SITZUNGS -BERICHTE DER GESELLSCHAFT NATURFORSCHENDER FREUNDE ZU BERLIN JAHRGANG 1875. BERLIN, IN COMMISSION BEI R. E RIEDLÄNDER UND SOHN. NW. CARLS -STRASSE 11. 1875, 1 • : . . ' ' ^ ' " INH ALTS - VERZEICHNISS aus dem Jahre 1875. A sehers on. Vorkommen des Strausses in der Libyschen Wüste S. 70. - — Vorlage einer Keimpflanze im Innern eines Apfels S. 101. — Ueber die geographische Verbreitung der Geschlechter von Stratiotes aloides S. 101 — -106. — Carpinus betulus mit eingeschnittenen Blättern S. 116. Bouche. Schlaf- Erscheinungen bei Maranta- Arten S. 51. — Vorlage monströser Wurzeln der Eiche und Kiefer S. 51. — Fraglicher Fall von Parthenogenesis bei Torreya nucifera S. 116. — Vorlage von Araft'a-Särnlingen S. 117. — Bastard von Centaurea gymnocarpa und sphaerocephala S. 117. — Ueber Geschlechtsumwandlung bei Dasylirion acrotriche S. 118. Braun. Besprechung von F. Cohn’s Entwickelungsgeschichte des Volvox globator S. fl— 18. — Ueber Lepidozamia Peroffskyana Regel ( Ma - crozamia Denisonii Moore) S. 29 - 37. — Ueber Gallen am Edelweiss, durch Anguillula verursacht und über Anguillula- Gallen überhaupt. S- 59 — 43. — Ueber die Algenflora der Gewächshäuser des Botani- schen Gartens S. 99. Brefeld. Beobachtungen über Biologie der Hefe S. 43 — 51. Ueber copulirende Pilze S. 73 — 88. — Ueber neue Culturmethoden für die Untersuchung der Pilze S. 125 — 133. — Untersuchungen über die Fäulniss der Früchte S. 139 — 146. Ehrenberg. Bemerkungen über F. Cohn’s Auffassung des Volvox globator S. 18. — Bänke von Spatha Caillaudi im Weissen Nil S. 22. — Zui Erinnerung an Leeuwenhoek’s Entdeckung der Infusorien S. 53 und 55. Fritsch. Ueber die giftige Wirkung des Argas persieus S. 61 — 64. — Ueber den feineren Bau des Centralorgans bei den Fischen S. 133 bis 137. Gerstaecker. Julus- Arten aus dem Orchideen-Hause des Botanischen Gartens S. 52. — Der Kartoffel- oder Coloradokäfer ( Chrysomela decem- hneata Say) S. 53. — Insekten von der Kerguelen-Insel S. 66. — Verheerendes Auftreten der Wanderheuschrecke ( Oedipoda ; migratoria Lin.) bei Berlin S. 106. — Ueber das Vorkommen ausgewachsener lebender Larven der Sarcophila magnißca in der Nasenhöhle des Men- sehen S. 10S. - Vorlage von Laboulbenea muscac auf dem Körper der Stubenfliege S. 110. - Omitholepas australis Targ.on. als e.ne im Cvpris-Stadium befindliehe Lepadiden-Larve nachgewiesen S .110. Hartmann. Ueber das Gewebe der Schirmquallen, besonders de. Cg™*“ capiUata S. 4. - Vorlage von Abbildungen der Cyanea caprlla ta und des Rliizostoma Cuvieri S. S. - Vorlage von Naturalien aus Port Natal S. 28. — Ueber die lebenden Hyanen-Arten S. bb dänisch. Vorlage von Diatomeen-Präparaten S. 88. Itzigsohn. Beobachtungen über die Sporenbildung von Gloeocapsa, mrt- getheilt von A. Braun S. 97. Kny. Ueber Farbstoffe von Florideen S. 100. . .. Magnus. Ueber Aresehoug’s Beobachtung copulirender Sehwarm Loren von Dictyosiphon S. 19. - Ueber die Familie der Melampsorea und ihre Gattungen S. 57-60. - Ueber junge, in der Hülse geke.mte v. ^laTte^s. 10 Ostasiatische Land- und Süssw.ss—^.^ Meereonchylien von den Cnpverd. sehen nseln S. • Russische Ausbeute der „Gazelle“ auf der Kerguelen-Insel S. f und Sibirische Conehylien, von Ehrenberg gesammelt S. 88-9b. Centralasiatische Conehylien S. 96. /.i- i VnrKrre des Werkes: Anleitung zu wissenschaftlichen Neumayer. Vorlage _ Uebcr die Organisation der deut- Beobachtungcn auf Reisen S. 1. - ueßer f, sehen Seewarte S. 159. l’niseh Zwei für die Berliner Gegend neue 1 flanzen S. 7 . 1 aasen, /■'"ei ■ o oft _ Vorlage zweier Peters. Vorlage von Rhopalodwa lagemformis S. 25. von g neuer Beutelthiere in Abbildungen S. 73. Reichenow. Ueber ichthyologische Sammlungen von der Lao R ,l0S;itn Vorlage eines Exemplare» de, Sp«ha CM au, dem ata S aiebec 1^ a! " Ueber Krystallotektonik S. 118-122. - Kupfer-Kry,..!!. der Grube Weetlon.kraf. für die “Ä» * '«-«l. r7 U°bCr d‘“ der Schachtelhalme S. 151 — 155. .. 1 VnrWe von Kupleclella aspcrgdlum b. 14b. WiüTnVk. Vorlage Ostafrikanischcr Früchte aus Hild eb ran d t’s Samm- Eingogangene ßehriften S. 23. 37.54.60.64. ,1.111. 122. 157. // / 0 / d* Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 19. Januar 1875. Director: Herr Gurlt. Herr Neumayer überreichte als Geschenk für die Gesell- schaft ein Exemplar der vor Kurzem im Druck vollendeten „Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen, mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kaiserlichen Marine“ (Berlin, Verlag von R. Oppenheim, 1875 gr. 8. 692 p.), deren Entstehung und Bearbeitung durch eine grössere Anzahl Deutscher und Oesterreichischer Fachgelehrter vor nunmehr zwei Jahren zunächst durch die damals in Aussicht stehende Deutsche Expedition zur Beobachtung des Venus -Durchganges veranlasst worden sei, ohne jedoch zur Benutzung auf dieser rechtzeitig zum Abschluss gebracht werden zu können. Einen Ersatz hier- für werde der reiche, umfassende Inhalt des Werkes, so wie die Gediegenheit der einzelnen in demselben enthaltenen Artikel gewähren. An der Bearbeitung derselben haben sich u. A. auch folgende Mitglieder der Gesellschaft betbeiligt: Foerster und Tietjen für Astronomie, v. Richthofen für Geologie, Virchow für Anthropologie, Hartmann, Gerstaecker, Moebius, v. Martens für Zoologie, Schweinfurth und Ascherson für Botanik, Fritsch für Photographie u. Mikroskopie, Neumayer für Hydrographie, Orth für Landwirthschaft. — Im Anschluss hieran machte der Vortragende Mittheilungen über den speziellen 1 2 Gesellschaft naturforschender Freunde. Cours, welchen die von Seiten der Kaiser! Marine abgesandte Gazelle“ auf ihrer Fahrt nach Kerguelen - Island eingeschlagen habe und über die bis jetzt von derselben eingegangenen, au wissenschaftliche Forschungen bezüglichen Nachrichten. Herr v. Martens legte einige neue ostasiatische Land- und Süsswasser-Conchylien vor, welche theils vom Freiherrn F er . v. Richthofen, theils von Herrn Otto v. Möllendorff m China gesammelt worden sind. Aus der Reise- Ausbeute des ersteren sind namentlich einige sehr eigenthümliche Heh. r-Arten „nd mehrere grössere Flussmuscheln von Interesse, im Gebiet des Yangtsekiang in den Provinzen Hunan und Kiangsi gesam- melt. Helix triscalpta zeichnet sich durch zwei starke Falten auf der Gaumen wand hinter der Mündung aus, welche von aussen als Einkniffe erscheinen, und erinnert dadurch sehr an die Gruppe Cepolis Montf., welche hauptsächlich in Mittelamerika vertreten ist, und von der bis jetzt nur kleinere, minder typische Arten aus dem indischen Archipel bekannt waren; auch die neue chinesische Art weicht übrigens durch den offenen Nabe und die gleichmässige Färbung bedeutend von dem Typus der Gruppe ab. Eine zweite, Helix angusticollis , erinnert im Gan- zen an die ceilonesischen Corilla und die hinterindischen Plecto- pvlis, zeichnet sich aber dadurch sehr aus, dass der letzte Um- gang eine Strecke weit hinter der Mündung den vorletzten ganz überdeckt und den drittletzten beiÜhrt; sie ist linksgewunden und enggenabelt, Falten im Innern der Mündung sind an dem vorliegenden Exemplar nicht zu erkennen. Eine dritte Art, Helix Kiangsinensis , gehört in die Gruppe Anonta und bildet geo- arapbisch das Bindeglied zwischen unserer europäischen Helix °arbustorum und den verwandten kalifornischen Arten, worun er namentlich H. Ayresiana ihr ähnlich ist, während im östlichen Nordamerika diese Gruppe gar nicht vertreten ist. Die neue Paludina auriculata erinnert zunächst an nordamerikanische Arten der Untergattung Melantho, ist aber durch ohrförmige Verlänge- rn* des Unterrandes der Mündung ausgezeichnet; sie ist bald cranz glatt, bald mit einem wulstförmigen Gürtel unter der Na t und einem zweiten in der Peripherie ausgezeichnet. Unter den Süsswassermuscheln sind hervorzuheben Modiola Sitzung vom 19. Januar. 3 lacustris aus dem Tungting-See, die erste ächte Mytijacee aus einem Süsswasser, wenn man Dreissena wegen der in weiterer Ausdehnung vereinigten Mantelbänder aus dieser Familie aus- schliesst; an den von Herrn v. Richthofen mitgebrachten, ein- getrockneten Exemplaren lässt sich noch die Trennung der Man- telbänder in demselben Umfang wie bei Mytilus edulis erkennen. Eine grosse Anodonten-artige Flussmuschel erinnert von aussen auffällig an die Abbildung, welche Ree ve in seiner Conchologia iconica Bd. XVII Taf. 29 big. 115 b unter dem Namen Anodonta ciconia Gould gegeben hat, stellt sich aber von innen betrachtet sofort durch das Vorhandensein von Seitenzähnen als zur ost- asiatischen Gattung Cristaria Schumacher heraus. (Von den zwei sonst für diese Gattung üblichen Namen Dipsas und Barbala ist der erstere viel früher an eine Schlange vergeben und für eine Muschel sinnlos, der zweite ebenfalls sinnlos und von einem anonymen Autor ohne Beschreibung veröffentlicht. Innerhalb dieser Gattung zeichnet sich unsere Art durch die stark vor- ragenden Wirbel und das ungemein dicke Schlossband aus, welch’ letzteres an dasjenige der afrikanischen, sonst sehr abweichenden Gattung Megadesma Bowdich ( Galatea Brug., non Lam.) erinnert; diese neue Art dürfte daher den Namen Cristaria megadesma führen. Von den Unionen ist die eine Art zwar schon seit lange bekannt und mehrfach beschrieben worden, schon von Chemnitz 1795 als Chama plumbea, dann von Wood 1815 als IUya nodu- losa, wahrscheinlich auch von Benson 1842 als Unio divergens, und endlich von Lea 1862 als U. grandidens; sie ist aber bis jetzt in den Sammlungen noch sehr selten und die Bestätigung ihres Vorkommens in China von Werth, da Lea für seine Exem- plare einen nordamerikanischen Fundort angiebt; sie gehört zu den dickschaligsten und dickzahnigsten Arten der Gattung und erinnert durch ihre starke höckerig -faltige Skulptur allerdings an manche nordamerikanische Arten. Eine zweite Art, welche dem Entdecker zu Ehren den Namen Unio Richthof eni führen möge, ist nahe mit dem bekannten chinesischen U. Leai ver- wandt, aber grösser und durch die auffällige schnabelartige Ver- jüngung des Vorderrandes und die damit zusammenhängende mehr horizontale Stellung der Schlosszähne, sowie in der Sculptur der Seitenzähne verschieden. Der eigenthümlich verdrehte Unio 1* 4 Gesellschaft naturforschender Freunde. contortus Lea (als Triquetra contorta von Lea wegen des vor- deren Flügelchens beschrieben, das an dasjenige bei Triquetra Klein = Hyria Lam. erinnert) ist von Herrn v. Richthofen im See Tung-ting wieder aufgefunden worden und als Seitenstuc »esellt sich der neue Unio retortus hinzu, welcher bei sonst ganz abweichender, mehr an unsern U. tumidus erinnernder Gestalt genau dieselbe seitliche Biegung des hinteren Theiles zeigt. Eine einigermaassen analoge Bildung, aber schärfere Knickung, nicht abgerundete Biegung des Hintertheils ist bekanntlich Regel bei der Gattung Tellina und wurde von Vest als Folge des schie- fen Eingrabens der Muschel in den Grund gedeutet, indem der nicht eingegrabene hintere Theil durch die Wasserstromungen während des Wachsens mehr nach der Bodenfläche hin gedruckt werde Möglicherweise ist die Biegung dieser Unionen durch einen ähnlichen Grund bedingt, doch liegen hierüber keine näheren Angaben vor. Bemerkenswerth ist, dass die vorliegenden Exem- plare beider Arten übereinstimmend den hintern Theil nach der rechten Seite der Muschel umgebogen zeigen, und dass auch die vorhandenen Abbildungen von Unio contortus dieselbe Richtung der Krümmung angeben. , Aus der Zusendung des Herrn v. Mollendorff hebt der Vortragende eine in Spiritusexemplaren eingesandte Art hervor, welche der in Turkestan vorkommenden Macrochlamys Sogdiana (vgl. den Sitzungsbericht vom 19. Mai 1874 S. 46) sehr ähnlich ist und daher eine Verbreitung dieser Gattung durch einen grossen Theil Central -Asiens andeutet. Eine demnächstige Publication der besprochenen neuen Arten in den Malakozoolog. Blattern stellt der Vortragende in Aussicht. Herr Hartmann besprach seine Untersuchungen über das Gewebe der Schir m quall en, welche im verwichenen Herbste, hauptsächlich an der Strasse von Dröbak, Christiama-Fjord, fort- gesetzt wurden. Als Object der Untersuchung diente diesmal vorzugsweise Cyanea capillata. Auch bei dieser, durch Grosse und Schönheit der Färbung hervorragenden Meduse sieht man in dem Gallertgewebe der Umbrella die an Spindel- und stern- förmigen Bindesubstanzkörpern reiche Grundsubstanz von vielen ein Netzwerk bildenden, dunkelcontourirten elastischen Fasern Sitzung vom 19. Januar. 5 durchzogen. Die Knotenpunkte dieses Netzwerkes erscheinen dem Auge ungeübter Beobachter als die Körper von Zellen, deren Ausläufer (die Bälkchen des Netzes) mit einander ver- schmelzen. Einen Zellkern glaubt man leicht einmal in den verschiedenen, an den Knotenpunkten des Netzwerkes sich zei- genden Fältelungen und an sonstigen, namentlich am Grunde der Netzbalken auftretenden, manchmal inselförmige Parzellen direct abschnürenden oder nur flach abgrenzenden Lineamenten zu erkennen. Deckt nun zufällig ein Bindesubstanzkörperchen eine unter ihr befindliche Faser oder einen Knotenpunkt des Fasernetzes, so wird dadurch die Täuschung, als habe man es hier mit einer Zelle, resp. mit einem Zellkerne zu thun, noch vermehrt. Zur grösseren Klarlegung dieses Verhaltens wurden schwaches Jodwasser und helles Anilinbraun ( Brun clair, von Heyl in Berlin) benutzt. Anilinblau, Anilinroth und Anilingrün dagegen, erwiesen sich für diese Zwecke als unbrauchbar. Un- entbehrlich war Essigsäure. Mittelst Aufwallen in Liquor Kali hydrici von 10 pCt. im Reagenzgläschen gelang es, vom Faser- gewebe und von Bindesubstanzkörperchen Manches zu isoliren. Wenn frühere Beobachter noch vom Vorkommen eines netzför- migen Fasergewebes zwischen den angeblichen anastomo- sirenden Zellen sprechen, so beruht dies darauf, dass bei Anfertigung der Schnitte aus dem Gallertgewebe immer eine Anzahl Bälkchen des oben beschriebenen Fasergerüstes aus ihrem natürlichen Zusammenhänge mit anderen Fasern künstlich ge- rissen werden, welche nunmehr isolirt, das Gesichtsfeld über oder unter dem in seiner Kontinuität erhaltenen Theile des ursprüng- lichen Netzes durchziehen. Hinsichtlich des Umbrellagewebes von Rhizostoma fand Schreiber dieses seine, schon 1868 und 1869 hier an demselben Orte mitgetheilten Untersuchungen, lediglich bestätigt. Die felderweise angeordneten , über die Oberfläche hervorragenden, kleine Kreisabschnitte bildenden Muskelbündel der Subumbrella der Cyanea capillata zeigten bei 400 - 450maliger Linearvergrösse- rung eine unregelmässige Querrunzelung der etwa ^-jj Millim. breiten, nur wenig abgeplatteten, homogen erscheinenden, auch nach dem Herausschneiden meist noch sehr contraktilen Primitiv- fibrillen. Dies ergab sich sowohl an ganz frischen Präparaten, 6 Gesellschaft naturforschender Freunde. als auch an, in Müller’scher Flüssigkeit, mit Anilinroth No. 1, II, III und Anilinviolet No. II von Bormann Nachfolger in Berlin tingirten, auch mit chlorsaurem Kali nur kurze Zeit (20 Minuten lang) behandelten. Von einer Identificirung jener Runzelung homogener Fibrillen mit der charakteristischen Quer- streifung, wie letztere an den Muskelfasern in der Artbropoden- familie ihre Endschaft zu erreichen scheint, konnte hier so wenig wie (früher 1860—1871) an Rhizostoma, Cassiopeia, Chrysaora , Pelagia und Aequorea eine Rede sein. Freilich bedarf es zur Untersuchung solcher an sich schon sehr schwierig zu durch- forschender Präparate einer peinlich sorgfältigen, kein störendes Beiwerk zeigenden Darstellung reiner Schnittchen. Um letztere zu gewinnen, incidirt Vortragender u. A. die Subum- brella an entsprechender Stelle mit einem spitzen Skalpell, löst ein etwa 3 Millim. dickes Stück mittelst eines scharfrandiger. eisernen Spätelchens los und schneidet von der Innenfläche des Schnittes wieder ein etwa 1 Millim. dickes Stück ab, welches dann zur weiteren Behandlung auf den Objectträger gebracht wird. Man darf hierbei durchaus keine Epithelzellen, Nessel- kapseln und dergl. im Bereiche des Objectes dulden. Wie stö- rend und verwirrend derartiges Beiwerk übrigens zu wirken ver- mag, erkannte Vortragender, indem er gescheute Forscher u. A. Muskelfibrillenbündel von Schirmquallen, über welche zufällig ausgestreckte Nesselfäden quer oder schräg hinweglagerten oder an deren Innenseite die gewöhnlich hier stark verästelten Binde- gewebskörperchen des benachbarten Umbrellagewebes mit ihren oft senkrecht zur Längsaxe des Muskelbündels sich hin ziehen den Ausläufern hervorschimmerten , für Ausdruck der Querstreifung höherer willkürlicher Muskeln halten sah. War nun die Con- traktion, damit aber gleichzeitig auch die Schlängelung und Runzelung der Primitivfibrillen, wie sie aus lebenden Thieren gerade herausgeschnitten worden waren, recht energisch, so wuchs damit aber auch die Täuschung, als habe man es da mit einer der Querstreifung des Muskelgewebes höherer Thiere ana- logen Erscheinung zu thun. Die äusseren Flächen des Körpers dez Cyanea capillata sind mit einem Epithelbelage versehen. Abgeplattet zeigen sich die Zellen des letzteren auf der Umbrella nur an den peripherischen Sitzung vom 19. Januar. 7 Theilen der Mundlappen. Sie enthalten hier viele feine dunkel- contourirte Granula. Dagegen zeigt sich das Epithel der Sub- umbrella und Mundlappen an ihrer Basis und dasjenige der Tentakeln als aus vollsaftigen, mit mattgranulirtein Inhalte und mit blassen Kernen versehenen länglich-ovalen, mit ihren Längs- durchmesser senkrecht zur Oberfläche des Substrates stehenden Zellen zusammengesetzt. Die eiförmigen, durch starkes Lichtbrechungsvermögen ihrer Wandungen ausgezeichneten Nesselorgane unserer Ctjanea finden sich an der Aussenfläche der Tentakeln in knopfförmig vor- ragenden Gruppen angeordnet. Hier wie an der Subumbrella, an welcher letzteren diese Organe ihrer Mehrzahl nach ebenfalls gruppenweise angeordnet erscheinen — einzelne liegen hier auch zerstreut — , sind dieselben, den stumpferen Pol ihrer Kapsel nach Innen, den spitzeren Pol frei nach Aussen kehrend, zwischen die vorhin charakterisirten saftigen Epithelzellen eingebettet. Die dunkel-, aber feingranulirten Epithelzellen der peripherischen Theile der Mundläppen scheinen übrigens noch leichter vergäng- lich zu sein als die zwischen ihnen befindlichen Nesselorgane. Vortragender fand die letzteren an den fransenförmigen Rand- einkerbungen der Mundlappen noch in voller Integrität, das Epithel dazwischen aber stellenweise schon abgerieben, abgenutzt, nur noch in fetzenartigen Gruppen und in winzigen Detritus- ballen angedeutet. Das Gallertgewebe der Mundläppen zeigt gerade an den fransenförmigen, marginalen Einkerbungen der- selben eine zwar durch Demarkationsränder begrenzte, übrigens aber gleichmässige, schön bräunlichrothe Färbung. Hinsichtlich der Struktur der Nesselorgane scbliesst sich Vortragender der von K. Moebius verbreiteten Beschreibung an. Im Innern der Tentakeln der Cyanea capillata findet sich eine, die Gesammtlänge jedes dieser Organe durchlaufende, gelb- bräunlich aussehende, einen Centralstrang bildende Schicht. Sie ist aus polyedrischen Zellen zusammengesetzt, in deren Innötn sich neben den blassen Zellkernen unregelmässige gelbbräunliche Körnchen in verschiedener Zahl vorfinden. Molekularbewegung konnte an diesen gefärbten Körnchen nicht wahrgenommen werden. Was dieser Centralstrang bedeutet, blieb Vortragendem völlig unklar. An eine Bildungsstätte für die peripherischen 8 Gesellschaft naturfor sehender Freunde. Theile der Tentakel konnte dabei nicht wohl gedacht werden. Im Innern des zelligen Centralstranges scheint sich noch ein Hohlraum zu befinden. Die Wassergefässe des Thieres bilden viele von den Magenbuchten gegen den Rand der Um- brellalappen auslaufende, sich hier vielfach verästelnde Verzwei- gungen. Ob diese scheinbar blind endigenden Aeste alle mit terminalen Stomata versehen waren, vermochte Vortragender nicht zu entscheiden. Am mittelsten Hauptaste jedes Rand- lappens der Umbrella schien allerdings ein Stoma vorhanden zu sein. Die ziemlich resistenten, in Essigsäure langsam aufquellen- den Wandungen der Wassergefässe zeigten sich als eine lockere, vielfach gefaltete, auch blasenförmige Auftreibungen zeigende, mit spindelförmigen Kernen versehene Bindesubstanz. Ueber andere Verhältnisse der Gewebe von C. capillata wird Vortragender später berichten. Derselbe legte farbige, in Lebensgrösse verfertigte Habitus- bilder der Cyanea capillata und des Rhizostoma Cmieri, sowie mikroskopische Zeichnungen der Strukturverhältnisse der ersteren Meduse vor. Auf vielseitiges Befragen erklärt Schreiber dieses, dass er die gezeichneten Quallen in geeigneten Glashafen so vor sich aufzustellen sucht, dass die Sonne hindurch fällt, wodurch diese und jene, unter anderen Beleuchtungsverhältnissen weniger erkennbare Beschaffenheit im Innern der Qualle deutlicher her- vortritt. Der Farbenschiller der prächtigen Geschöpfe ist unter der Wirkung einer solchen Erleuchtung wahrhaft unbeschreiblich. Unter gewissen Beleuchtungsverhältnissen der Morgen- oder Kach- mittagssonne, unter Zuhülfenahme einer gläsernen, hinter dem Präparaten glas fest aufgestellten flachen, mit abgerundeten Rän- dern versehenen, mit Wasser gefüllten Feldflasche zeichnete sich manchmal ein Abbild der Qualle auf ein nicht weit vom Prä- paratenglase selbst flach auf den Tisch gelegtes Papier, welches in seinen Contouren sogleich mit dem Bleistift fixirt werden konnte. Vortragender erhielt durch einfache Beobachtung bei durchfallendem Sonnenlicht eine genaue Anschauung des Wasser- gefässsystems der Umbrella von Rhizostoma Cuvieri. Es wird behufs Zeichnens solcher Gegenstände die Grundfarbe mittelst der Estampe von den feinsten französischen Pastellen auf etwas grainirtes (Carton-, Bristol-) Papier aufgetragen und wird das Sitzung vom 19. Januar. 9 eigentliche Colorit später aus Aquarell- und aus den für solche Zwecke kostbaren, flüssigen Anilinfarben mittelst des Pinsels nachgetragen. Hr. Braun legte eine dem Geh. Med. Rath Göppert zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum gewidmete Schrift von Prof. F. Cohn über die Entwicklungsgeschichte von Volvox vor, in welcher nach einer reichhaltigen geschichtlichen Einleitung zu- nächst die vegetativen Bildungs- uud Vermehrungsverhältnisse, sodann die von dem Verfasser schon 1856 entdeckten, in dem Tageblatt der Naturforscherversammlung zu Wien und an anderen Orten vorläufig beschriebenen, höchst merkwürdigen Befruchtungs- und Fortpflanzungsverhältnisse dieser Gattung nunmehr ausführ- lich dargestellt und durch eine trefflich ausgeführte Tafel ver- anschaulicht, auch die zwei unter dem Namen Volvox globator verwechselten Arten kritisch gesondert und charakterisirt werden. Der Vortragende erlaubte sich an die Besprechung dieser schönen Festgabe einige Bemerkungen anzuknüpfen, und zwar zunächst: Ueber den Ausdruck „Co eno bium“, welchem Cohn, indem er denselben auf die aus zahlreichen Zellindividuen ge- bildeten Kugeln des Volvox anwendet, eine Bedeutung giebt, die ihm ursprünglich nicht zugedacht war. Der Vortragende bemerkt in dieser Beziehung: In der Schrift „Algarum unicell. gen. nov.“ habe ich zwei Arten der geselligen Verbindung der Zellindividuen niederer Organismen unterschieden: 1) consociatio e cellula matre unica per generationes successivas evoluta = familia; 2) consociatio e cellulis originitus distinctis composita = coenobium. Der zweiten Art gehört die Zellverbindung von Hydrodictyon und Pediastrum an, die der Volvocinen dagegen, so wie die der Palmellaceen und Chroococcaceen der ersten. Man mag vielleicht die Bezeichnung „Familie“, welche übrigens in gleicher Bedeutung schon früher (z. B. in Nägeli’s Gattungen einzelliger Algen) gebräuchlich war, nicht ganz passend finden, da nicht jede Zellfamilie eine in der hier gemeinten Weise ver- bundene ist, auch das Wort Familie in andern Gebieten, z. B. in der Systematik bereits eine andere Verwendung hat; ich habe daher nichts gegen eine Aenderung dieses Ausdrucks einzuwen- den, halte es aber für ein Bedürfniss, dass die bezeichneten beiden 10 Gesellschaft naturforschender Freunde. Arten der Zellgesellschaften scharf geschieden und durch eigene Benennungen sofort kenntlich gemacht werden In den höheren Gebieten des Pflanzenreichs (und Thierreichs), m welchen der Spross individuelle Geltnng erlangt, spricht man in analoger Weise von Familienstöcken und auch für diese fehlt uns in er lateinischen Terminologie ein passender Ausdruck, da »Cormus (von Haeckel dafür angewendet) zur Bezeichnung des vegeta- tiven Pflanzenstocks im Gegensatz zur Bluthen- und Fruc - bildung unentbehrlich ist. Phytoma (bei den Algen Phycoma) ist zu weit und umfasst den ganzen Pflanzenkorper, gleichgu tig ob es ein Familienstock ist oder nicht. Ein Analogon es Coenobiums giebt es bei den höheren Pflanzen nicht, wenn man nicht etwa die durch Wurzelverwachsung hergestellte Verbindung der Bäume eines Waldes, wie wir sie durch Göppert s Ar- beiten namentlich bei der Weisstanne kennen, als solche be- "““"zweite Bemerkung betrifft die Zelltheilungsver- hältnisse der Volvocine«. Die Gattung weicht von den Verwandten darin ab. daes in den nicht fructiflctrenden Famrlten nicht alle, sondern nnr eine kleine Zahl von Zellen die Fa ig keit haben, durch Zelltheilung neue Familien zu erzeugen^ lese Zellen welche Cohn Parthenogonidien nennt, ubertreffen die übrigen an Grösse und theilen sich nach seiner Angabe successiv in der Richtung von drei sich unter 90° schneidenden grössten Kreisen, so dass in der dritten Theilung acht Kugeloktanten gebildet werden. Die weiteren Theilungen finden nur nach zwei einander senkrecht schneidenden Richtungen statt, wodurch schliesslich eine von einer einfachen Zellenlage begrenzte Hohl- kugel entsteht. Die Beobachtung dieser Vorgänge scheint wegen der nach dem Innern des Mutterstocks gewendeten, versteckten Lage der Parthenogonidien nicht leicht und ein Irrthum in er Auffassung derselben selbst bei einem scharfen Beobachter nicht undenkbar zu sein. Wenn ich in der That, ohne die betreffenden Vorgänge bei Volvox selbst untersucht zu haben, einen solchen vermuthe, so geschieht dies auf Grund der Analogie mit Eudo- rina elegant, deren Entwicklungsgeschichte ich in Freiburg im Jahre 1848 untersucht habe. Bei dieser niedlichen Alge, eren bewegliche (links drehend fortschreitende), aus 16 oder 32 Zellen Sitzung vom 19. Januar. 11 bestehende Familien gleichfalls ringsum geschlossene hohle, aber etwas verlängerte Körper darstellen, entstehen die neuen Familien ganz unzweifelhaft durch Zelltheilung in nur zwei Richtungen, wes- halb sie anfangs flache Täfelchen bilden, die jedoch schon sehr frühe, ehe die Zellen durch Gallertentwicklung auseinanderrücken, sich wölben und zur Kugel zusammenkrümmen. Nur die männ- lichen Familien ( Antheridien ), deren Zellen ( Spermatozoidien ) nicht durch Gallerte getrennt werden, sind bleibend scheibenförmig. Die von Cohn beschriebenen Spermatozoidienscheiben von Volvox stimmen, abgesehen von der grösseren Zahl der Zellen, mit denen der Eudorina völlig überein und lassen somit vermuthen, dass auch die vegetativen Kugeln wie bei Eudorina in Form von Scheiben entstehen. Die Pandorina -Kugel, deren Entwicklung von Pringsheim in der Abhandlung über Paarung von Schwärm- sporen leider übergangen ist, scheint nach einigen daselbst ge- gebenen Figuren gleichfalls in Form einer Scheibe zu entstehen. Die Gattungen Gonium und Stephanosphaera behalten die ur- sprüngliche Scheibenform auch im erwachsenen Zustande. Ich konnte bei Eudorina die Zelltheilungsvorgänge bis zur fünften Generation, welche durch die Viertheilung gebildet wird, also bis zur sechszehnzeiligen Familie mit Sicherheit erkennen. Obgleich alle Theilungen in zwei sich rechtwinklig schneidende Richtungen fallen, so ist der Vorgang dennoch von dem bei Merismopoedia und Tetraspora bekannten (Nägel i, einz. Algen t. I u. II) abweichend. Bei diesen Gattungen wechseln die zwei Theilungsrichtungen in der Aufeinanderfolge der Generationen regelmässig ab, so dass die aufeinanderfolgenden Richtungen sich allenthalben kreuzen , die Zellen derselben Generation alle in paralleler Richtung getheilt werden; bei Eudorina dagegen ist dies von der dritten Theilung an nicht mehr der Fall. Stellen wir uns das durch die erste Theilung gebildete Zellpaar (die Zellen der zweiten Generation) nach rechts und links, so tritt die zweite Theilung, mit der ersten sich kreuzend, beiderseits in horizontaler Richtung ein, wir erhalten als dritte Generation vier ins Quadrat gestellte Zellen. Von diesen theilen sich nur zwei, die entgegengesetzten Ecken des Quadrats einnehmende in senkrechter Richtung, also so, dass die Theilungslinie III sich mit der Theilungslinie II kreuzt, während die zwei anderen, die 12 Gesellschaft naturforschender Freunde. abwechselnden Ecken des Quadrats einnehmenden Zellen sich horizontal, also der Theilungslinie II parallel theilen. Hierdurch entstehen vier innere, im Centrum der Scheibe zusammen- stossende, aber mit dem anderen Ende die Peripherie erreichende und vier äussere, das Centrum nicht erreichende, zwischen die Schenkel der ersteren eingekeilte Zellen. Die vier inneren Zellen bieten in der schematischen Zeichnung das Bild eines vierflüge- ligen Rades, wesshalb ich diese Theilung zur Unterscheidung von der kreuzförmigen die radförmige nennen will. In der Wirklichkeit erhalten wir durch die Abrundung der neuge- bildeten Zellen eine Scheibe aus vier inneren und vier mit die- sen abwechselnden äusseren Zellen. Die vierte Theilung kreuzt sich durchgängig mit der dritten , hat somit in den aus der dritten Theilung hervorgegangenen Zellpaaren abwechselnd hori- zontale und vertikale Richtung. Die Zellen desselben Paares besitzen eine gemeinsame mit III sich kreuzende Theilungslinie IV. Hiemit sind 16 Zellen gebildet, 4 centrale und 12 periphe- rische, welche letztere bei dem durch den Druck der sich ent- wickelnden Gallerthüllen bedingten Auseinanderweichen sich in verschiedener Weise ordnen können, entweder in drei mit dem inneren Kreise und unter sich abwechselnde vierzählige Kreise oder in einen vierzähligen und einen achtzähligen Kreis, von denen ersterer mit dem inneren vierzähligen Kreise abwechselt, während die Theile des letzteren paarweise mit denen des äusseren vierzähligen Kreises abwechseln. Der erstere Fall findet sich bei Eudorina , den letzteren glaube ich für Gonium annehmen zu dürfen. Ich weiche hiermit allerdings ab von der Construction des Gomwm-Täfelchens, welche Cohn in seiner berühmten Abhand- lung über diese Gattung (Act. nat. cur. XXIV. 1. 1854), von der Beobachtung achtzolliger Täfelchen ausgehend, gegeben hat. Wie- wohl ich nicht selten vierzeilige (vielleicht einer besonderen Art angehörige) Gonium- Täfelchen gesehen habe, ist es mir doch nicht geglückt, achtzellige zu beobachten; die von Cohn dar- gestellten weichen so gänzlich von dem achtzelligen Entwicke- lungszustande der Eudorina ab, dass ich dieselben für Produkte eines abnormen Entwickelungsganges oder für Bruchstücke sechs- zehnzelliger Täfelchen halten und keine weiteren Schlüsse auf Sitzung vom 19. Januar. 