tun ann de EIER ER u. a * DEE SER a AN RRHBI N 5 pi # HH a KA et Da FRE SUR Re BERRY ur ha u re BERSERE FE RER) KERN DEREN $ a x ng BEN Er DEREK WIR ICH Y ee vun Pi DR g ei CNN ER LER + Fey i ee Er ma N Polen] R N. EN An er ; ih J % a ’ Y fi s N ir.it Won A | i nr nk a I ee Ab, Dar Yr [2 le Er Sur Pan at KERN. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. JAHRGANG 1882. ZWEITER HALBBAND. JUNI BIS DECEMBER. STÜCK XXVI—LIV MIT SIEBEN TAFELN, DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. BERLIN, 1832. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. ni | & jr x ® te u .2 wyr7 pn Eu oo * EZ zu) INH ALT. Warrensacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek er B ER Burneister: Nothropus priseus, ein Höhen ee Poesie Faultkier (Taf X I) Roru: Zur Kenntniss der Ponza-Inseln . SER TE ek; ie a EN: Brake: Über die elektrische Neutralität des von ruhigen elektrisirten Wasserflächen aufsteigenden Dampfes : G. Kırcuuorr: Zur Theme der Bichlafeahlen ; 5 Virenow: Über den Schädel des jungen Gorilla (Taf. xım) s Linpemann: Über die Lunorrr’sche Zahl. 5 Voısr: Die Theorie des longitudinalen Stosses Erindscher Stäbe c > an Fucns: Über lineare homogene Differentialgleichungen, zwischen deren Fateseälen Homdgen Relskonen höhern als ersten Grades bestehen TogLEr, Antrittsrede . WATTENBACH, Antrittsrede . Diers, Antrittsrede oo Monssen, Antwort auf die ‚Aotrittsrede der HH. Tone, Wirrensken und Diers . Laxporr, Antrittsrede Nr eae E. pu Boıs-Reymoxp, Antwort auf "die Kotetiterede Er Ken, Lanxporr Sreiwer’scher Preis. Beurtheilung der eingegangenen Bewerbungsschriften . RL CE 2 Ertheilung des Preises für 1882 an HH. Norrser und oe a LEN = » » Neue Preisfrage für 1884 Preisfrage der philosophisch-historischen Classe für 1885 . Preisfrage der Charlotten-Stiftung für 1883. 0% Cueesman: Über die Messung von Wechselströmen durch Be eadane eines one mit Schrag gegen die Windungsebene gestellter Nadel . Muxk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. a Eee ee Weser: Über den ERS, des Das "Streitschrift eines orthodoxen Jaina, vom Jahre 1573 . Dasıes: Über den Bau des Be von ee Kroxecker: Die Subdeterminanten symmetrischer Systeme. et eo TE FE SRRER Er Ir Hersmorrz: Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. Versuche an Chlorzink - Kalomel-Elementen . WEsTERMAIER: Untersuchung über Ken Fan | die Funchon ge Elanehefen Hanleawehen (Taf. xım) Lersıus: Nochmals über die Babylonische halbe Elle des Hrn. Orrerr Prisssueım: Neue Beobachtungen über den Befruchtungsaet der Gattungen ae ri Selen “ (Taf. XIV) > E Prrers: Über eine neue Gatkung Ka Art ae a DarRanaae N aus Südamerica (hierzu Taf. XV) MExperssonn: Untersuchungen über Haase. Voser: Über Lockver’s Dissociationstheorie . A. Kırcrsorr: Über die von Thukydides benutzten den III IV Inhalt. Seite Gourmus: Die/Guiechenvin\derZl)1asporan ee. Er Er 943 Sırmens: Über das Leuchten der Flamme N: ee RE es 961 Wessky: Über eine Methode, den Normalenbogen, um ie :hen eine Kıystallfläche von einer ihr sehr nahe liegenden Zone absteht und ihre krystallographische Lage zu bestimmen 967 GerLAnD: Nachtrag zu Leiesızens und Huysens’ Briefwechsel mit Parın DE re 5 7 Perers: Über Sphaeronyeteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art der frugivoren blattnasigen Flederthiere, aus dem tropischen America (hierzu Taf. XVI) BER 987 Lersius: Nachträgliches zu der Mittheilung „über die babylonische Halbelle des HI ÖPrErT« vom 19370etoberädurdin, a he el ah a He Me Ps RR Re 1 a ne 991 ZACHARIAE VON LIinGEnTHAL: Zur Geschichte des Authenticum und der Epitome Novellarum des Ante- cessor Julianus SBORaR: Ne 28. Ge BER en: s z : . 993 Frırsen: Bericht über eine Reise zur Dnledeehene der in den Museen Baglands md Hollands voran denen Torpedineen & 1007 Droysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus . . 2. 2 222... te EN Zeiver: Über die Lehre des Aristoteles von der Ewigkeit des Geistes 1033 Kronecrer: Über die Composition Abelscher Gleichungen . . 1059 ÖBERBECK: Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. 3 er 1065 Liescnirz: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit geechrrehknen die Kırfmmängen verhältnisse betreffenden Eigenschaften a er: 1077 HırschreLp: Bericht über die Ergebnisse einer Bereisung ee 2 : . 1089 Kragse: Über die Beziehungen der Rindenspannung zur Bildung der Jahrringe Fe zur Animierte des Märkstrahlen.....0.....= 4 0.0 har. wer ernennen Plan an we Re SE URS Are SR Eee Peters: Über Opisthoplus degener, eine neue Gattung und Art der Schlangen mit ganz eigenthüm- licher Bezahnung. . . . . : He : SS 1147 Kronecker: Die kubischen Abelschen G loichanen des Bareiche (es a1) 2 Mal Cuux: Über die eyklische Entwiekelung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonopkarsn (hier zu Taf. XVII) 1155 Nörpere: Elohim, El (ds „OrToR) 1175 Droysen: Zum Münzwesen Athens. . ». . 2 2 2 2 0 0. 1193 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften . (1) Namensregister . . (31) Sachregister . . @7) | EEE eu u ee eu u eu u u euere sure ee ee en | MemÜnen 5 mueÜn 2 muuön 2 mul 2 mm I SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXVI XXVOL MIT EINER TAFEL. S. Junı 1882. EERTERO.r ZN 06T. 17 1882 ) ng k „r0? r SONIAN DE a 2 er BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. j2lstzlstelstalstetstelspelspelstelstelstlsTl TTS TSST= Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, an deren Stelle »Sitzungsberichte« und es sind für© welehe unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 8.1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-historischen Classe ungerade Nummern. 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. ‘4 N 4. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akalemischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder sowie alle Nichtmitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Ne nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den . Text einzusehaltenden Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die zone erforderliche Auflage eingeliefert ist. $7 D . Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsiehtist, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Ce oder der betreffenden Classe. S 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. s9 S . 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. s 11. 3 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung, abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Seeretar Anzeige gemacht hat. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar fülrt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. s 29. l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberiehte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 1882. XXVH. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. S. Juni. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. Hr. Wartensacn las: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1882. 43 nd . > u zw ie =. e a WIRT NEE, EN ui ee 7. ‚. g 3000 Bil x Tea a 2 - ER . z 7 . ® ve r 9 Bd - 4 s r % u 04 R i = [3 v7 4 # GE RE AR 97%; ö 2 ) f ) Er DDP IntTE Me: ui Pisa | VE TE NALCERHEND EEE R 2 u ' Ee DE hi ur N > er FR: De Be “ r j } rg f - N ’ „= "m I a 2 HRTE » % ” - ” 3 u v CE ee 9 Be ’ 4 AB PRT “er Ay ri BR. ih SFTTEERT) An at AN f FR & hr ® 5 Re ee: ET [) & Ar r di un My TOR ls)! \ AR i ’ > x U. » Be, e .- 5 wi d h #, i N 0 b h b e ER Dh Fe . = Ba 5 B fi { „ 87 Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek. Von W. W ATTENBACH. Wie wenig es möglich ist. dafs der werthvolle Inhalt einer Hand- sehriftensammlung genügend ausgebeutet wird. wenn nicht genaue Verzeichnisse derselben veröffentlicht sind, das ist mir recht deutlich entgegengetreten, nachdem ich es übernommen habe, eine Beschrei- bung der lateinischen Handschriften der hiesigen Königlichen Bibliothek auszuarbeiten. Es sind natürlich nicht gerade grosse Entdeckungen zu machen; die vorhandenen handschriftlichen Verzeichnisse und für Geschichte des Mittelalters der von Bermmanx in Pertz’ Archiv VII, 823 — 855 mitgetheilte Auszug haben die wichtigeren Handschriften hinlänglich bekannt gemacht. Aber mancherlei, was doch auch nicht ohne Bedeutung ist, entzieht sich der Beachtung, wenn die Bände nicht einzeln genau gemustert werden, und so bin ich jetzt auf eine Gruppe von Handschriften aufmerksam geworden, welche aus dem alten Bisthum Brandenburg stammen, als solche aber nach den vorliegenden Angaben nicht zu erkennen waren, und daher für die Geschichte fast ganz unbenutzt geblieben sind, obgleich sie für das 15. Jahrhundert eine recht reiche Ausbeute darbieten. Die Geschichte des Hochstifts Brandenburg hat mit grosser Sorg- falt Pure Wırnern GERcKEN beschrieben (1766 qu.) und dazu die Urkunden des Archivs benutzt, auch viele derselben abdrucken lassen. welche in Rırper's Codex diplomatieus Brandenburgensis wiederholt sind. Die Urkunden aber, welche in den Archiven aufbewahrt wurden, sind weit entfernt, eine irgend genügende Anschauung der Vergangen- heit zu gewähren, und man forscht ‘daher jetzt mit grossem Eifer nach den anderen Schriftstücken, Correspondenzen, Mandaten u. dgl.. welche als nur von vorübergehendem Werth nicht ins Archiv, son- dern nur in die Registratur aufgenommen wurden, und nur in beson- deren Glücksfällen auf unsere Zeit gekommen sind. Um so wichtiger aber sind für uns die Hülfsbücher der Kanzleien, in welchen solche Se '< IC .- - . . . . ) I BYere) Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. Juni. Schriftstücke als Muster zusammengestellt wurden, und welche, wie z. B. die kürzlich von Tapra veröffentlichte Cancellaria Arnesti archi- episcopi Pragensis, das ganze Geschäftswesen vollständig übersehen lassen. Für die Brauchbarkeit der einzelnen Stücke als geschichtlicher Docu- mente kommt es dann wesentlich darauf an, wie viel von dem speciellen Inhalt belassen ist oder wie weit man das vorliegende Aecten- stück in die Gestalt einer abstraeten Formel gebracht hat. Immer aber ist es schon ein nicht gering anzuschlagendes Zeugniss für die Ordnung des Geschäftsganges, wenn überhaupt eine solche Arbeit unternommen wurde. Was mir nun von Material dieser Art sich darbot, enthalten die Handschriften Lat. fol. (A) ı69, ein Miscellanband, welcher am Schluss f. 210—235 ein ursprünglich besonders foliirtes Convolut von Urkunden und Formeln, meistens aus der Zeit des Bischofs Hexyıng von BREDOwW (1407 — 1413), enthält. Gereken hat die Handschrift, welche schon damals der Königlichen Bibliothek gehörte, benutzt, aber nur wenige Stücke daraus entnommen. (B) 170. eine von dem Notar Henning Silen angelegte Sammlung kanonistischen Inhalts, welche auf Bl. 249—287 eine sehr reich- haltige Formelsammlung enthält, die gröfstentheils aus Acten des Brandenburger Officialats geschöpft ist. Die Sammlung fällt in die Zeit des Bischofs Stermav BoDEKER (1422— 1459), greift aber bis in den Anfang des Jahrhunderts zurück. Ausserdem sind noch in einigen Handschriften zerstreute Docu- mente enthalten. Indem ich die Hoffnung ausspreche, dafs einige für jene Zeiten charakteristische Mittheilungen aus diesem Material nieht unwillkommen sein werden, bemerke ich, dafs ich mich auf Auszüge beschränke, weil, dem Zweck der Sammler entsprechend, in der Regel die in jener Zeit schon sehr umständlichen Formalien vollständig gegeben sind, die Daten dagegen und die meisten Namen fortgelassen; die ausgehobenen Stücke aber gebe ich im ursprünglichen Wortlaut. Der Text ist meistens sehr correct, ganz augenfällige Fehler von geringer Bedeutung. wie sie hin und wieder vorkommen, habe ich still- schweigend verbessert. Das älteste Actenstück, welches mir vorgekommen ist, gehört in die Zeit des Bischofs Dierrıcn von SCHULENBURG, der von allen Brandenburger Bischöfen am längsten sein Amt bekleidet hat, von 349 bis 1393. Sein Anfang fiel in die unruhvolle Zeit des falschen Waldemar, und auch nach dessen Beseitigung wurde der Zustand noch nicht viel besser, namentlich nach Karls IV. Tod wieder ein Warrengach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenbnre. 589 ganz anarchischer. Unsere Urkunde zeigt uns ein Beispiel der gewalt- samen Selbsthülfe, welche damals üblich war. Der Pfarrer in Rott- stock in der Mittelmark war gestorben, einer Kirche, deren Patronat dem Herzog von Sachsen-Lüneburg gehörte, und nun machten sich Hermann Gertz, Vogt zu Belzig. und der Junker (armiger) Arnold von Ziesar mit einem erofsen Aufgebot von Bauern der umliegenden Dörfer auf und raubten das Pfarrhaus sammt der Kirche aus. Anlafs dazu gab der von den Patronen damals erhobene Anspruch auf den Nachlafs verstorbener Pfarrer. In Folge dieser Gewaltthat wurden die betheiligten Personen vorgeladen von dem durch den Bischof von Brandenburg eingesetzten Executor der Statuten des Provinzialeoneils. zu deren Aufrechthaltung zum Schutz gegen Raub und Gewaltthat der Bischof sich dem Erz- bischof von Magdeburg verpflichtet hatte.') Dieser Executor war, wie es scheint (denn der Eingang des Mandats ist abgeschnitten). der Pfarrer der Katharinenkirche in der Neustadt Brandenburg. Da alle Vorladungen erfolglos blieben, wurde gegen alle betheiligten Personen der Kirchenbann verhängt und alle betreffenden Pfarrer bei Strafe des Bannes beauftragt. denselben den verurteilten Personen bekannt zu machen und in ihren Kirchen Sonntags bei der Messe zu ver- kündigen. Wie weit dieses Mandat (vom 10. September 1376) befolgt worden ist, wissen wir nicht; dergleichen Aufträge waren für die armen Dorfpfarrer nieht nur unangenehm, sondern auch gefährlich, und in vielen Fällen ähnlicher Art hat die Furcht vor materieller Gewaltthat die Oberhand gewonnen. Half auch ein solcher Banntluch nicht, so folgte die Verhängung des Interdiets für alle Orte, wo die Gebannten sich aufhalten würden. Das Mittel war gewifs nicht un- wirksam, aber verhärtete Sünder trotzten auch ihm. Wir werden auch später in einer Klage des Havelberger Clerus gegen seinen Bischof den Vorwurf finden, dafs er den Kirchen durch unvernünftigen Zwang zur Beobachtung des Interdiets vielen Schaden zufüge, selbst aber in seinen Kirchen es nicht beobachte. Da nun die kirchlichen Mittel weiter nieht reichten, so sollte man denken, dafs sie in diesem Um- fang nur im äufsersten Falle angewandt wären, allein das ist durch- aus nieht der Fall: schon bei blofsen Zahlungsrückständen wird der Bann als gewöhnliches Rechtsmittel gebraucht, und er hat natürlicher Weise dadurch sehr viel von seiner ursprünglichen Furchtbarkeit verloren. In dem vorliegenden Falle kennen wir den weiteren Verlauf der Sache durch einen Schiedspruch vom 14. Februar 1377 (Riedell. 8, 311), "a 1) 1364. bei Riedel I. 8. 285. 590 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni. welcher diesen und einen ganz ähnlichen Fall m Wittenberg schlichtete. Der Raub soll allerdings zurück erstattet werden, von der in obigem Mandat geforderten Genugthuung aber ist keine Rede. Vielmehr mufs der Bischof seinen Pfarrer aufgeben. Er hat in seinen Synodal- statuten von 1380 €. 17 verordnet, oder vielmehr nur eine Satzung der Provinzialstatuten eingeschärft: Prohibeantur ecelesiarum prelati et alii quilibet se intromittere de bonis et rebus decedentium clericorum. Alioquin ea vice presentacione sint privati et ad episcopum loci juxta provineiale statutum eo tempore devolvatur. (Gerckens Stiftshistorie S. 621. Daraus Riedel I, 8, 327.) Nach diesem Grundsatze war er auch jetzt verfahren und hatte den in dem Mandat schon genannten Konrad Palmedach eingesetzt. allein nach dem Schiedspruch soll dieser die Pfarre auflassen und der Bischof sie dem verleihen, welchen der Herzog präsentiren wird. Allerdings werden ähnliche Gewaltthätigkeiten den Herzogen und ihren Vögten für die Zukunft verboten, aber die bischötliche Autorität kann durch diese Vorgänge nicht gewonnen haben. Bisher war nur dieser Schiedspruch bekannt; dergleichen Ur- kunden wurden im Archiv verwahrt. Aber auf das dadurch erledigte Mandat hat man keinen Werth gelegt, während vom geschichtlichen Standpunkte gerade Schriftstücke dieser Art von vorzüglichem Werthe sind, weil sie, wie auch in dem hier vorliegenden Falle, die genaueren Umstände erst zu unserer Kenntniss bringen. Zufälliger Weise hatte das zuerst ausgefertigte Exemplar einige Mängel. welche durch Zu- sätze am Rande beseitigt sind; im Abdruck sind diese durch eckige Klammern bezeichnet. Das dadurch unbrauchbar gewordene Pergament- blatt ist verwandt worden, um es auf den Hinterdeckel einer Hand- schrift (Lat. f. 173) zu kleben, deren kanonistischer Inhalt auf Be- ziehungen zum Officialat hinweist. Oben und am Rande rechts wurde bei dieser Benutzung ein Streifen abgeschnitten; dabei ging der An- fang der ersten Zeile verloren und ein nicht bedeutender, auch wohl nicht immer gleich grofser Raum am Ende einer jeden Zeile; dieser ist im Abdruck durch runde Klammern bezeichnet. Einige Beschädi- gungen haben ausserdem einzelne Worte unlesbar gemacht. Ich lasse die Urkunde hier folgen: ee ... ecelesia parrochiali beate Katherine virginis in nova Civitate Brand. executor statutorum provincialium saeri co(neilii) vicarius(?) a,Rev. in Christo patre et domino, domino Theod. Episeopo Brand. per Civitatem et dioc. Brand. deputatus. Warrengacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 5391 Honorabilibus et diseretis viris (m .. . .torp', Mordiez, Grabow. Lotde, Tyezow. Kulbas, Jezerik prope Bryssen, in Werbeke et Lüderstorp magna. ecelesiarum parrochialium ptesbitensue 22 2.: ) eorum viees gerentibus, neenon capellanis et altaristis in Belez, ac aliis quibuseungue divinorum Reetoribus Civitatis et dioe. Brand. ad quos presentes per (venerint) Sinceram in domino caritatem. Quia Hermannus Ghertz, Capitaneus seu advocatus in Beltz, et Arnoldus dietus de Sejeser armiger, (..... ) Hlustris prineipis domini Wenceslai. dueis Saxonie et Luneburg., patroni ecelesie in Rostok prope Brügghe Brand. dioe. neenon vifllani) des tor: Mordiez, Grabow, Lotde, Tyezow. Kulbas, Jezerik prope Bryssen, in Werbeke et Luderstorp magna, cum quibusdam (aliis) sibi in hae parte eomplieibus, domino ... pie memorie olim Reetore ejusdem ecelesie in Rostok noviter defuneto, Eeelesia adhue va(cante) ecelesiam et dotem(?) in Rostok contra decreta statutorum provineialium spoliare presumpserunt, et de rebus mobilibus in ipsa ecelesia nventisse(...).. -..- easque violenter deduxerunt et absportaverunt, per nos certis termino et loco peremptorie eitati, ad videndum et audien(dum) probari et declarari notorie- tatem super hujusmodi spoliacionis facto, et allegandum, dicen- dum et [legitime] probandum, quare ad penas statut(........ ) delieto juxta formam dietorum statutorum contra eos procedere non deberemus. Termino adveniente, ad requisiecionem discreti viri Con(radi) Reetoris prediete ecelesie in Rostok per dominum nostrum Theodr. Episcopum Brand. predietum juxta deeretum dietorum statutorum eanonice (..... ) prefatos Hermannum capi- taneum seu advocatum in Belez et Arnoldum de Sejeser armigerum Neenon predietarum villarum villan(os) singulos et eorum in hac parte complices non comparentes, eciam usque in erastinum ex- peetatos, ipsorum et eujuslibet alterius eorum, ex (....) auetori- tate qua fungimur et presentibus reputamus contumaces, et in penam hujusmodi eorum contumaeie fore proel. .....- ) et pre- sentibus deelaramus, Testibus pro parte predieti Conradi Palme- dach productis, receptis et juratis ac diligen(ter ..... ) eorum attestacionibus publicatis et aliis super notorietate necessarüs, predietos Hermannum Gerez et Amoldum de Sejeser (et dictos) villanos, neenon ipsorum in hac parte complices, et quemlibet eorum [quos dietum spolium et ipsarum rerum deduceionem et !) An beiden Stellen ist der Anfang nicht zu lesen; die übrigen Orte sind Mörz, Grabau, Lütte, Tiezow. Kulbatz. ‚Jezerig, Trenenbrietzen. Werbeken, Lüdersdorf. Belzig, Rottstock. Brück, Ziesar. 592 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni. asportacionem invenimus notorie perpetrasse] tamquam presumptu- osos et notorios spoliatores et ab(sportatores) in penam in dietis provineialibus statutis contentam et expressam ineidisse, atque contra ipsos et quemlibet eorum tamquam contra (pre)sumptuosos spoliatores et absportatores procedendum fore, neenon ipsam spoliacionem et rerum mobilium in dote pre(dieta) abduceionem fore notorias [et quod de eis publica vox est et fama in locis ubi perpetrate sunt et in locis ibidem vieinis] deelaravimus et presentibus declaramus in hiis seriptis. Nos igitur vobis omnibus et sin(gulis ad quos) notieia presenecium pervenerit quocumque relatu, predieta auctoritate qua fungimur, sub exeommunicacionis pena, quam in vos et quemlib(et vestrum, sex) tamen dierum eanonica monicione premissa, in dei nomine ferimus in his scriptis, si hujusmodi nostrum mandatum ad mil. ....... ) seu neglexeritis cum effeetu adimplere, distriete precipiendo man- damus, quatenus vos aut alter vestrum, conjunetim (aut singuli ac)cedatis, quo propter hoe fuerit accedendum, et Hermannum Ghertz ac Arnoldum de Sejeser predietos,. neenon villlarum pre- dietarum) villanos, ac ipsorum quemlibet, sub eompetenti testi- monio vice nostra moneatis, quos et nos presentibus sie monemus (ut infra decem) et octo dies a recepeione preseneium continuos, yuorum sex primos pro prima, alios sex pro secunda, et reliquos sex ultim(os pro tereia) et canonica monieione ae peremptorio termino ipsis et euilibet eorum ad subsequencia prefigimus, dieto Conrado Palmeda(ch presbitero) Eeclesie parochialis sepedicte, res spoliatas seu eorum estimacionem restituant, ac de dampnis in- juriis et interesse saltisfaciant) eum effeetu. Aliogquin sepedietos Hermannum Ghertz et Arnoldum Sejeser ac predietarum villarum villanos quos exe(ommunicavimus) et exnune ut extune in dei nomine excommunicamus in hiis sceriptis, singulis diebus dominieis in ecelesüs vestris anl....... ) infra missarum sollempnia, hora eonsueta, excommunicatos publice nunccietis coram plebe, donee aliud in hae par(te receperitis) in mandatis. Reddatis litteram hane, qui requisiti fueritis, sub appensis vestris sigillis in signum execucionis. Dat. (.....) Anno dommi Millesimo cce mo © lxx”° sex, feria quarta proxima post festum Nativitatis S. Marie virginis, nostri ae ) presentibus appenso. Sehr wenig ist aus der Zeit des Bischofs Heısrıcn von BODENDICK (1395 — 1406) bekannt, doch können wir aus dem oben erwähnten alten Formelbuch des Stifts (B) einige Documente beibringen, welche Warresgaen: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 593 die Fortdauer des höchst unsicheren Zustandes und das Vorkommen arger Gewaltthätigkeit zeigen. Sie sind glücklicher Weise mit den Namen und Jahreszahlen darin aufgenommen (f. 262). Vor dem bischöflichen Offieial erschien W. clericus Verdensis als Procurator des Herrn Gunrad, Pfarrers in Berghe (der Name kommt an verschiedenen Orten der Mark vor) und klagte: quod nuper de Anno domini M’cece”. j. Mensis Oetobris. ipso die b. Kalixti (Oet. 14) predietus Martinus (Hakenberg, armiger, ist er vorher genannt) cum suis in hac parte conplieibus ausu sacrilego, dei timore postposito, eontra deum et justieiam et ecelesiasticam libertatem, dotem seu habitaeionem dieti domini Cunradi in dieta Berghe hostiliter armata manu invasit: ibique pecora sua, videlicet sex equos, xij Jumenta, xx porecos etc. et alias res et utensilia domus ibi repertas ausu temerario spoliaverunt et in spoliam (sie) abduxerunt, ac horreum suum fruetibus plenum con- busserunt Et deinde Anno domini M’eece’ ij’ Mense Aug. ipsa die decollacionis sancti Joh. Bapt. (Aug. 29) idem Martinus Hake- berg cum suis in hae parte eonplieibus ipsum dietum dominum Cunradum quattuor equos et duas vaccas contra deum et justieciam. ut premittitur, rapientes depredarunt. Der Pfarrer schätzt seinen Schaden auf hundert Schock böhmischer Groschen ‘pro quibus hujusmodi injurias rapinas incendia et dampna pati nollet nec sustineret, set pocius si haberet commode tantum dare’ ein Zusatz, der sich in ähnlichen Fällen überall findet. Er bittet deshalb, den Thäter für verfallen in die Strafen der Magdeburger Provinzial- und Brandenburger Synodalstatuten zu erklären, und zur Zahlung der hundert Schock zu verdammen und durch Kirchenstrafen dazu anzuhalten. Was daraus geworden ist, erfahren wir nicht, es folgt aber sogleich eine zweite ähnliche Klage von dem Proeurator des Pfarrers Johann Luderstorpp in Grunow gegen eine nicht näher bezeichnete Elisabeth, welche den Pfarrer noch obendrein arg beschimpft hatte: quod de Anno domini M’ecece’ iij’ proximo preterito circa festum b. Bartholomei (Aug. 24) predieta Elisabeth rea ausu sacrilego, dei timore postposito, eontra eccelesiasticam et ecelesiasticarum personarum libertatem domum seu habitacionem dieti domini Johannis. 2®r: eo absente violenter animo injuriandi intravit. ibique dimidium chorum avene, quem tune temporis in valore dimidie Sexagene gr. boh. estimavit fuisse et estimat, et unum porcum, quem ad tres florenos renenses et ultra estimavit in valore fuisse tune temporis, inibi repertum ausu temerario contra deum et justieiam rapuit et rapiendo abduxit. Quibus ut pre- 594 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni. mittitur non contenta ipsa predieta Elisabeth, mala malis aceumu- lando, de Anno domini M° ete. in vigilia Symonis et Jude Aposto- lorum (Vet. 27) contra predietum dominum Johannem maximis insultaeionibus et elamoribus et in hec verba vel eis in effeetu similia. lieet tamen mendose et contra veritatem prorupit, dieens injuriose ipsum filium meretrieis, vulgarisando ut verbis suis utar: ‘Gy synt eyn kotezen scalk eyn stuyer eyn koppe setter vnde noch vele erger’, pluribus fide dignis audientibus. Dieser Pfarrer schätzt seinen Schaden auf vierzig Rheinische Gulden, möchte aber ebenfalls lieber eben so viel von seiner Habe verlieren, als solehe Gewalt und Beschimpfung erdulden. Kurz vorher stehen in derselben Sammlung (fol. 260”) Formen für Zeugenaussagen (Quedam forme posicionum), welche wir auch hierher ziehen dürfen. Vor dem Brandenburger Official fordert der Procurator des Glerikers Johannes Osterraden, eler. Brand. die Beantwortung gewisser Klagepunkte, welche er alle zu beweisen erbötig ist, dureh Joh. Schulten, Bürger in Treuenbrietzen (opidanum in Britezen), nämlich ı) dafs sein Olient eines guten Rufes sich erfreut, 2) dafs er Cleriker ist und sich immer ehrbar gekleidet und gehalten hat, 3) der eigentliche Klage- punkt: quod de Anno domini ete. eirca festum b. Laur. sepedieto Johanni in publica platea dieta dy Steynstrate pacifice constituto prefatus N. in hae causa reus animo injuriandi temere et presumptuose ipsum Johannem elerieum invadens, nullis demeritis exigentibus, per erines ipsum aceipiens et acriter ipsum trahendo ipsos evellens in non modicam lesionem offensam et ecelesiastice libertatis pre- judieium palam et manifeste (das Verbum fehlt). Item ponit quod multidietus N. non saciatus hiis injuriosis traeeionibus, predieto Johanni, mala malis aceumulando, erimen furti imposuit injuriose in hee verba vel eis in effeetu similia, quod ei furatus esset duo lintheamina, videlicet lodicem et duos :aleeos, in quibus fuerunt grossi eirea alteram dimidiam Sexa- genam, repetendo ab eo clamorosis verbis multis audientibus tamquam a fure sua bona deperdita ut asserit, palam et manifeste. Ferner dafs Johannes seinen Schaden auf 30 Rhein. Gulden schätzt und dafs die ganze Sache notorisch ist. Fehlt es nun hier an jeder Zeitbestimmung, so führt uns in der folgenden die offenbar fehlerhafte Zahl 1306 auf das Jahr 1406. Hier klagt vor dem Offieial der Brandenburger Üleriker Maurieius Wentzlow gegen Hinrich Schulten und verlangt Antwort darauf, dafs ı. er guten Leumund habe, 2. clerieus in majoribus ordinibus eon- stitutus sei, die Tonsur und geistliche Kleidung trage, 3. Warrengacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 595 quod dietus Hinrieus eo tempore quo infra ponitur, videlicet Anno domini currente M’cce’vj’ feria secunda post Elisabeth, animo injuriandi eundem Maurieium actorem, nullo demerito exigente, cum magno baculo dorsum suum indecenter (?) et capud suum pereussit, manus violentas in eum presumptuose inieiendo, in ecelesiastice libertatis et personarum ecelesiasticarum prejudieium et ejusdem Mauricij et persone sue non modicam lesionem et offensam. Item quod predietus Hinrieus, mala malis accumulando, sepe- dietum actorem (et) suam famam bonam denigrando prorupit in lee verba vel eis in effeetu similia, dieens eum injuriose esse filium meretrieis,') vulgarisando ‘ga an eynen galgen’ quamı idem Mauricius de honestis parentibus originem (sie). Schätzung 30 Gulden. Hier haben wir also eigentlich die Klage- schriften, welche nur gleich so eingerichtet sind, dafs auch die Zeugen über die angeführten Positionen verhört werden können. Was viel- leicht diese zu Ungunsten der Kläger auszusagen gehabt haben mögen. wissen wir nicht; die öffentlichen Beleidigungen aber, welchen Cleriker ausgesetzt waren, und deren Bestrafung also nicht sehr gefürchtet zu sein scheint, treten uns auch in manchen anderen Stücken ent- gegen. Noch bedenklicher aber ist, dafs gegen eine vom Bischof verlangte Bede sein eigener Ulerus sich sehr nachdrücklich autlehnte, und in einer Appellationsschrift das ungünstigste Bild von der Ver- waltung des Bischofs entwarf. Diese Schrift, welche aus A. f. 225 von Gercken (S. 642, daraus Riedel I, vım, 380) aufgenommen ist, hat zu der Überschrift ‘Appellacio contra Subsidium earitativum exigen- dum’ den wenig späteren Zusatz ‘per iniquitatis filium quendam epis- copum‘. Es war die traurige Zeit des Markgrafen Jobst, eine Zeit äufserster Schwäche der Regierung und völliger Zuchtlosigkeit des Strauchritterthums, wie sie uns EnGELBERT Wusterwirz geschildert hat, und deshalb dürfen wir uns auch nicht wundern, dafs gleich darauf eine ganz ähnliche Schrift gegen den Havelberger Bischof folgt, dem noch weit ärgere Dinge nachgesagt werden. Es ist ein Notariats- Instrument über die Appellation an den Papst, ausgestellt für den Ülerus der Probstei von Havelberg, der alle Collegen im ganzen Sprengel zum Anschlufs auffordert. Die Schilderung des mannig- faltigsten Mifsbrauchs der Amtsgewalt ist zu merkwürdig, als dafs wir sie übergehen dürften, wenngleich der Umfang etwas beträcht- licher ist. Der Clerus also, dessen genauere Bezeichnung am Eingang mit dem Datum fortgelassen ist, klagt, dafs der jetzige Bischof ') Auffallend ist. dafs in beiden Fällen diese lateinisch ausgedrückte Injurie den deutschen Wörtern nicht entspricht. 596 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 8. Juni. inconsueta et indisereta onera, nullo jure admissa, ymmo pocius vetita. in non modieum eeelesiarum ecelesiastiearumque personarum, eciam et prefate prepositure prejudieium olim in curia Havel- bergensi indueta. ac gravius cum ipse ejusdem eurie offieialis foret superinducta et dilatata, non minuere nee restringere nititur. verum mage ampliare, suosque per curiales hactenus sinebat sinitque ampliari. Ita quod jam ad beneficia ecelesiastica. pre- eipue curam animarum habencia, canonice presentati raro sine inmoderate et indebite peeunie exactione et extorsione pro Insti- tueionum litteris instituuntur, pro eujus exaceionis eolore ineonsueta registra minus Juste confieta et confeeta allegantur. Nee bene- fieiorum permutaeiones de causis de jure admissibilibus absque peeunie questu admittuntur, Nec presbiteris, maxime ecelesiarum reetoribus egrotantibus more solito providetur, Nee id obnixius petentibus ydonei eoadjutores deputantur, Nec absencie a bene- fieiis ecelesiastieis justis et probabilibus ex causis eonceduntur, exaccionesque inmoderate pro crismatis et olei percepcione eciam ultra racionabilem operarum pensacionem fieri permittuntur: Non attendens quod Episcopi nichil de jure petere a subditis debeant, nisi per canones illud sibi debitum esse ostendant, quodque in hiis prescribere nequeant, que contra jus commune usurpant, seeundum canonica documenta. Et quod lamentabilius est, ecelesiastieorum benefieiorum et injurie varie ac notorie invasiones irrecuperabilesque dlesolaeiones neenon ecelesiasticarum personarum inopie, mendica- ciones ac inpertinentes sustentaciones ab eo et suis conniventibus obtutibus dissimulantur. In eujus eeiam curia mendosi detractores mendaeiorumque suggestores attencius quieeioribus omnes (animis?) quam veritatis relatores arduorumque negociorum et impedimentorum sibi et benefieiis ineumbeneium expositores audiuntur. Nec idem dominus noster gratanter trutinat, qualem sibi exu- berantem subveneionem sue diocesis ecclesiastice persone, eciam religiose, debitorum ae paupertatum sareinis pregravate, ad pro- visionis et consecracionis sue inpensas nuper exhibentes inmo- deratum, imeonsuetum, inolitum ae minus caritativum subsidium ultra decimam ad octavam extensum contra jura ac feliecis recor- dacionis Benedieti pape xxij eonstitucionem censuris ecelesiastieis compulsi expagaverunt. Insuper impietates impietatibus aceumulans accumularique sinens, anno presenti permisit et permittit, nomine suo factum ratum habuit et ratihabet, quod Curie sue Offieiales, plures pauperes presbiteros ullos (ullorum?) eciam vietuum et vestituum notorie expertes, ad loca et castra campestria. in quibus Warrensach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 291 jura haetenus reddi non solebant ac causas judiciales agi oppido ineonveniens est, ad eaque accessus, in quibus status, et a quibus recessus corporibus rebusque insecuri evidenter existunt et diserimi- nosi, ubi nee copia advocatorum, notariorum, testium, assessorum seu aliorum partibus reis et earum causis necessariorum, aut hospieia seeura et oportuna reperiuntur, per varias personas oretenus, sine litteris eitatoriis causarumque expressione de quibus sie eitati divinare nequeunt, aliasque minus canonice contra consuetum antiqguum et laudabilem curie Havelbergensis, ymmo et aliorum Judieiorum ecclesiasticorum diocesis Havelbergensis statum eitari mandavit et fecit. Nonnunequam in arduis eciam causis conpa- rendi terminos vix ad unum diem naturalem, nonnunequam ad «duos vel ad tres dies, viarum distaneiis et diseriminibus eitatorumque inecommodis minime pensatis, inhumaniter restringens, per con- sequens taliter eitatis periciores consulendi seque legittime defen- dendi quadam capeiosa subtilitate auferens faeultatem. Qui eciam viam (?) cum diffieultate conparentes vix et raro ad preseneiam ipsius Oftieialis, objeceiones ipsius audituri innoceneiasque eorum alle- gaturi quibant pervenire. Set plures eorum causas eitacionum per se aut medias personas ut plurimum laicas, eum clericorum copia desit, investigantes, non causas pro causis animosius reddens aut reddi faciens, inquit dominum suum et se pecunias eorum habere velle. Nonnunequam eciam turpes occasiones et inprobabiles audens allegare, neenon hujusmodi sue injuste voluntati non acquies- centibus alios conparendi terminos, nimium eeciam artatos, ad loca aliqua notorie vel evidenter minus secura assignare presumebat, eosque multiplieiter a laieis eciam parvorum statuum subsanari, exacerbari comminacionibusque terreri permittens, eorum plures adeo per se et alios fastidiens, ut ultra posse ac demeritorum exigeneciam, nulla infamia previa, non confessi, non convicti, juris ordine non servato nee aliquo foro judieiali ordinato, ac alias eum multiplici modi et forme excessu pecunias in terminis nimium artatis contra vires eorum promittere et exsolvere pereulsi sunt et percelluntur. Nonnulli vero salutari digni correccione, non socia caritate nee salutis sparso semine solum pecuniariter eorriguntur, ae niehilominus in suis enormitatibus absque refor- l solius pecunie questum injustaque gravamina convertuntur, ac alia aguntur que canonum obviant institutis et de radiee procedere macione voluptari (sie) permittuntur, sieque salutaria statuta a videntur avarieie et cupiditatis. Ceterum prefatus dominus noster decedeneium elericorum, eciam administraciones non habeneium, bona vel saltem eorum >98 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 9. Juni. partem, eciam benefieciorum suorum intuitu non acquisita, contra jura et laudabiles eonsuetudines hactenus in dioe. Havelb. servatas, nune in benefieciorum vacancium et successorum in eisdem, nune in heredum legittimorum, nune in legativorum, nune in eredi- torum prejudieia, nune in ultimarum voluntatum coartamina et defraudamina, diversis quesitis coloribus nisus est et nititur usur- pare. ymmo in nonnullis dioc. sue loeis sibi soli usurpavit seque de futuris usurpacionibus inprovide jaetavit atque jaetat. Ex quibus laieis in celericos eorumque bona malignandi audaeia prebetur eleriealisque status nimium obfuscatur. Cum tamen redditus epis- copales divino munere jam adeo pullularunt, preeipue ex ob- lacionibus que a xvj annis hactenus in villa Wilsnak provenere et inpresenciarum proveniunt, quod pocius pii pastoris more elerieis sue dioc. quam ipsi sibi, subveniret. Insuper idem dominus noster intentis desideriis merito debens affeetare subditas sibi ecelesias et eccelesiasticas personas locupletes habere et ab injustis exaccionibus et abstraecionibus liberas per- manere, niehilominus earum invasores, spoliatores, depauperatores, ymmo et ecelesiarum possessionumque earum incendiarios non- nunequam procrastinare, ad opidum suum W. (Wittstock) et castrz ‚sua receptare, confovere ad mensam suam, de quo mage dolo- randum est ad divina admittere, quo jure neseitur, non veretur. In se non’ redarguens pro quo in alios rigorosius animadvertere non omittit. Et sie, heu heu! unde jura, defensiones et con- solaciones surgere «eberent, contra canonum et legum sanxiones, injurie, offensiones et merores quasi irrefragabiliter surrexerunt et naseuntur, et unde tribulacionibus involutis monita prodire deberent salutis, eumulacio prodit gravitatis. Insuper sepius pro libito quosdam beneficiatos et eorum vicesgerentes ad irracionabilem ymmo et injustam ecelesiaticorum interdietorum observacionem in ipsorum grave prejudieium, animarum perieulum scandalumque plurimorum coartat, que per se equa vieissitudine minime servat nee in eeelesia sua aut aliis eeelesiis locorum ad mensam suam epis- eopalem speetaneium servari facit. Ex quibus premissis prejudicia, injurie, incommoda, dampna non modica nobis provenere ac veri- similiter graviora provenient in futurum. Quibus variis aggra- vaminibus eciam totus Havelbergensis dioc. et Civitatis Clerus ecele- siasticeque persone vix bono modo, ymmo nullomodo, nisi speciali et exuberanti sancte sedis apostolice gracia subsidente et suecurrente poterit refragari. Quia igitur de preteritis et presentibus ad futurum, de malis ad pejora presumatur, oportunum cautumque sit, ut futuris oeeurratur periculis, et non ab re pro notabili relatu habeatur: Warrensacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 599 Tune tua res agitur, paries eum proximus ardet: Timentes verisimiliter etc. Mit dem Citat aus Horaz (Ep. I. 18, 84) hat die Beredsamkeit ihren Höhepunkt erreicht, der Schluss ist einfach geschäftsmässig; sie appelliren an die Römische Curie und den Papst, und verlangen apostolos. Von diesen Verhältnissen war bis jetzt garnichts bekannt: es ist aber geschichtlich nieht ohne Bedeutung, dafs wir ein solches übles Verhältniss zwischen dem Bischof und seiner Geistlichkeit gerade im Havelberger Sprengel vorfinden, wo seit 1383 das angebliche Wunder der blutenden Hostien zu Wilsnack eine grosse Wallfahrt zu Stande gebracht hatte, während sehr angesehene kirchliche Persönlichkeiten sich vergeblich bemühten, dem von ihnen klar durchsehauten Unfug ein Ende zu machen. Die Einträglichkeit der Wallfahrt wird auch hier erwähnt,“ man sieht aber auch, dafs diese reichen Einkünfte in engem Kreise blieben. Vielleicht erklärt sich eben daraus die heftige Erbitterung. Die erwähnten sechzehn Jahre können nieht vom ersten Anfang an gerechnet sein, denn schon war Orro vos Rour Bischof (1401— 1427). und hatte eine ansehnliche Beisteuer zu seiner Inthro- nisation erhalten. Eines längeren Zeitraumes, um ihn erst kennen zu lernen, bedurfte es jedoch nicht, denn er wird hier ausdrücklich als der frühere Official bezeichnet, und als solcher erscheint er schon 1385: eben in dieser Thätigkeit hatte er sich so verhafst gemacht, und man sah bald, dafs er ein gleiches Verfahren auch als Bischof zu üben fortfuhr. Wir wissen nun nicht, ob wirklich in Rom die Klage angebracht ist; wir wissen auch nicht, ob der übrige Clerus dem von der Probstei ausgehenden Angriff sich angeschlossen hat. und ob die Beschuldigungen begründet sind. Doch wird man schwerlich glauben können, dafs diese so anschaulich ausgemalten Klagepunkte ganz aus der Luft gegriffen sind, und sicher bleibt immer eine sehr tiefgehende Erbitterung gegen den Bischof von Seiten mindestens eines ansehn- lichen Theiles seines Clerus. Derselbe Bischof Otto begegnet uns noch wieder in einem an- deren Actenstück (B. f. 266). Er hatte von König Sigismund, der von ihm anticipando schon Kaiser genannt wird. einen jener so wenig willkommenen Aufträge erhalten, nämlich den Herzogen von Mecklenburg ein Citationsmandat zu insinuiren, und entschuldigt sich, da ihm die Ausführung nicht gelungen war, mit folgendem Schreiben: Serenissimo ac imvietissimo prineipi et domino, domino Sigis- mundo, Romanorum Imperatori semper augusto ac Ungarie etc. Regi, Otto miseracione divina Episeopus Eeelesie Havelbergensis, humilium munus oracionum. 600 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 8. ‚Juni. Gloriosissime majestati vestre instanter aperire desidero, quod ab consecueionem amplioris (sic) vestre regie majestatis, lieet senex et valitudinarius Castrum Wredenhagen in dioe. mea situm, ad illustres dominos, dominos Johannem et Albertum duces Magno- politanos, in litteris vestris regiis nominatim expressos, speetans, in quo eciam domicilium habent et larem fovent. personaliter accessi, Et ab Ebel Treskow Ketelhuth et aliis repertis in eodem castro existentibus et habitantibus. an predieti domini duces in predieto eastro existerent inquisivi. Qui quidem illico responde- runt et dixerunt, quod presentes in eodem castro non existerent. Quo audito protestacionem feei, quod per me non staret, quin litteras regias michi presentatas, in quibus predieti domini duces ad instanciam insignis dlomini, domini Baltasaris de Werse (l. Werle) ad conparendum in Curia Imperiali coram serenitate vestra quadra- gesima die ab insinuacione dietarum regiarum litterarum per me facta continue conputando proxima eitantur, duabus manibus eisdem dominis presentarem, si ipsorum presencias personaliter habere potuissem. Set quia non potui nee ad alia eorum castra michi tutus patet accessus, predietarum regiarum litterarum tenores prenominatis familiaribus dietorum dominorum ducum in eodem castro existentibus et ipsum inhabitantibus exposui, ipsisque ibi- dem existentibus sepedietas litteras realiter exhibui. qui tamen ipsas recipere recusaverunt. Quare easdem, facta prius dietorum familiarium super matura predietarum regiarum litterarum eustodia. respeetu et presentacione predietis dominis dueibus facienda re- quisieione diligenti, ibidem dimisi, Requirens notarium publieum infraseriptum, ut michi super hiis presentes litteras sua sub seripeione publicaret, unumque vel plura publieum seu publiea eonficeret instrumentum seu instrumenta. In quorum testimonium presentes litteras sigillo meo cum subscripeione notarü et testium roboratas feeci communiri. Acta sunt hec ante portas predieti castri Wredenhagen Anno a nativitate etc. Es folgt noch ein notarieller Attest: das Datum fehlt: es ist aber ein Schiedspruch vom Jahre 1416 bekannt (Riedel B. 3, 252), durch welchen der Streit der betheiligten Parteien beigelegt wurde, und das Mandat gehört vermuthlich in die vorhergehende Zeit. Doch wir verlassen nun die Havelberger Diöcese und wenden uns wieder der Brandenburger zu, wo es an unerfreulichen Zuständen auch nicht fehlte. Ja, der Nachfolger des Bischofs Heinrich, Herxsıng vos BREDOw (1407— 1413), welcher bis dahin Domprobst gewesen war, ist sogar nach der Magdeburger Chronik gleich nach seiner Inthronisation an Warvensach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 601 Barbara Tag 1407 von Johann Treskow und Wipert von Barby, Magdeburger Stiftsvasallen, überfallen und bis Georgi gefangen gehalten. Vom päpstlichen Stuhl erhielten die Thäter nach Angabe derselben Chronik gegen Geld Absolution. Engelbert Wusterwitz, dessen Chronik freilich nieht vollständig erhalten ist, scheint die ganze Sache gar nieht erwähnt zu haben, die als ein gewöhnlicher Zwischenfall in den so häufig feindlichen und bis zu offenem Kriege sich steigernden Be- ziehungen beider Bisthümer erscheinen mochte. Urkunden vom Bischof Henning fand Gereken nicht und theilt eben deshalb aus dem uns hier vorliegenden Cod. Lat. f. 169, f. 218 von ihm ein scharfes Mandat gegen die Zuchtlosigkeit seines Ülerus mit (S. 650, Riedel I, vır, 387) und ein zweites gegen die angeblichen Wunder, welche ein Weib bei Freienwalde verrichtete (S. 652, Riedel I, vır, 388). Ich habe aber auf einem vereinzelten Blatt mit Formeln zu Procuratorien in Cod. Lat. f. 174, f. 112” das einzige Docu- ment gefunden, welches sich auf seine Vergewaltigung bezieht. Hierin nämlich erklärt der Bischof im Juli 1408, dafs er die Magister Hartung "Molitoris, Heinrich Gherpstede, Johann Grameko und Johann de Symea bevollmächtige, als seine Procuratoren vor dem Papst oder dessen Penitentiar zu erscheinen, und einzuwilligen quod Strennui Armigeri, videlicet Johannes et Rudingerus dieti Treskow, Drewes et Tilo dieti Amelunk, Petrus Liveknecht et ceteri, Havelb. et Brand. dioe., ac ipsorum conplices, qui pridem de anno domini M’cece’ vij‘, xxiiij mensis Augusti dietum Reveren- dum patrem dominum Henninghum Episeopum in suis et Ecelesie sue negocis equitantem cum suis non nullis familiaribus capti- varıunt, spoliarunt, vulnerarunt, ac captivum vulneratum cum rebus spoliatis ad ipsorum castra et receptacula violenter deduxerunt et contra ipsius voluntatem captivum et incarceratum ad nonnullos menses et dies detinuerunt, Excommunieati, suspensi, interdieti ac inhabilitati oecasione premissorum, qualitereunqgue eciam declarati et denuneiati publice per judices, conservatores et executores tam apostolica quam ordinariis auctoritatibus — dafs diese, so weit es auf die Einwilligung des Bischofs ankomme, die Absolution erhalten könnten, indem er ihnen alle ihre Unthaten verzeihe; auch dafs die Absolution ihnen in partibus, speciell in Magdeburg ertheilt werde, wenn sie die Reise nach Rom nicht unter- nehmen könnten. Vom Datum ist nur übrig: ‘Datum in Castro ete.’ Da nun hier der 24. August als der Tag des Ueberfalls angegeben ist, so wird Barbara (4. Dee.) im Chron. Magd. ein Versehen anstatt Bartholomei sein. Sitzungsberichte 1882. 44 602 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 8. Juni. Von dem päpstlichen Schisma empfand man hier zu Lande nicht viel, da der Coneilspapst anerkannt wurde, doch machten der Cha- rakter und die Lebensweise Johanns XXIH. es schwierig, den Gehorsam gegen ihn durchzusetzen und dafs es doch auch in der Mark Branden- burg nicht ganz an Widerspruch gefehlt hat, zeigt uns ein strenges Mandat des Bischofs Henning (Cod. Lat. fol. 174 f. 123), in welchem er sich gewaltig für ihn ereifert. Er verkündet darin seinem ganzen Clerus, dafs er bereits den Bannftluch nebst verschärften Sentenzen verkündet habe contra nonnullos infructuosos palmites, pestiferos et nocivos here- ticos et seismaticos, videlicet Nicolaum Kletitz. Nieolaum Louwen- berg, Bussonem Ratenow, Georgium Vilitz, Alheidem Kath. Gulkens, Barbaram de Luckow, dietam Juttam cecam, Kerstinam et Katherinam sustrardas vagabundas cum suis geniminibus et complieibus. Obgleich das nun in gehöriger Form geschehen, actenmäfsig verhandelt und überall verkündet ist, weigern sie sich doch, den Papst Johann XXIII. anzuerkennen: ad unitatem tamen sanete matris ecelesie redire Sanetissimumque in Christo patrem et dominum, «dominum Johannem vigesimum tercium solum unieum et indubitatum universalem pastorem ovium Jesu Christi nobiseum recognoscere recusantes. Es scheint nicht, dafs ein anderes Vergehen ihnen zur Last gelegt wird, aber an kräftigen Schimpfwörtern fehlt es deshalb nieht. Damit sie also nicht weiteren Anstofs erregen: Ne igitur dieti indurati seismatiei, pestiferi et inveterati seisma- tis nutritores, defensores, fautores, approbatores et manutentores pertinaces neenon heretici notorü et a fide devi, sanctam uni- versalem ecelesiam dei notorie cum sua incorrigibilitate, contu- macia et pertinacia evidentibus notoriis et manifestis tandem scandalizare valeant — wird weitere Bedrohung und endlich Interdiet für jeden Ort, wo und so lange sie sich dort aufhalten und noch drei Tage nach ihrer Ent- fernung verhängt. Vorzüglich aber wendet sich schliesslich der Bischof gegen den Pfarrer in Rathenow, welcher hinter der ganzen Sache zu stecken scheint und des Bischofs Sentenzen verachtet. Er eitirt dominum Thidericum plebanum in Ratheno, dietorum hereticorum, seismaticorum et excommunicatorum receptorem, hospitem, fau- torem, et contra nostros processus alias contra dietos hereticos eorumque partieipes, de quibus supra, jJuxta canonicas sanxiones fulminatos colleetorem — am Freitag nach Galli und Lulli soll er sich dem Gericht an gewohnter Wwarrensach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 603 Stätte stellen und Gründe, wenn er welche hat, angeben, weshalb nicht auch er als derselben Strafe verfallen zu betrachten sei, pro et ex eo quod ipse contra nostram expressam inhibicionem in nostre senteneie delusionem, in periculum anime sue, eum Bussone Ratheno, Nicolao Cruger (der fehlt oben) et Georgio Vilitz per nos ex officio nostro pro heresi notoria et scismate indurato excommunicatis, aggravatis et a Christifidelium partiei- paecione juxta eanonicas sanxiones exelusis, temere et de facto partieipavit ipsosque collegit et in domo sua tenuit, nutrivit et hospitavit, et hodie tenet, nutrit et hospitat. Gegen diesen Pfarrer also wird vorgegangen werden, er mag vun erscheinen oder nieht. Gefürchtet scheint er sich nicht zu haben und ob der Bischof seiner mächtig geworden ist, wissen wir nicht, es ist jedoch keineswegs mit Sicherheit vorauszusetzen. Das übrige noch recht reichlich vorhandene Material möge für eine andere Gelegenheit aufbewahrt bleiben; nur auf die oben er- wähnte Wallfahrt nach Wilsnack erlaube ich mir hier noch ein- mal zurückzukommen. Sie war 1383 nach einer feindlichen Heim- suchung und Verbrennung des Ortes mit Hülfe von angeblich blutenden Hostien in Gang gebracht und spielt eme hervorragende Rolle bis in den Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Hunderte von Wallern kamen aus Böhmen, Ungarn und Polen, von allen Seiten strömte das Volk herbei, darunter viel Gesindel, und bald regte sich ent- schiedener Widerspruch. Der Anstifter, damaliger Ortspfarrer, hatte im Minoriteneconvent in Magdeburg seinen Betrug selbst eingestanden und sich zur Aufbringung einer ähnlichen Wallfahrt erboten, die aber noch viel grösser und einträglicher ausfallen würde; weil er die Sache jetzt besser verstehe. Man wies ihn jedoch ab und schon 1412 wurden vom Magdeburger Provincialeoneil aus dem Bischof Otto verfängliche Fragen vorgelegt. Je mehr dann die damals sehr bedeutsam gerade in Magdeburg hervortretende reformatorische Bewegung an Kraft und Umfang gewann, desto ernstlicher wurden die Bemühungen, dem Unfug ein Ende zu machen. Die Bischöfe aber, welche grossen Vortheil davon hatten, setzten einen unerschütterlichen passiven Widerstand entgegen, folgten keiner Einladung noch Vorladung, und wir erfahren so wenig von ihnen, dafs jene oben mitgetheilte Nachricht über die Geldgier des Bischofs Otto und die Erbitterung des Clerus gegen ihn in der That willkommen erscheinen muss. Sehr entschieden trat Nicolaus von Cues gegen die Sache auf, während dagegen Uapistran sich dafür erklärte und die Minoriten seinem Vorgang folgten. Als es endlich gelungen war, den Bischof etwas in die Enge zu treiben, entschied 1453 eine päpstliche Bulle zu seinen Gunsten. und der 44° 604 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 8. ‚Juni. Widerspruch musste verstummen. Doch erstarb er nieht ganz, und es ist unverkennbar, dafs die ganze, in vielen Schriften lebhaft behan- delte Angelegenheit viel beigetragen hat zu der erbitterten Stimmung gerade der eifrigst kirchlich gesinnten Gemüther gegen dergleichen römische Machtsprüche und die Beförderung des gröbsten Aber- glaubens. Diese ganze, in hohem Grade lehrreiche Geschichte ist kürzlich sehr eingehend behandelt worden von dem Oberpfarrer Ersst BREEST zu Wilsnack (Märkische Forschungen XVI, Berlin 188 ı), mit Benutzung eines reichen handschriftlichen Materials. Ich kann dabei jedoch eine Bemerkung nicht unterdrücken, die Rüge eines Lesefehlers nämlich, den ich seit Jahrzehnten bei jeder Gelegenheit, doch ohne allen Erfolg, bekämpfe. Es ist die Auflösung der Abkürzung qm dureh gquuım an- statt durch guoniam. Ueberall, auch in sonst hervorragenden Schriften, begegnet man demselben, was um so unbegreitlicher ist, weil nieht nur die constante Schreibung im Mittelalter cum ist, sondern auch in denselben Abdrücken an allen übrigen Stellen dieses cum sich findet. Wenn nun in der vorliegenden Schrift ein Traetat wiederholt nach den Anfangsworten ‘Quum olim’ eitirt wird, so konnte noch zweifel- haft sein, ob nicht die Orthographie der Handschrift verändert sei. Wenn wir aber S. 269 das Citat lesen: ‘Plura etiam mala satis evidenter dieuntur vigere in Romana curia, vero quum non corriguntur ab ecclesia, tamquam approbate excusantur’, so werden wir auf solchen Zweifel verzichten, und vollends, wenn wir auch S. 298 lesen: ‘contra quos communis nominatio loci militat, quum dieitur ad sacrum sanguinem'; "male eustoditur, quum perire permittitur. In nächster Nähe steht ‘cum reperiatur.. Gerade die verschiedene Construction müsste einen aufmerksamen Herausgeber sofort auf die richtige Lesung quoniam führen, allein die Erfahrung zeigt leider, dafs es vielmehr eine Aus- nahme ist, wenn dieser Fehler nicht gemacht wird. Deshalb also bitte ich zu entschuldigen, dafs ich auch hier diesen geringfügigen, aber in seiner Wirkung doch nicht unbedeutenden Umstand nicht unerwähnt gelassen habe. Übrigens hat der Verfasser sich in vielen Bibliotheken und Archiven mit gutem Erfolg nach Materialien umgesehen und nur die mir jetzt vorliegenden Berliner Manuseripte sind ihm entgangen, wie sie denn auch in der That nach den bis jetzt vorhandenen Verzeichnissen nicht zu finden waren. Deshalb werde ich jetzt schliefslich noch über einen Tractat berichten, dessen Inhalt er allerdings S. 252 — 254 mittheilt nach einem Manuseript der Wolfenbütteler Bibliothek, aber, wie es scheint, enthält dieses nicht den ersten Theil. Ich nehme auch davon Anlafs den Wunsch auszudrücken, dafs doch bei Benutzung Warrengach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenbnre. 605 ungedruckter Schriften immer Anfang und Ende angegeben werden möge. Dieser Tractat findet sich im Cod. Lat. f. 171 f. 281 nach Schriften von anderem Inhalt von gleichzeitiger Hand eingetragen. Im Jahre 1475 nämlich hatte die Wallfahrt, die in der nächst vorhergehenden Zeit unbedeutend gewesen zu sein scheint, plötzlich aus unbekannter Ursache einen unerhörten Aufschwung genommen, den uns mit den lebhaftesten Farben Koxrap SToLLE in seiner Thüringisch - Erfurter Chronik (ed. Hesse S. 128) geschildert hat: eine Nachricht, welche Hrn. Breest entgangen ist. Es entstand eine förmliche Epidemie, und namentlich liefen Hunderte von Kindern mit, so wie sie auch 1457 nach Mont-Saint-Michel gelaufen waren (s. Anzeiger f. Kunde d. deut- schen Vorzeit XVI, 164). Die Erfurter schlossen ihre Thore fest zu, liefsen keinen dieser Haufen ein, und entzogen sich dadurch glücklich dieser Calamität. Auf diese Erscheinung nun bezieht sich die erwähnte Schrift, welche auf die damals schon in weiter Ferne liegende Ent- stehung der Wilsnacker Wundergeschichte nicht eingeht. Der An- fang lautet: Circa eursum plurimorum simplicum ad locum vulgariter dietum Ad sacrum cruorem, qui incepit circa festum S. Viti Martiris hoe anno 1475. de tribus videndum est, scilicet de prin- eipio motivo, hoc est de causa, de prodigio significativo, hoc est de significacione, et de remedio consultivo, hoc est de con- sultaeione. Zuerst werden nun ‘pluribus ex currentibus diligenter examinatis’ die Motive untersucht, die guten und die schlimmen: Mala autem causa fit multiplieiter, videlicet ex avaricia pro questu, ex curiositate videndi nova loca ete. aut experiendi quid hie cursus pretendit, vel eciam ex impaciencia et vindieta, ut quia offensi a suis, ut servi a dominis, fili a parentibus, uxores a maritis et sic de aliis. Causa autem non deliberativa, ut ipsi eurrentes dieunt. est quidam impulsus subitus et coactivus. Et hie impulsus in quibusdam ficte pretenditur, et in quibusdam vere sentitur. Fiete pretenditur quia fallaciter assignant sui cursus non causam pro eausa, et hec fallacia laicorum prochdolor hiis diebus plurimos depravat. Vere autem sentitur et provenit aut ex nature interna proprietate, quia visis aliis currere et eorum attentis calamitatibus ipsi naturaliter compaeiuntur, aut ex celorum influeneia aut elementorum continencia aut spirituum bonorum vel malorum agitancia ete. Circa istum pulsum eoactivum sciendum: licet fortiter moveri possunt, simplieiter tamen nequa- quam conpelluntur, quia voluntas libera cogi non potest. quia 2) 2 at - ” . ” « <) - 606 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni. feeit deus hominem rectum ab iniecio et reliquid eum in manibus consilii sui. Et probatum est ex eo quod multi dieentes se omnino eogi, sapienter informati vel benivolenter exhortati vel eciam valenter redarguti, insania deposita se liberatos et quietos fatebantur. Ut autem specialius explicentur cause prefati eursus, sciendum: euntibus quibusdam ad Welsnak ante messem, quia tune dies longiores et minus occupati, moti sunt alii vel ex aliis euntibus peregrinatum vel ex penuria panis, que frequenter major est ante messem in illis diebus, quando annus precedens fuit infeeundus et aridus. Deficientibus igitur pluribus in pane nee valentibus a vieinis accomodare vel amicis, erubescentes men- diecare in patria, ad tegendam verecundiam cum tota domo sua statuerunt peregrinando mendicare, usque quo messis panem daret, tollerabilius reputantes extra patriam mendicare quam aput notos. Sie faetum est ut turme irent et in eis pueri: hoc videntes alii admirantes quesierunt, cur pueri irent. Illi volentes excusare dixerunt: ex quodam impulsu coaetivo. His ergo conpassi plures et ipsi moveri ceperunt. Commota quippe sunt omnia viscera eorum, videntes turmas plures et eantus audientes, quia inter alia animalia terre homo naturaliter est conpassivum. Quod autem aliqui plus moti, ymmo ita fortiter commoti sunt quod quiescere non possent, vel est et fuit ex debilitate nature vel ex influeneia celesti vel disposieione tenebri (cerebri?) ex qualitate elementorum que ad hoc cometica est (nämlich von dem Kometen des J. 1472 beeinflufst), vel ex inpulsione et agitacione spirituum, qui secundum beatum Leonem eireueunt et perambulant totam terram, omnes conplexiones diseucientes, omnium mores ventilantes, ut inveniant qualiter temptent. Multis igitur sie vehementer motis vel a natura vel ex temptacionibus, alii fingentes similiter talem necessitatem eodem modo dixerunt se cogi, licet aliam haberent causam deliberativam, scilicet questum, impacieneiam, euriositatem, vanitatem, et sie de aliis. Sie faetum invenitur, ut tanta mul- titudo turmatim currerent. Nach diesen lehrreichen Aufschlüssen über die Motive der Pilger wird der Zweifel berührt, ob der gute Geist überhaupt einen Antheil daran habe, da dieser doch vor allem die Ordnung in der Kirche verlange, hier aber jeder ohne Erlaubnifs davon laufe. Ferner spreche dagegen die Beschaffenheit der Führer quia duces turmarum eommuniter inveniuntur ribaldi et questores. Item reperiuntur impacientes, blasfemantes, maledicentes, men- cientes contra eos qui eis contradicunt vel eos bono zelo informare volunt: non sunt autem talia a spiritu sancto. r Sa 3 an“ Warrensrach: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenbure. 607 Sie berufen sich freilich auf das Vorbild der Maria, der Maria Magdalena, der Kinder, die zum Heiland gebracht werden, aber das wird einzeln als nicht zutreffend widerlegt. Auch die Wunder helfen nichts, denn die angeblichen Wunder der Flagellanten sind als Lügen erwiesen und so verhält es sich auch jetzt sieut quod plebanus aput S. Johannem in Erfordia contradicens insanus factus esset. Item guardianus im Magdeborch cecus et quidam clerieus furiosus etc. Item de mortuis ostensis dixit decanus id est prepositus monialium ad S. Laureneium in Magde- boreh, quod vidit eos habere vividum colorem. Et tamen ostensi fuerunt eciam mortui et (sie) Thuringia infra castra de Saxenburge eonstat quod fallacia fuit in facto vel per potum supiferum (sie) vel alias ete. Darauf geht nun der Verfasser auf die Bedeutung dieser so ungewöhnlichen Erscheinung ein. Die Pilger sagen meistens ‘se neseire propter quid eurrerent. Da aber doch alles seinen Grund habe und haben müsse, so sei sehr zu fürchten, dafs ein bevorstehendes Unheil dadurch angezeigt werden solle. eine Verwirrung in der Kirche, deren gute Ordnung den Teufel sehr beunruhige. Dafür spreche auch, was man von dem Orte selbst höre, ubi multe decepeiones dieuntur fieri eirca venerabile sacramentum et errores, et sie timendum est quod significet venturam aliquam heresim eirca sacramentum ex Bohemia vel aliunde. Dann geht er zu guten Rathschlägen über, von denen sich schon bei Breest ein Auszug findet, Ermahnung und Beaufsichtigung für die Verirrten, Beichte u. s. w., aber auch die Obrigkeiten sollen ihre Härte mildern; “ut moderaciores et mansueciores sint in regimine nee dent occasionem populo mobili ad commociones et sedieiosos tumultus exeitandos.” Vorzüglich jedoch solle man sie nicht haufen- weise mit Geschrei durch die Städte und Ortschaften laufen lassen, damit nicht ihr Beispiel andere verlocke. Die Armen aber solle man unterstützen, auch die Pilger nicht verhöhnen, sondern mit Sanftmuth belehren; auch für sie beten. Diese Rathschläge stammen von JOHANNES Dorsten: Hee sunt seripta reverendi patris, sacre theologie doctoris Erfor- densis, ordinis S. Augustini, Johannis Dorsten. In multis con- formia sentencie venerabilium patrum ae dominorum Magdeburgensis eivitatis (qui) contra Jjamdietum eursum modum qui sequitur posuerunt. Auch diese waren schon in Breest's Manuseript:; wir theilen sie jedoch hier im Wortlaut mit, weil sie sehr verständig sind und noch auf manche Erscheinungen der jüngsten Vergangenheit sich wörtlich anwenden lassen. NG o 5 > 5 > N y 5 608 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 8. ‚Juni. Primo ad cavendum dampnum corporis et anime, que evenire possunt ex obumbracione luminis recte racionis, exhor- tandi in sermone populi, ut in suis devotis racionibus petant ab omnipotenti deo eustodire (sie) ob omni inpulsu seu instinetu ad eurrendum velud animal brutum sine deliberacione, nichil curando de liceneia plebani sui, non dominos nee uxores maritos et e converso nec dampnum proprium nee alienum, an festa vio- lentur, an fides inter conjugatos servetur, an sit contra caritatem dei vel proximi vel precepta ecclesie, quasi nulla sit obedieneia. Perieulosa igitur videtur hec peregrinacio. Secundo videntur admonendi, quod ad utilitatem peregrina- cionis requiritur liceneia sui prelati seu plebani et consensus omnium illorum quorum interest, premissa contriecione et con- fessione, ita ut in nullius dampnum vel prejudieium fiat pere- grinacio ad loca insignia absque eultu supersticionis, non eredendo quod in ymaginibus vel ceruoribus vel quacunque alia ereatura inanimata sit gracia ad exaudiendum pro salute vel vis miracu- lorum, set solus deus adoretur ut exaudiat, et sancti ejus ut pro nobis orent. Quameunque autem adoracionem coram ymaginibus faeimus seu reliquiis sanetorum quasi per signa ad sanctos dueimur. Tereio exhortandi videntur ut in suis devotis oracionibus aspirent ad omnipotentem deum, qui timetur maximis offensus peccatis, quare hane plagam supra tanto populo permittit durari, in hujusmodi periculosa peregrinaeione, ne extendat omnem iram suam per plagas erudeliores pro futuro, set ut per suam inmensam misericordiam dignetur corda peccatorum ad debitum reducere et pro commissis penam moderare. Hee illi anno 1475. Diese letzte Jahreszahl scheint das Datum des Gutachtens zu sein. Aber dafs die Abschrift auch nicht viel jünger ist, zeigen die von anderer Hand zugefügten Bemerkungen, welche vielleicht eine Beziehung auf den Verfasser enthalten, aber so flüchtig und undeut- lich mit blasser Dinte geschrieben sind, dafs namentlich die Eigen- namen zum Theil sehr zweifelhaft bleiben. Wir erkennen darin die Verheerungen der Seuche, welche nach Konrad Stolle’s Bericht dem »Laufen« ein Ende machte. Die Worte lauten: In isto anno 1475 die invencionis sancte erucis (3. Mai) que tune fuit vigilia ascensionis domini, obiit pater et postea eirca Michaelis filia sua Anna et in quadragesima precedenti (?) Jasper Frise. Et anno 1478 in vigilia trinitatis obierunt d. Ludolphus Frise et d. Hinrieus Cuntner (?) ete. postea in estate d. Arnoldus detort (2?) ete. Warrvresgacn: Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg. 609 Anno 1479 eirca festum trinitatis obiit Jasper Truspene (?) et eodem anno in crastino S. Maurieii obiit Balte gernor (?) in Magdeburg, qui istue venit pro cura. Es wäre ja möglich. dafs diese Notizen für Kenner der Maede- burger Localgeschichte irgend eine brauchbare Anknüpfung darböten. Denn auf Magdeburg weist die unmittelbar hierauf folgende 1478 in Magdeburg von derselben Hand geschriebene Schrift des JomAanNEs DE Wesaruıa de indulgentiis, welche als eine Kritik des Ablasswesens in diesen Zusammenhang gehört, aber ohne geschichtlichen Inhalt ist. Sie hat folgende Unterschrift: Seriptum in Magd. 1478 in estate. Que tempore Marchio Albertus cum filiis suis Johanne et Frederico habuit expedicionem in terra Pamororum. Eo eciam tempore adducta fuit filia dueis Saxonie ad filium regis Dacie ad nubendum ei ete. Item in eadem estate marchio Johannes, filius Alberti, cum igne devastavit opidum Belitz et cepit inibi Bohemum Jacubze, capitaneum dueis Johannis de Crossen, eum ducentis vel quasi. Qui illud furtive et dolose intrabant et occupabant etc. Item eodem anno fuit tradimentum et disturbium mirabile in eivitate Florentina inter illos de Paceis et Medieis ete. IE = 26 v Br . n NT ET, EN gr zo | ea anls ice are DL En SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 8. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Prinesnem las über neue Beobachtungen, die er über den Befruehtungsact der Gattungen Achlya und Saprolegnia an- gestellt hat. Die Mittheilung wird nach Fertigstellung einer längere Zeit be- anspruchenden Tafel in den Sitzungsberiehten erscheinen. 2. Hr. Burmeister in Buenos Ayres, correspondirendes Mitglied der Akademie, hat mit Schreiben vom ı8. April eine Mittheilung über ein im La Plata-Gebiet gefundenes, bisher unbekanntes fossiles Faulthier, Nothropus priscus, eingesandt, welche dem heutigen Sitzungsberichte angehängt ist. 3. Hr. L. Fucns in Heidelberg, correspondirendes Mitglied der Akademie, übersendet unter dem 4. d. Mts. einen Aufsatz: Über lineare homogene Differentialgleichungen, zwischen deren Integralen homogene Relationen höhern als ersten Grades bestehen. Derselbe wird mit dem nächsten Sitzungsberieht der Classe veröffentlicht werden. 4. Hr. Kroxecker überreichte im Namen des Hrn. Prof. W. Fırpter in Zürich dessen soeben erschienenes Werk: Cyklographie oder Con- struetion der Aufgaben über Kreise und Kugeln und elementare Geo- metrie der Kreis- und Kugel-Systeme. NW LAN sei u bite are Be k ‚up ‚he ie zes VEPIPTERBETS SPA NÜNTE, 4 rifl +. Pr T 6 a 23 . j ner & “ PER f r Ta BR 4 np SR = IR hr ee E a Sg) Zr n% N, " He , H u; TRREN Ka Re TE REET IR? an Yu ek än in “ # 7 rn DE Be Fr W J HL Far 1} Ye LH fr Te TL ER tee EL T vera a RA En ‘, mie KW RA bar np ID EHE Re a Sc, > KAT HE TRETEN j Ta PAR r. j R { RR Eur ri ae Da Euer N ını r rl Nothropus priscus, ein bisher unbekanntes fossiles Faulthier. Von H. Burmeister. Hierzu Taf. XI. D:. reiche quaternäre Säugethier-Fauna Süd-Americas ist in den meisten Fällen ein Vorbild der gegenwärtigen, ohne darum in allen Formen ganz mit ihr übereinzustimmen; es gibt neben einzelnen identischen Arten nicht bloss zahlreiche untergegangene Species, son- dern auch Nebenformen, welehe mit den lebenden nur gewisse Gruppen- merkmale gemein haben; ja es gibt selbst ganz eigenthümliche, der Gegenwart fehlende Gestalten. Besonders sind es drei der grossen Säugethier-Abtheilungen, welche diese Angaben, soweit sie die Argentinische Republik betreffen, bestätigen: die der Raubthiere, der Edentaten und der Hufthiere. Unter den Raubthieren scheinen die quaternären Katzen alle von den lebenden Arten verschieden gewesen zu sein; es tritt selbst eine eigenthümliche Gestalt, der auch in der alten Welt vertretene, dort tertiäre Machaerodus in der quaternären Epoche Süd-Americas auf. Die quaternären Hunde dagegen möchte ich für identische mit denen der Gegenwart halten, soweit sich das nach den wenigen bekannten Resten beurtheilen läfst. Ausserdem ist ein grosser fossiler Bär als quaternärer Bewohner des La Plata-Gebietes bekannt; eine Thierform. die dem Flachlande Süd-Americas in der Gegenwart abgeht. Weiterhin kennt man von Raubthieren nur noch das Stinkthier fossil aus hiesiger Gegend, aber nicht die kleinen langschwänzigen Ursinen Nasıa und Procyon, und ebensowenig die Marderform Galichs, welche gegenwärtig bei uns nicht selten ist. Die Edentaten Süd-Americas sind in der Gegenwart durch die drei Formen der Faulthiere, Gürtelthiere und Ameisenbären vertreten. Davon besass die quaternäre Periode nur die beiden zuerst genannten Gruppen, und zwar hauptsächlich in eigenthümlichen Gigantentypen, welche der Gegenwart fehlen. 614 Sitzung der physikalisch“ mathematischen Classe vom 8. Juni. Die quaternären Faulthiere erscheinen als eolossale Gravigraden mit mehreren Gattungen, wie Megatherium, Scelidotherium, Miylodon und Megalonyx; — die Gürtelthiere als Glyptodonten, gewaltige gürtel- lose Panzerthiere, in verschiedenen Gattungen mit vielen Arten bekannt. Zu beiden eigenthümlichen Gruppen gehören die grössten und zahl- reichsten der quaternären Säugethiere Süd-Americas. Lange Zeit kannte man kein von lebenden abweichendes, mit Gürteln versehenes Panzerthier aus der quaternären Epoche Argen- tiniens, bis GERVvAIS vor einigen Jahren die Gattung Kutatuıs beschrieb (Mem. de la Soc. geol. de Fr. II. Ser. tome IX No. 5). Wir besitzen ‚jetzt diese eigenthümliche Form auch in der hiesigen Sammlung. Aber ein ächtes fossiles Faulthier war bisher unbekannt und soll nun hier unter dem Namen Nothropus beschrieben werden. Die dritte Hauptgruppe der quaternären Säugethiere, die der Hufthiere, ist die merkwürdigste, denn sie enthält neben gegen wär- tigen Typen auch ganz neue, völlig eigenthümliche, untergegangene. Man kennt davon zunächst Wiederkäuer, als die beiden lebenden Typen der Lamas und Hirsche, welche den gegenwärtigen Arten ganz Ähnlich, oder gar mit ihnen identisch gewesen zu sein scheinen. Demnächst das hiesige Wildschwein und Pferde, ächte Zyuıs- Arten, zugleich mit einer eigenthümlichen Gattung Hippidium; beide in je zwei Arten vertreten. Die übrigen quaternären Hufthiere sind untergegangene Formen, welche den lebenden ziemlich fern stehen; so Macrauchenia, eine mit Palaeotherium zunächst verwandte Gattung; — dann Toxodon, Nesodon und Typotherium. Nesodon ist tertiär, die anderen beiden sind quater- när. Diese drei Gattungen kommen keinem der aus anderen Gegenden bekannten Hufthiere ganz nahe, sie bilden vielmehr eine durch viele sonderbare Eigenschaften ausgezeichnete, eigenthümliche Gruppe, welche man neben den Gravigraden und Glyptodonten für die merkwürdigste Besonderheit der südamericanischen, quaternären Säugethier-Fauna ansprechen darf. Mit ihr und ihren gleichzeitigen Genossen lebten, als Repräsen- tanten der Proboscideen, zwei Mastodon-Arten, gleichfalls der Gegen- wart fehlende Formen, welche altweltlich schon tertiär auftraten, also weit verbreitet waren. Vorstehende einleitende Bemerkungen schienen mir passend, um auf die Bedeutung aufmerksam zu machen, welche das hier zu be- sprechende Fundstück wohl verdienen dürfte. Es ist die in natürlicher Grösse auf beiliegender Tafel dar- gestellte, rechte Hälfte des Unterkiefers eines Thiers aus der Brady- poden-Gruppe, wie solche im Jahre 1870 beim Ausgraben für die Burneister: Nothropus priseus. ein bisher unbekanntes fossiles Faulthier. 615 Fundamente des Eckpfeilers einer Brücke über den Rio Carcaranal, zum Behuf der von Rosario nach Cordova führenden Eisenbahn, von dem Inspector der Arbeiter, Herrn Marrıy Scuarrter, gefunden und mir mit vielen anderen Knochen von derselben Stelle gütigst über- lassen wurde. Die Sehieht, worin die Knochen sich fanden, ist ein Kiesbett im Diluviallehm, bestehend aus ziemlich gleichmässig grossen, nieht gerade feinen Sandkörnern, welches im Niveau des heutigen normalen Wasserstandes des Flusses, also über dem gegenwärtigen Boden des Flusshbettes, in der oberen 'Teufe «des Diluviallehms liegt und offenbar von demselben Fluss zur Zeit der quaternären Epoche herrührt. Die Kiesschieht enthielt, neben dem Unterkiefer, besonders Knochen vom Lama, von Hirschen, dem Wildsehwein Pecari, aber keinen anderen Rest, der zu dem Besitzer des Unterkiefers in Beziehung gebracht werden könnte, und ist dasselbe Sandlager, woraus die von GERvAIS besprochenen (Journ. d. Zoolog. I. 231) fossilen Menschenknochen dureh Sesui hervorgezogen wurden. Sie führte ziemlich viele Knochen, aber nur isolirte oder Trümmer davon, namentlich halbe Unterkiefer, Wirbel, Rippenstücke und Röhrenknochentheile, selten einen ganz unversehrten Knochen, und beweist sowohl dadurch, als auch durch das ziemlich gleiche mässig feine Korn des Sandes, dafs das Material aus weiter Ferne herbeigeführt wurde und dafs die Thiere schwerlich in der Nähe des jetzigen Fundortes ihrer Knochen gelebt haben. Jene vorher genannten Arten gehören alle der jüngeren Abtheilung der Quaternär-Epoche an, welche ieh in meiner Deser. physig. de la Rep. Arg. tome II. pag. 214 dem postglacialen Zeitraum derselben in der alten Welt parallel stellte, und in diese Periode dürfte also auch das hier zu besprechende Faulthier zu bringen sein. Wie meine Abbildung zeigt, so ist der halbe Unterkiefer an beiden Enden zertrümmert; es fehlt vorn die Spitze des Kinns und hinten der äussere Rand des aufsteigenden Kieferastes mit dem Gelenkkopf und der Endecke des Kronenfortsatzes. Das unversehrt gebliebene Stück, dem sogenannten Körper des Unterkiefers ent- eur sprechend, hat eine Länge von ı1.5°” und der Rest des aufsteigenden Astes ist 5.5°" hoch. Die Innentläche des zahntragenden Theils ist völlig eben, ohne Spur einer Wölbung, die Aussenfläche dagegen stark gewölbt und in der Mitte, an der erhabensten Stelle, 2.1°” diek, während der Anfang des aufsteigenden Astes dahinter nur 1.4°" Dicke hat. An der inneren Oberfläche des Körpers bemerkt man an seinem vorderen Ende, wie diess Fig. 2 lehrt, den einwärts vortretenden Kinnrand, welcher mittelst der beide halben Unterkiefer verbindenden Kinnnaht dieselben zusammenhält. Diese Naht ist am Anfange nach em innen 1.4°” breit, wird aber gegen die Spitze des Unterkiefers hin 616 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. ‚Juni. allmählich schmäler, so dass der Bruchrand vor der Spitze nur noch 0.9°” Breite besitzt. Hieraus folgt, dafs das abgebrochene Ende sich zusehends verjüngte und wohl in eine förmliche Spitze auslief, ähn- lieh der von mir in der Zeiehnung restituirten.') Doch geht der noch vorhandene Theil des oberen Randes der Spitze anfangs der Kinnnaht völlig parallel, wie Fig. 2 angibt, und daraus folgt eine etwas bauchige, etwa löffelförmige Gestalt der Spitze, während dieselbe bei dem correspondirenden Faulthier der Gegenwart, dem Choloepus didactyhıs, ein gleichschenkeliges Dreieck mit ganz geraden Seiten dar- stellt. Auf der Fläche nach aussen war übrigens die Spitze auch bei dem fossilen Thiere nur wenig gewölbt, viel weniger als die mittlere Partie des Körpers, wie das Fig. ı recht deutlich macht durch den tiefen Schatten, worin dieser Theil der Fläche sich befindet. Nament- lich oben, in der Gegend zwischen dem ersten und zweiten Zahn, ist eine Vertiefung sichtbar, welche die Abplattung der Spitze ver- stärkt. Der Bruch für die fehlende Spitze ist an der breitesten Stelle 0.8°” diek und umschliesst hier den völlig kreisrunden, 0.4“" weiten hohe, ovale cm Gang des canalis alveolaris, dessen viel grössere, 0.7 hintere Mündung in der Mitte des Anfanges vom aufsteigenden Aste in Fig. 2 deutlich gesehen wird. Ein Seitengang des canalis alveolaris geht von dieser Mündung nach oben, schief dureh die Substanz des Kiefers und öffnet sich nach aussen neben dem hintersten Zahn, am oberen Rande des Mittelstücks vom Körper. Einen eben solehen Seiten- gang besitzt auch der canalis alveolaris des Choloepus didactylus, da- gegen fehlt derselbe bei allen Arten der Gattung BDradypus. Hierin liegt ein Hauptimerkmal für die sichere Bestimmung des fossilen Objeetes. Wo die vordere Mündung des canalis alveolaris, das sogenannte foramen mentale, sich befand, lässt sich nicht mit Sicherheit angeben, weil es in der abgebrochenen Spitze angebracht war; bei den lebenden Faul- thieren ist diess Loch stets sehr weit nach vorn gerückt, aber eng und klein, mitunter doppelt an jeder Seite. Eigenthümlich ist der untere Rand des Körpers gestaltet, denn er bildet einen starken, abwärts gekrümmten Bogen, während er bei den lebenden Faulthieren fast ganz geradlinigt, oder gar leicht nach innen gebogen ist. Auf diesem dieken unteren Rande bemerkt man zwei leichte schiefe Eindrücke zwischen drei mehr erhabenen Wöl- bungen, welche den Zahnhöhlen der drei Backzähne entsprechen. Hinter den bezeichneten Wölbungen des unteren Randes wird der Körper des Kiefers schnell dünner und zeigt davor auf der äusseren, !) In Fig. ı meiner Zeichnung habe ich diese ergänzte Spitze mir als durch- siehtig gedacht, um den durch eine Linie angedeuteten Verlauf des oberen Randes der Kinnnaht angeben zu können. Von aussen sieht man diesen Rand natürlich nicht. BurneEister: Nothropus priscus, ein bisher unbekanntes fossiles Faulthier. 617 am stärksten gewölbten Stelle seiner Oberfläche eine, zwar nicht scharfe, aber doch kenntliche Bogenkante, welche bis zur Mündung des Seitenzweiges vom canalis alveolaris hinaufsteigt und neben dem- selben in die Fläche des Kronenfortsatzes übergeht. _ Diese Kante bezeichnet die Grenze des grofsen Kaumuskels (musc. masseter) , welcher den Kronenfortsatz mit seiner Fleischmasse bedeckt. Bei den lebenden Faulthieren der Gattung BDradypus ist die besprochene Kante weiter nach vorn gerückt, bis in die Gegend des mittleren Backzahns, auch schärfer umschrieben und darum viel deutlicher bemerkbar; bei Choloepus liegt sie nicht ganz so weit vorwärts, reicht aber doch etwas weiter vor als die Kante am fossilen Unterkiefer, etwa bis zum vorderen Rande des mittleren Backzahns. Überhaupt haben die lebenden Faulthiere stärkere Muskeleindrücke am Unterkiefer, als diese fossile Art; die Gegend des aufsteigenden Astes, welche den Condylus trägt, ist bei Bradypus deutlich als Verdiekung der Knochensubstanz zu erkennen, während bei diesem fossilen Kiefer man kaum eine Spur davon wahrnimmt. Auch die untere Ecke des aufsteigenden Astes hat einen diekeren Rand als die der fossilen Species; lauter Eigen- schaften, welche für eine kräftigere Musculatur und stärkere Kaufähig- keit des Kiefers sprechen. Eben dasselbe möchten auch die Zähne, wenigstens der vordere, andeuten, denn dessen Kleinheit ist im hohen Grade überraschend, wenn man den von Choloepus damit vergleicht. Es sind im Unter- kiefer, wie bei allen lebenden und den fossilen Faulthiertypen in der Regel vier an jeder Seite vorhanden. Bei Bradypus stehen alle vier in ziemlich gleichem Abstande von einander, bei Choloepus ist dagegen der erste von den drei folgenden weiter abgerückt, als diese von einander. Bei beiden lebenden Gattungen hat dieser vorderste Zahn eine andere Form. Bei Bradypus ist er zwar nur wenig höher als die folgenden, aber etwas schwächer von elliptischem Umriss und quer gestellt, während die folgenden kreisrunden etwas dünner er- scheinen, indem ihr Durchmesser kleiner ist, als der lange des ellip- tischen ersten Zahnes. Nur der letzte, hinterste erscheint etwas grösser, weil länglich oval und dabei dicker als der erste. Dieses Verhältniss erinnert etwas an die zweilappige Gestalt des hintersten Zahnes mancher Gravigraden, z. B. von Mylodon und Scelidotherium. — Choloepus hat einen anderen Zahntypus; sein vorderster, weiter ab- gerückter Unterkieferzahn ist dicker und höher, als jeder der drei folgenden und mit einer langen schiefen Kaufläche versehen, welche durch Abschleifen gegen den entsprechenden Zahn des Oberkiefers bewirkt wird, bei letzterem aber nach hinten gewendet ist, und bei dem Zahn des Unterkiefers entgegengesetzt nach vorn. Die drei Sitzungsberichte 1882. 45 618 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 8. Juni. anderen Zähne sind niedriger und dünner, von länglich ovalem Umriss, aber ebenfalls mit abgeschliffener Kaufläche versehen, die mehr oder minder deutlich das Ansehen eines zweiseitigen Daches mit scharfer Firste besitzt, während die Kaufläche der Zähne von Dradypus etwas vertieft wie ein Napf zu sein pflegt. Vergleicht man damit den Zahnbau der fossilen Gattung Nothropus, so zeigt sich an ihm eine höchst merkwürdige Mischung der Zahn- form beider lebenden, nebst gewissen Eigenheiten, die davon gleich- mässig abweichen. Wie bei Choloepus ist der vorderste Zahn von den nachfolgenden weiter abgerückt, als diese unter sich, aber der Abstand ist bei Nothropus viel gröfser und der Zahn selbst viel kleiner. Zwar fehlt dem mir vorliegenden Unterkiefer der Theil des Zahnes ausserhalb der Alveole, aber man sieht einen Rest des Zahnes im Grunde der Zahngrube und erkennt daran die gleiche Gröfse des Umfanges mit der der Grube und den gleichen elliptischen Umriss. Dass die heraustretende Krone eine schiefe Kaufläche besass, wie ich das in meiner Zeichnung angegeben habe, lässt sich freilich nieht mit Gewissheit behaupten, sondern nur nach der Analogie der lebenden Gattung muthmassen: meine Zeichnung ist also eine blosse Hypothese. Die drei nachfolgenden Zähne des fossilen Unterkiefers stimmen in ihrer Form und relativen Grösse zum ersten mehr mit den eor- respondirenden Zähnen von bradypus überein; der zweite und dritte Zahn hat einen quer oblongen Umriss, der vierte einen mehr ovalen. Die beiden ersteren sind an ihren Seiten nach aussen wie nach innen, längs der Mitte etwas vertieft, wie mit einer senkrechten Furche ver- sehen, und der erste von beiden ist auch auf der nach vorn, gegen das Kinn gewendeten Seite ähnlich vertieft. Am hintersten und letzten Zahn sieht man eine solche sehr schwache Vertiefung nur an der gegen die Backe gewendeten Aufsenseite. Alle drei Zähne sind nicht genau eylindrisch, sondern werden nach oben etwas schwächer, woraus folgt, dass sie in der Jugend kegelförmige gestaltet waren. wie das bei allen lebenden und fossilen Faulthieren ebenfalls zutrifft. Im Anfange ihrer Thätigkeit haben die Zähne eine einfache oder zum Theil eine doppelte Spitze, der Form eines Zuckerhuts vergleichbar, und diese Spitze nutzt sich mit vorschreitendem Alter ab; das freie Ende bekommt eine Kaufläche, die allmählich immer grösser wird, bis der Zahn, fast zur Hälfte abgekaut, die der unteren grösseren Portion eigene, eylindrische Form auch in der oberen annimmt. Selbst die dach- oder napfförmige Gestalt der Kaufläche wird durch den Ab- kauungsprocess gebildet; die erstere dadurch. dafs die Zähne des Oberkiefers nicht denen des Unterkiefers in ihrer Stellung genau ent- Burmeister: Nothropus priscus, ein bisher unbekamntes fossiles Faulthier. 619 sprechen, sondern mit ihnen alterniren, indem jeder Zahn der Lücke zwischen zweien des anderen Kiefers gegenübersteht. Die drei Backzähne des Nothropus haben eine Kautläche, die weder dachförmig noch napfförmig vertieft ist, sie sind vielmehr mit einer breiten Querfurche oder Grube versehen, ähnlich den Zähnen von Megatherium. Indessen erheben sich die dadurch an den Kanten der Zähne gebildeten Ecken der Kautläche etwas mehr, als die Ränder zwischen ihnen, und das gibt den Zähnen das Ansehen, als seien sie mit vier Höckern versehen. Freilich am ersten der drei Backzähne ist der vordere Rand der Quergrube nur eine gerade schneidende Kante, ohne erhöhte Eeken; aber der hintere Rand hat solche Ecken deutlich. Am zweiten Zahn sind alle vier Ecken scharf erhöht, am dritten nur die beiden äusseren Ecken auf der Seite des Zahnes gegen die Backe gewendet: der gegenüber liegende innere Rand der Kau- fläche ist bogenförmig erniedrigt und ohne scharfe Ecken. Die Zähne haben eine glänzende, fast spiegelnde äussere Ober- fläche von schwarzer Farbe, deren Basis einen weisslichen Antlug zeigt. Die innere Zahnsubstanz (dentina) ist braun, und der sie äusser- lich bedeckende Schmelzüberzug von ı"" Dicke hellgelb. Jeder Zahn ragt 6— 7"" weit aus der Zahnhöhle hervor, und reicht bis zu den früher beschriebenen unteren Randwülsten, welche die Alveolen andeuten, in den Kiefer hinab. Am hintersten Zahn ist die Zahnhöhle durch Bruch auf der Innenfläche des Kiefers geöffnet; man sieht das untere hohle Zahnende in der Höhle und erkennt daraus, dass die Zähne ganz so gebildet sind, wie die von Choloepus, deren Figur BraısviLLe in der Osteographie ete. tome IV, Paresseux, pl. III gegeben hat. Dem- nach stimmt der Gattungstypus von Nothropus mit dem von Choloepus im Zalınbau überein, unterscheidet sich aber darin von der lebenden Gattung, dass der erste, weiter abgerückte Zahn der kleinste, viel kleiner als der von Choloepus ist, die drei folgenden dagegen etwas grösser sind, besonders der letzte, welcher bei Choloepus der kleinste Zahn ist. Ferner fehlt den Zähnen von Nothropus die dachförmige Abkauung, vielmehr erinnert die Quergrube der Kaufläche an den Napftypus der Zähne von Bradypus. Die allgemeine Körperform des in Rede stehenden Geschöpfes, dem ich den Namen Nothropus priscus beilege, weil es die älteste bekannte Gestalt der Bradypoden-Gruppe darstellt, betreffend, dürfte der Schluss wohl nicht zu gewagt erscheinen, dass das Thier auch im ganzen Ansehen ebenso sehr wie im Zahnbau und Unterkiefer dem zweizehigen Faulthier der Gegenwart geähnelt habe, und folglich mit sehr langen dünnen Gliedmaassen und ziemlich gestrecktem Rumpfe versehen gewesen sei. In der Grösse mag es den Choloepus didactyhıs 45* Rs f 1. - - ” . L) 620 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 8. Juni. um's Doppelte übertroffen haben, denn dessen ganzer Unterkiefer mifst nur 8°® in der Länge, während der von XNothropus, die fehlenden Theile hinzugerechnet, zwischen ı5 bis 16° lang gewesen sein dürfte. Weiter wüfste ich zur Bestimmung des Artcharakters nichts hinzu- zufügen, denn Anhaltepunkte für eine mehr detaillirte Artcharakteristik sind nicht vorhanden. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Ansicht des Unterkiefers von der gegen die Backe gewendeten Aussenfläche. Fig. 2. Derselbe von oben gesehen, mit der Kaufläche der Zähne. Beide Figuren sind in natürlicher Grösse des Gegenstandes, die Fläche im Tondruck ist allein daran vorhanden und sichtbar, die ohne Ton gezeich- neten Fortsetzungen des Bildes sind nach der Analogie des Kiefers von Choloepus didactylus entworfen. Berichtigung. Monatsber. 1881, S. 380, Z. 10 v. u. st. dritte und vierte ]. vierte und fünfte. Ausgegeben am 15. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sttaüngsbericht der Beri Akaı \ N > H.Burmeister, Nothropus priscus, ein bisher unbekanntes fossiles Faulfhier. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXIX. 15.. Jusı 1882. BERLIN. 18832. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. petspelspeIeteistIselsteletelspelspelsteistelstelstelstelsgetspelspelsgel stets Telspel Tel TI TI ST TeLS] Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der SW ichäftene zu erscheinen aufgehört, an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für, welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«.) Sal. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die rmllinhen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit ander Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-historischen Classe ungerade Nummern. 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, Arickfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. ga 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder sowie alle Nichtmitglieder lıaben hierzu die Vermittlung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie: nicht angehören, ‚ sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Se DER 1 und es sin Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in de; a Text einzusehaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtist, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf exe dazu der Einwilligung der neh oder der u betreffenden Be $ 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit. auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. “ 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungsl berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftliche Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieir 2 werden, Ds dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkanfapversä in Br den Buchhandel gebracht werden. 811. lichen Wüthellungen« ee Arbeit erhält geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, a machen der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung, abziehen zu “ lassen , en er Bevon rechtzeitig dem redigirenden u Secretar Anzeige gemacht hat. 805, } Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück exschei nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser 2 Me haft heisst er der redigirende Seeretar. Kl, Bi s 29. Be 1. Der redigirende Se ist für Rn Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwor. | lich. Für alle übrigen Theile ı derselben sind nach hi jeder Richtung nur die V erfasser verantwortlich. %“ 1882. XXNIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 15. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıvs. 1. Hr. Rorn las: Zur Kenntniss der Ponza-Inseln. 2. Hr. Hermnorrz übergab einen Aufsatz des Hrn. Lucıen J. BLare aus Boston: Über die elektrische Neutralität des von elektri- sirten Wasserflächen aufsteigenden Dampfes. Beide Mittheilungen folgen umstehend. 3. Der Vorsitzende zeigte den am 3. Juni erfolgten Tod des Hrn. Reısnorn Pauri, correspondirenden Mitgliedes der Akademie, an. 4. Die HH. Prof. Bücnerer in Bonn, Dirrexgereer und Keım in Halle a. S. wurden zu Correspondenten der philosophisch -historischen Classe gewählt. Sitzungsberichte 1882. 46 Bryan! \ ai li I = rl iZ IA Pr Bd 2 N . ö Br, 3 j Bin r \ B Du j #1 Ar, er | % I f >. 1 « [ . 1% TE ö I u 1 ’ : ö Ho LUTRFE En | 03] Fo] ı® f Me i e AEL® j zus SIT Ur Kr Ne ER Se! . Fr 7 Ball j \ 3 n u 3% Mae N . w - en Mr Fr SS Zur Kenntniss der Ponza-Inseln. Von J. Rorn. An der Westküste Mittelitaliens, gegenüber den vulkanischen Gebieten der Roccamonfina und der phlegraeischen Felder, liegt die mit Aus- nahme von Zannone ganz aus jüngeren Eruptivgesteinen und vulka- nischen Gebilden bestehende, von WNW. nach OSO. sich hinziehende Gruppe der Ponza-Inseln. Die westlicheren drei Inseln, Palmarola, Zannone und Ponza, sind von den beiden östlicheren, Ventotene und S. Stefano, durch einen 20 Miglien breiten Meeresarm getrennt. Zwischen beiden Gruppen liegt, 5 Miglien von Ponza, ı5 Miglien von Ventotene entfernt, eine kastellähnliche grosse Klippe, la Botte, oft als Ziel- scheibe von der italienischen Kriegsmarine benutzt und daher hier und da mit dünnen Bleiplättchen bedeckt. S. Stefano und das west- lichere Ventotene, dessen Entfernung von Ischia 30 Miglien beträgt, sind nur durch einen eine Miglie breiten Meeresarm getrennt. Die geologischen Verhältnisse der Ponza-Inseln sind, abgesehen von den älteren Angaben bei Sir Wiırrıam Hanınron 1785, bei DoLonıEu 1788 und bei Forrıs (Mem. Acad. Padova 1794) zuerst von Povurerr Scropr behandelt. Sein Aufsatz (Transact. geol. Soc. of London 1827), welcher wie seine übrigen Arbeiten von ausgezeichnetem Scharfblick und guter Beobachtung zeugt, ist für die Zeit eine klassische Leistung. Er erklärt die Pechsteine, welche die Liparitgänge begrenzen, für umgeschmolzene Tuffe. Sodann gab Asıcn (Vulk. Erscheinungen in Italien 1841) neben den Analysen von drei Lipariten der Ponza-Inseln Bemerkungen über die geognostische und geologische Beschaffenheit von Ponza und Palmarola und in einem »Geologischen Fragmente aus Italien« betitelten Hefte 1881 eine 1838 entworfene geologische Karte der Ponza-Inseln. Die S. 7 des Capitel II erwähnten erläuternden Bemerkungen sind bis jetzt nicht erschienen. Cap. I giebt Nachrichten der Alten über die Inseln Pontia und Pandateria, Cap. II barome- trische Höhenmessungen im Kirchenstaat und im Königreich Neapel aus dem Jahre 1838. Asıcn zweifelt nicht, dass die aus Pechsteinen und Perlsteinen gebildeten Salbänder der Liparite (Trachytporphyre) 46* 624 Gesammtsitzung vom 15. Juni. gleichartig und gleichzeitig mit den weissen, beinahe zerreiblichen, durchbrochenen Trachyt-Conglomeraten und -Tuffen entstanden seien (l.e. p. 18). Er schildert die langgedelnte Gestalt von Ponza und Palmarola, die Steilheit ihrer bis zum Kamm hinaufsteigenden, aber nie bis zum Meere herabziehenden, vielmehr gewöhnlich dort senkrecht endenden Abhänge, die zahlreichen, aus zerstörten Gängen hervor- gegangenen Klippenzüge, welche sich als gigantische Mauertrümmer weit hinaus in’s Meer erstrecken, die bald in horizontalen, bald in vertikalen Prismen abgesonderten Liparitgänge und den weissen Liparit von Zannone. In dem Aufsatz über die Roccamonfina (Mem. soc. geol. (2) I. ı. 174. 1844) beschreibt Pır.a den »granitischen Trachyt« des Monte della Capre (Montagnuola della capre Asıcn) auf Ponza und nimmt an, den Anschauungen jener Zeit gemäss, dass der Liparit- gang den Perlstein gehoben habe. Er hält (l. c. 179) die Ponza- Inseln für älter als die Roccamonfina und als die noch jüngeren Campi flegrei. Sorsy wendete seine Epoche machende Methode das Mikroskop für die Petrographie nutzbar zu machen (1858) auch auf die Liparite von Ponza an. Jupp behandelt im Geol. mag. (New Series Decade II. Vol. I. 298— 308. ı875) die Ponza-Inseln. Er hebt her- vor, dass die Meerestiefe rings um dieselben sehr allmählich anwächst, so dass eine Tiefe von 200 Fathoms erst 3 Miles vom Ufer erscheint. Sie liegen innerhalb der Hundert-Fadenlinie. Er fügt seinen Beschrei- bungen und Abbildungen die Bemerkung hinzu, dass der Trachyt des Monte Guardia in Ponza auf Tuff liegt, welcher dem von Ventotene und Isehia ähnlich ist, und dass dieser Trachyt jünger ist als der Liparit, der den Tuff an den Grenzen in Obsidiane umwandelt. Nach einer vorläufigen Arbeit in den Sitzungsberiehten der Wiener Akademie (1875) hat Dörrer in den Denkschriften (Bd. 36. ı4ı u. fg. 1875) neben geologischen Karten und Durchschnitten eine geologische Be- schreibung der Ponza-Inseln gegeben. Seine Angaben stimmen sehr häufig weder mit den italienischen topographischen Aufnahmen, noch mit meinen Beobachtungen überein. Die geologische Kenntniss der Ponza-Inseln ist weit davon ent- fernt, vollständig zu sein: zunächst fehlt noch eine topographische Aufnahme in grossem Maassstabe. Zu dem folgenden kleinen Beitrag bemerke ich, dass ich wegen stürmischen Wetters, trotz aller Be- mühungen meines Freundes Dr. Donrs, der mir durch sein Dampf- boot die Reise ermöglichte, Palmarola und S. Stefano nicht besuchen konnte. Die im hiesigen mineralogischen Museum vorhandenen reichen Sammlungen Agıcn’s halfen diesem Mangel einigermaassen ab. Es ist bezeiehnend für die Ponza-Inseln, dass weder Kratere noch Spuren jetziger vulkanischer Thätigkeit vorhanden sind: keine Fuma- + * kJ = Roru: Zur Kenntniss der Ponza- Inseln. 625 rolen, welche früher überhaupt wohl nur im nördlichen Theile der Insel Ponza reichlich waren, keine heissen Quellen; nirgend ist ein Austrittspunkt für die reichlichen Tuffe sichtbar, welche die Unterlage und Decke der Eruptivgesteine bilden und von letzteren in Form von Gängen und Decken durchbrochen worden. Ponza. Der Hauptsache nach wird die Insel von Tuftfen gebildet, in welchen Liparit gangförmig und Trachyt auftritt. Der gelbe oder weissliche Tuff ist bis auf den südlichen Theil der Insel, das Plateau des Monte Guardia, Liparittuff, wie die häufigen Einschlüsse von Liparit mit bis erbsengrossen Quarzkörnern und reichlichen Sanidinen und von Liparitperlstein zeigen. Ausserdem kommen in dem Tuff kleine Blättehen dunklen Glimmers vor; häufig ist er als Bimsteintuff aus- gebildet, und in den Bimsteinstückcehen Glimmer zu sehen. Das braune, lockere, südlich vom Ciglio di Guarmero vorkommende Gebilde, von Dörrer als Tuffsandstein bezeichnet, ist eine örtliche Ausbildung des Liparittuffes. Als eine spätere submarine Bildung kann man das Gestein nicht betrachten; es reicht nicht an den Meeresspiegel, liegt vielmehr in ziemlich bedeutender Höhe über demselben, enthält weder Kalkkarbonat noch organische Reste. Entstand es etwa in einer Wasser- ansammlung durch Abschlämmung aus dem Liparittuff? Glimmer, Sanidin, Liparitstückchen finden sich darin. Die Stellen an der West- seite des Piano della Guardia, wo nach DöLter ein rother Trachyt- tuff auftritt, habe ich nieht besucht. Den weissen, lockeren, bimstein- reichen Tuff unter dem Trachyt des Piano della Guardia analysirte auf meine Bitte Hr. Prof. Rammeusgere. Die Analyse ergab: SO FE RN RORE 56.39 Wasserfrei berechnet 65.02 ARNO CHEO) N. 13.16 » » 15.17 MER rest 3.83 » » 4:42 MONA 1.25 » » 1.44 Glühyerluste 2... 13.28 » » - Alkali aus Verlust 12.09 » » 13.95 100 100 So schwierig nach dieser Analyse die Bestimmung des Tuffes, ob Liparittuff oder Trachyttuff, sein mag, da er nach seinem grossen Wassergehalt nieht unverändert ist, ich möchte ihn für Trachyttuff halten. Dafür sprechen auch die nach Dörrer im Bagno vecchio, nach Asıcn an den Scogli di Calzone muto vorkommenden Auswürf- linge, welche die Mineralien des Trachytes enthalten. Die Grenze 2 . - ® 626 Gesammtsitzung vom 15. Juni. des Trachyttuffes gegen den Liparittuff werden spätere Untersuchungen festzustellen haben. Ein Austrittspunkt der grossen decken- und kuppenförmig zum Piano della Guardia ansteigenden Trachytmasse lässt sich nicht erkennen. Die Beschaffenheit des Gesteins unterliegt kleinen Variationen sowohl nach der Menge der Ausscheidungen als nach deren Grösse. Es ist ein Sanidintrachyt mit Plagioklasgehalt. Als typisch kann das Gestein von Scotto di basso dienen. Der sehr frische bläulichgraue Trachyt vom Piano della Guardia, dem Seotto di basso genannten Ort entnommen, enthält in feinkör- niger, compakter, nicht überwiegender Grundmasse reichliche grosse tafelförmige Sanidine, sparsam kleine, grüne Augite und etwas Titan- eisen. Der Dünnschliff zeigt ausserdem kleine braune Hornblende, kleine dunkle Glimmerblättehen, Mikrokrystalle, wahrscheinlich von Apatit, und ziemlich reichliche, zum Theil zonal aufgebaute Plagioklase. Die grünen Augite, zum Theil Zwillinge nach dem Orthopinakoid, zum Theil mikrolithisch, führen Einschlüsse von Titaneisen und Horn- blende. Der überwiegende Sanidin enthält reichlich Gasporen, in Rissen parallel M und P, auch auf anderen Querrissen Einlagerungen eines bräunliehen Pulvers, so dass die Krystalle in längliche Recht- ecke zertheilt erscheinen. Glasbasis habe ich nicht aufgefunden. Nach Dörrer’s Analyse, welche einen auffallend hohen Gehalt an Thonerde angibt, lässt sich eine Berechnung der Quantität der Gemengtheile nicht anstellen, selbst nicht annähernd. Am Campo santo bei dem kleinen Leuchtthurm, nächst dem Ort Ponza liegen in den oberen Partien des Tuffes Bruchstücke desselben Trachytes. Darunter folgt ein gelber Tuff und unter diesem ein Bimsteintuff, in welchem ein Liparitgang aufsetzt. Spätere Untersuchungen müssen entscheiden, ob diese oberen Tuffe Trachyt- oder Liparittuffe sind. In letzterem Falle würden nach Auftreten des Trachytes wiederum Liparittuffe gebildet sein. Absonderung des Trachytes in Säulen und Kugeln beschrieb schon Hanmıtron. Die Ausbildung der zahlreichen, zum Theil nur wenig mächtigen Liparitgänge, welche sich schwerlich einigen wenigen Eruptionscentren unterordnen lassen, wechselt sehr stark, ist aber stets porphyrisch. Die überall vorherrschende, feinkörnige bis dichte, weissliche bis röthliche, bald compakte bald von kurzen parallelen, meist schmalen Rissen durehzogene Grundmasse zeigt von grösseren Einsprenglingen bald nur Sanidin und dunkle Glimmerblättehen, bald daneben noch Quarzkörner; dieser Wechsel tritt in derselben Gesteinsmasse auf. Sphärolithische Ausbildung und selbst Lithophysen kommen vor. In den Rissen des (resteins ist oft sekundärer Quarz abgesetzt. Ror#: Zur Kenntniss der Ponza- Inseln. 627 Absonderung in Säulen, deren Axen in schmaleren Gängen den Gangwänden parallel, in breiteren rechtwinklig zu den Gangwänden stehen, ist häufig. Sehr eigenthümlich sehen die bogenförmigen Liparitgänge aus, die frei aus dem Meere hervorragen, nachdem die Erosion und das Meer die umgebenden Tuffe zerstört hat. Durch Erosion frei gelegte Gänge geben Ponza das eigenthümliche Gepräge. Von den zahlreichen Varietäten des Gesteins, unter denen ich eine mit breeeienähnlicher Struetur erwähne, habe ich nur zwei genauer untersucht. Ein grauer, feinkörniger, feinsphärolithischer Liparit bildet in einem der Tunnel zwischen Ponza und Saneta Maria einen wenig mächtigen Gang im Liparittuff. Man erkennt in deın Gestein sparsam Sanidin und dunkle kleine Glimmerblättchen. Im Dünnschliff zeigt die mikrokrystalline sphärolithische Grundmasse Sanidinzwillinge, zum Theil zonal aufgebaut und mit eingeschalteten Plagioklaslamellen. Quarz- körner, hellbraune Glimmerblättchen und einzelne grössere Plagioklase. Die Sphärolithe zeigen das Kreuz der Aggregatpolarisation. Der Liparitgang im Liparittuff der Montagniella dei capri an der Westküste nördlich von Chiaja di luna ist in weit über 100 Fuss lange, quer getheilte Säulen abgesondert, welche von der Spitze des Berges — als solcher erscheint die Gangmasse — bis an's Meer hinabreichen. In der überwiegenden, weissen, feinkörnigen Grund- masse des in frischen Stücken compakten Gesteins sind fast ebenso reichlieh als Sanidintafeln und Blättchen dunklen Glimmers und mit blossem Auge sichtbar Quarzkörner ausgeschieden, welche hier und da Erbsengrösse erreichen. Durch Verwitterung werden die dunklen, oft als sechsseitige Tateln ausgebildeten Glimmerblättchen messinggelb, und in dem Gestein entstehen Hohlräume. Im Dünnschliff sieht man in den oft zonal aufgebauten Sanidinen Einschlüsse von Plagioklas und von Glasmasse, neben vereinzelten grösseren auch kleinere Plagio- klase. Die reichlich Glasbasis enthaltende Grundmasse greift oft keulenförmig in die Quarzkörner hinein. Der Quarz enthält sparsam Flüssiekeitseinsehlüsse mit einer Libelle. Der Glimmer ist fast ganz frei von Einschlüssen ; ausserdem findet sich Magneteisen in kleinen Körnern. Ausser eompakter Ausbildung des Gesteins kommt eine kleinporige und rissige vor, in welcher mit der Loupe neben Glimmer kaum Sanidin, aber kein Quarz zu sehen ist. Von diesen Varietäten aus- gehend bezeichnet DöLter das Gestein mit Unrecht als Sanidinbiotit- 'trachyt. An den beiden Salbändern gegen den Liparittuff geht, vom Meere aus gesehen, das Gestein in Pechstein über, der an der Ostseite des Berges perlitisch wird. Die grösseren Liparitgänge ändern häufig näher dem Tuff ihre grauweisse bis röthliche Farbe in eine grauliche oder gelblichgrüne “)o . - * 628 Gesammtsitzung vom 15. Juni. und noch näher dem Tuff in ein hellbraunes Gelb. Dabei ändert sich die Struktur, sie erhalten plattige Absonderung, oder werden bimstein- ähnlich faserig, der Glanz auf den Bruchflächen nimmt zu, ebenso der Wassergehalt; das specifische Gewicht nimmt ab. An der Grenze gegen den Tuff ist Pechstein oder rundkörnig abgesonderter Pechstein, Perlstein, entstanden. Der gelbliche Pechstein, den ich der Grenze gegen den Tuff einem Gange entnahm, hat nach den Bestimmungen des Hrn. Korx nur noch ein sp. G. von 2.2024. Beim Glühen ändert sich das Gelb der Pechsteine in ein dunkles Braun. Glimmer und Sanidin sind darin fast überall, wenn auch in geringen Mengen, zu erkennen. Ich glaube nicht, dass man von Contaktwirkung auf die Tuffe, sondern von Änderung der Beschaffenheit des Liparites reden muss. Wo, wie an der Chiaja di luna, bei der Erosion die Grenzen gegen den Tuff rippenförmig hervortreten, sieht man ein Gemenge von grauweissem Liparittuff mit Liparitstückchen und von Körnern grünlichen Pechsteins, welcher Anfänge von Perlitbildung zeigt. An manchen Aufschlüssen sieht man concentrisch schalige und verschieden gefärbte, rundliche Pechsteinmassen im Tuff ohne jeden Liparit, aber an den Salbändern der schmalen Liparitgänge an vielen Stellen keinen Pechstein. Am Ciglio di Guarmero wechseln etwa zollstarke Lager von grün- lichem Pechstein, etwas schwächere Lager von grünlichem Perlstein und hellröthlichgraue Lagen eines dichten, sphärolithischen, aber wasser- haltigen Liparites, in dessen unregelmässigen Hohlräumen sekundär Chalcedon traubig abgesetzt ist. Die Perlsteine sind auf Ponza nur sparsam. Zannone. Die im Maximum 182” hohe, annähernd gleichschenklig dreieckige, unbewohnte Insel Zannone fällt fast überall steil zum Meere ab. An der Nordostseite wird sie von Kalksteinen und Thonschiefern gebildet. Der übrige Theil der Insel besteht aus einem dichten, weissen, hie und da säuligen Liparit, in welchem grössere Sanidinzwillinge, Quarz in rundlichen Körnern, grünlicher meist durch Verwitterung gebleichter Glimmer und ein säulenförmiges verwittertes Mineral (Hornblende? Augit?) zu sehen sind. Eisenoxydhydrat, welches oft die Stelle der säulenförmigen verwitterten Mineralien einnimmt, überzieht auch die Klüfte des Gesteins, auf welchen später Quarzkrystalle auf nassem Wege abgesetzt sind. Das nicht frische Gestein braust schwach mit Säuren. Von Zersetzung durch saure Dämpfe ist nichts zu sehen. Der Dünnschliff zeigt hie und da den Feldspath mit Gitterstruktur; Streifung liess sich, vielleicht in Folge von Verwitterung, nirgend in Roru: Zur Kenntniss der Ponza-Inseln. 629 den Feldspathen erkennen. Im Sanidin finden sich (ausser primären makroskopisch sichtbaren Einscehlüssen von Glimmerblättehen) häufig, und namentlich deutlich in Durchschnitten der Karlsbader Zwillinge nach M, auf Spaltungsrissen parallel der Basis / kleine (sekundäre?) Glimmerblättehen. Ihre Farbe ist die des makroskopischen verwitterten Glimmers. Die sehr feinkörnige Grundmasse enthält Glasbasis. Von den Kalksteinen ist der häufigste ein dichter, blaugrauer, dolomitischer, bituminöser Kalkstein mit reichlichen schmalen Trümern von weissem Kalkspath; auch Dolomit kommt vor. Von einer Contaktzone mit dem Liparit habe ich nichts finden können. Palmarola. Da ich die Insel nicht selbst besucht habe, kann ich nur nach dem von Asıcn dort Gesammelten urtheilen. Die Hauptmasse der Insel besteht aus Trachyt, dem vom Monte Guardia ähnlich und voll- ständig quarzfrei. Die Liparite sind denen von Ponza durchaus ähnlich, Obsidian, Pechstein und Perlit treten auf. Höchst wahrscheinlich gehört ein Theil der reichlichen Tuffe dem Liparit, ein Theil dem Trachyt an. Palmarola bietet die grösste Aehnlichkeit mit Ponza und verdiente eine genauere Untersuchung, als ihm bis jetzt zu Theil geworden. La Botte. Die Klippe la Botte besteht aus Sanidintrachyt, welcher in wenig regelmässige plumpe Pfeiler von ungleicher Höhe abgesondert ist. Das Gestein hat in den unteren Partien den sehr dünnen, schwarzen, firnissähnlichen Überzug, den das Meer so oft auf‘ den Gesteinen ab- setzt, und geht unter Wasser ziemlich weit, besonders nach Westen, fort. Es gleicht dem Trachyt von la Guardia auf Ponza vollständig. Ausserdem kommt eine etwas grobkörnigere, hellfarbigere und drusige Varietät vor. Neben dem vorwaltenden Sanidin sind darin kleine unvollkommen ausgebildete grüne Augite, sparsam ähnliche Hornblende, hier und da Plagioklas, reichlich Titaneisen zu sehen, welches durch Ver- witterung dem Gestein einen rostbraunen Überzug verleiht. Der Dünnschliff zeigt noch Apatit, den grüngelben Augit schwach pleo- chroitisch, in Sanidin und Plagioklas zahlreiche Flüssigkeitseinschlüsse. Glasbasis habe ich nicht aufgefunden. Von Tuffen ist nichts zu sehen. Die Klüfte sind mit dem durch die Verwitterung des Titaneisens entstandenen Brauneisen ausgefüllt. 630 Gesammtsitzung vom 15. Juni. Ventotene. Die über dem Meeresspiegel sichtbare Grundlage der etwa von NNO. nach SSW. hingestreckten, schmalen, am Südende 135 m hohen Insel Ventotene bildet Doleritbasalt. In der feinkörnigen blaugrauen Grundmasse liegt Olivin reichlicher und in grösseren Krystallen als Plagioklas und Augit. Wo das Gestein porös ausgebildet ist, erfüllen Kalkspath und Zeolith die Hohlräume. Der Basalt erreicht an dem Südwestende, unter dem Monte dell’ arco, seine grösste Meereshöhe, bildet aber auch hier nieht die Oberfläche der Insel. Auf dem Basalt liegen Trachyttuffe, welche zum Theil fast ganz aus Bimstein- stückehen bestehen. Darüber folgt in grösserer Mächtigkeit ein gelber feinkörniger Trachyttuff, in welchem neben einzelnen Sanidinen Stückehen grauen und braunen Trachytes mit dunklen Glimmerblättchen, ferner zahlreiche, oft rundum ausgebildete Krystalle von grünem Augit und ziemlich reichlich dunkle Glimmerblättchen liegen. Hier und da wird die Oberfläche der Insel von einem lockeren kalkigen Tuff gebildet. in welehem neben Trümmern von Augit und Glimmer viele abgerollte Bruchstücke von Zweischalern, Gastropoden und anderen marinen Organismen zu erkennen sind. Alle diese Bruchstücke erlauben eine genauere Bestimmung nicht. Die in dem Tuff vorkommenden Kalk- stücke entstanden aus ganz unkenntlich gewordenen Schalenresten, welehe durch gelöstes Kalkkarbonat verkittet wurden. Es ist eine echte Strandbildung. Obwohl weder für noch gegen den submarinen Absatz der Trachyttuffe irgend ein Beweis vorliegt, zeigt das letzt erwähnte Vorkommen, dass in einer späten Zeit die Insel, welche sehon ihre Tuffbedeckung über dem Basalt besass, unter dem Meeres- spiegel lag und dann gehoben wurde. Die Tuffe, welche überall die Oberfläche der Insel bilden, liegen der unebenen, nach NO. sieh senkenden Oberfläche des Basaltes auf, so dass im nördlichen Theil der Insel auch an der Küste nur Tuff zu sehen ist. Pourerr ScrorE und DörLrer führen aus den Tuff Bruch- stücke von Granit, Syenit und anderen älteren Eruptivgesteinen an. Ich habe sie nicht aufgefunden, sie sind auch in Asıcn's Sammlung nicht vertreten. An der kleinen Marine liegen in dem gelben Tuff in grosser Menge Auswürtlinge, denen der Somma ähnlich, und Bruch- stücke von Sanidintrachyt. Die ersteren bestehen zumeist aus über- wiegenden grossen Sanidinen, Hormblende und ziemlich reichlichem Titaneisen; daneben kommen sparsam dunkle Glimmerblättchen und honiggelbe Titanite vor. Durch Verwitterung des Titaneisens sind die meist faustgrossen Trümmer auf der Oberfläche und den Rissen des Innern eisenschüssig gebräunt. In den Dünnschliffen erkennt man F = ; n Rorn: Zur Kenntniss der Ponza- Inseln. 631 noch einzelne kleine Plagioklase, sparsam grüne, bisweilen mit Horn- blende verwachsene Augite. Die Bruchstücke des Sanidintrachytes weisen in dichter, eompakter, blaugrauer, splittrig brechender, über- wiegender Grundmasse kleine und sparsame Sanidine, noch sparsamere Augite und etwas Magneteisen auf. Im Dünnschliff erkennt man einzelne, dureh die gitterförmige Verwitterungsstruetur ausgezeichnete Noseane. Ein basaler Durchschnitt dureh Augit zeigt einen hellgelben. kaum pleochroitischen Kern und eine äussere dunkle, nach innen unregelmässig begrenzte, stark pleochroitische Zone: gelbbraun parallel den nach der Orthodiagonale schwingenden Strahlen, schmutzig bräunlich- grün parallel den nach der Klinodiagonale schwingenden Strahlen, nach den Bestimmungen des Herrn Dr. Arzeuxt. Die kleinkörnige Grundmasse besteht wesentlich aus Sanidin, kurzen grünen Augit- nadeln und etwas Magneteisen. Weder Plagioklas noch Glasbasis waren darin aufzufinden. Die eingesprengten grösseren Sanidine sind fast vollständig frei von Einschlüssen, die grösseren Augite reich an solchen von Magneteisen. Dörrer erwähnt noch Einschlüsse von braunem schlackigen Trachyt. Ausserdem führt der gelbe Tuff neben zahlreichen eckigen Trümmern von schwarzem und grünem Kalkstein Stückehen weisslichen Bimsteins (mit etwas Sanidin und Augit) und weisslichgrauen Trachytes, ferner dunkelfarbige Schlackenstücke mit einigen Sanidinen, Augiten und dunkeln Glimmerblättehen. Bolähnliche Partien und aus Lösung ab- gesetztes Kalkkarbonat sind in dem gelben Tuff häufig. Ich kann nicht entscheiden, ob der Basalt von Ventotene als Lavastrom auf der Erdoberfläche geflossen ist, oder ob er (und ebenso der Trachyt von S. Stefano) intrusiv in die vorhandenen Trachyttuffe eindrang, oder ob diese auf den vorhandenen festen Eruptivgesteinen abgelagert wurden. Man kann wohl den Austrittspunkt der identen Tuffe der nur eine Miglie weit von einander entfernten beiden Inseln Ventotene und S. Stefano als zwischen ihnen gelegen annehmen. Waren sie einst durch Tuff verbunden, so sind sie Reste eines „Fuff- kraters,. Eine begründete Meinung über das relative Alter des Basaltes von Ventotene und des Trachytes von S. Stefano lässt sich nicht aussprechen. S. Stefano. Die kleine, nur 68” hohe, oben ebene Insel fällt ringsum steil zum Meere ab, nur an der Westseite ist ein Aufgang vorhanden. Über dem Meeresspiegel besteht die Insel aus einer nach NW. geneigten Masse von Sanidintrachyt, auf welcher in grosser Mächtigkeit und +)* ” - * 632 Gesammtsitzung vom 15. Juni. die Oberfläche bildend Trachyttuffe lagern. Asıcn (Vulk. Erscheinungen S. 39) erwähnt, dass der Trachyt auch als Piperno entwickelt vor- kommt. Ein von ihm dort gesammelter, blaugrauer, in dichter Grund- masse nur Sanidin zeigender Trachyt (Nr. ı) wird von schmalen, un- gleich langen Rissen und Klüften durchzogen, neben welchen das Gestein hellgelblich braun und schlackig erscheint. Nach Behandlung mit kalter Salzsäure erkennt man in dem jetzt grauweissen Gestein kleine honiggelbe Titanite und braune Hornblendenadeln. Ein zweites Handstück (Nr. 2) ist dem Piperno der Pianura zum Verwechseln ähnlich: schwarze Flammen in aschgrauer Grundmasse. Überall in dem porigen Gestein erkennt man Pünktchen von Magneteisen. Ein drittes Trachytstück (Nr. 6) zeigt in dichter, compakter, gelbbrauner mm 1 Grundmasse neben Sanidintafeln bis 5"” lange braune Hornblende- säulchen und sparsam schlecht ausgebildete grüne Augite. Keiner dieser Trachyte ist dem der Klippe la Botte ähnlich. Dörrer’s Analyse des Trachytes gibt weniger Kali als Natron, obwohl Sanidin der häufigste Gemengtheil sein soll. Der grobe, fast conglomeratische, gelbe Tuff enthält neben zahl- reichen eckigen Trümmern von grauem und schwarzem Kalkstein Stückchen weisslichen Bimsteins (mit wenigen Sanidinen und Augiten) und graulichen Trachytes, ferner dunkelfarbige Schlacken mit einigen Augiten, einzelne grüne Augite und dunkle Glimmerblättchen. Bol- ähnliche Partien und aus Lösung sekundär abgesetztes Kalkkarbonat sind häufig. Auf die überaus grosse Ähnlichkeit mit dem gelben Tuff von Ventotene ist schon oben hingewiesen. Wie es scheint, liegt unter dem gelben Tuff ein der Hauptsache nach aus Trachyt- bimsteinstückchen bestehender weisslicher Tuff. Es liegt nahe, die vulkanischen Gebiete Mittelitaliens in Zusammen- hang zu bringen. Nimmt man mit Suess an, dass die italischen Eruptionsstellen meist den Linien der Zertrümmerung des Landes zufallen, so bietet die südlich des Monte Amiata beginnende und mit dem Vesuv abschliessende Zone dafür ein ausgezeichnetes Beispiel, während die Ponza- (und die Liparischen) Inseln mehr in die Mitte der Senkungsfelder gestellt sind. Über das relative Alter der vier vulkanischen Gebiete, welche in Frage kommen, wenn man vom Vultur absieht, — das römische Gebiet, die Roccamonfina, die Campi flegrei mit Ischia und Vesuv, die Ponza-Inseln — lässt sich kaum eine gesicherte Ansicht aussprechen, während die Stellung des Albaner- Gebirges zum römischen Gebiet wie die des Somma-Vesuvs zu den Campi flegrei klar vorliegt. Petrographisch handelt es sich in den vier genannten Gebieten um vier Gesteine, die sich in verschiedener Weise combiniren: Nördlich von Rom und im Albaner-Gebirge folgen ; = F 6 Ror#: Zur Kenntniss der Ponza - Inseln. 633 auf Sanidintrachyte Leueitophyre. Die Verbindung mit der südlicheren Roeca monfina wird durch die kleinen Leueitophyrvulkane des Her- niker-Landes gebildet. In der Rocea monfina folgen auf Leueitophyre Sanidintrachyte und zuletzt im geringen Maass Doleritlava (Asıen); in den Campi tlegrei auf Sanidintrachyt und Leueit accessorisch enthaltende Sanidintrachyte Leueitophyre, daneben im Arso und im Monte nuovo wieder Sanidintrachyt. Auf den Ponza-Inseln erscheint Liparit als das ältere Gestein, dem Sanidintrachyt folgt und diesem vielleicht noch einmal Liparit; Doleritlava geht einem Theile der Trachyte voraus. Das Fehlen der Leueitophyre auf den Ponza-Inseln ist bemer- kenswerth. Da jedoch in Mittelitalien das relative Alter derselben ein wechselndes ist, kann man für die Zeit der vulkanischen Thätig- keit auf den Ponza-Inseln keine Schlüsse aus diesem Mangel ziehen. Darin stehen die vier Gebiete einander nahe, dass Tuffe eine Haupt- rolle spielen. Während petrographisch die östlichen Inseln — la Botte, Ventotene, San Stefano sich an Ischia, Vivara, Procida und die phlegraeischen Felder durch das reichliche Vorkommen von Sanidin- trachyt anschliessen, bilden die westlichen Ponza-Inseln — Palmarola, Zannone, Ponza — durch den Reichthum an Lipariten ein zweites und verschiedenes System, in welchem vielleicht die eruptive Thätig- keit auf Zannone begann. u” Ä, Bere: a My A N En NETILEE eg Ann iR A FR se He a 635 Über die elektrische Neutralität des von ruhigen elektrisirten Wasserflächen aufsteigenden Dampfes. Von Hrn. Lucien J. BLAKE in Boston. Vorgelegt von Hrn. Hernnoutz. Düren mehrfache Versuche, welche ich in letzter Zeit im physika- lischen Institut der hiesigen Universität angestellt habe, hat sich er- geben, dass durch Wasserdampf, der sich ohne Verspritzen von der Oberfläche einer elektrisirten Flüssigkeit erhebt, keine Convection der Elektrieität stattfindet. IK Die bewegliche Platte A eines Konrrausen’schen Condensators stand in Verbindung mit einem nach einem Entwurf von Hın. Hrımmorntz eonstruirten Quadrantelektrometer, dessen Quadrantenpaar durch zwei Zaugostsche Säulen geladen wird. Die an einem dünnen silbernen Draht aufgehängte Aluminiumplatte desselben hat die Form zweier rechtwinkliger Kreissectoren, die an den Spitzen mit einander ver- bunden sind. Die Entfernung der horizontalen Deckplatten der Qua- dranten, zwischen denen die Aluminiumplatte schwebt, ist kleiner als in früheren Instrumenten gleicher Art, um das Instrument empfind- licher zu machen. Der Spiegel schwebt unterhalb der Quadranten. Das obere Ende des Drahtes ist in einem Torsionskopf befestigt und dient zur Verbindung der Elektrieitätsquelle mit der Aluminiumplatte. Das metallene Gestell des Instruments, welches die Zanmsoxtschen Säulen trug, war zur Erde abgeleitet. Ein: Danıerz'’sches Element, von welchem ein Pol in Verbindung mit dem Elektrometer stand, der andere zur Erde abgeleitet war, mm gab einen Ausschlag von 70”", wenn die Entfernung der Scala vom Spiegel ungefähr 3” betrug. Ya R \ ” ß 636 Gesammtsitzung vom 15. Juni. Über die Vollständigkeit der Isolirung sei Folgendes bemerkt. Wenn die Aluminiumplatte und die mit ihr m Verbindung stehende Platte A des Condensators auf das Potential ı Dan. geladen war, so trat wegen mangelhafter Isolirung nach Verlauf von fünf Minuten ein Verlust von ı-- Scalentheilen der (wie bereits erwähnt) 70 Scalentheile betragenden Ablenkung ein. Condensator und Elektrometer sowohl, wie alle hiernach erwähnten Apparate, waren von Metallkästen umhüllt, die mit der Erde in lei- tender Verbindung standen. Alle Zuleitungsdrähte waren in ebenso abgeleiteten Messingröhren isolirt, um sie vor Influenz äusserer Elek- trieität zu schützen. Auf der nicht beweglichen Colleetorplatte B wurde dureh Condensation warmer Wasserdämpfe eine Wasserschicht gebildet. Ist B erwärmt und in Verbindung mit dem einen Pole einer galvanischen Batterie, deren anderer zur Erde abgeleitet ist, und wird dann die kalte Platte A bis auf geringe Entfernung (etwa ı ”®) genähert, so eondensiren sieh die von dem benachbarten B auf- steigenden Dämpfe ziemlich reichlich auf A; dabei findet aber durch- aus kein Übergang von Elektrieität statt, trozdem sich hierbei die Dämpfe von der Wasseroberfläche entwickeln, welche die eine der im Condensator angesammelten beiden Elektrieitätsschichten enthält. Es wurde mit schwachen Potentialunterschieden von ı Daniell zwischen den Condensatorplatten angefangen, und diese stufenweise bis 420 Daniells gesteigert, ohne dass der Erfolg sich änderte. &s ist hierbei nöthig, anfangs die Platte zur Erde abzuleiten, bis sie der Platte B gegenübersteht, um das Elektrometer vor zu grossen Ablenkungen durch indueirte Elektrieität zu schützen; alsdann isolirt man A. Die durch den Dampf etwa zugeführte Elektrieität müsste dann im Elektrometer wirksam werden. Ausserdem besteht keine Conveetion der Elektrieität, weder wenn B die Temperatur des Zimmers besitzt und A eine niedrigere, noch wenn beide Platten eine höhere Temperatur haben und Verdampfung ohne Verdichtung stattfindet. Wenn der aufsteigende Dampf die Elektrieität der Wasserobertläche mitnähme, so würde in allen diesen Fällen eine Ansammlung von Elektrieität auf A beobachtet wor- den sein. n. Um Verdampfung von verschiedenen Lösungen zu erzeugen, war der folgenden Apparat construirt. In einem dritten zur Erde ab- geleiteten Kasten war eine horizontale Messingplatte € von ı125""” Durchmesser in leitender Verbindung mit der Platte B des CGonden- Brake: Über die elektrische Neutralität u. s. w. 637 sators. Die den Leitungsdraht zwischen BD und € isolirenden Siegel- lackstücke, welche gleichzeitig dazu dienten, die Platte € im der geeigneten Lage festzuhalten, waren so weit von letzterer entfernt (nämlich ganz ausserhalb des Kastens), dass der aufsteigende Dampf keinen Einfluss auf die Isolirung ausüben konnte. Eine isolirte mit der zu untersuchenden Flüssigkeit gefüllte Porcellanschale war in der Art drehbar an einer verticalen Axe befestigt, dass sie entweder dieht unter die Platte € gebracht oder ganz aus dem Kasten entfernt werden konnte. Die bis jetzt benutzten Flüssigkeiten sind: Destillirtes Wasser, Verdünnte Schwefelsäure, NaCl-Lösungen in verschiedener Concentration, Seewasser (Ostsee). Diese wurden auf ein bestimmtes Potential elektrisirt und unter die Verdiehtungsplatte € gebracht, B und € anfangs zur Erde ab- geleitet, nachher isolirtt. Wenn nun Elektrieität in € und also auch in B auf irgend eine Weise inducirt oder direct zugeleitet worden von B entfernt war, mm wäre, während A zur Erde abgeleitet und '/, so würde A diese Elektrieität auf B gebunden und sich selbst mit der entgegengesetzten Elektrieität beladen haben. Nachdem man A isolirt und von B entfernt hätte, würde dann eine Ablenkung der in Verbindung mit A stehenden Aluminiumplatte des Elektrometers das Vorhandensein gebundener Elektrieität auf A und demnach auch auf B und (© gezeigt haben. Ich habe die Oberfläche der betreffen- den Flüssigkeit mit einer Batterie, die bis zu 500 Elementen Zink, Wasser, Kupfer (= 420 Daniells) enthält, elektrisirt. Die Versuche wurden in drei Weisen gemacht. ı) Flüssigkeit und Verdichtungsplatte €, beide bei der Temperatur des Zimmers, d.h. weder Verdichtung noch stärkere Verdampfung. 2) Flüssigkeit 100° C., Platte C, kalt, d. h. Verdampfung mit Verdichtung. 3) Flüssigkeit und Platte € bei gleicher, die Zimmerwärme über- steigender Temperatur: d. h. starke Verdampfung ohne Verdichtung. Die erwärmende Flamme blieb immer ausserhalb des Kastens. Es zeigten sich bei allen drei Methoden dieselben Resultate, und zwar ergab sich nur ein Verlust von ı,2—4 Procent an der anfangs auf den isolirten, unter einander leitend verbundenen Platten B und € indueirten Eleetrieität. Bei einer Convection der Eleetrieität aus der Oberfläche der Flüssigkeit hätte eine Vermehrung der indueirten Elek- trieität eintreten müssen. Schliesslich wurde mit Hülfe eines Replenishers die Potential- differenz der Batteriepole so weit erhöht, dass Funken zwischen den Sitzungsberichte 1882. 47 638 Gesammtsitzung vom 15. Juni. ı”” von einander entfernten Condensatorplatten übersprangen, wenn diese direct mit dem Replenisher verbunden werden. (Die Potential- Differenz beträgt dann ungefähr 5000 Daniells.) Ein Übergang der Elektrieität mit dem niederschlagenden Dampfe war auch hier nieht zu bemerken. Es ist aus allen diesen Versuchen zu schliessen, dass bei ruhiger Verdampfung aus elektrisirtem Wasser oder aus seinen Lösungen, wenn keine Tröpfchen aufspritzen, keine Convection der Elektrizität stattfindet. Mit der weiteren experimentellen Bestätigung dieses Gesetzes, welches den der bisherigen Erklärung der Luftelektrieität zur Grund- lage dienenden Theorien von BECQuErREL und Wın. Tnuonsox widerspricht. bin ich gegenwärtig beschäftigt. Ausgegeben am 22. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, u Ka [PEeSeSeSeseSeSeSeSaSSSESeSeSeSeSeSeSeSeSESeSeB‚STeTeTeTeTeTETETeTe‚— SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXX XXX MIT EINER TAFEL. 22. Juni 1882. BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. | n | Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, an deren Stelle »Sitzungsberichte« und es sind fürz welehe unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) gl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch- historischen Classe ungerade Nummern. 072 2, 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder sowie alle Nichtmitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache anzehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Krane nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur uch ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgeschen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 7 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zustcht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Olasse. $8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. . 9 Dj ” 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. sı11. l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- liehen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welehem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung, , abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem rediEIehuEn Seeretar Anzeige gemacht hat. Den Berieht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsieht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Armen in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. $ 29. l. Der redigirende Seeretar + für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. u — Ar 1882. XXX. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN, 22. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. @. Kırcmnorr las: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 2. Hr. Vırcnow legte die Resultate neuer Messungen an Jungen Gorilla-Schädeln vor. 3. Hr. Weıerstrass trug eine Mittheilung des Hrn. Prof. F. Lınpemann zu Freiburg i. Br.: Über die Luvorru’sche Zahl vor. Sämmtliche Mittheilungen erscheinen mit dem heutigen Bericht. Sitzungsberichte 1882, u EATEWED h we f 7 FR uf 1% r r sl SATTE | ’ ra Ge + u Pd a TE a PER - Tr Zur Theorie der Lichtstrahlen. Von G. KırcHHorr. De Schlüsse, durch welche man, hauptsächlich gestützt auf Be- trachtungen von Huvysnens und Fressen, die Bildung der Liehtstrahlen, ihre Reflexion und Brechung, so wie die Beugungserscheinungen zu erklären ptlegt, entbehren in mehrfacher Beziehung der Strenge. Eine vollkommen befriedigende Theorie dieser Gegenstände aus den Hypo- thesen der Undulationstheorie zu entwickeln, scheint auch heute noch nicht möglich zu sein; doch lässt sich jenen Schlüssen eine grössere Schärfe geben. Ich erlaube mir, der Akademie Auseinandersetzungen vorzulegen, welche hierauf abzielen, und deren wesentlichen Inhalt ich in meinen Universitätsvorlesungen seit einer Reihe von Jahren vorgetragen habe. Das gleiche Ziel in Bezug auf die Beugungs- erscheinungen ist inzwischen in einigen veröffentlichten Abhandlungen von den HH. Fröntuıen') und Voir’) verfolgt So Ne Es soll angenommen werden, dass das Licht in Transversal- schwingungen des Äthers besteht, und der Äther in Bezug auf diese in dem Mittel, in dem die Liehtbewegung betrachtet wird, sich wie ein fester, elastischer, isotroper und homogener Körper verhält, auf dessen Theile keine andere Kräfte wirken, als die dureh die relativen Verrückungen hervorgerufenen. Sind x, v, w die Componenten nach den Coordinatenaxen der Verrückung eines Äthertheilchens, dessen Gleichgewichtslage die Coordinaten x, y, 2 hat, zur Zeit £f, so genügt dann jede dieser Gröfsen 2 partielien Differentialgleichung — (Ad, (1) wo A die Summe der zweiten Differentialguotienten nach x, y, 2 und @ die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes bedeutet. Doch ') Wıepemann’s Annalen Bd. 3 S. 376, Bd. 6 S. 414 und Bd. 592: °) Wıepemann’s Annalen Bd. 3 S. 532 45* 642 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. dürfen nicht beliebige Lösungen dieser Gleichung x, ©, ww gleichgesetzt werden, da auch deu vo dw de Kine sein muss. Sind U, V, W beliebige Lösungen derselben, so entsprieht aber eV oW N e———— 02 dy oeW 9U oe... (2) dw [0% ON ONVZ = -— — — Oy 0 einer möglichen Liehtbewegung, und umgekehrt giebt es für jede Liehtbewegung Funetionen U, V, W, die diesen Gleichungen genügen.') Es soll im Folgenden unter $ eine der Grössen U, V, W oder u, v, w verstanden werden. 7 sei die Schwingungsdauer des als homogen vorausgesetzten Lichtes, dann ist jede dieser 6 Grössen eine lineare, homogene Function von cos pi und sin, Als Maass für die Intensität des Lichtes im Punkte (w, y, 2) soll 22T. das arithmetische Mittel der Werthe genommen werden, welche u” + vo” + w? während der Zeit T erhält, d. h., wenn man t Al U =NU COST, 2% 7 U SM 2% Mi v +vsi DI—NIEOS- 7 27,7, DESINE 27% N 1 ) +Ww'si 13 —WICOS- 275 VESIN 2277 1 1 setzt, fe Fe yeen pem2): Ist der ganze unendliche Raum von dem betrachteten Medium erfüllt, befindet sieh in demselben ein leuchtender Punkt an dem Orte des Punktes ı, dessen Coordinaten «,. Y,, 2, sind, und bezeichnet man dureh 7, den Abstand der Punkte (w, y, 2) und (x, Y,, 2,) von einander, durch A die Wellenlänge des Lichtes, d. h. das Product aT, so ist die einfachste Annahme, die man über $® machen kann, und die erlaubt ist, wenn man unter $ eine der drei Grössen U, V, W versteht, I r t $ = — cos z 7)?” (3) N, !) Cressch in Borcnarpr's Journal, Bd. 61. G. Kırennors: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 643 Aus diesem Ausdruck von $® kann man einen allgemeineren, der auf denselben Fall sich bezieht, ableiten, indem man zu ihm einen eonstanten Factor, zu t eine additive Constante hinzufügt, nach w,. Y oder 2, einmal oder wiederholt differentiirt und die Summe so gebil- deter Ausdrücke nimmt. Das Resultat dieser Operation vereinfacht sich wesentlich, wenn man die Annahme einführt, die für die Optik von fundamentaler Bedeutung ist, dass die Wellenlänge A als unendlich klein betrachtet werden darf. Man erhält dadurch, indem man nur die Glieder höchster Ordnung berücksichtigt, D r, t # DER lin: ! er — — ]27 +—sin|— — —|2r, $ /R A 1 ie A 1 4) ee dr Ir j or, dr, &ır . 07 Wonder erder: was dasselbe ist, von da on 02, dw ger I d.h. von der Riehtung der Linie r, abhängen, im Übrigen oy’ dz 5 S aber constant sind. Ausdrücke von derselben Form gelten dann nach (2) auch für w, v, w; bezeichnet man die Werthe von D und D für den Fall, ds =u, =v oder = w gesetzt wird, durch A, A, B, B’ oder (€, C’, lässt also diese 6 Zeichen Gröfsen bedeuten, die von der Richtung der Linie r, abhängen, im Übrigen aber constant sind. so wird die Intensität des Liehtes im Punkte (x, y, 2) I A+4°+B+B?+0+0%. DE Dadurch ist ausgesprochen, dass diese Intensität dem Quadrate der Entfernung vom leuchtenden Punkte umgekehrt proportional ist, dabei aber mit der Richtung der Linie r, in einer Weise variirt, die dureh die Bewegung im leuchtenden Punkte bedingt ist. Ein leuchtender Punkt, wie der gedachte, soll bei den folgenden Betrachtungen als Lichtquelle vorausgesetzt und es soll untersucht werden, wie das von ihm ausgehende Licht durch einen fremdartigen Körper, der in seine Nähe gebracht ist, modifieirt wird. Ein wesent- liches Hülfsmittel bei dieser Untersuchung wird ein Satz darbieten, den die Anwendung des Grers'schen Satzes auf Functionen, die der für $ aufgestellten Differentialgleichung genügen, ergiebt, und der eine Präcisirung und eine Verailgemeinerung des sogenannten Huvenzns’schen Prineipes bildet. Hr. Hrrnnorrz hat denselben schon in seiner » Theorie der Luftschwingungen in Röhren mit offenen Enden«') abgeleitet und seine Wichtigkeit gezeigt; es soll dieser Satz auf einem anderen Wege und in einer anderen Form in dem folgenden Paragraphen entwickelt werden. ') Borcnarpe's Journal Bd. 57. 644 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. $. 2 Sind U und ® zwei Funetionen von x, y. 2, die mit ihren ersten Differentialquotienten nach w, y. 2 innerhalb eines vollständig begrenzten Raumes (der auch aus mehreren getrennten T'heilen bestehen kann) eindeutig und stetige sind, ist dr ein Element (dieses Raumes, ds ein Klement seiner Oberfläche (die gleichfalls aus getrennten Theilen zusammengesetzt sein kann) und N die nach dem Innern des Raumes gerichtete Normale von ds, so ist nach dem Grery’schen Satze EM OU i ale ® N) [erw um. e N oN ? Hier setze man I! = & und nehme in Bezug auf ® zunächst an, dafs es auch der Gleichung (1) genügt. Man erhält dann No ) ee AE ADD ds (v x = — DR 2 P — dr DR > ? = {0} Taws Sa d N a, dt? or 1.00 (0) ON oder — FB - 2 9t ) ot { ot Diese Gleichung a man mit dt und integrire zwischen zwei Werthen der Zeit, von denen der eine negativ, der andere positiv ist, und die —f und 7” genannt werden mögen. Bei einer gebräuchlichen Bezeichnungsweise a sich dadureh Bun v" 5 2 ON = = ON di \ds\D-— De PR DR D- B (5) "oN I dt 458 \ = F(r Fu) Nun sei Br 5 To wo r, die Entfernung des Punktes (x, y, 2) von einem beliebig ge- o to} ol \e) wählten Punkte, dem Punkte o, bedeutet und F eine Function ist. die für jeden endlichen, positiven oder negativen, Werth ihres Arguments verschwindet, nie negativ ist und der Bedingung genügt, dass |r@ae= ı. (6) wenn die Integration von einem endlichen negativen bis zu einem endlichen positiven Werthe von & ausgedehnt wird. ös sei jetzt ein vollständig begrenzter Raum gegeben, der von homogenem Aether erfüllt und frei von leuchtenden Punkten ist; s sei seine Oberfläche und ds ein Element derselben. Der Punkt o werde im Innern dieses Raumes angenommen und die Gleichung (5) auf den Raum angewandt, der von jenem übrig bleibt, wenn eine unendlich kleine Kugel, deren Mittelpunkt der Punkt o ist, aus- geschlossen wird. dS sei ein Element der Obertläche dieser Kugel. Es sei £ so gross gewählt, dass = rs / I — On G. Kirennorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 645 für den grössten Werth, den 7, in der Fläche s, also überhaupt in dem. gedachten Raume, erhält, negativ und endlieh ist; unter dieser Bedingung kommen auf der rechten Seite der Gleichung (5) nur oDX Werthe von WB und An vor, für welche »,+ at endlich, positiv oder C negativ, ist, und welche daher verschwinden. Die Gleichung (5) giebt daher Be [4 ? oh ef) $ ; ON ob dt | ds Ne) de | ee | 0: 7 (+ oN oN $ oN oN 17 ir ö ’ Be Das zweite von «diesen beiden Integralen lässt sich ausführen. Bezeiehnet man dureh ZA den Radius der unendlich kleinen Kugel, auf die es sieh bezieht. und vernachlässigt bei der Berechnung des mit dS multiplieirten Ausdrucks, was mit A° multiplieirt unendlich Kleines giebt, so kann man setzen ON ie Au ar ad, > —0: also 7 wer ON ob dSs|$-—- —-B-—- )= — 4rgd,F(at), | Pan an un) wo d&, den Werth von & für den Punkt o bedeutet. Da ferner Fat) nur für unendlich kleine Werthe von Z von Null verschieden und der Gleiehung (6) zufolge pi 2 [urn , ( ti ist, so wird das zweite Glied der Gleichung (7) AT — —— d, (0), wo d, (0) den Werth von &, für t= o bezeichnet. Auch bei ihrem ersten Gliede lässt sich die Integration nach f mit Hülfe der Gleichung (6) ausführen. Zunächst hat man t CA \ a N a a| dDB x 2 — a dt ra ) & 2 Lu ER 4 oN 4 1 ON r7,0N —t' —t . 0 x a lin wo in IN nach Ausführung der Differentiation dl To Ben a zu setzen ist. Macht man 7) 7 I, — Fl), 8 el) (s) 646 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juni. so wird dieser Ausdruck also Ferner ist F(r, ta) „1 da —— d E opX, r rn, ı or, ı OF, tat - —e—_—— eu —- = F(r,+ at) + SIWEE y TER ee ot ) oN oN r,0N a dt und daher er Ay v OR 7 r ı or, [ OFlr, tat) db = — — a —— ihr, i ? oN oN ? a Br 7, ON I ot —1' —# IR = = "eo , wo dl — ) den Werth von & für = — — bedeutet. Formt man das ad a letzte Integral durch partielle Integration um und erwägt, dass die Funetion F für jeden endlichen Werth ihres Arguments verschwindet, so findet man denselben Ausdruck Ai. ; r, T, ı ı dr, d® anr\T ea) Aaron . op | 13 N SE ER wo ın A ebenfalls ?= z zu setzen ist. Substituirt man diese Resultate in die Gleichung (7) und verlegt zugleich den Anfangspunkt der Zeit so, dafs der bisherige Anfangspunkt der Zeitpunkt ? wird, so erhält man de ale el ee ns RE (5) TE — — a —_ - ; amp ; [an $ a ar,oN ot Ts a \ I Die beiden ersten Glieder des hier mit ds multiplieirten Aus- drucks lassen sieh in das eine Tr o zusammenziehn,. wo die Differentiation so auszuführen ist, dass nur r, als variabel angesehen wird, den Grössen, von denen $ (£) abhängt, aber die Werthe gelassen werden, die ihnen in dem Elemente ds zu- kommen. Man hat hiernach Arb,(t) = | dsQ, (10) wo ale 7 r 0 ON rn T, und wo die Function f durch (8) definirt ist. go “ G. Kırennorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 647 Hieraus ist zu schliessen, dass die Bewegung des Äthers in dem von der Fläche s umschlossenen Raume angesehen werden kann als hervorgebracht von einer Schicht von leuchtenden Punkten in der Fläche s, da ein jedes von den beiden Gliedern, aus denen Q zu- sammengesetzt ist, sich bezeichnen lässt als einem leuchtenden Punkte entsprechend, der am Orte von ds sich befindet. Die folgende Betrachtung beweist, dass unter einer gewissen Bedingung, die später immer als erfüllt angenommen werden soll, die Gleichung (10) auch gilt, wenn die leuchtenden Punkte innerhalb des von der Fläche s umschlossenen Raumes liegen und der Punkt o ausserhalb desselben sich befindet; nur muss die Normale N dann nach Aussen gekehrt sein. Man wende in diesem Falle die Gleichung (10) auf den Raum an, der nach Innen durch die Fläche s. nach Aussen durch eine unendlich grosse Kugelfläche begrenzt ist, deren Element ds genannt werden möge. Man erhält dadurch 4rd,(l) = [® DZ [ase. « . Nun nehme man an, dafs bis zu einem gewissen, endlichen Werthe der Zeit überall Ruhe herrsche, so «dass für unendlich grosse, negative Werthe von ? überall, also auch an der unendlich grossen Kugel, p(f) und f(t) verschwinden. Wählt man den Punkt o im Endlichen und fasst nur endliche Werthe der Zeit ins Auge, so ver- D schwindet dann Q für jedes Element dS, weil hier £— — negativ a unendlich ist; man erhält also die Gleichung (10). Die Beschränkung, dass der Punkt o im Endliehen liegen und die Zeit endlich sein soll, ist dabei nur eine scheinbare: welches die Lage des Punktes o und der Werth von 7 sein möge, man kann den Radius der Kugel so gross wählen, dass die angestellte Betrachtung ihre Gültigkeit behält. Wendet man die Gleichung (10) auf zwei geschlossene Flächen an, die einen Theil gemeinsam haben und beide den Punkt o, aber nicht die leuchtenden Punkte — oder auch die leuchtenden Punkte, aber nicht den Punkt o — umschliessen, und zieht die Resultate, die man dadurch erhält, von einander ab, so sieht man, dass das Integral | @s. ausgedehnt über eine geschlossene Fläche, welche weder die leuchtenden Punkte noch den Punkt o umgiebt, verschwindet. Es verschwindet auch für eine geschlossene Fläche, welche den Punkt 0 und die leuchtenden Punkte umgiebt, wie man erkennt, wenn man die Gleichung (10) für zwei geschlossene Flächen bildet, die einen gemeinsamen Theil haben, und von denen die eine den Punkt o 648 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juni. und nicht die leuchtenden Punkte, die andere die leuchtenden Punkte und nieht den Punkt o umgiebt. Die Anwendung. die von der Gleichung (10) bei dem vorliegenden, am Ende des vorigen Paragraphen bezeichneten Problem zu machen ist, liegt auf der Hand. Man denke sich in dem homogenen Äther, der den unendlichen Raum erfüllt, einen leuchtenden Punkt ı: auf die Bewegung, die er hervorbringt, beziehe sich die Function @". Wird ein fremdartiger Körper in den Raum gebracht. so wird die Bewegung geändert: es werde dadurch $ aus 9°: es handelt sieh darum $ zu ermitteln für irgend einen Punkt o, der ausserhalb des Körpers liegt. Es sei ds ein Element der Oberfläche des Körpers, dS ein Element einer unendlich kleinen Kugelfläche. die um den leuchtenden Punkt beschrieben ist: der Gleichung (10) zufolge ist dann ” a And, — ASQ2 + |® Q. Das erste dieser beiden Integrale hat einen leicht angebbaren Werth. Die Änderung der Bewegung an dem Elemente dS, die dureh die Einführung des Körpers hervorgerufen wird, ist (bei Ausschluss eines gewissen, speciellen Falles) nieht unendlich gross, und, da die Kugeltläche, der dS angehört. unendlich klein ist. so ist ihr Eintluss auf den Werth des Integrals unendlich klein. Es kann in diesem also #* für @ gesetzt werden, wodurch dasselbe nach der Gleichung (10) — 47d, wird, wenn &, den Werth von ®* im Punkte 0 bezeichnet. Man hat daher 4rb, z- And, + ds QD. (1 2) Nach dieser Gleichung kann d, allgemein berechnet werden, wenn man $* und für die Oberfläche des Körpers die Werthe von & fe") und nr kennt. oN 772 3: Für die später anzustellenden Betrachtungen ist es nöthig den Werth zu kennen, den das Integral |». ausgedehnt über eine begrenzte Fläche, unter gewissen Bedingungen hat. Dieser Werth soll jetzt abgeleitet werden. Vorausgesetzt soll dabei werden, dass die Wellenlänge unendlich klein ist. dafs ® von einem leuchtenden Punkte ı herrührt, also den in (4) angegebenen Ausdruck hat, dass für keinen endlichen Theil der Fläche s, über die das Integral aus- zudehnen ist, oder ihrer Grenze r, + r, constant, oder bis auf unend- lich Kleines constant ist, und endlich, dass die gerade Verbindungs- G. Kırennorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 649 linie der Punkte ı und o nicht durch die Grenze der Fläche oder unendlich nahe an ihr vorbei geht. Es wird bewiesen werden. dass dann das genannte Integral verschwindet, falls die gerade Verbindungs- linie von ı und o die Fläche s nicht schneidet. Die Rechnung wird ergeben, dass, wenn ein solcher Schnitt stattfindet, das Integral — + 4rd, ist. wo das obere oder untere Zeichen gilt. je nachdem die Normale N in dem Schnittpunkt einen spitzen oder stumpfen Winkel mit der von ı nach 0 gezogenen Geraden bildet: was. wenn die erste Behauptung bewiesen ist, schon aus der Gleichung (10) folgt. Man nehme zuerst für $ den in (3) gegebenen Ausdruck an, setze also I 1 t = — or — 27; u iR 1 dann wird Or a 3 ı or tn ‚) a — — | = — — -——_ 608 | —— — — | 27 ON r, a r,r, ON A 1 Sr ee; —— „— sin | —— — —| 27, rn, A 0N A 1 x ferner nach (8) I 7, 1 (oh ar ld le COS — — | 27 m a 70, 0N A fl 27 09r, tr 4 - „— sin — — 127 r,r,A 0.N A 1 und daher nach (trı) ı (1% ı dr 7 tr t D= = „| eos | — — — — |27 (13) rr,\r,.dN r,0N A 1 Da lo kon\ mem + —— (| — „— |sin| —— — —] 27. rnA\0N 0N A J Um bei diesem Werthe von Q& das genannte Integral zu finden, gehe man von dem folgenden Satze aus. Bezeichnet F(£) eine Function von £, die stetig ist in dem Inter- vall, in dem £ von £, bis £’ wächst, und d eine Constante, so ver- schwindet das Integral En (RE AZ, (14) 2 de wenn k unendlich gross wird. Die Richtigkeit dieses Satzes folgt aus Betrachtungen, die denen ganz Ähnlich sind, welche Dirıcnter bei seinen Untersuchungen über die Fourıer'sche Reihe in Bezug auf ein ähnliches Integral angestellt hat. Man zerlege das Integral in solche Theile, dass innerhalb eines ae v. . . . v a . 650 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juni. 8 PN) jeden SE weder sein Vorzeichen wechselt, noch vom Abnehmen ins Zunehmen oder umgekehrt übergeht; von jedem dieser Theile (deren Anzahl als endlich vorausgesetzt wird) beweist man, dass er ver- schwindet, wenn 4% ins Unendliche wächst, indem man ihn weiter in Theile zerlegt der Art, dass alle Werthe von £, für welche sin (k£ + 6) = o ist, als Zwischen-Grenzen auftreten, und die Ungleich- heiten benutzt, die für die absoluten Werthe dieser Theile sich an- geben lassen. Aus diesem Satze ergiebt sich leicht der folgende. Wenn die Function F(£) die Eigenschaft hat, dass ihr erster Differentialquotient in dem Intervall von &=L£, bis &=£ stetig ist, so wird für k = © % Ä EI dR 1 | sin(kd+o0)d — — =Z cos (kd + 2) |. (15) 4 L In der 'That wird die linke Seite dieser Gleichung durch partielle Integration dF i d’F = — | — s(k N —_ cos (k£ NR Ze (kE + 0) +| de: cos (kd + 8) 8%; das neue, hier auftretende Integral ist aber von der Form des Inte- grals (14), verschwindet also, wenn %k ins Unendliche wächst. Jetzt denke man sich eine stetig gekrümmte, vollständig be- grenzte Fläche s, deren Element ds sein soll, nenne r, und r, die Ent- fernungen dieses Elementes von zwei festen Punkten ı und o, setze SenHtr bezeichne durch @ eine sich stetig ändernde Function des Ortes von ds, durch d eine Constante, und untersuche den Werth, den das Integral fe sin (kQ + ö).d. (16) annimmt, wenn Ak unendlich gross wird. Zu diesem Zwecke stelle man sich die Flächen vor, deren Gleichung &= const. ist, also die Rotationsellipsoide, deren Brennpunkte die Punkte ı und o sind, und die Sehnittlinien dieser mit der Fläche s; dann setze man FQ= x | Cd, (17) wo die Integration über den Theil der Fläche s auszudehnen ist, der zwischen den zwei Schnittlinien liegt, von denen die eine dem variabeln Werthe 2, die andere einem beliebig gewählten, festen G. Kırcunorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 651 Werthe Z entspricht, und wo das Zeichen + gelten soll, wenn & > Z, das Zeichen —, wenn CE @)% SF (y —yP + (@ — 20)" oder |! ® — 23%, — 2% 22, ty +2. Bezeiehnet man x und y als unendlich klein von der ersten Ord- nung und entwickelt r, bei Benutzung von (21) bis auf Grössen der zweiten Ordnung inclusive, so ergiebt sich It YYo Ant 20,0Y 4 any | + y 2 (vr, = Yyo) I Po = ra =o | EI a) « op Po Po 2P, 2 Po . . .. n x . oder, da die in (20) vorkommenden Grössen &,, ©, y, den Gleichungen Lo Yo al &o —— %, b} = Do — Me Po I) Po genugen, To — Po Ar Lyl Ar BY Ar a A, ol _ rer del, I wo @ wiederum auf den Punkt w—a y=0) sich bezieht. Daraus folgt — = Ser V ee, G=4o oder, da 2>—ı dF _ u „lee dg — KıMs V® = A, Ebenso findet man für &o und Etmm+nd t+a d,—= A cos n Tr)” wobei /, m, n die Cosinus der Winkel bedeuten, die die Coordinaten- axen mit der Richtung der Wellennormale des einfallenden Lichtes bilden, in der dieses fortschreitet. Es ist dann Etmm—nd t+a+y Re 3 m. u g Song it, wo c und y Constanten sind, deren Werthe abhängen von der Be- deutung des Zeichens $, dem Einfallswinkel, dem Polarisationszustande des einfallenden Liehtes und der Natur der beiden Mittel. Für &=o hat man daher, wenn man die Zeichen &,(l) und &,(h) als gleich- bedeutend mit $, und &, gebraucht, 9.) = cd.(t +9) GM) — _IP.d-+Y (30) ner: von welchen Gleichungen die zweite auch geschrieben werden kann AU) 99. +9) en 30) wenn N, wie früher, die nach dem Innern des ersten Mittels gekehrte d,—=cA cos und Normale der Grenze bedeutet. 660 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. Sind im einfallenden Liehte gleichzeitig Wellen von verschiedenen Richtungen vorhanden, so dass sowohl &, als &, eine Summe solcher Ausdrücke ist, wie sie eben diesen Zeichen gleichgesetzt sind, so bestehen entsprechende Gleichungen für die einzelnen Glieder dieser Summen. Diese Sätze können eine Anwendung auf den Fall finden, auf den die Gleichung (12) sich bezieht, wenn man die Wellenlänge A als unendlich klein voraussetzt und die Krümmung der Oberfläche des gedachten Körpers als nirgends unendlich gross annimmt. Die Gleichung (12) stellt #, (d.h. den Werth von & für einen beliebigen Punkt o des betrachteten Raumes) als eine Summe von Gliedern dar, die herrühren von dem leuchtenden Punkte ı und von leuchtenden Punkten, die in der Grenzfläche jenes Raumes liegen. Man nehme den Punkt o unendlich nahe an dieser Grenzfläche an, und zwar so nahe, dass sein Abstand von ihr auch gegen A unend- lich klein ist. Die Lichtwellen, die ihn treffen, können dann theils als einfallende, theils als reflektirte oder gebrochene bezeichnet werden, je nachdem sie nach der Grenze hin, oder von ihr fort sich bewegen. Die leuchtenden Punkte, von denen die ersten herrühren, sind die- jenigen, die sich auf der einen, die leuchtenden Punkte, von denen die letzten herrühren, diejenigen, die auf der andern Seite der un- endlichen Ebene sich befinden, die durch den Punkt o, dem nächsten Element der Grenzfläche parallel gelegt ist. Sind, wie angenommen werden soll, in dem zweiten Mittel einfallende Wellen nicht vor- handen, so existiren in dem ersten nur einfallende und retlektirte; es möge &, auf die einfallenden, $, auf die reflektirten Wellen, $ auf die ganze Bewegung in dem Punkte, der hier der Punkt o genannt ist, sich beziehen, so dass P=d+9, und a — 2 + 09 oN oN oN ist. Dabei gelten dann die Gleichungen (30), wenn das einfallende Lieht nur aus einem Wellensysteme besteht und die entsprechenden, dort angegebenen, wenn mehr einfallende Wellensysteme zu unter- scheiden sind. Ein Fall, der besonders einfach und für den die Vorstellung leichter ist, als für den allgemeinen, ist der, dass ein schwarzer Körper das zweite Mittel bildet, d. h. ein solcher, der Licht weder retlektirt, noch hindurechlässt. Ein Körper, in dem das Licht dieselbe Fort- pflanzungsgeschwindigkeit hat, wie in der durchsichtigen Umgebung und hinreichend stark absorbirt wird, muss, der Erfahrung zufolge, diese Eigenschaft besitzen. In einem solchen Körper, wie in jedem undurehsiehtigen, sind einfallende Wellen an seiner Oberfläche nicht G. Kırennorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 661 vorhanden, wie es oben vorausgesetzt ist; überdies ist die mit ce be- zeichnete Grösse bei ihr immer gleich Null: die an der Oberfläche des schwarzen Körpers zu erfüllende Bedingung ist daher die, dass dd d,=o und er =® (31) ist. Wenn der bei der Gleichung (12) gedachte Körper ein schwarzer und seine Oberfläche überall eonvex ist, so lassen sich hiernach die : sen ip: i le ed Werthe von $ und AN für die Oberfläche mit Leichtigkeit finden. Denkt man sich eine Ebene, die, einer Tangentialebene parallel und unendlich nahe, bei dem Körper vorbeigeht, so liegt die ganze Ober- fläche auf der einen Seite dieser Ebene, der Art, dass jedes Ele- ment ds immer nur einen Beitrag zu Q,, aber keinen zu d, liefern kann. Man stelle sich den Kegel vor, der seine Spitze in dem leuch- tenden Punkte ı hat und die Oberfläche berührt; die Berührungslinie desselben theilt die Oberfläche in zwei Theile, von denen der eine dem leuchtenden Punkte zugewandt, der andere von diesem abgewandt ist; für einen Punkt, der dem ersten Theile unendlich nahe ist, liefert der leuchtende Punkt ı zu &, den Beitrag zu #*, für einen Punkt, der unendlich nahe an dem zweiten liegt, liefert er diesen Beitrag zu &,. wo 6* wieder sich auf die Bewegung bezieht, die stattfinden würde, wenn der schwarze Körper nicht vorhanden wäre. An dem ersten Theile ist daher a a =, (32) an dem zweiten ist od, ®. = Un ON ——08 und hieraus folgt nach (31) 0 =o, 0. (33) Bei einer beliebigen Gestalt des schwarzen Körpers genügt man der Bedingung (31), indem man für diejenigen Punkte der Obertläche, in denen diese zum ersten Male von Geraden, die vom Punkte ı ausgehen, getroffen wird, die Gleichungen (32), für alle anderen Punkte der Oberfläche die Gleiehungen (33) festsetzt. Unter dieser Annahme folgt nämlich aus einem im $. 3 bewiesenen Satze, dass das Integral | ds, ausgedehnt über die ganze Oberfläche, verschwindet, wenn der Punkt o unendlich nahe an dem ersten Theile, und dass es = — 4rd, ist, wenn der Punkt o unendlich nahe an dem zweiten 662 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. Theile der Oberfläche gewählt wird; woraus dann mit Hülfe von (12) die Gleichungen (31) für die ganze Oberfläche sich ergeben. Aus dem eben angezogenen Satze folgt aber auch weiter, dass, wo auch der Punkt o in dem durchsichtigen Mittel angenommen wird, b,— 9% ist, falls die gerade Verbindungslinie von ı und 0 die Ober- fläche des Körpers nicht trifft, und 9,0, falls diese Linie die Ober- fläche zweimal oder öfter schneidet. Da man unter & irgend eine der Verrückungen x, cv, w verstehen kann, so ist hierdurch aus- gesprochen, dass in dem ersten der beiden unterschiedenen Fälle die Lichtbewegung im Punkte o dieselbe ist, wie wenn der schwarze Körper fehlte, im zweiten aber am Orte von o Dunkelheit stattfindet; damit ist gesagt, dass der schwarze Körper einen Schatten wirft, dass das Licht des leuchtenden Punktes sich geradlinig fortpflanzt, in Strahlen, die als unabhängig von einander betrachtet werden können. $- 5. Der eben benutzte, im Anfange des $. 3 ausgesprochene Satz gilt nur unter gewissen, dort angegebenen Voraussetzungen; sind diese nicht erfüllt, so sind auch die hier aus dem Satze gezogenen Folge- rungen nicht richtig, es treten dann Beugungserscheinungen auf. Man denke sich den leuchtenden Punkt ı von einem schwarzen Schirm, in dem eine Öffnung sich befindet, rings umgeben. Die Linie, in welcher die Oberfläche des Schirms von einem Kegel berührt wird, der seine Spitze in dem Punkte ı hat, heisse der Rand der Öffnung; er theilt die Oberfläche des Schirms in einen inneren und einen äusseren Theil. Irgend eine Fläche, die durch den Rand begrenzt ist und mit dem einen, wie mit dem anderen dieser Theile eine ge- schlossene Fläche bildet. die den leuchtenden Punkt umgiebt, sei die Fläche s. Liegt der Punkt o irgendwo ausserhalb dieser geschlossenen Flächen, so ist dann nach der Gleichung (12). nach der in Bezug auf schwarze Körper aufgestellten Hypothese, also den Gleichungen (32), (33), und nach der Gleichung (10) 4 Po == dsQ, (34) wo bei der Bildung von & 4* für $ zu setzen und die Integration über die Fläche s auszudehnen ist. Es können sich Beugungserschei- nungen in der Nähe des Punktes o zeigen, wenn für einen endlichen Theil der Fläche s oder ihrer Grenze r, +r, bis auf unendlich Kleines constant ist, oder die gerade Verbindungslinie der Punkte ı und o unendlich nahe an der Grenze der Fläche s vorbeigeht. Bei den Er- G. Kırcnnorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 663 scheinungen, die Fressen in der Axe einer kreisförmigen Öffnung oder eines kreisförmigen Schirmes beobachtete, während ein leuch- tender Punkt auf derselben Axe sich befand, waren r, und r,, also auch 7, +r, für alle Punkte der Grenze von s nahe constant; bei den nach Fresser benannten Beugungserscheinungen, bei den Fransen näm- lich, die in der Nähe der Schattengrenze eines Schirmes auftreten, geht die Verbindungslinie von ı und o nahe bei der Grenze von $ vorbei: bei den Frausnorer'schen Beugungserscheinungen (wenn die- selben ohne Benutzung von Linsen, also auf einer unendlich entfernten Tafel, mit Hülfe eines unendlich entfernten leuchtenden Punktes dar- gestellt werden) ist r,+r, für die ganze Öffnung nahe constant. Um auch für diese Fälle die Intensität des Lichtes im Punkte o zu finden, setze man zunächst, der Gleichung (3) entsprechend, I 1% t 6° = —-C0S \ T 27. (35) Es erhält dann © den in (13) angegebenen Werth. Die beiden Glieder, aus denen derselbe zusammengesetzt ist, sind, da A unendlich klein ist, von ungleicher Grössenordnung, es sei denn, dass 2) a Or nan, oN AN unendlich klein ist, welcher Fall hier nieht in Betracht gezogen zu werden braucht. Die Gleichung (34) giebt daher Ba dsılic= sor\. (rn € — sin — | 28. 20T, Po an am N T Um Weitläufigkeiten zu vermeiden, werde nun angenommen, dass die Fläche s eine ebene ist, dass ihre Dimensionen gegen r, und r, so klein sind, dass r, und r, da, wo sie ausserhalb des Sinus- "To zeichens vorkommen, sowie ihre nach N genommenen Differential- quotienten als constant betrachtet werden können, und endlich, dass die Linien r, unendlich kleine Winkel mit den Verlängerungen der Linien r, bilden. Man hat dann Da er, oN 0N und I or, ler Ta t = „— | dssin | ——— — — | 2r. Po Arır,0N A m Man verallgemeinere nun den Ausdruck von #* auf dem Wege, auf dem die Gleichung (4) aus der Gleichung (3) abgeleitet ist, so ‚dass man erhält ’ Be m 2% + — sin RT 27, (36) 664 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juni. wo D und D’ von der Riehtung des von dem leuchtenden Punkte ı durch den Punkt (x, %, 2) gehenden Strahles abhängen. Dabei wird dann , en el dssin Das aid 27 — D’| dscos ern ER Arır,oN\ A 1 A Rey wo D und D’ dieselbe Bedeutung haben. Jetzt darf man unter {) irgend eine der Verrückungen u, v, w verstehen; thut man das und schreibt A und A\, B und BZ, C und (€ für D und D/, je nachdem P = u,v, w gesetzt wird, so wird bei der im $.ı definirten Einheit für die Lichtintensität die Intensität des Lichtes in der beugenden Öffnung — (#+4A?+B’+B”?+0°+0”). I 2T, Bezeichnet man diese dureh J und setzt r tr c= | dseoes-— — 27 A s= [arsin un, so wird die Intensität im Punkte o ı (dr,\: Kr \ON welche Gleiehung durch mannigfaltige Messungen als mit der Erfah- rung übereinstimmend nachgewiesen ist.') (u ER 8. 6. Die eben abgeleitete Gleichung setzt wesentlich voraus, dass die Dimensionen der beugenden Öffnung sehr gross gegen die Wellen- längen sind, und ihre Anwendung auf die Beugungsspectren, bei deren Herstellung oft Gitter benutzt sind, deren Spalten nur eine Breite von wenigen Wellenlängen besassen, ist nicht zu rechtfertigen.”) Doch haben die Messungen, denen wir die Kenntniss der Wellen- längen verdanken, gezeigt, dass diese Anwendung die Orte der Licht- maxima mit grosser Genauigkeit richtig ergiebt. Diese Thatsache findet von den hier zu Grunde gelegten Hypothesen aus ihre Erklä- rung durch die folgenden Betrachtungen. Man denke sich das Gitter, über dessen Beschaffenheit eine specielle Voraussetzung nicht gemacht zu werden braucht, das z. B. ein Drahtgitter oder ein Russgitter oder ein Diamantgitter sein kann, in die passende Öffnung eines ebenen, schwarzen Schirmes, der nach !) Vergl. Fröntıcn, Wırpemann’s Annalen Bd. 6 S. 429. ®) Vergl. Frönrıcn, Wırpvemann’s Annalen Bd.6 S.430 und Bd. ı5 S. 592. G. Kırennorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 665 allen Seiten sich in die Unendlichkeit erstreckt, eingefügt. Man ver- stehe unter ds ein Element der Ebene des Gitters, oder, um präciser zu reden, ein Element einer Ebene. die dem Gitter sehr nahe, auf der Seite desselben liegt, auf der der Punkt o sich befindet. Es gilt dann die Gleichung (9), und diese vereinfacht sich, wenn man die Annahme einführt, dass r, unendlich gross ist, in Ms, Au) a aoN 01 Die Ebene, deren Element ds genannt ist, sei die «y-Ebene des abe nl Coordinatensystems, die «-Axe senkrecht auf den Spalten, der Anfangs- punkt der Mittelpunkt des rechteekig angenommenen Gitters; ferner sei g, die Länge der vom Anfangspunkt nach dem Punkte 0 gezogenen Linie und es seien «,. 9: y, die Cosinus der Winkel, welche diese mit den Coordinatenaxen bildet. Man hat dann di oN 20 —— Po 00 Bey ’ o | 2 und ds — dadıy. Man hat ferner Pl) = A cos n zu + A sin 7 27 opt) t % IN — B.cos 2? +B sin; 27 ı o4(!) Saar i Be s = Ay Tu A SET. ZT — Fr A sın T 27%, wo A, A’, B, B’ Funetionen von x und y sind. Substituirt man diese Ausdrücke in die für &, aufgestellte Gleichung, so erhält man bei passender Verlegung des Anfangspunktes der Zeit ’ fi e | [ara \oco 5 al + Boy 2r + C’sin ae or, A Jh A wo (© und ©’ umgekehrt proportional mit 7, lineare Functionen von y, und — was hier hervorzuheben ist — lineare homogene Functionen von A, A’, B, B’ sind, deren Coeffieienten von « und y nicht abhängen. Nun sei die Lichtquelle ein leuchtender Punkt, der auf der negativen 2-Axe in der Unendlichkeit liegt, 25 die Länge der Spalten, 2n ihre Anzahl und e der Abstand entsprechender Punkte zweier auf einander folgender, also 2ne die Breite des Gitters. Man darf dann annehmen, dass A, A\, B, B', also auch € und ©’ von y so abhängen, dass sie constant bleiben, wenn y von — 5b bis + 5 variirt, und verschwinden, wenn y ausserhalb dieses Intervalls liegt; von x aber so, dass sie um e periodisch sind, wenn x einen Werth zwischen — ne und + ne hat, pP : en. : \ . 666 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juni. und für andere Werthe von x verschwinden. In Folge hiervon wird zunächst B.b sin — 27 „u ; n A \r X R / Ee dd, = — —— |dx Oo 2 27 + C sin 0 —— | So Ten u N T WR Tr —ne A Da ? als unendlich klein gegen b angesehen werden kann, so ist der vor dem Integralzeichen stehende Factor für jeden endlichen Werth von £, gegen b unendlich klein, während er endlich ist, wenn £, As: von der Ordnung von — ist. Unter dem Integralzeichen denke man b sih C und © nach Sinus und Cosinus der Vielfachen von 27 £ entwickelt; es treten dann, wenn A eine ganze Zahl oder Null be- deutet, die Integrale auf ne ne = ‚ 4 BT B dx cos h— 27 sin &, ns: 27 und [dx sin h — 27 cos a, > 27, e e —ne ne die verschwinden, und die Integrale »ne ne dx cos h— 27 C0Sd, Zr 27 und | dx sin A — 27 sin &, Zn 2T, e e — ne NE. die resp. . Po c0 £ er, sın ne2r | — — — sın ne2r | — + — e A Ir e A 5 h ä A en 2% —— 2 | ar e A e A und i h &, ’ a; SWweez —— ——— sın near | — + e A e A Pc" Vo 27 = ar | — - [2 A e A sind. Diese Ausdrücke sind im Allgemeinen gegen ne unendlich klein, wenn A als unendlich klein gegen ne bezeichnet wird; sie sind aber endlich, falls A % th von der Ordnung von — ist. ne Da nun unter & irgend eine der Verrückungen u, v standen werden kann, so folgt hieraus, dass für A u=+h—, &=o e ‚w ver- G. Kırcnnorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 667 die Liehtintensität unendlich gross ist gegen die in allen andern Punkten des Gesichtsfeldes stattfindende; und das ist es, was die Beobachtungen gezeigt haben. 