest ver- wachsen und wird lappig zerrissen und abgeworfen. Die sehr dünnen, zahlreichen Paraphrasen sind oben nicht verdickt, mehr weniger verästelt und feinzackig verbogen. Sie scheiden 322 F. V. Mühncl. eine weiße sehr feinkörnige Masse aus und bilden ein Epi- thecium. Der Pilz steht richtig bei den Stictideen. Aus diesen Angaben ersieht man, daß die meisten der beschriebenen Gattungen bisher nicht genügend genau auf Querschnitten geprüft und daher falsch eingereiht und charak- terisiert wurden. Daher müssen sämtliche Arten der oben genannten Familien neugeprüft und klassifiziert werden. Trocliila paßt in keine dieser Familien und dürfte eine eigene Familie bilden. Die Naevia uiimiiula (Sacc. et Malbr.) Rehm weicht nur wenig von dem Typus der Gattung Phacidinm ab; es ist ein weniger vollkommen entwickeltes Phaciditim und muß Phaci- diitui iiiimifitluiii (Sacc. et M.) v. H. genannt werden; dem- entsprechend die drei anderen verwandten Arten: Phacidhiui cxigimm (Mout. et Sacc.) v. H., Ph. Epilobii (Karst.) v. H. und PJi. ulceratnm (Phill. et Plowr.) v. H. Diese Art i.o////V/t'a-Stromaten ähnlich und zeigen senkrecht stehende Zellreihen. Das Lumen der Perithecien ist unten rundlich bis eiförmig, oben jedoch spitz-kegelig. Dieser Kegel ist etwa 160[Ji hoch und 120 [j. breit und mit einem farblosen Par- enchym ausgefüllt, das aus horizontal gereihten, 4 bis 8 jj. großen Zellen besteht. Dieser Gewebskegel wird schließlich durchbrochen. Die Schläuche sind gestielt, keulig, bis 160i=;20|x groß. Die Sporen stehen schief ein- bis zweireihig. Sie werden 32 bis 44^8 bis lOjx groß, sind gerade oder etwas gekrümmt, zartwandig, in der Mitte meist etwas eingeschnürt, spindel- förmig mit stark verschmälerten Enden, meist mit vier großen und zwei kleinen Öltröpfchen. Sie bleiben sehr lange hyalin und zweizeilig; nur in ganz alten Perithecien findet man sie vierzellig und braun. Die streng parallelfädigen Paraphysen sind sehr zahlreich, verklebt und fast doppelt so lang als die Asci. Außen sind die Perithecien mit anfangs blassen, später braunen, rauhen, steifen, mäßig dickwandigen, septierten, an der Spitze abgerundeten, zylindrischen, 20 bis 110 ^4 bis 6 jx großen Haaren besetzt, die nach verschiedenen Richtungen abstehend, eine Art lockeren Filzes bilden. Im Alter werden sie sehr spärlich, doch sind sie auch an ganz alten Perithecien noch zu finden. Der vorstehende, schwarze Mündungskegel ist kahl. Es ist sehr wohl möglich, daß die echte Stiiartella for- iiiosa Fahre, von der kein Original existiert und die nur in canz alten Stücken bekannt ist zu Enchnospliaeria gehört. 1028. Über Trichocollonema Acrotheca v. H. Diese in meiner ersten Mitteilung, 1902, Fragm. Nr. 23, aufgestellte Gattung und Art sind völlig zu streichen, denn der Pilz erwies sich bei der wiederholten Untersuchung als eine Zignoella oder Acanthostigiua, die am besten der Zig- noella macrospora Sacc. (Michelia, 1878, 1.. p. 346 und 449, 348 F. V. Höhnel, Fung. ital, Tat. 300 sub Melanonvua) entspricht, da die Sporen bis über 52 ^ 3 ]}. groß werden. Ich habe den hierher- gehörigen Fonnenkreis in Fragment Nr. 230 (1909, VI. Mitt.) besprochen und auch die dazugehörige Acrotheca Zignoellae V. H. beschrieben. Da der Pilz auf Tannenrinde wächst und die Asci bereits aufgelöst sind, dürften sich die Sporen nach- träglich vergrößert haben und der Pilz zu Zignoella Abietis \. H. gehören, um so sicherer als ich nun die Sporen nur vier- zellig fand. 1029. Über Aposphaeriella gregaria Diedicke. Der in Annal. myc, 1912, X. Bd., p. 140 erwähnte und in Krypt. Fl. Brandenbg., 1912, IX. Bd., VII., p. 414 beschriebene Pilz, der Typus einer neuen Sphaeropsideengattung, ist nach dem Jaap'schen Originalexemplar völlig überreif und zeigt weder Asci noch Conidienträger mehr. Die für einen Conidienpilz verhältnismäßig spärlichen Sporen sind ein- bis zweizeilig, öfter mit vier undeutlichen Öltröpfchen versehen und 6 bis ^^'1 bis 2-5 [X groß. Es sind Ascussporen ohne merkliche Ansatzstelle. Der Pilz ist, wie mir der Vergleich mit meinen Präparaten zeigte, ganz genau Zignoella {Zignoina) pygmaea (Karst.) Sacc. und kommt auf den verschiedensten morschen Hölzern von Laubbäumen vor. Die Gattung Aposphaeriella ist daher zu streichen. 1030. Über den Schlauchpilz von Pestalozzia truncata Leveille. Seit langem schon fiel mir auf, daß bisher von keiner Art der reichen Formgattung Pestalozzia und ihren Ver- wandten^ der zugehörige Schlauchpilz bekannt ist. Nun machte ich die Beobachtung, daß wohl zweifellos der Schlauchpilz von Pestalozzia truncata Lev. (1846) := Didymosporiiun trnncatiilum Cor da (1854) die Ceratostoma Vitis Fuckel (Symb. mycol., 1869, p. 129) ist. 1 Die Gattungen 401 bis 410 in meinem Sj-stem der Fungi impert'ecti in R. Faick, .Mykol. Untersuch, und Berichte, III. Heft, 1917, p. 301 bis 3ß9. l-"r;i!j;ineinc zur .Mykologie. 349 Dieser Pilz kommt nicht nur auf Vitis vor, sondern ist mir auch von Corylns, Epilobiniii und Htimnhis bekannt. Er kommt daher wohl auf allen möglichen Nährpflanzen vor, ganz ebenso wie Pestalozzia truncata, welche bisher auf Salix (F u c k e 1), Fagiis (Cord a), Popnlns (L e v e i 1 1 e), Onercns, Prunus, Eucalyptus, Abtes, Hypericum angegeben ist und \-on mir auch auf Arbutus, Corylns, Epilobiuin, Vitis und Huumlus gefunden wurde. Da nun beide Pilze durchaus nicht häufig sind, so kann es nicht auf Zufall beruhen, daß bei meinen sämtlichen (vier) Exemplaren von Ceratostoma Vitis, dicht neben den Perithecien die Pestalozzia truncata auftritt, von deren Conidien erstere stets bestäubt sind. So bei dem Exemplar auf CoryUis vom Sonntagsberg in Xiederösterreich (1910), bei dem auf Epilobiuin augtistifoli um vom Sonntagsberg (1916), auf Humulus Lupulus in Krieger, Fung. sax., Nr. 580 von Königstein in Sachsen, und auf Vitis in Fautray, Herb. Crypt. Cöte d'or, Nr. 2148 aus Frankreich. Es muß daher angenommen werden, daß diese beiden Pilze zusammengehören. Bei Ceratostoma caulincoluni Fuckel erhielt Brefeld bei der Kultur keine Conidien (Untersuchungen aus dem Gesamtgebiet der Mykologie, 1891, X. Heft, p. 206). Mit Pestalozzia truncata Lev. ist P. Epilobii Roll, et Fautr. (Revue mycol, 1894, XVI. Bd., p. 10) nach der Beschreibung jedenfalls identisch. Mein Originalexemplar in Roumeg., F. sei. exs., Nr. 6458 zeigt leider den Pilz nicht. Klebahn (Mycol. Zentralbl, 1914, IV. Bd., p. 9) ist im Zweifel, ob Pestalozzia Guepini Desmaz. mit P. iniquans Karsten (Hedwigia, 1891, 30. Bd., p. 301) identisch ist, da die Angaben von Desmazieres und Karsten über die Cilien der Conidien voneinander abweichen. Die Untersuchung des Originalexem- plares der ersteren Art in Desmazieres, PI. crypt. France, 1840, XXII. Bd., Nr. 1084 zeigte mir nun, daß bei derselben die Cilien durchaus nicht stets einfach sind, sondern sehr oft ästig, so wie bei P. iniquans K., somit beide Arten identisch sind. 350 F. V. Höhnel, Namenverzeichnis. Acrotheca Zignoellae v. H. 28. Agyrium Solidaginis de Not. 11. Amphi- sphaeria dolioloides Rehm 26, helvetica Weg. 26, sapinea Karst. 20. Anthostoma gastrinum (Fr.) 16. Aporia Hyperici Vest. 11. Aposphaeriella gregaria Di ed. 29. Aposphaeriopsis fusco-atra Di ed. 23. Ascophanus Guernisacii Cr. 12. Ascospora Himantia (P.) Fr. 5, melaena Fr. 5, micro- scopica Nssl. 5. Asteroma Cacaliae Desm. 19, impressum Fe kl. 19. Berlesiella parasitica (Fahre) v. H. 24. Calycella Fr. 12. Catinula cinna- barina (Sacc.) v. H. 16. Cenangium Abietis (P.) 14, pinastri Moug. 14. pulveraceum Fr. 20, Rehmii Feltg. 9, salignum (Tde.) Fckl. 13, Strasseri Rehm 9, urceolatum Ell. 13. Cephalotheca reniformis Sacc. etTherr. 23, sulfurea Fckl. 23. Ceratostoma caulincolum Fckl. 30, Vitis Fckl. 30. Chaetostroma pedicillatum Preuss. 1. Cheilodontia Boud. 16. Chondro- podiella v. H. 13. Chondropodium v. H. 13. Claudopus tomentellicola v. H. 2. Cryptodiscus Solidaginis Ces. 11. Cystothyrium Speg. 5. Cytispora Pj'ri Fckl. 9. Cytonaema Spinella (Kbr.) v. H. 13. Cytophoma Spinella v. H. 13. Dasyscypha coeinalescens Rehm. 20, var. dealbata Rehm. 20, grisella (C. et Ph.) f. Ilicis Feltg. 20, leucomelaena Feltg. 20, pulveracea (A. et S.) v. H. 20. Dermatea Carpinea (P.) 16. (Pezicula) parasitica (Wint.) v. H. 11, Pini Otth. 14. seriata (Fr.) 14, Didymosporium truncatulum Cda. 30. Diplo- sporonema 17. Discella microsperma B. et Br. f. ascophora Fckl. 9. Dis- cinella Boud. 12. Discosporium v. H. 13. Discula Pyri (Fckl.) v. H. 9. Dothichiza ferruginosa Sacc. 14. Dothidea episphaeria Peck. 24. Enchno- sphaeria mutabilis (P.) v. H. 27, pinetorum Fckl. 27. Entopeltis interrupta (Wint.) V. H. 7. Eustegia arundinacea Fr. 10, discolor Fr. 10, Rafinesque 10. Excipula impressa (Fckl.) Di ed. 19. Fabraea Agrostemmatis (Fckl.) V. H. 17, implexa Bres. et Car. 17. Fairmania singularis Sacc. 23. Fuckelia Ribis Bon. 14. Gelatinosporium Peck 14, abietinum Peck 14. betulinum Peck 14, pinastri (Moug.) v. H. 14. Gloeosporium Delastrei 17. Gloniella Rehm (non Sacc.) 7, Lunariae (Fckl.) v. H. 4, microsopica {Nssl.) V. H. 5. perexigua (Speg.) Sacc. 4. Habrostictis carpoboloides 16. rubra Fckl. 16. Herpotrichia mutabilis (P.Y Wint. 27. Humaria melanodon Kr. 12. Hypholoma lacrymabundum (Fr.) Quel. 3, lepidotum Bres. 3. inelantinuni Fr. 3. Hypoderma comm.une (P'r.) Duby 6, Rubi (P.) 6, scir- pinum DC. (i virgultorum DC. f. Rubi 6 Hj^podermella Laricis Tub. 4. 0, 11. suicigena (Link.) Tub. 6. Hypodermina nervisequia (Link.) v. H. 6, virgultorum (Sacc.) v. H. 6. Hysteropeziza petiolaris (A. et Schw.) Rbh. 11. Hysteropezizella subvclata (Rehm) v. H. 10. Hysteropsis Rehm 4. Hysterostegiella fenestrata (Rob.; v. H. 10, valvata (Mont.) v. H. 10. Lachnea (Cheilymenia) furcitera v. H. 23. Lasiosphaeria mutabilis (P.) Frag'iriente zur Mykologie. -»O 1 Fe kl. 27. Leptostroma scirpinuin Fr. 6, virgultoruiii Sacc. 6. Leptothyrina perexigua v. H. 4. Leptothyriiim Lunariae Kze. 4. Lophodermella v. H. 0. Lophodermium nhietis Rostr. 8, Piceae (Fckl.) v. H. 8. pinastri (Schrad.) 8. Marchaliella zopiielloides B. et R. 23. Massaria loricata Tul. 26. IVlela- chroia Nymani Starb. 12, terrestris (Nssi.) 12, umbmsa Schrad. 12. xaiithomela Fers. 12, f. athallina Rehm 12, Melanospora similis v. H. 2ü, theleboloidüs (Fckl.) Wint. 25. Melogramma Ybbsitzensis (Strass.) v. H. 27. Micropeltis conferta Cke. 7. Microthj'rium epimyces S. B. et R. 24. Lunariae (Kze.) 4. Mollisia Guernisacii Cr. 12. sphaeroides Destn. 18. Mj'xofusicoccum Betulae Jaap. 9, deplanatum Died.(non Lib.) 9, melano- trichum (Gast.) v. H. 9. Myxophacidiella Betulae (Rehm) v. H. 9, Callunae (Karst.) V. H. 9, microsperma (Fckl.) v. H. 9, Rehmii (Feltg.) v. H. 9. Myxophacidium degenerans (K.) v. H. 9, Rhododendri (Rehm) v. H. 9. Myxo- sporium sanguineum Fckl. 16. Naemacyclus alpinus Fckl. 10. Naevia exigua Mout. et Sacc. 11, Lauri Cald. 10, minutula (Sacc. et Malbr.» Rehm 11. var. exigua (S. et M.) Rehm 11, valvata (Mont.) Fr. 10. Nitschkea Flageoletiana Sacc. 24. Ocellaria aurea Tul. 16, rubra (Fckl.) Sacc. 16. Oligostroma Th. et S. T). Ombrophila Fr. 12. Omphalospora Th. et S. .'>. Orbilia lasia (B. et Br.) Sacc. 16. Otthia ambiens Nssl. 26. Pachydisca Boud. 12. Peniophorina pedicillata (Preuss) v. H. 1, Pestalozzia Fpilobii Roll, et Fautr. 30, Guepini Desm. 30, iniquans Karst. 30, truncata Lev. 30. Peziza carpoboloides Cr. 16. echinophila Bull. 21, lasia B. et Br. 16. pulveracea Alb. et Schw. 20, sphaeroides P. Myc. var. Lychnidis Desm. 18, Tripolii B. et Br. 11, xanthomela Pers. 12. Phacidiella Pot. em. V. Höhnel 9, discolor (Mout. et Sacc.) Pot. 9. Phacidiopycnis Malorum Pot. 9. Phacidium discolor Mout. et Sacc. 9, Epilobii (Karst.) v. H. 11. exiguum (M. et S.) v. H. 11, lacerum Fr. 11, Ledi (A. et Schw.) Schmidt 9, minutulum (S. et M.) v. H. 11, Piceae Fckl. 8, rugosum Fr. 9. ulceratum (Ph. et PI.) V. H. 11, verecundum B. R. et S. 9. Pirottaea Veneta Sacc. et Speg. 18. Pleurophomella v. H. 13. Podophacidium tenestre Nssl. 12. xanthomelan (P.) Schrot. 12. Propolis faginea (Schrad.) Karst. 11. minutula Sacc. et Malbr. 11, tetraspora Sacc. 11. Pseudopeziza sphae- roides P. var. Lychnidis Phill. 18, Trifolii (Bernh.) Fckl. 11. Pseudo- phacidium Karst. 9, atroviolaceum v. H. 9. Betulae Rehm 9. Callunae Karst. 9, degenerans Karst. 9, Ledi (Alb. et Schw.) Karst. 9, 11, micro- spermum (Fckl.) Rehm 9, Rehmii (Feltg.) v. H. 9, Rhododendri Rehm 9. rugosum (Fr.) 9. Pyrenopeziza Agrostemmatis Fckl. 17, Chailletii (P.) Fckl. 11. Homogynes 19, Lychnidis (Sacc.) 18, sphaeroides (Desm.) 18. Quaternaria Nitschkii Fckl. 16. Rhabdothyrella microscopica v. H. '>. Rhytisma minutulum Grog. 11. Rutstroemia echinophila (Bull.) v. H. 21, Sarcoscypha melastoma (Sow.) 12. Sarcotrochila alpina (Fckl.) v. H. 10, Schizothyrium Ptarmicac Desm. 9, 11. Schmitzonia chrysophaea Rbh. 16. Scleroderris abietina E. et Ev. 14, fuliginosa (P.) 14, pinastri v. H. 14, ribesia (P.) 14, seriata (Fr.) 14. Sclerophoma pithyophila (Cda.) v. H. 14. Sphaeria mutabilis Pers. 27. Sphaerocista Betulae Preuss. 14, fuliginosa (P.) v. H. •jdI f. V. Höhnel. Fragmente zur Mykologie. 14. Sphaeronaema clelhrincolum Ell. i;^. .Spinella Kalchbr. 13. Sphaero- thyrium WalJr. 10. .Sporonema Desni. 17. Stegia alpina (Fckl.) Rehm lu. discMlor l-"r. 10, fenestrata (Rob.) Relnn 10, Ilicis 10, Lauri (Cald.) Sacc. 10, suhvelata Rehm 10. Stegilla Reichb. 10. Stegopeziza Lauri (Cald.) V. H. 10. Stictis coccinea (Fr.) Rehm 16, fenestrata Rob. 10, ocellata (P.) Fr. 16, valvata »M o n t. 10. Stropharia caput-Medusae Fr. 3. Stuartella formosa Bres. (non Fahre) 27. Tapesia umbrosa Quel. 12. Tarzetta Rapulum (Bull.) 12, Testudina terrestris Bizz. 23. Thyridaria aurata Rehm. 27. Topospora proboscidea Fr. 14, uberiformis Fr. 14. Trichocollorjema Acrotheca v. H. 28. Trichopeziza coerulescens (R.) Sacc. 20. Trichothyrium minutum 24. Trochila Craterium (DC.) Fr. 11, Epilobii Karst. 11, substiptica Rehm 11. Tryblidiopsis pinastri Pers. 12, 14. Tuberculariella Betuli (A. et S.) v. II. 16, sanguinea (Fckl.) v. H. 16. Tym- pani.s pinastri Tul. 14, saligna Tde. 13. Unguicularia raripila v. H. 15 Urniila Craterium Fr. 12. Vizella Sacc. 7, conferta (Cke.) Sacc. 7. Volu- tella ciliata (A. et S.) Fr. f. minor Sacc. 1, pedicillata (Preuss.) Sacc. 1. Xyloma Ledi Alb. et Schw. 9. Zignoella Abietis v. H. 28. macrospora Sacc. 28, (Zignoina) p\'-gmaea (Karst.) Sacc. 29, Ybbsitzensis Strass. 27. 353 Fragmente zur Mykologie (XX. Mi«. Nr. 1031 bis 1057) Prof. Dr. Franz v. Höhnel k. M. K. Akad. (Mit 1 Textfigur) (Vorgelegt in der Sitzung ajm 11. Jänner 1917) 1031. Discosphaerina n. G. v. H. Perithecien klein, kohlig, in der Epidermis eingewachsen, oben genabelt flachscheibig mit einem Ringvvall; vorgebildetes Ostiolum fehlend, oben innerhalb des Ringvvalles unregelmäßig aufreißend. Perithecienmembran unten und seitlich aus einer einzigen Lage von kohligen Parenchymzellen bestehend. Para- physen fehlend. Asci keulig, achtsporig. Sporen länglich bis spindelförmig einzellig, hyalin. Vom Ringwall ausgehend unter der Epidermiswand eingewachsene gefärbte Hyphen. Blatt- schmarotzer. Discosphaerina unterscheidet sich von Gtiignardia durch den eigentümlichen Bau der Perithecien. Discosphaerina discophora v. H. Perithecien kohlig, rundlich, 100 bis 120 [x breit, oben flach und genabelt, unten konvex, etwa 80 |x dick. Auf beiden Blattseiten weit ausgebreitete, sehr dichte, fast krustenartige Herden bildend. Oberteil der Perithecien in Form einer ge- nabelten schwarzen Scheibe vorragend. Perithecienmembran 'unten und seitlich nur aus einer einfachen Lage von offenen, kohligen, mäßig dickwandigen, polygonalen, 6 bis 12 {Ji breiten, 7 bis 9 [1 hohen Zellen bestehend. Oben im 25 ;j. dicken Ring- wall Zellen in mehreren Lagen stehend und nur 2bis4;j. groß. 354 F. V. Höhnel. Der 50 |j. breite kreisförmige, \'om Ringwall umschlossene Teil der Perithecienmembran ist wenigstens in der Mitte einzellschichtig und kleinzellig. Dieselbe reißt bei der Reife rundlich oder unregelmäßig bis 40 ft weit auf. Paraphysen fehlen völlig. Asci wenige (etwa 25), keulig, dünnwandig, oben abgerundet, nach unten allmählich verschmälert kurz gestielt, achtsporig, 36 bis 52 ^. 7 bis 9 [f.. Sporen zweireihig, hyalin, einzellig, zarthäutig länglich-spindelig oder fast keulig, stumpflichendig, gerade oder schwach gebogen, 9-14 = 2 • 5 bis 3 [X, seltener wenig größer. Vom Ringwall gehen meist violettschwärzliche, 8 bis 7 |j. dicke, kurzgliedrige, verzweigte, etwas knorrige, mit kurzen Seitenzvveigen und Lappen versehene, derbwandige Hyphen aus, die der Unterseite der. Epidermisaußenwand anliegen. Auf beiden Seiten dürrer Blätter von (angeblich) Solidago virgatirea, dieselben dicht oft ganz überziehend, am .Sonntags- berge in Niederösterreich, Mai 1916, leg. P. P. Strasser. Eine eigentümliche Form, die durch den Ringwall, den Mangel eines vorgebildeten Ostiolums, die dünne, unregelmäßig zerreißende Schließmembran von Gtiignardia völlig abweicht. Auch Gitignardia augtdata (Fuckel) in Sj'-mbol. myco). II. Nachtr., 1873, p. 20, hat nach dem Originalexemplar in Fungi rhen. Nr. 2520 große Flächen krustenartig aberziehende Peri- thecien, die in der Epidermis entstehen. Allein die Perithecien sind normal gebaut und ringsum gleichartig aus mehreren Zellschichten aufgebaut. Auch ist ein Ostiolum vorhanden. Ich versuchte vergeblich, den Pilz auf eine beschriebene Form zurückzuführen. Zu vergleichen wären die stengel- bewohnenden Arten: Gnignardia depressa (Peck) auf Miil- gediiun und G. Absiiitlii (Pass.) auf Artemis ia (S. F., IX, p. 578'. 1032. Über Mycosphaerella tardiva Sydow. Ich zweifle nicht daran, daß ein von P. P. .Strasser am Sonntagsberge in Niederösterreich auf dürren Blättern von ScrophnJaria nodosa im Mai 1916 gesammelter Pilz die obige Art ist. Die Originalbeschreibung ist nicht ganz korrekt und daher irreführend CAnn. myc. 1916, XIV. Bd., p. 245), da sie. Kragmenle zur Mykologie. 355 wie ich aus dem Originalexemplar in Mycoth. marchicuXi-. \'.VA7 ersehe, nach schlecht entwickeltem Material erfolgte. Jch gebe daher eine Neubeschreibung nach dem gut ausgereiften Exemplar vom Sonntagsberge. Perithecien zerstreut und herdenweise auf beiden Blatt- seiten unter der Epidermis eingewachsen, gleichmäßig dunkel- braun, derbhäutig, kugelig, 90 bis 100 |j, groß, aus etwa 2 Lagen von 8 bis 15 ;j. breiten Parenchymzellen aufgebaut. Ostiolum flach, eckig, 10 [jl breit, nicht dunkler umrandet. Braune Hyphen um die Perithecien fast fehlend. Paraphysen fehlend. Asci zahlreich, sitzend, zylindrisch 34 bis 40 ^ 6 bis 7 |j.; Sporen zwei- reihig, hyalin, gleich-zweizeilig, in der Mitte nicht eingeschnürt, länglich schwach keilig, an den Enden abgerundet, 8 bis 9^ 2"5|x gr(_)ß. Die obere Zelle ist nur wenig breiter. Ist von der Mycosphaercllü grisea Boy. et Jacz. (Syll. f., XI, p. 297) auf Stengeln \-on Sct'ophiilaria cdiiiiui völlig- verschieden. Ähnliche Asci und Sporen haben M. Oerkiiaua (3acc.) (Ann. myc. 1904, IL Bd., p. 528) auf ('o7r>///7/rt-Stengeln und M. Chimaphilac (Ell. et Ev.) auf (7r/7//t/yV;//t/-Blättern. Die Art gehört zu den kleinsporigen Formen. 1033. Über Sphaeria tosta Berk. et Br.oome. Der Pilz ist beschrieben in Ann. Magaz. nat. Hist., IL Ser., IX. Bd., 1852, p. 381, Taf XI, Fig. 34. Die Beschreibung ist sehr unvollkommen und fehlen Maßangaben völlig. Das Studium der Literatur und Exsikkaten zeigte mir> daß folgende Pilze damit identisch sind. 1. Sphaerella Fuckelii Passerini in Erb. crittog. ital. Nr. (345. Die^ hier als synon3^m angeführte Sphaeria Epilobii Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 113) ist davon völlig verschieden und gleich Didymella fepiestraiis Duby. Saccardo nannte den Pilz in Michel ia 1878, L p. 440, Didymosphaei'ia (Didy- mella) Fuclieliatia (Pass.j und später (Syll. i. 1882, I. Bd., p. 556) Didymella Fuckelia na (? ass.) Sacc. Cookes Exemplare der Spliaeria tosta Berk. et Br. sind nach Saccardo identisch mit Diaporthc Epilobii ('Fuckel) (Symb. myc. 1869, p. 206). Letzterer Pilz ist jedoch nach dem Originalexemplar in F. rhen. Nr. 2338 identisch mit dem Original von Sphaerella 356 F. V. Hühnel, Fnckelii Pass. Da nun anzunehmen ist, daß Cooke seine Exemplare der Sphaeria tosta mit den Originalexemplaren derselben verglichen hat, so ergibt sich, daß die drei von Berkeley und Broome, Passerini und Fuckel beschrie- benen Pilze miteinander identisch sein müssen. 2. Sphaeria tritorulosa Plowrigh t (Sphaeriac. Brit. Cent. II nee Berk. et Br.) ist nach Michelia I, p. 440, mit Sphaerella Fuckcln Pass. identisch. Plovvright hat jedenfalls das Originalexemplar von Sphaeria tritorulosa Berk. et Br. (Ann. Mag. nat. Hist. 1854, IL Ser., XIII. Bd., p. 466, Taf. XVI, Fig. 15; untersucht, aber nicht den beschriebenen, sondern einen anderen Pilz darauf gefunden, den er für die Sphaeria tritorulosa hielt. Die echte Sphaeria tritorulosa B. et Br. wäre, wenn die An- gaben richtig sind, durch seine mit drei großen Öltropfen versehenen Sporen, die zwischen den Tropfen zweimal stark eingeschnürt und daher tritorulös sein sollen, ein sehr aus- gezeichneter Pilz, der am Originalexemplar jedenfalls nur sehr spärlich vorhanden sein wird, denn nicht nur Plowright, sondern auch Berlese (Icon. Fung. 1894, I. Bd., p. 146) hat ihn auf demselben nicht gefunden, sondern nur eine Didymella mit 13 bis 14:=; 4 bis 5 [x großen Sporen. Diese Didymella ist offenbar die Sphaeria tosta Berk. u. Br., welche so wie die Sphaeria tritorulosa in England auf Epilohium hirsutum, also auf derselben Nährpflanze gefunden wurde. Die Sphaeria tritorulosa Plowr. (non Berk. et Br.) ist von Niessl (Hedwigia 1875, XIV. Bd., p. 131) für eine Diaporthe erklärt worden. Daher ist der Pilz auch als Diaporthe tosta (Berk. et Br.) Niessl ausgegeben worden, so in Krieger, F. sax. Nr. 83; Rabenh.-Winvt., F. europ. Nr. 2868; Rehm, Ascom. exs. Nr. 583 (Hedwigia 1881, XX. Bd.. p. 49); Sydow, Myc. march. Nr. 456 [die Nr. 860 ist falsch und enthält nur Didymella fenestrans (Duby)]. Als Didymella tosta (B. et Br.) Sacc. ist derselbe Pilz ausgegeben in Roumeg., F. gall. exs. Nr. 3761, 3958 und 5034. Als Didymosphaeria Fuckeliana (Pass.) Winter liegt der Pilz in Allescher und Schnabl, F. bavar. Nr. 243, und als Didymella Fuckeliana (Pass.) Sacc. in Roumeg., F. sei. exs. Nr. 4936. Fragmente zur Mykologie. 357 Noch bemerke ich, daß Sphaeria fritorulosa Berk. und Br. wahrscheinlich die Gnomonia riparia Niessl ist, die oft ohne Schnabel vorkommt und deren Sporen oft nur drei Öltropfen zeigen. Dazu kommt noch der Umstand, daß ich sie mit der Didymella tosta (B. et Br.) zusammen auf Stengeln von Epilobium hirsutum fand. Berkeley und Broome haben offenbar die sehr zarte Sporenhaut mit den Anhängseln über- sehen und daher die Sporen zwischen den Öltröpfchen für eingeschnürt gehalten. Die Sphaeria tosta kann nur als Didymella aufgefaßt werden. Die Perilhecien sind etwa 200 bis 350 [j, groß, flach, bis 200 \h dick. Die Wandung ist oben bis 40 «jl dick und mit der Epidermis, unter welcher sich der Pilz entwickelt, zu einer Art Clypeus verwachsen. Unten ist die Wandung nur 20 [i dick. Sie besteht aus vielen Lagen von rotbraunen, manchmal etwas violetten, dünnwandigen, etwas abgeflachten, 5 bis 10 u. großen Zeilen. Das Ostiolum ist rund, 25^ breit, flach. Von den Perithecien gehen rotbraune, manchmal mehr violette, netzig verbundene, 3 bis 5 |x breite, eingewachsene Hyphen aus, die die Umgebung derselben in charakteristischer Weise rotbraun verfärben. Paraphysen sind reichlich vorhanden; sie sind viel länger als die Asci und füllen schleimig ver- bunden den Perithecienraum über der Schlauchschichte aus. Zwischen den herausgequetschten Schläuchen sind sie aber nur spärlich zu finden. Die Synonymie des Pilzes ist folgende: Didymella tosta (Berk. et Br.) Sacc. F>yn.: Sphaeria iosla Berk. et Broome 1852. Diayurthc Epilobü Fuckel 1869. Sphaerella Fitckelii Passerini 1871. Sphaeria trilonilosa Plowright 1875. Didymosphaeria {Didymella) Fuckeliana Sacc. 1878. Didymella Fuckeliana Sacc. 1882. Diaport he fosia (Berk. et Br.) Niessl 1881. 1034. Didymella drymeia v. H. mit Phyllosticta drymeia v. H. Perithecien unter der Oberhaut eingewachsen, meist gruppenweise stehend, oft aneinanderstoßend, kugelig, mit Sitzh. d. mathem.-naturw. KI., Abt. I, I2t5. Bd. 26 358 F. V. Höhnel, flacher, 20 bis 30 [j. breiter, rundlicher Mündung, zarthäLuig, 1 40 bis 240 ;x groß; Perithecienmembran graubraun, aus wenigen Lagen von 8bisl2|Ji breiten, dünnhäutigen Parenchymzellen bestehend, Schläuche achtsporig, keulig, kaum gestielt, 56 bis 60^ S bis 10 [i groß. Paraphysen fädig, verschleimend. Sporen zwei- reihig, hyalin, gleichzweizellig, länglich -elliptisch, gerade, 14 bis 16^ 4 [X groß, ohne Öltröpfchen. Pykniden (Phyllosticta drymeia v. H.) vollkommen gleich aussehend und gebaut. Conidienträger anscheinend fehlend. Conidien hyalin, einzellig, meist regelmäßig elliptisch-länglich, seltener fast zylindrisch, zartwandig, ohne Öltröpfchen, 8 bis 12^ 2-6 bis 3-6 jx groß. An den trockenen Deckspelzen der männlichen Ähren von Carex drymeia am Großen Wienerberg bei Tullnerbach im Wienerwald, Juni 1916, leg. v. Höhnel. Eine charakteristische Art, die sicher neu ist. Die Pykniden kommen für sich oder mit den Perithecien zusammen vor und gehören vielleicht zu den Sclerophomeen. 1035. Massariopsis macrosporella \ . H. n. sp. Perithecien meist gruppenweise unter dem Periderm eingewachsen, bis 600 |i breit und 300 (x hoch, mit flacher Basis, oben flachkonisch, mit breiter, kaum hervorbrechender Mündungspapille. Perithecienmembran schwarz, 15 bis 20|jl dick, aus vielen Lagen von flachen Zellen bestehend, innen mit einer starken Schicht von flachen hyalinen Zellen ausgekleidet. Paraphysen sehr zahlreich, mit vielen Öltröpfchen, die Schläuche weit überragend. Schläuche zahlreich, zylindrisch, oben ab- gerundet und dickwandig, 240^ 14 |x groß. Jod färbt in der verdickten Schlauchspitze eine dünne Scheibe blau. Sporen zu 8, gerade oder schief einreihig, tintenblauschwarz, gleich- zweizellig, sehr selten vierzellig, länglich-zylindrisch mit ab- gerundeten Enden, an den Querwänden nicht eingeschnürt, 22 bis 32^ 8 bis lOjx groß. An dürren Zweigen von Acer campestre in Tulhierbach, Wienerwald, Juni 1916, leg. v. Höhnel. Ist der Massariopsis acerina Rehm (Ann. myc. 1906, IV. Bd., p. 270) = ? Massariella microspora (Otth) Jacz. (Syll. F., XI., 314) nahe verwandt, aber durch viel größere Fragmente zur .Mykologie. o09 Schläuche und Sporen gut verschieden. Die Untersuchung mehrerer Exemplare von M. aceriua ergab, daß zwischen den beiden Arten bisher keine Übergänge bekannt sind. Massariella acerina Sacc. et Syd. (Syll. Fung. 1902, XVI. Bd., p. 502) ist wahrscheinlich gleich Otthia Aceris Winter (Hedwigia, 1871, X. Bd., p. 162). 1036. Über Didymosphaeria conoidea Xiessl und ihre Nebenfruchtform. hl Ann. mycol., 1905, III. Bd., p. 551, habe ich gezeigt, daß die Didymosphaeria conoidea Niessl ein in den Peri- thecien von Leptosphaeria Doliolnm (P.) schmarotzender Pilz ist, ferner, daß Didymosphaeria Patellac Rehm (Hedwigia, 1903, 42. Bd., p. [175]) damit identisch ist. Ebenso nahm ich als sicher an, daß Couiothyrimn Heteropatellae v. H. (Ann. mycol., 1903, I. Bd., p. 399) die Nebenfrucht der Didymo- sphaeria ist. Diese Formen schmarotzen nicht bloß in den Perithecien der Leptosphaeria Doliolnm, sondern auch in dem dazu- gehörigen Pyknidenpilz: Leptophoma Doliolnm v. H. (Fragm. z. Myk. 1915, XVII. Mitt., Nr. 893), wo ich beide Formen in derselben Pyknide bei 1899 im Wienerwalde gesammelten Exemplaren nebeneinander fand, wodurch der sichere Beweis erbracht ist, daß beide Pilze metagenetisch zusammengehören. Gleichzeitig wird durch diese Tatsache auch auf bio- logischem Wege der Beweis erbracht, daß Leptophoma Doli- olnm V. H. wirklich die Nebenfrucht von Leptosphaeria Doli- olnm ist, was ich 1. c. auf anatomischem Wege erkannt hatte. Damit stimmt auch die Tatsache, daß ich das Coniothyrinm Heteropatellae auch in den Perithecien von Leptosphaeria Doliolnm an 1915 am Sonntagsberge in Niederösterreich ge- sammelten Exemplaren fand. Rehm fand seine Didymosphaeria Pafellae in Apothecien von Heterosphaeria Pafella, während ich das Coniothyrinm in der dazugehörigen Nebenfrucht, Heteropatella lacera, fand. Es tritt daher auch hier der Pilz in beiden Fruchtformen schmarotzend auf. Rehm hat in Ann. mycol., 1906, IV. Bd., p. 265, für Didymosphaeria conoidea N. • die Untergattung 360 F. V. Höhncl, Cryptndidytnosphacria aufgestellt, die aber bessei' als eigene Gattung betrachtet wird. Was die Pykniden von Coiiiothyrium Hetcropalellac v. H. anlangt, so sind dieselben bald sehr klein, ei-, birn- bis flaschenförmig und dann sehr zartwandig und meist zu mehreren in demselben Wirtsgehäuse auftretend und dasselbe nicht ganz ausfüllend; bald groß, rundlich, ohne Hals und dann den Pykniden- oder Peritheciennucleus ganz oder fast vollständig verdrängend. Im letzteren Falle ist ihre Pykniden- membran, die aus deutlichen, kleinen dünnwandigen, gelb- braunen Parenchymzellen besteht, manchmal bis 30 [x dick. In solchen Fällen lassen sich leicht dünne Schnitte er- zielen, an welchen man erkennt, daß Conidienträger \olI- ständig fehlen und daß der Pilz eine Sclerophomee ist. Er stellt eine eigene Gattung dar. Cryptophaeella v. H. n. G. (Sclerophomeae). Pykniden dünnhäutig, rundlich oder ei-, birn-, flaschen- förmig, mit Ostiolum, oft mehr minder geschnäbelt, in Apo- thecien, Perithecien oder Pykniden eingeschlossen schmarotzend. Conidienträger fehlen. Conidien klein, länglich, gefärbt, einzellig, aus dem Nucleargewebe durch schleimige Histolyse entstehend. Nebenfrüchte von Cryptodidytnosphaeria. Typusart: Ctyptophaeella HeteropateUae v. H. Syn: Coniolhyriinn HeteropateUae v. H. 1903. Cryptodidyniosphaeria conoidea (N.) Rehm wird noch heute verkannt, denn sie wurde noch. 1914 von Die dicke (Krypt. n. Brand.. IX. Bd., Pilze VII, p. 642) als Diplodiella Angelicae D. beschrieben. 1037. Über Diplodiella Angelicae Diedicke. Diese in Krypt. Fl. Brandenbg., 1914, IX. Bd., p. 642, beschriebene Art muß gestrichen werden, denn sie besteht nach dem Jaap'schen Originalexemplar aus überreifen Perithecien von Leptosphaeria Doliolmn (P.), in welchen Didymosphaeria conoidea Niessl schmarotzt (s. Annal. mycol., 1905, III. Bd., p. 551). In beiden genannten Sphaeriaceen sind die Asci bereits verschwunden. , Fragmente zur Mykologie. 36 1 1038. Über Metasphaeria Lonicerae Fautrey. . Der Pilz ist besclirieben in Revue mycol., 1890, XII. Bd., p. 122, und das Originalexemplar in Fautrey, Herb, crypt. Cote d'Or Nr. 748, sowie in Roumeguere, F. sei. exs. Xr. 5359 und 6152, ausgegeben. Da die Originalexemplare nicht gut entwickelt sind und die Beschreibung fast in jedem Satze Fehler enthält, gebe ich im Folgenden eine neue Beschreibung des charakteristi- schen Pilzes nach von mir im Wienerwalde auf Lonicera tatarica gefundenen, sehr gut entwickelten Exemplaren. Der- selbe scheint für Österreich neu zu sein und wurde bisher nur auf Lonicera Xylosteum gefunden. Die Perithecien sind braun, rundlich oder nur sehr wenig gestreckt, 200 |x breit und 120 jx hoch, oben ohne Mündungs- papille, unten flach oder wenig konvex. Sie entstehen 3 Zell- schichten tief unter der Epidermis und überziehen die Zweige weithin und ringsum gleichmäßig zerstreut. Das Ostiolum ist flach, rundlich oder länglich, etwa 40 jx breit. Die Perithecien- membran besteht aus braunen, dünnwandigen, etwas flach- gedrückten, 4 — 6 [x breiten Parenchymzellen, ist oben bis 18 [x dick und aus 5 Zellagen zusammengesetzt, unten bald nur 3 bis 4 u. dick und blaß, bald bis 9 {x dick und braun. Der Nucleus ist rosa gefärbt und besteht aus bald spärlichen, bald ziemlich reichlichen, l-5bis3{x dicken, zum Teil deutlich septierten Paraphysen von Schlauchlänge und aus auf der Basis parallel sitzenden, durchaus stiellosen, Z3dindrisch-keuligen, mäßig- dünnwandigen, oben abgerundeten, 52bis66 ^ lObis 12 [x großen Schläuchen, mit acht hyalinen, vierzelligen zyHndrischen, an den Enden spindelig verschmälerten, stumpflichen, geraden oder wenig verkrümmten, 20bis26 ^3 bis 4*5 großen Sporen. Diese liegen im Schlauche sich schief deckend einreihig bis zweireihig, haben einen homogenen Plasmainhalt, sind zart- wandig und an den Querwänden nicht eingeschnürt. 1039. Über Phoma roseola Desm. und Byssothecium circinnans Fuckel. Ein von Jaap auf dürren Stengeln von Medicago lupu- lina in der Prignitz (Brandenburg) 1910 gesammelter Pilz 362 F. V. Höhnel, erwies sich als Plioma roseola Desm az. Er stimmt gut mit dem Originalexemplar in Desmaz., PI. crypt. France 1860, ^r. 761, überein, wo er auf dem Wurzelstocke der Luzerne wächst. Der Pilz scheint nur von Des mazi eres ausgegeben worden, also selten zu sein. Auf oberirdischen Stengeln ist derselbe, wie es scheint, bisher noch nicht gefunden worden, indes läßt sich bei der großen Zahl der Phonia-Avten kaum feststellen, ob er nicht als neue Art wiederbeschrieben wurde. An Jaap's Exemplar bedeckt derselbe die dürren Stengel ohne fremde Beimengungen herdenweise in großer Menge. Er ist schon mit der Lupe an der schwarzvioletten Färbung der Pykniden zu erkennen. Diese sind höchst variabel, bald kugelig, oder länglich, bald etwas lappig, 100 bis 260 ;j, breit, unter der Epidermis eingewachsen, dieselbe mit einem kurzen Schnabel durchbohrend. Die Pykniden stehen einzeln oder in mehr minder dichten Gruppen, wo dann die Stengel grau- violett gefärbt erscheinen. Die Pykniden sind von schmutzig- violetten. 6 bis 12 [i< breiten H3^phen umgeben, welche stellen- weise zu sehr großzelligen Membranen verwachsen und so die violette Verfärbung der Stengel bewirken. Die Pykniden- membran ist etwa 16 [x dick und besteht aus 3 bis 4 Lagen von dünnwandigen, schmutzig dunkelvioletten, 1 2 bis 16 [x großen Zellen. Das runde Ostiolum zeigt eine äußere dunkle, 30 ;j, breite Umrandung und eine 12 bis 16 (x weite, h^'^alin berandete Öffnung. Die Conidienträger sind viel kürzer als die hyalinen einzelligen, zweitropfigen, zylindrischen, an den Enden abge- rundeten, geraden, meist 6 bis 7 ^^ 1 • 5 bis 1 • 8 (x großen Conidien. Man sieht, daß diese Phoma sehr charakteristisch gebaut ist; nach der gegebenen ausführlichen Beschreibung wird sie mit einer anderen kaum mehr verwechselt werden können. An dem zitierten Originalexemplar Desmazieres' wächst die Plioma roseola zusammen mit Byssofhccium circinnans Fuckel (Symb. mycol, 1869, p. 142). Ich zweifle nicht, daß beide zusammengehören. Letzterer Pilz wird von verschiedenen Autoren zu verschiedenen Gattungen gestellt. Saccardo (Syll. fung., II, p. 88) stellte ihn zu Lepto- sphaeria; Winter (in Rabh., Krypt. FL, II. Aufl., Pilze, II. Abt., p277) zu Trcmatosphacria: Berlese (Icon. Fung., 1894,I,p.88) i Fragmente zur Mykologie. 363 stellt ihn nach Fuckel's Angaben zu Passerinielhi Berl. {!. c, p. 51); Rehm (Ascomyc. exs. Nr. 1490) behält die Gattung Byssothecium bei. Vergleicht man die Angaben über Melanoiiima diibiosiim Sacc. (Michelia, 1878, I. Bd., p. 403) mit der Beschreibung von Fuckel's Pilz, so erkennt man, daß beide identisch sind. B erlese (1. c, p. 30) vereinigt mit Unrecht Tremato- sphaeria Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 161) m\i Melanomma. Ferner erklärt er (1. c, p. 34) Melanomma dtibiosum Sacc. für identisch mit Trematosphaeria Vindelicoriim Rehm (Ber. naturh. Ver. Augsb., 1881, p. 116), was ganz unw'ahrscheinlich ist, da letzterer auf nacktem Nadelholz wächst, ersterer auf der Basis von Krauterstengein. Die Untersuchung von Fuckel's und Desmazieres' Exemplar von Byssothecimn circinnans hat mir nun gezeigt, daß die schließlich oft stark vorragenden und scheinbar ober- flächlichen Perithecien eigentlich bleibend eingewachsen sind, denn sie sind, wie Medianschnitte lehren, bis zur Mündungs- papille hinauf mit den emporgehobenen Resten der Epidermis und darunterliegenden Zellschichten bedeckt. Die normal entwickelten Sporen von Byssotliecium cir- cinnans sind vierzellig und haben hyaline oder subhyaline Endzellen. Allerdings sind abnormal entwickelte, ganz braune Sporen nicht selten. B erlese (1. c, p. 51) hat nun für die Lep t osp ha er ia- Arten mit hyalinen Endzellen der Sporen die Gattung Passeriniella aufgestellt und daher mit Recht den Fuckel'schen Pilz für eine solche erklärt. Da aber Fuckel's Pilz der Typus der Gattung Byssothecium ist, so ist Passer iniella Berlese 1894 gleich Byssothecium VvickeX 1869. In der Bot. Zeitung 1861, XIX. Bd., p. 261, hat Fuckel die Gattung Byssothecimn nur für den zweifellos zum später entdeckten Schlauchpilz ge- hörigen Stylosporenpilz aufgestellt, den Namen jedoch 1869 auf den Schlauchpilz übertragen. Vergleicht man die Angaben und Bilder der beiden Passertniella-Arten in Berlese, 1. c, p. 51, Taf. 38, Fig. 1, und 58, Fig. 5, mit dem Fuckel'schen Pilz, so bemerkt man, daß 364 F. V. Höhne), beide Arten ganz ähnliche Sporen haben wie letzterer, ja Passeriniella incarcerata (B. et C.) Berl steht Fuckel's Pilz sogar sehr nahe. Derselbe muß sonach den ihm von Fuckel gegebenen Namen behalten. Rehm hat auf Thymus serpyllum eine Varietät von Fuckel's Pilz gefunden und in Ascom. exs. Nr. 1490 ausgegeben als F. alpestre. Diese alpine Form unterscheidet sich durch etwas größere Sporen (bis 42 ^ 14 »x gegen 26 bis 32:^ 10 bis 12 (x) und durch eine viel stärker entwickelte Mündungspapille der Perithecien, die einen förmlichen, oben oft verdickten, 250 i^ 250 [i. großen Schnabel bildet. 13er Vergleich dieser Form, die, wie ich mich überzeugte, auch bleibend bedeckte Perithecien hat, mit Fuckel's Original zeigte mir, daß es sich tatsächlich nur um eine Varietät handelt. Der Pilz dürfte auf den verschiedensten Kräuterstengeln und Rhizomen aber nur selten vorkommen, denn er wurde bisher Siui Medicago sativa, M. lupiiUna, Globularia cordifolia und Thymus Serpyllum gefunden. Nomenklatur und Abbildung des Pilzes in Briosi e Cavara I fung. parass. Nr. 225 sind falsch. 1040. Über Leptosphaeria Calami Karsten. Karsten hat aus Finnland auf Blättern von Acorus Calamus (Hedwigia, 1 883, 22. Bd., p. 1 78 und 1 79) zwei nebenein- ander auftretende iye:/'/05/?//ö£?r/ö-Arten beschrieben, 7>. Calami K. und L. Acori K. Außerdem sind auf demselben Substrat noch die L. acorella Cooke (Grevillea, 1885, XIII. Bd., p. V»9) r=: Meta- sphaeria acorella (C.) Berl. et Vogl. (S. Fung. IX, 841) und die Leptosphaeria densa Bresadola (Hedwigia, 1896, 35. Bd., p. 199) aus England, respektive Sachsen beschrieben. Vergleicht man die Beschreibungen dieser vier Formen miteinander, so bemerkt man trotz scheinbarer Verschieden- heiten auffallende Übereinstimmungen. Insbesondere fällt auf, daß es nur bei L. Calami heißt »paraphysae obsoietae«, bei den andern werden Paraphysen gar nicht erwähnt. Die Unter- schiede betreffen eigentlich nur die Sporen, die bald nur Fragmente zur M3ivoIogie. 365 L'O bis 24 - 6 ;a gioß und 3-septat, bald 30 ^ 3 bis 4 [x (3 bis 7septatj, bald 30 bis 35^ 6 f5-septat) oder 34 bis 36 - 4 bis 5 [j, (7-septat) sein sollen. Jeder, der die Gattung Leptosphaeria kennt, weiß, wie sehr die Sporen namentlich in der Länge und Septierung variieren und wie bedenklich es ist, auf Grund der Sporen neue Arten aufzustellen. Eine auf morschen Acorus-BVättern in Niederösterreich fSt. Georgen am Sonntagsberg, VI, 1915, lg. P. Lambert) gefundene Leptosphaeria überzeugte mich davon, daß die vier oben erwähnten Arten offenbar alle der- selbe Pilz sind. Bei dem niederösterreichischen Pilz sind die Perithecien ■schwarzbraun, rundlich, 100 bis 160 [a groß oder länglich, 120 5s90{i.. Die Membran ist dünnhäutig, zeigt oben ein unregelmäßig rundliches oder längliches, 12 — 28 jj- großes Ostiolum. Oben ist dieselbe wenig durchscheinend und besteht aus nur 4bis5}i großen eckigen Parenchymzellen. In derBasal- hälfte ist sie dünner und besteht aus 8bisl2[x großen schwarz- braunen Parenchymzellen. Die Perithecien stehen locker zer- streut oder auch dicht gedrängt, wie letzteres von der L. dcnsa Eres, angegeben wird. Paraphysen fehlen völlig. Die Asci sind spindelförmig, dünnwandig, ohne Stiel sitzend, 40 bis 68^ 12bisl4|x. Die Sporen sind gerade oder schwach gekrümmt, stehen mehrreihig parallel im Ascus, bleiben lange hyalin und werden dann gelblich; erst im Alter werden sie durchscheinend braun. Selbst wenn sie ganz alt und scheinbar leer sind, sind sie stets 4 zellig. In den jüngeren Stadien zeigen sie stets 8 Öltröpfchen und dann hat es den Anschein, als würden sie 5 bis 8 zellig sein, woher die verschiedenen Angaben der Autoren rühren. Sie sind ja nach der Größe der Perithecien verschieden groß. In den kleineren nur 25 — 28 ^ 3 — 4 u,, in. den größeren 32 bis 38 ^ 4 bis 4-5 [x. Aus diesen Angaben erklärt es sich zur Genüge, warum derselbe Pilz so verschieden beschrieben wurde. Mit der Leptosphaeria Calaini Karsten ist offenbar L. jnncina TAuersw.) ganz nahe verwandt. Auch hier stehen die Sporen 3 bis 4reihig und ist von Paraphysen nicht die Rede. Auch die L. juucicola Rehm muß nahestehen. Hier ist 366 F. V. Höhnel, von 3 [J. dicken Paraphysen die Sprache, die wahrscheinlich gar keine sind. Ich vermute, daß diese drei Arten Pseudosphaeriaceen sind, die zur Gattung Scleropleella \. H. gehören würden, was noch zu prüfen ist. 1041. Über Asterosporium Hoffmanni Kunze. In der Gattung Asterosporium stehen heute drei Arten. Unter diesen gehört aber nur die obige Typusart in dieselbe. Asferospormin behilinum Peck (Syll. Fung., III, p. 782) ist nach der Beschreibung wahrscheinUch ein Prosthemiuvi. Asterosporium strobilormn R. et F. (Revue myc. 1892, XIV. Bd., p. 103) ist nach Fragm. 561 (1910, XI. Mitt.) offen- bar gleich Sporidesminm lobatum B. et Br. — Spegazzinia lobata (B. et Br.) v. H. (Ann. myc. 1903. I. Bd., p. 413). Spegazzinia calyptrospora v. H. (Fragm. z. Myk., 1902, I. Mitt., Nr. 63j ist zweifelsohne derselbe Pilz. Asterosporium Hoffmamii ist ein auf Rotbuchenzvveigen häufiger und verbreiteter Pilz. Angeblich kommt derselbe auch auf Birkenrinde vor, was möglich ist. Hingegen tritt er sicher auch auf Haselnußrinde auf, wie das Exemplar in Roume- guere, F. gall., Nr. 1756, zeigt, dessen Substrat ich nachgeprüft und als richtig angegeben gefunden habe. In dem Fragm. zur Myk., 1902, 1. Mitt., Nr. 22, machte ich auf das häufige Zusammenauftreten von Dotliiorella macrospora (Sacc. et Br.) v. H. {zzz Fusicoccum niacrospornm Sacc. et Br.) nnd Aster osporiimt Hoffmanni Kzq. aufmerksam, woraus ich den Schluß zog, daß diese beiden Pilze meta- genetisch zusammengehören. Ferner erwähnte ich, daß auch Scolecosporium Fagi Lib. ein häufiger Begleiter von Asten»- sporinm Hoffmamii ist. Später entdeckte ich die Botryosphaeria Hoffmamii v. H. (Ann. mycol. 1904, II. Bd., p. 275) und fand, daß Dotliiorella macrospora (S. et Br.) v. H. dazu als Nebenfrucht gehört. Da sämtliche Botryosphaeria-Arten Dothiorella-Formen als Nebenfrüchte besitzen, ist letztere Angabe zweifellos richtig und da nur eine Asterosporium -Art existiert, kann Fragmente zur Mykulngie 36; diese Gattung nicht in den Formenkreis von Botrynspliacriii gehören, wie ich 1904 noch annahm. Seither fand ich durch Prüfung zahh'eicher Exemplare, da(3 in den Sporenhäufchen von Asterosporiitm Hoffmanni so gut wie stets früher oder später die Bildung von Scoleco- spormm Fa^v-Conidien eintritt, mithin diese beiden Pilze gewiß metagenetisch zusammengehören. Da nun Massaria macrospora (Desm.) Sacc. nach Tulasne (Select. fung. Carpol. 1863, II. Bd., p. 221) die zu Scolecospormm Fagi gehörige Schlauchfrucht • ist, so ist auch Asterosporiitm Hoffmanni eine Nebenfrucht von Massaria macrospora. Schon Tulasne (1. c, p. 222) fand, daß die Massaria macrospora häufig am Rande der Fruchtkörper von Asfero- sporium Hoffmanni entsteht, gerade so, als würde sie darauf parasitieren. Die Beobachtung Tulasne's ist ganz richtig. In der Tat ist dies nicht nur häufig, sondern immer der Fall. Die Untersuchung zahlreicher Exemplare der drei genannten Pilze, die mir alle Entwicklungsstadien der Massaria macro- spora zeigten, ergab folgendes Resultat. Das erste Entwickiungsstadium von Massaria macro- spora ist das sich unter dem Periderm bildende Asterosporiitm Hoffmanni. Die Conidien dieses Pilzes hängen infolge ihrer eigentümlichen Form zu einer ziemlich festen Masse zusammen und werden nicht ausgestreut oder verweht. Sie keimen an Ort und Stelle im Lager durch Auswachsen der Spitzen der 3 — 4 kegeligen Fortsätze aus und bilden ein hj^alines, stark verzweigtes, das ganze Conidienlager durchsetzendes Mycel, das meist ganz locker ist, aber stellenweise kleine, dicht plectenchymatisch verflochtene Partien zeigt, an welchen oben die dicht nebeneinander stehenden Conidien von Scolecosporinm Fagi entstehen. Die jungen ScöJecosporitim-Cou\d.\QV. sind hyalin und stumpflveulig, so wie sie Tulasne (1. c, Taf. XXVI, Fig. 10) ganz richtig abbildet. Man glaubt, ein im Astcrosporinm- Lager schmarotzendes Fnsarinm zu sehen. Allein, bald werden sie bräunlich und nehmen ihre charakteristische Scolecosporitmi- Form an. Diese Conidien sind nebst den Ascussporen dazu bestimmt, den Pilz zu verbreiten, wozu die Aster osporitim- Conidien nicht geeignet sind. An etwas älteren Lagern sieht ;368 F. V. Höhnel, m^n nun gegen den Rand hin am Querschnitt weiße kleine sclerotiumartige Körperchen entstehen, welche die ganz jungen Perithecien der Massarm darstellen. Während der Entwicklung der Perithecien verschwinden allmählich die ausgekeimten und entleerten Asterospor tum -Con'idien völlig und bleiben nur noch die Scolecosporiuin-Comdien übrig, die zuletzt auch verschwunden sind. Die Massar ia macrospora (Desm.) Sacc. 1= Massar ia epiphegia Riess. =r Melogramma oligosporum B. et Br. (s. Berlese, Icon. Fung. 1894, I, p. 25) ist, wie schon Berlese sagt, kaum eine Massavia, aber auch keine Cucur- bitariee, als welche sie Tulasne auffaßt. Die geschilderte, ganz einzigartige Entstehungsvveise und das rasige Wachstum der reifen Perithecien begründen wohl genügend die Aufstellung einer neuen, den Massarieen an- zuschließenden Gattung, die ich Asteromassar ia nenne. Die Tatsache, daß Asteromassar ia macrospora (Desm.) V. H. so eigenartige Nebenfruchtformen besitzt, steht im besten Einklänge damit, daß die Massarieen überhaupt durch sehr mannigfaltige, verschiedenen Formgattungen angehörige Neben- fruchtformen ausgezeichnet sind. So hat Massaria ehnrnea (Tul.) als Nebenfrucht Siagono- spora princeps (B. et Br.) v, H.; Massaria Pupula (Fr.) hat Steganosporiiim piriforme (Hofm.); Massaria Argus (B.etBr.) Tul. hat Myxocyclus polycystis (B. et Br.) Sacc. (Ann. mycol., 1908, VI. Bd., p. 559) als Nebenfrucht; zu Pleomassaria siparia fB. et Br.) Sacc. gehört Prosthemium betiilimim Kze., zu Massaria Platani Ces. gehört Hendersouia Desmazierii Mont.; zu Massar iamarginata Fu c k e 1 Seiridimnmarginatum Fr. usw. Man sieht, daß jede Art eine andere Formgattung zur Nebenfrucht besitzt. Noch sei bemerkt, daß Ciictirbitaria asteropyciiidia Crouan (S. Fung. I, p. 603), ein ungenügend beschriebener Pilz auf Rot- buchenzweigen, zu dem Asterosporiimt Hoffinanni als Neben- frucht gehören soll, offenbar nichts anderes als Asteromassaria macrospora (Desm.) v. H. im unreifen Zustande sein wird. Fragmente zur Mykologie. 369 1042. Über Sphaeria hirta Fries. Spliaeriahirta Fries (System, mycol., II. Bd., 1823, p. 483) wurde von Fuckel (Symb. mycol. 1869, p. 155) zur Gattung Massaria gestellt. Winter (Pilze Deutschlands etc., II. Abt., 1887, p. 549) beläßt sie dabei, bemerkt aber, daß sie vielleicht besser bei Lepiosphaeria stünde. Berlese (Icon.Fung., I, 1894, p. 26) erklärt sie für eine Leptosphaeria. Bei Schröter (Pilze Schlesiens, II. Bd., 1894, p. 384) steht sie wieder bei Massaria. Ein gut entwickeltes Exemplar vom Sonntagsberge in Niederösterreich veranlaßte mich, denselben zu studieren. Dasselbe stimmt vollkommen mit Fuckel's Exemplar, F. rhen. Nr. 2326, überein, das wohl mit Fries' Originalexemplar in Sclerom. suec. Nr. 17 identisch ist. Der Pilz ist überall (nach Fuckel) ganz falsch beschrieben und daher so gut wie unbestimmbar. Der Pilz umgibt die Zweige von Sainbnciis raceinusa, seiner einzigen Nährpflanze, ringsum in ziemlich dichten Herden. Die von ihm besetzten Zweige haben ein rötlich verfärbtes Periderm. Die Perithecien entstehen im Periderm, und zwar an der Grenze der äußeren Schichte desselben, die einen fuchsroten Korkzellinhalt aufweist, und der inneren farblosen Schicht. Die äußere Peridermschichte wird von einem kurz zylindrischen Fortsatz der Perithecien durchsetzt, durch den die Sporen austreten und der nur wenig über die Oberfläche vorragt. Die innere hyaline Peridermschichte wird nach innen durch die etwa 360 (x hohen und breiten Perithecien ganz durchbrochen. Letztere haften dem Periderm fest an. sind trocken flach, matt braunschwarz, feucht urnenförmig, da ihre größte Breite weit über der Mitte liegt. Außen zeigen die i^erithecien eine parenchymatische, 35bis45|j- dicke, braun- schwarze, oben hellere und mehr rotbraune Wandung, die unten aus etwa 7 bis 8 Lagen von offenen, etwa 4 bis 8 [j, breiten schwarzbraunen, nicht abgeflachten Zellen besteht. Oben sind die Zellen größer und blasser. Außen zeigen die Perithecien dunkelbraune, 3 bis 4 |i. breite H^^phen, die eine undeutliche Behaarimg bewirken. Das Ostiolum ist unregelmäßig rundlich und 80 bis 90 |J. weit. Innen zeigen die Perithecien unten und 370 F. V. Höhnel, seitlich eine 3U bis 40 a dicke Wandschichte, die aus hyalinen, stark zusammengepreßten Zellen besteht. Der Nucleus besteht aus sehr zahlreichen, ziemlich dicken, schleimig verklebten Paraphyseii, die manchmal deutlich zellig gegliedert sind und über die Schläuche weit vorragen, und zahlreichen Asci. Gut entwickelte, reife Asci sind schleimig-dickwandig, oben abgerundet, keulig-zylindrisch, unten kurzknopfig gestielt und 120^14(1. groß. Die acht braunen Sporen stehen meist IV2 i'eihig. Dieselben sind dünnwandig, länglich oder etwas keulig, mit abgerundeten Enden. Bei den längeren zeigt sich in der Mitte eine oft starke Einschnürung, an welcher sie manchmal in zwei getrennte Hälften zerfallen. Sie haben '3bis 8 Querwände. Nicht selten ist eine Zelle mit einer Längswand versehen. Bei Fuckel's Exemplar sah ich nur einmal eine solche Längswand. Bei dem Exemplar vom Sonntagsberg waren solche öfter zu sehen. Die Größe der Sporen wechselt sehr, 20 bis 29=: 6 bis 9 [x. Die längeren Sporen haben mehr Quer- wände. Reichliches, 1916 bei Preßbaum im Wienerwalde ge- sammeltes Material verhielt sich ganz ebenso und zeigte namentlich viele Sporen mit 1 bis 2 längsgeteilten Zellen. Bei diesen Wienerwaldexemplaren fand ich auch, daß der Pilz in zweierlei durch Übergänge verbundenen Formen vorkommt. Auf den dünnen Zweigen sind die Perithecien 270 a groß und haben kleinere Asci und stets vierzellige, blasse, 20 bis 22 ^ 6 [j. große Sporen. Auf den dickeren Zweigen sind die Perithecien 410 \l groß, haben längere Schläuche und blaßbraune, 24bis29^ 8bis 9 »x große und meist 5 bis 6-(selten bis 9-)zellige Sporen, die ziemlich häufig einzelne längsgeteilte Zellen aufweisen. Man glaubt zwei verschiedene Pilze vor sich zu. haben. Sphaeria hirta ist nun ganz nahe mit Sphaeria rhodostoma A. et S. fConsp. Fung. Lusat. sup. 1805, p. 43, Taf. IV, Fig. 3) verwandt, was bisher völlig übersehen wurde. Dieser ■ Pilz (s. Tulasne, Sei. Fung. Carp., II. Bd., 1863, p. 238, Taf. XX\'. Fig. 1 bis 4) muß daher in die gleiche Gattung gehören. Seine Untersuchung hat mir nun gezeigt, daß er ganz ähnlich wie Sphaeria hirta gebaut ist. Er rötet ebenfalls das Periderm, hat auch nur eine Nährpflanze (Rhamnns Frangnlai, Fragmente z.iu" Mykologie. •>/! entwickelt sich aber ganz unter dem Periderm, das hier nur aus einer gefärbten Schichte besteht. Diese wird durch ein zylindrisches, etwa 110|x hohes und 100 »a breites, weich- und dünnwandiges Ostiolum durchbrechen, das nur wenig vorragt. Das Innere der Perithecien ist ganz so beschaffen wie bei der Sphaeria hirta. Da Sphaeria rhodostoma der Typus der Gattung Kavsteiiiila Spegazzini (1880) ist, so muß die Sphaeria hirta: Karsteunla hirta (Fr.) v. H. genannt werden, obwohl ihre Sporen meist keine Längswand aufweisen. Karsteunla Iiirta (Fr.) v. H. hat nach Fuckel zwei Nebenfruchtformen. Die eine wird in Syll. Fung., II, p. 10, Phonia Jiirta Sacc. genannt, wird aber in der Bearbeitung der Sphaeropsideen als Pyreitochaeta hirta Sacc. (Syll. P\ing. 1884, III, Bd., p. 221) angeführt. Nach Fuckel's Exemplar hat aber der Pilz bräunliche Conidien, ist daher eine Microsphaeropsis x. H. (= Coiiio- tliyrium Sacc. non Corda), die vorläufig Microsphaeropsis hirta (Sacc.) v. H. genannt werden muß. Ist aber vielleicht eine Sclerophomee. Die andere Nebenfrucht ist Heruiersoiiia hirta Curr. Diese kommt auch als Microdiplodia vor, so in Roumeg., F. gallic. exs. Nr. 1479. Die Microsphaeropsis hirta (Sacc.) v. H. wurde von Karsten versehentlich noch zweimal beschrieben, denn es ist kein Zweifel, daß Coniothyrium subcorticale K. (Hedwigia, 1888, 27. Bd., p. 104) und Coniothyrium clandestiunw K. (Revue myc. 1888, X. Bd., p. 150) damit identisch sind. Bei der nahen Verwandtschaft von Karsteunla hirta und K. rhodostoma miteinander ist es sehr wahrscheinlich, daß auch die letztere Art analoge Nebenfruchtformen haben wird. Eine entsprechende Microsphaeropsis scheint noch nicht be- kannt zu sein. Hingegen sind Microdiplodia Frangnlae Alle seh. (Krypt. Fl. Deutschlands usw., Pilze, VII. Abt., p. 94) und Hendersonia mammillaua ('Fr.) Curr. (? == H. rhauinicola Cooke) wahrscheinlich Nebenfrüchte von Karstetiula rhodo- stoma. Diplodia samhncicola Fautrey (Revue myco!., 1891, XIII. Bd., p. 171) ist offenbar schlecht entwickelte Hendersonia Sanibnci Müller. '•^72 F. V. Hölinel, 1043. Plagiostromella n. G. (Sphaeriaceac). Stromata rundlich, flach, mit einem bis wenigen Höckern, scheinbar oberflächHch, in den äußeren Peridermzellschichten entstehend, opak, schwarz. Perithecien horizontal eingewachsen, eines bis wenige, abgeflacht, verschieden gestaltet. Mündungs- kanäle seitlich, horizontal verlaufend, in ein gemeinsames, genabeltes Ostiolum auslaufend. Asci außen seitlich ent- springend, keulig, achtsporig; Sporen braun, mehrzellig, quer- geteilt. Paraphysen zahlreich, dünnfädig, oben netzig verzweigt und verbunden, verschleimend. Plagiostromella pleurostoma v. H. Stromata zerstreut, schwarz, rundlich oder unregelmäßig gestaltet, flach, oben mit 1 bis 4 schwach glänzenden Höckern, 0-6bisl-6ww breit, zwischen den Höckern oder seitlich das rundliche, 200 bis 300 [i breite genabelte Ostiolum. Stromata scheinbar oberflächlich, in den äußeren Zellagen des Periderms entstehend, welche durch dicht eingewachsene, schwarzbraune. 2 bis 4 ;x breite, oft torulöse Hyphen stromatisch verändert sind. Stromagewebe über den Perithecien etwa (30 jj. dick, opak. Perithecienmembran 30bis40 »xdick, kleinzellig, fast opak, oben mit dem Stromagewebe verwachsen. Letzteres unter den Peri- thecien wenig entwickelt. Perithecien horizontal liegend, etwas abgeflacht, mit elliptischem, 200 bis 300 |j. dickem senkrechtem Medianschnitt und sehr verschieden gestaltetem, oft nieren- förmigem oder gelapptem Horizontalmedianschnitt, der bis 1300(j. breit und 600 (j. hoch ist Mündungskanal horizontal liegend, bis 360 [x lang und 160 bis 260 |x weit, von allen (2 bis 3) Perithecien eines Stromas in das gemeinsame, zwischen den Perithecien oder seitlich liegende, manchmal auf einem kleinen Höcker befindliche Ostiolum einmündend. Asci gegenüber dem Mündungskanal, also seitlich entspringend, keulig, etwa 20 [J- lang gestielt, 160 bis 200 ^^^ 24bis36 |x, oben manchmal sehr dickwandig, bis achtsporig. Sporen zweireihig, länglich-elliptisch, braun, vierzellig, mäßig dünnwandig, an beiden Enden abge- rundet oder an einem spitz, an den Querwänden eingeschnürt, 37 bis 50 r- 14 bis 17-5 [x. Die beiden Mittelzellen der Sporen sind hr)her als die Endzellen und haben je einen großen Öltropten. Fragmente zur Mykologie. 373 Paraphysen sehr zahlreich, typisch, dünnfädig, verschleimend, oben verzweigt und netzig verbunden. An glatter Rinde von Sapindiis sp. in Japan (1913.) Der bemerkenswerte Pilz steht auf dem Periderm der glatten Rinde scheinbar oberflächlich und sieht Phyllachora- artig aus. Indessen besteht der obere dichte Teil des Stroma- gevvebes aus den dünnen flachen Peridermzellen, die durch eingewachsene Hyphen geschwärzt sind. Die kleinsten Stromata zeigen einen glatten wenig gestreckten Hügel, der meist etwas gebogen ist; etwa 0-5 mm von dem Gipfel des Hügels entfernt Medianschnitt durch Plagiostroiiiella pleurostoma v, H., zirka 38 fache Vergr. ; zwei Schläuche, 230fache Vergr. ; Flächenschnitt, zirka 22 fache Vergr. ; drei Sporen, 330 fache Vergr. Gezeichnet von Professor Josef Weese. Wien. sieht man an einem viel kleineren, warzenförmigen Vorsprung das runde, tief genabelte Ostiolum. Oft ist der Hügel, in dem das horizontal liegende Perithecium enthalten ist, etwas länger und nierenförmig gebogen; dann liegt das Ostiolum in der Bucht. Die größeren Stromata zeigen 3 bis 4 Hügel, die in einem nicht ganz geschlossenen Kreisbogen angeordnet sind, sich daher paarweise mehr minder gegenüber stehen; dann liegt Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 120. Bd. 27 374 F. V. Höhnel, das gemeinsame Üstiolum in der \'ertiefung in der Mitte zwischen den Hügeln. Merkwürdig ist die vollkommen horizontale Lage der Perithecien, deren kurzer, weiter Hals horizontal verläuft und sich mit dem Ende zum Ostiolum hinaufbiegt. Obwohl der Pilz Phyllachora-artig aussieht, gehört er doch, schon wegen des typischen Ostiolums und der oben netzig verzweigten typischen Paraphysen, welche weit in den Hals hineinreichen, zu den Sphaeriaceen. Bei diesen dürfte er am nächsten mit den Clypeosphaeriaceen verwandt sein, von welchen er sich jedoch durch das Stroma unterscheidet, das zwar oben clypeusartig entwickelt ist, aber weit hinab- reicht, und durch die horizontalliegenden Perithecien. Er wird wohl am besten als erster Vertreter einer kleinen Familie tPlagiostromelleen v. H.) betrachtet werden müssen. 1044. Über Sphaeria Scrophulariae Desmazieres. Der Pilz ist in Ann. scienc. nat. Botan., 1836, Vi. Bd., p. 245, beschrieben und in Desmazieres, PI. crypt. Nord France 1854, Nr. 718, ausgegeben. Saccardo, Syll. Fung. 1883, II. Bd., p. 57, führt den Pilz als Leptosphaeria an. Allein B erlese (Icon. Fung. 1894, I. Bd., p. 88) fand am Original- exemplar, daß es eine Pleospova ist. Indessen behandelt er dieselbe in der Gattung PJeospot'a nicht, daher die Stellung derselben in der Gattung unbekannt ist. Die Untersuchung des Originalexemplars zeigte mir, daß die kugeligen, etwas abgeflachten, dunkelbraunen, derbhäutigen Perithecien 200 bis 270 [x breit sind. Das Ostiolum ist flach, unregelmäßig rundlich und 32 {j. breit. Außen sind die einge- wachsenen Perithecien von braunen, 3 bis 4^1. breiten Hyphen umgeben. Die Paraphysen sind fädig, sehr zahlreich, verklebt und länger als die Schläuche, welche ungestielt, zylindrisch, oben abgerundet, ziemlich derbwandig und 84bis 105^14bis 16|j. groß sind. Die acht, ein- bis anderthalbreihig stehenden Sporen zeigen stets 5 Querwände und eine Längswand, sind dunkel- braun, an den Querwänden etwas eingeschnürt, länglich und 20 bis 21 ^ 8 bis 9 (J. groß. Die obere Hälfte der Sporen ist wenig breiter als die untere. Daraus ersieht man, daß die Sphaeria Scrophulariae Desm. von Pleospora vulgaris Niessl 1876 Fragmente zur Mykologie. 375 (\'erh. naturf. Ver. Brunn, XIV. M., p. 27 d. A.) nicht wesent- lich verschieden ist. Berlese (Icon. Fiing. 1900, II. Bd., p. 11) betrachtet Pleospora infectoria Fuckel (Symb. myc. 1869, p. 132, Taf. III, Fig. 23) mit PL vulgaris Niessl als synonym. Pleospora Scrophulariae (Desm.) v. H. 1836 ist der älteste Name für diese Pilze und muß nunmehr angewendet werden. 1045. Über Cucurbitaria Hendersoniae Fuckel. Der Pilz ist in Fuckel, Symb. mycol., 1869, p. 162, beschrieben. Da derselbe nur quergeteilte Sporen hat, wurde er von Saccardo (Syll. Fung. 1883, II. Bd., p. 109) zur Gat- tung Melanomma gestellt. Da der Pilz indessen, wie schon Fuckel angibt, rasig hervorbrechende Perithecien hat, kann er keine Melanomma sein, denn in diese Gattung dürfen nur Pilze gestellt werden, die von vornherein ganz oberflächliche Perithecien haben. Nichtsdestoweniger steht der Pilz noch heute fast unbestritten in der Gattung Melanomma. Ich konnte zwar, um die richtige Stellung des Pilzes zu finden, kein Originalexemplar untersuchen, da Fuckel den seltenen Pilz nicht ausgegeben hat, sondern nur zwei andere, die aber vollkommen zu Fuckel's Angaben stimmen. Das eine davon hat etwas rauhe, kugelige, mit einer deutlichen Mündungs- papille versehene Perithecien (Mycoth. mar eh. Nr. 4351), das andere (auf holzigen Weidengallen vom Sonntagsberge in Niederösterreich, 1915, leg. P. Lambert) hat flachgedrückte, an Nitschkia erinnernde, ebenso etwas rauhe und mit deut- licher Papille versehene Perithecien. Mikroskopisch stimm.en beide Exemplare vollkommen miteinander überein. Bei beiden entwickeln sich die Perithecien einige Zell- schichten tief unter der Epidermis und brechen dann weit hervor. Je nach der Üppigkeit der Entwicklung stehen die Perithecien einzeln, in Gruppen oder in dichten Rasen. Im letzteren Falle ••erwachsen oft viele miteinander. Ein Basalstroma ist auch :?ei üppigster Entwicklung nicht zu finden. Man findet an der Basis der Perithecien nur lockeres Hj^phengewebe. Es ist wunderlich, daß Fuckel diesen Pilz nicht in die \^on ihm selbst aufgestellte Gattung Gibberidea (Symb. m3'c., 376 F. V. Höhnel, 1869, p. 168) gestellt hat, denn tatsächlich ist derselbe eine ganz unzweifelhafte und typische Gibberidea. Von der Typus- art dieser Gattung sagt Fuckel selbst: »Peritheciis liberis, caespitosis, in stromate spurio dense dispositis«, was wörtlich auf unseren Pilz paßt. Dazu kommt noch der besonders bezeichnende Umstand, daß beide Pilze eine Hendersonia- Nebenfrucht haben, deren Conidien den zugehörigen Schlauch- sporen fast vollkommen gleichen. Der Pilz ist fürderhin Gibberidea Hendersoniae (Fuck.) W. Kschst. zu nennen. (Krypt. Fl. Brand., Pilze VII.) 1046. Über Cucurbitaria protracta Fuck. und Cucurbitaria acerina Fuckel. Diese beiden axxi Acer canipestre wachsenden Arten sollen nach Fuckel (Symb. myc, 1869, p. 171 und 172) durch die Schläuche und Sporen voneinander verschieden sein. Allein dieselben sind nach den Originalexemplaren in den Fung. rhen. Nr. 909 und 2255 miteinander identisch. Ich fand bei C acerina die Sporen fast stets mit 3 Querwänden und 21 bis 24^ 8 bis 11 [x groß, die Schläuche 12 bis 16(1, breit, ganz so wie bei C. protracta. Daß mauerförmig geteilte Schlauchsporen fast stets sehr veränderlich sind, ist bekannt. Cucurbitaria protracta Fuck. ist überhaupt ein sehr variabler .Pilz. Ich zweifle nicht daran, daß eine von mir 1916 im Wienerwalde auf Feldahornzweigen gefundene OttJiieUa nichts anderes ist als eine Notreifform der Cucurbitaria. Dieselbe stimmt äußerlich mit der C. protracta überein und und kam auch in Gesellschaft von Nebenfruchtformen \'or, die zu letzterer gehören. Die Sporen waren hyalin oder sub- hyalin, zweizeilig, meist ungleichhälftig und in der Mitte ein- geschnürt, meist 16 bis 26 5:; 6 bis 9-5 [JL groß. Sie lagen in den 110^ 16bisl8{i- großen Schläuchen 1- bis 2 reihig. Eine größere vierzellige Spore (32 i;; 12 ja) war eine Übergangsform. Es ist mir nicht zweifelhaft, daß diese Form keine selbständige Art darstellt. Die Cucurbita P'ia protracta Fuck. hat eine ganze Anzahl von Nebenfruchtformen, so die Pleuroplioma protracta (Sacc.i V. H., die Diplodia Aceris Fuckel {— D. protracta Fr.^), eine Hejuiersouia und Taeuiophora acerina Karsten (=: P//ra^'- Fragmente zur Mykologie. 37/ niotvichnm acerimmt Fuckel (an Fries}) =: Plir. platanoides Otth), ein Pilz, der im gut entwickelten Zustande mauer- förmig geteilte Conidien in Ketten hat und zu den Sphae- rioideae-astomae gehört. 1047. Otthiella Aesculi v. H. mit Pyrenochaeta Aesculi v. H. P.erithecien und Pykniden zu wenigen, meist gemischt unter dem Periderm rasig entwickelt in 0*5 — O'Tinni großen Gruppen, ohne deutliches Basalstroma. Perithecien kugelig, rauh. 400 bis 450 [1 breit, schwarz, öfter zu einigen miteinander verwachsen, etwas hervorbrechend, mitMündungspapille, die mit einem vielreihigen Schopf von schwarzen, 34 bis 50^ 3 [x großen, spitzlichen, einzelligen Borsten besetzt ist. Perithecienmembran oben derber, 32bis40[j. dick, aus zahlreichen Lagen von flachen, 6 bis 8 [1- großen Zellen bestehend. Paraphysen zahlreich, fädig, die Schläuche weit überragend. Schläuche zylindrisch bis keulig, lang gestielt, bis 100 bis 125 « 6 bis 10 |x groß. Sporen zu 8 im Schlauche, 1 - bis P/o reihig, hyalin, zweizeilig, bikonisch, in der Mitte stark eingeschnürt, an den Enden verschmälert, abgerundet, 1 4 bis 1 8 ^ 5 • 5 bis 6 ja groß, ohne Öltröpfchen. Pyk- niden (Pyrenochaeta Aesculi v. H.) den Perithecien gleichend, aber kleiner (140 bis 260 {x) und mit undeutlichem Borstenschopf an der papillenartigen Mündung. Conidienträger meist einfach, steif, septiert, bis 40 bis 50 [x lang, 2 bis 2 • 5 »x breit. Conidien an den Querwänden seitlich einzeln sitzend, länglich bis stäbchen- förmig, hyalin, 3 bis 4 ^ 1 • 5 bis 1 • 8 jx groß. Pykniden membran unten 14, oben 20 jx dick. Raschen herdenweise durch das Periderm hervorbrechend an dürren Zweigen von Aesculus Hippocasißmmi im Brenten- maistal im Wienerwalde, Sommer 1916, leg. v. Höhnel. Wie die Untersuchung lehrte, ist der Pilz eine zweifellose Otthiella. die sich aber durch den Borstenschopf der Mündung der Gattung Venturia nähert, als welche er nicht angesehen werden kann. Das Vorhandensein des Borstenschopfes genügt kaum zur Abtrennung einer eigenen Gattung. Die zum Pilze gehörige Pyrenochaeta ist innerlich ganz so gebaut, wie die P. Berheridis, die auch zu einer Cucurbitariee gehört. 378 P. V. Hühnel, Die Pyrawcliaeta AesciUi könnte auch als Pleiirop/ioiiia aufgefaßt werden, da die Mündungsborsten nur undeutlich entwickelt sind. Nachdem ich auf Acer campestre eine Otthiella als Notreifform der dicurbitaria profracfa Fuck. kennen gelernt habe, ist es mir wahrscheinlich, daß auch die Otthiella Aesculi eine solche Notreifform ist. Allein auf Aesculus ist keine Cnciirbitaria beschrieben. Da indes auf jener Gattung eine Diplodia und Henäersonia auftritt, ist es wahrscheinlich, daß sie auch eine noch unbekannte Ciiciir- hitaria beherbergen wird. 1048. Über Nitschkia Otth und Winterina Saccardo. Von vielen Autoren werden verschiedene Gattungen zu den allantoidsporigen Sphaeriaceen gestellt, die nicht dazu- gehören. So Diatrypeopsis Speg., welche eine heilsporige Niini- mularia ist, ferner Endoxyla Fuckel, welche eine Atithostoma ist. Zu diesen Gattungen gehört auch Nitschkia Otth= Coelo- sphaeria Saccardo. Obwohl letzterer (Syll. Fung., I, p. 91) ausdrücklich sagt, daß er statt NitscliMa den Namen Coelo- sphaei'ia setzte, nur um Verwechslungen des Namens Nitschkia mit Nitzscliia vorzubeugen, haben doch Ellis und E verhart (North. Americ. Pyrenom. 1892, p. 245 ff.) Coelnsphaeria von Nitschkia generisch geschieden, was nicht nur unstatthaft war, sondern auch ganz unbegründet, da die Unterscheidung dieser zwei Gattungen nur auf dem zerstreuten oder rasigerr Wachstum der Perithecien beruht, also auf einem Merkmal, das nicht kon- stant und unzureichend zur Trennung zweier Gattungen ist. Trotzdem hat B erlese (Icon. Fung., 1902, III. Bd., p. 20) beide Gattungen aufrecht erhalten, ohne sie genügend charakte- risieren zu können. Gerade sein Bild (1. c, Taf. XXVI, Fig. 2) von Coelosphaeria Beccariana Berl. et Vogi. zeigt rasig wachsende Perithecien, wie sie für Nitscltkia charakteristisch sind. Auch die .Stärke der Entwicklung der Stromasubstanz ist bei diesen Pilzen ganz irrelevant. Diese zwei Gattungen fallen völlig zusammen. Die Sporen der NitscJikia-Arten zeigen stets 2- bis 6 0)!- tröpfchen und haben meist, wenn gut entwickelt, ein 2 bis 4- Fragmente zur .\r\-lcologie. -xy teiliges Plasma, müssen daher mindestens als zweizeilig- gelten. Auch Berlese zeichnet bei einigen Arten zweizeilige Sporen. Noch deutlicher ist dies bei IVinterina tuberciilifera (E. et Ev.), dem Typus der Gattung WiiitereUa Berles. non S'eicc.z=z Winter ina Sacc. der Fall. Vergleicht man diesen Pilz mit einer Nitschkia, so sieht man, daß derselbe eine kleinsporige Form dieser Gattung .ist. Vergleicht man die Abbildung der Wiutcrina hiberctili- fera in Berlese, Icon. Fung., I, Taf. 85, Fig. 2, so sieht man, daß der Pilz DiaporfJic-Sporen hat, womit auch der Bau des Nucleus übereinstimmt. In der Tat habe ich schon 1906 in meiner Revision der Feltgen sehen Ascomyceten (diese Sitzungsber., 115. Bd., Abt. I, p. 1215) angegeben, daß Wiiiteriua tnberculifera eine Diaporthee ist. Nitsclikia Otth 1869 ist daher gleich CoelospJiacria E. et Ev. — Berlese 1902 iz: Winterella Berlese non Sacc. 1 894 =: Winterina Sacc. 1 899. Ditopella de Not. ist auch eine Diaporthee, nahe ver- wandt mit Nitschkia und durch die bleibend eingewachsenen, stets einzelnstehenden Perithecien mit vielsporigen Schläuchen davon verschieden. Die gut entwickelten Sporen sind ganz ähnlich denen von Nitsclikia und haben em zweiteiliges Plasma. 1049. Über Diatrype anomala Peck. Der 1876 im 28. Report of the Regents etc., New York, p. 72, beschriebene Pilz wurde in der Syll. Fung., I. Bd., p. 470, zu CryptosporeUa und von Ellis und E verhart zu ( Yvpfo- spnra gestellt. Da der Pilz mehrfach ausgegeben wurde, konnte ich ihn näher prüfen. Derselbe hat Eiitypella- oder Diatrype-arüge Stromata, die sich tief in der Rinde unmittelbar am Holz- körper aufsitzend entwickeln und stark hervorbrechen. Sie sind länglich, polsterförmig, bis omni lang, 2 min breit und 1-5 bis 1-8 ////// dick. Das Stromagewebe besteht aus derb- 380 F. V. Höhnel, wandigen, braunen, im Innern öfter blassen, 4 bis 5 [i breiten Hyphen, die zwischen den Perithecien ziemlich parallel senk- recht verlaufen und oben dicht plectenchymatisch verflochten sind, eine dicke schwarze Kruste bildend, durch welche die 300 bis 400 |j- langen, unten 120(a, oben 200 |j, dicken, . derb- wandigen opaken Perithecienhälse brechen. Diese ragen an der flachgewölbten, ziemlich glatten Oberfläche der Stromata nur in Form von flachen rundlichen, 200 »x breiten Scheiben hervor, die meist 5 Radialfurchen erkennen lassen. In jedem der Stromata, die unten flach dem Holzkörper aufliegen, sitzen 25 bis 40 zylindrische, seitlich etwas abgeflachte, ohne Hals etwa 900 [jl hohe und 360 bis 500 »x breite Perithecien, die an Schnitten leicht aus dem Stroma herausfallen, parallel nebeneinander. Die Perithecienwände sind etwa 35 bis 45 iJt, dick und bestehen aus zahlreichen Lagen zusammengepreßter, dünnwandiger, etwas gestreckter Zellen, deren äußere Lagen braun sind, während die inneren hyalin sind. Unter den Stromaten ist eine dünne Schichte des Holzkörpers geschwärzt. Der die ganze Perithecienhöhlung ausfüllende Nucleus ist EiLvalsa-avüg gebaut und besteht nur aus Schläuchen ohne Paraphysen. Die Asci liegen in zahlreichen Schichten über- einander, sind zartwandig, spindelförmig, oben 3 [x breit quer abgestutzt, unten allmählich lang zugespitzt, etwa 38iil0|x groß, mit einem sehr zarten (meist aufgelösten), bis über 24 [x langen Stiel. Sie enthalten 8 zwei- bis dreireihig stehende, hyaline, längliche, oben abgerundete, unten etwas spitzere, 9bis]2i 3 bis 4 [j. große Sporen. Diese sind zweizeilig. Die obere Zelle ist sehr groß und zeigt zwei bis mehr Öltröpfchen, die untere ist nur l-5bis2{x hoch und bildet eine kleine, oft kaum sicht- bare Kappe, die meist leer erscheint, indessen manchmal wenig plasmatischen Inhalt zeigt. Man ersieht aus dieser Beschreibung, daß der Pilz mit Diaporthe verwandt ist, sich aber durch die sehr ungleich-zweizeiligen Sporen, das aus- gesprochene DiatrypeSiwmdi und die zylindrischen parallelen Perithecien davon unterscheidet. Er stellt eine neue Gattung dar, die ich Apioporthe nenne. Fragmente zur Mykologie. Hol Apioporthe v. H. n. G. Stromata mit gut entwickeltem Stromagevvebe, tief in der Rinde, dem Holzkörper aufsitzend entwickelt, DiaUype-SiVixg, hervorbrechend. Perithecien aufrecht gestreckt, parallelstehend, mit Hälsen. Paraphysen fehlend. Nucleus Eitvalsa-Sirtig gebaut. Sporen hyalin, sehr ungleich zweizeilig, untere Zelle klein. Typusart: Apioporthe aiiomala (Peck) v. H. Syn.; Diatrype anotnala Peck 1876. Cryptosporella anoniala Saccardo 188'_'. Cryptospora anomala E 1 1 i s et E v c r h a r l 1892. 1050. Über Sphaeria virgultorum Fries. Der in Fries, Syst. myc, 1823, II. Bd., p. 351, und Kunze und Schmidt, Mycol. Hefte, 1823, II. Bd., p. 43. gut beschrie- bene Pilz wurde v^om Autor in Summ, veget. scand., 1849, p. 384, zu Hypoxylon gestellt. Fuckel, Symb. myc, 1869, p. 223, stellte ihn zu Dothidea. Saccardo stellte ihn in der Syll. Fung., 1883, IL Bd., p. 636, zu Plowrightia. Karsten (Hedwigia, 1890, 29. Bd., p. 178) beließ ihn bei dieser Gattung und stellte die Var. naiia auf Betiila nana mit wenig größeren Sporen auf. Das von Fuckel in den Fung. rhen. Nr. 1059 ausgegebene, sehr gut entwickelte Exemplar stimmt vollkommen zu Fries' Beschreibung und ist sicher richtig bestimmt. Das in Fries, Scler. suec. Nr. 2, ausgegebene Originalexemplar konnte ich nicht untersuchen. Die Prüfung von Fuckel's Exemplar zeigte mir. daß der Pilz eine ganz typische Apioporthe v. H. ist, die der Typusart dieser Gattung auf ro;^/«5 in Nordamerika: Apioporthe anomala (Peck) V. H. nahesteht und Apioporthe virgultornui (Fries» V. H. genannt werden muß. In Fuckel's Exemplar sind die diatrypoiden Stromata 4 bis 10 mm lang und 2 mm breit, sitzen dem geschwärzten Holzkörper auf und brechen hervor. In jedam Stroma sitzen meist dicht parallel nebeneinander bis über 100 Perithecien, die bis 700 [x hoch und 350 [j. breit sind und die bis 400 ja dicke, feste, schwarze Stromakruste mit ihren 300 bis 600 jj. langen Hälsen durchsetzen. Das tief genabelte runde Ostiolum sitzt in einer schwarzen, glänzenden, runden, 382 F. V. Höhnel, 300 ;x breiten Scheibe, die auf der graulichen Stromaoberfläche flach sitzt. Die Perithecienhälse sind unten 120 [i dick unc verdicken sich nach oben auf etwa 160 [x. Sie haben eine derbe eigene Wandung. Der Nucleus der Perithecien bestehr nur aus zartwandigen Schläuchen, ohne Spur von Paraphysen und enthalten 8 Sporen, die 1 V2 bis 2reihig stehen. Dieselben sind hyalin eiförmig-keulig, zweizeilig und 10* 5 bis 12 ^ 5-5 »x groß. Die obere Zelle ist viel breiter und doppelt so lang als die untere. 1051. Über die auf Carpinus Betulus beschriebenen Dia- porthe-Arten. Nitschke's Einteilung der Gattung Diaporthe in die drei Untergattungen Euporthe, Tctrastagoii und (liovostate ent- spricht nicht der wirklichen Verwandtschaft der Arten mit- einander und ist daher eine unnatürliche. Es geht dies schon aus der einen Tatsache hervor, daß D. {Euporthe) nigricolor N. und D. (Chorostafe) syiigenesia Fr. derselbe Pilz sind (Fragm. z. Mykol., 1906, II. Mitt,, Nr. 71). Um allmälilich zu einem richtigen System von Diaporthc- Arten zu gelangen, muß damit angefangen werden, die auf einer Nährpflanze oder auf einer Gruppe von nahe verwandten Nährpflanzen wachsenden Diaporthe-Arten vergleichend zu studieren. Auf manchen Gattungen von Holzpflanzen sind zahlreiche Diaporfhe-Avten beschrieben worden, so a.uf Acer 25, auf Carpinus 9 usw. Dieses Studium wird zeigen, daß in Nitschke's Sj^stem oft in verschiedenen Untergattungen stehende Arten nahe miteinander verwandt sind oder sogar zusammenfallen. Das Studium der auf Carpinus Hctnlus beschriebener. Arten ergab folgendes: 1. D. {Chorostafe) (.'arpini (Fr.), D. {Euporthe) sordida Nit. und D. {Tetrastagon) mimita Nit. sind sicher nahe mit- einander verwandt, ja ich vermute, daß es nur verschieden und verschieden gut entwickelte Formen derselben Art sind. Dies zu entscheiden, reicht mein Material nicht hin. Bei aller, drei P'ormen reichen die Perithecien stets mehr minder tief in den Holzkörper hinein. Die Sporen sind bei Carpini Fragmente zur Mykologie. 'AH^ mehr stäbchenförmig, 14bis 17 ^ 3-5 a, bei sorJida i^ 13 bis 14 :^ 3 bis 4 [x) und minuta (1 1 bis 12 ^r 3 |x) mehr spindelförmig. Doch findet man bei Carpini auch einzelne spindelförmige kleine Sporen. Mir scheint Carpini die typische, best entwickelte Form zu sein. Damit mag zusammenhängen, daß uiinuta nur einmal (von Nitschke) und sordida nur sehr selten gefunden wurde, während Carpini häufig ist. 2. D. (Chorostate) bitornlosa (B. et Hr.) Sacc, 1). car- pinicola Fuck. und D. {Chorostate) Kunzeana Sacc. sind zweifellos derselbe Pilz. Die Sporen sind bei allen bikonisch, in der Mitte stark eingeschnürt, 14 bis 19 - 3-5 bis 5 \). groß. D. carpinicola wurde von Fuck el (Symb. mycol., 1873, IL Nachtr., p. 37) als Tetrastagon beschrieben. Allein schon Winter (Pilze Deutschld.s., II. Bd., 1887, p. 631) sah am Originalexemplar (Fuckel, F. rhen. Nr. 2660), daß derselbe eine Chorostate ist. Fuckel (1. c.) schreibt der D. carpinicola als Nebenfrucht- form Discosporimii deplanatum (Lib.) v. H. (Zeitschr. f. Gä- rungsphysiol. 1915, V. Bd., p. 197) zu. Desgleichen ist die angebliche Nebenfrucht von Cryptospora bitornlosa (B. et Br.j Niessl (die aber eine typische Diaporthe ist), welche Niessl erwähnt (Hedvvigia, 1877, 16. Bd., p. 119) und in Rabenhorst, F. europ., Nr. 2243 h, ausgab, nach diesem Exemplar nichts anderes als Discosporitmt deplanatum (Lib.) v. H. (=:: Fusi- coccum Knnzeanum Sacc). Merkwürdigerweise hat auch Saccardo bei Diaporthe Knnzeana Sacc. dieselbe Neben- frucht angegeben. Aber auch Diaporthe (Jarpini (P.) Fuckel hat nach Saccardo dieselbe Nebenfrucht, denn Fnsicoccnnt Carpini Sacc. ist gleich Discosporinui deplanatum (Lib.) w H. Alle diese Angaben von P\ickel, Niessl und Saccardo sind aber falsch und zeigen nui-, wie häufig Discosporium deplanatum (Lib.) v. H. auf Carpinus-Zw eigen ist, denn diese Form ist schon von Tulasne (Sei. Fung. Carp., 1863, IL Bd., p. 125, TaL XXIV, Fig. 17) ganz richtig als Nebenfrucht von Melanconis chrysostrouia (Fr.) beschrieben und abgebildet worden. Diesei; Pilz hat zweierlei Conidien. hyaline und ge- färbte. H84 F. V. Höhnel, Unter Melanconis IntontJosa (B. et Br.) verstehen EUis und Everhart (North Americ. Pyren., 1892, p. 522) jedenfalls dieselbe Diaporthc, denn sie führen Rabenh., F. europ., Nr. 2243 [Cryptospora hitornlosa (B. et Br.) Niessl] an. Allein sie zitieren auch die Nummer 2421 derselben Samm- lung, die falsch bestimmt ist und Diapovthe decipiens Sacc. enthält, woraus sich die widersprechenden Bemerkungen von Ellis und Everhart (1. c, p. 523) zum Teil erklären. (Das noch zitierte Exsikkat S\^dow, Myc. march. Nr. 263. ist unver- läßlich und enthält bei mir nur eine Valsa^) 3. D. (Chorostate) decipiens Sacc. habe ich im Original nicht gesehen, allein der in Rabenh., F. europ. Nr. 2421. [fälschlich sub Cryptospora hitorulosa (B. et Br.) Nss.] ausge- gebene Pilz ist von bitorulosa verschieden und stimmt voll- kommen zur Beschreibung von D. decipiens Sacc. Die Schläuche sind größer (90^13[x) und die Sporen nicht bi- konisch, sondern länglich, fast zylindrisch, mit verschmälerten Enden und in der Mitte nur schwach eingeschnürt und viel größer (20bis 26 5r 5bis6'5(x). Sie zeigen überdies an den Enden ein kurzes,, halbkugeliges oder kappenförmiges, hyalines An- hängsel; ist daher eine eigene gute Art. Auch kommen stark eingeschnürte, bis 7 [j, breite, aber nicht bikonische Sporen vor. 4. D. (Chorostate) miicosa Winter habe ich im Original nicht gesehen, allein der in Thümen, Mycoth. univers. Nr. 2063, sub Cryptospora nigroanmilata Rehm mit der S3''no- nymie: Diaporthe nigroannulata Kunze; Valsaria bitortilosa Cooke (non B. et Br.) ausgegebene Pilz stimmt mit der Be- schreibung von D. miicosa so gut überein, daß ich ihn dafür halte. Die 17^5|j- großen Sporen haben eine dicke, scharf begrenzte Schleimhülle und sind in der Mitte nur wenig oder nicht eingeschnürt. Ist eine unterscheidbare Form. 5. D. (CItorostate) hyperopta Nit. habe ich nicht gesehen und ist ungenügend beschrieben, entzieht sich daher meiner Beurteilung. Wahrscheinlich stellen die 9 beschriebenen Dia- porthe-Formen auf Carpinns nur 4 bis 5 unterscheidbare Arten dar. Allein ich glaube, daß die Untersuchung sehr zahlreicher Aufsammlungen dieser Arten, die sich sicher einander nahe- Fiagniente zur Mykologie. 'ASö Stehen, zeigen wird, daß sie durch^ Übergänge miteinander verbunden sind. Fand ich doch im VVienerwalde eine Form, die Carpiiii-, bitorulosa- und ;u//cosa-Sporen in denselben Stromaten aufwies. Nur sehr reichliches Material kann hier Aufklärung bringen. 1052. Über Melanconis tiliacea Ellis. Der Pilz wurde zuerst als Diatrype tiliacea Ellis be- schrieben (^Am. Nat., Febr. 1883, p. 195 [n. g.]) und erscheint als Melanconis in Ellis and E verhart, North Americ. Py- renomyc. 1892, p. 524. Da Ellis und Ev er hart in North Am. Fg. Nr. 2522 und Fg. Columb. Nr. 35 unter dem Namen Rabenhorstia tiliacea E. et Ev. eine angebliche Pyknidenform des Pilzes ausgegeben haben, wurde der Pilz in der Syll. Fung. 1891, IX. Bd., p. 702, zu Hevcospora gestellt. Da der Pilz mehrfach ausgegeben ist: Ellis u. Everh., N. A. F. Nr. 5221 u. F. Col. Nr. 34, Rehm, Ascomyc. Nr. 1179, konnte ich mich von dem tatsächlichen Verhalte überzeugen. Bei der Beurteilung der Stellung des Pilzes kommen nur die drei Gattungen Hevcospora, Melanconis und Diaporthe in Betracht. Die Untersuchung der als Rabenhorstia tiliacea ausge- gebenen angeblichen Nebenfrucht des Pilzes zeigte mir, daß dieselbe nur. aus einem ganz unreifen Entwicklungszustand der Melanconis tiliacea selbst besteht. An das Periderm schließt sich innen das unreife Stroma an, das aus einer 80— 120 [i. dicken, schwarzbraunen, parenchymatischen Grenz- schichte besteht, die ein rundliches, 800 [x breites und 600 (x hohes Gebilde darstellt, in dessen Innern man Rindengevvebs- teile und ganz junge Zustände von Perithecien sieht. Die Rabenhorstia tiliacea existiert daher gar nicht. Daher liegt auch kein Grund vor, den Pilz als Hercospora zu betrachten. Da ferner an dem Stroma der Melanconis tiliacea auch jede Andeutung einer Melanconiee fehlt, kann auch die Galtung Melanconis nicht in Betracht kommen, womit der Mangel an typischen Paraphysen übereinstimmt. Hingegen paßt der Pilz seinem Bau nach ganz gut in die Gattung Diaporthe. Die dünnwandigen Perithecien sind 386 F. V. Höhnel, mit den sich leicht voneinander lösenden Schläuchen ganz ausgefüllt, nur zeigen sich zwischen den Asci Reste von Paraphysen. Indessen sind diese breit und sehr zartvvandig, also Pseudoparaphysen, wie sie auch bei andern üiaporthe- Arten auftreten. Der Pilz ist daher eine großsporige DiaportUe. Ich zweifle nicht daran, daß die auf Tilia in Europa und Nordamerika vorkommende Form von Diaporthe fnrfnracea (Fries) Sacc. (Syll. Fung., 1882, I. Bd., p. ßl8) mit Melanconis tiUacea identisch ist. Indessen ist Sphaeria furßiracea Fries (Systema mycol., 1823,- p. 409) wohl eine Mischart und noch nicht sicher aufgeklärt; daher wird der in Rede stehende Pilz bis auf weiteres Diaporthe tiliacea (Ellis) v. H. zu nennen sein. 1053. Über Calospora occulta Fuckel. Der in Fuckel, Symb. mycol., 1869, p. 190, beschriebene Pilz ist in den Fung. rhen. Nr. 2262 ausgegeben. Derselbe scheint in Europa nicht wieder gefunden worden, hingegen in Nordamerika häufiger zu sein, denn nach Rehm (Hedwigia. 1898, 37. Bd., p. [144]) ist Melanconis apocrypta Ellis 1883 (Ellis and E verhart, North Americ. Pyrenomycetes, 1892. p. 528) derselbe Pilz, der dreimal ausgegeben wurde, unter anderem auch in Rehm, Ascomycet. Nr. 1243. Der Pilz steht heute in der Gattung Melanconis, wohin er von Saccardo (Syll. Fung. 1882, I. Bd., p. 605) gestellt wurde. Indessen bemerkte schon Winter (Rabh. Krypt. Fl., I, 2, p. 783), daß ihm die Stellung des Pilzes zweifelhaft sei. Weder Fuckel noch Winter und Ellis erwähnen Paraphysen, auch wird von diesen Autoren kein Stroma an- gegeben, von Winter sogar ein solches dem Pilze ausdrück- lich abgesprochen. Die Untersuchung meines ganz unreifen Originalexem- plares von Fuckel und des etwas überreifen amerikanischen Exemplares in Rehm's Ascomyeten zeigte mir nun, daß Para- physen vollkommen fehlen und daß die Asci relativ zart- wandig und unten kurz zugespitzt sind, sich leicht ablösen und voneinander trennen. Schon das völlige Fehlen der Paraphysen zeigt, daß der Pilz keine Melanconis sein kann, Fragmente xur M^'kolugie. 38/ sondern eine Diaport/ie ist, für welche aucli das angegebene Verhalten der Asci spricht. Die Angabe, daß ein Stroma völlig fehlt, ist falsch. Unter den Perithecien fehlt dasselbe zwar, hingegen ist es aber über denselben mächtig entwickelt. Unter dem Periderm und mit diesem fest verwachsen liegt eine etwa 100 [a dicke, aus violettkohligen, dünnwandigen, offenen Parenchymzellen be- stehende Stromaschichte, mit deren Unterseite die bis 500 u. breiten, kugeligen, derbwandigen Perithecien verwachsen sind. Die hypodermale Stromaschichte bricht in der Mitte durch das Periderm und bildet einen etwa 630 [x hohen und breiten Kegel, der oben eine 250 \l breite Mündungsscheibe zeigt, mit 1 bis 3 Mündungen. Beim Durchbruch des Periderms wird dieses häufig in zwei Schichten gespalten und dringt das Stromagewebe an der Basis des Kegels ringsum keilig in den Spalt ein. Auffallend ist die 50 bis 80 [j. dicke, aus zahlreichen violett- kohligen, dünnwandigen, etwas zusammengepreßten, bis über 16 [h breiten und 6 [i dicken Parenchymzellen bestehende Perithecienmembran, deren äußere, 1 2 bis 20 [j. dicke Schichte opak ist. Jedes Perithecium hat einen 630 \x langen und 40 bis 50 [X breiten Mündungshals, der den Stromakegel durch- setzt. Die bis 52^16[x großen Sporen werden als gelblich, \on Ellis sogar als schließlich braun angegeben, sie haben aber sogar an dem untersuchten, etwas überreifen Exemplar eine ganz hyaline Membran und wird nur der dichte plas- matische Inhalt derselben gelblich. Aus dem Gesagten erhellt, daß der Pilz eine zwar eigen- artige, aber in keinem wesentlichen Punkte von Diaporthe abweichende Form ist, die einen neuen Artnamen erhalten muß, da es schon eine Diaporthe occnlta (Fuck.') N. gibt. Ich nenne den Pilz Diaporthe ahnormis v. H. 1054. Über ValsasorbicolaNit seh ke und die Diaporthe-Arten auf den Gattungen der mitteleuropäischen Pomaceen und auf Prunus. Die Untersuchung des Originalexemplars (Fuckel, F. rhen. Nr. 1729) der in Fuckel, Symb. myc, 1869, p. 198, beschrie- c58ö F. V. Höhnel, benen Valsa sorbicola Xtke. zeigte mir, daß der Pilz eine typische Diapoythe ist. Schon Brefeld (Unters. Gesamtgeb. Mykol. 1891, X. Heft, p. 236) fand dies, was er aber als Diaporthe sorbicola (N.) beschreibt, ist nach der Abbildung Taf, VIII, Fig. 10, ein anderer Pilz. Die Diaporthe sorbicola (Nke.j ist an dem kleinen, aber guten Originalexemplar bald Chorostate, bald Tetrastaga-axiig ausgebildet und nähert sich sogar durch die manchmal halb in das Holz eingesenkten Perithecien Euporthe, zum Beweise, daß Nitschke's System der Gattung Diaporthe kaum haltbar ist, wie ich schon in Fragm. Nr. 71, IL Mitt., 1906 sagte. Im Tetrastaga-Zustande bildet der Pilz längliche oder ganz unregelmäßige, ausgebreitete, 5 bis 6 min lange, innen holzgelbe, durch eine schwarze Saumlinie seitlich scharf be- grenzte Stromata, in denen die Perithecien ganz in der Rinde oder mit der Basis ins Holz wenig eindringend zer- streut oder in kleinen Gruppen stehen und jedes für sich oder gruppenweise mit den Schnäbeln hervorbrechen. Im njorostate-ZustsLnde sind kleine rundliche Stromata vorhanden, die sich sonst ebenso verhalten, aber 6 bis 22 valsoid gehäufte, monobtiche Perithecien enthalten, die mit ihrem Schnabel- bündel gemeinschaftlich hervorbrechen. Abgesehen von der nur seitlich entwickelten, unten fehlenden Saumschichte ist keine eigene Stromasubstanz zu sehen. Die Perithecien sind etwas niedergedrückt kugelig, bis 700 \x groß und haben einen 400 bis 700 [x langen, 80 [J- dicken Schnabel, der oben manchmal bis 230 (X verdickt ist und einen 40 [x breiten Mündungskanal aufweist. Die Perithecien sind auch bei der Chorostate -Form nicht selten im unteren Drittel im Holze eingesenkt, meist aber ganz in der Rinde oder das Holz berührend. Die schön dunkelbraune Perithecienmembran ist ziemlich derb und meist undeutlich zellig. Die Schnäbel ragen außen nur wenig vor und bilden fast ohne Stromasubstanz die sehr verschieden große schwarze Scheibe. Paraphysen fehlen völlig. Die Asci sind sehr zartwandig,beidendig stumpf lich, ohne Stiel 46bis565:=: 7 bis 8 [X groß und spindelig-keulig. Die 8 Sporen liegen meist zweireihig und sind länglich-spindelig, manchmal schwach Fragmente zur Mykologie. 389 keulig oder fast zylindrisch, meist gerade, haben verschmälert abgerundete Enden und ein 2 bis 4-teiliges Plasma. Eiiie scharfe Querwand ist nicht zu sehen. Sie sind lObis 13 ^ 2 -5 bis 3 ;jl groß. Die Mündungsscheiben sind unregelmäßig rundlich oder der Länge nach, nie der Quere nach gestreckt und von den aufgerichteten Peridermlappen umgeben. Fuckel sagt, daß der Pilz auf Sorbits Aucuparia wächst, dies ist aber, wie das Periderm zeigt, falsch, das Substrat ist gewiß Sorbits Äria oder eine nächst verwandte Art. Mit Diaporthe sorbicola (Ntke.) v. H. non Brefeld ist identisch der in Alle seh er und Schnabl in F. bavar., Nr. 247, als Diaporthe patria Speg. auf Sorbits Aria ausge- gebene Pilz, der hier auch meist in der Chorostate-Fovm. vor- handen ist, doch stellenweise fast Tetrastaga-axixg entwickelt ist. Die Sporen sind hier unwesentlich größer, 13 bis 18 ^^ 3 bis 3 • 5 |j., meist mit 4, die längeren auch mit 6 Öltröpfchen. Dem- entsprechend sind auch die Schläuche etwas länger, 56 bis 66 i=; 7 bis 7-5 jx. Die Perithecienmembran ist blässer und weicher, weil der Pilz nicht so stark ausgereift ist. Zweifellos derselbe Pilz, den Brefeld als Diaporthe sorbicola (N.) in Kultur nahm und von welchem er einen Schlauch mit Sporen nicht ganz korrekt abbildete, ist in Krieger, Fung. sax. Nr. 1869, auf Sorbits Aitcuparia unter dem Namen Diaporthe sorbicola (N.) Brefeld sehr gut entwickelt ausgegeben worden. Der gleiche Pilz findet sich auch in Tran zs che 1 et Serebr., Myc. rossica, Nr. 222, unter demselben Namen auf Sorbits Aucuparia und schlecht entwickelt in Alle seh. u. Schnabl, F. ba\'. Nr. 159, auf derselben Nährpflanze. Dieser Pilz ist nun von Diaporthe sorbicola (N.) v. H. sicher verschieden und trotz der offenbar unrichtigen Be- schreibung der Diaporthe patria Speg. (1881) in Michelia, 1881, II. Bd., p. 250, mit dieser Art, die 2iU{ Sorbits Aitcitparia wächst, identisch. Es ist mir auch nicht zweifelhaft, daß Diaporthe Aitcitpariae Haszl. (1892, Syll. Fung., XVI. Bd., p. 544) und Diaporthe Woroniniae Jaczewski (1896, Syll. F., XVI, p. 544) derselbe Pilz sind. Diaporthe patria Speg. hat valsoid entwickelte, kegelige, an der rundlichen Basis Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 126. Bd. 28 390 F. V. Hölinel, 1 "5 bis 3 ////// breite Stromata, die seitlicii von einer derben, schwarzen Saumschichte eingehüllt sind, sich unter dem Periderm ganz in der Rinde entwickeln und meist viele (4 bis 24) bis 830 \x große, kugelige Perithecien enthalten, die mit ihren bis 1*3 mm langen, 300 [a dicken, oben bis 360 jx ver- dickten schwarzen Schnäbeln gemeinsam hervorbrechen. Die schwarze, 1 bis 1 • .") mm breite Scheibe, die nur aus den wenig vorstehenden Schnabelenden besteht, ist meist quergestreckt oder rundlich, nie der Länge nach gestreckt und von den aufge- richteten Peridermlappen umgeben. Die 40 {x dicke Perithecien- membran besteht aus sehr \-ielen Lagen von stark zusammen- gepreßten Zellen, die in der Flächenansicht undeutlich sind. Paraphysen fehlen. Die Schläuche sind zartwandig, spindelig- keulig, 60 bis 80^ 10 bis 1 1 [x groß. Die hyalinen Sporen stehen 1 7.^- bis 2 reihig, sind scharf- und gleich-zweizeilig, länglich- elliptisch, in der Mitte meist nicht eingeschnürt, derbhäutig, meist ohne Öltropfen, manchmal mit vierteiligem Plasma, 14 bis 17^4 bis 6[x groß. Es scheint, daß diese Art für Sorbus Aucuparia ebenso charakteristisch ist wie die D. sorhicola für Sorbus Aria. Das Exemplar in Sydow, Myc. marchica Nr. 1731 ist nicht D. patria auf Sorbus Aucuparia, sondern D. sorbicola auf vS. Aria. Da die europäischen Pomaceengattungen und Prunus sowohl morphologisch als auch chemisch einander nahe ver- wandt sind, ist die Frage naheliegend, ob die Diaporthe sorbicola (N.) v. H. nicht auch auf anderen Pomaceen oder auf Prunus vorkommt und daher wiederholt beschrieben wurde, was um so wahrscheinlicher erscheint, als auf den- selben nicht weniger als 32 Diaporthe-Avten beschrieben wurden, die gewiß lange nicht alle voneinander spezifisch verschieden sind. Weisen auch die Beschreibungen stets gewisse Unterschiede auf, so darf einmal auf die unterlaufenden Fehler, die eine große Rolle spielen, dann auf die große Veränder- lichkeit der Diaporthe-Avien nicht vergessen werden, die sich nicht nur auf die Art des Wachstums, sondern auch auf die Größenverhältnisse erstreckt, die oft mit der Rindendicke zusammenhängen. Fragmente zuv Mykologie. o91 Daß DiaportliL'-Avten \on Prunus auf Pomaceen über- gehen, zeigt die D. oligocarpa Ntke. auf Prunus spinosa, die von der D. Feltgeni Sacc. et S. var. Cydoniac Feltg. nicht verschieden ist (diese Sitzber., 115. Bd., Abt. I, p. 1252;. Vergleicht man nun die D. oUgocarpa Ntke. in Krieger, F. sax. Nr. 629, mit der D. Crataegi Ntke. in Jacz., Kom., T ranz seh el, F. ross. exs. Nr. 335, so findet man, daß die erstere nur die Tetrastaga-Form der zweiten ist. Beide sind zugleich von D. sorbicola (N.) nicht merklich verschieden. Auch die D. Reltmi Ntke. (auf Sorbus} Ancuparia) und D. ambigua Ntke. auf Pirus communis, die beide nur ein einziges Mal von Nitschke gefunden wurden, dürften nur Formen der erwähnten Arten sein. Daß ferner D. cydoniicola Petrak (Ann. myc, 1915, XIII. Bd., p. 49) wieder von D. ambigua Ntke kaum ver- schieden sein wird, ist sehr wahrscheinlich. D. alieiia Ell. et Ev. (Proc. Akad. nat. sc, Philadelphia, 1894, p. 142j auf Crataegus dürfte mit D. fibrosa (?) nach der Beschreibung identisch sein. Daß Diaporthe parabolica Fuckel (83^110. myc, 1869, p. 211) auf Prunus spinosa mit D. Radiila Ntke. (Pyr. germ., 1870, p. 313) identisch ist, geht aus dem Exemplar in Rehm, Ascom. ex§. Nr. 2038, hervor, von dem Rehm (Ann. myc, 1913, XL Bd., p. 169) sagt, daß es vollkommen mit Fuckel's Originalexemplar übereinstimmt. Dasselbe stimmt nun aber auch mit der Beschreibung der D. Radnla Ntke. ganz über- ein. D. oligocarpa Ntke. ist davon gewiß nicht ver- schieden. Ferner halte ich D. Cerasi Fuckel (Symb. myc, 1871, I. Nachtr., p. 319) nach dem Originalexemplar in F. rhen., Nr. 2341, nur für eine Form desselben Pilzes. Hier haben die Sporen an den Enden kleine Anhängsel, allein ganz gleiche Sporen treten auch bei Rehm's Exemplar der D. parabolica in Menge auf. Die Diaporthe-Avten haben die bisher über- sehene Eigentümlichkeit, daß nicht nur die Art der Stroma- ausbildung außerordentlich wechselt, sondern auch die der Sporen. Ferner die, daß die Sporen auch im nicht ganz aus- gereiften Zustande frei werden. Man findet daher in dem- selben Präparate in der Regel eine ganze .Anzahl von sehr 392 F. V. Höhnel, verschieden großen und verschieden gestalteten Sporen und bald überwiegt die eine, bald die andere Sporenform. Oft erscheint im Präparate das Perithecium gut ausgereift, wo dies doch nicht der Fall ist. Da findet man dann stets einzelne Sporen, die sichtlich reifer und besser entwickelt sind und ganz anders aussehen als die große Masse der übrigen. Dieser Umstand in Verbindung mit der wechselnden Stroma- entwicklung hat zur Aufstellung einer Unzahl von Schein- arten geführt. Eine kritische Prüfung auf Grund genügenden Materials wird wahrscheinlich zeigen, daß daß D. semiimmersa, para- holica, Radlila, Rehniii, amhigtia, oligocarpa, Cerasi, cydonii- cola, Crataegi, sorhicola nur Substrat-, Stroma- und Reife- formen derselben Art sind. Heute ist es bei uns nicht mehr statthaft, neue Diaporthc- Arten nur auf Grund der Beschreibungen aufzustellen, ohne sorgfältige Vergleichung mit Originalexemplaren und Berück- sichtigung der oben dargelegten Verhältnisse. Auch ist es ganz falsch, nur jene Arten vergleichend zu berücksichtigen, die auf der gleichen Nährgattung angegeben sind. Wie trügerisch es ist, auf Grund von Beschreibungen neue Arten aufzustellen, davon kann man sich leicht über- zeugen, wenn man sichere Arten mit den Besehreibungen vergleicht. Auf Amelanchier canadensis kommen zwei verschiedene Diajwi'the-Arten vor, die in Ellis und Everhart, North. Am. Pyren., 1892, p. 432 und 433, beschrieben sind. Darnach hat D. stictostoma (Ell.) 55 ^8 bis 9 ja große Schläuche und 11 bis 13^4 — 4-5 [A große Sporen. Das Exemplar in Rehm, Ascomyc. exs. Nr. 1896, zeigt aber 66 bis 78 « 7 bis 9 |j. große Schläuche und 16 bis 20 « 4 [x große Sporen. Offenbar rührt die Originalbeschreibung von schein- oder notreifen Exemplaren her. Diaporthe htherculosa (Ell.) soll 75-15[x große Schläuche und 12^5bis6[x große Sporen haben, die leicht in ihre Hälften zerfallen (was sicher falsch ist), während mir das gut ausge- reifte Exemplar in Ellis et Ev., F. columb. Nr. 633, 56 bis 75- 1 1 bis 13 jx große Schläuche und 16 bis 18^ 7 bis8[JL große Sporen zeigte. Letztere sind breit elliptisch, sehr dickwandig und Fragmente zur Mykologie. '^J-J können nicht in zwei Hälften zerfallen. Hingegen zeigte mir das Exemplar in Rahm, Ascom. exs. Nr. 1987, 84 — 92 ^^^ 10— 13;j. große Schläuche und 12 — 15^5-5 — 6-5[ji, große Sporen, die meist zarthäutig sind. Dieses Exemplar ist aber nur -cheinreif, was daran zu erkennen ist, daß die Sporenhäute licht ganz scharf begrenzt sind und zwischen den durch Quetschen getrennten Schläuchen große ölartige Plasmatropfen herumschwimmen. Ein großer Teil der aufgestellten Diciporlhc-Avten beruht auf scheinreifen Exemplaren, wie sie zumeist gesammelt werden. Nach den gemachten Auseinandersetzungen zw^eifle ich nicht, daß auf den Pomaceen und Prunus picht 32, sondern kaum ein Dutzend Diaporthe-Arten vorkommen. Die Erhebung von Chorostate zu einer eigenen Gattung, wie dies neuerdings Traverso tat (Flora ital. crypt. Fungi, II. Bd., 1906, p. 190) ist ganz verfehlt. Die Einteilung der Ciattung Diaporthe darf nicht auf die Ausbildungsart des Stromas geschehen. Daß manche Diaporihe-Arten der Pomaceen auf mehr minder groben Fehlern beruhen, zeigt Chorostate Sydowiana -^accardo (Ann. myc, 1908, VI. Bd., p. 561) auf Sorbus Aucu- paria, die nach dem Originalexemplar in Sydow, Mycoth. germanica, Nr. 688, nichts anderes ist als Pseudovalsella Ihelebola (Fries) v. H. (Melanconts) auf Alniis. Vergleicht man Saccardo's Beschreibung des Pilzes mit der Tulasne's, so erkennt man auch, wie unzutreffend sie ist. Die Art gehört zu den Diaportheen. 1055. Über die Diaporthe- und Phomopsis-Arten auf Robinia Pseudoacacia. ■ Auf Robinia Pseudoacacia werden vier Diaporthe -Arten und zwei PJiomopsis-Formen angegeben. Im Folgenden wird nun der Nachweis geliefert, daß es nur eine Diaporthe- und daher auch nur eine Phoniopsis-Avi auf dieser Nährpflanze gibt. 1. Diaporthe dolosa Sacc. et Roumeg. (Revue myc, 1883, V. Bd., p. 234, Taf. 39, Fig. 5; wächst nach dem Original- exemplare in Roumeg., F. gall., exs. Nr. 2689, auf Sambucus raceuiosa und ist Diaporthe spicuJnsa (A. et S.). 394 F. V. Hühnel, 2. Diaporthc personafa (C. et E.) in Grevillea, VI. Bd., 1877, p. 9 ist nach Ellis und Everhart (North. Americ. P3Tenomyc. 1892, p. 423)~ von Diaporfhe oncostoma (Dub\'> nicht verschieden. 3. Diaporthc oncostoma (Dubj^) Fuckel (Sj'mb. myc, 1869, p. 205) und 4.Diaportliefasciculata Ni t s c h k e (Pjn-enomyc. gevm. 1 870, p. 247) sind derselbe Pilz. Vergleicht man die Beschreibungen beider Pilze miteinander, so findet man keinen greifbaren Unterschied. D. fasciculata soll eine Enporthc sein. Allein schon Nitschke sagt, daß der Pilz auch völlig valseenartig, also als Cliorostate wie D. oncostoma vorkommt. Ein Unterschied in den mikroskopischen Merkmalen ist nicht vorhanden. Bei beiden Formen greifen die Perithecien bis ins Holz hinein. Vergleicht man Fuckel's Originalexemplar von D. oncostoma mit den von Rehm (.Ascomj'^c. exs. Nr. 1181 und 1181b) und Krieger (F. saxon. Nr. 1075) und andern ausgegebenen Exemplaren von D. fasciculata, so sieht man, daß beide Pilze miteinander identisch sind. Daraus erklärt es sich nun, warum Fuckel die D. fasciculata niemals fand, obwohl dieselbe nach Nitschke eine der verbreitetsten Arten ist. Ferner, warum aus Nordamerika, der Heimat der Robinie, nur die D. oncostoma bekannt ist, während andererseits Rehm in seinem umfangreichen Exsikkatenwerk nur die D. fasciculata ausgab: Es sind eben beide Arten miteinander identisch und \vurden bald für die eine, bald für die andere erklärt. Der Pilz muß D. oncostoma (Duby) Fuckel 1869 heißen, da dies der ältere Name ist. 5. Daraus geht nun hervor, daß auf der Robinie auch nur eine (sehr variable) Phomopsis-Art existieren kann. Phoma oncostoma Thüm.; Phomopsis oncostoma (Thüm.t \-. H.; Phoma psetidoacaciae Sacc; Phomopsis pseudoacaciae (Sacc.) V. H.; Fusicoccnm Farlowianum Sacc. et Roumeg. und sehr wahrscheinlich auch Cytispora ahnormis Berk. et C. [= Phoma abnormis (B. et C.) Sacc.]; Sphaerocista Rohiniae Preuß (Linnaea, 1852, 25. Bd., p. 734) r= Phoma Rohiniae iPr.) Sacc. sowie Naeniaspora Rnsselii B. et C. [= Myxo- Fragmente zur Mykologie. 395 sporiuui Riisselü (B. et C.) Sacc. (Zeitschr. f. Gärungsphys., 1915, \'. Bd., p. 202) stellen alle denselben Pilz vor, der bis auf weiteres Phomopsis oncostouia (Thüm.) v. H. zu nennen sein wird, da dies der älteste sichere Name sein dürfte. 1056. Über Diaporthe leiphaemia (Fr.) und Diaporthe dryophila Niessl. Letztere Art soll sich nach Niessl in Rabenhorst, F. europ., Nr. 1941 (als Cryptospora dryophila N.), von der ersteren durch die Schlauchsporen und die Conidien unter- scheiden. Letztere werden als spindelig, 16 bis 20^ 3 {a groß beschrieben, während Diaporthe leiphaemia nach Tulasne (Sei. Fung. Carp., 1863, II. Bd., p. 198, Taf. XXIIl, Fig. 18) lOtJL lange und 1 [i breite, zylindrische Conidien haben soll, die aber nach seiner Abbildung nur sechsmal länger als breit sind. Nach Fuckel sind diese Conidien lanzettlich-zjdindrisch, 10^2[x groß (Symb. myc, 1869, p. 194). Was die Schlauch- sporen der beiden Pilze anlangt, bemerkt schon Winter (Pilze Deutschlands, II. Abt., 1887, p. 652) mit Recht, daß sie keinen Unterschied aufweisen. Äußerlich gleichen sich beide Pilze vollkommen. Die vergleichende Untersuchung des Exemplars von D. leiphaemia in Krieger, F. sax, Nr. 1782, mit einem Exem- plare von D. dryophila aus dem Wienerwalde zeigte mir nun, daß auch der Unterschied beider betreffend die Conidien hinfällig ist, daher beide Arten einfach zusammenfallen. Bei Diaporthe leiphaemia tritt die zugehörige Phomopsis in zwei Fornien auf, einmal isoliert, das heißt ohne Ascus- stroma, und dann ein kegelförmiges, meist steril bleibendes Schlauchpilzstroma mantelförmig umkleidend, wie dies Tu- lasnes Fig. 15 l. c. sehr schön zeigt. Bei der letzteren Form treten der Conidien oben durch eine ringförmig sich um den Discus ziehende Spalte aus. Die isoliert bleibende Form ist meist sehr unregelmäßig und untypisch entwickelt, knollig, mit stark entwickeltem Stromagevvebe und unregelmäßig gekammert. In Krieger's Exemplar enthalten diese isolierten Phomopsis-Formen, die meist in dichten Herden auftreten, nur fadenförmige, an einem Ende bogig gekrümmte, 20^ 1 ;x 390 F. V. Höhne], große Conidien, wie sie bisher bei D. Iciphaemia noch nicht beobachtet wurden. Bei dem Exemplar aus dem Wienerwalde kam eben- falls in dichten Herden ganz die gleiche Phomopsis-Fovm vor, aber mit länglich-spindeligen, bald 6 bis 8-2, bald 8 bis 10^2{j- großen Conidien vor, während in der Mantelform der Phomopsis, die genau so gebaut war, wie Tulasne's Fig. 15 zeigt, die Conidien 16 bis 22 sri 2 bis 3 p. groß und spindelig waren. Man ersieht daraus, daß die Form und Größe der Conidien bei der D. dryophila nicht konstant ist und neben den charakteristischen langen Conidien in anderen Stromaten auch solche Conidien vorkommen, die denen von D. Jeiphaemia entsprechen. Cytispora quercina West. (Lambotte, Fl. myc. beige, III. Bd., 1880, p. 150) ist wahrscheinlich die kleinsporige Form der Phomopsis. Die langsporige Form ist Fiisicoccmn quer- cinum Sacc. 1881 := Myxosporimn Lanceola Sacc. etRoumeg. 1884. Die Form mit den fädigen Conidien scheint nicht besonders beschrieben worden zu sein CZeitschr. f. Gärungs- phys. 1915, V. Bd., p. 201). 1057. Über Sphaeria apiculata Wall rot h-Fuckel. Der Pilz ist beschrieben in Fuckel, Symb. mycol., 1869, p. 115, und in F. rhen. Nr. 918 ausgegeben. Mein Exemplar dieser Nummer enthält ihn nicht, sondern nur Diplodia sali- cina Lev. und Sclerophoma Salicis Di ed. Auch B er lese (Icon. Fung., 1894, I. Bd., p. 146) fand ihn am Original nicht, sondern nur eine Ascocliyia, welche wahrscheinlich die ver- kannte Sclerophoma sein wird. Hingegen fand ihn Winter (Pilze Deutschlds., II. Ascomyc, p. 589); er beschrieb ihn als zweifelhafte Gtiomonia. In der Syll. Fung., 1883, II. Bd., p. 166, steht er als Metasphaeria. Später beschrieb Fuckel (1. c, p, 210; die Diaporthc Spina, die er in F. rhen. Nr. 2257 ausgab. Er stellt dazu eine ^'Cytospora-, die aber nach dem Original eine Ceuthospora ist und mit der Diaporthc nichts zu tun hat. Fuckel stellte diese zu Etiporthe, allein schon Winter (1. c, p. 641) erwähnt, daß ein Stroma vollständig fehlt und nicht einmal eine Saumlinie vorhanden ist. Darnach ist die Diaporihc Spina eine Gnomonia. Winter übersah, daß Fi-agmente zur Mykologie. 397 diese mit der (jiionioiiia apicula/d (\Vallr.-?\ick.) Wint. identisch ist. Mein Original der Diaporfhe Spina ist ganz überreif. Hingegen ist das Exemplar in Krieger, F. sax. Nr. 139 gut entwickelt: es weicht von Winter's Beschreibung nur durch die ganz kurzen Perithecienschnäbel ab, die offen- bar sehr in der Länge wechseln und in Fuckel's Exemplar besonders lang sind. Rehm CAnn. myc. 1909, VIT. Bd., p. 404) erkannte die Zusamniengehörigkeit der beiden Pilze und nannte die kurzschnäbelige Form, die in Rehm, Ascom, exs. Nr. 1845, sehr gut entwickelt ausgegeben ist. Diaporflie Spina Fuck. var. apicnlata Wallr. • Die Untersuchung der Exemplare in Rehm und Krieger's Sammlungen zeigte mir nun, daß in der Tat beide Pilze mit- einander identisch sind und der ganze Unterschied nur in der .Schnabellänge besteht, die eine sehr wechselnde ist und daher nicht maßgebend ist. In Rehm's Exemplar sind die Perithecien etwa 300 ;j< breit und ohne Schnabel 250 ;x hoch. Der Schnabel ist etwa 120jx lang und 60 bis 90 tj, dick. Die Perithecienmembran ist 20 bis 30 ;x dick und besteht aus etwa 5 bis 6 Lagen von violett- schwarzen, etwas abgeflachten, 8 bis 14 \i. großen, eckigen Parenchyrazellen. Paraphysen fehlen völlig. Die Schläuche sind 42 bis 4:A^S\i. groß. Die Sporen sind gerade oder etwas gekrümmt, stumpflich- spindelförmig," gleichzweizellig, nicht eingeschnürt und 15 bis 1 7 ^ 2 • 6 bis 3 |j- groß. Die Perithecien stehen zerstreut, ohne Spur von Stroma, stets einzeln und entwickeln sich 2 bis 3 Zellschichten tief unter der Epidermis. Das Krieger' sehe Exemplar zeigt etwas dickere Zweige und dementsprechend wenig größere Perithecien, welche 360bis400 »i breit sind und mehr flachgedrückt. Die Perithecien- membran ist auch 20 bis 30 [x dick, zeigt aber meist nur 3 bis 4 schwarzviolette Zellagen. Der Pilz ist eine typische, meist kurzschnäbelige Gno- monia und muß Gnomonia apicnlata (Wallr. -Fuck.) Winter genannt werden. Damit ist Diapovthe Spina Fuckel einfach synonym. Sitzb. d. maihem.-naturw. KL, Abt. I, I2f,. Bd. 29 398 K. V. Ilülinel Namenverzeichnis. Apioporthe anomuki (Peck) v. II. 49, virgultorum (Fr.) v. H. 50. Asteromassaria macrospora (Desin.) v. H. 41. Asterosporium betulinum Peck 41, Hoffmanni Kze. 41, strobiloruni R. et F. 41. Botryosphaeria Hoffmanni v. H. 41. Byssothecium circinnans Fckl. 89. Calospora occulta Fckl. 53. Chorostate Sydowiana .Sacc. 54. Coelosphaeria E. et Ev. 48, Sacc. 4S, Beccariana Berl. et Vogl. 48. Coniothyrium Sacc. (non Cda.) 42. clatidestinum Karst 42, Heteropatellae v. H. 36, subcorticale Karst., 42. Crjptodidymosphaeria conoidea (N.) Rehm 36. Cryptophaeella Hetero- patellae V. H. 36. Cryptospora anomala E. et Ev. 49, bitorulosa (B. et Br.i \ssl. 51, dryophila N. 56, nigroannulata Rehm 51. Cryptosporella anomala Sacc. 49. Cucurbitaria acerina Fckl. 46, asterop3'^cnidia Crouan 51, Hender- soniae Fckl. 45, protracta Fckl. 46, 47. Cytispora abnormis Berk. et C. 55, quercina West. 56. Diaporthe abnormis v. H. 53, aliena E. et Ev. 54, ambigua Nke. 54. Auciipariae Haszl. 54, (Chorostate) bitorulosa (B. et Br.'i Sacc. 51, (Chorostate) Carpini Fr. 51, carpinicola Fckl. 51, Cerasi Fckl. 54, Crataegi Nke. 54, cydoniicola Pet. 54, (Chorostate) decipiens Sacc. 51, dolosa Sacc. et Rg. 55, dryophila Nssl. 56, EpUobii Fckl. 33, fasciculata Nke. 55, fibrosa (P.) 54, furfuracea (Fr.) Sacc. 52, (Chorostate) hyperopta Nit. 51, (Chorostate) Kunzeana Sacc. 51, leiphaemia (Fr.) 56, (Tetrastagon) niinuta Nit. 51, (Chorostate) mucosa Wint. 51, nigroannulata Kze. 51, (Euporthe) nigricolor N. 51, occulta (Fckl.) N. 53, oligocarpa Nke. 54. oncostoma (Duby) Fckl. 55, parabohca Fckl. 54, patria Speg. 54, personata (C. et E.) 55, Radula Nke. 54, Rehmii 54, semiimersa 54, sorbicola (Nke.) Bref. 54, (Nke.) v. H. non Bref. 54, (Euporthe) sordida Nit. 51, spiculosa (A. et S.) 55, Spina Fckl. 57, var. apiculata Wallr. 57, sticto- stoma (Ell.) 54. (Chorostate) syngenesia Fr. 51, tiliacea Ell. 52, (Ell.) V. H. 52. tosta (B. et Br.) Nssl. 33, tuberculosa (Ell.) 54, Woroniniae Jacz. 54. Diatrypeopsis Speg. 48. Diatrype anomala Peck 49. Didymella drymeia v. H. 34, fenestrans Duby 33, Fuckeliana (Pass.) Sacc. 33, tosta (B. et Br.) Sacc. 33. Didymosphaeria conoidea Nssl. 36, 37, Fuckeliana (Pass.) 33, Patellae Rehm 36, Diplodia Aceiis Fckl. 46, protracta Fr. 46, sambucicola Fautr. 42. Diplodiella Angelicae Di ed. 36, 37. Discosphaerina discophora v. H. 31. Discosporium deplanatum (Lib.) v. H. 51, Ditopella de Not. 48. Dothiorella macrospora (S. et Br.) v. H. 41. Endoxyla Fckl. 48. Fusicoccum Carpini Sacc. 51, Farlowianum Sacc. et Rg. 55, macrosporum Sacc. et Br. 41. quercinum Sacc. 56. Gibberidea Hendersoniae (Fckl.) W. K. 45. Gnomonia apiculata (Wallr..— Fckl.) Wint. 57, riparia Nssl. 33. Guignardia angulata (Fckl.) 31. Hendersonia Desmazierii Mont. 41, hirta Curr. 42, mammillana (Fr.) Curr. 42, rhamnicola Cke. 42, Sambuci Müll. 42. l-raomcnte zur Mykologie. 390 Hercospora '<-. Karstenula hiita (V v.) \. H. 42, rhoviu.stoma 42. Leptophoma Dolioliim V. H. 30. Leptosphaeria acorella Cke. 40, Acori Karst. 40, Calami Karst. 40. densa Bres. 40, Doliolum (P.) 36, 37, juncicola Rehm 40. juncina (.\uersw.) 40. Massaria Argus (B. et Br.) Tul. 41, epiphegia Riess 41. macrospora (Desm.) Sacc. 41, marginata Fckl. 41, Platani Ces. 41, Pupula (Fr.) 41. Massariella acerina Sacc. et Sj-d. 35. Massarina eburnea (Tul.) 41. Massariopsis macrosporella v. H. 35. Melanconis apncrypta Ell. 53, bitorulosa di. etBr.) 51. clirystostroma (P"r.) 51, tiliacea Ell. 52. Melanomma dubiosum Sacc. 39. Melogramma oligosporum B. et Br. 41. Metasphaeriu acorella (Cke). B. et Vogl. 40, Lonicerae Fautr. 38. Microdiplodia Frangulae All. 42. Micro- sphaeropsis v. H. 42, hirta (Sacc.) v. H. 42. Mycosphaerella tardiva Syd. 32. Myxocyclus polycystis (B. et Br.) Sacc. 41. Myxosporium Lanceola Sacc. et Rg. 56, Russelii (B. et C.) Sacc. 55. Naemaspora Russelii B. et C. 55. Nitschkia Ottli. 48. Otthia .-Vceris Wint. 35. Otthiella Aesculi v. H. 47. Passeriniella Berl. 39, incarcerata (B. et C.) Berl. 39. Phoma abnormis (B. et C.) Sacc. 55, hirta Sacc. 42, oncostoma Thüm. 55, pseudoacaciae Sacc. 55, Robiniae (Pr.) Sacc. 55, roseola Desm. 39. Phomopsis oncostoma (Thüm.) V. H. 55, pseudoacaciae (Sacc.) v. H. 55. Phragmotrichum acerinum Fckl. 46, platanoides Otth. 46. Phyllosticta drymeia v. H. 34. Plagio- stromella v. H. 43, pleurostoma v. H. 43. Pleomassaria siparia (B. et Br.» Sacc. 41. Pleospora infectoria Fckl. 44, Scrophulariae (Desm.) v. H. 44. vulgaris Xssl. 44. Pleurophoma protracta (Sacc.) v. H. 46. Prosthemium betulinum Kze. 41. Pseudovalsella thelebola (Fr.) v. H. 54. Pyrenochaeta Aesculi V. H. 47. Rabenhorstia tiliacea E. et Ev. 52. Scleropleella v. H. 40. Scolecosporium Fagi Lib. 41. Seiridium marginatum Fr. 41. Spegazzinia calyptrospora v. H. 41, lobata (B. et Br.) v. H. 41. Sphaerella Fuckelii Pass. 33. Sphaeria apiculata Wall r.- Fckl. 57, Epilobii Fckl. 33, furfuracea Fr. 52, hirta Fr. 42, rhodostoma A. et S. 42, Scrophulariae Desm. 44, tosta B. et Br. 33, tritorulosa B. etBr. 33, virgultorum Fr. 50. Sphaerocista Robiniae Preuss 55. Sporidesmium lobatum B. et Br. 41. Stagonospora princeps (B. et Br.) v. H. 41. Steganosporium piriforme (Hoffm.) 41. Taeniophora acerina Karst. 46. Trematosphaeria X'^indelicorum Rehm 39. Valsa sorbicola Nke. 54. Valsaria bitorulosa Cke. (non B. et Br.) 51. Winterina Sacc. 48, tuberculifera (E. et Ev.) 48. Winterella Berl. non Sacc. 48. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Piiysiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 6. und 7. Heft 40:^ Wacholderbeeren mit entblößten Samen Günther Ritter Beck v, Mannagetta und Lerchenau k. .N\. K. Akad. (Mit .'11 Textfiguren» (Vorgelegt in der Sitzung am 16. Mai 1917) Die erste Angabc über otTene Wacholderbeeren, deren Samen bloß liegen, dürlle Schnizlein' auf der Tafel Cupvessincae seiner Iko nographie gegeben haben. Er zeichnet dort in Fig. 2H eine Frucht \(m Juiiipenis comniniiis \.., »bei ^velcher sich die drei saftigen Schuppen nicht schließen und •die Samen bloß liegen- (siehe Fig. 1). Kurz darauf, im Jahre 1844, beobachtete Traulvctier - •dieselbe Erscheinung bei Jmiipcnts oblouga M. B. und untei- legte ihr eine solche Bedeutung, daß er darauf eine neue Gattung >'Tlntiaecarpiis« mit der Art T/i. jtmipcrinus be- gründete. Er gibt hiervon auf p. VI folgende Beschreibung: »Squamae 3 exteriores basi squamis interioribus adnatae a medio liberae, vel saepius steriles. ...Planta habitu ./. co- miini et ./. oxycedro proxima, sed aicesthidae structura di- versissima et generice ab'affinibus distinguenda. .Squamae fertiles arcesthidae tantum basi coalitae, a medio autem semper liberae, ita quidem, ut conspiciantur caryopses, quas arcesthida includit. Hinc arcesthida aperta, nee pericarpium spurium undique clausuni sistens, media quasi inter fructus Jtuiiperi et Tlnijac, ab Ulis recedens squamis liberis, ab his squamis demum carnoso-fungosis. \n Tauriae horto Nikitensi . ' Schnizlein, Icunogr. tum., 11 (lS4o bis 1S70), Tat'. Cupirssiuciic. ••? Trautvetter, Plant, imag., fasc. I-Ii (1844). p. 11, t. 0, 404 G. \u :. Manii.-iftctta und Le rcli enuii , Man ersieht aus seinen Zeichnungen (siehe Fig. 2 bis 6)^ daß die PYüchte zwei Wirtel von fleischigen Schuppen be- sitzen, die nur am Grunde miteinander verbunden sind, während ihre ausgehöhlten, oberen Teile auseinandertreten und zwei bis drei Samen bloßlegen. Der untere Wirtel wird mit zwei, der obere mit drei Schuppen gezeichnet. Es handelt sich somit um die gleiche Erscheinung, wie sie Schnizlein bei Jimiperiis commmüs beobachtet hatte. Ledebour^ hat zuerst über die von Trautvetter auf- gestellte Gattung Thitiacciii'-piis ein Urteil abgegeben und Fig. 1 bis 10. Fig. 1. JuniperHs comiiiunis I,. (iiaüh .Schaizlcin). 2 bis 6. Thttiaecarpus Junipcrinus Trautv. (nach Trautvetter). 7. Jimipenis sibirica Burgsd. (nach Schröter). 8. J. communis L. (nach Kircliner, Low und Schröter), Scheitelansich'. 9 und 10. /. communis L. von Poh^ Scheitel- und Seitenansicht. .Mies ungefähr zweimal vergrößert. aus ihr eine eigene Gruppe der Gattung Jimiperus gebildet, welcher er die Diagnose: >squamulae gemmuliferae basi tantüm coalitae, a msdio semper (?) liberae ■ beifügt. In diese stellte er Jimiperus ohlonga M. B. ein, welche Wacholderart in den Kaukasusländern und in der Krim vorkommt. 1 Ledebour, Flora Ross.. 111. 685 (1849 bis 1851). \Vacii()lderhcer-on mit entbl(>ßten Samen. 4()r) Schon Ledebour war von der Beständigkeit des Merk- ■mals der offenen Früchte nicht ganz überzeugt, da er, wie oben angeführt, diesem Merkmale ein ? zusetzte und p. 685 beinerkte: »J. commnui valde affinis et forsan non diversa. In vivo diligentius observanda . Diese Form scheint in nachfolgender Zeit nicht wieder beobachtet worden zu sein; demnach entfiel auch ein Urtei! über ihren systematischen Wert. Erst Antoine erkennt im Jahre 1857^ die Unhaltbarkeit der von Trautvetter beschriebenen Gattung und stellt ■ Thuiafcarpns auf p. 'lA nur als var. moiistrosa zu Jimi- perus "b/oiiou M. B. mit der Diagnose: »vSquamae galbulum formantes vertice hiante s et hanc ob rem in fructu semina libra nudantes. ' Ein nur in Steve n's Herbar gegebener Name Jnnipcriis Hartw Issünia .Steven wird noch als Synonym angefügt. .Auch bildet er die Früchte auf t. XXXV in einer vScheitel- und Seitenansicht vergrößert ab. Auf p. 25 findet sich noch folgender Zusatz Antoine's: »Trautvetter hat die Varietät a. nions/rasa, auf die divergierenden, oben nicht verwachsenen Fruchtschuppen und freiliegenden Samen basie- rend, zu einer eigenen Gattung >> Tliitiacciirpus' erhoben. Diese Divergenz der Fruchtschuppen erscheint jedoch bisweilen auch bei Juuipents Lomuimiis, und zwar in der Weise, daß manchmal nur die Samenhälse die Schuppennähte überragen, oft aber selbst der halbe Same zutage liegt. ■< Henkel und Hochstetter- stellen Thiiiaccarpus Jnni- perhins Trautv. ebenfalls als Synonym zu Jmiiperus oblouga M. B., während Ascher son und Graebner'' noch weiter gingen und auch Juniperns oblouga M. B. nach dem Vor- gang Boissier's (in Fl. Orient., \ ., 707) in die Formenreihe des J. commini/s verwiesen, und zwar als lusus fhyiocarpos der var. vulgaris mit der Diagnose: Schuppen zur Reifezeit in der oberen Hälfte (oder mehr) nicht verwachsen, daher 1 Antuinc, Die CuprcssineengiiUung .IrccM/Z/cs-. /«////'tr7/,v und Sabiua. Wiv.n, 1857. " J. B. fJcnUcl und \V. Iloclistc t tcr, Synopsis der Nude)liöl/.cr (1805). •■• Aschcrson und Gracbnci, Syntjpsis der mittcleurop. Flora, 1. ildungen bei Jmiiperiis- Beeren gibt F. L. v. Schlechtendal in einem Aufsatz über abnorme Fruchtbildungen <.- Er erwähnt, »daß bei Jnniperns communis, wo hinter jeder der obersten Schuppen ein bis zwei weibliche Blumen (>r Samenanlagen d. V.) stehen, deren ursprünglich an der Spitze zwischen den drei Schuppen vor- handene Mündung sich manchmal nicht vollständig oder sogar sehr unvollständig schließe, so daß die tlaschenhalsförmige Spitze der Früchte (richtiger der Samen, d. V.) lang aus ihr hervorsehen, wobei dann, wenn die scheinbare Spitze der Schuppe sich verdickt, diese obere Mündung drei Spitzen ' Antoine, 1. c. - In Botaii. Zeit., XX (,1862), p. 405 bis 40(3. ^\';K■l1olclt.'