13 dieselben bauen möchte. Der sechszehnzellige Jugendzustand von Eudorina hat in der Anordnung der Zellen eine so auf- fallende Aehnlichkeit mit dem Goniwm-Täfelchen , dass mir eine verschiedenartige Entstehung beider höchst unwahrscheinlich zu sein scheint. Auch Stephanosphaera lässt sich, obgleich die Zellen der normal achtzelligen Familien einen einfachen Kreis bilden, und der Uebergang vom vierzelligen zum achtzeiligen Zustande durch anscheinend genau radial gestellte (die Rotationsachse schneidende) Theilung9ebene vermittelt zu sein scheint (Cohn in Sieb. u. Köll. Zeitschr. f. wissensch. Zool. 1852 und Verhandl. der Leop. Carol. Akad. XXVI. 1), mit dem Bildungsgesetze der Eudorina in Einklang bringen, wenn man annimmt, dass die Theilungslinien III, wie bei Eudorina zwei und zwei parallel, an die Wände der Theilungslinien I und II nicht recbtwinkelig, sondern spitzwinkelig sich ansetzen und zugleich mit ihrem In- sertionspunkte dem Centrum so nahe rücken, dass sie eine an- scheinend radiale Richtung erhalten. Eine solche Annahme erscheint durch den Umstand gerechtfertigt, dass die Anordnung der Zellen innerhalb der Microgonidien-Scheibchen, welche nach Cohn ’s Darstellung ähnlich wie bei Eudorina eine concentrische ist, sich durch fortgesetzte radiale Theilung nicht erklären lässt. Nach dem Angeführten glaube ich annehmen zu dürfen, dass den Zellfamilien aller Volvocinen , mögen dieselben flach oder kugelig erscheinen, ein gemeinsames Bildungsgesetz zu Grunde liegt. Die Gattungen Chlamidococcus und Chlamidomonas , welche mit den Volvocinen zusammengestellt worden sind, weichen da- gegen wesentlich ab, indem sie eine nach drei sich rechtwinkelig schneidenden Richtungen vorschreitende Zelltheilung besitzen und sich dadurch den Palmellaceen- Gatungen Gloeocystis und Proto- coccus *) nahe anreihen. ') Als Typus der Gattung Protococcus betrachte ich die häufig an Steinen und Bäumen wachsende, zoosporenbildende Alge, welche der Mehrzahl der mit grünen „G.onidien“ versehenen Flechten als Nährpflanze dient. Den von Nägeli abgebildeten Cystococcus humicola halte ich für eine davon verschie- dene Alge, ebenso den Pleurococcus vulgaris, der noch niemals Zoosporen gezeigt hat und durch homogenen Inhalt ohne sichtbaren Kern leicht unter- scheidbar ist. Die zoosporenbildende Alge, welche Cienkowski (Botan. Zeitung 1865) unter dem Namen Pleurococcus superbus beschrieben hat, ist identisch mit Gloeocystis ampla Näg. ined. ( Gloeocapsa ampla Kütz.) U Gesellschaft naturforschender Freunde. Zum Schlüsse mögen noch einige Bemerkungen über die neueren Eintheilungsversuche der Thallophyten gestattet sein. Cohn selbst berührt dieselben, veranlasst durch die auf- fallende Erscheinung, dass in der kleinen Gruppe der Volvocinen deren natürlicher Zusammenhang schwerlich in Abrede gestellt werden kann, zwei sehr verschiedene Fortpflanzungsweisen Vor- kommen, die eine bei Pandorina durch Paarung von Schwarm- sporen, die andere bei Volvo-. v und Eudorina durch ruhende Oosporen, welche durch Spermatozoidieu befruchtet werden. Die Verschiedenheit beider Fälle erscheint um so grösser, als Cohn an der Oosphaere von Volvo-. v nicht einmal den farblosen Keim- fleck finden konnte, welcher bei den ruhenden Eizellen anderer Algen ( Vaucheria , Oedogonium ), wie Pringsheim gezeigt hat, der wimpertragenden Spitze der Zoosporen entspricht. Die Ei- kugel von Volvox erscheint vielmehr gleicbmässig mit grünem Inhalt erfüllt, sie wird (wie die von Fucus ) ringsum von den Spermatozoiden umschwärmt, welche von allen Seiten in die Gallerthülle derselben eindringen. Da nun Volvox die am höchsten organisirte Gattung der Volvocinen darstellt und man die systematische Stellung einer Familie nach ihren vollkommensten Repräsentanten zu beurthei en pflegt, hält es Cohn nicht für naturgemäss, dass Sachs in der neuesten Auflage seines Lehrbuchs die Volvocinen statt zu den Oosporeen zu den Zygosporeen stellt; in Anbetracht aber, dass die Befruchtung einer Eizelle durch ein Spermatozoid eigentlich auch ein Paarungsprozess sei, entschliesst er sich, die von ihm selbst früher statuirte Trennung von Zoosporeen und Oosporeen überhaupt aufzugeben und beide unter dem Namen der Gamo- sporeen zu vereinigen. Indem er ferner die Ueberzeugung aus- spricht, dass die Palmellaceen , die er in seinem im Berichte der Schlesisch. Gesellsch. von 1871 gegebenen Systeme der Crypto- gamen unter die Zoosporeen gestellt hatte, nicht aus der Nähe der Volvocinen entfernt werden dürften, geht er, ohne es aus- drücklich zu sagen, in der Zusammenziehung der früher aufge- stellten Abtheilungen noch weiter: denn die Heranziehung der Palmellaceen macht die aller übrigen Zoosporeen unvermeidlich, mögen dieselben eine Paarung der Zoosporen besitzen oder nicht. Nach meiner Ueberzeugung darf man auch hierbei nicht stehen Sitzung vom 19. Januar , 15 bleiben. Es giebt Palmellaceen (wie z. B. Pleurococcus, Sticho- coccus, Dactyfococcus , Rhaphidium ), bei welchen höchst wahr- scheinlich niemals Zoosporenbildung stattfindet, und welche sich von den zu den Schizosporeen gerechneten Chroococcaceen ausser der Farbe nicht wesentlich unterscheiden; man wird daher auch die Schizosporeen von den Zoosporeen und Gamosporeen nicht trennen können, wenn man nicht alle ungeschlechtlich und nicht durch Zoosporen sich fortpflanzenden Algen, zu denen von chlo- rophyllgrünen ausser den genannten Palmellaceen wahrscheinlich auch Prasiola gehört, so wie einige zu den Florideen gerechnete rothe Algen ( Porphyra und Bangia ) unter die Schizosporeen auf- nehmen will, eine Zusammenstellung, die schwerlich Billigung finden dürfte. Vorkommen oder Nichtvorkommen von Zoosporen ist ein Charakter, auf den man kein zu grosses Gewicht legen darf, da in einer und derselben Gattung Beides der Fall sein kann, wie dies von Vaucheria bekannt ist. Ich könnte noch weiter fortfahren und zeigen, dass auch die von Sachs aufge- stellte Ordnung der Carposporeen (bei Cohn zum Theil die Ordnung der Telrasporeen bildend, zum Theil unter die Oospo- reen eingeschaltet), soweit sie sich auf Algen bezieht, gleichfalls nicht scharf von den im Vorausgehenden besprochenen Abthei- lungen getrennt werden kann, da die Anfänge einer in Folge der Befruchtung sich ausbildenden zweiten, eine Frucht darstellen- den Generation sich bereits bei mehreren unzweifelhaften Zygo- und Oosporeen finden, in der Weise nämlich, dass die Zygospore oder Oospore nicht direct zur Keimpflanze auswächst, sondern eine kleinere oder grössere Anzahl ruhender oder bewegter Keim- zellen in sich erzeugt und sich dadurch als ein Sporangium er- weist ( Cosmarium , Volvox, Hydrodictyon , Sphaeroplea , Oedogo- gonium, Bulbochaete, Cystopus, Peronospora ). Ja, die Coleochaeteen haben bereits eine so vollkommene Fruchtbildung, dass man bei einseitiger Berücksichtigung dieses Merkmals sogar geneigt sein könnte, sie den Moosen beizugesellen, mit denen sie hierin näher übereinstimmen, als mit den übrigen zu den Carpophoreen ge- rechneten Algen ( Florideen ) und Pilzen, und doch ist es unzwei- felhaft, dass die Coleochaeteen ihre wahren und nächsten Ver- wandten unter den zoosporenbildenden grünen Algen (mit oder 16 Gesellschaft naturforschender Freunde. ohne Befruchtungsprozess) finden l), weshalb sie auch m richtiger Erkenntniss dieser natürlichen Verwandtschaft von Cohn unter den Oosporeen belassen werden. Es liegt nicht in meiner Absicht mit dem Angeführten den Werth der neueren Versuche der Systematik auf diesem Gebiete zu läugnen; sie sind nützlich, indem sie uns eine Uebersicht der Vertheilung der mannigfaltigen Fortpflanzungsweisen im Gebiete der Thallophyten geben. Sie werden um so lehrreicher sein, je schärfer sie hierbei scheiden, je vollständiger sie alle vorkom- menden Modificationen, deren Kenntniss noch lange nicht er- schöpft ist, berücksichtigen. Aber je mehr sich diese Art er Systematik vervollkommnen wird, um so mehr wird sie sic as eine künstliche heraussteilen, um so mehr wird sie beweisen, dass man ein natürliches System nicht ausschliesslich auf Fructificationsverhältnisse gründen kann. Was insbesondere le neuerlich von Sachs gegebene Eintheilung der Thallophyten i be- trifft, so ist zwar anzuerkennen, dass dieselbe in der Stufenfo ge der vier Klassen dem natürlichen Entwickelungsgange der Fort- pflanzungsverhältnisse, wie wir ihn kaum anders denken können, Rechnung trägt: beginnend mit der ungeschlechtlichen (mono- genen) Fortpflanzung durch Zellen, welche von den vegetativen mehr oder weniger verschieden, ruhend oder bewegt sein können ( Protophyta ), durch die Mittelstufe der Fortpflanzung durch Paa- rung gleichartiger, ruhender oder bewegter Zellen ( Zygosporeen ) fortschreitend zur Bildung differenzier Fortpflanzungszellen von denen die befruchtete weibliche entweder keimend den Lebens- cyclus von neuem beginnt ( Oosporeen ), oder sich zu einem Fruc t- gebilde entwickelt ( Carposporeen), das eine zweite Generation darstellt, die in den höheren Abstufungen des Gewächsreichs immer grössere Bedeutung gewinnt. Und dennoch ist diese Eintheilung keine natürliche! Sie geht nicht von den auf dem Wege der natürlichen Methode gewonnenen Gruppen aus und beachtet deshalb nicht, dass es verschiedene natürliche Entwic - lungsreihen giebt, welche mehrere oder selbst alle Stufen e 1-1 Von den der Coleochaete im vegetativen Aufbau ähnlichsten Algen- gattungen Bolbocoleon und Acrochaete Pringsh., Phycopelüs Millard. u Aphanochaete A. Br. ist nur ungesehlechtliehe Zoosporenbildung Sitzung vom 19. Januar. 17 theoretischen Systemes in sich durchlaufen, und welche daher, wenn sie in den Rahmen des Systems eingefügt werden , einer- seits zerrissen, anderseits mit fremdartigen Elementen vermischt werden müssen. Ein System, in dessen Consequenz es z. B. liegt, die Confervaceen , Oedogoniaceen und Coleochaeteen , desgleichen die Siphoneen und Vaucheriaceen , die Phaeosporeen und Fucaceen , die Bangiaceen und Florideen auseinander zu reissen und anderer- seits Volvox , Vaucheria , Oedogonium mit Fucus oder Pandorina , Hydrodictyon, Ulothrix mit den Myxomyceten, Coleochaete mit den Florideen , Ascomyceten u. Basidiomyceten zusammenzustellen, kann keine Ansprüche darauf machen, ein natürliches genannt zu werden. Werfen wir, um dies noch bestimmter zu begründen, einen Blick auf die Klasse der Protophyten. Zu diesen müssten nach dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse gerechnet werden : 1) die Chroophyceen ( Cyanophyceen ) mit Einschluss der Schizo- myceten; 2) die ungeschlechtlichen Palmellaceen und Confervaceen ; 3) die ungeschlechtlichen Siphoneen ( Bryopsis , Codium etc.); 4) die ungeschlechtlichen Fucoideen { Phaeosporeen , soweit sie keine Paarung der Schwärmsporen besitzen); 5) die ungeschlecht- lichen Florideen {Bangiaceen nebst Porphyr a); 6) die ungeschlecht- lichen Phycomyceten { Chytridieen , Empusa)-, 7) die Ungeschlecht- liehen Uredineen (die selbstständigen Puccinien, Melampsora etc.) ; 8) u. 9) die ungeschlechtlichen Ascomyceten und Basidiomyceten {Saccharomyces, Exoascus , Exobasidium) und noch viele andere sonst nicht unterzubringende Pilzformen. Mag auch Manches von diesen durch künftige Entdeckungen entfernt werden, so wird doch die Thatsache bleiben, dass verschiedene Entwicke- lungsreihen der Thallophyten mit ungeschlechtlichen Formen be- ginnen, ebenso wie andererseits verschiedene Reihen in einzelnen Gliedern bis zur Fruchtbildung emporsteigen. In Beziehung auf die Klasse der Carposporeen bemerke ich noch, dass bei künst- licher Eintheilung nach Fortpflanzungsverhältnissen die Moose sich von dieser Klasse nicht ausscheiden lassen, dass dagegen die Characeen, welche Sachs wohl in dieselbe stellt, um sie mit den Moosen in nähere Berührung zu bringen, vielmehr ächte Ooosporeen sind. Auch in einem natürlichen Systeme wird man die Characeen nicht an die Florideen , sondern an die grünen 2 18 Gesellschaft naturfarschender Freunde. Algen anschliessen müssen, unter denen ihnen die Dasycladeen vielleicht am nächsten stehen. Herr Ehrenberg gab, anknüpfend an die neuen reichhal- tigen Darstellungen der Fotooz-Entwicklung, einige Erläuterungen. Seit seinen Untersuchungen vor 30 und 40 Jahren im Infusorien- werke haben sich manche Vorstellungen in der Litteratur ganz verändert. Die Lehre vom Protoplasma habe die Vorstellungen einer durchgreifenden typischen Thierstruktur, wie sie 1835 be- zeichnet war, gehemmt. Le e uw enh oek welcher die Bewegungs- organe der äusseren Wärzchen nicht erkannte, hatte ein Recht diese Kugeln für Pflanzen zu halten, da er ja bei den Aufguss thierchen bewegende Beine bemerkt hatte. Die "euere Forschung hat durch Darstellung von Zoospermien (Schwarmsporen) u Spermatozoidien, sogar der Copulation der letzteren, eine wun- derbare Richtung in die geschlechtliche Entwicklung gebracht, allein dadurch ist das Verhältniss der bis 9080 Wärzchen mit ihren je zwei Schwingen obUtterirt. Die Mutter- Wärzchen der Oberfläche, welche sich ablosen und frei um^ schwärmen können, so dass die Kugel als leere zerrissene Haut übrig bleibt, können doch schwerlich mit Schwarmsporen der Pflanzen verglichen werden and di<*e Oberflächen waren der Hauptgegenstand meiner Unteisuchung. i M auf andere* Körperchen , bezog sieb das 1838 von mir M«- getheilte. So wie die Botanik zn Linnes Zeit sieh der prmiformis bemächtigte, die als YorticeUa versa,#* seit Mu Iler und von mir als Opkrydim versaüle seit 1838 mehr noch 862 (Abhandl. d. Akad.) völlig zweifellos in das Th.erre.ch gesteht ist so hat die neuere Botanik den Koto»* aus den Th.eren wie- der zu den Pflanzen gezogen. Ich überlasse gern den interessan- ten Gegenstand jüngeren Kräften, habe ab« doch Bedenken; das Rätbsel des Koto« jetzt schon für erledigt zu balten , zweifelhaft haben die so reichen nenen Darstellungen in 8 und Deutschland die Entwicklungsgeschichte und vielleicht auch doppelgeschlechtliche Mitwirkung zur Fortpflanzung erläutert; allein, da niemals Jugendzustände als leere häutige **• ! sehen worden sind, an denen sich die schwingenden Wärzchen als Früchte der Oberfläche entwickelten, so müssen wohl 4M Sitzung vom 19. Januar. 19 mütterlichen, die junge Kugel erzeugenden Wärzchen, die ich den Monaden vergleichen zu dürfen glaubte, noch einer schär- feren Forschung zu empfehlen sein. Sowohl die Volvocinen als die Closterinen und Desmidiuceen und auch viele Bacillarieen sind von mir, als dem Thier -Charakter fremd, dadurch scharf gesondert geblieben, dass sich eine Aufnahme fester Stoffe in innere Hohlräume nicht nachweisen liess. Da aber doch Genera der Bacillarieen, die man unhistorisch Diatomeen zu nennen fortfährt, Farbestoffe aufnehmen und sowohl Mund, als Nahrungsbehälter im Innern erkennen lassen, so kann ich noch nicht ohne Bedenken die Volvocinen im Pflanzenreiche eingeordnet denken. Fleiss und Muth wird auch diese Räthsel zu weiteren Fernsichten auflösen. Es fehlt sowohl bei den Volvocinen als auch besonders bei Gonium pectorale u. s. w. der Theil, welchen man als Pflanzenstock für die sogenannten Schwärmsporen hal- ten könnte, da die Haut erst ein Produkt der Theilung dieser sogenannten Sporen ist. Im Anschlüsse an den Vortrag des Herrn Prof. A. Braun theilte Herr Magnus mit, dass Herr Prof. J. E. Areschong in Upsala jüngst copulirende Schwärmsporen an einer Alge aus der grossen Klasse der Phaeosporeae , dem Dictyosiphon hippu- ro'ides (Lyngb.), beobachtet hat. Er setzte im August drei Stöcke dieser Pflanze in ein Glas. Nach drei Stunden zeigten sich sehr viele ausgetretene umherschwärmende Zoosporen. Nach beendig- tem Umherschwärmen lagen die meisten haufenweise vereinigt auf dem Boden des Gefässes , während weit weniger die Seiten des Gefässes mit einer dünnen Lage bedeckten. Nach drei Tagen sah Herr Areschong die ruhenden Zoosporen theils rund, theils eiförmig zugespitzt, zu je zwei mit den Schnäbeln zusammenhängend. An vielen solcher Paare war bald ein Schna- bel, bald beide Schnäbel zu einem Fortsatze ausgewachsen, so dass beide Schwärmsporen durch einen, noch mit einer Scheide- wand versehenen Copulationsschlauch verbunden waren. Bei anderen Paaren war die Scheidewand resorbirt und der Inhalt aus der einen copulirenden Schwärmspore in die andere ange- schwollene hinübergetreten, und hatte die letztere zuweilen schon einen gegliederten Keimschlauch aus ihrem unteren Ende ge- 2* 20 Gesellschaft naturforschender Freunde. trieben Ausserdem beobachtete Herr Aresehong noch mehr- mals wie drei Schwärmsporen mit Copnlationssehlanchen unter "“ander snsammenhingen , von denen die eine ihren Inhal« s« den beiden anderen hatte abfliessen lassen. Der hier geschilderte Copulationsprozess unterscheidet sic von den bisher beschriebenen Copulationen der Schwarmsporen durch den zwischen dem Schwärmen und der Copulation liege den Ruhezustand und das mit letzterem wohl zusammenhangen Auswachsen der während desselben gebildeten Membran copulirenden Schnäbel zu Copulationsschläuchen. Ausser diesen copulirenden Paaren zur Ru e ge a g Schwärmsporen beobachtete Herr Areschong non . emzelne anskeimende Schwärmsporen. Er sagt aber, Keimschlänche von denen der Copnlahonssporen sehr unter scheiden und vergleicht sie den Keimschläuchen, die er die Knhe gelangte» Lherosoiden (männliche Beleuchtungskörper) des Fucus serratus treiben sah. Ebensolche Haufen zur Ruhe gelangter Schwärmsporen, w oben von Dictyosiphon beschrieben, hat Herr Arese on§ fast allen Phaeosporeae beobachtet, und liegt ie U nahe, dass sich innerhalb derselben eine ähnliche Copulation ^^Vergleichen wir diese Beobachtung mit den b^herigen An- gaben über die Fortpflanzung der Phaeosporeae . Thure ) durch seine genauen Beobachtungen festgestellt, dass die meisten Phaeosporeae zweierlei Zoosporangien, umloculare und plunlocu läre, an legen (von dem oben geschilderten Dictyosiphon sind nur uniloculäre Zoosporangien bekannt). Er at erner ei meisten Arten, wo er die beiderlei Zoosporangien beobachtet hatte, auch die Keimung der Zoosporen derselben gesehen un zum Theil abgebildet. Aus seinen Worten: „Lors de la ger- mination, le zoospore, devenu immobile et sphenque emet un seul petit prolongement . . .“ scheint hervorzugeben, dass er dm Keimung kurze Zeit nach beendigtem Umherschwarmen beob- achtet Janczewski und Ro stafinsky 2) haben in express i) Recherches sur les zoospores des Algues et les anthdridies des crypto- -nh— “eC’s SU —es Sitzung vom 19. Januar. 21 auf etwaige Copulation gerichteten Untersuchungen beobachtet, dass die Schwärmsporen aus den beiderseitigen Zoosporangien unmitelbar nach dem Austritt aus denselben ohne vorherige Copulation keimten. Dahingegen giebt Pringsheim in seiner Arbeit „Ueber den Gang der morphologischen Differenzirung in der Sphacelarien- Reihe“ pag. 162 von den Schwärmsporen von Cladostephus an: „Die ersten Spuren der Keimung zeigen sich bei beiden Formen — wie dies auch bei anderen Phaeosporeen vielfach eintritt — erst mehrere Wochen nach Beendigung ihres kurzen beweglichen Stadiums.“ Pringsheim hat daher bei Cladostephus eine weit längere Ruhezeit, als Areschong bei Diclyosiphon beobachtet. Vortragender traf auf der zweiten Untersuchungsfahrt der Pommerania in der Bucht von Hordingsoe an der norwegischen Küste Sphacelaria cirrhosa reichlich mit uniloculären Sporangien, aus denen er häufig die Zoosporen austreten sah. Die in flachen Uhrgläsern cultivirten Zoosporen zeigten nach vier Tagen weder Keimung noch Copulation. Später waren die Culturen durch die lästige Hygrocrosis verunreinigt, so dass sie aufgegeben wer- den mussten. Die Verschiedenheit dieser Beobachtungen könnte in den verschiedenen Jahreszeiten oder allgemeiner in den verschiedenen äusseren Lebensbedingungen der Algen zur Zeit der Untersuchung ihren Grund haben. Es wäre nicht undenkbar, dass Zoosporen unter verschiedenen äusseren Umständen, wozu auch das Lebens- alter der Mutterpflanzen gehören mag, bald unmittelbar nach beendigtem Umherschwärmen ohne vorherige Copulation aus- keimen, bald erst in einen kürzeren oder längeren Ruhezustand übergehen. Zum Schluss zeigte Herr H. Roemer die Schale eines den Nil bewohnenden Zweischalers vor und gab dazu die nachstehende Erklärung. Die in der Sammlung des hiesigen Universitäts- Museums befindlichen Exemplare dieses Conchyls, welche vom Weissen Nil herrühren und bisher als Iridina rubens Dsk. be- zeichnet gewesen, hat Prof. v. Martens von der genannten, im in Memoires de la Societe nationale des Sciences naturelles de Cherbourg Tome XVIII. 1874. 22 Gesellschaft naturforschender Freunde. Senegal lebenden Art verschieden erkannt und derselben des- halb den Namen Spatha Caillaudi gegeben. Das hier vorgelegte Exemplar ist aber des Fundorts wegen von Interesse, indem dasselbe vom Vortragenden auf dem linken Ufer des Nils, etwa eine halbe Meile südlich von den Pyramiden von Gizeh auf einer das jetzige Ueberschwemmungsgebiet des Nils um 100 Fuss über- ragenden Terrasse des lybischen Höhenzuges gefunden ist. Das- selbe muss also an dieser Stelle und zwar zu einer Zeit, als der Nil sein jetziges Bett noch nicht eingenommen, beim Zurück- treten des Nils zurückgelassen sein, so dass diese Schale als ein vollwichtiger Zeuge der freilich auch sonst nicht anzuzweifelnden Entstehung des Nilthals durch die von den Gewässern des Nils selbst vollzogene Auswaschung zu betrachten ist, eine Auswa- schung von einer Weite und so tief einschneidend, dass sie die den Strom auf beiden Seiten begleitenden alten Ufer jetzt als Gebirgszüge erscheinen lasst. Zu der Zeit, als die nordafrika- nische Wüste dem Meere noch nicht entstiegen, wird der Nil schon bei der ersten Katarakte das Meer erreicht haben und ist dann bei der allmählichen Erhebung der aus den jüngeren Glie- dern der Kreide und den eocenen und miocenen Ablagerungen der Tertiärperiode bestehenden nördlichen Landgebiete genöthigt worden, in dieselben immer tiefer und tiefer einzuschneiden, um so den Abfluss zum Meere freizuhalten. Die von den Be- duinen den die Pyramiden besuchenden Fremden neben unächten Alterthümern zum Kauf angebotenen Exemplare des durch seine Grösse und Schönheit ausgezeichneten Clypeaster aegyptiacus Coqu. bestimmten den Vortragenden, die von den Beduinen sorgfältig verheimlichte Fundstelle dieses Fossils aufzusuchen, um daselbst auch andere mit dieser Clypeaster- Axt vorkommende Versteine- rungen zu sammeln, und wurde von demselben unter den auf der Oberfläche des Höhenzuges zahlreich umherliegenden mio- cenen Fossilien auch die mit Sand ausgefüllte Schale dieser Spatha Caillaudi angetroffen. Herr Geh. Rath Dr. Ehrenberg bemerkte hierzu, dass diese Muschel im Weissen Nil hin und wieder selbst der Schifffahrt gefährliche Bänke bilde, und dass die im Museum befindlichen, vom Weissen Nil herrührenden Exemplare von ihm mitgebracht seien. Herr v. Martens fügte dann die weitere Bemerkung Sitzung vom 19. Januar 23 hinzu, dass in neuester Zeit Exemplare dieser Art auch in der Nähe von Kairo im Nil angetroffen seien. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Bulletin de la soc. imp. des natur allstes de Moscou. 1874 No 2 Nouveaux memoires de la soc. imp. des naturalistes de ’ Moscou Tome XIII, livr. 4. 1874. Erotokolle der Verhandlungen der vierten allgemeinen Conferenz tur die Europäische Gradmessung. Dresden 1874. Protokolle der Verhandlungen der permanenten Commission für die Europäische Gradmessung. Dresden. Leopoldina, Amtliches Organ der Leopold. -Carolin. Akademie der Naturforscher. Heft 7—9. Dresden. J. Plateau , Sur une reception arithmetique. Bruxelles 1874. Philosophical Institute of Canterbury , New Zealand. Researches and excavations near the Moa bone point cave, summer road 1872, by J. Haast. 1874. Entomologische Nachrichten. No. 1 u. 2. Putbus 1875. Hydrographische Mittheilungen der Kaiserl. Admiralität. Jahr- gang II, No. 26. Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kaiserl. Marine, herausgegeben von G. Neumayer. Berlin 1875. gr. 8. A W S c h ad e 's Buchdruckerei (L. Sehad e-; i» Berliu, StaJlsehreiberstr. 47. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 16. Februar 1875. Director: Herr Gurlt. Herr Peters zeigte ein Exemplar der ebenso schönen wie seltenen Rhopalodina lageniformis Gray vor, welches an Bord der „Gazelle“ bei der Congo- Mündung aus dem Meeresgründe aufgefischt worden ist, und besprach die bereits durch Gray und Semper richtig aufgefasste systematische Stellung dieser Echinodermen - Gattung. Herr v. Martens legte der Gesellschaft einige Meer-Con- chylien vor, welche durch die Offiziere von S. M. Corvette Gazelle bei den Capverdischen Inseln gesammelt worden sind, und welche durch ihre Uebereinstimmung mit Tertiär -Fossilen aus dem Wiener Becken und der Subappenninen -Formation Italiens von besonderem Interesse ist. Unter den dem hiesigen zoologischen Museum zugekommenen Sammlungen, welche wäh- rend der Fahrt des genannten Kriegsschiffes durch den atlanti- schen Ocean im Juli vorigen Jahres gemacht wurden, befindet sich nämlich auch ein Glas mit folgender Fundortsangabe: No. l9, erster Zug — 25/7. - 23° 11' w. L., 16° 40' n. Br. — Tiefe 47 Faden und dieses enthielt einige Exemplare von den fol- genden vier Conchylien- Arten. 3 26 Gesellschaft naturforschender Freunde. 1 Ranelia marginata Gmelin = laevigata Lam., ziemlich lebhaft braungelb gefärbt, 32 mill. lang und 23 breit. Diese aus den mio- und plio-cänen Tertiärablagerungen wohlbekannte Schnecke wird seit lange auch unter den lebenden aufgefuhrt, und man sieht öfters in Sammlungen weisse oder bräunliche Exemplare, welche das frischere Aussehen recenter Conchylien haben Aber der Ort ihres Vorkommens [in der Jetztwelt war lange ganz unbekannt und erst 1842 hat Matheron in seinem Catalog der Fossilien des Departements Bouches- du -Rhone an- gegeben, dass er frische Exemplare von der Küste Westafrikas kenne,- nähere Angaben darüber sind mir in der conchyliologi- schen Literatur nicht bekannt, und so dürfte die Bestätigung dieses Vorkommens durch ihr Wiederauffinden bei den Capverdi- schen Inseln von Interesse sein. . , 2 Nassa prismatica Brocchi, isabellgelb mit weissen un kastanienbraunen grossem Flecken, namentlich »nter der Naht, Mündung rein weiss; die ganze Schale 24 mill. lang und r i . Diese Art, nach Exemplaren aus der Subappenninen-Formation von Brocchi aufgestellt, ist nahe verwandt mit der ebenfalls tertiär -fossilen N. clathrata Born, deren Sculptur weit grober, und mit der selten im Mittelmeer noch lebend vorkommenden N. limata Chemnitz, deren Gestalt schlanker ist und deren Rippen weiter auseinander stehen; alle drei zeichnen sich vor den mei- sten andern Arten der Gattung durch den Columd arand aus, welcher sich nicht an die Bauchseite der letzten Windung an- schmiegt, sondern als dünne Lamelle frei vorsteht. N. limata wird von Herrn Weinkauff mit N. prismatica vereinigt und in der That scheinen sich unter den fossilen vermittelnde Formen zu finden; unter den lebenden waren aber bis dahin dem or- tragenden keine bekannt, welche durch ihre gedrungene Gestalt und die zahlreichen Vertikalrippen (23 auf der letzten, 20 auf der vorletzten Windung) so genau mit den subappenninen z . von Castel Arquato und Siena übereinstimmen, wie die vorlie- genden von den Capverdischen Inseln. _ 3 Xenophora Mediterranea Tiberi. Die zwei vorliegenden Exemplare, 21 mill. im Durchmesser und 14 hoch, stimmen in der Sculptur mit der von Tiberi im Journal de conc^°^ XI. 1863 beschriebene Art dieses Namens, welche als Seltenhei Sitzung vom 16. Februar. 27 in der Korallenregion des Mittelmeeres lebt, überein, sie zeigen zugleich aber deren sehr nahe Verwandtschaft mit der Art der Subappenninen-Formation, welche gewöhnlich als X.crispa König bezeichnet wird. Diese ist durchschnittlich merklich grösser, 50 mill. im Durchmesser, auf der Unterseite nur schwach gitterförmig ge- streift, und ihr Nabel völlig geschlossen, während X. Mediterranen einen ziemlich engen, aber zum grössten Theil nicht bedeckten Nabel und eine auffällige grobe Körnelung der Unterseite zeigt. Aber die hiesige paläontologische Sammlung besitzt mehrere Exemplare von Castel Arquato, von denen bei ganz gleicher Grösse, Gestalt und Sculptur der Oberseite einige einen ganz geschlossenen, andere einen offenen Nabel zeigen und bei einigen derselben ist auch deutlich noch auf der ersten Hälfte der letzten Windung die Körnelung der Unterseite zu erkennen, welche erst weiterhin gegen die Mündung zu sich verliert. Darnach zu ur- theilen , lassen sich die Arten nicht mehr scharf von einander trennen und X. mediterranen erscheint nur als kleiner bleibende, einige jugendliche Eigenschaften beibehaltende Abart von X. crispa. 4. Mitra scrobiculata Brocchi, zwei Exemplare, eines noch mit Spuren eines hellbraunen Periostracum , beide nur mit drei Columellarfalten, 25 und 29 mill. lang, während die bei Brocchi abgebildete 72 mill. misst. Die Spiralfurchen stehen ziemlich dicht aneinander und die sie kreuzenden Linien sind nur schwach entwickelt. Eine directe Vergleichung mit den früheren Win- dungen grosser fossiler Exemplare in der hiesigen paläontologi- schen Sammlung, worauf Herr Prof. Bey rieh den Vortragenden aufmerksam machte, lässt keinem Zweifel an der Uebereinstim- mung beider Raum. M. Gambiana Dohrn in den Novitates con- chologicae Taf. 15 Fig. 11, 12 scheint verwandt zu sein. Obwohl keine dieser vier Arten in den Listen von Meer- mollusken der Cap verdischen Inseln, welche Menke in der Zeit- schrift für Malakozoologie 1853 und Reibisch in den Malako- zoologischen Blättern 1865 veröffentlicht haben, genannt ist, so kann doch an ihrem recenten Vorkommen daselbst nicht wohl gezweifelt werden; für Nassa prismatica ist es durch das Vor- handensein der Weichtheile und des an beiden Rändern stark gezahnten Deckels in einem der vorliegenden Stücke ganz sicher; die Ranelia und ein Exemplar der Xenophora waren von einer 3* 28 Gesellschaft naturforschender Freunde. Art Einsiedlerkrebs, die auch im Mittclmeer lebt, Pagurus Stria- tum Latr., bewohnt. Die glänzende Innenseite der Mündung bei der einep Xenophora, die theilweise Erhaltung des Periostracums bei der Mitra, das Zusammenvorkommen und das äussere An- sehen aller vier Arten sprechen sehr entschieden dafür, dass sie noch jetzt dort leben. Bemerkenswerth ist, dass keine andere Conchylienart an der angegebenen Stelle aufgefischt wurde. Es scheint demnach dort in der nicht bedeutenden Tiefe von 47 Faden eine Fauna noch gegenwärtig zu herrschen, welche, soweit man nach 4 Arten urtheilen darf, mit derjenigen der jüngeren Tertiär- ablagerungen Südeuropas übereinstimmt, während im Mittelmeer gegenwärtig zwei Arten davon entschieden nicht mehr lebend Vorkommen ( ’ftanella marginata und Mitra scrobiculata), eine, so viel mir bekannt, nur in einer abweichenden Abart ( Nassa limata ) und nur die vierte ganz übereinstimmend, aber doch auch selten^ Dabei ist noch hervorzuheben, dass unsere recenten Stücke alle nicht die durchschnittliche Grösse der fossilen zeigen; am auf- fallendsten ist ihr Zurückbleiben hierin bei der Mitra und Xeno- phora, nur unbedeutend bei Nassa prismatica. Auch bei Madeira wurden durch dieselbe Expedition und zwar aus einer Tiefe von 60-70 Faden eine Schnecke in recen- tem Zustand aufgefischt, welche bis jetzt wohl aus den jüngeren Tertiärablagerungen des südlichen Europa s , aber noch nicht lebend bekannt waren, namentlich nicht aus dem Mittelmeer, nämlich Nassa semistriata Brocchi, und zwar in einer Form mit ausgeprägten Verticalrippen auf den früheren Windungen und ziemlich dichter Spiralstreifung auf der letzten, wie sie in der hiesigen paläontologischen Sammlung wohl aus dem Miocän des Wiener Beckens (von Hörnes als Buccinum costulalum aufge- führt), aber nicht aus dem Pliocän Italiens vertreten ist. Herr Hartmann legte einige von Herrn Dr. Schultz aus Port Natal eingesandte Naturalien zur Ansicht vor und knüpfte daran kurze Bemerkungen. Zwei an Baumzweige befestigte und aus Pflanzenstengeln zusammengesponnene Gehäuse scheinen einer Psychide oder einem verwandten Spinner anzugehören; ein grösseres, aus Erdtheilen verfertigtes und durch einen Klapp- deckel verschlossenes macht den Eindruck , als diente es einer Spinne zur Wohnung. Sitzung vom 16. Februar. 29 Herr Braun sprach über Lepidozamia Peroffskyana Regel (Macrozamia Denisonii Moore et F. Müller). Von dieser gross- artigsten unter den australischen Cycadeen, deren Stamm nach Ferd. von Müller eine Höhe von 18 — 20 Fuss, die überbän- genden Wedel der reichen Krone eine Länge von 12 Fuss er- reichen sollen, hat ein männliches Exemplar im vorigen Sommer im Palmenhause des hiesigen botanischen Gartens geblüht. Bei der Seltenheit dieser Art in den botanischen Gärten und der Verschiedenheit der Ansichten über dieselbe, mag die Mitthei- lung einiger hier gemachter Beobachtungen nicht überflüssig sein. Das betreffende Exemplar, dessen Alter nicht bekannt, das jedoch, schon ehe es Eigenthum des hiesigen Gartens wurde, einigemal geblüht hat, besitzt einen sehr kräftigen, im Verhältniss zu seiner Dicke niedrigen Stamm. Derselbe ist (über der Erde) nicht über 0.46 m. hoch und fast ebenso dick. Zur Zeit der letzten Blüthe trug es 50 Laubblätter (Wedel), von denen gegenwärtig noch 48 erhalten sind. Dieselben sind auf der breiten Wölbung des Scheitels ziemlich weitläufig zerstreut und gehören 4 verschiedenen Wachsthumsperioden (Trieben) an; von der 5ten nach abwärts sind nur noch einige Blätter erhalten. Die Länge der Blätter beträgt 2.5 m., wovon 0.6 bis 0.7 m. auf den Blattstiel kommen. Fiederblättchen habe ich 130 bis 195 gezählt; nach F. v. Müller kann ihre Zahl bis auf 240 steigen. Die Spindel des Blattes ist etwas von der Seite zusammengedrückt, auf dem Rücken schwach und stumpf gekielt, auf der Bauchseite mit einer ziemlich tiefen Rinne versehen, welche sich unterhalb der gefiederten Blattspreite im Blattstiel verliert und in eine mediane Kante übergeht, gegen die Spitze des Blattes dagegen sich erweitert, wobei ein flach gerundeter Kiel in ihrer Mitte Raum findet. Von den erhabenen Rändern dieser Rinne entspringen die von beiden Seiten sich fast berührenden Fiederblättchen, welche mit breiter, nicht schwie- lig verdickter Basis ansitzen und eine gute Strecke weit flügel- artig herablaufen, so dass sie das nächst vorausgehende Blätt- chen derselben Seite berühren. Die Länge der schwach sichel- förmig gebogenen Fiederblättchen beträgt gegen 30 cm. , die Breite etwas über der Basis 10 bis 13 mm. Ungefähr 12 paral- lele Nerven sind nur auf der Unterseite deutlich sichtbar. Ein ausgebildetes Gipfelblättchen ist nicht vorhanden; das Blatt 30 Gesellschaft naturforschender Freunde. endigt mit einem etwa zolllangen, beiderseits geflügelten Fortsatz der Spindel. Das erst sehr spät eintretende endliche Abfallen der Fiederblättchen geschieht nicht durch Abgliederung an der Basis, wie bei Zamia , sondern durch Absterben oberhalb der Ba- sis, ohne scharfe Gliederungslinie. Anscheinend regellos gemischt mit den Laubblättern zeigen sich schuppenförmige Niederblätter, die Zahl der Laubblätter mindestens um das Dreifache überstei- gend. Die genauere Untersuchung zeigt, dass sie zwischen die Laubblättergruppen der successiven Triebe eingeschaltet sind, und einer ununterbrochenen Blattstellungsfolge mit denselben angehören. Sie sind eiförmig-dreieckig, in eine schmale linien- förmige Spitze auslaufend, die jedoch nur an den jüngsten, iri der Nähe des Scheitels stehenden sichtbar ist, da sie frühzeitig abgeworfen wird. Der bleibende untere Theil der Schuppe ist dick, hart-fleischig, dem Stamm angedrückt und fast von gleicher Grösse mit dem erweiterten, gleichfalls am Stamme persistirenden Fuss der Laubblätter. Beide zusammen, die Niederblattschuppen und Laubblattfüsse, bilden einen dichten Schuppenpanzer an der Oberfläche des Stammes, an welchem sieh die Blattstellung mit Leichtigkeit abzählen lässt. Die Parastichen 13 und 21 treten am deutlichsten hervor, 34 ist noch schief, 55 senkrecht. Die männliche Blüthe erschien zuerst in Form eines rund- lichen Kopfes, der sich allmählig zu einem kurzgestielten, in der Mitte walzenförmigen , an beiden Ender) kegelförmig zu- laufenden Zapfen von 80 cm. Länge und 20 cm. Dicke ausdehnte. Sie hatte, die Mitte der Laubkrone einnehmend, eine anscheinend terminale Stellung; als sie jedoch entfernt wurde, zeigte sich deutlich, dass ihre Ursprungsstelle neben der aus einem Nieder- blattbiischel gebildeten Terminalknospe des Stammes lag. Die schuppenförmigen Staubblätter, welche den sogenannten Zapfen bilden und deren Zahl über 600 beträgt, zeigen dieselbe Anord- nung wie die Blätter des Stammes (21/s5); sie stehen (mit Aus- nahme der untersten und obersten) rechtwinkelig von der Achse des Zapfens ab und lassen zwei Theile unterscheiden, einen unteren längeren, welcher die Staubsäckchen (Antheren) auf der Rückseite trägt, und einen oberen kürzeren, sterilen. Der erstere, den man die Platte nennen kann, ist verlängert spatelförmig, flach mit einer schwachen kielartigen Erhebung längs der Mittel- Sitzung vom 16. Februar. 31 linie beider Flächen. Die in Rosetten von je 4 — 5 gruppirten Staubsäcke bedecken die Unterfläche der Platte als dichtes Pol- ster bis hart an den Rand und bis nahe an die Basis, ohne Unterbrechung in der Mittellinie, nach oben entweder durch eine einfache Bogenlinie oder in Form zweier Lappen begrenzt. Nur die der Spitze und der Basis nahestehenden Staubblätter, deren Platte sehr verkürzt ist, zeigen zwei durch einen freien Mittel- streifen getrennte Antherenpolster. Den untersten Schuppen des Zapfens fehlt die Antherenbildung gänzlich. Der obere Theil des Staubblattes, den man als Aufsatz (Apophysis) bezeichnen kann, beginnt dicht über der Platte mit einer fast ohrartigen Ausbreitung der scharfen Ränder, während der mittlere Theil nach beiden Flächen hin sich polsterartig verdickt. Ueber die- ses Polster, welches kahl und glänzend braun ist, erhebt sich das wieder schuppenartig verflachte Endstück in Form einer breit- dreieckigen , etwas nach abwärts gerichteten, dicht mit weissem Filz bedeckten und in eine hakenförmig zurückge- krümmte Spitze auslaufenden Lehne. Die ganze Länge der Staubblätter aus der mittleren Region des Zapfens beträgt 80 bis 90 mm., wovon auf die Platte kommen; die grösste Breite, welche in die Gegend des Polsters fällt, 40 — 45 mm., die Dicke des Polsters 20 — 25 mm. Die hier besprochene Pflanze, auf welche Regel im 6. Jahr- gange der Gartenflora und im XXX. Bande des Bulletin der Moskauer Gesellschaft der Naturforscher (beide vom Jahr 1857) die neue Gattung Lepidozamia gründet, wird von Moore und F. v. Müller (Fragm. phytogr. austral. 