8. 7- Nach den gemachten Auseinandersetzungen ist es leicht, auch das Gesetz der Reflexion der Lichtstrahlen abzuleiten. Dem leuchten- den Punkte ı sei ein beliebiger Körper gegenübergestellt. Um den Fall zu vereinfachen, denke man sich aber die Oberfläche dieses mit einer schwarzen Hülle bedeckt, in der nur eine kleine Öffnung auf der dem leuchtenden Punkte zugewandten Seite sich befindet; über- dies seien die geometrischen Verhältnisse der Art, dass das reflektirte Strahlenbündel, welches erfahrungsmässig sich bildet, die Oberfläche des Körpers nicht zum zweiten Male trifft. Wiederum beziehe sich das Zeichen $* auf die Bewegung, die stattfinden würde, wenn der fremde Körper nicht vorhanden wäre, und es sei zunächst ®* durch die Gleichung (35) bestimmt. Den zu erfüllenden Bedingungen genügt man dann, indem man setzt: für den freien Theil der Oberfläche gr 96 _ 90" Zn eng also nach (30) e m dee ob, ee dee zen e—— 27, e—W— O8 — 27, za a ON au T und daher [6 r t Bene cos z ann 27 1 0) op* oe ı a — c0S | — — — — | 27, ON 0N "Nr A E für die Punkte des geschwärzten Theiles der Oberfläche, in denen diese zum ersten Male von einer vom leuchtenden Punkte ı ausgehen- den Linie getroffen wird, a A 00° aan, für alle anderen Punkte der geschwärzten Oberfläche ob Den Den Gleichungen (12) und (11) zufolge ist dann der Überschuss des Werthes von &, über den Werth, den $, haben würde, wenn 0. 668 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. die ganze Oberfläche des fremden Körpers geschwärzt wäre, die Summe der beiden Integrale ds or or 4 out Ba % BL To ae N es oN ° Am) Ta N\D ON A m und 1 dsl.) On, \. REN Ste =ı ray Ban) lu (37) wo die Integration über den freien Theil der Oberfläche — der die Fläche s heissen möge — auszudehnen ist.‘) Das erste von diesen beiden Integralen ist, wenn der Punkt o in endliehem Abstande von der Oberfläche sich befindet, da A unendlich klein ist, gegen das zweite zu vernachlässigen, so dass der genannte Unterschied der beiden Werthe von $, durch das Integral (37) dargestellt ist. Es gilt dieses auch, wenn d*, statt durch die Gleichung (35), dureh die Gleichung (36) gegeben ist; nur die Werthe von ce und y sind dann andere. Das Integral (37) ist von der Form des Inte- grals (19); aus den in Bezug auf dieses angestellten Betrachtungen folgt, dass jenes im Allgemeinen verschwindet. (19) verschwindet nieht, wenn die Fläche s von der Verbindungslinie der Punkte ı und o geschnitten wird, (37) verschwindet aber auch dann, weil dann für den Schnittpunkt dr oN on ist. Es ist das Integral (37) von Null verschieden, wenn es in der Fläche s einen Punkt giebt, dessen Verbindungslinien mit den Punkten ı und o gleiche Winkel mit der Normale der Fläche s bilden und mit dieser in einer Ebene liegen. Dadurch ist ausgesprochen, dass reflek- tirte Strahlen existiren, und welche Richtungen diese haben. Eine Störung dureh Beugungserscheinungen tritt ein, wenn für einen end- lichen Theil der Fläche s oder ihrer Grenze r,+r, bis auf unendlich Kleines constant ist, oder der Punkt o unendlich nahe an der Grenze des reflektirten Strahlenbündels liegt. Aus dem eben abgeleiteten Gesetze, welches die Riehtungen der reflektirten Strahlen bestimmt, lassen sich die geometrischen Eigen- schaften eines Strahlenbündels, das von einem leuchtenden Punkte ausgegangen und an einer krummen Fläche reflektirt ist, entwickeln. Die im $. 3 durchgeführten Rechnungen erlauben aber auch anzugeben, !) Es wird ohne Schwierigkeit sich nachweisen lassen, dass, wenn der Punkt o in oder unendlich nahe an der Oberfläche liegt, dieser Ausdruck zu den Werthen von p und an zurückführt, die angenommen sind. Doch soll dieser Beweis hier N nicht gegeben werden. G. Kıreunorr: Zur Theorie der Lichtstrahlen. 669 wie auf einem Strahle eines solehen Bündels die Intensität und die Phase von einem Punkte zum andern variirt. Der Theil von &,, der dem reflektirten Lichte entspricht, d.h. der Ausdruck (37), ist durch die Ausdrücke (24), (25) oder (26) ge- geben, wenn darin : _K Po gesetzt wird, wo Ä eine von 7, unabhängige Grösse bedeutet. Daraus folgt, dass auf einem reflektirten Strahle die Intensität mit 7, so sich ändert, dass sie mit dem absoluten Werthe von Po Kılk, umgekehrt proportional ist. Nach (27) und (22) lässt dieser Ausdruck sich schreiben G (Burfo + En) (b2Po + Co) (Bufo + Co)’; wo die Grössen b und ce von 5, unabhängig sind und Ei —zUe — %), (a = ed 0: Bel — $) ist. Sind ,—=f, und u—=/f, die (stets reellen) Wurzeln der quadra- tischen Gleichung, die man erhält, indem man diesen Ausdruck gleich Null setzt, so ist also die Intensität auch umgekehrt proportional mit dem absoluten Werthe von (Po — A) (Po Rp) In den Punkten ,—=f, und %=f, ist die Intensität unendlich; es sind das die Brennpunkte des Strahls. In Betreff der Phase ist zu bemerken, dass diese, wie die Aus- - . ” * L2 .. drücke (24), (25). (26) zeigen, sich sprungweise um — ändert, wenn ir 2 der Punkt o durch einen der Brennpunkte hindurchgeht. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass ganz ähnliche Betrach- tungen, wie über die Reflexion, auch über die Brechung der Licht- strahlen angestellt werden können. MUT Er Bi, re We m ) 4 he; a = j j P eQ u MH | | “ Ga Pu BETE ‚ 5 52: Ehe ; f ) 1 . FI aA L A & ee f a ee a I er i ' his : \ Fran? 3 j: » # j = AK: RER Z m i 6 eu 4 Th ! D rk 1 4) ’ \ 19 RETTEN ELITE Ener EN RT IE.. Aid £ VI NEE TE Pfr 11609 % un er “ ee TUT, En Fin), “ in: be Rn “ R BZ AuFTe se ni Fr N er u 7 » Ar Lw f u er, } u ua vr 2 IPZ a. 671 Über den Schädel des jungen Gorilla. Von Rup. VırcHow. Hierzu Taf. XII. Di Erörterungen über den Schädel des jungen Gorilla, welche ich, unter Vorlage zweier, noch nieht genauer bekannt gewordener Schädel aus den zoologischen Museen von Dresden und Berlin, in der Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 7. Juni 1880 vorgetragen hatte, sind der Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen geworden, welehe die HH. v. Töröx') und v. Biscnorr”) veröffentlicht haben. Jener hat den Schädel eines jungen Gorilla benutzt, welcher sich im Musece Broca in Paris befindet und welcher nach seiner Auffassung dem Alter nach zwischen die beiden von mir beschriebenen zu stellen wäre. Hr. v. Bıscnorr hat einen Theil der früher von ihm behan- dlelten Materialien noch einmal durehgearbeitet und zugleich über drei neue Schädel junger Anthropoiden, darunter eines Gorilla, berichtet, welche die Münchener anatomische Anstalt erworben hat. Wenn ich noch einmal auf diese Angelegenheit zurückkomme, so geschieht es nicht deshalb, weil etwa durch diese Untersuchungen in Hauptpunkten abweichende Ergebnisse zu Tage gekommen wären; — es hat sich im Gegentheil eine grosse Übereinstimmung gezeigt. Allein es ist mir seitdem wiederum ein junger Gorilla-Schädel zugänglich geworden, welehen das hiesige zoologische Museum gekauft hat, und ich bin darnach in der Lage. über einige Punkte von secundärer Be- deutung zu sprechen, welche dureh die bisherigen Erörterungen nicht zum Austrag gekommen sind. Bevor ich dazu übergehe, möchte ich jedoch meine Befriedigung darüber ausdrücken, dass eine Hauptfrage, welche mit der geographischen Vertheilung der Anthropoiden eng zusammenhängt, nunmehr, bei der !) A. de Törör. Sur le eräne d'un jeune gorille du Musce Broca. Bullet. de la Soc. d’anthrop. 1881. p- 46. 2) v. Biıschorr. Über Brachycephalie und Brachyencephalie des Gorilla und der anderen Affen. Sitzungsber. der mathem. physik. Classe der Akademie zu München, 11. Juni 1881. S. 379. Sitzungsberichte 1882. 50 672 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. völligen Concordanz aller einzelnen, zur Untersuchung gekommenen, Speeimina, als entschieden gelten darf. Ich meine die Frage von der typischen Gestalt der Schädel der Anthropoiden. Es schien ziemlich festgestellt, dass die afrikanischen Anthropoiden, gleich den Negern, dolichocephal, die asiatischen, gleich den Malayen, brachycephal seien, und es lag nahe, daraus gewisse Schlüsse in Bezug auf‘ Rassen-, Arten- und Menschenbildung zu ziehen. Dem gegenüber wies ich nach, dass der Schädel des Gorilla ursprünglich brachyeephal sei und dass er erst bei weiterer Entwickelung dolichocephal werde, indem die äusseren Knochenkämme die Messpunkte hinausschieben, während die eigentliche Schädelkapsel, auf welche es doch besonders ankomme, brachycephal bleibe. Die HH. v. Töröx und v. Bisenorr haben diese Thatsache bestätigt und der letztere hat sie überdies in besonders dankenswerther Weise erweitert, indem er die Untersuchung auch auf die Gehirne und die Schädelausgüsse der Anthropoiden ausdehnte. Er fand, dass die Schädelausgüsse bei allen Anthropoiden brachy- cephal waren, freilich die vom Orang-Utan noch etwas mehr, als die der anderen. Noch jetzt darf der von mir benutzte Schädel des Dresdener Museums als der jüngste, überhaupt bis jetzt bekannte gelten. In welche Reihenfolge «die übrigen zu stellen sind. wage ich nieht zu entscheiden, da nicht über alle genügende Angaben vorliegen. Einiger- maassen sollte man erwarten, dass die Zunahme der Capaeität das Merkmal abgeben könne. Soweit dieselbe bekannt ist, würde sich daraus folgende Reihenfolge ergeben: ı. der Dresdener Schädel (Vırenow) BI 2. der Berliner Schädel I. (Vırcnow) 380 » 3. der Lübecker Schädel I. (v. Bısenorr) 380 » 4. der Berliner Schädel HI. (Vırenow) 410» 5. der Lübecker Schädel I. (v. Bıscuorr) 425 » B28 » » III. (v. Biscuorr) 450 » 7. der Pariser Schädel (v. Török) 500 » Sehr wahrscheinlich ist es darnach nieht, dass der Pariser Schädel zwischen No. ı und 2 dieser Reihe zu stellen ist, wie Ir. v. 'TöRöKk will; er führt leider über die Dentition desselben niehts Genaueres an. Ja, man könnte fast in Zweifel darüber gerathen, ob dieser Schädel überhaupt noch als ein junger anzuerkennen sei, da der grösste Schädel eines männliehen Gorilla im Dresdener Museum nur 560 (A. B. Meyer) com und der eines anderen im Musce Broca nur 570°" (Maxouvrıer) beträgt. Der Längenbreitenindex obiger Schädel beträgt, je nachdem man als vorderen Messpunkt für die Länge die Mitte des Nasenwulstes (a) oder die Mitte der stärksten Wölbung der Stirn (5) nimmt, für Vırcnow: Über den Schädel des jungen Gorilla. 673 a b No. ı 80.5 81.9 0 20) 80.1 91.5 3 79-6 > 4 83.9 91.0 »7 83.3 86.1 Dazu käme noch der neue Münchener Schädel (v. BıscHorr) mit einem Index von 80.0. Wenn man erwägt, dass der von Hrn. v. Bısenorr gefundene meso- cephale Index von 79.6 für den Lübecker Schädel unmittelbar an der Grenze der Brachycephalie steht, so ist darin an sich keine Abweichung zu erkennen. Vielmehr lässt sich behaupten, dass nach dem vorliegenden Material die Brachycephalie des jungen Gorilla- Schädels als feststehend angesehen werden kann. Dagegen tritt schon hier eine Erscheinung hervor, welche mir auch in anderer Beziehung sehr auffällig geworden ist, nämlich die grosse Inconstanz der Verhältnisse bei dem fortschreitenden Wachsthum des Schädels. Während man erwarten sollte, dass mit dem fortschreitenden Alter Capacität, Länge, Breite u. s. f. in einer gewissen Beständigkeit. wenn auch nicht gerade in gleichen Proportionen, zunähmen, so zeigt sich, dass durchaus kein Parallelismus stattfindet. Zum Theil liesse sich diese Inconstanz vielleicht durch Abweichungen der einzelnen Untersucher im Messen erklären, aber ich selbst erhielt ähnliche Widersprüche. Am grössten freilich ist der Widerspruch, wenn Hr. von Török an einem Schädel von 500°" Rauminhalt einen Index von 86.1 findet, während ich an einem ccm Schädel von 410 einen Index von 91.0, also fast ebensoviel, als an einem Schädel von nur 380°” Capaecität, berechne. Hier er- scheinen die kleineren Schädel mehr brachycephal, als der grössere, aber dieser grössere oder genauer grösste der verglichenen Schädel ist wieder mehr brachycephal, als der kleinste (No. 1). Mit voller Sicherheit würden sich diese Einzelheiten nur ent- scheiden lassen. wenn derselbe Beobachter oder wenigstens Beobachter, welche genau nach derselben Methode messen, sämmtliche Schädel, welche in Frage kommen, untersuchten. Erst dadurch würde es sicher gestellt werden. ob der junge Gorilla-Schädel noch eine Zeit lang in seiner Brachycephalie zunimmt, bis die Bildung der Schädel- leisten einen höheren Grad erreicht, oder ob auch bei dem Gorilla so grosse individuelle Abweichungen vorkommen, dass man darauf verzichten muss, die einzelnen Schädel ihrem Alter nach in eine bestimmte, auch für die Grössen- und Formverhältnisse im Einzelnen maassgebende Reihenfolge zu bringen. Mir erscheint vorläufig das 50 * 67 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. Letztere wahrscheinlicher. da auch sonst so viel individuelle Variation bemerkbar wird, dass ich glauben möchte, man dürfe das Urtheil über die Details der Untersuchung nieht zu streng an Einzelfälle anknüpfen. Indess ist andererseits die Frage aufgeworfen, ob es nicht mehrere Arten oder Rassen von Gorillas gebe, und ieh möchte der Entscheidung derselben nicht vorgreifen. Ehe man sich jedoch zu einer solehen Annahme entschliesst. sollte erst genau in Erwägung genommen werden, ob nicht die Grösse der individuellen Variation auch bei dem Gorilla, wie bei dem Menschen, eine so beträchtliche ist, dass manche Besonderheit, welche man bei anderen Thiergattungen als genügend für eine Artunterscheidung erachten würde, als eine bloss individuelle anzusehen sein dürfte. In meiner früheren Abhandlung habe ich in dieser Weise die Zustände an der seitlichen temporalen Fontanelle betrachtet, nament- lich in Bezug auf die Bildung des Processus frontalis der Schläfen- schuppe. Betreffs dieses Punktes hat die weitere Untersuchung nichts Neues gelehrt. Ausser dem Dresdener Schädel haben alle anderen diesen Fortsatz vollständig ausgebildet. In dem neuen Fall (Fig. 2) ist der Schläfenfortsatz ganz gross: die ‚Länge der Sutura temporo- frontalis beträgt ı7"” d. h. die Spitze der sehr niedrigen Ala sphenoidealis major ist von dem fast gänzlich verkümmerten Angulus parietalis durch einen Zwischenraum von 17" getrennt. Dem entsprechend ist die Temporalbreite äusserst gering: die mm Spitzen beider Alae sind nur durch eine Distanz von 63 von einander getrennt und die untere Schläfengegend erscheint dem- gemäss tief eingedrückt. Aber auch die untere Stirmbreite ist sehr klein. Schon im meiner früheren Abhandlung hatte ich auf die sonderbare Thatsache hingewiesen, dass «diese Stirnbreite bei dem jüngsten Schädel, dem Dresdener, um 8”" grösser sei, als bei dem ungleich älteren Berliner. Hr. v. Töröx hat dies für aceidentell erklärt, weil von sechs Schädeln erwachsener Gorilla’s des Musee Broea mit einer einzigen Ausnahme alle eine höhere Frontalbreite zeigten, als der Dresdener Schädel. Ich möchte umgekehrt hervor- heben, dass der jüngste Schädel des Musee Broca einen Frontal- durehmesser von 68"”" hat, also weniger als der weit Jüngere Dresdener, und dass die grössere Stirnbreite der erwachsenen Gorilla’s möglicherweise der zunehmenden Dicke der Knochen und nicht dem zu- nehmenden Wachsthum der Stirnlappen des Gehirns zuzuschreiben sein dürfte. Immerhin gestehe ich zu. dass auch hier individuelle Variation mitspielen mag: dafür spricht namentlich der Umstand. dass einer der erwachsenen Gorilla-Schädel des Musece Broca, noch dazu ein mm männlicher, nur 64 im Querdurchmesser der Stirn (diametre frontal 675 Virenow: Über den Schädel des jungen Gorilla. wi) minimum) maass, während von den anderen einer 77. zwei 76, einer mm 74 und einer 70 zeigten. Über die Höhenverhältnisse kann ich leider wenig sagen. da dem neuen Schädel der oceipitale Wirbelkörper fehlt und daher das eigentliche Höhenmaass nieht eonstatirt werden konnte. Die Aurieular- höhe hat sich gegen «die früheren Schädel nur minimal verändert. Damit stimmt die von mir schon früher hervorgehobene Thatsache, dass der Gorilla-Schädel. wenn man von den Knochenkämmen absieht. immer mehr chamäcephal wird '). Es muss übrigens besonders erwähnt werden, dass an dem neuen Schädel noeh nicht eine einzige Naht obliterirt ist und dass von den verschiedenen Schädelleisten am stärksten ausgebildet ist die frontale, nächstdem die mastoideo-oceipitale, dagegen noch gar nicht die sagit- tale. Die Entfernung «der beiden Lineae temporales supremae von einander beträgt an der Coronaria im geraden Durchmesser 48, im mm Oberflächenmaass 50 Kast längs der ganzen Grenze des Planum temporale lassen sich übrigens drei Temporallinien unterscheiden, nur nach vorn am Stirnbein und hinten an dem Schläfenbein laufen sie in einfachen. aber sehr breiten Leisten zusammen. — Was die Gesiehtsbildung anlangt, so hat sieh Hr. v. Biscnorr am meisten eingehend «damit beschäftigt. Zunächst besteht eine kleine Differenz zwischen uns in Bezug auf die Gestalt der Augenhöhlen, welche er rundlich-viereekig. ich dagegen einfach gerundet, aber hoch (hypsikonch) genannt hatte. Hr. v. Bıscnorr gesteht die Hypsikonchie für seinen älteren Gorilla-Schädel zu, dessen Index 106.4 betrage, bleibt aber in Bezug auf den jüngeren, bei dem der Index nur 100 betrage, bei seiner früheren Angabe stehen. Hier würde es nun zunächst auf eine Definition der Ausdrücke ankommen: ich finde bei dem neuen Schädel einen Orbitalindex von ı21 und kann nur bei meiner früheren Angabe bleiben, wo ich schon zugestand, dass nach oben und innen der Orbitalrand schwach eckig oder ausgebuchtet sei (vergl. Fig. r). Was den Nasenfortsatz des Zwischenkiefers angeht, so war eine Differenz zwischen Hrn. v. Bıscnhorr einerseits und Hrn. 'TuRNER ') Hr. vox Törökx findet einen Widerspruch darin, dass ich von den Abbildungen der Schädel, welche zu meiner früheren Abhandlung gehören, gesagt habe, die Schädel seien planmässig in die deutsche Horizontale gestellt, während auf meiner Tafel die »deutsche Horizontale« von der wirklichen Horizontale der Tafel eine Abweichung von 6°.5 mache. Diess ist richtig, ändert aber nichts an der 'Thatsache, dass die Zeich- nung nach dem Schädel, als er in der deutschen Horizontale stand, ausgeführt ist; unglücklieherweise bot die Tafel nieht soviel Raum, um auch die Zeichnung wieder genau in die Horizontale der Tafel zu stellen. Sachverständige werden sich jedoch leieht zurechtfinden, 676 Sitzung der physikalisch-mathematischen Olasse vom 22. Juni. und mir andererseits vorhanden. welche sich auf die Ausdehnung bezog. in welcher sich dieser Fortsatz zwischen Oberkiefer und Nasen- bein lege. Wahrscheinlich handelt es sich auch hier um ein Gebiet individueller Variationen, denn während ich früher Hrn. Turxer bei- pfliehten musste, entspricht der neue Schädel vielmehr der Angabe des Hrn. v. Bıscnorr. ja er geht darüber hinaus. insofern die Sutura intermaxillaris schon am Naseneingange hinter den äusseren Rand der Apertur tritt und hier alsbald verschwindet, so dass von einer Zwischenlagerung oder auch nur einer Annäherung an das Nasen- bein gar nicht die Rede sein kann. Sowohl am Alveolarfortsatz des Oberkiefers, als an der Gaumenplatte ist übrigens die Naht des Zwischenkiefers noch ganz deutlich. Der Gaumen selbst hat sich insofern sehr verändert. als er sehr viel länger und tiefer als früher ist. während seine Breite, nament- lieh im hinteren Theil. sich direet verkleinert hat. Sie ist um 5”” kleiner, als bei dem früher beschriebenen Berliner, und um 3”” kleiner, als bei dem Dresdener Schädel. Es hängt das zusammen mit der zunehmenden Grösse der Molaren, welche sich nach innen vordrängen und den Raum der Gaumenplatte verengen. Letztere hat einen Index von 38.8, ist übrigens sehr glatt. Die Platte des Gaumen- beines selbst springt spitzwinklig in die Oberkieferplatte vor: eine Spina nasalis posterior ist auch nicht in der Anlage vorhanden (Fig. 5.) Die Zahnentwickelung ist so weit vorgerückt. dass sowohl hinter den tief abgeschliffenen Schneidezähnen «des Oberkiefers, als an den Eekzähnen die Alveolen der zweiten Dentition geöffnet sind und die Zahnkronen sichtbar werden. Die letzten Molaren liegen noch tief in ihren Alveolen und die hintersten haben ihre Stelle ganz hoch oben an der äusseren Seite des Processus pterygoides. Am Unterkiefer (Fig. 6) ist das Nämliche der Fall, nur dass die Öffnung des letzten hervorbrechenden Zahnes an dem Rande des Kronenfortsatzes liegt. Am Oberkiefer sind die inneren Theile der Kronen der Molares und Prä- molares tief abgenutzt, am Unterkiefer umgekehrt die äusseren Theile. Sämmtliche Zahnkronen sind fast ganz mit einem schwarzen. rauhen Ueberzuge versehen. Von der Syncehondrosis mentalis sind noch oben und unten Spuren vorhanden: in der Mitte hat sich eine gewaltige Vorwölbung entwickelt, hinter der das Kinn oder genauer die Kinn- gegend (da das Kinn selbst fehlt) ganz weit nach hinten zurückweicht. Mit der wachsenden Grösse des Kiefers stellt sich übrigens, wie aus der Tabelle hervorgeht. der Ast immer steiler; er hat bei dem neuen Schädel nur noch einen Winkel von 118°, Am grössten ist offenbar die individuelle Variation in Bezug auf die Nasenbildung. In der Hauptsache bestätigt der neue Schädel Vırenow: Über den Schädel des jungen Gorilla. 677 das, was ich früher beschrieben hatte, nämlich dass das Nasenbein einfach sei und dass sein oberer Theil sich spindelförmig erweitere und mit einer Spitze in den Nasenfortsatz des Stirnbeines einschiebe (Fig. ı). Ich kann anerkennen, dass sich an dem einfachen Nasenbein des neuen Schädels, und zwar am vorderen Ende, welches dreieckig ausgebrochen ist, ein ganz kurzer (2””). vor der Verletzung offenbar länger gewesener Nahtrest findet, woraus hervorgeht. dass es nicht ursprünglich einfach angelegt war. Das obere, in den Stirnnasenwulst eingeschobene Ende des Nasenbeins ist in dem neuen Falle ziemlich breit: die Nähte sind hier zackig und der oberste Absehnitt sieht fast aus, als seien kleine Zwickelchen eingeschoben. Jedenfalls ist die knöcherne Nase und auch die Interorbital-Scheidewand sehr schmal und der ganze Index klein (33.3). Es dürfte «dies eines der am meisten charakteristischen Merkmale des Gorilla. namentlich gegen- über dem Chimpanse, sein. In Bezug auf den Naseneingang bemerke ich übrigens, dass sich daselbst nur ganz schwache Andeutungen von Pränasalfurchen finden. Im Gegentheil wölbt sich jederseits neben der etwas klaffenden Median- naht ein rundlicher Höcker gegen den Naseneingang hervor: in Folge davon bildet die Gegend der Mediannaht eine tiefe Vförmige Ein- senkung. Pränasale Furchen sieht man erst lateralwärts von den Höckern, dieht neben der Sutura intermaxillaris, und zwar so seiehte und kurze, dass ohne besondere Aufmerksamkeit man sie leicht übersehen könnte. Die Grösse des Kieferwachsthums und die zunehmende Prognathie wird man aus den Zahlen der nachfolgenden Tabelle, in welcher ich eine Zusammenstellung der Maasse der drei von mir untersuchten Jungen Gorilla-Schädel gebe, leicht ersehen. Maasse Dresdeneı Berliner Schädel Schädel I m Baar Seren Ama 1 | 380m AO Grösste Länge A von der Nasenwurzel.. I I 3 mm 1 36 mm 140 mm » » B von der Stirnwölbung.. I» 119 » 129 » Diagonale Länge vom Alveolarrand des Oberkiefers bis zur Crista oceip.| 128 » | 186 » 190 » (KRÖSSTEMBLEIIET: Sen ner sera. ee een ae c Tanz mb Ganze senkrechte Höhe. - .. ........... 7 — INUOnCHlAchöbes se een ee 7 ii 2m Gerade Distanz der Schläfenlinien....... 75 >» 45(7o)m| 48» Umfangs- » » Be ee 105 » 48(75)»> | 50» Untere Frontalbreite....... DR ER 69 » (Oki 65 » A Io) - un Mm = 1.000 [SC Temporalbreite A (Zusammenstoss der Sut. squamosa mit der Coronaria e7) SI 79» 82 » g 678 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juni. ORAL, Dresdener Berliner Schädel Schädel N Mi Be SEE | Een Temporalbreite B (Spitze der Ala sphen.) 5a" Ho mm | og An cularpreiie er rer 65 » 95 » | 104» Oceipitalbreite (Fontie. later.).......... 75» 92 » | 94» Mastoidealbreite a, NE EL AR 306 » | 88 » graz Entfernung der Nasenwurzel vom Ohzloe h 09 » | 87» ey » » Mitte des Naseneinganges | vom Ohrloch 68 »* 107 » 119 » » des oberen Alveolarrandes vom | Ohrloch DE 11270 133 » » » » Zahnrandes vom Ohrloch 72. an 728 136 » » » unteren Kinnrandes vom Ohrlochi O7a= 7128 3 134 » » der Nasenwurzel vom For. magenum 71» 89 » — » » Mitte des Naseneinganges vom For. magnum 66 » 105 » —_ » des oberen Alveolarrandes vom i For. magnum 70» I14» _ » » oberen Zahnrandes vom For. magnum 71» 120 » _ » » unteren Kinnrandes vom | For. magnum || in | — Gesicht. Höhe (Nasenwurzel bis Kinnrand) 28 376 » 3reite (unteres Ende des Proc. | zygom. max.) 56 » | 84» 93» USA DIRECT ee 74 >» | 109 » 11Q » Nase Höher. erento 43 > 69 » 75» Br ange ee rekee 30 » | 47° 36 » » Breite der Ofmuner ser 19 » | 26» I 26% Orbitax Hohecir.. ee 26 » | 36» 46 » » Breite: „Me. ek ee ee 25 >» | 31» 38 » Infraorbitaldurchmesser ............... 27 « 45 » 46 » Masillardiurchmesseres er rer 37» bo » IN E50 Länge (Höhe) des oberen Alveolarfortsatzes 6,5 3a | 20 (Gaumenalbanmeseeer rer RER zgam bon | 68» » Breite ers ee 24» | 26» I FE Gesichtswinkel (Ohrloch, Naseneingang, | Nasenwurzel) 67° 50° 55° Unterkiefer, Distanz der Winkel ........ Am Ko oa » mediane Höher... 20 » 39» 43 » Kieferwinkel.......... NE 140° 120° 118° Köeferasta kanat.n. Wr: Doz Son 70m Über die Lunorpr’sche Zahl. Von Prof. F. LinDEMmAnN in Freiburg i. Br. (Vorgelegt von Hrn. WEıErsTRAsS.) sch direete Erweiterung der Schlüsse, vermittelst welcher Hr. Heruıre (in der Abhandlung »Sur la fonetion exponentielle«, Compt. rend. 1873) bewiesen hat, dass die Basis der natürlichen Logarithmen eine transseendente Zahl ist, bin ich bei dem Versuche, dasselbe von der Zahl # nachzuweisen, zunächst zu dem folgenden Satze gelangt: Sind Dar Oele) 0, tee) oa s algebraische Gleichungen, von denen jede irredueibel und von der Form a ee ee) ist, wo unter a, @,,...a, ganze Zahlen zu verstehen sind, werden ferner mit Z, Z/, Z/, ... die Wurzeln der Gleichung f.(2) = o bezeichnet, wird kurz Sr a + Au Pr gesetzt, bedeuten endlich N,, N,,... N, beliebige ganze Zah- len, welche nieht sämmtlich gleieh Null sind, so kann eine Relation von der Form (1) 0=N+NMDe + Der +... + De. nieht bestehen, es sei denn, dass eine der Grössen Z gleich Null ist. Was den Beweis angeht, so möge es genügen, hier den Gedanken- gang für den einfachsten Fall darzulegen. Es handle sich nur um eine Gleichung f(z2) = o von der Form (1), deren Wurzeln dann mit 21> Zus +.» 2, bezeichnet sein mögen. Setzt man, unter m eine ganze positive Zahl verstehend, rk > 3 m 3 EUR I Zelalde, ia 0,.1,...n DMUNL una — re) EEE RRER n o wo 2,=0 zu nehmen ist, so ist nach Hrn. Hermıre 680 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 22. ‚uni. os —— M—=A,—e *A,. Hierin ist A, eine ganze Function von 2, mit ganzzahligen (von m abhängigen) Coeffieienten, B, ist eine eben solche Function von 2, Kol 5 So 0 A, eine solehe Funetion von z, und z,. Aus diesen ganzen Funetionen werden die Grössen A,. B,. . .. : \, dadurch gebildet. dass man z, gleich Null setzt. Ferner hat man IA. A, A, IB, B B, | N (4) | o I | — a AA, A, wenn yo an | | | 04% 2u| N 52 2 Seel, re | Pe] on N | 0 2, 2% - Sn Sollte nun eine Relation von der Form (2), also hier (5) N >: bestehen, so würden sich aus (3) folgende » + ı Gleichungen ergeben: NA+Nl&A,+.:.+A)=—N, (mei +...+ wer), $ MR+NM®+...+B) N, (Met... ter), NA, NA le a Hier stehen links ganze Functionen der z, mit ganzzahligen Coeffi- eienten, welche sich bei Vertauschungen der z,; unter einander ent- weder nicht ändern (wie die linke Seite der ersten Gleichung) oder sich doch nur unter einander vertauschen. Diese ganzen Functionen müssen daher Wurzeln einer Gleichung (7) VHr Mm BN. -FM,, = sein, deren Üoefficienten M,; ganze Zahlen sind. Die rechten Seiten der Gleichungen (6) können nach (2) dadurch beliebig klein gemacht werden, dass man »n hinreichend gross wählt. Dasselbe gilt also auch von den linken Seiten, somit von den sämmt- lichen Wurzeln der Gleichung (7) und von den ganzen Zahlen M.. Hieraus folgt. dass es eine endliche ganze Zahl m’ gibt der Art, dass für alle ganzzahligen Werthe von m, die nieht kleiner als m’ sind, u . * ac Linvemann: Über die Luvporpr'sche Zahl. 681 die Zahlen M,; genau der Null gleich werden. Für dieselben end- lichen Werthe von »» müssen dann auch die Wurzeln der Gleichung (7). d. i. die linken Seiten der Gleichungen (6) verschwinden. Letzteres würde zur Folge haben, dass alle zweigliedrigen Determinanten, welche man aus den Grössen EN enge TO, YA, SB, a bilden kann, gleich Null seien für mn > m. Dies aber kann nieht eintreten. denn sonst müsste die Determinante (4) verschwinden, welche doch als Potenz der Disceriminante einer irredueibeln Gleichung nothwendig von Null verschieden ist. In einem Aufsatze »Über die Zahl #«. welcher demnächst in den »Mathematischen Annalen« erscheinen wird, verfolge ich speciell den Zweck, die Zahl = als eine transscendente nachzuweisen. Für diesen Zweck genügt es. einen besonderen Fall des obigen allgemeinen Satzes abzuleiten. Man hat nämlich die Gleichungen f.(2) = o zu er- setzen durch diejenigen irredueibeln Gleichungen. welche bez. von den Zahlen rer 22.0, A 3 22,2. „ea ta, Liz befriedigt werden. Die Anzahl s dieser Gleichungen wird gleich sein, wenn sämmtliche Zahlen Z. Z/, ... numerisch von einander verschieden sind: andernfalls ist sie grösser als 2; die letzte Gleichung ist immer linear. Es folgt dann. dass unter obigen Festsetzungen über die N, eine Relation von der Form Bo Sn De er... mDe0 nicht bestehen kann; ausgenommen den Fall, wo IN. == UN: N OR IN Ne 30,082. 70: 1 | n Jede der Grössen e' ist offenbar Wurzel der Gleichung n & 2 = a 2, +2, Ss n n—I set IN—2 IB. 2 Rh n A ei] > E! Di —..- > Diese Gleichung aber würde von der Form (8) sein. wenn sie durch eine rationale Zahl V befriedigt würde. Hebt man noch, was leicht geschehen kann, die bisherige Beschränkung auf, dass der Coeffiecient von 2” in f(z) gleich Eins sei. so kann man also folgenden Satz aussprechen: Ist z eine von Null verschiedene rationale oderalgebraisch irrationale Zahl, so ist # immer transscendent. Also auch insbesondere: Die Lupvorpu'sche Zahl 7 ist eine transscendente Zahl. (Damit steht zugleich fest, dass die Quadratur des Kreises constructiv unausführbar ist.) 682 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. ‚Juni. %s ist leicht zu sehen, dass die angeführten Sätze bestehen bleiben, wenn man unter den N; nicht ganze oder rationale, sondern beliebige algebraisch irrationale Zahlen versteht. Insbesondere folgt: Ist von den beiden Zahlen x, y, welche der Gleichung “B e’ genügen, eine rational oder algebraisch irrational, so ist die andere immer transscendent: allein ausgenommen ist der Kalley or ir Um z. B. diesen besonderen Satz zu beweisen. würde man das Product aller derjenigen Zahlen zu bilden haben, welche aus der Differenz AR e’ (wo nun w, y beide algebraisch angenommen werden) entstehen, wenn man jede der Zahlen x, y mit allen denjenigen vertauscht, mit denen zusammen sie Wurzel einer irredueibeln Gleiehung ist. Dieses Pro- duet würde dann gleich einem Ausdrucke von der Gestalt, wie er auf der rechten Seite von (1) vorkommt: es kann also nicht gleich Null sein, und folglich kann auch keiner seiner Faetoren verschwinden. In analoger Weise leitet man aus dem allgemeinen Eingangs erwähnten Satze den folgenden ab, aus welchem dann wieder das Theorem des Hrn. Hermıre hervorgeht. wenn alle Zahlen N,. z; als ganze angenommen werden: Versteht man unter N, N.,-..N, beliebige, und unter 2% > »- +, von einander verschiedene (reelle oder complexe) algebraische Zahlen, so kann eine Relation von der Form or VE e° +N, e' EV e" nicht bestehen, es sei denn, dass die N, sämmtlieh gleich Null sind. Die Beweise für diese allgemeineren Sätze habe ich in meiner Arbeit in den Annalen theilweise nur angedeutet; doch hoffe ich auf dieselben noch wieder zurückkommen zu können. 683 Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. Von Prof. W. Voiser in Königsberg i. Pr. (Vorgelest von Hrn. G. Kırcnnorr am 11. Mai |s. oben S. 516].) Di Stoss zweier eylindrischer Körper, deren Querschnitt klein gegen ihre Länge angenommen ist, ist als Problem der Elastieität zuerst von Uaveny'!) behandelt worden, welcher aber nur einige Resultate seiner Entwickelungen, nicht diese selbst veröffentlicht hat. Später hat Poıssox eine Lösung des Problems gegeben.) Sein Grundgedanke ist, dass während der Dauer ihrer Berührung die verschiedenen stossen- den Stäbe angesehen werden können als einen einzigen zusammen- setzend, so dass für diese Zeit diejenigen Betrachtungen, welche die longitudinalen Schwingungen von Prismen ergeben. Anwendung finden. Um die Trennung der emzelnen Theile zu bewirken, ist nach ihm erforderlich und hinreichend erstens, dass zu beiden Seiten der Be- rührungsstelle die Spannung gleich Null ist, damit nicht der eine Stab gegen den andern gedrückt wird, und zweitens, dass zugleich eine Geschwindigkeitsdifferenz der sich berührenden Grenzelemente im Sinne einer Trennung vorhanden ist. Auf Grund dieser Definition gelangt er zu dem Resultat, dass vollständig elastische Stäbe nach dem Stoss stets zusammenbleiben, mit Ausnahme des einzigen Falles, dass sie gleichartig und gleichgestaltet sind. In den funfziger Jahren hat zuerst Hr. Geh. Rath F. Neumann in seinen Vorlesungen über Elastieität an hiesiger Universität den Fehler aufgedeckt, «der in der Poıssox’schen Definition des Zeitpunktes der Trennung liegt, und bei der vorgetragenen Lösung des Problems darauf hingewiesen, wie der Zusammenhang nicht mehr bestehen kann, wenn die elastische Spannung in der Grenzstelle aus einer Druck- kraft (begleitet von einer Compression) zu einer Zugkraft (begleitet von einer Dilatation) wird, — eine Bemerkung, die so einleuchtend ist, dass nieht weiter darauf eingegangen zu werden braucht. Ist in !) Caverv, Bullet. d. Seiene. d. 1. Soe. Philomatique, Dec. 1826 p. 180. ?) Poısson, Traite de Mecanique $ 499 bis 504. 684 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. dem Moment, wo eine solche Dilatation in der Berührungsstelle ent- steht, überdies eime Geschwindigkeitsdifferenz der Schwerpunkte der Stäbe vorhanden im Sinne einer Trennung, so beendet dieser Augenblick den Stoss, — wenn nicht, kann sich derselbe wiederholen. Viel später hat (ohne die Neumanv’sche Lösung zu kennen) Hr. Saıyır Vexant') das Problem in derselben Weise behandelt, sowohl für gleichartige und gleich dieke Stäbe, als für den allgemeineren Fall (den Neumann seiner Zeit nur andeutungsweise besprochen hat). Noch fehlte aber, soviel ich weiss, eine Prüfung der neuen Theorie, denn die von ScuxEgEui”) veröffentlichten Beobachtungen sind ohne Rücksicht auf dieselbe durchgeführt. Dies bewog mich, einige Messungen an- zustellen, um die Geschwindigkeiten der Stäbe nach dem Stoss. wie sie die Beobachtung zeigt, mit den nach «der Theorie berechneten zu vergleichen; ich wollte mich dabei auf den einfachsten Fall gleich- artiger und gleich dieker Stäbe beschränken, wurde aber am Schluss der Untersuchung dureh die Bekanntschaft mit einer Arbeit von Hrn. Prof. Borrzmann,’) die derselbe mir zu senden die Güte hatte, ver- anlasst, wenigstens noch einige Beobachtungsreihen für den Stoss ver- schieden dicker Stäbe gleicher Art hinzuzufügen. Im Folgenden werde ich zunächst zeigen, wie die Beobachtungen der genannten Theorie durchaus widersprechen, und sodann ver- suchen, dieselben durch eine etwas moldifieirte Theorie zu erklären. I: Die Beobachtungen sind mit Stäben aus glashartem Stahl von Dicke und 20 bis 40°" Länge‘) angestellt, welche ın mm eirca 8 und 11 mit je vier Fäden von 2'/," Länge als Pendel an einem geeigneten nahe der Decke an der Wand des Beobachtungsraumes befestigten Gestelle aufgehängt waren. Als Zeiger angebrachte feine Spitzen ge- statteten auf einer Theilung die Schwingungsamplituden abzulesen, die der stossende Stab vor dem Zusammentreffen und beide nach demselben erreichten. Der gestossene Stab befand sich anfangs in Ruhe — was die Allgemeingültigkeit der gezogenen Folgerungen augenscheinlich nieht beeinträchtigt, denn die ganze Erscheinung hängt nur von den relativen Geschwindigkeiten ab. Eine ganz besondere Sorgfalt war darauf zu verwenden nöthig, dass die Stäbe mit ihren Längsaxen in eine Gerade fielen und sich !) Saımr Venanr, Liouville's Journ. 1I. Ser. XII. Bd. p. 237 1867. ?) SCHNEBELI, Pogg. Ann. Bd. 143 p. 239 (1871). ®) L. Borrzuann, Sitzb. der k. Ak. der Wissensch. Il., Jahrg. 1881. Dec. p. 1225. *) Die Schwierigkeit der Härtung verbot grössere Längen. Voısr: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 685 ohne seitliche Schwankungen vor und nach dem Stoss bewegten. Dem- gemäss wurde der stossende Stab an einem geeignet geschnittenen feinen Papierstreifen in seiner Anfangslage gehalten und erst, nachdem er vollständig beruhigt war, durch Durehbrennen jenes Streifens in Bewegung gesetzt. Nach dem ersten Stoss wurden zwei bis drei Amplituden beider Stäbe —- zwischen je zweien lag ein neuer Stoss - gleichzeitig beobachtet. Hr. stud. Wreenerr hat mich hierbei freundlich unterstützt. Ferner war zu berücksichtigen, dass in der Ruhelage die beiden Stäbe sich berühren mussten, ohne irgend einen Druck aufeinander auszuüben; dies liess sich dadureh prüfen, dass jeder Stab, wenn der andere entfernt wurde, seine Lage ungeändert beibehalten musste; mm Abweichungen, die 0.1"" nicht überstiegen, wurden bei der Berechnung der Resultate berücksichtigt. — Um bei der Ablesung der Amplituden Parallaxe zu vermeiden, waren hinter den Scalen Spiegelglasstreifen aufgestellt. In den folgenden Tafeln sind die Resultate der Beobachtung mit- getheilt. Die erste Colonne enthält die Anfangsamplitude des stossenden Stabes, der durch eine römische Zahl charakterisirt ist. Die Amplituden sind so klein gewählt, dafs sie ohne merklichen Fehler als Maass für die Stossgeschwindigkeit angesehen werden können. Die zweite und dritte Colonne enthalten die Amplituden (resp. Geschwindigkeiten) des stossenden und gestossenen Stabes nach der Trennung und zwar nicht nur die erste, sondern — weil dieselbe vielleicht von Interesse sein kann — auch die zweite. Nur beim Stoss kleinerer gegen grössere Stäbe musste die zweite Amplitude übersprungen werden, weil sie zu sehr von der ersten abwich, um eine genaue Messung zu gestatten. Jede Ablesung ist öfter wiederholt worden, je nach Umständen fünf bis zwölfmal, aber da alle Fehlerquellen im gleichen Sinne, nämlich die Amplituden verkleinernd, wirkten, so war es unthunlich, aus allen beobachteten Zahlen das Mittel zu nehmen; es sind vielmehr von vornherein alle auffällig kleinen Werthe, zumal solche Beobach- tungen, bei denen die wohl nie vollständig fehlenden seitlichen Schwan- kungen der Stäbe stark waren, von der Bereehnung ausgeschlossen und nur drei bis vier der grössten der Regel nach benutzt worden. Die einzelnen Ablesungen differirten bei den kleinsten Amplituden (20”") kaum um 0.3””, bei den gröfsten (200"”") um fast 1.5 die Sicherheit der angegebenen Zahlen schätze ich im ersten Falle auf etwa 0.2””, im letzten auf Oo. nm, Die Längen der verwandten gleich dicken Stäbe I bis IV waren L,= Lı= 30”, In = 20”, Ivy = 40” 686 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. ‚Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. und ihre Masse sehr nahe ihren Längen proportional; genauer, wenn man mit @ die mittlere Masse auf 10°" Länge bezeichnet ti) =226.0° = (30.0022): NM 151.4" = u (2 4 0.0027): Mıy Dabei war v= 75.5". 226.1” = u (3 — 0.0020); 392.5°=wu(4 + 0.0016). Der dünnere Stab V hatte eine Länge von 30°” und wog I15®. Tabelle I. Stäbe von gleichem Querschnitt. V, V, v: | V, V, | | I I | Alp I Tele 4 rer = = A B Mr 20 Faro | 20 0.3 1.0 TG.5 40 0.5 1147] 20:23 8.1 40 0.5 2.0 993, ,37.9 80 EL, 78.8 76.0 | 80 DE 78.7. 75.9 120 1. alle) 117.9 114.1 || 120 5.2 | 118.2 114.0 160 DR 156.8 152.0 | 160 | Da 7/69 157.5 149.2 Se Pe 1 STE er rn men __ 1) I m , 2m II La 20 2 712802 022 20|— 32xX—36| 159. 151 40 84 09.8 6.2 440 | 40 | — 6.8xX—4.7| 31.2 29.6 80 | 180 217. | 91.6 86.7 || 80. | —12.0%—6.1| Grace 1604| 37.6 47.2 183.6 166.2 || 160.8 | — 22.0 X —7.6| 122.0 112.0 I I Iv >| ıv IV | Leg 20 — 25% —20 16:5 2102 20 3.0 3.6 2243 21.6 40 |— 49% —34| 33.3 31.9 | 40 6.6 7.6 44-7 42-9 8 |— 9.17x—55| 66.3 63.2 | 80 Ta rlo2 89.3 84.5 120 |—134X—59| 99.2 93.3 || 120 20:0 25.00 | 138.32. 1255 160 | — 17.2 X — 7.2) 132.0 124.0 UI I AR RE) IV EUR 20 je 6.0% — 5.0 13.012700 1020 6.91 7.2 26.0 25.1 4o |—11.4X— 8.6] 25.8 24.0 | 40 14.0 15.4 51.8 49.0 80.4|— 20.8X.— 11.2) 50.4 45.2 || 80.2 29.6 34.4 99.6 89.6 160.8 | — 35.4X — 10.0 98.0 85.2 | 160.4 62.8, 75.6 194.2 168.0 Voıcr: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 687 Stäbe von verschiedenem Querschnitt. Y V, v, 4 V; Vi, I I | Wr V Luw23) 20 BA TEr DB. 9230|. 2021| —=16.0,% —,5:0| 1.13.01. 27.3 40 1223027420, 771752.2 249.3 | 4o |—12.0x—106 26.1 255 80 26.6 28.2 104.2 099.2 | So |—24.6x —22.1] 52.4 50.6 120 39.6 41.5 156.4 150.8 | ı60 |—48.8x%— ? | 106.0 101.7 IV IV Vo N v IV 2 20 9:0,.2.9.5 27.8, 25:91 20.82 %— 63| 105..97 40 18.4 20.0 55.7 51.3 | 40 | —15.9%X—119| 212 194 80 Ar 110.1 99.8 | 80 |—30.8%X— 20.9 | 41.8 38.2 120 577 63.2 163.6 145.6 | 160 —60.2%xX—34() 83.5 73.6 Um die in diesen Tafeln enthaltenen Zahlenwerthe mit der Theorie vergleichbar zu machen, sind sie noch von Fehlern zu befreien. Der Luftwiderstand ist bei so kleinen Amplituden zwar fast unmerklich; es beträgt nämlich die Abnahme der Amplituden pro Doppel- schwingung bei 160”” Ausschlag für die Stäbe I und II 0.6 für » » II OT für » » IV Ob und für » DV a er es fällt also der Einfluss während einer einfachen Schwingung beinahe in die Grenze der Beobachtungsfehler,') aber eine andere Wirkung der umgebenden Luft ist merklicher. Während der Einleitung des »Stofses« entsteht zwischen den Stäben eine Verdichtung der Luft, während ihrer Trennung eine Ver- dünnung. Beide Umstände wirken in entgegengesetzter Weise auf das System ein, aber wahrscheinlich nicht mit gleicher Stärke. Ich glaube annehmen zu müssen, dafs die Verdünnung eine ener- gischere ist, als die vorhergehende Verdichtung, und sehe die in den beiden ersten Tafeln ausgesprochene Erscheinung, dass bei zwei gleichen Stäben entgegen der Erwartung der stossende nicht nach dem Stoss in Ruhe verharrt, sondern dem gestossenen noch ein wenig folgt, als eine Wirkung dieser Ursache an. Demgemäss corrigire ich !) Eine Correction ist deshalb nur näherungsweise angebracht. Sitzungsberichte 1882. 655 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. zunächst die Beobachtungen der ersten beiden Tafeln dadurch, dass ich die kleine im stossenden Stab übrige Geschwindigkeit dem gestossenen noch zulege, und darnach die der übrigen (indem ich berücksichtige, dass die besprochene Ursache nur von der relativen Geschwindigkeit der beiden Stäbe abhängen kann und indireet pro- portional ihren Massen auf sie wirken muss) dadurch, dass ich bei jeder Beobachtung den aus der ersten oder zweiten Tafel für die relative Geschwindigkeit der betreffenden beiden Stäbe passenden Wertlı entnehme und denselben, mit dem umgekehrten Verhältniss der Massen multiplieirt, der Endgeschwindigkeit des stossenden Stabes abziehe, der des gestofsenen zufüge. Z. B. ist in der dritten Beobachtung der fünften Tafel die relative Geschwindigkeit nahe die- selbe wie in der dritten, der ersten und zweiten Tafel. Ich bilde daher den eorrigirten Werth u, —= 91 12=- 107, aber - m 2 m A = 0663 210. duadae > My I — 072. Zu letzterem Werth würde wegen des Luftwiderstandes noch beinahe 0.2 hinzukommen. Das Gleiche habe ich bei den Beobachtungen der neunten bis zwölften Tafel gethan in der Annahme, dass wegen der schwachen Abrundung der Enden der Stäbe ihr Querschnitt auf die genannte Erscheinung nur geringen Einflufs üben möchte; indess scheint es (vergl. S. 700), dass die so gebildete Correetion etwas zu gross ausfällt. Stellt man nach diesen Reduetionen die beobachteten Werthe mit den nach der Neumann - Samt Venant schen Formel berechneten zusammen, so erhält man folgende Übersicht. Tabelle II. beobachtet berechnet beobachtet berechnet Van Ve EN aD“ V; % Stäbe von gleichem Querschnitt. m ı)ı m, 2 ij ) Ber ) m, | m, o 20.0 o 20.0 | o 19.8 o 20.0 o 39.7 o 40.0 | 0 39-8 o 40.0 0 80.1 o 8.0 | 0 80.1 o 80.0 007 o 120.0 | 0 120.1 o 120.0 02 11595 0 160.0 || 0 160.0 0 160.0 PEDAL — Voıer: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 681 beobachtet berechnet | beobachtet berechnet W | ” % | % | \2 | ” % | \ ILS, 3), TER N) 1 he | m, 3.9 23.5 6.7 20.0 || — 3.6 16.2 SER TEN 133 40041 7656| 317 o | 267 16.8 93-5 26.7 80.0 || — 13.9 | 62.9 o | 53:3 35.3 | 187.4 53.3 | 160.4 || — 25.5 | 124.0 or Win roßt7 ne > RER 6) a | m 3 — 28 16.7 o 15 | 2.8 22.6 B | 20 — 5.4 En] 0 20 6:2, |, 745.2 10 | 40 — 10.3 67-4 © 60 | 12 | 90.5 20 | 0 E t | 5905 — 15.1 100.6 o 90 | 18.8 | 135.1 30 | 120 — 19.5 | 1341 0 120 || | 7 LER 2] Ines, 8) DES pe | n, — 64| 132 Rn | 6.7 20.4 10 | 20 — 12.2 26.2 o 20 | 13-6 | 52.6 20 40 — 21.6 51.4 o 40.2 | 28.7 | , 201.5 40-1 80.2 — 398.7 99.0 o 80.4 | 61.0 | 197-7 80.2 160.4 Stäbe von verschiedenem Querschnitt. m | m, 16 — = 1.96 >| ——0.51 | m, | m, 63 | 26.1 6.5 26.5 | — 6.6 13.31 — 65 | 13-5 12.8 53-2 13.0 53.0 | — 13.8 26.6 | — 13.0 27.0 25.4 | 106.7 26.0 | 106.0 | — 27.0 53.8 | — 26.0 54.0 38.0 | 160.1 39.1 | 159.1 || —518 | 1085 | — 52.1 108.0 m Il) m, 12 ——0.38 | —12:03 m, m, 88 | 284 99 | 135 |. — 8.8 Bor 6:5 | 1o.1 18.0 56.7 19.8 26.9 | —ı69| 216| —ı31| 20.2 - 2 | | - | 36.8 112.6 40.7 53:8. 1 — 33:3, | 42.7 1 — 26:2 | 40:3 n - 2 | 526 N —— E 7 7 56.1 167.0 60.5 | 80.7 || —636 | 85.3 52.3 | 80.6 Die vorstehende Zusammenstellung zeigt ausser in den Tafeln r, 2, 9 und 10, von denen später gesprochen werden wird, durchweg ausserordentliche Differenzen zwischen Theorie und Beobachtung. Be- sonders auffällig ist, dafs, während bei Stäben gleichen Querschnitts die Theorie, wenn der kürzere stösst, nach dem Stosse für denselben 51° 690 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. Ruhe verlangt, die Beobachtung consequent ein lebhaftes Zurück- springen ergibt (vergl. Tafel 4, 5 und 7); ferner dass sich ganz allgemein die nach dem Stoss übrige lebendige Kraft der fortschreiten- den Bewegung sehr erheblich grösser findet, als sie die Theorie ergibt, und beide Umstände sprechen dagegen, dass Fehlerquellen die Ursachen der Abweichungen sind. — Bestätigt erscheint vollständig das allgemeine Gesetz von der Erhaltung der Bewegung des Schwer- punktes. Aber mit den Neumann - Samt Venant'schen Stossformeln sind diese Beobachtungen unvereinbar. Hier ist nun der Ort der Beobachtungen, die Hr. Prof. BoLrzmans') veranlasst und publieirt hat, zu gedenken. Sie betreffen nur den speciellen Fall zweier Stäbe von nahe gleicher Masse und gleichem oder verschiedenem Querschnitt, aber ich trage Bedenken, ihnen ent- scheidende Bedeutung beizulegen. Einmal sind nämlich die Quer- dimensionen so gross gegen die Längsdimensionen (bei den dickeren ist das Verhältniss 17 :100), dass man kaum die Theorie, welche die Querdimensionen verschwindend klein voraussetzt, auf sie anwenden kann und zweitens sind die mitgetheilten Beobachtungen noch nicht von dem Einfluss der oben erörterten Fehlerquellen befreit, der bei den sehr leichten Stäben (aus Hartgummi gefertigt) ausserordentlich gross gewesen sein muss; wenigstens ergab die Beobachtung mit gleichen Stäben den Ausschlag des gestossenen Stabes resp. = 83.5, 42 und 26”", wo nach der Theorie (die in diesem Falle sich bei meinen Versuchen vollständig bewährt hat, ja wie man weiter sehen wird, sich bewähren musste) resp. 100, 50 und 30”” zu erwarten gewesen Wäre. Trotz alledem geben die Borrzumanv'schen Beobachtungen durch iıre Abweichungen von den theoretischen Zahlwerthen Grund zu schwerem Zweifel gegen die Richtigkeit der Theorie, eventuell ihre Anwendbarkeit auf die unter den gewöhnlichen Umständen angestellten Beobachtungen. ir Wenn man, um die im Vorstehenden entwiekelten höchst auf- fälligen Widersprüche zwischen Theorie und Beobachtung zu erklären, die Neumann - Saıst Vesant'sche Theorie der Prüfung unterwirft, liegt wohl der Gedanke am nächsten, dass die Definition des Momentes der Trennung noch immer nicht völlig richtig sei. Aber eine solche Vermuthung ist schon deshalb durchaus abzuweisen, weil sich leicht zeigen lässt, dass gleichviel, wie man diesen Zeitpunkt gewählt denkt, \) L. BoLrzuann, ]. c. p. 1227. Vorer: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 691 niemals die genannte Theorie das Zurückprallen des stossenden kleineren Stabes von dem frei beweglichen, ursprünglich ruhenden, grösseren ergibt. Berechtigter scheint mir ein Zweifel gegen die Anwendung der Differentialgleichungen der Elastieität auf diesen Fall überhaupt. Denn die Stetigkeit des Zustandes, die Entwickelbarkeit der Verrückungen und Geschwindigkeiten nach den Coordinaten und die Berechtigung, die betreffenden Reihen mit dem ersten Glied abzubrechen, ist doch bei diesem Problem zum mindesten fraglich. Indessen bin ich durch gewisse Betrachtungen, die hier zu weit führen würden, zu der Ansicht gekommen, dass diese Widersprüche mit den Grund- voraussetzungen der allgemeinen Elastieitätstheorie nicht ausreichen, jene qualitativen Verschiedenheiten zu erklären, die zwischen Beob- achtung und Theorie unleugbar bestehen. In der That hat es ja auch nichts gar zu Gewaltsames, sich vorzustellen, dass die beiderseitigen Oberflächenschichten während der Einleitung des Stosses in einen Zustand gelangen, der eine stetige Vermittelung zwischen dem im einen und im andern Stab vorhandenen Bewegungszustand bilden. Ich sehe den Grund für die Abweichung der Beobachtungen in der Unrichtigkeit der Annahme der Theorie, dass während des Stosses die Stäbe als Theile eines einzigen festen Systems angesehen werden können. Denn die allgemeine Erfahrung, dass abgebrochene Stücke eines Körpers nieht durch blossen Druck wieder mit demselben zu verbinden sind, zeigt, dass entweder eine Annäherung der Theile, welche die Grenzschichten des einen in die Wirkungssphären der- jenigen des anderen bringt, in Wirklichkeit unmöglich ist, oder wenn doch, die zunächst der Oberfläche liegenden Massentheilchen in einem andern Zustand sind, als die inneren und auf die ihnen genäherten anders, nämlich weit schwächer wirken. Das Erstere wahrscheinlich zu machen, erinnere ich nur an die bekannte Thatsache, dass bei der Berührung einer Linse und einer Platte aus Glas die im reflec- tirten Licht entstehenden Newrov’schen Ringe keineswegs in der Mitte den theoretisch verlangten schwarzen Fleck zeigen, sondern ein farbiges Feld, welches darthut, dass, trotz oft nicht unerheblichen Druckes, Platte und Linse um die Grösse mehrerer Wellenlängen von einander entfernt verharren, dass also eine dünne Schicht — sagen wir verdichteten Gases — in einem Zustand, der mehr dem festen als dem flüssigen gleicht, die beiden Oberflächen bedeckt und die »unmittelbare« Berührung der Glastheile hindert. Das Letztere wird wahrscheinlich durch die Überlegung, dafs zum Gleichgewicht des einen Körper bildenden Massensystemes erfor- derlich ist, dass die vom Innern normal auf die Oberflächenelemente 692 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. ausgeübten Moleeularkräfte sich zerstören: es wird demnach ihre Wir- kung auch in unmittelbarer Nähe der Obertläche nur klein sein können. Die Bedingungen für die Berührungsfläche zweier Körper werden abgeleitet durch Betrachtung des Gleichgewichtes eines Raumelementes, welches durch zwei unendlich nahe diesseits und jenseits parallel der Berührungsfläche der Körper construirte Flächenelemente begrenzt ist. Hängen die beiden Körper fest zusammen, so müssen die beiden der Grenze parallelen Flächenelemente, deren Abstand als ein Unendlich- kleines 1. Ordnung angesehen werden mag, Verrückungen und Drucke erfahren, die sich nur um ein Unendlichkleines 2. Ordnung unter- scheiden, d.h. wenn man die Z-Axe der Normalen parallel wählt, muss in der Grenze sein: 10 Ron A) ZA NIOBUS EL Die zweite Bedingung muss offenbar bestehen, gleichviel, welcher Art die Wechselwirkungen in der Grenze selbst sind, die erstere ist unriehtig,. sowie die Grösse der Verrückungsdifferenz unendlich klein I. Ordnung wird. Die oben entwickelte Vorstellung veranlasst mich anzunehmen, dass dies bei der blossen Berührung zweier Körper stattfinden kann. (Sind die sich berührenden Flächen verschieden gekrümmt, so dass das beiden gemeinsame Flächenstück besonders klein ist, so wird dies analog wirken.') Ich lege demnach der im Weiteren zu entwickelnden Theorie des Stosses die Annahme zum Grunde, dass das Grenzelement zwischen beiden, das ich kurz die »Zwischenschicht« nenne, ein singuläres Verhalten im erörterten Sinne zeigt. Die Differenz der Verschiebungen normal zur Grenze, die jetzt nicht mehr gleich Null zu nehmen ist, stellt die Dilatation der Zwischenschieht dar und ist eine Function des in der Grenze wirksamen Druckes. Nach der eigenthümlichen Natur dieser Zwischenschiecht wird jene Funetion wahrscheinlich eine ziemlich complieirte sein; da aber die Rechnung nur durchzuführen ist, wenn ein lineärer Zusammen- hang zwischen Druck und Compression stattfindet, werde ich eben- falls einen solehen annehmen; — aber es ist zu bemerken, dass der hierdurch in die Rechnung eingeführte Elastieitätscoefficient !) Auf den Einfluss der nie ganz fehlenden Krümmung der stossenden Flächen macht auch Hr. Borrzmann (l. e. S. 1225) aufmerksam und fügt hinzu: »dass daher bei gleich langen ebensowenig als bei ungleich langen Stäben die retlectirten Wellen sich wieder am Ausgangspunkte ceoncentriren. Hiernach würde also der bedeutende Verlust von lebendiger Kraft beim Stosse nicht bloss der elastischen Nachwirkung zuzuschreiben sein u. s. w.« Aber dies letztere scheint mir angesichts des Resultates, dass die bei Stäben mit gekrümmten Endflächen erhaltenen Verluste an lebendiger Kraft durchweg viel geringer als nach der Neumann - Saımr Venant'schen Theorie. Ja bei gleichen Stäben völlig verschwindend sind, nicht aufrecht zu erhalten. Vorer: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 693 der Zwischenschieht nur die Bedeutung eines Mittelwerthes für die bei einem bestimmten Stosse allmählich eintretenden Werthe hat und sich bei verschiedenen Stossgeschwindigkeiten verschieden finden wird, kleiner bei geringen, grösser bei bedeutenderen. Setze ich demgemäss p=+e-d den Werth des Druckes, der einer Dilatation der Zwischenschicht um 62 entspricht, so ist e nicht nothwendig für alle Stosserschei- nungen, die dasselbe Stabpaar zu zeigen vermag, dasselbe. Ferner ist nach der Natur der Zwischenschicht, die aus zwei getrennten Hälften besteht, von denen die eine am einen, die andre am andern Stab haftet, wahrscheinlich, dass dieselbe nur für nega- tive Werthe von d/ (d. h. Compression) eine Widerstandskraft leistet; es ist also p=0 für dl>o. Lege ich die Z-Axe in die Mittellinie der stossenden Stäbe von ihrer Berührungsstelle aus, bezeichne mit w,, w,, E,, B,, &, &, M, M,; 9» 95, L,, 4, für den ersten und zweiten Stab Verrückungen, Elastieitätscoeffieienten, Diehtigkeiten, Massen, Querschnitte und Längen, und setze endlich abgekürzt —_—@, La Boos. Ba, =D), 3, £, so ist das Problem in folgenden Gleichungen ausgesprochen. Es muss sein: für —L EUR A b,v, Sin—— I 1,— 2) a,A, sin v,t cos v, Ba a w=—), = l N ._ Ynba al ——— 2 cos v,E cos — aM 2 \ dw \ a und A eu Da, i -B. dt ' Dh b, sin — a (6.) 2 cos v,t- cos —(l, + 2) ow, q, 7 = inA - +B b, sin — Dabei sind die v, die Wurzeln der transscendenten Gleiehung (6.) Be tn ' 1 A m cotg ceotg — — 5 b, 8 aD a se 7 Um die Constanten A der einzigen noch übrigen Bedingung (5.) gemäss oO = zu bestimmen, hat man folgendermaassen zu verfahren. Man setze kurz , =3,A, -n-4+B = 4A. GB, vr a, cos =) a, eos — (l, — 2) a, zu Q, - worin 7, —cosyi, = ‚d=- za ist. a PREV, b, sin — b, sin — a, a, Dann ist Ü hr B)&idz + j- B)&idz — I Da h [ziae+ A —ı {0} Vorcr: DieTheorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 695 Denn es lässt sich en, dass o Ba... R : | &itide + | do, 3b. für AZ k. a, q; —1 Dies folgt aus den Eigenschaften von &, dass nämlich überall 20:0 ; OR, ! = -_ 16, —a, a, (ig) 02 02 de; de c ann c ß für 2=—l, Ich — OF a2 — hr en (2%) 02 oz und für z= 08 98 b, dz —= ae, ca — 9) ist. (3 .) Bildet man nämlich aus u) o v—n 0°L, NR: u de b .J ade die N —L, we a a a De are: v—v 2 ABEL Eee - un [2 % dab: [(@ 7 = 2 & =) DE 2 ei 02 de? führt die rechte Seite durch theilweise Integration und Benutzung von (2'.) aus, und addirt beide Formeln, so kommt nach (3) rechts Null; also ist (vr — vi) = a 22 ee =0 1 a, und demnach für kZh der zweite ac —=SNule d.rerd. Ausgerechnet ergibt sich demgemäss Ali) ne \ ee (S:) DU ileyE av, 2l,v; —+-sin +-sin — a, a, a, a, a, = a, oe Kult? BER L, vr b, sin? — b, sin? — a, J a, Die einzig noch übrige Constante B zu bestimmen, bilde man den Werth der Schwerpunktsgeschwindigkeit für das ganze System. Dann findet sich 7 o [A m, V,+m,V,=B(m, +m,) > cos vy£ (" &/Gdze-+ 9 «/eide), —, o Aber diese Summe findet sich nach den Formeln (1’.) (2) und (3.) gleich Null, also mV, +mV, mV?’-+-mV? er = (9.) m, + m, m, + m, 696 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. Die Formeln (6.) — (9.) enthalten die Lösung des gestellten Problems. Den Inhalt des Resultates zu überblicken, müsste eigentlich die in den Gleichungen (3.) und (7.) vorkommende Constante c, die dem Elastieitäts- Coefficienten der Zwischenschicht proportional ist, bekannt sein. Da dies aber nicht der Fall ist, muss man sich mit einigen speciellen Folgerungen begnügen. Ite=&%, so wirkt die Zwischenschicht ebenso als wäre sie gar nieht vorhanden, sondern träfen die Stäbe unmittelbar auf einander; dw, dw, la und w,=w,. Man = denn es wird hier für z=o, 5b erhält auf diese Weise die Neumann - Samt Venant'schen Formeln.') Aber mit dieser Annalıme sind die Resultate der Messung im Widerspruch, ce muss also endlich sein und die oben entwickelte Vor- stellung lässt vermuthen, dass es bei kleinen Stofsgeschwindigkeiten selbst verschwindend klein werden kann. In diesem Falle lässt sich die Lage der Wurzeln der transscen- denten Gleichung (7.) leicht beurtheilen. Construirt man nämlich die Curven a, ve A l, N — 1, cotg = + 3 cotg x = und _® 4er so sind die « Coordinaten ihrer Schnittpunkte die gesuchten Wur- zeln v,. Man erkennt, dass eine erste Wurzel v, unweit Null liegen muss, — um so näher, je kleiner e ist, — ausserdem zwei Systeme bei a, a, I, sind die Werthe beträchtlich ist. Mit abnehmendem ce werden die höheren Glieder der Reihen 6 (hr + 8,) und — (Ar +6). wo h=1,2,%... sein kann und zwar > N , und d, bereits sehr klein, wenn v, noch ziemlich sehr schnell den Einfluss verlieren, da sie proportional mit sind, und sind, sind, zugleich wird das erste Glied wegen der Kleinheit von v, sich einem Grenzwerth nähern. Vernachlässigt man Glieder von der Ordnung d, und d, sowie NE vazaız und |) neben 1. so erhält man nach leichten Reduetionen a, a, !) Vergl. Saımr VENAnNT 1. ce. p. 288. e . m . . ” * ” . oe ° 7 Vorer: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 697 a, Ver n, y: m, (1 o— 1) [a — E = COS v, Lt m, m, m, +, m, V?+m, V3 mn, (V?— 1°) en — —CcosysL \ m, Hm, m, +, und für die Berührungsstelle zugleich am Lsinvut -—- —— A,sinv 0: [0] o 2 ” ” Die letztere Formel zeigt, dass während 0 > | = > = +168| 935 [+16 | 96 — 13.9 | 62.9 | — 16 64 +35.3 | 187.4 | + 32.1 | 192.5 | —255 | 1240 | — 22 128 m; 9 Dun ö ee Mind — 28 167 1— 29| ı7zı | + 28| 26 |+ 29 22.9 — 54| 337 |— 57) 343 | + 62| 452 | 57|.0457 — 10.4 67-4 | — 11.4 | 68.6 | +12.2| 905 | + 11.4 | 91.4 — 15.1 100.6 | — 17.1 102.9 | +188 | 1349 | + 17.1 | 137.1 — 19.5 134.1 | — 22.9 | 137-1 | | DE 3) nu; | m, —64| 132 | — 67 || 26.4 |+ 6.7 | 26.7 u en | 13-3 20:70 23-8 52.6 | + 13.3 53-3 au 6 51.4 | — 26.7 | 53-3 | + 28.7 | Tor: || + 267 | 106.7 — 38.9 99.0 | — 53.3 | 106.7 || +61.ı 197.9 | 453.3 | 213.3 Voısr: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 699 beobachtet berechnet aa A AZ beobachtet berechnet Stäbe mit verschiedenem Querschnitt. m, 9) m, Yo) ——= 1.96 —os1 m, I m, > + 6.3 26.1 + 65 | 26.5 | — 6.6 | 13.3 | — 65 | 13.5 -+ 12.8 21 13:0, 10 53.00, 13-8 26.6 | — 13.0 | 27.0 + 25.4 | 106.7 | + 26.0 | 106.0 | — 27.0 538 [| — 26.0 | 54.0 + 38.0 | 160.1 | + 39.1 | 159.1 II nos | 109.0 m | m, 12 ——0.38 “| ——2.63 m, | m, + 8.8 | 28.4 | + 9.0 | 29.0 | — 88 | 10.7 | — 9. | 11.0 + 18.0 | 56.7 + 17.9 Se) I 16.9 | 21.6 | — 17.9 | 22.0 +36.8| 112.6 | -+359| 1158 || —333 | 42.7 | —359| 440 + 56.1 | 167,08 05528 01737153. - 5317728. | 8 Die Zahlen dieser Tabelle ergeben, dass bei den kleinsten benutz- ten Stossgeschwindigkeiten von circa 40”” pro Secunde (entsprechend 20”” Ausschlag) die Annahme, dass ce verschwindend klein ist und demgemäss die Stäbe nur als bewegte Massen wirken, sehr nalıe erfüllt ist; denn hier stimmen die beobachteten Werthe mit den nach Formel (10.) bereehneten soweit, als nach der Schwierigkeit der Beob- achtungen zu erwarten ist. Dass die Abweichungen meist in dem Sinne stattfinden, dass der beobachtete Werth kleiner erscheint als der berechnete, ist nur natürlich, da alle Fehlerquellen in diesem Sinne wirken. Bei grösseren Stossgeschwindigkeiten treten beträchtlichere Ab- weichungen von der Formel (10.) auf, aber stets in dem vorausbezeich- neten Sinne nach der Neumann-Samr Vexant'schen Formel hin. Letztere gibt nämlich für V, in Tafel 3, DON UN GEOSSEeres, m A, 5,07% ı2 Kleineres als Formel (10.), — dem entsprechend ist bei grösseren Stossgeschwindigkeiten das beobachtete V, in Tafel 3, 6, 8 und ıı auch grösser, in Tafel 4, Ber 7 und 12 kleiner als das berech- nete, — V, aber in allen Tafeln kleiner als nach Formel (10.) berechnet, weil hierfür die Abweichungen beider Formeln auch stets im selben Sinne stattfinden. Die beobachteten Werthe der Tafeln ı und 2 stimmen mit den berechneten für grosse und kleine Stossgesehwindig- keiten fast gleich gut; in der That giebt für gleiche Stablängen jedes c dasselbe Gesetz für die Endgeschwindigkeiten. 700 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. Noch muss ich besonders auf die Beobachtungen (9.) bis (12.) hinweisen, die, wie gesagt, durch die Publication des Hrn. Prof. Borrzmans veranlasst worden sind. Die in jener Arbeit mitgetheilten Resultate widersprechen insofern meiner Theorie, als sie zu zeigen scheinen, dass auch bei kleinen Stossgeschwindigkeiten das Phänomen nicht nur von der Masse, sondern auch der Gestalt der benutzten Stäbe abhängt. Hr. Prof. Borrzmann erhielt nämlich beim Stoss zweier nahezu identischer Stäbe (Länge 100 und 104"”", Dieke 17”") bei einer Anfangs- ) mım elongation von 30”" im Mittel 25.5"” Ausschlag, beim Stoss zweier verschieden gestalteter (Längen 104 und 23077, Dicken 17 und 11") und nahe gleich schwerer (Gewichte 23.5 und 23.9) im Mittel 24.2. Auf Grund der oben angeführten Umstände vermag ich diesen Zahlen nieht entscheidende Bedeutung beizulegen, obgleich ich mir die nicht unbeträchtliche Gröfse der Abweichung nicht zu erklären weiss. Um aber den Zweifel, ob meine Formeln, auch auf den Fall ungleicher Quersehnitte angewandt, die Beobachtungen darstellen, zu beseitigen, habe ich zum Schluss noch die Reihen 9 bis 12 beob- achtet; die beobachteten Zahlen in ıı und 12, welche auf Tabelle II. vollständig den berechneten Werthen widersprechen, sind hier auf Tabelle III mit der Theorie so weit in Einklang, als zu erwarten ist, wenn man berücksichtigt, dass bei dem dünneren Stab V die seitlichen Schwankungen fast noch auffallender waren, als bei den dickeren. Tafel 9 und 10 sind mit ı und 2 analog, insofern nämlich auch bei verschiedenen Quersehnitten für Stäbe gleicher Länge bei allen Annahmen über die Grösse ec sieh dieselben Werthe V, und V, ergeben. Demgemäss stimmen die beobachteten und berechneten Werthe auch bei grösseren Stossgeschwindigkeiten überein; dass dies nicht so voll- kommen Statt hat wie in den Tafeln ı und 2 habe ich oben (S. 16) erklärt. Es darf daher wohl als Resultat dieser Untersuchung ausgesprochen werden, dass die Formeln, auf welche die Annahme einer eigen- artigen stark compressibeln Oberflächenschicht führt, die Erscheinungen des longitudinalen Stosses eylindrischer Körper von gleichem und ver- schiedenem Quersehnitt, gleicher und verschiedener (darf man wohl nach der Natur des Resultates hinzufügen) Materie befriedigend wiedergeben. Voısr: Die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 01 Neaxc her. 36. Während des Druckes der vorstehenden Mittheilungen habe ieh, — veranlasst durch die Abhandlung des Hrn. Herrz »über die Berührung fester elastischer Körper«.') in welcher der Eimtluss der Krümmung der zusammenstossenden Flächen bei unendlich kleinen Stossgeschwin- diekeiten untersucht und für die Endgeschwindigkeit «dieselbe Formel abgeleitet ist, die ich für diesen Fall gegeben und durch die Beobach- tung bestätigt habe, — noch einige Beobachtungen angestellt, deren Resultate ich hier anfügen will. Ich bemerke dazu, dass die bei den früheren Beobachtungen benutzten Stäbe an den Enden dureh Flächen abgerundet waren, deren Krümmungsradien in der Axe nahe gleich der Länge des betreffenden Stabes waren; dies war nach der Herstellung der Flächen wahrschein- lieh und ist durch mikrometrische Messung von Coordinaten angenähert bestätigt worden. Für die neuen Beobachtungen sind die Stäbe I bis IV so nahe eben abgeschliffen worden, dass die mikroskopische Messung keinen Werth für die Krümmungsradien mehr zu bestimmen gestattete; ich schätze sie auf mehrere Meter Länge. In diesem Zu- stande sind zuerst die Stäbe I und II beobachtet worden, um die auf Ss 687 und 688 erwähnte Correetion zu bestimmen, und darauf der Stoss von IV gegen II. Ich stelle die neuen Beobachtungen (unter n. B.) zusammen mit den früheren (unter a. B.), sowie mit den Resultaten der älteren Formel (a. F.) und der Formel (10.) im Vorstehenden (n. F.), deren erstere in der obigen Theorie dem Falle ce=», die letztere e= 0 entspricht. n..E a. B. 1 B Be N z = 7 - a 7 = : N RZ ey V, V, 6.7 26.7 67 | 26 0, [0.248 2 | 20.7 9-7 | 20.4 0.9 | 24.5 10 20 aan 52.2 13.0 | 52.0 N 7:0, 20 40 26.7 106.7 28.7 | 101.5 32.2 | 92.1 40 80 42.1 | 160.0 450 | 148.0°)| 49.6 | 137-3 60 120 Die Vergleichung ergibt, der Erwartung entsprechend, eine Ab- weichung der Beobachtungen bei nahe ebenen Endflächen von den bei gekrümmten erhaltenen in dem Sinne von der neuen Formel (oder !) Crerre's Journal XCI S. 156 (1882). 2) Aus Tafel II interpolirt. 702 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 11. Mai. ce=0) zur alten (e=&) hin. Aber die Kleinheit dieser Abweichung lässt wahrscheinlich erscheinen, dass auch neben der Wirkung der Krümmung die oben (S. 692 erörterten Umstände sehr merklichen Einfluss üben. Dies noch weiter zu belegen, habe ich begonnen, die Elastieität der an verschiedenen Oberflächen haftenden condensirten Gasschiehten beobachtend zu untersuchen. Die bisher erhaltenen Re- sultate, deren Mittheilung ich mir vorbehalte, sind in vollständiger Übereinstimmung mit den oben der Theorie zu Grunde gelegten Anschauungen. 703 Über lineare homogene Differentialgleichungen, zwischen deren Integralen homogene Relationen höhern als ersten Grades bestehen. Von L. Fucus in Heidelberg. (Vorgelest am 8. Juni [s. oben S. 611].) Be Fundamentalsystem von Integralen einer homogenen linearen Differentialgleichung ist dadurch charakterisirt, dass ‘zwischen den Elementen des Systems keine homogene Gleichung ersten Grades mit eonstanten Coefficienten stattfinden darf. Man kann aber voraus- setzen, dass zwischen den Elementen homogene Relationen höheren Grades bestehen. Ist die Ordnung der Differentialgleichung die m, so ist nur erforderlich, dass die Anzahl solcher Relationen nicht gröfser als m— 2 sei. Es ist alsdann die besondere Natur der Integrale unter Voraussetzung solcher Relationen zu ergründen. Im Folgenden sind die hauptsächlichsten Resultate einer Arbeit angegeben, welche ich ausführlicher zu veröffentlichen gedenke, und welche ausser einer Reihe von Sätzen über Differentialgleichungen einer beliebigen Ordnung die Lösung des eben in Anregung gebrachten Problemes für den Fall der Differentialgleichungen dritter Ordnung enthält. Es ist einleuchtend, dass die Differentialgleichungen, welche algebraisch integrirbar sind, zu der Classe von Differentialgleichungen gehören, zwischen deren Integralen homogene Relationen bestehen. I d’ı dı Fr ir = Ke Ey = Em a3 Par eine lineare homogene Differentialgleichung dritter Ordnung mit in 2 "ationalen Coeffieienten, gehörig zu der Classe von Differentialgleichungen, Sitzungsberichte 1582. 52 704 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 8. Juni. welche sich in meiner Arbeit (BorcnAarpr’s Journal für Mathem. B. 66 S. 146 Gl. ı2) charakterisirt finden, und es werde vorausgesetzt, dass die Wurzeln sämmtlicher determinirender Fundamentalgleichungen rationale Zahlen sind und dass zwischen den Elementen eines Fundamentalsystems von Integralen der Gleichung (A) y,, y,. y, eine irreductibele Gleichung (B) Y (Yı> Ya» Y;) 0 stattfinde, wo f (y,, Y,; Y,) eine ganze rationale und homogene Function n"" Grades von Y,, Y., Y, bedeutet. Bezeiehnen wir mit H(f) die Hessische Covariante von f, so ist (1) H(f) = X) Wurzel einer rationalen Function von z, welche nicht identisch ver- schwindet. Substituirt man in (A) (2) = Rz) ine so geht dieselbe über in ; dv ‚ev ( (A) SS ZEN 3 lv 5 +rv=o dz’ da? le Ist v,, v,, vo, das Y,, %,, Y, entsprechende Fundamentalsystem von Integralen der Gleichung (A), so ist (B)) Pla aea: Ist x ein beliebiger Werth, und nimmt auf geeigneten Wegen jeder Quotient zweier Integrale von (A) für 2=2, je einen gleichen Werth an, wie für 2=z, so erhalten v,, z,, v, auf denselben Wegen in 2, Werthe, welehe aus denen für z dureh Multiplication mit der- selben Einheitswurzel hervorgehen. Ist n grösser als zwei, so ist 2, eine algebraische Funetion von 2, und es sind sämmtliche Integrale der Gleichung (A) algebraisch. 2 er Bezeichnen wir mit ,, ,, u, das resp. Y,. Y., y, entsprechende Fundamentalsystem von Integralen der zu (A) adjungirten Differential- gleichung: du d’(pu) dlqu) ! „ 2 Ei 1 (A) d dz” dz UF so finden wir ee (©) 7 = Wo ii, 2 DE \ wo M Wurzel einer rationalen Function von 2. !) Vergleiche über die Definition adjungirter Differentialgleichungen meine Arbeit in Borenarpr’s ‚Journ. für Mathem. B. 76 S. 183, und eine Arbeit des Hrn. FrRoBEnIUSs in demselben Journal B. 77 S. 245. Fuens: Über lineare homogene Differentialgleichungen u. s. w. 705 Ist insbesondere n gleich zwei, so ergiebt sich zwischen p, q, r in der Gleichung (A) die Relation: Op Im) _ 2m) _ £93 2 (1) (1) 2 Zn „pp a Ar d'» ah j wo pP") — ee | gesetzt ist, und man hat de: W Er 3, pdz Findet umgekehrt die Relation (1) statt, so besteht zwischen ,. — [7 —_ Ys, Y, eine Gleichung (B) vom zweiten Grade. Bestimmt man zwei Funetionen p,, p, aus den Gleichungen: 5 dp, (3) 397, D. 2m Ip Lan, =g; = a so ergiebt Gleichung (1) dp, (4 7 = 4DoDı + 25, = Er d. h. ist » gleich zwei, so ist die Gleichung (A) übereinstimmend mit derjenigen Differentialgleichung, welcher das Quadrat jedes Integrals der Gleichung: d’y dıy - {9 — pp. y=0 (5) de” Pi dz Pr3 genügt. Es seien sämmtliche Integrale der Gleichung: d”y 3 Ey (1) Le) ta) yo dz dz mit rationalen Coeffieienten, algebraisch. Gehören zu einem beliebigen Werthe z genau die Werthe 2,, z,, . . . 2,._, von der Beschaffenheit, dass auf geeigneten Wegen jeder Quotient zweier Integrale von (1) in 2&> &> - - 2. Je einen gleichen Werth erhält wie in z, so kann man eine rationale Function $(2) von z angeben, von der Art, dass auf denselben Wegen yp(2) * in 2,, 2&,, . - 2._, Werthe erhält die sich nur I durch Einheitswurzeln als Factoren von dem Werthe von y$(2) * in 2 unterscheiden, wo y ein willkürliches Integral der Gleichung (1), und u eine ganze Zahl bedeutet. Setzt man 1 (2) y= ol)" -w, so genügt ww der Gleichung dd” w (a — In (3) dz" + 9.6) Feat +..+ 9ml@)w— 0 a IV * 706 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 8. Juni. mit rationalen Coeffieienten. Ein willkürliches Integral dieser Gleichung erhält auf geeigneten Wegen in 2,, 3, . - 2_, Wertlie, welche sich von dem Werthe desselben in z durch Einheitswurzeln als Factoren unterscheiden. Es sei (4) ee ee, wo & eine willkürliche Grösse, so ist 7 eine rationale Function von 2. Die Gleichung (3) lässt sich in eine Gleichung: d” ww h eh AR — ———+.. 6) dt" in ln Sun mit der unabhängigen Variabelen Z transformiren, deren Üoeffieienten [821 —_— rationale Funetionen von ? werden. Die Gleichung (5) besitzt die beiden Eigenschaften, dass erstlich zu einem beliebigen Werthe f kein anderer t, gehört, für welchen jeder Quotient zweier Integrale der Gleichung (5) je einen gleichen Werth annimmt, wie in f; und dass zweitens die Anzahl der Werthe, welche ein willkürliches Integral derselben Gleichung durch alle Um- läufe von ? annimmt, und wovon nicht der Quotient zweier constant, übereinstimmt mit der Anzahl der Werthe, welche ein willkürliches Integral der Gleichung (1) durch alle Umläufe von z annimmt, und wovon nicht der Quotient zweier constant. Ist » die Anzahl derjenigen allen Umläufen der unabhängigen Variabelen z entsprechenden Werthe eines willkürlichen Integrals einer linearen homogenen algebraisch integrirbaren Difterentialgleichung ın'“ Ordnung, mit rationalen Coefficienten, von welchen Werthen nicht der Quotient zweier constant, so ist die Anzahl der verschiedenen Werthe von z, welche zu einem Werthe des Quotienten zweier will- kürlicher Integrale derselben Differentialgleichung gehören, nicht kleiner ZN als = 4. Die Gleichung (B) können wir als eine algebraische Gleichung zwischen ), ! Y. ( [) Ni Ja = 5 Yı Yı betrachten. Wir bezeichnen nach Rırmann mit p die Ulasse dieser algebrai- schen Gleichung, d. h. die Anzahl der linearunabhängigen Integrale erster Gattung, welche zu derselben gehören. Fucns: Über lineare homogene Differentialgleichungen u. s. w. 707 Seien J,, J,. ...J, solche linearunabhängige Integrale erster Gattung, in der Form, welche nach dem Vorgange des Herrn AroxnorLn'!) von Cressen und Herrn Gorvan’) für die Abel’schen Funetionen eingeführt worden ist, so dass also On 85 do) ee % of Yf Ga +6 ron 3, oy, 0y, j oy; wo d; = 0 eine Curve 2 — 3" Ordnung darstellt, welche durch die sämmt- > + EBEN ee) un lichen Doppel- und Rückkehrpunkte der Curve (B) hindurchgeht. Wir finden zunächst ar, Dee y.dy, — yo A — — —(m — ı) d : Se, €, AeR 27 SE Cz A) ey, ey, 0 y wo X(2), M, A Wurzeln vationaler Functionen von 2 X(z) dieselbe Bedeutung hat wie in Gleichung (1) No. ı, M dieselbe (3) sind, und zwar Bedeutung wie in Gleichung (C), und endlich (@ nn Wir zeigen alsdann, dass ®,. ®,,.. $, als Functionen von 2 ein Fundamentalsystem von Integralen einer linearen homogenen Differential- gleichung p"" Ordnung dw _ dT'w m de? Fe mit in z rationalen Coefficienten bilden. Giebt es einen Umlauf U von z, welcher %,, %,, y, resp. in 0 0 Y,%y., y, überführt und zugleich den Quotienten A zweier willkürlicher E / / 2 . & Y, Urt: Y. Integrale der Gleichung (D) ungeändert lässt, ohne dass 2 —R I =y 3, Yı Yı Yı Yı . . . Ya Y: .. so muss eine zweimalige Anwendung dieses Umlaufes I 35 ungeän- 2 Yı Yı dert lassen. Ist v die Anzahl der allen Umläufen von z entsprechenden Werthe eines willkürlichen Integrals der Gleichung (A), wovon nicht der Quotient zweier constant, so ist 4v oder v die Anzahl der allen Um- läufen von = entsprechenden Werthe eines willkürlichen Integrals der Gleichung (D), wovon nieht der Quotient zweier constant, je nachdem es Umläufe der Art U giebt oder nicht giebt. Die Anzahl der Stellen (n, £) der Rırmany’schen Fläche, welche einem gegebenen Werthe des Quotienten GP, Sir (,®; nen GP mon. ch !) Monatsberichte der Akademie April 1861. ?) Theorie der Aser'schen Functionen S. 2. “08S Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. ‚Juni. — Mittheilung v. 8. Juni. Wo 6, &5.. 5 5 &s.. 6, willkürliche Constanten, entsprechen, ist bekanntlich 2p — 2.') Ist daher die Gleichung (A) so beschaffen, dass nicht jeder Quotient zweier Integrale derselben für einen beliebigen Werth von z und noch für einen anderen Werth 2, je einen gleichen Werth annehmen kann, so ist die Anzahl der Werthe z, welche einem gegebenen Werthe des Quotienten A zweier willkürlicher Integrale der Gleichung (D) ent- sprechen, p — ı oder 2p — 2, je nachdem es Umläufe der Art U giebt oder nieht giebt. In dem einen oder dem anderen Falle folgt aus No. 3 D— 2 - -v oder (E) NN ER ee rl also (F) v<4. Nach No. 3 ergiebt sich, dass (F) auch bestehen bleibt, wenn für einen beliebigen Werth z und noch andere Werthe 2, jeder Quotient zweier Integrale der Gleichung (A) je einen gleichen Werth annimmt. Das durch (F) ausgedrückte Resultat lässt sich auch folgender- massen aussprechen: Ist die Glasse p der Gleichung (B) grösser als Eins, so ist die Anzahl der redueirten Wurzeln’) derjenigen algebraischen Gleichung, welcher das allgemeine Integral der Gleichung (A) genügt, nicht grösser als vier. DE Ist p gleich Eins, so gehört zur Gleiehung (B) nur ein Integral erster Gattung, J. Wir zeigen, dass lyıYY) 2, + GYyady; J= —— Se Zul lem)de, 00 (1) dJ of of of ’ ( m) u2, 6: a 2 + 2 am — Q, A — ey OYr OyYs; wo % (2,7) eine rationale Function von 2 und 7 und R Wurzel einer rationalen Function von 2. Aus den Untersuchungen der Herren Brror und Bovgverr’) ergiebt sich, dass R* oder R° eine rationale Funetion von z sein müsse. Ist die Gleichung (A) so beschaffen, dass nicht für ein beliebiges z und noch für einen anderen Werth z, jeder Quotient zweier Inte- !) Rremann Ager'sche Functionen. 2) Über die Bedeutung dieser Bezeichnung s. meine Arbeit in BorcHArnT’s Journal für Mathem. B.81 S. ııı No. 9. 3) Journal de l’Ecole polytechnique t. 21 p. 222. Fuens: Uber lineare homogene Differentialgleichungen u. s. w. 09 grale derselben je einen gleichen Werth annimmt, so ergiebt sich, dass n und demnach auch eime gewisse Potenz eines willkürlichen Integrals y der Gleichung (A) eine rationale Function von z und R ist. Es ist daher die Anzahl der redueirten Wurzeln derjenigen alge- braischen Gleichung, welcher das allgemeine Integral der Gleichung (A) genügt, durch eine der Zahlen 2, 3, 4, 6 gegeben. Nach No. 3 bleibt dieser Satz auch bestehen, wenn für ein be- liebiges 2 und noch andere Werthe 2, jeder Quotient zweier Integrale der Gleiehung (A) je einen gleichen Werth annehmen kann. Ist endlich p gleich Null, so ist bekanntlich Fall = Fer wo (9), (9), fs(s) ganze rationale Functionen n'” Grades einer Variabeln s darstellen. Wir beweisen, dass s als Function von z der Quotient zweier Integrale &,. &, einer linearen homogenen Differentialgleichung z weiter Ordnung mit der unabhängigen Variabeln 2 und mit in 2 rationalen Coefficienten ist. Es sei Ente, > s . (3) ss) Bild: &) ln, 2903 so findet sich (4) V=p*b, Ein &,) SEN, OR 3 wo p Wurzel einer rationalen Funetion von 2 ist. Das allgemeine Integral der Gleichung (A) ist also im Falle p = o abgesehen von der Wurzel einer rationalen Function als Faetor durch eine ganze rationale und homogene Funetion 2" Grades des Fundamental- systems von Integralen Z,, &, einer algebraisch integrirbaren linearen homogenen Differentialgleichung zweiter Ordnung mit in 2 rationalen Goeffieienten') darstellbar. Für n— 2 ergeben sich ebenfalls die Gleichungen (2) und die daraus hervorgehenden (4). Die Funetionen &;(Z,. &,) sind in diesem Falle vom zweiten Grade und > ist eine Constante, während die Differentialgleichung zweiter Ordnung in diesem Falle nicht algebraisch integrirbar zu sein braucht, in Übereinstimmung mit dem in No. 2 gegebenen Resultate. i 6 Für die lineare homogene Differentialgleichung (A), zwischen deren Integralen eine Gleichung (B) stattfindet, ergeben sich nach dem Vorhergehenden folgende Resultate: !) Uber solehe Differentialgleichungen zweiter Ordnung vergl. meine Arbeiten in Borcuarpr's Journal Bd. 8ı S. 97 und Bd. 85 S. ı. 710 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 8. Juni. I- Ist der Grad » der Gleichung (B) gleich zwei, so ist die Gleichung (A) übereinstimmend mit der Differentialgleichung dritter Ordnung, welcher das Quadrat jedes Integrals einer beliebigen linearen homogenen Differentialgleichung zweiter. Ordnung mit rationalen Coefficienten genügt. II. Ist n grösser als zwei, so sind die Integrale der Gleichung (A) algebraische Funetionen von 2. Hierbei ergeben sich drei Fälle: a) Ist die Classe p der algebraischen Gleichung (B) grösser als Eins, so ist die Anzahl der redueirten Wurzeln derjenigen algebraischen Gleichung, welcher das allgemeine Integral der Gleichung (A) genügt, nicht grösser als vier. b) Ist p gleich Eins, so ist die Anzahl der redueirten Wurzeln zwei, drei, vier oder sechs. e) Ist p gleich Null, so sind die Integrale der Gleichung (A), abgesehen von einer Wurzel einer rationalen Function als einem für alle gültigen Factor, rationale ganze homogene Funetionen n'” Grades des Fundamentalsystems von Integralen Z,, Z, einer algebraisch inte- grirbaren linearen homogenen Differentialgleichung zweiter Ordnung mit rationalen Coeffieienten. Da jede algebraisch integrirbare Gleichung (A) die Eigenschaft hat, dass zwischen den Elementen des Fundamentalsystems Y,, Ya» Y; eine Gleichung (B) besteht, so sind durch diese Resultate auch alle die Fälle erschöpft, in welchen eine lineare homogene Differential- gleichung dritter Ordnung mit rationalen Coeffieienten nur algebraische Integrale besitzt. Die Vergleichung der auf die Anzahl der redueirten Wurzeln bezüglichen Sätze, für den Fall, dass die Gleichung (A) algebraisch integrirbar ist, mit den Resultaten des Herrn C. Jorpax'!) behalte ich mir für die ausführlichere Abhandlung über den gegenwärtigen Gegen- stand vor. ') Borcnarpr's Journal für Mathem. Bd. 84 S. 89. Ausgegeben am 29. ‚Juni. 1882. XXX SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 22. Juni. Sitzung der philosophisch-historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıvs. Hr. Diers las: Zur Textgeschichte der aristotelischen Physik. Die Mittheilung erscheint in den Abhandlungen. Ausgegeben am 29. Juni. Sitzungsberichte 1882. PT AIDATEE NL PITDT IH i Sun Rn 5 Inn r MR ra SIUDTEER | Den i 1% \.e ANZHeR SB TEE af rue In AR C wre j a er MR; .» T f I \ r N f u) Koran SE ea a a ABEF TEEN i ‚rn aun 1% BT PR f - a ee Bi ee ee et I R | r r 4 N . Ir. a2 . Er r hr = Er B . RR Fin ı nal I ” u — = j & - £ - h ® £ r 5 ‘ ar j E > DIR, ka Au nat, Wi sk Ka j 4 ; P # > IA ei SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXX. 29. Junı 1882. . ocT 17 u 188; Bo BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. E | Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 Preussischen an deren Stelle »Sitzungsberichte« (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) $1. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav rezelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band olıne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Beriehte über Sitzungen der plıysi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-historischen Classe ungerade Nummern. 2. 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersielit über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. | 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren | Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. Ss 4. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnalıme in die Sitzungsbeviehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder | sowie alle Niehtmitglieder Iıaben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- slied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, . deren Verfasser der Akademie nicht angehören, har er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. | Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in | Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der An nieht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfunges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 2 = ——— Akademie der Wissenschaften « getreten, Bestimmungen gelten. haben die » Monatsberichte zu erscheinen aufgehört, für welche “ der Königlieh und es sind unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke derin den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 2 Auflage eingeliefert. ist. a ST. a Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte wissen- Fi schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch ‘2 nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in’ Y. deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen. | Mittheilung diese anderweit trüher zu veröffentlichen be: ıbsichtiet, als ilım dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der een oder der x betreflenden Classe. f > S 8. + BE 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Ferlangen verschickt. Die Verfasser verziehten dami auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. N $9. "1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, An dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in - den Buelihandel gebracht werden. : Sllle 1% Teder geitlich fünfzig Sonderabdr ücke mit einem Um, auf ann der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten te gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihunde er zu unentgeltlicher eigener Vertheilung, abziehen zu lassen. sofern er eydn rechtzeitig dem r edigirenden Seeretar Anzeige gemacht hat. ei Pr Ss 5. ' ar Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt: der Seeretar zusammen, welcher darin den Voritel hatte. Derselbe Sceeretar fülırt die Oberaußsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeitens ‚in dieser / Eiern heisst er der redigirende Seeretur. n s 29. et, 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inlialt = geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur - die Verfasser verantwortlich. 1882. XXX SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 29. Juni. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leisniız’schen Gedächtnisstages. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. Der vorgeordnete Minister Hr. von GosstLer Exec. wohnte der Sitzung bei. Der vorsitzende Secretar eröffnete dieselbe mit einer Fest- rede, in welcher er die Bedeutung der Leissız’schen Periode für die praktische Astronomie, in Folge der in derselben vollzogenen Umwandlung der äusseren Verhältnisse der astro- nomischen Forschung, darlegte. Darauf hielten die seit dem letzten Leissız-Tage in die Akademie eingetretenen Mitglieder, HH. TogLer, WATTENBACH, DieLs und Laxvorr ihre Antrittsreden, welche von den HH. Mommsen und pu Boiss-Reymonn als Classen-Secretaren beantwortet wurden. Hr. Togrer sprach: Wenn ich denken müsste, die Akademie habe, als sie mich in ihre Mitte rief, beabsichtigt, irgend welchem von mir um die Förderung der Wissenschaft erworbenen Verdienste eine Anerkennung zu Theil werden zu lassen, so könnte ich nieht ohne die grösste Be- klemmung daran gehen von meiner bisherigen Thätigkeit zu reden. Sitzungsberiehte 1882. 54 714 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Denn wie müsste diese erscheinen. gemessen mit dem Maassstabe der Ehre, die es bringt, dieser Körperschaft anzugehören. Ich weiss aber, dass die Akademie durch die Wahl meiner Person in erster Linie hat bekunden wollen, welche Bedeutung sie auch dem Zweige philolo- eischer Studien zuerkennt, mit dem ich in Gemeinschaft mit einer immerfort wachsenden Zahl von Gelehrten mich beschäftige. In früherer Zeit, da es noch möglich erschien, die romanistischen Stu- dien aufmerksam zu verfolgen und durch eigene Arbeit zu fördern, auch wenn man den Schwerpunkt seiner Thätigkeit ganz anderswo liegen hatte, hat die Akademie an Inman. Bekker ein Mitglied besessen, dessen romanistische Arbeiten damals zum Theil bahnbrechend gewesen, in hohem Maasse lehrreich für alle Folgezeit geblieben sind. Sie hat später in Frieprıcn Diez wenigstens in der Ferne den ersten mit sich verknüpft. der auf dem Boden der romanischen Philo- logie schöpferisch zu arbeiten sich beschränkte, dafür aber innerhalb dieses Gebietes seiner Forschung keine Gränzen der Zeit oder des Ortes glaubte ziehen zu dürfen, und die vergleichende Grammatik der romanischen Sprachen ins Leben gerufen hat. Sie will nunmehr, da die von Dırz in Gang und Richte gebrachte Forschung von so vielen eifrig gefördert wird, sich mehr und mehr verzweigt, hie und da auch früher ausser Acht gelassenen Punkten sich zuwendet. sich den Zusammenhang mit den Studien auch auf diesem Gebiete dauernd siehern, und mit Genugthuung müssen die Genossen derselben es ver- nommen haben, dass die Akademie den Zeitpunkt gekommen erachtet hat, die Erriehtung einer neuen Mitgliedsstelle zu beantragen, von weleher aus sie erwartet, dass die Beziehung zu den romanistischen Studien vorzugsweise und regelmässige unterhalten werde. Von mir freilich wird die Akademie eine nach allen oder auch nur nach vielen Seiten des Faches gleichmässig sich richtende Thätiekeit nicht erwarten: hier wie überall darf der Arbeit nicht zugleich zu vielerlei zum Gegen- stande gegeben werden, soweit sie nicht der Aneignung fremder Er- rungenschaft. der Unterhaltung nutzbringenden Zusammenhangs mit fremder Arbeit, dem Festhalten der Fäden dient. welche für die Wissenschaft jeden Gegenstand mit zahllosen anderen verbinden. Mir sind. nachdem in früheren Jahren Italiens Sprache und Litteratur mich vorzugsweise beschäftigt hatten, seit langer Zeit hauptsächlich die Denkmäler der altfranzösischen Sprache Gegenstand der Forschung. Von der kaum übersehbaren Fülle dessen, was an mittelalterlichen Erzeugnissen des französischen Geistes vor sechzig oder siebzig Jahren noch ungedruckt in Handschriften verborgen lag, habe einiges auch ich ans Licht gezogen; an einem Texte, dessen Entstehungszeit und entstehungsort sich sicher bestimmen liesseh, den zuvor an fran- TosLer: Antrittsrede. 715 zösischem Texte nicht unternommenen Versuch der Herstellung der ursprünglichen mundartlichen Gestalt gewagt. Ganz besonders aber schien mir und scheint mir von Wichtigkeit daran zu arbeiten, dass unser Verständnis der alten Litteraturwerke genauer und sicherer, dass vor allem der volle Umfang des alten Wortschatzes festgestellt, aber derselbe auch der Verwendung nach möglichst durchsichtig werde. Welehe Dienste alle das vollständige Lexikon einer Sprache, auch wenn es sich auf die Darstellung einer Periode derselben beschränkt, leisten soll, habe ich gegenwärtig nicht auszuführen; nur dies sei hier ausgesprochen, dass ein Hülfsmittel für alle die Fälle, wo unsere Kenntniss der heutigen Sprache zum Verständniss der alten nicht aus- zureichen scheint. — und liesse dasselbe den Leser noch so selten im Stich —, noch lange nicht das sein würde, was mir als Ziel vor- schwebt. Es gilt vielmehr, vom heutigen Gebrauche ganz abgesehen, den alten allseitig zu ermitteln, dergestalt, dass später die gleich vollständige Sammlung des einen neben die des andern sich halten lasse, und daraus erhelle, was die Sprache im Verlaufe ihres Lebens von dem Wortbestande der ersten Zeit festgehalten, was fallen ge- lassen, was aus eigenem oder aus fremdem Stoffe zugewonnen habe, wie sie in vielen Fällen von einer manchmal werthvollen, oft aber auch die Bestimmtheit der Rede gefährdenden Dehnbarkeit des Wort- sinnes zu grösserer Festigkeit desselben vorgeschritten sei, wie sie aber hinwieder die kräftige Sinnlichkeit alter Sprechweise gegen die farblose Begrifflichkeit der heutigen vertauscht habe. Es soll das Wörterbuch ferner, in dem Maasse als die Denkmäler es gestatten, fest- stellen, inwiefern die alten Mundarten Frankreichs, an deren lautlicher Charakteristik zur Zeit so erfolgreich gearbeitet wird, auch im Wort- schatz sich von einander entfernen, und soll uns dem einzelnen Schrift- steller gegenüber in Stand setzen zu beurtheilen, ob und wo in Worten und Wendungen er eigenartiges Wesen zur Geltung bringt, wo er andererseits sich an das Gangbare, an Sprichwort und geflügeltes Wort hält. Als zu einer Zeit, die ich lieber nieht bezeichne, um nicht ge- fragt zu werden, warum ich denn noch immer nicht fertig sei, ich zu einem altfranzösischen Wörterbuch auszuarbeiten mich entschloss, was anfänglich eine Sammlung gelegentlicher Notizen von lexikalischen Merkwürdigkeiten gewesen war, erschien mir, was ich mir vor- nahm, noch nicht so gross, wie es sich mir später erwiesen hat: noch wusste ich nicht, von wie viel anderm, das zu eingehender Beschäftigung nicht minder lebhaft reizte, ich mich um jener einen Arbeit willen würde entsagend fern halten müssen, wusste nicht, in welchem Maasse von Jahr zu Jahr das auszubeutende litterarische Ma- 54° 716 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. terial wachsen würde, dergestalt dass ein Sammler lexikalischer That- sachen kaum so viel, die Feder in der Hand, zu lesen vermag, als gleichzeitig an Inediten gedruckt wird. Auch war mir damals noch weniger klar, dass der grösste Theil dessen, was gemeiniglich der Syntax zugewiesen wird, fürs Französische durchaus dem Wörterbuche und nur ihm anheimfällt und die Aufgabe für mieh wesentlich erweitert, die einem anders Überzeugten enger sein würde. Doch habe ich da- durch, dass meine Aufgabe wuchs, je ernster ich ihrer Lösung oblag, mich noch immer nicht entmuthigen lassen und darf es jetzt am wenigsten, da die Akademie mir die Ehre der Mitgliedschaft an- gedeihen lässt. Zudem sehe ich ja oft genug, wie mir auch schon mit dem bisher Zusammengetragenen fremde Arbeit unter- stützen zu können die erfreuliche Genugthuung wird. Von den Er- gebnissen meines Studiums der historischen Syntax des Französischen habe ich einzelnes in den letzten Jahren veröffentlicht und freue mich, wenn die Schule auch nach der syntaktischen Seite des französischen Unterrichts hin ihre Lehre an diesem oder jenem Punkte zu ver- tiefen, dem geschichtlichen Sachverhalte gemäss zu gestalten dadurch veranlasst wird, wie sie in anderer Hinsicht es zu thun begonnen hat. und wie bezüglich der Lehre vom Versbau ich es anzuregen ver- sucht habe. Denn auch die Schule hat Theil an mir. Vom Schulunter- richt her bin ich zur Lehrthätigkeit an der Universität berufen worden, und auch seit ich in dieser stehe, sehe ich die alten Bande nur durch neue ersetzt, die mich an die Schule knüpfen, Bande, deren ich mich freue, wenn ich sie gleich manchmal etwas loser geschlungen wünschte, um freier mich dem zuzuwenden, was wissenschaftliche Aufgabe ist ohne unmittelbaren Gewinn für irgend welche Praxis zu verheissen. Möge die Akademie es mir nicht verdenken, wenn sie mich meine Hauptaufgaben langsamer fördern sieht, als es unter anderen Umständen der Fall sein würde. Welche diese Aufgaben sind, bin ich mir wohl bewusst, und würde die mir von der Akademie in ihrer Mitte ein- geräumte Stelle mir jederzeit in Erinnerung bringen, wenn ich es je vergessen könnte. Je nachsichtiger aber Sie, meine Herren, meine bescheidene Mitwirkung unter Ihnen aufnehmen werden, um so frohern Muthes werde ich Zeuge des Gelingens der gewaltigen Arbeiten sein, die ich theils von der Akademie als Körperschaft, theils von den einzelnen Mitgliedern unternommen und dem Abschluss zugeführt sehe, und um so mehr Zuversicht daraus schöpfen, es möge auch mir gelingen, zu leisten, was mich der Zugehörigkeit zu dieser Genossen- schaft würdig mache. | = | Warvensacn: Antrittsrede. Dann sprach Hr. Warrengach: Auch die Geschichte des deutschen Mittelalters hat von dem Manne, dessen Andenken der heutige Tag gewidmet ist, von Leissız, die einsichtigste und umfassendste Förderung erfahren; in noch viel höherm Grade würde sein Vorgang fruchtreich gewirkt haben, wenn nicht sein Hauptwerk, die Annales Imperü Occidentis, länger als ein Jahr- hundert im Dunkel verborgen geblieben wäre. Es war G. H. Pertz, der es zuerst ans Licht gebracht hat, derselbe, welcher auch das ebenfalls von Lemnız begonnene Werk einer Sammlung der Quellen der deutschen Geschichte im Mittelalter in gerösserm Maassstab, wie es vom Freiherrn vom Stem ins Leben gerufen wurde, mit sicherer Hand so weit geführt hat, dass der weiteren Fortsetzung ihre Bahnen vorgezeichnet waren. Durch seine Aufnahme in die Akademie wurde zuerst das Band zwischen derselben und dem grossen nationalen Unter- nehmen geknüpft, zunächst noch rein persönlich; nachdem aber das hohe Alter seine Rechte geltend gemacht hatte und das schon längst der Leitung eines Mannes entwachsene Werk einer neuen Organisation bedurfte, ist es in die Reihe der grossen Unternehmungen aufgenommen, welche unter den Auspicien der Akademie der Vollendung entgegen gehen. An dieses Werk schliesst sich die Entwiekelung meiner wissen- schaftlichen Thätigkeit. Philologisch vorgebildet, zuletzt durch die Vorlesungen von L. Rayke in das Verständniss des deutschen Mittel- alters eingeführt, widmete ich mit voller Hingebung meine Thätigkeit der Bearbeitung der mittelalterlichen Autoren. Schwer war es damals, in das Labyrinth der Quellenschriften einzudringen, dort seinen Weg zu finden und eine Uebersicht zu gewinnen. Was ich selbst mit grosser Anstrengung erreicht hatte, versuchte ich Anderen zu leich- terer Gewinnung darzubieten, und das in vier Ausgaben nach und nach weiter geförderte Werk hat seinen Zweck nicht verfehlt. Mir öffnete es die Rückkehr zur akademischen Wirksamkeit, nachdem ich derselben längere Zeit hindurch hatte entsagen müssen, und endlich die Aufnahme in den engern Kreis der Männer, welchen jetzt die Leitung der Monumenta Germaniae anvertraut ist. Die Bearbeitung der mittelalterlichen Geschichtsquellen hat zu einer immer umfassenderen Durchforschung der Bibliotheken und Archive geführt: es fanden sich in überraschender Anzahl noch erhaltene Auto- graphen der Verfasser. Die Vergleichung derselben mit jüngeren Ab- schriften liess die fortschreitende Entartung des Textes, welche bei den alten Autoren in eine frühere, uns verborgene Periode fällt, hier in lehr- reichster Weise verfolgen, während zugleich die vielen mit bestimmten 718 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Daten versehenen Handschriften das werthvollste Material für paläo- graphische Untersuchungen darboten. Schon Perrz hat diesem Gegen- stande grosse Sorgfalt gewidmet, und die Schriftproben in den ersten Bänden der Monumenta Germaniae bildeten lange Zeit hindurch einen sehr wesentlichen Theil des Stoffes, auf welchen man für solche Studien angewiesen war. Die früher vorzüglich auf praktische Benutzung der Urkunden gerichteten Arbeiten der Diplomatiker hatten nach den Stürmen der Revolution, welche diesem Material seinen hohen prak- tischen Werth geraubt hatten, längere Zeit geruht. Jetzt aber mahnten die grossen Entdeckungen auf diesem Gebiete, welche uns den Blick in eine frühere Vorzeit über alle Erwartung erweiterten, die grössere Zugänglichkeit der Bibliotheken, in neuester Zeit auch die grosse Vervollkommnung der Hülfsmittel, um völlig treue Nachbildungen von Handschriften auch einem grössern Kreise von Schülern vorlegen zu können, im Anschluss an die grundlegenden Werke eines MABIELoON und Moxtraucon der griechischen wie der lateinischen Paläographie erneute Sorgfalt zuzuwenden, die Entwickelung des Schriftwesens ein- gehend zu beobachten und darzustellen, und die unentbehrliche Kunst des zuverlässigen Lesens alter Schriften, die nothwendige Grundlage aller Kritik, welche zu lernen früher nur selten Gelegenheit geboten war, zum Gegenstand der Forschung sowohl wie der Lehre zu machen. Dass ich auf diesen eng verbundenen Gebieten nicht ohne Erfolg thätig zu sein mich bestrebt habe, zeigt mir zu meiner hohen Befriedi- gung die Aufnahme im diese Genossenschaft, in welcher ich mit beson- derer Freude den jetzigen Leiter des Unternehmens begrüsse, von dem der Freiherr vom Srtem jetzt nicht mehr Anlass haben würde zu beklagen, dass die Berliner Akademie ihm iremd und ablehnend gegenüber stehe. Hierauf sprach Hr. Diers: Wenn die akademische Sitte es den neuaufgenommenen Mit- gliedern zur Pilicht macht, am Leisnız-Tage das Wort zu ergreifen, so richtet sich durch die Bedeutung dieses Tages angeregt unwillkür- lich der Blick zu dem Bilde des Stifters empor, der in seiner all- umfassenden wissenschaftlichen Wirksamkeit selbst eine Akademie darstellend, uns Epigonen fast wie ein Held des Mythos erscheint. Nicht dass es unserer Zeit an genialen Naturen mangelte, aber die Wissenschaft selbst hat sich im Laufe zweier Jahrhunderte so mannig- fach gespalten. so weit gedehnt, dass selbst der umfassendste Geist nur ein kleines Bruchtheil überschauen und mit Erfolg bebauen kann. In dieser Zeit der Zersplitterung ist die Akademie in ihrer organi- sirenden, die Kräfte verschiedener Disciplinen auf ein Ziel eoncen- Diers: Antrittsrede. 719 trirenden Thätigkeit nicht nur eine: löbliche und nützliche Institution, wie damals, sie ist vielmehr heute eine Nothwendigkeit. Diesen mächtigen Eintluss cooperirender Kräfte hat unsere Akademie in diesem Jahrhunderte auf mannigfachen Gebieten des Wissens bethätigt, nicht zum mindesten fürwahr in der Erforschung der antiken Philo- sophie, in deren Kreis vorzüglich mich meine philologischen Studien geführt haben. Von der Zeit an, wo SCHLEIERMACHER mit der Betrachtung der ältesten griechischen Naturphilosophie seine segensreiche Wirksamkeit an dieser Stätte inaugurirte, bis zu den neulich Ihnen vorgelegten Ausgaben der spätesten Vertreter griechischer Weltweisheit, während dieses drei Generationen umfassenden Zeitraumes hat die Akademie in planvoll organisirter, stetig und sicher durchgeführter Arbeit die methodische Erforschung der griechischen Philosophie in die Hand genommen. Sie hatte das Glück, einen Bund hochbegabter und trefllich sich ergänzender Gelehrten zu vereinigen, welche bald durch Herbeischaffung und Sichtung eines reichen Materials, bald durch ein- dringende Untersuchung oder zusammenfassende Darstellung, bald durch Anregung weiterer Kreise jener umfangreichen und schwierigen Diseiplin eine Sicherheit, Abrundung und relative Vollendung gaben, welehe in wenig’ anderen Fächern der Alterthumsstudien erreicht, in keinem übertroffen worden ist. Wenn auf SCHLEIERMACHERS Anregung in die Mitte dieser Unter- nehmung Aristoteles gestellt worden ist, so hätte nicht leicht etwas förderlicheres geschehen können. Mochte auch ScHhLEiErmAcHERs indivi- duelle Neigung sich mehr zu Platons wahlverwandter Natur hingezogen fühlen, so verkannte er doch nicht, dass nur Aristoteles ein Recht habe, als der alle Strahlen gleichmässig sammelnde und wieder aus- strahlende Brennpunkt antiker Wissenschaft zu gelten. Lemsnız selbst würde keinen andern gewählt haben, da er von Kindheit an mit diesem Philosophen vertraut, sein ganzes Leben hindurch von Niemand lieber als von ihm sich hat anregen lassen. Es ist bekannt, dass die akademische Ausgabe des Aristoteles dem Studium des Stagiriten einen gewaltigen Aufschwung gegeben und eine ganze Litteratur zum Theil aus- gezeichnetster Art hervorgerufen hat. Die eindringende Beschäftigung mit der Sprache des Philosophen, welche ebenfalls aus dem Schoosse der Akademie hervorgegangen, in dem akademischen Index ihren zusammenfassenden Abschluss erhalten, hat auf weite Kreise befruchtend gewirkt. Die Betrachtung der philosophischen Terminologie in ihrer geschichtlichen Entwickelung fand hier ihren Ausgangs- und Stütz- punkt. Ebenso hat die Kunst individueller Interpretation, die einen heilsamen Damm gegen die vorschnelle, alles nivellirende Kritik auf- 720 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. richtet, in neuer Zeit aus dem Studium der aristotelischen Sprach- individualität die kräftigste Anregung erhalten. Nach Vollendung der monumentalen Aristotelesausgabe stiegen sofort zwei neue Aufgaben empor, die mit jener in organischem Zusammenhange stehen. Zuerst erwies es sich als dringlich, die alten Erklärer des Aristoteles neu zu ediren, da sie nieht nur für das Verständniss und die kritische Herstellung des schwierigsten Schrift- stellers unentbehrlich, sondern auch direct durch die darin auf- gespeicherte alte Gelehrsamkeit für das Studium der griechischen Philosophie von Bedeutung sind. Eine zweite nicht minder dringliche Aufgabe bezog sich auf die Epoche, welehe zwischen Aristoteles und den Commentatoren in der Mitte liegt. Denn auch die alexandrinischen Gelehrten haben der geschichtlichen Betrachtung der Philosophie ein lebhaftes, aber frei- lich immer mehr verflachtes Studium zugewandt. Diese ganze, einst so emsig betriebene Gelehrsamkeit ist verschüttet. Nur Auszüge sehr verschiedener Verfasser und sehr verschiedenen Werthes haben sich bis zu uns gerettet. Diese Excerptlitteratur auf ihre Quellen zurück- zuführen, war eine unerlässliche Aufgabe, wenn man überhaupt die so überlieferten Daten benutzen wollte. Mir war schon in Bonn durch Anregung eines hochverehrten Lehrers, welche eigner Neigung ent- gegenkam, diese Frage nahe gelegt worden. Als daher später die Akademie ihrerseits diese Aufgabe stellte, ergriff ich mit Freuden die Gelegenheit, meine früheren Versuche in erweitertem Umfange aufzu- nehmen. Die ganze Masse dieser Überlieferung sondert sich leicht in zwei Ulassen von Schriftstellern. Die einen, welche ich die Doxographen nenne, überliefern die Lehrsätze, die andern, die Biographen, das Leben der Philosophen. Die letzteren sind im Ganzen wenig zuverlässig, selbst ihre Chronologie, welche mit grosser Zuversichtlichkeit auftritt und dadurch manchen täuschte, ist nicht ohne arge Willkür. Dagegen geht, wie die Untersuchung ergab, die doxographische Überlieferung ihrem wertlivollsten Bestandtheile nach auf ein grosses Werk des Theophrast zurück, der wiederum durch seinen Lehrer die Anregung zu dieser bedeutenden Arbeit erhalten hatte. So führte auch diese Litteratur wieder, wie man erwarten durfte, auf Aristoteles zurück. Die hier skizzirten Resultate nahm die Akademie mit Wohlwollen auf, und als bald darauf Torstrık durch allzufrühen Tod der Leitung der geplanten Commentatorenausgabe entrissen wurde, schenkte sie mir das Vertrauen, die Weiterführung jener Aufgabe in meine un- erprobten Hände zu legen. Sie haben die Güte gehabt, meine Herren, diese Verbindung mit der Akademie noch enger zu gestalten. Sie Momnmsen: Antwort an HH. Togrer, Warrengach und Diers. mol haben mir durch Aufnahme in Ihre Reihen eine grosse und ungehoffte Ehre erwiesen. Wenn ich Ihnen dafür heute meinen tiefgefühlten Dank sage. so richte ich ihn namentlich auch an die Männer unter Ihnen, welche ich seit langem als Führer und Berather meiner Stu- dien verehre und die meinen Bestrebungen eine unausgesetzte, wohl- wollende Förderung haben zu Theil werden lassen. Ich bitte Sie, die zur Mitwirkung an demselben Werke mit mir vereint sind, mich auch ferner mit Ihrer seit langer Zeit erprobten Kraft unterstützen zu wollen. So allein wird der Spätgeborene den Muth finden dürfen, an eine grosse Tradition anknüpfend im Dienste der Akademie weiter zu arbeiten. Auf diese drei Reden antwortete Hr. Momusen Folgendes: Indem ich Sie, meine Herren, an dem heutigen Tage als Theil- nehmer unserer Arbeiten, als künftige Genossen unserer Hoffnungen wie unserer Sorgen in diesem Saal begrüsse, geschieht dies mit dem sichern Gefühl, dass Sie nicht als Fremde in einen fremden Kreis eintreten. Wir kennen uns gegenseitig seit Jahren. Es knüpfen sich an diesem Tage nicht neue Bande; wohl aber ziehen alte längst be- stehende sich fester, wohlbegründete wissenschaftliche Anerkennung erhält durch diesen Act ihren förmlichen Ausdruck, gemeinsames Streben damit eine feste gemeinsame Bahn. Du, mein theuerer Freund TosrLEer, wirst in unserem Kreise die romanische Sprachkunde vertreten; dessen freuen wir uns in besonderer Weise und mit gutem Grund. Wenn unsere Akademie im Allgemeinen wohl berechtigt ist die Anerkennung zu fordern, dass mit dem Wachsen der Wissenschaft auch ihre Kreise und ihre Ziele stetig gewachsen sind und bei uns die älteren Disciplinen den Jüngeren nächstverwandten nicht den Neid und die Missgunst, sondern das Wohlwollen und die Pilege des ältern Bruders bewiesen haben; wenn namentlich im Kreise der Sprachforschung die Akademie nicht am letzten den alten Bann, als gebe es eine Philologie nur für das Griechische und das Lateinische, gebrochen und den grossen Gedanken der weltumfassenden und weltenbändigenden Sprachwissenschaft der realen Entwickelung näher geführt hat, so ist es der Berliner Akademie, mindestens den Localpatrioten derselben immer eine schmerzliche Empfindung gewesen, dass der romanische Zweig dieser Studien seine Begründung nicht in gleichem Maasse an akademische Namen geknüpft hat wie der indische und der deutsche. Wohl dürfen auch wir, mit Dir, auf Inmanver BEeXkEeRs Arbeiten hinweisen und es für uns in Anspruch nehmen, dass aus dem Schooss der classischen Philologie diese neue Blüthe innerhalb unserer Akademie gekeimt hat. Aber 22 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. in Dir begrüssen wir den ersten selbständigen Vertreter dieser jetzt mündig gewordenen Wissenschaft, in Dir nicht bloss einen ihrer Meister, sondern zugleich den entsagenden und muthigen Unternehmer eines jener fundamentalen Werke, die geschaffen zu haben dem Gelehrten das reine Gefühl nützlichen Strebens gewährt, an denen helfend und fördernd mitgewirkt zu haben der Ruhm der Akademien wie der Regierungen bleibt. Es ist das aufrichtige Bestreben unserer Körperschaft, das, was der Mangel an geeigneten Persönlichkeiten uns bisher in Betreff der neueren Philologie zu thun verhindert hat, nach jeder Richtung hin, nicht bloss in Betreff der romanischen, nachzu- holen. Wir haben der neueren Philologie überhaupt, so weit es an uns liegt. eine hervorragende Stellung in unserm Kreise gesichert, und Dein Eintritt ist das erste Pfand dafür, dass wir der Verptlich- tung eingedenk sind, welche uns als Vertreter nicht dieser oder jener Forschung und Richtung, sondern der vollen und ganzen deutschen Wissenschaft überhaupt obliegt. Anders, lieber Warrensacn, wird Deine Stellung in unserm Kreise sein. Du förderst die deutsche Geschichtsforschung; sie ist wie ewig neu, so bei uns alt. Das grosse Unternehmen der Samm- lung der deutschen Geschichtsquellen ist nicht bloss in idealem Sinne verknüpft mit dem Namen des Mannes, der gleichsam der ideale Repräsentant unserer Akademie und der genius Auiusce diei ist, sondern auch seit seinem Beginn praktisch verknüpft mit unserer Akademie und vielfach von derselben gefördert, seit einigen Jahren sodann organisch mit derselben vereinigt. Gleichzeitig wie die Hauptstadt Preussens zur deutschen Reichshauptstadt geworden ist, hat auch die preussische Akademie das Vermächtniss Srems, die Herausgabe der Quellen der deutschen Geschichte ihrem Arbeitskreise einreihen und in ihre Fürsorge nehmen dürfen. Mögen wir heute daran erinnert worden sein, dass unsere Vereinigung diesem Unternehmen nicht immer in gleicher Weise gegenübergestanden hat: die Akademie ist besserungsfähig; heute ist dies Werk auch unser Stolz. Ihm ist Dein Name bereits vielfach und ehrenvoll eingezeichnet und wird es noch weiter werden. Du findest in unserm Kreise eine An- zahl speeieller und speciellster Collegen; ich begrüsse Dieh wie für unsere gesammte Akademie, so als unsern langjährigen Arbeitsgenossen noch besonders im Namen dieser. Auch Sie, Hr. Diers, treten zu uns als Arbeiter auf einem seit einem halben Jahrhundert stetig von der Akademie gepflegten Forsehungsgebiet. Vielleicht hat die Nützlichkeit der akademischen Continuität sich nirgends so glänzend bewährt wie im Gebiet der Aristotelesarbeiten. Wie das Diehten, so ist auch das Forschen ein Mommsen: Antwort an HH. Toster, WarrengacH und Diers. 123 Übermuth; und diesem Meister des Wissens und seiner zweitausend- jährigen Geschichte gegenüber tritt die Unzulänglichkeit der indivi- duellen Erforschung wohl schärfer hervor als irgendwo sonst. Aber unsere Akademie ist kein Individuum, und leistet nach vielen Seiten hin weniger, aber in gewissen Richtungen auch mehr. Hier trifft das Letztere zu. Sie haben es uns eben in die Erinnerung gerufen, wie aus der zunächst rein philologisch gehaltenen und durchaus indivi- duellen grossen Editorenleistung InmanvEeL BEKKERS weiter die grund- verschiedene und doch so nothwendig auf jene gebaute lexikalische Bearbeitung des Sprachschatzes erwachsen ist; wie sodann nach deren Absehluss, wieder in ganz anderer Richtung, aber nicht minder noth- wendig ergänzend, sich daran die Gesammtausgabe der Aristoteles- commentare geknüpft hat, deren Fundamentirung und Realisirung wir jetzt von Ihnen erhoffen. Es darf wohl hinzugefügt werden, dass dies letzte Unternehmen hervorgegangen ist aus einem unzuläng- liehen und theilweise verfehlten Anlauf, mit welchem die akademische Ausgabe des Aristoteles abgeschlossen ward. Auf diesem Gebiet hat in der That jede reife Frucht aus sich eine neue Blüthe entwickelt, die dann wieder ihrerseits zur Frucht geworden ist; und auch die unreife Frucht ist nicht ganz ohne Nutzen geblieben. Was dem Individuum kaum je vergönnt ist, die mangelhafte Schöpfung durch umfassenden Neubau zu ersetzen, das vermag im Wechsel der Zeiten und der Personen wohl die verständig sich leitende Körper- schaft. Das Unternehmen, das Sie jetzt zu leiten berufen sind, hat auch bereits seine Geschichte und seine Unglücksfälle. Sie haben mit Recht an Toxsrrıs Namen erinnert; billig gedenken wir heute in Ehre und in Trauer des tüchtigen Mannes, den wir zunächst zur Leitung dieses Unternehmens berufen hatten. Aber Ihre Leistungen wie Ihre Jugendkraft geben uns zugleich die Hoffnung, dass das ver- waiste Werk an Ihnen den rechten Meister gefunden hat, und wir erwarten jetzt, wo Sie unserm Kreise selbst angehören, vor allem von Ihnen die einsichtige, energische und entsagende Leitung des schwierigen Unternehmens. Hierauf sprach Hr. Lanvorr: Selten bin ich in die Lage gekommen. einen Dank mit grösserer Freude auszusprechen, als denjenigen, den ich heute abstatten möchte. Die Ernennung zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften, welehe mir durch Ihr Wohlwollen zu Theil wurde, ist für mich nicht allein eine hohe Ehre, sondern sie hat noch andere Bedeutungen. Wenn ich auch dieselbe zunächst als eine Anerkennung meiner bis- herigen Arbeiten auf dem Gebiete der physikalischen Chemie auf- 724 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. fassen darf, erblicke ich darin doch vor Allem eine Aufmunterung, in jener Richtung zu verharren und ihr meine Kräfte in noch höherm Grade als bis dahin zu widmen. Ein zweiter wichtiger Umstand, welchen die Aufnahme in die Akademie für mich zur Folge hat, ist die Möglichkeit, über das bezeichnete Fach an der hiesigen Univer- sität Vorlesungen halten zu können. Obgleich mehrfache andere Berufsgeschäfte meiner Thätigkeit in dieser Hinsicht eine Schranke setzen, so bringt dieselbe doch mir selbst eine Menge neuer Änregun- gen, und ich darf vielleicht auch die Hoffnung hegen, dass sie nicht ohne Nutzen für die Studirenden sich gestalten werde. Die physikalische Chemie im engern Sinne ist die Lehre von den Beziehungen zwischen physikalischen Eigenschaften und chemischer Constitution der Körper; sie verfolgt die Einwirkungen, welche die ersteren erleiden, wenn in den Molecülen zusammengesetzter Substanzen die Art, Zahl und Verbindungsweise der Atome sich ändert. Dieser Gesichtspunkt ist zuerst festgehalten worden in einer Abhandlung E. Mirscueruion’s: »Über die Kıystallisation der Salze, in denen das Metall der Basis mit zwei Proportionen Sauerstoff verbunden ist«, welche Derselbe am ı9. December 1819 in unserer Akademie las. Mit Bestimmtheit wurde darin nachgewiesen, dass die Krystallform gewisser Verbindungen in Relation zu der atomistischen Zusammen- setzung steht, und indem Miırscheruich diesen Gegenstand durch zahlreiche Beobachtungen weiter verfolgte, entwickelte sich dar- aus eine der werthvollsten Lehren der Wissenschaft, diejenige vom Isomorphismus. Damit war die physikalische Chemie glänzend er- öffnet, aber es trat sodann ein Stillstand von über zwanzig Jahren ein, und auch später mehrten sich die Arbeiten auf diesem Gebiete nur sehr langsam. Die Ursache hiervon liegt in der natürlichen Ent- wickelung, welche die Chemie nahm. Seitdem dieselbe mit Beginn dieses Jahrhunderts in das Zeitalter der quantitativen Untersuchungen getreten, und durch die Auffindung der Zahlengesetze, nach denen die Elemente sich untereinander vereinigen, zur exacten Wissenschaft geworden war, hatten sich unermessliche Felder zur Bearbeitung auf- gethan. Die Analyse der im Mineralreich sowie in der organischen Natur vorkommenden Körper, die Darstellung einer zahllosen Menge chemischer Verbindungen theils schon bekannter, theils neu entdeckter Elemente, und endlich die Erforschung der gegenseitigen Reactionen aller dieser Substanzen erforderten eine Arbeit, welche sämmtliche Kräfte absorbirte. So kam es, dass obgleich seit Errichtung der Unterriehtslaboratorien die Zahl der Chemiker in immer wachsendem Grade zunahm, doch nur bei Wenigen Neigung oder Veranlassung auftrat, die grosse geebnete Strasse zu verlassen und Nebenpfade ein- Laxporr: Antrittsrede. 125 zuschlagen, die zudem mühsam wurden, wenn hierfür noch ein tieferes Studium anderer Wissenschaften wie der Physik erforderlich war. Aber es liegt noch ein anderer Grund vor, welcher einen raschern Fortschritt der physikalischen Chemie nicht zuliess, und dieser ist der jeweilige Zustand, in dem sich die chemische Theorie befand. Die allmählich durch immer mehr Fälle festgestellte Thatsache, dass Körper von gleicher Zusammensetzung existiren, welche dennoch ver- schiedene physikalische Eigenschaften besitzen, wies darauf hin, dass die letzteren nicht bloss von der Art und Zahl der Atome im Molecül abhängig sind, sondern dass auch die Gruppirungsweise der Atome einen wesentlichen Einfluss ausübt. Indem sich die Nothwendigkeit der Berücksichtigung chemischer Constitutionsformeln herausstellte, bedurfte es erst der nöthigen Entwickelung der organischen Chemie, besonders der Lehre von der Isomerie, um weitere Fortschritte auf dem physikalischen Gebiete möglich zu machen. Wohl sind in dem Zeitraum von ı820 bis etwa 1870 manche Arbeiten sowohl von Chemikern wie von Physikern geliefert worden, welehe auf dem Gränzgebiete der beiden Wissenschaften liegen; man hatte vielfach physikalische Constanten unorganischer und organischer Körper mit Genauigkeit bestimmt, allein in Beziehung zu der chemi- schen Constitution der Substanzen wurden die Zahlen selten gebracht. Der einzige Forscher, welcher diesen Gesichtspunkt stets im Auge behielt und alle seine Kräfte der physikalischen Chemie zuwandte, ist Hermann Korr. Dessen Arbeiten über Moleeularvolume organischer Verbindungen, die Regelmässigkeiten in den Siedepunkten der letzteren, sowie die ausgedehnten Untersuchungen über die specifische Wärme fester Körper sind jedem Chemiker bekannt. Mit unermüdlicher Aus- dauer hat Korp mehr als fünfundzwanzig Jahre (1839— 1865) darauf verwandt, um das nöthige Beobachtungsmaterial zu sammeln, die Präparate darzustellen und ihre physikalischen Eigenschaften wie speci- fisches Gewicht, Ausdehnung durch die Wärme, Siedepunkt u. s. w. mit möglichster Genauigkeit zu bestimmen. Ebenso sorgfältig verfuhr er bei der Ableitung der Resultate. Durch den Umfang dieser Arbeiten ist die physikalische Chemie erst zu einem selbstständigen Zweige der Wissenschaft erhoben worden, sie hatte vorher viel zu wenig Material, und man muss daher mit Recht Kopr als den eigentlichen Schöpfer dieses Gebietes bezeichnen. Seine Untersuchungen werden stets das Muster bleiben, nach welchem physikalisch-chemische Arbeiten auszuführen sind, und wenn auch bezüglich der von ihm aus den Beobachtungen gezogenen Schlüsse mit den Fortschritten der Wissenschaft Änderungen eintreten können, so bleibt der Werth der Versuchszahlen doch für alle Zeiten bestehen, weil sie den Stempel der Genauigkeit tragen. 726 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Ausser Korr hatten indess noch andere Chemiker, wenn auch nicht so ausschliesslich, die physikalische Richtung gepflegt. RANMELSBERG erweiterte durch zahlreiche krystallographische Messungen die Kennt- niss des Isomorphismus, und Grorn verfolgte bei organischen Sub- stanzen die Veränderungen, welche die Krystallform erleidet, wenn gewisse Atome austreten oder sich durch andere substituiren. SchRÖDER bestimmte die speeifischen Gewichte einer grossen Zahl unorganischer und organischer Verbindungen, um daraus die Regeln der Volum- eonstitution fester Körper abzuleiten. Die Lehre vom Moleceularvolum erfuhr zudem wichtige Bereicherungen durch sorgfältige Versuche, welche Loruar Meyer über die Transpiration der Dämpfe angestellt hatte. Eine eingehende Berücksiehtigung fanden ferner die optischen Eigenschaften. Kırcmmorrs und Bunxsens glänzende Entdeckung der Spectralanalyse, obgleich dieselbe nicht direct in das Anfangs bezeich- nete engere Gebiet der physikalischen Chemie gehört. da sie nur in Beziehung zur qualitativen und nicht zur quantitativen Zusammen- setzung der Körper steht, brachte werthvolle neue Hülfsmittel. Es wurde möglich, statt des unzuverlässigen Sonnenliehts künstliche Speetral- linien zur Bestimmung von Brechungsexponenten anzuwenden, und dieser grosse Vorzug ist auch sofort benutzt worden. Auf Grund vorangegangener Untersuchungen von Dare und GranstoxE über die Abhängigkeit der Brechungsindices von der Körperdichte hatte ich den Einfluss der atomistischen Zusammensetzung organischer Sub- stanzen auf die Fortpflanzung des Lichtes geprüft, und hierzu sind in neuerer Zeit weitere Arbeiten von Brünt un! Anderen getreten, welche diesem Gegenstand bereits eine grosse Ausdehnung gegeben haben. Ebenso ist auch die Erscheinung der Drehung des polarisirten Lichtstrahles durch organische Körper, auf deren Erforschung schon Bıor einen grossen Theil seines Lebens verwandt hatte, in Beziehung zu der chemischen Constitution gebracht worden. Was endlich die Wärmeentwickelung bei chemischen Vorgängen betrifft, so hat dieser Gegenstand tleissige Bearbeiter in J. Tnuomsen und BEerrueror nach der experimentellen, in Naumans und Horstmans nach der theoretischen Seite gefunden, und es ist derselbe schon zu einem grossen selbst- ständigen Gebiete, dem der 'Thermochemie, herangewachsen. Während die genannten Arbeiten nur vereinzelt und in langen Zwischenräumen erschienen, hat sich in der neuesten Zeit das Bild verändert. Unverkennbar beginnt ein allgemeineres Interesse für die physikalisch-chemische Richtung hervorzutreten; man fängt an ein- zusehen, dass in der reinen Chemie wesentliche neue Gesichtspunkte für die nächste Zukunft kaum aufzufinden sein werden, und es macht sich daher das Bedürfniss nach anderen Wegen für den Fortschritt Lanporr: Antrittsrede. ar der Wissenschaft geltend. Durelrblättert man die letzten Jahrgänge der chemischen Journale, z B. der Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. so findet sich kaum ein Heft, welches nieht Mittheilungen aus dem Gebiete der physikalischen Chemie enthält, während früher in ganzen Bänden kaum eine einzige anzutreffen war. In allen Län- dern treten junge Mitarbeiter auf, welche das Gebiet nach verschie- denen Richtungen experimentell verfolgen, und ebenso ist auch bereits die selbstständige Litteratur desselben in erfreulichem Wachsthum begriffen. Raunersgeres werthvolles Handbuch der krystallographisch- physikalischen Chemie, Naumasns Lehr- und Handbuch der Thermo- chemie, J. Tnousens thermochemische Untersuchungen, Janus Grund- sätze der Thermochemie, welche sämmtlich in diesem Jahre erschienen, sie sind alle sprechende Zeichen der Zeit. Was die physikalische Chemie in der Zukunft leisten wird, lässt sich nur zum kleinen Theile voraussehen. Ihr nächstes Bestreben, Mittel zu liefern, um aus der Messung physikalischer Eigenschaften zusammengesetzter Körper Schlüsse auf die atomistische Constitution der letzteren zu ziehen, weist bereits Erfolge auf, und es ist keinem Zweifel unterworfen, dass sie in den Stand kommen wird, bei den Fragen nach der Bindungsweise der Atome mit immer grösserer Sicherheit mitzusprechen. Was aber die weitere Aufgabe betrifft, die Chemie ihrem letzten Ziele, der Kenntniss der Statik und Mechanik der Atome, entgegen führen zu helfen, so ist die Fernsicht noch tief verschleiert. Lornar Mevers ausgezeichnetes Buch: »Die modernen Theorien der Chemie und ihre Bedeutung für die chemische Mechanik« enthält alles. was die physikalische Richtung bis jetzt zu leisten vermochte; es zeigt, dass nur die schwächsten Anfänge vorhanden sind. Der künftige Erfolg wird in erster Linie von dem Eingreifen der Physik abhängen. Weit ist diese gegenwärtig ihrer Schwesterwissenschaft vorangeeilt; sie hat in der Lehre von der Erhaltung der Energie ein Prineip gewonnen, welches die scheinbar verschiedensten Phänomene von einem allgemeinen Gesichtspunkte aus umfasst, die Gesetze der- selben unter einander verbindet und die gleichen Maasse an alle Bewe- gungen anlegt. Die Zeit wird kommen und sie dürfte nicht fern sein, wo das Licht der modernen Physik auch hinüber zu strahlen beeinnt in die Chemie, und dann lässt sich hoffen, dass diese zu Errungenschaften gelangt, um deren Besitz die späteren Generationen zu beneiden sein werden. Für jetzt kann man nur Steine zu dem künftigen Baue tragen, und die heranwachsenden Forscher auf die Werkzeuge aufmerksam machen, mit deren Hülfe sie ihn einst hoch und fest zu errichten vermögen. 728 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Hrn. LanpoLr antwortete Hr. pu Boıss-REeymond Folgendes: Indem ich Sie, Hr. Lannporr, in unserer Mitte begrüsse, drängt sich mir zunächst die Bemerkung auf, dass heute in die Akademie zwei Schweizer aufgenommen werden, und dass Sie der vierte Schweizer in der Akademie sind. Nach Hın. pe Canporıes Statistik stellte die Schweiz schon immer das relativ zahlreichste Contingent zu den aus- wärtigen und correspondirenden Mitgliedern der grossen Akademien, auch waren wiederholt Schweizer ordentliche Mitglieder dieser Aka- demie, wie Eurer, der dritte Jomans BERNOULLI, STEINER und jener SULZER, der lange vor Garvanı hier den ersten galvanischen Versuch beschrieb. Allein die Fülle ausgezeichneter Gelehrten, womit die Schweiz heute Deutschland beschenkt, ist eulturhistorisch sehr merk- würdig. Bei dem Verhältniss der Bevölkerungszahlen wird diese Freigebigkeit nicht dadurch ausgeglichen, dass auch die Schweiz aus Deutschland Professoren bezieht. Wohl ihr, dass sie, wie einst phy- sische Kraft in ihren Söldnern, so viel geistige Kraft ungefährdet abzu- geben vermag. Sie entwarfen, Hr. Lanvorr, ein scharf begrenztes, doch aussicht- reiches Bild von dem Gebiet der Chemie, dem Sie Ihre Arbeit widmen. Ja, im Gegensatz zur modernen Chemie kann man die physikalische Chemie die Chemie der Zukunft nennen. Ich weiss nicht, ob es ein staunenswertheres Erzeugniss des menschlichen Geistes gibt, als die Structurchemie. Aus dem, was den unbefangenen fünf Sinnen als Qualität und Wandlung des Stoffes erscheint, Schritt für Schritt eine Lehre zu entwickeln, wie die von den Isomerie-Verhältnissen der Kohlenwasserstoffe, war wohl kaum leichter als die Mechanik des Planetensystems aus den Bewegungen leuchtender Punkte zu erschliessen, und die von STRECKER vorher- gesagte, Hın. VoLHarn gelungene Synthese des Kreatins, wenn auch in minder erhabener Sphaere, im Grunde kein kleinerer Sieg als die Entdeckung des Neptuns. Aber wie blendend auch die Erfolge der Structurchemie sind, und mit wie gerechter Befriedigung ihre Adepten auf das Vollbrachte blicken, die Ungeduld der ausserhalb Stehenden vermisst daran noch etwas, was ihr sogar die Hauptsache däucht. Wer in der Wissenschaft länger zurückdenkt, erinnert sich mit lächelndem Bedauern des heute so kindlich erscheinenden Traumes der Berzeuivs’schen Elektrochemie, da noch der elektropositive Wasser- stoff und der elektronegative Sauerstoff auf einander zu flogen wie zwei ungleichnamig elektrisirte Hollundermarkkügelchen, und die Flamme einerlei war mit Davys Lichtbogen, durch den die Elektrotechnik sie pu Boıs-Reymonnp: Antwort an Hın. Lanvorr. 7129 zu verdrängen strebt. Durch die Annahme zusammengesetzter Radicale, welche schon Lavoısıers Divination den einfachen Radiealen, den Elementen, entgegenstellte, wurde der Unterschied zwischen unorgani- scher und organischer Natur aufgehoben, den Fourcrov und VAUQUELIN darin suchten, dass dort binäre, hier ternäre, quaternäre, quinäre Verbindung der Atome herrsche; auch die organische Natur schien dem elektrochemischen Dualismus unterthan. Wie ein Keulenschlag traf diese Theorie die unerhörte Mär von der Substitution, deren Geheimgeschichte Hr. Hormann jüngst ent- hüllte. Wir mussten uns gewöhnen, bei Beurtheilung der chemischen Rolle eines Körpers abzusehen von dem, was so lange für das Wesent- liche galt, von seiner Stellung in der Spannungsreihe, und was dem chemischen Anfänger heut als das Natürlichste in der Welt erscheint, dass es nur darauf ankommt, gewisse Plätze in einer Atomgruppe auszufüllen, gleichviel ob mit elektropositivem Wasserstoff oder elektro- negativem Chlor, empörte damals unser chemisches Gefühl als der ärgste Soloecismus. Doch es kam noch ärger. Die Möglichkeit, in der Allotropie eine Art von Isomerie zu sehen, versöhnte uns nur schwer mit der Vorstellung, dass auch Atome desselben Stoffes sich chemisch verbinden. Des leitenden Fadens des Dualismus verlustig, gerieth überhaupt die organische Chemie (so wollte es uns bedünken) in einen Irrgarten bedenklicher Gedankenspiele.. Laurents und GERHARDTS Typentheorie erklärte unstreitig grosse Reihen von Thatsachen, und bewährte sich in Entdeckungen, wie die der künstlichen Ammoniake; bei alledem trug sie das Gepräge äusserster Unwahrscheinlichkeit. Die Natur sollte sich für Zusammenfügung der Atome zu Molekeln, fast wie für Gestaltung der Lebewesen, einige wenige Schemata vor- gezeichnet haben, denen sich durchaus kein Sinn unterlegen, ja nicht einmal die Mehrzahl der Verbindungen anpassen liess. Welehe Befreiung war es, als der Sonnenstrahl der Quantivalenz die Trübe erhellte, und wir nach kurzer Herrschaft die quälenden Typen wieder vergessen durften. Sie waren nichts gewesen als ein noch unvollkommener, nicht hinreichend verallgemeinerter Ausdruck für die Werthigkeit der Atome. Nimmt man hinzu, dass die heutige Vorstellung wiederum, wie einst die dualistische Radicaltheorie, orga- nische und unorganische Chemie umfasst, so gönnt man dem Geschlecht von Forsehern, dem so Grosses gelang, eine Pause des Behagens und ruhigen Ausbauens gern. Und doch gilt von dieser modernen Chemie auf ihrer stolzen Höhe noch, was Kant von der Chemie seiner Zeit sagte. Sie ist eine Wissenschaft, aber nicht Wissenschaft: in dem Sinne nicht, in au Sitzungsberichte 1882. 5 730 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. welchem es überhaupt nur Wissenschaft giebt, nämlich im Sinne des zur mathematischen Mechanik gediehenen Naturerkennens. In diesem Sinne würde es unsere Sehnsucht nach den Ursachen noch nicht einmal stillen, wenn wir wüssten, wie um das Kräftecentrum, das wir ein Kohle- Atom nennen, die vier anderen Kräftecentra belie- biger stofflicher Natur räumlich vertheilt sind, welche ersteres zu fesseln vermag, und wie bei einem bestimmten Vorgange die Atome sich umlagern. Wissenschaft in jenem höchsten menschlichen Sinne wäre Chemie erst, wenn wir die Spannkräfte, Geschwindigkeiten, stabilen und labilen Gleichgewichtslagen der Theilchen ursächlich in der Art durehsehauten, wie die Bewegungen der Gestirne. Hierin ist freilich die Astronomie der Chemie weit voraus, welche, seit sie auf BEerzeuıus’ naive Erklärung verzichten musste, in abwartender Entsagung auf einer Stufe verharrt, noch unter der der Astronomie zu ÜOPERNICUS” und Kerrers Zeit. Man denke sich eine bunte Reihe von Wasserstoff- und Chlor- molekeln. Ein mechanisch wohl bekannter Anstoss, ein Aetherwellen- zug, treffe diesen Chlorknallgas-Faden. Unter Wärmeentwiekelung zwar, doch schliesslich ohne Volumänderung, lagern sich die Atome zu Chlorwasserstoff-Molekeln um; an Stelle des Chlorknallgas-Fadens tritt ein Chlorwasserstoff- Faden. Die mathematisch -mechanische Darstellung solch eines einfachsten chemischen Vorganges dürfte die Aufgabe sein, die der Newrox der Chemie anzugreifen hätte. Ihre Lösung wäre der Idee nach der Stein der Weisen, denn jene mathematische Chemie kennt keine Qualitäten mehr: wie denn in Sir Wıruıan Tuomsons kühnem Versuche. die Verschiedenheit der Atome durch verschie- dene Verknotung von Wirbelringen zu erklären, die Qualitäten be- seitigt sind. Wann dies Ziel erreicht wird, wer kann es sagen? Vielleicht übt jener Newrox schon irgendwo auf Schulbänken Jugendliche Kräfte; vielleicht auch befinden sich nach hundert Jahren noch unsere Nachfolger auf diesen Sesseln der Umwandlung der Chemie im Mechanik gegenüber so rathlos wie wir. Sicher aber ist das Mittel, diese Umwandlung anzubahnen, neben dem fernern Ausbau der Struetur- chemie, die eifrige Bestellung Ihres Arbeitsfeldes, Hr. Laxporr, der physikalischen Chemie, in etwas weiterm Sinne. Mathematische, physische, optische Krystallographie; die Lehre von Brechung und Zerstreuung, natürlicher und magnetischer Cireumpolarisation des Lichtes; Speetralanalyse; Thermochemie mit mechanischer Gastheorie und Dis- soeiationslehre; Elektrochemie, da denn doch der elektrochemische Dualismus besteht: endlich die Lehre von der Diffusion, wozu wir Absorption und Lösung rechnen: dies Alles und noch manches Andere —E pu Boıs-Reymonn: Antwort an Hrn. Lanporr. 731 muss sich zum möglichst vollständigen Bild der Moleeularvorgänge verbinden, ehe daran zu denken ist, dass, wie die Alchemisten es nannten, »das grosse Werk« gelinge. Die organische Structurchemie und die von deren Ideen erfasste alte Mineralehemie waren längst in unserm Kreise glänzend und würdig vertreten. Der wachsenden Bedeutung der Hauptstadt. in weleher neue Lehranstalten ins Leben gerufen werden, verdanken wir, dass die Akademie sich in Ihnen, Hr. Lasvorr, auch einen der seltenen Bearbeiter des Grenzgebietes von Chemie und Physik em- verleiben konnte, denen Methoden und Betrachtungsweisen der Chemie so vertraut sind. wie in schwerer mathematischer Rüstung Optik und allgemeine Physik. Ausgegangen von der organischen Chemie, begannen Sie vor zwanzig Jahren eine Reihe bahnbrechender Arbeiten, welche für die optischen Constanten homologer organischer Verbin- dungen Entsprechendes leisteten, wie für deren Dampfspannungen und Schmelzpunkte die Entdeckungen Korrs, Scmmers und ihrer Nach- folger. Sie wurden seitdem nicht müde, älnliche Gesichtspunkte zu verfolgen. Die Akademie, in deren Namen ich Sie herzlich bewill- kommene, ist sicher, dass Sie in ihrem Schooss in ruhmvoller Weise das Werk dessen fortsetzen werden, den Sie den ersten Begründer der physikalischen Chemie nannten, Eırmarp MirscHerLichs. Der vorsitzende Secretar verkündete hierauf die Beschlüsse der physikalisch- mathematischen Classe über den Sreiner’schen Preis. In der öffentlichen Sitzung am Lrissız- Tage des Jahres ı880 ist in Erfüllung der Bestimmungen der Stemwer’schen Stiftung verkündet worden, dass die Akademie, um die Geometer zu eingehenden Unter- suchungen über die Theorie der höheren algebraischen Raumceurven zu veranlassen, beschlossen habe, zur Concurrenz um den STEINER'schen Preis jede Arbeit zuzulassen, welche irgend eine auf die genannte Theorie sich beziehende Frage von wesentlicher Bedeutung vollständig erledigen werde. Es sind drei Bewerbungsschriften rechtzeitig, am 27. und 28. Fe- bruar d. J., eingegangen. Ausserdem hat die Akademie am 28. Februar d. J. von Hrn. H. Varentiser in Kopenhagen eine Schrift, betitelt: »Beiträge zur Theorie der Raumeurven« zugeschickt erhalten, welche, da sie den Namen des Verfassers enthielt, von der Coneurrenz aus- zuschliessen und nach dem Inhalte des von Kopenhagen den 26. Februar ı882 datirten Begleitschreibens vom Verfasser selbst auch nieht zur Coneurrenz um den Stemer’schen Preis bestimmt war. Hr. VALENTINER 55* 82 Öffentliche Sitzung vom 29. ‚Juni. erklärt in seinem an die Akademie gerichteten Briefe, dass ihm die Zeit zur Ausarbeitung einer eigentlichen Bewerbungsschrift zu kurz gewesen sei und nur dazu genügt habe, um seine bereits im December 1881 in dänischer Sprache veröffentlichte Inauguraldissertation über die Theorie der Raumeurven in’s Deutsche zu übersetzen und Einiges hinzuzufügen: er wünseht durch die Einsendung seiner Arbeit nur die Priorität seiner Resultate gegenüber denjenigen festzustellen, die in anderen an die Akademie eingeschickten Abhandlungen über die Theorie der Raumeurven enthalten wären. Diesem Wunsche hat die Akademie nicht anders entsprechen können, als dass sie bei der Berathung über die Ertheilung des Sremer’schen Preises den Beschluss gefasst hat, Hrn. VALENTINER seine aus äusseren Gründen zur Concurrenz nicht zuzulassende Arbeit unverzüglich zur Disposition zu stellen und ihm hierdurch die Möglichkeit zu geben, die Priorität seiner Resultate durch deren Veröffentlichung zu wahren. Die erste der drei Bewerbungsschriften, welche den äusseren für die Zulassung zur Concurrenz gestellten Bedingungen genügen, trägt das Steiwer’sche Motto: »Hierbei macht weder die synthetische noch die analytische Methode den Kern der Sache aus, der darin besteht, dass die Abhängigkeit der Gestalten von einander und die Art und Weise aufgedeckt wird, wie ihre Eigenschaften von den einfacheren Figuren zu den zusammengesetzteren sich fortpflanzen«. Die Arbeit besteht aus zwei sowohl dem Gegenstande als der Behandlungsweise nach ganz verschiedenen Theilen. Im ersten Theile werden nach ein- ander in vier Abschnitten die Curven behandelt, welche auf speeciellen Flächen, nämlich auf der allgemeinen Fläche dritter Ordnung, auf der cubischen Regeltläche, auf der Fläche vierter Ordnung mit doppeltem Kegelschnitt und auf derjenigen mit einer Doppelgeraden liegen. Im zweiten Theile werden Untersuchungen über allgemeine Raumeurven, ohne vorherige Fixirung einer Fläche, auf welcher sie liegen sollen, auf die Cavyrey'sche Darstellung durch sogenannte Monoide gegründet und dabei namentlich Bestimmungen über die Zahlen erlangt, welche für die Anzahl der scheinbaren Doppelpunkte von Raumeurven gegebener Ordnung auftreten können. Die beiden Theile der Abhandlung sowie deren einzelne Abschnitte sind in ganz verschiedenem Maasse durch- gearbeitet, relativ am meisten der erste Abschnitt, welcher sich mit den auf Flächen dritter Ordnung liegenden Raumeurven beschäftigt. Dieses grössere oder geringere Maass der Durcharbeitung entspricht aber keineswegs der grösseren oder geringeren Bedeutung der be- handelten Fragen, sondern es waren dem Verfasser, wie er selbst in der Einleitung freimüthig erklärt, subjeetive Gründe hierfür bestim- mend. So hat er sich im vergangenen December durch das Erscheinen i : 3 er „98% Sıerser'scher Preis: Beurtheilung der Bewerbungsschriften. 133 der Varenriner’schen Inauguraldissertation, deren Inhalt sich, wie er sagt, »zum guten Theile mit seinen Untersuchungen im zweiten Theile seiner Abhandlung deckt und vielfach noch weiter geht«, bewegen lassen, von weiterer Durcharbeitung der darin behandelten allgemeinen Theorie der Raumeurven abzustehen und die letzten zwei Monate der Frist auf‘ die eingehendere Bearbeitung des ersten Theiles zu verwenden. Die ganze Abhandlung lässt deshalb die systematische Entwickelung und vielfach auch selbst die übersichtliche Anordnung des Stoffes, die Scheidung des Wichtigern von dem minder Wiehtigen vermissen, aber sie enthält in ihrem ersten Theile und namentlich in dessen erstem Abschnitt eine gründliche und umfassende geometrische Untersuchung der auf gewissen speciellen Flächen liegenden Curven und in beiden unterschiedenen Theilen eine Anzahl von werthvollen Resultaten, die jedoch nicht als solche anerkannt werden können, welche — wie es in der Preisaufgabe heisst — »auf die Theorie der Raumeurven be- zügliche Fragen von wesentlicher Bedeutung vollständig erledigen«. Die zweite Bewerbungsschrift hat das Ager’sche Motto: »On doit donner au probleme une forme telle, qu’il soit toujours possible de le resoudre«, und den Titel: »Zur Grundlegung der Theorie der algebraischen Raumeurven.« Sie ist, dem Titel entsprechend, ein Versuch gründlicher und umfassender Darstellung der Theorie der algebraischen Raumeurven, und es ist vor Allem anzuerkennen, dass darin die fundamentalen algebraischen Gesichtspunkte und zwar so- wohl diejenigen, welche für die Classification der Raumeurven, d.h. für ihre Zusammenfassung in verschiedene Arten, als auch diejenigen, welche für die Entwiekelung ihrer Eigenschaften maassgebend sind, mit Klarheit erfasst und mit Bestimmtheit hervorgehoben werden. Die Entwiekelung der Theorie selbst ist eine durchaus systematische und durchweg wohl geordnete. Dabei hat es sich der Verfasser angelegen sein lassen, dem Leser die Übersicht und das Verständniss zu erleich- tern, indem er seiner umfangreichen Arbeit ein genaues Inhaltsver- zeichniss und eine Einleitung vorausschickte, in welcher er die auf den Gegenstand bezügliche Literatur sorgfältig angegeben, deren Inhalt und Ergebniss kurz dargelegt und daran eine nähere Auseinander- setzung der von ihm selbst in seiner Arbeit benutzten Methoden und der dabei erlangten Resultate geknüpft hat. Die Arbeit ist in drei Abschnitte eingetheilt und gibt im ersten Abschnitt eine Untersuehung der Raumeurven mittelst specieller Flächenschnitte, im zweiten eine solehe mittelst Schnitte allgemeiner Flächen und im dritten Anwen- dungen auf die Raumeurven der einzelnen Ordnungen (bis zur sieb- zehnten Ordnung hin), denen im Schlussparagraphen noch Anwen- dungen auf die Geometrie specieller Flächen angeschlossen sind. Alle 734 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. diese Untersuchungen sind in sorgfältiger, gediegener Weise geführt und auf tiefe algebraische Erkenntniss gegründet; einige derselben sind freilich, wie der Verfasser selbst eingesteht, noch keineswegs bis zum Abschluss geführt, und auch viele der entwickelten Resultate bedürfen noch einer weiteren Durcharbeitung. Aber diejenigen, vom Verfasser selbst als die hauptsächlichsten hervorgehobenen Unter- suchungen, welche sich auf die Constantenzahl der Raumeurven be- ziehen, sowie die Ergebnisse dieser Untersuchungen, sind doch schon in der Form, wie sie vorliegen, von der Art, dass die Akademie darin, wenn sie dieselben im Zusammenhang der ganzen systematischen Entwickelung betrachtet, einen wesentlichen Fortschritt in der Theorie der algebraischen Raumeurven erkennen und hiervon Anlass nehmen kann, der an sich vortreftlichen Arbeit den Preis zuzuertheilen. Die dritte Bewerbungssehrift ist mit dem Lucrzz’schen Motto ver- sehen: »Variam semper dant otia mentem«, in französischer Sprache geschrieben und »Memoire sur la classification des courbes gauches algebriques« betitelt. Die sehr umfangreiche und äusserst sorgfältige Arbeit ist durch eine übersichtliche Darlegung des gesammten Inhalts eingeleitet und in sechs Kapitel eingetheilt, welche von sehr ver- schiedener Ausdehnung sind. Das erste Kapitel enthält im Wesent- lichen nur die Grundlagen der Entwickelung, drei kürzere Kapitel, welche zusammen noch nicht den vierten Theil der ganzen Arbeit ausmachen, nämlich das zweite, vierte und fünfte, behandeln die Gurven auf den Oberflächen zweiten, dritten, vierten und fünften Grades; das letzte Kapitel gibt als Anwendung der allgemeineren Resultate eine Classification der Curven bis zum 20. Grade und eine solehe der Curven 120. Grades. Das dritte Kapitel, welches allein beinahe die Hälfte des Umfanges der ganzen Arbeit hat, ist auch seinem Inhalte nach das vorzüglichste; es enthält die Darlegung eines eigenthümlichen Verfahrens, aus zwei gegebenen ganzen Funetionen zweier Variabeln eine Reihe solcher Funetionen herzuleiten, welches, angewendet auf die bei der Cavrev'schen Darstellung der Raum- eurven vorkommenden Funetionen — von einer Raumeurve zu einer anderen führt, die der Verfasser als die »adjungirte« bezeichnet. Die in diesem Kapitel gegebenen algebraischen Entwickelungen und die daraus erlangten geometrischen Resultate enthalten eine wesentliche Bereicherung der Theorie der Raumeurven und geben der Arbeit den Anspruch auf Ertheilung des Sreiser’schen Preises, wenngleich die- selbe im Uebrigen, bei allen ihren Vorzügen, hinsichtlich der alge- braischen Prineipien für die Classification der Curven und auch hin- sichtlich der systematischen Entwickelung der zweiten Bewerbungsschrift nachsteht. Sreiner’scher Preis: Ertheilung für 1882. Neue Preisfrage für 1884. 735 Hiernach hat die Akademie beschlossen, dem Verfasser der erst- genannten Bewerbungsschrift mit dem Srteier’schen Motto: »Hierbei macht weder die synthetische noch die analytische Methode u. s. w.« den Stemer'schen Preis nicht zuzuerkennen, dagegen einem jedem der beiden anderen Bewerber, deren Schriften, die eine mit dem Agrr'schen Motto: »On doit donner au probleme ete.«, die andere mit dem Luvcrzz’- schen Motto: »Variam semper dant otia mentem«, beide von der Akademie für preiswürdig erachtet worden sind, den vollen ausgesetzten Preis von 1800 Mark zu ertheilen. Indem hierauf die zu den beiden gekrönten Abhandlungen gehörigen Zettel eröffnet wurden, ergab sich als Verfasser der mit dem Motto: »On doit donner au probleme etec.« bezeichneten: Dr. Max NoETHER, Professor an der Universität Erlangen, und als Verfasser der mit dem Motto: »Varıam semper dant otia mentem« bezeichneten: GEORGES-HENRI HALPHENn in Paris. Der dritte Zettel mit Motto: » Hierbei macht weder u. s. w.« wurde sogleich uneröffnet verbrannt. Die den Statuten der Stiftung gemäss jetzt zu stellende neue Preisfrage betreffend wurde Folgendes verkündet: Die bis jetzt zur Begründung einer rein geometrischen Theorie der Curven und Flächen höherer Ordnung gemachten Versuche sind hauptsächlich deswegen wenig befriedigend, weil man sich dabei ausdrücklich oder stillschweigend — auf Sätze gestützt hat, die der analytischen Geometrie entlehnt sind und grösstentheils allgemeine Gültigkeit nur bei Annahme imaginärer Elemente geometrischer Gebilde besitzen. Diesem Übelstande abzuhelfen gibt es, wie es scheint, nur ein Mittel: es muss der Begriff der einem geometrischen Ge- bilde angehörigen Elemente dergestalterweitert werden, dass an die Stelle der im Sinne der analytischen Geometrie einem Gebilde assoeiirten imaginären Punkte, Geraden, Ebenen wirklich existirende Elemente treten, und dass dann die gedachten Sätze, insbesondere die auf die Anzahl der gemein- schaftlichen Elemente mehrerer Gebilde sich beziehenden, unbedingte Geltung gewinnen und geometrisch bewiesen werden können. 136 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Für die Curven und Flächen zweiter Ordnung hat dies v. Sraupr in seinen »Beiträgen zur Geometrie der Lage« mit vollständigem Erfolge ausgeführt. Die Akademie wünscht, dass in ähnlicher Weise auch das im Vorstehenden ausgesprochene allgemeine Problem in Angriff genommen werde, und fordert die Geometer auf, Arbeiten, welche dieses Problem zum Gegenstande haben und zur Erledigung desselben Beiträge von wesentlicher Bedeutung bringen, zur Bewerbung um den im Jahre 1884 zu ertheilenden Steiıner’schen Preis einzureichen. Selbstverständlich muss in diesen Arbeiten die Untersuchung rein geometrisch durchgeführt werden; es ist jedoch nicht nur zulässig, sondern wird auch ausdrücklich gewünscht, dass die erhaltenen Resul- tate auf analytisch-geometrischem Wege erläutert und bestätigt werden. Die ausschliessende Frist für die Einsendung der Bewerbungs- schriften, welche in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache verfasst sein können, ist der ı. März 1884. Jede Bewerbungssehrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem Äussern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 1800 Mark erfolgt in der öffentlichen Sitzung am Lewxız-Tage im Juli 1884. Zum Schlusse verkündete Hr. Currıus als vorsitzender Secretar der philosophisch-historischen Classe über neue von dieser Classe gestellte Aufgaben Folgendes: So allgemein auch die Bedeutung des Gesetzes der Causalität für alle Formen und Gebiete des menschlichen Erkennens heutzutage an- erkannt ist, so weit gehen die Ansichten doch immer noch darüber auseinander, auf welchem Wege sich die in jenem Gesetz aus- gesprochene Auffassung der Dinge ursprünglich gebildet hat; auf welche wissenschaftlichen Gründe dieselbe sich stützt; welches daher der eigentliche Sinn des Causalitätsgesetzes ist und wie weit seine Geltung sich erstreckt. Als ein wesentliches Hülfsmittel für die gründliche Beantwortung dieser Fragen erscheint die geschichtliche Zusammenstellung und philosophische Kritik der Antworten, welehe auf dieselben in der für diese Untersuchung vorzugsweise in Betracht kommenden neueren Philosophie gegeben worden sind. Um hierzu eine Anregung zu geben, wünscht die Akademie eine Darstellung und Prüfung der 'Theorien über den Ursprung. den Sinn und die Geltung des Causalitätsgesetzes, welche auf die wissenschaftliche Entwicklung der letzten drei Jahrhunderte Einfluss gewonnen haben. Die ausschliessende Frist für die Einsendung der Beantwortung dieser Aufgabe, welche nach Wahl des Verfassers in deutscher, latei- Preisfragen der phil.-hist. Classe und der Charlotten - Stiftung. 737 nischer, französischer, englischer oder italiänischer Sprache abgefasst sein kann, ist der 31. December 1884. Jede Preisschrift ist mit einem Motto zu versehen, welches auf einem beizufügenden versiegelten. den Namen und die Adresse des Verfassers angebenden Zettel wiederholt ist. Die Ertheilung des Preises von 5000 Mark geschieht in der öffentlichen Sitzung des Lrisniz'schen Jahrestages 1883. Nach dem Statut der von Frau ÜnarLoTTE STIEPEL, geb. Freiin von HoPFGARTEn, errichteten Charlottenstiftung für Philologie ist amı heutigen Tage eine neue Aufgabe zu veröffentlichen. Die von der philosophisch -historischen Classe erwählte Commission, welehe die Anf- gaben zu bestimmen hat, stellt im Namen der Akademie folgendes Thema: Die Einrichtung der stadtrömischen Columbarien ist auf Grund der gedruckt vorliegenden Inschriften und Stiche daraufhin zu unter- suchen, dass die Vertheilung der Nischen auf die einzelnen Wände. die Zählung der Grabplätze und die darauf bezügliche Terminologie ihre Erläuterung finden. Es ist den Bewerbern überlassen. darüber hinaus die Entstehung der Columbarien und deren Chronologie über- haupt, ferner die Rechtsfrage zu erörtern, auf welchen Momenten die Erwerbung des Grabrechts theils für Genossenschaften, theils für Individuen beruht. Die Stiftung ist zur Förderung junger, dem deutschen Reiche angehöriger Philologen bestimmt. welche die Universitätsstudien voll- endet und den philosophischen Doetorgrad erlangt oder die Prüfung für das höhere Schulamt bestanden haben, aber zur Zeit ihrer Bewer- bung noch ohne feste Anstellung sind. Privatdocenten an Universitäten sind von der Bewerbung nicht ausgeschlossen. Die Arbeiten der Bewerber sind bis zum ı. März ı883 an die Akademie einzusenden. Sie sind mit einem Denkspruch zu versehen: in einem versiegelten, mit demselben Spruche bezeichneten Umschlage ist der Name des Verfassers anzugeben und der Nachweis zu liefern. dass die statutenmässigen Voraussetzungen bei dem Bewerber zutreffen. In der öffentlichen Sitzung am Leısxız-Tage 1883 ertheilt die Akademie dem Verfasser der des Preises würdig erkannten Arbeit das Stipendium. Dasselbe besteht in dem Genusse der zur Zeit 4'/, Procent betragenden Jahreszinsen des Stiftungscapitals von 30000 Mark auf die Dauer von vier Jahren. Ausgegeben am 6. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, Sitzungsberichte 1882. 56 pe v9 Fuel + u u Bi as Er n AEIERE RR, 0 In. a 2, A ’ r De IR yo BUT * in h, IMs BT os TREO MEN un Mi & ua nn FE DEN hie rn A NER NAAR ee f N ARE Zur: Ne a { ER sea Be, ö ur er in)! a 3 Y Pe re Dulny: rar u er BEE re Al ie Se ar lei 1 u AN “ Du Da ir} 2 M Lu ya Bun 5° AR lu 1 ö DEE 2%. cr ae fi { IIEBFIUEN: Y Dr { j AmIlIyTnG IM! un A Me N N j En RI an LT, 2a UT aan Merz Ir a 2 de 8 RL Tuhmfi We [Ba/aE 3120, ae NINTRE Mn ke RE BU Na NEN TRETEN a Y Kl Ne ET RATE Re, zo BR”. i UT RL ee. rn rn u M ' m Da LH? Kr "N Ya ud Eu iel A j ae 57 Ma \ ee Er n ni Dur \ I I > TEE TI Bi ri X Äh. ni VE j L ‘ Se 5 Ar N x = Den, SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXX. MIT DEM VERZEICHNISS DER IM ZWEITEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. =, 6. Juzı 1882. (567 ‚a, BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, Bestimmungen gelten. an deren Stelle »Sitzungsberichte« (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr Span Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band olıne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch- historischen Classe ungerade Nummern. 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf fon) die den Sitzungsberichten über- wiesenen issenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder sowie alle Niehtmitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 86. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umlanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus und es sind für welche unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einznschalschden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die Sale erforder Auflage eingeliefert ist. aknabe 87. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn. der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder de betreffenden Classe. > 8 S . 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonder 3 Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten daı auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tag, $9 Sa Ri Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzu werden, ähss Gelben, mit Sondentitel und fortlaufend Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis den Buchhandel gebracht werden. ' N $1l. 1. Jeder Verfasser einer unter den "Winsemneii lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der a ‚wiederholt wird. : Blelche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch er v2 zu unentgeltlicher eigener Vertheilung,, abzıch eig u Seeretar Anzeige nal hat. 85. Den Bericht ‘über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsike ‚hatte. Derselbe Seeretar fülnt die Oberaufsicht über die | Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück. ‚erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenseh aft heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 2 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberiehte _ verantwon i lich. Für alle übrigen Theile derselben sind. aclı jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich 1882. AXXIM SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 6. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıvs. l. Hr. Scnorr las über den chinesischen Philosophen und Poly- histor Tserünsıst und seine Werke. 2. Hr. CoszE machte, zugleich Namens der HH. Kırrerr und ScHRADER, folgende Mittheilung aus einem Briefe des Hrn. Dr. Puchstein aus Diarbekr d. d. 26. Mai d. J. Hr. Pucnsteım war von der Akademie in Begleitung des Hrn. Ingenieur Sester ausgeschickt, um ein von letzterem auf früheren Reisen gesehenes Monument auf dem Nimrud-dagh unweit Gerger genauer zu untersuchen. Die Herren haben auf dem Nimrud-dagh bei ungünstiger Wit- terung vorläufig nur kurze Zeit aushalten können, Hın. Puchstem’s Bericht lässt aber bereits erkennen, dass das ganze Monument, ein hoher Hügel aus kleinen Steinen, mit Kolossalstatuen, Reliefs und grie- ehischen Inschriften. der kommagenischen Dynastie im letzten Jahr- hundert v. Chr. angehören wird. In den Inschriften kommt jedenfalls der Name desselben Königs Antiochos vor. von dem Hr. PucnsrEin ein Felsreliefbild mit Namensunterschrift an der Burgbergwand von Gerger eopirt hat: dieser Antiochos ist aber wiederum derselbe, über den Hr. Momusex in den Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts in Athen (I, S. 31 f.) gehandelt hat. Die Reisenden waren beim Abgange des Briefes im Begriffe nach Nimrud-dagh zurückzukehren und die Untersuchung gründlich zu Ende Sitzungsberichte 1882. 57 740 Gesammtsitzung vom 6. Juli. zu führen, so wie sie auf der Rückreise auch noch andre zum Theil vielleicht derselben Periode angehörige Denkmäler zu untersuchen beabsichtigten. 3. Hr. Hermnortz legte vor eine Mittheilung des Hrn. Lovıs Unzesman über die Messung von Wechselströmen durch Anwendung eines Galvanometers mit schräg gegen die Windungsebene gestellter Nadel. Diese Mittbeilung folgt umstehend. 4. Durch Ministerialschreiben vom ı. Juli werden auf Antrag der physikalisch-mathematischen Classe Sooo Mark angewiesen für die Professoren Dr. Bückme in Kiel und Dr. Lerstmws in Darmstadt zu einer geologischen Aufnahme in Attieca und eventuell auf den benachbarten Inseln, und 350 Mark für Hrn. Dr. E. Grrrasp in Kassel zur Durch- sicht Leissızischer Manuscripte physikalischen und technischen Inhalts in der Bibliothek zu Hannover. Über die Messung von Wechselströmen durch Anwendung eines Galvanometers mit schräg gegen die Windungsebene gestellter Nadel. Von Hrn. Lovıss M. CHEESmMAN aus Columbia. Vorgelegt von Hrn. Hernnorrz. Bi der häufigen Anwendung von Wechselströmen für Wider- standsbestimmungen von Flüssigkeiten und dergleichen ist es wünschens- werth, ein insbesondere für schwache Ströme empfindlicheres Instrument, als wir jetzt besitzen, herzustellen. Auf Anregung des Hrn. Geheimrath Hrrnmortz habe ich ver- sucht, diesen Zweck durch elektromagnetische'Wirkung zu erreichen, und gebe im Nachfolgenden eine kurze Beschreibung des Apparates und der Methode, da ich genöthigt bin, meine Versuche für einige Zeit zu unterbrechen. Der Ausgangspunkt der Versuche war die Erscheinung der so- genannten »doppelsinnigen Ablenkung«, welche bekanntlich darin besteht, dass, wenn Wechselströme durch ein Galvanometer geleitet werden, dessen Rahmen so gestellt ist, dass die Magnetnadel einen Winkel grösser als o° und kleiner als 90° mit der Windungsebene bildet, eine Ablenkung in dem Sinne eintritt, dass die schon vor- handene Ablenkung vergrössert wird. Po6GEnDoRFF'), der diese Erscheinung zuerst genauer studirte, zeigte, dass sie eine Folge der Einwirkung der Ströme nicht auf den permanenten, sondern auf den von ihnen inducirten Magnetismus der Magnetnadel ist und dass ferner das Drehungsmoment, welches der Nadel von den Strömen ertheilt wird, von dem permanenten Magnetismus derselben unabhängig ist. Denken wir uns die Bedingungen erfüllt, die für die doppel- sinnige Ablenkung nöthig sind, und betrachten die Wirkung zweier gleicher in einer gegen die Schwingungsdauer der Nadel kurzen Zeit !) Pose. Ann. XLV. 1838. 1 * 742 Gesammtsitzung vom 6. Juli. in entgegengesetzter Richtung auf einander folgenden Ströme. Durch den ersten (positiven) Strom wird das schon vorhandene magnetische Moment (M) um (»n) vergrössert, und der Nadel ein Drehungsmoment proportional #(M + m) ertheilt, wenn unter ‘ die Intensität des Stromes verstanden wird; durch den zweiten (negativen) Strom tritt eine der Vermehrung im ersten Falle gleiche Verminderung des magnetischen Momentes ein, so dass das Drehungsmoment in diesem Falle proportional —- i(M — m) zu setzen ist; das von beiden her- rührende Drehungsmoment ist mithin proportional 2im. Durch eine ähnliche Betrachtung sieht man leicht ein, dass das Drehungsmoment, welches die Nadel nach dem Meridian zurück zu drehen strebt, von dem indueirten Magnetismus unabhängig und dem Ausdruck 2TM proportional ist, wo (7) die horizontale Intensität des Erdmagnetismus bedeutet. Zu den Vorversuchen diente ein gewöhnliches Galyanometer mit ringförmigem Magneten, dessen Drahtspirale man in eine solche Lage gebracht hatte, dass ihre Windungsebene einen Winkel von unge- fähr 45° mit dem magnetischen Meridian bildete, und durch dessen Drahtspirale die Ströme eines Du Boıs-Reymoxp'schen Schlitten- apparates geschickt wurden. Der Zweck dieser Vorversuche war, zu sehen, ob die »doppelsinnige Ablenkung« sich zum Messen der Intensität von Wechselströmen eigne, d.h. ob die Ablenkung auch für schwache Ströme eine schickliche Grösse erreiche und ob die Nadel des Instrumentes für dieselbe Stromstärke immer dieselbe Ein- stellung zeige, was bei etwaigen Veränderungen im magnetischen Zustande der Nadel nicht der Fall sein würde. Bezüglich beider oben genannten Punkte war das Resultat ein so befriedigendes, dass die Hoffnung begründet schien durch eine günstigere Gestalt der Rollen und des Magneten, so wie durch Verminderung der erd- magnetischen Directionskraft ein zu Messungen vollkommen brauch- bares Instrument herzustellen. Nach einigen Umformungen erhielt der Apparat folgende Form. Beschreibung des Apparates. An einem Epermann schen Galvanometer wurden, nach Entfernung der zum Dämpfer gehörenden Theile, zwei Rollen — jede mit 2200 Windungen von 0.25”” dickem, mit Seide besponnenem Kupfer- draht — angebracht: der Spielraum des Magneten war ein recht- winkliges Parallelepiped von ı1"" Höhe, 61"”” Breite und Länge. Der Gesammtwiderstand der Rollen betrug 452 S.E. Als Magnet ChEEsman: Über die Messung von Wechselströmen u. s. w. 743 diente ein Bündel von elf glasharten Stahldrähten [Durchmesser — 1.6”®], die zur Sättigung magnetisirt waren. Die Verminderung der erdmagnetischen Directionskraft kann ent- weder wie gewöhnlich durch einen im passenden Abstand angebrachten Astasirungsmagneten geschehen, oder dadurch, dass man — je nach dem gewünschten Grad der Astasirung — eine Anzahl der zu einem Bündel vereinigten Magnetstäbehen mit ihren Polen in entgegen- gesetzter Richtung als die andern legt, was offenbar die Empfindlichkeit es Instrumentes erhöhen muss, da die hervorgebrachten Ablenkungen des Inst tes erhöl 1 la die hervorgebrachten Ablenkung allein in Folge des indueirten Magnetismus auftreten und da das Drehungsmoment von Seiten der Wechselströme auf den permanenten lagnetismus Null ist. s verschiedenen Gründen ist jedoch die Magnetismus Null ist. Aus verschiedenen ( erste Methode vorzuziehen. Magnetisirung der Galvanometernadel. Die Art der Magnetisirung der Galvanometernadel ist hierbei von Bedeutung. Bekanntlich wirkt eine magnetische Scheidungskraft auf einen harten Stahlmagneten nicht nur so ein, dass Magnetismus indueirt wird, im Allgemeinen tritt auch eine Veränderung des per- manenten Magnetismus ein. Wenn die Induction immer von einer solehen Veränderung begleitet wäre, würden die Angaben eines solehen Instrumentes, wie das hier beschriebene, offenbar illusorisch sein. Es geht aber aus den Untersuchungen von Hrn. FronmeE') hervor, dass durch wiederholtes Magnetisiren durch eine Kraft (P) der permanente Magnetismus des Stahles sich einem Grenzwerthe nähert, und, nach- dem dieser erreicht ist, vermögen Kräfte, welche kleiner als P sind, keine Änderung des permanenten Magnetismus hervorzubringen. Dar- aus folgt jedoch nicht, dass Ströme von entgegengesetztem Vorzeichen, wie solche im vorliegenden Falle zur Wirkung kommen, den Magnetismus nicht verändern könnten; dass aber dies nicht oder nicht merklich bei den gebrauchten Nadeln, die durch wiederholte Einwirkung einer grossen Scheidungskraft magnetisirt waren, der Fall gewesen ist, glaube ich aus folgenden Gründen annehmen zu dürfen. Eine Ver- änderung des magnetischen Zustandes könnte in einer Verschiebung der magnetischen Axe, so wie in einer Veränderung des mag- netischen Momentes bestehen. Wäre jenes eingetreten, so müsste es sich durch eine unregelmässige Änderung des Ruhepunktes des Instrumentes bei offenem Stromkreise zu erkennen geben; eine gra- pbische Darstellung der Ruhepunkte bei zwei Beobachtungsreihen, die !) Poss. Ann. Ergänzungsband VII. p. 414. 