^^eeren mit cntblöf.llcii Samen. 40 < und drei stumpfe Körper alternierend hervortretend zeigt. '< Von Schi echten da! erwähnt weiter, daß diese Ausbildung durch das P'ehlschlagen von Früchten (richtiger Samen, d. V.) und deren verschiedenes Hervortreten, sowie durch die ver- schiedenartige Ausbildung - der Schuppenränder und Dorsal- spitzen ein sehr \erschiedenes Aussehen herbeiführen kann. »Auch bei Juniperits sabiita kommt ein solches Offenbleiben und Hervortreten der Früchte (richtiger Samen, d. V.) vor, doch besteht hier dev fleischige Körper aus mehr Schuppen, von denen die unteren stets steril zu sein scheinen.« Weitere Angaben über offene Wacholderbeeren sind von Pariatore im Jahre 1868 niedergelegt worden.^ Sie betreffen ebenfalls nur Arten aus der Sektion Sahiiui. P. 48(3 .heißt es dort \on Jiti/i/Krtis proceru Höchst, et Schimp.: »Nuculas saepe vidi exscrtas, ut j'requenter occurrit in Jii'ii-i- peris.'f P. 487 wird eine var. -;. ii/oi/sfriu>sij von Jituiperns phoenicca L. mit der Diagnose: >nuculis partim exsertis< aufgestellt und hierzu als Synonym ./. plweniceii \\ fructibus sptnosis Cosson in Bourg., PI. Hisp, exs. anni 1850 gezogen. Sie wurde in .Spanien in der .Sierra de Segura von Hourgeau gesammelt und m Südfrankreich • prope Telonem • gesammelt im Herb. Webb \"on ]^ariatore eingesehen. Auch \ on Jiini- pertts tefrciifona Schlecht, erwähnt P a r 1 a t o r e p. 492 > nucul ae parvae interdum exsertae.« Willkomm konnte im Jahre 1887- zwar keine neue Beobachtung über Wacholderfrüchte mit entbl(3ßten Samen berichten, erwähnt aber über Trautvetter's Fimdc in der Anmerkung auf p. 252 folgendes: »Daß dies in der Tat der Fall ist ler meint die N'erwachsung der Zapfenschuppen d, V.) beweist eine am Kaukasus \orkommende Varietät oder richtiger Monstrosität des gemeinen W^icholders, bei welcher die drei oberen Fruchtblätter sich nicht über den Samen schließen, sondern oiTen bleiben, weshalb ein halbkugeliger, oben offener Fruchtkörper entsteht, in dessen Höhlung die drei Samen unverhüllt liegen.« Willkomm gab ciuch eine Ab- bildung einer .solchen Frucht nach Schnizlein in Fig. XXXIII, 13. Parlatorc in DC, Prodroinus, XVI (.ISGS;. Willkomm. Forstliche Flora. 2. Autl. (18S7). p. 408 G, p.cck V. Maimayci;- und i.crohenau. Kl^^L in neuester Zeit wurden wieder derartige Früchte bei Jnnipcr HS- Avien beobachtet, und zwar zuerst bei Juni- perus slbirica Burgsdorf* und dann bei J. sahina L. Schröter berichtet ^ über das Vorkommen einer Jmii- perus cominwiis var. uandlvLS.gymnosperma im Puschla\ in der Schweiz, die mit offenen Beeren, bei welchen die nackten Samen hervorschauen, beschrieben wird. In seinem -Pflanzen- leben der Schweiz« (1908) hat .Schröter diese Kruchtform auch in Fig. 27, 4 auf p. 93 abgebildet (siehe Fig. 7). B r o c k m a n n - J e r o s c h ^ schreibt über sie : » Die f. gynmo- spenua Schröter mit offenen Beeren, welche bei der Art ./. coiiifiiimis !. thyiocarpa) offenbar weit v^erbreitet ist, wurde zum ersten jMale im Puschlav an zwei Orten gefunden und von Schröter mil dem erwähnten Namen belegt: unter- halb dei- Alpe J^alü (Schröter); Motta calva bei 1860 w (Exemplare von diesem Standort sind bei Schröter, wie oben angegeben, abgebildet).* Dar Beobachter fügt noch in einer Anmerkung bei, daß Exemplare, welche unter den normalen Beerenzapten einzelne offene besitzen, offenbar nicht selten .seien, da er sie auf der Cancianoalp bei 2200 m und am Kalkbande der Alpe d'Ur bei 2250 /// auffand. 1 Dies dcT iillcste, sichere Name tili- /. luiihi WilKl., v!cn der \'eria--.sei- sc]ioii in seiner Floru von Niederösterrcich, p. 9 (1890) benützte. Im T. 15ande von l'\ .\. 1.. Hurgsdnrf's Anleitung y.uv sicheren Erziehung einheimischer und fremder Holzarteii (tJerlin, 1787) Vird J. sihirica (Lod.), der sibirische Wiicholderbaum-. auf p. lH:'i und 220 nur namentlich aufgefülirt. Im II. Hände beißt es von ihm auf p. 124; Immergrüner Strauch, üiese neue und in der Tat von allen übrigen durch die gekrümmten, breitgedrückten, stumpfen, unten silberfarbigen Nadehi abweichende Art habe ich von Loddiges erhalten. Die Beschreibung ]iurgsd(»rf's ist v(»llends genügend und außerdem ist die Identität des sibirischen Wacholders (./■. sibirica Burgsd.) mit dem Zwerg- wacholdcr (/. nana Wilkl.) dadurch festgelegt, daß Willdenow in seinen Species plant.. iV.. «. Waclioideihccrtii mit entbir.titen Samen. 409 Eine schcmatischc Abbildung diestT Form findet sich ^uich in Kirchner, Löv\" und Schröter, Lebensgeschichte/ bei der freiUch die drei Fruchtschuppen nicht soweit aus- einanderklappen, wie bei der Abbildung Schnizlein's (siehe Fig. 8). An gleicher Stelle (p. 302) wird auch erwähnt, daß die Fruchtschuppen nur einen Spalt offen lassen, hinter dem die Samen sichtbar sind. Bei Jmiiperiis sabiiui L. beobachtete ebenfalls Schröter im Wallis am Wege von Visp nach Visperterbinen zwischen 1000 und 1300 w? zuerst eine \ixv. gymiiospcnua und beschrieb sie in der genannten Lebonsgeschichte - als eine Spielart mit offenen Beeren, bei der die Samen somit mehr minder vor- ragen. Die Abbildung 176, welche von dieser Fruchtform gegeben wird, zeigt aber eine ganz andere, für die Sektion Sabhia charakteristische Ausbildung der Bloßlegung der Samen, da die fleischigen Zapfenschuppen völlig verwachsen sind und nur die Samenspitzen das geschlossene Fruchtfleisch gewissermaßen durchbohren (Fig. 23). Ein Auseinanderklaffen der Spitzen der Zapfenschuppen findet nicht statt. Diese Ab- weichung wurde nach Schröter auch von Brügger bei Trimmer in der Schweiz bereits im Jahre 1.S71 yesammelt. Verlasser ist nun in der Lage, neue Beobachtungen über diese merkwürdigen Fruchtbildungen anfügen zu können, die er sowohl in der Natur machte, als auch bei der Durch- sicht einiger Iferbarien, insbesondere in dem reichen Jiini- /»^rw.s-Material der kaiserlichen Sammlungen in Wien, fest- stellen konnte. .4. In der Sectio: Sabiiui. Junlpents davitrica Fall., am Amur von Maximowicz gesammelt, zeigt geschlossene Beeren, an denen aus zwei großen Löchern des Fruchtfleisches je ein Samenpaar zur Hälfte bloßgelegt ist (Fig. 11, 12). Pariatore hat das be- 1 Kirchner, ],ö\v und Schröter. Lcbciisge.-^chichte der Blutenpflanzen Mitteleuropas, 1. 1 (,1908), p. 300, Fig. 136 G. •-' A. a. 0.. I. 1 flOOSV p. ?.32 bis 33?,. -HO ('.. Beck V. Mainia.^etla iiiKi Lerclicnau, treffende Exemphir im kaiserlichen Herbare zu Wien mit seinem \^isum versehen, erwähnt aber Jessen nicht. Jiiuipeviis sabiiiü L. \ar. gytniiospcrmu Schröter fand der X'erfasser prächtig- ausgebildet auf einem Strauche, dea er im August ] sammelte, haben die meisten Früchte ein geschlossenes Frucht- fleisch, aus welchem an der Spitze der Beere je zwei Samen- spitzen getrennt herausdrängen. In Baenitz, Herb. Europ., nr. Ö77.S wurde ein als Jimi- pcnts sabiiioides Gris. bestimmtei-, aber nur zu J. sahina L. gehöriger, von ('zat(^ in Siebenbürgen: >in pascuis montanis lapidosis ad pagum Remete« im Juli 18S7 gesammelter Wacholder ausgegeben, der ebenfalls zweierlei l'Yüchte mit bloßgelegten .Samen besitzt. l-5ei einem Teile der Früchte durchbohrten drei Paare \on Samen, also sechs Samen, einzeln mit ihren Spitzen die kugelige, \()llig geschlossene Frucht- hülle, bei einem anderen schauten je zwei Paare von Samen aus je zwei Löchern des Fruchtfleisches hcr\'or (Fig. 24 26).. Auch an einem Exemplare von Jiuiipcrus subiuoiäes (jris., das 1853 im Libanon gesammelt wurde, sah der Ver- fasser geschlossene Fruchthüllen, aus denen die zwei obersten Samen oder oft auch vier bis sechs Samen mit ihren Spitzen, an die Oberfläche des Fruchtfleisches traten. \V; >ld(.'ihoc!cn niil L'mhlnl.iieii San 41 Am hiluti,<:(stcn scheinen blol.lgclci^tc Samen bei Jen Früchten xon Jmiipii'us excdsa AI. B. zu sein. Zahh'eich sammelte solche l^^'üchte A. Gallier in der Krim am Berge .Sokoll bei Sudak und gab sie in (.aliicr, Iter taur. cauca.s. (1896), nr. 201 getrocknet ans. Ks wiederholen sich bei dieser Art, die bei ./. siihiiui beobachteten l-^ruchtformen (Fig. 13 bis 16, 18). Ks linden sich Früchte \or, bei denen das vollkommen geschlossene Friichtlleisch von mehreren bis zehn Samen, die fünf Samenpaaren angehörten, c-inzeln mehr minder weil durchbrochen wurde. Hierbei waren alle Über- gänge zu \erfolgen xon l'"rüclnen, an dienen die noch be- '"iti;. 11 und 12. Jniiipenis thiviirii'it l'.iil. vom Amur. ./. rxrelsa \T. B.; 18 bis 10, 18 aus der Krim, 17 vom Rhodop. Alles un,iu;efähr /.Aveimal veri^rJißert. deckten Spitzen der Samen das Fruchtfleisch höckerig empoi'- wölbten, bis zu solchen, an denen die Samenspitzen mehr minder, manchmal fast bis zur Hälfte sichtbar waren. Außer- dem fanden sich aber auch Früchte voi-, bei denen die fleischigen Schuppen auseinanderklafften und in ihrer Ver- tiefung vier etwas gekrümmte und bis zu zwei Drittel blol.l- gelegte Samen trugen (Fig. 13). Bei einem Teile der letzteren hatte überdies noch ein Paar der Samen einzeln oder ein Doppelpaar von Samen das P>uchtfleisch durchbohrt (P'ig. 14i. 41- (',. Beck V. Ma iina.fjetta iiiui Lerchen au . Aus Bulgarien: in montanis ad Ralkovo leg. Stf iberny 189H sah der Verfasser Früchte der J. excelsa die an der Spitze \ox\ vier beisammenstehenden Samen durchbohrt w^aren. Weitere Früchte mit mehr minder bloßgelegten Samen dieser Art sammelten Adamoxic ]90(] im Rhodopegebirge (P'ig. 17) und Th. Kotschy in »Tauri alpes Bulgar dagli (Iter cilic, 1853, nr. 414)«. Die Früchte zeigen bei den Exem- plaren letzteren Standortes entweder nur die aus dem Frucht- fleisch heraustretenden Spitzen einzelner Samen oder e> traten bei ihnen auch Samenpaare aus Rissen (?i des Frucht- fleisches hervor. Geschlossene Beeren, die \ on den Samenspitzen durch- bohrt ^\■urden, zeigt hin und wieder auch Jnnipei'ns foetidis- ,'?/;/m W i 1 1 d. Verfasser sah dies an Exemplaren, die Th.Kotschy am Bulgar dagh des Taurus (Iter cilic, 1853, nr. 413) und Adamovic in Makedonien in subalpinis montis .\thos<^ im Jahre 1903 einsammelte. Gleiches zeigen auch Jiinipcnis iiiexiciiiiu VVilld., wii.- bei den Flxemplaren Pringle's Plant. .Mexic. (1895), nr. 6298 und ./. /e/ragoiiii Schult, im Herb. Hauch (kaiserl. Herbar in Wien). .Auch bei Jitnipcriis phocuicca L. scheinen Früchte mit bloßgelegtcn Samen nicht selten zu sein. An alten, um Mont- pellier gesammelten Pflanzen sah der Verfasser sechs bis sieben Doppelpaare \on Samen, also sogar bis 14 Samen- spitzen heraustreten (Fig. 31). Porta und Rigo sammelten in Spanien (^Regnum .Murcicuni propc Ycste, Iter hispan., III [1891], nr. t)07) Exemplare mit normalen I^'rüchten und zum Teil mit solchen, bei denen einige Samenspitzen etwas heraustraten. Schöne Belege für solche Früchte sammelte auch F. Sennen 1909 in .Arago'nia Teruel. garigues de la Fuente Ceirada (Plant. d'Espagne, nr. 831). Sie boten kugelige, geschlossene Beeren, aus denen zwei bis viele Samen morgensternartig einzeln heraustiräten . '-I. Bei der Sektion Sabiiiu: Die ileischigen Zapfenschuppen sind völlig miteinander ecrcii mit entblößten Samen. 419 Samen stehenden Schuppen, denen die Möglichkeit, sicli über den Samen zu schlieLien, benommen wurde. Bei den \on Trautvetter an Jiiiüperns oblouiia M. IJ. beobachteten Fruchtformen mit entblößten Samen, die durch- wegs mehr abstehende und zum Teil freie Schuppen zeigen, muß wohl aucli die mangelnde Verwachsung der Schuppen zur Erklärung herangezogen werden. Ergebnisse : 1. Einzelne I'flanzcnindividuen der meisten Junipcnis- -\rten bilden Früchte mit entblößten Samen aus. Nur selten kommen letztere auch unter normalen Früchten vor. 2. Bei den Arten der Sektion Oxycedrus erfolgt die Ent- blößung der Samen durch das Auseinanderklaffen der Spitzen ■der drei unter den Samen stehenden Schuppen, seltener durch das Unterbleiben oder den geringeren Grad der Verwachsung ■dieser .Schuppen. 3. Bei den Arten der Sektion Sabiiui wird das von den \erwachsenen Schuppen gebildete Fruchtfleisch der Beere von den Samen einzeln durchbohrt oder es treten die Samen paar- weise oder in einem Doppelpaare aus gemeinschaftlichem Loche des Fruchtfleisches mehr minder weit heraus. Oft kom- binieren sich diese Fälle. 4. Wahrscheinlich ist das ungleiche Wachstum zwischen Samen und Beerenschuppen die Ursache dieser Erscheinung. Die befruchteten Sam en nehmen die Nährstoffe für sich in Anspruch und wachsen so schnell zur definitiven Größe heran, daß die das Fruchtfleisch bildenden Schuppen im Wachstum nicht nachfolgen können. Das Fruchtfleisch wird daher bei der Sektion Sabina scheinbar von den Samen durchbohrt, während bei der Sektion Oxycedrus die Spitzen des obersten Schuppen wirteis nicht mehr geschlossen werden können, mehr minder auseinanderklaffen und die Samen bloßlegen. Doch muß bei letztgenannter Sektion auch die mangelnde Ver- wachsung der Schuppen zur Erklärung herangezogen werden. 421 Die Tonalitgneise des Langtauferertales Von Wilhelm Hammer und Franz Schubert (Mit 1 Tafel und 12 Tevtfigur.ni (Vorgelegt in der Sitzung am 26. April 1917) Vorbemerkung. In der Literatur linden die Tonalitgneise des Langtauferer- tales (und zwar ausschließlich der Klopaierspitzkette) zum erstenmal Erwähnung in G. Stäche und C. John, Geologische und pctrographische Beiträge zur Kenntnis der älteren Eruptiv- und Massengesteine der Mittel- und Ostalpen, I. Teil, Jahrbuch der k. k. Geolog. Reichs anstalt, 1877. Die Beschreibung und der Versuch einer Gliederung werden daselbst lediglich auf Grund makroskopischer .Merkmale \orgenommen. Die Auftindung der Tonalitgneise der Hennesiegelspitzen erfolgte gelegentlich der Aufnahme der Kartenblätter 18III, SW und SO, in den Jahren 1908 bis 1912 durch W. Hammer, Derselben entstammen auch das beigegebene Kärtchen und der Großteil der angefügten Profile. Gefördert durch eine Sub\ention der Kaiser). Akademie der Wissenschaften, worür an dieser Stelle der sehr ergebene Dank ausgesprochen sei, unternahm F. Schubert, v'on W. Hammer freundlichst eingeführt, im Sommer 1 9 1 3 die Begehung der wichtigsten Profile der beiden Tonalitmassen behufs Fest- stellung der feineren Züge des Aufbaues. An reichem Materiale wurde die unten niedergelegte mikroskopische Untersuchung durchgeführt. Die Ergebnisse der chemischen Analyse diskutierte W. Hammer. 42-! \V. Hammer und F. Sclnihert, Auftreten und Gliederung. Von der Reschener Wasserscheide im Westen und der rasch ansteigenden Sohle des Langtaiiferer Tales im Süden erhebt sich das Gebirge mit steilem Fuße erst zu den »Böden . über welchen in ostnordöstlicher Richtu ng die Gipfelkette des Klopaier- und Plamorderspitz, des Math aun- und Schafkopfs imd schließlich der Nauderer und Glockhauser Hennesiegel- spitzen aufragt. Namentlich im we stlichen Teile drängen sich weite, mit Blockmoränen erfüllte Karnischen gegen den Grat und schneiden aus den Hängen vorwiegend ncirdvvest — süd- ()Stlich gestreckte Scheidekämme. In tektonischer Beziehung besteht das erörterte Gebiet aus einem System isoklinaler Schichte n mit ostnordöstlichem bis nordöstlichem Streichen und meist steilem Fallen nach N. Das herrschende Gestein sind Schiefergneise, ßiotit- und Zweiglimmergneise mit saurem P lagioklas als ausschlieli- lichem Feldspat. Diese offenbar sedimentogenen Gneise treten in zwei gut unterscheidbaren Fazies auf. Die Hauptmasse derselben ist hochkrystallin mit grolSen Biotitschüppchen aut^ den Spaltllächen und am Ouerbruch körnelig vortretenden hellen Gemengteilen. Granat, auch Staurolith und Zyanit treten nicht selten akzessorisch auf, manche Lagen an den Südhängen der Hennesiegelspitzen führen Graphit. Ein Zurück- treten des Glimmers verursacht stellenweise auffallend lichte Färbung. Im Gegensatze hiezu stehen feinschuppige, glimmer- reiche, schokoladebraune Gneise, in welchen die genannten Akzessorien fehlen. In die Piiragneise konkordant eingeschaltet sind zweiLagec- massen von Tonalitgneis. Die westliche der Klopaierspitzkette (Fig. 1 — 6) erhebt sich mit auffallend stumpfem Fnde mauer- artig über die Böden der Bergkaste lalpe, bildet Wände und Zinnen des Klopaier- und Plamorderspitz und endet nördlich des Mathaunkopfs. Bei 4 km Längs erstreckung beträgt die im Verhältnis hiezu ansehnliche »Mächtigkeit^< 2 km. Nicht in immittelbarer Fortsetzung, nördlich des »Unteren Sattels^, setzt das schmälere, östliche Lager ein (Fig. 7— 12, Bezeich- nungen wie bei Fig. 1—6) — bei 4^/.2 km Länge etwa 400 7« > mächtige. Es zieht quer über deri Südgrat des Nauderer «malituneist.- des L;iii,ift;uirci"o!-t;iles. 428 Hennesiegcl<, steigt östlich des Rudurschel Sciiartis zum Hauptkamni empor und endet in den Glockhauser Henne- siegelspitzen. ' i1^%^^^^^?3^^-<5:^^ ■U..f-.«l.,cJ.l... Fig. 1 bis 0. Übersichtsprolile durch die Klopaieispitzkette (1 : 40.400). 7^ = Tonalitgneis, T.s' = Tonalitschiefer, a. 7"^'' = amphibolitähnlicher Tonalitgneis, Z»^ =: Dioritgneis, 4 TV = Albittonalitgneis, qfT,ii=^(\\xaxz- freier Tonalitgneis ; . 1 =; Amphibolit, Gi." == Biotitgranitgneis, M^' = Mus- kowitgranitgneis; ,;^bS und /6^ = grobkrystalliner und feinschuppiger Schiefergneis, qS= quarzreiche Lagen m ersterem, a. Zg =^ aplitähnlicher Zweiglimmergneis, O = Quarzgänge ; ß :^ Blockmoränen, 5 = Schutt- halden. Ein vorgesetztes tv oder g bezieht sich avif die helle (i^weiße«) oder graue Färbung des Gesteins, ein nachgesetztes (A") oder yk) gibt merkliche bi^ spurenweise Mengen von Kalifeldspat an. IL I W. Ilaainier und F. Schubert. IJie Geschlossenheit beider Lager wird durch eingreifende Zonen von Schiefergneis, sowie durch außerhalb der Flaupt- masse auftretende Parallellager beeinträchtigt. Am We.stabfall des Reschener Gaislochs, dann am Scheidekamm desselben gegen das Naudcrei- (laisloch, sowie um Nordkamm des Mathaunkopfs entragen dem Tonalit Zweiglimmergneise der oben erwähnten grobkrystallinen Art. Durch Aufblätterung desselben Gesteins sind wohl auch, nach dem Mineralhestande zu urteilen, die hellen, feinkörnigen, sehr geringmächtigen Zwischenlagen entstanden, welche — Apliten nicht unähnlich in vielfältiger Wiederholung am Gipfel des Klopaierspitz auftreten (des abweichenden Aussehens halber, beson- ders aber wegen ihres Auftretens im Kern der Tonalit- masse in Karte und Profil besonders ausgeschieden). In der Gipfelregion des Mathaunkopfs sind Tonalit- und fein- schuppiger Schiefergneis durch wiederholte Wechsellage- rung und ^''erzahnung verbunden. Andererseits taucht am Kamm über dem Kirchboden ein wenig mächtiges Begleitlager auf. Ein zweites ist, zusammen mit Muskowdtgranitgneis, der schmalen Zone \-on Schiefergneis eingeschaltet, welche am Nordosthang des Bergkasteispitz Tonalit und Augengneis voneinander trennt, ein drittes, nur einige Dezimeter stark, streicht gangähnlich am Südkamm des Mathaunkopfs, schon in ziemlicher Entfernung vom Hauptlager aus. Auch das Ostende des Hennesiegelspitzenlagers ist durch ( hochkrystalline) Schiefergneise vielfach zerteilt. Zwei Begleitlager von V-.> "', beziehungsweise einigen Metern Mächtigkeit treten über der Hauptmasse am Südkamm des Nauderer Hennesiegels, fünf \veitere am Nordostgrat des Glockhausers auf. Vom Grauner Berg bis ins hinterste Langtauferertal werden die Tonalitgneise im Süden von einer Zone lagerartig aufbrechender Amphibolite begleitet. In engere räumliche Beziehung tritt zu den Tonaliten Muskowitgranit-, beziehungsweise Augengneis. Solcher ist dem Südfuße des Klopaier-, sowie dem Nordosthang des Bergkasteispitz angepreßt, schaltet sich dem Tonalitgneis westlich Schwemmseen ein und schwillt unmittelbar südlich der Glockhauser Hennesiegelspitzen zu einem mächtigen Tonalitgneise des Langtauterertales. 425 Lager an. Am VVestende der Klopaicrniasse treten in der äußersten Randzone gegen den südlich angrenzenden Musko- witgranitgneis im hier sehr feinschieferigen Tonalitgneis Augen und Bänder des ersteren auf, doch ist mit Rücksicht auf das Fehlen kontaktmetamorpher Beeinflussung nicht zu entscheiden, ^velches Gestein das injizierende und demnach jüngere ist. Von den Muskowitgranitgneisen immer leicht unter- scheidbar sind Biotitgranitgneise von kleinerem Korn, in .ihrer Verbreitung ungleich den ersteren auf die Tonalitlager beschränkt. Gröber- und feinschuppiger, heller Biotitgneis ist am Nordwestende des Bergkasteispitz eingeschaltet, eine schmale Zone von hell- bis dunkelrötlichgrauem, feinkörnigem, fast massigem Zweiglimmergneis taucht aus der Sdiieferzone am Grenzkamm der beiden Gaislöcher auf. Feinschuppiger, heller Biotitgneis findet sich ferner am Westende des Henne- siegelspitzenlagers, dann westlich Schwemmseen, hier in sehr schmalen Lagen nach Art einer Bänderung. Die Hauptentwicklung erreicht aber der Biotitgranitgneis südöstlich des Nauderer Hennesiegels. Er ist hier gröber schuppig und \on weißer, rötlicher und hell- bis dunkelgrauer Färbung. In breiter Zone trennt er am Südgrat, dem Tonalitgneis eingebettet, ein schmales südliches Lager von der nördlichen Hauptmasse ab und baut den östlich hiervon gelegenen Längshügel auf, auch hier mit Tonalitgneis verknüpft. Im Bereich der Tonalitlager zeigen sich bemerkenswertt; -Abweichungen von der allgemeinen Streichungs- und Fall- richtung. So biegen am Bergkasteispitz die Schichten aus an- fänglich — am Westfuße — normalem, nordöstlichem Streichen in scharfer Knickung nach Südosten um, so daß die Streichungs- richtung am Ostfuße mit der Grenze gegen die Schiefer- und Muskowitgranitgneise zusammenfällt. Erst am Kamm Mathaun- kopf— Ganderbild lenken die Schichten in das allgemeine Streichen ein. Änderungen des Fallwinkels, selbst vom nor- malen Nordfallen zu solchem nach Süden weisen die Profile 4, 9 und 10 bis 12 auf. Das Klopaierspitzlager gliedert sich in die Kernmassc und eine breite Randzone, welch letztere nur am Südfuße des Klopaierspitz unterbrochen ist. -Hiti \V. Hammer und 1". Schuherl:, L);is Kerni^estein erscheint dem freien Auge grobkrystalli- nisch und zeigt mehr minder deuUicliel-*aia!lelstruktur.Richtun,<4-s- los körniger Tonalil tindet sieh nur am (h-dl des Plamorderspitz und Goldseejöchls. \'on hellem (irunde, bestehend aus licht- grauem, lebhaft glänzendem Quarz und mattem, weißem bis gelblichgrünem Feldspat heben sich g<)ldbraune Biotitschüpp- chcn und schwarzgrüne Hornblendeflasern ab. .Mikroskopisch läßt sich neben vorherrschendem Plagioklas (.Andesin) stets Kalifeldspat nachweisen. .Abgesehen von häuligen basischen Putzen von eckigzackigen, rundlichen oder verrundeten Um- rissen, arm an Quarz und reich an Hornblende, ist dc\- Kern- tonalit von großer Einförmigkeit. Die Gesteine der Randzone untei-scheiden sich durch meisL ausgesprochene Schieferung (Tonalitschiefer) und geringere Korngröße . Örtlich nehmen sie diclite, zuweilen hornfels- artige Beschaffenheit an. FäUelung, im allgemeinen ungewöhn- lich, zeigen schön die Tonalitgneise des Alathaunkopfs. In- folge der Strukturverhältnissc gewinnen die dunklen Gemeng- teile höheren Einfluß auf die Färbung des Gesteins. Da nun auch der Feldspat häutig graue Farbe aufweist, ist die Gesamtfärbung der Randtonalite eine hell- bis dunkelgraue. Kalifeldspat fehlt in der Regel oder tiitt nui' in sehr kleinen Mengen auf. Der Tonalitschiefer am Kamm über dem Roß- boden verhält sich jedoch diesbezüglich dem Kerngestein gleich. Die .Mannigfaltigkeit in der Randzone ist ungleich größer als in der Kernmasse. Zunächst ist die Menge der Hornblende großen .Schwankungen unterworfen. Im dichten amphibol i tähnlichen Tonalitgneis, der Lagen bis zu low Mächtigkeit bildet, überwiegt die Hornblende derart, daß der Biotit für das freie Auge gar nicht erkennbar ist. Bestehen hier alle Übergänge zu normalem Tonalitgneis, so sinkt andererseits der Hornblendegehalt soweit, daß er nur mikro- skopisch festgestellt werden kann. Endlich finden sich am .\b.sturz des Reschener Gaislochs gegen die Bergkasteialpe und besonders am Bergkasteispitz, hier in vielfältiger Wechsel- lagerung, Dioritflaser- und -lagengneise, welche nach der Natur des Plagioklases zweifellos dem Tonalit zugezählt werden müssen. Ton.tlitijneise des l.an,L!,i;uitt'ie:1ales. J-< Das spe/.ifisclie (Icvvicht des Kerntonalits beträgt 2 '78. jenes der Randtonalite (und Dioritgneise) 2 • 70 bis 2 • 84, steigt .iber für die ampliibolitartigen Tonalite bis 2 •90. Am Kamm über dem l'JnGboden ti'eten iWA Kontakt mit Liem Schiefergneis und nordwärts gegen den Hauptkamm etwa neim graue bis rötlichgraue, unscharf abgesetzte Ein- schaltungen von feinkörnigem 'l'onalitgneis auf, stellenweise mit basischen Putzen. In einigen dieser einen halben bis einige Meter mächtigen Lagen, nicht aber in allen, ist der Andesin durch Albit ersetzt: A Ibi ttonalitgneis. Geringmächtige Zwischenlagen von bräunlichgrauem quarzfreiem DioritgneiS durchbändern den amphibolit- reichen Tonalitgneis am Kannn über dem Kirchboden. .Adern echten Griinitaplits durchschwärmen Kern- und Kandgestein wie die angrenzenden Schiefergneise, Pegmatite hnden sich am Gipfel des Klopaier- imd am Bergkasteispitz. Im I lennesiegelspitzenlager treten dem Kerngestein des westlichen Lagers vergleichbare, helle, doch kalifeldspatfreie Tonalitgneise, auch hier mit den oben beschriebenen basischen Putzen, nur am Nauderer und Glockhauser Henncsiegel auf. Im übrigen herrschen hell- bis dunkelgraue Gneise und Schiefer. Letztere führen im Gebiet westlich und südlich Schwemmseen teilweise kleine Mengen von Kalifeldspal. Hornblendefreie und -reiche Abarten treten auch ir^n östlichen Lager auf. Petrographische Beschaffenheit. (i) Tonalitgneise und -schiefer: Wenn die Tonalitgneise größtenteils mehr minder grob- krystallinisch erscheinen, so ist dies doch nur für das freie Auge der Fall. Unter dem Mikroskope lösen sich Glimmer- pJättchen und Hornblendeflasern in wenige bis zahlreiche, regellos verbundene Schüppchen, beziehungsweise Stengel auf, anscheinend einheitliche Quarzkörner zerfallen in Aggre- gate oft innig \-erzahnter Individuen und den Grund des (lesteins bildet ein kleinkörniges Mosaik von Feldspatkörnern. Diese Häufung gleichartiger Individuen, besonders ausgeprägt bei dem körnigen bis wenig schieferigen Kerngestein des 42S W. Hainniei- uiul K. Schubert, westlichen l.at;ers, undeutlicher bei ausgesprochener Schiefe- rung, ist wohl als Abbildung granitisch grobkörniger Struktur, als Erscheinung des Zerfalls .ehemals einheitlicher Individuen in Aggregate aufzufassen. Hauptgemengteile: Biotit, Hornblende. Plagioklas, Quarz. Obergemengteile: Kalifeldspat, Granat. Nebengemengtcile: Zirkon, Apatit, F>z. liintit tritt in Schüppchen oder Aggregaten solcher, immer schlecht begrenzt, oft in Verwachsung mit Hornblende auf. Pseiidomorphosen nach dieser wurden jedoch nicht beob- achtet, n :=: hellgelb, b rz: c = tiefrOtlichbraun. Pleochroitische Höfe um Zirkon treten in wechselnder Häufigkeit, im all- gemeinen .spärlich auf. Die dunklen Säume sind teils schmal und scharf, teils breit und verwaschen und übertreffen dann den Durchmesser des Korns um ein mehrfaches. Als Ein- schlüsse linden sich Plagioklaskörner, .\patitsäulchen, seltenei' Ouarzkörner. Häufig ist der Biotit unter Erhaltung der starken Doppel- brechung grün \erfärbt bis \-ollständig ausgebleicht, oft streifig, wobei die Streifen verwaschen oder scharf gegeneinander abgesetzt sind, in anderen Fällen zeigesi die grünen, rand- lich zerfaserten Schüppchen die abnormalen Interferenzfarben ■des Chlorits. Zuweilen steigert sich die Zersetzimg bis zur Ausscheidung von Karbonatlinsen und Sagenitnädelchen. Hornblende. Nur ausnahmsweise in einfachen Krystallen. Oft sind wenige grofjc niit zahlreichen kleinen, im Querschnitt rhombischer bis linsen iormiger Stengel \ereinigt. An einfachen Krystallen lassen sich (110), (lOOi und (010) feststellen. Viel häufiger sind unregelmäßig lappige und zackige Umrisse. Aber auch in der Umgrenzung dieser Formen spielt das auf- rechte Prisma eine Rolle. Gelegentlich Zwillingsbildung nach (1 10). a — hellgelb, b '~ bräunlichgrün, r = bläulichgrün. Sehr blaß gefärbt ist zuweilen die Hornblende der amphibolitähn- lichen Tonalite. Zonare Struktur ist sehr selten, pleochroitische Höfe . um Zirkon sind spärlicher als im Biotit. Wie schon erwähnt, sind Hornblende und Biotit oft innig verwachsen. Sehr häufig sind Quarz- und auch Plagioklas- einschlüsse, welche die Hornblende geradezu sieb form ig TonaIitt;neise des LangUuill-i-L-rtales. J-*' durchlöchern. Dieselben haben meist unregelmäßige Form, zuweilen sind sie durch Spaltrisse der Hornblende begrenzt^ noch seltener weisen sie eigene krystallographische Begrenzung auf. Apatit- und Erzeinschlüsse sind häufig. Der Verwitterung gegenüber verhält sich die Hornblende widerstandsfähiger als der Biotit. Selten tritt gelbliche oder bräunliche Verfärbung, zuweilen unter Kalzitausscheidung ein. Plagioklas. Krystallumrisse fehlen in der Regel, doch sind annähernd quadratische Querschnitte J_ zu F und M nicht ganz selten. Spaltrisse werden gewöhnlich nur durch mit Vorliebe an diesen auftretende, die meisten Körner massen- haft erfüllende Glimmerplättchen bezeichnet. Die an verhältnis- mäßig wenigen Körnern beobachtbare Zwillingsstreifung nach dem Albit-, zuweilen gleichzeitig nach dem Periklingesetz, ist wohl im übrigen häufig durch die starke Verglimmerung verwischt. Manche Schnitte lassen die von V. Becke be- schriebene inverse Zonenstruktur erkennen, ein saurer Kern wird von einer basischen Hülle umschlossen. Die Grenzen verlaufen allerdings meist sehr unregelmäßig und verwaschen, gelegentlich aber auch schärfer und deutlich || P und AL Auch Recurenzen, die Aufeinanderfolge eines sauren Kerns, einer schmalen basischen Hülle und einer breiteren Rand- zone von verringerter Basizität. wurden wiederholt bet^b- achtet. Die Bestimmung des Plagioklases erfolgte hier (wie im übrigen) durch Vergleichung der Lichtbrechung mit jenei' gleichzeitig auslöschenden Quarzes (im Dünnschliff), dann mit jener stark lichtbrechender Flüssigkeiten wie Benzonitril {n — 1 -526), Eugenol {n — 1 -540), Nitrobenzol (n = 1-552) und Anethol (// rr 1 • 558) ^ (im (iesteinspulver;, schließlich durch Bestimmung der Auslöschungsschiefe an orientierten Schnitten. Auch die Feststellung des optischen Charakters an Schnitten _L zu einer optischen Achse wurde in einigen Fällen zur Entscheidung herangezogen. 1 Die Brechungsexponenten dieser Flüssigkeiten, welche nach E. Wein - schenk kleinen .Schwankungen von ±0*004 unterworfen sind, sowie jene der Einbettungsmassen Kanadabalsam und Kollolith (» = 1 • 5354) seien im folgenden mit den Anfangsbuchstaben der Namen bezeichnet. -i;;(» W. il .-. ni liier iiikI V. Schuhuit, l'N erhallen: i Dioritflascr- gncis Westabfall des Heschuner Gaislcciis eug. < «j -< nitr.; Yl > aneth. 1 t Andesin säur. Ande.sin ; Dioiitiagen- gneis ! Bcrgkaslcispnz a^ < eug. ; y^ ^ nitr. TDiuiÜlgneis l^eschener Gaislocli o> -^aj -- M .\ndesin ' 'J'onalitgncis Kiopaierspitz (ü -< ttj -< Ej ; Yi > Si «1 -< nitr.; Yi > nitr. .Andesin ; Amphiholil- ; ähnlicher 1 TonaHtgneis .Südabhang des Gnkiseejöchls «j > o>; Yi >- ^1 Ui ^ nitr. ; Yj > nitr. bas. Andesin i Tunalitgneis Mathaiuikopf ^j $ ^] ; Ti> "' «j $ nitr, ; y^ >- nitr. «j -< aneth.; Yi $ aneth. bas. Andesin : llornblcndu- j armer , TonaHtgneis Xorv.ikanuii des -Mathaunkopfs ttj^ ^ cj ; Yi > '1 «j < nitr.; Yi > "iti. .Andesin ni..ritgncis Oiurit.L;ncis 1 i Tonalit- ' schiefer Unterer Sattel (Südl. Lage Di;' in l'rofi'l 7) ' Unterer Sattel (NördI Lage /)-■ in Profil 7) «3 ^ n ; Yj > '" «1 S? eug. ; Yi > eng. a-j < nitr.; Yi < nitr. sau!-. .\ndcsin» 1 eug. < a, i^ nitr. ; Yi > n itr. bas. Andesin • Unterer Sattel (Südlichste Lage ,i:Ts in Projil 7) eug. < Kj s; nitr.; Yj > nitr. bas. .Andesin Tonaiit schiefer IJnterei- Sattel (Nürdl. Lage ,;,'■ Ts in I'rotil 7} a, < nitr.; Yi -> "'li'- .Vndesin 1 Üie etwas differierenden iM-gebnisse der Feldspatbcstimniuny in den beiden nur durch ein schmales Tonalitband getrennten Diorit-. gnejsen erklären sich aus den gerade hier — siehe unten -- erheblicheren Unterschieden im Anorthilghalt von Kern und Hülle der zonar struierten Plagioklaskrirnor. TonalilKnoi^c des LiingUuitei-crUiK'-. 431 Tonalit- schicfer unterer Sattel | {iv Ts (k) in j euif. < «^ -- nilr. Profil 7) 1 i- 1 Andesin ! Tonalit- gneis Südkiunin des Nauderer Henne- ! u^ -< nitr. ; Yi > "i''- siegeis Andcsin Tonalit- schiefci- Kamm westliciie } Hennesiegcl- spitze (P. 3020) | eng. < «j < nitr.; y , >- aneth. -~ Radurschel- j scliartl 1 has. Andesin Ein Tonalitgncis aus der Blockmoräne des Plamorder- spitz (welcher auch das Material für die unten folgende ■chemische Analyse lieferte) ergibt in einem Schnitt _L zu P l'rntil din-ch das Weslende des Hennesicgelspitzenlagcrs, niirdli Unteren Sattels« (1:650). lind M, der ausgezeichnet durch Spuren nach diesen Flächen wnd einem Längsprisma begrenzt ist, ferner einen ähnlich und ziemlich scharf umrissenen Kern mit basischen Hüllen aufweist, für den Kern die Auslöschungsschiefe ■+- 19°, für die breite Randzone -H 20\/._, ° , entsprechend Ab^g An,,, und Ab,;t An„j, (Eine sehr schmale Mittelzone von höchster Basi- zität liel.l eine genauere Messung nicht zu). In anderen Phallen scheint der Unterschied des X'erhältnisses von Albit- und Anorthitsubstanz für Kern und Hülle weit liöher zu sein. Im Tonalitgneis des Mathaunkopfs sind in einem Schnitt nahezu J_ zu P und -1/ die Auslöschungsschiefen für den Kern -HlS^/./, für die Hülle +'2V'.,°, was etwa Ab,.^ An.,,, und 482 W. Hammer und !•'. Schubert, Abg^ An^r, entspräche. Ein Schnitt. _L zu a aus dem Diorit- gneis am »Unteren Sattel< ergibt für den unscharf abgesetzten,, sehr unregehnäßig in Hörner auslaufenden sauren Kern die Auslöschungsschiefe lö^/'o", während sie für die Hauptmasse des Korns 227->° beträgt, woraus auf Ab.,, An..,, und Ab,,,. An^ geschlossen werden könnte. Ganz reine Plagioklaskörner sind sehr selten. ( iewohnlich zeigen sich Nester von Glimmerschüppchen und Zoisitbesen, ohne dalj an den Orten der Einlagerung eine Störung der optischen Orientierung gegenüber dem Gesamtkorn zu beob- achten wäre. Auch durch die ganze Masse verglimmerte Indi- viduen geben zuweilen noch die Charakteristik a^ -< £^,Yj >- oj. Es gibt also zweifellos Andesinkörner, welche in wechselndem Ausmaße verglimmert sind, ohne daß eine Entmischung der beiden Feldspatsubstanzen eingetreten wäre. jtf- ff Fig. 8. Profil durch das Hennesiegelspitzenlager, westlich "Schwemmscen« (1 ; 13.400)_ Die meisten Plagioklaskörner mit reicher Glimmerführung sind aber nach beiden Schwingungsrichtungen schwächer brechend als gleichzeitig auslöschender Quarz. Gewiß ist unter diesen Umständen die Bestimmung des relativen Licht- brechungsvermögens schwierig und unsicher. Daß aber tat- sächlich vielfach an Stelle des Andesins Albit getreten ist,, beweist folgende Beobachtung; Wo die Tonalitgneise wie nicht selten von Gangbildungen feinster Art durchsetzt werden, erweisen sich die innigst verzahnten Individuen reinen (unverglimmerten) Albits, .welcher zusammen mit Biotit und Hornblende die Gangfüllung bildet, als Fortwachsungen der entlang der ehemaligen Gangspalte zerbrochenen ver- glimmerten Plagioklaskörner und löschen mit denselben gleich- zeitig aus. Es treten also Andesin und Albit - wie es scheint in wechselndem Mengenverhältnis — nebeneinander auf. Beide Tonaliti^neise des l.angtaufcrcrtales. 433 Feldspäte sind von der Verglimmerung ergriffen, fast aus- nahmslos reiche Glimmerführung zeigt der Albit. Kalifeldspat findet sich, wie oben näher ausgeführt, vornehmlich im Kerntonalit des westlichen Lagers. Hier bildet er einen ständigen Begleiter des Plagioklases, wiewohl an Menge bedeutend zurücktretend. Gegenüber allen Gemeng- teilen erweist er sich stets xenomorph. Kennzeichnend sind das (bei gesenkter Blende) starke Relief, die scharfen Spaltrisse und die vollkommene Klarheit. Die im Plagioklas so häufigen Glimmerschüppchen fehlen ^durchaus. Lose Splitter erweisen sich nach beiden Auslöschungsrichtungen schwächer brechend als Benzonitril. Dafür, daß Mikroklin vorliege, ließen sich keine Beweise erbringen; die charakteristische Gitterung ist Fig. 9. Profil über den Südgrat des Nauderer Hennesiegels (1 : 13.4U0). nirgends zu beobachten. Kalifeldspat kommt als Einschluß in Biotit und Hornblende nicht vor, wohl aber zuweilen im Plagioklas. Umgekehrt enthält der Kalifeldspat gelegenÜich idiomorphen Plagioklas und sehr häufig Quarzkörner. Quarz. Zwischen gekreuzten Nikols zuweilen mit der vielfach beschriebenen Streifung _L zur Hauptachse. Flüssig- keitseinschlüsse treten in manchen Schliffen massenhaft auf, in anderen fehlen sie ganz. Granat. Derselbe wurde nur in wenigen Gesteinen beob- achtet, so im amphibolit ähnlichen Tonalitgneis am Südabhang des Mathaunkopfs, in einem Dioritgneis westlich Schwemm- seen und in makroskopisch wahrnehmbaren, rötlichbraunen Körnern in grauen Tonalitschiefern am Nordostgrat des Sitzb. d. mathera.-naturw. Kl. Abt. I, 12(;. Ed. 32 •l'^4 W. Hammer und !•". Schubert, Glockhaiiser Hennesiegels. Die schwach giaugelhtin Quer- schnitte enthalten Einschlüsse von Quarz, Plagioklas und Biotit. Apatit. Körner und Säulchen treten oft in erheblicher Menge, zuweilen auch in ziemlich großen Individuen auf. •Sehr gewöhnlich läßt sich das aufrechte Prisma, manchmai auch eine P^n-amide feststellen. Stets farblos. P>emerkenswert -ind seltene Einschlüsse von Biotit. Zirkon. Kurz und langsäulenförmige Kry ställchen, noch häufiger Körner. Das Mineral verursacht in Biotit und Horn- blende pleochroitische Höfe. Erz. Im allgemeinen in sehr geringer Menge, in etwa.< größerer in den hornblendereichen Arten. Die Quer- schnitte sind meist unregelmäßig, zuweilen sechseckig und quadratisch. Da dieselben im auffallenden Lichte bläulich schimmern, dürfte Magnetit vorliegen. Eine ausgesprochene Krystallisationsreihenfolge ist niclu vorhanden, da sicji die Bildungsperioden der einzelnen (j^emengteile mehrfach übergreifen. Die Erstlinge der Krystalli- sation sind offenbar Erz, Zirkon und Apatit. Nun folgen Biotit und Hornblende mit einem Teil des Plagioklases und Quarzes. In diese Phase fällt vielleicht auch die Entstehung des Granats. Dann kry.stallisiert die Hauptmasse des Plagioklases, mit diesem und später Kalifeldspat und der Rest des Quarzes. hl Albittonalitgneis: Mit diesem Namen wurden jene feinkörnigen Lagen an^< Kamm über dem Roßboden belegt, in welchen Andesin kaun^ nachweisbar ist, hingegen Albit in x'erhältnismäßig vielen, reinen, wenig verglimmerten Körnern auftritt. An diesen er- geben sich: Auch zeigte ein Schnitt, _L zu a die Auslöschungs- schiefe 187.2 "• Kalifeldspat findet sich nur in Spuren. In bemerkenswertem Gegensatze zu der vergleichsweise geringen Verglimmerung des Albits steht der schlechte Er- haltungszustand der dunklen Gemengteile. Nicht nur der Biotit, auch die widerstandsfähigere Hornblende sind vielfach Tonalilgnejse des Lanj -i Vi > ('^ ein Schnitt _L zu a zeigt die Auslöschungsschiefe 20°: An- desin. Zonenstruktur war nicht zu beobachten. Kalifeld- spat tritt (wenigstens im vorliegenden Schliffe) nicht selb- ständig, sondern mit unregelmäßiger Form im Plagioklas eingewachsen auf. Die an dem Langtauferer Gestein fast durchaus herrschende Siebstruktur der Hornblende fehlt. Der Granodioritgneis vom Acherkogel ist hornblendefrei. Der Plagioklas ist hier von saurerer Beschaffenheit: aj,Yi> canad.; ein Schnitt, _L zu a ergibt in unscharf gegeneinander abgesetzten Hälften (Kern und einseitige Hülle?) die Aus- löschungsschiefen 12° und 87..°, entsprechend Ab.. An.,, und Ab-gAn.^.,: Oligoklas. Kalifeldspat (Mikroklin) tritt außer als Einschluß in großen selbständigen Körnern auf. "onalitancise des l.anirtaut'erertatcs. 4:37 Anhangsweise seien auch die ßiotitgranitgneise wegen ihrer engen \'erknüpfung mit den Tonaliten einer Kr- örterung unterzogen. Hauptgemengteile: Biotit (Muslcowit), säur. Plagioklas, Mikroklin, Quarz. Akzessorische Gemengteile: Apatit, Zirkon, Granat, Erz. ffjozo Fig. 11. Profil durch die westliche der Glockhaiiscr Hennesiegelspitzen, P. 3020 (1 : 13.400). Entsprechend der meist hellen Farbe der frischen Gesteine ist die Menge des Biotits verhältnismäßig gering. Derselbe Fig. 12. Profil über den Nordostgrat des Glockhauser (1 : 13,400). ist oft mehr minder chloritisiert, daneben aber zuweilen tief- gehend zersetzt unter starker Ausscheidung von Karbonat- substanz — manche Biotite sind ganz pseudomorphosiert — und Eisenhydrox3''d. Muskowit tritt mit Biotit zu etwa gleichen Mengen im Granitgneis am Scheidekamm der beiden Gaislöcher auf. Die Natur des Plagioklases ergibt sich aus folgenden Feststellungen: 438 1 III c r und !• . S c li u b e r t , ■j. " ■j ■f. j v; ^ ^ rS _rt ^ "c 1-:s ii C c IS .=p~ •^ .tr. _br. .^ < ■ c; ^ o — ' ■^ ~ ~ ximale beob- j te, auf Sphnitten] symmetrischen ' Zone w •-H c4 O 2 •S o 1 - g o 00 ii ;3 -^ + 4- ■ .. .. "x ;:^ - ü 3 H li o ?r- 00 ;: r: ?1 0 H -t 11 Sunq 09.iqi3ddoG .lap .lo^jjB.icqf) .1 bc 2 (,r S vv VA VAl 1^.1 uT 3 VV fcr. °'.'" :- »"-A °rÄ oi. ^- 5 £ <.r M 3 .r,:: M = '- ^3 ^ VV 5) V V V ,. VÄf V V i; ö":- s ^= »•-1= jT ^- .^ ^ — i s S 1 1 . !/> O Tj ' « '' 'o ^ o i S S) / -7--^ "5- "Ü -a.Si 'o ./. ;s Hl ii II ö 1 o 1 1 1 '% •S jü; ^ ^=:? 1 .i) o -o — 11 5 o 5 £ > § N o > > Z ~"T: 1 ^ . , i 439 Mikroklin tritt selbständig und als häutiger Einscliluß im Pl^gioklas auf. Im letzteren h'alle ist die Form oft durch P und M des Wirtes bestimmt. Auch innigste Durchdringungen beider Feldspäte kommen vor. Der Mikroklin der Granitgneise stimmt, abgesehen von gelegentlich wahrnehmbarer Gitter- lamellierung mit dem Kalifeldspal der Tonulitgneise in jeder Beziehung überein. Mutmaßliche Entstehung. Für die ursprünglich eruptive Natur der Tonalitgneise sprechen die Lagerungsform, das Vorhandensein von Begieit- lagern, welche als in die Richtung der Schieferung eingestellte Apophysen gedeutet werden können und das häufige Auf- treten von basischen Putzen. Erscheinungen der Kontakt- metamorphose fehlen allerdings vollständig. Schon zur Zeit der E rstarrung muß ein vielfältiger Zerfall des Magmas, namentlich in den Randzonen stattgefunden haben, durch welchen die verschiedenen P'azies des Tonalil- gneises vorbereitet wurden. Für die Auffassung, Biotitgranit- und Tonalitgneise als Abkömmlinge desselben Magmakomplexes zu betrachten, läßt sich nur die enge räumliche Verknüpfung beider ins Treffen führen, im übrigen bleibt die Möglichkeit einer selbständigen Intrusion. Die ursprüngliche Struktur dieser Erstarrungsgesteine war wohl eine richtu ngslos körnige. Unter der W^irkung ein- seitigen Druckes erfuhren dieselben (sowie die Gesteine der SchiefcrhüUe) eine U mkrystallisieiung. welche zur Annahme mehr minder deutlicher Parallelstruktur und der inversen Zonenstruktur der Plagioklase führte. Es ist nicht anzuneh men, daß unter diesen Verhältnissen, welche der Erhaltung des Andesins günstig waren, auch die Entmischung des Plagiokl ases erfolgte. Dieser Prozeß, sowie die Imprägnierung mit Gli mmer gehören offenbar einer späteren Periode an und \ ollzogen sich unter Bedingungen, welche die Entstehung von Albit und Muskowit förderten, wogegen sieh Andesin in Relikten erhielt. Auch die stellenweise nicht 440 W. llamiiicr und T. Schubert, unerheblichen Abweichungen vom normalen Streichen und Fallen, sowie die mancherorts beobachtbare Fältelung. sind nur unter der Wirkung einer neuerlichen Pressung zu ver- stehen. Derselben Periode sind dann wohl auch die un- bedeutenden Erscheinungen mechanischer Metamorphose wie das Aufreten von Spannungen im Plagioklas und Quarz (undulöse Auslöschung), Stauung und Zerreißung von Glimmer- schüppchen, gelegentliche Zerbrechung von Hornblende-, Kali- feldspat-, Quarz-, Apatit- und Granatkörnern, Verbiegungen und Verwerfungen von Zwillingslamellen im Plagioklas, sowie endlich das Aufreißen von feinen Spalten zuzuzählen. Die Füllung dieser Haarspalten besteht aus Biotit und Hornblende, die, nach Form und schlechtem Erhaltungs- zustand zu urteilen, vielleicht nicht Neubildungen sind, sondern auf grobmechanischem Wege in die Gangspalten gerieten, dann aus Muskowit, Quarz, Albit und seltenem Kalifeldspat. F. Becke^ unterscheidet die ihrer ursprünglichen Her- kunft nach granitischen Intrusivgesteine in drei Gruppen: Tonalitgesteine, Zentralgneis und alte Granitgneise, von welchen hier nur die beiden letzteren in Frage kommen. Zentralgneis und alte Granitgneise werden durch den Erhaltungszustand ihrer typomorphen Gemengteile definiert. - Wie verhält sich diesbezüglich das Langtauferer Gestein? Die Erscheinungen mechanischer Metamorphose sind wenig auffällig, Biotit und Hornblende gut erhalten. Nur der Andesin zeigt vielfach die Erscheinungen rückschreitender Metamorphose, jedoch wie es scheint, in verschiedenen Teilen der beiden Lager in recht ungleichem Maße. Oft genug ist der ursprüngliche Feldspat in erheblichen Mengen erhalten geblieben. Demgemäß machen auch die Langtauferer Tonalitgneise keinen unfrischen, toten Eindruck, der nach F. Becke der Hauptmasse der alten Granitgneise zukommt. Sie gehören zu den wenig kenn- 1 Tschermak's Mineral, und petr. Mitt., Bd. XXXK Heft 4 und ö. Tonalittrneise des Lanntauferertales. 441 zeichnenden Gliedern dieser Gruppe und nähern sich dem Zentralgneis. Chemische Zusammensetzuni?. Zur Untersuchung wurde ein möglichst frisches Stück aus dem typischen Kerngestein der Gruppe, dem Tonalit der Flamorderspitze gewählt, welches der Blockmoräne am Fuß des genannten Berges entnommen wurde. Herr Dr. O. Hackl, Chemiker der k. k. Geologischen Reichsanstalt hatte die Freundlichkeit die chemische Analyse durchzuführen, wofür ihm auch hier gedankt sei. Die Gewichts- prozente wurden nach der Methode \'on Osann-Gruben- mann^ und nach jener von Becke- umgerechnet. Tonalit vom Plamorderspitz. Gewichtsprozente Molekular- • quotientenXlOOO nach Becke Wasserfreie .Molekular- prozente (O s a n n) Metallatom- prozente SiO^ . . , AI.2O3 . . Fe.,03 . . FeO ... MgO . , CaO . . . Na,,0 . . K.O . . . Ges. H._, COo . . . 59-89 21-42 1-03 4-60 3-06 4 -(32 2-37 2-0.-) 1-37 0-23 100-()4 SiO,,.. . 1 oFCoO;. FeO ... MgO .. CaO.. . i'._,XaoO i/.,K.,0 . 998 420 13 (54 83 70 44 SiOo., A1.,0.. [ Ve O .MgO CaO. Na..O (50-4 13-9 2-() 1-4 100-0 Si . AI . Fe . -Mg Ca. Na K . .)() - 4 23-7 4-3 4-3 4-6 4-3 2-4 [00-0 1 Osann, Versuch einer chemischen Klassifikation der Kruptivgesteine. Tschermak's Mineral, und petr. .Mitt., XIX. Bd. und Cn-ubenmann, Ivrystalline Schiefer, Berlin 1904. - Chemische .Xnalj'^sen von kr3-stallinen Gesteinen aus der Zentralkette der Ostalpen. Denkschriften der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, mathem.-naturw. Klasse, 75. Bd., I., 153 u. f. 442 W. 1 1 a III 111 c r uiui F. S c h a b e i Berechnet man nach. Osänn's Methode die Gruppen- \\'erte, so ergibt sich: .V =z (3H -4 Arz: 4-0 n --.: (i • ö u zzz 4 • 1 C= 5-5 /// =10 (;z= 5-6 F=]0'2 k~ 1-49 /r= 10-8 'l'ypenforn-iel : .Sg,,.., a, c^../,^.,,. Hei dieser Berechnung bleibt ein Tonerdeüberschuß 7r=:4-4, welcher zum Teil auf den schlechten Erhaltungs- zustand der Feldspäte, zum anderen Teil auf die Vernach- lässigung des die -Alkalien xertretenden H im Glimmer sowie den Tonerdegehalt der Hornblende zurückgeführt werden kann. Rechnet man T als (MgFejAlgO^ zu C hinzu, so ändern sich die Werte in folgender Weise: .4:== 4-0 it — 4-1 C = 9 • 9 c — \0-\ T\-penformel : .<.v,6-5 'h'^iJ'v, 7^=5-8 f~ 3-8 In analoger \\'eisc lassen sich nach der von Becke in den Denkschriften angegebenen Weise verschiedene Gruppen- xx'erte errechnen, welche in der nachfolgenden Tabelle auf- geführt und mit entsprechenden Werten der unten besprochenen alpinen Vergleichsgesteinc nach Becke 's Tabellen in den Denk- schriften der Akademie zusammengestellt sind: Gestein Plamorder- spitz 4-1 r. • () 4-4 Engehvand Acherkogl l'loitit Tonalit- voin gneis des Rostrücken ' Maltatals 1 5'! (i-O j 0-7 S ■ 9 i S • Ü 1-:^ j 2-4 3-9 ()-U 10- 1 1-0 Tonalitgiieisc des Langtauterertaies. 44:^ 1 Gestein vom Plamordei- spitz Granodioiit von I'loitit vom RostrücUen Tonalit- gneis des Maltatals 1 i Engelwand Acherkogi a' ... .0 6-3 7-4 _ f.- 7 f.' 4-r. r)-ü 5-7 __ 5-3 ■ä 1 /' • • • "0 • • • S-. 8-2 6-9 9-1 4-S 4-07 4 • 89 .•74 4-91 0 r„ . . . 3-0 2-88 3-18 3-34 2-73 0 0 . 7 B-14 2 ■ 1 .") 1-öa , , • ,.4'92: , , 2-30 f. -07 0-18 _ 5-39 < • • • ! 2- 00 2-48 2-38 — 2-48 /o' • • • 1 • 80 1-8:, 1-44 2-13 /c . 1-49 1-80 1-47, 1-19 1-31 Spe. . Gew. 2 • 782 2-77 2 -70 2 • 833 ■:■:.:. Der Vergleich mit dem reichen Antilysenmaterial, welches Becke von den krystallinen Gesteinen der osttilpinen Zentral- kette zur Verfügung gestellt hat, zeigt folgendes: Von den tonalitischen Intrusivgesteinen des periadriatischen Bogens unterscheidet sich das Langtauferergestein im Chemis- mus dadurch, daß es mehr Kalium enthält als die Tonalite und weniger als die Granodiorite, und beträchtlich weniger Kalk als die Tonalite. Im Kieselsäuregehalt steht es den ■Granodioriten näher, zu denen es überhaupt näher steht als den eigentlichen Tonaliten. Im Anschluß an die petrographische Untersuchung kommen zum Vergleich aber mehr die metamorphen Intrusivgesteine der Zentralalpen in Betracht. Unter diesen sind es einerseits die basischeren Glieder der Zentralgneise (Tonalitgneise vom Maltatal und von der Göge), andererseits die Granodioritgneise aus der Gruppe der alten Intrusivgesteine <^ Becke' s, welche dem Langtauferergestein am nächsten stehen. Jene Vertreter der Zentralgneise stimmen mit ihm nahe iiberein im Kieselsäuregehalt und im CaO, während bei den 444 \V. II am Hier und l-\ Schubert, 'l'onalitgiicise. Alkalien das Na^,0 in den Zentralgneisen weit mehr überwiegt gegenüber Iv^O als beim Plamordergestein. Der 'Tonerdegehalt ist sowohl bei den Zentralgneisen als bei den »alten Intrusiv- gesteinen« stets kleiner; während der Überschuß an Tonerde bei ersteren aber stets sehr gering ist, ist für die letzteren ein beträchtlicher Überschuß geradezu charakteristisch und nur unter ihnen finden sich Vertreter mit ähnlich hohem Wert von T wie beim Plamordergestein (Biotitgranitgneis vom Tschigat 7=4-4). Andererseits weisen die »alten Intrusivgesteine« immer einen höheren Kieselsäuregehalt auf (nahe 70%). Am nächsten unter ihnen stehen die Granodioritgneise der Engelvvand. und des Acherkogl, deren petrographische Verwandtschaft oben auseinandergesetzt wurde. Unter den verwandten Gesteinsarten des \^intschgaus steht der Granodiorit von Gomagoi ^ chemisch nahe, besitzt aber ebenso wie die oben genannten obigen Ötztaler Gneise einen höheren Kieselsäuregehalt (bei gleichem li) und nahezu keinen Überschuß an Tonerde. Auch der Granodioritgneis vom Valdaschlikopf (Münstertal) zeigt noch viel chemische Übereinstimmung bei großer petrographischer Ähnlichkeit (aber TrrO). Infolge des unbedeutenden oder fehlenden Ton- erdeüberschusses ergibt sich bei diesen ein viel niedereres a {a'). 1 Hammer und Jolm, Jahrb. der k. k. Geol. Reichsanstult, Wieir 1909. p. noi u. 1". Hammer und Schubert: Die Tonalitgneise des Langtauferertales. Si m Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., matli.-naturw. Klasse, Abt. I, 126. Bd., 1916. 44: "Wie sind aus geologischen Polverschiebungen erwachsende Wärmeänderungen zu bestimmen? Bergrat Fritz Kerner v. Marilaun k. M. K. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 8. März 1917) Diese Frage scheinen sich die Freunde der Polverschie- bungsh\^pothese noch gar nicht gestellt zu haben; sie erheischt aber ihre besondere Beantwortung, sollen Änderungen in der Lage der Erdpole als Lösungsmittel für palaeothermale Rätsel in Betracht kommen, denn von einem solchen Mittel ist zu verlangen, daß sich seine Wirkung genau angeben läßt; dieser Forderung wird die Polverschiebungshypothese aber nicht gerecht. Die Wärmegrade, welche in früheren Perioden an bestimmten Stellen der Erdoberfläche (im Meeresniveau) ge- herrscht haben mögen, erfährt man allerdings aus keiner der A'ielen Klimah^'pothesen, da sich der thermische Einfluß der geänderten Land- und Wasserverteilung nicht genau abschätzen läßt. Die besser gebauten unter jenen Hypothesen gestatten •es aber doch, jene Temperaturabweichung von der Jetztzeit ziffermäßig auszudrücken, welche die supponierte Änderung des Solarklimas bei der heutigen Festlandsverteilung nach sich zöge. Die eingangs genannte Hypothese versagt aber auch in diesem Falle, da sich bei einer Polverschiebung auch bei gleichbleibender Konfiguration der Erdoberfläche die terrest- rische Komponente des thermischen Klimas ändert. Die Vertreter der Polverschiebungshypothese scheinen zu glauben, daß es ausreiche, die durch \'ersetzung eines Ortes in eine andere Breite bedingte \\'ärmeänderung auf "'^^'^ F. Kern er v. Mari laiin, demselben entweder der zwischen der alten und neuen Breite im Meridian der Polverschiebung bestehenden Temperatur- differenz oder dem mittleren Wärmeunterschiede der betref- fenden zwei Parallelkreise zu vergleichen. Eine nähere Be- trachtung ergibt aber, dal.) sich die besagte Aufgabe meist überhaupt nicht exakt lösen läßt, daß es zu ihrer angenäherten Lösung verschiedene Mittel gibt und daß v^on diesen bald das eine, bald das andere als das passendere in Betracht kommt. I. Bestimmung der Wärme- änderungen bei zonaler Anordnung von Land und Meer. Was zunächst den einfachen Fall einer streng zonalen Land- und Wasserverteilung betrifft, so kann man die durch eine Polverschiebung bedingte Wärmeänderung eines Ortes nur dann dem Temperaturunterschiede zwischen der gegebenen und nachmaligen Ortsbreite gleichsetzen, wenn die Anordnung der land- oder meerbedeckten Kugelkappen und Kugelzonen eine solche ist, daß der Parallelkreis, welcher nach der Lage- änderung des Poles durch den betrachteten Ort geht, dieselbe Bedeckungsart zeigt, wie der bei noch unverrücktem Pole in der nachmaligen Ort.sbreite um die Erde gelegte Kreis. Für einen auf einer Kugelkappe von bestimmter Bedeckungsart gelegenen Ort bleibt diese Bedingung nur erfüllt, solange die Breitenerstreckung der Kappe nicht kleiner ist als der ur- sprüngliche Polabstand des Ortes, vermehrt um den doppelten Betrag der Polverschiebung. Der Betrag, um den andernfalls die Differenz zwischen der zuerst und der nach der Achsen- verlagerung in der Breite des Ortes herrschenden Temperatur größer oder kleiner ist als der bei noch unverrücktem Pole vorhandene Wärmeunterschied zwischen der gegebenen und der nachmaligen Ortsbreite, läßt sich . leicht auf analytisch geometrischem Wege finden. Wenn z. B. auf einer landbedeckten Polarkalotte ein Ort am 80. Parallelkreis läge und durch eine in seinem Meridian erfolgende Polverschiebung auf 70° Breite herabrückte, so Polversc'hiebiingen und Wärineanderiinj^en. N/ liegen. Die Temperatur eines solchen Parallels wäre (die Zenker'schen Zahlen für die Temperatur auf einer Land- und Wasserhemisphäre angenommen) 12 -8°. also um 6*2° mehr als die eines landbedeckten 70. Parallels. Für einen auf derselben Calotte im gleichen iMeridian in 70° Breite liegenden Ort ergäbe sich dagegen bei derselben Poh'erschiebung die Versetzung auf einen Parallel mit 23-5% Landbedeckung und auf einem solchen würde eine um 1-9° niedrigere Tem- peratur herrschen als auf einem wasserbedeckten 60. Parallel. Bei einer Verlagerung der Erdachse um 20° käme der Pol einer landbedeckten Polarkappe auf einen Parallel mit 59*4% Meeresbedeckung zu liegen, dessen Temperatur um 8 -2° höher wäre als die vor der Pol Wanderung in 70° anzu- nehmende Temperatur. Ein im Meridian dieser Achsenver- lagerung in 10° Polabstand befindlicher Punkt würde dagegen gleichzeitig auf einen zu 14-6 % mit Land bedeckten 60. Parallel gelangen, dessen Temperatur um 1-2° tiefer wäre als die vorher in 60° Breite vorhandene Temperatur von 0'3°. Um die Temperaturen zu erfahien, welche an den ge- dachten Orten nach den angenommenen Polverschiebungen herrschen würden, muß man die Mitteltemperaturen der land- bedeckten Bogenstücke jener Breitenkreise suchen, aiu" welche die Orte nach jenen Verschiebungen zu 'liegen kämen. Diese Temperaturen sind, da es sich um hohe Breiten handelt, tiefer als die eben mitgeteilten Durchschnittstemperaturen jener Parallelkreise. Was zunächst den 60. Parallel betrifft, so findet man da als Mitteltemperatur für das 21 "5 "/o des Erdum- fanges messende x\merika l 'S und für das sich über 40*5^0 des Erdumfanges erstreckende Eurasien — 2*6. Nimmt man die von Zenker für den 60. Parallel gefundenen Temperatur- werte von 0*3 für /^ = 0 und von — 7-7 für // =r 1, so ergeben sich als Wärmeunterschiede zwischen einem wasserbedeckten Parallel und landbedeckten Bogenstücken von der Erstreckung 21-5, 40-5 und 100% die Werte -2-1, -2-9 und — 8-0. Dies würde darauf hindeuten, daß die landbedeckten Bogen- stücke nur in dem Maße, als sie an Länge zunehmen, kälter werden, also in dem Maße, wie die ganzen Parallelkreise bei entsprechender Zunahme ihrer Landbedeckung, womit sich 4-18 F. Keiner w Marilaun, dann auch dieselbe Wärmeabnahme für die wasserbedeckten Bogenstücke ergäbe. Bei Zugrundelegung der V(»n Liznar für den 60. Parallel berechneten Temperaturen, ü-7 für ;/ 1= 0 und —7-5 für 11 =z 1 bekäme man sogar eine anfänglich noch langsamere Kältezunahme, indem dann die besagten Wärmeunterschiede — ri, -1-9 und -6-8 betragen würden. Auch die Wärme- differenzen, welche man auf Grund der von de .Marchi für '^z=60° abgeleiteten thermischen Grenzwerte 0-5 und' — 9-1 erhält, nämlich —2-3, —3-1 und — 10-G, würden sich in eine zur Abszissenachse schwach konvexe Kurve ausgleichen. Zieht man dagegen die von Spital er für den 60. Parallel für 7/ =: 0 erhaltenen Temperaturwerte von 2*8 und 4-1 und für 11 = 1 erhaltenen Werte von —6-8 und —7-2 in Betracht, so bekommt man für die vorgenannten Wärmeunterschiede die Zahlen -4-6, "5-4 und —9-6 beziehungsweise —5-9, — 6-7 und - 11-3. Hiernach wäre zu schließen, daß die Wärmeabnahme der landbedeckten Bogenstücke in geome- trischer Progression erfolge, und zwar nähern sich die erhal- tenen Differenzen jenen, die einer der Quadratwurzel von ;/ proportionalen Abnahme entsprächen. ( — 4-5 und —6-1 be- ziehungsweise — 5-3 und —7-2) Eine solche Abnahme ist von vornherein und auch mit Rücksicht auf die Verhältnisse auf den Nachbarparallelen wahrscheinlicher als eine solche in arithmetischer Progression. Die Mitteltemperaturen Amerikas und Eurasiens in 60° Breite sind auffallend hoch im \'ergleich zu den für einen landbedeckten 60. Parallel berechneten Kältegraden, wogegen die Temperaturminima an den Ost- seiten beider Kontinente diesen rein kontinentalen Tempera- turen nahe kommen. Die Mitteltemperatur der wasserbedeckten Bogenstücke vermindert sich, wenn jene der landbedeckten im Verhältnisse zu \/^u abnimmt, proportional dem Ausdruck m: (1 4- \/ii ). Eür die bei den vorhin angesetzten Polverschiebungen auf dem 60. Parallel eintretenden Landbedeckungen von 23 -5 und 14-6*Vü erhält man — eine zu 11 proportionale Wärme- abnahme vorausgesetzt — bei Zugrundelegung des Durch- schnittes der Werte von Zenker und Liznar —1-9 und Pdlveischiebunticii und WärnK-ändt-riingen. 44^^ l'o und eine zu \ ;/ proportionale l"empcratin Vermin- derung angenommen - uiif Grund der Werte \on Spitalei- 'I'V>rmel III) --1-9 und Q-V» als Mitteltemperaturen. Diese Mitteltemperaluren der landbedeckten Bogenstücke k(')nnen zugleich als Temperaturen ihrer im Meridian der ge- dachten Polverschiebungen liegenden Halbierungspunkte gelten, da sich am 60. Parallel wie ein J3Iick auf die Karte der Jahresisothermen zeigt — sowohl in Amerika als auch in Eurasien die Mitteltemperatur des Kontinents fast in genau gleich großem .\bstande \'on der West- und Ostküste einstellt- (In Amerika in 117° W. \-. G., in Asien in 80° E. v. G.) Am 70. Breitenkreise hat Amerika — in mehrere Land- massen zerstückt — bei einer Erstreckung über 17 -5%, ^^^ Erdumfanges eine Mitteltemperatur von - lo-8, Asien bei Einnahme eines Viertels des Erdkreises eine Mitteltemperatur von —14-3. .Die von Zenkei'. Liznar und de Marchi lür einen ozeanischen 70. Parallel berechneten Kältegrade liegen zwischen -5'2 und — 7 '6. die für einen kontinentalen zwischen — 18'9 und 19-7. Die aus den i''ormeln von Spitaler sich ergebenden thermischen Grenzwerte sind — 1 '8 und — 0'2 für « =r 0 und -16-0 und — 17-5für//=l. Am 70. Parallel nimmt demnach die Temperatur der landbedeckten Bogenstücke viel rascher ab als ihre Länge wächst. Bestimmt man mittels der von den drei ersteren Autoren berechneten Zahlenwerte die Wärmediflerenzen zwischen einem wasserbedeckten Parallel und landbedeckten Bogenstücken von 17-5. 25 und 100%, so erhält man im Durchschnitte der ersten beiden Reihen —7-2, - 7-7 imd - 12'ß und im Mittel aller dreier — 7-4, — 7 '9 und —12-9, also 'l'emperatur- abnahmen, welche einer zu \/n proportionalen Abnahme nahe kommen. (70 und 7-9 beziehungsweise —7-2 und -.8-1) Nach Spitaler bekommt man aber, da sich wegen seiner hohen Werte für einen ozeanischen Parallel die Tem- peraturen Amerikas und Asiens in cc :rz 70° schon der rein kontinentalen Temperatur dieser Breite nähern, eine zu \/}i und syn proportionale Kältezunahme der landbedeckten Bögen. Für die bei den vorhin angesetzten Polverschiebungen auf dem 70. Parallel \erbleibenden Landbedeckungen von Sitzb. d. Diatheni.-iiatui w. Kl., .\ln. I, l2i".. lU. •'•^ 450 F. Kern er v. Mari lau ii, 54-8 und 40-6 "/o bekommt man unter der Voraussetzun.u einer zu ^n proportionalen Wärmeabnahme mit dem Durch- schnitte der Werte Zenker's und Liznar's —17-0 und -16'0 und bei Annahme einer zu sjn proportionalen Teni- peraturverminderung mit Spitaler's Zahlenwerten ~\(S-?> und —15-6 als Mitteltemperaturen. In Asien tritt auch am 70. Breitenkreise die Mitteltemperatur des Kontinents ziemlich genau in dessen Mitte ein. In Amerika fällt sie auf einen der Ostküste etwas näheren Meridian, doch wird man auch in dem hier in Betracht gezogenen Falle die gewonnenen Mittel- temperaturen der landbedeckten Bogenstücke zugleich als Temperaturen ihrer Halbierungspunkte nehmen können. Sind die so gewonnenen Ortstemperaturen in 70° Breite auch um vieles tiefer als die früher angeführten Mitteltempe- raturen für Breitenkreise mit gemischter Bedeckung, so liegen sie doch noch um mehrere Grade über der Temperatur eines kontinentalen 70. Parallels. Das Ergebnis der bisherigen Betrachtung ist demnach, daß es schon im einfachen Falle einer streng zonalen Land- und Meerverteilung nicht allgemein zulässig wäre, die durch eine Pol- verschiebung auf einem in ihrem Meridiankreise gelegenen Punkte bedingte Wärmeänderung dem vor der Verschiebung zwischen der gegebenen und nach- maligen Ortsbreite bestehenden zonalen Temperatur- unterschiede gleichzusetzen. II. Bestimmung der Wärmeänderungen infolge der durch Verschiebung der geographischen Koordinaten bedingten Umgestaltung des Erdbildes. Zur Abschätzung der thermischen Wirkungen einer Pol- verschiebung bei unregelmäßiger Verteilung von Land und Meer kann man sich für die höchsten Breiten jener Glei- chungen bedienen, die ich bei meiner Untersuchung über die morphogene Kotnponente des arktischen Tertiärklimas ent- wickelt habe. 1 Jene Gleichungen stellen die Jännertemperatur 1 Kiimatogenetisclie Betrachtungen zu W. ü. Mattliews <>Hypothetical outlines of tbe continents in tertiary tinies. Verliandl. d. k. k. Geolog. Reiclis- anstalt 1910, Nr. 12. Polverschiebiingeii und Wärmeäiuieruiigen. !■> ' auf jedem beliebigen zehnten Meridian in -' I". Kern er v. Marilau.i. Pols eriugcmng für jenen SchnilLpunkt eine die jetzige um ()-l übeisteigende Temperatur. Rückte demnach die jetzt an der Kreuzung des 60. Meridians W. mit dem 80. Parallel gelegene Meeresstelle nördlich \om Robeson-Kanal in eine um XO" südlichere Breite, so würde sich auf ihr nicht die Jetzt m der Melville Bay herrschende, sondern eine viel weniger tiefe VVintertemperatur einstellen. Nininil man, ein anderes Beispiel wählend, eine Polver- lagerung um 10° im Meridian 120° \V. w (i. an, so bekommt man nach meiner Formel als Jännertemperatur auf dem jetzt durch die Koordinaten X ~ 60° E. v. G., 'f =r: 85° bestimmten J^unkLe --15-0, während derzeit auf der um K) Breitengrade südlicher gelegenen Erdstelle eine Jännertemperatur von — 28 -3, nach meiner Formel berechnet von — 22-0 herrscht. Während für diesen letzteren, nahe dem Fernkap auf der Ostseite von Xowaya Zemlja gelegenen Punkt die wieder durch die Meeresstrafie zwischen Grönland und Nordnorwegen gebildete Wärmequelle in weitem westlichen Meridianabstande liegt, käme für den nach der gedachten Pol Verschiebung in die Position dieses Ortes rückenden Punkt nördlich von Petermanns Land ein \ on der Sabine-Insel über Mittelspitz- bergen zu den Südküsten von Franz-Josefs-Land sich span- nender Bogen, welcher bis nahe an den Meridian des betrach- teten Ortes reichte, al^ Wärmequelle in Betracht. In diesem Falle wäre; also der Wärmezuwachs infolge einer Breiten- abnahme von 10° auch viel größer als die jetzt auf diesem Breitenintervalle stattfindende Temperaturzunahme. Faßt mai^i dagegen den Fall einer Polverlagerung ins Auge, diu-ch welche die auf dem Nullmeridian gelegenen Punkte des Nordmeeres in eine um 10" niedrigere Breite rückten, so w ürde der Schnittpunkt von /. — 0 und 'f rr 75°, entsprechend der heule in 5° Polabstand auf dem NuUmeridian gelegenen Meeresstelle, thermisch weniger begünstigt sein als jetzt und eine Jännertemperatur von etwa 14° oder — 15° erhalten, während er jetzt eine solche \on --11-3° hat. Wie schon oben gesagt wurde, kann man hier mittels meiner Formeln nur zu Schätzungen gelangen. Die Bedeutung \on Berechnungen käme den hier gewonnenen Zahlen\\'erten Poiverschiehi.ingen und Wiirmciirideruugcn. 4oH nur dann zu, wenn die thermische Wirkung eines 10 Längen- grade breiten, gegen das \'VeItmeer offenen und in bestimmtem mittleren Meridianabstande von einem betrachteten Punkt gelegenen ßogenstückes des 70. Parallels von der Konfiguration des Nordatlantik imabhängig wäre. Diese X'oraussetzung trifft aber keinesfalls zu. Jede Änderung der Lagebeziehung der IJmrißlinien des genannten Ozeans zu den Meridianen und Breitenkreisen könnte jene Wärmewirkung etwas ändern. Es würden sich schon in der Ursprungsregion der nordatlantischen Strömungen die Verhältnisse umgestalten können. So würde beispielsweise die zuletzt genannte Polverschiebung im Gefolge haben, daß die Golftrift jenes Bruchteiles von erwärmender Kraft \erlustig ginge, der ihr aus einer Verstärkung des .\ntillenstromes durch den Floridastrom erwächst. Denn eine in nin- 14° Gleicherabstand gelegene Floridastraße könnte nicht als .\ustrittsort für eine in den mexikanischen Golf hineingepreßte Passattrift in Frage kommen. Es wäre eher zu vermuten, daß sie auch noch als Eintrittsstelle für Trift- wasser benützt würde, das in der äquatorialen Gegenströmung aus dem genannten Golfe hinausgelangte. Füi- Jenen Zweck, für welchen meine Formeln aufgestellt ^vurden, vermochten sie dagegen thermische Werte nicht bloß schätzungsweise, sondern in bestimmter Größe zu liefern. Es war da aber die Fragestellung eine andere. Es sollte da ermittelt werden, welche Temperattu-erhöhungen in der Arktis infolge einer Vermehrung der Lücken des subpolaren Fest- landsringes platzgreifen würden, unter der Voraussetzung, daß die erwärmende Kraft der gegen das Weltmeer offenen i^ogenstücke des 70. Parallels der heute zu beobachtenden analog wäre. Die Fehler der vorhin für verschobene hocharktische Meeresstellen erhaltenen Jännertemperaturen sind aber sicher kleiner als die Differenzen zwischen diesen Temperaturen und jenen Kältegraden, welche an den von den besagten Stellen nach ihrer Verschiebung eingenommenen Koordinaten- schnittpunkten jetzt herrschen, weil sich bei diesen Verschie- bungen die Golftrifttemperaturen in 70° Breite doch nur Menig ändern dürften. Man kommt so zum Ergebnisse, 4.M ]■". Iveriier v. Maiilauii, daß der thermische Effekt einer Poh erlagerung füt Punkte innerhalb der Arktis von dem jetzt im Meri- diankreise dieser Verlagerung herrschenden Tempe- raturunterschiede zwischen der gegebenen und ver- schobenen Ortsbreite um mehr als ±5° abweichen könnte. FTir die pcripi)eren Teile der Arktis und für die sub- arktische Zone liegen noch keine Formeln vor, welche die Temperatur eines beliebigen Punktes als Funktion der Land- und Wasserverteilung in seiner Umgebung darstellen würden- Um die Wärmeänderungen zu bestimmen, welche in Polnähe liegende ( )rte dmch Achsenverlagerungen von größerem Aus- bchlage und Orte in der Randzone des Polargebietes durch mäßige PoKerschicbungen erführen, muß man daher für jeden supponierten Fall eine besondere Betrachtung anstellen. Zu- nächst handelt es sich dabei um die Kenntnis jener geo- graphischen Verhältnisse, welche nach der gedachten Pol- \erschiebung entlang dem iMeridianbogenstücke zwischen der jetzigen und der nachmaligen Breite des betrachteten" Ortes herrschen würden, beziehungsweise um die Kenntnis der Verhältnisse, welche jetzt entlang dem an dieses Bogenstück sich nord- oder südwärts anschließenden Meridianteilstücke herrschen. Es ist hier hauptsächlich zu unterscheiden, ob dieser Meridianbogen Land, \un warmen Strömungen unbe- einflußte polare oder subpolare Meeresflächen, Binnenmeere mittlerer oder -niedriger Breiten, pleiobarische Ozeangebiete oder xMeeresströmungen durchschneidet. Die geographischen Verhältnisse werden entweder \on derselben Art oder von anderer Art sein, als in der Nachbarzone. Was nun die durch eine gedachte Polverschiebung bedingte Temperaturänderung betrifft, so wird dieselbe bei Gleichheit der geographischen Verhältnisse in den zwei be- nachbarten Breitenintervallen dem jetzt zwischen der alten und neuen Breite (im Meridian der Verschiebung) vorhandenen Wärmeunterschiede im Allgemeinen nur dann gleich sein, wenn die zonale Temperaturänderung in beiden Intervallen gleich groß ist. Wenn dies nicht der Fall ist, so wird es sich, auch wenn beide Nachbarintervalle land- oder wasserbedeckr l'oivcrschiebuugeii und Würmeanderimgoii. 45f) sind, betreffs der W'ärnicänderung anders verhalten. Wenn A. B. der betrachtete Ort auf einem Kontinente in jener Breite liegt, wo die in dessen Randgebiet vorhandene Zusammen- drängung der Isothermen dem in seinem Innern \orhandenen Auseinandertreten der Isothermen weicht, so wird sich seine Temperatur bei einer Polverschiebung, durch welche der Parallel des Ortes weiter in den Kontinent hineinrückt, weniger ändern und bei einer Polverschiebung, bei der der Ortsparallel gegen die Küste zu hinausrückt, mehr andern als sich die Temperatur jetzt zwischen der vor und nach der Polver- -chiebung gegebenen Position des Ortes ändert. Im ersteren Falle verhält es sich so, daß in das Inter\all zwischen der ursprünglichen und der verschobenen Ortsbreite zuerst die Zone der zusammengedrängten Isothermen und nach der Pol- v^erschiebung die Zone der auseinanderstehenden Isothermen zu liegen kommt, im letzteren T^alle verhält es sich umge- kehrt. Wenn die Bedeckungsart in jenem Breitenintervalle, welches nach der Polverschiebung in das Intervall zwischen der ursprünglichen und der \erschobenen Breite des betrach- teten Ortes rückt, von der jetzt in jenem Intervalle vorhandenen Bedeckungsart verschieden ist, wie dies der Fall, wenn der Ort an einer W — E streichenden Küste, liegt, so kann die durch die Polverschiebung bedingte Wärmeänderung von dem jetzigen Temperaturunterschiede zwischen der gegebenen und verschobenen Position des Ortes sehr abweichen. In besonders hohem Maße ist dies möglich, wenn das Meridianbogenstück zwischen der alten und neuen Breite von einer W E streichenden Landbrücke gequert wird. Falls der betrachtete Ort an der Südküste dieser Brücke liegt, wird seine Temperatur beim Hinaufrücken in die jetzt von der Nordküste eingenommene Breite viel weniger abnehmen, als jetzt die Temperatur poKvärts quer durch die Landbrücke abnimmt und bei einer Lage des betrachteten Ortes an der Nordküste der Brücke und Südwärtsverschiebung desselben um die Brückenbreite wird die Wärmezunahme an jenem Orte viel geringer sein als die Temperaturditferenz zwischen den beiden Brückenrändern. 4ä() K. Keiner v. Marilaun, Zur Bestimmung jener Temperatur, die nach einer Poi- verschiebung auf einem im Meridiankreise derselben gelegenen Punkte eintreten würde, wenn dann die Wärmeänderunu zwisclien der jetzigen und nachmaligen Ortsbreite ganz anders als jetzt staltfände, kann man zwei Wege wählen. Man kann die Temperaturen suchen, die sich in der nachmaligen Orts- breite auf solchen Meridianen finden, wo die besagte Wärme- änderung schon jetzt so erfolgt, wie sie sich im Meridian--- des betrachteten Punktes nacii der Polverlagerung vollzöge, und mein kann die fragliche Wärmeänderung aus jener auf dem in der PolverscJiiebungsrichtung sich anschließenden Bogenstücke des Ortsmeridians durch Extrapolation ermitteln. Diese Bestimmungsart wird aber nur dann einen sicheren VVert ergeben, wenn das zu ergänzende Stück der Wärmu- kurve dem bekannten Teile derselben an liinge um ein mehrfaches nachsteht. Bei dev Ungieichartigkeit der Wärmeänderung auf den in die verschiedenen Erdgürtel fallenden Teilstücken der Meridianquadranten wird sich aber meist nur ein verhältnis- mäßig kurzer Teil der meridionalen Temperaturkurve jeweils naturgemäß ergänzen lassen. Es wird sich so darum handeln., das Kurvenstück, welches zur Ableitung der Extrapolations- formel dienen soll,, so zu wählen, daß es bei im Vergleich zum zu ergänzenden Stücke möglichst großer Länge eine möglichst einfache Gestalt zeigt. Einige Beispiele mögen das eben Gesagte erläutern. Um zunächst auf den erwähnten Fall zurückzugreifen, daß der betrachtete Punkt in der Übergangszone des Rand- gebietes in das Innere eines Kontinents liegt, sei für den Schnittpunkt von 'x» :3z 65° und X z= 60 E. v. G. eine Annäherung an den Pol um ö° in ihrer thermischen Wirkung auf die Juliwärme untersucht. Nach \. Hann's Isothermenkarten hat jener Punkt eine reduzierte Julitemperatur von 16*0°, der um fünf Breitengrade weiter nordwärts an der Küsle gelegene Punkt eine solche von 3-9°, der um 5° südUcher gelegene eine solche von 18'0°. Der besagte Punkt liegt also an einer scharfen Knickung der zonalen Wärmekurve, in jener Breite. wo die schwache sommerliche Temperaturabnahme gegen Pnlversohiebiini^en und Würniciinclenjiigen. 45 < Nord im Innern eines subarktischen Kontinents in den raschen Temperaturabfall gegen die Eismeerküste zu übergeht. Will man zur Ermittlung jener Juliisotherme, auf die der besagte Punkt bei einer Polannäherung um 5° zu liegen käme, den ersten der genannten beiden Wege wählen, so führt derselbe gegen Ost, wo man in jenem Teile von Nord asien, wo der rasche Temperaturabfali zur Eismeerküste erst jenseits des 70. Paraliels beginnt, auf diesem eine Juliwärmo von 13-5 bis 13-7 antrifft. Die Küste streicht dort erst in 77° und dann in etwa 73° Breite. Die Sommerisothermen zeigen dementsprechend ein Absinken -gegen Ost. Da, wo die Küste plötzh"ch ihre Breitenlage wechselt und sich so Tem- peraturverhältnissc einstellen, die einer Mittellage der Küste am 75. Parallelkreise entsprächen, schneidet dieser Kreis die .Ulliisotherme von 4-0 (An der Mündung der Katangabucht in li4°Hv. G.). Der rasche Temperaturabfall erstreckt sich demnach auch da über ein (linf Breitengrade breites Rand- gebiet des Kontinents, ist aber etwas kleiner (9 "6) als auf dem ÜO. Meridian C12-lj. Wählt man zur Ermittlung der gesuchten Temperatur den zweiten der genannten Wege, so findet man, sich auf dem 60. Längengrade E. \-. G. gegen .Süden wendend, als reduzierte Julitemperaturen in um 5° wachsenden Entfer- nungen vom 65. Parallel die Werte: 18-0, 20*4, 23 -(5, 25 "7, 30-6 und 34-0. Vom 65, bis zum 50. Parallel folgt da der Wärmeanstieg einer einfachen Exponentiallinie, und da dieses Meridianbogenstück schon dreimal so grof3 wie die gedachte Polverschiebung ist, wird man die auf ihm stattfindende Wärmeänderung zur Ableitung der Extrapolationsformel be- nützen. Man erhält als einfachste (natürlich nur \on f) —- 50°. bis 'f — 70°) geltende Ausdrücke: / — 65*56 — 54 -8(8 sin cp und / — 41 -98—31 -78 sin- 'f, die beide von '5 — 50° bis 'f = 65° die beobachteten Werte mit F"ehlern von 0-0 bis 0-2 wieder- geben und hieraus für rp iz:; 70° die Werte 14-0 und 13-9. Dieselben stimmen mit dem auf die vorige Art gefundenen n3-6) gut überein. Auf der jetzt in 9 =z 65° und yv:^60° E. v. G. gelegenen Erdstelle würde so bei einer Polannäheruno um 5° die Juli- -158 l'\ Ivenier v. Marilaun, lemperatiir nur um 2° abnehmen, während sie jetzt gegen den um ö° nördlicher gelegenen Punkt hin um 12° sinkt. iJer reelle Wärmeunterschied wäre allerdings nur etwa halb so grolj, weil der erstere Punkt in das Bergland nördlich vom Töll-pos-is zu liegen kommt, der letztere aber auf die niedrige Wajgat-Jnsel fällt Soll die Juliwärme gesucht werden, welche sich auf dieser Insel nach einer Abrückung vom Pole um 5° einstellen ■würde, so sind die beiden aufgezeigten Ermittlungswege in umgekehrter Richtung zu beschreiten. Der erstere führt dann nach Westen, wo man als von warmen Strömungen unbeein- ilußte, aber durch die Nähe gletscherfreien Landes erhöhte -Mittsommertemperatui über dem Eismeere in 65° Nordbreite am Nordeingange in die Hudsonsbay und in der Behrings- straße 8-0 antrifft. Der zweite führt gegen Nord, ist aber nicht gut gangbar, da er sich bald an das von der 2 "-Juli- Isotherme umschlossene zirkumpolare Feld anlehnt, so daß sich da lür die Wärmeänderung auf dem nordwärts vom 70. Parallel gelegenen Meridianbogenstücke kein befriedigender Ausdruck linden läl.il. Versucht man es mit einer Gleichung Aon der Form / rr 2 •■ - ad -H- ad-, in welcher d den vom 80. Parallel ab in Südrichtung in 5° Längen gezählten Breiten- abstand bezeichnet, so ergibt sich, wenn man den zu i := 3 • 9 und J=.2 gehörigen Wert \on ö iz: 0-95 einsetzt, für r/— 3 ein t zzz 7 -7, also ein dem auf die erste Art gefundenen sehr nahe kommender Werl. Auch hier bleibt der als berechtigt angenommenen F'ordeiung entsprochen, daß das sich an die beobachteten Werte streng anlehnende Kurvenstück dreimal so lang als das zu ergänzende ist. Auf einer um 5° nach Süd verschobenen Wajgat-Insel würde also die reduzierte Juliwärme um 8° tiefer sein, als sie jetzt auf dem 5° .südlich ^'on dieser Insel gelegenen Punkte ist. Um die großen Werte aufzuzeigen, welche - - wie schon erwähnt — die in Rede stehende Temperaturdifferenz an den Rändern einer W— O streichenden Landbrücke erreichen kann, sei die Änderung der mittleren Jahreswärme am Schnitt- punkte von 'p — 60° und X = 140° W. v. G. bei einer Polan- näherung um 10° untersucht. Ein Ausblick auf die an der Polverschiebuiigen und VViirmeänderungen. 4f)9 Westküste von Norwegen am 70. Parallel vorhandene Jahres- wärme führt hier nicht zum Ziele, da die thermischen Ver- hältnisse über der Golftrift mit jenen über der nordpazifischen Trift nicht näher vergleichbar sind. Auch der Versuch, die westwärts von Norwegen zwischen 00 und 70° stattfindendc Tcmperaturabnahme an die jetzt an der Westküste von Nord- amerika am 60. Breitenkreise herrschende Temperatur von 4-5° anzuschließen, fiele nicht befriedigend aus. Dagegen läßt sich hier die Extrapolationsmethodc gut anwenden, da vom ()0. bis 7Aim 30. Parallel ■ entsprechend den in um 10" wachsenden Ab.ständen herrschenden Temperaturen 9-0, 13*2 und 17*2 - die Wärniezunahmc in einer einfachen Ex- ponentiallinie erfolgt. Man erhält hiei' die .'\usdrucke / - 13-() + 34-5<)C()S'p und / — -1-67 + 25-29 cos- 'f. \\elche beide die beobachteten Werte mit Fehlern von 0"1 bis 0-2 wiedergeben und für '5 =: 70 als Werte von t die Zahlen — 1-2 und —1 -3. Die jetzt am 140. Meridian W. v. G. in 70° Nordbreite herrschende mittlere Jahreswärme ist da- gegen -13-4. Um die bei einer Südwärtswanderung des eben genannten Punktes um 10° tiuf diesem eintretende Jahrestemperatur zu finden, muß man auch zu einer Ergänzung greifen, die, obwohl hier das zu (gründe y.u legende Islurvenstück nur zweimal so lang als das gesuchte ist, doch zu einem befriedigenden Ziele führt. Man erhält als einfachste, die beobachteten Temperaturen auf dem arktischen Bogen des 140. Meridians gut wieder- gebende Formeln : / =: 88 ~ 108 sin z und / =z 35 • 43 - 55 • 43 sin- -f und hieraus tür -^ zzz (M)° als / die Werte —5-5 und — 6-1. Man findet also, daß an einer auf den 70. Parallel hinauf- gerückten Südküste \"on .Alaska die mittlere Jahrestemperatur imi 12° höher wäre als jetzt an der Eismeerküste dies.es Landes und daß an dieser, wenn sie sich auf den 60. Parallel hinab verschöbe, das Jahresmittel der Luftwärme um 10° tiefer wäre als jetzt an der pazifischen Küste neben dem Eliasberge. 4f>< • F. Keiner v. Marilaun. Im Winter rückt die Zone der dicht gedrängten Isothermeir im Nordvvestzipfel von NordamerikH etwas nach Süd, so daß man da die höchsten Werte der hier untersuchten Temperatur- differenz für einen Platztausch der am i).3. und 55. Parallel gelegenen j-'unkte erhält. Ks zeigt sich da am 140. Meridian .südwärts vom 55. Parallel für je 10 Breitengrade ein linearer Temperaturzuwachs um 5° und dies ergibt bei einer auf den 70. Breitenkreis hinaufgerückten Südküste Alaska.^ als Jänner- temperatur über dem Pazific in rp -: 05° und /. = 140'' W. v. G. ilen Wen 1-6, während jetzt auf diesem Punkte hei seiner Lage in der Mitte von Alaska eine (reduzierte) Januarkälte von — 27M> herrscht. Hier würde also der Unterschied zwischen der nach einer Breitenänderung um 10° sich einstellenden Temperatur und der jetzt in der nachmaligen Drtsbreite auf dem Ortsmeridian \orhandenen Temperatur den ungewöhnlich hohen Wert \'on 2(5 ■() erreichen. Dei' Wärmeunterschied zwischen der gegebenen und verschobenen Ortsbreite, welcher in seiner palaeoklimatologischen Bedeutung an anderer Stelle von mir erörtert worden \sV, schwillt hier zum Ma.ximah\'erte :\] -0 an. Den vorigen Beispielen könnte man wohl solche gegen- überstellen, in denen die hier untersuchte Temperaturdifferenz nur gering ausfällt; hier sollte aber gerade gezeigt werden, welch hohe Werte sie erreichen kann. Man wird gegebenen Falles beide im Vorigen aufgezählten Ermittlungs weisen dieser Differenz versuchen, da sich ihre Resultate gegenseitig kon- trollieren, doch darf man nicht vergessen, daß auch Fehler gleich groti und von gleichem Vorzeichen sein können, so daß eine gute Übereinstimmung der auf beide Weisen ge- wonnenen Werte noch nicht in allen Phallen ihre Richtigkeit xerbürgt. Einer Verschmelzung beidei- Bestimmungsvveiseii würde es entsprechen, wenn man in der Breite des betrachteten Ortes bis zu einem Meridian vorginge, auf welchem jetzt im ' Die extremen thermischen .Viiomalicii auf der Norclheniisphäre und iiire Bedeutung für die Frage der geologischen l\)l\erschiebuiige?i. .Metenro- log. Zeitschr., 1009. Heft 10. l'olveiscliiubimgen und Wärmeänderuiigcn. 401 liiierv'aile zwischen dieser und der verschobenen Urtsbreitc jene thermogeügraphischen Verhältnisse herrschen, die in diesem Bogenstüoke nach der angenommenen Verschiebung auf dem Ortsmeridian bestünden, -und die auf dem Vergleichs - meridian in diesem Bogenstüoke stattfindende Wärmeänderung zur Ortsteinperatur hinzuschlüge. Doch wäre dieses Misch- vert'ahren weniger empfehlenswert, weil bei ihm die durch die Polverlagerung erzeugte Wärmeänderung in dei- ursprüng- lichen Position des Ortes unberücksichtigt bleibt. So würde man -- um auf das Beispiel aus Nordasien zurückzukommen — auf den Meridianen von HO bis 120° E. w G., wo der sommerliche steile Temperaturabfall zur Eismeerküste erst nordwärts vom 70. Parallel beginnt, als Wärmeabnahme vom ()5. bis 70. Parallel 3-3 tinden und hieraus als reduzierte Juli- wärme der jetzt am Schnittpunkte von 'S'—fdö" und Ar=60° E. V. ('.. gelegenen Erdstelle nach ihrer Nordwärtsverschiebung um ö" den Wert 12-7 erhalten, d. i. um 0-9 bis 1-2 weniger als nach d':in früher erörterten Methoden. Es bliebe da der Umstand außer Rechnung, daß sich die Sommerisothermen in der Mitte eines breiten subarktischen Kontinents gegen Norden ausbiegen, daß im vorliegenden Falle bei einer Er- streckung des Landes bis zum 75. Parallel die Julitemperatur in (35" Breite um 1 -0 höher ist als bei einer Landerstreckung bis zum 70. Parallel. Während die X'ergleichsmtthude nur dazu \ erwertbar ist, für einen Ort ein Palaeoklima zu ei'klären, das zwar vom jetzigen sehr abv\'eicht, aber doch auf anderen Meridianen in derselben Breite vorkommt, kann die Extrapolationsmethode auch zur Erklärung eines Palaeoklimas führen, das jenseits ■der extresüsten, jetzt in der betreffenden Breite herrschenden Land- oder Seeklimate liegt. Man könnte gegen die im Vorigen dargelegte Extra- polationsmethode einwenden, daß sie nicht einheitlich sei und daß sich ihre Reichweite allzu kntipp bemessen zeige. Es wurden von Fall zu Fall teils gegen die Abszissenachse vor- gewölbte, teils gegen sie eingebogene Wärmekurven, teils auch geradlinige Wärmegänge aufgestellt und sie konnten kaum über den gesuchten Wert hinaus Anspruch auf Gültigkeit •U)2 F. Kerner v. Marilaun, erheben. Obige Einwände wären aber nur berechtigt, wenn sich durch Abstellung der besagten Mängel das gesteckte Ziel besser erreichen ließe. Dies wäre aber nicht der Fall. Jeder Versuch, die zonale VVärmeänderung in ihrer Ab- hängigkeit von der Jahreszeit und von den morphologischen Verhältnissen unter einem einheitlichen Gesichtspunkte durch Formeln darzustellen, würde für einen bestimmten Meridian stets nur ein minder getreues Abbild der Wirklichkeit ergeben können als eine Formel, die aus den auf diesem Meridiane selbst beobachteten Temj)eraturen abgeleitet wäre. Die Ana- lyse thermogeographischer Verhältnisse soll und kann ja nie den Zweck verfolgen, die Beobachtungen zu verdrängen; sie sieht ihr Ziel in der Auffindung der den Erscheinungen zu Grunde liegenden Gesetze und im Gewinn von Zahlenwerten für solche Fälle, wo Beobachtungen nicht möglich sind. Aus ganz ähnlichen Ursachen kommt auch der zweite der ge- nannten Einwände zu Falle. Der Wärmegang über einem ganzen Meiidianquadranten oder über einem großen Teilstücke desselben stellt sich — von den südpazifischen Gefilden ab- gesehen - - wohl stets als eine mehr oder minder unregel- mäßige Bogenlinie dar. Eine solche kann, sofern man von einem unverhältnismäßig großen Rechnungsaufwand absieht und sich auf die Aufstellung einer weniggliedrigen Formel beschränkt, nur unvollkommen wiedergegeben werden. Es würde also auch da ein Lösungsversuch auf breiterer Grundlage meist nur zu einem verminderten Gelingen des- selben im Einzelfalle führen. Mit der Erreichung einer weiter ausgreifenden Ergänzungsmöglichkeit der Temperaturwerte tauschte man da nur eine Verringerung der Sicherheit der ergänzten Werte ein. Erwähnt sei noch, daß scharfe Biegungen einer zonalen Wärmekurve auch zwischen zwei aufeinander folgende fünfte Parallelkreise fallen können und daß dann Extrapolations- formeln, welche auf Grund der auf solchen Parallelen herr- schenden Wärmegrade entwickelt wurden, für die gesuchten Differenzen zu kleine Werte ergeben. Es seien beispielsweise die auf einem Meridiane in 5° Abständen polwärts folgenden. Temperaturen: 16-0, 14-9, 13-2, 10-3 und 4-0 und man Polverscliiebiingen und Wärmefinderiinsen. 4<>i' Irage nach jener Temperatur, die sich auf dem tünftei^ dieser Schnittpunkte vorfände, wenn infolge einer Polverschie- bung um 5° die morphologischen Bedingungen des jäher. Temperaturabfalles im äquatorwärts von jenem Punkte liegenden r^° Bogen in dem polwärts von jenem Punkte folgenden 5° Bogen bestünden. Die Wärmeänderung vor dem Temperatur- abfalle entspräche dann der Formel t= 16-0 — J — 0-lJ^ in welcher J den in 7)" Längen ausgedrückten Breitenabstand vom Ausgangspunkte bedeutet, und für d:=4 bekäme man dann /=z:5'6. Es sei nun aber so, daß die Temperatur nur bis zur Breite von c/ir:2Ve langsam sinke und dann gerad- linig abfalle, so daß ihr Wert 10-3 auf d=:?) schon in den Anfangsteil dieses Abfalles zu liegen kommt. Dann folgt der Wärmeabstieg vor dem Steilabfalle dem Ausdrucke /— 16 — 0-8rf— 0-3^/^ welcher für i/ :=: 4 den Wert 8-0, also eine um 2 '4 höhere Temperatur als nach der vorigen Formel ergibt; — oder, uni auch ein Beispiel für verlangsamte Wärmeabnahme zu bringen, es seien die Temperaturen 16-0, 12-2, 8-8, 5-8 und O-o gegeben. Hier bekäme man als Ausdruck für die Temperatur- abnahme bis rf = 3 die Formel f= IQ^ 4:d-i- 0-2 d-' und als aus ähnlichen Gründen wie im früheren Falle vorge- nommene Ergänzung für J = 4 den Wert 3 "2. Wenn aber die Knickung der Wärmekurve schon in d=:2^/rj erfolgte, so daß der Wert 5-8 auf 9 neuerdings Stimmen zu Gunsten ihrer Wiederherstellung laut geworden, so daß die Frage, wann und inwieweit das nord- atlantische Becken in der Tertiärzeit oft'en oder geschlossen war, noch immer unentschieden ist. Solange dies so bleibt, läßt sich bei der für das Klima nordwärts von Europa ausschlag- gebenden Bedeutung des Zutrittes der Golftrift über das 'J'ertiärklima in diesem Teile der Arktis gar kein Urteil fällen. Auch bezüglich der Verbindung des nordindischen Ozeans mit der Arktis herrscht noch Unklarheit. Während ein so breites westsibirisches Meer, wie es Koken, Arldt und ]\latthew für das ältere Tertiär annehmen, auf das Winter- klima nordwärts von Westasien einen großen Einfluß ausge- übt hätte, mit dessen Abschätzung ich mich andernorts be- schäftigt habe, würde eine so schmale Wasserstraße, wie sie Lapparent für das mittlere Eozän vermutet, nur eine schwache Aufbiegung der Winterisothermen in ihrer nörd- lichen Nachbarschaft veranlaßt haben. Die Temperaturen, welche an den Fundorten tertiärer Pflanzen im hohen Norden geherrscht haben könnten, wenn sich diese Orte zur Tertiär- zeit in einem größeren Polabstande befunden hätten, entziehen sich aber schon deshalb jeder Schätzung, weil das Alter der besagten Pflanzen nicht genau bekannt ist und die Gestaltung der Subarktis im Verlaufe des Tertiärs mehrfachen Wechseln unterlag, so daß es zweifelhaft bleibt, welche von den für verschiedene Abschnitte des Tertiärs gegebenen Rekonstruk- tionen für die Temperaturbestimmung in Betracht zu kommen hätte. Man darf sagen, daß selbst Neumayr's sonst in Klima- fragen klarer Blick vorübergehend getrübt war, als er die erste Hälfte der Seite 514 im zweiten Bande seiner Erd- geschichte schrieb. Erstlich war es kein klimatologischer Gedankengang, angesichts der jetzigen Verlaufsweise der Isothermen im hohen Norden eine zum ^'erbreitungskreise der hochnordischen Tertiärfloren konzentrische Lage des tertiären Nordpoles für wahrscheinlicher und natürlicher zu halten als ihr Gegenteil, und dann war es nach dem hier Gesagten für hohe Breiten nicht zulässig, ganz ohne Rück- sichtnahme auf die Land- und Meerverteilung thermische 470 F. Kern er v. Ma ri liiiin . Schlüsse aus einer Polverlagemng zu ziehen. Bei einer der heutigen ähnlichen Gestaltung des nearktischen und nord- atlantischen Gebietes könnte Grinnelland durch eine Süd- vvärtsverschiebung um 10° wohl die derzeit im Foxkanal nordwärts der Hudsons Bay vorhandenen Winter- und Sommer- temperaturen erhalten. Bei .lern Bestände einer breiten Land- x'erbindung quer über den nördlichsten Atlantik und bei vor- herrschender Landentwicklung nordwärts von Amerika würde aber Grinnelland bei einer Lage am 70. Parallel kaum einen weniger strengen Winter haben als jetzt. Man \'ergleiche da die Verhältnisse in Ostsibirien, soweit sie einen Vergleich gestatten. Im Sommer müßte es dann in Grinnelland aber auch nicht wärmer sein als bei einer Lage auf dem 80. Parallel, da auf einem flachen, nicht übergietscherten Polarkontinent der Mehrbetrag der atmosphärischen Absorption in größerer Polnähe durch den Überschuß an mathematischer Bestrahluno- ziemlich ausgeglichen würde. Spitzbergen würde beim Fortbestand der jetzigen Form- verhältnisse des europäischen Nordmeeres nach einer Ver- doppelung seines Polabstandes wohl das thermische Klima Nordnorwegens erhalten; beim Bestände einer nordatlantischen Landbrückc müßte dort aber nach einer Südwärtsverschiebung um 10° sogar noch ein kälteres Klima herrschen als jetzt.- Die morphogene Komponente läßt sich sonach für die arktisclien Tertiärklimate noch viel zu wenig abschätzen, als daß man durch Annahme einer Polverschiebung zur Erklärung dieser Klimate wirk.sam beitragen könnte. Und doch handelt es sich da um einen Fall, wo sozusagen die Grundfeste der terrestrischen Klimate, die Lage und Bedeckungsart des Tropengürtels eine der jetzigen noch ähnliche war. Was soll man da aber zu den Versuchen sagen, Palaeoklimate durch Breitenänderungen zu erklären, bei welchen jene Grundfeste im \'ollen Sinne des Wortes auf den Kopf ge- stellt wäre, irgend zwei Antipodenpunkte des jetzigen Tropen- gürtels die Lage der Erdpole einnehmen würden! Mit der bloßen Annahme, daß sich beispielsweise die Gegend von Chanda im zentralen Dekan zur Dyaszeit in 70° Südbreite befunden hätte, ist für die Erklärung der dortigen Gletscher- I'.>lvcrvchic'biingen und Wärmeiinderungen. 4( 1 spuren noch so .s^ut wie nichts erreicht. Da die Versetzimt;- des Südpoles in den [ndischen Ozean für die Antarktis die klimatischen Verhältnisse einer festlandumgürteten, meer- bedeckten Polarkappe schüfe, sind zur Beurteilung des Klimas in der Randzone einer so gestalteten Antarktis die jetzt in 70° Nordbreite bestehenden Verhältnisse heranzuziehen. Es zeigt sich nur ein kleiner Teil der küstennahen festlän- dischen Abschnitte dieses Breitenkreises mit Gletschereis bedeckt. Der zur gedacliten Lage von Chanda gehörige Tropen- gürtel der unteren Dyaszeit würde wohl eine größere Land- bedeckung gehabt haben, als die jetzt zwischen den Wende- kreisen eingeschlossene Zone, da der antarktische Kontinent Jer.ietztzeit, das mittlere (iondwanaland, und der palaearktische Kontinent des jüngeren Palaeozoikums in jenen (iürtel ge- fallen wären. Größere Landentwicklung in den Tropen würde auch das Klima in den hohen Breiten ändern. Man könnte zunächst eine Milderung der Winterkälte als Folge einer Ab- flachung der winterlichen Luftdruckmaxima über subarktischen Kontinenten erwarten, da wegen der rascheren Wärmeabnahme mit der Höhe über Land die Flächen gleichen Druckes über dem Äquator weniger gehoben würden. Freilich rückt im Indischen Ozean in den Sommern beider Hemisphären das Gebiet niedrigsten Luftdruckes im Meeresniveau (zwischen 45° N und S) weitab vom Gleicher in kontinentale Gebiete stärkster Erhitzung hinein. Als sicher darf man aber an- nehmen, daß ein Landzuwachs in den Tropen insofern zu einer Ablcühlung der hohen Breiten führen müßte, als er die zur direkten und indirekten Erwärmung jener Breiten ver- fügbaren Mengen hocherwärmten Ozean wassers mindern würde. Hiebet hängt das Maß, in welchem eine Warmwasser heizung der hohen Breiten stattfinden kann, allerdings auch von der Konfiguration der mittleren Breitenzonen ab. Es ist anzunehmen, daß die an die Namen .Scoresby Sund, Tromsö und Ustjansk sich knüpfenden Klimabilder noch nicht die äußersten terrestrischen Umformungen des in 20° Polabstand gegebenen Solarklimas darstellen. Das Golfstromphänomen an sich dürfte als Wasserheizungsanlage allerdings kaum 4/_ !•■. Kerner v. Maiilauii. Polverschiebungen etc. Übertroffen werden können; dagegen ließen sich Festlands- verteiiungen ausdenken, bei denen die Golftrift eine weit geringere \'ermischung mit Polarströmen erführe, so daß die Küste des nördlichsten Norwegen das Klima Westschottlands bekäme. Andrerseits könnte das Klima an der unteren Jana, wenn Ostsibirien in breiter Front mit Nordamerika zusammen- hinge und sich noch weiter gegen den Pol erstrecken würde, noch exzessiver werden. Wie will man da bei der Dürftigkeit unserer Kenntnis vom Erdbilde der älteren Dyaszeit den Schluß ziehen, daß der zentrale Dekan, wenn er sich zu jener Zeit in 20° Polabstand befunden hätte, vergletschere gewesen sein müßte! Die Frage nach den thermischen Wir- kungen großer Breitenwechsel infolge von Erdkrustendrehungen über den Erdkern läßt sich noch weniger beantworten als die Frage nach den Wärmeänderungen infolge von \'erlage- rungen der Erdachse. Die Annahme großer Krusten- wanderungen ist kein brauchbares Hilfsmittel zur Erklärung geologischer Klimate, da sich die ther- mischen Wirkungen dieses Mittels auch nicht an- nähernd schätzen lassen. Erwähnt sei noch, daß bei jener Projektion der geographischen Koordinaten, welche den Süd- pol der Dyaszeit genau in die Mitte zwischen den drei da- maligen Vereisungszentren setzt, die Gegend von Chanda nur auf den 50. Parallel zu liegen kommt. Die bisherigen Betrachtungen betrafen ausschließlich die Wärmewechsel, welche sich bei einer Polverschiebung für die auf dem Meridian derselben liegenden Punkte ergeben. Die Frage, wie jene Änderungen des thermischen Klimas zu bestimmen sind, welche den außerhalb jenes Meridianes ge- legenen Punkten erwachsen, soll Gegenstand einer späteren Untersuchung sein. 473 Der Schalenschließmuskel der dekapoden Crustaceen, zugleich ein Beitrag zur Kenntnis ihrer Kopfmuskulatur Prof. Karl Grobben (Wien) w. ,M. K. Akad. (Mit I Tafel und 8 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 21. Juni 1917) In seiner Abhandlung über den Organistnus der Xduilideii erwähnt Claus (4; gelegentlich der Besprechung des Schalen- muskels dieser Tiere, daß bei den Malakostraken ein solcher bisher nicht beobachtet wurde. Claus hält aber damit als durchaus nicht bewiesen, daß nicht auch bei Malakostraken und- insbesondere bei solchen Schizopoden, deren Schalen sich frei über dem Rücken des Thorax ausbreiten, ohne mit den Segmenten desselben verwachsen zu sein, Überreste des Schalenmuskels vorhanden sind und bei sorgfältiger Unter- suchung noch aufgefunden werden«. (1. c, p. 38;. Der Besitz des Schalenmuskels (besser Schalenschließers, Adductor testae Nowikoff [12]) bietet gewiß einen phyle- tischen Charakter der Krebse, wie sich aus seinem Vorhanden- sein bei den Liiiiihicliic/üc- unter den Euphyllopoden und bei XebaJia mit Recht schließen läßt, da die Euphyllopoden als die phj^'logenetisch ältesten Krebse der heutigen Lebewelt zu betrachten sind und Xchalia in allen Merkmalen die Charaktere einer stammesgeschichtlich alten Crustaceenform zeigt, welche die nächsten verwandtschaftlichen Beziehungen zu den hier zu besprechenden Malacostraca besitzt, denen sie im System auch von Claus als besondere Hauptabteilung Lcptostraca i74 K. (ifobbcn. cingexMdnet wurde. Letztere zeichnen sich aber durch s<> zahlreiche Eigentümlichkeiten vor allen übrigen Malakostraken aus, daß diese am besten als Euinahicostraca (G robben [7]) innerhalb der iVlalacostraca zusaininongefaßi den Leptostraca gegenübergestellt werden. Anläßlich von Untersuchungen ;im l^'lußkrebs 1-^in ich auch auf die Krage geführt worden, ob nicht noch der alte Schalen- schließer Norhanden sei. Ich bin dabei zu der Auffassung gelangt, daß der \o\\ \\\ Schmidt (15). dem wir eine neuerliche eingehende Be- schreibung der Muskulatur des Flußkrebses (Potamohius astaciis) verdanken, mit ilvp in seinen Abbildungen bezeich- nete Musculus dorsoventralis posterior dem Schalenschließer von Nebalia und der Limnadiidcn morphologisch gleichwertig ist. Er besteht beim Flußkrebs aus kurzen Muskelfasern, die sich einerseits dicht hinter der Nackenfurche an der Schale inserieren, andrerseits in ein breites sehniges Band über- gehen, welches fast horizontal und senkrecht zur Sagitta!- ebene verläuft und sich am lateralen Rande des Kopfapodems ansetzt (vgl. Fig. 1 SM). Die Insertion an der Schale erfolgt dorsal \<>n der Über- gangsstelle des eigentlichen Kiemenraumes in seinen vorderen -Xusgangskanal (Pre-branchial Chamber bei Pearson [14]), in welchem der fächerförmige Anhang der 2. Maxille schwingt.. Die dorsale Wand des Schalenraumes bildet hier einen leisten- artigen V'orsprung (Nackenfalte bei Huxley), in welchem der Muskel verläuft (Fig. (i). Hinter dieser Stelle hndet sich bei Fofamobhis ein an der Innenwanvl der SchalendupHkatur vor- springender ohrförmiger Lappen (L), bis zu welchem der dorsale Teil des schwingenden .Anhanges der 2. Maxille reicht. Dieser Lappen wird im Anschluß an den schwingenden An- hang einen vollkommeneren .Abschluß des hinteren Kiemen- raumes gegen seinen vorderen Ausgangskanal bewirken. Die genaue Lage und Form der Insertionsstelle des Schalenschließmuskels an der Schale ist in Textfig. 1 7 ange- geben, welche eine Seitenansicht des Thoraxpanzers von Pota- mohius zeigt. Sie befindet sich hinter der gewöhnlich einfach als Cervicalfurche bezeichneten Furche, deren Entstehung aus Schaleii'jchlicßnnjskel der ilekap'uieii Crustnceen. 475 Textfig. 1 bis 0. Cephalothoraxpan^^er in der Seitenansicht von 1 Poiamobiiis astaciis, 2 Asüicua gaiiimunis, 3 Pandahia prisHs, 4 Upogebia litoralis, 5 Galathea strigosa. 6 Pagnrus drivsor. ('2 und 4 Kopien nach Hoas). In Textfig. 1 sind die Furchen mit den von Boas gebrauchten Buchstabon be/.eichnet. Textfig. 1 und 3 zeigen ilie Insertionsfläche (/) des Schalenschließers durch eine punktierte IJnie angegeben. In den übrigen Textfiguren ist blol! die Insertionsstelle des Schalenschließers von mir bezeichnet. zwei beim Hummer getrennten Furchen (b und t') schon von Boas (1) sehr richtig erkannt wurde, und zwar oberhalb der kurzen nach hinten gerichteten Nebenfurche, die im Anschluß 47() K. Grobben. an die von Boas verwendeten Bezeichnungen sich als homolog mit der Furche b' des Hummerpanzers erweist, eine Homologi- sierung, deren Richtigkeit sich aus der an gleicher Stelle erfolgenden Insertion des Schalenmuskels beim Hummer ergibt (vergleiche Textfig. 2). Die Insertionsstelle des Schalenschließ- muskels an der Schale hat ovale Gestalt und zeigt einen nicht unbeträchtlichen Umfang. Während die Länge der Muskelfasern des Schalenschließ- muskels von XcbaJia im Vergleich zum sehnigen Teil nach der Abbildung 5 auf Taf. IX der Abhandlung von Claus etwa 2 : 1 beträgt, ist das Verhältnis von Muskelfaser und Sehne beim Flußkrebs beiläufig 2:10. In Rücksicht auf die geringe Länge der Muskelfasern kann dieser Muskel beim Flußkrebs verglichen mit Xcbaliü kaum eine bemerkenswerte Wirkung auf Annäherung der seitlichen Schalenteile ausüben, welche übrigens nach Form und Festigkeit eine ausgiebigere Annäherung auch nicht gestatten, wogegen die in zwei seitliche Klappen gegliederte weiche Xebalia-Sch&le eine solche zuläßt. Es muß demnach der Schalenschließer von Potuiiiobiiis als rudimentär be- zeichnet werden, wie auch W. Schmidt der Meinung Aus- druck gibt, daß dieser Muskel mehr zur Befestigung als zur Kontraktion dient. Seine Funktion wird wohl am besten der eines Sehnenspanners (Tensor) zu vergleichen sein. Die Beweise für die Richtigkeit der Homologisierung dieses Muskels von Potdiiiobiiis mit dem Schalenschließer von Nebalia, die als alte Malakostrakenform zunächst beim Vergleiche iii Frage kommt, liefern 1. die Insertion, 2. die topischen Verhältnisse und 3. die Innervation. Bei XcbaVui ist der Schalenschließer ein quer durch den Körper verlaufender zweibäuchiger xMuskel, dessen beider- seitige an der Schale inserierte Teile durch eine mittlere Sehne verbunden sind. Beim Flußkrebs geht dieser Charakter des Schalenschließers verloren in Folge der Kürze der Mus- kelfasern und zu Folge der scheinbaren Unterbrechung, welche die sehnige mittlere Verbindung durch die Einschal- tung des Kopfapodems erfährt. Das dem Endophragmal- System zugehörige Kopfapodem, welches im wesentlichen Schalenschließmuskel der dekapoden Crustaceen. 4/ i aus zwischeneinander greifenden tiefen paarigen Einsenkungen der Haut, bezieliungsweise der Hautkutikula besteht, wird aber dorsal von einem Querbande bedeckt, das die beider- seitigen mediahvärts vorspringenden Teile (Mesophragma Milne Edwards) des Kopfapodems verbindet und in einem Teile dem medianen Sehnenabschnitte des Schalenschließers von XchaJia entspricht. Und zwar entspricht der hinterste frei über cias Kopf- apodem vorragende Abschnitt (Fig. 1 SMs) dieses Querbandes der medianen Sehne des Schalenschließers, während der gleichfalls i^iber das Kopfapodem vorragende vorderste Teil des Querbandes (Fig. 1, Mds) die mediane Sehne der quer- verlaufenden Mandibelmuskulatur ist. \m Zusammenhange mit der mächtigen Ausbildung des Kopfapodems erscheinen aber beide Sehnen reduziert. Man kann sich diese Sehnenrudimente gut zur Anschauung bringen, wenn man die Sehnenhaut des Kopfapodems abpräpariert. Dann findet man am Vorderrande derselben ein Bändchen, das zur queren Mandibelmuskulatur zieht, desgleichen am Hinterrande ein gleiches Bändchen, welches die beiderseitigen Schalenschließer verbindet. In Fig. 1^ auf die bereits verwiesen wurde, sind die beiden Sehnenab- schnitte gut zu erkennen. Eine' weitere Stütze für die Richtigkeit dieser Auffassung gibt der Vergleich mit den X'erhältnissen bei der Macrura Natantia. Bei diesen, am deutlichsten bei Pcuaens uicnibrana- ccns (Fig. 4). heben sich quere Mandibelsehne und mediane Schalenschließersehne scharf ab, wenngleich auch hier zwischen beide sich ein Apodem einschiebt, das jedoch in seiner Ent- wicklung nicht die Komplikation wie bei Potamobius auf- v.-eist. Insbesondere am Medianschnitte durch den Cephalo- thorax sind diese \''erhältnisse gut zu übersehen. Im Gegen- satze zu den übrigen von mir daraufhin untersuchten Gattungen der Macrura Natantia (Paldcinou, Leander, Paudahis) ^ind bei Peuaeiis lucmhranaccns quere Mandibelsehne und .Schalenschließersehne weiter voneinander entfernt. Dieses \'erhalten entspricht wohl einem ursprünglichen und schließt am besten an die bei Xchalia bestehenden Verhältnisse an, be^ der die quere Mandibelsehne und die mediane Sehne 47 es sich hier überhaupt um einen Muskel handeln kann. Durch histologische Unter- suchung dieser Querverbindung habe ich mich weiter über- zeugt, daß sie nur aus straffem Bindegewebe besteht, somit kein Muskel ist. Anhangsweise möge hier zugefügt werden, daß die von W. Schmidt als Musculus compressor endophragmalis 'J bezeichnete Querserbindung zwischen den beiderseitigen Ver- zahnungen des hinteren horizontalen Fortsatzes des Kopf- apodems mit den Fortsätzen der folgend anschließenden Apodeme (Fig. 1 0) gleichfalls kein Muskel, sondern bloß eine Bandxerbindung ist. Übrigens gibt auch W. Schmidt für diesen vermeintlichen Muskel Mangel der Kontraktions- fähigkeit an. Ein zweites Beweismittel für die Ilomologie des von mir als Schalenschließer bezeichneten Muskels von Pota- liK'b/iis mit dem Schalenschließer von Nebalia ergibt sich Sciialensclilicßmubkel der dekapodci\ ( ;iu.staoeeii. 47'-' ■aus den Lagerungsx crhültni.s.sen der ihn umgebenden Mus- kulatur. Der Musculus adduclor puslerior der Mandibel von Potamobms, welcher zu beiden Seiten des Kaiuiiagens an der Dorsalwand der Schale entspringt, verläult dorsoventral mit seiner Sehne vor dem cils Schalenschließer gedeuteten Muskel zur Mandibel (Fig. 1 R). Gleiches Verhalten trifft für den nach Claus die Mandibel adduzierenden Muskel von Nebaiia zu. Auch der Musculus abductor coxopodiüs 1. maxillae von Potaniohiiis i.iberkreuzt xorn, beziehungsweise dorsal den vermeintlichen Schalenschließer (Fig. 1 .46'); jener Muskel entspringt dicht hinter der Nackenfurciie der Schale oberhalb des als Schalenschließer erkannten Muskels und zieht zum lateralen Teile der Basis des Coxopodits der 1. Maxille. Ein gleichverlaufender Muskel hndet sich bei Nebaliii vor: er zieht gleichfalls in dorsovcntralem Verlaufe \ür dem Schalenschließer von der Dorsalwand der .Schale dichi oberhalb der Insertion des Schalenschließers zum late- ralen Teile der Basis der 1. Maxille (vgl. Claus 14], Taf. IX, Fig. 4 Mi Mc, Taf. XIII, Fig. 4 Mx' M). ' Das dritte Beweismittel gibt die hinervalion. Bei Ncbalia wird nach den Angaben von Claus der Schalenschließei' vom 1. Maxillarganglion innerviert, und zwar i.-,t es ein dorsaler Nerv, der die hmervation dieses Muskels besorgt Gleiches gilt von Fotaiiiobiiis. Nach Keim's Publikation (9^ über das Nervensystem von Poiamobius wird auch bei Pota- inobins der von mir als Schalenschließer betrachtete Muskel Von einem dorsalen Nerven (Nervus superior primus) versorgt, der seiner sonstigen Verbreitung nach dem 1. Maxillarsegmente angehört und auch seinem Ursprünge am ünterschlundganglion gemäß der Partie des 1. Maxillarganglions entspricht. Er ver- sorgt außer dem als Schalenschließer gedeuteten Muskel noch den Musculus dorsuventralis anterior, sowie die äußeren ' Claus gibt p. 49 noch ar.. dal» zum 1. .Maxillarsegmente gehörige dorsoventrale Muskeln auch hinter dem Schalenschließer verlaufen. Rs scheint diese Angabe jedoch iirtümlich zu sein, wenigstens ist in der oben ange- führten Fig. 4, Taf. Xlll nur ein vor dem Schalenschlteßer herabziehender JMuskei 'Ali sehen. 480 K. Grobben, Insertionsabschnitte des Musculus abductor und adductoi- lateralis coxopoditis der 1. Maxille. Fassen wir die Resultate dieser Untersuchung zusammen, so ergeben sie, daß der von W. Schmidt als Musculus dorsoventral is posterior bezeichnete Muskel von Potamohius tatsächlich dem Schalen schließ er der Nelmlia und Limnadiden homolog und demnach als Musculus adductor testae richtig zu bezeichnen ist- Er gehört wie bei den zuletzt genannten Formen dem 1. Maxillarsegmente an. Auch bei Limnadia wird der Schalen- schließer von einem dorsalen Nerven des 1. Maxillarganglions versorgt. Und es möge noch hinzugefügt werden, daß nach Lage und Innervation in gleicher Weise der Schalenschließer der Ostracoden dem Schalenschließer der oben genannten Krebse morphologisch gleichwertig ist. Nach Claus ist es in gleicher Weise bei Haloc^'priden ein dorsales Xervenpaar aus dem Maxillarganglion (das dem 1. xMaxillarganglion der Malakostraken entspricht), welches wahrscheinlich zum Schalen- muskel (Claus [5], Taf. XXV, Fig. 6, 6' .Y) geht. Es möge hier besonders hinzugefügt und hervorgehoben werden, daß der Schalenschließer (Musculus adductor scutorum) der Cirripedien (desgleichen des soge- nannten Cyprisstadiums der Cirripedien) nicht dem Schalenschließer der früher genannten übrigen Cru- staceen homolog ist, mit dem er gewöhnlich in einer Reihe angeführt wird. Der Schalenschließer der Cirripedien, ebenso des sogenannten Cyprisstadiums, liegt kopfwärts vom Öso- phagus vor den Mundteilen, während der Schalenschließer aller übrigen früher angeführten Krebse hinter dem Ösophagus zwischen Darm und Bauchnervensystem seine Lage hat. Er muß aus diesem Grunde als eine spezielle Bildung der Cirri- pedien angesehen werden. Es handelt sich nunmehr darum, nachzuweisen, wieweit verbreitet der Schalenschließer bei den Dekapoden vorkommt. Daß er sich bei den nahestehenden Macrura Reptantia, so beim Hummer (Astacus iiamnianis), wo ihn auch W\ Schmidt beobachtet hat, und bei Xeplirops uorvci^icns in wesentlich gleicher Ausbildung findet, erscheint mit Rücksicht auf die Scli.-il'.MischHeömnskel der dekapi.ocn Cms-accfii. [Sf enge verwandtschaftliche Stellung zum Flußkrebs nahelietiend. Ich habe ihn selbst beim Hummer und hei Ncphrops präpariert, möchte ihn aber nicht mit Schmidt beim Hummer als ver- hältnismäßig schwach entwickelt bezeichnen. Daß sich beim Hummer die Insertion an der Schale (Textlig. 2 ./i hinter der von Boas mit b' bezeichneten Furche in dem von dieser mit der aufsteigenden Furche e gebildeten Winkel lindet, wurde bereits früher bemerkt. Diese Stelle springt an der Schale etwas buckelförmig vor. Die Insertionsstelle' erschien an dem von mir untersuchten konservierten Exemplare als hellere etwas gefelderte Stelle und wurde von Herrick (7 a) bei dem amerikanischen Hummer als besonderer Fleck beobachtet. Es möge noch hinzugefügt werden, daß an gleicher Stelle bei Xephfop.^ die Schaleninsertion des .Schalenschließers ihre Lage hat. Von nesonderen; Inieresae erwie.-- sich die Untersuchung der Macrura Natantia, da es sich, wie zu erwarten war, herausstellte, daß hier der Schalenschließer nicht wie bei den Astaciden rudimentär ist. sondern volle Entwicklung ähnlich wie bei Nebalia zeigt. Ich habe ihn bei Pcnaeiis trisulcatiis (caramote), P. memhraiiaceiis und P. semisiilcatns, bei Palae- inori carcimis (?), Leander sqiiüla, Pmidalus pristis und Aihanas nifescens untersucht und überall im wesentlichen die gleichen Verhältnisse vorgefunden. Der Schalenschließer ist in allen diesen Fällen stark aus- gebildet, inseriert sich einerseits an einem medianen vSehnen- blatte, andrerseits lateral an der Schale, gleichwie bei den -Astaciden dorsa! von der Übergangsstelle des eigentlichen Kiemenraumes in den vorderen Ausgangskanal desselben, in welchem der Anhang der '1. Maxille schwingt. Das mittlere Sehnenblatt .steht mit einer wenig komplizierten Endophragma- bildung, die hinter der 1. Maxille ihren Ursprung hat, in Verbindung. Der Muskel nimmt die ganze Länge zwischen medianem Sehnenblatt, beziehungsweise Endophragma, und der Schale ein (Fig. 2, 4, 7, 8 SAP). Er ist dorsoventral ab- geflacht, bandförmig und nicht wie bei Nehalia gegen die Schaleninsertion hin verbreitert; er hat im Gegensatze zu dem der Astaciden, wo er quer zur Längsachse des Körpers Sity.b. J. iii.illiem.-nauiru . Ivl., Abt. I, 12o. Bd. 35 vcrläaH, bei den meisten Macrura Natantia einen schräg nach hinten und lateral gerichteten Verlauf (vgl. Fig. 2 SM), daher an Querschnitten. \v\q soIcIk- von Athanas nifescens in Fig. 7 und 8 abgebildet sind, die Insertion an der Schale und am medianen Sehnenblattc niclit auf demselben Schnitte getroffen werden. Die Insertion des Schalenschließers an der Schale ist, wenigstens an konservierten Tieren, bei I'aiiJaliis prlstis, Leaihlcr sqiiüla und bei dem großen ßithyms (Palacnioii) gamiiclicmdi bei Betrachtung der Schale von außen deutlich umschrieben zu sehen und von ]hriidaiits in Tcxtfig o ./ von mir abgebildet. Es kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, daß die Wirkung des Schaienschließers bei den Macrura Natantia eine ausgiebige ist, zumal es sich in allen diesen Fällen um eine leichte und biegsame Schale handelt. Auch in der Gruppe der fJccapoda .\numura habe ich bei allen daraufhin untersuchten l'"ormen den Schalenschließ- muskel gel'uiiden. so bei I'agurns arrosoi- (s/r/\i//is), bei Upojicbia lHoralis imd bei Gulatlica sqiuiiiiifcrii. Der Schalen- schließer gleicht in seiner Ausbildung bei Fai^iinis und Upo- jiii'bia jenem der Macrura Natantia. Wie bei diesen nimmt er die ganze Länge /.wischen medianem Sehnenblatt, beziehungs- weise eingeschobenem breitem Endophragma und Schale ein. In seinem etwas schräg n^rch hinten gerichteten Verlaufe wiederholt er die bei den Mticrura Natantia gefundenen Ver- hältnisse. .Seine Insertion an der Schale findet sich bei Upo- jiieb'hi oberhalb der von Boas mit h' bezeichneten Schalen- furche (Te-Ktfig. 4 J) an einer grubenförmig vertieften Stelle. bei J\i!^'itr!!s an der Schalengrube hinter dem oberen verbrei- terten Ende des vorderen dorsoventral \erlaufenden harten Schalenstüekes (siehe Textlig. 0 ./). Bei Papirus ist der Schalenschließer in Folge der Dünnhäutigkeit der Schale von der i\iemenh(>hle her gut sichtbar und ich habe in Textfig.' 7 ein J-)ild desselben gegeben. Etwas anders verhält sich der Schalenschiicßer bei Galal/u\i tl'"ig. 7) SM). Erstens x^erläuft er hier wie bei den Astaciden quer zur Medianebene und zweitens ist sein medialer sehniger Teil länger, so daß in Folge davon auch diesbezüglich eine SciiiiicnscliÜeünuiskcl der dekiipock 48H gewisse Ähnlichkeit mit dem Verhalten bei Astaciden besteht. Seine laterale Insertion erfolgt am vorderen Teile des ventralen ■abgegliederten Teiles der seitlichen Schalenlamelie (Textfig.o./; i\n einer äußerlich leicht auf- tindbaren grubentürniig ver- tieften Stelle, an welcher die Schalenkutikula gegen innen 7.U einen buckeiförmigen Vor- .•>prung bildet. Bei durchfal- lendem Lichte erscheint diese Stelle als durchscheinender Fleck. Die kräftige Ausbildung •des Schalenschließers und •die Weichheit, beziehungs- ■\veise Nachgiebigkeit der •Schale läßt auch bei den Anomura auf eine ausgie- bige Wirkungsweise dieses ^'luskels für eine Annäherung der .Seitenteile der Schale schließen. \''on der Macrura Rep- tantia habe ich außer den bereits besprochenen Asta- ciden noch Paliimnts, aller- dings an nicht genügendem Material untersucht. Ich ver- mochte einen Schalenschlie- ßer hier nicht aufzufinden und auch in der Abhandlung A'on Parker und Rieh (18) über die Muskulatur von Piilinurns Ednuirdsii vermisse ich einen Muskel, der dem .Schalenschließer entsprechen würde. Es scheint demnach, daß dieser Muskel hier vollständig rückgebildet ist, was in Anbetracht des starken Schalenpanzers leicht zu verstehen ^\•äre. liälfto des vorderen Teiles des Ceplialotliorax von Pagnnis arrosor (sln'ains), nach Entfernung der I-^xtre- milätcn bis zur 1. .M.ixille. An der Übergangssiellc der Kiemenliöhle in deren -.orderen Ausgangskanal ist der Seiialcnschließer durcli die zarte Kv.ti- kula Iiindurcli sichtbar. \'ergr. 4 1 . 4'S4 K. Grobhen. Was endlich die Brachyura anbehingt, so gelang es mir nicht, bei den daraufhin untersuchten Formen Homola bar- hata, Maja squiiiado und Cancer pagurns einen dem Schalen-. Schließer der Macrura homologen Muskel zu finden. Ebenso- wenig läßt Pearson's (14) Beschreibung der Muskulatur vor. Cancer pagurus einen entsprechenden Muskel erkennen. Es ist somit, auch schon mit Rücksicht auf die eigentümUche Entwicklung des Cephalothorax, für die Brachyuren die oi- folgte Rückbildung des Schalenschließers anzunehmen. -Als Ergebnis dieser Untersuchung stellt sich heraus, daO- bei den meisten Decapoda Macrttra und bei den Ano- mitra ein Schalenschließer vorhanden ist. Es ist nun auf Grund dieser Erfahrung bestimmter zu erwarten, daß er auch den Schizopoden zukommt. Wie weit er sonst bei den Eumalacostraca verbreitet ist, müssen weitere Beobachtungen zeigen. Jedenfalls kann in der Charakteristik der Eumala- costraca, wie sie Calman (3) gibt, der Mangel des Schalen- schließers als Merkmal nicht aufrecht erhalten werden. Zum Schlüsse der Abhandlung möchte ich einige weitere- Beobachtungen über die Kopfmuskulatur der Dekapoden und allgemeine Bemerkungen über die Muskulatur der Crustaceen anfügen. Die Morphologie der Crustaceenmuskulatur steht noch am Anfange. Es liegen zwar einige gute und ausführliche Untersuchungen über die Muskeln einzelner Vertreter der Krebsgruppe vor, die jedoch zu einer Vergleichung nicht genügen. Aus einer vergleichenden Untersuchung wird sich zum Teil auch erst eine entsprechende richtigere Nomenklatur der Muskeln herausbilden. Diesbezüglich sei beispielsweise auf die gewiß mehrsagende Bezeichnung des Musculus dorso- ventralis posterior von Potamobins als Schalenschließer (Mus- culus adductor testae) verwiesen, die aus der vergleichenden Untersuchung folgt. Ich möchte gleich noch eine Namensänderung für den von W. Schmidt bei Potiuuobiiis als Musculus dorsoventralis anterior benannten Muskel in Vorschlag bringen. Dieser Muskel (Fig. 1 und 6 Dv) entspringt lateral von der Dorsalseite des Kopfapodems und besteht aus nur kurzen Muskelfasern, die Sclialenscliließinuskcl der dekapoden Crustaceen. 