1858) zu Macrozamia ge- rechnet, welche Gattung selbst etwas später von F. v. Müller (Transact. of the pharm, soc. 1858) mit Enceplialartos vereinigt wird, worin ihm Miquel in den Mittheilungen über Neuhollän- dische Cycadeen (1863) gefolgt ist. Später jedoch, in seiner letzten Aufzählung der bekannten Cycadeen vom J. 1869, stellt Miquel in Uebereinstimmung mit A. Decandolle (Prodr. XVI. 1868) die Gattung Macrozamia wieder her und ordnet ihr Lepido- zamia als Section unter. Die generische Verschiedenheit von Encephalartos und Macrozamia kann als ausgemacht betrachtet werden, wogegen die Feststellung von Lepidozamia wohl noch einer Fürsprache bedarf. Regel hebt als unterscheidende Merk- 32 Gesellschaft naturforschender Freunde. male seiner neuen Gattung hervor: 1) die gerade Knospenlage der Laubblätter, während Macrozamia (nach Regel’s sowohl als nach Miquel’s Angabe, aber im Widerspruch mit A. Decan- dolle) in der Jugend aufgerollte Fiederblättchen hat; 2) die herablaufenden Fiederblättchen ohne callöse Anschwellung an der Vorderseite der Basis, welche Anschwellung für Macrozamia sehr charakteristisch ist; 3) das Vorkommen stipelartiger, freier flei- schiger Schuppen zu den Seiten des Blattstiels, während Macro- zamia am Grunde des Blattes angewachsene Stipulae besitzen soll. Später, im 19. Jahrg. der Gartenflora (1870), woselbst er eine Beschreibung und Abbildung der weiblichen Blüthe giebt, wird auch eine Verschiedenheit der Fruchtblätter nachgewiesen, welche bei Lepidozamia ein längeres, eiförmiges, allmälig zugespitztes, im untern Theile sehr stark polsterartig angeschwollenes Endstück besitzen, bei Macrozamia dagegen ein kurzes, mehr abgestutztes, plötzlicher in eine schmale Spitze auslaufendes. Was nun zu- nächst die Anwesenheit nebenblattartiger Schuppen an den Sei- ten des Blattstiels betrifft, durch welche Lepidozamia mit Cycas , Dioon, Encephalartos , Ceratozamia und Zamia übereinstimmen, sich dagegen von Macrozamia unterscheiden soll, so beruht diese Angabe auf einer Deutung der schuppenartigen . Gebilde des Stammes, welche ebenso wenig richtig ist als die früher von Link, so wie auch von Miquel in seinen früheren Arbeiten über Cycadeen, versuchte, nach welcher diese Schuppen die wah- ren Blätter des Stammes sein sollten, aus deren Achseln die Wedel als Zweige entsprängen. Beide Deutungen scheitern an dem Umstande, dass die Schuppen weder genau neben, noch auch regelmässig unter den Wedeln stehen, sondern, meist in grösserer, nicht nur die einfache, sondern auch die doppelte der Laubblätter weit übertreffender Zahl zwischen die einzelnen Pe- rioden der Laubbildung eingeschoben sind und eine zusammen- hängende spiralige Anordnung zeigen, welche die Spirale der vorausgehenden Laubblätter fortsetzt und von der der nachfol- folgenden fortgesetzt wird. Es sind daher diese Schuppen nichts anderes als Niederblätter, welche die (Jahres-) Periode der Laub- blätter auseinanderhalten, wie bei den Laub- und Nadelhölzern, welche Gipfelknospen besitzen (z. B. Tannen und Eichen), und als solche, d. i. als Knospenschuppen (Perulae), sind sie auch Sitzung vom 16. Februar. 33 schon von Miquel, Eichler, A. D ecandolle u. A. betrachtet worden. Sie finden sich, so weit meine Erfahrungen reichen, bei allen Cycadeen. Besonders deutlich ist dei periodische Wech- sel von Niederblättern und Laubblättern in solchen Fällen, wo die Perioden beider sehr reichzählig sind, wie bei älteren Cycas- Stämmen, welche 20 — 30 und wohl noch mehr Laubblätter in einem Triebe entwickeln, während die Zahl der vorausgehenden Niederblätter über 100 beträgt (vergl. Miquel in Linnaea XVIII. t. 4). Es beginnt dieser Wechsel bereits zur Zeit der Keimung und zwar in verschiedener Weise, indem sich aus dem Knöspchen des Keimlings entweder zuerst Niederblätter entwickeln, auf welche dann 1 bis 2 Laubblätter und nach diesen abermals Niederblätter folgen, oder zuerst ein Laubblatt erscheint, wel- chem die erste Niederblattbildung nachfolgt. Ersteres findet sich nach Petit - Thouars und Richard bei Cycas , bei welcher Gattung dem ersten Laubblatt zahlreiche Niederblätter voraus- gehen, ferner nach meiner eigenen Beobachtung bei Lepidozamia mit 3 und bei Encephalartos (nach Miquel, Linnaea XXL t. 6) mit 2 primordialen Niederblättern. Den andern Fall zeigt nach den übereinstimmenden Darstellungen von Poiteau und Kar- sten die Gattung Zamia. Während somit in der Anwesenheit von Niederblättern alle Cycadeen - Gattungen übereinstimmen, zeigt sich ein Unterschied in der Consistenz und Dauerhaftigkeit derselben, auf welchen auch Regel aufmerksam gemacht hat. Bei einigen Gattungen sind dieselben dick, hart -fleischig und mit Ausnahme der bald vertrocknenden und abfallenden Spitze persistent, wodurch sie zusammen mit den gleichfalls stehen- bleibenden dicken Grundstücken (Blattfüssen) der Laubblätter den eigentümlichen Schuppenpanzer bilden, welcher den Stamm von Cycas , Encephalartos und Lepidozamia auszeichnet und wei- cher sich weniger auffallend auch bei Ceratozamia wiederfindet. Bei anderen Gattungen haben die Niederblätter eine hautartige oder lederige Consistenz, in welchem Falle sie entweder, abge- storben und vertrocknet, ebenso wie die Laubblätter, ganz am Grunde abgestossen werden, so dass der Stamm völlig entblösst wird ( Zamia und Stangeria ) oder im vertrockneten und zerfaser- ten Zustande stehen bleiben und eine mehr pelz- als panzer- artige Decke des Stammes bilden, wie dies bei Macrozamia der 34 Gesellschaft naturforschender Freunde. Fall zu sein scheint. So verhält es sich wenigstens bei einem 2 cm. hohen Stamme von M. corallipes , welcher völlig umhüllt ist von einer pelzähnlichen Decke brauner, zerfetzter und mit langen Haaren bedeckter Schuppen. Ob und wie ältere Stamme diese Decke vielleicht ablegen, ist mir nicht bekannt. Eigent- liche, von der Basis des Blattes abgetrennte Stipulae sind den Cycadeen völlig fremd, aber bei 2 Gattungen ( Zamia und Cerato- zamia) sind sogenannte Stipulae adnatae vorhanden, d. h. die scheidenartigen Ränder der Blattbasis gehen jederseits in einen Zahn oder Zipfel aus, dessen Innenrand mehr oder weniger auf die Vorderfläche der Blattstielbasis hereingreift. Die Nieder- blätter dieser Gattungen sind in der Regel ungetheilt,, nur hier und da zeigen sie eine dreitheilige Spitze, was man als Andeu- tung zur Bildung einer Laubspreite zwischen den 2 Seitenzipfeln betrachten muss, etwa wie bei den inneren Knospenschuppen der Drupaceen und Pomaceen. Im Character der Gattung Zamia wird dies von A. Decandolle (1. c.) richtig angegeben: ?perulis saepius prope apicem utrinque dentatis“, und dasselbe gilt auch von Ceratozamia. Ob die scheidenartige Basis der Laubblatter auch bei Macrozamia mit Oehrchen versehen ist, wie Regel angiebt, muss ich dahin gestellt lassen; bei unserem Exemplar von M. corallipes konnte ich keine Oehrchen finden. Der von Regel hervorgehobene Unterschied der Fieder- blättchen von Lepidozamia und Macrozamia ist sehr auffallend. Während bei letzterer Gattung die gegen die Basis hin ver- schmälerten, nur kurz und sehr schmal herablaufenden Fieder- blättchen mehr denen von Encephalartos gleichen, erinnern die breit und lang herablaufenden der ersteren an Cycas. Doch findet weder im einen noch im anderen Fall eine völlige Ueber- einstimmung statt. Bei Encephalartos breitet sich die Sohle des Blättchens nach zwei Seiten herablaufend und (kürzer) hinauf- laufend aus; bei Macrozamia fehlt das Hinauf laufen gänzlich, wogegen der obere Rand in der Nähe der Basis mit einer cal- lösen Anschwellung versehen ist. Auch bei Lepidozamia und Cycas fehlt die aufsteigende Ausbreitung der Sohle, aber bei ersterer sind die Blättchen gegen die Basis kaum, bei letzterer stark verschmälert. Dazu gesellen sich noch Unterschiede in der Beschaffenheit des Mittelstiels (der Rachis), welche für die Sitzung vom 16. Februar. 35 Charakteristik der Gattungen von Bedeutung sind. Cycas und Lepidozamia bilden hierin die Extreme, die anderen Gattungen liegen in der Mitte. Bei Cycas ist die Ober- und Unterfläche dei Spindel fast gleichmässig gewölbt, die Blättchen entspringen an der Grenze beider genau seitlich in einer kaum bemerkbaren Längsfurche. Nur gegen das obere Ende des Blattes tritt die Unterfläche der Spindel stärker hervor, wodurch die Ursprungs- linien der Blättchen etwas mehr nach oben geschoben werden. Bei Encephalartos , Zamia. , Ceratozamia und ebenso bei Macro- zamia ist die Unterfläche stärker entwickelt, so dass die beiden Furchen, in oder neben welchen die Blättchen entspringen, auf der Oberfläche zu liegen kommen und nur durch einen schmäleren erhabenen Mittelstreifen getrennt sind. Bei Lepidozamia endlich vereinigen sich die beiden Furchen in eine einzige, aus deren erhabenen Rändern die Blättchen entspringen, von beiden Seiten so genähert, dass sie mit der Basis fast oder selbst vollständig aneinanderstossen. In Beziehung auf die Verkümmerung des Endblättchens stimmt Lepidozamia mit der Mehrzahl der Cycadeen überein, doch zeigt die Blattspitze immer noch eine etwas stärkere Ent- wicklung als bei Encephalartos , Zamia , Ceratozamia und Macro- zamia, bei welchen allen sie auf einen meist sehr kurzen Mucro reducirt ist. Ein wohl ausgebildetes Endblättchen, welches den Seitenblättchen^ an Grösse gleichkommt, fand ich nur bei Stan- geria und, wenigstens meistens, bei Cycas circinalis. Bei beiden wird das Endblättchen zuweilen von dem letzten Seitenblättchen in einer Weise gedrängt, dass der Anschein einer Dichotomie der Blattspitze entsteht. Bei Cycas revoluta dagegen bildet sich nur selten ein Endblättchen aus; in der Regel findet sich an seiner Stelle eine stielartige, stechende Spitze von geringer Länge. In einer Familie, deren Blüthenbildung auf der niedersten Stufe steht und nur geringe Modificationen zeigt, ist man, wie mir scheint, wohl berechtigt, auf die Verschiedenheit der vege- tativen Organe ein grösseres Gewicht zu legen , als es sonst in der Systematik üblich ist. In der That lassen sich die Gat- tungen der Cycadeen insgesammt nach den Gestaltungs- und Gliederungsverhältnissen der Blätter sicher unterscheiden, zumal wenn man auch auf die Niederblattbildung Rücksicht nimmt, 36 Gesellschaft naturforschender Freunde. und Lepidozamia steht in dieser Beziehung hinter den anderen Gattungen, wie ich gezeigt habe, nicht zurück, weshalb ich sie mit Re <*e 1 als selbständige Gattung betrachte, wenn auch die Blüthenbildung von derjenigen bei Macrozamia nur wenig ab- weicht. In Beziehung auf letztere will ich namentlich darauf aufmerksam machen, dass der von der Verkeilung der Bollen- säckchen entnommene Unterschied, welcher von A. Decan dolle im Prodromus bei Unterscheidung seiner 3 Sectionen der Gat- tung Macrozamia benutzt worden ist, nämlich: squamarum mascu- larum pars fertilis 1) in duas areas segregata (Macrozamia sens. str ), 2) continua ( Lepidozamia Reg.), 3) biloba ( Parazamia Miq.) nicht stichhaltig ist, indem alle 3 Fälle, wie ich es oben be- schrieben habe, bei einer und derselben Art Vorkommen. So weit die Verhältnisse bis jetzt bekannt sind, stellt sich nur der eine Unterschied zwischen den Blüthen von Lepidozamia und Macrozamia heraus, dass bei ersterer sowohl die Staubblatter als die Fruchtblätter eine stärkere polsterartige Anschwellung unterhalb der Spitze besitzen, wodurch die Spitze selbst eine horizontal abstehende oder selbst nach unten gewendete Richtung erhält, während diese bei Macrozamia von einem schwächeren Polster getragen, durch eine knieförmige Biegung am Grunde nach oben gerichtet ist (vergl. Miquel, Linnaea XIX. t. 2). Die Identität von Lepidozamia Peroffskyana und Macrozamia Denisonii wurde von Miquel schon 1863 mit ziemlicher Be- stimmtheit vermuthet, von A. Decandolle dagegen im Prodr 1868 wieder bezweifelt, endlich aber von Regel selbst 1. c. lbfU anerkannt. Da Regel bei seiner ersten Publication wegen Jugendlichkeit des in Petersburg cultivirten Exemplares, ohne Kenntniss von Blüthe und Frucht, nur eine unvollständige Be- schreibung geben konnte und überdies Mexico für das Vater- land hielt, so war es den australischen Botanikern nicht, wo möglich, die von ihnen in Nordaustralien beobachtete Pflanze in dej. i — 2 Jahre früher beschriebenen Regel’schen Gartenpflanze zn erkennen, so dass sie sich für berechtigt halten mussten, dieselbe als neue Art zu beschreiben. Welcher Speciesname ihr künftig bleiben soll, dies hängt von der Beantwortung der Frage ab, ob den Benennungen von Pflanzenarten, welche bloss nach jugendlichen, noch nicht blühreifen Exemplaren aufgestellt Sitzung vom 16. Februar. 37 wurden, wie es z. B. bei den Aroideen so oft geschehen ist, in allen Fällen Prioritätsrecht zuerkannt werden muss. Wie man darüber entscheiden mag, so gebührt Regel das Verdienst, schon in der jugendlichen, noch unfruchtbaren Pflanze die neue Gattung erkannt zu haben, während wir den australischen Botanikern die Kenntniss der erwachsenen, ihrer Blüthen und Früchte und ihres wahren Vaterlandes verdanken. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen : 32. Bericht des Museum Francisco- Carolinum zu Linz. 1874. J.H.Kawall, Die neuen Russischen Naturforscher-Gesellschaften. Riga, 1874. Verbesserungen. Im Bericht über die Januar- Sitzung lies: Seite 3, Zeile 3 und 6: Mantelränder anstatt: Mantelbänder. - 19, - 19 u. 28 1 - 20, - 1, 12u. 19 > Areschoug anstatt: Areschong. - 21, - 11 ) - 21, - 14: Hvidingsoe anstatt: Hordingsoe. - 21, - 19: Hygrocrocis anstatt: Hygrocrosis. A. W.Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 16. März 1875. Director: Herr Gurlt. Herr Braun sprach über Gallen am Edelweiss ( Leontopodium alpinum ), welche durch Nematoden aus der Gattung der Aelchen (Anguillula) erzeugt werden, und knüpfte daran eine Uebersicht dei ihm bekannten Fälle von Gallenbildung durch derartige Würmchen. 1) Die Aelchen-Gallen (Nematocecidien nach der Termino- logie von Dr. Thomas) des Edelweisses wurden nach Ritt v. Frauenfeld (Verhandl. des zool. -bot. Vereins zu Wien 1872 S. 396) zuerst und bisher allein auf der Rax-Alpe in Oesterreich beobachtet; die von dem Vortragenden vorgelegten Exemplare wurden im September v. J. auf dem Lafelsen der Götzen -Alpe bei Berchtesgaden gesammelt. Durch Musterung der käuflichen Edelweissvorräthe bei einer dortigen Blumenhändlerin stellte sich heraus, dass sie auch anderwärts in der Gegend Vorkommen, namentlich auf den hohen Felskämmen, welche den Kessel des Obersees umgeben. Diese Gallen haben ihren Sitz theils an den Blättern der gemeinsamen Hülle oder richtiger den (am Stiel angewachsenen) Tragblättern der seitlichen Bliithenköpfchen, am Rande oder auf der IGäche des Blattes, doch wie es scheint niemals auf dem Mittelnerven; sie ragen nach beiden Seiten der Blattfläche gleichmässig vor, sind schwach plattgedrückt, rund- lich oder etwas länglich, von 1,5 - 2,5 mm. Durchmesser, einzeln 3 40 Gesellschaft naturforschender Freunde. oder mehrere (bis 6) auf demselben Blatt vereinigt, zuweilen je 2 sehr selten je 3 zusammenfliessend, stets dicht überzogen mit dem weissen Haarfilz, der die Nährpflanze auszeicbnet. Im Inneren derselben findet sich ein Knäuel von Aelchen welche gegen- wärtig, nach sechsmonatlicher Aufbewahrung im Herbarium noch vollkommen lebensfähig sind, wovon die Anwesenden sich bei mikroskopischer Besichtigung seit mehreren Stunden in Wasser erweichter Gallen überzeugten. Da die vorhandenen Aelchen sich in einem geschlechtlich unentwickelten Zustande befinden, ist eine nähere Vergleichung mit denen der Schafgarbe, mit denen sie wohl identisch sein könnten, nicht mog ich 2) Die Aelchen-Gallen der Schafgarbe (AchiUea Mille folmm) und das erzeugende Würmchen sind von Dr. Franz Low (Ver^ handl. des zoolog.-botan. Vereins zu Wien 1874) beschrieben un abgebildet worden, letzteres unter dem Namen Tylenchus Mi le- folii mit der Bemerkung, dass zu der von Bastian aufgestellten Gattung Tylenchus auch das Karden- und Weizen- Aelchen d e Anauillula Phalaridis und Agrostidis und wahrscheinlich die Ael- chen der Gallen von Leontopodium und Falcana gehören. Das Schafgarben- Aelchen wurde von Löw im Wiener Walde gefun- den, hat jedoch, wie man aus einer gleichzeitigen i Mi« thei in g von Dr. F. Thomas (Beiträge zur Kenntniss der Milbenö in Giebel, Zeitschr. f. d. ges. Naturw. Bd. 42) ersieht, eine weite Verbreitung. Derselbe fand es bei Ohrdruf und Wal ers- hausen in Thüringen, bei Königstein in Sachsen Adersbach in Böhmen, Cudowa und Landeck in Schlesien, und .ehr reichlich im Oberengadin bis zu einer Meereshöhe von mehr als 6000. Die Gallen erscheinen als knotenartige Auftreibungen er sc ma len Blattsegmente oder auch der Spindel des Blattes , seiten kommen sie auch am Stengel, namentlich an den Stielen Blüthenköpfchen vor. Im August 1872 gesammelte Gallen^ hielten nach Dr. Thomas Beobachtung im October 1874 noch lebensfähige Aelchen. 3) Aelchen-Gallen an Falcana «.«». wurden von Bit I. v. Frauenfeld (Verband!, d. zoolog.-botan. Vereins 1872 _S. 39b) bei Wien entdeckt. Sie erscheinen als runzelige grüne Verdickungen am Mittelnerven oder an, Rande der Blatt- Segmente. Sitzung vom 16. März. 41 4) Das Weizen - A el che n ( Vibrio Tritici Roffredi, Anguil- lula Tritici Davaine, Ang. scandens Schneider) kann insofern zu den gallenbildenden Aelchen gerechnet werden, als der Frucht- knoten, welcher den Aelchen zur Wohnung dient, gallenartig umgebildet wird. Diese Aelchen sind die Ursache einer Krank- heit des Weizens, die unter dem Namen Gicht, Kaulbrand oder Radigwerden bekannt ist. Nach Kühn (Krankheiten der Culturgew. S. 181) sind die von derselben befallenen Körner kleiner als die normal entwickelten und schwarz. Die Aelchen kommen mit den kranken Körnern in die Erde und erlangen hier die Geschlechtsreife, um im Frühjahr in die jungen Pflanzen einzuwandern und ihre Eier in den Fruchtknoten abzusetzen. Das Weizen- Aelchen war schon im vorigen Jahrhundert ein Gegenstand mehrfacher Untersuchungen, namentlich in Bezug auf seine Wiederbelebungsfähigkeit nach langjähriger Austrocknung, welche von Needham, Ledermüller und Baker constatirt wurde. Der letztgenannte giebt einen Fall von Wiederbelebung nach 25 Jahren an. 5) Das Aelchen von Phleum Boehmeri, Anguillula Phalaridis ( Vibrio Steinbach). Es hat seine Benennung nach dem früheren Namen seines Nährgrases, Phalaris phleoides L., und scheint ein sehr verbreitetes Vorkommen zu haben, jlch besitze Exemplare aus der Mark, den Rheingegenden und Oberitalien; Professor Münter beobachtete es in Mecklenburg und Pommern. Nach seinen Mittheilungen im Bulletin des internationalen botanischen Congresses zu Amsterdam (1865) fand er dasselbe auch in den Aehrchen der Koeleria glauca , welche gesellig mit Phleum Boehmeri vorkommt. An den im Juli gesammelten Exemplaren des letz- teren Grases fand er in dem abnorm vergrösserten, flaschenartig zugespitzten, purpurbraunen Fruchtknoten bald Eier, bald junge Brut, aber häufig auch noch das Aelternpaar, das seine Eier in den Fruchtknoten absetzte. Die Hüllspelzen der befallenen Aehrchen erscheinen um das zwei- bis dreifache vergrössert, die sonst versteckte Deckspelze tritt weit über" dieselben hervor, was man für ein laubartiges Auswachsen der Spelzen gehalten und solche Exemplare in den Floren irriger Weise als „forma vivi- para aufgelührt hat. Die Aelchen der im Juli gesammelten Exemplare zeigten nach Münter im December desselben Jahres 3* 4 -2 Gesellschaft naturforschender Freunde. in Wasser von •+• 15° R. erweicht, nach 5 Stunden lebendige Be- wegung. Die Untersuchung hier im Juni gesammelter Exemplare zeigte in jedem Fruchtknoten ein Pärchen ausgebildeter Würmchen, ein schlankeres Männchen und ein dickeres Weibchen, und ausser- dem eine grosse Menge länglicher Eier mit zum Theil schon weit entwickeltem Embryo. Ausgeschlüpfte junge Brut war noch nirgends zu finden. Die Aeltern waren (an den freilich schon 11 Jahre alten Exemplaren) nicht mehr lebensfähig. 6) Das Aelchen des Straussgrases, Anguillula Agrostidis^ (Vibrio Steinbach), in den Aehrchen von „ Agrostis sylvatica “ (nach Münter Agr. stolonifera var .diffusa). Es ist mir bis jetzt nicht gelungen dasselbe aufzufinden. Dies in g (Syst. Helminth. 1851) fasst die auf Gramineen lebenden Aelchen (No. 4-6) unter der gemeinsamen Benennung Anguillula Graminearum zusammen. Genauere Untersuchungen der Thierchen müssen entscheiden, ob eine solche Vereinigung zulässig ist. Die Erscheinungen der Gallenbildung sind keines- wegs übereinstimmend, so ist z. B. bei Trilicum der befallene Fruchtknoten kleiner als der normale, bei Phleum bedeutend ver- grössert; bei Phleum findet eine abnorme Wergrösserung der Spelzen statt, welche bei Trilicum nicht eintritt. 7) Das Karden- Aelchen, Amguill. Dipsaci Kuhn (Krank- heiten der Culturgew. S. 178 und Zeitschr. für wissensch. Zoo!, von Sieb u. Köllik. IX, 129), Anguill. devastatrix Kühn (spater). Es verursacht die sogenannte „Kernfäule“ der Weberkarde, deren Blüthenköpfe es bewohnt, theils in das Mark der Achse derselben, theils in die verkümmerten Fruchtknoten eingebettet. Es erreicht, ebenso wie andere Arten, seine Geschlechtsreife im Boden. Die Wurmkrankheit des Roggens, beim Volk unter den Namen Stock, Knoten, Kropf bekannt, weil der von ihr befallene Roggen nicht aufschiesst, sondern stockig bleibt und zahlreiche, ungewöhnlich schmale Blätter treibt, wird durch ein' die verkürzten Internodien des Stengels bewohnendes Aelchen erzeugt. Ni et sehe (Verhandl. d. zool.-bot. Gesellsch. in Wien XVIII, 901) unterschied dasselbe als Roggen - Aelchen, An- 1 quillula Secalis , wogegen Kühn (die Wurmkrankheit des Roggens,; Halle 1869) die Identität desselben mit dem Karden- Aelchen durch das Experiment der Uebertragung des letzteren auf den Sitzung vom 16. März. 43 Roggen nachgewiesen hat. Auf diese auffallende Verschiedenheit des Vorkommens bezieht sich die spätere Umänderung des Namens in Anguillula devastatrix. 8) Das Wurzel - A el ch e n , Anguillula radicicola Greef (Ber. d. Marburger Ges. z. Beförd. d. Naturwiss. 1872 S. 169), bildet gallenartige Anschwellungen an den dünneren Wurzel- zweigen verschiedener Pflanzen, in deren Innerem es seine Ent- wickelung bis zur Geschlechtsreife durchläuft und zuletzt aus- wandert, wahrscheinlich um seine Eier in anderen jüngeren Wurzeltheilen abzusetzen. Greef beobachtete dasselbe an den Wurzeln von Poa annua, Triticum repens und einigen Sedum- Arten (Verhandl. d. naturhist. Ver. d. Preuss. Rheinlande 1864; Sitzungsb. d. niederrh. Ges. f. Natur- u. Heilk. zu Bonn 1864); Dr. Magnus fand dasselbe 1870 im hiesigen botanischen Garten an Dodartia orientalis , was Herrn Prof. Greef zur genaueren Beschreibung dieses Aelchens a. a. O. Veranlassung gab. In Bau und Lebensweise wesentlich abweichend von den bisher genannten, im Inneren mehr oder weniger umgebildeter Pflanzentheile verborgenen Aelchen verhält sich der Rüben- nematod oder die sogenannte Rübentrichine, ein Würmchen, auf welches zuerst Schacht (Zeitschr. d. Ver. f. Rübenzucker- Industrie IX, 1859 S. 177 u. 240) aufmerksam gemacht hat, und welches in dem XXI. Jahrg. (1871) derselben Zeitschrift Archi- diakonus A. Schmidt unter dem Namen Heterodera Schachtii trefflich beschrieben und abgebildet hat. Dieser der Runkel- rübencultur verderbliche, durch die grosse Verschiedenheit der fadenförmigen Männchen und der bauchig aufgetriebenen Weib- chen ausgezeichnete Schmarotzer lebt nicht im Inneren der Wur- zeln, sondern in Cysten, welche nur äusserlich den feinen Wurzel- zasern angeklebt sind. Kühn hat neuerlich (landw. Jahrbücher 1874 S. 47) gezeigt, dass derselbe Schmarotzer auch an den Wurzeln verschiedener anderer Gewächse, namentlich des Hafers, der Gerste, des Weizens und des Ackersenfs vorkommt. Herr Brefeld theilte eine Reihe von Beobachtungen mit, die Biologie der Hefe betreffend, welche derselbe gelegentlich seiner seit mehreren Jahren fortgesetzten Untersuchungen über Alkoholgäbrung gemacht hat, 44 Gesellschaft naturforschender Freunde. Im Jahre 1868 fand Rees, dass sich die Hefe ausser durch vegetative Sprossung noch durch Fructification fortpflanze. Diese tritt im Innern einer Hefezelle in der Art auf, dass sich der Inhalt in 2 oder 4 Theile theilt, die zu Fortpflanzungszellen wer- den. Rees führt diesen Vorgang als ireie Zellbildung auf, nennt eine fructificirende Hefezelle einen Ascus, die gebildeten Zellen Ascosporen, und stellt hiernach die Hefe zu den Ascomyceten. Rees beobachtete, dass die Fructification der Hefe dann eintrat, wenn er sie auf Scheiben von Mohrrüben ausbreitete und an einem feuchten Orte stehen Hess; sie fructificirte nach Ablauf von etwa 8 Tagen. — Vortragender versuchte nach dem von Rees angegebenen Verfahren während 2 Jahre vergeblich die verschiedenen Culturhefen, Ober- Unter- und Presshefe, zur Fructification zu bringen. Die Fructification trat niemals ein, die Hefezellen starben im Laufe mehrerer Wochen ab, ohne zu fructificiren. Nur ein einziges Mal fand Verf. bei einer Brannt- wein-Oberhefe eine sehr spärliche Fructification nach 12 Tagen. Sonst führten alle irgend erdenklichen Variationen der Versuche mit den verschiedensten Culturhefen zu keinem andern als nega- tiven Resultate. Es handelte sich nun darum, jdie lange Reihe der Misserfolge bezüglich der Fructification der Hefe natürlich zu erklären, und hierfür gab der Gedanke, dass sich bei den verwendeten Culturhefen die Cultur die Fructification der Hefe schädlich beeinflussend geltend gemacht haben könne, den leiten- den Faden. Den Culturhefen ist nämlich unter den bei der Cultur obwaltenden Verhältnissen die Gelegenheit zur Fructi- fication nicht gegeben, sie pflanzen sich ausschliesslich durch vegetative Vermehrung fort; daneben kann es nicht dem leise- sten Zweifel unterliegen, dass die verschiedenen Culturhefen von der in der Natur vorkommendeiuHefe ursprünglich abstammen, wie sogleich dargethan werden soll. Vergleichende Versuche mit der wilden natürlichen Hefe einerseits und der Culturhete anderseits mussten folglich geeignet sein, über den fraglichen Punkt eine sichere Entscheidung zu geben, wie ebenso die äusseren Umstände klar zu legen, an welche der Eintritt der Fructification gebunden ist. Die wilde natürliche Hefe ist es, ) Rees, Zur Naturgeschichte der Bierhefe, botan. Zeitung No, 7, 1869. Sitzung vom 16. März. 45 welche zur Gährung des Weines benutzt wird. Sie haftet äusser- üch an den Häuten, an der Oberfläche der Trauben und gelangt, wenn diese zerdrückt werden, in dem Safte zur Entwickelung, um darauf den Saft durch Gährung in Wein zu verwandeln. Es ist leicht, durch Abkühlung einer Partie gährenden Mostes bald nach eingetretener Gährung, wenn sich die Unreinigkeiten des Saftes gesetzt haben, und nur mehr Hefe in der Schwebe ist, diese als Niederschlag rein zu gewinnen, so wie sie den beabsichtigten Versuchen entspricht. Diese tiefe, von beliebigen Trauben verschiedener Gegenden stammend, wurde in dünnster Schicht auf dem Objectträger ausgebreitet und unter einer Glocke in feuchter Luft gehalten. Vortr. fand nun ganz ausnahmslos, dass bereits nach 24 Stunden die Fructification der Hefe ein- getreten war, die Hefe mochte herstammen, woher sie wollte; ebenso behielt die Hefe in mehreren Generationen in Zuckerauf- lösung cultivirt diese Eigenschaft bei. Zu gleicher Zeit blieben die Versuche mit den Culturhefen, mit Ober-, Unter- und Press- hefe, durchaus erfolglos; sie fructificirten unter denselben Um- ständen nicht, so wenig, wie sie es in früheren Fällen gethan hatten. Die Versuche legen in eclatantester Weise den Unter- schied zwischen der wilden natürlichen Hefe und den Hefen der Cultur in Beziehung auf die Fructification dar, und da der einzige Unterschied zwischen beiden Hefen ausschliesslich in den Ein- flüssen der Cultur gegeben ist, so folgt hieraus, dass die Natur- racen im Laufe der Cultur die Fähigkeit der Fructification mehr und mehr verloren haben, die der Stammform eigen ist. Der Grund, weshalb sie diese einst besessene Fähigkeit verloren habe, kann kaum ein anderer sein, als der, dass sie in der Cultur gezwungen ist, sich ausschliesslich vegetativ zu vermehren.1) Die Bedingungen zur Fructification sind nämlich ausschliesslich in dem Mangel an Nährlösung zur weiteren Aussprossung und in dem ausgiebigsten Luftzutritt gegeben, und wo diese Bedin- gungen erfüllt sind, tritt die Fructification in 24 Stunden ein. Es ist klar, dass diese Bedingungen bei den Culturhefen niemals l) Das abweichende Verhalten der verschiedenen Culturhefen in Beziehung auf die Fructification hat jüngst auch Schumacher hervorgehoben, er hat seine Versuche aber nicht bis auf die wilde natürliche Hefe ausgedehnt. Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaft jn Wien. Juniheft 1874. 46 Gesellschaft naturforschender Freunde. erfüllt werden. Ebenso klar ist es aber auch, dass sie nur höchst mangelhaft erfüllt sind, wenn man Scheiben von zuckerhaltigen Mohrrüben und Hefe in dicker Schicht anwendet, wie es von Rees geschehen ist; der ganz gewöhnliche Objectträger leistet hier ungleich bessere Dienste als Mohrrüben, die als Substrat zur Erzeugung der Fructification diese nicht anders als schädlich beeinflussen. — Die Fructification der Hefe ist eine- ungeschlecht- liche, die in der Hefenmutterzelle gebildeten Fortpflanzungszellen sind 5 Gonidien , diese selbst ein Sporangium. Als Ascus kann das Sporangium unmöglich aufgefasst werden, weil die Asci wie die Ascosporen die abschliessende Fruchtform der geschlechtlich erzeugten Pflanze der Ascomyceten sind, welche den Generations- wechsel im Pflanzenreiche vermitteln, d. h. niemals den mütter- lichen Organismus wiedererzeugen, in dem sie entstanden sind, sondern stets zur ersten, der Geschlechtsgeneration zurückgehen. Der Hefe fehlt jede Sexualität, also auch die zweite geschlecht- lich erzeugte Generation; ihre Fructification kann folglich kein Ascus sein, sie ist eine einfache ungeschlechtliche Vermehrung; die durch sie gebildeten Zellen sind aus eben dem Grunde keine Sporen, sondern Brutzellen, Gonidien. Wie darum Rees die Hefe als einen Ascomyceten auffassen und zu den Ascomyceten stellen kann, bleibt schlechterdings unverständlich; sie findet systematisch ihre natürliche Stellung vor den Zygomyceten, (wohin ich sie bereits früher gestellt habe).1) — Die Gomdien- bildung im Innern der Hefezelle erfolgt durch simultane Thei- lung des Protoplasmas, die Gonidien füllen die Mutterzelle völlig aus. Nur dann, wenn die Hefezellen bereits länger zur Er- regung der Gährung gedient haben, und hierdurch in ihrem Inhalte geschwächt sind, wird die Bildung der Gonidien eine mangelhafte und sie tritt schliesslich gar nicht mehr ein. Bei einer mangelhaften Bildung füllen die Gonidien den Raum der Mutterzelle nicht mehr völlig aus, es bleibt auch häufig ein Theil des Protoplasmas zur Gonidienbildung nicht mehr verwendbar zurück, mitunter in deutlichen Kuchen; ebenso sind dann auch die Gonidien in den meisten Fällen von ungleicher Grösse. Fälle dieser Art, die Rees offenbar beobachtet hat, machen den i) Flora, 1873. Ueber Mucor racemosus und Hefe nebst Bemerkungen über Systematik der Pilze. Sitzung vom 16. März. 47 Eindruck einer Zellbildung, bei der das Protoplasma der Mutter- zelle nur theilweise verwendet wird , die hiernach der Sporen- bildung im Ascus bei manchen Ascomyceten ähnlich wird, ein Umstand, der unbegreiflich genug, für Rees1) allein massgebend war, die Hefe zu den Ascomyceten zu stellen. — Die verschie- denen jetzt in der Cultur befindlichen Hefen sind als verschiedene Culturracen aufzufassen, welche von der wilden natürlichen Hefe abstammen. Die Hefe ist unzweifelhaft schon seit sehr langer Zeit Culturpflarize und es bedarf nur geringer Erwägung, um sich darüber klar zu werden, wie und wodurch sie zur Cultur- pflanze geworden ist. Die Weingährung, die mit der in der Natur vorkommenden Stammpflanze ausgeführt wird, beweist, dass diese die gleiche Gährung erregende Kraft bereits besitzt, wie die Culturhefe. Die Fähigkeit der Hefe, Gährung zu erregen, gegobrene Getränke herzustellen, ist eben das Motiv, wodurch die Hefe zur Culturpflanze wurde. Nichts kann näher liegen? als die Beobachtung beim vergohrenen Weine, dass die Gährung erregende Substanz der Absatz, die Hefe ist, die nach der Gäh- rung zu Boden sinkt, denn sie vermag wiederum zuckerhaltige Säfte in Gährung zu versetzen. Indem man diese nach Bedürf- niss künstlich herstellte, wandte man zur Vergährung den Boden- satz an, der sich beim Wein absetzte, und indem man ihn mit Vortheil immer wieder verwendete und stets in rationeller Weise verwendete, wurde die tiefe Culturpflanze, weit vor der Zeit, ehe man auch nur eine Ahnung davon hatte, dass sie eine Pflanze sei. Mit fortschreitender Cultur, mit fortschreitendem Bedürfnisse nach verschiedenen geistigen Getränken wurde die Verwendung des Satzes eine verschiedene, und je nach den ver- schiedenen Lebensverhältnissen haben sich die verschiedenen Racen der Hefe ausgebildet, die wir jetzt in unseren Culturen besitzen. So leicht und naheliegend, wie es einst in weit zurück- liegender Vergangenheit war, die Hefe zur Culturpflanze zu machen, ganz ebenso leicht ist.es, sie jetzt noch jeden Augenblick von Neuem in Cultur zu nehmen, weil sie mit der Eigenschaft aus- gerüstet, die ihre Cultur bedingt, nämlich die alkoholische Gäh- rung zu erregen, in der Natur allverbreitet vorkommt. Der gährende Wein liefert hierfür das vorzüglichste Material und es ') Be es, Alkoholgährungspilze. Leipzig 18 70. 