1876. 744 Gesammtsitzung vom 6. Juli. zu einem andern Zweck angestellt waren, und wobei vor und nach jedem Stromschluss die Ruhepunkte notirt waren, erwies keine Un- stetigkeiten bei den Punkten, wo der Strom gewirkt hatte: die Beob- achtungen erstreckten sich über einen Zeitraum von vierzehn Stunden. Wenn andrerseits eine Änderung des magnetischen Momentes durch die Ströme hervorgebracht wird, so muss sich dies ebenfalls auf ein- fache Weise zu erkennen geben, denn die Empfindlichkeit des In- struments hängt von dem permanenten Momente ab; wiederholte Bestimmungen des Ausschlages für nahezu gleiche Stromstärken er- gaben Zahlen, die in einem constanten Verhältniss standen zu den zu gleicher Zeit gemessenen Ausschlägen an einem WeEBEr’schen Dynamometer im selben Stromkreise. Gesetz der Ablenkung. Die Versuche über das Gesetz der Ablenkung sind noch nicht abgeschlossen, so dass es einer späteren Mittheilung vorbehalten werden muss, zu zeigen, in wie fern die Ausschläge der Formel PER entsprechen. Nach der schon erwähnten Abhandlung des Hrn. Fromme!) wächst bei Magneten, die den Grenzwerth des magnetischen Momentes für die Kraft P haben, der inducirte Magnetismus proportional mit der Stärke der Scheidungskraft, so lange diese Kraft zwischen Null und P liegt. Es treten hier etliche Fragen auf, die einer besonderen Untersuchung bedürfen, bevor Obiges auf den vorliegenden Fall aus- gedehnt werden dürfte. Wenn aber angenommen wird, dass der indueirte Magnetismus der Scheidungskraft proportional wächst, so können auch dann die Ablenkungen nur für kleine Werthe von ($) und gewisse Stellungen der Axe der Galvanometerrolle gegen den Meridian durch ?=ctg@ dargestellt werden. Denn denkt man sich ein Galvanometer, bei dem die Axe der Rolle einen Winkel («<) mit dem Meridian bildet und dessen Nadel eine Ablenkung ($#) durch Wechselströme erfahren hat, so ist die Gleichgewichtsbedingung: MT sin = iM $(R) sin (&« — 6), worin M das permanente magnetische Moment, M’ das indueirte magnetische Moment, T die horizontale Intensität, ‘) Pose. Ann. Ergänzungsband VII S. 414. 1876. . R . 7 Cueesman: Über die Messung von Wechselströmen u. s. w. 745 i die Stromstärke, SR) eine Function, die von den Windungen u. s. w. abhängt, bedeutet. M’ kann durch {(Z) i cos (& — $) ersetzt werden, woraus folgt: = sin & MT EN ————— =2 RICO sin 2 (2 — $)’ Für den speciellen Fall, dass <= 45° ist, weicht der Werth sin — — schon bei $= 3° um o.2 Procent von dem von tg ab. sin 2(&— $) . Empfindlichkeit. Die Grösse des Ausschlages bei sonst gleichen Verhältnissen muss wesentlich von der Schwingungsdauer der Nadel abhängen. Um ein Urtheil über die Empfindlichkeit des oben beschriebenen Apparates für verschiedene Schwingungsdauern seiner Nadel zu erhalten, schaltete ich denselben und ein Weser’sches Elektrodynamometer zusammen in einen und denselben Stromkreis ein und stellte in einer Tabelle das Verhältniss der Angaben meines Apparates, dividirt durch die auf gleichen Scalenabstand redueirten Angaben des Wrser'schen Dynamo- meters'), wie folgt zusammen: Schwingungsdauer Quotient der Ausschläge BISEL. 43 16 » 2.6 Io » IT SEE Dr 0.7 Versuche. Es erübrigt noch einige Bestimmungen anzuführen, die gemacht wurden, um durch den Versuch die Tauglichkeit des Apparates zu erproben. Als Beispiel gebe ich zwei Bestimmungen von Flüssigkeits- widerständen, die im einfachen Stromkreise mittels der Substitutions- methode ausgeführt wurden, an. Als Strom dienten die Induetions- ströme eines pu Borss-Reyuonp’schen Schlittenapparates; behufs eines gleichmässigeren Verlaufs der Ströme befand sich, nach Angabe des Hrn. Hermnorrz, die inducirende Spirale in einer Nebenschliessung. Durch sorgfältiges Einstellen des Federeontaets kann es leicht erreicht werden, dass die Ströme sieh sehr eontinuirlich ändern, so dass der Änderung der Stromstärke Rechnung getragen werden konnte. Als !) Dynamometer von Leyser. Anzahl der Windungen der Galvanometerrolle — 1860. Widerstand — 145 S.E. Anzahl der Windungen der Bifilarrolle 4380. Widerstand = 195 S.E. Schwingungsdauer der Bifilarrolle = 20 Sec. 746 Gesammtsitzung vom 6. Juli. Widerstandsgefässe wurden die von Hrn. F. Kouzrausen') beschriebenen benutzt. ı. MgSO,.... Gehalt an Salz ungefähr 9 Procent. 4 Mit dem Weeer’schen Dynamometer. Mit dem Galvanometer. Schwingungsdauer 20 Sec. Schwingungsdauer 11 See. Temperatur bei der Beobachtung 169.96 16°.96 Widerstand auf 15° redueirt?) 1021.9 S.E. 1019.3 S.E. 2. MgSO,.... Gehalt an Salz auch ungefähr 9 Procent. Mit dem Galvanometer. [Schwingungsdauer —= 14 See.] Temperatur bei der Beobachtung Widerstand auf 15° redueirt 150.64 041.7 150.7 a) 150.76 1040.5 150.82 1038.0 15°.88 1036.1 150.96 1039.9 16°.00 1036.5 16°.03 TO41.5 16°.24 [Mit dem Dynamometer.] 1042.3. Zum Schluss möchte ich nur bemerken, dass ich baldmöglichst die Versuche, sowohl mit dieser, wie auch mit einer anderen Form des Instruments mit zwei Rollen für Bestimmungen in der WHEATSTONE- schen Brücke, fortsetzen werde. ) Wien. Ann. XI S. 659. 1880. ®) Die Zahlen zur Reduction der Angaben auf ı5° wurden dem Leitfaden der Physik von KoHtrAusch entnommen. Ausgegeben am 13. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XxXXXIV XXXV. 13... 1882, BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. SreterSereIrterterzIereIerzlerzlerzler=Ier=lereteTzleTzIeTzIeTIeTeIeT=IeT=ter=Ir=Ier=Ier=ferzJerzIer=Jere[erzjerzJerzIeTSIer) Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für “welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Ss. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die m Kohn zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch- historischen Classe ungerade Nummern. ‘2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen senschötlichen Arbeiten, inml zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertie übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. : $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder sowie alle Nichtmitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache anzehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, har er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betrefienden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. $.7. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auclı in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. Ss 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kalorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. $11. 1. Jeder Verfasser einer unter den an. : liehen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung, abziehen zu lassen. sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secretar Anzeige gemacht hat. $ 5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz ‚hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück ‚erschei- N nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. 8 29. N, “ 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt“ "a 2 geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte: verantwo, Ben, lieh. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantw. ortlich. 1882. XXX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN, 13. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auweks. l. Hr. Vırcnow las: Zur physischen Anthropologie der Kaukasusländer. 2. Hr. Schwenpexer legte eine Mittheilung des Assistenten am hiesigen pflanzen - physiologischen Institut Dr. M. WEsTERMAIER: »Unter- suchung über den Bau und die Functionen des pflanzlichen Hautgewebes« vor, welche nach Herstellung einer zugehörigen Tafel mit einem der nächsten Sitzungsberichte erscheinen wird. Ausgegeben am 20. Juli. Sitzungsberichte 1882. 53 Mira ine 1882. XXXV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 13. Juli. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. Hr. Kırpert las: Über den Gewinn für historische Geo- graphie aus den neusten topographischen Arbeiten der Russen in Nord-Armenien. Ausgegeben am 20. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. (ES ATI FIR ARSTER IA IERARSITT HA BE Br „RR ER TEN BE. a * Ei Are ze sn f @ ads DH Pl Sa Ba Ba ee A ar 2 m Bi... - ’ PELITRBEEASTT N IR HE) a Firis { ler wa ste ı Tan ea oe BLIEB A & Mn u 0 . ‘em = i % - A 5 { Be 2 Beh = Fi EIER RL s® e “ Ben E n Ra ST =TzleTelsTSJ TTS TTS TT SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXVL 20. Juzı 1882. H$£6 ig 2 06 / - - BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Re a N. 00.0. Anzeige. 3 Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für ‘welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-historischen Classe ungerade Nummern. $2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- » wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. sa. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder sowie alle Nichtmitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ’ Ö j Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. ST. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- | schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in | deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S8 Son “ 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. 3 s 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher _ Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben. mit Sondertitel und fortlaufendex Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in 1 den Buchhandel gebracht werden. R (} 11. i \ 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft; lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, au , elakeen der Titel der Arbeit wiederholt wird. ud 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung, abziehen zu i lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem. tedigirenden Seeretar Anzeige gemacht hat. $ 5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der“ Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück eısch i- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. $ 29. x 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantw' nn 1882. AXXVI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 20. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Currius. l. Hr. Munk las: Über die Stirnlappen des Grosshirns. Der Vortrag folgt umstehend. 2. Hr. Mommsen machte die folgende Mittheilung: Von Hrn. Humasn, welcher seine Expedition zur Abformung und Revision des ancyranischen Augustusmonuments und anderen klein- asiatischen Überresten des Alterthums Mitte Juni angetreten hat, lagen aus Angora schriftliche Berichte vom 8. Juli und ein Telegramm vom gestrigen Tage vor. Nach Angabe des letzteren hat er die Arbeit am Augustusmonumente vollständig und glücklich beendigt. Von den Ergebnissen der ersten Arbeitstage, die dem lateinischen Text gewid- met waren, theilt der Begleiter des Hrn. Humans, Hr. DomaszEwskı aus Wien, eine Anzahl Proben mit, die zwar keine sachlich wesent- lichen Berichtigungen, aber doch vielfach Glättungen und kleine Er- gänzungen darbieten. Über die Arbeit selbst schreibt Hr. Humann: »Es zeigte sich sogleich, wie nothwendig für die Collation ein Philo- loge war und zwar ein solcher, der sich speciell mit dem Monument befasst hat. Der gelbe Ton des Marmors ist in den Buchstaben intensiver als auf der Fläche, wahrscheinlich weil sich das die Wand herablaufende mit Kalk (Marmor) theilweise gesättigte Regenwasser in den Buchstaben in grösserer Quantität aufgehalten und dort durch Sitzungsberichte 1882. 59 Z Gesammtsitzung vom 20. Juli. Verdunstung mehr Niederschlag bewirkt hat, als auf der Fläche. Nun ist der Marmor stellenweise so tief abgepiekt als die Schrift ging, anscheinend um sie unleserlich zu machen. Hier nun haben sich auf der weissen abgepickten Fläche die Tiefen der Buchstaben als gelbe Striche theilweise erhalten. Diese farbigen Striche giebt der Gips- abguss nur unvollkommen wieder. Um möglichst sicher zu gehen, controliren DomAaszEewsKkı und ich solche zweifelhafte Stellen und be- merken, wo die Lesung uns beiden sicher erscheint.« — Hrn. Human ist es ferner gelungen, bei Angora selbst ein Gipslager aufzufinden und daraus sich für seine künftigen Reisezwecke mit einem hinreichen- den Vorrath des Abformungsmaterials zu versehen. Hr. Kırpert fügte dieser Mittheilung noch Folgendes hinzu: Hr. Human hat seinem Berichte bereits eine topographische Skizze beigefügt, welche aus den unterwegs gemachten Aufnahmen auf den Maassstab ı :200000 redueirt ist und zunächst den Weg von der Um- gebung von Brussa (wo sie sich an frühere Detailaufnahmen anschliesst) bis zum Übergang über den Sakaria ein paar Tagereisen von Angora enthält. Nicht allein das seit Busgeeo’s und Dernscnwanm’s Zeit (1555) erst durch die österreichischen Eisenbahn-Ingenieure (1872) wieder besuchte, aber damals nieht aufgenommene Thal des Pursak, des antiken Tymbres, Nebentlusses des Sangarius, sondern auch ein be- deutender Theil dieses Hauptthales selbst sind darin zum erstenmale richtig — wie wir bei Humann’s bekannter Meisterschaft in topo- graphischen Zeichnungen voraussetzen müssen —- zur Darstellung ge- bracht und so in dem noch immer ziemlich chaotischen Gesammtbilde Kleinasiens wieder eine empfindliche Lücke ausgefüllt. 3. Hr. Auwers übergab den zweiten Band seines Werkes: »Neue Reduction der Braprey'schen Beobachtungen aus den Jahren 1750 bis 1762«. 4. Durch Ministerialverfügung vom 7. und 8. Juli werden 600 Mark für Band IV des Vinaya Pitakam, herausgegeben von Hrn. Prof. Dr. OLpengere, und 3000 Mark Hrn. Monmmsexn für die Supplemente des Corpus Inser. Latinarum für 1882/83 angewiesen. \ br ww Über die Stirnlappen des Grosshirns. Von Hermann Muvnk. 1. Einleitung. As in der Reaction gegen Gaur's Organologie der Versuch und die pathologische Erfahrung übereinstimmend dargethan hatten, dass die intelleetuellen Fähigkeiten (Vorstellen, Erinnern, Denken) an ‚jeder Stelle der Oberfläche der Grosshirn-Hemisphären durch Verletzung geschädigt werden können, sah man allgemein die Intelligenz als an das ganze Grosshirn geknüpft an.') Von einer ausschliesslichen oder selbst nur besonders engen Beziehung der Vorderlappen des Gross- hirns zur Intelligenz wusste fortan lange Zeit hindurch weder Physio- logie noch Pathologie, und bloss ausserhalb der Wissenschaft behielt der Stirntheil des Gehirns seine hohe Bedeutung weiter bei. Aber neuerdings ist der Glaube an jene Beziehung in der Physiologie wieder aufgelebt in Verbindung mit der Entwiekelung, welche die Frırscn- Hrrzie’schen Entdeckungen vom Jahre 1870 für die Lehre von der Grosshirnrinde mit sich brachten. Wiederum sehen wir Hrn. Hrrzıs”) an der Spitze stehen. Für die Scheitellappen des Grosshirns hatte er im Verein mit Hrn. Frırscn Be- ziehungen zu den Muskelbewegungen durch den Versuch aufgedeckt. In die Hinterhaupts- und Schläfenlappen hatte vorher Hr. Meyxerr die Endausbreitungen der Sinnesnerven anatomisch verfolgt. »Wenn man also«, sagte Hr. Hırzıe, »die sinnlichen Wahrnehmungen in die hinteren Regionen verlegen will, so bleibt für die höheren psychi- schen Thätigkeiten nur das Stirnhirn übrig, und es würde sich fragen, ob noch anderweitige Thatsachen existiren, welche die Localisation dieser Funetionen an diesen Ort unterstützen.« Solche Thatsachen sah er einmal darin, dass nach den pathologischen Erfahrungen über die !) Vgl. Jon. Mürzer, Handbuch der Physiologie des Menschen. Bd.]. 4. Auf- lage. Koblenz 1844. 8. 729— 30. — Lonser, Anatomie und Physiologie des Nerven- systems. Übersetzt von Heın. Leipzig 1847. Bd. 1. S. 512 —62. — Vuxrıan, Lecons sur la physiologie du systeme nerveux. Paris 1866. p. 706 — 20. 2) Untersuchungen über das Gehirn. Berlin 1874. S. 127—8. — Verhand- lungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft, Sitzung vom 14. März 1874. Zeitschr. f. Ethnologie, Bd. VI. S. 46 —7. 59* 154 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Aphasie »die vorzüglichste menschliche Fähigkeit, die der selbständigen Sprachbildung, im Stirnhirn ihr Organ besitzt«, und zweitens in der relativen Entwickelung des Stirnhirns bei den verschiedenen Thieren. »Die Intelligenz im höheren Sinne ist von Alters her in den Stirn- lappen verlegt worden, und stets wurde mit dieser Vorstellung die Idee mächtigerer Entwiekelung der Stirn und der unmittelbar von ihr bedeekten Organgruppen verknüpft... Vergleicht man (nun) mit dem Verhalten des Substrates die Lebensäusserungen desselben — die Seelenthätigkeiten, so scheint sich eine Parallele, wenn auch nur in grossen Zügen, fast von selbst aufzudrängen. Die geringe Entwicke- lung bei gleichwohl gut zu unterscheidender Anlage des Stirnlappens würde der mangelhaften Ausbildung höherer Seelenthätigkeiten beim Hunde wohl entsprechen; in absteigender Linie hat die viel weniger intelligente und bildungsfähige Katze bereits einen beträchtlich redu- eirten Stirntheil aufzuweisen.« In aufsteigender Linie dagegen zeigen die niederen Affen »eine erheblich vorgeschrittene Anlage des Stirn- hirns, wenn auch die Ausbildung desselben im höchsten Grade dürftig ist; (und) folgt man der Stufenleiter der Affen bis hinauf zu den Anthropoiden, so nimmt das Stirnhirn fortwährend an Masse und Gliederung zu.« Kurz nachdem er sich so geäussert, hat dann Hr. Hırzıs auch noch an Hunden Exstirpationen am Stirnhirn aus- geführt: »es erschien niemals irgend eine Funetionsstörung, mochte die Verletzung ganz oberflächlich gewesen sein oder den Hirntheil in seiner ganzen Tiefe betroffen haben.«') Dadurch fanden offenbar jene Anschauungen eine weitere Stütze, insofern es nie zu motorischen oder sensorischen Störungen gekommen war; und dass intellectuelle Störungen nicht bemerkt worden waren, durfte man vielleicht dem Umstande zuschreiben — Hr. Hrrzıc selber hat sich nicht darüber ausgesprochen —, dass solche Störungen beim Hunde zu schwer zu constatiren waren. Etwa gleichzeitig war aber auch Hr. FERRIErR, nur auf einem anderen Wege, zu einem entsprechenden Ergebnisse gelangt. Er hatte an Affen die Exstirpation beider Stirnlappen einen blödsinn- artigen Zustand, eine ausgesprochene Schädigung der Intelligenz und der Fähigkeit zu aufmerksamer Beobachtung”) herbeiführen sehen. Gesicht, Gehör, Geschmack, Getast, Geruch und auch die Fähigkeit zu Willensbewegungen waren in voller Integrität erhalten, ebenso der Appetit, die Instinkte und die Fähigkeit zu Ausdrucksbewegungen. Aber eine entschiedene Alteration im Charakter und Benehmen der !) Reıcrerr’s und pu Boıs-Reymonp’s Archiv, 1874. S. 402 —9. 2) Proceed. of the R. Soc. of London. Vol. XXI. p. 230. (March 5, 1874.) — Vol. XXII. p. 431. (May 13, 1875.) — Philos. Transaet. 1875. Part II. p. 487. Munxk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 155 Thiere war zu bemerken. Statt dass sie wie zuvor sich für ihre Um- gebung lebhaft interessirten und neugierig alles, was ihnen zur Beob- achtung kam, betrachteten, blieben sie nun apathisch, stumpf oder schlaftrunken und antworteten bloss auf frische Reize, oder aber sie vertauschten diese Gleichgültigkeit mit Ruhelosigkeit und zwecklosem Hin- und Hergehen. Obwohl sie ihre Intelligenz nicht eingebüsst hatten, so schienen sie doch die Fähigkeit zu intelligenter und auf- merksamer Beobachtung verloren zu haben.) An die Stirnlappen müssten deshalb, meinte Hr. Ferrıer, die Hemmungscentren, welche ihre Thätigkeit durch innere Änderungen in den motorischen Centren zur Erscheinung bringen, localisirt werden als die physiologischen Substrate der psychologischen Fähigkeit der Aufmerksamkeit, mit welcher die Intelligenz und das Denken im geraden Verhältnisse sich entwickelt zeigen. Das Vermögen der Aufmerksamkeit und Gedanken- sammlung sei auch gering und unvollkommen bei Idioten mit mangel- hafter Entwickelung der Stirnlappen; und Krankheiten dieser Theile seien besonders ausgezeichnet durch Blödsinn oder allgemeine geistige Degradation. Weiter seien die Frontalregionen nur klein oder rudi- mentär bei den niederen Thieren, deren Intelligenz und Reflexions- kraft auch diesem Zustande angemessen sei. Dagegen sei die Ent- wickelung der Stirnlappen am vorgeschrittensten beim Menschen, der Ja die höchste Intelligenz besitze; und nehme man zwei Menschen zum Vergleiche, so sei die höchste Intelligenz bei jenem vorhanden, welcher die grösste Ausbildung der Stirnlappen zeige. »Ich denke,« so schloss Hr. Ferrıer, »die Phrenologen haben guten Grund, die Reflexions- fähigkeit in die Stirngegend zu verlegen, und es ist in der That nicht unwahrscheinlich, dass die besondere Ausbildung bestimmter Punkte des Stirnhirns auch eine Anzeige von Concentrationskraft und intelleetueller Leistungsfähigkeit in gewissen Richtungen abgebe.«°) Ich unterschätzte den Werth dieser Ausführungen nicht, als ich wenige Jahre später bei meiner ersten Musterung der Grosshirnrinde auch die Stirnlappen des Hundes und des Affen in den Bereich der Untersuchungen zu ziehen hatte. Aber der vorurtheilsfreien Betrach- tung stellten sich die Dinge ganz anders dar. Durch die Verstümme- lung der Stirnlappen fand ich Bewegungsstörungen bedingt, beim Hunde des Rumpfes, beim Affen des Nackens und des Rumpfes; und nur auf dieser Grundlage boten sich intelleetuelle Störungen dar, Störungen, welche im übrigen nicht grösser waren, als sie, jedesmal !) Philos. Transact. 1875- Parbell- p- 440 —1. — FERRIER, The functions of the brain. London 1876. p. 231—2. (Übersetzt von ÖBERSTEINER. Braunschweig 1879. S. 256—8.) . 2) Functions ete. p. 287—8. (Übersetzung, S. 324— 5.) 756 Gesammtsitzung vom 20. Juli. bloss in anderer Weise begrenzt, auch bei der Verstümmelung der anderen Grosshirnlappen sich ergeben hatten. Die Rinde des Stirn- lappens war demgemäss der Fühlsphäre zuzurechnen, als welche ich vorher schon die Rinde des Scheitellappens erkannt hatte; und wie diese letztere die Armregion, die Beinregion, die Kopfregion u. s. w.. so machte die erstere Rinde die Rumpf-, bezw. die Nacken-Rumpf- region der Fühlsphäre aus.') Seitdem sind hierhergehörige Versuche noch von H. pe Bover’) und von Hrn. Moormann angestellt worden. H. ne Bover hat sich auf die Angabe beschränkt, dass die Zerstörung eines grossen Theiles des Stirnlappens an Hunden nicht von Bewegungsstörungen begleitet war. Über die Moormaxy’schen Ergebnisse hat Hr. Gorrz°), in dessen Laboratorium die Versuche ausgeführt worden waren, folgendermassen berichtet: »Die dauernden Störungen nach der Zerstörung eines Stirn- lappens sind weit geringfügiger als die nach Eingriffen in anderen Abschnitten der grauen Rinde. Nach theilweiser Wegnahme des Stirn- lappens sind die Folgen unbedeutend. Nach möglichst vollständiger Wegnahme beider Stirnlappen sind die Störungen ähnlich denjenigen wie nach Operationen innerhalb des Scheitellappens.« Damit sollte jedoch keinerlei Bestätigung meiner Ermittelungen gegeben sein; denn Hr. Goutz lässt Verletzungen der Scheitellappen ebensowohl wie Ver- letzungen der anderen Lappen die verschiedenartigsten Störungen zugleich — Bewegungsstörungen und Sehstörungen und Hörstörungen und andere Störungen — zur Folge haben. Öfter ist der Hırzıc- Ferrrer’schen Auffassung von den Functionen der Stirnlappen erneuter Ausdruck gegeben worden. In der Regel ist dies mehr beiläufig geschehen, so von Hrn. Rıcner‘), H. pe Bover’), Hrn. Durer‘), Hrn. Grasser’) u. A.‘) Nur Hr. Wunpr”) hat den Gegen- stand eingehender behandelt. Nach ihm würde das Stirnhirn »das !) Verhandlungen der Berliner Physiologischen Gesellschaft, 1878/79 No.4 u. 5 (Sitzung vom 29. November 1878). — Du Boıs-Reymonp’s Archiv, 1878 S. 550; 555—8. — H. Munk, Über die Funetionen der Grosshirnrinde. Berlin 1881. S. 61; 69— 74. ?) Etudes celiniques sur les lesions corticales des hemispheres eerebraux. Paris 1879. p- 46. °) Prrüger’s Archiv, Bd. XX. S. 38—0. *) Structure des eirconvolutions cerebrales (anatomie et physiologie). These d’agr&gation. Paris 1878. p. 162 — 3. SL I-IC- p2735- °) Etude generale de la localisation dans les centres nerveux. Paris 1880. p. 76. ?) Des localisations dans les maladies e&rebrales. zme edit. Paris 1880. p.116—7 ; 330. °) Ich eitire hier nur, was mir gerade, in der letzten Zeit an Lesefrüchten zugefallen ist: DumoxrPpALLier et MaGnın, Compt. rend. 1882, t. 94. No. 2. — ArrHaus, ErLENNEYER’s Centralblatt für Nervenheilkunde, 1882. No.7. — Menper, Neurolo- gisches Centralblatt, 1882. No. ı1. S. 244. °) Grundzüge d. physiologischen Psychologie. 2. Aufl. Leipzig 1880. Bd.I. S.216—21. Musk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. sy physiologische Substrat sein für gewisse an die höheren Entwicklungs- formen des Bewusstseins gebundene Vorgänge«. Er fusst dafür beson- ders auf den pathologischen Erfahrungen am Menschen, nach welchen Verletzungen der Stirngegend, selbst wenn sie mit dem Verluste ansehnlicher Massen von Hirnsubstanz verbunden waren, ohne alle Störungen von seiten der Bewegungs- und Sinnesorgane verliefen, aber bleibende Störungen der geistigen Fähigkeiten und Eigenschaften — bald kindische intelleetuelle Äusserungen, bald Abnahme des Gedächt- nisses, bald Unfähigkeit die Aufmerksamkeit zu fixiren, bald gänz- liehe Willenlosigkeit — mit sich brachten. Damit stehe in Über- einstimmung, dass jene pathologischen Rückbildungen des Gehirns. welche die Herabsetzung der Intelligenz und des Willens im paraly- tischen Blödsinn begleiten, vorzugsweise die Stirnlappen betreffen. Endlich spreche noch für eine nähere Beziehung des Stirnhirns zu den geistigen Thätigkeiten, dass im allgemeinen in der Thierreihe die intelleetuelle Entwickelung mit der Ausbildung des Vorderhirns gleichen Schritt hält. und dass beim Menschen vorzugsweise die Fal- tung des Vorderhirns ein Zeichen hervorragender Geisteskräfte zu sein scheint. Die Stirnregionen dürften danach als die Träger derjenigen physiologischen Vorgänge zu betrachten sein, welche die Apperception der Sinnesvorstellungen begleiten: die Sinneseindrücke würden so lange bloss zur Perception gelangen, als die centralen Erregungen auf die eigentlichen Sinnescentren beschränkt bleiben, dagegen würde ihre Erfassung durch die Aufmerksamkeit oder die Apperception stets mit einer gleichzeitigen Erregung von Elementen der Stirnregion verbunden sein. Die dominirende Bedeutung des Stirnhirns (des Organs der Apperception) würde darauf beruhen, dass seine Ausschaltung alle Apperceptions-Processe aufhebt, während die Beseitigung irgend eines anderen (Sinnes- oder Bewegungs-) Centrums immer nur einen Theil der Apperceptionen (die Ausschaltung z. B. des sensorischen Sprach- centrums die Apperception der Worte, nicht aber die von Gesichts- bildern und sogar von einfachen Schalleindrücken) unmöglich macht. Beachtet will aber noch sein, dass nach Hrn. Wuxpr »nach allen Erscheinungen, welche bei der 'Thätigkeit der Apperception sich dar- bieten, dieselbe durchaus zusammenfällt mit jener Function des Be- wusstseins, welche wir mit Rücksicht auf die äusseren Handlungen als Willen bezeichnen«'); so dass mit der Ausschaltung des Stirn- hirns auch der Wille aufgehoben sein würde. ') Ebenda, Bd. I. S. 210. Vergl. auch S. 206; 211; Bd.1I. S.492. — Bd. 1. S.219—2ı giebt Wunpr noch eine durch ein Schema versinnlichte Hypothese über den die Apperception begleitenden physiologischen Vorgang; doch habe ich weder diese Hypothese noch mehrere andere die Apperception betreffende Ausführungen zu verstellen vermocht. Soviel ich sehe, ist Wunpr hinsichts seiner »Apperception« SI a [0 0) Gesammtsitzung vom 20. Juli. Indessen habe ich selber, da ich der ersten Musterung der Gross- hirnrinde eine genauere Untersuchung derselben folgen liess, nicht bloss vielfach meine früheren Ergebnisse wiedererhalten, sondern ich habe auch weitere und vollkommenere Erfahrungen, die Stirnlappen betreffend, gewonnen. Das so gesammelte Material, das mir mehr als ausreichend erscheint, um die Funetionen der Stirnlappen des vielen Hypothetischen zu entkleiden und der Rinde dieser Lappen die richtige Stellung innerhalb der ganzen Grosshirnrinde anzuweisen, will ich hier im Zusammenhange darlegen. 2. Exstirpationsversuche am Hunde. Wo die Hemisphäre des Hundes, nachdem sie vom vorderen Ende aus allmählich an Breite gewachsen, plötzlich beträchtlich lateralwärts vorspringt, dringt zugleich medialwärts, und zwar schräg nach hinten zu, eine im Bogen mit der Convexität nach vorn verlaufende Furche tief in die Substanz ein und bildet, bis zur Falx verlängert gedacht, die gewissermassen natürliche Grenze zwischen Stirn- und Scheitel- lappen. Hr. Pansen') hat die Furche als vordere oder senkrechte Hauptfurche bezeichnet; ich will sie die Hauptstirnfurche nennen. Weniger willkürlich, als sonst die Grosshirnlappen, ist danach der Stirnlappen des Hundes als der schmale vor der Hauptstirnfurche gele- gene Theil der Hemisphäre, natürlich ohne den Tractus und den Bulbus olfactorius, zu definiren. Der grossen Oberfläche und geringen Breite gemäss enthält dieser Stirnlappen nur verhältnissmässig wenig weisse Substanz in der Gestalt etwa einer dünnen, von vorn nach hinten an Breite und Dicke wachsen- den verticalen Scheibe, so dass hier, im Gegensatze zu den anderen Grosshirnlappen, von einer Entfernung der grauen Schale ohne Zerstörung des weissen Kerns nicht wohl die Rede sein kann. Des- halb und weil bei der tiefen Lage des Lappens die untere Hälfte desselben, wenn das Versuchsthier erhalten werden soll. sich nicht freilegen lässt, habe ich schon früher, statt die Rinde des Stirn- lappens zu exstirpiren, diesen Lappen abgetrennt’). Ich führte dazu das Messer dicht vor dem vordersten Punkte der Hauptstirnfurche senkrecht zur Falx von oben nach unten durch den Stirnlappen; und ich hatte mit dem Operationsverfahren, wie ich es damals beschrieb, auch wenn beide Stirnlappen angegriffen wurden, die besten Erfolge, nicht zur Klarheit gekommen und hat darunter ganz verschiedene Vorgänge zusammen- geworfen. ') Morpholog. Jahrb. Bd. 5. S. 201 ff. ®) Functionen u. s. w. S. 69—70; vergl. Fig. 3, S. 62. Muxk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 759 indem nicht bloss alle Thiere erhalten blieben, sondern auch die reactive Entzündung immer sehr mässig war. Aber ich habe mich damit noch nicht zufrieden geben dürfen. Da die Hauptstirnfurche in einem nach vorn convexen Bogen verläuft und noch dazu nicht senkrecht zur Falx, sondern schräg nach hinten zu einschneidet, war die hinterste Partie des Stirnlappens nicht mit abgetrennt worden. Ausserdem hatte die Führung des Messers von oben nach unten es mit sich gebracht, dass immer die tiefste mediale Partie des Stirn- lappens, bald nur in geringer, bald aber auch in grösserer Ausdeh- nung nicht durchschnitten und so eine Verbindung des abgetrennten Stückes mit dem übrigen Grosshirn erhalten geblieben war. Diese Mängel habe ich zu beseitigen mich bemüht, und folgendes Verfahren hat dafür als das brauchbarste sich bewährt. Nachdem man mittels der kleinen convexen Säge oder des Tre- pans in die Stirnhöhle eingedrungen ist, wird das Dach derselben in ganzer Ausdehnung abgetragen, an ihrer hinteren oder inneren Wand in der Gegend der Hauptstirnfurche mit Zange und Meissel eine erste kleine Öffnung in der Schädelkapsel hergestellt und von dieser Öffnung aus mit der Zange der Knochen über der Hauptstirnfurche und einige Millimeter weit zu jeder Seite derselben weggebrochen, bis am oberen Ende der Öffnung der Sinus sichtbar und am unteren Ende das Dach der Augenhöhle erreicht ist. Dieses Vorgehen ist ungleich umständlicher und schwieriger, als wenn man mit einem Sägeschnitte hinter der Rückwärtsbiegung des Stirnbeins die Schädelkapsel eröffnet, bietet aber die wesentlichen Vortheile dar, dass möglichst wenig vom Scheitellappen freigelegt und ein Hirnvorfall am ehesten verhütet wird. Alsdann wird die bis dahin unverletzte Dura vor der Hauptstirn- furche von oben nach unten gespalten und mehrfach so eingeschnitten, dass durch Zurückschlagen der Lappen die Hauptstirnfurche in der ganzen Ausdehnung der Wunde frei zugänglich wird. Sorgsam ist dabei die Verletzung der grossen Vene zu vermeiden, welche in der Hauptstirnfurche und ihrer Verlängerung zur Falx verläuft, um dort in den Sinus einzumünden. Gerade vor dieser Einmündungsstelle schiebt man nun einen dünnen Scalpellstiel zwischen der Falx und der medialen Hemisphärenseite vertical zum Sinus in die Tiefe, bis man auf Knochen stösst, und lässt man zwischen dem Scalpellstiele und der medialen Hemisphärenseite das Messer flach mit nach hinten gerichteter Schneide nachfolgen. Hat auch die Spitze des Messers den Knochen erreicht, so kehrt man die Schneide gegen die mediale Hemisphärenseite und zieht das Messer dicht vor der Hauptstirnfurche, immer deren Verlaufe folgend, quer durch die Hemisphäre, so zwar, dass die Spitze des Messers die Fühlung mit dem Knochen behält. 760 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Abgeschnitten ist dann der ganze Stirnlappen, wie ich ihn oben definirte, mit Ausnahme eines ganz kleinen, am weitesten nach hinten aussen und unten sich erstreckenden dreieckigen Zipfels, welchen das untere Endstück der Hauptstirnfurche und die Riechfurche begrenzen; und mit durehschnitten ist der Traetus olfactorius. Das letztere lässt sich aber vermeiden, wenn man ein bauchiges Messer benutzt und bei der Sehnittführung die Spitze des Messers ein Stück zurück- bleiben lässt; es überspringt dann die Messerspitze an der Schädel- basis die Vertiefung, in welcher der Traectus olfactorius gelegen ist, und dieser wird nur angeschnitten. Ein Schwämmehen auf die Schädel- lücke gelegt, bringt die Blutung zum Stehen, und nach Reinigung der Stirnhöhle wird die Wunde durch Nähte geschlossen. Den ab- geschnittenen Stirnlappen kann man auch noch entfernen, indem man ihn sogleich nach der Durchschneidung der Hemisphäre von der Schnittstelle aus mit dem Scalpellstiele heraushebt; doch ist in diesem Falle die Blutung schwerer zu stillen, und es tritt leichter ein Hirn- vorfall ein. Sollen beide Stirnlappen auf einmal abgetragen werden, so verschafft man sich nach der Eröffnung der Schädelkapsel den Zugang zur zweiten Hemisphäre bequemer, indem man über den Sinus hinweg mit der Zange vorgeht; im übrigen erfährt das Ver- fahren keinerlei Veränderung. Natürlich stellt man auf beiden Seiten die nöthige Knochenlücke her, bevor man die Dura angreift, und schreitet man erst nach beiderseitiger Spaltung der Dura zur Ab- trennung der Stirnlappen. Wenn dem Schnitte durch die Hemisphäre eine starke Blutung folgt, ist fast regelmässig das Thier verloren, indem das Blut an der Basis zwischen Dura und Pia weit nach hinten dringt: das aus der Schädellücke hervortretende Gehirn verräth den Vorgang, (der in der Tiefe statthat. Auch gehen auf dieselbe Weise durch Nach- blutungen aus den Hirngefässen Versuchsthiere zugrunde, bei welchen die Blutung zuerst nur mässig war. Anderemal wiederum wird der Versuch vereitelt, indem in den nächsten Tagen eine Encephalomeningitis von der Wunde aus weit sich verbreitet. Endlich stellen sich auch noch zu einer späteren Zeit nach soweit gutem Befinden plötzlich Krämpfe und Coma ein, wo eine rothe Erweiehung zum Durchbruch in den Ventrikel geführt hat. So bringt das geschilderte Verfahren, wie bei der Grösse und Lage der Verletzung nicht anders zu erwarten, auch bei sauberstem Operiren ansehnliche Verluste mit. Aber die übrigen Fälle kommen sehr schön zur Heilung, und zwar so einfach und rasch wie nach einem leichten Eingriffe. Öfters bedarf es selbst nicht der Öffnung der Hautwunde, um die Wundseerete zu entlassen, da der Abtluss ausreichend durch die Nase erfolgt; und stets ist in Musxk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 761 2—3 Wochen die‘ Wunde vollkommen vernarbt, auch wenn beide Stirnlappen abgetrennt sind. Mit diesen Thieren, welche durch Monate bei ungestörter Gesundheit sich erhalten lassen, ist das allen Anforderungen entsprechende Material gegeben, die Folgen der Ab- tragung der Stirnlappen zu studiren. Die Hunde, besonders diejenigen, welche beide Stirnlappen auf einmal verloren haben, sind wohl in der ersten Zeit etwas träge und theilnahmlos, sie laufen und springen nicht, sondern gehen bloss, sie liegen viel, sie verkriechen sich gern und sind schwer hervor- zulocken, — was alles die Nachwirkung der tiefen Narkose, der Blutverlust und die reaetive Entzündung nur zu gut verständlich machen: aber nach 3—5 Tagen sind sie so munter wie zuvor, und bald laufen sie, ja tummeln sie sich in alter Weise. Mit der Durch- schneidung beider Traetus olfactori ist natürlich der Geruchssinn fort- gefallen; aber wenn jene Tractus, wie in fast allen meinen Versuchen, bloss angeschnitten sind, lässt höchstens der auf beiden Seiten zu- gleich verstümmelte Hund den Geruchssinn in den ersten Tagen ver- missen, sonst riechen die Hunde alle nicht merklich anders als in der Norm. Im Bereiche des Gesichts- und des Gehörssinnes thun sich zu keiner Zeit und durch keinerlei Prüfung irgendwelche Störungen kund:; und wie die Hunde alles sehen und erkennen, alles hören und den Zuruf verstehen, so schmecken sie nach wie vor, und auch der Gefühlssinn der Haut bietet keine Abweichungen dar, indem die Berührung überall wie gewöhnlich gefühlt und richtig localisirt wird. Unverändert erscheinen ferner die Gemeingefühle; und was man gewöhnlich unter der Intelligenz der Thiere versteht, ist derart unge- schädigt, dass jahrelange Beobachtungen und Prüfungen nicht einen einzigen Zug mich haben entdecken lassen, durch welchen diese Hunde von unversehrten Hunden sich unterschieden. Dass die vegetativen Funetionen alle normal ablaufen, brauchte kaum bemerkt zu werden. Aber auch Gehen, Laufen, Springen; die Bewegungen der Augen, der Ohren und der Zunge; Bellen, Beissen, Fressen, Saufen: die Bewegungen des Kopfes und des Halses, der Extremitäten und des Schwanzes kommen ganz normal zur Ausführung; und überhaupt lassen alle willkürlichen und unwillkürlichen Bewegungen gar keine Abnormitäten erkennen — mit Ausnahme der Bewegungen des Rumpfes. Hier am Rumpfe allein stellen sich Störungen in folgender Weise heraus. Wenn der Hund, dem ein Stirnlappen, z. B. der linke, abge- tragen ist, sich selbst überlassen ruhig geht und die Richtung ändernd einen grösseren Bogen beschreibt, so geht er dabei ebensowohl rechts- wie linksherum; aber wenn er kurz wendet, dreht er sich haken- 762 Gesammtsitzung vom 20. Juli. {örmig linksherum, so dass die Rücken-Lendenwirbelsäule sich mit der Convexität nach rechts krümmt, und jedesmal dreht er sich so linksherum, nie rechtsherum. Je enger der Raum ist, in welchem der Hund sich bewegt, desto öfter wiederholen sich diese Drehungen, immer in derselben Weise, auch dann, wenn zur rechten Seite des Hundes das Terrain ganz frei ist, während die Linksdrehung die Wand, den Schrank, den Tisch u. dgl. streifen lässt. Ruft man den stehenden oder gehenden Hund von hinten, so dreht er sich jedesmal hakenförmig linksherum; und wenn man selbst an seiner reehten Seite hinter ihm steht, so dreht er wohl manchmal zuerst Kopf und Hals weit nach rechts, aber dann nimmt er dieselben zurück, und es folgt die Linksdrehung. Führt man, vor dem Hunde stehend, auf seiner linken Seite ein Fleischstück langsam im Bogen vom Auge nach der Sechwanzwurzel hin, so dreht sieh der Hund allmählich mit seiner ganzen Wirbelsäule hakenförmig nach links, ohne die Extre- mitäten zu bewegen, und erreicht das Fleischstück mit der Schnauze über der Schwanzwurzel, ja öfters sogar noch rechts von dieser. Bewegt man dagegen das Fleischstück ebenso an der rechten Seite des Hundes, so dreht derselbe zunächst Kopf und Hals weit nach rechts; dann aber macht er entweder plötzlich die hakenförmige Drehung linksherum und sucht so das Fleischstück zu erhaschen, oder er wirft sich zu dem Zwecke ebenso plötzlich mit zeigerartiger Drehung reehtsherum, indem er sich im Becken dreht und beide Vorderextremitäten zugleich nach rechts bewegt. Läuft der Hund, so beschreibt er grössere Bögen sowohl rechts- wie lInksherum, kleine Bögen aber nur linksherum; und wenn ihn einmal der Zuruf, die offene Stallthür, der drohende Stock u. dgl. rechtsum kurz zu wenden veranlassen, so wirft er sich ausnahmlos zeigerartig durch Drehung im Becken herum, so dass die ungeschiekte Wendung ihn öfters stolpern macht und hin und wieder sogar zu Falle bringt. So zeigt sich überall und immer wieder, dass der Hund nieht mehr im Stande ist, unter Krümmung der Rücken -Lenden- wirbelsäule sich nach rechts zu drehen. Und da die passive Beweg- lichkeit der Wirbelsäule unversehrt ist, da infolge einer Verstellung der Vorderextremitäten nach rechts hinten die Wirbelsäule nach links convex wird, so muss der Hund die Fähigkeit verloren haben zu derjenigen willkürlichen Contraction seiner Rumpfmuskulatur, durch welehe die Rücken -Lendenwirbelsäule mit der Convexität nach links gekrümmt wird. Diese Störung der willkürlichen Bewegung bleibt für die Dauer bestehen; durch Monate sieht man nichts an dem Hunde sıch ändern, als dass er in späterer Zeit hin und wieder auch beim Gehen sich im Becken rechtsherum dreht, wenn plötzlich ein beson- derer Anlass zur kurzen Wendung nach dieser Seite hin gegeben ist. Munx: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 76: Der Hund, welchem beide Stirnlappen abgetragen sind, lässt die- selbe Störung der willkürlichen Bewegung an beiden Seiten des Körpers erkennen: er dreht sich ohne Unterschied rechts- wie linksherum; aber alle seine Drehungen, ob er steht, geht oder läuft, vollziehen sich zeigerartig durch Drehung im Becken, und eine seitliche Krümmung der Rücken-Lendenwirbelsäule, eine hakenförmige Drehung nach rechts oder links kommt niemals vor. Dazu findet sich hier noch, im Gegensatze zu dem einseitig verstümmelten Hunde, dessen Körper- haltung unverändert ist, eine abnorme Wölbung der Rücken-Lenden- wirbelsäule. Anfangs, so lange der Hund nur langsam oder doch zumeist langsam sich bewegt, ist stets beim Stehen wie beim Gehen eine geradezu katzenbuckelartige Krümmung des Rückens vorhanden, dergemäss die hinteren Extremitäten ansehnlich über die Norm den vorderen genähert sind. Später ist die abnorme Wölbung des Rückens weniger auffällig. Sie ist dann nicht zu constatiren, während der Hund rasch geht oder läuft, auch nicht, wenn er nach solchem Gehen und Laufen zum Stehen gekommen ist; aber wenn er steht, nachdem er sich vom Lager erhoben hat, und so lange er langsam geht, tritt sie immer wieder deutlich hervor, und so lässt sie durch Monate hindurch sich verfolgen. Abweichungen vom geschilderten Verhalten kommen nicht anders vor, als dass einzelne Hunde erst später nach der Operation, erst in vier bis acht Tagen, ihre alte Munterkeit wiedergewinnen und während dieser Zeit noch weitere Störungen zeigen. Linksseitig operirte Hunde tragen den Kopf nach links gedreht und drehen ihn nur selten und immer nur auf besonderen Anlass, z. B. wenn ein starkes Geräusch zu ihrer Rechten entsteht, in die Normalstellung oder noch etwas weiter nach rechts. Beiderseits verstümmelte Hunde tragen den Kopf gesenkt; sie fassen die Fleischstücke schlecht mit den Kiefern, und noch ungeschickter und mühsamer schieben sie dieselben rückwärts in den Schlund; auch saufen sie schlecht, indem sie nicht die Flüssigkeit mit hohlgemachter Zunge nach hinten werfen, sondern bloss lecken. Alle diese Störungen sind um den dritten Tag nach der Operation am ausgeprägtesten vorhanden und nehmen dann rasch ab, bis sie spätestens am siebenten Tage verschwunden sind. Sie können daher nur darauf beruhen, dass die mit der Heilung der Wunde verknüpfte reactive Entzündung in diesen Fällen etwas weiter als sonst von der Schnittstelle aus sich verbreitet, aber auch bald bis auf die sonstige Aus- dehnung sich wieder vollkommen zurückgebildet hat. Und so gewinnen diese Fälle noch ein besonderes Interesse; denn indem sie die Func- tionen der nächsten Nachbarschaft unseres Stirnlappens erkennen lassen, bestätigen sie, was unsere früheren Exstirpationsversuche ergeben haben, 764 Gesammtsitzung vom 20. Juli. dass unmittelbar hinter der Hauptstirnfurche die Nacken- (Hals-) und die Kopfregion der Fühlsphäre gelegen sind. Tödtet man die Hunde nach mehreren Wochen oder Monaten, so erhebt man immer im wesentlichen denselben Befund: die weichen Bedecekungen sind an der Operationsstelle durch eine feste derbe Masse ersetzt, von welcher an der Schnittstelle ein dünner sichelartiger Fort- satz, jedoch nicht weit, in die Hemisphäre dringt; und mit dieser fibrösen Substanz ist die Hemisphäre verwachsen, welche in der zu- nächst angrenzenden dünnen Schicht, dann aber auch an der Sehnitt- stelle in einer durch die ganze Dicke der Hemisphäre bis auf den Traectus olfaetorius sich erstreckenden Scheibe, beidemal in noch nicht ı"” Dicke, gelb erweicht sich zeigt; davor und dahinter ist alles normal, nur ist der Stirnlappen mehr oder weniger verkleinert. Auch trifft man die Wunde regelmässig in derartiger Vernarbung begriffen an. wo der Hund in der zweiten Woche nach soweit gutem Befinden plötzlich unter Krämpfen und Coma zugrunde gegangen ist; das Gehirn bietet bloss die Abweichung dar, dass in der Tiefe der Wunde dort, wo der Schnitt dem Ventrikel sehr nahe gekommen ist, eine eng begrenzte rothe Erweichung ungefähr trichterförmig in den Ventrikel und manchmal daneben noch in den Kopf des Nucleus caudatus führt. Dagegen finden sich sehr ausgedehnte rothe Erweichungen an der dem Schnitte benachbarten Hirnsubstanz, die oft zugleich prolabirt ist, und dahinter, mindestens über eine grössere Partie des Scheitellappens sich erstreckend, Hyperämie und Consistenzveränderung der Rinde, Trübung der Pia u. s. w. in allen den Fällen, welche ich oben als dadurch verunglückt zu bezeichnen hatte, dass eine heftige Entzündung infolge der Verletzung weit um sich griff; an solchen Hunden kommen natürlich bei Lebzeiten alle möglichen Bewegungsstörungen zur Beob- achtung. Recht interessant ist beiläufig eine Besonderheit, welche die letzteren Fälle darbieten. Wie ich schon früher wiederholt hervor- gehoben habe, ist es nach ausgedehnteren Exstirpationen der Gross- hirnrinde nichts ungewöhnliches, dass einzelne Thiere von einer weit ausgebreiteten Encephalomeningitis befallen werden; und der eine Theil dieser Thiere stirbt, an dem anderen Theile bildet sich die Entzün- dung zurück, aber immer nur unvollkommen, so dass die Rinde in der Umgebung der Exstirpationsstelle auf eine grössere Strecke hin, wie die Section jedesmal augenfällig darthut, wesentlich verändert bleibt. Daher sind alle diese Thiere für das specielle Studium der Grosshirnrinden-Funetionen unbrauchbar; und wer trotzdem aus den Störungen, welche derlei genesene Thiere zeigen, auf die Funetionen der exstirpirten Rindenpartie schliesst, unterliegt einer schweren Täu- Muvnk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 765 schung. Bei unserer Abtragung beider Stirnlappen ist nun jede solche Täuschung einfach dadurch ausgeschlossen, dass hier die weit ausge- breitete Encephalomeningitis stets zum Tode führt. Bildet sich nämlich selbst die Entzündung zurück, so sind doch die den Stirnlappen benach- barten Kopfregionen der Fühlsphäre so lange auf’s schwerste geschä- digt, dass das Thier trotz sichtlich grösstem Verlangen nach Nahrung, trotzdem dass es z. B. jedes Fleischstückchen aufsucht und sich mit der Schnauze viel an ihm zu schaffen macht, nieht mehr die Nahrung zu sich zu nehmen, nicht mehr zu fressen und zu saufen vermag und in circa vierzehn Tagen an Inanition zugrunde geht. Sobald an den Vorderextremitäten beträchtliche Bewegungsstörungen auftreten, sobald also die Entzündung in einiger Stärke die Vorderbeinregionen der Fühl- sphären ergriffen hat, ist nach meinen Erfahrungen das Thier dem Tode verfallen; man müsste denn künstliche Fütterungen unternehmen, indem man die Nahrung in den Rachen einführt, wozu aber die sonstige Unbrauchbarkeit des Versuches nicht verleiten kann. Ausser den bisher betrachteten vollkommenen habe ich noch die verschiedensten unvollkommenen Abtragungen eines oder beider Stirnlappen am Hunde ausgeführt. Schon wenn man mit dem Sehnitte durch die Hemisphäre an seinem medialen und lateralen Ende etwas weniger genau dem Verlaufe der Hauptstirnfurche folgt, gehen viel weniger Versuchsthiere verloren; und je weiter man sich dort von der Hauptstirnfurche entfernt hält, desto besser sind noch die Chancen der Versuche, bis endlich Querschnitte durch die Hemisphäre vor dem vordersten Punkte der Hauptstirnfurche geführt kaum mehr Ver- luste zur Folge haben. Dabei kommen die Bewegungsstörungen, bezw. die abnorme Haltung des Rumpfes zunächst immer noch derart, wie nach den vollkommenen Abtragungen, zur Beobachtung; und erst wenn der Querschnitt durch die Hemisphäre mehr als 2”” vom vor- dersten Punkte der Hauptstirnfurche entfernt ist, gestalten sich die Dinge anders. Ist der Abstand nur wenig grösser, so zeigen sich wohl noch dieselben Störungen in der ersten Zeit nach der Operation, aber später sind sie verschwunden; beträgt der Abstand wesentlich mehr, so ist der Hund schon von vornherein in seinem Verhalten vom unversehrten Hunde nicht zu unterscheiden. Allerdings habe ich manchmal auch dann noch in der Art, wie der Hund sich drehte und dem Fleischstücke nach sich krümmte, gewisse kleinere Abnor- mitäten zu entdecken geglaubt; aber sie waren gar zu schwer zu beobachten und liessen sich noch dazu nicht regelmässig wiederfinden, so dass nichts darauf zu geben war. Wo es nicht um eine umfassende Untersuchung zu thun ist, sondern um die einfache Constatirung der Störungen, welche die 7eR = : > 766 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Abtragung der Stirnlappen mit sich bringt, und ihrer völligen Ver- schiedenheit von den Folgen anderer Grosshirnrinden-Exstirpationen, empfiehlt es sich, wie man sieht, gerade das Verfahren zu befolgen, welches ich vor einigen Jahren ausführlich beschrieb'), und die Hemi- sphäre dieht vor dem vordersten Punkte der Hauptstirnfurche quer zu durchschneiden. Wenn Hrn. Hırzıe’s und H. pr Bover’s an den Stirnlappen verstümmelte Hunde Bewegungsstörungen haben vermissen lassen, so ist in erster Linie daran zu denken, dass die exstirpirten Partien zu klein gewesen sind. Doch ist es auch sehr wohl möglich, dass die Störungen am Rumpfe, da sie ungemein weniger auffällig sind als die Störungen an den Extremitäten und selbst am Nacken, nur der Beobachtung sich entzogen haben. Mir selber waren über ein Jahr lang an einer ganzen Anzahl von Hunden, welchen ich die Stirnlappen abgetragen hatte, die Störungen am Rumpfe völlig ent- gangen, die ich doch später, nachdem ich sie einmal herausgefunden hatte, in jedem Falle sofort wieder bemerkte. 3. Exstirpationsversuche am Affen. Beim Affen setzen sich Stirn- und Scheitellappen weniger gut, als beim Hunde, von einander ab: und nur in der hakenförmigen, mit der Convexität nach hinten gerichteten Querfurche, welche dort, wo die rasche Breitenzunahme des vordersten Hemisphärentheiles ein Ende hat, tief in die Substanz einschneidet, ist, soweit dieselbe sich erstreckt, eine brauchbare hintere Grenze für den Stirnlappen gegeben. Die Furche ist vielfach verschieden als mittlere Stirnfurche, gebogene Stirnfurche, vordere Scheitelfurche u. s. w. bezeichnet worden; ich will sie wiederum die Hauptstirnfurche nennen. Die vor dieser Furche gelegene Rinde an der oberen Fläche und an dem vordersten Stücke der unteren Fläche des Stirnlappens hatte ich bei meinen früheren Versuchen”) exstirpirt, und die Folgen waren Bewegungsstörungen ge- wesen, wie wenn man einem Hunde Stirnlappen und Nackenregion der Fühlsphäre zusammen fortgenommen hätte. War jene Rinde in geringerer Ausdehnung entfernt worden, so hatte sich eine gewisse Beweglichkeit erhalten die einen Male des Halses, die anderen Male des Rumpfes, je nachdem die Exstirpation nach hinten oder nach vorn weniger weit sich erstreckt hatte. Das zeigte offenbar eine Zu- sammensetzung jener Rinde aus einer hinteren dem Halse und einer !) Functionen u. s. w. S. 69— 70. 2) Functionen u. s. w. S. 72—3. — Ueber die benutzten Affenarten s. S. 54, Anm. 21. Für die neueren Versuche habe ich fast ausschliesslich Macacus cynomolgus verwandt. Musk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 767 vorderen dem Rumpfe zugehörigen Partie an, und diese beiden Partien schärfer zu scheiden, musste eine erste Aufgabe für die weitere Unter- suchung sein. Eine zweite und noch wichtigere Aufgabe aber war, die Exstirpation der Stirnlappen-Rinde überhaupt zu vervollkommnen, da bis dahin die ganze Rinde der medialen Seite und ein grosser Theil der Rinde der unteren Seite des Stirnlappens unversehrt stehen geblieben waren. Beide Aufgaben haben sich lösen lassen; und ich will sogleich die Versuche beschreiben, die fast für sich allein allen Anforderungen genügen können, Versuche, welche unseren Stirnlappen- Abtragungen am Hunde sich an die Seite stellen. Mit einem kleinen Trepan eröffnet man die Schädelkapsel über dem Stirnlappen nicht weit hinter der vorderen Spitze desselben und bricht dahinter mit der Zange in der Richtung auf das mediale Ende der Hauptstirnfurche zu den Knochen weg, bis man die vordere Spitze dieses medialen Endes um etwa ı"" überschritten hat. Für die Orientirung gewährt einen guten Anhalt die von vorn innen nach hinten aussen ziehende Längsfurche, welche im Innern des Hakens der Hauptstirnfurche ihr Ende findet. Danach wird, soweit die Öffnung von vorn nach hinten reicht, das Schädeldach in der ganzen Breite der Hemisphäre abgetragen, so dass einerseits der Sinus in seinem Verlaufe, andererseits der laterale Rand des Stirnlappens zur Ansicht kommt; und die bis dahin unverletzte Dura wird gespalten und in Stücken zurückgeschlagen. Unmittelbar am hinteren Rande der Öffnung geht man nun ebenso, wie ich es oben (S. 759) angab, mit einem dünnen Sealpellstiele zwischen der Falx und der medialen Hemisphärenseite vertical zum Sinus in die Tiefe, bis man auf Knochen stösst, und lässt zwischen dem Scalpellstiele und der medialen Hemisphärenseite das Messer mit nach hinten gerichteter Schneide ebensoweit nachfolgen. Aber man schiebt hier das Messer nicht so, wie oben, gleichfalls vertical zum Sinus ein, sondern ein wenig schief, mit der Spitze nach vorn abweichend, so dass es einen Winkel von 75— 80° mit dem Sinus bildet. Unter unveränderter Beibehaltung dieser Neigung des Messers kehrt man dann die Schneide gegen die mediale Hemisphären- seite und zieht das Messer in der Höhe der vorderen Spitze des medialen Endes der Hauptstirnfurche quer durch die Hemisphäre, ohne dass die Spitze des Messers eher die Fühlung mit dem Knochen verliert, als sie den lateralen Rand der Schädelöffnung erreicht hat. Es folgt eine mässige Blutung; und wenn diese durch Andrücken eines Schwämm- chens zum Stehen gekommen ist, kann die Wunde durch Nähte ge- schlossen werden. Ist der Schnitt durch die Hemisphäre richtig geführt, so ist er an der lateralen Seite der Convexität in das laterale Ende der Hauptstirnfurche oder dieht vor dasselbe gefallen, an der Sitzungsberichte 1882. 60 768 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Basis dem Schläfenlappen nahegekommen; und abgetrennt vom übrigen Hirne ist der ganze Stirnlappen mit Ausnahme des vom Haken der Hauptstirnfurche eingefassten Stückes. So kann man auch den Affen beide Stirnlappen auf einmal verlieren lassen, indem man an beiden Hemisphären in gleicher Weise operirt; man erspart dann die zweite Trepanation, indem man mit der Knochenzange über den Sinus hin- weg nach der zweiten Seite vordringt. Das operative Verfahren ist verhältnissmässig leicht; aber eine ganz besondere Aufmerksamkeit verlangt der Schnitt dureh die Hemi- sphäre, welchen man vortheilhaft zuerst an der Leiche üben wird. Sobald das Messer mehr senkrecht geführt wird, ergiesst sich Blut an der Basis zwischen Dura und Pia nach hinten, und das Versuchs- thier geht zugrunde. Hat man genau in der vorgegebenen Weise operirt, so drohen nur Verluste dureh Hirnvorfall, der, wo er nicht zum Tode führt, doch den Versuch immer entwerthet. Ihn zu ver- meiden, durfte schon nicht der abgetrennte Stirnlappen aus der Schädel- höhle entfernt werden; aber auch so noch tritt er hin und wieder in den nächsten Tagen ein, und zwar regelmässig, wenn der Affe aufgeregt und zu heftigen Körperbewegungen veranlasst wird. Es ist deshalb geboten, die Thiere in der ersten Zeit nach der Operation, soweit es nur angeht, sich selbst zu überlassen und bei ungeberdigen Thieren selbst die Behandlung der Wunde auf's äusserste zu beschränken. Kommt es nicht zum Hirnvorfall, so heilt die Wunde sehr schön unter spärlicher Eiterung, fast wie per primam, und in etwa vierzehn Tagen ist alles vernarbt, nicht anders als wir es in den glücklichen Fällen beim Hunde gefunden haben. Die Thiere sind dann allerdings in den ersten Tagen nach der Operation krank, besonders die beider- seits verstümmelten — das struppige Haar, die heisse Haut, der frequente Puls, der geringe Appetit, der grosse Durst, die Schläfrig- keit. unterbrochen manchmal durch Zeiten von Ruhelosigkeit, lassen darüber keinen Zweifel —; aber nach 3—5 Tagen sind alle diese Erscheinungen verschwunden, die Thiere sind wieder wohlauf, und sie sind nunmehr durch viele Monate bei ungestörter Gesundheit zu beobachten. Es ist eine unvermeidliche Nebenverletzung der Operation, dass jedesmal mit der Abtrennung des Stirnlappens auch der Tractus olfaeto- rius durehschnitten wird; daher der Geruchssinn unserer Affen geschä- digt, bezw. ganz aufgehoben ist. Die übrigen Sinne aber bieten keinerlei Störung dar. ebensowenig die Gemeingefühle und die soge- nannte Intelligenz. Dazu sind die vegetativen Functionen : durchaus unversehrt. Endlich vollziehen sich auch die willkürlichen und unwill- kürlichen Bewegungen alle gerade so, wie beim unverletzten Thiere, Munx: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 769 mit Ausnahme einer Gruppe von Bewegungen, an welchen die Rumpf- muskulatur betheiligt ist. Auf diese Bewegungen und unter Umständen die Haltung des Rumpfes sind, vom Geruchssinne abgesehen, die ganzen Abnormitäten beschränkt, welche an unseren Thieren zur Beobach- tung kommen. An dem Affen, welchem ein Stirnlappen abgetrennt ist, laufen die Abnormitäten darauf hinaus, dass derselbe seine Rücken -Lenden- wirbelsäule nieht mehr willkürlich nach der der Verletzung entgegen- gesetzten Seite zu biegen oder zu drehen vermag. Ist z. B. der linke Stirnlappen abgetrennt, so geht oder läuft der Affe wohl im grösseren Bogen rechts- wie linksherum, aber kurz wendet er in der normalen Weise, ob er sitzt, steht, geht, läuft oder klettert, ausnahmlos links- herum, indem er die Rücken-Lendenwirbelsäule nach links dreht oder mit der Concavität nach links krümmt, und nie rechtsherum. Ja, in der ersten Zeit nach der Operation dreht sich der Affe überhaupt gar nicht rechtsherum, denn erst nach einigen Wochen fängt er an, im Hüftgelenk den Rumpf nach rechts zu bewegen. Diese ungewöhn- lichen Rechtsdrehungen im Becken sieht man dann, nachdem sie einmal eingetreten sind, mit der Zeit etwas häufiger erfolgen, aber immer bleiben sie doch verhältnissmässig seltene Vorkommnisse gegenüber den normalen Drehungen linksherum. Wird der Affe im Käfig gehalten, so ist schon durch dessen Enge allein, da sie den Affen viel sich zu drehen zwingt, der Ausfall der normalen Rechtsdrehung geradezu auf- fällig; und sobald man nur beachtet, wie der Affe von der Stange zum Gitter, von diesem zum Boden sich schwingt, wie er von Stange und Gitter aus den Boden absucht, wie er in munterem Spiele den Körper verdreht u. s. w., tritt der häufigen Biegung der Rücken- Lendenwirbelsäule nach links gegenüber das Ausbleiben jeder solchen Biegung nach rechts nicht minder scharf hervor. Natürlich aber sind durch geeignete Versuche, indem man Mohrrübenstücke an der einen und der anderen Seite des Afien hält oder wirft, die bezeichneten Bewegungsstörungen noch besonders schön zu constatiren. Dass man diese Störungen richtig erkannte, daran bleibt kein Zweifel, wenn man schliesslich nach Wochen oder Monaten auch noch den rechten Stirnlappen des Affen abtrennt: denn die Vorzüge der linken Rumpf- hälfte des Affen vor der rechten, welche so lange zu beobachten waren, sind dann gänzlich fortgefallen. Der Affe, welchem beide Stirnlappen abgetrennt sind, vermag seine Rücken-Lendenwirbelsäule weder nach rechts noch nach links zu biegen oder zu drehen und führt von vornherein alle kurzen Wen- dungen, welche er macht, durch Drehung des Rumpfes im Hüftgelenke aus. Aber er ist noch viel mehr geschädigt; denn er vermag seine 60* 779 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Rücken-Lendenwirbelsäule auch nieht mehr zu beugen und zu strecken, so dass überhaupt jede willkürliche Bewegung derselben fortgefallen ist. Sogleich nach der Operation zeigt sich die Rücken -Lendenwirbel- säule auffallend katzenbuckelartig gekrümmt, so dass die hinteren Extremitäten den vorderen abnorm genähert sind; und diese Krüm- mung bleibt für die Dauer bestehen, immer in gleicher Weise sichtbar, ob der Affe sitzt, steht, geht oder läuft. Beim ruhigen Sitzen ist dadurch eine Absonderlichkeit bedingt, welche für sich allein den Affen sofort kenntlich macht: während der unversehrte Affe, wenn er sich nicht gerade ängstlich duckt, die Hinterextremitäten hinter den Vorderextremitäten und die Kniee hinter den Schultern hält, zeigt unser Affe die Kniee vor den Schultern nahe oder dicht am Unterkiefer und die Folgeglieder der Hinterextremitäten vor den Vorder- extremitäten. In der ersten Zeit springt der Affe gar nicht, weder von selber, noch auf Lockung oder Drohung. Unter den letzteren Bedingungen legt er sich höchstens, unter Beugung sowohl der nach vorn gehaltenen Vorderextremitäten wie der nach hinten gehaltenen Hinterextremitäten, mit dem Bauche auf die Tischplatte oder die Stange des Käfigs, so dass es ganz den Eindruck macht, als wolle er springen; aber nachdem er eine Weile so gelegen hat, springt er nicht, sondern klettert am Tischfusse herab, bezw. gleitet er mit dem Bauche an der Stange herab und greift, mit den Hinterextremitäten an der Stange hängend, nach dem Gitter, an welchem er sich weiter herablässt. Später, nach einigen Wochen, springt der Affe wohl auf intensive Lockung oder Drohung, wenn man ihn am Klettern verhindert; aber dann springt er immer unbeholfen, immer mit katzen- buckelartig gekrümmtem Rücken, immer schliesslich nach vorn über- schlagend, so dass er auf die Nase stösst oder doch nur mühsam sich davor bewahrt. Nur beim Klettern sieht man passiv, durch die Wirkung der Extremitäten, die abnorme Krümmung des Rückens sich verändern und Seitenbiegungen der Rücken-Lendenwirbelsäule zustande- kommen. Geradeaus klettert auch der Affe ganz gut, aber jede grössere Änderung der Richtung macht ihm Schwierigkeiten; und wo die Noth- wendigkeit an ihn herantritt, im Klettern umzukehren, gelingt ihm dies nur durch die ungeschicktesten und verwickeltsten Evolutionen, oder er weiss auch gar nicht sich zu helfen und stürzt aus der Höhe herab. Kein Wunder nach alledem, dass ein so munteres und lustiges Treiben, wie es sonst die operirten Affen nach ihrer Heilung, wenn sie nicht gerade blind sind, häufig beobachten lassen, an unserem Affen niemals sich zeigt und dieser immer langsam und schwerfällig in den allgemeinen Körperbewegungen sich darstellt. Die geschilderten Abnormitäten in irgendwelche Beziehung zur Munk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. Tat Durchsehneidung des Traetus olfactorius zu bringen, ginge schon deren Eigenart wegen nicht an, auch wenn der Geruchssinn im Leben des Affen nicht überhaupt die untergeordnete Rolle spielte, dass kaum jemals, selbst bei völliger Blindheit des 'Thieres, eine Verwerthung dieses Sinnes sich bemerklich macht. Wiederum also, wie bei unseren früheren Versuchen am Stirnlappen des Affen, haben Störungen am Rumpfe als Folgen der Stirnlappen-Verletzung sich herausgestellt. Aber neben dieser Übereinstimmung sind doch mit der Verschieden- heit des Eingriffes auch bedeutsame Verschiedenheiten in den Ergeb- nissen aufgetreten. Dort, wo unmittelbar von der Hauptstirnfurche an die Rinde des Stirnlappens exstirpirt worden war, hatten zu den Störungen am Rumpfe noch Störungen am Nacken sich gesellt, hatte der einseitig verstümmelte Affe den Kopf stets nach dieser Seite gedreht, der beiderseits verstümmelte Affe den Kopf stets gesenkt gehalten, und waren Drehungen des Kopfes und des Halses nach der entgegengesetzten Seite, bezw. nach beiden Seiten nur unvollkommen ausführbar gewesen: hier, wo wir die der Hauptstirnfurche zunächst befindliche Rinde gerade immer geschont haben, ist jede Störung am Nacken ausgeblieben, haben die Affen Kopf und Hals in durehaus normaler Haltung und Beweglichkeit gezeigt. Damit ist erwiesen, was wir schon früher zu vermuthen Anlass hatten, dass Nacken und Rumpf gesonderte Partien der Stirnlappen-Rinde zugeordnet sind und die dem Nacken zugehörige Rinde an der Hauptstirnfurche gelegen ist. Hinwiederum sind hier, wo mit Ausnahme der der Haupt- stirnfurche nächsten Partie der ganze Stirnlappen abgetrennt worden ist, beträchtlichere Störungen am Rumpfe, zumal in der Haltung desselben, aufgetreten, als dort, wo die Rinde der medialen Seite und ein guter Theil der Rinde der unteren Seite des Stirnlappens unversehrt stehen geblieben waren. So dass offenbar auch diese letzteren Rindenpartien des Stirnlappens in functioneller Beziehung zum Rumpfe stehen. Abweichungen vom beschriebenen Verhalten haben sich nur selten und immer nur für die erste Zeit nach der Operation dargeboten. Ein Affe, welchem beide Stirnlappen abgetrennt waren, zeigte im Verlaufe des dritten Tages wiederholt für die Dauer einiger Minuten klonische Krämpfe der Nackenmuskulatur, durch welche der Kopf nach links und oben gedreht wurde; später war nichts der Art mehr zu beobachten. Zwei andere Affen, welchen der linke Stirnlappen abgetrennt war, hielten am zweiten und dritten Tage nach der Opera- tion den Kopf stets nach links und oben gedreht, und drehten ihn gar nicht, bezw. nur etwa bis zur Normalstellung nach rechts, auch wenn man sie durch rechts vorgehaltene Mohrrübenstücke lockte; 779 758 - s [0 Gesammtsitzung vom 20. Juli. am vierten Tage stand der Kopf normal, und noch an demselben, spätestens aber am folgenden Tage wurden die Drehungen des Kopfes nach rechts gerade so wie in der Norm ausgeführt. Selbstverständlich waren danach die Abweichungen nur dureh die reactive Entzündung bedingt, welehe in diesen Fällen etwas stärker als sonst verlief. Doch sind die Abweichungen (leshalb interessant, weil sie auch ihrerseits auf’s deutlichste lehren, dass die dem Nacken (Halse) zugehörige Rinde zu allernächst hinter unserem Schnitte dureh die Hemisphäre und vor den Kopf- und Extremitäten-Regionen gelegen ist. Ebendies hat sich dann auch noch durch besondere Versuche darthun lassen. Ich exstirpirte an mehreren Affen bloss die vom Haken der Hauptstirnfurche eingefasste Rinde eines Stirnlappens, also gerade diejenige Rindenpartie, welche bei den obigen Abtrennungen des Stirnlappens an dessen Convexität hinter dem trennenden Schnitte zurückgeblieben war. Von einem Verluste durch Hirnvorfall abgesehen, verheilte die Verletzung immer sehr gut; und regelmässig war der Erfolg, dass der Affe, sonst in allen Stücken ungeschädigt, Drehungen des Kopfes nach der unverletzten Seite nur sehr unvollkommen, manchmal so gut wie gar nicht auszuführen vermochte. In zwei Fällen trug auch der Affe in den ersten Tagen nach der Operation den Kopf nach der Seite der Verletzung abgelenkt, nach dieser Seite und oben gedreht. Weshalb hier nur vorübergehend und in den übrigen Fällen gar nicht die abnorme Haltung des Kopfes auftrat, welche die Versuche der älteren Art, bei welchen die Rinde des Stirnlappens von der Hauptstirnfurche an exstirpirt worden war, nie haben vermissen lassen, habe ich aus Mangel an Material noch nicht aufklären können. Den Sectionsbefunden nach war bei den letzteren Versuchen die Rinde am medialen Ende der Hauptstirnfurche etwas ausgedehnter, und zwar etwas weiter medialwärts verletzt; und es ist deshalb anzunehmen, dass. auch noch eine kleine Rinden- portion an der medialen Seite der Hauptstirnfurche dem Nacken zuge- ordnet ist. Dass Hrn. Ferrier, welcher ungefähr ebensolche Abtragungen der Stirnlappen an Affen ausgeführt hat, wie ich sie oben beschrieb, die Folgen der Exstirpation ganz entgangen sind, kann wiederum dadurch seine Erklärung finden, dass die Störungen am Rumpfe sehr viel weniger auffällig sind, als die Störungen an den Extremitäten. Hinzu- kommt, dass Hın. Ferrıer's Beobachtungen, da die reactive Ent- zündung alle Versuchsthiere rasch dem Tode zuführte, bloss auf die ersten Tage nach der Operation beschränkt blieben, während welcher Zeit von den vier Affen mindestens drei in so übler Verfassung sich befanden, dass eigentlich jede Möglichkeit der Untersuchung von vorn- Munk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. is herein ausgeschlossen scheinen musste‘). Wie Hr. Ferrırr aber die Apathie, die Schlaftrunkenheit, die Ruhelosigkeit u. s. w. der Affen, die offenbaren Folgen der mechanischen Läsion und der Encephalome- ningitis, wie sie bei unglücklichen Versuchen auch nach anderen grösseren Hirnverletzungen sich einstellen, dem Ausfall der Functionen der Stirnlappen hat zuschreiben können, das würde ganz unverständ- lich sein, wenn nicht eben Hr. Frrrırr überall bei seinen Exstirpa- tionsversuchen, was er gerade beobachtete, kritiklos nach vorgefasster Meinung gedeutet hätte?). Ich habe es schon früher kurz erwähnt und will es an dieser Stelle noch besonders betonen, dass meine Affen, welchen beide Stirn- lappen abgetrennt waren, hinsichts der sogenannten Intelligenz durch Monate hindurch ebenso sich verhielten, wie vor der Verstümmelung. In der Richtung sie zu schildern, müsste ich geradezu die Charakteristik des normalen Affen geben. Nur einige Züge will ich darum heraus- heben. Auch wenn man gar nicht sich mit ihnen beschäftigt hatte, beobachteten sie genau. was im Zimmer geschah, und verfolgten be- sonders peinlich das Thun und Lassen derjenigen Menschen, von welchen sie abhingen. Sobald ich in einer entfernten Eeke des Zimmers den Stock vom Tische nahm oder sobald der Wärter ebendort den Gutta- pereha-Handschuh hervorholte, mit welchem er sich beim Ergreifen der Affen vor deren Bissen schützte, geriethen sie in grösste Angst und zogen sich tief in den Käfig zurück. Bewegte ich mich dagegen, wenn auch ganz zufällig. in der Richtung nach dem Kasten hin, aus welchem ich Mohrrüben an sie zu verfüttern pflegte, so suchten sie in freudigster Aufregung möglichst bei der Hand zu sein und hängten sich an das Gitter des Käfigs. Mein Verziehen des Gesichtes, mein Drohen mit dem Zeigefinger genügte, um sie von dem Leckerbissen fernzuhalten, welchen ich gleichzeitig ihnen vorhielt oder vorwarf. Ja, ein solcher Affe, den ich abgerichtet hatte, nahm mir das vor- gehaltene Mohrrübenstückchen jedesmal aus der Hand, wenn ich es zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst hatte, und griff nie zu, wenn ich es zwischen Daumen und Mittelfinger unterhalb des er- hobenen Zeigefingers hielt; im letzteren Falle harrte er geduldig minutenlang aus, bis ich die Stellung der Finger veränderte. Das ‘) Vgl. Philos. Transact. 1875. Part I. p. 433 —41; 484—7: — Da Ferrıer Gewicht darauf gelegt hat, dass seine Affen noch assen und tranken, so sei bemerkt, dass die Affen — im Gegensatze zu anderen Thieren, z. B. Hunden —, selbst wenn sie dem Tode nahe sind und überhaupt so lange sie nieht bewusstlos oder gelähmt sind, in der Regel noch Nahrung, insbesondere Lieblingsspeisen, zu sich nehmen. ?2) Vgl. Functionen u. s. w. S.6—7; 14— 20; 36—9; 63; 128—9. — Ver- handlungen der Berliner Physiolog. Ges. 1881—2. No. ı5 u. 16. S. 63—4; pu Boıs- Revyuoxp's Archiv, 1881. S. 455. 774 Gesammtsitzung vom 20. Juli. lässt, denke ich, mehr als zur Genüge erkennen. dass Aufmerksam- keit, Apperception, Reflexionsfähigkeit u. dgl. m. an diesen Affen nicht geschädigt waren, dass «die Hemmungscentren, welche Hr. Ferkrer die physiologischen Substrate der Aufmerksamkeit sein lässt, diesen Affen nicht fehlten. 4. Reizversuche. Störungen im Bereiche der Bewegungen also sind es, welche bei Hund wie Affen die Ausschaltung der Stirnlappen mit sieh bringt, Störungen der willkürlichen Bewegung und der normalen Haltung beim Hunde des Rumpfes, beim Affen des Nackens und des Rumpfes; alle übrigen willkürlichen wie unwillkürlichen Bewegungen, ferner die vegetativen Functionen, die Sinne, die Gemeingefühle und endlich auch die sogenannte Intelligenz erscheinen durch dieselbe Ausschaltung nieht beeinflusst. Ständen diese Erfahrungen für sich allein, so könnte man die Stirnlappen-Rinde als den Sitz motorischer Centren für den Rumpf, bezw. für den Nacken und den Rumpf ansprechen wollen. Aber die Scheitellappen-Rinde, deren partielle Exstirpation gleichfalls Störungen der willkürlichen Bewegung, nur an anderen Körpertheilen, zur Folge hat, und welche darum wirklich zuerst als der Sitz moto- rischer Centren galt, hat sich als zum Gefühlssinne des Körpers in denselben Beziehungen stehend erweisen lassen, wie die Sehsphäre zum Gesichtssinne oder die Hörsphäre zum Gehörssinne, hat sich als die Fühlsphäre herausgestellt, in welcher die Gefühlswahrnehmung und die Gefühlsvorstellung statthaben, derart dass ihre verschiedenen kleineren Abschnitte verschiedenen Körpertheilen zugeordnet sind: dem Kopfe, dem Vorderbeine, dem Hinterbeine, dem Auge, dem Ohre und beim Hunde auch dem Nacken.') Ganz unnatürlich wäre es danach, den Untergang willkürlicher Bewegung infolge von Rinden- exstirpationen, der beim Scheitellappen auf dem Verluste von Be- wegungsvorstellungen beruht, beim Stirnlappen dem Verluste von motorischen ÜUentren zuzuschreiben; und keine andere Auffassung erscheint zulässig, als die, welche auch in der Stirnlappen-Rinde die Fühlsphäre erkennt, wenngleich der unmittelbare Beweis sich hier nicht hat führen lassen. Die Richtigkeit dieser Auffassung wird dann auch dadurch verbürgt, dass die Scheitellappen-Rinde geradezu ihre Ergänzung in der Stirnlappen-Rinde findet, indem für die gesammte Fühlsphäre des Körpers die nicht durch die Scheitellappen-Rinde ver- tretenen Körpertheile — beim Hunde der Rumpf, beim Affen der Nacken und der Rumpf — durch die Stirnlappen -Rinde hinzukommen. ') Functionen u. s. w. S. 41—73. Mvnx&: Über die Stirnlappen des Grosshirns. ds, So ist durch die neue ausgedehntere und vollkommenere Untersuchung erst recht gesichert, was schon die erste Untersuchung uns erkennen liess, dass Stirn- und Seheitellappen-Rinde functionell zusammengehören, und dass, wie die Scheitellappen-Rinde die Kopfregion, die Vorderbein- region, die Hinterbeinregion u. s. w., so die Stirnlappen-Rinde beim Hunde die Rumpfregion, beim Affen die Rumpfregion und die Nacken- (Hals-)region der Fühlsphäre darstellt. Und noch eine werthvolle Bestätigung findet diese Erkenntniss von ganz anderer Seite her. Nach der HH. Ferrscn und Hırzıs bahnbrechendem Erwerbe, dass von der Convexität des Grosshirns aus innerhalb einer gewissen Partie derselben, und bloss innerhalb dieser Partie, durch elektrische Reizung Muskelbewegungen herbeizuführen sind, dabei verschiedene Muskelbewegungen je nach der Angriffsstelle des Reizes, haben zahl- reiche weitere Untersuehungen mit der Reizung der Grosshirn -Ober- fläche sich befasst und die reizbaren Stellen mit den Reizerfolgen genauer festzustellen sich bemüht. Die Ergebnisse — unter welchen die letzten von Hrn. Hırzıe') für den Hund, die letzten von Hrn. FErRIER?) für den Affen als die umfassendsten und besten bei der Wiederholung der Versuche unschwer zu erkennen sind — bieten wohl im feineren mancherlei Abweichungen dar, aber im gröberen stimmen sie gut überein. Danach ist beim Hunde und beim Affen, wie wir sogleich mit Bezug auf die früheren Ermittelungen unserer Exstirpationsversuche sagen können, reizbar der Scheitellappen. dessen Rinde sich als die Fühlsphäre erwiesen hat; und es sind die reizbaren Stellen, von welchen aus Bewegungen des Vorderbeines sich herbeiführen lassen, innerhalb der Vorderbeinregion der Fühlsphäre gelegen, die reizbaren Stellen, von welchen aus Bewegungen des Hinterbeines zu erzielen sind, inner- halb der Hinterbeinregion, die reizbaren Stellen für Bewegungen am Kopfe innerhalb der Kopfregion, für Bewegungen des Auges innerhalb der Augenregion, für Bewegungen des Ohres innerhalb der Ohrregion, endlich beim Hunde für Bewegungen des Kopfes und des Halses inner- halb der Nackenregion. Dagegen sind unerregbar der Hinterhauptslappen und der Schläfenlappen, deren Rinde wir als Seh-, bezw. Hörsphäre erkannt haben, und auch, was uns hier im besonderen interessirt, der Stirnlappen. Wohl hat Hr. Hırzıc bei der Prüfung des Stirnlappens »ausser- ordentlich häufig auf Anwendung stärkerer Ströme Bewegungen aller Art« eintreten sehen, doch waren es Reflexbewegungen von der Dura aus, oder sie waren durch Stromschleifen zu den benachbarten Hirn- !) Untersuchungen u. s. w. S. 75—94- ®) Funetions ete. p. 141—5. (Übersetzung, S. 155—9.) 776 Gesammtsitzung vom 20. Juli. theilen bedingt. Auf die »Stromstärke des Zuckungsminimums und die nächst höher liegenden Stromstärken«, welche von den anderen reizbaren Stellen aus Bewegungen veranlassten, reagirte der Stirn- lappen nie; hingegen gelang es sogar in einzelnen Fällen, in welchen der Stirnlappen sich gut hatte isoliren lassen, ausserordentlich starke Ströme anzuwenden, ohne dass Zuckungen eintraten.‘) Hr. FErRIER hat anfangs gewisse rasche Bewegungen des Kopfes, und mitunter auch der Athemmuskeln, welche beim Ansetzen der Elektroden auf die vordere Stirngegend eintraten, der Reizbarkeit des Stirnlappens zugeschrieben; aber später, nach Hrn. Hırzıe’s’) Kritik seiner Unter- suchung, hat er die Angaben zurückgenommen und gleichfalls den Stirnlappen als selbst gegen starke Ströme unempfindlich erkannt. Jene Bewegungen, sagt er, »müssen, wie ich nun in voller Überein- stimmung mit Hırzıc glaube, auf eine Weiterleitung des Stromes zu dem empfindlichen Bulbus olfactorius oder zur Dura mater zurück- geführt, und dürfen daher auch nur als Reflexbewegungen aufgefasst werden«°). Von den anderen Untersuchern hat Niemand Hrn. Hrırzıc und Hrn. FErrıer widersprochen, Niemand einen Reizerfolg vom Stirn- lappen aus angegeben. So dass die Unerregbarkeit des Stirnlappens unter den Ergebnissen der Reizversuche mit als das gesichertste er- scheinen kann. Auf dem Standpunkte, zu welchem wir durch die obigen Exstir- pationsversuche gelangt sind, hat die Unerregbarkeit dieses Lappens aber offenbar etwas befremdendes. Unvereinbar mit den Ergebnissen der Exstirpationsversuche ist sie freilich nicht. Denn es ist bei der Übung der Reizversuche am Scheitellappen sehon beiläufig aufgefallen und kann auch der Aufmerksamkeit gar nicht entgehen: dass immer nur eine beschränkte Anzahl von Bewegungen durch die Reizung der Grosshirn-Oberfläche herbeizuführen ist; dass die Angriffsstelle für die Erzielung einer bestimmten Bewegung bei den verschiedenen In- dividuen derselben Species innerhalb gewisser Grenzen verschieden sich zeigt und bei manchen Individuen selbst gar nicht aufzufinden ist; dass die für die Herbeiführung der verschiedenen Bewegungen bei einem und demselben Individuum erforderlichen Reizgrössen immer sehr verschiedene, und zwar gesetzmässig verschiedene sind; dass manchmal nur die eine und nicht die andere Reizungsweise zu Erfolgen führt. Der Möglichkeiten sind also genug vorhanden, weshalb die elektrische Reizung am Stirnlappen, trotz dessen unzweifelhafter Be- !) Hırzıs, Untersuchungen u. s. w. S. 82 —4. 2) Ebenda, S. 63 ff. ®) FERRIER, Functions etc. p. 148. (Uebersetzung, S. 164.) — Vgl. auch p. 157 (S. 171); 230 (256); ferner 134 (146); 144 (158); 232 (259); 287 (324). Mvsk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. DR ziehung - zu Bewegungen, hat erfolglos bleiben können, zumal da nur ein kleiner Theil der Oberfläche des Lappens der Prüfung unter- legen hat. Aber auffallen muss es doch in hohem Grade, dass von zwei funetionell zusammengehörigen und nur mit verschiedenen Körper- theilen verbundenen Lappen die Oberfläche des einen in allen ihren kleineren Abschnitten reizbar, die des anderen der Reizung ganz un- zugänglich sein soll. Neue Reizversuche am Stirnlappen erscheinen darum dringend geboten, und diese stellen denn auch einen anderen Sachverhalt heraus. Ich habe die Untersuchung am Hunde und am Affen ausgeführt, beidemal im wesentlichen mit demselben Erfolge, und ich will zuerst vom Stirnlappen des Hundes handeln. Hr. Hrırzıc') hat die Kleinheit der Theile, die erforderliche Ex- stirpatio bulbi, die leicht eintretende Erschöpfung des Thieres durch Blutverlust und Schmerz, die möglichen Nebenverletzungen, die An- sammlung von Cerebrospinalflüssigkeit und Wundsecret aus der Um- gebung als besondere Schwierigkeiten hervorgehoben, welche der Untersuchung des Stirnlappens sich in den Weg stellen. Indess alle diese Schwierigkeiten lassen sich recht gut überwinden. Am tief narkotisirten Hunde entfernt man mit Trepan und Knochenzange das vordere Schädeldach, die Stirnhöhlen, einen guten Theil der Nasen- höhlen und auch jederseits das Orbitaldach, so dass auf beiden Seiten der ganze vordere Hemisphärentheil mit dem Bulbus olfactorius am vorderen Ende, der Hinterbeinregion’) der Fühlsphäre am hinteren Ende, endlich der obersten Partie der Kopfregion’) der Fühlsphäre am lateralen Ende frei vorliegt. Danach trägt man jederseits die Dura in Stücken vom Sinus longitudinalis an bis zu den Rändern der Wunde ab, jedoch so, dass ganz kleine Zipfel der Dura in Verbindung mit dem Sinus dort erhalten bleiben, wo die Venen an den medialen Enden der Kreuzfurche und der Hauptstirnfurche und oft auch noch eine dritte Vene etwa inmitten des Stirnlappens an dessen medialem Rande zur Dura übertreten, um in den Sinus einzumünden. Ohne dass man den Augapfel exstirpirt, der vielmehr nur durch Haken abgezogen gehalten wird, sind alsdann die obere und die untere‘) Fläche jedes Stirnlappens, letztere bis zum Traetus olfactorius, gut ') Untersuchungen u. s. w. S. 8ı. ?) Vgl. Functionen u. s. w. Fig. 3. S. 62. ®) Ich nenne die von oben her sichtbare und schräg von innen nach aussen abfallende Fläche des Stirnlappens die obere, die nach unten hin sich anschliessende und schräg von aussen nach innen abfallende Fläche die untere. Beide Flächen zu- sammen könnte man auch als convexe laterale Fläche des Stirnlappens gegenüber der ebenen medialen Fläche bezeichnen. Er n : b 778 Gesammtsitzung vom 20. Juli. isolirt und zugänglich. Auch bleiben dieselben frei von Öerebrospinal- flüssigkeit und Wundsecret; höchstens vorn am Bulbus olfactorius und zur Seite zwischen dem Augapfel und dem Traetus olfaetorius sammelt sich langsam ein wenig blutige Flüssigkeit an und wird von Zeit zu Zeit mit einem Schwämmchen aufgenommen. Jeder wesentliche Blutverlust ist dabei vermieden, wenn die geöffneten Knochenvenen sogleich mit Schwammpfröpfen verstopft wurden; und wenn selbst einmal trotz aller Vorsicht eine der vorgenannten Venen ange- schnitten wird oder reisst, so genügt doch schon das Andrücken eines kleinen Stückehens Feuerschwamm, die Blutung sogleich zu hemmen. Die Vorbedingungen für die elektrischen Prüfungen sind mithin beim Stirnlappen, wenngleich mühsamer, doch ebenso gut zu erfüllen, wie beim Scheitellappen. Erst mit den Prüfungen selbst wird das Moment gesetzt, das die Untersuchung ungemein erschwert. Mit dem galvanischen Strome nämlich kommt man am Stirnlappen nicht zu Erfolgen, selbst nicht mit dem Strome der viergliederigen GrovE’schen Säule; und noch mächtigere Säulen zu verwenden, wird man schon der übermässigen Elektrolyse wegen Bedenken tragen. Auf die Induetionsströme dem- nach angewiesen, muss man aber deren üble Folgen mit in den Kauf nehmen, die Nachwirkungen, die hier um so mehr sich geltend machen, als man, um die Reizerfolge gut zu constatiren, verhältnissmässig starke Ströme für zehn Secunden und mehr benutzen muss. Soll es nicht geschehen, dass schon sehr früh, vielleicht gar schon mit dem ersten Reizerfolge Krämpfe oder selbst ein ausgebildeter epileptischer Anfall dem mühsam vorbereiteten Versuche ein Ende machen, so dürfen die reizenden Ströme die gerade erforderliche Stärke nicht überschreiten, und es muss ein richtiger Grad der Narkose getroffen sein. Ich kann es empfehlen, dem mittelgrossen Hunde 0.05—0.07 8 Morphium muriat. subeutan zu injieiren, nach ca. 30 Minuten die Ätheri- sation zu beginnen und diese bis gegen das Ende der Operation fort- zusetzen; wenn dann die Ätherwirkung vorüber, ist der Hund eben ausreichend und damit gerade passend narkotisirt. Immerhin bleibt auch so die Zahl der Prüfungen, welche sich vornehmen lassen, ehe die Nachwirkungen störend sich einmischen, eine beschränkte, so dass, wo man noch zu tasten und nicht bloss bereits gewonnene Ergebnisse zu eontroliren hat, ein beträchtlicher Aufwand an Thieren und Arbeits- kraft unvermeidlich ist. Ich habe das gewöhnliche pu Boıs’sche Schlitteninduetorium der Laboratorien mit einem kleinen Dasıerr’schen Elemente im primären Kreise benutzt und durch Öffnen eines in den seceundären Kreis auf- genommenen nu Bors’schen Schlüssels die Inductionsströme dem Gehirne Mvnk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 779 zugeleitet, an dessen Oberfläche die geknöpften Platindraht-Elektroden, gewöhnlich mit 3—4"” Abstand, mit der Hand angelegt waren. Vor der Untersuchung des Stirnlappens und auch im Verlaufe derselben habe ich immer einzelne Prüfungen am Scheitellappen vorgenommen, um dessen Erregbarkeit festzustellen und daran den Gesammtzustand des Gehirns zu schätzen. Dieser war der Untersuchung günstig, wenn ich von der Hinterbeinregion aus Bewegungen des Hinterbeines bei ca. 12°”, von der Vorderbeinregion aus Bewegungen des Vorderbeines bei ı2 — 10°”, von der Nackenregion aus Bewegungen des Kopfes und des Halses bei ca. 8” Rollenabstand erhielt. War die Erregbarkeit des Scheitellappens wesentlich kleiner, so traten beim Angriffe des Stirnlappens wohl noch dieselben Erfolge, aber auch regelmässig bald Krämpfe ein. Ich will deshalb für die zum Vergleiche dienenden Angaben, welche ich über den Rollenabstand zu machen habe, die letzteren Versuche ausser Acht lassen und mich auf die ersteren besseren Versuch@ beschränken, wenn ich jetzt die Ergebnisse am Stirnlappen zusammenstelle. Liegen die Elektroden an der oberen Fläche des Stirnlappens einige Millimeter vor der Hauptstirnfurche und etwas lateral von deren medialem Ende, dort ungefähr, wo eine flache Längsfurche von vorn nach hinten zieht oder an ihrer Stelle eine Impression sich findet, so tritt auf Reizung bei 7—6°“" Rollenabstand Stillstand der Athmung ein mit maximaler Inspirationsstellung des Thorax und auch, wie die Beobachtung bei geöffnetem Abdomen lehrt, des tetanisch contrahirten Zwerchfells; nach Aufhören der Reizung dauert der Inspirationstetanus noch eine Weile an, dann ist die Athmung zunächst beschleunigt und kehrt allmählich zur Norm zurück. Manchmal geht auch dem Inspi- rationstetanus eine beschleunigte Athmung vorauf, wobei unter grösseren Inspirationen und kleineren Exspirationen Thorax und Zwerchfell mehr und mehr der maximalen Inspirationsstellung sich nähern, bis sie schliesslich in dieser verharren. Die Bauchmuskeln sind während der Reizung erschlafft und nehmen, wenn sie vor der Reizung activ an der Exspiration betheiligt waren, erst gegen Ende der Nachwirkung der Reizung ihre frühere Thätigkeit wieder auf. Die Reizstelle ist regelmässig zu finden; und es ist eine mässige Verschiebung der Elek- troden zulässig, ohne dass der Reizerfolg eine Veränderung erfährt. Sind aber die Elektroden beträchtlicher verstellt, gleichviel ob sie medialwärts dem Sinus oder nach vorn dem Bulbus olfactorius oder nach hinten der Hauptstirnfurche oder endlich lateralwärts dem Traetus olfactorius genähert sind, so bleibt jedesmal der angegebene Erfolg aus, und es wird überhaupt gar keine oder eine sogleich zu bespre- chende entgegengesetzte Einwirkung auf die Athmung eızielt. Jeder 780 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Gedanke an Stromschleifen, sei es zur Dura, sei es zu benachbarten Hirntheilen, als Ursache der Inspirationsbewegungen ist damit ohne weiteres ausgeschlossen. Liegen die Elektroden der unteren Fläche des Stirnlappens etwa gerade inmitten derselben an, so tritt auf Reizung bei 7 — 6° Rollen- abstand entweder durch starken Tetanus der Bauchmuskeln maximale Exspiration ein, oder die Bauchmuskeln eontrahiren sich ausserordent- lieh häufig, aber immer nur wenig ausgiebig, und treiben so mit kurzen Stössen, gewissermassen ruckweise, Zwerehfell und Thorax in die Ruhestellung; erst bei längerer Dauer der Reizung schiebt sich eine sehr rasche und tiefe Inspiration ein. Nach Aufhören der Reizung setzen sich der Tetanus, bezw. die stossweisen Contractionen der Bauch- muskeln noch eine Weile fort, dann lassen sie nach, und die Atlımung kehrt in der alten Weise, wie vor der Reizung, wieder. Ob hei dieser Athmung die Exspirationsmuskeln der Bauchwand ganz unbe- theiligt waren oder aber grosse und langdauernde Contractionen voll- führten, ist für den Reizerfolg nicht von Bedeutung. Einigemal habe ich die Reizstelle an einer oder auch an beiden Hemisphären nieht finden können. Hat man sie gefunden, so ist nur eine beschränkte Veränderung der Elektrodenstellung zulässig, wenn der angegebene Reizerfolg sich nicht verlieren soll. Sind die Elektroden nach hinten an die Hauptstirnfurche gerückt, so zeigen sich bei unveränderter Athmung Lippen-, Kiefer- und Zungenbewegungen. Sind die Elek- troden medialwärts verschoben, so ist die Reizung anscheinend wirkungs- los, oder es kommt zu jenem Inspirationstetanus, der uns vorhin be- kannt geworden ist. Endlich wenn die Elektroden nach vorn oder lateralwärts dem Bulbus oder Traetus olfactorius genähert sind, bleibt die Reizung entweder erfolglos, oder es stellen sich Niesen und Husten, seltener Winseln ein: Erfolge, welche ebenso, nur noch in verstärktem Masse, dann zu beobachten sind, wenn die Elektroden unmittelbar den Bulbus oder Tractus olfactorius oder den Wundrand vorn an der Nase berühren, während unter diesen Umständen Tetanus oder fre- quente kleine CGontractionen der Bauchmuskeln niemals vorkommen. Es ist demnach wiederum nicht daran zu denken, dass Stromschleifen zu den Nachbartheilen den Reizerfolg bedingen, welchen wir von der Mitte der unteren Fläche des Stirnlappens aus erhalten. Liegen endlich die Elektroden mit ihrem gewöhnlichen Abstande = und‘, mehr der oberen Fläche des Stirnlappens an oder dessen medialer Fläche, oder noch besser mit einem grösseren Abstande von 5 welche man durch Seitwärtsziehen der Falx in grosser Ausdehnung cm freigelegt hat, und wird bei 5—4°” Rollenabstand gereizt, so er- folgen Bewegungen der Rücken-Lendenwirbelsäule: Streckung oder Munk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 7sı Seitwärtsbiegung oder seltener Drehung derselben. Ist zunächst Streekung oder Seitwärtsbiegung erfolgt, so kann es dabei bleiben; öfters jedoch kommt es zu einem raschen Wechsel, indem an die Stelle der anfänglichen Streeckung die Seitwärtsbiegung tritt, bezw. die anfängliche Seitwärtsbiegung nach der der Reizung entgegen- gesetzten Seite in die Streekung und danach wiederum in die Seit- wärtsbiegung nach der der Reizung gleichen Seite übergeht; die an- fängliche Drehung nach der der Reizung entgegengesetzten Seite macht regelmässig sehr rasch der Seitwärtsbiegung nach ebendieser Seite Platz. Alle die Rumpfbewegungen überdauern eine Weile die elek- trische Reizung, welche man, um den Eintritt von Krämpfen zu ver- hüten, möglichst kurz bemessen muss; auch so noch gesellen sich manchmal Nackenbewegungen — Bewegungen des Kopfes und des Halses — hinzu. Befinden sich die Elektroden an der Stelle, von welcher aus bei schwächerer Reizung Inspirationstetanus zu erhalten ist, so tritt jetzt in der Regel intensive Streekung zugleich mit dem Inspirationstetanus ein. Im übrigen sind mir selbst durch eine grosse Reihe von Versuchen die Bedingungen nicht klar geworden, unter welchen die eine oder die andere Rumpfbewegung zur Erscheinung kommt. Und auch an diesen Rumpfbewegungen haben Stromschleifen, welche aus dem Stirnlappen in die Nachbarschaft übertreten, keinen Theil. Was Hr. Hırzıe') als Folgen der Reizung der Dura anführt, dass das Thier den Kopf zurückwirft und die Rückenmuskeln sich eontrahiren, das trifft wohl für gar nicht oder sehr unvollkommen narkotisirte Thiere zu, nicht aber für unsere gut narkotisirten Hunde. Bei diesen hatte die direkte elektrische Reizung der Dura, ob die Elektroden grosse zurückgeschlagene Lappen derselben oder kleine Zipfel an den Wund- rändern oder endlich die Falx zwischen den abgezogenen Stirnlappen berührten, gar keine Bewegungen oder doch nur Augenlidzucken zur Folge; und höchstens wenn die Narkose nicht mehr gut war, tvat, was ich schon oben erwähnte, Winseln ein. Mit Retlexbewegungen von der Dura aus haben also die Rumpfbewegungen nichts zu schaffen. Und dass sie überhaupt nicht ausserhalb der Hirnsubstanz ihren Ur- sprung nehmen, dafür liefert den klaren Beweis schon der Umstand an sich allein, dass, sobald wir die Reizung verlängern, jedesmal epileptiforme Krämpfe oder selbst ein ausgebildeter epileptischer Anfall an die Rumpfbewegungen sich anschliessen, wie es doch für den Fall der Reizung der Hıirnsubstanz charakteristisch ist. Durch die Stromschleifen aber, welche in die dem Stirnlappen benachbarten Hirntheile einbrechen, können vom Bulbus oder Traetus !) Untersuchungen u. s. w. S. 22; 82. @Y7 \, 5 - A 782 Gesammtsitzung vom 20. Juli. olfactorius und ebenso von der Kopfregion der Fühlsphäre aus die Rumpfbewegungen nicht herbeigeführt sein, weil die direete elek- trische Reizung dieser Theile stets, wie wir wissen, ganz andere Er- folge hat; und nur die Nackenregion der Fühlsphäre darf dem Ver- dachte unterliegen, weil Hr. Hrırzıc') auf Reizung des lateralen Theiles dieser Region neben Nacken- oder Halsmuskeln auch Rumpfmuskeln, und zwar beiderseitig, sich hat bewegen sehen. Indess Hrn. Hırzıe's Beobachtung ist nur dann zu machen, wenn die Reizung der Nacken- region bei 5— 6° Rollenabstand erfolgt; bei schwächerer Reizung kommen immer ausschliesslich Nacken- (Hals-) Muskeln in Bewegung, von der medialen Partie der Region aus bei ca. 7°” Rollenabstand die hintere Halsmuskulatur, von der lateralen Partie aus schon bei 9— 8°” Rollenabstand die vordere llalsmuskulatur. Beruhte unser Reizerfolg am Stirnlappen nur auf Stromschleifen zur Nackenregion, so müsste er danach unter allen Umständen in Nackenbewegungen, allein oder mit Rumpfbewegungen combinirt, und nie in Rumpf- bewegungen allein bestehen. Gerade im Gegentheile aber sehen wir auf Reizung des Stirnlappens immer Rumpfbewegungen, theils allein, theils zusammen mit Nackenbewegungen, auftreten und nie Nacken- bewegungen allein; ja, wo die Nackenbewegungen sich zu den Rumpf- bewegungen hinzugesellen, lässt in der zu grossen Dauer oder in der zu grossen Intensität der Reizung der Grund oft deutlich sich er- kennen. Mag es also auch bei der Reizung des Stirnlappens nicht auszuschliessen sein, dass die zu den Rumpfbewegungen hinzutretenden Nackenbewegungen durch Stromschleifen zur Nackenregion veranlasst sind, so müssen doch die Rumpfbewegungen dort vom Stirnlappen selbst herbeigeführt sein. Dass von der Nackenregion aus auf starke Reizung Rumpfbewegungen eintreten, kann dann, ohne dass man Stromschleifen zum Stirnlappen in Anspruch nimmt, seine einfache und ungezwungene Erklärung darin finden, dass die Markstrahlung von vorn nach hinten zieht und demgemäss die vom Stirnlappen kommenden Fasern, bei genügender Verstärkung der Reizung, in ihrem Verlaufe unter der Nackenregion erregt werden. Was ich soweit für den Hund ausgeführt habe, gilt nun ebenso auch für den Affen, bei welchem die elektrischen Reizungen des Stirnlappens, wie ich schon sagte, im wesentlichen dieselben Ergeb- nisse liefern. Das operative Verfahren bietet hier gar keine Schwierig- keiten, wenn man sich, wie ich es immer that, auf die Prüfung der oberen und der medialen Fläche und dazu noch des vordersten Stückes der unteren Fläche des Stirnlappens beschränkt; auch hat man viel weniger, als beim Hunde, unter den Krämpfen im Gefolge der Rei- !) Untersuchungen u. s. w. S. 48. Munxk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 183 zung zu leiden. Befinden sich die Elektroden innerhalb des Hakens der Hauptstirnfurche oder etwas medialwärts von deren medialem Endstücke, so folgen auf die Reizung bei ca. 9°” Rollenabstand Nacken- bewegungen'), und zwar von der mehr lateralen Partie aus Contra- etionen der vorderen, von der mehr medialen Partie aus Contraetionen der hinteren Halsmuskulatur. Weiter vorn erhält man bei 7— 6" Rollenabstand an der von vorn innen nach hinten aussen ziehenden Längsfurche und medialwärts von derselben tetanische Inspirations- stellung des Thorax und des Zwerchfells, dagegen in einigem Ab- stande lateralwärts von derselben Furche Tetanus der Bauchmuskulatur. Bei 6°” Rollenabstand verbindet sich nicht selten mit dem Inspirations- tetanus Streckung der Rücken-Lendenwirbelsäule. Endlich treten bei ca. 5°” Rollenabstand regelmässig von der medialen Partie der oberen Fläche, wie von der medialen Fläche, wie auch von dem vordersten Stücke der unteren Fläche des Stirnlappens aus heftige Rumpf- bewegungen auf, Streckungen und Seitwärtsbiegungen, die bei etwas längerer Dauer der Reizung leicht in ausgebreitete epileptiforme Krämpfe übergehen. Die beträchtliche Reizgrösse, deren es für die Herbeiführung der Rumpfbewegungen vom Stirnlappen aus bedarf, kann nur auf den ersten Blick überraschen. Hirn. Hırzıs?) ist es nicht entgangen, dass, um beim Hunde den Orbieularis palpebrarum, den Augapfel, die Vorder- extremität, die Hinterextremität, den Nacken in Bewegung zu setzen, jedesmal der Reihe nach der Reiz zu verstärken ist; und er hat die Er- klärung darin gesucht, dass die zu bewegende Last und damit der erfor- derliche Kraftaufwand zunimmt. Wirklich bestätigte sich ihm auch eine darauf gegründete Vermuthung, indem er an der blossgelegten Nacken- muskulatur einzelne Muskeln auf einer oder beiden Seiten schon dann sich contrahiren sah, wenn die die Nackenregion treffenden Ströme noch zu schwach waren, als dass Kopf und Hals in Bewegung kamen. Ganz dem entsprechend habe ich nach Blosslegung der Rückenmus- kulatur auf Reizung des Stirnlappens manchmal schon bei 6—8" Rollenabstand, unter voller Ruhe der Rumpfwirbelsäule, Contraetionen einzelner Rückenmuskeln auf einer oder beiden Seiten beobachtet. Nicht bloss thatsächlich, sondern auch ganz gut in Rücksicht auf Hrn. Hrrzıe’s Erklärung schliessen sich daher nunmehr der vorhin gegebenen Reihe noch Brust und Bauch und endlich die Rücken- Lendenwirbelsäule an. Nur ist zu bemerken, dass ausser der Stärke !) Auf Reizung der Umgebung des medialen Endstückes der Hauptstirnfurche hat auch Hr. Ferrıer Drehung des Kopfes erhalten. Funetions ete. p. 143. (Übersetzung, S. 158.) — Vgl. auch Hırzıs, Untersuchungen u. s. w. S. 13 2) Untersuchungen u. s. w. S. 91—2; 48. je>} Sitzungsberichte 1882. 6l 784 Gesammtsitzung vom 20. Juli. der reizenden Ströme auch noch die Dauer der Reizung, wie es schon Ir. Ferkier') wollte, von Bedeutung ist. Ohne jedes feinere Hülfs- mittel ist es für die mediale Partie der Nackenregion und vollends für den Stirnlappen leicht zu constatiren, dass, um Bewegungen her- vorzurufen, die reizenden Inductionsströme hier länger einwirken müssen, als überall sonst am Scheitellappen. Der zu geringen Reiz- dauer möchte ich es darum auch zuschreiben, dass mit dem gal- vanischen Strome von der medialen Partie der Nackenregion aus nur selten, vom Stirnlappen aus gar nieht ein Reizerfolg zu erhalten war. Doch diese und mancherlei andere annoch dunkle Thatsachen, welche bei den Reizversuchen aufstossen, aufzuklären, ist hier eben- sowenig unsere Sache, wie die noch fehlende Verbindung im Verständ- nisse zwischen den Reiz- und den Exstirpationserfolgen herzustellen. Uns genügt hier, dass die vermeintliche Unerregbarkeit des Stirn- lappens sich als eine Täuschung erwiesen hat, und dass vom Stirn- lappen aus mittels elektrischer Reizung gerade so Bewegungen beim Hunde des Rumpfes, beim Affen des Nackens und des Rumpfes sich herbeiführen lassen, wie von der Vorderbeinregion, der Hinterbein- region, der Ohrregion u. s. w. der Fühlsphäre im Scheitellappen aus Bewegungen des Vorderbeines, des Hinterbeines, des Ohres u. s. w. Dadurch ist die Richtigkeit dessen, was unsere Exstirpationsversuche ergaben, dass die Stirnlappen-Rinde beim Hunde die Rumpfregion, beim Affen die Rumpfregion und die Nacken- (Hals-) region der Fühl- sphäre darstellt, noch besonders verbürgt. Und neu hinzugewonnen ist die Einsicht, dass unsere Rumpfregion ihren Namen im vollen Umfange verdient. Denn wenn ich auch bloss hin und wieder an Hunden, welchen beide Stirnlappen abgetragen waren, Störungen im Schnüffeln und Bellen beobachtet habe, so dass ich, zumal bei der Schwierigkeit der Constatirung, gar kein Gewicht darauf habe legen dürfen, so ist doch nach den Erfolgen der Reizversuche am Stirn- lappen nicht wohl daran zu zweifeln, dass unsere Rumpfregion ausser der normalen Haltung und der willkürlichen Bewegung der Rumpf- wirbelsäule auch noch die willkürlichen Brust- und Bauchbewegungen beherrscht. 5. Schlussbemerkungen. Einfach ist nunmehr die Stellung anzugeben, welche der Stirn- lappen-Rinde innerhalb der ganzen Grosshirnrinde zukommt. Von den Sinnessphären, in welche die Grosshirnrinde — gleichmässig an beiden Hemisphären — zerfällt, der Sehsphäre, der Hörsphäre, der Fühlsphäre u. s. w., in deren jeder die specifischen Empfindungen, )) Funetions eic- pIL21 2. (Übersetzung, S. 143 —4.) Muxk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 785 Wahrnehmungen und Vorstellungen eines Sinnes zustandekommen und die zugehörigen latenten Erinnerungsbilder ihren Sitz haben, bildet die Stirnlappen -Rinde zusammen mit der Scheitellappen -Rinde die Fühlsphäre und ist denjenigen Körpertheilen zugeordnet, welche nicht durch die Scheitellappen-Rinde vertreten sind: dem Rumpfe, bezw. dem Nacken und dem Rumpfe. In dem Masse, wie jeder andere Rindenabschnitt, hat dann auch die Stirnlappen-Rinde theil an der sogenannten Intelligenz, dem Inbegriffe und der Resultirenden aller primären Sinnesvorstellungen und der aus diesen weiter ent- wiekelten complieirteren Vorstellungen; und zwar ist sie an der Intelli- genz betheiligt mit denjenigen einfachen und verwickelteren Vorstel- lungen, welche «die Gefühlswahrnehmung von seiten der mit ihr ver- knüpften Körpertheile zur Grundlage haben. Aber wie ist denn der Widerspruch zu lösen, (lass entgegen «len Ergebnissen des Versuches Pathologie und vergleichende Anatomie so sehr anderes über die Stirnlappen lehren, dass Hr. Hırzıc, Hr. FErRIER und Hr. Wunpr in den höheren Seelenthätiekeiten, der Auf- merksamkeit, der Apperception u. dgl. m. die Leistungen dieser Lappen haben annehmen können? So drängt sich unabweislich jetzt die Frage auf, und ihrer Beantwortung darfich mieh zum Schlusse nicht entziehen. Die vermeintlichen Lehren der Pathologie vertlüchtigen sich bei näherem Zusehen geradezu in ein Nichts. Wenn das Vermögen der Aufmerksamkeit und Gedankensammlung bei Idioten gering und unvollkommen ist, so sind dort in der Regel nieht die Stirnlappen mangelhaft entwickelt, wie Hr. FErRIER sagt, sondern die Stirnlappen und zugleich auch die anderen Lappen des Grosshirns. Einzelnen Fällen, in welchen die Stirnlappen vollkommen oder zum grössten Theile zerstört waren oder fehlten, stehen andere Fälle gegenüber, in welchen die Stirnlappen ganz normal waren; und für die ersteren Fälle ist es durchaus fraglich, ob nieht die übrigen Lappen, wenn auch nieht in dem Grade wie die Stirnlappen, doch gleichfalls geschädigt oder unentwickelt waren. Dass beim paralytischen Blödsinn vorzugsweise die Stirnlappen erkrankt sind, würde, wenn es richtig wäre, nichts beweisen können. Aber es ist nicht einmal richtig, da man die diffuse Encephalomeningitis, welche zur progressiven Paralyse führt, die mannigfachsten Läsionen hat setzen sehen; und die Psychiater sind jetzt gerade auf dem besten Wege, die Abnormitäten der paralytischen Irren ebenso auf die Läsionen der verschiedenen Rindenpartien zurückzuführen, wie ich vor Jahren nach meinen Versuchen den »Blödsinn« habe zergliedern können, Weiter, dass Krankheiten der Stirnlappen besonders ausgezeichnet sind durch Blödsinn oder allgemeine geistige Degradation, und dass 61° ap : ; : 186 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Verletzungen der Stirngegend bleibende Störungen der geistigen Fähig- keiten und Eigenschaften mit sich bringen, das lässt sich bloss kritik- los und ganz willkürlich einzelnen Erfahrungen entnehmen, welchen eine sehr viel grössere Zahl gegentheiliger Erfahrungen gegenüber- steht. Darüber ist auch so sehr alles einig, dass, so vielfach in der letzten Zeit die Localisation der Hirnkrankheiten auf Grund des gesammten vorliegenden Materials studirt worden ist, doch von keiner Seite Schlüsse jener Art sind gezogen worden. Endlich ist selbst das nicht zuzugeben, dass ansehnliche Ver- letzungen der Stirngegend ohne alle Bewegungs- und Sinnesstörungen verlaufen sind. Richtig ist nur, dass solche Störungen nicht gefun- den worden sind: und das will wenig sagen bei der Entwickelung, welche wir die Grosshirn-Pathologie neuerdings im Gefolge der Phy- siologie haben nehmen sehen. Hat man doch als Folgen von Rinden- läsionen, welche man ehedem ganz symptomlos verlaufen liess, in grosser Zahl Bewegungsstörungen erkannt und auch Sinnesstörungen herausgefunden, welche früher der Beobachtung ganz entgangen waren. Nicht minder schlecht sehen wir es dann um die Lehre der ver- gleichenden Anatomie bestellt. Die vergleichende anatomische Betrachtung des Stirnlappens ent- behrt vorderhand noch der wichtigsten Grundlage, indem die Ab- grenzung des Lappens weder auf Grund der Entwieckelungsgeschichte, noch auf Grund des Baues oder der anatomischen Verbindungen des Lappens erfolgen kann, sondern bloss auf die Furelung der Hirn- oberfläche sich stützt. Und selbst bei dieser so wenig bedeutsamen Abgrenzung herrscht noch Willkür in der Wahl der hinteren Grenz- furche und in der Art, wie man zu dieser Furche die übrige Grenze ergänzt. Ob man nun aber die hintere Grenze des Stirn- lappens für den medialen Theil der Convexität am Suleus eruciatus bezw. Rolandi oder an der Hauptstirnfurche') und für den lateralen Theil der Convexität an der Fissura Sylvii oder wiederum an der Hauptstirnfurche annehmen will, jedenfalls muss man bei der Ver- gleichung verschiedener Thiere dieselbe Begrenzung überall festhalten und darf nieht, wie es zu geschehen pflegt, beim Hunde und bei der Katze die Hauptstirnfurche, beim Affen und beim Menschen dagegen die Fissura Sylvii am lateralen Theile der Convexität die Grenze bilden lassen. Wir können dann nicht schwanken, für die Hauptstirnfurche durchweg als Grenze uns zu entscheiden. Oben gebot es der phy- !) Beim Menschen ist unsere Hauptstirnfurche diejenige Furche, welche EckEr in ihrem einen Stücke als die senkrechte, m ihrem anderen Stücke als die untere Stirnfurche bezeichnet. Vgl. Ecker, Die Hirnwindungen des Menschen. Braun- schweig 1869. Fig. ı, S. 7. -o- Munk: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 181 siologische Standpunkt; denn hinter jener Furche liegen die Armregion und die Kopfregion der Fühlsphäre gleichmässig nicht nur bei der Katze, beim Hunde und beim Affen, sondern auch beim Menschen, da ja dessen sogenannte untere (dritte) Stirnwindung, deren Läsion die ataktische Aphasie — den Verlust von Bewegungsvorstellungen für Lippen, Kiefer, Zunge — setzt, vollkommen der vorderen Partie der Kopfregion der Thiere entspricht. Hier verlangt dasselbe der Umstand, dass nur so die anatomische Unterlage zu gewinnen ist, auf welche es gerade ankommt. Wirklich nämlich stellt sich so für die Säugethiere, welche bequem der Untersuchung zugänglich sind, ein gewisser Parallelismus zwischen der relativen Grösse des Stirnlappens und der Höhe der Intelligenz heraus. Das ist gar nicht zu verkennen:; und es ist nicht richtig, was Loneer meint, dass das Schaaf hier aus der Reihe fällt. Mich stört nur, dass, wenn der Unterschied der relativen Grösse des Stirn- lappens zwischen Hund und Affen dem Sprunge entsprechen soll, welchen dort die Intelligenz vollzieht, der so viel grössere Sprung, welchen die Intelligenz vom Affen zum Menschen macht, so wenig am Stirnlappen des Menschen sich documentirt. Denn vergleicht man, was allein vergleichbar ist, und begeht man nicht den Fehler, dass man die relative Grösse des Stirnlappens, auf welche es hier nur ankommen kann, mit seiner absoluten Grösse verwechselt, so kann man den Stirnlappen des Menschen dem des Affen gegenüber gar nicht auffallend mehr in Grösse und Faltung entwickelt finden, als es der Grössen- und Faltungszunahme des ganzen Grosshirns ent- spricht. Ebenso sehe ich, wenn unter den Menschen selber mit der höheren Intelligenz eine grössere Ausbildung oder Faltung des Stirn- lappens sich verbindet, die letztere immer mit einer entsprechend grösseren Ausbildung oder Faltung des ganzen Grosshirns verknüpft. Doch davon ganz abgesehen, ist es ein anderes, jenen ungefähren Parallelismus zu erkennen, ein anderes, darauf hin den Stirnlappen die höheren Seelenthätigkeiten zuzuschreiben. Mit letzterem, wo es geschah, hat man die Grenzen dessen verkannt, was aus der ver- gleichenden Anatomie an sich zu entnehmen ist. Einen derartigen Schluss zu ziehen, dafür gebrach es schon an der Sicherheit, dass gleichmässig bei allen den Thieren die Grosshirnrinde zwischen den- selben Furchen als Grenzen mit qualitativ genau denselben, nicht mehr und nicht weniger Leistungen betraut ist; und dafür fehlte weiter der bei irgendeinem der Thiere geführte Nachweis, «dass durch die Schädigung der Stirnlappen eine Schädigung der höheren Seelen- thätigkeiten bedingt ist. Nichts weiter als eine Vermuthung, brauch- bar für die anderweitigen Untersuchungen, war es mithin, was jener (88 Gesammtsitzung vom 20. Juli. Parallelismus hinsichts der Funetionen der Stirnlappen an die Hand gab: und die Vermuthung hat die Probe nicht bestanden, der Versuch hat sie jetzt als unrichtig erwiesen. Die willkürlichen Deutungen und die unberechtigten Schlüsse ausgeschieden, widersprechen also Pathologie und vergleichende Ana- tomie in der Wirklichkeit nirgend den Ergebnissen des Versuches. Aber diese Ergebnisse verhelfen uns auch noch zu einem richtigen Verständnisse der beiden einzigen Thatsachen, auf welche wir bei der eben gehaltenen Musterung stiessen. des ungefähren Parallelismus, welcher zwischen der relativen Grösse des Stirnlappens und der Höhe der Intelligenz besteht. und der anscheinenden Symptomlosigkeit selbst ansehnlicher Verletzungen der Stirngegend. Dass offenbar gerade diese beiden Thatsachen im Vereine es waren, welche so lange zur falschen Auffassung der Stirnlappen-Leistungen verführten, verleiht der besseren Einsicht hier einen besonderen Werth. In der Reihe der betrachteten Säugethiere wächst ähnlich, wie die Intelligenz, auch die Beweglichkeit des Rumpfes: und diese, nicht jene, ist es, welche in der Entwiekelung «des Stirnlappens zum Aus- drucke kommt. Für den Affen und den Menschen ist überdies noch eine besondere Vergrösserung des Stirnlappens dadurch gesetzt, dass die Nackenregion, sonst hinter dem Stirnlappen gelegen, hier, min- destens zu einem ansehnlichen Theile, gleichfalls dem Stirnlappen zufällt. Ist nun auch nach Abzug dieser Region "der Stirnlappen des Affen noch immer verhältnissmässig sehr gross, so hat doch der Abstand vom Hunde zum Affen jetzt nicht mehr das Störende wie vorher, zumal da die Rumpfregion ausser der willkürlichen Bewegung auch die normale Haltung des Rumpfes beherrscht und deshalb die beim Affen häufige, beim Menschen regelmässige aufrechte Haltung noch mit in Rechnung zu bringen ist. Erinnern wir uns andererseits, dass die Brust- und die Bauch- bewegungen. ferner die normale Haltung und sogar auch noch ein Theil der Bewegungen der Rumpfwirbelsäule von jeder Hemisphäre aus beiderseitig beherrscht sind, so lassen sich beim Menschen Störungen in alledem nach ansehnlicher Verletzung der Stirnlappen erst dann erwarten, wenn diese Verletzung eine beiderseitige symmetrische ist: unter Umständen also, welche naturgemäss nur sehr selten sich ver- wirklicht finden und noch seltener die Constatirung der Störungen zulassen werden. Unsymmetrische Verletzungen beider Stirnlappen oder die ausgedehnte Verletzung eines einzelnen Stirnlappens werden aber günstigstenfalls bloss Störungen für die Seitwärtsbiegung und Drehung der Wirbelsäule mit sich bringen, Störungen, welche gegen- über den auffälligen Bewegungsstörungen am Arme, am Beine, am Muxx: Über die Stirnlappen des Grosshirns. 78) Kopfe u. s. w. sehr zurücktreten, und an deren Beachtung man noch kaum gedacht hat. Die Berechtigung, unsere Ermittelungen am Affen so, wie ich es eben that, auf den Menschen zu übertragen, kann, weil es nur um die gröbsten Funetionen der Hirntheile sich handelt, schon an sich keinem Bedenken unterliegen, vollends aber nicht, nachdem die vorausgesetzte Übereinstimmung beim Affen und beim Menschen für andere Grosshirnpartien bereits mehrfach nachgewiesen ist. Täusche ich mich nicht sehr, so liegen sogar schon pathologische Erfahrungen vor, welche mit unseren Versuchsergebnissen im Einklange sind. Denn ich finde bei der Durchsicht der pathologischen Litteratur für Idioten, für Mikrocephalen, für Fälle ausgedehnter Stirnhirn-Läsionen manch- mal den krummen Rücken, die vornübergebeugte Haltung, auch die Unfähigkeit zu normalem Stehen und Gehen — bei freier Beweglich- keit der Glieder — verzeichnet. Indess mag bei der Gesammtbeschaffen- heit des Materials von einer Bestätigung unserer Ermittelungen vorerst keine Rede sein. Bessere pathologische Ergebnisse werden nieht aus- bleiben, nachdem der alte Aberglaube von den höheren Seelenthätig- keiten im Stirnhirn durch die Erkenntniss von dessen Leistungen beseitigt ist. Ausgegeben am 27. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Ban SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXNVI. XXXVL MIT EINER TAFEL. 27. Jurı 1882. ISSN day um Be: BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. Mit dem Deeemberheft des Jahrganges 1831 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu exscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« ee gelten. & getreten, für welche unter anderen folgende (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Sb 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kualender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 2: 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. j Sa. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8.28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- divender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen. hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 86. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betrefienden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ———e Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. NER: Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführune, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröftentliehen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf ext dazu der Einwilligung der em ‚oder dee betreffenden Classe. R 3 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $9. Br 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzunas- berichte können bestimmte En ıtegorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise, publieirt werden, do aihen) mit Sondertitel und fortlaufender Paeinirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. S11. Se 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft“ lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig omas rise mit einem Umschlag, auf alchen der Titel der Arbeit wiederholt wird. fi 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secretar Anzeige gemacht hat. S 5. ; Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt deı Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über ‚die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftliehen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. Phch > 829. 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt ‚des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile “derselben sind nac jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. 1882. AXXVI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 27. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen (lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıvs. l. Hr. Weser las: Über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Vorgelegt wurde die von Seiten des Hrn. Prof. Dr. D. H. Mürrer in Wien an den vorsitzenden Seeretar und Hrn. DirLmann gemachte briefliche Mittheilung, dass der in den Zeitungen gemeldete Tod des Dr. Sırerrıen Langer sich leider bestätigt habe; eine Mittheilung, welche die Theilnahme der Classe um so mehr in Anspruch nahm, da dieselbe in ihrer letzten Sitzung beschlossen hatte, die wichtigen Forschungsreisen des Dr. Langer mit 1200 Mark aus ihren Mitteln zu fördern. Der junge Gelehrte ist am Wadi Bonna von seinen verrätherischen Begleitern aus dem Stamme Daöri während des Badens ermordet worden. Seine Papiere sollen in’s Wasser geworfen sein. Sitzungsberichte 1882. 62 e j F - u % er di ü TV LITE A ImIREB IS ir: j N RUDHWZ N WE ee: DE. 2 IRRE N * RM Luzern we Sor.T N NR EAN 1 N ur pt A Ar A ir in TEN MU. LE. VERA TZEL. in ji" Au, Ban e.: 7193 Über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara, Streitschrift eines orthodoxen Jaina, vom Jahre 1573. Von ALBR. WEBER. BD; der Durehmusterung der seit dem 10. November 1852 für die hiesige Königliche Bibliothek erworbenen Sanskrit- und Präkrit-Hand- schrift, behufs Fortsetzung meines 1853 erschienenen Verzeichnisses des damaligen Bestandes derselben, traf ich u. A. auch auf das oben genannte Schriftchen, von dem ich hier kurzen Bericht erstatten will. Leider ist die zudem sehr incorreet und flüchtig') geschriebene Handsehrift nur ein Fragment. Sie besteht aus 29 Blättern (eigentlich nur 28, denn das fünfte ist als 5 und 6 paginirt), die Seite zu ı bis 5 Zeilen Text in der Mitte, zu 47—54 akshara, und zu ı3 bis ı9 Zeilen Commentar darüber und darunter, zu 58—60 akshara. Darauf ist enthalten das erste Buch (vicräma), mit 100°) Präkrit- ärya, und 2ı vv. des zweiten Buches des oben genannten Werkes, welches seinerseits vermuthlich aus elf dergleichen Capiteln bestehen mag, da das erste allgemeinen Inhalts ist, und die folgenden Capitel wohl eben einzeln je eine der zehn heterodoxen Seeten, deren Wider- legung den Inhalt des Textes bildet, behandeln werden; zu 1,2 wird nämlich ausdrücklich bemerkt, dass die siebente Secte in dem achten vicräma, der auch noch zu 1,4 eitirt wird, zur Darstellung kommt. — Der jedem Verse beigegebene, meist sehr ausführliche Commentar in Sanskrit rührt von dem Verfasser selbst her. Derselbe giebt theils im Text selbst, theils im Commentar sehr bestimmte Auskunft über sich. Er verherrlicht im Eingange in drei Versen (3—5) seine drei nächsten guru, den Änandavimalasüri, den siri Vijayadänasüri und den siri Hiravijayasüri, bekennt ‘) Daher viele Auslassungen, die am Rande nachgetragen sind. ?) Anscheinend ı01; die Zahl 89 ist bei der Verszählung übersprungen. 62° 794 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli. sich resp. speciell als Schüler des Letzteren, und giebt als Datum der Abfassung das Jahr samvat 1629, AD. 1573, an. Völlig hierzu stimmende Angaben finden sich in der Gurvävali, einem anderen Schriftchen desselben Dharmasägara vor, in welchem er die sechzig Patriarchen der Jaina-Kirche, von Sudharma, dem ersten Nachfolger Mahävira’s an, bis auf seine eigene Zeit aufzählt, wobei er denn dieselben mit den eben genannten drei, also mit (58.) Änandavimalasüri (geb. Vikr. 1547, T 1596), (59.) Vijayada- nasüri (geb. 1553, F 1622), den er auch als seinen eigenen Lelrer bezeichnet,') und (60.) Hiravijayasüri (geb. 1583) beschliesst. Auch die Gurvävali ist in Präkrit und der Selbsteommentar dazu in Sans- krit verfasst; wir haben darüber, resp. über die höchst interessanten synchronistischen Angaben, welehe Dh. in seinen Commentar dazu verflochten hat, demnächst einen eingehenden Bericht von Br. Jon. Krarr zu erwarten. Es finden sich darin allerhand Berührungspunkte mit dem Inhalt der Schrift, die uns hier beschäftigen soll, s. im Verlauf. Der Zweck dieser Schrift nun wird schon durch ihren Titel: kuvakkhakosiasahassakirana (so in 1,9 und in der Unterschrift des Capitel ı) d. i. kupakshakaucikasahasrakirana, oder kürzer: °kaucikäditya (so im Eingangsverse des Commentars) »Sonne für die Eulen der Irrlehre« deutlich genug angegeben. Sie soll, wie die Sonne bei ihrem Aufgang die unheilvoll krächzenden Eulen ver- scheucht, so ihrerseits die Irrlehrer verstummen machen und ver- scheuchen. In diesem freundlich-urbanen Tone ist dann weiter auch die Darstellung selbst gehalten. Man kennt ja die Art, wie ortho- doxe Eiferer gegen abweichende Ansichten vorzugehen pflegen, und die milden Jaina Indiens geben in dieser Beziehung ihren orthodoxen Brüdern in anderen Kirchensystemen nichts nach. — Es handelt sich nun im Übrigen hierbei nieht etwa um die alten sieben Schismen (ninhaga, nihnava), welche schon in den heiligen Texten selbst erwähnt werden,’) sondern um zehn noch zur Zeit der Abfassung selbst bestehende neuere Irrlehren, die in 1,3, sowie in I,ıı fg. aufgeführt und im Commentar dazu, resp. zu 1,2, speciell erörtert !) mädricam api cishyanam crutädidane Vaigramananukäri. 2) Die beiden ersten fallen noch in die Lebenszeit Vira’s selbst, das erste nämlich, die bahuraya (°ta) unter Jamäli in Sävatthi in das Jahr 14 nach seiner Erlangung der Einsicht, — das zweite, die jivapaesia, unter Tisagutta in Usabhapura in das Jahr ı6 darnach; — das dritte Schisma, die avvattaya unter Asädha (in Verbindung mit dem Muria, Maurya, Balabhadda in Räyagiha) in Seabiä fällt in das Jahr 214 nach Vira’s Tode, — das vierte, die sämuchea, unter Äsamitta in Mihilapura in das Jahr 220 darnach, — das fünfte, die dokiriya, unter Ganga in Ullamatira (Ullaga°, Ulluga°, Ullukä°) in 228 (in Verbindung mit Ayyarakkhia und Püsamitta), — das sechste, die teräsia, unter Chaluga in Purimamtaramji (?) in 544, — das siebente, die abaddhia, unter Gotthämähila in Dasapura in 584. So nach Avacyaka nijj. 8, 56-96. WEBER: Über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara u. s. w. 795 werden. . Dieser letztere Umstand setzt uns glücklicher Weise, unter Heranziehung der entsprechenden Angaben im Schol. der Gurvävali,') in den Besitz der nöthigen Information, obschon von der Einzeldarstellung über die zehn Seeten uns eben nur die ersten 21 vv. des zweiten Capitels vorliegen, in welchem die erste derselben verhandelt wird. Das erste Capitel nämlich beschäftigt sich in seinen 100 vv. ex professo nicht mit ihnen, sondern vielmehr (von v. 10 an bis 94) mit dem Wesen der Kirche selbst, dem tirthasvarüpam, und zwar handelt es sich hierbei denn also um die Cvetämbara-Form derselben, die dem Verfasser, einem eifrigen Kämpen, als die einzig orthodoxe gilt. Die betreffende Untersuchung ist eine sehr eingehende. Das tirtham, die Kirche also, um es kurz zu sagen, wird zunächst definirt als eine aus den vier Gruppen: sädhu sädhvi crävaka crävikä, d.i. dem männlichen und weiblichen Glerus und den männlichen und weiblichen Laien bestehende Gemeinschaft (caüvvanno samgho), welche von einem bestimmten Stifter, tirthakara, gegründet ist, deren es in fortlaufender Reihenfolge 24 giebt, von Rishabla als dem ersten n, bis auf Päsa (Päreva) und Vira, welcher letztere der Stifter des jetzt bestehenden tirtham ist. Und zwar muss ein solcher Stifter durch den Besitz der höchsten Einsicht, kevalajnäna, womit die Erinnerung an alle Vorgeburten etc. verbunden ist, zur Gottwürde selbst gelangt sein. Die Lehre desselben, durch ununterbrochene Tradition weiter fortgeführt, führt den Namen ägama, resp. siddhänta. Die An- sprüche der kupäkshika, Irrlehrer, dass auch sie zum tirtham gehören, resp. selbst ein tirtham bilden, sind haltlos”), da ihre Stifter nicht die Eigenschaften haben, die einem tirthakara zukommen. — An der Spitze der Clerus, der sädhu, steht ein süri. Patriarch, der von Sudharma abwärts, welcher seinerseits durch Vira nominirt war, je immer durch seinen Vorgänger in seine Stelle eingesetzt worden ist; die Lehrer der kupäkshika (lumpäkädi) haben schon darum keinen Anspruch auf den Titel süri, weil ihnen eben die richtige Inthronisation fehlt. Auch das sütram derselben ist kein wirkliches sütram, sondern hat nur den Schein eines solchen. Auf Geschriebenes (pustaka) ist überhaupt nieht sowohl Gewicht zu legen’), als vielmehr auf die riehtige Über- lieferung! Die kupäkshika speciell schieben dem Vira ganz falsche Lehren unter. Sie sind resp. aus der richtigen Lehre gefallen (pava- yanaü bhatthä, pravacanato bhrashtäh), weil ihnen die richtige Unter- ordnung unter den guru fehlt (guruparatamtavirahiä) und sie sich in ') Vergl. auch die Angaben bei Wırson Sel. works 1,339 ff. ed. Rost. ?) ete dacä ’py atirthakaramülakä na tirtham, kimtu marumarieikäyäm jaläbhäsa iva tirthabhäsäs tirthabahyäh. ®) atha pustakavädino yad eva pustake likhitam tad eva pramänam na punah paramparäyätam api 'ti vadamti, tad asamyak. 796 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli. der Darstellung von Abwegen gefallen (ummaggaparüvanarasiä). Und zwar wird im Schol. an dieser Stelle (2,:), wie schon vorher einmal im Texte selbst (1,7 fg.), je die Hauptlehre einer jeden der zehn Secten aufgeführt, was für uns bei dem fragmentarischen Charakter des Manu- scriptes zur Bestimmung der Stellung derselben, unter einander sowohl wie eben zur orthodoxen Lehre selbst, von erheblicher Wichtigkeit ist. Vorauszuschicken ist hier noch, dass nach Dh. (zu 1.0) vier unter den von ihm behandelten zehn Seeten, nämlich 1—3 und 10, die digambara, paurnimäyaka, aushtrika und päcacandra, aus dem tirtham direct hervorgegangen sind, drei dagegen, nämlich 4—6, die stanika (?!), särdhapaurnimäyaka und ägamika, Abzweigungen aus der zweiten Seete (paurn.), drei endlich, nämlich 7—9, die lumpäka, katuka und vamdhya, weder aus dem tirtham, noch aus einer Ab- zweigung desselben, sondern rein aus sich selbst, svata eva äka- smikanimittakäh, hervorgegangen sind (so jedoch, dass er 9 als eine Abzweigung aus 7 bezeichnet). — Dh. bemerkt im Übrigen noch, dass ausser den von ihm aufgeführten zehn Secten es noch andere gebe, welche die eine oder andere Lehre in Abrede stellten‘). Auch sie seien sämmtlich mit jenen auf gleiche Stufe zu stellen. (Hier würden dann also auch jene »minor seets« einzureihen sein, von denen Wırson a. a. 0. S. 341 fg. spricht.) ı. An der Spitze stehen denn nun also hier die khavanaya (1,3), resp. khamana (1,37. 71. 2,3), d.i. kshapanaka, im Schol. auch, und zwar in stetem Wechsel, als digambara, nagnäta, botika bezeichnet. Und zwar handelt es sich hierbei um eine specielle Wiedererweckung des alten Gymnosophistenthums,‘) welche (2,4) in das Jahr 609 nach Vira,’) d. i. nach der Rechnung, die den Beginn der Vikrama- Aera 470 nach Vira verlegt, in das Jahr Samvat 139 =AD. 83 gesetzt wird. In dieses Jahr wird resp. das Auftreten der Bodiya auch in der Ävacy. nijj. 8,0 verlegt, und die dortigen Angaben stimmen auch im Übrigen genau zu dem, was uns hier darüber berichtet wird, nur dass gerade des hauptsächlichsten Umstandes, der Nacktheit nämlich, die aber freilich wohl durch den Namen Bodiya selbst markirt ist,‘) dort nicht direet gedacht wird.’) Da !) upalakshanad anye 'py upadhänädyapaläpinas tathabkütä eva 'vagamtavyäh. 2), S. Wirson |. c. S. 339- ®) Unter dem vierzehnten Patriarchen Vajrasena, der Gurv. zufolge. *) In Haribhadra’s Schol. (cishyahitä) daselbst zu 8,59 durch Pautika erklärt, was jedoch unklar bleibt. Ich denke vielmehr an mahr. bodanä bare uncovered (aller- dings hauptsächlich vom Kopf), bodakävinem to bare, strip, denude, to make to look naked. °) disertis verbis wird dieselbe freilich auch hier im Texte nicht aufgeführt, ja auch nicht durch den Namen markirt, denn der Text hat eben nur die Namens- Y + 1.2 1° A mar WEBER: Über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara u. s. w. 197 Dharmasägara selbst im Eingange seines Commentars auf jene Stelle des Ävacy. hinweist, so halte ich es für zweckmässig, sie hier zu- nächst anzuführen: chavväsasayäi navuttaräi (o-o zu viel) tajä siddhim gayassa Virassa | to Bodiäna ditthi Rahavirapure samuppannä |] 92 Il (in einer andern Handschrift lautet das zweite Hemistich: Rahavirapure nayare khamanä päsamdiyä jäyä Il) Rahavirapuram nayaram Divagam uyyänam Ayyakanhe a | Sivabhuiss’ uvahimmi a puechä') theräna kahanä ya 1193 Il ühäe pannattam’) Bodiya°) Sivabhüi’) uttarähi imam | micchädamsanam inamo°’) Rahavirapure samuppannam [19411 Bodia®) Sivabhüio Bodialimgassa hoi uppatti | Ko(m)dinna-Kuttavirä paramparäphäsam’) uppannä II 95 Il Hier dagegen heisst es (2,,): tass’ uppatti navahi a chavväsasaehi Viranivvänä | Rahavirapure kambalakohäu Sahassamalläu II 4 Il Und im. Schol. dazu wird nun ausführlich berichtet, wie folgt: In dem Dipaka-Hain bei Rathavirapura hatte sich Aryakrishna niedergelassen. In derselben Stadt lebte ein königlicher Diener (räjase- vakah), Sahasramalla mit Namen, auch Civabhuüti genannt, der des Nachts sich immer umhertrieb und so spät nach Hause kam, dass seine Frau sich schliesslich, weil sie dies nicht länger ertragen konnte, bei seiner Mutter beklagte. »Kind! wenn’s so steht, schlafe du heute! ich will wachen«, sagte diese, und als nun ihr Sohn kam und die Öffnung der Thür verlangte, sagte sie zomig zu ihm: »gehe du hin, wo um diese Zeit die Thüren auf sind.« Von Zorn und Stolz getrieben, ging er fort und fand (die Erzählung ist hier sehr unklar) Aufnahme unter einer Schaar von Asketen (sädhu), mit denen er fortzog. Nach einiger Zeit kamen sie wieder zurück, und Givabhüti erhielt von dem König, der ihm wohlwollte, eine kostbare wollene Decke. Seine Lehrer verboten ihm aber, dieselbe zu tragen, und er begnügte sich damit, sie täglich, wenn er heimkehrte, zu betrachten (sambhälayati). Um ihm auch diesen Hang zu benehmen, ward dieselbe einstmals, wäh- form khavanaya, khamana; trotzdem aber ist sie darin voll anerkannt, denn es wird dagegen, nicht nur im Comm., sondern auch im Texte selbst, direct polemisirt. — S. im Übrigen über die Nacktheit der Asketen das in meiner Abh. über die Bhagavatı 2.198. 239.76. 310 Angeführte, und zu Buppna’s Polemik dagegen s. Dhamma- pada ed. Fausböll d. 240. 244. 299. 398. !) puvva° Haribh. ®) ühaya svatarkabuddhyä& prajnaptam pranitam Haribh. ®) Ohne Casusendung, blosses Thema; so oft in diesen kärikäs. *) inamo besteht aus enam. enad, und der affigirten Partikel o. °) sparcam Har. 798 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli. rend er weg war, zerschnitten und daraus Lappen zum Trocknen der Füsse für die sädhu gemacht: er ward darob zwar sehr erzürnt, blieb aber bei ihnen. Als nun dann einst der Lehrer einige Stellen aus der Schrift über die jinakappa erklärte, worin als der ganze für einen Jina nöthige upadhi, Besitz, nur ein rajoharanam und eine mukhavastrikä, d. i. ein Besen, um den Staub fortzufegen (damit man nicht auf ein lebendes Wesen tritt), und ein Lappen vor dem Munde (damit man nicht etwa beim Athemholen ein Inseet verschluckt), bezeichnet wird, frug Civabhüti, warum man nicht dänach handele. Auf die Antwort, dass dies seit Jambüsvämin') abgekommen und jetzt nicht mehr ausführbar sei, erklärte er, dass doch offenbar nur so das volle nishparigrahatvam, die Freiheit von allem irdischen Hab’ und Gut, erreichbar sei, und da auch die frühern Jina ohne Kleidung gegangen seien, so sei dies eben auch das allein Richtige. Alle Ein- würfe des guru nicht achtend, zog er darauf aus und lebte fortab dem entsprechend. Seine Schüler aber, die seine Lehre zunächst fort- pflanzten, waren Kaundinya’) und Kottavira. Es sind im Übrigen speeiell neun Gründe, welche die digam- bara nach Dharmasägara (zu 2,6) für die Nacktheit anführen, und die er seinerseits in eingehender Weise berichtigt (fol. 25° bis 27°): ı. die Kleidung ist nämlich jinänupadishta, von den Jina nieht vor- geschrieben, — 2. mürchähetu, giebt Anlass zu Eigendünkel‘) u. dgl., — 3. bhayahetu, desgl. zu Fureht vor Verlust durch Diebe, — 4. kro- dhädihetu, desgl. zu Zorn ete. in solchem Falle, — 5. durdhyänahetu, verleitet zu schlechtem Sinnen (zieht vom richtigen dhyänam ab), — 6. parishahasahanärtham, schützt gegen die sogenannten parishaha, Ge- duldproben, d. i. Hitze, Kälte, Stiche der Insecten u. dgl., wogegen der rechte Asket unempfindlich sein soll, — 7. pravacanagauravam, (? dies ist mir nicht recht klar, ob etwa: sie leistet der Würde beim Vortrag Vorschub, während er durch sich selbst wirken sollte)'), — 8. arhad- anabhyupagata, sie ist von den (alten) arhant selbst nieht adoptirt worden, — und endlich 9. jinakalpikänabhyupagata, sie ist in den jina- ı) Es ist dies der zweite Patriarch nach Vira, während Civabhüti der Gurv- ävali zufolge 12 Generationen später unter dem vierzehnten Patriarchen lebte. ?) Man gedenkt hier unwillkürlich an die eigenthümliche, etwas verächtliche Stellung, welche dieser Name im Mahäbhäshya einnimmt, s. Ind. Stud. 13, 387. 388. Der neben ihm daselbst in ähnlicher Stellung erscheinende Name Mäthara wird im Anuyogadvärasütra (s. Bhagav. 2,248) unter den Vertretern des loiyam nänam auf- geführt. ®) mame "dam ity evamrüpena rägänushamgah. *) Dh. hat hierzu nur Folgendes zur Widerlegung: vasträbhäve pravacana khim- säyä (ne riramsäyä?) evä jdhyaksha(!)siddhatvät, gaurayam tu) düräpästam iti, d. i. wohl, »wenn der Lehrer nackt ist beim Vortrage, haben die Zuschauer nur ihren Scherz dabei; von Würde kann dann gar keine Rede sein.« Weser: Über den Kupakshakaugikäditya des Dharmasägara u. s. w. 199 kalpa-Vorschriften nicht enthalten. In seiner Widerlegung dieser neun Gründe führt Dh. allerhand Stellen aus der Schrift, dem ägama, an, speciell eine, welche das Tragen der Kleidung aus Rücksichten der Scham und des Ekels und zum berechtigten Schutz gegen die parishaha verordnet. Wenn man ganz consequent sein wolle, müsse man ja auch das rajoharanam und die mukhavastrikä bei Seite lassen, denn die seien doch auch noch parigraha: auch müsste man dann eigentlich auch den Leib selbst, die Nahrung u. s. w., vor allem aber das Wissen u. s. w. aufgeben, denn alles das kann auch sehr zum Schaden gereichen. Das Beispiel der tirthakara besage gar nichts, denn die seien alle ohne Gleichen (nirupama). Mit besonderer Energie wendet sich Dh. sodann weiter zu dem zweiten Kernpunkt in der Lehre der digambara, dahin lautend'): dass die Weiber von der Erlösung (mukti) ausgeschlossen seien, eine Lehre, die zweimal sogar ganz speciell (1,7: und Schol. zu 2, ) als das eigentliche Kennzeichen derselben angeführt wird. Es ist diese Lehre einfach eine Consequenz der ersten. Weil nämlich das Weib nicht nackt gehen kann, aus Gründen der Scham und des Ekels, so ist es eo ipso ausser Stande, die höchste Stufe in der Befreiung von allem irdischen Anhang zu erreichen. Die Legende berichtet zwar, dass die Schwester des Givabhüti selbst, seinem Beispiel folgend, in der That auch ihre Kleidung abgelegt habe und nackt in die Stadt um Almosen zu betteln gegangen sei. Eine Hetäre fasste sie jedoch glück- licher Weise gleich beim Eingang ab, und umhüllte sie wieder, gegen ihren Willen, indem sie dabei von der Furcht geleitet ward, dass ihr eigenes Gewerbe leiden würde, wenn die Leute in der Stadt einen solchen widerwärtigen Anblick vor Augen bekämen. Und Civabhüti, dem die Sache?) vorgetragen ward, erliess denn auch ein Verbot an seine Schwester‘). Die Frauen gehen somit auch bei den Digambara bekleidet, gelten ihnen aber gerade darum eben als unfähig zur Erlösung; sie seien schwächer als die Männer und durch die ihrem Geschlecht nun einmal anhaftenden Mängel verhindert, sich zu gleicher geistiger Abstraction von allem Irdischen, wie dieselbe in dem Nackt- gehen ihren vollendeten Ausdruck findet, zu erheben. Dharmasägara nun geht (von 2,1, ab, und zwar wie er angiebt in 24 Versen, also noch erheblich über das vorliegende Fragment, das ja mit v. 2ı abbricht, hinaus) die Gründe und Gegengründe hierfür einzeln durch. In dem, 1) s. Wırson 1. c. S. 340. 2) esha vyatikarah, ein Lieblingsausdruck des Dh. ®) tato "nena »vivasträ yoshin nitaräm bibhatsä 'tilajjaniyä ca bhavati« ’ti vieimtya proktä "sau: tishtha tvam ittham api, na tyaktavyam tvayai ’tad vastram, devatayä hi tave ’dam pradattam iti. S00 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. was von seiner Darstellung vorliegt, wendet er sich zunächst dagegen, dass das Weib schwach (durbalä), resp. schwächer als der Mann sei. Es gebe demselben in Bezug auf Körperbeschaffenheit') samgha- yana samhanana, Tüchtigkeit satta sattva, Rechtgläubigkeit sammatta samyaktva, Entschlossenheit in der Entsagung viraiparinäma virati°, und sonstiger Tugendübung wie Freigebigkeit u. s. w. nichts nach. Die Mütter der tirthakara, heiligen Patriarchen, gehörten auch zu den Weibern, und es habe daher das Weib eine ganz besonders starke Liebe zu der Jaina-Lehre (tena jinadhamme thinam tivvo rägo), auf Grund wovon sie denn auch von der siebenten Hölle befreit seien?) (tena na sattamigamanam). Im Schol. hierzu führt Dh. speciell aus, dass die Liebe der Mutter zum Sohn viel zärtlicher sei, als die des Vaters, wofür er sich u. A. auf den Gram der Marudevi als ihr Sohn Rishabha Asket wurde (pravrajita) beruft. — In der Religiosität, in dem Hängen an der Kirche seien die Frauen notorisch den Männern sogar über- legen, und zwar nicht bloss in der Jetztzeit, sondern von altersher, wofür er allerhand Beispiele aus der heiligen Legende (Mrigävati’s, der Gemahlin des Kaucämbi Königs Catänika, Sorge um Vira; ebenso die der Revati bei der Krankheit Vira’s nach dem Rencontre mit Mamkhaliputta) sowie den Umstand anführt, dass der Tradition (ägama) zufolge die Zahl der weiblichen Anhänger der tirthakara von Rishabha an stets doppelt so gross war, als die der männlichen. — Und wenn auch anderseits die Schrift ganz Recht darin habe, dass dem Weibe viel Böses anhafte, so sei doch gerade das Verdienst der Frauen, die Alles das überwinden, um so grösser, und stünden dieselben daher sogar über den Männern, freilich nieht Alle über Allen, aber doch eben Einzelne über Einzelnen, und damit — hier brieht die Handschrift ab, vermuthlich folgte etwa — sei denn eo ipso gegeben, dass auch das Weib zur Erlösung gelangen kann. Dharmasägara hätte hier noch anführen können (vielleicht hat er es gethan), dass sogar einer der heiligen 24 tirthakara selbst ein Weib war. Malli nämlich, der Neunzehnte in der Reihe, war, s. die Angaben in den Kalpäntarväeyäni zu Kalpas. 1.10. eigentlich eine Prinzessin Malli, Toehter des Mithilä-Königs Kumbha (und der Prabhävati), welche in voller Jugendblüthe von sechs Prinzen umworben dieselben mittelst einer ihr gleichenden goldenen Puppe zur richtigen Erkenntniss brachte und zur Asketschaft bekehrte. (S. resp. noch das bei den Kharatara resp. den Ancalika Bemerkte.) ') Hier ist er sehr kurz, während dies gerade der Punkt ist, von dem die digambara ausgehen. 2) Es wird dies auf eine ausdrückliche Bestimmung des Vira zurückgeführt, der dies auf Bitten seiner Mutter, aus Liebe zu ihr, so angeordnet habe. WEBER: Über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara u. s. w. s01 Die.dritte Lehre der digambara wird in 2,; mit den Worten: (jena vaniäe | na) munei (muttim) bhuttim kevalino kavalabhoissa |] an- geführt, wobei denn wohl das na') nicht blos zu vaniäe muttim, sondern auch zu bhuttim k. k. gehört? Danach verwerfen sie die für den kevalin, Asketen (? eigentlich die höchste Stufe eines solchen, ein Arhant) festgesetzte Art zu essen, dass er nämlich, um seinen Hunger zu stillen, immer nur je einen Bissen zu essen habe. Was sie nun aber eigentlich ihrerseits in dieser Hinsicht lehren, wird mir aus den Schol. a. a. OÖ. nicht klar, und die betreffende Speecial- darstellung im Verlauf des 2. Cap. fehlt ja eben. In der Gurvävali erwähnt Dh. die Digambara mehrfach. So eine Niederlage ihres berühmten Führers Kumudacandra in einer durch Jaya- sinhadeva König von Anahillapura veranstalteten Disputation gegenüber dem cri Devasüri, einem Schüler des 40°“ Patriarchen Municandra- süri (F samv. 1178), seit welcher Zeit jene Stadt »bis auf heute« den Digambara verschlossen blieb. Sodann eine weitere Disputation mit denselben am cri Catrumjaya von Seiten des 46°" Patriarchen Dharmaghoshasüri (7 samv. 1357). Für die übrigen neun Gruppen der kupäkshika sind wir unter den obwaltenden Umständen auf nur wenige Verse des Textes und auf die Angaben im Schol. theils dazu theils in der Einleitung be- schränkt, und es dienen hier denn also die Angaben zur Gurvävali zu willkommener Ergänzung. Ich schicke zunächst die Aufzählung der zehn Namen in ı,s voraus: khavanaya-punnima-kharayara- pallaviä saddhapunnimä- ""gamiä | padimä-muni-ari vamjhä (!) päso puna sampai’) dasamo || S II. — reihe daran die Aufführung der Hauptlehren derselben, im Text (1, 7175): evam khalu titthagaram itthimuttim nisehagam khamanä : | punnimiä. puna punnima- pakkhiadakkham jinam bimti II 71 11 itthinam jinapüä- padisehaparäyanam pi kharayarayäs | amcaliä + amcalayam parüvayamtam pi saddhänam ]1 72 Il phalapuäi niseham kunamänam saddhaponnimo (!) s ariham | suadevithuipamuham padisehamtam nu ägamiäs 117311 Jinapadi°mäi ni°seho- vaesakusalam la[vamti lumpägä 7 | so nach dem Schol.; das zweite Hemistich fehlt ganz II 7411 vijo (!) o vannavihino padimam mottüna lumpagam saccam | !) welches übrigens erst von zweiter Hand zugefügt ist. 2) sampratigabdena etatprakaranakaranakäle daganam api vidyamänatvam asüci; es hindert dies nicht, dass zu ı.2 die Seeten 1—6 als alt jirna, die Seceten 7— 10 als ädhunika modern, bezeichnet werden, da diese Bezeichnung sich auf die Entstehungs- zeit derselben bezieht. 502 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. anumittakammabamdham dhammam a bhäsamtam avi Päso vo |] 75 Il, — sowie im Schol. zu 2,2: unmärgaprarüpanarasikäh, unmärgah: strimuktinishedha- ı, ca- turdacipäkshikanishedha-2,, parvätiriktadinaposhadhanishedha- 3, sämä- yikädau cräddhamukhavastrikänishedha- ı, Jinabimbänäm purah phalä- direjä (püjä!)nishedha-s, crutadevatästutinishedha-6, jinapratimä- nishedha-7,, samprati gurudrikpa')thävatäranishedha- s, paramparägata- präyovahuvidhinishedha-o, jinaptjädishu sädhüpadecanishedha-ıo, pra- mukhalakshanah, tasya prarüpanä tadvyavasthäpanäya kuyukty- udbhävanä, tatra rasikäh, — und gehe sodann dazu, dieselben einzeln durchzumustern. 2. Die punnima, punnimia, paurnimäyaka (in der Gurv. °miyaka): paurnimäyakäh punah pürnimäyäm päkshikavyavasthäpane yo dakshas tam jinam bruvamti Schol. zu 1,71. Diese Seete geht auf Candraprabhäcärya, den Bruder des in der Gurv. 40°“ Patriarchen Municandrasüri (F Vikr. 1178), zurück. Es liegt somit zwischen ihrem Auftreten und dem der an erster Stelle genannten Secte ein Zeitraum von über ı 000 Jahren, und da die folgenden acht Seeten noch später sind, so befremdet es eigentlich, dass Dh. (zu ı,:) die ersten sechs Secten zusammenfassen und sie so den letzten vier gegenüber (die ja freilich erst dem Jahrhundert, in dem er selbst lebte, angehören, zum Theil in die jüngste Vergangenheit vor ihm fallen) als jirna, alt, bezeichnen kann.”) Faktisch sind im Verhältniss zu den Digambara alle die übrigen neun Seeten: ädhunika; nur jene sind: jirna. — Über die Entstehung der paurnim° im Jahre Vikr. 1159 (AD. ı 103) giebt Dh. zur Gurvävali unter No. 40 noch nähere Angaben als hier. Der Neid auf den bei Gelegenheit der festlichen Aufstellung eines Jina- bimba durch einen reichen frommen Laien entfalteten Pomp seines Bruders, des Patriarchen, war es, der dem Candraprabha den Ge- danken eingab, eine Secession, und damit die Stiftung einer eigenen Gemeinde ins Werk zu setzen. Er gab vor, im Traum von der Padmävati einen Auftrag erhalten zu haben (cräddhapratishthä pürni- mäpäkshikam ce "ty ubhayam apy anädisiddham tvam prarüpaya) und blieb bei seiner Neuerung trotz aller Warnungen des samgha, der ihn schliesslich ausstiess. Der Patriarch schrieb selbst zu seiner Wider- legung eine Schrift (in 70 Versen), die päkshikasaptatikä. — Worin nun eigentlich die Neuerung selbst bestand, ist nicht völlig klar. Dh. bezeichnet den Candraprabha hier (zu ı,.) als: ecaturdaciyapakshanir- ') gpa in der Handschrift; sö hier vielfach! ebenso wie auch sonst noch häufig finales g mit viräma (statt k). 2)... te tu sutaräm tirthabähyä eve 'ti shat kupäkshikä jirnä iti janaprasiddhih, athä ”dhunikänäm caturnam madhye Iumpäkamatam ... WEBER: Über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara u. s. w. 803 gata, und eitirt eine Stelle aus der den Paurnimäyaka zugehörigen kshetrasamäsavrittipracasti in Sanskrit, in welcher neben dem (. auch auf eri Dharmaghoshädayah'), und auf eine auf eri Bhadreevarasüıri zurückgehende zweite Abzweigung (cäkhä) hingewiesen wird, so wie eine Stelle (in Präkrit) aus der caritrapracasti des cri Asamatirtha, wonach die Punnima-Lehre aus dem Vadagaccha, aus ihr das Saddhapunnimam, und daraus wieder (der Wortlaut ist hier aber nicht ganz klar) der Kharayara hervorgegangen sei. Aber eine directe Er- klärung dessen, was unter dem pürmimäpaksha zu verstehen ist, liegt nicht vor. Selbstverständlich handelt es sich dabei um den Voll- mond, und zwar eben wohl um die Verlegung einer für den Vier- zehnten (den Tag vor dem Vollmond) bestimmten Feier (catur- dacipäkshika zu 2,2) auf den Vollmondstag selbst? — Im weiteren Verlaufe (zu 1,7) wird für diese Seete auch noch der Name Räkäraktäh (Räkä — Vollmond), oder kürzer Räkäh allein, angegeben, und zwar werden dieselben dabei auch als upadhänanishedhaka, Verwerfer des upadhäna (?) bezeichnet. -—— Die unter 4—6 folgenden Seeten sind nach Dh. spätere Abzweigungen der paurnimäyaka. 3. Die kharatara oder aushtrika, gestiftet Vikr. 1204 (AD. 1148) durch Jinadattäcärya. Die Angaben Dh.’s über sie gehen erheblich aus- einander. Während nämlich dem Text in ı,7: zufolge, s. oben, der kharatara dem Vira fälschlieh die Ansicht unterstellt, er habe den Frauen die Verehrung des Jina verboten’), lässt sich Dh. im Comm. dazu darauf gar nicht ein und spricht vielmehr von einem Verbot des poshadha für andere Tage als die parvan°); zu ı,>2 aber bezeichnet er gar den Jinadatta als strijinapüjotthäpaka, d. i. als Aufsteller‘) des Cultes eines weiblichen Jina! Und der letzteren Angabe ent- spricht, was Dh. zur Gurvävali berichtet. Zur Zeit des 41“ Patriarchen (eri Ajitadevasüri) fand bei Gelegenheit einer durch Jinavallabha berufenen (Synodal-)Versammlung zu deren Verherrlichung eine Feier statt, bei welcher Jinadatta die Cämundä um ihren Segen anging’), auf Grund wovon dann diese Versammlung als Cämundika bezeichnet ward. Als nun aber in der Stadt sich das Gerücht von der Auf- stellung und Verehrung eines weiblichen Jina verbreitete, fürchtete !) Zu scheiden von gri Dharmaghoshasüri, dem 46°t®" Patriarchen in der Gurv- avalı Dh’s. ®) Ebenso Dh. im Comm. zu 1,7 strinam Jinapüjänishedhakakharatara. ®) parvätiriktadinaposhadhanishedhaparäyanam Kharataräh; ebenso zu 2,2. *) Das Wort utthäpaka kann dem Zusammenhange nach hier nur diese Bedeutung haben; ulthapana freilich finden wir bei den lumpäka (s. unten) gerade in der entgegengesetzten Bedeutung. 5) Jinavallabhavyavasthäpitam vidhisamgham eva cgaranikritya tadvriddhaye mi- thyadrig (!) camumda "rädhita. S04 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli. sich Jinadatta vor Schlägen') und floh auf einem Kameelwagen’) nach Jävalapura. Davon bekam er den Spitznamen Aushtrika, der ihn so erzürnte, dass er weiter dann wegen seiner immer steigenden Rauhheit den ferneren Spitznamen Kharatara erhielt”). Wenn nach einer alten gäthä, in Präkrit, die Dh. anführt (dieselbe enthält auch das Datum: Vikr. 1204), die Entstehung der Kharahara (h statt der yacruti) nicht auf Jina- datta, sondern auf den Zorn des Jinavallaha zurückgeführt werde, so sei dies darauf beruhend, dass er eben jenen vidhisamgha berief (mülam desselben war), der in Folge des Auftretens des Jinadatta die Namen aushtrika, kharatara u. s. w. erhielt. Weiteres liegt nun zunächst für die Kharatara hier nicht vor.‘) Sehr bedeutungsvoll ist nun aber, dass, während Kharatara hier somit als Name einer ketzerischen Secte erscheint, dieser Name sonst, s. Wırson am a. OÖ. S. 337, als der eines der vornehmsten und zahlreichsten Geschlechter der Jaina erscheint, das resp. nach Wirsox von dem Patriarchen’) Jineevara who lived AD. 1024 (samvat 1080), gegründet wurde, während von Jinadatta ibid. berichtet wird, dass er 1148 (das wäre gerade unser hiesiges Datum samvat 1204) die »Oswäl family and the madhya khartara branch« gegründet habe, und dass er ein sehr berühmter Lehrer gewesen sei, dessen Fusstapfen »in plaster or stone« noch jetzt in einigen Tempeln, as at Bhelupur in Benares, erhalten seien. Nach Tod, bei Wırson S. 346 »the Pontiff of the Kharatara Gacha has 11000 clerieal diseiples seattered over India, the single community of Oswäl numbers 100.000 families. «*) Ich vermuthe nun, dass die Feindseligkeit unseres Dh. hier gegen die Kharatara darauf beruht, dass er dem mit ihnen rivalisirenden Tapä- gacha angehört. Es ergiebt sich dies aus seiner Verherrlichung des- !) strjjinapüjotthäpanena samghatädanabhayät; hier ist utthapana also auch: Aufstellen. ?) ushtravähano. ®) sa nämacravanäj Jätakrodhena sarosham bhäshamänah kharataraprakritikatväj jatah kharatara ity asya ”khyä 'tah. Sollte kharatara etwa auch geradezu: Kameel bedeuten können? cf. khara, Esel, Maulthier, und die Bildung acvatara aus acva, vatsatara aus vatsa. *) Von (58) Anandavimalasıri bemerkt Dh. speciell, dass er die Kharatara in Jessalmer ete. (Jesalamervädau) bekehrt habe. 5) Der 40. bei Wırson; bei Dh. fehlt dieser Name; in die angegebene Zeit fällt bei ıhm (36) Sarvadevasüri. 6) Mehrere der Autoren und Schreiber der hiesigen Manuscripte bezeichnen sich als zum Kharatara-Gana gehörig. Der in Cale. 1880 im Druck erschienene Ratnasägara ist von einem Mitgliede des Vrihat-kharataragacha zusammengestellt. Es giebt auch zwei eigene pattävali der Kharatara. mit deren Bearbeitung, neben der von Dh.’s Gurvävali, Dr. J. Krarr ebenfalls für den Indian Antiquary beschäftigt ist. Der jetzige Patriarch des Gacha heisst Jinamuktistri, s. Bünter, Sitz. Ber. der phil. hist. Cl. der Wiener Akad. 1881 S. 579. Weser: Über den Kupakshakancikäditya des Dharmasägara u. s. w. 805 selben, unmittelbar nachdem er den zehn kupäkshika jeden Anspruch auf Zugehörigkeit zum tirtham abgesprochen hat. Er wirft sich da nämlich die Frage vor, ob nicht dieselben Gründe auch gegen den doch auch erst Vikr. 1285 AD. ı219 durch cri Jagaeccandrasüri aus dem Vatagacha heraus gebildeten Tapägacha angeführt werden könnten? Er verneint dies aber, indem er darauf hinweist, dass Jagaccandra, nicht, wie Candraprabha ete., unter Hervorhebung einer gegensätzlichen Lehre von dem Vatagacha sich abgelöst habe, sondern dass er nur, Ähnlich wie Änandavimalastıri,') gegenüber dem im Werk lässig gewordenen Clerus (pramädavacena kriyäcithilam sä- dhusamudäyam parityajyn), der Anweisung seines eigenen guru folgend, die seit Sudharmasvämin in ununterbrochener Reihenfolge überlieferte reine Lehre (dacavidhacakravälasämäeärikriyäm) dureh sein asketisches Leben (tapo ’bhigrahena) wieder zu Ehren gebracht, und vom König dafür den Beinamen Tapä iti erhalten habe, von welcher Zeit ab der Vatagana diesen Namen: Tapä iti führe.) Und zwar habe eben zur Zeit nur diejenige kirchliche Gemeinschaft Anspruch darauf, wirklich zum tirtham, zur Kirche, zu gehören, die ihrerseits zum Tapä- gana sich zähle, keine andere; atas tapäganasambamdhy eva sädhv- ädisamudäyas tirtham samprati Bharatakshetre, nä 'nya iti bodhyam. — Ganz entsprechend berichtet Dh. denn auch, und zwar zum Theil mit denselben Worten, in der Gurvävali. dass Jagaecandrasüri. der resp. darin sogar direet als Patriarch (No. 44) fungirt, von dem Könige (ein Name ist nieht genannt) zunächst‘) den Ehrennamen Hiralä-Jagaccandra, und danach dann noch das birudam: tapä erhal- ten habe. Es ergiebt sich hieraus als Resultat, dass in unserem Werkehen hier eine speeielle Parteischrift zu Gunsten der Ansprüche des Tapä- gacha, als allein berechtigter, orthodoxer Ausdruck der Kirche zu gelten, vorliegt. 4- Die pallavia,‘) oder amcalia, auch bloss ameala oder stanika (?! so bei 1,7.0); gestiftet Vikr. 1213 (AD. 1157), beruhen wie die särdhapaurnimäyaka und die ägamika auf den paurnimäyaka (sind !) Hiermit ist offenbar der in Dh.’s Gurvävali an 58. Stelle (s. oben) genannte Patriarch gemeint, von dem er ibid. berichtet, dass er harte Kämpfe mit den Ver- tretern der kumata geführt habe, s. unten. ®) Gerade so wie unter den Patriarchen Susthita und Supratibuddha (No. g in der Gurv.) der Kautikagana, unter Candrasüri (No. 15) der Candragacha, und unter U(d)dyotanasüri (No. 35) resp. Sarvadevasüri der Vatagacha selbst ins Leben gerufen sei. °) Weil er sich in dem öffentlichen Disput mit 32 Digambara -Lehrern in Aghäda- pura unspaltbar hart wie der Diamant, hirakavad abhedya, erwiesen hatte. *) pallavo vasträmcalah tam eva sämäyikädau crävakänäm upadigati "ti palla- vika ämcalikah. 806 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli. resp. pau°kamülakäh) und gelten daher wie diese als ausgestossen, tirthabähyäh. In der Gurvävali giebt Dh. Biunapagräma als den Ort an. wo das ämcalikamatam »paurnimiyakaikäksha-Narasinhopädhyäya- Nädhicrävikäbhyäm« d.i. doch wohl: durch den zu den Paurnimäyaka gehörigen einäugigen Narasinhop° und durch die Laienschwester Nädhi entstanden sei.') Hier erscheint somit ein Weib als direet bei einer Sectenstiftung betheiligt. Näheres liegt nicht vor. Aus dem Namen, resp. aus dem Schol. zu 1,8. 2,2 ergiebt sich nur so viel, dass die Gläubigen (erävaka, cräddha) bei der Begehung der sämäyika ete.?) -Handlungen statt der mukhavastrikä sich des Kleidzipfels zu bedienen hatten, wohl eben um das Antlitz, resp. den Mund damit zu bedecken? — Zu 1,7 bezeichnet Dh. die stanika (? oder ob sütika zu lesen!?) als: cräddhänäm pratikrämtinishedhaka, d. i. wohl als: den Gläubigen die Beichte verbietend (?). 5. Die saddhapunnima, särdhapaurnimäyakäh; gestiftet Vikr. 1236 (AD. 1180); hervorgegangen aus den paurnimäyaka, und zwar nach Dh. zur Gurvävali »paurnimiyaka - Narasinhasüritah « „ welcher Narasinha denn also von dem soeben genannten, der ja auch noch den Beinamen ekäksha trägt, zu scheiden ist. Weiter liegt zunächst nichts vor; der Name scheint etwa anzudeuten, dass die Anhänger dieser Seete die betreffende Feier nicht bloss am Vollmond begingen, sondern auch die Hälfte (des vorhergehenden Tages, der caturdaci?) hinzu- nahmen, und die Textangabe in 1,73”) scheint hinzuzufügen, dass sie dabei ? die Darbringung von Früchten als Zeichen der Verehrung verboten. 6. Die ägamia, ägamika, auch tristutika (oder sru?) genannt.‘) Gestiftet Vikr. 1250 (AD. ı 194), und zwar nach Dh.’s Angabe zur Gurv- ävali durch den paurnimiyaka Devabhadra und durch den äncalika Gilaguna’), in der Nachbarschaft (parisare) des cri Qatrumjaya. Der Name tristutika, dreifache stuti, Lobpreisung übend (?), steht mit der Angabe des Textes selbst in I,z, wonach die ägamika die Lob- preisung ete. der suadevi, erutadevatäf),. d. i. der Göttin der (hei- ligen) Überlieferung, verwerfen, in entschiedenem Widerspruch’); und ebenso führt auch der Name ägamika selbst vielmehr auf eine ganz !) Anders Wırson 1. c. S. 340 »the Anchalika-doctrine to Jinesvara in 1160«. 2) Oder heisst samäyikadau hier: bei Beginn des sämäyika? ®) phalapüjädinishedham kurvamtam arhamtam Schol. 4) so in einem die Jahresdaten für die ersten fünf Seeten enthaltenden Verse aus dem cräddhavidhiviniccaya, der auch zur Gurv. eitirt wird. Ebenso: ägamikas tristu- tikah bei Dh. hier zu 1,8. °) paurnimiyakämealikamatanirgatäbhyäm. 6) crutadevatästutipramukham pratishedhayamtam ägamikam; ebenso im Schol. ?) die Lesart trisrutika würde uns hierüber hinaus heben. WEBER: Über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara u. s. w. 807 besondere Betonung des ägama, der heiligen Lehre, welche alles eher, als gerade diese Verwerfung erwarten lässt. Zur Sache selbst liegt mir jedoch zunächst weiter nichts vor. Die bisherigen sechs Secten bezeichnet Dh. (s. oben) als jirna, alt, die folgenden vier als ädhunika, modern. Jedenfalls nehmen diese in seinen Augen eine weit wichtigere Stellung ein, als zum wenigsten die unter No. 4—6 genannten drei Abarten der paurnimä- yaka, und man merkt seinen Angaben hier wie in der Gurvävali den zum Theil noch ganz frischen Groll an. 7. Die padimäri, lumpäga, d.i. pratimäri, lumpaka') oder lumpäka. Gestiftet Vikr. 1508 (AD. 1452) durch einen Schreiber Lumpaka;: und zwar wird dabei der Umstand speciell erwähnt, dass diese Seete sich nicht auf lebendige Überlieferung, sondern nur auf ein Buch gründe, kevalapustakamülaka. Ihre Lehre ist gegen die Herstellung von Jina-Bildern’) gerichtet. Zu 1,9 findet sich aber ferner noch die Angabe, dass von den unter 7— 9 aufgeführten drei Secten die beiden ersten, Lumpäka-Katukau, »grihasthau« »im Hause lebend«, d.i. also (s. unter 8) Gegner der Asketschaft, des Clerus, seien (die dritte wird als eine Abzweigung der ersten bezeichnet: vamdhyas tu lum- päkän nirgatah). Damit hängt es denn wohl zusammen, dass es als eine Eigenthümlichkeit dieser Secte angeführt wird, dass sie »veshadhara« habe (tanmate veshadharäh), d.i. wohl dass bei ihnen Laien die »Tracht der Asketen« tragen, resp. als Patriarchen fungiren(). Und zwar berichtet Dh. ganz speciell noch, dass diese veshadhara Vikr. 1533 (AD. 1477) von einem gewissen Bhäna, gebürtig aus Prägväta, wohnhaft in Araghattaka bei Märodi, ausgegangen seien’) (oder wie er sich zur Gurv. ausdrückt, dass ri® Bhäna ihr erster veshadhärin gewesen sei.)‘) Das Genauere über ihre Entstehung werde unter ihrem Namen im achten vieräma auseinander gesetzt werden. Bei dieser Seete sei ihr Stehen ausserhalb der Lehre (pravacanabähya) auch für Kinder, Hirten und Weiber notorisch. — Zur Gurv. erwähnt Dh. speciell zwei Fälle, wo Anhänger der Lumpäka- Secte dieselbe verlassen und sich wieder bekehrt hätten: unter (57) ) Wırson 1. c. S. 34 hat irrig lampaka. In der Gurv. findet sich ebenfalls wohl irrig unter Nr. 54 auch die Form lumka (lumkäkhyäl lekhakät... lumkämatam pravrittam), an anderer Stelle dagegen richtig lumpäka, welcher Name: »Zerbrecher« also etwa unseren »Bilderstürmern« entsprechen könnte. ®) jinabimba Dh. zu 1,85; in der Gurv. ist jinapratimotthäpanaparam nicht etwa auf die Aufrichtung von Jinabildern (s. oben), sondern auf deren Beseiti- gung zu beziehen, denn das pratimävairitvam ist der Charakter dieser Secte. ®) Märodipratyäsannäraghattakavästavya Prägvätajnätiya Bhänäkhyäd eva pravrittäh. *) tanmate veshadharäs tu sam 1533 varshe jäatäh, tatra prathamo veshadhari ri° Bhanäkhyo "bhüt. Sitzungsberichte 1882. 63 Ss08 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli. «ri Hemavimalasüri nämlich deren drei: ri°') Hänä, ri® Gripati, ri® Ganapati, und unter (60) Hiravijayasüri einer: ri Meghaji, ihr Führer (Lumpakamatädhipatih) in Ahmedäbäd. Auch von der Lumpäka in Morabi ete. (Morabyädau) berichtet er ihre Bekehrung im Allgemeinen durch (58) Änandavimalastıri. Dh. bemerkt im Übrigen auch noch zu 1,8, dass die Bilder- feindschaft der Lumpäka ebenso zu verstehen sei, wie die muni- Feindschaft der Katuka, nämlich als eine unbedingte. Eigentlich seien ja freilich sämmtliche kupäkshika »pratimävairinas«; da sie nämlich die von dem Tirthakrit gestiftete Kirche verlassen und ihr zum Trotz ihre Neuerungen eingeführt hätten, womit denn also ihre Feindschaft gegen den Tirthakrit selbst eonstatirt sei, so wäre es ungereimt, von ihnen Liebe zu seinem Bildniss zu erwarten: katham tatpratimämaitri sidhyati 'ti svayam evä "loeyam. 8. Die muni-ari, resp. katuka; und zwar ergiebt sich letzterer Name, da der Text von ı1.,» fehlt (s. oben), nur aus den Scholien des Dh., resp. aus der Gurv. Gestiftet, und zwar der letzteren zu- folge, denn in unserem Fragment hier finde ich nichts darüber ange- geben, Vikr. 1562 (AD. 1506), durch einen gewissen Katuka. Wenn auch alle die zehn Seeten, die digambara etc.’), Feinde der muni seien, bemerkt Dh. zu 1,3, so hätten sie doch’) eine jede ihren eigenen Guru, der den Anschein wenigstens eines sädhu, Clerikers, trage‘), und mit der sädhu-Würde betraut sei; die Katuka dagegen lehnen dies selbst dem blossen Namen nach ab, indem sie sagen: »muni komme uns nieht zu Gesicht:« katukas tu »nä 'smaddrigpatham (kp!) äyämti munaya« iti nämamätrenä 'pi tatsvikäraclunya iti katuka eva munivairitvena prasiddhah.’) Oder wie es bei ihm zur Gurv. heisst: »samprati säd- havo na drigpatham (kp!) äyämti“ "ti prarüpanäpara-Katukanämno grihasthät tristutikamataväsität katukanämnä matotpattih. Aus dem hier (ef. auch das Schol. zu 2,2) hinzugefügten: jetzt »jetzt kommen keine sädhu (mehr) vor«, scheint hervorzugehen, dass Katuka ein Laie, grihastha, war, der den Glauben an die Möglichkeit, den zu seiner Zeit bestehenden Clerus zu reformiren, verloren hatte‘) und daher !) dies ist wohl die Abkürzung eines dieser Secte für ihre Patriarchen, veshadharin (s. soeben), eigenen Titels; ob etwa rishi? ?) yady api munivairino digambaradayo dacä 'pi bhavamti. >) Es sollte heissen: so hätten doch die Übrigen g ') tatha "pi sädhväbhäsam svakiyam-svakiyam gurum sädhutvena pratipannäh. 