4 rald in eine lange dünne Sehne übergehen, welche schräg doisolateral verläuft und sich vor der Insertion des Adductor posterior mandibulae mit einer geringen Verbreiterung an der Schale befestigt. Er dient, wie Schmidt zutreffend bemerkt, -in der Hauptsache zur Befestigung.« Immerhin handelt es sich bei seiner Funktion um ein aktives Festhalten des durch Insertion zahlreicher Muskeln stark beanspruchten Kopfapodems. Es ist somit dieser Muskel nach einer von C-laus bei Nehalia gebrauchten Bezeichnung als Spanner (Tensor) des Sehnen - blattes zu bezeichnen und ist einem solchen auch morpho- logisch gleichwertig. Da der in Rede stehende Musculus dorso- Aentralis anterior vom ersten dorsalen Nerven des Unter- -chlundganglions versorgt wird, dessen Verbreitung das Gebiet der Muskulatur der 1 . Maxille betrifft, muß er wohl dem Segmente der 1. Maxille zugezählt werden. Aus diesen Gesichts- punkten möchte ich ihn als Musculus tensor dorsoven- tralis maxillaris bezeichnen. '^ Ich habe diesen Tensor maxillaris auch bei den von mir untersuchten Macrura Natantia Penacus memhranaceus, Palae- vnoii carciriiis (?;, Leander sqnilla und Pandalus pristis ge- funden, mit dem Unterschiede, daß seine Insertion an der .Schale verhältnismäßig breiter als bei Potamolmis ist, und bei PalaeiHon carciniis sich gegen die Schaleninsertion weiter in einige Aste zerteilt. Auch liegt die Insertion seiner Muskel- fasern am Kopfapodem nicht wie bei Polainoh'ms wenigstens zum größeren Teile oberhalb des Schalenschließers, sondern vor der medianen Sehne desselben, insbesondere bei Penacus sehr auffällig; wie überhaupt bei Potainohiiis alle mit dem Kopfapodem verbundenen Muskelinsertionen im Vergleich zu den bei den Garneelen bestehenden Verhältnissen zusammen- gedrängt erscheinen i vgl. 2, 3, 4 Dv). Außerdem i.st bei den genannten Macrura Naiantia eine Verfestigung der Mandibelsehne vorhanden, die sich bei Pofa- iiiobius nicht findet. Dieselbe erfolgt durch einen Muskel und ein Ligament. Der Muskel (Fig. '2, ?>, 4 (j') weist nur kurze Fasern auf. die sich dorsolateral an der queren Mandibelsehne ansetzen und alsbald in eine platte Sehne übergehen, welche an der 48H K. G robben, Innenseite des später noch zu beschreibenden iJepressorr- des Vorderkopfes (B) in etwas schräg- gegen vorne gerichtetem Verlaufe nach der Dorsalwand der Schale emporsteigt und sich an derselben befestigt. Diese Sehne bleibt bei Penacns nieiiibranaceus (Fig. 4) eine einheitliche, verbreitert sich nur gcgen die hisertion an der Schale allmählich. Bei den drei übrigen genannten Garneelen dagegen zerteilt sie sich alsbald fächerförmig in eine größere Anzahl sich weiter verzweigender Aste (Fig. 2, 3), deren Insertion eine lange Strecke des Panzers umspannen. Es handelt sich in diesem Muskel wieder um einen Tensor, den ich als Musculus tensor dorso ventralis mandibularis bezeichnen will. Er entspricht dem gleich- \-erlaufenden Muskel bei Ncbiiliii, mit dem er auch die Über- einstimmung zeigt, daß von ihm, imd zwar semem hintersten .Sehnenabschnitte noch ventral und kopfwärts verlaufende Muskelfasern (in der Figur nicht dargestellt) abgehen, die wahrscheinlich an den Kaumagen sich ansetzen, wie bei Nebalia kurze Muskelfasern von der .Sehne dieses Muskels zur Wandung des Kaumagens ziehen (vgl. Claus [4|, Taf. XL iMg. 9 .1/^/ Mä). Was das Ligament (Fig. 2, o. 4 Li) betrifft, so entspringt es an der queren Mandibelsehne hinter dem Tensor mandibu- laris und verläuft nach hinten und dorsalwärts zur Dorsai- wand der .Schale, wo es hinter der .Sehne des Tensor maxillaris seine zweite Befestigung lindet. In seinem Verlaufe überkreuzt es an der Medialseite die .Sehne des Tensor maxillaris und ist an der Überkreuzungsstelle mit dieser Sehne verbunden. In seiner Form ist das Ligament, das ich als Ligamentum do rsoventrale mandibulare bezeichnen will, ein plattes Band, das sich gegen die dorsale Insertions- stelle zu verbreitert, bei Falaemou carciims (?) in eine Anzahi Äste sich unterteilt. Bei Peintciis iiiemhranaceiis (Fig. 4) ist Lias Bild ein etwas verschiedenes, wenngleich auch hier die- selben Verhältnisse bestehen. Bei diesem Tiere sieht man hinter der Insertion des Tensor mandibularis ein schmales Ligament abgehen, das nach hinten zum Tensor maxillaris verläuft, und von der Stelle, wo beide sich vereinigen, ein Ligament in mehr dorsoventralem Verlaufe hinter der Sehne Schalen^chliefimuslcdl der di.lc:UMkieri ('ru^Uiccen. 48/ de? Tensor nuixiliaris /Air Dorsalwand Jei' Schale ziehen. Rs sieht beim ersten Anblick so ans, als würde dieses hintere Lii4anient zum Tensor maxillaris .gehören, (".enauere Unter- suchung mit Hilfe des Mikroskops zeigt aber, daß das hintere Ligament die Kortsetzung des zwischen Mandibelsehne und Sehne des Tensor maxillaris ausgespannten Ligamentes ist, somit auch hier eine Überkreuzung des Ligamentum dorso- ventrale mandibulare mit dem Tensor maxillaris stattilndet. wie sie für die Garneelen oben beschrieben wurde. Die fächerförmige Sehne des Tensor mandibularis, das Ligamentum dorsoventrale mandibulare und der Tensor maxillaris liegen der Innenseite eines bereits erwähnten kräftigen Muskels (Fig. 2, 3, 4 B) an, der sich einerseits mit breiter Fläche an der Seitenwand der Schale befestigt und sich verschmälernd in schräg ventralwärts gerichtetem Ver- laufe gegen die Basis der L Antenne zu verfolgen ist. Seine hintere Insertion reicht bis über den Schalenschließer und den Adductor posterior mandibulae hinaus zur Ihoracoab- dominalen Muskulatur. .Seine vordere Insertion iindet dieser Muskel aber nicht an der Basis der L Antenne, sondern mittels einer starken .Sehne an dem hinteren x-entralen Rand eines beweglich dem Cephalothorax eingelenkten unpaaren ringförmigen, am besten bei Peuaeits ausgebildeten, bei Palac- inoii dorsal sehr schmalen Stückes, an welchem die beiden ersten Antennen eingelenkt sind und dem dorsal von ihnen auch die Stielaugen ansitzen; dieses bewegliche Stück ist der gelenkig abgesetzte Vorderkopf. Der in Rede stehende Muskel setzt sich somit an den Vorderkopf an und zieht diesen nach abwärts; ich benenne ihn daher Musculus depressor sincipitis. Bei Potamobins ist der Vorderkopf nicht beweglich abgesetzt und ich vermochte einen dem Depres.sor sincipitis entsprechenden Muskel nicht zu finden. Hingegen findet sich bei Nehalici ein umfangreicher gleichgelagerter Muskel, der laterodorsal am Integumente ober- halb der Mandibel und des Schalenschließers, noch über diesen hinaus bis vor den Ansatz der dorsalen Rumpfmuskeln {vgl, Claus [4], Taf. XIII, Fig. 4 A'M) entspringt und schräg nach vorn und ventral verlaufend nach der Angabe von Claus 188 K. G robben. in die erste Antenne eintreten und diese gegen die Bauch- seite adduzieren soll. Letztere Angabe von Claus ist jedoch nicht zutreffend und aus der zitierten Abbildung geht auch hervor, daß Claus die vordere Insertion des Muskels nicht deutlich gesehen liat. Dieser Muskel geht vielmehr vorn in eine dünne Sehne über, die nicht in die erste Antenne ein- tritt, sondern sich an dem ventralen hinteren Rande des auch hier beweglich dem Cephalothorax eingelenkten Vorderkopfes ansetzt, an dem die I.Antennen und die Stielaugen sitzen. Demnach stimmt dieser Muskel in Verlauf und Insertion mit dem bei den Macrtira Natanlia beschriebenen Musculus de- pressor sincipitis vollkommen überein, dem er als homolog anzusehen ist. Er kann daher bei Xetalia niciit weiter als Adductor der ] . Antenne gelten. Dem besprochenen Depressor sincipitis wirkt bei Ncbaiia ein kürzerer Muskel entgegen, der nach Claus dorsal hinter der vordcien Schalenklappe am Iniegumente oberhalb der Insertion der in die 2. .Antenne eintretenden Muskeln entspringt und zum hinteren dorsalen Rande des Vorderkopfes zieht, als dessen Heber er fungiert. Ein gleichwertiger Muskel ist auch bei den Macrura Nafaiiiia vorhanden. Er entspringt hier dorsal dicht hinter dem Ursprünge des (der vorderen Schalenklappe von Nehalia homologen) Rostrums der Schale und zieht zum dorsalen Rande des \'orderkopfes (Textfig. 8). Die beiderseitigen Muskel stehen an ihrer hinteren Ansatzstelle nahe beieinander und werden bloß durch die zwischen ihnen durchlaufende Aorta cephalica getrennt; gegen die vordere Insertion konvergieren sie bis zu voller Nebeneinandevlagerung. Ich will diesen Muskel als Mus- culus le\ator sincipitis bezeichnen. Er ist im Vergleich zu demselben Muskel von Ncbaiia kürzer imd schwächer. Während er bei Nehalia, wie Claus angibt und ich durch eigene Beobachtung bestätigen kann, aus einem vorderen und umfangreicheren hinteren Bündel besteht, läßt er bei Ae,n yfacrura Naiantia Iccinc deutlich getrennten Bündel erkennen. Ob etwa der M. oculi basalis posterior von Potamobins auf den Levator sincipitis der Macrura Nafaiifia zurück - zufühien ist, mag dahingestellt bleiben. Schaleiischließnui.skel der dekapoden < rustaceeii. 48<» Die bei Nebalia und den Macrura NatuHtia bestehenden übereinstimmenden Verhältnisse in der Muskulatur zeigen wieder die nahe verwandtschaftliche Beziehung zwischen A'c'hdliii und den Entiia/acos/raca. Mit der Existenz sowie mächtigen Ausbildung \ov allem des M. depressor sincipitis und der dadurch bedingten stärkeren hianspruchnahme des bei den Macrura Natantia leichten Schalenpanzers hängt wohl die starke Ausbildimg der Sehne des Tensor der queren Mandibelsehne und das Vorhandensein eines dor- - Les „Alpheidae". Morphologie externe et interne, formes larvaires, Bionomie^^. (Ann. d. scienc. natur., Paris 1899, 8. serie t. IX, p. 360^ 361) den von mir als Levator sincipitis erkannten und bezeichneten My^kel bei Alphais laevis gut beschrieben hat. .Schalenschließmuskel ot'- dekapoden i rusiaceen. 49o Allgemeine Buchslabenbezeichnung. .i' erste Antenne. A" zweite Antenne. .4^ Musculus abductor uiaior mandibular Ac Musculus abductor coxopoditis I. maxillae. Am Musculus adductor posterior mandihulae. B Musculus depressur sincipitis. C Cerebialganglinn. Cii Cuticula. Dp Musculus depressor IJ. antennae. Dv Musculus tensor dorsoventralis maxillaris (M. dar zu machen. Vergr. 1"5'1. l'ig. 2. Vorderubschnilt des Ccphalolhorax von Palaeiiion caiviiuis (?), dorsa! geöffnet, nach Entfernung aller Eingeweide, bcliufs l-Vcilegung des .Scliuien- sehliefiers und seiner Umgebung. Linkerseils der Tensor mandibularis und das iJgamcntum mandibulare bis auf die ventralen Ansätze abgeschnitten, der Tens;>r maxillaris und der Depressor sineipitis entfernt. \'crgr. 1-75/1. Fig. 3. Yorderabschnitt der rechten Cephalotiioraxhälfte eines längsdurchschnit- tenen Palacinon carciniis (?) nach Entfernung der Eingeweide, von innen ge- sehen, um die .Muskulatur der rechten Seite zu zeigen. Vcrgr. ]-7ü1. 1-ig. 4. Vordcrahschnilt des (cphalothorax von l'ciuiciis iiiciiiln'icuicciis, dor.sal geöffnet, nach ICntfernung der I'",ingc\veide behufs Eicilegimg des Schalen- schlietiers und seiner Umgebung. Linkerseits der Tensor mandibularis und der Depressor sincipiiis eiitfornt. \'crgr. ^-i'l. l'ig. 7.. Vordcrabsclmilt des ( '.Lijhalothorax \i>n Galaihca Siiiiamifciri. dorsal geöffnet, nach Entfernung der ivingewoidc. \\m den Sehalenschlief.!cr frcizu- iegen. Vcrgr. 3-.^) 1. I-ig. G. ('eplialolhorax von P"Liinuhius (lyLmis, an der Übcrgangsscilc der •cigenthcheii Kiemcnhöhie in den vorderer, .\u.sgangskanal schräg durcli- sclmittcn. Die .Seimittfläche von hinten gesehen, um die Lage des Schalen- schlicfiers. dci 'cchtcrseits freigelegt ist, zu zeigen. Das l\opfapodem erscheint d;;bc'i schi'äg vi>m unten gcselicn. \'ei-gr. 1 '^'L i'ig. 7. Querschnitt duicli den t.'cphalothorax von Miimias iiUcsccns an der Übergangsstelle der cigcntiichen Kiemenhöhle in ihren vorderen Ansgangs- kanal. Die Insertion des Schalenschließers an der Schale gctrcjffen. Die Cuti- ciila. {Cif) der freien seitlichen SchalcndupHk.-itur abgehoben. \'crgr. *J5I. l"ig. S. yuerscJHiill durch den Ccphalothoi.-ix von Alliaiij\ iiilcscnis etwas vorder Übergang.sstcllc der ICiemenhöhle in ihren vorderen Ausgangskanai. .\n dem- selben ist die mediane Sehne des Schalcnschließers getroffen. Die Cuticulu der freien seitlicjjoii Schalend\iplikatur abgehoben. \'ergr. -jöl. K. Grobben: Schalenschließmuskel der dekapoden Crustaceen. Li fi Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. 49r) Ober die Beziehungen zwisciien den Belemnitidengattungen Aulacoceras Hau,, Asteroconites Teil und Dlctyoconites Mojs. Von Dr. Carl Diener w. M. K. Akad. (Alit 2Ttxtii(;uicii» (Vorgelegt in der Sitzung am 5. Juli 1917) Die schönen Ergebnisse der UnLcrsuchungen J. Wanner's und E. V. Bülovv's an den Aiilucoceratiden der Obertrias des indomaiayischen Archipels und AbeFs lielemnitidenstudien haben mich veranlaßt, meine Aufmerksaml;eit neuerdings den Dibranchiaten der Hallstädter Kalke zuzuwenden. So dürftig auch das alpine Material der überreichen Ausbeule aus den Aufsammlungen der Expeditionen Wanners und Molen- graaf's in Niederländisch-Timor gegenüber erscheint, so kommt ihm doch eine bleibende Bedeutung schon insoferne zu, als die Typen der vier wichtigsten Gattungen der Atila- ■coccratidiw: Aulacoceras 11 au., AstcroconÜcs Teil., Dictyo- conites iMojs. und Atractitcs Gümb. aus demselben stammen. Auch hat sich dieses Material seit dem Abschluß der großen Monographie der Hailstätter Cephalopoden von E. v. Mojsi- sovics im Jahre 1902 nicht unwesentlich vermehrt, in der Tat ermöglicht e.s, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, eine Klarstellung der Beziehungen der einander ohne Zweifel sehr nahestehenden Gattungen Aulacoccras-AstcroconUes einer- seits und Diciyocouites andererseits. Ferner gestattet es die von E. v. Bülovv zu niedrig eingeschätzten spezifischen Unterschiede zwischen den Aulacoceren der mediterranen 49<) C Diener. und indomalayischen < )bertrias zu fixieren. Als eines der wichtigsten neuen Ergebnisse meiner Untersuchungen endlich erscheint der Nachweis einer Umkehrung in den Größenver- hältnissen des ventralen und dorsalen Halbbogens an vlen Rostren von Anlacoceras und Asteroconitcs bei fortschreitendem Wachstum, so daß, von den beiden durch die lateralen Haupt- rinnen begrenzten Halbbögen in den Jugendstadien der ven- trale, in den vorgeschrittenen Wachstumsstadien Jer dorsale stärker ausladet. Das Material an noch unbearbeiteten Aulacoceratiden. das mir für meine Untersuchungen zur Verfügung .stand, befindet sich teils in der prächtigen Privatsammlung des Herrn Dr. A. Heinrich in Bischofshofen, teils im Besitz der Geol. Paläontol. .Abteilung des k. k. Naturhistorischen Hofmuseum.-i in Wien (coli. Kittl). Sowohl Herrn Dr. Heinrich als dem derzeitigen Leiter der erwähnten Abteilung des k. k. Natur- historischen Hofmuseums, Herrn Professor F. X. Seh äff er bin ich für die liebensvi-ürdige Überlassung dieses Materials zu Dank verpflichtet. Eine Diskussion der Beziehungen der drei Gattungen Atilacoceras As/eroconites und Dictyoconites erfordert einen kurzen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte des Gattungs- namens ^4M^ö^coc6^räf.9 Hau. Der Typus der Gaüung, Atdacoceras sulcattim Hau., repräsentiert einen triadischen Belemnitiden mit einem langen, kräftig skulpturierten Rostrum, aber schon F. V. Hauer' vereinigte in seinem neuen Genus zugleich Formen mit zarter berippten Rostren und Phragmokonen, wie A. reticiilattim Hau., und mit glatter Schale \\'\q A. alveolare Quenst. und A. coiwergais Hau. E. V. Mojsisovics akzeptierte in seiner Monographie des Belemnitidengeschlechtes Aulacoceras im Jahre 1871 die Gattung in jenem weiten Umfange, den ihr F. v. Hauer ge- steckt hatte, indem er fast alle damals bekannten Triasbelem- niten in derselben einschloß. Ihr Umfang kommt dadurch jenem der Familie AtUacocerafidac im heutigen Sinne ungefähr i F. V. Hauer, Nachträge xur Kenntnis der Cephalupodenfaunen clei Hallstätter Schichten. Sitzungsber. Kais. AUad. iL Wiss. Wien, math.-nat. Kl.. XLI-, 1860, p. 11. j, 116. Beziehungen /wischen Belemnitidengatiur.gen. -19/ gleich.* Auch bei A. v. Dittmar- und W. Branca=^ umfaßt die Gattung Aiilacoceras in der ursprünglichen weiten Fassung F. V. Hauer's untereinander sehr erheblich abweichende T^^pen triadischer Belemniten. Obschon Branca seine Arbeit: »Beob- achtungen an Aulacoceras^ betitelt, beziehen sich seine An- gaben auf kein einziges echies Aula coceras im modernen Sinne. Den ersten entschiedenen Fortschritt bahnte E. w Mojsi- sovics* im Jahre 1882 durch die Abtrennung der glattschaligen Formen an, denen der von C. W. v. Gümbel^ im Jahre 1861 für eine derselben vorgeschlagene Name Atractites belassen wurde. Ein drittes Genus der Aiilacoceratidae stellte F. Teller^ 1885 für das Fragment eines kräftig berippten, aus radialen Lamellen bestehenden Rostrums mit Resten eines zart berippten Phragmokons auf. Der Typus ~ dieses neuen Genus Astero- conites, A. radiolaris Teil, stammt aus der oberen Trias der Südalpen und war bisher aus der Hallstätter Fazies der nördlichen Kalkzone nicht bekannt. Im Jahre 1902 zerlegte E. v. Mojsisovics ' das Genus Anlacoccras in die beiden Gattungen Aiilacoceras s. s. und Dictyoconites Mojs. Durch die neue Definition des letzteren Genus wurden alle europäischen, bis dahin bei Aiilacoceras belassenen Arten der Aiilacoceratidae mit einziger Ausnahme des GdX\.Vings\.ypus Aiilacoceras siilcatum Hau., in die beiden Gruppen der Dictyoconites striati und Dictyoconites laeves {Actin oconif es Stein mann) verwiesen. Aiilacoceras und Dictyo- conites sind durch diese Neuordnung der triadischen Belemniten 1 E. V. Mojsisovics, Über das Belemnitidengeschlecht Aiilacoceras. Jahrb. k. k. Geol. Reichsanst., XXI, 1871, p. 41. 2 A. V. Dittmar, Zur Fauna der Hallstätter Kalke. Geogn. Pa!aeont"l. Beiträge von Benecke etc., I, 1866, p. 350. 3 W. Branca, Beobachtungen an Aiilacoceras. Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges., XXXII, 1880, p. 401. * E. V. Mojsisovics, Die Cephalopoden der Mediterranen. Triasprovinz, Abhandl. k. k. Geol. Reichsanst., X, 1882, p. 295. 5 C. W. v. G uenibel, Geognost. Beschreibung des Bayrischen Alpen- gebirges, 1861, p. 475. 6 F.Teller, Fossilführende Horizonte in der oberen Trias der Sann- taler Alpen. Verband], k. k. Geol. Reichsanstalt, 1885, p. 360, ^ E. v. Mojsisovics, Die Cephalopoden der Hallstätter Kalke. Abhandl. k. k. Geol. Reichsanst., Vl/1. Supplement, 1902, p. 177. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 12«). Bd. 36 -1-'!^ C. Diener. im Jahru 1902 sehr ungieichwcrtigc GatUingen geworden. ^Vilhl•e^d die eisteie ursprünglich fast sämtliche ßelemniten der Trias umfaßte, erscheint sie im Jahre 1902 auf eine einzige Spezies beschränkt, woferne man nicht geneigt ist, das nur sehr ungenügend hekanntQ Aula coceras Carlottense VVhiteaves (pn soine fossils from the triassic rocks of British Columbia^ C.ontributions to Canadian Palaeontology. 1. Gcol. Surv. ot i'anada, Montreal, 1889, p. 149, Pi. XJX., hg. ()i derselben cben- Jails zuzuweisen.^ Ais Merkmale, die für die. Trennung der beiden Genera Anlacoccras und LHctyocouiies maßgebend sind, werden von E. V. Alojsisovics angegeben: die verschiedene Lage de.s Sipho (dorsal nach F. v. Hauer bei Aulacoceras, ventral bei Dictyocoriifea) und die aus massiven Längsrippen gebildete, von zwei tiefen lateralen Irinnen unterbrochene Skulptur der Rostra bei Aulacoceras. Die Trennung der beiden einander näher verwandten und durch die gleiche Skulptur der Rostra ausgezeichneten Gattungen Anlacoccras und AsteroconUes ^vird von E, v. Mojsisovics aufrechterhalten und mit der lamellös-strahligen Skulptur des Rostrums sowie dessen sym- metrischer Teilung durch die Lateralrinnen bei dem letzteren Genus begründet. Einen erheblichen Zuwachs an Arten brachte dem Genus Aulacoceras in der neuen, engen Fassung Gemmellaro's Monographie der Triascephalupoden des westlichen Sizilien. Gemmellaro- beschrieb Rostra mit teilweise in diesen ein- geschlossenen Resten der Phragmokone von drei spezifisch bestimmbaren .Arten, während er eine vierte unbenannt ließ. Unsere Erfahrungen über die Gattungsmerkmale von Aula- coceras und dessen innere Urganisation werden durch seine Mitteilungen allerdings kaum nach irgend einer Richtung hin erweitert. 1 iJic Aiifzälilunsi des .1. inäuocits Braun bei Aitlacocenis in meinem l\"ulalog der Triascephrilopoden (Berlin, W. Junk. 1915, p. 22) ist als irr- tümlich 7.n bericlitigen. Die Spezies gehört viehnehr in die (iruppe der Dirlyo- conitcs reliaihiti. - G. Gemmelhuo, I cefalopodi del Trias superiore delhi rcgiOno occidciitale dclla Sicilia. Palermo 1904, p. 300. ßezieluuigen /wiscltcii lielciiinitidcngaltuDgen. 499 Einen großen Furlschritt in unserer Kenntnis von Aula- coceras und Asterocoviites haben hingegen G. Boehm's und J. Wanner's Aufsammlungen in den Triasablagerungen des Malayischen Archipels gebracht. \m Jahre 1907 konnte J. Wann er ^ in seiner Beschreibung des Astdroconjtes savii- ficus Boehin die Übereinstimmung in der Lage des Sipho n)it jenem bei Attlacoceras zeigen. Der Nachweis, daß der Sipho ventral - nicht dorsal, wie F. v. Hauer und E. v. Moj- si so vi CS angenommen hatten liege, gelang ihm im Jahre 1911 an Aulacoceras timorcnse Wann. Zugleich deutete er die Möglichkeit einer Identität der beiden Genera Aulacoceras und Asteroconites an.- Für eine solche Identität der beiden genannten Genera ist später E. \. ßülovv-' in seiner Monographie der Orthoceren und Belemniten der Trias von Timor mit großer Entschiedenheit eingetreten. Die Bearbeitung des \on Wanner und Molen- graaf auf ihren Expeditionen in Niederländisch-Timor ge- sammelten Materials durch den obengenannten Forscher ergab eine so reiche Vertretung an ausgezeichnet erhaltenen Aula- coceraten, daß seine Untersuchungen über die Organisation dieser interessanten Belemnitengruppe unvergleichlich bessere imd vollständigere Aufschlüsse vermittelten als jene aller bis dahin bekannten Reste von Anlacoceias und Asteroconites aus der alpinen und sizilianischen Obertrias. E. V. Bülow"s Diagnose des Genus Aiilacuccras die jene von E. V. Mojsisovics aus dem Jahre 1902 in einigen wesent- lichen Punkten ergänzt und berichtigt, lautet folgendermaßen- »Rostrum lang, gerade, keulenförmig, unten in einen Endslachel ausgezogen, mit sehr starken, geraden Längsrippen, die etwas oberhalb des Endstachels beginnen und sich bis zum oberen Ende heraufziehen. Von der Spitze an verläuft i J. Wann er, Triaspetict'aktcn der .\lolukkcn und des 'rimorarchipels. Neues Jahrb. f. Min. etc., Beil, Bd. XXIV, 1907, p. 213. - J. Wanne r, Triasceplialopoden vnn Timor \\\\(.\ Kotti. Neues Jahrb. f. Min. etc.. Beil. Bd. XXXIT, 1911, p. 192. ^ E. V. Bülow, Orthoceren und Belemniten der Trias von Timor, Paläontol. von Timor. Herausgegeben von J. Wann er IV. Lief. .Stuttgart, HU5, p. lG-40. 500 C. Diener, auf jeder Seite eine starke Längsfurche zum oberen Ende des Rostrums. Diese ist am oberen Ende zumeist weniger scharf abgegrenzt als am unteren. Der Phragmokon ist lang und besitzt einen sehr kleinen Öffnungswinkel (5 bis 12°). Scheidewände sehr weit abstehend, Sipho hart randlich, ven- u-al, in den oberen Partien auf seiner ganzen Länge verkalkt. ' Der schon von Wanner erbrachte Nachweis der ven- tralen Lage des Sipho, ferner des Auftretens von Längsrippen auf der äußersten Schalenlage der Konothek des Phragmokon.-^, der nach E. v. Bülow's Meinung die generische Unterschei- dung zwischen Aulacoceras und Aster oconites hinfällig macht, die interessanten Beobachtungen über die dorsalen Asymptoten- furchen, die echte Gefäßfurchen darstellen, zu den Längs - rippen und den tiefen lateralen Rinnen, über die Fiederstruktur des Rostrums in der Asymptotenebene und über die Verän- derungen in der Gestalt der Rostra bei zunehmendem Wachs- tum haben ein neues Licht auf die Organisation der Atila- coceratidae geworfen und 0. AbeP veranlaßt, dieser Familie eine besondere, von den Belemniten des Lias und Oberjura vollständig getrennte systematische Stellung zuzuweisen. Weniger glücklich war E. v. Bülow in der Vereinigung der indonesischen Formen mit Aulacoceras siilcatum Hau. Ich hoffe zeigen zu können, daß zwischen beiden ausreichende Unterschiede bestehen, um die Aufrechterhaltung des Aula- coceras limorense Wann, als einer selbstständigen Spezies zu begründen, auch wenn man die noch keineswegs außer Zweifel stehende generische Identität von Aulacoceras und Asteroconiles anzuerkennen bereit sein sollte. Die Beschreibung eines isolierten Phragmokons aus Jen karnischen Hallstätter Kaiken des Rötheisteins bei Aussee, das E.V. Büiovv^ zu Aulacoceras siilcaUmt Hau. stellen zu dürfen glaubte, bezeichnet wohl kaum einen Fortschritt in unserer Kenntnis des Genus Aulacoceras, da jeder Beweis für eine Zugehörigkeit jenes Phragmokon^; zu der Gattung i O. Abel, Pakieobiologie der CeplKilopoden aus der Gruppe der l)i- branchiaten. Jena, 1916, p. 131. 1 E. V, Bülow, Über ein Phragmokon von Aulacoceyaa sulcalum Hau. aus der alpinen Tria.s, Zentralblatt i. .Min. etc., 1910, p. 91 — 94. Be'/iehungen /wischen licIcniriitideiiyaULin£;en. '"i'U Aulacoceras fehlt. Ich werde Gelegenheit haben, die naher. Beziehungen dieses Phragmokons zu einem ähnlichen zu eigen, das ohne Zweifel der Gattung Dicfyoconites angehört. An diese einleitenden Bemerkungen über den gegen- wärtigen Stand unserer Kenntnis der Genera Anlacoccras, Asteroconites und DictvoconiUs schliefe ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen an, die sich auf das Fragment eines Rostrums von Aulacoceras snlcatum, eine größere Anzahl von Rostren und Phrugmokonen von Asteroconites und auf ein prachtV'o!] erhaltenes Phragmokon einer neuen Art der Gattung DictvoconUes beziehen. Das echte Aulacoceras sulcaluiu gehört ohne Z\\eifel zu den seltensten Arten der alpinen Obertrias. E. v. Mojsisovics war 1871 und 1902 bei seiner Beschreibung der Spezies auf das gleiche dürftige Material angewiesen, das bereits 1860 der Diagnose F. v. Hauer's zu Grunde gelegt worden war. Auch ich konnte unter den mir vorliegenden Aulacoceratiden nur ein einziges Stück eines Rostrums aus der Sammlung des Herrn Dr. Heinrich mit Sicherheit zu dieser Art stellen. Es stammt aus der Aonoides-Zone des Feuerkogels am Röthei- stein, aus Haüstätter Kalken, die der julischen Stufe, mithin dem gleichen Niveau wie F. v. Hauers Originalstücke, an- gehören. Das Stück entspricht der Spitzenregion eines Rostrums, besitzt eine Länge \on 56 luni hei einem Querschnitt von 20 mm am oberen Ende und ist mit 34 bis 38 Längsrippen besetzt. Die beiden Lateralrinnen stehen einander so genau gegenüber, daß sie den Querschnitt des Rostrums in zwei fast symmetrische Halbbögen zerlegen. Der Unterschied in der Ausladung der beiden Halbbögen ist sehr gering, nicht einmal so stark, wie bei Teil er' s Original des Asteroconites yadiolaris. Doch gilt dieses Merkmal nur für den Querschnitt am oberen Ende des Rostrums. Prüft man die Ouerschnitts- verhältnisse in der Nähe der Spitze, so findet man, daß zwar auch hier die Lateralrinnen beiläufig an die Endpunkte eines Durchmessers zu stehen kommen, daß aber hier der eine der beiden durch jene Rinnen abgegrenzten Halbbögen erheblich gegen den anderen vorspringt. Ö02 C. Diener, Die Spitze des Rostrums selbst ist leider abgebrochen, so daß sich über die Anwesenheit eines Endstachels kein Urteil abgeben läßt. Der Querschnitt am oberen Ende des l^ostrums zeigt bei einem Durchmesser \"on 20 mm noch keine Andeutung des Phragmokons. Ebensowenig sind in der dichten Oesteinsmasse Spuren einer radial-faserigen oder lamellösen Struktui* des Rostrums wahrnehmbar, wie sie für Asteroconites in so hohem Maße charakteristisch ist. Dabei kann die Beschaffenheit des Gesteins keineswegs als der Er- haltung einer solchen Struktur ungünstig bezeichnet werden. Es erscheint immerhin auffallend, daß an keinem der sicher bestimmten Exemplare des alpinen Anlacoceiras stilcahini bisher derartige Beobachtungen vorliegen, während ich solche an den sogleich zu beschreibenden .Stücken von Aulacoceraten aus dem norischen Hallstätter Kalk trotz ungünstiger Beschaf- fenheit des Gesteins zu machen in der Lage war. Diese Aulacoceraten befinden sich in den Sammlungen, der Geol. Palaeontol. Abteilung des k. k. Naturhistorischen Hof- museums und sind von dem Abteilungsdirektor E. Kittl in> den Jahren 1908 und 1909 durch Kauf von dem bekannten .Sammler Rast! in Aussee erworben worden. Sie stammen aus den norischen Hallstätter Kalken des Feuerkogels, mithin aus einem den Aslcroconltes-KsCiken von Oberseeland ungefähr gleichalterigen Niveau der Obertrias und stehen dem Asten >- copiites radiolaris Teil, so nahe, daß ich den leisen Zweifel an der spezifischen Identität durch Einschiebung eines cf. genügend zum Ausdruck zu bringen glaube. Es liegen mir sowohl Rostra als in solchen eingeschlossene Phragmokone \'or. Einzelne Fragmente der ersteren lassen auf .Stücke von 20 cm Länge schließen. Da selbst bei den am besten erhaltenen die Spitze abgerieben ist, ließ .sich die An- wesenheit eines Endstachels ebensowenig als bei Anlacoceras: sMlcatiim feststell en . Die innere Struktur des Rostrums ist stellenweise der Beobachtung zugänglich, obwohl die schon in einiger Ent- fernung von dei- Oberfläche meist spätige oder gar grob- krystallinische Beschaffenheit des Gesteinsmaterials der Er- haltung derselben überaus ungünstig ist. Wie die nachfolgende Pje''iel)ijnj,'f"n /.wischen Belcmniiidengattungen. ■>'*'^ lextfigur auf p. o()() erkennen läßt, wird Jede Furclie /AvibChen den einzelnen die lateralen Hauptrihnen gliedernden sekundären Längsrippen im Querschnitt durch eine \'()m Zentrum aus- strahlende Linie begrenzt. In den außerhalb der lateralen Hauptrinnen gelegenen Abschnitten der Peripherie sieht man nur ab und zu Spuren dieser radial-lamellösen Struktiu'. Die Oberflächenskulptur ist kräftiger als bei den wenigen bisher bekannten Fi-agmenten des Aulacociras siUcatmn, zum mindesten in der Spitzenregion des Rostrums. An dem vorher erwähnten Rostralfragment des .1. s/ücaiuiii aus der coli. Heinrich sind die Furchen zwischen den Längsrippen viel ^veniger tief als bei gleich großen Stücken des Asterocouites cf. radiolaris aus dem norischen PTallstätter Kalk des Feuer- kogels. Bei großen Exemplaren steigt die Höhe der L.ängs- rippen über den trennenden Zwischenfurchen bis zu 3 iiiui. Die Verän-derungen der Rippen und Furchen in ihren Querschnittsverhältnissen im Laufe des Wachstums scheinen bei meinen alpinen Exemplaren nicht so konstant zu sein wie bei Aitlacoceras timoreuse. Auch die Zahl der Rippen unterliegt beträchtlichen Schwankungen. Bei Durchmessern von 20 bis 28 nun zählte ich 25 bis 34 Hauptrippen, von den Sekundärrippen in den beiden lateralen Hauptrinnen ab- gesehen. Gegenüber Teller's Original des Asferoconifes radio- laris, das bei einem Durchmesser von 25 mm 20 bis 28 Haupt- rippen aufweist, erscheinen die meisten Exemplare aus dem Hallstätter Kalk ein wenig stärker skulpturiert. Noch ein wenig dichter berippt ist Aulacoceras sulcatiiiii, doch könnten derartige minimale Unterschiede in der Dichte der Berippung für eine spezifische Trennung der drei genannten alpinen Formen nicht herangezogen werden, woferne deren Überein- stimmung in den übrigen Merkmalen sich feststellen ließe. Die normale Skulptur des Rostrums wird durch die beiden lateralen Hauptrinnen unterbrochen. Man findet sie in der Literatur zumeist als Asymptotenfurchen bezeichnet, doch haben sie mit den Asymptotenlinien des Hyperbolarfeldes direkt nichts zu tun. Vielmehr muß man sie, wenn man sich den wohl begründeten Ausführungen Abel's über die Be- deutung derartiger Längsrinnen an Belemnitenrostren anschließt. Ö04 C. Di an er, als Flossenrinnen betrachten. Ich werde daher in meiner Beschreibung nur von lateralen Hauptrinnen der Rostra und nicht von Asymptotenfurchen sprechen, da ich solche nicht beobachtet habe. Die tiefen Lateralrinnen, die durch zarte Längsrippen untergeteilt sind, stehen einander, wie bei Asicrocottites radio- liin's, genau gegenüber. Nichtsdestoweniger springen die durch dieselben begrenzten Halbbögen der Peripherie nicht gleich weit vor. Der eine der beiden Halbbögen ist ein wenig schmäler. Es ist Jener, dem, wie die Textfigur lehrt, die Lage des Sipho im Phragmokon entspricht. In dieser Hinsicht stimmen daher die Querschnittsverhältnisse der Rostra bei einem Durchmesser von zirka 20 mm mit jenen bei F. v. Hauer's Originalexemplar von Atilacoccras sulcaUim- vollständig über- ein, während an Tellers Originalstück von Asteroconites raiUolans die Position des Sipho nicht bekannt ist. Wann-er und E. v. Bülow haben, die ältere Ansicht F. V. Hauer's berichtigend, den Beweis für die ventrale Lage des Sipho hei Anlacoceras beziehungsweise bei Asterocotiües erbracht. Obwohl dieser Nachweis zunächst nur an indonesi- schen Formen erbracht worden ist, wird man dessen Giltig- keit für die alpinen Vertreter beider Genera wohl kaum in Zweifel ziehen wollen. Es war ja von vorneherein im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß unter allen Belemnitiden gerade nur Anlacoceras einen dorsal gelegenen Sipho besitzen sollte. Um diese Annahme einigermaßen wahrscheinlich zu machen, hätten triftige Argumente ins Feld geführt werden müssen. Solche wird man jedoch bei F. v. Hauer und E. v. Mojsi- sovics vergebens suchen. Für die Orientierung eines Beiemniien ist die Lage des Hyperbolarfeldes im Proostracum beziehung.sweise im Phrag- mokon maßgebend. Die Asymptotenzonen an der Grenze des Hyperbolarfeldes kennzeichnen die Dorsalseite. Da die Kono- thek des Phragmokons, mithin der Verlauf der Anwachsstreifen bei AiiJacoccras siilcatum, dem Typus der Gattung, nicht bekannt war. so ist es schwei-, über die Gründe Aufschluß zu erlangen, die F. v. Hauer bestimmt haben mögen, dem .Sipho eine dorsale Lage zuzuschreiben. V. v. Hauer begnügt Hezieliungeii zwischen Belemnitidengattungen. >">0.) sich (1. c. p. 115) ohne weiteren Kommentar und ohne Angabe von Gründen den Sipho der genannten Art kurzerhand als dorsal gelegen zu bezeichnen. Als E. V. Mojsisovics im Jahre 1871 eine Beschreibung der alpinen Spezies des Genus Anlacoceras in dem zu jener Zeit angenommenen weiten Umfang lieferte, stellte er die ventrale Position des Sipho bei A. reiicvdatmu in durchaus zutreffender Weise fest, da er an der wohlerhaltenen Konotkek eines Phragmokons die Dorsalseite aus dem Verlauf der Asymptotenzonen erkannte. Er spricht daher in dieser Abhand- lung von einer \ entralen I.age des Sipho bei AuJacoceras (]. c. p, 44), ohne der abweichenden Ansicht V. v. Hauer's in der Beschreibung des A. stilcatiiin Erwähnung zu tun. Um so auffallender ist es. dal;» er in dem Supplement zum ersten Bande der >^Cephalopoden der Hallstätter Kalke« im Jahre 1902 (!. c. p. 177) wieder auf die alte Angabe F. v. Hauer's ohne irgendvv'elche Begründung zurückgreift und einen -der Haupt- unterschiede zwischen Anlacoceras s. .s. und Dictyoconitcs (Gruppe des A. relicnlatiim) in der xerschiedenen Position Jes Sipho sehen zu dürfen glaubt. Man kann nur \ ermuten, daß F. v. Hauer sowohl als E. V. Mojsisovics zu ihrer irrigen Meinung durch die ver- schiedene Größe der beiden von den lateralen Hauptrinnen begrenzten Halbbögen verleitet wurden. Die Erfahrung hatte j^elehrl, daß das von den Asymptotenzonen umschlossene dorsale Bogenstück bei den Belemnitiden das kürzere sei. Indem sie die Lateralrinnen der Rostren irrtümlich den As^ymp- rotenzonen des Phragmokons gleichsetzten, glaubten sie den kürzeren Halbbogen im Rostrum von Atihicoceras su/catuni als den Dorsalteil ansehen zu dürfen und hielten dement- sprechend auch die Lage des Sipho für dorsal. Die wichtige, aus den Beobachtungen der Anwachs- streifen der Konothek des Phragmokons durch Wanner und E. v Bülow gewonnene Erfahrung, daß auch bei Anlacoceras, beziehungsweise Asferoconitcs, der Sipho ventral liege, wird nunmehr durch die weitere Beobachtung ergänzt, daß das Größenverhältnis der durch die lateralen Hauptrinnen ge- trennten Bogenstücke nicht konstant ist, sondern von den '><'^' ■ C. Diener, Wachstumsverhältnissen des Rostrums abhängt. An den^ Rostrum von Aulacoceras sulcatum aus der coli. Heinrich konnte ich zeigen, da(j im Jugendstadium der eine der beiden Halbbögen erheblich gegenüber dem anderen vorspringt, während bei einem Durchmesser \r>n 20 nun beide Malbbögen nahezu gleiche Dimensionen besitzen. An einem vorzüglich erhaltenen Rostrum "des Asteroconites cf. radiolari>: aus dew norischen Hallstätter Kalken des Feuerkogels konnte ich eine Flg. 1. .,, h. Aulacoceya.s snlcatutn\i&\.\. Aonoides Zone des Rötheistein, coli. Heinrich. Querschnitte durch das obere Ende und die Spitzenregion eines Rostral- fragments. Fig. 2. a. /'. Asteyocoiiifes cf. i'iidioJaris Teil. Norischer HallstäUor Kalk des l'-euei- kogels, coli. Kittl. Querschnitt durcli das ohero Fnde und die Spilxenregion eines Rostrums. vollständige Umkehrung in den Größenverhältnissen der beiden Halbbögen im V^erlaufe des Wachstums konstatieren. Es ist das in der Textfigur abgebildete .Stück, in dessen Querschnitt bei einem Durchmesser von 20 mm der Phragmokon mit dem randlichen Sipho sichtbar ist. Der der Position des Sipho ent- sprechende Halbbogen, also der ventrale nach denBeobachtungen Wanner's und E. v. Bülovv's, ist ein wenig schmäler, während der dorsale über ihn vorspringt. Legt man dagegen einen Quer- schnitt durch die Spitzenregion desselben Rostrums, .so gelangt He/.icliunj^eti zwischen l-iekmnitideiigattungen. ■ -t*^' man zu einem gerade entgegengesetzten Ergebnis. Die Lateral- rinnen stehen hier nicht mehr ganz genau an den Endpunkten eines Durchmessers und die Asymmetrie der beiden Halb- bögen ist infolgedessen wesentlich gröfjer. Allein der größere, stärker vorspringende Halbbogen ist diesmal nicht der d<~>rsale, dem Sipho abgewandte, sondern der ventrale. Es findet also in dem Verhältnis des dorsalen und ven- tralen Halbbogens eine Umkehrung statt. Doch ist das Über- gewicht des ventralen über den dorsalen Halbbogen stets auf die Umgebung der .Spitze beschränkt. In allen übrigen- Abschnitten des Rostrums behauptet der dorsale PTalbbogen ein, wenn auch gelegentlich nur sehr geringes Übergewicht über den ventralen. Die \'erschiedenheit in der Ausladung der beiden Halbbögen an den beiden Exemplaren von Attla- coceras sulcahnii aus den Aufsammlungen F. v. Hauer's und Heinrich's ist daher keinesfalls als ein spezifisches Merkmal zu bewerten, sondern lediglich auf Altersunterschieden beruhend. Ein autTallendes Merkmal aller alpinen Rostra von Astero- omltes cf. raäiolaris ist die vollständige Abwesenheit echter (iefäßfurchen, die man als dorsale Asymptotenfurchen an- sprechen könnte. In E. \. FUilow's Abbildungen der Quer- schnitte und Seitenansichten der Rostra des Anlacoceras timorense treten solche Gefäßfurchen in Verbindung mit einer breiten Zone xon Asymptotenleisten zwi.schen denselben und den lateralen Hauptrinnen in sehr charakteristischer Weise hervor. In meinen alpinen Stücken habe ich niemals etwas Ähnliches beobachten können. Ich glaube daher, daß schon aus diesem Grunde die timoresischen Aulacoceraten selbst in der weiten Auffassung v. Bülow's nicht in den Rahmen der alpinen Spezies Anlacoceras sulcatitin einbezogen werden dürfen. Vielmehr sind A. timorensc Wann, mit der Varietät A. eUipfiatm Bülovv (1. c, p, 39, Taf. IN\\\, Fig. 7, Textlig. 19) und das seltene A. ininov Bülovv (1. c, p. 39, Taf. LVII, Fig. 5j, das durch die sehr große Rippenzahi (45) und den kleinen Phragmokonwinkel von A. timorense hinreichend unterschieden ist, neben ^. savitticitm Wann, als selbständige, für das hima- malayische Faunenreich bezeichnende Spezies aufrechtzu- erhalten. 508 (;. Diener, Die Untersuchung des neuen Materials an dibranchiaten Cephalopoden aus den karnischen und norischen Haüstätter Kalken des Feuerkogcls läßt eine Anzahl von Fragen offen, deren Entscheidung zwar von E, v. Bülow auf Grund seiner Beobachtungen an dem timoresischen Material bereits in einem bestimmten Sinne getroffen worden ist, deren Beantwortung mir jedoch heute noch keineswegs in so dezidierter Weise möglich erscheint. Zunächst handelt es sich um die Furage der generischen Trennung \on Aulacoccras und Aster ocotiites. E. V. Bülow (1. c. p. 34) tritt für die Vereinigung beider Galtungen ein. Schon Wanner <, sagt er, >^ hielt . As/ero- cofiites höchstens lür eine Untergattung von Anlacoceras. Nachdem aber gezeigt werden konnte, daß nicht nur der Sipho von Aula coce ras ventral liegt, sondern daß auch sein Phragmokon Längsrippen trägt, und somit im Querschnitt gezähnelt erscheinen muß, ist die selbständige Stellung dei- Gattung Asterocoiiites nicht mehr bereclitigtv'. Es ist jedoch im Auge zu behalten, daß die von E. v. Bülow als entscheidend angesehenen Beobachtungen keineswegs an dem Typus der Art, dem alpinen Aukicoccras sulcalnm Hau., gemacht worden sind, sondern an einer indonesischen Spezies, die auf Grund der Struktur ihres Rostrums und der Skulptur des Phragmokons eben zu AsteroconUcs zu stellen ist. Aus den gleichen Gründen hat J. Wanner im Jahre 1907 den nahe verwandten Asieroconihs savulicus zu dieser Gattung und nicht zu Aulacoccias gezogen. Für die Zuweisung des Anlacoceras timorcnsc zu diesem Genus führte J. Wanner im Jahre 191 i zwei Gründe ins l'"eld. den Mangel einer Zähne- lung des Phragmokons im Querschnitt und die einfachere Radialstruktur des Rostrums, während bei Asteroconites von den Interkostal furchen paarige Lamellen ausstrahlen. Nach beiden Richtungen sind die unzulänglichen Beobachtungen Wanner's durch E.V. Bülow's Untersuchungen vervollständigtworden. Der letztere Forscher konnte zeigen, daß bei günstiger Erhaltung sich eine Berippung der Konothek des Phragmokons und das Auftreten einzelner paariger Längslamellen im Rostrum fest- stellen läßt. Indessen scheint mir aus diesen Beobachtungen iJeziehungeii zwischen Belemnitidengaliuiigen. 509 wohl die Zugehörigkeit der timoresischen Art zu Asteroconites, nicht aber die Notwendigkeit einer Vereinigung der letzteren Gattung mit Anlacoceras hervorzugehen. Die letztere Frage könnte vielmehr nur auf Grund von Beobachtungen an euro- päischen Stücken des Anlacoceras sulcatnm entschieden werden, soferne an solchen die bisher für Asieroconites allein als bezeichnend geltenden Merkmale sich nachweisen ließen. Leider läßt uns das europäische Material in dieser Hin- sicht im Stich. Über wesentliche Punkte bieten uns weder die alpinen noch die sizilianischen Aulacoceraten genügenden Aufschluß. Weder haben wir einen Einblick in die feinere Struktur des Rostrums noch in die Oberflächenbeschaffenheit der Schale des Phragmokons. Auch bei unseren Asteroconiten aus dem norischen Hallstätter Kalk des Feuerkogels hängt es in erster Linie von der Erhaltungsweise ab, ob die radial- strahlige Struktur des Rostrums und gar die paarige Beschaffen- heit der Längslamellen gelegentlich hervortritt. So schön wie an Teller's Originalstück des Asterocottiles radiolaris aus dem Dachsteinkalk von Oberseeland tritt sie überhaupt an keinem anderen Rostrum hervor. Schon Wanner's Durchschnit des A. saviitictts (1. c, Tat". XII, Fig. 2) zeigt sie bei weitem nicht mit gleicher Deutlichkeit. Auch an den von E. v. Bülow ver- öffentlichten Durchschnitten des Anlacoceras timorense be- schränkt sie sich, wie bei meinen Hallstätter Exemplaren des Asieroconites cf.radiolarjs, cLU^ dielnterkost'ciUuvchen im Bereiche und in der Nachbarschaft der lateralen Hauptrinnen. Dagegen konnte an keinem der bisher bekannten Stücke des karnischen Anlacoceras stilcatnm oder der Aulacoceraten aus der siziliani- schen Obertrias auch nur die Spur einer ähnlichen radialen Skulptur nachgewiesen werden. Sollte dies ein bloßer Zufall sein oder, wie E. v. Mojsisovics vermutete, ein wirklicher Unterschied im Bau der Rostra vorliegen? Ich gestehe offen, daß ich selbst eine generische Ver- schiedenheit von Anlacoceras und Asieroconites nicht für wahrscheinlich halte und eher die Differenzen zwischen den bisher zur Beobachtung gelangten alpinen Exemplaren auf Unterschiede in der Erhallung zurückführen möchte. Aus ')!<» C. Diener, Gründen der Vorsicht aber halte ich es lür geboten, vorläulig noch von einer direkten Vereinigung beider Genera abzusehen lind, wie das ja auch Wann er vorgeschlagen hat, Astero- <:<:>]iitcs in der Stellung eines Subgenus von Aulacoceras zu belassen. Wenn besser erhaltene Stücke von Aulacoceras siilcatum uns über den inneren Bau de)- Rostra und die Kono- thek des Phragmokons Aufschluß gebraciit haben werden, dürfte die P>age der Vereinigung von Aulacoceras und Astero- cniiites spruchreif sein. Gesetzt diesen Fall, daß die generische Trennung \'on Aulacoceras inid AsferocoiiUes, die ich ja selbst nur als ein Provisorium ansehe, aufgegeben werden müßte, ist selbstver- ständlich auch die JVIöglichkeit einer spezitischen \'ereinigung der beiden Aulacoceraten aus den karnischen und norischen Hallstätter Kalken in Erwägung zu ziehen, in der Tat würden mit den Merkmalen von generischer, beziehungsweise sub- generischer Bedeutung auch die spezifischen Unterschiede fast gänzlich verschwinden. Als solche wüßte ich nur die geringere .Stärke der Rippen und die größere Dichtigkeit der Berippung bei Aiilacuccias snlcaUmi anzuführen. Ks könnten uns daher zukünftige I'.rfahrungen sehr wohl veranlassen, sämtliche Aulacoceraten der alpinen Obertrias in einer ein- zigen, weiter gefaßten Spezies zu \ereinigen, der au.s Priori- tätsgründen selbstverständlich der Name Aulacoceras snlcatnni gewahrt bleiben müßte. So ist die W'ahrsciieinlichkeit, Astcrocouitt's Teil, selb.st nur als eine Untergattung von Aulacoceras aufrecht erhalten zu können, auf ein sehr bescheidenes Maß reduziert worden. Aber auch die Beziehungen von Aulacoceras zu Dictyoconites Mojs. haben sich durch die Untersuchungen an dem neuen Material aus den Aufsammkmgen Kittl's als viel enger her- ausgestellt, als E. \-. Mojsisovics bei der Erhebung der Formengruppe de^ Aulacoceras retieulaluui zu einer be.son- deren Gattimg im Jahre 1902 vermuten konnte. Schon durch den Nachweis der ventralen Position des Sipho bei Aulacoceras und Aster oconil es ist eines der wichtigsten Merkmale, mit denen die generische 'J'rennung von Diclyoconitcs begründet Avurde, hinfällig geworden. Neuere Erfahrungen lassen die Hczicliungcn 7,\vi'>clien Betemiiitiuciigattungen. •>1! Soiuvierigkeit, \ereinzelie FMiragmokone \'on AsIc'iolohUls und Dictyoconites zu unterscheiden, klar erkennen. Im Jahre 1916 beschrieb E. v. Bülow einen großen, iso- lierten Phragmokon aus dem karnischen Hallstätter Kalk des Köthelstein und glaubte in ihm den bisher nur in einem Quer- schnitt bekannten Phragmokon von Aiilacoccias sulcaliini entdeckt zu haben. Dieser Phragmokon trägt \ ierzig mäßig starke Längsrippen, die der Wachstumszunahme entsprechend gegen oben weiter auseinandertreten und Interkostalräumc frei lassen, deren Breite jene der Rippen erheblich übertrifft. Bei Aulacoceras (Asicroconitesj limorcusc hat K. \-. Bülow die Anwesenheit von 40 Längsrippen an der Konothek kleinerer Phragmokone festgestellt. Größere von den Dimensionen der alpinen scheinen nicht zur Beobachtung gelangt zu sein, wenigstens findet man solche weder beschrieben noch abge- bildet. Diese Beobachtung genügt ihm, um die Zahl von 40 Längsrippen als Beweis für die Zugehörigkeit des erwähnten Phragmokons zu Aulacoceras anzusehen (1. c, p. 90), während Phragmokone von Didyocouitcs stets eine viel dichtere Be- rippung (im Durchschnitt 60 Längsrippen) aufweisen sollen. Dieser Diagnose vermag ich nicht beizupflichten. Mir liegen einige ausgezeichnet erhaltene Exemplare des Gattungs- typus Dictyoconites reficulatus Hau. vor, deren Phragmokone sich in Bezug auf ihre Rippenzahl außerordentlich verschieden A'er halten. An einem derselben zähle ich nur 46 Rippen auf den Umfang. Auch bei der von E. v. iVIojsisovics im Supple- mentheft zum ersten Bande seiner > Cephalopoden der Hall- stätter Kalke << auf Taf. XIV, Fig. \?> zur Abbildung gebrachten Varietät der genannten Art ist die Rippenzahl nicht größer. Das interessanteste unter meinen Stücken aber ist ein Phrag- mokon von ungewöhnlichen Dimensionen aus den norischen Hallstätter Kalken des Feuerkogels (coli. Kittl), der bis zu seinem Ende — entsprechend einem Durchmesser von 347//;// — gekammert ist. Mit Ergänzung der abgebrochenen Spitze mag die Länge dieses Phragmokons wohl 25 an betragen haben. Die Konothek zeigt eine prächtig ausgebildetete Längs- skulptur. Im unteren Drittel des Phragmokons kommen unge- fähr 50 Längsrippen auf des?en Umfang. Die Berippung ist •"^l^ c. Diener, also dichter als an E. v. Bülow"s Phragmokon vom Röthei- stein. Dagegen sind die Rippen stärker ausgeprägt, ja sogar stärker als an den von demselben Forscher abgebildeten Phragmokonen des Aitlacoceras timorensc. Nach der Zahl der Rippen könnte man daher — E. v. Bülovv's Diagnose unserer Bestimmung zu Grunde gelegt — zwischen Anlacoceras und Dictyocomtes schwanken. Nach der Stärke der Rippen müßte man sich für Anlacoceras entscheiden, da eine Skulptur von ähnlicher Stärke sich an keinem der von E. v. Mojsisovics illustrierten Phragmokone von Dictyocomtes findet, Dagegen spricht ein anderes auffallendes Merkmal mit noch größerer Entschiedenheit zu Gunsten einer Zugehörigkeit zu Dictyo- comtes. Es ist das Auftreten von zwei breiten glatten Asymp- totenfurchen, deren Breite in der Spitzenregion des Phrag- mokons jene der Interkostalräume um das Dreifache übertrifft. Der von den beiden Asymptotenbändern eingeschlossene, dem Sipho gegenüberliegende, mithin dorsale Abschnitt des Phrag- mokons ist kürzer als der ventrale, von diesem jedoch in bezug auf die Stärke der Krümmung nicht unterschieden. Derartige Asymptotenzonen sind von E. v. Bülow an seinem Material timoresischer Aulacoceratenphragmokone noch nicht .beschrieben worden. Selbst bei alpinen Dictyoconiten treten sie nur ausnahmsweise so deutlich hervor. Unser Phragmokon aus dem norischen Hallstätter Kalk des Feuerkogels muß also trotz seiner kräftigen Ornamen- tierung zu Dictyocomtes gestellt werden. Ich schlage für ihn den Namen Dictyocomtes Kittlii vor. Da die Skulptur des von E. V. Bülow zu Anlacoceras sntcatiim gerechneten Phrag- mokons vom Rötheistein bei gleichem Durchmesser erheblich zarter ist, liegt es viel näher, auch den letzteren an die Gattung Dictyocomtes, nicht an Anlacoceras anzuschließen Die Häufigkeit des Genus Diciyoconites in den karnischeii Hallstätter Kalken der Umgebung von Aussee im Vergleich zu der außerordentlichen Seltenheit von Anlacoceras ist eben- falls als ein Argument im gleichen Sinne nicht gering zu schätzen. Es ergibt sich aber aus diesen Ausführungen, daß eine Scheidung einzelne Phragmokone von Anlacoceras (Astern- Beziehungen zwischen Helcninitidefn;;ittungcn. •>!•> conites) und Dicfyoconites auf fast unüberwindliche Hindernisse stößt, da wohl individualisierte Asymptotenbänder durchaus nicht allen Phragmokonen der letzteren Gattung eigentümlich sind, während die sonst als charakteristisch geltenden Merk- male Stärke und Dichtigkeit der Berippung gelegentlich versagen. Auch die Unterschiede in der Gestalt der Rostra sind nicht eben von besonderer Bedeutung. Ouerskulptur und Bogenstreifung sind von Wann er und E. v. Bülow auch bei Atilacoceras {Asteroconites) beobachtet worden. So bleibt nur die zartere Ornamentierung und das gelegentliche Anschmiegen der lateralen Hauptrinnen an die Asymptotenzonen der Phrag- mokone bei Dictyoconites übrig, Merkmale, denen man kaum eine besondere Bedeutung zuzugestehen geneigt sein dürfte. Erheblich schärfer als von Dictyoconitcs trennt sich Atila- coceras von Atractites Guembel. In der Systematik würden diese Verhältnisse einen richtigeren Ausdruck durch die Ein- ordnung von Dictyoconites in Atilacoceras mit dem Range eines Subgenus finden. Jedenfalls gehören Atilacoceras, Astero- conites und Dictyoconites viel enger zu einander als zu den übrigen Belemnitiden der Trias. Sitzb. d. matheni -naturw. Kl .Abt. 1, 12ö. Bd. 5ir, Statistische Methoden beim Gefügestudium krystalliner Schiefer Vc.n Dr. Walter Schmidt (Leoben) (.Mit I Tafel und 8 TcMfiijuioiK (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1917) Unsere Vorstellungen von krystallinen Schiefern als ani- sotropen Gesteinen knüpfen sich besonders an die Erkenntnis, dau gewisse Mineralien, so besonders die der Glimmergruppc, in ihnen eine mehr oder weniger deutliche, immer jedoch ausgesprochene Parallellagerung aufweisen. So streng bei Texturstudien diese charakteristischen Mineralien Beachtung finden, so vernachlässigt werden in dieser ßezieluing Mine- ralien, die nicht so sehr durch Habitus und Enge der Gefüge- anpassung die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sie werden meist nur dann besonders berücksichtigt, wenn sie in ihrer äußeren Form auffälliger das Gefüge beeinflußen, wenn sie wie z. B. die Lagenquarze in der Schieferung langgestreckte Umrisse zeigen Es hat nun nicht an Vorstellungen gemangelt, da(S auch die anderen Mineralien ähnlich wie der Glimmer nur in größerem oder geringerem Maße sich auch mit ihren inner- lichen Eigenschaften in das allgemeine anisotrope Bild des Schiefergefüges einpassen müssen. Insbesondere für den Quarz, der die wichtigsten Kriterien zur Gefügebeurteilung krystalliner Schiefer liefert, sind schon mehrere Male Regeln aufgestellt worden, die das betreffende Gefüge beherrschen sollen. Den schärfsten Ausdruck fanden diese Gesetze in der sogenannten Trener'schen Regel (Trener, Jahrb. d. G. R. A.. 1906, p. 469; und in den Studien Sander's über diesen Punkt, deren Resultate von ihm in der sogenannten Quarzgefügeregel -"»K; W.Schmidt. zusammengefaßt wurden (Vgl, bes. Jahrb. d. G. R. A. 1915 und Tschermak'sMineral.undpetr.Mitteilungen, Bd.XXXIII,p. 103) So verdienstvoll die Arbeiten des letzteren gerade übe^ diesen Punkt sind, so mangeln seine Studien besonders an quantitativen Angaben. Der Verfasser glaubt daher, daß seine unabhängig davon entstandenen Studien eine willkommene Ergänzung dieses Forschungszweiges bilden dürften. Die bisher angewandten Methoden ergaben im wescni- lichen Mittelwerte, beruhend auf reiner Anschauung, wobei allerdings Hilfsmittel zur Verfeinerung der Beobachtung an- gewandt wurden, so besonders die von Sander, (Jahrb. d. G. R. A., 1915, p. 627) angewandte Betrachtungsweise des Schliffes bei unscharfer Einstellung zur Erleichterung der Mittelbildung. Gerade diese Mittelbildung genügt aber nur unvollkommen zur Beschreibung der Tatsachen. So kann man wohl quali- tative Angaben über die Existenz eines bestimmten Maximums oder Minimums in der Orientierung erhalten, die Anordnung der Einzelfälle aber zu diesen Extremen kann nicht beschrieben werden. Die vom Verfasser angewandten Methoden suchen nun diese Mängel zu vermeiden. Sie beruhen auf der Vermessung der Orientierung einer möglichst großen Anzahl von Indivi- duen und auf der statistischen Auswertung der Angaben. Die vom Verfasser untersuchten Schliffe zeigen durchwegs im ganzen Bereich homogene Textur, es wurde also vom Studium von Faltungen, so interessant diese auch nach den Forschungen Sander's sich darstellen würden, abgesehen. Um die einzelnen Messungen vergleichbar zu machen, mußte eine Verdrehung des Schliffes gegen den Tischteilkreis ver- mieden werden, was durch Benützung eines Kreuzschlitten- tisches mit Anschlaglineal erreicht wurde. Zur Vermessung und Darstellung gelangte durchwegs a' der Quarze.* 1 Der Verfasser bedauert, nachträglich diese Auswahl getrofl'en zu haben, es wäre instruktiver gewesen, die Untersuchungen auf die Lage von *,-'. also den Hauptschnitt aufzubauen, wie es Sander in den Studien des Quarz- gefüges durchführt. In Zukunft soll immer letzterer Weg eingeschlagen werden. (.iefiigesLiidiuiii krystallinei- Schiefer. 517 Um ein rasches Arbeiten zu ermöglichen, wurde bei der Vermessung immer ein GypsblUttchen vom Rot der ersten Ordnung eingeschaltet gelassen. Die Feststellung der Aus- iöschung geschah dabei mit dem reinen Auftreten dieser Farbe. Der Vorgang wurde nun so eingehalten, daß stets die Stel- 'ung aufgesucht wurde, bei der der Schliff durch Drehung im Uhrzeigersinn aus blau durch rot in gelb überging. Dann v.'äv das cf/ des Schnittes // dem Vertikalfaden des Faden- kreuzes, auf den auch alle übrigen Orientierungsmessungen '-ezogen wurden. Die durch diesen Vorgang erhaltenen Azimute von a' .vurden nun statistisch verarbeitet, indem sie in Gruppen ver- leilt vi'urden. die für Quarz je 5° umfaßten. Die auf jede ' rruppe entfallende Anzahl Ouarzschnitie, der Vergleichbarkeit nalber dargestellt in Prozenten der ganzen vermessenen An- ahl, liefert das betreffende Gesetz des Ouarzgefüges. Diese Zahlen lassen sich auch gut in Diagrammform :iarstellen; so entweder in rechtwinkligen Koordinaten, wobei die Abszissen die Azimute die Ordinaten die relativen Häufig- keiten in der betreffenden Gruppe darstellen. Diese Darstellung hat den Vorzug, daß die Fläche des Diagramms zwischen zwei beliebigen Ordinaten die gesamte auf den betreffenden Winkel entfallende Schnittezahl darstellt. Der größeren .Anschaulichkeit halber wurde aber zur :»arstellung das polare Koordinatensystem gewählt, da dieses einen unmittelbaren Vergleich mit anderen Richtungen des betreffenden Schliffes ermöglicht. Besonders wertvoll kann dies dadurch werden, daß die Möglichkeit besteht, das Dia- ^sramm orientiert auf Bilder des Schliffes aufzutragen. Bei dieser Darstellung in Polarkoordinaten wurde im Azimute der Mitte einer jeden Gruppe vom Ursprung aus viie auf diese Gruppe entfallende Schnittzahl durch eine Länge dargestellt. 1 Da einer optischen Orientierung kein polarer '.'harakter zukommt, mußte diese Auftragung nach beiden ^k^ 1 Zu beachten isi hiebei, daß das Auilragcn dei" .Vzimule im selber', ^^wWinkelsinne zu eriolgen hat, wie der der Tischteilung ist, um einen Vergleich •"» I !^ W. S c li m i lU , Seiten erfolgen. Dadurch erhält das Diagramm ein Symmetrio- zentrum und eine zvveizähhge Drehachse. Das Maß, in welchem diese Darstellung erfolgt, ist den Verhältnissen anzupassen: bei den geu'ählten Beispielen wurde 1 % durch '/.. cm aus- gedrückt. I.^ie aufeinanderfolgenden Strcckenendpimkte wurden der .Anschaulichkeit halber durch Gerade verbunden. Es muß aber darauf hingewiesen werden, daß vier dadurch eingeschlossenea Fläche kein derartiger Darstellungswert zukommt, wie bei der Darstellung in rechtwinkligen Koordinaten; von Bedeutung sind nui' die Längen der Radienvektoren. Diese Darstellungsw'eise leidet an dem Mangel, daß in ihr die Maxima der Orientierungshäufigkeit ungleich mehr in die Augen fallen als die Minima. In jedem Diagramm wurde zum Vergleich auch das Dia- gramm vollkommen gleichförmiger Verteilung der Orientierung,. dargestellt durch einen Kreis mit r=:2-7Vo? aufgetragen. Eine derartige Methode bedarf jedenfalls einer ausgiebigen Kritik. Wie jede andere statistische Methode beruht sie auf dem Gesetz der großen Zahlen, es muß eine ausreichende Anzahl von Einzelbeobachtungen zu Gebote stehen, um zu bewirken, daß die zufälligen Unterschiede in den Inhalten c\ev Gruppen gegenüber den gesetzmäßigen verschwinden. Die zufälligen Unterschiede in den Zahlinhalten der Gruppen werden wahrscheinlich immer gleich bleiben; enthalten aber zwei aneinanderschließende Gruppen beide eine große Menge Individuen, so werden die zufälligen Unterschiede im Verhältnis nur einen geringen Einfluß aui das Diagranmi haben. Es zeigt sich daher, daß je mehr Schnitte in einem Schliffe zur X'erwendung komtnen, einen desto glatteren Verlauf das Dia- gramm hat. Aber auch innerhalb eines Diagrammes finden wir diese Einflüsse. Zeigt ein Schliff ein ausgesprochenes Maximum in der Orientierungshäufigkeit, so wird der Dia- grammverlauf in seinem Bereich ein glatter sein, im Minimun^ ein unruhiger. Sind die Extreme nicht ausgesprochen, so wird sich auch die zufällige Ungenauigkeit ziemlich gleichartig ir allen Azimuten aussprechen. (iot'üi^estudiiun krystaUiucr Schiclcr. öl9 Die an^^eluhrlen Beispiele zeiiifen die Einflüsse der Beob- achtiingszahlen. Es kann ja \-orkommen, daß in einem Schliffe die betref- fenden Mineralien so selten oder so groß sind, daß keine große Anzahl Individuen vermessen werden kann. Dann wird sich die Anwendung der Methode verbieten. Im allgemeinen kommt aber gerade Quarz in der Regel so häutig vor, daß es aus technischen Gründen unmöglich ist, alle Schnitte zur Ver- messung heranzuziehen, es muß eine Auswahl getroffen werden. Nach den Erfahrungen des Gefertigten werden bei Anwendung von Gruppen zu 5° Zahlen von über 500 Beobachtungen für gute Diagramme benötigt, welche bei einiger IJbung etwa 5 Stunden Arbeitszeit benötigen. Bei manchen Gesteinen machte die rasche Unterscheidung der Quarze von anderen Mineralien vSchwierigkeiten, besonders wenn neben Quarzen klare Albite ohne .Spaltrisse auftraten. Genügt die Anzahl der vermessenen Sclinitte nicht zui" Erzielung eines geschlossenen Bildes, so kann man dasselbe wohl durch Mittelwertbildung verbessern. Man kann z. B. für jede Gruppe das Mittel aus ihrer Häuhgkeitsziffer und der der beiden angrenzenden Gruppen einsetzen (3 Gruppenmittel), auch analog 5 Gruppenmittcl aufstellen. Man verzichtet damit auf alle Details, die sich innerhalb des Bereiches einer solchen Mittelbildung abspielen. Diese Methode kann manchmal gute Dienste leisten, wenn es sich bloß um Darstellungen handelt. Es darf aber nicht vergessen werden, daß dadurch auch der Unterschied zwischen Maximum und Minimum in um so größerem Maße ausgeglichen wird, je größer der Bereich dieser Mittelbildung ist. Außerdem verschafft eine derartige Mittelbildung allein immer ein falsches Bild von der Genauigkeit des Verfahrens. Man wird daher als Grundsatz zu beachten haben, daß zu solchen Darstellungen immer nur im Notfalle gegriffen werden darf. Immer soll daneben auch das Originaldiagramm gegeben werden. Die Wirkung der statistischen Behandlung beruht darauf, daß die Erscheinungen, die gesetzmäßig auftreten, gegenüber .'ViO \V. Seil Uli dl. ungeregelten Erscheinungen hervorgehoben werden. Nun soll aber nur eine Gesetzmäßigkeit dargestellt werden, nämlich die, die durch das Gefüge des Schliffes gegeben ist. Es muß daher darauf geaclitet werden, daß nicht durch den Vorgang selbst noch andere Gesetzmäßigkeiten in das Material hinein- geraten. Eine Fehlerquelle liegt in der Feststellung der Aus- löschung im Rot der ersten Ordnung. Es sind hier zufällige Fehler und gesetzmäßige möglich. Über die zufälligen Fehler ergaben häufige Kontrollmessungen, daß auch bei raschem Arbeiten die Einstellung auf Auslöschung nie mehr als 4° falsch wurde, daß der mittlere Fehler etwa 2° betrug. Dies rechtfertigt auch die Wahl von Gruppen zu 5°. Ein gesetzmäßiger Fehler kann aber daraus entstehen, wenn der Farbenton der Auslöschung in einem Sinn falsch angenommen wird. Nach den Erfahrungen des Verfassers kann dies besonders nach längerer Arbeit als Ermüdungs- erscheinung auftreten, es erfolgt daraus eine Verdrehung des Diagrammes in einer Richtung. Die Fehler dürften wohl nicht bedeutend sein, höchstens 5°, können nur dann sich unan- genehm bemerkbar machen, wenn viele Schnitte annähernd normal zur Achse getroffen werden, da dann der Harben- wandel langsam erfolgt. Gegen diesen Fehler hilft besonders \^ermeidung von Ermüdung, häufiges Vergleichen mit dem richtigen Rot außerhalb des Schliffes. Es würde sich vielleicht auch die Verwendung eines Gypsblättchens einer anderen P'arbe mit noch rascherem Übergang empfehlen. Staurosko- pische Okulare würden wohl eine genauere Bestimmung zu- lassen, erschweren und verlangsamen aber die Arbeit wegen der Zentrierung der Schnitte unzulässig. y'\e\ wichtiger sind aber andere Fehlerquellen. Wie schon oben angedeutet, ist es meist unmöglich, alle Quarzschnitte eines Schliffes zur Vermessung heranzuziehen, es muß eine passende Auswahl getroffen werden. Der Verfasser hat nun dabei für seine Person folgende Erfahrung gemacht. Bemüht man sich, aus einem viele Indi- viduen umfassenden Gesichtsfelde einzelne auszuwählen, so werden in erster Linie die größeren herangezogen, dann abet auch die, welche bei der augenblicklichen Stellung des Tisches GetugeslndiLim krystalliner Schiefer. -'*'- • gerade im HIau der zweiten Ordnung erscheinen, da dieses bedeutend auffälliger ist als das Gelb der ersten. Gerade dieses Moment könnte empfindliche Fehler hervorrufen. P^s kann diesem Fehler ja dadurch vorgebeugt werden, daß man >ich bemüht, immer den Quadranten zu wechseln, d. h. zur Auswahl dem Tisch immer eine gegen die frühere um 90° verschiedene Stellung zu geben, da dann andere Schnitte in dem Blau erscheinen. Doch ist es immer schwierig, eine genaue Vorstellung über die Wirksamkeit dieses Hilfsmittels zu erhalten. Eine andere, bei willkürlicher Auswahl schwer zu ver- meidende Fehlerquelle besteht in einer vorgefaßten Meinung. Der Verfasser hat die Erfahrung gemacht, daß in dem Falle, als man eine bestimmte Ansicht über die Existenz eines Maximums der Orientierungshäufigkeit hat, unwillkürlich solche Schnitte, die diesem entsprechen, mehr herangezogen werden. Aber auch durch diese Erkenntnis ist keine Möglichkeit, einen derartigen Fehler zu vermeiden, gegeben, da es wahr- -cheinlich ist, daß man dann in den entgegengesetzten Fehler verfällt. Da diese zwei Fehlerquellen die größte Gefahr für die Anwendbarkeit dieser Methode darstellen, mußte getrachtet werden, solche psychologische Momente von der Auswahl gänzlich auszuschalten, diese vollkommen zu mechanisieren. Dies geschah bei gewöhnlichen Schliffen auf die Weise, daß mit starken Vergrößerungen gearbeitet wurde, so daß also in einem Gesichtsfelde nur wenig Individuen erschienen. Es wurde nun grundsätzlich ein jeder Schnitt in einem Gesichts- felde vermessen und er.st dann ein neues eingestellt. Diese Einstellung geschah immer mit derselben Schraube des Kreuz- schlittens. So wurde ein Streifen über das Objekt geschaffen, von dem alle Quarze vermessen wurden. Die Einstellung eines anderen Streifens geschah mit dem zweiten Gang des Kreuzschlitten.s, wobei der Abstand der Streifen den Bedürf- nissen entsprechend groß oder klein genommen werden konnte. Es empfiehlt sich immer, die Lage dieser Streifen mit dem .Kreuzschlittenmaßstab fe.stzulegen, da dies für gewisse Er- scheinungen wichtig sein kann. •">'-! 2 W. Schmidt. Ein anderer W'ei;'. der besonders für selir t'einkörnige Gesteine zu empfehlen ist, war folgendei': Der Geferti.qle \-ci-wendet für Zwecke, bei denen \-tcle Einstellungen \on Ivichlungen notw endig sin».!, sLatt des Fadeii- kreuzes ein rechtwinkliges Zählnetzmikrometci", was den Vor- teil hat, dalj man an jeder Stelle des Gesichtsfeldes Rich- tungen orientieren kann. Es wurde bei langsamer l'\»itbe\\egung des Schliffes mit einer .Schraube grundsätzlich jeder .Schnitt \ermessen, der in ein bestimmtes Feld des .Mikrometers ein- trat. Auch auf diesem Wege wurden also Streifen über den ganzen Schliff geschaffen. Natürlich können Problerne auftreten, bei welchen die .Auswahl der Schnitte durch eine gewisse, abei' geregelte Willkür erfolgen muß, z. B. wenn nur einzelne ausgezeichnete Lagen vermessen werden sollen. Eine andere Kehlerqueile ist das Verwechseln \on 'j! und v'. Besonders beim Beginne der Untersuchungen wurde dies relativ häulig beobachtet, konnte aber durch Aufmerk- samkeit ganz vermieden werden. Dieser Fehler erzeugt gerade bei Gesteinen mit einem ausgesprochenen Maximum charakte- ristische Bilder, da dann im Minimum ein sekundäres Maximum auftritt. Ablesefehlern ist der \'erfasser nie begegnet. Es hat sich empfehlenswert gezeigt, bei der Abrundung der Ab-, lesungen auf einen Grad schon auf die Aufteilung in Gruppen Rücksicht zu nehmen. Daher wurde ein Azimut \on z. B.. 39 "9° nicht als 40° notiert, S(.)ndern als 39°. da sonst die Gefahr bestanden hätte, dal.i es l)ei der Aufteilung zu (/h-uppe 40 bis 45° geschlagen würde. Ein wichtiges Kriterium für die Richtigkeit der Darstel- lung und die Wirksamkeit der Vorsichtsmaßregeln wäre die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse, daß nämlich bei zwei ver- schiedenen gleichartigen Untersuchungen desselben Materiaies das gleiche Resultat erzielt werden muß. Der Verfasser hat dabei im allgemeinen sehr günstige Resultate erhalten, wün- schenswert wären allerdings auch Paralleluntersuchungen durch zwei verschiedene Beobachter, da dabei insbesondere auch über die psychologischen EintUisse Aufschluß erhalten würde.. Liulium krystiiUirKr Scliiefer. 528 Zur Methode der Schnittausvvahl ^ci noch folgendes hin- zugefügt. Wie auch in einem folgenden Beispiel gezeigt wird, kommt es vor, daf?) in einzelnen Lagen eine von den übrigen ganz abweichende Gefügercgelung auftritt. Um solche Fälle beherrschen zu können, eniptiehit es sich, die zur Unter- suchung gelangenden Streifen 7 der Schieferung auszuwählen, und diese Streifen auch statistisch getrennt zu behandeln, wobei solche Abweichungen leicht erkannt werden können. Die gebräuchliche Adjustierung der Schliffe mit der Schiefe- img zu einer Kante des Objektträgers erleichtert dieses X'orgehen. Die nachfolgenden Beispiele ent- stammen Dünnschliffsammlungen, die dem Verfasser von Herrn Hofrat Becke, Dr. Spitz, dem Mineralogischen Institut der Montanistischen Hochschule Leoben (Käufliche Sammlung der Firma Voigt und Hochgesang nach U. G v u b e n m an n ) Dr. Schurk freundlich überlassen wur- den. Die Bezeichnung der Schliffe weist auf die Herkunft hin. 1 . B e c k e , 1 82 • 0; 2. Weißer Quarzit, Tristenkar. Fig. 1. Mineralbestand: Quarz, verhäknis- _^^-^^_^__^. . _ .._ ^__- mäßig wenig Muskovit, sehr selten pj„._ , Albit. Kohlige Substanz. Textur: .Straffe Schieferung, sowohl hervorgebracht durch die Glimmer, die aber nur selten zusammenhängende Lagen erzeugen, meist im Gestein verstreut sind, als auch durch die Quarze, die vielfach in der .Schieferungsrichtung langge- streckt sind. Diese Form ist aber verschieden von der, die Sander Bogenquarz nennt; es zeigt sich, da(j nur die Quarze die langen Umrisse zeigen, die \on zwei Glimmern begrenzt sind. Es ist daher die plattige Form ein Produkt der einseitig- behinderten Krystalloblastese. Die Quarze zeigen intergranuläre plastische Deformation, undulöse Auslöschung und Felderteilung normal zur Schieferung. Diese ist aber nicht genüoend um die Form der Quarze zu o24 W.Schmidt, erklären. Plastische Deformation spricht sich auch in den etwas verbogenen Glimmern eines anderen Schliffes desselben (lesteines aus. Der Schliff weist schon bei der Betrachtung mit dem Gypsblättchen eine ausgezeichnete Gefügeregelung auf. Im Diagramm zeigt sich ^ein ausgezeichnetes Maximum im Azimute der' Schieferung, eine geringe Verdrehung da- gegen dürfte zu vernachlässigen sein. Das ziemlich gleich- mäßige Maximum enthält in einem Bereich von 20° 38^,, aller Schnitte. Die anstoßenden Richtungen zeigen einen raschen Abfall der Prozentzahlen, das Minimum ist fast 0. 2. Spitz 80. Aplitischer Granit, Cucler dad jon dad Ontsch. Mineralbestand: Quarz. Orthoklas, Plagioklas, Perthit. Sehr wenig primärer Muskovit, sekundäre Serizitschmiere um die Feldspate. Apatit. Textur: Durch Kataklase einem Grimit aufgeprägte Schie- ferung. Diese ist liauptsächlich durch die Quarzkörner ge- geben. Die ursprünglichen Quarze sind zum größten Teil in ein Aggregat kleiner Körner von elliptischem Schnitt zerfallen, deren Hauptachsen parallel liegen. Zwischen ihnen ist kein Mörtel gebildet. Wo größere Quarze erhalten sind, zeigen sie bandförmige Felderteilung // zur Schieferung. Deformation intragranulär. Die Orthoklase sind stark undulös, nach Spaltris^cn zer- preßt. Diese sind wieder mit Quarz ausgeheilt, der aber auch starke Kataklase zeigt. Relativ intakt sind die Plagioklase, die von Serizithäuten umzogen sind. Der primäre Glimmer stark verbogen. Ausgezeichnete Gefügeregelung des Quarzes von ähnlichen) Charakter wie beim ersten Beispiel. Doch ist das Maximum des Diagrammes gegen die vSchieferung um etwa 75° ver- dreht. Es ist aber in diesem Falle nicht sicher, ob diese Art der Schieferung durch Quarz mit einer krystalloblastischen Glimmerschieferung zu vergleichen ist. //=:1"5, siehe später. 3. Spitz 54. Biolit-Plagioklas-Gneis. Tanter Ruinas bei Münster. Fig. 2. Gefügestudiuin kryst.-ilHner Scliiei'ei'. o2l> Mineralbestand; Quarz, Oligoklas, zumeist stark zersetzt. Biotit, stark gebleicht und teilweise chloritisiert. Muskovit, Serizitgeflecht, Apatit. Eine ursprüngliche Krystallisationsschieferung noch deut- lich erkennbar. Flach gewellte Biotit-Muskovithäute umzogen lange Linsen von Quarz-Feldspat, in denen der Quarz idio-, der Feldspat xenoblastische Formen zeigt. Eine spätere kataklastische Phase hat den Quarz in Stengel schräg zur Schieferung zerlegt, die selbst wieder stark undulös sind. Reichliche Sandbildung zeigt, daß die Deformation sich auch stark zwischen den Körnern abge- spielt hat. Die in der Richtung der Schieferung oft Form der Feldspate dürfte noch aus der früheren Phase stammen. Sie zeigen kaum innerliche Be- einflußung durch die Kataklase, sind aber rand- '\^'. i /// lieh oft in ein Glimmergeflecht aufgelöst. Glim- ' VH^, mer verbogen. A , >.&' Das Diagramm zeigt eine bedeutend weniger / ■ ^ strenge, aber doch ganz ausgesprochene Gefüge- /'f " ^ i 'f\ regelung. Das Maximum liegt in der Schiefe- A/^ ^ \ rungsebene, ist breit aber nicht hoch, das Mi- pjg 9. niumum nicht tief. /? 00 0-85. 4. Spitz 97. Porphyrischer Muskovitgranit. Urtiola, Ober- terza. Fig. 3. Mineralbestand: Quarz, Orthoklas, Perthit, saurer Plagio- klas stark getrübt, Muskovit, sekundärer Serizit, limonitisch zersetztes Erz, Apatit. Es scheint ein porphyrischer Granit vorzuliegen, der eine krystalloblastische Phase mitgemacht hat. Dieser gehört die Ausbildung einer straffen Schieferung durch Muskovit an. Der Zerfall von Orthoklasaugen in Gruppen von Einzelkry- stallen scheint dieser Zeit anzugehören. (Warmreckung niederen Grades). Aus dieser Periode stammt auch die Bildung der Plagio- klase wie angedeutete Reliktschieferung (si) in ihnen beweist. Eine nachträgliche intensive Kaltreckung hat dann den Quarz weitgehend beeinflußt, ihn in Lagen lang leistenförmiger '>26 W. Sciiniicit. Körner / zur SchieferLint;' zerie.i;t. iJic Individuen sind unregel- mäßig verzahnt, was bis zur SandbildLn\u gehen kann. Eine starke iindiil()sc Auslöschung, deren (irenzen last norniaj zur Schieferung veiiautcn. Auffallend innerlich unhceindußt sind die l'^eldspate durch diese Deformation. Doch sind einzelne Plagioklase nahezu um 90° verdreht, wie das verlagerte si beweist. Die Glimmer sind verbogen. Gute ( >uarzgefügeregelung. Das Diagramm zeigt zwar das Maximum in der Schieferungsebenc, eine Asymmetrie ist aber unverkennbar, insbesondere fällt die Zerteilung des Maximums in einzelne Lappen auf. Es ist möglich, zur Erklärung dieses Verhaltens anzunehmen, daß das Ursprungs- gestein einzelne große, verschieden orien- tierte Quarze enthalten hat, daß die Ab- kömmlinge jedes dieser Individuen eine Gruppe mit besonderer Orientierung dar- stellen. In einem solchen Falle wäre es empfehlenswert, ein jedes derartiges Aggre- gat für sicii zu behandeln. // beiläufig 1 2. .'). Recke, 'V.^S. Biotitschiefer. Ochsner- karschneid. i-j„._ o_ Miner;ilhe.st;ind: Quarz, wenig Oligi»- klas, Biotit, wenig Muskovit, Granat, Stauro- lith, I^isthcn, ferner ein glimmerähnliches Mineral von fast ge- rader Auslöschung, geringer Doppelbrechung (0-01), Rrechungs- exponenten wie v-Biotit. In \erwandlen Schliffen von der Schwarzensteinalpe zeigt es in Zwillingen deutlich eine schwach schiele Auslöschung. Dort konnte auch bestimmt werden, daß es optisch zweiachsig mit kleinem Achsenwinkel bis optisch einachsig positiv ist. Seine Farbe ist ein ganz schwaches Grün (Chloi-itoidgruppe?;. Ferner reichlich kohlige Substanz, Erz. Gefüge gegeben durch ein (irundgewebe mit schöner, nur wenig gewellter Krystallisationsschieferung, insbesondere dargestellt durch groß entwickelte Biotitlagen, neben denen aber auch Querbiotite auftreten. In einzelnen Lagen werden (.etü^tiSUidiimi kiy^UiJüner Soliici'oi-. 527 viic Biotite durch das erwähnte Mineral verdrängt, wie noch zahlreiche Biotilreste verkünden. Diese Verdrängung erfoigt gieichachsig. Zwischen diesen Biotitcn lagen Sciiichten aus kleinen Ouarz- körnern, die selbst durcti kleiiic Biotit- und Miiskovitblätter geschiefert sein können. Die in der Schieferung längliche Form der Ouarze, die keinerlei undulöse Auslöschung zeigen, weist darauf hin, dal.i eine mechanische Deformation durch Krystalloblastesc überdauert war. Schichtweise eingelagerte kohlige Substanz, die sowohl in die Ouarze wie in die Biotite aufgenommen ist, weist darauf hin, dal.] die Schieferung im wesent- lichen einer Frimärschichtung folgt. hl dieses Grundgewebe sind l'orphyr- I oblasten von Granat, Disthen, Staurolith ein- 1 ., gelagert. Krstere haben Schieferungsrelikte, J V ^1 in Quarz ausgedrückt in sich aufgenommen. \ j '' Die V'erdi'eiiung derselben gegen die äußere '^.^ ' >^^\ Schieferung deutet auf eine stattgefundene \^^ ! "^X^' starke Scherdeformation. / ', \~' Gefügeregelung aus der reinen Anschau- L ung nicht besonders auffallend. Im Diagramm ' [/ |, dagegen sehr ausgesprochen, aber nicht von 1 hohem Grade. Das Maximum liegt in der j,-j„ ^^ Schieferungsebene. //~0-9. l). Gruben mann, 81. Kalkglimmerschiefer, Val Canaria, Tessin. Mineralbestand: Calcit, Ouarz, Muskovit, spärlich Zoisit in langen Stengeln in einer Glimmerlage. Gefüge gegeben durch schöne Krystallisationsschieferung. Der Muskovit bildet zusammenhängende Häute, die Calcit- Quarzlagen einschließen. \n letzteren bildet Calcit oft in der Schieferung sehr langgestreckte Körner, die keine mechanische Deformation und nur spärlich Zwillingslamellen erkennen lassen. Der Ouarz bildet zum Teil linsenförmige Kornaggregate (Sedimentäres Relikt?), sonst aber tropfenförmige Einschlüsse im Calcit. Er ist in der Regel isometrisch entwickelt, mit 028 W. Schmidt. glatten Korngrenzen gegen Calcii. Gegen diesen erweist ei sich idioblastisch stärker. Von diesem Schliffe wurde nicht bloß das Quarzgefüge, sondern auch das Calcitgefüge .statistisch aufgenommen. Fig. 5, 6, 7. Das Quarzgefüge zeigte dadurch eine Eigenheit, daß eine schmal begrenzte Schicht, die weiter nichts Auffälliges zeigt, ein durchwegs anderes Gefüge aufweist. Diese wurde daher einzeln behandelt. Der übrige Schliff zeigt schöne, aber nicht intensive (iefügeregelung, an der auffällig ist, daß das Maximum einen ziemlich bedeutenden Winkel mit der Schieferung bildet (65°). .Auffällig ist ferner, daß das Minimum nicht normal darauf ^^ t — ' 3VV'' > '■^^\^ Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. steht, sondern ziemlich genau in der Schieferungsrichtun.t: liegt. hznO-S. Die abweichende Schicht 4 zeigt ein Diagramm mit sehr schwach ausgeprägtem Maximum und Minimum, die aufein- ander senkrecht stehen. Das Maximum liegt in der Schieferung, aber etwas dagegen verdreht. Weitere Schlüsse verbietet die unruhige Form des Diagrammes, das aus zu wenig Beobach- tungen gebildet ist. Im Calcitdiagramm kam das y des Calcites zur Darstel- lung, zur Wahrung der krystallographischen Analogie mit ^;-Quarz. Zur Aufnahme war die bei Quarz angewandte Methode nicht durchführbar. Die optische Orientierung wurde daher mit dem Achsenbild, wo dies nicht sichtbar war durch Getugestudium krystalliner Schiefer. ö^9 den dann unverkennbaren Unterschied der Brechungskoeffi- zienten bei /■ Nikols bestimmt. Da nicht viel Schnitte ver- messen werden konnten, wurde das Diagramm nach (jruppen von 10° konstruiert, die Einheit für 1 "^ aber halb so groß genommen, um die Diagrammgroße mit der der Quarze ver- gleichbar zu machen. Das Calcitdiagramm zeigt nun eine sehr ausgesprochene aber ungewohnte Regelung. Das Maximum liegt beiläufig in der Schieferungsebene, ist aber dagegen verdreht. Die Größe der Verdrehung etwa 15 bis 20°. Auffällig ist ferner die asymmetrische Form des Diagrammes. Vergleicht man alle diese Diagramme gegeneinander, so bekommt man ein interessantes Bild. Nimmt man nämlich an, daß für die Reihen 1, 2, 3, 5 die Gleichgewichtslage für a normal zur Schieferung lag, für die Reihe 4 und den Calcit in der Schiefe- rung, so weisen alle 3 Diagramme gegen diese Gleichgewichtslage eine \"erdre- hung fast gleicher Größe und gleichen Sinnes auf Das letzte Beispiel zeigt, daß die ;;;;; ^ „,...,„ „. Methode auch auf andere Mineralien pj^_ g kr3''stalliner Schiefer nutzbringend ange- wendet werden kann. Ein Studiengebiet, welches in dieser Beziehung vielversprechend ist, ist das der Ouerbiotite, aus welchem das folgende Beispiel stammt. 7. Grubenmann, 24. Granatglimmerschiefer, St. GotUiard, Fig. 9. Mineralbestand: Muskovit, Biotit, Epidot, Granat, Chlorit, Turmalin, Erz. Gefüge: Streng krystallisationsschiefriger Grund, zum größten Teile aus Muskovit in kleinen Blättern bestehend. An der Schieferung nehmen ferner noch teil: langgestreckte Erzkörner, Epidot, Turmalin, Chlorit, wenige kleine Biotite. In dieser Grundmasse eingelagert sind eine Unmenge kleiner Granaten mit scharfer krystallographischer Ausbildung, die in Schichten // der Schieferung sich anhäufen. Eingelagert sind ferner große Porphyroblasten von Biotit, die sämtlich Ouer- Sitzb.d. mathem.-naiiirvv. Kl., Abt. I, I2(j. Rd. 3.S Ö30 \V. Schmidt. lagen einnehmen. Wie das vorhandene si, ausgedrückt durch Erz, Epidot, Muskovit, Chlorit beweist, ist die Entstehung- der Querbiotite jünger al i die Schieferung. (In einzelnen Lagen kommen auch quergestellte Muskovite vor, die aber nicht die massige Form der Querbiotite zeigen.) Zur Vermessung kam die Lage der Biotitspaltflächen. Das Diagramm wurde nach Gruppen zu 10° konstruiert. Wegen der extremen Form wurde es in viermal so kleinem Maßstab dargestellt wie die übrigen. Man sieht nun daraus, daß es auch für die Querbiotite eine, in diesem Falle außer- ordentlich be\orzugte Orientierung gibt; sie bilden eine zweite Schieferung schräg zur Hauptschieferung. Und diese zweite Schieferung ist jünger als die Hauptschieferung. Diese Er- scheinung hat der Verfasser auch an anderen Beispielen aller- dings nicht immer in diesem Grade erkennen können. Die Parallellagerung ist nur meistens schwer zu erkennen, da die einzelnen hidividuen so weit auseinanderliegen, daß eine Über- sicht nicht zu erreichen ist. Dies bildet den Vorteil dieser Methode in diesem Forschungsgebiete. Zu unserem Diagramme ist aber noch zu bemerken, daß der Schliff wohl auf der Hauptschieferung, nicht aber auf der Querschieferung senkrecht steht, daß daher der wahre Winkel beider Ebenen in dem Falle bedeutend größer ist, als er in dem Diagramme zur Darstellung kommt. Was nun die Ergebnisse dieser, sowie auch noch anderer derjirtiger Untersuchungen für Quarz, nebenbei gilt dies wohl auch für andere Mineralien, anbelangt, so kann man sagen, daß es keinen krystallinen Schiefer gibt, in dem nicht eine Regelung des krystallographischen Gefüges erkennbar wäre. Nur können, was in einer folgenden Arbeit zur Darstellung kommen soll, die Verhältnisse durch das Auftreten mehrerer Maxima kompliziert werden. Weitaus in den meisten Fällen trifft aber der in den gegebenen Beispielen gelieferte Typus zu. Uns interessiert an diesen Diagrammen erstens ihre Form, zweitens ihre Lage gegen andereTextumchtungen des Gesteines. Ihre Gestalt ist in vielen und gerade den schönsten Fällen beherrscht durch zwei aufeinander senkrecht stehende Svmmetrieebenen. Es ist daher zu den durch die Natur des Getugestudium krystalliner ScliielVr. .>31 Diagrammes vorhandenen Symmetrieelementen, Zentrum und zweizählige Drehachse noch ein drittes dazugetreten, eine bilaterale Sjnnmetrie. Die Umrisse der Diagramme zeigen wohl starke Unterschiede, wenn man z. B. das des Ouarzites des Tristenkares mit dem des Kalkphyllites von \^al (Kanada ver- gleicht. Diese Unterschiede sind aber hauptsächlich durch die Darstellung in Polarkoordinaten erzeugt. Bei Darstellung in rechtwinkligen Koordinaten zeigen sich aber derart überein- stimmende Züge, daß es recht gut einzusehen ist, daß alle diese Formen durch ein einheitliches Gesetz. beherrscht werden, in dem nur verschiedene Konstanten von Fall zu Fall ver- schieden sind. Dies verlockt zum Versuch, die mathematische Form dieses Gesetzes abzuleiten. Maßgebend für diese Form ist erstens die Symmetrie der Orientierung und dann die Periodizität derselben, da immer nach 180° dieselben Häufig- keiten auftreten. Für die Ableitung wurde nun zur Voraussetzung ge- nommen, daß in einem Gestein mit im wesentlichen unge- regeltem Quarzgefüge durch irgendeinen Einfluß eine Richtung derart ausgezeichnet wurde, daß sie ein Optimum für die Ouarzorientierung darstellte. Die einzelnen Individuen werden sich diesem Optimum annähern, aber bei dieser Annäherung auf Widerstände stoßen, Reibungen, Einfluß benachbarter Krystalle u. dgl. Diese Störungen können in erster Annäherung gleich gut positiv wie negativ sein. Es hängt die Annäherung, die ein Krystall erreicht, im wesentlichen davon ab, wie sich bei ihm gerade die betreffenden »Elementarstörungen« kom- biniert haben. Die Häufigkeit des Auftretens von Orientierungen in einem gewissen Winkelabstand vom Optimum ist ident mit der Wahrscheinlichkeit einer Kombination von Elementarstörungen von dem betreffenden Winkelwerte. Dies ergibt auch die Er- klärung von der größten Häufigkeit im Optimum, respektive die Berechtigung, das Azimut der größten Häufigkeit als das Optimum zu bezeichnen. Denn bei Kombination einer gewissen Anzahl positiver und negativer Elementareinflüsse ist die Wahrscheinlichkeit, daß diese sich aufheben, die größte. 532 W. Schmidt. Durch diese Überlegung .gewinnt das Problem eine außer- ordentliche Ähnlichkeit mit dem eines anderen Wissensgebietes, nämlich mit dem der Fehlerverteilung. Bei der Messung einer Größe handelt es sich auch um die Annäherung der Grenze des Maßes an die Grenze der zu messenden Größe. Auch hier wird die Annäherung durch verschiedene in einem oder in anderem Sinne wirkende Ein- flüsse gestört. Bei wiederholten Messungen differieren also die Maße voneinander, sie weisen von dem wahren Werte respektive dem dafür eingesetzten Mittelwerte Abweichungen. » Fehler <^ auf. Für die messenden Wissenschaften ist es nun von hoher Bedeutung, die Wahrscheinlichkeit zu kennen, bei einer Messung einen Fehler von einer gewissen Größe zu machen. Gauß hat hiefür eine Funktion, das Fehlerverteilungs- gesetz, aufgestellt, welches die Form hat: Die Wahrscheinlichkeit, einen Fehler zwischen den Grenzen x und x^ zu begehen, wird gegeben durch die Formel - h w = — . ^^V-'... Konstruiert man die Kurve: -'=^- ' so gibt die Fläche zwischen den Ordinaten von x und .r^ und der Grundlinie die Wahrscheinlichkeit an, daß ein Fehler, dessen Größe von den erwähnten Grenzen eingeschlossen \vird, gemacht wird. Diese Formel, auf Grund einfacher An- nahmen deduktiv abgeleitet, befriedigt die Anforderungen, welche die Praxis an sie stellt, vollkommen. In der Formel tritt der Koeffizient h auf. Er hat den Einfluß, daß bei großem h das Maximum der Kurve um den Mittelwert herum hoch ist, aber sehr rasch zu kleinen Werten abfällt. Und umgekehrt. Es ist also // eine Größe, die die Annäherung der Messungen an den wahren Wert klassifiziert, ein Maß für die Genauigkeit. Gefügestudium krystalliner Schiefer. «Ö33 Wegen der Ähnlichkeit beider Probleme wurde diese Formel zum Aufbaue einer solchen für die Orientierung der Mineralien herangezogen. Ein grundlegender Unterschied herrscht aber zwischen beiden Problemen: Das Optimum, dem Messungen sich zu nähern haben, der wahre Wert existiert in der Zahlenreihe nur einmal, das Fehlerverteilungsgesetz hat daher nur ein einziges Maximum um diesen Wert herum, es ist aperiodisch. Das Optimum, dem Mineralorientierungen sich nähern, tritt nach je 180° identisch wieder auf, es ist periodisch. Es gelang nun nicht, die P'unktion gänzlich für diesen Fall umzubauen, sondern es mußte zu einer Aushilfe gegriffen werden. Diese bestand darin, daß angenommen wurde, daß nicht dasselbe Optimum nach je 180° auftrete, sondern ein neues aber genau gleiches. Jedes derselben könne als iso- liertes betrachtet werden und habe seine eigene Wahrschein- lichkeitskurve. Die einzelnen Kurven überlagern nun einander. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine Orientierung in einem bestimmten Azimute auftritt, ergibt sich als Summe der für alle Optima für den Punkt bestehenden Wahrscheinlichkeiten, wird daher dargestellt durch die Summe aller Ordinaten der verschiedenen Wahrscheinlichkeitskurven. Demnach ergibt sich ■die Formel: wobei das Azimut in Bruchteilen von 180 ausgedrückt ist. n bedeutet dabei dabei alle ganzen Zahlen — oo bis + oo 1 Nach einer freundlichen Mitteilung Hofrat Wirtingers ist diese Reihe in der Theorie der elliptischen Funktionen wohlbekannt und kann •auch in der Weierstraß' sehen Bezeichnung dargestellt werden durch 1 ■ / '~ 1 +°° - -!- y= ^■.;{xi — ^ — ) = "V c ''' cos2»-.v, ' '" — oo wodurch die Berechnung für kleine Werte von h vereinfacht wird, da die ersten Glieder dann bereits eine genügende Annäherung liefern. Siehe: H. A. Schwarz-Weierstraß, Formeln und Lelusiitzc zum ■Gebrauche der elliptischen Funktionen. Güttingon, 1885, p. 4(3. Ö34 \V. Sclimidt, Meist ist aber der Wert von t'-/'''-'(i + v)- schon so klein gegen- über c ~ ''"''■' ■''', daß es selten notwendig ist, zu höheren Werten als « =: 2 zu greifen. Diese Funktion wurde für verschiedene Werte von // punktweise errechnet, die verschiedenen y in Prozenten der Summe der innerhalb 180° auftretenden _r umgerechnet und dann in derselben Weise und mit demselben Maßstab wie die Quarzdiagramme aufgetragen. Fig. 9 bis 19. Diese Formel ergab eine ganze Reihe von Diagrammen., welche sich gesetzmäßig verändern, von langen schmalen mit einem Minimum fast gleich 0 bis zu solchen mit flachem breitem Maximum und ebensolchem Minimum, die sich der Kreisform nähern. Es zeigt sich nun, daß für jedes gefundene Quarzdia- gramm von symmetrischem Bau ein derartiges deduktives Diagramm gefunden werden kann. Die weitgehende Über- einstimmung der Formen spricht dafür, daß die Ableitung der theoretischen Diagramme im wesentlichen richtig ist, dies ist umso wichtiger, als immerhin an den gemachten Voraus- setzungen Zweifel möglich sind. Der Faktor, von dem die verschiedenen Formen der theoretischen Diagramme abhängen, ist das h. Über die physikalische Bedeutung dieses Faktors gibt wieder die Analogie mit dem Fehler\Aerteilungsgesetz Auskunft Dort ist er ein Maß der Genauigkeit, mit dem sich die Messungen dem wahren Werte nähern. Hier kann man nun behaupten, daß h ein Maß dafür ist,, wie leicht es den Quarzen gemacht wurde, sich dem Opti- mum zu nähern, es ist ein Maß für die Mobilisation der Quarze, wobei unter Mobilisation eine Funktion aus Anreiz zur Umorientierung und Widerstand dagegen zu verstehen ist. Und in der Möglichkeit, diesen Faktor // für jedes Gestein leicht bestimmen zu können, erblickt der Verfasser den Haupt- gewinn der deduktiven Untersuchung. Es wurden zu diesem Zwecke die theoretischen Diagramme auf Pauspapier gezeichnet. Liegt nun ein praktisches Diagramm vor, so ist es leicht, durch Auflegen der Pause zu bestimmen, zwischen welche 2 Größen von h unser Fall einzureihen ist. Gefügestudium krystalliner Sciiiefer. iSöCi Nur darf man nicht meinen, daß das // ein lineares Maf3 sder xMobilisierung ist, daß bei // gleich 2 diese doppelt so .^roß ist wie bei // gleich 1, es heißt nur, daß jene größer ist als diese und auch größer als bei // gleich 1'9. So wurde bei den gebrachten Beispielen immer auch •das Ji angegeben. Die Werte bewegen sich zwischen 1"6 •und 0-6. Bemerkt sei. daß bei // größer als 1-3 die Gefüge- regelung schon durch Betrachtung erkennbar ist. Voller Probleme, deren Lösung wegen der zu geringen Erfahrung noch nicht möglich war, ist der Zusammenhang dieser //-Werte mit dem Deformationstypus, der dazugehört. Mit Absicht wurden die Beispiele so gewählt, daß sie ■alle Typen enthielten, von hochkataklastischen bis zu rein krystalloblastischen, die derzeit keine Spur von mechanischer Krystalldeformation zeigen. Man sieht, daß bei beiden Gefüge- regelung möglich ist; im allgemeinen bestätigt sich ja die von Treuer und Sander ausgesprochene Regel, daß die intensiven Gefügeregelungen bei Kaltdeformation der Krystalle auftreten. Doch glaubt der Verfasser gerade bei dem besten Bei- spiel, dem des Ouarzits vom Tristenkar nicht, daß die Ent- ■siehung des Quarzgefügebildes mit der erkennbaren Defor- mation des Quarzes zu erklären sei, da diese ihm zu gering erscheint. Der Behauptung Sander's, daß eine Gefügeregelung bei deutlicher Krystalloblastese eine Abbildung aus vorange- gangener Periode der Krystalldeformation sei, will der Ver- fasser Berechtigung nicht absprechen, doch möchte er auch die Möglichkeit einer primären Gefügeregelung durch Krystall- oblastese im Auge behalten. Interessant wären in dieser Beziehung Studien an krystallinen Schiefern, die durch die Bewahrung von Sedimenttexturen mechanische Deformationen ausschließen, wie dies z. B. für die von Sander beschriebenen Beispiele aus Finnland zutrifft. Die Ableitung der theoretischen Diagramme ergibt s^-m- metrische Figuren unter der Voraussetzung, daß die Ver- teilung der Orientierungen vor der Regelung ungeregelt war oder daß das neue Optimum symmetrisch zur alten Regelung liegt. Dies gibt eine Erklärung für das asymmetrische Ver- Jialten von Diagrammen. Ein solcher Fall ist schon bei Schliff '■»Se W.Schmidt, Urtiola, Fig. 3 besprochen, wo vielleicht einzelne große Indi- viduen das Ausgangsmaterial darstellten. Bei einigen Diagrammen \-om Kalkphyllit Val Canaria, Fig. 5 — 7 scheint eine vorhergegangene anders orientierte Ge- fügeregelung Schuld an der Asymmetrie zu sein. Besonders auffällig ist diese beim Calcitdiagramm, bei dem der größte Wert ganz auf der einen Seite des Maximums liegt. Es scheint, daß vor der letzten Gefügeregelung ein sehr enges Maximum bestanden habe, daß das neue Optimum fast ganz außerhalb desselben lag, so daß sich alle Orientierungen von derselben Seite dem Optimum nähern mußten. Außer diesen Formeigenschaften der Diagramme ist aber auch die Orientierung derselben zur übrigen Textur des Schiefers von Bedeutung. Für die Ouarze kann ja im wesentlichen ausgesagt werden, daß die von Trener und Sander ausgesprochene Regel meist zutiifft, daß die Hauptachsen normal auf die Schieferung stehen oder nach unserer Ausdrucksweise, daß 7.' in der Schieferung liegt. Doch gibt es unter den Beispielen auch krasse Ausnahmen. Der Verfasser möchte hier nicht so sehr auf den Schliff von Jon dad Ontsch hinweisen, weil er nicht weiß, ob die durch die Linsenform der Ouarze be- dingte .Schieferung analog mit einer Glimmerschieferung ist.. sondern besonders auf das Bild von Val Canaria. Jedenfalls aber stört eine solche asymmetrische Lage des Diagrammes den allgemeinen Bautypus eines krystallinen Schiefers. Bei einem Schnitt krystalliner Schiefer gilt im allgemeinen, daß sein Texturbild nach zwei Richtungen, der der Schiefe- rung und der normalen darauf bilateral sjanmetrisch ist; das heißt: Tritt im Schnitt eine Orientierung auf, so hat die symmetrisch dazu gelegene Richtung dieselbe Wahrschein- lichkeit des Auftretens. Doch zeigen eine Reihe von Erscheinungen, daß diese Sjanmetrie nur eine äußerliche ist und das Auftreten schräg- liegender Optima vermehrt die Zahl dieser Erscheinungen. Da der Gefertigte die Absicht hat, gerade diese Sym- metrieeigenschaften der krystallinen Schiefer zusammenfassend zu behandeln, sei über diesen Punkt nur kurz gesprochen. Getugestudiuin krystallinor Schiefer. 53/ In der Arbeit Mechanische Probleme der Gebirgsbildung^ Mitt. d. Geol. Ges., Wien 1915, p. 63 hat der \'erfasser die These aufgestellt, daß Schieferungstlächen die Abbildung von Gleitflächen darstellen, im Gegensatz zur Anschauung, daß sie Abbildungen von Hauptspannungen seien. Diese zwei \'orgänge unterscheiden sich unter anderem auch durch die Symmetrie. Hauptspannungen sind räumlich nach drei auf- einander senkrecht stehenden Ebenen symmetrisch, ihr Produkt muß unbedingt dieselbe Symmetrie aufweisen. Dagegen weist ein Gleitvorgang nur eine zvveizählige Drehachse in der Gleit- tläche normal zur Gleitrichtung auf, auch ihr Produkt muß nur dieses Symmetrieelement zeigen. Dagegen kann auch in diesem Falle sekundär höhere Symmetrie eintreten, wenn Mineralien wie Glimmer sich mit einer Symmetrieebene in die Gleitfläche einstellen. Doch wird diese Symmetrie sich dann nur auf einige wenn auch auffällige Minerialien erstrecken, die Asymmetrie wird eine versteckte. So weist also ein schrägliegendes Optimum wie gerade beim Falle Val Canaria aber auch Jon dad Ontsch darauf hin, daß das Gestein Gleitdeformationen ausgesetzt war, im ersteren Falle wird dies durch die gleichsinnige Verdrehung- aller Diagramme noch bestärkt. Es muß aber ausgesprochen werden, daß der Zusammenhang zwischen Orientierung des ( )ptimums und einer Gleitdeformation nicht umkehrbar ist in dem Sinne, daß bei jeder Gleitdeformation eine Schräglage des Optimums zu erwarten wäre. So zeigt der Schlitf Oxnerkar- schneid durch verlagertes ,s'/ in den Granaten deutlich an, daß in ihm asymmetrische Gleitdeformation geherrscht hat, während das Optimum ausgezeichnet in der Schieferung liegt. Allerdings ist hier die Annahme zulässig, daß die Verdrehung und die Ausbildung der Gefügeregelung verschiedenen Phasen angehört. Eine andere Möglichkeit der Ausbildung einer asym- metrischen Textur ist aber auch durch Überlagerung mehrerer an sich symmetrischer Schieferungen möglich. Diesem Falle dürfte das Beispiel der Querbiotite vom Gotthard angehören. Wie einige Beispiele zeigen, kann die Methode nutz- bringend auch für andere Mineralien angewandt werden, im allgemeinen für solche, bei denen einer im Schliffe sichtbaren Sitzb. d. mathem.-natunv. Kl., Abt. I, 12(5. Bd. 39 538 \\'. Sc h midt, Ciefügestudiuni kiystalliiier Schiefer. Richtung eine krystallographische eindeutig zugewiesen ist. Solche sind bei optiscli einachsigen Krystallen die Aus- löschungsrichtungen. Bei zweiachsigen Mineralien ist dieser Weg nicht betretbar. Wohl aber kann man bei .solchen gut mit ein- scharig auftretenden Spaltflächen wie bei Glimmern arbeiten. Der bisher dargestellte Vorgang hat einen großen Nach- teil, daf3 er die Probleme nur in einer Ebene, der Schlitfebene, behandelt, während die Ouarzorientierung doch im wesentlichen eine räumliche Erscheinung ist. Man kann ja die Lage des Optimums im Räume aus den Lagen in zwei zueinander schrägstehenden Schliffen bestimmen. Die Verteilung der Häu- figkeit um diese Optima herum läßt sich auf diesem Wege nicht behandeln. Auch hat der Verfasser bei derartigen Ge- legenheiten manchmal sehr widersprechende Erscheinungen erkannt. Es müssen eben dann beide Schliffe aus einem Gebiete gleicher Orientierung stammen, wovon er für die darnach be- handelten Schliffe (Grubenmannsammlung) nicht überzeugt war. Der Verfasser hat versucht, die räumliche Orientierung der optischen Achsen der Quarze durch Vermessung der Achsenbilder zu bestimmen, doch scheiterte der Versuch an dem ungenügenden Gesichtsfelde des ihm zur Verfügung stehenden Objektives. Herr Hofrat Becke gab ihm den Rat, die optische Orientierung im Räume durch aus Auslöschungs- richtung und Höhe der Doppelbrechung zu bestimmen. Der Rat konnte bis jetzt wegen Zeitmangel nicht befolgt werden, doch gedenkt der Verfasser wegen der Wichtigkeit des Problems besonders für die Fragen der Streßerscheinungen ihn im Auge zu behalten. Faßt man die bisherigen Ergebnisse der Studie zusammen, so hat man wohl noch keine fixen Resultate zu verzeichnen, wohl aber sind eine Reihe von Problemen angeschnitten, deren Auflösung nur von der Menge derartigen Beobachtungsmate- riales abhängen dürfte. Auf die Wegsamkeit dieses Gebietes hinzuweisen, soll der Hauptzweck der Studie sein. Der Verfasser fühlt sich verpflichtet, allen Stellen, die seine Untersuchung, insbesondere durch Überlassung \'on Schliff- material unterstützten, seinen Dank auszusprechen. Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Mineraiogi^TOCrystallp^phie, B'^f^nik, Phy/kiölogie dec „^ Pflanze/, ^omogieXpala)»ntolQgiep^eoIoCTierHRbysische Gpogifaph)e und If^eisfen ml Bind. SJtzungsbericlne der Kais. Akad d Wis^;.. math.-natunv. Klasse, Abt. i, 126. Bd.. 1917. vss \V. Scliinidt, ( '.ei';, ei Studium ki vstalliiier Sciiiefer. ^ Richtung eine kiybtalloi^rapuihchc eind-jutig zugewiesen i.s'.. Solche sind bei optisch einachsigen Krystallen die Aus- löschungsrichtungcn. Bei zweiach- niclYkXtofetreibar. W*hl aber I^'^At chaxiir auftrete, DerNbish tefl, djaß ^r d: böihanjdelt/ wäl i'äymlich <-)ptfm.urKjs im titkeill uni di niisht ibej/and legenlteiten ma Spalt iStell/e Morgang /i e nur in einer OuVrzqrientier i.:^. '••'lien ist dieser We^ :nen ^utl rmj: ein- C\immern iarb^iten. \n g-oßejn Nßch- 1er ISchliffeöene, im wesentlrchen ja die\jiage des zwei .sdekiander iingepi-igelndei enat;n bbji lei ..b8 fheinunV js; je aus/ae> ten pesöinirtoen. na iner^in ^äbt hit djcr fial sem:_jw," erkannt. Es müssen eben dann' beide SchfUTe aus eii\^m|G^b:.ite gleicher Orientierung stammen, wmion er für ^^ darnach be- ^_^ Jiandelten\^Ählitfe (Gril^nmannsamiiiung) nicl>Hrfeerzeugt war. Der^.A/'^rCasser bKoTTvVsuchl?; d|ie\äum/ich| (JVientierung on(liscl|ien\AclTpen I den Oiiarz^ dairch 1 Vermessung der bildfer zi bestimmen, docth I5ch4iterte\d(|r ^Tersuch an GesidJitsfelfle Idee ihrrrzluiN Verfügung ktivbs. Harri Hofral iBedke pibjiiim den Rat. die optis^htrDrientieVuilg^i RaiXnie- d)/rch aiis Auslöschungs- richtung und Höhe der Doppelbrectuing zu T>€JÄtfrnmen. Der Rat konnte bis jetzt wegen Zeitmangel nicht befolgt werden, doch gedenkt der Verfasser wegen der Wichtigkeit des Problems 'AU behalten. Faßt man die bisherigen Ergebnisse der Studie zusammen, so hat man wohl noch keine fixen Resultate zu verzeichnen, wohl aber sind eine Reihe von Problemen angeschnitten, deren Auflösimg nur von der Menge derartigen Beobachtungsmate- riales abhängen dürfte. Auf die Wegsamkeit dieses Gebietes hinzuweisen, soll der Hauptzweck der Studie sein. Der Verfasser fühlt sich verpflichtet, allen Stellen, die seine Untersuchung, insbesondere durch Überlassung von Schlit^'- material unterstützten, seinen Dank auszusprechen. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 8. Heft 40 541 Der chemische Bestand und das Verhalten der Zeohthe I. Teil Von Gustav Tschermak w. M. K. Akad. (Vorgelegt in der Sitzung am 21. Juni 1917) Als Zeolithe werden jene wasserreichen Aluminium- silikate der Leichtmetalle bezeichnet, welche vorzugsweise in Blasenräumen und Klüften von Eruptivgesteinen, seltener auf Erzgängen und entsprechenden Spalten vorkommen. Das vor- liegende Beobachtungsmaterial ist sehr umfangreich, doch sind die Analysen von sehr verschiedenem Werte. Jene aus älterer Zeit, die nach einer einfachen, aber minder genauen Methode ausgeführt wurden, können unberücksichtigt bleiben, doch wurden auch in späterer Zeit viele Resultate veröffentlicht, die keine Übereinstimmung erkennen ließen. Auch wenn bloß die von bewährten Analytikern her- rührenden Ergebnisse zur Berechnung der Formel benutzt werden, zeigen sich bei derselben Zeolithgattung solche Unter- schiede, daß es bisher nicht möglich erschien, die Zusammen- setzung auf Grund der bisherigen Annahmen bezüglich einer isomorphen Mischung zu erklären. Eine Scheidung des Brauchbaren von dem Minderwertigen erscheint, ohne den Verdacht der Voreingenommenheit zu er- wecken, nicht ausführbar und es erübrigt nur, dem Gegebenen bloß die gewöhnlichen Beobachtungsfehler zuzumuten und nur in besonderen Fällen die geringere Vertrauenswürdigkeit her- vorzuheben. 042 G. Tscliermak. Um bei dem folgenden Versuche einer Ermittlung der Ver- bindungsgesetze mich auf Beobachtungen stützen zu können^ die mein Vertrauen genießen, habe ich mich seit Jahren be- müht, von den häufiger vorkommenden Zeolithen ein deutlich krystallisiertes reines, tadelloses Material zu gewinnen und dieses einer sorgfältigen Untersuchung zuzuführen. Dabei wurde mir die bereitwillige Mithilfe des nun verewigten Kol- legen E. Ludwig zuteil, der eine Anzahl dieser Minerale in seinem Laboratorium und unter seiner Leitung von geübten Kräften untersuchen lie(3. Die Mehrzahl der hierhergehörigen Analysen wurden von dem nicht mehr lebenden Adjunkten Dr. Emil Zdarek, die übrigen von den Herren R. Bernert,. F. Kossmat, A. Ortmann, A. Paltauf und den Frauen Silvia Hillebrand, Helene Ludwig ausgeführt. Andere Beob- achtungen, die von mir und Herrn M. Stare k herrühren, gingen aus dem Mineralogisch-petrographischen Laboratorium in Wien, ferner eine von A. Pelikan aus dem gleichbenannten Institut in Prag hervor. Die untersuchten Zeolithe wurden sämtlich im lufttrockenen Zustande anal3^siert. Dabei wird der Wassergehalt gegenüber dem ursprünglichen etwas zu niedrig bestimmt, denn die Zeo- lithe büßen in trockener Luft etwas von ihrem Wassergehalte ein. Man könnte das Pulver vor der Analyse einige Tage über Wasser halten, dem 1% Schwefelsäure zugesetzt worden. Wie bekannt, ziehen aber die getrockneten Zeolithe mehr Wasser an, als ihnen ursprünglich zukam und dabei verhalten sieb die wasserreichen anders als die wasserarmen. Andrerseits wurde wahrgenommen, daß manche Zeolithe beim Pulvern etwas Wasser aufnehmen. Bei der Berechnung des Wassergehaltes muß beides berücksichtigt werden. Die Bestimmung des Siliciumdioxyds- erfolgte mit Rücksicht darauf, daß das Gel nach dem Ein- dampfen etwas wasserlöslich bleibt und erst nach längerem Trocknen auf dem Wasserbade fast unlöslich wird. Der ge- ringe Betrag, welcher nun in den Tonerdeniederschlag über- geht, wurde nach Auflösen des Aluminiumoxyds ermittelt. Der Calciumniederschlag wurde nach dem Glühen und Wägen auf l'Jeinheit geprüft. Chemischer Bestand der Zeolithe. 543 Die Bestimmung des Natriumoxyds leidet, wie bekannt, an einiger Unsicherheit, weil beim Verjagen des Salmiaks ■durch Glühen auch etwas Natriumchlorid sich verflüchtigen kann. Bei der Absonderung des Kaliumplatinchlorids wurde nach dem Vorgange von Morozewicz auf die Konzentration des zugesetzten Alkohols Rücksicht genommen und wurde ■der Niederschlag mikroskopisch geprüft. Durch diese Vergrößerung der Zahl zuverlässiger Ana- lysen schien es möglich, leichter als \"orher zu einem Ein- blick in das Wesen der Zeolithverbindungen zu gelangen. In der Hoffnung auf einen Fortschritt in dieser Richtung ■wurde ich noch bestärkt durch die Ergebnisse der Unter- suchungen über das Verhalten dieser merkwürdigen Silikate bei der Zersetzung durch Säuren und der Prüfung der dabei entstehenden Kieselsäuren. Da für diesen Zweck jedesmal größere Mengen reinen Materials erforderlich waren, so mußte ich mich auf eine geringere Zahl, als ich wünschte, beschränken. In den letzten zwölf Jahren konnten die bezüglichen Unter- suchungen, für die nur das Winterhalbjahr günstig ist, dank der freundlichen Mithilfe des Herrn Dr. A. Himmelbauer, der jedoch, im Sommer 1914 auf einer Reise in Rußland begriffen, bei Ausbruch des Weltkrieges dort interniert, von der gebildeten Menschheit abgeschlossen ist, allmählich durch- geführt werden. Bestens dankend erwähne ich die Förderung meiner Arbeit seitens des Herrn Kollegen F. Becke, der mir die Mittel seines Laboratoriums gütigst zur Verfügung stellte. I. Neue Analj'sen. Natrolith. Ziemlich klare Krystalle von dickstängeliger Form, ein Vorkommen von Brevik, Norwegen. ^Analyse von G. Tschermak unter I. Schöne große Krystalle von Groß- prießen, Böhmen, die schon früher beschrieben wurden,^ von Prof. A. Pelikan in Prag neuerdings analysiert, li Dichte 2 • 254. 1 Diese Sitzungsber., 111, Abt. I (1902), 334. )44 G. Tschermak, I SiO., 47-89 AUÖg.... 26-81 Ca O - ^ Na^O 15-83 KoO — a,0 9-69 100-22 47 40 26 88 0 05 16 25 0 11 9 67 100 36 Skolezit. Breite, ziemlich durchsichtige Krj^stalle voo Punah, Indien. Z>rr2-289. Eine Analyse wurde schon früher mitgeteilt/ in letzter Zeit von G. Tschermak mit folgendem Resultat wiederholt: SiO,... 46-10 AlA--- 26-32 CaO . . . 14-22 Na,0... 0-12 H.,0 ... 13-60 100-36 Laumontit. Weiße, trübe, im Zerfallen begriffene Kry-. stalle (Leonhardit) von Kongsberg, Norwegen. Analyse von G. Tschermak. SiOo ... 53-03 AUOo. . . 21-87 CaO . . . 11-69 Na,0... 0-94 HoO ... 12-60 100-13 Thomson it. Aus einem stängeligen Aggregat durcli- sichtiger Prismen von Kilpatrick wurde ein vollkommen reines Material gewonnen, das bei der von G. Tschermak aus- geführten Analyse die Zahlen unter I ergab. Der Comptonit von VV^esseln bei Aussig, bestehend aus ziemlich durchsichtigen Krystallen von der Dichte 2-374, wurde von Dr. E. Zdarek analysiert II. 1 Diese Sitzungsber., 114, Abt. 1 (1005), 464. Chemischer Bestand der Zeolithe. 545 SiO., .. .. 37-73 37-84 AloO., . . .. 31-63 31-46 CaO... . . 1 3 • 55 1 3 - 52 Na.,0 . . .. 4-01 4-25 H.O . . . .. 13-52 100-44 13-06 100-13 Bei der Erwärmung des Comptonits auf 110° betrug der Gewichtsverlust M2 7o ^^^ Minerals. Analcim. Weiße Krystalle der Form (211) von dem bekannten Vorkommen an der Seisser Alpe in Tirol wurden von Frau Helene Ludwig analysiert mit dem Resultat unter I. Schöne durchscheinende Krystalle vom Table Mountain, Colo- rado, von der Dichte 2-261 ergaben bei der Analyse durch Herrn Prof. Dr. M. Starck die Zahlen unter II. Der Brechungs- quotient für Na-Licht wurde von Herrn Hofrat F. Becke zu 1-479 bestimmt. Glashelle Krystalle der Kombination (100)(211) von den Cyklopeninseln bei Catania mit dem Brechungs- quotienten für Na nach F. Becke von 1-489 und der Dichte 2-270 wurden von G. Tschermak analysiert III. I 11 III SiO., . . 56-49 55 • 94 53-83 Al^Ö, . . 21-98 22-21 24 - 02 CaO .. 0-36 0-19 0 • 55 MgO . . 0-03 — — K,0 . . . 0-30 0-09 — Na.,0 . . 12-42 12-69 13-38 H.,Ö . . . 8-56 8-55 8-27 100-30 99-67 100-05 Gmelinit. Kleine, gut ausgebildete Krystalle von Mon- lecchio Maggiore bei Vicenza von der Dichte 2-043 wurden von Dr. E. Zdarek mit folgendem Ergebnis anal3^siert: 1 Darin auch 0-160^ Fe^O., 546 0. Tsch e I m a k , SiO. ... . 48-82 AloÖg . . . 19-61 Fe^,02 .. . 0-05 Ca'o ". . . . 1-23 MgO... . 0-06 Na,0 . . . . 9-13 K,Ö.... . 0-38 HoO ... . 20-43 99-71 Nach dem Erwärmen auf 110° betrug der Gewichts- verlust 4-9 7o. Chabasit. An durchscheinenden weißen Kry stallen von Wassons Bluff N. Sc. von der Dichte 2-081 bestimmte Dr. A. Himmelbauer den Rhomboederwmkel zu 85° l'^j^, während für Chabasit derselbe nach Descloizeaux 85° 14' beträgt. Analyse unter I. Rote Kr3^stalle vom gleichen Fund- orte ergaben die Dichte 2-091 und die Zahlenverhältnisse unter II. Beide Analysen von Dr. E. Zdarek. Bei der Be- rechnung der letzteren wurde das Eisenoxyd, als beigemengt, nicht einbezogen. Schöne durchscheinende Krystalle von den Faröern ergaben Herrn Dr. R. Bernert die Dichte 2-093 und die Zahlen unter III. Mit weißen Krystallen von Rübendörfel bei Aussig bestimmte Herr Prof. Dr. A. Pal tauf die Dichte = 2-121 und die Verhältnisse unter IV. 1 11 111 IV SiO, . . . 50-62 50 - 45 46-78 48-16 AI2O3 . . i7-7r 17-71 19-84 20-33 Fe^a, . . 0-09 0-22 — — CaO .. . 8-23 . 8-65 9-54 9-85 MgO.. . 0-05 0-05 — 0-53 Na^O.. . 1-30 0-78 0-14 0-24 K2O... . 0-28 0-78 3-15 0-62 HgO .. . 21-82 21-98 20-95 20-56 100-10 100-62 100-40 100-29 Nach dem Erwärmen auf 1 10° betrug für I der Gewichts- verlust 6-007o- Chemischer Bestand der Zeolithe. 547 Ptilolith. Kleine weiße Kügelchen von durchschnittlich 3 mm Durchmesser, Ausfüllungen von kleinen Hohlräumen eines vulkanischen Gesteines der Insel Guadalcanar, ergaben bei der Analyse durch Herrn Prof. Dr. F. Kossmat nach- stehende Zahlen. Es ist möglich, daß dieselben schon irgendwo veröffentlicht wurden. SiO., ... . (37-23 Al.O, . . . . 10-92 Fe.,0, . . . 0-29 CaO . . . . 1-83 MgO . . . . 0-34 Na.,0... . 3-92 K,0.... . 0 • 58 H.,0 . . . . 14-91 100-02 Bei 110° betrug der Gewichtsverlust 3-14°/ Heulandit. Große, farblose, durchsichtige Krystalle von Berufiord, Island, Z>=:2-104, analj^sierte Frau Silvia Hille- das schon früher^ mitgeteilt b rand mit folgendem Ergebn s, das sc w urde. Sic, . . . 58-03 Al.Og. . . 15-97 Fe:ol . . 0-13 CaO .. . 7-93 MgO.. . 0-07 Na,0.. . 0-95 K..0 . . . . 0-6(3 H,0 .. . 16-78 100-52 Das Mineral enthielt auch Spuren von Ba, Sr, Li. Desmin. .Aus weißen Krystallaggregaten von den Faröern wurden klare Blättchen gewonnen, die bei der Analyse durch Frau Silvia Hillebrand die Zahlen I lieferten. Auch hier 1 Diese Sitzungsber., 115, Abt. 1 (1<)Ö6), 715. •'>48 G. Tschermak, wurden Spuren von Ba, Sr, Li nachgewiesen. An einem anderen Vorkommen mit der gleichen Fundortsangabe und reinem Material von der Dichte 2-204 erhielt Herr A. Ort- mann die Resultate unter If. 54-51 16-31 8-00 1-94 SiOg . . . . 58-14 Ai.,03 . . . . 15-48 Fe^Og.. .. 0-15 CaO... . . 8-06 MgO . . . . 0-08 Na,0 . . .. 0 01 H.3O . . . .. 18-57 100-49 99-62 Phillips it. Kleine weiße Krystalle vom Eulenberg bei Leitmeritz mit der Dichte 2-186 wurden von Herrn Dr. F. Focke ausgesucht. Daran bestimmte Herr Dr. E. Zdarek die Zu- sammensetzunsr: SiOg ... , . 48-86 AUO, . , , . 20-99 Fe.O. ., . . 0-17 CaO . . . . 6-76 MgO . . . . . 0-05 Na.,0 . . , . . 0-99 K.,0.... . . 5-05 H.,0 .. . . 16-55 99-42 Bei 110° betrug der Gewichtsverlust 6 -440/0. Gismondin. Weiße kleine Krystalle von Capo di Bove bei Rom, Z) = 2 - 256, ergaben bei der Analyse durch Dr. E. Zdarek die Verhältnisse unter I. Kleine weiße Krystalle vom Schiefer- berg bei Salesl, Böhmen/ welche von Prof. J. E. Hibsch sorg- fältig ausgesucht wurden, führten bei der von G. Tschermak unternommenen Analyse zu den Zahlen unter II. 1 Tschermuk's .Min. und petr. .Mitt., lier. v. Hecke, :S4 (1917), 1S7. Chemischer Bestand der Zeulithe. 549 SiO,. Aldo Fe,03 CaO. Na,0 K,Ö . h'o. 37-00 27-04 0-23 1 2 - 34 0-41 2-87 20-07 35 78 ■ 28 00 13 90 2 04 20 41 100 13 100-56 Bei 11U° gab der Gismondin von Capo di Bove 6*30% Wasser ab. 2. Vergleichung der Ergebnis.se, Aus diesen Analysen berechnen sich die folgenden \'er- hältniszahlen der Elemente, wobei jene für Na und K zu- sammengelegt, in den Fällen, da Ca vorwiegt, die äquivalenten Mengen von Na und K zugefügt, ferner die kleinen Mengen von Fe'" und Mg zu AI und Ca gerechnet wurden. Alle Zahlen sind auf den Wert 2 für AI bezogen. Si AI Xa Natrolith Brevik 3-02 : 2 : 1 -95 Großpries. ... 2-99:2: 1-11 Analcim Seiss 4-34 : 2 : 1 -88 Color 4-27 :2: 1-92 Cyklop 3 - 80 : 2 : 1 • 92 Gmelinit Mont 4-22 :2:2-18 Si AI Skolezit Puna 2-97 :2: 1 Laumontit Kong 4-11:2:1 Thomsonit Kilp 2 -02 : 2 : 0 Aussig .... 2-04 : 2 : 1 Chabasit Wass 4 - 85 : 2 : 0 » 4-83:2: 1 Farö 4 • 00 : 2 : 1 Aussig 4-01 : 2 : 1 Ptilolith Guad 10-20 : 2 : 1 Heulandit Beruf 6-13: 2 : 1 00 04 99 Ol 987 020 06 00 02 H Si:H 4-10 : 1 • 357 4-08 : 1 - 365 4-40 : 1-014 4-37 : 1 - 023 3-91 1:1- 028 1 1 - 82 l : 2-225 H Si:H 5-86 l : 1-974 6-54 : 1 • 592 4-85 1:2- 399 4-71 l :2-310 13-98 l : 2 - 885 14-08 1 :2-918 11-89 :2-98 11-47 [ :2-86 15-23 1:1- 482 11-80 :. 1 - 935 Ö50 r., Tsche rmak, Si AI Ca H Si : H Desmin Faröer 6-33 » .5-66 Phillipsit Eul 3-94 0-957 : 13 -.^L^ 1 : 2-139 1-075: 13- ]'2 1:2-316 0 • 926 : 8 • 95 1 : 2 - 268 Gismondin Capo 2-36:2:0-972: 8-42 1:3-573 Salesl 2-17:2:1-025: 8-27 1:3-818 Die angeführten Zeolithe, welche Repräsentanten der ver- schiedensten Gattungen darstellen, zeigen ein ziemlich kon- stantes Verhältnis von Aluminium zu Natrium oder Calcium, nämlich AI, : Na., oder Al^ : Ca, während die Beträge für Si imd H stark wechseln. Es wäre nun möglich, daß mit dem AI und Ca oder Na in allen Zeolithen dieselbe Menge vSi zu einer Verbindung vereinigt wären, die ich als die Kern Verbindung bezeichnen möchte. Um diese zu erkennen, wäre nachzusehen, wo neben AI das Minimum von Si eintritt. Dieser Fall ereignet sich beim Gismondin von Salesl, der vom Sauerstoff abgesehen das Verhältnis Si2Al.,CaH8 darbietet, und beim Thomsonit, dem sehr nahe das Verhältnis Si2Al.,CaH5 zukommt. Diese beiden würden aus dem Kern Si.,Al.,CaOg oder Si.,Al.,Na208 bestehen, mit dem verschiedene Mengen Wasser verbunden wären. In ■den übrigen Zeolithen wäre nicht bloß der Wassergehalt, sondern auch der Gehalt an Si ein wechselnder. Wird diese Annahme eines konstanten Kernes zur Gliede- rung der analysierten Zeolithverbindungen benutzt, so ergeben sich die verschiedenen Mengen von Si und H, die den Kern begleiten, wie dies aus folgenden Beispielen bei Abrundung der Verhältniszahlen und Weglassung des Sauerstoffes zu ersehen ist. Natrolith Brevik Si Analcim Seisseralpe ...... Si.,... » Cyklopen Si^.g Skolezit Punah Si Chabasit Wassons Si.,.,, Faröer Si., Heulandit Berufiord Sij^.^ H.. Si.,Al.,Na., H... Si.,AUNa., H,.. SioAUNa., Hr,.o Si.,AUCa Hu Si.,Al.,Ca H,,-. Si..AUCa ^11-9 Si., AI.,Ca Chemischer Bestand der Zeoliihe. -)ö]' Um eine Deutung der mit dem Kern verbundenen Mengen .'on Si und H zu finden, wird man wiederum jene Fälle in Betracht ziehen, in welchen das Verhältnis Si : H ein Minimum des Wassergehaltes erkennen lassen, nämlich Analcim und Na- trolith, für welche dasselbe 4 : 4 und 3 : 4. Die Zusammensetzung beider, wenn für Analcim das durchschnittliche Verhältnis Si^AUNa^H^Oi^ angenommen wird, führt zu der Vergleichung: Natrolith Si H^ . Si,Al,Na, Analcim Si, H^ . Si,Al,Na, 'Hier erscheinen zwei wohlbekannte Kieselsäuren SiH^O^ und Si,H40g mit dem Kern vereinigt. Dies gibt schon eine Andeutung, daß bestimmte Arten von Kieselsäure zu dem Kern hinzutreten. Davon ausgehend, gewinnt man auch die weitere Deutung bezüglich des Wasserstoffes wie in folgenden Beispielen: Skolezit Punah Si H^ . Si,Al,Ca . H, Chabasit Faröer Si., H^ . SioAL.Ca . Hg Heulandit Berufiord Si^ Hg . Si., Al.,Ca . H^ Auch hier sind es die beiden vorhergenannten Kiesel- säuren und eine polymere Si^HgO^.^, die den Kern begleiten, jedoch tritt hier der Fall ein, daß auch eine bestimmte Menge Wasser hinzukommt, welche vorläufig als Hydratwasser be- zeichnet werden mag. Man kann demnach die Formel der genannten Zeolithe so gliedern, daß ein Teil als normales Salz, der zweite als Kieselsäure oder Kieselhydrat er- scheint, wozu öfter noch Hydratwasser kommt. Diesen Satz habe ich schon vor 33 Jahren ausgesprochen^ und derselbe bildet die Grundlage der nachfolgenden Be- :rachtungen. Diesem Befunde gemäß erscheinen die Zeolithe als Ver- bindungen, in denen ein bestimmtes Alumosilikat mit Kiesel- säure und Hj'dratwasser vereinigt ist. Diese Idee wurde Tschermak's Lehrbuch der Mineralogie, 1. Aufl., Wien 1884. Oo2 G. Tscliermak, später von Dölter erwähnt^ und von Zambonini erörtert. - welcher auf das ähnliche Verhalten der Zeolithe und der Kieselgele hinwies. Bisher wurde noch wenig Rücksicht darauf genommen, daß die Zusammensetzung von Zeolithen derselben Gattung meist variabel ist, folglich nicht in allen Chabasiten, Heulan- diten usw. dieselbe Kieselsäure als Begleiter des Kernes an- zunehmen wäre. Ein Beispiel geben zwei Chabasite von gleicher Krystallform: Chabasit VVassons Si._,.g H,. . Si.