48 Gesellschaft naturforschender Freunde. mag vorläufig dahin gestellt bleiben, ob es nicht für viele Fälle der Gährungstechnik vortheilhaft sein kann, die Culturhefe zu verlassen und zur wilden Stammpflanze von Neuem zurück zu gehen. Die Hefe kommt in der Natur allverbreitet vor, sie findet sich in der Luft im Staube, namentlich auch auf den Blättern and Früchten der Pflanzen äusserlich haftend, wohin sie durch die Luft gelangt ist. Ueber der Ermittelung des Vorkommens der Hefe in der Natur hat man aber den eigentlichen Stand- ort, wo sie lebt und wächst, von dem aus eine so allgemeine Verbreitung möglich ist, wie es scheint, ganz vergessen. Von der Luft allein kann die Hefe nicht leben, ebensowenig bieten ihr die Oberflächen der Blätter und Früchte die nothwendigen Hülfsquellen zur Entwickelung; eindringen in diese Substrate kann sie gleichfalls nicht, zahlreiche Versuche nach dieser Rich- tung überzeugten mich hiervon, und der zufällig durch Platzen der Zellen aus süssen Früchten austretende Saft gestattet nur eine höchst dürftige Vegetation. Der Standort, der eigentliche Bildungs- resp. Entwickelungsheerd der Hefe muss noth- wendig ein anderer sein, und nach meinen vorläufigen \ ersuchen habe ich Grund anzunehmen, dass sich die Sache folgender Art verhalten dürfte. Es ist das natürliche Schicksal vieler Blätter und Früchte, dass sie von Thieren und Menschen verzehrt wer- den. Hierdurch wird die Hefe, die an der Oberfläche haftet, in den thierischen Leib eingeführt. In diesem erleidet sie nicht bloss keine schädliche, vielmehr eine günstige Beeinflussung ihrer Entwickelung. Sie entwickelt sich, durch die Wärme begünstigt, dort weiter und findet sich dem entsprechend in den Fäces der pflanzenfressenden Thiere in Menge vor. In diesen schreitet die Entwickelung fort, soweit es möglich ist, und von diesen geht, später die Verbreitung aus, die durch die Luft stattfindet. Gerade im thierischen Leibe walten auch die besonderen Verhältnisse ob, unter denen der Ursprung der besonderen physiologischen Eigen- schaften der Hefe, vornehmlich die Erregung der Gährung, allein denkbar ist. Die Verbreitung der Hefe von ihrem eigentlichen Bil- dungsheerde aus geschieht sowohl in Form der gewöhnlichen Sprosszellen als auch der Gonidien , je nachdem diese schnell Sitzung vom 16. März. 49 oder langsam austrockneten, also Gelegenheit hatten zu fructi- ficiren. An den Früchten etc. vorkommend hat Vortr. bis jetzt zumeist ausgetrocknete gewöhnliche Hefezellen gefunden, nur vereinzelt Sporangien mit Gonidien, die übrigens einzeln als solche nicht zu erkennen sind; letztere dienen, wie Vortr. glaubt, durch ihre längere Keimfähigkeit wesentlich zur Erhaltung der Art. Vortr. hat hierüber mit gewöhnlichen Sprosszellen und Gonidien der Hefe eine längere Versuchsreihe angestellt in der Art, dass er diese in einem Wassertropfen vertheilt auf dem Objectträger eintrocknen liess, und dann in kurzen Zeiträumen auf ihre Keimkraft untersuchte. Die Sprosszelle der Culturhefe hatte schon nach 14 Tagen, die der wilden Hefe nach 4 Wochen, die Gonidien hingegen erst nach mehreren Monaten ihre Keim- kraft verloren. Es ist hiernach selbstverständlich, dass auch die über Blätter und Früchte verbreiteten Hefezellen mit der Zeit an ihrer Keimkraft verlieren und schliesslich absterben werden; daraus folgt aber weiter, dass sich die Früchte in Bezug auf die an ihnen vorkommenden Hefezellen durchaus verschieden von einander verhalten müssen. Zerdrückt man die einzelnen Früchte, z. B. Trauben, um den Saft durch die Hefezellen gähren zu lassen, welche au der Oberfläche Vorkommen, so wird sich diese Verschiedenheit nun bezüglich der Gährung äussern. Die Gährung des Saftes wird sehr bald eintreten, wenn keimkräftige Hefezellen an der Oberfläche vorhanden sind , die sogleich aus- wachsen; sie wird langsam eintreten, wenn sie in ihrer Keim- kraft durch Austrocknen geschwächt sind; sie wird endlich gar nicht eintreten, wenn sie abgestorben sind. Zahlreiche Versuche, die Vortr. 2 Jahre hindurch mit Trauben von den verschiedensten Standorten ausführte, gaben die beweiskräftigen Thatsachen für diese Angabe. In der zerdrückten Traube, die bald an der Luft wohl geschützt stehen gelassen, bald mit den Häuten unter Queck- silber steigen gelassen wurde, trat entweder gar keine Gährung ein , und in diesem Falle waren alle Hefezellen abgestorben, oder sie trat in der Zeit von 4 — 14 Tagen ein, je nachdem die zufällig vorhandenen Hefezellen mehr oder minder in ihrer Keim- kraft gelitten hatten. Im letzten sehr trocknen Jahre waren die Hefezellen an der Oberfläche der Traube meist abgestorben; die zahlreichen Versuche ergaben, dass erst auf die je vierte Beere keimfähige Hefezellen kamen. 50 Gesellschaft naturforschender Freunde. In dem Mitgetheilten finden die früheren auf diesen Gegen- stand bezüglichen Beobachtungen und Angaben verschiedener Autoren ihre einfache und natürliche Erklärung, namentlich auch eine neuere Untersuchung von Moritz Traube.1) Herr Tiaube leitete aus Versuchen mit zerdrückten Trauben, in denen keine Hefe zur Entwickelung kam, den Satz her, „dass sich ITefe- keime in dem günstigsten Modus ohne freien Sauerstoff nicht vermehren könnten,“ nachdem er unmittelbar vorher auf Grund anderer Versuche den zweiten Satz ermittelt hatte, „dass ent- wickelte Hefe sich ohne freien Sauerstoff von Eiweissstoffen vermehren könnte.“ Da es jedem Botaniker bekannt sein dürfte, dass Hefekeime2) und entwickelte Hefe ein und dasselbe sind, nämlich einfache Hefezellen, so liegen hier als ein Resultat wissenschaftlicher Forschung zwei Sätze vor, die in directem Widerspruch zu einander stehen, deren einer das Gegentheil aussagt von dem, was im anderen ausgesprochen ist. Wir sehen, dass die Hefe in dem Traubensafte nicht zur Entwickelung kommt, wenn die Zellen an der Oberfläche der Trauben abgestorben sind. Einen Fall dieser Art hat Herr Traube bei seinem Versuche vor sich gehabt, er giebt ausdrücklich an, dass Herr Cohn keine lebenden Hefezellen finden konnte; sie konnten sich also nicht vermehren, weil sie nicht da waren. Bezüglich des zweiten Satzes wird es von vorn herein jedem Physiologen klar sein, dass sich Hefezellen so wenig von Eiweissstoffen ohne freien i) Moritz Traube: Ueber das Verhalten der Alkoholhefe in sauer- stoffgasfreien Medien, vorgetragen von A. W. Hofmann in der Sitzung der Deutschen Chera. Gesellschaft in Berlin, Berichte der Gesellschaft No. 11, VII. Jahrgang. , _ _ _ . . n 2) Es ist allein denkbar, dass Hefegonidien als Hefekeime im Gegen- satze zu gewöhnlichen Hefezellen zu deuten sind. Vortr. hat daraufhin mit Hefegonidien, die er sich in der früher beschriebenen Weise m Menge rem darstellte, zahlreiche und mühsame Versuche gemacht, um festzustellen, ob sie sich in Beziehung auf das Bedürfniss an freiem Sauerstoff zur Vermeh- rung der Zellen anders verhalten könnten. - Sie zeigten genau dieselben Eigenschaften wie gewöhnliche Hefezellen, sie wuchsen in der nominalen Menge freien Sauerstoffs aus, wie sie einer gewöhnlichen aus Marmor und Salzsäure entwickelten Chlorsäure mit spurenbafter Verunreinigung beigemengt sind- (man vergleiche hierzu meine ersten Mittheilungen über Alkoholgalirung, Landw. Jahrbücher Jahrg. III Bd. I); es besteht also zwischen gewöhnlichen Hefezellen und Hefegonidien, den irgend denkbaren Hefekeimen, nicht der leiseste Unterschied, Sitzung vom 16. März. 51 Sauerstoff vermehren können, wie ein Wagen zu laufen vermag, der nicht geschoben wird. Versuche, aus denen ein solcher Satz hergeleitet wird, müssen mit Nothwendigkeit höchst mangelhafte, d. h. unrichtige gewesen sein. Von den drei Fällen, welche bei zwei sich widersprechenden Behauptungen allein möglich sind: dass entweder die erste oder die zweite oder endlich alle beide unrichtig sind, trifft hier bei den Forschungen des Herrn Traube der dritte zu, — seine zwei Sätze sind beide unrichtig. Herr Bouche legte einen Stengel der Marunta bicolor Arrab. vor und theilte unter Hinweisung auf einen früheren Vortrag über den sogenannten 'Schlaf der Pflanzen mit, dass er auch an verschiedenen Marantaceen ein Schlafen während der Nacht wahrgenommen habe. Diese Erscheinung sei jedoch nicht bei allen Pflanzen dieser Familie vorhanden , sondern nur bei ein- zelnen, z. B. der M. bicolor Arrab., divaricata Rose., gibba Sm., Mackoyanu und roseo -picta Linden und wahrscheinlich einigen anderen Arten zu finden. Das Schlafen mache sich dadurch bemerkbar, dass sich gegen Abend die Stellung der Blattfläche verändere, und finde die Bewegung derselben in der Anschwel- lung des Blattstieles statt, jedoch seien die Erscheinungen des Schlafens nicht bei allen Arten gleich. Am auffallendsten zeige es sich an M. bicolor , deren Blattfläche sich gegen Abend und während der Nacht fast senkrecht herabneige; ähnlich habe er es auch an M. gibba und divaricata beobachtet. Maranta Macko- yana und roseo -picta hingegen richten ihre Blattflächen gegen Abend mehr auf und neigen sie gegen die Achse der Pflanze zusammen. Aehnliche Symptome zeigen diese Pflanzen auch bei Mangel an Wärme und an Feuchtigkeit des Bodens. Ferner sprach derselbe über monströse Wurzelbildungen der Eiche und Kiefer unter Vorzeigung derselben. Das Eichenwurzel- Gebilde habe er von seinem Sohne aus dem grossen Garten bei Dresden erhalten; es besteht aus mehreren über einander geleg- ten, durch den Druck des Baumes aufeinander gepressten, voll- ständig verwachsenen Wurzeln, so dass ein Gitterwerk mit rhom- boidalen Maschen entstanden war. Derartige Bildungen kommen dort häufiger vor und geben wahrscheinlich die eigenthümlichen Bodenverhältnisse des grossen Gartens die Veranlassung dazu. 52 Gesellschaft naturforschender Freunde. In geringer Tiefe unter der Oberfläche, die aus sehr festem Lehm bestehe, sei ein sehr mächtiges Kieslager vorhanden, wo- hin die Wurzeln nicht eindringen, und daher in horizontaler Lage sich auszubreiten genöthigt seien. Dieser Umstand und der Druck von oben sei wahrscheinlich die Veranlassung zu dieser Erscheinung. - Das Kiefernwurzelgebilde sei auf einem Fahrwege im Grunewalde gefunden; die Länge desselben betragt 1 m. und die Breite 0,5 m. Es zeigt ebenfalls eine Menge von Verwachsungen einzelner Wurzeln, die durch das Ueberfa ren mit Lastwagen gequetscht, sich vereinigt haben und ganz flach bedrückt sind. Ein von demselben vorgelegtes Stammstuck von Juniperus bermudiana von 20 cm. Durchmesser, welches ebenfalls aus dem grossen Garten bei Dresden stamme, zeigt eine eigen- thümliche knorrige Maserbildung, die dadurch entstanden ist dass sich an einzelnen Stellen des Stammes viele Jahre hindurch eine Unzahl von Adventivknospen bildeten, die aber nicht zur Entwickelung gekommen sind, sondern nur einige Nadeln trie- ben und dann wieder abstarben. Ein Beweis, wie unendlich produktiv die Vegetation ist, und dass sich an allen Stellen der Rinde, nicht allein da, wo ursprünglich Knospenanlagen vor- handen waren, neue Zweige bilden können. Endlich legte derselbe einige zur, Gattung Julus gehörige und damit verwandte Thiere vor, die seit einiger Zeit in den Gefässen für tropische Orchideen und dem darunter befindlichen Erdreiche in grosser Zahl in dem Orchideenhause des botanischen Gartens auftreten, und in Verdacht stehen, die Wurzeln der Pflanzen abzunagen, was jedoch durch fortgesetzte Beobachtun- gen zu bestätigen sei. Sie wurden zur weiteren Bestimmung Herrn Prof. Dr. Gerstaecker übergeben. Herr Gerstaecker erkannte in den von Herrn Bouche lebend vorgewiesenen Myriopoden die Repräsentanten dreier Clulo- gnathen- Gattungen: Julus , Blanniulus und Polydesmus und glaubte dieselben gegen die Annahme des Herrn Bouche mit Bestimm t - heit als einheimische Arten in Anspruch nehmen zu dürfen. (Ein später vorgenommener näherer Vergleich hat die Rieh ig- keit dieser Vermuthung bestätigt; die Arten haben sich a s et besonders in Gartenerde häufig vorkommende Blanniulus gutta- Sitzung vom 16. März. 53 latus Fab., als ein wegen Jugendlichkeit der Exemplare nicht sicher zu bestimmender Julus spec. und als Polydesmus aculangu- lus Menge erwiesen. G.) Herr Ehrenberg erinnerte daran, dass Leeuwenhoek seine folgenreiche Entdeckung der Belebung des Wassers durch mikroskopische Aufgussthierchen (vergl. Ehrenberg, die In- fusionsthierchen als vollendete Organismen, 1838, pag. 528) im April 1675 gemacht und 1677 der Londoner Society of Sciences mitgetheilt habe, und dass diese von ihm selbst später noch viel- fach erweiterte Entdeckung in diesem Jahre ihre 200jährige Weihe erhalte, so dass die Aprilsitzung dieser Gesellschaft ge- eignet sei, dies speciell auszusprechen. Herr Gerstaecker überreichte zum Schluss eine von ihm auf Wunsch des Herrn Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten verfasste Brochüre über den neuerdings auch in den politischen Zeitungen viel besprochenen „Kartoffel- oder Colorado-Käfer“ ( Chrysomela decemlineata Say), welche in ihrer allgemein verständlichen Abfassung darauf berechnet ist, die Aufmerksamkeit des Laien diesem für die Vereinigten Staaten Nord- Amerikas bereits verhängnissvoll gewordenen Insekt fin- den immerhin möglichen Fall zuzuwenden, dass dasselbe durch den Schiffstransport Europa übermittelt werden sollte. Mit Be- zugnahme auf eine dem Text beigefügte Karte Nord - Amerikas, welche die augenblickliche , sich auf etwa 50,000 Quadratmeilen erstreckende Verbreitung dieses Kartoffelverwüsters versinnlicht, machte der Vortragende einerseits auf den Umstand, dass die ursprünglich auf einer wildwachsenden Pflanze ( Solanum rostra- tum) fressende Larve erst mit dem Vorschieben der Cultur nach Westen im Colorado -Territory und im Staat Nebraska auf die angebaute Kartoffel übergegangen sei, andererseits auf ihr rapides Vordringen in östlicher Richtung bis zu den atlantischen Küsten aufmerksam. Eine Ueberführung des Feindes nach Europa mit eingeernteten und in Säcken verpackten Kartoffeln, auf welche wiederholt in öffentlichen Blättern hingewiesen worden, sei nach der Lebensweise desselben allerdings nich t zu befürchten; wohl aber liege, da er in grossen Schwärmen nach Osten ziehe und 54 Gesellschaft naturforschender Freunde. solche erfahrungsgemäss oft selbst auf weite Strecken in das Meer kinaustliegen, die Gefahr vor, dass die bis in die Hafen von Baltimore, New -York u. s. w. vordringenden und sieb auf die Schiffe niederlassenden Käfer den deutschen Seeplatzen aut diesem Wege übermittelt würden. Da angestellte Versuche er- geben haben, dass der Käfer selbst ohne alle Nahrung Wochen lang am Leben bleibt, werde er auch eine zwei- bis dreiwöchent- liche Seereise unbedenklich Überstehen. Auf den zwischen den deutschen Häfen und Nord-Amerika cursirenden Schiffen, so wie j auf den Rhedereien und Hafen-Lokalitäten der deutschen Küsten sollen daher zu seiner Abwehr Plakate, welche eine Abbildung des Käfers und seiner Larve auf dem von ihnen besessenen Kartoffelkraut an ihrer Spitze tragen, ausgehängt werden. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen-. Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften. Sep- tember und November 1874. Schriften des botanischen Gartens zu St. Petersburg. 1874 Verhandlungen des naturforschenden Vereins zu Brunn, bd. Ml, Heft 1. 2. 1873. . , , Verhandlungen des naturhistor. Vereins der Preuss Rheinlan und Westphalens. Jahrg. 31. (4. Folge, 1. Jahrg.) 1874. Nature. Vol. X. No. 277. London 1875. Deutsche Entomologische Zeitschrift. Jahrg. 19, Heft 1. Der Kartoffelkäfer (Chrysomela decemlineata). Im Aufträge des Königl. Preuss. Ministeriums für die landwirtschaftlichen n- gelegenh eiten herausgegeben. Mit Abbildung in Farbendruck und einer Karte. Berlin, 1875. 8. W. Schade’s Buchdriiekerei (L. Schade) in Berlin, Stallsclireiberstr. 4< . Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 20. April 1875. Director: Herr von S tramp ff. Herr Ehrenberg gab, in Uebereinstimmung mit der in der letzten Monats-Sitzung gegebenen Anregung, eine weitere Nach- richt über die in Holland beabsichtigte Feier zum Andenken an Leeu w enhoek’s einüussreiche Entdeckung der dem natürlichen Auge verborgenen kleinsten Lebensformen im Wasser, welchen die Entdeckung der Spermotozoen folgte. Auf dem Tische lagen Leeuwenhoek’s holländische Original-Werke in 4 Quartbänden als das ehrende Denkmal, welches er sich selbst gestiftet hat. Während das erste Jahrhundert ohne wichtige Fortbildung von Leeuwenhoek’s Errungenschaften und ohne befriedigende all- gemeinere Anerkennung geblieben, aber doch bereits Leibnitz in seiner 1683 concipirten, aber erst nach seinem 1716 erfolgten Tode publicirten ^Prologaea“ , den gründlichen, von phantasti- schen Phrasen sich freihaltenden Beobachter auszeichnet, haben sich seitdem diese Entdeckungen in grossem Umfange verwerthet. Es wurde an das Zwiegespräch zwischen Leibnitz und Leeuwen- hoek nach dem Tode Beider erinnert, welches vom Vortragenden 1846 in seiner Erinnerungsrede an Leibnitz hervorgehoben worden ist. Darauf wurde die neueste Biographie Leeuwen- hoek’s von Herrn Haakmann in Rotterdam in holländischer Sprache vorgelegt, worin besonders auch über sein Verhältniss als Kastellan des Schöppengerichts zu Delft Erläuterungen ge- 5 56 Gesellschaft naturforschender Freunde. geben worden sind. Offenbar war seine Kastellanstelle beim Magistrate nur eine Sinekure, wie auch die seiner Aufsicht über einen Theil der Kanäle nur eine Sinekure war, die ihm einen sehr kleinen Theil seiner Privatausgaben für die eigene so wich- se Anfertigung seiner optischen Instrumente ersetzte. Dass Leeuwenhoek sich lieber unabhängig als durch Gehalt gefesse t liebte, hat er selbst; an Leibnitz geschrieben, auch dass er ehrenvolle Anträge abgelebnt habe und dass er sich des Besuches hochstehender Männer und, Fügten, öfter erfreute. Dass .et 'in Hall er ’s Physiologie als Brillenmacher (conspicillorumfabncato,) erwähnt wird, ist, da er nur für sich selbst, nicht für An er Glaslinsen verfertigte, unrichtig. Seine Unkenntnis der latem sehen Sprache hat seiner autodidaktischen Entwickelung keinen Schaden gethan. Schon vor seinen wichtigen Entdeckungen war Leeuwen- hoek durch seine feinen anatomischen Pflanzenuntersuchungen mit dem ruhmvollen Botaniker Nehemias Grew and mit der Londoner Societät der Wissenschaften in wissenschaftlicher ehren- voller Verbindung-. Die Abschrift eines Briefes in holländischer Sprache vom 3. Mär* 1716 an Leibnitz, welchen der Vor- tragende durch Herrn. Grotefend’s Güte erhalten und 1846 zu seiner Erinnerungsrede auf Leibnitz benutzte, wurde samm diesem Vorlage selbst vorgelegt. Da die vor 37 Jahren (siebe die Infusionsthiereben als vollendete Organismen Ehrenberg 1838 p. 520) von mir publicirte Entdeckung der Ammalcula im Frühlinge des Jahres 1675, wie sie aus Leeuwenhoek s ver- öffentlichten Schriften hervorgegangen war, mit der im Herbste desselben Jahres angeblich erfolgten Entdeckung nicht im Ein- klänge steht, so. ist zu hoffen, dass die Festerläuterungen, diesen an sich geringfügigen Gegenstand durch die neueren Unter- suchungen der Originalschriften ausgleichen werden Die ersten von. Leeuwenhoek entdeckten mikroskopischen Thierchen habe ich schon 1838 1. c, in der Vorrede p. VII als wabrscheinlic Vonticella convallaria, Stylonichia Mytilus, Leucophrys fpynfornns) und. Trichodina grandinella bezeichnet. Hierauf übergab der Vortragende einen Abdruck seines Au - aatzes über die Sicherung der Objectivität der selbstständigen mikroskopischen Lebensformen und ihre,r, Organisation durch eine Sitzung vom 20. April. 57 zweckmässige Aufbewahrung und legte 20 fertige Tafeln vor, welche den mikroskopischen Lebensgehalt des Polycystinen-Mergels als Gebirgsmasse von Barbados darzustellen bestimmt sind^ deren Zeichnungen bereits 1847 gefertigt wurden. Herr Magnus sprach über die Familie der Melampsoreen. Man kennt von diesen Uredineen bisher nur die Fruchtformen der Stylosporen und Teleutosporen. Die Stylosporenlager sind dadurch ausgezeichnet, dass sie entweder nur Paraphysen führen, wie Melampsora salicina, oder zusammen mit den Paraphysen von einer Peridie umschlossen sind, wie bei Mel. populina , M. Lini M. Euphorbiae u. a. ; oder die Stylosporenlager sind klein, punkt- förmig, haben keine Paraphysen zwischen den Sterigmen und sind nur von einer Peridie umschlossen, so bei M. guttata Schroet., M. Epilobii , Melampsorella Caryophyllacearum , der Gattung Cro- nartium u. a. ; bei der Gattung Calyptospora endlich findet keine Bildung von Stylosporen statt. Die Verschiedenheiten der Gattungen liegen in der Bil- dung der Teleutosporenlager. Bei allen Melampsoreen sind die Teleutosporen mit einander zu flachen , krustenförmigen Lagern oder zu einem Säulchen verwachsen. Bei der Gattung Melampsora s. str. werden die Teleutosporenlager intercellular zwischen der Epidermis und der darunter liegenden Parenchym- schicht, oder zwischen letzterer und der darunter befindlichen Parenehym8chicbt, seltener noch tiefer, angelegt und sind aus einzelligen, meist lang cylindrischen , mit einander zu flachen Lagern verwachsenen Teleutosporen gebildet. Hierzu gehören voh den vom Vörtr. untersuchten Arten M. salicina , M. populinä, M. Lini und M. Euphorbiae. In dieselbe Gattung wurden bisher von den Mycologen auch M. Epilobii (Chaill.) und M. areolata Fr. gestellt. Aber die Eigenthümlichkeiten der Teleutosporen dieser Arten gebieten, sie aus der Gattung Melam- psora zu entfernen. Bei M. Epilobii (Chaill.), die Vortr. 1873 bei Wiesbaden reichlich auf deh Stengeln von Epilobium roseum antraf, werden die Teleutosporenlager ebenfalls intercellülar zwischen der Epidermis und der darunter befindlichen Parenchym- schicht oder etwas tiefer angelegt; doch wird jede Teleutospore durch Längswände in zwei oder mehr Fächer getheilt. Atif 5* Gesellschaft naturforschender Freunde. 58 Grund dieser zwei- bis mehrfächerigen Teleutosporen betrachtet Vortr diese Art als Repräsentantin einer neuen Gattung, die er Phragmopsora nennt, mit der Art Phr. Epilobii (Chaill.). Die Melampsora areolata Fr. fand Vortr. 1874 sehr viel auf den Blättern von Prunus Padus bei Berchtesgaden und Linz Bei dieser Art durchbohren die Hyphenenden , aus denen sich die Teleutosporen entwickeln, die untere Wand der Epidermis- zellen wachsen in dieselben hinein und bilden sich dort zu den Teleutosporen um; diese werden ebenfalls, wie hei Phragmopsora durch Längswände in mehrere Fächer, meistens 4—7, getheilt. Vortr. betrachtet daher diese Art ebenfalls als Repräsentantin einer neuen Gattung, die er Thekopsora nennt. Thekopsora unter- scheidet sich also von Phragmopsora durch die intracellulare i - düng der Teleutosporen. In dieser läuteren Hinsicht .«mm. «e voll- kommen überein mit der von J. Kühn in der Hedwig.. 1869, p. 81 aufgestellten Gattung Calyptospora. J. Kuhn und Schroeter batten ihr bereits ihre richtige systematische Stellung angewiesen, während Vortr. früher hauptsächlich wegen der bei den Dredtneen SO seltenen Längstheilung der Sporen in Fächer ihre Verwandt- schaft gänzlich verkannte (vgl. Bot. Zeitung 1871, Sp. 0 ). Calyptospora stimmt, wie gesagt, in der Teleutosporenbildung vollkommen mit Thekopsora überein, unterscheidet sich aber von letzterer durch das Fehlen der Stylosporen-Fructiftcation. Ausser- dem weicht sie noch biologisch beträchtlich von den anderen Gattungen ab; während Calyptospora nur auf den angeschwolle- nen Pardeen des Stengels auftritt und nie auf den Blattern vor- kommt, zeigen sich Thekopsora , Phragmopsora und Melampsora stets nur fleckenweise, und kommt Thekopsora nach den Erlah- rungen des Vortr, nie auf den Stengeln vor, während Phragmopsora und wenigstens mehrere Arten von Melampsora fleckenweise auf Blättern und Stengeln auftreten. In der Hedwigia 1874, p. 81 hat Schroeter die von ihm entdeckte Gattung Melampsorella beschrieben. Bei dieser ent- wickeln sich die Teleutosporen ebenfalls innerhalb der Epidermis- zellen und bleiben ungeteilt, wie bei Melampsora. Durch ihre farblose Wandung weichen sie von denen der anderen Gattungen ab Ausserdem ist Melampsorella noch sehr ausgezeichnet durch ihr biologisches Verhalten. Die Teleutosporen werden erst im ! Sitzung vom 20 . April. 59 kommenden Frühjahre vom Mycelium der Stylosporenlager ge- bildet und treten auf den ganzen Blättern einer kurzen Stengel- region auf. Endlich ist hier noch anzuführen die Gattung Cro- nartium , bei der die Teleutosporen zu einem sich mitten aus dem Stylosporenlager erhebenden Säulchen verwachsen sind. Wegen Mangels an Material konnte Yortr. leider manche Arten der alten Gattung Melampsora nicht untersuchen und da- her kein Urtheil über ihre systematische Stellung gewinnen, was er namentlich von Melampsora guttata Schroet. und M. Hypericorum bedauert. Aus demselben Grunde kann er nicht angeben, ob die am Eingänge auseinandergesetzten Verschiedenheiten der Stylosporenlager mit den nach den Verschiedenheiten der Teleuto- 9porenlager gewonnenen Gattungen zusammenfallen. Nur möchte er schon hier hervorheben, dass bei allen von ihm untersuchten Arten der Gattung Melampsora in seiner Begrenzung die Stylo- sporenlager stets Paraphysen führen, so bei Melampsora salicina, M. populina, M. Euphorbiae und M. Lini ; diese Stylosporenhaufen sind entweder von Peridien umgeben oder nicht; sie sind meist flockenförmig und rollen sich die Ränder der weit geöffneten Peridien am Rande zurück; eine Ausnahme davon macht nur Mel. betulina Desm., deren Stylosporenbaufen klein, punktförmig sind und von einer sich nur am Scheitel mit einem kleinen Ostiolum öffnenden Peridie umgeben sind; doch führen auch diese kleinen Stylosporenhaufen nach Tulasne Paraphysen. Bei den anderen Gattungen hingegen sind die Stylosporen- haufen stets klein punktförmig und von einer sich nur am Scheitel mit kleinen Ostiola öffnenden Peridie umgeben und führen keine Paraphysen. Melampsora betulina bildet daher in ihren Stylosporenlagern einen Uebergang von Melampsora zu den an- deren Gattungen. Betrachten wir kurz die oben auseinandergesetzten Gattungen der Melampsoreae mit zu flachen , krustenförmigen Lagern ver- wachsenen Teleutosporen, so lassen sie leicht ihre natürlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zu einander recht anschaulich erkennen. Bei der artenreichsten Gattung Melampsora sind die Teleutosporen intercellular und ungetheilt. Von hier aus gelangen wir einerseits zu Melampsorella , wo die Teleutosporen ungetheilt bleiben, aber intercellular gebildet werden, andererseits zu Phra- 60 Gesellschaft naturforschender Freunde. gmopsora, wo sie intercellular bleiben, aber durch Längswände mehrfächerig werden. Von Phragmopsorn gelangen wir zu Thekopsora und Calyptospora dadurch, dass die Bildung der mehr- fächerigen Teleutosporen erst an den Epidermiszellen statthat. Wir erhalten demnach folgendes Tableau der Verwandtschaft dieser Gattungen: Melampsora Teleutosporen, ungetheilt, intercellular. Melampsorella Teleutosp , ungetheilt, intracellular. Thekopsora Teleutosp. mehrfäche- rig intracellular. Sie treten fleckenweise auf. Ihnen gehen Stylo- sporenlager voraus. Phragmopsora Teleutosporen, mehrfächerig, intercellular. Calyptospora Teleutosp. mehrfäche- rig intracellular. Sie überziehen die ganze Fläche des angeschwol- lenen Sten geltheiles; nhnp St.vloSDOren. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaften Prag, Jabrg. 23. Monatsbericht der Berliner Akademie d. Wissenfech. December 1874 Register zu den Monatsberichten d. Akad. d. W. von 1859 — 1873 Sur les couleurs accidentelles öu subjectives par Plateau , Bruxelles 1875. Sitzungs^Be rieht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 18. Mai 1875. Director: Herr von Strampff. Herr Gustav Fritsch berichtete über seine Beobachtungen hinsichtlich der sogenannten „Giftwanze von Mianeh“ ( Argas persicus ) gelegentlich der jüngst verflossenen Expedition zur Beobachtung des Venusdurchganges in Ispahan. Es wird in den Reiseberichten besonders der älteren Autoren diesem Thier eine ganz bedeutende Giftigkeit zugeschrieben, der Art dass Reisende, welche im genannten Orte nur eine Nacht zubrachten, binnen wenigen Stunden an den Bissen des Insectes zu Grunde gehen sollten. Als ein Völksmittel gegen den tödtlichen Effect der Bisse wurde empfohlen, die Gebissenen alsbald am Morgen in die Haut einer frisch geschlachteten Kuh zu rollen und darin längere Zeit verweilen zu lassen. Neuere Reisende bestätigten, dass diese Zecke auch jetzt noch im Lande allgemein gefürchtet wird und den Mianeh passiren- den Fremden gefährlich sei, Einheimischen dagegen Nichts anhabe; es fanden sich aber auch Stimmen, welche die ganze Sache für eine Fabel erklärten. Die Expedition besuchte zwar nicht die Stadt selbst, aber hatte doch Gelegenheit in der Nach- barschaft Erkundigungen einzuziehen , die Thiere noch frisch zu erhalten und über eine verwandte Species eigene Erfahrungen zu sammeln. Als das Resultat dieser Forschungen ergab sich, 62 Gesellschaft naturforschender Freunde. dass die Giftigkeit des Argas nicht bezweifelt werden kann. Eine als viel ungefährlicher angesehene verwandte Species, unter welcher die Mitglieder der Expedition in Patschenar am Sefid M ” leiden hatten, veranlass bei den Gebissenen kle,ne schmerzhafte Beulen, von denen bei einem der Reisenden eine hefüge Zellhautentzündung der Hand und des Armes ausging, ein Unglück, welches den Herrn zum zweiten Mal nach einem enthalt von wenigen Stunden am Orte (ebenso wie früher) ere *. Im Unterschiede von der Mianeh- Zecke wirf« das “ * sehr ähnlich aussehende Thier als die gewöhnliche Sch a afz eck bezeichnet und scheint in Persien eine grosse Verbreitung zu haben; sie befällt allerdings vornehmlich Schafe, doc wir 1 .e gefürchtete Verwandte ohne Zweifel auch die Haussiere befallen. Ob der richtige Argas persicus nicht gleichfalls viel verbreitecr ist als im Allgemeinen angenommen wird, bleibt da ^ ’ b Angaben gehen als Regel dahin, dass er sich nur in Miane Turkomanschei , sowie einigen Orten der unmittelbaren Nac - barschaft fände. Ein viel in Persien herumgereister unterrichteter Herr behauptete indessen, das Thier sei keineswegs verschieden von einer durch den ganzen Südwesten Persiens verbreiteten Art welche er als die Saumzecke -bezeichnte ein Name, der’ auch für den Argas persicus in Anspruch genommen wird und sich auf den etwas aufgeworfenen Saum des platten rundlichen Körpers bezieht. Wie andere Zecken sind diese Arten im hungernden Zustande dünn, Bach und besonders die Mianehwanze“ zeichnet sich dabei durch ihr durchscheinendes Insehen aus; ein Theil der frisch übersandten “w sich in diesem Zustande, ein kleinerer war leicht gewölbt, Körperinhalt erwies sich als dunkles Blut. Sie stammten aus einem Pferdestall in Mianeh, an welchen Local. taten sie siet „em hinter dem gelockerten Kalkanwurf der Wände aufhaL . Ist wirklich die Verbreitung der Art eine so viel grossere a s gewöhnlich angenommen wird, so fragt es «ich,^ _ Gerade an den genannten Localitäten zu einer so traurigen d ge,a„gt? und — i,e ba. reellen Grund und ist diese hierin so viel giftiger als die wandten Arten? Als Antwort auf diese Fragen muss der Vor- tragende die Ueberzeugung aussprechen, dass es die eigen Sitzung vom 18. Mai. 63 liehe Beschaffenheit der Oertlichkeit ist, wodurch der jeden falls giftige Argaspersicns gefährlich wird.*) Die Niederungen am oberen Lauf des Sefid Rud , in denen Mianeh und Turkomanschei liegen, sind mit endemischen Malaria- Fiebern behaftet, die fast nirgends im nördlichen Persien einen so gefährlichen Charakter annehmen als gerade dort, so dass Fälle vom richtigen pernieiösen Fieber keineswegs selten sind. Es scheint nun, dass die Aufnahme von septischen Stoffen in das Blut und die allgemeine Irritation des Körpers, wie sie den häufigen Bissen der Mianeh -Zecke jedenfalls folgt, den Grund abgeben für eine grössere Inclination der Gebissenen zu den herrschenden Malariafiebern, und sich so die eine Schädlich- keit mit der andern zur Steigerung des Effectes verbindet. Es erklärt sich auf diese Weise auch, warum die Einheimischen, welche gegen den Einfluss der Malaria abgehärtet sind, von den eventuellen Bissen des Argas keine üblen Folgen verspüren; auch Europäer, deren Aufenthalt im Lande bereits nach Jahren zählte, pflegten gleichgültig gegen diese Gefahr zu sein, wenn sie selbst zum längeren Aufenhalt in Mianeh veranlasst waren. Es kommt aber hierzu, dass auch gerade der durchreisende Fremde den Bissen des Insektes bedeutend mehr exponirt ist als der Ortsangehörige. Der Grund dafür liegt in den Wohnungs- verhältnissen; der erstere ist gezwungen sein Nachtquartier in einer schmutzigen Karawanserei oder Schapparchane (Courier- station) aufzuschlagen, d. h. in Localitäten, welche in der That, viel mehr für die Lastthiere als für die Menschen angelegt sind, und in denen es natürlich von allerlei Ungeziefer wimmelt; der ansässige Perser wohnt dagegen in leicht gebauten, aber meist weitläufigen Lehmhäusern , wo es ihm nicht schwer wird , sein Vieh genügend abzusondern, um von den Parasiten desselben nicht belästigt zu werden. Was nun endlich die Behandlung anlangt, so leuchtet ein, *) Eine hiermit übereinstimmende Ansicht ist auch von mir in Virchow’s Archiv f. pathol. Anat. Bd. XIX, p. 463 f. bei Gelegenheit einer Mittheilung über den Argas reflexus Latr. (a. a. 0. p. 456 ff. u. Sitzungsbericht d. Ge- sellsch. naturforsch. Freunde v. 17. Januar 1860, p. 2,) ausgesprochen worden. Gerstaecker. 5** 64 Gesellschaft naturforschender Freunde. dass bei Complication von Malariafieber mit den Wirkungen der Bisse dies selbst in die erste Linie zu stellen ist und also die Darreichung von Chinin indicirt ist; herrschen locale Erschei- nungen vor, so hat man sich gegen diese zu wenden. In dem oben angedeuteten Falle in Patschenar, wo die Zellhautentzündung sich bereits sehr schnell entwickelte, wurden wiederholte Inunc- tionen von grauer Quecksilbersalbe mit Erfolg angewendet; auf frische Bisswunden würde sich jedenfalls die Application von Ammoniak empfehlen. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften. Ja- nuar und Februar 1875. Abhandlungen des naturwissensch. Vereins zu Bremen. Band 4, Heft 2. 3, nebst Beilage No. 4. Bulletin de la Societe des Naturalistes de Moscou 1874, No. 3. Abhandlungen der naturforsch. Gesellscb. zu Görlitz. Bd. 15. Verhandlungen des botanisch. Vereins der Prov. Brandenburg, Jahrg. 