5) Dies besagt doch wohl, dass der Name katuka »scharf, beissend, rigoros« eben gerade diese Stellung der Secete markiren soll. %) Ein höchst interessanter Synehronismus mit unserer eigenen Reformation! die ja auch ihre lumpäka, Bilderstürmer, hatte. — Speciell wäre im Übrigen auch wohl an die ähnliche. dem Clerus als Solehem feindliche Stellung unserer Katuka »Rigorosen«, Pietisten, zu denken, WEBER: Uber den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara u. s. w. 809 nur auf die Laien noch seine Hoffnung setzte. In Dh.’s Commentar zu „dem leider im Text (1,7,) fehlenden Hemistich liegt im Übrigen, eigen- thümlich genug, eine erheblich weniger scharfe Fassung der Stellung der Katuka vor; denn es heisst daselbst: tirthärddha(m) cerävakacrä- vikälakshanam api pramänam vadamtam arhamtam Katukä (bruvamti); danach würde es sich somit hier nur darum handeln, dass »der (zweiten) Hälfte des tirtham, der männlichen und weiblichen Laienschaft, auch Auetorität« zukomme, womit denn also doch das Gleiche eo ipso auch für die andere Hälfte, die sidhu und sädhvi, den männlichen und weiblichen Clerus, zugestanden wäre. Wie dieser Widerspruch in Dh.’s eigenen Angaben zu lösen ist, non liquet. — Ein fernerer Wider- spruch ist ja auch der, dass er zur Gurv. den Katuka als von «dem tristutikamata, d. i. der ägamika-Secte (s. oben), »durchräuchert« d. i. doch wohl: beeintlusst, bezeichnet während er hier zu 1,0, s. oben, jede Beziehung der Katuka zum tirtha sowohl wie zu (den tirthanirgata, in Abrede stellt. 9. Die Vamjha, d. i. vamdhya, oder vija, bija; ersterer Name in ı,s und im Schol. zu 1.20, der andere in 1,7, im Schol. zu 1,875 und in der Gurv. Gestiftet Vikr. 1570 (AD. 1514). Der Zwiespalt der Namen ist vielleieht dahin zu erklären, dass vamdhıya Name der Seete, vija dagegen der des Stifters ist? Im Schol. zu ı,s heisst es nämlich: vadho (vamdhyo?) lumpäkamatän nirgato Bijäkhya- nämä veshadharah, tasmät pravrittasya matasya loke vijämati ti rüdhih, und in der Gurv. .. lumpäkamatän nirgatya Vijd-näamnä vaishadharena vijanämnä matam pravartitam. Ihr Hervorgehen aus der Lumpäka-Seete wird mehrfach erwähnt, und speciell heisst es in 1,7, dass sie die (ganze) lumpaka-Lehre, mit Ausnahme der (Ver- werfung der) Bilder, für wahr hielten'). Das Epitheton vannavihina, welches Bija dabei erhält, erklärt Dh. durch varnair akärädibhir drav- yacrutahetubhir api hinah'), und will ihn damit also wohl als einen ungebildeten Analphabeten bezeichnen? Sollte der Name vamdhya, unfruchtbar, baar, etwa ein dem entsprechender Spitzname sein? — Offenbar mit wortspielerischer Absicht erzählt Dh. in der Gurv. unter (58) Anamdavimalastıri, dass derselbe durch Bekehrung der Kharatara in Jessalmer, der Anhänger(?) der Vijämati(?) in Mevätadeca, und der Lumpaka ete. in Morabi ete. den Samen der Rechtgläubigkeit gesät habe, dessen reiche Früchte noch jetzt notorisch seien?). !) Jumpäkamate pratimänamgikäras, tad asatyam, gesham tu satyam iva vadamtaı arhamtam ..; nach den Angaben zu 2,2 verwerfen sie eben einen grossen Theil der traditionellen Vorschriften überhaupt. ®) Mevätadece ca Vijamatiprabhritin .. pratibodhya samyaktvabijam uptam sad anekadhä vriddhim upagatam adya 'pi pratitam. s10 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli. 10. Die Secte der Päsa, Päca, oder Päcacandra (zu 1,9); nach Gurv. gestiftet Vikr. 1572 (AD 1516). Genannt nach Päcacandra, der, aus dem Tapägana selbst, resp. aus dem im Nägapura ansässigen Zweige desselben, stammt. Mit dieser Herkunft aus dem Tapägana hängt es daher wohl zusammen, dass Dh. zu 1,9 die Päcacandra als tirthän nirgata bezeichnet, während er unmittelbar vorher zu 1,s, unter gleichzeitiger Bezeugung jener Herkunft, die Lehre des Päcacandra als »grossentheils dem Lumpäkamata ähnlich«') bezeichnet, welches letztere er ja sonst als jeglicher Beziehung zum tirtham entbehrend hinstellt. Die speciellen Angaben im Übrigen, die wir 1,7; über die Lehre desselben vorfinden,?) geben immerhin, so dürftig sie sind, die Annahme an die Hand, dass es sich bei ihm einmal nicht, wie bei allen den übrigen neun hier genannten Secten, nur um äusserliche Dinge, die in den Bereich des vinaya fallen, sondern um eine wirklich innere, dogmatische Differenz handelte. Seine Meinung scheint dem dharma, dem Gesetz, eine, »ob auch nur geringe«, Beimischung von karmabandha, Fesselung durch das Werk, die Werkthätigkeit, zuzu- schreiben (?). Zu 2,> freilich wird auch für ihn ganz besonders die Gegnerschaft gegen den Unterricht durch die sädhu betont. Nach Dh. Angabe in der Gurv. hatte Päcacandra in dem von ihm emporgehobenen (vyudgrähite), d. i. wohl zu seinem Haupt- quartier gemachten (?), Viramadgräma eine Disputation mit (58) Änan- davimalasüri, in der er unterlag, und auf Grund wovon dann viele Leute sich zur rechten Lehre bekehrten, bhüyän jano Jainadharmam präpitah. So weit Dh.’s Angaben über die zehn Irrlehren. Nicht ohne Interesse ist es nun aber, wie er gegenüber dem von ihm denselben aufgehefteten Stigma, dass sie sämmtlich auf Neuerun- gen ohne Auctorität beruhen, seinerseits diejenigen Fälle hinweg zuräumen sucht, in denen auch im tirtham selbst Neuerungen factisch vorliegen.’) Er geht zunächst davon aus, dass die Satzungen des tirtham stets auf dem ägama, der autoritativen Überlieferung beruhen. Wo dies anscheinend nicht der Fall sei, liege das nur an der mangel- haften Einsicht dessen, der dies annimmt. Von der einen jener Neuerungen sodann, der Annahme der Klei- dung, welche die tirthakara ihrerseits nicht kannten, haben wir schon !) anumätram api karmabamdho yatra evamvidhadharmam manishamänam Pärgo 'rhamtam vadati. ®) Pacacamdro Näyapuriya - Tapaganan nirgatya prarüpanaya prayo lumpäka- matasadrigah. ®) Uber die Entstehung des Tapagacha s. oben. Weser: Über den Kupakshakancikäditya des Dharmasägara u. s. w. sıl oben gesehen, dass sie auf Jambü, den zweiten Patriarchen, zurück- geführt wird, und dass sie sich eben doch auch auf allerhand Stellen im ägama, resp. speciell darauf gründet, dass das Beispiel der tirtha- kära in dieser Beziehung, weil sie eben unvergleichlich, nirupama, seien, für die spätere Zeit nicht in Frage komme. Ein zweiter Punkt ist die Verlegung der paryushanä von dem Fünften (pancami) auf den Vierten (caturthi) durch Kälakasuri.') Da nun einmal — erklärt Dh. schlankweg — seit Kälakasüri das tirtham den Vierten, nicht den Fünften, feiere, so sei es auch für einen Kuhhirten klar”), dass, wer dies nicht thue., ausserhalb des tirtham stehe. Vor Rishabha’s parinayana sei auch die Ehe mit der leiblichen Schwester statthaft gewesen, seitdem aber sei sie durch Consensus omnium (särvajaninapravritti) verboten. Ein dritter Fall bezieht sich darauf, dass in dem von cri Vajra- svamin überlieferten Texte eines den pancanamukkära’) verherr- lichenden Verses (eso pameanamukkäro savvapävapanäsano | mamga- länam ca savvesim padhamam havai mamgalam |J) sich die Lesart havai findet, während die frühere Lesart hoi gewesen sei. Dh. stellt dies zunächst ganz in Abrede, da ja die Lesart havai, wie der ganze ägama, ewig, anädisiddha sei. Auch liege nirgendwo ein Anhalt dafür vor, dass cri Vajrasv. im Texte des ägama irgend etwas geändert habe. Ihm dies nachzusagen, während nichts der Art vorliege, sei aber sehr unrecht; und ebenso verfehlt sei es, seine Autorität, die mit der der tirthakrit selbst auf gleicher Stufe stehe, wie aus einem Lob- spruche des eri Bhadrabähusvämin hervorgehe, in Frage zu stellen‘). Übrigens, selbst einmal den Fall angenommen, dass die Lesart havai von Vajrasvämin herrühre (V°mikrita), so müsse man sich ihr doch fügen, theils schon eben darum, weil sie von V. herrühre, theils aber darum, weil eben auf Grund dessen das tirtham Mahävira’s die- ) S. Jacosı in ZDMG 34,290.257;. Kalpasütra S. ıı5. Es geschah dies nach Dh.’s Gurvävali unter dem ı2tn Patriarchen cri Sihagiri. ?) gopälasyä ’pi pratitam. °) namo arihamtänam, n. siddhänam, n. äyariyänam, n. uvajjhäyänam, n. loe savvasählinam; s. Jacosı Kalpas. S. 33 u. 99. — Vajrasvämin ist der 13! Patriarch in Dh.’s Gurvävali, resp. der letzte Dagapürvin. *) ... tam Vaghara(Vayara!)risim namamsämi (Avacy. 8,45) ity ädistutivacanaih gri Bhadrabähusvämiprabhritibhih mahäpurushaih stuto yugapradhäno’py ägamavya- vahäri ri Vajrasvami sarvajanapratitah, ägamavyavahärinam cä "”jnä na tirthakrid- äjnato bhinnä, atas tadäjnollamghane tirthakritäm apy äjnäyä& ullamghanam ävacya- kam iti dvitiyo 'pi mahädoshah. Hierbei bleibt denn freilich von Dh’s Standpunkt aus räthselhaft, wie Vajrasvamin, No. 13 in seiner Gurvävali, von dem um 7 Generationen früheren Bhadrabähu, No. 6 ebendaselbst, der letzte dacapürvin resp. von dem letzten caturdacapürvin, gelobt worden sein kann! ) S 2 i . ä, < 3 812 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli. selbe nun einmal adoptirt habe; wer dagegen handele, scheide eo ipso aus dem tirtham aus'). Wer im tirtham bleiben wolle, müsse sich dem Verdiet desselben anbequemen, gerade wie dies bei der Verlegung der paryushanä auf den Vierten der Fall sei. — Wenn denn nun Einige, die sich als Abkömmlinge des Kecikumära aus dem Geschlecht des Pärceva- nätha bezeichnen, angeben, dass bei ihnen traditionell die Lesart hoi mamgalam überliefert sei, diese Lesart somit, da ihre Quelle sogar über Vira noch hinausgehe, den Vorzug verdiene”), nun so sei auch dieser anscheinende Diamantbau (?sudhänimänah) hinfällig (nirastah). Denn die Abkunft von Kecikumära habe in der Gegenwart, wo nur die Abkunft von Sudharma (dem ersten Patriarchen) gelte, gar nichts zu bedeuten‘). Zudem habe sich ja auch Kecikumära, da er bei eri Gau- tama die fünf mahävrata‘) angenommen habe, der Kirche Vira’s an- geschlossen. Vira aber habe dieselbe eben nur dem Sudharmasväamin übergeben. Die Herren möchten sich daher simpel als Jünger der Su- dharmasvämin erklären, da zu eimer Jüngerschaft im Anschluss an Pärcvanätha jeder Anlass fehle (cri Pärcvanäthatirthikabhavane prayoja- näabhävät). Wenn im Übrigen unter den Abkömmlingen des Kecikunära so trefiliche sthavira gewesen wären, so würden eri Bhadrabähu ete. wohl deren Namen in der Sthavirävali ete. aufgeführt haben, was aber nicht der Fall sei, täni ca lecato 'pi no 'tkirtitäni‘). Wenn aber ferner die Abkömmlinge des Kecik. behaupten, es sei falsch, dass die Nichtannahme der Lesart havai mamgalam von der Kirche aus- schliesse, denn »unsere Commune, die wir hoi-mangalika sind. d. i. die Lesart hoi m. haben, ist die Kirche«°), nun, so laufe dies auf !) anyathä tirthabahyatäa gakragatair api paräkartum agakya. 2) Pärcvanäthasamtäniyasya Kecikumärasya "patyanam asmäkam paramparäyäto hoi mamgalam iti päthah eri Viratirthäd api purätanah kenä 'pi paräkartum na gakyate. Gemeint ist hier der im zweiten npänga als Bekehrer des Seyaviya- Königs Paesi auftretende Päsävacceijje (Pärgvapatyiya) Kesi namam kumäre Am Schlusse dies upänga befinden sich einige Heilrufe an Pärgva und seine suyassa vani (crutasya väni), die, entsprechend den obigen Angaben, auf eine noch in moderner Zeit bestehende Verehrung des Pärcva hinführen. — Auch im Uttarajjh. Cap. 29 erscheint Kesi als Schüler des Päsa. — Das Metrum erweist hoi als die , ältere Lesart! 9) je ayyattäe samanäa niggamthä viharamti te Sohammävacciyya tti pravaca- navacanät Kecikumäräpatyatvasatkarane gauraväbhävät. ‘) S. Bhagavati 1,185. Jacosı im Indian Antiquary. 9, 160 1880. °) Den Zusatz: tasmät criKegikumärasamtänavyatikarah (die ganze Geschichte mit der Abkunft von K.) eri Gautamavat samjäta iti sambhävyate verstehe ich nicht recht. Sollte er bedeuten: »wie von cri Gautama keine apatyäni da sind«, so wird es auch mit Kecik. sein, d. i. ebenso wenig giebt es deren von Kecik.? °) Kegikumäräpatyänäm hoi - mamgalikänäm asmäkam äsmäkinasamudaya eva tirtham. Weser: Über den Kupakshakaugikäditya des Dharmasägara u. s. w. 813 eine Schändung des heiligen Textes hinaus'). Zwei echte tirtha könne es nicht geben. Wenn daher die hoi-mamgalika das tirtham bilden, so stünden die havai-mamgalika ausserhalb desselben. Damit würden dann aber nicht nur Vajrasvämin ete, die Vertreter der Lesart havai?), sondern ganz ebenso auch Bhadrabähusvämin ete.. und deren Werke: ävacyakaniryukti ete.. in denen wie wir oben sahen Vajrasvämin ver- herrlicht wird’), beschimpft. — Und wenn nun auch Jene demgegenüber diese Absicht ganz in Abrede stellen, und nur behaupten wollen, dass, als Keeikumära sich dureh Annahme der fünf mahävrata bei ceri Gautama an den Weg der Gvetämbara‘) anschloss, cri Gautama den- selben trotz der kleinen Differenz in Bezug auf den Wortlaut bei der Berichtformel’) aufnahm, diese Differenz somit zugab, resp. darüber hinwegsah, und dass Kecik. resp. dieselbe nicht aufgab, so sei dies einfach falsch, denn der Wortlaut jener Formel wie das ganze Cermoniell, zu dem sie gehört, sei — in den tirtha aller 24 tirthakrit stets ein und derselbe gewesen!‘) Denn sonst hätten ja, wenn man Textdifferenzen dabei statuire, die zahllosen Schüler des Rishabha (ersten tirthakrit) bei dem Auftreten des Ajita (zweiten tirthakrit), die Schüler dieses wieder bei dem Auftreten des dritten tirthakrit, und so fort bis auf Vira (den vierundzwanzigsten tirthakrit) hin, je immer den bisherigen Text vergessen und den neuen lernen müssen! Mit diesem die hartnäckigen hoi-mamgalika unstreitig nieder- sehmetternden Knalleffeet sind dieselben für Dh. zunächt abgethan. Er macht sich jedoch hierauf selbst den Einwurf, wie es denn nun wohl komme, dass er unter solchen Umständen die hoi-mamgalika nicht auch, geradeso wie die zehn andern Secten, als ausserhalb des tirtham stehend betrachte und behandele, und beantwortet diesen Einwurf sodann durch den Hinweis auf die sonstige freundliche Haltung derselben zum tirtha, sowie auf ihre mannigfachen Verdienste um Bekehrung Andersgläubiger, kshatriya ete., auf Grund dessen sie theils den Namen tippanaka- erävakäs erhalten hätten’), theils auch die von ihnen verfassten Werke !) sampratanam ägamasyai 'va 'mänyatä syät. 2) yadi hoi-mamgalikäs tirtham tarhi havai-mamgalikanäm atirthatvapattya gri Vajrasvämyädinam amänyatä syät. ®) tadamäanyatayam ca cri Bhadrabähuprabhritipranitänäm cri Avacyakaniryu- ktyädinam apy amanyatäa sphutai 'va. #) wörtlich: gvetavarnädyupetanepathya. 5) pratikramanädisämäcäryäm hoi mamgalam iti päthe sann api kimeid (!) bhedalı gri Gautamasyä 'py abhimato, na Kegikumärena parityaktah. °%) namaskärädishadävacyakapäthasya pratikramanädyanushthänasya ca catur- vincater api tirthakritäm tirtheshu bhedäbhävät. °) vidyädicamatkärenä 'nyatirthikabhaktän kshatriyädin pratibodhya grävakikri- tavamtah, ata eva teshäm tippanakacrävaka iti rüdhil. 814 Sitzun® der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. 8 j P vom tirtham approbirt (amgikrita) seien. — Nun, bei dieser Milde liegen denn wohl also ganz persönliche, zeitgenössische Motive zu Grunde. Die hoi-mangalika hatten durch ihre Gelehrsamkeit und ihr Wissen Einfluss in hochstehenden Kreisen und Dh. sieht sich somit, bei aller prineipiellen Differenz, denn doch veranlasst, ihnen gegenüber die Krallen etwas einzuziehen. Man kann hieraus entnehmen, dass auch bei den rechtgläubigen Jaina, geradeso wie anderswo, der Satz: where is a will there is a way, seine Geltung hat. Nia’e hut riale: Zu S.807 Note '). Dr. Krarr theilt mir mit, dass in der Kharatara- Liste die Secte: Launka heisst; und dass Top, Travels in Western India p. 357, sie ebenfalls Lonka nennt. Er sagt daselbst Folgendes über sie: »The Lonkas are deists; they worship the »One« alone and »not in temples made by art«, which they never enter. The mountain-top and sylvan solitude are deemed by them more fitting places to pour forth their homage.« Auch bei W. Mires, on the Jainas of Gujerat and Marvar, Trans. R. As. Soc. III p. 364. werden sie: Lunka genannt. Derselbe berichtet 65 über die: Anchlia, Ancalika, S. 367 über: the Carvä las Katukamatam, S. 369 über die Digambara. <ı auch S Miti, d. 2 ®) I. Ausgegeben am 3. August. 1882. XXXVIH. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 27. Juli. Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. pu Boıss-Reymonp (i. V.). l. Hr. Hormany machte zwei Mittheilungen: ı. Über Alkyl- bromstickstoff; 2. Zur Geschichte der Chinoline. 2. Hr. Ewarn legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. W. Danmzs vor: Über den Bau des Kopfes von Archaeopteryx. 3. Hr. Kroxecker las: Über die Subdeterminanten sym- metrischer Systeme. 4. Hr. Hermmorrz machte eine Mittheilung: Zur Thermo- dynamik ehemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. Versuche an Chlorzink-Kalomel-Elementen. Die Mittheilungen 2., 3. und 4. folgen umstehend. N u n% j) } I + = et Er ER, RICH a u Ar ah Ir Yard) IE= mL tee ran Pe wu TEL Rear sl: ur DIET LT NEN AREN LT: ring RR IErL Juno nl aplet Aare Aa s ‘ FR Über den Bau des Kopfes von Archaeopteryx. Von W. Danmes. (Vorgelegt von Hrn. Ewarn |[s. oben S. 815].) Be der Untersuchung der im Besitz des hiesigen königlichen mineralo- gischen Museums befindlichen Archaeopteryx, deren Resultate in einer ausführlichen, von Abbildungen begleiteten Beschreibung dargelegt werden sollen, ist durch Blosslegen der bisher noch von Gesteins- masse bedeckt gewesenen Skelettheile zunächst eine genauere Einsicht in den Bau des Kopfes erlangt worden. Als das Exemplar für die hiesige Sammlung erworben wurde, sah man auf der freiliegenden rechten Seite des Schädels zwei grosse Öffnungen, von denen die hintere, unter dem Schädeldach gelegene, unschwer als Augenöffnung erkannt werden konnte, und zwar um so leichter, als in derselben ein wohlerhaltener, knöcherner Augenring liegt, der aus einzelnen, schuppenartig übereinanderliegenden Plättchen besteht, ganz so, wie bei sehr vielen der lebenden Vögel. Der vordere Rand dieser Augenöffnung wird durch einen schmalen Knochen gebildet, der, etwas nach hinten gewendet, bis zur Basis des Schädels hinabreicht. Dieser Knochen, der nunmehr als das Laerimale zu deuten ist, bildet zugleich die hintere Begrenzung einer zweiten, grossen und gerundet-dreieckigen Öffnung, in deren Mitte ein zer- quetschtes, aus dem natürlichen Zusammenhange mit den übrigen Schädeltheilen gerissenes Knochenstück liegt. Diese Öffnung ist von denjenigen Autoren, welche über den Kopf der Archaeoptery& Mittheilungen gemacht haben, als Nasenloch gedeutet worden, so von C. Voer') und von O. C. Maxsn?). — Es zeigte sich nun, dass der vordere Theil des Schädels noch unter der Gesteinsmasse verdeckt lag, und erst durch sehr sorgfältiges Entfernen derselben ist der Schädel nunmehr in seinen Conturen völlig freigelegt. Hier- bei ergab sich das wichtige Resultat, dass vor der bisher als Nasen- loch gedeuteten noch eine vordere, dritte Öffnung liegt, welche, ') Revue seientifigue, 2° Serie, XVII. 1879: P- 242. °) British Association for the Advancement of Science at York. 1881. s18 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 27. Juli. schief zur Längsaxe des Schädels gestellt, eine spitz-elliptische Form und eine Länge von 9”"” besitzt. Sie ist hinten durch eine schmale Knochenbrücke von der mittleren Öffnung getrennt, oben und vorn von einem sehr schmalen Knochen (Theilen des Zwischenkiefers) be- grenzt und erreicht die Spitze des Schädels nieht; vor ihr liegt noch mm ein circa 4""” langer, gleichseitig-dreieckiger Knochentheil, welcher die Spitze des Schnabels bildet. Diese Öffnung ist es, welche als Nasenloch anzusprechen ist und ganz vom Zwischenkiefer umschlossen wird. Durch die Auffindung derselben ist nun eine viel grössere Ähnliehkeit mit dem Schädel lebender Vögel hervorgetreten, als man bis jetzt zu erkennen vermochte. Wie beim Vogel liegen drei Öffnungen auf der Seite des Schädels, eine hintere — Augenöffnung — eine mittlere, umschlossen vom Lacrimale hinten und Zwischen- und Oberkiefer vorn und unten, eine vordere — Nasenöffnung — ganz im Zwischenkiefer. Durch diese Analogie mit dem Schädel der lebenden Vögel ist aber auch das Studium der übrigen Schädeltheile wesentlich erleichtert. So wird das zerquetschte Knochenstück in der mittleren Öffnung als der innere, aufsteigende Theil des Ober- kiefers anzusehen sein und ein langer, an der Schädelbasis hinlaufen- der, durch den Augenring zum Theil verdeckter Knochen als Theil des Vomer, resp. der Gaumenbeine. Weiter ist das Quadratbeın, wenn auch seiner genaueren Gestalt nach nicht mehr zu erkennen, doch deutlich sichtbar, und dicht vor ihm ein kleiner, nur wenig aus dem Gestein hervorstehender Knochen, der seiner Lage nach nur das Pterygoid sein kann. Vom Schädeldach ist wenig erhalten, ab- gesehen von der mit Kalkspath ausgefüllten Gehirnhöhle eigentlich nur Bruchstücke der Frontalia. Das Hinterhaupt fehlt. Üin weiteres durch die Entfernung der Gesteinsmasse erzieltes Resultat betrifft die Bezahnung. Zwei kleine, unter der mittleren Öffnung stehende Zähnchen waren sehon vor der Blosslegung deutlich sichtbar. Nach derselben sind nun im Ganzen zehn Zähne zu erkennen, welche im Kieferrande stehen. Der vorderste von ihnen ist etwa 2”" von der Schnabelspitze entfernt; jedoch sind Anzeichen dafür da, dass vor ihm noch ein oder zwei Zähne gestanden haben, die Be- zahnung also bis zur Spitze des Schnabels reichte. Die Zähne selbst sind eirca ı"” lang, zuckerhutförmig, sehr spitz und — soweit sich das an einzelnen kleinen Stellen mit wohlerhaltener Oberfläche er- kennen lässt — glänzend glatt, ohne senkrechte Furchen oder Streifen. Zwischenräume von kaum ı"" Länge trennen die einzelnen Zähnchen von einander. Marsı nahm 1. c. an, dass die Zähne nur im Zwischen- kiefer ständen, da der letzte noch unter dem Nasenloch befindlich sei. Nachdem aber der Nachweis beigebracht ist, dass die bisher Danes: Über den Bau des Kopfes von Archaeopteryx. 819 als Nasenloch betrachtete Öffnung in der That die mittlere der drei auf einer Schädelseite befindlichen ist, ist vielmehr anzunehmen, dass die Bezahnung sich nicht auf den Zwischenkiefer beschränkte, sondern auch auf den ÖOberkiefer, wenigstens den vorderen Theil desselben, erstreckte. Ferner hat Marsı die Vermuthung ausgesprochen, dass die Zähne in einer Rinne standen; aber auch dafür hat die bisherige Untersuchung keine Beweise oder Anhaltspunkte geliefert; es scheint vielmehr, dass jeder Zahn in einer besonderen Alveole steht. — Der Unterkiefer ist noch in seiner natürlichen Lage, d. h. in seiner Ge- lenkung am Quadratbein und mit dem oberen Rande dieht am Schädel anliegend erhalten. Er zeigt einen postarticularen, nach hinten ge- wendeten Fortsatz, ähnlich wie er z. B. bei der Gattung Anser vor- handen ist. Die Lage des Unterkiefers, also die des geschlossenen Schnabels, verhindert zu beobachten, ob auch im Unterkiefer Zähne stehen, was ich mit Marsu für wahrscheinlich halte. Unter dem Unterkiefer liegt ein Theil eines nadelförmigen Zungenbeinhornes, wie solches bei lebenden Vögeln in ganz gleicher Ausbildung gekannt ist. — Die vielen sehr wichtigen Beziehungen, welche die Archaeopteryx im Schädelbau auch zu den Pterosauriern zeigt, werden in der ausführ- lichen Beschreibung derselben zur Erörterung kommen. Schliesslich sei noch erwähnt, dass die noch nicht beendete Bloss- legung des Schultergürtels bis jetzt ergeben hat, dass derjenige Theil, welchen C. Vocr') als Coracoiden deutet, sich bei genauerer Unter- suchung nicht als Knochen, sondern als Gesteinsmasse erwiesen hat, so dass erst nach Entfernung derselben der Bau des Schultergürtels, soweit die Erhaltung es erlaubt, erkannt werden kann. Alle Folge- rungen, welche aus der Beschaffenheit dieser Skelettheile auf die Beziehungen der Archaeopteryx zu Vögeln und Reptilien gezogen werden können, werden sich somit noch ergeben müssen. )) L. c. 8. 242, Fig. 18. 1 . 7 HAT 8 ME TE: mi ZA B- Bi ir 7 pe | ca EEE A. TA ass KR re BIER... Ra, yikanderimanet Nee A, = 7 F BEE Salt nurme, N nal ae Ale u N ne (he Bat msn?“ re BaNTETERE IT 5 A “6 Es ins Tan, rn „rn * a AUCH Dar a h REN IE CL EAL SORTE Mühe u Ne ae RN, Dr Pa, 2 i PR ER A NEL IET ara lat ann ee ns See , ee ee ee BEFREIT FRI. Su ra Er LT EL Nee u ” a Ber ur Du rer et A ih ER Rn Pe SE LIT Sr ‘ De AN Eh 7 ’ a A FENG An fi ET ut ' + BAT AN In range? ala u5 j an ATI” url ua 210 we RL ET TU? Ale alranke RRRLERT REINE. STAU an Ta.) 180; 5: an ding Klaren onen a N ee ee EL Ita Vz NER ee dene lee ER mm, Mer ku in, Apr hin ur WITH DEN I u a ee TI n Um "U 1Kl/T) 7, DI: J L a here rs i e rn PL KAHN. Aura AR A al MEIN CF ER ‘rgerliin Hl LEN 07 Aldor Le = i Fr i mt fr Yıny? | u re he ka RR BEN GERN P Hl SE ER, Jh u De ae.,\ Ka er nr a Ba 821 Die Subdeterminanten symmetrischer Systeme. Von L. KronEckER. DS Gelegenheit der Vorlesungen über die Theorie der Determinanten, welche ich in diesem Sommer an der hiesigen Universität halte, bin ich zu einigen, wie ich glaube, neuen Resultaten bezüglich der sym- metrischen Systeme gelangt, die ich nebst ihren Anwendungen auf die algebraische Theorie der quadratischen Formen im Folgenden mit- theilen will. Ich schicke zu diesem Zwecke Einiges über die Sub- determinanten beliebiger Systeme voraus. Ich bezeichne zwei Systeme von n° Grössen Qx> a, a N) als »reciprok«, wenn deren Zusammensetzung das »Einheitssystem« d,. ergiebt, das heisst also, wenn m =; N Il; — Ok (Hank 02 n) ist und d,,— o oder d,,— ı ist, je nachdem die beiden Indices von einander verschieden oder einander gleich sind. Hiernach wird die Summe von Determinanten-Producten 9= 913 923°: Im > ja,l-la;| Rh, oo wenn dieselbe auf alle Combinationen von je m Zahlen ü.%....&, erstreckt wird, offenbar gleich der durch die Index - Systeme (I1> I2> =: Ins Ar: Ar, ... h,) charakterisirten Subdeterminante des Systems d,,, also gleich Eins oder Null, je nachdem die beiden Systeme Ir» Ga» +» + 9, und /,, A, ... A, mit einander vollständig übereinstimmen oder nicht. Daraus ergiebt sich unmittelbar jener Jacogr'sche Haupt- satz über die Subdeterminanten (vergl. Barrzer’s Determinanten - Buch V. Auflage, $.7, 2 S.63), welcher sich folgendermaassen aussprechen lässt: Zwei Systeme entsprechender Subdeterminanten von reci- proken Systemen sind selbst einander reciprok, und da anderer- seits auch das System der adjungirten Subdeterminanten, dividirt durch die Determinante, das reciproke eines Subdeter- minanten-Systems ist, so ist die Adjungirte einer jeden Sub- 822 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 27. Juli. determinante, dividirt durch die Determinante, gleich der ent- sprechenden Subdeterminante des reeiproken Systenıs. Bei dieser Fassung des Jacogr'schen Satzes erhellt übrigens, dass die scheinbar allgemeineren Franke’schen Entwickelungen im 61. Bande des Journals für Mathematik (vergl. Bartzer’s Determinanten- Buch V. Auflage S. 68 und 69) vollständig darin enthalten sind. Der- selbe Satz lässt sich auch einfach aus der Gleichung & / r , h Bil7E + 4.) 44 = On SF Su, Ay (hi,k=1,2,...n) ı ı herleiten, wenn darin die n’ Grössen «, als Unbestimmte aufgefasst werden. Denn wenn man auf beiden Seiten die Determinante nimmt, so kommt ’ A 2 . | Ugn Zr Agp | . | A| = | Ok zie SU Anl (9, hi,k—1,2,...n), h und indem man die Coeffieienten des Produets U nung auf OT DI 262 b R m m beiden Seiten mit einander vergleicht, erlangt man die Relation h i 9 — 9,923 ° Im a,» adjla,| = lay| Bl onaoolin |) in=iarn ua welche jenen Satz über die Subdeterminanten enthält. Bedeutet nunmehr (a,) ein symmetrisches System, so dass also Gy; —= A, ist, und setzt man U, = Za,ü GR so repräsentiren die Grössen U, die allgemeinen Transformirten der Urk (GR, a Dan) gi Grössen a,, da sie durch Substitution mit den unbestimmten Coef- fieienten ,, daraus gebildet sind. Für die Subdeterminanten des Systems U, besteht die Gleichung: BO Hr r lest" O1 = & 1a, 1-12; 1-1 ()(A) 2 Er N wo sich die Summation auf alle Systeme von je m Indices (9,, 92: : +. In; hs Az, ... h,) bezieht. Jede Subdeterminante der Grössen U, ist also eine »Form« der Unbestimmten ,,, deren einzelne Coefficienten durch die sämmtlichen verschiedenen Subdeterminanten (m‘” Ordnung) des Systems (a,) gebildet werden. Zwischen den verschiedenen Ausdrücken In Iohlsldm |%,1-1%x1, —llnollonsoulk., 9 == TR welche mit den verschiedenen Subdeterminanten |a,,| multiplieirt sind, existiren aber lineare Relationen und zwar genau dieselben, welche zwischen diesen Subdeterminanten selbst bestehen, wenn die Grössen a, ebenfalls als unbestimmte Grössen betrachtet werden. Da nämlich bei der Transformation der quadratischen Form r ”)*) Kronecker: Die Subdeterminanten symmetrischer Systeme. 823 > Ay lg Cr (iR=1,2,...n) 9, h in eine Summe von n Quadraten die Grössen a, die Gestalt Pen BE U — wegen (ORT NZ N) annehmen, in welcher f,. p, ganze ganzzahlige Functionen der Grössen @,, selbst bedeuten, und da also Selle: I—Ip I... Im | Agn | = > — Wal; Fi! 77 A = A, h,, A h. Tau 9, ®,, eg ®,, Zr Type tn wird, so erscheinen die Subdeterminanten |«a,,| als Aggregate von Ausdrücken: I= I: I23 "Im I? (ze le 12 | h=h, hy... An)» a 130.0. 8 und jede zwischen diesen -Ausdrücken bestehende lineare Relation hat demnach eine ebensolche für die entsprechenden Subdeterminanten |«a,, | zur Folge. Andererseits muss aber auch jede Relation zwischen den Subdeterminanten |a,,| eine ebensolche für die Producte l2,:1-1%,.| zur Folge haben, da man ja an Stelle des symmetrischen Systems «a, das syınmetrische System I U Up E nehmen und dabei die Summation auf die Werthe k= ı,2,....m be- schränken kann. Setzt man der Einfachheit halber A. I Ar, valkın ..A, für die ver- schiedenen Subdeterminanten |a,| und P,, P,, P,,...P, für die ent- sprechenden verschiedenen Produete I= 913 Int: Im RZ Un |- [2 | heh, hc ur — 1,2 m so wird Perla R FAR AD N,.. AD (k—y2,...m), und wenn A’, A,,... A, irgend welche von Da, linear- unab- hängige lineare Functionen der Subdeterminanten A bedeuten, durch welche sie sich sämmtlich linear ausdrücken lassen, so dass also ! A,=30,4 (=: £ “ iii DD ee = Sa I und analog = x0,P ganz) Di le N wird, so ist Kee Eng Eng! „A, DB (& N eRcoo ): h,g,g' el oc) jede Haupt-Subdeterminante | Ur | (Ol 2) erscheint demnach dargestellt als eine lineare homogene Function der sämmtlichen von emander linear-unabhängigen Subdeterminanten des Sitzungsberichte 1882. 64 824 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 27. Juli. Systems (a,) und zwar so, dass die Coeffieienten von einander linear-unabhängige ganze Funetionen der Unbestimmten x, sind. Diese wesentliche Eigenschaft der Subdeterminanten des Systems U, folgt nämlich unmittelbar daraus, dass die Determinante Sn. . ’ « 6, | 9:9 15 2a \r h a a > h .V als Summe von Quadraten,. von Null verschieden ist, und sie ist eine Eigenschaft aller Subdeterminanten | U,|, nicht bloss derjenigen, welche als Haupt-Subdeterminanten bezeichnet worden sind, d.h. für welehe / und k übereinstimmende m Werthe haben, weil jede Sub- determinante sich leicht als ein Aggregat von Subdeterminanten eines transformirten Systems so darstellen lässt, dass darin eine Haupt- Subdeterminante mit einem wunbestimmten Coeffieienten multiplieirt erscheint. Dass zwischen den Subdeterminanten allgemeiner symmetrischer Systeme identische lineare Relationen bestehen, scheint nieht bemerkt worden zu sein. Ich habe folgende Relationen gefunden: la, = 31a; (=1,2,...m; A—m-1,...2m); (= 1,2,..m 1,17; k—=m+1,...r—ı,mr 1, .2.0m), wo sich die Summation rechts auf die Werthe r=m-+ ı, m+ 2, . 2m bezieht. Die Richtigkeit der Relation erhellt unmittelbar, wenn man die sämmtlichen m + ı Subdeterminanten nach den Glie- dern der letzten Horizontalreihe entwickelt, nämlich nach derjenigen, welche in den m-+ ı Subdeterminanten durch die m + ı Werthe i=m, m-+ ı,... 2m charakterisirt sind. Ich bemerke noch, dass die Haupt-Subdeterminanten: Men) (eu) in jene Determinanten (2 + p)'” Ordnung übergehen, welche Hr. Darsoux in seiner Abhandlung in Liovvırze’s Journal (II. Ser. Tome XIX. S. 347) aufgestellt und mit ®, bezeichnet hat, wenn man p = n — m setzt und für die dort mit X, bezeichneten Grössen die Reciproken der Un- bestimmten , nimmt. Die von Hrn. Darsoux entwickelten Eigen- schaften der Determinanten ®, treten durch diese Bemerkung in Evidenz. (Fortsetzung folgt.) Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag.) Versuche an Chlorzink-Kalomel-Elementen. Von H. HeıLmHon'tz. 1D8 lag mir daran für die thermodynamischen Theoreme, die ich in meiner unter dem 2. Februar d. J. der Classe gemachten Mittheilung aus dem zweiten Axiom der mechanischen Wärmetheorie hergeleitet hatte, genauer quantitativ durchgeführte experimentelle Prüfungen an geeigneten Beispielen anzustellen. Die Zahl der dafür passenden Fälle ist bisher nicht gerade gross. Um die Anwendbarkeit der 'Theoreme zu prüfen, muss die betreffende chemische Veränderung in mindestens zwei verschiedenen Weisen zu genau messbarer und reversibler Arbeits- leistung verwendet werden können. Dies ist zunächst möglich für die Änderung der Concentration von Lösungen. Eine solche kann durch Verdunstung, beziehlich Niederschlag von Dämpfen, aber auch durch Elektrolyse herbeigeführt werden. Dass die Unterschiede der elektromotorischen Kraft galvanischer Elemente, welche durch Unterschiede in der Concentration der als Elektrolyte angewendeten Salzlösungen hervorgebracht werden, aus den Dampfspannungen dieser Lösungen thermodynamisch berechnet werden können, zeigen schon die Versuche von Hrn. James Moser, welche derselbe zur Prüfung meiner unter dem 26. November 1877 der Akademie mitgetheilten Theoreme angestellt hat.’) Aber in jenen Beispielen hängt der Erfolg wesentlich von der Geschwindigkeit ab, mit der die elektrolytische Fortführung verschiedener Bestandtheile in der Flüssigkeit vor sich geht. Dadurch wird eine weitere Verwickelung der Vorgänge eingeführt, die in Rechnung gezogen werden muss, und !\ S. oben S. 22. ?) WıEepEmann’s Annalen d. Physik u. Chemie. Bd. III. S.216—219: — Bd. XIV. S. 62— 85. 64* 826 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 27. Juli. über deren Grösse, namentlich in concentrirteren Lösungen bisher nur wenige, für unseren Zweck hinreichend vollständige Messungsreihen vorliegen. Von der Einmischung dieses Processes aber können wir uns frei machen, wenn wir galvanische Elemente mit einer Flüssig- keit und einer unlöslichen depolarisirenden Substanz anwenden, wie solehe von LECLANCHE, PINCUS, WARREN DE LA RUE, LATIMER ÜLARK u. A.m. gebaut worden sind. Diese Ketten, zu denen auch die in meiner letzten Mittheilung erwähnten Kalomelketten gehören, sind allerdings nieht im Stande starke dauernde Ströme zu geben, aber zur Messung elektromotorischer Kräfte nach Po@sennorrr's Methode der Compen- sation sind sie zum Theil sehr geeignet, da sie dabei nur stromlos angewendet werden. Bei diesen Versuchen kann man auch die von mir vorgeschlagenen Kalomelketten recht wohl anwenden, um den compensirenden Strom zu erzeugen. Die Bestandtheile einer solehen Kette sind: Zink, Chlorzinklösung (fünf bis zehn Procent Salz enthaltend), Kalomel, fein gepulvert, (uecksilber. Zwei solehe Elemente nebeneinander verbunden, geben in einem Kreise von 10 000 SIEmEnS schen Widerstandseinheiten einen Strom, der Monate lang ohne merkliche Polarisation der Elektroden andauern kann, und bei Anwendung eines sehr empfindlichen Galvanometers ausreichend ist, um Unterschiede von einem Milliontel der elektromotorischen Kraft eines Danterr’schen Elements noch erkennen zu lassen. Die elektro- motorische Kraft dieser Ketten wird durch Temperaturschwankungen sehr wenig beeintlusst (sie steigt um etwa 0.0002 ihres Betrages für ı° GC.) und ihr Widerstand ist verschwindend gegen den von 10 000 Sırmens’ Einheiten. Nach Durchgang stärkerer Ströme ist allerdings Polari- sation vorhanden, ebenso stört mechanische Erschütterung. wobei die Quecksilberfläche theils gedehnt, theils zusammengezogen wird, und die von Hrn. G. Lirrmann beobachteten elektromotorischen Kräfte auftreten. Aber in den Elementen, welche über fünf Procent ZnCl, in der Lösung enthalten, verschwinden diese Störungen der Regel nach in fünf bis zehn Minuten. Bei noch stärker verdünnter Lösung werden die Elemente aber so empfindlich gegen Erschütterungen, dass der Magnet des Galvanometers hier in Berlin wenigstens unter dem Eintlusse der von der Strasse kommenden Vibration fortdauernd unruhig hin- und hergeht. Da Chlorzink unter den für galvanische Elemente geeigneten Salzen dasjenige ist, für dessen Lösungen die ausführlichste Reihe von Beobachtungen der Dampfspannung vorliegt, so habe ich zunächst die beschriebenen Kalomel-Elemente den Messungen unterworfen. Im Herunorrz: Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. 827 Verlaufe der Versuche stellten sich freilich dabei einige Schwierig- keiten heraus, die zu ihrer vollständigen Lösung die Hülfe eines in chemischen Arbeiten gewandteren Beobachters verlangen würden. Berechnung der freien Energien in Salzlösungen. im Strom, der in der Richtung vor sich geht. wie ihn die elektromotorische Kraft dieser Elemente zu erregen strebt. löst Zink auf, während eine aequivalente Menge des Kalomels redueirt wird und ihr Chlor abgiebt. Es entsteht also neugebildetes Zinkchlorid ZnCl,, was in die Lösung übergeht. Andererseits zerfällt ungelöstes festes Quecksilbersalz Hg,Cl, in Hg,, welches sich dem übrigen Quecksilber zumischt, und Cl,, welches an das Zink tritt. Bei umgekehrter Strom- richtung wird im Gegentheil Zink aus der Lösung redueirt und neues Mereurochlorid gebildet. Bei verschiedener Concentration der Flüssig- keit ändert sieh in diesen Vorgängen nur, dass das neugebildete Zink- chlorid in eine anders concentrirte Lösung desselben Salzes eintritt, beziehlich das ausgeschiedene aus einer solchen austritt. Ausser den chemischen Kräften, welche die Bildung des Chlorzinks auf Kosten des Kalomels begünstigen, kommen also noch in Betracht diejenigen, welche das gebildete Chlorzink in wässerige Lösung überzuführen suchen; diese werden in verdünnten Lösungen, wie gleich von vorn herein zu vermuthen ist, wirksamer sein, als in concentrirteren. In der That zeigen die Versuche sogleich, dass die verdünnteren Lösungen den Elementen grössere elektromotorische Kraft geben. Wenn man, wie es bei den Versuchen geschah, zwei Elemente mit verschieden concentrirten Lösungen einander entgegensetzt. so wird ein Strom, der durch beide geht, im einen so viel ZnÜl, bilden, als im andern zerlegt wird, und im ersten so viel Hg,Cl, zerlegen, als im zweiten gebildet wird. Aber wenn in eine verdünntere Lösung Chlorzink eintritt, und dieselbe Quantität aus einer concentrirteren austritt, so wird dies ein Vorgang sein, der Arbeit leisten, also auch als elektromotorische Kraft einen Strom erregen kann. Dieser Process ist übrigens bei geringer Stromintensität, bei welcher die dem Quadrate derselben proportionale Wärmeentwickelung im Schliessungsbogen ver- schwindet, und nur die der Intensität direet proportionalen Grössen zu beachten sind, vollkommen reversibel. Nun können wir aber die Concentration von solchen Lösungen auch auf einem zweiten, vollkommen reversiblen Wege, nämlich durch Verdunstung ändern. Es sei w die Menge Wasser in der Lösung eines Salzes und s die Menge Salz. Um die beiden Bestandtheile von einander zu trennen, 328 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 27. Juli. wird ein Arbeitsaufwand nöthig sein, und zwar für jedes Milligramın der Lösung ein Aufwand von gleicher Grösse, der aber je nach der Concentration verschieden sein kann. Setzen wir so wird der Arbeitsaufwand für jede Masseneinheit eine Funetion von h sein müssen, die wir mit F, bezeichnen wollen, also für die ge- sammte vorhandene Lösung wird die ihrer Bildung entsprechende freie Energie sein: ES er rsiö c im, oder mit Berücksichtigung von Gleichung ı SR EN RER. 2 Lips Wenn wir die Wassermenge sich ändern lassen durch Verdampfung oder Niederschlag von Wasser, während s constant bleibt, wird: Es dA — — = | dw "9 [@ ; A| dw oder mit Berücksichtigung des Werthes von A ee | ErFegg Sn |1+m#)] Eee ei jeidalneike,/w ejre Ze ol Lenin (te Diese Grösse, multiplieirt mit dw, giebt die Arbeit an, welche für jede reversible Überführung der Wassermenge dw bei constant gehal- tener Temperatur aus reinem Wasser an die Lösung zu verwenden ist. Bezeichnen wir mit p den Druck des Dampfes, mit v das Volumen seiner Masseneinheit, so wird zu setzen sein Be h=h ON a 2 dw \ a Vernachlässigt sind dabei die kleinen Änderungen im Volumen der tropfbaren Flüssigkeiten. da «diese in den hier zunächst berücksichtigten Fällen gegen das Dampfvolumen verschwinden. Übrigens hat es keine Schwierigkeit, die Formeln in dieser Beziehung zu vervollständigen. Bezeichnen wir in Gleichung 2 die Werthe von p und v, die dem gesättigten Dampfe des reinen Wassers, d. h. dem Werthe A=», entsprechen mit P und V, so haben wir bei Berechnung des Integrals in Gleichung 2 drei Perioden zu unterscheiden. Erstens müssen wir die Wassermenge dw aus reinem Wasser verdampfen lassen, dies giebt als entsprechenden Betrag des obigen Integrals die Arbeit P»Vedw. Dann müssen wir den Dampf ausser Berührung mit Wasser sich weiter dehnen lassen, bis er das specifische Volumen vo, des über der Salz- Hermumorrz: Zur Thermodynamik chemischer Voreänge. Zweiter Beitrag. 829 & {eo} Ls > lösung stehenden gesättigten Dampfes hat: dies giebt zum Integrale den Betrag ® h dw [» «dv. y Endlich ist der Dampf in Berührung mit der Salzlösung unter dem constant bleibenden Drucke p, zu ecomprimiren. Dies giebt den letzten Betrag — 9, * ©, =» dw. Folglich ist 4 A: d ee | a P.«)\ fr dv + pP, 0%: 2 oder nach partieller Integration p SO OR op ) — U | 1 30 00 a 10% ow } [ oh NIE: 72 I ar EN : BE Da nach Gleichung ı, das „— - eine Function von A allein ist, ebenso ow rechts © und p nur Functionen von A sind, kann die Gleichung 2, nach 4 differenzirt werden, und ergiebt 2 0” Be)! ) aa lt +MH|=u- 5, Eee Nach den Auseinandersetzungen in $. ı meines ersten Beitrags ist - x : 2) u h h u die Grösse — N als die Kraft zu bezeichnen, mit der Wasser dw von der Lösung angezogen wird. Gleichung 2, lehrt deren Betrag aus dem Dampfdruck berechnen. Andererseits erhalten wir aus Gleichung ı,, wenn wir nach s partiell differenziren an ä n=t+nA—h,,[0+MF] BAT E | r Wenn ein galvanischer Strom von der Intensität J durch eines unserer Elemente geht, und g diejenige Menge des Salzes bezeichnet, welche durch die Stromeinheit in der Zeiteinheit aufgelöst wird, so wird in Z Secunden durch die Auflösung des Salzes der vor- handene Energievorrath vermehrt um 38 \ Ä 0 | a [atmM]\.... 2, Nun ist die Arbeit. welche eine elektromotorische Kraft A ver- richtet. wenn ein Strom J während der Zeit 7 in der Riehtung, nach 330 Sitzung der physikalisch-matheinatischen Classe vom 27. Juli. der A wirkt, durch den Leiter fliesst, gleich AJt, vorausgesetzt, dass die Einheit von A dieser Bestimmung entsprechend gewählt ist. Ich werde im Folgenden nach Amperes und Volts rechnen; dabei muss aber dann auch die Arbeit der Dämpfe in den entsprechen- den Einheiten, nämlich eg. 10”° für Masse, em. 10° für Längen und Seeunden für die Zeit, berechnet werden. Die in Ü»G.S Maass berechnete Arbeit der Dämpfe ist also mit 10 "7 zu multiplieiren, um sie in jenes Maass zu übertragen. Aus Gleichung 2, folgt also: al en A=— gu +MH—h az | + AH], 00 .: iz. und mit Berücksichtigung von Gleichung (2) 0A 0 f dp yn — qh . Ay, [G + h) R,| = q . h .? ıan we ER e (2a Das Zeichen ist hier so gewählt, dass ein die metallische Basis des Salzes auflösender Strom und die in seiner Riehtung wirkende elektromotorische Kraft gleichzeitig als positiv gelten. Haben wir Ausscheidung des Salzes in einer Zelle mit dem Ver- dünnungswerthe A, und Auflösung in einer anderen vom Werthe A. so wird durch Integration nach A aus der Gleichung 2, gefunden: „I c 1 A=a[nro- sh ean En. \,, ö Diese Gleichung lässt die den Unterschieden des Wassergehalts der Lösung entsprechenden elektromotorischen Kräfte aus den Dampf- spannungen berechnen. Da bei den Temperaturen unter 40° die Dichtigkeit auch der gesättigten Dämpfe reinen Wassers sehr klein ist, so können wir die Grösse v© durch die Gesetze der vollkommenen Gase bestimmen, und indem wir mit V, und P, die Grössen von v und p für reines Wasser bei der absoluten Temperatur © bezeichnen, können wir setzen ED ee Ih Or ee ae ee (3 und g:B-V,(, Ilog« A, - Pa SR 10 ne a a... an (6) oh Da für das Chlorzink noch keine Beobachtungen über Dampf spannung bei verschiedenen Temperaturen vorliegen, ist es nützlich, noch folgende Beziehungen zu bemerken. Wenn wir die Gleichung 2, nach der absoluten Temperatur I ifferenziren, so erhalten wir r rs * * r .. r * - © Hernnorvz: Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. 831 9rA 1 ol ag oF ] — (Jefle —— I MT | oo OO NO on. 1 oh? | 0% \+ und wenn wir 4 mit $ multiplieiren und von 2, abziehen, giebt es | 0A) d 8 GEH ) == A _ S Ü- _ =ı ./ = 2 S OT Z—— reg | Lohse a se, 08 + oh! x o°\ 2 lo. > oSeom (ta 08 wobei zu berücksichtigen ist, dass also auch dessen Differential- dw quotient nach $ die Grössen w und s nur implieite in Ah enthalten. Nun ist aber, wie in dem früheren Aufsatze gezeigt wurde, er 0 m 5 Se. —=l 0° und U die gesammte innere Energie, freie und gebundene zusammen- r ‘ r . dw c t c genommen. Daher ist a auch nur Funetion von A und p) dw dw bezeichnet das mechanische Äquivalent der Wärmeienge, welche bei dem Zusatz der Wassermenge div zur Salzlösung zugeführt werden muss, um die Temperatur der Lösung constant zu halten, wenn das Wasser entweder direct und ohne Leistung Äusserer Arbeit oder unter Rückverwandlung von letzterer in Wärme zugesetzt wurde. oU Setzen wir also ar W, so ist W die durch Verdünnung mit der Gewichtseinheit Wasser zu entwickelnde Wärmemenge, eben- falls nur eine Funetion von A = $, und Gleichung 4, wird: ol ara oW ] a ee DI ® —- ar ar NE NE \ + Daraus folgt, dass bei Lösungen, welche bei weiterer Verdünnung keine Wärme entwickeln oder latent machen, die von der Concen- tration der Lösung abhängigen Theile der elektromotorischen Kraft proportional der absoluten Temperatur wachsen müssen, da dann ey: N 0? A oh " 08.0% wird. oder oA d (log S) = d|log = op. s ag dh sein muss. Da für reines Wasser (k=x), W=o wird, ist bei - ah negativem Werthe von die Grösse W selbst notwendig positiv dA oh und umgekehrt. Also wenn Verdünnung Wärme erzeugt, wird 832 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 27. Juli. langsamer wachsen müssen, als die absolute Temperatur, im gegen- theiligen Falle schneller. Führen wir die Annahme 3 in 2, ein, so wird dA 9>A w-Prot oW er a Also AR ae ER ana, ı "na Dies integrirt nach h bis = x, wo W=o sein muss, giebt FINN | P W= een log m ee | 4 welche Gleichung die Verdünnungswärme aus den Temperaturänderungen der Dampfspannungen zu bereehnen erlaubt, oder letztere aus ersterer. Zur Bereehnung der Versuche. Bei Salzlösungen von geringem Salzgehalt hat Hr. WüLLxer ge- funden, dass nahehin b ) P —M Te P = = = er abi (nbe.,e a) n we ‚GL .m Te) an 2) gi h (2 wo b eine von der Natur des Salzes abhängende Constante bezeichnet, welche bei einigen Salzen auch von der Temperatur unabhängig erscheint. Dies in Gleichung 3, gesetzt würde ergeben SB.-V, u © A = 0 Beim Chlorzink sind verhältnissmässig hohe Concentrationen an- wendbar, für welche die einfache Würrxer’sche Formel der Gleichung 4 nicht mehr zureicht. Ziemlich gut passt auf die Beobachtungsreihe von Hrn. Janes Moser über die Dampfspannung von Chlorzinklösungen eine Formel zweiten Grades 2 3) | P—-p=-— 2 ee Ö Ta \ Aus dieser lässt sich der Werth von p auf die Form bringen I ıllı v Nee um DE -| } We | | rn worin —& und 8 die Werthe von A sind, die in Gleichung 6 den Werth p= o ergeben würden. Daraus ergiebt sich . . 7 . S / r 8 a AB one ) > o ! lc) r, rqı . . r . [7 . . ) 6 Hersuorez: Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. 833 Die- Coeffieienten A und ® habe ich aus den Moser’schen Beob- achtungen nach der Methode der kleinsten Quadrate bestimmt und die Werthe gefunden A= 4.17.1608 = 10..01.9559- Die Vergleichung der darauf gegründeten Rechnung mit den Beobachtungen ergiebt für 20°.2 C. in Millimetern Wasserdruck: 1 P—p Rn f Differenz i berechnet beobachtet I 19.127 19.50 + 0.373 2 42.145 39.83 zo aan 3 69.085 69.87 —+ 0.785 4 99.9398 LOL.C = 1.961 5 34.701 133.6 — 1.101 Der Werth von P ist nach der Dampfspannungs-Tabelle von Macnus gesetzt gleich 239.79””" Wasser von 20°.2 Ü. Daraus, und aus den Werthen von A und B ergeben sich die Werthe von Für ein Ampere ist y nach den neueren Bestimmungen von F. Konrrauscn auf Silber bezogen 0.0011363° per secd., also bezogen Be el & u auf Zn Cl, gleich TE Mal dieses Betrages, nämlich =r d= 0.00071545. Für P,V, ist für 0° der für sehr kleine Diehtiekeiten des Wasser- dampfes geltende theoretische Werth genommen in C. G. S. Maass ass. — 1.250985 «709. Ich werde die nach der obenstehenden Interpolationsformel 6 mit len angegebenen Werthen A und ® berechneten Werthe der elektro- motorischen Kraft als »berechnet nach a« aufführen. Da bei der Ver- gleichung der berechneten und beobachteten Dampfspannungen, wie sie oben gegeben ist, einige Differenzen vorkommen (z. B. bei 2 und 4), welche grösser sind als die der Einzelbeobachtungen des Hrn. Moser unteremander, und da möglicher Weise Bildung von Hydraten des Salzes verschiedenen Gang der Function für verschiedene Concentrationen bedingen könnte, so habe ich noch eine zweite Rechnung angestellt, wobei ich eine wie 6 gebildete Formel auf je drei aufeinanderfolgende beobachtete Werthe anwendete, zwischen denen die betreffenden Gon- centrationen der betreffenden Elemente lagen. Die davon herrührenden OD € nr . . . . 334 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 27. Juli. Werthe. werde ich als »bereehnet nach b« bezeiehnen. Die beiden Rechnungen differirten für die kleineren Intervalle ziemlich erheblich von einander. Die Summe aber für die elektromotorische Kraft der grösseren Intervalle stimmte ziemlich gut. Ein Hinderniss für exacte Ausführung der Messungen bildet die grosse Neigung des Chlorzinks, basische Salze zu bilden. Die Normal- lösung, durch deren Verdünnung die anderen Concentrationen gebildet wurden, musste so gewählt werden, dass sie in den Elementen bei Zimmer- temperatur kein Zink mehr unter Wasserstoffentwiekelung lösen konnte, dazu musste sie ein wenig basisches Chlorzink enthalten. Und anderer- seits durfte sie nieht so viel von dem letzteren enthalten, dass sie beim Verdünnen mit reichlichen Quantitäten Wasser Niederschläge von stärker basischem Salz gab. Diese beiden Bedingungen geben eine ziemlich schmale Grenze für die Zusammensetzung der Flüssigkeit. Meine Lösung enthielt nach der Bestimmung ihres Zink- und ihres Chlorgehaltes auf 100° 35.3832 H5O. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass Hrn. Moser’s Lösungen ähnlicher Art waren, kalt mit Zink gesättigte Chloridlösungen, da er bei seinen Versuchen dieselben beiden Bedingungen einhalten musste, wie ich. Leider hat er über diesen Punkt, sowie über die Art, wie er «die Concentration der Lösungen bestimmt hat, in seinen Publicationen nichts angegeben. Der Werth der Kalomel-Elemente in Volts wurde durch Ermitte- lung ihres elektrolytischen Aequivalents bestimmt, bei einem in SIEMENS- Einheiten gemessenen Widerstande. Da ich den Werth des elektro- Iytischen Aequivalents des Silbers aus den Messungen von F. KonutkauscH entnommen hatte, schien es mir am sichersten, den dazu gehörigen, von demselben Beobachter bestimmten Werth der Sıenens’schen Wider- standseinheit zu nehmen, nämlich 0.9717 des theoretischen Ohm. Darnach ergab sich die elektromotorische Kraft meiner compensirenden Kalomel-Elemente, die durch die 10 000 Widerstandseinheiten wirkten, gleich 1.043 Volt. Da aber die bisherigen Bestimmungen der besten Beobachter für den absoluten Werth der Sıemens-Einheit noch um 3 Procent auseinandergehen, und also der Werth meiner Elemente in Volts doch nur unsicher auszudrücken sein würde, habe ich schliess- lich vorgezogen, die berechneten Werthe auf die elektromotorische Kraft meiner Kalomel-Elemente zu redueiren. Da ausser diesen Unsicherheiten auch noch, wenn auch kleine, Ungleichheiten der verschiedenen Zinkstäbe sich geltend zu machen re A x, = r .. r © & D Hersusorrz: Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. 835 schienen, welehe auf die Werthe der kleineren Intervalle verhältniss- mässig merklichen Einfluss hatten, wird es genügen, hier die Resultate für das grösste Concentrations-Intervall anzugeben, welches sich an- wenden liess zwischen h = 0.8 und h = 9.1992, zwischen 17.7 und 2100. Elektromotorische Kraft. Maximum: 0.11648 obachtet | 11 Beobachtet ! Minimum: 0.11428 Mittel aus ı3 Tagen:.. 0.11541. SEE 0.11579 Berechnet YGr El 0.11455 Ausserdem habe ich einen 'Thermostaten eonstruiren lassen, in den die sechs verschiedenen zu compensirenden Elemente gleichzeitig eingesetzt werden konnten. Es wurde zwischen 35°. 1 und 369%. 1 C. beobachtet: Maximum 0.11609 Minimum 0.11524 Mittel von S Tagen 0.115609. Daraus ergiebt sich, dass der von den Concentrations- Unterschieden abhängige Theil der elektromotorischen Kraft fast gar nieht mit der Temperatur sich ändert. ! 0?A ee Also ist das PRSERY? der Gleichung 4, nahehin gleich Null, woraus oT. oh : : 7 C / folgt, dass negativ sein muss. Da -—— positiv ist, und da W für = oh = eh j h= co (d.h. reines Wasser zu reinem Wasser gesetzt) nothwendig gleich Null wird, so muss W für alle Lösungen von Chlorzink positiv sein. Wasserzusatz muss Wärme entwickeln. Dass das der Fall ist, und auch ungefähr in dem zu erwartenden Grade, haben mir vor- läufige Versuche schon gezeigt. Aber genaue Berechnungen und Messungen werden dafür erst nach genauer Bestimmung des Ganges der Dampfspannungen und elektromotorischen Kräfte möglich sein. Die elektromotorische Kraft zwischen den Metallen aber nimmt bei der Erwärmung in dem schon oben angegebenen Grade zu, d.h. die Kalomelkette gehört, wie ich schon in der Einleitung meines ersten Berichtes erwähnt habe, zu den Wärme bindenden Ketten, die zum Theil auf Kosten der thermometrischen Wärme der umgebenden Körper arbeiten. »92Pp .. . » . Ss - » 836 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 27. Juli. Ein bemerkenswerther Zug in diesen Vorgängen scheint mir darin zu liegen, dass die Anziehung des Wassers zu dem zu lösenden Salze einen so grossen Theil der wirksamen chemischen Kräfte zwischen den sich gegenseitig verdrängenden Elementen (Zink und Quecksilber) aus- machen kann. In den vorliegenden Messungen beträgt die elektro- motorische Kraft der Lösung allein etwa nur ein Achtel von der ganzen Kraft der eoncentrirteren Lösungen. Aber die Kraft der Lösung kann sieh bei den weiteren Verdünnungen, welche nieht mehr hin- reichende Constanz für genauere Messungen hatten, noch erheblich vermehren. und nach der in Gleichung 5, gegebenen Formel könnte sich diese Kraft bei immer weiter wachsenden Werthen von b, bis zu jedem beliebigen Grade steigern. Daraus würde folgen, dass in sehr verdünnten Lösungen oder in ganz salzfreien Säuren Metalle, die wir sonst als unlöslich in der betreffenden Säure betrachten, sich spurweise bis zu einer gewissen Grenze unter Wasserstoffentwiekelung würden lösen können. Ich bemerke, dass ganz ähnliche Verhältnisse auch bei der Lösung der Gase nach der mechanischen Wärmetheorie stattfinden müssen. woraus sich zum Theil ganz veränderte Ansichten über das Wesen der galvanischen Polarisation ergeben möchten. Untersuchung über den Bau und die Funetion des pflanzlichen Hautgewebes. Von Dr. Max WESTERMAIER. (Vorgelest von Hrn. Scuwenpener am 13. Juli js. oben S. 747].) Hierzu Taf. XIII, D:. mikroskopische Forschung im Gebiete der Botanik ist gegen- wärtig mehr als früher darauf gerichtet, die Beziehungen zwischen Struetur und physiologischer Leistung zu ermitteln. Dieser Forschungs- richtung fällt die Aufgabe zu, die Anatomie der Ptlanzen aus einer blossen Darstellung von Structurverhältnissen immer mehr zu einer Lehre von dem Bau und der Funetion der Zellfornen und Gewebe- systeme zu erweitern. Nicht fehlt es an Anregung, diesen Bestrebungen sich anzuschliessen, Denn jeder Versuch, unsere sämmtlichen anatomischen Kenntnisse mit dem über die Funetionen der Gewebe Bekannten zu einem har- monischen Ganzen zu vereinigen, bringt uns auf’s Neue die Erkenntniss, dass wir für viele anatomische Verhältnisse, sogar für ganz verbreitete Erscheinungen, jene Beziehung zwischen Anatomie und Physiologie nicht zu definiren vermögen. Die folgenden Zeilen enthalten im Rahmen einer vorläufigen Mit- theilung das Resultat einer anatomisch-physiologischen Untersuchung, welche sich auf das Hautgewebesystem bezieht. In dieser Arbeit versuchte ich, den physiologischen Hintergrund für meist längst bekannte Structurverhältnisse, welche an dem genannten Gewebesystem zu beobachten sind, unserem Auge näher zu rücken. Während unsere Kenntnisse über die Funetion der Cutieula und des Periderms einstweilen als befriedigend betrachtet werden können, befinden wir uns bezüglich der anderen Seiten, welche das pflanzliche Hautgewebesystem der anatomisch-physiologischen Betrachtung dar- bietet, noch ziemlich im Unklaren. Für's Erste kommt der wässerige Inhalt der gewöhnlichen Epi- dermiszellen und der Elemente des mehrschichtigen epidermalen Wasser- 838 Sitzung der phys.-math. Classe v. 27. Juli. — Mittheilung v. 13. Juli. gewebes in Betracht; insbesondere lenkt auch die Dünnheit der Radial- wände jener Zellen die Aufmerksamkeit des Beobachters auf sich. Den eben genannten zwei Eigenschaften (Wassergehalt, Dünnheit der radialen Wände) entspricht eine zweite wichtige Funetion des Hautgewebesystems, wenn wir als erste die Wirksamkeit der Cutieula (mit Einschluss der Cutieularschiehten) betrachten. Ausser den eben erwähnten anatomischen Eigenschaften zeigt uns das epidermale Gewebesystem, und zwar sowohl das einfache als das mehr- und vielschichtige, eine Reihe von Einrichtungen mehr mechanischer Art (Dieke der Aussenwände, Auftreten von Skeletzellen u. s. w.). Dieselben stehen in Beziehung zu einer dritten Function des Hautsystems. Diese beiden Functionen sind in Nachstehendem etwas eingehender erörtert. Betreffs des wässerigen Zellinhalts hat bekanntlich schon Prırzer (Prinesnem’s Jahrbücher VIII) die Idee ausgesprochen, dass man in jenen epidermalen wasserführenden Zellen, wie sie z. B. bei Piperaceen zu beobachten sind, ein Wasserversorgungssystem zu erblicken habe; er begründete dieselbe insbesondere durch das Ergebniss seiner Studien über die äusseren Lebensverhältnisse jener Pflanzen, welchen reich- liches Wassergewebe zukömmt. Hierin liegt ein werthvoller Wink, den die Natur giebt. und auf welchen der genannte Forscher zuerst hingewiesen hat. Als hinreichend zur Begründung der Lehre von der Function des epidermalen Wassergewebes kann man aber diesen Hin- weis nicht betrachten. Denn mit Recht wird die Frage aufgeworfen, ob das in Rede stehende System factisch im Stande ist, den Wasser- verlust zu Gunsten des übrigen Gewebes zu tragen, oder ob, sobald dasselbe in erheblichem Maasse Wasser verliert, nicht auch noth- wendig das Leben des betreffenden Organs gefährdet sei. Wäre Letz- teres der Fall, dann müsste die Idee eines Wasserversorgungssystems als unzutreffend von der Hand gewiesen werden; der Wink der Natur wäre dann eben noch nieht richtig verstanden. Die Function eines Wasserversorgungssystems kann nun thatsäch- lich vom epidermalen Wassergewebe geleistet werden, sowohl vom viel- schiehtigen als vom einschichtigen. Die physiologische Grundlage für diese Behauptung sind Versuche, die ich mit lebenden Pflanzen (Pepe- romia latifolia, Tradescantia discolor , Luzula maxima) angestellt habe. Während die beiden ersteren der eben genannten Pflanzen ein ver- ‚stärktes epidermales Gewebe besitzen, kommt der letzteren eine ein- schichtige (hohe) Epidermis zu. Die Wassergewebezellen dieser Pilanzen erwiesen sich als fähig, Wasserverluste bei lang dauernder Trockenheit zu ertragen und alsdann bei erneuter Zufuhr wieder zu ersetzen, und zwar nahmen sie gegenüber WESTERMAIER: Bat und Function des pflanzlichen Hautgewebes. 839 dem assimilirenden Gewebe vorzugsweise den Verlust aufsich. Während sie nämlich bei Wassermangel grosse Formveränderungen (starke Collabeseenz in radialer Richtung) zeigten, wurden die unter ihnen befindlichen Assimilationszellen gar nicht deformirt oder liessen nur geringe Spuren des Wasserverlustes erkennen. Von Wichtigkeit in dieser Hinsicht ist ferner folgende physiolo- gische Thatsache. Das Gewebe einer Mohrrübe, einer Wurzel, trocknet in anderer Weise aus, als man dies an manchen dem Vertrocknen preisgegebenen Blättern beobachten kann. Bei ersterer lässt sich ein irgendwie deutlich hervortretender Unterschied im Verhalten der Zellen bei dem von aussen nach innen fortschreitenden Austroeknen nicht kon- statiren; es sind nicht allenfalls gewisse Zellkomplexe mit grösserer wasseranziehender Kraft ausgerüstet. Daher machen sich die Spuren des Wasserverlustes von aussen nach innen allmälig in ungefähr gleicher Weise geltend. Hingegen zeigt ein mit »Hypoderm« ver- sehenes abgetrenntes Blatt von Tradescantia discolor deutlich, dass sich die ersten und stärksten Collabescenzerscheinungen im Allge- meinen in den am Assimilationsgewebe entweder dicht anliegenden oder demselben genäherten Wassergewebeschichten einstellen, während die äussersten Zellschiehten noch wasserreich sind. Bei einem Sedum- Blatt mit innerem farblosen Wassergewebe hingegen zeigte dieses letztere starken Collapsus, während die nach aussen gelegenen Assimilations- zellen im Allgemeinen noch intakt waren. Es ist somit den assimi- lirenden Zellen die Kraft zuzuschreiben, Wasser, wenn ihnen solches dureh die Verdunstung entzogen wird, aus den Zellen des Wasser- gewebes an sich zu reissen. Bei reichlicher Wasserzufuhr füllt sich das während des Wasser- mangels schwächer oder stärker collabirte epidermale Wassergewebe wieder an. Das Wasserquantum, welches bei Peperomia latifolia ab- wechselnd abgegeben und wieder aufgenommen wird, erwies sich bei einem Versuch als sehr beträchtlich. Es betrug mehr als das Volumen des gesammten grünen Blattgewebes. (Zum Vorausgehenden vergl. ferner Fig. 3.) Zu dem geschilderten Verhalten der epidermalen Wasserzellen steht also gerade die Dünnheit der Radialwände in naher physiolo- gischer Beziehung; diese Structur eignet sich selbstvertändlich vor- züglich zu jenem blasebalg-ähnlichen Spiel. In deutlicher Beziehung zu diesem Vorgange steht, wie ich an- nehme, weiterhin die Thatsache, dass in jenen Fällen, in welchen Verstrebungsvorrichtungen zum Schutz des grünen Gewebes vorhanden sind. (Olea europaea, Kingia australis'), die senkrecht zur Epidermis !) TscHircH, Linnaea IX. 3 u. 4. Sitzungsberichte 1882. 65 840 Sitzung der phys.-math. Classe v. 27. Juli. — Mittheilung v. 13. Juli. stehenden Streben nur bis zur Innenwand der epidermalen Schicht gehen. ') Es liegt die Vermuthung nicht ganz ferne, dass auch jene physio- logisch dunkle Verschleimungs-Metamorphose der Epidermis-Innen- wand (RApLKoöFER, Serjania 1875, S. 100 ff.) so zu deuten ist, dass abwechselnd Speicherung und Abgabe von Wasser in diesen Polstern statt hat. Weiterhin lassen sich mehrere Kategorien von Strukturverhält- nissen zu der Function des epidermalen Wasserversorgungssystems in Beziehung setzen. Die hier zu nennenden Structuren betreffen ı. den Flüssigkeitsverkehr innerhalb des epidermalen Wasser- gewebes selbst, insbesondere eine gewisse Continuität dieses Gewebe- systems; 2. den Verkehr zwischen dem epidermalen Wassergewebe und dem Assimilationsystem; 3. den Zusammenhang mit dem Leitbündelsystem. Da auf eine eingehende Erörterung dieser Verhältnisse hier ver- zichtet werden muss, sind dieselben in Folgendem nur in Kürze an- gedeutet. Ad ı. Was den Flüssigkeitsverkehr innerhalb des epidermalen Wassergewebes selbst betrifft, so sind neben den verbreiteten Erschei- nungen der Dünnwandigkeit der Radialwände und ihrer Porosität Einrichtungen erwähnenswerth, welche das vollständige Collabiren ge- wisser Epidermispartien erschweren oder verhindern, wodurch natür- lich die Continuität unseres Gewebesystems an jenen Stellen verhält- nissmässig gesichert erscheint. Theils sind es eystolithenähnliche Bildungen (Fig. 6), welche von der Innenwand gewisser Epidermiszellen in Gestalt eines Kegels ins Lumen vorspringen (DuvauL-Jouve, Mem. de l’Acad. de Montpellier 1872 p- 227, eitirt nach pe Bary Vergl. Anatomie p. 34; vergl. auch Mon Bot. Zeit. 1861); in anderen Fällen ist es das Vorkommen von sogenannten seeundären Epidermiszellen über den Skeletsträngen (HABERLANDT, Entwickelungsgesch. d. mech. Gewebesyst. Taf. I, Fig. 6 und 16), und endlich ziehe ich als eine dritte Kategorie von Structurverhält- nissen, welche zur Sicherung der Continuität des epidermalen Wasser- gewebes dienen, die Erscheinung heran, dass in gewissen Fällen das epidermale wasserführende Gewebe über den Bastzelleomplexen mehr- ') Bei den Blättern von Ceratonia siligua gelang es mir nicht, nach Trocken- halten einer Topfpflanze oder beim Austrocknen abgetrennter Blätter jenen Zustand zu beobachten, in welchem die Epidermiszellen allein Collabescenz zeigten. Der Grund hierfür liegt vielleicht darin, dass für bestimmte Pflanzen nur eine mässige Geschwin- digkeit des Wasserverlustes jene Differenz im Verhalten der grünen und farblosen Zellen zur Geltung kommen lässt. WESTERMAIER: Bau und Function des pflanzlichen Hautgewebes. s41 schichtiger ist, als über den grünen Zellen (Fig. 2), oder an jenen Stellen aus höheren Zellen mit stärkeren Radialwänden besteht. Die Frage, warum alle diese Einrichtungen gerade über den Skelettheilen sich befinden, muss ich noch offen lassen. Doch muss betreffs der erwähnten secundären Epidermiszellen, sowie mit Beziehung auf die Vermehrung der wasserführenden Zellschichten über den Stereomkomplexen, ein Punkt hervorgehoben werden. Vom rein mechanischen Standpunkt aus ist nämlich bei biegungsfesten Organen jedes Zurückweichen der Skeletzellen von der Peripherie als Schwächung zu betrachten. Ist dieses Vorkommniss dennoch zu beobachten, so ist dasselbe vom allgemeinen physiologischen Standpunkt aus zu be- urtheilen und erscheint als Concession des mechanischen Systems gegenüber einer Forderung des Hautgewebesystems. Ad 2. Da der Flüssigkeitsverkehr zwischen dem epidermalen wasserführenden Gewebesystem einerseits und dem Assimilationsgewebe anderseits ein physiologisches Bedürfniss ist, so kann es nicht auf- fallen, wenn manche anatomische Verhältnisse gemäss dieser Forderung gestaltet sich erweisen. Betrachten wir nämlich Organe, bei welchen aus physiologischen Rücksichten mechanischer Natur stark verdickte Stereomelemente zwischen Epidermis und Assimilationszellen liegen. Dies trifft z. B. zu im Stamm von Casuarina equisetifolia (SCHWENDENER, Mech. Prine. S. 147) und in den Blättern von Podocarpus salicifolia. In beiden Fällen zeigt das mechanische Gewebe in der That Unter- breehungen zu Gunsten der obigen Forderung. (Fig. ı u. 4.) Ad 3. Die Gefässe und gefässartigen Elemente können in ihrer Gesammtheit als ein inneres Wassergewebe dem als Mantel ausge- bildeten epidermalen Wassergewebe zur Seite gestellt werden. Das Gefässsystem dient aber zugleich auch der Leitung von Wasser, wie aus dem anatomischen Befund zur Genüge hervorleuchtet, wenn uns auch alle näheren Kenntnisse hierüber fehlen. In Fällen weit- gehender Arbeitstheilung kann es nun nicht überraschen, wenn die Communication zwischen den beiden wasserführenden Systemen durch besondere Einriehtungen erleichtert und gefördert erscheint. Unter diesem Gesichtspunkt lässt sich die Thatsache betrachten, dass die farblosen Zellen, welche die Gefässbündel der Blätter vielfach begleiten und nach den Beobachtungen von Sacns'), pE Vrıes’) und HABERLANDT*) als speeifisches Ableitungssystem anzusprechen sind, keineswegs selten mit dem epidermalen Wassergewebe zusammen fliessen. Ein schönes Beispiel hierfür liefert uns das Blatt von Fieus elastica (Fig. 5). Durch !, Prınssuem’'s Jahrb. III. 2) Landw. Jahrb. herausgeg. von Naravusıus und TuıeL 1878. %) Prıngsaem's Jahrb. XIL. 842 Sitzung der phys.-math. Classe v. 27. Juli. — Mittheilung v. 13. Juli. Vermittlung dieser farblosen Zellen ist zwischen den wasserleitenden Gefässbündelelementen und dem epidermalen Wasserversorgungssystem der Flüssigkeitsverkehr erleichtert, und es läge hiernach eine zweite Funetion der »farblosen Scheiden« (oder Schienen) in der Herstellung dieser Communication. Wenn aus obigen Versuchen die Leistungsfähigkeit des epider- malen Wassergewebes als Wasserversorgungssystem folgt, so liegt es nahe, mit wenigen Worten die Parallele zu ziehen zwischen diesem Gewebe und dem Gefässsystem. Letzteres ist ein baumartig ver- zweigtes und mit vielfachen Anastomosen versehenes System, welches das Innere der Pilanzen durchzieht und durch seine Structur nicht bloss der Speicherung sondern wesentlich auch der Leitung dient. Seine Elemente (Gefässe, Tracheiden) collabiren nicht, sind vielmehr durch Ring-, Spiral-, Netzfasern u. s. w. oder Diekwandigkeit daran gehindert, sie enthalten daher bei Wassermangel verdünnte Luft. Neben diesem inneren, einem Röhrensystem vergleichbaren Wassergewebe ist ein als »Mantel« ausgebildetes vorhanden, das epidermale Wassergewebe, dessen Eigenschaften vorhin Ge- genstand der Bespreehung waren. Das verstärkte epidermale Wassergewebe tritt auch local auf. Die »cellules bulliformes« Duwvar-JovvE's (Annal. des. sciences natur. Ser. VI. I. p. 316) oder »Gelenkzellen« Tscnmrcen’s (Sitzungsber. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenb. XXIII) bei gewissen Grasblättern fasse ich als Längsstreifen verstärkten epidermalen Wassergewebes auf. Ihr Verhalten bei Trockenheit (Collabiren) bedingt, wie die oben ge- nannten Autoren näher verfolgten, naturgemäss eine Einrollung oder Einfaltung der Blatttläche. Natürlich verdienen auch jene Ansichten künftig noch eine strengere Prüfung, denen zufolge das epidermale Wassergewebe als Schirm gegen Lichtstrahlen, sowie gegen Wärmestrahlung fungiren soll (s. Pritzer Prinesm. Jahrb. Bd. VII). In letzterer Hinsieht ist aber nicht bloss die Erwärmung der Pflanze durch Insolation, sondern auch umgekehrt die Ausstrahlung aus dem Pilanzenkörper in Betracht zu ziehen. Im Vorstehenden sollte unter Absehung von den eben angeregten Punkten nur die Idee des Wasserversorgungssystems einer eingehenderen Prüfung unterzogen werden. Eine dritte physiologische Bedeutung des Hautgewebes besteht darin, eine Hülle von gewisser mechanischer Widerstands- fähigkeit (insbesondere Steifigkeit) um empfindlichere innere Gewebe- theile darzustellen. Die Untersuchung jener Structurverhältnisse, welche dem pflanz- lichen Hautgewebe in dieser seiner mechanischen Funetion als ab- WESTERMATER: Bau und Function des pflanzlichen Hautgewebes. 843 schliessende und widerstandsfähige Hülle zukommen, lenkt die Auf- merksamkeit es Anatomen auf Erscheinungen anderer Art, als die bisher erörterten. Der lückenlose gegenseitige Verband der Epidermiszellen gestaltet sich zu einem noch festeren durch Vergrösserung der Verwachsungs- flächen (»wellige« Epidermis). Die Aussenwand der Epidermiszellen erhält durch ihre grössere Dicke eine höhere Steifigkeit. Letztere erfährt weitere Steigerungen durch aussteifende Leisten (hieher die Ansätze der Radialwände, sowie die weiter nach innen vorspringende Verdiekung derselben). Auch bei mehrschichtigen epidermalen Wasser- geweben treten die bezüglichen Verhältnisse zu Tage. Der Umstand, dass in manchen Fällen die wellige Verbiegung der Radialwände sich nur auf den äusseren Theil derselben beschränkt, gleichwie auch jene Thatsache, dass bei Aloö- und Agave-Blättern die Verdickung der Radialwände nicht bis zur Innenwand sich erstreckt, sind Erscheinungen, welche sich gleichfalls mit dem oben erörterten Spiel des epidermalen Wassergewebes (Collabescenz in radialer Rich- tung) in physiologischen Connex setzen lassen. Figurenerklärung. Fig. ı. Bastrippe aus dem Stamm von Casuarina equisetifolia; die dünn- wandigen Zellen zwischen den Stereomelementen erleichtern den Flüssigkeits- verkehr zwischen dem epidermalen Wassergewebe und dem Assimilations- system. (600) Fig. 2. Mehrschichtiges Wassergewebe über einer Bastrippe im Stamm von Spartium album. (250) Fig. 3. Skizze, den Habitus des Wassergewebes von Peperomia latifolia im Blattquerschnitte darstellend; der oasende Zustand ist dann zu beob- achten, wenn die betreffende Pflanze lengere Zeit Wassermangel litt, und ihr entnommene Blattquerschnitte kurze Zeit in Wasser gelegt werden. Die äussersten Zellen (in der Tafel oben) sind nicht collabirt, dagegen die nächst- inneren noch ziemlich stark; die innersten, dem grünen Gewebe anliegenden waren schwächer collabirt, sind aber schon wieder turgescent geworden. Fig. 4. Querschnitt der Blattoberseite von re orale, eine der Unierbreehungsstellen des mechanischen Gewebes zeigend. (250) Fig. 5. Bündel aus dem Blattquerschnitt von Fieus elastica; Communi- cation zwischen Gefässbündel und epidermalem Wassergewebe. Bei m liegt eine schmale Zelle mit milchsaftartigem Inhalt. ZL-L = Leptom. (120) Fig. 6. Radialschnitt aus dem Halm von Eriophorum latifolium , mit Kegel- zellen und gewöhnlichen Epidermiszellen; « Aussenwand; d Bastfaser. (600) Ausgegeben am 3. August. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1882. 66 ’ - i be F b A: itottanı Briten e Lal) ST la er Fr r r, IN HZ Terre] WE uhr UOTE | Ka toanp, MONTEGO RE uimeaRe M kan ae IE nk 5 j g 1 4 we; ng aD ee EB ER a Ing i = % iu NM, | os 11). r j & j f Warır j Ban IE ir rt HT “uf “ ‘ Ten Mine HR ‚* > 5 ns) 7 H { % | E ir) hs Be „ Ba. Ye [ ri Tal, Anm .) EN r r l j ‚117 Rn lkri) eo | k Y N er - Va vAT uf h { i [Ei ir 3 { } 2 (rl { = Pr - v# PR: 41 ir$l n ? ee -!j f tar at) ft 1; W i Bruni N - | | Luft rn it Q R i Tee 3= \ ( Iyas Y 14 \ ne J er RE .. . Fi bu } 4 d H oh ä { er i Ma \ N i (Hr {N uuA»rı j* AR: lt er N En.» “ nr BUT TIEHIP ie ER une le on. .=\ e 2 uUyAn‘ I A . ar ji Ann] ker alla Wh . ? t Sr Kud DV Bir d il: ir r ih Fa I UN AR? Ar SAH Er £ a en j #4 Une. IHR u ae FILME au En 10° AYLRZENZ Id BEN x - Ahrens AN u rue pas { re N; ah Wi er BE IE tale N, EHL a ou Sitzungsberichte der Berl Akad. d. Wiss. 1852.IIAV Taf Il. ‚Q fe 1 j io \o ® D N a ‚8 JD a M. Westermazer del. „ estermaien; Hautgewebesy. stem. a5 SITZUNGSBERICHTE DER m KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXIX. E; ı Be 19. Veroger 1882. BERLIN 1832. VERLAG DER "KÖNIGL er AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. Mit dem Deeemberheft des Jahrganges 1881 haben die onisbeschir der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. j \ (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 3 Sl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. ‚Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kaliseh-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. $ 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ————— Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. i S 7. 3 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus . gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichäst, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. j 8. . 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. a 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzu berichte können bestimmte Kategorien wissenschaft cher Mittlieilungen auch abgesondert in der Weise ublieir werden, dass diessIhen, mit Sondertitel und Lortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspre 5 in "den Buchhandel gebracht werden. I sıl. 1. Jeder Verfasser einer unter den »Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, au! welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weite N: gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihunden zu unentgeltiicher eigener Vertheilung } lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redign e Seeretar Anzeige gemacht hat. S5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stell a BECLEEN a welcher nee den Vorsitz K tion und en Druck der in den ‚gleichen Stück ı nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in ‚dieser Eig heisst er der redigirende Seeretar. Atz “g 29. j ’ Ai 4 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt a des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte Nom lich. Für alle übrigen Theile derselbe jeder Richtung nur die Verfasser ver 1882. AÄXNIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 19. Oetober. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Momusen. 1. Hr. Momusex las: Über das feriale Cumanum. 2. Vorgelegt wurde der Bericht des Hrn. Pucasteım über die nach dem Nimrud-dagh im Auftrage der Akademie ausgeführte Reise. Die Mittheilung wird in den nächsten Sitzungsberichten erscheinen. 3. Hr. Lersiws legte eine Abhandlung vor: Über die baby- lonische halbe Elle des Hrn. OPrerr. Die Mittheilung folgt mit diesem Sitzungsbericht. 4. Es wurde Mittheilung gemacht von dem Tode des Ehren- mitgliedes Grafen RupoLr vo STiLLrriep-Rarronıtz in Berlin, ge- storben am 9. August, des auswärtigen Mitgliedes Hrn. LiovvizLe in Paris, gestorben am 9. September, des auswärtigen Mitgliedes Dr. FriEeDrIcH WÖHLER in Göttingen, gestorben am 23. September und des eorrespondirenden Mitgliedes Dr. Karı. Harı in München, gestorben am 9. October d. J. 5. Durch Ministerialverfügungen vom 24. und 28. Juli und 15. August werden dem Hrn. Prof. Dr. Exserer in Kiel als Reiseunter- stützung Soo Mark. dem Hrn. Prof. Dr. Hüsser hierselbst zur Fort- führung der Paläographie römischer Inschriften 1200 Mark, dem Hrn. Prof. Dr. Geruarpr in Eisleben zur Herausgabe des 5. Bandes der philosophischen Schriften Leissızens 900 Mark und dem Privatdocenten Hrn. Dr. Karr Cuux in Leipzig zur Erforschung der Schwimmpolypen bei Gibraltar oder Madeira 1000 Mark angewiesen. Sitzungsberichte 1882. 67 846 Gesammtsitzung vom 19. October. 6. Durch Sehreiben des Kanzlers des Ordens pour le merite wurde mitgetheilt, dass den Vorschlägen der Akademie entsprechend dem Chemiker Hın. Jean Barrıste Josern Boussineaurr in Paris, dem Chemiker Hrn. Pırrrr Marcrıuın Bertnorer in Paris, dem Geologen Hrn. Bersuarn Stuper in Bern, dem Astronomen Hrn. Orro STRUVE zu Pulkowa und dem Archäologen Hrn. Gruserpe Fıiorerzı in Rom der Orden pour le merite für Wissenschaften und Künste von Sr. Majestät dem Kaiser verliehen worden ist. 847 Nochmals über die Babylonische halbe Elle des Hrn. OPPERT. Von R. Lersivs. Hr. Jüres Orpert hatte im Jahre 1877 eine Vertheidigung seines Etalon des mesures assyriennes, dessen Unhaltbarkeit ich in einem Aufsatze »Die Babylonisch-Assyrische Längenmafstafel von Senkereh« nachgewiesen hatte, an unsere Akademie eingeschickt, welche in dem Monatsbericht vom 6. December abgedruckt wurde. Meine Antwort erfolgte in derselben Nummer, wie ich glaubte, hin- reichend vollständig und deutlich. Es ging aber eine Replik von ihm ein, die unter dem 4. Februar 1878 aufgenommen wurde. Da der Anfang unserer Streitsache von mir ausgegangen war, hielt ich mich für verpflichtet, nochmals eine Antwort zu geben, die für Jeder- mann, namentlich aber für Hrn. Orrerr, verständlich sein mufste. Gleichwohl hat er nicht versäumt, seine abgethane Sache, so oft er Gelegenheit dazu fand, als für ihn fortbestehend zu erklären, und die alten Scheingründe dafür zu wiederholen. Ich führe hier nur die Göttinger Gelehrten- Anzeigen 1878 S. 1056 ff. und ebendaselbst 1882 S. 823 an. Was er dort sagt, habe ich nicht noch einmal widerlegt. Zuletzt hat er aber das Thema nochmals vorgebracht und zwei neue Beweise von gleichem Werthe wie die früheren für seine Sache zugefügt, während der Sitzungen des jüngsten ÖOrientalisten - Kon- gresses in Berlin. Was er gesprochen hat, liegt jetzt in dem vor kurzem erschienenen Bande der Verhandlungen dieses Kongresses') vor. Diese beiden Zuthaten sollen im Folgenden beleuchtet werden. Es handelt sich um die Bedeutung des Grundmafses des ganzen babylonisch-assyrischen Längensystems, dessen Name babylonisch «, assyrisch ammat lautet. Dieses Mafs halte ich mit allen Assyriologen, aufser Orrert, für die »Elle« (hebräisch 'ammah); Orrert dagegen für die »halbe Elle« oder »Spanne«. ‘) Zweiter Theil, erste Hälfte, I. p. 235 ff. 848 Gesammtsitzung vom 19. October. Nun sagt er S. 247 der Verhandlungen nach einer Recapitulation seiner alten Gründe Folgendes: »Noch ein anderer Ausspruch wies »auf das v als Halbelle hin, wo die Annahme der Elle widersinnig »erschienen wäre. Assurbanhabal sagt von dem Getreidesegen unter »seiner Regierung (V. 1, 46): »»Fünf Spannen hoch erhob sich das »Getreide aus seinen Keimen, und die Länge der Ähre war fünf »Sechstel Spanne.«« Einen drei Meter hohen Kornhalm giebt es nicht, »so wenig wie eine achtzehn Zoll lange Ähre; die Hälfte bildet schon »eine sehr achtbare Gröfse, und dieser rühmt sich der assyrische »König. « Ich habe diese Angabe näher angesehen und gefunden, dafs 5 Ellen, zu 0",525 die babylonische Elle, womit Hr. Orrerr überein- stimmt, gerechnet, nicht 3" betragen, sondern 2",e2 — 8° 4”. Das ist ein stattliches, aber keimeswegs selbst in unserem Klima uner- reichtes .Mafs der Halme. Dagegen sind für die Ähre °/, Elle 0",163 — 17”; also zwar nicht 18”, wie Orrerr sagt, aber doch von einer Gröfse, die schwer anzunehmen ist, selbst wenn hier. wie noth- wendig anzunehmen ist, nicht von ganzen Feldern, sondern von ein- zelnen Ähren, die man fand, die Rede war. Es kam also zunächst darauf an, den Originaltext in Bezug auf die °/,; des « zu prüfen. Ich bat meinen verehrten Kollegen, Hrn. Prof. Scnrsper, in dem eitirten Text diese Zahl anzusehen. Dies geschah und er fand nicht 5] /s, sondern ”/,. Die Stelle lautet nach ihm: »Gott Rammän (der » Wettergott) liefs Regen herabströmen, er öffnete die Tiefen (Ströme); 5 u das Getreide schofs empor, die Länge der Ähre (betrug) D 3Y »(d. i. ein Zweidrittheil (se. des z)«, und fährt dann fort: »Das Zeichen »ist das Ideogramm für 40 Sechzigstel, das ist °/,. assyr. sanabı. »Woher °/, kommen soll, ist mir unfafsbar.« Hiernach wendet sich nun die ganze Stelle nieht für, sondern entschieden gegen Hrn. Orrerr, und wird für jeden, der sich nicht die Zeit nehmen will, das bisher über die Sache Gesagte nachzulesen, zu einem palpabeln Beweise, dafs « oder ammat nicht die halbe, son- dern die ganze Elle ist. Der König will den Erntesegen unter seiner Regierung hoch- preisen und sagt, das Getreide sei 5 Ellen, das heifst, es sei 2”,62 — 8 4” hoch gewachsen; die Ähren aber seien ”/, Elle, das heifst 0”,35 — 13'/,” grofs geworden. Nun sagt J. W. Krause in seinen »Abbildungen und Beschreibung aller bis jetzt bekannten Getreide- arten« S. 13 vom Waizen, dafs die Ähren des tritieum durum oft sehr lang werden, nämlieh mit den Grannen 13” bis 14”, das sind gerade 0",35. Davon ist die Körner-Ähre nur ungefähr 5” hoch. R. Lerstus: Über die babylonische halbe Elle des Hrn. Opperr. 849 Dafs aber im Alterthum, und so in unserer Stelle, die Grannen mit- gerechnet waren, liegt auf der Hand. Zum Beweise dienen auch die ägyptischen Darstellungen der Ähren und ihre Benennung. Im Todten- buche Rap. 110 sind sie dargestellt mit langen Grannen und so überall. Die Mafse werden im 109. Kapitel angegeben, aber in den verschiedenen Exemplaren in verschiedenen offenbar zum Theil un- richtigen Verhältnissen. Die richtigen Zahlen finden sich in den alten thebanischen Papyrus, zum Beispiel in dem Berliner des Nechtu- Amen. Hier ist das Getreide, Öbeti, der Elysäischen Felder angegeben von 7 Ellen Höhe; ihre Ähren, schemesu, von 2 Ellen, ihre Stiele, maautı, 5 Ellen. Aus den 5 und den 2 Ellen setzt sich demnach die ganze Pflanze zusammen zu 7 Ellen, also mit den Grannen, die nicht ausgeschieden werden. Das ist die angenommene Höhe der Getreidefelder an diesem jenseitigen Aufenthaltsorte der gerecht Ver- storbenen. Das Stroh stand gegen die Ähren sehr zurück. Ein Wort für die Grannen allein ist nicht bekannt und wird in diesen Stellen nirgends gebraucht; denn auch das spätere Wort uschemu heifst die Ähre im Allgemeinen, wie leicht nachzuweisen. Dafs nun Fälle von so grofsen Ähren, deren Korntheil auch verhältnifsmäfsig weit gröfser war als bei uns, gerade in Babylonien häufiger vorkamen, um in einer solchen Inschrift vorgeführt zu werden, geht aus den Stellen bei den Alten über die aufserordentliche Korn- fruchtbarkeit in jenem Lande hervor. Herodot (1, 193) sagt, »von »allen Ländern, die er kenne, sei Babylonien bei weitem das beste »für die Getreidefrucht; diese sei für gewöhnlich Z200fältig, wenn sie »aber die ergiebigste ist, so sei sie 300fältig.« Dasselbe wiederholt er 4, 198, wo er auch von dem Libyschen Kinyps (in dem heutigen Tripolis) sagt, dafs hier die Kornfrucht, ganz verschieden von allen übrigen Theilen des sterilen Libyens, wie in Babylonien, 300fältig trage. Auch Srraso (XVI. S. 1077, D.) sprieht von der 300 fältigen Frucht in Babylonien. Diese Vervielfältigung beruht natürlich auf der Zahl der Halme aus demselben Einen Korne. Jedoch wird derselbe starke Fruchttrieb sich auch in den Ähren gezeigt und sie ebenso ausnehmend fruchtbar und lang gemacht haben. Nehmen wir aber mit Hrn. Orrerr an, dafs nur 5 halbe Ellen gemeint waren, so würde das gepriesene Maximum der Ähren nur 0",175 gewesen sein, das sind nicht ganz 7”, also unter der Mittelgröfse. Noch unglücklicher stehen die Zahlen gegen Hrn. Orrerr in Bezug auf die ganzen Halme. Diese sollen fünf Ellen lang sein, und das ist allerdings eine grofse Länge, wie sie hier in einer pomphaften Lobschrift erwartet werden mufs. Denn wenn auch nicht drei Meter, wie Ir. Orrerr las, so werden doch 2”,62 = 8° 4” von den Halmen 850 Gesammtsitzung vom 19. October. mit der Ähre zuweilen bei uns erreicht, um wie viel mehr in Baby- lonien. Wenn wir aber davon nur die Hälfte, also 1”,31 — 42” nehmen, so bleibt das so erheblich unter der mittleren Höhe des Waizens, dafs es sicherlich dem König nicht in den Sinn gekommen wäre, in einer Inschrift, in welcher auch die gröfsten Übertreibungen nicht hätten auffallen können, den Erntegott Rammän als besonderen Segensspender für einen Getreidewuchs von 42” anzurufen. Ein schlagenderer Beweis für v als ganze, nicht als halbe Elle, konnte nicht vorgebracht werden. Hr. Orrert theilt aber ebendaselbst einen noch wunderbareren Beweis für sein Grundmafs der halben Elle mit, indem er Folgendes erzählt. In Paris sind zwei Statuen angekommen, welche dieses Mafs ausgehauen auf dem Schofse tragen. Hr. ve Sarzec hat sie in Chaldäa gefunden; sie sind aus »dioritischem schweren Porphyr, »den man auch in Ägypten wiederfindet,« (S. 238) und mit sume- rischen Inschriften versehen. Der Ort der Ausgrabung ist chaldäisch d.i. babylonisch, nicht assyrisch, aber auch nicht Babylon selbst, sondern anderswo; der Ort soll noch verschwiegen werden. Die gefundenen Monumente bestehen aus sechs Statuen und verschiedenen Basreliefs. Fünf Statuen, »die entweder in Menschengröfse oder etwas kleiner sind«, gehören einem »Könige« an, von dem man schon früher Ziegel besafs (S. 236). In den Inschriften aber »nennt er sich niemals König »und braucht nur den sumerischen, arisch anklingenden Titel »patesi«. »Er ist Herrscher von Sir-pur-la-ki, vielleicht Sirtella auszusprechen « (S. 242). »Sein Name schreibt sich ohne Variante mit den Zeichen »ka-mum-as, den man bis auf weiteres G@udea lesen kann.« »Sein »Zeitalter ist ungewifs; es kann aber in das dritte Jahrtausend vor Chr. » gesetzt werden « (S. 241). »Der König rühmt sich seiner Bauten, und eitirt »Maggan — also die sinaitische Halbinsel oder den dem Rothen Meere »nahe gelegenen Theil des Nillandes (S. 230), aus dessen Steinbrüchen »er die harten Steine gewann, dann Meluhha, von wo er Gold und »Holz holte« (S. 243). »Die Statuen sind alle koptlos; dagegen finden ‚sich noch zwei Köpfe, einer mit einem Turban bedeckt, wie ihn noch » die Araber jener Gegend tragen, mit turanischem, ein anderer, voll- »ständig kahl, mit scheinbar hamitischem Typus« (S. 237). Zwei nur von den vier sitzenden Statuen — es ist nicht gesagt ob in oder unter Lebensgröfse — zeichnen sich besonders aus. Die eine (B) stellt »den König dar, der vor sich eine Tafel mit einem »Mauerplan und einem Mafse von 270 Millimeter (weiter unten steht 271) »trägt. in der Form eines Lineals, das nach zwei Seiten hin ab- »gedacht ist. Es ist an einer Seite abgebrochen; doch existirt auf der »andern sitzenden Figur (A), die dieselbe Tafel, doch glatt und ohne R. Lersius: Über die babylonische halbe Elle des Hrn. Orrerr. s51l »Plan vor sich hat, das Mafs vollständig. Wir haben hier also den »einzigen bis jetzt vorhandenen babylonischen Mafsstab« (S. 245). Er fährt dann (S. 247) fort: »Die ganze erhaltene Halbelle (A) hat »15 Einkerbungen, die Enden eingerechnet« (also nur 14 Theile) »in »folgender Entfernung: A. 0. 0,009. 0,019. 0,023. 0,034. O",osı. 0,09. »0” 108. 0%,190. 0”,221. 0”,236. 0®,2a8. 0,253 — hier finden sich noch »kleinere Theilungen — 0",»r1. Auf der anderen Seite ist noch ein- »gekerbt 0",172. »Es ist sehr leicht zu sehen(?), dafs diese Ein- »kerbungen sich auf die Sechzigtheilung beziehen, und zwar sind in A »die Achtel und Siebenachtel ausgedrückt. Die Skala liest sich also »einfach so in 60 Theilen: für A haben wir: 0, 2, 4, 5, 7'/, 18, 20, »24, 42, 49, 52'/,, 55, 56, 60.« Diese dunkeln Worte sind so zu verstehen. Wenn wir uns an A halten (denn das in der Mitte ab- gebrochene B ist gänzlich übertlüssig zu betrachten), und die Länge von 0"”,271, welche hier Orrerr’s halber Elle gleich sein sollen, in 60 Theile (seine ongles) theilen, so kommt auf jedes Sechzigstel 0,0045. Wenn wir dann jede Nummer der ersten Reihe mit 0,0045 dividiren, so erhalten wir die zweite Reihe, welche die Entfernungen der einzelnen Striche der ersten Reihe in ongles ausdrückt. Da nun aber diese Entfernungen der Striche niemals genau mit einem ongle zusammen- fallen, so sind die Zahlen der zweiten Reihe immer zu vollen ongles abgerundet worden. Nur am Ende, zwischen 0,253 und 0,>71, finden sich zu viele Striche in ganz kleinen Entfernungen, die Hr. Orrerr hier nicht weiter betrachtet. Unter diesen Zahlen der zweiten Reihe finden sich nun zwei, die am nächsten mit 7'/, und 52'/, ongles übereinstimmen. Von diesen ist die erste '/,; von 60 und die zweite ‘/; von 60. Das hält er für absichtlich herbeigeführt, um die Achtel und Siebenachtel seiner halben Elle dem Betrachter klar zu machen, obgleich in seinem Mafssystem nirgends eine Abtheilung in Achtel der halben Elle überhaupt vorkommt. Solche Spielereien, die keines- wegs so »einfach«, wie er sagt, aus seiner irre führenden Ausdrucks- weise heraus zu verstehen sind, erlaubt sich Hr. Orrerr hier ernst- haft vorzulegen. Das Ungereimteste bei der ganzen Sache ist aber das, dafs der Babylonische halbe Fufs gar nicht die Länge des besprochenen Streifen hat, weder 270 noch 271 Millimeter, sondern nur 262 enthält. Hr. Oprerr stellt nämlich zwei halbe Ellen von verschiedener Länge auf. Die eine assyrische, welche er nach der unrichtig gemessenen Mauer von Charsabad zu 0”,274 bestimmt (Eraron S. 14. 28. 38), ist die gröfsere, und entspricht einer ganzen Elle von 0”,54s. Die andere babylonische halbe Elle aber nimmt er mit allen übrigen Gelehrten, als gleich der ägyptischen, zu 0",262 an, also die ganze Elle zu 0,525. 852 Gesammtsitzung vom 19. October. Nun ist es ja klar, dafs wir es hier bei einem alten chaldäischen Denkmale aus Babylonien mit sumerischer Inschrift!) nur mit der babylonischen Halbelle zu 0”,262 zu thun haben können, nicht mit m „274 rechnet. Dieser letzteren aber setzt er, ohne ein Wort darüber zu verlieren, sem »Mafs« der Statue mit der assyrischen, die er zu ( 0",270 oder »7ı gleich. Dieses wäre also gar nicht ein babylonisches Mafs, sondern ein assyrisches, was weder er, noch irgend wer hier suchen kann. Mit einem Worte Hın. Orperr’s Auffindung des babylonischen Grundmafses in Form eines Lineals auf dem Schofse einer altbaby- lonischen Statue mit Mafseinschnitten ist gleichfalls eine gänzlich verfehlte ungesunde Idee. Das Lineal wird eine Borde des Kleides sein mit beliebig aufgetragenen Strichen oder etwas Ähnliches; und auch der »Bauplan« wird nur eine Tafel zu liturgischen Zwecken sein. Hrn. pe Sarzec empfehle ich, die beiden Statuen von mehreren Seiten, so dafs man das »Lineal« deutlich sehen kann, photographisch zu publieiren. Ich füge hier endlich noch einige Worte hinzu über den Auf- satz des Hrn. Aurss: Essay sur le systeme metric assyrien (avec 2 pl.)”). in welchem er eine neue Erklärung der Tafel von Senkereh geben will. Er kennt aber nur, was G. Swrtn in der Ägypt. Zeit- schrift 1872, S. 109 ff. und was Orrerr in seinem Etalon 1875 dar- über gesagt haben, und weifs nichts von meinen Aufsätzen darüber in der Ägypt. Zeitschrift 1877 S. 49 ff., noch von meinen Discussionen mit Orrert in den Schriften der Berliner Akademie, noch auch von Orrerr's späteren Wiederholungen in den Göttinger Gelehrten Anzeigen. Er kennt daher überhaupt nicht die Form der Tafel, wie sie früher war, sondern nur die unrichtige Publication. wie sie vom brittischen Museum in den Cuneiform Inser. of Western Asia, vol. IV. 1875 pl. 40 gegeben wurde, nicht meine Photographie des Stückes, noch meine Restauration desselben. Er nimmt im Widerspruch mit dem Original gleich hohe Zeilen in jeder Columne an und ergänzt nach oben, ähnlich wie Orrert, welcher die rechte Columne zu e. 60 Zeilen berechnet, statt zu 36, ungefähr 24 Zeilen zu viel aut einem Stück Thon, welches so nie existiren konnte. In dieselbe Unordnung gerieth ihm natürlich die linke Seite der Tafel, und seine Gesammtergänzung von 65 neuen Zeilen ist nun um 29 Zeilen zu !) Doch geht aus dem, was Hr. Orrerr sagt, nicht hervor, dafs auch die Statue mit dem ungebrochenen »Mafsstabe« eine Inschrift trägt. 2, In dem Reeueil de travaux relatifs a la philol. et archeol. Egyptiennes et Assy- riennes vol. II, livr. 3 et 4, Paris. 1882. 8. R. Lersivs: Über die babylonische halbe Elle des Hrn. Orrerr. 853 grofs ausgefallen. Nach seiner Erklärung wären auf beiden Seiten, auf der assyrischen und auf der babylonischen, gar keine eonereten Mafse angegeben, sondern nur abstracte Zahlen, die auf ganz ver- schiedene Verhältnisse angewendet werden konnten, und hier vor- zugsweise nicht auf Längenmafse, sondern auf Gewichte Bezug hatten (S. 171). Er fragt. warum man lesen will: Eparasanre = BWstades.. .2...2.. statt 1 talent 1 stade — 60 sa od. decempedes » I mine forte l decempede — 2 qanu od. passus .. » 1siele 1 passus — AN BMPANSH an een » 1 drachme EI RER » 1 obole. Er versteht also die ausgeschriebenen Worte uban , ammat (— u). ganu gar nicht, welche allein schon beweisen, dafs hier von Längen- mafsen die Rede ist. Als solche erkennt sie auch Orrerr an, erklärt sie nur falsch, indem er uban nicht als Finger, sondern als ongle, ammat — u nicht als Elle, sondern als halbe Elle oder Spanne, und ganu nicht als Ruthe von 6 Ellen, sondern als canne von 6 Spannen erklärt. Selbst die Bemerkung des Hrn. Aurzs S. 172, dafs die Zahl 9 auf der linken Seite immer in 2, auf der rechten in 3 Reihen von Keilen geschrieben werde, bewährt sich nicht: beide Zeichen finden sich auf beiden Seiten ohne Unterschied. Das Verständnifs der Inschrift hat demnach durch diese Arbeit nichts gewonnen. ri Bn PEN Ah Ä ae NAT aut I} TIL Du, NEBEN Fe nn ne BE W,L7T ah. h D ’ | ME ar IR erh ur hr Oi y 14 are RAN) N. EInE ER '\ 7; ie SER Ir ne (7 a Ar he FA Ki n mul u IR | HAHN, Ara ' PR: Ka NE 1 er j Be 76 v 7 2% Por BInELIRBEnN DR a | j f m KAT x 67 yualh, Tr: ee LS 1 kr un EEE EEitE RN WR AR ER. u er nid ae Auch Ir Ei ar RETIFiN 1 A EN (an 9 a TO ER PET IT ae N; al an u, an Er en a Tr BVL), ar 1, a, BE an urn ir N Ai Payne Duni N DRART ; ee PO Ba EINEN FE I 2 er ih Ra ee ar Eur Kalle > Sure RZ nase . - 2108 ı u E ee Se in Hl, EZ, ang Neue Beobachtungen über den Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. Von N. PrınssuEm. (Vorgelest am 8. Juni [s. oben S. 611].) Hierzu Taf. XIV. D- letzten histologischen Elemente, welche als Träger der sexuellen Funetion erkannt sind, erscheinen auch in einigen Abtheilungen des Pflanzenreiches in der im Thierreiche typischen Form von Samen- körper und Ei. Allein vorwiegend finden sich bekanntlich in den Zeugungsvorgängen der Gewächse solche Conjugationsformen der Ge- schlechtszellen vertreten, in welchen die bei der Zeugung functionell wirksamen Elemente ihrer Form nach bisher nicht unterschieden werden konnten. Die ganze grosse Reihe dieser copulativen Befruchtungsvorgänge bei Phanerogamen, Pilzen, Florideen und copulirenden Algen steht so dem Zeugungsacte durch Samenkörper und Eier histologisch noch fremdartig gegenüber. Zumal in den einfachsten Formen der Copu- lation erscheint der Zeugungsaet unter Verlust des charakteristischen morphologischen Momentes, welches ihn überall sonst auszeichnet, als eine blosse Vermischung von formlosem Protoplasma. Ich war stets geneigt, in den letztgenannten Fällen noch eine Lücke in den Beobachtungen zu vermuthen. Die reiche Formen- mannigfaltigkeit der Befruchtungsvorgänge, die im Pflanzenreiche bereits vorliegt, darf mit Recht als eine zusammenhängende Stufen- folge von Entwickelungsformen des Zeugungsactes angesehen werden, welche phylogenetisch mit dem Zeugungsacte, der durch Samenkörper und Eier vermittelt wird, verbunden sind. Es liegt daher die Ver- muthung nicht fern, dass auch die letzten Sexualelemente in den scheinbar noch abweichenden Zeugungsformen eine zur Gestalt der Samenkörper und Eier ansteigende, oder doch mit ihr verwandte, Bildungsreihe von Formen durchlaufen. Die Untersuchung der copulativen Befruchtungsvorgänge kann in dieser Richtung keineswegs schon als abgeschlossen gelten. Dass 356 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. aber die hier supponirten, von dem übrigen Protoplasma der Ge- schleehtszelle unterscheidbaren Samenkörper, wo sie existiren, in ihrer Gestalt von den bekannteren Formen der frei beweglichen Spermatozoiden nothwendig abweichen müssen, bedarf keiner besonderen Hervorhebung. Es folgt schon aus der Bekanntschaft mit den Formen der Copula- tionsvorgänge. Für einige copulative Befruchtungsvorgänge, welche ich als höhere Formen der Copulation bezeichnen möchte, so namentlich für den Befruchtungsaet der Saprolegnieen und Phanerogamen, sehien mir die Annahme der Existenz bestimmt geformter Samenelemente fast nothwendig geboten und ich habe dies auch wiederholt ausgesprochen. Allein bisher fehlten mir entscheidende Beweise für meine Annahme. Ich glaube diese jetzt durch neue Beobachtungen zunächst für die Saprolegnieen gefunden zu haben. Ich theile dieselben hier mit als einen weiteren Beitrag zur Lehre von der genetischen Entwickelung der Samenelemente im Pflanzenreiche und glaube, dass die beobachteten Erscheinungen, wenn ich mich nicht irre, eine neue Form und Modalität nachweisen, in welcher das befruchtende Protoplasma auf das Ei übertragen wird. Im Zusammen- hange hiermit muss ich zugleich die ganz abweichenden Vorstel- lungen, welche pe Bary neuerdings über den Befruchtungsact der beiden Gattungen Achlya und Saprolegnia ausgesprochen hat, nothwendig einer Kritik unterziehen und glaube deshalb meine Mittheilung am besten mit einem kurzen Rückblick auf die Geschichte des Gegenstandes und den gegenwärtigen Stand der Befruchtungsfrage bei Achlya und Sapro- legnia beginnen zu sollen. Der Befruchtungsvorgang der Saprolegnieen, im Besonderen der der Gattungen Saprolegnia und Achlya, erinnert durch die eigenthüm- lichen Befruchtungschläuche, welche die Antheridien in die Oogonien hineinschicken, auffallend an den Befruchtungsvorgang der phanero- gamischen Pflanzen vermittelst Pollenschläuche. Zur Zeit, als ich diesen Befruchtungsaet auffand, waren in der That die Pollenschläuche die einzigen homologen Gebilde, welche zur Örientirung und zum Verständniss des Vorganges bei den Saprolegnieen herangezogen werden konnten und diese auffallende Analogie der den Befruchtungsstoff fortleitenden Bildungen gab damals für mich den ersten Anstoss, hier einen Befruchtungsvorgang zu vermuthen. Später wurden ähnliche, den männlichen Zeugungsstoff von einer weiblichen Empfängnissstelle zur anderen fortleitende Befruchtungsschläuche be- kanntlich von Tuvrer und Borxer auch bei den Florideen aufgefunden. N. Pringseeim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 857 Nach allen begleitenden Erscheinungen, welche während des Herantretens der Befruchtungsschläuche in der Ausbildung und Reifung der Oosphaeren wahrgenommen werden, liess sich schon damals nicht daran zweifeln, dass hier ein wirklicher, eigenthümlicher Befruchtungs- act vorliegt. obgleich derselbe offenbar von den anderen tallophyti- schen Befruchtungsvorgängen, die man damals kannte, bedeutend abwich. Dieser von mir vertretenen Auffassung haben sich dann, wie bekannt, unbeschadet einzelner Divergenzpunkte, auch alle folgenden Beobachter der betreffenden Vorgänge übereinstimmend angeschlossen, obgleich ein materieller Übergang befruchtender männlicher Form- elemente in die Oosphaeren hier nicht mit Sicherheit constatirt wer- den konnte. Dieselben Organe, die ich für die Saprolegnieen nachgewiesen und für Sexualorgane erklärt hatte, sind alsdann, wie gleichfalls bekannt, später von pe Bary auch bei den Peronosporeen aufgefunden und auch hier eonform meiner Auffassung bei den Saprolegnieen als Sexualorgane gedeutet worden. Ferner habe ich noch gleichzeitig nachgewiesen, dass in den Gat- tungen Saprolegnia und Achlya die männlichen Sexualäste öfters fehlen, und dass diese mehr oder weniger rein weiblichen Formen trotzdem ihre Eianlagen zur Reife und zur keimfähigen Entwicklung bringen. Ich habe nun schon vor Jahren gezeigt,') dass hier ein Fall ächter Parthenogenesis vorliegt und dass man daher bei den Arten der Gattungen Saprolegnia und Achlya sexuelle und parthenogenetische Formen zu unterscheiden hat. Dies ist ungefähr, so kurz als möglich zusammengedrängt, der positive Inhalt dessen, was über die wesentlichen Befruchtungsvorgänge bei den Saprolegnieen seither als erwiesen galt. In der neuesten Zeit ist nun aber von ve Barr’) gegen die hier dargelegte Auffassung der Sexualvorgänge bei Saprolegnia und Achlya ein unerwarteter Widerspruch erhoben worden. Während ve Bary früher meine Ansicht getheilt und in seinen Schriften vertheidigt hat, negirt derselbe jetzt die Existenz eines Befruchtungsaetes in den Gattungen Saprolegnia und Achlya völlig. Er hält zwar die von mir gegebene Deutung der Organe, um die es sich hier handelt, als Sexualorgane für die beiden Familien. bei welchen sie ') Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. IX. S. 192 u. f. ®) A. ve Bary und Woronın, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze. Vierte Reihe. (Abhandlungen der Senkenberg. naturf. Gesellschaft. Bd. XI.) Frankf. a. M. 1881. Ich eitire hier immer die Seitenzahlen des besonders paginirten Separatabdruckes. 858 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. vorkommen, den Saprolegnieen und Peronosporeen, nach wie vor un- verändert aufrecht; auch bringt er selbst eine neue Reihe von Beob- achtungen bei, welche die Existenz eines Befruchtungsactes für einige Gattungen der Familie, z. B. für Pythium, in der Weise, wie ich ihn behauptet hatte, und ferner ebenso für die Peronosporeen erweisen: Allein er behauptet, dass die drei Gattungen Saprolegnia, Achlya und Aphanomyces im Laufe der Zeit »apogam« geworden sind. Es sollen die männlichen Sexualorgane derselben auch dort, wo sie in ihrer morphologischen Ausbildung vollkommen erhalten sind, ihre physio- logische Funetion schon eingebüsst haben. Die Gattungen Pythium, Phytophtora, Peronospora sollen dagegen nach pe Barv, obgleich sie wesentlich ganz dieselben, und nicht einmal so vollkommen entwickelte Sexualorgane besitzen, ihre Sexualität noch unverändert beibehalten haben. Dieser Vorstellung haben sich dann auch ohne weitere Prüfung einige jüngere Botaniker angeschlossen '). Ich halte demgegenüber auch jetzt für die beiden Gattungen Saprolegnia und Achlya meine frühere Behauptung von der Existenz einer Sexualität bei den Saprolegnieen noch aufreeht und glaube auch die Lücke in der Beobachtung des Befruchtungs- actes, die hier noch vorhanden war, ausfüllen zu können. Die Hypothese der Apogamie, welche pr Bary für die mit männ- lichen Sexualästen versehenen Saprolegnien und Achlyen aufstellt, ist, wie ich meine, ein leicht zu widerlegender Irrthum. Gerade in diesen beiden Gattungen sind die männlichen Organe, Antheridien und Befruchtungsschläuche, unter dem ganzen Kreise der hierher gehörigen Pflanzenformen am allervollkommensten ausgebildet, und dies muss schon von vorn herein gegen die Auffassung von pE Bary einnehmen. Auch glaube ich. dass die bisher bekannten Erfahrungen schon an und für sich allein hinreichen, um die Existenz eines Befruchtungsaetes bei diesen Pflanzen zu erweisen. Das charakteristische Zusammentreffen aller biologischen Entwicklungs-, Wachsthums- und Reifungs-Erschei- 1) Z. B. FALkengBerg in seinem Aufsatze » Die Algen im weitesten Sinne« in Scuex«k Handbuch der Bot. Bd. U. S. 299. — Ferner A. Fischer in »Untersuchungen über die Parasiten der Saprolegnieen«. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. XIII. S. 288, und wie ich bei der Correetur dieser Zeilen sehe, auch GöBEL in seinen soeben erschienenen Grundzügen der Systematik etc. S. 104—108, ohne meine entgegenstehenden Angaben auch nur zu berücksichtigen, welche immerhin schon deshalb Beachtung oder Er- wähnung verdient hätten, weil doch die Kenntniss der eigenthümlichen Form des Befruchtungsactes, der bei Saprolegnieen und Peronosporeen auftritt, erst durch meine Untersuchungen über Pythium, Saprolegnia und Achlya eröffnet worden ist. Ob aber das letzte Wort über die Histologie des Zeugungsactes bei Pythium und den Peronosporeen schon gesprochen ist, wird let "bald die Zukunft lehren. . Ind N. Prınsspeim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 859 nungen in den Antheridien, Befruchtungsschläuchen und Oosphaeren ist nur aus dem Zwecke der Befruchtung zu erklären. Zu diesen Erscheinungen, auf die ich 1857 aufmerksam machte, rechne ich: ı. schon die Existenz der Befruchtungsschläuche, deren physiologische Bedeutung ja unverkennbar ist; 2. das Anwachsen der Antheridien an bestimmte Stellen der Oogonien, die ich früher für Löcher, später für Copulationswarzen erklärte; 3. das charakteristische Hineinwachsen der Befruchtungsschläuche bis an und zwischen die Oosphaeren; 4. die gänzliche oder theilweise Entleerung des Inhaltes der Anthe- ridien und der Befruchtungsschläuche gerade während der Befruch- tungsperiode, d. h. dann, wenn die individualisirten Oosphaeren sich mit Membranen umgeben. Diese biologischen Vorgänge, welche ich damals nicht bloss für Saprolegnia und Achlya, sondern namentlich auch für Pythium genau festgestellt habe, in Verbindung mit den allgemeinen Sätzen, die sich schon aus meinen ersten Untersuchungen über die Sexualität der Tallo- phyten ergeben hatten, wonach t. die ruhenden Sporen der Zoosporeen als befruchtete Eier erkannt wurden, und im Zeugungsacte der Pflanzen eine »materielle Vereinigung« der männlichen Zeugungselemente mit den Oosphaeren stattfindet, [97 führen schon zu dem Schlusse, dass auch bei den Saprolegnieen ein Befruchtungsaet vorliegt, und dass zugleich ein Übergang von befruch- tenden protoplasmatischen Elementen aus dem Inhalte der Befruchtungs- schläuche in die Oosphaeren hier vorausgesetzt werden muss. Ich glaube, dass diese Schlüsse auch gegenwärtig noch ihre volle Berechtigung haben. Aber der letztere Punkt, den ich soeben berührt habe, die materielle Vermischung der Zeugungsstoffe, welcher seit meinen Beobachtungen an Vaucheria und Oedogonium bei den Untersuchungen von Befruchtungsvorgängen mit Recht in den Vordergrund gestellt wird, war bei den Saprolegnieen von mir nicht direet wahrgenommen worden. Der neuere Widerspruch, den pe Barr erhebt, geht nun von dieser noch vorhandenen Lücke in der Beobachtung aus. Die Hypothese der Apogamie, welche pe Bary für die Saprolegnieen aufstellt, gründet sich, wie ein eingehendes Studium seiner umfang- reichen Schrift belehrt, nämlich nicht auf neue positive Thatsachen über den Reifungsprocess der Oosphaeren, welche einen Befruchtungsact mit Nothwendigkeit ausschliessen, sondern stützt sich wesentlich 360 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. nur auf eine negative Beobachtung, darauf nämlich, dass es ihm nieht geglückt ist, bei Saprolegnia und Achlya einen Übergang von protoplasmatisceher Substanz aus den Befruchtungsschläuchen in die Oosphaeren und eine offene Communication zwischen beiden direet wahrzunehmen. Bei seinen sorgfältigen Untersuchungen der Saprolegnieen und Peronosporeen findet pe Bary einerseits nach Anlegung der Befruchtungs- schläuche an die Oosphaeren offene Communication und Übergang proto- plasmatischen Inhaltes nur bei Pythium und Phytophtora, dagegen weder offene Communieation, noch sichtbaren Übergang von Substanz bei Peronospora, Saprolegnia, Achlya und Aphonomyces, und er schliesst hieraus, dass ein Befruchtungsaet nur für Pythium und die Pero- nosporeen anzunehmen sei, bei Saprolegnia, Achlya und Aphanomyces aber nicht. Consequenter wäre es allerdings meiner Meinung nach den Sexualaet dann auch für Peronospora zu negiren, denn auch bei dieser Gattung war ja offene Communication und Übertritt von Protoplasma nicht zu beobachten. Ich glaube aber, wie ich gleich hier bemerken will, im Nachfolgenden den Beweis liefern zu können, dass eine offene Communication zwischen den Sexualzellen kein nothwendiges Postulat für die Existenz eines Befruchtungsactes ist, und dass der Übertritt von Substanz unter Formen statfinden kann, die sich dem Beobachter leicht entziehen, wenn sie nicht in den Kreis der von ihm gekannten Bildungen gehören. Bei Saprolegnia und Achlya lässt sich pe Bary allerdings in seiner Auffassung noch von der Existenz der von mir nachgewiesenen partheno- genetischen Formen bestimmen. und ausserdem veranlassen ihn auch noch theoretische Vorstellungen über den Stammbaum der Pilze, gerade in den Saprolegnieen einen sicheren Fall der von ihm vertheidigten Apogamie zu erblicken, welche er, wie es scheint, jetzt allgemeiner für die Pilze anzunehmen geneigt ist. Doch dies sind im Grunde nur vergleichende, morphologische und phylogenetische Deduetionen, denen durch positive Befunde der Boden leicht entzogen werden kann, auf dem sie stehen. Die Saprolegnien und Achlyen, welchen die männlichen Neben- äste fehlen. sieht pe Bary nämlich nicht, wie ich dies gethan habe, für parthenogenetische Formen der sexuellen Species an, die unter wechselnden Umständen entstehen können, sondern hält sie für beson- dere Rassen dieser Species‘). Die Entstehung dieser Rassen durch ') Anknüpfend an den Widerspruch. der hier zwischen pe Bary und mir über die Natur der parthenogenetischen Formen der Saprolegnieen besteht, will ich gleich- zeitig beiläufig kurz erwähnen, dass auch die vielfachen sonstigen Ausstellungen, N. Prısesaeim: Befruchtungsact der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 861 Unterdrückung der männlichen Aste, die übrigens, wie ich gezeigt habe, bald eine mehr, bald eine weniger vollständige ist, betrachtet er nun als Beweis dafür, dass die männlichen Aste bei den Sapro- welche ve Bary in Nebenpunkten in der citirten Abhandlung gegen meine Angaben bei den Saprolegnieen erhebt, wie z. B. gegen die über die Keimungsdauer der parthenogenetischen Sporen, über die Structur der Achlya-Sporen, über die Beden- tung der Copulationswarzen u. s. w., sachlich durchaus unbegründet sind, und nur in einem wenig gerechtfertigten Misstrauen gegen die Genauigkeit und Sorgfalt meiner Untersuchungen ihre Erklärung finden. Was zuerst die parthenogenetischen Formen betrifft, so bezweifelt pe Bary die Richtigkeit meiner Angaben über ihre Entstehung in der Cultur bei Achlya polyandra, weil die Saprolegnia monoica, die er untersuchte, in ihren sexuellen Charakteren im Laufe einer ganzen Anzahl von Generationen constant blieb. Aber er findet doch selbst, dass bei Saprolegnia asterophora und Aphanomyces »die Antheridien oft (nicht immer) ausbleiben. wenn der Rasen alt wird« (S. 76 des Separatabdrucks); ähnlich wie ich dies zuerst gerade für Achlya polyandra behauptet hatte. Allein er geht noch weiter und erklärt meine Angaben bei Achlya polyandra aus einer Verwechselung mit neben- astlosen Saprolegnien, die sich in meine Culturen eingeschlichen hätten und die ich für die nebenastlosen Formen der Achlya polyandra gehalten haben soll. Als Beweis für diesen Irrthum führt er ferner an, dass auch meine Beschreibung der Struetur der Achlya-Sporen falsch ist, und dass die nebenastlosen Pflanzen in meinen Culturen schon nach der Beschreibung, die ich von dem Bau ihrer Oosporen gebe, gar nicht in den Entwickelungskreis einer Achlya, sondern in den einer Saprolegnia gehören mussten. Die Structur der Oosporen der Achlya-Arten, namentlich von Achlya polyandra und prolifera, soll sich nämlich nach pe Bary sehr auffallend und wesentlich von der der Saprolegnien unterscheiden. Der bekannte, grosse sog. Fetttropfen , welcher bei den Saprolegnien das Centrum der Oospore einnimmt, soll bei den Achlya-Arten seitlich liegen. Diese ganze Erklärung meines vermeintlichen Irrthums geht aber von falschen Prämissen aus und der Irrthum liegt hier in der That nicht auf meiner Seite. Ich kenne die Pflanze nicht, die pe Bary Achlya polyandra nennt, und will daher meinerseits keine Erklärung des Widerspruchs zwischen seinen und meinen Angaben über die Structur der Achlya-Sporen versuchen. Dagegen halte ich für die von mir untersuchte Achlya polyandra, welche in ihren Charakteren durchaus mit der Pflanze übereinstimmt, die HırpEesrann so genannt hat, die Richtigkeit meiner Angaben über den Bau ihrer Oosporen in allen Punkten aufrecht. Sie besitzen durchaus den typischen Charakter der Oosporen der Saprolegnien: centraler Fetttropfen, peri- pherisches Körnerplasma mit einer Vacuole in demselben. in welcher noch ein Zellkern liegt (Fig. 13). ganz so oder doch wesentlich so, wie bei den Saprolegnia - Arten und wie ich es früher (Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. IX S. 198) beschrieben und dort auf Tafel XVII und XX wiederholt abgebildet habe. Dasselbe gilt übrigens auch von den Oosporen der Achlya racemosa und lignicola (Fig. ı2b). Die von ve Bary für Achlya polyandra angegebene seitliche Lage des Fetttropfens unter völligem Zurück- drängen des Körnerplasma auf die andere Seite tritt bei der von mir untersuchten Achlya polyandra nur bei Anwendung eingreifender Reagentien nach dem Tode ein (s. h. Fig. 3, 5, 6). Achlyen und Saprolegnien unterscheiden sich daher keineswegs, wie pe Bary will, generell schon durch den Bau ihrer Oosporen. Schon die zahlreichen Figuren derOosporen meiner Achlya polyandra in meiner Abhandlung Taf. XVII Bd. IX der Jahrbücher, die doch immerhin einiges Vertrauen verdienen, hättenpe Barv überzeugen können, dass seine Vermuthung über meine vermeintlichen Irrthümer und Verwechselungen nicht zutrifft. Die parthenogenetischen Formen der Achlya polyandra existiren daher nicht nur, wie ich getrost versichern darf, sondern sie sind auch nebenastlose Formen der mit Nebenästen versehenen Exemplare, zu denen sie specifisch gehören. Sitzungsberichte 1882. 68 862 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. legnieen ihre physiologische Bedeutung verloren haben und folgert hier- aus, dass sie auch bei den sexuellen Formen, obgleich sie hier doch mit ihren Antheridien und Befruchtungsschläuchen noch vollkommen erhalten sind, ihre Funetion nieht mehr ausüben. pE Bary erklärt allerdings die nebenastlosen Formen, die bei verschiedenen mit Nebenästen versehenen Species der Saprolegnieen wiederkehren, für besondere Rassen und hierauf gründet sich in den meisten biologischen Fragen sein Widerspruch gegen meine Angaben. Der Unterschied scheint mir factisch nicht gross. Es genügt mir das eigene Eingeständniss von pe Bary, dass diese nebenastlosen Formen keinerlei sichere Charaktere zeigen, welche sie von den Formen mit Nebenästen unbedingt speeifisch unterscheiden, und dass er selbst bei Saprolegnia asterophora und Aphono- ınyces das Verschwinden oder Zurückgehen der Antheridien in der Cultur beobachtet (l.e. S. 104 u. 76). Dies eben habe ich von den parthenogenetischen Formen behauptet und darauf (l. ec. 197— 198) ihre Entstehung zurückzuführen gesucht. Zur Aufstellung von Rassen scheint mir eine durch vielfache Generationen erhaltene Con- stanz gewisser habitueller Merkmale zu gehören, wie sie z. B. bei den Rassen unserer eultivirten Naturpflanzen durch Hunderte von Generationen zu Tage tritt. Jedenfalls verlangt doch die Feststellung der Existenz von Rassen eine durchgeführtere Unter- suchungsreihe, als sie die über wenig aufeinanderfolgende Generationen ausgedehnten Untersuchungen an Saprolegnien gewähren können. Muss man aber zugeben, dass die nebenastlosen Formen speeifisch von denen mit Nebenästen nicht verschieden sind, dann fallen auch die Schlüsse über die Keimungs- dauer der parthenogenetischen Oosporen in meinem Sinne aus, und die von pe Bary gefundenen Zahlen (S. 80 der Separatausgabe) widerlegen nicht, sondern bestätigen vielmehr, richtig interpretirt, die von mir gefundene Thatsache, dass die partheno- genetischen Sporen der Saprolegnieen früher keimen, als die befruchteten. Dass daneben auch specifische Unterschiede in der Keimungsdauer sich geltend machen, ist hierbei ohne Belang. Was endlich die Copulationswarzen betrifft, so erkenne ich hier den Punkt, in welchem ve Barv gegen mich im Recht ist, bereitwillig an. Die Stellen, wo sie hervortreten, sind nicht offene Löcher, wie ich dies 1850 behauptet und ve Bary selbst 1852 bestätigt hatte, sondern es zieht sich regelmässig jedesmal noch ein äusserst feines Häutchen über sie hinweg. Dagegen entspricht, und dies ist biologisch wichtiger, die organologische Deutung, die ich von ihnen 1873 (Jahrb. f. wiss. Bot. IX. S. 208) gegeben habe, genau dem wirklichen Thatbestande. Sie sind für die Copulation mit den Nebenästen vorbestimmte Bildungsorgane der Oogo- nien und verrathen, wo sie vorhanden sind. deutlich den activen Antheil, welchen die Oogonien an dem Copulationsaete nehmen. Dass sie bei manchen Arten wenig oder gar nicht ausgebildet sind, in anderen Fällen zu sterilen Ästen auswachsen, ändert an ihrer ursprünglichen morphologischen Bestimmung ebensowenig, als der Umstand, dass es Fälle giebt, wo Antheridien zwischen zwei zu sterilen Ästen ausgewachsenen Papillen sitzend gefunden werden. Nicht jede Narben-Zelle erfüllt ihre Bestimmung und Pollenkörner findet man unter Umständen auch in den Griffel- Haaren und doch ist die Narbe die vorgebildete Empfängnissstelle für den Pollen. Die Erscheinungen sprechen zu deutlich, wenn man zahlreiche und verschiedene Fälle überbliekt, als dass die Überzeugung von dem bestehenden Verhältnisse sich nicht dem Beobachter unmittelbar aufdrängen sollte. Namentlich dort, wo eine grössere Regelmässigkeit in Zahl und Anordnung der Nebenäste und der Copulations- warzen herrscht, wie bei Achlya racemosa und lignicola und wo bei nahe benachbarten Oogonien die Nebenäste nicht nur an die Papillen des Oogonium anwachsen,, unterhalb welchem sie entstanden sind, sondern oft auch in ganz affallender Weise die Papillen der ihnen nicht angehörigen Oogonien aufsuchen und mit ihnen copuliren. N. Prınssuemm: Befruchtungsact der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 863 ‚Der Fall liegt aber bei den Saprolegnieen offenbar nicht anders, als in anderen ähnlichen Beispielen, wo neben bisexuellen rein weib- liche, parthenogenetische Formen auftreten, deren Entstehungs- und Bildungsgeschichte unbekannt ist. Wollte man so schliessen, so würde z. B. die parthenogenetische Chara erinita als Beweis dafür gelten müssen, dass alle Characeen — COharen und Nitellen — apogam sind trotz der Existenz ihrer Anthe- ridien und Samenkörper, denn auch bei diesen ist die materielle Vereinigung des Samenkörpers mit der Eianlage noch nicht direet beobachtet. Versuche, wie bei Charen, die direete Beobachtung durch das Experiment zu ersetzen, sind allerdings bei Saprolegnieen kaum aus- führbar, allein dies muss eben bei der Beurtheilung nach der einen wie nach der anderen Seite zur grösseren Vorsicht mahnen. Keinesfalls kann die Existenz parthenogenetischer Formen an und für sich gegen die Existenz des Sexualactes bei den sexuellen Formen entscheiden und ich führe dies hier auch nur an, um zu zeigen, dass das Hauptgewicht in pe Barv’s Hypothese der Apogamie der Sapro- legnieen in seinem negativen anatomischen Befunde des Sexualactes bei Saprolegnia und Achlya liegt. Das Endurtheil wird daher von der Sicherheit und Beweiskraft abhängen, welche diesem negativen Befunde zukommen. Wie gross die Schwierigkeiten einer direeten Beobachtung des Befruchtungsactes gerade bei den Saprolegnieen sind, geht schon aus der Geschichte des Gegenstandes hervor. Trotz der zahlreichen Beob- achter herrscht noch immer wenig Übereinstimmung und man ist in der That mit Sicherheit bei den beiden Gattungen, um die es sich hier handelt, nicht über die Thatsache hinausgekommen, die ich bereits in meinem Aufsatze im Jahre 1857 constatirt habe, dass die Befruchtungsschläuche bis an die Oosphaeren vordringen und sich ihnen anlegen. Für die Existenz des Befruchtungsaetes nahm ich schon damals als fernere Andeutungen noch in Anspruch, erstens die sichtbare Entleerung des Schlauchinhaltes, die stets constatirbar ist, wenn auch Ich glaube, dass pe Bary selbst, wenn er erst von dem Zeugungsacte bei Sapro- legma und Achlya überzeugt sein wird, auch die Copulation zwischen Copulations- warze und Nebenast anerkennen wird. Es ist eine Copulation gerade so, wie die zweier aufeinander zuwachsender Verbindungspapillen copulirender Zellen von Spiro- gyven, die auch ein besonderer, von der eigentlichen Vermischung der Plasmakörper beider Zellen verschiedener und zu unterscheidender Act ist. In diesem Sinne habe ich von einer Zerlegung der Copulationsacte in zwei gesonderte Acte gesprochen: Copulation der Neellen der Sexualelemente einerseits, und Copulation oder Vereinigung der letzten wirksamen Plasmagebilde andererseits, wie z. B. bei Sapro- legnia,, Abrlya und Spirogyra (Jahrb. f. wiss. Bot. IX. S. 219 und XI. S. 18— 19). 68* 864 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. ein Theil des Inhaltes in den meisten Fällen noch zurückhleibt; ferner das plötzliche Erscheinen von Plasma-Elementen, die offenbar früher dem Inhalte der Befruchtungsschläuche angehört hatten, ausserhalb der Schläuche und in der Umgebung der Oosphaeren gerade in der Zeit, wenn die Befruchtung stattfinden musste. Da die Plasma-Elemente, die ich hier im Auge habe, vor dem Vordringen der Schlauchspitzen zu den Oosphaeren nicht vorhanden sind, so können sie auch nicht mit jenen protoplasmatischen Bildungsresten des Oogoniuminhaltes ver- wechselt werden, die hin und wieder bei der Entstehung und Ballung der Oosphaeren zurückbleiben, ohne bei deren Bildung verwandt zu werden. Diese Umstände schienen deutlich für einen Austritt der befruch- tenden Substanz aus den Schläuchen zu sprechen und zeigten zugleich, dass hier ebenso wie in anderen Fällen, z. B. bei Vaucheria, nicht der gesammte Inhalt der Antheridien bei der Befruchtung verbraucht werde. De Barry legt auf diese Erscheinungen geringeren Werth. Das Verschwinden des Inhaltes in den Befruchtungsschläuchen könne, wie er meint, davon herrühren, dass derselbe bei dem Wachsthum der Schläuche Verwendung finde, oder vielleicht bei der Athmung ver- brannt werde. Sonderbarer Weise bleibt aber der Inhalt der Stamm- schläuche der Saprolegnieen und auch der der Tragzellen der Antheridien trotz Wachsthum und Athmung bestehen, und dieser bemerkenswerthe Substanz-Verlust, der gerade an der Stelle, wo er hier eintritt, so bedeutungsvoll ist, müsste in einer mehr befriedigenden, anderen Weise erklärt werden, wenn man die nächstliegende Annahme, dass der verschwundene Inhalt für die Zwecke der Befruchtung verwandt sei, zurückweisen und nicht gelten lassen will. | Auch das Vorhandensein der differenten plasmatischen Bildungen neben den Oosphaeren und ausserhalb der Befruchtungsschläuche hält pe Bary für bedeutungslos, da er annimmt, dass alle hier auftretenden Körper ohne Ausnahme nur unverbrauchte Reste des Bildungs- plasma der Oosphaeren sind, was jedoch, wie ich bereits oben hervor- hob, unbedingt nieht richtig ist. Den entscheidenden Beweis aber für seine Annahme, dass hier gar keine Befruchtung stattfindet, sieht pr Bary endlich darin, dass die Befruchtungsschläuche sich zwar an die Oosphaeren anlegen und in feste Berührung mit ihnen gerathen, aber keineswegs mit ihnen ver- wachsen, sondern zeitlebens geschlossen bleiben und bei Anwen- dung von Reagentien sich immer von den Oosphaeren im geschlossenen Zustande zurückziehen. Er behauptet von Sapro- legnia ferax:') »Um über eine offene Communication ins Klare zu kom- ) A,a. 0. S. 41. 42. N. Prısesneim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 865 men, wurden geeignete Exemplare mehrfach im Momente des festesten Aufsitzens des Schlauches getödtet, immer ınit dem gleichen Erfolge: das aufsitzende Ende des Schlauches zeigte sich immer geschlossen. Zumal bei der Einwirkung verdünnter Chlorzinkjodlösung nimmt, in Folge der Wasserentziehung, der Schlauch nach allen Richtungen an Grösse ab. Sein aufsitzendes Ende blieb hierbei nie mit dem Ei in Verbindung, sondern trennte sich von diesem und zog sich relativ weit zurück, umgeben von zarter, aber völlig geschlossener Membran «. Ebenso erklärt er von Achlya polyandra:') »Eine Öftnung des Schlauches findet hier so wenig statt, wie bei Saprolegnia...... Die Berührung der. Schläuche mit den Eiern scheint hier, soweit sich dergleichen bestimmen lässt, weniger innig zu sein als bei Saprolegnia. « Diese Angaben pe Bary's beruhen jedoch auf einer unvollständigen Beobachtung. Es gehört hier viel Geduld dazu, um sich von dem wirklichen Thatbestande zu überzeugen, allein es steht unzweifelhaft fest, dass zahlreiche Schlauch-Enden, welche an die Oösphaeren herantreten und die Befruchtung ausführen, mit denselben an einer, wie es scheint, vorbestimmten Stelle innig und untrennbar verwachsen (Fig. ı, 3, 4, 5. 6, 7. 9, 10). Nur wenn die Reagentien angewendet werden bevor die feste Verbindung und Verwachsung der Schläuche mit den Oosphaeren erfolgt ist, dann tritt der von pe Barry beschriebene Fall ein, dass der Schlauch sich von dem Ei, welches er zu berühren im Begriff war, weit und mit geschlossener Membran zurückzieht (Fig. ı 2, a) In diesen Fällen hat aber auch keine Befruchtung stattgefunden und die Eier reifen auch nicht, wie es der Vergleich der Oosphaeren in a, b, e, Fig. ı2 deutlich zeigt. Wendet man dagegen die geeigneten Reagentien, z. B. das von pe Bary benutzte Chlorzinkjod oder auch andere Contraetionsmittel der Zelle und passende Tinctionsflüssigkeiten an, so findet man jedes- mal, wenn überhaupt die Lage des Präparates eine genaue Beobachtung gestattet, die befruchtende Schlauchspitze mit der Oosphaere nicht nur vollständig, sondern auch unlöslich verwachsen (Fig. 4. 5, 6, 9, ro). Es findet hier dasselbe Verhältniss, wie beim Pollenschlauche statt; es gelingt bei verschiedenen, mechanischen und chemischen Ein- wirkungen eher den Befruchtungsschlauch zu zerreissen, als ihn von der Oosphaere, mit der er verwachsen ist, zu trennen. So habe ich das Verhalten in zahlreichen Fällen constant bei Achlya polyandra gefunden. Um sich hiervon zu überzeugen, ist weiter nichts nöthig, als gut ausgebildete und reichlich fructificirende Exem- plare dieser Pflanze, welche zahlreiche Befruchtungsschläuche in die SSIEhOHISO FE ER 366 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. vielsporigen Oogonien hineinschicken, vorsichtig mit Chlorzinkjod und noch besser, in passender Weise nacheinander, mit Chlorzinkjod und Anilinblau zu behandeln (Fig. 4, 6). Die meisten Befruchtungsschläuche wird man allerdings zwischen dem Haufen der Oosporen sich ver- lieren sehen, ohne dass es bei der äusserst verschiedenen Lage der Oosphaeren gelingt, die VerwachsungssteHe zwischen Schlauch und Oosphaere, wie es hierbei absolut nöthig ist, im Profil zu erblicken; aber bei genügender Ausdauer wird man, namentlich unter den peri- pherisch gelegenen Oosphaeren, Fälle genug finden, die eine genaue Beobachtung zulassen, und diese zeigen mit Evidenz das von mir geschilderte Verhalten, die feste und untrennbare Vereinigung von Oosphaere und Schlauchspitze (vergl. die Figuren-Erklärung). Die peripherischen Oosporen der grösseren und mehr eylindrischen Oogo- nien zeigen oft auch äusserst schön, dass regelmässig an jede Oosphaere eine Spitze der Befruchtungsschläuche herantritt (Fig. 1). Äusserst deutliche und dureh ihre Grösse für die Beobachtung günstige Fälle der Verwachsung liefern bei glücklicher Lage auch solche Oogonien, bei welchen der Inhalt ausnahmsweise nur zu einer einzigen grossen Oosphaere sich gestaltet (Fig. 4. 9). Diese feste und untrennbare Vereinigung von Oosphaere und Befruchtungsschlauch findet ebenso, wie bei Achlya polyandra, auch bei Achlya racemosa und lignicola statt. Bei Achlya polyandra zeigt aber die Verwachsungsstelle ferner noch eine bemerkenswerthe, äusserst charakteristische Eigenthümlichkeit. Die Oosphaere ist an der Stelle, an welcher die Verwachsung voll- zogen ist, zu einer deutlichen, über ihren Umriss scharf vorspringenden Papille ausgezogen (Fig. 3a, 4. 5, 6, 9. 10) und man sieht nun, dass nach der Befruchtung die entstehende Oosphaeren -Membran sich zwar längs ihres ganzen Umrisses ausbildet, an der vorspringenden Papille anfänglich aber noch fehlt. Man sieht deutlich, dass die Verwachsung hier zwischen der Schlauchspitze und der nackten, noch membran- losen Papille der Oosphaere stattgefunden hat. Ob diese Papille an der Oosphaere schon vor der Verwachsung vorhanden war, oder ob die nackte Stelle der Oosphaere, an welcher die Verwachsung statt- fand, erst in Folge derselben zur Papille ausgewachsen oder vorge- zogen ist, darüber geben meine bisherigen Beobachtungen keine sichere Auskunft. Doch weisen vielerlei Umstände darauf hin, dass die Ver- wachsung in der That an einer vorher bestimmten Stelle der Oosphaere stattfindet. In den Fällen, in welchen zahlreiche Oosphaeren in einem Oogonium gebildet werden und in einem kugeligen Haufen zusammen liegen, wie dies ja für Achlya polyandra die Regel ist, scheinen diese zur Verwachsung bestimmten Stellen der Oosphaeren sämmtlich nach N. Prınssueim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 867 dem Centrum des Haufens gerichtet und somit einander zugekehrt. Hierdurch namentlich wird die Beobachtung der Verwachsungsstellen so sehr erschwert. Dies erklärt aber zugleich das Verhalten der Be- fruchtungsschläuche, welche man gewöhnlich direet in das Centrum des Oosphaeren -Haufens hineinwachsen sieht, und erst dort bilden sich, meist unter fortlaufender, gleichsam sympodialer Verzweigung, jene sehr kurzen Zweigspitzen aus, welche mit den hier benachbarten Oosphaeren an den vorbestimmten Stellen verwachsen. Das Zweckmässige in diesem Verhalten spricht gleichfalls deutlich genug für die eintretende Function. Unter den mehr unregelmässig gelegenen, von dem zusammenliegenden Haufen getrennten Oosphaeren finden sich dann die für die direete Beobachtung günstigeren Fälle (Fig. ı, 6). Die Existenz der Verwachsungspapillen bei Achlya polyandra er- weist wiederum den activen Antheil, welchen die weiblichen Sexual- zellen an dem Befruchtungsacte nehmen. Doch bemerke ich, wie bereits hervorgehoben, dass diese Papillen nur bei Achlya polyandra an den befruchteten Oosphaeren constant auftreten: bei den Formen der Achlya lignicola und racemosa sah ich immer nur feste Verwachsung, aber keine deutlich bemerkbare Papille. Über den bei dieser Verwachsung stattfindenden Übergang von Schlauchinhalt in die Oosphaere giebt aber die Beobachtung im Innern der Oogonien allerdings keinen genügenden Aufschluss. Man sieht nichts Anderes, als dass die Schlauchspitze der Oosphaere fest aufsitzt (Fig. 1— ro) und dass der Schlauch mehr oder weniger merklich an Inhalt verliert und es ist kaum festzu- stellen, ob während der ganzen Dauer der Verwachsung die feste Be- grenzungslinie, welche der Wand der Schlauchspitze entspricht, noch sichtbar ist oder nicht. Meist sieht man sie allerdings völlig deutlich; ebenso oft erscheint sie aber undeutlich oder verwischt oder ge- quollen (Fig. 4. 6. 9). Das Verständniss dieses Verhaltens wird sich aus den Erscheinungen ergeben, auf die ich weiter unten zu sprechen komme. In den seltensten Fällen erhält man eine Andeutung einer Communication zwischen Ei und Schlauchinhalt und gelangt dazu innerhalb dieser Übergangsstelle, protoplasmatischen Inhalt zu beob- achten (Fig. 6). Hierauf lege ich jedoch bei meiner Auffassung des hier stattfindenden Vorganges weniger Werth. Dagegen ist es von grösserem Belang, dass die angewachsenen Spitzen der Schläuche nach ihrem Herantreten an die Oosphaeren, wie dies immer constatir- bar ist, inhaltsärmer werden. Oft erscheinen sie völlig leer, immer aber hat ihr Inhalt, verhältnissmässig zu seiner ursprünglichen Fülle, an Masse deutlich verloren (Fig. ı, 3, 9, 10, 16, 17). 368 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. Die unmittelbare Beobachtung direet an der Verwachsungsstelle hat mich somit, trotz der angewandten Mühe, wie bereits erwähnt, nieht weiter geführt. Dagegen, glaube ich, gewähren die Erschei- nungen, welche es mir noch gelang, an den Antheridien und in den Befruchtungsschläuchen aufzufinden, einen weiteren Aufschluss über den materiellen Vorgang, der sich hier offenbar zwischen Oosphaere und Befruchtungsschlauch abspielt. Bei genauerer Aufmerksamkeit auf den Inhalt der Antheridien und Befruchtungsschläuche bei Achlya polyandra und bei den verschie- denen Formen, welche die Achlya racemosa und lignicola bilden, wird man bald wahrnehmen, dass in dem Protoplasma derselben eigen- thümliche Bildungen auftreten, welche sich von den übrigen proto- plasmatischen Bestandtheilen des Inhaltes sehr auffallend unterscheiden. Sie bestehen aus einer homogenen, das Licht eigenthümlich brechen- den, plasmatischen Substanz, welehe Farbstoffe m hohem Grade und weit stärker als das übrige Protoplasma aufspeichert (Fig. 4, 8). Es werden diese Bildungen daher durch Tinetionen jeder Art, namentlich durch Färbungen mit Anilin- und Karmin - Präparaten leichter kenntlich. Sie sind nicht zu verwechseln mit jenen kleinen, spindelförmigen Zellkernen, welche Scnurz bei den Saprolegnieen auf- fand; sie sind grösser als diese und zeigen, was namentlich wesentlich ist, deutliche, wenn auch äusserst langsame und träge, amöboide Bewegung. 5) Von diesen Bildungen finden sich immer nur wenige im In- halte der Antheridien. Auch sind sie nicht immer gut ausgebildet; häufig erscheinen sie nur wie stärkere, mehr oder weniger homogene Protoplasma-Ansammlungen, die hin und wieder noch einzelne diffe- vente Körperehen in ihrer homogenen Substanz zeigen, und sie liegen, bevor sie sieh förmlich individualisirt haben, gleichsam wie Kerne in den Eeken der Maschen, welche das Protoplasmanetz hier oft bildet (Fig. 13, 14). Ihre normale Ausbildung und ihre völlige Individua- lisirung und Sonderung vom übrigen Protoplasma scheinen sie erst zu erreichen, wenn die Antheridien schon Befruchtungsschläuche in die Oogonien hineingetrieben haben (Fig. 2a, b. e; Figur ı ra.) Vorher erscheinen sie wenigstens gewöhnlich noch nicht vom übrigen Proto- plasma durchweg scharf gesondert. ') Vielleicht sind die Plasma-Abschnitte, welche Scaurrz (Sitzungsber, der niederrh. Gesellsch. f. Natur- und Heilkunde zu Bonn. 4. Aug. 1879) in den Anthe- ridien von Aphanomyces laevis beschreibt, den Gebilden, die ich hier meine, verwandt. Ich hatte seitdem noch nicht Gelegenheit, sie zu vergleichen. pe Bary erwähnt sie bei Aphanomyces scaber nicht; ich vermuthe, dass unter den Abschnitten, die Schmitz hier vorübergehend erwähnt, die Bildungen verborgen sind, die ich im Auge habe. N. Prisesueim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 869 Auf der genannten späteren Entwickelungsstufe der Antheridien aber wird man diese Gebilde, wenn man erst auf sie aufmerksam geworden ist, leicht auffinden, und es lässt sich mit voller Deutlich- keit beobachten, dass sie nicht nur amöboide Bewegungen ausführen, sondern auch äusserst langsam von Ort zu Ort in den Antheridien und den Befruchtungsschäuchen hin und her wandern, namentlich aber auch in die kurzen Zweige der Befruchtungsschläuche eintreten, welehe an die Oosphaeren anwachsen (Fig. ııa,a,a, ı8 bis 23). Diese Körper erinnern in ihrer Beschaffenheit und ihrer Bewegung sofort an die Spermatozoiden, welche Corxu bei Monoblepharis beschreibt!) und dort mit den Oosphaeren sich direet vereinigen sah. Wie diese Bildungen bei Achlya und Saprolegnia aus den Befruch- tungsschläuchen austreten, dies kann man nun direct an den merkwür- digen freien Befruchtungsschläuchen beobachten, die ich bei Achlya racemosa schon vor Jahren beschrieben habe”). Man gewinnt so eine Vorstellung über den Vorgang, der sich bei Achlya und Saprolegnia an den Verwachsungsstellen zwischen Be- fruchtungsschlauch und Oosphaere so geheimnissvoll abspielt. Bei allen Formen, die zu Achlya racemosa und lignicola gehören, entstehen derartige freie oder äussere Befruchtungsschläuche, wie ich sie genannt habe, regelmässig, Sie treten aus der Rückentläche der Antheridien, welche der Oogoniummembran nicht angeschmiegt ist, hervor, und wachsen, anstatt ins Oogonium hinein, frei in die um- gebende Flüssigkeit. Sie können aber auch an anderen Stellen der Antheridien enstehen, z. B. an secundären Antheridien der männlichen Äste (Fig. 29b), die sich ‚oft unter dem End-Antheridium noch aus- bilden®). Auch bei anderen Achlyen sowohl als Saprolegnien finden sie sich (Fig. 2, b), wenn auch hier nur äusserst selten und fast nur ausnahmsweise. In ihrer Entwickelung stimmen diese freien Befruchtungsschläuche völlig überein mit den inneren, in die Oogonien hineinwachsenden. Sie sind Fortsätze der innersten Schicht der Antheridienwand, welche unter Durchbrechung der äusseren Schichten bruchsackartig hervortritt und zu jenen Schläuchen auswächst. (Fig. ı6a, 31a, a, 15, 17, 18— 20; 21—28 u.s. w.) Sie verhalten sich nur insofern etwas abweichend, als sie meist unregelmässigere Formen annehmen, d. h. nicht immer so regelmässig eylindrische Schläuche bilden, wie die !) Ann. d. sc. nat. 5. serie 1. XV. S. 82 u. f. >) Jahrb. f. w. Bot. Bd. IX. S. 215 u. f. Taf. XIX. Fig. 2, 3. ®) Man vergl. auch den oben angeführten Aufsatz in den Jahrbüchern Bd. IX. S. 215 u. 216. 870 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. inneren Befruchtungsschläuche. Sonst verhalten sie sich aber diesen völlig gleich. Namentlich sah ich sie nie zu längeren Ästen aus- wachsen, sondern, nachdem sie die geringe ihnen zukommende Länge erreicht haben, die ungefähr der der inneren Befruchtungsschläuche gleichkommt, wird ihr Wachsthum sistirt und ist für immer beendet. Sie gehen später auch unter den gleich zu beschreibenden Erschei- nungen zu Grunde; ganz so. wie die inneren Befruchtungsschläuche, nachdem diese die Befruchtung vollzogen haben. Auch in diesen äusseren oder freien Befruchtungsschläuchen findet man nun die vorher erwähnten amöboiden Bildungen, die ich in ihrer physiologischen Function für die Samenkörper der Achlya halte und wegen ihrer Form und Bewegung als »Spermamöben« bezeichnen will (Fig. 18— 23). Sie entstehen theils hier direet, theils wandern sie aus dem Antheridium ein. Mit ihrer trägen Bewegung gelangen sie an die Spitze des Schlauches, oder an eine seitliche. einem kurzen Zweige entsprechende Ausbuchtung desselben (Fig. ı8, 19. 21— 23). Hier sammelt sich dann gewöhnlich mehr oder weniger von dem Protoplasma des Schlauches um sie an, oder vielmehr sie nehmen dasselbe in sich auf (Fig. 15, 26), und nun sieht man im Laufe mehrerer Stunden die Spermamöbe allein, oder in Verbindung mit dem aufgenommenen Plasma, in einer schwer zu beschreibenden Weise aus dem Schlauche hervortreten (Fig. 23, 27, 28). Nicht so, wie die Schwärmsporen der Chytridien und ähnlicher Zellenparasiten durch die Zellmembranen einwandern, auch nicht so, wie farblose Blutzellen durch die Gefässwände hindurch- treten; sondern das ganze in der Ausbuchtung oder Spitze des Schlauches befindliche Plasma wird hier gleichsam, als wäre es eine zähflüssige Masse, durch die Membran des Schlauches hindurchgedrückt (Fig. 15. 27. 28). wobei die Membran selbst zwar meist sichtlich eine Aufllockerung oder gallertartige Quellung erleidet, aber doch in ihren Umrissen wesentlich erhalten bleibt. In den Zwischenstadien des Vorganges sieht man den sich hervordrängenden protoplasmatischen Inhalt theils noch innerhalb, theils schon ausserhalb des Schlauches und die Membran desselben er- scheint an dieser Stelle undeutlich und verwischt, gerade so, wie sie gewöhnlich auch während des Befruchtungsactes an der Verwach- sungsstelle zwischen Schlauch und Oosphaere zu erscheinen pflegt (Fig. 4,9 u. s. w.). Nach dem Austritt erscheint der Schlauch hinter der ausgetretenen Masse wieder geschlossen (Fig. 23b. 28); allein seine Begrenzungswand erscheint etwas zurückgetreten und der Schlauch erscheint kürzer als früher, so dass man den Eindruck gewinnt, als ob die ganze mit N. Prıisesuemm: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 871 Plasma erfüllte Spitze sich abgelöst und der Schlauch sieh wieder geschlossen hätte. Zudem erfolgt häufig der Austritt auch nur un- vollkommen und der Durchtritt des Protoplasma wird noch vor seiner Vollendung gestört. Der Austritt aus den freien Befruchtungsschläuchen kann endlich auch auf jedem Entwicklungsstadium derselben, z. B. schon bei ihrem beginnenden Hervorbrechen aus dem Antheridium, wie bei a Fig. ı6, erfolgen. Die ausgetretene Masse selbst endlich, sei sie eine einzelne Sperm- amöbe gewesen, wie in Fig. 22. oder eine grössere, mit derselben ver- bundene Protoplasma-Ansammlung, wie in Fig. 28, bleibt regelmässig an der Stelle, wo sie hervortrat. liegen und geht hier ohne jede weitere Entwieklungserscheinung zu Grunde.') Dies Verhalten erleichtert die Deutung der beobachteten Bildungen und zerstreut die letzten Bedenken, welche über ihren Werth noch aufsteigen könnten. Der Verdacht liegt ja hier, wie in ähnlichen Fällen, nahe, dass die beschriebenen Spermamöben vielleicht nieht zur Pflanze gehören, sondern irgendwie auf unbeachteten Wegen eingedrungene Parasiten sind. Dagegen sprechen nun alle Erscheinungen, die ihr Auftreten und ihr Verhalten begleiten. Vor Allem. dass sie nach keiner Seite irgend eine Spur von Entwicklung zeigen. Auch bei der sorgfältigsten Prüfung findet man die Bildungen, von denen hier die Rede ist, an keiner anderen Stelle der Pflanze, als in den Antheridien und Befruchtungsschläuchen. Auch hier fällt ihre Entstehung erst mit der Zeit der Befruchtungsreife der Oosphaeren zusammen. Wären sie trotz alledem eingedrungene Parasiten, so müssten sie in den Zellen, in welchen sie gefunden werden, doch irgend welche Entwicklungsstadien durchlaufen, Wachsthumserscheinungen zeigen, oder Ruhezustände, oder Vermehrungs- oder Reproduetionsorgane bilden u. s. w. Von Alledem findet sich hier keine Spur. Sollten sie etwa, wofür unter Ento-Üellularparasiten mir kein Beispiel bekannt ist, bestimmt sein, in der unvollkommenen Form, in der sie eintraten, aus der Nährzelle wieder auszutreten, so müsste man erwarten, dass sie ihre ferneren Entwicklungsstadien nach dem Austritt aus den Schläuchen beginnen. Aber der Nachweis ist leicht, dass sie nach dem Austritt jedesmal unmittelbar vor der Austritts- !) Schon früher habe ich diesen Austritt des Plasma aus den freien Befruchtungs- schläuchen gesehen und beschrieben (Jahrb. f. wiss. Bot. IX. S. 215—216), aber die histologischen Details des Vorganges nicht so genau verfolgen können. Es erschien mir damals, als ob der Austritt einen mehr plötzlichen Charakter hätte und stossweise, aber nicht so langsam, erfolge. Namentlich habe ich damals die Spermamöben nicht aufgefunden, oder vielmehr übersehen. Hierin unterscheidet sich meine gegenwärtige Darstellung des Vorganges von der früheren, schon vor 9 Jahren gegebenen. 872 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. stelle ohne jede weitere Entwicklung unfehlbar zu Grunde gehen, falls sie nicht etwa, wenn der Austritt im Innern eines Vogonium erfolgt, auf eine zu befruchtende Oosphaere stossen. So leicht daher auch bei diesen schwierigen und die Geduld der Geduldigsten erschöpfenden Beobachtungen ein Übersehen eines wesent- lichen Punktes, oder ein Irrthum sich einschleichen kann, so zweifle ich doch nicht, dass jeder sorgfältige Beobachter aus dem Zusammen- hange aller Erscheinungen zu denselben Schlüssen gelangen wird, wie ich selbst. Auch über den Werth der freien Befruchtungsschläuche kann kein Zweifel sein. Sie sind, dies zeigt die unmittelbare Beobachtung, den inneren Befruchtungsschläuchen gleichwerthige Bildungen. Ihre Wand obliterirt später nach dem Austritt der Spermamöben gerade so, wie die Wände der inneren Befruchtungsschläuche nach der Be- fruchtung zu Grunde gehen. Man findet schliesslich an ihrer Stelle nur noch der völligen Zerstörung anheimfallende Reste ihres früheren protoplasmatischen Inhaltes und sieht daher zuletzt die Antheridien nur noch mit der seitlichen Öffnung versehen, aus welcher der Be- fruchtungsschlauch hervorgetreten war, und vor der nun nur Rück- stände des unverbrauchten Protoplasma befindlich sind (Fig. 30). Solehe Zustände sind schon in meinem älteren Aufsatze Jahrb. f. wiss. Bot. IX. Taf. XIX. abgebildet. Die an den äusseren Befruchtungsschläuchen beobachteten Erschei- nungen lassen sich nun offenbar mit voller Berechtigung auf die inneren Befruchtungsschläuche und ihre Verwachsungsstelle mit den Oosphaeren übertragen; um so mehr, als ich hinzufügen kann, dass ich bei Achlya polyandra in einigen Fällen den gleichen Vorgang des Plasmaaustrittes auch im Inneren der Oogonien beobachtet habe, und zwar hier an den blinden Endigungen soleher Zweige der inneren Befruchtungsschläuche, die keine Oosphaere erreicht hatten — wie etwa bei a Fig. 8. Man darf daher annehmen, dass auch an der normalen Verwachsungsstelle der Schläuche mit den Oosphaeren — a Fig. 4 und 9 — die Spermamöbe und das begleitende oder auf- genommene Plasma die Membran des Schlauches in derselben Weise durchdringt, um dann mit der Oosphaere zu verschmelzen. Hierdurch wird vielleicht auch jene feste Verbindung hervorgerufen, die später zwischen beiden besteht. In einzelnen Fällen glaubte ich sogar, an der Verwachsungsstelle selbst diesen Übertritt gesehen zu haben, doch gestehe ich gern, dass die Beobachtung hier in so seltenen Fällen gelingt und unter so ungünstigen Umständen erfolgt, dass es schwer wird, objeetive Wahrnehmung und subjective Auffassung mit absoluter Bestimmtheit N. Prısessem: Befruchtungsact der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 873 zu unterscheiden. Allein die sicher constatirten 'Thatsachen genügen, wie ich meine, zur richtigen Deutung des Vorganges. Ferner erklären sie auch die in ihrem Verständniss noch dunkel gebliebenen Erschei- nungen, die mir und Anderen wiederholt aufgefallen sind. Nament- lich und vor Allem das schon besprochene Auftreten von Plasma- bestandtheilen, die aus den Befruchtungsschläuchen herrühren, frei in der Nähe der Oosphaeren. Da das Protoplasma, wie ich oben beschrieb, auch im Inneren der Oogonien aus den blinden Endigungen der Befruehtungsschläuche in der geschilderten Weise hervortreten kann, so mag der Vorgang vielleicht häufiger auch zwischen dem Haufen der Oosphaeren an solehen Schlauehspitzen eintreten, die keine Oosphaeren erreichen. So können dann plötzlich in dem Raume neben den Oosphaeren zerstreute Plasmabestandtheile aus den Schläuchen siehtbar werden, die vorher nicht da waren und die auch nicht Bildungsreste des ursprünglichen Protoplasma der Oogonien sind. Um endlich Deutung und Beobachtung so viel als möglich zu trennen. will ich, bevor ich weitere Schlüsse aus dem Gesehenen ziehe, hier zunächst noch diejenigen neuen Thatsachen, auf welche ich hier aufmerksam mache und über welche kein Zweifel sein kann, wiederholen. Diese sind: ı. Man findet constant bei den Arten der Gattung Achlya eine feste, untrennbare Verwachsung zwischen Befruchtungssehlauch und ÖOosphaere (Fig. 3, 4. 9. 10). 2. Bei Achlya prolifera ist diese Verwachsungsstelle an der Oosphaere zu einer vorspringenden Papille gestaltet, an welcher sich die Membran der Oosphaere erst zuletzt bildet, erst nachdem sie an der übrigen Peripherie derselben bereits früher schon als eine durch Reagentien abhebbare Membran erkennbar ist. Sowohl hei Achlya polyandra, als hei Achlya racemosa und lignicola 9) treten zur Zeit der Befruchtungsperiode im Protoplasma der An- theridien regelmässig erst ungenauer begrenzte, dann deutlicher individualisirte Plasmabildungen mit amöboider Bewegung — die Spermamöben — auf. Diese wandern in die Befruchtungs- schläuche hinein. 4. Die Spermamöben besitzen die Fähigkeit allein für sich, oder mit Fortreissung und unter Aufnahme von Schlauchplasma, welches sie in sich oder um sich ansammeln, durch die Membran des Sehlauches hindurehzutreten, ohne dass in dieser ein deutlicher oder offener Communicationscanal sicht- bar wird. 874 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. 5. Das Austreten der Spermamöben und des Plasma erfolgt an den blinden Enden der Befruchtungsschläuche. Ich sah dasselbe sowohl an den freien, äusseren Befruchtungsschläuchen bei Achlya racemosa und lignicola, als auch an den inneren Be- fruchtungsschläuchen der Achlya polyandra, die normal ins Innere der Oogonien hineinwachsen. 6. Die ausgetretenen Spermamöben und Protoplasmamassen bleiben dort, wo sie ausgetreten sind, liegen und gehen hier ohne Weiterentwieklung zu Grunde. Der normale Befruchtungsaet von Achlya und auch von Saprolegnia denn nachdem was ich von Saprolegnia weiss, zweifle ich nicht, die beobachteten Erscheinungen auch auf Saprolegnia auszudehnen — würde sich demnach wie folgt gestalten: Ein mitamöboider Bewegung ausgestattetes, individuali- sirtes Plasmagebilde, welches hier die Function des Samen- körpers besitzt, durchdringt plasmodienartig die Membran des mit der nackten Oosphaere an einer vorgebildeten Stelle copulirten Befruchtungsschlauches und vereinigt sich so unmittelbar mit der Oosphaere. Dieser nach mehreren Richtungen hin bemerkenswerthe Be- fruchtungsaet schliesst sich so sehr an den von Monoblepharis an, dass dieser geradezu als das nächste Entwicklungsglied der Reihe erscheint. Die träg-bewegliche Spermamöbe, welche bei Achlya noch in geschlossenen Befruchtungsschläuchen zur Oosphaere geleitet wird, wird bei Monoblepharis mit Unterdrückung des leitenden Befruchtungs- schlauches zum freien, selbständigen Spermatozoid, welches in der Gestalt kaum noch von der Spermamöbe abweicht, aber schon eine Cilie besitzt und ein selbständigeres Dasein führt. Für andere Gat- tungen der Saprolegnieen und Peronosporeen darf man die Existenz der Spermamöben mindestens supponiren, die Beobachtungen von Senurrz an Aphanomyces, die ich oben bereits anführte, geben hierüber schon wenigstens eine Andeutung. Systematisch scheint nun kein Grund vorhanden, die Familie der Saprolegnieen in dem Umfange, in dem ich sie früher gefasst habe, zu zerreissen und Pythium von derselben auszuschliessen. Ein Streit hierüber wäre für die vorliegende biologische Aufgabe ziemlich unfruchtbar. Ich selbst trage jetzt kein Bedenken mehr, auch Mono- blepharis in den Kreis der Saprolegnieen hinein zu ziehen. Es würde dann in derselben Familie — jedenfalls in dem Umfange desselben Zeugungstypus — von Pythium an aufwärts bis zu Monoblepharis schon eine fortlaufende Entwicklungsreihe in der Ausbildung der Samen- N. Prisgsnein: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 875 elemente vorliegen, die sieh wesentlich vielleicht nur durch die grössere Individualisirung und Beweglichkeit der Spermamöben unterscheiden möchte. In dieser Reihe bilden die Gattungen Saprolegnia und Achlya nieht, wie pe Bary will, Beispiele einer bis zum Functionsverlust gesteigerten Degradation der Zeugungsorgane, vielmehr, wie ich glaube, die zur Zeugung durch freie, selbständige Spermatozoiden ansteigenden Übergänge. Die parthenogenetischen Formen in dieser Familie können aber über den Geschlechtsact der sexuellen Formen Nichts aussagen; sie verhalten sich auch hier zu den sexuellen nicht anders, wie in anderen Fällen. Auf das gleiche Verhältniss bei Chara erinita habe ich bereits hingewiesen. Die Existenz rein weiblicher Formen mag, wenn man will, mit einer hypothetischen Vorstellung von Apogamie in Zusammenhang gebracht werden, sie lässt aber auch andere Deutungen zu. Die theoretische Würdigung der Erscheinungen, die hier in Frage kommen, gehört, wie mir scheinen will, überhaupt vor der Hand noch in jene dunklen Gebiete der Sexualitäts-Lehre, in welcher die speculative Naturwissenschaft noch das Wort führt, die empirische Forschung aber kritisch und skeptisch bei Seite steht. Dass es zahlreiche geschlechtslose Individuen und Generationen giebt, ist gewiss. Ob hieraus schon die Apogamie von Arten und ganzer Classen von Organismen folgt, darf mit Recht bezweifelt werden. Die durch eine beschränkte Anzahl von Generationen beobachtete Geschlechtslosigkeit eines Organismus, der ja vielleicht auf ungeschlecht- lichem Wege in begrenzter Zeit sich fortpflanzen kann, ist nicht ein- mal ein Beweis des Geschlechts-Mangels, um wie viel weniger ein Beweis des Geschlechts-Verlustes. Das Geschlecht könnte ja durch Entwieklungsbedingungen, die wir bei der absoluten Unkenntniss von der wahren Bedeutung des Geschlechtes, in der wir uns befinden, gar nicht übersehen, in zahlreichen Generationen nur vorübergehend unterdrückt sein; wie dies ja entschieden eine Unzahl von Beispielen in der Natur täglich erweisen. Es könnte ferner ein geschlechtsloser Organismus, selbst wenn sehon mit Sicherheit entschieden wäre, dass er unter keinen Um- ständen Sexualität zeigt, die Sexualität vielleicht noch gar nicht erreicht haben. Phylogenetisch lassen sich Rückbildungen kaum von Entwicklungsstufen unterscheiden. Zur Behauptung eines eingetretenen Geschlechts-V erlustes gehört doch der empirische Nachweis, dass das Geschlecht einst da war. Diesen Beweis, worauf es eben ankommt, für den besonderen Fall, um den es sich handelt, auch empirisch zu führen, dürfte schwer 876 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8, Juni. sein, wenn man sich nicht mit mehrdeutigen vergleichenden Betrachtungen über verwandte Organismen, die ein Geschlecht besitzen, begnügen will. Doch ist es nieht meine Absicht, hier noch weiter in die mehr theoretisirenden und noch eontroversen Gebiete der Sexualität einzu- dringen., Es genügt mir gezeigt zu haben, dass die Saprolegnieen kein glücklich gewähltes em- pirisches Beispiel für die Existenz und die Entstehung der Apogamie sind. Andere Consequenzen für die Sexualitätslehre liegen bei der Beurtheilung der Sexualitätserscheinungen der Saprolegnieen näher, und diese mögen hier noch ihre Besprechung finden. Die materielle Vereinigung der Zeugungsstoffe ist unbedingt ein nothwendiges und auch, wo sie direet beobachtet werden kann, ein charakteristisches Merkmal des sich vollziehenden Befruchtungsaetes. Schon die physiologischen Erfahrungen sprechen ja im Grossen für die materielle Betheiligung des männlichen Samenelementes am Zeugungs- acte. Die Botanik darf sogar für sich in Anspruch nehmen, dass diese für das Verständniss der Zeugung so wichtige Thatsache zuerst dureh die histologischen Untersuchungen des Zeugungsaetes der niederen Gewächse wissenschaftlich ausser allen Zweifel gestellt worden ist und ich selbst darf daran erinnern, dass ich schon in meinen ersten Abhandlungen über die Befruchtung der Algen für die Theorie der »materiellen Vereinigung« der Sexualelemente im Zeugungsaete mit Entschiedenheit eingetreten bin und dieselbe dort durch die ersten unzweideutigen Beobachtungen des Actes auch als thatsächlich riehtig erwiesen habe. Dennoch fand ich, wie bekannt, nicht sogleich allgemeine Zustim- mung bei den Morphologen. Selbst so hervorragende Forscher auf dem Gebiete der Zeugungslehre, wie Horueister, THuuREeT, Conn ver- traten damals zum Theil noch die alte Aristotelische Contaet- Theorie der Zeugung, wonach nur eine dynamische Einwirkung des männ- lichen Samens bestehen sollte.) Gegenwärtig, nach den zahlreichen übereinstimmenden Beobach- tungen, welche wir über die histologischen Vorgänge beim Befruch- tungsacte besitzen, wird ein Zweifel über den materiellen Antheil !) Man vergleiche hierüber meine Schrift »Zur Kritik und Geschichte der Unter- suchungen über das Algengeschlecht«, Berlin bei Hırscnwarn 1856 S. 65 u. f.; beson- ders den Nachtrag zu dieser Schrift in meinen Jahrbüchern f. wiss. Bot. Bd. II (1860) S. 474—476, die Anmerkung unter dem Text. 2) Vergl. Hensen, Physiologie der Zeugung, Leipzig 1881, S. 238 u. f. in: Handbuch der Physiologie von Hermann. N. Prıinssnemm: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 877 der männlichen Samenelemente an dem Producte der Zeugung wohl nieht mehr aufkommen können. Dass daneben, wie es einige neuere Morphologen auf zoologischem Gebiete wollen,”) noch eine besondere Reiz- oder Contactwirkung des männlichen Samens auf das Ei bestehen solle, scheint mir eine über- flüssige Annahme, da in den vorhandenen Beobachtungen nirgend ein zwingender Grund für dieselbe vorliegt. Alle Erscheinungen der Bewegung, des Wachsthums und der Entwicklung, die wir als Folgen der Befruchtung auffassen, erklären sich zur Genüge aus Wirkungen der Kräfte, die dem Stoffe anhaften, welcher bei der Vereinigung der Sexualproducte von der männlichen Geschlechtszelle an die weibliche abgegeben wird. Was wir mit Sicherheit wissen, ist nur, dass ein solcher Stoff — ein Produet der männlichen Sexualorgane — in das Ei, oder die stellvertretende weibliche Geschlechtszelle körperlich aufgenommen werden muss, und es ist Aufgabe der histologischen, Forschung in jedem einzelnen Falle diesen Übergang auch sichtbar darzulegen. In den zahlreichen Fällen, in welchen die Sexualproduete als Samenkörper und Ei zusammentreten, oder als plasmatische Inhalts- parthien der Sexualzellen unmittelbar zusammentliessen, ist dieser Übergang bekanntlich entweder direet zu sehen oder doch unschwer zu beurtheilen. Dagegen hat man über denselben bisher nichts Sicheres oder Entscheidendes in allen den Fällen eopulativer Be- fruchtung constatiren können, in welchen, wie bei Phanerogamen, Gymnospermen, Florideen, Pilzen der Übergang des männlichen Samenelements in die weibliche Zelle durch geschlossene Membra- nen hindurch stattfinden muss. Es herrschen hierüber nur mehr oder weniger wahrscheinliche Muthmassungen. Es wäre nun schon an sich nicht absolut undenkbar, dass hier der männliche Zeugungsstoff in flüssiger Form, im Zellsaft gelöst und optisch nicht unterscheidbar, die trennende Membran durchdringt. Liesse sich solch ein flüssiger Zeugungsstoff in einzelnen Fällen überzeugend nachweisen, so wäre die Schwierigkeit gehoben, und schon dieser Möglichkeit gegenüber sollte man in der Negirung der Function eopulirender Zellen vorsichtig sein. Mir selbst erscheint allerdings diese Möglichkeit sehr fern zu liegen. In Übereinstimmung mit allen Erfahrungen über den Sitz der biologischen Funcetionen in der Zelle muss man, wie ich glaube, auch die sexuelle Funetion ausschliesslich für das Protoplasma in Anspruch nehmen und unter dieser Voraussetzung, von welcher wohl die meisten Morphologen ausgehen werden, erscheint allerdings für die Sitzungsberichte 1882. 