^Al.Xa . Hg » Faröer Sio.^ ¥\^ . .Si.^AI.Xa . Hg * Während in dem Chabasit von den Faröern die Kiesel- säure Si^H^Og mit dem Kern verbunden erscheint, ist in dem Chabasit von VVassons Bluff nicht eine solche, sondern eine Mischung dieser mit einer höher zusammengesetzten, wahr- scheinlich Si.HaO,.,, anzunehmen. Diese Erscheinung wiederholt sich, wie später gezeigt wird, bei der großen Mehrzahl der Zeolithe, deren Zusammen- setzung bisweilen zwischen ziemlich weiten Grenzen schwankt. Nach meiner Auffassimg beruht diese Schwankung darauf, daß nicht immer eine einfach zusammengesetzte Kieselsäure, sondern oft eine Mischung von solchen sich mit dem Kern vereinigt, also eine derlei Mischung die Stelle einer einfachen Kieselsäure vertritt, ohne daß die Krystallform sich erheblich ändert. Dagegen könnte eingewendet werden, daß die Unter- schiede in der Zusammensetzung nur darauf beruhen, daß die Verbindungen Si.^AloCaOg und SigAIoNa^Og als konstante Glieder angenommen wurden und daß vielmehr die Zahl für Si konstant anzunehmen sei, doch zeigen schon zwei Beispiele, daß diese Alternative nicht besteht. Die vorgenannten Chaba- site geben: Chabasit VVassons B 2 Si : 0-7 Si.,AIoCa : 9-8 H Faröer 2 Si : Si., AUCa : 1 1 -9 H 1 Jahrb. f. Min., 1890, I, 119. 2 Zeitschr. f. Kryst., 43 (1907), 404. Chemischer Bestand der Zeolithe. OO.i Die Analcimanalysen führen zu den Zahlen: Analcim Seisseralpe 2 Si : 0-86 SJ,Al.,Na., ; 3-76 H Cyklopen 2 Si : 1 • 1 1 SioAUNa', : 4-32 H Die in den beiden Fällen mit gleichen Mengen von SiO.^ verbundenen Gruppen zeigen in keiner Beziehung einen gleichen chemischen Wert, wonach die Annahme konstanter Mengen von SiO^ neben den übrigen Gruppen zu keinem verständlichen Resultat führt. Hingegen läßt sich die Gleich- wertigkeit der voneinander verschiedenen Kieselsäuren durch die von A. Werner begründete Annahme von Nebenvalenzen erklären. Zur Prüfung der bisher nur aus den wenigen eingangs angeführten Analysen abgeleiteten Anschauung, nach der in jeder Zeolithverbindung vorläufig zwei bis drei Gruppen, Kern, Kieselsäure und meist auch H3'dratwasser, zu unterscheiden sind, empfiehlt es sich, nunmehr unter Benutzung aller neueren Untersuchungen die Ergebnisse bezüglich jeder der einzelnen Gruppen zu vergleichen. 3. Das Verhältnis von Aluminium zu Calcium und Natrium. Es wird allgemein angenommen, daß in den Zeolithen das Verhältnis AI, : Ca und AI., : Na., stattfindet, erstens, weil dasselbe in vielen wasserfreien Silikaten, wie Orthoklas, Albit, Anorthit, Leucit, gefunden wurde, zweitens, weil die aus den Beobachtungen berechneten Zahlen sich meistens wenig von jenem Verhältnis unterscheiden und die Abweichungen sowohl im positiven wie im negativen Sinne eintreten. Schon ein Blick auf die vorher angeführten Daten bestätigt das Gesagte, auch in dem Falle stärkerer Abweichungen in anderen Beob- achtungsresultaten zeigt sich die gleiche Art der Schwankung um die genannten Verhältnisse. Es kommt aber doch häufiger vor, daß die Zahl für Calcium und Alkalien unter der von obiger Annahme geforderten bleibt, als daß sie dieselbe über- trifft. Als Grund dafür kann angeführt werden, daß, wie schon erwähnt wurde, die Bestimmung des Natriums leicht etwas zu gering ausfällt, zuweilen wohl auch die Bestimmung des Lithiums versäumt wurde, daß ferner für Aluminium, besonders 554 G. Tscliermak, in den älteren Analysen, ein etwas zu großer Wert gefunden wurde, weil die zweite Fällung der Tonerde unterblieb. Der Beobachtungsfehler in Aluminium, wenn für dieses 2 an- gesetzt wird, wirft sich auf die Zahlen aller übrigen Stoffe. Wenn also der Wert für AI zu groß gefunden wurde, so erscheint die Zahl für Calcium und Alkalien zu klein, ebenso erscheinen dann die Zahlen für Si und H kleiner, als die- selben bei richtiger Bestimmung der Tonerde sein würden. Es wäre aber doch möglich, daß in der Kernverbindung Wasserstoff enthalten ist, wofür der Hydronephelit (^Ranit) ein Beispiel. ,.. ,, v u ^ Si A! Na H Hydronephelit 1 • 94 : 2 : 1 • 35 : 4- 38 Ranit 2-07 : 2 : 1-76 : 4- 13 Hier wurde von Clarke angenommen, daß statt des Natriums, das gegenüber dem Verhältnis AK, : Na., abgeht, Wasserstoff in die Kernverbindung eintrete. Da jedoch die beiden Analysen an derben Stücken eines Zersetzungsproduktes ausgeführt sind, deren Gleichartigkeit und Reinheit nicht sicher ist, so kann die Abweichung von jenem Verhältnis auch durch eine Beimischung von Aluminiumhydroxyd (Diaspor, Hydrar- gillit) erklärt werden. In der Tat beobachteten Scheerer und Thugutt^ eine solche Beimengungundberechnete letzterer auf GrundseinerVer- suche mit Hydronephelit in diesem eine Zusammensetzung aus ungefähr 83 7(, Natrolith, 15 7o Hydrargillit und 2 V^ Diaspor. Immerhin erscheint jene MögUchkeit nicht ausgeschlossen, daher in den Fällen, da die Zahl für Calcium und Natrium unter dem durch Aluminium geforderten Betrage bleibt, zu erwägen wäre, ob ein größerer Fehler in diesen Bestimmungen anzunehmen sei oder nicht. In dieser Beziehung möchte ich aber, bevor ich zur Berechnung der einzelnen Analysen schreite, schon berichten, daß aus allen Analysen, die an reinem Material angestellt wurden und in denen bloß geringe Beobachtungsfehler anzunehmen sind, das gefundene Ver- hältnis von Aluminium zu Calcium und Alkalien sich nahezu genau dem genannten entsprechend ergibt. 1 Jalii-b. f. Min., 1910, I, 25. Chemischer Bestand der Zeolithe. OÖO Somit liegt kein zwingender Grund vor, v^on der Annahme, daß in den Zeolithen immer die Verhältnisse AI, : Ca und AI, : Na., stattfinden, abzugehen. In der Folge werde ich dem- nach solche Analysen, die eine starke Abweichung von dieser Norm darbieten, nicht dazu benutzen, die hier anzunehmenden Verbindungen zu berechnen. hinerhalb der Geltung des vorgenannten Verhältnisses macht sich in den Zeolithen eine gegenseitige Vertretung von Leichtmetallen bemerkbar. Nicht selten zeigt sich, daß statt des Calciums eine äqui- \'alente Menge Natrium, auch Kalium in die Verbindung tritt, ohne daß die übrigen Verhältnisse sich wesentlich ändern und ohne daß die Krystallform erheblich geändert erscheint. So in den rhomboedrischen Zeolithen: Si AI Ca Na H a : c Gmelinit Zdarek . . 4-219 : 2 : 0- 122 : 1 -574 : 1 1 -82 1 : 1-0860 Chabasit Paltauf. . 4-015:2 : 0-949 : 0- 103 : 11 -47 1: 1- 1017 Werden hier statt des Natriums die äquivalenten Mengen Calcium eingesetzt, so ergeben sich die Verhältnisse 2 AI : 0-994 Ca und 2 AI : 1001 Ca. Man pflegt die Vertretung von Ca durch Na.^ in den Zeo- lithen allgemein anzunehmen, also eine Isomorphie eigener Art zuzugeben, wie sie in den wasserfreien Silikaten, mit welchen die Zeolithe oft verglichen werden, nicht beobachtet wird. Vergleicht man die Komponenten der Plagioklase: 2 Si.^AlNaOg welche isomorphe Mischungen geben, so ist zwar in der einen Komponente die Gruppe AI, Ca, in der anderen AI, Na vor- handen, jedoch sind diese mit sehr verschiedenen Mengen von vSiliciumdioxyd verbunden und dem Natrium folgt eine bestimmte und größere Menge der letzteren. Ein solches Verhalten des Natriumsilikats gegenüber dem Calciumsilikat wird in den isomorphen Mischungen der Zeo- lithe niemals wahrgenommen, daher die bisweilen geäußerte Sitzb. d. matliem.-naturw. Kl., Abt. I, 120. Bd. 41 556 • G. Tschermak. Ansicht, daß die Zeolithe als Feldspathydrate betrachtet werden können, keineswegs gerechtfertigt ist. Der von Streng unternommene Versuch,^ die Zusammen- setzung der Chabasite durch Annahme der vier Silikate Si,Al,CaHgOio, Si^AlNaHgOi,, SioAloNa,H,Oi, und SißAUCaHjgO.^ darzustellen, könnte als hierhergehörig angesehen werden, allein die vorletzte der angenommenen Komponenten wäre als ein Nephelin zu bezeichnen und die letzte entspricht keinem Feldspat. Zeolithe, in denen das Kalium überwiegt, sind selten. Das Kalium tritt meist nur ergänzend neben Calcium und Natrium oder auch Barium auf. Im ganzen spielt es dieselbe Rolle wie das Natrium. Ein Beispiel dürfte genügen. Si AI Ca Na K H PhillipsitNidda, Fre- senius 3-783 : 2 : 0-687 : 0-099 : 0-550 : 8-930 PhillipsitAciCastello, Fresenius 3-701 : 2 : 0-315 : 1-096 : 0-269 : 9-657 Nach Umrechnung von Natrium und Kalium auf die äqui- valenten Mengen Calcium ergeben sich hier die Verhältnisse 2 AI : 1-011 Ca und 2 AI : 1-002 Ca. Schon vorher wurde dementsprechend von der Zusammen- fassung der beiden Alkalien Gebrauch gemacht. Auch weiter- hin wird das gleiche Verfahren befolgt werden. Die Vertretung von Calcium durch Barium ist am deut- lichsten in der Phillipsitreihe. Für Harmotom wird gewöhnlich das Achsenverhältnis 0-7031 : 1 : 1-2310 ß = 55° 10' und für Phillipsit 0-7095:1:1-2563 ß = 55° 37' angenommen. 1 Ber. d. Oberhess. Ges. f. N., 16 (1877), 74. Chemischer Bestand der Zeolithe. or>t Die Formähnlichkeit ist unverkennbar. Wird im Harmo- tom statt der geringen Menge von Calcium oder Magnesium die äquivalente Menge Barium angerechnet und werden die Alkalien zusammengefaI3t, so werden erhalten die Zahlen: Si AI Ba Na H Oberstein. Fresenius 5-069 : 2 : 0-8184 : 0-4213 : 10-83 Andreasberg Lemberg ... 4-939 : 2 : 0-8804 : 0-2605 : 10-65 Zwei Analysen von Phillipsiten geben nach Zusammen- fassung der Alkalien: Si AI Ca Na H Simiouse Barbier ... 4-817 : 2 : 0-493 : 1-012 : 10-24 Annerod II Fresenius ... 4-583 : 2 : 0-6898 : 0-5362 : 10-44 Die Verhältnisse von Aluminium zu Barium samt den äquivalenten Mengen der Alkalien sind für Harmotom 2 AI : 1-029 Ba und 2 AI: 1-011. Für die beiden Phillipsitanalysen berechnen sich 2 AI : 0-999 Ca und 2 AI : 0-958 Ca. Dieser Vertretung entsprechend werden später die kleinen Mengen von Barium äquiv^alent zu Calcium gezogen. Die erwähnten Vertretungen der Leichtmetalle voraus- gesetzt, wird der Kernverbindung die Zusammen- setzung SioAloCaOg oder SioAUNa^Og zugeschrieben. Im freien Zustande sind dieselben als Anorthit und als Nephelin bekannt. Ich habe viele Berechnungen angestellt, um zu ermitteln, ob in allen Zeolithen dieselbe Kernverbindung oder ob deren mehrere anzunehmen seien, wobei sich ergab, daß der ersteren Annahme die größere Wahrscheinlichkeit zukommt. Demnach wird in der Folge jeder Zeolithmischung die vorgenannte Kernverbindung zugrunde gelegt. Ich möchte mich aber ausdrücklich dagegen verwahren, daß mir die Ansicht zugeschrieben werde, in den Zeolithen sei Anorthit und Nephelin enthalten oder diese beiden seien als isomorph zu betrachten. Ich bemerke dies nicht ohne Grund, weil bei früheren Diskussionen derlei mißverständ- liche Auffassungen hervorgetreten sind. ."■'•'>'^ G. Tschermak, 4. Die übrigen Verhältnisse. \'on allen Zeolithen sind es nur wenige, denen ein kon- stantes \'erhältnis aller Elemente zukommt. In den übrigen erscheint die Menge von Silicium und Wasserstoff gegenüber dem Aluminium variabel. So z. B. schwanken beim Analcim, für den gewöhnlich die \^erhältnisse Si^AUNaoH^O^^ angenommen werden, die- gefundenen Zahlen zwischen folgenden Grenzen: Si AI Na H Plauen, Zschau 4-65 : 2 : 1- 86 : 4-98 und Eikaholmen, Brögger. . . 3-64 : 2 : 1-95 : 3- 78 Wenn hier angenommen wird, daß normalerweise das Verhältnis Aluminium zu Natrium 2 : 2 sei, so ändern sich die übrigen Zahlen in der Art, daß Silicium und Wasserstoff gleichzeitig von dem ersten Endglied zum zweiten abnehmen. Diese Tatsache hat Anlaß zu verschiedenen Mutmaßungen gegeben. Foote und Bradley,^ die darauf aufmerksam machten,, waren wohl auf dem richtigen Wege, als sie durch Annahme einer wechselnden Menge von freier Kieselsäure neben einer Kernverbindung eine Erklärung versuchten, die meiner ein- gangs erwähnten Ansicht entspricht. Für Desmin, dem ge- wöhnlich die Verhältnisse Si,.AL,CaHj^ zugeschrieben werden, ergeben sich als weitest auseinanderstehende Verhältnisse: Si AI Ca H Gellivara, Bygden 6-66 : 2 : 1-05 : 13-95 Berks Cty., Smith 5- 33 : 2 : 1-00 : 12 -88 Auch hier macht der Vergleich den Eindruck, als ob einer Kernverbindung verschiedene Mengen von Kieselsäure zugefügt wären. Für Phillipsit wurden die Extreme gefunden: Simiouse, Barbier 4 • 82 : 2 : 1 • 00 : 10- 24 Vallerano, Zambonini 3-03 : 2 : 1 -07 : 8-69, deren Vergleich ebenfalls zu einem derartigen Ergebnis führt. Amciican Journ. of sc, 23 (1912), 433. Chemischer Bestand der Zeolithe. 359 Um ZU erkennen, worauf dieses Schwanken beruht, wird -zuerst darauf Rücksicht zu nehmen sein, daß der Wasser- gehalt zum Teil der Kieselsäure oder Kieselsäuremischung, zum Teil dem Hydratwasser zukommt. Der letztere Teil ist in isomorphen Verbindungen als gleich anzunehmen, daher der Unterschied auf Rechnung der Kieselsäuren zu setzen ist. Als Beispiel können zwei Chabasite v^on vollkommen gleicher Krystallform dienen: Si AI Ca H Wassons Bl. Steiger. . . 5-01 : 2 : 1 -Ol : 14-4 \ <.. ,, ^ „ » Zdarek... 4-85: 2:0-99: 14-0 / ^'^^Ue^aH,, Table Mt. HiUebrand . . 4-07 : 2 : 0-97 : 12- 75 \ Faröer, Bernert 4-00 : 2 : 1 -06 : 1 1 -89 / ^^^ "' ^ '' Der Unterschied SiH, rührt von der Zusammensetzung der Kieselsäuren her. Da für diese im ersten Chabasit Si.H,; anzunehmen ist, so bleiben für das Hydratwasser H^ und die Gliederung beider wäre: ■ SigH,. . Si.,AloCa . H^ Si,H^ . Si.3Al.,Ca . H„ wonach die Kieselsäuren Si3HgOc) und Si._,H^O,; anzunehmen wären, die einander isomorph vertreten. Es ist aber, wie später bemerkt wird, wahrscheinlicher, daß die Kieselsäure SigHßOg aus Sij^HgO^., und Si., H^O^ zusammengesetzt ist, daher für die beiden Chabasite --Si.H, • J-Si.,H, . Si.Al.Ca . H, und Si.,H. . Si.,ALCa . H. zu schreiben wäre, also im ersteren eine Mischung zweier Kieselsäuren, im zweiten eine einfache anzunehmen wäre. Aus der Phillipsitreihe können die Beispiele entnommen werden: ö(30 G. Tschermak, Ph. Limburg, Fresenius. 4-7S : 2 : 0-95 Harmotom An. Lemberg 4-94 : 2 : 1 -Ol Ph. Nidda, Fresenius . . 3-78 : 2 : 1-01 >' Eulenb. Zdarek 3-95 : 2 : 0-93 8 • 94 ( 8-95 j Der Harmotom ist der Form nach dem Phillipsit sehr ähnlich, Ca wird hier durch Ba vertreten. Für Hydratwasser Si,H., . Si,Al,Ca . H,; Die erstlich berechnete Kieselsäure liegt zwischen Sij^Hg und SigH,, die zweite zwischen SioH^ und Si., H.,. Demnach wären die beiden Mischungen: — Si.Ho • -Si.,H, . Si.,Al.,Ca . H, 2 2^' ' ' — Si.,H. • -^Si.Ho . SioAloCa . H^ Zwei Heulandite lieferten die Verhältnisse: Teigarhorn, Baschieri 6 • 55 : 2 : 1 • 1 8 : 11 • 69 Berufiord, Lemberg 5-52 : 2 : 1 -00 : 10-48, die sehr nahe folgender Gliederung entsprechen: Si^.^H^.j . Si,Al,Ca . Hg Die Rechnung führt dazu, die Gegenwart \on drei vei schiedenen Kieselsäuren anzunehmen: -- Si, H, ■ -Si.H, • -Si.H, . Si.,Al„Ca . H, ^ Si^Hg • — Si^H, • -" Si.,H^ . Si.Al^Ca . H,. Die Zahl der anzunehmenden Kieselsäuren ist auf drei beschränkt. Da die Analyse bloß drei Zahlen, Chemischer Bestand der Zeoüthe. 561 nämlich jene für Si, AI, H liefert, jene für Ca und Na schon in der für AI enthalten ist, so lassen sich aus den Verhält- nissen der Analyse immer nur höchstens drei Werte als Koeffizienten der Kieselsäuren berechnen. 5. Die Gliederung der Zeolithverbindungen. In jeder dieser Verbindungen wären nach der vorigen Ableitung vorläufig zwei bis drei Glieder anzunehmen. Der Natrolith bestünde bloß aus dem Kern und einer Kieselsäure, die meisten übrigen Zeolithe außerdem aus Hydratwasser, das einer weiteren Gliederung harrt. Jedes Glied erscheint in sich abgeschlossen, doch muß eine Bindung der Glieder vorhanden sein, die nach der früheren Auffassung, welche nur Haupt- valenzen kennt, sich oft nicht erklären läßt. A.Werner hat durch seine Theorie der komplexen Ver- bindungen eine Idee zur Geltung gebracht, die, wie ich glaube, auch zur Deutung und chemischen Klassifikation der mannig- faltigen Silikate führen wird. Viele Silikate sind nicht einfache Verbindungen, sie bestehen vielmehr aus Gruppen, die so zusammengefügt sind, daß die Bindung häufig durch Neben- valenzen stattfindet. Durch Vergleichung solcher Verbindungen höherer Ordnung werden sich mehrere Typen ergeben, deren jeder ein bestimmtes Gesetz des Aufbaues erkennen läßt. Die verschiedene Art der Bindung der Elemente in den Zeolithen kann durch einige Beispiele angedeutet werden, deren Erläuterung später erfolgt. Natrolith Si H^O^ . Si.Al.Na.Og Analcim Si.H^, . Si.Al.Na.^Og Skolezit Si Hp^^ . Si,Al,Ca6g OH., Desmin Si^HgO,, . Si, AUCaOg OH, + 2 Aq Chabasit Si,H^O,' . Si2Al.,Ca080.2H^-^ 2 Aq Gismondin H,0 . Si., AUCaOgOoH^ + Aq Eine Regel für die Art der Bindung dieser Gruppen läßt sich wohl noch nicht angeben, bevor wenigstens für die v^ichtigsten Silikate eine gesetzmäßige Art der Gruppierung erkannt ist. 562 G. Tschermak, Zuweilen stellt sich eine andere Art der Gruppierung heraus, wenn der Versuch gemacht wird, die Verteilung der Elemente in dem Krystallgitter anschaulich zu machen. Hier gilt es nicht in erster Linie, die durch Haupt- und Neben- valenzen hervorgerufenen Bindungen, sondern eine räumliche Verteilung der Atome darzustellen, die oft eine andere Formel- summe als die bisher übliche beansprucht, wobei zu berück- sichtigen ist, daß eine Molekulargröße im früheren Sinne nicht in Betracht kommt. Jene Silikate, die ein heterogenes Element oder eine solche Gruppe in der Verbindung enthalten, eignen sich vor allen zur Erkennung des Atomgefüges, z. B. die tesseralen Minerale der Sodalithreihe,^ die der Formel Ä'.SSiAlNaO^ entsprechen, wo unter X die Salze Na Gl, Na., SO^ und CaSO^ zu verstehen sind. Ich darf hier wohl an meinen Versuch, eine Beziehung zwischen chemischer Zusammensetzung und Krystallform zu finden,- erinnern. Dort wurde auf die wieder- holte Wahrnehmung hingewiesen, daß holotesserale und tri- gonale Verbindungen oft dem Typus P:3 0 folgen. In der Sodalithreihe wären drei Gruppen SiAlNaO^^ mit einer Mol. Salz zu einem Verbände vereinigt, der in dem Krystallgitter acht verschiedene Stellungen einnimmt. Auf den gleichen Typ läßt sich der als normal betrachtete Analcim beziehen, dem sowohl eine monokline als eine tesse- rale Form zukommt. Statt der üblichen Si^Al^Na^H^Oj^ würde die Formel SiH.^O., .SiAlNaO^, im zweiten die Anordnung SigHeOg.S SiAlNaO^ die Beziehung der Form und der Zu- sammensetzung andeuten. Auch für Chabasit, Gmelinit läßt sich einerseits die Bildung monokliner Teilkrystalle, andrer- seits die Neigung zur trigonalen Sammelform durch die Formeln zur Anschauung bringen. Ob nun die eine oder die andere Art der Darstellung gewählt wird, bleibt die angenommene Gliederung in Kern, Kieselsäure und Hydratwasser bestehen. Die Bindung der Kieselsäure an den Kern ist eine innige, auch wenn der letztere schon Wasserstoff enthält wie im 1 Vgl. Silvia Hillebrand, Cliem. Konstit. d. Sodalith- u. Xeplielin- gruppe. Diese Sitzungsber., 119, Abt. I (1910), 775. - Tschermak's Min. u. petr. Mitt., her. v. ßecke, 22 (1903), 393. Cliemischer Bestand der Zcdilhe. ÖQ'A Chabasit. Im übrigen ist eine schwächere Bindung anzunehmen, die auch noch abgestuft sein kann. Die Komponenten der Zeolithverbindung üben einen ver- schiedenen Einfluß auf das Gesamtverhalten derselben. Jede Komponente dürfte sich ähnlich verhalten wie im freien Zustande, ihre Wirkung wird jedoch durch den Grad der Bindung verändert erscheinen. Es ist demnach für die richtige Beurteilung des Gesamtverhaltens erforderlich, die Eigenschaften der einzelnen Komponenten zu kennen. 6. Die Kieselsäuren. Wenn- Silikate des Typus SiM.,Ü^ durch Salzsäure zer- setzt werden, so scheiden sie ein Gel ab, das bei Anwendung verdünnter Säure in scheinbarer Lösung bleibt, allmählich koaguliert und später fest wird. Anfangs enthält es noch viel Wasser. Beim Trocknen des Präparats bei gewöhnlicher Tem- peratur ist die V'erdampfungsgeschwindigkeit des Wassers eine große. Dieselbe nimmt allmählich ab und zeigt einen plötzlichen Abfall — den ' Knickpunkt der Verdampfungs- kurve — in dem Augenblick, da die Zusammensetzung dem. Verhältnis SiH^O^ entspricht.^ Im Laufe der weiteren Emana- tion des Wassers wird noch eine zweite weniger deutliche Hemmung der Geschwindigkeit bemerkt, wenn das Präparat die Zusammensetzung SiHgOo besitzt. J. M. van Bemmelen hat diese beiden Knickpunktc schon früher durch Tensionsbestimmungen an der aus Wasser- glas erhaltenen Kieselsäure erkannt, jedoch wegen Unreinheit des Präparats die zugehörige Zusammensetzung nicht genau zu bestimmen vermocht.'- Ist das ursprüngliche Silikat vom Typus SiMO.,, so zeigt das daraus erhaltene Gel ähnliche Eigenschaften wie das vorher genannte, jedoch ist schon bei der Abscheidung in 1 Die scheinbare Ausnahme bei dem SiUlcat SiMg.iO.j hat sich dahin aufgeklärt, daß auch hier das normale Verhalten eintritt, wenn nicht kon- zentrierte, sondern verdünnte Säure angewandt wird. Diese Sitzungsber., 125, Abt. 1 il916j, 3. •-• Die Absorption. Her. v. Dr. Wo. Ostwald, UMO, p. 212 u. ff. 5(34 G. Tschermak, der Form von Flocken die \'erschiedenheit zu erkennen. In Säuren ist es merklich löslich. Beim Trocknen ereignet sich iene Hemmung bei der Zusammensetzung SiH.,Oo. Kommt dem ursprünglichen Silikat eine höhere Zu- sammensetzung zu, wie SioCaMgOß, so entsteht ein Gel mit dem vorigen Verhältnis, für das jedoch die höhere Zusammen- setzung Si2H40ß anzunehmen ist. Ich habe die Analogie des Verhaltens der Kieselgele mit jenem der krystallisierten Hydrate hervorgehoben^ und davon ausgehend für diese Hydrogele eine Zusammensetzung ab- geleitet, die einer bestimmten Kieselsäure entspricht. Auf Grund vieler von mir und meinen Mitarbeitern ausgeführten Versuche habe ich die Ansicht ausgesprochen,- daß aus jedem Silikat bei der Zersetzung mit Salzsäure jene Kieselsäure abgeschieden wird, von der das Silikat sich theoretisch ab- leitet.3 Bezüglich der Auffassung der chemischen Natur der genannten Gele sind die Meinungen verschieden. Ich habe dieselben anfänglich als freie Säuren betrachtet und die eine als Orthokieselsäure SiH^O^, die andere als Metakieselsäure SiH.^O.. aufgefaßt," solche, die sich in fester Form abscheiden, als Polykieselsäuren, wie Si, H^O^, Si^HgO^., usw. Nach einer anderen Auffassung sind dieselben keine Säuren, sondern Hydrate und wären demzufolge SiO.,. 2 H.^0, SiO., .HoO, Si2 0^.2 HgO usw. zuschreiben. Im vorigen wie in diesem Falle wäre das Wasser chemisch gebunden. Die dritte Meinung geht dahin, eine chemische Bindung zu leugnen und diese Gele als Absorptionsverbindungen hinzustellen. Die be- stimmten Verhältnisse von Siliciumdioxyd und Wasser wären mehr zufällige und nur durch eine hypothetische Struktur 1 Diese Sitzungsber., 121, Abt. IIb (KU 2), 743; Monatshefte f. Chemie, 38, Heft IX, 1087. 2 Künstlich dargestellte Kieselsäuren. Handbuch der Mineralchemie, h. V. Dölter, Bd. II, Heft 2, p. 223. '•' Die von O. Mügge, Löwenstein und M. Tb eile dagegen er- hobenen Einwürfe wurden vun mir als nicht berechtigt erkannt. Zeitschr. f. anorgan. Chemie, 67 (1914), 300; diese Sitzungsber., 121. Abt. Hb (,1912), 779. Cliemischer Bestand der Zcolithe. •>*'''^ bedingt.^ Nach dieser Vorstellung würde man die Zusammen- setzung durch SiOo + wH.,0 ausdrücken. Es ist hier nicht der Ort zur Entscheidung, welche Auffassung den Vorzug verdiene. Ich werde aus Gründen der Einfachheit die erste Schreibweise beibehalten und die genannten Gele als freie Säuren bezeichnen. Das Verhalten der Kieselsäuren ist verschieden. Eine deutliche Krj^stallform ist bisher noch nicht beobachtet worden. Himmelbauer's Zusammenstellung der bezüglichen Angaben - 'aßt erkennen, daß noch keine sicheren Beobachtungen vor- liegen. Das Gel von der Zusammensetzung SiH^O^. beim Knick- punkte zeigt mannigfache Absorptionserscheinungen. iMit Methylenblau zusammengebracht, nimmt es eine schwarz- blaue Färbung an, absorbiert also eine große Menge von dem Färbemittel. Nach van Be.mmelen absorbiert es Luft, Wasser, Alkohol, Jod, Kohlenwasserstoffe etc.^ Nach meinen Beobachtungen auch .Ammoniak, Schwefelwasserstoff und andere Dämpfe. Beim Trocknen erfährt es nach den Beob- achtungen van Bemmelen's einen Abfall der Tension, wenn es annähernd die Zusammensetzung SiH^Og zeigt. Das Gel, welches beim Knickpunkte die Zusammen- setzung SiH.jOg besitzt (Metakieselsäure), bildet eine durch- scheinende Masse, die Absorptionserscheinungen von geringerer Stärke zeigt als das Gel SiH^O^. Es wird durch Methylen- blau tief berlinerblau gefärbt. Die Gele, welche nicht die Beschaffenheit der beiden vorigen zeigen, bilden nach der Zersetzung der Zeolithe durch Säuren ein Pulver von der Form des ursprünglichen Silikats. Sie werden aber auch in der Gestalt von durchsichtigen Blättchen erhalten, wenn Dünnschliffe oder Spaltblättchen des Zeoliths in Salzsäure gelegt werden. Dann läßt sich das 1 R. Zsigmondy. Zeitschr. f. anorgan. Chemie, 71 (1911;, 356. . - Allgemeines über Kieselsäuren. Handbuch der Mineralchemie von D.jltcr. Bd. 2 (1013), 201. 3 Die Absorption, h.v. Dr. Wo. Ost wald. 1910. p. 205 u. ff.; iM.T heile. -Mitt. d. Min.-petrogr. Instituts Leipzig. 1913, Nr. 62. 566 G. Tscliermak, Fortschreiten der Umwandlung des Silikats in ein Gel gut beobachten.^ Das gereinigte Endprodukt stellt, wenn es nicht zerfallen ist, ein festes durchsichtiges Gel dar, das eine schwache Doppelbrechung zeigt. Rinne hat solche Präparate untersucht- und an den aus Desmin und Heulandit erzeugten eine optische Orientierung beobachtet, welche den Zusammenhang derselben mit dem ursprünglichen Umriß deutlich erkennen läßt. Die Schrumpfung, die hier eintritt, läßt sich einigermaßen abschätzen, wenn man das ursprüngliche Volum des Zeoliths und des daraus entstehenden Gels beim Knickpunkte des letzteren vergleicht. Ist D die Dichte des Zeoliths, also das Volum von JOO Gewichtseinheiten desselben \\ = 100/Z>, ferner S dessen SiOo-Gehalt in Prozenten und .-^ der prozentische Si0.2-Gehalt des Gels beim Knickpunkte, so ist die Menge des aus 100 Gewichtsteilen des Zeoliths entstandenen Gels 100 Sjs- Wenn endlich 8 die Dichte des Gels beim Knickpunkte, so ist das Volum desselben V., = 100 S/85. Für einige Zeolithe, deren Analysen eingangs mitgeteilt wurden, stellt sich die Rechnung wie folgt: L) .S' s 8 Fj V. V,-V, Chabasit 2-093 46-78 77-0 1-80 47-8 33-8 14 » 2-121 48-16 77-0 1 • 80 47-2 34-8 12-4 Acadial. 2-081 50 - 62 77-0 1-80 48-1 36-5 11-6 Phillipsit 2-186 48-86 77-0 1-80 45-8 35-3 10-5 Heulandit 2-104 58 - 03 79-0 1 - 85 47-5 39-7 7-8 Analcim- 2-270 53 • 83 77-0 1 - 80 44-0 38 • 8 5-2 >> 2-2(H 55 - 94 77-0 1-80 44-2 40 - 4 3-8 Natrolith 2 - 254 47-40 62-6 1 - 576 44.4 48-0 -3-6 Skolezit 2-289 46 - 04 62 • 6 1 • 576 43 - 7 46-7 -30 Beim Chabasit stellt sich bei der Zersetzung eine sehr starke Schrumpfung ein, daher es erklärlich wird, daß das Präparat schon an den Rändern einreißt und sich zerteilt. Diese Sitzungsber., 112, Abt. l (1903). 355. Zentralbl, f. Min., 1902. p. 594. Chemischer Bestand der Zeoüthe. '^'w Beim Heulandit ist die Schrumpfung nur halb so groß. Die Ränder halten zusammen. Weil infolge des Zvvillingsbaues die einander berührenden Teile sich ungleich zusammenziehen, so kann eine orientierte Spannung entstehen. Beim Analcim ist die Schrumpfung gering, doch bekommt das Präparat feine Risse. Aus Natrolith und Skolezit entsteht bei der Zersetzung ein Gel, dessen Volum größer ist als das ursprüngliche. Daraus folgt eine Quellung, die beim Einlegen einer Natrolithnadel in Säure beobachtet werden kann. Die aus Blättchen von Heulandit, Desmin erhaltenen Kieselgele sind Krystallen ähnlich, da sie, von der Schrumpfung abgesehen, die ursprüngliche Krystallform und eine bestimmte optische Orientierung darbieten. Sie sind aber ebensowenig Krystalle wie der Schillerspat, Villarsit oder wie die gebleichten Biotite oder die aus Biotit, Chlorit nach Behandlung mit Säure gewonnenen Kieselgele, die alle eine bestimmte optische Orien- tierung zeigen, denn es fehlt ihnen etwas Wesentliches: die Ursprünglichkeit der inneren Struktur und deren ursprüng- licher Zusammenhang mit der äußeren Form. Sie sind Pseudo- morph.osen mit mehr oder weniger gleichartiger Anordnung der Teilchen. Wiener und Ambronn^ haben darauf hingewiesen, daß sowohl durch den Wechsel von Schichten als durch die gleichförmige Anordnung von Teilchen verschiedener Brech- barkeit eine Doppelbrechung und im letzteren Falle eine be- stimmte optische Orientierung hervorgerufen werden kann. In dem festen Gel, das aus Desmin, Heulandit u. a. entsteht, sind, wie später gezeigt wird, oft zweierlei Kieselsäuren in regelmäßiger Verteilung anzunehmen, wonach abgesehen von einer Spannung die optische Orientierung in solchen Gelen erklärlich wird. Den pulverigen Kieselgelen kommt eine Absorptionsfähig- keit jedoch in geringerem Grade zu als den vorigen. Durch Methylenblau werden sie berlinerblau, hellblau bis blaßblau "efärbt. 1 Zeitschr. f. Kryst. v. Groih, ö'j (1913). 48; Knlloid-Zeitschr , 18, Heft 3. p. 90. 568 G. Tschermak, Alle bisher besprochenen Kieselgele zeigen nach starker Entwässerung die Absorptionserscheinungen in viel höherem Grade als zuvor, am meisten jenes Gel, das beim Knickpunkte die Zusammensetzung vSiH^Oj^ besitzt.^ Gase, Dämpfe, Wasser, Lösungen, verschiedene Flüssigkeiten und Färbemittel werden in großer Menge verschluckt. Die getrockneten Gele der letzteren Art zerspringen bei der Befeuchtung mit Wasser mehr oder weniger heftig und es entwickeln sich aus den entstehenden Klüften zahlreiche Gasblasen. - Nach Entwässerung bis zu einem geringen Wassergehalt wird beim Befeuchten eine beträchtliche Wärmemenge frei, die 3*8 bis 5-69 Kalorien beträgt.^ Die Kieselgele sind in einer beständigen Umwandlung- begriffen. Durch längeres Liegen unter Wasser ebenso an der Luft werden ihre Eigenschaften verändert. Wird ein solches Gel bei gewöhnlicher Temperatur teilweise entwässert und wiederum feuchter Luft ausgesetzt, so zeigt sich seine Tension im allgemeinen vergrößert. Van Bemmelen beobachtete^ an dem aus Wasserglas erhaltenen Gel, das vviedergewässert worden, eine Tension, die bis nahe der Zusammensetzung SiHoO,. der ursprüng- lichen glich, bei weiterer Wasseraufnahme jedoch ebenso wie die Geschwindigkeit der Emanation vergrößert erschien. Durch die Wiederw^ässerung zerspringt, wie schon gesagt wurde, das Gel und es ist anzunehmen, daß die Zerklüftung bis zur Grenze stattfindet, wodurch die Aufnahmsfähigkeit für Wasser sich erhöht. Durch das Trocknen ist eine neue Struktur, eine neue Modifikation des Gels entstanden und es wäre nicht richtig. 1 Bach mann, Zeitschr. f. anorgan. Chemie. 79 (1912), 202; Zsig- mondy, Zeitschr. f. anorgan. Chemie, 71 (1911). 356. - Van Bemmelen, Die Absorption, p. 327; Tschermak, diese Sitzungsber., 121, Abt. IIb (1912), 799. 3 Van Bemmelen, Die Absorption, p. 408. Hier wird auch zitiert Gore, Phil. Mag., 37 (1894), 306; Tschermak, Zeitschr. f. anorgan. Chemie, 63 (1909), 260. 4 L. c. Chemischer Bestand der Zeolithe .^ß9 den Verlauf so darzustellen, als ob die späteren Erscheinungen sich noch auf das ursprüngliche Gel bezögen. 7. Der Kern. Früher wurde schon bemerkt, daß aus der Zusammen- setzung jener Zeolithe, die am wenigsten freie Kieselsäure aufweisen, als Komponenten ein Calciumsilikat Si.^AloCaO^ und ein Natriumsilikat Si., AUNa.^O« abgeleitet werden können. Das erste gleicht bezüglich der empirischen Formel dem Anorthit, das zweite dem Haupt- bestandteil des Nephelins. Jedes der beiden Silikate kann aber in drei isomeren Modifikationen auftreten. Erstens als Orthosilikat mit den Strukturen:^ AI — AI — Ca-Si ,, Si - Na-Si ^, ~Si^Na, r=:Al— =A1 — in welchem Falle bei der Zersetzung durch Säuren bei ge- wöhnlicher Temperatur Orthokiesetsäure SiH^O^ abgeschieden würde. Zweitens können diese Verbindungen Metasilikate dar- stellen, welchen die Strukturen Na I Si=Al-Ca-Al=Si und Si=:Si=rSin:H.^ ableiten, wonach ihnen die Strukturen: Ca-Al=:Si=Si=Al- und Na-AlzrSi=Si=:Al-Na 1 Das Sauerstoffatom —0— wird hier durch einen Strich — ausgedrückt. '^70 G. Tschermak. zuzuschreiben wären und bei der Zersetzung die daraus ent- stehende Kieselsäure in fester Form zurückbleiben würde mit der Zusammensetzung SioH^^O,,. Bei dem Versuch einer Gliederung der wasserreichen Zeolithe gelangt man bisweilen dazu, der Kernverbindung einen Wassergehalt zuzuschreiben, entweder 1 Mol oder 2 Mol Wasser. Diese können dem Kern durch Nebenvalenzen zu- gefügt sein, doch steht es frei, diese Bindung durch Haupt- valenzen zu erklären. Bei Annahme einer .Anlagerung von H.,0 oder 2 H.,0 wären die Strukturen für den Kern als Orthosilikat H Ca=Si '^I~ Si- H Ca=Si ~'^| ^ Si=H., — AI — — AI — ] H H und in dem Falle, als im Kern ein Disilikat vorläge: .. ^. ^. -Äl ^, „. ^. -AlrrH,, Ca=.S, = Si _^^,^^. Ca=S,=S. ^^^^^^ und entsprechend für die Natrium-Aluminiumsilikate, wenn Ca durch Nag ersetzt gedacht wird. Bei der letzteren Betrachtungsweise muß aber für die wasserhaltige Kernverbindung ein ganz anderer Bau an- genommen werden als für die wasserfreie, wozu in dem gesamten Verhalten der hierhergehörigen Zeolithe kein Grund vorliegt. Es ist daher eine Anlagerung von Wasser durch Neben Valenzen als waiirscheinlicher zu betrachten. 8. Das Hydratwasser. Viele Versuche mit Salzhydraten und einfachen H^^draten haben gezeigt, daß die Geschwindigkeit der Wasserabgabe bei gewöhnlicher Temperatur innerhalb derselben Hydratations- stufe konstant bleibt, obwohl zu Anfang und zu Ende sich öfter Abweichungen von der Konstanz der Geschwindigkeit und der Tension bemerklich machen. Beim Übergang von Chemischer Bestand der Zeoh'the. o71 ■einer Stufe zur nächst niederen tritt in der Mehrzahl der Fälle ein plötzlicher Abfall ein und nach Erreichung der nächsten Stufe herrscht wiederum jene Konstanz.^ Auch bei Anwendung höherer Temperaturen zeigen sich die gleichen Erscheinungen. F. Rinne hat dies für Bariumchlorid und Kupfervitriol nachgewiesen. - In einem Falle, beim Kalihydrat KH0.2 H^O, wurde jedoch \'on H. Bolte'' bei gewöhnlicher Temperatur nach Entweichen der ersten Mol. Wasser eine Zwischenstufe der Tension beob- achtet, wodurch dieser Abfall gemildert erschien. Wohl mit Recht wurde hier eine molekulare Umlagerung als Ursache betrachtet. Weiterhin wurde auch das Verhalten einiger Kohlen- stoffverbindungen wie das Ceroxalat Ce.3(CoOj3. 10 H.,0 be- kannt, die bei der Wasserabgabe keine Abstufung des Wasser- gehaltes erkennen lassen, obwohl die Tension und die Emana- tionsgeschwindigkeit nach Erreichung des niedrigeren Wasser- gehaltes viel geringer sind als vorher.-^ Bei der Entwässerung solcher Salzhydrate dürften, wie Tammann bemerkte, die Hydratationszustände ineinander übergreifen. Wenn demnach bei wasserreichen Verbindungen, wie es viele Zeolithe sind, eine Abstufung des Wassergehaltes nicht durch einen jähen Abfall der Tension und der Emanations- ^eschwindigkeit erkennbar ist, so wäre es nicht gerechtfertigt, zu glauben, daß darin kein Hydratwasser enthalten sei. 9. Zeolithe und Kieselgele. Eine Eigenschaft, welche den bisher bekannten Zeolithen mit Ausnahme des Laumontits zukommt, ist diese, trotz eines beträchtlichen Wasserverlustes klar und durchsichtig zu bleiben. ^"' Diese Eigenschaft bieten aber auch die Kieselgele dar, sowohl 1 Diese Sitzungsber.. 121. Abt. IIb (1912), 743. 2 Jahrb. f. Min., 1899, I, 1. 3 Zeitschr. f. phys. Chemie. 80 (1912). 338. ■1 E. Lüwenstein, Zeitschr. f. anorgan. Chemie, 63 (1909), 69: G. Tschermak, diese Sitzungsber., 121, Abt. IIb (1912), 779; G. Tammann, Wiedemann's Ann, d. Phys., 63 (1897), 16. 5 G. Tammann, Zeitschr. d. phys. Chemie, 27 (1898). 323. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, .A.bt. I, 120. Bd. 42 O/ 2 (;. Tschermak, jenes, das aus Orthosilikaten gewonnen wird/ als jenes wasser- ärmere, das in der Form durchsichtiger Blättchen aus Desmin, Heulandit u. a. nach Entfernung der Metallox\'de erhalten werden kann.- Das optische Verhalten dieses und mancher Zeolithe ist ein ähnliches und die abnormen Erscheinungen der letzteren zeigen deutliche Beziehungen auf die Kieselgele. An mehreren entwässerten Zeolithen wurde die Beobachtung- gemacht, daß sie beim Befeuchten mit Wasser zerspringen,, dabei sich erwärmen und aus den Klüften \'iele Gasblasen entwickeln." Ein gleiches Verhalten wurde vorher bezüglich der ent- wässerten Gele beschrieben. Auch die Erscheinung, daß die ziemlich stark entwässerten Zeolithe aus feuchter Luft wiederunt Wasser aufnehmen bis zur Wiedererlangung des ursprüng- lichen Wassergehaltes und auch darüber hinaus,* ist diesen und den Kieselgelen gemein. Auf die Ähnlichkeit des Ver- haltens der Zeolithe und der Gele wurde schon von ver- schiedenen Autoren, wie van Bemmelen,'' Tammann,'^" Zambonini" hingewiesen. Durch viele und mannigfaltige Versuche wurde die große Absorptionsfähigkeit der ziemlich stark entwässerten Zeolithe dargetan. Die Aufnahme von verschiedenen Gasen, Dämpfen und Flüssigkeiten, wie Ammoniak, Luft, Kohlendioxyd, Schwefel- wasserstoff, schweflige Säure, ^ Brom, Alkohol, Äther,^ Schwefel- kohlenstoff, Benzol, Chloroform,^" aber auch von Farbstoffen, Jod, Quecksilber, Schwefel, Zinnober, KalomeP^ wurde beob- achtet. Zuweilen wurde die Änderung der Lichtbrechung und der optischen Orientierung, auch das Eintreten von 1 Van Bemmelen. Die Absorption, p. 230. - F. Rinne, Zentralblatt f. Mineralogie, 1002. p. 5'J4. :! (i. Friedel, Bull. soc. min., 19 ilS96\ '.U. 1 G. Friedcl, 1. c. ■^ !.. c. « Vv^iedemann's .Inn. d. Physik, G3 (18'.i7), 16. ' Zeit^ichr. f. Krystallographie etc.. 49 (U'HK l'"- s (;. Friedcl, Bull. soc. min.. 21 (1898). 5. '•> P. Gaubert, ebenda, 26 (1903). 178. 1" F. Rinne. Jahrb. f. Min.. I S97. II. 28. 21 F. (.randjean, Bull. soc. min., 33 (1910). 5. Chemischer Bestand der Zeulithe. -)'''^ Pleochroismus erkannt, wodurch gezeigt ist, daß die absor- bierten Stoffe in das Krystallgitter, wenn dieses nicht ganz zerstört ist, aufgenommen wurden. Bezüglich der Absorptionserscheinungen zeigt sich wieder- um eine große Ähnlichl^eit mit dem Verhalten der Kieselgele, jedoch mit dem Unterschiede, daß letztere, wie vorhin bemerkt wurde, schon im frischen, nicht entwässerten Zustande fähig sind, vielerlei Stoffe zu absorbieren, während frische Zeolithe geringe oder gar keine Absorptionsfähigkeit wahrnehmen lassen. Schon bei der Entwässerung ist ein derartiger Unterschied bemerklich, da die Zeolithe mit Ausnahme des Laumontits bei gewöhnlicher Temperatur nur eine sehr geringe Tension zeigen und an trockener Luft nur wenig Wasser abgeben, während Kieselgele von der Zusammensetzung SiH^O^ eine Tension von ungefähr 8 mm besitzen und in trockener Luft bei ge- wöhnlicher Temperatur bis nahe 30 7o Wasser verlieren, ferner Kieselsäuren von der Zusammensetzung SioHj^O^ bei gewöhn- licher Zimmertemperatur bis zu 7 7o Wasser ausgeben können.^ Dieser Unterschied würde sich wohl dadurch erklären lassen, daß die in den Zeolithen enthaltene Kiesel- säure sich nicht im freien Zustande befindet, sondern mit dem Kern eine chemische Verbindung bildet, daher sich nicht so benimmt wie im freien Zustande, insbesondere seine der gewöhnlichen Temperatur entsprechende Tension ganz oder zum größten Teile einbüßt. Erst wenn die Temperatur erheblich steigt, lockert sich jene Bindung und die Kom- ponenten beginnen die ihnen im freien Zustande zukommenden Eigenschaften zu zeigen. 10. Zeolithe und Hydrate. Bisher wurde der gesamte Wassergehalt der Zeolithe von der Mehrzahl der Beobachter als Hydratwasser angesehen und eine Gliederung derselben geleugnet, weil bei steigender Er- wärmung, wie es schien, eine kontinuierliche Wasserabgabe 1 Tschermak. diese Sitzungsber., 114 (J900), Abi. I, p. 455, und 115. Abt. I (1906k 217. 574 G. TschermaU, und kein Stillstand, kein Siedepunkt eintrat. Nach der von mir entwickelten Ansicht von der Zusammensetzung der Zeo- lithe ist dies erklädich, weil das Hj^dratwasser und das von der Kieselsäure abgegebene Wasser gleichzeitig entweichen und jeder dieser beiden Anteile seinen eigenen Gesetzen gehorcht, so daß, wenn auch eine Gliederung des Hydrat- wassers bestünde, dieselbe undeutlich oder gar nicht hervor- treten würde. Die beiden Anteile können, wenn der Zeolith erwärmt wird, sich gegenseitig aushelfen, so daß immer ein schwebendes Gleichgewicht eintritt und keine Trübung entsteht, wenn die gleichzeitige Schrumpfung eine Bildung von größeren Hohl- räumen verhindert. Bei der Erhitzung auf hohe Temperaturen wird in jenen Zeolithen, deren Kern wasserstoffhaltig ist, durch Zersetzung derselben noch ein dritter Anteil des im ganzen entweichenden Wassers gebildet. Die Salzhydrate geben gewöhnlich schon bei 100° den ganzen Wassergehalt oder einen großen Teil desselben ab, daher dieselben durch einen erheblichen Wasserverlust bei 100° gekennzeichnet sind. Im nachstehenden sind einige Beobachtungen angeführt, welche andeuten, in welchen Zeo- lithen Krystallwasser anzunehitien sei. Zuerst sind die bei Rotglut, dann jene bei 100° oder auch etwas höheren Tem- peraturen entweichenden Wassermengen in Prozenten des Mineralgewichtes angegeben. Natrolith 9-81 Analcim 8-29 Skolezit :. 13-86 Thomsonit 14-98 13-13 Edingtonit 13-12 Harmotom 15 -29 14-98 Heulandit 10-82 16-34 14-65 0-14 bei 100° Hersch 0-20 y> 150° >s 0-00 » 100° » 1 -61 » 100° » 1-01 » 100° Steiger 3 - 82 » 100° Lindström 2-74 >^ 100° Hersch 3-10 » 100° B r u c k m 0 s e r 3-33 >^ 110° Jannasch 2-64 » 100° Hersch 1-80 » 100° D a m 0 u r Chemischer Bestand der Zeolithe. o/o Desmin 18-63 :-;-84 bis ]00° Herscli Gmelinit 20-43 4-90 - 1 10° Zdarek Chabasit 22-47 Ö-77 >> 102° Hersch 21-85 5-22 ■ 100° Hillebrand 21-82 0-00 » 110° Zdarek 22-4 2-75 » 100° Damour Nach dem \'erhalten bei der Zersetzung durch Säuren zu urteilen, wäre im Natrolith Si.;Al^Na,H^Ojo neben der Ver- bindung Si.,Al2Na.,0s eine Mol. Si._,O^Hj^ anzunehmen, den Skolezit SioAUCaH^O^g ebenfalls SiO^H^, aber auch H.3O. Da nun die beiden erst bei hohen Temperaturen Wasser abgeben, so wäre in beiden kein KrystalKvasser anzunehmen und die im Skolezit enthaltene Mol. Wasser könnte nur in der Kernverbindung enthalten sein, wonach für diese Zeolithe sich die Gliederung H/)^Si . Si, A],Na,0, und H^^Si . Si, AlGaO^OH^ ergibt. Im Edingtonit, der beiläufig der \^erbindung Si, AUBaHgO^^ entspricht, die also um 1 Mol. Wasser mehr enthält als der Skolezit, ist nach dem Verhalten gegen Säuren ebenfalls die Gruppe SiO^Hj^ anzunehmen, überdies 1 Mol. Krystallwasser, da der Edingtonit bei 100° ungefähr ein Viertel seines Wasser- gehaltes verliert. Somit wäre auch hier eine Mol. Wasser dem Kern zugehörig und die Gliederung: H^C\Si . Si, AI, Ba O^OH, . Aq. Diese Beispiele zeigen an, daß der früher als Hydrat- wasser bezeichnete Wassergehalt aus zwei Teilen bestehen kann, aus dem im Kern enthaltenen Wasser und aus Krystall- wasser, wonach in den wasserreichen Zeolithen das W asser in drei verschiedenen Bindungen enthalten ist. Die Angaben über den Wasserverlust bei 100° stimmen miteinander oft nicht überein, ^ weil die Bestimmungen unter 1 Daß die Bestimmungen Damour-s vun jenen aller übrigen Beobachter abweichen, hat schon J. Bruckmoser bemerkt. Diese Sitzungsber., 116, Abt. I (1907), 1653. 57() (). Tscliermak, ungleichen Umständen und an ungleichem Material ausgeführt wurden. In der ersten Beziehung bemerkt G. Friedel ganz richtig/ daß bei den \'ersuchen der Bestimmung des Wasser- verlustes bei verschiedenen Temperaturen auch der Dampf- druck der umgebenden Luft bestimmt sein müßte. Was das Material betrifft, ist zu bemerken, daß die Zeolithe gleichen Namens oft erheblich verschieden zusammengesetzt sind. Das Verhältnis des bei 100" abgegebenen Wassers zum Gesamtgehalte betreffend, ist wiederum darauf hinzuweisen, daß der letztere bei den wasserreichen Zeolithen nicht mehr der ursprüngliche ist, da diese Minerale bei längerem Liegen in trockener Luft etwas von ihrem W^assergehalt verlieren. Die Bestimmung des Wassergehaltes aus dem Glühverlust ist nicht genau, weil nach den Beobachtungen Friedel's der Glührückstand beim Abkühlen viel Luft absorbiert. Die Beobachtungen im Exsikkator stimmen mit den vor- genannten Ergebnissen insofern überein, als dieselben jene Zeolithe, die Krystallwasser enthalten, von den übrigen unter- scheiden lassen, doch ist bei den von Tammann- aus- geführten zu bemerken, daß ein strenger Vergleich untunlich, weil die chemische Zusammensetzung der angewandten Mine- rale nicht ermittelt wurde. Daß auch die Geschwindigkeit der Wasseremanation sowohl bei niederen als bei höheren Tem- peraturen für die Charakterisierung des Wassergehaltes taug- lich sei, wurde von Zambonini"^ erkannt. Die Versuche zeigen jedoch nur ein stärkeres Ansteigen beim Beginne der Entwässerung und keine Abstufungen. Daß aber solche bestehen, scheint mir aus den Beob- achtungen von Rinne,'^ der sich um die Kenntnis des \'er- haltens der Zeolithe so große Verdienste erworben hat, un- zweifelhaft hervorzugehen. Derselbe bestimmte die folgender, prozentischen Gewichtsverluste v, die ein Heulandit von Beru- fiord im Gefäßofen bei hohen Temperaturen erlitt und die 1 Bull. soc. min., 19 (1896), 363. 2 Wiedemann's Ann. d. Phys.. 63 (1897), 16: Zeitschr. d. phys. Chemie, 27 (1898), 323. 3 Zeitschr. f. Krystallogr. v. Groth, 43 (1907), 39rj. * Jahrb. f. Min.. 1899. 1. 1. . Chemischer iiestand dL-r ZeoUthe. '^( i hiev samt den für je 25° daraus berechneten Differenzen A angeführt sind. i° 16 80 105 125 150 175 200 225 r 0 2-7 7 3-96 4-80 6-15 6-83 7-88 8-26 A 108 M9 084 1'35 0-68 105 0-38 ./° 225 250 300 400 475 555 i' 8-26 9-08 12-18 14-67 15-27 15-46 A 0-82 1-15 ()-62 0-20 0-06 Obwohl die Zahlen A als Differenzen eine große Genauig- keit nicht beanspruchen können, so zeigen sie doch an, daß bei ungefähr 80°, dann zwischen 125 und 150°, ferner zwischen 175 und 200°, endlich zwischen 250 und 300° die Wasser- entwicklung stärker war als in den benachbarten Intervallen. ■Diese Wahrnehmung gewinnt an Bedeutung, wenn auch die ■fernere Beobachtung Rinne's, daß derselbe Heulandit beim Erwärmen seine optische Orientierung wechselt, indem im Laufe der Erwärmung optische Einachsigkeit in drei ver- schiedenen Richtungen eintrat. Maxinui EinachsigUeit Zus. nahezu 80° . . ungefähr bei 80° SißAUCaH^o 125-150°.. SißAroCaHg 175-200 .. » 180° SigAÜCaH,, 250-300 .. » 280° SißAUCaH^ Die Beobachtungen im Flammofen, ferner jene am Desmin^ lassen keine so deutlichen Unterschiede der Wasserentwick- lung bei gleicher Temperaturdifferenz erkennen, jedoch wurde an einem Desmin von Nalsoe, Faröer, im Laufe der Erhitzung bis 400° viermal das Eintreten der Einachsigkeit in ver- schiedenen Richtungen wahrgenommen und der Beobachter •sprach sich dahin aus, daß, wenn im Desmin 6 Mol. Wasser angenommen werden, jedesmal 1 Mol. abgegeben wird, wenn der Winkel der optischen Achsen die Nullage durchschreitet. 1 Jahrb. f. Min., 1897, I, 41 .w8 G. Tschermak. Da die Analyse des angewandten Materials fehlt und nach den vorhandenen Analysen eine Mischung von zwei bis drei Silikaten verschiedenen Wassergehaltes verraten, so läßt sich eine genaue Berechnung der Abstufungen nicht durchführen. So viel ist aber als feststehend zu betrachten, daß der Wasser- gehalt von Desmin und Heulandit mit der optischen Orien- tierung im Zusammenhange steht und daß durch den Wechsel der letzteren die Abstufung des Wassergehaltes dieser Zeo- üthe vollkommen erwiesen ist, obwohl die Änderungen sich nicht sprungweise vollziehen. In letzter Zeit wurde von K. Blaschke ein anderer Weg eingeschlagen,! um jene Abstufungen deutlich zu machen. Der gelbe Desmin \on Striegau wurde zuerst bei 150 bis 170° im Vakuum entwässert, sodann in feuchter Luft verschiedenen höheren Temperaturen ausgesetzt. Die Gewichte des wieder aufgenommenen Wassers zeigten mehr als sieben Abstufungen, daher bei Annahme von 7 Mol. Wasser auch Stufen für halbe Molekel erkennbar wären, was zur Verdopplung der Formel führt. Es ist aber zu bemerken, daß die von Blaschke mit- geteilte Analyse Si.,.. AUCa(,.^.,Nao..,^Hi.,.o ergibt, wonach hier 6 Mol. Wasser anzunehmen wären, zugleich aber das Vor- handensein einer isomorphen iMischung von mindestens zwei \'erbindungen unverkennbar ist. Die Beobachtungen ergeben für dieselben Temperaluren andere Zahlen als jene, die Rinne erhielt, und zeigen den Unterschied der Wiederwässerung auch darin, daß jetzt Stufen des aufgenommenen Wassergehaltes erkennbar werden. Aller- dings sind bei gleichen Temperaturen die Zustände der nach diesen Methoden erhaltenen Zeolithpräparate verschieden. Als Resultat aller dieser \''ersuche darf wohl angeführt werden, daß im Heulandit und Desmin der Wassergehalt mehr oder weniger deutlich geghedert erscheint. Auch in den übrigen Zeolithen, denen ein Gehalt an Hydratwasser zugeschrieben wird, ist eine solche Gliederung anzunehmen. Die bisherigen 1 Wasserverlust und Basenaustausch im Desmin. Inauguraldissertation, Breslau 1914. 125° \oO° 200° 250° 300° 14-1 10-8 7-6 5 -(3 8-7 11-3 9-95 8-2 7-0 3-9 Chemisclier Bestand der Zeolithe. 379 Versuche gestatten jedoch keine Entscheidung darüber, wie viel von dem bei höheren Temperaturen oder verminderten Außendruck entwickelten Wasser als Hj'-dratvvasser zu be- trachten ist, weil beide gleichzeitig, jedoch in verschiedenem Maße Wasser abgeben werden. Der Unterschied in dem Verhalten bei höheren Temperci- turen von Desmin und Heulandit ergibt sich nach Rinne's Beob- achtungen aus den folgenden prozentischen Wassergehalten: 16° Desmin 18-4 Heulandit 16-1 Aus diesen Zahlen läßt sich berechnen, daß beide Zeo- lithe bei einer Temperatur von ungefähr 168° den gleichen \Wassergehalt von 9-33% besitzen, welcher der Formel Si,.AloCaHeOi9 entspricht, die 9-41 7o fordert. Vor und nach- her . gibt der Desmin das Wasser merklich rascher ab und von 168° angefangen ist der Rest des Desmins ^^'asserärmer als jener des Heulandits. Daraus wäre zu schließen, daß im Desmin mehr Kiystall- wasser enthalten ist als im Heulandit. Wenn in dem Heulandit von der Zusammensetzung SißAlßCaHj.^O.,., , der bei 100° ungefähr ein Sechstel des Wassergehaltes \erliert, 1 Mol, Krystallwasser angenommen wird, so entfielen auf die übrigen 5 Mol. Wasser noch vier Abstufungen. 11. Verhalten gegen Säuren. Als eines der Kennzeichen zur Unterscheidung der Zeo- lithe wird das Verhalten bei der Zersetzung durch Säuren angegeben. Die einen liefern Gallerte, die anderen eine schleimige Kieselsäure, die Mehrzahl hinterläßt nach Zer- setzung des Pulvers eine pulverige Kieselsäure. Dieses Kenn- zeichen ist aber nicht untrüglich. Viele Analcime geben eine schleimige, andere eine pul- verige Kieselsäure. Die Phillipsite scheiden zumeist eine pul- verige ab, doch erhielt W. Fresenius aus dem Phillipsit von 580 G. Tschcrmak. Aci Cartello eine Gallerte. Die Erklärung dieser Verschieden- heit bei ungefähr gleicher Zusammensetzung würde sich aus dem vorigen ergeben, da gesagt wurde, daß dem Kern bei gleicher chemischer Zusammensetzung die Struktur eines Orthosilikats, eines Metasilikats oder eines Disilikats zu- kommen könne. Wenn ein Analcim, z. B. der von den Cyklopen, eine schleimige Kieselsäure liefert, so zeigt sici: bei genauerer Prüfung, daß ein Teil des Rückstandes die Eigenschaften der Orthokieselsäure besitzt, der andere Teil pulverig ist. Daraus wird geschlossen, daß hier der Kern zum Teil als Orthosilikat zu betrachten ist. Da der Analcim vom Table Mountain und jener von der Seisser Alpe eine pulverige Kieselsäure geben, so ist anzunehmen, daß hier dem Kern die Struktur eines Disilikats zukommt. Die \'er5chiedenheit dev chemischen Struktur des Kernes bringt demnach keine \\esentliche Formverschiedenheit hervor. Bei den Angaben über das Verhalten der Silikate gegen Säuren fehlt fast immer die Angabe der Konzentration »und der Temperatur, die aber wesentlich ist. Der Anorthit liefert, mit sehr verdünnter Salzsäure zusammengebracht, nach einiger Zeit bloß eine flockige Kieselsäure, die bei der Hemmung die Zusammensetzung der Metakieselsäure SiH.^Oo ergibt. Wird aber, wie es gewöhnlich geschieht, das Pulver des Anorthits im Probiergläschen mit ziemlich konzentrierter Salzsäure über- gössen und erhitzt, so entsteht eine Gallerte, gemischt mit Flocken. Die Gallerte hat die Eigenschaften der Orthokiesel- säure. Wenn in den Lehrbüchern angegeben wird, daß der Anorthit, mit Säure behandelt, eine Gallerte liefert, so ist dies nicht genau, es fehlt die Angabe, daß dies nur bei höherer Temperatur und Anwendung einer ziemlich konzentrierten Säure eintritt. Das Gleiche gilt für die Angaben bei den Zeolithen. So wird für Analcim an einem Orte als Zersetzungsprodukt eine Gallerte, an einem anderen schleimige Kieselsäure oder ein flockiges Produkt angegeben. Beim Gmelinit hier pulverige Kieselerde, dort Gelatine oder ein halbgelatinöser Rückstand. Für Phillipsit wird überall das Gelatinieren mit Säure an- geführt, obwohl dies nur für einen Teil der Phillipsite gilt. Chemischer Bestand der Zeolilhe. ö8 1 Diese Divergenzen beruhen zum Teil auf dem ungleichen Verhalten der einzelnen Glieder derselben Gattung, zum Teil auf der Verschiedenheit des angewandten X'erfahrens. 12. Untersuchung der Kieselsäuren. Einige der analj-sierten Zeolithe, von denen größere Mengen zu Gebote standen, wurden mit verdünnter .Salzsäure zersetzt, um die Emanationsgeschwindigkeit der daraus abgeschiedenen Kieselsäuren zu bestimmen. Jene Resultate, die sich auf Natro- lith, Skolezit, Heulandit beziehen, sind in früheren Mitteilungen enthalten.^ Der Analcim von der Seisser Alpe gab an verdünnte Salzsäure eine nur sehr geringe Menge löslicher Kieselsäure ab. Nach der mit 27prozentiger Salzsäure in einer Woche vollendeten Zersetzung und nachherigem Reinigen des Rück- standes wurde die erhaltene Kieselsäure bei 14° und einem. Dampfdruck von 4-42 ;///// getrocknet. Mit w sind die Wasser- gehalte, mit n deren Differenzen bei täglich einmaliger Wägung bezeichnet. Diese und alle ferneren Wägungen wurden durch Herrn A. Himmelbauer ausgeführt. w — 3366 2515 1365 321 301 300 11= 1151 1150 1044 20 1 Der Wassergehalt bei der Hemmung berechnet sich nach der bekannten Formel aus dem Wassergehalte fi\ vor der Hemmung, dem Werte u^ für das Intervall vor der Hemmung, 7;., für das Hemmungsintervall und //.. für das nachfolgende Intervall u., — 11.. W], ■= ii\ — n. -=- hier zu 323 mg und da das im Präparat enthaltene SiO., = = 1121 mg bestimmt wurde, so folgt für den prozentischen Wassergehalt bei der Hemmung TT'= 22-37 7o. 1 Über Natrolith und 'Skolezit. Diese .Sitzungsber.. 114. .Abt. 1 (19l 455. — Über Heulandit. Ebenda. 115. Abt. I (.1906). 697. 582 G. Tschermak. Dieser Betrag nähert sich dem für die Kieselsäure Si.^H^O, geltenden von 2304. E. Baschieri fand den Betrag für eine Kieselsäure aus einem Analcim vom gleichen Fundorte zu 21-31 bis 22*43 7o- Als die vorgenannte Kieselsäure über Schwefelsäurelösung von der Dichte 1"82 bei 14° bis zum konstanten Gewicht getrocknet worden, betrug der Wassergehalt 9-16 7o- Der Analcim vom Table Mountain lieferte nach der gleichen Behandlung eine Kieselsäure, die bei 14° und einem Dampfdruck von 5 nun in Zwischenräumen von 14 und 10 Stunden in den Zeiten / die folgenden Zahlen ergab: / = 0 14 24 38 48 62 w — \\?>2 848 660 484 480 477 // = 284 188 176 4 3 Hier wurde der Wassergehalt bei der Hemmung nach der Formel Wn n, — //., berechnet, wo 7 das Verhältnis des Hemmungsintervalls zum vorigen, hier also 4 "4, bedeutet. Demnach ist Wn=:48ö-9 und da in dem Präparat 510.,=: 1632 mg gefunden wurde: W =22-94 7, . Das Ergebnis nähert sich ebenfalls dem Wassergehalt für SioHj^Og von 23%. Diese Kieselsäure wurde durch Behand- lung mit Methylenblau so wie die vorige himmelblau gefärbt. Der Analcim von den Cyklopen verhielt sich anders als die beiden vorigen, da bei der Zersetzung durch verdünnte Säure eine beträchtliche Menge Orthokieselsäure gebildet wird, welche zum größten Teil in die Lösung übergeht. Ein Rück- stand, der frei von Orthokieselsäure war, ergab bei 16° und einem Dampfdruck \'on 5 nun in Zeiträumen von 13-5 und 10-5 Stunden die Zahlen: 24 37-5 48 61 -5 1358 788 399 354 570 389 45 / — 0 13-5 IV 7= 2465 1865 n — 600 50' Chemischer Bestand der Zeolithe. 583 woraus TF/, = 403-3 und da in dem Präparat SiCA, =: 1304 /;;,^>: Tr= 22 •.83 0/,,. Der aus schwerlöslicher Kieselsäure bestehende Anteil hat demnach die Zusammensetzung SioH^Og. Die Dichte beim Gehalte von 23% Wasser wurde zu 1'796 bestimmt. Als das Präparat über Schwefelsäurelösung von Z) = TSl bei 16-5° bis zum konstanten Gewichte getrocknet \\-orden, war dessen Wassergehalt 9 • 39 7o • Als derselbe Zeolith mit ziemlich konzentrierter Salzsäure aufgeschlossen worden, blieb ein Gemisch von Kieselsäuren zurück, das bei der Hemmung einen Wassergehalt von 27 bis 28 % ergab. Da beim Waschen ein Teil der Orthokiesel- säure entfernt wurde, so bezieht sich dieser Wassergehalt nicht auf die ganze von diesem Analcim abgegebene Kieselsäure. Der Acadialith genannte Chabasit von Wassons Bluff lieferte nach der Zersetzung mit verdünnter Säure nur pul- verige Kieselsäure. Diese gab bei 15° und dem Dampfdruck von 4:-Sinni in halbtägigen Intervallen die Zahlen: w = 1675 1102 578 243 242 242 u =: 573 524 335 1 0 aus welchen TF,,=: 243-4 und bei SiO.. = 828 der Wasser- gehalt bei der Hemmung TT'^ =: 22 • 72 % berechnet wurden. Der Chabasit von den Faröern hinterließ nach der Zer- setzung eine nicht ganz homogene Kieselsäure, indem eine kleine Menge von Orthokieselsäure dem Pulver beigemischt erschien, die beim Waschen entfernt wurde. Eine Beob- achtungsreihe wurde bei 12° und einem Dampfdruck von öm}ii in halbtägigen Intervallen ausgeführt. w — 845 522 268 214 209 207 u = 323 254 54 5 2 Daraus ergab sich TF/, = 218-2 und gemäß dem Gehalt an SiO., = 751 mg TF=22-50^' 584 G. Tschermak. P^ine zweite Reihe erfolgte bei 13° und dem Dampfdruck von ö-\imn in Intervallen von 13-5 und 10-5 Stunden: / == 0 13-5 '24 37 -ö 48 61-5 ;r — 190S 1188 703 575 Ö69 564 H — 72() 485 128 6 5 wonach Wji=.~)S\-'2 und zufolge der SiO.,-Bestimmung zu 187] /7/;' W — 23-70. An dieser Kieselsäure wurde die Dichte beim Gehalte von 23 7o zu 1-803 bestimmt. Ein Chabasit von Aussig zeigte dasselbe \'erhalten wie der vorige und gab unter denselben Umständen wie in der letzten Reihe die Zahlen: / = 0 13-5 24 37-5 48 (31-5 72 ;r — 3048 2252 1640 909 ■ 555 529 528 n = 796 612 731 354 26 1 aus denen IT'/; =: 562-9 und zufolge SiO. rr. 1788 Jiig W = 23 • 94 V, VVassergel Dichte = 1-796 gefunden. Die aus Chabasit abgeschiedene Kieselsäure entspricht sehr nahe dem Verhältnis Si.^H^O^. Der Heulandit vom Berufiord wurde bereits von Frau Silvia H i 1 1 e b r an d untersucht mit dem Ergebnis von 19-56,19- 69 und 20-51 "'^j Wassergehalt bei der Hemmung. E. Baschieri fand 19-31%. Ein neuer Versuch im Exsikkator bei 14° und einem Dampfdruck von ö-2}iiin führte bei täglich einmaliger Wägung zu den Zahlen: ^ w = 3833 2693 1610 586 232 231 u z= 1140 1083 1024 354 1 Aus diesen wurde TF/, == 232 ■ 7 berechnet und zufolge der Bestimmung SiO., = 950 der Wassergehalt bei der Hern- ™™2 ' 1F= 19-68. Chemischer Bestand der Zenlithe. Ö85 Dies stimmt mit dem für Si^,Hj(,Oj- berechneten Wasser- gehalt von 19*94 "/o nahe überein. Die Dichte dieser Kieselsäure bei dem Wassergehalt von 19-68 7o u'urde zu 1'851 bestimmt. Der Desmin von den Faröern lieferte bei der Zersetzung eine pulverige Kieselsäure, die, getrocknet und mit Methylen- blau behandelt, himmelblau gefärbt wurde. Bei 16° und einem Dampfdruck von ö-Qmm wurden in '24stündigen Intervallen die folgenden Zahlen erhalten: ;y z=: 2818 ]52(] 478 230 220 n =: 1292 1048 248 10 aus denen IF/, = 287-7 und nach der Bestimmung SiCX = = 898 mg W= 20 -930/0 berechnet wurde. Ein zweiter Versuch unter denselben Umständen mit einer Menge, worin SiO., ^= 807, ergab jv = 2641 1585 593 209 196 u = 1056 992 384 13 woraus Wu = 217 und der Wassergehalt bei der Hemmung W— 21-19 berechnet wurden. Ein dritter Versuch ergab 20"62<^;^, . E. Baschieri fand 20-16, 20-93, 21-05 7o für einen Desmin \on Teigarhorn. Da die Analyse das \^erhältnis Si^.go Al^CaH^o.^.^ ergab, so ist die erhaltene Kieselsäure auf Sig.o zu berechnen. Dies führt auf .Siy.. Hjj.o, was einem Wassergehalt von 2113% ent- spricht. Der Phillip Sit vom Eulenberg ergab nach der Zersetzung einen Rückstand, der aus Pulver und Gallerte bestand und, nach Trocknen mit Methylenblau behandelt, eine tief berliner- blaue Färbung annahm. Der pulverige Anteil war von der löslichen Kieselsäure nicht vollständig trennbar. Bei 15° und 586 G. Tschermak, dem Dampfdruck \on 'l()mm wurden in den Intervallen von 13 und 11 Stunden erhalten die Zahlen: / — 0 i:; 24 37 48 61 w = 3380 2471 739 : 179 171 170 u — 909 732 560 8 1 woraus TT'/, = 182-6 und nach Bestimmung des enthaltenen SiO., =: 637 7;/^^'' der Wassergehalt bei der Hemmung TT' :=: 21-75 7o berechnet wurde. Diese Zahl dürfte wegen einer Beimischung von Orthokieselsäure etwas zu groß sein. 13. Zusammensetzung der Kieselsäuren. Wenn die Zeolithe als Verbindungen des Kernes mit Kieselsäuren betrachtet werden, so ist letzteren eine bestimmte chemische Zusammensetzung zuzuschreiben. Da diese als Komponenten einer krystallisierten Verbindung erscheinen, so werden sie gemäß der Anschauung, nach welcher die Krj^stall- molekel als die Wiederholung einer bestimmten räumlichen Anordnung der Atome aufzufassen ist, in dem Krystallgebäude in bestimmter zahlenmäßiger Verteilung auftreten. Die ent- gegengesetzte Ansicht von einer festen Lösung läßt sich damit nicht vereinigen.* Was die Zusammensetzung der anzunehmenden Kiesel- säuren betrifft, genügt es, auf die bisherigen Erfahrungen hin- zuweisen, die von mir und meinen Mitarbeitern gewonnen wurden. Die Kieselsäuren von einfachster Zusammensetzung sind: SiHj^O^ aus Willemit, Hemimorphit u. a.; daraus entsteht bei der folgenden Hemmung SiH.,Oo; SiH.,03 aus Anorthit; SioH.,0. aus Datolith, Gadolinit, Titanit.- 1 Vgl. Zambonini, 1. c; Blaschke, 1. c. 2 A. Himmelbauer, diese Sitzungsber., llö, Abt. I (1906), 1177; J. Bruckmoser, ebenda, 116, Abt. I (1907), 1653. Chemischer Bestand der Zeolithe. •>87 Von den beiden letzteren werden höher zusammengesetzte absreleitet: Si,HA Si,H,0,„ Si,H,0, SioHeO,, Si,H,,0,, SisHsO.o Si,H,,0,, Das Aufsteigen nach geraden Zahlen wird durch die Beobachtungen von W. Pukall bestätigt/ der als gut krj^- stallisierte Verbindungen erhielt: Si^K.^HgOjQ, SißKoH20i4, Si,K,H,0,3. Kieselsäuren mit ungerader Zahl von Si können aus den vorigen abgeleitet werden, z. B. SigHgOg = SigH^Og+SiK^Og, SigH^Og = SioH.,03+SiHoO_.j. Die Annahme solcher Kiesel- säuren hat sich nicht als nötig erwiesen, da die empirische Formel der höher zusammengesetzten Zeolithe auf gerade Zahlen hinweist. 14. Der Bau von Zeolithverbindungen. Auf Grund der vorerwähnten Analysen und des Ver- haltens gegen verdünnte Säure läßt sich bereits ein vorläufiger Einblick in die chemische Konstitution der häufigeren Zeo- lithe gewinnen. Die wasserreichsten folgen dem Schema OH, I. Z.K .n.Aq, OK, worin Z eine Kieselsäure oder eine Mischung von mehreren Kieselsäuren bedeutet. Andere Zeolithe sind nach der Regel II. Z.K .n.Aq OH, zusammengesetzt. Die übrigen entsprechen der Regel: m. Z.K. n.Aq. 1 Berichte d. Deutsch, ehem. Ges., 49 (.1916), 397. Vgl. auch Jordis, Zeitschr. f. Elektrochemie, 8, p. 678. Sitzb. d. matheiri.-naturw. Kl., Abt. I, 120. Bd. 43 588 G. Tschermak, Jene, die kein Krystalhvasser enthalten, leiten sich durch Wegbleiben von Aq, zwei durch Ersatz von Z durch H.^O, eine durch Ersatz von Aq durch SiO^H^ von der vorigen ab. DerNatrolith Si^ AI2 Nag H^O^., gehorcht, wie schon früher bemerkt wurde, der mit III bezeichneten Regel, jedoch ohne Krystalhvasser, wonach derselbe gemäß der Formel: Hp^Si[Si2Al,Na,08] zusammengesetzt erscheint. Bei der Zersetzung durch Säure liefert sowohl der Kern, dessen Bild in eckige Klammer gesetzt wurde, als der Begleiter Orthokieselsäure. Der Skolezit SigAUCaHgOi.. folgt der Regel II, jedoch ohne Krystalhvasser und es ist die Gliederung H^O^Si[Si2Al,CaOsOH,] anzunehmen. Da bei der Zersetzung aus dem Kern und dem Begleiter nur SiO^^H^ entsteht, so liefert derselbe nur Ortho- kieselsäure und da kein Krystalhvasser anzunehmen ist, so wird dem Kern eine Mol. Wasser zugeschrieben. Der Mesolith ist wesentlich ein Doppelsalz der beiden vorigen Verbindungen, nach Görgey in dem Verhältnis Si3Al2Na2H^Oi2.2 SigAlgCaHgO^j.. Ob noch ein zweites Doppel- salz besteht, i.st unsicher. Der Thomsonit hat nach den vorliegenden Analysen, die meist an derben Stücken ausgeführt wurden, eine variable Zusammensetzung. Die siliciumärmere Varietät Comptonit ver- liert bei 100° nur wenig, etwa ein Neuntel des gesamten Wassergehaltes. Bei der Zersetzung liefert derselbe nur Ortho- kieselsäure. Aus mehreren Beobachtungen wurde eine Zusammen- setzung abgeleitet, welche nach Zusammenfassen von Ca und Na durch die Formel 4[H,O.Si2AUCaO,OH.,]Aq ausgedrückt werden kann. Der G i s m o n d i n enthält bisweilen isomorphe Bei- mischungen, doch geben mehrere Analysen, auch die meinige, das Verhältnis Si« Al,CaHoOio. Hier ist keine Kieselsäure in Chemiscliei- Bestand der Zeolithe. 589 der Verbindung und es ist anzunehmen, daß deren Stelle durch H.,0 eingenommen wird. Bei der Zersetzung liefert der Gismondin bloß Orthokieselsäure, wonach die Struktur ent- sprechend der Regel I H2O [Si, Al,CaOs0.3 HJ Aq -als wahrscheinlich gelten kann. Beim Erwärmen auf 100° gibt er etwas weniger als ein Viertel des Wasserstoffes in Form \'on Wasser ab. Letzteres wird an feuchter Luft wieder auf genommen. Es beträgt etwas weniger als 1 Mol. Wasser. Der Laumontit nimmt eine Ausnahmsstellung unter sämtlichen Zeolithen ein, da er, der trockenen Zimmerluft aus- gesetzt, verstäubt, was an keinem der übrigen Zeolithe beob- achtet wird. Das weiße, oft mehlige Produkt wurde Leon- hardit genannt. Der Wassergehalt desselben ist schwankend und hängt von dem Dampfdruck der Umgebung ab. Die Zusammensetzung des Laumontits ist infolge isomorpher Bei- mischung etwas variabel, doch zeigen die Analysen, daß der hauptsächlichen Verbindung in dem frischen Mineral die Formel Si^Al.^CaHgO^g zukommt. Nach den Untersuchungen von A. SmitaMst das Verstäubungsprodukt nach dem Trocknen über Schwefelsäure um 1 Mol. Wasser ärmer als das frische Mineral. Bei der Zersetzung entsteht nur Orthokieselsäure, wonach neben dem angenommenen Kern [Si., AUCaOg] zwei Mol. Ortho- kieselsäuren enthalten wären. Nach dem Vergleich mit den übrigen Zeolithen wäre auch hier eine Mol. Orthokieselsäure in der innigen Verbindung mit dem Kern zu denken, worauf die zweite Mol. die Rolle des Krystallwassers zu übernehmen hätte, eine Zusammensetzung, die, sowie das Verhalten an trockener Luft, eine Ausnahme bildet. Demgemäß enthält der Laumontit, entgegen der bisherigen Annahme, kein Krystall- wasser und die Gliederung der Formel wäre H^O^Si[Si.,Al.,Ca08lSiO^H^, wo die an Stelle des Krystallwassers eintretende Mol. Ortho- kieselsäure rechts geschrieben ist. Daraus würde sich das 1 Mineralog. Mitt., her. v. Tschermak, VII (1877), 26S. '^•"J G. Tschermak, ganz ungewöhnliche Verhalten erklären, weil hier eine Mol.. Orthokieselsäure in schwächerer Bindung \-orhanden ist, sich also schon ähnlich wie im freien Zustande benimmt, wo die Orthokieselsäure an der Luft sich bald in Metakieselsäure und weiter in noch wasserärmere Verbindungen verwandelt. Dem Leonhardit, welcher nur ein vorübergehendes Stadium der Zer- setzung darstellt, würde nach dem Trocknen über Schwefel- säure die Formel H_,0^ Si [Si., AI, Ca O,] Si O., H., zugeschrieben werden. Das letzte Glied ist aber nicht als Meta- kieselsäure aufzufassen, sondern bedeutet nur den veränder- lichen Teil der Orthokieselsäure. An feuchter Luft oder in der Säurelösung wird dieser wiederum restituiert und jetzt ergibt sich bei der Zersetzung wiederum nur Orthokieselsäure. Die bisher aufgezählten Zeolithe liefern bei der Zer- setzung nur Orthokieselsäure, die folgenden aber mit wenigen Ausnahmen solche Kieselsäuren, die in verdünnter Säure nicht löslich sind. DerAnalcim hat, wie schon früher bemerkt wurde, bei der Analyse merklich schwankende Zusammensetzung und bei der Behandlung mit Säure ungleiches Verhalten ergeben. Mehrere Analysen führen zu der Formel Si^AlgNagH^Oj^ und die entsprechenden Analcime liefern bei der Zersetzung nur Dikieselsäure Si.^OgH^. Demnach wäre der Kern kein Ortho- silikat, sondern ein Disilikat und die Zusammensetzung erklärt sich durch die Verbindung eines solchen Kernes mit Dikiesel- säure: H^O,Si2(Si2ALNa.,Og) = Si^ALNa.^Oj^. Die Verbindung enthält kein Krystalhvasser, was dem Verhalten bei höherer Temperatur entspricht. Wenn bei der Zersetzung eines Analcims neben pulveriger Kieselsäure auch Gelatine gebildet wird, welche die Eigenschaften der Ortho- kieselsäure zeigt, so wäre dem Kern der Charakter eines Orthosilikats zuzuschreiben und der Verbindung die Gliede- rung: H/J,Si._,[Si2ALNa,08] = Si^Al.,Na.,H^Oj^. Chcniiscliei- Bestand der Zeolithe. r)9 ] Auch hier ist kein Krystallvvasser vorhanden. Bei der Zersetzung wurde die Hälfte des Siliciums als Orthokiesel- säure abgeschieden. Der von mir untersuchte Analcim der ■Cyklopen zeigte bei der Zersetzung die entsprechenden Er- scheinungen. Der Heulandit hat eine etwas wechselnde Zusammen- setzung. Jener vom Eerufiord, der nahezu dem Verhältnis SiijAUCaH^.jO.,., entspricht, lieferte nach der Zersetzung eine in \erdünnter Säure unlösliche Kieselsäure SigOj, H^^ . Davon entfällt auf den Kern SiaOgH^ und auf die begleitende Kiesel- säure Sij^O^jHg. Letztere ist als eine Mischung aufzufassen und führt zu der Gliederung; ^" Si/)io Hg • 4 Si^OjoH^ . Si, AUCaÜg . 3 H,0 . Da der Heulandit bei 100° ungefähr ein Sechstel des gesamten Wassergehaltes, also 1 Mol. Wasser, verliert, so ist der Rest von 2 H,0 dem Kern zuzuschreiben. Die beiden in diesem Heulandit enthaltenen Verbindungen wären demnach: HgOi., Si^cSi., Al^CaOgO.^HJ Aq H,0,o Si^CSi., AI, Ca Og 0.3 H j Aq Der Epistilbit folgt demselben Gesetze, doch ist die enthaltene Kieselsäure SI^O^qH^. Ebenso der Brewsterit, jedoch wird hier Ca durch Sr ersetzt. Der Desmin ist nur selten ungemischt. Manche Varie- täten geben dieselben Verhältnisse, wie sie im Heulandit gefunden wurden, so daß aus der Analyse allein sich nicht erkennen läßt, welches der beiden Minerale untersucht wurde. Dadurch ist angedeutet, daß die in den beiden enthaltenen Verbindungen wesentlich nicht verschieden sind. Früher wurde schon bemerkt, daß dem Desmin eine größere Menge von Krystallwasser zukomme. Der Desmin von den Faröern ergab Sig.oAloCaHjg.j und die daraus erhaltene Kieselsäure Si^.gH^j.g, wovon SigH^ dem Kern zukommt. Es ergibt sich für die begleitende Kieselsäure 3 1 das Verhältnis Si,..H-.„, was annähernd — Si,H„ Si^ H, 4 ' ' 4 ' ' 592 G. Tscheimak, en^pricht, wonach 3 H^O erübrigt. Da bei 100° nahe 2 Mol. Wasser entweichen, so ergibt sich die Gliederung -^- H^ Oj, Si^ ■ — HeO„ Sig (Si, Al.CaOgOH;) 2 Aq, 4 - 4 demnach als vorherrschende Verbindung: H^Üi,Si4(Si, Al.CaO.OH,) 2 Aq, entsprechend der Formel Si^. AUCaH^^^O.^g. Die später folgende genauere Berechnung führt zu den Formehi der beiden übrigen Komponenten. Der Phillipsit erscheint bezüglich der Zusammensetzung und Krystallform als eine Varietät des Desmins. Mehrere Ana- lysen leiten zu der Formel Si^A^CaH^oOi- . Bei der Zersetzung durch Säuren bildet sich in mehreren Fällen eine Mischung von Orthokieselsäure und Dikieselsäure, wodurch angedeutet ist, daß hier im Kern ein Orthosilikat vorliegt. Die Gliederung nach dem gleichen Grundsatze wie beim Desmin wäre sodann H^06Si2[Si,Al2Ca080H.J 2 Aq. hl jenen Fällen, da bei der Zersetzung sich keine Ortho- kieselsäure bildet, erklärt sich obige Zusammensetzung durch H,0, Si., (ßi, Al^CaO.OH.;) 2 Aq . Im Harmotom erscheint Ca durch Ba ersetzt. Im übrigen bildet er ein Mittelglied zwischen Phillipsit und Desmin. Der Chabasit gehört auch zu den isomorphen Mischungen, doch ergaben mehrere Vorkommen und auch der von mir benutzte die Formel Si^Al^CaHi^Ojg • Bei der Zersetzung ent- stand daraus nur Dikieselsäure und bei dem Versuche einer Gliederung der Formel bleibt ein Rest, der als Krystall- wasser anzusehen ist. Wenn hier der wasserstotfhaltige Kern SioAl.^CaH^Oio angenommen wird, so ergibt sich die Gliede- rung nach der Regel I: H^Üß Si., (Si2 Al,CaOgOo H j 2 Aq . Da der Chabasit nach den früher angeführten Beob- achtungen beim Erwärmen auf 100° ungefähr ein Viertel des Chemischer Bestand der Zeolithe. >^93 Wasserstoffes als Wasser abgibt, was mehr als anderthalb Mol. Wasser entspricht, so ist obige Gliederung sehr wahr- scheinlich. In der Chabasitverbindung wären je vier Atome Wasser- stoff in drei \'erschiedenen Bindungen enthalten, deren zwei sehr ähnliche sind. Der Gmelinit folgt derselben Regel wie der Chabasit, jedoch ist die Natriumverbindung Si^AI.,Na.,H^.,0^g vorherr- schend und die Gliederung wird durch H^Oß Si, ( Si, AI, Na,080, H J 2 Aq angegeben. In dem seltenen und noch wenig erforschten Levyn erscheint bei gleichem T\'pus die Verbindung Si^AUCaH^ßOi^ vorherrschend, worin als begleitende Kieselsäure SioOjH, an- zunehmen wäre. Die Gliederung des Hydratwassers in zwei Anteile, in das dem Kern angefügte und das Krystallwasser fußt auf der Annahme, daß bei 100° der größte Teil des Krystall- wassers abgeschieden wird. Diese Trennung hat einen pro- visorischen Charakter und besagt bloß, daß jene Menge Wasser, die bei dieser Temperatur entweicht, weniger innig -gebunden erscheint als die übrige. Vorläufig verfügt man über kein Mittel, eine solche Gliederung endgültig vorzunehmen und durch die Bezeichnung Krystallwasser soll nicht mehr ausgedrückt sein als jene schwächere Bindung. 15. Schmelzprodukte. Daß manche Zeolithe nach dem Glühen ein Produkt geben, dessen Verhalten gegen .Säuren verschieden von dem des ur- sprünglichen Minerals erscheint, ist schon seit langer Zeit oekannt. In Rammelsberg's Mineralchemie finden sich die Angaben, daß der Natrolith, vor und nach dem Glühen mit .Säuren zusammengebracht, gelatiniere, der Analcim ursprüng- lich durch Säuren leicht, nach dem Glühen schwer zersetzbar sei. der Chabasit nach dem Glühen nicht zersetzt werde. 594 (i. Tschermak, Über den Analcim von den Cyklopen wird von G. Friedel die Angabe gemacht/ daß das Schmelzprodukt isotrop ist und tesserale Form zeigt. Angaben über die Schmelzprodukte ver- schiedener Zeolithe sind in der Abhandlung von C. Dölter- enthalten, doch ohne Bezugnahme auf die ursprüngliche Zu- sammensetzung. Von Zambonini^ wurden Beobachtungen an geglühtem Heulandit und Thomsonit angestellt. Im folgenden mögen einige Beobachtungen zur Ver\oil- ständigung des Bekannten angeführt werden. Der von mir analysierte Natrolith von Brevik lieferte ursprünglich bei der Zersetzung nur Orthokieselsäure, die sich in der verdünnten Säure vollkommen löste. Nach schwachem Glühen hinterließ das Produkt' bei gleicher Behandlung nach Entfernung der gelösten Orthokieselsäure eine geringe Menge SiO^, welche 4-7 % ^^^ gesamten Siliciumdioxyds betrug. Nach dem Glühen vor dem Gebläse war das Produkt glasig, doppelbrechend und hinterließ jetzt eine größere Menge SiO.^, die beiläufig 38%, also etwas mehr als ein Drittel der Ge- samtmenge ausmachte. Im Vergleiche mit der ursprünglichen Zusammensetzung H^0^Si[Si.,AUNa.,08] erscheint die Zusammensetzung des Schmelzproduktes SiO^-f- -f-SigAlgNagOg als Gemisch von Si.^ mit Nephelin, was dem. Verhalten gegen Säure annähernd entspricht und mit der mikroskopischen Beobachtung Dölter's, die Nephelin angibt, übereinstimmt. Der Skolezit von Punah, der ursprünglich auch nur Orthokieselsäure lieferte, gab nach dem Schmelzen ein doppel- brechendes Glas, dessen Pulver nach der Behandlung mit ver- dünnter Säure keine lösliche Kieselsäure abgab. Wird von der ursprünglichen Zusammensetzung H^Oj^SiLSioAlXaOgOH.,] 1 Bull. soc. min., 19 (1896), 14. 2 Jahrb. f. Min., 1890, 1, 118. •■i Zeitsclir. f. Kryst., 40 (1911), luO. Chemischer Bestand der Zeolithe. 595 die des Schmelzproduktes SiO._, + Si.>Al.,CciO.^ abgeleitet, so zeigt sich, daß aus dem säurelöslichen Kern eine dem Anorthit entsprechende V'erbindung hervorgegangen ist, die keine Ortho- kieselsäure abgibt. Die Schmelze kann als amorphes SiO., und Anorthit betrachtet werden, was mit dem mikroskopischen Befunde Dölter's übereinstimmt. Der Laumontit von Kongsberg, der ursprünglich sich wie die vorigen verhält, lieferte nach starkem Glühen eine krystallinische Masse, die zum größten Teil aus länglichen Prismen bestand, nach Becke's Beobachtungen gerade aus- löschend mit Y parallel der Längsachse. Bei Einwirkung ver- dünnter Säure bildete sich keine lösliche Kieselsäure. Aus dem Vergleich der Schmelze SiO.^-^ Si., AUCa08+ SiO., mit der ursprünglichen Zusammensetzung H^O^ Si [Si., AI, Ca Og] Si O^ H^ läßt sich erkennen, daß der Kern die Eigenschaften eines Orthosilikats verloren und wahrscheinlich eine Verbindung mit SiO._, gebildet hat. Vorläufig ist es unsicher, ob in den Prismen eine \'erbindung SigAl.^CaOjo oder Si^A^CaOj.^ vorliegt. Die Entscheidung verlangt größere Mengen des Zeoliths, als mir zu Gebote standen. Die Angabe Dölter's, der von Anorthit und einem schief auslöschenden Gemengteil spricht, stimmt mit meinem Befunde nicht überein. Der Analcim von den Cyklopen, dessen Zusammen- setzung von dem Verhältnis Si^ALNa-^H^O^^ etwas abweicht und der eine Gruppe von Orthosilikat enthält, lieferte eine Schmelze, die aus Glas mit vielen isotropen Krystallen be- stand. Jene, die aus der Oberfläche hervorragten, sahen wie gefirnißt aus und zeigten undeutliche Würfelform mit ab- gerundeten Ecken. Bei der Behandlung mit verdünnter Säure bildete sich keine Orthokieselsäure. Dies stimmt mit den Angaben von G. Fried el überein, der die Krystalle als Natron- leucit ansprach, während Dölter kein krystallines Schmelz- produkt erhielt. Der Chabasit von Rübendörfel ergab als Schmelzprodukt ein blasiges Glas ohne eine Spur von Doppelbrechung. Auch als Herr Dr. Leitmaier dasselbe im elektrischen Ofen erhitzte, wurde es nicht flüssig und war nach dem langsamen Abkühlen bloß an der Oberfläche gehittet. Der Dünnschliff zeigte eine •"^00 G. Tschermak. isotrope feinblasige Sclimelze. Dieses Glas scheint, obwohl D ölt er auch hier Anorthit angibt, kein solcher, sondern eine kieselreichere \^erbindung zu sein. Nach der von mir entwickelten Anschauung von dem Bau der Zeolithe, nach welcher in allen der genannte Kern enthalten wäre, könnte als Schmelzprodukt immer nur Anorthit, Nephelin und Kieselglas erwartet werden, doch deuten die Versuche mit Laumonit und Chabasit darauf hin, daß aus dem Kern und der begleitenden Kieselsäure unter bestimmten Umständen auch kieselreichere Verbindungen sich bilden können. 16. Austausch basischer Stoffe. Durch die zahlreichen Versuche J. Lemberg's mit Sili- katen, die bei höheren Temperaturen in geschlossenen Ge- fäßen der Einwirkung von Salzlösungen ausgesetzt wurden, ergab sich die Tatsache, daß unter diesen Umständen die im angewandten Mineral enthaltenen Metalle, wie Calcium, Natrium, Kalium durch andere analoge Stoffe ausgetauscht werden können. In manchen Fällen wurde auch die Rückverwandlung bis zur ursprünglichen Zusammensetzung durchgeführt. Eine ph3^sikalisch-chemische Untersuchung der Umwandlungspro- dukte wurde nicht unternommen, jedoch die Annahme ge- macht, daß dieselben von gleicher Art waren wie das Aus- gangsmaterial, also eine Substitution mit Beibehaltung des ursprünglichen Charakters der Verbindung eingetreten sei. Die Arbeiten Lemberg's wurden von St. J. Thugutt fortgesetzt. F. W. Clarke und G. Steiger stellten Versuche unter denselben Umständen bei Anwendung trockener Salzpulver, insbesondere von Ammoniumchlorid, an. Bei allen vorgenannten Versuchen wurden auch Zeolithe als Ausgangsmaterial benutzt. Durch hohe Temperaturen werden den früher besprochenen Untersuchungen zufolge die Zeolithe umgewandelt, indem ein wesentlicher Bestandteil, das Wasser, zum Teil entfernt, zum Teil in seiner Bindung gelockert, ferner, wie aus den Schmelz- versuchen hervorgeht, auch die Konstitution des Kernes ver- ändert wird. Somit ist hier der Ausgangspunkt nicht mehr das Cliemischer Bestand der Zeolithe. o97 ursprüngliche Mineral, sondern ein durch die hohe Temperatur entstandenes Umwandlungsprodukt. Dem Endresultat mangelt eine direkte Beziehung auf den Bau des angewandten Zeoliths. Dagegen sind jene Versuche, die bei gewöhnlicher oder nur wenig erhöhter Temperatur von H. Eichhorn, R. Gans, Ilse Zoch^ ausgeführt wurden, besser geeignet, hierüber einige Auskunft zu geben. Zuerst ist es die Verschiedenheit des Verhaltens der Zeo- lithe gegenüber den einwirkenden Lösungen, die eine be- stimmte Anordnung erlaubt. Das Austauschvermögen in bezug auf Ammoniumchloridlösung .stellt sich nach den Versuchen von R. Gans und E. Zoch wie folgt: G. Z. Chabasit 0-0690 0-1052 Desmin 0-0420 0-0441 Heulandit 0-0473 0-0421 Harmotom — 0-0279 Analcim 0-0036 — Natrolith 0-0291 ' 0-0 Skolezit - 0-0 Daß einigen Zeolithen ein Austauschvermögen zukommt, :as anderen fehlt, erklärt sich bei einem Blick auf die Zu- sammensetzung von Chabasit und Analcim: I H.3O j Chabasit Si^Al.CaHj.^Ojg = H^O.jSi., Si., ALCaOg > O^H., ' " I ' H.,0 ) Analcim Si^A].,Na..H^Oj^ = H^OgSi.iSi.^AUCaOgj Im Chabasit, der ein großes Austauschvermögen besitzt, - '/scheint die Gruppe Si.^AlgCaOg schon im Kern mit 2 Mol. A'asser verbunden, sodann mit H^O^Si.^ vereinigt, schließlich n der Sphäre der lockeren Bindung mit 2 Mol. Krystallwasser rehaftet. Die bewegliche Gruppe H.^O umgibt hier das Silikat 1 Chemie der Erde, 1 il915i. 219. Hier ist auch die Literatur -tändig angeführt. 598 G. Tscliermak, gleichsam von allen Seiten und bildet mehrere Kingangspforten für die angreifende Lösung. Im Analcim, der ein sehr geringes Austauschvermögen besitzt, fehlt das Krystallwasser und der Kern ist ebenfalls frei von HoO-Gruppen. Die Kieselsäure ist bei einem Austausch nicht beteiligt. Demnach ist hier der Zugang zum Kern erschwert. Die Reihenfolge der Austauschvermögen erläutert sich durch die Anführung der Zusammensetzung: % H,0 Chabasit Si^Al._,CaHj.,Ojg = = H,OgSi.,(H^Si,A1.2CaO,o)0.,H^ 21-30 Desmin Si^ AloCaH^^O.^. = — H3O1., Si^ ( H, Si, Al.,Ca O9 ) O, H^ 19- 52 Heulanditi Si^Al^CaHi^O^, = — H,,0,,Si^(H^Si,Al,CaOio)OH., 17-21 Harmotom Si. AI, BaH^^Oig r= rr H^Og Sig (H., Si., AI, Ba O9) 0., H^ 14- 04 Analcim Si^Al.,Na.,H^Oi^ =: H,i06Si2(SioA1.2Na.,08J 8-16 Natrolith Si, Al,Na,H^Oj., = H^O^Si[Si.,Al.,Na.,Og] 9-45 Skolezit Si,Al.^ CaHgOjg = H^04Si[H2Si.,AUCa09] 13-74 Die Austauschfähigkeit erscheint in erster Linie durch die Gegenwart von Krystallwasser bedingt. Die Verbindungen ohne Krystallwasser zeigen ein minimales Austauschvermögen. Bei den ersteren Zeolithen entspricht die Reihenfolge dem Gesamt- wassergehalte. Die Angabe Z., wonach Desmin >> Heulandit. beruht auf mehreren übereinstimmenden Beobachtungen, die gegenteilige von G. kann auch richtig sein, da es Desmin gibt, die wasserärmer sind als manche Heulandite. Es fehlen aber die bezüglichen Analysen. Die Zeolithe ohne Krystallwasser verhalten sich ziemlich gleich und der Skolezit zeigt, obwohl sein Wassergehalt fast 1 Für Heulandit und Harmotom, welche bei der angenommenen Zu- sammensetzung als Mischungen zu betrachten sind, wurden die entsprechenden gemischten Kieselsäuren in die Formel eingesetzt. Chemischer Bestand der Zeoliihe. 599 der gleiche wie jener des Harmotoms, kein Austauschvermögen, was durch die innige Bindung des Wasserstoffes in dem Kern zu eri\lären ist. Eine wichtige Beobachtung von Gans ist die Wahr- nehmung, daß die krystalhvasserhaltigen Zeolithe durch Be- handlung mit Natronlauge so verändert werden, daß jetzt das Aluminium mit Hydroxylgruppen verbunden erscheint. Das im Desmin enthaltene Natriumsilikat hätte nach der hier an- genommenen Schreibweise die unten zuerst angeführte und nach jener Einwirkung die zweite Art der Struktur Si=Al— Na Na-Si-A1=:H., i i H-Si-Al-Na Na-Si-AIrrR, Letztere dürfte in unveränderten Zeolithen nicht an- zunehmen sein. 17. Isomorphie, Homöomorphie. Für die sämtlichen Glieder einer isomorphen Zeolithreihe wird gegenwärtig dieselbe Grundform angenommen, obwohl die Zusammensetzung erhebliche Unterschiede aufweist. Bei- spiele geben die Reihen Heulandit, Desmin, Phillipsit, für welche hier die extremen Analysenresultate und je ein dazwischen liegendes Mischungsverhältnis angeführt sind. Heulandit.i Si AI Ca Na H ., h c .•r72: 2: 0-693: 0-577: 11-91 \ 6-02 : 2 : 0-797 : 0-308 : 1 1-35 0 5724 : 1 : 0-4888 ,3 = 55° 36' 5-41 : 2:0-662:0-672: 10- 12 j Desmin. 6-32:2:0-956: - : 13-52 ] 5-66 : 2 : 0-894 : 0-383 : 13-1 2 [ 0-7624 : 1 : 0-5969 ß =: 50° 49' 5-50:2:0-838:0-237: 12-63 J Das Achsenverhältnis nach Rinne's Aufstellung. Jahrb. 1. Min., 1892, 1, 12. ÖOO G. Tschermak, Phillipsit." 4-58 : 2 : 0690 : 0-536 3-95 : 2 : 0-587 : 0-679 303 : 2 : 0-632 : 0-879 10-44 8-95 } 07095: 1 : 0-628 1 8-69 Das Schwanken der Beträge für SiO., und HoO zeigt an. daß mit dem Kern verschiedene Mengen von Kieselsäure ver- bunden sind. Es ist wohl anzunehmen, daß diese Verschieden- heit auch auf die Krystallform einen Einfluß nimmt. Wenn für jeden der analysierten Zeolithe auch das Achsenverhält- nis bestimmt wäre, so dürfte sich auch ein entsprechendes Schwanken der Krystalldimensionen herausstellen. Vorläufig muß es genügen, darauf hinzuweisen, daß eine genauere Be- stimmung der Krystallform bezüglich der einzelnen Mischungen noch aussteht und es der Zukunft überlassen bleibt, den Parallelismus der krystallographischen Elemente und der Zu- sammensetzung nachzuweisen. Bei der \'ergleichung der Formen tritt nicht selten eine Ähnlichkeit hervor, die über die Grenzen der Krystall- sy Sterne reicht. Dieselbe gewinnt an Bedeutung, wenn auch eine Ähnlichkeit in chemischer Beziehung zu erkennen ist. Umgekehrt läßt sich dabei wahrnehmen, welche Formunter- schiede auftreten, wenn bestimmte Änderungen der chemi- schen Zusammensetzung zu bemerken sind. In der folgenden Zusammenstellung ist für SiH^^O^ das Zeichen X, für den Kern Si^AlgCaOg die Bezeichnung K, für die entsprechenden Na-, Ba-, Sr-Verbindungen sind die Zeichen Kn, Kb, Ks gebraucht, für Mischungen von K und Kit das Zeichen Km. Das Hydratwasser und Krystallwasser sind zusammengefaßt und ist für U^O das Zeichen W^ gesetzt. Da alle Formeln auf die gleiche Zahl von K berechnet sind, so erscheinen auch Bruchteile von H'. Natrolith . . XKn 0-9786 1:0-3536. 90° rhomb., mon Skolezit . . .XKIV 0-9763 1 : 0-3433 92° 6' mon. Mesolith . .XKm\/AV 0-9747 1:0-3122 92° trik. Chemischer Bestand der Zeolithe. 601 a h c ,3 Edingtonit. . XKb ^^W 0-9872 : 1 : 0-3367 90° rhomb. Comptonit . . WKm % W 0-9932 : 1 : 0-3355 90° rhomb. Gismondin. . WK?>W 0-9566 : 1 : 0-3188 90° mon. Laumontit . . A'A^A' 1-082 : 1 : 0-5896 80° 42' mon. Die angeführten Zeolithe mit Ausnahme des Laumontits zeigen eine Ähnlichkeit der krj^stallographischen Elemente, andrerseits kommt ihnen allen ein gleiches chemisches Ver- halten zu, indem sie nach der Zersetzung bei gewöhnlicher Temperatur Orthokieselsäure liefern, also gelatinieren. Der Kern ist immer ein Orthosilikat und dieses ist zumeist mit Orthokieselsäure verbunden, die Kernverbindung ist meistens vom Tj^'pus K.R^O. Unterschiede zeigen sich im Wasser- gehalte und es stellt sich heraus, daß die außer dem Kern befindlichen Mengen HgO die Ähnlichkeit der Form nicht beeinträchtigen. Der Laumontit, in dem chemischen Verhalten den vorigen ähnlich, in der Struktur verschieden, da 2 Mol. SiH^O^ mit dem Kern verbunden erscheinen, weicht in der Form von jenen ab. Die folgenden als Heulanditgruppe zusammengefaßten Zeolithe sind von ähnlicher monokliner Form. a b c ß Mordenit SisHaO.^o./v.ST^ 0-4009 : 1 : 0-4279 88° 30' Heulandit . . . Si^Yl^o\^.K.?,W 0-4035 : 1 : 0-4293 88° 34' Epistilbit S\JlJd^Q.K.2,W 0-4194:1:0-4321 89° 20' Brewsterit .. Si4H40io.A'5.3TF 0-4049:1:0-4204 86° 20' Für Heulandit wurde bloß eine in mehreren Varietäten herrschende Verbindung angegeben, die auch im Epistilbit vor- vyiegt. Letzterer ist vom vorigen durch die Krystalltracht unter- schieden. Die nachstehend angeführten Zeolithe sind erstens jene, die als Desmingruppe bezeichnet werden, ferner die zum Chabasit gehörigen, deren trigonale Form hier als Drillings- bildung monokliner Individuen aufgefaßt wird. 602 '1' scher m a k , 00° rhomb. Desmin P'*^^« ^^^^' •^^•^^U>4628 : 1 : 0'381 1 89°30'mon. (Si,H,Oe .Z.3H// ^,.,^, HarmotomP'*"«^i'^-^^'^^\o-5053:l :0-351(> 90° mon. Phillipsit iS'.».O,-K-^W]^0;i4H:U ■* 8 12 \ Si,Hp, .K.6W 18. Isomorphe Mischung. Für sämtliche Zeolithe gilt nach dem vorher Gesagten das Schema Z.Ä'.c)H,0, worin das letzte Glied Hydratwasser einschließlich des Krystall- wassers bedeutet. Für Z kann auch H^O eintreten. Das Glied Z bezieht sich auf die enthaltene Kieselsäure oder eine Mischung mehrerer Kieselsäuren, für welche aus der Analyse höchstens drei Koeffizienten berechnet werden können. Demnach wäre, wenn die drei Kieselsäuren mit S, S' und 5" bezeichnet werden, die allgemeine Formel: pS.qS'.rS".K.(}H,0, worin p + q + y =: 1. Anstatt eine Mischung von drei Kieselsäuren anzunehmen, kann man das Resultat der Analyse auch so darstellen, daß eine isomorphe Mischung von drei Verbindungen, deren jede eine einfache Kieselsäure enthält, angenommen wird. p{S.K.dK,0) q(S'.K.dH,0) r(S"./i.öH,0) Die vSummierung ergibt den vorigen Ausdruck. Aus den Formeln der drei Verbindungen und den bezüglichen Koeffi- zienten kann die prozentische Menge der einzelnen Ver- bindungen berechnet werden. Für den Chabasit von Wassons Bluff wurde schon früher die Formel -7- ^'hOv2 Hg • ^ SioOß H^ . Si, Al.Xa . 4 H^O Sitzb. d. mathein.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 44 604 G. Tschermak, berechnet. Hier ist p =: g zzz — und die anzunehmenden V'er- 2 bindungen hätten die Zusammensetzung: SiyAlXaHißO,^ und Si^Al,CaH,,0i3. Die prozentischen Mengen berechnen sich zu 56 '7 und 43-3 Gewichtsprozenten. Für einen Heulandit vom Berufiord ergaben sich im früheren die Verhältnisse: Vs Si^Oj-^H^-Vs Si,0,oH,. % Si.AH,.Si,AUCa03.3H.,0. Hier ist p z=: ^/^, q z=z ^f^, r ^rz -/g und die anzunehmende isomorphe Mischung entspricht den Zahlen: Vs SieAl3CaH,,0,3 V3 SißAUCaH.oO.^, 73 Si,Al,CaHj,0,„ wonach die prozentischen Mengen der drei Verbindungen sich mit 15, 65 und 20 Gewichtsprozenten berechnen. 19. Regelmäßige Verwachsungen. Für die Beurteilung der Analysenresultate sind die Beob- achtungen über die regelmäßige Verwachsung von Zeolithen verschiedener chemischer Zusammensetzung wichtig. Zur Er- läuterung dürften zwei Beispiele genügen. Bei der Untersuchung des Mesoliths von Bensen beob- achtete der seither im Kriege gefallene Dr. R. v. Görgey die Verwachsung von Mesolith mit Natrolith^ derart, daß beide die Zone des aufrechten Prismas und die Achse b gemein haben. An einer Krystallnadel, die am Grunde aus Natrolith bestand und dort mit nebenstehendem Mesolith verbunden erschien, fand Görgey als Fortsetzung der Krystallnadel Meso- lith und als Endbildung wiederum Natrolith, so daß dasselbe Prisma sich als ein Wechsel beider Zeolithe darstellte. 1 Tschermak's Min. u. petrogr. Mitt., her. v. Becke, 28 (1909), Chemischer Bestand der Zeolithe. 60o Aus seiner Analyse des reinen Mesoliths zog v. Görgey den Sciiluß, daß der Mesolith ein Doppelsalz Sig Al.,Na.3H^Oi2 + + 2 SigAIoCaHgOjj sei und er hielt es für wahrscheinlich, daß hiervon abweichende Analysen sich nicht auf reinen Mesolith beziehen. Aus diesen Beobachtungen geht hervor, daß die radial- stengeligen oder -faserigen Zeolithe, welche als Mesolith an- gesprochen wurden, Verwachsungen der beiden Gattungen sein können und daß ohne die bis ins Einzelne gehende optische Untersuchung nicht entschieden werden kann, ob ein einfacher Zeolith, eine regelmäßige Verwachsung oder ein Gemenge vorliegt. Das hier Gesagte bezieht sich nicht bloß auf Natrolith und Skolezit, sondern auf alle Zeolithe, die nicht genau optisch untersucht sind. Wenn schon deutliche Krystalle regelmäßige Verwachsungen verschiedener Gattungen sein können, um so mehr können Krystall Aggregate regelmäßige oder zufällige Ver- wachsungen darstellen. Die Analysen von Aggregaten sind demnach mit Vorsicht anzuwenden. Bei der Be- sprechung der einzelnen Analysen werde ich darauf zurück- kommen. Ein anderer Fall wurde von Prof. J. E. Hibsch an einem Vorkommen vom Morvvanberg bei Salesl, Böhmen, beobachtet und beschrieben. 1 Thomsonit und Natrolith erscheinen hier mit bestimmter Orientierung verbunden, indem die Achse a des ersteren mit der c-Achse des zweiten parallel ist, ferner die Zone 011:011 des ersten mit der Zone 110:110 des zweiten zusammenfällt. Dabei weicht die Fläche ITO des Natroliths von der Fläche 100 des Thomsonits um 1°14' ab, während die Fläche lil des Natroliths von 012 des Thom- sonits bloß um 6 Minuten abweicht. Für den Thomsonit wird gewöhnlich das Verhältnis Si.jAUCaH. und für das begleitende Na -Silikat Si., AUNa.^Hj angenommen. Für Natrolith gilt SigAlgNagH^. Die Mehrzahl der Thomsonitanalysen ist an Aggregaten ausgeführt, die optisch nicht geprüft werden. Sie ergeben oft Si >- 2. Demnach ist hier die Vermutung nicht 1 Tschermak's Min. u. petr. Mitt., her. v. Becke, 34 (1917), ii • iOB G. Tscherniak, Chemischer Bestand der Zeolithe. unberechtigt, daß bisweilen eine Verwachsung von Thomsonit mit Natrolith das Material für die Analyse geliefert habe. An die regelmäßige Verwachsung von Mesolith und Natro- lith erinnert jene bekannte von Chabasit und Gmelinit mit parallelen Hauptachsen. Auch diese beiden sind wesentlich nur durch den Natriumgehalt, der im Gmelinit überwiegt, unterschieden. ßo; Systematisch-faunistische Studien über Blindkäfer "Weitere Beiträge zur Höhlen- und Subterranfauna der Ostalpen und der Balkanhalbinsel Von Prof. Dr. Josef Müller in Wien (Mit 3 Tafeln und 4 Texifiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 14. Juni 1917) Nachstehende Arbeit bildet die Fortsetzung der mit Unterstützung der Kaiserl. Akademie der Wissen- schaften in Wien aus dem Legate Scholz unternommenen Studien über die osteuropäische Höhlen- und Subterrant- fauna.'^ Mit Ausnahme der nur in zwei Exemplaren [coli. Breit iW'ien) und coli. Klimesch (Sinj)J bekannten Anisoscapha Klimeschi wurden sämtliche Typen der nachfolgend be- schriebenen neuen Formen dem Wiener Hofmuseum ein- verleibt, dessen reichhaltige Sammlungen mir auch diesmal durch das Entgegenkommen des Herrn Kustosadjunkten Dr. Karl Holdhaus zur Verfügung standen. \'om königl. zoolog. Museum in Berlin erhielt ich durch Herrn Prof. H. J. Kolbe die einzige daselbst aufbewahrte Type des lange verschollenen Trechus amabilis Seh auf. Viele seltene Arten, darunter nicht wenige Typen, wurden mir von Herrn 1 Vgl. meine erste Mitteilung (Zur Kenntnis der Höhlen- und Subterranfauna von Albanien, Serbien, Montenegro, Italien und des österreichischen Karstgebietes <'} in diesen Sitzungs- berichten, Bd. CXXIII, 1914, Abt. I, p. 1001 bis 1031. <)08 J. AUillcr, J. Breit (Wien) aus seiner ungemein artenreichen und muster- gültig gepflegten Sammlung (vereinigte Sammlungen Breit- Moczarski- Winkler) zur Untersuchung anvertraut. Einige neue Formen wurden mir von den Herren Dr. Marijan Gra- bowski (Laibach), J. Klimesch (Sinj), Dr. F. Rambousek (Prag) und A. Winkler (Wien) zur Beschreibung vorgelegt. Allen den genannten Herren sage ich für ihre wertvolle Unter- stützung meinen besten Dank. I. Über einige blinde Treehusarten. Trechus (Duvalius) macedonicus sp. n. Rötlichgelb, glänzend, nicht pubeszent. Der Kopf schmäler als der Halsschild, mit vollständigen, scharfen Stirnfurchen und ziemlich stark gewölbten, kahlen Schläfen. Augen- rudimente sehr deutlich, als scharf umgrenzte, quer-ovale, weißliche Feldchen, mit Spuren einer Facettierung, aus- gebildet; die Ränder dieser Augenrudimente sind von schwarzem Pigment umsäumt. Die Fühler halb so lang als der Körper, das zweite Glied kürzer als das erste, das dritte etwa IVs^ial so lang und das vierte nur wenig länger als das zweite, die beiden vor- letzten Glieder etwa doppelt so lang als breit. Der Halsschild quer-herzförmig, -an der Basis etwas breiter als am Vorderrand, im vorderen Drittel ziemlich stark und in fast gleichmäßiger Rundung erweitert, nach hinten fast bis zu den großen Hinterecken stark verengt, diese etwa ein Fünftel der Halsschildlänge einnehmend, spitzwinkelig, mit fast geraden, nach hinten leicht divergierenden Seitenrändern und gerade abgestutztem oder kaum ausgebuchtetem Basal- rand. Die Mittellinie des Halsschildes stark furchenartig ver- tieft. Der Seitenrand nicht überall gleichbreit aufgebogen, da die Seitenrandkehle nicht vollkommen parallel mit ihm ver- läuft; sie ist vielmehr an zwei Stellen, unmittelbar vor der Basis und im vorderen Drittel vom Seitenrand am weitesten entfernt, so daß sich ihr Verlauf, von der Basis angefangen, folgendermaßen gestaltet: zunächst mit dem Seitenrand, soweit die Hinterecken nach vorn reichen, konvergierend, dann gegen Faunistische Studien über Blindkätcr. ()09 die Stelle der stärksten Rundung (an der vorderen Marginal - seta) allmählich vom Seitenrande divergierend und noch weiter nach vorn, gegen die Vorderecken, dem Seitenrande meist wieder ein wenig genähert. Die Vorderecken selbst sind einfach, d. h. nicht oder kaum lappenartig vorspringend. Die Scheibe des Halsschildes innen nur äußerst zart, wenig deutlich, mikroskopisch genetzt. Die Flügeldecken ziemlich kurz oval, oben flachgedrückt, meist hinter der Mitte am breitesten; ihre Oberfläche zwischen den Punktstreifen fast glatt, nur mit schwer erkennbarer, äußerst feiner und dichter Querriefung. Die Schultern der Anlage nach stumpfwinklig, jedoch an der Spitze ziemlich stark verrundet. Die Punktstreifen vollzählig, der sechste und siebente allerdings sehr fein und hinten erloschen; die inneren Streifen ziemlich kräftig ausgebildet, jedoch nur fein und dicht punktiert; die beiden innersten Streifen mit dem Naht- rand und unter sich nach hinten konvergierend, der Naht- zwischenraum an der Basalhälfte flach, gut doppelt so breit als vor der Spitze. Von den drei borstentragenden Dorsal- punkten ist der mittlere etwas vor der Flügeldeckenmitte gelegen und steht dem postbasalen Borstenpunkt erheblich näher als dem präapikalen. Das umgebogene Ende des Naht- streifens ist nach vorne über das Niveau des letztgenannten Borstenpunktes verlängert, wird dann allmählich feiner und seichter und geht meist deutlich in den fünften Dorsalstreifen über. Die vier vordersten Punkte der Series umbilicata sind voneinander gleichweit entfernt und bilden eine mit dem Seitenrande ziemlich parallele Reihe. An den männlichen Vordertarsen sind die beiden ersten Glieder erweitert und am inneren Apikaiwinkel zahnförmig vorgezogen; das erste Glied ist wie gewöhnlich größer als das zweite, kaum länger als breit. Länge: 5 bis 5*2 ;;/;//. Fundort: Peristerigebirge bei Bitolia, unter Steinen. Von Dr. F. Rambousek ('Prag) kurz vor Kriegsausbruch zusammen mit Trechus (Duvalms) peristerisus m. (diese Sitzungsberichte, Bd. CXXIII, p. 1008) entdeckt. 610 .1. Müller. In meiner Z)//t'a/«/5-Tabelle (Revis. d. blinden Trecliiis- Arten d. Ostalpen u. Balkanhalbinsel, 1913, p. 23 ff.) wäre diese Art neben Ghidinii und Ireskavicensis einzureihen. Durch den flachen Körperbau und die großen schwarz ge- ränderten Augenrudimente eher mit Ghidinii übereinstimmend, weicht sie von dieser norditalienischen Art durch die großen stark nach außen gerichteten Hinterecken des Halsschildes, die breite Halsschildbasis und die weniger groben Punkt- streifen der Flügeldecken bedeutend ab. Durch die großen, stark spitzwinkelig nach außen vortretenden Hinterecken des Halsschildes in Verbindung mit der breiten, geraden Hals- schildbasis entfernt sich unsere neue Art vom Peristeri von allen bisher bekannten unbehaarten Duvaliiis-Avten der Ost- alpen und der Balkanhalbinsel mit drei Borstenpunkten am dritten Flügeldeckenstreifen. Mit Rücksicht auf die seit Erscheinen meiner Treclms- Arbeit zugewachsenen Duval ins- Arten der Balkanhalbinsel muß die Tabelle auf p. 14 und 15 von Leitzahl 8 bis 10 folgendermaßen ergänzt beziehungsweite abgeändert werden: 8. Arten von 3 bis 3 • 5 min Länge - Sa. — Arten von 3-8 bis ö-2mm Länge (Schläfen kahl; Augenrudimente deutlich) 9. 8 a. Schläfen fein mikroskopisch behaart. Augenrudimente undeutlich. Halsschild quer, vor den Hinterecken nur sehr schwach ausgeschweift. — Südtirol (Monte Pari) und Bergamasker Alpen (Val Seriana) .... 2. knanthi Gangib. — Schläfen fast kahl, nur bei starker mikroskopischer Vergrößerung mit einzelnen winzigen Härchen ver- sehen. Augenrudimente deutlich. Halsschild stark herzförmig. — Peristerigebirge bei Monastir .... 2a. peristerisns J. Müll. 9. Hinterecken des Halsschildes groß, spitzwinkelig und nur nach außen gerichtet, die Basis gerade ab- geschnitten und etwas breiter als der Vorderrand. Flüdeldecken flach, breitoval. — Peristerigebirgebei Monastir. Länge 5 bis 5'2w///. .Qa. macedoniais J. Müll. Faunistische Studien über BlindUäfer. ßi 1 — Hinterecken des Halsschildes spitzwinkelig, nach außen und hinten vortretend, die Basis innerhalb derselben mit einem flachvvinkeligen Einschnitt, der Basalrand schmäler als der Vorderrand. Flügeldecken langgestreckt, fast parallelseitig. Länge: 3-8 bis 4-2 mnt. — Herzegowina und Südostbosnien (Velez, Volujak, Maglic) 8. Speiseri Gangib. — Hinterecken des Halsschildes scharf rechtwinkelig, nicht deutlich nach außen vortretend; Basalrand höchstens so breit als der Vorderrand 9 a. 9 a. Halsschild .schmäler, im vorderen Drittel am breitesten, von da an nach hinten fast geradlinig verengt, vor den Hinterecken nur äußerst schwach ausgebuchtet. Flügeldecken etwas gestreckter, der Schulterwinkel schmäler verrundet als bei den folgenden Arten. Länge: 4-7 nun. — Thessalien (Pelion) 7a. Moczarskii Breit. — Halsschild breiter, deutlich herzförmig, vor der Mitte in viel breiterer Rundung erweitert, nach hinten in flacher, fast gleichmäßiger Rundung verengt, vor den Hinterecken deutlich ausgebuchtet. Flügeldecken kürzer, der .Schultervvinkel breiter verrundet 10. Über Trechus (Neotrechus) amabilis Schaufuß und Blühweissi Ho ff mann. Durch die Güte des Herrn Prof. H. J. Kolbe (Berlin) konnte ich im Vorjahre die einzige vorhandene Type des Trechus amabilis Seh auf. untersuchen und feststellen, daß es sich um eine Neotrecliiis-Avi handelt, deren genaue Beschreibung ich in einem Nachtrag zu meiner »Revision der blinden Trechen« zu veröffentlichen gedenke. Hier möchte ich nur erwähnen, daß die in der Literatur vorhandene Angabe, daß das um- gebogene Ende des Nahtstreifens bei amabilis parallel mit der Naht direkt zum Präapikalpunkt der Flügeldecken ver- läuft, auf einer ungenauen Beobachtung beruht. Tatsächlich verläuft bei der Type des Tr. amabilis das umgebogene Ende des Nahtstreifens nach einer schwachen S-förmigen Krümmung in den fünften Dorsalstreif. An der Übergangsstelle des um- 612 .1. Müilei, gebogenen Nahtstreifens in den fünften Dorsalstreif ist eine grubenartige ^'ertiefung vorhanden, welche eventuell einen Präapikalpunkt vortäuschen könnte; dieser liegt aber weiter innen, und zwar wie gewöhnlich, im X'erlauf des zweiten Dorsalstreifens. Über den Originalfundort der von Erb er stammenden Type ist leider nichts bekannt. Wohl kann ich aber den genauen Fundort einer Serie von Exemplaren bekanntgeben, die ich nach gründlicherUntersuchung von amabilis wenigstens spezifisch nicht unterscheiden kann. Dieselben wurden von J. Klimesch (Sinj) und A. Winkler (Wien) im Svilaja- gebirge in Zentraldalmatien, nordöstlich von Spalato, teils im Buchenlaub unter Steinen, teils in einer Höhle (Vukomanova golubacna pec, oberhalb Otisic, zirka 900 ni Seehöhe) gesammelt. Mit Tr. amabilis äußerst nahe verwandt ist Tr. Bliih- weissi Hoffmann (Coleopt. Rundschau, 1913, 167) aus der Kraljeva pecina bei Dugopolje östlich von Spalato in Zentraldalmatien. Er unterscheidet sich von amabilis durch geringere Durchschnittsgröße, gewölbtere, meist deutlich backenartig vortretende Schläfen, länger abgesetzte Hinter- ecken und von der Basis etwas weiter abgerückte hintere Marginalseta des Halsschildes, im Verhältnis zum Vorder- körper kleinere, innen stärker gestreifte Flügeldecken sowie durch die Mikroskulptur derselben, welche nicht den Ein- druck einer Querriefung (wie bei amabilis), sondern eines quermaschigen, unregelmäßigen Netzwerkes erweckt (ex typis!). Beide Arten, amabilis und Blühweissi, sind am ehesten mit Trechus Ganglbaneri aus dem Velebitgebirge verwandt, mit dem sie im allgemeinen Habitus, Größe, Färbung, Fühler- und Beinlänge, Lage der drei borstentragenden Dorsalpunkte der Flügeldecken sowie des ersten Punktes der Series um- bilicata übereinstimmen. Trechus Blühweissi speziell nähert sich auch durch die länger abgesetzten Hinterecken des Halsschildes Und die von der Basis weiter abgerückte hintere Marginalseta desselben sehr dem Ganglbaneri, ohne jedoch die diesem eigene, extreme Ausbildung dieser Merkmale zu erreichen. P'aunistische Studien über Blindkäfer. 613 Trechus (Anophth.) Schmidti Ijubnicensis subsp. n. Wenig größer aber breiter als der typ. Schmidti von Luegg, namentlich die Flügeldecken des -J breiter und ge- wölbter, die des 9 vor allem matter. Der Halsschild vorn stärker gerundet erweitert als bei typ. Schmidti, etwas breiter als lang, vor den scharf rechtwinkeligen Hinterecken deutlich ausgeschweift. Die Flügeldeckenstreifen infolge der breiteren Flügeldecken weniger dicht gedrängt als bei Schmidti, zugleich auch etwas feiner und seichter. Durch Form und Wölbung der Flügeldecken an Schmidti insigtiis vom Tarnowaner Wald bei Görz erinnernd, jedoch etwas kleiner, der Kopf im Verhältnis zum Halsschild schmäler, dieser vor der Mitte in starker Rundung erweitert, nach hinten deutlicher ausgeschweift, die Schulterecke stärker verrundet und der Seitenrand der Flügeldecken hinter den Schultern nicht deutlich eingezogen; schließlich die weiblichen Flügeldecken weniger glänzend und am Rücken etwas flach- gedrückt. Von dem im weiblichen Geschlecht mit matten Flügel- decken versehenen Schmidti opacipemiis aus der Pasica- Höhle am Krimberg schon durch bedeutendere Größe und die viel stärkere Wölbung der Flügeldecken leicht zu unter- scheiden. Länge: 6" 5 mm. Fundort: Kevderca-Hühle am Ljubnik, bei Bischof lack in Krain. Zuerst von Herrn Obergeometer Alfons R. v. Gspan gefunden (1(3. Mai 1912, 1 cT), später daselbst auch von meinem Freunde Dr. Hans Springer gesammelt, der mir drei am 28. Oktober 1916 erbeutete Stücke zur Beschreibung vorlegte. Über Trechus pubens Bedel als Vertreter einer eigenen Untergattung (Haplotrechus subg. nov.). Als ich meine Revision der blinden Jr(?tV///s-Arten der 'Jstalpen und der Balkanhalbinsel n913) schrieb, lagen mir \on Trechus pubens nur zwei alte, weibliche Exemplare vor, die aus dem Jahre 1869 stammten und von Robic in Krain 614 J. Müller, gesammelt wurden. Am Halsschild konnte ich weder die hintere noch die vordere Seitenrandborste wahrnehmen und auch die entsprechenden Borstenpunkte schienen zu fehlen. Inzwischen ist diese lange verschollene Art von den Herren Revierförster A. Haucke und Obergeometer A. R. v. Gspan in einer Höhle bei Planina in wenigen Exemplaren wieder gefunden worden. Wie ich an diesen Stücken sehe, fehlen tatsächlich bei Tr. piibens beide Marginal- borsten, wodurch sich diese Art nicht nur von der Unter- gattung Anophthalmtis s. str. sondern überhaupt von allen Trechen unterscheidet. Ich sehe mich daher veranlaßt, für Treclms piihens eine eigene Untergattung zu gründen, die ich Baplotrechus benenne. Das cT hat zwei erweiterte Vorder- tarsenglieder, wie die echten Anophthalmen; jedoch haben diese beide Marginalborsten des Halsschildes wohl entwickelt und eine breitere Seitenrandkehle des Halsschildes als Trechns pubeifs. II. Neue blinde Silphiden aus Krain, Dalmatien und Bosnien. Proleonhardella Matzenaueri Ottonis subsp. nova. (Taf. Iir, Fig. lO.j In der Größe zwischen Proleonhardella Matzenaueri Apfb. und Leojihardi Breit in der Mitte stehend. Von der typischen Matzenaneri durch schmäleren Halsschild, breitere, in der Mitte deutlich erweiterte und daher ihre Maximalbreite weiter hinten aufweisende Flügeldecken, den dadurch nach vorne stärker verjüngten Gesamtumriß des Körpers,^ geringere Größe sowie zartere und schlankere Schienen verschieden. Von Leonhardi durch etwas größeren, nach vorne meist stärker verjüngten Körper, kürzere Hintertarsen, sowie durch den Körperumriß differierend, der bei Ottonis zwischen Haisschild und Flügeldecken einen deutlich einspringenden Winkel bildet, während bei Leonhardi die Seitenrandskrümmung des Hals- schildes fast in einer Flucht in jene der Flügeldecken übergeht.^ 1 Um die Unterscliiede im Körperumriß und Halsschildbreite wahr- zunehmen, wolle man stets Exemplare gleichen Geschlechtes vergleichen! P'aunistische Studien über Blindkäfer. 615 Ferner ist bei Ottonis das fünfte Fühlerglied länger als das vierte und sechste und mindestens so lang als das dritte. Bei LeonharJi sind dagegen das vierte, fünfte und sechste Fühlerglied etwa gleich lang, das dritte hingegen deutlich länger und schlanker als das fünfte. Die Sexualcharaktere an den Beinen und Fühlern genau wie bei Pr. Matzenatt-erl und Leonhardi, d. h. die männlichen Vordertarsen viergliedrig und nur äußerst schwach erweitert, die männlichen Fühler schlanker, ihre beiden vorletzten Glieder quadratisch. Länge: 1-8 bis 2 mm. F'undort: Eine Höhle auf der Igman-planina bei Sarajevo. Mir lag eine Serie von Exemplaren dieser Art vor, die im Wiener Hofmuseum mit Pr. Matzenaueri vermengt waren. Sie stammen von Otto Leonhard in Dresden, dem ich diese neue Rasse ehrfurchtsvoll widme. Die bisher bekannten echten Proleonhardella- Avten lassen sich dichotomisch in folgender Weise auseinanderhalten: 1. Das dritte Fühlerglied deutlich länger und schlanker als das fünfte, dieses nicht länger als das sechste 2. — Das dritte Fühlerglied etwa so lang oder kürzer als das fünfte, dieses meist deutlich länger als das sechste 3. 2. Kleinste, gedrungenste Art von höchstens l-bmm Länge, Halsschild an der Basis am breitesten, von da an nach vorne verengt, Seitenrand der Flügel- decken hinter den Schultern nicht ausgeschweift. Schienen, Tarsen und die mittleren Fühlerglieder auffällig zart und dünn. — Treskavica planina (Bosnien) 1. Leonhardi Breit. -- Mindestens 2 mm lange, gestrecktere Arten. Ent- weder die Beine und Fühler kräftiger gebaut (Malrenaneri) oder der Halsschild auch gegen die Basis etwas eingezogen und der Seitenrand der Flügeldecken hinter den Schultern deutlich aus- geschweift (Xenmanni) 3. 616 J. Müller, 3. Flügeldecken kürzer, ihr Seitenrand hinter den Schultern nicht oder kaum erkennbar ausgebuchtet. Halsschild meist von der Basis an im Bogen nach vorne verengt 4. — Flügeldecken gestreckter, ihr Seitenrand hinter den Schultern deutlich ausgebuchtet, die Schulterecke daher stark vorspringend. Halsschild oft vor der Basis schwach gerundet erweitert und dann erst nach vorne verengt. Der Metasternalfortsatz zwischen den Hinterhüften tiefer ausgerandet als bei allen übrigen Arten. — Podromanja (Bosnien). Länge: 2 bis 2-2 mm 3. Neumanni Apfb. 4. Durchschnittlich größere Form mit relativ breiterem Halsschild; die Flügeldecken gegen die Schultern nur äußerst schwach verengt, die Basis daher breiter und die Schulterecken schärfer markiert; die Schienen meist kräftiger gebaut. Länge: 2 bis 2*2 mui. — Bjelasnica 2. Matzenaiieri Apfb. — Meist kleinere Form mit relativ schmälerem Hals- schild; Flügeldecken in der Mitte stärker erweitert, gegen die Schultern deutlicher und meist in stärkerer Krümmung verengt, die Basis daher schmäler und die Schulterecken stumpfer; die Schienen stets zart und schlank. Länge: 1-8 bis 2 mm. — Igman plan i na bei Sarajevo (Bosnien) 2a. Matzenaueri Otfonis J. Müll. Proleonhardella (Anisoscapha subgen. nov.) Winkleri spec. nova. (Taf. II, Fig. 7 und 13) Rötlichgelb, oval, mäßig gewölbt, auf der Oberseite an- liegend gelb behaart. Der Kopf augenlos, von der stumpfen Scheitelrandkante ^ bis zum \'orderrand der Oberlippe kaum länger als breit. 1 Die Scheitelkante ist nur bei etwas vorgestrecktem Kopfe sichtbar da sie sich sonst an den Vorderrand des Halsschildes innig anschmiegt. Faiinistische Studien über Blindkäfer. ')17 Die Fühler etwa halb so lang als der Körper; die beiden Basalglieder langgestreckt und gleich dick, aber verschieden lang, indem das zweite etwas länger ist als das erste; das dritte Glied viel kürzer und etwas schmäler als das zweite, mindestens doppelt so lang als breit; das vierte noch kürzer als das dritte, etwa anderthalbmal so lang als breit; das fünfte etwas länger, fast genau so groß wie das dritte; das sechste wieder erheblich kürzer, etwa so lang als das vierte, aber etwas dicker als dieses.^ Die letzten fünf Glieder bilden eine durch das kleinere achte Glied unterbrochene, ziemlich deutlich abgesetzte Keule; das erste Glied derselben (siebentes Fühlerglied) ist gegen das Ende kegelförmig erweitert und etwas länger als am Ende breit; das achte Fühlerglied meist schwach quer, etwas schmäler und kaum halb so lang als das siebente; das neunte und zehnte wieder breiter, ebenso- breit, aber etwas kürzer als das siebente, jedes einzelne schwach quer; das Endglied fast ebensobreit als das vorletzte, aber langgestreckt, etwas länger als die beiden vorhergehenden Glieder zusammengenommen, gegen die Spitze allmählich verengt. Der Halsschild (mit dem eingelegten Kopf zusammen) fast halbkreisförmig, an der Basis etwas mehr als doppelt so breit als in der Mittellinie lang, von da an nach vorne in fast gleichmäßiger Rundung ziemlich stark verengt; die Basis innerhalb der schwach nach hinten gezogenen Hinterecken sanft ausgebuchtet. Bei seitlicher Betrachtung erscheint der Seitenrand des Halsschildes leicht nach unten konkav. Die haartragenden Punkte des Halsschildes sind äußerst fein; zwischen dieser feinen Punktierung ist die Obertläche des Halsschildes mikroskopisch chagriniert und daher wenig glänzend. , Die Flügeldecken sind kaum, anderthalbmal so lang als etwa im vorderen Drittel breit, von da an gegen die 2 Dieses charakteristische Alternieren der P^ühlerglieder drei bis sechs nach ihrer Länge, so zwar, daß das dritte und fünfte GUed länger, das \icrle und sechste dagegen kürzer sind, tritt nicht bei allen Exemplaren gleichmäßig scharf hervor und unterliegt so wie die Fühlerbildung der meisten blinden Silphiden überhaupt, gewissen individuellen Schwankungen. 618 J. Müller, Stumpfwinkeligen, etwas verrundeten Schulterecken nicht oder nur sehr schwach, dagegen nach hinten ziemlich stark, in gleichmäßiger Krümmung verengt und an der Spitze, welche das Abdominalende gewöhnlich bedeutend überragt, recht verschieden gestaltet. Beim o'' sind nämlich die Flügel- decken gegen das Ende gemeinschaftlich gerundet-zugespitzt, mit einfachem Nahtwinkel. Beim 9 hingegen ist ihre Spitze mehr oder weniger stark kahnförmig aus- gezogen, wobei entweder die beiden Spitzen fast gar nicht oder durch das deutlich klaffende Naht- ende getrennt sind (Taf. II, Fig. 13). Die Punktierung der Flügeldecken ist in der Basalhälfte dicht, ziemlich fein und bildet wenig deutliche, wellige Querreihen; nach hinten wird sie allmählich gröber, schütterer und durchwegs un- regelmäßig. Ein Nahtstreif fehlt, so daß die Apikaihälfte der Flügeldecken bei starker Lupenvergrößerung wie mit zahl- reichen Grübchen besät erscheint. Das Prosternum ist hinter den Vorderhüften äußerst kurz, sein Hinterrand in der Mitte winkelig eingeschnitten. Das Mesosternum (Taf. II, Fig. 13) von den Episternen sowie diese von den Epimeren der Mittelbrust durch deutliche Nähte getrennt. Der Mesosternalkiel hoch, sein Ventralrand, im Profil betrachtet, gerade und vorne in einfacher Rundung (also ohne deutliche Zahnbildung) in den stark konvexen Vorderrand übergehend. Von der ventralen Seite aus betrachtet, erscheint der untere (ventrale) Rand des Mesosternal- kieles im vorderen Viertel scharf lamellenartig kom- primiert, dann aber erweitert er sich zu einer lang- gestreckten, lanzettlichen Fläche, welche der Länge nach deutlich ausgehöhlt ist und jederseits scharf umrandet erscheint. Nach hinten reicht der Mesosternalkiel mit dieser lanzettlichen Fläche bloß über die Basis des Meta- sternums, von dem er nicht deutlich abgegrenzt ist. Das Metasternum (Taf. II, Fig. 13) in der Mittellinie nicht gekielt; sein Interkoxalfortsatz (zwischen den relativ weit auseinander gelegenen Hinterhüften) am Ende in breitem Bogen ausgerandet. Faunistische Studien über Blind küfer. 619 Die Beine kurz. Die Vorderschenkel unter dem Hals- schild vollkommen einlegbar. Die Vorderschienen schwach nach außen, die Mittelschienen nach innen gekrümmt, die Hinterschienen gerade. Sämtliche Schienen am Außenrande nicht deutlich beborstet, also auch die Vorderschienen ohne regelmäßige Reihe starrer Börstchen. Die Vordertarsen in beiden Geschlechtern viergliedrig und einfach, das erste Glied so lang als das letzte, die beiden mittleren viel kürzer und ebenfalls gleich lang. Die Hintertarsen etwas kürzer als die Hinterschienen, ihr erstes Glied etwas länger als das letzte, das zweite, dritte und vierte viel kürzer und gleich lang. Der männliche Kopulationsapparat (Taf. II, Fig. 7) etwas mehr als ein Drittel so lang als der Körper.^ Der Penis in der Dorsalansicht ziemlich gleich breit, nur im apikalen Drittel jederseits leicht ausgebuchtet, das breite Ende ist auf der Dorsalseite fast gerade abgestutzt, auf der Ventral- seite hingegen dreieckig vorgezogen und stark abwärts ge- krümmt. Von oben betrachtet überragt der dreieckige End- lappen der Ventralfläche die apikale Abstutzung der Dorsal- fläche. Von der Seite betrachtet erscheint der Dorsalrand des Penis schwach S-förmig gekrümmt, der Ventralrand doppelt ausgebuchtet. Die Parameren liegen dem Penis eng an; nur im Apikaiteil divergieren sie ein wenig und tragen je drei etwas gekrümmte Borsten, wovon zwei am Ende stehen und nach hinten divergieren, während die dritte vor dem Ende der Parameren auf deren Unterseite entspringt und nach unten gerichtet ist. Die Vaginalpalpen des 9 sind 0'17 miii lang und mit vier langen Borsten versehen, wovon eine im Basalteile und drei im Apikaiteil entspringen. Länge des Körpers (bei eingezogenem Kopf): l'S bis 2 mm. Die Unterschiede zwischen dieser neuen dalmatinischen Art und der bosnischen Proleonkardella Maizenaueri sind folgende : 1 Die genaue Messung des Kopuiationsapparates eines l '8111111 langen ergab eine Länge von 0-68 min. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 12Ö. Bd. 45 620 J. Müller, Der Halsschild ist bei Proleonhardella Wlnkleri so breite bei Malzenaneri hingegen deutlich schmäler als die Flügel- decken. Dadurch erscheint der Körperumriß der letztgenannten Art nach vorne stärker verjüngt. Auch sind die Halsschild- seiten bei P. Maizenaueri bei seitlicher Betrachtung vor den Hinterecken stärker ausgebuchtet und dadurch der ganze Seitenrand deutlicher ^^-förmig geschwungen. Ferner ist die Skulptur der Oberseite recht verschieden. Bei Matzenaucvl sind Kopf und Halsschild sehr deutlich und äußerst dicht^ die Flügeldecken etwas gröber und fast überall gleichmäßig dicht punktiert ohne irgendwelche Andeutung von Querreihen- bildung. P. Winlileri hat hingegen einen nur äußerst fein und wenig dicht punktierten Vorderkörper und namentlich hinten viel gröber, vorne bisweilen etwas querreihig punktierte Flügeldecken. Die Flügeldecken von P. Matzenaueri sind am Ende einzeln gerundet; bei Winlileri hingegen der Anlage nach gemeinschaftlich spitz zugerundet oder gar (beim P) kahnförmig vorgezogen. Der Mesosternalkiel ist bei Matzen- aueri überall einfach lamellenartig, während er bei Wiiikleri vom ersten Drittel angefangen nach hinten lanzettlich er- weitert, der Länge nach gefurcht und jederseits scharf gerandet erscheint. Das erste Fühlerglied von P. Winkleri ist zwar ebenfalls kürzer als das zweite, jedoch ist der Längenunter- schied der beiden Glieder geringer als bei Matzenatieri. Diese hat auch kürzere Vordertarsen und ihr Basalglied ist beim (f schwach erweitert; bei Winlderi sind die Vordertarsen länger und in beiden Geschlechtern durchaus einfach. Die Mittelschienen, sind bei Matzenaueri am Außenrand fein bedornt, während bei Winkleri sämtliche Schienen am Außen- rand keine deutlichen Dörnchen besitzen. Endlich ist der Penis von P. Matzenaueri viel kürzer und plumper als bei WinUeri. Ein biologischer Unterschied dieser beiden Arten liegt darin, daß Proleonhardella Matzenaueri der cavernivolen und Winkleri der terrivolen Fauna angehört. Einen genauen Vergleich von Anisoscapha Winkleri mit den übrigen bosnischen Prolconhardella-AviQn (LeonharJi Faunistische Studien über Blindkäfer. 621 Breit und Oftonis J. Müll.) halte ich für überflüssig. Der gefurchte Mesosternalkiel von Anisoscapha allein genügt schon zur sofortigen Unterscheidung. Verbreitung und Lebensweise. — Proleonhardella Winkleri wurde Ende Mai 1914 von den Herren A. Winkler (Wien) und J. Klimesch (Sinj) in der Buchenwaldregion des Svilajagebirges fZentraldalmatien) unter tief eingebetteten vSteinen auf feuchtem Lehmboden und Humus entdeckt und einiger Anzahl gesammelt. Für die gütige Überlassung eines Pärchens sowie für die Erlaubnis diese Art beschreiben zu dürfen, sage ich Herrn Winkler meinen besten Dank. Systematische Stellung. — Diese neue Art zeigt in mancher Hinsicht, besonders was den Bau des Mesosternal- kieles und die auffällige Bildung der Flügeldeckenspitzen betrifft, so eigentümliche Charaktere, daß ich zunächst in ihr ein eigenes neues Genus zu erblicken glaubte und dies um- so mehr als sie sich mit keinem der übrigen in Dalmatien vorkommenden Gattungen der Bathysciinae vereinigen ließ. Nach genauer, vergleichender Untersuchung sämtlicher Merk- male mit Rücksicht auf alle übrigen Bathysciinengenera, stellte sich aber doch eine ziemUch nahe Verwandtschaft der vorliegenden Art mit der bosnischen Gattung Proleon- hardella heraus, so daß es mir jetzt richtiger erscheint, die dalmatinische Art der Gattung Proleonhardella zuzuweisen und sie von den bosnischen Arten bloß subgenerisch unter dem Namen Anisoscapha abzutrennen. Die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen von Aniso- scapha zu Proleonhardella gehen aus folgender Aufzählung der gemeinsamen Merkmale hervor: 1. Das zweite Fühlerglied ist etwas länger als das erste; das dritte bis sechste Glied wechseln meistens in der Länge ab, so zwar, daß das dritte und fünfte Glied etwas länger sind als das vierte und sechste. 2. Der Halsschild ist viel breiter als der Kopf und nicht oder nur w^enig schmäler als die Flügeldecken, nach vorne in starker, fast gleichmäßiger Rundung verengt, an der Basis oder kurz vorher am breitesten. 622 J. Müller, 3. Die Flügeldecken sind mindestens so lang als das Abdomen, ohne Nahtstreif, einfach behaart. 4. Der Mesosternalkiel ist hoch, nach hinten die Basis des Metasternums kaum überragend. Letzteres flach gewölbt, in der Mitte ungekielt. 5. Der Interkoxalfortsatz des Metasternums (zwischen den Hinterhüften) ist auffällig breit und am Hinterrande bogenförmig ausgeschnitten.^ 6. Die Beine sind kurz, die Vorderschenkel unter den Halsschild vollkommen einlegbar. Die Vorderschienen am Außenrand ohne Borstenreihe. Die Vordertarsen in beiden Geschlechtern viergliedrig. 7. Der Penis ist ziemlich gleichbreit, der Apikaiteil in der Mitte kurz dreieckig oder lappenartig vorgezogen und nach unten gekrümmt. Die Basalplatte des Penis mit einem medianen, randständigen Anhängsel.- Die Para- meren am Ende mit drei Borsten. — Als subgenerische Unterschiede von Anisoscapha gegen- über Proleonhardella s. str. fasse ich auf: 1. den Bau des Mesosternalkieles (bei Anisoscapha unten breit gefurcht, bei Proleonhardella einfach scharfkantig); 2. die Skulptur der Flügeldecken (bei Anisoscapha wenigstens teilweise querrissig, bei Proleonhardella unregel- mäßig punktiert); 3. die Mittelschienen, die bei Anisoscapha nur behaart, bei Proleonhardella auch fein beborstet sind: 4. die männlichen Vordertarsen, die bei Anisoscapha durchaus einfach, bei Proleonhardella schwach erweitert sind; 5. die Lebensweise (Anisoscapha terrikol, Proleonhardella cavernikol). 1 Bei vielen anderen Höhlensilphiden von bathyscioidem Habitus sind die Hinterhüften einander stärker genähert, daher der Interhoxalfortsatz des Metasternums schmal und am Ende winkehg eingeschnitten. - Ein derartiges Anhängsel findet sich meines Wissens nur noch bei Spconesiotcs Jeann. Bei dieser Gattung besitzen jedoch die Vorderschienen an der Außenkante eine dichte Borstenreihe. J Faunistische Studien über Blindkäfer. 623 Der Gattung ProJeonhardclla i. w. S. möchte ich auf Grund der Untersuchung einer Type ^ auch Bathyscia Adolphi zuweisen, für die von Breit das Genus Pholenonilhis auf- gestellt wurde. Alle die oben genannten gemeinsamen Charaktere von Proleonhardella und Anisoscapha gelten auch für Pho- leuoiiillns Adolphi] nur ist die Mesosternallamelle niedriger, der Körper etwas größer und gestreckter. Eine subgenerische Trennung von Pholetionillns und Proleonhafdella dürfte also genügen, um diesen relativ geringfügigen Differenzen Aus- druck zu verleihen. Nach Fertigstellung dieser Zeilen ging mir eine zweite, neue Anisoscapha- Xvi zu, deren Beschreibung ich anhangs- weise hier einfüge. An den obigen Ausführungen über die Charakterisierung der Untergattung Anisoscapha und ihrer Abgrenzung von Proleonhardella s. str. ändert diese zweite Art nichts. Proleonhardella (Anisoscapha) Klimeschi spec. nova. (Taf. II, Fig. 8.) cf: Der Anisoscapha Winkleri äußerst ähnlich, ebenso groß, jedoch durch den Umriß und die Skulptur der Flügel- deckenspitze sowie durch den Kopulationsapparat differierend und sicher spezifisch verschieden. Die Flügeldeckenspitze ist durchaus normal abgerundet und nicht im geringsten winkelig vortretend; die Querriefung reicht viel weiter nach hinten (mindestens bis zum apikalen Drittel oder Viertel der Flügeldeckenlänge); die Punkte sind auch im Apikal- reil der Flügeldecken ziemlich fein, scharf ein- gestochen, nicht grübchenförmig; schließlich ist das männliche Kopulationsorgan viel gedrungener, wie aus einem \'ergleich von Fig. 7 und 8 auf Taf. 11 hervorgeht. 9 : unbekannt. 1 Den Penis wollte ich an dem einzigen, mir nicht gehörigen Stück nicht untersuchen. 624 J. Müller. Fundort; Troglavgebirge in den Dinarischen Alpen an der bosnisch-dalmatinischen Grenze, in der Waldregion (zirka 1400 in) unter sehr tiefen Steinen. Je ein Männchen dieser neuen Art wurde von den Herren J. Kl i nie seh (Sinj) und A. Winkler (Wien) erbeutet. Aphaobius Milleri subsp. Grabowskii m. Etwas kleiner als der typische Milleri aus der Pasica- höhle. Der Halsschild schmal, etwa so wie bei Milleri Springen, gegen die Hinterecken in beiden Geschlechtern schwach verengt, beim cf jedoch unmittelbar vor den spitzen Hinter- ecken etwas ausgeschweift und dadurch dieselben ein wenig nach außen gerichtet: beim 9 sind die Halsschildseiten gegen die Hinterecken einfach, geradlinig verengt und letztere weniger spitz vortretend. Die Fühler schlank, das achte Fühlerglied beim cf viel länger als breit. Die Flügeldecken lang oval, auch nach vorn sehr deutlich und bis zu den Schultern in gleichmäßiger Rundung verengt, an den Schultern etwas breiter als die Halsschildbasis, die Schulterecken jedoch nicht vorspringend, schmal verrundet. Die Querriefung der Flügeldecken kräftig, jedoch hinter der Mitte bald un- deutlich; der Apikaiteil der Flügeldecken stark glänzend und auffallend grob, schütter, unregelmäßig punktiert. (Bei allen übrigen Mill er i-Rassen reichen die Querriefen viel weiter nach hinten und die Punktierung im Apikaiteil der Flügeldecken ist viel dichter und feiner.) Länge: 2*3 bis 2-ßinm. Fundort: Eine Höhle bei Horjul in Krain. — Vom erfolgreichen Erforscher unserer Höhlenfauna, Herrn Ober- stabsarzt Dr. Marian Grabowsky, am 20. Juli 1916 entdeckt (2cf, 1 9). Haplotropidius pubescens subsp. nova svilajensis m. Von der typischen Form (aus der Höhle von Kosore am Cetina-Ursprung) durch bedeutendere Durchschnittsgröße, schlankeren Körperbau, längere Fühler, etwas schmäleren Halsschild sowie weniger gewölbte, gegen die Basis und Faunistische Studien über Blindkät'er. 62o gegen das Ende mehr geradlinig verengte Flügeldecken ver- schieden. Länge: 5*5 bis 7-bmm. Eine kleine Serie von Exemplaren dieser bemerkenswerten neuen Rasse wurde von den Herren J. Klimesch und A. Winkler in einer Höhle des Svilajagebirges (Zentral- dalmatien) gesammelt und mir zur Untersuchung gütigst überlassen. III. Zur Systematik der phyletisch tief stehenden Höhlensilphiden der Ostalpen und der Balkanhalbinsel (Bathyseia i. w. S. und verwandte Gattungen). Eine vor drei Jahren begonnene Bearbeitung der Höhlen- ■silphiden, die als dritter Teil meiner ^>Beiträge zur Kenntnis der Höhlenfauna der Ostalpen und der Balkanhalbinsel« ^ gedacht war, hat durch den Krieg eine Unterbrechung er- fahren, so daß ich im nachfolgenden nur die Resultate der Vorarbeiten zu jener größeren Abhandlung mitteilen kann. Immerhin glaube ich nicht länger mit der Veröffentlichung der bisherigen Ergebnisse warten zu müssen, da sie eine Reihe von neuen Tatsachen zur Systematik der Höhlen- ■silphiden enthält. Bekanntlich hat die alte Gattung Bathyseia in neuerer Zeit eine weitgehende Spaltung in zahlreiche kleinere Gruppen erfahren, die, je nach den Autoren, als Untergattungen oder als selbständige Gattungen aufgefaßt werden. So sehr ich durch meine bisherigen Studien überzeugt bin, daß die alte Gattung Bathyseia, etwa im Sinne von Gangib au er, keines- wegs eine phyletisch einheitliche Gruppe darstellt, so glaube ich doch in Übereinstimmung mit Reitter- und Breit,^ daß 1 Denkschriften der Kaiserl. Akad. d. Wiss. in Wien, mathem.-naturw. Klasse, Bd. XC, 1913, I. Teil: Die Gattung Aphaobhts Ab. (p. 1 bis 10); II. Teil: Revision der blinden Trechiis-Arten (p. 11 bis 114j. ■- E. Reitter, Über R. Jeannel's neues System der Grottensilphiden mm Länge. Halsschild etwas schmäler als die Flügeldecken. Diese grob quergestreift, einfach be- haart, nicht mikroskopisch genetzt, ohne Nahtstreif. Schultern eckig. Mesosternalfortsatz nicht über das Meta- sternum nach hinten verlängert. Der Metasternalfortsatz zwischen den Hinterhüften schmal, mit kleinem, spitzem Einschnitt. Die beiden ersten Fühlerglieder etwa gieichlang, das dritte so lang oder länger als das zweite. Die Basalplatte des Penis ohne Anhängsel. Länge: 2-3 bis 3 w;//. 634 J. Müller, Hierher: .4. Heydeni Reitt. (Krain; und A. Miller i Schmidt (Südsteiermark, Krain, Küstenland). 9. Netolitzkya J. Müller. — Mäßig gestreckte Form von 2-8 mm Länge. Halsschild (schmäler als die Flügeldecken, innerhalb der Hinterecken mit einem grübchen- oder strichförmigen Eindruck. Die Flügeldecken oval, mit verrundeten Schultern, einfach behaart, querrissig punktiert und äußerst fein, mikroskopisch genetzt. Nahtstreif fehlend. Mesosternalfortsatz nicht über das Metasternum nach hinten verlängert. Der Metasternalfortsatz zwischen den Hinter- hüften schmal, durch einen spitzen Einschnitt in zwei lange, am Ende verrundete Apophysen geteilt. Das zweite Fühler- glied etwas länger als das erste und dritte, das achte fast so lang als das neunte. Die Basalplatte des Penis ohne An- hängsel. Länge: 2-Smin. Hierher: A'. ManeM J. Müll. (Schipka-Balkan). 10. Proleonhardella Jeannel. — 1-6 bis "6 nun lange, geschlossen ovale oder etwas längliche Formen, Halsschild so breit oder etwas schmäler als die Flügeldecken. Diese einfach behaart, querrissig oder unregelmäßig punktiert und mikroskopisch genetzt, ohne Nahtstreif. Mesosternalfortsatz nicht über das Metasternum nach hinten verlängert, letzteres zwischen den Hinterhüften breit, am Hinterrand bogenförmig ausgerandet (Taf. II, Fig. 13). Ventralrand des Mesosternalkieles gerade. Das zweite Fühlerglied etwas länger als das erste, das achte kurz, höchstens so lang als breit. Die Basalplatte des Penis mit einem medianen, randständigen Anhängsel (Taf. II, Fig. 7 und 8). Subgen. Anisoscapha J. Müller. — Der Mesosternalkiel hoch, am Ventralrand der Länge nach gefurcht. Halsschild so breit als die Flügeldecken; diese wenigstens im Basalteil querrissig punktiert. Mittelschienen unbedornt. Die Vorder- tarsen in beiden Geschlechtern einfach. Länge: 1'8 bis 2 mm. Hierher: P. Winkleri J. Müller (Svilajagebirge, Zentral- dalmatien) und P. Klimeschi J. Müller (Troglav, bosnisch- dalmatinische Grenze). Faunistischc Studien über lilindkäfer. 635 Subgen. Proleonhardella Jeannel s. str. (z=:. Proleon- hardella-hProIeonhardia Jeann.). — Mesosternalkiel hoch, jngefurcht. Halsschild etwas schmäler als die Flügeldecken, diese fein und dicht, unregelmäßig punktiert. Die Mittel- Schienen außen fein bedornt. An den cT Vordertarsen das erste Glied schwach erweitert. Länge: 1*6 bis 2' 4 mm. Hierher: P. Leoiihardi Breit, Ottonis J. Müll, Matzen- .tiieri Apfb., Nenmamii Apfb. und wahrscheinlich Bathyscia Weirathei'i Reitt. aus Süd-, beziehungsweise Ostbosnien. Subgen. Pholeuonillus Breit. — Mesosternalkiel niedriger, .ngefurcht. Halsschild nicht oder kaum schmäler als die Flügel- decken, an der Basis innerhalb der Hinterecken sehr stark .usgebuchtet. Die Punktierung der Flügeldecken gröber und -chütterer als bei der vorigen Untergattung, durchaus unregel- mäßig. Die Mittelschienen außen fein bedornt. Die männlichen \'ordertarsen schwach erweitert* Länge: 3 mm. Hierher: P. Adolf i Reitt. (Bosnien). 11. Anillocharis Reitter. — Ziemlich schlanke Formen on 3 mm Länge. Halsschild schmäler als die Flügeldecken, n der Basalhälfte parallelseitig. Die Flügeldecken unregel- näßig punktiert und mikroskopisch genetzt, einfach behaart, >hne Nahtstreif. Mesosternalfortsatz nicht über das Meta- -lernum nach hinten verlängert, letzteres zwischen den Hinterhüften ziemlich breit. Das zweite Fühlerglied länger als :las erste, das achte länglich. Die Basalplatte des Penis mit einem medianen randständigen Anhängsel. Die Vordertarsen des cf ziemlich stark erweitert. Der Ventral - :-and des Mesosternalkieles ausgebuchtet, vorne schwach zahnförmig vortretend. Länge: 2-5 bis 3 mm. Hierher: .4. Ottonis Reitt. (Herzegowina) und steno'pteriis Formanek (Montenegro). 12. Pholeuonopsis Apfelbeck. — Größere, meist schlan- •lere Formen von 4 bis ö'bmm Länge. Halsschild so breit ■i'der schmäler als die Flügeldecken. Diese ziemlich grob, un- •egelmäßig punktiert, die Zwischenräume der Punkte spiegelglatt, nicht mikroskopisch genetzt. Die Behaarung Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 120. Bd. 40 636 J. Müller. der Flügeldecken doppelt: außer der dichteren, mehr anliegenden, normalen Behaarung sind, namentlich im hinteren Teil der Flügeldecken, lange, isolierte, abstehende Borsten- haare vorhanden. Mesosternalfortsatz nicht über das Meta- sternum nach hinten verlängert. Interkoxalfortsatz des Meta- sternums mäßig breit, bogenförmig oder winkelig eingeschnitten. Das zweite Fühlerglied länger als das erste. Die Basalplatte des Penis (wenigstens bei Ph. Leonhardi\ mit einem medianen, randständigen Anhängsel. Die männlichen Vordertarsen nur äußerst schwach erweitert. Subgen. Pholeuodromus Breit. — Halsschild an der Basis so breit als die Flügeldeckenbasis, von da an nach vorne stark verengt. Fühler langgestreckt, das achte Fühler- glied kurz. Die Vorderschenkel gänzlich unter den Halsschild einziehbar. Länge: A'Qmm. Hierher: Ph. Leonhardi Breit (Bosnien). Subgen. Pholeuonopsis Apfb. s. str. [=i Pholeuonopsis Ap fh.-hSilphanühis Reitt.^]. — Halsschild an der Basis meis: deutlich schmäler als die Flügeldeckenbasis, erst von der Mitte an nach vorne stark verengt. Fühler langgestreckt, das achte Fühlergiied kurz. Die Vorderschenkel nicht vollkommen unter den Halsschild einlegbar. Länge: 4 mm. Hierher: Ph. Ganglhaueri Apfb., Ottoiiis Breit, setipennis Apfb., Winkleri Breit, Leotthardi Reitt. und Weiratheri Reitt. aus Bosn.-Herzegow. Subgen. Blattochaeta Reitt. — Halsschild so breit als die Flügeldecken, an den Seiten einfach gerundet. Das achte Fühlerglied länglich. Die doppelte Behaarung der Flügeldecken nur bei ganz reinen, frischen Exemplaren sichtbar. Länge: öiiwi. Hierher: Pli. Mariami Reitt. (Krivosije, S.-Dalm.). Subgen. Blattodromus Reitt. — Der Halsschild glocken- förmig, schmiiler als die Flügeldecken. Das achte Fühlerglied länglich. Länge: b-bmm. Hierher: Ph. hercnJeaniis Reitt. (Herzegowina). 1 Die subgenerische Trennung von Pholeuonopsis und Silphanillna im Sinne von Jeannel (1914) ist überflüssig und praktisch undurchführbar. Die Unterschiede in der Halsschildform — ob seitlich gleichmäßig gerundet oder schwach ausgeschweift — sind minimal und fein abgestuft. Faunistische Studien über Blindkäfer. 60/ W. Gruppe. Männliche Vordertarsen viergiiederig. Die Vorder- schienen am Außenrand mit einer regelmäßigen Reihe dicht stehender, starrer Börstchen versehen. (Taf. Iir, Fig. 18.) 13. Sphaerobathyscia m. nov. gen. {Bathysciotes Jeann. ■ex parte;. — Kleine, gedrungene, geschlossen ovale Art von 1-2 mm Länge. Die Oberseite zwischen den haar- tragenden Punkten spiegelglatt, nicht mikroskopisch genetzt. Der Halsschild an der Basis so breit als die Flügel- decken, diese unregelmäßig punktiert. Metatergalfortsatz stark entwickelt, fast so lang als die Flügeldecken. Mesosternalkiel hoch, über das ganze Metasternum ver- längert, sein ventraler Rand schmal lanzettlich erweitert und der Länge nach gefurcht, diese Längsfurche seitlich scharfkantig begrenzt.^ Die Fühler gedrungen gebaut und kurz behaart, das achte Glied nicht länger als breit. Die männlichen Vordertarsen nicht erweitert. Basalplatte des Penis ohne Anhängsel. Hierher: Spli. Hoffiuannl Motsch. (Krain, nördlicher Karst). 14. Bathysciotes Jeannel (ex parte;. — Mittelgroße, geschlossen ovale Art von 2-4 bis 2-Qmin Länge. Die Ober- seite mikroskopisch genetzt. Der Halsschild an der Basis so breit als die Flügeldecken, diese fein und dicht, nicht ■deutlich querrissig punktiert. Der Metatergalapparat stark reduziert. Der Mesosternalkiel weit über das Metasternum nach hinten verlängert,^ sein Ventralrand nicht gefurcht. Die 1 Eine ähnliche Bildung des MesosternalUieles kommt nur noch bei Anisoscapha vor (vgl. Taf. II, Fig. 13j. 2 In meiner Arbeit über Bathyscia Khevenhiilleri und ähnliche Formen aus Krain (W. E. Z., 1908, p. 37) habe ich den Meso.sternalfortsatz als so lang wie das ganze Metasternum angegeben. Nach Jeannel (Revision des Bathyscinae, 1911, 427) würde er bloß die zwei vorderen Drittel des Meta- sternums einnehmen. Eine Nachuntersuchung ergab nun tatsächlich eine gewisse Variabilität in der Länge des Mesosternalstachels bei B. Kheven- hiilleri. Bei den küstenländischen Exemplaren reicht seine Spitze bis in den schmalen Einschnitt zwischen den beiden Interkolalapophysen am Hinterrand ü:^« J. Müller, Fühler schlanker als bei der vorigen Gattung, kurz behaart^ das achte Glied mindestens so lang als breit. Die männlichen Vordertarsen nicht erweitert. Basalplatte des Penis ohne An- hängsel. Hierher: B. KlicvenhiiUcri L. Mi 11. (Krain, Küstenland^. Kroatien). 15. Bathyscidius Jeannel. — Kleine, geschlossen ovale Art von 1"2 bis l'Siiuii Länge. Die Oberseite mikroskopisch genetzt. Der Halsschild an der Basis so breit als die Flügel- decken, diese deutlich querrissig punktiert. Der Metatergal- fortsatz stark reduziert. Der Mesosternalkiel weit über das Metasternum nach hinten verlängert. Die Fühler gedrungen gebaut und kurz behaart, ihr achtes Glied quer oder kugelige Die männlichen Vordertarsen nicht erweitert. Basalplatte des- Penis ohne Anhängsel. Hierher: B. tristiculns Apfb. (Süddalmatien). 16. Speonesiotes Jeannel (ex parte). - Kleine oder mittelgroße Arten von geschlossenem, ovalem oder länglich- ovalem Umriß. Die Oberseite mikroskopisch genetzt. Der Halsschild so breit als die Flügeldecken, diese meist fein querrissig punktiert. Der Mesosternalkiel nicht über das Metasternum verlängert und von diesem nicht deutlich getrennt. Die Fühler mäßig lang, ihre Behaarung, ziemlich kurz. Die männlichen Vordertarsen meist mehr oder weniger deutlich erweitert. Die Basalplatte des Penis mit einem medianen, randständigen Anhängsel.^ Subgen. Albanella J. Müll. — Flügeldeckenspitzen einzehi gerundet vorgezogen. Die männlichen Vordertarsen stark er- weitert, breiter als die Vorderschienen. Länge: 2-Giiiii!. Hierher Sp. Louac J. Müll. (Nordatbanien). des Metasternums hinein, bei gewissen Krainer Stücken endet sie weitcr vorne, ohne den erwähnten Einschnitt zu erreichen. Ich werde noch unter- suchen, inwieweit sich dieses Merkmal zu einer weiteren S3fstematisclieii J-inteilurg der B. KhevcnhiUleri im jetzigen .Sinne eignet. ' Ähnlich wie bei Proknuhardella. Vgl. Tai. II, Fig. 7 und 8. FiiunisUsclie Studien iihei- BlindUäfer. (VA's^ Subgcn. Speonesiotes Jeann. s. str. - P'lügeldecken- spitzen gemeinsam schwach abgestutzt. Die männlichen Vordertarsen viel schwächer erweitert, viel schmäler als die Vorderschienen. Länge: 1-8 bis '3 mm. Hierher Sp. narentmtis L. Mi 11. (Süddalmatien, Herze- gowina), Sp. dorotkaniis Reitt. (Süddalmatien, Herzegowina, Montenegro), Sp. issensis J. Müll. (Lissa), Sp. Paganettii Gangib. (Curzola), Sp. Gobanzl Reitt. (Meleda) und wahr- scheinlich der bloß in zwei weiblichen Exemplaren bekannte Sp. insularis Apfb. (Curzola). 17. Neobathyscia m. nov. gen. (Speonesiotes Jeann. ex parte). — 2-1 bis 3 ////// lange Arten von geschlossenem, länglich-ovalem Umriß. Die Oberseite mikroskopisch genetzt. Der Halsschild so breit als die Flügeldecken, diese äußerst fein und dicht punktiert. Der Mesosternalfortsatz über ' c!t'' Lilri.Ansl.Th.Bannwarth.Wier .Sil7.tnicü2G.Ahi .1.1917 657 Ichthyologische Beiträge (XIX) Dr. Franz Steindachner w. M. k. Akad. <.Mit 2 Tafeln und 1 Te.\ifigur) (Vorgelegt in der Sitzung am 12. Juli 1917) Über die Arten der Gattung Plagioseion Gill. (= Diplolepis Steind.). 1. Plagioseion microps n. sp. Taf. !. Fig. 1. Char.: Körperform gestreckter als bei Plag, squamosissimiis. Analstacheln schlank, der 2. derselben von noch geringerer Höhe als bei letztgenannter Art, c. ßmal in der Kopflänge enthalten. Auge auffallend klein, Durchmesser desselben c. V^^ :.ev Kopflänge gleich, Unterkieferzähne der Innenreihe haken- förmig, verhältnismäßig nicht unbedeutend länger und stärker als die der Außenreihe, durch größere Zwischenräume von- einander getrennt. Im Zwischenkiefer Zähne der Außenreihe größer als die der Innenreihen. Mundwinkel weit hinter das Auge fallend. Kein schwarzer Fleck in der Achselgegend. Schwanzflosse rhombenförmig. D. X-XI/1/41— 43. A. 2/7. V. 1/5. P. 18. L. 1. c. 48—50. L. tr. 10—11/1/18-19. Beschreibung. Die obere Kopflinie erhebt sich unter mäßiger Konvexität minder rasch zur Dorsale als bei Phig. sqiianiosissimus. ÜÖS V. Steindachncr, Die !j;rüUtc Rumpfhöhe zwischen der Basis der Bauch- no>sen und dem Beginne der stacheligen Rückenflosse ist c. 4 mal, die Kopflänge c. 3-/. bis 3^/iQma\ in der Körperlänge (mit Ausschluß der langen Schwanzflosse), die größte Kopf- breite c. 2mal, die Stirnbreite c. 'A^/., bis3V:;mal, die Schnauzen- länge zwischen S-y^ bis 3^/.^ma\, die Länge der Mundspalte ein wenig mehr als 2 mal in der Kopilänge enthalten. Bei geschlossener Mundspalte wird der untere Mundrand von dem oberen umfaßt. Kleine Hundszähne liegen am Außen- rande des Zwischenkiefers, von denen der vorderste seitliche größer ist als die folgenden. Merklich größer sind die Haken- zähne in der inneren Zahnreihe des Unterkiefers. Sie sind unter sich von ungleicher Größe und stehen in einiger Ent- fernung voneinander; ihre Zahl beträgt bei den mir vorliegenden, halberwachsenen Exemplaren jederseits 6. Die Mundwinkel fallen in vertikaler Richtung weit hinter das Auge, doch noch vor die Längenmitte des Kopfes. Die Schnauze ist stumpf gerundet, die Stirne breit und querüber konvex. Der hintere Rand des Vordeckels ist schräge gestellt und trifft mit dem unteren Rande unter einem nahezu rechten Winkel zusammen, an dessen Spitze ein kleiner Stachel liegt. Auf diesen folgen nach unten einige viel kleinere Zähnchen. Der hintere Kopfrand ist lappig gesäumt. Die geringste Höhe des Schwanzstieles unmittelbar hinter dem Ende der gliederstrahligen Dorsale gleicht der Schnauzen- länge, die Länge desselben der Kopflänge zwischen dem vor- deren Augenrande und der hinteren VVinkelspitze des Kiemen- deckels. Die Stacheln der 1. Dorsale sind äußerst zart und brüchig: der 3. oder 4. höchste Stachel ist zirka halb so lang wie der Kopf. Die Pektorale steht an Länge dem Kopfe um zirka eine halbe Augenlänge nach. Die Länge der Ventrale gleicht der Entfernung des hinteren Augenrandes von der Spitze des Kiemendeckels. Die beiden Analstacheln sind zart und kurz wie bei PUi,i:. squamosissimus; der längere, 2. Analstachel ist bei Exemplaren von c. 20 bis 30 rw Länge kaum 2 mal so lang als der Durch- Ichthyologisclie Beitrat 659 messer des kleinen Auges, der höchste Gliederstrahl der Anale nahezu halb so lang wie der Kopf. Die beiden mittleren Kaudalstiahlen sind auffallend stark verlängert, aber gleich den Spitzen der nächst \orangehenden Strahlen bei den mir vorliegenden Exemplaren abgebrochen. Ihre Länge dürfte der des Kopfes gleichen. Die Rumpf- schuppen sind am freien Rande äußerst zart gezähnelt. Die Schuppen der Seitenlinie, durch ihre auffallende Größe aus- gezeichnet, sind mit kleinen Schuppen überdeckt. Die Seiten- linie setzt sich auf der Kaudale bis zum hintersten Ende der Schwanzflosse fort und durchbohrt auf dieser zwischen den 2 mittleren längsten Strahlen mindestens 35 bis 36 Schuppen. C. 87 bis 90 Schuppen längs über der Schuppenreihe der Seitenlinie vom Rumpfe bis zur Kaudale. Zwischen dem Beginne der Seitenlinie und dem der 1. Dorsale liegen 10 bis 11, unter dieser und der Basis der Ventralen c. 18 bis 19 Schuppen in einer Querreihe. Sämt- liche Schuppenreihen des Rumpfes laufen schräge von unten und vorne nach oben und hinten. Flossenhaut der 1. Dorsale namentlich zwischen den oberen Enden der Dorsalstacheln zart schwärzlich pigmentiert. Im Leben hell goldgelb mit Silberglanz. Totallänge der beschriebenen Exemplare 20 • 1 bis 20 • 8 cm. Fundort: Amazonenstrom bei der Onca-Insel. In der Körperform und durch die geringe Größe der Augen nähert sich Plag, microps äußerlich in auffallender Weise dem Nehris microps. Maße in Miliimeter Totallänge Körperlänge (ohne C.) Kopflänge Kopf breite Rumpfhöhe über der Basis der Bauchflossen. Geringste Höhe des .Schwanzstieles Schwanzlänsre c. 208 .2,4 160 16S 49 49 27 20 40 4o 12 12 3: 3S 660 F. Steir. dachner. .Maße in Millimeter Augendurchmesser Stirnbreite Länge der Schnauze ; . . . . » » Mundspalte . Größte Höhe der stacheligen Dorsale » » » gliederstrahligen Dorsale Abstand des Beginnes der 1. Dorsale vom vor deren Kopfende Länge der Basis der 2. Dorsale » » Brustflossen » » Bauchflossen Abstand der Bauchflossen vom vorderen Kopf- ende Höhe des 2. Analstachels » » längsten Gliederstrahles der Anale... Basislänge der Anale Abstand der Anale vom vorderen Kopfende . . . 14 15 12 12 23 23 22 23 161/0 161 491' 45 44 35 35 49I0 51 9 10 21 21 12 12 113 121 2. Plagioscion pauciradiatus n. sp. Char.: Körperform gestreckt. Größte Rumpf höhe der Kopflänge ein wenig nachstehend c. 3V;.mal in der Kopf- länge enthalten. Mundspalte endständig, nach vorne ansteigend, mit ihrem hinteren Ende nur wenig hinter oder unter den hinteren Augenrand in vertikaler Richtung reichend. Kleine Hundszähnchen im Zwischenkiefer in der Außenreihe, im Unterkiefer in der Innenreihe etwas größer als die übrigen wie bei PL sqnmnosissümis und in einer lockeren Reihe an- geordnet. 2. Analstachel schlank, kurz; seine Länge ist 3V.> bis nahezu 4mal in der Kopflänge enthalten oder c. 174 Augen- langen gleich. Nur 19 bis 20 Gliederstrahlen in der Dorsale, 8 bis 9 Schuppen über, c. 17 unter der Seitenlinie zwischen dem Beginne der Dorsale und der Einlenkungsstelle der Ven- trale in einer vertikalen Reihe. Achselgegend ohne schwarzen Ichthyologische Beiträge. bbl Fleck. Schwanzflosse rhombenförmig mit vorgezogenen mittleren Strahlen. Körperseiten silberweiß mit Metallschimmer. D. 10-11/1/19—20. P. 16-17. V. 1/5. A. 2/8. L. I. c. 50 bis 54. L. tr. c. 8-9/1/17. Beschreibung. Körperform gestreckt, in der Schwanzgegend stark kom- primiert. Die obere Kopflinie ist in der Stirngegend sehr schwach konkav, steigt hinter derselben unter sehr schwacher Konvexität gleichförmig bis zum Beginn der Dorsale an, fällt jedoch vor dem Auge über der Schnauze ziemlich rasch unter stärkerer Bogenkrümmung zum vorderen Mundende ab. Die größte Rumpf höhe ist 3- .mal, die Kopflänge etwas mehr als 3 mal in der Körperlänge (ohne C), die geringste r-^mal, der Augendurchmesser c. 5 mal, die Mundlänge c. 2 mal in der Kopflänge enthalten. Die Schnauzenlänge übertrifft bei den mir vorliegenden jungen Exemplaren nur wenig die Augenlänge, letztere gleicht der Stirnbreite. Der Vordeckelwinkel ist gerundet und gleich dem nächstgelegenen Teile des aufsteigenden Randes äußerst zart gezähnelt. Der 2. Analstachel ist sehr schlank, kurz, die Pektorale v.nbedeutend kürzer oder länger als die Ventrale. Durch die geringe Zahl der Gliederstrahlen in der 2. Dor- -:-le und der Schuppen über und unter der Seitenlinie nähert -.ch diese Art dem Plag. (Johnius) lieterolepis Blkr. am meisten 662 F. S t e i n d a c h n e r, und unterscheidet sich von diesem durch eine noch geringere Zahl von Gliederstrahlen in der Dorsale und eine größere Anzahl von Schuppen zwischen der höchsten Krümmungs- stelle der Seitenlinie und der Basis des ersten Stachels der stacheligen Dorsale in einer Ouerreihe. 3 Exemplare, 9' 7 bis 12 '7 an lang (bis zur hintersten Spitze der C.) aus dem Brack- und Salzwasser bei Paramaribo. Maße in Millimeter rotalUinge Körperlänge (obre C.) Größte Rumpfhöhe Geringste Schwan zhöhe Schwanzlänge Ivopf länge Kopf breite Augendurchmesser Stirnbreite t Schnauzenläuge I Mundlänge Abstand der 1. Dorsale vom vorderen Kopfende . . Basislänge der gliederstrahligen Dorsale Länge der Brustflossen X. » Bauchflossen Abstand der Einlenkungsstelle der Bauchflossen vom vorderen Kopfende Höhe des 2. Analstachels Basislänge der Anale Höchster Gliederstrahl der Anale 12-7 11-3 10-4 9-2 29 26 9 8 22 21V, 31 I/o 28 14 14 7 6i/o 7 61/, 8 7 15 14 39 35 35 32 19 18 20 17 36 31 8 8 12 11 17 15 V, 3. Plagioscion heterolepis (Blkr;. luhiiius heterolepis Blkr., Archives Neerlandaises des Sc. exact. et natur. T. Vlli, 1873, p. 457. PI. XXI. Pijo-iuscion heterolepis Eig., Catal. of the Freshwater Fishes of Tropical and South Temparate America, Patagon. Expeditions: Zoology pt. IV, p. 468 (1909 or 1913?) nom. tant. Ichthyologische Beiträge. 068 Zur Vervollständigung meines Berichtes über die Fhi- ^^ioscion-Arten führe ich hier auch diese Art an, die bisher nur in den zwei typischen Exemplaren Bleeker's von 145 und 153'" aus Surinam bekannt ist. Die beiden Analstacheln sind sehr zart, kurz: der längere 2. Stachel ist nur wenig länger als der Augendurchmesser, der 4 mal in der Kopflänge enthalten ist. Nach Bleeker fällt das hintere Mundende ein wenig vor den hinteren Augenrand, die 2. Dorsale enthält 28 bis 29 Glieder- strahlen (gegen 19 bis 20 bei Plag, paiiciradiatiis m.) und zwischen der Seitenlinie und der stacheligen Dorsale 4 (bei Plag, pmiciradiatns m. dagegen 8 bis 9). Längs über der Seitenlinie bis zum Beginn der Kaudale ziehen nach Bleeker c. 40 Schuppenreihen schräge nach oben und hinten bei Plag, heterolepis, während ich deren mindestens c. 65 bis 70 bei Plag, panciradialtis zähle. 4. Plagioscion squamosissiftius (Heck). Tiif. I, Fig. 2, und Taf. 11. Fig. 1. Sciaeiiii sqnainosissimiis Heck.. Annalen des \\'icner Museums der Xaliii-- geschiclite, Bd. II, 1840, p. 438, tab. XXX, lig. 20-28 (Schuppen;. Sciacna ? rithella Schomburgk, Naturalist's Librar}-, Ichthyology, Vol. \'. Fishes of Guiana. Pt. II, 1843, p. 133. Johnins crotivina Castelnau, Exped. dans les parties cenlr. de rAmcrique du Sud, Poissons, 1855, p. 11, pl. V, fig. 1 (adult.). — aiiiazonicHS Castelnau, 1. c, p. 12, pl. IV, fig. 1. .Siiiiena ainazonica Gehr., Cat. Fish. I^rit. Museum, Vol. II, 18(30, p. 284. — croiivina Gehr., 1. c, p. 287. DiploJcpis sqnainosissimiis (Heck.) Steind., diese Sitzungsber., Bd. 48,. Abt. I, Jahrg. 1863, p. 163. Ololilhiis aiiiazoniats BIkr., Xederl. Tijdschr. voor de Dierkunde. Jaarg. II, 1865, p. 257. T'sctid'jsciaena sqiiainosissiina Blkr., Arch. Xeerland. des Scienc. exact. et natur. Tome VIII, 1873, p. 459. l'i\\i^ioscion sqiiautosissimiis Jord. and Fig., Review of the Sciaen. of America and Europe, Ann. Rep. of the Commiss. of Fish and Fisheries for 1886. Wash. 1889, p. 381, 382. — s.qiiamosissiinus Eigenm.. The Freshw. l-"ish. of ßrit. (niiana. .Mem. of the Carneg. .Mus. Vol. \', 1911, p. 472. 664 F. Steindachner. Die bisher gegebenen Beschreibungen dieser in den großen Strömen des östlichen Südamerikas so weitverbreiteten Art beziehen sich fast ausschließlich auf große Exemplare. Nur bei diesen ist der 2., übrigens stets schlanke und kurze Anal- stachel kaum länger als das Auge und seine Länge 4 bis ö^/^msL\ in der Kopflänge enthalten (siehe Jord. and Eig.. Review of the Sciaen. of America and Europe). Ganz abweichend hiervon sind diese Maßverhältnisse bei jungen und halberwachsenen Individuen. So ist z. B. bei jungen Exemplaren von 12 4 bis 14-4 c;;^ Länge (ohne C.) die Höhe des Analstachels durchschnittlich 3 mal, selten 3V^ bis BYsHial in der Kopflänge enthalten und gleicht 1 73 bis 2. selten nur P/g Augenlängen, bei älteren Exemplaren von 19-1 bis 30' 1cm Länge (ohne C.) aber ist die Höhe des 2. Analstachels bereits 37^ bis 37-2 mal in der Kopflänge ent- halten und 1^5 bis P/g Augenlängen gleich. Der 2. Analstrahl ist stets schlank und kurz, doch bei einigen der von mir untersuchten Exemplare, so z. B. von Parä merklich stärker als bei der Mehrzahl der anderen vom gleichen Fundort: eines dieser Exemplare von Parä ist auf Taf. I, Fig. 2 abgebildet. Ein mehr minder stark entwickelter Achselfleck ist bei sämtlichen von mir untersuchten Exemplaren sehr auffallend bemerkbar, nur bei zwei jungen Individuen von 11-3 und 12-8 cm Länge (ohne C.) aus dem Salz- und Brackwasser von Paramaribo in Holländisch-Gu37ana fehlt ein dunkler Achselfleck spurlos und es ist zugleich der 2. Analstachel ein wenig länger und nur 2% bis 2^4 mal in der Kopflänge enthalten. Bei der Schlankheit dieses Stachels und wegen Mangel anderer Unterscheidungsmerkmale, wie z. B. in der Kieferbezahnung, Schuppen- und Flossenstrahlenzahl sowie in der Körperform halte ich eine Arttrennung dieser zwei Exem- plare für nicht gerechtfertigt. Die Schwanzflosse ist stets rhombenförmig und die mittleren Strahlen derselben sind stets über den hinteren Rand der Flosse vorgezogen, stoßen sich wegen der Zartheit und Brüchigkeit dieser fadenförmigen Verlängerungen, namentlich bei älteren Individuen beim Fangen sehr leicht ab, so daß Ichthyol ogisclie Beiträge. ÜOo dann die Kaudale am hinteren Rande mehr minder stark ge- rundet erscheint; auf ein derart beschädigtes großes Exemplar ist Gaste Inau's Plag, cronvina basiert. Die Strahlen der 2. Dorsale, der Anale und Kaudale sind bis in die Nähe des freien Flossenrandes bei frischen Exem- plaren überschuppt und es fallen diese Schuppen bei Wein- geistexemplaren, besonders bei Konservierung in schwachem Alkohol leicht ab, ebenso in der hinteren Rumpfhälfte die die Schuppen der Seitenlinie überdeckenden kleinen Schuppen. Am besten erhalten sich die dicht aneinandergedrängten Schuppen der Schwanzflosse. Der nicht überschuppte Teil der gliederstrahligen Dorsale ist sehr zart dunkel angeflogen, ebenso die stachelige Dorsale, bei der zuweilen die dunkle Punktierung tiefer hinabreicht. Die äußeren Zähne im Zwischenkiefer und die inneren im Unterkiefer sind größer und stärker als die übrigen Kiefer- zähne und bilden im Unterkiefer eine lockere Reihe, da sie in einiger Entfernung voneinander liegen. Plagioscion sqiiauiosissiiims (Heck.) erreicht unter allen bisher bekannten Plagioscion-Avten die bedeutendste Größe. Johann Natter er sah Exemplare von mehr als 2 Fuß Länge im Rio branco und Rio negro, wie He ekel 1. c. anführt. Auch R. H. Schomburgk hebt in seiner Beschreibung von Sciaena ?riibeUa, die wohl nur als Plag, sqtiamosissimtts gedeutet werden kann, die bedeutende Größe dieser Art, die in den Flüssen Guyanas, besonders zahlreich im Barima und Corentyn vorkommt und die Hauptnahrung der Warran- Indianer bildet, ausdrücklich hervor (siehe Fishes of Guyana, Pt. II, p. 133). Jedenfalls kommt Plag, squamosissimus im Amazonenstromgebiete häufiger vor als Plag, auratiis und wird als »Pescada« von letzterer, der dunkler gefärbten Art, der Pescada preta unterschieden. Das Wiener Hofmuseum besitzt Exemplare aus dem Ama- zonenstrome bei Parä, Tabalinga und Teffe, aus dem Hyavary, Rio negro, Rio branco, aus dem Maroni-Huß (Taf. II, Fig. 1) an der Grenze von Holländisch- und Französisch-Guyana, aus dem Demerara-Fluß in Britisch-Guyana und aus dem Orinoco bei Ciudad-Bolivar. 666 F. Steindachner, o o E- <^ X o c •:= G. EL ^ r^ ? 2 (? q? > n ^ — --. P = 2 2 3 öl 'S nr. c/5 . ,:^ O O — H- CO CC ^ CO — 4- O CO CO CC' CD ►;- CO o 10 '_ o; — OC — — 4-:o^^;icoT C -O CD CC CO lO lO ^5 CV O i lO — CO CO — O O CD ^ +- CO O X CO tx to ^ c o CO Lo ht- CO f— CO cc c:i ■^ 'S. CO — CO CO *. 10 CO c; kI^ c: S ►-> C CO to O' K 4- i: Ci ^ — 10 lO -' Kopflänge Kopf breite Mundlänge Augendurchmesser Stirnbreite Schnauzenlänge Abstand der 1. Dorsale vom vorderen Kopfende » ■-' Ventrale - > >■ Länge der Pektorale » » Ventrale > des 2. Analstachels Größte Höhe der Anale (am 2. Gliederstrahle) . . >, » » L Dorsale (am 5. Stachel).... Basislänge der Anale 27 21-9 6-6 2-2 5-4 7-5 3-4 3-3 1-5 1-8 2 8-3 7-4 5-5 4-8i 2-5 3 3 2 5 bis 6 Rechenzähne am oberen, ferner rechts 13, links 14 am unteren Aste des 1. Kiemenbogens bei dem hier beschrie- benen Exemplare. Die Seitenlinie durchbohrt 46 bis 47 Schuppen (bis zum Beginne der Schwanzflosse); längs über derselben Ichthyologische Beiträge. <369 ziehen zirka 100 Schuppen schräge nach oben und hinten zur Rückenlinie des Rumpfes. D. 10/1/35. A. 2/7. L. ]at. 46 an 47. L. tr. KVl c. 22. 6. Plagioscion francisci n. sp. (?) Taf. II. Kig. 2. Char.: Körperform gestreckt. Obere Kopflinie in der Stirn- gegend schwach konkav, längs über der Schnauze schwächer konvex als am Hinterhaupte und ohne raschen Abfall. Außen- zähne im Zwischen-, und Innenzähne im Unterkiefer bedeutend länger als die übrigen, im Unterkiefer eine locker stehende Reihe bildend. Rumpfhöhe 3 bis 3\/., mal, Kopflänge etwas weniger als 3 mal in der Körperlänge (ohne C), Augendurch- messer c. 5\4 bis 5Vörnal, Höhe des 2. kurzen, kräftigen Analstachels 3Vo bis S'^-f^mal in der Kopflänge enthalten. Dunkler Achselfleck fehlend. Beschreibung. Bezüglich der mäßigen Länge, aber bedeutenderen Stärke des 2. Anal Stachels steht die hier zu beschreibende, wie ich glaube, neue Art dem Plüg. teviieLi sehr nahe und unter- scheidet sich \"on diesem hauptsächlich durch die schwache Krümmung und geringe Senkung der Schnauze zum vorderen Kopfende und durch das Fehlen eines schwarzen Achsel- fleckes, der für Plag, squamosissimus. Plag, teruetd und Plag, anratiis charakteristisch ist. Auch steigt die obere Kopflinie in der Hinterhauptgegend minder rasch und unter schwächerer Konvexität zum Beginne der stacheligen Dorsale an als bei Plag, ternetzi. Die größte Rumpfhöhe steht der Kopflänge ein wenig nach und ist unbedeutend weniger als 3 mal, die größte Rumpf- höhe 3^/, bis 3 mal bei erwachsenen Exemplaren in der Körpei- länge enthalten. Die Stirnbreite übertrifft die Augenlänge nur wenig, die Schnauzenlänge gleicht c. 2* ., Augenlängen und ist c. 4 mal in der Kopflänge enthalten. 670 1'". Steindacliner, Die Mundwinkel fallen in vertikaler Richtung ein wenig hinter das Auge. Der aufsteigende Rand des Vordeckels ist stark nach hinten und unten geneigt, äußerst schwach konkav; Vordeckel- winkel gerundet, in der Regel mit 2 bis 3 kleinen, zarten Dornen besetzt, die in dem häutigen Randsaum verborgen liegen. 7 Rechenzähne am oberen, 14 bis 15 am unteren Aste des ersten Kiemenbogens. Pektorale ein wenig länger als die Ventrale. Der 1. Glieder- strahl der letzteren ist nicht fadenförmig vorgezogen. 2. Analstachel kurz, aber sehr kräftig. Seine Länge ist c. 37;. bis 37-2 nial in der Kopflänge enthalten und gleicht dem- nach c. IV2 bis 1% Augenlängen. Bei einem der uns vor- liegenden Exemplare ist dieser Stachel infolge eines verheilten Bruches abnorm gestaltet, in der basalen Längenhälfte kräftig, breit, in der unteren sehr schlank und im ganzen etwas kürzer als normal (4 mal in der Kopflänge enthalten). Kaudale rhombenförmig, die mittleren, wahrscheinlich über den hinteren Flossenrand stark vorgezogenen Flossenstrahlen sind bei den mir vorliegenden Exemplaren nicht vollständig erhalten. Schuppen am Rumpfe und Hinterhaupte sowie am Kiemen- deckel ktenoid. Die Seitenlinie durchbohrt c. 47 bis 48 Schuppen am Rumpfe; über derselben liegen c. 12 bis 13, unter derselben c. 20 bis 23 in einer Querreihe zwischen der Einlenkungs- stelle der Ventralen und der Basis des 1. Stacheis der stache- ligen Dorsale. C. 91 Schuppenreihen laufen längs über der Seitenlinie am Rumpfe schräge nach hinten und oben zur Rücken- linie. 3 Exemplare, 30-3 bis ^2 cm lang, von Barra, zwischen der Mündungsstelle des Rio grande und dem Rio S. Francisco während der brasilianischen Expedition der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften 1903 gefangen. Bei sämtlichen Exemplaren ist die Kaudale am hinteren Rande abgestoßen. D. 10/1/32. A. 2/6-7. L. 1. 47 an 48. L. ir. 12-13/ c. 20—23. Ichthyologischc Beiträge. 671 Maße in Millimeter Totaliänge Körperlänge (ohne C.) Größte Rumpfhühe Geringste Schwanzhühe Schwanzlänge Kopflänge Kopf breite Länge des Auges Stirnbreite Schnauzenlänge Länge der Mundspalte (bis zum hinteren Ende des Oberkiefers) Breite der Mundspalte Lunge der Pektorale » » Ventrale Abstand des Beginnes der 1. Dorsale vom vor- deren Kopfende Abstand der Einlenkungsstelle der Ventrale vom vorderen Kopfende Höhe des 2. Analstachels Basislänge dei- Anale . 38 5 31 9 10 f) 7 8 11 1 4 6 1 9 2 4 2 8 r. 4 3-2 3 7 6 6-1 5 1-4V2 10 0-9 10 3-1 3 2-9 2 7. Plagioscion auratus (Gaste In.). 'Syn.: Johnins auratus Casteln., Exped. dans les parties centr. de l'Amcr. du Sud. Zool. Poiss. (Paris, 1855), p. 12, PI. IV, fig. 2. Sciaena aurata Gthr., Cat. Fish. Brit. Museum, II, 287, 1860. Plagioscion auratus Jord. and Eigenm., A Review of the Sciaenidae of America and Europe. Report of Commiss. of Fish and Fisheries, 1886. p. 381, 383. — The Freshw. Fishes of Brit. Guiana. Memoirs of the Carnegie Mus., V, 1911, p. 472. Die von Castelnau gegebene Beschreibung dieser .Art ist völlig ungenügend, die Abbildung derselben aber charakte- ristisch gehalten. Plag, aiiratiis unterscheidet sich, abgesehen 072 F. Steindachncr, von der Länge und Stärke des vollkommen geraden 2. Anal- stachels von den übrigen Plagtoscion-Arten hauptsächlich durch die geringere Größe und viel größere Anzahl der Haken- zähne in der Innenreihe am Unterkiefer. Sie stehen daher auch bedeutend dichter aneinandergereiht als bei Plag, sqtia- ■mosissimiis, Plag, .^urinameitsis, Plag, ternetzi etc.^ Überdies ist die Pektorale kürzer als die Ventrale, da deren erster Gliederstrahl mäßig fadenförmig verlängert ist. Die Höhe des 2. kräftigen Analstachels ist bei jüngeren Exemplaren nur wenig mehr als 2 mal, bei einem größeren von 39 cw Länge 2V., mal in der Kopflänge enthalten und c. 3mal länger als der Augendurchmesser. Auch die Schnauzen- länge variiert je nach dem Alter ein wenig in ihrem Verhältnis zur Kopflänge und ist bei einem Exemplar von 23-4 cm Länge (mit Ausschluß der C.) 4mal, bei einem Exemplar \'on 31 -2. an Länge 3^5 mal in der Kopflänge enthalten. Der hintere Rand des Vordeckels zeigt am gerundeten hinteren Winkel zarte, zahnartige Einkerbungen, die im \or- gerückten Alter verschwinden. Die größte Rumpfhöhe gleicht durchschnittlich der Kopf- länge; letztere ist c. 3V3nial in der Körperlänge enthalten. Der stark komprimierte Schwanzstiel ist c. 2^/., bis 2% mal länger als hoch. Die Seitenlinie durchbohrt c. 48 bis 52 Schuppen am Rumpfe bis zum Beginne der Schwanzflosse. Zwischen dem höchsten Stande der Seitenlinie und der Basis des 1. Stachels der stacheligen Dorsale liegen c. 10 bis 12, unter demselben bis zur Basis der Ventralen c. 18 bis 19 schräge \'erlaufende Schuppenreihen; längs über der Seitenlinie zähle ich bei dem größten Exemplare unserer Sammlung von 3] -2 cm Länge c. 90 Schuppen. 1 Eigenmann's Bemerkung in seinem W'eike über uie Süßwassei-lische von Britisch-Guyana: - Teeth of tlie upper jaw subequal. None of the tectli of the lower enlarged« ist nicht ganz würtlich zu nehmen, denn die Zähne der äußeren Reihe im Zwischenkiefer sind ganz deutlich langer und stärker als die der inneren Reihe und die Unterkieferzähne der Innenreihe merklich, wenn auch nicht sehr bedeutend länger als die der Außenreihe. Tchth3'ologisclie Beitrüge. <)/o Bei tadellos erhaltenen Individuen sind die mittleren vor- gezogenen Strahlen der rhombenförmigen Kaudale nur um c. V., bis 1 Augenlänge kürzer als der Kopf. B. branch. 8/13. D. 10/1/33-34. A. 2/6-7 (durch Teilung des letzten Strahles). P. 18. V. 1/5. L. 1. 48-52. L. tr. 10-12 /1/18-19. Der basale Teil der oberen Pektoralstrahlen trägt an seiner Hinterseite einen tief schwarzen Fleck. Das typische Exemplar zu Castelnau's Beschreibung stammt aus dem Ucayale. Die hier beschriebenen Exemplare wurden von mir wäh- rend der brasilianischen Expedition der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in Para gesammelt, einige derselben sind dunkel goldbraun, andere sehr hell goldgelb in der unteren Körperhälfte und mit silberigem Schimmer, etwas dunkler in der oberen. Maße in Millimeter Totallänge Körperlänge (mit Ausschluß der Kaudale) Größte Rumpf höhe Höhe des Schwanzstieles Länge > > Kopflänge Kopf breite Mundlänge Länge des Auges Stirnbreite Länge der Schnauze Abstand der stacheligen Dorsale vom vorderen Kopfende Abstand der Ventrale vom vorderen Kopfende. Länge der Ventrale » >^ Pektorale Höhe des 2. Analstachels Größte Höhe der gegliederten Analstrahlen.... 25 19-5 5-9 1-8 5-ii; 5-9 ;.3-3 2 ■ 7 1 1-6 1-6 6-4 6-4 5-2 4-5 2-71; 3-1 39 31-2 9-5 2-8 7-9 9-4 4-5 4-3 1 -4 2-5 2-5 8-3 8-1 674 F. Steindachner, Jordan und Eigenmann und ich selbst untersuchten Exemplare derselben Art auch aus dem Rio S. Francisco und dem La Plata. 8. Plagioscion surinamensis (Blkr.). Svii.: Pseiidosciaena surinameitsis Blkr., Archives Neerlandaises des Sc. exactes et naturelles, Tom. VIII, 1873, p. 458, pl. 21; unterste Figur. Sciaena Magdaleitae n. sp. (an Sciaena siirinaiiiciisis Blkr. adult?) Steindachner, Zur Fischfauna des Magdalenenstromes; Denkschr. der mathem.-naturw. Klasse der Kaiserl. Akademie der Wissensch., Bd. XXXIX, p. 22, Taf. I, Fig. 1, 1878. Sciaena surinamensis (Blkr.) Steindachner, Zur Fischfauna des Cauca und der Flüsse bei Guayaquil ; 1. c. Bd. XLII, p. 56, 1880. Plagioscion surinamensis (Blkr.), Jordan and E ig., A Review of the Sciaenidae of America and Europa; Annual Rep. of the Comm. of Fish and Fishenes for 1886. Washington 1889, p. 382 (nom. tant.). Diese der Stärke und Länge des 2. Analstachels nach dem Plag, atiratiis zunächst stehende Art wurde zuerst von Bleeker nach einem jungen, nur 116'" langem Exemplare aus Surinam ohne nähere Angabe des Fundortes beschrieben. Ich selbst erhielt einige Jahre später vorzüglich gut kon- servierte große Exemplare aus dem Magdalenenstrome und dessen Zuflüsse, dem Cauca, die ich anfänglich für Reprä- sentanten einer fraglich neuen Art {Sc. Magdalenae n. sp.?) deuten zu dürfen glaubte. Doch bereits in der Tafelerklärung meiner Abhandlung über die Fische des Magdalenenstromes (1. c, p. 60) sprach ich mich für deren Identität mit Bleeker's Sciaena (Pseiidosciaena) surinamensis Blkr. aus. Nach Bleeker ist bei dem jungen Exemplar von 116'" die Länge des 2. Analstachels zirka halb so lang wie der Kopf und c. 2 Augenlängen gleich, bei größeren Individuen dagegen von 24-2 bis 29 -2 cm Länge, ist der 2. Analstachel nur mehr 1^4 bis IVv^al in der Körpeiiänge enthalten, dagegen ebenso lang wie 2% bis SVo Augendurchmesser. In der Bezahnungsvveise des Unterkiefers nähert sich Plag, surinamensis ein wenig dem Plag, auratus, indem die Ichthyologische Beiträge. 675 Zähne der Innenreihe bereits merklich kleiner und etwas zahh-eicher, daher auch ein wenig näher aneinander gerückt sind als bei gleich großen Exemplaren von Plag, sqnanto- sissimus. Kaudale rhombenförmig, mit stark vorgezogenen mittleren Strahlen und, wenn vollständig erhalten, von nahezu einer Kopflänge. Bei sämtlichen von mir untersuchten Exemplaren von Plagioscion suritiamensis ist der 2. Analstachel schwach säbelförmig gebogen, komprimiert und kräftiger als bei Plag- iiiirafus; der erste Gliederslrahl der Ventrale läuft in einen zarten Faden aus und ist mit diesem ebenso lang als die Pektorale. Als sicheren F\indort dieser Art, die eine Länge von minde- stens 68 wm erreicht, kennt man derzeit nur das Stromgebiet des Rio Magdalena. Maße in Miliimetei Totalläiige Iv'örpeiiänge Rumpfhölie Sohwanzhöhe .Schwanzlänge Kopflänge .Aiigeniänge Stirnbreitc .Schnauzenlänge iiingc der Mundspalte .l.-s 2. Analslacl 24 2 19 0 r, ■\ 1 6 f) 1 1 i) 1 1 l 3 2 6 :< f) 29-2 23-19 7-0 f) • 9 7-G 1-2 1 -3 1 •()'■. 3-21 . Sit'/,li. d. mathem.-n;itiir\v. Kl., .Aht 1, rj(). RJ 676 F. Steindachne r. Ichthyologische Beiträge. Tafel erklärung. Tafel I. Fig. ] . Plagioscion microps n. sp. 2. >• sqtiamosissiinns (Heck.) nacli einem JLingen Fxeniplai von Parä mit etwas kräftiger entwickeltem 2. Analstachel. Tafel II. ig. !. P/ii'^ioscioii Si/ii(-iiiiosi.ssiiiiii.^ (Heck.") nn't normal (.■ntwickeilem 2. Analstachel. 2. Plagioscion fnincisci n.- sp. in 2u nat. Cir. aus dem l^io S. l-'ran- cisco hei Barra. F. Steindachner: Ichthyologische Beiträge (XIX). Taf. I >j-k v:s der k 'i-üd': 3'S8!sdrj.-ki Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt I, 126. Bd., 19i: F. Steindachner: Ichthyologische Beiträge (XIX). Taf. U. Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Abt. I, 126. Bd., 1917. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 9. Heft 50 679 Erster Bericht über eine 1917 im Auftrage und auf Kosten der Kaiserl. Akademie der Wissen- schaften ausgeführte geologische Forschungs- reise in Nordwestserbien Von Otto Ampferer und Wilhelm Hammer (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Oktober 1917) Die geologische Forschungsreise, über deren Ergebnisse hier kurz berichtet werden soll, wurde von der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien veranlaßt und sub- ventioniert. Sie fand in der Zeit vom 15. Mai bis 15. Juli 1917 statt und es nahmen daran die beiden Berichterstatter sowie als militärischer Begleiter Zugsführer Karl Swoboda teil. Begünstigt von einem fast unausgesetzt schönen Wetter, unterstützt von einem weitreichenden Entgegenkommen und einer liebenswürdigen Gastfreundschaft aller militärischen Kommanden, konnten in dieser kurzen Zeit über alle Er- wartung reiche geologische Erfahrungen gesammelt werden. Erfüllt von herzlichstem Danke für alle, welche das Zustandekommen und die Ausführung dieser Reise ermög- lichten, schreiben wir unseren Bericht. Wir fuhren von Wien zunächst nach Sarajevo, um mit einigen Exkursionen in der Umgebung dieser schönen Stadt eine Einführung in die bosnische Geologie zu gewinnen. Die Karten und Arbeiten von E. Kittl und F. Katzer waren dabei unsere Führer. \'on Sarajevo setzten wir die Reise nach Visegrad fort. Hier begannen wir unsere eigentliche Aufgabe mit dem 680 0. Ampferer und \V. Hammer. Studium eines Profils quer über die Drina von der Semec Planina zum Gebirgskamm von \'eliki Stolac-Janjac- Gostilje brdo. Die Drina fließt hier in einem breiten, tief eingeschnittenen Tale zwischen den mächtigen Triaskalkhochflächen gegen NW, Bei Visegrad sind an diesem Flusse drei Terrassen entwickelt, und zwar eine niedrige, noch im Überschwemmungs- bereiche gelegene Schotterterrasse, darüber eine zirka 20 iu hohe Mehlsandterrasse und endlich bei Bikovac und Oku- liste eine zirka 100 m hohe teilweise konglomerierte Schotter- terrasse. Die Triaskalkmassen nehmen zu beiden Seiten der Drina im allgemeinen flache Lagerungen ein. Am Abfall der Semec Planina ins Tal von Barino sind bei Hranjevac die Han Bulog-Schichten mit Werfener Sandsteinen und Schiefern tektonisch staffeiförmig wiederholt. Interessant ist hier die Einschaltung von Porphyrlager, mit Tuffen und Mandelsteinen in den Werfener Schichten. Am gegenüberliegenden Triasrand des Veliki Stolac dürften zu unterst auch Han Bulog-Schichten eingeschalte: sein. Werfener Schichten haben wir hier keine angetroffen. Die Hauptmasse sind lichte ungeschichtete Kalke, welche am Gipfel des 1673 in hohen Stolac schneeweiß sind und in Menge Korallen und Diploporen enthalten. Auffallend ist auch die oolithische Struktur, die recht an Wettersteinkalk erinner:. Unter den beiderseitigen Triasrändern tritt dann in dem großen Drinaeinschnitt eine gewaltige Masse von Eruptiv- gesteinen (Gabbro, Diabas, Serpentin) zutage. Während nun aber die Kalktafel von A'eliki Stolac- Janjac-Gostilj e brdo unmittelbar auf diesen Gesteinen ruht, ist dies am Abbruch der Semec Planina nur im nördlichen Teil der Fall. An der Grenze von Trias-Serpentin haben wir weder hier noch an vielen anderen Stellen unseres Reisegebietes jemals irgendwelche Kontaktwirkungen oder den Ausstrich einer größeren Überschiebungsfläche beobachten können. Über den Eruptivgesteinen unseres Querschnittes liegen dann in größerer Ausdehnung Hornsteinschichten und tuft'- Geologische Forschungsreise in Nordwestserbien. 681 artige Sandsteine sowie Kreideablagerungen, welche eine reiche Gastropodenfauna umschließen und an die Gosau- schichten erinnern. Die Kreideschichten nehmen ebenfalls eine flache Lagerung ein und nur die Ränder gegen die -Stolac-Trias sind steiler aufgerichtet. Am Aufstieg von Zlijep über Kragujevac zum Veliki Stolac sehen wir, wie zwischen der steil aufgebogenen Kreide des Rogopec und der Stolac-Trias eine Zone von Hornstein- und Tuffschichten eingefügt ist. Die Triaskalke aber sind unter den letzteren Schichten zu Kalkbreccien aufgelöst. Von Kragujevac zieht sich an der Südseite des Stolac- kammes bis in den Sattel der Karaula Dikava eine hohe Fels- stufe hinein, auf der ebenfalls Hornstein-Tuffschichten lagern. Am Grat zwischen Veliki Stolac und Karaula Dikava fanden wir unterhalb der Viasinita glava einen kleinen Rest eines feinkörnigen Konglomerates aus Tuff- und Hornstein- material, wie wir ganz gleiche dann in Serbien weithin an der Kreidebasis begegneten. Der Triaskamm des Veliki Stolac- Janjac-Gostilje hrdo wird auf der serbischen Seite wieder von Gabbro und Serpentin begrenzt, welche Gesteine sich auch zwischen Stolac und Janjac keilförmig hereindrängen und zwischen Janjac und Gostilje brdo in vollem Zusammen- hang von Serbien nach Bosnien durchstreichen. Der kühn geformte Gipfel des Gostilje brdo, der auf der Übersichts- karte von Bosnien-Hercegovina von F. Katzer (Blatt I, Sara- jevo) als Kreide bezeichnet erscheint, besteht aus denselben lichten Triaskalken wie _ der Veliki Stolac, die auch hier ebenso wie am Janjac an der Südseite von Hornstein-Tuff- schichten überdeckt sind. Das große Kreidegebiet, das sich östlich des Trias- kammes des Veliki Stolac in Serbien im Quellgebiete des weißen Rzaw bis zur Triashochfläche der Tara Planina aus- dehnt, ist auch wieder parallel diesen Triasrändern mit dem Serpentin in NW-SO streichende leichte Falten gelegt. An dem Grat, der vom Gostilje brdo ostwärts zum weißen Rzaw sich absenkt, entdeckten wir bei Mandici an der Basis der Kreide über einem Gabbromassiv graue, grüne. 682 0. Ampferer und W. Hammer, sandige und rote kieselige Kalklagen mit Aptychen, deren Untersuchung noch aussteht. Die Kreideablagerungen sind in diesem ganzen Gebiet ungemein fossilreich. Im Gegensatz zu der Kreide im angrenzenden Bosnien sehen wir hier feinbrecciöse und kon- glomeratische Lagen sehr verbreitet. Aus dem Kreidegebiet von Zaovine kehrten wir über Karaula Zapolje und Banja, wo die warme Quelle einen mächtigen Kalktuff abgesetzt hat, wieder nach Visegrad zurück. Nach einer Exkursion in die Eruptivgesteine von Vise- grad und in eine Fledermaushöhle bei Dobrunj fuhren wir mit der Bahn nach Vardiste, von wo wir einerseits die Kreide von Mokragora, anderseits die Peridotitlandschaften von Semenjewo-Viogor studierten. Das eben genannte Kreidegebiet steht mit der bosnischen Kreide, und jener von Zaovine in breiter Verbindung und grenzt östlich von Vardiste an die hier mächtig aufstrebenden Peridotitberge der Kozija stijena und des Viogor. Interessant ist die hier besonders gut erschlossene Anlagerung der Kreide an das Peridotitgebirge. Zunächst über dem Peridotit-Serpentin stellen sieh eisenreiche rote, oft braune hornsteinartige Massen ein, deren zahlreiche Spalten und Hohlräume mit weißem Quarz ver- heilt sind. Auch bräunliche Sandsteine, Tuffe mit mangan- verkleideten Spaltflächen sind stellenweise vorhanden. Darüber zieht sich aus der Gegend von Vardiste über Karaula Bai van, dann südöstlich von Popovo brdo bis Posten] e und von da nordwärts eine dunkelrote eisenreiche Zone mit Bohnerzen hin, die zwischen 5 bis 20 in Mächtigkei: besitzt. An einer Stelle nahe der bosnischen Grenze, am Nord- ufer des weißen Rzaw, wurde in diesen Bohnerzen ein bescheidener Schürfversuch unternommen. Wenn die noch ausstehenden Anah'sen ein günstiges Resultat ergeben, so wäre hier unmittelbar an der leider nicht vollendeten Bahnstrecke Vardiste — Mokragora ein Eisenlager von bedeutender Ausdehnung und leichter Abbaufähigkeit vorhanden. Geologische Forschungsreise in Nordwestserbien. 683 Über den Bohnerzen folgen eine bunte Serie von Mergeln, Kalken, Muschelbreccien, die dann in Zementmergel und höher in dickbankige Kalklagen übergehen. Auch diese Zementmergel dürften, wenn sie sich als nützlich erweisen, bei der unmittelbaren Nähe der Bahn eine wirtschaftliche Bedeutung besitzen. Ein angeblich beim Bahnbau aufgeschlossenes Kohlen- lager in den unteren Kreideschichten von Mokragora haben wir leider nicht besucht, da wir erst zu spät davon Kenntnis erhielten. An der Eintrittsstelle nach Serbien bei Karaula Balvan sind in zwei kleinen Terrassen in 30 bis 50 in Höhe alte Schotter des Rzaw erhalten, in denen wir Gerolle von Chrom- eisenerz entdeckten. Ostwärts von Vardiste hebt sich unter der Kreide ein gewaltiges Peridotit-Serpentingebiet, das Zlatiborgebirge, heraus, das mit seinen weiten, hochgelegenen Mulden und mild geschwungenen Anhöhen das Bild einer uralten Einebnung bietet, in die heute von allen Seiten die Bäche mit steilen Gräben ein neues Relief einzuschneiden trachten. Auf den Seitenkämmen zwischen solchen Gräben haben sich stellenweise noch Reste von älteren Überlagerungen erhalten. So trafen wir -am Abstieg vom Viogor (1246 m) auf dem Rücken zwischen Kremanska und Drugancica potok bei zirka 800 in Höhe den Peridotit von einer rötlichen, weiß- adrigen Hornsteinbreccie bedeckt, in der einzelne bis faustgroße Brocken von Chromeisenerz eingeschlossen waren. Wahrscheinlich handelt es sich um dieselben Silicat- gesteine, die wir in Serbien fast allenthalben an der Grenze von Kreide und Peridotit angetroffen haben. Während in den Eruptivmassen, welche bei Visegrad und im Stolacgebiet zutage treten, gabbroide und diabasische Gesteine herrschend sind, überwiegen im Zlatibormassiv Peridotite in allen Abstufungen vom wenig veränderten bis zu völlig serpentinisiertem Zustand. In beiden Gebieten brechen Gänge von Gabbropegmatit durch, mit Pyroxenkrystallen bis zu Dezimeterlänge. Im Peridotit-Serpentin des Zlatibor beob- achteten wir vielfach gangartige Massen von dichtem, 684 0. Ampfer er und W. Hammer, blendend weißen, amorphen Magnesit, am Blizanci potok bildet er das Zement einer Peridotitbreccie. Durch \'er- schwinden der Serpentinfragmente gehen gangartige Streifen jenes Materials daraus hervor. Als Ausfüllung von Spalten tritt hier im Serpentin auch gemeiner brauner Opal auf. Von Vardiste reisten wir über Mokragora und den Sarganpaß in das Hochbecken von Krem na. Der Sargansattel ist ganz in Peridotit eingesenkt, nur am Sattel selbst ist noch eine kleine Scholle von roten Eisen- kieseln und Bohnerzen vor der Zerstörung bewahrt geblieben. Während der Sargansattel gegen Mokragora recht steile Abhänge besitzt, sinkt er in flacherer Neigung in das weite Becken von Kremna nieder, das von einer wohl dem Tertiär angehörigen Ablagerung schneeweißer, schaumiger Kalke erfüllt ist. Diese milden, meist feinblättrigen Kalklagen nehni'en flache Lagerungen ein, nur an den Buchträndern, so besonders am Nordrand erscheinen sie steiler aufgerichtet und reichen hier von etwa 700 bis gegen 900 in empor. An einer Stelle nordwestlich von Kremna entdeckten wir darin wohlerhaltene Blattabdrücke. Gegen oben nehmen diese Kalklagen vielfach graue bis rötliche Feuersteinlinsen und Knollen in sich auf. Die am Nordrande steiler aufgelehnten Kalklagen werden von einer Decke von Peridotitschotter quer abgeschnitten. Der Abfluß des Kremnabeckens folgt nicht der Ein- lagerung dieser Tertiärkalke, sondern bricht zwischen Kadina glava und Kraljeva ravan durch einen Peridotitriegel hindurch. Im weiteren Verlauf unserer Reise fanden wir dann noch in mehreren Hochmulden des Zlatiborgebirges ähnliche, wenn auch meist nicht so rein weiße, dafür aber kieselreichere Kalk- ablagerungen, die alle dieselbe flach schüsseiförmige Gestalt besitzen. Das Peridotithochland des Zlatibor wird im Norden und Osten von einem Streifen von Triasschichten begrenzt, der nördlich von Kremna eine sehr schmale Stelle aufweist. Das nördlichste Stück bis zum Drinaknie bildet die von Urwald bedeckte Tara Planina. An diese reiht sich nach Geologische Forschungsreise in Nordwestsetbien. 685 der schon erwähnten Einschnürung das Ponikve-Stapari- Plateau, welches über die tiefe Schlucht der Djetina südwärts mit dem Ljubanje-Mackat-Plateau in breitem Zusammen- hange steht. Wir untersuchten nun eine Reihe von Ouerprofilen vom Zlatiborgebirge durch diesen Triassaum, und zwar zunächst von Kremna aus gegen Norden, dann von Kremna ostwärts nach Uzice, von Uzice südwärts nach Cajetina und endlich von Bajna basca und Derventa wieder nach Süden. Die Triashochflächen dieses Zuges erreichen in der Tara Planina am Gavran mit 1476 m ihre größte Hohe und nehmen gegen Süden ständig ab. Während sie sich im allgemeinen mit flacher Neigung an das wellige Hochland des ZI atibor schließen, zeigt der Triasrand gegen außen, besonders der Drina zu, einen scharfen Abbruch, der an der Tara Planina sich zu jähen Felswänden steigert. Die Hauptgesteinsmasse sind auch hier lichte, un- geschichtete Kalke, unter denen am Außensaum zusammen- hängend untere geschichtete Triaskalke und Werfener Schichten zutage treten. An zwei Stellen fanden wir schlecht erhaltene Fossilien der Reichenhaller Schichten in einer den Nordalpen ziemlich ähnlichen Schichtenentwicklung. Unter den Werfener Schichten reihen sich dann in mächtiger Folge Verrucano, Tonschiefer, phj^llitische Schiefer, gepreßte Ouarzkonglom.erate, stark umgefaltete Bänderkalke und Kiesel- kalke an, die auf der bosnischen Drinaseite von F. Katzer dem Perm zugeordnet wurden. Fossilspuren haben wir auch in den Kalken nicht zu finden vermocht. Am Innenrande unseres Triasstreifens begegnen wir nicht so einfachen Verhältnissen. Im Bereich der Tara Planina grenzen die ungeschichteten lichten Kalkmassen bei Rastiste in der Derventaschlucht unmittelbar an ein Gabbromassiv. Ebenso ist dies im Gavrangebiet der Fall, wo einzelne Kalkschollen frei auf dem Peridotit lagern. Von der schmalen Stelle nördlich der Visoka- und Kadina glava an erscheint zwischen beiden Gesteinsgruppen ein wech- selnd breites Band von flachen Amphiboliten eingeschaltet. 6S(5 . 0. Ampferer und \V. Hammer, Ebenso begegnen wir auch weiter südwärts im Gebiet von Cajetina zwischen dem Peridotitserpentin als Basis und den aufliegenden Dachsteinkalken wieder den Horn- blendegesteinen. Es sind großenteils feinkörnige Hornblendeschiefer, zum Teil Feldspatamphibolite, welche mehrerenorts von phyllitischen Schiefern begleitet werden. Auf der Karte von Zujovic ist ihr Vorkommen durch einen .Streifen »kristalliner Schiefer« von Bioska bis Cajetina angedeutet. Gneise oder Glimmerschiefer fehlen aber vollständig, dagegen beobachteten wir an mehreren Stellen einen engen Verband der Hornblendegesteine mit diabasischen Gesteinen und deren Tuffen von gleicher Art, wie solche in den permotriadischen Schichtkomplex häufig eingeschaltet sind. Die Grenze gegen den Serpentin ist durchwegs scharf und wir konnten an keiner Stelle Übergänge oder einen intrusiven Verband feststellen. Wir gelangten zu der Anschauung, daß das Serpentin- massiv in diesen Gebieten von einer Folge paläozoischer Schiefer mit eingeschalteten diabasischen Ergüssen und deren Tuffen überlagert wird und daß durch Metamor- phose derselben die Amphibolite und Phyllite hervorgegangen sind. Die flache Auflagerung dieser Schichten (und der darüberfolgenden Trias) ist besonders deutlich im Umkreis des Sanac bei Cajetina zu sehen. An manchen Stellen hat vielleicht eine Einsenkung an Brüchen in den Peridotitserpentin die Amphibolitserie vor der Abtragung geschützt. Nördlich und östlich der Kadina glava ist die Trias- tafel viel mannigfaltiger zusammengesetzt als in der Tara Planina, was erst in eingehenderen Berichten geschildert werden kann. Wir finden da in der Schlucht von Pajkov Samar (unterhalb Kremna) unten Diabas, der nach aufwärts in Tuffe mit Lapilli übergeht. Darüber sind rote bis blaurote, glänzende, eisenreiche wohlgeschichtete Mergel angeordnet, die recht an die Roterze von Vares erinnern. Diabase, Tuffe und die eisen- reichen Lagen wechseln mehrmals miteinander. Höher folgen dann rote und graue Werfener-Sandsteine, Schiefer, dann Geologische Forschungsreise in Nordwestserbien. 68/ verschiedene Kalk- und Sandstein- sowie Hornsteinzonen. Über allem breiten sich dann auf der Hochfläche von Radojevici graubraune Sandsteine mit Manganspalten sowie quarzitische Sandsteine und verrucanoartige Konglomerate aus. In der Schlucht, welcher die Straße von Bioska auf das Stapariplateau folgt, sehen wir über den horizontal geschichteten Amphiboliten rote quarzitische Kalklagen mit grünen Schiefern (Diabasen?) sowie mit roten, grünen, schwarzen Schiefern eingefügt. Auf ihnen liegen dann graue glimmerige Sandsteine der Werfener-Schichten, dann ungeschichtete helle Kalke, Sandsteine, lichte dünnschichtige Kalke, dunklere Kalke und endlich auf der Hochfläche über den Kalken rote Hornsteine und eisenreiche Mergel. Die Querprofile von Uzice, das wohl auf permischen Schichten liegt, über das Ljubanjeplateau zum Zlatibor zeigen wieder Werfener-Schichten, Reichenhaller Schichten, Muschelkalk, mächtige, lichte ungeschichtete Kalke, plattige, flaserige rote Kalke, endlich graue wohlgeschichtete Kalke, in denen wir an meheren Stellen Megalodonten ent- deckten. Auffallend ist, daß sich nach unserer Erfahrung in diesem ganzen Triasstreifen keinerlei Dolomite befinden. Alle eben erwähnten Kalkhochflächen am Zlatiborrande sind von zahlreichen Dolinen durchlöchert. Weit verbreitet finden wir darauf Roterden und damit in Zusammenhang große Massen von weißen, wohlgerundeten und geglätteten Kieseln, zu denen stellenweise auch Gerolle aus den grünen Eruptivgesteinen und aus Amphiboliten treten. Dies ist insbesondere am Ljubanjeplateau der Fall, wo diese Hartschotter auch sehr deutlich eine mit weichen graulichen Tertiärkalken ausgefüllte Bucht übergreifen. Die Anhäufung der Kiesel erreicht streckenweise eine Mächtigkeit von mehreren Metern. Wenn man von den Kalkplateaus auf das Peridotitgebirge auch in derselben Höhenlage übertritt, so verschwinden sofort die Roterden und die Kiesel. Offenbar war nur die Kalkfläche mit ihren zahlreichen Trichtern und Löchern imstande, die Verwitterungsprodukte 688 O. Ampferer und W. Hammer, und Hartschotter bis zum heutigen Tage vor der Abtragung zu bewahren. Die Kiesel sind wohl aus den an Quarzlinsen und Quarzgängen überaus reichen permischen Schichten der Jelova gora herzuleiten. Von Uzice und Dub, später auch noch von Rogacica aus, bereisten wir den Bergkamm der Jelova gora und seine nördliche Fortsetzung; die Zone der paläozoischen Schiefer von Srebrenica in Bosnien streicht in großer Breite über die Drina in dieses Gebiet gegen SO weiter. In der Jelova gora besteht sie aus einer hundertfach wechselnden Folge von Tonschiefern, sandigen und konglomeratischen Schichten, welche regional, in wechselnd starkem Grade metamorph sind, und dann als Phyllite, glimmerig-quarzitische Schiefer, Quarzite und Geröllgneise erscheinen. In der Nähe von Uzice erscheint die Metamorphose im allgemeinen geringer als weiter nördlich. Graue und schwärzliche Tonschiefer und glimmerige Sandsteine — darunter auch schöne Dachschieter — herrschen hier vor und bilden die tieferen Teile der Schichtfolge. In der Höhe folgen darüber metamorphe Quarz- konglomerate, deren reichliches Bindemittel gneisigen Habitus angenommen hat, so daß, wo die QuarzgeröUe zurücktreten oder stark verflasert sind, ein Vorkommen von Gneisen vor- getäuscht wird. Sie breiten sich auf dem höchsten Teil der Jelova aus (VI. Prisedow, Giakov Kamen und andernorts) und ragen ihrer größeren Härte wegen oft als Felsklippen über die sanften Schieferhänge auf. Ob unter ihnen sich auch metamorphe porphyrische Gesteine (Porphyroide) befinden, wie es makroskopisch den Anschein hat, muß erst die nähere Untersuchung des aufgefundenen Materials lehren. Als seltene Einlagerungen in der Schieferreihe begegneten wir bei Despotovici, Obodnik und Godecevo Lagen dunkler Kalke, in syngenetischem Verband mit den Schiefern und ferner Grünschiefer (feinkörnige Hornblendeschiefer und Chloritschiefer). Die Lagerung der Schichten an der Jelova gora ent- spricht im großen einer kuppeiförmigen Aufwölbung, im kleinen sind die Schichten aber meistens auf das heftigste Geologische Forschungsreise in Xordwestserbien. 689 gefältelt und in Zickzackfalten oder völlig zusammengeklappte liegende Fältchen gelegt, deren Achsen quer auf das Haupt- streichen eingestellt sind. An der Gradina nordwestlich von üzice ist noch ein Rest von auflagernder Trias mit Fossil führung in den basalen Teilen und Buntsandstein-Verrucanobildungen an ihrer Basis auf den paläozoischen Schiefern erhalten geblieben. Ein Vorkommen kristallinen Grundgebirges, wie man es nach Zujovic' Karte erwarten möchte, fehlt in diesem Gebirgsteile und dürften die genannten Konglomeratgneise vielleicht zu einer solchen Annahme Veranlassung gegeben haben. Nach der Untersuchung der Jelova gora wanderten wir von Bajna basca an der Drina aufwärts nach Derventa, um von dort die Tara PI an in a zu besuchen. Die Drinaufer werden hier weithin von einer zirka 20 /// . hohen kon- glomerierten Schotterterrasse begleitet. Bei Perucac, wo sich der Sockel der Werfener Schichten unter der Tara Planina ganz ins Tal herabneigt, bricht eine mächtige Quelle hervor, die wie noch mehrere flußaufwärts folgende Quellen ausgedehnte Massen von Kalktuffen ab- gelagert hat. Diese KalktufTlager sind genau in das Niveau der Drinakonglomerate eingeebnet und umschließen keine Drinaschotter, was uns wohl das höhere Alter dieser Quell- absätze gegenüber den Konglomeraten anzeigt. Jetzt sägen die Bäche wieder in ihre Tufflager ein. Von Derventa zieht eine großartige Schlucht zur Höhe der Tara Planina empor, die zugleich ein prachtvolles Querprofil enthüllt. Wir steigen von der Konglomeratmasse an der Drina zuerst durch eine enge Kalkklamm aufwärts. Bei Rastiste weitet sich die Klamm und in ihrer Tiefe tritt eine Gabbromasse mit schönen Pegmatiten hervor. Im Norden und Osten stößt die Trias unvermittelt an den Gabbro, im Süden und Westen legen sich sehr fossilreiche Kreide- schichten darauf, die dann in der Höhe zwischen Tara Planina und Veliki Stolac eine flach eingebogene Schicht- hängebrücke bilden. In der Höhe von zirka 800 /// ist an der Westflanke der Tara Planina die mit Roterde bekleidete Felsstufe von Aluga byU O.Ampfer er und W.Hammer, in die Triaswände eingeschnitten, welche sich dann über Gabbro und Serpentin halbkreisförmig im Süden von Rastiste herumzieht. An der Basis der Kreide sind hier nur stellen- weise Hornsteine sowie Bohnerze entwickelt. Die höheren Kreideschichten zeigen Kohlenspuren in Verbindung mit Sandsteinen und Quarzkonglomeraten, die bis faustgroße Kiesel enthalten. Mit sanfter Aufbiegung schmiegen sich die Kreideschichten der Crvena stena an den Westrand der Tara Planina, deren Hochfläche sich gerade von dieser Seite als ein ausgezeichnetes Beispiel einer Rumpfebene darstellt. Wir sehen hier nämlich, daß die Hochfläche die unter 45° aufgerichteten, wohlgeschichteten Triaskalke quer durch- schneidet. Diese Triasschichten zeigen uns aber außerdem eine ältere, von SW-^NO streichende Faltung an, die zu der dem Triasrande anliegenden Faltung der Kreideschichten fast genau senkrecht steht. Diese ältere Faltung wurde von der der Ablagerung der Kreideschichten vorausgehenden Erosion bereits in scharfer Weise eingeschnitten. In die übrigens recht unebene Hochfläche der Tara Planina sind mehrere Mulden und Talstücke eingesenkt. Am klarsten tritt die schöne Talfurche der Krnja Jela hervor, auf welche schon Prof. Dr. Krebs die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Diese breite Talmulde wird im Süden wie im Norden von Steilabhängen begrenzt und ist mit rotem Hornstein- schutt ausgekleidet, der aus dem Zerfall von zahlreichen Hornsteingeröllen entstanden ist. Neben roten haben auch grüne und schwarze Hornsteine, Verrucano, sowie weiße, gelbe und rote Quarze das Material für die ausgezeichnet polierten, aber auffallend kleinen Gerolle geliefert. In den Boden der Mulde ist am Südrande eine kleinere Doline ein- gesenkt. Prachtvolle Aufschlüsse bot uns dann von Zaovine bis nach Kremna die neue serbische Kanonenstraße, welche fast ganz zur Höhe des Gavran emporführt. Hier zeigt die Kalkdecke mehrfach Breccien und rote Kalke mit Manganputzen wie der untere Lias der Nordalpen. Stücke von Kreidegesteinen fanden wir ebenfalls auf dieser Geologische Forschungsreise in Nordwestserbien. 691 Hochfläche. Auch sind alle Mulden mit einem grünlichen .Sandstein sowie mit rot-grünen Hornsteinbrocken überdeckt. Am Abstieg vom Triasrand über Prise do-Gla vi ca nach Bajna basca entdeckten wir auf einer Felsschulter zirka 200 in über der Drina reichliche bis kopfgroße bunte Drina- schotter, die durch Schützengräben aufgedeckt waren. Etwa 100 m über der Drina fanden wir dann eine mit tiefem Ver- witterungslehm und wenig Gerollen bekleidete Felsterrasse. 50 m über dem Flusse stellt sich weiter eine schräge Felsfläche mit Lehm und wenig Gerollen ein und 20 m darüber endlich die Konglomeratterrasse. Wir haben also hier bei Bajna basca vier Drinaterrassen in einem Höhenintervall von zirka 200 m. Rechnet man dazu noch den Schotterrest, welchen wir an der Höhenstraße auf der Jelova gora zwischen Vk. Prisedo und Crni Vrh bei 791 m gefunden hatten, so ergibt sich damit ein Intervall von beinahe 600 in. Von Banja Basca reisten wir dann nach Rogacica, um von da aus noch Touren auf die Jelova gora und vor allem zum Triaskamm des Crveno stenje zu unternehmen. Die heute kaum mehr fahrbare Bergstraße, welche von Rogacica vorbei an der zerstörten Mehana Gnjila Preseka zur Höhe des Crveno stenje führt, verläuft bis nahe zu der eben genannten Mehana noch auf den paläozischen Schichten der Jelova gora. Wir beobachten eine flach gegen NO geneigte Folge von feinen, grauen, schwarz gefleckten Tonschiefern mit weißen Quarzlagen, von Phylliten und Grünschiefern, dunklen, stark gefalteten Kalklagen, grauen Bänderquarziten. Darüber stellen sich dann rote und graue Sandsteine, Schiefe'- sowie Phyllite mit Kalklagen ein. Bisher hat das Gelände einen milden An- stieg und trägt auf dem Tovarnicarücken noch 200 w über der Drina alte Schotter dieses Flusses. Bei Gnjila Preseka schwingt sich aber das Gebirge in steilen Wänden auf, welche im unteren Teil aus einer mächtigen Zone von weißlichen Quarziten, groben Quarz- konglomeraten sowie roten und weißen Sandsteinen be- stehen. 692 0. Ampferer und W. Hammer. Unmittelbar darauf ruhen erst dunkle, dann helle Trias- kalke mit rötlicher Verwitterung, welche aber nur geringe Mächtigkeit besitzen. Die Oberfläche des Triaskalkes zeigt streckenweise rot- zementierte Breccien. Auch Roterde mit Kiesel- und Peridotit- geröllen liegt darauf. Hat man den schmalen Triaskalkkamm überschritten, so gelangt man auf eine weite, mit vielen Anhöhen geschmückte Hochfläche, welche von der Tresnica entwässert wird. Gleich hinter dem Triaskamm treten seiger stehende Quarzsandsteine, rote Hornsteine, Diabase und Tuffe hervor, dann folgen dunkle Phyllite mit Grünschiefern und wieder. Ph3ilite. Diese Phyllite stoßen dann an eine mächtige Masse von grünen Eruptivgesteinen, und zwar erst Serpentin, dann Gabbro, Diabas, Gabbro und wieder Serpentin. Auf diesen Eruptivgesteinen lagern dann Kreideschichten, welche die meisten der kleinen Anhöhen zusammensetzen und mit ihrer Unterlage dinarisch gefaltet sind. Die Kreideschichten zeigen hier an der Basis feine, rote, graue, grünliche Quarzkonglomerate und sind wieder recht fossilreich. Auf den Gabbro-Serpentinrücken liegen vielfach zer- streute Blöcke und Brocken von roten und grauen Quarz- massen herum, die stellenweise Eisenerze umschließen. Auf dem Serpentinrücken Pasina ravan südlich des Tresnicabaches liegt ein großer rostiger Quarzfels, der Stücke von Kupferkies umschließt. Ein knapp daneben angelegter Stollen ist gleich in den tauben Serpentin geraten. Ähnliche Erzvorkommen in dieser Quarzfelszone zwischen Serpentin und Kreide sollen in dieser Gegend mehrfach vor- handen sein. Jenseits der Tresnica hat die Straße über dem Serpentin eine 4 bis 5 111 mächtige lose Schuttmasse mit vielen bis Yo ^^^^ großen hellen Verrucanoblöcken und Gerollen angeschnitten. Diese Schuttmasse ist zwischen 900 bis 1000 in Höhe ausgebreitet. Auf der Nordseite stoßen an die Serpentinzone wiederum in steiler Stellung rote Schiefer, rote Hornsteine, lichte graue Geologische Forschungsreise in Xordwestserbien. 693 Kalke mit roten Mergeln, helle rötliche Kalke, dünnschichtige graue und gelbliche Kalke (Kreide), dann große Massen von weißlichen Ouarzkonglomeraten, Ouarzbreccien und Quarz- sandsteinen. Hinter dieser Verrucanogruppe stellen sich dann seigere graue und grünliche Sandsteine, rote Eisenkiesel, Kieselschiefer mit eingeschalteten Diabasen und Tuffen mit Mandelsteinen und Lapilli ein. Der Sattel von Debelo brdo selbst ist in eine mächtige Masse von grünlichen, dunkel rostig verwitternden Mela- ph^Ten und Tuffen eingeschnitten. Hier sind wir wieder in den Bereich einer schmalen, aber langgestreckten Triaszone eingetreten, weiche zwar am Sattel ganz abgetragen ist, zu beiden Seiten aber höher aufragende Kämme bildet. Wir bestiegen von diesem Sattel aus den 1480 w hohen Xordgipfel des schön geformten Povlenkammes. Der schichtungslose lichte Triaskalk mit Diploporen ruht auf Sandsteinen und Tuffen, die den Melaphyr überdecken. Oben ist der Povlenkamm streckenweise zu kleinen Hochflächen verbreitert, auf denen kleinere GeröUe aus Quarz, Diabas und Peridodit herumliegen. Zugleich aber entdeckten wir auch noch Reste eines bunten Kreidekonglomerates mit denselben Gerollen. Wahrscheinlich stammen die vielen frei herumliegenden Gerolle wenigstens zum Teil aus zerstörten Kreidekonglo- meraten ab. Am Trigonometer des scharf zugespitzten Nordgipfels fanden wir einen schlecht erhaltenen Schalenrest von der Form eines faustgroßen Megalodonten. Steigt man vom Sattel Debelo brdo der Straße entlang gegen Tubravic hinunter, so schließen sich an die große Melaphyrmasse wieder steilstehende Sandsteine, Eisenkiesel, Kieselschiefer mit Diabasen und Tuffen, Mandelsteinen und Lapilli. Weiter gelangt man an eine kleinere Melaphyrmasse und an neuerliche Tuffe und Sandsteine. Diesen ist eine längere Scholle von schönem, rotflaserigem Kalk (Trias?) auf- gelagert. Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, Abt. I, 12'3. Bd. 51 694 0. Am p feie r und W. Hammer, An die Melaphyre und ihre Tuffe stößt dann weiterhin eine auffallende düster gelbe Zone von Ouarzrauhwacken, roten und gelblichen Ouarziten, eine Scholle von grauem, brüchigem Dolomit und grauer Rauhwacke sowie ein Streifen von gequetschten grünen Eruptivgesteinen. Diese steilstehenden, stark gestörten Gesteinszonen grenzen im Norden unvermittelt an die weite, von kräftig gefalteten Kreideschichten erfüllte Bucht von Tubravic, die allseitig von Anhöhen umgeben ist. Die erwähnte Zone von Rauhwacke, Dolomit und basischen Eruptivas streicht gegen NW über das Tal von Pustinja weiter und in ihr setzt dort ein Teil der Stollen des Kupferbergwerks Rebeli-Medvenik an, welches wir von Tubravic aus besuchten. Leider waren die Stollen des schon seit längeren Jahren außer Betrieb stehenden Bergbaues nicht mehr befahrbar, so daß wir auf einen näheren Einblick in die Lagerstätte verzichten mußten. Die noch in großer Menge auf der Halde liegenden Stuferze lassen auf einen bedeutenden Erzgehalt schließen. Die Erze sind zum Teil einem diabasischen (?) Eruptivgestein eingesprengt. An die Triaszone schließt auch hier gegen N eine Zone steil aufgerichteter Kreidekalke, an welche sich nordwärts eine Serie von Sandsteinen, Konglomeraten und Mergeln von flyschartigem Habitus angliedert. In einer der Konglomerat- bänke beobachteten wir ein KalkgeröUe mit Hippuriten, in einer andern auch einzelne Hippuritenschalen. Schon beim Dorf Rebeli sieht man in der Taltiefe wieder Melaphyrrriandelsteine und Tuff unter der Kreide her- vorbrechen; in großer Mächtigkeit tauchen die älteren Gesteine dann am Nordrand der Bucht von Tubravic empor, wo von der Talschlucht der Jablanica eine mächtige und weit aus- gedehnte Masse von dunkelgrauem Dolomit durchschnitten wird. Wo die Straße unterhalb Tubravic in die Talenge eintritt, steht ein Stock von Porphyrit an, weiter abwärts an der Straße nach Valjevo durchbricht ein ähnliches porphy- über das Plateau von Parac fort und wurde \"on uns auf Geologische Forschungsreise in Xordwestserbien. *395 einer Exkursion von Valjevo nach Bukovi nochmals durch- quert. Schon gleich außerhalb Valjevo steht ein wahrscheinlich triadischer Dolomit an — , Funde untertriadischer Fossile aus der Umgebung von Valjevo sind aus der serbischen Literatur bekannt geworden — die Triaszone wird dann an der neuen Straße von Dracic nach Bukovi sehr schön angeschnitten. Am Südrand der Zone stehen hier bunte knollige Kalke von der Tracht des Muschelkalkes an, die Hauptmasse besteht aus dickbankigen lichtgrauen Kalken, welche den Bacevacki vis aufbauen. Auch hier beobachtet man zahlreiche Durchbrüche von porphyritischen Ganggesteinen durch die Trias, so bei der Mehana Bacevci (an der alten Straße, und mehrere an der neuen Straße). Die Hochfläche von Dracic bietet das Bild einer besonders ausgeprägten — aber wohlbevvachsenen — Dolinenlandschaft in grauen, ungeschichteten Kalken un- bekannter Zuordnung. Die Exkursion nach Bukovi bezweckte, uns nochmals an den Rand der großen Serpentinmassen, hier der Maljen und Bukovska pl. zu führen. An die steil aufgerichteten Platten des Muschelkalkes an der Südseite des Bacevacki vis schließen sich hier rote, grüne und schwärzHche Hornsteine, welche mit Diabas eng verbunden sind, und unmittelbar daran grenzt südwärts die große Serpentinmasse, in der auch Gabbro und Gabbropegmatite mit eingeschlossen sind. An der alten Straße nahe bei Mehana Bukovska ist der Kontakt beider Gesteinsgruppen — Diabas und Hornstein, hier aus- nahmsweise vom Serpentin abfallend — gut aufgeschlossen und folgt talabwärts der Südseite des Tales. Von Valjevo wandten wir uns dann über Stave gegen Westen, um von Pecka aus den Sregjevisattel und den Kamm des Rocsanj zu besuchen. Am Aufstieg von Pecka längs der Straße auf den Sregjevisattel trafen wir eine flach gegen SVV geneigte Folge von Sandsteinen, Quarzkonglomeraten, schwarzen feinblättrigen Tonschiefern, schwarzen Kalklagen, braunen glimmerreichen Sandsteinen mit weißen Ouarzlagen. graue. 696 0. Ampfer er und W. Hammer, dünnbUittrige, schwarzgefleckte Tonschiefer mit großen Quarz- linsen. Auf der Höhe des Joches ragt ein Felsturm von hellem Kalk über diese Schichten empor. Er dürfte schon der Trias angehören, denn in seiner Umgebung stellen sich nordwärts rote, grüne Tonschiefer sowie dünnplattige, dunkle Kalke ein, die ganz das Aussehen von Werfener Schiefer haben. Wandert man auf der Kammhöhe zum Gipfel des Rocsanj, so kommt man zwischen den Höhen des Krst und Zelenik zu einem Rest von gelber Rauhwacke. Auch mehrere Kuppen von grauen, an Krinoiden reichen Kalken sind diesem Kamme aufgesetzt. Den breiten Gipfel des Rocsanj (976 m) bilden flach aufgewölbte rote, graue, violette Tonschiefer und Sandsteine der Werfener Schichten. Vom Gipfel des Rocsanj löst sich gegen Osten der Seiten- kamm des Cucug ab, der unmittelbar bei Pecka endet. Unter den aufgelagerten Triaskalkresten stellen sich hier wieder Werfenerschichten, darunter paläozoische Sand- steine, Tonschiefer und Kalklagen ein. Das ganze Schicht- gebäude ist leicht wellig verbogen. Hier entdeckten wir an der Bergkante gegen Pecka in einer schmalen Lage von schwarzem kristallinischen Kalk zahlreiche wohlerhaltene große Krinoiden. Unter dieser Kalklage folgen Kalkschieferbreccien, dann Sandsteine und Schiefer. Tiefer ist neuerdings ein fein- körniger Krinoidenkalk eingeschaltet, unter dem in großer Masse quarzreiche Sandsteine und Quarzkonglomerate her- vortreten. Bei der Weiterreise von Pecka nach Krupanj bleibt man in dieser mächtigen und im Gegensatz zur Jelova gora nicht scharf umgefalteten paläozoischen Serie, in der wir auf der Anhöhe zwischen den Tälern von Pecka und Bela crkva bei Bastavsko brdo in dunklen Kalklagen eine reichere Fauna mit Brachiopoden (Productus,Lyttonia), Krinoidenbänken, Echiniden und Korallen entdeckten, welche wahrscheinlich oberkarbones Alter der Schichtgruppe anzeigt. Geologische P'orschungsreise in Xordwestserbien. 69/ Wie wir uns dann in den nächsten Tagen überzeugen konnten, besitzen diese paläozoischen Schichten in dem Einzugsgebiet des Jadarflusses eine sehr große Ausdehnung. Sie nehmen hier ungefähr den Raum ein, welcher auf der geologischen Karte von Serbien von Prof. Zujovic 1886 der Kreide zugewiesen erscheint. Unmittelbar bei Bela crkva ist eine Mulde in diesem Paläozoikum von einer kohlenführenden Tertiärablagerung erfüllt, welche gegenwärtig in Abbau genommen wird. Über grauen, weichen Mergeln mit schwachen Flözen zeigt sich hier ein 2 bis 3 m starkes Flöz von Braunkohle mit zwei schmäleren tauben Zvvischenzonen. 'Darüber folgen Mergel mit zahlreichen weißen Schalen, gelbliche, grau gebänderte Mergel und sandige Lagen. Die Schichten liegen horizontal und sind bisher nur am äußersten Rande ausgebeutet, so daß ein erheblicher und nicht schwierig zu gewinnender Kohlenvorrat hier zu erwarten ist. Überlagert \\^erden sie nur von einer dicken Ver- witterungsschichte, welche in langsamem Bergabkriechen begriffen ist. \'on dem Standort Krupanj aus besichtigten wir die Antimonbergbaue des Bezirkes: die durch die Arbeit von Beck und Firks bekannten alten Bergbaue von Zajaca, den neuen Bau bei Stolica und den Tagbau Dobri potok zunächst Krupanj, wobei wir uns seitens der militärischen und zivilen Bergbauleitungen des freundlichsten Entgegen- kommens zu erfreuen hatten. Der ganze Bereich dieser Baue wird hauptsächlich von emer Folge von Tonschiefern, Sand- steinen und vor allem von dunkelgrauen Kalken aufgebaut, welche völlig mit der paläozoischen Schichtreihe von Pecka- Bastav übereinstimmt; in den Kalken konnten wir bei Zajaca und an der Glavica ösilich Zajaca die gleichen, wohlerhaltenen Crinoidenstielglieder auffinden, wie sie für die Productus-KaXke des'Bastavko brdo und am Cucug charakteristisch sind. Diese paläozoischen Schiefer und Kalke werden von sehr zahlreichen Gängen und Stöcken andesitischer und trachitischer Gesteine durchbrochen und in nächster Nachbarschaft der- selben brechen die Antimonerze ein. Dieselben sind G98 0. Ampfer er und \V. Hammer, im Revier von Zajaca und Dobri potok an eine quarzitisch- kalkige Gangmasse gebunden, im Trachit selbst kommen sie nur ausnahmsweise und in geringer Menge vor. Die Schichten liegen im allgemeinen sehr flach und der Trachit bricht in ihnen empor oder dringt auch seitlich besonders an der Grenze von Kalk und Schiefer in das SchichtS3^stem ein. Der Umstand, daß die Gangmasse in ihrem Auftreten nicht streng an den Trachitrand gebunden ist und der Trachit anderwärts keinen Kontakthof im Kalk und Schiefer erzeugt hat, sowie schließlich auch die Beschaffenheit der Gangmasse, ließen es uns als wahrscheinlich erscheinen, daß die brecciös struierte Gangmasse durch postvulkanische Vor- gänge im Gefolge der Trachitdurchbrüche aus brecciösen Kalkzonen entstanden ist, wobei der Kalk silifiziert wurde und gleichzeitig auch die Antimonerze sich abschieden. Die die Gangmasse begleitenden schwarzen Tonschiefer mögen dabei als richtunggebender Horizont für die Ausbreitung der Lösungen mitbeteiligt gewesen sein. In dem Bergbau Stolica, welcher infolge seines erst in der Aufschließung befindlichen Zustandes besonders schönen Einblick gewährt und beträchtliche, konzentrierte Erzvorräte beleuchten läßt, hat nicht eine Verkieselung des Kalkes statt- gefunden, sondern ist der Kalk in der Umgebung des Trachits (doch auch ohne strenge Bindung an den Trachitrand) in großspätige Calcitaggregate umgewandelt, innn erhalb welcher der Antimonglanz in geschlossenen Erzkörpern in groß- strahligem Aggregat ausgeschieden ist. Die Calcitadern durchziehen den sonst im Kontakt unveränderten Kalk parallel und senkrecht zum Trachitrand. Da über die Bergbaue bei Krupanj eine Publikation des damaligen Leiters Oberleutnant Ing. Strack zu erwarten steht, soll hier nicht weiter darauf eingegangen werden. Auch in den Bergzügen westlich und südlich Krupanj konnten wir zahlreiche Durchbrüchejüngerer porphyritischer und trachitischer Gänge beobachten. Außerdem tritt in der Boranja auch ein größeres Massiv von hornblendehaltigem Granitit zutage, welches in den umhüllenden paläozoischen Schiefern einen ausgedehnten Kontakthof erzeugt hat, welcher Geologische Forschungsreise in Nordwestserbien. 699 Jurch sehr deutliche dunkle Knotenschiefer, Hornfelse und marmorisierte Kalkbänke gebildet wird. Wir beobachteten ihn am Kamm der Kosutnia, sowie am Rücken \-on Vukolovci 'bei Mionovici); Urosevic hat ihn auch im weiteren Um- kreis der Granitmasse nachgewiesen. Nachdem derselbe Forscher auch die Cer planina als Granitmasse mit Kontakthof in paläozoischen Schiefern erkannt hat, haben sich alle auf Zujovic' Karte in Westserbien eingezeichneten Bereiche krystalliner Schiefer als nicht zum krystallinen Grundgebirge gehörig erwiesen. Von Krupanj aus wanderten wir auf der Straße über die Jagodnja planina und das Tal von Zakucani nach Ljubovija, um von hier aus das Profil über den Sregjevi zu vervollständigen, und kehrten auf der alten Straße über Sv. Petar und die Jagodnja wieder nach Krupanj zurück. Wir durchquerten hier so noch dreimal die Zone der paläo- zoischen Schiefer, welche sich von Rogacica drinaabwärts gegen Zvornik hin fortsetzt. Während man am Nordabfall und auf der Höbe der Jagodnja noch mehrfach Lager von Kalken wieder mit den gleichen Crinoiden wie bei Bastav etc. begegnet — aus der Gegend südlich von Krupanj werden hier von Radovanovic Funde paläozoischer Fossilien be- schrieben — unterscheiden sich die paläozoischen Schiefer auf der Drinaseite von ihnen durch das völlige Zurücktreten kalkiger Einlagerungen. In den obersten Teilen der Schieferserie trafen wir nördlich Ljubovija wieder die Geröllgneise, welche hier aus- geprägte Streckungsstruktur zeigen. Östlich der Jagodnja setzt die Triasüberdeckung ein, welche sich längs dem Hauptkamme zum Sregjevi hin fortsetzt und deren südlichste isolierte Kappe wir am Dugo nördlich Ljubovija antrafen. Als ein weiterer Unterschied gegenüber der Nordabdachung des Gebirgskammes werden die Trias- kalke hier von groben Ouarzkonglomeraten und Quarzfels des Verrucano unterlagert, welche örtlich zu großer Mächtig- keit anschwellen (Dugo-Zakucani, Sv. Petar). Am Kamm von Sv. Petar kommt unter dem \'errucano in mehreren Aufbrüchen Serpentin und Gabbro zutage, "00 O. Ampt'erer und W.Pia mm er. brecciösen Hornfelsen überdeckt wird. Mit diesen kieseligen Gesteinen mischen sich Tuffite, vielleicht auch Diabas selbst. Bei der ehemaligen Mehana schalten sich flaserige, gelbe Kalktafeln ein, über denen abermals Diabastuff angeordnet ist. Schließlich gelangt man auf der Jagodnja pltinina in den Dolomit (Trias), der gegen N unmittelbar an die paläozoischen Crinoidenkalke der Sanac grenzt. Auch an der Straße über Postenje werden die Triaskalke \on einer Folge von Tuffiten, ^lelapMT und rotem Hornstein unterlagert. Die nördliche Grenze der Trias dürfte der Dolomit bei Zdrela bilden. Sowohl die paläozischen Schiefer an der Drina als auch die Tüffitserie und der Triasdolomit werden von dacitischen Gängen durchbrochen; im Gefolge eines solchen Durchbruches steht das Bleierzvorkommen, welches in dem verfallenen Bergbau auf der Höhe der Jagodnja abgebaut wurde. Eine ähnliche Bleierzlagerstätte besteht bei Postenje im Triaskalk. In der Umgebung von Ljubovija konnten wir wiederholt die aus der Gegend von Srebrenica herüberstreichenden Auf- brüche dacitischer Gesteine studieren, welche in der Literatur bereits mehrfach beschrieben wurden. Von Krupanj kehrten wir über Zavlaka, Osecina und Kamenica nach Valjevo zurück. Bis über Osecina hinaus durchzieht die Straße die gleichen paläozoischen, teilweise auch Crinoiden und anderer Fossile führenden Kalke, Tönschiefer und Sandsteine wie bei Pecka und Krupanj. Von Valjevo aus traten wir die Heimreise über Belgrad nach Wien an. Die Kosten der gesamten Reise einschließlich der Aus- rüstung beliefen sich auf 5664 Kronen, wozu noch der Ersatz der militärischen Bezüge für den Unteroffizier Swoboda kommt. Es sei zum Schlüsse noch darauf aufmerksam gemacht^ daß wir seit unserer Rückkehr nach Wien eine genauere Bestimmung der Fossile noch nicht ausführen konnten, ebenso wie auch noch alle mikroskopischen Untersuchungen der Geologische Forschungsreise in Xordwestserbien. 701 Eruptivgesteine etc. mangeln, die oben gegebenen Bestimmungen können daher nur als vorläufige gelten. Nachtrag. Seit der Abfassung dieses Berichtes haben sich unsere Kenntnisse über die Ergebnisse der Reise in mancher Hin- sicht erweitert. Einige berichtigende und ergänzende Angaben darüber mögen hier noch angefügt werden. Die von uns als »Zementmergel« bezeichneten grauen unteren Schichten der Kreide von Mokragora verdienen diesen Titel nicht, da die Untersuchung einer Probe 25-307q in Säure unlösliche kieselig-tonige Bestandteile und sehr mäßige hydraulische Eigenschaften erwies. Die Analyse der an der Basis derselben Kreide von Mokragora auftretenden »Bohnerze« ergab einen Gehalt von 54-60 Eisenoxyd (38 •23% Eisen), jene der Chromerze vom Nordhange des Viogor 35-20% Chromoxj/d (24-167o Chrom). Die Untersuchung des dichten Magnesits von Semenjevo auf der Hochfläche des Zlatibor zeigte ein sehr reines Material mit 97*40% kohlensaurer Magnesia (46-38% Magnesiaoxyd, 51-02% Kohlensäure). 703 Die Siphonophoren der Adria und ihre Beziehungen zu denen des Weltmeeres ' Von Dr. Fanny Moser, Berlin (Mit 4 Tafeln^ 1 Karte und 1 Textfigur) (Vorgelegt in der Sitzung am 26. April 1917) Allgemeiner Teil. Unsere Kenntnisse der Fauna des Mittelmeeres sind auch heute noch, trotz der ungewöhnlich günstigen Untersuchungs- bedingungen, merkwürdig dürftig. Das geht allein schon aus der Tatsache hervor, daß ich Frühjahr 1912 und 1913, während der paar Monate, die ich an den Zoologischen Stationen von Villefranche, Monaco und Neapel zubringen konnte, nicht nur eine ganze Anzahl dorten unbekannte Siphonophoren, sondern auch eine neue Ctenophore fand, wodurch das Bild der Be- ziehungen dieser Fauna zu jener des Atlantik eine nicht un- erhebliche Veränderung erfahren hat. Und dabei liegen diese Stationen in der am besten durchforschten, romanischen Hälfte des Mittelmeeres! Noch viel weniger wissen wir aber von der östlichen Hälfte! Hier sind wir ganz auf die wenigen Beobachtungen im Ägäischen Meer von Forbes, die zudem über ein halbes Jahrhundert zurückliegen, und auf die Beob- achtungen in der nördhchen Adria beschränkt, die auch wenig zahlreich sind. In der Ägäis stellte Forbes im Winter 1841/42 1 Die vorliegende Arbeit ist der 16. Teil der Ergebnisse der, von dem Dampfer »Rudolf Virchow« der Deutschen Zoologischen Station in Rovigno unternommenen Planktonfahrten (siehe diese Sitzungsberichte, Bd. 119, 1910; 120, 1911; 121, l9l2; 122, 1913). 704 F. Moser. eine große Armut der Coelenteratenfauna im allgemeinen und der Siphonophorenfauna im' besonderen fest, was durchaus mit den neuesten Untersuchungen der österreichischen Pola- Expedition nach dem östlichen Mittelmeer und der dänischen Thor-Expedition, über die allerdings bisher leider nur sehr wenig bekannt geworden ist, wie auch mit den Unter- suchungen von Steuer auf einer Reise von Triest nach Äg3'pten übereinstimmt, die durchwegs eine ständig zu- nehmende Verarmung des pelagischen Lebens von der Straße von Gibraltar nach Osten zu konstatierten (Näheres: Steuer, 1910, p. 2; 1913, p. 11). Von Siphonophoren beobachtete Forbes nur fünf Arten: eine größere »Steplianomia«, wahrscheinlich die gemeine ForskaUa mit gelbem Fleck an den Glocken, die im Golf von Macri an sonnigen Tagen des Dezember in einigen Exemplaren auftrat, »Vciella spirans« an den Küsten von Rhodos im gleichen Monat, und zuweilen noch zwei Diphyiden, »wahr- scheinlich Calpe und Pyramis« {Abylal). Außerdem sah er einmal »Porpita glandifera« zwischen Patara und Lycia. Das ist alles. Es läßt sich aber mit Bestimmtheit annehmen, daß dorten auch Physophora hydrostatica vorkommt, da sie im südlichen Teil des Schwarzen Meeres, allerdings an- scheinend nur hier, wenn auch sehr selten, erscheint, nicht auch im nördlichen Teil, also in der Höhe des Marmarameeres, an den Küsten Persiens und der Türkei, wie mir in Ville- franche Herr Nicolai Meyer mitteilte, der längere Zeit in Sebastopol am Laboratorium der Akademie der Wissenschaften gearbeitet hatte. Es ist dies übrigens die einzige Mitteilung über Siphonophoren im Schwarzen Meer, die ich bisher er- langen konnte. Zahlreicher sind die Beobachtungen aus der Adria, jedoch nur aus dem Golf von Triest. Die ersten verdanken wir Will und Busch, die dorten 1844 und 1851 eine neue Art, die kleine Mtiggiaea Koclii und damit die erste Monophyide entdeckten. Mit ihr zusammen fanden sie die zugehörige Eudoxie (Ersaea EsclischoUzi Busch), ohne jedoch deren Be- ziehungen zu ersterer zu ahnen. Diese Art hat inzwischen eine gewisse Berühmtheit erlangt durch die wichtigen Unter- Siphonophorcn der Adria. 705 suchungen Chun's über ihre Entwicklung und die lebhaften Auseinandersetzungen, die sich, namentlich zwischen ihm und Claus, an seine theoretischen Deduktionen knüpften. Noch heute sind die betreffenden Streitfragen brennend. Später nahm Claus eine Reihe von Untersuchungen vor, über die er 1876 in der k. k.' Zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien berichtete. Er stellte dabei fest, daß außer Aluggiaea Kochi Will, die sehr gemein bei Triest ist, dorten noch \'ier Arten vorkommen: Praya cymhiformis, Galeolaria aiiran- tiaca (G. qnadrivalvis), eine Forskalia, »wahrscheinlich F. Edwardsi« und eine, wie er glaubte, neue Physophore, die er Halistemma tergestinum nannte. Diese ist jedoch, wie in- zwischen nachgewiesen, mit der, einige Jahre früher von Metschnikoff bei Villefranche entdeckten Halistemma pictum identisch. Dagegen fand er nicht die, seinerzeit von ihm bei Neapel entdeckte, merkwürdige Monophyide: M. gracilis, ob- wohl sie tatsächlich dorten vorkommt, wie neuerdings fest- gestellt. Diese Art hat ihrerseits eine gewisse Berühmtheit erlangt durch die Auseinandersetzungen, ebenfalls hauptsäch- lich zwischen Claus und Chun, über ihre Bedeutung und ihren morphologischen Aufbau. Sie gehört auch noch heute, zusammen mit der gleichzeitig bei Neapel entdeckten M. ir- regtilaris, zu den rätselhaften Calicophoren, über deren Be- deutung wir, wie Bigelow bemerkt Ü911), noch immer im Unklaren sind. Was seit Claus über die Siphonophorenfauna der Adria bekannt geworden ist, ist sehr wenig und beschränkt sich auf die, mehr beiläufigen Beobachtungen von Graeffe, Steuer, Cori und'Stiasny über das Auftreten der einzelnen Arten im Golf von Triest im Laufe des Jahres, wobei nur noch Velella hinzukam, die, nach Graeffe, einmal dorten erschien. So ist denn die Liste der bisher beobachteten adriatischen Siphonophoren auf sieben Arten beschränkt: Halistemma pictum Metschn. (H. tergestinum Claus), Sphaeronectes Koellikeri Huxley iM. gracilis Claus), Muggiaea Kochi (Will) {Dypliyes Kochi Will = Miiggiaea pyramidalis Busch), 706 F. Moser, Galeolaria qnadrivalvis Lesueur (G. aiivantiaca \'ogt), Praya cymbiformis D. Chiaje, Forskalia spec, Velella spirans Forskal. Der Gegensatz in der Armut der Siphonophorenfauna bei Triest zu ihrem großen Reichtum bei Neapel und Messina, aber auch bei Villefranche, dessen biologischen Verhältnisse noch am meisten Ähnlichkeit mit denen von Triest haben, ist ein sehr auffallender. Sie legt die Frage nahe, ob sich der südliche, wesentlich anders geartete Teil der Adria mit dem salz- reichen, warmen und tiefen, bis 1132 m abfallenden Becken nicht ganz anders auch bezüglich seiner Fauna verhält, wie der nördliche, stark versüßte und sehr seichte Teil, der nir- gends eine Tiefe' von 50 w erreicht. Zu diesem wären noch die Küstenstriche zu zählen. Einen Übergang zwischen beiden auch in faunistischer Beziehung würde dann das Pomobecken bilden (siehe Karte), das gerade in der Mitte liegt, eine Tiefe bis zu 260 m erreicht und auch bezüglich seiner Temperatur und seines Salzgehaltes einen Ausgleich zwischen Nord und Süd schafft. Für eine ganze Anzahl andere Gruppen, so z. B. für Pteropoden, Copepoden usw. wurde tatsächlich nachgewiesen, daß hier der Artenreichtum ein viel größerer ist, wie in der nördlichen Adria, wogegen umgekehrt die Individuenzahl eine viel geringere ist (siehe Steuer, 1910, 1911 usw.). Auch sonst stellen sich eine ganze Reihe P^-agen ein, wie z. B. nach der Ursache der sehr merkwürdigen und auffallenden Zusammensetzung obiger Liste. So fehlen in ihr die meisten der bei Neapel, Messina und Villefranche ganz gemeinen 'Arten, wie Diphyes Sieboldi KöUiker, Haiistemma rtibrwn (Leuckart; und Hippopodius Ititens Q. et G., die zu auffallend sind, um übersehen zu werden. Aber auch Velella fehlt so gut wie ganz, die überall sonst sehr gemein ist und oft sogar in un- ermeßlichen Schv\-ärmen auftritt. Sie war das eine Jahr in Monaco, wie mir Direktor Richard erzählte, so zahlreich, daß sie in Fässern weggeschafft werden mußte, um eine Ver- pestung des Wassers des kleinen Hafens zu verhindern. Und Woltereck berichtet, welchen Eindruck auf ihn inMllefranche Siphonophoren der Adria. lOi die plötzlich aufgetretenen unübersehbaren Schwärme von Velella machten. In Triest dagegen ist offenbar noch niemals Ähnliches beobachtet worden. Umgekehrt finden wir dorten M. gracilis, die bei Neapel allerdings heimisch und nicht selten ist, dagegen vollständig in Villefranche zu fehlen scheint; jedenfalls haben sie weder Vogt und Leuckart noch auch Metschnikoff dorten zu sehen bekommen, sonst hätten sie sie sicher erwähnt; und ich selbst habe sie 1913 ebenfalls nicht gefunden, trotz eifrigen Suchens. Die übrigen Triester Arten sind dagegen in allen drei Stationen des westlichen Mittelmeeres mehr oder weniger häufige Erscheinungen. Das vorliegende, allerdings wenig umfangreiche Material, das ich von Prof. Steuer und Prof. Cori zur Untersuchung erhielt, bot die lange erwünschte Gelegenheit, im Anschluß an meine anderweitigen Untersuchungen diesen und anderen Fragen näher zu treten. Das Material stammte teils von den Fahrten des Dampfers »Rudolph Virchow« der Deutschen Zoologischen Station in Rovigno, teils von der V., VI., MI. und IX. Terminfahrt der i-Najade«, und gibt zum ersten Male die Möglichkeit, etwas Näheres auch über die Siphonophoren der adriatischen Tiefsee und des Pomobeckens und ihre Be- ziehungen zu den Siphonophoren des westlichen Mittelmeeres zu erfahren. Sehr zu bedauern ist es daher, daß nur ein kleiner Bruchteil des, von der >Najade« im Laufe der Jahre gesam- melten und außerordentlich umfangreichen Materiales der Bearbeitung zugänglich gemacht werden konnte. Denn so bleibt das Bild, das sich aus meinen Untersuchungen ergibt, sehr unvollständig. Ich hoffe aber, daß sich die vorhandenen Lücken in nicht allzu ferner Zeit ausfüllen lassen. Immerhin sind die gewonnenen Resultate recht interessant. Sie zeigen schon jetzt, daß die Siphonophorenfaüna der Adria sehr viel reicher ist als es den Anschein hatte, denn außer den bisher bekannten sieben Arten, die alle, bis auf Praya, Forskalia und Velella in meinem Material vertreten waren, fanden sich noch 13 weitere Arten, nebst losen Glocken einer vierzehnten, nicht näher bestimmbaren Art und einer recht merkwürdigen. ganz jungen Phj^sophorenlarve, deren Zugehörigkeit einstweilen 708 F. Moser, ebenfalls problematisch ist; nach den Tentakelknöpfen zu urteilen, dürfte sie einer neuen Art gehören. Die 13 Arten, die zu den sieben oben aufgezählten hinzu- kommen, sind: Miiggiaea spiralis (Bigelow), Galeolaria australis Lesueur, Galeolaria irnncata (Sars.), Galeolaria Chiini Lens u. V. R., Galeolaria campanella Moser, Galeolaria stibtilis (Chun), Diphyes Sieholdi Kölliker, Ahylopsis pentagona Q. et G., Bassia bassensis Lesueur, Hippopodius Ititeus Q. et G., Hippopodins pentacanthiis (Kölliker), Halistemma rubrum (Leuckart), Physophora hydrostatica Forskai. Bei dieser Liste fällt gleich die interessante Tatsache auf, daß alle in ihr vertretenen Arten außerhalb des Mittel- meeres weite Verbreitung haben; es fehlt also auch nur eine, der Adria oder dem Mittelmeer eigene Form. AUe sind ferner hier längst als gemein nachgewiesen oder neuerdings von mir festgestellt worden, bis auf die zierliche, kleine Galeolaria campanella Moser, ferner die, in allen drei Ozeanen verhält- nismäßig gemeine Bassia bassensis Lesueur und die, von Lens und van Riemsdijk im Material der Siboga-Expedition nach dem Malayischen Archipel entdeckte Galeolaria Chuni. Diese drei waren bisher im Mittelmeer ganz unbekannt. Von ihnen hatte Bigelow die letztere, infolge eines F'ehlers in der betreffenden Zeichnung der Autorinnen, mit G. australis vereinigt, wogegen sie tatsachlich eine neue, durch ihr Gefäß- system und ihre Somatocyste gut charakterisierte Art ist. Ich habe sie inzwischen sowohl im Material des Berliner Zoo- logischen Museums von den Tortugas (Hartmeyer) und von Deutsch-Neuguinea (H. Schoede), wie in demjenigen des »Gauss« aus dem mittleren Atlantischen Ozean nachgewiesen. Sie scheint eine, im ganzen mehr seltene Warmwasser- Siphonophoren der Adria. 709 form zu sein. Dementsprechend ist sie auch nur in einer einzigen, allerdings charakteristischen Glocke von der >»Najade' am 9. Juni 1912, und zwar im Pomobecken gefangen worden. Die kleine G. campaiiella entdeckte ich seinerzeit eben- falls im Berliner Material von den Tortugas und aus Deutsch- Neuguinea, und zudem im Material, das der »Planet« von Colombo, allerdings nur in wenigen Exemplaren, mitbrachte, so daß ihre Verbreitung ebenfalls eine weite ist. Daß sie auch im Mittelmeer vorkommt, ist jetzt unzweifelhaft, da die zehn kleinen Oberglocken, die am 9. Juni 1912 und am 30. Mai 1913 im Pomobecken erbeutet wurden, so gut erhalten und cha- rakteristisch sind, daß an ihrer Identität nicht zu zweifeln ist. Was Bassia hassensis anbelangt, so gehört sie zu den wenigen Arten, deren Fehlen im Mittelmeer unzweifelhaft schien, ebenso z. B. wie bei D. dispar Cham«, et Eys., denn sie ist so auffällig und merkwürdig, daß sie sonst kaum der Beobachtung entgangen wäre. Und doch ist dies der Fall, wie ich in Neapel feststellte. Hier fand ich sie im Material, das noch von den Fahrten der »Maja« stammte, allerdings nur ein wohlerhaltenes Deckstück. Meine Überraschung war damals so groß, daß ich an irgendeine Verwechslung geglaubt hätte, wäre das betreffende Material nicht noch unberührt gewesen. Nun ist aber Bassia auch in dem vorliegenden Material, und zwar mehrfach vertreten; vor Ragusa und im Pomobecken wurden je eine Oberglocke, und hier zudem auch noch ein Deckstück und eine Geschlechtsglocke gefunden, so daß sie jedenfalls im Mittelmeer heimisch, wenn auch sehr selten ist. Von den anderen Arten der Liste sind besonders drei, G. tnmcata (Sars.), G. anstralis Lesueur und Hippopodius pentacanthns (KöUiker) ihrer weiten Verbreitung wegen inter- essant. Die beiden ersteren, nämlich G. trnncata (Sars.) und G. biloba (Sars.), dessen Identität mit G. anstralis Lesueur erst neuerdings von mir nachgewiesen wurde, galten bisher als nordische Arten, ähnlich wie Diphyes arctica Chun und Xanomia cara L. Ag., die allen warmen Strömungen fehlen und besonders empfindlich gegen Temperaturerhöhungen sind. Dagegen steht jetzt, nach den Ergebnissen der Gauss-Expedi- tion, die durch meine Untersuchungen des Materiales des Sitzb. d. mathem.-naturw. KL, 'Abt. I, 120. Bd. 52 710 F. Moser. Fürsten von Monaco bestätigt wurden, fest, daß sie im •.varmen Oberflächenwasser des Atlantischen Ozeans mindestens so gemein sind, wie in der Arctis und Subarctis, und daß sich das Verbreitungsgebiet der ersteren sogar ohne Unter- brechung von Pol zu Pol erstreckt. Und das gleiche gilt auch \'on Diphyes arctica. G. australis dagegen konnte bisher nur bis zu 35° s. Br. nachgewiesen werden. So ist es denn nicht erstaunlich, diesen beiden Galeolarien auch dorten zu begegnen, wo sie noch von niemandem gesucht worden sind, nämlich im Mittelmeer. Ich habe sie sowohl in Villefranche, wie in Neapel gefunden und scheinen sie hier recht gemein zu sein, namentlich die erstere, so daß es kaum zu verstehen ist, wie sie so lange i^ibersehen werden konnten. Wahrschein- lich wurde G. trnncata immer mit der ihr sehr ähnlichen Diphyes SieboldiKöWWQi' verwechselt. Allerdings haben seiner- zeit Keferstein und Ehlers ein Exemplar bei Neapel ge- funden und als G. conoidea beschrieben und abgebildet, wie Gegenbaur G. australis als G. tnrgida aus Messina dar- stellte; ihre Zugehörigkeit blieb aber durchaus zweifelhaft wegen gewisser Eigentümlichkeiten. Es handelt sich aber bei diesen, wie sich jetzt gezeigt hat, nur um individuelle Ab- weichungen ohne spezifische Bedeutung, wie sie bei Galeo- larien überhaupt häufig sind. Unter allen Galeolarien ist, wie gleich hier bemerkt sei, G. trnncata eine der interessantesten, erstens weil sie einen direkten Übergang von den primitivsten Diphjnden, den tj^pischen Galeolarien, zu den höheren, den Diphyinen, bildet; zweitens durch ihre erste Entwicklung, die neuerdings durch einen Schüler Chun's (Lochmann) eine interessante Beleuchtung erfahren hat, und drittens durch den Besitz von Eudoxien. Xach bisheriger, namentlich von Chun vertretener Anschauung, die seitdem Allgemeingut geworden, ist nämlich der Mangel an Eudoxien charakteristisch für die Galeolarien und das hauptsächlichste Unterscheidungsmerkmal von den Diphyinen. Diese Feststellung zwang aber Chun, so typisch galeolarien- artig gebaute Formen, wie die von ihm entdeckte kleine Diphyes snbtilis zu den Diphyinen zu zählen, da sie, nach ihm. P^udoxien hervorbringt. Nunmehr konnte ich aber nach- Siphonophoren der Adria. / 1 1 weisen, daß das gleiche auch der Fall ist bei zwei Haupt- vertretern der Galeolarien, nämlich bei G. trnncata (Sars.), wie übrigens schon ihr Entdecker angegeben hatte, und ferner auch bei G. quadrivalvis Lesueur. Damit fällt diese Schranke und kann nunmehr D. siibtilis Chun die, ihrem ganzen Bau entsprechende Stellung im Sj'stem erhalten und bei den Galeolarien eingereiht werden. Was die dritte Art: Hippopodins peutacantlins (Kölliker) anbelangt, so ist sie, im Gegensatz zu den vorigen, eine aus- gesprochene Tiefseeform, die auf das Mittelmeer beschränkt zu sein schien, da sie bisher ausschließlich bei Messina und Neapel, und zudem ganz selten und vereinzelt gefunden worden war. Tatsächlich ist sie aber hier eine der gemeinsten Formen, sobald tiefer als 400 in gefischt wird, so daß fast jeder Zug die Glocken in großer Zahl heraufbringt, wie sich bei meinem Aufenthalt in Neapel gezeigt hat. In Villefranche allerdings habe ich sie nicht gefunden, was jedoch nichts besagen will da ich dorten in der Tiefe nur ganz primitiv mit meinem Handnetz fischen konnte, dagegen in Monaco. Und nun haben wir sie aus der adriatischen Tiefsee, wo sie zweimal von der »Najade« bei Zügen aus 300 und 600 m gefangen wurde, und zudem noch an der Oberfläche eine lose Glocke. Des weiteren steht fest, daß sie tatsächlich eine außer- ordentliche Verbreitung hat, denn sie ist identisch mit der, aus dem Atlantischen Ozean beschriebenen Vogtia spinosa Keferst. und Ehl. und fand sich sehr zahlreich im Material des »Gauss« und des Fürsten von Monaco, wie in nordischem Material, das ich aus dem Kopenhagener Museum zur Unter- suchung erhielt. Auch in Bigelow's Material aus dem östlichen tropisch-pazifischen Ozean war sie vielfach vertreten. Diese Tatsache ist sehr interessant in Verbindung mit der Fest- stellung, daß eine andere, ausgesprochene Tiefseeform des Mittelmeeres, die merkwürdige Diphyes ovata Keferst. und Ehl., die überhaupt nur ein einziges Mal gefangen und seit- dem als »problematisch« bezeichnet worden war, identisch ist mit der malaysischen Clausophyes galeata Lens u. V. R., die ich inzwischen sehr zahlreich in atlantischem Material nachweisen 712 F. Moser, konnte, und ferner in Villefranche, wo ich allerdings nur eine einzige, aber unverkennbare Glocke fand. Sie spricht nämlich ent- schieden gegen die ziemlich allgemeine Ansicht, daß die Straße von Gibraltar auch heute noch für die Bewohner der Tiefsee eine unüberbrückbare Schranke darstellt, die das Mittelmeer vom Atlantischen Ozean trennt. Würde diese Schranke tat- sächlich bestehen, dann müßten sich doch wohl im Laufe der Zeiten gewisse Unterschiede zwischen den getrennten Tiefsee- bewohnern hüben und drüben von der Meerenge, also ver- schiedene Rassen herausgebildet haben. Solche Unterschiede fehlen aber nach meinen Untersuchungen durchaus, sowohl bei H. pentacanthtis wie bei Cl. ovata. Im Gegenteil, ich habe sogar die vielen kleinen Abweichungen, die bei den einzelnen Individuen des ersteren so sehr häufig sind, ganz gleich im Atlantic wie im Mittelmeer gefunden. Aber noch etwas anderes spricht gegen diese räumliche Trennung der freilebenden Tiefseebewohner, nämlich die, wohl kaum mehr zweifelhafte Tatsache, daß ein großer Teil von ihnen zeitweise auch in die höheren Wasserschichten und selbst bis an die Oberfläche heraufsteigen. Das hatte seinerzeit schon Chun angenommen und meine eigenen Untersuchungen bei Siphonophoren scheinen dies zu bestätigen. So kam ich (»Gauss«) zu dem bedeutsamen Schluß, daß nicht nur in horizontaler, sondern auch in vertikaler Richtung eine scharfe Sonderung der entsprechenden Gruppen, also einerseits der Kaltwasser- und Warm- wasser formen, andrerseits der Oberflächen- und Tiefseeformen nicht besteht, sondern daß vielmehr ständig eine mehr oder weniger starke Durch- mischung stattfindet, wenigstens soweit die Tem- peraturunterschiede keine sehr plötzlichen und schroffen sind. Da nun die trennende Wand der Straße von Gibraltar volle 700 111 unter der Oberfläche liegt, ist anzunehmen, daß die meisten, wenn nicht alle freilebenden Tiefseebewohner sie überschreiten können; jedenfalls bei Siphonophoren ist kaum daran zu zweifeln. Siphonophoren der Adria. 