16. A. W. Sch ade ’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 15. Juni 1875. Director (in Vertretung): Herr Ehrenberg. Herr von Martens machte eine vorläufige Mittheilung über die zoologischen Sammlungen, welche von den Naturfor- schern und Aerzten von Sr. Maj. Schiff Gazelle auf der Ker- guelen-Insel im verflossenen Winter gemacht wurden, soweit dieselben bis jetzt auf dem Zoologischen Museum zur Untersu- chung gelangt sind. Zunächst hob derselbe hervor, dass durch Einsendung der Bälge und Schädel verschiedener Robbenarten, sowohl einer wissenschaftlich neuen Art von Pelzrobben (Arcto- phoca gazella Ptr.), als des sogenannten See-Elephanten ( Ma - crorhinus leoninus L.) und See-Leoparden ( Stenorhynchus lepto- nyx Blv.), worunter einzelne von beträchtlicher Grösse, eine wesentliche Lücke im hiesigen Museum ausgefüllt ist. Von Vö- geln sind mehrere Pinguinarten und die ebenfalls für die süd- lichen kälteren Meere charakteristische Gattung Chionis mit einer für unsere Insel eigenen Art, Ch. minor , zu erwähnen. Von wirbellosen Thieren wurden namentlich mehrere Mollusken und Crustaceen hervorgehoben und vorgezeigt, und zwar einerseits solche, welche zu Gattungen gehören, die bisher als charakte- ristisch für die nordischen Meere galten, so Arten der Isopoden- gattung Arcturus und der Meerschneckengattung Margarita , an- dererseits solche, welche den südlichen kälteren Meeren eigen- thümlich sind, so eine Art der Spatangiden - Gattung Tripylus, 6 66 Gesellschaft naturforschender Freunde. eine einigermassen an Trilobiten erinnernde Serolis und eine neue Art der Schneckengattung S trut hio laria , welche sich durch ihre Sculptur (gebogene Vertikalrippen anstatt der Knöt- chen) leicht von den bis jetzt bekannten Arten, die sämmtlich in Neuseeland oder Neuholland zu Hause sind, auszeicbnet und daher Str. costulata heissen mag; sie wird bis 41 Millimeter lang, wovon die Mündung 24 einnimmt, ist dünnschaliger als die anderen Arten, einfarbig und ihre zarte hellbräunliche Scha- lenhaut löst sich leicht ab, so dass auch frisch gefangene Exem- plare unansehnlich, matt weiss, wie verwittert aussehen , wie das bekanntlich auch bei hochnordischen Meerschnecken olt der Fall ist. Die einzige bis jetzt von der Kerguelen-Insel bekannte Landschnecke, Helix Hookeri , zunächst mit der neuseeländischen Gruppe Charopa und der chilenischen Stephanoda verwandt, liegt auch in mehreren Exemplaren vor; namentlich ist sie auch zwischen den eingesandten Moosen (Arten der Gattung Hypnuni) von unserm Mitglied Prof. A. Braun aufgefunden worden. Endlich sind auch einige Insekten*) von der Kerguelen-Insel eingeschickt worden. Herr Hartmann sprach über die bekannten recenten Arten der Gattung Hyaena. Die charakteristischen Eigentüm- lichkeiten der Species H. striata , crocuta , fusca ( s . brunnea , s. villosa ) wurden ausführlich erörtert, auch wurde auf das exces- sive Variiren dieser Formen an Grösse, Gestalt und Farbe auf- merksam gemacht. Von H. striata sieht man einzelne alte Männchen von bedeutender Grösse und sehr zottiger Behaarung. *) Die eingesandten Insekten sind: 1) eine kleine beinfarbige Lepido- pteren-Larve, von cossusartigem Habitus und über den Rücken hin mit stär- ker chitinisirten Querwulsten und Schwielen, welche vereinzelte, starre Bor- sten tragen, versehen. 2) Zwei Arten der Curculionen- Gattung Phyllobius. 3) Ein völlig flügelloses Dipteron aus der Abtheilung der Muscina acahjptera, der Oeellen und des Scutellums entbehrend, mit verlängerten Mittel- und Hinterbeinen, welche gleich den vorderen und dem mit breiter Basis ent- springenden Hinterleib völlig borstenlos sind; nach der Kopf- und Fühler- bildung anscheinend den Ephydrinen zunächst verwandt und unzweifelhaft ein Strandbewohner. 4) Eine Art der Philopteriden-Gattung Lipeurus. Gerstaecker. Sitzung vom 15. Juni. 67 Ein solches Thier wurde 1872 z. B. in der Kreuzberg’schen Menagerie zu Berlin lebend ausgestellt. Dasselbe stammte, den Erkundigungen des Vortragenden zufolge, aus „Obernubien“. Ein anderes riesiges Exemplar, mit vielen dichtstehenden dunk- len Querbinden auf fahlgrauem Grunde gezeichnet, findet sich im Hofburgkabinet zu Wien mit der Bezeichnung „aus Abys- sinien“. J. Bruce of Thinnaird schildert indem naturhisto- rischen Anhänge zu seiner denkwürdigen Reisebeschreibung eine Hyäne von Atbarah (heutige Provinz Taqa) als 5 Fuss 9 Zoll lang, 112 Pfund schwer, gelbbraun gefärbt, mit breiten, sehr dunklen Streifen. Ueber ähnliche grosse Hyänen Kordufan’s berichten Russegger und Heuglin. Auch Vortragender hörte davon erzählen. Diese Thiere erinnern an die oben genannten Exemplare der H. striata. Auch H. crocuta kommt in mächti- gen , der H. spelaea kaum nachstehenden Exemplaren vor. Schreiber dieses sah zu Kharthum Schädel einiger von dem be- kannten Jäger Florian Muche am Khor-el-Gasch und am Setit erlegter alter männlicher „gefleckter“ Hyänen, welche durch ihre Dimensionen in Erstaunen setzten. Auch die vom Tischler Schiller, einem der Gefangenen von Magdala, um Monkullo, Eiles und in Ost-Semien geschossenen männlichen gefleckten Hyänen haben gewaltige Kranien mit zum Theil bis zum Halse abgekaueten Zähnen, welche denen von H. spelaea ebenfalls kaum etwas nachgeben. Im Zoologisk Have zu Ko- penhagen befand sich 1874 ein durch Grösse ausgezeichnetes schönes Exemplar der Art lebend. Manche Individuen von H. crocuta haben eine sehr zottige, an diejenige der H. villosa er- innernde Behaarung. Ihre Flecken ordnen sich zu Streifen, deren Längenausdehnung allerdings hier und da durch grössere und geringere Lücken unterbrochen wird. Derartige Individuen konnten einem Rueppell Veranlassung zu der Annahme geben, H. fusca sei möglicherweise nur eine Varietät der H. crocuta. Indessen möchte Vortragender der H. fusca oder villosa , deren Vorkommen auch in Innerafrika übrigens thatsächlich verbürgt erscheint, aus anatomischen und anderen Gründen die Artselbst- ständigkeit sichern. In der Zeichnung des Felles ähnelt dieselbe durchgängig mehr der H. striata als der crocuta. Auch von ihr giebt es einzelne mächtig entwickelte Individuen, namentlich aus 6* 68 Gesellschaft naturforschender Freunde. Südafrika. Ein wahres Prachtexemplar, von Wahlberg er- worben, findet sich in dem so reichhaltigen nnd schön geord- neten zoologischen Museum zu Stockholm. Andere lebende Exemplare konnte Vortragender im zoologischen Garten zu Ber- lin und in Kreuzberg’s anerkannt vortrefflicher Menagerie beobachten. Auch in osteologischer Beziehung stand ihm reich- haltiges Material zur Verfügung. Genauere Mittheilungen hier- über werden in einer baldig erscheinenden selbstständigen Ar- beit publicirt werden. Derselbe sprach ferner über das Aeussere und den anato- mischen Bau des Simir, Worabesa oder gemalten Hundes ( Canis pictus). Auf der nordostafrikaniscben Reise mit diesem sehr wilden und energischen Vertreter der hundeartigen Raubthiere in nur vorübergehende Berührung getreten, fand Vortragender später Gelegenheit, die flüchtigen, mehr poetischen Eindrücke einer gelegentlichen Begegnung par distance auf dem directen Wege der Beobachtung des Lebendigen und Todten neu aufzu- frischen. Abgesehen von der Anschauung, welche lebende ge- fangene Canis pictus in Afrika selbst darboten, waren es na- mentlich die Exemplare der Hamburger und Berliner zoologi- schen Gärten, welche Schreiber dieses vielen Stoff zu genauerer Forschung gewährten. Im Herbste 1873 erlagen die aus den transvaalschen Gebieten Südafrikas stammenden Exemplare des zoologischen Gartens zu Berlin sehr verbreiteten tuberku- lösen Lebergeschwüren. Der Director jenes grossartigen Eta- blissements, der wissenschaftliche Bestrebungen in so höchst zuvorkommender, liberaler Weise fördernde Dr. Bodinus, ver- schaffte dem ihm befreundeten Vortragenden Gelegenheit, das Männchen und ein Weibchen des dahingestorbenen Kleeblattes zu obduciren und deren Myologie und Osteologie zu studiren. C. pictus wird gewöhnlich für ein Mittelding von Hyaena und Canis betrachtet. Der Leib des Thieres macht, sieht man von dem bunten Colorit des Felles ab, in der That entschieden den Eindruck eines etwas schlecht genährten struppigen grösseren Hundes. Dem Kopf dagegen verleihen die langen, breiten Ohren, die schwärzliche, abfällige Schnauze und das tückisch -wilde dunkle Auge etwas unverkennbar Hyänenartiges. Vortragender liess den Kopf des Männchens nach dem Kadaver in Gips ab- Sitzung vom 15. Juni. 69 formen; der leider durch einen unglücklichen Zufall zerstörte erste Abguss gewährte mit seinen gleichförmig weissen, des charakteristischen Schwärzlich entbehrenden Partieen den Ein- druck, als habe man es hier mit einem grossobrigen Schäfer- hunde oder gar Wolfe zu thun. Der Skeletbau des C. pictus erinnert bis auf gewisse Eigenthümlichkeiten an denjenigen des Hundes. Vortragender präparirte ferner die Muskeln des ver- storbenen Männchens und des einen Weibchens. A. Pagen - Stecher und v. Koch haben die Muskeln eines zu Hamburg gestorbenen weiblichen C. pictus dissecirt und die Osteologie, Myologie etc. desselben im „Zoolog. Garten“ 1870, pag. 197 ff. genau beschrieben. Vortragender schliesst sich in der Haupt- sache den von Pagen Stecher mitgetheilten anatomischen De- tails an. Canis pictus ist ein echter Canide, für welchen ge- wisse Eigenthümlichkeiten die Beibehaltung der Untergattung Lycaon H. Smith (Spec. L. pictus ) statthaft erscheinen lassen; wogegen Bezeichnungen wie Hyaena venatica Busch., H. picta Temm. oder Cynhyaena picta Fr. Cuvier, Temm. am Besten aus dem Systeme zu streichen sein dürften. Vorgelegt wurden farbige Zeichnungen der Physiognomien und des Gesammtbabitus von hyaena striata , crocuta und fusca , sowie von Canis pictus , ferner die Myologie des letzteren im Detail behandelnde Aquarellen, endlich Zeichnungen der Hyänen- und Hundeschädel verschiedener Arten, bez. Rassen. Der Vortragende verfehlte hierbei nicht, auf die vielfachen, Z e’I überraschenden Abweichungen aufmerksam zu machen, welche die Köpfe männlicher und weiblicher Individuen der auf- gefuhrten Thierarten nicht allein in Bezug auf das Geschlecht, 8onoern auch auf das Alter darbieten. Derartige Unterschiede prägen sich ja auch in der Schädelbildung mehr oder minder aus. n der Hand einseitiger und ungeschickter, auf systemati- sirenden Detailkram versessener Zoologen sind dergl. Variations- rscheinungen ein bekanntlich sehr gefährliches Spielzeug. Es Jgen jene Verschiedenheiten aber wieder recht deutlich, wie lange und sorgfältig man ein Thier nach äusserer Form, nach innerem Bau und Lebensthätigkeiten studiren müsse, um ein sic eres Urtheil über dasselbe gewinnen zu können. Die Wildniss, er zoo ogische Garten oder die Menagerie, der Secirtisch und 70 Gesellschaft naturforschender Freunde. die osteologische Sammlung sind die besten Beobachtungsplätze das Skalpell, die Säge, der Stift, die Malerfarbe, sowie endlich der photographische Apparat sind die passenden Instrumente zur Untersuchung so prägnanter Säugethierformen, wie die oben genannten. Herr Paasch (heilte mit, dass sich zwei bisher bei Berlin noch nicht gefundene Pflanzen als Einwanderer gezeigt haben. Centaurea Calcitrapa L. fand er an einem Damm der Verbin- dungs-Eisenbahn in der Gegend von Friedrichsfelde und Bunins orientalis L. auf einem Rasenplatz an der Spree, hinter dem Getreide-Magazin in der Neuen Friedrichsstrasse Nr. 2 und in der Gegend der Eisenbahn vor dem Stralauer Thore. — Herr Asche rson bemerkte hierzu, dass Centaurea Calcitrapa L. schon bei Magdeburg, überhaupt jenseits der Elbe häufig vorkomme, als Wanderpflanze aber noch nicht beobachtet sei: Bunins orien- talis L. komme bei Danzig vor, sei auch in neuerer Zeit, bei Stettin gefunden worden. Herr Ascherson berichtete im Anschluss au seine in der Junisitzung 1874 gemachten Mittheilungen über das Vorkom- men des Strausses in der libyschen Wüste, dass von Rohlfs, Zittel und Jordan auf dem Marsche durch das Sandmeer von Regen feld nach Siuah wiederholt Eierschalen dieses Vogels in grösster Anzahl angetroffen worden seien. Ersterer berichtet darüber in seinem demnächst erscheinenden Reisewerke (9. Febr., vierte Tagereise von Regenfeld aus): „Die überall liegenden Trümmer von Strausseneiern deuten darauf hin, dass dieser scheue Vogel, um sicher brüten zu können, sich die’ Einsamkeit des Sandoceans zum Nisten ausersieht. Neue und alte, vom Sandtreiben abgeschliffene Eierscherben fanden sich überall im ganzen Sandocean. Ein vor Verfolgung siche- reres Revier konnte sich der Strauss allerdings nicht erkiesen, als diese Wüste. Und um Futter zu finden, was sind da dem schnell dahin eilenden Vogel Entfernungen von 50, ja 100 Mei- len.“ Dass das Wasserbedürfniss sich auch bei diesem Wüsten- vogel sehr energisch geltend macht, beweist allerdings der dem Vortr. von Dr. Nachtigal mitgetheilte Umstand, dass die Be- Sitzung vom 15. Juni. 71 gleiter dieses ausgezeichneten Forschers auf seinem verzweifel- ten Marsche nach Tibesti aus den zahlreichen Straussenfährten die Nahe eines Wasserplatzes erkannten. Das somit darge- thane Vorkommen des Strausses in dem vor der libyschen Ex- pedition sicher nie von einem Menschen betretenen Einöde des Sandmeeres macht es recht sehr wahrscheinlich, dass die im ' ongen Jahre erwähnten Schalenreste ebenfalls von in der Nähe erfolgten Bruten herrühren. In Bezug auf eine Bemerkung des Hrn. Geh. Rath Ehren berg, der bei seinem Aufenthalte in bmah 1820 nichts von dem Vorkommen des Strausses in dorti- ger Gegend gehört hat, erwähnte der Vortragende noch, dass die Schalenstücke, wie andere leichte Gegenstände, z. B. Ex- cremente von Kameelen und Eseln, Stücke von Stricken und Matten und andere von Karawanen verlorene Gegenstände, die daher ein werthvolles Merkmal besuchter Strassen im Flugsande, wo die Spuren sofort verweht werden, darbieten, bei Stürmen’ stets auf der Oberfläche des Sandes bleiben und niemals einge- VVPnf worrlon ^ Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Report of the U. S. Geological Survey of tke Territory. F. v. Hayden. Vol. VI. Cretaceous Flora. Washington 1874. MontMy Report of the Department of Agriculture for 1873 Washington. Report of the Commissionen of Agriculture for 1872. 1873. Wa- shington. Anmal Report of the Trustees of the Museum of comparative Zoology. 1872. 1873. Washington. An essay, concerning important physical features exhibited in the vaUey of the Minnesota River and upon their signißcation by h. Warren. Washington 1874. United States Geological Survey of the Territories. Miscellaneous 1. List of Elevations in the Missisippi River. Washington 1875. Lotos, Zeitschrift für Naturwissenschaft. Prag 1874, Jahrg. 24. A. W. Schaden Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stalischreiberstr. 47. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 20. Juli 1875. Birector : Herr Braun. Herr Peters legte die Abbildungen von zwei neuen Beutel- tieren aus Neu-Guinea vor, welche dem Museo civico von Genua geboren. Das eine schliesst sich den Dasyuri an und ist in die- selbe Untergattung mit Chaetocercus cristicaudvs Krafft (Proc Zool Soc. Und. 1866. p. 435. ref. 36) aus Südaustralien zu vereinigen.' Die neue Art ist durch drei schwarze von dem Nacken ausge- hende Langsstreifen und die rothen Bürstenhaare auf der Ober- seite des Schwanzes ausgezeichnet. Sie ist auf den Wunsch des Herrn Marquis G. Doria dem Herrn Bruyn zu Ehren benannt worden, welchem das Museum zu Genua eine reiche Sammlung von Naturalien aus Neu-Guinea verdankt. Da der Name Chaeto- cercus bereits im Jahre 1853 an eine Gattung der Trochili ver- geben-worden ist, wurde dafür Dasycercns vorgeschlagen und d-e Art Dasycercns Bruynii benannt. Die zweite Art, von Herrn Ibertis in Andn gefangen, gehört den Phalangisten an und bildet eine neue durch den zweiseitig borstig behaarten. en und unten kahlen Schwanz ausgezeichnete Untergattung 'in wurde als Phalangista ( Distrechurus ) pennata beschrieben. Herr Br e fei d machte folgende Mittheilung über copulirende JZ ^lreicberZei,!h"""«e" ”"d ■*»**«- 7 74 Gesellschaft naturforschender Freunde. In dem ersten Hefte meiner Schimmelpilze*) habe ich durch eine umfassende Untersuchung dargelegt, dass die Grenzen der copulirenden Pilze weit umfangreichere sind, als dies bis dahin angenommen wurde. Sie bilden eine natürliche Classe von Pilzen, die ich Zygomyceten genannt habe, zu welcher die seit- her als copulirende Pilze allein gekannten Muconnen als eine Familie gehören. - Die erste Mittheilung habe ich damals aut die erschöpfende Beschreibung der Entwickelungsgesc ic e dreier Typen als ebensovieler Repräsentanten einzelner Familien der Classe unter Hinweis auf weitere spätere Mitthedungen be- schränkt, um nicht die mycologische Literatur mit unfertigen Publicationen neu zu beladen. Ich habe seit dieser Zeit d Untersuchungen unausgesetzt weiter geführt und will hier einiges Nähere aus ihnen, namentlich die Familie der Muconnen und das Genus Pilobolus specieller Berührende mitthellen. Eta wissenschaftliche Untersuchung dieser Schimmelte ist ohne besondere Methoden der Cultur, wodurch es möglich wird, den Entwickelungsgang eines Pilzes von er einze ncn Gonidie oder Spore ausgehend lückenlos zu verfolgen, m ausführbar. Ich habe diese für die Untersuchung Pilze notwendigen von mir begründeten Methoden bereits früh ) ausführlich dargelegt und will hier nur noch kurz bemerken das, ich die betreffenden Schimmelpilze seit Jahren in steter Cultur erhalte, um hierdurch im Laufe der Zeit die Lösung der ver- schiedenen Fragen zu ermöglichen, die mit einmaliger "iChtBei de^A ussaat'e i n e r Gonidie oder Spore in Nährlösungen von völliger Klarheit auf Objectträgern erkennt man, dass der vegetative Theil aller copulirenden Pilze, wie er aus der ausgesäeten Spore hervorgeht, aus einzelligen reichverzweig Mvcelien besteht, die Zellen von aussergewobnlicher Grosse und Dimension darstellen. Sie wachsen fort durch der einzelnen Fäden, in deren Verlauf meist nahe an der p Botanische Untersuchungen übe, Schimmelpilze. Leipzig bei Arth» Felix. 1872. . -) Methode, zur E.t.,..ch..g de, Pilze, Abhandl. de, phje.k medie. Gesellschaft i„ Wüwbutg 187t und Land., d.brtü.be, IV. Jahtg. L Heft. Sitzung vom 20. Juli. 75 neue Vegetationspunkte auftreten, welche zu vielfachen unregel- massjgen Verzweigungen führen. Erst mit dem Beginn der fructification hört die Einzelligkeit der Mycelien auf, es zeigen sich Scheidewände, die in fortschreitender Bildung einen centri- petalen Charakter tragen. Es werden zunächst die Enden der Mycelien, also die jün- geren Theile, von den mittleren, älteren Partien durch Scheide- wände getrennt. Diese schicken sich zur Fructification an wahrend die Enden weiter fortwachsen. Die ersten Anzeichen der F ructification geben sich durch Anhäufungen von Proto- plasma kund, welche an beliebigen Stellen im Verlaufe der fructiti cationsreifen Fäden in entsprechenden Abständen von ein- ander eintreten. Sie führen mehr oder minder starke Aus- weitungen der Mycelien an ebendiesen Stellen herbei, wodurch sie als beginnende Fruchtanlagen fortschreitend klarer hervor- treten. In dem Maasse als dies geschieht, schreitet nun die Fheilung der Mycelien durch Scheidewände centripetal weiter fort Es werden nämlich nun die einzelnen je zur Bildung einer ruchtanlage bestimmten Mycelabschnitte durch Scheidewände enger abgegrenzt. Diese Scheidewände treten entweder bald mit der ersten Andeutung der Fruchtanlage auf, die Grenzen der Mycelabschnitte bezeichnend, welche für die Bildung eines Fruchttragers bestimmt sind, oder sie erscheinen erst später, nachdem bereits eine engere Sonderung des Protoplasma an der fortgeschrittenen Fruchtanlage sich vollzogen hat, diese allein und unmittelbar von den Mycelien abgrenzend. Hier wie dort wird der Inhalt der Mycelien zur Fructification verwendet, sie hören mit der Fructification, soweit sie fructificationsreif sind vegetativ zu wachsen auf und sind nach deren Ausbildung inhalts- leen Dm einzelnen Fructificationsanlagen werden zu Attractions- p nkten für den protoplasmatischen Inhalt der Fäden, der sich i nen in deutlich sichtbaren Strömen zuwendet. Wo die Scheide- wände früh auftreten, bezeichnen sie die Grenzen der entgegen- f2TaA T,rd immer i8t’ •*> g n, diese Stelle als neutraler Punkt zwischen den Strömen “ 2U Vn" natÜrlichen Dimension des Fadens verjüngt. Im .. e,ien 6 ‘ritt d;e Begrenzung der Ströme durch Scheide- o e noch nicht ein, das Protoplasma strömt beliebig den 76 Gesellschaft naturforschender Freunde. Fruchtanlagen zu, es ist sogar leicht, an einer Verzweigungs- stelle der Mycelien die Theilung des Stromes in 2 Arme zu ver- folgen, welche- je verschiedenen Fruchtanlagen sic i zuw einen, erst dann, wenn eine genügende Menge von Protoplasma zu einer Fruchtanlage sich angehäuft hat, tritt nach einer vorherigen Sonderung desselben in einen engeren zur Fruchtanlage e stimmten Theil dessen allseitige Abgrenzung von den an Inba erschöpften Myceltheilen der Umgebung ein. Es ist jedoch zu bemerken, dass in beiden Fällen mit der Anziehung des Proto- plasmas auf einen Punkt sehr häufig nach rückwärts in den sich entleerenden Fäden ganz unregelmässig Scheidewände an- gelegt werden, welche die inactiv gewordenen Theile abgrenzen. Sie können mehr oder minder zahlreich sein und später sogar bis in den obersten Theil des Fruchtträgers selbst Vordringen. Jede Fruchtanlage lässt bald einen Vegetationspunkt erkennen, der zu einem verschieden langen oft typisch verzweigten Frucht- träger auswächst, an dessen Ende oder verschiedenen Enden die Fructification erfolgt. In den einfachsten Fällen bei den Chaetocladiaceen werden einzelne Gonidien abgeschnurt, die sich bei Piptocephalis noch zergliedern. Bei den Muconnen werden dagegen sehr complicirt gebaute Sporangien gebildet welche durch freie Zellbildung in ihrem Innern eine grosse Zahl von Gonidien erzeugen. Die Sporangien treten als Anschwellungen der Fruchtträgerenden auf, welche hiermit ihr Spitzenwachsthum beschliessen. Wenn die Anschwellung sich ausbildet, erfo g gleichzeitig im Innern des jungen Fruchtträgers eine Sonderung des Protoplasmas; das zur Gonidienbildung bestimmte asma tritt in die Anschwellung über, welche darauf durch eine meis etwas nach oben gewölbte Scheidewand, die Columella, vom Fruchtträger getrennt wird. Während nun die Sporangien- membran ihre weitere Ausbildung erfährt, erfolgt im Innern die Bildung der Gonidien dadurch, dass sich simultan aus dem n halte die einzelnen Partien Protoplasma differenziren und dann mit Membran umgeben, welche zu Gonidien werden Es kann die Gesammtmasse des Sporangieninbalts in der Gonidmnbi dung aufgehen, der Vorgang den Charakter einer Zellbildung durc Theilung tragen, oder aber - und dies ist der häufigere Fall - vor der Theilung oder mit ihr eine weitere Sonderung des Sitzung vom 20. Juli. 77 Protoplasmas stattfinden in einen engeren für die Gonidien- bildung bestimmten Theil und einen anderen, der hierfür keine Verwendung findet. Der Hergang entspricht in diesem Falle dem Schema der freien Zellbildung, wie es zur Zeit gilt, weil eben nicht alles Protoplasma der Mutterzelle für die erzeugten Tochterzellen Verwendung findet. Der nicht verwendete Theil ist ebenso verschieden in seinen Eigenschaften als in seiner ört- lichen Lagerung zu den Gonidien. Nach beiden Richtungen spricht sich seine Bedeutung auf’s Klarste aus: er übernimmt Functionen für die Entleerung der Sporangien und für die Ver- breitung der Gonidien. Je nach Umständen ist er bald zwischen den Gonidien gelegen, bald an bestimmten Stellen des Sporan- giums ausserhalb der Gonidien angebracht, bald klebrig, bald wasseranziehend und aufquellend, bald mit allen diesen Eigen- schaften zugleich ausgerüstet; ich habe ihn als Zwischensubstanz bezeichnet. *) *) Ich will bemerken, dass meiner Auffassung nach beide Vorgänge der Zellbildung als freie Zellbildung im Innern einer Mutterzelle aufgefasst wer- den müssen. Der Umstand, ob gerade alles Protoplasma der Mutterzelle für die Bildung der Tochterzellen Verwendung findet, oder ob ein Theil desselben für eine besondere Function abgeschieden wird, ist für den Vorgang der Zell- bildung seibst von gar keiner Bedeutung. Dort wo es vortheilhaft und nützlich ist, wird Zwischensubstanz bei dem Vorgänge gebildet, im anderen lalle unterbleibt deren Bildung. Wir haben diese Variation des Vorganges nicht bloss bei den Mucorinen, auch bei vielen anderen Pflanzenclassen z. B. den Ascomyceten und Myxomyceten. So wird bei den Tuberaceen alles Proto- plasma des Ascus für die Sporenbildung verwendet, die Entleerung der Sporen erfolgt in dem geschlossenen Fruchtkörper durch Auflösen des Ascus; bei den Discomyceten hingegen bleibt viel Protoplasma bei der Sporenbildung unverbraucht als Zwischensubstanz übrig; sie hat Wasser-anziehende Eigen- schaften, dehnt den Schlauch aus und bewirkt schliesslich ein Aufplatzen und damit die Sporenentleerung aus dem offenen Fruchtkörper. Bei den Myxomyceten ist es ähnlich, hier erhärtet in den meisten Fällen die Zwischen- substanz membranartig und stellt so das für die Entleerung der Fruchtkörper wichtige Capillitium dar. — Bei dem Embryosack der Phanerogamen zeigt sich in soweit eine Verschiedenheit bei der in seinem Innern stattfindenden freien Zellbildung, als hier die Mutterzelle, der Embryosack, zu bestehen und zu wachsen fortfährt, oft riesige Dimensionen annehmend wie z. B. bei der Cocospalme, 78 Gesellschaft naturforschender Freunde. Mit der Vollendung der Gonidienbildung treten weitere Veränderungen auf, welche schon wesentlich auf die Entleerung der Sporangien gerichtet sind. Sie erfolgt in einer nach ihrer besonderen Structur durchaus verschiedenen Weise. Ueberall dort, wo die Gonidienbildung durch vollkommene Theilung des Inhaltes der Sporangien ausschliesslich für die Gomdien erfolgt, tritt eine Auflösung der Membran der Sporangien ein, und die Gonidien verstäuben. Ueberall dort hingegen wo die Gomdien- bildung nur aus einem Theil des Inhalts der Mutterzelle erfolgt, eine Zwischensubstanz örtlich und stofflich verschieden ange egt wird, variirt der Vorgang in mannichfacher Weise. Am hauüg- sten tritt nach der vollkommenen Ausbildung der Sporangien eine ganz bedeutende Streckung der Frucbtträger ein, die hier- durch das 10— 15 fache ihrer Länge erreichen können. Diese Streckung erfolgt durch intercalares Wachsthum einer sehr eng begrenzten Zone des Fruchtträgers, die unmittelbar unter dem Sporangium liegt und durch ihre Zartheit und Farbenverschieden- heit leicht kenntlich ist. Durch diese Streckung entstehen die grossen stattlichen Schimmelpilze, die wie der Mucor mtens (Phycomyces ) eine Länge von 10 Zoll erreichen können und in ihrer Masse einem .dichten Haarschopfe gleichen. Die sic streckenden Fruchtträger sind äusserst lichtempfindlich, positiv heliotropisch, ihre Sporangien haben eine sehr reichliche Zwischen- substanz, die sehr stark aufquillt und klebrig ist und entweder zwischen den Gonidien liegt oder ausserhalb derselben an dei Insertionsstelle des Sporanginms am Fruchtträger angebracht ist. Im ersten Falle hat die Membran der Sporangien die Eigenschaft zu zerfliessen in eine sehr klebrige Substanz, im zweiten Falle zerfliesst sie nicht, wird aber durch die aufquellende klebrige Zwischensubstanz circumscript aufgesprengt. Mit der Streckung bleiben nun die Sporangien an beliebigem Widerstande kleben, auf den sie zufällig treffen und trennen sich vom Fruchttrager, oder dieser sinkt um und die Sporangien fallen auf die Erde, wo sich die Gonidien verbreiten oder die Sporangien bloss an- kleben um durch Zufall weiter fortgetragen zu werden. Bei anderen Formen wiederum unterbleibt diese Längsstreckung, die betreffende des intercalaren Wachsthums fähige Zone des Frucht- trägers wächst nur peripherisch sich zu einer grossen Blase Sitzung vom 20. Juli. 79 ausdehnend, auf welcher das Sporangium als kleiner Punkt sitzt. Hier wird durch starke Wasseranziehung des im Fruchtträger verbliebenen Protoplasmas das Sporangium schliesslich abge- schleudert, nachdem seine Membran schon vorher durch die unten im Sporangium vorhandene Quellschicht von Zwischen- substanz aufgebrochen war; es bleibt an irgend einem auf seiner Flugbahn getroffenen Hindernisse kleben. Die hier angeführten Variationen in der Structur der Fruchtträger und Sporangien und der Entleerung ihrer Gonidien finden sich nun in den mannichfachsten Combinationen und Modificationen bei den ein- zelnen Formen dieser Pilze vor. Unter besonderen äusseren Lebensverhältnissen kommt die Ausbildung der Fruchtanlagen an den fructificationsreifen Mycelabschnitten nicht normal zu Stande, diese vermögen dann einen vorübergehenden Ruhezustand anzunehmen , sich in den erreichten Stadien ihrer Bildung mit dicken Membranen zum Schutze zu umgeben, um erst später, wenn die äusseren Um- stände günstig sind, die versäumte Fruchtbildung nachzuholen, oder nach Art der keimenden Gonidien auch direct neue My- celien zu bilden. Es sind diese nur vereinzelt in ausgesprochener Form vorkommenden Bildungen auch wohl als Gemmen oder Chlamydogonidien bezeichnet worden. Sie sind für gewöhnlich nur Gliedertheile der Mycelien, wie sie als erste Einleitung zur Fructification an den reifen Abschnitten durch die früher be- schriebene Scbeidewandbildung gebildet werden und tragen in dieser einfachen Form der Bildung den Charakter einer vege- tativen Theilung, wie sie bei den einfachsten ersten Pilzclassen als Regel vorkommt. Ausser der hier beschriebenen ungeschlechtlichen Fortpflan- zung besitzen die Zygomyceten geschlechtlich erzeugte Früchte. Sie werden durch den einfachen Sexualact der Co- pulation zweier morphologisch und physiologisch gleichwerthiger Sexualzellen gebildet. An den Stellen, wo zwei geschlechtsreife Myceläste sich begegnen oder auch einander entgegengewachsen sind, werden die Sexualzellen durch Scheidewände abgegrenzt. Sie sind nicht länger als breit und vermischen ihren Inhalt durch Resorption der Zwischenwand. Die durch die Verschmelzung neu gebildete Zelle wächst zu einer grossen Spore heran, die 80 Gesellschaft naturforschender Freunde. sich schliesslich mit dicken, doppelt geschichteten Membranen für den Dauerzustand ausrüstet. In dieser geschlechtlichen Fortpflanzung besitzen die copulirenden Pilze offenbar in höchst mangelhaftem Grade die Hülfsmittel der Vermehrung; die Zygo- sporen dienen vielmehr vorzugsweise der Erhaltung der Art un hiermit steht ihre glänzende Ausrüstung für den Dauerzustand, ihre lange Keimfähigkeit durchaus im Einklänge. Dagegen liegt der Schwerpunkt der Vermehrung bei dieser Classe in der aus- nahmslos vorkommenden überaus reichen ungeschlechtlichen er- mehrung. . , • Das Product der Sexualität bleibt hier in allen hallen ei der Bildung einer grossen Dauerspore stehen, welche direct aus dem Verschmelzungsproducte der Sexualzellen hervorgeht. Nur in einem einzigen Falle zeigen sich an dem Producte der Sexualität die unzweifelhaften Andeutungen der fortgeschrittenen Entwickelungsrichtung, welche bei den Classen der höheren Pilze den Asco- und Basidiomyceten zur herrschenden wird, hier in der Erzeugung der hoch und reich gegliederten und sehr mächtigen Fruchtkörper der Trüffeln und Schwämme ihren Höhe- punkt erreicht, und mit der Bildung unzähliger Sporen endet die zugleich Träger der Erhaltung und Vermehrung sind und eine besondere ungeschlechtliche Vermehrung überflüssig machen, deren Vorkommen nur mehr ein vereinzeltes und seltenes ist. Der erwähnte Fall liegt uns in den von mir beschriebenen Zygo- sporen von Piptocephalis *) vor. Hier wächst das Verschmelzungs- product der Sexualzellen nicht direct, indem es allseitig an Dimension zunimmt, zur Zygospore heran; die mit dem Sexua - acte eingeleitete Wachsthumsrichtung ist vielmehr eine localisirte und bestimmt orientirte. Es tritt an bestimmter Stelle ein neuer Vegetationspunkt auf, an dem allein das Wachsthum erfolgt. Diesem einseitig localisirten Wachsthumsvorgange entspricht ein schliesslicher Theilungsprozess, aus welchem 3 physiologisch verschiedene Theilproducte hervorgehen, eine Dauerspore und 2 sterile Zellen, in ihrer Form ungefähr den früheren Sexual- zellen entsprechend, welche gleichsam das neu angewachsene durch die Theilung als Dauerspore abgeschiedene Stuck über *) Schimmelpilze, I. Heft. Sitzung vom 20. Juli. 81 sich erzeugt haben. In dieser besonderen Wacbsthumsrichtung und in der einfachen Differenzirung und Theilung des sexuellen Productes müssen wir den Höhepunkt der Entwickelung inner- halb der Classe der copulirenden Pilze erkennen; sie geht hier- über, soweit bis jetzt die Thatsachen vorliegen, in den Grenzen der Classe noch nicht hinaus. Die Keimung der geschlechtlich erzeugten Zygosporen erfolgt bei hinreichender Befeuchtung dann, wenn die Ruheperiode über- wunden ist. Es geht aus ihnen mit der Keimung ein Frucht- träger direct hervor, welcher einem ungeschlechtlich erzeugten durchaus gleich ist. Bisher war diese Art der Keimung die einzig beobachtete. Die ausnahmslose directe Erzeugung eines Fruchtträgers ohne Mycelbildung musste mit Nothwendigkeit zu der Auffassung führen, dass eben dieser Fruchtträger der Aus- gangspunkt der Sexualität sei, dessen Sporen erst wieder zu den Mycelien der Geschlechtsgeneration zurückgingen. Die voll- kommene Gleichheit des Fruchtträgers mit einem ungeschlecht- lich erzeugten Fruchtträger der Mycelien brachte hingegen diese Auffassung mit den sonst bekannten Thatsachen in unlösbaren Widerspruch, wonach ja eben das Product der Sexualität bei allen kryptogamischen Pflanzen darin charakterisirt ist, dass es ein anderes und neu erzeugtes ist gegenüber dem geschlecht- lichen Abschnitte, aus dem es hervorgeht und den es nur allein wiederzuerzeugen vermag, zwar so, dass der geschlechtliche und der geschlechtlich erzeugte aber seinerseits ungeschlechtliche Abschnitt der Entwickelung sich einander bedingen, und auf einander folgen als Wechselgenerationen, wenn sie je in wohl- umgrenzter Form zur vollkommenen Individualität gelangt sind. Ich stellte mir darum die Frage, ob es nicht möglich sei, die Fruchtträgerbildung bei der Keimung der Zygosporen zu unter- drücken zu Gunsten normaler Mycelbildung, und ob nicht diese Art der Keimung, wenn sie durch äussere Verhältnisse abzu- lenken wäre, eben darum auch als nichts weiter wie das ge- wöhnliche Resultat der äusseren Lebensverhältnisse anzusehen sei. Nach langen vergeblichen Versuchen gelang es mir endlich, das erwünschte Ziel zu erreichen. Cultivirt man nämlich zum Zwecke der Keimung die Zygosporen in Nährlösungen, so geht sowohl die Nährlösung wie die Zygospore unter. Die Nähr- 82 Gesellschaft naturforschender Freunde. lösung erleidet durch fremde Pilzkeime, welche sich mit der Länge der Zeit unvermeidlich einstellen, Zersetzungen, wodurch auch die Zygosporen ihre Keimkraft verlieren, weil es Wochen und Monate dauert, bis die Keimung überhaupt eintritt. Diese Umstände berücksichtigend brachte ich dann die Zygosporen in feuchter Luft zuerst bis zu dem Punkte beginnender Keimung und übertrug sie dann erst sehr vorsichtig in verdünnte Näbr- lüsungen. Die Keimschläuche wuchsen nun, wenn die Cultur richtig geleitet wurde, nicht mehr direct zum Fruchtträger aus, sondern erzeugten die normalen Mycelien der Geschlechtsgene- ration ohne vorherige Fruchtträgerbildung. Mit vollkommener Sicherheit erreichte ich mein Ziel stets bei den Zygosporen von Mucor dichotomus ( Sporodinia grandis ). Die Mycelien gediehen, wiewohl der Pilz in der Natur nur parasitisch auf grossen Schwämmen vorkommt, in den zusagenden Nährlösungen ganz vortrefflich. Ich unterliess nicht, die