69 S78 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. genannten Fälle eopulativer Befruchtung in dem Vorhandensein geschlossener Membranen noch ein Hinderniss für den Übertritt der männlichen Zeugungsstoffe zu bestehen. Nun liegen aber schon verschiedene Andeutungen und Erfahrungen über den Durehtritt plasmatischer Substanz durch geschlossene Zell- wände vor. Neuerdings hat auch Corxu bei der Beobachtung der Makro- eonidienbildung einer Nectria auf einen solehen Fall hingewiesen, der sogar ausserhalb der Sexualitätsphaere zu liegen scheint. Er geht so weit, daraus zu schliessen, dass dem Plasma, als solchem, ganz allgemein die Fähigkeit zukommen möchte, durch geschlossene Zell- wände zu wandern. Er sagt:') »Dans le Neetria tout se passe comme si le plasma avait emigre des divers articles de la spore primitive, traversant eing eloisons, jusqu’a la spore nouvelle et si tout le con- tenu avait ete employe® A la former. Quelle que soit l’intrepretation qu’on lui donne, le fait n’en reste pas moins aequis. Une substanee colloide telle que le plasma parait done eheminer A travers une membrane elose, mais vivante, A la fa- veur des phenomenes compliques de la vie, d’une maniere econtraire en apparence aux lois de l’endosmose. « Er fügt hier noch hinzu, dass derselbe Vorgang vielleicht auch bei der Befruchtung der Phanerogamen stattfinden möchte, wie dies bereits lange früher, worauf ich noch zurückkommen werde, auch schon Scnacnr ausgesprochen hatte. In dem vorliegenden Befruchtungsacte von Achlya kann man den Übertritt von Protoplasma durch geschlossene Wände direet sehen, zu- gleich beobachten, dass er sich mit Hülfe von amöben-artigen Wesen vollzieht und dass sichtbare Wege — wenigstens mit unseren gegen- wärtigen Mitteln sichtbare — in der Membran nicht zurückbleiben. &s ist daher durchaus nieht unumgänglich nöthig, bei copulirenden Zellen nach einem offenen Communicationscanal für den Übertritt des befruchtenden Protoplasma zu suchen. Keineswegs aber erscheint es geboten oder erlaubt, wo offene Communication fehlt, kurzweg die Sexualität zu läugnen. Dieser auf rein negativ-empirischem Boden fussende Standpunkt ist deshalb nicht haltbar, weil er von der meist täuschenden Vor- stellung ausgeht, dass die bekannten Processe in dem Erscheinungs- gebiete, dem sie angehören, schon die vorhandene Mannigfaltigkeit der Natur erschöpfen. Gerade die Sexualitätslehre liefert instructive Beispiele vom Gegen- theil. Die Behauptung, dass ein Organismus keine Sexualität besitzt, 2 !) Comptes rendus 1877. T. LXXXIV. p. 133 — 135. ” x . Or N. Prisssneim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 87V weil die bereits bekannten Zeugungsvorgänge bei demselben nicht eintreten, ist schon mehrfach dureh die Auffindung neuer Zeugungs- formen widerlegt worden. Denn Form und Wege der Zeugungsstoffe und der Ort ihres Auftretens haben sehon wiederholt zu unerwarteten und überraschenden Erkenntnissen geführt. Wer hat vor seiner Entdeckung an einen Befruchtungsact nach Art der Florideen ge- dacht, oder die Paarung von Schwärmsporen vermuthet, bevor sie gesehen war! Von dem bezeichneten negativen Standpunkt aus wäre es z. B. vor der Entdeckung der Florideenbefruchtung leicht gewesen — und ist auch versucht worden — den Beweis zu führen, dass die Flori- deen geschlecehtslos und ihre Spermatozoiden degenerirte Organe sind. Es war nur nöthig zu zeigen, dass nicht die Kapselsporen und nieht die Tetrasporen von den Spermatozoiden befruchtet werden. Die Homologie der Organe mit allen ihr anhängenden Zweifeln scheint mir daher in unsicheren Fällen noch immer mehr positiven Werth zu besitzen, als eine bloss negative Beobachtung und die Vor- aussetzung eines Befruchtungsactes wird deshalb bei augenscheinlich zweekmässigen, auf die Fruetificationsvorgänge bezüglichen Copulations- erscheinungen auch in solchen Fällen nicht abzuweisen sein, in welchen die unmittelbare Beobachtung nicht sogleich die materiellen Substrate unterscheiden lässt, welche die sexuelle Vereinigung eingehen. Hierin besteht allerdings gegenwärtig noch eine wesentliche Lücke in den histologischen Beobachtungen der Zeugungsvorgänge bei Pilzen Florideen, Gymnospermen und Phanerogamen. Die Erscheinungen bei Achlya können dazu beitragen, diese Lücke auszufüllen. Jedenfalls steht, soviel darf man mit Sicherheit behaupten, der bemerkenswerthe Vorgang bei Achlya gewiss nicht isolirt da. und man darf wohl die Vermuthung aussprechen, dass auch in anderen Fällen die protoplasmatische Überführung durch geschlossene Mem- branen, dort wo sie in der Zeugung vorausgesetzt werden muss, nicht als formloses Protoplasma geschieht, sondern an die Gestaltung derselben zu Spermamöben oder ähnlichen plasmodien-artigen Sexual- elementen gebunden ist'). ') Dass unbewegliche Samenkörper und solche mit amöboiden Bewegungen auch bei Thieren (Crustaceen, Nematoden) vorkommen. ist bekannt. Es verdient aber besondere Erwähnung, dass Schneiver (Monographie der Nematoden, Berlin 1866 S. 279) gezeigt hat, dass unbewegliche Spermatozoiden der Nematoden ihre amöboiden Bewegungen erst im Uterus annehmen. Es erinnert dies offenbar an die Erscheinung bei Achlya, wo die Spermatozoiden erst vor der Befruchtung bewegnngsfähig zu werden scheinen. Sollte dies allgemeiner der Fall sein, so läge hierin ein Wink, unbewegliche Samenkörper, deren Existenz ja auch bei Pflanzen denkbar ist, leichter aufzufinden und als solche zu erkennen, 69° 380 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8, Juni. Mehr als eine Andeutung und ein Fingerzeig für weitere Unter- suchungen kann diese Vermuthung vor der Hand nicht sein. Dass aber z. B. bei Florideen nothwendig eine Fortführung des Zeugungs- stoffes durch geschlossene Zellen stattfinden muss, habe ich schon 1877 mit Bezug auf meine Auffassung (des Generationswechsels der Florideen nachgewiesen‘). Nimmt man, wie ich es für wahrscheinlich halte, an, dass hier und bei Ascomyceten ähnliche distinete Sexual- elemente im Copulationsacte mitwirken, so verliert auch die Ab- weichung der Flechten von den Ascomyceten im Befruchtungsaete ihren störendsten Charakter und es erscheint in diesem Punkte wenigstens die Einheit der Ascomyceten wieder hergestellt. Abgesehen nun von den berührten tallophytischen Befruchtungs- vorgängen liegt aber, wie ich hier noch etwas ausführlicher darlegen möchte, die Existenz von Spermamöben namentlich beim Befruchtungs- acte der Gymnospermen und Phanerogamen äusserst nahe. Hierbei leitet mich zunächst die Analogie und die homologe Ausbildung der Pollenschläuche mit den Befruchtungsschläuchen der Saprolegnieen. Die morphologische und physiologische Verwandtschaft dieser Bildungen ist ja, wie ich mehrfach hervorgehoben habe, gar nicht zu verkennen. Dass sie in beiden Fällen die leitenden Organe der männlichen Zeugungsstofle sind, ist zweifellos. Auch die Art, wie sie die Eier aufsuchen und wie z. B. bei Cupressineen der Pollenschlauch bei der Mehrzahl der Archegonien an jedes Ei besondere, kleine Auszackungen absendet, erinnert offenbar an die Verzweigungen der Schläuche und die Bildung der Schlauchspitzen für jedes Ei bei Saprolegnia und Achlya. Diese äusseren Aehnlichkeiten bedürfen keine weitere Ausführung. Allein auch darin herrscht in beiden Fällen Übereinstimmung, dass bei augenscheinlicher copulativer Befruchtungsform, wie sie in der Verwachsung der Schlauchspitze mit den weiblichen Sexualzellen ge- geben ist, diese selbst schon deutlichere Eiform annehmen, die ja sonst erst den Zeugungsformen eigenthümlich ist, bei welchen auch deut- liche Spermatozoiden mitwirken. Man darf daher diesen durch die Befruchtungsschläuche charakterisirten Befruchtungstypus als eine Mittel- bildung oder Übergangsstufe zwischen Copulation und Zeugung ver- mittelst freier Spermatozoiden und Eier auffassen. Der dunkle Punkt im Befruchtungsacte der Phanerogamen und Gymnospermen, der durch directe Beobachtung noch nicht aufgeklärt ist, ist die Art, wie der männliche Zeugungsstoff aus dem Pollen- schlauche austritt. Hier wie dort bei den Saprolegnieen fand die Beob- !) Jahrb. f. wiss. Bot. XI. S. 13— 15. N. Prisesreim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 881 achtung an der Verwachsungsstelle zwischen Schlauchspitze und weib- licher Zelle ihre Grenze. Schon 1856 habe ich es für undenkbar erklärt‘), dass die sexuelle Funetion bei den Phanerogamen von einer durch die Membran des Pollenschlauches durchschwitzbaren Flüssig- keit ausgeübt werde. Eine klare, unzweideutige Darstellung über den eigentlichen Ver- lauf des Vorganges, der hier stattfindet, findet sich auch jetzt noch in der betreffenden Literatur nicht. STRASBURGER, der befähigste und unverdrossenste Beobachter desselben, war früher mit Horneıster und Anderen zu der Annahme geneigt, dass der Austritt der Zeugungsstoffe hier auf disomotischem Wege erfolge’), Gegenwärtig hält er es — wie es scheint im An- to} fo} fe} = schluss an Cornu —- für wahrscheinlich’), »dass das Protoplasma nieht auf diosmotischem Wege, sondern direct die Membran des Pollenschlauches und respective auch des Embryosackes passirt.« Er sagt hierüber noch: »Der Gedanke eines diosmotischen Substanz- Aus- tausches ist hier schlechterdings,. wenn man den Vorgang an so vielen Objeeten studirt hat, kaum noch zu fassen. Dieselbe Kraft aber, welche das ganze Protoplasma während des Wachsthums der Schläuche nach deren Spitze getrieben hat, wird nun auch das Fortschreiten des Protoplasma in der Richtung des Embryosackes veranlassen. Ge- formte Inhaltskörper müssen freilich gelöst werden, bevor das Plasma die Membranen passirt,. es dürfte als homogene zähflüssige Masse durch dieselbe gehen. Dabei ist nicht zu vergessen, dass es meist nur zarte und jedenfalls gequollene Zellwände sind, die durchsetzt werden. « Mit gleicher Entschiedenheit hat sich in einem seiner letzten Aufsätze über Befruchtung schon im Jahre 1865 der oft verkannte SCHACHT gegen einen diosmotischen Durchtritt der Zeugungsstoffe aus- gesprochen und eine Ansicht geäussert, die ich hier reproduzire, weil sie der gegenwärtigen Darstellung des Vorganges am nächsten kommt. Er erklärt dort‘): »Es wird mir überdies bei der Auflockerung der Pollenschlauehmembran und ihrer festen Verbindung mit dem Faden- apparat wahrscheinlich, dass die Vermischung des Pollenschlauch- inhaltes mit dem Inhalte der Protoplasmakugel nicht auf dem Wege ') Zur Kritik und Geschichte der Untersuchungen über das Algengeschlecht. Berlin 1856, S. 72. °) Zellbildung und Zelltheilung, erste Auflage 1876. S. 295 »Der Inhalt des Pollenschlauches dringt jedenfalls in gelöster Form in das Ei ein«. ®) Über Befruchtung und Zelltheilung, 1878. S. 58. Über die Rolle, die hierbei die Kernsubstanz spielen soll, weiter unten. *) Die Blüthe und die Befruchtung von Santalum album in: Jahrb. f. wiss, Bot. IV. S. 18. 882 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilnng vom 8. Juni. der Diosmose, vielmehr direet erfolgt. und dass der Fadenapparat als Vermittler dieser Vermischung dient. « Aus diesen Angaben geht so viel hervor, dass man allgemein von der Vorstellung, dass es sich um rein diosmotische Processe handelt. ganz abgekommen ist, und dass die genauesten Beobachter den Ein- druck erhalten haben, dass das Protoplasma als solches direct übergeführt wird. Wie ist dies aber bei geschlossener Pollenschlauchmembran zu denken? Das Protoplasma für eine zähflüssige Substanz zu erklären (STRASBURGER 1. €.), hebt die Schwierigkeit nicht. Von einer allgemeinen Eigenschaft des Protoplasma, als solches »Zellwände zu durehwandern« (Corst ]l. e.). kann doch wohl nieht die Rede sein, da als analoge Fälle nur ganz vereinzelte Erscheinungen an- geführt werden können, die überdies noch andere Deutungen zulassen. Ebenso geht die Vorstellung einer »allgemeinen Wegsamkeit« der Zellwände für feste Körper und Protoplasma, welche STRASBURGER neuerdings für die Erklärung der Erscheinung heranzieht'), offenbar weit über die Erfahrung hinaus. Die Structur und die Permeabilität der Siebröhren, die ihn hierbei leitet, kann doch unmöglich auf alle Gewebe ohne Ausnahme ausgedehnt werden. Ausserdem gehören die Erscheinungen, die hier vorliegen, augenscheinlich einem ganz anderen Kreise von Vorgängen an. Sie fallen in die Reihe der Veränderungen, welche die Zellwände beim Ein- und Austritt von parasitären Bildungen, und in manchen Fällen auch bei der Entlassung von Reproduetionskörpern aus ihren Mutterzellen erleiden. Die Durchbohrung der Wände — sichtbar oder nicht — erfolgt hier immer sichtlich unter dem Einflusse des ein- oder auswandernden Körpers. Sie ist die Wirkung einer von diesem ausgehenden, chemi- schen oder mechanischen Ursache. Die Wände behalten hierbei auch keineswegs ihre normale Beschaffenheit, wenn man auch nicht sieht, dass sie perforirt sind. Allein nicht jedes beliebige Protoplasma vermag diese Wirkung auszuüben. Es gehören eigenthümlich gebaute und befähigte Organismen, oder für diesen Zweck eigens vorgebildete Fortpflanzungs- körper oder Zellen — Zoosporen, Keimschläuche, Samenkörper, farblose Blutzellen u. s. w. — dazu, um die Wände zu durehbohren, oder sie in den permeablen Zustand zu versetzen. Bekanntlich besitzen die Spermatozoen der Thiere, die auch theilweise amöboide Ei schaft Sı t ler Thiere, die auch theil e amöboide Eigenschaften zeigen, diese Fähigkeit in hohem Grade. Der von Corsu angeführte ' Bau und Wachsthum der Zellhäute 1882. S. 246 u. f. N. Prisesaers: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 883 Fall lässt sich vielleicht auch hier unterbringen. Bei der von STRASBURGER') noch herangezogenen Beobachtung von Woronın an Plasmidiophora wirkt ja unzweifelhaft ein selbständiges Plasmodium bei der Erscheinung mit. In Verbindung mit allen schon berührten Analogien, welche die Saprolegnieen darbieten und mit Hinweis auf meine Beobachtung an Achlya erscheint es mir daher nahezu gewiss, dass auch bei dem Übertritt des Protoplasma aus den Pollenschläuchen Spermamöben oder ähnliche Samenkörper, die sich wie Plasmodien verhalten, die aetive Rolle übernehmen. Ich glaube nicht, dass die vorhandenen Beobachtungen trotz ihrer Zahl und ihrer Genauigkeit die Existenz derartiger Bildungen in der Pollenschlauchspitze ausschliessen. Die Angaben, dass alle grösseren geformten Bestandtheile in der Pollensehlauehspitze der Angiospermen zur Zeit der Befruchtung bereits geschwunden sind, beziehen sich bei Srrasgurger”) und Anderen wesentlich auf das Ver- schwinden des Zellkernes und seiner nächsten Abkömmlinge. Man dachte bei den neueren Untersuchungen vorwiegend an eine unmittel- bare Betheiligung des Zellkernes am Vorgange der Befruchtung und die Bemühungen waren wesentlich darauf gerichtet, den vorausgesetzten Antheil des Pollenschlauchkernes nachzuweisen. Es galt in erster Linie immer das Verhalten dieses Zellkernes zu constatiren und die neueren Beobachter constatiren übereinstimmend auch nur, dass an einen unmittelbaren Übergang des Zellkernes, als solchen, in seiner geformten Gestalt, nieht zu denken sei, sondern dass dieser vor der Befruchtung jedesmal verschwindet oder sich auflöst.°) Hieraus folgt aber schon keineswegs die Unmöglichkeit der Existenz von Bildungen im Pollenschlauchende, wie ich dieselben voraussetzte, an die man bei der Untersuchung gar nicht gedacht hat. So kleine, amöben -artige Wesen, wie bei Achlya, aus fast homo- gener Substanz, die zumal, meist vom übrigen Protoplasma verdeckt, ihre Existenz erst durch ihre amöben-artigen Bewegungen verrathen, können bei der geringen Anzahl, in welcher sie voraussichtlich, wie in den Befruchtungsschläuchen der Achlya, so auch in den Pollen- schläuchen auftreten mögen, unter den eigenthümlich schwierigen Umständen, welche die Untersuchungen im Pollenschlauche darbieten, sich auch dem Auge des sorgsamsten Beobachters nur zu leicht entziehen. !) Bau und Wachsthum der Zellhäute 1882. S.2 2) Befruchtung und Zelltheilung 1878. S. 52 u. f. ®) STRASBURGER |. c. S. 56. 884 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. ‚Juni. Dazu kommt, dass das Vorhandensein eigenthümlicher, zelliger Bildungen im unteren Ende des Pollenschlauches wenigstens für die Coniferen schon feststeht. Die Bedeutung und das weitere Schicksal dieser Bildungen, welche von HornmeEister längst aufgefunden und beschrieben sind, und deren Entstehung STrasBuRGER auf Theilungen des Zellkernes der grossen Pollenzelle zurückführt, ist unbekannt, allein es ist nieht unwahr- scheinlieh, dass sie zu den von mir supponirten Sexualelementen im Pollenschlauch genetisch in Beziehung stehen, wenn sie nieht schon diese Sexualelemente selbst sind. Für diese Vermuthung und die von mir vorausgesetzte Function derselben scheint mir endlich, abgesehen von ihrer genetischen Be- ziehung zum Zellkern, namentlich noch der bisher nicht hervor- gehobene Umstand von Bedeutung, dass sie gerade dort in grösserer Anzahl auftreten, wo, wie bei Juniperus, ein Pollenschlauch zahl- reiche Archegonien befruchten muss. Im nahen Zusammenhange mit der Aufgabe, die ich hier verfolge, in den eopulativen Befruchtungsvorgängen der Pilanzen noch jene wesentlichen Structurelemente zu unterscheiden, welche im Sexualacte die nothwendige Vereinigung ausführen, stehen auch meine Bedenken gegenüber den auftauchenden Zeugungshypothesen, die gerade das- Jenige Moment, welches ich im Zeugungsacte für das Wesentliche halte, die Vereinigung morphologisch und funetionell ungleich- werthiger Bildungen, aus der Darstellung des histologischen Vorganges der Zeugung ausschliessen wollen. Am Schlusse meines Aufsatzes mögen diese Bedenken hier noch eine Stelle finden. Die mehrfachen Erfahrungen, welche über die Vereinigung zweier zellkernartigen Bildungen im Ei der Thiere nach der Befruchtung vorliegen, haben bekanntlich auf zoologischem Gebiete zu der von Oscar HerTwıe') vertretenen Auffassung geführt, »dass die Zeugung allgemein auf der Copulation zweier Zellkerne — des Kerns des Spermatozoids und des Eikerns — beruht.« Diese Deutung des Zeugungs- vorganges, welche die Sexualität ihrer wesentlichen Bedeutung nach im Zellbildungsprocess aufgehen lässt, hat Srrasgureer auch in die Botanik eingeführt. Zugleich erweitert er dieselbe noch dahin, dass ) O. Herrwıg, Beiträge zur Kenntniss der Bildung, Befruchtung und Theilung des thierischen Eies in: Morpholog. Jahrbuch I. II. IV. besonders III. S. 278; III. S. 83 u.s.w. — Die hierher gehörige zoologische Literatur vergl. auch in dem bereits eitirten Werke von Hensen, Physiologie der Zeugung. N. Prisesuerim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 885 nieht bloss die Zellkerne der Sexualzellen sich verbinden, sondern, »dass es überhaupt die gleichwerthigen Theile der copulirenden Zellen sind, welche sich im Geschlechtsacte vereinigen«, und hierin soll eben das Wesentliche des Zeugungsactes') bestehen. STRASBURGER stützt seine Ansicht auf den Nachweis der Existenz und der Annäherung zweier zellkernartigen Bildungen im Embryosack, deren eine er, wie Herrwie, für den Spermakern — hier den Kern der Pollenschlauchzelle — erklärt und ausserdem vornehmlich noch auf die Erscheinungen an eopulirenden Schwärmsporen im Paarungsacte derselben. Nach meinen eigenen Beobachtungen vermag ich mich der Be- urtheilung und Auffassung des Thatsächlichen, welche diesen Vor- stellungen und den allgemein daraus gezogenen Folgerungen zu Grunde liegt, nicht anzuschliessen. Ich glaube nicht, dass man die Zellkerne der Sexualzellen als die unmittelbaren, die Zeugung ausführenden Gebilde bezeichnen darf, wenn auch vielleicht als die Bildungsorgane der an sich ungleich- werthigen und ungleichartigen Sexualelemente. Die Vorstellung, dass der histologische Vorgang der Zeugung in der Copulation gleichwerthiger Elemente — Zellkerne u. s. w. — besteht, ignorirt die in allen Fällen deutlicher Geschlechtsdifferenz scharf hervortretenden histologischen Verschiedenheiten der copulirenden Zellen und ihrer Bestandtheile. Das Wesen der Zeugung beruht, soweit es überhaupt verständlich ist, auf einer reeiproken Beziehung ungleich- artiger und ungleichwerthiger Elemente und drückt sich dem ent- sprechend auch in der Verschiedenheit und Ungleichartigkeit der histologischen Bildungen aus, welche sich im Zeugungsacte vereinigen, wenn auch in ganz vereinzelten Fällen diese Verschiedenheit noch nicht mit Sicherheit mikroskopisch demonstrirbar ist. Wie alle orga- nischen Bildungen lassen sich allerdings Samenkörper und Ei und deren Theile zuletzt nothwendig auf das Schema der allgemeinen Structurelemente der Zelle — des Zellkerns und des Zellplasma — zurückführen. Es kann ja nach unseren gegenwärtigen Vorstellungen gar keine histologischen Bildungen geben, welche nicht als Theile von Zellen, von Zellkernen oder Zellplasma, zu deuten wären. Trotzdem giebt es in den verschiedenen Geweben speeifisch differente Bildungsproducte der Zellen. Als solehe sind auch jene letzten, männlichen und weiblichen, Sexualelemente zu bezeichnen. welche im Geschlechtsaete die Verbindung eingehen. Sie sind unbeschadet ihres histologischen Charakters als ') Über Befruchtung und Zelltheilung. Jena 187808750 U. 8 Sitzungsberichte 1882. 70 356 Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 3. Juni. Zellen oder Zellenbestandtheile und unbeschadet ihrer Entstehung aus nach histologischer Definition gleichartigen Elementen dennoch specifisch differenzirte Bildungsproducte der Sexualzellen und als solche unter sich zugleich äusserst verschiedene Dinge. Keineswegs kann der ins Ei eindringende Samenkörper oder sein Kopf, oder das aus dem Pollenschlauche, oder dem Befruchtungs- schlauche von Achlya, austretende Plasmagebilde als identisch betrachtet werden mit dem Zellkerne einer vegetativen Zelle. Ebensowenig wie der im Ei zurückbleibende Rest des Keimbläschens identisch ist mit dem Keimflecke, oder gar mit dem Nucleolus einer vegetativen Zelle. Auch scheinen mir die objecetiven Thatsachen, die in den Beob- achtungen vorliegen, gar nicht die Verschmelzung zweier Zellkerne im Ei und noch weniger die Identität des einen verschmelzenden Körpers mit dem Zellkern der männlichen Sexualzelle zu erweisen. Soweit ich die zoologischen Beobachtungen übersehe, scheint es gewiss, dass es sich um die Vereinigung von zwei wesentlich sehr verschiedenartigen Dingen handelt, von denen weder das eine iden- tisch mit dem Zellkern oder Nucleolus des Eies, noch das andere identisch mit dem Zellkern des Spermatozoids ist, obgleich sie höchst- wahrscheinlich Abkömmlinge oder auch Produete des einen und des anderen sind. Man kann nach diesen Beobachtungen gar nicht daran zweifeln, dass hier zwei speeifisch verschiedene ungleichwerthige Dinge sich mit einander verbinden. Das Werthvolle und Neue in diesen Beobachtungen liegt eben darin, dass, wie man annehmen darf, ein Theil oder ein Product des die Befruchtung ausführenden Spermatozoids mit dem Reste oder einem Produete des Keimfleckes zusammentritt und dass, wie es scheint, aus dieser Vereinigung der Zellkern des befruchteten Eies hervorgeht. Der Ausdruck, »dass die Zeugung auf einer Gopulation der Zell- kerne beider Sexualzellen beruht«, entspricht daher keineswegs dem thatsächlichen Vorgange und man hat deshalb in jedem Zeugungs- vorgange die differenten Gebilde, die sich verbinden, noch genauer zu bestimmen'), Auf botanischem Gebiete tritt der Mangel einer entscheidenden Beweisführung der hier aufgestellten Behauptung. womöglich, noch !) Es scheint mir daher auch sachgemässer mit For (Sur les phenomenes in- times de la fecondation. Comptes rendus 1877) von einem »pronucleus mäle« und »pro- nucleus femelle« zu reden und vielleicht wäre es noch richtiger, auch diese an die normale Structur des Zellkerns erinnernden Ausdrücke fallen zu lassen und die beiden im Ei erscheinenden Bildungen vorläufig ohne jede Präjudicirung ihres histologischen Werthes als Samenstern und Eistern (Spermaster und Onaster) zu bezeichnen. N. Prınssueim: Befruchtungsact der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 887 schärfer hervor. Die Angaben bei Strasgurser') gestatten nicht nur, sondern verlangen nach den vorliegenden Figuren eine andere, als die von ihm gegebene Deutung. Die Vorstellung, dass der Zellkern des Pollenschlauches sich auflöst und die alte Kernsubstanz unter Erhaltung ihrer Eigenschaften durch die Membran des Pollenschlauches hindurchdringt, um dann im Ei von Neuem sich zu einem Zellkern zu sammeln, welcher mit dem ursprünglichen Zellkern der Eianlage verschmilzt, erscheint mir als eine kaum annehmbare, hypothetische Ausfüllung der in der Beobachtung vorhandenen Lücke. Mir erscheint es für wahrschein- licher, dass der sog. Spermakern eben nur die durchgetretene Sperm- amöbe ist, welehe immerhin genetisch aus dem Zellkerne des Pollen- schlauches entstanden sein mag. Die Identität der zweiten Bildung mit dem Zellkern des Embryo- bläschens ist mindestens fraglich. Vielleicht liegt ferner in den beiden sich berührenden Bildungen bei Picea, Monotropa, Orchis (l. ce. T. I. Fig. 7ı, Taf. IV. 128. 129. u. s. w.) gar keine Verschmelzung, son- dern vielmehr die Entstehung eines »pronucleus femelle« im Sinne von For vor. Übrigens bemerke ich, dass ich gleichfalls das plötzliche Auf- tauchen einer neuen Bildung im Ei — scheinbar eines neuen Zell- kernes neben dem alten (Fig. ıb) — auch hei Achlya öfters nach der Verwachsung der Befruchtungsschlauchspitze mit dem Ei beob- achtet habe. Allein ich wage über den Werth dieser Bildung noch nichts Positives auszusagen, zumal ich dieselbe Erscheinung auch an parthenogenetischen Oosporen der Saprolegnia feraw gesehen habe. Die erweiterte Verschmelzungstheorie aber, wie sie STRAS- BURGER in der Botanik vertritt, wonach im Zeugungsaete nicht bloss die Zellkerne, sondern überhaupt die gleichwerthigen Theile der Sexualzellen verschmelzen, und hierin der durchgreifende Charakter der Zeugungsvorgänge liegen soll, ist, wenn man die Erscheinungen genau analysirt, eine Vorstellung, die, wie ich finde, nicht einmal für diejenigen Fälle, für welche sie zunächst entwickelt wurde, für die Paarung der Schwärmsporen durchführbar ist. Gerade die charakteristischen Structurelemente der Schwärmsporen — Cilien und rothe Punkte — gehen sichtlich keine Verschmel- zung ein. Über eine Verschmelzung anderer, distineter Struetur- elemente hat die unmittelbare Beobachtung des Paarungsaetes bisher keine Auskunft gegeben. Auch eine Beziehung der Zellkerne ist hier noch nicht einmal nachgewiesen. Noch viel weniger wie gesagt die IL. 8.8 50,50, 57.40. S.1wW: tofofo) Gesammtsitzung vom 19. October. — Mittheilung vom 8. Juni. Copulation anderer, als selbstständige Bildungen erkennbarer Formelemente. Was die Beobachtung thatsächlich gezeigt hat, ist ganz allein nur das Zusammenfliessen der beiden copulirenden Schwärmsporen von der sogenannten Mundstelle an — dem Empfängniss- oder Be- fruchtungstlecke — längs der Peripherie der Spore bis zur beendigten Gestaltung einer in sich abgeschlossenen einheitlichen Bildung. ') . Von einer Verschmelzung gleichwerthiger Theile kann hier im wahren Sinne des Wortes ebensowenig. wie bei anderen Zeugungs- vorgängen, z. B. beim Befruchtungsacte von Vaucheria, dem von Fucus, dem der Moose und Farnkräuter ernstlich die Rede sein. So lange man noch genöthigt ist, den Sexualvorgang als einen Vorgang sui generis, verschieden von Ernährung und Wachsthum, zu betrachten, so lange wird man seine morphologische Manifestation auch nieht in der Verbindung gleichwerthiger Elemente, aus denen kaum etwas speeifisch Neue hervorgehen kann, suchen können. Übersieht man die ganze Reihe der bekannten Vorgänge, so wird man daher mit mehr Recht gewiss die wesentlichen histologischen Elemente, welche in der Zeugung copuliren, für nothwendig diffe- rente Bildungen erklären dürfen. R Unbedingt lässt sich allerdings über den histologischen Vorgang bei der Zeugung ganz allgemein auch gegenwärtig kaum mehr aus- sagen, als dass derselbe, wie ich es schon in meinen Abhandlungen über Vaucheria und Oedogonium festgestellt habe, in einer »materiellen« Vereinigung der Sexualelemente besteht. Darf man hierüber hinaus- gehen, so liesse sich vielleicht nur die Hypothese hinzufügen, dass es bei dieser Vereinigung sich überall — auch in den copulativen Zeugungsvorgängen — um die Verbindung von histologisch distineten aber ungleichwerthigen und mit differenten Eigenschaften be- gabten speeifischen Bildungsproducten der beiden in Wechselwirkung tretenden Sexualzellen handelt. Hierbei werden . vielleicht die künftigen Beobachtungen ganz allgemein herausstellen, dass diese speeifischen Bildungsproducte mor- phologisch Abkömmlinge oder Producte der Zellkerne der Geschlechts- zellen sind. !) vergl. meinen Aufsatz über Paarung von Schwärmsporen Monatsb. d. Acad. 1869. N. Prisesneim: Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 889 Erklärung der Tafel XIV. (Die Figuren dieser Tafel sind nach meinen Präparaten von Hrn. Carr Mürrer gezeichnet.) Fig 1—ı1 und 13— 14. Achlya polyandra. rt. Theil eines längeren Oogonium aus der Mitte eines Fadens. Der Befruch- tungsschlauch sendet deutlich an jedes Ei eine Zweigspitze ab. Das eine Ei (5) unmittelbar nach der Befruchtung zeigt zwei sog. Zellkerne neben- einander, ein anderes (a) wie gewöhnlich nur eine Vacuole mit Zellkern. 2” ww Antheridium, welches ausser mehreren inneren, auch einen äusseren Befruch- tungsschlaueh (bei D) getrieben hat; bei a Spermamöbe. os Aus dem zerrissenen Oogonium herauspräparirte, befruchtete Eier mit an- sitzendem Befruchtungsschlauch nach Behandlung mit Reagentien; bei « 710 [577 Papille des befruchteten Eies. 4. Oogonium mit einer einzigen, grossen, eben befruchteten Oospore mit Chlor- zinkjod und Anilinblau; bei a Verwachsungsstelle. ze 5. Herauspräparirtes Ei mit ansitzendem Befruchtungsschlauch. me 6. Stück eines Oogoniums mit drei peripherisch gelegenen Eiern; mit Chlor- zinkjod und Anilin; zwei Eier mit angewachsenem Befruchtungsschlauch, das eine zeigt noch die Papille. 7#, 7. Stück eines zerrissenen Oogoniums mit Chlorzinkjod. Der Befruchtungs- 360 = 8. Theil eines unbeschädigten Oogoniums mit ansitzenden Antheridien. mit Anilinblau, In den Antheridien und Befruchtungsschläuchen die getödteten Spermamöben. a schlauch untrennbar vom Ei. 9. Wie Fig. 4 ohne Chlorzinkjod; bei a die Verwachsungsstelle und die hervor- tretende Papille des Eies sichtbar. 7, er z . " ” . * ı0. Frei präparirtes, aus dem Oogonium herausgerissenes, befruchtetes Ei, mit dem Befruchtungsschlauch verwachsen; zeigt noch die Papille. =, ı1. Theil eines unbeschädigten Oogoniums mit ansitzendem Antheridium, in dessen Befruchtungsschläuchen bei a, a, a eingewanderte Spermamöben. In, 13 u. 14. Antheridien mit Spermamöben und Oogonium mit normalen Oosporen. a Fig. 12 und 15— 31. Achlya colorata mihi (Colleetiv-Species die Achlya racemosa und lignieola Hild. und noch einige kleinere und meist einsporige Formen umfassend; s. Jahrb. für wiss. Bot. IX. S. 205. Anm. unter dem Text). Fig. 12, 16, 17. 31 zeigen die natürliche Farbe der Oogonien. ı2. Stück eines Fadens mit drei Oogonien. a,b, ce; in bund c die Befruchtung aus- geführt, die Oosporen normal gereift; in a die Befruchtung wegen Nicht- antretens des Befruchtungsschlauches unterblieben, die Oosporen nicht gereift fallen der Zerstörung anheim. > 15. Oogonium mit ansitzendem Antheridium, welches einen inneren und einen ausnahmsweise grossen, äusseren Befruchtungsschlauch getrieben hat. *®. 16. Oogonium mit mehreren männlichen Nebenästen. Das eine sichtbare Anthe- ridium hat einen inneren Befruchtungsschlauch getrieben und beginnt soeben (bei a) einen äusseren zu treiben; im Antheridium Spermamöben. ==, Ähnlieh wie 16 in anderer Lage; der äussere Befruchtungsschlauch des Anthe- ridiums ist schon grösser, noch bruchsackartig. = 18— 21. Desgl. Antheridien mit äusseren Befruchtungsschläuchen aus der Rücken- fläche, in verschiedener Lage gezeichnet, mit Spermamöben. = Sitzungsberichte 1882. 7 Sitzungsber.d. Berl. Akad.d. Wiss. 1892. XXX. dr. Pringsheim, Bef ruchtung d.Gattung Achlya. Zith.von.Laue. 890 Gesammtsitzung vom 19. Oetober. — Mittheilung vom 8. Juni. 22—28. Desgl. mit Austrittszuständen der Spermamöben. 1m, 29. 30. Männlicher Ast am Oogonium, letzteres im Umriss. Der männliche Ast hat ausser dem End-Antheridium, welches einen inneren und äusseren Befrnch- tungsschlauch getrieben hat, noch unterhalb desselben, wie dies öfters geschieht, ein zweites Antheridium (b) abgegliedert. 7, Antheridium, dessen äusserer Befruchtungsschlauch bereits obliterirt; man sieht an der Rückenfläche nur die vorhandene Öffnung und die unverbranehten Reste des Inhalts. °%. Normales, ungestörtes Oogonium der einsporigen Form. Beide ansitzenden Antheridien beginnen äussere Befruchtungsschläuche zu treiben. Die im Oogonium sichtbaren welligen Conturen gehören der inneren Membranschicht . - a 2360 desselben an, welche die Copulationswarzen bildet. Er Ausgegeben am 26. October. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Be Erin, SITZUNGSBERICHTE DER [=l=} KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XL XL. MIT EINER TAFEL. 26. OcrogBEr 1882. BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. h Anzeige. | Mi dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich | Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind- an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für, welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. Auszue aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. s 8 g Sul 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus D " Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz -einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 8 7. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtist, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er F dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. 88. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschiekt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher werden, A dieselben, mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verka % in den Buchhandel gebracht werden. 4 $1l. Sa 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- R lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent-- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welehem der Titel der Arbeit wiederholt wird. f 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er on rechtzeitig dem redigirenden Seeretar Anzeige gemacht hat. u 85. - Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Diuck der in dem gleichen Stück exschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. .y $ 29, 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lieh. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Men, nur die Verfasser verantwortlich. 1882. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. October. Sitzung der physikalisch- mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. pu Boıss-Revnmoxv. 1. Hr. Wessky las: Über eine Methode, den normalen Bogen, um welchen eine Krystallfläche von einer ihr sehr nahe liegenden Zone absteht, und ihre krystallographische Lage zu bestimmen. 2. Hr. Wewerstrass las: Bemerkungen zu der Abhandlung des Hrn. Linpemann: »Über die Lunorrn’sche Zahl« (Sitzungs- bericht vom 22. Juni, St. XXX., s. oben S. 679). Die Mittheilungen 1 und 2 werden in einem der nächsten Berichte erscheinen. 3. Hr. W. Prrers machte eine Mittheilung: Über eine neue Gattung und Art der Vipernattern Dinodipsas angulifera, aus Südamerica. (Hierzu Taf. XV.) 4. Hr. vu Boıs-Revmono legte Untersuchungen über Reflexe von Hrn. Dr. Morırz Menpersonx aus St. Petersburg vor, welche der- selbe im physiologischen Institut zu Erlangen angestellt hat. Die Mittheilungen 3 und 4 folgen umstehend. d. Von Hrn. E. Gerrann in Cassel ist ein Bericht über neuere von ihm über die Leisnızischen Manuscripte in der Bibliothek zu Hannover angestellte Ermittelungen, nebst einem Nachtrage zu Leissızens und Huyerss’ Briefwechsel mit Pırm, eingegangen. Die Mittheilung folgt in einem der nächsten Berichte. Sitzungsberichte 1882. 72 892 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. October. 6. Hr. Dr. Huserr Lupwie, Prof. der Zoologie in Giessen, be- richtet über seine mit Unterstützung der Akademie fortgesetzten Unter- suchungen über Echinodermen, unter Hinweis auf seine aus der »Zeit- schrift für wissenschaftliche Zoologie« (Bd. IRXVE 20 RX) besonders abgedruckte Abhandlung: »Morphologische Studien an Echinodermen« (Zweiter Band. 2. Heft). 893 Über eine neue Gattung und Art der Vipernattern, Dinodipsas angulifera, aus Südamerica. Von W. PETERS Hierzu Taf. XV. Unter den Giftschlangen sind die Giftnattern, Elapina, deshalb besonders gefährlich, weil sie äusserlich keine Merkmale zeigen, wodurch man sie von den giftlosen Schlangen, denen sie täuschend ähnlich sind, mit Sicherheit sogleich unterscheiden kann. Die meisten derselben sind auch mit langen Oberkiefern, wie die giftlosen Schlangen, versehen und meistens finden sich im Oberkiefer ausser dem vordersten durehbohrten Giftzahn noch andere solide Zähne. Nur ein paar Gattungen kennt man bis jetzt, welche, wie die Vipern und Grubenottern (Vipern mit äusseren Oberkiefergruben), einen ganz kurzen Oberkiefer besitzen, der auch keinen Platz hat für andere Zähne, als den Giftzahn. Von diesen Gat- tungen, welche man bisher nur von dem africanischen Continent kannte, schliesst sich eine, Atractaspis, durch ihre ganze Form den unschädlichen Calamarien, eine andere, Causus, dagegen den Glattnattern (oder vielmehr den Trimerorhini) an. Wegen der Übereinstimmung dieser Schlangen in dem Kieferbau mit den Vipern, im Gegensatz zu allen anderen Gift- nattern, habe ich sie in einer besonderen Gruppe vereinigt, welche ich die der Vipernattern (s. Reise nach Mossambique. 1882. Zoologie. IN. S. ı41) genannt habe. Giftschlangen, welehe im Äussern den in allen Welttheilen, mit Ausnahme von Europa, verbreiteten Dipsades mit breitem Kopfe, schmalem Halse und zusammengedrücktem Körper gleichen, waren bis jetzt unbekannt, so dass man bei dem Fange derselben keine Vorsicht nöthig zu haben glaubte. Das Vorkommen von Giftschlangen, welche sich im Äussern, auch in der Pholidosis des Kopfes, den Dipsades und unter diesen den dureh ihr schwaches Ge- biss besonders ausgezeichneten Leptognathus am nächsten anschliessen, war nach so vielen herpetologischen Entdeckungen der letzten De- eennien ganz unerwartet. Es dürfte daher die Kenntniss einer solchen ar y 894 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. October. Art, welche ich jetzt vorzulegen mir erlaube, von ganz besonderer Wichtigkeit für Naturforscher und Reisende, welche die Faunen ferner Länder erforschen. sein. Sie stammt aus Südamerica, schliesst sich aber durch die ausserordentliche Kürze des Oberkiefers den africa- nischen Vipernattern an. Der Name Dinodipsas, den ich für diese Schlange vorzuschlagen mir erlaube, soll an ihre Ähnlichkeit mit den bösartig aussehenden, aber harmlosen Dipsades erinnern. Disopirsas nov. gen. Mawilla brevissima, telo laevi armata; os transversum tenue processu externo uncinato, dentes palatino-pterygoidei parvi numerosi. Caput latum, distinchum , scutis supra 9. Nasalia utringue bina, frenale, ante-, post-, suborbitaliaque distineta, submentalia brevia. Pupilla rotunda. Corpus compressum , ventralia haud angulata, cauda brevis. Squamae anteriores laeves , posteriores carinatae. Scuta subcaudalia. Von dem llabitus einer Dipsas mit breitem Kopfe, schmalem Halse, mässig zusammengedrücktem Körper, aber mit kurzem Schwanze. Oberkiefer kurz, wie bei den Vipern, nur mit einem, oder, wenn der Ersatzzahn schon entwickelt ist, mit zwei durchbohrten , unge- furchten Giftzähnen versehen: Os transversum mittellang, dünn, mit einem äusseren hakenförmigen Fortsatze; Gaumen- und Flügelbein- zähne klein, zahlreich. Oberkopfschilder in gewöhnlicher Zahl, 9; zwei Nasalia, Nasen- öffnung weit, zum grössten Theil in dem hinteren Nasale liegend; ein Frenale; Auge gross mit runder Pupille, von Ante-, Post- und Suborbitalia umgeben. Die Submentalia sind kurz, hinten abgestutzt und hinter denselben folgen keine Schuppen, sondern gleich breite Schilder, wie bei Dasypeltis. Körperschuppen rhomboidal, am vorderen Körpertheile glatt, am hinteren Körpertheile mit einem höckerförmigen Längskiel, ohne Endgruben. Bauchschilder ohne Seitenkiele. Anale und Subeaudalschilder einfach. Dinodipsas angulifera nov. spec. (Taf. XV.) D. supra olivaceobrunnea , angulis nigris albomarginatis , subtus sordide alba. Squamis 15-seriatis, abdominalibus 1441, anali simpliei, scutis sub- caudalibus 15. Habitatio: America australis. Kopf kaum halb so breit wie lang und etwas mehr als halb so hoch wie breit. Rostrale breiter als hoch, nach oben stumpfwinklig vorspringend. Internasalia pentagonal, so lang wie breit, Praefron- talia breiter, aber auffallend viel kürzer als jene. Frontale doppelt so lang wie breit, hexagonal, mit vorderem und hinterem kaum weniger stumpfen Winkel; Supraorbitale gross, ebenso lang, wie die Prrers: Über eine neue Gattung und Art der Vipernattern. 895 hinten abgerundeten Parietalia. Nasalia von gleicher Länge, das hintere durch die weite Mündung des Nasloches ausgezeichnet. Frenale klein, pentagonal, hinten an das untere und die Hälfte des oberen Ante- orbitale stossend. Zwei schmale Postorbitalia, von denen das untere das längste ist; 6 Temporalia, von denen das vordere- untere längste an das untere Postorbitale, das vordere obere ebenfalls verlängerte an das obere Postorbitale stösst. Es sind sechs Supralabialia vor- handen, von denen das zweite das kleinste und kürzeste ist, das dritte an das längste schmale vordere Suborbitale und an einen kleinen Theil des zweiten Suborbitale, das dritte oben an das zweite Subor- bitale, das untere Postorbitale und das vorderste untere Temporale stösst. Das Mentale bildet hinten einen sehr stumpfen Winkel und ist durch das erste Paar der Infralabialia von den Submentalia getrennt. Es sind jederseits neun Infralabialia vorhanden, von denen die vier ersten an das erste Paar der Submentalia stossen. Diese sind unregelmässig hexagonal, hinten quer abgestumpft; diejenigen Submentalia des zweiten Paars sind sehr viel kleiner, kaum halb so lang und nur etwas mehr als halb so breit, wie jene. Die sehr kurzen, nach oben keulenförmig verlängerten Oberkiefer haben nur Platz für die Insertion des Giftzahns, dessen Mündung länger ist, als die Brücke zwischen dieser und dem Anfange des Gift- canals, welche nicht gefurcht ist. Es sitzen zwei Giftzähne neben einander, von denen der äussere aber als Ersatzzahn zu erkennen ist, da er nur lose sitzt und seine Basis zur Befestigung an den Kiefer- knochen noch nicht entwickelt hat. Das Os transversum (Pterygoideum externum) ist fast halb so lang, wie das Gaumen- und Flügelbein zusammen, dünn, nach aussen bogenförmig gebogen und mit einem hakenförmigen Fortsatz versehen. Das (3"”" lange) Gaumenbein ist nur schwach gebogen, mit S kleinen Zähnen versehen, welche genau betrachtet von vorn nach hinten an Länge abnehmen. Das (1 1"” lange) Flügelbein verbreitert sich nach hinten, ist inwendig convex, aussen concav und fast der ganzen Länge nach mit einer Reihe von 36 kleinen Zähnen versehen, welche, genau betrachtet, kürzer als die Gaumenzähne sind. Die Unterkiefer sind sehr schwach und zeigen eine Reihe sehr kleiner kurzer Zähne, mit Ausnahme der vordersten, welche länger sind. Der Hals erscheint schmal hinter dem breiten Kopfe und der Körper, namentlich nach der Mitte hin, zusammengedrückt, ohne Seitenkiele oder Winkel an den Seiten der Bauchschilder. Die Schuppen sind rautenförmig, längs der Rückenfirste nicht verbreitert, in dem vorderen Körper- theile ‘glatt, in dem hinteren mit einem höckerförmigen Kiel versehen, der nicht bis zum Ende der Schuppen geht, welches keine Grübchen 896 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. zeigt. Die Schuppen bilden funfzehn Längsreihen, und jederseits schiefe Querbinden. Es sind, die hinter den Submentalia liegenden mitgerechnet, 144 Ventralschilder, ein einfaches Anale und an dem kurzen eonischen Schwanze ı5 Subcaudalschilder vorhanden. Oben olivenbraun, an den Stellen, wo die Schuppen abgefallen sind, schiefergrau, mit schwarzen V-förmigen Zeichnungen, hinter oder vor denen einige Schuppen vorkommen, welche einen weissen Längstleck oder innere weisse Seitenränder zeigen. Die erste dieser winkelförmigen Zeich- nungen liegt am Nacken, mit der Winkelspitze nach vorn gerichtet und bis an die Parietalia reichend. Die anderen, 8 bis 9 deutlichere und auf dem hinteren Körpertheil Spuren von 4 bis 5, sind mit dem Winkel nach hinten gerichtet. Die Unterseite ist in der Mitte schmutzig weiss, indem der hintere Rand der Bauchschilder heller grau ist, die Seitentheile derselben dunkler schiefergrau sind. Der Magen war ganz zusammengezogen und leer, so dass sich nicht sagen lässt, aus welchen Thieren die Nahrung besteht. Totallänge 42°; Kopflänge 2°”; Kopfbreite ı 1"", Schwanz 25", Das einzige Exemplar (No. 10272 M. B.) ist, nach der Angabe des Hrn. Naturalienhändlers Umtaurr, aus Laguna bei Puerto Cabello in Venezuela mit Färbeholz lebend nach Hamburg gekommen. Erklärung der Abbildungen auf Tafel XV. Fig. 1. Dinodipsas angulifera Prrens; 2. Kopf von der Seite; 3. derselbe von unten; 4. Analgegend und Schwanz von unten; 5. gekielte Körperschuppen. b 6. Oberkiefergaumenapparat der linken Seite im Profil, m. Oberkiefer, tr. os transversum, p- palatinum, pt. pterygoideum; 7. dasselbe von unten; 8. Oberkiefer mit Giftzähnen von vorn. Fig. ı bis 4 in natürlicher Grösse; 5 bis 8 vergrössert. Sitzungsbericht der Berl. Akad dWiss.1832. ? Dinodipsas angqulifera Ptrs 897 Untersuchungen über Reflexe. Im physiologischen Institut zu Erlangen angestellt von Dr. Morırz MENDELSSOHN aus St. Petersburg. Paris, Ende September 1882. Aus seinen Zeitmessungen über Reflexe hatte Hr. Prof. RosentHAL geschlossen, dass die einzelnen Abschnitte des Rückenmarks nicht gleich geeignet seien, die Uebertragung von Reflexen von den sen- siblen auf die motorischen Bahnen zu vermitteln, sondern dass die normalen Reflexe hauptsächlich in der Medulla oblongata und dem oberen Theile des Rückenmarks (Halsmark) zu Stande kommen. Ver- suche mit Schnittführungen durch einzelne Theile des Rückenmarks, welche Hr. Rosextmar unternommen hatte, um die Leitungsbahnen festzustellen, auf denen die Reflexübertragung zu Stande kommt, hatten diese Auffassung im Allgemeinen bestätigt. Bei dem Interesse, welches diese Frage für die Physiologie und Pathologie hat, musste es aber wünschenswerth erscheinen, den von Hrn. RosentHuAL auf- gestellten Satz auch noch auf andere Weise zu prüfen. Ich unter- nahm daher auf Vorschlag des Hın. RosentuaL im physiologischen Institut zu Erlangen eine Reihe von Versuchen, deren Ergebnisse ich hier kurz mittheilen will. Zu den Versuchen wurden ausschliesslich frischgefangene Frösche verwandt. Trotzdem war es in den Sommermonaten, in denen ich arbeitete, sehr schwer, gute Resultate zu erzielen, da bei höherer Temperatur die Frösche innerhalb kurzer Zeit unfähig werden, auf die angewandten Reizungen mit Retlexen zu reagiren. Wir mussten daher einen Theil der Fragen, deren Beantwortung wir uns vor- genommen hatten, auf eine günstigere Jahreszeit verschieben. Die von uns angewandten Reize waren einzelne Öffnungsinduc- tionsschläge, welche auf passende Weise durch eine Pfote des Frosches (in der Regel die rechte) geleitet wurden. Es wurde die Stromstärke gesucht, welche eben ausreichte, deutliche Beugungsreflexe in allen vier Extremitäten hervorzurufen. Zur Vermeidung störender willkür- licher Bewegungen wurde vor Beginn der Versuche das Grosshirn 898 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. October. durch den Gorrz’schen Schnitt ausgeschaltet. Ausserdem wurden die Frösche in der Mehrzahl der Versuche mit äusserst geringen Mengen von Strychnin (0.00005 — 0.000 1° salzsaures Strychnin) vergiftet, nach- dem wir uns überzeugt hatten, dass der Erfolg durch solche leichte Vergiftung nicht geändert, aber bedeutend sicherer gemacht wird. Unser Plan war nun, durch methodische Schnittführungen an verschiedenen Stellen des Rückenmarks festzustellen, ob die Auf- hebung der Continuität an einer Stelle einen Einfluss auf das Zustande- kommen der Reflexe hat. Bei der hervorragenden Bedeutung, welche nach Hrn. Rosextuar's Versuchen die oberen Theile des Rückenmarks haben sollen, begannen wir mit Schnitten in diesen Theilen. Aus denselben hat sich Folgendes ergeben: ı. Ein Querschnitt durch die Medulla oblongata oberhalb der Spitze des Calamus scriptorius hat keinen nachweisbaren Einfluss auf das Zustandekommen der Retlexe. 2. Wird der Querschnitt genau an der Spitze des Calamus seripto- rius oder '/, bis 1"" unterhalb desselben geführt, so hat er keinen Einfluss auf den Reflex in der gereizten unteren Extremität, erschwert jedoch das Zustandekommen der Reflexe in der unteren Extremität der anderen Seite und in beiden oberen Extremitäten, so dass diese bei der ursprünglich ausreichenden Stromstärke ausbleiben und erst bei stärkeren Reizen zu Stande kommen. Dieser schwächende Ein- fluss des Querschnitts ist unmittelbar nach demselben am stärksten ausgeprägt und vermindert sich allmählich, ohne sich jedoch ganz zu verlieren. 3. Halbschnitte durch das Rückenmark an der angegebenen Stelle dieht unterhalb des Calamus scriptorius haben keinen merklichen Kinfluss auf die Reflexe, wenn sie auf der Seite der Reizung angelegt werden. Wird der Schnitt etwas tiefer geführt ('/,—ı"" oberhalb der Wurzeln des Plexus brachialis), so bleiben die Reflexe der unteren Extremitäten unverändert, die der oberen werden etwas geschwächt. 4. Halbschnitte durch das Rückenmark auf der dem Reiz ent- unter- mm gegengesetzten Seite in der oben angegebenen Höhe ('/,—ı halb des Calamus seriptorius) haben keinen Einfluss auf die Reflexe der gereizten Seite, wirken aber auf die Reflexe der anderen Seite gerade so wie ganze Querschnitte, d. h. sie schwächen die Reflexe dieser dem Reiz entgegengesetzten Seite. 5. Längsschnitte durch die Medulla oblongata bis zur Spitze des Calamus scriptorius haben keinen merkbaren Einfluss auf die Reflexe. 6. Längsschnitte durch die oberen Theile des Rückenmarks von der Spitze des Calamus scriptorius bis oberhalb der Wurzeln des Plexus brachialis haben keinen Einfluss auf die Reflexe derselben T . e) MENDELSOHN: Untersuchungen über Reilexe. s99 Seite, schwächen aber die Reflexe der anderen Seite, so dass diese erst bei stärkeren Reizungen zu Stande kommen. Aus diesen Ergebnissen der Versuche müssen wir in Überein- stimmung mit Hın. Rosentnar's früherer Behauptung folgern, dass für das Zustandekommen der Reflexe bei schwachen (d. h. eben aus- reichenden) Reizen der unversehrte Zusammenhang der sensiblen und motorischen Leitungsbahnen mit den oberen Theilen des Rücken- marks, d.h. dem Abschnitt an und dieht unterhalb der Spitze des Calamus seriptorius, unbedingt nothwendig ist. In diesem Rücken- marksabschnitt kommen die Reflexe zu Stande, welehe durch aus- reichende Reize ausgelöst werden. Kann der Reiz nicht mehr zu dieser Stelle gelangen, so bleiben ausreichende Reize unwirksam. Stärkere (übermaximale) Reize vermögen aber dann noch zu wirken; die Reflexapparate in den tieferen Theilen des Rückenmarks sind also schwerer erregbar, als die in den oberen. Die Übertragung des Reflexreizes von der gereizten Seite auf die entgegengesetzte erfolgt offenbar in den unteren Theilen jener wirksamsten Stelle im Halstheil des Rückenmarks. Auch die Reflexübertragung für die oberen und unteren Extremitäten erfolgt, wie es scheint, nicht genau in der- selben Höhe. Die Medulla oblongata selbst scheint nach diesen Versuchen keinen ausgesprochenen Antheil an dem Zustandekommen der Reflexe in den Extremitäten zu haben. Ob durch feinere Hülfsmittel ein solcher Antheil doch noch würde nachgewiesen werden, müssen wir dahin- gestellt sein lassen. Wir konnten auch die Reihenfolge feststellen, in welcher bei vorsichtiger Steigerung der sensiblen Reizung die Ausbreitung der Reflexe auf die vier Extremitäten erfolgt. Wird nämlich der Reiz am rechten Fuss angebracht, so treten die Reflexe auf: am leichtesten (d. h. bei der schwächsten Reizung) an der rechten unteren Extremität, dann an der rechten oberen Extremität, dann an der linken oberen » zuletzt an der linken unteren » Sobald aber durch einen der oben besprochenen Eingriffe die ausreichenden Reize unwirksam geworden sind, und man zu stärkeren (übermaximalen) Reizen übergehen muss, ändert sich die Reihenfolge etwas. Es erfolgen dann die Reflexe in der Regel so: am leichtesten in der rechten unteren Extremität, dann » » linken unteren » » » » rechten oberen » zuletzt » » linken oberen » Sitzungsberichte 1882. 73 900 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. October. Dieses leichtere Ansprechen der linken unteren Extremität bei übermaximalen Reizen kann der Anschauung zur Stütze dienen, dass bei diesen stärkeren Reizen die unteren Theile des Rückenmarks mehr in Anspruch genommen werden, als bei den ausreichenden Reizen. Ich gedenke demnächst nach Erlangen zurückzukehren und die Untersuchung fortzuführen, namentlich auch durch Schnitte in den unteren Abschnitten des Rückenmarkes die Richtigkeit der gezogenen Schlussfolgerungen weiter zu prüfen. Ausgegeben am 2. November. 1882. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. October. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnsen. Hr. A. Kırcunorr las den zweiten Abschnitt seiner Abhandlung: Uber die von Thukydides benutzten Urkunden. Die Mittheilung wird in den nächsten Sitzungsberichten erscheinen. Ausgegeben am 2. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. PR « Mi 5 % N A Mus Bi dr 5 n ru 7 a N ü f} in | ra f, E f af MT de Er Eh Zu, 7 ; R BWur | er . h par DR 4 a = EHe UK 5 L “ r \ ’ N. i ed . SE. sl ri e IB a iR f RER # e ” rl Pr 2 u a Are 2 [4 A ER Bein A 4) RR TA NTDEAHTEN FRE Ast urn OS " NPD 2 B- I en > - u j' | inte Können A han 3) Amel P} RRNEc.; > % LAN L IE tt IN iO Y UT lH Ace laull: Dt uuNZzel yahaakal, a rahnaNi Kadsdulaibenn] irlY Ihe, u nina ilernlB Gel A AI ürksafrih = Er £ SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XLn. 5 2. NovEuger 1882. N oe i x 14 3 Oi, h en 7 6 kr ® - BERLIN 18832. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Bi: Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich} { Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind. an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der „Sitzungsberichte«.) SI« 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Domnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-historischen Classe ungerade Nummern. 8 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu besclıliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in . Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfasserin, welehe der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus —sBrr— i Bestimmungen gelten. be. 1 \ 4 i A Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der i Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und on besonders beizugebenden Tafeln die go erforderlicl 3 Auflage eingeliefert ist. 87. Eine für die Saunas DENEDEN bestimmte wis dazu der ee der Gesammtakademie betreffenden Classe. s 8 Mittheilungen auch ee in Be: \ werden, 055 deal mit Sondertitel und. lau Paginirung versehen und mit besonderem Verkau in den Buchhandel gebracht werden. . $ 11. \ 1. Jeder Verfasser einer unter den T lichen Mittheilungen« abgedruckten Arb t er tu geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umsehla ? welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Koste gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl vo zu unentgeltlicher eigener Vertheilung® lassen, sofern er "hiervon rechtzeitig de Secretar Anzeige gemacht hat EP Se Da BESLE über jede Einzeluiet Sitzun na heisst er ee redigkkende en 8 29. geschaflichen Theils der Sitzungsberich : lich. Für alle übrigen Kheile = el 1882. XLH. [8S) SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 2. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. 1. Hr. Scnwenpener las: Über die Schutzscheiden und ihre Verstärkungen. Die Mittheilung erscheint in den Abhandlungen. 2. Hr. Hermnorrz überreichte eine Notiz von Hın. Prof. Hrrmann W. Voser: Über Lockver’s Dissociationstheorie. Die Mittheilung folgt umstehend. 3. Hr. Auwess ist, nach gefälliger Mittheilung der Reichseommission für die Beobachtung des Venusdurchgangs, am 17. October an seinem Bestimmungsorte Punta-Arenas an der Magelhaenstrasse eingetroffen. Desgleichen ist die zweite der südlichen astronomischen Expeditionen an ihrem Bestimmungsorte Bahia Blanca in Argentina und die erste der nördlichen in New-York eingetroffen. Sitzungsberichte 1882. 74 Va IM z ze Beir > BUN ze -f VIIaMErn GIG TR If iR Rah? Meer e e . Neben at rhr: I A MA re N 1 sag UT DEE EEE a ‚lad ul We PET Tan VEFTEIRG RReTTEL | ELTERN IE reT. Im‘ ZUR CET ih 7 ET eat] f Hr I - HAT Asa) Aula Di ir MNOZAEH NA a a) N HERAN ae WE N |, | EEEEFERU REN ET. | "np a i Be > “ Uber LocKYEr’s Dissociationstheorie. Von Hermann W. Vocer. ® Februar ı88o nahm ich Gelegenheit, auf Grund meiner Beobach- tungen des Spectrums von chemisch reinem Wasserstoff die Anschauung Lockver’s zu bemängeln, dass das Caleium in sehr hoher Temperatur dissoeiirt werde." Lockver ging u. A. davon aus, dass in den von Huseıms photographirten Speetren der sogenannten weissen Sterne von den beiden Caleiumlinien H’ und H” nur die erste vorhanden ist und stellte demnach die Theorie auf, dass Calcium in ..hoher Temperatur in zwei Körper zerfalle, X und Y, von denen der erste die Linie H’, der andere die Linie H” gebe und dass in gedachten Sternen sich nur der erste finde. Ich führte dagegen aus, dass der Wasserstoff ausser den vier bekannten leicht sichtbaren Linien noch eine ausgezeichnete, photographisch höchst intensiv wirkende Linie besitzt, die fast mit H’ FRAUNHOFER zusammenfällt, und dass man die von Husems beob- achtete angebliche Caleiumlinie um so mehr für die fünfte Wasserstofflinie zu halten berechtigt sei, als die bekannten Wasserstofflinien in den Spectren jener Sterne in ausgezeichneter Weise entwickelt sind und auch die von Hussıss beobachteten ultravioletten Sternlinien mit den von mir photographisch fixirten ultravioletten Wasserstofflinien übereinstimmen.? Lockver hat indessen seine Anschauung von der Dissociation nicht aufgegeben, sondern nach neuen Beweisen für dieselbe auf spectroskopischem Wege gesucht. Er macht daraufaufmerksam, dass u.A. im Speetrum der Sonnenflecke gewisse Eisenlinien verbreitert erscheinen, andere nicht, dass ferner manche derselben, wie A4918 und A 4919.7 im Speetrum der Protu- beranzen, welche anderweitige Eisenlinien zeigen, nicht vorkommen, wohl aber im Spectrum der Flecke, dass dagegen in diesen wieder unter Umständen Eisenlinien fehlen, die jene enthalten, und er sagt darauf hin: »Somit giebt es kein Eisen in der Sonne, sondern nur seine Bestandtheile.? ! Proe. Royal Soc. XXVIII 157. ® S. Monatsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1880 S. 192. ® Comptes rendus ete. T. XCI 904. 74* 906 Gesammtsitzung vom 2. November. Gegen diese Argumentation sind bereits Liveıme und DEwAR auf- getreten', indem sie nachwiesen, dass gewisse Spectrallinien eines Stoffes z. B. A 5210 Magnesium und verschiedene Caleiumlinien nur sichtbar werden, wenn gewisse fremde Stoffe, im vorliegenden Falle Wasserstoff einerseits, Eisen andererseits gegenwärtig sind, dass somit das Fehlen gewisser Eisenlinien in den Spectren der Flecke oder Protu- beranzen nicht auf eine Dissoeiation, sondern auf die Abwesenheit fremder Stoffe zurückzuführen sein dürfte, die eben das kräftige Auf- treten jener Linien bedingen. Nun fusst aber Lockver noch auf eine andere Thatsache, die durch Liveme und Drwar’s Versuche nicht erklärt wird und die allerdings seiner Dissociationstheorie eine festere Stütze zu geben scheint, als die oben angeführten Facta. Er sagt:” »Die letzte Reihe von Beobachtungen betrifft den Grad der Be- wegung der Dämpfe in den Sonnenflecken, welche bekanntlich angezeigt wird durch Änderungen in der Brechbarkeit der Linien. Wenn alle Linien des Eisens in emem Fleck durch Eisendampf hervorgebracht wären, der sich mit einer Geschwindigkeit von 40°” in der Secunde bewegt, so wäre diese Geschwindigkeit angezeigt durch eine Änderung der Brechbarkeit aller Linien. Wir finden aber, dass das nicht der Fall ist. Wir constatiren nicht blos verschiedene Bewegungen, die von verschiedenen Linien angezeigt sind, sondern beobachteten in dem Grade der Bewegung dieselben Umkehrungen, wie in der Breite der Linien. Diese Thatsache erklärt sich leicht, wenn wir Dissociation annehmen und ich kenne keine einfachere Art, sie zu deuten.« Als Beispiel führt Lockver an, dass in den Flecken am 24. De- cember 1880, ı. und 6. Januar ı88ı eine bestimmte Anzahl Eisen- linien gewunden erschien, während andere gerade blieben. Ich glaube nun diese Faeta auf Grund zahlreicher Beobachtungen in der Absorptions-Speetralanalyse deuten zu können, ohne zu der Hypothese der Dissociation meine Zuflucht nehmen zu müssen. Es ist bekannt, dass die Lage der Absorptionsstreifen eines Körpers sehr wesentlich von der Dispersion des Mediums abhängt, in dem er gelöst oder incorporirt ist. Oft bemerkt man, dass in stärker dispergirenden Medien die Absorptionsstreifen eines Körpers mehr nach Roth hin rücken.” Hierbei tritt nun nicht selten der merk- würdige Fall ein, dass gewisse Absorptionsstreifen mit der Zunahme der ' Proe. Royal Soc. 30. 93. Wırpemann, Beiblätter IV 366. ® Ich folge hier der Wiedergabe des LockvEr’'schen Aufsatzes im » Naturforscher« vom 4. Juni 1881, um jeden Schein einer individuellen Färbung der Übersetzung aus- zuschliessen. ® Kunpr, Jubelband PossEnp. Ann. S. 620. VogEL: Über Lockver's Dissociationstheorie. 907 Dispersion des Lösungsmittels verschoben werden, andere wieder nicht. Schon Hasengacn beobachtete,‘ dass z. B. die Chlorophylistreifen I, II und IV in alkoholischer Lösung mehr nach Roth hin liegen, als in aetherischer, während der Streif II in beiden Lösungen genau die gleiche Lage zeigt (a. a. O.). Ähnliche Fälle beobachtete ich bei Uran- oxydulsalzen' und bei Cobaltverbindungen.” Nun hat Kunpr bereits darauf aufmerksam gemacht, dass für Absorptionsspeetren von Gasen dieselben Regeln geiten, wie für die Absorptionsspeetren flüssiger Körper (a. a. O.). Er fügt zwar hinzu: »Es bleibt nur fraglich, ob, wenn man z. B. untersalpetersaures Gas mit verschiedenen anderen durchsichtigen Gasen mischt. die Verschie- bungen der Absorptionsstreifen so beträchtlich sind, dass sie bemerkt werden können.« Dieser Zweifel betrifft aber nicht gedachte Regel, sondern nur die Möglichkeit ihrer experimentellen Prüfung.” Es ist daher die Annahme zulässig, dass, in gleicher Weise wie bei Flüssig- keiten, beigemengte Medien auf die Stellung der Absorptionsstreifen auch bei Gasen wirken, und dass hier wie dort Verschiebungen einzelner Streifen eintreten können, während die Lage anderer ungeän- dert bleibt. Wenn demnach in Sonnenflecken einzelne Eisenlinien eine Ver- schiebung erleiden, andere an derselben Stelle nicht. so ist nicht Bewegung der Grund, sondern die Beimischung eines fremden stark dispergirenden Gases, welches auf die verschobenen Linien wirkt, auf der anderen nicht. Es folgt daraus ferner, dass Krümmung von Ab- sorptionslinien der Sonnenflecke keineswegs immer als Bewegung der absorbirenden Gase in der Richtung der Beobachtungslinie gedeutet werden dürfen, sondern nur dann, wenn alle Linien eines Stoffes an der Krümmung theilnehmen. Dass auch helle Linien leuchtender Gase unter ähnlichen Umständen »durch Beimischung eines anderen nicht leuchtenden, oder ein conti- nuirliches Speetrum gebenden Dampfes« eine Verrückung erleiden können, hat Kuxpr bereits angedeutet (a. a. O. S. 620). Berlin. im October ı88a. ! VoGEL, pract. Speetralanalyse, Nördlingen bei Beck, S. 248. 2 Monatsberichte der Akademie der Wissenschaften vom 20. Mai 1878. ® Kunpr bezweifelte früher auch die Möglichkeit des Nachweises einer anomalen Dispersion bei Gasen und glühenden Dämpfen. Neuerdings ist ihm dieser Nachweis aber bei Natriumdämpfen geglückt. WıEpEnann’s Ann. 10. S. 321. u TE M PILLE ‚u u 909 Über die von Thukydides benutzten Urkunden. Von A. KırcHHorr. (Vorgetragen am 26. October [s. oben S. 901].) N. (Vergl. Monatsberichte 1880 S. S34ff.) kr weiteren Fortgange der begonnenen Untersuchung gelangen wir zunächst zur Urkunde des sogenannten Nikiasfriedens, welche wir 5. 18. ı9 lesen. Analyse und Erklärung dieser Urkunde im Einzelnen sind leider weder durch die Bemühungen der Herausgeber und Er- klärer des Thukydides noch selbständige auf den Gegenstand gerichtete Specialuntersuchungen schon soweit gefördert worden, dass ich die Aufgabe als in befriedigender Weise erledigt und mich der Noth- wendigkeit überhoben erachten könnte, auf diese Dinge noch einmal im Zusammenhange einzugehen. Um indessen unnütze Weitschweifigkeit zu vermeiden, werde ich mich in der nachfolgenden Auseinander- setzung auf eine positive Darlegung meiner Auffassung beschränken und auf eine Kritik abweichender Ansichten meiner Vorgänger mich über- haupt nicht oder nur dann einlassen, wenn ich nicht hoffen kann, sie durch einfachen Hinweis auf das Richtige in einer für Unbefangene überzeugenden Weise abzuthun und zu erledigen. Unsere Urkunde zerfällt in zwei sich deutlich von einander ab- sondernde Theile, den Text des Friedensvertrages selbst (18) und ein Zusatzprotokoll (19), durch welches einerseits das Datum des Tages, mit welchem nach gegenwärtigem Übereinkommen der Vertrag in Kraft zu treten hat, fixirt, andererseits die Vollziehung der im Ver- trage selbst stipulirten Beschwörung desselben durch die Vertreter der eontrahirenden Parteien beurkundet wird. Denn dass der Inhalt des ı9. Kapitels in der That einen integrirenden Bestandtheil der eingelegten Urkunde bildet und nicht, wie allerdings von den Heraus- gebern bisher in höchst auffälliger Übereinstimmung, aber darum nicht minder irrig, geschehen, in die Darstellung des Geschichts- sehreibers selbst einzubeziehen ist, wird Niemandem zweifelhaft er- scheinen, der für zutreffend anerkennt, was von mir oben über die Bedeutung des dem unsrigen ganz ähnlichen und ebenso wie dieses bis- 910 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. her verkannten Anhangsprotokolles der zuerst besprochenen Urkunde bemerkt worden ist. Ich erinnere daher nur noch daran, was für den Kundigen freilich einer besonderen Hervorhebung kaum noch bedürfen wird, dass die inschriftlich erhaltenen Vertragsurkunden des 5. und 4. Jahrhunderts mehrfach dergleichen Anhangsprotokolle enthalten und somit den überzeugenden Beweis liefern, nicht nur dafür, dass die Bedeutung des fraglichen Abschnittes im Obigen richtig bestimmt worden ist, sondern auch, dass bei Gelegenheit von Publicationen soleher Vertragsurkunden auf Stein wenn nicht regelmässig, doch sehr häufig auch diese protokollarischen Vermerke zur Veröffentlichung gelangt sind, dass also eine Abschrift, wie die hier bei Thukydides vorliegende, ebensowohl auf das im Archiv deponirte Original, wie auf eine der üblichen Ausfertigungen auf Stein zurückgeführt werden kann, sobald sich nachweisen lässt, dass eine solche wirklich Statt gefunden hat. Um sodann zur Analyse zunächst des Haupttheiles der Urkunde, des Textes des Friedensvertrages, im Einzelnen überzugehen, so ist ihm, wie allen uns bekannten Vertragsurkunden ähnlicher Art eine einlei- tende Formel vorangestellt: Drovdas Emomoavro 'ASyvaloı al Auxedaımovior x oi Eummany,oı ware Tade, xal wuooav xard moReıs. Dieselbe unterscheidet sich von allen ähnlichen in sehr auffälliger Weise durch den auf die Beschwörung des Vertrages und deren Modalität bezüglichen Zusatz, welcher sonst nirgends begegnet und auch abgesehen davon hier gar nicht an seinem Platze zu sein scheint. Denn er kann weder als Beurkundung der vollzogenen Beschwörung des Vertrages durch die Contrahenten, noch als vertragsmässige Stipulirung dieser Beschwörung und ihrer Modalitäten aufgefasst werden: jene ist vielmehr durch das Anhangsprotokoll, diese dureh einen weiter unten folgenden besonderen Abschnitt der Vertrags- urkunde selbst in einer dem sonstigen Herkommen völlig entsprechen- den Weise vertreten. Im Grunde genommen ist der Zusatz also überflüssig und dieser Umstand könnte die Vermuthung gerechtfertigt erscheinen lassen, dass die beregten Worte nichts weiter als eine Inter- polation seien, deren Urheber sich dabei an die weiter unten begegnende Formel öpxovs dt momoaodaı "ASyvaious mpos Aaxedeumovious xl Toüs Eun- naypus xard moreıs angelehnt hätte. Indessen, wenn der Zusatz auch entbehrlich ist, kann er doch immerhin echt sein, nur muss, wer ihn für ursprünglich hält, dann auch zugeben, dass, weil er alsdann als gleich bei der Paraphirung des Vertrages in die Über- schrift aufgenommen zu betrachten ist, er nicht eine wirklich voll- zogene Thatsache, sondern lediglich die Absicht und die Meinung A. Kırcanorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 911 der Contrahenten von dem bezeugt, was zu geschehen hatte und, weil man keinen Zweifel an dem zukünftigen Geschehen hegte oder zu hegen sich den Anschein gab, darum im Voraus als wirklich ge- schehen bezeichnet wurde. Die Thatsache der vollzogenen Beschwörung des Vertrages durch einige oder gar alle dabei Betheiligten darf unter keinen Umständen aus dem Passus gefolgert werden, um so weniger, da wir wissen, dass Elis, Korinth, Megara und der böotische Bund dem Frieden überhaupt nicht beigetreten sind und das Anhangsprotokoll nur die Besehwörung des Vertrages durch Sparta und Athen bezeugt. An die Spitze der Bestimmungen des Vertrages sind diejenigen gestellt, welche die Regelung der durch den Krieg unterbrochenen sacralen Beziehungen der Contrahenten zum Gegenstande haben: mepi uev TÜV iepüv rav xowäv, Iıew Efeivaı! xl Mavreveoda zul Iewpelv xura Ta marpıa Tov BovAousvov xal xard iv xl are Saraccav (1. Sararrav) ddens. Dass unter den gemeinschaftlichen Heiligthümern, von denen hier die Rede ist, diejenigen von Olympia, Delphi und dem Isthmus ‚zu verstehen sind, ergibt sich, abgesehen von sonstigen Erwägungen, welche zu demselben Ergebnisse führen, unmittelbar aus dem Um- stande, dass in den die Publication des Vertrages betreffenden Schluss- bestimmungen der Urkunde die Aufstellung von Exemplaren auf Stein ausser zu Athen und Sparta ausdrücklich auch zu Olympia, Pytho und auf dem Isthmus angeordnet wird, eine Anordnung, welche nur darin ihre ausreichende Erklärung und Begründung findet, dass in dem Vertrage auf das Recht der betreffenden Heiligthümer bezügliche Bestimmungen enthalten waren. Was diese Bestimmungen selbst betrifft, so sind sie zwar absichtlich ganz allgemein gehalten, doch ist trotzdem klar, dass durch ihre Aufnahme lediglich einem athe- nischen Interesse und einem darauf gegründeten Anspruche Genüge geschah. - Denn da diese Heiligthümer sämmtlich auf feindlichem Gebiete lagen, so war die Verbindung mit denselben während des Krieges für Athen unterbrochen gewesen und schien einer formellen Rehabilitirung benöthigt, während für die Spartaner und ihre Bundes- genossen eine factische Störung des Rechtszustandes in dieser Beziehung zu keiner Zeit eingetreten war und es daher einer vertragsmässigen Neuregelung dieser Verhältnisse für sie eigentlich gar nicht bedurfte. Ist in dieser Bestimmung also eine wenn auch rein formale und eigentlich selbstverständliche Concession zu erkennen, welche Athen ' So ist meines Erachtens für das, wie allgemein anerkannt. verdorbene za: „’ Ir) . teveı der Handschriften zu schreiben. 912 _ Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. gemacht wurde, so ist die folgende, allein auf das Delphische Heilig- thum und die Stadtgemeinde von Delphi sich beziehende, eben so gewiss ein gleichartiges und in gleicher Weise begründetes Zugeständ- niss, zu welchem Athen sich auf Verlangen der Spartaner verstan- den hatte: To O’iepov xl Tov vewv Tov Ev AcAbeis red AmoAAwvos xl AsAboüs dürevousus eivdı Aal aurorereis xal aurodixous zul aurav zul TAs Ns TA Eautav xard Ta marpıd. Der Unterschied ist nun der, dass, während die erste Bestimmung lediglich einen Zustand wiederherstellt, wie er rechtlich und factisch bis zum Ausbruche des Krieges bestanden hatte, die zweite die An- erkennung eines Zustandes ausspricht, der nur einige Zeit vor und während des Krieges factische Geltung gehabt hatte, dessen rechtliche Gültigkeit aber von Athen vor dem Kriege nicht zu allen Zeiten und vielleicht überhaupt nie ausdrücklich anerkannt worden war. Im heiligen Kriege von 448 waren die Spartaner für die Ansprüche der Stadt Delphi auf die Prostasie des Heiligthumes eingetreten, während die Athener mit Nachdruck und schliesslichem Erfolge sich der ent- gegenstehenden Ansprüche der mit ihnen verbündeten Landschaft von Phokis angenommen hatten. Nach der Katastrophe von Koronea und den Ereignissen, welche zum Abschluss des dreissigjährigen Friedens von 446/45 führten, war naturgemäss ein Umschlag im Sinne der Spartanischen Auffassung eingetreten, dessen Ergebniss sich die Athener wohl oder übel gefallen lassen mussten. Den dadurch geschaffenen Rechtszustand nunmehr ausdrücklich und in bindender Form anzu- erkennen, war eine Forderung, deren Erfüllung. obwohl sie für die Athener das Zurückweichen aus einer bisher behaupteten Stellung bedingte, ihrem Selbstgefühle darum weniger schwer fallen mochte, weil die früheren Verbündeten, die phokische Landschaft, welche die Sache ja zunächst angieng, unter dem Drucke der Verhältnisse ihre Ansprüche aufgegeben hatten, in ein Bündniss mit den Spar- tanern getreten waren und diesen im Kriege mit Athen Heeresfolge geleistet hatten (Thukydides 2, 9. 4, 118; vergl. auch 5, 64. 8, 3). ' Dass es trotzdem noch immer eine starke athenerfreundliche Partei in Phokis gab (Thukydides 3, 95. 4: 76). deren Sympathien dadurch verscherzt werden konnten, kam gegenüber der gesammten Sachlage, wie sie sich nun einmal gestaltet hatte, nicht in Betracht oder nicht zur Geltung. Es folgen nunmehr die Bestimmungen des eigentlichen Friedens- vertrages, welche in einen allgemeinen und in einen speciellen Theil zerfallen. Der erstere enthält ausser der Bestimmung über die Dauer des Friedens nur Setzungen ganz allgemeiner Natur, wie sie allen A. Kırcusorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 913 Friedensverträgen zu eignen pflegen, in der herkömmlichen, auch sonst begegnenden Formulirung, und bietet dem Verständnisse weiter keine Schwierigkeiten: „ N 5 \ \ / 5 , \ a e r ern de elvaı Tas Omovdds mevrmkovra Adyvaicıs xaı Tois Eumudx,os rois Alyvay xadı Auxedamovios zul reis Euumayaıs reis Auxedauno- 7 aN/ an RR \ \ Ss \ era Ar viwv ddeAovs xaı AOraBEis zur xura yAv xaı var Iaraccav (l. Sc- < N \ 351 > ’ Een > a Aurrav). omAdL de um EGEoTu Emibepew Emi mAUovr MTE Auxedaumovious \ \ ! NV a ! \ \ pP ! ! > Kur ToUs Euunay,sus Em AINvaıous Kal ToUs ZUUMAYOUS MNTE ASy- , \ \ I SER N , x \ 7 valous Kal TOUG Euuuay,ous Emi Auxeddımovious Kal ToUs FUmuay,ous, ! ’ - j e) wnre reyum wnre umyaut wndeme. Av (l. Eav) de Fı diabopev 9 moos ANANAous, dızamı yproIwv za opxas, #aS” 0 rı dv ZuvSävrau. Schwieriger ist dagegen das Verständniss der Speeialbestimmungen, welche . sich unmittelbar daran anschliessen. sowohl was manche Einzelheiten, als was ihre Anordnung und Abfolge betrifft. Man wird diese Anordnung nur verstehen können, wenn man daran festhält, dass sie ausschliesslich durch den Gang bedingt worden ist, welchen die der Paraphirung der Vertragsurkunde vorausgegangenen schwierigen und intrieaten Verhandlungen genommen hatten. Auf Grund anderweiter, unabhängig von dem Inhalt der vorlie- genden Urkunde ihm gewordener Informationen berichtet Thukydides 5, 17, dass bei diesen Verhandlungen von dem allseitig acceptirten Prineipe ausgegangen worden sei. dass alle während des Krieges von den kriegführenden Parteien gemachten Eroberungen an ihre ursprüng- lichen Besitzer zurückzugeben seien: &x r&v owvoduv aus mwerAds dixdi- WOEIS mposveyxovrwv aAAnAoıs Euvexwpeiro uGTEe & Exdrepoı moAeuW EO,ov dmodevras TrV eionunv reeloSeı. Es kam nun darauf an, im Einzelnen festzustellen, was hiernach von den Contrahenten zu beanspruchen und dagegen zu leisten sei. Die Ansprüche der Athener gelangten zuerst zur Verhandlung und das Ergebniss der letzteren findet sich demnach auch in der Vertragsurkunde den übrigen vorangestellt. Athen hatte in seiner Thrakischen Provinz während der letzten Periode des Krieges seine Colonie Amphipolis an die Spartaner ver- loren und einen Theil seines dortigen Bundesgebietes in Folge des Abfalles und Übertrittes einer Anzahl von Bundesstädten eingebüsst. An seiner eigenen Landesgrenze war ferner schon im Beginn des Krieges sein starkes Vorwerk gegen Böotien, das verbündete Platää durch die Kriegsmacht der Peloponnesier überwältigt worden und in den Händen der Thebaner geblieben, nicht lange vor dem Beginne der Friedensverhandlungen endlich das Grenzfort Panakton von den Böotern durch Verrath genommen und behauptet worden. Auf Grund des angenommenen Prineipes beanspruchte Athen die Restituirung dieser sämmtlichen Objeecte. 914 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. Am wenigsten Schwierigkeit machte der Fall von Amphipolis, da das Besitzrecht Athens m der Zeit vor dem Verluste der Stadt einem Zweifel nicht unterlag und andererseits die Spartaner durchaus in der Lage waren, die Restitution zu bewirken, wenn sie sich dazu verstehen mochten, die seinerzeit von Brasidas gegebenen Versprechungen zu desavouiren; denn Amphipolis wurde von ihnen militärisch besetzt gehalten und war dem Regimente eines von Brasidas eingesetzten Harmosten unterstellt (4. 132). Da also Athen auf seiner rechtlich unanfechtbaren Forderung bestand‘ so fügten sich die Spartaner, und in den Vertrag wurde an erster Stelle die Bestimmung aufgenommen, auf welche Athen aus bekannten Gründen einen ganz besonderen Werth legte: dmodevruv de "Adyvaiıs Auxedarmvio za ci Ziunaya "AudbmroAw. Welche Verpflichtung die Spartaner damit übernahmen, ist an sich klar und wird zum Übertluss ausser Zweifel gestellt durch den Inhalt der Verhandlungen, welche nach Abschluss des Vertrages zwischen Athen und Sparta über die Ausführung dieser Bestimmung geführt worden sind, welcher bekanntlich von den Verpflichteten nicht entsprochen worden ist. Zwar wurde der Harmost Klearidas so- fort angewiesen (5, 21) rn "Audimeiw Tapadıdaevaı reis "Alyvaiaıs, entsprach aber diesem Befehle nicht (ebenda cüde 6 Krszpidas Fape- Öwxe ryv moAw, Wapılouevos Tols NaAxıdevow, Acywv Ws oU duvaros em Ba Exeivwv mapadıdavdı), sondern begab sich nach Sparta, um dort per- sönlieh zu remonstriren, und zwar nicht ohne Erfolg, denn er wurde zwar angewiesen, auf seinen Posten zurückzukehren, erhielt aber eine Instruetion. welche ihm in erwünschter Weise freie Hand liess, nämlich (ebenda) udAıors utv zul To Ywplov mapadodvaı, ei de mn, 6mo- So Merorovvnoiwv Eva Efayayeıv. Auf Grund dieser Vollmacht be- schränkte er sich darauf, die unter seinem Befehle stehende Besatzung von Amphipolis aus der Stadt zu ziehen und mit ihr den Rückmarsch nach der Peloponnes anzutreten (5, 34). Darauf erhoben die Athener Beschwerde (5, 35): rrv yap "Audirerv mporepei Auyovres ci Adxeddimovicr drodidövaı xal rarra (d. h. Panakton) oüx drededwxecav, die Spar- taner aber erklärten (ebenda) 2 uev duvara — memomzevaı Fous yap — mi Opanıs orparınras dmayayeın — "Anbirorews ÖE cüx Edaoav xpareiv wore mapadodyeı. Man sieht, auch nach dem Zugeständniss der Spartaner wurde die stipulirte Restitution, drodecıs, erst eigentlich perfeet dureh eine rapsdecıs, d.h. eine Übergabe der Stadt durch die abziehende Peloponnesische Garnison an eine einrückende Attische Be- satzung, keineswegs durch eine blosse Räumung von Seiten der ersteren. Ganz anders lagen die Verhältnisse in Bezug auf den zweiten Punkt. den von den Athenern im Laufe des Krieges verlorenen Theil A. Kırcnmorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 915 ihres Bundesgebietes in Thrakien. Zwar beanspruchten sie auch hier Wiederherstellung des Status quo vor dem Kriege, allein die Spar- taner befanden sich weder rechtlich noch factisch in der Lage, dieser Anforderung ihrem ganzen Umfange nach zu entsprechen; es war für sie nicht möglich, die abgefallenen Bundesstädte ihrem Schicksal zu überlassen, selbst wenn Athen sich damit hätte begnügen wollen, oder gar in irgend einer Weise dazu behülflich zu sein, sie mit Gewalt unter die Athenische Herrschaft zurückzuzwingen. Einmal waren die meisten dieser Bundesstädte, nämlich die der Landschaften Bottiaea und Chalkidike, schon vor dem Ausbruche des Krieges zwischen Athen und dem Peloponnesischen Bunde, nicht erst im Laufe desselben, abgefallen, und die prineipielle Bestimmung, um deren Ausführung es sich handelte, fand daher auf sie streng genommen keine Anwen- dung. Allein schon aus diesem Grunde mussten die Spartaner sich den Athenischen Ansprüchen gegenüber ablehnend verhalten. Es kam hinzu, dass diese Städte, nachdem sie sich, vorübergehend im Bunde mit Perdikkas von Makedonien, gegen die Angriffe von Athenischer Seite bis zum Auftreten des Brasidas in diesen Gegenden mit Erfolg behauptet hatten, dann in das Verhältniss einer Symmachie zu Sparta getreten waren; letzteres hatte dadurch vertragsmässig die Unabhängig- keit dieser Städte anerkannt und sich ohne Zweifel in irgend einer nicht näher bekannten Weise zur Vertheidigung derselben verpflichtet. Sodann waren zwar die übrigen Städte erst in Folge des Zuges des Brasidas nach Thrakien, also während des Krieges, von Athen abgefallen, aber auch sie waren von den Spartanern in die Symmachie aufgenommen und ihnen gegenüber ähnliche Verpflichtungen eingegangen worden, wie im Falle der anderen. Ohne bundbrüchig zu werden, konnte also Sparta weder die einen noch die anderen einfach preisgeben, und selbst wenn es sich dazu unter dem Drucke der Verhältnisse hätte verstehen wollen, ja wenn es die Anwendung von Gewalt nicht hätte scheuen wollen, um diese Städte geknebelt den Athenern zu überantworten, so würde es dazu nicht im Stande gewesen sein, denn die Streitmacht, über welche es in Thrakien verfügte, war an sich nicht bedeutend; sie stand über- dem in Amphipolis concentrirt und keine einzige der Städte, um die es sich handelte, befand sich, so viel wir wissen, ausserdem in ihrem militärischen Besitze, aus dem sie ohne Weiteres in den der Athener hätte übergehen können. Den zu gewärtigenden allgemeinen Widerstand aber durch Gewalt von aussen, also durch eine Reihe von Belagerungen zu brechen, konnte Sparta nicht wohl zugemuthet werden und reichten auch die zur Stelle befindlichen Kräfte in keiner Weise aus. Indem nun dieser rechtlichen und faetischen Sachlage von beiden Seiten Rechnung getragen wurde, gelangten die Verhandelnden zu 916 _Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. einem Compromisse, für dessen Annahme auch durch die übrigen dabei Betheiligten die Spartaner, vielleicht zunächst bona fide, die Bürgschaft übernahmen, und durch welches einerseits den abgefallenen Bundesgenossen der Athener eine autonome Stellung ausserhalb des Bundes zugestanden, andererseits den finanziellen Interessen Athens dureh Concessionen von jener Seite wenigstens theilweise Befriedigung verschafft wurde. Das Ergebniss dieses Compromisses fand, wenn wir zunächst unseren Handschriften folgen, in folgender Fassung Auf- nahme in die Vertragsurkunde: 1. 0006 de more: mapsdooav Auxedamovio Adyvaiıs, EEeorw dimitvan omcı av Bevruvraı aurels zul ra Eaurüv eyovras. 2. Tas de moReıs bepsvcas rev bopov rov Em "Anıoreideu uürovonous eivaı. 3. omAd de um &Eeorw Emuberew "ASyvalovs unde Toüs Euumdyous Emi zur, dmodı- deurwv Tev bopev;, Ereıdn ai Omovdal Eyevovro. 4. eioı de "ApyıAos, Zrayeıpos (. Zrayıpos), "AravSoc, Exw@ros (l. ErwAos), "OruvScc, Zrop- ruRos. 5. Zuumaygeus Ö° eivaı undersowv, unre Adxedaınoviw UMTE "Adyvawv: A (l. Eur) de Adyyalcı matwcı Tas mereis ovAcusvas TaUTas, eEeorw Evumdypovs mosioIan adrous "Adyvarac.' 6. Myxu- Bepvaous de xal Zavamvs zur Zıyyamvs (l. Zıyyiouc) oixeiv Tas moReıs Tas Eauräv, xadamep 'OruvIıor zul "Axdvdcı. Der Wortlaut des ersten Abschnittes kann unmöglich richtig über- liefert sein. Weder waren bis dahin irgend welche Städte von den Spartanern an die Athener in der Form einer rapdocıs in dem oben entwickelten Sinne überantwortet worden, noch war dies irgend einer anderen gegenüber, Amphipolis allem ausgenommen, für die Zukunft beabsichtigt: dies ergibt sich nicht nur aus den oben vorgetragenen Erwägungen, sondern auch aus dem, was Thukydides in seinem Bericht über die versuchte Ausführung des Vertrages als von den Spartanern in Ansehung der Thrakischen Städte angestrebt und von den Athenern ebenmässig gefordert bezeichnet. Die nach Abschluss des Vertrages nach Thrakien abgegangene spartanische Commission hatte den Auftrag, die Übergabe von Amphipolis an die Athener durch Klearidas zu veranlassen und an die Übrigen (res #%Acue) die Aufforderung zu richten, Tas Omevdas, Ws eipnro Exdoras, deyeodar. or 8° (wird hinzugefügt) o0x NEAov, vonkovres oUx Emirmdeias eivar (5, 21); und später führen die Athener Beschwerde, dass die Spartaner ra "Aubiwerw zul 722ra (d.h. Panakton) oux dmededwxeoav, cube raus Em Opwrns mapeiyov Evundx,ous Tas Omovdas deyeuevovs (5. 35). Nirgends ist mit Bezug auf die Thrakischen ' Nur bei Annahme der oben befolgten Interpunetion scheint mir der überlieferte Wortlaut der Stelle, deren Sinn ja nicht zweifelhaft sein kann, allenfalls haltbar, wenngleich ich für seine Correetheit nicht einstehen möchte, vielmehr in ovAoueves ein Glossem zu sehen geneigt bin. A. Kırcnnorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 917 Städte von einer erfolgten oder unterlassenen rapzdssıs die Rede, sondern nur darum handelt es sich, sie zu bewegen, dem Frieden beizutreten und sich den Bedingungen zu unterwerfen, welehe mit Bezug auf sie zwischen Athen und Sparta einseitig vereinbart worden waren. Sicher also ist das rapedooav unserer Stelle auf ein Verderbniss des Textes zurückzuführen; der Sinn verlangt vielmehr ein Verbum, durch welches die in dem umschreibenden Relativsatz charakterisirten Städte als solche bezeichnet würden, die von Athen abgefallen waren und sich in den Schutz der Spartaner begeben hatten. Ich schlage also vor, mwapradov statt Taredorav zu schreiben und den Dativ "Adsaiıs nicht dem Relativsatze, sondern dem Hauptsatze zuzuweisen, was trotz der folgenden Accusative sehr wohl möglich ist; wem diese Fügung zu hart erscheint, mag meinetwegen 'ASyyvaiıs auch noch in "ASywaisvc umsetzen. Alsdann erhält unser erster Paragraph folgende Fassung: 0005 de mereis maperadov Aauzsdarmovia, "Admvarcıs (oder "ASyvarsus) efeorw dmevaı omer dv BovAwvrau, aursus zul 72 Edurüv ey,ovras, und stipulirt in dieser Fassung. wie man sieht, die Freigebung Attischer Bürger, welche wenn nicht in allen, doch in einzelnen der abgefallenen Bundesstädte zur Zeit des Ausbruches des Aufstandes sich anwesend befunden oder als Metöken aufgehalten hatten und zurückgehalten worden waren, sowie ihres beweglichen oder auch unbeweglichen Eigenthums, welches bei dieser Gelegenheit mit Beschlag belegt worden war, wobei als selbst- verständlich vorausgesetzt wird, dass die Betreffenden ihre Privat- verhältnisse in jenen ehemaligen Bundesstädten nunmehr aufzulösen und ihr Eigenthum aus denselben herauszuziehen sich beeilen würden. Die Niederlassung Attischer Kleruchen an der Strymonmündung nach der Einnahme von Eion und weiter landeinwärts nach der Gründung der Colonien Brea und Amphipolis, sowie die Handels- und Geschäfts- beziehungen mannigfacher Art, in denen diese Kleruchen zu den Be- völkerungen der benachbarten Bundesstädte gestanden haben müssen, machen die Thatsachen, welche einer solchen Bestimmung als zu Grunde liegend angenommen werden müssen, durchaus erklärlich; ganz in der Ordnung ist es ferner, dass der Staat von Athen sich der geschädigten Privatinteressen eines Theiles seiner Bürger beim Friedensschlusse an- nahm, ja, wie wir aus der Voranstellung dieser Stipulation zu schliessen bereehtigt sind, die Erfüllung der darin ausgesprochenen Forderung als die conditio sine qua non eines weiteren Eingehens auf Verhand- lungen in dieser Richtung aufgestellt hatte. Demnächst erklärten sich die Athener bereit, wie dies die Lakedä- monier im Interesse ihrer Schutzbefohlenen zu fordern sich für ver- pflichtet erachteten, die völlige Autonomie aller dieser Städte anzuer- kennen, unter der Bedingung, für deren Annahme durch die Betheiligten 918 _Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. sich hinwiederum die Lakedämonier verbürgen mussten, dass dieselben wie bisher zur Zahlung eines jährlichen Tributes an Athen verpflichtet blieben. Die Höhe desselben anlangend verstanden sich die Athener dazu, auf eine willkürliche Normirung derselben ihrerseits zu verzichten, und als unveränderliche Norm der Zahlungspflicht diejenigen niedri- geren Beträge anzuerkennen, welche in den ursprünglichen Accessions- verträgen mit den einzelnen Städten zu den Zeiten des Aristides vereinbart worden waren, willigten also zugleich in eine entsprechende Herabsetzung des Betrages der nunmehr für unveränderlich erklärten Tribute ein. Das Ergebniss dieses Theiles der Verhandlungen hat im zweiten Absatz seine Formulirung gefunden. Im Anschluss hieran wurde sodann, offenbar von Athenischer Seite, zur Sprache gebracht, dass für den nicht unmöglichen Fall der Zahlungsverweigerung oder Einstellung durch einzelne oder gar die Gesammtheit dieser Städte Athen Garantie dafür verlangen dürfe und müsse, dass es zu dem Seinigen komme. Da die Lakedämonier für solehe Fälle eine finanzielle Garantie zu übernehmen nicht gewillt waren, sahen sie sich genöthigt, den Athenern das äusserst bedenkliche Recht der bewaffneten Execution gegen die säumigen Zahler einzu- räumen. Wie schwer ihnen diese Coneession geworden ist. sieht man deutlich an der vorsichtigen und zurückhaltenden Fassung, welche derselben in Absatz 3 gegeben worden ist: die Berechtigung zur Anwen- dung von Gewaltmitteln für den Fall ausbleibender Zahlung von Seiten der Verptlichteten wird nicht ausdrücklich, sondern nur indireet aner- kannt, indem bewaffneter Angriff für so lange unzulässig erklärt wird, als die Verptlichteten regelmässig die Zahlung leisten. Wenn hinzu- gefügt wird, »vom Datum des Vertragsabschlusses an«, so soll dadurch offenbar vorsichtiger Weise der Anwendung der zugestandenen Execu- tionsbefugniss zur Erzwingung solcher Zahlungen entgegen getreten werden, welche von den abgefallenen Bundesgliedern in der Zeit vom Datum ihres Abfalles bis zu dem des Friedensschlusses, also während der Periode des Symmachieverhältnisses zu Sparta, nicht geleistet worden waren. Auch diese Nebenbestimmung charakterisirt sich also als Ausfluss argwöhnischer und wohlbedachter Vorsicht. Bisher waren die Städte, über deren staatsrechtliche Stellung man pactirte, nur im Allgemeinen als &oas rapzAaBov Auzxedaumovioı be- zeichnet worden. Die Allgemeinheit dieser Bezeichnung verstattete unter Umständen eine Deutung, durch welche auch solche Städte in diese Categorie einbezogen wurden, welche zu den Lakedämoniern übergetreten, aber von den Athenern wieder bewältigt worden waren, wie Mende und Torone, oder deren Bewältigung unmittelbar bevor- stand, ohne dass die Lakedämonier sie zu verhindern oder auch nur A. Kırcnnorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 919 aufzuhalten sich in der Lage befanden, wie das seit geraumer Zeit von den Athenern blokirte Skione. Es lag nicht sowohl im Lake- dämonischen, als vielmehr im Athenischen Interesse, dass die Möglich- keit einer solchen Deutung von vorn herein abgeschnitten wurde, was am einfachsten durch eine Declaration geschah, welche die Städte, auf welche die Bestimmungen der vorhergehenden Abschnitte An- wendung finden sollten, namentlich aufführte. Eine solche Deela- ration enthält Abschnitt 4, welcher also als auf Verlangen der Athener hinzugefügt zu betrachten ist. Voran stehen in diesem Verzeichnisse die Colonien von Andros, Argilos, Stagiros und Akanthos, welche durch Brasidas zum Abfall vom Athenischen Bunde veranlasst worden waren und denen gegenüber Sparta folgerichtig die stärkste Ver- pflichtung fühlen mochte; ‘es folgen die Städte der Bottiäa und Chalkidike, Stolos, Olynthos und Spartolos, welche schon vor dem Beginn des Krieges auf eigene Hand abgefallen waren und sich erst später den Lakedämoniern angeschlossen hatten. Wenn andere Städte dieser Gegend fehlen, welche sich genau in derselben Lage befanden und darum auch gleichzeitig mit den drei genannten von den Athenischen Tributregistern verschwinden, so hat das seinen Grund in jenen Massnahmen der aufständischen Bündner, von welchen Thukydides bei Gelegenheit der Darstellung des Abfalles der Bottiäer und Chalkidier berichtet, ı, 58: (Norsdasraı) dpisravraı werd Xarxı- dewv xaı Berriuiwv za Euvoucoavres. xdı Ilepdixxas weiDeı Xarrıdeas Tas Em Sararın moreıs Exrımovras za zaralarovras dvomıoaodaı Es "OAuvdov Wiav TE moAW Tau Inyupaiv FancaoSa Tois 7’ Exdımoücı Tours TAs Euurod Yns ris Muydovizs wen ru BorBuv Aruvnv Edwxe venta, Ews dv d mpos Alyvaious moreWos F. zul ol Mev dvmaıkovro TE xaScipoüvres Tas Todes Kal 86 moAEWoV TmapEO KeualLovro — Auffällig aber und auf den ersten Blick unerklärlich ist, dass die Ortschaften der Athoshalbinsel, Thyssos, Kleonä, Akrothoon und Olophyxos, nicht genannt werden, von denen doch Thukydides 4, 109 ausdrücklich berichtet, dass sie sich nach der Einnahme von Amphipolis durch Brasidas dem letzteren ange- schlossen (Fposey,wensev), während Sane und Dion trotz des auf sie in Anwendung gebrachten militärischen Druckes widerstanden, und deren Wiedergewinnung durch die Athener in der Zeit vor dem Friedensschlusse er mit keinem Worte Erwähnung thut. Es muss angenommen werden, dass was Thukydides, gleichviel aus welchem Grunde, nicht berichtet hat, dennoch wirklich geschehen ist, und zwar nicht nur deshalb, weil diese Städte im Friedensvertrage als zur Lakedämonischen Clientel gehörig nicht erwähnt werden, sondern auch, weil wenigstens eine von ihnen, Thyssos, nach dem aus- drücklichen Zeugniss des Thukydides selbst (5, 35) erst im Sommer Sitzungsberichte 1882, 75 920 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. desselben Jahres, zu dessen Anfang der Friede geschlossen wurde, den Athenern durch die Ghalkidier entrissen wurde und bei dieser Gelegenheit als zu jener Zeit zum Attischen Bunde gehörig bezeichnet wird." Es hält auch durchaus nieht schwer, mit annähernder Sicher- heit die Zeit und die Umstände nachzuweisen, unter denen die Wiedereroberung der auf der Akte verlorenen Stellungen den Athenern noch vor dem Frieden gelungen ist. Was Thukydides von den Operationen Kleon’s bis zur Schlacht bei Amphipolis 5, 2. 3 und 6 berichtet, lässt deutlich erkennen, dass diese Unternehmungen auf Wiedergewinnung sämmtlicher in der Thrakischen Provinz an die Lakedämonier verloren gegangenen Positionen berechnet waren. Kleon wendete sich zunächst gegen Skione auf der Pallene; da diese Stadt aber bereits von einem Athenischen Blocadecorps fest eingeschlossen war und ihre Übergabe nur noch eine Frage der Zeit schien, so hielt er sich hier nicht weiter auf, sondern warf sich, nach- dem er seine eigenen Truppen durch entbehrlich erscheinende Theile des Belagerungscorps vor Skione verstärkt hatte, sofort auf Torone in der Sithonia und nahm dasselbe, obwohl es durch eine Pelo- ponnesische Besatzung unter Führung eines Lakedämonischen Offiziers vertheidigt wurde, mit Sturm. Hierauf wendete er sich die Athos- halbinsel umfahrend nach Eion. Von Eion aus rückte er sodann, nachdem er Stagiros ohne Erfolg angegriffen, dagegen die Thasische Colonie Galepsos, welche an Brasidas übergegangen war, mit Sturm genommen hatte, schliesslich gegen Amphipolis vor. Es ist unter diesen Umständen nicht glaublich, dass er auf der Fahrt von Torone nach Eion es unterlassen haben sollte, die an seinem Wege gelegenen abtrünnigen Städte der Athoshalbinsel anzugreifen, wenn es dessen be- durft hätte, und wenn Thukydides von einem solchen Angriff nichts berichtet, so scheint mir daraus nur gefolgert werden zu dürfen, dass ein solcher allerdings nicht Statt fand, aber nur deswegen nicht Statt fand, weil er sich als unnöthig erwies, indem diese unbedeu- tenden und auf ihre eigenen Kräfte angewiesenen Ortschaften unter dem Eindrucke der Nachricht von der Einnahme von Torone beim Erscheinen der Attischen Flotte an der Küste der Akte jeden Gedanken I Tov 0° «Urou Segous zur Oursov ar Zu TH "ASu dirrıdıns (dirrnding, Öizrudısıs) eirov, ASnvaiwmv oüran Evnumay,or. Wie auch immer der Wortlaut der leider verschriebenen Stelle gewesen sein möge, das eine scheint mir sicher, dass die Er- oberer von Thyssos nur die Xerzıöns, nicht die Arzs gewesen sein können, wie Popro richtig gesehen hat, welchem man hätte folgen sollen. Dion, welches, wie aus 4, 109 hervorgeht, während des Krieges fest zu Athen gehalten hatte, ist erst später während des Friedens (Sommer 417) vom Bunde abgefallen und zu den Chalkidiern übergegangen (Thukydides 5, 82. od Erryryvonevov Segous Ars or zu "ASu arssrnsav AS mvarow eos Xarzıöes). ; A. Kırcuuorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 921 an Widerstand aufgaben und sich beeilten, dem Attischen Strategen ihre Unterwerfung anzubieten, vielleicht selbst ohne dessen Aufforderung erst abzuwarten. In diesem Falle mochte Thukydides der Thatsache, selbst wenn sie ihm bekannt war, sei es, weil sie ihm unerheblich erschien, sei es, weil sie geeignet war, Kleon’s Thätigkeit in einem vortheilhafteren Lichte erscheinen zu lassen, als ein Gegner desselben wünschen mochte, sei es, dass beide Erwägungen einwirkten und die eine die andere beeinflusste, absichtlich oder unabsichtlich keine Er- wähnung thun. Auf jeden Fall ist die Beschaffenheit der in Frage stehenden Vertragsbestimmungen nur unter der Voraussetzung einer solchen Reticenz des Geschichtsschreibers erklärlich und steht darum das Factum selbst wie das Verhalten des Erzählers ihm gegenüber ausser Frage: nur über die Motive zu diesem Verhalten kann eine Meinungsverschiedenheit bestehen. Den nunmehr in einer jedes Missverständniss ausschliessenden Weise bezeichneten Städten war dureh die vorangehenden Bestimmungen eine exemte Stellung ausserhalb des engeren Kreises der Attischen Symmachie eingeräumt worden. Wenn Athen sich dazu verstanden hatte, diese Concession zu machen, so durfte und musste es dagegen verlangen, dass nunmehr auch dasjenige faetisch bestehende Sym- machieverhältniss gelöst werde, in welches die betreffenden Städte seit ihrem Abfall zu den Lakedämoniern getreten waren. Ausserdem involvirte zwar die den Städten zugestandene Autonomie selbstver- ständlich das Recht für sie, in Symmachie zu treten, mit wem sie wollten, also auch mit Athen, wenn sie das in ihrem Interesse finden sollten, allein es war von Bedeutung für die Athener, dass dies im Vertrage ausdrücklich anerkannt und nicht der Anschein hervor- gerufen werde, als habe Athen nicht nur für jetzt, sondern für alle Zeiten darauf Verzieht geleistet, mit diesen Städten jemals wieder Symmachieverträge zu schliessen, selbst wenn es mit gutem Willen derselben oder gar auf ihren Antrag geschehen sollte. Und die letztere Möglichkeit lag durchaus nicht fern, da Makedonien gegen- über Athen und die Hellenischen Ansiedelungen dieser Gegend durch die Natur der Dinge selbst auf einander angewiesen waren. So wurde denn Absatz 5 hinzugefügt; dass er das Ergebniss einer Ver- handlung ist, welche durch eine von Seiten Athens gestellte Forde- rung herbeigeführt worden war, ist mit Sicherheit an der einseitigen Formulirung zu erkennen, durch welche das Recht, zu den Städten in Symmachie zu treten, scheinbar allein den Athenern reservirt wird, während es doch zweifellos den Lakedämoniern in ganz gleicher Weise zustehen musste. Athen legte aber ein Gewicht auf die aus- drückliche Anerkennung eines Rechtes, das ihm selbst werthvoll und 75* 922 _ Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. unentbehrlich. den Lakedämoniern dagegen so selbstverständlich wie unerheblich erscheinen konnte. Grosse Schwierigkeiten bereitet das Verständniss des 6. und letzten Abschnitts der Bestimmungen über die Thrakischen Städte. Er nennt die Namen dreier Thrakischer Städte, deren im Vorher- gehenden keine Erwähnung geschehen war, und trifft in Bezug auf sie Anordnungen, welche sich von den bisherigen wesentlich unter- scheiden. Denn dass oixeiv ras moAeıs Tas kaurav nad "OAuvduoı xaı "AxdvSıcı nicht besagen soll und nicht besagen kann, die in Ansehung der vorhergenannten Städte vereinbarte Festsetzung solle auch für diese drei Gültigkeit haben, indem Olynthier und Akanthier gleich- sam beispielsweise als Vertreter der beiden Reihen von Städten im voranstehenden Verzeichnisse genannt und als solehe zu betrachten wären, ist abgesehen von anderen Gründen schon einfach darum evident, weil, wenn von diesen Städten nichts Anderes zu gelten hatte und zu sagen war, als von den übrigen, gar nicht abzusehen wäre, warum nicht ihre Namen in derselben Weise wie die der übrigen hätten behandelt und folglich emfach dem voranstehenden Verzeichnisse einverleibt werden sollen. Es ist vielmehr deutlich, dass es mit ihnen eine besondere Bewandniss gehabt hat und darum für sie auch be- sondere Bestimmungen nothwendig geworden sind, und es muss der Versuch gemacht werden, das Verständniss dieser Besonderheiten einem Wortlaute abzugewinnen, welcher uns nur deshalb nothwendig dunkel ist, weil er, auf die Betheiligten und ihre Zeitgenossen allein berechnet, eine Kenntniss der Verhältnisse voraussetzt, welche jenen zu Gebote stand, uns aber zufällig abgeht. Von den drei Städten wird die erste, Mekyberna, von der Stra- bonischen Epitome 7 Seite 330 No. 29 als erwecv von Olynth bezeich- net, ist also wahrscheinlich als eine Olynthische Anlage zu betrachten; die zweite, Sane, war eine Colonie von Andros (Thukydides 4, 109), wie Akanthos, und von Singos darf der ihm hier in der Aufzählung angewiesenen Stellung nach dasselbe vermuthet werden, obwohl über die Herkunft der Gründer dieser Stadt bestimmte Angaben sonst nicht vorliegen. Denn es scheint doch deutlich, dass die Gleichung zwi- schen den drei Städten einerseits und Olynthos und Akanthos anderer- seits in dem Sinne von »Mekyberna wie Olynthos, Sane und Singos wie Akanthos« aufzufassen ist, so zwar, dass die Veranlassung zu der Festsetzung, deren Grundlage diese Gleichung bildet, irgend welche Beziehungen abgegeben haben, in denen die drei Städte zu Olynthos und Akanthos in Folge ihres gleichartigen Ursprunges gestanden haben. Was ferner das Verhältniss der drei Städte zu Athen betrifft, so hatten sie nach Ausweis der Attischen Tributlisten vor dem Ausbruche des A Kırcnnorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 923 Krieges sämmtlich zu den selbständig zahlenden Mitgliedern der Attischen Symmachie gehört. Auch während des Krieges findet sich wenigstens Sane auf allen aus der Zeit desselben erhaltenen Tribut- listen, d.h. denen von Ol. 88, ı (auf dieser allerdings nur nach wahrscheinlicher Ergänzung), 88, 2 und 3 (C. I. A.I. 256, 257, 259), und noch im Winter von Ol. 89, ı (424/3) widersteht es Brasidas’ Angriffen mit Erfolg (Thukydides 4. 109), Es kann also gar keinem Zweifel unterliegen, dass diese Stadt auch noch zur Zeit des Friedensschlusses sich im gesicherten Besitze der Athener befand. Desgleichen hatte Mekyberna noch nach dem Friedensschlusse im Winter 421/20 eine Attische Garnison und wurde erst um diese Zeit von den Olynthiern durch Überfall genommen (Thukydides 5, 39 xa iv TO aurd xemavı rourw MuxUßerav ’ORuvSıc, "Alyvarwv poupsuvruv, Emidpasnovres eirov). Allerdings fehlt der Name der Stadt, sowie auch der von Singos, von dem überdem sonst keine Nachrichten vorliegen, auf den oben erwähnten Tributlisten der Kriegsjahre und hat ver- muthlich auf keiner von ihnen gestanden; allein es würde voreilig sein, wollte man daraus die Thatsache ‚folgern, dass beide Städte in den betreffenden Jahren und vielleicht auch noch später von Athen ab- gefallen gewesen seien; denn das Factum lässt sich auch unter anderen, an sich nicht unwahrscheinlichen Voraussetzungen erklären, wie z. B. dass in den betreffenden Jahren diesen Städten vom Vororte die Zah- lung gestundet oder aus irgend welchen Gründen, deren sich manche denken lassen, gänzlich erlassen worden war. Wie dem aber auch sein möge, schon allein die einfache Erwägung, dass, wenn die drei Städte zur Zeit des Beginnes der Friedensverhandlungen von Athen abgefallen gewesen wären und zur Clientel der Lakedämonier gehört hätten, die letzteren ohne Zweifel für sie dieselben Vergünstigungen, wie für die anderen, im Vorhergehenden genannten, verlangt haben würden, und die Athener nıcht umhin gekonnt hätten, einem solchen Ver- langen zu entsprechen, nöthigt auch abgesehen von den anderen oben hervorgehobenen Momenten zu der Annahme, dass Mekyberna, Sane und Singos zur Zeit des Friedenssschlusses sich im Besitze der Athener befanden und ihnen folglich einfach belassen werden mussten. Nicht die Lakedämonier also können es gewesen sein, welche in Bezug auf ! Die Attischen Tributregister und die Redaction unserer Urkunde kennen offenbar nur ein Sane, und dass unter diesem das in der Kriegsgeschichte dieser Zeit erwähnte Sane auf der Akte zu verstehen ist, scheint mir zweifellos. Wenn Herodot (7, 123, vgl. 22) und aus ihm wahrscheinlich die Strabonische Epitome 7, 330 neben diesem auch noch ein anderes auf Pallene gelegenes Sane erwähnen, so kommt das letztere für unsere Frage auf keinen Fall in Betracht; es scheint vielmehr gar keine autonome Gemeinde gewesen zu sein, wenn es zu dieser Zeit überhaupt noch bestand. 924 _ Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. sie besondere Stipulationen verlangten, sondern allein die Athener, und die Veranlassung dazu müssen Beziehungen gewesen sein, in wel- chen die im Bunde verbleibenden Städte zu den beiden durch die vorangehende Vereinbarung aus demselben entlassenen standen oder gestanden hatten, und welche in der Formulirung der Vertragsbestim- mung jedenfalls angedeutet sind. Meines Erachtens lassen sich nun die der Bestimmung zu Grunde liegenden und sie bedingenden Ver- hältnisse kaum anders als folgendermassen auflassen: Vor dem Beitritt der Städte der Thrakischen Provinz zur Attischen Symmachie waren Mekyberna einerseits, Sane und Singos andererseits Unterthanenstädte von Olynthos resp. Akanthos gewesen: in der Zeit nach dem Beitritte fand es der Vorort des Bundes in seinem Interesse, die Unterthanen seiner nunmehrigen Bundesgenossen zu patronisiren und deren Unab- hängigkeitsbestrebungen zu begünstigen und zu unterstützen. So wur-. den mit Hülfe des Vorortes die Unterthanenstädte selbständige Mitglieder des Bundes und ihre Interessen dadurch unauflöslich mit denen Athens verbunden. Als daher zunächst Olynthos und später auch Akanthos sich vom Bunde lossagten und den Lakedämoniern in die Arme war- fen, folgten ihnen ihre ehemaligen Unterthanen nicht, sondern hielten treu zu Athen, dessen Niederlage für sie die Rückkehr in die frühere Unterthänigkeit zur unausbleiblichen Folge gehabt haben würde, wäh- rend sein Sieg ihnen ihre Unabhängigkeit gewährleistete. Wenn nun Athen beim Friedensschlusse sich dazu verstand, Olynthos und Akan- thos endgültig aus dem Bunde zu entlassen und deren Autonomie anzuerkennen, so war zu befürchten, dass dieselben früher oder später die Hoheitsrechte über ihre ehemaligen beim Bunde verbleibenden Unterthanenstädte reclamiren würden, was zu bedenklichen Conflieten Veranlassung geben konnte. Sie mussten wünschen, solchen Even- tualitäten vorgebeugt zu sehen, und stellten desshalb die Forderung, dass Olynthos und Akanthos auf diese ihre Ansprüche ein für alle Mal in aller Form Verzicht leisteten. Die Lakedämonier, denen gleich- falls daran liegen musste, die Veranlassung zu unliebsamen Störungen der mühsam durch den Vertrag geschaffenen Neuordnung der Dinge in diesen Gegenden aus dem Wege geräumt zu sehen, erkannten die Billigkeit dieser Forderung an und verbürgten sich dafür, dass ihre Schützlinge sich zu dem verlangten Verzichte verstehen würden. Dem- gemäss fand eine Bestimmung Aufnahme in den Vertrag, in welcher ausgesprochen wird, die im Verbande der Attischen Symmachie ver- bleibenden Städte Mekyberna, Sane und Singos sollten coixeiv Tas more: Tas kaurav xadamep "OrAvvSıoı za "AxdyYua, d. h. Olynthos und Akanthos gegenüber ebenso autonom sein, wie diese selbst gegenüber Athen. A. Kırcnnorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 925 Nach Regelung der Thrakischen Verhältnisse blieben noch die Ansprüche Athens auf Restitution der an der Grenze gegen Böotien verloren gegangenen Punkte zu erledigen. Bei Gelegenheit der Ver- handlungen, welche der Paraphirung des Vertrages vorangegangen waren, war nach der Quelle, welche Thukydides’ Angaben im 17. Capitel zu Grunde liegt, als die Herausgabe von Nisäa durch die Athener an den Peloponnesischen Bund zur Sprache kam, von diesen die Restitution von Platäae als Gegenleistung gefordert worden; da- gegen hatten aber die Thebaner Einspruch erhoben unter Hinweis auf die Thatsache, dass Platäae seiner Zeit nicht durch Sturm. sondern Capitulation in den Besitz der Belagerer gelangt war, während die Athener ihrerseits betonten, dass es sich mit der Einnahme von Nisäa ganz ebenso verhalte. So war denn ein Compfomiss zu Stande gekommen, kraft dessen die Athener ihren Anspruch auf Platäae fallen liessen, dafür aber auch Nisäa behalten durften (— Nioauav ö’eyew "Adyvaius' dmraırouvruv yap Irdramv ci Ondaioı Ebacav oo Ba AAN csuoAo- Yız aurüv mpsoYwWpnGdvrwv Kal cu mpodovruy EXEIW To Ywplov, zul ci "Alyvalaı TO aurd Toorw ra Nioaıav). Offenbar hatten die Lakedämonier sich auf Seite der Thebaner gestellt und deren Einrede unterstützt, wahrscheinlich weil sie diesen gegenüber sich in bindender Weise engagirt hatten; wenigstens berichtet Thukydides,. wo er die Übergabe von Platäae erzählt (3. 52). dass die Lakedämonier schon damals die jetzt ein- getretene Eventualität in das Auge gefasst und den Commandanten des Belagerungscorps mit den entsprechenden Instructionen versehen hätten (yvoos dE 6 Auxedamnovios doywv ryv dodeveiav aurav Be Mev oüx EßovAero £Ereiv' eipnevav yap Av aurm Ex Aaxedaimovos, Omws, £ı omovdaı yıwavro more mpos "Alyvarsus za Euyywpoiev 60a moAtuw Ywpia Ex,ouıw Exdirepor drodidooIa, un dvadoros em 4 TMaram ws aurav Exevrwv mp00- Kwpnadvruv‘ mpoomeure ÖE aureis xrpuxa u. Ss. w.), was darauf hinzu- deuten scheint, dass schon damals von ihnen den Thebanern der Besitz von Platäae unter allen Umständen garantirt worden war. Wenn sie jetzt die Kosten des nothwendig gewordenen Compromisses zu tragen einem Gliede des Peloponnesischen Bundes zumutheten, welches ohne Zweifel lebhaften Protest erhob, wie es sich denn später lediglich aus diesem Grunde dem Frieden beizutreten weigerte, so mochten sie die formale Berechtigung zu einem solchen Verfahren aus dem Um- stande ableiten, dass zur Zeit der Einnahme von Nisäa durch die Athener dieser Hafenplatz gar nicht von den Megarern selbst, sondern ausschliesslich von Peloponnesischen Bundestruppen unter Befehl eines Lakedämonischen Offiziers besetzt gehalten und vertheidigt worden, und die letzteren es gewesen waren, welche die Capitulation abge- schlossen hatten (Thukydides 4, 66, 69; vergl. 100). Was dagegen 926 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. Panakton betraf, (dessen Rückgabe die Thebaner sicherlich ebenfalls von Anfang an verweigerten, wie sie denn später vornehmlich aus diesem Grunde die Annahme des Friedens beharrlich abgelehnt haben, so hatten die Lakedämonier hier freie Hand und nahmen um so weniger Anstand, Athen gegenüber die Bürgschaft für die von ihm verlangte Rückgabe dieses Platzes zu übernehmen, als sie sich der Hoffnung hingeben mochten, dass Theben, wenn erst die Majorität der Bundes- genossen sich für den Frieden erklärt haben werde und es den Ernst der Lakedämonier erfahre, seinen Widerstand aufgeben und sieh doch noch zum Ziele legen werde. So fand denn mit gegenseitiger Überein- stimmung Athens und Spartas die folgende Bestimmung Aufnahme in das Vertragsinstrument, welche, unter stillsehweigender Übergehung von Platäae und ohne dass dessen rechtlicher Besitz den Thebanern ausdrücklich zugesprochen wird, die Rückgabe von Panakton an Athen anordnet: dmodevruv de Alyvaraıs Auxsdeumevioı xaı ci Zinmayyoı Mevaxrov. Damit war der erste Theil der Aufgabe erledigt, welcher sich auf die Befriedigung der Athenischen Ansprüche bezog. Nicht gerin- gere Schwierigkeiten bereitete die genaue Präcisirung derjenigen Plätze, welche von den Athenern dagegen an ihre bisherigen Gegner heraus- zugeben waren. Es ist soeben bemerkt worden, dass in den Vor- verhandlungen das Schicksal des von den Athenern besetzten Nisäa Gegenstand von Erörterungen wurde, welche damit endigten, dass die Lakedämonier darin willigten, den Platz im Besitze der Athener zu belassen; es fehlt aus diesem Grunde im Folgenden in der Aufzäh- lung der von den Athenern zu restituirenden Plätze und veranlasste dieser Umstand die Weigerung der Megarer, den Friedensschluss als für sie bindend anzuerkennen. Aber auch die Angelegenheit der wäh- rend des Krieges den Korinthern verloren gegangenen Colonien bildete einen Stein des Anstosses, welcher schwer zu beseitigen war. Nach Thukydides’ Angabe (5,30) war der wahre Grund der hartnäckigen Opposition, welche Korinth später dem Frieden machte, der Umstand, dass die Lakedämonier es unterlassen hätten, die Rückgabe von Sol- leion und Anaktorion an die Korinther zu erwirken, während zum Vorwande die Verpflichtungen dienten, welche Korinth den Bundes- genossen in Thrakien gegenüber eingegangen sein wollte. (KopıwSıcı ÖE dvredeyov reis Auxedamovios, & ev Adızodvro, co dyAolvres dyrınpus, ri oUrs BorAsıov adiow dmeradov map "Alyvaluv sure "Avaxrepıov, el TE Tı dAAo0 Evomıdov EAarrodotu, PS Y mL de moIUmEvoL ToUs Em Opexrns um mpodweew‘ eucoaı yap aureis bpxovs idie re, 6rs uerd Ilorıdaısrüv ro mpwrov dbioravre, Kal aAAcUs Vorepov). Jene beiden an der Akarnanischen Küste belegenen Colonien der Korinther hatten die Athener im Laufe des Krieges mit A. Kırcmmorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 927 Hilfe der Akarnanen eingenommen und alsdann den letzteren über- lassen, so dass sie als in Athenischem Besitz befindlich nicht be- trachtet und ihre Rückgabe von den Athenern auf Grund des einmal angenommenen Prineips nicht verlangt werden konnte (vgl. Thukydides 2,30 0i Ö& Ev rals Exarov vaual "Alyvaloı Erı ovres mepi MeAorevvnaov 3oAAsıov re KopıvSiwv merIC ud aipoümı zul mapadıdaa TlaAaıpeücıv "Axapvavuv novors Tuv yAv za worw veusoIar und 4,49 xai ci &v 7 Naumaxrw Adyvaicı xl "Axapväves duc FEAEUTÖVTOE Fol Sepevs Greareuodueve "Avasxropıov KopıwIiwv morWw, 1 xeiraı Emi To Oranarı Tov Aurpaxızod xermou, EAadov mpedeaue Kol exmeunbavres KopıvSous auroı "Axapväves oixnrope EG dmo mayruv EOyYov 6 Awpuov). Sicherlich aber hatten die Korinther bereits in den Vorverhandlungen ähnliche Forderungen gestellt und, wie ich nieht zweifle, dabei auch das Schicksal von Potidäa zur Sprache gebracht: sie begegneten aber einer entschiedenen Weigerung von Seiten der Athener. deren Auf- fassung, wie der Erfolg lehrt, sich endlich auch die Lakedämonier anschlossen; denn in der Reihe der von Athen zu restituirenden Plätze fehlen die Namen der Korinthischen Kolonien, so gut wie der von Nisäa. Sonach erhielt der die Verpflichtungen Athens zusammen- fassende Abschnitt der Vertragsurkunde die folgende Gestalt: dmodovrwv Ö8 zu Adyvalcı Auxedaimovics Kopupdo Sıov x Kus pa za MeSuvyv (1. MeSava; vergl. Strabon 8 S. 374) xaı Ilrerecv xal Araddvryv. Für Pylos ist, wie in der Waffenstillstandsurkunde 4, 118, die den Lakedämoniern geläufige Bezeichnung Koryphasion gewählt (Thu- kydides 4, 3 xaAoösı dt aurıw (IiAov) oi Auxedummovioı Kopupasov); die Lage von Pteleon ist nicht bekannt und die Thatsache seiner Ein- nahme und Besetzung durch die Athener wird von Thukydides selbst nirgends erwähnt. Da übrigens wenigstens Methana und Atalante nicht an die Lakedämonier. sondern an Verbündete von ihnen heraus- zugeben waren, so lässt sich der Verdacht nicht abweisen, dass die überlieferte Fassung durch Abschreibernachlässigkeit verdorben ist, und die Vermuthung erscheint mir gerechtfertigt, hinter Auzedaumnovias möge xal reis Evundycıs ausgefallen sein. Den Schluss der Abmachungen über die von beiden Seiten zu bewerkstelligenden Restituirungen machen die Bestimmungen über die Auslieferung der Kriegsgefangenen. Obwohl man erwarten sollte, dass dieselben als selbständiger Abschnitt auch äusserlich gekenn- zeichnet würden, ist dem entgegen der erste Absatz ohne eigenes. Verbum gelassen und dem Vorhergehenden unmittelbar angeschlossen worden. Denkbar ist, dass bei dem Gewichte, welches die Lake- dämonier auf ihren Antheil an der Sache wegen der Gefangenen von Sphakteria legten, die Rückgabe der Lakedämonischen Kriegsgefangenen 928 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. in erster Linie stipulirt und diese Stipulation als eine der vorher- gehenden gleichartige betrachtet und behandelt wurde: doch muss auch die Möglichkeit offen gehalten werden, dass zu Anfang dieses Abschnittes einige Worte, wie dredovrwv de ASyvaicı oder drodeüvaı de "ASyvarsvs durch Nachlässigkeit der Abschreiber ausgefallen sind. Nach der Überlieferung lautet er jetzt, dem Vorhergehenden angeschlossen: — xl ToÜs dvdpas acer Einı Auxedamovinv Ev TÜ Öyuoniw rw AIy- var 9 Arch ou con: "Almvalcı dpy,ovaw Ev Önmooiw Xu Teus Ev Zxımn moAuopxoumevous IleAomovvaoiwv dbeivar, #al Tols dAAoUus 00L Aarsdamnoviov Eiunayoı Ev Exıwm eini zul oncus Bouoidas enemennbev, za ei rıs rüv Euumaywv Tüv Aaxedaumoviov &v 'Alyvaıs Earıv Ev TW dnuoniw n arrodı wou 7 (l. con) "Adyvalcı dpy,oucı Ev Öymooiw. drodevruv de zul Auxedaunovio za ci Eiumayaı oVarıvds Ey,ouciw "Adyvamwv za rav Zuuuaywv xard Taurd. Wie man sieht, wird die Freilassung der gefangenen Lakedämonier und ihrer gefangenen Bundesgenossen nicht zusammen, sondern für jede von beiden Categorien besonders stipulirt, während in der For- mulirung der Gegenleistung die Athener und ihre Bundesgenossen zusammengefasst erscheinen. Der Grund war die eigenthümliche Lage, in welcher sich die lediglich aus bundesgenössischen Elementen bestehende Besatzung befand, welche von Lakedämonischer Seite seiner Zeit in das jetzt von den Athenern blokirte und von den Lakedämo- niern preisgegebene Skione geworfen worden war; obwohl nicht kriegs- gefangen, befand sie sich thatsächlieh in der Gewalt der Athener; sie musste herausgezogen und zu diesem Zwecke ausdrücklich freier Abzug für sie ausgewirkt werden. Über ihre Zusammensetzung und ihre ungefähre Stärke erhalten wir in Thukydides’ Bericht über die Unternehmungen des Brasidas hinreichende Auskunft. Das Truppen- eorps, mit welchem Brasidas den Zug nach Makedonien unternahm, hatte eine Stärke von 1700 Mann (4. 78). Darunter befanden sich 700 Heloten, die übrigen waren in der Peloponnes für das Unter- nehmen besonders geworbene Söldner (4. 80). Nach dem Abfälle von Skione und Mende sendete Brasidas diesen Städten 500 Hopliten aus der Zahl seiner Peloponnesischen Söldner und 300 Peltasten, welche die verbündeten Chalkidier stellten, zur Hülfe (4. 123). Zur Zeit, als die Athener ihre Operationen gegen beide Städte eröffneten und sich zunächst gegen Mende wendeten, befand sich ein Theil der Peloponnesier in Skione, der andere in Mende als Besatzung der Burg. Nach dem Übergang von Mende gelang es dem Reste dieser Besatzung durchzubrechen und sich mit dem in dem mittlerweile von den Athenern eingeschlossenen Skione verbliebenen Theile wieder zu A. Kırcnnorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 929 vereinigen (4, 129— 131). Der Chalkidischen Peltasten geschieht weiter keine Erwähnung; es scheint indessen, dass sie von Anfang an für die Vertheidigung von Skione disponirt worden sind und diese Stadt nieht verlassen haben; wenigstens werden bei Gelegenheit des Treffens von Mende als den Athenern gegenüber zur Stelle ausser den Mendäern selbst nur die Peloponnesier und 300 Skionäer er- wähnt, während die Gesammtzahl der Vertheidiger auf nur 700 an- gegeben wird. Die Urkunde nun trennt in ungewöhnlich specialisirter Aufzählung die Peloponnesischen Söldner von den übrigen Bundes- genossen und scheint dann von den letzteren, wenn der Überlieferung zu trauen-ist, zwei Categorien zu unterscheiden, solche, welche auf eigene Hand sich nach Skione begeben hatten, und solche, welche durch Brasidas dorthin beordert worden waren, d.h. eben jene 300 Chalkidischen Peltasten. Den Schluss des auf die Kriegsgefangenen bezüglichen Abschnittes bildet eine Bestimmung, die, da sie nicht immer richtig verstanden wor- den ist, eine besondere Besprechung nöthig macht. Es ist die folgende: Zxıwvarsv de zul Topwvamv zu ZepuvAwv (|. Zepuvaıav) zo El Ta Arrmv merW Eyovow "Adyvaicı "ASyvarous BovAsvsodar ep (airüv za Tüv Arruwv more)! 6 rı av box auroic. Die Stelle, welche diesen Worten angewiesen ist, lässt nicht den mindesten Zweifel, dass der Inhalt derselben sich nicht auf die Regelung der rechtlichen Verhältnisse der genannten Gemeinden zu Athen, sondern auf das Schicksal (derjenigen Bürger derselben bezieht, welche sich augenblicklich als Gefangene in der Gewalt der Athener befanden. Nicht minder klar ist, dass, wenn die Bestimmung über sie ausdrücklich dem freien Ermessen der Athener überlassen wird, damit eine Ausnahme von der im Vorhergehenden aufgestellten Regel, dass die beiderseitigen Gefangenen freizugeben seien, statuirt wird, welche eine Coneession der Lakedämonier gegenüber einem entschiedenen Verlangen oder einer bestimmten Weigerung der Athener darstellt. Da nun die Städte, welche bei Namen genannt werden, ursprünglich Mitglieder der Attischen Symmachie sind, so folgt, dass es sich hier um Fälle handelt, in denen Städte dieser Categorie im Laufe des Krieges von Athen abgefallen, von den Lakedämoniern in ihre Sym- machie aufgenommen, später aber von den Athenern mit Waffengewalt wieder unterworfen worden waren und sich zur Zeit der Friedens- ! Auch ich bin der Ansicht. dass die eingeklammerten Worte ein Glossem sind, nach dessen Beseitigung die vorhergehende Präposition mit Anastrophe zu schreiben ist. Eine Wortfügnng, wie die überlieferte, widerstreitet vollständig dem Gebrauch der Attischen Urkundensprache. 930 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. verhandlungen in deren factischem Besitze befanden. Ganz klar ist die Sache in Bezug auf Skione und Torone. Erstere Stadt war be- kanntlich zwei Tage vor dem Abschlusse des Waffenstillstandes im Frühjar 423 von Athen abgefallen,. von Brasidas kraft seiner Voll- machten in die Lakedämonische Symmachie aufgenommen und trotz der Reclamationen von Athenischer Seite nicht herausgegeben worden; die Athener hatten daher noch während des Waffenstillstandes im Sommer desselben Jahres die Übergabe durch Gewalt zu erzwingen gesucht, die Stadt eingeschlossen und bis zur Zeit des Friedens- schlusses blokirt gehalten. Bald darauf, im Sommer 421, musste sie sich ergeben und ihre Bewohner wurden nach der Strenge des Kriegsrechts und auf Grund eines schon vor Eröffnung der Belagerung für diese Eventualität gefassten Volksbeschlusses behandelt (Thukydi- des 5, 32; vgl. 4, 122. Yioious 7 eidüs Eromoavro, KAewvos yrwuy meIoIevTes Ixıwvaloug EZeAeiv TE Kal dmoxreivaı). Ähnlich verhält es sich mit Torone, welches Brasidas kurze Zeit vor dem Waftenstillstande zu Anfang von 423 genommen, als autonomes Mitglied der Lakedä- monischen Symmachie anerkannt und durch eine Peloponnesische Be- satzung gegen Wiedereroberungsversuche der Athener zu schützen übernommen hatte. Trotzdem erlag die Stadt im Herbste 422 dem Angriffe Kleons; die Gefangenen wurden nach Athen geschafft und nach Abschluss des Friedens den Bestimmungen desselben gemäss behandelt, d. h. die Peloponnesier sofort entlassen, die Toronäer und Chalkidier (deren Städte den Frieden anzunehmen sich weigerten) dagegen zurückbehalten und erst später an Olynth, mit dem der Kriegszustand fortdauerte, gegen Athenische Gefangene ausgewechselt (Thukydides 5, 3. x r&y Topwvalıy yuvalzas nv zul maidas Adpamodıoav, aurous Ö& xal TleAorovvyoieus zul ei rıs dAAos Xarnıdewv Av, Eiuravras &s Erraxocieus, dmereunbav &s ras Alyvas’ zul aüreis To mev MeAomovunoiov Uore- pov Ev Tals yevousvdıs Omovdals dmmAIev, To dE AAAo Exouioty Um OAuvYıwv, dvnp dvr dvdpos AuSei). Von Sermylia wird zwar Ähnliches nicht be- richtet; aus Thukydides’ Erzählung ı, 65 entnehmen wir nur, dass die Stadt zur Zeit des Beginns der Belagerung von Potidäa und kurz vor Ausbruch des Krieges noch zu Athen hielt, und auch auf dem Tributregister C. I. A. I. 255, welches dem Jahre Ol. 87, 3 anzugehören scheint, hat der Name des Sermylier wahrscheinlich gestanden; aber von dem Schicksale der Stadt nach diesem Zeitpunkt finden wir in Thukydides’ Darstellung der Kriegsgeschichte nieht das Mindeste verzeichnet. Trotzdem müssen wir, da unser Paragraph Sermylia mit Skione und Torone zusammenstellt und auf demselben Fusse behandelt, folgerichtig schliessen, dass es mit ihm genau ebenso stand, dass die Stadt also nach Ol. 87, 3, wahrscheinlich zur Zeit A. Kırcunorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 931 der Erfolge des Brasidas', wie jene von Athen abgefallen und zu den Lakedämoniern übergegangen war, aber etwas später und jedenfalls noch vor dem Beginn der Friedensverhandlungen von den Athenern zurückerobert worden war. Auch die anderen Städte, welche nach den genannten summarisch mit za & rwa ar werw Exyouow "ASnvaicı bezeichnet werden, können unmöglich einer anderen Categorie ange- hören, es können nieht Bundesstädte der Athener sein, welche den- selben treu geblieben waren, sondern nur solche, welche durch Waffengewalt wieder in ihren Besitz gelangt waren, weil sonst sich nicht Kriegsgefangene aus ihnen in den Händen der Athener befin- den konnten, und es müssen diese Städte bis zum Augenblicke ihrer Wiederunterwerfung Bundesgenossen der Lakedämonier gewesen sein, weil sonst das Schicksal der Gefangenen unmöglich Gegenstand einer gleichviel wie beschaffenen Stipulation zwischen Spartanern und Athenern hätte sein können; kurz, es sind eben alle anderen Städte, welche sich in ähnlicher Lage, wie die mit Namen aufgeführten, befanden, Städte also wie Potidaea, Mende und das von Brasidas gewonnene, aber von Kleon wiedereroberte Thrakische Galepsos (Thu- kydides 5, 6). Man begreift vollständig, dass die Lakedämonier es um ihrer politischen Ehre willen wünschen mussten, auf die Bevölke- rung von Städten, gegen welche sie Verpflichtungen übernommen hatten, die sie aber jetzt mit ihrem Gebiete ihrem Schicksal zu über- lassen sich genöthigt sahen, wenigstens die Wohlthat der allgemeinen Bestimmungen des vorhergehenden Paragraphen ausgedehnt zu sehen, und ebenso, dass und warum die Athener einem solchen Ansinnen zu entsprechen ablehnen mussten. Wahrscheinlich ist, dass ein Ver- such, welcher bei den Verhandlungen von Seiten der Lakedämonier gemacht worden war, eine Berücksichtigung ihrer Wünsche in dieser Riehtung zu erlangen, für die Athener Veranlassung war, nachdem derselbe an ihrem Widerstande gescheitert war, eine ausdrückliche Anerkennung ihres völlig freien Verfügungsrechtes zu verlangen, und dass in Folge davon die verlangte und zugestandene Declaration als Anhang den Bestimmungen, welche sich auf die Kriegsgefangenen bezogen. hinzugefügt wurde. Nach Erledigung der materiellen Punkte blieb eine Anzahl herkömm- licher Formalien abzumachen. So folgen denn zunächst in einem ersten Abschnitte Bestimmungen über die Modalitäten der durch das Herkommen vorgeschriebenen Beschwörung des Vertrages durch die daran Betheiligten. ! Dass Sermylia in den Tributverzeichnissen von Ol. 88, 1 —3 fehlt, hat meines Erachtens ebenso wenig beweisende Kraft, wie in den übrigen oben hervorgehobenen Fällen. Schon vor dem Beginn des Krieges fehlt es einmal in dem Register von 01.786, 1 (OL AUT. 249). 932 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. opxeus de momoaoIa "ASyvalous eos Adxedaımovious Xal Tous Evuud- Nous Kara moAsıs. Ölvüvrwv de Tov Erıy,wpıov opxov (Exrepai) Tev neyiorov (EE Exdorns morews). 6 0° opxos Eorw ode: Eumevü rais EyvSnzaus xal Tals Gmwovddis raiode dıraiws xal adoAwe. eorw de Auzedaunovios al Tois Euumdyos Aura TalTa Opxos Tmpos "Alyvaious. Tov dE Opxev dvavesodcı nur Evidurev dudorepous. Die Anordnung dieser Bestimmungen ist offenbar die, dass zunächst den Athenern die Verpflichtung, den Vertrag zu beschwören, auferlegt und die Modalitäten der Eidesleistung für diese festgesetzt werden, alsdann die Lakedämonier und ihre Bundesgenossen zu der- selben Leistung. und zwar in der für den Eid der Athener vor- geschriebenen Form (z4r& rzUrz) verpflichtet erklärt werden. Schon hieraus folgt mit Nothwendigkeit, dass die eingeklammerten Worte, welche den Inhalt der betreffenden Bestimmung in unzulässiger Weise vorgreifend generalisiren, aus dem Text zu entfernende junge Glosseme sind. Überdem enthält der zweite Zusatz, welcher in der über- lieferten Gestalt völlig sinnlos ist, selbst wenn ihm seine ursprüngliche Fassung, sei es ı2' exaorys worews (Urerien), sei es ı£' eE EXdOTNS WOREWS (Stanr), wiedergegeben wird, immer nur die Angabe einer 'Thatsache, nieht eine Bestimmung, welche Gegenstand vertragsmässiger Fest- stellung hat gewesen sein können. Allerdings ist unser Friedens- vertrag nach Ausweis des Anhangsprotocolles (ep. 19) von 17 Lake- dämoniern und 17 Athenern beschworen worden; allein diese Zahl hat sich zufällig und unbeabsichtigt nebenher in der Weise ergeben, welche weiter unten aufzuzeigen versucht werden soll, und schon ihre Beschaffenheit lehrt, dass sie gar nicht im Voraus normirt worden sein kann. Vielmehr entnahm der Interpolator die Zahl aus den Angaben des Protocolles, und der ursprüngliche Wortlaut der Be- sbummnnS war einfach in allgemein gehaltener Fassung suvivrwv de Tov Eriyuıov opxav Tov HeyıoTev, wozu nur zu bemerken, dass für Athen der Erıy,upos opxos ° weyıoros, welcher bei der Beschwörung von Ver- trägen zur Anwendung zu kommen pflegte, der bei Zeus, Demeter und Apollon war: vgl. die von Fränkel im Hermes ı3, 460 zusammen- gestellten Belege. Es folgt eine Bestimmung über die Publication der Vertrags- urkunde in der herkömmlichen Form: OrYAas de oryoaı 'Orvuriacı x TuS za IcSus (1. IoIuci) xoı "Adyvaıs (1. "Adsunoı) Ev more Ha Ev Auxedaimovi Ev "AuuxAdin. Dass die Aufstellung von Exemplaren der Urkunde ausser in Athen und Lakedämon auch in Delphi, Olympia und auf dem Isthmus angeordnet wird, hat, wie bereits oben bemerkt worden ist, seinen Grund lediglich darin, dass der Vertrag in seinem ersten Theile die A. Kırcumorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 933 Heiligthümer der genannten drei Orte betreffende Festsetzungen enthält. Den Schluss der eigentlichen Urkunde bildet sodann eine Variation der bekannten Formel, dureh welche den den Vertrag abschliessenden Parteien das Recht vorbehalten wird, unbeschadet des geleisteten Eides später nach gemeinschaftlichem Übereinkommen nöthig erscheinende Änderungen vorzunehmen und Zusätze zu machen: de ru dpmneyodon Omorsparadv xl orou d. erovodv) ep, Aöyaıs dıxaulaıs Ypwievars elopnev eivaı dborspois raum meradeiva, omn dv doxt duborspois, "Alyvarıs Xu Auzedaumovics. Dass bei dieser Gelegenheit neben den Lakedämoniern nieht auch ihrer Bundesgenossen als solcher, deren Zustimmung erforderlich sein sollte, ausdrücklich Erwähnung geschah, wurde von den Peloponne- siern übel vermerkt und rief arge Verstimmung hervor; vgl. 5, 29 — Tous Auxedaumovious ac di spyas ENOVFES, &v aMAoıs TE Xal orı Ev TaIs Omov- dais Tals "Arrındls Eyeypamro elopxov Eivaı mpooSeivaı Kol äpeheiv e Tı dv duboiv Toy moAcow doxf, Auxedaumovios Xol "ASyvanıs. Toüro yap To Ypdına narıora vuv TleAomovvnoov dıeSopuße u. Ss. W. Es folgt im 19. Capitel ein dem Texte der Vertragsurkunde an- gehängtes Protocoll, dessen erster Theil das Datum fixirt, von welchem an der auf fünfzig Jahre abgeschlossene Friede laufend angenommen werden soll, und zwar nach Lakedämonischem und Attischem Calender, ganz wie dies in dem entsprechenden Theile der Waffenstillstands- urkunde 4, 119 ebenfalls geschieht: dpysı de Tüv omevdav! Eiopos TlAsıoroAas "Aprsmısiou umvos rerapry hSivovros, Ev 08 "Alyvaıs dpywv "AAXalos "ErabnBoAuövos umvos ern bIivovros. Der zweite Theil beurkundet in herkömmlicher Form die That- sache der vollzogenen Beschwörung des Vertrages durch die Lake- dämonier und Athener und zählt die Namen derjenigen Personen auf, welche dabei als Eidschwörer von beiden Seiten fungirt haben: wuvvev de oide Xu ET evdovro, Auxedauuoviwy uev Mreıoro[e va&, Ayıs, TMeıoro]azs, Auudynros, Xievis, Merwyevrs, "AxavSos, Adıdos, Ioya- Yopaıs, BiAcyapıdas, Zev£idas, "Avrırmos, TeAdıs, "Arzxıvadas, Eure- dies, Muväs, Adbıros, Adyvarwv de oide: Adumuv, "IoSuvixos, Nıxias, Adyns, EiSvdyuos, TlpoxAfs, IIvSodwpos, "Ayvuv, MupriAos, Opaov- XANS; Ocayeuns, "Apıoroxparns, "TwAxıos, Tinoxparns, Aeuy, Aduxy,os, AnucoSevys. ! Beiläufig stelle ich zur Erwägung, ob nicht an dieser Stelle die Worte ev \ D | . ae e . o . 5 nv Aczedaov: als durch Schreibernachlässigkeit ausgefallen anzunehmen sind; mir wenigstens scheinen sie nieht wohl entbehrt werden zu können. 934 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. Abgesehen von einzelnen bedeutungslosen Schwankungen der Schreibung einiger Namenformen und den in eckige Klammern gesetzten Buchstaben, welche an unserer Stelle in den Handschriften fehlen, ist dieses Verzeichniss identisch mit dem der Eidsehwörer am Schlusse des etwas späteren Bundesvertrages 5. 24. Jene Buchstaben sind daher mit Recht von Arnold als durch Versehen ausgefallen aus dem vollständigeren zweiten Verzeichnisse ergänzt worden, da der Bundes- vertrag selbst 5, 23 ausdrücklich anordnet: önodvraı de ralra olmep xal Tas dAAaS Omovdds wuyvov Exareowv. Die äussere Veranlassung zu dem Versehen ist überdem augenfällig. Hiernach ist also der Vertrag von den Lakedämoniern und Athenern thatsächlich beschworen worden, wie dies auch von Thukydides selbst am Schlusse von Capitel 17 ausdrücklich angegeben wird: o Auxe- doumovioı — moivrar nv Eiubacrıv al Eomeioavro mpos rous "Alvvalous zul Wuooav, Exeivar TE Moos ToUs Aaxedaumevious. Ob, wie es die Absicht war, weitere Eidesleistungen zwischen den Athenern und denjenigen Bundes- genossen der Lakedämonier stattgefunden haben, welche dem Frieden zugestimmt hatten, wissen wir nicht: dass der Schluss der Einleitungs- formel der Vertragsurkunde za Wuooav zar& rereıs das in keiner Weise bezeugen könne, ist bereits oben ausgeführt worden. Möglich ist, dass die Bestimmungen des Vertrages auch nach dieser Richtung gar nicht oder nicht vollständig zur Ausführung gelangt sind: jedenfalls hat das von Thukydides benutzte Exemplar der Urkunde keine Bezeu- gung sonstiger Eidesleistungen enthalten und sind wir ihn willkür- licher Auslassungen zu zeihen absolut durch gar nichts berechtigt. Alle Spuren führen darauf hin, dass nieht nur die Friedens- verhandlungen in ihren letzten Stadien in Sparta geführt worden sind und hier der Abschluss des Friedens erfolgt ist, sondern dass auch die Beschwörung desselben, wie durch die Lakedämonier, so durch die in Sparta anwesenden athenischen Unterhändler auf Grund der ihnen dazu ertheilten Vollmacht in Sparta stattgefunden hat.' Die wunderliche Zahl von siebzehn Eidschwörern auf beiden Seiten, welche in Attischen Institutionen ‚oder Geptlogenheiten jedenfalls nicht begründet ist, lässt sich entweder so erklären, dass angenommen wird, es sei im Laufe der Verhandlungen die Zahl der nach Sparta gesandten Attischen Unterhändler zufällig auf die von vornherein gar nicht beabsichtigte Zahl von siebzehn allmälig gestiegen. die Gesammtheit derselben sei alsdann nach Abschluss der Verhandlungen mit Be- schwörung des Vertrages beauftragt worden und ihr dann die gleiche ! Vel. die Bemerkungen von Koester zu 0.1. A. 1.45 in den Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts zu Athen 1,171 f. A. Kırcanorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 935 Zahl von Eidschwörern von Spartanischer Seite gegenüber gestellt worden, oder, dass die Zahl von siebzehn Eidschwörern in Spar- tanischem Herkommen ihren Grund hatte und desshalb von Athenischer Seite dieselbe Zahl beliebt wurde. Letztere Annahme scheint mir einen höheren Grad von Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Von den Namen des Verzeichnisses der Lakedämonier sind nämlich die beiden ersten, Pleistoanax und Agis,. die der damals regierenden Könige, der dritte, Pleistolas, der des Obmannes der Ephoren (vgl. den vorhergehenden Paragraphen unseres Protocolles und Thukydides 5, 25. sowie Xenophon Hell. 2, 3. 10), so dass es nahe liegt, in den folgenden vier die der übrigen Mitglieder des Ephoreneollegiums vorauszusetzen. Es bleiben alsdann die Namen von zehn Personen, von denen Tellis als der Vater des Brasidas bekannt ist (Thukydides 3, 69), Ischagoras, Philocharidas und Menas gleich darauf 5, 2ı als mit einer Mission nach Thrakien beauftragt erwähnt werden;' wir mögen sie unbedenklich als eine Vertretung auffassen, über deren Veranlas- sung und Beschaffenheit eine Vermuthung aufzustellen ich mir aller- dings nicht erlaube, deren Zahl aber immerhin eine gewöhnliche und in keiner Weise auffällige ist. Auf jeden Fall setzt sich die Gesammt- zahl von siebzehn für Sparta aus den Faetoren 2+5-+ 10 zusammen und lässt sich aus der Beschaffenheit der politischen Institutionen dieses Staates genetisch erklären. wenn auch gerade nicht als noth- wendig erweisen, während eine solche Möglichkeit für Athen nicht besteht. * Wie aus den Bestimmungen der Urkunde selbst hervorgeht, lag es in der Absicht der den Vertrag abschliessenden Parteien, Abschriften derselben, ausser in Sparta und Athen, auch in Olympia, Delphi und auf dem Isthmus auf steinernen Stelen aufstellen zu lassen. Allein was Olympia und den Isthmus betrifft, so kann die beabsichtigte Aufstellung an diesen Orten nie zur Ausführung gekommen sein, da die betreffenden Heiligthümer, auf den Gebieten von Elis und Korinth belegen. unter der Prostasie von Staaten standen, welche den Beitritt zum Frieden hartnäckig verweigerten und darum eine öffentliche Be- urkundung cesselben an ihrem Einflusse unterstehenden Orten des eigenen Gebietes niemals zugegeben haben werden. Dagegen ist ! Ischagoras erscheint schon früher 4.132 als mit der Zuführung von Verstär- kungen für Brasidas beauftragt, Philocharidas 4.119 im Anhangsprotocoll der Urkunde als einer der drei Lakedämonischen Gesandten, und später noch einmal 5,44 in der- selben Eigenschaft, und zwar als eine den Athenern genehme Persönlichkeit. Sitzungsberichte 1882. 76 36 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. denkbar, dass die Aufstellung einer Stele zu Delphi keinen Schwierig- keiten begegnete und nieht zu bezweifeln, dass sie in Lakedämon und Athen zur Ausführung gelangte. Für Athen ist die Existenz einer solehen Stele im Winter von 419/18 sogar durch Thukydides selbst bezeugt, 5, 56: "Alyvaicı d8 "Arxılıddov meioavros TY% ev Aadxuvırd army Ümeyparbav orı cüx Eveueway ci Auxedaumovior Tels opxoıs, Es de MyAcv u. s. w., denn nur die Stele des Friedensvertrages, nicht die des etwas später abgeschlossenen Bündnissvertrages kann meines Er- achtens hier gemeint sein, vorausgesetzt, dass nicht beide Urkunden auf derselben Stele nach einander eingetragen waren, was indessen immerhin möglich wäre. Von den drei sonach öffentlich aufgestellten und allgemein zugänglichen Exemplaren der Urkunde waren aber das Delphische und das Spartanische, so gut wie das Original des letzteren im Spartanischen Staatsarchiv, sicher nicht in Attischer Mund- art abgefasst, woraus, da die von Thukydides benutzte Abschrift Attische Fassung zeigt, unmittelbar folgt, dass diese Abschrift aus Athen stammen muss und entweder von dem Originale im Attischen Staatsarchiv, oder dem auf der Burg aufgestellten Steinexemplare genommen worden ist. Nach Feststellung dieser 'Thatsache können wir uns der Er- wägung der Frage zuwenden, wann und auf welchem Wege der Geschichtsschreiber in den Besitz der von ihm benutzten Abschrift unserer Urkunde gelangt ist. Als der Friede geschlossen wurde, hatte Thukydides seine Vaterstadt bereits verlassen und lebte seit geraumer Zeit in der Verbannung. Rührt also die Abschrift von ihm selbst her, so kann sie erst nach seiner Rückkehr in die Heimath, also nach dem Ende des Krieges, genommen sein; lässt sich dagegen nachweisen, dass sie schon vor dieser Zeit ihm zur Verfügung ge- standen hat und von ihm benutzt worden ist, so muss angenommen werden, dass sie von anderer Hand gefertigt und ihm durch. Ver- mittelung seiner Freunde von Athen aus zugegangen ist. Ich glaube nun, dass Indicien genug vorhanden sind, welche uns berechtigen, ja nöthigen, uns für die erste der beiden Möglichkeiten zu entscheiden. Die Darstellung der Ereignisse unmittelbar nach dem Friedens- schlusse, welche wir vom 2ı. Capitel des fünften Buches an lesen, verräth an mehreren Stellen deutlich eine Kenntniss des Inhalts und auch des Wortlautes der Urkunde. Am unzweifelhaftesten tritt sie uns entgegen in der bereits oben ausgehobenen Stelle 5, 29, welche sich auf den Schlussparagraphen der Urkunde in einer Weise bezieht, welche die Annahme unvermeidlich macht, dass bei Niederschrift der- selben der Wortlaut jenes Paragraphen vorgeschwebt habe. Aber auch, wenn 5, 27 (rad yap ai WEUTNROVTOUTEIS Omovoal EyEvovro Kal A. Kırcnnorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 937 Vorspov 41 Zummanxıe) und 5, 32 (Tas Te dexmmepous emomovdas, ai aa "ASyvaloıs zul Bowrois mpos AAAMAous co) TeAAD Vorepov Yevouevaı [reurwv] Tüv MEvTNKoVroUTrWwv orovdav) der Nikiasfriede schlechtweg als der funfzig- jährige bezeichnet wird, ist klar, nieht nur dass dem Geschichts- schreiber die die Dauer des Friedens betreffende Bestimmung des Vertrages bekannt war, sondern auch, dass er bei seinen Lesern die gleiche Kenntniss voraussetzt, woraus folgt, dass, da eine Angabe darüber in seinem eigenen Berichte vom Friedensschlusse sieh nirgends findet, die Thatsache also nur aus der eingelegten Urkunde selbst zu entnehmen war, das Actenstück an der Stelle, an welcher wir es jetzt lesen, bereits wirklich eingefügt oder doch eingefügt zu werden bestimmt war, als die Stellen des fünften Buches niedergeschrieben wurden. Endlieh verräth gleich 5, 21 die Angabe Auxedaumovio de — ToUs TE avdpas eÜIUs ToUs Tapd odicw alyuarwrous dbieoav zul meubavres &s ra Em Opaxıs moeoBeıs Exerevov Tov KAsapıday ray "Aubimoiv Tape- dıdevaı Tois "Alyvalsıs, xal ToUs AAAcus Tas Omevdas, Ws eipyro Exdorcs, dey,ecIaı genaue Bekanntschaft mit den Specialbestimmungen des Friedens- vertrages, wie denn überhaupt die nun folgende Darstellung der Versuche, diese Bestimmungen zur Ausführung zu bringen, eine Kenntniss von denselben beim Darsteller selbst wie auch seinen Lesern zur nothwendigen Voraussetzung hat. Nun ist es aber eine Thatsache, welche meinem Urtheile nach einem begründeten Zweifel überhaupt nicht unterliegen kann und darum auch bisher noch von jedem besonnenen Forscher auf diesem Gebiete anerkannt worden ist, dass das fünfte.Buch vom 25. Capitel an von Thukydides nach dem Ende des Krieges niedergeschrieben worden ist, und ich glaube für meine Person, dass das Gleiche von den Kapiteln 21—24 ohne Schwierigkeit erwiesen werden kann. Wenn also die Darstellung in diesen Partien Bekanntschaft mit der Urkunde verräth, so folgt daraus doch noch keinesweges, dass diese Kenntniss aus einer älteren Zeit, als der der Rückkehr des Geschichtsschreibers nach Athen datirt und dass sie als eine durch Gefälligkeit eines Dritten vermittelte gedacht werden müsste. Streitig dagegen ist bekanntlich die Abfassungszeit derjenigen Theile des Werkes, welche die Geschichte des zehnjährigen Krieges enthalten, und damit der 20 ersten Capitel des. fünften Buches, vor deren letztem die Urkunde selbst eingelegt ist. Indessen welche Stellung man auch immer zu dieser Frage einzunehmen geneigt sein mag, auf welche näher einzugehen hier nieht der Ort ist, davon wird, denke ich, bei unbefangener Betrachtung sich Jedermann unschwer überzeugen können, dass die Urkunde keinen organischen und nothwen- digen Bestandtheil der Darstellung bildet, in welche sie jetzt eingefügt * 3 ! 3 £ : 3 938 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. erscheint, ja dass sie den ursprünglichen Zusammenhang derselben sogar in auffälliger und wahrnehmbarer Weise unterbricht. Denn die Capitel ı7 und 20 stellen nach Form und Inhalt einen ununterbrochenen Zu- sammenhang dar und geben einen zwar summarischen, aber im Übrigen vollständigen Bericht über den Gang der Friedensverhandlungen. die auf Grund derselben vereinbarten Friedensbedingungen, die Form des Friedensschlusses und die Zeit des letzteren. an welche abschliessende Angabe eine Berechnung der Dauer des durch diesen Frieden beendigten zehnjährigen Krieges angeknüpft wird. Der erste Theil dieses Berichtes bis zum Ende des 17. Capitels ist ferner augenscheinlich nicht auf Grund einer Kenntniss der Urkunde entworfen. sondern beruht. wie sehon oben hervorgehoben wurde, auf von dieser unabhängigen, selb- ständigen Informationen, welche dem Geschichtsschreiber aus anderer Quelle zugegangen waren: aber auch die Datirung zu Anfang des 20. Capitels: aüraı ai Gmwovdal Eyevovro TEAEUTÜVTOS TOD Yeusövos du Mpı Ex Auvuoiwv eüSVs rov dorızöv kann nicht der Urkunde entnommen sein. Denn diese Datirung setzt, wie man sieht, die Zeit des Abschlusses des Friedensvertrages genau in die Mitte des Attischen Monats Ela- phebolion, während die Urkunde als den Tag, von welchem an der auf funfzig Jahre geschlossene Friede als zu Recht bestehend berechnet werden sollte, vielmehr die exrn $Swovros desselben Monates bezeich- net, mithin ein Datum gibt, welches dem Ende des Monats weit näher liegt, als dessen Mitte. Wer aber auch geneigt sein sollte, die starke Abweichung beider Angaben von einander durch die An- nahme zu erklären, dass jede von ihnen sich auf einen verschiedenen Zeitpunkt beziehe, indem zwar die orovdaı und die Ableistung des Ratificationseides durch Lakedämonier und Athener um die Mitte des Monats Statt gefunden hätten, der Anfang aber des in Aussicht ge- nommenen funfzigjährigen Friedenszustandes aus irgend welchen Grün- den auf einen etwas späteren Termin verlegt worden sei, der wird doch gerade durch diese Annahme erst recht sich genöthigt sehen zuzugestehen, dass die eine Datirung nicht aus der anderen als ihrer Quelle abgeleitet werden kann. Kein anderes Resultat ergibt die andere, an sich mögliche Annahme, welche ich für meine Person für die allein richtige halte!', dass nämlich, wie gewöhnlich, so auch in dem vorliegenden Falle, der Tag der Vollziehung der orovdaı zu- gleich der des Beginnes des Friedenszustandes war, von welchem die Zeitdauer des letzteren laufend angenommen wurde, und folglich beide ' Ich glaube nämlich nicht, dass es Thukydides sich würde haben einfallen lassen, die Dauer des ersten Abschnittes des Krieges bis zur Vollziehung der szovdcz, statt bis zum stipulirten Beginne des Friedenszustandes zu berechnen, auch wenn beide Zeitpunkte nicht zusammengefallen wären. A. Kırcnnorr: Über die von Thukydides benutzten Urkunden. 939 Angaben trotz ihrer auffälligen Differenz dasselbe Datum meinen müssen. Denn in diesem Falle ist die Angabe im 20. Capitel gegen- über der unbedingt zuverlässigen der Urkunde die weniger genaue und die Abweichung zugleich eine so starke, dass die Möglichkeit der Annahme ausgeschlossen scheint, die weniger genaue Datirung sei aus der urkundlichen abgeleitet und Thukydides habe die Urkunde bereits gekannt und benutzen können. als er den Anfang des 20. Ca- pitels niederschrieb. Überdies kommt die zweite Datirung nach der ersten sehr unerwartet und erscheint im jetzigen Zusammenhang gar nieht motivirt, da sie sich in der Form nicht als eine Wiederauf- nahme der ersten, sondern als neues und selbständiges Moment der Darstellung einführt. Alles dies legt die Vermuthung nahe, dass der Geschichtsschreiber noch keine Kenntniss von der Urkunde besass, als er die Darstellung der Ereignisse, welche in den Capiteln 1— 17 und 20 des fünften Buches enthalten ist, zuerst niederschrieb, und das ihm erst später bekannt gewordene Document nachträglich als eine Ergänzung und zwar zunächst in ziemlich äusserlicher Weise ein- gelegt hat, in Folge dessen es unterlassen worden ist, die nunmehr sich ergebenden formalen und sachlichen Unebenheiten in der erfor- derlichen Weise auszugleichen. Es kommt hinzu, dass auch die Anfügung der Urkunde an das ihr jetzt vorangehende 17. Capitel eine durchaus lose und oberflächliche ist, bewerkstelligt durch die einfache Hinzufügung eines gar nicht erwarteten r&de, durch welche der Schluss- satz des Capitels eine Fassung erhalten hat, welche durchaus nicht len Eindruck macht, als sei sie in dieser Form gleich ursprünglich beabsichtigt gewesen: (ci Auxsdauuovio) rasdvraı ryv Elußacı, zal Enmeisavre mpos Tous 'ANyvalous al Wuooav, Exelvor TE Moos Tols Auxedaimovious, Tdde. Jeder Zweifel aber, der in dieser Beziehung noch obwalten könnte, wird meines Erachtens gründlich beseitigt durch den Umstand. dass die Urkunde eine Reihe von Thatsachen der Kriegsgeschiehte erwähnt oder voraussetzt, welche von Thukydides in seiner Darstellung über- gangen worden sind. Als solehe Thatsachen hat die vorstehende Analyse der Urkunde die folgenden festgestellt: ı. Die Besetzung und Behaup- tung des seiner Lage nach nicht näher bekannten Pteleon durch die Athener: 2. den Abfall von Sermylia und seine Wiedereroberung dureh (lie Athener: 3. den Wiederanschluss der durch Brasidas gewonnenen Städte der Akte, Thyssos, Olophyxos u. s. w.. an Athen zur Zeit der Expedition Kleon’s gegen Amphipolis. Hätte die Urkunde bereits einen Bestandtheil desjenigen Quellenmaterials gebildet, unter dessen Benutzung die Geschichte der letzten Kriegsjahre in der uns vorlie- genden Form niedergeschrieben wurde, so würde es völlig unerklärlich sein, dass der betreffenden Ereignisse in derselben keine Erwähnung Sitzungsberichte 1882. Til 940 Gesammtsitzung vom 2. November. — Mittheilung vom 26. October. gethan ist. man müsste denn annehmen wollen, wozu ich für meine Person mieh nicht entschliessen mag, dass Thukydides seine Quellen in leichtfertiger und oberflächlicher Weise benutzt, und darum nieht eigentlich ausgenutzt habe. Dagegen lässt sich unschwer begreifen, wie es geschehen mochte, dass eine in Folge der Mangelhaftigkeit der benutzten Quellen unvollständige oder lückenhafte, aber formell abgeschlossene Darstellung auch dann nicht vervollständigt wurde, wenn eine dem Verfasser erst später bekannt, gewordene und selbst ihrem Wortlaute nach nachträglich eingelegte Urkunde dazu die Mög- lichkeit und die Veranlassung bot: entweder diese Möglichkeit wurde, was unter solehen Umständen durchaus erklärlich ist, überhaupt nicht bemerkt, oder, wenn dies dennoch der Fall war, die nunmehr noth- wendig gewordene Überarbeitung der ursprünglichen Darstellung wurde, wenn auch ins Auge gefasst, doch aus irgend welchen äusseren Gründen nieht in Angriff genommen oder nieht zu Ende geführt. Ist aber die Urkunde Thukydides wirklich erst bekannt geworden, nachdem er die Erzählung der Ereignisse, welche sich in den letzten Jahren vor dem Frieden des Nikias zugetragen hatten, bereits schriftlich fixirt hatte, und erst nachträglich als Ergänzung einer viel früher ab- geschlossenen Darstellung eingefügt worden, so liegt auch kein Grund vor, der uns nöthigte anzunehmen, dass dies vor seiner Rückkehr nach Athen und dem Ende des Krieges geschehen sei: die natürlichste Annahme bleibt im Gegentheil die, dass er sie nach diesem Zeitpunkte kennen lernte, wo sie ihm in der Heimath direct und ohne jede Ver- mittelung eines Dritten in der eimen oder anderen Weise zugänglich sein musste und darum schwerlich entgehen konnte. Zum Schlusse will ich, um ganz ehrlich zu sein, nieht unter- lassen ausdrücklich anzuerkennen, dass die Auffassung des Sachverhaltes, welche im Vorstehenden zu begründen versucht worden ist, allerdings vortrefflich zu derjenigen Vorstellung von der Entstehungsweise der überlieferten Fassung des ersten Theiles des Thukydideischen Geschichts- werke stimmt, welche ich für die richtige halte und nach welcher dieser Theil (bis 5. 20 einschliesslich) geraume Zeit vor dem Ende des Krieges entworfen worden ist, nach dem Ende desselben aber eine Überarbeitung erfahren hat, welche dem Verfasser in der be- absiehtigten Weise zu vollenden und abzuschliessen nicht beschieden sein sollte. Ausgegeben am 9. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. .‚SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE, DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XL. XL. MIT DEM VERZEICHNISS DER IM ZWEITEN UND DRITTEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. | 9. Novenmger 1882. a) f) ba] BA } / i May 30 . \% B74 & 2 No 06 AN DEpos(" BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Das dem Sitzungsbericht vom 6. Juli — St. XXXIII — beigefügte Verzeichniss für das zweite Vierteljahr ist zu cassiren. Anzeige, Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich. en Akademie der A nclalteng alten gelte (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) SL 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 52. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- tlıeilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnalıme in die Sitzungsberichte be- stinnmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitzlieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche diveet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingchen, hat der vorsitzende Scerctar selber oder durch ein anderes Mit- ‚glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem ‚zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. ‘ Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus zu m Penn und es sind Der Satz einer theilung Sad erst begonnen, wenn die Stöcke der en Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und von. besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. Eu | 7 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle gabe des beireßenden. Stückes anderweitig, sei e nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausf deutscher Sprache veröffentlicht sein odeı der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaft chen NER ealoo diese anderweit früher zu Nothwendiges beschränkt werden. er een “Einwilligung der Gesammtakadem betreffenden Classe. 58. . ; 3. Auswärts werden Correeturen nur auf esonderes _ Verlangen verschiekt, Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht ° = 8 9. , 1. Neben der vollständigen Ausgabe der berichte können bestimmte Kategorien wissensch? Mittheilungen auch abgesondert in der Ww > publich werden, dass dieselben mit Sonderxtitel und de u Paginirung versehen und mit besonderem Ver) in den Buchhandel gebracht werden. su. geltlich fünfzig Eönderkdi ücke mit = welchem der Titel = Abel „wiederkaltig = mentselslicheR lassen, sofern er Tran rate ig Seeretar Anzeige gemacht hat. $5. EI Den Bericht über jede einzelne si g Secretar zusammen, welcher darin den vo Derxselbe Seeretar führt die Oberau tion und den Druck ‚der i 1882. ALIN. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 9. November. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. l. Hr. Currivs las: Die Griechen in der Diaspora. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Hr. Mommsen legte eine Abhandlung von Hrn. K. E. ZacHARIAE von LinGEnTHAL in Grosskmehlen vor: Zur Geschichte des Authen- ticum und der Epitome Novellarum des Antecessor Julianus. Die Mittheilung wird in diesen Berichten erscheinen. Sitzungsberichte 1882. 78 ! 4 wi h iv} j ı r j a #’ ’ l 7 HN { 2 art ri FL HI HRLEIER AI Iarirı) " ALLA TEN N ze N TEL all HT GnvandE IERAIte it ara 1 ya ı TORTE Mu A. Bi RAT Al Fl fl rt Jin Uh DILIEFER DE: ln.) Me f TRTLHIIE, sr hi} rn TE71 "unn LIVE (EHI A 3, [2 INH IHRETOELDHE ET ale IIUEAFE: rin EZ" varetik Str 1 ATGHTET En NEE, EN nu) iH wire? Be: Tale) Bonn 943 Die Griechen in der Diaspora. Von E. Currws. Man hat die Geschichte der Hellenen innerhalb und ausserhalb Hellas nach allen Seiten durchforscht, aber ein Capitel derselben ist noch nicht zusammenhängend behandelt, d. i. die sporadische Ausbreitung des griechischen Volks ausserhalb seines Heimathsbezirks, die der Colonisation vorangegangen ist und neben ihr fortbestanden hat. Sie gehört grösstentheils einer prähistorischen Periode an, aber sie ist reichlieh und mannigfach bezeugt, durch neuere Funde neu beleuchtet; ihr Verständniss ist für die Culturgeschichte des Mittelmeers unerlässlich und es handelt sich um eine Reihe von Thatsachen, die nur im Zusammenhange beurtheilt werden können, um manche unrichtige Vorstellungen zu berichtigen. Denn man denkt noch immer: Wo keine Griechenstadt, auch kein Griechenvolk: man sieht Philhellenismus, wo Blutsverwandtschaft vorhanden ist; man begegnet noch immer der Ansicht, als wenn die Colonisation der Anfang griechischen Einflusses im Auslande sei und der letzte Platz einer Colonienreihe die Grenze, wo griechische Ansiedelung und griechischer Einfluss plötzlich aufhöre. Die Stadtgründung ist vielmehr der Schluss einer langen Arbeitszeit, in welcher der Völkerverkehr begründet und der Same ausgestreut worden ist, ein Abschluss, wie er nur in günstigsten Fällen gelingt. “H moAıs oü Tüv ruypvrwv; sagt Aristoteles, d.h. nicht die Ersten, Besten bringen ein Gemeinwesen zu Stande; nicht aus jedem Abenteurer- haufen erwächst eine Bürgerschaft. Die Geschichte verzeichnet die glücklichen Erfolge. Aber wir kennen doch den Schreckenstag von Alalia; wir kennen die Verwilderung der fremden Ansiedler in Sar- dinien und Illyrien und selbst den Namen dessen, der den ersten verfehlten Versuch machte, Sinope zu gründen.' Die Colonien sind zu Stande gekommen, nachdem durch An- strengung vieler Generationen der Gegensatz von hüben und drüben so gut wie aufgehoben war und das trennende Meer wie ein eigenes, eine Saracca oixsıx, angesehen werden konnte. Auch pflegte man damit * Skymnos Ch. 948. 78° 944 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 9. November. nicht über diejenigen Breiten hinauszugehen, wo die Hellenen, von ihrer Vegetation umgeben, nach hellenischer Weise leben konnten, während der Handel gerade solche Gegenden aufsuchte, die von den Heimathländern grundverschieden sind und ihre Mängel ergänzen konnten, wie die Deltaländer nordischer Ströme. Die Vorzeit der Golonisation ist also die inhaltreichste Entwickelungs- periode, wo es sich um die Geschichte von Seevölkern und Binnen- meeren handelt. Was wüssten wir von den Normannen, wenn wir nur ihre einzelnen Reichsgründungen kennten und nichts von den Vikingerzügen wüssten, durch die sie des Meeres Herren wurden, und wie mangelhaft wäre gar unsere Kenntniss von der Geschichte des baltischen Meers, wenn wir die Städte der Hanseaten auf den Inseln und Küsten ins Auge fassten, aber nicht die kleineren Stationen, Stapelplätze und Verkehrsmärkte! Ich denke nicht daran, die grosse Lücke, welche in der alten Geschichte der Mittelmeerküsten vorhanden ist, ausfüllen zu wollen. Ich bescheide mich, für diese Aufgabe einige Gesichtspunkte aufzu- stellen. Sie kann nur allmählich gelöst werden. Es kommt aber durch monumentale, linguistische, botanische Untersuchungen immer neues Material zusammen, und seit 50 Jahren mehren sich ununter- brochen die Zeugnisse griechischer Cultur in Gegenden, die keine Colonialgebiete waren, die vestigia graeci moris, wie sie Justinus am ganzen Rande Italiens anführt. Die Anfänge der Diaspora gehören einer Zeit an, da die Völker- schaften noch keine geschlossene und ausgeprägte Nationalität bildeten, und das der sporadischen Ausbreitung Charakteristische liegt darin, dass es Stämme sind, die ohne einen festen Ausgangspunkt und bestimmte Ziele in gewissen Richtungen sich bewegen und die Grenzen des Heimathsbezirks überschreiten. Der älteste uns bekannte Schauplatz griechischen Seeralke ist aber der Archipelagus, den die Griechen als Ionier sich zu eigen gemacht haben. Die ionische Panegyris auf Delos ist die erste Thatsache, die aus der Vorzeit in die Geschichte hereinreicht. Wer nur einmal das Inselmeer durchfahren hat, kennt die Unmöglichkeit, durch dasselbe eine Grenzlinie zu ziehen, welche als Völkerscheide dienen könnte, und schon Böcku hat in seinen Forschungen über die Alterthümer von Delos es für undenkbar erachtet, dass diese Amphik- tyonie einer nachhomerischen Zeit angehören und als Resultat der Wanderung anzusehen sei, der die Zwölfstädte Ioniens ihren Ursprung verdanken. In den griechischen Seebezirk haben die Karer sich eingeschoben und Theile derselben zeitweise überschwemmt. Bei der Reinigung Currıus: Die Griechen in der Diaspora. 945 von-Delos war man überrascht, so viele Gräber zu finden, die sich durch ihre Einrichtung von den andern herkömmlichen unterschieden und einer stammfremden Völkerschaft angehören mussten. Die Ausdehnung des Seebezirks erfolgte nach Süden, den vor- herrschenden Winden und Strömungen gemäss. Stephanos kennt “ionisches Meer’ zwischen Gaza und Aegypten und der Geograph, den Himerios excerpirt, bezeichnet es von Aegypten an als Westgrenze des asiatischen Continents. Vom tyrischen Strande lässt Euripides die phönikischen Frauen nach Böotien gelangen, und Cypermn, das neuerdings dem griechischen Stamm- und Sprachgebiete wieder zu- geeignet ist, spiegelt sich nach Claudian mit seinen Bergen in ionischem Meer." Um die Küsten des Peloponneses, des "Ixcov "Apyos, folgen wir den Spuren seefahrender lonier bis Illyrien hinauf, von dem ein Theil ’I&s hiess, die Einwohner ’Iär&ı und "Iwvızcı. Wenn Himerios, die Thaten der alten Ionier preisend (Or. XI), von ihnen sagt: »sie haben durch das ägäische Meer Bahn gemacht und das ionische Meer als Ansiedler Sieiliens durchfahren«, so findet er in dem Namen eine Erinnerung an die Entdeckungsfahrten der Chalkidier; die Alten also, welche den Namen des ionischen Meers für die beiderseitigen See- gebiete gebrauchten, zweifelten nicht an dem Zusammenhange des Volksstamms mit dem Namen der Westsee, welcher sich schon zu Hellanikos’ Zeit bis an die Pomündung erstreckte. Das von gram- matischem Standpunkt aus gegen den Zusammenhang erhobene Bedenken ist aber, wie ich glaube, durch den Nachweis erledigt, dass von IO nachweislich zwei Parallelbildungen ausgehen und neben der längeren eine kürzere Form bestand, welche durch "Is und "Iaor! bezeugt wird. Als ich 1856 die Vorzeit des griechischen Seevolks, dem die Ionier angehören, aufzuklären suchte, wies ich darauf hin, wie festere Thatsachen für die Anfänge griechischer Seefahrt nur aus den Annalen älterer Mittelmeervölker zu gewinnen seien, und, nachdem damals die ersten Anknüpfungen versucht worden waren, sind nun, einst- weilen noch in spärlichem Mafse, die Urkunden Aegyptens aufgeschlossen, welche in die ersten Zeiten des neuen Reichs zurückgehen. Seestämme des Nordens sind darin an das Licht getreten, deren Nennung zum ersten Male die Möglichkeit giebt, die Anfänge hellenischer Völker- geschichte durch auswärtige Reichsannalen aufzuhellen. Die von Rovue£ 1867 begonnenen Untersuchungen sind noch in vollem Gange, und es steht mir nicht zu, den Grad von Sicherheit ! Himerius Eel. XIII 70. Claudian. Rapt. Hel. 49. Letronne sur Dieuie S. 218. 946 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 9. November, zu bestimmen, mit dem die mannigfachen Völkernamen in den hiero- glyphischen Texten gelesen und mit klassischen Namen zusammen- gestellt sind. Es kann nicht fehlen, dass neue Texte neues Licht verbreiten werden. Einstweilen ist aber zu constatiren, dass nach den Ergebnissen, welche auf Grund der Forschungen von Rover und Cmagas Masrpero in seiner Geschichte der morgenländischen Völker zusammengestellt hat. und dem auch deutsche Forscher unbedenklich zustimmen', ausser den Shardana die Dardaner und Turscha am sichersten unter den Stämmen nachgewiesen sind, die zur Zeit der Ramessiden vom Seestrande in ägyptisches Reichsgebiet eingefallen sind. Sie treten nicht als selbstständige Macht auf, sondern als Haufen von Abenteurern, die sich gelegentlich zu kriegerischen Unternehmungen anwerben lassen, und es stimmt durchaus zur griechischen Überlieferung, dass es die Libyer sind, welche sie gegen die Pharaonen gebrauchen; denn mit der libyschen Küste finden wir die Seestämme des ägäischen Meeres in uraltem Zusammenhange. Der von Allen am wenigsten angefochtene Name der Dardaner, die unter Ramses II. auftreten, bestätigt aber, was wir bei einem an der Strömung des Hellesponts ansässigen, früh entwickelten Volke voraussetzen mussten, dass sie nämlich unter den Küstenvölkern des ägäischen Meeres zu denen ge- hören, welche am frühsten Seefahrer geworlen sind, wie dies von griechischer Seite dureh die vielbesungenen Raubzüge troischer Fürsten- söhne bezeugt wird. Konnten sie aber im vierzehnten Jahrhundert an fernen Küsten thätig in die Geschichte eingreifen, so mussten sie von älteren See- völkern das Seehandwerk erlernt haben, und ehe sie zu eigenen Beute- zügen das Meer kreuzten, haben sie sich passiv am Weltverkehr betheiligt, d. h. sie haben den Phöniziern als Material für ihre über- seeischen Niederlassungen gedient, wo sie unter fremder Lehnshoheit in besonderen Gemeinden lebten. Im Zusammenhange mit der Landesgeschichte ist uns diese That- sache nur für Sieilien durch 'Thukydides bezeugt. Dass sie aber an wohlgelegenen Küstenpunkten mehrfach stattgefunden hat, bezeugen an den verschiedenen Gestaden die wiederkehrenden Namengruppen. An der attischen Küste lag der phönikischen Station Salamis ein Troia gegenüber und an dem wichtigsten aller Häfen Liguriens finden wir neben den Spuren einer phönikischen Station die Elymernamen Se- gesta, Eryx, Entella in einer so geschlossenen Gruppe, dass von einem zufälligen Zusammentreffen keine Rede sein kann. Den heimathlichen Namen folgen die Sagen der Heimath, und es erscheint mir als ein nicht unwesentlicher Gewinn, dass wir jetzt ' Vergl. L. Stern in der Allg. Zeitung 1882, Sonntag den 5. Juni. Corrivs: Die Griechen in der Diaspora. 