713 \*on den übrigen zehn adriatischen Arten ist die kleine, zierliche Muggiaea spiralis, die Bigelow als eine Diphyide be- schrieben hatte und die sich sehr zahlreich im Gauss-Material fand, von mir inzwischen bei Neapel, und zwar zusammen mit ihrer noch unbekannten Eudoxie nachgewiesen worden. Sie ist dorten sehr gemein und fällt gleich auf durch die starke Schraubung ihrer Glocke und Gonophore und die pfeil- artige Geschwindigkeit, mit der sie herumjagt. In Villefranche habe ich sie nicht gefunden, ebensowenig wie in Monaco, doch kommt sie sicher dorten vor — es war damals ein außerordentlich ungünstiges Siphonophorenjahr, wo eine ganze Anzahl selbst gemeiner Arten, so z. B. H. Intens, vollständig ausblieben — nachdem sie, wie sich jetzt gezeigt hat, in der Adria nicht selten ist. Dies ist auch bei G. suhtilis Chun der Fall, die ich damals in Villefranche nachwies. Sie ist die kleinste bisher bekannte Diphyide und eine, wie sich nunmehr (Gauss) gezeigt hat, in allen Meeren verbreitete Warmwasserform, die wohl nur ihrer Kleinheit wegen meist übersehen wurde. Gemein in der Adria ist auch die, bisher dorten ganz un- bekannte D. Sieboldi, wie kaum anders zu erwarten war, selten dagegen H. Intens, Ap. pentagona und Physophora hydrostatica, ganz selten Haiistemma ruhrnm, welch letztere bei Neapel und Villefranche recht gemein ist, denn von ihr wurden nur ein- mal einige lose Glocken gefangen. Vergleichen wir die Untersuchungsergebnisse der drei Hauptteile der Adria, des seichten, versüßten Nordteiles, des Pomobeckens und des südlichen Tiefseebeckens miteinander und mit dem romanischen Mittelmeer, so zeigt sich, entgegen den Erwartungen, die sich auf Erfahrungen z. B. bei Ptero- poden gründen, daß zwischen den beiden letzteren keine näheren Beziehungen bestehen, wie zwischen dem westlichen Mittel- raeer und dem Pomobecken. Im Gegenteil, nach dem vor- liegenden Material sind die Beziehungen hier sogar enger wie dorten, denn im Tiefseebecken wurden nur neun Arten, wenn man von H. peutacanthus und der, auch in Villefranche seltenen G. anstvalis absieht, erbeutet, im Pomobecken dagegen 14 Arten, außer den Glocken der oben erwähnten unbestimm- baren Physophore. Diese 14 Arten sind: 714 F. Moser, * Spha eronedes Köllikeri H u x 1 e y, Miiggiaea Koclii (Will), *Miiggiaea spiralis (B i g e 1 o w ■. *Galeolaria triincata (Sars.), Galeolaria quadrivalvis Lesueur. GaJeolaria Chimi Lens u. V. R., Galeolaria campanella Moser, Galeolaria subtilis (Chun), *Diphyes Siebold i KöUiker, *Äbylopsis pentagona O. et G., Bassia hassensis Lesueur, *Hippopodiiis Intens Q. et G., *Halisteinma pictiim Metschnikoff, * Haiistemma rubrum (Leuckart). Durch ein Sternchen habe ich die, beiden Becken gemein- samen Arten bezeichnet; es sind deren also acht. Physophora hydrostatica wurde dagegen nur im Tiefseebecken gefangen. Daß diese Resultate nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen übereinstimmen, sondern lediglich auf Unvollständigkeit des Materials beruhen, das steht außer Frage, denn nach allen bis- herigen Untersuchungen, namentlich denen von Steuer, nimmt von Norden nach Süden der Artenreichtum zu, umgekehrt zum Individuenreichtum. Letztere Angabe stimmt dagegen mit meinen Untersuchungen, nur ist der Unterschied zwischen dem Pomobecken und dem Südbecken ein auffallend großer, um so mehr als das Material des letzteren von sehr viel mehr Stationen herrührt, nämlich von sechs Stationen, wobei hier' zudem häufig in verschiedenen Tiefen gefischt wurde, so z. B. am 29. VIII. 1,902 im ganzen viermal (Oberfläche, —300, -600, -900 7»), am 24. \. 1913 dreimal r-300, -600, — 900 m) usw. Im Pomobecken dagegen wurde nur zweimal oder, wenn man Lticietta dazurechnet, fünfmal gefischt und nur das eine Mal in verschiedenen Tiefen, nämlich am 30. \'. 1913 (Oberfläche, —90, --160, — 230w). Und trotzdem war hier die Gesamtausbeute unvergleichlich viel reicher! So wurde z. B. D. Siebold i jedesmal, im Südbecken dagegen nur viermal gefangen. Mg. spiralis und Ap. pentagona je viermal, hier nur drei-, respektive zweimal, allerdings G. trimcata wiederum im Siphonophoren der Aciria. < l'^ Südbecken häufiger (fünfmal) und in sehr viel größerer Anzahl wie im Pomobecken (zweimal je eine Glocke). Das stimmt aber mit den anderweitigen Beobachtungen überein, nach denen diese Galeolarie die tieferen Schichten bevorzugt. Doch auch Halistemma rubrum war im Tiefseebecken häufiger, umgekehrt Halistemma pictmn im Pomobecken, wie aus der Fundtahelle zu ersehen. Viel spielt natürlich auch der Zufall dabei eine Rolle und die Tatsache, daß die Siphonophoren überhaupt, namentlich aber die Physophoren, außerordentlich wechselnd in ihrem Auftreten sind, so daß negative Resultate gerade hier mit äußerster \"orsicht verwertet werden müssen und ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß weitere Unter- suchungen zu ganz anderen Schlüssen über die Fauna dieser beiden Becken führen w^erden. Wenden wir uns der seichten, nördlichen Adria und den Küstenstrichen zu, so zeigt sich, daß im Sommer nur Mg. Koclü häufig ist. Im Kanal von Selve wurde noch ein Exemplar von Spliaeronectes Köllikeri gefischt, etwas weiter südlich, bei Skarda-Isto, Dipkyes Sieholdi und Galeolaria subtüis nach- gewiesen. Es ist also tatsächlich die Siphonophorenfauna der nördlichen Adria sehr arm, viel ärmer wie z. B. die der Bucht von \'illefranche, die ebenfalls keine größeren Tiefen besitzt. Das hängt jedenfalls damit zusammen, daß hier im Gegensatz zu dorten, schon in geringer Entfernung ganz beträchtliche Tiefen bis zu 1000 und mehr Metern vorhanden sind, und das scheint für das Gedeihen namentlich der größeren und selbst auch der mittleren Arten, wie D. Sieholdi, die z. B. noch niemals bei Triest und Rovigno gefunden wurde, eine Haupt- bedingung zu sein und viel wichtiger wie der Salzgehalt und die Temperatur des Wassers. Nach meinen experimentellen Untersuchungen in Neapel, die allerdings erst begonnen wurden (siehe Moser, 1915), scheinen ganz allgemein diese beiden Faktoren einen viel geringeren Einfluß auf die Verbreitung der einzelnen Arten zu haben, wie bisher, so namentlich \'on Chun, angenommen wurde. Und damit stimmen alle meine sonstigen Befunde, die mich übrigens direkt zu diesen experimentellen Untersuchungen geführt hatten, überein. 716 F. Moser, Fassen \\ir das Ergebnis dieser Betrachtungen zusammen, so läßt sich jetzt schon sagen, daß die Siphonophorenfauna der Adria.im Norden und der Ostküste entlang nur wenige heimische Arten, vielleicht sogar nur zwei: Mg. Kochi und Sp]i. KöUikeri, besitzt und die anderen sieben Arten dorten mehr zufällig, namentlich im Winter auftreten. Die mittlere und süd- liche Adria dagegen scheint eine ziemlich einheitliche Siphono- phorenfauna zu besitzen, wenn man von den ausgesprochenen Tiefseeformen, wie H. pentacantliiis, absieht, und steht an Artenreichtum wohl nicht sehr weit hinter dem nördlichen romanischen Mittelmeer zurück, da sich mit Bestimmtheit an- nehmen läßt, daß zu den nunmehr nachgewiesenen 20 Arten — denn die im Norden gefundenen kommen natürlich auch im Süden vor, trotzdem sie in meinem Material fehlten — mit der Zeit, bei entsprechendem Suchen, noch eine ganze Anzahl andere hinzukommen werden. Die Beziehungen der Siphonophorenfauna der Adria zu jener des Weltmeeres sind also im wesentlichen die gleichen wie die der westlichen Hälfte des Mittelmeeres. Durch diese Feststellung wird meine, bei früherer Gelegenheit aufgestellte Behauptung (Moser, 1913) bestätigt, daß das Mittelmeer keine einzige autochthone Siphonophore besitzt. Ja, selbst eigene Varietäten scheinen zu fehlen und statt dessen sogar eine Auswahl der, im Ozean vorkommenden Varietäten stattzufinden. So ist interessanterweise von den beiden Varietäten von Velella, die Chun nach der Stellung des Segels als Nord- vvester und Südwester bezeichnet, anscheinend die eine nahezu vollständig unterdrückt. Unter den, sicher über 1000 zählenden Velellen, die ich konserviert aus Neapel und \'ille- franche zur Untersuchung hatte und den später dorten lebend und konserviert untersuchten, die also aus den verschiedensten Jahrgängen -stammten, fanden sich im ganzen nur vier Nord- wester; alle anderen waren Südwester. Die gleiche Erscheinung finden wir allerdings auch im Weltmeer. Nur ganz ausnahms- weise kommen beide Varietäten gemischt vor, meist sind sie getrennt, bald die eine, bald die andere ausschließlich vor- handen. Dabei überwiegt, wie ich nachweisen konnte, im Atlantischen und Pacifischen Ozean der Südwester und scheint Siphonophoren der Adria. ' 1 ' :iier das Zahlenverhältnis zwischen 3 : 1 und 2:1 zu schwanken. Umgekehrt im hidischen Ozean; hier überwiegen die Nord- wester, wenn auch wahrscheinlich weniger stark wie dorten die Südwester. Andrerseits fand ich alle Varietäten von G. triincata .Sars.) im Mittelmeer, sowohl die von Bigelow als D. fowleri beschriebene, mit kugeliger Somatocyste, wie die D. conoidea- Modifikation von Kef erst ein und Ehlers mit winziger, röhriger Somatoc\'ste, und die typische Form von Sars mit der großen keulenförmigen Somatocyste, nebst allen Über- gängen und den verschiedensten Abstufungen in der Zähne- lung, die diese Art zu einer so interessanten Übergangsform von den Galeolarien mit winziger Somatocyste und fehlender Zähnelung zu den Diphyinen mit großer Somatocyste und wohlausgebildeter Zähnelung stempeln. Alle in der Adria vorkommenden Arten sind also im west- lichen Mittelmeer und zugleich auch im Atlantischen Ozean heimisch und damit gehören sie dem Weltmeer an, denn, wie ich früher (Gauss) nachgewiesen habe, zerfallen die Siphono- phoren der warmen und gemäßigten Zone durchaus nicht, wie es bisher den Anschein hatte, in zwei mehr oder weniger scharf getrennte Gruppen, eine indo-pacifische und eine atlan- tische, sondern ihre Verbreitung ist eine einheitliche, so daß unterschiedslos mit ganz wenig Ausnahmen alle Arten in allen drei Ozeanen vorkommen. Zu den Ausnahmen gehört unter Calycophoren an- scheinend nur D. Chamissonis Huxley, die im Indischen und Pacifischen Ozean recht gemein ist, dagegen im Atlantischen Ozean ganz zu fehlen scheint. Wäre es umgekehrt, könnte man an mangelhafte Untersuchung denken, so aber muß mit einer Tatsache gerechnet werden. Einige andere Calycophoren sind allerdings bisher, außer im Mittelmeer nur noch im Atlan- tischen Ozean gefunden worden, so z. B. Monophyes irregu- lär is Claus. Das sind aber alles kleine und zarte, oder sehr seltene Formen, die überhaupt nur schwer gefangen und ■kenntlich konserviert werden und zudem teihveise leicht zu übersehen sind. So habe ich z. B. selbst Monophyes irregnJaris Claus niemals zu sehen bekommen trotz aller Anstrengungen, 718 F. Muser, bis ich in Neapel war. Es läßt sich daher mit Bestimmtheit erwarten, daß diese Arten mit der Zeit auch im Indischen und Pacifischen Ozean gefunden werden und nur zufällig bisher dorten übersehen wurden. Eine auffallende Tatsache möchte ich hier noch erwähnen- So gemein D. SiebohU im Mittelmeer und im Atlantischen Ozean ist, im Indischen und Pacifischen Ozean wird sie da- gegen verhältnismäßig selten gefunden, während umgekehrt die ihr ähnliche, nur primitivere D. contorta Lens und V. R. hier gemein, dorten dagegen sehr selten ist. Die eine wird also gewissermaßen durch die andere ersetzt. Ob es sich dabei um eine allmähliche \'erdrängung und Unterdrückung, oder um die Eroberung neuer Gebiete handelt, das bleibt natürlich ganz problematisch. Wie sich die Physophoren der drei Ozeane zueinander verhalten, habe ich bisher noch nicht untersuchen können. Die Beschaffung von Material ist ja hier noch erheblich schwieriger wie bei den Calycophoren, doch bezweifle ich keinen Augenblick, soweit ich das jetzt schon beurteilen kann, daß auch bei ihnen jene Arten, die auf den einen oder anderen Ozean beschränkt sind, eine Ausnahme bilden und die große Mehrzahl ziemlich gleichmäßig alle drei Ozeane bevölkern. Eine longitudinale Scheidung der Warmwasserformen des Weltmeeres fehlt also nahezu vollständig. Wie steht es nun mit einer meridionalen Scheidung? Ziemlich allgemein wird auch hier das Vorhandensein von zwei Gruppen angenommen, nämlich von eigentlich tropischen Formen, die eine größere Empfindlichkeit gegen Erniedrigung der Oberflächentemperatur aufweisen, und von weniger empfindlichen Warmwasserformen mit einem weiter ausgedehnten Verbreitungsgebiet. Für die ersteren fand Bigelow (1911) ein Temperaturminimum von 65° F. (18* C), für die letzteren von 50° F. (10° C). Dem- entsprechend dringen diese nach Norden bedeutend weiter vor als die tropischen Formen und bevölkern ferner auch den Golf von Biscaya und das Mittelmeer, wo die letzteren ganz fehlen, da ihnen nach Chun und Bigelow die starke Ab- kühlung des Obertlächenwassers im Laufe des Winters, die für das Mittelmeer charakteristisch ist, nicht zusagt. Siphonophoren der Adria. / 1'. ' Zu diesen tropischen, respektive »spezifisch atlantischen Arten, die nicht in das Mittelmeer vordringen«, zählten Chun und B ige low unter anderen: D. dispar Cham, et Eys., Ap. Eschscholtzi Huxley, Bassia bassensis Lesueur, Agaliua okeni Eschsch., Doramasia picta Chun, Rhizophysa Eyseii- hardti Gegenbaur und Rhizophysa murrayana Haeckel. So wurde das Mittelmeer von Bigelow direkt als Maßstab dafür genommen, ob es sich um tropische oder um Warm- wasserformen handelt. Nach meinen Untersuchungen besteht aber ein solcher Unterschied überhaupt nicht, wenn auch die einen Arten etwas empfindlicher* zu sein scheinen als andere, was aber vielleicht nur durch die Unvollständigkeit unserer Untersuchungen vorgetäuscht wird. Und jedenfalls sind die Unterschiede nur graduelle, die nicht zur Sonderung von zwei oder mehr Gruppen genügen, und das Mittelmeer durchaus nicht maßgebend für die Beurteilung der größeren oder ge- ringeren Empfindlichkeit der Warmwasserformen gegen Tem- peraturerniedrigung. Einerseits habe ich nämlich zwei, als t^^pisch atlantische Arten bezeichnete Formen im Mittelmeer nachweisen können, nämlich Agahna Okeni Eschsch. in Villefranche, die dorten allerdings nur selten, aber immer- hin fast jedes Jahr in einigen Exemplaren auftritt, und Bassia bassensis Lesueur bei Neapel und in der Adria. Umgekehrt fehlen einige der kosmopolitischen, gegen Temperatur ganz unempfindlichen Arten, so Diphyes arctica Chun, die sich gewissermaßen an den Toren des Mittelmeeres von ihrem treuen Begleiter im Weltmeer, G. truucata, trennt, um diesen allein dorten einziehen zu lassen. Auffallend ist auch das Fehlen einer ganzen Reihe von Arten, so z. B. von Ap. Eschscholtzi, deren Verbreitungsgebiet sich sonst ebenso weit nach allen Richtungen hin erstreckt wie dasjenige anderer, im Mittelmeer recht gemeiner Arten, wie der, mit ersterer sehr nahe verwandten Ap. pentagona, die sowohl in Villefranche und in Neapel wie in der Adria ver- hältnismäßig häufig ist. Ja, Ap. Eschscholtzi wurde im Atlantik sogar noch nördlicher und südlicher als sie gefunden, nämlich nicht nur bis zu 20° n. Br. und zu 33° s. Br., sondern bis zu 33° n. Br. und zu 42° s. Br. Und A. trigona, die ebenfalls 720 F. Moser. im Mittelmeer fehlt, wurde einmal sogar in der Nordsee an- getroffen! Also ist die Temperatur keinesfalls die Ursache für die äußerst merkwürdige Zusammensetzung der Mustersendung des Weltmeeres in das Mittelmeer. Selbst Chun, der doch sonst der Temperatur eine so große Rolle zuschreibt, mußte zugeben, daß sie jedenfalls hierfür keine ausreichende Erklärung ist. Auch die Beschaffenheit der Meerenge ist es nicht. Und so kam er zu dem Schluß, daß uns »einstweilen noch eine Reihe von Unterlagen fehlen, welche erst gegeben sein müssen, bevor wir eine, vielleicht auf verschiedenen, verwickelten Be- dingungen beruhende Tatsache verständlich finden«. Das ist auch noch heute der Fall, während das Problem selbst nur an Schwierigkeit gewonnen hat durch den Nach- weis, daß die Beziehungen der Siphonophorenfauna des Mittel- meeres zu der des Atlantik viel engere sind und die getroffene Auswahl dadurch noch merkwürdiger ist als es zu Chun's Zeiten den Anschein hatte, denn nicht nur wurden dorten »spezifisch atlantische Arten« festgestellt, sondern auch das Fehlen autochthoner Arten, wie oben besprochen. Wir stehen hier also vor einem absoluten Rätsel, das jedoch nicht vereinzelt ist, sondern uns fast auf Schritt und Tritt begegnet, sobald wir nur die Formen irgendwelcher, auch nahe gelegener Bezirke, selbst innerhalb des Mittelmeeres ver- gleichen. So ist z. B. .durchaus nicht einzusehen, um nur einige Beispiele zu geben, warum die primitiven Monophyiden Sphaeronedes Köllikeri und Monophyes irregularis beide in Neapel mehr oder weniger gemein sind, um beide in Ville- franche offenbar ganz zu fehlen, trotzdem in der Adria wenig- stens die eine von ihnen vorkommt. Ebenso ist Mnggiaea spiralis in Neapel gemein, scheint dagegen in Villefranche zu fehlen. Erst muß daher das Problem im Mittelmeer selbst gelöst werden, wo die Untersuchungsmöglichkeiten verhältnismäßig leicht sind, ehe wir an die unvergleichHch schwierigere Lösung des Hauptproblems: »Warum ist die Siphonophorenfauna des Mittelmeeres nur eine Auswahlsendung und zudem eine so merkwürdige des Atlantik?« mit einiger Aussicht auf Erfolg herantreten können. Siphonophoren der Adria. 721 Die \'orbedingung für beides ist allerdings eine planmäßig durchgeführte biologische Mittelmeerforschung durch groß- zügiges Zusammenarbeiten aller beteiligten Kreise, so wie seinerzeit von Cori auf der 74. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin gefordert, und wie sie später auch vorbereitet wurde von der, unter dem Vorsitz des Fürsten von Monaco 1908 in Genf, auf dem Geographentag. gegründeten »Internationalen Kommission zur wissenschaft- lichen Erforschung des Mittelmeeres«. Ein ebenfalls noch sehr wenig erforschtes Gebiet ist der Einfluß der Jahreszeiten auf das Auftreten der verschiedenen Arten. Wir besitzen hierüber nur sehr verstreute Aufzeich- nungen, die zu keinen allgemeinen Schlüssen berechtigen. So ist die Zoologische Station in Villefranche leider die einzige Mittelmeerstation, die schon von 1899 an ohne Unterbrechung sorgfältige Listen darüber geführt hat. Wie wertvoll wäre es, wenn von allen Stationen ähnliche Listen, nach einem einheit- lichen Prinzip abgefaßt, vorlägen! Dann ließe sich sehr wahr- scheinlich mit der Zeit auch die Ursache für das, gerade im Mittelmeer so häufig beobachtete vollständige Verschwinden mancher Arten während längerer oder kürzerer Perioden, und für ihr anscheinend ebenso wenig motiviertes plötzliches Wiederauftauchen finden. Desgleichen könnte dann vielleicht die Tatsache erklärt werden, warum manche Jahre besonders günstig für einzelne Gruppen erscheinen, andere dagegen als durchaus ungünstig, ohne daß das Wetter eine ausschlag- gebende Rolle dabei spielt, wie meine eigenen Beobachtungen ergeben haben. So war z. B. das Jahr 1913, als ich in Ville- franche war, sowohl dorten wie in Neapel ganz allgemein ein ausgesprochen schlechtes Jahr für Siphonophoren, Cteno- phoren usw. Sonst recht gemeine Arten, wie z. B. H. Intens, G. qnadrivalvis, w^elch letztere das Jahr vorher in großer Zahl erschien (Lochmann), und Beroe cnaimis fehlten mehr oder weniger vollständig. Umgekehrt war das folgende Jahr, wo ich in Neapel war, ein außergewöhnlich günstiges Jahr, so daß selbst seltene Arten in großer Zahl auftraten. Und doch herrschte auch dieses Jahr teilweise sehr schlechtes Wetter; der ganze März und April war sehr kalt ur>d stürmisch und > 2.1 F. Moser, auch noch im Mai die Kälte fast unerträghch. Trotzdem blieben aber einzelne, ganz gemeine Arten in auffallendster Weise nahezu vollständig aus, so z. B. Beroe cucumis. Ob diese nun in anderen Teilen des Mittelmeeres entsprechend reichlicher auftraten, denn irgendwo mußten sie doch sein, ob sie in die Tiefe hinabgestiegen waren oder durch entsprechende Strö- mungen in den Ozean hinausgelangten, das blieb durchaus fraglich. Einstweilen fehlt ja so ziemlich jede Kontrolle einer Wanderung der verschiedenen Gruppen innerhalb des Mittel- meeres und in dieses hinein, respektive aus diesem heraus. Und doch sind diese Wanderungen in vielfacher Hinsicht interessant und merkwürdig! Eines der auffallendsten Beispiele erzänlte mir Cerutti in Neapel. Dort trat plötzlich Anfang des Jahrhunderts ein unübersehbarer Schwärm der schönen und auffallenden Physalia auf. Sie war in Neapel so unbekannt, daß, als man dem einen alten, sehr erfahrenen Fischer ein Exemplar in die Station brachte, dieser an einen schlechten Witz glaubte und eine Schweinsblase zu sehen vermeinte, bis er sich am Meer selbst von dem Wunder überzeugte. Woher kamen plötzlich all diese Hunderttausende von Physalien, die nach einigen Tagen wieder spurlos ver- schwanden und seitdem dort nicht wieder auftraten? Ähnlich erschienen in Villefranche während meines Aufenthaltes an einem Tage plötzlich Velellen in unendlicher Zahl, um schon am folgenden Tage spurlos verschwunden zu sein. Eine ständige Aufsicht der Meerenge von Gibraltar, wie sie neuer- dings Steuer fordert, in Verbindung mit einer gemeinsam.en Kontrolle aller Teile des Mittelmeeres wäre hier außerordent- lich wertvoll. Von diesem Ideal sind wir heute allerdings weiter entfernt wie jemals, doch wird und muß sie ja endlich einmal kommen! Einen interessanten Beitrag zu dem Wechsel im Auftreten der verschiedenen Ctenophoren und Siphonophoren im Laufe der Jahre und innerhalb der verschiedenen Jahreszeiten geben die oben erwähnten Stationslisten von \"illefranche, die ich mir seinerzeit abgeschrieben habe und hier in der Annahme Siphonophoren der Adria. ■28 . eifüge, daß die Originale vielleicht dem Sturm der Zeiten zum Opfer gefallen sind. Wir ersehen aus diesen Listen, in denen die Monatsfunde in der Reihenfolge der einzelnen Jahre, von 1899 bis 1913, eingetragen wurden, daß ganz allgemein Juni bis November die ärmsten Monate sind, in denen manche Arten so gut wie vollständig fehlen, unter Siphonophoren z. B. Halistemnia pictum, Agalma Sarsi, Agalma Okciii und .4/^0- lemia nvaria, während die ilibrigen sehr selten sind, außer H. lufeiis, der auch mi Sommer relativ häufig ist, Forslialia, die nicht selten, und Velella, die sogar häufiger wie in der kalten und kühlen Jahreszeit auftritt. Bei Forshalia muß aller- dings bemerkt werden, daß die Liste insofern nicht ganz zu- verlässig ist, als die beiden angeführten Arten, von denen die eine einen gelben Fleck an den Glocken hat, während die andere farblos ist, sich sehr ähnlich sind, so daß leicht Ver- wechslungen vorkommen. Und was Physopliora anbelangt, werden in Villefranche zwei Arten unterschieden, die ich jedoch vereinigt habe, da nach meinen bisherigen, allerdings noch nicht ganz beendeten Untersuchungen, tatsächlich nur eine Art vorhanden ist und die angegebenen Unterschiede teils solche des Alters, teils individuelle Abweichungen dar- stellen. Bei Ctenophoren haben wir drei, das ganze Jahr über gemeine Arten, wenn sie auch im Sommer seltener wie im Winter sind, nämlich Cestiis veneris, Berve cucumis und Eucharis rmilticornis, während die anderen teils nur von Jänner bis Juni auftreten, teils außerdem nur noch ini Herbst. Jedenfalls sind aber die beiden Monate Juli und August in Villefranche überhaupt die planktonärmsten Monate. Das stimmt mit den Beobachtungen in Neapel und Triest über- ein. So ist, nach Steuer, in Triest die Schwärmzeit von Haiistemma picttim (Hai. tergestimim) von Okti^ber bis Jänner, während sie im Sommer ganz fehlt, Praya kommt nur Sep- tember bis Mai vor, Bej'-oe fehlt ganz von März bis August, Eucharis im Juni und Juli. Nur Pleiirobrachia und Hormi- phora unter Ctenophoren, Mg. Kochi und Sphaeronectes Köllikeri unter Siphonophoren kommen dorten das ganze Jahr über vor, sind aber allerdings nach allen Berichten im Winter 724 I-. .Moser, zahlreicher wie im Sommer. In Neapel sind, nach Lo Bianco. Forskalia contorta und Velella das ganze Jahr über gemein, seltener G. qiiadrivalvis (G. anrantiaca), während alle anderen im Sommer fehlen. Allerdings: Porpita wird im Sommer durch Südwinde zahlreich in den Golf getrieben. Sehr interessant ist auch die Frage, ob innerhalb des Mittelmeeres zeitliche Unterschiede im Auftreten der Arten während der verschiedenen Jahreszeiten bestehen. Zwischen Neapel und Triest scheint das teilweise der Fall zu sein, so daß z. B. Halisfeiuuia tergestinmn hier früher wie dorten er- scheint. Doch kommen mir die wenigen diesbezüglichen Beobachtungen nicht sehr überzeugend vor, d. h. mehr auf Zufälligkeiten der betreffenden Jahre zu beruhen. Wie groß diese »Zufälligkeiten« ganz allgemein sind, das springt deutlich in die Augen, wenn wir die Listen von Ville- franche und Triest näher betrachten. Hier seien nur einige besonders auffallende Tatsachen hervorgehoben. In Triest blieb Hai. tergestinmn 1900 vollständig aus, um im folgenden Jahr verkältnismäßig zahlreich aufzutreten. Berve fehlte 1903 im Herbst, wo sie sonst am zahlreichsten ist, gänzlich, da- gegen war Eiicharis in dem Jahr ziemlich häufig, um ihrer- seits im folgenden Herbst zu verschwinden (Steuer, 1910. p. 572, 573). In \'illefranche wurde Apolemia uvaria fünf Jahre lang, nämlich von 1899 bis 1904 vollständig vermißt, um die folgenden Jahre regelmäßig in den ersten vier Frühjahrs- monaten zu erscheinen; im Mai tritt sie dagegen nur aus- nahmsweise auf und im Juni und Juli ist sie bisher überhaupt nur ein einziges Mal zur Beobachtung gekommen (1909i. G. qiiadrivalvis blieb 1908 aus; 1913 wurde sie nur in einem Exemplar (im Februar) beobachtet, während sie das vorher- gehende Frühjahr, nach Lochmann, in großen Scharen auftrat. Diese Tatsache ist allerdings nicht aus der betreffenden Liste zu entnehmen, da diese nur das, in der Station eingelieferte Material und zudem nicht die kleineren Arten berücksichtigt; so fehlte nach ihr z. B. 1913 Velella, während diese tatsächlich einen Tag im April plötzlich zahlreich erschien. Und so erklär: sich auch, warum es nach ihr den Anschein hat, als ob alle Arten nur michr vereinzelt auftreten, während wir aus zahl- Siphonophorcn der Adria. 725 reichen Berichten wissen, daß viele Arten meist in Scharen leben, so z. B. Forskalia contorta und Halisteinnia. Vogt beschreibt sehr anschaulich, wie er am 12. und 17. Dezember 1851 gegen- über dem Hafen von Nizza innerhalb einer Stunde 40 bis 50 Exemplaren von Haiistemma rubrum (tergestimim?) begegnete und berichtet ferner, wie er während seines ersten Aufenthaltes in Nizza 1847 keinen Ausflug machen konnte, ohne jedesmal gegen 20 Apohuiia tivaria zu sehen, während diese dagegen zu seiner großen Überraschung das folgende Jahr fast voll- ständig verschwunden war; an ihrer Stelle erschien Hali- stemma, die das Jahr vorher ganz gefehlt hatte. Physophora liydrostatica bezeichnet Vogt als eine, bei Nizza seltene Art und fand selbst in all den Jahren seines Aufenthaltes nur drei Exemplare. Dagegen sagten mir Honore sowohl wie meine beiden Fischer, daß sie manchmal auch in ziemlichen Scharen auftritt. Eine auffallende Tatsache ist ferner, daß Agalma Okeni, die in Villefranche nur in großen Exemplaren und nur sehr selten und ganz vereinzelt erscheint, das eine Jahr, nämlich 1905, sehr zahlreich war, denn die Stationsliste verzeichnet im März nicht weniger wie 19 und im April sogar 46 Exem- plare. Es wäre sehr wünschenswert, wenn künftig, bei Auf- stellung der Stationslisten, nicht nur die Stichproben, nämlich das eingebrachte Material, angegeben würden, sondern auch allgemeine Beobachtungen, und wenn sich ferner die ver- schiedenen Stationen jeweils über besondere Erscheinungen, wie das scharenweise Auftreten oder das gänzliche Fehlen einzelner Arten gegenseitig verständigten, um weitere Nach- forschungen einleiten zu können. Jedenfalls stehen wir erst in den Anfängen einer gründlichen Durchforschung des Mittel- meeres, trotzdem diese nicht nur lokale Bedeutung hat, son- dern durchaus geeignet erscheint, weiteres Licht auf merk- würdige Erscheinungen im Weltmeer zu werfen. Im Folgenden gebe ich eine Liste der, in der Adria bisher gefundenen Arten unter Zugrundelegung meines Systems der Calycophoren, wobei ich nur, soweit zum besseren Verständnis notwendig, systematische Bemerkungen beifüge, für alles Nähere dagegen auf die Monographie Bigelow's der Siphono- Sitzb. d. mathem.-naturw. ki., Abt. I, 126. Bd. 53 726 F. Moser. phoren der »Albatros«-Expedition und meine eigene der Siphonophoren der Deutschen Südpolarexpedition verweise, die wohl im nächsten Frühjahr erscheinen wird. Das Literatur- verzeichnis am Schluß habe ich unter dem Gesichtspunkte einer schnellen Orientierung zusammengestellt. Spezieller Teil. Mein System der Calyeophoren. Ordo: Calycopliorae Leuckart. 1. Legio: Monocalycae Moser. I. Familie: Monophyidae Claus. 1. Subfamilie: Sphaeronectinae Huxley. 2. » Mnggiinae B ige low. 3. » Nedopyramidinae Bigelovv. 4. >■ Heteropyrauiidiuae Moser. 2. Legio: Polycalycae Moser. IL Familie: Diphyidae Quoy et Gaimard. 1. Tribus: Superpositae Chun. L Subfamilie: Galeolariiiac Chun. 2. >^ Diphyinae Moser. 3. » Cerotocymbinae Moser. 4. ■ Abylinae L. Agassiz. 2. Tribus: Intermediae Moser. 5. Subfamilie: Chuniphyinae Moser. 6. » Clansophyinae B ige low. 7. » Thalassophyinac Moser. 8. » Crystallophyiuac Moser. 3. Tribus: Oppositae Chun. 9. Subfamilie: Prayiuae Kolli ker. 10. Stephanopliyinae Chun. IIL Familie: Dimophyidae Moser. L Subfamilie: DimopJiyinae Moser. 2. » Ampliicaryoninae Chun. 3. >' Mitrophyinae Haeckel. 4. » Ciihoidinae Huxley. Siphonophoren der Adria. <-< IV. P'amilie; Polyphyidae Chun. 1. Subfamilie; Hippopodinae Kolli ker. Ordnung Calycophovae Leuckart. Familie Monophyidae Claus. Sphaeronectes KölHkeri Huxley mit Eudoxie (Ersaea truncata Will). \"erhältnismäßig gemein in Neapel, Messina und Triest. wurde die Kolonie vom >A'irchow< zweimal erbeutet, eine kleine Glocke im Kanal von Selve und zwei südlich von Lucietta. MuggiaeaKochi(Will) mit Eudoxie (Eud. eschscholtzi Busch). Bei Malaga, Neapel und Triest längst bekannt, neuerdings von mir in Villefranche und Monaco nachgewiesen, hat der >^Virchow« Mg. Kocht überall in der näheren Umgebung des Golfes von Triest und der Küste erbeutet. Dagegen wurde sie von der >^Najade« nur einmal im Pomobecken, und im Tiefseebecken lediglich die Eudoxie gefangen. Muggiaea spiralis (B ige low) mit Eudoxie. (Tai". I, Fig. 1 bis 4). Wie meine Untersuchungen ergaben, ist diese Art jeden- falls keine Diphyide, wie ihr Entdecker glaubte, sondern eine Monophyide. Ihre Eudoxie habe ich im Material des »Gauss« entdeckt und beide zum ersten Male auch in Neapel nach- gewiesen. In der Adria ist sie offenbar auch nicht selten. Allerdings erbeutete sie der >^Virchow« nur zweimal (Ragusa), dagegen fing sie die »Najade« in großer Zahl im Pomobecken, und zwar bei jedem Zug, das eine Mal gleichzeitig mehrere hundert Glocken und dann auch vierm.al in der adriatischen Tiefsee. Familie Diphyidae Quoy et Gaimard. Galeolaria quadrivalvis Lesueur mit Eudoxie. Entgegen der bisherigen Auffassung, daß die Galeolarien, zum Unterschied von den Diphyinen, keine Eudoxien haben, ist es nach meinen Untersuchungen unzweifelhaft, daß ein /2b F. Moser, Teil Eudoxien produziert. Zu ihnen gehört diese Art, die jetzt zum ersten Male in der Adria festgestellt wurde. Einmal fing die »Najade« im Pomobecken vier Oberglocken von 11 bis lömm Länge und 11 Unterglocken von 14 bis 19 mm, und einmal der »Virchow« westlich von Lucietta je eine Ober- glocke (11 mm) und eine Unterglocke (10 mm). So ist sie hier anscheinend sehr selten. Galeolaria australis Lesueur. Eudoxien scheint diese absolut kosmopolitische Art nach meinen Untersuchungen nicht hervorzubringen. In der Adria ist sie bisher nur von der »Najade« (adriatische Tiefsee), und zwar lediglich eine kleine Oberglocke von 10 mm und eine Unterglocke von 12 mm gefangen worden. Bei ersterer war die Somatocyste winzig. Galeolaria chuni Lens u. \'. R. Taf. IV, Fig. 1. G. chuni unterscheidet sich von der vorigen Art, mit der sie Bigelow (1911), auf Grund eines Versehens in der Zeich- nung der Autorinnen, vereinigte, hauptsächlich durch die große, keulenförmige Somatocyste, die senkrecht nach oben bis zur Glockenmitte geht, und durch den Mangel an Kom- missuren, so daß das Gefäßsystem der Oberglocke, wie auf meiner Abbildung ersichtlich, einfach ist, wie bei D. Sieholdi. Ganze Exemplare sind noch nicht zur Beobachtung gekommen und auch nichts über den Stamm und seine Anhänge bekannt. In allen drei Ozeanen heimisch, wenn auch selten, ist sie jetzt zum ersten Male im Mittelmeer festgestellt worden: im Pomo- becken wurde eine, allerdings einzige Oberglocke von 5 min gefangen, die aber so gut erhalten und tj'pisch war, daß an ihrer Identität nicht gezweifelt werden kann. Galeolaria campanella Moser. Taf. I, Fig. 5. Diese merkwürdige kleine Galeolaria ist bisher nur bei den Tortugas, bei Deutsch-Neuguinea und westlich von Co- lombo gefunden worden (Berliner Museum). Ihr nun auch im Siphonophoren der Adria. /l'' Material der Adria zu begegnen, war daher eine große Über- raschung. Hier wurden im Pomobecken das eine Mal eine, das zweite Mal dagegen neun gut erhaltene und typische Ober- glocken gefangen. Galeolaria truncata (Sars) mit Eudoxie. Taf. II, Fig. 1. 2. Nach meinen Untersuchungen absolut kosmopolitisch wie G. aiis-ralis, ist die sogenannte hochnordische G. truncata jetzt von mir in Villefranche und Neapel nachgewiesen worden. Jedenfalls wurde sie, ihrer Ähnlichkeit mit D. Sieholdi wegen meist mit dieser verwechselt. Sie besitzt ebenfalls Eudoxien, wie ich im Einklang mit den Angaben ihres Entdeckers fest- gestellt habe, im Gegensatz zu den Angaben Chun's. Diese Eudoxien gleichen sehr jenen von D. Sieholdi und auch von G. snhtilis, sind aber bedeutend größer und kräftiger gebaut, mit einer scharf vorspringenden Ventralkante am Deckstück. Die Geschlechtsglocke hat einen rechteckigen Querschnitt wi6 bei allen Galeolarien, statt seitlich abgeplattet zu sein, wie bei Diphyes. Beim reifen männlichen Klöppel ist die Spitze orange. In der Adria ist G. truncata nunmehr ebenfalls öfters und zahlreich gefangen worden, nämlich im Pomobecken am 30. V. 1913, zirka 90 w: 1 Oberglocke von \?> mm mit kugeliger Somatocj^ste, zirka 230 w: 1 Oberglocke von A mm mit kugeliger Somatocyste, 19. VI. 1907, zirka 1000 m: 1 Oberglocke von 6 mm mit kugeliger Somatocyste und 1 Unterglocke von 4 mm; im Tiefseebecken am 1. III. 1912, zirka 250 w: 1 Oberglocke von 12 mm mit kugeliger Somatocyste, 29. VIII. 1912, zirka 300;«: Viele Oberglocken in allen Größen mit kugeligen Somato- cysten, 730 F. Moser. 29. VIII. 1912, zirka 600 m: 10 Oberglocken von \h mm mit kugeligen Somatocysten, 29. VIII. 1912, zirka 900;«: 3 Oberglocken, schlecht erhalten. Von diesen hatten zwei eine kugelige, die dritte eine schlauchförmige Somato- cyste. 24. V. 1913, zirka 600 w: 9 Oberglocken von 9 bis 13 ntm. Bei der einen war die Somatocyste kugelig, bei den anderen dagegen teils keulenförmig und groß, teils schlauchförmig und klein. In der nördlichen Adria und der Küste entlang fehlte G. truncata dagegen, wie auch z. B. im Hafen von Ville- franche, während sie hier, draußen auf dem» offenen Meer häufig gefangen wurde, ebenso bei Neapel. Sie scheint also die tieferen Wasserschichten zu bevorzugen. Galeolaria subtilis (Chun) mit Eudoxie. Taf. II, Fig. 3 bis 5. Nach dem von mir erbrachten Nachweis, daß ein Teil der Galeolarien Eudoxien hervorbringt, ist es unzweifelhaft, daß die, von Chun entdeckte D. stihtiUs eine typische Galeo- larie ist und mit diesen vereinigt werden muß. Die lose und bewegliche Vereinigung beider Hauptglocken, denen infolge des Mangels eines Hydröciums in der Oberglocke jede orga- nische Verbindung fehlt, charakterisiert sie als typische Galeolarie, wie die beigegebene Textfigur lehrt. Diese ist nach einem, allerdings sehr mäßig erhaltenen Exemplar des »Gauss« angefertigt, da es mir bisher nicht gelingen wollte, ein besseres zu erhalten und noch keine Abbildungen von dieser Art existieren. Aus dem Grunde habe ich auch die Eudoxie ab- gebildet. (Taf. II.; Siphonophoren der Adria. 731 Diese kleinste bisher bekannte Diphyide wurde viermal vom »\'ircho\V'< erbeutet, bei Skarda-Isto, vor Ragusa und bei Lucietta, von der »Xajade« dagegen nur zweimal, allerdings gleich in größerer Anzahl, aber nur im Pomobecken. Diphyes Sieboldi Kolli ker mit Eudoxie. Tat". III. Da es zweifelhaft ist, welche von den nahe verwandten Arten von Eschscholtz und Huxley unter dem Namen D. appendiculata beschrieben wurde, und die erste, wirklich genügende Beschreibung dieser, auch im Mittelmeer gemeinen Art von Kölliker herrührt, hat allein der obige Name Be- rechtigung und muß der andere, ebenfalls gebräuchliche, ganz gestrichen werden. Auch der, von Chun u. A. statt dessen angewandte Name D. hipartita Costa läßt sich nicht aufrecht halten. Ein Jugendstadium von D. Sieboldi ist D. gracilis Gegenbaur, nicht aber D. gracilis Bedot; letztere ist statt dessen identisch mit der, im Mittelmeer offenbar fehlenden D. contorta Lens u. Y. R. Welche der vielen, abwechselnd D. Sieboldi zugeschrie- benen Eudoxien tatsächlich hierher gehört, habe ich durch Züchtung feststellen können und dadurch zugleich die Ergeb- nisse meiner Untersuchungen des »Gauss« -Materials bestätigt gefunden, wo speziell diese Eudoxie sehr zahlreich war. Taf. III bringt sie zur Abbildung, und zwar Fig. 2 eine eben abgelöste, noch junge, nicht geschlechtsreife Eudoxie und Fig. 1 eine frei gefischte, reife, bei der bereits eine zweite Geschlechtsglocke zur Entwicklung gekommen ist. Fig. 4 bis 6 zeigen drei Cornjidien auf verschiedenen Entwicklungs- stufen. Bei dem jüngsten (Fig. 4) ist der Beginn der Meta- morphose des Deckblattes in das Deckstück, durch Auswachsen des hufeisenförmigen Kanales in die schlaöchförmige Phyllo- cyste, deutlich zu erkennen, während das älteste (Fig. 6) bereits einen direkten Übergang zur jungen Eudoxie von Fig. 2 bildet. Die Eudoxie gleicht sehr jener von Mg. Kochi (Will) und G. snbtilis (Chunj und ist ebenfalls klein und zart, wie sie, 732 f. Moser, jedoch sind die Kanten gesägt, nicht glatt, und bei der Geschlechtsglocke ist die Apophyse länger, wodurch die Ver- bindung mit dem Deckstück weniger fest ist, wie dorten, namentlich bei ausgewachsenen Exemplaren. Ganz anders sieht dagegen die, neuerdings von Lens und van Riemsdijk und dann von Bigelow unter dem Namen Endoxia campa- nula beschriebene und hierher gerechnete Eudoxie aus, die groß und kräftig ist und tatsächlich, wie ich nachweisen konnte, zu D. mitra Huxley gehört, deren Eudoxie noch unbekannt war. Letztere kommt im Mittelmeer nicht vor. So verbreitet und gemein D. Sieboldi in Neapel und im westlichen Mittelmeer ist, bei Triest scheint sie gänzlich zu fehlen, während sie sonst in der nördlichen Adria immerhin ausnahmsweise auftritt, da der »Virchow« einmal ein Exemplar in der Straße zwischen Skarda-Isto erbeutete, ebenso eine Ober- und eine Unterglocke. Die übrigen Funde liegen dagegen al!e viel südlicher, nämlich (eine Ober- und eine Unterglocke) bei der Insel Pomo und (lose Glocken) in der Umgebung von Lucietta, Um so gemeiner ist sie im Pomobecken und in der adriatischen Tiefsee, wo sie mit jedem Zug in Mengen herauf- kam. Da sie eine widerstandsfähige und sonst sehr verbreitete Art ist, bleibt ihr Fehlen bei Triest vorläufig rätselhaft. Abylopsis pentagona Q. et G. mit Eudoxie. Diese Art, die jetzt zum ersten Male in der Adria nach- gewiesen wurde, ist dorten jedenfalls nicht ganz selten, nac'i der Fundliste zu urteilen. Sie wurde gefangen vor Ragusa, 15. VI. 1907, 1000 w: 1 Oberglocke, ötuni; bei Lucietta, 30. VII. 1909, 220 m: 1 Unterglocke, 20 mm; westlich Lucietta, 26. VII. 1911, 180;;/: Ein ganzes Exemplar, 1 4 mm ; * im Pomobecken, 9. VI. 1912, 90 m: 1 Deckstück; ebenda, 30. V. 1913, 90 m: 2 Oberglocken, 5 und 6 mm, 1 Ge- schlechtsglocke; adriatische Tiefsee, 29. VIII. 1912, 0 in: 1 Oberglocke, 4 min: ebenda, 24. V. 1913, 300 w: 1 Unterglocke, IS mm. Siphonophoren der Adria. / o-'j Bassia bassensis Lesueur mit Eudoxie. In allen drei Ozeanen recht gemein, ist es sehr merk- würdig, daß diese auffallende Art erst jetzt im Mittelmeer gefunden werden konnte. Zuerst habe ich sie in Neapler Material, das noch von der »Maya« stammte, festgestellt, allerdings nur ein Deckstück, und jetzt immerhin eine Ge- schlechtsglocke (4 mm) vor Ragusa, und ferner 1 Oberglocke (4 mm) (9. VI. 1912, 0 bis 90 m) und 1 Deckstück (6 mm) mit einer losen Geschlechtsglocke (4 mm) (30. V. 1913, 0 bis 90 7/7) im Pomobecken; diese sind durch die charakteristischen weißen Ränder einwandfrei bestimmt. Im Tiefseebecken, wo Bassia a priori noch eher zu erwarten gewesen wäre, wurde sie dagegen nicht gefunden. So ist sie im Mittelmeer jeden- falls relativ selten. Praya cymbiformis D. Chiaje. Die Verbreitung dieser Art ist eine sehr weite, denn im Süden ist sie bereits bis Valparaiso (»Gauss«), im Norden noch im Behringsmeer (»Albatros«, 1913) nachgewiesen worden. In Neapel, Messina und Villefranche sehr gemein, ist sie in der Adria dagegen selten. In meinem Material von dorten fehlte sie gänzlich. Bisher herrschte eine außerordentliche Verwirrung in bezug auf die Prayinen. Es wurden dabei mehrere ähnliche Arten beschrieben und durcheinandergeworfen, so daß es nicht einmal klar war, welche der vielen Namen, die zur Anwendung kamen, als Synonyme zu betrachten seien. Auf Grund meiner Untersuchungen hat sich nun ergeben, daß sich die drei, aus dem Mittelmeer beschriebenen Prayinen: Pr. cymbiformis D. Chiaje, Pr. diphyes (Vogt) und Pr. mcditsa M et sehn i- koff auf zwei reduzieren, von denen die erstere identisch ist mit Pr. maxima Gegen baur und Pr. galea Haeckel. Die zweite muß künftig Lilyopsis diphyes (V^ogt) heißen und ist identisch mit der von Vogt und Metschnikoff beschriebenen Art, die auch von Kölliker, Chun (Pr. diphyes, Lilyopsis mcditsa) und Bedot (Lilyopsis rosacea) beobachtet und be- schrieben wurde. Die dritte Form, die hauptsächlich die Kon- 734 F. Moser. fusion verursacht hat, ist nichts als die Larve von Pr. cymhi- fovmis, wie ich in Neapel feststellen konnte und in einer demnächst erscheinenden Abhandlung (Bibliotheka Zoologica) nachgewiesen habe. Was die beiden anderen Formen anbelangt, so sind sie durchaus nicht ähnlich, wie bisher meist angenommen, sondern ganz im Gegenteil so außerordentlich verschieden, daß jede Verwechslung ausgeschlossen ist. Um weitere Konfusion un- möglich zu machen, sei folgendes bemerkt: Bei Pr. cymhiformis sind die beiden Hauptglocken, die meist allein an der Kolonie angetroffen werden, wenig durch- sichtig, außerordentlich fest und widerstandsfähig und ihre Verbindung eine sehr enge, indem die untere auf ihrer ganzen Länge tief in das Hydröcium der oberen eingesenkt ist. Die Somatocyste beider Glocken ist lang und hat zwei Äste, einen oberen, der auf dem Boden des Hydröciums senkrecht nach oben geht, und einen unteren, der als basale Verlängerung des ersteren erscheint. Die Lateralgefäße sind, besonders bei älteren Glocken, vielfach mäanderartig gewunden. Die Deck- blätter sind bohnenförmig mit zwei Seitenlappen. Ihre Phyllo- cyste besteht aus vier Ästen. Die Geschlechtsglocken haben zwei Flügel, einen großen dorsalen und einen kleinen ventralen. LH. diphyes dagegen ist außerordentlich zart, hinfällig und absolut durchsichtig, und zerfällt rasch und leicht voll- kommen. Deshalb ist sie schwer genauer zu untersuchen und in einigermaßen kenntlichem Zustand zu konservieren. Von einer Expedition scheint sie dementsprechend noch niemals mitgebracht worden zu sein. Ihre beiden Hauptglocken sind keilförmig und nur ganz lose miteinander verbunden, da die obere die untere nur wenig und nur oben umfaßt. Drei Eigen- tümlichkeiten zeichnen ihre Hauptglocken vor denen aller anderen Prayinen aus: \. Die Somatocyste hat zwei obere Äste, die wie Schmetter- lingsfühler aussehen. Sie entspringen gemeinsam aus dem Stielkanal und gehen divergierend nach oben, wobei sie sich zugleich immer mehr vom Hydröcium entfernen. Oben sind sie leicht abgeknickt und ihr Ende knopfförmig erweitert. Diese Äste sind nicht leicht zu erkennen, da sie sich gegenseitig, Sipliiinophoren der Adria. 735 bei seitlicher Ansicht der lateral abgeplatteten Glocken, ver- decken, und letztere nur schwer in eine andere Lage gebracht werden können. Daher sind sie ganz übersehen worden und auch ich habe sie erst nachträglich entdeckt. 2. Die Lateralgefäße sind relativ einfach, nie mäanderartig gewunden und die vier Subrumbrellargefäße entspringen nicht gemeinsam aus dem Gefäßpol sondern sind das Ergebnis einer dichotomen Teilung von zwei Ästen. Zw^ei der ersteren haben einen auffallend kirschroten Fleck, der jedoch nur bei schwacher \'ergrößerung zu sehen ist; manchmal ist aber auch nur ein einziger Fleck vorhanden. 3. Weist der Mund, bei starker Vergrößerung, einen Kranz \'on winzigen roten Flecken und kleinen birnförmigen Tuberkeln auf: ihre Zahl ist wechselnd, die der Flecken aber stets be- deutend größer wie die der Höcker. Ganz ähnlich wie die Hauptglocken sind die Spezial- schvvimmglocken, die diese Art tatsächlich, nach meinen Unter- suchungen, im Gegensatz zur vorigen besitzt. Ich bringe sie Taf. I\', Fig. 3, zur Abbildung. Hier fand ich allerdings manch- mal auch drei statt zwei rote Flecken an den Gefäßen. Das Deckblatt ist sonderbar gestreckt, mit zwei Flügeln. Die Ph^ilo- cyste hat nicht vier, sondern sechs Äste, die am Ende, wie bei der Somatocj'ste, knopfartig erweitert sind. Ein siebenter Ast ist viel schlanker und länger, und hat ganz andere Beziehungen zur Oberfläche, unter der er endet, wie die übrigen. Dieser eigentümliche Ast findet sich auch bei Pr. cymhiforiiüs. Eine Verwechslung beider Arten ist hiernach unmöglich und läßt sich nur durch die Unzulänglichkeit aller bisherigen Beschreibungen und Abbildungen von L.diphyes, von denen jene Metschnikoff's noch die besten sind, erklären. So scheint z. B. auch ganz übersehen worden zu sein, daß nicht nur ihre Spezialschwimmglocken, sondern auch die Hauptglocken diesen Kranz birnförmiger Höcker und roter Tupfen am Mund haben. Nicht einmal das Vorhandensein von Spezialschwimm- glocken stand fest (siehe Bigelow, >-Albatross«, 1911). Nachgewiesen wurde LH. dipliyes im Gegensatz zu Pv. cymhifonuis bisher nur bei \'illefranche, Messina, Neapel, den Canaren und Amboina. Alle anderen Berichte, so z. B. von 736 F. Moser. Bigelow, beziehen sich offensichtlich auf die letztere, respek- tive deren Jugendstadien. Familie Polyphyidae Chun. Hippopodius luteus 0. et G. Diese, im westlichen Mittelmeer sehr gemeine Art wurde jetzt zum ersten Male in der Adria nachgewiesen, und zwar sowohl im Pomobecken wie im Tiefseebecken, wo sie sogar neunmal gefangen wurde. Es handelte sich aber stets nur um Bruchstücke, also um Köpfe, d. h. den oberen Teil der Kolonie mit den jüngeren Glocken, und um lose Hauptglocken ver- schiedener Größe. Hippopodius pentacanthus (Kolli ker). Taf. IV, Fig. 4, 5. Von der Gattung Vogtia Kolli ker, die von mir mit Hippopodius verschmolzen wurde, sind zwei Arten beschrieben, die obige und T'. spinosa Keferst. und Ehl. Nach meinen Untersuchungen sind diese beiden jedoch identisch und daher unter obigem Namen zu vereinigen. H. pentacanthus galt bisher als eine äußerst seltene mittelländische Art, denn sie war nur bei Neapel und Messina und zwar in wenigen Exemplaren gefunden worden. Ich habe sie aber inzwischen in Monaco nachgewiesen und zudem festgestellt, daß sie bei Neapel eine der gemeinsten Arten ist, sobald in Tiefen von mindestens 400 m gefischt wird. Jeden- falls ist sie eine ausgesprochene Tiefseeform, die nur aus- nahmsweise in seichtere Schichten oder gar an die Oberfläche emporsteigt, wenigstens in mittleren Breiten. Zum ersten Male liegen nun auch Funde aus der Adria vor, wo sie viermal im Tiefseebecken und bezeichnenderweise nur hier gefangen wurde, allerdings nicht weniger wie 46 von ihren charakte- ristisch fünfkantigen Hauptglocken, also jedenfalls eine größere Anzahl zerfallener Exemplare. Zur Vermeidung weiterer \'ervvechslungen mit dem ähn- lichen H. serratus Moser, den Bigelow gut als F. penia- Siphonophoren der Adria. tot cantha abbildet (1913, T. V, VI), sei bemerkt, daß ersterer niemals an den fünfeckigen Glocken die, für letzteren charakte- ristischen Zacken oder Tuberkeln hat, sondern glatt ist, mit gesägten Kanten. Zudem ist seine Gefäßplatte anders, nämlich zungenförmig wie bei H. Intens, bei H. pentacanthns dagegen fledermausartig, um hier, im Gegensatz zu dort, bei größeren Glocken allmählich kleiner zu werden und bei sehr großen meist ganz zu verschwinden. Die sogenannte Larvenglocke habe ich in Monaco und nunmehr in Neapel entdeckt und bringe sie Taf. IV zur Ab- bildung. Daß es sich bei dieser Glocke, ebenso wie bei der sogenannten Larvenglocke von H. Intens tatsächlich gar nicht, wie angenommen, um eine Larvenglocke, sondern um die definitive Oberglocke handelt, ist anderenorts nachgewiesen und wird in einer besonderen Abhandlung (Bibliotheka Zoo- logica) begründet werden, ebenso daß die, zu einer Säule am PseudoStamm angeordneten charakteristischen Glocken von H. Intens und H. pentacanthns, die meist allein angetroffen werden, die Unterglocken mit ihren Ersatzglocken sind. Die Oberglocke (»Larvenglocke«) des letzteren gleicht sehr jener des ersteren, nur ist sie runder und das Hydröcium nicht tief taschenartig, sondern fast nur eine rundliche Delle, wie ein Daumeneindruck auf der flachen Seite der dicken Scheibe, wie auf Taf. IV, Fig. 4, zu sehen. Ordnung JPhysophorae Eschscholtz. Bisher sind in der Adria nur drei Physophoren beob- achtet worden, zu denen jetzt zwei hinzukommen. Familie Forskalidae Kölliker. Forskalia contorta (Vogt;. Forskalia finden wir nur zweimal in den Berichten der Adria, respektive von Triest erwähnt, und zwar von Claus 1876), nach welchem > eine Forskalia, wahrscheinlich F. Ed- wardsi. beobachtet wurde«, und von Graeffe (1884), der kurz bemerkt, daß r>F. contorta M. Edwards« in den Winter- 738 F. Moser, monaten, wenn auch selten, auftritt, und einmal sogar noch im März gesehen wurde. Meist kamen allerdings nur ver- stümmelte Kolonien vor, die durch Strömungen und Wellen von Süden heraufgebracht wurden. Um welche Art es sich dabei handelte, ist nicht ersichtlich, denn bei dieser Familie herrscht eine außerordentliche V^erwirrung. Die verschiedenen Arten werden bald mit dem einen, bald mit dem anderen Namen bezeichnet und war es bisher ganz zweifelhaft, wieviel Arten es überhaupt gibt, wie sie zu nennen und wie zu unterscheiden sind. Die von Bedot seinerzeit unternommene Revision hatte darin keinen Wandel zu bringen vermocht. So hat Bigelow (1911) nicht einmal den Versuch gemacht, die betreffenden Glocken seines Materiales zu bestimmen. Meine eigenen Untersuchungen haben nun ergeben, daß tatsächlich vier Arten vorhanden sind, die sich nicht nur durch die Farbe, sondern auch morphologisch und biologisch von- einander unterscheiden und daher konserviert noch zu er- kennen sind. Auf diese vier Arten sind alle bisher beschrie- benen Forskalien zu verteilen. Die eine ist die bisher ganz problematische F. flioloides Haeckel. Sie fand sich im Material des »Gauss« und ist relativ sehr selten. Im Mittelmeer kommt sie offenbar nicht vor, im Gegensatz zu den drei anderen, und unterscheidet sich ausgesprochen durch ihren Bau von ihnen. Die gemeinste unter diesen ist durch einen schwefel- gelben, runden Fleck an den Glocken ausgezeichnet, der bei guter Konservierung noch als dunkle Masse hervortritt, da eine Veränderung des Gewebes seine Basis bildet. Dieser Fleck sitzt am \'elum, in der Mitte der, dem Stamm zuge- kehrten Breitseite der Glocke. Letztere ist proximal breit ab- geschnitten und hat hier an der linken Seite einen kleinen Fortsatz. Die Kolonie bildet, zum Unterschied von den beiden anderen mittelländischen Arten, eine kompakte Masse von tannenzapfenähnlicher Form, und hat einen spiral gewundenen Stamm, der sich unter Umständen fast ganz aufrollen kann, wobei dann das ausgewachsene Tier eine Länge bis zu mehreren Metern hat. Die Hauptglocken, mehrere hundert an der Zahl, sitzen in einer dichten Spirale, die jedoch, das sei hier, im Siphonophoren der Adiiu. 739 Gegensatz zu allen bisherigen Angaben, betont, nichts mit der Spiraldrehun^ des Stammes zu tun hat, sondern auf ganz andere Weise, nämlich ähnlich wie bei Praya und Hippopodius durch die besondere Einstellung der langen Apophysen nach allen Seiten, zustande kommt. Darüber haben meine Untersuchungen nicht den leisesten Zweifel gelassen. Die Cormidien stehen ebenfalls sehr dicht und in Spiralen. Die Leberwülste ihrer langen, schlanken Saugmagen haben eine matte, braunrote Farbe, ebenso die Nesselknöpfe. Die Tiere schwimmen unter drehender Bewegung mit der Pneumatophore voraus. In Villefranche und Neapel wird diese Forskalie meist F. contorta M. Edwards genannt. Aber die Beschreibung und die Abbildungen des Autors lassen durchaus nicht er- kennen, um welche Art es sich tatsächlich handelt, und so wird dieser Name oft, so z. B. von Bedot, auch auf die andere ähnliche, aber fleckenlose Art angewandt. Die gelb- gefleckte Art taufte Kolli ker dagegen F. Edtvardsi, während Leuckart sie F. ophinra nannte usw. Auch die dritte Art, mit einem brennend roten Fleck an den Hauptglocken, wird bald mit diesem, bald mitjenem Namen belegt; so heißt sie bei Leuckart F. contorta, während sie in Neapel bald F. formosa, bald F. supcrba heißt. Da ein Teil der betreffenden Arbeiten fast gleichzeitig erschienen sind und die strenge Innehaltung der Regeln daher auf Schwierigkeiten stößt, teilweise sogar zu einem direkten Tausch der gebräuch- lichen Namen führt, habe ich mich, so gut es ging, aus diesem Chaos durch einen Kompromiß gerettet, und nenne künftig die gelbgefleckte Art wie oben, da Vogt unter dem Namen Apo- leiiiia contorta die erste gute Abbildung der ganzen Kolonie gegeben hat und mit diesem Namen meist die gemeinste mittelländische Art bezeichnet wird, die oft in ganzen Schwärmen auftritt. Als F. formosa Keferst. und Ehl. bezeichne ich da- gegen die, F. contorta am nächsten stehende vierte Forskalia, die an den Hauptglocken keinen Fleck hat, viel zarter er- scheint und durch die lockeren, gestreckten Spiralen ihres Stammes und den weiten Abstand ihrer Cormidien mehr einer Agalma gleicht. Die Farbe ist viel intensiver, nämlich hell- . 740 F. Moser, ziegelrot bei den Tentakelknöpfen, brennend rot bei den Leber- wülsten. Die Hauptglocken sind proximal ebenfalls abgestutzt, hier aber durch einen tiefen, medianen Einschnitt in zwei Lappen geteilt, einen kleineren rechten, abgerundeten, und einen viel größeren linken, spitz zulaufenden. Für die dritte Art ist wohl einzig der Name F. letickarti Bedot anwendbar. Der rote Fleck an den Hauptglocken ist linsenförmig und sitzt in der \yand des Stielgefäßes, die hier stark verdickt und merkwürdig verändert ist, und zwar in einiger Entfernung von der Subrumbrella, so, daß von der Breitseite der Glocke nur die Kante der Linse zu sehen ist. Allerdings tritt dieser Fleck erst bei älteren Glocken auf, während der gelbe Fleck von F. contorta schon bei sehr jungen Glocken deutlich hervorsticht. Die Form der Kolonie ist sehr merkwürdig, denn sie gleicht einem kurzen, dicken Kegel, dessen Spitze von der Pneumatophore gebildet wird, die flache Basis dagegen von der untersten, weitesten Spirale des Stammes. Die Cormidien sind kurz- statt langgestielt und dicht hinter- einander an der Außenseite des Kegels aufgereiht. Merkwürdig sind auch die Deckblätter, denn sie sind nicht wie dort blatt-, sondern keilförmig und wie die Seiten eines aufrechtstehenden Buches hintereinander aufgereiht. Das merkwürdigste ist aber, daß diese überaus stattliche Art, die bei Neapel und Ville- franche nur selten und nur vereinzelt auftritt, umgekehrt schwimmt, wie alle bisher von mir beobachteten Physophoren, nämlich rückwärts, mit der Kegelbasis voraus, was ganz ver- rückt aussieht. Die Nesselknöpfe sind feuerrot, rotbraun da- gegen die sehr langen Leberwülste der dicken, großen und mehr kugeligen Saugmagen. Außerhalb des Mittelmeeres ist von den drei mittel- ländischen Arten bisher nur die eine, und zwar von mir F. leiickarti einwandfrei nachgewiesen, nämlich bei Japan (Doflein) und auffallenderweise auch im hohen Norden, unter dem 60. Grad n. Br., wo sie seinerzeit von der »Tjalfe« zahl- reich gefangen wurde, so daß sie wahrscheinlich auch hier heimisch ist. An anderem Ort werde ich eine ausführliche Darstellung dieser interessanten Familie und ihrer eigenartigen Knospungsverhältnisse geben. Siphonophoren der Adria. '41 Familie Agalmidae Brandt. Bei den Agalmiden ist die Konfusion womöglich noch größer wie bei den Forskaliden, was hauptsächlich mit den ungenügenden und, wie ich in Neapel feststellen konnte, teilweise direkt unrichtigen Beschreibungen zusammenhängt. Zudem besteht keine Einigkeit über die anzuwendenden Nam.en. Da ich selbst noch keine Revision der Literatur vornehmen und also zu keinem Schluß kommen konnte, welche Namen nach den Regeln tatsächlich die richtigen sind, wende ich vorläufig die in Neapel gebräuchlichen Namen an und bemerke hier nur kurz, um eine rasche Orientierung zu erleichtern, daß von den beiden, auch in der Adria vorkommenden Arten die eine einen nackten, in mehrere Spiralen gewundenen Nesselknopf mit einem einzigen Endfaden hat; die zweite dagegen besitzt ein Involucrum, das wie ein Becher die untere Hälfte des Knopfes umgibt, der zudem viel kürzer, nur mit 2^/0 Spiral- turen ist. Die erstere wird a.\s Halistemma rubrum (LQUckart), die zweite als Haltsteimna pictnm Metschnikoff bezeichnet. Die dritte mittelländische Agalmide, die dagegen noch nicht in der Adria nachgewiesen wurde und meist Ägahna sarsi genannt wird, hat zwei Endfäden und eine Endblase an ihrem Nesselknopf. So sind diese drei Arten sofort an ihren Nessel- knöpfen zu unterscheiden. Haiistemma rubrum (LeuckartV Von dieser Art gab Kölliker unter demx Namen AgaJ- mopsis pmidata eine ausreichende Abbildung, abgesehen da- von, daß er den Tentakelapparat falsch, nur mit einem Tentakel- knopf darstellt, während er verzweigt ist. Auch sonst ist die Darstellung in Einzelheiten teils unrichtig, teils unvollständig, genügt aber zur Feststellung der Art, die, zum Unterschied von der folgenden, rote Flecken an den Glocken und am Stamm nicht hat. Ebenso entspricht ihr die Hai. riibriun von Metschni- koff, dagegen nicht die Agalma rubra von Vogt nach seinen Abbildungen Taf. VlI eines jüngeren und eines sehr großen Exemplars, nach den Abbildungen Taf. XI eines sehr jungen Exemplars, und Taf. IX einer ausgewachsenen Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 120. Bd. 54 742 V. Moser. Glocke, die z. B. alle rote Flecken haben. Andere Ab- bildungen Vogt's stimmen allerdings wieder mit der Kölliker- schen Art überein, so daß nur die Annahme Leuckart's möglich ist, daß Vogt beide Arten zusammengeworfen hat. Diese Annahme wird dadurch gestützt, daß Vogt von alten und jungen Individuen spricht, wobei die Glocken der ersteren rote Flecken haben, die bei den letzeren verschwanden (p. 65). Hiernach ist der Name Vogt's unhaltbar. Als Spezies- name wäre wohl am besten der von Leuckart zu verwenden, weil jener Kolli ker's ganz ungewohnt, während dagegen rubrum doch schon eingebürgert ist, zudem auch Leuckart's Darstellung und die Abbildungen richtiger und vollständiger sind wie die Kolli ker's. Im westlichen Mittelmeer recht gemein, ist Hai. rubrum jetzt auch in der Adria nachgewiesen. Hier wurde sie zwei- mal gefangen, im Pomobecken einmal ein nackter Stamm mit der charakteristischen Pneumatophore und zahlreichen losen Glocken, und einmal im Tiefseebecken, hier nur Glocken. Weiter nördlich scheint sie nicht vorzukommen, zum Unter- schied von Forskalia. Halistemma pictum Metschnikoff. Die besten Abbildungen dieser Art gibt Metschnikoff, die beste Beschreibung Claus (H. tergestiuiim). Neuerdings (1911) bringt auch Bigelow gute Abbildungen (Taf. XIX, XX) nebst einigen ergänzenden Beobachtungen. Meine eigenen, allerdings erst begonnenen Untersuchungen haben einiges Neue von Interesse ergeben, so z. B., daß der ganze untere Teil der Kolonie sogenannte larvale Tentakelknöpfe aufweist, im Gegen- satz zum oberen; beide erhalten sich jedenfalls zeitlebens und gleichwertig nebeneinander. Die ersteren werden offenbar von der jungen, die anderen von der älteren Kolonie hervor- gebracht. Näher hierauf einzugehen würde zu weit führen. Ferner habe ich Chun's Knospungsgesetze nicht in allen Teilen bestätigt gefunden. Diese Art ist in der Adria viel gemeiner wie die vorige und kommt auch noch bei Tricst vor. Dementsprechend wurde sie wiederholt vom »Virchow« und der »Najade« gefangen, Siphonophoren der Adria. 743 wie aus der Fundliste zu ersehen. Allerdings waren es immer nur Bruchstücke, wie meist bei Physophoren. Familie Physöphoridae Huxley. Physophora hydrostatica Forskäl. In der Adria ist diese weitverbreitete Siphonophore jetzt auch zum ersten Male beobachtet worden, allerdings nicht im Norden, wohin sie kaum vordringen dürfte, sondern im Pomo- becken, wo einige lose Taster gefunden wurden, einmal des- gleichen bei Lucietta und ferner zweimal im Tiefseebecken Taster und Glocken. Familie Velellidae Brandt. Velella spirans Forskäl. Unter diesem Namen sind alle Velellen zu vereinigen, da die, von verschiedenen Seiten beschriebenen Unterschiede, so die Form der Schale und die Form des Segels entweder nicht mehr als individuelle Bedeutung haben oder so gering sind, daß sie höchstens als Rassenmerkmale Geltung haben. In der Adria ist Velella bisher nur ein einziges Mal beobachtet worden, nämlich von Graeffe im Golf von Triest, während sie im westlichen Mittelmeer sehr gemein ist. Neue Fhysophora-Larve Taf. I. Fig6; Taf. II, Fig. 6. Unter dem, von Burckhardt bei Ragusa gesammelten Material fand sich eine merkwürdige kleine Larve, die jeden- falls zu den Physophoren gehört, wenn auch vorläufig ihre besondere Stellung, nach den sehr eigentümlichen Nessel- knöpfen ganz zweifelhaft ist. Wahrscheinlich gehört sie zu einer noch unbekannten Art, denn selbst wenn der Tentakel nur ein embryonaler Tentakel ist, hat sie keine Beziehungen zu irgendeiner der bekannten Physophoren, nach dem was wir bisher über deren Larven wissen. 744 F. Moser. Die Larve, die eine Gesamtlänge von kaum 2-3 ww hatte, wurde am 15. Juni 1907 gefangen, zusammen mit einer Ge- schlechtsglocke von B. bassensis, ' einer Oberglocke von Ap. pentagona, mehreren Mg. Kochi, ■ einigen kleinen, nicht näher bestimmbaren Physophorenglocken und einer Geschlechtsglocke von Mg. spiralis. Anfangs sah es aus, als ob es sich um ein rundes Ei mit einem Büschel merkwürdiger Anhänge handle. Erst die Untersuchung bei durchfallendem Licht ergab, daß das Ei eine mediane, ringförmige Einschnürung und oben, am entgegengesetzten Ende wie die Anhängsel, eine tiefe Mulde besaß, aus der ein kleiner spitzer Kegel, jedenfalls die Anlage der Pneumatophore, hervorragte. Die Wand dieses Kegels war dick und zweischichtig, innen aus hohen Zylinderzellen be- stehend, außen an den Seiten ganz dünn, aus kubischem Epithel, oben dagegen stark verdickt durch Erhöhung der Zellen. Die Anhänge bildeten ein dichtes Büschel an der Unter- seite des Eies, respektive des rundlichen Körpers und be- standen erstens aus einer Anzahl runder Knospen, zirka fünf an der Zahl, zu denen noch eine große hohle Knospe von birnförmiger Gestalt kam; letztere konnte die Anlage eines Saugmagens sein; zweitens war ein -stark kontrahierter, dicker Schlauch ohne Anhänge vorhanden, dessen Bedeutung unklar blieb; entweder handelte es sich um den jungen Stamm, an dem ursprünglich der Primärmagen hing, oder aber um den Tentakelstummel. Das Interessanteste waren aber drittens die Nesselknöpfe, die sowohl durch ihre Form, wie durch Bau und Größe auffielen und sich von allen bekannten Nesselknöpfen unterscheiden. Außer einigen länglichen Knospen, von denen die größeren alle stark abgeplattet, unten zugespitzt und innen hohl waren, sonst aber keine besondere Struktur erkennen ließen, fanden sich fünf Nesselknöpfe verschiedener Größe, die bereits eine höhere Differenzierung und offenbar die definitive Form besaßen und auf verschiedenen Entwicklungsstufen standen. Der älteste Knopf hatte eine Länge von zirka 1 -5 ;;/;// und glich einem langen, schlanken, dünnen Blatt; proximal verlief er allmählich in einen langen, dünnen Stiel, distal da- gegen zog er sich zu einer schlanken Spitze aus, die einen kleinen, dünnen und durchsichtigen Endfaden mit zahlreichen Siphonoplioren der Adria. 745 zerstreuten Zellkernen trug. Das Blatt selbst hatte einen zentralen Kanal mit sehr dicker Wand; rechts und links lagerten, ziemlich unregelmäßig angeordnet, große, ov^ale Kry- stallzellen, die distal allmählich kleiner wurden und in einiger Entfernung von der Blattspitze aufhörten. Ihre Form war un- gleich. An der Basis des Blattes fanden sich Krystallzellen vereinzelt auch in der Mitte zwischen den beiden Seitenreihen, aber ebenfalls ganz unregelmäßig, wie auf der Abbildung zu sehen. Bei dem Zweitältesten Blatt war der Endfaden kürzer, aber dicker und hohl und schien seine Wand nur aus Ectoderm zu bestehen. Hier war der Stiel noch dick und wenig gegen das Blatt abgesetzt und die Krystallzellen reichten nur wenig über die Mitte des Blattes hinauf, während bei dem dritten Blatt überhaupt erst zwei Krystallzellen, beide auf der gleichen Seite, vorhanden waren. Die künftige Form des Blattes ist hier noch kaum zu erkennen, nur der Endfaden als kurze, dicke Spitze abgesetzt. Bei dem vierten und fünften Blatt fehlten Krystallzellen gänzlich. Bei oberflächlicher Einstellung des Tubus sah man, daß die ganze Oberfläche des ersten und zweiten Blattes mit dunklen Punkten, jedenfalls Nesselkapseln, bestreut war; ein eigentliches Nesselband schien dagegen zu fehlen. Allerdings blieb die Untersuchung unvollständig, weil ich dieses einzige Exemplar nicht zerstören wollte und die Form sowohl der Larve, wie des Nesselknopfes die Unter- suchung sehr erschwerte. Hoffentlich gelingt es bald, mehr Material zu erhalten und dann die Bedeutung und Stellung dieser Larve aufzuklären. 74(:) F. Moser. Literaturverzeichnis. Hauptwerke. BigelowH. B., The Siphonophorae. Reports on the Scientific Results of the Expedition to the Eastern Tropical Pacific 1904—1905. XIII. Mem. Mus. Comp. Zool. Harvard Coli., vol. 38, N 2, 1911. Chun C, Die Kanarischen Siphonophoren in monographischen Darstellungen. I. Stephanophyes und die Familie des Stephanophyiden. Abh. Sencken- berg. Naturf. Ges. Frankfurt a. M., Bd. 16, S.Heft, Frankfurt 1891. — Die Kanarischen Siphonophoren in monographischen Darstellungen. II. Die Monophyiden nebst Bemerkungen über Monophyiden des Pacifischen Ozeans. Abh. Senckenberg. Naturf. Ges. Frankfurt a. 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Juli 1909. zirka 35 «/ vor Cigale auf Lussin, 28. Juü 1909, 50;//.. . Kanal von Salve, 28. Juli 1909, 100 ;// 31. » 1909. 1 10«; Straße zwischen Skarda-Isto, 25. Juli 191 1, 87 /// südlich von Zara, 29. Juli 1909, 30 /// Luks hei Sebenico (vor dem Prnkljan See"), 29. Juli 1909, 30 »J II. Rand des Pomobeckens bei l.ucietta, 3i'). Juli 1909. 100 /// 30. . 1909, 22u /// südlich Lucietta, 30. Juli 1909, 220 /// östlich » 3u. » 19u9, 200 m westlich 26. <• 191 1, 180 /// Mitte zwischen Festland und Insel Porno, 27. Juli 191 1. 144 /// HI. Rand des südlichen Reckens vor Ragusa. 15. Juni 19u7. zirka liHJU ;// 19. . 19t)7. - loon/;/ IX 7E. 3E. IE. IE. 15E. IE. IE. 7X 2E. IX V. E. IE. 4X^ /10g. \lUg. IGg IE. IX Siphonophorei^ der Adria. 751 R. Virchow ß G., \3 Ug. X (5 G.. U,Ug. 1 G. ri G., 14 L'g- jl Og. UUg- IX 4X (10g., lUg. i IE. IX 10g. lUg. 1 G., 1 Ug. 1 G.. 1 Ug. 4X IUe IE. 1 Og. 3X \Gi IX 8G. 5G. IG. 3X IX F, Moser, 2. Fahrten der I . P 0 m o - B e c k e n (N. VI.) 9. Juni 1912, Jungfischtrawl, zirka 90/« Ausstich (N. IX.) .3u. Mai 1913, nw 30. » 1913, 90 m 30. >> 1913, - 160 m 30. »1913, " > 230/;/ II. Südliches Becken (Tiefsee) (N. Y.) I.März 1912, Jungfischtrawl, zirka 250/// Ausstich (N. VI.) 31. Mai 1912. ■ >; 300/// (X. VII.) 29. Aug. 1912, Olli 29. > 1912, 300/// 29. »1912. 600/// 29. >. 1912, 900/// (,N. IX.) 22. .Mai 1913, ■ 600/// 23. ■■' 1913. Hjorlnetz, vertikal aus 850///.... 24. -> 1 9 13,Jungfischtra\vl. zirka 300 ///Ausstich 24. . 1913, .' •' 600/;/ 24. > 1913, -.^ y 900/// V. E. V. E. V. E. 3 E. V. E. /40g.. \llUg IX 5X 9 E. 5 E. 1 Eudox IX 4X /10g., llUg. Najade«. Siphonophoren der Adria. " 1 1 ^ ^. 1 1 T] i^ ^ 1 > t/2 ■f i ~ -^ -= 1 1 c j \s. ^ p: rt ^ C' >. ~ ^^ ■-: "7" ^ i ^ - LO 0 ;c ^ 2 H .s ^ ^ ■| 0 :; •5 5 C § [^ ■2" -2 s .;2 ■^ _■> e 1 S s -ii 5 1 1 i' " < ^- i . ^ ,^- • ;^ 3^ -3 ■Y-' •-ri 1-^; ■^ ^ ! ^ ^ '^' '-_ ~^ ■^ ^^ ~~' '~" ■^ — ~ i lOg. 1 Og. 3 0g. V. G.. Ug. (4E., 13 0g. l 5Ug. ID. 1 Og. IG. n St.. 1 V. G. V. G. 90g. 10g. 18 0g. r^og., \lGg. i 1 D.. \ 1 Gg. 4K., v.G. IIG. IE. 3K., 12G. 3G. 10g. 2 Og. 2G. IX -X 10g. V. Og. 10 0g. 3 0g. 9 0g. 2X 5X 3 0g. 10g. V. Og.. Ug. v.Og. 10Og.,lUg. v.Og. 2 0g.,2Ug. Og. 5 Og. riE.,9G., \ 1 Ug. 210g.. 5 Ug. 2X 1 Og. 1 Ug. 4X 1 G. 1 K., 3 G. 1 K., 1 G. 1 K.. V. G. 4G. IG. 5G. 5G. 46G. IX V. G. 2X V. G, 3G. IX 1 i1 T.. \ 1 G. / 3 T., UG. 5X IIX 2X 5X -tx 'X 2X 2X1 "54 F. Moser, Fundliste von Villefranehe 1899 bis 1913. ,4. Siphonophoren. l-l (" 1.5'^ Jänner Februar 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 1899 1900 Ol 02 03 04 05 U6 07 08 09 10 11 12 13 37 1 14 4 33 9 4 4 4 2 8 3 1 '■• Die Namen sind von mir richtiggestellt. Siphonophoren der Adria. 2 'S 05 •S - 3^ > a p 2 1 5^ T ^1 1 ■f. -. o ^ i 1899 1 2 10 2 11 ., G 2 1900 4 14 12 4 10 6 1 1 1 Ol 5 5 4 3 2 4 10 13 2 02 1 1 5 22 12 S 9 03 6 2 7 2 1 1 3 04 2 2 10 4 11 12 5 Oö 5 6 10 3 1 17 1 46 7 13 April ÜG 07 08 09 10 6 2 1 2 5 4 4 41 3 13 5 3 9 11 5 6 6 1 3 1 4 ~ 15 11 2 5 - 3 8 5 3 6 12 1 15 2 6 2 1 13 13 2 1 1899 1 2 8 10 1 2 1900 4 13 1 5 Ol 3 2 3 2 2 Ü2 2 3 1 3 8 8 1 9 03 5 12 10 2 9 04 3 1 8 1 4 G 3 05 17 4 78 5 4 3 Mai 06 07 08 4 1 5 1 6 43 15 15 1 3 16 3 6 1 6 13 41 13 09 2 2 1 2 4 7 2 2 10 1 1 1 2 2 1 1 14 11 3 1 10 3 5 5 1 12 6 2 1 4 2 1 13 1 3 3 1899 2 1900 1 Ol 1 4 3 2 1 1 02 1 2 03 1 3 04 2 1 1 05 1 Juni ■ 06 07 08 09 10 ii 1 1 17 9 21 1 1 14 10 1 13 13 3 75() F. Moser, >S ÖD OX Juli August 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 September 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 II 12 13 Siphonophoren der Adiia. 757 - 1 d bo w bC 1 •5 - d? a 15 « o 1 o > 5 . :0 1 2 = 5 Ä s §s a p £ ^i5 ^ s-s Ol' '-' -S ^■^ o 'S tri -^^ 8 ^ &; 1 1 = ^ 5^ o 1899 1 ., 1900 1 1 Ol 1 02 3 3 03 1 1 04 3 9 05 7 3 2 Oktober 00 07 08 09 10 11 12 13 2 1 13 3 10 2 1 13 1899 1 2 3 2 1900 2 1 Ol 2 4 02 2 1 03 1 1 04 2 2 2 05 2 1 2 2 2 10 November 06 07 08 09 10 11 12 13 4 2 9 1 2 1 1 26 3 1 3 1 1 4 1 1 4 18 3 3 1899 1 1 2 "lY 4 1900 1 5 8 1 1 13 1 Ol 1 6 11 10 13 02 1 6 3 3 1 1 3 2 03 2 2 1 3 1 04 2 2 1 1 5 1 05 1 62 7 3 36 46 23 Dezernber 06 07 08 09 10 11 12 13 1 1 3 1 4 2 1 1 13 93 3 1 1 1 5 2 8 1 12 8 9 7 4 2 1 3 1 2 3 9 1 13 5 34 3 Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl. Abt. 1, 126. Bd. 758 F. M^ B. Ctenophoren. i ^ 2 •5 IS 3" y. z "■ CS r? "^ 5 'S i" s 5 Jänner 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 U9 10 11 12 13 1 5 2 2 1 4 14 15 25 17 13 18 13 19 15 11 1 4 4 3 19 15 21 23 16 6 118 256 34 34 28 _ 0 1 3 1 1 1 12 2 5 3 8 1 21 9 1 2 1 1 Februar 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 4 11 17 5 21 21 14 6 25 25 21 6 6 7 3 16 17 18 25 26 15 95 151 202 133 24 9 11 3 15 4 1 1 10 1 8 2 5 35 1 3 1 5 2 März 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 19 19 16 13 1 13 11 11 19 25 19 ■ 1 17 24 18 10 8 3 9 25 25 24 13 63 44 249 120 84 1 9 j 1 3 1 1 10 6 1 5 19 23 19 9 11 2 2 14 1 1 Siphonophoren der Adiia < 1 Latnp. panceriiin Eschsch. O d ."3 C. Veneris L e s u e u r X 1 P 1 C-1 April 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 54 29 ,3 i 46 o 59 15 26 1 9 13 17 19 11 14 31 15 16 5 16 3 14 1 12 18 23 20 21 11 35 97 213 55 10 44 45 I 4 1 5 10 3 5 5 9 2 1 1 2 1 1 Mai 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 OS 09 10 11 12 13 i 1 1 1 3 1 1 3 10 3 11 20 12 6 12 14 5 12 14 1 21 1 1 11 20 15 17 17 5 10 18 3 68 21 14 8 2 3 1 5 2 3 8 3 3 2 3 1 1 1 Juni 1 899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 8 l 2 2 20 1 5 17 6 4 1 19 58 3 2 2 4 1 1 ■60 F. Moser, Juli August September 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 Siphonophoren der AJria '61 < J ö 5 1 O Q vi "2 TS 1 Oktober 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 1 1 13 3 4 1 2 0 1 2 4 3 1 9 1 1 1 November 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 4 2 4 9 14 4 1 1 4 19 2 1 6 8 3 5 3 6 6 2 1 1 5 1 Dezember 1899 1900 Ol 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 10 8 13 2 3 20 35 5 4 10 2 13 14 2 6 3 12 115 4 7 27 2 3 4 2 1 10 6 1 8 2 1 762 F. Moser, Erklärung der Tafeln. Tafel I. Fig. 1. Muggiaea spinilis (Bigelow): Eudoxie. ^ min lang. > 2. Desgl. : Deckstück von der Ventralseite. 4 mm lang. » 3. Desgl.: Junges Cormidium am Anfang der Metamorphose; die Phyllo- cyste hat schon begonnen, sich auszuwachsen. SO fach vergr. » 4. Desgl.: Älteres Cormidium. 80 fach vergr. > 5. Galeolaria campanella Moser: Oberglocke. Q mm lang. » 6. Physophora-L&v\e von Burckhardt von der Seite, zirka 2-ömm lang. Tafel II. Fig. 1. Galeolaria truncata (Sars): Junge Eudoxie. Q nun lang. » 2. Desgl. : Reife Gonophore von der Seite. 5 mm lang. » 3. Galeolaria subtilis (Chun): Junge Eudoxie. 2 mm lang. « 4. Desgl.: Deckstück mit Saugmagen. 0-Qmm lang. » 5. Desgl.: Reife Gonophore von der Seite. 2mm lang. » 6. Physopliora-LdiXYQ von Burckhardt, zirka 2'ämm lang. Tafel III. Diphyes Sieholdi Kölliker. Fig. 1. Reife Eudoxie mit zwei Geschlechtsglocken, zirka 5 mm lang. » 2. Junge, eben losgelöste Eudoxie. Die zweite Gonophore (G. 2) ist noch sehr klein und der Kanal, in welchem der Stamm lag (v), noch tief, d.h. unvollständig mit Gallerte ausgefüllt; zirka 2mm lang. > 3. Deckstück mit Saugmagen, zirka 1-5 mm lang. > 4. Junges Cormidium. Die Metamorphose hat gerade durch Auswachsen der Phyllocyste begonnen; die Gonophore ist noch klein. 45 fach vergr. > 5 und 6. Zwei ältere Cormidien. 45 fach vergr. Siphonophoren der Adria. 763 Tafel IV. 1. Galeolaria Chnni Lens und V.R.: Oberglocke. Q nun lang. 2. Lilyopsis diphyes (Vogt): Junges Cormidium mit Deckblatt und Spezial- schwimmglocke, ziemlich von oben gesehen. P. = rote Pigmentflecken ; zirka 2*5 nun lang. 3. Desgl.: Spezialschwimmglocke, zirka 1 mm lang. 4. Hippopodins pentacanthus (Kölliker): Ausgewachsene Oberglocke (>Larvenglocke«) von der Ventralseite, mit dem dellenförmigen Hydroe- cium; 13 mm lang. 5. Desgl.: Junge Oberglocke, etwas schräg von der Seite, mit dem Primär- cormidium (P. c), dem noch spaltförmigen Eingang in das Hydroe- cium (H.), der Somatocyste (So.) und der durchschimmernden Sub- umbrella (Sb.). Über dem Primärcormidium ist die Anlage der ersten i'ünfkantigen Glocke, der Unterglocke, zu erkennen. 5 min lang. Moser, F. : Siphonophoren der Adria. Taf.I. Fig. 1. { 'S^ / 4 Fig. 2. i^ig.a. Fig. 5. J\ k LIth. Antt. Th. Bannwarth, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. 1. 1917. Moser, F. : Siphonophoren der Adria. Taf. II. 'W Fig. 4. Fig. 1. Fig. 6, ^ fX"- Fig. 3. Fig. Fig. 5. . LIth. An«t. Th. Bannwarth,^ Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt.1. 1917. Moser, F. : Siphonophoren der Adria. Tai III. Fig. 3. Fig. 2. Flg. 6. i Fig. 4, m Fig. 5. Autor del. Llth. Antt. Th. Bannwarth, Wien. Sitzungsberichte d. kais.Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt.1. 1917. Moser, F. : Siphonophoren der Adria. Taf. IV. Fig. 5. Fig. 2. ^BS Fig. 3. Fig. F.g. 4. Lith. Anet. Th. Bannwarth, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. 1. 1917. Moser, F. : Siphonophoren der Adria. Sit7.img.sbiM-icktecl.kms..\kad.rt,W.ss,,nuilli.iialurw.iaa.s.so,i;d.l2aAbl.I.l!) 6o Lepidopteren aus Neumontenegro (Ergebnisse der im Jahre 1916 im Auftrage und auf Kosten der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien von Dr. Arnold Penther ausgeführten zoologischen Forschungsreise in Serbien und Neumontenegro) Von Prof. Hans Rebe! (Mit 5 Te.\tfiguren> (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Oktober 1917) Über den äußeren Verlauf der im Jahre 1916 im Auftrage der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften von Dr. Arnold Penther ausgeführten zoologischen Forschungsreise nach Serbien und Neumontenegro hat bereits Dr. Penther selbst einen eingehenden Bericht erstattet.^ Hier sollen vorerst nur jene Ort- und Zeit- angaben kurze Erwähnung finden, welche mit der reichen, rund 500 Arten umfassenden Lepidopterenausbeute in un- mittelbarem Zusammenhange stehen. Dem Reiseauftrag ent- sprechend wurde nämlich von Dr. Penther ein Hauptgewicht auf das Aufsammeln von Lepidopteren gelegt, so daß die Vertreter dieser Insektenordnung mit 497 Arten in mehr als 3000 Stücken einen der umfangreichsten und wertvollsten Teile der gesamten Reiseausbeute bilden. Die lepidopterologischen Aufsammlungen Dr. Penther's begannen am 27. Mai in Südserbien in Usce mit einigen Arten. 1 Diese Sitzungsberichte, Abt. I, 125. Bd., p. 579 bis 591. 'Ob H. Rebel, Reichhaltiger und faunistisch recht bemerkenswert war die Ausbeute schon in Novipazar (544 m), der Hauptstadt des Sandschaks, in welcher der Aufenthalt vom 29. bis 31. Mai währte. Aus dem südlich von Novipazar, bereits am Ibar ge- legenen Ribaric (670 m) liegen nur wenige Angaben vor. Von dort aus wurde trotz sehr ungünstiger Witterung auch am 2. Juni das Cecevo brdo besucht. Zahlreichere Arten wurden dagegen wieder in Rozaj (1003 w), einem bereits am Nordfuße des Zljebmassives im Ibartale gelegenen Orte, wo vom 6. bis 9. Juni, ferner am 6. und 26. Juli vorübergehender Aufenthalt war, gesammelt. Am 10. Juni wurde das Standlager am Zljeb auf der Höhe des Sattels, den der Weg von Rozaj nach Peja erreicht, in 1700w Seehöhe bezogen. Der Aufenthalt daselbst währte bis 31. Juli. Lichtfang wurde nur in dieser Höhe betrieben. Die Sammelexkursionen erstreckten sich aber häufig nach tiefer gelegenen Örtlichkeiten, so namentlich nach einem am Nordabhange des Massives in beiläufig 1400 w« Seehöhe, also bereits innerhalb der Zone des Laubwaldes verlaufenden, schluchtartigen Tal mit reichlicherer Vegetation, wogegen das Lager inmitten des einförmigen, nur durch Wiesen unter- brochenen Fichtenwaldes gelegen war. Zweimal, am 19. und 24. Juli, wurde der südliche Gipfel des Zljeb (2183 w) be- sucht, dessen obere Baumgrenze eine schmale Krummholz- region bildet. Wegen Unergiebigkeit der Örtlichkeit wurde am I.August das Standlager vom Sattel des Zljeb an den Südfuß desselben in beiläufig 680 m Seehöhe verlegt, wo sehr erfolgreich bis 24. August auch mit Lichtfang gesammelt wurde. Diese Ört- lichkeit des zweiten, also viel tiefer gelegenen Standlagers am Zljeb wurde von Dr. Penther nach einer in der Nähe gelegenen kleinen Siedlung als Novoselo bezeichnet, unter welchem Namen sie auch in der folgenden Sammelliste er- scheint. Nach Abbruch des Lagers in Novoselo wurde vom 24, August bis 2. September in Peja (türk. Ipek, 536 w) Aufenthalt genommen, welche Stadt schon am 2. August Lepidnptcren aus Neumontenegro. < b/ vorübergehend besucht worden war. Auch von Peja liegen faunistisch sehr wertvolle Angaben \-or. Auf der von Peja über Kuciste ab rascher erfolgenden Heimreise wurde nur noch in Plav am 5. September, in Abata (740m) am 10. September und in Skodra (Skutari), 13. bis 17. September, einzelne Arten gesammelt. Da die Hauptmenge aller gesammelten Arten aus dem ehemaligen Sandschak Novipazar, beziehungsweise vom Zljeb und dessen weiterer Umgebung, also aus Neumontenegro herrührt, wogegen die aus Südserbien und Albanien stammen- den Arten nur einen verschwindenden Bruchteil in der Aus- beute bilden, erscheint der gewählte Titel der vorliegenden Bearbeitung gerechtfertigt. Zur Vervollständigung der Arten- liste wurden auch einige wenige, anderwärts herrührende Angaben, so für Priboj im Limgebiet, in Fußnoten auf- genommen. Die wissenschaftliche Bedeutung der vorliegenden Lepi- dopterenausbeute, deren Verwertung durch genaue Zeit- und Höhenangaben wesentlich unterstützt wurde, liegt — ab- gesehen von einigen neu zu beschreiben gewesenen Formen, darunter einer interessanten neuen Tortricidenart^ — in nach- stehenden faunistischen Gesichtspunkten: Erstens war über die Lepidopterenfauna des Sandschak Novipazar überhaupt noch keine einzige Angabe bekannt. Zweitens wurde durch die Erforschung der Höhenzone des Zljeb die Kenntnis von der Verbreitung alpiner Lepido- pterenarten auf den Gebirgen der westlichen Balkanländer beträchtlich erweitert und vervollständigt. Drittens gestattet die Ausbeute, welche aus einem so nahen Grenzgebiet Nordalbaniens herrührt, auch eine bessere Beurteilung der Fauna der nordalbanischen Alpen selbst, von welchen bisher nur die Ausbeuten Dr. Penther's aus dem Jahre 1914- und Ignaz Dörfler's aus dem Jahre 1916^ 1 Vgl. Liste der neu beschriebenen Formen und Arten am Schlüsse der Publikation. ^ Rebel H., Lepidopteren aus dem nordalbanisch-montenegrinischen Grenzgebiete (diese Sitzungsberichte, 123. Bd., 1914. p. 1111 bis 1128. ^' Rebel H., Neue Lepidopterenfunde in Nordalbanien, Mazedonien und Serbien. 21. und 22. Jahresber. des naturwiss. Orientvereins, 1917, p. 17 — 24. /b« H. Rebel. bekannt wurden. Die Bedeutung der nordalbanischen Alpen in zoogeographischer Hinsicht ist aber bekanntlich eine sehr große, da sie für viele orientalische Arten eine Verbreitungs- grenze bilden. Als wichtigstes Resultat in letzterer Hinsicht er- gibt sich dieTatsache, daß die nordalbanischenAlpen in ihren Höhenzonen ebenfalls noch alpine Faunen- elemente beherbergen und daß orientalische Arten daselbst keine eigenen Bergformen gebildet haben. Es erscheint angezeigt, der Bedeutung der vorliegenden Ausbeute nach dem ersten der angegebenen Gesichtspunkte noch einen gesonderten Abschnitt zu widmen. Über den Fauneneharakter des Sandsehak Novipazar, ' insonderheit des Zljebmassives. Obschon eine einzige, wenn auch durch fast 4 Monate mit regem Sammeleifer durchgeführte Exkursion selbstredend keinen erschöpfenden Einblick in das Faunenbild gewähren kann, so läßt doch der nachgewiesene Bestand von rund 500 Arten die Möglichkeit einer allgemeinen Beurteilung der Fauna des besuchten Gebietes zu. Eine auf der Zahl der sichergestellten Arten fußende Betrachtung könnte aber selbst bei den best bekannt ge- wordenen systematischen Gruppen doch nur ein unrichtiges Resultat ergeben, so daß hier nur einzelne Arten, als Belege bestimmter Faunenelemente, hervorgehoben werden sollen. Wie überall in den westlichen Balkanländern, bilden auch hier die mitteleuropäischen (sibirischen) Arten einen sehr großen Bestandteil der Fauna. Ihre Anteilnahme am Faunen- bestand dürfte sich auf beiläufig 45 7o der gesamten Arten- zahl belaufen, ist aber in den einzelnen Familien gewiß un- gleich. Derzeit beträgt diese Anteilnahme bei den Rhopoloceren sogar an 707o, wird sich aber in Zukunft durch Auffindung zahlreicher, nur talbewohnender Arten östlicher und südlicher Herkunft zweifellos sehr beträchtlich verringern. Auffallend gering ist nach den bisherigen Sammelergeb- nissen die Anteilnahme östlicher (orientalischer) Faunen- elemente, was sich durch die beträchtliche Seehöhe der als Lepidopteren aus Neumontenegro. •69 Sammelplätze besuchten Lokalitäten erklärt, in welche nur mehr wenige dieser Faunenelemente vorzudringen vermögen. Als solche orientalische Arten seien erwähnt: Ptychopoda filicata Hb. (130) Acidalia imitavia Hb. (139) Tephrodystia süenicolata M a b. (186). Crambus coiifiiselhis Stgr. (254) Pyrmista castalis Tr. (303) Olethreutes stihiaua Gn. (348). Papilio podalirins L. (1)^ Pieris ergane H. G. (8). Limenitis camilla Schiff. (16) Coenonympha arcania L. (43) Zephyrns querais L. (46) Lycaena meleager Esp. (57) Enblemma communimacula Hb. (108) Ptychopoda camparia H. S. (127) Ptychopoda obsoletaria Rbr. (129) Aus gleichem Grunde ist auch der bisher nachgewiesene Bestand südlicher (mediterraner) Arten sehr gering. Diese sind mit Ausnahme eines einzigen Fundortes in ihrem Vor- kommen sämtlich auf das südlich gelegene Novoselo be- schränkt. Als mediterrane Arten seien angeführt: Pieris Manni Mayer (7) Colias croceus Fourc. (14) Gymnoscelis ptimilata Hb. (195) Lithosia caniola Hb. (229) Diasemia ramburialis Dup. (285) Um so bedeutsamer tritt dagegen der Anteil alpiner Elemente in der vorzugsweise erforschten Bergfauna des Gebietes hervor. Ohne auf die Unterscheidung von alpinen Arten in engerem Sinne und borealalpinen Arten vorderhand einzugehen, seien hier nachstehende Arten namhaft gemacht; Argynnis pales Schiff. (23) Erebia pronoe Esp. (33) Hesperia caeca Frr. (71) Agrotis speciosa Hb. (88). 1 Die den Artnamen nachgesetzten eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die fortlaufenden Nummern der Artenliste. 770 H. Rebel. Hadena Malllardi H. G. (96;. Anaitis praeformata Hb. (156) Larentia caesiata Lang (169) » ßaviciiictata Hb. (170) ■Larentia cyauata Hb. (171) » verberata Sc. (.172) » iiebtdata Tr. (173). » incultaria HS. (174) » scriptnrata Hb. (175) Larentia afßuitata (Stph.) tiirbaria Stph. (178) Larentia minor ata Tr. (179) Nimieria capreolaria F. (201) Gnophos sordariiis (Thubg.) mendicarins HS. (210) Gnoplios inyrf Hiatus Thubg. (211) Psodos trepidariiis Hb. (213) Scoparia manifestella HS. (276) Scoparia phaeoleuca Z. (277) Titanio phrygialis Hb. (287) Pionea Jutealis Hb. (292) nebtüalis Hb. (293) decrepitatis HS. (294) Pyransta nliginosaJis Stph. (298) Pyransta alpin alis Schiff. (299) Von diesen Arten sind die nachfolgenden vier neu für die Gebirge der Balkanländer überhaupt: Hesperia caeca Frr. (71) Agrotis speciosa Hb. (88) Aristotelia heliacella HS. (412) Scythris noricella Z. (430) Pyransta rhododendronalis Dup. (300) Pyrausta nigralis F. (308) Pterophorns osteodactyhis Z. (320) Stenoptilia coprodadyla Z. (321) Stenoptilia graphodactvla T r. (322; OJethreiites inygindana Schiff (346) Epinotia mercuriana H b. (355) Sivafnmerdamia alpicella H S. (382) Argyresthiaglabratella Z.(389) ArgyrestJiia amiantella Z.(390) Plutella senilella Zett. (392) Aristotelia heliacella HS. (412) Scythris fallacella Schlag. (427) Scythris noricella Z. (430) Elachista bifasciella T r. (446) » siibalbidellaS chläg. (449) Scardia tessulatella Z. (477) Incurvaria vetiilella Zett. (488) Incurvaria rupella Schiff. (489) Lepidopteren aus Xeumontenegro. 771 Die beiden Arten: Hadena Maillardi H G. (96) Pyrausta uliginosaUs Stph. (298) waren bisher auf der Balkanhalbinsel nur vom Rilogebirge in Bulgarien bekannt gewesen, so daß durch ihr Auffinden am Zljeb eine sehr auffallend gewesene Lücke in ihrer Ver- breitung beseitigt erscheint. Es ergibt sich eben immer mehr die Tatsache, daß das ursprünglich nur als vereinzelte Ausnahme angesehene Vor- kommen alpiner Arten auf den Gebirgen der Balkanländer eine Erscheinung von viel allgemeinerer Bedeutung ist. Zahl- reiche alpine Arten hielten zur Eiszeit auch die Gebirge der Balkanländer besiedelt. Derzeit ist ihr Vorkommen daselbst aber ein beschränktes geworden und offenbar in stetigem Rückgang begriffen. Die obige reiche Liste von 46 alpinen Arten würde fast 10% des im Zljebgebiet sichergestellten Faunenbestandes darstellen, was selbst für die montane Region des Gebietes hoch erscheinen würde, um so mehr als daselbst auch noch andere Arten nicht alpiner Herkunft als montane Formen auftreten. Zu letzteren gehören vor allem auch die nachfolgenden auf die Balkanländer beschränkten oder wenigstens für dieselben charakteristischen Arten und Lokalformen: Paniassius apoUo (L.) dardanns Rbl. (2) Erehia tyndariis (Esp.) halcanica Rbl. (37) ► Coenonympha tiphon (Rott.) occupata Rbl. (45) Auaitis simpliciata Tr. (158) Lareiitia aqiteata (Hb.) hercegoviiiensis Rbl. (163j Tephroclystia fenestrata M i 1 1. (1 89) Zygaena exulans (Hoch) Apfelbecki Rbl. (232 j Crambus acutariguleUus HS. (244) lytJiargyrelhts (Hb.) domavieUns Rbl. (248) » langnidellus Z. (251) » paiipereUus Tr. (252) Scoparia petrophila (Stndh.) balcanica Rbl. (278) Tortrix sfeineriaiia (Hb.) balcanica Rbl. (329) 772 H. Rebel, Bei einzelnen dieser Arten kann die Frage nach der ur- sprünglichen Heimat nur schwer beantwortet werden. So tritt Erehia tyndarus Esp. (vgl. Text) nur in der Gipfelregion des Zljeb in der alpinen Nominatform auf, in tieferen Lagen aber in der stark verschiedenen Form halcanica Rbl. Da die Art in ihrer Verbreitung bis Sibirien reicht, wäre sie eigentlich als sibirisches Faunenelement anzusprechen. Tephroclystia fenestrata Mill. macht in ihrer bekannt gewordenen europäischen Verbreitung den Eindruck einer Balkanart, die westwärts bis in die Seealpen vorgedrungen ist. Nun wurde aus Nordamerika durch Packard eine Etipi- thecia creiaceata bekannt gemacht,^ welche scheinbar der- selben Art angehört. Eingehende Untersuchungen des Genital- apparates des Falters und der ersten Stände werden aber wahrscheinlich hier nur den Fall einer auffallenden Kon- vergenzerscheinung ergeben. Die meisten der Balkanlokalformen hat das Zljebgebiet mit den bosnischen Hochgebirgen gemeinsam. Parnassius apollo dardanvis Rbl. scheint auf die nordalbanischen Arten und deren Vorlagen beschränkt. Als endemische Art ist derzeit noch Lipoptycha pentheriana Rbl. (374) anzusehen, welche aber voraussichtlich auch anderwärts in den Gebirgen der westlichen Balkanländer gefunden werden dürfte. Eine Erscheinung muß hier noch Erwähnung finden, welche nur als Anzeichen ungünstiger Lebensbedingungen des Gebietes für zahlreiche Lepidopterenarten gedeutet werden kann. Es ist dies die auffallend geringe Durchschnittsgröße (Flügelspannweite) so zahlreicher Arten, welche sich nicht bloß bei vielen Rhopaloceren. sondern auch vielen Hetero- ceren, insbesondere bei den Geometriden und Pyraliden, sehr bemerkbar macht. Möglicherweise trugen auch die besonders ungünstigen Witterungsverhältnisse des Jahres 1916 (große Trockenheit bis Mitte Juli, dann anhaltender Regen und Kälte- einbruch) mit daran Schuld, so daß es sich um keine bloß lokale, sondern zum Teil auch temporäre Erscheinung handeln 1 Vgl. Packard, Geom., p. 63, 562, pl. 8, fig. 15. l.epidopteren aus Xeumontenegro. / t o könnte. Weitere Beobachtungen werden auch darüber Auf- schluß geben. Jedenfalls erscheint mit dem nachgewiesenen Bestand von fast 500 Lepidopterenarten bereits eine sehr wert\'olle. aussichtsreiche Basis für weitere faunistische Studien in Neu- montenegro geschaffen. Systematisches Verzeichnis der gesammelten Arten. Papilio^iidae, 1. Papilio podalirius (L.) Zljeb, 7. Juli (cf, 9), Novoselo, 8. August (cf). Die Stücke gehören der Sommerform intermedia Grund an.^ 2. Parnassius apollo (L.) dardanus- n. subsp. (cf, 9) — P. apollo Rebel, diese Sitzungsberichte, 123. Bd., p. 1114 (1914), (Vunsaj). Vom Zljeb liegt eine zwischen 11. und 31. Juli in Höhen zwischen 1500 und 1750 in erbeutete Serie von 24 cf und 5 9 vor, welche mit den zahlreichen Stücken von Wmsaj vollkommen übereinstimmt. Obwohl die Benennung von Lokalformen bei P. apollo nur einen geringen taxonomischen Wert hat, da einzelne Individuen ohne Fundortsnachweis nur in sehr seltenen Fällen ihre Zugehörigkeit zu einer der zahlreichen benannten Rassen einwandfrei erkennen lassen, geht es doch schon wegen der Gleichförmigkeit in der nomenklatorischen Behandlung nicht an, die Apolloform der nordalbanischen Alpen, von welcher die vorliegenden Stücke von Zljeb nicht zu trennen sind, unbenannt zu lassen. Die wichtigsten Merkmale'^ der vorliegenden, im männ- lichen Geschlecht sehr konstanten Form sind: 1 Von Skutari (Skodra) kam mir nachträglich ein Ende April 1914 von Dr. Penther auf seiner ersten Reise erbeutetes jf der Frühjahrsform zu. 2 Nach dem illjTischen Volksstamm der Dardani benannt, deren Wohn- plätze sich bis in die nordalbanischen Alpen erstreckten. 3 Dieselben sind nach ihrem durchschnittlichen N'erhulten bei 60 männlichen und 7 weiblichen t^tin/tr;7M. o am Licht. 212. Gnophos mj^rtillatus Thubg. Zljeb, 21. Juni, in zirka 1850 w Seehöhe und am 19. Juli in zirka 21(30 /w See- höhe, je ein frisches, kleines cf. 213. Psodos trepidarius (Hb.) Werneri Schaw. Zljebgipfel, 20(30 m Seehöhe, 19. und 24. Juli (1 ö", 4 9) 214. Fidonia (Isturgia) limbaria (F.) rablensis Z. Zljeb. 9. Juni, ein frisches 9. 215. Ematurga atomaria L. d'ecevo brdo, 3. Juni (cT), Zljeb, 20 bis 24. Juni (cf); Novoselo, 6. bis 13. August (cT, 9) mehrfach. Die Stücke letzterer Lokalität bilden Über- gänge zur Form orientalis Stgr. 216. Phasiane clathrata L. Novipazar, 31. Mai, Zljeb, Juni, mehrfach, in defekten Stücken. 794 217. Phasiane glarearia Schiff. Novoselo, 6. August (cf). 218. Scoria lineata Sc. Zljeb, in niedrigeren Lagen (zirka 1400 /w), 18. bis 28. Juni (o'', 9I ArctUdae. 219. Spilosoma lubricipeda L. (menthastri Esp.;. Novipazar, 30. Mai, ein geflogenes cf. 220. Phragmatobia fuliginosa L. Peja. ein cT vom Aussehen der Frühjahrsgeneration am 30. August, am Licht. 221. Parasemia plantaginis (L.) interrupta Schavv. Zljeb (1400 bis 1700 w), 20. Juni bis 2. Juli in Anzahl (cf, 9), die gelbe Form des cT einzeln auch analog ab. lutea ohsoleta Tutt, die weiße Form hospita Schiff cf auch analog ab. hicolor Ratz. Die Hinterflügel sämtlicher 9 mit roter Grundfarbe. 222. Diacrisia sannio L. Zljeb, 28. Juni und 4. Juli, je ein o^ der ersten, Novoselo, 16. August, ein cf* der zweiten Generation. 223. Callimorpha dominula L. Zljeb 0400«/), 9. Juli (cfi. 224. Callimorpha quadripunctaria Po da. Novoselo, 3. bis 22. August, mehrfach. 225. Coscinia striata L. Zljeb (1400;«), ein cT am 28. Juni. 226. Endrosa irrorella Cl. Zljeb, 24. Juni; Novoselo, 4. August, je ein geflogenes cf. 227. Lithosia lurideola Zck. Zljeb (zirka 1400 w), 9. und 12. Juli (cf, 9); Novoselo, 15. August, ein sehr kleines, stark geflogenes cT. 228. Lithosia complana (L.). Novoselo, 4. bis 17. August, einzeln am Licht, nur vier sehr kleine 9. Die Stücke haben nur eine Vorderflügellänge von 14 nun. Die Färbung des Vorderrandes der Vorderflügel und des Hinterleibes stimmt mit normalen coniplaiia-Stücken, die all- gemeine Färbung ist jedoch blässer. Wahrscheinlich handelt es sich nur um eine zweite, kleinere Generation, möglicherweise aber doch um eine Lokal- Lepidopteren aus Neumontenegro. / 9o form, zu deren Begründung jedoch die Kenntnis des männ- lichen Geschlechtes erforderlich wäre. 229. Lithosia caniola Hb. No\-oselo, 4. bis 17. August, einzeln am Licht (cT, $). Zygaenidae. 230. Zygaena purpuralis Brün. Zljeb, in zirka 1400/;/. See- höhe, vom 28. Juni bis 11. Juli, mehrfach (cf, 9j. 231. Zygaena achilleae Esp. Zljeb (lAOOm), 4. Juli, ein Q. 232. Zygaena exulans (Hoch.) Apfelbecki Rbl. Ein cf aus der Gipfelregion des Zljeb, am 24. Juli erbeutet. Das Stück stimmt mit solchen vom Volujak,i ist nur etwas größer. 233. Zygaena lilipendulae L. Zljeb, 4. bis 7. Juli, in zirka 1400 //^ Seehöhe (cT, 9). 23i. Zygaena angelicae O. Zljeb (1400 bis 1600 w), 4. bis 10. Juli, mehrfach (cf, 9). 235. Ino globulariae Hb. Zljeb (zirka 1400 w), 28. Juni (ö^ abgeflogen, 9;. 236. Ino budensis Spr. Cecevo brdo, 3. Juni (cT). Auch aus Bosnien und der Herzegowina bekannt. 237. Ino Mannii Led. Zljeb (1400 w), 28. Juni (2^). Psifchidac. 238. Pachythelia unicolor Hufn. Peja, 27. August, einige leere, alte Säcke gefunden. 239. Psyche viciella Schiff. Umgebung Pejas, einige Säcke mit Raupen gefunden, welche während der folgenden Überwinterung eingingen. 240. Sterroptherix hirsutella Hb. Novoselo, 22. August, ein leerer Sack. 241. Rebelia surientella Brd. Novipazar, 31. Mai. Zljeb, 23. und 29. Juni, je ein ^. 242. Fumea crassiorella Brd. Novoselo, 22. August, zahl- reiche leere Säcke gefunden. Schaw. Verl), zool. bot. Ges., 1015, p. (89). 796 H.Hebel, 243. Fumea betulina Z. Peja, 27. August, einige leere Säcke. JPijralidae, 244. Crambus acutangulellus HS. Zljeb (1600 bis 1800 m^), 26. Juni bis 15. Juli, auch am Licht. Eine Serie von 20 Stücken (cf, 9) dieser schönen Balkanart. 245. Crambus inquinatellus Schiff. Xovoselo, 5. bis 22. August, eine Serie von Stücken beiderlei Geschlechts. 246. Crambus geniculeus H vv. Novoselo, ein stark geflogenes cf am 7. August, ein frisches cf am 22. August. 247. Crambus contaminellus Hb. Novoselo, 23. August, ein Pärchen am Licht erbeutet. 248. Crambus lythargyrellus(Hb.}domaviellus Rbl. Zljeb (1600 bis 1800;//), 22. Juni bis 1. Juli, zahlreiche d\ ein 9. 249. Crambus tristellus F. Novoselo, 19. bis 31. August, einzeln am Licht in kleinen Stücken der Stammform. 250. Crambus perlellus Sc. Zljeb (1700 m), 27. Juni bis 4. Juli, häufig. 251. Crambus lanquidellus Z. Zljeb (1 700 ;;/), nur ein o^ am 28. Juni. 252. Crambus pauperellus • Tr. Zljeb (1700 bis 1850 wj, 28. Juni bis 14. Juli, einzeln (cf, 9). 253. Crambus mytilellus Hb. Novoselo, 11. bis 15. August (4 J). 254. Crambus confusellus Stgr. Novosello, 12. und 17. August, je ein d". 255. Crambus falsellus Schiff. Novoselo, 6. bis 28. August, zahlreich (cf, 9), auch am Licht. 256. Crambus chrysonuchellus Sc. Zljeb (1600/«), 26. Juni, ein kleines cT. 257. Crambus culmellus L. Zljeb, 30. Juni bis 24. Juli, häufig (nur d'), auch am Licht. 258. Crambus dumetellus Hb. Zljeb (1700///), 1. bis 27. Juli {^, ?)• 259. Crambus pratellus L. Zljeb (1500 bis 1700///), 8. bis 29. Juni, (d", 9), häufig. Lepidopteren aus Neumontenegro. 7.)7 260. Crambus uliginosellus Z. Novoselo, 8. bis 21. August, häufig (o^, 9 ). Die Stücke sind klein, mit schneeweißen Hinterflügeln. 261. Homoeosoma sinuella F. Xovoselo, 18. August, ein 9 am Licht. 262. Homoeosoma nimbella Z. Novoselo, 4. bis 21. August, mehrere Stücke (c/', 9). 263. Ephestia elutella Hb. Novoselo, 13. August, ein 9 am Licht. 264. Pempelia dilutella Hb. Novoselo, 4. bis 23. August, zahlreich in beiden Geschlechtern, auch am Licht. 265. Pempelia ornatella Schiff. Zljeb, 21. Juni bis 1. Juli mehrfach (cf, 9). 266. Selagia argyrella F. Novoselo, 4. August (1 cT, 2 9), am Licht. Die Stücke sind auffallend klein (Vorderflügellänge 11 nun, gegen 14 mitteleuropäischer Stücke). Möglicher- weise liegt eine Lokalform vor, was sich erst bei größerem Material entscheiden ließe. 267. Salebria semirubella Sc. Novoselo, 8. bis 23. August, zahlreich in beiden Geschlechtern. Die Mehrzahl der Individuen gehört der Form sanguinella Hb. an. 268. Brephia compositella Tr. Novoselo, 18. August, ein 9. 269. Endotricha flammealis Schiff. Novoselo, 4. bis 12. August, zahlreich (cT, 9). Ein 9 ist auf allen Flügeln saumwärts stärker braun verdunkelt. 270. Hypsopygia costalis F. Novoselo, 11. bis 30. August, mehrfach (cf, 9), zumeist am Licht erbeutet. 271. Pj^ralis farinalis L. Novoselo, 14. August, am Licht. 272. Cledeobia angustalis Schiff. Novoselo, 12. bis 24. August, in Anzahl beide Geschlechter. 273. Stenia punctalis Schiff. Novoselo, 13. bis 20. August, zwei Pärchen. 274. Scoparia Zelleri VVck. Cecevo brdo, 3. Juni, ein frisches cf. 275. Scoparia ingratella Z. Zljeb (1600 m), 24. Juni, ein cT. 798 H. Rebel. 276. Scoparia manifestella HS. Zljeb (1700 bis 1850 7//), '23. Juni bis 8. Juli (1 cf, '1 9), auch am Licht. 277. Scoparia phaeoleuca Z. Zljeb (1400;//), 4. Juli, ein frisches 9 am Licht. 278. Scoparia petrophila (Stndf.) balcanica n. subsp. Zljeb (1700;//), 23. Juni bis 1. Juli, in Anzahl (c"", 9), auch am Licht. Die Stücke sind durchschnittlich etwas größer, mit viel reiner weißgrauer Grundfarbe der Vorderflügel, als typische Exemplare aus dem Riesengebirge. Auch die Stücke aus den bosnischen und herzegowinischen Gebirgen (Treskavica,^ Bisina-") gehören dieser lichten Form an. Die Zeichnung der Vorderflügel, namentlich der Verlauf des äußeren Querstreifens, stimmt mit petrophila überein und unterscheidet die Form leicht von der ähnlich gefärbten, aber auch größeren und mit schmäleren Flügeln versehenen Sc. sudciica Z. 279. vSylepta ruralis Sc. Novoselo, 15. August, ein (defektes) 9 . 280. Evergestis sophialis F. Zljeb, 27. Juli, ein frisches 9, Novoselo, 6. August, ein geflogenes cf. 28 L Evergestis aenealis Schiff. Novoselo, 4. bis 20. August, zwei Pärchen. Die Stücke sind klein, im weiblichen Geschlecht sehr dunkel schwärzlichbraun gefärbt. 282. Nomophila noctuella Schiff. Usce, 27. Mai, Novoselo, 4. bis 21. August, sehr häufig. 283. Loxcstege (Phlyctaenodes) sticticalis L. Novoselo, 11. bis 20. August, ein geflogenes Pärchen. 284. Diasemia litterata Sc. Novoselo, 2. bis 21. August, sehr häufig. 285. Diasemia ramburialis Dup. Novoselo, 19. August, 2 9. 286. Cynaeda dentalis Schiff. Novoselo, 22. August, ein -f'. i Rebel, Ann. d. Xaturh. Hofm.. XIX. Bd., p. 314, Xr. 1038. 2 Schawerda, Znol. bot. Verh., 1911. p. (88). Lepidopteren aus Xeumontenegro. /y^* 287. Titanio phrygialis Hb. Zljeb, IG. Juni in zirka 1850 iii Seehöhe, 3 frische Stücke (cT, 9). 288. Pionea crocealis Hb. Novoselo, 21. .August, ein Pärchen. 289. Pionea languidalis Ev. Novoselo, 12. August, ein stark geflogenes d'. 290. Pionea ferrugalis Hb. Zljeb, 24. Juni, in tieferer Lage ein stark geflogenes 9 ; Novoselo, 14. bis 29. August^ zahlreich (cf, 9). 291. Pionea rubiginalis Hb. Novoselo, 18. August, ein frisches cf am Licht. 292. Pionea lutealis Hb. Zljeb (1400 in Nordseite), 9. Juli, ein frisches cf. 293. Pionea nebulalis Hb. Zljeb, 2(3. Juni bis 16. Juli, mehr- fach (cf, 9). 294. Pionea decrepitalis HS. Zljeb (1700 ;//), 20. bis 29. Juni (cf, 9)- 295. Pionea olivalis Schiff. Zljeb (1700 7»), 1. Juli, ein cf. 296. Pyrausta flavalis Schiff. Novoselo, 21. August, ein kleines cf. 297. Pyrausta nubilalis Hb. Novoselo, 9. bis 19. August, mehrfach (cf, 9). 298. Pyrausta uliginosalis Stph. Zljeb (1700 bis 1850 ;/;), 16. bis 29. Juli, eine Anzahl männlicher Stücke. Auch am Licht. Bereits aus dem Rilo (Bulgarien) nach- gewiesen. 299. Pyrausta alpinalis Schiff. Zljeb {1700 in) ein 9 am 15. Juli. 300. Pyrausta rhododendronalis D up. Zljeb (1 700 bis 185* > /// •. 20. Juni bis 3. Juli (3 d", 1 9 ), auch am Licht. 301. Pj^rausta cespitalis Schiff. Novoselo. 8. bis 29. August. mehrfach (d^, 9). 302. Pyrausta sanquinalis L. Novoselo, 22. August, ein 0. 303. Pyrausta castalis Tr. Zljeb, in zirka 1400 7// Seehöhe, am 4. Juli ein frisches cf. 800 H. Rebel, 304. Pyrausta purpuralis L. Zljeb, 4. bis 19 Juli, mehrere cf der größeren Form chermesinalis Gn.; Novoselo und Peja, 2. bis 30. August in Anzahl {d, 9) in Stücken der Stammform, ein cT auch der ab. ostrinalis Hb. in Peja am 30. August am Licht. 305. Pyrausta aurata Sc. Zljeb, 27. Juni, in tieferen Lagen ein cf; Novoselo und Peja, 7. bis 30. August, mehr- fach (o^ 9). 306. Pyrausta obfuscata Sc. Novoselo, 14. August, ein kleines ff mit großem, gelbem Vorderrandfleck der Vorderflügel. 307. Pyrausta cingulata L. Zljeb (1750;;/), am 4. Juli ein großes o\ Novoselo, 3. bis 20. August (cf, 9). Auch am Licht. 308. Pyrausta nigralis F., Zljeb, 24. Juni und 9. Juli, in Höhen zwischen 1400 und 1600 iw, je ein o^; Novo- selo, 22. August, ein frisches 9. 309. Pyrausta funebris Ström. Novoselo, 21. August, ein frisches rj'. PteroxMoriäae, 310. Oxyptilus distans Z. Usce, 27. Mai (cf). 311. Oxyptilus teucrii (Jord.) celeusi Frey. Novipazar, 31. Mai (cTj; Novoselo, 17. August, d, stark geflogen, 312. Oxyptilus parvidactj^lus Hvv. Novoselo, 4. bis 14. August, am Licht. 313. Platyptilia farfarella Z. Zljeb (2000 m), 3. Juli, ein kleines blaßgefärbtes cT am Licht, ganz mit einem von Prof. Zell er herrührenden Stücke stimmend. 314. Platyptilia Zetterstedtii Z. Zljeb, 23. Juni, ein kleines 9. 315. Platyptilia acanthodactyla Hb. Novoselo, 6. August. 316. Platyptilia cosmodactyla Hb. Novoselo, 12. August. 317. Alucita pentadactyla L. Novoselo, 13. bis 27. August. 318. Alucita baliodactyla Z. Novoselo, 7. August (cf). 319. Alucita tetradactyla L. Zljeb, 10. Juli, ein sicher hierher gehöriges defektes Stück (cf). Ein am 21. August ebenda Lepidopteren aus Neumontenegni. 801 am Licht erbeutetes Stück (cT) gehört der Form meristo- dactyla (Mn.) Rbl.i an. 320. Pterophorus osteodactylus Z. Zljeb (1400 ;//), 1 1. Juli (d";. 321. Stenoptilia coprodactyla Z. Zljeb (1700 bis 1850 mj, 23. Juni bis 20. Juli, häufig. 322. Stenoptilia graphodactyla Tr. Zljeb (1400 7//, Nordseite). 9. Juli (9). 323. Stenoptilia pterodactyla L. Zljeb (1750 w), 28. Juni (:f j. Tortricidae. 324. Acalla variegana S c h i f f. Abata (Alb.), 10. September [^ ). 325. Acalla quercinana Z. Zljeb (1600 m), 26. Juni, ein cf . 326. Dichelia grotiana F. Peja, 27. August, ein sehr kleines :f . 327. Dichelia gnomana CI. Novoselo, 7. bis 20. August, zahlreich. 328. Tortrix bergmanniana L. Zljeb, 9. bis '20. Juli. 329. Tortrix steinenana (Hb.) balcanica n. subsp. Zljeb, 23. Juni bis 24. Juli, 1600 bis 2000 ///, zahlreiche ^. Die Stücke sind, in Übereinstimmung mit solchen aus den Hochgebirgen Bosniens und der Herzegowina,- kleiner, mit entschieden schmäleren Flügeln als solche aus den Alpen. Stücke vom rumänisch-siebenbürgischen Grenzgebirge ( Bucsecs, 3. August, leg. Rbl.) nähern sich bereits der Balkanform, zeigen aber eine breitere rostrote Bindenzeichnung der Vorderflügel. 330. Tortrix rusticana Tr. Zljeb, 12. bis 19. Juni, mehr in niedrigeren Lagen cf, 9 V 331. Cnephasia argentana Cl. Zljeb, 28. Juni bis 10. Juli, zahlreiche z , ein 9 . 332. Cnephasia canescana Gn. Novoselo, 12. August (cT). 333. Cnephasia wahlbomiana CL.) alticolana HS. Zljeb (1700 7//), 25. Juni (cf, 9). 1 Rov. Lapok. XXIII flOlÖ), p. 117. 2 RebeK Ann. d. Xaturh. Hofmus., XIX. Bd., p. 330, Xr. 116*. 802 H. Rebel. 334. Cnephasia abrasana Diip. Novipazar, 31. Mai, Rozaj, <). Juni, je ein cT. 335. Anisotaenia ulmana Hb. Zljeb, 20. Juli, ein cf. 336. Conchylis rutilana Hb. Zljeb, zirka 2000;//, 19. Juli, ein -/'. 337. Conchylis smeathmanniana F. Zljeb (1800 ;;/), 23. Juni (cf ). 338. Conchylis ciliella Hb. Zljeb, 23. Juni bis 27. Juli; Novoselo, 16. und 19. August; Peja, 27. August; Kuciste, 3. September. 339. Euxanthis hamana L. Novoselo, 19.' August (cf). 340. Euxanthis zoegana L. Zljeb, 20. Juli; Novoselo, S. bis 20. August. Die Stücke von letzterer Lokalität sind sehr klein (II. Generation), die rostbraune Ringzeichnung des Apikalteiles der Vorderflügel sehr dunkel, die Hinter- flügel fast schwarz. Ein Stück von Lastva (Herzeg.) vom 24. August (leg. Pag.) stimmt damit überein.^ 341. Euxanthis straminea Hw. Novoselo, 15. August, am Licht (cT). 342. Hysterosia inopiana Hw. Novoselo, 8. und 10. August, je ein cT. 343. Olethreutes sauciana Hb. Zljeb, 24. Juni, ein 9. 344. Olethreutes profundana F. Novoselo, 3. und 8. August (cT, 9, verflogen). 345. Olethreutes arcuella Cl. Zljeb (1700;//), 12. Juni (cT). 346. Olethreutes mygindana Schiff. Zljeb, 23. Juni (cf). 347. Olethreutes striana Schiff. Usce, 27. Mai, cf; Novo- selo, 4. bis 21. August, kleine Stücke (d", 11. Generation). 348. Olethreutes stibiana Gn. Rozaj, 6. Juni (cf, 9); Zljeb, 23. Juni (cT). 349. Olethreutes rivulana Sc. Novoselo, 4. bis 21. August in Anzahl, darunter auch kleine Stücke, welche von ab. Stangeana Teich nicht zu trennen sind. ^ RebeK Ann. d. Xaturh. Hofmus., .XIX. Bd., p. 334, Xr. 1191. Lepidopteren aus Xeumonlenegro. 803 350. Olethreutes lacunana Dup. Novipazar, 30. Mai; Zljeb, 28. Juni bis 20. Juli; Novoselo, 9. bis 20. .August. 351. Olethreutes cespitana Hb. Zljeb, 4. Juli (9); Novoselo, 18. bis 24. August, auch am Licht (o^, 9). 352. Olethreutes bipunctana F. Novipazar, 31. Mai; Zijeb, 24. Juni bis 1. Juli. 353. Olethreutes hercyniana Tr. Zljeb, 28. Juni und 4. Juli, je ein 9. 354. Epinotia (Steganoptycha) nanana Tr. Zljeb, 27. Juni bis 10. Juli. 355. Epinotia mercuriana Hb. Zljebgipfel (2100//;); 24. Juli (3 0^, 1 9). 356. Bactra lanceolana Hb. Novoselo, 9. bis 21. August, eine Anzahl kleiner .Stücke. 357. Semasia hypericana Hb. Zljeb, 20. Juni bis 9. Juli in Anzahl; Novoselo, (3. August (kleines cf). 358. Epiblema modicana Z. Novoselo, 8. bis 20. August mehrfach (cf , 9 ). 359. Epiblema tedella Cl. Zljeb, 23. Juni bis 9. Juli, häufig. 360. Epiblema penkleriana F. R. Novoselo, 19. August (9), 361. Epiblema tetraquetrana Hw. Novoselo, 9. August (9). 362. Epiblema thapsiana Z. Zljeb (zirka 1400 in), 20. Juni, am Licht ein sehr großes cf (Vorderflügellänge 9, Exp. 18 uiiii). 363. Grapholitha caecana Schlag. Novipazar, 31. Mai, ein geflogenes cT. 364. Grapholitha succedana Froel. Novoselo, 17. August, ein kleines q am Licht. 365. Grapholitha compositella F. Peja, 31. August (cf). 366. Grapholitha janthinana Dup. Novoselo, 6. August, ein stark geflogenes 9. 367. Pamene amygdalana Dup. Novoselo, 9. August, ein sehr kleines cf. 368. Ancylis lundana F. Novoselo, 12. August. 80i H. Rebcl. 369. Ancylis comptana Froel. Novoselo, 17. August, am Licht. 370. Dichrorampha heegeriana Dup. Novoselo, 8. August, ein Irisches 9. 371. Dichrorampha consortana Wilk. Zljeb (1400 7/?, Nord- seite), 18. Juni (cT). 372. Dichrorampha acuminatana Z. Novoselo, 16. August, am Licht (cf). 373. Lipoptycha saturnana Gn. Zljeb (1400 m, Nordseite). 28. Juni (9). 374. Lipoptycha pentheriana n. sp. (cf, 9). Zwei ganz frische männliche Stücke am Zljeb in bei- läufig 1700 m Höhe am 23. und 27. Juni erbeutet, sowie ein Fig. 4, 5. Lipoptyclia penlheriaiia Rbl. (^, 9 )• etwas geflogenes 9 ebendaher vom 5. Juli gehören einer neuen Art an, welche der Dicliroramplia distinctana Hein, ähnlich ist, aber durch den vollständigen Mangel eines Vorder- randumschlages an der Basis der männlichen Vorderflügel sogar generisch davon zu trennen ist. Die kurzen dunklen Fühler sind entschieden stärker (dicker) als bei D. distinctana. Die vorgestreckten, ab- geschrägten Palpen orange, nach unten und außen breit schwarz gesäumt. Körper und Beine von der dunklen Flügel- grundfarbe, letztere mit hellgefleckten Tarsengliedern. Die Vorderflügel sind gestreckt, mit stumpf gerundeter Spitze, unterhalb welcher der schwach gebogene Saum am Augenpunkt etwas eingezogen ist. Die Grundfarbe der Vorder- flügel ist schwärzlichgrau, in der Basalhälfte gleichmäßig weißlich gewellt, in der Außenhälfte wird die Grundfarbe durch goldgelbe Bestäubung bedeckt. Der bei distinctana viel deutlicher hervortretende helle Innenrandfleck wird hier nur durch einige kräftis-e e, etwas schräg bis zur Flügelmitte Lepidopteren aus Neumontenegro. öOo eichende gelblichweiße Quervvellen ersetzt. Der Vorderrand ~i von der Basis ab gleichmäßig hell und dunkel gefleckt. jje hellen Stellen setzen sich beim cT als einfache gelblich- weiße Schräghäkchen fort, welche nur beim 9 zum Teil als Doppelhäkchen erscheinen. Die Einfassung des durch eine Querreihe sehr feiner schwarzer Punkte bezeichneten Spiegel- -~eldes wird durch zwei dicke, blauglänzende Bleilinien ge- ildet, welche sich vor dem Innenwinkel vereinen. Eine kurze iOlche Bleilinie zieht auch aus dem letzten Vorderrands- häkchen gegen den Augenpunkt. Am Saum liegen fünf kräftige schwarze Punkte, die zum Teil sehr kurze Längs- strichelchen bilden. Die bleigrauen Fransen in ihrer Mitte mit weißlicher Teilungslinie. Die Hinterflügel mit ganz gerundeter Spitze, dunkelgrau mit helleren Fransen und breiterer weiß- licher Teilungslinie. Die Unterseite der Flügel glänzend braun- grau mit fünf großen gelben Vorderrandshäkchen in der Apikaihälfte. Das 9 etwas gedrungener, mit etwas schmäleren Flügeln als das cT. Vorderflügellänge 6-5, Exp. 13 bis lA mm. ' \'on D. distincfana, abgesehen von dem Mangel des Vorderrandsumschlages beim cT, durch etwas gestrecktere Vorderflügel, welche im Basalfeld viel deutlicher gezeichnet sind, wodurch der Innenrandsfleck viel weniger hervortritt, sowie durch zahlreichere Vorderrandshäkchen leicht zu unter- scheiden. Die mir in den Typen bekannt gewordene Diehr. rüana Dren.i aus dem Rilo-Dagh besitzt einen, allerdings sehr kurzen Vorderrandsumschlag der Vorderflügel beim cT. Über- dies steht sie der Dichr. Ugtilana HS. sehr nahe, ihre Vorder- flügel sind jedoch schwächer gezeichnet, mit 2 Augenpunkten" in den Fransen, die Hinterflügel dunkler etc. Glyphipteryfjidae. 375. Choreutis bjerkandrella (Thubg.) pretiosana Dup. Novoselo, 13. August (cf). 1 Drenowski, Per. Zeitschr. Wiss. Mitt. (Sophia), 71. Bd. (1910), ;;. 619, Taf. 1. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 126. Bd. 58 806 H. Kebel, 376. Choreutis myllerana F. Novoselo, 3. bis 22. August. 377. Simaethis diana Hb. Zljeb (1700 w), 9. bis 10. Juli, auf einer feuchten Wiese in Anzahl. 378. Simaethis fabriciana L. Zljeb, 5. bis 20. Juli; Novoselo, 19. August, zahlreich. 379. Glyphipteryx thrasonella S c. Zljeb ( 1 400 in), 1 8. Juni (d" ». 380. Gylphipteryx equitella Sc. Novoselo, 4. August (ein Hyponomeutidae. 381. Hyponomeuta cognatellus Hb. Novoselo, 12. bis 27. August. 382. Swammerdamia alpicella HS. Zljeb (1600;;/), 24. Juni (9 . 383. Argyresthia albistria Hvv. Novoselo, 14. bis 20. Augusi. 384. Argyresthia ephippella F. Novoselo, 6. bis 8. August. 385. Argyresthia nitidella F. Zljeb, 28. Juni; Novoselo, 4. bis 1 1. August. 386. Argyresthia abdominalis Z. Zljeb, 4. und 19. Juli. 387. Argyresthia fundella FR. Zljeb, 28. Juni, 4. Juli. 388. Argyresthia goedartella L. Zljeb, 24. Juni, 10. Juli. 389. Argyresthia glabratella Z. Zljeb, 25. bis 28. Juni, bis 1750 ;;/. 390. Argyresthia amiantella Z. Novoselo, 17. August, am Licht. Plutellidae. ■391. Plutella maculipennis Curt. Zljeb, 10. Juli. 392. Plutella senilella Zett. Zljeb, 4., 6. und 24. Juni, je ein geflogenes Stück (cT). 393. Cerostoma lucella F. Novoselo, 6. bis 17. August (91. 394. Cerostoma asperella L. Novoselo, 4. August (cf). 395. Cerostoma falcella Hb. Zljeb (1400 w), 9. Juli (cT, 0). 396. Cerostoma xylostella L. Zljeb, 9. Juli (cf ). I.epidopteren aus Xeumontenegro. 807 Gelechiidae. 397. Bryotropha terrella Hb. Novoselo, 12. bis 24. August, häufig.^ 398. Gelechia velocella Dup. Novoselo, 7. bis 10. August. auch am Licht (cf, 9). 399. Gelechia infernalis HS. Zljeb (1700 7/n, 20. Juni bis 4. Juli, mehrere cf, auch am Licht. 400. Lita artemisiella Tr. Zljeb 12. Juli (9). 40L Lita maculea Hvv.- Novoselo, 4. August (9). 402. Lita leucomelanella Z. Novoselo, 22. August, ein frisches cf am Licht. 403. Teleio sequax Hw. Novoselo, 10. August, großes cf. 404. Acompsia cinerella Cl. Novoselo, 7. bis 22. August (cT, 9). 405. Tachyptilia Disquei Meeß. Bad. zool. \'er., 1907, p. 125; Meeß in Spuler, p. 355; quercella (Lafaury) Chret.. Le Naturaliste (2), 29. \'ol., p. 254 (Novembre 1907); panormitella Mn. (i. 1., Brussa). Von dieser erst in jüngerer Zeit beschriebenen Art liegen zwei geflogene weibliche Stücke von Novoselo vom 12. und 15. August vor. Die Art bleibt wohl fraglich und steht der folgenden schiHlella außerordentlich nahe. Sie ist meist größer, breit- flügeliger, mit am Vorderrande fleckartig verdickter hinterer Querlinie der Vorderflügel. Bereits Mann hat sie von Brussa (1863) als eigene Art (panormitella, i. 1.) angesprochen, aber nicht publiziert. Vielleicht ist sie nur die auf Eichen lebende .Form der scintilella. Hierher gehörige Stücke besitzt das Hofmuseum 1 Ein einzelnes ^f (in nicht bestem Erhaltungszustände) vom Zljeb, 20. Juli, dürfte vielleicht der ungenügend bekannt gemachen Biyoiroplui ciliatella HS. (V., p. 174, Fig. 590) angehören. 2 Ein stark geflogenes männliches Stück vom gleichen Fundort und Tag zeigt eine schwarze Beschuppung des Palpenmittelgliedes. Wahrschein- lich liegt eine neue, sonst nahestehende Art vor. 808 H. Rebel, auch von Kuciste (Dalmatien) und Mostar (18. Juli 1898, leg. Rbl.). 406. Tachj'ptilia scintilella FR. Novoselo, 11. und 22. August, zwei geflogene Stücke, sind viel kleiner als die vorigen Disqiiei mit schmäleren, mehr bräunlichen Flügeln und etwas längeren, spitzeren Palpen. 407. Tachyptilia subsequella Hb. Novoselo, 6. bis 17. August. 408. Xystophora tenebrella Hb. Zljeb, 25. Juni (1 9). 409. Xystophora atrella Hw. Novoselo, 15. August (^ eingesunken bezeichneten Stelle fanden sich geschrumpfte, entleert aus- sehende .Zellen, deren Inhalt bis auf geringe Reste zerfallen war. Die Zellmembranen waren teilweise gebräunt, vor allem Tütende Wirkung des .Mistelschleims. 825 erschienen aber alle Gefäßbündel so. Der Zerfall der Chromato- phoren erstreckte sich auch schon weiter auf die nächste Umgebung, wo ein Schrumpfen des Gewebes noch nicht be- merkbar wurde. In weiterer Entfernung vom Orte, wo der Mistelsame gelegen hatte, war das Gewebe völlig normal, der Plasmabelag in Palisaden- und Schwammparenchymzellen der Wand eng anliegend, die ihm eingebetteten Chlorophyll- körner gut erhalten. Untersucht wurde dann das in Fig. 2, Taf. I dargestellte, ebenfalls in Alkohol aufbewahrt gewesene Blatt. Hier waren im Mittelpunkt Schrumpfung und Bräunung des Gewebes verstärkt, in den seitlichen Lappen aber fehlten diese Erscheinungen, doch sahen die Zellen völlig inhaltslos aus, von Chromatophoren war keine Spur zu sehen. Das dem Tode geweihte Blatt hatte sich so vollständig entleert, wie es Blätter im Herbste vor dem Laubfall tun. Von der Balsamine wurde 'das in Fig. 4, Taf. II ab- gebildete Blatt untersucht. Der mehr am Umkreis der ge- schädigten Stelle geführte Querschnitt zeigte Schrumpfung der Zellen nur wenig ausgesprochen, Bräunung der Zell- wandungen da und dort, allgemeiner der Gefäßbündel. Sehr kennzeichnend war der Verfall der Protoplasten. Erst in weiterer Enfernung führten die Zellen gut erhaltene Chloro- ph^ilkörner. Von diesen Stellen gab es Übergänge mit krüm- meligen Resten des Chlorophjdls bis zu völlig leer aus- sehenden Zellpartien. Diese erschienen am durch den Alkohol entfärbten Blatt im durchfallenden Lichte — abgesehen von den gebräunten Partien — wie Glas durchsichtig. B. Versuche mit Sprossen. Zu wiederholten Malen (19. November 1913, 9. Februar 1915) hatte ich die Sprosse einer größeren Anzahl von Topf- pflanzen des PeJargoiiiiim inqiiinans mit Mistelsamen belegt, mit der Absicht, ein bequemes Objekt zum Studium des Eindringens des ersten Senkers zu gewinnen. Die Versuche schlugen alle fehl; wenn sich auch die Haftscheibe eines Keimes gut am Sprosse befestigt hatte, der Keim trocknete früher oder später ein. Wie die vorgenommene Untersuchung 82G E. Heinricher. zeigte, ist daran offenbar die früh einsetzende und reiche Korkbildung schuld, zu der die Sprosse dieses Pelargoniums befähigt sind und von der die Fig. 1, Taf. III eine Vorstellung geben soll. In der Korkbildung liegt offenbar eines der wirk- samsten Mittel vor, das Pflanzen gegen den Befall durch die Mistel anwenden können. Infolge dieser Erkenntnis nahm ich schließlich das Auslegen der Mistelsamen in immer jüngeren Internodien vor, in denen die Korkbildung noch nicht ein- gesetzt hatte. Die Versuche von 1915 ließen aber mit ziem- licher Sicherheit erkennen, daß unter dem Einfluß der Mistel- samen und ihres Schleims die Korkbildung beschleunigt und örtlich im Umkreise der belegten Stelle einsetzt. Ihren Ausgangspunkt hat sie normal in der unter der Oberhau: zunächst liegenden Zellage. So ist in Fig. 2. Taf. III solcher Kork zu sehen, der unter dem ausgelegten Mistelsamen ent- stand, während auf der entgegengesetzten Seite des Sprosses noch keiner vorhanden war (Fig. 3, Taf. III). In dem letzten \'ersuche dieser Art, den ich am 4. März 1916 einleitete und bei dem sieben Pflanzen mit vier bis fünf Samen einer Weißdornmistel belegt wurden, gelang es aber in ein paar Fällen Tötung des unter der belegten Stelle liegenden Gewebes zu erzielen, also einen ähnlichen Erfolg, wie ihn mit großer Regelmäßigkeit die ausgelegten Mistelsamen auf den Blättern derselben Pflanze hervorriefen. Auch bei diesem \'ersuche aber war häufiger noch eine normale Bildung von Oberflächenkork als Reaktion festzustellen. Nur in zwei Fällen war die Wirkung des Mistelschleims so stark, daß, ehe der normale Abvvehrvorgang einsetzen konnte, schon größere Gewebspartien abstarben und da!