so gezogenen Mycelien vom Objectträger auf festes Substrat, mit Bierwürze befeuchtetes Brod, zum Zwecke einer üppigeren Entwickelung zu übertragen. Hier nun stellte sich direct aus den Mycelien der Zygosporen wiederum eine so massenhafte Zygosporenbildung ein, dass das Brod davon schwarz überzogen wurde; nebenher traten spater auch, aber nicht sehr üppig, die ungeschlechtlichen Mucorfrucht- | träger auf. . Die Versuche beweisen, dass die bisher beobachtete Keimung der Zygosporen mit einem Fruchtträger nur die eine Art der Keimung ist, die gewöhnlich unter den obwaltenden äusseren Verhältnissen eintritt, dass die zweite mit directer Mycelbildung dann erfolgt, wenn eine Auskeimung in Nährsubstrat stattfindet. Sie beweisen weiter, dass nicht die Fruchtträger, welche aus der Zygospore keimen, sondern diese selbst als das einfache un endliche Resultat der Sexualität anzusehen ist, und dass wir demnach thatsächlich in der höheren Ausbildung der Zygosporen, wie sie in eben ausgeführter Weise bei Piptocephalis vorkommt, | den Culminationspunkt innerhalb der Classe der copulirenden Pilze erreicht sehen müssen, den Höhepunkt nach der Richtung des sexuellen Productes, welche, wie die Thatsachen bei den höheren Pilzen, überhaupt die Thatsachen bei den höheren Pflanzen beweisen, im Pflanzenreiche die herrschende ist und Sitzung vom 20. Juli. 83 darum für die Systematik maassgebende sein muss. Die Ver- suche beweisen endlich, dass eine gesetzmässige Folge zwischen der ungeschlechtlichen Fortpflanzung und dem Eintritte der Sexualität ebensowenig besteht, dass die Sexualität nicht noth- wendig erst nach einer Sprossfolge ungeschlechtlicher Genera- tionen eintritt. Eine lange Reihe von weiteren Versuchen be- treffs der Sexualität und ihres Eintrittes können ebenfalls hier- für als beweisend gelten. Es ist ja von Interesse und für eine monographische Bearbeitung dieser Pilclasse, wie ich sie vor- habe, unerlässlich, die Zygosporen der einzelnen Pilze zu erhalten, sie zur geschlechtlichen Fortpflanzung zu bringen und die Um- stände zu kennen , von welchen ihr Auftreten etwa abhängig sein könnte; für gewöhnlich tritt nämlich gegenüber der un- geschlechtlichen Fortpflanzung die Sexualität so zurück, dass es erst für etwa 10 Repräsentanten gelungen ist, die Zygosporen zu finden. Indem ich dies anstrebte, überzeugte ich mich zu- nächst im Wege jahrelang fortgesetzter Cultur, dass der Gang der ungeschlechtlichen Vermehrung nicht nothwendig nach län- geren Sprossgenerationen ausschliesslich ungeschlechtlicher Fort- pflanzung von einer geschlechtlich erzeugten Sporengeneration abgelöst wird, ebensowenig zeigte sich hierfür irgend eine be- stimmte Jahreszeit von Einfluss. Im Laufe von 4 Jahren habe ich in den Culturen z. B. von Mucor lUucedo , M. stolonifer , M. racemosus und vieler anderen neu aufgefundenen Mucorinen die Zygosporen nicht bekommen , die doch von den beiden ersten längst bekannt sind, wiewohl ich zu allen Jahreszeiten die Cul- turen unterhielt und stets die neu gewonnenen Gonidien zur näch- sten Aussaat verwendete; ich habe so bereits eine Reihe von nahe an hundert ungeschlechtlichen Sprossgenerationen erreicht ohne Zygosporenbildung. Auch die Ernährung allein ist nicht von maassgebender Bedeutung; auf demselben Substrate, auf präparirtem Brode, bildeten Mucor dichotomus , Piptocephalis etc. regelmässig Zygosporen, während die oben genannten Pilze nur ungeschlechtliche Fruchtträger erzeugten. Ebensowenig ist endlich das Alter der Mycelien für den Eintritt der Sexualität entscheidend. Ich habe es bei meinen vervollkommneten Cultur- methoden erzielt, dasselbe Mycelium, aus ei n er Gonidie gewon- nen, auf ganz pilzfreiem unbegrenzten Substrate 4 Wochen lang 84 Gesellschaft naturforschender Freunde. fortwachsend zu cultiviren, ohne dass in dieser Zeit etwas an- deres als ungeschlechtliche Fruchtträger erzeugt wurden. Zur Ergänzung will ich' noch bemerken, dass ich nicht unterliess, betreffs der Substrate und ihrer Nährstoffe alle erdenklichen Variationen eintreten zu lassen, welche sich aber ebenfalls erfolg- los erwiesen. Wir können hiernach zur Zeit nur annehmen, dass die Zygosporenbildung bei den meisten copulirenden Pilzen von unbekannten inneren Ursachen in ihrem Auftreten abhängig ist Es ist bei der Mehrzahl allein vom Zufalle abhängig, wenn man sie mit Zygosporen antrifft; doch wird es hoffentlich den weiteren Fortschritten in der Culturmethode, einer noch genaueren Kenntniss der Lebensverhältnisse und Lebensbedürf- nisse dieser Pilze gelingen, sie sicher zur Sexualität zu bringen. Vorläufig haben wir darum in den ungeschlechtlichen Frucht- trägern, in ihrem Aufbau, in der Form und Bildung der Gonidien und in der Art der Verzweigung der Träger die Merkmale für die Unterscheidung der Formen. Für die Familie der Mucori- nen, die in Sporangien fructificiren, sind ausserdem die Structur- verhältnisse der Sporangien systematisch wohl verwerthbar. Die Vertreter dieser Familie sind im Ganzen wenig zahlreich, sie zeigen sämmtlich eine so nahe Verwandtschaft, dass mir die Aufstellung von mehr als 2 Gattungen nicht gerechtfertigt erscheint, den Gattungen Mucor und Pilobo/us. Ich will für heute noch die letzte dieser Gattungen berücksichtigen und hier kurz zusammenfassen, was ich darüber an bisher nicht bekannten Einzelheiten mittheilen kann. Die Gattung Pilobolus ist ausgezeichnet durch die Structur der Sporangien. Diese haben eine derbe cuticularisirte Membran und eine an ganz bestimmter Stelle im Sporangium gelegene Quellschicht, welche bei der Gonidienbildung ausserhalb der Sporen abgeschieden wird. Sie sprengt durch Quellung die Sporangienmembran an bestimmter Stelle und trennt durch fort- schreitendes Aufquellen das Sporangium vom Träger. Bei einigen Arten kommt eine gewaltsame Decapitation hinzu; das Sporan- gium wird abgeschleudert durch Aufplatzen des Trägers in Folge starker Wasseranziehung seines Inhaltes. In beiden Fällen wird das abgequollene oder zugleich auch abgeschleuderte Sporangium mit Hülfe der klebrigen Quellschicht an dem gefundenen Hinder- Sitzung vom 20. Juli. 85 nisse festgeklebt. — Die Mycelien und die Bildung der Sporan- gien sind von Klein*) im Wesentlichen richtig beschrieben. Das Protoplasma, der fructificirenden Fädön sammelt sich an einzelnen Stellen meist an den Enden der JMycelien und diese Stellen werden erst nach der Ansammlung bei allen den Arten, die das Sporangium abschleudern, durch Scheidewände von den Mycelien allseitig abgegrenzt. An der Hauptverbindungsstelle mit dem Mycel erfolgt die Abgrenzung stets noch innerhalb der Anschwellung, die gleichsam eine Zwiebel bildet. WAnn die f1 ruchtanlage im Verlaufe eines dicken Fadens oder gar an einer Hauptverzweigungsstelle eintritt, so dass die Arme nach 2 oder 3 Seiten gleich stark sind, so finden sich natürlich 2 oder 3 dieser Zwiebeln vor; sind sie dagegen nicht gleich stark, aber die Auszweigungen der Mycelien an der Stelle der Fruchtanlage zufällig sehr zahlreich und nur kurz und dünn, so treten sie gegen die Hauptzwiebel, die gewissermaassen die Verbindungs- stelle mit dem Mycel allein repräsentirt und dadurch auch den Anfang des Fruchtträgers, der sich aus ihr erhebt, örtlich be- stimmt, ganz zurück, sie erscheinen später als seitliche Aus- wüchse am Fruchtträger selbst, und sind auch fälschlich als solche gedeutet worden. Die reifen Mycelabschnitte, welche den centralen -Theil des Myceliums, zunächst nur eine grosse viel- verzweigte Zelle, bilden, welche von den weiterwachsenden Enden durch Scheidewände im Beginn der Fructification abge- grenzt wird, erschöpfen ihren Inhalt für die Anlagen der Frucht- träger, nach welchen das Protoplasma hinströmt; sie wachsen weder während der Fructification noch auch nachträglich vege- tativ weiter, wie dies Klein annimmt. Die zuletzt gebildeten Fruchtträgeranlagen erhalten meist nur mehr einen spärlichen Zufluss von Protoplasma, und kommen darum selten zur Ent- wickelung. Auch grössere Fruchtanlagen bleiben mitunter in der Entwickelung stehen, und umgeben sich mit derberen Mem- branen. Sie ertragen eine kurze Ruhezeit und bilden dann den Fruchtträger nachträglich aus, wenn die Bedingungen es ge- statten. *) Klein> zur Kenntniss des Pilobolus , Pringsheim’s Jahrbücher, 8. Band, 1872, 86 Gesellschaft naturforschender Freunde. Die Zygosporen waren bisher von Pilobolus nicht bekannt, ich habe sie bei einer Art gefunden, die ich früher als neu unter dem Namen P. Mucedo beschrieben und abgebildet habe*), die aber wohl nichts weiter ist, wie der von Cesati 1X50 schon beschriebene P. anomalus .**) Diese Art zeigt alle die charak- teristischen Structurverhältnisse des Sporangiums von Pilobolus , nur wird das Sporangium nicht abgeschleudert, sondern es quillt ab, indem der sehr heliotropische Fruchtträger durch intercalares Wachsthum eine bedeutende Streckung (den grossen Mucorarten ähnlich) erfährt. Aeusserlich sieht die Form darum einem Mucor ähnlich, mit dem sie auch das gemein hat, dass die Fruchtanlage nicht spät und unmittelbar von den entleerten Myceltheilen ab- gegrenzt wird, wie es bei den übrigen Pilobolis, welche die Sporangien abschleudern, geschieht; sondern dass auch hier eine Zergliederung der Mycelien durch Scheidewände in einzelne Abschnitte schon beim Beginn der Fructificatiou erfolgt, Ab- schnitte, welche je einen Fruchtträger in ihrem Verlaufe an beliebiger Stelle erzeugen. Die engere Abgrenzung der Frucht- anlage bei den übrigen Arten steht wohl mit dem Vorgänge des Abschleuderns der Sporangien im engen Zusammenhänge, diese würde ohne diese Abgrenzung von den Mycelien in der be- stimmten Weise kaum erfolgen können. Ich habe die Zygosporen des P. anomalus mehrere Male auf Pferdeinist gefunden, sie zeigen eine etwas einseitige Ausbildung, wodurch sie in ihrer Stellung zu den Trägern eigentümlich erscheinen. Sie befinden sich nicht zwischen, sondern über den Trägern, welche nahe zusammenstehen und die Zygosporen auf sich tragen. Die Zygo- sporen keimen leicht, schon nach 4 wöchentlicher Cultur in feuchter Luft in der bekannten gewöhnlichen Weise. Der von Cesati gewählte Name ist sehr bezeichnend, weil der P. ano- malus in der Structur der Sporangien, im Bau der Fruchttrager und in dem Mangel des Abschleuderns der Sporangien die Charaktere von Pilobolus und Mucor in gewissem Grade in sich vereinigt. *) Schimmelpilze, I. Heft. **) Beschreibung aus Coemans, Monographie du genre Pilobolus, ent- nommen. Sitzung vom 20. Juli. 87 An den Pilobolus anomalus schliesst sich in Beziehung auf Grösse des Fruchtträgers ein höchst stattlicher Pilobolus an, den ich seit einiger Zeit auf Pferdemist häufig gefunden habe. Ich halte ihn für den schon früher beschriebenen und abgebildeten Pilobolus roridus *), dessen Existenz vielfach bezweifelt wurde. Er ist durch seine aussergewöhnlichen Dimensionen, welche bis zu 2 Zoll Höhe gehen, durch seine intensiv schwarze Sporangien- membran und durch die nur wenig ovalen, sehr regelmässigen, gelben, 0.012 mm. langen und 0.01 mm. breiten Gonidien aus- gezeichnet. Der grossen Länge des Fruchtträgers entspricht es, dass die Abschleuderung der Sporangien hier nur äusserst, schwach und meist gar nicht eintritt; die Sporangien quellen auch hier der Mehrzahl nach ab, wie beim P. anomalus. An den Pilobolus roridus schliesst sich der von Klein beschriebene P. microsporus als wohl charakterisirte, durch die sehr kleinen länglichen, gelbgrünen, 0.006 mm. langen und 0.004 mm. breiten Gonidien ausgezeichnete Art an; auch hier werden die Frucht- träger bis zu ^ Zoll lang. Die Kleinheit der Gonidien, welche grosse Aehnlichkeit in der Form und Farbe mit denen von P. anomalus (die 0.008 mm. lang und 0.006 mm. breit sind) haben, unterscheidet diese Art sehr auffällig vom P. crystallinus , den Klein auf Grund irrthümlicher Culturergebnisse mit dem kurz- stieligen P. oedipus in genetischen Zusammenhang bringt. Diese beiden letzten Arten sind oft beschrieben und abgebildet.**) P. oedipus ist klein, hat grosse, sehr unregelmässige, rothe, runde, 0.015 bis 0.005 mm. messende Gonidien, P. crystallinus ist länger gestielt und hat gelb grüne, länglich ovale Gonidien, welche O. 015 mm. lang und 0.010 mm. breit sind. Im umgekehrten Verhältnisse zur Grösse des Fruchtträgers steht die Energie des Kopfabschleuderns. Sie ist höchst ener- gisch bei dem kurzen P. oedipus , schwächer bei den längeren Formen des P. crystallinus und microsporus , äusserst schwach bei dem grossen P. roridus und gar nicht mehr vorhanden bei P. anomalus. ) Persoon, Syn. Fung. p. 118; ferner abgebildet und beschrieben in der erwähnten Monographie von Coemans. ) Coemans Monographie von Pilobolus. 88 Gesellschaft naturforschender Freunde. Die Lage und Mächtigkeit der Quellschicht in den Sporan- gien entspricht genau diesen Verhältnissen. Sie ist in dem Maasse stärker ausgebildet und einseitig localisirt, als das Ab- schleudern zurücktritt. Bei P. oedipus ist die Quellschicht am unbedeutendsten, aber sie erstreckt sich fast bis zur Spitze des Sporangiums, gleichsam eine besondere Sporenhülle bildend, als welche sie auch von Klein aufgefasst und bezeichnet worden ist. Bei P. microsporus, crystallinus und roridus hat sie gerin- gere Ausdehnung im Sporangium, sie ist unten an mehr be- grenzter Stelle angebracht, aber mächtiger als bei P. oedipus. Sie ist endlich ausschliesslich localisirt an der Insertionsstelle der Sporangien beim P. anomalus. Hier hat sie eine grosse Mächtigkeit und gestaltet sich aufgequollen zu einem grossen Kragen am Sporangium, wenn sie ihre Function, das Abquellen der Sporangien, erfüllt hat. Herr C. Janisch, als Gast anwesend, legte eine grössere Anzahl von Diatomeen-Präparaten zur Ansicht unter dem Mikro- skop vor. Herr v. Martens sprach im Anschluss an eine frühere Mittheilung (Sitzung vom Juni 1871) über die vom Geh. Rath Ehrenberg auf seiner Reise durch Russland nach Sibirien im .Jahre 1829 gesammelten Conchylien. Der letztere hat in die- sem Jahre unter seinen Sachen noch eine von jener Reise her- rührende Partie von Conchylien wieder aufgefunden, deren Untersuchung durch den Vortragenden eine derartige Bereiche- rung der damals mitgetheilten Liste ergiebt, dass es passend erscheint, eine neue Uebersicht der gesammelten Arten im Folgenden zu geben: Sitzung vom 20. Juli. 89 Gesellschaft naturforschender Freunde. I Sitzung vom 20. Juli. 91 8 92 Gesellschaft naturforschender Freunde. Sitzung vom 20. Juli. 93 3 3 00 CO o> js ja O 2 O O a © c ® - qSdS fi © _C ' -3 © 3 . S £ o w o . f s pCJ © . £ • i— i ö *© G" * ^ s. Ö • cS CO redrc Oka •od. i M Gesellschaft naturforschender Freunde, Sitzung vom 20. Juli. 95 In dieser Uebersicht ist in der ersten Kolumne das von Anderen nachgewiesene Vorkommen derselben Arten bei Moskau oder Kaluga durch beziehungsweise (M.) oder (Kaluga), in der vierten das Vorkommen derselben Arten in Turkestan uach den Sammlungen des verstorbenen Fedtschenko durch (T.) be- zeichnet. Ueber die Lage der einzelnen hier genannten Orte ist die von Prof. G. Rose herausgegebene Reisebeschreibung zu ver- gleichen. Ueber einzelne Arten ist noch Folgendes zu bemerken: 1) H. ruderata 6 mm. im grossen Durchmesser. 2) H. hispida. Die Exemplare von Werchnomulinsk sind ziemlich eng genabelt, das Gewinde mehr oder weniger erhoben, das weisse Band breit; an keinem Exemplare ist eine deutliche Lippe vorhanden, aber die gedrückte Form der letzten Windung lässt die genannte Art nicht verkennen. Die Exemplare von Barnaul sind etwas weiter genabelt, sie waren auf einer hand- schriftlichen Etikette als H. ericetorum bezeichnet, wodurch sich erklärt, wie diese in Sibirien nicht vorkommende Art im Bulletin de la soc. imp. des nat. de Moscou I 1829 S. 55 und 185 als um Barnaul vorkommend angegeben wird. 3) Wahrscheinlich eine neue Art, aber nur in unausge- wachsenen Exemplaren vorhanden, flach, gelbröthlich, oben mit einem breiten weissen Bande, scharf rippenstreifig. Im Bull. Mose. I S. 185 als H. cellina (Druckfehler für cellaria ?) bezeichnet. 4) Nach Sehre nck sibirische Land- u. Süssw.-Moll. S. 672 sollte die typische Helix fruticum nicht in Sibirien Vorkommen, sondern nur die kleinere und flachere H. Schrenckii. Die vor- liegenden Exemplare von Barnaul sind aber typische H. fruticum von 20 mm. Durchmesser und 18 mm. Höhe. Die Weite des Nabels wechselt auch an europäischen Exemplaren und auch Stücke mit zwei Bändern kommen zuweilen in der Schweiz vor, vgl. H art mann Gastrop. S.183 Taf. 63 Fig. 4 — 6, so dassdieArt- unterschiede zwischen fruticum und Schrenckii wenig haltbar sind. 5) Buliminus miser war bis dahin nur aus Turkestan bekannt, das vorliegende Exemplar vom Altai, das ich zu dieser Art rechnen zu dürfen glaube, ist 9|- mm. lang und 5 mm. dick, die Mündung 4 mm. lang und 3 mm. breit, der Nabelritz etwas weit und die Mündungslippe dick. 96 Gesellschaft naturforschender Freunde. 6) Cionella lubrica von Barnaul 5^—7 mm. lang; nach einer beiliegenden Etikette ist dieses der angebliche Bulimus obscurus von Barnaul, Bull. Mose. 1829 S. 185. 7) Paludina Okaensis Clessin Jahrb. Nat. Gesellscb. 1 1875 S. 38 fällt nach erhaltenen Exemplaren mit fasciala zusammen; die Abbildung ist unkenntlich. 8) Bithynia Leachii. Es ist nach einer beiliegenden Etikette dieses dieselbe Schnecke, welche im Bull. Mose. a. a. Orte als Cyclostoma elegans bezeichnet ist, das angebliche Vorkommen des Cyclostoma in Sibirien also ein Irrthum. 9) Von Interesse ist das Vorkommen unserer mitteleuro- päischen Unio- Arten im Stromgebiet des kaspischen Meeres, von wo sie bis jetzt nicht bekannt gewesen; eine todte Schale von U. pictorum aus der Nähe des Kupferwerkes Werchnomuliusk ist stellenweise kupfergrün gefärbt. Die Exemplare mit der Angabe Barnaul sind alle schlecht erhalten, stark abgerieben, offenbar aus zweiter Hand oder doch nur todt und abgerollt gefunden, daher ihre Herkunft der Bestätigung bedürftig. 10) Es ist dieses die Art, welche in der Reisebeschreibung von G. Rose als ein unbestimmtes Cardium , ähnlich dem C. medium L., bezeichnet ist. All die vorliegenden Cardien, Adacnen und Dreissenen sind zwar nicht lebend , aber doch, soviel nach den Schalen zu beurtheilen möglich, in recentem, nicht fossilen Zustande gefunden. 11) Adacna protracla zeigt Spuren von Schlosszähnen nach Art der Didacna. Derselbe sprach ferner noch über einige centralasiatische Land- und Süsswasser-Conchylien, welche von dem verstorbenen Dr. F. Stoliczka auf der für ihn verhängnisvollen Expedition nach Yarkand gesammelt und von Herrn G. Nevill in Calcutta, welcher sie bearbeiten wird, dem Vortragenden zugesandt wor- den sind. Die grösseren Landschneckenarten sind für Central- asien eigenthümliche Arten, zeigen aber, wie nahe sich hier die von Russland und die von Englisch -Indien ausgegangenen Ex- peditionen schon kommen, indem zwei der den Engländern neu erschienenen Arten schon von russischen Reisenden gesammelt worden sind, Helix phaeozona in Turkestan von Fedtschenko Sitzuny vom 20. Juni. 97 und H. plectotropis im Thianschan von Semenow. Ganz neu ist eine Helix Stoliczkana benannte Art, welche zur Gruppe Campylaea zu gehören scheint, aber sich durch starke Streifung und Vorhandensein von zwei Bändern, wie einige aus dem Kaukasus bekannte Arten auszeichnet. Unter den kleineren Landschnecken finden wir wieder europäische Arten, so Helix costata, Pupa museorum und Succinea Pfeifferi. "Die Süsswasser- schnecken sind fast alle europäische Arten, einige Limnaeen sind durch ihre sehr dicke Schale bemerkenswerth , denen ent- sprechend, welche in den grösseren Seen am Fusse der Alpen in der Schweiz und Oberitalien leben. Herr Braun theilt Beobachtungen über Gloeocapsa von Dr. Hermann Itzigsohn unter Vorlegung einer Reihe von Zeichnungen mit. Die Kenntniss der Vegetationszustände dieser Gattung war bisher eine wenig genügende, da man bloss ihrer gewöhnlichen Zellvermehrung und Färbung sein Augenmerk zu- wandte. Bornet ist der Erste, der gelegentlich seiner Gonidial- forscbung in Bezug auf die Flechten, die S poren b i 1 d ung der Gloeocapsen erwähnt, der sie, in einer dürftigen Figur, angeb- lich von Gloeoc. stegophila abbildet. Er macht auf die warzige Beschaffenheit des Exosporiums aufmerksam. Dem Dr. Herrn. Itzigsohn gelang es, die Sporenbil- dung bei zwei Arten genauer zu beobachten. 1. Gloeocapsa stegophila H. I., die auf alten Lattendächern in Neudamm und Umgegend häufig in Gesellschaft von Scyto- nema lignicola Näg. (Scyt. tectorum Hr. und Rabenh. Dec.) vor- kommt. Die schön burgunderrotben Sporen liegen in Vielzahl in grösseren oder kleineren Gloeocapsenstöcken, sie bestehen jedes- mal aus zwei gleichen Hälften, sind also Doppelsporen. Jede Sporenhälfte besteht aus einer dunkelrothen Gallertcyste, in welcher ein spangrünes oder goldgelbes Gonidium nistet. Durch Theilung dieser Gonidien vergrössert sieb bei der Keimung die Cyste, und wird allmälig wieder ein Gloeo- capsenstock. Die Sporenhaut ist glatt, im Gegensatz zu der Figur Bornet s, der sie rauh punktirt zeichnete, mithin wohl eint: I 3g Gesellschaft naturforschender Freunde. andere, als die erste Gloeoc. stegophila , vor sich hatte. Es giebt viele rothe Gloeocapsenarten , deren specifischer Werth erst nach der Erforschung ihres ganzen Lebenscyclus, und namentlich ihrer Sporenbildung, festgestellt werden kann. 2. Glococapsa violacea. Mit diesem Namen bezeichnet Dr I einstweilen eine sehr polymorphe, aber stets violett ge- färbte Gloeocapse, die auf Dolomitgesteinen des fränkischen Jura (Arnolt) sehr gemein ist und darauf einen schwarzgrauen pulverigen Ueberzug bildet. Ob sie mit Nägeli’s Gl. ambigua var. violacea oder roitKützing’s Gl. violacea identisch, oder ob sie eigene Spezies sei, darüber behält sich Dr. I. noch seine Entscheidung vor. Die Polymorphie dieser Gloeocapse besteht in der wandelbaren Grösse der ganzen Stöcke, sowie der Ein- zelgonidien , ihrer wandelbaren Färbung und Consistenz der Gonidien sowohl als der Hautschichten, wie dies aus den vor- gelegten Zeichnungen ersichtlich ist. Im herangereiften Zu- stande wandeln sich die dann vergrösserten Gonidien, die immer in der 2 — 4 Zahl nebeneinander liegen, in Doppelsporen um; diese sind durch eine eigenthümliche Bildung des Exospo- riu’ms charakteristisch. Anfangs nur schwach durch kleine punktförmige Erhöhungen ausgezeichnet, erzeugt das Exosponum später grosse, dichte, stacketenförmig nebeneinander gruppirte Warzen, die die Doppelsporen rings umgeben und ihr so ein sehr zierliches Ansehen verleihen. Bei der später erfolgenden Keimung wird das warzige Episporium in feinkörnigen etntus . aufgelöst; der Sporeninhalt selbst quillt erst auf und geht man- niafache, dunkelgefärbte Encystosen ein, aus denen sich schliess- lich wieder durch fortdauernde Gonidialtheilung junge Gloeo- capsenstöcke bilden. Das häufige Vorkommen von ästigen Fyphen in grösseren älteren Gloeocapsenstöcken ist rn. ^ Dr I. bisher unerklärlich, da er ein Eindringen von aussen niemals gesehen; auch sollen sie sich nicht geradezu mit dicho- j tomischen Endästchen parasitisch an die Gonidien anlegen, da- gegen häufig gangliöse Anschwellungen zeigen. Dem \ ortra- aenden scheint es demnach sehr wahrscheinlich, dass diese y- phen gewissen Flechten angehören, deren Existenz an die Gloeocapsen gebunden ist. Sitzung vom 20. Juni. 99 Herr Braun machte ferner einige vorläufige Mittheilungen über die Algenflora der Gewächshäuser des botanischen Gartens, welche einen früher kaum geahnten Reichthum zeigt. Sie findet sich nicht bloss in den Wasserbecken und Kübeln, sondern auch auf den Blumentöpfen, an den Wänden, namentlich wo des an den Fenstern sich niederschlagende Wasser herabrinnt, und endlich an den Stämmen und Blättern der Pfllanzen selbst, zumal an denen der Palmen, Pandaneen und Baumfarne. Zu den Algen, welche in letztgenannter Weise Vorkommen, gehört namentlich Chroococcus lageniferus Hildebr. , welches schön gelbe Uebergänge bildet (am schönsten an Pandanus- Stämmen) und eine zweite grüne Art derselben Gattung ( Ch . confervoides ad interim), ferner Protococcus caldariorus P. Magnus, gelb- grüne Ueberzüge bildend und oft gesellig mit Stichococcus (wahr- scheinlich St. minor Näg.). Unter den Arten, welche die feuchten Wände bekleiden, ist zunächst Pleurococcus miniatus Näg. zu nennen, welcher, wo er rein auftritt, einen mennigrothen , ge- mischt mit anderen Algen einen braunrothen Ueberzug bildet. Diesem schliesst sich an Häufigkeit an eine Gloeothece , ähnlich Gl. fusco-lutea Näg., aber mit farblosen Hüllen, welche als Gl. ambigua bezeichnet werden mag, ferner mehrere, wie es scheint, noch nicht beschriebene Arten der Gattung Aphanocapsa , 1—2 Arten von G/oeocystis, eine sehr häufige gallertartige, wellig höckerige, Krusten bildende ISostoc- Art (IV. tepidariorum ad int.), eine neue Art der Gattung Schizosiphon ( intricatus ), 2 — 3 Arten von Leptothrix und endlich eine nicht unbeträchtliche Zahl von Desmidiaceen , welche theils zerstreut in der Gallertmasse an- derer Algen, theils eigene reiche grünliche Schleimüberzüge bildend, auftreten, und die zum Theil Arten angehören, die bisher nur im höheren Norden (Schweden und Spitzbergen) beobachtet wurden. Die bisher beobachteten Arten dieser Familien sind: Cosmarium speciosum Lund., C. Holmiense Lund., C. Meneghinii de Bary, C. crenulatum Näg., C. anceps Lund., C. parvulum Breb., Euastrum polare Nordst., ferner 1 — 2 Arten Gloeocystis und Palmogloea protuberans K., welche letztere apfel- grüne, lappige Gallertmassen bildet. Die Diatomeen, welche in Gesellschaft der Desmidiaceen Vorkommen, haben noch keine specielle Bestimmung gefunden. An der Aussenseite feuchter 100 Gesellschaft naturfor sehender Freunde. Blumentöpfe und an Ziegelsteinmauern findet sich Drilosiphon Juleanus K. , dichte, licht blaugraue Decken bildend. Auf feuchten Blumentöpfen zeigen sich namentlich Arten der Gat- tungen Vaucheria, Cylindrospermvm und Oscillaria. Aus letzt- genannter Gattung hob der Vortragende eine Art besonders hervor, welche sehr nasse Blumentöpfe mit einem schwarzen Üeberzug bedeckt, 0. sancta K. Getrocknet und dann zum zweiten Mal mit Wasser benetzt giebt diese Art einen pracht- vollen purpurvioletten Farbestoff von sich, während eine andere nicht näher bestimmte Art des Gartens, auf dieselbe Art be- handelt, nur spärlich einen himmelblauen Farbestoff ausscheidet. Der Vortragende macht darauf aufmerksam, dass die verschie- denen Farbemodificationen, in welchen das Phycocyan der Oscillarien auftritt, bei der Unterscheidung der Arten dieser schwierigen Gattung künftig mit Nutzen angewendet werden kann. Unter den verschiedenen Wasserfäden, welche in Wasser- kübeln der Gewächshäuser, erscheinen , gehört zu den merk- würdigsten das ausgezeichnete Oedogonium rivulare , welches hier in Berlin, ebenso wie zu Freiburg im Breisgau, das Chy- tridium Olla beherbergt, und von dem Vortragenden nie anders als in botanischen Gärten beobachtet worden ist. Herr Kny hob im Anschluss an die von Herrn Professor Braun mitgetheilten Beobachtungen an Oscillarien hervor, dass auch bei den Florideen mit Rücksicht auf die Leichtigkeit, mit welcher der in Wasser lösliche, rothe Bestandtheil ihres Farb- stoffes sieb vom Chlorophyll trennt und durch die Membran diffundirt, grosse Verschiedenheiten obwalten. Sehr rasch er- folgt der Austritt bei der im Mittelmeer verbreiteten RhyHphloea tinctoria. Es ist sehr schwierig, Exemplare dieser Art für das Herbarium aufzulegen, ohne dass das Papier rothfleckig wird und frisches Seewasser, in welchem man die soeben von ihrem Substrate abgetrennten Pflanzen für die Untersuchung aufzube- wahren wünscht, färbt sich schon in kürzester Zeit purpurroth. Andererseits giebt es Arten, welche bei Aufbewahrung als mikroskopische Präparate (in verdünntem Glycerin) sich mehrere Jahre in fast unveränderter Farbenfriscbe erhalten, wie Dasya coccinea , Nitophyllum Sandrianum u. a. m. Hier ist also der Sitzung vom 20. Juni. 101 in Wasser lösliche Bestandteil des Rhodopbyll’s (Cohn ’s TlPhycoerythrinii') sehr fest an das Protoplasma gebunden. Herr v. Martens erinnert daran, dass eben die genannte Rliytiphloea den alten Römern als Färbemittel diente, daher der Ausdruck fucus für Schminke. Herr Ascherson legte eine Keimpflanze von Pirus Malus L. vor, welche von Herrn Lehrer W. Frenzei in Hilden bei Düsseldorf Ende Juni d. J. im Innern eines kleinen Borsdorfer Apfels gefunden wurde. Die etwa 0,035 M. lange Keimpflanze hatte mit der Spitze ihrer Wurzel, welche an der Stelle, wo sie das Fruchtgehäuse durchbohrt hatte, eine kreisförmige Schleife machte, schon nahezu die Schale des Apfels erreicht. Die grünlich gelben Keimblätter wurden noch durch die Samenschale zusammengehalten. Das in der Farbe unverändert gebliebene Apfelfleisch hatte einen auffallenden, nicht mehr ganz angenehmen Geschmack. Dieser Fall der Kei- mung des Samens innerhalb der unversehrten Frucht dürfte immerhin zu den seltenen gehören. Als Viviparie lässt er sich nicht wohl bezeichnen, da die betreffende Frucht schon fJahr, vom Stamme getrennt, aufbewahrt worden war. Derselbe besprach die geographische Verbreitung der Geschlechter von Stratiotes Aloides L. Der kürzlich verstorbene Nolte glaubte in seiner vortreff- lichen, vor einem halben Jahrhundert erschienenen Abhandlung (Botanische Bemerkungen über Stratiotes und Sagittaria, Kopen- hagen 1825, S. 31) die Ansicht aussprechen zu müssen, dass „diese Pflanze auf dem geringsten Raum ihres Verbreitungs- bereiches mit beiden Geschlechtern vorkommt. Vom 68. bis zum 55. Grad nördlicher Breite findet sich in Europa nur die weibliche Pflanze, doch liegt in England diese Zone etwa um zwei Grad südlicher. Vom 55. bis zum 52. Grad nördlicher Breite kommen beide Geschlechter vor. Zwischen 52. und 50. Grad nördl. Breite kommt im westlichen Europa nur die männ- liche vor; im östlichen scheint das Nämliche stattzufinden oder wenigstens die weibliche Pflanze weit seltener, als die männ- liche zu sein.“ Hugo de Vries, welcher neuerdings diesen Gegenstand in 102 Gesellschaft naturforschender Freunde. einer eigenen Abhandlung (Orer de geographische Verspreiding »an Stratiotes Aloides L. 0»ergedr. „i, he. Ne krutdk. Arch ef h 1872 p. 203 ff.) besprochen bat, bestätigt im A gemeinen Angaben, glaubt aber ausserdem annebmen zu müssen dass a in Holland das weibliche Geschlecht uberwiege, in er lt e Norddeutschlands, in Lauenburg, wo Nolte seine Beobachtun- gen machte, beide Geschlechter etwa gleich häufig, im nordöst- lichen Deutschland aber, z. B. bei Danzig, das männliche häu- figer sei, im östlichen Europa, also in Russland und Ungarn das männliche ausschliesslich vorhanden sei. Ferner schhesst De V ries aus seinen Studien über die in den letzten 50 Jah- ren veröffentlichte floristische Literatur, dass die geographische Verbreitung von Stratiotes sich während dieser Periode, namen - lieh in Frankreich und Russland, erheblich, und zwai aupt sächlich durch absichtliche oder unabsichtliche Verschleppung, erweitert habe. . Vortragender kann diesen Ansichten von De Vnes nur theilweise beistimmen. Allerdings scheinen auch die neueren floristischen Werke sowie eingezogene Erkundigungen für ie skandinavischen Reiche (resp. Schweden und Dänemark, da dei von Gunnerus angegebene Fundort bei Ofoden ^ Norwegen (G8° N. Br.) nach Blytt (Norge’s Flor. 1861, p. 324) ohne neuere Bestätigung blieb), sowie für die britischen Inseln das Vorkommen von nur weiblichen Exemplaren zu bestätigen. Freilich bleibt noch die Angabe eines englischen Localfloristen (Leighton, Flora of Shropshire 1841, p. 254) zu prüfen, wel- cher den Pollen beschreibt, ohne dass es den Anschein a , dass diese Notiz einem continentalen Schriftsteller entlehnt sei. Dagegen scheint keine Zone des ausschliesslichen Vorkommens männlicher Exemplare, wie sie Nolte und De Vries .nneh- men, zu existiren, da für Belgien Crepin (Bull. soc. bot. Be g. XII p 121), für Frankreich und zwar für Lille im Departe- ment du Nord Grenier (Bull. soc. bot. France 1873, Comp!. rend p. 235, 236) das Vorkommen weiblicher Exemplare neuer- dings constatirt hat. Was die übrigen Fundorte in Frankreich bei Paris, Le Mans, Angers, Moulins, Bordeaux (De Vnes a a O. p. 9) wo die Pflanze allerdings nur männlich vorhan- den zu sein scheint, betrifft, so beruhen sie theils, wie die drei Sitzung vom 20. Juli. 103 erstgenannten nachgewiesenermaassen auf Anpflanzung, theils ist der Verdacht derselben nicht ausgeschlossen. Godron und Grenier führen in der Flore de France (III, p. 308) nur Lille an und übergehen die früher veröffentlichten bei Paris und Bor- deaux mit Stillschweigen. Die Annahme des Vorkommens von nur männlichen Exem- plaren in Russland und Ungarn stützt sich nicht auf Thatsachen und kann vom Vortragenden bereits widerlegt werden, da ihm Herr Prof. Ant. Kerner freundlichst mittheilte, dass er Stra- tiotes in nur weiblichen Exemplaren im Velenczer See bei Stuhl- weissenburg und in beiden Geschlechter bei Töszeg unweit Szolnok an der Theiss beobachtet habe. Das ausschliessliche Vorkommen von männlichen Exemplaren in Ungarn war dem Vortragenden von vornherein nicht wahrscheinlich, da sich der ungarische, von dem der sarmatisch-norddeutschen Ebene völlig getrennte Verbreitungsbereich längs der Donau durch Nieder- und Ober-Oesterreich bis Niederbayern fortsetzt und ihm schon vor längeren Jahren weibliche Exemplare von Moosbrunn in der Wiener Gegend zu Gesicht gekommen waren (vgl. Verhandl. des bot. Vereins für Brandenb. 