947 an einem Punkte, wo dardanische Männer angesiedelt waren, in Aineia am thermäischen Golf durch eine Münze, die nicht jünger ist als die Mitte des sechsten Jahrhunderts die Aeneadensage als eine dort ein- heimische und echt volksthümliche Überlieferung urkundlich bezeugt sehen.! Es ist gestattet, die Zeiten phönikischer Seeherrschaft, soweit sie für sporadische Ausbreitung griechischer Seefahrerstäimme massgebend sind, in zwei grosse Gruppen zu sondern. Die eine Gruppe der See- stationen schliesst sich an die Göttin von Sidon, welche am Eryx und den damit zusammenhängenden Plätzen auftritt, die andere an den tyrischen Stadtgott. Die jüngere Periode ist im Gedächtniss der Mittelmeervölker lebendiger geblieben. Die in Ortsnamen weithin zerstreuten Spuren hat Orsnausen scharfsichtig erkannt; geschichtliche Erinnerungen haben sich vorzugsweise in Sardinien erhalten, wo in der phönikischen Besiedelung als besonderer Bestandtheil neben den Barbaren die zur Urbarmachung des Bodens herbeigerufenen lolaeer genannt werden, als Barßapwv ouvorzar, die aus Thessalien, Böotien, Attiea hergeleitet und als ritterliche, sowie als kunstfertige Ankömm- linge charakterisirt werden. lolaiden kennen wir als edle Geschlechter in Thespiae und, wie man auch über den Namen des Heros urtheilen mag, dürfen wir doch wohl annehmen, dass die Zeit einer engen Verbindung mit den Phöniziern, die griechische Tapferkeit und griechisches Talent zuerst anzuerkennen und zu verwerthen wussten, in der Kameradschaft der Iolaos und Herakles ihren mythischen Ausdruck erhalten hat. Ein anderes Seevolk der griechischen Meere wird mit demselben Herakles eng verbunden, das sind die Tyrrhener oder Tyrsener. Auf sie ist neuerdings die Aufmerksamkeit von Neuem gelenkt, da in den ägyptischen Texten neben den Dardanern die "Turscha vom Meer’, wie sie in den Kriegen von 1320 v. Chr. genannt werden, auftreten, welche von Masrero und seinen Vorgängern und Mitforschern als Tyrrhener gedeutet werden. Auch hier wird weitere Bestätigung abzuwarten sein. Dagegen aber glaube ich schon jetzt Einspruch thun zu müssen, dass man dabei einstimmig an die Etrusker gedacht hat. Wir kennen die Tyrrhener als Freibeuter des ägäischen Meeres, auf allen Inseln und Küsten, hüben und drüben; als Sklavenhändler kennt sie der homerische Dionysoshymnus, die nach Kypros und Aegypten ihren Raub auf den Markt bringen; so konnten sie sich auch schon unter dem zweiten Ramses an libyschen Einfällen bethei- ligen, um dann in die königlichen Leibgarden eingestellt zu werden. ! FrievLÄnper im Monatsbericht 1878 S. 749. J48 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 9. November. Als ihren Heimathsbezirk betrachtete man allgemein die Iydische Küste, wo ein altes Tyrrha bezeugt ist, im Kaystrosthale, wo der asiatische Continent den Seevölkern zuerst zugänglich und bekannt wurde, wo die ältesten Verkehrsstrassen sich begegneten. Darum hat OTFRIED MÜLLER, wie ich glaube, jenes Tyrrha mit vollem Rechte als ein Kennzeichen für die Heimath der Tyrrhener angenommen. Was aber ihre Beziehung zu Etrurien betrifft, so ist es nach meiner Über- zeugung ein altes, zum Theil von Dionysios veranlasstes und bis in die neuesten Zeiten fortgepflanztes Missverständniss, wenn man der bei Herodot I. 94 vorliegenden Überlieferung den Sinn unterlegt, dass das etruskische Volk eine Colonie der Lyder sein sollte. Denn es handelt sich in der That weder um Lyder, die auswandern, noch um einwandernde Tusker, sondern um die auf dem Küstensaume des Iydischen Reichs seit unvordenklichen Zeiten ansässigen Stämme griechischer Nationalität, welche von den Phöniziern das Seehandwerk gelernt haben und durch sie, wie die Dardaner, als schwärmendes Schiffsvolk in die Westsee gelangt sind, wo sie sich sporadisch an beiden Langseiten Italiens ausbreiteten. In ihrer Heimath sind sie von den jüngeren Stämmen nach und nach absorbirt worden; in der Westsee hat sich ihr Name erhalten und zwar in doppeltem Sinn. Einmal ist derselbe nach griechischem Sprachgebrauch auf das binnen- ländische Volk übergegangen, in dessen Reichsgebiet die von ihnen bewohnte Küste überging, und zweitens ist er die Bezeichnung der Küstenbevölkerung “geblieben, die, von der griechischen Heimath getrennt, mit Barbaren vermischt, in alter Gewohnheit der Piraterie mehr und mehr verwilderten, wie die Hylleer in Ilyrien, die Iolaeer in Sardo. Dem schwerfälligen Volk der Etrusker hat .man gewiss mit Unrecht eine Neigung zum Corsarenthum aufgebürdet: Tyrrhener haben noch zu Alexanders Zeit, wie des Dinarchos tyırhenische Rede beweist, das adriatische Meer unsicher gemacht. Wo sie aber sesshaft geworden. waren sie Träger griechischer Bildung. Wo Küstenorte an ihren Namen geknüpft werden, finden wir Spuren überseeischer Einflüsse, griechischer Anlagen und Gebräuche und was den Zusammenhang mit Lydien betrifft, so ist es nach Ent- deekung der Fürstengräber am gygäischen See eine unanfechtbare Thatsache, dass die lydischen Grabformen, auf das Genaueste nach- gebildet, in Etrurien vorkommen, so dass eine Übertragung derselben nicht bezweifelt werden kann. ' Bei ethnographischen Untersuchungen dieser Art kann nur in grossen Zügen der Gang der Entwickelung und die allmähliche Aus- ! Artemis Gygaia und die lydischen Fürstengräber. Archäol. Zeitung Jahr- gang XI. S. 148. } Currıus: Die Griechen in der Diaspora. 949 breitung des internationalen Verkehrs darzustellen der Versuch gemacht werden. Es treten aber für diese Periode, in welcher der griechischen Nationalität angehörige Stämme durch ältere Völker aus dem Dunkel hervorgezogen werden, zwei Thatsachen, wie mir scheint, immer deutlicher hervor, erstens die Priorität der Cultur auf der asiatischen Seite des griechischen Inselmeers und zweitens die beiden Stadien phönikischer Seehegemonie, welcher die Küstenstämme arischer Her- kunft dienstbar sind. Wollten wir mit den französischen Aegyptologen neben den Dar- danern und den Tyrrhenern auch die Lykier (Leka) als solche ansehen, welche an der Völkerbewegung Theil nehmen, die seit Ramses II das Pharaonenreich bevölkerten, so würde die Priorität Kleinasiens noch vollständiger hervortreten. Doch halte ich mit H. GeLzer diese Annahme für sehr unsicher, und auch in Bezug auf die Schardana ‘vom Meer’, die besonders häufig auftreten,' gestatte ich mir nur die Bemerkung, dass ich auch in ihnen nur Seevölker des östlichen Mittelmeers erkennen kann. Das neue Stadium, da die Stämme am ägäischen Meer selbst- ständige Seefahrten machen, bezeichnet Thukydides mit dem treffenden Ausdruck: &raudn ci "Erruves morAc zara Iaraccav EmEIGEmAEoV, EXALFEVTES u.s. w. (VI, 2). Bei dem massenhaften Nachdrängen der jüngeren Völker, welche auch in den ägyptischen Texten mit Sand am Meer verglichen werden, erfolgte ohne schwere Kämpfe ein allgemeiner Rückzug der an Volkszahl schwachen Phönizier, die sich auf einzelne Punkte concentriren mussten. Für die Periode dieser siegreichen Coneurrenz von Seiten der griechischen Stämme haben wir keine anderen Urkunden als die Grabfunde in den nach einander von Phöni- ziern und von Griechen bewohnten Orten. Grabfunde, deren Schichten darüber Auskunft geben, wie mächtig die der phönikischen Vorzeit sei und wie weit sie heraufreiche. Untersuchungen dieser Art sind noch im Anfange, und doch hat man aus einzelnen Ergebnissen derselben die Berechtigung zu gewinnen geglaubt, Thukydides eines Irrthums zu überführen, wenn er den phönikischen Herrschaftskreis über die Küsten von ganz Sieilien aus- dehne: denn bei Messina sei nichts von ihrer Ansiedelung aufzufinden gewesen.” Wenn auch zu abschliessendem Urtheile die Lokaluntersuchungen nicht ausreichen, ist die Hinweisung auf diesen Punkt sehr lehrreich. Denn am sieilischen Sunde können wir in der That die ältesten Spuren 1 STERN a. a. O. S. 2266. 2 v. Duns. Verhandlungen der Trier. Philologenversammlung S. 142. 950 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 9. November. 8 P P selbsthätiger Ansiedelung von Hellenen nachweisen und uns dabei zugleich von der ältesten Form derselben unterriehten. Alt-Zanale war eine Ansiedelung kymäischer Piraten. Wie im baltischen Meere, gingen auch im Mittelmeere Handel und Seeraub Hand in Hand. Zanale war ein Lauerplatz, eine erıdorr Toy FAuıkeusvwv, der Strand ein Anornpuv, wie später noch die kilikische Steilküste. Wie die Raubschlösser des Mittelalters waren diese Plätze an den Hauptstrassen angelegt, und dass in der Anlage eine gewisse Methode herrschte, zeigt der Zusammenhang mit Kyme. Weil aber an dem Sichelhafen keine Stadt angelegt wurde, sondern nur eine Schiffsstation und Beute- markt, behielt er auch den Namen der eingeborenen Sikeler. Der Meerfelsen von Kyme war ursprünglich aueh nur eine Seewarte; die ganze Nachricht über Alt-Kyme und Alt-Zankle ist uns deshalb so wichtig, weil es vielleicht die einzige, litterarisch überlieferte Kunde ist aus einer verschollenen Periode, und eine solche, die uns den Unterschied sporadischer Niederlassung und städtischer Colonisation recht deutlich macht. Mustern wir die verschiedenen Formen, in denen das griechische Volk, seit es seetüchtig und selbständig geworden, den Kreis des engern Heimathsbezirks überschreitet, so beginnt dies bei den nahe einander gegenüberliegenden Gestaden, wo Seeraub zuerst in fried- lichen Tauschverkehr übergeht. Ein Gestade giebt dem andern den Überschuss der Bevölkerung ab: ein Wechselverkehr, welcher dort am sichersten bezeugt ist, wo diesseits und jenseits dieselben Volksnamen auftreten, wie es bei den Chaonern oder Chonern' der Fall ist, denen wir in Epeiros wie in Oenotrien begegnen. Ähnlich verhält es sich mit den lapygern, Venetern u. A. Hier vollzogen sich Umwandlungen der durchgreifendsten Art, aber im Gegensatze zu continentaler Ein- wanderung friedlich und allmählich, so dass sie nur an den Ergeb- nissen zu erkennen sind. Am deutlichsten vielleicht in der kalabrischen Halbinsel, deren hellenischer Charakter sich weder aus ursprünglicher Stammverwandtschaft mit den nordgriechischen Völkern, noch aus dem Einfluss der Stadt Tarent hinlänglich erklären lässt. Wir müssen vielmehr ein mittleres Stadium annehmen, eine Zeit, in der das gemeinsame Erbtheil bei neuer Begegnung modifiecirt wurde, da das Volksthum noch bildsam genug war, um griechische Formationen, wie die der neuerdings beobachteten Pntronymiea und griechische Götternamen in die Landessprache aufzunehmen.” Hier traten durch Übersiedelung von Küste zu Küste wesentliche Umwandlungen der ! Hereıs Hermes XI S. 268. ® DEEcRE Rhein. Museum XXXVI S. 528. Currrws: Die Griechen in der Diaspora. 951 Bevölkerung ein, ähnlich denen, die im ägäischen Meer dureh Her- überkommen der Ionier erfolgten; milde Umwandlungen verwandter Nationalitäten, deren Gesammtresultat so bedeutend war, dass Ion von Aristoteles der Oekist von Athen genannt werden konnte. Die nicht städtisch geschlossenen Niederlassungen sind deshalb um so ein- greifender, weil sie unmittelbar zu Cultusgemeinschaften führen, deren sie nicht entbehren können, um im fremden Lande festen Fuss zu fassen. So schlossen die eingeborenen Iberer in Tartessos sich dem tyrischen Heraklesdienste an,' so die Italiker dem Apollo- und Aphroditendienst. Ähnliehe Einwirkungen durch Zuwandern erfolgen auch dort, wo von griechischen Küstenstädten die näheren Plätze des ‚Hinterlandes nach und nach assimilirt werden. So schliehtet sich am leichtesten der alte Streit, ob Nola eine griechische Stadt sei oder nicht.” Eine andere Art Zuwanderung ist die von kleineren Gruppen, welche eine besondere Hanthierung haben. Wie im nordischen Binnen- meere, das so viel Analogien mit dem Mittelmeere aufweist, Bürger der Hansestädte sich als Fabrikanten, namentlich von Schuhwerk, in den überseeischen Orten niederliessen; so errichteten griechische Ansiedler ihre Werkstätten in den fremden Häfen. Der wichtigste Kunstbetrieb war die Töpferei. Töpfer sind die hervorragendsten Leute im Gefolge des Demaratos’, und sie bezeugen die Übersiedelung grie- chischer Handwerkergilden in solche Plätze, welche keine Pilanzstädte waren. Neben dem Import entwickelte sich also ein Betrieb an Ort und Stelle, und mit vollem Recht hat man aus den in Atria gefun- denen Thongefässen mit Besitzernamen und Weihinschriften auf An- sässigkeit von Griechen geschlossen, wie dies der Ruhm des dortigen Thongeschirrs bestätigt. Was man dagegen eingewendet hat, scheint mir nur davon zu zeugen, dass man viel zu sehr gewohnt*ist, sich die Griechen nicht anders als in Form städtischer Gemeinschaft draussen zu denken.* Wir haben hier also Waarenniederlagen und Werkstätten auf erworbenem Grund und Boden am Küstenrande zu denken, durch Cultusplätze den heimathlichen Gottheiten geweiht. Wir wissen ja auch aus der Geschichte unseres Nordens, wie Ansgar, von Kauf- leuten und Handwerkern begleitet, auszog. Wir kennen die Seemanns- kirchen, wo nach glücklicher Überfahrt die Gelübde gelöst wurden. ! Arrıan II 16. ® KrAmEr, Stil und Herkunft der griechischen Thongefässe S. 101. ® Vgl. Arch. Z. XVII. S. 110, wo ich den Dritten neben Eucheir und Eugrammos, Diopos, als Wegebauer aufgefasst habe. * Hereıc Italien S. 120 gegen Schöne Museo Bocchi XII. 952 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 9. November. So entstanden Höfe mit Altären in ihrer Mitte, nach Vorbild der phönikischen Gehege (orparersd&) mit der Zeivm "Abpodiry; daher der Name Alsion für griechische Küstenstationen, und der Name Pyrgoi. Gewiss kam es häufig vor, dass diese auswärtigen Stationen eher eine Ringmauer hatten als die ionische Metropolis. Denn die Höfe mussten wie Lagerplätze eingerichtet sein, um Unberufenen den Zutritt zum Altare zu sperren und um Confliete mit den Barbaren vermeiden oder, wenn es sein musste, bestehen zu können. So lagen zwei Nieder- lassungen mit festen Grenzen nebeneinander, wie in Wisby das deutsche Quartier neben dem gothischen lag, jedes durch einen besondern Vogt verwaltet." Am deutlichsten sehen wir dies bei den Emporiten in Spanien, welche ihr Seethor nach den Schiffen hatten, während das Landthor für die zum Verkehre bestimmten Tage und Tagesstunden sich öffnete. Vor demselben war der Bazar oder Marktplatz, um den die Iberer sich sammelten und niederliessen. Hier erwuchs ausnahms- weise eine so nahe Verbindung, dass die hellenisirten Anwohner auf ihren Wunsch mit in den schützenden Mantel des griechischen Mauer- rings aufgenommen wurden, ohne dass die innere Quermauer beseitgt wurde. Eine ganz besondere Art sporadischer Niederlassung finden wir in den Ländern alter Cultur, namentlich in Aegypten, wo die See- stämme des Archipelagus nicht als Kaufleute Aufnahme fanden, sondern als streitbare Männer, mit denen Soldverträge geschlossen wurden, und es ist ein entschiedener Fortschritt unserer Geschichtskunde, dass wir jetzt wissen, wie Psammetichos nur dem Beispiel der grossen Pharaonen der achtzehnten und zwanzigsten Dynastie folgte, wenn er lonier wie Karer in seine Dienste nahm und durch Dotation zu einer Art Militaircolonie machte.” Die-Einrichtungen des internationalen Verkehrs beschränkten sich natürlich nicht auf die fernen Zielpunkte des Handels, sondern es kam darauf an, auch die Verkehrstrasse unterwegs zu sichern und zweck- mässig auszustatten. Hier sind auch die Landwege zu berücksichtigen, auf denen die Griechen die Grenzen ihres Heimathkreises weit überschritten. Ich erinnere an die Agenturen an den Karavanenstrassen, die das ägäische Meer mit dem Innern Afrikas verbanden. So wohnten Milesier in dem altägyptischen Abydos;” es waren Repräsentanten milesischer Handelshäuser, mit bestimmten Gerechtsamen ausgestattet. ! D. SchÄrer, die Hansestädte und König Waldemar S. 42. ® Maspero, Geschichte der morgenländischen Völker S. 475. 3 Srepn. Byz. Marspero S. 521. Currivs: Die Griechen in der Diaspora. 953 Samier waren bis an die grosse Oase vorgedrungen,' und zwar ge- hörten sie alle einer Phyle an, ein Zeichen, dass sie nieht von Staats wegen ausgesendet waren. Die Ansiedelungen von einzelnen Häusern, einzelnen Bürgerkreisen und einzelnen unternehmenden Gemeinden aus- gegangen, lebten unter fremdem Reichssehutze als privilegirte Unter- thanen fremder Race. Später erweiterten sie ihre engeren Kreise, wie die Lübeeker in ihrem Hofe zu Nowgorod auch Nicht-Lübeckern Anschluss gestatteten. Das nationale Prineip brach durch und so entstand das Hellenion, wie im Baltischen Meere allgemein hansische Quartiere, die allen deutschen Kaufleuten offen waren. Von anderen Landungen, welche die Griechen weit aus ihrem Heimathsbezirke heraus geführt haben, nenne ich die vom Pontus und der Maiotis ausgehenden, welche, den grossen Strömen aufwärts folgend, quer durch die Steppen Russlands den Verkehr mit dem Norden herstellten. Nach Auffindung der binnenländischen Fund- stätten des Bernsteins die Handelsstrasse nachzuweisen, welche den Dniepr und Bug hinaufging, ist man jetzt eifrig und erfolgreich beschäftigt.” Im Dongebiete kennen wir Nauaris und Exopolis als vorgeschobene Posten griechischer Cultur. Ohne solehe Binnenplätze war ein sicherer Caravanenhandel unmöglich, und wir müssen annehmen, dass von den griechischen Kaufmannsstädten, deren Namen aus den im Handel vorkommenden Münzen nach und nach genauer bestimmt werden können, Marktplätze, auf denen die Erzeugnisse der Nord- und Südländer ausgetauscht wurden, regelmässig unterhalten worden sind. Auch im nordgriechischen Alpenlande wird eine xcwy d&yop4 namhaft gemacht, wo die vom Pontus und vom Adrias kommenden Händler sich mit ihren Töpferwaaren begegneten, so dass die ganze Länge des Wegs von Meer zu Meer unbekannt bleiben und unrichtig geschätzt werden konnte. So erkläre ich es mir, dass noch zu Theopomp'’s Zeit die Griechen, welche überall Halbinseln suchten, von einem Isthmus zwischen Hadrias und Pontus fabeln konnten.” Endlich gab es auch an der Seeküste Landstrassen, welche, wenn die Schiffahrt dureh Krieg oder schlechte Jahreszeit gehemmt war, den Verkehr sicherten. So war Korinth mit seinen fernen Tochterstädten auch durch Heerstrassen verbunden,' und wenn wir den Handel der Epi- damnier mit den Bergvölkern, sowie die Ansässigkeit von Bakchiaden bei den Lynkesten in’s Auge fassen, so erkennen wir, wie die Bevöl- ! Her. III. 26. 2 Ich verweise auf Gentee’s inhaltreichen Vortrag in der Philologenversammlung zu Karlsruhe. s 3 Ps. Arist. Mir. auro. 104. SITRABO 317. * Hermes X 230. 954 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 9. November. kerung der Seestadt auch in binnenländischen Gegenden weithin sporadisch vertreten war. Viel umfassender waren aber natürlich die Einrichtungen an den Seestrassen, und viel grösser die Menge der Griechen, die hier‘ mit ihren Sklaven zerstreut wohnten. Die Seewege waren wie die Land- strassen nach Tagereisen berechnet; sie hatten ihre Etappen, ihre Signalstationen, ihre Wasserplätze und Magazine, ihre Nothhäfen und Schiffswerften. Wir finden in der Insel- und Küstenbeschreibung des StraBo vielfach die Punkte hervorgehoben, welche über das Meer hin einander siehtbar waren (Strago 261). Wo keime Städte entstanden, entstanden reAryyız, und das Hemerostadion der Massalioten zeigt am besten, wie die Begriffe von Stapelplatz, Castell, Seewarte und Heilig- thum in einander übergehen (StrABo 159). Was aber für Einrichtungen getroffen wurden, um ein Meer in griechischem Sinne für den Ver- kehr einzurichten, lernen wir am besten aus dem attischen Volks- beschlusse, in welchem die Anlage von dserrpw, vavoraSuor, EWTröpISL, sıromsuma, mooßerei (befestigte Vorsprünge zum Schutz gegen Seeraub) für die adriatischen Gewässer angeordnet werden. So lassen sich in der Geschichte des Adrias, die LETRONNE zuerst darzustellen unternommen hat, die verschiedenen Verkehrsepochen mit einiger Sicherheit erkennen. Die Spuren der auch hier bahnbreehenden Phönizier, die Zinn auf den Küsteninseln fanden, zeigen sich bei den mit Kadmos zusammenhängenden Encheleern, bei den mit Tyrus ver- knüpften Hylleern, in den Inselnamen Melite und Issa. Während von nordgriechischen Stämmen Bryger, Thraker, Eneter sich vor- schoben, waren es von der Seeseite erst Ionier, namentlich euböische Stämme, welche hier Stationen errichteten, wie z. B. an der wichtigen Bucht von Orikos. Dann begann die Zeit der Städte, Korinth und seiner Pilanzorte.. Das Meer wurde bis in den innersten Winkel eine Seestrasse (rögos "Iovies). Daher nennt schon Hellanikos Hadria als eine am ionischen Meer gelegene Handelsstadt, und die Zusammen- stellung korkyräischer und adrianischer Thongefässe zeugt von dem lebhaften Verkehr, der in Korkyra seinen Ausgangspunkt hatte.” Scuwarz-Korkyra und eine dichte Reihe griechischer Ortsnamen, »Mentores, Elektrides, Diomedesinseln« u. a., sowie die Gesittung der Illyrier, von denen ein Theil seiner Geistesbildung und seiner Gast- lichkeit wegen von Skymna (V. 423) gerühmt wird, zeugen von den Fortschritten, welche die Griechen hier machten — aber sie wurden nie fertig. Im vierten Jahrhundert machten sich die Parier, Knidier ! Böcku#, Seeurkunden S. 457. 2 R. Scnöne, Museo Bocchi XV. Currivs: Die Griechen in der Diaspora. 955 und Athener Coneurrenz, um im Westmeere den Hellenismus durch- zuführen. Dann nahm der ältere Dionysios die Aufgabe in seine Hand und legte auf den Weideplätzen der Eneter, deren Rosszucht uns durch das neu gefundene Alemanfragment wieder in das Gedächtniss gerufen ist, syrakusanische Gestüte an." Endlich unternahmen mit grossem Aufwande die Athener (Or. 113, 4) den Flottenzug, den man zu guter Vorbedeutung einem Miltiades übergab, um das Meer als ein griechisches einzurichten. Sporadisch waren Hellenen an allen wichtigen Plätzen angesiedelt, und wenn es auch ein sehr ungenauer Ausdruck war, Spina und Hatria Griechenstädte zu nennen, so war es doch kein blosser Philhellenismus, der die alten Kaufstädte an den Pomündungen mit Hellas verband und Spina neben Agylla die Ehre verschaffte, durch einen eigenen Thesaurus in Delphi vertreten zu sein, während die lydischen Weihgeschenke im korinthischen Schatz- hause untergebracht wurden. Agylla führt uns in das jenseitige Meer und an die Küste, wo die sporadische Ausbreitung griechischer Stämme unter allen Uferländern des Mittelmeers die grösste Bedeutung erlangt hat. Das Griechenthum, das die Tarquinier nach Rom gebracht haben, das, von den Tuskern äusserlich angenommen, von den stammverwandten Lätinern innerlich aufgesogen wurde, wurzelt, wie von Tage zu Tage deutlicher hervor- tritt, in den Uferplätzen der Westküste, Agylla-Caere, Pyrgoi, Alsion, Tarquini. Für die nördliche Küste war Aithalia der Hauptpunkt vor dem Hafen von Populonia. Hier ist ein kleiner Archipelagus, der die östlichen Seestämme anmuthen musste, ein Gestade mit drei Inseln; alle drei von Populonia sichtbar, das selbst nach alter Überlieferung von Kyrnos aus gestiftet sein sollte. Südlich das in seinen Denk- mälern durch griechische Seegottheiten vertretene Vetulonia mit seinem griechischen Hafenorte Telamon, dessen neu gefundene Über- reste eine reiche Fundgrube griechischer Kunstwerke geworden sind, nördlich Pisae, portus Yeryvy.. Wenn das, was kleinasiatische Tyr- rhener an der Westküste von Mittel- und Oberitalien begonnen, auch von Korinth und den Phokäern aufgenommen wurde, blieb die grie- chische Besiedelung doch zu dünn und zerstreut, um den Barbaren Widerstand leisten zu können, welche oberhalb der Küste ihre Stadt- burgen aufthürmten. Um so mehr wurde Alles, was die Uferbewohner an Leistungsfähigkeit hatten, von dem Binnenvolk verwerthet (eben so wie es die Lyder mit den Urtyrrhenern machten), die Technik des Seewesens eben so wie das künstlerische Talent. So sind auch in der Binnenstadt, welcher das ligurische Gestade zufiel, die Spuren des “ Brass im Hermes XIII. 28. Vgl. Horn, Sicilien I., 134. 956 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 9. November. Griechenthums nicht erloschen und wir finden über .die Urnen der Volaterraner eine Fülle griechischer Seefahrersagen ausgeschüttet. Ein tiefer Zug innerer Verwandtschaft hat lange vor den Zeiten städtischer Colonisation die Brudervölker, die sich in nördlichen Berg- landschaften getrennt haben, auf dem Seewege wieder auf beiden Seiten zusammengeführt. und das fremdartige Tuskervolk, das sich zwischen sie geschoben, hat die Verschmelzung nicht hemmen können, dieselbe vielmehr in merkwürdiger Weise fördern müssen. Was die sporadische Ausbreitung griechischer Seestämme ausser- halb Italien betrifft, so ist Libyen die wichtigste Gegend. Wir finden bei Stephanos Kybos als Ionerstadt in Libyen aus Hekataios angeführt, einen Hafenort bei "Irrov dxen nach Memekes zweifelloser Lesung, wenn auch die weiter gehende Textänderung unsicher ist. Maschala wird als eine von Hellenen gegründete Küstenstadt zwischen Utiea und Hippon genannt.” Wenn wir erwägen, wie vielseitige Cultur- beziehungen an der libyschen Küste zusammentreffen, wenn wir auch die Elymer über Libyen nach Sicilien kommen sehen, wenn wir sehen, wie manche griechische Gottesdienste und Cultsagen® an den Syrten heimisch sind. wenn nun endlich aus ägyptischen Urkunden zu Tage tritt, in welchem Umfange das Pharaonenreich unter den Einflüssen seiner westlichen Nachbarn gestanden hat, so erhellt, wie wichtig und dringend für die Geschichte der Mittelmeervölker eine, wie wir hoffen, durch Auffindung neuer Quellen geförderte Unter- suchung über Libyen und seine Beziehung zu Hellas ist.‘ Werfen wir zum Schluss noch einen Blick auf die fernsten Punkte im Westen und Osten des Mittelmeers, so ist einerseits das Mündungs- land des Bätis ein wichtiger Platz, wo die Hellenen ohne Stadt- anlage heimisch geworden sind: andererseits ziehen die eigenthüm- lichen Staatsbildungen an der Küste Syriens immer von Neuem unsere Aufmerksamkeit an. Denn die von Allem, was sonst der Orient aufweist, verschiedenen Stadtverfassungen und Stadtbündnisse’ der Philistäier mussten immer die Vorstellung erwecken, dass hier Ein- flüsse stattgefunden haben, welche von der Seeseite und von Völker- schaften griechischer Nationalität ausgegangen sind. Zu den orien- talischen Nachrichten von Verbindungen mit den westlichen Inseln ! Über die Spuren griechischer Sitte an diesen Gestaden vgl. den Aufsatz de Persii Flacei patria in der Satura philologa H. Sauppio oblata. ® Diod. XX 17. ® Vergl Beiträge zur Geschichte und Topographie Kleinasiens. 1872. S.4- * Vergl. L. Stern. die Libyer im Alterthum. Beilage zur Allg. Zeitung 1882. No. 155. 5 Stark Gaza S. 2 fl. , Currıus: Die Griechen in der Diaspora. 957 ist nun die Thatsache getreten, dass die Sprache der Kyprier als eine griechische entziffert worden ist. dass Kypros also früh zum griechischen _ Seegebiete gehört hat und die sagenhafte Überlieferung von seinen Verbindungen mit Hellas urkundlich bestätigt worden ist." Dazu kommt aus ägyptischen Quellen die Thatsache, dass unter Ramses II Dardaner und Leku, mit den Chittitern verbündet, auftreten.” Wir müssen also annehmen, dass Seefahrer des Nordens an der syrischen Küste ausgestiegen sind. Dass aber an diesen Küsten griechische Schiffe frühzeitig heimisch gewesen sind, erhellt auch aus dem oben erwähnten Sprachgebrauche, der das ‘onische Meer” bis Gaza aus- dehnt. Es wird also, was hier nur als Vermuthung angedeutet werden soll. es wird sich vielleicht auch hier nachweisen lassen, dass griechische Zuwanderer ohne selbst geherrscht und griechische Städte gegründet zu haben, einen eingreifenden Eintluss auf die poli- tische Entwickelung ausgeübt haben, wie dies in Bezug auf die Bildung der tuskischen Stadtbünde,. in Beziehung auf «die Verfassung Roms und wohl auch auf die der Karthager angenommen werden muss; denn die letztere würde schwerlich der Ehre gewürdigt worden sein. von Aristoteles unter den besten bürgerlichen Gemeindeverfassungen anerkannt und erforscht zu werden. wenn hier nieht von Libyen aus Elemente griechischer Cultur eingedrungen wären. Die Geschichte der Hellenen bleibt eine mangelhafte. wenn sie sieh auf‘ Mutterland und Colonien beschränkt. Die Hellenen sind an allen Küsten des Mittelmeeres das Salz der Erde gewesen, auch da. wo sie in der Minderheit geblieben sind und nur geringe Spuren ihrer (Gegenwart zurückgelassen haben. IC. Caver, Deleetus inser. Graec. p. 157: 2 STERN a. a. O. S. 2266. Ausgegeben am 16. November. Sitzungsberichte 1882. 79 a Rt Ds Mi Ih AN dr "al af ch T ai ST NINE Ah Y An, N. un 10% (rt JRR u ii “el Ni A ER 4 nu an ö f 2 ern hr taihe, i sun RN REN f 1 er DD ‘ IE ip? ui Mur) a " a L UREUE SIT LU CRRRL DEI IT Re Dr ID TEE In vl, ae ) Ms FM ‚oo uam: v “ RB Zr ) syn di m BD eree ae wse) ‚lteli LER .D i SR 1 an Na ht lea) u 4 lau zulınEp I} i B HN 2 Batalih u ar "il INTUL ‚m Pol Er Tr. ‚ 4 ‚ I ; e vl han OR i | a in, (ui ea Mond u 2 j f Via = Burn: y N EL u Kb Ft | r Sur > Ahr { f - } b 11T Tage | ii nis LE Le ; TERN LEERTEN N. un" IP Lit j 4 19 u sl; D ut j v wie iiVvi Mn Ta SS Zusz BEN, ER ie 4 vinr ir En ir Pr L ”r en . Ai ers +4 IT a I e . [‘ f j ar h) BE j 1 FiR \ ss N Kr ER ws $ h Ye a [R #% KH L. X I» a ul i R MC url: va Be m; 4 she An 4 j re BE hr i ’ “iR ’ N y N u pi PT » u, s 1882. XLW. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN J. November. Sitzung der physikalisch- mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. pu Boıs-Reynmonxn. Hr. Sırmens las: Über das Leuchten der Flamme. Die Mittheilung folgt umstehend. # IH l ‘ 18 rat LEN fi g Haile ah au 961 Über das Leuchten der Flamme. * Von W. SIEMENS. Da Lieht. welches von verbrennenden Gasen ausgeht. die mit heller Flamme leuchten. ist bekanntlich eine secundäre Erscheinung. Es sind die durch die hohe Temperatur der Verbrennung ausgeschiedenen und zum Glühen gebrachten festen oder auch flüssigen. in der Flamme suspendirten Bestandtheile. von denen die hellen Liehtstrahlen aus- gehen. Gase. welche keine festen oder flüssigen Bestandtheile beim Glühen ausscheiden oder durch den Verbrennungsvorgang erzeugen, verbrennen durchgehends mit einer relativ schwach leuchtenden Flamme von bläulicher, aber je nach der verbrennenden Gasart verschiedener Farbe. Man pflegt die Ursache dieses Leuchtens einfach damit zu erklären, dass das durch die Verbrennung hoch erhitzte Gas selbst glühe. Versuche darüber. ob hoch erhitzte reine Gase wirklich Licht aus- strahlen, sind meines Wissens bisher nieht mitgetheilt. Betrachtungen über die Liehtemission der Sonne, die sich an die Sonnentheorie meines Bruders Ü. WırseLm Siemens anknüpfen, und über welche ich der Akademie binnen Kurzem eine Mittheilung zu machen gedenke, und gelegentliche Beobachtungen liessen es mir unwahrscheinlich erscheinen, dass erhitzte Gase selbst leuchten, und ich beschloss darüber einige Ver- suche anzustellen. Sollten die Versuche einen entscheidenden Charakter erhalten, so mussten sie bei Temperaturen angestellt werden, welche höher waren. als diejenige, welehe durch die leuchtende Verbrennung erzeugt wird. Ich überzeugte mich bald. dass aus diesem, sowie aus anderen Gründen im Laboratorio anzustellende Versuche kaum ein befriedigendes Ergebniss erwarten liessen. Dagegen schienen mir die grossen, mit Schwelgas geheizten Regenerativ-Öfen der Glasfabrik meines Bruders Frıeprıcn SIEmEns in Dresden vorzüglich zur Anstellung: soleher Versuche geeignet. Mein Bruder ging bereitwillig auf meinen Wunsch, mit einem solehen Ofen einen Versuch anzustellen. ein und fand meine Erwartung in vollem Masse bestätigt. Es wurde ein zur Hartglasfabrikation nach der Methode meines Bruders dienender Regene- rativ-Ofen verwendet, der in einem abgesonderten Raume stand, welcher in der Nacht vollkommen dunkel zu machen war. Der Ofen hatte ) ’“ u. . - . Y 7 962 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 9. November. eine rechteckige Heerdsohle von ca. 2'/,” Länge und 1'/,"” Breite und In der Mitte jeder der cm eine grösste Höhe des Ofenraumes von ca. 160 langen Seiten des Ofens befanden sich gegenüberstehende Öffnungen. welche einen freien Durchblick durch den Ofenraum gestatteten. Der Ofen konnte mit Leichtigkeit so hoch erhitzt werden, als die aus besonders fenerfesten Steinen gebildeten Ofenwände gestatteten. Es ist dies die Stahlschmelzhitze, welche zwischen 1500 und 2000° Ü. beträgt. War (diese Temperatur erreicht und wurde darauf der weitere Zutritt von Gas und Luft zum Ofen abgestellt. so erhielten die heissen Wände (les Ofens die Temperatur des Inneren längere Zeit auf einer ziemlich gleichen Höhe, wenn jeder Luftwechsel verhindert wurde. Vor die Ofenöffnungen wurde nun eine Reihe von gut berussten Schirmen aufgestellt. mit einer centralen Öffnung. welche einen Durehbliek dureh den heissen Ofen gestattete, ohne dass von den Ofenwänden ausgehende Strahlen das Auge treffen konnten. Nachdem nun der Ofen überall vollständig abgedichtet und alles Lieht aus dem Raume entfernt war, so dass vollständige Finsterniss in demselben herrschte. ergab sich. dass von der hoch erhitzten Luft im Ofen nicht der geringste dem Auge bemerkliche Liehtschein ausging. Wurde eine leuchtende Flamme in den Raum gebracht, so genügten schon die dureh dieselbe erzeugten Reflexe. das Gesichtsfeld schwach zu erleuchten. Zum Gelingen des Versuches war es nothwendig, im Ofen jede Ver- brennung zu beseitigen und so lange zu warten. bis die Ofenluft möglichst staubfrei war. „Jede Flamme im Ofen. auch wenn sie scheinbar nieht bis in die Gesichtslinie reichte. und die geringste Staubmenge in demselben erhellten das Gesichtsfeld. Als Resultat dieser Versuche meines Bruders musste angenommen werden. dass die bisherige Anschauung. dass hoch erhitzte Gase selbst leuehten. nieht riehtie ist. In dem Ofen befanden sieh die Produete der früheren Verbrennung. gemischt mit atmosphärischer Luft. also Sauerstoff. Stiekstoff. Kohlensäure und Wasserdampf. Wenn auch nur eines dieser Gase selbstlenehten! wäre. so müsste das Gesichts- feld stets erhellt gewesen sein. Sind die Gase aber nieht selbst leuchtend bei der Verbrennungstenperatur, so kann das schwache Licht. welehes die Flamme verbrennender Gase zeigt. die keine festen oder tlüssigen Bestandtheile ausscheiden. nieht als Glüherscheinung der er- hitzten Verbrennungsproduete erklärt werden. Es erschien mir dann auch wahrscheinlich. dass erhitzte Gase ebenso wenig Wärme wie Licht- strahlen aussenden würden. Um auch hierüber einen Versuch anzu- stellen und um mich durch eigene Beobachtung von der Richtigkeit ler von meinem Bruder eonstatirten Thatsache zu überzeugen. begab ich mich mit Dr. Frörsen nach Dresden. Hinsichtlich des Leuchtens Siemens: Über das Leuchten der Flamme. 963 der heissen Ofengase erhielten wir im Allgemeinen dieselben Resultate, die mein Bruder und dessen Ingenieur Hr. Herrmann, welcher sich den Versuchen mit grossem Eifer und Verständniss gewidmet hatte, erhalten hatten. Allerdings blieb das Gesichtsfeld nicht immer ganz dunkel und es gelang oft nur für kurze Zeit, dies zu beobachten. Bei der grossen Empfindlichkeit des dureh die herrschende Dunkelheit geschärften Auges und bei der Unmöglichkeit, jede mit Staubbewegung verbundene Luftbewegung im Ofen zu verhindern, so wie jeden weiteren Gaszutritt abzusperren — ist dies auch leicht erklärlich. Wir haben aber wiederholt völlige Dunkelheit des Gesichtsfeldes eonstatirt. Leider misslangen die Versuche, durch empfindliche Thermosäulen die Frage der Emission von Wärmestrahlen durch hoch erhitzte Gase zur Ent- scheidung zu bringen. Ich überzeugte mich aber später durch einen anderweitigen, ganz einfachen Versuch, dass meine Vermuthung eine wrige war. Es wurde eine gewöhnliche Gaslampe mit ringförmigem Brenner und kurzem Glaseylinder durch ein vor derselben aufgestelltes dickes Brett derartig abgeblendet, dass das Brett die ganze Lampe nebst Glaseylinder ver- deckte. Eine empfindliche Thermosäule wurde nun derart aufgestellt. dass die Axe des Rohres. in welchem die Thermosäule angebracht war, etwas höher lag wie die obere Kante des Brettes. Das Rohr war mit einer Blende versehen und um eine verticale Axe drehbar. Da die Zimmerwände ziemlich gleiche Temperatur hatten. so war die Ablenkung des eingeschalteten empfindlichen Spiegelgalvanometers nur unbedeutend. wenn die Rohraxe so eingestellt war, dass der von der Flamme emporsteigende heisse Luftstrom nieht in dem durch die Blende beschränkten Gesichtsfelde der Thermosäule lag. Wurde aber die letztere so gedreht, dass die Visirlinie in den heissen Luft- strom fiel. so trat sofort eine Ablenkung ein, die erst wieder zurück- ging, wenn durch weitere Drehung der Thermosäule oder durch Zurückdrehung derselben der heisse Luftstrom wieder aus dem Ge- sichtsfelde entfernt wurde. Dasselbe Resultat wurde erzielt, wenn die Lampe selbst hinter dem sie selbst verdeckenden Brette ver- sehoben. und abwechselnd in das Gesichtsfeld gebracht oder aus dem- selben entfernt wurde. Die geringe Grösse der Öffnungen, sowie die erhebliche Entfernung vom Ofen. in welcher die 'Thermosäule auf- gestellt werden musste, verringerten die Empfindlichkeit der Messung derart. dass zwischen der leuchtenden Flamme und der erhitzten Luft kein Unterschied nachgewiesen werden konnte. Dass die von heissen Gasen ausgehende Wärmestrahlung im Vergleich mit der von gleich heissen festen Körpern ausgehenden nur sehr klein ist, zeigt die grosse Ablenkung «der Scala des Galvanometers. welche eintritt, wenn ein 964 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 9. November. Stück feinen Drahtes oder ein anderer fester Körper in den heissen Luftstrom gehalten wird. Andererseits ist sie aber doch viel zu be- deutend, um annehmen zu können, dass nur im Luftstrome suspen- (dirte Staubtheile die Wärmestrahlung veranlassten. %s liegt nahe, zu fragen. ob nicht die Lichtausstrahlung heisser Gase in ähnlicher Weise wie die Wärmestrahlung nur ausserordentlich schwach und dadurch leicht zu übersehen wäre, wenn die Temperatur nicht sehr hoch ist. Diese Möglichkeit muss allerdings zugegeben werden und es ist sehr wünschenswerth, dass die Versuche bei noch weit höheren Temperaturen und mit schär- feren Hülfsmitteln wiederholt werden. um die Temperaturgrenze festzustellen. bei welcher erhitzte Gase unzweifelhaft selbstglühend werden. Die Thatsache, dass Gase bei einer Temperatur von mehr als 1500 ° Ü. noch nicht leuchten, beweist jedoch, dass las Glühen der Flamme nicht als Selbstglühen der Verbrennungs- produete zu erklären ist. Dafür spricht auch schon die Betrachtung der Flamme selbst. Wenn man für schnellere Mischung der zur Ver- brennung gelangenden Gase sorgt, so wird die Flamme kürzer, weil der Verbrennungsprocess schneller verläuft. und gleichzeitig heisser, weil weniger kalte Luft mit den verbrennenden Gasen gemischt wird. In gleicher Weise wird die Flamme verkürzt und heisser, wenn die (rase vor der Verbrennung stark vorgewärmt werden. Da die auf- steigenden Verbrennungsproducte noch einige Zeit die Temperatur der Flamme nahe beibehalten. so müsste ein umgekehrtes Verhalten statt- finden. wenn «die Gase selbstleuchtend wären. Das Leuchten der Flamme hört aber in einer scharfen Begrenzungslinie über derselben auf und fällt offenbar mit der Vollendung der chemischen Action zu- sammen. Es muss mithin diese selbst und nicht die durch sie erzeugte £rhitzung der Verbrennungsproducte «die Ursache des Leuchtens sein. Nimmt man an, dass die Gasmoleeüle mit einer Ätherhülle umgeben sind. so muss bei der chemischen Verbindung zweier oder mehrerer soleher Moleeüle auch eine veränderte Lagerung der Ätherhüllen der- selben eintreten. Die hierdurch bedingte Bewegung der Äthertheilchen muss sich dureh Schwingungen ausgleichen, welche die Ausgangspunkte der Licht- und Wärmewellenzüge bilden können. In ganz ähnlicher Weise kann man sich die Lichterscheinung vorstellen, welche stets auftritt, wenn ein elektrischer Strom durch Gase fortgeleitet wird. Wie ich schon vor längerer Zeit bei der Beschreibung des ÖOzon- Apparates auseinandergesetzt habe', werden alle Gase Leiter der ' Uber die elektrostatische Induetion und die Verzögerung des: Stromes in Flaschendrähten. Pose. Ann. Bd. 102 S. 66. 1857. IR = 2 SiEmENS: Über das Leuchten der Flamme. 965 Elektrieität. wenn das ihnen zustehende. von mir so bezeiehnete Polari- sationsmaximum überschritten wird. Es besagt dies, dass das Dielee- tricum nur eine von seiner Natur, d. i. bei Gasen von ihrer Dichtigkeit. abhängige Menge Elektrieität zu übertragen vermag und dass bei grösserer Steigerung der Potentialdifferenz der Vorgang der Fortleitung der Elek- trieität durch das Dieleetrieum eintritt. Verhindert man beim Luft- eondensator die Funkenbildung wie beim Ozon-Apparat durch eine zwischen die Colleetorplatten eingeschobene Glas- oder Glimmerplatte, so tritt in der Luftschieht bei Überschreitung einer bestimmten, vom Abstande der Platten und der Diehtigkeit des Gases abhängigen Span- nungsdifferenz eine Glüherscheinung in der ganzen Gasmenge ein, welche sich bei der Entladung des Condensators wiederholt. Es ist dann für diese Potentialdifferenz das Gas ein Leiter der Elektrieität geworden und das Dieleetrieum des Condensators besteht jetzt nur noch aus der Glas- oder Glimmerplatte, welche ein weit höheres Polarisations- maximum hat, also erst viel später leitend wird, wie das Gas. Da der durch das Gas geleitete Strom stets mit chemischer Action ver- bunden zu sein scheint, so könnte man sich die Glüherseheinung in ähnlicher Weise wie bei der Flamme durch oseillirende Umlagerung der Ätherhüllen der Gasmoleeüle, durch welche der Übergang der Elektrieität vermittelt wird, erklären. Es wäre dann das Flammen- lieht mit demselben Rechte elektrisches Licht zu nennen, wie das Lieht der Ozon-Röhre oder der GeıssLer’schen Röhre, welche sich von ersterer prineipiell nur dadurch unterscheidet, dass sie ein Dielec- tricum von äusserst geringem Polarisationsmaximum enthält. Für diese Übereinstimmung der Ursache des Leuchtens der Flamme und der von elektrischen Strömen durchtlossenen Gase spricht auch die Gleiehartigkeit der Flammenerscheinung in Stärke und Lichtfarbe. Me a 2 an E | » e Ar Mm 1 > nn u Bed TRAIN \ IB Ak br 7 £ * d Ps A I f 5 IVEAR NEN. rt . B A, u? 48) ar TEE ,E ar retten it 106" ar Miami ‚ Finn Mm VUTEn Ren N MG: rih, 2 De, INIrT Ir = KAT FD RE een, ur sbaszilth B; Tr . UA 1 s ’ i N | 1) 7 7 71 ® - © , i i f Y Br 0 u N war 5 2 ’ . ‘ u IL u "R 3 in u 5 a ur) T Er La ut LFD ’ Hi Er +4 sn PIETIT Wini u ’aEL I TTTE ee Er Pe Tan er [EEFIFE RE re 6% a Merk Eu 2 " v re) lunsen 7 nr H - [Iar} Bere LER sr 5 in Ist. PT Jar man f \ - en ö j u v ee 7 Gr h { f Da Di We 1571 Il) 0 en az un Ip ea r\ MEN Due Br 727 BE, Arpin Ina rede ee are een ST an IT ALT) Hskept Pe U SE I EEE ee PRPAH BIETET Re PP N 1 I OTE TOO 3 wrön! DEUTET anne BEE A, | er TE ee An as 1 BR er) Me Du, En fi Mac ae , ee Be RAN IE FE FE ie) ; a ME Se DEIN RR A ea nenn ee re Katikc, Kr are > = (U ‚Ab a Me 5 If are 7 Amen) 97 ia mie 2 ne BT Eu Burn IE er Tr Mn A EEE: “Bei Sog u key Sale % ul dr Bm “ v wer r Fillın a wmuni A nr u BET 77 ’ 4 % 967 Über eine Methode, den Normalenbogen, um welchen eine Krystallfläche von einer ihr sehr nahe liegenden Zone absteht und ihre krystallo- graphische Lage zu bestimmen. Von Hrn. WEBSKY. (Vorgelest am 26. October |s. oben S. S91].) Man findet nicht selten Complexe von Krystallilächen, welche eine nur wenig von einander abweichende Lage besitzen. naheliegende Retlexe geben, unter Umständen. welche die Annahme einer gestörten Krystallbildung ausschliessen und die Erscheinung als eine Consequenz der morphologischen Constitution der Krystallgattung erkennen lassen. Der Gebrauch, dieLage eines solehenComplexes durch ein einzigesSymbol von kleinzahligen Indices auszudrücken, ist zwar meist durch die Grenzen der Beobachtungs-Präcision indueirt, damit aber nicht der Umfang der morphologischen Darstellungs-Möglichkeit erschöpft. indem die relative Lage der einzelnen Glieder des Complexes zu einander und die in ihnen vertretenen Zonen wenigstens mit annähernder Wahr- scheinlichkeit ermittelt werden können und oft von Interesse sind. Wenn die Aneinanderreihung der Glieder innerhalb sonst bekannter Zonen stattfindet, bietet das Eingehen auf die Discussion ihrer Sym- hole keine Schwierigkeit dar: nicht selten stösst man aber auf Reflexe. welehe um kleine Bogenwerthe seitlich einer bekannten und auf dem Goniometer eingestellten Zone im Gesichtsfelde des Beobachtungs- fernrohrs erscheinen und anderen Zonen angehören. die vorerst nicht bekannt sind. Die Bestimmung der Lage der diese Retlexe erzeugenden Flächen durch je zwei Bogenmessungen unter Veränderung der Justirung unter- liegt. abgesehen von der Umständlichkeit des Verfahrens, erheblichen Fehlerquellen. weil einmal das aus der Vergleichung grösserer Bogen- werthe eruirte, auf wenige Minuten hinauslaufende Resultat relativ unsicher wird und anderseits bei Veränderung der Krystallage leicht die Orientirung in der oft complieirten Retlexgruppe verloren geht. 968 Sitzung der phys. -math. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. so dass Messungs-Resultate kombinirt werden, welche nicht zusammen- gehören. Aus diesen Gründen habe ich' vorgeschlagen, die Lage von Flächen. welche wenig von einer eingestellten Zone abweichen, dadurch, ohne Veränderung der Justirung, zu bestimmen. dass man den scheinbaren Abstand ihres Reflexes von der justirten Zonenebene und die Limbus- Position verwerthet, bei welcher der Retlex senkrecht über (— oder unter) der Einstellungsmarke steht. Messungen des Abstandes nicht tautozonaler Retlexe von einer eingestellten Zonenebene sind zuerst von Grorn” angewendet worden, um einen bei stauroskopischen Beobachtungen möglichen Einstellungs- fehler zu eliminiren. Er benutzt dabei an Stelle des Fadenkreuzes eine Glasplatte. auf welcher ein Linienkreuz eingeschnitten und der der Limbusaxe parallele Vertieal-Strich durch kurze Querstriche in kleine Absehnitte getheilt ist. deren Bogenäquivalente empirisch festgestellt werden: nach dem so gewonnenen Maassstabe wird der Abstand vom Mittelpunkte geschätzt, in welchem der Reilex einer fernen Lieht- lamme den Vertical-Strieh passirt. Eine femere Bestimmung würde ein beweglicher. von einer Mikrometer-Schraube geführter Horizontal- faden gestatten. dadurch aber das Instrument wesentlich vertheuert. auch weniger stabil gemacht worden, so dass diese Einrichtung mit Bezug auf ihre exceptionelle Verwendung nicht empfohlen werden kann. Dieserhalb habe ich (loco eitato), jedoch ohne nähere Begründung. den Vorschlag gemacht, als Signal eine möglichst kleine runde Öffnung anzuwenden, durch welche intensives Lieht einfällt. ferner dem Vertical- und Horizontalfaden im Beobachtungsfernrohr noch zwei unter 45° geneigte Fäden hinzuzufügen, (— oder durch Um- stecken der Fassung zu erzeugen) und — FE I: Fig. ı die Limbusdrehung, welche noth- fe Ban: wendig ist. um (das refleetirte Sienalbild % | nn von dem einen schrägen Faden zu dem Va m = \ anderen zu führen, also den Weg von r, f > \ nach 7, zu beschreiben. gleich zu setzen S u \ dem Abstande mr, in welchem das Reflex- FR ‚ bild den Verticalfaden vom Mittelpunkte on EN a ab schneidet. \ 4 S 5 R \ BL | AN Ist nun auch das aus einer kleinen VA N runden Öffnung bestehende Signal zweifel- Dee ab los die beste Einrichtung. um die all- gemeine Anordnung des Complexes zu ' Grorn's Zeitschrift IV. (1880). S. 562. * PoGGENnD. Ann. 144. 34. Wessky: Messung kleiner Normalenbogen. 969 erkennen, so befriedigten die mit ihm ausgeführten Versuche der Messung doch nicht sonderlich bezüglich der Gleichmässigkeit der erlangten Zahlenwerthe, so dass ich einer anderen auf demselben Prineip beruhenden Einrichtung jetzt den Vorzug gebe. Es ist von Scnraur' als allgemein verwendbares Signal ein aus zwei auf einander senkrechten, gegen die Reflexions-Ebene um. 45° geneigten beleuchteten Spalten bestehendes Kreuz vorgeschlagen worden. In der von mir angewandten von R. Furss in Berlin ausgeführten Ein- richtung ist dasselbe dadurch hergestellt worden, dass auf einer runden versilberten Glasplatte von ı8"”" Durchmesser die Silberdeeke in 0.25" Breite in zwei auf einander senkrechten Richtungen auf der 'Theil- maschine ausgehoben ist, so dass durch die so entstandenen linearen Entblössungen das Licht einer Flamme hindurch fallen kann; die Fassung der Platte wird durch vier Stellschrauben in einem Kopf festgehalten, welcher in das Signalrohr des (Goniometers gesteckt werden kann. Stellt man das Beobachtungs-Fernrohr diametral gegen das Signalrohr. so kann man durch die Stellschrauben die Mitte des Signals genau in die Ebene des Horizontalfadens im Beobachtungs- Fernrohr centriren und anderseits die 45°-Stellung dadurch justiren, dass man die beiden Bögen begleicht, um welche das Beobachtungs- Fernrohr von der Mitte rechts und links hin gewendet werden muss, damit dieselbe anderweitige Stelle des Verticalfadens, z. B. bei einem stark vergrössernden Ocular die Gesichtsfeldgrenze, die nach links und rechts geneigte Lichtlinie schneidet. Von tautozonalen Flächen der eingestellten Zone wird dieses Signal in der Weise retleetirt, dass beim Drehen des Limbus der Kreuzpunkt der Liehtlinien auf dem Horizontalfaden des Beobachtungs- Fernrohres entlang läuft: wenn der Kreuzpunkt der Lichtlinien den Mittelpunkt des Fadenkreuzes deckt, halbirt die Normale der spiegelnden Krystalllläche den Winkel zwischen diesem und der Signalmitte. Wenn man «die nach der Seite der Reflexionsnormale divergirenden beiden Schenkel der Lichtlinien des Signals die in- neren und die anderen beiden die äusseren nennt und einen Gonio- meter mit horizontalem Limbus im Auge hat, so erscheint im Spiegel einer tautozonalen Krystalliläche ohne Fernrohr beobachtet, die innere-obere Lichtlinie als äussere-obere, die äussere-obere Lichtlinie des Signals als innere-obere. Betrachtet man aber den Reflex durch das Beobachtungs-Fernrohr, welches als sogenanntes astronomisches das Bild umkehrt, so erblickt man den oberen-äusseren ' Sitzungsberichte der Akademie in Wien (1871), 64. l. — Grown Zeitschr. III (1879) S. 356. 970 Sitzung der phys.-math. Olasse v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. Schenkel des Signals als äusseren-unteren und den oberen- inneren Schenkel des Signals als inneren-unteren. Wenn die spiegelnde Fläche nach Oben geneigt ist und ihre Nor- male nach Aussen hin ansteigt. erscheint das von ihr gespiegelte Signalbild. ohne Fernrohr betrachtet. unter der Horizontalebene, da- gegen im Gesichtsfelde des Fernrohres (Fig. 2) über der durch ‘den Horizontalfaden tracirten Horizontal- ebene. Bei einer gewissen Stellung des Limbus geht der Mittelpunkt des Signals in 7 durch den Verticalfaden. Sei im Gesichtsfelde des Fernrohres r& die äussere-untere Lichtlinie, so bedeuten die scheinbaren Hergänge auf derselben solche. welche den äusseren-oberen SchenkeldesSignal- kreuzes betreffen; dann ist r® die innere-untere Lichtlinie im Gesichts- felde des Fernrohrs und beziehen sich die auf ihr zu beobachtenden Er- scheinungen auf Hergänge am inneren-oberen Schenkel des Signal- kreuzes. | Dreht man nun den Limbus in der Richtung nach dem Signal. in der Figur in der Richtung »» nach 8. so folgt das Bild der Signalmitte dieser Drehung und kann in eine Stellung », gebracht werden, bei welcher I die Lichtlinie rz in der Lage r,a, die Mitte m des Fadenkreuzes schneidet: ebenso kann man den Limbus so weit in entgegengesetzter Richtung drehen, dass die Liehtlinie »8 in der Lage r,®, den Mittel- punkt »» schneidet. Es geht nun die Absicht dahin, aus dem Bogen der Limbus- drehung — V. welehe nothwendig ist. um das Bild der Signalmitte von r, nach 7, zu führen, den Bogen abzuleiten, um welche die Normale der spiegelnden Fläche gegen die Ebene der eingestellten Zone geneigt ist, so wie aus den Limbus-Positionen, bei denen die Lichtlinien die Mitte »» schneiden, die Stelle in der Zone zu bestimmen, über welcher die Normale senkrecht liegt. Die Entwicklung der hier in Betracht kommenden Beziehungen stösst, allgemein durchgeführt. auf sehr ecomplieirte Verhältnisse, welche sich einigermassen nur in dem besonderen Falle vereinfachen, wenn man «das Beobachtungs-Fernrohr senkrecht gegen das Signalrohr stellt, Wessky: Messung kleiner Normalenbogen. el ein Verhältniss, das sich bei den neueren, nach dem System BaBınEr gebauten Goniometern ohne Schwierigkeit herbeiführen lässt. Sei in Fig. 3 im die Inter- section der Ebene der ein- gestellten Zone mit einer um den Krystall o beschriebenen Kugeloberfläche, io die Rich- tung von dem Signalcen- trum nach dem Krystall, also die des einfallenden Lichtes, om die Richtung vom Krystallnach der Fadenkreuz- mitte, also die Richtung, in ‚ welcher tautozonale Flächen das Signalcentrum nach der Fadenkreuzmitte spiegeln, wenn ihre Normalen in der Lage of den Bogen im — 2p halbiren, so dass if = fm —= p ist. Eine Ebene, gelegt durch die äussere-obere Lichtlinie des Signals und den Krystall trifft die Kugeloberfläche in einem grössten Kreise iz. welche vom oberen Pol der Kugeloberfläche über o um 45° absteht und mit der Zonenebne iom den Winkel im — 90° + 45° macht: eine zweite Ebene, gelegt durch die innere- obere Lichtlinie des Signals und den Krystall, schneidet die Kugel im Kreise iß. welcher die Zonenebene unter dem Winkel Sim — 45° trifft. Der Winkel zwischen den Kreisebenen io und öioß® wird durch eine Ebene halbirt. die durch und den Pol über o geht, die Kugel- oberfläche in einem grössten Kreise trifft, welcher als Linie io in der Figur erscheint. auch nach dem Signal verlängert in diesem den Winkel zwischen den beiden oberen Lichtlinien halbirt: diese Halbirungslinie im Signal würde, von einer tautozonalen Fläche, deren Normale in of liegt, gespiegelt. im Beobachtungs-Fernrohr mit dem Verticalfaden zusammenfallend erblickt werden. Die weiter folgenden Punkte k, k,. k, und g, q,, 9, sind auf der Kugeloberfläche zu denken. Wenn eine nieht tautozonale Fläche A einen Punkt g des grössten Kreises io im Abstande ig = nach dem Mittelpunkte m retleetiren soll, so muss die Normale dieser Fläche ok den Bogen mg halbiren; eine Ebene durch ok, senkrecht auf der Zonenebene iom, schneidet von im den Bogen mAh ab, welcher innerhalb des Bogens fm belegen ist. Analog dem von mir früher' durchgeführten Caleül wird im Dreieck igm: cos mg — cos mi cos ig — cos 2p cos d * Grown’s Zeitschrift IV. S. 564. 972 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. 1/1 + cos 2p cos d cos mk — cos „mg — 6) ; $ — cos 2 2p cos d sın mk — SPERN Eee ig mi = ers“ 1 + cos 2p cos d tg iq tg d — = „auch sin mi sin 2£ te °d / sin ° m Be a) sin imk — sin img — ) ig’ + sin 2 sin $ + sin 299 cos ?d In demselben Dreieck ar ist tg g — I ED Ge € N 2 29 Te C0SsEoE sm ai cos” und cos hmk — a sin en = 0” 1 — cos ?2p cos 26° Es ist nın kh = der Bogen. um welchen die Normale der Fläche A gegen die Zonenebene geneigt ist, und A der Punkt, über welchem sie senkrecht liegt. Im Dreieck hkm ist sin kh = sin mk sin /umk. also je — cos 22 cos a j sin °o ‚=y: sind siny = —— E : er _ cos? Zr cos? 2 + cos 2p cos >d Wardr 25 — iR genommen, so wird siny — sin ya — Im Dreieck hkm ist ferner I — cos 2p cos r) sin 290 cos Aa tg hm — tg mk cos hmk — yz ap ve DR TEN - I + cos 2p cos Ö _ eos ?2p cos ’d sin 2p cos e) I a3 COS 20 cos d Der Abstand des Punktes f von Ah, also der Bogen hf — 9 wird gefunden: tg9 — tg (p — hm) sin p sin 2p cos & cos p I i+e cos 2p cos d Sinyp Je cos d Eee f) = —. _ ae — tee n sin P. sin 2p cos d cosp I+cosd a ı _ cosp 1 + COS 2p cos Ö Wenn 2p = 90°, p = 45° genommen wird, ö tg 0 — tg” PR Wenn der Limbus aus der Position A, bei welcher der Punkt q nach n retleetirt wird, um den Bogen 7, auf das Signal zu so weit gedreht wird, dass die vorher mit A zusammenfallende Stelle den Platz A, annimmt. so beschreibt der Punkt # der Flächennormale von K einen Kleinkreis auf der Kugelobertläche und tritt in die Stelle A; Wessky: Messung kleiner Normalenbogen. 973 man kann r, so gross machen, dass nunmehr ein Punkt 9, «des Kreises i« nach m refleetirt wird. Die Bedingung für die Grösse von r, ergiebt sich dadurch, dass man alsdann für den Cosinus des Bogens mg, zwei Gleichungen aufstellen kann. Ebenso kann man den Limbus auch um den Bogen r, in der Richtung vom Signal nach A, drehen, so dass ein Punkt g, des Kreises ö8 nach m reflectirt wird, dann nimmt die Normale auf Fläche % die Stellung 0%, ein und liegt %, in der ent- gegengesetzten Fortsetzung des besagten Kleinkreises: aus den beiden Gleichungen für ng, wird man die Bedingung für die Grösse des Bogens r, ermitteln. Was zunächst den Bogen 7, anbelangt, so ist im Dreieck /mk,: te k,h, tg hınık, = - s sin mh, — oben «efunden, p ea / sin *o apa FAN 2 4 2 C0s 2p.cos ö Dar sin a, — sinrlch, — so ergiebt sich tg k,h, — 1 2 + 2c0s 2p cosd — sin? sin» 1/ sin?d do } I +2 C0S 2p cos d 1 cos’ Es ist andererseits sin mh, = sin (mf— fh + hh,) = sin ((—9 + +) — N Kr el 9] — sin. r, cos (p A) + «eos r, sin (p 9). sinp 1 — cos d Aus tg 9 folgt: .cosp 1+cosd F sin p (1 cos 0) sin d — ee cos p (I — COS ö) Vı+ 2 cos 2gcosd + cos ’d 1 + cos 2p cos od A ee = Er Vı-+ cos 2pcosd-+ cos ’o sin 20 cos d 2 = U . “cs sin (p — Di gear = —— ,.so dass Vı+ cos 2p cos d + cos °o h sin EINE COS 2p cos ö) + COST, sin 20 cos d sin mh, = —————— nn u — — Vı + 2cos 2p.cos 0 + cos °ö ar cos 7, - sin 2p cos d (lie und ferner cos $ — und wenn wir für sin r, (1 + cos 2p cos 0) i Bezeichnung ıv, einführen 0, k Vı-+ 2eos 20 cos d + cos ’d und «dies eingesetzt, giebt tgk,h, sind tg h,mk, = ——- = —— sin mh, ıw, , auch Sitzungsberichte 1882. so 974 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oet. sin d w sin ı,mk, = —————, cosh,mk, = ————. Vsin 28 + Vsin ?d + Im Dreieck iq,m ist cos mQ,i—= — 08 (90° + 45°) eos h,mk, + sin (90° + 45°) sin A, mk, cos 2p sin d cos 2p gu 1, mz sin ?d + 2? sin d + ww‘ => w + sind sin? ?2p — 2sin dcos 2pıw, sin mq,i — 2 und daraus 2sin®d-+ 2 wr In demselben Dreieck ist weiter sin mg, : sin mig, = = sin mi: sin mq,i und sin 2p ie sin ’2p sin’d + w} sin ’2p w|-| y sinmg, = = = —- sin m qit sin ?d + w; + sind sin ’2p — 2 sin d cos 2pw, und sind —w, cos =, COSURIN er, —— V(w, — sin d cos 2p)? + 2 sin ı 8 sin ?2g Andrerseits ist im Dreieck cos mk, — cos mh, cos k,h, Ge - sin 7) —yYı — sin mhl/ ı — — 2+2 cos 2p cos d ii 2. ET cos ’d — uw? 13 2 + 2 c0s 2p cos d und ä 2p cos Der cos re -W; cos mg, = cos zmk, = 2cos®’mk, — 1 = - = ı + cos 2p cos d Damit also ein Punkt des Bogens iz nach m reflectirt wird, muss r, eine Grösse haben. welche sin © mw, cos 2p 608 2p cos d + cos ’d — u? Ve, —_ sind cos os 2? + 2 sin ?d sin 229 I + cos 2 p cos d ergiebt, unter der Voraussetzung, dass vw, —=sinr, (I + cos 2p cos d) + cos r, sin 2p cos h) bedeutet. Dieser Ausdruck vereinfacht sich nur in dem besonderen Falle, dass p = 45°, 2p = 90° und dann cos 2p = 0, sin 2p = ı wird; dann lautet die Bedingungsgleichung N sin d sin ö RN 5 ————— — oder I — ee nn Vw? + 2 sin °d Vı + sin ?d — (cos ?d — w%) worin @ — cos r, cos d+ sin r, bedeutet und cos ?d — w? — cos ?d — cos ’r, cos ?d — 2 cos r, cosesinr, — sin 7 — — sin ”r, sin ?° — sin 27, cos d ausfällt. Da nun sowohl 7, als auch & in den hier in Betracht kommenden Fällen kleine Winkel sind, namentlich d nieht über das Gesichtsfeld Wessky: Messung kleiner Normalenbogen. 975 des Fernrohres hinausreichen soll, kann man den Werth von sin ?r sin ?d vernachlässigen und die Bedingungsgleichung auch sin d = (— sin 27, cosd) + Y ı + sin ?Ö + sin ar, cos d oder. da es nur auf die Grösse des Winkels öd ankommt. sin d — sin 2r, cosöV ı + sin °Ö + sin 2r, cos d und tg d = sin 2r, Yı + sin 27, cos d + sin ?d schreiben. Dieser Ausdruck besagt, dass für einen kleinen Winkel d nahezu tg d— sin 27, sein wird, so dass man ohne sonderlichen Fehler cosd dureh eos 27,. sin °d durch sin "ar, ersetzen und annähernd tg d= sin 27, VYı + sin 27, cos 27, + sin Pr, 3 SID42FN LOS IT N A = Sin er, || ee N TE or E : Aue: SID OT COS DE ae = en NE annehmen kann. Führt man die analoge Rechnung für den Bogen r, — hh, aus, so wird sin mh, = sin (mf — fh — r,) = sin |[— 7, + (e — 9] — sins,(1 + cos 2p cos ö) + €0s 7, sin 2p cos d Vı-+t2cos 2 p cos d + cos 9 und wenn wir für — sin r, (1 + cos 2p cos d) + cos r, sin 2p cos d die Bezeichnung — w, einführen, und erwägen, dass im Dreieck iq,m der Winkel ig,m > 90° ausfällt, schliesslich sinö+w cos 2p Frens 2pcosd + cos’d — cosmq, = : Vo, ‚+ sin deos 2p)’ + 2sin dsin’ap I + cos 2p cos d Dieser Ausdruck vereinfacht sich für den Fall. dass 20 902 gemacht wird gleichfalls auf . N sin d 5 2 . - — ne V ı + sin ?°— (cos ?d — 2) worin W, — 608 7,c0sd — sinr, und N 2 . 2 . ” . cos ?d — w) = — sin ”r, sin ?d + sin 2T, cos d bedeutet. Vernachlässigt man nun aus den oben angeführten Gründen sin ’r, sin °d und vertauscht cos d mit cos 27,. sind mit sin ’er,, so hat man annähernd a h sin *27, Cos 27, SIEHE tg.0 — sin 27, = Ser Es beziehen sieh nun +, und r, auf dasselbe d. und ist daher ET sin org COS zus: 2/10 — Sm Dr, j SINA2T, ST 5... 2 SIDBZE, — er 2 976 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oet. Da nun 7, und 7, an sich klein und beinahe gleich anzunehmen sind, so kann man sin 27, cos 27, RE 2 ansehen und 2tgd= 2sin(, +r,)+ sind, +r,) oder tgd=sin(, +r,)+3sindf, + r,) setzen; da ferner tg (rn +r)= sin, +r)+ sind +r)+ ....: ist. so fällt in der That nahezu I nass: Es ist aber 7, + r, die Differenz V der Limbus-Positionen in den Stellungen 4, und h,. welche gemessen wird, also V = d und insofern 20 — 90° vorausgesetzt wird, der Abstand „7 auszudrücken durch sinn — v: -sinV = 0,%,sin V, was für kleine Winkel nahezu auf 7 = 0,777 V hinausläuft. Um die Stelle in der justirten Zone zu bestimmen, über welcher die Fläche # senkrecht liegt, ist zu erwägen. dass, wenn eine Fläche H in der justirten Zone vorhanden wäre, welche senkrecht unter %k stände, ihre Normale in oA liegen würde, sobald der Punkt g nach m vefleetirt und das Signalcentrum 7 den Verticalfaden des Beobach- tungs-Fernrohrs schneidet: dann retleetirt die Fläche H nicht das Signal- centrum / nach m, sendern einen Punkt s innerhalb des Bogens ni und muss der Limbus noch um den Bogen hf — 5 auf die Position A, zu gedreht werden, damit die hypothetische Fläche H das Signal- centrum nach ın retleetire. ; Um bei Abwesenheit der Fläche #7 ihre Lage zu bestimmen, hat man daher nur nothwendig, die Limbus-Position zu notiren. bei welcher das Signalcentrum den Verticalfaden passirt und dieser Posi- tion noch den Bogen 9 in der Richtung nach r, hinzuzulegen; wenn das Signaleentrum den Punkt r in Figur 2 passirt, würde von der hypothetischen Fläche H das Signalcentrum nach der Stelle © im Horizontalfaden geworfen werden. Wenn bei weiterer Drehung des Limbus vom Signal weg der teflex einer tautozonalen Fläche 7’ das Signaleentrum nach ın spiegelt. so muss Fig. 3 diese Drehung «f sein. Die Limbusdrehung — e, also (die Differenz zwischen den Limbus-Positionen, zwischen der Stellung, wo der Retlex 7 von % den Verticalfaden schneidet und der, wo der Wessky: Messung kleiner Normalenbogen. 977 Reflex durch 7’ die Mitte m deckt, ist um 59 grösser als uf, also uf u) Erscheint dagegen der Reflex einer tautozonalen Fläche U' bei weiterer Drehung nach dem Signal zu, dann ist „f= & +9. Sei ok, die Lage der Normale von A, wenn H «die Signalmitte i nach » refleetiren würde; alsdann folgt aus fk, = kh = „und fu =e 9 im Dreieck fuk,: AT sin (e — 9) und zwar ist fuk, der Winkel, unter welchem der Zonenbogen durch die Flächen U und A den Zonenbogen der eingestellten, durch U gehenden Zone trifft, welcher bei bekannten krystallographischen Elementen und bekanntem Symbol von 7’ in bekannter Zone die Zonenlage UA giebt. tg fu ko >= Es ist ferner cos uk, = cosncos (e — 9) und somit in «k, der Zonenbogen UK in bekannter Zone gefunden und «damit das Symbol für A abzuleiten. „oÖ v Es ist aber tg = tg’ — = tg?” —. 2 2 Man kann sieh die Einstellung des Reflexeentrums auf den Ver- ticalfaden ersparen. weil 7, und r, ein von der Summe V abhängiges Verhältniss haben. Er Be Ei Da tgö = sin 2r, + SINI?2F, COSI2T: + SM 327, Ara — sin 27, — — sin ’2r, cos 27, + $ sin ar, ist. fällt 7, etwas grösser als 7, aus, d. h. der Limbus-Ausschub nach Aussen, dem Reflexwege rr, entsprechend. ist etwas grösser als der Ausschub nach Innen, dem Reflexwege rr, entsprechend. Die Differenz r, — r, =&A ergiebt sich mit Rücksicht auf die Kleinheit und fast gleiche Grösse von r, und 7, aus sin 27, — sin 27, = (sin ”27, cos 27, + sin ”2r, cos 2r,), indem man { Ä sin 2 (r,—r,) sin 2A sin 27, — sin 27, — - — — cos(r, +r) cosV und — (sin *27, cos 27, + sin °27, cos 27,) = sin ”’(r, + 7,) cos (r, + 7,) — sin”’Veos V setzt. annähernd sin 2A—sin’Veos’V=-sin’2V. Darnach wird für kleine Winkel beinahe A — 29: es ist z. B. für V—= 3° 0’0” der Bogen 9 = 0° 2’ 21.44” der Bogen A —= 00 4’ 41.72 = 2 - 0° 2’ 20.86”, 978 Sitzung der phys.-ınath. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. Da nun geoniometrische Präeision bei derartigen Versuchen kaum oO fo) einen Fehler von + 3” vermeidet, und V = 3° schon die Grenze ist, welehe hier in Betracht kommt. so kann man auch \ W für , +9 = —+— +9 kürzer a hr) a eg An O0) [6 SD einsetzen. Bei V = 0° 20° wird 2 9 — 0° 0’ 3.50”, so dass man bei Werthen für..V, welche kleiner als 0° 20’ sind 9 vernachlässigen kann. Die hier entwickelten Verhältnisse gelten auch für das in Fig. ı dargestellte Verfahren, bei welchem als Signal eine kleine runde Öffnung dient und im Beobachtungs-Fernrohr zwei mit 45° geneigte Fäden angebracht sind. Es liegt aber jetzt der grössere Aussehub rr, auf der inneren Seite, der kleinere rr, auf der äusseren. Wenn das Signalbild den Verticalfaden passirt. würde das von der hypothetischen Fläche H gespiegelte Signalbild in Fig. ı bei v, d: h. von m nach Aussen liegen. Es wird dies ersichtlich, wenn man in Fig. 3 unter oö die Richtung vom Kıystall nach der Fadenkreuz- mitte des Beobachtungs-Fernrohres, unter om die Richtung vom Signaleentrum nach dem Krystall erkennt. 379 Nachtrag zu LeIBNIzens und HuysEns’ Briefwechsel mit Papın. Von E. GERLAND in Kassel. (Vorgelest von Hrn. pu Bois-Reyuonp am 26. October |s. oben S. S91].) lepsnthieh einer Durchsicht der von Leısnız hinterlassenen Schriften physikalischen und technischen Inhaltes, deren Resultat ich‘ mir zur Zeit der Akademie der Wissenschaften zu unterbreiten erlauben: werde, kamen mir eine Anzahl Briefe und sonstige Schriftstücke zur Kenntniss, deren Inhalt in mehrfacher Hinsicht von grossem Interesse ist. Sie sind nämlich geeignet. weitere Aufklärungen zu geben über das Ver- hältniss Parıy’s und Leisnizens. über die Theilnahme. welche .der letztere den Arbeiten, die zur Erfindung, sowie denjenigen. welche zur weiteren Ausbildung der Dampfmaschine führten, entgegenbrachte, endlich über des ersteren Familienverhältnisse und letzten Geschicke. Ich erlaube mir ihren Inhalt im Folgenden vorzuführen, wobei. es sich empfehlen wird. dies möglichst im chronologischer Reihenfolge zu thun.' Das älteste und zugleich interessanteste dieser Schriftstücke ist das Concept des Empfehlungsbriefes, den Lrıssız semem Freunde van den Secretär der Royal Society. Dr. Sroase, mitgab. Der Wortlaut desselben ist der folgende: Viro nobilissimo et celeberrımo dno Hans Stoane Societatis Regise Britannicae Secretario (FODEFRIDUS GUILIELMUS LEIBNITIUS S. Pad. (uem aegre ex ‚Germania dimittimus celeberrimo viro: Dioxvsıo Parıno ad vos redeunti has ad te literas dare volui,quibus et mea apud Te offieia renovarem et testarer, quantum faciam virum insignem. qui tamdiu has oras inventis et meditatis suis, donavit. Nune eum non sine ratione judieet. nonnulla ex illis apud vos usum majorem habere posse, ad vos navem novam fert, vel eo potius fertur. Argonauta et in eo sum, ut videam novo remigio alarum rotatilium per amnem hune descendentem. Itaque vobis ' Dass sich dabei einige Berichtigungen des in dem Briefwechsel Leissızens und Huysens’ mit Parıy Mitgetheilten als nöthig ergeben werden. wird den nicht über- raschen. der die Schwierigkeit solcher Quellenstudien kennt, 980 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. virum gratulor. et reipublicae. ceui non exiguum ab eo fructum spero. Inelytae Societatis Regiae britannicae decora mihi semper cordi sunt grato, in quibus est nosse subinde quae praeclara etiamsi extra sanetum se gerant. (aeterum te rogo ut magnum virum ejus praesidem aliosque amicos a me salutes et'me Tibi eommen- datum habeas. Vale. Dabam Cassellis 23. Septembr. 1707. Diesem Briefe zufolge hat also Leissız den lange gehegten und immer wieder verschobenen Vorsatz. Parın zu besuchen, ausgeführt und sich rasch zur Reise nach Kassel entschlossen. nachdem ihm jener am ı5. September geschrieben, dass er nunmehr seine Reise in den nächsten Tagen antreten würde. Leisız sah mit Befriedigung die Wirkung der Ruderräder, von einem Dampfschiffe ist auch hier nieht die Rede. Dann schrieb er seinen Empfehlungsbrief an Stone und am folgenden Tag reiste Parıy ab. leider um bald genug in seiner Reise gehemmt zu werden. Wir können nur vermuthen, dass er wohl wieder nach Kassel zurückging. That er dies aber, dann wird er Lerssız dort noch getroffen haben. Denn der Anfang des Briefes, den der Drost von ZEuner am 27. September an Lenz schrieb ,' und der nunmehr erst seine Erklärung findet, beweist, dass der han- noversche Hofrath noch einige Tage in Kassel verweilte. Mit dieser letzten persönlichen Begegnung hörte der Verkehr Leissızens mit Parm auf. Dass die Schuld davon an letzterem lag, beweisen Lrısnızens öftere Versuche von dem in London mit immer wachsender Noth ringenden Freunde Nachricht zu erhalten. Es ist nicht recht einzusehen, warum Parım sich von London aus mit keinem Wort mehr an Lriıssız wandte. Hinderte ihn vielleicht die Scham, dass er seines Gönners Warnungen’, die sich nur als allzu begründet bewiesen, nicht befolgt hatte oder fehlte es ihm an Gelegenheit die Briefe zu befördern? Er hatte allerdings auch, als er im Jahre 1700 auf einige Monate nach Holland gereist war”, nicht an Lrissız geschrieben, scheint überhaupt kein Freund vom Briefschreiben gewesen zu sein. Ebenso wie sich Lerssız damals an Fremmer und den Baron von STAFF" ! Vergl. Briefwechsel u. s. w. S. 385 No. 151. "Ib. S. 215, No. 54. > Ib. S. 256, No. 90. * Dies ist der richtige Namen, wie ihn seine Unterschrift ergiebt. ich hatte ihn fälschlich »Srass« gelesen. Sechs Briefe von Starr, zwei Concepte von LEIBNIZENS Hand bilden die Correspondenz Beider. Das eine dieser letzteren ist dasjenige des Briefes, der in Leibnitii epistolis ad diversos von Korrnorr Ill 373 veröffentlicht ist und am 14. Januar 1702 geschrieben wurde. Soweit die Correspondenz Interesse hat. werde ich sie demnächst in den Schriften des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde mittheilen. Hier genüge die Bemerkung, dass Srarr am 13. Februar Gerzann: Nachtrag zu Leisnizens und Huysens’ Briefwechsel mit Parın. 981 > um Nachrichten über seinen Schützling gewandt hatte, richtete er nun dieselbe Bitte an Hasrers und an Zumgach von Korsreın. Hasperg, wie er sich selbst, oder Hasgere, wie ihn Leıssız schreibt, war Secretär des Herzogs von Wolfenbüttel und befand sieh in den Jahren 1713 und 1714 in Geschäften seines Herrn in London. Zumgach dagegen, in Trier geboren, hatte von 1688— 1768 in Leiden gelebt, war dann an das in Cassel neu errichtete Collegium Carolinum berufen und blieb hier bis an sein Lebensende. Dem Seeretär des ihm befreundeten Fürsten muss Leissız aufgetragen haben, sich nach Parıx zu erkundigen, denn am 5. November 1713 schrieb Hasrere an Leisız: »Et de Mons. Par je n’entendis rien en Hollande, d’ailleurs je me serois donne l’honneur d’aller chez lui, il m’a montre autrefois ä Cassel sa maniere d’amollir les os.« Weiter enthalten seine Briefe nichts über den Erfinder der Dampfmaschine, wohl aber einiges Bemerkenswerthe über diese selbst. In einem vom 11. Decem- ber 1713 datirten Brief findet sich nämlich die Stelle: »les deux Messieurs [|Woopwarn und StroAne] ne scavent rien du Manuscript ni de l’Explication que le Marquis de WorcEster promet a la fin de son petit livre de problemes«. Es ist damit die bekannte Century of inventions gemeint, an deren Schluss der Verfasser ein grösseres, denselben Stoff behandelndes Werk in Aussicht stellte, welches aber nie erschien. Für uns hat die Briefstelle Interesse, da sie einen neuen Beweis liefert für den Eifer, mit welehem Leiwxız Alles verfolgte, was die Dampfmaschine betraf. Das hatte er Parın, das hatte er SAvEry gegenüber gezeigt. Schon 1704 hatte er den letzteren über die Wirkungsfähigkeit seiner Maschine befragt; die Antwort auf diese Anfrage ist noch vorhanden. Auch eine Zeichnung der Maschine erhielt Leisnız und schickte sie am 6. Januar 1705 an Parın'. Der Umstand, dass in Hannover noch eine Copie jenes Schreibens von SAvErY existirt, lässt vermuthen, dass er auch den Inhalt desselben Parrs mitzutheilen die Absicht hatte. Warum dies nicht geschehen, ist nicht recht ersichtlich, übrigens ist in der den Briefwechsel” ein- leitenden Biographie bereits hervorgehoben, dass es die Prioritäts- ansprüche Parm’s nicht im Mindesten beeinträchtigt haben würde, wenn er Kenntniss von jenem Briefe erhalten hätte. 1702 schreibt, Parıy sei, obwohl er beim Landgrafen in hoher Achtung stehe und einen beträchtlichen Gehalt beziehe, ein wenig ungeduldig, doch rede er nicht davon sich zu verändern. Freilich billige das Publieum seine Bestrebungen nicht in Folge des Misserfolges, welchen sein Taucherschiff gehabt habe (vgl. über den Vorfall Brief- wechsel ete. S. 59). ! Briefwechsel S. 339. 2123407 Sitzungsberichte 1882. 81 982 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. Die von Zunsacn an Lemnız geschriebenen Briefe haben ein ungleich grösseres Interesse, als die Hasrere’schen, sowohl was Parın selbst, als was seine Erfindung betrifft. Am 13. Juni 1715 schrieb er: »Mitto hie deseriptionem effeectuum Machinae illius hydraulico- pyreumatieae, quam inventionem nuper ex Anglia secum contulit D. capitaneus et ingeniarius Weber. estque multis modis perfectior illa D. ©. Savery, noster serenissimus Landgravius examinavit ipse illam machinam fuitque oculatus testis effeetuum ilius: Rogavit me antedietus Capitaneus ut illam descriptionem Excellentiae vestrae mitterem simulque rogarem, ut metalli fodinarum Hannoverensium Direetoribus ejus rei notitiam praebere dignetur. idem Capitaneus ut et alii retulerunt mihi Dominum Papinium nune Hagae comitum in angusto satis morari statu praeceptorem agens puerorum. Dem hier erwähnten Capitän Weber begegnen wir später als Major wieder, in welcher Stellung er bei den Canalbauten des Landgrafen Karl mitwirkte, die obwohl anfangs das gewaltige Project einer Verbindung zwischen Weser und Rhein verfolgend, hauptsächlich in Folge des Todes des Landgrafen mit dem Bau eines Canals zwischen Hümme und Karlshafen ihr Ende fanden'!. Den angekündigten Bericht über die neue Dampfmaschine sandte Weber im Juni 1715 an Leısnız ein. Er sagt darin unter Anderem, dass man diese Maschine an Orten aufstellen solle, wo keine Wasserkräfte vorhanden seien, dass sie um '/, weniger Kosten verursache, wie Pferde- oder Menschenkräfte, dass man mit ihr das Wasser bis zu jeder beliebigen Höhe heben könne, dass sie auch vortrefflich zur Ventilation der Bergwerke geeignet sei, endlich dass eine solche Maschine, welche in 24 Stunden '/, Klafter Holz verbrauche, in derselben Zeit 6480 Ohm Wasser 150 Fuss hoch hebe. Die genaue Beschreibung der an der Wallmauer in Kassel errich- teten Dampfmaschine, wohl der ersten in Deutschland, die noch 1783 vorhanden war”, bewahrt auch den Landgrafen Karl vor dem Vor- wurf, den man nach Weiprer’s® Bericht zu erheben berechtigt war, er habe nach Parın's Weggang eine Savery’sche Maschine aufstellen lassen, deren Unvollkommenheit im Vergleich zu Parın’s Entwürfen er doch hätte kennen müssen. Die Maschine dürfte demnach wohl eine Newcomen’sche gewesen sein. ! Vergl. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Neue Folge. IX. Bd. S. 348. 2 Vgl. Zeitschrift des Vereins dentscher Ingenieure. XXIII. S. 235. ®° Weiprerı Tractatus de Machinis Hydraulieis toto terrarum orbe maximis Marlyense et Londinensi et aliis rarioribus similibus. Ed. Il. 1733. S. 86. EEE : ‘ GerLann: Nachtrag zu Leisnızens und Huvsens’ Briefwechsel mit Pırn. 983 Die von Parım handelnde Stelle des Zumsach'schen Briefes ist gänzlich unverständlich, sie wird es noch mehr, wenn man den Brief, den der Kasseler Professor am 24. October 1715 an Leisnız richtete, dagegen hält. Doch ist dieser so ausführlich und klar, dass man auf jenen kein Gewicht mehr wird legen dürfen, sondern annehmen, Zumgach habe entweder falsch Verstandenes weiter gegeben oder was näher zu liegen scheint, sich vielleicht in Folge ungenügender Kennt- niss der lateinischen Sprache unriehtig ausgedrückt. Am 25. October schreibt er nämlich: »Non reeordor, an in ultimis meis ad Exellen- tiam tuam datis propiorem magis informationem dederim super statu D. Papınii ejusque familiae: Jam enim per Amicum Anglum Hagae comitum morantem informatus sum: Bonum istum virum in Anglia pauperem valde mortuum fuisse, et privigna ejus Hanoverae aut in vieinia inservit illustrissimo Comiti de Kielmansek: Uxor ejus plus- quam 6oaria Hamburgi etiam pro Mademoiselle inservit, soror Papinii Amstelodami alit et instruit des pensionaires filias.« An der Glaub- würdigkeit dieser Nachrichten zu zweifeln, haben wir nicht den ge- ringsten Grund. Wenn sie einerseits beweisen, dass man an des grossen Erfinders Schicksalen, auch nachdem er Kassel verlassen, daselbst nicht aufhörte, Antheil zu nehmen, so bewahrheiten sie auch auf das Bedauernswertheste die von mir bereits ausgesprochene Ver- muthung über sein Ende in England, indem sie dasselbe noch trauriger darstellen, als ich annehmen zu müssen glaubte. Um Ideen durchzu- führen, die hundert Jahre später das Glück von Millionen zu begründen berufen waren, hat er nicht nur seine eigene Existenz, sondern auch ‚diejenige seiner Familie geopfert. Möge ihm denn endlich die Nach- welt gerecht werden! In doppelter Weise setzt uns hierzu der Nachlass Leigesızens in den Stand. einmal durch die von ihm stammenden Manuscripte der Bibliothek zu Hannover, dann durch die von ihm gestiftete Akademie der Wissenschaften in Berlin, deren Munificenz die Studien ermöglichte, deren Resultate im Anschluss an die in dem Briefwechsel u. s. w. enthaltenen hier dargelegt worden sind. Es sei zum Schlusse gestattet, einige Berichtigungen, Parın’s Familie betreffend, anzuführen, welche sich aus dem Obigen, sowie aus einer nochmaligen Durchforschung der Kirchenbücher in Kassel und Marburg, die durch eine kleine Schrift von Berrox und Bovurvon, La famille de Denis Papin d’apres des documents inedits, Blois 1880, angeregt wurde, ergeben haben. Zunächst hatte ich auf de la Saussayes Autor'tät hin angenommen, dass Parıy’s Schwiegermutter Madelaine Pajon war." Das ist nicht ı Vergl. Briefwechsel S. 33. 84 Sitzung der phys.-math. Classe v.9.:Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. richtig. Vielmehr war sie, wie ihre eigene Unterschrift, die im Staats- archiv in Marburg vorhanden ist, bezeugt. Marie de Royer. Sie war weder die Frau von Jacques Papin, wie de la Saussaye angiebt, noch von Isaac Papin, welche Ansicht Berrox und Bourxox vertreten, denn das Livre mortuaire de l’Eglise Francoise de Cassell, Paroisse de la Vieille Ville de Cassell enthält die Notiz: »Le Samedy, 28. Avril 1703 a este enterree Demoiselle Marie de Royer, Veuve de feu le Sieur Nicolas Papin, Docteur en Medecine, agee de 77 ans.«< Nach dem von Berron und Boursox veröffentlichten Stammbaum der Papin war Nieolas Papin ein Bruder des Vaters von Denis Papin (dieser hatte ı2, sein Vater 9 von denselben Eltern stammende Geschwister) und war im Jahre 1625 als jüngstes Kind seiner Eltern geboren. Durch diese Notiz berichtigt sich auch das Todesjahr von Parıw’s Schwieger- mutter." Leibliche Kinder dagegen scheint Parıy nieht gehabt zu haben. Weder Zumgacn erwähnt solche, noch finden sich Notizen über sie in den Tauf- oder Sterberegistern der Casseler oder Mar- burger Kirchenbücher. Da aber das erstere den Tod der Schwieger- mutter enthält, das letztere anführt, dass er am 29. Mai 1690 den Sohn eines Herrn Joyau über die Taufe gehoben, dass er am ı. Januar 1691 »par dispense de Monseigneur le Landgrave de Hesse« seine Cousine Marie Papin heirathete und endlich, dass er am 21. Juni 1691, einem Sonntag Morgen, in der reformirten französischen Kirche als Kirchenältester aufgenommen wurde, so schliesst dies die Annahme aus, dass Paırıw die Einzeiehnung in die Kirchenbücher vermieden habe. Gesetzt auch dies wäre :während des Streites mit dem Pastor Gautier” geschehen, und es wäre ihm in dieser Zeit ein Kind geboren, so würde dies, wenn es nieht sehr bald, sondern nach einigen Jahren wieder gestorben wäre, doch ‘bemerkt ‚worden sein. Der Bemerkung des Mündener Protocolls, auf welche ich die entgegengesetzte Ansicht gründete, möchte ich doch weniger Beweiskraft zuschreiben, wie den angeführten amtlichen Nachrichten. Endlich ergiebt das Kasseler Kirchenbuch, dass PArıy, weil zur »Paroisse de la Vielle Ville« gehörig, nicht wie die begüterteren seiner Stammesverwändten in der ÖOberneustadt, sondern in der Altstadt wohnte. Freilich fehlt einstweilen noch jeder Anhaltepunkt zur näheren Bestimmung seiner Wohnung. Ib 2S7120: 2 1b. 8. 3 Ausgegeben am 16. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Re SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XLV. MIT EINER TAFEL. 16. Novsuger 1882. j IF GONS x 2) N" BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. ER. Pr“ Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich | Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es era an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. j (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der „Sitzungsberichte«.) | SIE Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersieht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. sa 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften- wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorzelegt werden. Abwesende Mitelieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus —— > —— theilung Sad erst begonnen, wenn die Stücke der i in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind un« besonders beizugebenden Tafeln die zalle erfo Auflage eingeliefert ist. $ 7. B Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wiss N schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe “= betseftenden pn es sei es auch“ Behtächer Sprache veröffentlicht sein oder nr Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlich Mittheilung diese en: früher zu beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, { dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ode f betreffenden Classe. S8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf be. "Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten 89. a 1. Neben der vollständigen Ausgabe der 5 berichte können bestimmte Kategorien wis: Paginirung versehen und mit besonderem in den Buchhandel gebracht werden. $11. . ir _ 1. Jeder Verfasser einer unter den » lichen Mittheilungen« abgedruekten Arbeit gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noc] zu unentgeltlicher eigener Vertheilung lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem - red Secretar Anzeige a hat. Den Bericht über jede ee Sitzung ‚stel Secretar zusammen, welcher darin den "Vorsitz Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht ü er di tion und den Druck der in dem gleichen Stüc nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in 2 heisst er der redigirende Secretar. = R $ 29. 1. Der redigirende Seeretar ist für de geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte lich. Für alle übrigen Theile derselben sind jeder Richtung nur die Verfasser vera: 1882. 3 XLV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnusen. 1. Hr. Mürzexuorr las: Über die Hävamäl. 2. Hr. Prres legte eine Abhandlung vor: Über Sphaeronycteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art der frugivoren blattnasigen Flederthiere, aus dem tropischen America. (Hierzu Taf. XV1.) 3. Hr. Lersivs legte vor: Nachträgliches zu der Mitthei- lung »über die babylonische Halbelle des Hrn. Orrerr« vom 19. October d. J. Die Mittheilungen 2 und 3 folgen umstehend. 4. Die Wahl Seiner Majestät des Kaisers von Brasilien Don PEpro zum Ehrenmitgliede der Akademie hat die Allerhöchste Bestätigung erhalten. 5. Zwei Ministerial-Schreiben vom 10. November zeigen die Genehmigung der folgenden Unterstützungen an: ı. auf Antrag der Gesammt-Akademie für den Regierungs-Baumeister Hrn. BasseL, zur Zeit in Alatri, zum Zweck der Aufnahme der Wasserbau- Anlagen in Pompeji von 2000 Mark; 2. auf Antrag der physikalisch-mathematischen Classe für den Hrn. Prof. Dr. Frırscn hierselbst, zu den Kosten einer Reise zum Besuche der Museen in London und Leyden, behufs Fort- setzung seiner Untersuchungen über die elektrischen Organe der Tor- pedineen, von 610 Mark. Sitzungsberichte 1882. 82 ve wi 1 * T = 1 { "y Su “ BEER a 5 F Men k: | B en F, I f E . 2 ’ r ’ Unter un BIOS, E N PR nt) u ’v i Hit erh lan AEG RE LE rer TREE LET ET a 0 Rn en 9, RER i Prise ERS HEN LEN gr nlY: a MIR ua: Nuksah Wis. irn e RL wma ur 2. =. 3g 7 } at are Tran ET ir a Een a RE EU In u N MEINTE st aa A TR RE ER RN SE le DR u IH PER 3 {N vr if BR: 1? TREE ER g PRH Aaeee s Krone LU EnnA niet, Ne hr ER Ua ae BR Fa: Er 13%: r Be ie wo d j h R Bi De 4 Er 1.uR . r Op 987 Über Sphaeronycteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art: der frugivoren blattnasigen Flederthiere, aus dem tropischen America. Von W. PErTers. Hierzu Taf. XVI. . Di. mit blattförmigen Hautfalten der Nase versehenen Flederthiere zerfallen in drei Familien, welche schon leicht nach wenigen äusseren Merkmalen von einander zu unterscheiden sind. Die Hufeisennasen sind die einzigen aller Gruppen mit unvollständigem Zeigefinger, welche sich dadurch auszeichnen, dass sie, wie die Flederhunde, keine Ohr- klappe (Tragus) besitzen. Sie gehören Europa, Africa, Asien und Australien an, fehlen aber gänzlich in America. Die Megadermen, zu denen ich Rhinophyllum, Megaderma, Nycteris, Nyctophilus und Antrozous zähle, gehören, ausser dem letzteren, welcher in America zu Hause ist, ebenfalls sämmtlich der östlichen Hemisphäre an. Dagegen kommen die Phyllostomen, welche sich durch den aus drei knöchernen Phalangen zusammengesetzten Mittelfinger auszeichnen, lediglich in den heissen Gegenden Americas vor. Ich habe sie in fünf Gruppen vertheilt, von denen die Mormopes, Vampyri und Glossophagae,, wie die meisten übrigen Fledermäuse, mit w-förmigen Falten auf der Kau- fläche der Backzähne versehen sind und von Inseeten leben. die Des- modi, mit kleinen zusammengedrückten schneidenden Baekzähnen aus- schliesslich blutsaugend sind, während eine fünfte Gruppe, die der Stenodermata, welche GeErvAıs zuerst von den übrigen Phyllostomen getrennt hat, sich ausschliesslich oder wenigstens vorzugsweise von Vegetabilien nähren und von denen einzelne Arten manchmal in so ungeheurer Menge auftreten, dass sie die Erndten, z. B. der Kaffee- pflanzungen, vollständig vernichten. Sie unterscheiden sich von allen anderen Flederthieren durch die eigenthümliche Bildung ihrer Back- zähne, welche schneidende Ränder und auf der Mitte der Kaufläche warzenförmige Höcker zeigen. Die hierher gehörigen Gattungen und Arten habe ich früher (Monatsber. Berl. Ak. 1865 S. 356 und 524) zusammengestellt. Zu den zehn Gattungen Artibeus , Phyllops, Vampyrops, Stenoderma, Pygo- 82° 988 Gesammtsitzung vom 16. November. derma, Ametrida, Chiroderma, Sturnira, Brachyphylla, Centurio konnte ich später (l. e. 1876 S. 429) eine elfte, Peltorhinus , hinzufügen. Seitdem sind nur ein paar, nicht sehr ausgezeichnete Arten hinzugekommen. Es war mir daher sehr auffallend, eine ganz neue, äusserlich und innerlich ausgezeichnete Form zu erhalten, welche eine besondere Gattung bildet, deren genauer Fundort aber leider nicht festzustellen ist, da sie mir zusammen mit anderen bekannten Flederthieren aus verschiedenen Welttheilen zum Kauf zugesandt wurde. SPHAERONYCTERIS NOV. gen. Dentes 347 37... Caput globosum, aurıculae modicae , apice rotun- datae, trago externe fimbriato, ferrum equimum obsoletum, lanceola arci- formis, plieis inerassatis superata, labia fimbriata, gula plicata, patagia metatarso affıca , calcaria brevia, patagium femorale modicum , emarginatum. Oranium valde elevatum, facie depressa, regione interorbitali latissima, palato postice usque ad regionem inter molares quartos exciso, basi inter- auriculari lata. Diese Gattung schliesst sich am nächsten der Ametrida Gray an. Sie stimmt mit derselben überein durch die Zahl und zum grössten Theil auch durch die Form der Zähne, den kugelförmigen Kopf, die Form der Ohren und der Ohrklappe, die bis zum Ende des Metatarsus sich ansetzenden Körperflughäute, den kurzen Sporn und die bogen- förmig ausgeschnittene Schenkelflughaut. Sie unterscheidet sich aber äusserlich durch die mangelhafte Ent- wickelung des Hufeisens, die eigenthümliche bogenförmige Form der Lanzette des Nasenblattes und die wulstförmigen Hautbildungen ober- halb dieser letzteren. Das Gebiss unterscheidet sich nur durch die geringere Grösse und nieht zweilappige Form der äusseren oberen Schneidezähne und die merklich grössere Breite des ersten, dritten und vierten oberen Backzahns. In dem Schädel dagegen finden sich wesentliche Unter- schiede. Durch die starke Entwickelung von Supraorbitalkämmen wird die Interorbitalgegend ausserordentlich verbreitert, die Foramina ineisiva sind sehr klein, der hintere Gaumenrand ist bis zu der Gegend zwischen den vorletzten Backzähnen ausgeschnitten, und die Basis eranii zwischen den Gehörschnecken eben so breit, wie eine Gehörschnecke mit dem Os tympanicum. Bei Ametrida liegt der kaum ausgeschnittene Gaumenrand ganz hinter den Backzähnen und die Basis eranii zwischen den Gehörschnecken ist viel schmäler, nur halb so breit. Der Unter- kiefer zeichnet sich, im Vergleich zu dem von Ametrida, vorzüglich durch die grössere Höhe des Processus coronoideus aus. Prrers: Über eine neue Gattung u. Art der frugivoren blattnasig. Flederthiere. 989 Sphaeronycteris toxophyllum nov. spec. (Taf. XVI.) Sph. cinnamomea, subtus pallidior, macula antehumerali flavida. Longitudo tota 53”", antibrachü 40”". Habitatio: America tropicalis. An dem kugelförmigen Kopf erscheint das Gesieht convex und nicht vorspringend. Die Ohren sind kürzer als der Kopf, abgerundet, am hinteren Rande bogenförmig eingebuchtet, mit sehr stumpfem Winkel über dem Antitragus, in der oberen Hälfte nackt, inwendig am vorderen Rande ımd auf dem Längskiel, aussen an der Basis fein wollig behaart, hinten mit neun bis zehn Querfalten versehen. _ Der Tragus übertrifft an Länge ein Drittel des Ohrs, ist am inneren Rande verdiekt, am äusseren verdünnt, mit sechs fingerförmigen Fortsätzen versehen. von denen die beiden vorletzten sehr kurz- sind. Das Hufeisen des Nasenblatts ist nur seitlich entwickelt und ‚bildet einen die Nasenlöcher umgebenden höckerig wulstigen Rand. welcher oben in den äusseren Rand der bogenförmigen Lanzette über- ‘geht. Zwischen dem oberen Ende des Hufeisens und dem oberen Augenlide sieht man zwei rundliche kleine Warzen, unter welchen sich eine dreieckige Grube befindet. Die Lanzette hat einen ver- dünnten bogenförmigen Rand und längs der Mitte einen verdickten Kiel. Oberhalb der Lanzette bildet die Haut zwei wellenförmige Querwülste, eine kurze untere und eine längere bis an das Augenlid gehende obere, welche in der Mitte zusammenhängen. Auch an der Wange, nach aussen und unten von dem Auge sieht man zwei kleine Wärzchen, aus denen eine Borste hervorragt. Die Oberlippe des breiten Maules ist stärker, die Seiten der Unterlippe sind feiner gefranzt, indem sie eine äussere Reihe dickerer, eine innere ‚dünner und spitzer Fortsätze zeigen. Die Mitte der Unterlippe zeigt drei grössere flachere Warzen, welche von einer Reihe in sehr offenem Winkel stehenden, kaum sichtbaren Wärzchen umgeben wird. Am Unterkinn und der Kehle befinden sich drei wulstige Querfalten, von denen die vorderste die stärkste ist. Am Gaumen finden sich nur zwei gezackte, in der Mitte eingeknickte Querfalten, welche zwischen dem zweiten Paar der Backzähne liegen. Der Körper ist gedrungen, oben mit feinen mässig langen, unten mit kürzeren Haaren bekleidet. Die Körperbehaarung setzt sich auf der Rückseite allmählich dünner werdend bis zu dem Ende des Ober- arms fort, und bekleidet die Flughaut zwischen diesem und dem Unterschenkel. Der Vorderarm und die Flughaut neben demselben ist ziemlich dicht kurzbehaart. An der Bauchseite ist die Sehulter- flughaut und die Lendenflughaut ziemlich weit über den Ellbogen hinaus sparsam länger behaart. Die ganze Schenkeltlughaut ist oben 990 Gesammtsitzung vom 16. November. und unten sparsam, Unterschenkel und Füsse sind auf der Dorsalseite kurz behaart. Die Schenkelflughaut ist wohl entwickelt, bis zu der Mitte ausgerandet, der Sporn kurz, nicht halb so lang wie der Fuss. Die Flughäute sind breit, schliessen nur das erste Glied des Daumens ein und gehen am Fusse bis an das Ende des Metatarsus herab, ohne die Zehenbasis zu erreichen. Der Daumen ist ziemlich lang und mit einer kräftigen Kralle versehen. Das Mittelhandglied des zweiten Fingers ist sichelförmig gebogen und trägt eine Phalanx von ;"”® Länge. Die Mittelhand des dritten und fünften Fingers sind gleich lang, aber so inserirt, dass der dritte ein klein wenig vorragt, während der des vierten Fingers ein wenig kürzer ist. Die erste Phalanx des dritten Fingers ist um ein Drittel kürzer als die zweite, während die kürzeste dritte, die erste und zweite Phalanx des vierten und die zweite Phalanx des fünften Fingers ungefähr gleich lang sind. Oben zimmetbraun, die einzelnen Haare in der Mitte weisslich, Kehle und Vorderhals weisslich, Bauch bräunlichweiss, die einzelnen Haare an der Basis braun, an der Spitze hell. Vor der Schulter ein Büschel gelblicher Haare. Flughäute dunkelbraun, zwischen dem zweiten und dritten Finger und an der Spitze farblos durchscheinend. Maasse eines ausgewachsenen trächtigen Weibehens, in Millimetern: otallantro ge ER TNEE 53 E.ı, Eing-Mh.’3 T11G1.5.2@1.2,5 ..02 2.02, 10 BKOprlan po Ce ee 19 1.2.Bino 2= 228, 0A re 33 ORTHOBO FR ee Ppneee 15 L. 3.Eins. » 40 »145 » 22.3Gl.11Kpl.4 89 VordererOhrrand re oe atoaser enger sate 12 L. 3: Fing. n17993 mE Inga Klage 68 Ohrbraiter 2... serie de arts een 11 L.5 .Fing. 2, 1A0° an TS Te 63 Jura no 040 Rees 555 Ober E chanel 06 Reed. 19 ERGO DEUSERS TEE SE ee 25 Wibtanzcrelsme.fa ae er TE 19 Antibzachaum 2 Meere ee ee 40 RUSS are en gar ae ee re FT 11 Schenkelflughaut in der Mitte.......... 15 STORE END AI. VL 5 Von dieser merkwürdigen Art hat unsere Sammlung nur ein einziges Exemplar (No. 5984 M. B.) im Handel erhalten, ein Weibchen, welches einen fast reifen behaarten männlichen Embryo enthält. Der specielle Fundort ist nicht bekannt, sie gehört aber zweifellos dem tropischen America an. Erklärung der Abbildungen. Fig. ı. Sphaeronycteris toxophyllum Prrers, Fem. ad.; 2. Kopf derselben von der Seite; 2a. Tragus der linken Seite; 3. Gesicht von vorne. 4. Schädel von der Seite; 5. derselbe von oben; 6. derselbe von unten; 7. Gebiss von der Seite; 8. dasselbe von vorn; 9. oberes Gebiss; 10. unteres Gebiss der linken Seite. Fig. ı, 2, 4, 5, 6 in natürlicher Grösse, die übrigen Figuren vergrössert. 991 Nachträgliches zu der Mittheilung „über die babylonische Halbelle des Hrn. OppERT” vom 19. October d. J. Von R. Lersiıvs. h der obigen Mittheilung S. 848 Z. 25 ist irrthümlich das Zeichen MH anstatt des anderen I gedruckt worden. Hr. SchrAper schreibt mir darüber: »Das von mir in Aussicht genommene Zeichen ist das Zeichen IE wie es sich in der betreffenden Stelle Asurbanipal’s auf dem Cylinder A col. I Z. 47 (IH Rawl. ı7) findet, dasjenige Zeichen, welches II R. 70,3 durch akk. sanabi, ass. Sinibu erklärt wird (vgl. mein Assyrisches Syllabar, Berlin 1880 S. 7 Nr. 295) und welches durch die ihm gleichgesetzte Zahl 40 (Sechzigstel), sowie durch das bekannte Minengewicht auf den Sinnwerth von ?/, bestimmt wird. Von ihm verschieden ist das Zeichen W; welches die Syllabare (II R. 70,5) durch akkad. kigusili, assyr. parab erklären (vgl. mein angef. Syllabar Nr. 298), was allgemein seinem Sinnwerthe nach auf 5/;, bestimmt wird. Diese Lesung findet sich an der betreffenden Stelle im Cyl. Rassam V. R. 1,47. Man hat sich demnach zu entscheiden, welcher der beiden Lesungen man den Vorzug geben will. Der Um- stand, dafs der Cyl. Rassam weit vollständiger erhalten ist, als Cyl. A, kann für die Fälle, wo letzterer erhalten ist, einen Ausschlag nicht geben; und dafs der Cyl. Rassam vor dem Cyl. A durchweg den Vorzug verdiene, wird Niemand behaupten wollen. Nun wissen wir, dafs in einem Falle gerade auch bei dieser Stelle, nämlich bei der Zahl der Ellen (7) die Cylinder A und ein dritter schwanken, indem Cyl. A da die Zahl 5 bietet, wo der andere Cylinder die Zahl 4 hat. Ferner ist es ein auch sonst zu constatirendes Verfahren der Abschreiber, bei Wiederabschriften die zu Gunsten der Assyrer sprechenden Zahlen thunlichst zu vergröfsern. Man kann also zuversichtlich annehmen, dafs von den beiden Lesungen: 5 und 4 Ellen, die letztere die ursprüngliche ist. Genau so wird es sich bei der Angabe über die 992 Gesammtsitzung vom 16. November. Höhe der Ähren verhalten. Von den beiden Lesarten °/, Ellen (Cyl. A) und 5/; (Cyl. Rassam) wird die die kleinere Zahl aussagende, also 6 2/ diejenige des Cyl. A (= °/,) die ursprünglichere sein, der demgemäfs bei der Beurtheilung der bezüglichen Angabe des Königs der Vorzug zu geben sein wird.« Hieraus geht zugleich klar hervor, dafs sich an der Sache, um die es sich handelt, nichts ändert. 993 Zur Geschichte des Authenticum und der Epitome Novellarum des Antecessor Julianus. Von K. E. ZACHARIAE von LINGENTHAL. (Vorgelegt von Hrn. Mowusen am 9. November [s. oben S. 941].) Vorbemerkung. Ich eitire die Novellen nach meiner Ausgabe: Imp. Justiniani ete. A. Novellae quae vocantur .... ordine chronologieo digestae. Pars I. I. Lips. 1881. In Parenthese füge ich die Zahlen der gewöhnlichen Ausgaben bei. h der eonst. CLXIV (der sog. Sanctio pragmatica pro petitione Vigilii) vom August des Jahres 554 sagt Justinian in $. ı1: Jura insuper vel leges Codieibus nostris insertas, quas jam sub edietali programmate in Italliam dudum misimus, obtinere saneimus. Sed et eas quas postea promulgavimus constitutiones jubemus sub edietali propositione vulgari, [et] ex eo tempore, quo sub edietali programmate vulgatae fuerint, etiam per partes Italiae obtinere, ut una deo volente facta republica legum etiam nostrarum ubique prolatetur auetoritas. Das Verständniss dieser Verordnung bietet in der Hauptsache keine Schwierigkeiten. Nach derselben waren die jura vel leges Codi- eibus insertae, d. i. die Digesten und der Constitutionencodex schon längst — also wohl bald nach der im Jahre 538 erfolgten Einsetzung des Praefeetus Praetorio Italiae (Procop. de bello Goth. II, 22) — in Italien promulgirt worden und es wird bestimmt, dass sie hinfort gelten sollten: die später ergangenen Constitutionen aber sollten nun- mehr auch Geltung erlangen. Unter den später ergangenen Constitu- tionen sind offenbar sämmtliche nach 534 erlassene Novellen zu ver- stehen. Zwar müsste, streng logisch genommen, zu dem postea aus dem Vorhergehenden ergänzt werden: quam jura et leges in Italiam misimus. Aber es würden alsdann, was sicher nicht angenommen werden kann, die zahlreichen und wichtigen Novellen der Jahre 535 bis 537 von der Gültigkeit in Italien ausgeschlossen worden sein. Es ist daher zu dem postea vielmehr zu suppliren: quam Jura et leges Codieibus insertae sunt. Was aber Justinian in dem Satze Sed et eas u. s. w. in Betreff der Publieation und Gültigkeit der Novellen 994 Gesammtsitzung vom 16. November. — Mittheilung vom 9. November. anordnet, ist nicht immer in demselben Sinne aufgefasst worden, worüber das Nähere bei Bieser, Gesch. d. Nov. S. 225 und in Julian. ed. HaAeEneL p. 187 not. k zu finden ist. Am einfachsten und den Worten am angemessensten ist es den Satz so zu verstehen, dass für Italien eine Gesammtpublication der Novellen und deren Gültigkeit vom Tage der Publication ab befohlen wird. Diese Auslegung haben schliesslich auch Biexer S. 613 und Hase S. 271° als die richtige angenommen. Auf andere gezwungene Auslegungen war man deshalb verfallen, weil Spuren einer früheren Bekanntmachung oder Bekannt- werdung einzelner Novellen in Italien vorhanden sind. Eine lateinische Übersetzung der e. LVI (Nov. 42) findet sich z. B. in den Acten des fünften Konstantinopolitanischen Concils vom Jahre 552, und einige Novellen der Jahre 538 und 539 — die c. LXXXIX (Nov. 69), die e. XCIH (Nov. 73), die ec. XCVII (Nov. 79), die e. CI (Nov. 81) — sind nach Ausweis des griechischen Textes an den Praefeetus Praetorio Italiae gesendet worden. Indessen wenn auch diese und vielleicht noch einige andere Novellen an den Präfeeten von Italien gesendet worden sind, so folgt daraus noch nicht, dass sie von demselben an allen Orten ordnungsmässig wirklich publieirt worden sind: ja es muss dies mit Rücksicht auf die damaligen noch keineswegs fest geordneten Zustände geradezu als unwahrscheinlich bezeichnet werden. Ebenso- wenig kann aus dem Umstande, dass einzelne Novellen schon vor 554 in kirchlichen Kreisen in Italien bekannt gewesen sind, darauf ge- schlossen werden, dass eine Publication derselben durch den Präfeeten stattgefunden habe: die Päbste, welche in direeter Verbindung mit Konstantinopel standen, können auf diesem Wege Kenntniss einzelner Novellen erhalten und dieselben im kirchlichen Interesse befolgt haben. Nichts hindert also anzunehmen. dass eine officielle Publication der Novellen in Italien bis zum Jahre 554 nicht stattgefunden hatte, und dass deshalb Justinian nach definitiver Niederwerfung der Gothen in der oben angeführten Stelle eine Gesammtpublication derselben sub edietali propositione angeordnet habe. Erwägen wir nun, wie diese Anordnung zur Ausführung gelangt sein wird, so musste selbstverständlich zuvörderst eine Sammlung der bis dahin erlassenen Novellen dem Praefectus Praetorio Italiae aus den kaiserlichen Bureaux in Konstantinopel zugefertigt werden. Darüber mag eine geraume Zeit verstrichen sein. Eine officielle Samm- lung der Novellen gab es bekanntlich nieht: die einzelnen Novellen mussten daher erst zum Zweck der Übersendung, vielleicht aus ver- schiedenen Bureaux, zusammengetragen werden. Auch war der Geschäfts- gang in den kaiserlichen Bureaux, wie sich z. B. aus ec. LXXXVI (Nov. 66) e. ı $. 2. 3 entnehmen lässt, überhaupt ziemlich schleppend, ZACHARIAE VON LINGENTHAL: Zur Geschichte des Authenticum u. s. w. 995 Endlich mochte der geschäftliche Verkehr zwischen Konstantinopel und Italien damals noch nicht wieder in regeren Gang gebracht sein. Unter diesen Umständen ist es wahrscheinlich, dass die Übersendung erst nach Jahr und Tag — etwa in der zweiten Hälfte des Jahres 556 erfolgt ist. In Italien eingetroffen, konnten nun aber die gesammelten Novellen nicht ohne Weiteres publieirt werden. Bekanntlich ist eine grosse Zahl von Novellen nur griechisch erlassen worden. Der Praefeetus Praetorio Orientis Ioannes hatte das Lateinische als Geschäftssprache abgeschafft (Lyd. III, 68). und es sind daher zumal die an ihn adres- sirten oder von ihm entworfenen Novellen regelmässig nur in grie- chischer Sprache abgefasst. In diesem ihrem Originaltexte waren die grichischen Novellen nach Italien gesendet worden: eine weiter unten zu erläuternde Notiz spricht daher von einem Codex graeeus. Da aber, wie der eitirte Lydus sagt. die Abendländer, selbst die grie- chischen Stammes, italienisch d. i. lateinisch sprachen, so wäre eine Publication der griechischen Novellen für Italien durchaus unangemessen gewesen; vielmehr mussten die griechischen Novellen zuvor ins Latei- nische übersetzt werden. Dass dies nicht schon in den kaiserlichen Bureaux in Konstantinopel, sondern erst in Italien im Bureau des Präfecten geschehen ist, ergiebt sich auch aus Authent. e. 124 e. 1, wo das Griechische in const. CLXI (Nov. 146) e. ı dwvns . . . rys IraAs Taurng bausv übersetzt ist: lingua hac dieimus. Nach Allem diesen wird anzunehmen sein, dass die Veröffent- lichung der gesammelten Novellen, und zwar die der griechischen in lateinischer Übersetzung x27& rd (— nur solche Übersetzungen waren nach e. Tanta eirca nos $. 2ı zulässig —), etwa gegen das Ende des Jahres 556 der kaiserlichen Anordnung gemäss sub edietali program- mate in Italien erfolgt ist. Um dieselbe Zeit hat Julianus, Antecessor zu Konstantinopel, von ı22 Novellen, die ihm in einer von ihm angelegten oder doch ergänzten und vermehrten Sammlung vorlagen, eine Epitome in lateinischer Sprache herausgegeben. Die jüngste von ihm epitomirte Novelle — eonst. CLXV (Nov. 159) — ist vom ı. Juni 555. Die Epitome ist also erst abgefasst, nachdem Justinian die Geltung der Novellen für Italien angeordnet hatte: wahrscheinlich ist sie durch diese Anordnung geradezu veranlasst worden. Sie steht aber ausser allem Zusammen- hang mit einer in Italien erfolgten Gesammt-Publication der Novellen. Obgleich sie nicht alle bis 555 erschienenen Novellen umfasste, so scheint man sie doch im Abendlande während des Mittelalters vor- zugsweise benutzt zu haben. Indessen man würde sich billig verwundern müssen, wenn darüber die von Justinian anbefohlene und in Italien sicher auch ausgeführte ” . . . r 996 Gesammtsitzung vom 16. November. — Mittheilung vom 9. November. Gesammtpublication der Originalnovellen spurlos untergegangen sein sollte. . Forscht man nun aber nach Spuren derselben, so wird man — (da andere nicht aufzufinden sind — mit Nothwendigkeit auf das Authenticum geführt. Dieses enthält die Novellen bis zum Mai des Jahres 556, die lateinischen in der Ursprache, die doppelsprachigen in der lateinischen Ausfertigung, die griechischen in lateinischer Über- setzung z&r& oda, — also ganz das, was der Inhalt der um 556 in Italien sub edietali propositione promulgirten Novellensammlung gewesen sein muss. Es enthält namentlich auch eine Reihe von Novellen, die. für Italien keinerlei Bedeutung hatten, — wie z. B. const. VIN (Nov. 36), XXU (12), XXII-—XXVI (24— 27), XXXI XXXI (28. 29), XXXIV (37), XLIV. XLV (30. 37), XLVI 27), (40), LIFE (102. 103), LX (43), LXVI (50), LXXXIUI (64), LXXXV (65), CELXI (145) — deren Aufnahme in das Authenticum — sie finden sich hier als 0.738, 12.290420, 39, 30. 37. 27. 492030 02,41 40.0 5 OT ı23 — allein dadurch begreiflich wird, dass Justinian ganz allgemein die Veröffentlichung seiner Novellen in Italien anbefohlen hatte und somit auch die auf Italien keinen Bezug habenden von der Publication nicht ausgeschlossen werden durften. Wie nun dies Alles auf den officiellen Charakter des Authenticum hinweist. so ist diese Sammlung denn auch zu Anfang des ı2. Jahrhunderts dem Jrnerius als eine officielle — denn dies will der von Jrnerius bezeugte Name Authentica besagen — entgegengehalten worden, und nicht viel später hat sie Burgundio geradezu als vom Kaiser Justinian veranlasst bezeichnet. (Die Beweisstellen bei Biener Gesch. d. Nov. S. 607. v. SavIenY Gesch. des RRs. IV S. 347 Anm.) Jrnerius hat Anfangs Bedenken gegen die Ächtheit des Authen- ticum erhoben. Er vermisste das edictale programma, mittelst dessen die Sammlung publieirt sei: aber mit demselben Rechte würde man die Authentieität jeder Novelle bestreiten können, welcher nicht ebenso wie z.B. der e. CLXV (Nov. 159) das Publicationspatent beigefügt ist. Jrnerius rügt ferner, dass der lateinische Styl des Authenticum von demjenigen der lateinischen Constitutionen Justinian’s abweiche: allein dies gilt nicht von denjenigen Novellen, deren Ursprache die latei- nische ist, noch von den doppelsprachigen, von denen die lateinische Ausfertigung im Authenticum enthalten ist, sondern nur von den lateini- nischen Übersetzungen der griechischen Novellen, und hier darf man nicht übersehen, dass die Übersetzung nicht in den kaiserlichen Bureaux in Konstantinopel, sondern in Italien und zwar x&r& rcda gemacht ist. Hier muss zugegeben werden, dass nicht bei allen Übersetzungen ein gleich gutes Verständniss des griechischen Urtextes — der theilweise sogar in fehlerhafter Abschrift vorgelegen haben muss — zu bemerken ZACHARIAE VON LINGENTHAL: Zur Geschichte des Authentieum u. s. w. 997 ist, und dass das Latein mitunter — zumal in Folge des Bestrebens Wort für Wort wiederzugeben — als ein so barbarisches erscheint, dass Kenner des mittelalterlichen Lateins die Abfassung der Übersetzung sogar viele Jahrhunderte nach Justinian haben setzen wollen. Allein nach der während der gothischen Kriege eingerissenen Verwilderung war das um die Mitte des sechsten Jahrhunderts in Italien gesprochene und geschriebene Latein sicherlich nicht besser. Und was die Ver- schiedenheit des Lateins in den Übersetzungen verschiedener Novellen betrifft, so erklärt sich dieselbe leicht, wenn man —- wie gewiss wahrscheinlich — annimmt, dass in dem Bureau des Präfeeten von Italien, um die Publieation zu beschleunigen, theils vorgefundene Über- setzungen einzelner Novellen abgeschrieben, theils für andere Novellen die Arbeit des Übersetzens unter verschiedene mehr oder minder fähige Unterbeamte vertheilt worden ist. Möglicher Weise war auch an deren Übersetzungen noch nicht die letzte Feile angelegt, als die- selben von dem Bureauchef eingefordert und zum Zweck der Publi- cation zusammengestellt wurden. Gegen den officiellen Charakter des Authenticum lässt sich aber ausser den schon von Jrnerius geltend gemachten Bedenken noch das Folgende anführen. Nachdem Justinian ganz allgemein die Veröffentlichung der Novellen in Italien befohlen hatte, hätten eigentlich sämmtliche seit 535 er- lassene Verordnungen nach dort übersendet werden müssen. Von diesen Novellen fehlt aber eine ganze Anzahl im Authenticum, so dass man es auf den ersten Blick nicht für möglich halten möchte, dass das Authenticum mit der 556 nach Italien gesandten Sammlung identisch sei. Von den in meiner Ausgabe der Constitutiones quae extra Codicem supersunt enthaltenen Novellen der Jahre 535 — 556 fehlen im Authenticum 21 Constitutionen. Indessen dieselben betreffen zum Theil speciell orientalische Provinzen oder Ilyrieum oder Africa (const. XXXIT. XXXVI. LI. LV!’LVI. LVII. LXXXU. XCVI CXXM. ORXV. OXXXI. CXXXV. CXXXIX. CXL. CXLVI. CLX) und einige der- selben fehlen ebenso in Julian’s Epitome oder in der orientalischen Samm- lung von 168 Nummern, zum Theil beziehen sie sich auf konstanti- nopolitanische Verhältnisse oder Einrichtungen (const. LIX. CXAXXVI. CLVD, zum Theil endlich enthalten sie nur kaiserliche Entscheidungen einzelner Streitsachen (eonst. XX. CXLIX)." Und es ist daher weniger auffallend, dass diese Novellen bei der für Italien bestimmten Samm- lung übersehen oder übergangen worden sind, so dass das daraus ! Die ceonst. OXLII, die ich in meiner Ausgabe dem Jahre 542 zugeschrieben habe, fehlt zwar auch: allein ich möchte ebendeswegen jetzt vorziehen sie der Zeit nach 556 zu vindiciren. 998 Gesammtsitzung vom 16. November. — Mittheilung vom 9. November. hergeleitete Bedenken gegen den officiellen Charakter des Authenticum nicht von Gewicht ist. Schwerer wiegt folgendes Argument. Dass Justinian’s Befehl der Übermittelung der Novellen nach Italien erst gegen die Mitte des Jahres 556 zur Ausführung gekommen ist, lässt sich unter den damals obwaltenden Umständen wohl begreifen: dagegen dürfte es ganz unzulässig sein, anzunehmen, dass die Aus- führung viel später — etwa nach einem Decennium — erfolgt sei. Soll daher das Authenticum auf der officiell nach Italien gesendeten Sammlung beruhen, so dürfen offenbar jüngere Novellen als etwa solche aus der ersten Hälfte des Jahres 556 nicht einen Bestandtheil desselben bilden. Schlösse das Authenticum nicht mit diesem Jahre ab, so würde es gewiss auch noch die const. CLXVII vom Jahre 557 enthalten, da sich dieselbe unmittelbar auf Italien bezieht. Nun scheint aber das Authenticum ausser den Novellen der Jahre 535—556 auch noch eine jüngere Novelle — die const. CLXXII (Nov. 143. 150, im Authent. e. 132), welche sogar (auch in meiner Ausgabe) dem Jahre 563 zugeschrieben wird, — zu umfassen, so dass die ganze bisher vertheidigte Ansicht als eine unhaltbare Hypothese erscheint. Indessen es hat mit der const. CLXXII eine ganz eigene Be- wandniss. Diese Novelle trifft allgemeine Bestimmungen über das Verbrechen der Entführung und ist daher unzweifelhaft zur weiteren Bekannt- machung an höchste Behörden gerichtet gewesen, und zwar muss sie, da sie blos lateinisch erlassen worden ist, an einen der drei Praefecti Praetorio — Africae, Illyriei oder Italiae — adressirt gewesen sein. Nun ist sie im Authenticum inseribirt Areobindae oder Areobindo und am Schlusse steht die Kanzleiformel Areobinde pater carissime atque amantissime; ein Datum aber findet sich hier nicht. Dagegen steht in eimigen Handschriften der Epitome des Julianus dieselbe Verordnung im Anhange, hier aber adressirt an Leo; am Schlusse mit der Kanzleiformel Vale Leo parens carissime atque amantissime und dem Datum Dat. XII Kal. Jun. (im Cod. Utinensis: Jul.) CP. imp. DN. Justiniani. pp. A. ann. XXXVI p. c. Basilüi v. c. ann. XXI. (In anderen Handschriften des Julian soll die Novelle an Areobindus adressirt sein, aber das gleiche Datum tragen, wie die Ausfertigung an Leo. Näheres bei Bırser Gesch. S. 526. 533 und Hrmsach Authent. p. 1060. 1065 not.) Athanasius XI, 5 kennt die Inscription an Areobindus und hat das Datum Karayo. iavovapiwv Cp. Bacıreıac lovorwiaved 70 ı7 Wera ryv Umarelav Bacıraıcu ro x. — In der Samm- lung von ı68 Novellen hat die Novelle zwei mal gestanden, als Nov. 143 und als Noy. 150; wir kennen aber nur die in dem Brevia- ZACHARIAE VoN LINGENTtHAL: Zur Geschichte des Authenticum u. s. w. 999 rium des Theodorus enthaltenen Summen derselben. Von diesen hat die Nov. 143 die Subseription: &£edwunIn uni lewviw Bacırsias Er As Herd Tyv ümarsıav Bacıreev ro ı8, die Nov. 150: Efebwnn mmvi lovviw ersı Ad uera Umarsiav Bacıraov vo x®. Was nun diese handschriftlichen Überlieferungen betrifft, so ist zuvörderst in der Inscription der Novelle bei Athanasius, welche die eine Handschrift so giebt: dowBwow Aeyeavı, das Acyedvı für Leoni zu nehmen und nicht als ein Beiname des Areobindus aufzufassen. Es seheint vielmehr ein Glossem zu sein. welches ein Schreiber hin- zugefügt hat, der Kenntniss von der Ausfertigung an Leo hatte. Ebenso liegt in den Handschriften des Julian, welche die Inseription Areobindo haben (— Häner nennt sie tertiae elassis —) offenbar eine Interpolation aus dem Authentieum vor. Aus den übrigen hand- sehriftlichen Überlieferungen erhellt, dass die Novelle in zwei Aus- fertigungen erhalten ist, der einen an Areobindus, der anderen an Leo adressirtt. Dies erklärt auch, wie sie in die Sammlung der ı68 Novellen zweimal Aufnahme finden konnte': Nov. 143 scheint die Ausfertigung an Areobindus, Nov. 150 diejenige an Leo gewesen zu sein. Nun lässt sich Theodorus, welcher in Nov. 150 $. ı die Nov. 143 als rs aür?s Öisrwfis bezeichnet, so verstehen, dass er damit die Nov. 143 als die frühere Ausfertigung habe bezeichnen wollen. Und so mögen denn auch die Subseriptionen der beiden Ausfertigungen verschiedene gewesen sein, und in den handschriftlich überlieferten Subseriptionen, die sämmtlich — mit alleiniger Ausnahme der von Theo- dorus bei Nov. 150 überlieferten — mit chronologischen Fehlern be- haftet sind, ist bei deren kritischer Würdigung auf solche mögliche Verschiedenheiten Rücksicht zu nehmen. Nun scheint mit früheren Herausgebern für die an Leo gerichtete Ausfertigung unter Änderung des XXXVI in XXXVIT® — in Übereinstimmung mit Theodorus in Nov. 150 — das Datum des Jahres 563 (XI Kal. Jun. a. imperii XXXVI p. e. Basilii a. XXI) angenommen werden zu müssen. Für die Ausfertigung an Areobindus bleibt dann die Subscription bei Athanasius und bei Theodorus Nov. 143: x«ravd. izvovar. (Theod. urv! iovviw) Bacıreızs iovorwızved To ı5 (Theod. As) ner ryv ümarsıav Baoıreiov ro & (wofür jedoch Athanasius x, Theodorus ı@ hat), d. i. 543- Dass dieses in der That die richtige Subscription ist, ergiebt sich ! Das doppelte Vorkommen der const. LXXIX in der Sammlung von 168 No- vellen habe ich in dem Vorwort zu jener Verordnung ebenso zu erklären gesucht. ® Sollte jedoch das p. e. Basilii a. XII nach der sogenannten Vietorianischen Zeit- rechnung zu verstehen sein und mithin das Jahr 562 bezeichnen, so würde dazu der a. imperii NXXVI ganz gut passen. Wenn übrigens Heıssach Auth. S. 1304 aus SCHRADER'S Papieren anführt, der Cod. Ranconeti (Paris. 4568) habe anno 37, so dürfte hier ein Irrthum vorliegen. 1000 Gesammtsitzung vom 16. November. — Mittheilung vom 9. November. auch daraus, dass die an Areobindus gerichtete Novelle im Authenticum zwischen einer Novelle vom Jahre 539 und einer solchen von 545 steht, eine Stellung, deren Bedeutung für die Chronologie aus den | Ausführungen von Hrmsacn in den Prolegomenen seiner Ausgabe pag. CCCOXXIX—CCCXLIN erhellt. Und im Jahre 543 finden wir nun auch, was ebenfalls für die Richtigkeit der so reconstruirten Sub- seription spricht, einen Areobindus Praefectus Praetorio Africae, der damals nach Afrika gesendet war und im folgenden Jahre ermordet wurde (Procop. bell. Vandal. e. 24. Theophanes ed. Paris. p. 178 sqgq.). Für Leo bleibt dann die Präfeetur Illyriens oder Italiens: BiesER (Gesch. S. 26 Anm. 59) hat Letzteres vermuthet, meinerseits möchte ich vorziehen, an Illyrieum zu denken. Ergiebt sich nun aus der kritischen Untersuchung, dass die const. CLXXII, wie sie im Authen- ticum enthalten ist, dem Jahre 543 und nicht dem Jahre 563 an- gehört, so verschwindet auch das letzte Argument gegen die Annahme, dass das Authenticum die im Jahre 556 für und in Italien offieieli bekannt gemachte Novellensammlung sei. (Es muss hiernach meine Ausgabe bei const. CLXXII berichtigt werden: Zweifel hatte ich schon in den Anmerkungen ausgedrückt: nach Abschluss des Druckes habe ich aber das Richtige erkannt und daher in den vorgesetzten Prolego- menen p. IV das Authenticum bestimmt dem Jahre 556 zugeschrieben.) Es erübrigt nun noch, von einer alten handschriftlichen Notiz die oben verheissene Erklärung zu geben. Sie findet sich m einer Jüngeren Wiener und einer älteren Kloster Neuburger Handschrift und steht hier an der Spitze des Authenticum. (Vergl. Birxer, Gesch. S. 575 und Auth. ed. Heımsacn p. LXIUI. CCCXVL) Sie lautet: Centum' viginti et duae constitutiones sunt. sed error factus est superius inter centesimam sextam et centesimam octavam, ubi centesima septima esse debuit. sed quia in codice” antecessoris idem error est et ille seeundum suum codieem nobis transmissionem” feeit, melius esse duxi' non emendare numerum. hae sunt quae interpretatae sunt, quas tamen’ in codice graeco habemus. sunt autem et quaedam latinae immixtae graecis, quaedam inter graecas tantummodo sunt. non extant“ in prae- senti Codice eentesima vigesima’ secunda, [eentesima vigesima quarta],* ! Das Centum fehlt in der Wiener Handschrift. ® Desgleichen das in codiee. Vielleicht richtiger. > Die Wiener Handschrift hat transmissiones. (Übersetzungen?) Die Handschriften haben dixi. ° Die Wiener Handschrift liest tantum. ®° Die Handschriften lesen etiam. Heımsach schlägt vor, vielmehr so zu inter- pungiren: tantummodo. sunt non etiam etc. ” Das vigesima fehlt in der Wiener Handschrift. ° Die in Parenthese eingeschlossenen Worte hat nur die Wiener Handschrift. 4 ZACHARIAE von Lingent#ar: Zur Geschichte des Authenticum u. s, w. 1001 centesima vigesima quinta, eentesima vigesima octava, centesima tricesima, centesima trieesima secunda. Brener nimmt an, dass diese Notiz aus einer Handschrift abgeschrieben worden sei, in welcher sie am Ende des Authentieum gestanden haben müsse, und fährt fort: »Die Bemerkung zerfällt in drei Sätze, welche verschiedenen Zeiten zuzuschreiben sind. Der erste liefert uns die Nachricht... dass« im Authenticum » 122 Novellen enthalten sind. Hier ist wohl eine Corruptel der Zahl... Der zweite ist offenbar neuer... Hier wird bemerkt, dass oben zwischen const. 106. 108 eine Constitution fehle, wie die fehlende Zahl 107 ergebe, dass man aber doch die durch diesen Mangel un- richtige Zählung des Originals beibehalten habe. Vielleicht ist diese angeblich fehlende die Nov. 133... Der dritte Satz ist der inter- essanteste und rührt von dem Verfasser der altlatenischen Sammlung« — des Authentieum — »selbst her. Er sagt, dass das Ganze eine Übersetzung aus einer griechischen Handschrift sei, welche unter den blos griechischen auch einige lateinische Novellen enthalte. Die Zahlen, welche zuletzt stehen, scheinen die lateinischen Novellen aufzuzählen, sind aber offenbar eorrumpirt, und es sind weniger aufgezählt, als originallateinisch sich wirklich vorfinden.«e — Hemsacn stimmt mit Bıeser darin unbedenklich überein, dass die beregte Notiz ursprüng- lich am Ende des Authenticum gestanden haben müsse und eine Schlussbemerkung zu demselben sei. Den error inter centesimam sextam et centesimam octavam versteht er aber nieht von dem Aus- fallen einer Constitution, sondern nur von dem Überspringen der Zahl 107 bei der Numerirung, und deducirt, dass daher auch die unmittelbar vorher genannte irrige Zahl ı22 fehlerhaft gewesen sei und es in Wirklichkeit ı21ı hätte heissen müssen. Damit solle gesagt sein, dass das Authentieum ı21 originalgriechische Novellen übersetzt ent- halte, während die übrigen (Hermsacn sagt quatuordecim!) original- lateinische seien. Der Schlusssatz wolle nur bemerken, dass die nach Zahlen bezeichneten Novellen in uno aliquo eoque vetustissimo No- vellarum libro fehlten! Das Unbefriedigende in den Erklärungen von Biexer und HrımgacH bedarf keines näheren Nachweises. Die Voraussetzung derselben, dass nämlich ein Schreiber die Notiz, die er in seinem Prototypon am Sehlusse des Authenticum gefunden, seiner Abschrift vorgesetzt habe, ohne zu bedenken, dass er damit ein referens sine relato schaffe, ist denn doch mehr als unwahrscheinlich, und mit dieser Voraussetzung fallen die darauf gebauten Erklärungen in sich zusammen. Man wird der Wahrheit näher kommen, wenn man die Notiz auf des Julianus Epitome Novellarum bezieht. Sie ist dann wie folgt zu verstehen: Sitzungsberichte 1882. 83 1002 Gesammtsitzung vom 16. November. — Mittheilung vom 9. November. by > »Es sind 123 Novellen. (Zwei doppelt, daher scheinbar 124. Vorstehend allerdings ı25.) Allein es hat sich oben zwischen Nov. ı06 und 108 ein Irrthum in der Zählung eingeschlichen, indem dort die Zahl 107 hätte stehen müssen." Da sich jedoch in der Handschrift (?) des Antecessor (Julianus?) derselbe Irrthum findet und da er uns nach seiner Handschrift die Übersendung gemacht hat, so habe ich für besser gehalten, die Zahl unverändert zu lassen. Jene (122) Novellen sind es, welche interpretirt (d.i. in lateinischen Auszügen wieder- gegeben) sind: wir haben sie aber auch in dem griechischen Codex (d. i. der officiellen nach Italien gesendeten Sammlung). Es sind aber auch einige latemische Novellen mit den griechischen vermischt, einige nur unter den griechischen vorhanden. Nicht vorhanden sind in der vorstehenden Handschrift (der Epitome Juliani) die Novellen (des grie- chischen Codex) 122 (Auth. ce. 121 — nach Biener ce. 122), 124 (Auth. ec. 123 — nach Biener 124), 125-(Auth. c. 124 — nach BiEnER 125), 128 (Auth. ec. 127 — nach BiEner 128), 130 (Auth. ec. 134 — nach BiENER 133), 132 (Auth. c. 132 — nach Biexer ebenfalls 132). Man sieht, wie die ganze Notiz auf Julianus passt, und wie die letzten Zahlen in der That eine Reihe von Novellen bezeichnen, die bei Julianus wirklich fehlen, im Authenticum aber an den angeführten Stellen (— wenn man die Unsicherheit in der Anordnung der letzten Stücke des Authenticum berücksichtigt —) vorhanden sind. Daraus, dass das Authentieum hier als codex graecus bezeichnet ist, kann geschlossen werden, dass die nach Italien gesendete Sammlung zur Zeit, als der Verfasser obige Notiz schrieb. noch nicht officiell lateinisch‘ publieirt war. Die Niederschrift der Notiz müsste also zwischen dem ı. Juni 555 und dem Ende des Jahres 556 erfolgt sein. Wie mag es aber, so wird man nun fragen müssen, kommen, dass eine auf Julian bezügliche Notiz in den betreffenden Handschriften an der Spitze des Authenticum erscheint? Man wird sich die Sache so vorstellen müssen, dass ursprünglich in einer und derselben Hand- schrift Julian (mit der gedachten Schlussnotiz) und Authenticum stand, und zwar so, dass die Schlussnotiz noch auf dem den Anfang des Authenticum enthaltenden Blatte zu stehen kam, und dass dann die Handschrift in zwei Theile getheilt als Vorlage für andere Hand- schriften gedient hat, und zwar so, dass die Theilung zwischen Schluss des Julian und Anfang des Authenticum gemacht wurde, wodurch die zu Julian gehörige Schlussnotiz an die Spitze des Authen- ticum kam. Der Schlussnotiz aber, wie sie uns erhalten ist. fehlt ' Davon eine Spur in den von Harner herausgegebenen Paratitla zum Julian. wo S. 207 auf e. CVI. (Haener zieht mit Unrecht die Lesart der Wiener Handschrift CVII vor) die e. CVIII folet. ZACHARIAE von LinGentHnar: Zur Geschichte des Authentieum u. s. w. 1003 offenbar der ursprüngliche Anfang: denn abgesehen davon, dass es sogar zweifelhaft ist, ob nicht das Anfangswort centum lediglich auf einer Conjectur des Schreibers der Kloster Neuburger Handschrift beruht, so ist selbst mit dieser Ergänzung ein rechter Anfang nicht gegeben, da es an einem Hinweise auf das Schriftwerk fehlt, welches ' die 122 Constitutionen enthalten soll. Der eigentliche Anfang muss daher noch auf der Seite gestanden haben, auf welcher die Epitome abschloss. Forscht man nun nach. ob sich nicht in Handschriften des Julian am Ende der Epitome Spuren des ursprünglichen Anfangs der Schluss- notiz vorfinden. so stösst man auf die Constitutio Quam jam videor. welche in unseren Handschriften der Epitome auf const. ı24 folgt und den Erklärern so grosse Schwierigkeiten gemacht hat (vgl. Julian. ed- Harner S. XL). Liest man mit einer leichten und in einer Hand- schrift (— der Codex Matritensis liest Quasuam —-) angedeuteten Veränderung Quas statt Quam. so ergiebt sich nunmehr ein ganz verständiger Sinn: Quas jam videor (— der Cod. Haenel II hat vo uitorz —) conscripsisse in regia eivitate, centum viginti et duae con- stitutiones sunt ete. Noch entsprechender freilich würde es sein, wenn eine genauere Prüfung der Handschriften zu lesen gestattete: Quas Julianus videtur conseripsisse in regia eivitate ete. Wenn aber auch nur der Schreiber von sich selbst sagt. dass er in Konstantinopel die ı22 Novellen abgeschrieben habe, so möchte doch kaum zu be- zweifeln sein, dass die sog. Constitutio Quam jam videor von der an der Spitze des Authenticum stehenden Notiz den Anfang bildet. Ausgegeben am 23. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. re Ne“ Mal DT BE ERNER D ELETHT ETER 2 EA a 2 02 AU bi u lusranilsngann Eu er ee ee - 1 F 5 De y . Pr, I » u Tr BR Ve = < Fi el . f s ET u/htE FF u AR EL B oral a wa PRFLLETRTT, a STR ade SO A: jr Sir TRER, ee * ar en re En Ya RAR En BIEn a Dt uk En Pa ERA, sure Br E00 a te A Fe ir ERREMLU TS TE FEST, LERNEN, SEE 7 PERENBETE PATER EIER DE [Ar ae ME BES at BR En ehe REN N 5 GL LI Tr N a I ya ia y I" SIE HH B AN EI SEN WERE EN 23. U T6SAR. . D “ N BOT EI FRE DIE ID TO rn IR { Br ee u ah el] un krtat FR mr) Bi, ran TA 0 \ INT h 1 I RL IEr ; T BAR, e r Di i N . a ET Ba IT De FE ee N UT Birch ee > 16 ARE sl # ; ; Wir ’ . P 5 HYTaTdo ots AT TERN ern VRR ERDE ls en EI en“ u Ir Pr A se AnTı Ara Zee % TTREERR FT As e Aka A ne 4) BT TIGE EN BE it BERNER bi STE Br RR MITT, Kata Kal EN. als URS naar SEHER: BE ED FARE al HL: SR a0 Fr Buch dr Ben 1 os aha Sat ul) WERT olnsdalg: ii m; le Kr Bra 2 Ep R r v 5 a 2“ = f s Le . ß MN {) s ER ir Fr “ < af $ Maus F 5 v%, re rt x 5 = ß = Rn. = Al» £ 1 e + TIEREN u N Fi —_ : v0 0 ” ur nic Feat ei ; FR Ras Erik ’ * N Y ENTE er TEE dehiah "LAN: hr - 3 » 5 . a ve Ä as, R Ec ER a Vz EZ „U, or 5 D | SERZUNGSBERICHTE I: DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU" BEREIN. XLVI. XLVM. 23. NovEugBEr 1882. BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS- BUCHNANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. : Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) ST. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oectav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die sen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. 54. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitelieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- divender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende. Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheiluns in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nieht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. "Üherschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betrefienden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ————— Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. Sr - Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. N, der Verfasser Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. } $ 8. 2 RE 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. Sg: 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Ka ıtegorien wissenschafllcher a er en En td einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginivung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. s11. l. Jeder Verfasser einer unter den ee; » Wissenschaft- 3 lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- - geltlich fünfzig Sondersbmere mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hierwan, rechtzeitig dem redigirenden Seeretar Anzeige gemacht hat. $ 5. Den Bericht über jede einzelne Si stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz. hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft. 4 heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 3 1. Der redigivende Seeretar ist für den Inhalt. des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte veranfwort- lich. Für alle übrigen Theile "derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. & 3 y 4 | 1882. XLVI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 23. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. pu Boıs-Revmonpv. l. Hr. Eıcuter las den ersten Theil einer Abhandlung: Zur Morphologie und Systematik der Marantaceen. Die Abhandlung ist bestimmt, nach Vollendung eines zweiten Theiles derselben in den »Abhandlungen« zu erscheinen. 2. Hr. pu Boıs-Reymonp legte einen Bericht des Prof. Gust. Frırsch, Vorsteher der mikroskopischen Abtheilung des physiologischen Instituts der Universität, über eine Reise zur Untersuchung der in den Museen von England und Holland aufbewahrten Torpedineen vor. Der Bericht folgt umstehend. Sitzungsberichte 1882. 84 [3 27,7 ur): da ! BETINES - a % 5 2 % dar lı/ahe (IIE wisvBiIrs en at R eye ( = ne b) Kai u | a > nu f f un Mike: 5 beein an ET, 1 BAU Be.. , 3 UHR a! “Pe h Tu sır u" di j i* ur u aim ”« I RT, BR 1 £’ le v2 A N Be ‚ BIER f AN di SE Be Bl BI B ee ee ee ing ein a h « F ME &E ü k Br, ® Rn 44:3 PENAET ” L Pr a iD ID = oz ee sn u a: 1007 Berieht über eine Reise zur Untersuchung der in den Museen Englands und Hollands vorhandenen Torpedineen. Von Prof. Gustav FrıtsceH.' De Königlichen Akademie der Wissenschaften erlaube ich mir fol- genden Bericht über die während des Monates August d. J. in England und Holland ausgeführten Arbeiten vorzulegen. Da es keinem Zweifel unterliegen konnte, dass die Sammlungen des British Museum in London die grösste Aussieht auf Förderung meiner Aufgaben darbieten würden, so reiste ich am Sonnabend 5. August direet nach London, und hatte bereits am folgenden Montag das gewünschte Material unter den Händen, da Hr. Dr. Günrner mir dasselbe in freundlicher Berücksichtigung der schriftlich geäusserten Wünsche bereits hatte zurecht stellen lassen. Es fand sich unter den Torpedineen das typische Exemplar von Torpedo hebetans Lower, dessen anderweitige Merkmale mir die Ver- wandschaft mit T. occidentalis Storer, sowie mit T. californica wahr- scheinlich machten, und damit die Überzeugung erweckten, dass nach dem Gesetz der Correlation auch die Säulenzahl der elektrischen Organe eine besonders grosse sein werde. Es verdient die dankbarste Anerkennung, dass mir auf dringendes Bitten Hr. Dr. Güntuer gestattete, die betreffende anatomische Unter- ! Prof. Frerscn’s Reise hatte zum Zweck, an noch mehr Torpedineen-Speeies, als Hr. Prof. Perers ihm im hiesigen zoologischen Museum zur Verfügung stellen konnte, die Richtigkeit des Schlusses zu prüfen, den ich aus dem von mir sogenannten DELLE Cnıate-Basuchın’schen Satze gefolgert hatte, dass nämlich jeder guten Torpe- dineen-Species eine gewisse mittlere Säulenzahl als diagnostisches Merkmal zukomme. S. oben S. 487 ff. meines »Vorläufigen Berichtes über die von Prof. Gusrav FrırscH in Aegypten und am Mittelmeer angestellten neuen Untersuchungen an elektrischen Fischen« (Zweite Hälfte). [E. d. B.-R.] 84* 1008 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 23. November. suchung an dem typischen Exemplar vorzunehmen, welehe Unter- suchung die Richtigkeit der ausgesprochenen Vermuthung rechtfertigte und die drei genannten Arten: T. oceidentalis , californica und hebetans auch durch den Bau der elektrischen Organe als eng verwandte Species hinstellte. Nunmehr wird es nur nothwendig sein, auch bei Exem- plaren der immer zweifelhafter gewordenen Species T. nobiliana Box. die Säulenzählung vorzunehmen, um ihr Verhältniss zu den anderen sicher zu stellen. Die angedeutete Vergleichung bestätigt in erfreulicher Weise die auch dureh Hın. Dr. Güntner selber schon auf anderweitige Unter- suchungen hin behauptete Übereinstimmung der Meeresfauna der at- lantischen und der pacifischen Küsten, sowie die Verbreitung amerika- nischer Thierformen des Meeres bis an die europäischen Küsten. Ausser diesem besonders wichtigen Ergebniss galt es nun aus dem Material des Museums bei einer Reihe seltener oder anderswo gar nieht zugänglicher Arten den Bau der elektrischen Organe, das Verhältniss der beiden Seiten des Körpers sowie das Mosaik der Säulen festzustellen. Diese Untersuchungen wurden ausgeführt an folgenden Species, von denen mir der grössere Theil noch neu war und mit grösster Wahrscheinlichkeit überhaupt bisher auf die elektrischen Organe nicht untersucht wurde, nämlich: Hypnos subnigrum A. Dum.. Narcine tas- maniensis (erwachsen und embryonal), Nareine lingula, Nareine timlei, Torpedo fuscomaculata, Astrape dipterygia, Astrape capensis. Von den freigelegten Organen sowie ihrem Verhältniss zur Körper- gestalt wurden zur späteren Vergleichung mit anderweitigem Material Skizzen entworfen; die Säulenzahl wurde bei allen festgestellt und die mit Copirdinte auf Glas entworfenen Diagramme der Zählungen auf Papier übertragen. Ausser der Torpedo nobiliana, deren ich trotz allen Bemühungen noch nicht habhaft werden konnte, existirt nunmehr in den europäl- schen Museen keine Art, welche in den von mir zusammengestellten Tabellen nicht vertreten wäre, und ich verdanke diese erfreuliche Vervollständigung zum erheblichen Theile dem freundlichen Entgegen- kommen im British Museum. ' Unter angestrengter Arbeit konnte ich im Laufe einer Woche die erwähnten Arbeiten beendigen, und wendete mich .nun nach dem Royal College of Surgeons, um nachzuforschen, ob dort nicht von den durch Hunter beschriebenen, 1773 bei Torbay gefangenen riesigen Exemplaren etwas vorhanden sei; im Hinblick auf meine in ! Ob T. Tschudii irgendwo in europäischen Sammlungen existirt, weiss ich nicht. Frrrsen: Bericht über eine Reise zur Untersuchung von Torpedimeen. 1009 | Wien an T. occidentalis ausgeführten Zählungen im Vergleich mit den Hvster’schen hatte ich dieselben als zu letzterer Species gehörig ansprechen müssen. Obeleich im College of Surgeons wie im British Museum die Sammlungen sich im Stadium der Umstellung und Renovirung befanden, wurde ich von den Beamten der Anstalt doch in den Nachforschungen freundlichst unterstützt, und fand als Rest der erwähnten Fische ein noch wohlerhaltenes Praeparat (Descriptive Catalogue No. 2176). welches die Schädelkapsel eröffnet, Gehirn und Rückenmark, sowie das System der Kopfnerven und elektrischen Nerven freigelegt zeigt; von dem einen (rechten) Organ ist der innere Randtheil, wo die Nerven sich einfügen, erhalten. Dies äusserst interessante, historische Praeparat, welches in England wohl völlig der Vergessenheit anheimgefallen war, wurde von mir in natürlicher Grösse skizzirt. so gut dies bei uner- öffnetem Glase thunlich war. Nach Beendigung dieser Arbeiten verliess ich England, da keine Hoffnung blieb. in anderen Städten nennenswerthes Material aus Gebieten zu finden, die selbst im British Museum nur durch Unica vertreten waren, und zwar wendete ich mich nach der altberühmten Universitätsstadt Leyden, wo die Hoffnung, weiteres Material zu finden, noch am günstigsten schien. Diese Hoffnung hat sieh nicht erfüllt, indem die Armuth der Leydener Sammlung in diesem Gebiet sich als unerwartet gross erwies. Wenige Stunden genügten, um die Liste der vorhandenen elektrischen Fische aufzunehmen und zu eonstatiren, dass, selbst wenn die Erlaubniss zum Praepariren derselben gegeben worden wäre, was schon wegen Abwesenheit der Beamten nicht erreichbar war, auch nicht eine wesentliche Lücke der Tabelle ausgefüllt werden konnte. Es bestätigt sich nur wieder die Thatsache. dass die elektrischen Fische trotz manchen bahnbrechenden Untersuchungen von der Mehr- zahl der Forscher sehr stiefmütterlich behandelt werden. ‘s blieb nun noch eine schwache Aussicht, vielleicht zu weiterem Material zu gelangen, nämlich den Versuch zu machen, ob vielleicht Naturalienhändler der Hauptstadt solches verkäuflich hätten. Ich verliess daher Leyden noch am Abend des nämlichen Tages, wo ich angelangt war, wieder und wendete mich nach Amsterdam. Gegen meine Erwartung erwies sich auch diese Hoffnung als eitel, da sich dort das Interesse augenblicklich völlig auf lebende Thiere und Pflanzen zu eoncentriren scheint. Ich konnte keinen Naturalienhändler in Amsterdam ausfindig machen, und somit konnte es nichts nützen, einen kostspieligen Aufenthalt unnöthig zu verlängern. Am 17. Vor- mittags traf ich wieder in Berlin ein. 1010 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 23. November. 8 phy Aus diesem letzten Theil der Reise ergiebt sich als wichtigstes Resultat die Überzeugung, dass es äusserst wünschenswerth ist, Reisende der Akademie, sowie anderweitige, gebildete Personen im Auslande direet für Beschaffung des in den Sammlungen so auffallend seltenen Materials zu interessiren. Der Besuch anderweitiger Städte Europas zum Zweck der Vergleichung conservirten Materials dürfte sich. Hamburg vielleicht ausgenommen, kaum lohnen. Ausgegeben am 30. November. 1882. ALVL. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 23. November. Sitzung der philosophisch-historischen lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Momusen. l. Hr. Drovysex las: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Hr. Dirımans legte eine Abhandlung von Hrn. Prof. Tr. NoELDERE in Strassburg vor: Elohim, El (dx ‚sWm>R). Die Mittheilung wird in diesen Berichten erscheinen. er, Re Fler Ki Frau TS UT], zZ e a £ ee Pu mr) 2) et 4 wer, Dre TEN | En; 5; Mt Ta ah BR Tr Hu TRı0% w AR hr A ‚ geraer De eh Di hun a G ar! 2 N w ur u, rm War ) Aue Year, is D iaghe HERE ch E00, EN Ale ei PR Fre 2 3% $ BE et if Bu) a 1013 Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. Von Jon. Gust. Drovsen. Ir den Bemerkungen über das Finanzwesen der Ptolemäer, die ich der Akademie vor einigen Monaten vorzulegen die Ehre hatte, sind ein Paar Analogien, welche die Staatsverwaltung des älteren Dionys von Syrakus zu bieten schien, nur obenhin berührt worden, Analogien, welche auch in dem, was sie von den lagidischen Formen unterscheidet, nicht ohne Interesse sind. Die Überlieferungen von diesem Tyrannen, wie sie uns vorliegen, sind freilich zum "Theil, vielleicht darf man sagen, so weit sie nicht aus dem Geschichtswerk des Philistos stammen, sehr bedenklicher Art. Die öffentliche Meinung, wie sie die Griechenwelt von Alkibiades bis zum Alexander beherrschte, wenigstens in den attischen Kreisen literarischer und politischer Bildung den Ton angab, war nahezu einig darin. in Dionys den gewaltsamsten und frivolsten Tyrannen, den geschworenen Feind der Autonomie und bürgerlichen Freiheit zu ver- abscheuen, von dem nicht minder schwer als von dem Grosskönig im Osten die Existenz des Griechenthums bedroht sei: selbst Aristoteles braucht gelegentlich als Beispiel eines unrichtigen Schlusses den Satz: Dionys ist ein Räuber, denn er ist ein schlechter Mensch; wohl aber könne man sagen: Dionys ist ein schlechter Mensch, denn er ist ein Räuber. Wenn der grosse Scipio des zweiten punischen Krieges auf die Frage, wer seiner Ansicht nach die grössten und mit Einsicht kühnsten Staatsmänner gewesen seien, die beiden Sikelioten Dionys I. und Aga- thokles genannt hat (Polyb. XXXV. 6), so wird man sich erlauben dürfen, nicht ohne Weiteres die Phrasen und Anekdoten des doctri- nären Tyrannenhasses, wie sie über Dionys I. überliefert sind, für die Geschichte dieses bedeutenden Staats- und Kriegsmannes zu halten oder seine Geschichte aus dem in ihnen gezeichneten Charakter psychologisch zu entwickeln; vielmehr wird man versuchen dürfen, das in ihnen Sachliche von den Gesichtspunkten aus, die Seipios ! Arist. Rhet. II. 24 S. 1401. 13, auch Eth. M. II. 6. 1203* 25. 1014 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 23. November. Urtheil bestimmten, so weit es noch möglich ist, zu ergründen und aufzufassen, sich klar zu machen, wie nach Lage der Dinge damals und dort, unter den Gefahren, die das Griechenthum in Sieilien und Italien auf das Furchtbarste bedrohten, Dionys seine Aufgabe gefasst hat und fassen musste, um seine Usurpation durch den Erfolg zu rechtfertigen, welche Wege er finden, welchen Nothwendigkeiten er gerecht werden musste, um denselben zu ermöglichen und nach fast vierzigjährigem Regiment seinem Sohn ein mächtiges, blühendes Reich zu hinterlassen, — eine Untersuchung, die vielleicht dahin führen würde, die Richtung und die politischen Formen zu würdigen, in denen für das überall durch Demokratie und Oligarchie. durch Kleinstaaterei. Particularismus und Hanseatismus zerrüttete und sich zerfetzende Griechenthum noch die Möglichkeit lag. sich eine Zukunft zu retten. In solchen Kreis von Anschauungen gestellt, werden die folgenden zerstreuten Bemerkungen ihren Zusammenhang finden. Im ptolemäischen Finanzwesen galt Silberwährung und Kupfer- währung neben einander. Silber wurde nur bis zu Drachmenstücken von 3.57 Gramm ausgeprägt, alles Kleingeld unter der Drachme nur in Kupfer; mit den Schwankungen des Kupferwerthes im Handel schwankte auch der Werth des in grosser Masse eirculirenden Kupfer- geldes. bis man dazu schritt, isonomes Kupfer zu prägen d. h. Kupfer- geld zu fixirtem Werth, das, indem es zu diesem seinem Nennwerth auch in der Staatskasse angenommen wurde, in seiner so garantirten Werthhöhe sich erhalten konnte. In Sieilien und Italien ist, schon ehe Silbergeld in Umlauf kam, Kupfer in Barren, dann auch nach seinem Gewicht gestempelt, wie wenigstens für Italien zahlreiche erhaltene Stücke ergeben. als Geld gebraucht worden, das Pfund (Arrgz, litra) zu 327,45 Gramm. Die rasch aufblühenden griechischen Städte an den Küsten Sieiliens. für die der Verkehr mit der bäuerlichen Bevölkerung des getreide- und viehreichen Binnenlandes und der Absatz der auf den Herrengütern der Gamoren gewonnenen Erträge in erster Reihe stand, werden von den Kauffahrern der hellenischen Heimath, die für ihren Bedarf an Getreide immerfort der Zufuhr aus der Ferne bedurfte, deren Silbergeld gern in Tausch genommen haben; und mit Recht ist darauf hingewiesen worden,' dass eben daher die Einführung des attischen Münzfusses in den meisten sikeliotischen Städten sich erklärt, des Münzfusses, wie er durch Solon begründet worden ist, die Drachme zu 4.366 Gramm; sie nahmen sie zu 4.36. ! H. Drovsen, Athen und der Westen S. 38. Droysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1015 Diese Sikelioten sind, auch nachdem sie selbst Silber zu prägen begonnen, dabei geblieben, nach Kupferpfunden, wie im Binnenlande hergebracht war, zu rechnen. Aber sie haben ihr Kupferpfund durch eine Gewichtsreduetion mit dem Münzfuss, nach dem sie ihr Silber fortan prägten, in Verhältniss gesetzt. Sie redueirten die Litra auf °/, ihres Gewichts von 327.45 auf 218.30 Gramm; ihre Litra wog nun genau '/, attische Mine, d.i. '/,, des attischen Talents. Sie nahmen als Grossgewicht das attische Talent zu 26196 Gramm an:' sie theilten es in ı20 Litren zu 2ı8 Gramm, die Litra in ı2 Unzen zu 18.16 Gramm. Sie rechneten nach Talent. Litren, Unzen in Kupfer, auch wenn sie in Silber oder Gold zahlten.” Der Werth, den sie im Verkehr dem Kupfer gegen Silber gaben, erhellt aus dem Namen des Dekalitron, mit dem sie den Stater, das silberne Zweidrachmenstück nach attischem Fuss, bezeichneten.” Wenn das Zweidrachmenstück, also 8.72 Gramm Silber, so viel galt als ıo Litren, also 2180 Gramm Kupfer, so war ihnen das Verhältniss von Silber zu Kupfer = ı :250. Die Hälfte des Stater, die Drachme wurde ihnen die »Regel« (veues, nummus), nach der sie ihre Prä- gungen in Silber oder Kupfer regelten. Sikeliotisches Kupfergeld aus der Zeit vor dem peloponnesischen Kriege ist mit Sicherheit nicht nachgewiesen.” Wenn die Deka- drachmen, die Gelon’s Gemahlin Demarete nach dem Siege über die Punier prägen liess (Diod. XI. 26), von den Sikelioten Pentekontalitren genannt wurden, so war Ol. 75 bereits dies System in Syrakus in voller Übung. Auch Agrigent und Gela haben von Anfang her, wie man nach den noch erhaltenen Münzen schliessen muss, nach atti- " Nicht das attische Handelstalent zu 36156 Gramm; die Bestimmung des attischen Münzgewichts ist hier berechnet nach dem attischen Volksbeschluss, Br das Verhältniss von Handels- und Münzgewicht auf 100: 138 normirt. ® Den Beweis dafür geben die tauromenischen Inschriften €. I. G. III 5640. 5641, sowie das Epigramm des Simonides für ein Weihgeschenk der Demarate: ze Exaerov Aırgav za TEUTTZOVTE TEA auruv ... TG de er as dszaran. Also 50 Talente 100 Litren, an Werth 1220 Drachmen Silber. Mit Recht hat Scuxeipewin die ange- führten zwei Zeilen aus dem Epigramm des Simonides No. 141 ed. BERGK ausgeschieden ; sie sind die Reste eines besonderen Epigramms. 3 Arrgce zur ÖexAurgos SraErYR, eEavrıov TE za mevroyzıov, sagt Epicharm in einem Fragment bei Pollux IX 81 (bei Lorenz Epich. «greycı fr. 2) dessen Zusammenhang acht mehr erkennbar ist. * Monmssen, R. M. S. 82, hält für das früheste Kupferstück das jetzt bei Head coins of Syr. tab. V. 13 abgebildete. das nach Hrap’s Urtheil dem Style nach der Periode von 405—345 angehört. Nach Heap sind die ältesten Kupfermünzen bis jetzt die mit dem Polypen und 3 Kügelchen auf der Rückseite, sie wiegen 3.78 bis 3.30 Gramm. Diese Trianten stellt Heap dem Styl nach in die Zeit der Demokratie von 465— 415. während Braxpıs Münzwesen S. 590 sie ein Jahrhundert jünger glaubt. 1016 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 23. November. schem Fuss geprägt; Himera erst aiginäisch, die Drachme zu 6.20 Gr.. dann seit jenem Siege am Himera attisch;: Zankle, seit es Messana genannt wurde (Ol. 71.), Naxos seit Ol. 70.3 attisch'. Und wenn Aristoteles bei Pollux IX. 77 im Gegensatz zu der in seiner Zeit gel- tenden Werthung des sieilischen Talents zu ı2 Nummen sagt: das alte Talent habe 24 Nummen gehabt’, so ergiebt sich damit das System der älteren Kupferrechung: ı Stater — 2 Nummen — ıo Litren, We en » — 910, >@nionliitrense ne Walent: Vielleicht ist noch folgender Umstand beachtenswerth. Wenn die Sikelioten die hergebrachte sicilisch -italische Litra von 327.45 Gramm auf 218.30 herabsetzten, um sie mit dem Gewicht der attischen Silbermünzen in Verhältniss zu setzen, so ergiebt sieh das einfache Verhältniss 250: ı nur dann, wenn das attische Didrachmon, dem ro Literen entsprechen sollten, 8.732 wog. Diesem Gewicht entspricht das attische Silbergeld nur in seinen nachweisbar älteren Prägungen nach der solonischen Reduction, den Tetradrachmen zu 17.464 Gramm. Die späteren Tetradrachmen wiegen 17.344: für diese würde sich, das Didrachmon von 8.672 Gramm Silber —= 218.50 Gramm Kupfer, das Verhältniss beider Metalle 251.613 :ı ergeben, ein Verhältniss, das zu irrational scheint, als dass es dem neuen sikeliotischen Systeme zu Grunde liegen sollte. Es wird gegen diese Auflassung nicht eingewendet werden dürfen, dass attische Didrachmen sehr selten und diese seltenen etwas leichter sind als sie sein sollten (statt 8.73 resp. 8.66 Gramm nur 8.41 und geringer), — noch weniger, dass Aristoteles bei Pollux 1. ce. sagt: »die Sikelioten nennen den korinthischen Stater Dekaliter«; Aristoteles mag den korinthischen Stater genannt haben. weil in seiner Zeit seit ! So FRIEDLAENDER in v. Sallet Numism. Zeitschr. VIII. S. 99. Ob wie neuer- dings vermuthet worden ist, die Verschiedenheit der Drachmen (euböisch-attisch und aiginäisch) darauf zurückzuführen ist. dass man das (hypothetische) Grossstück von 24.80 Gramm bald in Drittel, Sechstel u. s. w. (8.27—4-13 u.s. w.) bald in Hälften, Viertel u. s. w. (12.40—6.20 u. s. w.) theilte, muss dahin gestellt bleiben. ® Böcku Metrolol. Unters. S. 315 glaubt noch Spuren davon zu erkennen, dass ursprünglich die Litra der Nummos gewesen sei. Auch Monunusen l. c. S. 84 hält dafür, dass der Nummos »höchst wahrscheinlich von dem ersten Dionys« von I auf 5 Litren gesetzt ‘sei. er nennt das die »erste und ärgste Reduction.« Die erste ist die der Litra von 327.45 auf 218,30 Gr., mit der, so scheint es, das entstand, was Aristoteles 0 «gy,@ıor 7@Acvrov genannt hat; wenigstens deutet er nicht an, dass es ein früheres sikelisches oder sikeliotisches Talent gab. Wohl erst mit dieser Herab- setzung der Litra auf das Gewicht von !/, Mine attisch kam in Sieilien das Wort Talent auch für das Geld in Gebrauch, freilich in anderer Bedeutung als sonst bei den Griechen, nämlich für einen Centner von 120 Pfund zu je 12 Unzen, nicht für einen Centner von 60 Minen zu je 100 Drachmen. Droysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1017 Timoleon die syrakusischen Dekalitren das Gepräge korinthischer Stateren hatten; aber sie wiegen nicht wie die korinthischen nur 8.50 Gramm und weniger, sondern 8.72. Also das Gewicht des alten attischen Münzfusses war und blieb in Sieilien — und noch bis in die Zeit des Agathokles hinein —— normativ. Nur zu diesem hatte der Nomos ein einfaches Verhältniss, und den Gewiehtsänderungen, die in Athen eintraten, folgten die Sikelioten nicht. Über die Frage, warum die Sikelioten nicht folgten und warum die Athener das Gewicht ihres Silbergeldes minderten, wird sich vielleicht in einer späteren Erörterung über das attische Münzwesen die Ant- wort ergeben. In dem ptolemäischen Münzsystem gab es kein Silber unter der Drachme von 3.57 Gramm. In dem sikeliotischen System ist unter der Drachme, dem Fünflitrenstück noch eine ganze Reihe kleinerer Nominale in Silber ausgeprägt, nicht bloss bis zur Litra hinab (- Drachme 0.87 Gramm), sondern Theilstücke der Litra bis zu “, Litra (drei Unzen) hinab: also noch Silberstücke von o.2ı Gramm.' In dem heutigen französischen System hat das kleinste Silber- stück (20 Cent) 0.9 Gramm, in unserem Marksystem 1.09 Gramm, davon 0.09 Legirung. Wie stark die Legirung des sikeliotischen Silbers ist, hat man, so viel mir bekannt, noch nicht untersucht. Wenn die Sikelioten noch Silber zu 0.21 Gramm ausprägten, so befrie- dieten sie damit das Bedürfniss an Kleingeld in einer Weise, die selbst bei der grossen Wohlfeilheit der nothwendigen Lebensbedürfnisse, wie man sie in Sieilien erkennen kann, dem Kupfergelde im Verkehr keine bedeutende Rolle liessen. War noch ihr Dreier von Silber. so vertrat er nach dem Verhältniss von 250: ı den Werth von 54.50 Gramm Kupfer, d.h. ; Litra oder 3 Unzen. Sie mussten schon ı Myriade Litren Kupfer ausprägen, um 400 Drachmen zu repräsentiren. Was wollte das in Dionys I. Zeit sagen, wo ein kluger Kaufmann in Syrakus, der den ganzen Eisenhandel der Insel an sich zu: bringen verstand, mit den 50 Talent Silber, die bei ihm angelegt waren, 100 Talente verdiente. Sind, wie Heap und Poorr meinen, die Kupferdrachmen, deren Rückseite mit dem Polypen und drei Kugeln bezeichnet ist, der Zeit ' Das Verzeichniss dieser Kleinstücke giebt Heap S. 80 und zwar als aus der Zeit von 480— 346, von Hieron bis zum Ende Dionys 1l.. es sind: Zehner von 0.72 Gramm, Sechser » 0.43 >» Fünfer » 036 » Vierer » 0.29 » Dreier » 0.21 » 1018 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 23. November. zwischen 460 und 412 angehörig und bezeichnen die. drei Kugeln sie als Trianten, als Drei-Unzenstücke, so mussten sie nach dem Ver- hältniss von 250: ı. wenn ihr Metallwerth dem der silbernen Trianten von 0.215 entsprechen sollte, 54.50 Gramm wiegen; sie wiegen aber nur zwischen 3 und 4 Gramm;' das ergäbe das Verhältniss von 18: ı bis ı4: 1. Das heisst: diese Kupferstücke haben an Metall nieht den Werth, für den sie als Geld coursiren sollten. Mochte vor Zeiten, als die »Regel« festgestellt wurde, das Silber gegen Kupfer in Sieilien 250: ı gestanden haben, das heisst, mochten die hellenischen Händler in Syrakus, Akragas u. s. w. den Kornbauern auf den Herrengütern und den Viehzüchtern aus dem Hinterland das damals noch seltene Silber so hoch haben anrechnen können, — auf dem allgemeinen hellenischen Markt stand Silber gegen Kupfer gewiss nicht so hoch, und mit der steigenden Silbereinfuhr musste auch in Sieilien das Silber billiger werden. Wer ein Talent Kupfer als Metall verkaufte, begnügte sich dann nicht mehr für diese ı20 Litren Ge- wicht 24 Drachmen Silber zu erhalten. Wenn man trotzdem dabei blieb, die Doppeldrachme Silber als Dekaliter zu bezeichnen, so musste man, damit die Bezeiehnung richtig bleibe, entweder das Gewicht der Kupfermünzen nach dem Marktpreis des Silbers redueiren oder den Werth der Kupferstücke nicht mehr nach ihrem Gewicht gelten lassen, wie jener Triant viel mehr galt als er Kupferwerth hatte, d. h. man musste das Kupfer als Scheidemünze behandeln, wenn man auch fortfuhr, nach Nominalen in Kupfer zu rechnen. Die bisher besprochenen Dinge sind von den neueren Forschern zum Theil sehr anders gedeutet worden. Sie nehmen an, dass zweierlei Rechnungen, die nach Kupferlitren und die nach Silberlitren neben einander gegangen seien, dass man schwere und leichte Litren, jene zu 24, diese zu ı2 Nummen, unterschieden habe, dass namentlich die Reduetion von 24 auf ı2 einen Staatsbankrott bezeichne, indem »eine Schuld von 25 Drachmen mit 5 Drachmen getilgt werden konnte«, also ein Concurs, in dem nur 20 Procent gerettet wurde; sie erklären, dass diese gewaltsame Operation »unzweifelhaft« dem Tyrannen Dionys I. zuzuschreiben sei. In den Überlieferungen findet sich, soviel ich sehe, keine Spur von solchem Concurs, obschon die ! Poore S. 163 führt 5 solcher Stücke auf, die 4.08 3.36 3.24 3.09 — 2.65 Gramm wiegen. Die von Braxvıs S. 590 angeführten 3 Stücke der Berliner Sammlung wiegen 3.78 — 3.30 — 2.98 Gramm. Die Hemilitren aus der Zeit des besten Styls und älter (die in Silber geprägt 0.43 wiegen) müssten in Kupfer 109 Gramm wiegen, wiegen aber in Akragas 22 bis ıg Gramm, in Kamarina 25.60 bis 14.90, in Himera 6.60 Gramm, wohl ein hinlänglicher Beweis, dass schon vor Dionys I. Zeit Kupfer nur Scheidemünze war. Droysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1019 gewiss auch den alten Schriftstellern wohl bekannte solonisehe Schuld- tilgung, ein Concurs auf 73 Procent, das Beispiel einer solehen Finanz- operation gab. Die numismatischen Thatsachen, aus denen man jenen Staatsbankrott des Tyrannen gefolgert hat, führen auf eine andere Erklärung. Dass Dionys I. das Princip der Scheidemünze, für einen Werth zu gelten, den sie nach ihrem Metallgehalt nieht hat, auch anderweitig zu verwenden versucht hat, wird sogleich zu besprechen sein. Zuvor muss noch ein Wort von der sogenannten zweiten Reduction der Litra. der von 24 auf ı2, gesagt werden. Wie man zu dieser Reduction kommen konnte, ist vorher an- gedeutet worden. Ist es möglich noch zu erkennen, für welche der beiden angeführten Formen man sich entschied, um sie durchzuführen ? ob für Reduetion der Kupfermünze auf ihren Metallwerth oder für das Prineip der Scheidemünze? Hypothetisch wenigstens darf man darauf zu antworten versuchen. Auch in der guten attischen Zeit sind ein Paar Versuche mit Scheidemünze gemacht worden; und selbst von Eisenstücken, die als Werthscheine oder Münzzeichen ausgegeben worden sind, giebt es in anderen hellenischen Staaten Beispiele. Aber im Allgemeinen mögen die Griechen kein anderes Geld als solches, das den vollen Metall- werth hat, für den es gelten will; Scheidemünze kommt ihnen wie eine Art Betrug, wie Falschmünzerei vor; und gewiss hat nichts mehr dazu gethan, Dionys I. als einen grossen Hallunken erscheinen zu lassen, als dass er selbst Zinn als Silbergeld ceireuliren, ja dem Silbergeld durch eine eingestempelte Marke den doppelten Werth geben liess. Bei der grossen demokratischen Reaction, die bald nach dem Ausgang Dionys’ II. mit Timoleon eintrat, war gewiss eine erste Sorge der Hersteller, diese Münzzeichen zu beseitigen, falls es noch nöthig war. Wenn Aristoteles in der mehrfach angeführten Notiz bei Pollux sagt: »das sikelische Talent sei unter allen das kleinste, das alte habe 24 Nummen gegolten, das spätere ı2 Nummen«, so ist zunächst klar, dass dies kleinere Talent noch zu seiner Zeit, vor Ol. ı 14, ein- geführt worden ist. Weiter scheint es sich von selbst zu verstehen, dass nicht der Nummos in seinem Gewicht geändert wurde, da das Silber in der griechischen Welt gleichsam internationales Geld war, nach Plato’s Ausdruck xzowev "EAryvizov vonious, während Kupfer und Üisen immer nur entweder als Waare, oder als epichorisches Geld gelten konnte. Auch bei den Sikelioten war seit Einführung der »Regel« Silber thatsächlich das Werthmaass, wenn man auch das geprägte Silber nach den Nominalen des Litrensystems bezeichnete. 1020 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 23. November. Wenn Aristoteles an einer anderen Stelle bei Pollux (IV. 174) sagt: die Sikelioten nennen (nieht: nannten) den Stater Dikalitron. so blieb, als jene zweite Reduetion erfolgt war, trotz derselben die Doppel- drachme in Silber ein Dikalitron, und es war nach wie vor der Numos die Hälfte davon. nach wie vor 120 Litren ein Talent; aber das sieilische Talent und dessen Stückelungen nach dem Litrensystem waren in ihrem Gewicht auf die Hälfte reducirt, also ı Litra früher 218 Gramm, jetzt 109 Gramm, Tom » 2 180 » » 1090 » EHBalaisıe 47208 > » 26 160 » » 13.080 » War früher ıo Lit.K. (2 180 Gr.K.) = 2 Drachmen zu 8.73 Gr. S. 50. warent jetzt! 102» 1350 (1.090, a Nm) = 2 » » 8.73 Gr.S. Stand früher Kupfer zu Silber = 250:1, so jetzt 125: 1 (genauer: 124.85:1I). Heap hat auf Tab. V. eine Reihe syrakusischer Kupfermünzen zusammengestellt, die er, nicht blos ihrem Styl nach, den Jahren von 345 — 317, denen der von Timoleon hergestellten Demokratie und Autonomie zuschreibt; in erster Reihe zwei Stücke (von 34.2 bis 31.6 Gr. das eine, das andere von 7.72 Gr.), deren Vorderseiten den Kopf der Pallas mit korinthischem Helm haben, dann andere mit dem Kopf des Zeus Eleutherios, andere mit dem korinthischen Pegasos u. s. w., Stücke bis 3.21—1.9—0.38 Gramm hinunter. Dies erste Stück von 34.2 Gr. würde als ein Dreier (/,, Litra) —= o.2ı Gr. S., das zweite als eine Unze ('/,, Litra) = 0.07 Gr. Silber bezeichnet werden können. Die Stückelung des Weiteren zu verfolgen liegt ausser meiner Aufgabe. Wenn Aristoteles nach Pollux IV. 174 in der Politik der Akra- gantiner von einem Strafansatz in dieser Stadt auf 50 Litren gesagt hatte, dass ı Litra ı aiginäische Obole gelte (°°° Gramm) und an einer zweiten Stelle, IX 87, wo er von dem sikelischen Talent zu früher 24, Jetzt ı2 Nummen spricht, bemerkt, dass ein Nummos 3 attische Halboben (= 1.09 Gr. S.) gelte, so können beide Angaben nur den ungefähren Werth bestimmen wollen, aber nicht dazu benutzt werden, durch Multiplication für die höheren Nominale in Silber deren äquivalente Gewichte in Kupfer zu bestimmen. Nach dem Dargelegten wird man annehmen dürfen, dass in den Finanzmassregeln des ersten Dionys die Reduetion des Kupfers keine lucrative Rolle gespielt hat: selbst wenn er seine kupfernen Trianten ıSmal geringer ausbrachte, als sie nominell neben den Trianten in Silber sein sollten, so wäre damit kein grosser Gewinn zu erzielen gewesen; mit je 10000 Trianten hätte er 500 Drachmen, ungefähr ı30 Thaler über den Metallbetrag dieser Stücke in Cours gesetzt. Für ihn handelt es sich bei seinen Festungsbauten, bei der grossen Marine, die er schuf und erhielt, bei seinen ersten schweren Droysexn: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1021 Kriegen. dann bei seinem Söldnerheer, seinen späteren Feldzügen, seinen Colonisationen u. s. w. um Summen. bei denen Millionen von Trianten nichts verschlugen. Vor Allem seine ersten Jahre mussten voll grosser finanzieller Schwierigkeiten sein. Die kleinen Leute, die Bauern im Zehntlande und der städtische Demos. die auf seiner Seite standen. hatten nieht viel zu zahlen: und diejenigen. welche zahlen konnten, die Gamoren und Ritter. die Oligarchen, die Reichen waren auf das hartnäckigste wider ihn. bis es ihm gelang. sie zu Paaren zu treiben. gewiss nieht ohne die Mittel. die der Prineipe des grossen Florentiners lehrt. auch die eruelta ben usate. Aber es gelang ihm. wie nach Aussen Frieden und Sicherheit, so im Innern Ruhe und Ordnung zu schaffen und zu erhalten. Mit dem Ausgang des zweiten schweren Krieges gegen die Punier 395. demnächst mit der Oceupation von Rhegion und Calabrien war die Macht und die grosse politische Stellung des Dionys I. fertig’; Sparta, die kyprischen Könige, die Sa- trapen Kleinasiens suchten seine Gunst. und die Athener nannten ihn in einem Ehrendeeret von 393 Auovuciov rev Zızerias aryovra U. 1. A. 51. 