^ infolgedessen in anderer Weise dem Eindringling" Halt ge- boten werden mußte. An den Pflanzen III und VII wurden am 14. April, also 40 Tage nach dem Auslegen der Mistelsamen, unter diesen und unter den Haftscheiben der Keimlinge verfärbte Stellen von 2 bis 3 mui Durchmesser wahrgenommen, die makro- skopisch den Eindruck einer Einsenkung machten. Die mikro- skopische Untersuchung zeigte, daß in der Tat hier die Tötende Wirkung des Mistclschlcims. 82 i Oberhaut und periphere Rindenlagen abgestorben, die erkrankten Gewebe aber nach innen zu durch eine in tieferen Zellagen entstandene Korkschicht schon unterfahren und abgegrenzt waren. So wäre dem Einbruch des Mistelkeims auch in dem Falle erfolgreich begegnet worden. Fig. 4, Taf. III bringt den Querschnitt, der durch den Stengel an der betreffenden Stelle gemacht wurde, zur Anschauung. Auch an die Hypoküt3'le und das Epikotyl der Balsa- minen, die ich im Februar aus Samen zog, legte ich später einige Mistelsamen zur Keimung aus. Bei der Kurzlebigkeit dieser einjährigen Pflanzen war natürlich an eine Einwurze- lung der Mistel von vornherein nicht zu denken, höchstens Anfänge des Eindringens zu beobachten, lag im Bereich der Möglichkeit. Vor allem interessierte es mich aber, ob und welche Reaktionen an den belegten Sprossen sichtbar werden wi^h-den. An den durch Anthocyan intensiv rotbraun gefärbten Hypokotylen traten makroskopisch solche, die mit Sicherheit auf den r\Iistelkeim als auslösenden Faktor zuri.ickgeführt hätten werden können, nicht hervor. Deutlich aber war die Wirkung zu erkennen, welche die angelegte Haftscheibe eines Keimlings am Epikot}^ hervorgerufen hatte. Das am 30. Mai 1916 angefertigte, in Fig. 7, Taf. II vorliegende Bild zeigt klar, wie im die Haftscheibe umgebenden Gewebe Anthocj^an aufgetreten ist, so daß sie von einem roten Hof umrahmt erscheint. Die anatomische Untersuchung des Ob- jektes ergab ebenfalls, daß hier bemerkenswerte Reaktionen abgelaufen waren. Ein Querschnitt des Stengels, geführt in der Region der Haftscheibe, die sich beim Abschneiden vom Stengel loslöste, zeigte, daß das ihr zunächst liegende oberflächliche Gewebe abgestorben und geschwärzt war. Die ganze Region war ferner durch überaus reichliche Teilungen im tieferen Rindengewebe etwas emporgehoben. Diese vielen Teilungen, welche die zumeist großzelligen Rindenzellen eingegangen sind, bringt die Aufnahme in Fig. 5, Taf. III zur Anschauung. Den Gegensatz dazu zeigt eine Stelle aus demselben Schnitte, an der die Wirkung des Mistelkeims nicht mehr zur Geltung kam (Fig. 6, Taf. III). Zwi.schenliegend waren Übergangs- 828 E. Ile in rieh er, Stufen zu verfolgen, wo Zellteilungen noch, aber in beschränkter Zahl, abgelaufen waren. Eine echte Korkbildung fehlte; das Vermögen dazu scheint der Balsamine abzugehen. Unter dem Samen mit der Schleimhülle traten an den Sprossen keine er- kennbaren Wirkungen hervor; sicher blieb nur die unter der Haftscheibe, deren bemerkenswerte Eigentiam- lichkeiten beschrieben wurden. Durch das Absterben und \'ertrocknen der peripheren Gewebe (wie aus Fig. ö, T&f. III hervorgeht, trifft dies vor allem die Oberhaut und das Kol- lenchym), die massenhaften Zellteilungen im großzelligen Rindenparenchym, von dem späterhin jedenfalls ein Teil eben- falls abstirbt und eintrocknet, würde übrigens ein Eindringen des primären Senkers auch dann wahrscheinlich verhindert werden, wenn der Sproß von Impatiens baJsamina von längerer Lebensdauer wäre. Versuchen wir eine Zusammenfassung der Er- gebnisse und zugleich eine kritische Erörterung derselben zu geben. Es gelang durch das Belegen von Blättern des Pelargotiüim inquinans und von Iiu- patiens BaJsamina mit Mistelsamen, die ihre volle Schleim hülle hatten, örtliche Tötung der darunter liegenden Gewebe zu erzielen. Reaktionen traten verhältnismäßig rasch ein, schon in 8 (extremer- weise selbst 6) Tagen waren solche erkennbar. Zu- nächst wurde ein Einsinken des Gewebes an der Unterseite des oberseits belegten Blattes wahr- genommen, es folgte eine Verfärbung (gelblich bei Pelargoiiinm, s c h w ä r z 1 i c h b e i d e r B a 1 s a m i n e ) und end- lich Absterben der unter dem ausgelegten Samen befindlichen Gewebe. Die anatomische Untersuchung wies auf den raschen Verfall der Chromatophoren hin, insoferne als diese auch im Umkreise der zen- tralen Stellen, wo die Gewebe noch nicht geschrumpft waren, fehlten oder doch nur in krümm eligen Resten vorhanden waren. Von dieser direkten Wirkung des Belages ist als indirekte zu unterscheiden das Zu- grundegehen von größeren Blattpartien, das dann Tretende Wirkung des .Mistelschleims. 829 eintrat, wenn durch Zerstörung größerer unter den Samen gelegener Leitbahnen die Wasserzufuhr zu gewissen Blattabschnitten unterbunden wurde. Durch die ausgedehnteren Versuche mit Pelar- goniiiin tritt klar hervor, daß diese Wirkung speziell dem Mistel seh leim zuzuschreiben ist, denn erstens fehlte sie, wenn dem bereits an ge keimten Samen, der ausgelegt worden war. die Schleimhülle ge- nommen wurde; zweitens ließ sie sich vollends her- vorrufen, wenn der Schleim eines noch nicht aus- gekeimten Samens — nach Entfernung des letzteren — ■ allein ausgelegt wurde. Es ließ sich ferner zeigen, daß diese Wirkung nicht der äußere, der Beerenhaut anhaftende Schleim, der ein Zelluloseschleim ist, hervorruft, sondern der innere, der eigentliche Viscinschleim, der ein Pektoseschleim ist. Die Art der Wirkung liegt dabei offenbar auch in diesen Fällen in der physikalischen Beschaffenheit, in der kolloidalen Natur des Mistelschleims, wie ja auch in der vorausgehenden Abhandlung die Hemmung der Kei- mung von Samen auf Mistelschleim und die Schädi- gung der Keimlinge durch den letzteren auf diese Weise wohl am begründetsten ihre Erklärung fand. In erster Linie scheint es sich um osmotische Störun- gen und Wasserentzug aus den Geweben durch den Schleim zu handeln; in zweiter könnte auch an Schädigung der Gewebe durch Adsorption gedacht werden, denn bekanntlich sind die kolloidalen Sub- stanzen durch die Fähigkeit, aus Lösungen Stoffe an sich zu reißen, ausgezeichnet.^ Daß es dieph\'si- kalische Beschaffenheit des Schleims ist, der die Wirkung zugeschrieben werden muß, findet einige Stütze auch darin, daß an den Pelargoniiim-BVatteTn die gleichen Erscheinungen wie durch den Mistelschleim auch durch einen anderen Pflanzenschleim, den Schleim der 1 Vgl. Nathan söhn, Der Stoffwechsel der Pflanzen. Leipzi \ IG und 113. 830 i:. Heinricher. Beeren von Aiülinriinu scaudeu^:: hervorgerufen werden konnte. Was die Störung der osmotischen \'erhältniss2 und eventuelle Schädigung durch Adsorption betrifft, so ist es ein leuchtend, daß dieWirkung desSchleim es auf Blätter je nach dem osmotischen Druck, den ihre Gewebe haben, und nach den Bauverhältnissen der Blätter große \'erschiedenheiten aufweisen wird. Es ist daran zu erinnern, daß, wie in der vorausgehenden Abhandlung mitgeteilt wurde, an den Kotyledonen und den folgenden Blättern junger Kohlpflanzen durch ausgelegte Mistelsamen mit Schleim kein Zu- grundegehen der darunterliegenden Blattgewebe ein- trat. Es ist wahrscheinlich, daß in diesen Blättern ein relativ hoher osmotischer Druck \'orhanden V\'ar, der dem Entzug von Wasser durch den Schleim ent- gegenwirkte. In diesem Sinne spricht auch die Beob- achtung, daß an jüngeren Blättern von Pelargonituu die Reaktionen später eintraten als an älteren. In anderer Hinsicht wird, wie kaum zu bezweifeln, eine starke Ausbildung der Kutikula und von Kutikular- schichten Schutz gegen Schädigung gewähren. Es ist sehr wahrscheinlich, daß bei einer Ausdehnung der Versuche auf Pflanzen mit lederiger Beschaffen- heit der Blätter keine Schädigung derselben durch das Belegen mit Miste Ischleim allein oder mit Mistel- samen samt ihrer Schleimhülle eintreten dürfte. Auch an den Sprossen von Pelargoniuui iuqiiinans ließ sich in einigen Fällen Tötung der unter den mit ihrer Schleimhülle ausgelegten Mistelsamen be- findlichen Gewebe erzielen, doch gelang dies nur an verhältnismäßig noch sehr jungen Sproßinter- nodien. Pelargoniuui inquinaiis ist durch eine sehr früh eintretende und reichliche Bildung von Oberflächen- kork ausgezeichnet und Korkbildung ist offenbar eines der wirksamsten Abwehrmittel der Pflanzen gegen den Mistelbefall. Auch an noch korklosen Sprossen trat mehrfach örtlich unter dem ausgelegten Tötende Wirkung des Mistelschleims. 831 Schleim vorzeitig Bildung von Oberflächenkork ein und selbst in den beschränkten Fällen, wo die Epi- dermis und die nächsten Rindenzellagen unter der Einwirkung des Schleims getötet wurden, ehe die s üb epidermale Zellage, aus der der Oberflächen kork seinen Ursprung nimmt, mit der Korkbildung ein- setzen konnte, wurde durch Korkbildung in den tieferen Zellagen der Rinde für Abschluß der ge- schädigten Stelle gesorgt. Am Hypokotyl der Balsam ine ausgelegte Mistel- samen haben zu keinen Reaktionen geführt, die sicher als Wirkung des Mistelschleims hätten ge- deutet werden können. Deutlich trat eine solche nur unter der angepreßten Haftscheibe eines Mistel- keimlings hervor, der einem am Epikotyl ausgelegten Samen entstammte. Um die Haftscheibe zeigte der Sproß eine auffällige Häufung von Anthocyan in den Zellen. Die mikroskopische Untersuchung erwies, daß Epidermis und Kollenchym unter der Haft- scheibe abgestorben und in den tieferen großzelligen und überdies hj^perhydrisch erweiterten Parenchym- lagen reichlichst Zellteilungen erfolgt waren. Zur Korkbildung ist Iiiipatlens balsamina offenbar nicht be- fähigt. Das Ausbleiben deutlicher Reaktionen an den Hypokotylen von Impatiens kann auf relativ hohem osmotischem Druck des Gewebes beruhen, das durch sehr hohen Anthocyangehalt normalerweise aus- gezeichnet ist.^ Ob die verstärkte und eigenartige Reaktion, die an einem Epikotyl un t er der angepreßten Haftscheibe festgestellt wurde, auch nur auf osmoti- sche Störung, bewirkt durch das eigenartige schlei- mige Sekret zurückführbar ist oder ob hier auch eine Gift Wirkung im Spiele steht, bleibt offen. Es ist in 1 \'gl. darüber auch Wagner • Entwicklungsänderungen an Keim- pflanzen. Ein Beitrag zur experimentellen Morphologie und Pathologie (Denkschriften der Kaiserl. Akad. der Wissensch. in Wien, Mathem.-naturw. Klasse, 94. Bd. [1917], p. SSj. ■S.'ij! E. He in rieh er, der vorangehenden Abhandlung darauf hingewiesen (vgl. p. 867), daß hinsichtlich dieses Sekretes am ehesten auch an Giftwirkung gedacht werden kann. Außer engerem Zusammenhang mit dem bisher Mit- geteilten möchte ich anhangsweise noch einer Beobachtung Erwähnung tun, die mir gelegentlich der Versuche im Vorjahr mehrfach begegnete und auch bei den im Jahre 1917 durch- gefijhrten Versuchen zur i\4istelkeimung wieder unterlief. Es ist dies der auffallende Farbenunterschied, den die Keimlinge eines und desselben IMistelsamens wieder- holt aufwiesen. Die Erscheinung ist aber durchaus keine allgemein verbreitete, sondern bei den vielen Hunderten aus- gelegter Mistelsamen von den verschiedensten Pflanzen be- gegnete sie mir nur bei den Samen von ein bis zwei Büschen. Mit voller Bestimmtheit weiß ich nur, daß sie bei einer auf Crataegus Oxyacantha stehenden Mistel sowohl im vorigen als in diesem Jahre vorkam. Zweifelhaft schwebt mir vor, als ob das Gleiche auch bei einer Linden- mistel unterlaufen wäre. Zur Erläuterung der Sache dient die Fig. 6, Taf. II, die das Hypokotyl einer Balsamine mit an- haftendem Mistelsamen, der zwei Keimlinge austreten ließ, vorführt. Das Bild (31. Mai 1916 gemacht) läßt erkennen, daß das Hypokotyl des einen Keimlings normal grün gefärbt erscheint, während das des zweiten kaum einen Stich ins Grüne erkennen läßt, sondern gelb erscheint. Das Gleiche sah ich häufig bei den im Vorjahre durchgeführten Versuchen über die Giftwirkung der Mistel- keimlinge auf Birnbäume, zu denen gleichfalls Beeren der genannten Crataegns-MxsieX verwendet wurden. Besonders auffällig ist die Erscheinung bei zweiembryonigen Samen, doch sei gleich erwähnt, daß die beiden Embryonen eines .Samens auch beide tiefgrün oder beide hellgelblich gefärbt sein können, wie auch, daß der Keimling eines einembryonigen, durch die helle gelbliche Färbung seines Hypokotyls aus- gezeichnet erscheint. Bei 1917 durchgeführten Thermostatenversuchen, die das Ermitteln des Temperaturmaximums, das die Mistelkeimung Tötende Wirkung des Mistelschleims. \ die mit Mistel- -rjiien samt Schleimliülle obcrseits belegt wurden und unter denen sowohl. ;.;s auch unter verschmierten oder ausgezogenen Partien des Schleims, Ciewebe abstarben. Einzelheiten im Texte. Fig. 1 a und 1 /', dasselbe Blattstück von der Unter- und der Oberseite ge- sehen. Braun das abgestorbene Gewebe, bei 1 b zumeist durch den aufliegenden Samen mit den zwei Embrj'onen verdeckt. Reaktion im weiteren Umkreise durch gelbliche Verfärbung erkennbar. > 2. Kleineres, in der Mitte mit dem Mistelsamen belegtes Blatt; unter- halb des Samens das tiefgebräunte Gewebe als direkte Wirkung des Schleims abgestorben. Das Verdorren des Spitzenteils und das Ver- gilben der übrigen Blatteile sind indirekte Wirkungen, dadurch hervorgerufen, daß durch Schädigung der Leitbündel unterhalb des Samens die Wasserversorgung, vor allem des Spitzenteils, unter- bunden wurde. » 3. Basaler Teil einer ßlattspreite. Unter dem .Mistelsamen abgestorbenes Gewebe, im Umkreise gelbliche Verfärbung. » 4. Mit zwei Mistelsamen belegtes Blatt, Reaktionen unter diesen aber auch unter Partien zeigend, wo verschmierter oder fädig ausgezogener .Mistelschleim vorhanden war. Tafel II. Fig. 1 bis ö. Blätter und Blattstücke von Iiiipaticns halsainiiu, die Wirkungen zeigend, die durch das oberseits erfolgte Auslegen von Mistelsamen mit Schleim auftraten. Einzelheiten im Texte. 1. Die Reaktion auf früher Stufe an der Unterseite des Blattes. Wo der Same oberseits aufliegt, unterseits eingesunkenes, abgestorbenes und geschwärztes Gewebe. >.. 2. Mittlerer Teil eines Blattes von der Oberseite (daher auch der .Mistel- same mit den zwei ausgetretenen Embrj-onen sichtbar mit vor- geschrittener Reaktion; das Gewebe nicht nur unter dem Samen, sondern im weiteren l'mkreis, so weit der Schleim reichte, ab- gestorben und braun verfärbt. 3. Basale Blatthälfte mit vorgeschrittener Reaktion von der Unterseite. Im Umkreis der abgestorbenen Gewebe tritt in den Zellen Anthocyan auf. h.>ij E. }[einriclier, 'J'ötende Wirkung des Mistelsclileims. Fig. 4. Dieselben \'crlüiltnisse wie in Fig. 3. Das abgestorbene Gewebe ist beiderseits des Mittelnervs vorhanden, der Spitzenteil des Blnttes liatte sich nach unten eingeknickt. > 5. Ein ganzes Blatt von oben, mit sehr vorgeschrittener, teils primärer, teils seTvundärer Reaktion. Vgl. Te.xt p. 824. » 6. Hypokot\-l von Iiiipütiens bii'isiviiin.i mit anhaftendem Mistelsamen, der zwei Embryonen auskeimen licl3. Das Hypokotyl des einen normal grün, das andere fast rein gelb. » 7. Epikotyl von Impatiens halsainithi mit ausgekeimtem Mislelsamen. Um die Haftscheibe des Keimlings tritt am Sproß der Balsamine eine Häufung von Anthocyan enthaltenden Zellen deutlich hervor. ,, 8. Drei im Auskeimen begriffene Mistelsamen mit je zwei Embryonen, die durch verschiedene Färbung ausgezeichnet sind : der eine mit normal grünem Hypokotyl, der andere mit gelbgrünem oder rein gelbem. Die beiden seitlichen Samen selbst halbseitig grün, halb- seitig meb.r oder minder gelb bis gelbbraun. Tafel III. Fig. 1. Der am Umfang liegende Teil eines Querschnittes durch den Sprou von Pclargoniiini inqiiinans, um die starke Peridermbildung, die dieser Pflanze eigen ist. zu veranschaulichen. Vergr. 120. » 2 und 3. Beide aus dem Querschnitt eines jugendlichen Sprosses des gleichen Pelargoniums. Fig. 2 von der Seite, wo ein Mistelsame ausgelegt gewesen und als Folge dessen Korkbildung eingetreten war, Fig. 3 von der Gegenseite, wo kein Mistelsame aufsaß und Korkbildung noch fehlte. Vergr. 50. » 4. Teil eines Querschnittes durch den Sproß von Pelargoniinn inqiiinans. Das junge Sproßglied war mit einem Mistelsamen belegt worden, was zum Ab.sterben der Epidermis und darunter liegender Rindenlagen führte. Durch Korkbildung, die. wie das Bild zeigt, in tieferen Rindenschichten eintrat, wurde das geschädigte Gewebe begrenzt. Vergr. 20. » ö Teil eines Querschnittes durch jenes Epikotyl von Impatiens hcilsa- inina, das die Fig. 7, Tat'. II vorführt; der Schnitt wurde in der Region der Haftscheibe des .Mistelkeimlings geführt. Man sieht die unter der Haftscheibe gelegenen abgestorbenen Gewebeteile (Epi- dermis, Kollenchj-m) und das hyperhydrisch entwickelte tiefere Par- enchym. in dem außerordentlich zahlreiche Zellteilungen abgelaufen sind. » G. Ein anderer Teil des gleichen Querschnittes, von dem auch Fig. 5 gewonnen wurde. Vergr. 50. Die Wirkung des Mistelkeimlings kam hier nicht mehr zur Geltung und die Gewebe bewahrten die normale Beschaffenheit. Man unterscheidet Epidermis. Koüenchym und groß- zelliges Parenchym. Vergr. 50. Heinricher, E.: Tötende Wirkung des Mistelschleims. Taf.I Fig. 3. Lith. An$t, Th. Bannwarth, Wii Sitzungsberichte d. kais.Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. 1. 1917. Heinricher, E.: Tötende Wirkung des Mistelschletms. Tai IL Fig.l. Fig. 2. Fig.-3. Fig. 4 Fig. 6. Fig. 5. Fig. 8. 4^4 Lith. Ans!. Th. Bannwarth, Wian. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. 1. 1917. Heinricher, E. : Tötende Wirkung des Mistelschleims. Taf. III v.?^^;^ "'<^*. ;•. 2 I •/"' Prot. Ad. Waener, phot. Lichtdruck v. Max Jaffe. Wien Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. VViss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. I. 1917. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathcniütisch naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystall()i;raphie, Botanik, IMiysiolouic der Pllanzen, Zoologie, i^aläontologie, Geoloirie, Physische Geographie und Reisen 12(S. Band. 10 Hclt tJO 839 Warum die Samen anderer Pflanzen auf Mistelschleim nicht oder nur schlecht keimen E. Heinricher k. M. K. Akad. » Aus dem Botanischen Institut der Universität Innsbruck (Mit 2 Tafeln) (Vorgelegt in der Sitzung am 11. Oktober 1917) \)iiii die Samen von Pflanzen, die unter normalen I'^edin- gungen rasch keimen, auf Mistelschleim nicht oder nur unvollkommen zu keimen vermögen, hat Wiesner^ gezeigt. Die Anregung zu den entsprechenden \'ersuGhen gab ihm die Annahme, daß im Schleime der Mistelbeeren ein -Hemmungs- stoff« vorhanden sei, der während der ■ Ruheperiode < der Mistelsamen ihre Keimung auch dann verhindert, wenn den Samen sonst günstige Keimungsbedingungen geboten werden. Wie ich- kürzlich nachzuweisen vermochte, haben aber die Samen der Mistel keine durch innere Bedingungen bewirkte,' also wahre Ruheperiode, und gelingt es nunmehr, bei rich- tiger Darbietung der Außenbedingungen, sie jederzeit in zwei bis drei Tagen zur Keimung zu bringen, ja der Keimbeginn 1 ^ Pflanzenphysiologische Mitleilungen aus Buiteiizorg. (IV.) Ver- gleichende physiologische Studien über die Keimung europäischer und tropischer Arten von Viscum und Lortinthiis*. (Diese Ber. ; mathem.-naturw. Klasse. Bd. CM. Abt. I, 1894.) - -L'her den Mangel einer durcli innere Bedingungen bewirkten K'uhepci'iode hei den Sanicii der Mistel {]'i\{Uiii itlhiiiii L.)'<. (l)iese IJer., 125, Bd. HUH.i -■An kann innerhalb 24 Stunden einsetzen. Darauf einzugchen ist übrigens hier nicht weiter nötig, nur muß hervorgehoben werden, daß damit und durch noch speziellere \'ersuche,' die meine eben erwähnte Abhandlung enthält, die Annahme Wiesner's, daß im Mistelschleim ein besonderer Stoff ent- halten sei, der auf die Keimung der Mistelsamen selbst hemmend einwirke, widerlegt erscheint. Wiesner suchte seine Annahme zunächst an dem Ver- halten anderer Samen dem Viscinschleim gegenüber zu prüfen. Darüber teilt er mit:- »Zu diesem Behufe habe ich Samen rasch keimender Gewächse, imd zwar von Lepidium sativum, Limmt usitatis- simum und Trifolmm prateuse, auf das Fruchtfleisch geöff- neter Beeren von Viscimi album gestreut, diese auf feucht- gemachtes Filtrierpapier gelegt und in den feuchten Raum gebracht. Parallel damit wurden die Samen der genannten Gewächse auf feuchtem Fließpapier zur Keimung gebracht und in beiden Fällen für möglichst gleiche Keimungsbedin- gungen Sorge getragen. Die auf den Schleim gestreuten Samen keimten nicht, während die auf bloß feuchter Unterlage ausgestreuten Samen der Kresse nach einem, die des Leins nach zwei und die Kleesamen nach drei Tagen keimten. Die auf Schleim gestreuten Samen schienen etwas weniger gequollen als die auf feuchtem Papier gesäeten Samen. Um mich zu überzeugen, daß die schwächere Quellung der ersteren nicht Ursache ihres Nichtkeimens sei, wurden die Samen der genannten Gewächse vor dem Aus- streuen auf den \'iscinschleim zuerst im Wasser zum .Auf- quellen gebracht. Aber auch in diesem Falle trat keine oder eine sehr \'erspätete und dann nur sehr schwaclic Keimung ein. Wurden die einige Tage mit dein Viscinschleim in l>c n'ihrung gestandenen imgekcimten Samen niil Wasser ab gespült und hierauf regelrecht zur Keimung ausi^clcgt, so .-\. a. 0., p. If, und f-.l.'^e A. a. ()., p. 24. Keimen vdn Samen auf Mistelsclileim. S4 I erfolgte, mit einer mehr oder minder langanwährenden V'er- z«)gerung, die Keimung. niese Versuche wurden mehrmals mit gleichem Krt'olge wiederholt. Es ist zum Gelingen dieser Versuche nötig, dafür Sorge zu tragen, daß dem Viscinschleiin nicht /.u viel Wassei' zugefügt wird, weil sonst alshald unter sichtlicher Zersetzung Lies Viscinschleims starke Schimmelbildung und Verwesung i\cv Samen eintritt. Es kann nach diesen Versuchen keinem Zweifel unterliegen, daß in dem Krachtfleisch von Vi-^cinii alimm ein Stoff oder vielleicht auch mehrere Stoffe N'orhanden sind, welche die Keimung der genannten Samen aufhalten.« (Von mir gesperrt, H.) Die beobachteten Tatsachen, die VViesner mitteilte, wurden von mir nicht in Zweifel gezogen, wohl aber ihre Deutung: daß die Verzögerung der Keimung der Mistel- samen auf der Wirkung eines Hemmungsstoffes beruhe und auch das Nichtkeimen anderer Samen auf Mistel- schleim in gleicher Weise zu erklären sei. In ersterer Hinsicht widerlegt meine eingangs erwähnte Abhandlung Wiesner's Annahme in einwandfreier Weise, in letzterer Hinsicht äußerte ich mich schon 1912^ ablehnend und sagte: »Hin- gegen wird Wiesner's Befund, daß der Schleim der Mistel- heeren auf andere Samen die Keimung hindernd oder stark beeinflussend wirkt, auf das toxische Prinzip, das der Mistel- keim enthält, zurückgeführt«. Zu dieser Deutung gaben die Beobachtungen Laurent's über Giftwirkungen, die Mistel- samen (-keimlinge und selbst -beerenschleim) auf gewisse Birnsoi'ten ausüben und eigene Beobachtungen gleicher Art Veranlassung". - ' E. Heinricher, ■über Versuche, die Mistel {Visciiin tilhuiii 1..") auf monocotylen und auf sukkulenten Gewächshauspllanzen zu ziehen*. (Diese Her., Bd. CXXI. Abt. I. 1012.) '-' Man vergleiche meine ausgedehnten Versuche zu dieser Frage, die l einige Samen aus deni Schleim frei hervorragten. 9./r2. Keine Keimung. An diesem Tage werden die vSamen von Brnssita und Lepidinm, beider Kulturen geson- dert, in Wasser gewaschen und dann in reines Brunnen- wasser übertragen, in A erfolgte auch daraufhin bis 22./ 12., dem Tage, an dem der \'ersuch aufgelassen wurde, keine Keimung; in B war am 13./ 12.' ein Same, am 22./12. ein zweiter von Lepidiimi und ein Same von Brassica gekeimt. Der zuerst zur Keimung geschrittene Lepidium'Ke\m\'w\g hatte sich schon zum Pflänzchen entfaltet. Der Versuch entspricht wieder den Ergebnissen Wiesner's und zeigt, daß, wenn der Kontakt mit dem VisctimSch\Q\m ein geringerer war, das Keimvermögen der Samen, wenn sie in Wasser vom Schleime befreit, wieder zum Keimen aus- gelegt werden, sich als nicht erloschen erweist. Man ver- gleiche im Zitat aus Wiesner p. 840 einen ähnlich durch- geführten Versuch. HI. Versuch. In diesem wurde von der Verwendung von Mistelschleim abgesehen. Es sollte versucht werden, ob Gelatine, eine dem Mistelsciileim in physikalischer Beziehung offenbar verwandte Substanz, ebenfalls keimungshemmenden Einfluß auf Pllanzensamen ausübt. Zunächst wurde eine sterilisierte Lösung von dünnflüs- siger Beschaffenheit verwendet, und um ihr Erstarren zu verhindern, die Schale, in die sie eingefüllt worden war, auf 1 An diesem Tage war in beiden Schalen das Wasser eingetrocknet und wurde neuerdings zugesetzt. Das mochte einen schädigenden Einfluß üben; insbesondere in B wären ohne diesen Umstand wahrscheinlich mehr Keimungen zu verzeichnen gewesen. Keimen von Samen ;mt Mistelschleiin. 847 den Paraffinofen gestellt. Die Gelatine war in so niedriger Schicht gegeben, daß die Samen teilweise aus ihr hervor- ragten. Verwendet wurden wieder Samen \on Brassica und Lepidiiini. Eine zweite .Schale erhielt Brunnenwasser, die gleichen Samen und lagerte ebenfalls auf dem Paraffinofen. Ein diesem aufliegendes Thermometer nnes als Maximum die Temperatur von 32° T. Reginn des Versuches am *J9.'l 1. 1915. Am 30. /ll. waren im Wasser die Samen von Lepiditini ^um Teil gekeimt, am, 1. 12. ungefähr ö() Prozent derselben. An dem Tage stand auch schon die .Mehrzahl der Brassica- Sarnen im Keimbeginn. Am 3./12. konnte Weiterentwicklung der Lepidium- Keimlinge festgestellt werden, auch hatten alle Brassica- Samen gekeimt und waren bei einigen Keimlingen die Wurzeln schon lang ausgewachsen. - \n der Gelatinelösung aber keimte weder von Lepidiuui noch von Brassica ein Same. Schon- dieser Versuch schien mir dafür zu sprechen, daß die von Wiesner festgestellte Erscheinung, daß Samen anderer Pflanzen auf Mistelschleim nicht keimen, eine Tat- sache, die von Tomann und jetzt auch von mir bestätigt erscheint, von Tomann aber auch in gleicher Weise bei anderen Pflanzenschleimen nachgewiesen wurde, einer anderen Erklärung bedarf als der, welche ihr Wiesner gab. Es erscheint überflüssig und unwahrscheinlich, daß ein Hemmungsstoff hier eine Rolle spielt, wobei jeder Schleim wohl wahrscheinlich einen spezifischen solchen Stoff ent- halten müßte. Ebenso dünkt mich meine Annahme, daß ein im Mistelschleim enthaltener Giftstoff Ursache der Erscheinung sei, unnotwendig. Viel einfacher und einheitlicher kommt mir die Erklärung vor, daß die Samen solchen Kolloiden, wie es Gelatine, Viscum-^ cMe'im und andere Pflanzenschleime sind, weder im Gel- zustande noch in dem halbwegs konzentrierterer Sole, das zur Keimung nötige Wasser zu ent- ziehen vermögen. Es ist bekannt, daß das Molekular- gewicht der Kolloide im Lösungszustande Werte von außer- 848 E. Henrich er, ordentlicher Größenordnung ergibt, eine Folge dessen, daß bei ihrer Lösung die aufspaltende Wirkung des Lösungs- mittels viel weniger weit geht als bei den Krystalloiden. Ob dies damit zusammenhängt, daß die Moleküle der Kolloide sehr groß sind oder daß sie in Lösung in weit höherem Maße Polymoleküle bilden, was für die eigentlichen reversiblen Kolloide (denen Gelatine und Pflanzenschleim angehören) als wahrscheinlich gilt, ist noch nicht entschieden.^ Es scheint nun das Wasser von derartigen Kolloiden so festgehalten zu werden, daß die Keimlinge es sich nicht oder nicht in genü- gendem Maße anzueignen vermögen. Es ist zu betonen, daß es sich hier speziell um lauter hydrophile Kolloide handelt, die sich durch ihre große Tendenz zur Hydratation, das heißt Ouellung, auszeichnen. -' Auf Sauerstoffmangel ist das Nichtkeimen der Samen in der Gelatinelösung wohl kaum zurückzuführen; die Bras- .9?ca-Samen besonders, die größer sind, ragten ja mit einem Teil ihrer Oberfläche aus der Lösung vor. Diesen Versuch habe ich schon in einer früheren Ab- handlung ^ erwähnt; er und eine weitere Beobachtung ver- anlaßten mich, von meiner früher gehegten Anschauung abzugehen und nicht mehr einen im Mistelschleim vorhan- denen Giftstoff als Ursache des Nichtkeimens der Samen anzusehen. Die Wirkung der verschiedenartigen Schleime. und der Kolloide ähnlicher Beschaffenheit, wie die der Gelatine, erscheint durch die jetzt gegebene Deutung in einheitlicher Weise gegeben. IV. Versuch. Anschließend an den vorigen Versuch wurde am S./l'i. 1915 folgender eingeleitet: Von der gleichen Gelatinelösung, die zu dem Versuche III gedient hatte, wurde nach ihrer \'erflüssigung ein Glasnäpfchen bis zu halber 1 Vgl. Handwörterbucl) der Natiirwissenschal'ten, Jid. 11, den Absdinitt: »Disperse Gebilde. Allgemeiner Teil", p. 1028. "-' Vgl. R. Höber, -Physikalische (,'heniie der Zelle und dei- (iewebe-, 111. Aufl., Leipzig 1911. p. ßfi^. 3 »Über den Mangel einer durch innere Bedingungen bewirkten K'uhe- periode etc.-, p. 18. Krimen von S;intrn auf Afistclsrt-ileim. 849 Höhe gefüllt. Nacli dem Erstarren der Gelatine bei Zimmer- temperatur wurde sie 2 ////// hoch mit Brunnenwasser über- schichtet und dieses darauf mit Samen von Brassica und Lcpidinin beschickt. Beabsichtigt war, die Samen in diesem übergelagerten Wasser keimen zu lassen. Ein normales Keimen hätte meiner Ansicht nach gegen die Annahme eines Hemmungs- oder eines Giftstoffes in der Gelatine gesprochen. Der bei Zimmertemperatur durchgeführte Versuch gelang nicht. Durch mit den Samen eingeführte Bakterien wurde die Gelatine frühzeitig verflüssigt, so daß die Samen in ihr untersanken. Die LcpUliiin-Samen hatten noch nicht gekeimt, die von Brassica standen im Keimbeginn, als das Unter- sinken begann. Wenn keimfrei gemachte Samen gewonnen werden kf'mnten, verspräche eine Wiederholung des Versuches Erfolg. \'. \"ersuch. Dieser hatte zum Ziele festzustellen, (»b etwa Giftvvirkungen von ausgelegten Mistelsamen (ungekeiint oder mit hervorbrechenden Keimlingen) an jüngeren Brassica- l'Hänzchen, denen sie aufgelagert wurden, hervortreten würden. Die Kohlpflänzchen wurden in kleinen Töpfen gezogen. Das Anlegen der Mistelsamen erfolgte am Hypo- kotyl, auf 'Kotyledonen, bei älteren Pflänzchen auch auf Laub- blätter. Die \'ersuche verliefen in der Zeit \om 28. 1 1. I91Ö bis 8. 3. 191(3. Das Ergebnis will ich nur summarisch verzeichnen: l'-rscheinungen, welche zur Annahme von Giftwirkungen be- rechtigt haben würden, traten nicht auf. Nirgends wurde ein örtlich begrenztes Absterben \on Geweben imtcrhalb der ausgelegten Mistelsamen beobachtet, Erscheinungen, denen wir, allerdings bei belegten Organen anderer Pflanzen, in einer weiteren Studie, wohl begegnen werden. Beachtet wurde, daü belegte Kotyledonen schneller verfallen als unbelcgte, aber nur in den letzten Stadien, wenn sie ihre l\cser\^estoffe offenbar schon \'öllig od.er nahezu \()llig ab- gegeben haben und zu vergilben beginnen. Ich gewann den Eindruck, daß ihre Gewebe nur mehr geringen osmotischen Druck besitzen und ihnen Wasser durch den Mistelschleim 850 E. Heinricher, entzogen wird. Stets vergilbten sie gleichmäßig in ihrer ganzen Fläche und lösten sich ab. Die Laubblätter vergilbten und lösten sich aber immer der Altersfolge nach ab. Es gelang nicht, ein jüngeres, mit einem Mistelsamen belegtes Blatt früher zum .Absterben zu bringen als das darunter be- Hndliche unbelegte Blatt. Auch bei den Laubblättern im alternden Zustande schien mir aber ihr Verfall durch den Wasserentzug, der vom Schleime des ausgelegten Mistel- samens ausging, beschleunigt zu werden. Die bisherigen Versuche hatten gewissermaßen als Vor- versuche das Ziel, Orientierung zu geben. Wichtiger sind die folgenden, von denen die ersten zu dem Zwecke ausgeführt wurden, Aufschluß über die Art der Schädigung zu gewinnen, welche die in der Keimung unterdrückten oder doch geschä- digten Embryonen der Samen durch den Mistelschleim erfahren. Die Versuche beschränkten sich auf die Samen von [Uttssica olcracea. VI — X. Weitere Versuche über die Hemmung der Keimung und die Art der Schädigung der Keimlinge durch den Mistelschleim. VI. Versuch, eingeleitet am 21. lü. 191Ö. Auf eine größere Porzellanschale wurden 20 Mistelsamen samt Schleim- hülle in Abständen verteilt, neben jeden Mistelsamen ein Same von Brassica gelegt. Letztere Samen waren durch 24 Stunden vorgequollen. Die Schale mit den Mistelsamen wurde dann auf einen größeren, zum Teil mit Wasser ge- füllten Untersatz gestellt und die Kultur mit einer Knopf- glocke überdeckt, deren Seitenwandungen mit im Wasser getränktem Eiltrierpapier ausgekleidet waren. Das Filtrier- papier ergänzte seine Feuchtigkeit ständig, da es in das Wasser des Untersatzes tauchte. Die unter der Glocke befindliche Luft wird nahezu immer mit Feuchtigkeit gesättigt gewesen sein; der Mistelschleim konnte nicht eintrocknen. Der Versuch verlief im nach Süden gelegenen, geheizten Gewächshaus des Institutes. Ein Parallelversuch dazu lief vom 24. '12. Die zeitliche Differenz des Beginnes hat in dem Falle keinen FintUiß, Keimen von Samen am Mistelschleiin. 851 Die Zusammenstellung war die gleiche wie oben, nur wurden in ihm nur Brassica-SRinen verwendet, die auf dem inneren Porzellanteller einzeln auf drei Lagen starke, wassergetränkte Filtrierpapierscheibchen mit einem Durchmesser von nicht ganz 2 an zu liegen kamen. Nennen wir der Kürze halber die erste Anordnung A, die zweite />'. Das Ergebnis in A war: 25,/12. Keine Keimung. An 9 Samen fiel auf, daß sie etwas geschrumpft waren; iiire Testa zeigte Einsenkungen. Der Schleim schien also den gequollenen Samen Wasser zu entziehen. Am 27./12. Keine Keimung; so auch noch am 3./I. Doch wurde am 27./12. bemerkt, daß die Schrumpfung der Brassica Samen zurück- gegangen und nur mehr an 4 Samen sichtbar war. Am 29./12. war sie auch bei diesen Samen geringer geworden. Der Schleim wurde immer flüssiger, da er offenbar aus der feuchtigkeitgesättigten Luft unter der Glocke Wasser aufzu- nehmen vermochte. Das stimmt wenigstens teilweise mit Ergebnissen von Versuchen überein, die durch K. Lins- bauer durchgeführt wurden.^ Am 3./1. — eine Keimung- war bisher nicht eingetreten — wurde der Versuch in der bisherigen Zusammenstellung abgeschlossen, in nachstehender Weise aber weitergeführt. Die im Schleim den Mistelsamen angelagerten Bra^sica- Samen wurden im Wasser gewaschen, die ganze Apparatur gereinigt und in der früheren Weise zusammengestellt mit der Abänderung, daß jetzt unter die Glocke nur die Brassica- Samen gebracht wurden, die auf drei Lagen sterilisierten, wassergetränkten Filterpapiers zu liegen kamen. Das Ergebnis war: lO./L 1 Same im Keimbeginn. lL/1. Die Keimlinge 1 Diese finden sich hei Wiesner in der zitierten Abliandlung p. 17 mitgeteilt. Lins bau er stellte fest, daß der Mistelschleim im allgemeinen sehr wenig hygroskopisch ist. Erst bei einer Luftfeuchtigkeit von 81 Prozent war die Wasseraufnahme etwas beträchtlicher. Auch soll der Schleim erst, wenn er zwei Drittel des Wassers verloren hat, befähigt sein, Wasser aus der Luft aufzunehmen. Es scheint nun, daß auch der frische Schleim Wasser aus der Luft aufzunehmen vermag, wenn diese mit Wasserdampf gesättigt ist. 2 Mit Rücksicht auf Folgendes sei hervorgehoben, daß während der /ieit vom 21./12. bis 3., 1. auch kein Mistelsame gekeimt hatte, S52 zweier Samen teilweise, ein Keimung ,2:an7, aus def Sameii- haut herausgetreten. Keine normale Keimung. Die Zahl der Keimlinge nimmt dann allmählich zu. 17./1. 7 Samen haben gekeimt, zwei der Keimlinge zeigen eine noch ziemlich normale Entwicklung der Wurzel. 24. 1. \?> Samen hatten den Keimling aus der Testa vorgeschoben, die Keimimgen waren aber von normaler dz abweichend; insbesondere war die Entwicklung der Wurzel geschädigt. Nur bei ö von den 18 Keimlingen hat sich die Keimwurzel normal entwickelt, aber auch bei diesen war bei vieren zuerst eine deutliche Hemmung des Wachstums \orhanden, die erst nachträglich verschwand. Nur '2 Samen hatten in noimaler W'eise gekeimt, d. h. ließen die Keimwurzel zuerst hervortreten. Meist trat der ganze Keimling aus der Samenschale hervor, ohne aber Wurzelwachstum zu zeigen, oder es wurde zunächst nur die Schale gesprengt, sichtliclT jedoch hauptsächlich durch die Volumzunahme des Hypokotyls und der Kotyledonen, lici einer größeren Zahl von Keimlingen blieb die Keimwurzel dauernd verkümmert. Ich gewann den Eindruck, daß diese Erscheinungen auf stattgefundenem Wasserentzug durch den Mistelschleim in der ersten Versuchsperiode beruhen und daß durch den Wasserentzug besonders die Wurzelanlage ge- troffen wurde. Es scheint, daß diese das Wasser osmotisch weniger festzuhalten vermag als der übrige .P^mbryo. Durch 1-eichlichc Wasserzufiüir konnte aber bei einigen solchen Wurzeln die Hemmung aufgehoben werden. Doch auch an den Kotyledonen waren .Schädigungen wahrzunehmen. So z. H. auch an einem der Keimlinge, der eine normal entwickelte Hauptwurzel hatte. Die Kotyledonen waren braunfleckig und erreichten nicht die normale Größe. Die braunen Flecken waren weißlich umrandet, weil an solchen Stellen das Ergrünen unterblieb. Derartige Verhalt- nisse waren bei den Kotyledonen mehrerer Keimlinge in wcciiselndei- .Stärke xorhanden. Die l^rscheinungen an den Kotyledonen soll die [''ig. 1 der Taf I erläiUern. la führt in natürlicher ( irt")ße ein Keini- pllänzchen \or, dessen in^spilingiich im Wachstum gehemmte Hauptwurzel nachträglich ziemlich normal ausgewachsen war. Heide K'otyiedonen erscheinen geschädigt und erreichier nicht die ihnen auf dieser Knt\vicl\iiingsstufe normal zukom- mende Größe (I. c.i. Besonders stark \erkümmert war der eine Kotyledo, der von vorne gesehen in 1 b nochmals wieder- gegeben erscheint. ])er nahezu schwarz gehaltene zentrale Fleck entspricht dem gebräunten am Objekt, der aus ab- gestorbenen Geweben bestand. Die chlorophyllfreien Partien sind weiß, die chlorophyllhältigen graugetont gehalten. Bis 1.2. erfolgte keine weitere Keimung; 7 Samen hatten völlig versagt. An diesem Tage wurde die Kultur aufgelassen. Wie man aus dem eingangs gegebenen Zitate ersieht, hat W'iesner offenbar einen ähnlichen N'ersuch durch- geführt. Mein Resultat stimmt auch in.->ofern mit dem Wiesner's überein, als die einige Tage in Berührung mit dem Viscin- schleim gestandenen, dann gewaschenen imd >• regelrecht zur Keimung ausgelegten Sanien< eine mehr oder minder lange Verzögerung in der Keimung erfuhren. In meinem Versuche scheint aber die K'eimungsfähigkeit eines ziemlich hohen Prozents i:).')"/,,) der Samen überhaupt vernichtet worden zu sein. Auch verlief fast keine Keimung normal. Von .Schädi- gungen der auf solchem Wege erzielten Keimlinge ist bei Wiesner nichts erwähnt. Das Krgebnis der in ihrer Zusammenstellung vorher ge- schilderten Parallelkultur B ist mit wenigen V\'orten erledigt. Krwähnt sei noch, daß die Kilterpapierscheibchen unter den einzelnen .Samen nahezu täglich mit H.,(> getränkt werden mußten. Die am 'J4. 12. ausgelegten Samen hatten zwischen dem 28. 12. und dem 21. 1. lOlB alle, und zwar normal, gekeimt und ergaben auch gesunde Pflänzchen. Ml. Versuch. Der am 8./2. J916 eingeleitete Versuch hatte den Zweck, zu \-erfolgen, wie die Keimung bei starker Verdünnung des Misteischleims verläuft, ob und welche Schädigungen der Keimlinge hierbei zu beobachten sind. . Versuchsanordnung: 20 Mistelsamen mit Schleim werden auf einer mit sterilisiertem Filterpapier überdeckten Porzellan - schale in Abständen au.sgelegt. Das Filterpapier ist mit Brunnenwasser nicht nur gesättigt, sondern letzteres überdeckt Sitzb. d. mathiüi.-:>-i.u;«-. Kl., .\ht. I, 120. Bd. Hl 854 K. Heim- ich er. ersteres etwas, so dal.» für eine weilgchenoe Vertlüssigung des Schleimes gesorgt erscheint. 20 Samen von Brassica wurden durch mehrere Stunden vorgequollen und dann 10 von diesen auf Mistelsamen aufgelegt, 10 aber seitlich neben solche, näher oder entfernter, gelagert. Die J^orzellantasse kommt auf einen größeren Untersatz mit Wasser, wird mit einer Glasglocke gedeckt, deren .Seitenwandungen mit zwei Lagen Filterpapier bekleidet sind, die Wasser aus dem Unter- satz nachsaugen. Verlauf des Versuches: Schrumpfung der ausgelegten Brassica Scunen wurde nicht beobachtet. lO./'i. 1 Same neben Visciim hat die Testa gesprengt. 1 1./2. Ein zweiter Same neben l'isciiin keimt.* 13./2. 13 Samen gekeimt, ö l/'/sc"//;//- Samen aufliegende, 8 nebenlagernde. Bis 16. 2. keine neue Keimung. Die Keimungen verliefen aber durchaus nicht noi'mal. Hemmung in der Entwicklung der Hauptwurzel war überall bemerkbar, ebenso Schädigung der Kotyledonen, entweder eines oder beider, in wechselndem Umfange. Bis U)./2. waren 2 Keimlinge ganz aus der Samenhülle hervorgetreten. Einer dieser und ein anderer, mit den Kot\'- ledonen noch in der .Samenschale steckend, wurden gezeichnet. An beiden ist die Verkümmerung der Hauptwurzel erkennbar. Fig. 2 gibt zweifach vergrößert einen Keimling wieder, der einem Mistelsamen aufliegt. Das Hypokotyl ist hervorgetreten und reagierte zunächst positiv geotropisch; die verkümmerte, zum Teil abgestorbene Wurzel ist an seinem basalen Pol er- kennbar. Die Kotyledonen ragen aus der gesprengten Testa herx'or. Das Ergebnis der später erfolgten genaueren Unter- suchung des Wurzelteils wird noch folgend zur Sprache kommen. Fig. '•'> führt uns einen der ganz aus der Samenschale ausgetretenen Keimlinge, ungefähr zvveieinhalbfach vergrößert, vor; links davon liegt der .Mistelsame. Das Hypokotyl erscheint ,S'-förmig gekrümnu: seine zunächst positiv geo- 1 Als Kcimiinti wird liier Sprcn'jiiivv der Samenhiuit bezeichnet is'eimen \<'>n Samen ;uit Mistelschlcim. 8o.'> tropische Reaktion w^eicht nachfolgend einer negativen. Ist in der ersteren Periode die Wurzel nicht im oder am Substrat befestigt worden, so wird sie durch diese Krümmung des Hypokotj'ls in die Luft gehoben. Das ist in dem Falle mit der in der Entwicklung gehemmten Wurzel geschehen, die nachträglich auszuwachsen begann und eine positiv geotrope Krümmung vollzog. Die beiden Keimblätter liegen der Hülle des Brassica- Samens auf. Am oberen Rande sind, dunkel getont, zwei aus abgestorbenem Gewebe bestehende Stellen ersichtlich gemacht. Vom 16. 2. ab wiu'de der Versuch etwas abgeändert fortgeführt. Die Brassica-^a.mtn und -Keimlinge wurden vom Schleim möglichst gereinigt (beim Übertragen in Wasser sah man die Schleimhülle als flockigen Belag) und auf frisches Filterpapier übertragen. Die übrige Zusammenstellung blieb wie vorher. Ks sollte geprüft werden, ob noch weitere Samen keimen und ob bei den Keimlingen die vorhandenen Hem- mungen mehr oder minder schwinden würden. Zur Zeit waren 5 Samen noch ohne jedes Anzeichen von Keimung, 1 hatte die Testa gesprengt,- 9 hatten den Wurzelpol vorgeschoben, .') waren vorgeschrittener in der Keimung, doch steckte einer davon mit den Keimblättern noch in der Samenschale. Die Beobachtungen wurden bis zum \.;'^. fortgesetzt. Von den ö imgekeimten Samen keimten noch 4; 2 am 19./2.. 1 am 21./2.. 1 am 25./2. Die beiden erstgekeimten entwickelten zunächst eine normale Hauptwurzel, doch blieb sie bei einem, nachdem sie auf 1 cm Länge ausgewachsen war, gehemmt. Der am 19./2. hervorgebrochene Keimling blieb mit einem verkümmerten Kotyledo in der Samenschale stecken (Fig. 5, Taf. I); vom zweiten Keimblatt ist nur die eine Hälfte gewachsen und ergrünt. Die Keimwurzel (bei a in der Figur) war gehemmt, ihr Gewebe mindestens an der Oberfläche ab- gestorben. Vermutlich hat sich aber ein neuer Vegetations- punkt im Innern gebildet, der zur Wurzel (b) ausgewachsen ist. Dies ist wenigstens auf Grund des noch später zu besprechenden Falles wahrscheinlich. Andernfalls wäre b eine nahe dem V'egetationspunkte der Hauptwurzel zur Entwicklung gekommene Nebenwurzel. Der Keimling vom 2ö. 'I. ist ganz aus der Samenschale her\"orgekommen. Seine Keimwurzel ('F'ig. 6, 'l'af. 1) war ab- gestorben; das eine Keimblatt verkümmerte und blieb weißlich, das zweite ergrünte und entfaltete sich zum größeren Teil, an einer Seite (weiß gehalten in der Abbildung) war aber auch dieses offenbar geschädigt. Von den 9 Samen, deren Keimlinge am 10., 2. den radi- .kularen Pol x'orgeschoben hatten, hat sich zwar die Mehrzahl \■n\^ der Samenschale ganz befreit (einer ging frühzeitig ein), doch blieb bei allen die Keimwurzel vollends gehemmt. Geringere oder stärkere Schädigung war jedoch stets auch an den Keimblättern vorhanden. .Solche zu \ersinnlichen, möge die Abbildung zweier Keimlinge (Fig. 7 und Fig. 8) herangezogen werden. Fig. 7 stellt bei ungefähr zweifacher \'ergrößerung ein Kcimpflänzchen dar, von dem ein Keimblatt und ein Teil des Hypokotyls sich normal entwickelten und ergrünten; das zweite Keimblatt blieb aber verzwergt und ergrünte nur im untersten Drittel des linken Keimblattlappens (diese Stelle in der Zeichnung schwarz gehalten). Das basale, negativ geo- tropisch aufwärts gekrümmte Stück des Hypokotyls hat an der Spitze die verkümmerte und abgestorbene Keimwurzel, die. wie meist, am Auswachsen total gehemmt worden war, emporgehoben. Fig. 8 zeigt, wieder ungefähr zweifach vergrößert, einen, besonders stark geschädigten Keimling. Die Samenhaut ver- mochte er abzustreifen ; das erzielte er fast ausschließlich dui'ch das Wachsen des einen Keimblattes, das auch ergrünte. Das zweite Keimblatt, das Hypokotyl urid offenbar tiuch die Wurzelanlage büßten aber die Wachstumsfähigkeit völlig ein und verharrten in der Lage, die sie im ungekeimten Samen besaßen, hi diesen Teilen trat auch kein Ergrimen ein. Nur bei den 5 Keimlingen, von denen am l()./2. vermerkt wurde, daß sie in der Entwicklung schon vorgeschritten seien, ist die Hauptwurzel mehr oder minder gewachsen. Keimen voi Samen aiit Mi-^tclschleiiTi. J^-w Von dreien wurde schon am IS. 'J. das und die Ausbildung von VVurzelhaaren im Tagebuche x'ermerkt. Aiii 21./2. war dies an ö Keimlingen festgestellt; eine stärkere Entwicklung erreichte die Keimwurzel aber auch nur bei zweien der 5 Keimlinge und eine ganz vollkommene nur bei einem. Das Ergebnis des \'efsuches MI ist: 1. Gegenüber Versuch \'l kam die X'erdünnung des Mist eise hl ei ms deutlich zum Ausdruck: ai daß im \' ersuche \'l, während der 14 Tage, da die Brassica-'>>&.men dem Schleim auflagen, über- haupt keine Keimung erfolgte, hingegen im \' er- suche VII die erste Keimung am zweiten Tage und 18 Keimungen am fünften Tage vorhanden w a r e n ; /'/ daß im Versuche VI die erste Keimung erst am 21. Tage (dem siebenten Tage nach dem Waschen der Samen) zu verzeichnen war und 7 Samen (35%) überhaupt nicht keimten, auch dann nicht, als der Schleim m<)glichst entfernt worden \var, i ni X'ersuche \'ü hingegen versagte die K'eimung nur bei einem Samen (.V' o) völlig. 2. Auch der verdünn te Schi eim des \'ersuches \'l f hat aber noch sehr deutliche, die K'eimung verz«':>- gernde, aber auch den Keimling selbst schwer schä- digende und m a n c h e G e w e b e abtötende Wirk u n g e n ausgeübt. 3. Als besonders empfindlich gegen die Wirkung des Schleims erwies sich wieder die Keimwurzel, doch sind auch die Keimblätter meistens mehr oder minder ungünstig beeinflußt worden. 4. Es tritt recht deutlich hervor, daß die Schä- digung besonders jene Organe oder C)rganseiten trifft, die, ihrer Lagerung im Samen entsprechend, in enge und dauernde Berührung mit dem Schleim ge- raten. Ein Durchsehen der Bilder auf Taf 1 erläutert dies unmittelbar. Gehen wir vom Keimling in Fig. S aus, so zeigt er uns auch noch die Lage der Organe, wie sie im Samen H58 E. Heinriohcr. tatsächlich ist; d. h. Brassica gehört zu den Orthoploceae nach der De Candolle'schen Einteilung der Cruciferen: der Keimling ist im Samen so gekrümmt, daß das VVürzelchen (Hypokot\'l + Keimwurzelanlage) in einer Rinne der dachartig gefalteten Keimblätter liegt. Kommt die Rinnenseite in den Mistelschleim zu liegen, so ist die besonders empfindliche Wurzelanlage und der innere Kotyledo der schädigenden Wirkung des Schleimes hauptsächlich ausgesetzt. Das wird bei dem Samen, dessen Keimling in Fig. 8 gegeben ist, zu- getroffen haben. Annähernd auch bei denjenigen, deren stark geschädigte Keimlinge die Fig. 6, 7 und 5 zeigen. Kleine Verschiedenheiten in der Lage werden das Endresultat ja natürlich mitbeeinflussen und nicht weniger als die Tiefe der Schleimschichl. in die der Same tauchte, mitbestimmen. Für das Erhaltenbleiben des Würzelchens wird jene Lage am günstigsten sein, die den äußeren Kotj^ledo in Berührung mit dem .Schleim bringt, während die Seite mit dem Würzelchen nach oben sieht und vom Schleime frei bleibt. Diese Lage dürfte der .Same gehabt haben, der den in Fig. I abgebildeten Keimling ergab. ."). Das Entfernen des Schleims durch Waschen der Samen und Keimlinge erzielt bei Samen, die im Sclileim nicht gekeimt hätten, noch den Eintritt der Iveimung und erm'öglicht auch schon geschädigten K e i m 1 i n gen ein e m ehr o d e r m i n d e r g u t e E n t w i c k 1 u n g~ Die Lebenskraft der Keimlinge ist im allgemeinen eine hohe. Beobachtet wurde, daß Regeneration der Haupt- wurzel eintreten kann. Sichergestellt wurde dies für den in Fig. 2 abgebildeten Keimling. Man sieht seine verküm- merte, aus gebräuntem Gewebe bestehende Wurzel an der Spitze (eigentlich Basis) des Hypokotyls in der angeführten Figur. Später wurde dieser abgestorbene Teil gleich einer AX'urzelhaube (tatsächlich wohl Wurzelhaube und ein Teil des Vegetationspunktes der Hauptv^'urzel'; abgestoßen und hatten sich dahintei' zwei neue Wurzeh'egetationspunkte regeneriert. Fig. 4 bringt das Hypokotyl jenes Keimlings, die Haupt - Wurzel mit den regenerierten \'egetationspunkten unci den Y-eiineii von Samen auf Misiolsdileim. Sfv.) iibgestüüenen, abgestorbenem Teil bei \-ierfacher \'ert;röÖeriin,'^ zur Anschauung;. Die anatomische [Intersuchuni;- bestätigte mit voller Sicherheit, daß hier die Regeneration zv\'eier W'urzelvegetationspunkte stattgefunden hat. Wahrscheinlich ist es, daß auch bei dem in Fig. .'> dargestellten Keimling eine Regeneration eines neuen Wurzelvegetationspunktes aus inneren Teilen der in der Hauptsache abgestorbenen Haupt- wurzelanlage erfolgte. Doch wurde in dem Falle von einer anatomischen L'ntersuchung des Objektes abgesehen. Im Falle die Hauptwurzelanlage in allen Teilen abstirbt und kein Regenerat liefert, ermöglichen noch immer Adventivwurzeln, die aus der Basis des Hypokotyls hervorbrechen, die Be- wurzelung des Keimlings. Man sieht das Hervorbrechen solcher auch an dem Hypokotyl in Fig. 4 der Tat". 1. Hier sei noch kurz auf den Befund eingegangen, den die anatomische Untersuchung der geschädigten Keimblätter ergab. Vor allem trat klar hervor, daß jene Keimblatteile ab- starben, die durch ihre Lage im .Samen und wieder durch die Lage, die der .Same im T^V.s-(://///-Schleim gehabt hat, der Einwirkung dieses besonders ausgesetzt gewesen sind. Je mehr eines Keimblattes solcher Einwirkung ausgesetzt ge- wesen war, um so mehr davon verliel also dem Absterben. Fig. 9, Taf, 11 z. H. gibt ungefähr die Hälfte eines Kotyledo wieder, dessen Randteile allein abstarben, während der Mittel- teil — nachdem der Mistelschleim entfernt worden war und die Keimung auf getränktem Filterpapier vor sich gehen konnte -- sich entwicklungsfähig erwies. Erinnern wir uns der Lage, welche die Teile des Embryos bei den Orthoploceae im Samen einnehmen, so wird es klar, daß dieser Same mit der Wurzelseite im Schleime lag, der äußere Kotyledo bis iiuf die seitlichen Randstreifen aus ihm hervorragte. Im Gegensatze dazu führt Fig. 10, Taf. H beinahe den ganzen yuerschnitt eines Keimblattes vor, das größtenteils der Wirkung des Mistelschleims ausgesetzt gewesen ist und in- folgedessen einging; nur ein seitlicher Rand ragte offenbar aus dem Schleime vor und blieben deshalb seine Zellen ent- wicklungsfähig. Die abgestorbenen Blatteile erweisen sich mit Reservestoffep. r. .'Ch prall gefüllt, sie erscheinen daher in dQ[\ 8(>(l '^ lleinru'l.c-, mikmskopischen Aufnahmen ('Fig. '.• und Fü. lUi dunkel, während die lebend .u'ebiiebenen weitgehend ihre Reservestofte zu aktivieren vermochten und mehr oder minder das Streckungswachstum ihrer Zellen einsetzte. .Sie lassen daher in den Bildern trotz der geringen, nur 2LMachen \'ergrößerung das zellige Gefüge deutlich erkennen. Die Kiweiß- oder Myrosinzcllen in den abgestorbenen Teilen waren offenbar einer teilweisen Zersetzung anheimgefallen, sie traten dunkel- braun bis schwärzlich verfärbt hervor; auch in l-'ig. 10 >ind sie als dunkle Klexe erkennbar. Die Ursache des Absterbens \<)n Keimlings- organen und Geweben unter dem Einfluß des Mistel- schleims ist nun w<>hl die, daß der Schleim Wasser- entzug bewirkt. Die totale Keimungshemmung im u n v e r d ü n n t e n M i s t e 1 s c h 1 e i m 1 i e g ende r S a m e n a b e r erscheint darin begründet, daß die Embryonen dem Schleim das zur Keimung nötige Wasser nicht zu entziehen vermögen. Ubeilegt man sich die \'erhältnisse bei der Keimung, so ist für sie bei den meisten Samen die VVasserzufuhr erste Bedingung. ' Die ' Kiellung setzt ein und ihr folgen die I^rozesse der beginnenden Reaktivierung der Reservestoffe. Nach und nach bildet sich erst ein Zellsaft und es ist erklärlich, daß dieser anfänglich nur ein geringes osmotisches Vermögen besitzt, daher durch osmotisch wirk- same StotTe, wie es der Mistelschleim, andere Schleime und ähnliche Kolloide sind, leicht seines Wassers beraubt wird. Gerade auf den Keimheginn und die ersten Stadien der Keimung werden derlei Stoffe am stärksten hemmend oder störend wirken. Späterhin kann das osmotische Vermögen so gewachsen sein, daß der gleiche Stoff keine Schädigung mehr hervorbringt. Wie der Versuch \' lehrt, sind die voll 1 Die meisten Samen sind ja im reiten Zustande -ehr wasserarm, so- zusagen trc)ei-lclschleim. XH I entfalteten Keimblätter von Hrdssitci durch den Schleim auf ^^elegter Mistelsamen nicht mehr zu schüdi.nen und erst mit '- ersinnendem X'er^ilben, womit wohl eine Herabsetzung^" des osmotischen Vermögens parallel ,ueht, schien sich durch Be- -chleuni.^ung ihres Welkens und Verfalles ein Kinfluß, der v\ieder auf>enscheinlich auf W'asserentzu.u beruhen wird, zeltend zu machen. \'III. \'ersuch. Auch dieser war ani^estellt um zu icv^ev). daß es tatsächlich der Mistelschleim ist, der die Keimung anderer Samen verhindert oder hemmt und schä- digt, und nicht ein Giftstoff, der etwa vom Mistelsamen stammt. Er wurde am 12. 1. lUlii eingeleitet und wie die voiaus- gehenden im geheizten, nach Süden gelegenen Versuchs- gewächshaus des Institutes durchgeführt. Die Anordnung war folgende: \n eine Petrischale, deren Boden mit drei Lagen sterilisierten, mit Wasser durchtränkten Filterpapiers ausgekleidet war, wurden 2(> möglichst vom Schleim befreite*^ Samen der Mistel ausgelegt und neben -le oder auf sie, je zur Hälfte, 20 Samen von Brassica, die n Wasser von 80° durch einige Stunden vorgequollen waren. Die Petrischale wurde mit dem Deckelstück ge- schlossen. Verlauf: lö. 1. H Samen normal gekeimt ('mit der Wurzel zuerst hervorgebrochen). 1 auf-, 2 nebenliegence. ir.'l. 10 .Samen gekeimt, 5 auf-, ö nebenliegende; \<)n ersteren 2, von letzteren 1 noch in den .Anfangsstadien der Keimung. 18./1. 12 Samen gekeimt, ö auf, 7 neben den Mistel- samen. Bei allen normale pjitwicklung der Keimwurzel. 21./1. 14 Samen gekeimt, (i auf-, 8 nebenliegende. An dem Tage, dem neunten seit Versuchsbeginn, hat auch schon der erste .Mistelsame gekeimt. - t Solclie Samen ei-halten bei W'asserzutritt --leis iKjeli eine. w<^\\\\ aiieli geringere Schleimhülle. - Diese schon im .liinner so rasch erfolgte Keiiminti der iMistelsamcn. bej Zutritt nur des Taueslichtes, ist henierkenswcrt und rflVnhar auf die S62 '22./ 1. 1.') Sainen gekeimt. 6 au'"-, V< nebeniiegende. 24./ 1. 17 .Samen gekeimt; ;'> Viscnm aufliegende Samen stehen noch im Beginn der Keimung. \'on den Visctim- •Samen keimten 12 (P^ußnote 2 auf p. 861). 1 .Same hat .sich braun verfärbt und ist abgestorben. 2Ö./1. 18 Samen gekeimt: ungekeimt je 1 Viscnm auf- und 1 neben Viscinu liegend; beide etwas geschrumpft, letzterer weniger. 28./ 1. 2 der zuletzt gekeiniten, auf T75t7//7/-Samen auf- liegenden Keimlinge kommen nicht aus der Samenschale heraus, diese erscheint nur gesprengt. Der \\. Keimling (gleicher Position) hat seine Radikula auf etwa 2^/0 mm Länge vorgeschoben, sie positiv geotropisch orientiert, stößt mit ihrer Spitze nun aber auf den r/.<^<;7/;//-Samen an und erscheint an der Weiterentwicklung gehemmt. 31. 1. Die eben besprochenen Keimlinge entwickeln sich nicht weiter. 2 davon werden gezeichnet. Der eine (2 waren auf der gleichen .Stufe verblieben) liegt in Fig. 10, der andere in Fig. 9, Taf. 1, vor. Vergrößerung ungefähr 3'/2fach. Der Versuch wird an diesem Tage aufgelassen. Fs hatten die 20 ausgelegten 2)Vt75.9/ca-.Samen 15 normale Keim- pllanzen ergeben; 3 Keimungen verliefen un\"ollständig, 2 Samen versagten. Eine prüfende Betrachtung des Ergebnisses zeigt, daß die nach iMöglichkeit durchgeführte Entfernung des Schleimes den Keimerfolg jedenfalls sehr begünstigte, was sich in der verhältnismäßig rasch verlaufenen Keimung und dem hohen Prozent (75) normal entwickelter Keimlinge ausspricht. Wie schon in der Fußnote p. 801 bemerkt, gelingt eine volle Entfernung des Schleimes nicht, bei Wasserzusatz ent- steht bei solchen Samen auf der Oberfläche der Samenhaut noch immer eine, wenn auch nur dünne Schleimschicht. Es ist nun bemerkenswert, daß alle neben einem ViscumSixmQa ausgelegten />'rt7.s\s-/<,-<.7 -Samen normale Keimpflanzen ergeben nahezAi mit Feiichtiglceit ,i;cs;iltii;lc l.uft in der rctrisclialf 7Airückzufülireii. Übrigens liabe icli einen solchen Krl'ol^ schon in der Kußnote 2, p. 12, meiner Abhandlunt;- Über den \l;int;el einer Ruheperiode hei den Mistel - s;unen'< liervorQclioben. t\.;iir,oii x'Dii Siinieii auf Mistji<;i.-Iilcim. ^Oti hellten ('.•. vier 10. ungekeimt verbliebene Same war \ernuitlich an sich minderwertig!), während die .'! unvollkommen geblie- benen Keimungen Semien betreften, die V75<;//w-Samen auf- lagen. Es ist eben zw^eifellos, daß die nebengelagerten Samen Aon der dünnen .Schleimhülle kaum berührt wurden, während die F/>r/////-Samen aufgelagerten doch einen dauernden Kon- takt mit der noch vorhandenen Schleimschicht hatten. Die \'ersuche weisen also deutlich auf den Schleim als die Keimung schädigenden Faktor; je vollständiger seine Entfernung gelingt, desto weniger treten Kei- mungshemmung und Schädigung hervor. Das Ergebnis des Versuches VIH steht im Einklang mit dem des \'ersuches MI, wo eine Förderung der Keimung durch X'erdünnung des Mistelschleims nachgewiesen werden konnte, wenn auch die ."Schädigung der Keimlinge noch reclit merklich .zur Geltung gekommen war. lX.\'ersuch. Derselbe erbringt überzeugend den Nachweis, daß Hemmung und Unterdrückung der Keimung \on Samer. durch den Schleim bewirkt wird: auch wird durch ihn die Wahrsciieinlichkeit, daß an den .Schädigungen, welche an den Keimlingen beobachtet wurden, ein von Samen aus- gehender Giftstoff beteiligt ist, sehr herabgesetzt,, wenn auch, wie später hersorgehoben werden soll, nicht einwandtVei widerlegt. Laurent^ folgerte aus seinen X'ersuchen über die Gift- wirkung von Mistelkeimen, Mistelschleim etc. auf die Birn- bäume, daß der Giftstoff hauptsächlich vom Embrvo zur Zeit der Keimung sezerniert werde. Er resümiert: »Ea toxine du Gui existe donc en plus grand quantite dans les plantules en germination; \ers le lö mai, il y en a aussi dans la pulpe des baies. .Sans doute, eile est secretee par les embryons en germination et diffuse dans la pulpe.' 1 l»e riiitluence du .sol sur hi dispcr-^ion du gui et de la cuscute en Belgiquc: (Bulletin de l'agriculture, Tome XVI. 1900, Biiixelles). Die keimungsliemmende Wirkung des .VTistelschleims auf Samen sc'ieint Laurent unbekinnt .;a\vesen zu sein. *H4 r. Heinriclier. Dtv X'ersucli JX bezweckte eine voll? länoiiie Knt- ternun.u des Mistelschleims von den .Samen. Dies war nur liadurch möglich, daß der Schleim zunächst wie im \'ersuche VIII entfernt, dann aber sorgfältig a-.ich die -anze Samen- schale abpräpariert wurde. Wie schon vorher erwähnt, ent- wickelt auch nach Wegnahme der Hauptmenge des Schleims, die scheinbar zunächst schleimfreie Samenschale bei jeder Wasserzufuhr noch eine dünne Schleimschicht. Das Abpräparieren der Samenschale bei möglichster Schonung des Samens ist ziemlich schwierig. Es wurde deshalb nur mit fünf so präparierten Samen zunächst ein Vorversuch beabsichtigt. Das Ergebnis des" durchgeführten war aber so klar, daf^ von einer Wiederholung mit einer größeren .Anzahl solcher .Samen abgesehen werden konnte. Der \'ersuch wurde am :')(). U. I*,)lü vormittags eingeleitet. Die fünf tatsächlich schleimfreien r/^c//;;; -.Samen wurden auf sterilisiertes Filterpapier, das mit destilliertem Wasser getränkt war, in das Bodenstück einer Petrischale ausgelegt. 10 Samen von Brüssiici, durch 2 .Stunden in lauwarmem Wasser vor- gequollen, kajTien dazu. 2 wurden auf die Mistelsamen ge- bracht, 8 neben diesen, bei möglichster Annäherung, ausgelegt. Die mit dem Deckelstück geschlossene Petrischale wurde auf dem am Fenster stehenden Tische eines nach Nt>rden gele- genen Institutsraumes aufgestellt. Die Zimmertemperatur schwankte zwischen \'.\° bis 17° C. Die Keimung der .Samen begann am :i 10. \'ier neben Vlsi-niii liegende standen an diesem 'J'age im Keimbeginn, d<;>ch keimten am -I. H». auch die auf den T'7.s-t7//;/-.Samen aufliegenden und schließlich alle 10 ausgelegten Brassiccj -Samen: der letzte am U. 1(>. Die Keimung war normal, die Hauptvvurzel kam zuerst hervor und entwickelte sich ungehemmt. .Auch die Kotyledonen ent- falteten sich ungestört, ergrünten und zeigten keine .Spur ■jener .Schädigung, die wir vorau.sgehend besonders an den Keimlingen der Kulturen v'll und \'III besprochen und durch Abbildungen erläutert haben. Daß die Hemmung der Samen keimung tatsächlich auf den Schleim zurückzuführen ist, er-cheint demnach völlig sicher. Weniger sicher erschien aber 6':t Frage gelöst. vjiai^-n viMi Samen auf Mistelscliloim. H0i> ob die in den X'ersuchen Vll und V'lü erörterten Schädf.- j:;ungen d e i' k'eimlinge auch dem Schleim zuzuschreiben sind oder auf einer Giftwirkung- beruhen, die vonv ]\iistelsamen ausgeht. Im \'ersuche IX unterblieb jede Schädigung der Keimlinge. In dem Falle hat sich keine Gift- wirkung der Mistelsamen gezeigt. Sie ist also wenigstens sicher nicht \-orhanden, ehe der Mistelsan^e in Keimung be- griffen ist. Wie aus der oben angelührten Stelle aus Laurenfs .Abhandlung ersichtlich ist, schreibt er jedoch die Sekretion des Giftes erst dem keimenden Kmbryo zu. In den Versuchen Vll und V'III traten allerdings während derselben schon Kei- mungen der Mistelsamen auf: im Versuche VI aber war das nicht der Fall und doch traten auch in diesem schon die schädigenden Wirkungen an den Keimlingen hervor (vgl. p. 851, Fußnote 2). Dies spricht dafür, daß der Schleim sie xeranlaßt. Immerhin schien es geboten, noch einen weiteren Versuch niit auskeimenden Misteis amen folgen zu lassen. Wie im N'ersuche IX war auch in diesem neuen Versuche durch Ablösung der Samenhaut für vollständige Aus- .--c hal tu ng des Heei-enschleimes zu sorgen. -X. Veisuch. Der vorstehend angedeutete Versuch wurde um s. 11. ISms eingeleitet. Die gekeimten \'isiiim-Sa.men .stammten von einem andersartigen Versuche hei', in dem an^ '1'). \0. alle 2i) ausgelegten Samen gekeimt hatten. 9 solche, alle zvveiembryonig, wurden durch das Entfernen der Samen- haut ' jeder Spur von Schleim befreit und auf das in mehreren Lagen das Bodenstück einer Petiüschale deckende, wasser- durchtränkte Filterpapier ausgelegt. Neben sie <21) oder auf ^ie (7) kamen mit möglichster Annäherung die 28 Brussica- Samen, die vorausgehend 1 Stunde in 96prozentigem Alkohol, dann 2 Stunden in lauem Wasser gelegen, also vorgequollen \\-aren. Die Temperatur im Versuchsraume, wo die Kultut an einem Nordfenster stand, schwankte während des Ver- suches untertags zwischen lö bis 18°, nachts kamen Sen- kungen bis auf 10, auch 9° C. vor. ' An äcn gck»-imten Samen gelingt da.^ leicht. g(36 '- Heinricher. Der Versuch verlief in folgender Weise: Das Keimen der Brassica-Saimen setzte am ll./ll. ein; unter den 5 keimenden Samen befanden sich 2 der VisLiini-Samen aufliegenden falle 7 solchen keimten schließlich). Am 13./11. waren 20 .Samen gekeimt. Die Keimung verlief normal, Hemmung oder .Schä- digung der Wurzel war nirgends zu beobachten. Am 14./11. waren 25 Samen gekeimt, einer folgte noch verspätet am 23./11., 2 blieben ungekeimt^ (Abschluß des Versuches am 7./12.). Aus den Aufzeichnungen über die Kultur seien noch folgende hervorgehoben: 18./11. Die Wurzeln aller Brassica- Keimlinge .sind lang ausgewachsen; bei viei'en ist der Spitzen- teil gebräunt und das Wachstum dort sistiert und bei einer von den vieren der gebräunte Teil \erschrumpft. Ob diese Wurzelspitzen in Berührung mit Mistelsamen kamen, ist unsicher. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, daß hier eine Giftwirkung vorliegt, doch ist dann die Art der Schädigung gänzlich verschieden von der Keimungs- hemmung, die der Mistelschleim bewirkt. 21. 11. Bei einem der Keimlinge sind etwas fleckige Stellen an den Koty- ledonen vorhanden. Eine Giftvvirkung liegt wohl auch hierin kaum vor; manche Wurzeln stehen in enger Berührung mit den Mistelsamen, ohne daß an den Kontaktstellen eine .Spur von Schädigung wahrzunehmen ist. Der Versuch spricht also wieder deutlich dafür, daß sowohl die Keimungshemmung als auch die Schädigung der Keimlinge auf den Mistelschleim zurückzuführen ist. Während i In diesem X'ersucbe wie in den folgenden wurden die Samen von Brassica einer Desint'elvtion durch ein Alkoliolbad unterzogen. Wie ein Vor- versucii gezeigt hat, dürfte dadurch das Keimprozent etwas herabgesetzt worden sein. In diesem am 22.'9. 1916 angesetzten Versuche wurden in Schale 1 .Samen, die 1 .Stunde, in Schale 2 Samen, die 2 Stunden in Alkohol gelegen hatten, ausgelegt, während in die Schale 3 Samen, die nur in destilliertem H..0 3 Stunden gelegen waren, kamen. Bis 29./9. keimten in Schale 1 2H-r, in Schale 2 26-6. in Schale 8 lö«,, der Samen nicht. Verspätete Keimungen wären ohne Zweifei noch nachgefolgt, immerhin scheint das .Alkoholbad das Keimprozent etwas herabzusetzen. Deshalb werden im Versuche X und den folgenden die nicht zur Keimung gekom- menen Samen nicht als durch die zu prüfenden .\gentien, sondern dinch das Alkoholbad geschädigt aiigesehen und nur ihre Zahl genannt. Keimen von Samen auf Mi^telsclileim. ^Ö< 'ganz in Schleim versenkte Samen überhaupt nicht keimen können und nach längerem Liegen in demselben das Keim- vermögen verlieren, tritt die Keimungshemmung und Schä- digung um so weniger hervor, je mehr für Verdünnung oder Entfernung des Schleimes gesorgt wurde. Bei gänzlicher Be- seitigung des Schleimes (Versuche IX und X) durch Ablösen der den Schleim tragenden Samenhaut ist von einer Hemmung der Keimung keine Spur mehr und eine Schädigung der Keimlinge entweder nicht (\'ersuch IX) oder nur in geringstem und fraglichem Maße vorhanden (Versuch X). Im Versuche IX. wo die Mistelsamen ungekeimt verwendet wurden, ist der Schleim völlig ausgeschlossen gewesen. Im \'ersuche X war vielleicht sein Ausschluß weniger vollständig. Derjenige zwar, der der Mistelsamenhaut aufliegt und von ihr, solange sie vorhanden ist, immer wieder bei Wasserzutritt entsteht, war durch das Entfernen der Samenhaut beseitigt worden. Doch ist daran zu erinnern, daß auch seitens der Haftscheibe des Mistelhypokot3''ls ein schleimartiger Stoff als Haftmittel ent- wickelt wird.i Da die Hypokotyle der verwendeten Samen noch kurz und die Haftscheiben wenig entwickelt waren, können nur Spuren solchen Schleimes vorhanden gewesen sein. Dieser Schleim der Haftscheiben scheint stoff- lich von dem der Schleimhülle des Samens mehr minder verschieden zu sein, was damit zusammen- hängt, daß die stark kutinisierte Epidermis der Haftscheibe hier in den Verschleimungsprozeß einbezogen wird.- Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß dieser Schleim Gift- vvirkungen auf gewisse Pfl;inzengewebe zu üben vermag."^ ' Diese Ausscheidung erwähnt schon Pitra (^'Über die Anhel'tiings- weise einiger phanerogamer Parasiten an ihre Xährpflanzen- . Botan. Ztg. IS69). Er sagt: Nachdem das verdickte Wurzelende des .Stengelchens an die Rinde des. Baumzweiges gelangt ist, wird es hier durch eine klebrige Aussonderung seiner Oberlläche befestigt-^ - .^uch das hat Pitra richtig beschrieben, der Cviticularstoff der Verdickungsschichten. so wie der Cuticula wird wahrscheinlich aufgelöst . •• Als Giftwirkungen erscheinen vor allem die weitgehenden .Schädi- gungen, welche Mistelkeime an Birnbäumen verursachen; sie wurden zuerst von Laurent als solche bezeichnet und beschrieben. Von mir wurden Ergebnisse mehrjähriger Studien darüber veröffentlicht. Vgl. E. H einriebe r. X(ÖS über die Besonderheit dieses Schleimes geben folgende' Beobachtungen etwas Aufklärung. Am 9./ 12. wurde eine \'ergleichskultur \'on IVsn/w- Samen angelegt, einerseits mit 20 ihren Schleimbelag voll besitzenden Samen, andrerseits mit 20, bei denen der Schleim — soweit dies bei Belassen der Samenhaut möglich — tunlichst entfernt worden war. Die Samen wurden reihenweise auf Schreibpapier ausgelegt und dieses einem Holzbrettchen angeheftet, das in senk- rechter Lage auf der nach Süden gerichteten Hinterwand des Südhauses befestigt war. Das eigentliche Ziel des Versuches kann hier außer Betracht gelassen werden. Die Kulturen blieben bis 7./I!. im Südhaus, \"on da ab lagerten sie im Nordhaus, Im Südhaus herrschte starke Sonnenbestrahlung und häufig eine übermäßige Erhöhung der Temperatur und der Lufttrockenheit, was schon zum Absterben einzelner Keim- linge geführt hatte. Im Südhaus war der Schleimbelag zu einer mehr oder minder festen Kruste eingetrocknet, hatte aber das unterlegte Papier durchsetzt, so daß jeder der aus- gelegten Samen von einem fettig aussehenden, gelbbräun- lichen Hofe umgeben war, den die in Fig. 1, Taf. II vor- liegende, bei auffallendem Lichte am 2G./.'>. 191Ü gemachte Aufnahme zeigt. Im durchfallenden Lichte (vgl. P'ig. 2, Taf, II) war die Erscheinung noch weit auffälliger und man konnte veranlaßt werden, auf die Ausscheidung einer fettigen .Sub- stanz zu schließen. Bei de^T entschleimten Samen fehlten erklärlicherweise diese Höfe um die Samen oder waren nur andeutungsweise vorhanden, hingegen wurden kleine Höfe um die dem Papier angehefteten Haftscheiben der Hypo- kotyle bemerkbar. Die im auffallenden Lichte gemachte Auf- nahme brachte diese kaum zur Geltung; viel besser zeigt diese kleinen Höfe die im durchfallenden Lichte (nachträglich 1917) gemachte Aufnahme in Eig, 'A, Taf. II. Sie weist die an der Hattscheibe stattfindende Ausscheidung nach und ein - iJer J\ampt" /.\\isclit;ii Mistel iitui liii'nhauin. Iinjiiuiie, unecht imiiuino und nicl)t immune Birnrasscn; Inimuinvcrdea für Jas .Mistelt^ift früher sehr empfindlicher Bäume nach dem Ühersteiien einer ersten Infektion«. (Denk- schriften der k'ais. Ain;ni/.cnscl)lL-mi iin.l (aimnii . (H. Eulcr, Ciruiidlai^en mul I'.rgohnisse der rtlanzciiclicmif' . Iiiaiiiv.ehwei;; 190S. I. T., p. 138.) -' In OH"o .Alkohol allerdings • nach tagelangein Stehen nichi. Per Kreis, den die Tropfen gebildet hatten, hlieh als weiü verfärbte .Masse erhalten. Eine Art Verflüssigung trat allerdings auf, indem in Form von weißlichen Fäden vom (jberen zum unteren Tropfen eine Brücke entstanden war und vom unteren Tropfen etwas derartiger Substanz am (Irunde des Stüffhällers sich ablagerte, .^r:i sie \"(>r.i,a'qu(>Ilcn waren, eventuell iin\ü:ekehi-t dcj- Mistcl- schleim aus dem Samen Wasser bezieht), dat.! ferner bei Verdünnung und starker Verminderung der Schleimmenge Keimung zwar eintritt, an den Keimlingen aber doch nocli Sc-liädigungen verschiedenen Grades wahrnehmbar werden, die auf Wasserentzug aus den Organen des Keimlings durch i\en Schleim zurückzuführen sind, schien es vom Interesse, zu \erfolgen, ob solche Schädigungen auch durch kolloidale Substanzen anderer Art hervorgerufen werden können. Zu solchen \'ersuchen ermunterten die in den Versuchen III und IV mit der Gelatinelösung beobachteten Keimungshemmungen und ebenso jene, die Tom an n bei Verwendung verschie- dener Pflanzenschleime beobachtet hatte (vgl. Zitat p. 845). Außer mit einem Pflanzenschleime wurden diesbezügliche X'ersuche mit Lösungen von Giimmiai-abicimi durch- geführt. XI und XII. Versuche über die Wirkung des Beeren- schleimes von Anthurium scandens Engl. XI. Versuch. In unserem Warmhause fi'uchtete die genannte Aroidee, eine offenbar epiplwtisch oder doch hemi- epiph3''tisch lebende Pflanze Brasiliens, reichlich. Die Beeren haben etwa die Größe von Mistelbeeren, doch nicht ihre hellweiße Färbung, sondern eine mattweiße, wachsartige. Offenbar ist ihr Schleim weit weniger von lufthaltigen Räumen durchsetzt als jener der Mistelbeeren. Auf Druck springt die Beerenhaut und tritt der Schleim als ziemlich feste Masse hervor, ähnlich wie bei den Mistelbeeren, doch ist er fast gar nicht fadenziehend, haftet jedoch einigermaßen an den Fingern. Im Schleim eingebettet, liegen 1 -4Samen; sie sind kleinen Melampvrunr-SRmen ähnlich, jedoch w^eisen sie an Steile des bei diesen vorhandenen geschwärzten Poles einen grünen auf. Der grüne Pol kommt durch das Durchschim- mern des chlorophyllhältigen Embryos zustande. Die Schleimmasse von 18 Beeren wurde auf 2 Lagen sterilisierten Filterpapiers, das mit destilliertem Wasser ge- li-änkt worden war, einzeln ausgelegt;- auf jeden .Schleim X?4 i:. Hein riebe r, klumpen kcuii ein (^aiiMiaiiuKsw eibc zwei; Same von JiiiLssu\i. Die 20 verwendeten Brassica -Samen waren 2 Stunden in 96pro- zentigem Alkohol gelegen und dann durch 18 Stunden einer Vorquellung in Wasser, das anfangs eine Temperatur von 30° C. hatte, unterworfen worden. Die Aufstellung der Kultur erfolgte am Fenster eines nach Norden gelegenen Zimmers, dessen Temperatur untertags zwischen 13 bis 14° C. schwankte, am 6./10. lf)16. Verlauf des Versuches: Am 10./ 10. standen 16 Brassica- Samen im Keimbeginn, der insoweit normal \'erlicf, als das Würzelchen zuerst hervortrat. Der .4///////rm77/-Schleim machte den Eindruck, als sei er etwas fli^issiger geworden. Bei einigen der Schleimklvimpen trat eine Verunreinigung auf, die bei zweien schon stärker war und eine schwärzlichgrüne Färbung hatte. Wie spätere Prüfung ergab, war es das ziemlich derbe Mycel eines Pilzes, dessen Keime offenbar der Haut der Anfhurium-Beeren angehaftet hatten. II./IO. Es ist keine weitere Keimung hinzugekommen, auch die am Vortage vorhandenen Keimlinge haben ihre Weiterentwicklung eingestellt. 13./10. Noch kein Fortschritt in der Entwicklung. Die Keimlinge verharren auf der am 10./ 10. erreichten Stufe, die Würzelchen haben höchstens 1 mm Länge, der in der vSamen- schale verbliebene übrige Embryo zeigt keine Neigung zur Entfaltung, im Gegenteile scheint er zu verfallen. 14/10. Die erwähnte Verunreinigung hat sich' auf die meisten Schleimklumpen ausgebreitet. Da eine weitere Keimung oder Wachstum der Keimlinge nicht zu erwarten war,^ wurde die Kultur aufgelassen. Es erscheint somit kaum fraglich, daß auch der Aiifhii- rium scandens-Sc\\\e\m die Keimung anderer Samen hemmt, so wie es Tomann für andere Pflanzenschleime nach- gewiesen hat. Beweisender in dieser Beziehung erscheint wohl der folgende Versuch, in dem nochmals der gleiche Schleim Verwendung fand. 1 Ohne Abänderung der Bedingungen! Daß sie hei Wechsel derselhci nicht ausgeschlossen sind, erweist der folgende Versuch. Keimen von Samen auf Mistelscbleim. iS / .'1 XII. Versuch. Der am 20./10., 4 Uhr nachmittags ein- geleitete Versuch war vorerst in der Ausführung dem vorangegangenen ähnlich. Verwendet wurde der Schleim von 13 AtitJwrinin-Beeven, dem 16 Brassica-Samcn aufgelegt wurden. Die Verquellung letzterer erfolgte durch 5 Stunden im ^varmen Wasser (Napf auf den Heizröhren stehend), die Temperaturen im Versuchsraume waren untertags etwas höher, da der Raum geheizt wurde (13 bis 19-5° C). Die Keimung der Brassica-Samen setzte am 24./ 10. bei 8 Samen ein, die zum Teil die Radicula etwas vorgeschoben hatten, zum Teil nur Sprengung der Testa aufwiesen. 25./ 10. Keimbeginrt bei 10 Samen. Die Schleimklumpen erscheinen mehr oder minder zusammengesunken. Einige Keimlinge haben die Radicula etwas mehr entwickelt als im vorangegangenen Versuche, doch kommt das nur durch die stärkere Verlängerung des Hypokotyls zustande, die Haupt- wurzel bleibt gehemmt. Gesamte Länge der Radicula höchstens 2 mm. Die gleiche Verunreinigung wie im Ver- suche XI tritt auf. 26./10. Gekeimt haben 14 Samen, doch sind 9 Keimlinge im ersten Beginne stecken geblieben, während 3 ihre Haupt- wurzel teilweise entwickelten und am basalen Teile Wurzel- haare entsandten. Die mit dem Schleim in Berührung befind- liche Spitze hingegen erscheint gehemmt. Bei 2 anderen Samen ist das Hypokotyl stark vorgeschoben, die Wurzel- anlage aber ganz gehemmt. An diesem Tage werden die Brassica-Seimen und -Keim- linge im Wasser gereinigt und auf mit Wasser getränktes Filterpapier übertragen. 27. /lO. 3 Keimlinge sind ganz aus der Samenschale hervorgetreten, jedoch scheint nur einer eine völlig intakte Wurzelspitze zu haben; bei den meisten ist die Wurzelspitze gebräunt (öfters nur einseitig) und dann in der Weiter- entwicklung gehemmt. 28./10. 2 Samen noch immer ungekeimt, 4 scheinen im ersten Beginne der Keimung eingegangen zu sein. Bei einigen Keimlingen wächst das Hypokotyl, aber die Wurzel ist ganz oder doch im Spitzenteil abgestorben. Ein solcher Keimling .^7('> F.. Hcinri.-hcT. wurde dreifach vergrößert gezeichnet (vgl. Kig. .">, Taf. 11). Auch die Kotyledonen sind, wenn sie sich überliaupt noch zu entfalten vermögen, überall geschädigt; so auch bei dem einen Keimling, dessen Hauptwurzel sich normal zu entfalten vermochte. ;^jüyiÜ. 2 der am 28./10. im ersten Beginn der Keimung als eingegangen bezeichneten Keimlinge haben sich küm- merlich weiter entwickelt. Die Entwicklung beschränkt sich allerdings auf das Wachsen des Hypokotyls, die unent- wickelte Hauptwurzel ist abgestorben. Die Hauplwurzeln von 5 Keimlingen wuchsen schließlich mehr oder minder normal aus. Auch Schädigung der Kotyled onen ist vorhanden, und zwar selbst bei den Keimlingen, die sich mehr oder minder zu entfalten \-ermochten. Die Schädigung spriclit sich aus in teil weisem Ausbleiben des P'. rgrünens und auch in abgestorbenen, gebräunten Stellen, besonders an den Rändern der Keimblätter. Einen derartigen Keimling führt die Fig. (i (1 '/.; fach ver- größert) vor. Seine Wurzel war abgestorben und die Ränder der Keimblätter wiesen gebräunte, abgestorbene Gewebe- teile auf. Am 1. 11. wurde der X'ersuch autgelassen. Man sieht, der \'erlauf des \'ersuches XII entspricht im ersten Teil wesentlich dem des XI. \'on gn")ßerem Interesse ist das Ergebnis, das er im zweiten 'Peile zeitigte; es ergab sich, daß die Entfernung des Schleimes die Ent- wicklungshemmung weitgehend aufhebt. Die Weiter- entwicklung der vom .Schleime gereinigten Keimlinge zeigte, daß die Keimlinge in wechselndem Maße sich ge- schädigt erwiesen und die .\rt dei' Schädigung u n s c h w c i" a 1 s ä h n 1 i c h j c n c r z u c i' k c n n e n i s t, die w i r bei den in der Duichführung gleichen N'ersuchen \'i und \'II als durch den Mistelschleim be\viristcrben derselben oder doch ihres X'egetationspunktes, StiMungen in den (ieweben der Koty- ledonen (Mangel der Chlorophyllbildung offenbar infolge Zu- grundegehens der Plasliden), auch streckenweises .\bsterl;er \on (lewebepartien. ilcim. XIII und XIV. Die Versuche mit Lösungen von Gummi- arabicum. XIII. Versuch. In llOtW' destillierten W'a.s.sers wurden iKriJili,'' (Uimmi gelöst und die dicke Lö.sung in strömendem Daniplc sterilisiert. Diese Lösung wird als Stammlösung be- zeichnet und wurde teils als solche, teils in weiterhin angege- bener Verdünnung zu den Kultur\ersuchen verwendet. Jede Kultur wurde mit 20 Brassica -S Lagen mit destilliertem Wasser durch- feuchtetes Filtrierpapier angebracht. Die Kulturen, die am ü. 10. 191(3 angesetzt wurden, standen an einem Nordfenster. Bis 1(). 10. war die Zimmertemperatur meist 13 bis 13-5°C., nur einmal 12° als Minimum, einmal 14"ö° als Maximum. -Am 17. 10. wurden die Kulturen aufgelassen, nur eine (I) vviu'de in abgeänderter Form bis lo.Tl. weitergeführt. In dieser späteren Zeit war untertags die Temperatur höher, stieg bis auf 20°C., da seit Kl/10, das Institut geheizt wurde. Die \ier Kulturen unterschieden sich in der Konzentration der GummiliJsung. I erhielt die Stammlösung, II Stammlösung und destilliertes H^O im \'erhältnis 1:1, III Stammlösung: destilliertes H.O -- 1 : 2, l\' Stammlösung: destilliertes H,^ ) — 1:4. Der Verlauf der Versuche sei nun zunächst bis 17. K'. beschrieben, während die abgeänderte Weiterführung der Kultur I nachträglich zur Besprechung gelangt. I. 10. 10. 1 Same keimend (normal, Wurzel voran»: 11./ 10. 3 Samen: 13. 10. 7 Samen keimend, ö davon mit ausgetretener V/urzel, 2 im ersten Beginn (nur Sprengung der Sanienhaut); Kl./ 10. 8 Samen keimend, die Radicula iHypokotyl + Wurzel) ülierall her\-orgetreten, doch die Wuizel S78 !■;. lIciniiHicr. Überall gehemml, nur bei einem Keimling etwa 'Z-'imm lang; am 17./10. kein Fortschritt. II. lO./lO. 8 Samen keimend; 13./X. 4 Keimlinge ganz aus der Samenschale getreten, 4 teilweise, 2 im ersten Keimungsbeginn. Die Wurzel der ersteren wächst etwas, doch ist eine vorhandene Hemmung unverkennbar; 14./10. 12 Keimlinge; 16./10. 16; 6 davon unvollkommen, 1 Keimling mit recht gut, 9 mit mehr oder minder entwickelter Wurzel, immerhin bis über lern lang; 17./10. 17 Keimlinge, 7 davon unvollkommen gekeimt, 2 ohne ausgetretene Radicula, bei den übrigen war sie nur 1 mm lang, 10 haben die Samenhaut ganz abgestreift, die Kotyledonen sind zum Teil im Ergrünen. Die Entwicklung der Wurzel ist sehr verschieden, von kaum 2 mm Länge bis l cm und darüber, bei einem 2 cm, bei einem anderen 3 cm lang. III. lO./lO. 13 Samen keimend; 13./10. 19, 5 noch im ersten Beginn (Sprengung der Samenhaut), 5 Keimlinge hin- gegen ganz hervorgetreten. Etwas Hemmung im Wurzel- wachstum tritt auch hier hervor; 14./10. Ein Paar Wurzeln wachsen aus, sie sind aber in dem feuchten Raum über die Gummilösung geraten; 16./10. Bei den .stärksten Keimlingen setzt das Ergrünen der Kotyledonen ein; 17./10. 4 von den 19 Keimlingen zurückstehend, 2 ohne hervorgetretene Radi- cula, 2 mit stark gehemmter, nur 1 mm langer. Bei den übrigen 15 Keimlingen die Wurzel meist etwa 1 cm lang, bei 3 Keimlingen zwischen 2 bis 3 t:///. IV. lO./lO. 7, 11. /lO. 10, 13./10. 16 Samen keimend; davon befinden sich am 13./ 10. 7 Samen noch im Beginn des Keimens, während 2 Keimlinge schon ganz aus der Samenhaut hervorgetreten sind. Die Wurzel ist bei einem stärker ausgewachsen, er hat sie in den feuchten Raum über die Gummischicht hervorgehoben; 17./10. 2 Samen ungekeimt, 18 gekeimt, davon 2 im Beginn des Keimen.s, mit noch nicht hervorgebrochener Radicula. In der Samenschale stecken noch 2 Keimlinge; einer hat nur das Würzelchen vor- geschoben (1 mm lang), ein zweiter mit den Keimblättern noch teilweise in der Testa, Hypokotyl und Wurzel (1 cm lang). Der Rest der Keimlinge hat eine 1 bis 3 cm lange Wurzel, einer sogar eine von 6 bis 7 cm Länge. Inciiik'ii von Samen auf Mislclsohlciin. >>70 Khe an eine ziisamnicnfassendc Betrachtung des Ergeb- nisses geschritten wird, sei noch über das Verhalten der Kultur I berichtet, die vom 17./10. unter veränderten Bedin- gungen bis 10. 'H. weitergeführt wurde. Am 17./10. wurden die vorhandenen 8 Keimlinge und die ungekeimten Samen in Wasser gereinigt und in einer größeren imd höheren Petrischale auf durchfeuchtetes, steri- lisiertes Filterpapier übertragen. Es wurde also so verfahren wie in vielen der vorangegangenen Kulturen, wo die Ent- fernung des Mistelschleimes, oder in Kultur XII des Schleimes \'on Antimriitnt scainieua vorgenommen worden war; es sollte ermittelt werden, ob und welche dauernde Schädigung an den Keimlingen oder Samen, die durch 10 Tage in der konzentiierten ( iummilösung gelegen \\'aren, hervortreten würde. Schon am 18. '10. waren 14 .Samen keimend, zu den 8 in der Gummil()sung in den Keimbeginn emgetretenen waren also 6 zugewachsen. Am 20./10. waren alle bis auf einen .Samen gekeimt (dieser folgte noch am 21./10.); bei einem war die Radicula eben erst ausgetreten. Em anderer hatte nicht normal gekeimt, die Radicula war in der .Samenhaut stecken geblieben, hingegen ein Kotyledo hervorgetreten. 16 der Keimlinge entwickelten ungehemmt die Hauptwurzel, die reichlich Wurzelhaare bildete. Am 23./10. waren die Kotyledonen zumeist ergrünt, Schädigungen an ihnen waren nicht hervorgetreten, die Wurzeln gut entwickelt. Am 27./10. konnten aber Schäden an den Kot3dedonen von 3 Keimlingen, und zwar in abgestufter Weise, als vorhanden erkannt werden: 1. weiß bleibende .Stellen an den Keimblättern, 2. an den weißen .Stellen auch bräunliche Flecke, 8. die Keim- blätter auch im Wachstum zurückgeblieben, kaum irgendwo grün und im weißen (irunde graue und braune Flecke nahezu in Überzahl. Bei Abschluß des Versuches konnte starke Schädigung der Kotyledonen an 4 Pflanzen, Schädigung über- haupt an 11 Pflanzen festgestellt werden. Überblicken wir den Versuch XIII, so kann gesagt werden* daß die hemmende Wirkung der Gummilösung auf die Keimuns: der Bras:sicaSaxv\Qx\ und die Entwicklung der H«0 I\ciinlini;c ticutlich hcrxortrat. Am meisten erklärlicherweise bei X'crwcndimg der Siamml()sun,<;. der stärksten Konzen- tration. Am 1 7. I . in ihi' erst S Keinuins^en, die Keimlinge in der Entwicklung und besonders im Auswachsen der Haupt- wurzel gehemmt, während in den X'erdünnungsstulen 11, 111 und IV am gleichen Tage doch schon 17, 19 und 18 Samen gekeimt hatten und die Hemmung des \Vurzel\vachstums zwar noch bemerkbar blieb, aber doch im allgemeinen gerin- gere Grade erreichte. Allerdings tritt in allen vier Kulturen auch ein nicht unbeträchtliches, indi\'idue]l verschiedenes \'erhalten der Keimlinge hervoi-. .So \erliefen die Keimungen in IV nicht am raschesten, wie es dem Konzentrationsgrad der Lösung entsprochen hätte, während sie in I, 11 und 111 mit demselben in guter (Übereinstimmung blieben. In jeder Kultur sind ferner einzelne Keimlinge mit stärkerer Hemmung und im Gegensatze dazu mit relativ sehr geringer zu er- kennen. Das wird schließlich auch nicht überraschen, denn das osmotische Verm()gen der einzelnen Embryonen und späteren Keimlinge wiixi ohne Zweifel bedeutenden .Schwan- kungen unterliegen. Auf osmotische \'orgänge sind aber sicherlich die Hemmungen und Schädigungen zurückzu- führen, die durch Schleime, Gummi und dergleichen Kolloide bewirkt werden. Die höheren Pflanzen sind in ihrem osmotischen \'er- mögen hinter Pilzen und Bakterien bekanntlich ja weit zurückstehend, insbesondere ist ilirem bezüglichen Anpassungs- vermögen eine enge Grenze gesteckt, ' während umgekehrt Pilze und Bakterien sich einer sehr weit reichenden Regu- lationsfähigkeit erfreuen. Was für die vegetativen Phasen gilt, wird in entsprechender Weise auch für die X'ermehrungs- organe zutreffen. Eür die Sporen \on Schimmelpilzen und Bakterien sind der Mistelschleim wie überhaupt derartige Kolloide nicht nur ein zur Entwicklung geeigneter, ja sogar ein sehr günstiger Boden. Für die Samen der höheren 1 V-l. die vorzü.i^lichc Ahhundlung Sl Substralk()n/.t.'iitiati.>ri, Tur,';-!)!- uikI Waclis hWnzcii. (liül. ZtK., ■'•11. .lahi-., IS'Jj!!. Kciiiu'ii von S;imcn imf Mi-.lclscl)l Samen. Bei der Keimlinge nachweisbar, doch glichen sich die Hemmungen späterhin (ü./ll.) teilweise aus, waren aber, weil stärker, noch am Tage des Auflassens der Kultur (18.11.) bei S vorhanden. In Fig. (S, Taf. 11 ist einer der Keimlinge wieder- gegeben (zweifach vei-größert, gezeichnet o. II. HtKi), J.er eine abgestorbene Wurzel und einen verkümmerten Koty- ledo hatte. Dieses Keimblatt war noch nicht ergrünt und hatte gebräunte, von geschädigten Gewebeteilen herrührende Känder. Nachträglich stellte sich Ergrünen aber doch ein. III. Bis 21./ 10. keine Keimung. Einsetzen derselben wahrscheinlich 22./10. (Kultur an dem Tage nicht beobachtet.) 2:'., 10. 12 Samen gekeimt, 2-4-./U). 15. An diesem Tage waren die Verhältnisse folgende: Bei einem war nur die .Samenhaut gesprengt, alle übrigen hatten die Radicula vor- geschoben und die Mehrzahl zeigte das kräftige Hypokotyl positiv geotropisch gekrümmt, während die Wurzel gehemmt erschien. 2(3. U). IS Keimlinge, bei 2 nur Sprengung der Testa. Bei 4 Keimlingen vermochte die Wurzel doch bis zu V., cm Länge zu erreichen; an ihren hinteren Teilen ent- standen Wurzelhaare. 8 Keimlinge waren ganz aus der Samenhaut hervorgetreten, 2 entfalteten teilweise die Keim- blätter. .Am 27./10. wurden die 2 noch ungekeimten Samen und die 18 Keimlinge im Wasser gereinigt und auf getränktes Kiltrierpapier übertragen. 28./10. Die beiden letzten Samen keimen, einer da\on hat die Radicula vorgeschoben, aber die Spiizc der Wurzel ist bräunlich verfärbt und siclitlich ge- sciiwi'u-lit. Das gleiche ist auch an den Wurzeln \on ö wei- t( Mi.Mi Keimlingen der Fall, deicn ältere Wurzelpartien normal lind weil.! erscheinen. Schädigung der Keimblätter laut sich schon ti'ir .\<^\- Keservestoffe ganz allmählich die osmotische Leistung der Zellen steigt. Wie die Zellen in den getöteten Teilen der Keimblätter, die durch den viel stärker wirksamen Mistelschleim geschädigt waren, fast Sitüb. d. mathem.-natuiw. KI., Abt. 1, lUti. Bd. 6'6 886 E. Hcinricilcr, iinentleert \orgefundcn werden, ist an früherer Stelle an- geführt. Die \' ersuche mit den Gummilösungen ergaben also ähnliche Wirkungen auf die Samen und Keim- linge wie der Mistelschleim, so daß die Erklärung der Wirkungen, als in einer Störung der osmotischen X'erhäl tnisse durch die Ko lloidna t ur der Schleime gelegen, wohl als begründet angesehen werden darf. Wenn die Wirkungen der Gummilösung nicht den vollen Grad jener des Mistelschleims erreichten so ist darauf hin- zuweisen, dafS die Gummilösung eben auch nicht jenen Grad der Konsistenz erreichte, den der ViscumSchleim besitzt. Ebenso bieten die verschiedenen Pflanzenschleime solche Unterschiede und wird ihnen paralleigehend auch ihr Einfluß auf das Keimen der Samen und die Keimlinge ein wech- selnder sein. Zusammenfassung. V. Wiesner hat im Schleim der Misteisamen das Vorhandensein eines oder mehrerer Stoffe (Hem- mungsstoffe) angenommen, durch welche er einer- seits die 'Ruheperiode« der Mistelsamen, andrerseits aber auch die Tatsache zu erklären suchte, daß die Samen anderer Pflanzen, welche sonst rasch keimen^ auf dem Mistelschleim nicht oder nur sehr verspätet und schlecht zur Keimung gelangen. Dieser Ansicht Wiesner's trat Verfasser schon früher entgegen. 13 a ß die >^ R u h e p e r i o d e ^< der M i s t e l s a m e n selbst d u i- c h einen Hemmung sstoff im Schleime der Samen be- dingt sein könne wurde durch den Nachweis wider- legt, daß den Mistelsamen überhaupt keine durch innere Gründe bedingte Ruheperiode eigen ist, sie vielmehr bei richtiger Wahl der A u ß e n b e d i n g u n g c n jederzeit sofort zur Keimung gebracht v\erden können. Die hemmende Wirkung des Mistel sclileims auf die Keimung anderer Samen wurde vom \'erfasser aber zuerst auf einen im .Schleim enthaltenen Gifts to ff (toxische Wirkung;) zurückgeführt, .späterhin diese Keimen \ auch anderer Pflanzenschleime und ähnlicher Kolloide einheitlich a 1 s W i r k u n g d e r p h y s i k a 1 i s c li e n I > e s c h a U'i' n ■• heit derartiger Stoffe erklärt erscheinen. S91 l'jkiäiunsJ" der Alibildun.^cn. Tafel 1. Diese bi-int,'^t in den Fit;-. 1 bis '.] und .") bis 10 die durch den Mistel- schleim an den Keimlingen von Hnistsun nleracea, und zwar sowohl an der Wurzel als auch an den Keimblättern verursachten Hemmungen und Sclitidigungen zur Anschauung. Eingehendere lü-klärung enthcält der Text, daher hier zumeist nur die Vergrößerung und in Klammer die betreffende Textseite angegeben wird. Fig. 1. i?, h. r nat. d-. (p. S.')2); r die normale (iröße eines ungeschä- vligten Keimblattes. Fig. 2. 2 fach (p. 8.-)4 u. p. S5S . Fig. :l, 21 -2 fach (p. S54i. Fig. 4, 4 fach vergr. ip. 8.")S). die Wurzel und ein Stück des Hypo- kotvN des in Fig. 2 abgebildeten Keiniiings wiedergebend, der nach Besei- tigung des .S'chleimes die abgestorbene .Spitze der Wurzel abgestossen, aus lebenden Resten des N'egetationspunktes aber zwei neue Wurzelvegetations- punkte regeneriert hatte. .\m Hypokotj'l wird das Her\orbrechen von Seiten- wurzeln erkennbar. Fig. 5, 2 fach (p 855). Fig. 6. 2|fach (p. 856). Fig. 7 und Fig. S, 2 fach (p. 85(5). !-"ig. 9 und 10, auf Mistelsamen, von denen der Schleim weitgehend entfernt worden war, ausgelegte keimende Samen von B!\issi\:,i oleracea. Vergr. ?,l'.,fach (p. 8(V2i. Tafel II. Fig. I. Auf Schreibpapier, dem ein Holzbrettchen unterlegt war, mit vollem Schleimbelag zum Keimen ausgelegte Mistelsamen. Der eingetrock- nete Schleim verursachte Transparenz des Papiers um die Samen. .Aufnahme bei auffallendem Lichte. Nat. Gr. Vgl. Text, p. 868. Fig. 2. Ein anderer Teil des gleichen Präparates im durchfallenden Lichte aufgenommen, wobei die Transparenz der Höfe um die Samen (obere Reihe) stärker hervortritt; die untere Reihe zeigt, daß vom Papier auf- gesaugtes Wasser die Höfe zerstörte. Xat. Gr. Vgl. Text, p. 868. 870. Fig. 3. Vom Beerenschleim möglichst befreite Samen, die, wie hei Fig. 1 beschrieben, zum Keimen ausgelegt worden waren. Es treten die durch hohe Transparenz besonders ausgezeichneten kleinen Ringzonen um die Haftscheiben der Hypokotyle deutlich hervor, die von dem Sekret der Drüsenzellen der Haftscheibc herrühren. Aufgenommen nach dem eingetrock- neten Schaustück, in nat. Gr. \'gl. Text, p. 868, 892 E. II ein rieh er, Keimen von Samen ,anf Mistelsclileim. l'i.c:. '^■• "ic einzelnen Sclilcimmassen ohne Samen — in glciclicr Weise ausgelegt, wie hei Fig. I ciuäiinl ist. luul nacli dem EinticKkiien im durchfallenden Lichte in nat. Gr. aufgenommen. Die Transparenz des Papiers unter den eingetrockneten Schleimklumpen beträchtlich geringer als bei Fig. 2; stärker im allgemeinen, je heller der Schleimklumpen am Bilde erscheint. Vgl. Te.\t, p. 871. i''ig. .") bis 8. Schädigung an Wurzel oder Ixotyledonen der K'eimlinge von Bnissiai olcracca. Fig. 5. Same mit Keimling, dessen ^^'urzel, durch den Beerenschleim von Anthuriuni scandena geschädigt, abstarb. 3 fach vergr. \'gl. Text, p. 876. Fig. 0. Durch den Reerenschleim von Anthnrtiim scündens geschä- digter Keimling. Wurzelscheitel abgestorben, das Gewebe am Rande der Keimblätter geschädigt. 1 i/o fach vergr. Vgl. Text, p. S7(). Fig. 7. Die Kotyledonen eines durch konzentrierte Gummilösung ge- schädigten Keimlings; der eine verkümmert, mit abgestorbenem Gewehe (dunkel), das von nicht ergrünten Partien umgeben ist. 2 fach vergr. Vgl. Text, p. 883. Fig. 8. Durch (nimmilösung von starker Konzentration geschädigter Keimling; Zugrundegehen des Wurzelvegetationspunktes, Kümmern und Zurückbleiben des einen Keimblattes. 2 fach vergr. Vgl. Text, p. 884. Fig. 9. Mikrophotographische Aufnahme des Querschnittes« durch ein Keimblatt von Bnis.sira oleracea. Schädigung durch den Mistelschleim. Der Randteil (dunkel) ist abgestorben, seine Zellen haben sich nicht entleert und sind, ohne in das Streckungswachstum einzutreten, abgestorben. 22 fach vergr. Vgl. Text, p. 859. Fig. 10 ein gleiches l'räparat wie in l'ig. 9, nur ist an dem betref- fenden Keimblatte nur eine Randpartie lebend geblieben, während der größte Teil desselben abstarb (dunklerer Teil des Querschnittes). In der abgestor- benen Partie treten die in Zersetzung übergegangenen Eiweiß(Myrosin)- zellen als dunkle Flecke hei-vor. 22 fach vergr. Vgl. Text, p. 859, 860. Fig. 11. Partie aus dem Querschnitte durch die noch junge Haft- scheibe des Hypokotyls eines Mistelkeimlings, um den Drüsencharakter der sie deckenden Zellage zu zeigen. Präparat gefärbt mit Hämatoxylin, Vergr. 110 fach. Vgl. Text, p. 860. Fig. 12. Partie aus dem Querschnitte durch die Haftscheibe eines Mistelkeimlings, der mit der Haftscheibe dem Stamme einer Balsamine sich angelegt hatte. Man unterscheidet die sezernierende Zellage und sieht dk- ausgeschiedenen Sekretmassen. \'ergr. IlOfach. \'gi. Text, p. 809. i Heinricher, E.: Keimen von Samen auf Mistelschleim. Taf.l C k <^,-.. ^"^p/S-/' i. ■4i Lith. Ansi. Th. Bannw'arth, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. 1. 1917. Heinricher, E. : Keimen von Samen auf Mistelschleim. Tai II. 12 11 10 Prof. Ad. Wagner phot. Lichtdruck v. Max Jaffe, Wien. Sitzungsberichte d. kais. Akad. d. Wiss., math.-naturw. Klasse, Bd. 126, Abt. I 1917. soa Über die Sproßverkeitung der Crotalaria griquensis Bolus Von Dr. Rudolf Wagner Mit Subvention aus der Ponti -Widmung (Mit 1 Tafei und 1 1 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 16. Mai 1917) In dem zum Gebiete der Kalahari gehörenden westlichen Griqualand hat der um die Durchforschung Südafrikas hoch- \erdiente H. Bolus im Jahre 1885 eine Crotalaria entdeckt, die er zunächst mit der tropisch- afrikanischen Cr. spinosa Höchst.^ zu identifizieren geneigt war, die von dem' Öster- reicher Theodor Kotschy im Jänner 183.S im Nilland,'-^ kurz vorher von dem Badenser Wilhelm Schimper in Abyssinien gesammelt vvurde,^ neuerdings in einer habituell abweichenden Form aus der Kolonie Eritrea vorliegt, während eine var. pnhescens Bth. auf Madagaskar vorkommt,*' die wohl der 1 Von Christian Friedr. Hochstetter 1841 beschrieben (Regensburger Flora, XXIV, I. Inlell. 32; cfr. George Bentham in Hoolc. Lond. Journ. Bot., II, 576). 2 »In devexis montium Cumunal prope Fassoglu«. i! Schimperi iter Abyssinicum. Sectio priiT]„a: plantae Adoenses. No. 150. ^In humo levi prope Genniam dictionis Memsach d. 28. Dec. 1837.« Aus- gegeben von der Unio itineraria 1840. •1 In dem 1906 zu Prag »sumptibus auctoris« erschienenen vierten Heft von Jan Palacky's Catalogus plantarum madagascariensium wird p. 2 ein- fach angegeben: »Crotalaria spinosa Hochstetter, Bull. .Soc. Lin. Par. I, 444. Hildebrandt 3485 = Ononis emargiitala Bojer. Engler DO. Afr.« Auf die Heiitliaiirsche Varietät wird nicht verwiesen. Das Hildebrandt-Zitat bezieht ■ich auf lleniv Baill.m, l.isle Jos iMaiites de Mada-ascar, I c, No. 56 Sl)4 R. Warmer, Pflanze Hochstetter's näher steht als der aus den Küsten- gebieten des Roten Meeres.^ Vorsichtigervveise wandte sich Bolus indessen an Britten und das Resultat war die Auf- stellung der im Titel genannten Art, die im Jahre 1887 er- folgte und 1888 im Druck erschien.- Inzwischen hatte Nicholas Eward Brown festgestellt," daß Bolus keineswegs der erste war, der die Pflanze den europäischen Herbarien zugeführt, sondern daß schon William J. Burchell' sie im November 1811 »prope flumen Vaal« gesammelt hatte,'' so daß sie sich schon seit langen Jahren in verschiedenen der großen Her- barien befinden dürfte.^ Neuerdings kam dann die Art in zahl- reiche Herbarien, und zwar durch eine sehr bedeutende Exsikkatensammlung, nämlich das von N. Macowan und Hany. Bolus herausgegebene »Herbarium Normale Austro- Africanum«: dort wurde sie unter no. 408 ausgegeben; ferner durch die »Exsiccata austro-africana« des Deutschen. Rudolf Marloth (no. 748); Sammler ist in beiden Fällen der letztere, der sie »in arenosis prope Kimberley« im November 1885 gesammelt hat; auch in den breiten Straßen der Diamanten- stadt kommt sie vor.^ Als Höhenlage wird bei Marloth 1200^' (7 Janv. 1885), bei Tananarivo gesammelt; außerdem fand sie der nämliche Sammler im Bogosland in Abys.sinien im September 1872, ausgegeben unter n. 575. 1 Flora della Cotonia Eritrea N. 14, Sarae, leg. A. Pappi. 2 Harrj' Bolus, Contributions to South-African Botany. Part III. Journal ul' the Linnean Society, Vol. 24. p. 1 74. - Bei Bolus, I, c. 4 Näheres über dessen Reise bei A. Lascgue, Musce bi)t;u»'n|uc de -Vi. lienjamin Delessert, p. 447. Paris, Janvier 1845. •'• Sub no. 1782; der Vaalfluß bildet auf JTundertc von KiloiiiL-lcin d\e (.irenze zwischen dem ehemaligen Oranjefreistaat und Transvaal. '■ Uie von Burchell herausgegebenen Exsikkaten sind im Herbar des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien reichlich vertreten; unsere Art liegt vielleicht bei einer anderen Gattung, da Dornsträucher in der Familie verschiedentlich vorkommen; die madagassische Varietät der Cr. spitwsa Höchst, findet sich nach Benlham, 1. c, auch unter dem handschriftlichen Namen Ononis emari^inata, den ihr der auf Mauritius seit 18.')6 ruhende Büier gegeben (vgl. Regensburger Flora, Bd. 40, p. 768, 1857). " Nach Bolus, 1. c.; ist übrigens dort ziemlich häufiy. Sproßvcikettuiig Jci- i'mt.ihiriii -rniiiaisis. ^'t-' angegeben/ augenscheinlich ein Schreibfehler, denn den von MacOwan und Bolus genannten 4000 Fuß entsprechen ungefähr 1200 w. Aus der Originaldiagnose m()gen hier nur einige Angaben wiederholt sein, die für uns von Interesse sind: >^Fruticulus ramosus, rigidus, spinosus, albo-sericeus, 10 — 20 centim. albus. Rami dichotomi divaricati, spinis tenuibus 1 — 2 centim. longis; stipulae subulatae recurvae, 1 — 1-5 millim. longae . . . corolla aurea . . . Legumen subglobosum, stipitatum 2 — 4-spermum.<' Nun sind von der Gattung Crotalaria L., in die nur wenige andere einbezogen wurden,- nach der längst veralteten Angabe von Bentham und Hooker fil.^* über 200 Arten be- schrieben worden, die sich auf etwa 120 reduzieren sollen^ — allerdings nur bei der weiten, uns ungewohnten und durch- aus unhaltbar erscheinenden Fassung des Artbegriffes, wie er den englischen Autoren eigen ist und sich wohl zu gutem Teile aus dem Bedürfnis heraus entwickelt hat, die riesigen, den Kolonien entstammenden Sammlungen verhältnismäßig rasch aufzuarbeiten. Eine Art mehr in einer Gattung von diesem Umfang — das scheint kein wesentlicher Gewinn, wennscho'n es Auf- gabe der Wissenschaft ist, jede neue Form zu buchen; indessen ist meines Erachtens der Fund des Kapstädter Forschers von weit größerem Interesse, als er wohl selbst ahnte: nicht etwa deshalb, weil nur sehr wenige Dornsträucher in der Gattung existieren dürften — die Namengebung durch 1 N'ach der Scheda eines der im Herbar des k. k. Naturhistorischen Ilofmuseums vorhandenen Exemplar. Für das gewohnte Entgegenkommen spreche ich dem Leiter dieser Sammlung, Herrn Kustos Dr. Alexander Zahl- hruckner, auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aus. - N'ach dem Index Kewensis Atolaria Neck. (1790), Chrysocalyx Guill. & Herr. (1832), Clavulium Desr. (1826), Cyrfo/obiim R. Br. (1832), locatilon Rafin. (1836), Maria-Anfonia Pari. (1844), Phyllocalyx A. Rieh. 1847 und Oiiirusia Blanco (1845). 3 Genera plantarum. Vol. I, p. 479 (Okt. 1865). ■i Nach einer flüchtigen Zählung erkennt der Index Kewensis mit seinen bis 1910 reichenden vier Supplementhänden übei- 480 Arten an, so daß selbst bei so weiter Fassung des Artbegriffes die Zahl der bis lieute anzunehmenden Arten mit über 500 angenommen werden muß. ■S'.Xi K.Wagner. Höchsten er wci.st schon darauf hui, daß er keine andere dornige Art kannte; entgangen ist ihm augenscheinlich die ostindische Cr. rigida Heyne/ ein augenscheinlich seltener Strauch- von ganz anderem Habitus und weit abweichender Verzweigung, der mir nur aus einem einzigen di^irftigen Herbar- exemplar bekannt ist.'' Die Untersuchung der Cr. grJqiicHsis Bolus ergab so viel Bemerkenswertes, um nicht zu sagen Überraschendes für den morphologischen Kasuistiker, daß eine Veröffentlichung gerechtfertigt erscheint. I. In Abbildung 1 ist das \'erzweigungssystem halbschema- tisch so dargestellt, daß die konsekutiven Sproßgenerationen abwechselnd dunkel und hell gehalten sind. An einer relativ (vielleicht auch absolut) ersten Achse ?c^, die wohl mit einer armblütigen Dorntraube abschloß, sind die vier obersten vege- tativen Seitensprosse erkennbar und davon zwei leidlich er- halten, wenigstens soweit als das zur Charakterisierung des Verzweigungssystems vonnöten ist. Die Blattstellung des Sprosses 3£i ist Vr, R' wobei die rechtsUäufige Schraube in dem Sinne aufgefaßt wird wie in den sämtlichen Naturwissen- schaften, der Mathematik und Technik und also im Gegen- satze zu Julius Sachs, der sich in dieser Beziehung an Karl Friedrich Schimper anschl(~»ß und dem dann die ganze Lite- ratur folgte.'* Die vier mehr oder weniger erhaltenen Sprosse sind will- kürlich mit %, 0.,, ^1^2 ^nd 0,0 bezeichnet; der Sproß €l., hat, wie aus der Formel Yrt.s-z hervorgeht, ein nach links fallendes a-Vorblatt, das hier basal ist — was sich in höheren Sproß- 1 Beschrieben 1821 in Alberti Guilielmi Roth ... Novae plantarum species praesertim Indiae oricntalis. Ex collectinne Doct. Benj. Heynii- Halberstadii 1821, p. 343. 2 Hook er fil.. Flora of British India, Vol. H, p. 82 (Mai 1876). Nur aus Carnatic bekannt. 3 Herb. Ind. or. Hook. f. & Thomson, Maisor and Carnatic, leg. (1. Thomson 18G0. ■I Bereits lüUl habe ich auf die wünschenswerte VcreinheilliehunH .it-r aul bchraubenlinien bivüidichrn Ausdrücke iiin;',e\vie;;f n. Sproßvcrkettiin.n; der i^ioialano ,:^riqiict o97 f^eneiationcn ändert , hat aus C,s ein Achsclprodukl ;-;c trieben, ein weiteres aus «h,,/2; t'^'is letztere, also O,,,/,-,, hat IViili/.cilii; die x'erdornte Sproßspitze, also den lilütenstanil, /.ur Seite geworfen und sieh in die Verlängerung seiner Ab- statnmungsaehse gestellt. Das oberste Laubblatt des Sprosses £!_, war eben Q-^i^,,;, die erste Blüte £i.,\.^. Zu bemerken ist, dal.'i nur sehr wenige Blüten, beziehungsweise Krüehte zur ImU- wifklung gelangen. Mir die folgende Tabelle mag eine Neuerimg insolcin eingeführt sein, als der Achsenbezeicliiuing fallw(."isc der Kichlungsindex des 7.-V(^iblattes vorgesetzt ist; es bcdculrt also .s-r,,,/,, eine Achse der relativen fünften Sproßgcni'ralion, die mit einem nach links fallenden aA'orblatt ansrhlioßt und selbst das I'rodükl au^ der Achsel des dritten Blattes eine:' Sprosses darstellt, dessen erstes N'orblalt nach rechts fälll. Diese X'oransetzung des Kichtungsindex wurde unlerlasscn, einmal wo sie i->ei der gebotenen Schonung' des ^laterials nicht zu ermitteln war, und ferner, wo sie sich \on selbst ergibt: wenn aul r„.s<) die Achse B.ski folgt, dann versieh! sicli fiir \\i s\\ *-ler Zyklarchenindex abg. ) ,, / B,, 15,, Inn. dV,,,, ^/A^„/;iI,;,i l\,,r, Inn. '/ A„.,4 r„,/r, inn, ■L abg. |A,j;,,,-,A,,; ^ "^''•■' I ,. ., I A,,B,,r,,HB,ioB,n Inn. I o,/4 l>. r, ; S98 R. Wagner, Zunächst geht aus Bild und Tabelle hervor, daß ganz zweifellose elf Sproßgenerationen bei diesem Sträuchlein er- reicht werden, eine Zahl von Sproßgenerationen, die erheb- lich über die geringe Anzahl der gewöhnlich angenommenen konsekutiven Tochtersprosse hinausgeht, dabei aber sehr wesentlich hinter dem zurückbleibt, was nach meiner hiter- pretation der Beccari'schen Darstellung^ in der Gattung Myrmecodia Jack vorkommt- oder gar, wie ich unlängst nachweisen konnte, bei dem Hydnophytum aiigustifoUum Merr. von den Philippinen, wo 34 Sproßgenerationen zu zählen w^aren,^ und zwar von einem abgeschnittenen Zweige, dessen ganze Länge unbekannt ist, so daß wahrscheinlich noch eine erheblich größere Anzahl herausschaut. Auf gleicher Höhe wie bei unserer Orotalaria bewegt sich die Zahl der Sproßgenerationen an einem gleichfalls abgeschnittenen Zweige eines kleinen kapländischen Dornstrauches der nämlichen Familie,^ des Melolohiimi candicans E. & Z.,'^ dessen merk- wairdige Periodizität des Wuchses hier noch nicht erörtert werden kann; wohl das Nämliche gilt von einer Pflanze der österreichischen Flora, der von dem Prager Botaniker Pres! 1822 zuerst als Spartium beschriebenen-' Calycotome infesla (Presl) Guss.,'' gleichfalls einem Dornstrauch; an einem 1 Odoardo Beccari, Piante ospitatrici, ossia plante formicarie della -Malcsia e della Papuasia descritte ed illustrate de O. B., Malesia, Vol. II, 1884, p. 180. 2 Rud. Wagner, Erläuterungen zu Beccari's schematischer Darstellung einer Myrmecodia. Diese Sitzungsber.. 125. Band, Abt. 1, p. 733—740 (1916). 3 Rud. Wagner, Über den Richtungswech.sci der .Schraubelzweige von Hydnophytum angustifoHuin Merr. Diese Sitzungsber.. Bd. 116, Abt. I (1916). p. 373-385, mit 2 Taf. 4 Beschrieben zuerst als Üichi/us candicans E. Mey. in der Bearbeitung der Ecklon'schen Kapleguminosen in Linnaea, Bd. VII, p. 151 (1823) (Plantae Ecklomanae, auctore Ernesto H[enricol F[riderico] Meyer, 1. c); dann in die neue Gattung Melotubimn E. & Z. aufgenomnicn in der Enumeratio plantarum Africae australis extratropicae quac collcctae, determinatac et ex- positae a Christiano Friederico Eckion & Carolo Ze\'her, Hamburgi 1835, deren erstes, die Leguminosen enthaltendes Heft laut .'Aufdruck auf dem Umschlag im Dezember 1834 erschien. ■' Presl, Deliciac Pragenses, Vol. 1. p. '.V.\. ^ Gussunc, ['"lorae .Siculae Synopsis. V<'1. U, 1, p. -47 ^1843). Sprol.iverlcctltin,i;- der Ci"f(il(iri.« A^, B.,, r,,, li„o B,„ . Die Anwendung der gewöhnlichen Diagramme ist in diesem Kall der großen Anzahl von Sproßgenerationen wegen zwar durchführbar, aber unpraktisch, weil Einschachtelungen in der Weise notwendig wären, wie ich sie in meiner Studie über Lecanorcliis malaccensis Ridl. vorgenommen habe — mehr zum abschreckenden Beispiel;^ dagegen läßt sich sehr leicht ein Überblick über den Charakter des Sympodiums gewinnen, wenn man die dort für die Y.,-Stellung modifizierte Methode 1 Ignaz Dörfler, Herbariuin normale no. 384, leg. A. Rudolph. - Schon Clusius bekannt; Edmond Boi ssier nahm die schon von Michel Adanson in seinen Familles des plantes (II, 321, Paris 1863) auf- gestellte Gattung Erinacea wieder auf und nannte die Anthyllis erinacea L. in seinem Werk Voyage botanique dans le midi de l'Espagne pendant l'anncc 1837 (Vol. I, p. 145, Paris 1839") Erinacea pungens. •! F. .Sennen S. J., Plantes d'Espagne no. 519. ^ Nicht zu verwechseln mit Ulex Boivini Coss., dem spanischen l'. Cosaonii Nym., mit U. B. Wclw., dem portugiesischen U. Escayracii Nym. und dem U. B. Willk., dem spanischen U. Wehbianus Coss. ■'' Rud. Wagner, Die Mediansympodien <\g\- LecaiKirchis waUaceiisis Uidl. Diese Sitzungsber., .\bi. !, 125. Bd., p. 427 (^1916,1. 900 R. War^ner, der AI)bilduiit', dckiissicilcr \'cr/\vci,min^cn,' wie sie neuer- dings für die Jvutacecnguttiing Myrtopsis I'lngl. Verwendung gcfinidcn hat,'-' mutatis mutandis auf die liier x'orlicgenden Verhältnis.'- e anwendet. \\s mag hier, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Publikation des Jahres 1014 \erwiescii sein. Die K'rcisc bedeuten hier Sj^rosse, ein Zentriabstand von 2r entspricht einem A-Sproß, von (\ r einem T-Sproß, also Von 1 r dem Achselprodukt aus ß usw. Die Divergenz- winkcl kommen ohne weiteres zum Ausdruck, besonders oft aber die spitzen, mehr an 1)0° heranreichenden Winkel, welche von der a-, bevJehungs\\-eisc ß-Mcdianebene mit derjenigen dQV zugehöiigcn Achse gebildet werden. Wie in <[cn zitierten Arbeiten über Jlvdnopliyltnii und Myrlopsis sind die S^'iir podiallinicn hier so gezogen, daß sie \'om Zentrum der rela- tis'cn Alislammungsachse aus die Pciipherie des 'J'ochtcr Sprosses erreichen. Berücksichtigt man lediglich die Seite der Mediane, nach der der Tochtersproß fällt, so erhält man folgende Reihe der Indices: d, il, s, s, J, d, s, s, s. Also kein Wickel- sympodium, das sich durch regelmäßige Alternalion der Rieh tungsindices charakterisieren würde, imd erst der Schluß wiid durch ein Schraübelsympodium gebildet; das Ganze gehint also in die Kategorie der ungemein mannigfachen Gebilde, für die ich 1901 den Ausdruck >^gemischte Sympodien'< vor- geschlagen habe.^ Betrachten wir zunächst die Orientierung des Sprosses 11/',/.! '>7'J-llnO. '•-' Riui. Wagner, Zur Morphologie der Roi'oniee Myiii^psis iiiacrucivj'ii Schltr. Eng!er',s I^ut. Jahrb., Bd. r.4, p. 27r., 27(> (1017). - Vgl. Sehneider, Illustr. Ilandwörterhueli, 1. Heft. p. 262 (100.')). 2. A. p. 271 0017). ■I Rud. Wagner, Ober die Synip.idienbiiiluiig von ihlulcpis 1 >iiildai;t'i (3il,g (Österr. bot, Zeit.sehr., lOlf., p. :W4), i Spioßvorkettung der Crutahiria griqHcnsis, [»01 bemerken möchte, indessen auch bei der augenscheinlich recht isolierten, wie es scheint einjährigen Crotalaria pisicarpa Welw.* vorkommt und auch der verwandten monotypischen C Gattung Priotropis W. & A.^ nicht fremd ist; ebenso habe ich es bei dem oben genannten Ulcx Boivini Webb beobachtet. Im vorliegenden Sympodium (Fig. 1) haben wir konstante Apotropie und zieht man in Erwägung, daß der Sproß 6- IJ,/y,3 bei -/s-^tellung nach rechts fällt — nur wenig nach hinten fallend, dann erkennt man auch die übereinstimmenden Fig. 1. Verhältnisse beim Quartan- und Tertiansproß. Das entgegen- gesetzte Verhalten, das konsequenterweise als Epitropie zu bezeichnen ist, kommt in dem in Fig. 1 dargestellten Haupt- sympodium deutlich zum Ausdruck, demjenigen nämlich, das die höchste Sproßgeneration erreicht. In Fig. 2 begegnen wir zwei Nebensympodien H ip-i k,i\\^sr,^p^^ und Bs6_7 ArfgB,,»; im Diagramm Fig. 2 fallen vier stark ausgezogene Kreise auf, die auf Epitropie basieren: Nebensympodien angehörend, reprä- sentieren sie die Sprosse 1 Niederliegendes Kraut, nur aus Angola aus den Sammlungen des Kärntners Friedrich Wel witsch bekannt. - Friuirupis cytisuides (Koxb.) W, & A., ein mannshoher gelbblühender Strauch im östlichen Himalaya. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, I2ö. 64 C»(^9 H, Wagner, Die stark ausgezogenen Achsen sind hier fett gedruckt. Bezüglich des Sprosses ^A^o ist zu bemerken, daß es mir praktisch scheint, im Pralle eines A^,-Sprosses den Diver- genzwinkel etwas kleiner zu zeichnen, indem dadurch die Orientierung des a-Vorblattes seines Muttersprosses deutlich zum Ausdruck gelangt. Das ist namentlich dann von Wert. "4^ (T? wenn — die übrigens sehr seltenen — A^-Sympodien bei wechselnder Vorblattstellung darzustellen sind, die bei Melo- lobimn candicans (E. Mey.) E. & Z. eine große Rolle spielen, worüber an anderer Stelle berichtet sein mag. Der horizontal verlaufende Pfeil in beiden Figuren stellt eine Parallele zur Sympodiallinie 0..>H,/,,;j dar, woraus dann die Apotropie weiterer Sproßgenerationen ohne weiteres er- sichtlich ist. i'^ntsprechcnderweise sind in den Formeln der ganzen .\bhandlung die Sprosse, deren Abstammungsachse apotropes c.-N'orblatt aufweist, stark ausgezogen, Sproßverkettung der Crotalaria griquensis. 903 II. Ein anderes Verzvveigungssystem zeigt den folgenden Aufbau: d\s. h^^^h •<* • dl,,. \\>s:.Vasa\iäi Inn. C 3 -^:; l ''''■'"■■ ,, I.A. '"'' i B./,B./kB,. Inn. f Aj., Knospe [ n„. r,„. 1 " 1 B„, . B,/sBj9 Inn. > CO db \\,äi Kr. 1 A.v-, Knospe .0 r J^^^^- ""•lB.,.s-A..,. Bjn abg. ^ Ng ■ A,, . [ A.,J'...;B,„ abg. ^ p/A..« '■' l B.,fiB,,B./, Inn. f A,, abg. \li i B,, » l r.„ 5 A5,; A,-7r„^H hin. -, . ,r ( A.,« Knospe 0.^ mit 2 Vbl., dann Infi. 904 R. Wanne: Dcrgröüeren Übersichtlichkeit wegen sind die säintliclicn Achsen nicht in ein Diagramm aufgenommen, sondern sie wurden getrennt analysiert; die Figuren werden auch so noch ausreichend kompliziert und für die Einführung eines neuen Darstellungsverfahrens dürfte es sich kaum empfehlen, die' graphischen Möglichkeiten auf die Spitze zu treiben. Innerhalb des Systems cl'Aspi ist das H auptsympodium, also die zur höchsten vSproßgeneration fühi'cndc Verkettung, charakterisiert durch liie Formel (//,s/..i (//,//..-, I '„,/(; l>,/; l»,/,s I »,/;); Fig. 3. unter Berücksichtigung von .vA.ss nimmt die Sympodiallinie den in Fig. 3 dargestellten Verlauf. Der Pfeil bei A orientiert über die Lage der Achse 5?),. In obiger Formel wiederholt sich stets der K'ichtungs- index d\ konstanter Richtungsindex charakterisiert aber stets ein Schraubelsy mpod ium, wenn er nicht in die Mediane weist. Die Wiederholung des nämlichen Richtungsindicis bei ^-Achselprodukten verrät Apotropie des a-V'orb!attes und in i ipi-iißvprkpttnn£; dfii' Cro/,iInri,i ^ritjiiriisis. 9or> dieser Abbiklung wie den tolgcndeii wurde das oben be- sprochene X'erhallen angewandt und nur diejenigen Sprosse stariv ausgezogen, deren MuUersprosse ein epitropes a-Vor- blatl aufweisen. In Fig. 4 ist das ganze System /,sp4 dargestellt und bedaif wolil kaum einer weiteren JCrläuterung. Die Buch- staben wurden da eingetragen, wo Augenmaß und Raum- vorstellung gern versagen, während A- bis V- und auch 0 Fi-. 4. A-Sprosse ohne weiteres abzulesen sind und die Beifügung des Generationsindicis genügt. Wie ein Blick auf die Tabelle p. 903 zeigt, kommt bei 11;,,/ 4 tiin Hauptsympodium nicht zustande, mit sieben Sprossen wird die neunte Generation erreicht. Das ausschließliehe Vor- kommen von A-, B- und T- Sprossen macht das Eintragen der Buchstaben völlig entbehrlich. Wie in den Formeln deutlich (H)H R. Wa-nci hervortritt, nämlich in der Tabelle durch die Klammern, quali- fiziert sich das System als ein dichasiales: über den Ausgang wird später zu reden sein. Im Sproßsystem N,, .,:■, wird die höchste hier in Kall II überhaupt l")eobachtete Sproßgene rat ion erreicht, nämlich die zehnte: nur einmal die neunte, dreimal die achte. Auch Fi.ir. 5, in den Figuren 5 und t) kann von der Eintragung der Buch- staben Abstand genommen werden. Das Hauptsympodium nimmt den in Fig. 0 dargestellten Verlauf und entspricht der Formel .Also nach A,n fünfmal konstanter Richtungsinde.x, somit ein gemischtes Sympodium vorwiegend sclrraubeligen Charakters, das erst mit der zehnten Generation wieder Spr<)(.iverkeltun,i; Jei' Ciotalcirid i^iiqtiens 907 eine Störung erleidet. Da H-Sprosse Träger dieses Systems sind, liegt ein last bis zum Ende apotropes System vor. OS- ® Fig. 6. In Fig. 7 sind diejenigen Achsen schraffiert eingetragen, die abgebrochen sind; inwiefern sie das Austreiben anderer Knospen beeinflußt haben, entzieht sich meiner Beurteilung, Wer auf Herbarmaterial hingewiesen ist, befindet sich oft in einer ähnlichen Lage wie der Paläontologe; es liegen nur Fragmente vor und so gut wie gar nie solche, die für die Bedürfnisse des speziellen Morphologen gesammelt sind. Vielfach vermeiden es die Sammler, blütenlose Zweige 008 R. Wag. UM-, mitzunehmen, wenn niclil clw;i die IMätler ilurcli ir.