1861, 1862. p. III bis). Auch Kerner hat diese Pflanze in Nieder-Oesterreich, und zwar bei Theiss und in der Nähe seiner Vaterstadt Mautern in der sog. Krautgartenlache, in weiblichen Exemplaren beobachtet. Die fernere Annahme von De Vries, dass sich das Ge- biet von Stratiotes durch Anpflanzung oder überhaupt Naturali- sation in den letzten Jahrzehnten beträchtlich erweitert habe, ist wohl für West-Europa berechtigt, wo ausser den erwähnten Fällen aus Frankreich auch manche von den britischen Inseln und zwei aus Deutschland (Entensee bei Offenbach und Würzburg) bekannt geworden sind, schwerlich aber auf die seit Nolte’s Arbeit neu hinzugekommenen Fundorte im russischen Reiche, welche theils auf neueren Beobachtungen in früher nicht oder ungenügend erforschten Gegenden, theils auch auf gründlicherer Benutzung der älteren Literatur beruhen. Letzteres ist z. B. der Fall mit dem Fundorte am Terek in Kaukasien, aus dessen Nicht- erwähnung in Marschall v. Bieberstei n’s Flora taurico- caucasica De Vries auf neuere Einschleppung schliesst. Die Angabe in Ledevour’s Flora Rossica IV, p. 46 rührt aber von 104 Gesellschaft naturforschender Freunde. dem im vorigen Jahrhundert lebenden Reisenden Gülden 8tädt her. Ein ganz ähnliches Versehen ist De Vries hinsichtlich des übrigens wohl sehr der Bestätigung bedürftigen Fundorts in der spanischen Provinz Mancba begegnet, welchen Willkomm und Lange (Prodr. Flor. Hispan. I, p. 160) auf die Autorität von Quer, einem Zeitgenossen Linne’s, aufgenommen haben. Ebensowenig kann ein Verdacht der absichtlichen Verschleppung gegen die von De Vries nicht erwähnten sehr merkwürdigen Fundorte in der oberschwäbischen und oberbayerischen Hoch- ebene geltend gemacht werden. In Württemberg wird unsere Pflanze von G. v. Martens und Kemmler (Flora von Würt- temberg und Hohenzollern 1865, p. 537), bei Altshausen (west- lich von Schussenried) und im See bei Karsee bei Wangen an- gegeben; in Oberbayern im Pilsensee bei Seefeid zwischen Starnberger und Ammersee; letzterer Fundort liegt, wie der bei Wangen, schon innerhalb des präalpinen Hügellandes; die Lage eines durch Anpflanzung entstandenen Fundortes sollte man doch eher in der Nähe grösserer Städte, wie die der trän- j zösischen, erwarten. _ . _ Für die Bezirke , in denen Stratiotes nur in einem Ge- schlechte beobachtet ist, also Skandinavien, die britischen In- seln, Oberitalien und Belgien hält De Vries eine spatere Ein- wanderung für wahrscheinlich. Dass diese Voraussetzung für Belgien nicht zutrifft, ist oben bereits bemerkt, ebensowenig ist sie jetzt noch für die Po-Ebene richtig, wo bisher allerdings um Mantua und Ferrara die Pflanze nur weiblich bekannt war; neuerdings hat sie indess der Erzpriester Mase unweit des un- gefähr in der Mitte zwischen den genannten Orten ge egenen Städtchens Ostiglia im Flusse Tartaro in sehr zahlreichen männ- lichen Exemplaren beobachtet (Atti soc. ital. sc. natur. 1868, p 666). Indess auch für die erstgenannten Länder scheint dem Vortragenden die Ansicht von De Vries einigermassen gewagt, da an sich bei einer dioecischen Pflanze, welche sich überaus reichlich durch vegetative Sprossung vermehrt, das ausschliess- liche Auftreten des einen Geschlechts auf kleinen oder selbst grösseren Strecken nicht befremden kann, zumal die Bestaubung ziemlich schwierig erscheint, da sie ohne Zweifel nur durc n secten vor sich geht. Directe Beobachtungen über dieselbe he- | Sitzung vom 20. Juli. 105 gen noch nicht vor, doch spricht dafür ausser der Analogie von Hydrocharis, welche Delpino (Ulter. osserv. sull. dicog. parte II, p. 22, 23) zu den piante entomoßle rechnet, die Honigaus- scheidung der sog. Staminodien in den Blüthen beider Geschlech- ter, die bereits Chr. Conr. Sprengel (da9 entd. Geheimniss S. 441) nachgewiesen hat. Es fehlt übrigens nicht an ähnlichen Beispielen ausschliess- lichen Vorkommens eines Geschlechts bei anderen dioecischen oder polygamischen Pflanzen. So ist die verwandte Elodea ca- nadensis Rieh, und Mich., welche seit nunmehr 35 Jahren in die Gewässer Mitteleuropas als zum Theil sehr lästiger Gast eingewandert ist, und dort nur weibliche Blüthen entwickelt, da alle europäischen Exemplare vermuthlich durch vegetative Ver- mehrung eines Individuums entstanden sind, auch in ihrer nord- amerikanischen Heimat auf weite Strecken nur weiblich, an an- deren Orten nur männlich bekannt. Von dem durch En gelmann neuerdings so ausführlich besprochenen, die amerikanischen Prairien bewohnenden Buffalo-grass , Buchloe dactyloides Engel- mann, bedeckt das männliche Geschlecht häufig weite Strecken und überwuchert und verdrängt sogar öfter die spärlichen, sich nicht so reichlich vegetativ vermehrenden weiblichen Exemplare, Eine weitere biologische Eigenthümlichkeit von Stratiotes ist bereits von Nolte wahrgenommen worden, nämlich die, «dass auch in Gegenden, wo nur weibliche Exemplare Vorkom- men, Fruchtknoten und Ovula sich trotz der ausbleibenden Be- stäubung weiter entwickeln, obwohl natürlich die Anlage des Keimlings unterbleibt. Er beschreibt diese scheinbare Partheno- genesis a. a. O. S. 35 folgendermaassen: „Im November und December desselben Jahres (1824) setzte ich darauf meine Beob- achtungen an diesem Gewächse in Kopenhagen fort, fand es häufig unter dem Wasser, wie es schien, mit den schönsten Früchten, die zum Theil grosse, dem äussern Anschein nach vollkommen ausgebildete Samen hatten; doch bei genauer Unter- suchung ergab es sich, dass nur die Samenhäute vollkommen ausgebildet waren, auch fand sich nur ein Theil der inneren Masse darin“. Die neuerdings von verschiedenen Seiten aufgetauchte Ver- muthung, dass die Ausbildung von Früchten unter solchen Um- 9 106 Gesellschaft naturforschender Freunde. ständen dadurch zu erklären sei, dass doch einzelne Stantinodien der weiblichen Blüthe sich zu wirklichen Antheren ausb.ldeu entbehrt bis jetzt eines thatsächlichen Anhalts, da e.ne dera tig Beobachtung den, Vortragenden nicht bekannt geworden tat. Herr Magnus betnerkte im Anschlüsse an Herrn Ascher- son“ Mittheilung, dass ihm Herr Studiosus P.ppo- Ende Juni 1875 zwei in der Hülse gekeimte, junge, noc grüne t freund, ichst überreich, hatte, die ‘""wü^ pahlen der Schoten in einer Hülse gefunden hatte. D.e Wurzel eben batten sich beträchtlich verlängert und waren aus der , t „Inn "Hipser Fall ist um so interessanter, Samenschale herausgetreten. o noch als die in der geschlossenen Frucht kermenden Samen noch unreif sind. Es schliesst sich dieses der Erfahrung weiter Forscher über das Keimen ausgesäeter unreifer Samen an, un hat F Cohn sogar beobachtet, dass die unreifen Samen schneller keimten,0 als die ausgereiften (vgl. F. Cohn in Regensburger Flora 1849, S. 501, 502 und 504), was auch schon vor Duhamel und Senebier berichtet hatten und g,eb. es Sene- bier speciell von unreifen Erbsenkörnern an (vgl. D- e C dolle Pflanzen-Physiologie, ühersetzt von J. Roepe , . , S 274) Das Keimen von Samen in der geschlossenen noch an der Mutterpflanze hängenden Frucht zeigt sich auch sehr schön fast jedes Jahr an Ardisia cremdata Ventenat im hiesige , Universitätsgarten. Herr Gerstaecker sprach über das bereits in den Tages- blättern erwähnte Auftreten der Wanderheuschr^ke, Oedipoda migratoria (. Gryllus migratorius et darncus Lin., Gylhs cinerascens Fab., Pachytylus migratonus Fieb.) m der baren Nähe Berlins. Bei einer am 16. Juli d. J. in Gemein schaft mit den Herren Prof. Dr. Orth und Dr. Hermes nach Ludwigsfelde unternommenen Excursion fand sich das berüch- tigte Insekt, welches in den Gemeinden Löwenbruch ^ und Kerze" dorf (beiderseits von der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn) bereits während d. J. 1873 und 1874 in grösserer Individuenzahl au getreten war, im heurigen Sommer aber daselbst an Roggen und Hafer arge Verwüstungen angerichtet hat, dem grosseren Sitzung vom 20. Juli. 107 Theil nach im letzten Larvenstadium, zum kleineren jedoch auch schon als geflügelte Imago vor. Die in den mannigfaltigsten Färbungen (chocolatenbraun , rothbraun, aschgrau und intensiv grün) auftretenden, etwa 30 mm. langen, mit schwärzlichen Flügelstummeln versehenen Larven bedeckten auf einem bereits abgeernteten Roggenfelde, welches speciell besichtigt wurde, das in Mandeln aufgestellte Getreide, dessen Aebren sie ausweideten, oft massenhaft, während die geflügelten Individuen beiderlei Ge- schlechts, wenngleich sie — in Gesellschaft von Locusta viri- dissima Lin. — an den Garben nicht ganz fehlten, sich vor- wiegend am Erdboden zwischen den Stoppeln aufhielten und stellenweise in grösserer Anzahl aufgescheucht werden konnten. Die meisten der letzteren waren nach ihrem noch wenig inten- siven Fluge und der Nachgiebigkeit ihrer Körperhaut augen- scheinlich erst frisch entwickelt*), zeigten übrigens gleichfalls die wechselndsten Färbungen, besonders im Bereich des Prothorax (bald spangrün, bald gelbbraun, ebenso oft mit als ohne schwarzbraune Längsbinden) und der Hinterschienen (bald fahl- gelb, bald mennigroth). Nach ihrer schlanken Statur und dem mehr oder weniger stark entwickelten Prothoraxkiel gehörten diese Imagines der von Linne (Syst. nat. p. 702, Nr. 57) als Gryllus danicus beschriebenen, von H. Fischer (Orthopt. Europ. p. 395) als Pachytylus cinerascens aufgeführten Form an, welche jedoch von der Oedipoda migratoria Lin. (Mus. Ludov. Ulric. p. 140 = Gryllus cinerascens Fab.**) Ent. syst. II, p. 59, Nr. 51) nicht als specifisch verschieden angesehen werden kann , wie *) Bei einer zweiten, vom Yortr. am 26. Juli in Begleitung des Herrn Dr. Magnus vorgenommenen Besichtigung desselben Ackers fanden sich Larven überhaupt nicht mehr vor, die Imagines dagegen massenhaft, im hurtigen Fluge und mehrfach in Begattung begriffen. **) Die Annahme zweier verschiedener Arten hat man sonderbarer Weise (cf. Fischer, Orthopt. Europ. a. a. 0.) nicht darauf basirt, dass Linne die mehr nördliche kleinere und die südliche, plumpere F’orm als Gryllus danicus und migratorius unterschieden hat, sondern dass Fabricius, ohne die Linnd’sche Art zu kennen (er führt sie, unter Repro duction der Lin ne- schen Diagnose, a. a. O. p. 53, No. 27, einfach auf), sie noch einmal mit der Vaterlandsangabe „Italien“ als Gryllus cinerascens beschrieb: eine Sorg- losigkeit, deren er sich bekanntlich in vielen Fällen schuldig gemacht hat. 9* 108 Gesellschaft naturforschender Freunde. dies bereits in früherer Zeit v. Charpentier und Burmeister, neuerdings besonders F. Koeppen in seiner vorzüglichen Schrift: Ueber die Heuschrecken in Süd-Russland (St. Petersburg 1866, gr. 8.) geltend gemacht haben. — Indem Vortr. eine grössere Anzahl von Ludwigsfelde stammender lebenderlndividuen beiderlei Geschlechts, im Larven- und Imagostadium befindlich, vorwies, erwähnte er zugleich, dass nach einem an Herrn Vir chow ge- richteten und von diesem ihm zur Beantwortung überwiesenen, von einer Probesendung begleiteten Schreiben eines Gutsbesitzers in der Nähe von Magdeburg (Coerbelitz), auch in dieser Gegend Wanderheuschrecken in gleich grosser Zahl verheerend aufge- treten seien. Aus dem bei Ludwigsfelde schon im dritten Jahre, bestehenden Frass widerlege sich übrigens die vielfach verbrei- tete Ansicht, dass die Wanderheuschrecke von Süd-Russland aus gelegentlich bis in die Mark Brandenburg vordringe, von selbst; vielmehr sei sie auch bei uns einheimisch und alljährlich, wenn auch meist nur in geringer Individuenzahl, anzutreffen. Ihr ge legentliches Massenauftreten, welches zuletzt Ende der fünfziger, vordem Ende der zwanziger Jahre beobachtet worden sei, resul- tire offenbar aus bestimmten, die Fortpflanzung ausnahmsweise begünstigenden Witterungsverhältnissen. Die Vertilgung dieser Landplage betreffend, so habe man leider die günstigste Zeit, in welcher das Weiterwandern der Larve durch das Ziehen von Gräben abgeschnitten werde könne, in allzugrosser Sorglosigkeit verstreichen lassen; jetzt werde man wenigstens dafür Sorge zu tragen haben, dass behufs Vertilgung der von den Weibchen in den Erdboden abgelegten Eier die befallenen Felder aufgepflügt, und bevor die Wintersaat bestellt wird, mehrere Wochen hin- durch Schweine und Geflügel aufgetrieben werden. Derselbe erörterte sodann einen auch in pathologischer Be- ziehung interessanten Fall von dem Vorkommen ausgewach- sener leb enderDipteren-L arven in derNasenhöhled es Menschen. Nach einer dem Vortr. seitens des Herrn Dr. Cold, Assistenz- Arzt an der Landes -Irren -Anstalt bei Neustadt-Ebers walde, in zuvorkommendster Weise gemachten brieflichen Mitthei- lung handelt es sich dabei um eine gegenwärtig 24 Jahr alte, mit erblicher Anlage zu psychischer Erkrankung behaftete, seit ihrem fünfzehnten Lebensjahre geisteskranke Patientin, welche nach Sitzung vom 20. Juli. 109 vorangegangener Melancholie sich bereits im August 1870, zu welcher Zeit ihre Aufnahme in die genannte Anstalt stattfand, im Zustande des ausgesprochensten Blödsinnes befand. Nach- dem sie während der ersten Jahre ihres dortigen Aufenthaltes häufig erregt war und beruhigender Medicamente bedurfte, sitzt sie seit etwa zwei Jahren am Tage ununterbrochen stumpfsinnig an einer und derselben Stelle, ist unreinlich, muss gefüttert, an- und ausgekleidet werden, spricht weder, noch reagirt sie irgend- wie auf Anreden. Am 22. Juli 1874 blutete ihr den ganzen Tag über die Nase. Eine in Folge dessen angestellte Untersuchung ergab als Ursache die Anwesenheit von ansehnlich grossen Fliegenmaden, weiche Geschwüre auf der Nasenschleimhaut er- zeugt hatten. Eine zweimal täglich vorgenommene Wasser-Ein- spritzung in die Nase brachte diese Larven nicht unmittelbar heraus; doch fand man sie hin und wieder freiwillig aus den Nasenlöchern hervorkriechend, im Ganzen etwa fünfzehn. Ver- muthlich haben sie sich innerhalb der mit der Nasenhöhle communirenden Höhlen verborgen gehalten. Die Patientin fieberte während dieser Zeit (Abends 39°), ass aber dabei. All- mählig verlor sich das Fieber sowohl wie die Blutung ganz; auch sind seit dem 12. October keine Fliegenmaden mehr zum Vorschein gekommen. Nach Abgang derselben hat sich der frühere Zustand der Kranken in keiner Weise geändert. — Soweit der Bericht des Arztes, welcher die gesammelten Fliegen- larven Herrn Prof. Al tum in Neustadt- Eberswalde lebend über- mittelte. Nach einer von diesem an den Vortr. gerichteten Mittheilung entwickelten sich aus mehreren, seitdem 11. August v. J. zu Tage geförderten Larven, welche sich bald nachher verpuppten, die Fliegen zwischen dem 20. und 25. August, Letztere wurden nebst Puppenhüllen und Larven, welche letztere Herr Al tum zuerst für Cephenomyia- Larven zu halten geneigt war, dem Vortr. zur näheren Bestimmung zugesandt und ergaben sich als der Sarcopkila magnißca Schin. angehörend. Bei der sehr nahen Verwandtschaft, welche die Gattung Sarcopkila Rond- mit den gewöhnlichen Schmeissfliegen ( Sarcophaga Meig.) im Imagostadium erkennen lässt, muss es auffallen, dass ihre Larve von derjenigen der Sarcophaga carnaria habituell recht verschieden ist und in der That denjenigen der Rachenbremsen etwas ähnelt.. 110 Gesellschaft naturforschender Freunde. Bei beträchtlich geringerer Grösse (17 mm. lang) hat sie dennoch fast denselben Körperumriss und die derbe, lederartige Haut mit ganz ähnlich in Querreihen angeordneten, aber deutlich begrenzte, schwielige Stellen freilassenden Chitindörnchen besetzt. Am ersten, auf den Kopf folgenden, nach vorn stark verengten Körperringe sind dieselben auf den wulstigen Vorderrand be- schränkt; der hinteren Hälfte der drei vorletzten Ringe fehlen sie auf der Rückenseite. An dem wulstigen Endrande des elften Ringes erheben sich aus dem der Mitte bauchwärts aufsitzenden Dornenkranz zwei ziemlich hohe papillenförmige, deutlich ge- ringelte Fortsätze. Die in einer tiefen Aushöhlung des End- segmentes liegenden Analstigmen sind nahezu kreisrund und zeigen drei von dem Ringwall eingeschlossene, fast parallel laufende, schleifenförmige Luftkammern. Die 12 mm. langen Tonnenpuppen sind matt schwarzbraun, dicht quernefig und zwischen den Riefen gleichfalls fein gedörnelt. — Das gelegent- liche Vorkommen von Sarcophila- Larven in eiternden Wunden ist bereits von Bouche erwähnt worden; auch hat Klug einige, in der hiesigen Entomologischen Sammlung befindliche Exem- plare der Sarcophila magnifica , welche Vortr. nebst den aus der Neustädter Irren -Anstalt herstammenden zur Ansicht vorlegte, aus Larven gezüchtet, welche aus dem eiternden Ohr eines Kindes hervorgingen. Ob eine zweite, der Sarcophila magnifica sehr ähnliche Art: Sarc. ruralis Fall, (mit gelben Tastern), welche sich gleich jener in der Umgegend Berlins stellenweise zuweilen in Mehrzahl vorfindet, eine gleiche Lebensweise führt, bleibt noch zu ermitteln. Da sich kaum annehmen lässt, dass alle im Freien angetroffenen Exemplare der Fliege aus eiternden Schleim- höhlen des Menschen herstammen, so möchte zu vermuthen sein, dass die Larven der Sarcophila -Arten sich auch anderweitig (vielleicht an Thieren) entwickeln können. Schliesslich zeigte derselbe aus der Wiener Gegend stam- mende und ihm durch die Güte des Herrn von Bergenstamm zugekommene Exemplare der Stubenfliege {Masco domeshca ) beiderlei Geschlechts vor, welche den zuerst von Karsten be- obachteten und unter dem Namen Stigmalomyces muscae beschrie- benen merkwürdigen Pilz auf ihrem Körper tragen. Bei den Männchen findet sich derselbe regelmässig an der Unterseite Sitzung vom 20. Juli. 111 der Vorderbeine, bei den Weibchen auf dem Rücken des Tho- rax und am Hinterrande des Kopfes. Ein derselben Gattung angehörender, auf Nycteribia vorkommender Pilz ist zuvor von Kolenati als neue Gattung der Eingeweidewürmer (!) Art kr o- rhynchus, andere auf verschiedenen Käfern ( Brachinus ) wurzelnde von Robin unter dem Gattungsnamen Laboulbenia beschrieben worden. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen; Bulletins de l’Academie de Belgique. Tome XXXV. XXXVI. XXXVII. et V Annuuire pour 1874. Schriften der naturforsch. Gesellschaft zu Danzig. Bd. 1 Hft. 3. 4. Bd. 3 Hft. 3. Mittheilungen aus dem Jahrbuch der Kgl. ungar. geolog. Anstalt Bd. 3 Hft. 1. 2. Budapest 1874. A magyar kir. földtani intezet Evkönve. Bd. 3 Hft. 1. 2. Buda- pest 1874. Abakong deli Reszenek földtani viszonyel II Resz. Budapest 1874. Bulletin de la societe imp. des Natura/istes de Moscou 1874 No. 4. A. W. Schade’s Buchdruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 19. October 1875. Director: Herr Braun. Herr Gerstaecker legte eine im Bulletino entomologico Italiano Vol. 4. enthaltene Mittheilung des Hrn. Targioni Tozzetti über das Vorkommen Lepadidenartiger Cirri-' pedien an den Bauchfedern von Sturmvögeln und zu- gleich einige von Hrn. Peters für das hiesige zoologische Museum in Florenz erworbene Weingeist - Exemplare des vom Verf. als neue Gattung und Art unter dem Namen Ornitholepas australis beschriebenen Thieres selbst vor. Nach Angabe des Prof. Giglioli fanden sich an den mittleren Bauchfedern zahl- reicher, im südlichen Atlantischen Ocean erlegter Exemplare des Puffinus (Prioßnus) cinereus constant 2 bis 3 mill. lange „Lepa- diden-Larven“ in grösserer oder geringerer Anzahl angeheftet vor, was um so mehr überraschen musste, als diese Vögel sich nur vorübergehend und in langen Intervallen auf das Meerwasser niederlassen. Targioni, welchem diese noch an den Puffinus- Bauchfedern haftenden Rankenfüssler zur Untersuchung Vorge- legen haben, unterscheidet unter denselben zwei Formen, von denen die eine sich durch einen noch ganz dünnhäutigen, durch- scheinenden (zweiklappigen) Mantel auszeichnet, während bei der anderen, in ungleich geringerer Anzahl vertretenen und — auffallender Weise — als wesentlich kleiner bezeichneten sich jeder- seits drei als Carina , Tergum und Scutum bezeichnete Schalen- stücke vorgefunden haben. Das Thier selbst wird nur von 10 1 14 Gesellschaft naturforschender Freunde. ersterer Form und zwar als mit sechs Paaren von Cirren ver- sehen, des Begattungsorganes aber entbehrend beschrieben und abgebildet. Trotzdem glaubt Verf. in den von ihm untersuchten Individuen ausgebildete Cirripedien, „welche das Nymphenstadium bereits absolvirt haben,“ zu erkennen und sich zur Aufstellung einer neuen Gattung für dieselben berechtigt. Dem Vortragenden haben nur solche Exemplare des Or- nitholepas australis Targ. zur Untersuchung Vorgelegen, welche einen dünnhäutigen, nicht verkalkten Mantel besitzen und auch von Targioni für seine Darstellung des Körpers und der Glied- massen verwandt worden sind. In diesen vermag Vortragender nichts Anderes zu erkennen, als eine sich in dem sogenannten Cypris-Stadium befindende junge Cirripedien-Larve, welche sich erst vor Kurzem durch Anheftung mittels der Fühlhörner aus dem frei umherschwimmenden Nauplius-Stadium hervorgebildet hat. Hierfür sprechen, abgesehen von der geringen Körpergrösse und dem noch ganz zarten, durchsichtigen Mantel: 1) der Mangel des von Targioni erwähnten Pedunculus, an dessen Stelle noch die deutlich gegliederten Larvenfühler, welche so eben ein kleines Cementklümpchen behufs Anheftung an eine Federstrahle ausge- schieden haben, vorhanden sind. 2) Das noch als dunkler Pig- mentfleck deutlich erkennbare Larvenauge. 3) Der Mangel eigentlicher, von Targioni erwähnter Cirren, welche durch sechs Paare von Spaltbeinen (mit zweigliedrigen, langbeborsteten Spaltästen versehen) ersetzt werden. 4) Der Mangel des un- paaren, geringelten Begattungsorganes. 5) Die Endigung des Körpers in eine beborstete Furca. 6) Der Mangel entwickelter Geschlechtsdrüsen. Nach allen diesen Merkmalen sich als ganz jugendliche Cirripedien-Larven herausstellend, als welche sie von de Filippi und Giglioli mit vollem Recht bezeichnet worden sind, bieten diese Individuen nicht. einmal einen irgendwie sicheren Anhalt dafür, welcher Familie der Rankenfüssler das sich aus ihnen hervorbildende geschlechtlich entwickelte Thier angehören dürfte. Höchstens könnte man aus dem Umriss des Mantels darauf schliessen, dass sich kein Balanide aus ihnen entwickeln werde, während, ob Lepadiden , ob Peltogastriden , bei der grossen zwischen dem Cypris - Stadium beider bestehenden Aenlichkeit, noch zweifelhaft sein könnte. Ist demnach die Aufstellung einer I ( Sitzung vom 19. October. 115 ueueu Gattung morphologisch durchaus ungerechtfertigt, so bietet nach Ansicht des Vortragenden das — in der That interessante und auf den ersten Blick paradoxe — Vorkommen an Vogelfedern hierfür ebenso wenig einen genügenden Anlass. Zwar fehlt es nicht an mehrfachen Fällen eines constanten Vorkommens sogenannter parasitischer Cirripedien auf bestimmten Wirthsthieren ( Coronula balaenaris, Xenobalanus globicipitis, Anelasma squalicola , Chelonobia testudinaria, Dichelaspis Darwini u. A.). Diese sind jedoch auf solche Meeresthiere angewiesen, welche 1) andauernd unter Wasser leben, 2) sich der Fest- setzung der Cirripedien-Larven auf ihrem Rücken, ihren Flossen, Kiemen u. s. w. nicht erwehren können, 3) durch ihre Körper- beschaffenheit dem erwachsenen Cirriped eine solide Unterlage darzubieten im Stande sind und 4) schon deshalb die constanten oder vorwiegenden Träger der genannten Cirripedien sein müssen, weil sie im offenen Meere der einzige Gegenstand sind, an welchen sich die von ihren Insassen ausgestossenen Larven fest- heften können. Bei einem Vogel dagegen trifft keiner dieser für das Gedeihen eines Cirripeden nothwendigen oder begünstigen- den Umstände zu. Eine so haarfeine Federstrahle, wie sie in dem vorliegenden Falle der jungen und noch ganz leichten Cirripedien -Larve als Basis dient, würde ein ausgewachsenes Individuum von einigem Gewicht gar nicht zu tragen im Stande sein. Bei dem vorwiegenden Luftleben der Puffinus-Arten würde ferner den ihren Federn anhaftenden Cirripedien die für ihre Existenz nöthige Wasserathmung entzogen werden. Endlich aber wurde der Vogel bei seiner Fähigkeit, die Bauchfedern mit dem Schnabel zu erreichen und bei seiner Gewohnheit, sie mit dem Fett der Bürzeldrüse einzuölen, sich der ihm jedenfalls lästigen Epizoen leicht zu entledigen wissen. Es dürfte sich daher nach der Ansicht des Vortragenden bei dem vorliegenden Befunde einfach um einen Fall von zufälliger Verirrung, wie er bei solchen Thierarten, deren Nachkommenschaft sich hoch in die Tausende belauft, durch diese Zahl gewissermaassen vorgesehen ist und erfahrungsgemäss in weiter Ausdehnung ( Taenia , Lytta , Meloe u. A.) vorkommt, handeln. 10 116 Gesellschaft naturforschender Freunde. Herr Ascherson legte einen ihm von dem Pharmaceuten Ramann in Arnstadt übersandten Zweig eines im Weimarer Park angepflanzten Baumes von Carpinus Betulus var. incisa vor, welcher nur an der Spitze und an einem oberen Seiten- zweige eingeschnittene Blätter, an mehreren unteren Seiten- zweigen aber die gewöhnliche Blattform der Weissbuche zeigt. Die vom Einsender angedeutete Meinung, dass bei dieser an dem betreffenden Baume seit Jahren beobachteten Erscheinung die Veredlung (dergleichen Spielarten pflegen in der Regel nur durch dies Verfahren fortgepflanzt zu werden) von Einfluss sei, kann Vortragender nicht theilen, glaubt vielmehr nur eine Rück- kehr der wenig standhaften Abänderung zur Grundform annehmen zu müssen. Die Herren Bouche und Braun sprachen sichin demselben Sinne aus; letzterer hat dieselbe Erscheinung an Car- pinus öfter beobachtet, sehr selten aber an den Abänderungen von Fayus silvatica mit eingeschnittenen Blättern, bei denen Herr Bouche derartige Rückschläge stets vergeblich gesucht hat. Herr Bouche theilte mit, dass er vermuthe, noch einen Fall der Parthenogenesis bei Pflanzen entdeckt zu haben; er betreffe eine Conifere, Torreya nucifera (Taxus) I., in Jazim heimisch. Im Mai des vorigen Jahres zeigten sich an zwei im hiesigen botanischen Garten kultivirten Pflanzen eine Menge weiblicher Blüthen; von männlichen hingegen war nichts zu be- merken, was auch nicht aufßel, da Torreya eine diocische Pflanze ist Obgleich nach seiner Ansicht keine Befruchtung stattge- funden haben konnte, so bildeten sich die Früchte doch allmähhg weiter aus und erreichten bis Mitte October mit dem sie an- schliessenden grünen Fruchtbecher eine Lange von 3 4 Um. und einen Durchmesser von 1,5 Ctm. Ende desselben Monats fielen sie, obgleich noch grün gefärbt, plötzlich ab Leider habe er versäumt die Frucht durch Zerschneiden auf ihre Keimfähig- keit zu prüfen, sondern sie, nachdem die Hülle beseitigt war, sogleich ausgesäet, bei einer Temperatur von 5-8» nbem»t«rt und den Sommer hindurch in einem kaum erwärmten Mistbeete konservirt, ohne dass eine Spur von Keimung wahrzunehmen gewesen wäre; was ihm auch nicht auffällig erschien, weil er die Saamen als unbefruchtet betrachtete. Bei der Durchsicht Sitzung vom 19. October. 117 nicht aufgegangener Saamen Ende September d. J. fand sich beim Ausschütten des Saattopfes der Torreya, dass einzelne der Saamen eine etwa 2,5 Ctm. lange Radicula gebildet hatten, worauf sie behutsam wieder eingepflanzt wurden; bis jetzt zeigt sich über der Erde noch keine Spur von Vegetation, dennoch aber sind die jungen Pflänzchen noch lebend. Ferner stellte derselbe eine Reihe verschiedener Formen von selbst aus hier geernteten Saamen erzogener Sämlinge der Aralia quinquefolia und Scheffleri zur Ansicht vor, von denen kein einziger einer der Mutterpflanzen glich, denn die Blättchen, deren an einen Blattstiel mehrere fingerförmig vereinigt sind, stimmten weder der Zahl noch der Form nach mit denen der Mutterpflanzen überein; bei der Mehrzahl derselben waren nur 3 anstatt 5 auf dem gemeinschaftlichen Blattstiel vereinigt, hie und da kamen auch ungetheilte Blätter vor. Ebenso veränderlich ist die Form der Blattfläche: die Blättchen einzelner Pflanzen sind sehr breit, bei anderen fast linienförmig. Die Mutterpflanzen bluheten in ganz verschiedenen Jahren und zwar 1873 und 1874; ebensowenig befand sich zur Zeit der Blüthe irgend eine andere! Art dieser Gattung blühend im Garten, so dass von einer Bastardirung keine Rede sein kann. Die Mehrzahl der Sämlinge glich der Aralia trifoliata, welche ebenfalls aus dem Saamen erzogen, die verschiedensten Abweichungen in der Blattform zeigt; einzelne hingegen standen der sogenannten A. Coohii nahe. Der Referent sei daher vollständig überzeugt, dass verschiedene der in Neu-Seeland heimischen Aralia-Arten, z. B. A. quinque- folia, trifoliata, heteromorpha , Cookii und Scheffleri , gleichviel ob sie einfache, drei- oder fünfzählige Blätter besitzen, nur Formen einer Art seien. Er vermuthe sogar, dass die mit 30 Ctm. langen, sehr schmalen, am Rande buchtig gezähnten, an der Spitze spatelförmig verbreiterten Blättern bekleidete A. spatulata auch nur eine Form sei. theilte derselbe unter Vorzeigung lebender Pflanzen mit, dass er schon seit mehreren Jahren aus von ihm selbst gesammelten Saamen der Centaurea gymnocarp aMoris, einePflanze mit fiederspaltigen Blättern und ganz glattem Involucrum, eine 0rm mit fast ganzen Blättern und stachligem Involucrum er- I Gesellschaft naturforschender Freunde. 118 aogen habe, die er für einen Bastard der C. M-—» - c. ^“"““Ybfsprach*) über die Umwandelung de« Geschlechts U . P .-hp ce;t einer Reihe von Jahren haben bei XTn ille «»-»»•» ';aebtndSnaecb gebläht, es seien jedoch stets ,„it mä„„renB1n.e:reb.Xae„,o«» e^dbeb t.^ ^ Jahre wieder “ ’ einen Bläthenscbaft entwickelte, XÄ nicht vorhegen, denn man sab ama Nachdem die Stelle, wo früher ein Blütbenschat. gese-“ Blathellschaft ab. Binthen längst genauerer Betrachtung der er- rPsr. Blüthen, so dass eine - ein\r.::tchu:r mäht, Ee. .Uch ** ^ 7 heben. D. longifoliu'n wird ■ Stowte Pflanze häufig, w,e be, allen Ftam « seIteneren gipfelständig sind fas. f “ e ' "f nie so kräftig werden, Fällen bilden <££££'% »ährend B. acrolri'ke gewöhnlich "• der.erZ der Bln.be einen neuen Gipfeltrieb bildet, schon ein Jahr nac . . , • „e:n Vorgänger, der sich ganz eben so kra tig ®ntjic® e\nnimmt, dass man eine und endlich eine so senkrechte Stella g lg Pflanze vor sich za haben gl«tt durch einen Blüthensc a vei letzt wohl nur bei Salix Wandlungen de, Geschlechts durften " hin und beobachtet sein, indem an männlichen Baemplarei. wieder weibliche Kätschen sum Vorschein komme . *} Nachtrag zum Sitzungsbericht vom 20. Juli 1875, Sitzung vom 19. October. 119 der Elemente die Krystalle in vollkommen regelmässiger Aus- bildung gedacht, dass heisst als ideale Formen für sich und in ihren Beziehungen zu einander beschrieben sind, werden in dem 2. die Krystalle abgehandelt, wie sie uns als Naturkörper ent- gegentreten, also ihre verschiedenen Ausbildungsarten, Zwillings- bildungen und Krystallotektonik; als Anhang folgt an der Hand der Linearprojection eine kurze Uebersicht der Zonenverbände. An die Tafeln VII — X. knüpfte Vortragender erläuternde Bemerkungen zu der von ihm „Krystallotektonik“ genannten Disciplin. Es wird von verschiedenen Seiten die Krystallographie als eine Wissenschaft bezeichnet, welche ihrem Ziele nahe ist, da man das Ziel so auffasst, wie es aus den meisten krystallo- graphischen Abhandlungen hervorgeht, nämlich eine möglichst genaue Kenntniss der Krystalle ihrem geometrischen und physi- kalischen Verhalten nach. Die Aufgaben der Krystallographie sind jedoch weitergehende, sie darf sich, wie die übrigen Natur- wissenschaften nicht auf die Beschreibung beschränken, sondern muss die einzelnen Thatsachen mit einander in Verbindung zu bringen und zu erklären suchen, also eine erklärende Wissen- schaft sein. Haüy, der Begründer der Krystallographie als Wissen- schaft, construirte die Krystalle aus Molecülen von bestimmter Form, den Kernformen, als welche er die Spaltungsgestalten annahm. An Stelle dieser constructiven Methode setzte später Weiss eine calculative, indem er die Axen in die Krystallo- graphie einführte; Axen, welche für ihn wie ideale Linien waren. Das Studium der sogen, unvollkommenen Krystallbildungen, der regelmässigen Verwachsungen und Skelette lehrt nun, dass man die Methoden beider Forscher vereinigen muss, da die Kry- stalle aus kleineren, den Subindividuen aufgebaut sind und der Anordnung der Subindividuen-Richtungen zu Grunde liegen, welche mit den Weiss’schen Axen zusammenfallen oder doch in naher Beziehung zu ihnen stehen. Die ursprünglich ideal angenommenen Axen treten uns greifbar vor Augen und heissen dann tektonische Axen. Die Subindividuen sind verschiedener Art, solche, welche i m Wesentlichen nur von Flächen mit einfachem krystallographischem Zeichen begrenzt sind, also mit den Hauptindividuen überein- 120 Gesellschaft naturforschender Freunde. stimmen und solche, deren Flächen nur annähernd einfache Verhältnisse haben (Websky’s vicinale). Die ersteren heissen Subindividuen höherer, die letzteren solche niederer Stufe Die Subindividuen höherer Stufe sind aus solchen niederer Stufe auf- gebaut und somit sind die letzteren die wahren Grundgestalten der Krystalle. Die Subindividuen niederer Stufe unterscheiden sich von den Kernformen Haüy’s wesentlich durch die mannig- faltige Lage ihrer Flächen. Dem Krystall liegen aber keine einfach gestalteten Bausteine zu Grunde, wie es Hauy anna m, sondern im Gegentheil complicirtere Formen, als sie die meisten Hauptindividuen zeigen. Die Hexaeder des Flussspathes haben als Subindividuen niederer Stufe vicinale Tetrakishexaeder o er dem Tetrakishexaeder nahe stehende Hexakisoktaeder, die Bleiglanzes vicinale Ikositetraeder oder Ikositetraedern nahe stehende Hexakisoktaeder. Es sind mithin die Hexaeder beider Mineralien verschiedene. In ähnlicher Weise erweisen sich auch Oktaeder und Dodekaeder als Formen, welche je nach den ihnen zu Grunde liegenden Subindividuen verschieden sind Die rein theoretische Betrachtungsweise Naumann s, der zu Folge die Formen mit einfachem krystallographischem Zeichen als Grenzgestalten derjenigen mit comphcirterem Zeichen au ge Sst wercfen können, gewinnt durch die Subindividuen niederer Stufe praktische Bedeutung; die Bezeichnungen Hexaeder, 0 taeder Dodekaeder etc. sind mithin rein äusserliche, sie können und dürfen dem Krystallographen nicht ge^en- . Obgleich die Subindividuen niederer Stufe zum Theil e sehr grosse Mannigfaltigkeit von Flächen zeigen, so lass sich ihre Gestalt im Allgemeinen leicht fixiren, da die meisten Flachen ST» Ha^one angeboren, zn welcher sich dann mehr wenige, Nebenzonen gesellen. Die Axen der Ha"Pt2“e“ "erd“t ‘ den tonische Hauptzonenaxen genannt und fal Hauptzonenaxen der bei den Hauptindividuen ausgebildeten Flächen zusammen, so dass die bei einem Mineral Vorkommen- den Flächen in der Gestalt der Snbindividnen mederer Stufe di« Gestalt der Snbindividnen ^ S'rÄ ävsä ! Sitzung vom 19. October. 