52, Könver Mittheilungen 1. S. 4. Wir sind von der Steuerverfassung Siciliens zu wenig unter- richtet. um für die Erörterung der Finanzmassregeln. «die Dionys traf, von ihnen ausgehen zu können. und selbst von der lex Hieronica in den Verrinen, aus der uns noch das beste kommt, ist noch nicht entschieden. ob sie von dem llieron der Perserkriege oder dem König Hieron in Hannibals Zeit stammt. Auch von den politischen Formen und Reformen der sieilischen Städte ist unsere Kunde weder um- fassend noch sicher genug. um von da aus auf die Besteuerung der (amoren, der Zehntbauern u. s. w. Schlüsse machen zu können. Aus dem, was uns noch vorliegt. sind nur unsichere Ergebnisse zu gewinnen. Es findet sich. so viel mir bekannt. keine Spur davon. dass Dionys zur Grundlage seiner Macht den gefüllten Schatz gemacht habe. wie es das perikleische Athen gethan hat. nicht ohne die Zu- versicht. mit solcher finanziellen Überlegenheit über die geldarmen Peloponnesier der Macht über die Bündner, der »Tyrannis«, wie Perikles sie genannt hat. gewiss zu sein und zu bleiben. Dionys hatte am wenigsten in seinen ersten zehn Jahren daran denken können, Schätze zu sammeln: genug, wenn es ilım gelang, so viel zu schaffen wie nöthig war, nur Syrakus gegen die Karthager zu behaupten. Er wird die Einsicht gehabt haben, auch des Weiteren Alles, was er erübrigen konnte, in der Steigerung und Vervollkommnung der Machtmittel ! Inser. Philipp. 05 snAmzaUusnU OE Ovvanır TEQIEDerErs A TWESYW za VaUrIAN, x a x x > } SFr oVÖdEIS und Fu MIO EREWOU YEvolseir. Ir Sitzungsberichte 1882, & 1022 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 23. November. anlegen zu müssen, auf denen seine militärische und politische Über- legenheit beruhte, auf die »diamatenen Ketten» wie sein Ausdruck war, mit denen er das Reich geeint und gebunden seinem Sohn hinterlasse. Und man sollte meinen, dass er, so wie er nur erst fest im Sattel sass und das tief zerrüttete Sieilien wieder den Muth zu fried- licher Arbeit gewann, darauf bedacht gewesen sein muss, die unend- lich reichen Hülfsquellen der Insel wieder zu beleben und den Wohl- stand in Stadt und Land zu fördern, der ihm und dem Staat gege- benen Falls statt eines Schatzes sein konnte. — nicht den Reichthum derer, die gewohnt waren, »ihres Geldes zu herrschen«, sondern den der kleinen Leute in Stadt und Land. die so lange von jenen mono- polistisch ausgebeutet, zu Parteizwecken und Strassenkämpfen mis- braucht worden waren. Freilich die grosse Autorität des Aristoteles tritt solchen Vor- aussetzungen schroff entgegen. In dem Capitel seiner Politik, in dem er von den Künsten spricht, welche die Tyrannen anwenden, um sich zu sichern, den grossen Bauten der Peisistratiden und des Polykrates, den Horchern und Zuträgern des Hieron u. s. w., sagt er endlich: »auch die Zahlung der Steuern gehört hierher, wie in Syrakus, wo man unter Dionys’ Regiment in fünf Jahren das ganze Vermögen eingezahlt hat.«' Diese kühle Exemplification des grossen Denkers ist um so auffallender, da er ein Paar Paragraphen später lehrt: »der Tyrann, der seine Herrschaft erhalten wolle. müsse mehr als Verwalter denn als Gebieter seines Staats erscheinen, er müsse sich in Betreff der Abgaben und Leistungen (&idepwi xui Asırovpyiaı) das Ansehen geben, sie der Staats- verwaltung wegen oder für den Fall eines möglichen Krieges zu for- dern, überhaupt sich als Wächter und Handhaber der öffentlichen, nicht seiner eigenen und Privatinteressen zeigen; dann brauche er nicht zu fürchten, dass es ihm je an Geldmitteln fehlen werde. so lange er Herr des Staates sei; auch wenn er abwesend, sei ihm das besser als aufgehäufte Schätze daheim zu haben, die Andere an sich bringen und gegen ihn verwenden konnten.« Jene auf dem Wege fünfjähriger Besteuerung gemachte Confiscation des ganzen Vermögens (rav ovcıav &racav) kann weder eine allgemeine noch dauernde Maass- regel gewesen, noch kann sie überhaupt in dieser Form zur Anwen- dung gekommen sein. In dieser Form nicht; wenn alles Hab und Gut der Einwohner — dern der Ausdruck, den Aristoteles braucht, beschränkt sich weder auf die davepd dooız noch auf das rıunua, noch auf gewisse Kategorien der Bevölkerung — wenn also in fünf Jahren . r x ce > x Ey Pu ” „ ’ 3 ’ x U Arist. pol. Ve una zen eıTchoge Fu Fer, olov EU Zvoazouraus, Ev REUFE YO x Sc 71 us „7 SER n ’ > n ‚9 ererw Ert AVUTIOV FYV oVTI ART EITENNVOTYENCE TuUvslaıwe. Droysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1023 ihr baares Geld und ihre zinstragenden Capitalien, ihr ländlicher Besitz mit dem lebenden und todten Inventar, ihre Häuser in den Städten, ihre Werkstätten mit allen Werkzeugen und Vorräthen auf dem Wege der Besteuerung confiseirt waren, wer war dann noch im Stande, zu verdienen und zu steuern? Mag als Strafe etwa für eine Stadt, die sich empört, für die Reiehen in ihr, die die Empörung veranlasst, mit den Karthagern Verrath gesponnen hatten, die gründ- lichste Confiseation verhängt worden sein, — dies langsam abtödtende fünfjährige Verfahren insgemein wäre so sinnlos, dass man es weder mit der Absicht, nicht durch plötzliche Wechsel des Besitzes «dessen Werth zu mindern. noch mit der, dessen werbende Thätigkeit nicht zu unterbrechen, zu erklären wird versuchen wollen. Wie gross immer die Autorität des Aristoteles sein mag. diese Angabe ist, so wie er sie giebt, von sehr zweifelhafter Natur, vielleicht nur eine Anekdote, wie man sie sich in den Kreisen der Akademie in der Zeit als Aristo- teles noch zu ihr hielt. erzählt und geglaubt haben mochte, — viel- leicht nicht einmal eine originale. Denn von dem korinthischen Tyrannen Kypselos wurde erzählt: er habe dem Zeus alles Vermögen der Korinthier gelobt. wenn er Tyrann werde, habe dann deren Geld und Gut katastriren lassen. davon jährlich den Zehnten gefordert und auf diese Weise in zehn Jahren so viel erhoben. wie der Kataster beim Beginn seiner Tyrannis besagt habe; die Korinthier, wird aus- drücklich hervorgehoben, seien » darüber nicht verarmt« ; denn bei dem Zehnten blieb ihnen. da man auch später noch den Pachtzins auf wenigstens 8 Procent vom Grundwerth, den Zins von Capitalien auf ı2 bis 18 und mehr Procent rechnete, immer noch ein Überschuss und ausserdem das werbende Kapital. Dass der natürlich viel schlim- mere Tyrann von Syrakus 20 Procent zahlen lässt und zwar nicht vom Einkommen. sondern von allem Besitz — denn sonst wäre nicht in fünf Jahren 9% ovcıw &raca dahin gewesen, — macht die ganze Geschiehte verdächtig eine blosse Steigerung der Geschichte von Kyp- selos zu sein. — einer Jagdgeschichte, die Herodot noch nicht kennt, und die vielleicht in Olympia Angesichts des goldenen Zeusbildes, welches Kypselos geweiht haben ‚sollte, von den Fremdenführern erzählt und von den Autoren, die Pausanias ausschrieb, ihnen nach- erzählt sein mag.! Unter den anderen Anekdoten über Finanzmassregeln des Dionys I. sind zwei, die für unsere Zwecke ein grösseres Interesse haben, beide ' Nach Arist. Pol. V. 8. 4. gehört Kypselos nicht zu denen, die &2 ur zur Tyrannen geworden sind; nach der Erzählung des Nreor. Dan, die wohl aus dem Ephoros stammt. ist Kypselos Polemarch gewesen. und so könnte er allerdings eine Katastrirung veranlasst haben, bevor er Tyrann war. ODE 1024 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 23. November. im zweiten Buch der Oeconomica. Nach der einen hat er einmal eine Anleihe bei den Bürgern gemacht und als sie dann Rückzahlung gefordert, ihnen befohlen. was sie an Silbergeld hätten ihm, zu bringen: er habe dann auf jedes Stück eine Marke schlagen lassen und befohlen. dass jedes so gezeichnete Stück für den doppelten Werth gelten solle. eine Drachme für zwei u. s. w. »und so lieferten sie ihm. was er ihnen schuldig war«. Die andere Angabe besagt: er habe Zinn statt Silber prägen lassen und dann im einer Ekklesie mit vielen und eindring- liehen Gründen ihnen dies Geld empfohlen, und sie hätten beschlossen. das Zinn für Silber zu halten und zu nehmen. Pollux IX. 79 ergänzt diesen Vorgang mit der Angabe, dass solche Zinndrachmen vier attische Drachmen statt einer geeolten hätten, eine Angabe. die neuerer Zeit mit Unrecht so gedeutet worden ist. als habe Dionys den Werth der Silberdrachme,. des Nummos, auf das Vierfache erhöht und damit das ganze Litrensystem redueirt. Beide Formen, «das Zinngeld so gut wie das gestempelte Silber- geld waren Versuche, ein Prineip weiter und ergiebiger durehzuführen. das schon mit den Kupfertrianten von 3—-4 Gramm, wenn das früher darüber Gesagte stiehhaltig ist. in Sieilien Eingang gefunden hatte. Beide. nach der neueren Bezeichnung Nothmünzen oder vielmehr Münzzeichen (Mynteteken wie in Schweden in Karl’s XII. Zeit) basiren auf den Credit, den die öffentliche Macht, die sie ausgiebt, hat oder fordert. Und indem sie denselben nur fordern und aufrecht halten kann. wenn sie diese Werthzeichen selbst an ihren Kassen zu dem vollem Werthe annimmt, für die sie sie ausgegeben hat, so haben sie ihre Garantie in dem Bestande des Staates und seines anerkannten Regimentes: sie sichern so ihrer Seits den Bestand dieses Staates und seines Regiments durch das Interesse Aller. dessen Credit zu erhalten. Nur wenn regelmässige Zinsen oder Prämien in irgend einer Form an sie geknüpft wären, oder ein wechselndes Agio der kaufmännischen Bereehnung Raum böte, würden sie die Speculation des Auslandes locken können; ohne solehe Lockungen werden sie auf den inneren Verkehr beschränkt sein. Und mit dieser Beschränkung scheint sich noch em weiteres Moment zu ergeben. das mit diesen Massregeln des Dionys entweder beabsichtigt war oder deren Wirkung sein musste. : Neuster Zeit ist bei den lebhaften Erörterungen. ob Goldwährung oder Bimetallismus, der Vorschlag gemacht worden. das Silber, dessen Entwerthung die Folge der immer weiter sich verbreitenden Gold- währung ist. zu einer Art epichorischen Geldes zu machen, um weiteren schweren Verlusten an dem massenhaft vorhandenen geprägten und verarbeiteten Silber vorzubeugen und nicht auch für den inneren Droysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1025 Verkehr Gold immer theurer kaufen zu müssen, das Gold wesentlich auf den internationalen Verkehr zurück zu schieben, indem kein Gold unter 20 Mark ausgeprägt. keine Bankscheine unter 100 Mark ausge- geben werden sollen. In dem syrakusischen Fall handelte es sich nicht darum. die Entwerthung des Silbers zu hemmen, sondern dem Abtluss desselben vorzubeugen. Eine andere Seite in «der Pathologie des Geldwesens illustrirt das System der Mynteteken, das König Karl XII. schon 1711 in Bender geplant, dann durch sein Deeret Stralsund 14/25. März 17135 angeordnet und durch Baron v. Görz in Ausführung gebracht hat. Zu- gleich wurde der Münzfuss der eourrenten Kupferplatten von zwei auf drei erhöht, bald zu den Münzzeichen »Krone«. »publica fide « »tlink och färdig« und wie sie weiter heissen auch Münzzettel aus- gegeben. bis endlich mit dem Tode des Königs das ganze System zusammenbrach. Man hatte im Laufe von fünf Jahren allen an Münz- zeichen für nominell 34.424.600 Thl. S. M. ausgegeben, deren Real- werth (nach dem damaligen Kupferpreise von 150 'Thl. Silbermünze) 180.900 Th. S. M. betrug, also im Verhältniss von 190: 1, und die regelmässige Jahreseinnahme des Königreichs war zwischen 3—5 Mill. Thl. S. M. Karl XI. war der Hoffnung, mit der Fortsetzung des Krieges die verlorenen Gebiete der Krone, die reichen Provinzen Esth- land und Lietland. Pommern und Rügen, Bremen und Verden wieder zu gewinnen, wenigstens Norwegen vielleicht Westpreussen hinzu zu erobern: mit jenen finanziellen Massregeln schaffte er sich eine ausser- ordentliche Einnahme von 34 Mill. Thaler, jene Eroberungen hätten die Summe dieser fietiven Werthe vollauf gedeckt und seine finanziellen Wagnisse gerechtfertigt. Bei dem Beginn der Eroberung Norwegens fiel er. Den militärischen und politischen Bankrott Schwedens be- siegelte der finanzielle. Vielleicht gewinnt aus dieser Gegenstellung die Geschichte des Dionys einiges Licht. Als er sein Regiment, richtiger seine Ursurpa- tion begann, war der Bankrott des Griechenthums in Sieilien, der politische. militärische, finanzielle in vollem Zuge. Dem mächtigen Vordringen der Karthager seit 409 war Selinunt. Himera, Akragas, Gela gefallen; Alles. was sie dort fanden. die Menschen. (die Heerden, die Äcker und Häuser, wie das bewegliche Vermögen. war ihre Beute geworden, die Weingärten, die Ölpflanzungen , die Tempel zerstört, Akragas namentlich, mit ihren mehr als 20 000 Bürgern und 200 000 Metöken, die grösste Stadt der damaligen Griechenwelt, »von unglaub- liehem Reiehthum«, wie ein alter Schriftsteller sagt. und dem ent- spreehender Üppigkeit und Pracht, wie die überlieferten Beispiele von Tellias. Exainetos. Antisthenes zeigen (Diod. XII 83). lag nun aus- 1026 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 23. November. geraubt. verödet und in Trümmern. Und der nächste Stoss des furehtbaren Feindes war auf Syrakus gerichtet. Unter Führung des Dionys mit der höchsten Anstrengung gelang es 404 noch das Äusserste abzuwehren: aber man musste eines neuen schwereren Angriffes, des Schicksals von Akragas gewärtig sein. Aus diesen entsetzliehen Vorgängen wird man auf den wirth- schaftlichen Zustand des Griechenthums in Sieilien schliessen dürfen. Vor Allem an seinen Zahlungsmitteln, seinem Vorrath an Edelmetallen musste es ungeheure Verluste erlitten haben und täglich noch erleiden, da jeder in dem noch nicht verknechteten Theil der Insel sich beeilt haben wird, was er an Capitalien besass, auswärts anzulegen. Ohne Geld waren keine Söldner zu werben, keine Schiffe, Kata- pulten. Festungswerke zu bauen, keine Waffen herzustellen. Aber woher Geld schaffen? welcher Staat, welcher Tempelschatz, welche Privaten in Tarent. Korinth. Sparta oder wo sonst draussen hätten der Stadt. die heut oder morgen ab und todt sein konnte, eine Anleihe gewähren sollen? Wollte Dionys versuchen, sie und damit die letzte Deckung «des sieiliischen Griechenthums zu retten, so musste er, in weleher Art immer, alles noch vorhandene und sich verbergende Edelmetall in die Staatscasse ziehen. er musste zugleich den Mangel an umlaufenden Werthsummen, wenn auch nur im der Form von Nothmünzen und Geldzeichen,, von epichorischem Gelde in möglichst ausgedehntem Maasse ergänzen. Er konnte es, wenn seine Waffen Erfolg hatten; fehlte dieser, so ging doch Alles und nicht bloss diese Masse fingirter Werthe zu Grunde. Wenn Dionys die Mündelgelder aus den Händen der Vormünder und in die Verwaltung des Staates nahm. so war das eine verzins- liche Anleihe, — eine Zwangsanleihe, wenn er alles Silbergeld ein- forderte und es dann, als die Rückzahlung gefordert wurde, mit einer Marke versehen zu dem doppelten Werth zurückgab u. s. w. Mit jener Marke verdoppelte er den nominellen Werth des umlaufenden Geldes, mit den fast werthlosen Zinsdrachmen, die als Tetradrachmen in Cours gesetzt wurden, schuf er sich nominelle Werthe, die den . nächstweiteren Bedarf decken mochten. Beides waren gleichsam innere Anleihen, unverzinsliche. und dass in der Ekklesie die Masse des Volkes dies Zinsgeld für Silber nehmen und halten zu wollen beschloss, zeigte, dass es entschlossen war, Alles an die Rettung der Stadt zu setzen, wenn auch die Reichen und Oligarchen, um wenigstens ihr Geld zu retten, immer neue Versuche machten, den Tyrannen zu stürzen und die »Freiheit« herzustellen. Wenn jenes Silber. das dann mit der Marke versehen wurde, zurückgefordert werden konnte, so muss Dionys bei der Einzahlung sich verpflichtet haben, das ihm an- Drovysen: Zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1027, vertraute Geld in bestimmter Frist zurückzuzahlen. Es wird nicht überliefert. ob er dann in besseren Zeiten jene Massen Nothgeld und Münzzeichen aus dem Verkehr zurückgezogen oder nur verrufen, d.h. ob er den Verlust den Privaten aufgebürdet oder ihn mit den Mitteln des nun gesicherten und mächtigen Staates gedeckt habe. Wenigstens hat sich unter den zahlreichen sicilischen Münzen dieser Zeit bisher auch nicht ein mit der Marke versehenes Silberstück. geschweige denn eine jener Zinsdrachmen gefunden. S Der Zeit dieser Tyrannis werden von den Kundigen zahlreiche Silber- und Goldmünzen zugeschrieben, namentlich silberne Tetra- drachmen mit dem Kopf der Arethusa auf der einen, dem Viergespann im vollen Lauf und der schwebenden Nike, die den Siegeskranz bringt. auf der anderen Seite, Münzen von wundervollstem Gepräge. zum Theil von den Künstlern, die die Stempel geschnitten. Konon. Euainetos. Eumenes u. a. mit ihrem Namen versehen. Den Namen des Tyrannen trägt keine. Ausgegeben am 30. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1a 3 zer a Er Et TE Iu®y ne ; nahe Aal Rt. DER Au er $ fa} er Taur, ve ale 7 yirk: Bun PR KE u; a Per BETT ever: ar d N, Je END u MR = [2 Ay Dar A kl B E TEE 2 Re | Bu i j 1 Br, # # 2 A | he De Pe. . BEN j a « IM IN N Au, A TER SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU. BERLIN. ALVEH. 30. NovEngeEr 1882. BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS-BUCHHANDLUNG + HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich > Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind 3 an deren Stelle »Sitzungsberichte« : “ Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) SI. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzune. Die neutehen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die Einzelhen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, un zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. $ 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig; vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche dircet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mirgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Aehieme nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. “Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus Bi —— getreten, r für welche unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den R Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche — Auflage eingeliefert ist. F 87. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- . schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des beireBenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn | der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese ea: früher zu veröffentlichen beabsichtigt t, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der "Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes “ Verlangen verschiekt. Die Verlässer verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 9 j r 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, A Mleselpent mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung verschen und mit besonderem Verkaufspreis 2 in den Buchhandel gebracht werden. a Kl gs 11. }: 1. Jeder Verfasser einer unter den »Wissenschei lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihunidert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirend en Seeretar Anzeige gemacht hat. 85. I Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Den tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftliehen Arbeiten; in das Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. , Sat geschäftlichen Theils der ee ba ont- lich. Für alle übrigen Theile "derselben ind ı nach $: jeder Richtung nur die Verfasser verantin 1882. XLVIH. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 30. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnsen. 1. Hr. Lasvorr las: Über das Verhalten dampfförmiger Substanzen im elektrischen Lichtbogen. 2. Sodann trug Hr. G. HırscnreLp, mit Zugrundelegung einer von Hın. Krerert entworfenen Reisekarte, einen Bericht über die Ergebnisse seiner mit Unterstützung der Akademie ausgeführten Bereisung Paphlagoniens vor. 3. Hr. Hernnorrz legte eine Arbeit des Hrn. Prof. ÖBERBEcK in Halle vor: Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwin- gungen. (Fortsetzung.) Die Mittheilung wird in diesen Berichten erscheinen. 4. Durch Ministerial-Schreiben vom 14. November wird die Hrn. Dr. E. Gorosteın hierselbst zur Fortsetzung seiner Experimental- Unter- suchungen über elektrische Strahlung bewilligte abermalige Unter- stützung genehmigt. Ausgegeben am 7. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1882. 86 OR RT RN aa , h tier V & De AT ANY. FON ee A a rin mia s | EE HEren 6. weh ? 3 En. mi ; Bars aunua > Solar SA = i - i er amimesli I! Vase RA eo y ZASKENT 7 ” P | j [2 L nr I h; OWL APR SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BEREIN. XLIN. L. 1. DEcENBER 1882. BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN ARADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 188 Preussischen Akademie der Wissenschaften« an deren Stelle »Sitzungsberichte« Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Sale Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit Fortiaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch historischen Classe ungerade Nummern. 2 $ 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Vebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gelhö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S4 Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28, l. Die zur Aufnalıme in die Sitzungsberichte be- stinunte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgeleat werden. Abwesende Mit: glieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitsliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- divender Mitglieder, welche direct "bei der Gesammt- akademie oder-bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie a angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademisehen Sehriften Be zu beschliessen. 86. Der Umfang der Mittheitane darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift SE Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der A nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umtanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzusehal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus 2. 2 Er 2 ——_——.r getreten, l haben die »Monatsberichte der Königlich zu erscheinen aufgehört, und es sind für welche unter anderen folgende Redaction der »Sitzungsberichte«.) Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und voı besonders beizugebenden Tafeln die alle erforderliche Auflage eingeliefert ist, & Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- sehaftliehe Mittheilung dart in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wer = der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlich n Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen“ beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Geimka CDSER d betreffenden Oase: 58 / 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschiekt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 9. 1. Neben der vollständigen Ausgabe ER Sitzungs- berichte können bestimmte Katerbuen wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben“ mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchh: ındel gebracht werden. sıl. . D 1. Jeder Verfasser einer unter den »W enschaft- lichen Mittheilungen « abgedruckten Arbeit erhält u unen geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. ze 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weiten gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zwei zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abzi lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem: redigir: Secretar Anzeige gemacht hat. IP5R Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt Secretar zusammen, welcher darin den Vorsi Deıselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaßs heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 1. Der redigirende Secretar ist für. den Iı geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte lich. Für alle übrigen Theile Jerselben sin jeder Richtung 1882. XLIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 7. December. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnsen. Hr. Zeızer las: Über die Lehre des Aristoteles von der Ewigkeit des Geistes. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1882. 87 e uw w Dee ı & REIT a = u 7 f - - - En» Bun .“ [7 j 2.77 A InaULEl id 5 HBERUr SreE er Her T e R NEO ! iv,® ein, En wu 5 ie hi ia or DILAG TTV I 4 a, VEN ME ED RATRRE ER Me a Mr Te} N. AN EHRE air Eu 1 TE 3 Yv; ir m e SUR AN | I ; un ı De 2 r 6, BE‘ Ra De x Zr B AUT 1. ALL nr 10533 Über die Lehre des Aristoteles von der Ewigkeit des Geistes. Von E. ZELLER. Die Lehre des Aristoteles über den Nus gehört bekanntlich zu den Theilen seines Systems, über deren Sinn und Bedeutung die Ansichten von Anfang an am weitesten auseinandergiengen und über die bis auf den heutigen Tag in wesentlichen Beziehungen noch keine Übereinstim- mung erreicht ist. Neben der vielbesprochenen Unterscheidung der thätigen und der leidenden Vernunft ist es besonders die Frage nach der ursprünglichen Herkunft derselben, die einen Streitpunkt bildet. Die eigenen Erklärungen des Philosophen sind hier wie dort weder so erschöpfend noch so deutlich, als man wünschen möchte; sucht man sie aber durch Schlussfolgerungen aus seinen anderweitigen Annahmen zu ergänzen, so erhebt sich das Bedenken, dass es theils fraglich ist, inwieweit Aristoteles selbst diese Folgerungen schon gezogen und aner- kannt hat, theils aus verschiedenen Bestimmungen seines Systems sich für die Lehre vom Nus verschiedene, mit einander nicht immer ver- einbare Consequenzen zu ergeben scheinen. Erwägt man zudem noch das Interesse, welches sowohl die späteren Peripatetiker als die mittel- alterlichen Philosophen daran hatten, sich die schwerwiegende Stimme des Stagiriten für ihre eigenen Annahmen zu sichern — ein Interesse, das noch immer bei Einzelnen, wie es scheint, mitsprieht — so be- ‚greift es sich vollkommen, dass es ungleich leichter ist, den Zwiespalt der Ansichten über die ächte aristotelische Lehre zu erklären, als ihn zu heben. Ich hoffe daher nichts überflüssiges zu thun, wenn ich die Lehre des Aristoteles über die Entstehung des Nus, der nach ihm den höheren Theil der menschlichen Seele bildet, einer nochmaligen Erörterung unterziehe. Wie nun die allgemeinere Frage nach der Entstehung des Seelen- lebens überhaupt drei Antworten zulässt, für deren eine man sich entscheiden oder ein Mittleres zwischen ihnen suchen muss, den Tra- ducianismus, den Creatianismus und die Annahme einer Präexistenz, so gilt das gleiche auch von der specielleren nach der Entstehung der Vernunft. Man kann dieselbe entweder zugleich mit dem Leibe und 872 1034 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 7. December. 8 I j durch die gleichen Faktoren, wie diesen, erzeugt werden lassen: oder man kann annehmen, dass sie durch einen schöpferischen Akt der Gottheit zu dem Leib und den niedrigeren Seelenkräften hinzugefügt werde: oder man kann sie mit Plato. wie es sich auch mit ihrer ersten Entstehung verhalten möge, der des menschlichen Individuums, dem sie inwohnt. in ihrem Dasein vorangehen lassen. Von diesen drei Annahmen ist nun die erste bei Aristoteles, wie allgemein aner- kannt ist. durch die Natur der Sache wie durch seine eigenen Erklä- rungen ausgeschlossen: umsomehr wird darüber gestritten. welche von den beiden andern seiner Ansicht entspreche. Unter den alten Aus- legern des Aristoteles fällt für die Peripatetiker Arıstoxtes und ALr- XANDER die Frage nach dem Ursprung des Nus ganz weg, weil sie unter dem voös romrızes, um den es sich bei dieser Frage zunächst handelt, nicht den menschlichen. sondern den göttlichen Geist ver- standen wissen wollen; und ähnlich verhält es sich später mit Jan- BLICH und wer sonst noch mit ilım den Nus von der menschlichen Seele als ein über ihr stehendes Wesen unterscheidet (vergl. Phil. d. Gr. Il a 787. 796 f. b 709. 752,2), wie diess unter den mittelalter- liehen Philosophen AveErrors und seine Schule gethan hat. Sımruicrus dagegen (De anima 247.39 f.) schreibt dem aristotelischen Nus, in dem er mit Recht einen Theil der menschlichen Seele, nieht ein von ihr verschiedenes Wesen sieht. seiner Unsterblichkeit entsprechend auch Präexistenz zu, und er bezieht es eben hierauf, dass es Aristoteles (De an. III, 5. 430 a 23) nöthig finde, sich ausdrücklich darüber zu erklären, wesshalb wir uns trotz derselben unseres früheren Daseins nicht erinnern. Es ist zu vermuthen, dass diejenigen unter den Neu- platonikern. welche den aristotelischen Nus mit ihm als einen Theil unserer Seele auffassten, auch die Annahme seiner Präexistenz theilten. Die christlichen Theologen wussten sich freilich, abgesehen von Origenes und seiner Schule, mit dieser Annahme nicht zu befreunden; und so war es natürlich, dass sie dieselbe auch Aristoteles absprachen, seit dieser Philosoph eine Auktorität für sie geworden war, um ihm statt ihrer die der kirchlichen Lehre näher stehende Ansicht beizulegen, nach welcher der vernünftige Theil der menschlichen Seele von der Gottheit geschaffen wird, während der Leib und die niederen Seelen- kräfte auf physischem Weg entstehen. Diese Auffassung der aristote- lischen Lehre findet sich daher bei den christlichen Aristotelikern des Mittelalters ganz allgemein, und wird namentlich von dem grössten und einflussreichsten derselben, Tuomas von Aquino, vertreten. Unter den heutigen Gelehrten hat sich Brextano' mit Entschiedenheit zu ihr ! Psychologie des Aristoteles (1867) S. 195 ff. Urrıer's Zeitschr. f. Phil. LX (1872) S. 81 — 127. Zetrer: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1035 bekannt, während einige andere ihr nur mit Vorbehalt beistimmen'; auch Braxpıs nähert sich ihr, sofern er den aristotelischen Nus »eine unmittelbar von der Gottheit ausgehende individuelle Kraftthätigkeit« nennt”; wenn er aber zugleich daran erinnert, dass der Geist nach Aristoteles von seiner Präexistenz keine Erinnerung habe.” so ist nicht klar, wie er sich das Verhältniss dieser Präexistenz zu dem Aus- gehen von der Gottheit denkt. Ich selbst hatte in der zweiten Auf- lage meiner »Philosophie der Griechen« (II b 457) zwar eine gewisse Verwandtschaft der aristotelischen Ansicht mit dem späteren Creatia- nismus anerkannt. zugleich aber darauf aufmerksam gemacht, dass der Nus der Einzelnen nach Aristoteles nicht, wie bei jenem, zur Hervorbringung dieser Individuen neu geschaffen wird. Noch be- stimmter trat mir bei der erneuerten Untersuchung dieses Gegenstandes, zu der mich die dritte Auflage meines Werks veranlasste, der Unter- schied der aristotelischen Theorie von der creatianischen und ihre Verwandtschaft mit der platonischen entgegen, und ich suchte diese Auffassung in derselben (Ib 593 f. 573) unter Bestreitung BRENTANO 's näher zu begründen. Diese meine Ausführung hat nun den letzteren veranlasst, mir in einer eigenen Abhandlung entgegenzutreten. Indem ich die Streitfrage mit Beziehung auf diese Abhandlung einer noch- maligen Prüfung unterziehe, werde ich mich bemühen, allen in ihr gegen meine Ansicht erhobenen Einwürfen gerecht zu werden. Auf solche Erörterungen dagegen, die mit der vorliegenden Frage in keinem Zusammenhang stehen, will ich nicht eingehen: und ebensowenig auf diejenigen Wendungen, welche zwar die Überzeugung des Verfassers von der ausschliesslichen Richtigkeit seiner Auffassung aufs nach- drücklichste aussprechen, aber zu der sachlichen Begründung dieser Überzeugung, auf die es doch allein ankommt, nichts beitragen: dass eine von BRENTANO für seine Ansicht gedeutete Stelle »jeden vernünf- tigen Widerspruch verstummen mache« (S. 109), dass der von ilım »erbrachte Beweis für jede entgegengesetzte Auffassung vollständig vernichtend sei« (S. 118), dass sein Gegner »perplex vor der Absurdität der Theorie stehe, die er Aristoteles zumuthen wolle« (S. 114), dass er »das System des Philosophen in’s Unkennbare verunstalte«, ihn zu einem »verworrenen Kopfe« mache (S. 126), dass eine von ihm erhobene Einwendung, »wenn je eine der berüchtigten Distinetionen ! Vergl. Phil. d. Gr. II b 594, 3. * Handb. der Gesch. der griech.-röm. Phil. IIb 1178 3 Ebend. 1179. Gesch. der Entwickl. der griech. Phil. I, 518. Über den Creatianismus des Aristoteles. Wien 1882. Aus dem Jahrg. 1882 der Sitzungsberichte der phil.-histor. Classe der k. Akademie der Wissensch. CI. Bd. ı H. S. 95 bes. abgedr. Ich eitire nach den Seiten der Sitzungsberichte. 4 1036 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 7. December. der späten Scholastik, eine geradezu verzweifelte zu nennen sei« (S. 118) u. dergl. » Aristoteles (behauptet Brextano S. 109) lehrt, dass Gott den unsterblichen Theil der menschlichen Seele schöpferisch hervorbringe. « Aber von den drei Stellen, in denen er diese Lehre niedergelegt findet, spricht sie nicht blos keine direkt aus, sondern sie lässt sich auch aus keiner mittelbar erschliessen. Er beruft sich zunächst (S. 109 f.) auf die bekannten Worte aus der Erörterung über die Ent- stehung der Seele gen. anim. II, 3. 736 b 27: rev voiv wovov SupaSev greisıevar za Selov eivaı mevov. indem er darzuthun sucht, dass Selos hier nieht »gottähnlich« bedeute. sondern »von Gott uns geschenkt«. Denn einmal sei im vorhergehenden die Frage aufgeworfen, woher die Seele und namentlich der Nus komme, und die Antwort auf diese Frage müsse neben dem SypwSev auch das Seles enthalten; und sodann beziehe sich auch im folgenden in den Worten: wars nv oiv Wuyäs duvanıs Erepou GUMATOS EoıxXe Hexowwvnxevaı Kal TeioTepou TÜV KaRoULEUWV Grerysiwv das Selos auf den Ursprung, und somit werde es auch Z. 27 und $S. 737 a 10, wo der Nus ebenfalls zu dem Seiv in der Seele gerechnet wird, ebenso zu nehmen sein. Aber wenn das Sepuav, welches nach Arist. a. a. ©. der unmittelbare Sitz der Seele ist, ein cüua Seiorepov rÜv Ororyeiwv genannt wird, kann das Sees doch unmöglich »von Gott entsprungen« bedeuten, denn was sollte man sich unter einem Körper denken, der »mehr von Gott entsprungen« wäre, als die Elemente? sondern es bezeichnet einen seiner Natur nach göttlicheren, d. h. einen edleren, vollkommeneren Körper, wie ja sofort Z. 37 »ein dem Äther ähnlicher Stoff« (Pirıs dvaroyev cün« To TWV KoTpum crew) dafür steht; den Äther aber nennt Aristoteles gleichfalls fast mit denselben Worten eine eounıw Seisrepu xaı mporepd rourwv (die irdischen Körper) &ravruv (De eoelo I, 2. 269 a 31), offenbar nicht desshalb, weil er von Gott geschaffen ist, denn als ewig ist er überhaupt nicht geschaffen (vergl. Phil. d. Gr. II b 436, 2), sondern er ist als das vaua dei Secv »Selos yv puciw« (Meteorol. I, 3. 339 b 25). Dieses Argument würde sich daher geradezu umkehren, so dass man sagen müsste: da Seios 736 b 3ı nicht das von Gott geschaffene, sondern nur das gottähnliche bezeichnen könne, so werde es auch Z. 28 und 737 a ro nichts anderes bedeuten. Um nichts stichhaltiger ist aber auch Brexrano’s erster Beweis, auf den er das Hauptgewicht legt. Wenn der Nus Seics genannt wird, soll diess nur auf seinen Ursprung bezogen werden können, weil es sich in der vorliegenden Erörterung eben darum handle, woher die Seele stamme. Aber warum sollte der Satz, dass der Nus göttlicher Natur sei, in einer Erörte- rung über seinen Ursprung nicht vorkommen können? »Solche Prin- Zerrer: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1037 eipien, hat Aristoteles 736 b 22 gesagt, deren Wirksamkeit eine körperliche ist, können nicht ohne Leib sein, also auch nieht von aussen in den Menschen eintreten« (Were zul Supadev zisıtvaı delvarev). Wenn er nun fortfährt: »Es bleibt demnach übrig. dass der Nus allein von aussen her eintrete und allein göttlich sei: denn an seiner Wirksamkeit hat keine körperliche Wirksamkeit theil:«' was hindert uns, diess so aufzufassen, dass das Selov eivaı uovov dem aveu GWuaros ddivarov Umapyzw Z. 23 ebenso entspricht, wie das SupuSev Ersisıevaı dem SupxSev eisıevar Z. 24, und das oöIev yap -— Evepyein dem &owv Yap oT dpy@v 1 Evepysıa owuarızy: »Da der Nus allein in seiner Wirk- samkeit mit dem Leibe niehts zu thun hat, kann er allein von aussen kommen und die gottähnliche Natur, welche er haben muss, um von aussen kommen zu können, sieh nur bei ihm finden?« Ja, der aristo- telische Sprachgebrauch erlaubt nur diese Erklärung. Unter allen den Stellen, welche der Boxızz’sche Index unter Seos anführt, findet sich keine einzige, in der diesem Wort als solchem die Bedeutung »von Gott hervorgebracht« oder »von Gott geschenkt« zukäme,” und auch Brentano hat keine nachzuweisen vermocht; das Seicv wird vielmehr von dem Sesreurrov ausdrücklich unterschieden.” Um so weniger haben wir ein Reeht, jene Bedeutung einer Äusserung aufzudrängen, in der die gewöhnliche einen ganz guten Sinn gibt. Einer zweiten Belegstelle, die er für sich anführt, Eth. VII. 14. 1162a 4 ff.. schenkt Brextano selbst (S. 112) kein grosses Ver- trauen, und er hat dazu allen Grund. Denn für's erste wird hier nicht, wie er angibt, von den Eltern und den Göttern. sondern nur von den Eltern gesagt, sie seien uns airısı rod eivaı. Es heisst nämlich: red yap eivaı xaı rpadAvaı alrıcı xal Yevonsvas To) madevFäAvau; für die Ernährung und Erziehung der Kinder sorgen aber doch nicht die Götter, sondern die Eltern. Wenn daher im vorhergehenden steht: gorı Ö’ 4 mev mpos yoveis dılıa Tewvas, Kal dvSpwrras pos Seovs, ws mpos ayadev xal ÜMEDEX,oV, so hat man die Worte; xui dvSp. mp. Seovs, wenn man sie auch nieht mit Rausaver auswerfen will, jedenfalls parenthetisch zu fassen, so dass der Sinn der gleiche ist, wie wenn es hiesse: worep dvSe. me. $. Würden aber auch die Götter ‚ebenso, wie die Eltern, Urheber unseres Daseins genannt, so sollen ja, auch " Reizeran de (wofür ich aber ör vorschlagen möchte) dv vo3v wovcv SugaSsv errsisievee za Telor give novon odSE yag @urod En Evepyeice zomuwer FUNAFLLN Evegıyeu. ® Ausdrücke, wie See nag« (Eth. N.], ı0 Anf.), Sea airıa (Eth. X, 10. 1179b 22), bilden natürlich keine Gegeninstanz, denn bei diesen wird der Begrift der Causalität nicht durch das Adjectiv Setos, sondern durch das mit ihm verbundene Substantiv bezeichnet. ‘ SIEth.ONAT, 10. 1099 a 14 (aus Anlass der Frage, ‘ob die Eudämonie von einer ei CS > 55 © ’ = TE nero herrühre): dheuivsrcı I Pr ei m Seors ROSS ETFW ee... TU DIEISTRTEV Evo, 1038 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 7. December. nach Brexyrano, die Eltern den Nus nicht hervorbringen, man könnte daher aus dieser Zusammenstellung unmöglich schliessen, dass die Götter ihn hervorbringen. Aber welches Recht hat man überhaupt, das, was Aristoteles von den Göttern sagt, ohne Abzug auf seinen Einen Gott, die Prädikate, welche er einem seiner Ansicht nach in der Wirklichkeit gar nicht existirenden Subjekt beilegt, auf ein anderes, im höchsten Grade reales Subjekt zu übertragen?" Um so entscheidender sollen nach BrENTANo (S. 113 £.) die Worte De an. Ill, s. 430a 19 f. sein, welche in unserem Text am Anfang des 7. Kapitels noch einmal vorkommen:* ro 0’ züro &orw % zur £vepyeızv Emiormun TO Modyuarı n de Kara Ölvamıy povw Tporepa Ev TD Evi, 6Aws de cüde (al. eü) Xeevw. Inwiefern aber diese Worte eine Entstehung des menschlichen Nus durch göttliche Schöpfung beweisen könnten, ist mir durch seine jetzige so wenig, als durch seine frühere Auseinandersetzung (Psychol. d. Arist. 182 f.) klar geworden. Brexrano glaubt das oAws de oüde xpevw nebst dem c. 5 sich daran anreihenden: &Ar oüx, öre EV voel oT Ö’ov vor (sc. © vods oder To voodv) auf die ununterbrochene Denkthätigkeit Gottes beziehen zu müssen. Schon diess ist aber keines- wegs sicher. Zunächst bedeuten die Worte, um die es sich handelt, nur dieses, dass in dem Einzelnen zwar die Anlage zum Denken der wirklichen Denkthätigkeit vorangehe, dass diess aber eben nur von dem einzelnen menschlichen Denken gelte, nicht aber von dem Denken im allgemeinen, dem Denken als solchem, abgesehen von seiner indivi- duellen Erscheinung; Tuexistıus (De an. 183, 26 Sp.) erklärt das &rws durch &rAus. Fragen wir aber, wo dieses unausgesetzte Denken vor- komme, so wird man allerdings in Aristoteles’ Sinn an den göttlichen Nus denken dürfen; man ist jedoch nicht gezwungen, sich auf diesen zu beschränken, sondern das gleiche wird von jedem körperfreien Nus gelten müssen, da sich nicht absehen lässt, was einen solchen an dem fortwährenden Denken hindern könnte, da er keine U?m und somit nichts blos potentielles an sich hat. Sollte sich daher aus ander- ! Man vergl. hierüber Phil. d. Gr. II b 372, 3. 389, ı. 792 ff. Wesentlich anders verhält es sich in dieser Beziehung Eth. X, 8. 1178 b 8 Mi Wenn hier gezeigt wird, dass man den Göttern keine rg«£e 1 beilegen könne, und Aristoteles daraus folgert, dass n ToU Ieou Eve zgysıc Sewonrien a ein, so werden nicht Attribute der Volks- götter auf den aristotelischen Gott übertragen, sondern umgekehrt solche, die der Volksglaube ihnen beilegte, auf Grund aristotelischen Gottesbegriffs ihnen abge- sprochen, und dann liess sich freilich dieses von den Seo: erwiesene auch auf den Szos anwenden. ® Ob diese Wiederholung von Aristoteles selbst oder (wie ich mit Torswrık annehme) von einem Glossator herrührt, ist für die vorliegende Untersuchung so gleich- gültig, dass zu Brenwano's Behauptung (S. 114, 1), ich wisse meine Auffassung der aristotelischen Stelle nur durch Auswerfung der fraglichen Worte im 7. Kapitel zu schützen, schlechterdings kein Grund vorlag. Zetrer: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1039 weitigen Erklärungen unseres Philosophen ergeben, dass er die ein- zelnen Menschengeister ihrem höheren Theile nach schon vor dem gegenwärtigen Leben existiren lasse, so würde auch bei ihnen wäh- rend dieses körperlosen Lebens dem aktuellen Denken kein blos potentielles vorangehen; und die »Absurdität der Theorie«, die man Aristoteles damit zumuthete (Br. ı 14), würde uns nicht verhindern dürfen, sie ihm zuzutrauen, so lange wir wenigstens nicht von der scholastischen Voraussetzung ausgehen, dass Aristoteles nichts für wahr gehalten haben könne, was wir nicht dafür halten: denn ein körper- freies Dasein des Nus vor diesem Leben ist gerade so denkbar, als ein solches nach demselben, das letztere behauptet aber auch Brentano (Psychol. d. Arist. 128 f. u. ö.) entschieden als aristotelisch. — Doch wenn auch das oAws oude %govw sich ausschliesslich auf das göttliche Denken bezöge: wie und wesshalb könnte daraus folgen, dass der Nus des Menschen von Gott geschaffen sein müsse? Desshalb, ant- wortet Br. (S. 114 f. Psychol. 182 f.), weil nach Aristoteles »alles Seiende von etwas Synonymem hervorgebracht wird«, also auch der Nus nur von einem Nus — der menschliche von dem göttlichen — hervorgebracht sein kann. Allein wenn auch Aristoteles Metaph. XII, 3. 1070 a 4 sagt: Exdorn &x ouvwvuncu yıyverdi A cvaıs, so liegt doch auf der Hand, und es ergibt sich auch aus dem folgenden augenfällig, dass dieser Satz eben nur von dem gelten soll. was überhaupt ent- steht, dass er somit in der hier vorliegenden Fassung nur dasselbe besagen will, wie in den anderen, zum Theil von Brentano selbst angeführten, welche ihn ausdrücklich auf alles Entstehende be- schränken;' den Unsinn dagegen, auch die unentstandenen Wesen aus anderen gleichnamigen entstehen zu lassen, wird natürlich niemand Aristoteles aufbürden. Nun behauptet aber die Ansicht, die BRENTANo widerlegen will, von dem Nus gerade dieses, dass er nach Aristoteles zu den ewigen, unentstandenen Wesen gehöre. Wollte er daher nur zeigen, dass der Nus nach Aristoteles, falls er entstanden ist, von einem anderen Nus hervorgebracht sein müsse, so würde er be- weisen, was niemand bestreitet; will er andererseits eben dieses von dem Nus unbedingt darthun, so setzt er gerade die Hauptsache, das Entstandensein des Nus, stillschweigend voraus, und seine ganze Beweisführung bewegt sich in einem greifbaren Zirkel. So wenig es ihm aber gelungen ist, das, was er für Aristoteles’ Ansicht hält, bei diesem selbst nachzuweisen, so wenig hat er auch a , Dean: 1,27: 4312 3: Errı yag £E, Zvrere NEY EIG avros mavra 7 yıyıonsıc. x AN Metaph. IX, 8. 1049 b Er arav Fo yeyvonsevov yiyyercı E2 FWwos rı za Umo FIWogS zu FoUro Tu eds ro auro. VII, 7. 1032b 30: aöuveerov YeverTen si unSev FeoUmaERY,01 Usa4St: 1040 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 7. December. die Gründe entkräftet, welche die von ihm bestrittene Auffassung empfehlen. Fassen wir hiefür zunächst die eigenen Äusserungen des Philo- sophen in's Auge, so kommen in erster Reihe die zwei vielbesprochenen Stellen aus den Schriften über die Entstehung der lebenden Wesen und über die Seele in Betracht, mit denen sich auch Brentano S. 101 fl. auf’s neue beschäftigt. De gen. anim. Il, 3. 736b 5 wirft Aristoteles die Frage auf: wann, in welcher Weise und woher diejenigen Wesen, welchen der Nus inwohnt, denselben bei ihrer Entstehung erhalten? Auf diese Frage, bemerkt er nun, liessen sich verschiedene Antworten geben: man könne entweder annehmen, dass die sämmtlichen drei Arten von Seelen (die ernährende, empfindende und vernünftige) bei der Bildung des Fötus neu entstehen, oder dass alle schon vorher existiren, aber jetzt erst in den Fötus eintreten, oder dass bei den einen jenes, bei den anderen dieses der Fall sei;' man könne sie ferner entweder in der ü2 (d. h. den Katamenien, die nach Aristoteles der Stoff des thierischen Leibes sind) sich bilden, oder in diese bei der Zeugung in dem männlichen Samen herein- kommen lassen; und in diesen könnten entweder sie alle von aussen kommen, oder keine, oder nur ein Theil von ihnen. Dass nun nicht alle Arten von Seelen präexistiren können, sei einleuchtend; denn die- jenigen, deren Wirksamkeit sich auf den Leib beziehe, können nicht ohne Leib sein, also auch nicht von aussen her in ihn kommen. Der Nus allein komme somit von aussen und er allein sei ein Göttliches.” Aus dieser Darlegung ergibt sich nun (wie ich schon Phil. d. Gr. Ib 573 bemerkt habe) mit voller Bestimmtheit, dass Aristoteles so- wohl hinsichtlich des Nus als hinsichtlich der niedrigeren Seelentheile auf die Frage, wie wir zu ihnen kommen,” überhaupt nur zwei Ant- worten für denkbar hält: ı. das wn cucas mporEpov eyyıveodaı und 2. das mpeürdeyew. Denn er stellt an die Spitze seiner Ausführung den Satz, dass entweder das eine oder das andere der Fall sein müsse, EN EMO YZE 15: auayzenav de yraı um eurws meoregov eyywerTan FaraS (se. as Yuyas), ı 7 Taras ‚FEOÜrRpYEUTas, 4 raus mv res de m. Das? eyyıverı Tcı bezeichnet hier, wie schon das un oUr«s mgoregov eyywer>c zeigt, nicht ein Hereinkommen, das FüguTer ayyiverZca ist vielmehr nur eine von den hier aufgeführten Arten des dieses für sich allein dagegen bedeutet nur: ywsrScı &v ur (im vorliegenden Fall: Tu swuacrı bezw. 70) gu oder ru zunacrı) ; vergl. De an. I, + 408a 20, wo Eimpedokles die Frage entgegengehalten wird: moresgor od 6 Aoyos es nn N N WarAoV Eregon Ti oür« eyyiverat reis Di ones; 2 2 2.21: orı neu Fein vu ou, olov ve Faras mpoÜmagye em, pavegov erzw 22 Tun Forourum. ou ag Esrw ‚aoyav nE Evegyeue a un, 72 ov er TaUrees aveu TWIART Se aövver ov Umagyeın, orov en dvev mool. Were zu SüpaSev eirıewar advvarov.... Astrercı U S. W.5 S. 0. St 1037, 1. E AN pe ar f 3 i 3 ForE zu muc uerarunlersı zur moTer ve WErEYoVTE Faurns rs oyrs (736 b5). ZELLER: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes, 1041 und die Annahme eines dritten möglichen Falles würde nicht blos seinen Worten widersprechen, sondern auch die Beweiskraft seiner ganzen Argumentation aufheben. Hierüber ist daher auch Brextano (S. 105) mit mir einverstanden. .Aber er meint, unter das u% olcas TpOrEpov eyyıveoScı lasse sich auch die Annahme subsumiren, dass der Nus »während der Entwicklung des Fötus und bei einer gewissen Reife desselben schöpferisch von Gott hervorgebracht werde.« Allein der Zusammenhang verbietet diese Deutung unbedingt. Nach meiner Auffassung sagt Aristoteles: dass alle Seelentheile präexistiren, sei unmöglich, denn diejenigen, deren Thätigkeit sich auf den Leib be- zieht. können nicht ohne einen Leib sein, also auch nicht von aussen hereinkommen; es bleibe mithin nur die Annahme übrig, dass der Nus allen von aussen hereinkomme. Diess ist vollkommen korrekt und verständlich, wenn der Sprechende dabei von der Voraussetzung ausgeht, dass nur solche Seelentheile von aussen her in den Menschen kommen können, die vor der Entstehung: seines Leibes schon vor- handen sind. Dann haben wir den Schluss: »da die Thätigkeit der ernährenden und empfindenden Seele an einen Leib geknüpft ist, können sie nicht präexistiren und also auch nicht von aussen herein- kommen; nur der Nus kann dieses beides, weil seine Thätigkeit mit der des Leibes nichts zu thun hat;« und gegen diesen Schluss lässt sich, die Prämissen zugegeben, nichts einwenden. Brentano dagegen lässt den Philosophen sagen: da die niederen Seelentheile an den Leib gebunden sind, können sie weder präexistiren, noch von aussen herein- kommen, der Nus dagegen komme, ohne zu präexistiren, von aussen herein, weil er keine Beziehung zum Leib habe. Bei dieser Erklärung wäre die Bemerkung, dass die niederen Seelentheile wegen ihrer Ver- bindung mit dem Leibe nicht präexistiren können, nicht blos zwecklos, sondern geradezu irreführend, denn der Nus, der in keiner Verbindung mit dem Leibe steht, soll ja nach Brentano gleichfalls nicht prä- existiren; statt des cuy, olov re ra0as mpoumdoy,ew, hätte Aristoteles, wenn er seine Meinung nicht ausdrücklich verbergen wollte, sagen müssen, oüdemiav olov re mpoümdoysw; er hätte es ferner irgendwie begründen müssen, dass auch der Nus, der keine Beziehung zum Leibe hat, trotzdem nicht präexistire; er hätte aber auch seiner ganzen Ausein- andersetzung nicht den Gegensatz des un oUows mporepov Eyyweosau, und des mpsÜmapyoUcds eyyweoSaı, sondern den der Entstehung dureh Zeugung und des SupwSev eioıevaı zu Grunde legen müssen, denn nur dieser hätte für dieselbe eine reale Bedeutung; jedenfalls aber hätte er, wenn er von jener Eintheilung ausgieng, dann innerhalb ihres ersten Gliedes (des un oVoas mpSTEDov eyyweoau) unter den niebtpräexistirenden Seelen- theilen den Unterschied zwischen denen, welche durch Zeugung ent- 1042 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 7. December. stehen. und denen, die von aussen hereinkommen. hervorheben müssen. Wenn er in Wirklichkeit von diesem allem das Gegentheil thut, so ist «liess ein entschiedener Beweis dafür, dass die Annahme, der Nus könne von aussen kommen, ohne zu präexistiren, ihm fremd war.‘ Er sagt ja aber auch 737 a 7f®& vergl. 736 b 33f. mit klaren Worten, dass der Keim der Seele, und zwar bei den Wesen, welche das Göttliche (den Nus) in sich haben, auch der vom Leih trennbare Theil dieses Keimes, im männlichen Samen (in den er nach S. 736 b 19, 27 SvgaSev gekommen ist) in den mütterlichen Leib übergehe. Darüber lässt uns daher schon diese Stelle nicht im Zweifel, dass der Nus nach Aristoteles desshalb von aussen in den Menschen kommt, weil er schon vor der Bildung des menschlichen Leibes und der ihr gleichzeitigen der niedrigeren Seelentheile existirt, durch den Zeugungsakt nicht erst hervorgebracht, sondern nur in das sich bildende menschliche Individuum übertragen wird. Dagegen sagt diese Stelle nichts darüber aus, wie lange vor diesem Zeitpunkt der Nus schon existirt hat. Sie würde daher für sich genommen den, welcher unsern Philosophen um jeden Preis zum Creatianer machen wollte, an der (sonst freilich ganz haltlosen) Vermuthung nicht hindern, dass der vernünftige Theil der menschlichen Seele nach Aristoteles zwar dureh einen göttlichen Schöpfungsakt entstehe, dass aber sein Keim nieht erst in den Fötus während seiner Entwiekelung im mütterlichen Leibe, sondern vorher schon in den väterlichen Samen gelegt werde. Indessen wird auch dieser Ausweg durch die Stelle De anima II, 5 abgeschnitten. Nachdem Aristoteles hier den Unterschied des thätigen und des leidenden Nus, leider nur zu kurz, auseinandergesetzt hat, sagt er von dem ersteren: »Und dieser Nus ist körperfrei. keines Leidens (und keiner Veränderung) fähig und mit keinem anderen vermischt, ' Auch Brenxwano selbst kann sich nicht verbergen, dass es bei seiner Erklärung nicht möglich ist, in unserer Stelle einen befriedigenden Zusammenhang zwischen dem früheren und dem späteren herzustellen. Aber statt sich dadurch zu Zweifeln an der Richtigkeit dieser Erklärung veranlasst zu finden, schiebt er die Schuld auf Aristoteles, der »mit der ihm eigenen Kürze und Nachlässigkeit keine Sorge getragen habe, die S. 736 b 15—20 aufgeworfenen Fragen und die Antworten darauf (21—29) genau einander anzupassen. « (S- 107.) 2 ro d8 FrS yours ut, ev u TUVRTE Eoyercı vo TTE egınce 775 Luxus GENNS» vo 1a8V Ko gırrau ov vov TWIARTOS Oro Zumegruu av Era 70 Terov (F oLolros Öerrıv 6 [e] HRroUMEVOE voüs) 0 Ö'ayagırrov u. s. w. Vergl. Phil. d. Gr. IIb 483,4. 593. Die Deutung dieser Worte, welche Brentano (S. 107 und früher Zeitschr. f. Phil. LX., 126) versucht, ist sprachlich und dem Sinne nach so unmöglich, dass mir ihre eingehendere Wider- legung entbehrlich zu sein scheint. Was er unter dem TER 77 buyuzns aEyns Yagırrov (bezw. ayngızrov) ro) swu«res verstehe, hat Arist. 736b 22—29 so deutlich gesagt, dass es schwer ist, es zu verkennen. ZELLER: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1043 da er seinem Wesen nach Wirklichkeit ist (also kein duvaueı öv, ‚keine Materie zum Substrat hat). Denn das Thätige steht immer höher als das Leidende, und das wirkende Prineip höher als der Stoff. Wenn er aber (vom Körper) getrennt ist, so ist er nur das, was er ist, und dieses allein ist unsterblich und ewig. Wir haben jedoch (von diesem körperfreien Dasein) keine Erinnerung, weil dieser Nus leidenslos, der leidende dagegen vergänglich ist, und er (der thätige Nus) ohne diesen (den leidenden) nichts denkt.«' Dass der thätige l 4302 17: Hal oUroc 6 vous Yugırros za amaSys za See ca ovric WU Bugo aysıc (dass so. und nicht Zvepysik, zu lesen ist, zeigt BELGER in der 2. Aufl. des Trendelen- burg‘ schen Commentars 2. d. St. nach Bonırz Ind. arist. m 2). ae ya Tunwregov Fo Foiolv ro) masy,ovros zn y aaym Ts Uns. Fo Ö’ auro karıw... vos ? (die S. 1038 ange- führten, hier nicht weiter zu besprechenden W orte). yayırSes $ erri Iovov Su om2g ETTi, za FoUro movov aSaerov zer cidıor. Ov umaovevone v.öt, orı rouro juev ara Sec ö s meSnrızos vous bSagros, zu dveU rourou ouSev vos. Ob man das zu ovros am Anfang dieser Stelle übersetzt: »und dieser Nus,« oder mit Brexrano: »auch dieser Nus.« hat auf die vorliegende Untersuchung keinen Einfluss; ich habe jedoch schon Phil d. Gr. IIb 571. 577 gezeigt, dass nur die erste von diesen Erklärungen zulässig ist, weil bei der anderen nieht blos dem Satz z«ı oVros u.s.f. die grammatische Verbindung mit dem vorhergehenden fehlte, sondern auch dem Aristoteles ausser dem thätigen Nus noch ein weiterer, der gleichfalls eraSys u. Ss. f. wäre, zugeschrieben werden müsste, ein solcher aber ihm durchaus fremd sei. Wenn Brexrano (S. 99) auf den ersten von diesen Einwürfen antwortet, bei Aristoteles könne ein solches Asyn- deton nicht Wunder nehmen, so hätte er wohlgethan, diess durch Beispiele zu belegen. Was den zweiten Punkt betrifft, so behauptet Brexrano zwar fortwährend, dass Aristoteles neben dem thätigen und leidenden auch noch einen von diesen beiden verschiedenen »aufnehmenden« Nus kenne. Aber das Recht zu dieser Deutung von De an. III. 4, das ich ihm bestreite, auf exegetischem Weg nachzuweisen, hat er nicht versucht; wenn ich bemerke, dass nach unserer Stelle der thätige Nus allein Awgırros, idros u. s. f. sei, so behauptet er, »von diesem »»allein«« sei bei Aristoteles nichts zu finden, es sei einfach von Zeit ER eingeschoben,« was denn doch angesichts der Worte: roüro novov aSaverov za aidıov etwas stark ist; schliesslich sucht er gar aus dem Zusatz: «et yag rumregov u. 8. f. zu beweisen, dass »wie das wirkende so auch das aufnehmende Prineip der Gedanken« ywgrrov u. s. f. sein müsse, denn Aristoteles könne doch unmöglich den albernen Schluss machen: »der aufnehmende Verstand ist eorruptibel, das wirkende Prineip ist höher, als das aufnehmende, also ist es incorruptibel;« es gebe ja auch innerhalb des Corruptibeln einen Rangunterschied Aber wer zwingt uns denn, den Philosophen diesen Schluss machen zu lassen? Das rıuwregov u. Ss. f. braucht ja gar nicht den Grund anzugeben, aus dem Aristoteles erschliesst, dass der ‚Nus Ywgıros u. s. f. ist (dieser Grund liegt für ihn, wie aus De an. III, 4 und dem S. 1040 f. angeführten hervorgeht, darin, dass sich seine Thätig- keit auf nichts körperliches bezieht); sondern es bezeichnet jene Eigenschaften einfach als eine Folge seiner höheren Natur und besagt dem Sinn nach dasselbe, wie wenn es hiesse: »wie ja überhaupt das Thätige höher steht, als das Leidende.« Wie unstatt- haft Brexrano’s Erklärung dieser Worte ist, zeigt schon der Ausdruck roV raryovros. Statt diesen auf den Nus r«Syrızos zu beziehen, auf den er allein bezogen werden kann, deutet er ihn auf den von ihm ersonnenen »aufnehmenden« Nus (m«rysw heisst aber nicht: »aufnehmen«, sondern »leiden«, und dieses beides fällt so wenig zusammen, dass der Nus De an. III. 4. 429a ı5 zugleich @r«S7s und dszrızos roU eidous genannt, und Metaph. XII, 7. 1072b 22 selbst der göttliche Nus, dem doch sicher kein Leiden zukommt, zu dem öszrızov roö vorrod gerechnet wird), und er legt damit dem Philo- 1044 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 7. December. Nus hiemit nieht blos als unvergänglich, sondern auch als unent- standen beschrieben werden soll, liegt schon in den Worten »unsterb- lich und ewig«. Denn ewig (didiss) nennt Aristoteles, im Unter- schied vom Vergänglichen (dem &$aprev) dasjenige, dem das Sein vermöge seiner Natur, also mit Nothwendigkeit, zukommt, dessen Dasein daher ebensowenig einen Anfang als ein Ende hat. »Was noth- wendig ist, sagt er, das ist ewig, und was ewig ist, das ist noth- wendig." Was daher ewig ist, von dem ist es undenkbar, dass es nicht sei”, es hat mithin weder einen Anfang noch ein Ende’, und die Anfangslosigkeit wird an dem Ewigen so gut wie die Endlosig- keit als unterscheidendes Merkmal hervorgehoben. »Es ist ungereimt oder vielmehr unmöglich, von einer Entstehung des Ewigen zu reden«.' "Aidios steht daher gleichbedeutend mit &yevnroes’ und wird dem Ge- wordenen in contradietorischer Disjunktion gegenübergestellt®. Dieselbe Bedeutung des &idiev ist auch De an. II, 5. 4304 23 zu vermuthen; denn nur dann steht es neben dem dSavzrov nicht müssig, wenn es ebenso die Anfangsiosigkeit bezeichnet, wie dieses die Endlosigkeit, und auch das unmittelbar folgende (ed wnwovevouev de u. s. f.) spricht, wie wir sogleich finden werden, entschieden für diese Erklärung. Indessen würde es in der Sache selbst keinen wesentlichen Unterschied machen, wenn man dem didiv hier die Bedeutung des Endlosen, die es allerdings auch hat, geben, und somit nur einen anderen Ausdruck für das &9avarov darin sehen wollte. Denn es ist ein feststehender Grundsatz des Aristoteles, dass Anfangs- und Endlosigkeit sich gegen- seitig bedingen, dass daher nichts, was entstanden ist, ein d&idıov im Sinn der endlosen Fortdauer sein könne. »Dass die Welt entstanden, sophen statt des »albernens Schlusses, gegen den er ihn in Schutz nehmen will, den . . . r U » 3 it . gewiss nicht besseren in den Mund: wenn schon das rary,ov ein «ra >es ist, müsse es das zoıoVv noch viel mehr sein. s z ! Gen. et corr. I, 11. 337b 25: vo ‚a2 2E auceyans zu ası auge. & Beni 1773 avayın ouy, 00V TE 7 eier wor & Erw ee an @yans, aidıov & EecrTi, za & aidıov, 2 eE avaypans. Vgl. part. an. I, ı. 639b 23: Ümapysı de TO mev wrrAns (SC. aucyacacn) rors ardıcıs u. 8 f. ® Metaph. xIv. 2. 1088b 23: 17 aidıov ro Evdsy,olasvov 1m eier, Eingehend be- weist Arist. Metaph. IX,28: 1050b 7 . dass jedes blos Bra on, ‚jedes Evdey,orevov un eivn, ein pSagrov, kein ardıov sei. nkber gen. an. I, . 731b 24: Zmsı yag Errı 7 1Ev aidrce za Sea Tau Ovrum, v@ Ö Eväey one zur we zu un eivan, 3 Eth. MiRES: ı139b 23: re yag eE avayans dur AmADS mavree ceiduce (vgl. vorl. Anm. )> 7 8 aidıc ayeınra Ha abs Tapra. * Metaph. XIV, 3. 1091 12: aromov de zur yevezıv moelv (SC. rav agı Sum) and ovruv, MEAA0V 6° Ev rı TmV aduveru. 5 Z. B. Metaph. III, 4. 999b 5: wenn es kein «iörov gibt, kann es auch keine yeverıs geben, denn es muss etwas geben, was, und etwas, woraus das Werdende wird, ac Fourum 70 EIY,arov ayeunrov. $ Meteorol. II, 3. 356b 7, wo die zwei Sätze: eireg o Zoos Yeyovev, und: ‚emep aidıov ro m&v ein Dilemma bilden; ähnlich gehen I, 14. 353a ı5 die Worte: To 0Aov aidıov auf die Anfangslosigkeit der Welt. ZELLER: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1045 aber doch zugleich von ewiger Dauer (didiss) sei, sagt er De coelo I, 10. 279b ı5. 280a 10, ist unmöglich.« »Denn die Erfahrung be- weist, dass alles, was entstanden ist, auch vergeht.« Und dass es sich nieht blos thatsächlich so verhalte, sondern sich auch gar nicht anders verhalten könne, zeigt er im ı2. Kapitel in einer ausführ- lichen Auseinandersetzung, welche nicht allein über die Welt, sondern über alles Seiende überhaupt das Ergebniss gewinnt: was immer ist, sei schlechthin unvergänglich und ungeworden, alles dagegen, was entstanden ist, auch vergänglich, und es sei gleich unmöglich, dass ein gewordenes ewig daure, und dass ein unge- wordenes vergehe,. da nur das ewig dauern und nur das anfangslos sein könne, das seiner Natur nach das Entstehen und das Vergehen gleich unbedingt ausschliesst.' Es ist daher für die vorliegende Frage von keiner Erhebliehkeit, ob man in der Stelle De anima III, ‚5 das didtos mit »unvergänglich« oder mit »ungeworden« übersetzt, oder diese beiden Bedeutungen darin vereinigt sieht: bei der zweiten und dritten von diesen Auffassungen wird dem Nus ein Anfang seines Daseins direkt abgesprochen, bei der ersten indirekt, aber ein gewor- denes, und wäre es auch durch göttliche Schöpfung geworden, würde Aristoteles, seinen bestimmtesten Erklärungen zufolge, niemals ein didıov genannt haben. — Nur auf das frühere Dasein des Nus kann sich aber auch der Zusatz: cÜ wvnwovevouev de u. s. w.? beziehen. Brentano’ glaubt zwar, Aristoteles mache diesen Zusatz nur, um »den Einwurf zu beseitigen, der aus der allbekannten Thatsache, dass oft und namentlich mit der sinkenden Kraft des Leibes das Gedächt- niss leidet, ‘gegen die so eben behauptete Unsterblichkeit und Unver- gänglichkeit des intellectiven Theils sich erheben liess.« Allein diese Ausdeutung findet in unserer Stelle selbst so wenig Anhalt, dass sie ihrem Urheber nur von der Verlegenheit eingegeben sein kann, in die ihn die Unvereimbarkeit der richtigen Erklärung mit seiner crea- e \ 1 28ıb 25: arav ap ro «si dv amru6 apSagrev' Omolus ÖE zu yeunrov. 2824 22: nAov de ze orı, & yeımrov N PIugrov , 00% aidıov. Ebd. 31: TO TE ayaumzov ap Iag- Fov zu To apSaprov aryev Bir% 283 a 20: aöuverrov 9 7 yevous EraU more apSagrev Ti Önct- Tereiv, n ayzımrav ov ar ‚ae IHEOEEOOM, ov PIagrvan. oUden yag amo FoU RUTOLATOU our” apFwgrov oUr ayeımrov oiov F eiver, sondern was irgend einmal vergänglich oder un- vergänglich ‚ist, muss diess vermöge seiner Natur, also auch. immer sein; @öuvarov ‚ügu um av. ers Yoregov audsov eivenı. 283b 18: aölverov y aidıov ov meorEgoV PIapivan Urrs- ov, n meOrEgov Pe Uoregov «idıov ever, denn jedes yeımrov und PIugrov sei ein ver- änderliches, und jedes veränderliche bestehe aus Entgegengesetztem, durch das es hervorgebracht und zerstört werden. ® Über dessen grammatische Erklärung Phil. d. Gr. I b 574 4- ® S. 102. Psych. d. Arist. 206. 209. Ihm folgt Burringer, Arist. Nus-Lehre. (Dill. 1882.) S. 42: »Wir erinnern uns nicht; an was? Natürlich an das, was uns gegebenen Falls nicht mehr einfällt«. 1046 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 7. December. tianischen Hypothese versetzte. OU wvnuovedauev de soll bedeuten: »Es kommt nun aber der Fall vor, dass unser Gedächtniss leidet«. Es bedarf keines Beweises, dass die Worte, so wie sie lauten, dieses nicht besagen und nicht besagen können: und der Satz von der Ewigkeit des Nus konnte auch nicht zu dem Einwurf Veranlassung geben, das Gedächtniss sei doch der Vergänglichkeit unterworfen, da diese auch den Thieren zukommende Seelenthätigkeit nach aristo- telischer Lehre mit dem Nus gar nichts zu thun hat; ihr Sitz ist ja (De mem. ı Schl.) das pwrov aioDyrızov.' Die fraglichen Worte können sich vielmehr, ihrem Buchstaben wie dem Zusammenhang nach, nur auf eine solche Erinnerung beziehen, von der es scheinen könnte, sie müsste sich aus der Unsterblichkeit und Ewigkeit des Geistes ergeben, die uns aber fehlt; entweder darauf, dass wir uns im gegen- wärtigen Leben des früheren, oder darauf, dass wir uns in dem künftigen des gegenwärtigen nicht erinnern. Auch von diesen Er- klärungen hat aber die zweite, so verbreitet sie früher war und noch ist, entscheidende Gründe gegen sich. Schon das Präsens umuevevcuev weist darauf hin, dass es sich hier nicht um etwas handelt, von dem der Redende annimmt, dass es in einem künftigen Leben eintreten werde, sondern um etwas, das uns durch gegenwärtige Erfahrung bekannt ist. Nur ein solches können wir aber von Aristoteles über- haupt besprochen zu sehen erwarten: über einen Zustand, von dem uns jede erfahrungsmässige Kenntniss fehlt, eine Betrachtung anzu- stellen, liegt nicht in seiner Art, und dazu gab ihm der Zusammen- hang keine Veranlassung. Da sich endlich der Satz, dass der thätige Nus ohne den leidenden nichts denke (&vev rourov oüSev vor), nur auf die Zeit, in der beide verbunden sind, also nur auf das gegenwärtige Leben beziehen kann, so würde sich bei der Beziehung des unwovevouev auf das künftige der Übelstand ergeben, dass von den beiden so nahe verbundenen Präsensformen wvnwovevouev und veoe die eine auf die Zu- kunft, die andere auf die Gegenwart gehen müsste. Eine ungezwungene und dem Zusammenhang entsprechende Erklärung unserer Worte °* * Anders verhält es sich mit der von Brentwano für sich angerufenen Ausein- andersetzung De an. I, 4. 408 b ı8 ff. Hier wird die Incorruptibilität des Nus aus dem Umstand erwiesen, dass er auch durch das Alter nicht leide; und da diesem Beweis- grund die Abnahme der Denkthätigkeit (des vosiv und Sewgeiv) im Alter entgegenzu- stehen scheint, wird bemerkt: diese rühre nicht von einem Leiden des Nus selbst her; bei den übrigen Geistesthätigkeiten aber, die im Alter abnehmen, sei er überhaupt . nicht betheiligt, weder bei dem dtwosis>e: noch bei dem (prev 9 nıreiv, diese seien nicht Zustände des Nus, sondern des Subjekts, das ihn besitzt, und desshalb höre auch das uunmovevew und ireiv auf, wenn dieses Subjekt leide. Nicht das Gedächtniss, sondern das vosiv und Sewgeiv ist es nach dieser Stelle, dessen Abnahme als Instanz gegen die Apathie des Nus gebraucht werden könnte. ZELLER: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1047 erhalten wir nur dann, wenn wir sie davon verstehen, dass wir uns in dem gegenwärtigen Leben des früheren desshalb nicht erinnern, weil bei allem unserem Denken der leidende Nus mitwirkt, der als #Sarros (und somit, vgl. S. 1044 f.. auch yevyros) an dem früheren Dasein nicht betheiligt war. Diese Worte beweisen demnach allerdings, dass Aristoteles das Dasein des thätigen Nus nicht erst mit dem gegen- wärtigen Leben beginnen lässt. Da aber das gleiche auf aristoteli- schem Standpunkt schon in den Prädieaten dIavaros und didiss liegt, die ihm unmittelbar zuvor beigelegt waren, bedürfte es dieses Be- weises nicht einmal, um jene Lehre mit voller Bestimmtheit als aristotelisch zu erbärten. Mit der ebenbesprochenen Stelle lässt sich auch die Äusserung De anima II, 2. 413b 24' verbinden, sofern der Nus hier gleich- falls, im Unterschiede von allen andern Seelenkräften, dem #S9aprev als ein dito und Yupısrov entgegengestellt wird, das aidıv aber immer zugleich ein &yevnrov ist; und das gleiche gilt von der (schon S. 1046 ı berührten) Stelle De anima I. 4. 408b 18—30. Diese Stelle bezieht sich allerdings unmittelbar weder auf das frühere noch auf das künftige Leben des Nus, sondern auf sein Verhältniss zu dem im Alter ein- tretenden Nachlass der Geistesthätigkeiten;” und wenn sie auch unver- kennbar voraussetzt, dass der Nus, wie er im Tode nicht untergeht, so auch vor ae Entstehung des Leibes, in den er eintritt, schon vorhanden sei,” so würde diess doch, für sich genommen, die Annahme, dass er erst unmittelbar vor dem Leibe durch göttliche Schöpfung entstehe, so wenig ausschliessen, als das SupaSev eisıevaı gen. anim. II, 3 (worüber S. 1040 f.) sie ausschliesst. Allein wenn von ihm gesagt wird, dass er keinem Leiden und keinem Untergang unterliege, so folgt daraus, nach den oben erörterten Grundsätzen des Philosophen über den Zusammenhang zwischen Anfangs- und Endlosigkeit, aller- dings, dass ihm mit dem Untergang auch die Entstehung abgesprochen werden muss. mE ag de rou vo za Fre Sewenrizns duvamews oUdev ru) davegon, AAN Eoıze Vuysis „yevos Sen eivert, zu Foüro 1oVvon us erat YagıgenTeu zu Soersg 76 aidıov Tou dIagrou. ® Man kann daher aus derselben (wie ich mit Rücksicht auf Phil. d. Gr. Ib 603. 4 berichtigend bemerke) auf die Vorstellungen des Arist. über das jenseitige Leben nicht direkt, sondern nur mittelbar schliessen. Das letztere, sofern das wuno- vevew, cbiheiv, ÖvorisSeı nicht dem thätigen Nus, sondern den niedrigeren Seelen- vermögen zukommt, und wenn es schon bei der Affektion der letzteren durch das Alter schwindet, bei der gänzlichen Ablösung des Nus von ihnen nothwendig ganz aufhört. 87.18: 6 de vodg eoızev eyywerSaı oiria Fıs oUc« (was dem S. 10401. besprochenen SügaSev eyyıverTan, im Gegensatz zu dem un oUras mgorsgov eyyıerSan, Tas Luxus, entspricht) z«: oÜ bSeiger Sau. Sitzungsberichte 1882. 88 1048 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 7. December. Aber stehen dieser Annahme nicht andere Erklärungen im Wege? Metaph. XII, 3 sagt Aristoteles: »die bewegenden Ursachen gehen in ihrem Dasein dem Verursachten voran, die formalen seien den Dingen gleichzeitig; ob aber etwas von ihnen die letzteren überdaure, sei zu untersuchen; denn bei einigen stehe dem nichts im Wege, wie denn vielleicht die Seele dieser Art sei, nicht die ganze, aber der Nus.«' Hier, glaubt nun Brentano (S. 108), werde die Präexistenz der Form ganz allgemein verworfen, die Postexistenz des Nus zugegeben. Diess wäre nun freilich neben der bestimmten und wiederholten Erklärung (s. 0. 8. 1044 f.), dass alles, was einen Anfang hat, auch ein Ende habe, und kein gewordenes ewig dauern könne, um so auffallender, da dieser Grundsatz bei dem Philosophen einerseits durch die eingehendste und‘ vielseitigste Beweisführung sichergestellt wird, andererseits dureh die auf ihn gestützte Lehre von der Ewigkeit der Welt tief in sein ganzes System eingreift, und sich so in jeder Beziehung als die Sache einer wohl erwogenen wissenschaftlichen Überzeugung darstellt. Indessen liegt die Sache, so siegesgewiss auch der Ton meines Gegners bei dieser Gelegenheit sich ausnimmt, in Wirklichkeit doch keineswegs so, dass durch Metaph. XU, 3 in Beziehung auf den Nus eine Ausnahme von jenem Grundsatz statuirt würde. Es handelt sich nämlich bei den Formen, deren Präexistenz Aristoteles läugnet, nicht um dasjenige &ides, welches den Gattungsbegriffen entsprechend das gemeinsame Wesen einer Reihe von Einzeldingen bildet; — dieses ist unentstanden und unvergänglich, wie diess Aristoteles, in Uebereinstimmung mit anderen eingehenderen Auseinandersetzungen,” auch am Anfang unseres Kapitels bemerkt hat. Die Form, welche mit dem Ding entsteht, ist vielmehr nur die Form dieses Einzeldinges als solchen, das eidos &v &2Aw (Metaph. VII, 8. 10333 34), der Aoyos £vuAos (De an. I, ı. 4032 25), der Acyos Ev Fr un (part. an. I, 3. 643a 24), die ovow &v üAn (De coelo I, 9. 278a. 19). Diese kann nicht früher sein, als das Ding, dem sie inwohnt, denn sie bezeichnet nur die Art der Zusammensetzung und Bewegung des Stoffes, aus dem dieses Ding besteht; sie entsteht dadurch, dass sich das immaterielle eidos, das Wesen einer bestimmten Gattung, mit einem gegebenen Stoffe verbindet (Metaph. VII, 8. 1033b 5 f. 16 £.). Die Form eines lebenden Wesens ist nun seine Seele (De an. II, 4. 415b 7 f£.), die des Menschen eine vernünftige Seele, d. h. eine solche, 1 1070 a 21: re 1aEV oVv zwoüvr® alrıc us mooyesjevnue Evor ovr« (die wolvre sind Ursache als vorher vorhandene Dinge), v@ d ws 6 Aoyos (se. air) aut. Ore yag Uyueiver ö auSgumos rore acc Y ‚uylere Eorw, za To TAN 2 TrE WERANS npaigus an za N Yamın spaige. ea d PM Unregov. re Umopeven, SEEDE AUS E77 Evi ag cuSEv AWAUEN, oLov et + buy roıoUrov, 17 TÜFE RAX 6 vous rarav ag adlvarov IrwS. 2 Metaph. II, 4. 999 b 5. VII, 8 u. a. St. vergl. Phil. d. Gr. II b 314. ZELLER: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1049 von welcher der Nus einen Bestandtheil bildet. Aber diese Seele entsteht nach Aristoteles als die Form dieses Menschen, die Entelechie dieses organischen Leibes, erst durch die Zeugung; und daran wird auch dann, wenn man annimmt, der Nus sei vorher schon vorhanden gewesen, niehts geändert, denn so lange er nicht mit der vegetativen und animalischen Seele dieses Leibes und durch sie mit ihm selbst vereinigt war, war er nicht. blos nicht die Form dieses Menschen (was er für sich allein überhaupt nicht ist), sondern auch kein Bestand- theil dieser Form. Die Präexistenz des Nus verträgt sich daher voll- kommen mit dem Satze, dass die (individuelle) Form eines Dinges nieht vor ihm selbst existire, denn nicht der Nus, sondern die Seele, in deren Keim er nach Aristoteles noch vor dem Zeugungsakt ein- tritt, ist die Form des menschlichen Individuums. Der Nus ist nur einer von den Bestandtheilen dieser Form, und er ist diess erst seit der Erzeugung dieses bestimmten Menschen. Und so wenig man wegen der Präexistenz des Nus sagen könnte, die Form dieses Menschen habe früher existirt, ebensowenig könnte man wegen der Unsterb- lichkeit des Nus behaupten, sie habe seinen Untergang überlebt. Aristoteles sagt diess aber auch nicht, sondern er bemerkt nur, indem er sich sehr vorsichtig ausdrückt: »ob aber später (beim Untergang eines Dinges) etwas (von seiner Form) übrig bleibt, ist zu untersuchen «: und wenn er nun beifügt, bei der ganzen Seele sei diess nicht möglich, sondern nur beim Nus, so erkennt er ebendamit an, dass die Form eines Dinges so wenig nach dem Untergang als vor der Entstehung desselben für sich existiren könne, denn nur die ganze Seele ist die Form eines bestimmten Menschen. Dass sich aber der Philosoph a. a. OÖ. hierüber nicht eingehender erklärt hat, kann nicht auffallen; denn theils hatte er hier überhaupt nicht die Aufgabe, seine Ansicht über den Nus, der nur als Beispiel für das Verhältniss der Form zu ihrem Träger berührt wird, näher zu entwickeln, theils ist das zwöltte Buch der Metaphysik, wie bekannt, in seiner ersten Hälfte ein so knapper und skizzenhafter Entwurf, dass die Vermuthung vieles für sich hat, es sei nur eine zum eigenen Gebrauch ihres Verfassers nieder- geschriebene Aufzeichnung, deren Inhalt zu weiterer Ausführung und Erläuterung in seinen Vorträgen bestimmt war (Phil. d. Gr. IIb 82). Die Lehre, welche sich aus den bisher besprochenen Erklärungen des Philosophen als seine Ansicht ergeben hat, bestätigt sich als solche auch durch ihren Zusammenhang mit den anderweitigen Bestimmungen seines Systems. Als platonischer Schüler hatte Aristoteles ursprünglich die Annahmen seines Lehrers über die Präexistenz der Seele und das Leben nach dem Tode getheilt. In seinem Eudemus, den er in Nach- bildung des platonischen Phädo als ein junger Mann von 32 oder 88* 1050 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 7. December. 33 Jahren verfasste (vergl. Phil. d. Gr. IIb 58,1. 59,1), hatte er in Plato’s Sinn von dem Herabkommen der Seele aus einer höheren Welt und der Wahl der Lebensloose gesprochen, und er hatte einen eigenthüm- lichen Grund dafür angegeben, dass die Seele beim Eintritt in dieses Leben des früheren vergesse, während sie doch die Erinnerung an das gegenwärtige nach dem Tode bewahre: man vergesse ja auch in der Krankheit, was man als Gesunder gelernt habe, aber nieht um- gekehrt (Arist. Fragm. 34. 35 R.). In der Folge nahm er an diesem Theil der platonischen Lehre Anstoss. Seine Auffassung der Seele und ihres Verhältnisses zum Leibe verbot ihm die Vorstellung, dass die Seele, welche die Entelechie eines Leibes von dieser bestimmten Be- schaffenheit ist, die eines anders beschaffenen werden könnte: die Seelenwanderung musste aufgegeben werden (De an. I, 43. 407b ı3f., Phil. d. Gr. IIb 486f.). Seine psychologische Beobachtung liess ihn in dem Gedächtniss, dem Begehren, dem reflektirenden Denken Funktionen erkennen, die an leibliche Bedingungen geknüpft sind, und daher dem körperfreien Geist nicht zukommen können (s. 0. S. 1046, 1. 1047); und damit verlor die Annahme, dass wir uns des gegenwärtigen Lebens in dem zukünftigen, oder dessen, was wir in einem früheren Leben geschaut haben, in dem gegenwärtigen erinnern, ihren Boden.' Seine Lehre von der Entstehung der Begriffe aus der Erfahrung machte die platonische Wiedererinnerung entbehrlich.” Aber dass der Mensch in seiner Vernunft ein Princip in sich habe, das rein geistiger, imma- terieller Natur ist, und dessen Thätigkeit zu dem körperlichen Leben in keiner Beziehung steht, ist auchseine Überzeugung (vergl. 1036 S. f.). Was aber keine Materie an sich hat, das kann nach aristolelischen Grundsätzen weder entstehen noch vergehen. Denn wo keine Materie ist, da ist (weil nur die Materie duvausı ist) keine Möglichkeit des Seins und Nichtseins, kein blosses Seinkönnen, sondern ein unbedingtes Sein, ein Seinmüssen; und was sein muss, das kann nie nicht sein, es kann also weder anfangen noch aufhören zu sein, es ist ungeworden und unvergänglich.® Schon dadurch ist nun der Gedanke ausgeschlossen, dass der Nus (d. h. der reine, zur Materie in keiner Beziehung stehende, !) Über seinen Widerspruch gegen beide Annahmen Phil. d. Gr. IIb 603. 2) Vergl. Phil. d. Gr. IIb 189. IIa 696. ®) Den Belegen für diesen Satz, die ich Phil. d. Gr. IIb 337, 3. 330, 5 gegeben habe, will ich hier nur einen beifügen, gen. et corr. II, 9. 3352 32: ws pe adv uam rois YyE umrois Kal eirıov 70 Öuveerov eva zu 1 even. ra jnev var, 24 Auanyans errun, orov r@ aidıc, r& d ze Guayans our Era. Fouruw 8 ro 1uEv adyveerov 1m eivon, 7 d8 «duvaerov ei Ül.... Evıce de za eiven za un eivan duvar, omeg ? € Ti ro Der za pSagrov wor: uEv yag Eorı roür 0, morE Ö oUx errw. vor & avayın yevesw eva Ach DS ogcv wegı 2) dunarov eier zu ar eiv (15 Zetver: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1051 der veös remrızes) irgendwann entstanden sein könnte; denn alles, was entstanden ist, hat einen Stoff,' er aber hat keinen. Wie aber so die Natur des Nus einen Anfang und ein Ende seines Daseins gleich unmöglich macht, so ergibt sich die gleiche Unmöglichkeit, seine Entstehung betreffend, auch daraus, dass sich auf dem Standpunkt des aristotelischen Systems schlechterdings keine Ursache denken lässt, durch die er in’s Dasein gerufen werden könnte. Als immaterielles Wesen kann er nicht auf dem physischen Wege der Zeugung entstehen, den ja der Philosoph auch durch die bestimmtesten Erklärungen ausschliesst. Es bliebe daher nur übrig, zu der schöpfe- rischen Thätigkeit der göttlichen Allmacht seine Zuflucht zu nehmen. Aber so viele Mühe sich Brentano schon in seiner »Psychologie des Aristoteles« (S. 234— 250) gegeben hat, diese bei den Scholastikern vollkommen erklärliche Auffassung der aristotelischen Lehre als die objektiv richtige zu erweisen, so wenig konnte ihm diess doch ge- lingen. Er hat auch nicht Eine Äusserung des Philosophen nach- zuweisen vermocht, in welcher der Gottheit eine schöpferische Thätig- keit beigelegt würde. Denn dass es zweierlei ist, in derselben das erste Bewegende zu erkennen, den einheitlichen und zweckmässigen Bau des Weltganzen, die zweckmässige Einrichtung aller seiner Theile von der Gottheit (bezw. dem Nus oder der Natur) herzuleiten, und sie zur Schöpferin der Welt oder einzelner Wesen in der Welt zu machen,” liegt am Tage;” und ebenso klar ist, dass Gott von Aristo- teles auch dann die ww dpyn ravrwv, die mpwrn Kal xupIwrarn dx u. s. w. genannt werden konnte, wenn ihm zwar keine schöpferische ') Metaph. VII, 7. 1032 13: ma&ura ÖE TE yayvoleve ÜmO FE FWOg Yiyveran zul 4 TWog za RREN 0 8 2E ou YIyVErEL, zu Azyonsv vryı. Weiteres Phil. d. Gr. IIb zı5f. 318, 4- ® Wie diess unter anderem von BurrinGer geschieht, der a. a. O. S. 42 die ganze Streitfrage mit den zwei Worten erledigt: »Gott ist nach Arist. der alles Be- wegende, i.e. Hervorbringende, zu welchem »»alles«« natürlich auch die Geister gehören«. ® Brentano behauptet zwar auch jetzt wieder (S. 116 f.), wie schon in seiner Psych. d. Arist., dass Gott nicht das erste Bewegende sein könnte, wenn ihm nicht ein schöpferisches Wirken zukäme. Ich habe jedoch schon Phil. d. Gr. II b 373 f£. aus bestimmten Aussagen des Aristoteles nachgewiesen, wie er sich die Sache denkt: Gott bewirkt ihm zufolge die Bewegung der Welt dadurch, dass er als das &gırrov das Ziel ist, nach dem alles hinstrebt. Wenn nun Brenano den exegetischen Beweis an- träte, dass ich jene Aussprüche falsch aufgefasst habe, so liesse sich darüber ver- handeln; wenn er aber nur immer wiederholt, Gott sei entweder blos Zweck- ursache ohne zu wirken, oder daneben auch wirkende Ursache (als ob nicht diese beiden, wie a. a. Ö. 327 f. gezeigt ist, nach Aristoteles’ bestimmten und wieder- holten Erklärungen an sich und oft auch in der Wirklichkeit zusammenfielen), es sei absurd, von Gott eine Wirkung ausgehen zu lassen und ihm keine direkt auf die Welt gerichtete Thätigkeit zuzuschreiben, u. s. f., so ist damit, wie am Tage liegt, das, was bewiesen werden sollte, eben nur behauptet. 1052 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 7. December. Thätigkeit beigelegt, aber die Weltordnung und die Bewegung des Weltganzen von ihm hergeleitet wurde; denn es kommt eben alles darauf an, in welchem Sinne der Ausdruck doym in solchen Aussagen gebraucht wird, und darüber lässt sich nur nach den sonstigen Er- klärungen des Philosophen urtheilen.' Diese gehen aber mit unzweideu- tiger Bestimmtheit dahin, dass der Gottheit keine auf ein anderes gerichtete Thätigkeit zugeschrieben werden könne, und sogar die Thätigkeit, die ihr allein zukommt, die Denkthätigkeit, sich ausschliesslich auf sie selbst beziehe; und alle Versuche, diese Erklärungen durch Vorbehalte und Ein- schränkungen, von denen Aristoteles selbst nichts weiss, so weit abzu- schwächen, dass sie sich mit der Annahme einer schöpferischen Thätig- keit Gottes vertragen, wird uns ebenso durch ihre bedingungslose Allgemeinheit, wie durch ihre nähere Begründung verboten. Wenn aber dieses, so kann an jenes schöpferische Wirken der Gottheit bei Aristoteles nicht gedacht werden. Denn um die Geschöpfe zu schaffen, müsste Gott dieselben, ehe er sie schafft, denken, er denkt aber nach Aristoteles nur sich selbst, weil er nur das absolut beste denken kann, und alles von ihm selbst verschiedene geringer als er ist; und um das von ihm gedachte zu verwirklichen, müsste er sich das Dasein desselben zum Zweck setzen: für die Gottheit kann es aber keinen Zweck geben, um dessen willen sie handelte, da sie selbst der höchste Zweck ist,” und durch jedes auf einen solchen gerichtete ı Wie sehr man sich in dieser Beziehung vor übereilten Schlüssen aus einzelnen Ausdrücken hüten muss, kann unter anderem die von Brewrano, Psych. 234, mit besonderem Nachdruck hervorgehobene Stelle Metaph. XI, 2. 1060 a 27, zeigen. Arist. verlangt hier allerdings eine oVrIe za ae Ma mavruv #0 7% aUrN rau Edle re zu dSegrov und es ist diess nach Brexrano eine von den Stellen, aus denen vor allem hervorgehen soll, dass die reinen Geister und die himmlischen Sphären Geschöpfe Gottes seien. Aber begründet hat er jenes Verlangen unmittelbar vorher mit der Frage: TS ya2 erran {% ragıs un Twogs dvrog Kidtrou zu Augısrou zur JaEvovrog; es handelt sich hier also gar nicht um ein schöpferisches, sondern lediglich um ein ordnendes Prineip, wie diess in einem System, das einerseits die De der Welt und anderer- seits die Ausserweltlichkeit Gottes lehrt , nur folger ichtig ist. 2 De coelo II, 12. 2g2a 22: Some yap Fo 1Eu agırru EY,ourı Umapysw Fo 0 Aueu moaBeun. Ehd. ba4: zu 6° ws agısra Ey,ovrı oder der me@ EuS. ErFı var rd FO ov Evenır, 9 de monkıs der Eorw Eu Sul, rau zur ov veze 7 zu Fo rourou eveza (das Han- deln findet nur da statt, wo der Handelnde gewisser Mittel bedarf, um einen Zweck, d.h. um ein Gut zu erreichen, es fällt daher für das Wesen weg, welches an sich selbst das agısron, der letzte Zweck ist, weil es für ein solches keinen erst anzu- strebenden Zweck gibt). Auf den gleichen Gedanken bezieht sich Metaph. Xu, 7: 1072 br: ori 8 irrı vo 00 vexae eu Fols azıwnrow, 7 Ötwioerıs Öndol. Errı yap wi To 00 Ever, nu To Ev drrı vo 0 00x dor. In dieser Stelle, in welche Brentano, ‚Psych. 242, auf Grund einer verfehlten, von Scuwesrer herrührenden Emendation und Übersetzung hineinliest, was selbst nach dieser Übersetzung nicht darin steht, ist nämlich zunächst 2.2 (mit Carısr Studia in Arist. libr. metaph. 58 und Bernavs Dial. d. Arist, 168) auf Grund der besten Handschrift zu lesen: !rrı yap rw 70 00 Zveze zer rıvocs und ZELLER: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1053 Wirken und Wollen aus ihrer eigenen Absolutheit, ihrem in sich abgeschlossenen und vollendeten Wesen heraustreten, aus einem Unbe- wegten zu einem Bewegten werden würde." Da ich aber alles dieses mit Beziehung auf Brentano schon in meiner »Philosophie d. Gr.« (Ib, 365. 368 ff. 379 ff.) auseinandergesetzt habe, und er in seiner neuen Besprechung dieser Punkte (S. 116 f.) zu der früheren nur unerhebliches hinzugefügt hat, werde ich hier nicht ausführlicher darauf einzugehen brauchen. So entschieden aber die Präexistenz des Nus im Zusammenhang des aristotelischen Systems gefordert war, so wenig liess sich doch erwarten, dass der Philosoph den Versuch machen werde, etwas näheres über sein früheres Leben auszumitteln, wie er ihn ja auch hinsichtlich des Lebens nach dem Tode nicht gemacht hat. Mit dem co uunmovevousv (Ss. 0. S. 1045) war für ihn jede derartige Untersuchung abgeschnitten. Dagegen glaubte er über die Art, wie der Nus in den Leib eintritt, wie wir (S. 1040) gesehen haben, so wenig er sich auch die Schwierigkeit dieser Frage verbirgt,” wenigstens das erschliessen zu können, dass die Seele eines Menschen als solche nie ohne den Bestandtheil sein könne, der den Menschen vom Thier unterscheidet; und da nun die Seele nach seiner Theorie vom Vater stammt und durch den Samen in den Fötus übergeht, muss er das gleiche auch von dem Nus annehmen. Dass er sich auch in dieser Annahme an Plato anschliesst, zeigt eine Stelle des Phädrus.® Ob nun diese Lehre des Aristoteles über den Nus sich bei seinen Schülern genau so wiederfindet, wie sie sich uns in seinen Schriften darstellt, dürfte auf die Auffassung der letzteren jedenfalls nur bei solehen Punkten einen Einfluss ausüben, über die er selbst sich nicht klar genug ausgesprochen hätte, um seine Meinung aus seinen eigenen das &srı (bezw. oüz &rrı) mit Bontrz nach dem vorhergehenden — Zsriv Zu roic Eee: zu nehmen, so dass der Sinn ist: von den beiden (auch Phys. II, 2 194 a 35. an. II, 4. 415 b 2. 20: berührten, von den griechischen Commentatoren der a Boxtrz und SchwEszer zu unserer Stelle erläuterten) Bedeutungen des 03 &vez«, wonach es theils den Zweck einer Handlung, theils die Person bezeichnet, um derentwillen gehandelt wird, sei nur die erste auf die «zivmr« anwendbar; so dass also beispiels- weise die Gottheit wohl das Ziel einer Handlung oder Bewegung sein kann, aber nieht das Subjekt, dem sie zu Gute kommt. ! Das erste Bewegende ist nach Arist. unbewegt; «i ds me«Ess maraı nera zwroews (Metaph. II, 3. 996 a 2 7): ?2 Gen. an. u, 3. 736 b 5: 16 za reg: vod, mors zu mas nereran vs zu moSev r& METEN,Ovr«e Faurns Frs „EAN EXEL 7 amogiav le. za dei meoS une Tor zur& Övverm Außeiv za 20° orov Evdey,sren. ® 248, D: Es ist ein Gesetz der Adrastea, dass eine Seele, die aus der über- sinnlichen Welt auf die Erde herabsinkt, bei ihrer ersten Geburt in kein Thier ein- trete, @AA& rw nv mAsiore ldolrav eis yarıv avdgos YErnFonEVoU diAoradov u. s. w. (die yovı, aus der ein Mann entsteht, der Philosoph u. s. f. werden wird). 1054 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 7. December. Worten ermitteln zu können; und selbst bei solchen wäre dieser Entscheidungsgrund keineswegs zuverlässig: denn wir haben keine Bürgschaft dafür, dass die Schüler des Aristoteles seine Ansichten durehaus unverändert festhielten, wir sehen vielmehr, um von einem Aristoxenus und Dieäarchus nieht zu reden, (dass selbst Theophrast gerade in der Lehre vom Nus Schwierigkeiten fand, die ihn zu Abweichungen von seinem Lehrer wohl hätten veranlassen können. Indessen ist uns nicht bekannt, dass er sich von den Bestimmungen des letzteren über den Nus wirklich entfernte. Auch was er bei Turmıstius' über den Ursprung der menschlichen Vernunft sagt, stimmt mit der aristotelischen Ansicht, wie sich uns diese im obigen ergeben hat, überein. Theophrast wirft hier die Frage auf: & de voüs rüs were eEwIev Wv Ka uoTmep EmSeros cuws ovubuns; und er antwortet darauf: Ara To EEwIev dpa oly, Ws Emierov, AAN ws Ev Th mpwrn yeveoeı GuMmep- Aaudavov [-vouevov] Sereov; Das heisst: der Nus komme nicht erst zu dem fertigen Menschen hinzu, sondern trete schon beim ersten Beginn seiner Entstehung unter die Elemente ein, aus denen er sich bildet; und diese Äusserung beweist, dass Theophrast die oben (S. 1042. 1053) als aristotelisch und platonisch nachgewiesene Annahme theilt, nach der er gleich mit dem Samen in den Fötus übergeht, während sie mit der scholastischen, von BREnTAno auch für aristotelisch gehaltenen Theorie, welehe ihn erst im Lauf der fötalen Entwicklung mit der animalischen Seele sich verbinden lässt, sich nicht verträgt. Ob aber der Nus erst unmittelbar vor dem Eintritt in den Keim des Leibes entstehe oder unentstanden präexistirt habe, darüber enthalten Theo- phrast's Worte nicht die geringste Andeutung, und wie BRENTANO (S. 33) behaupten kann, die Präexistenz des Nus werde von ihm »deutlich geläugnet«, ist mir unverständlich. Ebensowenig ist es ihm aber auch gelungen, die creatianische Ansicht bei Eudemus nachzuweisen. Er beruft sich hiefür auf Eth. Eud. VII, 14. 1248 a 24. Fudemus fragt hier: rıs 9 rAs zunoews dm &ev r# Duxf; und er antwortet: dAAov d4 worep Ev TÜ oAw Seo, xul may Exevw. xwei Yap mWs mavra To Ev muiv Yelov. Aoyou Ö’ dpwm oU Aoyos, AAAd Tı xpeirrov. Ti o0v dv xpeirrov xal emıornuns eircı (l. ein) wAnv Seo; Nun handelt es sich hier freilich nicht um den Ursprung des Nus, sondern um die Frage nach dem Prineip, durch welches die Seele in Bewegung gesetzt wird. Aber bei diesem Prineip haben wir, sagt BRENTANO (S. 125), nicht an das nächste, sondern an das erste Prineip unseres Erkennens zu denken. Indem Eudemus dieses in Gott sucht, »denkt er ihn offenbar als die wirkende Ursache des Nus selbst«, und somit ' De anima gıa (198, 13 ff. Sp.) vgl. Phil. d. Gr. IIb 848. ZerLer: Aristoteles über die Ewigkeit des Geistes. 1055 ist er Creatianer. Wenn also Eudemus sagt, in letzter Beziehung sei es Gott, der unsere Seele bewegt, so soll diess nur bedeuten können: er bewege die Seele, wiefern er den Nus geschaffen habe, der sie bewege. Aber warum denn gerade dieses und nur dieses? Bewegen heisst doch nieht hervorbringen. Gott bewegt unsere Seele, wenn er ihre Thätigkeit hervorruft. Diess würde er aber dadurch, dass er ihren vernünftigen Theil geschaffen hat, noch nicht thun; damit hätte er ihr die Bedingungen ihrer Thätigkeit gegeben, aber diese selbst noch nicht bewirkt. Dass er die Seele bewege, kann Eudemus nur dann sagen, wenn er der Meinung ist, sie erhalte durch ihn den Anstoss zu ihrer Thätigkeit. Und dass diess seine Meinung ist, lässt sich um so weniger bezweifeln, da er uns c. 15. 1249 b 7 ff. auch sagt, in welcher Weise Gott die Seele bewege. Wie alles, lesen wir hier, so müsse auch der Mensch seiner don, dem ihn beherrschenden nachleben. Dieses sei aber ein doppeltes: wie der Kranke theils von der Heilkunst beherrscht werde, die ihm gebietet, was er zu thun hat, theils von der Gesundheit, als dem Zwecke, dem die Heilkunst dient, so verhalte es sich auch beim Erkennen. Gott beherrsche den Menschen nicht, indem er ihm Befehle ertheile, sondern indem er das sei, um dessen willen die Vernunft befiehlt (cÜ yap ETITAKTIXKWS doyuv 6 Ieos, dAX oü evexa ı hpövnais Emırdrrei). Gott bewegt also den Nus, und durch ihn die Seele, wiefern er als der höchste Gegenstand des Erkennens die Thätigkeit der Vernunft hervorruft, welche ihrer- seits unser ganzes Verhalten beherrscht, indem sie (nach 1249 b 16 f.) den Werth oder Unwerth unserer Handlungen nach ihrem Verhältniss zur Gotteserkenntniss beurtheilt. Diess stimmt auf’s beste zu dem aristotelischen Satze,' dass das Denkende von dem Gedachten bewegt werde; wie es auch mit der aristotelischen Lehre über die Bewegung der Welt durch die Gottheit (s. 0. S. 1051,2) übereinstimmt, dass Gott die Seele nach Eudemus ebenso bewegt, wie das Weltganze, denn in beiden Fällen bewegt er, indem er als das o0 &vex« die Bewegung hervorruft. Aber von einer Erschaffung des menschlichen Geistes durch die Gottheit findet sich hier so wenig wie dort eine Spur. r ad x “ \ Ar x \ Eu > } Er ! Metaph. XII, 7. 1072a 26: 0 oge2F0v zu TO vonrov zwei oU AWoUlEVoV . . . VOUS dia - - N de UTO FOU VONTOU ZWEiTdl. Ausgegeben am 14. December. “dz an N ee ö REP, 7.90); Ye al STR Me ET TEE Fan, kirilidg Ibzee a? hin in u { NeraTznen Arm, 2 rl j an ih Ani Taneıı“ Ka ERDE E TE EZ ln ira “ht ET EITT var vlg arte All wir une lang? u TASCHE a a0 un DT en ER + Wr A? 2 Hay) Ik a Iron Korıl dir I AI 4 « ve FETANlıH Du DE MRUNETE; mamale MIEnELuE PR a un 77 Ya RT ? x ‚iaıll Indendnin TORE: re re Sale AN \ f IHN] u E er ee we 1° 7 hf Re alone A LET i aan ar Bu las N) ri ? =, VEN nstia Herzen art Enly ul Er vB ‚ ° VEHIRETTN 1) UA g vi nula Y i Nom er DRITT], ihr Bi: HMI sl Y BAUT N RITTERG EIN sl ae DET Ian dab ln ARE ege DE UT. RETRIEVER, ph Win hen Tach a at il) ‚A ET LAT NT Dave en a mil uunmly) 1” run ER N an rg Re f ll ar Ne erh e \ehlleuktr fr 13 SUR ill AN ee HAB TION AUHFERIENE ap UT Te 17 OR SET ILL GT EA Te 1727 sen 1 KANDEL RR ITTEN RR Fr NEN n Ber Fr ey ale pr ehe ua «ih er: ER PT Be re DUET IE DI IEEETTOTE Ah iR “al Al Enar d I TIER LHBENTILTTLE GE AIRES TIL ae ala ich er ll ed AIRZEo N ” RAR ae ATIDRETIT BERN"; ara erh lab az A dr TR: , ee Bla alle Ban. ERROR Br K, DR ODER N Ar, nAREEN.M 7 BEL 2.7) KT FR a Ye a ATTITI OS LEI) NE FF Lae ar A amt FI a EUER TEE AUDAITLT Tr le une, ee Alt AUT) TEN). lo sage A Ft 1 ae AT Rh ] Due De an haut a La N IK BEN, i ker este A Wi [5 « Di Ey un r , + “; = zlE #1 a Haha . vs En I u rs 5 1882. L. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 7. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. pu Boıs-Reymonp. 1. Hr. SchwEnDener legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. G. KrABBE vor: Über die Beziehungen der Rindenspannung zur Bildung der Jahrringe und zur Ablenkung der Markstrahlen. Die Mittheilung folgt in einem der nächsten Sitzungsberichte. 2. Hr. Perers legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. Carr Caun, Privatdocenten an der Universität zu Leipzig, vor: Über die cey- klische Entwickelung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonophoren — als Bericht über eine an der spanischen Küste und in der zoologischen Station zu Neapel mit Unterstützung der Akademie (s. oben S. 845) ausgeführte Untersuchung. Die Mittheilung wird nach Vollendung der dazu gehörigen Tafel in den Sitzungsberichten erscheinen. 3. Hr. Kroxecker las eine Abhandlung: Über die Composition Abelscher Gleichungen. Die Mittheilung folgt umstehend. 4. Von dem Director der Königl. Sternwarte, Hrn. Prof. Dr. W. FoERSTER, war folgender vorläufige Bericht über die Ergebnisse der gestrigen Beobachtungen des Venusdurchganges eingelaufen: »Der Königl. Akademie der Wissenschaften beehre ich mich im Namen der Commission für die Beobachtung des Venusdurchganges hierdurch ergebenst mitzutheilen, dass die beiden deutschen Stationen 1058 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 7. December. in Nord-Amerika gestern sehr befriedigende Messungen erlangt zu haben scheinen; insbesondere hat der Leiter der Station Hartford (Connectieut), Dr. MürLer vom Potsdamer Observatorium, gemeldet, dass dort die grösste Anzahl vollständiger Heliometer-Messungen gelungen sei, welche in der Instruction überhaupt als durchführbar angenommen war. Von den Stationen in Süd-Amerika kann noch keine Meldung da sein. Im Übrigen ist es dort bisher im Wesent- lichen nach Wunsch gegangen, wenn auch in Punta Arenas das Wetter sehr unhold gewesen ist. Dem Observatorium zu Potsdam sind gestern, während es hier bewölkt war, gute Beobachtungen und photographische Aufnahmen gelungen. 1059 Die Composition Abelscher Gleichungen. Von L. KRrOoNECcKER. In den Vorlesungen über die Theorie der algebraischen Gleichungen, welche ich in diesem Winter an der hiesigen Universität halte, habe ich es versucht, gleich im Anfange bei der Behandlung der Gleichungen dritten und vierten Grades den Inhalt des von mir im Monatsbericht von 1853 S. 373 aufgestellten Satzes zu entwickeln, soweit derselbe auf Gleichungen jener beiden Grade beschränkt und von der Beziehung auf die Kreistheilungs-Gleichungen entkleidet wird. Der eitirte Satz, »dass die Wurzeln jeder Abelschen Gleichung mit ganzzahligen Coef- fieienten als rationale Funetionen von Wurzeln der Einheit dargestellt werden können«, besagt nämlich für den Fall der Gleichungen dritten Grades nichts Anderes, als dass die Wurzeln jeder kubischen Abelschen Gleichung mit ganzzahligen Coeffieienten sich als rationale Functionen der Wurzeln derjenigen speciellen Abelschen Gleichungen dritten Grades ausdrücken lassen, welche bei der Kreistheilung auftreten. Es sind dies die kubischen Gleichungen, welche Gauss im Art. 358 der zten Section der Disquisitiones arithmeticae aufgestellt hat, und welche man mit Beibehaltung der dortigen Bezeichnungen auf die Form: (A) Bea) <-3ngc Hr) ng — 2)= 0 bringen kann. Dabei ist n eine Primzahl von der Form 6% + ı, und die Zahl & ist von Gauss durch die Gleichung (3k — 2” + 27N =yan definirt, während sich die drei Wurzeln der kubischen Gleichung als die drei aus den »“" Wurzeln der Einheit zu bildenden Perioden von je = (nr — ı) Gliedern bestimmen. Setzt man den Buchstaben p an Stelle von n, führt man ferner an Stelle der Zahlen k und N die durch die Bedingungen p=r—rs+s, r=s(mod. 3) definirten Zahlen r und s ein und nimmt endlich —y=3x2-+ 1, so resultirt die Form (A) a en) 0 für die von Gauss a. a. O. aufgestellten Gleichungen. Zu allen den Gleichungen (A’), welehe den verschiedenen Primzahlen p entsprechen, ist aber noch die Gleichung 1060 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 7. December. Vai hinzuzunehmen, deren Wurzeln die drei aus 9“ Wurzeln der Einheit gebildeten Perioden 27 AT 87 2 C0S——, 2 008 —, 2 @s — 9 9 9 sind, und welche entsteht, wenn man in (A) p 157 1,,S [0] setzt. Dass alsdann die Reihe der auf diese Weise entstehenden Abelschen Gleichungen (A) Y — ap DE 5) 0 (P=47.13,19,.31,.220) genügend ist, um durch deren Wurzeln die Wurzeln aller Abelschen Gleichungen dritten Grades rational darzustellen, giebt den wesent- lichen Inhalt des oben eitirten, im Monatsbericht von 1853 aufgestellten Satzes, soweit er die Abelschen Gleichungen dritten Grades betrifft, losgelöst von der Beziehung zur Kreistheilung. Um dieses Resultat herzuleiten, bedurfte es nur des Begriffes der »Composition« Abelscher Gleichungen, ganz analog jenem Begriffe der Composition allgemeiner algebraischer Formen, den ich in genauem Anschluss an die Gauss’sche Composition der quadratischen Formen im $. 22, V meiner Festschrift zu Hrn. Kumner’s Doetor-Jubiläum eingeführt habe. Bezeichnet man, wie in meinem Aufsatze im Monatsbericht vom December 1877 S. 845 eine rationale Function von n,.n,...n, Grössen h,=0, 1,2, 2. ms ER K 2 «x ) ar? v az—1I,2,...V als eyklisch, wenn sie beı der Substitution der Grössen Ba Stelle von %n,h h rn, @=1,2,...») unverändert bleibt, so sind jene n,.n,...n, Grössen x die Wurzeln einer Abelschen Gleichung, wenn deren symmetrische und eyklische Functionen als Elemente des Rationalitäts-Bereichs genommen werden. Setzt man nun ferner a Ma a a Nr, so werden hiermit unter der Voraussetzung, dass die Summation links über alle diejenigen n,.n,...n, Werthsysteme der Indices er- streckt wird, für welche h,+k,h,+h,,...h,+k, feste Werthe behalten, »,.n,...n, Grössen 2 definirt, deren eyklische Funetionen ebensowohl zugleich eyklische Funetionen der Grössen «, als solche der Grössen y sind. Dies erhellt unmittelbar daraus, dass die Substitution von Mn tktniyth..h,+k, 20 Stelle von 2, 2,2, +%,....n,+%, ebensowohl durch die Substitution von KronEckER: Die Composition Abelscher Gleichungen. 1061 % +i,A,...n, au Stelle von x, ‚n,....n, als durch die Substitution von U EN Ra Stelle von y, ‚x,,...r, erwirkt werden kann. Die Grössen z sind demnach Wurzeln einer Abelschen Gleichung, wenn die symmetrischen und eyklischen Funetionen der Grössen « und zugleich diejenigen der Grössen y als Elemente des Rationalitäts-Bereichs genommen werden, d.h. also, wenn der Rationalitäts-Bereich so beschaffen ist, dass sowohl die Grössen w als auch die Grössen y Wurzeln Abelscher Gleichungen sind, und es soll die Abelsche Gleichung, deren Wurzeln die n, .n,...n, Grössen 2 sind, als eine solche bezeichnet werden, die aus den beiden Abelschen Gleichungen, deren Wurzeln die Grössen « und % sind, zusammengesetzt oder componirt ist. Hiermit ist nur, in der gewöhnlichen Weise, eine Eigenschaft der dureh Gleichungen definirten algebraischen Funetionen auf die Gleichungen selbst übertragen; denn offenbar sind ja die Grössen 2 selbst, als bilineare Funetionen der Grössen x und y rational aus diesen zu- sammengesetzt. Nach der aufgestellten Definition ist der Rationalitäts- Bereich der componirten Abelschen Gleichung aus den Elementen der Rationalitäts-Bereiche der Componenten zusammengesetzt, und ebenso ist der Gattungs-Bereich, welcher durch irgend eine der Wurzeln der componirten Abelschen Gleichung bestimmt wird, aus den Elementen zusammengesetzt, welche die beiden Gattungs - Bereiche der Wurzeln der Componenten bestimmen. Wenn also noch — ebenso wie bei Gauss die Composition der Formen auf die der Classen über- tragen ist — die Composition der Gleichungen auf die der Gattungen, denen sie angehören, übertragen wird, so entspricht der Zusammen- setzung von Gattungen Abelscher Gleichungen die Zusammensetzung der Gattungs-Bereiche ihrer Wurzeln. Bezeichnet man, wie in meinem oben eitirten Aufsatze vom Dezember 1877, mit w,, w,... primitive n,“, n,“,... Wurzeln der Einheit und setzt r h,r — % Kur 202 PA & BEI —— WW, W, a (0,13... 1) ee 2 h,s h.s £ — 1 23 %2V8 EREIOE. Zu, ' 'W, EI8 (012...n,— 1) T SSp = 12 “2 5 h, t, h, tz lan, Renee: Zen W, SOC Tr (de 02er et), LEER AR, 2 so wird: „H Ni ®h, ’ h, = Th b] h, ’ : N h, . 2 1062 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 7. December. und die Ausdrücke # der eomponirten Gleichung sind daher gleich den Produeten der entsprechenden Ausdrücke m der Componenten. Hierin liegt das Mittel zur Decomposition gegebener Abelscher Gleichungen in »elementare«, und da ich sehon in jenem Aufsatze vom De- cember ı877 gezeigt habe, dass sich —- bei etwas weiter gefasstem Begriffe der Zusammensetzung — alle mehrfaltigen Abelschen Glei- chungen aus einfachen »zusammensetzen« lassen, so braucht man bei der Deeomposition Abelscher Gleichungen nur von einfachen auszugehen. Ich bemerke hierbei, dass ich schon in meinem im Monats- bericht von 1853 abgedruckten Aufsatze die Bezeichnung »Abelsche Gleiehungen« für diejenigen eingeführt habe, die im Monatsbericht vom December 1877 als »einfache« von den mehrfaltigen unterschieden sind. Aber da sich bei der schon dort berührten Composition Abelscher Gleichungen zeigt, dass nur die einfachen Abelschen Gleichungen einer besonderen Behandlung bedürfen, weil die andern auf diese zurückzuführen sind, so erscheint es zweckmässig, wie ich es in allen meinen früheren Arbeiten gethan habe, die einfachen Abelschen Gleichungen schlechthin als »Abelsche Gleichungen« zu bezeichnen, die mehrfaltigen aber ausdrücklich durch Hinzufügung dieses Bei- wortes zu charakterisiren. Für eine (einfache) Abelsche Gleichung ist die oben mit v bezeichnete Zahl gleich Eins. Es sind daher die n durch die Gleichung 7 Der, (A, Ro, 1... u) definirten Grössen x Wurzeln einer Ahelschen Gleichung, wenn die Summation auf alle Werthe #,A’ erstreckt wird, für welche die Summe 4 +” einen festen Werth hat. Dabei ist der Rationalitäts- Bereich der Gleichung für «x aus den Elementen der beiden Rationalitäts- Bereiche zusammengesetzt, welchen die Abelschen Gleichungen für x und x” angehören, und es ist oo, ah wenn 2 n WW „ N gi or, =2u"N. , 0, = 208, , 0, — Dun (har —Io ee r r r r)? gesetzt wird und w eine primitive »te Wurzel der Einheit bedeutet. Setzt man Zach, — ya" (h, #0, 1,...n Ds so zeigt sich, dass dureh Composition dreier Abelscher Gleichungen eine Abelsche Gleichung entsteht, deren rn Wurzeln durch den Ausdruck Ir 7 Ki gegeben sind, wenn darin die Summation auf alle diejenigen Werth- systeme W,h’,h” erstreekt wird, bei denen die Summe 4 + A’+ MW einen festen Werth behält. Kronecker: Die Composition Abelscher Gleichungen. 1063 Die Frage der Deeomposition Abelscher Gleichungen erfordert die Fixirung eines Rationalitäts - Bereiches (W,W, RT. ..). Ist ein solcher festgesetzt. so lässt sich eine Abelsche Gleichung x" Grades, deren Wurzeln 2,,%,-- -% sind, aus zwei andern "componiren. n—1I wenn der mit m, bezeichnete Ausdruck Zuw"g, =0,1;..n—1) sich als ein Produet von zwei solehen Ausdrücken darstellen lässt. d. h. also, wenn wird. Da die n"“" Potenzen von a,.@,.”,. dem aus den Elementen h h h h ENTE, Wer gebildeten Rationalitäts- Bereich angehören, so ist die Frage der Deeomposition völlig bestimmt: ihre Lösung beruht auf der Zerlegung von =; in Factoren und bildet eine der interessantesten Anwendungen der arithmetischen Theorie algebraischer Grössen, deren Grundzüge ich in meiner Festschrift zu Hrn. Kunner’s Doetor-Jubiläum aus- einandergesetzt habe. Die erwähnte Frage leitet nämlich zu einer aprioristischen, arithmetisch-algebraischen Definition aller jener wieh- tigen Gleichungen, zu denen die neuere Entwiekelung der Analysis geführt hat, im Falle des absoluten Rationalitäts-Bereichs N =ı zu den Kreistheilungs-Gleichungen, im Falle, wo NR die Quadratwurzel einer ganzen Zahl ist, zu den Theilungsgleiehungen elliptischer Funetionen mit singulären Moduln. So ist für den Fall R= ı, und wenn » Primzahl ist. die Reihe der »elementaren« Abelschen Gleichungen n‘” Grades, aus denen sich alle Abelschen Gleichungen zusammensetzen lassen, von vornherein dadurch zu charakterisiren, dass in dem für die Wurzeln Abelscher Gleichungen im Monatsbericht von 1853 S. 372 aufgestellten Ausdrucke VII F(&) = ı und Nm f (e), das ist =, @_,, gleich Eins oder gleich einer Primzahl sei. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass der Nachweis der Existenz soleher Gleiehun- gen ebenso aus der Theorie der complexen aus n'” Wurzeln der Ein- heit gebildeten Zahlen hergeleitet werden muss, wie bei Gauss für den Fall n—=3 an dem oben angeführten Orte auf die Theorie der quadratischen Formen verwiesen wird, um den Nachweis zu führen, dass für jede Primzahl p von der Form 6% + ı Zahlen r, s existiren, wofürp=r’— rs+ s’ wird, und dass demnach für jede solche Prim- zahl p eine Gleichung (A’) existirt. Für den Fall n=4 besteht die Reihe der elementaren Abelschen Gleichungen aus den quadratischen, deren Wurzeln die Quadratwurzeln aus — ı und aus den sämmtlichen Primzahlen der Form 4% — ı sind, und aus den biquadratischen: 2 (B) a0 + —-=o (p=a’+b?), 4p Sitzungsberichte 1882. 39 1064 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 7. December. in denen p gleich 2 und gleich den verschiedenen Primzahlen der Form 4% + ı zu nehmen ist, und deren Wurzeln durch cos — Arc dargestellt werden können. Dierbei braucht man für a,b nur alle Zahlen zu nehmen, für welche @« + bi eine im Gauss’schen Sinne primäre complexe Primzahl oder ı + ist, so dass die Zahlensysteme a,b abgesehen von der complexen Einheit durch die Gleichung EN IIC, Dane bestimmt sind. Durch Composition von Abelschen Gleichungen dieser einen Reihe unter sich, so wie mit Gleichungen x° (x — gq) = o für 9=—-1,3,7;s11,...., und mit solchen Gleichungen, die vier rationale Wurzeln haben, können alle Abelschen Gleichungen vierten Grades.mit ganzzahligen Coefficienten gebildet werden, und man braucht dabei jede Gleichung der Reihe (B) nicht mehr als ein Mal mit sich selbst zu com- poniren. Es führt nämlich überhaupt die Composition einer irreductibeln Abelschen Gleichung x" Grades mit einer solchen, die n rationale Wur- zeln hat, zu einer Gleichung derselben Gattung, und jede Gleichung der Gattung kann aus einer derselben durch eine solehe Composition gebildet werden. Ferner führt die Composition einer Abelschen Gleichung mit sich selbst auf eine Gleichung derselben Gattung, aber so, dass dabei die Reihenfolge der Wurzeln, welche offenbar bei der obigen Begrifts- bestimmung der Composition von Einfluss ist, in einer Weise ver- ändert wird, bei welcher die eyklischen Funetionen unberührt bleiben. 1065 Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. Von A. OBERBECK in Halle a. S. (Vorgelest von Hrn. Hrr.umorrz am 30. November |s. oben S. 1029].) (Fortsetzung..) l einer früheren Mittheilung in diesen Berichten (s. oben S. ı25 bis ı3ı) wurden von dem Verfasser Untersuchungen über die elektro- dynamische Wechselwirkung elektrischer Schwingungen von verschie- dener Phase besprochen. Bei Fortsetzung derselben stellte es sich als nothwendig heraus, über einen Apparat zu verfügen, welcher elektrische Schwingungen von constanter Amplitude, sowie leicht und direet messbarer Schwingungsdauer liefert. Hierzu schien der nach Angabe von Hrn. F. Kontrauscn (Pose. Ann. Jubelband S. 290 — 303) construirte Sinusinduetor am geeignetsten. Bei der Herstellung des- selben für das hiesige, physikalische Institut, liess der Verfasser eine Veränderung vornehmen, in Folge deren der Apparat gleichzeitig zwei Wechselströme von constanter Amplitude, gleicher Schwingungs- dauer, aber beliebig zu veränderndem Phasenunterschied liefern kann. Hierdurch konnten zunächst die Gesetze der elektrodynamischen Wechselwirkung elektrischer Schwingungen viel einfacher und direeter durch den Versuch geprüft werden. Das weitere Studium dieser Er- scheinungen führte sodann zu einer neuen und einfachen Methode, die Polarisation von Metallplatten in Flüssigkeiten unter der Einwirkung von Wechselströmen zu bestimmen. I. Beschreibung eines Apparats zur Herstellung zweier Wechselströme von bestimmtem Phasenunterschied. Bekanntlich rotirt bei dem Sinusinduetor eine magnetisirte Stahl- platte innerhalb einer Multiplicatorrolle und erregt in derselben einen Induetionsstrom, dessen Intensität periodische Veränderungen erfährt. Diese Multiplieatorrolle wurde in der Weise durch zwei Multiplicatoren 89* 1066 Sitzung der phys.-math. Classe v. 7. Dec. — Mittheilung v. 30. Nov. von verschiedener Grösse ersetzt, dass der kleinere in dem Hohlraum des grösseren sich befand. Der innere Multiplieator kann in zwei zu einander senkrechten Stellungen durch Schrauben an der Messing- platte befestigt werden, welche das Räderwerk deckt, während der äussere Multiplicator um eine Axe drehbar ist, deren Richtung mit der Rotationsaxe des Magnets zusammenfällt. Bilden die Windungsebenen der beiden Multiplieatoren (vergl. die Figur) einen Winkel AMB =», so haben die beiden in denselben indueirten, elektromotorischen Kräfte einen Phasenunterschied 7. Dieser Winkel wird an einer Kreistheilung mit Hülfe eines Zeigers (' ab- gelesen, welcher an der unteren Seite des grösseren Multiplicators befestigt ist. Der innere Multiplieator kann auch so angebracht werden, dass seine Windungsebenen parallel mit MA’ liegen, während der be- wegliche Multiplicator auch in diesem Fall aus der parallelen bis in die senkrechte Stellung gedreht werden kann. Sind die Winkel der beiden Multiplicatoren in beiden Fällen dieselben, so haben die der Grösse nach gleichen Phasenunterschiede, da die Rotationsrichtung des Magnets stets dieselbe bleibt. entgegengesetzte Vorzeichen. Selbst- verständlich kann man den Apparat auch als Sinusinductor gewöhn- licher Construction benutzen. Dann sind beide Multiplicatoren parallel zu stellen und beide hintereinander in denselben Stromkreis einzu- schalten. Werden dagegen zwei verschiedene Stromkreise gebildet, von denen jeder einen der Multiplicatoren enthält, so werden in denselben Wechselströme von verschiedener Phase erregt. Die Phasen der Ströme sind nicht dieselben wie diejenigen der inducirten Kräfte. Diese ÖBERBECK: Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. 1067 weiteren Phasenverschiebungen lassen sich aber leicht durch Rechnung (vergl. F. Kontrausen, Pose. Ann. 148, S. 148 Bezeichnet man die Anzahl der Stromwechsel in der Seceunde 150) ermitteln. mit 2, den Widerstand des einen Kreises mit w,, das elektrodynamische Potential des ganzen Stromkreises auf sich selbst mit p,., die zur Zeit t indueirte. elektromotorische Kraft mit: n#, cos (nt), die Stromstärke mit i,, so ist: di, E A pr — +twi=n-E, cos (net), also: dt nE, ( 1 } ı — 0, cos(nzl) + PıNnr sin (nzt)\. er np‘ Werden für den zweiten Stromkreis die entsprechenden Bezeich- nungen benutzt, ist ferner der Winkel der beiden Multiplicatoren 7, so gilt für i, die Gleichung: ' di, { 2 = + w,t, = nE, cos (nzt —n). Es ist: 5 E,n a s } 1, = ——— No, cos — np, sin 9) cos (nt) + (w,siny + nzp,cosn)sin(nzi)\. Wr 1a Die elektrodynamische Wechselwirkung der beiden Ströme auf einander ist proportional mit: 4 ji idt- NEE, ( Be i a Kr) ea2=: ph) ‚ww, + NT, P.) cos1 + nr (pw, — w, p,) sin m. 1 A 2 I Geht der Strom des einen Multiplicators durch die festen Rollen eines Elektrodynamometers, derjenige des anderen durch die beweg- liche Rolle, so ist das Drehungsmoment der letzteren dem eben mit- getheilten Ausdruck proportional. Sieht man dasselbe als Function von n allein an, so kann man schreiben: D=Acosy-+B sinn. Hierin ist A stets positiv. während BD je nach der Zusammensetzung der beiden Stromkreise positiv oder negativ sein kann. Ich gebe zunächst als Beispiele einige am Elektrodynamometer unter verschiedenen Umständen beobachtete Ablenkungen. Hierzu müssen die Bestandtheile der beiden einzelnen Stromkreise angegeben ' Werden gleichzeitig in beiden Multiplieatoren Ströme indneirt, so müsste man eigentlich auf die Induction der beiden Rollen auf einander Rücksicht nehmen. Da dieselben bei den später zu besprechenden Anwendungen meist in gekreuzter Stellung sich befanden, so habe ich von der Berücksichtigung der gegenseitigen Induetion abgesehen. 1068 Sitzung der phys.-nath. Classe v. 7. Dee. — Mittheiling v. 30. Nov. werden. Zu dem Ende soll abgekürzt der erste Multiplieator mit M,, der zweite mit M,, die beiden stets mit einander verbundenen festen Rollen mit F, die bewegliche Rolle mit 3 bezeichnet werden. Die Widerstände dieser Rollen waren zuvor gemessen worden. Weitere Widerstände, welche noch hinzugefügt wurden, waren stets ohne erhebliche Selbstinduetion (meist mit Benutzung eines Sıemens’schen Widerstandskastens). Die zu der beweglichen Rolle führende Leitung enthielt einen Commutator. Es wurde stets für beide Stellungen desselben abgelesen und die Differenzen genommen, so dass die mitgetheilten Zahlen (&) die doppelten Ablenkungen repräsentiren. \ Kreis 1: M,+ F+ 3000 S.E; Gesammtwiderstand 4 263 S.E. "" } Kreis 2: M, + B; Gesammtwiderstand 829 S.E. | N | & 08 + 660 40° nal7ke) 60° + 292 70 2 + 188 80° | Ar 78 90° | — 48 Di Kreis : M+F+wS.E; Wid. =ı1263 +wS.E. | Kreis 2: M, + B ; Wid. 829 S.E. — 0,054 e —— — w 2) OS.E. + 540 500 » -+ 220 1000 » + 83 I 200 » | =r 4) l 400 » + 28 I 600 » + 10 1ı 800 » — 5 2 000 » | a 2 500 » — 34 ( Kreis ı: M,. + F+1830S.E; Wäid.: 3.093 S.E. ( Kreis 2: M, +B+ ı80S.E-ı; Wid.: ı 009 S.E os N | % o 798 0 685 3% 545 60 432 70 2%) So” 150 ÖBERBECK: Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. 1069 Vergleicht man die beobachteten Ablenkungen mit der Formel: a —= Acosn+ Bsinn, so zeigt sich, dass bei der ersten Reihe B einen negativen Werth hatte, dass ferner bei der zweiten Reihe («—= BD) B durch Veränderung des Widerstandes w von positiven zu negativen Werthen übergeführt werden konnte, dass endlich in der letzten Reihe B= o war. Von Wichtigkeit ist besonders der Umstand, dass man bei ge- kreuzten Rollen stets durch passende Wahl der Widerstände in den beiden Kreisen die Ablenkung der beweglichen Rolle verhindern kann. Man kann dies benutzen, um die Induetionspotentiale zweier Rollen zu vergleichen. Es ist hierzu nicht einmal nötlig, dass die beiden Multiplicatoren ganz genau einen Winkel von 90° bilden. Allgemein ist die Ablenkung Null, wenn: ww, + nr’p,, cosy + nr |p,w, — W,p,, = 0 oder: 10, NT, w,cten, = NTp, \w, + nrp,cten. Wird dann in den ersten Kreis eine neue Rolle gebracht, deren Widerstand 0, deren Induetionspotential p ist, so muss man. um wiederum keine Ablenkung zu erhalten, noch einen weiteren Wider- stand x in denselben Stromkreis einschalten. Dann besteht die Gleichung: (w, +a+ x) Inrp, — w, ctgn! = nr(p, +p) \w, + np, ctgn. Dureh Combination mit der früheren Gleichung erhält man: DD Eu Sr Marer j% > a—+% Pı ı, p, W, Nach dieser Methode wurden die Inductionspotentiale der beiden Multiplicatoren, sowie der Elektrodynamometer-Rollen mit dem Inductions- potential einer Rolle (A) verglichen, welches nach einer anderen Methode nach absolutem Maass gemessen war. Mit Benutzung der früheren Bezeichnungen ergab sich: IM 0.5343 R. N — 10.239855 RR: A, =D gAzSı RR. B = 0.0470 In, Die Eigenthümlichkeit der eben beschriebenen Methode beruht darauf, dass die elektrodynamische Wechselwirkung der beiden Ströme 3 R ; h ns U2 Null wird, weil dieselben eine Phasendifferenz — haben. Jede Ver- D) änderung in den beiden Stromkreisen, welche eine weitere Phasen- verschiebung bedingt, bewirkt daher einen Ausschlag. Als solche Veränderungen sind zu nennen: 1070 Sitzung der phys.- math. Classe v. 7. Dee. — Mittheilung v. 30. Nov. ı. Widerstandsänderungen. [7 Veränderungen der elektrodynamischen Potentiale der Kreise auf sich selbst. z. B. durch Einführung eines Eisenstabs in eine Rolle, welche zu dem einen oder anderen Stromkreise gehört. Einschaltung von Flüssigkeiten mit polarisirbaren Metall- elektroden. [3% II. Über die Messung der durch Wechselströme bewirkten Polarisation von Metallplatten in Flüssigkeiten. Hr. F. Kontrauscn hat nachgewiesen (Pose. Ann. 148. 143 — 154), dass auch bei schnellem Wechsel der Riehtung des polarisirenden Stromes die elektromotorische Kraft der Polarisation recht bedeutende Werthe erreichen kann. Derselbe fand, dass die Einschaltung einer Flüssigkeitszelle in den Stromkreis eines Sinusinductors Veränderungen der Amplituden der elektrischen Schwingungen bewirkt, welche zur Messung der Polarisation benutzt werden können. Die von Hrn. Kour- rausch entwickelte "Theorie ergiebt. dass in diesem Fall gleichzeitig eine Phasenveränderung der Schwingungen eintritt, welche von der elektromotorischen Kraft der Polarisation abhängt. Es soll hier gezeigt werden, dass diese Phasenverschiebung mit Vortheil zur Bestimmung der Polarisation verwerthet werden kann. Befinden sich die beiden Multiplicatorrollen in gekreuzter Stellung, sind ferner die Widerstände der beiden Stromkreise so geregelt, dass das Elektrodynamometer unter der Einwirkung der Wechselströme keine Ablenkung erfährt, so bewirkt die Einschaltung einer Flüssig- keitszelle im Allgemeinen sehr bedeutende Ausschläge. Dieselben können von der Veränderung des Widerstandes des betreffenden Strom- kreises und von der Polarisation herrühren. Die im ersten Abschnitt mitgetheilten Versuche zeigen indess (vergl. Reihe 2), dass die erste Ursache verschwindend klein ist im Vergleich zur zweiten. Die Ver- änderung des Widerstandes w von 1600 S.E. auf 1800 S. E. bewirkte nur eine Veränderung des Ausschlags von + ıo auf — 5 Scalentheile. Die später mitzutheilenden Versuche sind aber unter noch viel günstigeren Verhältnissen angestellt. Ausserdem habe ich mich mehrfach direet überzeugt, dass die Vergrösserung des Flüssigkeitswiderstandes auf das vier- bis fünffache keinen Einfluss auf die erhaltenen Ablenkungen hatte. Dieselben rühren daher ausschliesslich von der Polarisation her. Eine einfache an die von Hın. F. Kourrausen (a. a. 0.) gegebene Theorie sich anschliessende Rechnung zeigt, von welchen Umständen die Ablenkung des Elektrodynamometers in diesem Falle abhängt. ÖBERBECK: Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. . 1071 - Ist in den ersten Stromkreis eine Flüssigkeitszelle mit Metall- elektroden eingeschaltet. so gilt für die Intensität in demselben die Differentialgleichung: n Pı = +w&+ afü dt —=.nE, cos (nrt). Hierin ist g eine Constante, welche den Werth der elektro- motorischen Gegenkraft der Polarisation in dem betreffenden Fall angiebt. Dann ist: nE,)w, cos (nrt) + nr (r _ En) sin (net). t nn \ na ————— - —— w + na 2 en Wr Hat die indueirte elektromotorische Kraft des zweiten Strom- kreises, wie zuvor, eine Phasendifferenz n gegen diejenige des ersten Kreises, so ist das Drehungsmoment der beweglichen Rolle: b All, Hl} n ( | G a a ww, tn nr | pp, — 4 - | IH nz siny| 2, a 21220292 2 NT NT Be N Kin 25 en] > .3,w, + N Rp \ P: | \ nn 2 2|, yo AT TE D— War vor Einschaltung der Flüssigkeitszelle in den ersten Strom- kreis bei gekreuzter Stellung der Multiplicatoren (7 nahezu 90°) Sorge getragen. dass kein Ausschlag erfolgte, so war: cosn [w,w, + n?’r’p,| + sinanr [w,p, — p,w,] = 0. Der vorige Ausdruck giebt dann: un | — gE, E,nsiny E + np, eign( Tr \ R. } 4 N „2 2,2 2 y u le (re 2_2 Wegen der Stellung der Multiplicatoren ist: siny = ı, cetgy eine kleine Grösse, welche mit k bezeichnet werden soll. Ferner kann man en per DEN 3 w, so gross machen, dass das Glied n’=’| p, — ;—— | gegen w; sehr nm) klein ist. Dann ist: Pe gE,E.n-w, , o4+ 2 N) 27 wı jo? + n’#’p3 | Bei den bisher angestellten Versuchen ergab sich, dass die Aus- > oO schläge bei Veränderung der Schwingungszahlen » denselben nahezu Sitzungsberichte 1882. 90 1072 Sitzung der phys.- math. Classe v. 7. Dec. — Mittheilung v. 30. Nov. proportional waren. Bezeichnet man dieselben mit «, so kann man in erster Annäherung setzen: g = Vonst. = : Als Beispiele theile ich einige von mir angestellte Beobachtungen mit, die ich indess nur als vorläufige ansehe. da ich eine systema- tische Untersuchung der Polarisationserscheinungen nach der beschrie- benen Methode auszuführen beabsichtige. Bei denselben bestand der erste Stromkreis aus dem Multiplicator M, den beiden festen Rollen des Elektrodynamometers F und einem hinzu- gefügten Widerstand von 1830 S.E, so dass der Gesammtwiderstand dieses Kreises 3093 S.E betrug. In diesen Kreis wurde die Flüssigkeits- zelle eingeschaltet. Der zweite Kreis enthielt den Multiplicator M,, die bewegliche Rolle B und einen weiteren Widerstand von 170 S.E, so dass der Gesammtwiderstand desselben 999 S.E betrug. 1. Platinplatten von 20-”"" Fläche in concentrirter Kochsalzlösung. n | da aln „x | 5 I} 2,812 RS a SR | DR: 2.578 7.5 285.5 | 2.656 NOS 2 5 56 LOITON 31200 059,559 | 2. Kupferplatten von 20-"" Fläche in concentrirter Kochsalzlösung. j n | & aln | | SOR2 | 8A 2 097 103.1 103.5 1.004 117.0 [18.7 1.009 Dieselben Kupferplatten in concentrirter Lösung von Kupfer- vitriol gaben Werthe von «/n, welche zwischen 0.10 und 0.17 lagen. Bei den bisher mitgetheilten Versuchen waren die Platten auf den Rückseiten ganz, auf den Vorderseiten bis auf das angegebene Flächen- stück mit Wachs überzogen. Es schien von Interesse, die Abhängig- keit der Polarisation von der Fläche der eingetauchten Platten zu ermitteln. Zu dem Zweck waren die beiden Platten an einer Mikro- meterschraube befestigt, durch welche sie bis zu einer genau festzu- stellenden Tiefe in die Flüssigkeit getaucht werden konnten. Selbst- verständlich waren die einander zugekehrten Seiten der Platten von dem Wachsüberzug frei. ÖBERBEeK: Über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. 1073 Es ergab sich hierbei Folgendes, wobei mit f die wirksame Plattenfläche bezeichnet werden soll. 3. Platinplatten in concentrirter Kochsalzlösung. T; n u | a'n Del 184.3 216 2.562 50.» 93.3 142 1.705 Tann 84:7 122 1.440 100 » 80.0 103 1.287 I50 »| 81.9 | 77 | 9.940 Te > 2 10171025, |75298 |. 2.700 so » 107-5 | reoren s 5 3 | S TE we) 11,7] | E.548 15 | 7 | 54° 1X) | ic 149 1.371 150 » 104.7 N) ag, Während die Grösse der wirksamen Metallfläche auf das Sechs- fache zunimmt, sinkt die Polarisation noch nicht ganz auf den dritten Theil des ersten Werthes. Die Grösse qg ist daher nicht, wie man erwarten sollte, der Plättenfläche umgekehrt proportional, sondern verändert sich nach einem eomplieirteren Gesetz, das in jedem Falle besonders festzustellen ist. Die hier beschriebene Methode, die Polarisation zu untersuchen, gewährt anderen Methoden besonders bei Benutzung constanter Ströme gegenüber eine Reihe von Vorzügen, welche zum Schluss noch erwähnt werden sollen. ı. Die Messungen sind ganz unabhängig von einer andauernden Ungleichheit der Platten, welche constante oder unregelmässig ver- änderliche Ströme bewirken kann. 2. Die polarisirenden Wechselströme können keine erheblichen Veränderungen in der Flüssigkeit (Concentrations- Unterschiede) oder an den Elektrodenflächen hervorbringen. 3. Die Polarisation wird gemessen, ohne dass der polarisirende Strom unterbrochen zu werden braucht. 4. Die Einwirkung des polarisirenden Stromes auf das Beobach- tungs-Instrument ist durch die Versuchs- Anordnung ausgeschlossen. Die Ablenkungen desselben sind nur eine Folge der Phasen- Verände- rung, welche die elektromotorische Kraft der Polarisation hervorruft. Dagegen macht sich als ein störender Umstand die langsame Abnutzung des rotirenden Magnets — d. h. die langsame Abnahme seines magnetischen Moments — geltend. Da die mitgetheilten Ver- 1074 Sitzung der phys.-math. Classe v. 7. Dee. — Mittheilung v. 30. Nov. suche innerhall weniger Tage angestellt wurden, so wird in dieser Zeit eine erhebliche Veränderung des magnetischen Moments nicht stattgefunden haben. Sollen dagegen Versuchsreihen, welehe über einen längeren Zeitraum sich ausdehnen, unter sich vergleichbar sein, so müssen regelmässige Controlbeobachtungen der angeführten Grösse vorgenommen werden. Aus derartigen Beobachtungen kann dann auch gleichzeitig die Stärke und elektromotorische Kraft des polarisirenden Stromes fest- gestellt werden. Letztere erreicht den Maximalwerth nE,, wo E, mit der elektromotorischen Kraft eines Dasıerr'schen Elements mit Hülfe des Elektrodynamometers verglichen worden war. Es war E, — 0.03, so dass für die Schwingungszahlen So und ı20 die Maximalwerthe: 2.4 bis 3.6 Daniell betrugen. — - — — — Ausgegeben am 14. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. zer > - u SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Li. 14. DecEmBER 1882. EG 3.0 29 N Rp aan ser BERLIN 18832. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich h ” e ‘ Kick Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. FRE (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 3 S1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr N Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen‘ Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druekkerüe übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. | $4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte ‘be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mite 2lieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Venmittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme .der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der A nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Ts & DL Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der inden Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. $ 7. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie, oder der betreffenden Classe. 88. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf bean Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. SIEH ‚| 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben. mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Bachhandel gebracht werden. PR”. sıl. ae. 1. Jeder Verfasser einer unter den »Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sorderibäraeke mit einem Umschlag, auf een der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine ] Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert \ zu unentgeltlicher , eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem re digirenden Secretar Anzeige gemacht hat. SEE: 55. “ Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt, der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über ‚die Redac- \ tion und den Druck der in dem gleichen Stück“ erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser at ö heisst er der redigirende Secretar. TE N 2973 E TER A 1. Der redigirende Secretar ist für. den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- t lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die en vernnkgfggnlieh. [F N, er een ee . le 1882. L1. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 14. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Seeretar: Hr. Momnusen. 1. Hr. Zeıver las: Über Begriff und Begründung der sittlichen Gesetze. Der Vortrag wird in den Abhandlungen der Akademie erscheinen. 2. Hr. Weıerstrass legte eine Mittheilung des Hrn. Lirscenrz vor: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit vorgeschriebenen, die Krümmungsverhältnisse betreffen- den Eigenschaften. Die Mittheilung folgt umstehend. 3. Dem Assistenten am botanischen Garten in Bonn Hrn. Dr. Frieprıcn Jonow sind zu einer Reise nach Guayana und West- indien zur Erforschung der Entwickelungs- und Keimgeschichte tropischer Schmarotzerpflanzen 3000 Mark bewilligt worden. 4. Am 5. December starb Hr. Treopor Lupwıs Wirnern von BiscHorF in München, eorrespondirendes Mitglied der physikalisch-mathematischen Ulasse. Sitzungsberichte 1882. 91 uch a I I J “nn ww - ’ sohn, ‚ . »Pi, x v ne j! fi I 4 Iehirk 1 nl 5 BE ERTRe AR On LEANLU IE 1 et TUR AT AeHg en ” je i = ur z In DL BRTLET) 41! TRInArT H rel Tauh SEAnT ü ara Rute ran >) Alt HD AUFL A HEFA Dora) EN Ab) vn j I DAN DTA N CH ur al en Kr ira nv; rCH HATERTUSUER Tai 1) ALT LI HR Ian alar 7 Turn: Freie ir? HA u] ra TA Dar = $ un! F EHLEIEE TIER ui f Clan? rk I innere rlsih lg Fr Az, An DUDV ET INT DT Mal At PiL Be) Kae EEE ul RUE a z a ET g“ ER, BULIRT: vo N Ru Ira a3 art u Ken af RAS u Lan BEE NEE ra it ER“ re 1077 Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit vor- geschriebenen, die Krümmungsverhältnisse betreffenden Eigenschaften. Von R. Lipscuitz. Nenn es sich darum handelt, zu entscheiden, ob Oberflächen existiren. welche in Bezug auf ihre Krümmungsverhältnisse eine vorgeschriebene Beschaffenheit haben, und wenn verlangt wird, für den Fall der Existenz diese Oberflächen zu bestimmen, so ist häufig das Mittel angewendet worden, für die Punkte der betrachteten Oberfläche die Richtung der Normale durch den Endpunkt des parallelen Radius auf der mit der Einheit als Radius um ein beliebiges Centrum beschriebenen von Gauss eingeführten Kugel abzubilden, und dann die Beziehung umzukehren, so dass der Ort eines Punktes der Oberfläche von dem Orte des ent- sprechenden auf der Gauss’schen Kugel befindlichen Punktes abhängig wird. Die bezeichnete Umkehrung ist eine für die Theorie der Ober- tlächen fundamentale Operation. Um ihre nothwendigen Elemente kennen zu lernen, kann man dieselbe auf eine Mannigfaltigkeit von n Variabeln, für welche das Quadrat des Linearelements gleich der Quadratsumme von den Differentialen der Variabeln ist, übertragen, und dabei von der Umformung des Ausdrucks ausgehen, durch den die zugehörige Ausdehnung des Begriffs des Krümmungshalbmessers dargestellt wird. Mit diesem Gegenstande werde ich mich zunächst beschäftigen, und hierauf die Betrachtung der in unserem Raume vor- handenen Oberflächen folgen lassen. I. Innerhalb der Mannigfaltigkeit der n Variabeln x, x,. ... x,, für die das Quadrat des Linearelements durch die Summe 2,da; ausge- drückt wird, sei eine Function & (x, &,, ... x,) gegeben; der Buch- gr* 78 a » 1078 Gesammtsitzung vom 14. December, stabe a, wie auch b, c. .. möge immer die Reihe der Zahlen von ı bis n durchlaufen. Für die Mannigfaltigkeit der (n — ı)'" Ordnung P (X, %, .. x,) = eonst. wird dann der reeiproke Werth des Krümmungs- halbmessers 5 eines Normalschnitts durch den Ausdruck Dar da, l asc 0 dx, (1) TREE KR ER bezeichnet. wo > le N gesetzt ist, und wo die Differentiale dw, a L, an die Bedingung a6 (2) Ir dr, gebunden sind. Wenn man jetzt. wie in dem Aufsatze: Ausdehnung der Theorie der Minimalllächen, BorcnAarpr's Journal für Mathematik Bd. 78, S. 25, die Grössen 0) einführt, so ergiebt sich die Gleichung 0° 0 >32 R de, dx, >> ei dx, N. or, x, 0a, (on i BILL, 1, = : ——- = AN, 5 NE DuioeNe und da der auf der rechten Seite abzuziehende Bruch wegen der ” ” er I ” Bedingung (2) verschwindet, so entsteht für — die Darstellung > de, dx, I er RE, - X, An der erwähnten Stelle habe ich nachgewiesen, dass das Pro- blem der Maxima und Minima von p zu dem System von n Gleichungen (5) de, + wda, = 0 führt, wo aus den (n — ı) reellen Werthen der für » geltenden - B I : Gleichung (n — ı)“" Grades durch die Relation w = — — die (n— ı) reellen Werthe p,,p,;- - pn, der Grösse p hervorgehen. Ferner ist daselbst hervorgehoben, dass, wenn zu irgend zwei von einander ver- schiedenen Werthen, z. B. p, und p,, respective die Systeme von Dif- ferentialen d"'x,, d®x, und d”’Z,, d®&, gehören, die beiden Gleichungen (6) za", das 10% ” San dag, = 0 Liesenrrz: Untersuchungen iiber die Bestimmung von Oberflächen. 1079 bestehen. Es repräsentiren hier .r,.,,. . . x, die rechtwinkligen Coor- dinaten eines Punktes, &,,&....&, die Cosinus der Winkel, welche die im Punkte (&,. x,,....x,) der Mannigfaltigkeit & (x, .x,..2,) = const. errichtete Normale mit den rn Axen bildet. Wegen der zwischen den- selben bestehenden Gleichung (8) zB -ı sind dann &,,&....&, zugleich die rechtwinkligen Coordinaten eines Punktes einer Kugel von dem Radius Eins, die für n = 3 mit der g 3 Gauss’schen Kugel zusammenfällt. Ferner folgt aus der Bedingung (2) die Relation (0) SEda, — 0. z’ b Nachdem für jedes Werthsystem x, das zugehörige System &, bestimmt ist. soll diese Beziehung umgekehrt werden. Da die x, durch die Gleichung & (&,. %,. ....x,) = const., die Z, durch die Gleichung (8) verbunden sind, kann man einerseits die (2n— ı) unabhängigen Variabeln 2%, ...%,,, andererseits die (n-— ı) Variabeln &,,&,,... &,_, auswählen, 2 “n—1? die letzteren als Funetionen der ersteren auffassen, und die Umkeh- rung so bewerkstelligen, dass die ersteren als Funetionen der letzteren betrachtet werden. Hierzu ist erforderlich, dass die Functionaldeter- dE, de, 8 minante ® + —°..— — einen von Null verschiedenen endlichen u Werth habe. Sobald aber &.%..&,_, als Functionen der unabhän- gigen Variabeln &,,x,,..x,_, angesehen werden, liefert das System (5) zur Bestimmung von » die Gleichung (r — 1)" Grades, welche sich aus dem Verschwinden der - Determinante = Nr £ Ze ER dx, dw, N 0E, 0E, Kt 0E, = un tw,.. dr, dw, (oe £ zZ £ 0er DER, , ar = r Ay - . N, =: + [72] dr, dr, OR, ergiebt. In Folge dessen ist die in Rede stehende Funetionaldeter- minante gleich dem in die Einheit dividirten Produet der (n —ı) Werthe von p (10) Zr Riemer rer N 4 welches Hr. Kroxecker in der Abhandlung: Uber Systeme von Functio- nen mehrerer Variabeln. Monatsbericht der Akademie vom August 1869, S. 695. als Ausdehnung (des Gavss’schen Krümmungsmaasses bezeichnet hat. Mithin muss bei der vorzunehmenden Umkehrung 1080 Gesammtsitzung vom 14. December. die Bedingung erfüllt sein. dass diese Grösse in keinem Theile der Mannigfaltigkeit $ (x, . x, ...,) = const. verschwinde. Unter dieser Vor- aussetzung werde ich die quadratischen Formen der Differentiale d.r,, I welche den Zähler und Nenner des Ausdrucks (4) von — bilden, in quadratische Formen der Differentiale dZ, verwandeln, die Coeffieienten der Formen durch ein gewisses System von Functionen der Z, aus- drücken, und zeigen, wie vermittelst desselben Systems von Functionen die Coefficienten in den Darstellungen der Differentiale dx, durch die Differentiale dZ, ausgedrückt werden. Für das Differential dv, liefert die Gleichung (9) durch die unab- hängigen Differentiale dx,, dx,... de,_, den Ausdruck (11) — dd, = udae, + vd; su tv, 05 der Kürze wegen ist & & a (12) = — Vo. u — Vn3.% z = W-ı 72 I z En En En gesetzt. Bei irgend zwei von einander verschiedenen Zeigern a und 9 aus der Reihe ı, 2,...n — ı gelten daher die Bedingungen der Integrabilität ov, 0v; O2, 2 ds Ferner nimmt der Zähler in (4) durch Einführung der Differen- bialer da,, dns de und der Grössen v,,v,,..v,_, die Gestalt an n—I (14) y.de,de, = &,(dv,dae, +..+ dv,_,da,_,); b (ne I LT so dass für — die Darstellung „ [0v dv dv,‘ dv ar eohe en die RE nn = e da’ + DR, -r 1) de, da, + ....+ ER ( IE a N Pre = u ot BEE > p da +..+ dd, + (de, +... +9, de.) hervorgeht. Da hier der Nenner eine wesentlich positive Form der (n—ı) Differentiale di, ‚d,,.. de,_, ist, so lässt sich nach einem zuerst für lauter n—I ungleiche Werthe p,,%,,...,_, aufgestellten, später von Hrn. Wrier- strass allgemein formulirten und bewiesenen Satze', der Zähler und Nenner des Bruches so transformiren, dass der Nenner gleich einer Summe von (rn —1) Quadraten wird. deren Basen lineare Ausdrücke von da,,de,,..de,_, sind, und dass der Zähler in ein Aggregat übergeht. n—I ! Monatsbericht d. Akad. vom 4. März 1858, S. 216. Lirscamz: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen. 1081 dessen Summanden dureh Multiplication der betreffenden Quadrate m die zugeordneten Grössen Don I fı PR ui entstehen. Ich nehme nun an, dass statt w,.@,..0,_, die Variabeln &,&:»-..&_, eingeführt werden. und dass die erv hnten linearen Ausdrücke von dae,.de,,...de,_, in lineare Ausdrücke von den in (12) definirten (uotienten v,.v,,..v,_, verwandelt seien, dividire Zähler und Nenner der rechten Seite von (15) durch &, und erhalte die Gleichungen on BL Ida, x” — (u) ‚dv, Se: .+ 2 n—ı ei) SE - ar (Din ‚dv, Sr aa + Den dv,_,); ; 2 2 ei de -+:..+ > da; x, en (if) ee wo mit P,; Funetionen von &.&.... &,_, bezeichnet sind. ,_, in der Weise durch die Differentiale dv,. dv,.... dv, _, Ausdrücken, dass sich die auf- n tretenden Coefficienten nur aus (em Grössen pP,» Pa; --» £ Jetzt kann man die Differentiale dv,, dw.,... dx undeden Grössen P, , zusammensetzen. Zu diesem Zweck werde die linke Seite von (17) durch dy,. dv,, ... dv,_, dargestellt. Hierbei ist darauf zu achten, dass in Folge von (11) auch der Ausdruck te. in, ein exactes Differential sein muss, und dass deshalb für jedes Paar verschiedener Zeiger & und 8 die Bedingungen der Integrabilität dx dw; 8 Ben erh, (18) di, gelten. Es erhält aber die linke Seite von (17) die Be dx dx dx Saal ee, ng dv,dae, +..+dv,_,da,_, nt TE Ran +5 ov,_; Se: (19) z = z Sieht man auf beiden Seiten von (17) die (a — ı) independenten Ditte- rentiale dv, als allein veränderlich an, und bildet nach der Reihe die durch Zwei dividirten partiellen Differentialquotienten in Bezug auf dumen dv ds so erhält man links respective die dureh vollständigen Difterentiale dw, . dr,.... dw 1 > Z, dividirten und es entstehen für die- I selben die gesuchten Ausdrücke 1082 Gesammtsitzung vom 14. December. n: 12 d JR dy I dee, au (We 2 dv, + Hama, )p R 1: Ma ( 1,1 Wi +. Sar n—1 ,n—ı 2) pP & Pı Pa—ı I dx, A een, le I, ‚dv, ce .+P,_ R, Ba Ip (2o)\ Pı Pn—ı = ey dy,_ 2 de az „I dv, SF SF PB) p A u j (Bi I, ‚dh I ar Ar n—I , n—I Yn ı) DR Er Pi Pa—ı Zu diesem System lässt sich vermöge (11) eine Darstellung von ze hinzuzufügen: 12 12 dy (21) 1 N 1; ‚dv, nie Pr dv, _ een ‚db, ER“ ER ee en. Er Pı DER wobei ee el EN RAN TEL, HR (22) RR Sn —I; n—ı Yn— ln. gesetzt ist. Wird jetzt die auf der linken Seite von (16) befindliche Summe gebildet, und mit dem Ausdruck der rechten Seite verglichen, so ergiebt sich für die Funetionen P,,,. P,...... das System von Gleichungen ee (23) Pr 5 PuPes PB: bes Aare Ku RR & — PaP3 zu denen vermöge (8) und (22) noch die Gleichungen eh \ Zuan.,-2=) a ER a en Er kommen. Durch die so eben aufgestellten Relationen leuchtet ein, dass die Functionen P, , auf die Coeffiecienten einer Substitution zurück- zuführen sind, durch welche eine Summe von » Quadraten in sich selbst transformirt wird. Benutzt man die Bezeichnungen PB a,b (25) An pe Pa so entsteht aus (23) und (24) das für eine Substitution der genannten Art charakteristische System von Gleichungen, wo # und © wieder differente Zeiger bedeuten, Are ee (26) B+är. en A, Ana A, Aut Ka AA io Are rAÄnnE, ai RR WR — nt, Bei den Ausdrücken von da, .de,...de, in (20) und (21) lässt sich Liescarrz: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen. 1083 der durch die Quotienten v,.v,,..v,_, hervorgerufene Vorzug der Grösse &, aufheben, indem man bemerkt, dass nach (22 P,.dE, + P..de+-:+P..de P,,d, ze Dr dv, - .. + Per am — ads, + - a.20&, + m Bun, an 5 En ist. Werden nun auch dort statt P,, die Funetionen A, , eingeführt, so erhält man nach Weglassung des Factors &, das in Bezug auf &+&2».. &, symmetrisch gebildete System von Ausdrücken (a AA de, FA EA, de) + 4,.(4,,dE, + A,.d& +... + A,.de) a u RA ae der Ir Are ades Ar Ar ende). Zugleich entstehen für «ie quadratischen Formen, welche in (4) den a KR 2 Zähler und Nenner des Ausdrucks von — bilden, die Darstellungen p | Sin =plAnde +... + And) +. + Ant + Anden’ 1 zdE,da, A de AT Ede). n—1,1° 5, (28) Aus (26) folgt bekanntlich. dass, je nachdem ein Zeiger e dem Zeiger t gleich oder von (demselben verschieden ist, die Summe (29) SA, A. + && = ı oder o wird. Wenn daher zu den Quadraten der (na— 1) Ausdrücke E A..dE, ah ie Ar ade: noch das Quadrat der Basis Zd&, +... + &,dE, addirt wird. die gleich Null ist, so ‚erhält man die fernere Gleichung (30) Id, — (A, dE +... +A EEE, +. + Andi t + Anden). Der ausgesprochenen Behauptung gemäss sind die Coeffieienten der quadratischen Formen der Differentiale d&,...dZ,. welche den . I . . . Zähler und Nenner von ausmachen, als rationale ganze Funetionen | p des Systems der Grössen p,, a, --- _, und der Grössen A,, darge- stellt, und gleichzeitig sind die Coeffieienten in den Ausdrücken der Differentiale de, durch die Differentiale d&, ebenfalls rationale ganze Functionen desselben Systems von Grössen. 1. In der bisherigen Untersuchung ist die Mannigfaltigkeit der (n—1)“" Ordnung betrachtet worden, welche durch die Gleichung Pla, &%. ...%,) — const. bestimmt wird. Auf der Voraussetzung dieser Mannigfaltigkeit beruht die Existenz der Funetionen >, und c 1084 Gesammtsitzung vom 14. December. und A, , für die Diffe- rentiale de, aufgestellten Ausdrücke. Dagegen werde ich jetzt an- nehmen, dass die Grössen z, und A,, als Functionen der Variabeln 2.0 &,» :..&, beliebig gegeben seien. Dann erhebt sich die Frage, ”ıa 512 62 ob überhaupt eine Mannigfaltigkeit der (2 — 1)" Ordnung existire, zu @ A,,, und die Gültigkeit der mit Anwendung der p @,b der jenes System von Funetionen in der angegebenen Bedeutung ge- hört. und es folgt die zweite Frage, wie sich innerhalb der vorhan- denen Mannigfaltiskeit die Grössen x. &,. ...x, als Funetionen der 1° n Benutzung der Ausdrücke in d£,. d&,. ...dZ, beantwortet, die für Variabeln &,,. &....&, bestimmen. Beide Fragen werden durch dx,, de,, ...dx, gefunden sind. Für jeden Ausdruck hat man die Bedingungen der Integrabilität aufzustellen, und die erste Frage ist nothwendig zu bejahen oder zu verneinen, jenachdem sämmtliche Bedingungen der Integrabilität erfüllt sind oder nicht. Sobald sie aber wirklich erfüllt sind, ergiebt sich die Darstellung der Grössen x, als Funetionen der Variaben Z, durch Ausführung der Integration der bezüglichen vollständigen Differentiale. Die soeben hervorgehobenen Fragen bezeichnen den Gesichts- punkt, von dem aus die gegenwärtige Untersuchung unternommen ist. Hiernach fällt das Hauptgewicht auf die Erforschung des Systems der Integrabilitätsbedingungen der für die Differentiale dx, gebildeten Ausdrücke. Da die Functionen A,, mit den Grössen &, &: -..& zusammen eine Substitution bilden, durch welche eine Summe von n Quadraten in sich selbst transformirt wird. und demgemäss die Eigenschaft haben, die obige Gleichung (30) zu erfüllen, so erkennt man leicht, dass jedes System von solchen Functionen erhalten wird, indem man ein einzelnes System dieser Art mit der allgemeinsten Substitution zusammensetzt, durch welche eime Summe von (n—1) Quadraten in sich selbst transformirt wird, einer Substitution, deren 3 n—ı)n—2) a : Coeffieienten sich durch — ————— unabhängige Elemente rational darstellen lassen. Hieraus folgt aber mit Nothwendigkeit, dass die Eigenschaften des aufzustellenden Systems von Integrabilitätsbedingungen in der algebraischen Theorie der Summen von (na—ı) Quadraten ihre Wurzel haben. Dieses System von Integrabilitätsbedingungen ist dem Inhalt nach ein System von partiellen Differentialgleichungen, in welchem BESITZ: die (rn — 1) Funetionen p, und die ir arg Elemente, durch welche nach dem soeben Gesagten die Functionen A x etz Ulle NR SE können, also im Ganzen — —— Funetionen, in ihrer Abhängigkeit ‚ ausgedrückt werden , ; : = r Lirscarrz: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen. 1085 von den Variabeln &. &-. ..&, bestimmt werden, welche letztere sich wegen der zwischen ihnen bestehenden Gleichung auf (n—ı) unabhängige Variable redueiren. Man kann jedoch die Integrabilitäts- bedingungen der einzelnen Ausdrücke zusammenfassend darstellen, ohne ein System von unabhängigen Variabeln einzuführen. In dem Aufsatze: Untersuchungen im Betreff der ganzen homogenen Funetionen von n Differentialen, Borcsarpr's Journal für Mathematik. Bd. 70. S. 77. habe ich beiläufig bemerkt, dass sich die Integrabilitätsbedin- gungen eines mit den Differentialen dz,, dz,... dz, gebildeten Ausdrucks. a,dz, + ade, + ..+ a,dz, mit Hülfe von zwei Charakteristiken der Differentiation d und od zu der Gleichung \ IN (1) lade, +... +a,de)=d(ade, +...-+ a,dz,) vereinigen lassen. Offenbar bleibt die Bedeutung dieser Gleichung ungeändert, wenn auch zwischen den Variabeln 2,, 2,....2, eine oder mehrere Gleichungen bestehen, und sie eignet sich deshalb für die zusammenfassende Darstellung der in Rede stehenden Integrabilitäts- bedingungen. Die Gleichungen (27) des vorigen Artikels gehen bei den Bezeich- D / te) 5 nungen (2) Au dE + A. dA +... + A,.dE = (dd) in die folgende Gestalt über (3) de, = PA, +... + and, ldE). Nach dem Vorbilde der Gleichung (1) werden dann die sämmt- lichen Integrabilitätsbedingungen der » Ausdrücke zu den n Gleichungen vereinigt (4) SpA, cd, (dE) Ar >75 Ar Pı A, dr (dE)) — dp A, CH) + -:. + nA dl): Zwischen denselben findet aber eine solche Abhängigkeit statt, dass man sie durch (2 — ı) zusammenfassende Gleichungen von ähn- licher Art ersetzen kann. Wird die den Zeichen d und d entsprechende Differentiation auf die einzelnen Summanden nach dem Schema &(pıA,,.1dE)) = 8A, pihld) + A, (plı(dd)) vorgenommen, die Gleichung (4) mit A,, multiplieirt, und von a=ı bis a= n summirt, so folgt das System von (n— ı) Gleichungen (5) (a, 1), (dE)+ (a2), Hl) +.. + la,n—1),p,_,4,1(dE) + %(p.1,(dE)) — (2,1), 2,1 (8&) + (2,2), 1,88) +..+(8,n—1),0..1,_,(8&) + d(p.1.88)). Hier ist „a 1086 Gesammtsitzung vom 14. December. (6) (Ar DAR Ho. + ey rel (A, ,dAs, + A, er Ve ..-+ a — (4, PB); gesetzt. und man I vermöge Re I die Relationen (7) (2,8); + (9,2), = 0, (%,0), ='% Ich werde nun zeigen, dass das System (5) von (n—ı) zusammen- fassenden Gleichungen die Erfüllung des ursprünglichen Systems nach sich zieht. Multiplieirt man (5) mit einem Factor A,.. und summirt as nach z von ı bis n-—-ı, so findet sich (8) SA, a1) alldd)+..+ SA,. ee .(d2)) aa IA, „(&1), 94) +..+ SA, (&R—T)apı—ı hnı (d)+x (2.1.68). Es ist aber nnd daher nach (20). I a n Fi SEEN 5 5 N RS IN N SAFE) = EA, DA, u ER 0 AR a oA « Weil aber vermöge der letzten Gleichung in (26). I EN RE WENN — A; 10E + Ap,s0&r-.. + A .0&, = 1a (08) ist, so kommt (9) ZA. .a.0, = & Mithin folgt aus (8) die Gleichung (10) &4(08)p, ee +1, dd (A) + 3A, sp. 1.(dE)) + OA, , ER .+0A @ — 2.1, (dE) lH... +£ & IB: (dE) 9,_ - MR ‚(0E Z) FAT AN (p.1.(0£ ))+dA,, AL +. SA ı(dE). ‚(dE) n—1, cr I Le Hier heben sich die in & multiplieirten Summanden beiderseits fort, und es bleibt die für c=a gebildete Gleichung (4) übrig, womit die aufgestellte Behauptung erwiesen ist. Das System von (n— ı) zusammenfassenden Gleichungen (5), welches somit den Inbegriff der zu erfüllenden Integrabilitätsbedingungen vertritt, schliesst ein System von partiellen Differentialgleiehungen in sich, deren Anzahl folgendermassen bestimmt wird. Wenn man statt der Grössen &»&».- &, (n— ı) unabhängige Variable einführt, so enthält jede der ne (n — ı) (n — 2) 4 (n — ı) zusammenfassenden Gleichungen ET Determinanten zweiten Grades, die aus Differentialen mit den Charakteristiken d und d gebildet sind. und liefert deshalb ebenso viele partielle Difte- rentialgleichungen: ınithin geben alle (» — ı) Gleichungen zusammen 1087 Lirscnrrz: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen. (n — ı) (nm — ı) (nm — 2) > Em : partielle Differentialgleichungen, welche zwischen 9) den ersten, in Bezug auf die (a — ı) unabhängigen Variabeln genom- | 3 Sa : : x n(n—ı) menen partiellen Differentialquotienten der oben erwälınten ———- Funetionen bestehen. y PIHUEEE AIS ERERGRT ‘ En in RN A ie Y R} ag? RR: Fand ne iin: IH Il “ Rute ei TrL nz SP: a g % I 4 . . AT er FERN N j ‘ a Ar ra N I Fin I - i Er Bere De % Y Ms; } R D Ps Or anna Sant AR x E er he I 2 D v T s fi, ” 7 Br us IR 1% 37 3 19 a %» as, r “ W dä Pr I zu ° „ur (E- A a Pi ! ’ 5 Fr NP DER av Be EN Yen br 8 Bin > , CR 1089 Bericht über die Ergebnisse einer Bereisung Paphlagoniens. Von Prof. G. HırscHreuLv. (Vorgetragen am 30. November |s. oben S. 1029].) Meine diesjährige Reise, welche in den Monaten August, September und October ausgeführt wurde, war wesentlich auf eine Klärung des alten Paphlagoniens und der angrenzenden Theile von Galatien und Pontus gerichtet. Die von mir berührten Gegenden, welche zwischen dem Parthenios im Westen und dem 'Thermodon im Osten gelegen sind, konnten im grossen Ganzen für unbekannt gelten. Für Paphla- gonien waren zwei ziemlich unergiebige Quertouren von AINSWORTH und Hanıwron bekannt geworden: die Küstenorte waren zum Theil nie, zum Theil seit TAveErnter (1631 — 1664) nicht von Europäern besucht worden; der untere Lauf des Halys, des bedeutendsten klein- asiatischen Flusses, war durchaus unbekannt und galt eigentlich für ganz unzugänglich: endlich waren selbst die besuchtesten Orte und Striche dieses Gebietes nur ungenügend beschrieben. Schon Ü. RırrEr hat auf alle diese Lücken besonders nachdrücklich hingewiesen. Ein geographischer und topographischer Gewinn durfte daher bei einer Reise in die betreffenden Gegenden von vorn herein für sicher gelten; doch ist das Unternehmen auch in Beziehung auf Denkmäler nicht unergiebig geblieben. Ich will im folgenden nur die wesentlichen Punkte der Reise hervorheben. Die Erforschung begann mit der Westhälfte von Paphlagonien, welche zum grossen Theil ihre Entwässerung der ziemlich bedeutenden Ader des Devrikian-Irmak verdankt, eines bisher ganz unbekannten Flusses von über 100“ Länge, welcher jenseits der Küstenkette ent- springend nach mehrfachen schwierigen Durchbrüchen etwa 2 Stunden östlich vom alten Kytoros ins Meer geht. In seinem Gebiete im Innern fand sich ein Bestattungsplatz. wohl einheimischer Fürsten, von welchem Phalli und Figuren von Löwen — einer ein Reh (?) 1090 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 30. November. verschlingend — noch vorhanden sind. Am oberen Parthenios sind ansehnliche Reste, wohl einer Cultusanlage, erhalten. Die erwähnte Küstenkette gerade ist es, welche im Alterthum die völlige Abgeschlossenheit des Innern gegenüber dem Saume griechischer Colonien herbeigeführt hat, da sie den natürlichen Ver- bindungswegen, den Flüssen, nur einen höchst engen Ausgang gestattet. In diesem Sinne wirkt dieselbe noch heute fort; die Küstenorte hat sie von jeher lediglich auf den Verkehr zur See hingewiesen, da der Landverkehr aufs äusserste durch Querzüge erschwert wird, welche in ihrer Längsrichtung engschluchtig an einander rücken und nach Norden zum Meere meist schroff und unnahbar abfallen. Die antiken Stätten an der Küste erscheinen zum grossen Theil abgewohnt, um so zu sagen; da sie noch bis ins Mittelalter hinein, ja auch wohl bis heute bewohnt geblieben sind, so weisen ihre Ruinen nur geringere antike Reste auf. Aber auch wo die letzteren so zahlreich sind wie in Amastris, ist der wissenschaftliche Gewinn. welchen man aus ihnen für das Alterthum ziehen kann, nicht gross. Ganz anders würde sich das Verhältniss in Beziehung auf das Mittelalter stellen und man bedauert nicht selten, dass Kleinasien bis jetzt wenigstens fast aus- schliesslich in elassisch-antiquarischem Interesse besucht und durch- forscht worden ist. Hinter der erwähnten Küstenkette, welche bei einer durchsehnitt- lichen Höhe von 1000— 1500” eine Breite von etwa 25" haben mag, und die an ihrer Meeresseite noch jetzt wie im Alterthume eine reiche und schöne Bewaldung zeigt, erhebt sich eine zweite, im ganzen höhere Gebirgskette, mannigfach gegliedert, aber auch sie ein starkes schwer durchbrochenes Hinderniss für die weiter her- kommenden Flüsse, deren Lauf dadurch in mehrere gleichsam zu- sammenhanglose Theile zerlegt wird. Dieser Zug sondert zugleich auf dem von mir eingeschlagenen Wege nach Süden die Zuflüsse des Halys von einander, dessen Gebiet ich bei Taschköprii- Pompeiopolis am alten Amnias betrat, nachdem ich die Hauptformen des östlichen Paphlagonien festzustellen gesucht hatte. In das Thal des Halys selber stieg ich oberhalb seiner bekannten starken Biegung nach Osten resp. Nordosten hinab, wo sich der Devrektschai mit ihm vereinigt. Hier erwies sich nun, dass der grosse Fluss zunächst nieht in unzugängliche Steilufer eingesenkt liegt, sondern in einem beiderseits von Alters her wegsamen, wenn auch ziemlich engen Thale sich hinzieht. An seinem Ufer werden bald rechts bald links, kleinere und grössere fruchtbare wohlbevölkerte Ebenen frei. Der bedeutendsten dieser Ebenen, der Zeitün-owasi gegenüber am Durchbruche des Flusses zwischen zwei Felsen, unmittelbar an Hırsc#rewn: Bericht üb. d. Ergebnisse einer Bereisung Paphlagoniens. 1091 einer Furth, liegt ein sehr stattliches Felsengrab, dessen Vorhalle von drei Säulen eigenthümlicher Bildung getragen wird: über denselben ist ein Giebel eingemeisselt, in welchem Thiere einander gegenüber stehen. Auf der Stufe vor den Säulen sind drei lagernde Löwen aus dem Felsen gehauen. deren mittlerer in ganzer Gestalt da liegt, während die seitlichen nur halb vom Felsen losgelöst sind. Die unsymmetrisch angelegte Thür in der Hinterwand der Vorhalle leitet in ein kleines Ge- mach, das zum grossen Theil von einem Felsenbette eingenommen wird. Nachdem ieh den Halys soweit als thunlich, d. h. bis auf drei bis vier Tagereisen von der Küste verfolgt und noch eine seiner Engschluchten auf entschieden antiker Strassenrichtung umgangen hatte, wendete ich mich wiederum nach Süden, zunächst nach der nur von AısworTH tlüchtig besuchten grossen und lebhaften Stadt Iskelib mit alter Burg und Felsengräbern. deren Säulenformen und Beschaffenheit durch den Vergleich mit dem llalysgrabe ein besonderes Interesse gewinnen. Der südlichste Punet, den ich beim Weitermarsche über Oejük und Bogazköi erreichte, war Jüsgat. Diesen suchte ich vor Allem deshalb auf, um durch einen diagonal nach Nordosten gerichteten Ritt nach Amasia das Flussgebiet des Iris an dieser Seite zu bestimmen, wo dasselbe auf den Karten sich in einer grenzenlosen Verwirrung befand. Es gelang im Tschekerektschai den nächst dem Lykos weit- aus bedeutendsten Zufluss des Iris, also doch sicherlich den Skylax des Strabo festzulegen. welcher auf dem Tschamlübel, nördlich von Siwas entspringend, mit scharfer Wendung aus West- in Nordrichtung übergeht. . Alle früher westlich vom Tschekerek berührten Flussläufe gehen in denselben und lassen sich nunmehr sammt ihren Begrenzungen nach Aufnahmen und Erkundigungen leicht ordnen. Im Gebiete des Skylax sind nieht wenige Reste byzantinischer Kirchen erhalten. Hier ward wohl von jeher bei dem herrschenden Waldreichthum alles Profane in vergänglichem Holzbau hergestellt und nur heilige Bauten in Stein. wie auch in Paphlagonien. Von Amasia aus durchforschte ich das Gebiet der alten Phanaroia zwischen Iris und Lykos. konnte mehrere antike Ortslagen constatiren und richtete mieh dann noch einmal nach Süden auf Tokat, wo ver- schiedene noch nicht beachtete Anzeichen ebenfalls auf eine antike, wenn auch kleine Ansiedelung deuten. Über Comana -Pontica führte mich mein Weg dann nach Niksar (Neocaesarea) das ich allerdings gegen Hanırox für Kabeira des Mithradates halte. Als letzte Aufgabe hatte ich mir dieses Mal die Festlegung des Thermodon gestellt, der, wie ich überzeugt war, bisher nur nahe seiner Mündung berührt worden war. Überraschender Weise ergab er sich als ein ganz kurzer. vom Kamme (der Küstenkette ablaufender Sitzungsberichte 1382. 92 1092 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 30. November. Fluss, der hauptsächlich aus zwei Armen zusammenfliesst, welche erst wenige Stunden oberhalb des Meeres sich vereinigen. Der von den Alten gerühmte Wasserreichthum ist allerdings in Anbetracht der Kürze des Laufes erstaunlich, und dieser Umstand, sowie die verhältniss- mässige Weite des Thales — gegenüber der Enge aller übrigen dortigen Küstenflüsse — mag dem Thermodon zu seiner hervorragenden Stellung in der Sage verholfen haben. An den Besuch von Amisos, dem Endpunkt der Landreise, hat sich dann ein Ausflug nach Trapezunt geknüpft und die Rückreise ward zu einem lehrreichen Periplus der ganzen Nordküste Kleinasiens. Die Landtour, welche mehr als 1500“ umfasst, ist mit ihrer weiteren Umgebung aufgenommen, und was an Landschaft und Monumenten bemerkenswerth erschien, auf Trockenplatten photo- graphirt worden. 1093 Über die Beziehungen der Rindenspannung zur Bildung der Jahrringe und zur Ablenkung der Markstrahlen. Von Dr. G. KrABge. (Vorgelegt von Hrn. Schwenpener am 7. December [s. oben S. 1057].) Geschichtliches. Bildung der Jahrringe. Obgleich noch keinerlei experimentelle Versuche über die Rinden- spannung vorliegen, aus denen man mit Sicherheit irgend welche Schlüsse auf die Grösse derselben herleiten könnte, hat man gleich- wohl dieser Spannung in Bezug auf die Wachsthumsvorgänge im Cambiumringe unserer Hölzer eine nicht unbedeutende Rolle zuge- schrieben. In der ersten Auflage seines Lehrbuches sprach Sacus! zuerst die Vermuthung aus, dass die Differenzirung der Jahrringe in Frühjahrs- und Herbstholz eine Folge des Rindendruckes sei, der sich vom Frühling bis zum Herbst hin allmählich steigern soll. Auf S. 778 der vierten Auflage” des Lehrbuches äussert sich Sacns über (diesen Gegenstand folgendermaassen: »Die alljährlich wiederkehrende Erfahrung zeigt, dass die Risse in der Borke, zumal diekerer Bäume, am Ende des Winters, Februar und März, sich vertiefen und erwei- tern, offenbar in Folge der starken Quellung des Holzkörpers, der in dieser Zeit am wasserreichsten ist, während die Borke in der trockenen Winterluft Zeit hatte, stark auszutrocknen und sich zusammenzuziehen. Sind nun die Risse in Folge der starken so erzeugten Spannung er- weitert, was man leicht an den frischen Rissflächen erkennt, so be- ginnt in Folge des feuchten Frühjahrswetters die Borke zu quellen, die Spannung zwischen ihr und dem Holz wird viel geringer, und Jetzt beginnt von neuem die Holzbildung im Cambium; indem während des Sommers der Holzkörper dicker wird, trocknet auch die Borke aus und wird enger. Die Spannung zwischen ausseu und innen wächst ! Sacns, Lehrbuch der Botanik, ı. Aufl. 1868. ® Sachs, Lehrbuch der Botanik, 4. Aufl. 1874. 1094 Gesammtsitzunge vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. abermals, um im folgenden Frühjahr wieder sich auszugleichen. So entsteht nieht nur eine jährliche Periode der Querspannung, sondern diese ist auch, wie wir unten sehen werden, die Ursache der Bildung von Frühjahrs- und Herbstholz in den Jahreslagen des Holzkörpers. « Diesen Erörterungen gegenüber ist wohl die Bemerkung am Platze., dass es sich nicht empfiehlt, zur Orientirung über die Spannungs- verhältnisse unserer Baumrinden Bäume oder Stellen solcher zum Aus- gangspunkt der Betrachtung zu nehmen. an denen die Rinde bereits grössere Risse erhalten hat: denn wie sich die Druckwirkungen der- selben nach dem Auftreten derartiger Veränderungen gestalten, darüber lassen sich a priori. ohne specielle Untersuchungen, gar keine festen und zuverlässigen Anhaltspunkte gewinnen. Um eine sichere, solide Basis zu haben, ist es wohl naturgemässer. die Untersuchungen mit solchen Objeeten zu beginnen, deren Rinde noch keine die Spannungs- verhältnisse wesentlich alterirende Veränderungen erlitten hat, wo daher auch die Verhältnisse für eine mechanische Erörterung des Gegenstandes möglichst einfacher Natur sind. Derartige Objecte sind auch gar nicht selten; bei unsern sämmtlichen Bäumen ist die Rinde bis zu einem bestimmten Alter noch fast vollständig vorhanden. Es ist nun gar nicht einzusehen, wie an solchen Organen eine jährliche Periode der Querspannung in der von Sacns geschilderten Weise ent- stehen soll, und doch werden Jahrringe von gewöhnlichem Bau ge- bildet. So sind, um nur ein Beispiel anzuführen, bei Pinus sülwestris und Picea ewcelsa bis zur Bildung des dritten oder vierten Jahrringes in der Beschaffenheit der Rinde noch kemerlei Veränderungen ein- getreten, wie schon daraus hervorgeht, dass die Nadeln an diesen Trieben noch vorhanden sind. Es muss hier also offenbar der Cam- biumring, da die Rinde im Laufe des Winters thatsächlich keine nach- weisbaren Veränderungen erfährt, im Frühling seine Thätigkeit unter annähernd demselben Drucke beginnen, unter welchem er im Herbst seine Arbeit einstellte. Dieselben Erwägungen lassen sich in Bezug auf excentrisch ge- baute Holzkörper machen, bei denen die ungleiche Wachsthumsintensität an den verschiedenen Seiten von dem jeweilig herrschenden Rinden- druck abhängig sein soll. Es ist jedem Botaniker bekannt, dass bei unregelmässig gebauten Ästen oder Bäumen das maximale resp. mini- male Wachsthum öfter von einem Punkte des Umfanges nach einem andern hinüberrückt. Eine derartige Änderung in der Wachsthums- intensität, die sogar während der Ausbildung ein und desselben Jahrringes stattfinden kann, vollzieht sich auch an ÖObjeeten, deren Rinde noch vollständig vorhanden ist. Will man sich hier a priori eine Vorstellung von den Ursachen dieser Unregelmässigkeit im Wachs- KrassE: Über Rindenspannung. 