^cnJw ciclic Besonderiieitcn auiTallen: aber aucli Knospen werden ver- schmäht und nur in seltenen Fällen werden abgeblühte In- tlüreszenzen mitgenommen, die frühere Vegetationsperioden vertreten: dann eben, wenn ihre Entfernung zu mühsam, zu zeitraubend wäre. Eine ganz erhebliche Rolle spielen auch beim wissenschaftlichen Sammler, imd zwar wohl meist unbewußt, ästhetische Momente. Da nun nur wenige Prozente der Blütenpflanzen in Gärten gez(\gen werden, viele nach bisherigen Erfahrungen sehr schwer, manche überhaupt nicht unter Bedingungen zu kultivieren sind, die ihnen zusagen, so wird schon die rein deskriptiv-morphologische Kenntnis der Blütenpflanzen auf Zufallstreffern beruhen, die die Sammler eben gemacht haben. Gerade für Gehölze liegen die Verhält- nisse besonders ungünstig und selbst verhältnismäßig leichte Objekte, die in großer Anzahl zur Verfügung stehen, haben sich bisher mangels geeigneter Methoden der Anal}\se ent- zogen, die doch nur den ersten Schritt für die Fragestellungen des Physiologen darstellt. Und ich m()chte ausdrücklich be- tonen, daß es dem letzteren vorbehalten sein wird, als Experi- mentator in so manchen Fällen einzugreifen, die morpho- logische Zusammenhänge aufklären sollen; die Frage z. B., welche Blätter die Fähigkeit verloren haben, Achselprodukte zur Entwicklung zu bringen, kann doch nie mit Herbarmaterial gelöst werden. Daß die Erforschung der Gestaltungsvorgänge Sache des Experimentes ist, daß also die Frage nach ab- geleiteten Formen, die den Systematiker so sehr interessiert, vielfach nur auf diesem unbequemen Wege weiterzubringen ist, wird zu gern vergessen. Schließlich wird es Sache der Systematik sein, in ähnlicher Weise, wie das der ungleich glücklicher situierten Zoologie bei Vertebraten gelang, wenig- stens in großen Zügen die wahrscheinlichen Charaktere der Vorfahren zu ermitteln, damit die Brücken zwischen den so oft in ihren Anschlüssen ungeklärten Gruppen zu schlagen und so den Aufbau des Systems zu fördern, das in seiner stets wechselnden Gestalt den Ausdruck des jeweiligen Standes unserer Kenntnisse von den Verwandtschaftsverhältnissen dar- stellt. Dazu führen aber keine geraden Wege: morphologische SproOverkcttuns: der C'-rnialnrin xniifiint<;is. 909 Analyse, gefolgt vom Experiment, sowie anatomisches Studium: ptlanzcngeographische Methoden und eben leider nur in \ er- schwindendem Ausmaße die Paläophytologie, die uns z. B. \i)n dem sehr späten Auftreten einer schon aus morphologi- schen Gründen als abgeleitet zu betrachtenden Familie, nämlich der Kompositen, berichtet. III. Der Aufbau eines dritten Verzwei foluender Tabelle niederoeles^t: s^„s^^f,i Inn. fungssystems ist in i'i^^t), [ B<;7 Inn Inn. Knospe Fig. 8 und 9 K.,, A i As5 BsQ Inn. \ B(/r, TadG » A,, B.,B Inn. j ArfcBj: I Bj,6 B,7 » / A,,v i B,,B,,s Inn. Fig. 10 und 11 Fig. 8 stellt das Hauptsympodium von I^,;. dar, nämlich 1/,;. B,4 i\,^.-, B,s-fiB,,7, ein System also, das sich wohl noch erheblich weiter entwickelt hätte. Das Hauptsympodium ist \orwiegend apotropen Charakters, im übrigen ein gemischtes Sympodium, in seiner nicht beobachteten weiteren Entwick- lun.". \'ermutlich \;n\vin Vw, On the glandulär bodies of .Acacia sphaero- ccphala and ("ecropia peltata serving as food for ants, with an appendix un the nectar glands oft he common brake fern Pteris aquilina. .lourn. of the Linn. Soc, Botany. Vol. X\'. 1 Kiehric; K., ('anipi,! pell, mit einer .N'utiz übtr Aiueiseudorneii bei A.acia. Üiüi. ZLutialbla!: XXIX. UtOtl. Iiber ilie Helt's.lun kT.iperclu'ii. V^2.'> Fiebrig K.. Cecropia pelt. mit einer Notiz über Ameiseii- dornen bei Acacia. Biol. Zentral bl. XXIX. 190(<. Goebel K., ( Jrganographie der Pflanzen. II. Jena. 1898. S. 50.'). Kü.ster F., Pathologische Pflanzenanatomie. .lena, 1903. .\iiehe H., .Ameisenpfianzen. Handwörterbuch der Natur- wissenschaften, I. S. 255. 1912. Nemec B., Das Problem der Befruchtungsvorgänge und anderer zytologischer Fragen. Berlin, 1910. 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Längsschnitt durch das Gewebe eines erwachsenen Belt'schen Körper- chens. Die Zellen sind vielkernig. 2. Die Zellkerne des jungen Belt'schen Körperchens eben in Teilung. » 3. Ölkugcln in den Zellen des Belt'schen Körperchens. . (Nach einem Handschnitt an frischem Material.) » 4. Jugendstadium des Belt'schen Körperchens mit noch einkernigen Zellen. Jcki, M.: Über die Belt'schen Körperchen. Fig. 4. Fig. 2. I Fig. 3. Sitzungsberichte d. Icais. Akad. d. Wiss., math.-nafurw, Klasse, Bd. 126, Abt. 1. 1917. JckI, M.: Über die Belt'schen Körperchen. Taf. II. Fig. 3. Fig. 2. ■'t*- Sitzungsberichte d.kais.Akad.d. Wiss., math.-naturw Klasse, Bd. 126, Abt. 1. 1917. 927 Zur Entwicklungsgeschichte von Plantago media Von Dr. Karl Schnarf (M!( 4 Textfigwreii) (Vorgelegt in der Sitzung am 13. Dezember 1917) Als ich mich entschloß, wenigstens an einer Art die Samenentwicklung dev Planfagiiiaceae kennen zu lernen, waren es zwei Fragen, die ich einer Beantwortung zuzuführen hoffte. Zunächst hatte Nawaschin in einer F'ußnote seiner Arbeit (23) bemerkt, daß sein Schüler E. Aschkenasi bei einigen Plantago -Arten Chalazogamie beobachtet habe. Diese Angabe verlangte ohne Zweifel eine Nachuntersuchung. Ferner schien es mir von Wert, die ersten Schritte der Endospermbildung in einwandfreier Weise festzustellen, da ich der Ansicht bin, daß gerade diese von besonderem sj'-stematischen Interesse sind. Daß in dieser Hinsicht unsere Kenntnisse von der Samenentwicklung der Plantagifiaceae eine Lücke aufweisen, wird übrigens auch von Frau Jacobsson-Stiasny(15, p. 70) hervorgehoben. Der Bericht über meine Beobachtungen bei Plantago ■media wird nun dadurch sehr vereinfacht, daß in jüngster Zeit Rößler (25) bei Plantago major Porogamie nachgewiesen hat. Ich brauche also im wesentlichen nur die zweite Frage eingehender zu behandeln. Die Entwicklung der Samenanlage von Plantago media vollzieht sich in den jüngsten Stadien völlig in normaler und für die Mehrzahl der Sympetalen typischen Weise. In dem 92K k*. Seil na. -f. kleinen Nucellus ist frühzeitig die einzige Archesporzelle zu erkennen. Das gelegentliche Auftreten von zwei Archespur- zellen wie es bei verschiedenen Tubifloren gelegentlich festgestellt wurde, so bei Pedicularis (Lundquist, 19), Latliraea (Schmi d, 28), Laminm (Strasburger. 33;, Galeopsis (Schnarf, 29), Christisonia (Worsdell, 37) — konnte bei P. weder von mir noch von Jönsson (16), der die jüngsten Stadien bei F. major untersuchte, beobachtet werden. Der Nucellus, der im wesentlichen nur aus der Archesporzelle und einer umhüllenden Epidermis besteht, wird bald von dem einzigen mächtigen Integument umwachsen. Die Archespor- zelle teilt sich zweimal und von den vier so entstandenen Zellen wird die unterste zum Embryosack. Eine Ausnahme ist \'on mir nicht beobachtet worden.' Die Samenanlage mit dem achtkernigen Embryosacke bietet ebenfalls wenig besonderes (Fig. 1 a). Auffallend ist nur die Mächtigkeit des Integumentes und vor allem die außerordentlich lange Mikropyle. Es liegt also bei P. media dasselbe Verhalten vor, wie es Balicka-Iwanowska für die von ihr untersuchten Arten angibt: y. . . le sac embryonnaire se trouve assez profondement englobe dans le tissu en- vironnant, par consequent l'ouverture micropylienne est d'une longueur considerable.« Der völlig ausgebildete achtkernige Embryosack ist ganz und gar normal. An seiner Basis liegen die drei Antipoden, die noch ziemlich lange nachweisbar sind, ohne daß sie je ein Air/.e'\chep für eine erhöhte Betätigung erkennen lassen. Der Eiapparat bietet den gewöhnlichen Anblick; knapp unter ihm liegen die beiden Polkerne oder deren Verschmelzungsprodukt. Der Embryosack grenzt zu dieser Zeit direkt an die hinenlage des hitegumentes, welche in sehr deutlicher Weise als sogenanntes Tapetum oder i Für die Tiihinoreii sclieiiit es im allgemeinen typisch zu sein, dal.l die unterste Makrospore zum Embryosack wird. .\us der Literatur sind mir nur folgende Ausnahmen bekannt: Trapella (Oliver), AvüeitHia (Treub) und Byhlis (Lang). Die Zugehörigkeit von Byblis v.w den Tubitloren ist wohl überhaupt zweifelhaft (vergleiche diesbezüglich Di eis in N'at. Ftlanzen- fam., Nachtrag 111, p. 135). Die beiden anderen Angaben bedüifen wohl einer neuerlichen L'ntersuchuag. Eiitwifkhingsi^csrhicli Epithel ausgebildet ist. Die Zellen des letzteren sind plasma reich und namentlich in der mittleren Höhe des Embryo- sackes sehr dicht gedrängt (Fig. 1 h). Gegen die Mikropyle zu werden ihre Membranen ohne IJbergangsregion sehr dick und stark lichtbrechend. Im Gegensatz zu den übrigen Zellen des Tapetums schließen sie frühzeitig mit dem .; b Fig. I. n Samenanlage iin Längsschnitt, sciiematisieit. /' Embiyosack vor der Vereinigung der Polkeinc und das angrenzende Integument- tapetum. c Embryosack während des zweiten Teilungssclirittes des Endosperms. (a schwach vergrößert, b und c gezeichnet mit I.eitz. hom. Imm. ^'j-^a u. Zeichenokular und dann auf zwei Drittel ver- kleinert. Wachstum ab. Nachdem Van Tieghem (35) sehr häufig eine Gruppe verholzter Zellen an der Basis des Embryosackes eine sogenannte Hypostase - gefunden und auch derselbe .Autor vereinzelt solche Gruppen oberhalb des Embryosackes - eine Epistase — beobachtet hat und ich selber auch eine solche Epistase hei GaU'opsis- Arten festgestellt habe, lag es nahe, auch bei Plaiitago eine Verholzung dieser Tapetum- region zu \ermuten. Jedocli ergaben die betreffenden Zellen 930 K. Schnarf, keinerlei X'erholzung. Balicka-Iwanows ka hat eine Gruppe derartiger Zellen auch bei anderen Arten — besonders aus- geprägjt bei P. maritima - beobachtet und sagt von ihnen: »Elies Sunt riches en continu et munies de membranes epaissies et gelifiees de bonne heure.« in Rücksicht auf die oben angeführte Angabe Na wasch in 's trachtete ich mir Klarheit über den Verlauf des Pollenschlauches zu verschaffen. Ich kann die Beobachtung Rößler's, der bei P. major zweifellose Porogamie feststellte, für P. media nur völlig bestätigen, wenn es auch nicht leicht ist, hier den Fig. 2. a Kmbryosack nach der Befruchtung, yuerschnitt in der Höhe der oberen Endospermkammer; die vier eben durch die Teilung ent- standenen Endospermzellen umgeben die Eizelle, b Querschnitt durcli denselben Embryosack in der Höhe der unteren Endospermkommer. (Vergrößerung wie bei Fig. 1 , b und (".) Weg des Pollenschlauches zu verfolgen. Am leichtesten gelingt es, ihn in der Nähe des Mikrop3i'leneinganges zu sehen. Ihn im Mikropylenkanal selbst festzustellen, ist am besten bei weiter vorgeschrittenen Stadien möglich, die bereits das Auswachsen der oberen Haustorien zeigen. Zu dieser Zeit scheint der l^oUenschlauch etwas aufgequollen und daher leichter sichtbar zu sein, eine Beobachtung, die ich auch bei verschiedenen Labiaten und in entsprechenden Stadien von Hypericum machen konnte. Von einer bildlichen Darstellung des Pollenschlauchverlaufes bei P. incüiu glaube ich unter Hinweis auf Rößler's Arbeit absehen zu können. Wie dieser Autor wohl rnit Recht vermutet, ist die \on Nawaschin Entwicklungsgeschichte von Plantago media. 931 angetührte Beobachtung Aschkenasi's auf eine iMißdeutung von Haustorialschläuchen zurückzuführen und daher Plantago aus der Liste derjenigen Pflanzen zu streichen, bei denen Chalazogamie vorkommt. Die ersten Endospermteilungen seien im folgenden an der Hand einiger Abbildungen besprochen. Fig. 1 c zeigt den zweiten Teilungsschritt des Endosperms. Durch die erste Flg. 3. a Jugendliches Endospennstadium, von den vier Endospcinizellen der oberen Kammer liegen zwei im Schnitte, zwischen ihnen die Eizelle, die untere Kammer enthält zwei große Kerne, h Samenanlage in einem weiter vorgeschrittenen Stadium ; Endosperm (schräg gestrichelt) umgibt den Embryo; das untere Haustorium hat einen mächtigen lateralen Ast gestrichen; von den vier oberen Haustorien sind nur zwei dargestellt; schematisch, {a vergrößert wie Fig. 1, h und c; b schwach vergrößert.) 'J'eilung des primären Endospermkernes sind offenbai" zwei ungleichgroße, übereinanderliegende Kammern gebildet worden. In jeder derselben ist der Kern in Teilung getreten. Die untere Spindel steht vertikal (ob immer?), während die obere quer gestellt ist. Über dieser finden wir die noch ungeteilte Eizelle, die sehr deutlich die seitliche Anheftung erkennen läßt, eine Synergide die andere, beim Befruchtungs Vorgang desorganisierte, liegt im Nachbarschnitte - und ein Stück des Pollenschlauches. Die Lage dieses Stückes ist übrigens PS"? ein weiterer P)elc<; tür die Feststellung, daß hei P. media Prtrogamie iierrscht. Ein Vergleich der Fig. 1 c mit Fig. oa sagt uns, daß es in der unteren F\ammer bei der Kernteilung zu keiner Wand- hildung koniint. Die untere Kammer wird zu einer großen, zweikernigon Zelle, der basalen Endospermzelle«, die bei verschiedenen Tubiflorentamilien aultritt, und bildet die Anlage des unteren Haustodums. Dieses wird somit schon bei der ersten Kndospermteilung angelegt. Seine beiden Kerne zeigen schon jetzt (Fig. ^^a) eine deutliche Vergrößerung und eine auffallende Vermehrung ihrer Nucleolarsubstanz gegenüber den übrigen Endosparmkernen. In der oberen Endospermkammer kommt es dagegen zur Zellteilung. Hier wird, wie sich aus der Spindelstellung (Fig. ] c) ergibt, zunächst eine Längswand gebildet. Die sich daran schließende Teilung zeigt Fig. 2 a an einem Querschnitt in der Höhe der oberen Endospermkammer. Es werden wieder Längswände senkrecht zur ersten Längswand gebildet. In der Mitte dieser vier Endospermzellen ist die Eizelle zu sehen. Die Verhältnisse der unteren Kammer zeigt der Quer- schnitt in Fig. 2 b. Nach diesem Teilungsschritte besteht somit das Endo- spcrin aus der großen, zweikernigen basalen Endospermzelle und über dieser aus \ ier nebeneinander liegenden, kleineren Fndospermzellen, zwischen die sich die befruchtete, aber noch imgeteilte Eizelle eindi'ängt. Einem solchen Stadium ist dei- in l""ig. :'>c/ dargestellte .Schnitt entnommen, der zwei \'on den vier oberen Endospermzellen enthält. Bevor die weitere Entwicklung von /'. media besprochen wird, seien die spärlichen Angaben aus der Literatur über die Endospermbildung der Plantaginaceen angeführt. H(»f- mcister (11, S. ü2o) berichtet über P. laiiceolata: »Nach der .\nkunft des Pollenschlauchendcs an der .Außenfläche des Embryosackscheitels, welche sehr bald nach Bestäubung der Narben erfolgt, wird der Embryosack nach N'erschwinden seines primären Kernes durch eine Querwand .... in zwei Tochterzellen geteilt. Dieser Teilung folgt sehr bald eine neue Teilung derjenigen bejden Tochterzellen, welche das EntwicUluiiRsgcschichlc Vdii I'laniii,^u media. 033 mikropyläre Ende des Embryosackes ausfüllt, durch eine auf der vorher entstandenen rechtwinkeligen, in Beziehung auf das gebogene mikropyläre Ende des Sackes ebenfalls quere Wand.^< Nach dieser Angabe und der dazu gehörenden Abbildung verläuft also der Anfang der Endospermbildung fast genau so wie bei P. media. Der geringfi^igige Unterschied betrifft nur das seitwärts abgebogene, mikropyläre Ende des Embryosackes. Über die Kerne der unteren Kammer erwähnt Hofmeister nichts, dessen lJ)arstellung recht gut mit den Abbildungen bei Buscalioni (4, Tafel I, Fig. 2 und 6) über- einstimmt. In der Folge teilen sich bei /-•. media zunächst die vier oberen Zellen unter Ausbildung von Querwänden. Die weiteren Teilungen erzeugen einen kugeligen Endospermkörper, der den sehr langsam wachsenden Embryo umschließt. Erst wenn der Endospermkörper aus einer Anzahl von Zellen (wahr- scheinlich 16) besteht, wachsen die vier obersten, der Mikro- pylc zugewendeten Endospermzellen zu je einem langen, schlauchförmigen Haustorium aus. Das obere, aus vier selb- ständigen .Schläuchen bestehende Haustorium ist somit on- togenetisch jünger als das untere Haustorium, das schon bei der ersten Endospermteilung abgegliedert wird. Über die weitere Ausbildung der Haustorien glaube ich mich kurz fassen zu können. Wie Fig. 'db zeigt, schließt sich an den kugeligen, von einem wohlentwickelten Integument- tapetum umgebenen Endospermkörper nach unten hin das mächtige untere Haustorium an, das einen kräftigen, lateralen Ast gegen den Funiculus zu getrieben hat. In diesen Ast sind die beiden mächtigen hypertrophierten Kerne und die Hauptmasse des Protoplasmas hineingewandert. Das obere 1 laustorium besteht aus vier isolierten Schläuchen in der schematisierten Fig. 3 b sind nur zwei davon dargestellt worden , die je einen mäch-tigen Kern enthalten. Sie verlaufen sämtiich annähernd parallel zum Mikropylarkanal. Das Ciewebe in der Nachbarschaft aller Haustorien ist außerordentlich reich an Stärke. Die ganze Samenanlage ist in diesem Stadium sehr stark gekrümmt, uifenbar infcjlge des stärkeren Wachs- tums des äußeren Teiles des Integumentes. Auf die weiteren Sitzb. d. mathem.-iKiturw. Kl., .Abt. I, 12ü. ßd. 6ü ''934 K. Schnarf, Veränderungen näher einzugehen, kann ich wohl absehen. Sie bieten wohl kaum etwas besonderes, was nicht schon bei Bali cka-l wann wska Darstellung gefunden hätte. Im An.schlusse an meine Beobachtungen bei Plaiiiago iiu'Jici möchte ich die bei dgn übrigen Tubifloren herrscheiiden Endospermverhältnisse zum V'ergleiche heranziehen, hisbe- sondere scheint mir hierbei die Frage von hiteresse: hiwieweit lassen sich die ersten Teilungsschritte des Endosperms in der Reihe der Tubifloren homologisieren? Ist ferner die Endospermbildung bei den Tubifloren oder wenigstens bei einem Teile derselben einheitlicher Natur? Falls sich die letzte Frage bejahen läßt, so zwingt dieser Umstand dazu, in der noch immer etwas strittigen Frage nach der systematischen Zugehörigkeit der Plantagiiiüceae Stellung zu nehmen. (Vgl. diesbezüglich: Matt ei 20 und die dort angeführte Literatur.) Eine vergleichende Entwicklungsgeschichte des PLndö- sperms der l'ubifloren hat, wie die Untersuchungen Samuels- sons (27) und der Jacobsson-Stiasny (15) zeigen, mit der außerordentlichen Schwierigkeit zu kämpfen, daß das vorliegende Tatsachenmaterial sehr lückenhaft und gewiß nicht ganz frei von Beobachtungsfehlern ist. Manchen Unter- suchungen lag ja eine ganz andere Fragestellung zugrunde, für welche die uns hier interessierenden Merkmale mehr nebensächlicher Natur waren. Manche gehören einer vvcitci- zurückliegenden Zeit an, in der die mikroskopische Technik nicht über die heutigen Hilfsmittel verfügte. Jedoch wäre es meiner Ansicht nach falsch, die Fülle der Tatsachen, mit denen uns Hofmeister bekannt gemacht hat, bei einer ver- !:;leichcnden Entwicklungsgeschichte nicht auszunützen. l>ic ganze neuere embryologische Literatur zeigt ja, wie in; wunderungsvvürdig genau und zuverlässig die Angaben dieses großen ontogenetischen Forschers sind. Die angedeutete Schwierigkeit, die ein X'ergleich der entwicklungsgeschichtlichen Merkmale hat, wird durch einen anderen Umstand meines Erachtens voll aufgewogen. Derartige Merkmale sind wohl stets als Organisationsmerkmale zu I'^ntwicklungsgeschichtc von Flanla^n ntfdia oar betrachten, da sie in sehr hohem Grade den Einwirkungen äußerer Bedingungen entzogen sind. Sie wirken daher am i^iberzeugendsten, wenn sie zur Beurteilung der Frage nach der natürlichen Verwandtschaft herangezogen werden können. In dem folgenden Vergleich der Entwicklungsgeschichte des Endosperms beschränke ich mich im wesentlichen auf die beiden ersten Teilungsschritte des Endosperms. In der Umgrenzung der Reihe der Tubitloren über den ihr von V. Wettstein gegebenen Umfang hinauszugehen, habe ich -- wie sich aus dem folgenden von selbst ergeben wird - keinen Anlaß. I II III l-^Ö ®;; m (D, Fig. 4. //^^ Schematische Darstellung der bei Tubifloren häufig festgestellten Typen der Endospcrmentwicklung. Nähere Erklärung im Text. In meiner Untersuchung über die Samenentwicklung der Labiaten (29) fand ich eine gewisse Mannigfaltigkeit in der Ausbildung der ersten Endospermstadien. Die von mir be- obachteten UaupttjApen sind in Fig. 4 schematisch dargestellt .Vllen gemeinsam ist, dal.i die erste Teilung des primären Endüspermkernes eine quergestellte Wand liefert, die in der Figur stärker ausgezogen ist. Typus I ist nun dadurch ge- kennzeichnet, daß in der oberen und in der unteren Kammer beim zweiten Teilungsschritte eine Längswand gebildet wird. Beide Kammern verhalten sich somit — bis auf weiteres wenigstens - gleich. Diesen Typus fand ich bei Sctitellaria< 936 K. Schnaif, Tj^piis II unterscheidet sich nun von Typus I dadurch, daß in der unteren Kammer die Ausbildung einer Längswand unter- bleibt üder wenigstens diese nach kurzer Zeit wieder aufgelöst wird; es entsteht hier eine zweikernige Zelle, von mir als basale Kudospcrnizelle bezeichnet -- die sich nicht mehi' weiter teilt und zum unteren Haustorium wird. Dieser Typus, den ich bei BruneUa viili^uris, Saluia pratensis und gintinosa und — noch weiter modifiziert — bei, Galeopsis -Arten be- obachten konnte, erscheint in leicht verständlicher Weise von Typus I ableitbar. Das Unterbleiben der Wandbildung und der weiteren Zellteilung in der unteren Kammer ist im Sinne der von Schmid (28, p. 280) klar begründeten Theorie als eine mit Hypertrophie verbundene Hemmungserscheinung aufzufassen, die durch die günstige Ernährung des unteren Endes des Embryosackes hervorgerufen wird. Typus III - von mir bei Stachys silvatica festgestellt unterscheidet sich von Typus II nur dadurch, daß in der oberen Kammer statt der Längswand eine Querwand ausgebildet wird. Eine Ableitung des Typus III von Typus \[ erscheint nun nicht so leicht verständlich wie die des Typus 11 von Typus I. Zunächst erscheint es wohl klar, daß wir Typus 111 nur an Typus II anschließen können; denn die untere Kammer ver- hält sich bei beiden ganz gleich. Welche Umstände es aber verständlich machen können, daß in der oberen Kammer statt einer Längs- eine Querwand ausgebildet wird, darüber läßt sich kaum ein sicheres Urteil abgeben. Am ehesten könnte man an eine entwicklungsmechanisch bedingte Beein- flussung durch die Raumverhältnisse denken. Der mir bekannte Fall bei Stachys (vgl. 29, p. 42) scheint mir für eine solche Auffassung zu sprechen. Ich möchte aber auch die von .Tucl (17) untersuchte Endospermbildung von Hippiiris vul- garis zum Vergleiche heranziehen. Bei dieser Pflanze, deren Samenbildung nach .lue! so \iele Übereinstimmung mit der znlilreicher Sympetalen, und zwar - wie icli noch hinzulugcn m()Chte speziell zahlreicher Tubifloren aufweist, entwickelt sich das Endosperm in kurzen Embryosäcken nach Typus I. »Bald nach der Befruchtung teilt sich der Zentralkern und dann erfolgt eine Querteilung der großen zentralen Zelle, der Knt\vicklnngSf;os(-hiclilr von PIr(ntn,t^'() media. 9o/ Muttcrzcllc des Endospcrms, in eine obere zieinlich kurze und eine längere basale Zelle. . . Wie oben hervorgehoben wurde, kann die Länge des Embryosackes verschieden sein, je nachdem die Befruchtung früher oder später eintrat. Die folgenden Teilungen im P^ndosperm können daher verschieden ausfallen. In kurzen Embryosäcken folgen jetzt in beiden Zellen Längsteilungen, und zwar zwei solche Teilungsschritte, so daß zwei Stockwerke von je vier langen, schlauchförmigen Zellen gebildet werden (Fig. 31, Taf III). In stärker ver- längerten Embryosäcken erfolgt aber in der einen Zelle erst eine zweite Ouerteilung. In einigen Fällen ist es vielleicht die obere Zelle, die diese Teilung erleidet (Fig. 32, Taf lil). offenbar kann es aber auch die basale Zelle sein. Jedenfalls entstehen in diesen Fällen drei Stockwerke von je vier langen Zellen (Fig. 32 bis 34).« Wir sehen somit, daß hier bei einer und derselben Pflanze das Endosperm entweder nach Typus 1 sich bildet oder - wahrscheinlich durch die Raumverhältnisse bedingt — vor dem normalen zweiten Teilungsschritt sich dei' erste wiederholt. Diese bei Hippiiris festgestellten Verhältnisse sind vielleicht als ein Analogon anzusehen, welches uns die Ableitung des Typus III aus II verständlicher macht. In der Literatur werden aber für gewisse Labiaten noch andere Vorgänge bei der Bildung des Endosperms beschrieben. So gibt Sharp (31) für Physostegia virginiana an, daß zuerst eine Längswand gebildet werde. Daß es sich in diesem Falle um eine falsche Deutung der Beobachtungen handle, hat bereits Jacobsson-Stiasny (15, p. 68) vermutet. Auch ich habe mich (29, p. 36) derselben Ansicht angeschlossen. Wie dort näher begründet wird, handelt es sich bei Physostegia wohl sicher um dieselbe Modifikation von Typus II, die ich bei Galeopsis beobachtet habe und die nur darin besteht, daß die zweikernige basale Endospermzelle (r= unteres Haustorium) reduziert ist. Auch Lamlnm, dessen Endosperm- bildung nach Soltwedel (32) in anderer Weise beschrieben wird, dürfte demselben Typus folgen (vgl. 29, p. 39). Über die Scrophulariaceen liegt eine verhältnismäßig große Zahl von Beobachtungen vor, die wir vor allem Schmid (28i verdanken. Nach diesem Autor tritt Typus I bei DigiUüis pttrpurea auf (28, p. 212): »Die erste Teilung des primären Endospermkernes erfolgt in der Mitte des Embryosackes. . . Nach dieser ersten Querteilung scheinen meist unten und oben zwei Längsvvände angelegt zu werden...« Typus II wurde bei Linaria vulgaris und alpina beobachtet (28, p. 192): »...Auch hier wird nur die obere der zwei ersten Endo- spermzellen zum Nährgewebe. Es werden zunächst zwei Längswände, die sich unter rechten Winkeln schneiden, hierauf in jeder der so entstandenen 4 Zellen wieder Querwände angelegt...« Den Typus III beschreibt Schmid bei Aiitir- rhimmi majus (28, p. 195): »Der ersten Querwand folgt eine zweite im oberen Teil, während der untere ungeteilt bleibt, doch meist noch eine Kernteilung folgen läßt.« Bei einer ganzen Reihe von Arten stellte ferner Schmid das. Auftreten von zwei Querwänden fest, die den Embryosack in drei Etagen -gliedern, wobei es unentschieden bleibt, welche Quer- wand zuerst angelegt wurde. Diese Arten sind: Veronica cliamaedrys und hederifoUa, Eiiphrasia Rosikoviana und odontites, Alectorolophus hirsutus und minor, Pedicularis palustris, verticillata, caespitosa, reciitita und tuber osa, Melam- pyrum silvaticum und Tozzia alpina. Daß auch diese Arten dem Typus III folgen, möchte ich als wahrscheinlich be- zeichnen. Für Euphrasia Rostkoviana wurde es übrigens auch von Wurdinger (38, Taf. 2, Fig. 35) sichergestellt. Nur für eine einzige Art, nämlich Pedicularis palustris, gibt Schmid an, daß vermutlich die obere Querwand die zuerst ausgebildete sei. Doch scheint mir aus seinen Abbildungen (Textfigur 35 und 3(-)j, feiner Taf. XI, Fig. 10) eher darauf geschlossen wtideii zu können, daß zuerst die untere Querwand gebildet wird, unter welcher keine Zell-, sondern nur mehr eine Kern- le-ilung stattfindet. Bei Lathraca Squamaria wurden von Schmid Typus 11 und 111 beobachtet und dies stimmt mit den Darstellungen bei Hofmeister (10, 11, 12) und Bernard (2) überein. Schwerer können mit einem der drei Typen die Verhältnisse bei Verhascum identifiziert werden. Über Wrhasaim monlainmi berichtet Schmid (2S, p. 180): »Sobald die Befruchtung vollzogen ist, wandert der primäre Endo- spermkern wieder in die Mitte des Embryosackes zurück und i l"nt\\iekhingsgcscl)iclite vdii l'liiiildi^n iiird'ui. \'^,\\) schickt sich sofort zur ersten 'l'eikino an... F^asch nach- einander entstehen zwei Ouerwände, welche den Embryo- sack in drei Etagen zerlegen, deren jede alsbald durch zwei längs verlaufende, genau rechtwinkelig auf einander stehende 'reüungswände in vier Zellen zerfällt.- Ich bin geneigt, diesen Vorgang der ersten Ausbildung des Endosperms für eine Modifikation des Typus I zu halten und werde in dieser .Auffassung durch die oben angeführten Beobachtungen .luul's an Hipptiris vulgaris bestärkt. Kaum verständlich scheinen mir aber die Angaben Hofmeister's (11, p. 630) über Hehcnstreitia deiifata: »Sofort nach seiner (nämlich des Pollenschlauches) Ankunft beginnt eine starke Längsstreckung aller Teile des Embryosackes. Seine Mitteigegend schwillt dabei etwas an. Am oberen Ende dieser bauchigen Erweite- rung entsteht eine Querwand, welche den Embryosack in zwei Tochterzellen teilt, in deren unterer sofort neue Teilung durch Ouerwände erfolgt, entweder hintereinander wiederholt oder mit Längswänden abwechselnd.« Bezüglich Toyeiiia Deli bringt Balicka-Iwan owska eine Abbildung (1, Taf. V/Vl, Fig. 24), welche es wahrscheinlich macht, daß diese Art dem Typus I folgt. Aus der Literatur über die Orobauchaceac seien die Angaben Bernard's (2) über die erste Endospermentwicklung von Orobanche und Phelipaca angeführt. Dieser Autor be- schreibt das in seiner Fig. ö auf Taf. VII dargestellte Stadium des jugendlichen Endosperms von Orobanche fol- gendermafjen. »L'albumen est forme tout d'abord par deux cellules superposees, egales ä peu pres, dont la superieure Reelle qui est le plus pres de l'appareil sexue) se divisera pour donner l'albumen, tandis que celle qui se trouve du cote antipodial restera indivise sous forme d'une cellule uilongee dans la direction du funicule et quelquefois un peu recourbee (Taf. VII, Fig. 5)... La cellule superieure des deux premieres cellules d'albumen s'est divisee d"abord en deux cellules superposees, puis chacune s'est divisee longi- tudinalement, .donnant ainsi deux series longitudinales de cellules. '< Somit verläuft der Vorgang der Endospermbildung von Orobanche nach Typus III, mit dem einen Unterschied, 940 K. Srhnnrf. daß der Kern der basalen FMidospcnnzcUc un.^cteilt bleibt. Diese letztere wird nicht zu dem unteren Haustorium, sondern bildet nach Bernard eine »cellule chalaziale conductricc«. Bei Phelipaca fand dieser Autor dieselben Verhältnisse. Ich glaube hervorheben zu dürfen, daß die EndospermbiKluno der Orobaiichaceae uns zeigt, daß diese Familie von Formen herzuleiten ist, die ähnlich wie die Hauptmasse der .Scro- phulariaceen, ein wohl entwickeltes unteres und wahrscheinlich auch oberes Haustorium besaßen. Denn auch das letztgenannte findet sich bei Phellpaea nach Bernard in verkümmerter Ausbildung angedeutet. Bezüglich der ersten Teilungsschritte des Endosperms der Gesneraceae sind wir auf sehr spärliche und lückenhafte Angaben angewiesen. Cook (5) beschreibt nur die zellulare Ausbildung des Endosperm.s von Rhytidophylhim crenulatum im allgemeinen; er fand am unteren Ende des Embryosackes eine breite birnförmige Zelle, deren Entstehung von ihm nicht ganz sichergestellt wurde; nur schien sie ihm das Ergebnis einer der ersten Teilungen des Endosperms zu sein. Wenn ich die Vermutung äußere, daß hier eine Endospermentwicklung nach Typus II oder III vorliegt, so bestärkt mich darin vor allem das von der Balicka-Iwanowska (1, Taf. VII/VIIl, Fig. 39) dargestellte Stadium von Kltigia Notoniana. Dieses zeigt eine mächtige, zweikernige basale Endospermzelle und darüber zwei quergestellte Wände. Wenn auch eine Angabe darüber fehlt, welche davon die ältere sei, so erscheint mir doch eine Übereinstimmung mit Typus III s«hr wahrscheinlich. Über die Globulariaceen sind wir durch Billings einiger- maßen unterrichtet. Dieser berichtet CS, p. 201) über Glohularia cordifoUa: '^Nach der Befruchtung teilt sich der Endosperm- kern so, daß ein Kern in der oberen Region des Embryosackes zurückbleibt, . der andere gegen die Antipodenregion hinab- wandert. Sobald dieser das untere l^ndc des Tapetums erreicht hat, bildet sich eine Querwand in der Mitte des Embryosackes, während die Kerne nochmals eine Teilung erfahren. Der obere Teil ist da/Ai bestimmt, den Embryo und das Endüsperm zu tragen, während der untere als Haustorium dient. Das Endosperm entwickelt sich ziemlich rasch und Rntwickluncsgoscliic.htc^ von FliiufiT^'<- media. 041 es finden sich bald Kerne nalic der ^Aiich die Entwicklung des Kndosperms und des Embryos weicht niii- in wenigen Punkten \on jenei- (Heheiisfreiiia) ab. Es wird auch hier die oberste, die Keim- bläschen einschließende Zelle des HjTdosperms durch eine Längswand geteilt, an die angeschmiegt das zum Embryonal- schlauch auswachsende, befruchtete untere Keimbläschen zum Endosperm herabwächst. Das untere Ende des E.mbryosackes bleibt völlig zellenleer, auch die beiden untersten Zellenpaare des Endosperms vermehren sich nicht weiter, strecken sich aber dafür ganz ungewöhnlich in die Länge, namentlich das unterste.« Nach den Beobachtungen beider Autoren, die sich meiner Ansicht nach gegenseitig ergänzen Hofmeister hat den Inhalt der basalen P'.ndospermzelle, Billings die Abgrenzung der Zellen nicht erkannt . , zu schließen, dürfte auch Globularia eine Endospermentvvicklung nach Typus 11 oder IM besitzen. Über die kleinen Familien der Peclaliaceac imd Martyuia- ceae scheinen keine Beobachtungen betreffend die erste Ent- wicklung des Endosperms vorzuliegen. Hofmeister (9, p. 41) sagt wohl, daß Martynia diaudra »mit dem Entwicklungsgang des Embryos auf das genaueste mit Bartonia übereinstimmt«. Daraus lassen sich wohl kaum irgendwelche Schlüsse aul" die Endospermbildung ziehen. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß die Fig. 42 und 43 der Arbeit von Balicka-Iwanowska, die jugendliche Endospermstadien von Martynia hicolnr zum Gegenstand haben, und ebenso Fig. 44 derselben Autorin, die sich auf Cerafofheka biloba bezieht, auffallend an be- stimmte Labiaten erinnert. Namentlich mahnt die Anordnung der Endospermzellen in Fig. 42 und 44 sehr an entsprechende Stadien von ScufeJlaria, die dem Typus I folgt. Die Arbeit von Oliver (24) über Trapella enthält keine Angaben über die Anlage des Endosperms. Über die haustoriellen Verhältnisse hat meines Erachtens Jacobsson-Stiasny eine zutreffende Umdeutung gebracht. Die Mitteilungen, die Billings (3, p. 287) über die Myoporaceac gebracht hat, gewähren keinen Einblick übei- die Art der pjidospermentwicklung; sie gestatten nicht einmal eine Entscheidung darüber, ob sie nuclear oder zellular vor EntwickhmesK^'sohichte von Phinlai;^ media. ^^48 sich geht. Samuel sson (27, p. 147) vermutet, daß sich bei dieser Familie das Endosperm durch sukzessive Zellteilung bildet, »obgleich dies nicht aus den bisherigen Untersuchungen hervorgeht und die mitgeteilten P'iguren sogar das Gegenteil juideuten können-. Über die Lentibulariac^en liegen sehr widersprechende Angaben vor. Die Angaben von Merz (22) über llriciilaria und Phigmatla und von Lang (18) über Byhlis und Polypom- pholyx lassen auf eine nucleare Endospermbildung schließen. Dagegen führt Samuelsson (27, p. 138) Beobachtungen von Dr. Th. Halle, die meines Wissens seither nicht ausführlich veröffentlicht wurden, über Pinguicii/a vulgaris und eigene über ütriciüaria minor an, wonach bei diesen Arten Endo- spermzellbildung stattfindet. Pinguictila gehört nach Samuels- son (27, p. 143) unter diejenigen Pflanzen, bei denen »nach der Entstehung der ersten Querwand in jeder Zelle zwei gegeneinander rechtwinkelige Wände sich bilden«, also wahr- scheinlich dem Typus I folgen, wie weniger aus diesem Wortlaut, als vielmehr aus den angeführten Beispielen her- vorgeht. Utriciilaria wird dagegen von demselben Autor zu denjenigen Pflanzen gerechnet, bei welchen zunächst zwei Querwände gebildet werden und nur die mittelste so gebildete Zelle das eigentliche Endosperm liefert, wogegen die beiden anderen zu Haustorien werden. Uiriailaria würde demnach dieselbe Endospermbildung zeigen, wie sie .Schmid bei einer ganzen Anzahl von Scrophulariaceen beobachtet hat, eine Bildungsweise, die ich früher unter gewissen Kautelen zum Typus in gerechnet habe. Ich bin geneigt, diese Angaben Samuelsson's, der offenbar diesen hier in Frage stehenden Merkmalen besondere Aufmerksamkeit zuwandte, obwohl kein vollständiges Beweismaterial veröffentlicht wurde, für zu- verlässiger halten als die unklaren .Angaben von Merz und Lang. Diese .Angaben Samuelsson's fanden in jüngster Zeit wenigstens insofern eine Bestätigung, als Merl (21, p. 181 1 bei Gerilisea - nach seinen Figuren zu schließen ein zellulares Endosperm feststellte. Über die .Art der Endo- spermbildung sagt er nur: »Die eigentliche Endospermbildung vollzieht sich vorwiegend im mittleren Teile des Embryo- 944 K. Sclinfti-r. sackcs, während sicli d\c beiden Knden zu Haustorien um- bilden.«.^ Über die ersten Kndospernistadien der Verbenaceen liefen sehr wenige Angaben vi)r. Hofmeister (12, p. 140) hebt bezüglich Veihcua officwalis nur im allgemeinen die Über- einstimmung mit Heben s frei liu herv<bildung. Ober die Samenentvvicklung der Phryma- ceen, Myoporaceen und Columelliaceen liegen überhaupt keine oder doch keine hier verwertbaren Befunde vor. Leider sind auch die Angaben über diejenigen Familien, die als ursprüng- liche gelten, nämlich die Polemoniaceen und Solanaceen, ferner über die Boraginaceen und Nolanaceen sehr dürftig. Nach der vorliegenden Literatur ist bei den Polemoniaceen nur nucleai'es Endosperm beobachtet, während bei den Solanaceen und Boraginaceen teilweise nucleares, teilweise zellulares und bei den Xolanaceen zellulares Endosperm festgestellt ist. Soweit für diese Familien zellulares Endosperm beschrieben ist, fehlen Angaben über die ersten Teilungen xollkommen. Auf (irund des vorliegenden Tatsachen- materials läßt sich Norläufig nur eine Anzahl \oii t'^imilicn. die sich um die Scrophulariaceen uii7). 7. Guignard L., Recherches sur le dcvcloppcrncnt de la graine et en particulier du tegument seminal (.I(iurn. de bot. 7, 1893, p. 20») ff.). 8. 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Schnarf K., Beiträge zur Kenntnis der .Samenentwicl4, 1017). 30. Schnarf K., Beiträge zur Kenntnis der Samonentwicklung einiger" europäischer Hv/Hi/Liiiii-Arttn (Sitzb. kais. Akad. Wiss. Wien. 12a, Abt. 1. 101 li. 3K Sharp W., The embryi) sac ot l'hysostegia (Bot. C.az. i)2, 1011, p. 2 IS 22r>j. 32. Soltwedel F., I'^reie Zellbildung im Enibryosack dei- Angiospermen (Jena'ischc Zeitschr. f. Xat. lö, 1 S82. p. 341 380). 33. Strasburger K., Die Angiospermen und die Gymno- spermen (Jena 1879). 34. Treub M., Notes sur rembryon, le sac embryonnaire et l'ovule. 2. Avicennia ofticinalis (Ann. .lard. Buit. 3, 1SS3, p. 70 - S7). 3ö. Van Tieghem Ph.. I.MHypcstase, sa structurc et soii röle constants, sa position et sa forme variables (Bull. Mus. d'hist. nat. 7, 1904, p. 412 41 S). 36. Wettstein R. v., Handbuch der systematischen jjot.. 2. Aufl. (Leipzig, Wien 101 1). 37. Worsdell W. C, On the development of the ovule of Christisonia, a genus of the Orobanchaceae (Journ. Linn. Sog. 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Die am längsten bekannte hierhergehörige Pflanze ist die 1799 von Kuiz und Pavon in ihrer Flora peruviana be- schriebene und abgebildete-' Saracha punctata R. & P., ein ästiger Halbstrauch von 'J bis 3 Fuß Höhe, dessen große» i Henry II. Rusby, On tlie Collcctions of Mr. Miguol Hau« in BolivJH. I'iirt !|[. I Orrections, additions and notes referring to parts 1 and II. Meinoirs ..f tho Torrey Botanical Club, Vol. VI, No. 1, p. 91. -• Vgl. Bentham und Hooker til.. Gen. Plant.. Vol. II. p. S84-88:> (1.S76); Henry Baillon. Hist. plant., Tome IX, p. 335 (ISNS); M. v. Wett- stein in Engler & Prantl, Nat. Pllfam.. IV, 36. p. 14 (1891i. •■' Hippolytus Ruiz et Joseplius Pavi>n , Flora peruviana et ciiilensis , , , Tonuis II, p. 42. lab. 178. 052 R. Wagner, gegen 5 cm im Durchmesser haltende, breit glockenförmige Blüten »ex apicibus ramulorum vel gemmarum« sich in arm- blütigen Büscheln entwickeln und auffällig gefärbt sind: »CoroUa maxima luteo purpurascens, punctis purpureis maculata, extus pulverulenta.« Das auffällige Kolorit gab die nomenklatorische Grundlage für das 1848 auf diese Art der wenig homogenen, 1794 von den genannten Autoren aufgestellten^ Gattung Saracha R. & P. gegründete Genus Poecilochroma Miers. In seinen »Contributions to the botany of South America«, die von 1845 bis 1851 in verschiedenen, heute wenig be- kannten Zeitschriften erschienen,- hat John Miers, der nach Ausweis des Royal Society Catalogue bis zu seinem 1879 erfolgten Tode^ 80 Publikationen systematischen Charakters fertiggestellt und wesentlich zur Kenntnis unserer Familie bei- getragen hat/ im Jahre 1848 die Gattung beschrieben,^ be- züglich deren Charaktere auf die systematische Literatur ver- wiesen werden muß. Das Poecilochroma pnnctatnni (R. erhielt übrigens damit seinen vierten Namen, denn hSU' hatten es Römer und Sehultes als BellinUi punctata be- zeiehnet,^ dann l(S2ö Kurt Sprengel als Atropa pimctata.'- Die an Bitterstoffen reiche Pflanze,^ der übrigens auch be- sondere medizinische Qualitäten von den ärztlichen Verfassern wohl auf Grund der indianischen Volksmedizin zugeschrieben werden,' wächst in Peru »in alpibus Muiia et Panao ad Tambo nuevo et Portachuello, et in Canta prope Obragillo vicum«, Örtlichkeiterf, die mit Hilfe der verbreiteten Atlanten nicht gefunden werden. Außer dieser Art wxrden von Miers noch beschrieben: P. froudostitii Miers aus Peru, Prov. (Jhachapoyas, von Mathews gesammelt; P. gnttatnm Miers, vom nämlichen Sammler an nicht näher bezeichneter vStelle in Peru gefunden: P. maailatmn Miers, von dem so erfolgreichen Sammler Thomas Lobb in den peruanischen Anden entdeckt; eine »pulchra species«, wie Michel Felix Dunal, der Monograph der Familie, sich ausdrückt;^ P.Lobbianum Miers, ebenfalls in den peruanischen Anden wachsend, nach Dunal »habitu Lycioplesii«, womit wohl das etwa 1862 in die Gartenkultur eingeführte'' Z^'af;/»/^.977/w /»«Z?/- ßornm Griseb.,^ identisch mit der toxikologisch so merk würdigen Latua venenosa Phil.,^ gemeint ist, die demnach als L. pubißora (Griseb.) Phil, f.'-* zu bezeichnen ist; 1 R. & S., Syst., IV. 2 Sprengel, Syst., I, p. 698. 3 »Sapor foliorum amarissimus« geben Riiiz und P.avon in der l'"lora Peruviana, 1. c, an. •* »Folia contusa anodyna. depuratoria et emolüenti virtuta pollent< (U. .^ F., 1. c.). ■' DC, Prodr., XlII. 1, p. 496 (10. V. 1852;. G Unter diesem Namen von W. J. Hooker abgebildet in t'urtis' Hola- nical jMagazine, Vol. LXXXIX, tab. 5373 (1. Apr. 1863). '> System. Bemerk. Pllanzensamml. Philippi's und Lecbler's im siidl. C'liili, p. 40 (1854), in Göttinger Denkschr. 8 Bot. Zeitg., 1858, p. 242. Hooker schreibt 1. c. irrtümlich »venenatac. ^ Cat. plant. Chilenes. iJcr K'ata4og ist nicht von R. A, Philipp! heraus- ee-ieben. i».'>4 K'. \V!i,i;n< r, ]'. JJiiJi'iiiiiitiiiii iViiers, dem Nori.LjL'n selir ähnlich, iii i^cundor von .1. Linden gesammelt, und schließlich J\ qiiiteiisc (Hook.) Mi eis, \on Jameson in Kcuadoi- rnldcckt und von Hook er I(S4S als Lyciitui i/ni/ciisr be- schrieben ^ und abgebildet; hinsichtlich der \'erwandtschatt ist ihioker ganz anderer Ansicht als Miers.- Das Jahr IHÖO brachte eine Monographie der (iatlung in den Illustrations-'' mit der Abbildung des P. /^ohhiciiniiii Miers;-* vor Abschluß dieses Werkes erschien die Dunal'sche Mono- graphie, die zwei Arten brachte, das venezolanische /'. Hois- sicri Dun. & A. DC.-' und P. Fnnckianuni Dun. iK: A. [)C. ebendaher;*^ das erstere wird \om Index Kewensis zu Lycio- plesjum gezogen, letztere Gattung von einem anderen Mit- ai-beiter zu Acuisfus Schott. Ks folgen dann 1896 P. albescens Rritton, das uns noch weiter beschäftigen wird, 190o P. Sodiroi Damm er,' dem /'. quilense (Hook.) Miers nahestehend, als Nomen nudum /'. Lehmann! Dam mar, eine > arbuscula 2 - 3-orygatis«. Erst das Jahr 1906 liefert eine neue Art, P. spinosnm Damm er, einen 2 /;/ hohen, aufrechten, kletternden Strauch mit bis I) cm langen Dornzweigen, ^ dann folgen 1907 drei Arten,'' P. bii'vifoUnm Rusby, P. macrophyllnin Rusby und P. veuo- sniu Rusby, sämtlich aus Bolivien, so daß damit die Anzahl Jei- bis 1910, dem Schlüsse des 4. Supplements des Index kewensis, bekannten Arten auf 14 gestiegen ist. 1 Honker'.s icones planliirum, V..!. \'lll. tab. 72;-!. '■■ It is iinquestionably u oongcner wilh tlie Lvciiiin Im-hsinidi^Ä KBK., lat.-ly liKured in tlie B-.tanical Ma.i;;i/.iiu-, l. -ll-l'.!.- ■■■ Vol. I. p. l.'-)2, 178. ^ L. c, pl. :U. ■ DC, Pmdr., XIII. 1, (587. '■■ L. c. '' Udo Dammer in Aloysius Sndiro S. .).. Haiitae ecuadoienses. IV, llii.t-lcr's Bnt. .lahrb., Bd. 36, p. 387. •"^ Udo Dammer in Ignaz Urbiin, Plantae iiovae andinae iiiipiiini'^ WL-berl)auerianae, II. Engler's Rot. .lahrb., Bd. 37. p. Ii37 -638. •' Henry H. Rusby, An Enumeration of the Plauts Culiected ir> ßolivia by Miguel Bang.. Part 4. ßuU- N. V, Bot. Gard., IV, 423-424. iJa nun die Zeitschrift, in der unsere Art beschrieben wurde, in den meisten botanischen hnstituten fehlt, so mögeji die Angaben Britton's hier wöriHch wiedergegeben sein. I'nccilochroiuü albcsccus l-iritton sp. n. A low strongly branching shrub, the branches asccnding, scurfy, above pubescent; petioles "_' or :'. mm long, whilish, blades extremly \'ariable in size. in some specimens t)nly •ö 1 cm in length, in others '1 er :5 cm long, "75-- 1-5 cm broad. oval-ovate, slightly inequilateral, obtuse, revolute, thickish, rigid, above glabrous, pale, the veins impressed, undernenth very pale or whitish, papillose, the veins prominent: cymes lateral, levsely few- fmostly ?>- or -l-'i flowerel, slenderly pedun- cled, the pedicles llliform, 1 or 2 cm long; flowers white, their size proportionately greater in the larger-lenved form, l'ö 2-Ö cm long; calyx :'. mm long and broad, cleft half-way to the base, the tube broadely campanulate, the lubes tri- angular-ovate, obtuse; corolla broadly campanulata, the lobes about 7 mm long and broad, triangular-o\ ate; lilaments inser- ted into the base, 2 mm long, the anthers distinct, 4 mm long, lance-o\ate, truncate; style filiform, considerably exceeding the stamens, the Stigma inconspicuous. Vic. Mapiri. S,00() ft., Sept. l.Sl»2 n.')7öi, the form with smaller leaves and flowers. The larges form is Rusby's 2564. from which the above measurements of the dissection are taken. < r3as mir in der Botanischen Abteilung des k. k. Natur- historischen Hofmuseums zur Verfügung stehende Material ist von Bang in der Umgebung \"on Mapiri^ gesammelt, gehört also der kleineren Form an; es besteht aus einem kleineren Zweige von cm Länge, der unter I besprochen werden soll, und einem größeren F^xemplar, dessen Haupt- achse noch eine fast spannenlange Pfahlwurzel trägt; ein Seitenast ist entwickelt und unter il zur Darstellung gebracht, eine .Achse dritter Ordnung fehlt, ist aber gewiß nicht mit dem unter I beschriebenen Zweig identisch. 1 Liegt ISO kui genau östlicli vom .Nordrande des Titicaca-Sees. am L't'er des glciclinamigcn l'lu'^st's, eines linken Zuiaules vies in das Gebiet des Rio Madeira gehörenden Kio lieni. ^ 056 R. Wn s:ner. I. Der Zweig stellte eine Schcinachsc dar, die man sich aus Tafel 1 ungefähr rekonstruieren kann. Die konsekutiven Sproß- generationen beginnen stets mit laubigen Vorblättern, die nicht opponiert sind und sich der Größe nach von den folgenden gewöhnlich nicht unterscheiden. Zu bemerken ist übrigens, daß ich von der von Rusby registrierten Blattasymmetrie, einer in der Familie ja recht verbreiteten Erscheinung,' nichts bemerkte; augenscheinlich tritt sie nur bei größeren Blättern, also bei der von Rusby gesammelten Form, hervor. Des weiteren fällt der Mangel an Niederblättern auf; ohne irgendwelchen Übergang folgt auf das oberste Laubblatt einer .Sproßgeneration die lockere c^miöse Infloreszenz, in den ein- fachsten Fällen ein einfaches Wickelsympodium, dessen Vorblätter schon in den niedrigsten Sproßgenerationen gänzlich Sdii •lir.n hei lIjssDi'iii Ihnincl-Siiiilhii foult. Jaliscti (Mexico), ^cheinflchsen ries Pnecilnchinmn alhfscrtts. 057 unterdrückt sind, ein in der Fanrilic sehr verbreiteter Fall, der indessen hinsichtlich der so oft vorkommenden, allein durchaus nicht allgemeinen Kekauleszenz mit ihrem pro- gressiven Charakter keineswegs a priori im Sinne ursprüng- licher Verhältnisse, eines alten Charakters, als erledigt be- Fig. 2. trachtet werden darf. Doch wurde die Erörterung dieses, wenn ich nicht irre, in der Literatur noch nicht Iperührten Momentes an dieser Stelle um so mehr zu weit führen, als ein erhebliches, anderen Familien entstammendes Material als Vergleichsbasis zu Rate gezogen werden müßte, was zu sehr außerhalb des Rahmens unseres Themas, der schlichten Be- 958 k. Wajiucr. Schreibung eini.^cr in Jieser l-'orm bisher unbekannten Syin- podien, hegen würde. Wie aus Fig. 1 hervorgeht, nimmt das Sympodium des kleineren Zweiges den Verlauf ^o K^.^.il^., .,4 H^-, K,,,/,;. Die \'or- blätter weisen bis auf das letzte alle die nämliche Orientierung auf. indem a nach links fällt, wie aus dem Hilfsdiagramm F'ig. 2 hervorgeht — mit Ausnahme der höchsten Sproßgenera- tion, hier also der sechsten, für die das ausdrücklich bemerkt 'Verden muß; die Stellung des a-Vorblattes kann weitaus in den meisten Fällen aus dem Richtungsindex der nächst höheren Sproßgeneration eindeutig abgelesen werden, doch erfordert das einige Übung und \ersagt selbstverständlich vollkommen, wenn der höhere Sproß in die Mediane fällt, also, wie wir das in dem unten zu besprechenden Falle JI kennen lernen werden, bei -^--Stellung und Opisthodromie einen Ay,-.Sprol.!. einen I^-Sproß oder einen S^,-Sproß darstellt; für die bei unserer Art nicht zur Beobachtung gelangten T^,-, beziehungs- weise Q^rSprosse, deren Existenz sehr wohl im Bereiche der •Möglichkeit liegt, beziehungsweise für dereji Muttersprosse gilt natürlich das nämliche. Es empfiehlt sich wohl daher, bei höheren, aus 7 und folgenden Blättern entwickelten .Sympodien dem die Achse repräsentierenden großen Buchstaben den Richtungsindex seines V'orblattes voranzustellen, wie ich das in meiner Studie über Crotalaria griqncnsb Bolus xorgeschlagen habe.^ Dort findet sich auch die Begründung dieser Art von Diagrammen, die übrigens nur eine an Spiralstellungen angepaßte Modifika- tion eines in diesen Sitzungsberichten schon 1014 erläuterten Verfahrens "-^ bildet, das die Darstellung weit zahlreicherer Sproßgenerationen erlaubt, als das mit Hilfe der allgemein gebräuchlichen, wenn ich nicht irre, von Karl Friedrich Schimper 1829 eingeführten Diagramm-' möglich ist. 1 Hud. Wagner, Über die Sproßvcrkettiing der Crniiilarid x'r'^J'"'"''''^ Bolus. Diese Sitzungsber., 126. Bd., 1917. Im Druck. - Rud. Wagner, Zur diagrammatischen Darstellung dckussierter .Syin- pndialsysteme. Diese Sitzungsber., Bd. 123. •"• Beschreibung des SymphyUtm Zeyheri... (..Aus Geigers Magazin, Bd. 28). ScheiiKU-lis.'ii .Ics /':n-ct!,H-hroiihi jlhiscais. 95^ Bei komplizierteren Achsensystemen wirti man gut tun, die Bezeichnungen in die Diagramme einzutragen, lerner einen M.'il.lstab vorauszuschicken: hier z. B. wurden die Kreisahstände so gewählt, daß sie ein N'ielfaches des Radjus bilden. A mit 4;-, E mit 5r usw. bis S mit 14r. In anderen Pallien, namentlich da, wo nur die ersten Buchstaben des Alphabets in Betracht kommen, wird es wohl besser sein, <^c\^ Kreis- durchmesser als Maß zu verwenden; doch ist darüber von \-ornherein kaum zu entscheiden, denn einmal fehlt es noch an einer breiten Unterlage, die ja nur durch die F'rfahrung geboten werden kann, und dann tritt hier das subjektive Moment in seine Rechte. Demnach kommen wir hinsichtlich des Zweiges I zu iler [•'üiinel Es fragt sich nun, in welche Kategorie \on .Sproß- verkettungen dieses System gehört. Würde der ^?)._,-.Sproß fehlen, dann hätten wir aus der l>i-minologie der Blüten- stände übernommen, ein Schraubelsympodium; wäre \\. nicht nachweisbar, läge ein Wickelsy mpodium vor. Es ist also eine Kombination von beiden, ein gemischtes Sym- podiüm, allerdings nicht in dem engen Sinne, in dem ich den Ausdruck 190] für Partialintloreszenzen gebraucht habe,' die teils winkeligen, teils Schraubeligen Charakter aufweisen und mir, wie schon damals, so auch heute nur von Phlox pauiciüata L. bekannt sind, von teratologi sehen Vorkomm- nissen in anderen Familien abgesehen. Die Besprechung des vollständigeren Exemplars wird Gelegenheit bieten, sich mit sijlchen .Sproßverkettungen des näheren zu befassen. II. Die Hauptachse eines Exemplars, die unten in eine mehr als spannenlange, abgebrochene Pfahlwurzel übergeht, ist einige Zentimeter oberhalb des W'urzelhalses abgebrochen, augen- scheinlich schon in lebendem Zustande, und hat aus der 1 Rud. Wagnei-, l^ber Bau und .\uf blühfolge der Rispe von PUlox paniculaia L. Diese Sitzungsber,.,, Bd. 110, 1901, OfiO Achsel eines nicht mehr näher bcstimnil"'aren Laubblattes eine Seilcnachse mit a, entwickelt, die mit ! .<; ' eine Anzahl Laub- blätter trägt, die lange der Achselprodukte entbehren, bis das 30. ein Achselsproß zweiter Ordnung, also eine Achse dritter Ordnung stützt. Hier tritt nun hinsichtlich der Bezeichnung eine Schwierig- keit ein: in den bisher analysierten Fällen — vgl. Crotalaria griquensis Bolus — hatten wir es immer nur mit wenigen Blättern zu tun, die als Träger von Ersatzsprossen in Frage kamen, so daß wir mit dem Alphabet ohne weiteres das Aus- kommen fanden. Die Lösung ist recht einfach: in der Stellung eines Exponenten wird die römische Ziffer der Wiederholung gesetzt, so daß also das 25. Blatt a\, sein Achselprodukt AJ, heißt, wenn man vom Richtungsindex absieht, der eine von n.^ und dem Divergenzwinkel abhängige Funktion darstellt. Das in Fig. 3 dargestellte Diagramm entspricht der Formel .1*2 '^ 7^L d 3 s N« ,- 4 5 7js r, ciV^aAf^slp-idLp^dld^ä \p lo sJjdn d\p 12 . In solchen Fällen nun, wie dem vorliegenden, wo Ci als Innovationsstützblatt auftritt, wird es leicht vorkommen, daß die Diagramme auch in dieser Form zu sehr Platz beanspruchen und die typographischen Möglichkeiten überschreiten. Durch Verdopplung der Sympodiallinie wird hier Abhilfe geschaffen werden können; bei v'" durch Verdreifachung usw.; doch sind das wohl Curae posteriores. Überblickt man die Abbildung Fig. 3, die das auf der Tafel abgebildete System darstellt, so fallen zunächst öfter auftretende Fächeis ympodien in die Augen: A^, und S,, begegnen uns, wiederholt sogar I^. Es liegt in der Natur unserer Verzweigungsdiagramme, daß ein in einer Ebene ent- wickeltes .Sympodium durch drei Kreise gegeben ist; beob- achtet sind au.sschließlich Fächelsympodien, über deren Stellung uns die nachstehende Tabelle orientiert. Sichel- sympodien gelangten gar nicht zur Beobachtung, was aller- 1 Rud. Wagner, Die Mediansympodien der Lecanonhis walnrreusis Ridl. Diese SitzuiiKsbcr., li)16, lid. \2'>, p. 817—426 mit 1 Tat'. Sclicinach.sen des Poecihchruma albesc l'i«. 3. dings seinen sehr guten Grund hat: der Richtungsindex a ist in diesen Systemen ausgeschlossen. Das physiologisch 962 R. \Vagnei -r. 3 ra cx ö o 3* C/) p i" 3 CD 1 o o CfQ or CD :2 o =r 1 crq CD 3 o O 3 » Oq (r C/) n> t/3 CT crq *T^ 3* 9- g ?; 5 3 r/l tr^ CÜ ^ ü. n m 5^ CD C Cl CD v> -■ aq (/) CD er 2 O ^ qq cr 4- CD 3 3 c aq P 3 N Orq X O- (ü 2 CD 3 7) a. P crq CD n CD — • C/) Cl. ^ o CD CD "• CD (/) CD n < CD C 3 P CD ~ 3 c N /^, 3- p o ""' CD CD y ^ (rq ■^^ o ^ c 3 3" a> aq 3 O 'f. P. 3- ^ i •C" .c ' 54, ^ ■- i Scheinachsen des Poecüochroma dlheacens. 96J Kbent'allir' \ier Kreise erlordern die Wickelsympudicn. deren zwei aneinander anschließen: 14. i.'j. 1 Iti. 17. 18. 19. 20. - dEsu de.pM, ' ^l.u stUdaM 1 ' .vE,/u.T d\,,^. '''E.sai'.i d7.u-i,s Die nachstellende Tabelle bietet einen Überblick über die Qualität der beobachteten Sprosse. Auf die wegen der sonstigen biologisch leicht ver- ständlichen Seltenheit der A^-, I^,,-, schließlich auch S^-Sprosse habe ich schon hingewiesen; mit voll er Sicher- heit muß die Existenz von A- und .M- Sprossen angenommen werden, ebenso aller bis mindestens 7} und mit einer an Gewißheit grenzenden Wahrscheinlichkeit auch darüber hin- aus. Über das Verhalten in höheren vSproßgenerationen sich auszuspre- chen, erscheint mir sehr verfrüht; wären zahlreiche andere sympodial wachsende Holzgewächse analj'siert, und zwar vor allem auch unter Be- rücksichtigung ihrer natürlichen Al- tersgrenze, die für Holzgewächse doch auch existiert, dann hätten solche Ausführungen einen die Druckerschwärze lohnenden Wert. Davon sind wir aber noch weit weg; eine große Anzahl vun Arten, tausende, vielleicht eher zehntausende sind zu studieren und so möchte ich in unsere heutige Berechtigung, über da.^ fernere \'erhalten des Poecilochroma albescens Britt. zu ur- teilen, starke Zweitel setzen. Die folgende Tabelle kann diese Skepsis nur unterstützen. • ^^> I R. \Vaf,'ncr, Schcinacliscii des l'oL-cilochroma alhcscens. I. IL 1 3 C/3 3. 4. 5. 6. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.1 13. 14. 15. 16. 17.|l8. 19.1 20. x _ B — r — ^ 8 1 E • « 6 13 14 . 17 19 (i / ' W 5 9 11 16 • 20 () H 5 1 (-) 4 1 T . 7 10 l'J • 18 4 K 3 1 A — M N 4 I " • ■ ■ ' LS 1 R. Wagner: Scheinachsen des Foccilochvotua albescciis. Sitzungsberichte der Kais. Akad. d. Wiss., matli.-naturw. Klasse, Abt. I, 126. BJ., 965 Die SBa-Sichelzweige der Crossandra undulaefolia Sal. Von Dr. Rudolf Wagner Mit Subvention aus der Ponti -Widmung (Mit 7 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 24. Oktober 1917) In Schönbrunn gelangt seit wohl über hundert Jahren im Sommer eine Akanthacee in Blüte, die mit ihrer ungewöhn- lichen Blütenfarbe, den grell orangeroten dichten Ähren ein- lippiger Blüten, die Aufmerksamkeit auch des Laien erregt. Es ist ein kleiner, wenig über meterhoher Strauch mit ruten- förmigen Ästen von der Dicke eines Gänsefederkiels, für den heute noch die Worte gelten, die bald nach der Einführung in Englands Gärten einer der besten Kenner der schon damals sehr reichen Gartenflora schrieb, nämlich John Andrews in seinem in 10 Bänden von 1798 bis 1811 erschienenen »Botanical Repository<', einer Sammlung von über (300 Gartenpflanzen in handkolorierten Kupferstichen: ^ »Few of the small plants that adorne the stove are superior in beauty to this elegant little shrub, whose successive bloom continues from June tili January. It is the Justicia iiifimdi- hiilifonnis of Linnaeus, but must, according to his own System, be removed to the class Tetrandria. We have seen it in many coUections in great luxuriance. It is a native of the East Indies, and was introduced by the Right Hon. C. Greville, four or five years ago. As yei, we believe, it 1 Vol. VIII, tab. 542, ohne Jahreszahl, wohl etwa 1809. Sitzb. d. mathem.-naturw. Kl., Abt. I, 12ß. Bd. 68 ^•Ü6 I?. Wagner, has not perfected its seed with us. but propagates freelj- by cuttings.« Andrews hat dabei augenscheinlich übersehen, daß schon einige Jahre früher Richard Anthony Salisbury in seinem Paradisus londinensis, einem in nur sehr wenigen Bibliotheken befindlichen Prachtwerke, die Pflanze beschrieben und abgebildet hat^ und darin den Vertreter einer neuen Gattung erkannte, der er den Namen Crossandra gab. Salis- bur}' hatte sie von Charles Greville erhalten und bemerkt dazu: »I find from Dr. Roxburgh's Manuscripts, that it is common in the Pagoda Gardens of Bengal, where it grows to a pretty large size, flowering all the year round.« Das war wohl schon geraume Zeit der Fall und schon 16S9 begegnen wir der ersten Abbildung der auffallenden Pflanze bei Heinrich Adrian van Rheede tot Draakestein, der in seinem Hortus Malabaricus den Strauch unter dem Namen Mania Knrini abbildet und beschreibt.- Bald darauf, 1704, beschreibt sie John Ray als »Herba fruticosa indica, foliis ad geniculum quaternis, spicis squamosis, flore monopetalo, labio tripartito, capsulis oblongis«.^ Der Ausdruck »herba« ist nicht eben glücklich gewählt, man könnte schließlich von einem »suffrutex« sprechen: die in noch krautigem Zustande blühenden Stengel verholzen und das Holz ist sogar ungewöhnlich hart. Die Folia quaterna, von denen I^a}^ spricht, werden uns noch weiterhin beschäftigen. Die »Species plantarum< Linne's \-om Jahre 1753 kennen die Art noch nicht, die erst 1759 als Justicia infimdibuliformis, foliis JanccoJatis ciliaiis auftaucht.* Übergehen wir die übrige Literatur des 18. Jahrhunderts und wenden wir uns zu Martin \'ahl: bei ihm finden wir 1804 die Angabe: »Justicia infundibuliformis spicis axillaribus termi- nalibusque, bracteis imbricatis lanceolatis villosis, foliis lanceo- lato-ovatis quaternis.«^ Also die Blütenstände sollen end- und seitenständig sein, die Blätter in vierzähligen Quirlen an- geordnet. Das folgende Jahr bringt die erwähnte, übrigens ^ Voll, tab. 12. 2 L. c, vol. IX, p. 121, tab. 62. •'! Historia plantarum, Vol. III, p. 402. i Syst. nat., Vol. II, p. 830. ■'' Eniimeratio plantarum, Vol. I, p. 1 »54. Sichelzweige von Crossanilra. 967 hinsichtlich der Blattstellung nicht sehr charakteristische Abbildung Salisbury's und dann greift 1811 die öster- reichische Literatur ein: Joseph Franz Freiherr v. Jacquin beschreibt sie im ersten Bande seiner Ecloge plantarum.^ Er bildet sie in der etwas rohen Weise ab, die den ersten Band charakterisiert. Der jüngere Jacquin stellt die Identität mit der von Rheede, Ray und späteren Autoren (Linne, Bur- mann, Vahl, Willdenow und Persoon) beschriebenen Pflanze fest, in der er keine Jiisticia, sondern den Vertreter einer neuen Gattung erkannt, die er Harrachia nennt. Jacquin fil. teilt uns auch darüber einiges mit, wie die Pflanze in die Wiener Gegend gekommen: - »Diese ostindische Prachtpflanze kam (1806) zuerst aus England in den Garten des Grafen v. Harr ach nach Brück und aus dessen Güte (1810) in unseren Üniversitäts-Garten, wo sie im warmen Gewächshause gehalten wird, im Julius blüht und reife Samen hervorbringt. Die Blätter haben, wie schon Rhede bemerkt, einen etwas scharfen, kresseähnlichen Geschmack.« Nun wären die Folia quaterna der Nomenklatur vierzählige Quirle; bei flüchtiger Betrachtung sieht man, daß sie super- poniert scheinen, ein gewiß sehr merkwürdiges Verhalten, wennschon bei zwei- und dreigliedrigen Quirlen beobachtet.^ Die unrichtige Angabe älterer Autoren wird durch Jacquin fil. ins richtige Licht gestellt:"^ »Der erste Schriftsteller, der dieses schönen Strauches erwähnt, ist Rhede. Seine Be- schreibung und Abbildung . . . stimmen mit unserer Pflanze ganz überein, die einzige Abweichung ausgenommen, daß durchaus alle Blätter als vierfach (quaterna) abgebildet und beschrieben sind. Dieser Umstand, in welchem ihm alle 1 L. c, p. 33, tab. 21. •-• L. c, p. 35-36. 3 Die superponierten dreizähligen Quirle fehlen, soweit mir bekannt, der rezenten Flora; im Paläozoikum finden wir sie bei den Sphenophylla- ceengattungen Sphcnophylluin und Trizygia; superponierte zweizählige Quirle scheinen nirgends beschrieben, kommen aber bei Metachlamydeen und Mono- kotj'len vor, was zugunsten der Anschauung spricht, daß wir in ihnen ab- geleitete Formen zu erblicken liaben (Einschaltung einer Periodizität in die 1/2-Stellung). •t L. c, p. 34 (1811). 968 R. Wagner. späteren Schriftsteller gefolgt sind, wird freylich zum Theil erklärbar, wenn man in der lebenden Pflanze bemerkt, wie nahe die kreuzförmigen Pare der Blätter oft aneinander stehen, so daß man bey trockenen Pflanzen leicht meynen könnte, es entsprängen viere auf einer Höhe.« Hinsichtlich der späteren Literatur darf ich mich wohl sehr kurz fassen; eine kolorierte Abbildung findet sich 1815 in Edwards' Botanical Register,^ wo angegeben wird, daß der Strauch in England keine Früchte reift und die Höhe von 2 Fuß nicht überschreitet. Dann notiert C. L. Blume 1826 die Harrachia speciosa, der er wenig korrekterweise den Autor »Jacq.« andichtet: »in hortis frequens«, nämlich auf Java; weiterhin heißt es »foliis ternis quaternisve«, eine Angabe,^ zu der ich derzeit keine Stellung nehmen kann; die nämliche Angabe über die Blattstellung macht 1832 N. Wallich. 3 In den »Genera plantarum« von Stephan End- licher (1836 — 1840) wird von der zu den Jtisticieae-Aphel- andreae gerechneten Gattung angegeben: »Herbae indicae; foliis ternatim v. quaternatim verticillatis . . . spica terminal! tetragona.« Johann Christian Nees v. Esenbeck faßt 1847 mehrere Formen unter dem Namen Crossandra infnndibiiU- formis (L.) Nees zusammen;-* ihm folgt auch Gustav Lindau, nach dem Tode Thomas Anderson's der beste Kenner der Familie. Da aber Nees unter diesem Namen verschiedene Pflanzen zusammenfaßt, Linne's Namen auf einer Verkennung der Blütenform beruht, worauf schon Jacquin fil. hingewiesen, so ziehe ich den von Salisbury gegebenen Namen vor. Zum Schlüsse dieser Einleitung mag noch darauf hingewiesen werden, daß nach Lindau ein so hervorragender Pflanzen- kenner wie Grisebach in Göttingen die Gattung nicht ge- kannt hat. 1858 beschrieb er einen Strohilacantlms lepido- spermus n. g. n. sp. aus Zentralamerika ^ — unsere Art, augen- scheinlich aus Gärten.^ 1 Vol. I, ttib. 09. 2 Bijdragen tot de Flora van Nederlandsch Indie, 14 de Stuk. p. 703. 3 Plantae Asiaticae rariores, Vol. III, p. 98. '1 DC, Prodr., Vol. XI, p. 280. '" Bonplandia, Vol. VI, p. 10. 6 Nach Lindau in Engler und Prantl, Xat. Pnfam., Nachtr. III. Sichelzweige von Crossartdra. 969 Das mir zur Verfügung stehende Material stammt aus einem Warmhause des Schönbrunner Gartens,^ wo die Pflanze, alljährlich zurückgeschnitten, über meterhoch wird; die Ver- mehrung erfolgt ausschließlich durch Stecklinge, da das weniger Zeit beansprucht als die Aufzucht aus den alljährlich reifenden Samen. In Fig. 1 ist die Spitze eines beblätterten Sprosses dar- gestellt: die konsekutiven Sproßgenerationen sind abwechselnd dunkel und hell gehalten. Der Sproß, ein Seitensproß un- bestimmter Generation, endigt mit der zur Seite geworfenen hifloreszenz ''^ai'- die Vorblätler sind 33a2a5 »-ind '^aidd', aus '^liQ^a entwickelt sich der Fortsetzungssproß; das wiederholt sich öfter, wie das Diagramm Fig. 2 zeigt. Die Entwicklung des F'ortsetzungssprosses aus ba stellt den einfachsten Fall des Sichel Wuchses dar; der Zweig ist ein Sympodium, eben ein Sichelsympodium von der Formel ü^'^a?,-!!, vvie es in Diagramm Fig. 3 für fünf Sproßgenerationen dargestellt ist und sehr an das Diagramm von Pelagodendroii vitiense Seem., einer Rubiacee, erinnert.- Würde nun der Strauch sich stets so verzweigen, dann würde das ganze Verzweigungssystem in einer Ebene sich entwickeln, der Habitus geradezu bizarr werden, worauf ich schon bei der Besprechung der Sichelsympodien von Pelago- Jendron vitiense Seem. aufmerksam gemacht.'^ Dort war mir die höchst wahrscheinliche Loslösung aus der Mediane zu beobachten versagt, hier tritt sie von Zeit zu Zeit in der Weise ein, daß anstatt zweier drei Blattpaare gebildet werden, so daß der Richtungsindex a einem anderen, .v oder d, Platz 1 Es sei mir gestattet, auch an dieser Stelle Herrn Regierungsrat Anton Umlauft für das Material, Herrn Hofrat Dr. Josef Donabaum für die .Benutzung der k. k. Hofbibliothek und Herrn Kustos Dr. Alexander Zahl- b ruckner für das gewohnte Entgegenkommen im k. k. Naturhistorischen Hofmuseum meinen verbindhchsten Dank auszusprechen. - Rud. Wagner, Morphologische Bemerkungen über Pelagodendroii vitiense Seem. Wien, Ann. k, k. Naturhist. Hofmuseum, Bd. 28, p. 40—47. Das Diagramm p. 43 gilt auch für einen Ausschnitt aus unseren Median- sj'mpodien; bei Pel. viticm^e Seem. gelangten nur fünf Sproßgenerationen zur Beobachtung. 3 L. c, p. 4ü. 070 R. WaKiiei macht. Da sämtliche Laubblätter Knospen stützen, gelangen häufig ^H-Sprosse zur Entwicklung. CrossiUitlrii uiuiuliicjolia Sal. Zweigspitze. Näheres im Text. Wie schon bemerkt, pflegen die Gärtner, um die Bildung- unschöner rutenförmiger .Sprosse zu verhindern — etwa die Sichelzweige von Crossandia. 971 obersten zehn Sproßgenerationen behalten ihre Laubblätter — , die Pflanze stark zurückzuschneiden. Die Folge davon ist das Austreiben der normaliter nicht zur Entwicklung gelangenden Vorblatt ach seisprosse, deren Hypo- und Epipodien eine Länge von nur wenigen Millimetern zu erreichen pflegen, während sonst die Hypopodien 5 bis 0 an, auch weniger und mehr, messen, während das Epipodium auf wenige Millimeter herabsinkt, so daß eben der Eindruck der Folia quaterna erweckt wird. Immer scheint dese Differenz indessen nicht vorhanden zu sein: John Sims gibt in seiner Beschreibung folgendes an;! -The leaves . . . generally grow four together upon the lower and barrer branches: but on the flowering branches are mure frequently opposite, as represented one figure.« Die > harren branches ■•< dürften darauf beruhen, daß oft die Infloreszenz nicht zur weiteren Entwicklung gelangt und daß sie in den verschiedensten Stadien stecken bleiben kann. 1 Curtis's Bot. Mag., tab. 2186 (.l- 01'^\,v.^. im Text. Die gemachten Beobachtungen ermöglichen es auch, die Abbildung einer falls nicht synonymen, so doch in nächste Nähe gehörenden Pflanze mit voller Sicherheit zu analysieren, Siciiclzweifte von Crossandra. S)l:^ bei deren Darstellung morphologische Gesichtspunkte gewiß keine Rolle gespielt haben: es ist die 1843 in Madras er- --o-o Fig. 6. Crossandra undnhiefolia Sal. Diagrainni. schienene Abbildung einer als Crossandra infiiiidibiilifonnis (Alton) bezeichneten Pflanze, als deren Autor indessen im 976 ]^ Wagner, Siclielzwcige von Crossaiuhrf. Text richtig Nees angegeben wird. Das in Fig. 7 inter- pretierte Bild findet sich in der wichtigsten Ikonographie Ost- indiens, in Robert Wight's Icones plantarum Indiae orien- B,.-fl.4'id Crossajidm muhthie/oliii Sal. Theoretische Interpretation der Wight'schen Abbildung. talis, Vol. II, tab. 461. Als Tragblatt für die Fortsetzung des Sympodiums ist 'i\,-, l'a anzusprechen; in '^^.jo ist das Vor- blatt einer Blüte, vermutlich i\y2Sr:5"rf ^^^^' 53,,2Ö,/na,, schwarz eingetragen; im übrigen bedarf die Abbildung keiner weiteren Erläuterung. über Sproßverkettung, Anisophyllie und Blattasymmetrie der Arrabidaea dispar Bur. Von Dr. Rudolf Wagner (Mit 6 Textfiguren) (Vorgelegt in der Sitzung am 13. Dezember 1917) Unsere Kenntnisse der Flora des brasilianischen Staates Bahia verdanken wir in erster Linie der Tätigkeit eines schweizerischen Kaufmannes, des Wäadtländers Jacques Samuel Blanchet/ der von 1828 bis 1856 in der gleich- namigen Hauptstadt ansässig war; die großen europäischen Herbarien besitzen ein umfangreiches Material, das nur zum geringsten Teil von dem Genfer Moricand bearbeitet wurde, - 1 Geb. S. Mai 1807 in Mondon, ging er 1828 nach Rahia, wo er bis 18.j6 blieb, sammelte und in entlegeneren Gegenden auch sammeln ließ. Seine Pflanzen gelangten durch Moricand (1780 — 1854") zur Verteilung. Nach der Schweiz zurückgekehrt, hielt er sich zuerst in Lausanne, dann in \'evey auf, wo ihn am 20. März 1875 der Tod ereilte. Vgl. Ignaz Urban: Jacques Samuel Blanchet in Engl. Bot. Jahrb., Bd. XXI, Beibl. Nr. 52, p. 3-7, mit Bild (1895); kurzer Auszug daraus in J. Urban, Vitae itineraque col- lectorum botanicorum in Mart. Flor. Bras., Vol. I, col. 7 (Apr. 1906). ■- Moise Etienne Moricand. Plantes nouvelles d'Amerique. Geneve 1833—1846. mit 100 Taf. 4°, Mir nur aus den Zitaten bekannt. Ein anderes, schon 1830 begonnenes Tafel werk in Folio, die »Plantae americae rariores descriptae et iconibus illustratae« bheb schon mit der ersten, 10 Tafeln umfassenden Lieferung stecken und gelangte infolge Bankerotts des Verlegers nie zur Ausgabe. Vgl, Diedrich Franz Leonhard v. Schi echten dal in Bot. Ztg., Bd. 5, Sp. 475—477 (2. Juli 1847), wo auch Näheres über die F.r- scheinungszeit der Tafeln mitgeteilt wird. 978 H.Wagner, dafür aber in ausgedehntem Maße den zahlreichen Mitarbeitern von Martius' Flora Brasiliensis zu Gebote stand. Zu den zahh-eichen von ihm gesammelten Arten gehört auch der im Titel genannte Camposstrauch, den er beim Sumpfe Japira nahe der Stadt Barra 1840 gesammelt; schon fünf Jahre später erschien seine Beschreibung als Bignonia Blanchetii P. DC.^ Die weiteren Fortschritte in der Systematik dieser vornehmlich im tropischen Südamerika entwickelten Familie, die sich an die Namen Berthold Seemann und vor allem Eduard Bureau knüpfen, führten bekanntlich zur Lostrennung zahlreicher Gattungen von der Linne'schen, übrigens von Charles Plumier übernommenen Gattung Bignonia. Zu diesen gehört auch die Gattung Arrabidaea P. DC- Bureau, der sorgfältig arbeitende Monograph der Familie, der er mehrere Dezennien widmete, erkannte die Zugehörigkeit zur letzt- genannten Gattung, die heute auf einige 60 Arten angewachsen sein mag,-^ und nannte sie mit Rücksicht auf die große Form- verschiedenheit der Foliola terminalia und lateralia, wohl auch auf die sehr auffallende Asymmetrie der letzteren A. dispar, da eine einfache Übertragung des Artnamens unstatthaft war: Arrabidaea Blanchetii war nämlich schon ein Nomen prae- occupatum, schon von Pyrame De C and olle für einen im südlichen Brasilien verbreiteten Kletterstrauch gebraucht.' Bureau hat den Namen nicht veröffentlicht; das geschah vielmehr zuerst durch Karl Schumann, der in seiner Be- arbeitung der Familie für die »Natürlichen Pflanzenfamilien« eine Artübersicht gab/' Soweit uns hier die Daten der drei in Betracht kommenden Autoren interessieren, so sind sie ziemlich dürftig; Pyrame De Candolle erwähnt selbstverständlich die Foliola lateralia 1 DC, Prodi-., Vol. IX, p. 164 (1845). -' Nach Witt st ein ist die 1838 (Bibl. Univ. Geneve, XVII, p. 126) auf- gestellte Gattung nach Don Antonio de Arrabida, Bischof von Anemuria i. p. i. benannt, dem Herausgeber von Vellozo's Flora Fluminensis. ^ Die Flora Brasiliensis kennt 1897 54 Arten: 10 weitere wurden bis l'.ilO beschrieben. i DC, Prodr., IX, p. 186 (1845). ■"• Engler und Prantl, Xut. PHzf., IV, :^ b, p. 2!:5 (Juli 1894). Spri.ßverkeUun.i;- der .\n\ibidaea dispdr Hur. ■'<^.* valde übliqua.'^ Ferner erfahren wir von ihm, daß der Blüten- stand sich aus dem einjährigen Holze entwickelt; es liegt somit der niedrigste Grad der als Cauliflorie bezeichneten Erscheinung vor, die in einer anderen Tribus unserer Familie in so hohem Maße auftritt, nämlich bei den Crescentia-Arlien unserer Gewächshäuser, dem altbekannten Calabassenbaum- Westindiens und seinen Verwandten.^ Eine weit ausführlichere Beschreibung erhielten wir 1896 durch die Flora Brasiliensis: dem greisen Bureau'^ trat Karl Schumann zur Seite. Ihren Angaben entnehmen wir folgendes:-' »Frutex erectus campester ramis brevibus divaricatis, novellis villoso-tomentosis complanatis, vetustioribus cicatricoso-tuber- culatis subtetragonis pro rata validiusculis; foliis ternatis petio- latis apice ramulorum paucis congestis . . . foliolis terminalibus brevitu, lateralibus brevissime petiolulatis vel sessilibus, lamina priorum obovato-oblonga vel rotundato-rhombea obtusa vel acutiuscula, basi rotundata et plus minus manifeste subcordata. ulteriorum valde obliqua non raro subtrapezoidea . . . pannicula brevi e ligno annotino.« Dann heißt es weiter: »Propter in- florescentius e ligno vetere et folia reticulata cinereo-ferruginea supra sanguinea frutex specifice campester optime distinguitur.« Ferner erfahren wir, daß der so auffallende Strauch schon vor Blanchet von Ph. v. Martius »in silvis Cantiagas interioris provinciae Maracäo«, später auch von Glaziou, leider wie so häufig ohne genauere Fundortsangabe, ge- sammelt wurde. In Fig. 1 ist ein Zweig verkleinert abgebildet. Die Blatt- stellung ist, wie in der Familie mit Ausnahme weniger Gattungen,'^ die dekussierte. Die einzelnen Sympodialglieder 1 DC, Piodr., IX, p. 104 (1845). 2 Crescentia Ctijete L., scTion 1697 V(>n Jan Commelin (Hort. Amst.. I, t. 71) abgebildet. 3 Cr. iiuicrophyUa Seem. ; in Schönbrunn in Kultiu-. I Geb. 2Q. Mai 1830 in Nantes (Urban in Fl. Bras., I, col. 160, 1906). •"' I.. c. Vol. VIII. 6 So bei den Gattungen Jr^O''^''' D. Don., Amphicome Ldl., IncarviUea Juss., Enallagma Miers, Pannentiera DC, Crescentia L. und teilweise bei PhvUarthron DC. 980 K. Waener. beginnen mit einer Anzaiil von einander zunächst dicht fol- gender Schuppenblattpaare, deren Internodien sich schließlich strecken; bisweilen sind sie alle dicht gedrängt und oberhalb des ersten gestreckten Internodiums folgt ein Laubblattpaar, an den großen Narben leicht zu erkennen. Daraus nun, daß das erste Laubblattpaar bald in die Mediane fällt, bald trans- versal orientiert ist, geht hervor, daß die Anzahl der Nieder- l'!,'ilt[>aaic nicIU konstant ist. F2inc .ijcnauc Zählung ist ohne wesentliche P>eschädigiin^^ des seltenen llerbarmaleriais nicht diirchfiihrbar; es kommen 10 Niederblattpaarc vor, auch \\eni,i;cr, vielleicht auch mehr; doch sind die Grenzen nicht lest/.ustcllen. Somit fällt augenscheinlich die Möglich- keit e i n c r e X a k t e n S y m p o d i e n b e s t i m m LI n g , also einer eindeutigen BczeichnLing der morphologischen K'om lidiicnten und die in letzter Zeit mehi'fach in An- wendung gebrachten Diagramme* \'crsagcn. Nun fragt es sich, ob wir derartigen \'orkommnissen gegenüber, die übrigens auch bei einheimischen Hol/gewachsen recht lästig sein können - ich erinnere nui' an h'/tuuiinis CiilluiilicLi L. ■ , ganz hilflos stehen bleiben müssen. Die Sympodialglieder entwickeln sich, soweit das spärliche Material ein Urteil gestattet, stets aus den Achseln der Laubblälter.- iMir die Charakterisierung einer Sproßverkettung ist aber aus- schließlich der Richtungsindex maßgebend: Sichelzweig'c ergeben sich aus ^^,,, wie uns das schöne J^^eispiel der <'n>ss- .iih/iii iiiulnlacfoliü Sal. zeigt, ^ X,/, wie häuhg bei S/ii/>lnicii l'inu.ilit D., ^„, ,S^„, 5?'„ etc. sowie den Kumbinalioiien der genannten Sprosse; niutatis mutandis gilt das Nämliche für (\\c anderen Sympodialformcn. Ich schlage daher für l-ällc wie Ai'rahidaca dispar Bur. vor, von den Niederblättern ganz abzusehen, das erste Laubblattpaar mit 1 / (frondosum foliuini, das zweite mit 2/ usw. zu bezeichnen und den anderen l'V)rmcln analog die Achselprodukte !nit ^\cw entsprechenden großen lateinischen Buchstaben. Richtungs- und Generations- indices bleiben. Läßt sich ein Sympodialglied eindeutig be- stimmen, so treten die gewohnten Formeln in Kraft, bei denen deutsche Buchstaben Verw'endung finden. Mißverständnisse sind somit ausgeschlossen. Das in Fig. '1 dargestellte Sym- podium erhält demnach die l''ormel K, 2? F., 2 F„, 2 fV, 2 /';/:, 2 F,a 2 /■],■, 2 /■],,, 1 Rud. Wagner, Zur diagianimatisclien Durstellunj; dekiissierlpr Sym- pndiiilsysteme. Diese Sitzungsber., .Abi. I, Bd. 123 (1914). - In den .Aehseln der Vorblätter finden sich bisweilen kleine Knospen. ■ Riid. Wagner, Die ^.öci Sichelzweige der ('ic.ssiiiiJr,! uitdiilaefclin Sal. Diese Sitzungsher. Im Druck. ■Sitzb. d. niathem,-nati\r\v. KL, .^bt. I, l'.^t>. tid. W 982 R. Wagner, wobei das unterste Synipodialglied als Seitensproli mindestens erster Ordnung aufgefaßt ist; der unbekannten Anzahl der J.aubblaltpaare ist durch das Fragezeichen Rechnung getragen; daß hier stets zwei Laubblattpaare entwickelt sind, ist ein Zufall und gilt für andere Zweige nicht. ^ l 4 n. 8 7 C 5 ( Aus der Furnicl kiuinen wir einen Wickelzweig heraus- lesen, charakterisiert durch alternierende Richtungsindices: und einen Sichelzweig 2 F^^ '2 Fai - F,^^, dessen letztes Sympodialglied sich noch im Knospenzustand befindet. Zwecks diagrammatischer Darstellung schlage ich Quadrate vor; bei S^/mpodienbildung aus dem ersten Laubblattpafir be- rühren sie sich, aus dem zweiten beträgt der Abstand 1 Seiten- lange, kurz gesagt beim «-ten Blattpaar // -1 Seitenlängen. Das Übrige bleibt, wie in den letzten Arbeiten entwickelt. Die Diagramme erfordern wenig Platz und erlauben die Übersicht über zahlreiche Sproßgenerationen sowie koordinierte Sprosse. Wesentlich komplizierter als dieser Fall ist ein anderer (■in undatis Tapira pris Villa de Barra. Blanchet 3082«). Das System entspricht der l''uini'.'l i Sprotiverkettung der Arrabiäadi dispar Bu 98H Das Diagramm dieses Systems ist in Fig. 3 niedergelegt. Auch hier finden wir kurze Sichelsympodien, wie 2F,,'lFs^2Fa„ IFa, lFa,2F,s2Fa„ verknüpft durch wickelige Aggre- gate, wie F, 'IFa.'lFs, •IFa, IFs, IFj, 2F,, 2Fss2Fs^ 2F,,,2F,n und Schraubelsympodien, wie \F,, \Fa, 2F,, 2 7-;, 2^,,, 2F,,2Fs,, 2Fau 2F,,, 2F,,lF,,o2Fsu 1F,,2 Fig. 3. n — -12 1 i — 9 2 3 12 n 1 8 1 i 9 1 10 7 6 5 1 6 7 ' Betrachten wir die letzte zur Entwicklung gelangte Sproß- generation des in F'ig. 1 abgebildeten Falles. Die Anisophjdlie der Medianblätter springt deutlich in die Augen und ist im Diagramm Fig. 3 übertrieben hervorgehoben. Das nach vorn fallende Blatt 2 Fai fa mißt \22 mur, sein Stiel 48; die ent- sprechenden Zahlen für das Gegenblatt lauten 114, beziehungs- weise 42. Die Länge des linken Transversalblattes beträgt 110//////, auf den Petiolus entfallen davon 43; das Gegenblatt mißt - ergänzt — etwa 125;/////, jedenfalls über 120//////, der Stiel 49 //////. Die kräftigere Entwicklung entspricht durch- aus der Stellung im Sympodialsystem, wie aus Fig. 4 hervor- geht: die Stellung von 2 /;. i ist ausschlaggebend für die stärkere Entwicklung des nach rechts fallenden Transversal- blattes. Noch deutlicher dürfte das werden, wenn wir die Stellung der geförderten Blätter in einem dichasialen System als einem einfachen Falle eines dekussierten Aggregates uns \'ergegenwä.rtigen, wie das mit Hilfe des Diagramms Fig. 4 9S4 gcsclichcii mag, in welchem noch ein aiulcrcs Moment Dcnick- sichtigling gcfimücn hat, das uns weiter unten beschäl'tigen wird: die Asymmetrie. Was nun den aus Kig. M hcr\-oi-gehendcn Transxersal- quoticnten anbchmgt, also das in Zahlen ausgedrückte Ver- hältnis des gefördcilen, nach rechts fallenden JjJattcs zu seinem (Icgcnblatt, so ist tlicscr soweit meine KrfVihrungen in tlen R \-erschtcdensten aiiisopliyllen Dikotylen leit'hen eine I'' (Mik- tion der. Stellung, und zwar wii'd sich das fiii- eine sich in Anlehnung an unser Vorkommnis aufdrängende Reihe in sehr einiachei' W'eise formulieren lassen. I5ezeichnen wir, um zu mTiglicIist übersiclillichen .Aus drücken zu gelangen, die l-ilältei' eines Sympoch.-ihyslcm. im( n., , n,/, b,i und b^, mit den entsprechenden ( icnerationsindicc, so gilt folgendes: Sprn(,Ucrkctlun.!; .\n;,hi,l.n;i ./isj;, U.S5 [)c\ iiiiUlcic Jiescr Ausdrücke entspricht unserem l''allc; lür ajr, den Wert 125 ant;enommen, erhalten wir M36. Wir haben mit anderen Worten anzunehmen, daß die Anisophyllie beim ersten der drei in den Formeln berücksichtigten Sproß- systeme in den Transversalblättei-n deutlicliei- ausgeprägt hat^ daß sie im Falle weiterer Sichelbildung abnimmt, um schließ- lich zu verschwinden. Der Einfluß einer außerhalb der Medianebene des Si chelsympodiums stehenden Ab- stammungsachse auf die Ti-ansxersa 1 anisophyllie s i n k t mit s te igen d e n S p ro (.1 g c- n e r a t i o n e n. Das wird, wie o Fig. 5. v\'ohl selbstv^erständlich, bei verschiedenen Pflanzen in ver- schiedenem Tempo geschehen und gewiß wird da und dort noch ein physiologischer Charakter zur Geltung gelangen: die Lage zum Horizont. Einschlägige Messungen wären an einem wohl in den meisten botanischen Gärten Mitteleuropas kulti- vierten, in Wiens Umgebung häufigen baumartigen Strauch, an Stapliylea pinnata L., durchzuführen, dessen bisweilen durch acht und mehr Generationen durchgeführte ^^-Sym- podien ausgezeichnet anisophyll sind; da a und b hier Nieder- blätter sind, wäre in einer Reihe von Jahren an geeigneten Sprossen der Transversalkoeffizient von c„, c,,4 i . . . C;, ; s ^-n böstimmen. Voraussetzung für derartige Messungen ist aller ding-j die noch fehlt.Mnlt' Kenntnis der Sproßverkeltung. 086 R. Wagner, Aus Fig. 1 geht hervoi-, dalj die Blätter asymmetrisch sind, und zwar innerhalb ziemlich weiter Grenzen; bezeichnet man das geförderte Foliolum laterale mit 100, so mißt die geminderte Blattfieder bei 2FaTlfs 85-483 2FaT2fp 90-476 2Fa'j2f„ 91-803 2F«7 1/, 95-312 FiK. 6. In Fig. 6 ist der beblätterte Zweig der Fig. 1 schematisch dargestellt, die Sj^'mmetrieverhältnisse so eingetragen, wie man sie nach Fig. 4 zu erwarten liätte. Stark ausgezogen sind diejenigen Blätter, bei denen das Erwartete zutrifft. Die beigefügten Dezimalbrüche zeigen, daß die .As yminetric- quotienten das Verhältnis des geförderten Blättchens zum Gegenblättchen — die größten .sind, da eben das geminderte Blättchen nur 8ö-48:V'„, beziehungsweise '.)()-47() "/,, miüt. SprotiverUettiinG; der Amtbiciiieii äis/hir l'.iir. 9o7 Zum Verständnis der anderen Blätter mag folgende Er- wägung beitragen: Sind zwei zu messende Blätter bei Aniso- phyllie sehr verschieden, so z. B. bei der so häufigen Median- anisophyllie ha >> hp, und zwar etwa im durchschnittlichen Verhältnis von 100 : 20, so wird beispielsweise ba innerhalb der Grenzen 90 und 110 variieren; in anderen Fällen, bei anderen Arten vielleicht zwischen 95 und lOö. Das Gegen- blatt b;, dagegen zwischen 18 und 22. Der Wert — - wird 90 95 ^''' mit , beziehungsweise sein Minimum finden, also stets 22 22 >> 1 sein. Für gleiche Werte von b^, wird man eine Reihe ver- schiedener Werte von b^, beobachten, so daß auch dieser Quotient innerhalb gewisser Grenzen schwankt und daß keines- wegs einem Maximum von b^ auch eines von bp zugeordnet zu sein braucht. Läßt man nun die Mittelwerte A^ und Pj für das erste Medianblattpaar sich etwa so annähern, daß für b,7 der mittlere Wert 100 bleibt, so wird ein Punkt ein- treten, wo ba = bp wird, die Anisophyllie also nicht zum Ausdruck gelangt. Bei weiterer Annäherung ergibt sich dann die Möglichkeit, daß der Medianquotient -~ <: 1 wird; auf bp deduktivem Wege dürfte sich zeigen lassen, daß die Wahr- scheinlichkeit dieses Falles gering ist, daß sie sich aber in dem Maße steigert, als bei gleicher \'ariabilität der Wert A^ — Pj sich Null nähert. Tatsächlich entsinne ich mich nur eines einzigen Vorkommnisses, wo bei dei- in Frage stehenden iVIediananisophyllie b^, erheblich größer war als b,,: bei der kapensischen Sanlalacce Colpnoii comprcssiiui P)crg habe ich das beobachtet und nur bei einem Zweige. Mutatis mutandis gilt das auch für die A.'-ymmetrie; die relativ große Variabilität im Verein mit geringem Einfluß der vStellung müssen zu derartigen P>scheinungcn wie der obigen führen. Es wird Aufgabe weiterer Untei-suchungen an zugäng- licherem Material sein, auf Grund planmäßiger Messungen die Basis für weitere Deduktionen zu gewinnen. U89 IJhcr den Aufhau des Psilopeganum slnense Hcinsl. Von Dr. Rudolf Wagner (Mit 3 Te.xtfigurent (Vorgelegt in der Sitzung am l.i Dezember 1917) In die engere Verwandtschaft dei- Cattung Kiifa L., also zu den Riitoidcac-RiiU'üc-Rutinac im Sinne der Engl er- sehen Bearbeitung' der Familie, gehört zunächst die von den Autoren meist vereinigte (iattung Haplophvlhini Juss., deren mißglückte Behandlung in Roissi er's Flora orientalis- vor einigen Jahren durch Baron I landel-Mazzetti einer Revision unterzogen wcM'den ist,-'' dann die monotypische, ]S'28 von Reich enbach^ auf Hooker's 182o beschrie- bene und abgebildete Riüa albißora-' gegriindete Gattung !• Engler und l'rantl, Natürl. Pnanzenfamiiien. 111. 4. -' Vol. 1. p. 922- 942 (1867). •' Handel-Mazzetti, Heinrich Freiherr v., Die biovuleten Haplv- plirniiiii-Arten der Türkei. Nebst Bemerkungen über jene des übrigen Orients. Verhundl. k. k. zool.-bot. Ges. Wien, 1913, p. 26— 5ö. 4 ReicJienbach. HfcnricusJ Th[eophilus] L[udovicus]. Conspectus regni vegetabilis per gradus naturales evoluti. Tentamen . . . Lipsiae 1828. Auf p. 197 zählt er die Gattungen seiner Riiicac auf: Pi'-i^'imnin L. (heute eine eigene Tribus Peguneac der Zygophyllaceen), Aplophvlluui Ad. Juss.. Kti/ii L. und Boenninghausenia, wozu er sich auf die Angr.be bescliränkt Hook. exot. M. 79«; eine Gattungsdiagnose wird nicht gegeben. ^ William Jackson Hook er, Kxotic Flora, contaiuing ligures and descriptions of new or otherwise interesting Exotic Planls. I'dinburgh l.S2:i. Vol. I, tab. 79. Hook er bezweifelt die generische Zugehörigkeit und erwäluit auch des Gynophor, das zur Aufstellung der Gattung /'oJnsi.nints durch l-'ianz Wilhelm Junghuhn 1X45 geführt hat. der die Pllanzc als /'. Iluiliclii>i,h-s bezeichnet (Nat. cn Gcneesk. Arch. Xucr!. Indic. \'(.l. II, \\ 4.", ex Ind. l\e\v). Übrigens wurde dit- Bt.n-iiinif.'liauseniü auch als ka ii u ii c u I j ,■ r e auä der 990 R.Wagner. Bueiiiibighauscniu,^ . feiner T/iuinnosma 'l'orr. «.V Frem., auf- gestellt 1845,- Cneoridinm Hook, fil., erst 1862 beschrieben,^ und endlich unsere Gattung, von William Botting Hemsley 1886 beschrieben und abgebildet.' Rttta L. hat angeblich tetramere und pentamere Blüten — die verbreitete Angabe, die Terminalblüte bei Rula sei penta- mer, die anderen tetramer, ist in dieser P'assung falsch; sie gilt wohl für die bekannt-este Art, die Weinj^ergsraute, R. gra- veolens L., für eine Reihe \"on anderen Arten dagegen nicht^ wo die Terminalblüte andere Zahlenverhältnisse aufweist. Boemiinghaitsenia Rchb. unterscheidet sich, abgesehen vom Gynophor, durch die Verwachsungsweise der Carpiden und, soweit meine Erfahrung reicht, auch durch die Ver- zweigungsweise des Blütenstandes, ferner durch wechselnde Zahl der Staubblätter. Verwandtschaft von Isopyriint L. beschrieben: H. Level He et Eug. Vaniot in Leveillc, Enumeration des plantes du Kony-Tcheou d'apres l'herbier d'Emile Bo dinier. Nach letzterem, der Apostolischer Provikar der genannten chinesischen Provinz war, benannten sie die Gattung Bodimeria mit einer Art: B. ihalidroides Lev. & Van. (Bull. Acad. intern, geogr, bot. Vol. XI, p. 48 [1902]), stellten aber den Irrtum' nach einigen Jahren selbst richtig. Im Münchener Botanischen Garten in Kultur; beschrieben auf Grund eines im Juni 1823 bei P. Neill in Canonmills bei Edinboin-gh aus nepalesischen Samen erblühten Exemplars. t Nach Clemens M. Fr. Freiheirn v. Boenninghausen, Vorsteher des Botanischen Gartens in IVIünstcr und Verfasser des 1824 erschienenen Prodromus florae Monasteriensis Westphalorum, benannt (nach G. C. Witt- stein, Etymologisch-botanisches Handwörterbuch, p. 1 1 1 (Ansbach 1852). 2 In J. C. Fremont, Report of the Exploring Expedition to the Rocky Mountains in the ycar 1842, and to Oregon and North California in the year lS4.S-'44. Washington 1845. Pag-^'I^ mit Th. iiionhiiia Torr. .^ l'rcm. •! In Bcntham et Ilookcr lil., Cien. plant., Vol. I, p. :312, als Sinia- rubaccc, -Genus Suriaiuic proximum, Cjteoro quoquc affuie«. Cneoniin L. mit seinen /.wei Arten (nicht zwölf, wie fälschlich angegeben) wurde bekannt- lich \-()n l',n,i',1cr zu einer ci.i^ciun l'aniilic erhoben (Natüri. Pllanzent'ani.. 111. -1, p. U-k \H'M». Das Ciicuriiliiiiii ,luiii<>siiiii Hook. fil. ist mir nur aus der Abbildung Kngicr's (I. o., III, 4, p. 1 :^2) bekannt. ' In Francis lilackwell Forhcs and W. B. 11 cmslcy, .\n Enumeration nf all the Plauts known Ivom China Proper, Formosa, Hainan, Corea, the Lucha Archipelagü, and the Island of Hongkong, together with their Distribu- tion and .Synonymy. Journ. i.inn. Soc. \<>1. XXIll, p. lO;'.. Aufbau des Psilvpei^yjniim sinense. 991 Thaniuosnia Krem. ^- Toim-. hat ein bicarpelläres Gynä- ceum mit bis zur Mitte vereinigten Fruchtbiättern und deut- licher Diskusbildung. PsiJopeganum Hemsl. ist gleichfalls bicarpellär, die Car- piden sind bis über die Mitte verwachsen, der Diskus schwach entwickelt. Cneon'(/him Hook. (iL hat gegenständige Blätter und tetramere Blüten mit unicarpcllärem Gynäceum unbekannter Orientierung. Sie sind nach der Abbildung in wenigpaarigen Sekundanpleiochasien angeordnet. Die Artenzahl von Ruta L. (inklusive Haplophyllum Ad. Juss.) ist schwer zu bestimmen wegen der verwickelten Synonymie; beschrieben sind über 100 Arten, die im Mittclmeer- gebiet und im Orient bis nach Ostchina (Ruta dalmrica DC.)^ verbreitet sind; weitaus die Mehrzahl gehört zu Haplophylleen. Boenninghausenia Rchb. ist monotypisch: B. albißora (Hook.) Rchb. ist von Nepal bis Japan und Java verbreitet. Thamnosma Torr. & Frem. hat fünf Arten mit sehr merkwürdiger geographischer Verbreitung: in Nordamerika Th. moittaiia Ton: & Frem. und Th. texana Torr.,'-^ beschrieben. 1 Nach Forbes und Henisle\' in Journ. Linn. Soc, XXIII, p. 102 (1886). Sir J. D. Hooker kennt für Ostindien als einheimisch nur die R. tuberculata Forsk. aus den Bovytabergen in Sind, die ihre Westgrenze erst in Algerien erreicht. - Die erstgenannte Art ist nach dem Index jxewensis, Vol. IV, p. 1061 (1895), zuerst veröffentlicht in Fremont [2nd] Rep., p. 313, sowie in Duch. Rev. Bot., II (1846 — 1847), 154. Erstere Stelle ist mir nur aus dem Zitat bekannt, die zweite ist falsch zitiert, die Seitenzahl heißt 54. Der wohl der Feder von P. Duchartre entstammende Artikel führt den Titel »Descrip- tions de quelques nouveaux genres et especes de plantes recueilies par le cap. J.-C. Fremont, pendant son vuyage d'exploration dans l'Oregon et dans le nord de la Californie, en 1833 — 44. — Descriptions of Some new genera and spccics of plants, Xc, par MM. John Torrej'-, et J. • Genre Ircs voisin des Xantho- xylum< (1. c, p. 54). Wieder erwähnt wird die Art von .lohn Torrey in William H. Emorj-, Report on the United .States and Mcxican Boundary Survey, p. 42 (1858). Dort vvn-d eine zweite Art der Gattung zugewiesen. Th. Texaimin {\. (ir.i Torr., .luf die 1840 .\sa Gray seine niouoiypisch R. W Dazu kam J8.S'_' die P)esclircibuiii; der ///. socoliana Ball", lil./ dann 18S8 Th. africannm Engl- aus Deutsch- Südwestafrika und 1895 Th. Hirsciin Schwt^ aus dem tropi- schen Arabien. Vgl. die Abbiklungen von 77;. uionUnuini 'J'orr., 77/. socotrauinu Half. 111. und TJi. africdunui Engl, bei A. Engler, Nat. Pflzfam., III, 4, p. \\'\2 (Dez. 1895). Ciienrii/iiini tinuiosnui Hook. (il. ist nur aus Südkali- fornien bekannt.' Abbildung bei P>nglci-, 1. c, p. 132. Psil()/u\<::ciiiinu s/iicii.^c Hcmsl. wird als perennierendes k'raut mit rulenlTM-migen, etwa andcrllialb l<'uß langen Zweigen beschrieben, l 'her die Hlüten heil.U es 1. c, p. K^:'): >Flores parvi. solitarii, exlra-axillares, graciliter pedunculati . . . ul vide- tur albi.« Eine spätere Korrektur (p. 189, Dezember 1^88) stellt die Blütenfarbe mit Gelb richtig. An sonstigen morphologi- schen Beobachtungen möchte ich erwähnen: »Foliola leviter inaequalia . . . lateralia interdum leviter obliqua.« Wir werden darauf noch zurückzukomnien haben. Zur Gattung bemerkt Hemsley: »This differs from Boenningimnscriia, which it very strongly resembles in general appearance, in having irifoliolate leaves, solitary extra-axillary tlowers, a very small disk, and a sessile two-celled ovary. Thamnosma has a dimerous pistil, associated with simple leaves and a very different habit.« Von der großen habituellen Ähnlichkeit mit Boeniihtg- Iiansenia, die mir sehr wohl bekannt ist, habe ich nichts bemerkt; P.<:ilopeganinn ."iineu^c Hemsl. ist 1. c, pl. 14, ab- gebildet. Die Unverstcändlichkeit des Habitusbildes veranlaßte mich, im Herbar des k. k. Nalurhistorischen Hofmuseums in gebliebene Gattung Ruiosina gegründet hatte (tienera Florae Americae boieali- orientalis illustrata, p. 144). Seine tab. IT),") sehr sorgfältig abgebildete Ruiosiiia 'J'c'X.rna erinnert übrigens hinsichtlich der \'ei-\v;ichsungsvei-ii:iltni,sse an Psi/n^ /iex''aniiii' sinense Hemsl. 1 Froc. Roy. Soc. Edinburgh, XI, p. 50.'). 2 Adolf Engler. Plantae .Vlarlothianae. Ein Beitrag zuv Kenntnis der l'jora Südafrikas, in Engl. Bot. Jahrb., Bd. X, p. ■.VA; aus dem llcren.hind. ■' Decades Kcwenses XXII. in Kew Bulletin 189r), p. :nr)- l^iü; der Index Kewensis. Suppl. 1, y. Vl-i (llinC) xiliei't iirlündich Stapf als AuP.r, riiie n<->oh ui\hesclHi(.'lK'iiü Ai'l konwut in Traiisvaid \rdlich ;;elc;;euen Provinz S/A'cluien, bei ( 'h\vaylei einem dei" Herbarzwelgc, der wohl vom Sammler auch oben nb gerissen ist — gerade ausgiebi;: scheint Wilson's Standort nicht ge- wesen 7Ai sein -, haben sich einige Seitenachsen entwickelt, von denen eine in Fig. 1 halbschemalisch dar- gestelK ist, so zwar, daß tue kor, sekutiveii Sproßgeiicrationen abwech ^"%l?!l.«.. "Iö^\ .jtep'"'- 'I ' F.s sei mir gcstallct. an dieser .Sicllc lioiii Leilei der Sainniiuiir;. liriin i)irekl()r Ür. .\le.\. Zahlb ru c kner, meinen verbindlichsten Dank ausxuspreehcn. - Im Jahre 1900. '■'• \. Ouillaumin, Kspeces nu lueaiiles nouvelles puui Ics Kutaeee.s d'iv-Steme-Urient. Notulae systemalicae. l'aris, \'ol. l, p. I^OS itvilu. au. \'\.). 994 K. Waguf r. selnd hell und dunkel gehalten sind.' Die Länge des gezeich- neten Teiles beträgt '28 cw. Die beiden laubigen Vorblätler, deren erstes ein H3'popodiuni von 28 mm Länge abschließt, "sind abgefallen; aus der Achsel von 9J^7.,v entwickelt sich ein Sproß mit laubigen V'orblättern - andere, niederblattartige mögen sich an der Basis der Sprosse, nahe dem Rhizom befinden, sind aber nicht erhalten , in der des zweiten Vorblattes steht ein Sproß in voller Entwicklung, Das a-Vor- blatt zeigt die gewöhnliche Orientierung, d. h. ist der Ab- stammungsachse zweiter Ordnung zugewandt, ein Verhalten, das ich im Gegensatz zu der seltenen Apotropie- als Epi- tropie bezeichnet habe.'' Soweit meine Beobachtungen an dem sehr dürftigen Material reichen, beruht die von Hemsley schon erwähnte Asymmetrie der Blätter darauf, daß z. B, bei einem nach links fallenden Vorblatt das rechte Foliolum gefördert ist und vice versa. Indessen scheint die Asymmetrie keineswegs auf die Vorblätter beschränkt zu sein, wo sie also im Sinne der Exotrophie in die Erscheinung tritt; vielmehr fand sie sich deutlich ausgeprägt an einem Laubsproß mit -/s'Stellung, wo die kathodische Seite gefördert war; ob immer, muß dahin- gestellt bleiben. In Fig. 2 ist der Sproß ^fJoBj^ von hinten gesehen dar- gestellt; die wirkliche Größe des abgebildeten Stückes beträgt 20 //////. Deutlicher als in Fig. 1 tritt hier die Verwachsung des fertilen Blattes, also von B^sY^jc/, beziehungsweise rrtjif^.i mit seinem Achselprodukt hervor, also die Rekauleszenz in dem von Karl Friedrich Schimper in seinen Münchener Vor- lesungen eingeführten Sinne. 1 Nach dem Vorgänge von Eich 1er, Pfitzcr u. a, in einer Reihe von Abhandlungen angewandt, die in diesen .Sitzungsberichten 1901 bis 1016 erschienen sind. - Rud. Wagner, Über die Sympodienbildung von Octolepis Dinklagci Gilg. Österr. Bot. Zeitscbr., l'Jlü. p. 304. i! Derselbe, Über die Sproßverkettung der CroLilana griqiietisis Bolus. Sitzungsanzeiger der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in Wien vom 10. Mai 1917: diese Sitiiungsberichte, Abt. T, im Druck. Aufbau des Psilopeganutii sinense. 995 Ein Wort zu den Formeln. Die Willkür, mit der bei Figuren die Buchstaben gewählt werden, kontrastiert nur zu häufig mit der wissenschaftlichen Konsequenz des Textes; da scheint es mir angezeigt, auch hier von den Formeln Gebrauch zu machen, die ich in der österreichischen Fachliteratur und neuerdings auch in der reichsdeutschen angewandt habe. Soweit für unsere Figurenerklärungen nötig, besteht das Wesen dieser Bezeichnungsweise, gegen die meines Wissens kein P^inwand erhoben worden ist, in folgendem: An Seitenachsen werden die V'uiblätter mit a, ß, die folgenden mit y, o usw. bezeichnet, wie das Karl Friedrich Seh im per in seiner einstmals viel zitierten Schrift über Symphytnin Zeylieri getan hat. Die Achselprodukte werden mit den entsprechenden großen griechischen Buchstaben be- zeichnet. Fehlt die Basis einer Achse, so werden die kleinen deutschen Buchstaben, etwa iii, ii, v usw., für die Blätter, die großen für deren Achselprodiikte gewählt: in beiden Fällen ohne irgendwelche Rücksicht auf die morphologische Aus- bildung der fraglichen Sprosse. 096 K, W eigner. I)a mm Jas '/-VoiblalL nach links cukT nach rechts lallen kann, so erhall es einen RicIUungsindcx in (JcsLall dei- JUich» sUibcn .s- (sinistcrj, bezicliiint^sweisc d (dcxtcrj; fällt, o, alsu das vierte Blatt, nach hinten, also gegen die Abstammungs- achse hin, so erscheint der Index p (posticum sc. lolium). Analog bedeutet a anticus, also nach \orn fallend, und !'„,/ heil.lt also ein Sproß, der in der Achsel des dritten, schräg nach rechts vorn fallenden Blattes eines Seitensprosses steht, also eines .Seilcnsprosscs, dessen ei-stcs Blatt nach rechts iälll. I)ie (meist nur relaU\' feslslcllbaren) Nummern der Sprotl gcncrationen bilden ilie (lencrationsindices. Der AcliselsiirotJ hat somit immer einen um I höheren (lenerationsindex als sein Tragblatt. In l"'ig. 1 f;dlt es auf, dal.i die beiden an der relativen Mauptacljse, also an einem der (_)ben ei-\\'älmten )-ulenir>niii;,',en Sprosse entspi ingentlen .Seitenachsen keinciiei X'erwachsung /eigen; ebenso tlcr .Spro(3 "l^ij I >(/;;; das Blatt -li-i',',,,. entbelirt eines entwickelten y\chselproduktes; sollte die vorhandene Anlage nachträglich vaw l-jitwicklung gelangen, si-) kommt keine d^v beiden V'erwachsungsartcn, also weder K'ckauleszenz noch k'onkaulcszenz in Betracht, da die Bedingungen für beide l-'älle nur dadurch gegeben sind, dal.> P)laltbasis, bc/.ieluings- weise aclisc noch nicht in Daueigcwebe übergegangen sind, so ilal.'i die Zone intensiveix-r Meristemtäligkeit im eislercn l'"alle auf die Blattbasis, im zweiten auf die Achse überprüft unt.1 so zu Verwachsungen, also dei- in sehr verscliicelenen, systematisch weit auseinander stehenden Familien immer 1 Ich habe bei einer tiiJhcren Gelegenheit schon darauf hingewiesen, daß CS sich in den Abbildungen nicht empfiehlt, die Formeln ganz aus- zusclireibcn, da erfalirungsgcmäß dadurch die Übersichtlichkeit notleidet. Bei nur wenig Übung wird man die zu einer Scheinachse gehörigen Ausdrücke aus den geküizlen [''orincln mit Leichtigkeit ablesen. So lautet x. H. die l'"(iiinrl für ilic mit ß.',(; bezeichnete, teilweise X'erdcckte l-'ruchl voll aus- gcsciuicbcn jj llf., A^,;; I>.s-i I>,/:, B.si;. Haf.^ bei solclien Kürzungen gLlcgcntlirli die näniliclic l'ünnel zweimal vorkoinnit oder auch öfter, schadet ilcr nitci-- sichtlichkeit nicht, da beim Ablesen die Verfolgung des .Sympodiiuiis nötig ist. Immerhin wird man in solchen Fällen besser tun, die Kürzung nicht so weit zu treiben und etwa /.u soiireiben R,,,«, ujid A_,.. '/^ anstatt zweimal »■/...j wie in l'ig. 1 geschehtai, Aiil'hau des Psilupr-^'iiivnii sitiriisr »o: wieder erwähnten Füllen von Extraaxillarität führt; ein Aus- druck, der aus einer Zeit stammt, in welcher das Wesen des V(»r.jT;inges noch lange nicht erfaßt war. (;ewr)hnlich tritt die Rekauleszenz progressiv auf, so zwar, dal.) an monopodialen Achsen die h(')her inserierten Blätter weiter mit ihi-em Achsclprodukt \'erwachsen; mutatis mutandis bei Sympodien die Tragblätter der konsekutiven Sproßgenera tionen. An den beiden P>:/lopc!^'aniii)/ -Zweigen ist davon nichts zu merken; im einen, dargestellten Falle möglicherweise nur deshalb nicht, weil eben %'!as kein Achselprodukt entwickelt hat. Dafür verwächst %, o,. fast auf 2 cm, dagegen kaum auf die Hälfte A^, 3 ßs 3 sowie B,si ß.f, dann B^sßs wieder recht aus- giebig und das Verhalten von ß,; ist nicht mehr festzustellen, da das Sympodium hier abgebrochen ist. Der vorliegende Sproß 91^ stellt also im wesentlichen ein Wickelsympodium dar, kompliziert durch zwei Momente: erstens die Rekauleszenz und zweitens das in dieser Weise Sitzb. d. mathem.-n;iturvv. Kl., Abt I, I2ö. BJ. "'* US IS R. Wagner, Aufbau des I'si/opi\'\imiiii stneiisr. \mv nirgends gegenwärtige Übergreifen der Meristemzone auf das Epipodiiim des Achselproduktes. Davon kann also keine K'ede sein, daß wir es hier mit einer altertümlichen, primitiven Rubacee zu tun hätten, vielmehr ist Psilopcgaiinui siucusc llemsl. zweifelsohne als eine recht abgeleitete l-orm zu Itelrachten. Ms fragt sich nun, wie wir uns das Verhalten der ah- gebrochenen Achse y:.\ vorzusleüen haben. Junge Triebe, durch Pilütenstandsknospe abgeschlossen, sind an einem .nnderen I ierbarexemplar erhalten. Betrachten wir zunächst die Foiiuel von 9L so müssen wir bei Berücksichtigung der in Fig. 2 dargestellten Verhältnisse zu dem Schlüsse kommen, daß oberhalb von B^,,; noch eine Reihe von Blüten sichtbar waren, wohl B^io oder gar eine höhere Generation. Mit größter Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, daß der Wickelcharakter erhalten bleibt, das Wickelsympodium theoretisch unbegrenzt sich weiter fortsetzt. Die Fähigkeit der a-Vorblätter, Achselprodukte zur Entwick- lung zu bringen, dürfte mit steigendem Index abnehmen und schließlich erlöschen; doch kann nur das Experiment darüber sicheren Aufschluß geben. Somit ist anzunehnien, daß oberhalb iij an j^ sich zunächst noch ein oder einige Sprosse mit A^,:i oder r„ ent- wickeln, worauf tj in ein Wickelsympodium übergeht, unter- halb werden der Sekundanblüte in basipetaler Richtung fünf, sechs und mehr Laubblätter vorangehen, deren Achselprodukte eine analoge akropetale Verarmung erwarten lassen, sofern sie überhaupt zur Entwicklung gelangen. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 1. Heft (Mit 3 Tafeln und 18 Textfiguren) Wien, 1917 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 1. Heftes des 126. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Molisch H., Über das Treiben von Wurzeln. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 70 h] 3 Baumgärtel O., Studien über Pneumatokarpien. (Mit 1 Tafel und 4 Text- figuren.) [Preis: 1 K 30 h] . . 13 — Die Anatomie der G&ttung Arthrocneinum Moqu. (Mit 14 Text- figuren.) [Preis: 1 K 60 h] 41 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte fürChemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K — 16 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K — 6 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akadenue aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Oiten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorverüffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sAuszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturvnssenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 4. und 5. Heft (Mit 1 Tafel und 20 Textfiguren) Wien, 1917 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 4. und 5. Heftes des 126. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite ."\Iolisch H., Das Plasmamosaik in den Raphidenzellen der Orchideen Haeiiuiria und Anoectochihis. (Mit 1 Tafel.) [Preis: 1 K] . . . . 231 Rebel H., Eine Lepldopterenausbeute aus dem Amanusgebirge (Alman Dagh) [Preis: 1 K 40 h] 243 Höhnel F. v., Fragmente zur Mykologie. (XIX. Mitteilung, Nr. 1001 bis 103U.) (Mit 19 Textfiguren.) [Preis: 3 K 40 h] 283;, — Fragmente zur Mykologie. (XX. Mitteilung, Nr. 1031 bis 1057.) (Mit 1 Textfigur.) [Preis: 1 K 80 h] 353 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw, Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie. Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 13), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K — 16 M. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlunger enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K — 6 M. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abhandlungen, füi- welche der Verfasser kein Honorar beanspruch:, bleiben, auch wenn sie in diei periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei Anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als >Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung< bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen. in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. Kaiserliche Akademie der Wissensciiaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 6. und 7. Heft (Mit 3 Tafeln und 61 Textfignren) Wien, 1917 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 6. und 7. Heftes des 126. Bandes, Abteilung I der Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Beck V. Mannagetta und Lerchenau G., Wacholderbeeren mit ent- blößten Samen. (Mit 31 Textflguren.) [Preis: 1 K 20 h] . . . . 403 Hammer W. und Schubert F., Die Tonalitgneise des Langtauferertales. (Mit 1 Tafel und 12 Textfiguren.) [Preis: 1 K 50 h] 421 Kerner v. Marilaun F., Wie sind aus geologischen Polverschiebungen erwachsende Wärmeänderungen zu bestimmen? [Preis: I K 10 h] 445 Grobben K., Der .Schalenschließmuskel der dekapoden Crustaceen, zu- gleich ein Beitrag zur Kenntnis ihrer K'opfmuskulatur. (Mit 1 Tafel und 8 Textfiguren.) [Preis: 1 K 80 h] 473 Diener C, Über die Beziehungen zwischen den Belemnitidengattungen Aiilacoceras Hau., Asteroconites Teil, und Dictyocoiiites Mojs. (.Mit 2 Textfiguren.) [Preis : 90 h] 495 Schmidt W., Statistische Methoden beim Gefügestudium krystalliner Schiefer. (Mit 1 Tafel und 8 Textfiguren.) [Preis: 1 K 30 h] . . 515 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin, Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 25), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile änderet Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in besonderen Heften unter dem Titel :>MonatsheftefürChemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird, wie bisher, acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März IUI 5 folgendes beschlossen: Bestimmungen, hetrctitond die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der .'\kademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sdnderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. .'\bhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und dal.! die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die \'eröffenllichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen iji anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur-' wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien xMathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 8. Heft (Mit 5 Tafeln und 5 Textfiguren) Wien, 1917 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbucbbändler Buchhändler der Karseriichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 8. Heftes des 126. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Tschermak G., Der chemische Bestand und das Verhalten der Zeolithe. I.Teil [Preis: 2 K 30 h] 5il Müller J., Systematisch-faunistische Studien über ßlindkaier. Weitere Beiträge zur Höhlen- und Subterranfauna der Ostalpen und der Balkanhalbinsel. (Mit 3 Tafeln und 4 Textfiguren.) [Preis : 2 K 60 h] 607 Steindachner F., Ichthyologische Beiträge. (XIX.) (Mit 2 Tafeln und 1 Textfigur.) [Preis: 1 K 80 h] 657 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung ill. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die. akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 25), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlungen enthält, wird wie bisher acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, , welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Voi-veröffentlichungen Mitteilung zu machen und sie beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstenabzügen sind. § 51. Abbandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesenthch geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung« bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Belegr exemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse anderweitig veröffentHcht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- wissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse Sitzungsberichte Abteilung I Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geologie, Physische Geographie und Reisen 126. Band. 9. Heft (Mit 7 Tafeln, 1 Karte und 6 Textfiguren) Wien, 1917 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Inhalt des 9. Heftes des 126. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Saiti Ampferer O. und Hammer W., Bericht über eine geologische For- schungsreise in Nordwestserbien. [Preis: 1 K 10 h] 679 Moser F., Die Siphonophoren der Adria und ihre Beziehungen zu denen des Weltmeeres. (Mit 4 Tafeln, 1 Karte und 1 Textfigur.) [Preis; 4K 10 h] 703 Rebel H., Lepidopteren aus Neumontenegro. (Ergebnisse der im Jahre 1916 im Auftrage und auf Kosten der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in Wien von Dr. Arnold Penther ausgeführten zoolog. Forschungsreise in Serbien und Neumontenegro.) (Mit 5 Textfiguren.) [Preis : 2 K] 765 Heinricher E., Über tötende Wirkung des Mistelschleimes auf das Zell- gewebe von Blättern und Sprossen. (Mit 3 Tafeln.) [Preis; 2K 50 h] SI£ Die Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Chemie. Abteilung III. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin. Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, L, Rothenthurm- straße 25), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüge oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten, Abhandlungen enthält, wird wie bisher acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis des Jahrganges ist 6 K, Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung vom 11. März 1915 folgendes beschlossen: Bestimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie aufzunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- suchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen werden. Zusatz. Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht als Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorverüffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und s«e beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürsteiifibzügen sind. § 51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in die periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von der Akademie erhalten hat. Anzeigernoti/.en sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei anderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiserl. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, ist unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt wurde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung< bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit, von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- e.xemplar der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abhand- lung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Eriaubnis der Klasse anderweitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akade.iiie ein Honorar bezahlt wird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und gekürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- »issenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt. Kaiserliche Akademie der Wissenschahen in Wien Mathematisch-naturwjssenschiaftlJche Klasse Sitzungsberichte Abteilung 1 MüBeralcgie, Krystallographie, Botanik, Physiologie der Pflanzen, Zooliogie, Paläontologie, Geologie» Physische Geographie und Reisen 126. Band. 10. Heft .Mit 6 Tafeln und H.' Textftgureni Wien, 1917 Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei In Kommission bei Alfred Holder k. u. K. Hof- und Lniversit£isbucbhänd)tr Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der ^isser.schsften Inhalt des 10. Heftes des 126. Bandes, Abteilung I der Sitzungs- berichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse: Seite Heinrioher E., Warum die Samen anderer Pflanzen auf Mistelschleim nicht oder nur schlecht keimen. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 3 K 50 h] 8.39 A\'agner R., Über die SproßverUettung der Crotalaria^rkpiensis Bolus. (Mit 1 Tafel und 1 1 Textfiguren.) [Preis : 1 K 60 h] 893 Jold M., Über die Belfschen Körperchen. (Mit 2 Tafeln.) [Preis: 1 K 00 h] , 91 T. Schaarf K., Zur Entwicklungsgeschichte von PIcuiUiqo iiu-di,i. (Mit 4 Textfiguren.) [Preis: 1 K 10 h] 927 W^igner R., Über die Scheinachsen des Foeci/ochroma albesccits Britt. (Mit 1 Tafel und 4 Textfiguren.) [Preis: 1 K f.O h] 951 — Die 33a-Sichelz\veige der Crossundra iiuihtliiefo/iij Sal. (Mit 7 Textfiguren.) [Preis: 1 K G(t h| 9C.: — Über Sproßv.erkettung, Anisophyllie und Blattasymmetrie der Armhidaea dispar Bur. (Mit 6 Textfiguren.) [Preis: 1 K 20 h] . . 977 — Über den Aufbau des Pxilope^^auiiiit sinensc Hemsl. (Mit 3 Texttiguren.) [Preis: 1 Iv] 9S9 Die Sitzungsberichte der mathem.-naturvv. Klasse erscheinen vom Jahre 1888 (Band XCVII) an in folgenden vier gesonderten Abteilungen, welche auch einzeln bezogen. werden können: Abteilung I. Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mineralogie, Krystallographie, Botanik, Physio- logie der Pflanzen, Zoologie, Paläontologie, Geo- logie, Physischen Geographie und Reisen. Abteilung II a. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und Mechanik. Abteilung II b. Die Abhandlungen aus dem Gebiete dtr Chemie. Abteilung lll. Die Abhandlungen aus dem Gebiete der Anatomie und Physiologie des Menschen und der Tiere sowie aus jenem der theoretischen Medizin, Von jenen in den Sitzungsberichten enthaltenen Abhand- lungen,, zu deren Titel im Inhaltsverzeichnisse ein Preis bei- gesetzt ist, kommen Separatabdrücke in den Buchhandel und können durch die akademische Buchhandlung Alfred Holder, k. u. k. Hof- und Universitätsbuchhändler (Wien, I., Rothenthurm- straße 25), zu dem angegebenen Preise bezogen werden. Die dem Gebiete der Chemie und verwandter Teile anderer Wissenschaften angehörigen Abhandlungen werden auch in be- sonderen Heften unter dem Titel: »Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften« heraus- gegeben. Der Pränumerationspreis für einen Jahrgang dieser Monatshefte beträgt 16 K. Der akademische Anzeiger, welcher nur Originalauszüga oder, wo diese fehlen, die Titel der vorgelegten Abhandlunge.i enthält, wird wie bisher acht Tage nach jeder Sitzung aus- gegeben. Der Preis de? Jahrganges ist 6 K. Die mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse hat in ihrer Sitzung Tom 11. März 1915 folgendes beschlossen: lectimmungen, betreffend die Veröffentlichung der in die Schriften der xniauhematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie 3^iuf zunehmenden Abhandlungen an anderer Stelle (Auszug aus der Geschäftsordnung nebst Zusatzbestimmungen). § 43. Bereits an anderen Orten veröffentlichte Beobachtungen und Unter- '.'jchungen können in die Druckschriften der Akademie nicht aufgenommen .Verden. Zusatz. 'Vorträge in wissenschaftlichen Versammlungen werden nicht ,.:s Vorveröffentlichungen angesehen, wenn darüber nur kurze Inhaltsangaben gedruckt werden, welche zwar die Ergebnisse der Untersuchung mitteilen, aber entweder kein Belegmaterial oder anderes Belegmaterial als jenes ent- halten, welches in der der Akademie vorgelegten Abhandlung enthalten ist. Unter den gleichen Voraussetzungen gelten auch vorläufige Mitteilungen in anderen Zeitschriften nicht als Vorveröffentlichungen. Die Verfasser haben bei Einreichung einer Abhandlung von etwaigen derartigen Vorveröffentlichungen Mitteilung zu machen und s«.e beizulegen, falls sie bereits im Besitz von Sonderabdrücken oder Bürstennbzügen sind. § 51. Abhandlungen, für welche der Verfasser kein Honorar beansprucht, bleiben, auch wenn sie in di» periodischen Druckschriften der Akademie auf- genommen sind, sein Eigentum und können von demselben auch anderwärts veröffentlicht werden. Zusatz. Mit Rücksicht auf die Bestimmung des § 43 ist die Ein- reichung einer von der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse für ihre periodischen Veröffentlichungen angenommenen Arbeit bei anderen Zeitschriften erst dann zulässig, wenn der Verfasser die Sonderabdrücke seiner Arbeit von ier Akademie erhalten hat. Anzeigernotizen sollen erst nach dem Erscheinen im Anzeiger bei «inderen Zeitschriften eingereicht werden. Bei der Veröffentlichung an anderer Stelle ist dann anzugeben, daß die Abhandlung aus den Schriften der Kaiser!. Akademie stammt. Die Einreichung einer Abhandlung bei einer anderen Zeitschrift, welche denselben Inhalt in wesentlich geänderter und gekürzter Form mitteilt, äst unter der Bedingung, daß der Inhalt im Anzeiger der Akademie mitgeteilt ^%nirde und daß die Abhandlung als »Auszug aus einer der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien vorgelegten Abhandlung< bezeichnet wird, zu- lässig, sobald der Verfasser die Verständigung erhalten hat, daß seine Arbeit von der Akademie angenommen wurde. Von solchen ungekürzten oder gekürzten Veröffentlichungen an anderer Stelle hat der Verfasser ein Beleg- fxemplar der mathematisch-natui-wissenschaftlichen Klasse der Kaiserl. Aka- demie einzusenden. Für die Veröffentlichung einer von der Klasse angenommenen Abharid- Jung an anderer Stelle gelten jedoch folgende Einschränkungen: 1. Arbeiten, die in die Monatshefte für Chemie aufgenommen werden, dürfen in anderen chemischen Zeitschriften deutscher Sprache nicht (auch nicht auszugsweise) veröffentlicht werden; 2. Arbeiten, welche von der Akademie subventioniert wurden, dürfen nur mit Erlaubnis der Klasse andei-weitig veröffentlicht werden; 3. Abhandlungen, für welche von der Akademie ein Honorar bezahlt Trtird, dürfen in anderen Zeitschriften nur in wesentlich veränderter und ^S'kürzter Form veröffentlicht werden, außer wenn die mathematisch-natur- •Tissenschaftliche Klasse zum unveränderten Abdruck ihre Einwilligung gibt.