121 und einen experimentellen, indem man die Krystalle einer lang- samen Auflösung aussetzt, wodurch man die sogenannten Aetz- figuren erhält oder indem man die aus einer Lösung anschiessen- den Kryställchen bestimmt. Die Subindividuen ordnen sich in erster Linie in Reihen den tektonischen Axen an; im regulären System zeigen die sog. gestrickten Formen eine Anordnung in den Grundaxen, die regelmässig baumförmigen in den prismatischen Zwischenaxen und beim gediegenen Silber kommen Anordnungen in den rhom- boidrischen Zwischenaxen vor. Bei weiterem Ausbau füllt sich der Raum zwischen den tek- tonischen Axen aus und die Subindividuen liegen in bestimmten Flächen, den tektonischen Flächen , durch welche Krystallformen bestimmt sind. Zunächst ist die Raumerfüllung der Formen eine unvollkommene, da in vielen Fällen die Anordnung der Sub- individuen von den Kanten, den tektonischen Kanten aus- geht, so dass die Flächen nach ihrem Mittelpunkt hin nicht ausgefüllt sind; derartige Krystallbildungen heissen Krystall- skellette und sind das Resultat sehr rascher Bildungen bei reich- lich vorhandenem Material, weshalb sie sich auch vornehmlich beim Sublimationsprocess bilden. Bei den vollkommen entwickelten Krystallen, welche keine wesentlichen Unterbrechungen der Flächen zeigen, erkennt man die tektonischen Flächen daran, dass auf ihnen die Subindividuen besonders deutlich zur Erscheinung kommen, ln der Anordnung der Subindividuen lassen sich zuweilen die tektonischen Axen erkennen und wo dies nicht der Fall ist, kann man die tektonischen Hauptzonenaxen als solche betrachten. Da sich die Krystalle eines und desselben Minerals oder einer krystallisirenden Substanz überhaupt unter den verschie- densten Verhältnissen bilden können, so kann man schon a priori annehmen, dass der Krystallreihe eines Minerals verschiedene tektonische Axen zu Grunde liegen können. Diese Annahme findet in der Natur ihre Bestätigung; für die hexaedrischen Krystallskelette des Bleiglanzes aus Hohofenbrüchen sind die Grundaxen tektonische Axen , für die meisten natürlichen Kry- etalle die prismatischen; beim Flussspath sind meist die Grund- axen tektonische Axen, es kommen jedoch auch Krystalle vor, 10** 122 Gesellschaft naturforschender Freunde. für welche die prismatischen Arten tektonische A*er . sind. Anf diese Weise sind hier zwei Haupttypen von KrysmUen drüsig und Ecken an &ud rosenrothen Oktaeder aus tektonische Flächen sind, z. B. die rosenrot «tpr Schweiz die lichtgrünen von Moldova im Banat etc. , Oktaeder, t we^e prismatische Arten tektonische sind, zeigen glatte, 'Är »nigsgherg. Auch die Comhin.tionen der Krystalle dieser beiden Typen sind wesentl.ch von emande verschiedene. da5S aie Krysutllotektomk ein vor- zügliches und „aturgemässes Mittel an die Hand gtebt, d,e ^ stallformen einer Reihe nach Haupttypen zu ordnen. Alle Sn auf dem Gebiete der Krysta >— ^ " r ^^öii^en6", wenn er es ver- steh t m kroslopLhe Untersuchungen anzustellen und mit der CheL“ so weit* bekannt ist, dass er selbst experimentell arbeiten ka°nDer Umstand, dass in neuerer Zeit einzelne Forscher ledig- lich mikroskopische Studien angestellt haben und dadurch eine seits 'äusserst ^einseitig geworden sind, -^-se.m aber - ik zu warnen. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Bulletin, de tAcaiemie d. seien', de Bel9 i„ue. Tome XXX . XXXVI. XXXVII. ttr t"hrfÄaftzuDa„zig. Bd,. «ft. S. 4. Mi«heilungedn äus dem /ahrbult der KgL Ungar, geolog. Anstalt Bd. III. Hft. 1. 2. Budapest 1874. Sitzung vom 19. October. 123 A niagyar kir . földtani intezet Evkönve. Bd. 3 Hft. 1. 2. Buda- pest 1874. Abakong deli Reszenek földtani viszonyel, 11 Resz. Budapest 1874. Württernbergische naturwissensch. Jabreshefte. Jahrg. XXXI. Hft. 3. Stuttgart 1875. Bulletin de la societe imp. des Naturalistes de Moscou 1874 No. 4. Bulletin de l Academie imp. d. scienc. de St. Petersbourq T XIX 4. 5. XX. 1. 2. Memoires de V Academie imp. d. scienc. de St. Petersbourq T XXI 6—12. XXII, 1—3. Abhandlungen der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1874. Monatsberichte der Akad. d. Wissenschaften zu Berlin April Mai 1875. ’ Publikation des Königl. Preuss. geodätischen Instituts 1875. Bericht der 4. allgemeinen Conferenz der Europäischen Grad- messung. Berlin 1875. Sitzungsberichte der niederrheinischen Gesellsch. für Natur- und Heilkunde zu Bonn. 1874. Annales d. I. soc. d'agriculture , d'histoire naturelle etc. de Lyon Tom. IV— VI. Proceedings of the zoological society of London 1874 Pt 4 1875. Pt. 1. Bulletin of the Essex Institute Vol. VI. 1874. Memoirs of the Boston society of natural history Vol. II, part III. No. 3 — 5. part IV, 1. 1875. Proceedings of the Boston soc. of natur. history Vol XVI 3 4 XVII, 1. 2. ' ’ Jeffries Wyman, memorial meeting of the Boston society. Octbr 1874. Monthly reports of the department of agriculture for 1874. Washington 1875. Smithsonian Report for 1873. U. S. Geological survey of the Territories. 1874. Proceedings of the academy of nat. scienc. of Philadelphia 1874 Pt. 1—3. Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover 23. 24. 124 Gesellschaft naturforschender Freunde. Societe Khediviale de geographie , discours par le Dr. Schwew- furth et les Statuts de la societe. Alexandria 1875. Krönig, Das Dasein Gottes und das Glück des Menschen. Berlin Repertorium der Naturwissenschaften. Monatliche Uebersichten der neuesten Arbeiten auf dem Gebiete der Naturwissenschaften. Jahrg. I, No. 1-6. Berlin 1875. Archive of Science of the New-Orleans Academy. Vol. I. No. 4. A. w Schade’s Bucbdruckerei L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 47. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 16. November 1875. Director: Herr ßeyrich. Herr Brefeld machte nachstehende Mittheilung über neue Kulturmethoden für die Untersuchung der Pilze und zeigte eine Reihe lebender Pilzculturen vor. In dem Thatbestande unserer jetzigen mycologischen Kennt- nisse macht sich die grösste Lücke in dem Umstande fühlbar, dass wir die Lebensgeschichte so vieler Pilze nur stückweise kennen. Von dem einen kennen wir nur die Fruchtkörper, von dem anderen nur die ungeschlechtliche Art der Vermehrung, von dem dritten ist die Fortpflanzung überhaupt unbekannt, wir ken- nen nur die vegetativen Zustände, die wiederum von jenen nicht bekannt sind. Es ist klar, dass die wichtigste Aufgabe der mycologischen Forschung darin besteht, diesen so wichtigen als ausgedehnten Zweig der Botanik aus diesem Zustande rudimen- tärer Kenntniss zu befreien, die Bedingungen herzustellen, durch welche ein Pilz in seiner Entwickelung zum natürlichen Ab- schlüsse gebracht, zugleich aber auf diesem Wege bis in alle Einzelheiten verfolgt werden kann. In der That liegen hier bei den Pilzen Schwierigkeiten ganz aussergewöhnlicher Art vor. Es ist nämlich nicht die Unter- suchung selbst, worum es sich in erster Linie handelt, wie in anderen Gebieten der Botanik; die Fragestellung geht darüber hinaus, sie richtet sich zunächst auf die Gewinnung, die Her- stellung des Objectes, um es dann erst zu untersuchen, wenn es 11 126 Gesellschaft naturforschender Freunde. gefunden und für die Beobachtung gewonnen ist. Eine Alge beispielsweise lebt in Wasser, sie braucht sonst nur Luft und Licht, um zu gedeihen, sie ist ausserdem in dem durchsichtigen hellen Medium jeglicher Beobachtung auf das Leichteste zugäng- lich. Die Pilze leben nicht in Wasser, vielmehr in organischen Massen bald als Parasiten auf und in lebenden Organismen, bald als Saprophyten in todter organischer Materie. Die Medien sind so ungünstig wie möglich. Sie sind undurchsichtig, unrein, meist nicht von einem, sondern von sflelen Pilzen zugleich bewohnt — eine blosse Beobachtung des so lebenden Pilzes führt, abge- sehen von den zahlreichen naheliegenden Täuschungen, zu einem früh beschränkten Ziele. Es kommt aber noch namentlich hinzu, j dass diese natürlichen Substrate schnellen Veränderungen unter- liegen, die die natürliche Entwickelung der Pilze hemmen; diese geben einem Pilze nur in den seltensten Fällen die Möglichkeit, ; seinen ganzen Entwickelungslauf zu vollenden. Vorzugsweise i sind es hier zahlreiche andere Pilze, deren winzig kleine Keime allverbreitet sind, welche die Substrate verändern und in ihrer Mitbewerbung um dasselbe Substrat die volle Entwickelung des einzelnen verhindern. Eben darin liegt der einfache Grund, dass wir mit einer Beobachtung eines Pilzes in den natürlichen Ver- hältnissen nur ein Bruchstück seiner Lebensgeschichte kennen lernen können, ein Stück, wie es seinem natürlichen Vorkommen nach sich darbietet und der Untersuchung zugänglich ist. Diese muss nothwendig eine lückenhafte bleiben, so lange nicht künst- liche Culturmethoden für die Pilze erschlossen werden, welche die erwähnten Mängel ausschalten, die in der Natur für ihre Entwickelung und folglich für die Untersuchung unvermeidlich gegeben sind. Im Vergleich zu den Untersuchungen bei anderen Pflanzen finden wir darum bei mycologischen Untersuchungen eine ganz besondere und höchst difficile Aufgabe vor. Sie besteht darin, die Methoden der Cultur zu finden, durch welche die ein- zelnen Pilze zur Vollendung, zum Abschlüsse ihrer Entwickelung gebracht werden können , und diese Methoden zu einer Voll- kommenheit auszubilden, dass es mit ihrer Hilfe gelingt, allen Anforderungen zu entsprechen, welche demnächst für die Unter- suchung selbst hervortreten. Und zwar gilt es hier, durch Kunst die Natur zu überbieten, Verhältnisse für die Cultur zu ermög- Sitzung vom 16. November. 127 licheD. wie sie die Natur nur selten bieten kann, wie sie sie für den Gang der Untersuchung niemals zu bieten vermag, um auf diesem Wege den vollkommenen ununterbrochenen Entwickelungs- gang der Pilze zu erzwingen, der sich in der Natur unter den erwähnten Einflüssen für gewöhnlich nicht vollzieht und darum unserer Kenntniss verschlossen geblieben ist. _ . Ich bin 8eit einer Reihe von Jahren nach dieser Richtung thatig. Ich habe die Methoden zuerst ausfindig gemacht, die einzelnen Pilze von einer Spore ausgehend cultiviren und in Klaren, durchsichtigen Medien in ihrem Entwickelungsgange ununterbrochen verfolgen zu können; ich habe die Methoden in der Folge zu einer Klarheit und Vollkommenheit für die Beob- achtung ausgebildet*), wie sie für eine Alge in dem klaren Wasser, worin sie natürlich lebt, von selbst vorliegt. Ich stellte zu diesem Zwecke klare Nährlösungen verschie- dener Beschaffenheit her, in welche ich eine auch die kleinste «. llzspore mit Sicherheit aussäete, und auf Objectträgern ver- schiedener Construction in ihrer Entwickelung beobachtete, ganz so übersichtlich und klar, wie dies sonst nur bei dem Samen irgend einer grossen Pflanze geschehen kann. Es gelang mir auf diesem Wege unsere Kenntnisse über die Lebensgeschichte der Myxomyceten , Zygomyceten, Ascomyceten in wesentlichen Punkten aufzuklären und zu ergänzen. Zunächst waren meine Untersuchungen vorzugsweise auf die Sicherheit der Methode gerichtet, eine Spore eines Pilzes mit Sicherheit auszusäen, und von ihr. ausgehend alle Einzelheiten der Entwickelung lückenlos zu ermitteln und zu verfolgen, soweit diese in dem gegebenen Medium möglich ist. Es handelte sich hierbei in erster Linie neben der Sicherheit einer detaillirten Beobachtung um das Aus- schlüssen fremder Pilzkeime und damit gegebener zahlreicher Fehlerquellen. Mit dieser Methode war indess nur der halbe Weg zurückgelegt: die verwendeten Nährlösungen waren für eine ausgiebige Entwickelung meist nicht ausreichend. Es trat die weitere schwierigere Aufgabe, den vollständigen Entwickelungs- ) Man vergleiche hierzu meine früheren Publicationen : Methoden zur Untersuchung der Pilze, Abhandl. der physik. medic. Gesellschaft in Würz- bn: rg 1874; ferner eine ausführlichere Mittheilung unter demselben Titel in den Landw. Jahrbüchern IV. Jahrg., I. Heft, 11* 128 Gesellschaft naturforschender Freunde. gang eines Filzes za ermöglichen, von dem man seinem natür- lichen Vorkommen nach nur ein Rudiment kennt, mit gebiete- rischer Nothwendigkeit heran. Nur von neuen Methoden der Cultur war hier ein weiteres Resultat zu erwarteu, und für diese Culturen mussten die zuerst gewonnenen Erfahrungen als Aus- gangspunkt dienen; sie konnten nur einen wissenschaftlichen Werth erlangen, wenn ihnen dieselbe exacte Methode zu Grunde J gelegt wurde wie vorhin, nämlich Entwickelung von der einzelnen Spore ausgehend. Da die Methode im Frincip gegeben war, so coneentrirten sich die Anforderungen für die neuen Culturen in der Herstellung des geeigneten Substrates für die Cultur. Dieses Substrat musste einmal ganz pilzfrei sein und zweitens mit Nähr- stoffen so reich versehen, dass hierin der ausgiebigsten Entwicke- lung keine Schranken gesetzt waren. Ich fand bereits im Jahre 1869, dass Brod ein vorzügliches Substrat für Pilzculturen abgiebt. ( Es enthält eine Menge von Nährstoffen, ist ausserdem durch seine ■ lockere poröse Beschaffenheit für die Entwickelung der Mycelien I besonders geeignet; die grossen mächtigen Schimmelrasen, die aus feucht gelegenen Brodablällen aufschiessen , beweisen dies ausserdem zur Genüge. Auf keinem anderen Substrate gediehen mir die verschiedensten Filze in einer Ueppigkeit wie hier. Mit seiner Anwendung gelang es mir bald, die Fruchtkörper des allverbreiteten Penicillium künstlich zu ziehen , die man bis dahin vergeblich gesucht hatte, die nach ihrer Bildungsweise in der Natur nur höchst selten auftreten können, die ich, nach- dem ich sie 6 Jahre schon kenne, trotz eifrigsten Suchens in der Natur niemals gefunden habe. Ich versuchte anknüpfend an diesen Erfolg nun auch andere in ihrer Entwickelung lückenhaft bekannte Pilze in gleicher Art wie Penicillium auf Brod zu cul- tiviren; doch meine Bemühungen waren erfolglos. Zwar befestigte sich die Ueberzeugung nach allen diesen vergeblichen Culturen, dass es einen geeigneteren Nährboden für Pilzculturen kaum geben könne, die Thatsachen zeigten, dass die meisten Pilze auf ihm üppig gediehen, aber die Resultate bewegten sich im engen Zirkel, sie gingen über die Grenzen der Entwickelung nicht hinaus, die auch in dem natürlichen Vorkommen offenbar gegeben sind: ich bekam immer nur wieder, was ich ausgesäet. Die fortgesetzten Beobachtungen und die übereinstimmenden Sitzung vom 16. November. 129 Befunde der meisten Culturen führten mich am Ende auf die natürlichen Ursachen, die der Entwickelung auf halbem Wege ein Ziel setzten. Als erste störende Ursache fand ich, dass in der Länge der Zeit fremde Pilzkeime, namentlich Bacterien auf- traten, die das Substrat verdarben; als zweites Hemmnisserkannte ich die nicht genügende Ernährungsfähigkeit des Brodes selbst. Nichts lag näher als diesen Uebelständen abzuhelfen. Um die Bacterien auszuschliessen , trocknete ich das Brod 2 Tage bei 130 ; um in zweiter Linie die Ernährungsfähigkeit des Brodes zu steigern, führte ich eine Düngung mit flüssigen Nähr- stoffen ein. Ich hatte inzwischen ermittelt, dass Auszüge von getrockneten frischen Früchten Culturlösungen von gleicher Vor- züglichkeit abgeben wie reines Brod als festes Cultursubstrat. Die Auszüge lassen sich leicht klar gewinnen, durch Auskochen pilzfrei machen und in jeglicher Concenfration hersteilen, wie es den verschiedenen Bedürfnissen entspricht. Diese Auszüge ver- wendete ich als Düngmittel für das Brod ganz in dem°Sinne, wie man die Felder durch Düngung fruchtbarer und ertragfähiger zu machen sucht. Schon die ersten Culturen mit gedüngtem Brode stachen gegen das ungedüngte ab. wie die Saaten auf den gleich behandelten Feldern. In der Folge bestätigten sich meine Erwartungen, die Culturen erlangten allmählich eine zunehmende Vollkommenheit und Ueppigkeit und damit gelang es, das ursprüng- lich gesteckte Ziel zu erreichen, den ausgesäeten Pilz zur Vol- lendung seines ganzen Entwickelungslaufes zu bringen. Ehe ich nun in einigen der gewonnenen Resultate die Zweckmässigkeit der Methode erläutere, will ich zuvor nicht unterlassen, etwas specieller auf die Einzelheiten des Verfahrens selbst einzugehen. Für die Herstellung der Fruchtsäfte sind kalte Auszüge der getrockneten Früchte vor Allem zu empfehlen. Nur diese sind vollkommen klar herzustellen. Sie lassen sich durch Ein- dampfen zu einer Concentration eindicken. dass sie keinem Ver- derben ausgesetzt sind. Durch Auflösen dieser Auszüge in Wasser erhalt man Lösungen beliebiger Stärke, wie man sie eben ver- wenden will. — Das Brod muss nach seiner physikalischen Beschaffenheit gewählt werden, das Gefüge darf nicht zu locker und nicht zu dicht sein; am besten bewährte sich das gewöhn- 130 Gesellschaft naturforschender Freunde. liehe grobe ungesäuerte Brod. Schnitte von etwa einem drittel Zoll sind das zusagendste Substrat; von der Kruste befreit 2 Tage bei 120° getrocknet sind sie absolut pilzfrei. Als Culturgefässe wende ich mehr oder minder flache Krystallisirschalen an, die oben glatt geschliffen sind und mit einer weit übergreifenden, gut abschliessenden Glasscheibe verdeckt werden können. Sie werden durch halbstündigen Aufenthalt in kochendem Wasser von anhängenden Pilzsporen befreit. Zum Ansetzen der Culturen bringe ich die Dünglösungen in einer mit Kautschukkork versehenen Spritzflasche zum Kochen, bringe ein Stück pilzfreies Brod in die reine Krystallisirscbale und bespritze dies mit der kochend heissen Lösung, bis es sich vollgesaugt hat wie ein Schwamm, wobei ich den Glasdeckel soweit zur Seite schiebe, als es zur Einbringung der Spitze der Spritz- flasche nothwendig ist. Nach dem Erkalten trage ich die in- zwischen in einer reinen Objectträgercultur zu einem Mjcelium entwickelte Pilzspore mit Hülfe einer flachen Nadel auf. Die Culturen verlaufen so ohne alle Störung, es treten keinerlei fremde Pilze auf, mag die Cultur auch 1 ganzes Jahr stehen. Es ist leicht, die Einrichtung so zu treffen, dass die Herstellung dieser reinen Culturen kaum zeitraubender ist, wie die der früheren unvollkommenen. Zur Aussaat darf man nie mehr wie 1, 2 oder 3 Sporen verwenden, je nach den Dimen- sionen der Cultur; durch reichlichere Aussaat wird die Entwicke- lung gehemmt. Es ist natürlich nothwendig, für die zu cultivirenden Pilze die besonderen Bedürfnisse der Ernährung im Laufe der einzelnen Culturen zu ermitteln. Bei dem einen ist es zweckmässiger, Säfte von sauren Früchten zu nehmen, bei dem anderen ist die Säure nachtheilig, ebenso ist auch in der Concentration der Diin- gungslösung ein verschiedenes Maass, wie es die Erfahrung angiebt, inne zu halten. Ich will zum Schlüsse zu einigen Beispielen übergehen. Aspergillus niger ist ein ziemlich verbreiteter Schimmelpilz, den Mycologen allbekannt. Seither kennt mau den Pilz nur in seiner ungeschlechtlichen Vermehrung, in Conidienträgern mit schwarzen Conidien. Es kann aber kaum einem Zweifel unter- liegen. dass eine zweite, geschlechtlich erzeugte Fruchtform Sitzung vom 16. November. 131 besteht, die in den gewöhnlichen Cnlturen nicht auftritt. Nach 4jähriger Cultur gelang es jetzt mit den neuen Methoden durch üppigere Entwickelung den Abschluss zu erreichen. Ich fand zu meinem Erstaunen, dass der Pilz mächtige Sclerotien bildet, die in einigen Punkten mit denen von Penicillium übereinstimmen, in anderen von diesen abweichen; sie wandeln sich im Laufe längerer Zeit in Ascen treibende Früchte um. Auf Topinambur kommt nicht selten eine Peziza parasitisch .'or. die diesen Pflanzen höchst verderblich ist; sie bildet Scle- rotien, die im nächsten Frühjahr keimen. Ich versuchte diesen Parasiten saprophy tisch zu ernähren und fand, dass er in der beschriebenen Weise cultivirt eine Ueppigheit der Entwickelung erreichte, die er als Parasit nicht erreichen kann: der ganze Nährboden war wie mit einem Sclerotium überdeckt. Alle Details der Entwickelung Hessen sich hier leicht ermitteln, die Bildung der Sclerotien, das Auftreten von einer eigenthümlichen Form einer ungeschlechtlichen Vermehrung, deren Conidien nicht keimen (wie die sogenannten Spermatien anderer Pilze), die aber mit der Bildung der Sclerotien in gar keinem ursächlichen Zusammenhänge stehen, lolglich gar keine Spermatien sind etc. Niemand würde zweifeln, der den Pilz auf lopinambur- Pfianzen findet, dass er ein echter Parasit ist; die Versuche zeigen, dass dies unzutreffend ist; der Parasitismus des Pilzes bekommt durch sein saprophytisches Leben die wahre und rich- tige Illustration. — Aehnlich verhält es sich mit Peziza tuberosa und anderen Pezizen. Die Erfahrungen bei diesen Parasiten führten mich auf den naheliegenden Gedanken, dass es sich mit anderen Parasiten ähnlich verhalten möchte, dass vielleicht in dem Umstande, dass ein Pilz zugleich saprophytisch und parasitisch lebt, der einfache Grund für so manche rathseihatte Seite bei diesen Pilzen liegen möchte, z. B. das Wiedererscheinen von Pilzen, die an den Nähr- pflanzen keine Dauerspore bilden und in bisher unerklärter Weise überwintern. — Wo ich bisher Versuche machte, fand ich diesen Gedanken bestätigt; so wächst beispielsweise Cordiceps militaris, der doch gewiss wie ein echter Parasit aussieht, mit seltener Ueppigkeit auf präparirtem Brode. Mit Leichtigkeit gelang es mir ferner , aus den Sporen von Agaricus melleus die Rbizo- 132 Gesellschaft naturfor sehender Freunde. morphen wiederzuziehen. — Die Tbatsachen beweisen, dass unsere Auffassung über Parasitismus und parasitische Pilze eine befangene ist Die neuen Culturmethoden eröffnen An- griffspunkte, durch die es gelingen kann, die bestehenden Lücken und Unklarheiten in unserer Kenntniss auszufüllen und aufzuhellen. Auch auf die Flechten können sie vielleicht mit. Vortheil angewendet werden, und seit ich Rhizomorphen auf dem Objectträger ziehe, scheint es mir nicht gar unmöglich, auch Flechten aus den Sporen künstlich ohne Algen zu cultiviren. ein Weg der Untersuchung, der allen Zweifeln und Meinungs- verschiedenheiten über die Natur dieser Pflanzen und ihren merk- würdigen Parasitismus ein Ende machen würde. Bisher ist dieser Weg nicht betreten oder schnell wieder verlassen — aber nur im Mangel geeigneter Methoden. Es würde zu weit führen, auf andere Beispiele einzugehen, sie genügen, um die Bedeutung der Methoden für die Ent- wickelung der verschiedenen Pilze darzuthun und die Aus- sichten zu eröffnen, die sich berechtigter Weise in weiter Aus- dehnung hieran knüpfen; ich will nur noch kurz berühren, von welcher Bedeutung die Methode für die Untersuchung selbst ist. Beobachtungen über specielle Punkte der Entwickelung lassen sich nur in durchsichtigen Medien ausführen; hier muss man zum .Objectträger zurückgreifen. Kennt man einmal die Bedürf- nisse des Pilzes, so kann man die Nährlösung hiernach einrichten und in Objectträgerculturen bei Anwendung geeigneter Cultur- lösungen fast alles erreichen. So gelingt es, die Sclerotien der Peziza auf dem Object- träger in klarer Nährlösung zu ziehen, ebenso mächtige Rhizo- morphenstränge aus einer Agaricusspore; die Bildung beider ist der Beobachtung in den durchsichtigen Medien möglichst zugäng- lich gemacht. Weder bei der Bildung noch bei der späteren j Auskeimung der Rhizomorphen treten jene kleinen Organe auf. die hie und da an den Mycelien der Agaricinen sich zeigen. Wenn bei den Rhizomorphen durch ihre Abwesenheit der Beweis gegeben ist, dass sie zur Bildung der Fruchtkörper in keinen - Beziehungen stehen, so lässt sich das Gleiche durch directe Beobachtung der Bildung des Fruchtkörpers selbst bei den Sitzung vom 16. November. m Agari einen ermitteln. — Die Untersuchung des Eurotium*) hat einst De Bary grosse Schwierigkeiten gemacht und viele Zeit gekostet; er suchte die Anfänge der Fruchtkörper auf festem Substrat und übertrug sie für die Untersuchung auf den Objcct- trager. Dass ihm die Methoden der Cultur unbekannt waren, geht aus der besonderen Bemerkung hervor, dass die Eurotien m seinen Objectträgerculturen niemals auftraten. Hätte er die Methoden gekannt, so würde er die ganze Untersuchung in einem Morgen haben machen können: eine einzige meiner Objecf- tragerculturen weist wenigstens 500 Eurotien in allen Stadien der Entwickelung in dem Culturtropfen auf. Ueber die hier als Beispiele berührten Untersuchungen: die Entwickelungsgeschichte des „ Aspergillus niger\ ferner der ver- schiedenen „Pezizen“, die Bedeutung der als Spermatien beschrie- benen Organe bei „Asco- und Basidiomyceten“, die Entwickelungs- gescbichte von „ Coprinus “, die Bildung der „Rhizomorphen“ etc werde ich später der Gesellschaft specielle Mittheilung machen. Herr Gustav Fritsch berichtet über den Fortgang seiner Untersuchungen des feineren Baues der Centralorgane bei den ischen. Er betont die Nothwendigkeit, dabei makroskopische mit mikroskopischen Beobachtungen zu verbinden, weil die Rich- tigkeit der einen erst durch die anderen ausser Zweifel gestellt wird; ein einseitiges Vorgehen muss mit grosser Wahrscheinlich- keit zu Imhümern führen. Der beste Beleg dafür ist durch die Betrachtung der ausserordentlich abweichenden Controversen über en Gegenstand in einer umfangreichen Literatur gegeben, wobei die neuesten Anschauungen als ein unbezweifelter Rückschritt zu bezeichnen sind. Vieles, was von älteren Autoren, z. B. Oottsche, bereits richtig erkannt wurde, ist ohne genügenden Orund verlassen, das Wahre mit dem Falschen zugleich über or geworfen worden. Die von einem zu engen Standpunkte' ausgehende Betrachtungsweise neuerer Forscher hat sich nicht gescheut ohne Rücksicht auf die naheliegenden Bedenken den u nen Satz aufzustellen, so mächtig entwickelte, wohl organi- sirte Thiere wie die Selachier, Haeckel ’s Urahnen des Menschen, ) Beitrage zur Morphologie und Physiologie der Pilze III. Heft. 134 Gesellschaft naturforschender Freunde. hätten überhaupt kein Kleinhirn, wenigstens Nichts, dem der Histologe den Werth eines als solches functionirenden Central- organs beilegen könne. Hierbei wurden, wie bei den meisten der neueren Autoren, embryologische Principien zu Grunde gelegt, ein Vorgehen, wel- ches gewiss mit Recht die allgemeine Anerkennung für sich hat. Den Ausgangspunkt bildete die durch E. v. Baer geschaffene Eintheilung des embryonalen Gehirns, wie sie durch die weitere Differenzirung der ursprünglichen drei Hirnbläschen angegeben wird Das Hervorsprossen der Grosshirn knospen aus dem ersten Hirnbläschen und der Zerfall des letzten in zwei Unterabtei- lungen verwandelt bekanntlich die drei frühesten Abschnitte in fünf, für welche v. Baer der Reihe nach folgende Namen auf- stellte: Vorderhirn, Zwischenhirn. Mittelhirn, Hinterhirn un Nachhirn Diese Abschnitte erscheinen im Gehirn der Sauge- tiere nach allgemeiner Annahme in folgende Centralorgane verwandelt: Vorderhirn = Grosshirnhemispbaren. Zwiscbenbirn = Umgebung des dritten Ventrikels, Mittelhirn = Vierhügel, Hinterhirn = Kleinhirn, Nachhirn = Medulla oblongata. Der Versuch, diese Anschauungen der Deutung des Fischgehirnes anzupassen, stösst auf Schwierigkeiten, indem an demselben in typischer Ausbildung nicht fünf Hauptabschnitte auftreten, sondern deren nur vier deutlich erkennbar scheinen. Sonnt ergeben sich folgende Fragen für die Untersuchung: Auf welche Weise ver- schwindet der eine Abschnitt? Welcher Abschnitt ist es, und wie sind dem entsprechend die übrig bleibenden vier zu deuten. Oder aber: Sind in der That auch am entwickelten Gehirne noch alle fünf Organe nachweisbar und wie sind sie zu um- gränzen? Für alle daraus resultirenden Anschauungen haben sich Vertreter gefunden, deren Behauptungen bald mit dem, bald mit jenem Punkte in der Aufstellung eines anderen Forschers collidiren oder zusammenfallen; leider nicht zu selten stehen die Autoren auch im Widerspruche mit sich selber. Es wurde zu weit führen, hier das bunte Mosaik der Ansichten entwickeln zu wollen, sondern es soll lieber direct aut die Darstellung ein- gegangen werden, welche der V ort rag ende nach dem heutigen Standpunkte der Wissenschaft für die allein berechtigte halt. Es finden sich in der That alle fünf Abschnitte an Sitzung vom 16. November. 135 dem typisch entwickelten Fischgehirn, als welches dasjenige der Knochenfische, nicht das der Knorpel- fische hingestellt werden muss. Erst wenn man das Knochenfischgehirn genügend versteht, wird es möglich, am Knorpelfischgehirn unter den ausgedehnten Verschmelzungen annähernde Gränzen für die Abschnitte aufzustellen. Versuchen wir die Orientirung, so sehen wir bei den Kno- chenfischen als ersten Hauptabschnitt das Vorderhirn, ein paari- ges Organ durch eine Commissur verbunden, welches vorn die mit einer kleinen Anschwellung sich anfügenden Riechnerven tragt. Diese Anordnung, der Aufbau aus kleinen Zellen mit emgelagerten Markstrahlungen, die zun, Theil durch die rückwärts laufenden Stiele die Verbindung mit den grossen Ganglien des Hirnstockes suchen, lässt in dem Abschnitt die Grosshirnhemisphären erkennen, welche nach vorn zusammengerückt sind, Diese Deutung ist kaum zweifel- nalt und erscheint auch fast allseitig acceptirt. Es wäre nun der nächste Abschnitt, das Zwischenhirn, zu umgranzen; dazu gehört die Höhle des dritten Ventrikels, nach unten in das Infundibulum mit der Hypophysis verlängert, die Corpora candicanlia (?), der mediale Theil der von den Peduncuiis cerebn ausgehenden Markstrablungen, welche bei Säugethieren durch Corpus stnatum und Thalamus opticus hindurchtreten, die Com- missurer, der Ganglien des vorderen Hirnstockes und die Zirbel Die Decke (Tela chorioidea media der Säugethiere) wird über- agert durch den Fornix und den Balken. Die Tractus optici umgreifen, rückwärts ziehend, die Basis des Abschnittes, indem sie gewisse Wurzelbündel bereits hineinsenden. Diese Anforde- rungen werden annähernd erfüllt nur durch den Theil des Fischgehirnes, welcher das Trigonum fissum, Lobi inferiores, den vordersten Theil des Tectum opticum , sowie die an der Berüh- rungsstelle beider Hälften desselben eingelagerten Organe um- lasst. Dieses sogenannte Tectum opticum Stieda’s stellt eine Markablagerung in dem Scheiteltbeil der primären, hier nicht scharf gesonderten Hirnwäschen dar und ist bei den Fischen Gne be, den Amphibien) durch das Auftreten eigentbÜmlicher Kornerschichten charakterisirt. Bei der, Fischen schliesst sich diese periphere Markablagerung, nach rückwärts und oben 136 Gesellschaft naturforschender Freunde. wuchernd, mehr an das Zwischenhirn und erreicht nach hinten zu häufig nicht die Mittellinie (z. B. bei den Cyprinoiden, Clu- peiden), während bei den Amphibien (z. B. bei Rana) die Ab- lagerung hinten stärker ist und sich enger an den folgenden Abschnitt anschliesst. Es enthält durch die einstrahlenden Fasersysteme Elemente, welche es unzweifelhaft mit Tbeilen des Zwischenhirns in directe Verbindung setzen, während die in den hinteren Theil ausstrah- lenden oder es hier durchsetzenden Opticusfasern Beziehungen zum nächsten Abschnitt suchen. Das Organ stellt also eine Ergänzung dar für die Rindenschichten des unvoll- kommen entwickelten eigentlichen Grosshirns and zeigt Verbindungen mit den benachbarten 1 heilen, wie etwa der Stammlappen des Säugethiergehirnes. Die aus den Hirnschenkeln hervortretenden mächtigen baser- strahlu ngen sind wie der Stabkranz des Reil angeordnet; sie treten durch den Torus semicirculans (analog einem Corpus Striatum) hindurch und kreuzen sieb im vorderen Abschnitte mit queren Commissurbündeln, die man sehr wohl berechtigt ist an Gotische als Analogon eines Balkens anzusprechen. Die schein- bar sehr abweichend gelagerte Zirbel schliesst sieb dem Gross- hirn folgend, hier wie auch sonst au die entsprechende Comm.ssur (C. posterior), welche weiter rückwärts gar keinen Platz finden würde. Unter dem Balkenrudiment liegt der ebenfalls schon früher richtig gedeutete Fornix (Commissura longüudinahs , Stieda.J Der dritte Abschnitt, das Mittelhirn, gränzt sich ausser- lich nicht deutlich ab, weil das Tectum opticum ihm dicht auf- lagert; nach hinten und abwärts liegt er dU *8. und erscheint auf entsprechenden Längsschnitten gut umgränzt. Er umfasst die hinteren Theile der Hirn- Lhenkel ‘crvra cerehelli mit der Valmla a) an, zu welchen untergeordnet noch das Oc- taeder hinzutritt. Durch Verkürzung in der Richtung eine rhomboedrischenAxe entsteht hexagonale Pseudosymmetrie; die zweierlei Kanten der Tetrakishexaeder haben gleiche Win ; so dass die Flächen an den beiden Endpunkten einer rhomboe- drischen Axe für sich allein ein flaches den Ist nun diese rhomboedrische Axe zugleich Zwillingsaxe, so kann das Hexagondodekaeder durch die Zwillingsbi düng keine Formveränderung erleiden und man kann die Zwillings- bildung nur dann erkennen, wenn an der Zusammensetzungs fläche Octaederflächen auftreten. Die Pseudohexagondodekaeder erliegen durch Verlängerung in der Richtung einer tektonischen Axe, also einer Seitenk^ einer zweiten Pseudosymmetrie, nämlich einer rhombischen. D verlängerten Flächen bilden ein pseudorhombisches Prisma, au dessen Flächen die vier einer Seitenecke zusammenstossende *) Knoss, Mpecularconstitution und Wachsthum der Krystalle, Leipzig 1867, S. 48. Sitzung vom, 21. December. 159 Flächen schief aufgesetzt sind und ein Rhombooctaeder darstellen. In ähnlicher Weise wie beim Quarz durch Aufbau in derHaupt- axe eine Int.ermittenz zwischen Prismen- und Rhomboederflächen stattfindet, wodurch spitze Rhomboederflächen als Scheinflächen zur Erscheinung kommen, findet auch hier eine Intermittenz zwischen den Flächen der pseudorhombischen Prismas und Oc- taeders statt und es entstehen Nadeln mit scheinbar spitzer Endigung. Die Prismenfläcben zeigen meist verticale Furchen, da die Anlagerung der Subindividuen in erster Linie an den Kanten vor sich geht. Solche Nadeln kreuzen sich vielfach unter 120° in ähnlicher Weise, wie bei den regelmässig baumförmigen Ver- wachsungen. Bei den mikroskopischen Krystallskeletten und regelmässi- gen Verwachsungen kann man häufig z. B. bei Glasflüssen, Löthrohrperlen etc. Anordnungen nach drei sich in einem Punkte unter 60° schneidenden Axen wahrnehmen, zwischen denen untergeordnet, noch Zwischenaxen unter 30° hinzutreten. Bei derartigen Bildungen ist man dann nicht in der Lage zu ent- scheiden, ob das reguläre oder hexagonale System zu Grunde liegt. Herr Neumayer machte zum Schluss ausführliche Mit- theilungen über die Organisation und die Ziele der Deutschen Seewarte. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Monatsberichte der Akad. d. Wissenschaften zu Berlin. Juni bis August 1875. Leopoldina, Amtliches Organ der K. Leopoldinischen Akademie der Naturforscher. X u. XI, 1 — 22. 52. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur, nebst Festgruss an die Versammlung Deutscher Natur- forscher zu Breslau. Schriften des botanischen Gartens zu St. Petersburg, III, 2. Nature , Journal of Science. No. 317, Vol. XIII. Bulletin de la societe imp. des Naturalistes de Moscou 1875 No. 1. Proceedings of the zoological society of London. 1875. Pt. 2, 3, 160 Gesellschaft naturforschender Freunde. Revised List of the vertebrated animals in the garden nf the zoological society of London. 1875. Abstrael of results of a study of the neuere Geomys and Tomo- ,„ith addenda of the osteoloyg of Geomyidae, Eihot Coues , Washington 1875, 4. Boielin de la Academia naciomü de eiencias eractas ernsten e en la Unieenidai de Cordova. EMrega 1. Buenos Aires ISO. Anales iel nrnseo publico de Buenos Aires , por Germ. Bunne, Ster. Entrega XII. 1870—74. Druckfehler. S. 73, Z. 4, statt: Krafft lies: Krefft. S. 103, letzte Zeile, statt: Ledeyour lies: Lede&our. S. 104, Zeile 14, statt: Seefeid lies: SeefeZd. S. 119, Zeile 13 v. unten, statt: wie lies: nur. S. 120, Z. 8 v. oben, stafrt: aber lies: also. S. 121, Z. 9 u. 10, statt: rhomboidrischen lies: rhomboe'drischen. S* 122, Z. 6, statt: und Ecken an lies: durch Ecken von. Siehe ausserdem S. 37. A. \V, Schart e’9 Buchrtruckerei (L. Schade) in Berlin, Stallschreiberstr. 4 ■ .