1095 thum des Cambiumringes machen, dann ist es doch natürlicher, den Sitz derselben nieht in einem veränderlichen Rindendruck, — denn es ist nicht einzusehen, woher diese Veränderlichkeit bei unverletzter Rinde kommen soll — sondern anderswo zu suchen. Nachdem Sacus seine Vermuthung über die Ursachen der Jahr- ringbildung ausgesprochen hatte, wurden im Jahre 1872 von H. ve Vrıss' einige Experimente angestellt, aus denen derselbe eine Bestätigung jener Vermuthung ableitete. H. pr Vrırs beobachtete nämlich, dass sich in Folge von Rindeneinschnitten, welche im Herbst gemacht wurden. Frühjahrsholz bildete, und dass unter einer im Frühjahr um Junge Bäumäste gemachten Ligatur Herbstholz zur Ausbildung gelangte. In den folgenden Jahren? erweiterte er seine Untersuchungen noch und veröffentlichte dieselben in einer 1876 erschienenen Abhandlung.° Das Ergebniss derselben ist auf Seite 3 in folgenden Sätzen enthalten: ı. Der radiale Durchmesser der Libriformzellen (fibres ligneuses) ist von dem während ihrer Entstehung ausgeübten Rindendruck abhängig; je grösser dieser Druck ist, desto kleiner ist der radiale Durchmesser. 2. Die Zahl und die Weite der Gefässe in einer Holzschicht ist abhängig von dem Rindendruck, unter welchem diese Holzschicht ent- steht; je grösser dieser Druck ist, desto kleiner ist die Zahl und der Durchmesser der Gefässe. Wir begnügen uns hier mit einer blossen Erwähnung des Re- sultats, zu dem H. pe Vrıes durch seine Experimente gekommen zu sein glaubt, und kommen später ausführlicher darauf zurück. Ablenkung der Markstrahlen. s ist eine allgemeine Thatsache, dass bei excentrischen Ästen und Bäumen die Markstrahlen nicht, wie bei regelmässig gebauten Organen, die Jahrringe rechtwinklig durchsetzen, sondern stets eine Ablenkung nach der Seite maximalen Wachsthums zeigen. Die Ursache dieser Erscheinung liegt nach Sacns' in einer Verschiedenheit des Rindendruckes, welcher an der Seite geringsten Wachsthums am grössten sein soll. In Folge hiervon sollen die Markstrahlen nach der Zone maximalen Wachsthums »hinübergedrängt« werden. ! H. ve Vrıes, Über den Eintluss des Druckes auf die Ausbildung des Herbst holzes. Flora 1875 S. 341. ° H. pe Vrıes, Über den Einfluss des Rindendruckes auf den anatomischen Bau des Holzes. Flora 1875. S. 97: ® De Tinfluence de la pression du liber sur la structure des couches ligneuses annuelles. (E:xtrait des Archives Neerlandaises, T. XI) 1876. z * Sıcus. Über Zellenanordnung und Wachsthum. Arb. d. bot. Inst. in Würzb. Band Il, S. 194. (1879). wg) a 1 . . ” 1096 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. A “ SCHWENDENER,' dem es nur darauf ankam, den Beweis zu liefern, dass die Entstehung orthogonaler Trajeetorien durch die Wachsthums- verhältnisse bedingt sei, verlegt aus theoretischen Gründen die Ursache des unregelmässigen Dickenwachsthums in den Cambiumring, dem gegenüber die Rinde sich passiv verhalten soll. Da hieraus noth- wendig eine grössere Spannung der Rinde an der Zone maximalen Wachsthums folgt, so werden die Markstrahlen nach dieser Seite hin, nicht wie Sacns meint, geschoben, sondern gezogen. In einer neueren Arbeit vertritt DETLEFSEN” wiederum die Ansicht von Sacus. Die Kravs’sche Methode,” aus der Contraction abgelöster Rindenstreifen auf die Spannungsintensität zu schliessen, mit Recht als unzuverlässig verwerfend, schlägt er selber zur Orientirung über diesen Gegenstand einen Weg ein, der noch um vieles unsicherer ist, als derjenige von Kravs.. Diese Behauptung kann nicht besser als mit des Verfassers eigenen Worten bewiesen werden. Seite 676 finden sich nämlich folgende Sätze: »Nicht selten findet man an älteren Ästen und Wurzeln. besonders wenn dieselben krumm gewachsen sind, ein ungleiches Verhalten der äusseren, nicht mehr wachsthumsfähigen Sehiehten (Periderm. Borke). Je glatter «die Rinde ist, desto deut- licher tritt dasselbe hervor. Auf einer Seite des Astes ist die Rinde ganz glatt und blank, auf der andern ist sie durch feine quer ver- laufende Runzeln uneben; ein Verhalten, das nur eine einzige Deutung zulässt: Die äussere Rindenschicht der glatten Seite ist stark gespannt, auf der andern Seite dagegen ist diese nieht mehr wachsende Sehienht zu gross für das innere Gewebe, sie muss also, da sie sich von dem- selben nicht trennen kann, Falten erhalten.« Diese querverlaufenden Runzeln sind in Folge eines longitudinalen Druckes entstanden, und DETLEFSEN nimmt nun ohne Weiteres an, dass durch diesen Druck an der concav werdenden Seite eines Astes auch die Querspannung der Rinde vermindert werde. Dies wird aber in den conereten Fällen nicht bewiesen und ist voraussichtlich unriehtig. Auf Seite 684 findet sich in Bezug auf die Rindenspannung dann noch folgender allgemeine Satz: »Jeder in beliebiger Richtung auf die Rinde wirkende Zug muss deren Gesammtspannung erhöhen, jedes Zusammendrücken derselben vermindert die Rindenspannung.« Theore- tisch lässt sich hiergegen wenig einwenden; es fragt sich nur, wie ! SCHWENDENER, Über die durch Wachsthum bedingte Verschiebung kleinster Theilchen ete. Monatsbericht der Berl. Akad. der Wissenschaften, 1880. ? DErTLEFSEN, Versuch einer mechanischen Erklärung des excentrischen Dicken- wachsthums verholzter Achsen und Wurzeln. Arb. d. bot. Inst. in Würzb. Band II, Heft 4. 1882. ® Kraus, Die Gewebespannung des Stammes und ihre Folgen. Bot. Zeit. 1867, S. 105 ff. Krasse: Über Rindenspannung. 1097 gross die Änderung in der Rindenspannung, die durch Zug oder Druck herbeigeführt wird, in den einzelnen Fällen ist. Hierüber sagt aber Derrersen nichts. Wenn abgelöste Rindenstücke, wie es in dem folgenden Satze heisst, in der Längsrichtung »keine merkliche Dimen- sionsänderung« zeigen, so ist diese Thatsache allerdings kein end- gültiger Beweis für das Nichtvorhandensein einer Längsspannung; diese muss jedoch im Vergleich zur Querspannung so gering sein, dass man sie in der Praxis, ohne einen Fehler zu begehen, vernachlässigen kann. Ausser den oben erwähnten Querrunzeln, unter denen stets eine stärkere Entwicklung des Holzkörpers beobachtet wurde, ist für Dertersen auch die Ablenkung der Markstrahlen nach der maximalen Zuwachszone ein Beweis, dass an dieser Seite die Rindenspannung am geringsten ist. Die Arbeit SchwExpexer’s über diesen Gegenstand ist ihm entweder unbekannt geblieben, oder er hat dieselbe absichtlich nicht berücksichtigt, weil sie nicht in seinen a priori zurechtgelegten Gedankengang hineinpasste. In dieser Weise fährt DerLErsen fort, Wachsthumserscheinungen von Faktoren verursacht anzusehen, deren Vorhandensein weder er noch sonst jemand constatirt hat. Der grösste Rindendruck an der Seite minimalen Wachsthums ist für ihn eine bewiesene Thatsache, für die er in der letzten Hälfte seiner Abhandlung nach einer Erklärung sucht. Hierbei geht er aber nicht von Objeceten aus, an denen die Druck- wirkungen der Rinde möglichst einfacher Natur sind; er nimmt vielmehr die Ansatzstellen der Äste an Bäumen, also krumme, sattelförmige Flächen zum Ausgangspunkt seiner Betrachtung. Bei derartigen Flächen würde, auch wenn die Grösse der Rindenspannung nach irgend einer Seite zahlenmässig bekannt wäre, was bei Drrrersen nicht der Fall ist, die blosse Berechnung der Rindendruckwirkungen nach den ver- schiedenen Richtungen eine nicht ganz leichte Sache sein. Aber nicht nur seine Untersuchungsmethode ist eine unzuver- lässige, auch die Ergebnisse stehen mit der Wirklichkeit in auffallendem Widerspruch. S. 685 heisst es nämlich: »Es ist somit selbstver- ständlich, warum nach unten gebogene Äste immer exeentrisch ge- wachsen sind und zwar ist die Förderung des Diekenwachsthums der Unterseite am beträchtlichsten an der Stelle der stärksten Krümmung. « Nun giebt es aber nach unten gebogene Lindenäste in Menge, die das Maximum ihres Zuwachses an der Krümmungsstelle nicht an der Unter-, sondern an der Oberseite besitzen. In einer grösseren Arbeit von Kxy! »Über das Diekenwachsthum des Holzkörpers« wird auch die Rindenspannung excentrischer Organe ' Kny, Über das Diekenwachsthum des Holzkörpers in seiner Abhängigkeit von äusseren Einflüssen. Berlin 1882. 1098 Gesammitsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. erörtert. Messungen, die nach der Kraus’schen Methode ausgeführt wurden, machen es Kxy wenigstens wahrscheinlich, dass der Rinden- druck an der Seite minimalen Wachsthums am grössten ist. In Bezug auf den Markstrahlenverlauf hat derselbe Autor die Beobachtung gemacht. dass zuweilen auch eine Ablenkung nach der Seite ge- ringsten Wachsthums vorkommt. Diese Verschiedenheit in der Ab- lenkung der Markstrahlen erklärt er in folgender Weise: »Diese Verschiedenheit in der Richtung der Markstrahlen an excentrisch gebauten Zweigen verlieren das auf den ersten Blick Befremdliche, wenn man erwägt. dass eine Ungleichheit der Transversalspannung zwischen Holz und Rindengewebe an Öber- und Unterseite eines Zweiges zwei einander entgegengesetzte und sich zum Theil auf- hebende Wirkungen äussern muss. Einmal wird durch die Rinden- gewebe von dem Punkte stärkster Spannung aus auf die Zellen des Cambiums und ihre noch zartwandigen jüngsten Abkömmlinge ein Zug ausgeübt. welcher für sich allein zur Folge haben müsste, die Markstrahlen des jungen Holzkörpers nach der Richtung der stärksten Transversalspannung hin abzulenken. Andererseits wird jede Zelle des Cambiums, des jungen Holzes und der Markstrahlen das Bestreben haben. in der Richtung des geringsten Widerstandes zu wachsen. Für sich allein würde dies naturgemäss zu einer Ablenkung der Markstrahlen in der Richtung der geringsten Transversalspannung führen. Von der relativen Stärke beider bezeichneten Einflüsse und von anatomischen Bedingungen localer Art, welche sich zur Zeit der Beurtheilung entziehen, wird es abhängen, ob der Ausschlag im einzelnen Falle nach der einen oder anderen Richtung erfolgt.« Wir werden später sehen. ob diese Ansicht richtig ist. Aus Vorstehendem. welches nur das Wichtigste aus der Litteratur enthält, sieht man. dass unser Thema schon vielfach erörtert ist. Trotzdem aber ist die Rindenspannungsfrage ihrer Lösung auf empi- rischem Boden eigentlich um keinen Schritt näher geführt; denn wir sind auch heute noch im Unklaren darüber, ob und in welehem Maasse die Rindenspannung vom Frühling bis zum Herbst hin zunimmt, welche Rolle der Rindendruck bei der Ent- stehung der Jahrringe spielt, wie sich derselbe an excentrisch gebauten Organen gestaltet. ob er an der Seite maximalen oder minimalen Wachsthums am grössten ist, ob daher die Ablenkung der Markstrahlen in Folge von Zug oder Schub stattfindet oder ob beides in Betracht kommen kann. Diese Fragen zu lösen oder doch den Weg anzugeben, auf dem allein eine Lösung versucht werden kann, ist die Aufgabe, die ich mir im Folgenden gestellt habe, Bevor ich aber zur Darlegung Krasse: Über Rindenspannung. 1099 meiner Resultate übergehe. entledige ich mich der angenehmen Ptlieht. Hın. Prof. Dr. Schnwenpener für die vielfachen Unterstützungen. die derselbe mir bei dieser Arbeit hat zu Theil werden lassen. meinen verbindlichsten Dank abzustatten. Untersuchungsmethode. Um eine sichere Operationsbasis zu bekommen, musste ich vor allen Dingen solehe Objeete zum Ausgangspunkt meiner Messungen wählen. deren Rinde noch keine wesentlichen Veränderungen erfahren hatte. Eine derartige Rinde haben bis zu einem gewissen Alter viele unserer Holzgewächse, z. B. Saliv, Alnus, Populus, Fraxinus u. Ss. w. Erheblich kleiner aber wird die mögliche Auswahl, sobald man Objeete sucht. deren Rinde so beschaflen ist, dass eine direete Messung ihrer Spannung ausgeführt werden kann. Abgesehen davon, dass diese bei einigen Rinden so gering ist, dass eine sichere Messung derselben kaum möglich ist. besitzen manche Bäume, z. B. Linde, Buche, Pla- tane, eine Rinde, die bei der geringsten Verbiegung bricht. Sehr günstiges Material liefern dagegen die Nadelhölzer, deren Rinde sieh gewöhnlich wie geschmeidiges Leder nach allen Richtungen biegen lässt; hieran schliessen sich die Salixarten, Alnus, Fraxinus u. Ss. W. Was nun die Messungen betrifft, so führe ich dieselben in folgender Weise aus. Von irgend einem Baume oder Zweige, dessen Rinde die oben erwähnten Bedingungen erfüllt. werden Streifen von bestimmter Breite in der Querrichtung abgelöst. Einen solchen Rinden- streifen bringt man wiederum behutsam in seine frühere Lage zurück, so dass er sich überall dicht an den Holzkörper anschliesst. Hierbei stellt sich heraus, dass bei der Mehrzahl unserer Holzgewächse der abgelöste Theil der Rinde nicht mehr die ursprüngliche Länge besitzt, sondern je nach der Art des Gewächses eine grössere oder geringere Verkürzung zeigt. Es ist nun ohne Weiteres klar. dass diejenige Kraft, die einen so verkürzten Rindenstreifen wieder auf seine ursprüng- liche Länge auszudehnen vermag, das direete Maass seiner Spannung ist. Es kommt also darauf an, eine möglichst sichere Methode zur Bestimmung dieser Kraft zu finden. Bei den Nadelhölzern, deren “Rinde, wie bereits erwähnt. sehr biegsam ist. stösst man hierbei auf keine Schwierigkeiten. Man giebt einfach die Verkürzung eines Rindenstreifens von bestimmter Breite vermittelst eines Zirkels auf einem Blatt Papier so genau als möglich an und schneidet dann den Streifen an der Stelle, bis zu welcher er vom Holzkörper losgetrennt ist. ab. Nun wird das eine Ende des Rindenstreifens vermittelst rm 1100 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. einer Klemmschraube festgehalten, während das andere Ende mit einer Zange gefasst oder ebenfalls in einer Klemmschraube befestigt wird, die jedoch so beschaffen sein muss, dass sich Gewiehte an ihr anbringen lassen. Hierauf zieht man den Streifen gerade sofern dies nicht schon durch sein Eigengewicht und das Gewicht der Zange oder Klemmsehraube ge- schehen ist — und misst mit einem Zirkel seine Länge, d.h. die Entfernung von der Zange bis zum Befestigungspunkte. Nachdem dann die Zirkel- öffnung noch genau um das Maass der Verkürzung des Rindenstreifens erweitert ist, werden so lange Gewichte an dem einen Ende desselben angehängt, bis seine Länge genau der Zirkelöffnung entspricht. Tritt dieser Moment ein, dann wird die Grösse des angehängten Gewichts notirt. Bei denjenigen Bäumen, deren Rinde sich nicht so leicht, wie bei den Nadelhölzern, gerade ziehen lässt, oder wo nach einer solchen Manipulation die Messung fehlerhaft werden würde, muss man in anderer Weise zum Ziele zu gelangen suchen. Ich verfahre folgender- massen. Aus einer Anzahl von Scheiben aus trockenem Holz von etwa 2°" Dieke und von verschiedener Grösse wähle ich jedesmal diejenige aus, die ungefähr den gleichen Umfang hat, wie der Ast oder Baum, dessen Rindenspannung gemessen werden soll. Auf der Peripherie dieser in einem Schraubstock oder sonstwie befestigten Scheibe wird das eine Ende eines abgelösten Rindenstreifens vermit- telsteinerSchraubenvorrichtung (siehe Fig. ı bei a) festgehalten, Fig. 1. während das andere Ende, wie im ersten Falle, mit einer Zange gefasst oder in einer Klemm- schraube (Fig. ı bei b) befestigt wird. Hierauf wird die Länge des Rindenstreifens von der Zange bis zur Schraubenvor- richtung mit einem guten Milli- meterbande oder dem Zirkel gemessen, mit diesem so, dass man ihn auf ı0 bis ı5”" er- weitert und diese Länge auf 3 (der r . >. dem bogenförmigen Rinden- streifen successive abschlägt. Die hier angegebene Methode ist zwar etwas umständlich, gewährt aber dafür den Vortheil, dass die Rinde fast gar keine Formverände- rungen erfährt. Bevor man aber die Messung durch Anhängen von Gewichten vornimmt, muss noch für die Aufhebung der Reibung so viel als Krasse: Über Rindenspannung. 1101 möglich gesorgt werden. Diese wird fast vollständig dadurch beseitigt, dass man zwischen Rinde und Scheibe kleine Walzen aus trockenem Holz oder noch besser Glasstäbehen einschiebt. Da verhältnissmässig grosse Gewichte in Anwendung kommen, um einen Rindenstreifen um einige Millimeter auszudehnen, so kann übrigens die Reibung keine bedeutende Rolle spielen. Bestreicht man die Peripherie der Holzscheiben mit Oel oder Seife, so können die beweglichen Glaswalzen ruhig fort- gelassen werden. Um zu wissen, welehen Unterschied es macht, ob man die Spannung der Rinde misst, indem man sie einfach gerade zieht oder über eine Scheibe spannt und zwar mit und ohne Zuhülfenahme der Walzen, habe ich eine Anzahl Controlversuche angestellt, indem Streifen von demselben Baum oder Ast nach allen drei Methoden gemessen wurden. Da sich eine nennenswerthe Differenz in der Grösse des angewandten Gewichts hierbei nicht herausgestellt, so habe ich, wo es anging, die erstere, weil einfachere Methode gewählt. Dass auch die Spannung der Rindenstreifen, ohne sie abzuschneiden, direkt am Baume gemessen werden kann, versteht sich von selbst. Ich habe es nur deshalb nicht gethan, weil diese Methode viel umständlicher ist, als die von mir geschilderten. So einfacher Natur nun auch diese Versuche sind, so halte ich sie doch in Bezug auf die Sicherheit des Resultates für durchaus zu- verlässig. Durch Anwendung complieirterer Apparate, zu denen ich anfänglich meine Zuflucht nahm, werden nur noch die Fehlerquellen vergrössert. So hat es z. B. wenig Werth, einen Messapparat anzu- mm wenden, der eine Genauigkeit von 0.01" besitzt, wenn die Fehler der Einstellung, die mit solehen Versuchen verknüpft sind, ein Multi- mm plum dieser Grösse betragen und unter Umständen 0.4” erreichen. In der Angabe der Contractionsgrösse bin ich selten über 0.5" hinausgegangen. Dafür wurde aber, sobald ich mich über die Rinden- spannung eines Baumes oder Astes orientiren wollte, stets eine grössere Anzahl von Streifen gemessen, und aus den erhaltenen Werthen das Mittel genommen. Ich lasse hier nun eine Reihe von Tabellen folgen, in denen die Ergebnisse der Messungen enthalten sind. Ausser einer fortlaufenden Nummer ist noch mit römischen Ziffern die Zusammengehörigkeit der Tabellen bezeichnet, die die Spannungswerthe verschiedener Stellen desselben Baumes oder Astes enthalten. Die letzte Columne enthält in Grammen die Grösse des Gewichts, welches zur Ausgleichung der Contracetion erforderlich war. Der Radius bezieht sich auf die Dicke des Holzkörpers ohne Rinde. 1102 Gesammtsitzung vom 14. Deeember. — Mittheilung vom 7. December. Regelmässig gebaute Organe. Bildung der Jahrringe. Tabelle 1. Larır europaea. Versuch vom 30. Mai ı882. T: r : Con- | 5 N Dieke | Breite Länge (rewicht an: ; nl ne No. Su seen Bemerkungen. nm mm. ann. anın Gramm el) DNE IE 60 D 2000 |Pie Versuchsstreifen wurden von z z einem vegelmässig gewachsenen 2 ” 2 n 2.5 2000 | jungen Baume genommen. Der 3 h NY s‘ 2:5 2000 Radius des Holzkörpers betrug an der Stelle, von der die Streifen 2000 | für diese Tabelle genommen wur- den, 19mm, en [e7 5. » » » 2 2000 Summa: 1 10000 Mittel: 27, 2000 Spannung eines Streifens von 1"" Breite = 133.3 Gramm. Contraetion = 3.00% Tabelle 2. Larır europaea. Versuch vom 30. Mai 1882. 1: 5 | £ (on- ; N Dieke | Breite Änge (Gewie No. ı 7 Läng: Aero ht Bemerkungen. mm mm. inm mm. Gramm | £ £ £ Die Versuchsstreifen wurden von Ih, Au I (6) j} 1500 : = E 2 > 4 - einer höheren Stelle desselben 2 » » 40 1.5 1500 Baumes, wie in I. genommen. er» R; ine rar in» r P g 5 " 45 1.5 1500 Der Radius war hier ı2 mm lang. A. » » 45 ) 1500 5. N N so N 1500 Summa: 220 6 7500 Mittel: Alu it | 1215,00) Spannung eines Streifens von ı"” Breite — 100 Gramm. Contraction case Krapee: Über Rindenspannune. 1103 ‘ Tabelle 3. Picea excelsa. Versuch vom 7. Juni 1882. l. | In: | A & Con ner Tr Jicke 'eite ‚ange (( ewicht No, | Pick | Breite | Läng traction 3emerkungen. mm. mm. mm. mm. | Gramm. | | | E = E DE= Die Streifen wurden von einer 1 en I 100 2. 3500 ie Ä 2 39 = I II I} Tanne genommen, die an der 2 | » . en Kol zu 2.5 3500 Basis 93m Umfang hatte. Die | % | \ | 100 2.5 2200 Streifen für diese Tabelle sind ur | | 2 99 etwa in % ihrer Höhe von der Basis genommen. Der Radius | | mm | . war somm lang. Mittel: | 100 | 2.5 | 3500 2 Spannung eines Streifens von 1"" Breite — 233.3 Gramm. Contraction — 2.5°o- Picea ewcelsa. Versuch vom 7. Juni 1882. N. | | 3:1 | | \ tee ee, IN Gone 7 )icke | Breite | Länge . (Gew No, Dicke | Breit | Läng |traetion| icht Bemerkungen. | | | | 3 | mm. mm. | mm. mm. | Gramm. N 4 5 15 100 ı 2 | 4500 Die Versuchsstreifen dieser Tabelle | | 5 | | stammen von einer tieferen Stelle 2. 2 | 2) | oo | 2 4500 | desselben Baumes wie in I. Der 3, = 4 a 2 5000 Radius hatte S6mm Länge. z | | | NE Summa: 6 | 14000 | 71 5 « | - Aires Spannung eines Streifens von 1"”" Breite — 313.3 Gramm. Contraction = 2 '|,- 1104 Gesammtsitzung vom 14. Deeember. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 5 ° Alnus glutinosa. Versuch vom 20. Juni 1882. l I} 1} [Ka Are (Cole = | ke -eit ano E >WIC No. | Picke | Breite | Länge (ee ‚Gewicht Bemerkungen. I} mn. | mm. mm. mm. Gramm. | | | r r | = Dr Der Baum, dessen Spannungswerthe 1 es] Int [6) 10 2210,01 | EL AUNDERSSEHNEHE & g 2| ee e) | > in I, I und III enthalten sind, 2 » » 3 | 1.25 | 2500 hatte 34°m Umfang und etwa 2 5 e R 1.25 | 2400 Sm Höhe. Die Streifen dieser J = Tabelle stammen aus der Krone. A » » 2 1.25 2500 Radius — ı2mm, I [ Summa: 5 9600 Mittel: 1.25 | 2400 Spannung eines Streifens von 1"” Breite — 160 Gramm. n . ) Contraetion — 2.5). Tabelle 6. Almus glutinosa. Versuch vom 20. Juni 1882. I: ; Con- ; 2 Jicke | ’e ‚ange . Gewicht No. Dicke | Breite | Länge traetion Bemerkungen. mm. | mm. mm. mm. Gramm. 1 DE IE 100 > 3500 ni. Streifen für diese Tabelle sind > J = = von demselben Baume wie in I 2 » » 100 2 3500 genommen, etwa in 1/3 seiner 3 » » | 100 2 | 3500 Höhe von der Basis. Radius Z | | N I, 3q mm, Mittel: | 100 | 2 3500 | Spannung eines Streifens von 1"" Breite = 233.3 (rramm. Contrachion = 2"),- Krasse: Über Rindenspannung. 1105 Tabelle 7. Alnus glutinosa. Versuch vom 20. Juni 1882. 1U0R l TEE] : £ | Con- | : N Jick Breite | Länge . Gewich No. Dicke $ Länge | traction N ht Bemerkungen. | mm. I mm. mm. | mm. | Gramm. | | | | x je un 1. ER- N 100 > 100 |Pie Rindenstreifen wurden von Ba 5) | = l dem basalen Theile desselben 2. N 15 100 | 2 4100 Baumes wie in I und II genom- 3. > 15 100 2 4100 men. Radius — 47 mm, Mittel: 100 2 4100 Spannungsgrösse eines Streifens von ı"" Breite — 273.3 Gramm. o o* Contraection — 2 Tabelle &. Populus alba. Versuch vom 21. Juni ı882. IE 2 Dicke | Breite | Länge | SS ‚Gewieht No. | | °° |traction Bemerkungen. | | | = mm, | mm. mm. | mm. | Gramm. | | | | . | z I £ k Der Baum hatte 45cm Umfang und IE 2 I so 1% 3000 BES IE | | | = > 2 ır—ı2m Höhe. Die Rinden- 2. > | ” | 80 I.5 3000 streifen für diese Tabelle stam- 2, z | » = LoB 3000 men aus der Krone. Radius = — IS — 89mm, | | £ | | Mittel: | 1.5 | 3000 Spannungsgrösse eines Streifens von ı"” Breite = 200 Gramm. Contraction — 1.9°.- 1106 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 9. Populns alba. Versuch vom 21. Juni ı882. I: : ; Con- E No | Dieke | Breite | Länge . Gewicht No. | St Breit 5" |traction | | Bemerkungen. mm. | mm. mm. mm Gramm. | | | | | = er . Die Versuchsstreifen wurden von ia | | IS 90 1.75 3000 2 FITSET x | | = = 72 2 einer tieferen Stelle desselben 2. » » | 90 1.75 3100 Baumes wie in I genommen. Ra- 3 > | 5 90 1.75 3200 dius des Holzkörpers — 2gmm. A. ) | » 90 War. 2100) S » » 90- | 5 3100 S S SR | | Summa: | 15500 Mittel: | 2100 Spannungsgrösse eines Streifens von 1"” Breite = 200.0 Gramm. ‘ 5 2 / Contraction = ce. 2°/).- Tabelle 10. Populus alba. Versuch vom 21. Juni ı882. II. - . Con- x . 2 )icke ‚eite ‚Ange . |Gewie No. | Dieke | Breite | Läng raction ht Bemerkungen. | | tra I S | | | 1 mm. mm. mm. mın. Gramm E r FE re )ie Versuchsstreifen sind etwa von I } I 90 Te 800 |! ) E) e) S 12 5) 2 der Mitte desselben Baumes wie 2 » us 1902 Es 3800 in I und II genommen. Radius N » 15 | 90, N 1277580153:500 gamm. | Mittel: | 1.75 | 3800 iD 2 | | Spannungsgrösse eines Streifens von 1"" Breite = 253.3 Gramm. Contraction = ec. 2 [o* Krasse: Über Rindenspannung. 1107 Tabelle 11. Pinus_ sılwestris. Versuch vom ı0. Juni 1882. 1% | l | | „= Im cz Se u. Con- traetion No, | Picke Breite | Länge (Gewicht Bemerkungen. mm. min. nm, mm. Gramm 1} | | | = = | £ : Jie Kiefer hatte 43°m Umfang 1. |I—1 l OFEN: 1000 |! „43 Umfang 2 a) | 4 | = und etwa ıom Höhe. Die Ver- 2% » » | Rabe) 2 1100 suchsstreifen dieser Tabelle wur- n E den aus der Krone genommen 2 » » +0 | 1.5 1000 E 5 ö | | 5 ee | = x Er, = EROENS Radius = ıomm, 4. | | 4 2 | =. Ko l 2 ELNOO - | | | | | Dumma: 6) | 5300 2 | E Mittel: 1.8 | 1060 Spannungsgrösse eines Streifens von ı"" Breite = 70.6 Gramm. Contraction — 4.5°/o- Tabelle 12. Pinus silwestris. Versuch vom 10. Juni 1882. IR | | | 2 i ae (on- dee ke | "eite oe | : We No | Dieke | Breite | Länge ae Gewicht Bemerkungen. } mm. mm. mm. | mm. | Gramm. | E = | r | Derselbe Baum wie in I. Die ie 2 I 70 N 900 2 N ; | > | H I I Rindenstreifen wurden von einer 2. | 2 2 | a 3 1150 tieferen Stelle genommen. Radius? 3. » » » 3 JE so L » » » 2 | 1100 4 | 3 | I Summa: 12 | 4300 Mittel: ZB ELoriS | | Spannungsgrösse eines Streifens von 1"" Breite = e. 72 Gramm. hi) vn. 1 _— o/ - Contracetion = 4.3 °%- Sitzungsberichte 1882. 93 ’ 1108 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 18. Pimus_ silvestns. Versuch vom 10. Juni 1882 1l. i i Gon- ne. ı | Dieke | Breite | Länge . Gewicht No. | Dieke | 5° |traetion |" | Bemerkungen. | mm. mın. mm, | mn. Gramm. De ? IE SE 3 \ 1200 IDerselbe Baum, wie in I und I. | = x; 2 Die Streifen stammen von einer 2. 15 55 3 1300 tieferen Stelle. Radius — 25mm, a » 85 2 1100 A| » 85 3 1200 Se » S5 3 1200 Summa: I5 | 6000 Mittel: 3 1200 Spannungsgrösse eines Streifens von 1"" Breite — $o Gramm. x Fumton un 1.4 „Au Contraction = 3.5 o- Tabelle 14. Piınus silmestris. Versuch vom ıo. Juni ı882. Con- z (Gewie tractıon | xewicht E Weke ae ers No. | Dicke Breite | Länge Bemerkungen. mm. inın. mn. mm Gramm. 1} D) 2 z An dieser Stelle hatte die Borke- | : 1 110 IISOo Ä ‚die | DE = I bildung begonnen; die Dicke der 2. 2 Io 4 1100 Rinde variirte zwischen 0.5 und mm, Radius — 3 )erselbe 2, » 110 1200 zmm. Radius — 34mm. Derse 2 i Baum wie in I, II und II. Summa: 12 3450 Mittel: 4 1150 Spannungsgrösse eines Streifens von 1" Breite — e. 77 Gramm. Contraetion = 3.6 "|,- Krasse: Über Rindenspannung. 1109 Tabelle 15. Pinus silwestris. Versuch vom ı0. Juni ı88a. V. Con- Dicke | Breite | Länge (Gewicht No traction Bemerkungen. mm. nm. mm mm. Gramm aa 15 100 3.5 000 Wegen der Borkebildung war = ir® 3 die Dicke der Rinde variabel, 2, » » 100 3 500 0.5—2mm, Radius —4omm, Die- 3 o 5 100 Ber 000 selbe Kiefer wie n I, II, II = | Ne = und IV. Die Streifen stammen 4. » ® Too | 3 | 900 etwa von der Mitte des Baumes. | 5. » a To 30 377900 | | I f | E | Summa: | 16 4400 Mittels EN 3422105880 Spannungsgrösse eines Streifens von ı"" Breite — 59 Gramm. Contraction — 3.2 ,. Tabelle 16. a / 3 e i Fraxinus excelsior. Versuch vom 6. Juni ı882. Ik 5 5 Con- | ; 7 Dieke | Breite | Länge | : \|Gewie No. * I aus reaction | ht Bemerkungen. nn. mm. mn. mm. | Gramm. 1 > IE 65 2 3500 Der’Versuchsast wuchs von Stamme 7 3? EE aus im Bogen nach oben. Seine . " 2 05 1.5 3500| äussere dem Stamm abgekehrte 3. en = 6 5 | 2 4000 Seite war stark gew ölbt, während 5 NS | die innere dem Stamme zugekehrte +. L » 05 2 4000 Seite flach war. Die Streifen Er » » 6 5 IE 3500 dieser Tabelle stammen von der I z = äussern eonvexen Seite. Summa: | 9 185500 Mittel: 1.8 3700 Spannungsgrösse eines Streifens von 1"" Breite — 247 Gramm. Contraction = 3 "/.. 93% 1110 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 17. ” ny ze ” * un; ıJ T x = OO Fraxıinus excelsior. Versuch vom 6. Juni 1882. 2 | L [ER | Con- > 7 Dicke | Breite | Länge . Gewicht No. | ER! 8” Itraction Bemerkungen. I mm, mm ının. mm. Gramm. | | | | | je | > 15 60 | 2 | 2500 Derselbe Ast wie in I. Die Ver- | > 3 | | 22 suchsstreifen wurden von der 2. | 2 D SO 1.5 3300| innern flachen Seite desselben 3% | » | » | Te 3200 genommen. | » | » 60 2 | 3500 5: a ARE 60 | 2 | 3500 Summa: 9 17100 Mittel: 1.8 | 3400 | Spannungsgrösse eines Streifens von ı"” Breite — 227 Gramm. Contraction = 3 °), Tabelle 18. Salır fragilis. Versuch vom 5. Mai ı88a. je | Con- | No. | Dicke | Breite | Länge traction erden Bemerkungen. | | | mm. mm. mm. mm. | Gramm. | | | 65 12 | 70 | > 2000 u der Stelle, von welcher die ersuchsstreifen für diese Ta- 2. 2 2 | Oz 2 2200 | belle genommen wurden, betrug Br > R | So | 2 | 2100 | derRadius des Holzkörpers 26mm. 4 » » | So | 2 2 3 00 5, | » » | 80 2 2200 6 » » 80. « I Amor, 2500 7. TEE en 12) BE: I Wo 700 8 » » | 55 IE 2800 9. | » » 85 2.5 2400 10. » » 55 2.5 2500 ] | - Summa: | 800 | 22 23700 Mittel: 80 | 2.2 | 2370 | | Spannung eines 1"” breiten Streifens — 200 Gramm. Contraction — 2.75 o- Krasee: Über Rindenspannung. 1111 Tabelle 19. Salıv fragilis. Versuch vom 5. Mai 1882. & . | ee On- x . Dick Breite | Länge . „Gewieht No. Se : I 8 Hraction Bemerkungen. | mım. | mm. | mm. | mm. Gramm. [ LE 12 65 1.5 1500 Derselbe Ast, wie in I. Die Streifen S Ei zZ ge wurden von einer jüngeren, dün- 2. » » | 50 1.5 10600 neren Stelle genommen. Ra- 2 » » | 60 l.5 1600 dius — 16mm, 4. » LESE 1.5 | 1600 | E | 5% » » 5 5 ol] 1500 es x T | == (6) » » 50 1.5 1500 Ti » » 55 1.5 1600 ) | = Ss. » » 50 ir 5 | 1000 = | 9. » » 60 1.5 | 1500 10 » » 50 75] 10500 | ; Le £ ER: Summa: ı 540 15 1506000 Mittel: 54 5 1560 Spannung eines 1""” breiten Streifens = 130 Gramm. . / Contraction = 2.8°/.- Tabelle 20. (astanea vesca. Versuch vom ı. Juni ı882. | ee & a | Con me N Dieke | Breite | Länge | . „Gewicht [ E y No. >” |traetion Bemerkungen. mm. mm. mm. | mm. Gramm - | | 1 PER, I. | 34 uE So | 2 | 4000 Ein regelmässig gebauter Ast. Ra- ES = > dius des Holzkörpers — ı7 mm, 2. » » so 25 4500 3 x » » So iR 5 45 00 Summa: 7 | 13000 12 Mittel: 2.2 4333 Spannung eines ı"" breiten Streifens — 290 Gramm. Contraetion = ec. 3% o* U 1112 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 21. (astanea wvesca. Versuch vom ı. Juni ı882. N. | I we | s : a Gone nee: N | Dieke | Breite | Länge | ; Gewicht N No. traetion ;jemerkungen. | | & | mm | mm. | mm. mm. | Gramm. BEINE £ N £ non Die Streifen wurden von einem Il 5 I5 so 2.5 000 X en 4 - < | = u f älteren Theil desselben Astes 2 » » > 2.5 7900 wie in 1. genommen. Radius 3- | » » » | 2.5 | 7000 = 29mm, | » | » » EDEN 008 4 | | Se Mittel: DEE 7000 Spannung eines Streifens von 1"" Breite — 466.6 Gramm. \ . ! Contraction = 3°/,- Tabelle 22. Frasinus e.xcelsior. Versuch vom ı3. Juni 1882. L P e Con- 5 x )icke | Breite | Länge | . Gewicht No. Diek Or ul traction | 1 Bemerkungen. | E mm. mm. mm. | mm | Gramm. | | — h , x 7 (ugs IE s0 1.5 | 2900 Der W erth in No. 4 (3200 Gramm) = = - < E wurde für einen Streifen gefun- 2 » » 50 1.5 2900 | den, der von einer concav ge- 2, N » so 1,8 2900 bogenen Stelle des Astes, an = = 7 welcher die Rinde Querrunzeln 4: | > 2 | 50 1.5 | 3200 hatte, stammt. Radius — ı$ mm, | | Summa;: | 6 | 11900 Mittel: | 1.5 | 3000 | (2980) | S l Spannung eines 1"”” breiten Streifens — 200 Gramm. 90 N 2 2 ee } Contraction — 3°,,. = ” : 5 Krause: Über Rindenspannung. 11 ale, Tabelle 23. Fraxinus ewcelsior. Versuch vom 13. Juni 1882. 1. | | | I} a1 IB. eo Gonzeire r |-Dieke | Breite | Länge . _ |Grewicht No, | Pick | | 9° |traction Bemerkungen. | mm. | mm. | mm. ının. | Gramm. 1. > TE 75 > | 4100 Derselbe Ast wie in I. Die Strei- = = | fen wurden von einer tieferen 2 » » 75 2 | 4200 Stelle genommen. Radius — 25m, ee » » BESTEN 2 | 4200 | | | | S | > Dummaz | 0) | 12500 Mittel: | 2 | 4166 Spannung eines 1"" breiten Streifens 28o Gramm. Contraction = 2.66°/.: Tabelle 24. Salır pentandıra. Versuch vom 4. Juni 1882. | | Fit | jr EN | | Con sa. )icke ı »eite | Länoe | a Gewie No. | Pick Breite | Länge | traction | ewi ht Bemerkungen. | | mm. mm. | mm. mm. Gramm. N 2 | 18 60 2 2100 |Ein vom Stamm aus in ziemlich | | > x [7 scharfem Bogen nach oben wach- 2. | » | » | do | 2 2100 sender Ast. Die Streifen wurden a » | » | 60 2 3100 von der äusseren stark gewölb- = | | | E ten Seite des Astes genommen. 4. | 2 | 3 | do | 2 2300 Radius 25 mm, | I - Summa: | 5 | 8600 Mittel: | 2 | 2150 I Spannung eines ı"" breiten Streifens — 143.3 Gramm. Contraction —= 3.3 10° 1114 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 25. Salır pentandra. Versuch vom 4. Juni 1882. 1. I oe 5 Con- |/- 5 . )icke | eite ‚Änge | . "Gewicht No. | Picke ‘| Breite | Länge |traetion Bemerkungen. mm. mm. mm. mm. Gramm | = LE 60 N 2100 Derselbe Ast wie in I. Die Streifen = | wurden von der inneren flachen 2. | ») » » 1.5 1900 Seite des Astes genommen. ar » » » 2 2300 4. » » | » 2 2000 Summa: | 7.5 | 8300 Mittel: | 1.9 2100 (2075) 1} 1) Spannung eines 1" breiten Streifens — 140 Gramm. Contraction — 3°), Tabelle 26. Pinus Strobus. Versuch vom 10. August 1882. |E | 1 In | "Con- | £ 5 | . 7. | ke 3reite | Läno ed No. | Dicke | Breite | Länge | traetion | wicht Bemerkungen. | nm. mm. | mm. ınm | Gramm. | | 1 0 | TE | So 3.5| 1300 Die Versuchsstreifen wurden von el = > ST et einem etwa rom hohen und zo«m 2 2 | » 80 3-5 1300 dieken Baume genommen. Die oe » | » 90 4 1300 Streifen für diese Tabelle stammen = | E = aus der Krone. Radius = ıı mm, 4 » » 90 4 1300 5- » | » | 90 4 I 300 | | Summa:| 430 | 19 | 6500 Nittel] 7 86° | 3.8 | 1300 | | | Spannung eines 1"" breiten Streifens — 86.6 Gramm. Contraction = 4.4'|,- KraggE: Über Rindenspannung. 1115 Tabelle 27. Pinus Strobus. Versuch vom 10. August 1882. N. | - | L Gone 7 Dicke | Breite | Länge : (Gewicht i “1 } No. | eh anse | traetion Bemerkungen. | nm. mın. | mm. | mm. Gramm, Die Versuchsstreifen dieser Tabelle oe rl: 15 130 5 1900 ' Ne: > > I = | I stammen von einer tieferen Stelle 2 » » 135 5.5 | 2000 desselben Baumes wie in I. Ra- 3 | 3 | \ ugen| Sl 800 dius — 25mm, | ds. ® » Bao 35 .,1\,1900 Be » DEE Ense | 5 | I900 | | | | Pe EEE y | m | Z Summa: 000 | 20 9500 Mittel: | 1m 5.281900 Spannung eines 1” breiten Streifens — 127 Gramm. Contraction — 4")o- Tabelle 28. Pinus Strobus. Versuch vom 10. August 1882. : | h = Gone ae T. »Ke He 4 E\ . 7 4 B “Ir No. , Picke | Breite | Länge ERSERN Gewicht Bemerkungen. | mm mm. | mm. nm. I Gramm. I 2.715 | IE 1110) 6 2600 |Die Streifen stammen von der Basis - u 2 | 2 desselben Baumes wie im I. und II. - ? > 2597| © 2 a Radius — 6o "mm, 3 ö » » I 5 [0] (6) 2600 A. Er: 150 6 2500 5. » » 150 (6) 2500 Summa:| 750 30 12700 Mittel: 150 6 2540 Spannung eines 1"" breiten Streifens — 170 Gramm. Contraction — 4°). 1116 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 29. Salır (aprea. Versuch vom ı1. August 1882. I. | N SE ER I BROT den No. Dicke | Breite | Länge Rn (rewicht Bemerkungen. mm. mm. | mm. mın | Gramm x AR ee RR Y | 1,8 TE 7°6%E TE 2000 Ein etwa om ‚hoheı Baum. Di: > za = I Versuchsstreifen für diese Tabelle > GE E 5 = : 2 » » | J)5 | L.5 2000 entstammen der Krone. Radius 3: » » | 65 I 5 | 2000 13 mm, Spannung eines 1"” breiten Streifens 133.3 Gramm. Contraetion DM Y ee r -— Salır ( aprea. Versuch vom ı1. August 1882. Con- | No. | Picke | Breite | Länge Rn, (Gewicht Bemerkungen. I} 1} | | nm. | mm. | mm. | mın. Gramm. | | l l | %.E£ e Derselbe Baum wie in I. Die IE 1 002 SEERSE 000 Dr 3000 Nele Let ‚in L | | > | 2 2 Streifen sind von einer tieferen | » | » EROO 2.5 | 3000 Stellegenommen. Radius— 22mm, | | | = Dr » » | 100 2.5 | 3000 4. | » » | 100 | 2.5 3000 Spannung eines ı"" breiten Streifens = 200 (Gramm. R 2 0 Contraction — 2.5 /o- KrasgE: Über Rindenspannung. 167 Tabelle 31. Salır (Caprea. Versuch vom ı1. August 1882. nl. | | | C | 2 | : . On- n la | ‚eıte ‘ ve | E Not Dieke | Breite | Läng« ie IGewicht Bemerkungen. | I mm. | mm. | mm. | mm. Gramm. ee - oe r „ Derse Be: Baum wie in I und II I 2 I 12 ) 7 00 d ind « ‘2 2 29 I | Su Die Versuchsstreifen stammen 2, » » 130 3 3700| etwa aus der Mitte. Radius BEN > | » Rss 3,0, 3700 38mm: | | Summa:| 400 | (6) | 11100 1} 1} 2 Mittel: | 133 3 3700 | | Spannung eines 1" breiten Streifens = 247 Gramm. Contraetion = 2.26 "|,. Ü £ Bas Sorbus aueuparta. Versuch vom ı2. August 1882. | = I} Z ur > — +, ı Hl Gone, ke . 3 P oy | E | aniIe No. Dicke | Breite | Länge a at ht Bemerkungen. mm. | ınm. | mm. | mm. | Gramm. 1: 2 2 [5 rE 2 E00 Ein etwa ı2m ‚hoher Baum. Die a z ! = 45 Versuchsstreifen stammen aus der 2. » 2 | 75 | 2 | 4500 Nähe der Basis. In der Krone | | war die Rinde nicht mehr ab- | | | | lösbar. Radius — 54mm, Spannung eines 1” breiten Streifens — 300 Gramm. Contraetion = 2.66 "/,. 0) M . . . - 1118 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 33. Aesculus Hippocastanım. Versuch vom 7. August 1882. l: Con- No. Dieke | Breite | Länge en Gewicht Bemerkunsen. ınm. | mm mm. mm. Gramm. n 2 15 EE Me 2800 [Ein aufrecht wachsender Ast. Ra- = 2 5 dius — 13 mm, 2 » » 55 1.5 3000 j 3 » | » 60 1.5 | 3000 N | | IQ Summa: | 170 | 4.5 | 8800 Mittel: 27 szcnın 1.50 2933 | | Spannung eines 1"” breiten Streifens — 195.5 (rramm. Contraetion — 2.630. Aeseulus Hippocastanım. Versuch vom 7. August 1882. - | | | C | F ; i 4 I Con nee No. | Pieke | Breite | Länge | traction FEW icht Bemerkungen. | mm. mm. mm. | mm. | Gramm. | | | | | BR, I TE | 2 BEN So | 2 | 3500 Bar e wie in I. Radius 2.| » Ba) .00 Sa 3500 £ | » » 1 280231 2 3500 | | Spannung eimes ı"" breiten Streifens = 233.3 Gramm. Contraetion — 2.5 /o. Krasse: Über Rindenspannung. rg Tabelle 35. Pinus silwestris. Versuch vom 9. August 1882. RE | Ir es | are, | KA ee No. Dicke | Breite | Länge Ken Gewicht Bemerkungen. mın. mm. | mm. mm Gramm. : | En S SIE Die Kiefer hatte etwa rom Höhe ax | 5 | 15 bo 2.5 1400 d a Un a Die v x | | i | = und 45 miang. ie er- 2. 2 2, 1070) | 2.5 1400 suchsstreifen stanımen aus der 3. » » Komme: | 1400 Krone. Radius — 14mm, Spannung eines 1" breiten Streifens — 93.3 Gramm. Contraction — 4°),. Tabelle 36. Pinns silwestris. Versuch vom 9. August 1882. 1. | = T : AN Ir Konz mm: No. | Dicke | Breite | Länge | N Gewicht Bemerkungen. | | | mm. | mm, | nn. | mm. Gramm. ' B | 15 100 4 | 1500 Die Versuchsstreifen stammen von = = = einer tieferen Stelle desselben 2 » » 100 A | 1700 Baumes wieinI. Radius—27mm, 3 » » 100 4 | 1600 A » » 100 4 I 500 5 » » 100 4 1851 700 Summa:) 8000 Mittel: | 1600 Spannung eines 1” breiten Streifens — 107 Gramm. Contraetion — 4'fo- 1120 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 37. Frarinus excelsior. Versuch vom 13. August 1882. (Con- ; Gewicht tractıon | | | No. | Dieke | Breite | Länge Bemerkungen. mm. mm. mm. mm Gramm. ne 2 | u 8: 1.5 3800 Der Ast war krumm gebogen und _ 3 .| 7 | hatte an der concaven Seite Quer- 2 » 5) | Abe, | 3500 | runzeln. Die Werthe a und b gel- Q, = -o le 2200 ten für Streifen von der runze- I u | 9 ligen Seite des Astes. Radius — 4. » 79 | 1.5 Aa 4000 mm, SR Er. | 75. „1:52.b4000 Su | en (5 | » | 7 5 | In, 5 | 3 500 | | | | | | Summa: | 460 | 9 22300 Mittel: | N et] Spannung eines 1" breiten Streifens — 248 Gramm. Contraetion — 2°/,. Abgesehen von den Tabellen ı4 und ı5, welche die Werthe für solche Stellen von Pinus silvestris enthalten, an denen bereits Borkebildung eimgetreten war, lässt sich aus unseren Messungen un- mittelbar folgender Satz ableiten: So lange die Structur der Rinde weder durch Borke- bildung noch durch sonstige Vorgänge wesentliche Verän- derungen erfahren hat, wächst ihre Tangentialspannung mit der Diekenzunahme des Holzkörpers. Da wir aber auf die Beantwortung der Frage hinarbeiten, in welcher Weise die Differenzirung des Holzkörpers oder die Bildung der Jahrringe von dem Rindendruck abhängig sei. so kann für uns nur allein diejenige Kraft in Betracht kommen, die in der Richtung des Radius wirksam ist. Aus der Tangentialspannung muss daher erst der radiale Druck berechnet werden nach der Formel: Radialdruck = —— Zur Basis für die Bereehnung des in radialer Richtung wirk- samen Druckes für eine bestimmte Fläche nehmen wir die Tangential- spannung eines 1"" breiten Streifens. Dadurch gelangen wir zu einer Flächeneinheit von ı=-"””,. Da der Druck der Atmosphäre auf ı-"= Fläche etwa 10 Gramm beträgt, so lässt sich der radiale Rinden- druck auch sehr leicht in Atmosphären ausdrücken. Krasse: Über Rindenspannung. 1121 Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wollen wir uns an der Hand einiger eonereter Beispiele über den radialen Rindendruck, wie er an verschiedenen Objeeten und an verschiedenen Stellen desselben Objeetes vorkommt, zu orientiren suchen. In der Krone der von uns gemessenen Almus glutinosa beträgt die Tangentialspannung bei einem Radius des Holzkörpers von 12" 160 Gramm; darnach ist N l ı60 2% N der Radialdruck gleieh ——- = 13.13 Gramm. Etwas unterhalb der - "3 aelS mm Mitte desselben Baumes ist die Tangentialspannung bei 34"”” Radius des Holzkörpers gleich 233.3 Gramm, der Radialdruck also gleich 6.86 Gramm. An der Basis des Baumes berechnet sich der radiale Druck der Rinde aus ihrer Tangentialspannung und dem Radius des Holzkörpers auf 5.8*Gramm. Ähnlich gestalten sich die Verhältnisse bei Populus. Hier be- trägt der Radialdruck der Rinde in der Krone ı1.1, an einer tieferen Stelle 8.6 und ungefähr in der Mitte des Baumes 5.3 Gramm. Wie man aus diesen Beispielen sieht, nimmt der in der Riehtung des Radius ausgeübte Druck mit der Diekenzunahme des Holzkörpers ab; es steigert sich mit andern Worten die Tangentialspannung nicht in dem Maasse, dass der Radialdruck gleich bleibt, geschweige denn grösser wird. Bei den Nadelhölzern, die für eine Messung der Rindenspannung überaus günstige Objeete liefern, tritt die Abnahme des radialen Rindendruckes noch viel augenfälliger hervor, als bei Popubus und Alnus. Pimus silvestris und Strobus besitzen an den gemessenen Stellen von oben nach unten folgende Werthe: DE Silvesheis, 7, 3.2. 2.07, 1.54 n.08mobUs 7:04 55. 2:8 [851 [8% Da wir die Tangentialspannung jüngerer Theile. z. B. der Krone gewisser Bäume kennen, so lässt sich leicht diejenige Spannung der Rinde berechnen, die nach einer bestimmten Diekenzunahme des Holz- körpers vorhanden sein muss unter der Voraussetzung eines unver- änderlichen radialen Rindendruckes. Die in unsern Tabellen aufge- führte Pimus Strobus besitzt bei 11" Radius des Holzkörpers eine Tangentialspannung von 86.6 Gramm. Die Tangentialspannung bei 60”" Radius des Holzkörpers berechnet sich darnach aus «er Gleichung 2:60 = 86.6: ıı auf 472 Gramm. Die wirkliche durch Messung gefundene Spannungsintensität beträgt 170 Gramm, etwa ein Drittel derjenigen Spannung, die unter der Voraussetzung eines unveränder- liehen radialen Rindendruckes vorhanden sein muss. Wir gelangen so auf reehnerischem Wege zu einer Spannungsintensität der Rinde, die selbst die dieksten Bäume von Pinus Strobus nicht erreichen. 1122 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Die Rinde von Pinus silwestris besitzt bei 10”” Radius des Holz- körpers eine Tangentialspannung von 70.6 Gramm. Hiernach muss, Radius eine mm soll der radiale Rindendruck nicht abnehmen, bei 40 Tangentialspannung von 282.4 Gramm vorhanden sein. Die direete Messung giebt uns die Zahl 59, also nieht einmal ein Viertel des durch Rechnung gefundenen Werthes. ös würde nur ermüden, wollten wir in dieser Weise fortfahren, die an andern Objeeten gefundenen Werthe aufzuzählen. Mit Aus- nahme eines Astes von Fraxinus ewcelsior hat sich überall eine Ab- nahme des radialen Rindendruckes herausgestellt. Der betreffende Ast von Fraxinus, dessen Spannungswerthe in den Tabellen 22 und 23 aufgeführt sind, zeigt bei einer Verlängerung des Radius von ı8 auf 25”" eine Zunahme des radialen Druckes von os Gramm. Wir lassen hier jetzt eine Tabelle, in welcher die Werthe des radialen Rindendruckes für verschiedene Objeete enthalten sind, folgen und gehen dann zur Formulirung der wichtigsten Sätze über, die sich aus unseren Messungen ergeben. | | Tangential- | | spannung Länge Radial- Radaldkuek | Name der Pflanze. | ra des | druck in | en? Baum nun Atmosphären ! ınm. mm. Gramm. 1. | Zariw europaea ...... Kl RR 18 7-4 0.74 2. RUROR SE ARENA, 1 Le tor 12 8.33 | MO 888 3. | Picea excelsa......... | | | EN 50 4.66 0.466 4.| Be EN, IT len! S6 3.64 | 0.364 Be lWRinusesilvestns.n en 2: | l | 70.6 10 7 0.7 6. | De see | U 80 25 3n2 0.32 fe 3 ARE II 77 34 | 2.27| 0.227 8. N ee | IV 59 40 5 0.15 9. | Pinus siwestris....... | 93-3 14 6.66 | 0.666 10. | er a ME or DI A 0.4 1. |BPımsı Strobus 2.2... | I 86.6 11 RG 0.79 127) | De APR | u 11277 se 5 0.5 13. a 2 th I | 170 60 2.83 | 0.288 14. | Alnus glutmosa....... Is lo Da a 1.333 15. Mr RO NERERETE 1 233 34 6.86 | 0.686 16. a NE I IE 0575.00, 47200 no ron 7 opus albo I 200 en: 18. | DE ( 206.6 | 24 | 8.6 0.86 | | | ! Der Luftdruck auf eine []®m Fläche beträgt genau 10.3275 Gramm; wir neh- men denselben jedoch, um möglichst einfache Zahlen zu bekommen, zu 10 Gramm an. Krasse: Über Rindenspannune. 1123 | Tangential- | | spannung | Länge | Radial- | Radialdruck Name der Pflanze. eines des druck in I breiten Radius | pro [mm Atmosphären ! Streifens. nm. | mm. | Gramm. 19. | Populus alba. ........ KNEIERSBE3 | 48 5.3 0.53 20. | Castanea vesca........ NE °200 117) 17 17 | ne IENIEN E2116646. 022,9 16 1.6 22: | Frasinus excelsior..... l 200 18 [wen pin 23. a 11 280 25 2142 112 DA. | Salz fragiis ......:. It 130 16 SE? 0.812 25.| Dal EIERN, ER WARETHENN 12.0:0 26 Ziel ©2377 26. | Salix Caprea ........ Is EN NE) 10.3 1.03 27. REN. u 200 22 9 0.9 28. u RE e | 11 247 | BIS 2085 0.65 29. | Aesculus Hippocastanum . I, gs 13 15 15 30. | » N a Ta an re 31. Sorbus aucuparia ...... Ir: 300 1,54 5.5 0.55 Es hat sich also auf empirischem Wege die Thatsache ergeben, dass der Radialdruck der Rinde mit der Diekenzunahme des Holz- körpers abnimmt. Da die Messungen an solchen Objeeten ausgeführt sind, deren Rinde keine nennenswerthe Veränderungen zeigte, so ist man leicht versucht, aus der obigen Thatsache ohne Weiteres zu folgern, dass der Radialdruck der Rinde auch gegen den Herbst hin abnehme, da offenbar der Holzkörper während des Sommers durch die Thätigkeit des Cambiumringes einen Zuwachs erfährt. Nimmt aber der Rindendruck gegen den Herbst hin ab, dann kann selbst- verständlich von ihm die Bildung des Herbstholzes, wie man bisher angenommen hat, nicht abhängig sein. Eine solche Folgerung wäre indessen doch etwas bedenklich, denn durch die Ablagerung eines Jahrringes erhält der ganze Holzkörper einen verhältnissmässig nur geringen Zuwachs, während durch unsere Messungen der Radialdruck für solche Stellen eines Objectes festgestellt wurde, die in der Länge des Radius nicht selten um ı bis 3°” differirten. Die That- sache, dass im Allgemeinen mit der Diekenzunahme des Holzkörpers der Rindendruck abnimmt, beweist darum noch nicht, dass derselbe auch während der Bildung eines Jahrringes schwächer wird. Die Spannung der Rinde, auch wenn in ihrer Structur keine grösseren Veränderungen nachzuweisen sind, kann sich im Laufe des Winters aus irgend welchen Gründen vermindern, so dass der Druck, unter 2 S. vorher S. 1122. Sitzungsberichte 1882. 94 1124 Gesammtsitzung vom 14, December. — Mittheilung vom 7. December. welchem das Cambium im Frühling seine Thätigkeit beginnt, ge- ringer ist als im vorhergehenden Herbst. Die Abnahme des Rinden- druckes würde in diesen Fällen nicht durch eine gerade, sondern durch eine wellenförmige Linie zu veranschaulichen sein. Diese Linie muss sich bei unbeschränkter Diekenzunahme des Holzkörpers all- mählich der Geraden nähern: bevor dies aber der Fall ist, wird der Frühling mit einem Wellenthale und der Herbst mit einem Wellen- berge dieser Linie zusammenfallen. Um daher unsere Frage, inwiefern die Differenzirung des Holz- körpers oder die Erzeuzung von Frühjahrs- und Herbstholz vom Rindendruck abhängig ist. in befriedigender Weise beantworten zu können, muss noch auf direetem Wege durch Vergleichung von Messun- gen im Frühling und Herbst die Grösse festgestellt werden, um welche der Radialdruck der Rinde während einer Vegetationsperiode zu- oder abnimmt. Zuvor aber ist zu betonen, dass verschiedene Äste von demselben Baume und von gleicher Dicke in der Grösse der Rinden- spannung selten genau übereinstimmen. Ich habe daher insofern einen Fehler begangen, als ich diese individuellen Schwankungen in der Rindenspannung anfänglich nicht berücksichtigte, vielmehr diejeni- gen Bäume und Äste, an denen eine Messung vorgenommen werden sollte, fast sämmtlich abhauen liess und somit im Herbst auf andere Exemplare angewiesen war. Da sich jedoch, wie ich mich durch eine Anzahl diesbezüglicher Messungen überzeugt habe, diese indivi- duellen Schwankungen innerhalb enger Grenzen bewegen, so sind die an verschiedenen Exemplaren gefundenen Werthe für unsere Zwecke vollständig hinreichend. Die im Herbst ausgeführten Messungen haben nun ungefähr die- selben Werthe ergeben, wie im Frühjahr. Darmach findet eine er- hebliche Änderung in der Intensität der Rindenspannung während der Ablagerung eines Jahrringes nicht statt. Dieselbe Fichte (Tabelle 3). deren Spannungsintensität im Frühling einen Werth von 233.3 Gramm ergab, zeigte im Herbst eine Spannung von 200 Gramm. Da der Radius während des Sommers um die Dieke des gebildeten Jahrringes grösser geworden ist, so hat sich hier der radiale Rindendruck gegen den Herbst hin vermindert. Nelımen wir die Dicke des erzeugten Jahr- „nm ringes zu 3"" an. dann ergiebt sich eine Verminderung des Radial- mm druckes von ungefähr ı Gramm pro []"”, eime Grösse, der man auf die Wachsthumsvorgänge im Cambiumringe keinen Einfluss zu- schreiben kann. Wo man nicht, wie hier bei Picea excelsa, Spannungswerthe des- selben Exemplars in Vergleich ziehen kann, gelangt man in anderer Weise leicht zur Einsicht, dass zum Mindesten keine erhebliche Zu- Krasge: Über Rindenspannung. 1125 nahme des Rindendruckes gegen den Herbst hin stattfindet. Die Jahrringe einer von uns im Frühling gemessenen, ziemlich wüchsigen mm . Popuhrs besassen durchweg eine Dicke von 6 Die Tangentialspannung dieser Pappel ergab bei 1ı8”" Radius des Holzkörpers einen Werth von 200 Gramm. Unter der Voraussetzung eines unveränderlichen radialen Druckes musste hiernach im Herbst nach Ablagerung eines 2 mm 6 dicken Jahrringes die Tangentialspannung 266.6 Gramm be- tragen. Eine derartige Steigerung in ‘der Tangentialspannung der Rinde im Laufe des Sommers kommt bei Populus, wenn überhaupt, jedenfalls sehr selten vor. Es müsste die Rindenspannung im Herbst dann ganz andere Werthe ergeben, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Lässt man nun erst eine Steigerung in dem radialen Rinden- drucke während einer Vegetationsperiode eintreten, etwa in der Weise, wie er sich von der Basis bis zur Krone eines Baumes steigert, so gelangt man zu einer Tangentialspannung, die im Herbst bestimmt nieht vorhanden ist. ö In der folgenden Tabelle sind einige Zahlen zusammengestellt, wie sie durch Messung im Frühling und Herbst an ungefähr gleich dieken, aber verschiedenen Exemplaren derselben Art gewonnen wurden. Nur die Werthe für Picea excelsa beziehen sich auf das- selbe Object. Tangentialspannung eines ]mm breiten Radius Radialdruck Name der Pflanze. Serien urn u" — x Frühling | Herbst | Frühling| Herbst | Frühling | Herbst Gramm. Gramm. mm. | mm. Gramm. Gramm. er BRBTE lt: R IN CE = Ai I. | Picea ezcelsa .... 23,2.311,.200 50 53 4-7 27, 2.| Alnus glutinosa ..\, 1 | 160 133 12 NO 1E123 31U73%33 3. » 11, 233.3| 240 34 35 6.86| 7 I N - 4. » IH | 273.3 | 280 47 49 5.9 5:7 5. | Pinus siwestris..., |] 7045) 193 10 I4 7 6.64 6. » Il 80 107 25 27 302 4 7. | Fraxinus excelsior . 200 248 18 21 IT 8 | \ [ Wie aus dieser Tabelle hervorgeht, stimmen die im Herbst gefundenen Werthe so ziemlich mit denen des Frühlings überein. Nirgends findet sich eine Differenz von 1 Gramm. Es handelt sich also um Gewichtsgrössen, denen man unmöglich eine Einwirkung auf die Differenzirung der Xylemelemente zuschreiben kann. Das Resultat unserer direkten Messungen lässt sich daher in folgenden Satz zu- sammenfassen: E 94° 1126 Gesammtsitzuug vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Die Grösse, um welche der Radialdruck vom Frühling bis zum Herbst zu- oder abnimmt, ist eine so geringe, dass ein Einfluss derselben auf die Thätigkeit des Cambiumringes nieht angenommen werden kann. Wer gegen diesen Satz noch irgend welche Bedenken haben sollte, der sei nochmals an die Differenzen in der Grösse des Radial- druckes erinnert, wie sie in verschiedenen Höhen an demselben Objeete zu derselben Zeit vorkommen. Diese Unterschiede sind, wie die Tabelle auf Seite ı 122 zeigt, weitaus bedeutender, als die geringen Schwankungen des Rindendruckes im Verlaufe einer Vegetationsperiode. Würde in Wirklichkeit die Differenzirung des Holzkörpers aus dem Cambiumringe von Anderungen in der Grösse des radialen Rinden- druckes beeinflusst, dann müsste die anatomische Beschaffenheit des Holzes an verschiedenen Stellen eines Organes eine verschiedene sein: es dürfte z. B. bei den von uns untersuchten Bäumen in der Mitte oder an der Basis nur Frühlingsholz zur Ausbildung gelangen, während in der Krone nur Herbstholz erzeugt werden könnte. Derartige Unterschiede in der anatomischen Beschaffenheit des Holzes an ver- schiedenen Stellen eines Baumes sind aber, wie man sich durch eine mikroskopische Untersuchung leicht überzeugen kann, nicht vorhanden, woraus hervorgeht, dass selbst grössere Schwankungen des Rindendruckes die Thätigkeit des Cambiums nicht merklich beein- tlussen. Einstweilen sehen wir hiermit unsere Aufgabe als gelöst an: zur Aufdeckung der Ursachen, welche der Jahrringbildung zu Grunde liegen, sind weitere Untersuchungen erforderlich. Es soll hier nur noch mit einigen Worten darauf hingewiesen werden, dass man auch ohne Messungen in vielen Fällen nicht im Zweifel darüber sein kann. dass ein vom Frühling bis zum Herbst sich steigernder Druck nicht die Ursache der Jahrringbildung ist. Die Rinde mancher Bäume, besonders der Platane und Buche, eontrahirt sich zu keiner Jahres- zeit um eine messbare Grösse. Schon aus diesem Grunde kann von irgend einer erheblichen Steigerung im Rindendruck gegen den Herbst hin nicht die Rede sein. Nun aber besitzen «ie Buche und Platane gerade so, wie die Bäume mit ausgeprägter Rindenspannung, deut- liche Jahrringe. Die Herbstgrenze des Jahrringes wird bei der Linde von 3—4 Schichten tangential stark gestreckter Zellen gebildet. Der Übergang in diese Zellformen ist ein so unvermittelter, dass gar nicht einzu- sehen ist, woher so plötzlich die Druckkräfte kommen sollen, die eine derartige Streekung resp. Abplattung der Zellen in radialer Richtung hervorrufen könnten. Eine solehe unvermittelte Abplattung KrassE: Über Rindenspannung. 197 der Herbstzellen kommt nach Sasıo!' auch bei Clematis Vitalba und Mahonia Aquifolium vor. Wie diese Abplattung der Herbstzellen, so werden sich bei genauer Untersuchung ‚jedenfalls noch manche andere Erscheinungen finden, «die nicht im eime Beziehung zu Druckwirkungen gebracht werden können. Dahin gehört vor allen Dingen die Diekenzunahme der Zellwände nach der Herbstgrenze hin. Bei Almus glutinosa habe ich die Beobachtung gemacht. dass an Exemplaren von feuchtem, nahrungsreichem Boden die Gefässe bis zur Mitte des Sommers an Grösse zunahmen und dann wiederum gegen den Herbst kleiner wurden. Von Schwankungen im Rinden- druck, wie ich mich durch Messungen überzeugt habe, konnte diese Variation in der Grösse der Gefässe nicht abhängen. Auf diese Andeutungen müssen wir uns hier beschränken: mit einer ausführlichen Erörterung des Gegenstandes würden wir den Rahmen dieser Arbeit weit überschreiten. Nachdem wir an der Hand direeter Messungen einen Einblick in die Spannungsverhältnisse der Rinde unserer Holzgewächse erlangt haben, mögen die Versuche von H. pe Vrırs® noch mit einigen Worten berührt werden. Es ist dies um so nothwendiger, als der genannte Autor zu einem anderen Resultat gelangt ist. das fast in allen botanischen Werken als richtig anerkannt wird. H. pe Vrıes hat die Beobachtung gemacht. dass nach Vermin- derung des Rindendruckes durch Rindeneinschnitte nicht nur die vom Cambiumring gebildeten Holzelemente weitlumiger wurden, sondern dass auch eine grössere Anzahl von Gefässen zur Ausbildung gelangte. Dieser letzte Punkt ist besonders hervorzuheben. Wer die H. pr Vrırs’schen Abbildungen genauer betrachtet, wird finden, dass das nach den Rindeneinschnitten gebildete Holz in manchen Fällen fast nur durch eine grössere Anzahl von Gefässen charakterisirt ist. vorausgesetzt. lass die Grenze zwischen dem vor der Operation gebildeten Holze und dem nach derselben entstandenen richtig angegeben ist, wofür keine direecten Beweise vorliegen. Es soll nun nach H. pe Vrırs sowohl die Weite der Zellen als auch die morphologische Differenzirung des Holzkörpers von Druckwirkungen der Rinde abhängig sein: es soll z. B. eine Cambiumzelle, die sich unter bestimmtem Druck zu einer Libriformzelle ausgebildet hätte, nach Aufhebung oder Ver- minderung dieses Druckes zu einem Gefäss werden. Die Erklärung ! Bot. Zeit. 1863, S. 391. ® De l’influence de la pression du liber sur la structure des eouches ligneuses annuelles. (Extrait des Archives Neerlandaises. T. X1. 1876.) 1128 Gesammtsitzung vom 14. Deeember. — Mittheilung vom 7. December. einer solchen Erscheinung hat man sich wohl etwas zu leicht gemacht, denn es ist nicht anzunehmen, dass eine so tiefgreifende Änderung im anatomischen Bau des Holzkörpers, wie sie nach den Rinden- einschnitten eintritt, nur von Änderungen in der Grösse der Rinden- spannung verursacht sei. Oder ist etwa ein Gefäss eine grössere Libriformzelle oder umgekehrt diese ein kleineres Gefäss? H. pr Vrıes hat, unter einseitiger Berücksichtigung des Rinden- druckes, ganz ausser Acht gelassen, dass seine Experimente nothwendig pathologische Erscheinungen im Gefolge haben mussten; denn durch seine Operationen wurden der Pflanze ohne Zweifel nicht unbedeu- tende Wunden beigebracht, die um so tiefer in das Leben derselben eingreifen mussten, als die Einschnitte im Umkreise eines Astes in grösserer Anzahl gemacht wurden. Es ist nun eine allgemeine Er- scheinung, dass die Pflanze, sobald sie in irgend einer Weise verletzt wird, ihre Wunden so schnell als möglich zu heilen sucht. Warum dies geschieht, lässt sich vorläufig nicht weiter erklären, wir wissen aber, dass es zweekmässig ist. denn wenn kein Verschluss der Wunden stattfindet oder nicht in gehöriger Weise zu Stande kommt, so ist der normale Lehensverlauf einer Pflanze für immer gestört. Damit aber ein schneller Verschluss der Wunde herbeigeführt werde, ist ein intensiver Zufluss von Nährstoffen nach der Wundstelle hin erforder- lich. Ausserdem wird in folge von Rindeneinschnitten, wodurch die zarten Cambiumzellen an mehreren Stellen blossgelegt werden, die Verdunstung nicht unbedeutend gesteigert. Zu ihrer Ausgleichung ist ebenfalls eine Steigerung des Säftezuflusses nach der Wundstelle hin nothwendig, Nun wissen wir, dass die Gefässe in hervorragender Weise mit der Function der Saftleitung versehen sind'!. Es ist daher in hohem Grade wahrscheinlich, dass aus diesen Gründen eine ver- mehrte Gefässbildung nach den Rindeneinschnitten eintritt. Die Pflanze muss Wege haben, auf denen das zum Verschluss der Wunden und zur Ausgleichung einer gesteigerten Verdunstung erforderliche Material herbeigeschafft wird. Höchst wahrscheinlich würde nach Rinden- einschnitten in der H. pe Vrırs’schen Weise auch dann eine vermehrte Gefässbildung eintreten, wenn die zwischen je zwei Einschnitten stehen gebliebenen Rindenpartien durch geeignete Vorrichtungen denselben Druck, wie im unverletzten Zustande, auf den Cambiumring ausübten. Was nun den zweiten Theil der H. pe Vrırs’schen Experimente betrifft, nämlich die Erzeugung von Herbstholz unter einer Ligatur, so ' J. VesquE et Cm. Vier, De l’influence du milien sur la structure anatomique des vegetaux. Ann. d. Se. nat. 6. serie T. XII. (1881). — Vorkens, Über Wasseraus- scheidung in liquider Form an den Blättern höherer Pflanzen. Eıcater’s Jahrb. des K. bot. Gartens u. s. w. Band Il. Zugleich Inauguraldissert. Berlin. 1882. Krasee: Über Rindenspannung. 1129 wurde hierdurch das Leben der Pflanze in noch höherem Grade, als durch die Rindeneinschnitte gefährdet: denn den Schaden, welcher ihr durch diese zugefügt wird, vermag sie in den meisten Fällen wieder zu repariren, während sie einer Ligatur gegenüber gerade zu machtlos sein muss. Dabei wurde bei der Anlegung dieser Ligatur so wenig vorsichtig verfahren, dass zuweilen eine vollständige Ver- sehiebung der Cambiumzellen in tangentialer Richtung eintrat, wie nachträglich an den braun gefärbten Zellen deutlich zu sehen war. Ausserdem erwähnt H. pe Vrıes mit keinem Worte die Grösse, um welche er durch seine Operation den normalen Rindendruck ver- mehrte. Da dieser höchst wahrscheinlich durch die Anlegung eines starren Verbandes vermittelst einer, wenn auch dünnen Sehnur um das zehn- bis zwanzigfache gesteigert wurde, so ist zu verwundern, dass die Pflanze überhaupt noch zu wachsen im Stande war. Es zeigt dies eben nur, dass das Wachsthum des Cambiumringes von den Schwankungen des Rindendruckes, wie sie in der normalen, unver- letzten Pilanze vorkommen, nicht beeinflusst werden kann. Wie beinahe Alle, die über Rindenspannung geschrieben haben, so befindet sich auch H. pe Vrıes in dem Glauben, dass die von der Rinde erzeugten Druckkräfte enorm gross seien: ja er gebraucht sogar zu ihrer Bezeiehnung an einer Stelle das Wort »colossal.«' Man hat hier, wie es so oft geschieht, einen Zustand geschildert, über dessen Natur man gar keine bestimmte Vorstellung haben konnte. Selbst jetzt, nachdem die Grösse des Rindendruckes experimentell festgestellt ist, lässt sich genau genommen noch nicht beurtheilen, ob derselbe relativ gross oder klein ist, denn dazu ist eine Kenntniss derjenigen Kräfte erforderlich, die im Cambiumringe thätig sind, und von diesen wissen wir zur Zeit nichts Positives. Bedenkt man aber, dass das Cambium selbst unter einer Ligatur, wie sie von H. pe Vrırs angewandt wurde, noch zu wachsen vermag, dann lässt sich wenigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der hydrostatische Druck in den Cambiumzellen dieselbe Grösse besitzt, wie in andern lebenden Zellen. Für diese ist in einigen Fällen von Prerrer,’ H. pr Vrırs, AMBRONN und Anderen ein Druck von 5 und noch mehr Atmosphären nachgewiesen worden. — Nehmen wir das Mittel aus unsern sämmt- lichen Versuchen, dann ergiebt sich ein Rindendruck von etwa S Gramm ! Flora 1875, S. 97. * Prerrer, Pflanzenphysiologie Bd. I. S. 54; hier findet. sich auch eine aus- führliche Litteraturangabe. Wireitiren noch: Amgroxn, Überdie Entwiekehmmgsgeschichte und mechanischen Eigenschaften des Collenchyms. Prineskeim’s Jahrbuch Bd. XI. S. 530. SCHWENDENER, Über Bau und Mechanik der Spaltöffnungen. Monatsbericht der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1881. S. 850. 1130 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilnng vom 7. December. pro _]””, nieht ganz eine Atmosphäre. Für die Laubhölzer stellt sich dieser Druck etwas höher, und für die Coniferen beträgt der Rinden- druck im Durchschnitt eine halbe Atmosphäre (d Gramm). Vergleicht man hiermit die Druckkräfte im Innern der Cambiumzellen, dann schrumpft das vermeintliche Riesenmaass des Rindendruckes jedenfalls etwas zusammen. Unregelmässig gebaute Organe. Ablenkung der Markstrahlen. Sind schon unter den regelmässig gebauten Holzkörpern die für eine directe Messung der Rindenspannung brauchbaren Objeete nicht gerade häufig. so wird die Zahl derselben bei excentrisch gebauten Organen noch erheblich kleiner. Solche Organe sind zwar häufig, es ist aber nicht leicht, Objecete mit so excentrischem Baue zu finden, dass in der Rindenspannung der ungleichen Wachsthumszonen erhebliche Unterschiede zu Tage treten. Ausserdem muss ein Ast oder Baum, soll er für unsere Zwecke brauchbar sein. trotz seiner Exeentrieität einen regelmässigen Bau besitzen, d. h., das maximale resp. minimale Wachsthum muss in den successiven Jahresschichten auf derselben Axe fortrücken; liegen die ungleichen Wachsthumszonen in den aufeinander- folgenden Jahrringen an verschiedenen Orten oder tritt sogar während der Ablagerung eines Jahrringes ein Wechsel ein, so sind selbstver- ständlich an einem derartigen Objeete die Spannungsverhältnisse der Rinde so. complieirter Natur, dass ein klarer Einblick in dieselben unmöglieh ist. Aus diesen Gründen ist das empirische Material, welches wir vorzulegen im Stande sind, nicht sehr umfangreich; es wird aber gleichwohl vollständig genügen, um für bestimmte Fälle die Ursachen klar zu legen, durch welche die Ablenkung der Markstrahlen bedingt wird. In den folgenden Tabellen sind die Spannungswerthe der ungleichen Wachsthumszonen verschiedener Holzkörper enthalten. Von den Tabellen gehören stets je zwei so zusammen, dass die eine die Werthe der Rindenspannung an der Seite maximalen, die andere die entsprechenden Werthe an der Seite minimalen Wachsthums enthält. Krasse: Über Rindenspanntne. 1131 Tabelle 1. rg 7 P , Ta.rııs baccata. : Versuch vom 15. Mai ı88a. Con- | N )icke 3reite ‚ange (Gewicht No. | Dicke | Breite | Läng Imraekan jemerkungen. mm. mım. mn. nm Gramm. al 5 12 50 | 1 700 HynausSuscker Bat: Die Streifen | wurden von der Zone geringsten I: » » | » | I 750 Wachsthums genonmen. %.| ;; R N f 700 Krümmungsradius = 13mm A. » » | 55 I 600 Bu » » 55 De 700 6. | » » | » l 550 7- | » » » I 600 a » 55 ) 700 SE ) » | 55 i .)ı (00® Da Ha a » 17211 2800 | | r | | Ta Summa: 520 ı 10 6700 Mittel: Se DE Oro | £ | | Spannung eines 1" breiten Streifens 56 Gramm. Contraction — 2 '/,. 73 h ‘ Taxus baccata. Versuch vom 15. Mai 1882. IE: ln Fire Fer | ne ma27 Fi Nee) : | EN ı Con- Sur 7 Jicke jreite | Länge | (rewie No. | Dieke | Breit | Länge |traetion, “ wicht Bemerkungen. | | | mm. | mm. N mm. | mm, Gramm. f Fr 2 12 60 I 1000 |Perselbe Ast wie in I. Die Ver- > Sur} i suchsstreifen wurden von der 2. D D; | 60 I 850 Zone maximalen Wachsthums ki » » 650 | | 7EO genommen. 3 & 2 S Krümmungsradius 14 mm. 4. » » 60 1.5 800 Be » » Ab a! | 900 NR 0er 1.5 | 950 : I: » Yo, ne 900 | 2 S 8. » » | 45 l 900 3 Ne Q. » » | | I | 900 x | 5 WR LO. » ” 50 | 25020950 5 l | Summa: | 530 | 12 | 8900 Mittel: | 53 | W242 UES00 | =; | 3 Spannung eines 1"" breiten Streifens = 74 Gramm. Contraction = 2.3): 1132 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 3. Pinus silvestris. Versuch vom 29. Mai 188.2. | \ | Ssmlmg® | an | al . El > = | aka IDEhnagss | Nee No. | Dicke | Breite | Läng« | en | © wicht Bemerkungen. mm. | ımın. | mm. | mm Gramm. | 1.5 2 [5 65 } 2500 Die Versuehsstreifen wurden von > % 5 zae einer jungen Kiefer genommen, 2 & » 60 3 2500 welche vom Winde schief geweht 3, > 5 65 2 2000 und nun im Bogen aufwärts 3 > e wuchs. Die Streifen für diese 4. » » 65 2.5 2000| Tabelle wurden von der Zone =. s 5 65 N 2500 stärksten Wachsthums ge- = x = nommen. 0) » Ü 05 | 2 2000 Krümmungsradius — 17 mm. 7 » se Fo | Da 27006 8. » | 288. >55 | 2508 | pe | | E 9. | » » | [6) 5 | 2 | 2000 10. | » » Sr ee | 2 Se | x | r | n Ile » | » Os 2.5 | 2200 12. » | » 70 | 2250 22500 Summa: 780 30 26900 / 3 C Mittel: 65 2.5 2240 Spannung eines 1"" breiten Streifens — e. 150 Gramm ee = Pinus silvestris Versuch vom oo ME SIR: SErIS. ersuch vom 29. Mai 1882. IE 3 : R Bone 7 )ıcke Breite | Länge (rewie No. Diek R | Läng a ht Bemerkungen. mm. mm. mm. mm. Gramm | I 5 15 BE 2 2000 Dieselbe Kiefer wie in I. Die Strei- = en En fen wurden von der minimalen 2. » 2 55 1.5 1500 Wachsthumszone genommen. 3 » » 55 1.8 1700 Krümmungsradius — 14mm, | | >» " 55 | 1.5 | 1500 | A » 55 1.5 700 | 33 S Oo. » » | 55 | 2.5 1900 | CH T u Summa: | 330 | 10.5 | 10300 | | | Mittel: | 55 | 1754 1700 | | | Spannung eines Streifens von ı""” Breite = 113.3 Gramm. 0, Contraction — 3.2. Se Krasee: Über Rindenspannung. 133 Tabelle 5. Picea ercelsa. Versuch vom 6. Juni ı882. | | (Con | )icke arte. | änoe ” |Gewie No. | Pick: Breite | Läng Kaleien| rewicht Bemerkungen. | | | | mm. | mm. mm. | mm. Gramm. | | | | e £ = 9E Excentrisch gebauter Ast von Picea em — 2 I | [0] I |. 2500 SESSNoe 2 > | Su 2 | | > excelsa (hyponostisch). Die Ver- 2. > 2 50 | I 2900 | suchsstreifen wurden von der Zone 3.| 5 " SC N 2700 maximalen Wachsthums genom- Ze | | 2 men. Krümmungsradius —= 20mm, 4. » » 50 I | 2500 E7 5. » » 60 1.5 | 2500 6. » » 6 60 1.5 | 3000 7 » » | 60 I 5 ae2 900 8. Be 60, |, Cr | 2500 9. » | 50 De 2/5000 os | 60 1.5 | 3000 LL.| » | » 60 | I | 2500 12.| a‘ » 60 | ER 221000 | | = = | | 13.| » » 60 | 1.5 3000 WI » 60 | 25.3000 I 5. » ” | 60 I 5 2 7 00 16. » | » | 60 1.5 3000 ur » » | 60 | cs, 3000 Ba |) >.“ | 60 1.5 | 3000 | | Summa: | 1030 | 23.5 | 50200 . | | Mittel: | 58 3, | 2800 | | Spannung eines 1"" breiten Streifens = 187 Gramm. \ ande En FR 0/ Contraction — 2.24 /o- 1134 Gesammtsitzune vom 14. December, Mittheilune vom 7. December. Tabelle 6. Picea ewcelsa. Versuch vom 6. Juni 1982. 1 Ne Dicke | Breite Länge re (rewicht Bemerkungen mm. | mm. ınm. mm Gramm. lan a aaerrein.... 2. » » 00 I 2500 Wachsthums genommen. Krüm- 33 5 “ 60 f 2500 mungsradius = ıgmm, 4. » » | 60 I 2500 5 » » | 0 | a5 2500 Da, 2300 Tal EB ie DO. 2500 Se reizen NE 2500 9. | » » 60 1 2500 © ıo | » » 60 I 2500 [1 » | » 60 1.5 | 2800 12. » » 60 l 2500 ar » » 60 I 2500 14 » » 60 1.5 2500 Summa: 840 16 | 35100 Mittel: 60 [.I5| 2500 Contraction eines 1”" breiten Streifens = 166.6 Gramm, Contraction = e. 20/6: Tabelle 7. Frarinus ewcelsior. Versuch vom 3. Juni 1882. l. ; . nn Gone mare ». | Dieke | Breite | Länge . Gewicht E t No. | >= |rackon Bemerkungen. ınm. | mm. mm. mın. Gramm. | Den 15 60 2 2200 |Exeentrisch gewachsener junger ö I > — 2 Se Baum. Die Streifen wurden von 2. » ) 00 2 3200 der maximalen Wachsthumszone 2 J 60 > 2400 genommen. Krümmungsradius Pe) : 3 i B) 4 4 3 mm, | Summa: | 6 | 9900 | I Nittel: EDS 028700 | 2 Spannung eines ı""" breiten Streifens — 220 (rramm. « ! Contraction — 3.3 °)o- Krasse: Über Rindenspanntung. 135 Tabelle 8. Frasinns ercelsior. Versuch vom 3. Juni 1982. 18 . . e Con- ar: , )icke jreite Länge Gewicht No. | Pick Bre eton Bemerkungen. mm. mm. mn. mm. Gramm. u Eh | Hehe 1 ale Inn ln 1 FR BE 60 | 2 3000 Derselbe Baum wie in I. Die = = Versuchsstreifen wurden von 2 » 15 00 l.5 2700 der minimalen Wachsthumszone a. a LE 60 1.6 23600 genommen. Krümmungsradius w = R L — mm, 4. » YES 60 2 2700 Be | Summa: | 7 | 11000 . I} | Mittel: | Spannung eines ı"" breiten Streifens — 183.3 Gramm. Conmaction — c. 3,10: Tabelle 9. Frarinus excelsior. Versuch vom 1. Juni 1882. (on- i >]: een tewie No. | Picke | Breite | Länge | ROSEN Gewicht Bemerkungen. mm. mm, ınm. nm Gramm. Tal TE u, 60 2 3200 Exeentrisch gebauter Ast. Die | > 7 = 5 Streifen wurden von der Zone 2. | R 2 00 5 3000 | maximalen Wachsthums genom- 3 | ne “ 60 2 3200 men. Krümmungsradien — 19mm, 4. » » 70 2 3300 5. » » 70 2 3300 6 » » 70 2 3300 7: » » 70 2 3200 a | Summa: TA 22500 Mittel: 2) 3200 Spannung eines ı"" breiten Streifens = 213.3 Gramm. Contraetion = 3"), 1136 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Tabelle 10. Fraxinns ercelsior. Versuch vom ı. Juni 1882. ll. | Con- 7 IE a I rarte en "@ Laurie No. Dieke. | Breite Länge A (Gewicht Bemerkungen. mm mm mm mm. Gramm. £ £ - L e Derselbe Ast wie in I]. Streifen % I.5 1 o Ik. 2400 Zn : S / o) % stammen von der minimalen 2. 2 ) 79 I 2500 Wachsthumszone. Krünmungs- 38 5 < 70 1, 2500 radius = 15mm, Summma: A 7400 Mittel: | 1.3 | 2500 Spannung eimes ı"" breiten Streifens — 166.6 Gramm. Contraction = 2 "/.. Tabelle 11. Fraxınns ercelsior. Versuch vom 3. Juni 1882. R | | | | >= - | Con- 17 Dieke Breite | Länge x (sewieht I se N No. SlracHon Bemerkungen. num inın mm mın. Gramm. 1 | a . 7 - | ; £ | Droe Excentrischer Ast. Zone maxi- | 1-—2 ) 40 1 2000 : \ > | I 4 | malen Wachsthums. Radius gleich 16mm, Spannung eines ı"" breiten Streifens = 133.3 Gramm. Contraetion = 2.5 °),. Tabelle 12. Frarmus excelsior. Versuch vom 3. Juni 1882. IE — | Con- | ] Dieke | Breite | Länge . Gewicht 2 Re 2 No. > traetion Bemerkungen, nm ınm mm | mm. Gramm. ; = | = Derselbe Ast wie in I. Minimale 1 — 4 I [6] l | 1500 2 E = | > | A | | 2 Wachsthumszone. Radius gleich | | | | ı gm, I | Spannung eines ı"" breiten Streifens = 100 Gramm. 0) Contraetion = 2.5 /o. r rY . OD Yard Krasse: Über Rindenspannung. ala Aus vorstehenden Tabellen ergiebt sich unmittelbar folgen- der Satz: An excentrisch gewachsenen Bäumen und Ästen ist die Tangentialspannung der Rinde, so lange diese keine wesent- lichen Veränderungen erfahren hat. an dem Orte maximalen Wachsthums am grössten. Dieser Unterschied in der Intensität der Tangentialspannung fällt je nach der Grösse der Excentrieität eines Baumes oder Astes ver- schieden aus. Bei der Mehrzahl der untersuchten Objeete verhält sich die Rindenspannung an der Seite maximalen zu derjenigen an der Seite minimalen Wachsthums wie 4 zu 3 oder 5 zu 4. Nur bei Picea excelsa wit vielen und schwach entwickelten Jahrringen, die überdies nicht selten zwei oder noch mehr Maxima des Zuwachses besassen, tritt dieser Unterschied weniger stark hervor. Wie bereits einleitend bemerkt wurde, ist Kny' zu einem andern Resultate gekommen. Derselbe hat nämlich gefunden, dass an excen- trisch gewachsenen Ästen von Tilia grandifolia abgelöste Rindenstreifen an der Zone minimalen Wachsthums sich in stärkerem Masse con- trahiren, als an der entgegengesetzten, und hieraus den Schluss gezogen, dass auch entsprechend der grösseren Contraction die Rindenspannung an dieser Seite am grössten sei. Obgleich ich in Uebereinstimmung mit Kny ebenfalls eine etwas stärkere Contraction der Rinde an der Seite minimalen Wachsthums beobachtet habe, so komme ich doch in Bezug auf die Grösse der Rindenspannung zu einem andern Ergebniss. Kxy hat nämlich einen ganz wesentlichen Faktor, die Dieke der Rinde, unberücksichtigt gelassen. An allen excentrischen Lindenästen, die ich untersucht habe, war die Rinde an der Seite stärksten Wachsthums doppelt so dick, als an der andern. Wäre die Rindensubstanz homogen, so müsste hiernach, um einen Rindenstreifen von bestimmter Breite aus der Zone maximalen Wachsthums um eine gewisse Grösse aus- zudehnen, das Doppelte des Gewichts in Anwendung kommen, welches einen Streife von derselben Breite an der Seite minimalen Wachs- thums um die nämliche Grösse ausdehnt. Wenn nun auch in Wirk- lichkeit die Structur der Rinde eines Lindenastes nicht an allen Punkten des Umfanges genau dieselbe ist, so wird doch ohne Zweifel das Gewicht. welches zur Ausgleichung der Contraction eines Rindenstreifens aus der Zone stärksten Wachsthums erforderlich ist, grösser sein, als dasjenige, welches dieselbe Arbeit an einem Streifen aus der Zone ' Kyy. Uber das Diekenwachsthum des Holzkörpers in seiner Abhängigkeit von äussern Einflüssen. Berlin 1882. 1138 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. Deceinber. geringsten Wachsthums zu leisten im Stande ist. Die Linde dient daher nur noch zur Bekräftigung unseres obigen Satzes. Treten wir nun der Frage nach den Ursachen der Markstrahlen- ablenkung etwas näher. Um diese Frage befriedigend beantworten zu können. müssen wir zuvor darüber im Klaren sein, wie die radial wirkenden Kräfte an excentrisch gebauten Organen vertheilt sind. Hierüber giebt die folgende Tabelle, in der die radialen Druckgrössen der entgegengesetzten Wachsthumszonen enthalten sind, Aufschluss. Das + Zeichen bedeutet Zone stärksten und das — Zeichen Zone geringsten Wachsthums. | Tangential- | ISBN, Krümmungs- | Radialdruck | Druck in Name der Pflanze. | eines | E*, | mm breiten radius in pro [mm | Atmosphären. Streeifens in | | Gramm. mm. | | ea, TU I Se 0. | Taxus baccata .... | or | 74 | a | 23 | 33 2, N | | 56 13 4.3: or N Ä ; 150 17 ( | 0.9 I \Pinus sülvestris..... | an | 2 i I | 8 4- | je Ana 14 ° 0. Be, —- 187 20 {6} 0.09 I \ Picea excelsa..... ) Ele re oo 6. |) Hie=222106086 19 8.98 0.88 em. : \l+ 220 238 9.6 0.96 Q (2 raxımus excelstor N Q 5 o. - NO lc 10.2 1.02 | | S Q. : h | 212.2 Ic | I 1.72 I | Frasxinus eweelsior ) „> 2 2 I 10. | ! 166.6 15 Te IFSTON | | Z ) I DET NR j SL 132.2 16 8.2 0.83 ae exwcelsior }| IS 3 2 12. |) | 100 14 7,04 0.714 Nach der vorstehenden Tabelle kann an excentrisch gebauten Organen der radiale Rindendruck in dem einen Falle am Orte inten- sivsten. in einem andern an der Stelle schwächsten Wachsthums am grössten sein. Von dem Unterschiede in der Grösse der Tangential- spannung und von den Krümmungsradien der verschiedenen Zonen wird. es abhängen, ob an einem gegebenen Objecte das Eine oder das Andere der Fall ist. Dieser Unterschied in dem Radialdruck der verschiedenen Seiten eines exeentrischen Astes ist jedoch bei den in obiger Tabelle aufgeführten Beispielen ein ganz unbedeutender. Die grösste Differenz beträgt. wie die Tabelle zeigt. etwa ein Gramm, ein Gewicht, welches ohne Bedenken vernachlässigt werden darf. Wir können daher, ohne einen erheblichen Fehler zu begehen, für die von uns untersuchten Objeete den Radialdruck an allen Krasge: Über Rindenspannung. 1139 Punkten des Umfanges als gleich gross annehmen. Da hiernach das Wachsthum des Cambiumringes in radialer Richtung überall denselben Widerstand zu überwinden hat, so kann der hiervon abhängige Druck im Cambium keine Ablenkung der Markstrahlen bedingen. Diese wird daher nur durch einen von der gespannten Rinde ausgehenden Zug verursacht. Man sieht aber bei einiger Überlegung sofort ein, dass mit den von uns aufgeführten Beispielen, was die Grösse des Radialdruckes an den verschiedenen Wachsthumszonen eines excentrischen Organes betrifft, nicht alle Fälle, die in der Natur vorkommen können, er- schöpft sind. Ist der Umfang eines exeentrischen Astes kreisförmig, dann stehen die radialen Druckgrössen der ungleichen Wachsthums- zonen, weil die Krümmungsradien gleich sind, in demselben Verhält- niss zu einander, wie die entsprechenden Tangentialspannungen. Es können aber auch die Curven, welche das Wachsthum des Ver- diekungsringes an verschiedenen Seiten eines Objeetes begrenzen, derartig sein, dass in der Länge der Krümmungsradien, die von der Krümmung dieser Curven abhängig ist, bedeutende Unterschiede zu Tage treten. Der Krümmungsradius an der maximalen Zuwachszone kann doppelt so lang sein als an der andern Seite und umgekehrt. Wo derartige Differenzen in der Grösse der Radien vorhanden sind, müssen sich auch ziemliche Unterschiede in den radialen Druckgrössen der ungleichen Wachsthumszonen herausstellen. Ist z. B. die Tan- gentialspannung an der im Wachsthum geförderten Seite für einen ı"” breiten Streifen gleich 150 Gramm und der Radius gleich 10"", die Tangentialspannung an der andern Seite gleich 120 Gramm bei 20”" Radius, dann ergiebt sich eine Differenz in der Grösse des Radialdruckes von 9 Gramm, d. h. ungefähr eine Atmosphäre. Kehrt man das Verhältniss der Radien um, dann steht der Cambiumring an der Zone minimalen Wachsthums unter einem radialen Überdruck von ungefähr einer halben Atmosphäre. Ein derartiger Überdruck, der an einer Seite eines excentrischen Organs auf dem Verdiekungs- ringe lasten kann, darf selbstverständlich mit Rücksicht auf seine Wirkung nieht so ohne Weiteres vernachlässigt werden; er kann Verschiebungen im Cambium hervorrufen und daher auch die Art und Weise des Markstrahlenverlaufes an excentrischen Organen mit bedingen. Bevor daher in allgemeingültiger .Weise über die Ursache der Markstrahlenablenkung etwas ausgesagt werden kann, ist die Frage zu beantworten, wie sich der Verlauf der Markstrahlen an excentrischen Organen gestaltet, wenn man den radialen Kräften eine sichtbare Wirkung zuschreibt. Sitzungsberichte 1882. 9 1140 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. Um dies klar zu legen, gehen wir von der Voraussetzung aus, dass an der Seite maximalen Wachsthums sowohl die Tangential- spannung der Rinde als auch der Radialdruck grösser sei, als an der gegenüberliegenden Seite. In Fig. 2 repräsentire die orthogonale Trajectorie a b den Verlauf eines Mark- EN strahls, wie er zu Stande kommt, wenn seitliche Kräfte keine Ablenkung bedingen. Wegen des grösseren Contractionsbestre- bens der Rinde am Orte stärksten Wachs- thums steht der Markstrahl während seiner Ausbildung unter dem Eintluss eines continuirlichen Zuges nach dieser Seite hin. Die Linie a c gebe den Verlauf des Markstrahls an, wie er sich gestalten würde unter der Voraussetzung, dass nur dieser tangentiale Zug nach einer Seite hin auf ihn einwirkt. Der grössere radiale Druck an derselben Seite wird dagegen zur Folge haben, dass die Cambiumzellen nach der entgegengesetzten Seite in der Fig. 2. Richtung der Pfeile zwischen a und ce zu wachsen bestrebt sind. Da ein freies Gleiten der Cambiumzellen nicht möglich ist, weil sie mit der Rinde und dem Holzkörper anatomisch verwachsen sind, so muss dieses Wachsthumsbestreben der Cambiumzellen eine Ausbiegung des Mark- strahls nach der minimalen Zuwachszone zur Folge haben. Der grössere Radialdruck an der einen Seite übt auf den Markstrahl dieselbe Wirkung aus, wie der Wind, der senkrecht auf das Segel eines Schiffes stösst und dieses nach einer Seite hin aufbläht. Ein unter dem Einfluss dieser entgegengesetzt wirkenden Zug- und Druckkräfte entstandener Markstrahl muss daher nothwendig im Holzkörper anders verlaufen, als in der Rinde. Halten sich diese Kräfte in ihrer Wirkung auf das innerste Stück x unserer Trajeetorie das Gleichgewicht, dann bleibt natürlich der Markstrahlenverlauf eines excentrischen Organes im Xylem ein orthogonaler und nur in der Rinde kann der tangentiale Zug eine Ablenkung hervorrufen. Es lässt sich sogar ein so bedeu- tender Überdruck an der maximalen Zuwachszone denken, dass die Markstrahlen im Holzkörper nach einer anderen Seite abgelenkt werden als in der Rinde. Durch die punktirte Linie unserer Figur würde dieser Fall etwa zu veranschaulichen sein. Wie dem nun aber auch sei, da stets durch den radialen Überdruck ein Theil der Zugspannung ausser Wirkung gesetzt wird, so muss zum Mindesten die Ablenkung eines Markstrahls im Holzkörper eine geringere sein, als in der Rinde. Krasse: Über Rindenspannung. 1141 Einen derartigen Markstrahlenverlauf habe ich jedoch niemals beobachten können; er scheint auch von Andern bis jetzt nicht beobachtet zu sein. Es lässt sich hieraus folgern, dass der Radialdruck bei der Ablenkung der Markstrahlen keine augenfällige Rolle spielt. Hiermit soll aber keineswegs jeder Einfluss der radialen Kräfte auf die Wachsthumsvorgänge im Cambiumringe geleugnet werden. In vielen Fällen lassen sich gewisse örtliche Unregelmässigkeiten, kleine Verbiegungen, zuweilen Kniekung eines Markstrahls, besonders am Beginn eines Jahrringes beobachten. Inwieweit bei dem Zustande- kommen dieser Erscheinungen die radialen Kräfte betheiligt sind, entzieht sich natürlich einer genauen Berechnung. Diese Unregel- mässigkeiten sind jedoch für uns insofern von untergeordneter Be- deutung, als durch sie der Markstrahlenverlauf im Grossen wenig alterirt wird. Die eigentliche Ursache der Markstrahlenablenkung ist daher ein in der Richtung der Tangente wirkender Zug. Da wir nun auf Grund direeter Messungen wissen, dass dieser Zug an der im Wachsthum geförderten Seite eines Organes am stärksten ist, so gelangen wir zu folgendem allgemeinen Satze: Die Markstrahlen werden nach dem Orte maximalen Wachsthums hinübergezogen in Folge des grösseren Con- tractionsbestrebens der Rinde an dieser Seite. Nach den obigen Erörterungen können wir uns in Bezug auf die Ansicht Kxv’s über die Ursache der Markstrahlenablenkung kurz fassen. Kxvy geht offenbar, obgleich er sich nicht in dieser Weise aus- drückt, von der Voraussetzung aus, dass an der Seite der stärksten Tangentialspannung auch der radiale Druck. der auf den Cambium- zellen lastet, ein Maximum erreiche. Es ergeben sich so zwei Kräfte, die in der soeben dargelegten Weise wirken und sichtbar zum Aus- druck kommen müssten, vorausgesetzt, dass der radiale Überdruck gross genug ist. Es brauchen jedoch, was Ksy nicht weiter in Er- wägung zieht, die Zug- und Druckkräfte nicht immer in einem Gegen- satz zu einander zu stehen, denn der Radialdruck kann auch an der Seite geringsten Wachsthums am stärksten sein. In diesen Fällen, die in der Natur vorkommen, äussern die ungleichen Spannungen eines excentrischen Organes nicht zwei entgegengesetzte Wirkungen, sondern die grössere Tangentialspannung an der einen und der grössere radiale Druck an der anderen Seite steigern sich in ihren Folgen, indem sie gleichsinnig wirken. Was nun die Wirkungsweise des tangentialen Zuges betrifft, von dem, wie wir gesehen haben, die Ablenkung der Markstrahlen ver- 1142 Gesammtsitzung vom 14. December. — Mittheilung vom 7. December. ursacht wird, so müssen wir auf die bekannte Arbeit SchwEnDENER’s! verweisen. Hier ist dieser Gegenstand in Übereinstimmung mit unsern empirisch gewonnenen Thatsachen nach allen Seiten theoretisch erörtert. Nur auf einen Punkt, der bereits früher von SCHWENDENER in seinen Vorträgen über Physiologie erörtert wurde, gestatten wir uns hier in aller Kürze die Aufmerksamkeit zu lenken. Der Verlauf der Mark- strahlen, wie er an excentrischen Organen zu beobachten ist, lässt sich nur unter der Annahme einer stärkeren Tangentialspannung an der Seite maximalen Wachsthums befriedigend eıklären. Nimmt man eine grössere Tangentialspannung an der Seite minimalen Wachsthums an, dann muss aus den in der betreffenden Abhandlung dargelegten Gründen, deren Kenntniss hier vorausgesetzt wird, die Ablenkung der Mark- strahlen nach dieser Seite hin stattfinden und das Maximum der Ab- lenkung muss in den untern Quadranten an der Zone geringsten Zu- wachses liegen. Ein solcher Markstrahlenverlauf ist in Wirklichkeit nicht zu beobachten. ScHWENDENER hatte daher thatsächliche Anhalts- punkte, wenn er eine stärkere Tangentialspannung an der Zone maxi- malen Wachsthums annahm. Wie nun die Fälle, in welchen Ksy eine Ablenkung der Mark- strahlen nach dem Orte geringsten Wachsthums beobachtet hat, zu deuten sind, bleibt einstweilen dahingestellt. Gehörten die betreffenden Organe, worüber die abgebildeten Sectoren leider nicht genügend Auf- schluss geben, zur Kategorie jener Objecte, deren Jahrringe mehrere Maxima des Zuwachses zeigen, dann ist selbsverständlich ein klarer Einbliek in das Verhältniss der Zug- und Druckkräfte zu einander und somit auch in ihre Wirkungsweise nicht mehr möglich. Zum Schluss sollen hier noch einige Bemerkungen über einen Gegenstand Platz finden, der auf unsere erste Frage, in wiefern nämlich die Bildung von Frühlings- und Herbstholz vom Rindendruck abhängig sei, Bezug hat. Bekanntlich zeigt der Holzkörper excentrischer Organe an den verschiedenen Wachsthumszonen auch einen verschie- denen Charakter. An der Seite maximalen Wachsthums differenziren sich aus dem Cambiumringe Xylemelemente, welche mehr die Beschaffen- heit des Frühlingsholzes besitzen, während an der anderen Seite mehr Herbstholz erzeugt wird. Man hat diese Erscheinung ebenfalls mit Druckwirkungen der Rinde in Verbindung gebracht, indem behauptet wurde, der grössere Rindendruck an der Seite minimalen Wachsthums gebe dem Jahrringe den Charakter des Herbstholzes, während an der ! ScHWENDENER, Über die durch Wachsthum bedingte Verschiebung kleinster Theilchen in trajeetorischen Curven. Monatsber. der Berl. Akad. d. Wiss. 1880. Krasse: Über Rindenspannung. 1143 entgegengesetzten Seite in Folge des geringeren Rindendruckes mehr Frühlingsholz entstehe. Wie nun aus unserer obigen Tabelle, in der die Werthe des Radialdruckes an den ungleichen Wachsthumszonen enthalten sind, hervorgeht, besteht ein derartiger Unterschied in der Grösse des radialen Rindendruckes nicht. Es kann daher auch die ungleiche Differenzirung des Holzkörpers an den verschiedenen Seiten eines exeentrischen Organes nicht von einem ungleichen Rindendruck abhängig sein. Ausgegeben am 21. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1882. 96 NA f: f a Be ts ENTTUN SHuih ni Ba a = SIORE SAALE Ne: IA win ae ar RE Te Ru a ERNANNT: an Te EA e A DEN Ban il aa mn Dr ind ei le re Kenn ER IndhaEN TR RR A Hr tar ET er Ki RE NOTE Ba FIR TRETEN ET er 0107 tt BE ' y k OS j * = f ) -_ y , N A a { 2 i N r & BFFRLE, “ ’ Ar a - nr ” 4 . De ’ ? x 4 ) Ws 2 7 . | * ' + d 4 [3 N ° x EA? fen u 5 ? D* eh | L N u N F Di Sb ii a ’ . r { ? Prii) F s 2 + v u P ’ r u y 2 x & R; 2Uf ta Rn el ji g Ry a ’ RE: at P- “ r je N > T u . ® ADPAANS +: ‚ ee ee + Aare Se Arie BE AP 3 = n LEGT N: a NE D 5 r I, N ee ei ae es ENT EP Fr RIEF NE MEHR L, "In im il; N er eh RY SW alla ee ne ee ee ie RA FETT ee 4 RR She Al RPrtPUr NE EN ig wa kraheı kiar. Ne rs 2 Imennen? 3 er ”. ee a TEE i Ko E er or SR : nsheieh REN M Fe . er: PURE. Are a ni B, SITZUNGSBERICHTE DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. LIE LM. MIT EINER TAFEL. 21. DEcEMmBER 1882. BERLIN 1 883. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN a 2 IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER’S VERLAGS- BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN, m m m m m m dt Le LI LH LJ L4JJILIJL I LOJI LI LI LELJI LI I EI ISIS LES ES ES ES ESITESESEIEIEICEI.- IC. 52.329 osseasaseseneeeaseseseHER EEE elsgelspelstelsgelsteistelete Tel stelSr Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königliel Preussischen Akademie der Wissenschaften« an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen nz Bestimmungen gelten. . (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Beriehte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der HUNBIODUL=ER? historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drackechuinen wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung, druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter Allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus zu erscheinen aufgehört, und es sinc Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche, Auflage eingeliefert ist. j) 87. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen-. schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in’ deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er. dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe, ° % ss 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach ‚acht Tagen. & 89. 1. Neben der vollständigen Ausgabe ‚der ‚Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher. | Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt e werden, at cas nee mit Sondertitel un« Paginirung versehen und. mit besonderem Verkaufspreis. | in den Buchhandel gebracht werden. vi Erz s1l. 1. Jeder Verfasser einer unter den j lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit seltlich fünfzig Son mit einem ee auf, welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. | 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere, gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihunde zu unentgeltlicher eigener Vertheilung ‚abziehen 4 lassen, sofern er Hiervon rechtzeitig dem re EL Secretar Anzeige gemacht hat. $ 5. 27: Den Bericht über jede einzelne fer. stellt id Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht “über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück | | nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in Br b ” 4 u heisst er der redigirende Secretar. R 2 $ 29. er. RR \E 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lieh. Für alle übrigen Theile derselben sind ı nach jeder Richtung nur die Verfasse ntwortlich. 1882. LM. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. pu Boıs-Revmonv. l. Hr. W. Prrers las: Über Opisthoplus degener, eine neue Gattung und Art der Schlangen mit ganz eigenthüm- licher Bezahnung. 2. Hr. Kronecxer las: Über die kubischen Abelschen Gleichungen des Bereiches (Y— 31). Beide Mittheilungen folgen hier. Sitzungsberichte 1882. 97 s s ] ten f.: { R j "R Sr DR 2 I TR . j ERARF N Aa H Fur er, j; 2 Et FEAR N I + ’ # er lR- ee r Fi 2 77 { nA @ Ihn) hir A EEE, BSR UTAn Um Be LE Shi ; Er] jur ag 2 & . pi ENT EL Le LA; “ Ar ” ni; . > en u nme ir Ferne “En Das fe ul, U Fine N x A . _ Ei, Ay er Erd: fer 47 2 re I RR Ye "ar Art 7’ erhielt SALE IR, rear BR ; Ren". e 5% RE Aa a p : 5 Br Ba N: iD N Rh BnN . 7 ’ ’ are » ® “ 1147 Über Opisthoplus degener, eine neue Gattung und Art der Schlangen mit ganz eigenthümlicher Bezahnung. Von W. PETERS. Me erste ausführliche, auf alle ihnen bekannte Arten ausgedehnte Untersuchung des Gebisses der Schlangen verdanken wir Dumerır und Bısrox, welche in ihrem grossen vortreffliehen Werke »Erpetologie generale« dasselbe vorzugsweise der Ulassifieation zu Grunde gelegt haben. So theilen sie die Schlangen ein in fünf Seetionen, von denen die erste, die der Scoleeophidier, dadurch ausgezeichnet ist, dass sie nur im Oberkiefer oder nur im Unterkiefer Zähne hat, die zweite, die der Azemiophidier, sowohl oben wie unten, aber nur glatte solide Zähne, die dritte, die der Aphoberophidier oder Opistoglyphi, im Öberkiefer vorn glatte, hinten gefurchte Zähne hat, während die beiden letzten, die zweifellos giftigen, nach ihnen vorn im Oberkiefer entweder gefurchte (Apistophidier) oder durchbohrte (Thanatophidier) Zähne haben. Über die Bezahnung der beiden ersten und der fünften Ab- theilung ist hier nichts zu bemerken, und was die vierte Abtheilung anbelangt, so ist sowohl von mir, wie von Anderen nachgewiesen worden, dass die Giftzähne derselben, wie die der Vipern, einen Gift- canal, und ausser demselben noch eine vordere Längsfurche haben. Was aber die dritte Abtheilung. die der Opisthoglyphi, anbetrifft, so sprechen sich Dum£rı und Bigrox zuerst (Erp. gen. 1844. VI. S. 60) entschieden darüber aus, dass die gefurchten hinteren Oberkieferzähne durehaus nicht giftleitend seien und nannten eben deshalb die hierher gehörigen Schlangen Aphoberophidier. Später (a. a. O. 1854. VII. S. 781 ff.) erklärten sie dieselben für Giftschlangen, deren Biss aber nur in dem Falle giftig und tödtlich sei, wenn die ergriffene Beute bis in den hinteren Theil des Mauls gelangt sei. Diese Ansicht ist aber durch Beobachtungen an lebenden Thieren in keiner Weise bestätigt worden und sie wird von denjenigen, welche wie der ver- storbene Dr. A. Suıru viele Jahre in heissen Gegenden sich genau 972 1148 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. mit Schlangen beschäftigt haben, durchaus bestritten, wie ich selbst auch niemals nach dem Bisse opisthoglypher Schlangen tödtliche Folgen oder Symptome gefährlicher Erkrankung in dem tropischen Africa gesehen habe. Die Speicheldrüsen, welche sich an der Basis dieser Zähne finden, sind auch in ihrem Bau nicht den Giftdrüsen, sondern mehr den gewöhnlichen Speicheldrüsen ähnlich. Es wäre jedoch sehr wünschenswerth, dass man auch mit dem Secret dieser Drüsen Ver- giftungsversuche machte, wie dieses mit dem der Giftdrüsen der Vipern geschehen ist. Bei allen Schlangen mit gefurchten hinteren Oberkieferzähnen, welehe man bis jetzt kennen gelernt hat, findet man ausser denselben ohne Ausnahme vordere ungefurchte solide Zähne. Eine Art dagegen, welche ich neuerdings erworben habe, ist von allen anderen dadurch aus- gezeichnet, dass sie ausser einem langen hinteren Furchenzahn im Ober- kiefer gar keine Zähne hat. Durch den Habitus, die Pholidosis und die runde Pupille kommt sie am meisten überein mit den americanischen Leptognathi, bei denen aber immer nur kurze glatte Oberkieferzähne vorkommen. Ich habe mich daher genöthigt gesehen, eine besondere Gruppe für sie aufzustellen, welche ich wegen ihres Gebisses Opisthoplus' genannt habe. } ÖOPISTHOPLUS NOV. gen. Maxilla edentula, exwcepta parte postrema dente longo sulcato armata; dentes palatini pterygoideique bini elongati; mandibula utringue dentibus octo vel novem. Caput latum , argute distinctum, scutis supra 9. Nasale utrinque simplex , frenale nullum , submentalia brevia. Pupilla rotunda. Corpus subcompressum, abdomen margine rotundatım. Squamae laeves. _Anale subcaudaliague duplicia. Der verlängerte Oberkiefer ist dünn und zahnlos, bis auf das hinterste Ende, in welchem ein sehr langer gefurchter Zahn steht. Sowohl in den Gaumen-, wie in den Flügelbeinen fand ich nur wenige dünne, ziemlich lange Zähne, und in jeder Hälfte des Unterkiefers acht bis neun, von denen die vorderen die längsten sind. Der breite Kopf ist wohl abgesetzt von dem dünnen Halse, hat eine kurze abgerundete Schnauze und hohe, abfallende Seiten. Das mittelgrosse Auge hat eine runde Pupille. Das einfache Nasale reicht bis an das Anteorbitale, da das Frenale fehlt. Oberkopfschilder in gewöhnlicher Zahl. Die Submentalia sind kurz. Der Körper ist mässig zusammengedrückt, an den Bauchseiten abgerundet, mit glatten SEE Den el; I "OrisSi0G, 07Aor, Prrers: Über eine neue Gattung und Art der Schlangen. 1149 Schuppen bedeckt, welche ein schwer sichtbares Endgrübehen haben. Anale und Subcaudalia sind getheilt. Das Vaterland dieser eigenthümlichen Gattung habe ich nicht erfahren können, glaube aber wegen ihrer Ähnlichkeit mit den Leptognathi, dass sie in America zu Hause ist. Dafür spricht auch der Inhalt des Magens, ein Vaginulus, eine Molluskengattung, welche auch in America vorkommt.' Ü)PISTHOPLUS DEGENER NOV. Spec. O. supra olivaceus, subtus virescens, nigro adspersus. Squamis 15- ad 16- seriatis, abdominalibus 137 , anali diviso , sguamis subcaudalibus 62. Der Kopf ist fast doppelt so lang wie breit und nur ein Drittel niedriger als breit. Rostrale viel breiter als hoch, convex, oben kaum vortretend. Internasalia trapezoidal, vorn viel schmäler als hinten, links mit dem Präfrontale verschmolzen, welches merklich breiter, aber kaum länger als jenes ist. Frontale lang hexagonal, vorn stumpf, hinten spitzwinkelig, mit fast parallelen Seitenrändern. Parietalia nicht länger als das Frontale, hinten abgerundet. Nasale lang, mit dem hinteren schmäleren Ende an das Anteorbitale stossend, da ein Frenale fehlt: das Nasenloch ist sichelförmig, in der vorderen Hälfte des Nasale gelegen. Es sind zwei Postorbitalia vorhanden, welche hinten an das erste Temporale stossen, welchem letzteren noch fünf oder sechs Temporalia in zwei Reihen folgen. Supralabialia rechts sechs, von denen das zweite und dritte an das Auge stossen, links sieben, durch Theilung des zweiten, so dass hier das dritte und vierte an’s Auge stossen. Mentale klein, breit dreieckig, durch das erste Paar der Infralabialia von den Submentalia getrennt. Infralabialia sieben, von denen drei oder vier mit den Submentalia in Berührung stehen. Es sind zwei Paar kurze Submentalia vorhanden, von denen das erstere das längere ist. Hinter ihnen folgen, nur von ihnen durch zwei ! Hr. Prof. von Marrens, der sich so speciell mit den Mollusken beschäftigt hat, fand diesen Vaginulus von den bisher bekannten Arten am. ähnlichsten dem V. Kraussii Ferussaec aus Westindien. 1150 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. Schuppen getrennt, breitere Querschilder, mit denen die Reihe der Bauchschilder beginnt. Der Körper ist nach der Mitte hin am höchsten, mässig zusammen- gedrückt, am Halse verschmälert, mit kurzen rhomboidalen Schuppen bedeckt, welche am Rücken am kleinsten sind. Die Bauchschilder, deren Zahl ı37 beträgt, sind an den Seiten abgerundet und das Anal- schild ist getheilt. Der Schwanz bildet ein Fünftel der Totallänge und ist unten mit 62 Subcaudalpaaren bedeckt. Der Magen enthielt einen noch wohl erhaltenen Vaginubus. Oben olivenbraun, auf der Mitte des Nackens einen helleren Streifen. an den Seiten des Nackens und des vorderen Theils des Rückens eine Reihe entfernt stehender kleiner schwarzer Flecke. Unten blass- grünlich, mit Schwarz besprengt, welches am Rande der Bauchsehilder dichter gedrängt“erscheint. Auch die Unterseite des Schwanzes ist dieht mit Schwarz besprengt. Totallänge 35°"; Kopflänge 14"”; Kopfbreite 8”"; Schwanz 72”"., Über die Lebensweise dieser Schlange ist nichts bekannt, während das schwach entwickelte Gebiss der Nahrung, in Weichthieren be- stehend, entspricht. 1151 Die kubischen Abelschen Gleichungen des Bereichs (Y 31). Von L. Kronecker. Nnanferid an meine kleine Abhandlung vom 7. December will ich hier an einem charakteristischen Beispiel in Kürze den ebenso über- raschenden als befriedigenden Aufschluss über die arithmetisch -alge- braische Natur der singulären Moduln der elliptischen Functionen mittheilen, welchen mir zwar der Hauptsache nach schon jene Unter- suchungen, deren Resultate in den Monatsberichten vom Februar und April 1880 abgedruckt sind, gebracht," aber doch erst meine neuen Studien über die Composition Abelscher Gleichungen völlig klar ge- macht haben. Bezeichnet man mit £ eine durch die Gleichung ®?+&+8=o oder 22 +1 =) —31ı bestimmte ganze algebraische Zahl, so sind alle ganzen algebraischen Zahlen des Gattungs-Bereichs (/ — 3 1) durch a+ b& repräsentirt, wenn a,b irgend welche ganze Zahlen bedeuten. Die sämmtlichen kubischen Abelschen Gleichungen des Gattungs-Bereichs (V/ 31) werden erhalten, wenn man die drei Wurzeln x, ,., ,x, durch Gleichungen (+ wir, + a" P—(lgt wg, +w"g,)’(go+ wg, tu) (R=o,1,2) bestimmt, in denen w eine primitive dritte Wurzel der Einheit und jede der drei Grössen g eine Zahl des Rationalitäts-Bereichs (/— 31) be- deutet. Bei der Decomposition der kubischen Abelschen Gleichungen des Gattungs-Bereichs (V-31 handelt es sieh also nach den Dar- legungen in meiner vorigen Abhandlung um die Zerlegung jener Aus- drücke (a,+ w'x, + wz,)? in Faetoren, d. h. es müssen ganze algebraische Zahlen von der Form: Kt te) (n+ wg + wg), in denen 9,.9,,9, ganze algebraische Zahlen des Bereichs (/ — 3 ı) sind, in Faetoren von eben derselben Form zerlegt werden. ' Vergl. die bezüglichen Mittheilungen im $. 19, S. 67 und 68 meiner Festschrift zu Hrn Kumnmer’s Doctor-Jubiläum. 1152 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. October. Die sämmtlichen Primformen des Gattungs-Bereichs (2, ») ergeben sich aus der Zerlegung der gewöhnlichen Primzahlen im ihre alge- braischen Primtheiler. Die Primzahlen selbst sondern sich darnach in vier Kategorien: 9,9.».q. und sie werden durch die Relationen za =B er a ——\ = j; —ı=i3 —\l=--i, —=ji p p q q ZEN =, —E) = — ==, —— = —2 —— — sei N N q q von einander geschieden, in welchen die Parenthesen-Brüche in üblicher Weise die Legendre’schen Zeichen für den quadratischen Restcharakter der Zahlen — 3 und — 31 bedeuten. Die Anzahl der verschiedenen Olassen algebraischer Formen ist für die Gattungs-Bereiche (/ — 3) und (VY3.31) gleich Eins, für den Gattungs-Bereich (Y — 31) aber gleich Drei, und da die algebraischen Formen des Gattungs-Bereichs (Y — 3, V — 31) sich — im Sinne relativer Aquivalenz — aus denen jener drei Bereiche zusammensetzen lassen, so ist «lie Classenanzahl für den Bereich (V- 3, V 31) ebenfalls gleich Drei. Die Primzahlen p sondern sich hiernach in solche (p°), welche sich als Normen ganzer algebraischer Zahlen des Bereichs (/ — 3. Y 31) darstellen lassen, und.in solche Pi deren Kubus erst diese Eigenschaft besitzt. Diese Primzahlen p’ sind es, deren Verhalten bei den Abelschen Gleichungen besonders hervor- gehoben zu werden verdient. e Für alle Primzahlen p giebt es ganze Zahlen r, s, so dass Nm (r — £) = 0 (mod. p) , Nm (s— w) = o (mod. p) wird, und die ganze algebraische Form mit den Unbestimmten 1. «, «: pu + (r — L&)W +. (s— w)w ist für die Zahlen p° einer ganzen algebraischen Zahl des Bereichs (,») absolut äquivalent, gehört also der Hauptelasse an, während für die Primzahlen p’ erst die dritte Potenz jener Form eine Form der Hauptelasse ist. Wird nun für diesen letzteren Fall jene Form selbst oder eine ihr absolut äquivalente Form mit F(vw,Z,w) bezeichnet, so sind die drei Classen algebraischer Formen durch ı,Flu,2,w), (Fin ni w))" zu repräsentiren. Die mit F(u,Z,w) conjugirte Form Fiu,<,w’) muss demnach entweder der Form F(u.£,») oder deren Quadrat relativ äquivalent sein. Das Letztere ist aber unmöglich, da alsdann Fu,&,w) F(u,&,w’) relativ äquivalent F(u,d,w)? wäre, also das Product der Formen Fu ,2,w), Fiu,<.w”) der Hauptelasse angehören und einer ganzen algebraischen Zahl des Bereichs (£) oder (Y—31) absolut äquivalent sein würde, während die Primzahl p| welcher Nm F(u,Z,w) oder Nm (Fw,£, w). Fiu,d, 2) KroneEcKER: Über die knbischen Ahbelschen Gleichungen. ISO absolut äquivalent ist, nicht als Norm einer ganzen algebraischen Zahl a+ bZ dargestellt werden kann. Hiernach ist nothwendig F(u,2,w) relativ äquivalent F(u,2,w°), also auch Flu,2.w). Flu,&,w’) relativ äquivalent Zins, d. h. es finden, , wenn H(£, ») je O(d,w) ganze algebraische Zahlen des Bereichs (£.») bedeuten, die absoluten Äquivalenzen Fiu,2,w® oH(,uw), Fiu,2,w)”. Flu,d,w) cv ol, w) statt, oder also die Gleichungen F(u,2&,w—= E’(u,2,w).H(d,w) F(u,&,w). F(u,&,w) = E(u,&,w).©(d,w), in denen K(u,2,»), Eiu;2,w) primitive oder Einheits- Formen bezeichnen. Aus diesen beiden Gleichungen folgt die Relation Ho). IH (@ .w>]l. ne ‚2£,0) = E’(u,&,w).©(,w), wenn E(u,&,w) = E’u.2,w). E°(u,&,w?) gesetzt wird, und aus dieser Relation ist nach jenem im re 15, IX meiner oben eitirten Festschrift entwickelten Satze zu erschliessen, dass H(2,w)’H(&,w) = @(d,w). El, w) sein muss, wo E(2,w) eine ganze algebraische Einheit des Bereichs (2, w), d. h. eine ganze algehraische Zahl dieses Bereichs bedeutet, deren Norm gleich Eins ist. Alle diejenigen kubischen Abelschen Gleichungen, für welche (x, + wa, + w’a,) (x, + Wr, + wx,) nur eine Potenz von p’ ist, sind in solche zu zerlegen, bei denen (a, + wa, + ww)’ = H(E,w)’H( ,w”) ist, und H(Ö,w) ist eine ganze algebraische Zahl, deren Norm der Kubus von p’ ist. Nun wird aber nach der obigen Entwickelung alsdann 3 2 JE 00 „tus twn,=9(,w)VE(@,o) d. h. alle diese Abelschen Gleichungen gehören, wenn nur eine ein- fache Einheit + »" zu E(&,w) als Factor hinzugefügt wird, zu der- selben Gattung wie die eine Abelsche Gleichung, deren drei Wurzeln 2. &, &, dureh die Gleichungen >o -ı 2 C BE lEy Ns E+WE+u&—=Vn.,E use vn gegeben sind, wenn nn, die conjugirten ae hken Me nme zu bedeuten. Im Bereiche (£,») giebt es nämlich nur die eine Funda- mental-Einheit „ und jede Einheit Zi, w) ist also als eine ganze 1 . > 5 1154 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. December. Potenz von n,, multiplieirt mit einer einfachen Einheit, darzustellen. Diese eine Gleichung @—-E)@- E)@=E)=R- 10024 V - zı@ 0 charakterisirt aber jene merkwürdige Gattung von Gleichungen, deren Wurzeln die zu Y—-31 gehörigen singulären Moduln der elliptischen Funetionen sind, und diese Gleichung bildet demnach, so zu sagen, die »Einheitsgleichung« für die kubischen Abelschen Gleichungen des Be- reichs (Y a; ebenso wie für den absoluten Rationalitäts-Bereich jene Gleichung 9 — 3Yy-+ ı (vergl. S. 1060), deren Wurzeln durch die neunten Wurzeln der Einheit gegeben werden. Aber noch besser wird jene besondere, und jede derselben Gattung angehörige, kubische Abelsche Gleichung des Bereichs (/ - 31) vor allen übrigen dadurch charakterisirt, dass bei deren Auflösung die Kubikwurzel aus einer ganzen algebraischen Zahl des Bereiches (Y-3./-- 31) zu nehmen ist, welche im arithmetischen, aber nicht im algebraischen Sinne ein vollständiger Kubus ist, dass daher die Gattung algebraischer Zahlen, welche durch die Wurzeln jener besonderen Gleickung definirt wird, gewisser- massen arithmetisch dem Bereiche (Y— 31) selbst angehörig und algebraisch demselben unmittelbar »assocürt« erscheint. — Wie es in dem hier entwickelten speciellen Falle von (Y/—- 31) genügt, eine Abelsche Gleichung zu nehmen, bei deren Auflösung nur die Wurzel aus einer Einheit vorkommt, so findet dies allgemein für den Fall Y— D statt, wenn — D) eine im Gauss’schen Sinne reguläre Deter- minante quadratischer Formen ist. Aber für irreguläre Determinanten treten ebensoviel besondere Abelsche Gleichungen auf, als Formen zur Composition nöthig sind, und dass auf diese Weise ein merkwürdiger Zusammenhang der Composition Abelscher Gleichungen mit der Com- position der quadratischen Formen aufgedeckt wird, kann wohl als eine Bewährung der Prineipien angesehen werden, welche ich in meiner vorigen Abhandlung aufgestellt habe. ! Vergl. meine Mittheilung im Monatsbericht vom April 1880. 1155 Über die cyklische Entwickelung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonophoren. Von Dr. CArL Caun, Privatdocent in Leipzig. (Vorgelest von Hrn. Prrers am 7. December |s. oben S. 1057].) Hierzu Taf. XVII. Der Königlichen Akademie der Wissenschaften, welche durch Ver- leihung eines Reisestipendiums dem Verfasser die Möglichkeit gewährte, an den Küsten Spaniens und in der Zoologischen Station zu Neapel Untersuchungen über die Schwimmpolypen anzustellen, fühlt sich der- selbe zu ehrerbietigstem Danke verpflichtet und erlaubt sich zugleich. im Nachfolgenden eine kurze Übersicht seiner Resultate vorzulegen. Die ausführliche Darstellung seiner Untersuchungen wird er in einer Monographie der Siphonophoren geben, welche er auf den Vorschlag von Hrn. Prof. A. Dours hin für die »Fauna und Flora des Golfes von Neapel« übernommen hat. Durch liebenswürdiges Entgegenkommen und bereitwillige Unter- stützung jeglicher Art suchten die HH. Rogerr Sromav in Hamburg, Capitän Pzys von der »Marseille« und die Beamten der Station seine Arbeit zu fördern. Ihnen Allen spricht der Verfasser hiermit seinen herzlichsten Dank aus. I. Die eyklische Entwickelung von Monophyes primordialis CHvn. Im Jahre 1853 wies Leverart! die merkwürdige Thatsache nach, dass die an dem Stamme der Diphyiden gruppenweise vereinigten An- hänge sich loslösen und von der Colonie getrennt, eine freie Existenz führen. Eine ganze Reihe vermeintlich selbständiger, unter die Gattungen Eudoxia und Ersaea vertheilter Arten (die »monogastrischen Diphyiden«) erwiesen sich somit als zu dem Entwicklungscyklus der Diphyiden ' Die Siphonophoren. Eine zoologische Untersuchung. 1853. S. 56. 1156 Sitzung der phys. -math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dee. gehörig. Als man späterhin durch Huxrev,' PAGENSTECHER” und Oraus’ auf sehr einfach gebaute kleine Siphonophoren mit nur einer Schwimm- glocke, welche wir mit Craus als Monophyiden bezeichnen wollen. aufmerksam wurde und an deren Stamme dieselbe gruppenweise An- ordnung der polymorphen Individuen wahrnahm, da lag die Ver- muthung nahe, dass auch hier die Gruppen sich loslösen möchten. Thatsächlich wies Craus in einem interessanten Aufsatze nach, dass die von GEGENBAUR unter dem Namen Diplophysa beschriebenen mono- gastrischen Colonien die freigewordenen geschlechtsreifen Abkömmlinge von Monophyes repräsentiren. Soweit demnach unsere Erfahrungen über den cyklischen Ent- wicklungsgang der Monophyiden und Diphyiden einerseits und der höchststehenden Siphonophoren, nämlich der Velelliden, andererseits reichen, so war man berechtigt, anzunehmen, dass die Brut der Eudoxien und Diplophysen bez. der von den Velelliden aufgeammten und sich loslösenden Medusen. nämlich der Chrysomitren, wieder die polymorphe Ammengeneration liefere. Zu meiner Überraschung belehrte mich jedoch das Studium einer neuen Art von Monophyes, dass die eyklische Entwicklung der Si- phonophoren noch weitere Complieationen aufweist. Indem ich nun in Kürze den Bau und die Entwicklung von ‚Monophyes primordialis, wie ich diese neue Art benenne, darstelle. so folge ich dem Gange, welchen die Untersuchung nahm. Unter der reichen pelagischen Fauna Malaga’s, welche mir der Fang mit dem Schwebnetze lieferte, flel mir öfters ein kleines Sipho- nophorenstöckehen auf. das einem Diphyes ausserordentlich ähnlich sah. Allerdings fehlte bei sämmtlichen Exemplaren eine zweite untere Schwimmglocke ein Umstand, der zunächst nieht frappiren konnte, da ja leicht die beiden Sehwimmglocken der Diphyiden bei stärkerer Berührung sich loslösen. Obwohl ieh nun mit der grössten Vorsicht bei dem Fange verfuhr, so gelang es mir doch nie, eine Golonie mit der vermissten zweiten Schwimmglocke aufzufinden. Da es weiterhin nicht möglich war, irgend eine Insertionsstelle für letztere nachzu- weisen, so kam ieh auf die sich späterhin bestätigende Vermuthung, dass ich es mit einer sehr aberrant gebauten Monophyide zu thun habe. Ich hielt sie anfänglich für neu, überzeugte mieh jedoch später- hin, dass zwei treffliche ältere Beopachter, WırL und Busch, das ! The Öceanie Hydrozoa (Ray-Society). 1859. p. 50 Taf. III. Fig. 4. ? Eine neue Entwicklungsweise bei Siphonophoren, Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. XIX. S. 244. ® Schriften zoologischen Inhalts. Il. Die Gattung Monophyes Craus und ihr Ab- kömmling Diplophysa GEGENnBAUR Taf. IV. Crun: Über die eyklische Entwiekelung der Siphonophoren. AKT Siphonophorenstöckehen beobachtet und abgebildet hatten. Wirr! entdeckte es in Triest und hielt es ebenso wie Busen” und die spä- teren Beobachter für ein Diphyes. Er nannte es Diphyes Kochi, unter welchem Namen es dann auch von Buscn genauer beschrieben wurde mit dem ausdrücklichen Vermerk, dass er in dem Auffinden der zweiten Schwimmglocke nicht glücklicher gewesen sei, als der Ent- decker. Da Busch eine offenbar mit Diphyes Kochä identische Form auf vermeintliche Differenzen hin als Muggiaea beschreibt, so combi- binire ich die von den ersten Beobachtern gewählten Namen und bezeichne die Siphonophore als Muggiaea Kochüi. Was nun den Bau derselben, wie ich späterhin in Neapel genauer zu untersuchen Gelegenheit fand, anbelangt. so gleicht die hohe tlaschenförmige Schwimmglocke durchaus einer Diphyidenglocke (Fig. 2). Sie ist mit fünf tlügelförmig ausgezogenen Kanten versehen, von denen zwei sich gegen den Glockenrand ansehnlicher entwickeln und einen trichterförmigen Raum begrenzen, in welchen der Stamm mit seinen Anhängen zurückgezogen werden kann. Der aus quergestreiften spindel- förmigen Muskelzellen bestehende Schwimmsack kleidet die Subum- brella aus und findet seinen Abschluss am Glockenrande in einem sehr contractilen Velum. An der verbreiterten Seite der Glocke, oberhalb des trichterförmigen Gallertmantels bemerkt man leicht den sogenannten Saftbehälter mit seinem Öltropfen — ein Organ, das die mannichfachsten Deutungen erhielt, ohne dass sie nach meiner An- sicht das Richtige getroffen hätten. Ich halte ihn nämlich für einen hydrostatischen Apparat, bestimmt vermittelst des speeifisch leichteren Öltropfens dem schweren Stamme mit seinen Anhängen gewisser- maassen ein Gegengewicht zu bieten und die Schwimmglocke in annähernd senkrechter Stellung zu erhalten. Von der Basis dieses Saft- oder Ölbehälters entspringen vier (von Wırr und Busch über- sehene) Gefässe, welche unter der Subumbrellarmuskulatur gelegen sind und neben dem Glockenrande in ein Ringgefäss einmünden. Zwei dieser Gefässe laufen an den Seitenwandungen in die Höhe, um in zierlichem Bogen umzubiegen und gegen den Rand abzusteigen, ein drittes erreicht die Kuppe der Subumbrella und mündet der Ursprungsstelle gegenüber in den Ringcanal ein, indessen das ent- sprechende vierte Gefäss nur einen ganz kurzen Verbindungsast zwischen letzterem und dem Abgang der genannten Gefässe darstellt. Gefässe und Saftbehälter münden in den ceontractilen Stamm der ganzen ' Horae Tergestinae. 1844. S.77. Tat. 11. Fig. 22. * Beobachtungen über Anatomie und Entwickelungsgeschichte einiger wirbel- losen Seethiere. 1851. S. 46. 1158 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dee. Colonie mit seinen polymorphen Anhangsgruppen ein. Im Allgemeinen ist er nieht von ansehnlieher Länge; mehr als zwölf Individuen- gruppen habe ich an demselben nicht beobachtet. Letztere nehmen von der Basis des Stammes bis zu dessen distalem Ende an Grösse stetig zu. Ursprünglich bestehen sie aus vier von Entoderm aus- gekleideten Knospen, deren grösste sich zu einem Magenschlauche ausbildet, indessen zwei kleinere über ihr gelegene die Anlage der Deeksehuppe und der Genitalschwimmglocke repräsentiren; die vierte an der Basis des Magenschlauchs gelegene und frühzeitig sich mehr- fach buchtende differenzirt sieh zu dem Fangfaden mit den Nessel- batterieen. Ohne auf die Entwickelung dieser Knospen näher einzu- gehen, so erwähne ich nur, dass die Anlage der Deeksehuppe sich abplattet und sichelförmig gekrümmt um den Stamm zu wachsen beeinnt: Ihr entodermaler Hohlraum bildet den Saftbehälter und die lügelförmig ausgewachsenen Seitentheile umfassen die Genitalglocke. An den untersten Individuengruppen constatiren wir somit zunächst den beweglichen, seine gelblich-roth gefärbte Mundöffnung oft trichter- förmig erweiternden Magenschlauch mit dem ektodermalen Zellwulst an seiner Basis, weiterhin den Fangfaden mit seinen amöboid beweg- lichen ektodermalen Zellfortsätzen und den an langen Nebenfäden befestigten nierenförmigen Nesselbatterieen von hochgelber Farbe und endlich die Genitalgloeke mit ihrem eentralen, die Geschlechtsproduete bildenden Klöppel und den vier in einen Ringeanal einmündenden Gefässen. Rasch wächst die Umbrella der Geschlechtsglocke zu an- sehnlicher Grösse heran und beginnt, unterstützt durch ein Velum, Pumpbewegungen auszuführen, bis schliesslich an der Insertionstelle der Decekschuppe die Gruppe von dem Stamme sich loslöst, um längere Zeit hindurch eine selbständige Existenz zu führen. Auch diese geschlechtsreif werdenden monogastrischen Colonien (Fig. 3) sind der Aufmerksamkeit der sehon mehrfach erwähnten For- scher, Wiırz und Busch, nieht entgangen, ohne dass sie allerdings die Beziehungen derselben zu der Muggiaea erkannt hätten. Als Ersaea pyramidalis beschreibt nämlich Wıru! eine Siphonophore, welche offen- bar mit der so genau von Busen” studirten Hudoxia Eschscholtzü iden- tisch ist. Die Zudoxia Eschscholtzii nun repräsentirt die Ge- sehleehtsgeneration der Muggiaea. Von den am weitesten aus- gebildeten Individuengruppen der Muggiaea unterscheidet sie sich äusser- lich nur durch die Form der Deekschuppe, welche sich ansehnlieh verdickte und als letzte Andeutung an ihre flügelförmige Verbreiterung 7 Horae Vers. S1071. Takıll. Ri tz. Zee (0) Sheep, eis ENG Caun: Über die eyklische Entwickelung der Siphonophoren. 1159 zwei Kanten aufweist, die sich von dem Gipfel gegen die Genitalglocke erstrecken. Letztere hat ihre volle Grösse erreicht. zeigt auf dem Quer- sehnitte vier flügelförmig ausgezogene Kanten von ungleicher Grösse und lässt stets die vier von Busen übersehenen Gefässe mit ihrem Rinekanal erkennen. Dass die Eudoxien getrennten Geschlechtes sind und in dem dem Magenstiel einer Meduse entsprechenden Klöppel Samen und Ei produeiren, haben wir zuerst durch Busen erfahren. Er machte weiter- hin auf die Thatsache aufmerksam, dass neben dieser Schwimmglocke eine zweite entsteht, deren Bedeutung ihm allerdings unklar blieh. Erst Leucrart' und GEGENBAUR” eonstatirten bei verschiedenen Endoxien, dass diese zweite Schwimmglocke ein accessorisches Gebilde repräsentirt, bestimmt, die grössere erste nach einiger Zeit zu ersetzen. Ich habe die erste Anlage dieser zweiten Glocke bereits an den noch dem Stamme der Muggiaea anhaftenden Gruppen in Form einer kleinen Knospe (Fig. 2, x) wahrgenommen. Von Interesse schien mir nun die Beant- wortung der Frage zu sein, ob ein ständiger Nachschub neuer Genital- Schwimmglocken stattfindet und ob weiterhin das Geschlecht der Eu- doxien während dieses Wechsels alterirt wird. Ohne die Vorsichts- maassregeln zu schildern, vermittelst deren es mir gelang, bei ge- höriger Durchlüftung und Ernährung, die zarten Colonien einige Tage hindurch am Leben zu erhalten, so erwähne ich, dass neben dieser zweiten accessorischen Knospe wiederum die Anlage einer dritten und neben dieser — wie es mir in einem Falle zu constatiren gelang — die Anlage einer vierten Knospe zur Ausbildung gelangt. Sobald die älteste Glocke ihre Genitalproducte entleert hat, was meist noch während ihres Verbandes mit der Hudoxia stattfindet, wird sie durch die rasch heranwachsende Reserveglocke verdrängt und abgestossen, die nun ihrerseits demselben Loos anheimfällt. Stets produeiren nun die Reserve- glocken dieselben Geschlechtsproduete, wie die erste Glocke; ein Wechsel des Geschlechts findet demnach nicht statt. Da ich die An- gaben Lruckarr's über den Wechsel der Ersatzschwimmglocken bei Eudoxia campanula bestätigen konnte, da weiterhin bei allen genauer untersuchten Diplophysen und Eudoxien solche Ersatzknospen beobachtet wurden, so können wir allgemein behaupten, dass die Eudoxien ohne Änderung des Geschlechts successive durch einen der Strobilisation analogen Vorgang eine Brut medusenförmiger Geschlechtsthiere erzeugen. Beobachtet man den mit reifen Eiern erfüllten Genitalklöppel. so nimmt man an denselben eine eigenthümliche Erscheinung wahr. ı A.a.0. 8. 47. * Beiträge zur näheren Kenntniss der Schwimmpolypen. 1854. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. V. S. 290. 1160 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dee. Sie liegen zwischen Ektoderm und Entoderm, welch letzteres sie fast vollständig überzieht und nur einen kleinen, dem Ektoderm anliegenden Theil der Eioberfläche frei lässt. An dieser Stelle trifft man stets den grossen. peripher gelegenen Kern mit semem Kernkörperchen. Zwischen Ektoderm und der vom Entoderm nicht überzogenen Ei- peripherie sammelt sich etwas Flüssigkeit an, in welcher zwei bis drei Riehtungsbläschen wahrgenommen werden. Mürrer, der zuerst auf dieses Verhältniss aufmerksam machte, hielt diese Einriehtung für einen Mikropylapparat. Ich kann jedoch seiner Auffassung nicht bei- stimmen, da ich weder in der ektodermalen, bisweilen ausgebuchteten dünnen Ektodermlamelle eine Öffnung fand, noch auch befruchtete Eier im Genitalklöppel antraf. Was er für eingedrungene Sperma- tozoen hält, sind offenbar nur die Richtungsbläschen. Der Kern mit dem umgebenden Plasma wird gewöhnlich von dem angrenzenden Ektoplasma überwallt, so dass er im Grunde einer grubenförmigen Vertiefung gelegen ist. Beobachtet man nun die völlig reifen Eier, so constatirt man, dass nach und nach der Kern sich vorwölbt und die Einsenkung verschwindet. bis er schliesslich. von dem anliegenden Eiplasma umhüllt, als linsenförmige Erhebung über die Eiperipherie hervorragt. Die zarte Ektodermhülle wird hierbei ebenfalls etwas vorgedrängt und gespannt. Nach kurzer Zeit verschwindet rasch die Hervorwölbung und der Kern zieht sich soweit zurück, dass wieder eine grubenförmige Vertiefung entsteht. So werden nun ziemlich regelmässig, etwa zweimal in der Minute, Pumpbewegungen von einem Theile der Eiobertläche ausgeübt, die offenbar den Zweck haben, die dünne Ektodermhülle zu sprengen und dem Ei den Austritt und die Befruchtung zu ermöglichen. Thatsächlich sieht man auch, dass die Eier einzeln und nieht gleichzeitig aus dem Klöppel entleert werden. Nach unseren bisherigen Kenntnissen von der Entwiekelung der Siphonophoren zu schliessen. so sollte man erwarten, dass aus dem befruchteten Ei der Kudoxia Eschscholtzü die Muggiaea ihre Ent- stehung nähme. Ich war daher nicht wenig frappirt, als ich mit letzterer gleichzeitig in dem pelagischen Auftrieb eine zierliche Siphono- phore antraf, welche auf. den ersten Blick als ein ächtes Monophyes sich doeumentirte und doch Magenschläuche und Nesselbatterieen auf- wies. die auch bei der serupulösesten Prüfung von denjenigen der Eudowia Eschscholtzi nicht zu unterscheiden waren. Was nun zunächst die Organisation dieser kleinsten und unter allen Siphonophoren am einfachsten gebauten Colonie, welche von keinem der früheren Beobachter gesehen wurde, anbelangt, so besteht sie im Wesentlichen aus einer medusenförmigen Schwimmglocke, einem Magenpolypen und einem Fang- faden. (Fig. ı.) Die Glocke ist mützenförmig gestaltet und von seitlich Caun: Über die eyklische Entwickelung der Siphonophoren. 1161 symmetrischem Bau. Die Kuppe der Umbrella erscheint ziptfelartig ausgezogen und abgerundet. Neben der Insertionsstelle der übrigen Anhänge erheben sich zwei Gallertwülste als erste Andeutung einer unvollkommenen Scheide. Vier Gefässe, welche von der Basis des die Umbrella sehräg durchziehenden und mit einem Öltropfen aus- gestatteten Saftbehälters entspringen, versorgen die Subumbrella, um dann in einen auf dem Velum gelegenen Ringeanal einzumünden. Dass (er Magenschlauch und der Fangfaden durchaus mit jenen der Eudoxwia Eschscholtzä übereinstimmen, habe ich bereits hervorgehoben. So einfach wie das eben geschilderte Monophyes sind allerdings nur die jüngsten Exemplare gebaut: an etwas älteren lässt sich noch eine weitere Complication beobachten. Magenschlauch mit Fangfaden sind nämlich von der Basis des Saftbehälters abgerückt und communi- eiren mit letzterem vermittelst eines eontractilen Absehnittes: der ersten Andeutung eines Stammes. Dagegen treten nun an diesem kleinen Stamme direet neben dem Saftbehälter neue Knospenanlagen auf und zwar zunächst eine nach oben (der Kuppe der Umbrella) gekehrte ansehnliche Knospe und späterhin ihr gegenüber eine Gruppe von vier Knospen. (Fig. 5). Während die zuerst entwiekelte Knospe, wie dies bald deutlich hervortritt. die Anlage einer Schwimmglocke repräsentirt, so fällt an der Gruppe von vier Knospen die identische Ausbildung mit jenen Knospengruppen auf, deren wir bereits früher- hin an dem Anfangstheile des Stammes von Muggiaea zu erwähnen hatten. 'Thatsächlich können wir uns der Auffassung nicht entschlagen, dass die vier Knospen die Constituenten einer Eudowia Eschscholtzüi: Magenschlauch, Fangfaden, Deckschuppe und Genitalglocke repräsen- tiren. Doch wie erklären wir uns nun die räthselhafte Erscheinung, dass von zwei so ganz differenten Formen, wie sie die Muggiaea und Monophyes primordialis vepräsentiren, Knospenanlagen gebildet werden, die in ihrer weiteren Entwieklung durchaus harmoniren und beidemale zu der Eudoxia Eschscholtzü heranwachsen? Die Lösung aller der sich aufdrängenden Fragen ist eine nicht minder überraschende: aus der am Ursprung des Stammes von Monophyes primordialis gelegenen Anlage einer Schwimmglocke geht nämlich die fünfkantige Schwimm- glocke der Muggiaea hervor. Die Muggiaea Kochii repräsentirt demnach nicht eine selbständige Art, sondern sie wird von Monophyes primordialis aufgeammt. um sich sodann unter Mit- nahme des gesammten Stammes und der späteren Eudoxien- gruppen von dem Mutterthier loszulösen und eine freie Existenz zu führen. In Fig. 4 stelle ich ein frei gefischtes Stadium dar, welches klar den Zusammenhang von Muggiaea und Monophyes demonstrirt. Die Schwimmglocke der ersteren hat bereits die fünf- Sitzungsberichte 1882. 98 1162 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dee. kantige Gestalt erlangt und lässt deutlich den charakteristischen Gefäss- verlauf erkennen. Die Mündung der Glocke ist von derjenigen der Monophyes-Glocke abgewendet, so dass beide in entgegengesetztem Sinne lebhafte Pumpbewegungen ausführen. In fast allen später beobachteten Fällen (durch Züchten des Monophyes ist es mir sechsmal gelungen die Glocke der Muggiaea zur halben Grösse der Monophyes- Glocke heranwachsen zu lassen) waren die Glocken in gleichem Sinne angeordnet. Der Stamm ist bereits von ansehnlicher Länge und lässt ausser dem endständigen Magenschlauch mit dem Fangfaden noch die Anlage einer weiteren Eudoxiengruppe erkennen. Beobachtet man nun in einem Uhrschälchen mit reichlichem Wasser die beiden sehr lebhafte Pumpbewegungen ausführenden Glocken, so gelingt es bisweilen sich direet von der Trennung derselben zu überzeugen, insofern meist nach einer heftigen Pumpbewegung von Seiten einer der Glocken der zarte verbindende Stammtheil abreisst und beide nun selbständig sich fortbewegen. So erklärt es sich denn auch, dass man in dem Auf- triebe öfters ausser den isolirten Geschlechtsglocken der Eudoxien die aller Anhänge baaren Glocken von Monophyes antrifft. Nach ihrer Lostrennung wächst die Glocke der Muggiaea vasch heran und erreicht etwa die dreifache Grösse der Monophyes-Glocke. Doch nicht nur an der eben geschilderten fast völlig entwickelten Glocke der Muggiaea lässt sich der Zusammenhang beider Generationen nachweisen. sondern selbst schon an der unschembaren kuglichen Knospe tritt bei genauerer Prüfung der für die ausgebildete Glocke charakteristische Gefässverlauf deutlich hervor. Ein Blick auf Fig. 5 zeigt. wie die Gewebe des Stammes an «dem Aufbau der Knospe sich betheiligen, wie das Ekto- derm eontinuirlich in die äussere Knospenwand übergeht (schon früher wurde die Umbrella durch eine ektodermale Einstülpung gebildet), während das Entoderm durch eine Ausbuchtung die Anlage des Saft- behälters und die Gefässlamelle entstehen lässt, in welch’ letzterer die Gefässe den für die entwickelte Muggiaea typischen Verlauf nehmen. Die Thatsache, dass neben einer kleinen mützenförmigen Schwimm- glocke eine zweite von so gänzlich differenter Gestalt und Grösse geknospt wird mit der Bestimmung, sich von derselben loszulösen und dieselbe Funetion wie die primäre Glocke auszuüben, dürfte unter den Cölenteraten einzig dastehen. Wir constatiren zwar am Stamme der Siphonophoren die mannigfachsten polymorphen Anhänge, allein stets ist auch die differente Gestalt durch eine differente Leistung bedingt: die medusenförmige Locomotive ist anders gebaut, als die an demselben Stocke geknospte medusenförmige Genitalschwimmglocke. Wie erklärt es sich nun, dass hier zwei mit derselben Leistung, nämlich der Ortsbewegung des Stockes, betraute Glocken so differenten Chun: Über die eyklische Entwiekelung der Siphonophoren. 1165 Habitus annehmen? Ich weiss keine andere Antwort auf diese Frage zu geben, als dass die kleine mützenförmige Monophyes-Glocke wohl für die Fortbewegung des einen Magensehlauches mit dem Fangfaden ausreicht, dass jedoch mit der Verlängerung des Stammes und der Vermehrung der Individuengruppen. die Nothwendigkeit entsteht, durch eine grössere und schlanke, das Wasser leicht durchscehneidende Glocke den Widerstand zu paralysiren, welchen der lang ausgezogene und nachschleifende Stamm mit den Anhängen einer raschen Ortsbewegung entgegensetzt. Dass die diphyidenähnliehe Glocke der Muggiaea einer solehen Anforderung ausgezeichnet entspricht, wird Jeder erfahren, der das pfeilschnell durch das Wasser schiessende Stöckchen heraus- zufangen versucht. Wenn ich nun auch glaube, es als feststehendes Faetum nach- gewiesen zu haben, dass der eyklische Entwickelungsgang dieser niedrigst stehenden Siphonophoren aus drei Generationen sich zusammen- setzt, so verlangt doch eine wissenschaftliche Methode den Nachweis. dass aus den Eiern der von Muggiaea geknospten Eudoxien die Monophyes primordialis ihre Entstehung nimmt. Obwohl sich der Untersuchung mehrere Schwierigkeiten in den Weg stellen, bedingt durch die Kleinm- heit und Durchsichtigkeit der winzigen Eier und weiterhin durch den Umstand, dass nur sehr selten gleichzeitig männliche Eudoxien mit vollständig reifen, stecknadelförmigen Spermatozoen und weibliche Sehwimmglocken gefunden werden, welche an den charakteristischen Pumpbewegungen des den Eikern umgebenden Plasma’s als mit befruch- tungsfähigen Eiern erfüllt sich documentiren, so ist es mir doch nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen schliesslich gelungen, eine künst- liche Befruchtung herbeizuführen und den Nachweis zu liefern, dass aus den Eiern der Kudoxia ein flimmernder Embryo entsteht, welcher zu der Monophyes heranwächst. Sieben reife Eier, welche in dem Klöppel einer Genitalglocke enthalten waren und von denen eines gerade aus der gesprengten Ektodermhülle auszutreten begann, ver- setzte ich am 23. September in ein Gefäss, das von reifen, einem männlichen Klöppel entnommenen Spermatozoen wimmelte. Da es mir an dem spärlichen Materiale wesentlich darauf ankam, die späteren Entwickelungsstadien zu züchten, so unterliess ich es, die ersten Furchungserscheinungen zu beobachten. Sie müssen in der warmen Jahreszeit einen rapiden Verlauf nehmen, denn am nächsten Tage fand ich zu meiner Freude bereits sieben freischwimmende Embryonen vor. Der jüngste repräsentirte eine kugelrunde Planula mit dünnen tlimmernden Ektodermzellen und grossen polyedrisch abgeplatteten, den gesammten Innenraum erfüllenden Entodermzellen. Er beginnt 'asch eine ovale Gestalt anzunehmen und differenzirt an dem einen 98° 1164 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dee. Pole gelbrothes Pigment. Letzterer repräsentirt den späteren Mund- pol. oder genauer gesagt diejenige Stelle, an welcher die Mundöffnung des Magenpolypen zum Durchbruch gelangt. Bei der rotirenden Ortsbewegung ist er stets nach hinten gekehrt. Seitlich von dem pigmentfreien,. bei der Fortbewegung vorauseilenden Pole entsteht eine Ektodermeinstülpung: die Anlage der Subumbrella der Schwimm- elocke. Unterhalb derselben wulstet sich die Körperwandung in Form einer Knospe hervor, aus der unter mehrfach wiederholten Buchtungen der Fangfaden seine Entstehung nimmt. Das Entoderm sondert sich inzwischen. wie dies Harcker und Merschnikorr bereits erkannten, in eine centrale Zellmasse mit deutlich nachweisbaren Kernen und in eine kleinzellige dem Ektoderm anliegende Schichte. Letztere reprä- sentirt das definitive Entoderm, während erstere allmählich der Re- sorption anheimfällt. Die Schwimmglockenanlage vergrössert sich ansehnlich; die Gefässlamelle mit ihrer seitlichen. den späteren Saft- behälter darstellenden Ausbuchtung tritt deutlich hervor und der Embryo erlangt die in Fig. 6 gezeichnete Form. Am dritten Tage (Fig. 7) ist die Identität mit Monophyes unverkennbar. Die Schwimm- glocke ist mützenförmig gestaltet. lässt in ihrer Gefässlamelle die Höhlungen der vier Radiärgefässe mit dem Ringeanal deutlich erkennen und beginnt bereits. obwohl sie noch von zarten Flimmereilien bedeckt wird, Pumpbewegungen auszuführen. Seitlich hängt ihr ein grosser hauptsächlich aus den saftreichen Entodermzellen bestehender Wulst an, der continuirlich in den noch geschlossenen Magenschlauch über- geht. Letzterer ist intensiv roth gefärbt und weist einen von Saft- zellen freien centralen Hohlraum auf. An seiner Basis wölben sich die zahlreichen pilzförmigen Knospen der Fangfadenanlage hervor. Indem nun die Saftzellen resorbirt werden, der Fangfaden mit seinen Nesselbatterieen sich verlängert und schliesslich die Mundöffnung des Magenschlauchs zum Durchbruch gelangt, so nimmt am Ende des dritten Tages die Larve eine Gestalt an, welche durchaus mit den jüngsten frei gefischten Stadien von Monophyes übereinstimmt. Nachdem somit der Beweis erbracht ist, dass das befruchtete Ei der Kudoxia Eschscholtzä zu Monophyes primordialis sich entwickelt, so haben wir also in dem Entwickelungsgange der letzteren folgende Stadien zu verzeichnen: ı. Die Planula. Der Embryo mit den Knospenanlagen für Schwimmglocke und Fangfaden, [9 3. Monophyes primordialis. 4. Muggiaea Kochü. 5. Eudowia Eschscholtzü. Caun: Über die eyklische Entwiekelung der Siphonophoren. 1165 I. Die Verwandtschaftsbeziehungen der Siphonophoren. Mit dem Nachweis, dass in den Entwickelungsgang der Mono- phyiden drei Generationen eingreifen, werden mehrere Fragen ange- regt, welche zum Theil einer weiteren Untersuchung als Riehtschnur dienen mögen, zum Theil bereits jetzt beantwortet werden können. Vor Allem wäre zu eruiren, ob — wie es mir sehr wahrscheinlich dünkt — auch die übrigen Monophyes-Arten eine dritte Generation aufweisen. In seinen »Oceanie Hydrozoa« bildet Huxtev mehrere Diphyes-Arten ab (Taf. I. Fig. 3. und 4. Diphyes mitra und D. Chamisso- nis), bei denen eine zweite Schwimmelocke nicht beobachtet wurde. Möglicherweise repräsentiren sie Monophyiden vom Bau der Muggiaea. Doch nicht nur für die Monophyiden, sondern auch für die gesammten Calyeophoriden dürfte aus Gründen, «die ich später noch andeuten werde. der Nachweis einer eventuell vorkommenden dritten Genera- tion zu erbringen sein. Eine weitere Frage, die wir jetzt schon in bejahendem Sinne beantworten können, würde diejenige sein, ob die Monophyes primordialis mit ihrem complieirten Wechsel heteromor- pher Generationen wirklich die einfachste Siphonophore repräsentirt oder ob sie nicht eher als eine rückgebildete Form zu betrachten sei. Wenn ich mich gegen letztere Auffassung entscheide, so beziehe ich mich nicht nur auf ihre einfache Organisation, welehe in den einfachen histologischen Verhältnissen sich wiederspiegelt, sondern auch auf ihre Embryonalentwickelung. Wäre sie eine rückgebildete Siphonophore, so könnten wir erwarten, dass analog den Larven der Physophoriden larvale Organe aufträten, welche abgeworfen oder durch definitive Gebilde ersetzt würden. Ganz im Gegentheil lässt uns die Embryonal- entwickelung der Monophyes prünordialis einen so einfachen Verlauf erkennen, wie ihn die übrigen Siphonophoren nicht mehr aufweisen. Wenige Tage genügen. um das befruchtete Ei direct in das aus- gebildete Thier überzuführen. Endlich spricht für ihre primitive Organisation der Umstand, dass die gesammten Calycophoriden in ihrer Entwiekelung ein Stadium durchlaufen, welches bis in das Detail den Bau von Monophyes primordialis vecapitulirtt. Monophyes pri- mordialis ist die Stammform der Siphonophoren. Soweit wir bis jetzt die Embryonalentwiekelung der Calycophoriden kennen, so nimmt sie einen Verlauf, welcher mit derjenigen von Monophyes primor- dialis fast identisch ist. Überall wird am Keim zunächst die Knospe für eine Schwimmglocke und dann eine für den Fangfaden angelegt. Es bildet sich eine Larve, welche dem Monophiyes unter Umständen zum Verwechseln ähnlieh sieht. Selbst Äusserlichkeiten — so die mützen- förmige Gestalt — werden so getreu recapitulirt, dass man geradezu 1166 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dee. die Abbildung, welche z. B. Merscnsıkorr von der Larve der Epibulia (@Galeolaria) aurantiaca giebt (Zeitschrift f. wissensch. Zool. Bd. XXIV. Taf. VII. Fig. 14) für die Darstellung unseres Monophyes halten könnte. Fassen wir nun das eben erwähnte Stadium von Epibulia genauer in das Auge, so fällt an demselben noch eine weitere Complication auf, welche das Interesse in Anspruch nimmt. Wie nämlich an der Basis des Stammes von NMonophyes die Glocke der Muggiaea angelegt wird, so findet sich auch genau an derselben Stelle bei der Kpibulia- Larve die Knospe für eine zweite Schwimmeglocke. Ist dieselbe nun bestimmt, nach ihrer Reife von der ersten Glocke sich abzulösen. (was. nach der opponirten Stellung der Schwimmglockenmündungen zu schliessen , nieht unwahrscheinlich erscheint) oder repräsentirt sie die Anlage der zweiten Diphyidenglocke? Mit einem Worte: besitzen die Diphyiden ebenfalls drei Generationen, oder repräsentiren sie höher entwickelte Monophyiden, bei denen zwei frei werdende Generationen in eine zusammengezogen sind? Die spätere Untersuchung muss hier- über Auskunft geben; immerhin ist es schon als ein Gewinn zu be- zeichnen, wenn wir Zeit und Ort, wo eine dritte Generation auftreten könnte, genau anzugeben wissen. Aus den bisherigen Erörterungen dürfte zur Genüge hervor- gegangen sein, dass die Monophyiden zu den Calyeophoriden die nächsten verwandtschaftlichen Beziehungen erkennen lassen. Wir können sie geradezu als die niedrigst stehenden Calyeophoriden be- trachten und dürften diese Ordnung am besten in drei Familien: in die Monophyiden mit einer Schwimmglocke, die Diphyiden mit zwei und die Polyphyiden mit mehr als zwei Schwimmglocken eintheilen. Jene Familie, für welche ich die Benennung Polyphyiden vorschlage, zeigt nun mehrere Eigenthümlichkeiten, als deren bemerkenswertheste hervorzuheben ist, dass die Individuen zwar gruppenweise an dem Stamme vertheilt sind, allein nicht mehr in Gestalt von Eudoxien frei werden. Männliche und weibliche Schwimmglocken besitzen eine auf- fällig kleine Umbrella und bringen die Geschlechtsproducte in dem grossen Klöppel zur vollen Reife, ohne von dem Stamme als Medusen sich loszulösen. Während bei den Monophyiden und Diphyiden die eyklische Entwickelung sieh auf zwei resp. drei Generationen ver- theilte, so sind dieselben hier in eine zusammengezogen. Wie erklärt es sich nun, dass eine direete Entwiekelung bei den Polyphyiden und Physophoriden eimgreift, um dann wiederum bei den höchst organisirten Siphonophoren, nämlich den Velelliden, einem (enerationswechsel Platz zu machen? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir etwas weiter ausholen. Wie ich oben an- deutete, so besitzen die Calycophoriden einen hydrostatischen Apparat Ckus: Über die eyklische Entwickelung der Siphonophoren. 1167 in Gestalt des sogenannten Saftbehälters mit seinem Öltropfen. An Stelle des speeifisch leichten Öles wird nun bei allen übrigen Siphono- phoren ein compr®ssibeles Medium, ein Gasgemenge, an dem oberen Ende des Stammes ausgeschieden. Es tritt bei ihnen ein neues Organ, der Luftsack, auf, welches, ursprünglich von geringer Grösse, immer ansehnlichere Dimensionen annimmt und schliesslich bei den Rhizo- physen, Physalien und Velellen nieht nur auf die Physiognomie, sondern auch auf die gesammte Organisation bedingend einwirkt. Was die Entwickelung des Luftsackes anbelangt, so kann ich die Angaben Merscunixorr s nach Untersuchungen an den Embryonen von Halistemma pietum (= H. Tergestinum Cravs) bestätigen. An dem bei der Ortsbewegung vorauseilenden Pole der Planula bemerkt man eine solide Verdickung des Ektodermes, die schliesslich von ihrem Mutter- boden sich abschnürt und von dem kleinzelligen Entoderm umgeben, etwas in die Tiefe rückt. Durch Auseinanderweichen der abgeschnürten Ektodermzellen entsteht ein mit granulirter Flüssigkeit erfüllter und rasch sich erweiternder Hohlraum. Die Ektodermzellen scheiden mit Ausnahme der dem hinteren Pol der Planula zugekehrten Partie eine zarte Chitinlamelle nach dem Innenraum der Blase ab und beginnen gleichzeitig ein Gasgemenge zu secerniren, welches oberhalb der Flüssigkeit sich ansammelt. Der vollkommen geschlossene Luftsack nimmt frühzeitig flaschenförmige Gestalt an und communieirt bei den ächten Physophoriden nie mit der Aussenwelt. Bei seiner relativ unansehnlichen Entwickelung spielt er, soweit eine Ortsbewegung, d. h. ein Sinken und Aufsteigen in Betracht kommt, eine nur unter- geordnete Rolle. Dagegen wird diese in wirksamer Weise, ebenso wie bei «len Polyphyiden, durch eine grosse Zahl von Schwimmglocken bewerkstelligt bez. bei der einzigen, der letzteren entbehrenden Physophoride, nämlich der Athorybia, durch medusenartige Schwimm- bewegungen von Deckstücken. Darf es uns nun befremdlieh erscheinen, dass hier. wo für die Verbreitung der Art vermittelst zahlreicher, energisch wirkender Schwimmglocken Vorsorge getroffen ist, die Geschlechtsthiere selbst unbeweglich am Stamme befestigt bleiben? Dass für die Monophyiden und Diphyiden bei ihrer wenig ausgiebigen Locomotion vermittelst einer oder zweier Schwimmelocken das Beweglichmachen der Geschlechts- thiere ein wirksames Instrument für die Verbreitung der Art abgiebt, liegt auf der Hand. Bei den Polyphyiden lassen männliche und weib- liche Individuen noch eine medusenförmige Ausbildung erkennen, allein die Umbrella erscheint redueirt um dann bei den mit noch zahlreicheren Schwimmglocken ausgestatteten Physophoriden lediglich eine mantel- artige Umhüllung des einzigen Eies darzustellen. 1168 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7 Dec. Ist nun unsere Auffassung riehtig, dass das Loslösen der Geschlechts- individuen als Compensation für eine nicht ausreichende Ortsbewegung und die hieraus resultirende mangelhafte Verbreitung“ler Art auftritt, so haben wir zum Schlusse noch zu untersuchen, wie die übrigen, eine active Locomotion meist völlig aufgebenden Siphonophoren, ihre Fortpflanzung bewerkstelligen. Mit den Physophoriden vereinigte man vielfach die Rhizophysiden und Physalien. Von den ersteren unterscheiden sie sich jedoch in so vielfacher Hinsicht, dass ich vorschlage, beide als eine eigene Ordnung der »Pneumatophoriden« den Calyeophoriden und Physophoriden an die Seite zu setzen. Vor Allem nimmt ihr Luftsack eine imponirende Grösse an und communieirt dureh eine Öffnung mit der Aussenwelt. Locomotionsorgane in Form von Schwimm- glocken oder beweglichen Deckstöcken fehlen und die für die Polypen charakteristischen »Leberstreifen« sind in zahlreiche isolirte Zöttehen aufgelöst. Während die Rhizophysa durch Compression der Blase auf- und abzusteigen vermag, so treibt dagegen die erwachsene Physalia mit ihrer gewaltigen, gewissermaassen den ganzen Stamm ausfüllenden Blase an der Oberfläche des Meeres als Spiel von Wind und Wellen umher. Über ihren »Geschlechtsverhältnissen« schwebt immer noch ein ge- wisses Dunkel und wenn ich es auch noch’ nicht vollkommen zu lichten vermag, so glaube ich doch der Lösung um einen Schritt näher ge- kommen zu sein. Bekanntlich sprach Huxtev die Vermuthung aus, es möchten bei Physalia die neben zahlreichen männlichen medusoiden Gemmen sitzenden medusenartigen Knospen zu weiblichen Geschlechts- thieren sich entwickeln und von der Colonie sich ablösen. Ich zweifelte lange an der Richtigkeit von Huxtry's Vermuthung, muss ihm jedoch jetzt nach Untersuchung ganz reifer Geschlechtstrauben. welche ich Freund v. PrTersen verdanke, durchaus beistimmen. Sie entstammen einer grossen Physalia, die nach den Frühjahrsstürmen von 1879 im Golfe von Neapel erschien. Auf den ersten Blick nimmt man an ihnen eine ansehnliche Zahl von Medusen wahr, die «durch ihre Grösse imponiren. Vermittelst langer, von einem Canal durchzogener Stiele sitzen sie zwischen den mit fast reifen Spermatozoen erfüllten Gemmen und den für Physalia charakteristischen Geschlechtstastern fest. Bei genauerer Untersuchung lässt sich in dem Gallertschirm leicht eine ansehnliche. von einem Velum umsäumte Öffnung erkennen, welehe in die Schirmhöhle hereinführt. Letztere ist von Ektodermzellen aus- gekleidet, welehe an jugendlichen Exemplaren zu Wülsten angeordnet vorspringen, an älteren jedoch sich eben ausbreiten und an ihrer Basis zahlreiche eireular verlaufende glatte Muskelfasern differenziren. Die Gefässlamelle umgiebt die Epithelmuskulatur der Subumbrella und Cuun: Über die eyklische Entwiekelung der Siphonophoren. 1169 lässt im Querschnitt das Lumen von vier Gefässen erkennen, welche unterhalb des Velums in einen Ringeanal einmünden. Einen ekto- dermalen Faserstrang, der an der Basis des Velums verläuft, bin ich geneigt, als Nervenring zu deuten. Dagegen lassen sich weder Tentakel- wülste, noch Randkörper, noch endlich Geschlechtsorgane nachweisen. Ein Magenstiel, in dessen Wandung vermuthlich die Geschlechtsorgane ihre Entstehung nehmen werden, ist durch eine kleine Erhebung im Grunde der Schirmhöhle angedeutet. Ziehen wir nun die ansehnliche Grösse dieser Medusen (sie messen in der Breite 2””, in der Länge mit dem Stiel 5—6"") und ihre auf ein freies, selbständiges Leben hindeutende Organisation in Betracht, so dürfte es kaum einem Zweifel unterliegen, dass nach der Ent- wickelung einer Mundöffnung und der Tentakelwülste sie sich abtrennen und zu weiblichen Anthomedusen heranwachsen. Durch Beweglich- machen der weiblichen Geschlechtsthiere wird also wiederum bei den auf eine passive Locomotion angewiesenen Physalien die Ver- breitung der Art gesichert. Dass jedoch wirklich die Medusen sich abschnüren, dafür spricht noch folgende Wahrnehmung. Bei Unter- suchung der Geschlechtstrauben findet man hin und wieder 3"" lange Gallertstiele vor, die von einem Gefäss durchzogen werden. Sie gleichen durchaus dem basalen stielförmig ausgezogenen Abschnitt der Medusen- knospen und lassen sich leicht von den Geschlechtstastern unterscheiden. Thatsächlich belehrt eine genaue Untersuchung, dass die Medusen sich nicht in ihrer ganzen Länge loslösen, sondern dass ihre untere stiel- förmig ausgezogene Hälfte an der Genitaltraube sitzen bleibt. Bedenkt man, dass die Physalien stets in Schwärmen zusammenleben und dass bei der Massenproduetion von Spermatozoen leicht ein Contact der- selben mit den von den Medusen erzeugten Eiern möglich ist, so kann es nicht befremdlich erscheinen, wenn lediglich die weiblichen Individuen eine freie Existenz führen. Doch was ich hier von den Geschlechtsverhältnissen der Physalia mittheilte, das können wir mit grösster Wahrscheinlichkeit auch auf diejenigen der Ahizophysa filiformis übertragen. Bisher wurden als Geschleehtsorgane der letzteren kleine, isolirt am Stamme entsprin- gende Träubehen von maulbeerartigem Aussehen beschrieben, ohne dass es jedoch gelungen wäre, Geschlechtsproducte in ihnen wahr- zunehmen. Es war mir daher von grossem Interesse, als ich an einem im Oetober erschienenen Exemplar von Rhizophysa den Nachweis liefern konnte, dass diese maulbeerförmigen Anhänge sich zu Geschlechts- trauben entwickeln, welche mit denen einer jungen Physalia fast ver- wechselt werden könnten. Jeder der buckelförmigen Wulste an den Träubehen beginnt sich nämlich lang oval auszuziehen, erscheint an Sitzungsberichte 1882. 99 1170 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dec. seiner Basis stielförmig verjüngt und lässt ungefähr in seiner Mitte die Anlage einer Medusenknospe erkennen. Wie noch ältere Geschlechts- träubehen zeigen, so entstehen im Umkreis der die Gestalt einer Meduse deutlicher zur Schau tragenden Knospe etwa sechs bis acht aus Ekto- und Entoderm gebildete Auswüchse, indessen das distale Ende des gesammten Seitenastes in einen Geschlechtstaster sich auszieht. Die ältesten (am untersten Ende des Stammes sitzenden) Genitaltrauben bestehen demnach aus einem mit Muskelfasern reichlich ausgestatteten und sehr eontractilen Stiele, dessen Hohlraum mit demjenigen des Stammes eommunieirt und sich andererseits in etwa zwölf Seitenäste erstreckt. Jeder dieser Seitenäste gleicht mit seinen Anhängen so völlig den entsprechenden der PAhysalia, dass ich nicht anstehe, die Medusenknospe für die Erzeugerin der Eier, die buckelförmigen Knospen für junge Samenkapseln zu halten. Die Beobachtung von noch weiter entwickelten Genitalanlagen würde dann schliesslich darüber Aufschluss geben, ob — wie es mir sehr wahrscheinlich dünkt — auch bei Rhizophysa die weiblichen Individuen in Form von Medusen frei werden. Jedenfalls glaube ich nachgewiesen zu haben, dass Rhizophysa und Physalia nahe verwandtschaftliche Beziehungen erkennen lassen, welche uns berechtigen, sie zu der Ordnung der »Pneumatophoriden « zu erheben. Was speciell nun für die Frage nach dem Ursprung des Generationswechsels bei den Siphonophoren von Interesse erscheint, das ist der Umstand, dass mit dem Aufgeben einer activen Locomotion (denn kaum dürfte das Auf- und Absteigen der Arhizophysa für eine Verbreitung der Art in horizontaler Riehtung in Betracht kommen) wieder die Nothwendigkeit resultirt, wenigstens die weiblichen Ge- schlechtsthiere in Form von Anthomedusen beweglich zu machen. Werfen wir nun schliesslich noch einen Blick auf die höchststehenden Siphonophoren, nämlich die Velelliden, so erscheinen sie an eine passive Ortsbewegung auf der Oberfläche des Meeres so vollkommen angepasst, dass sie nicht einmal mehr ihren gekammerten Luftsack zu comprimiren vermögen. Begreiflich, dass bei der Unmöglichkeit, irgend eine active Locomotion auszuüben, männliche wie weibliche Geschlechtsthiere in Form kleiner Medusen, nämlich der Chrysomitren, frei werden. Um nun zum Schlusse unser Urtheil über die eyklischen Ent- wiekelungsvorgänge der Siphonophoren kurz zu resümiren, so stehe ich nicht an zu behaupten, dass dieselben eine enge Beziehung zu der Ortsbewegung erkennen lassen. Wo zahlreiche, energisch wirkende Schwimmglocken, wie bei den Polyphyiden (Hippopodius) und Physo- phoriden auftreten, da bleiben die Geschlechtsthiere sessil und werden oft zu medusoiden Gemmen rückgebildet. Wo nur eine (Mono- a wre. = j e- r Ye & > E ‚ R rer Li Er # « ’ ir LER ’ > h U .% EI L IN w ö Li . * u ı « B nes, I en r- i 5 f r BF A AR DE a Dia * Y AL a ns. er Fr x . 47 ir } vr > u & ar 7 Br ‘ ni sta r Seh % 2 Sülzungsberichte der Berl. Akad. d. Wiss | > Caux: Über die eyklische Entwickelung der Siphonophoren. 1171 phyiden) oder zwei (Diphyiden) Schwimmglocken eine wenig aus- giebige Locomotion bewerkstelligen, da wird für die Verbreitung der Art durch den merkwürdigen Process der Eudoxienbildung Sorge ge- tragen. Ja es kann vorkommen, wie ich es von Monophyes prünordialis nachwies, dass die erste Schwimmglocke durch eine heteromorph gebildete zweite ersetzt wird, welche besser geeignet ist, den lang nach- schleifenden Stamm mit den Eudoxiengruppen fortzubewegen. Bei der primitiven Organisation dieses Monophyes erscheint dann die Lebens- geschichte der Art über drei auseinander hervorgehende Generationen vertheilt. Fehlen endlich, wie bei den höchst organisirten Siphono- phoren, den Pneumatophoriden und Discoiden, die Locomotiven und erfolgt die Ortsbewegung auf passive Weise, so wird die Verbrei- tung der Art durch Beweglichmachen der Geschlechtsthiere ermöglicht. Ein Generationswechsel ist es, welcher als Glied des Polymorphismus in den Entwickelungsgang der Siphonophoren eingreift und zwar bei den höchststehenden Vertretern derart, dass an einer polymorphen Ammen- generation entweder nur weibliche (Pneumatophoriden) oder männliche und weibliche (Discoiden) Anthomedusen geknospt werden, die erst nach ihrer Lostrennung zur Geschlechtsreife gelangen. Tafelerklärung. Die eyklische Entwickelung von Monophyes primordialıs. Allgemein gültige Bezeichnungen: sch. Schwimmglocke. g.sch. Genitalschwimmglocke. v. Velum. s. Saftbehälter. »n. Magen- schlauch. f. Fangfaden. st. Stamm. d. Deckschuppe. ek. Ektoderm. en. Entoderm. Fig. ı. Erste Generation: Monophyes primordialis Ch. Vergr. =, x. Knospe der Muggiaea- Glocke. /l. Flügelartige Gallertwülste. Fig.2. Zweite Generation: Muggiaea Kochii. Wırr und Busen. Nach 6ofacher Vergr. gezeichnet. K. Kanten der Glocke. An der letzten Individuengruppe ist die Anlage der Reservegenitalglocke (x) bereits sichtbar. Fig. 3. Dritte Generation: Eudoxia Eschscholtzii. Busch. 9. Nach 6ofacher Vergr. gezeichnet. Die grosse Genitalschwimmglocke (g. sch.;) hat am vorhergehenden Tage die Eier aus dem Genitalklöppel entleert. Die zweite Genitalschwimmglocke (g.sch.,) hat sich aus einer einfachen Knospe binnen achtzehn Stunden zu einer bereits die Ei- keime bergenden Schwimmglocke entwickelt und neben ihr tritt die Knospenanlage der ‚dritten Genitalschwimmglocke (g. sch.;) auf. Chun, Entwickelung der Siphonopkoren. N) N\ En Zu ihn — “ weh, hu % ? F a u TaEXH TithAnstv EA Funke. Leipa 1172 Sitzung der phys.-math. Classe v. 21. Dee. — Mittheilung v. 7. Dee. Fig. 4 Monophyes primordialis in Zusammenhang mit der Muggiaea-Glocke. Nach 6ofacher Vergr. gezeichnet. Fig. 5. Die junge Muggiaea-Knospe mit der ersten Anlage einer Individuen- gruppe und dem obersten Stammtheil. Nach 275facher Vergr. gezeichnet. g, seitliches Gefäss. gs medianes Gefäss. s. u. Subumbrella. r. K. Ringkanal. y. Abgerissene Ansatzstelle an Monophyes primordialis. Fig. 6. Aus Eiern der Eudoxia Eschscholtzii gezüchteter Embryo am zweiten Tage mit der Anlage der Schwimmglocke des Nesselfadens und des Magenschlauches. Vergr. 1% ga. Gallerte. s. u. Subumbrella. s. 2. entoderme Saftzellen. en. definitives Entoderm. Fig. 7. Larve vom dritten Tage. welche bereits die Gestalt von Monophyes prümordialis erlangt hat. s. <. Anhängender Haufen von Saftzellen. Nach gofacher Vergr. gezeichnet. Ausgegeben am 2. Januar 1883. 1882. LIM. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. December. Sitzung der philosophisch historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnsen. Hr. Droysen las: Zum Münzwesen Athens. Die Mittheilung wird in diesen Berichten erscheinen. Ausgegeben am 2. Januar 1883. Siszungsberichte 1882. 100 ’ Osten ur an a , a KAR Sic ea u © KRISE DIRT 4 Hach ipraA 2. »3 REIFE NIRE KIM. DE En DEHDIGE Selen nt; . ir En i f F ‘ D 2 ’ u 174 ‘ 2 en “A % . « 58 Ki A Be b Brs ale e £ SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. LIV. NACHTRÄGLICHE MITTHEILUNGEN VOM 23. NOVEMBER UND 21. DECEMBER. BERLIN 1882. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'S VERLAGS-BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN, IE 5272 Mit diesem Stücke schliesst Jahrgang 1882 der Berichte. Er wird in zwei Theile getheilt. Die Titel und Inhaltsverzeichnisse für beide Theile, das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. das Namens- und Sachregister für den Jahrgang folgen nach. 2] Anzeige. E Mit dem Decemberheft des Jahreanges 1881 haben die »Monatsberiehte der Köri lich o {o) s Preussischen Akademie der Wissenschaften « getreten, % welche an deren Stelle »Sitzungsberichte« zu erscheinen aufgehört. und es sind unter anderen folgende Bestimmungen gelten. Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«, > o© 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band olıne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Uebersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $4. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, "haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen. Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. .$ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung® darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Sehrift der Sitzungsberichte - Mittheilungen von Verfassern, welche _ nicht übersteigen. der Akademie nicht angehören, 'sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung ‚dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen "Abbildungen auf durchaus dann die, welche in früheren - N berichte. können bestimmte ‚Kalegonien! a Mittheilungen auch abgesondert in der Weise _publiei werden, dass dieselben. mit Sondertitel und for ni aufspre is 2 nenden wissenschaftlichen Arbeite geschäftlichen 1 "heils der. ‚Sitzungs Jede ing DER a Verfas Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mi k theilung a erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und vo besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert: ist. Tarcl RER E “ Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des EN Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Spr: ache veröffentlicht sein oder werden. Wenn | der Verfasser einer aufgenommenen wissenscha lichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen | beabsichtigt, als ihm. dies gesetzlich zusteht, bedarf er.d dazu der Einwilligung. der Gesammtakademie ‚oder‘, ‚der betreffenden Classe. 51% Re Paginirung versehen“ und. mit besonderem Ver in den Buchhandel gebracht werden Sa Jeder, vv fasser einer Ba den. «Wi lichen a abgedruckten u 2. Dem Volk er frei, auf; seine } e Kosten aaa gleiche Separatabdrücke. bis zur Zahl von« noch z zweihundert H zu unentgeltlicher eigener V erthtung au zu de lassen, ‚sofern en ‚hiervon rechtzeitig ONE digiren len Secretar Anzeige EIS hat. 2 = Be. y I = ? | a ‚der ser - = nein: tion und den Druck. der in ra gleichen Ss in 1 dieser heisst er der a BE Ki; er Der a an lich. Für alle Be asser we. 1175 1882. Elohim, El O8 ‚Diyon). LIV. Von Tu. NöLvErE in Strassburg i. E. (Vorgelegt von Hrn. Dirımann am 23. November [s. oben S. 1011].) I. NestLe hat vor Kurzem in einem sehr lesenswerthen Aufsatze' darzulegen gesucht. dass 2n>® ein Plural von >8 sei. Diese Ansicht, auf welche auch G. Horrmaxn schon gekommen war, scheint Manches für sich zu haben. Nestre weist zunächst darauf hin, dass 25x im A. T. ausserordentlich häufig, ms selten, >s leidlich häufig, => ganz selten ist. Betrachten wir diese Thatsachen etwas näher.” Dass der Singular ms der Sprache des A. T. eigentlich fremd ist, hat man längst bemerkt. Bloss der Verfasser des Hiob® gebraucht mit bewusster Absicht ms als regelmässigen Gottesnamen. Sonst findet es sich nur in wenigen Dichterstellen aus einigermaassen älterer Zeit, nämlich Ps. ı8, 32, wo es durch die Entlehnung Jes. 44. 8 wenigstens als sehr alte Lesart gegenüber dem >8 des Samueltextes erwiesen wird, wie denn auch Prov. 30. 5 bei der Wiederholung von Ps. ı8, 31 TR aus v. 32 statt mm eingesetzt ist; Hab. 3, 3; Deut. 32, ı5, ı7 (auch beim Samaritaner); Ps. 50, 22. 114. 7 (wo aber vor 399° leicht ein ” ausgefallen sein könnte). Dann steht es in dem sehr späten Psalm 139, ı9 und in der gehobenen Sprache des Gebets Neh. 9, 17. In reiner Prosa nur 2 Par. 32, ı5 (im Munde eines Heiden) und Dan. ıı, 37— 39 von heidnischen Göttern. Wie ungebräuchlich das Wort in der guten Prosa war, zeigt sich namentlich auch darin, dass es in den prosaischen Theilen des Hiob nicht vor- kommt; da heisst es nach dem gemeinen Sprachgebrauch z’m>s, das ! Theologische Studien aus Württemberg 1882. S. 243 fl. ® Ich habe für die folgenden Zusammenstellungen ausser Nesrre's Angaben fast nur die Buxrorr-Baer'sche Concordanz benutzt. ® Nestte hätte dies Meisterstück hebräischer Poesie nicht mit zu den Stücken rechnen sollen, »welche an der Grenze des hebräischen Sprachgebrauchs liegen «! Sitzungsberichte 1882. 101 1176 Nachträg]. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. sich auch einige Male in «den poetischen Reden des Buches findet, aber vielleicht nicht ursprünglich. Häufiger ist nun >8. Aber auch dies ist ein wesentlich poetisches Wort. Ein Viertel aller Fälle (über 50) kommt auf die diehterischen Theile des Hiob, in denen es noch etwas mehr gebraucht wird als moR. Ungefähr ein Drittel aller Psalmen enthält >®8. aber es ist auch in den Psalmen nieht annähernd so beliebt wie omas. In Diehter- stellen finden wir >8 auch sonst, ferner etliche Male bei den Propheten von Hosea bis zu Deuterojesaias und seinen Zeitgenossen. Der Pentateuch hat es besonders in gewissen festen Verbindungen wie sp >®. Aber gerade die am wenigsten poetischen Theile des Pentateuchs und die am wenigsten poetischen Propheten vermeiden es. In der ganzen »Grundschrift« oder dem »Priestercodex« kommt es nur in dem als fester Eigenname geltenden 7% > vor.” Ezechiel hat es nie und Jeremia nur 32, ı8 in der aus Deut. 10, 17 genommenen Stelle (welche auch Neh. 1, 5. 9, 32 und Dan. 9, 4 benutzt ist).” Dass >x der lebenden Sprache fehlt, ergiebt sich namentlich daraus, dass es niemals in den Büchern der Richter,’ Samuels. der Könige und selbst der Chronik vorkommt, ausgenommen in poetischen Stücken. Die Anwendung im Pentateuch und bei einigen Spätern ist also, abgesehen von einigen festen Redensarten, nur eime Anlehnung an den poetischen Sprachgebrauch. Dagegen ist >x von den ältesten bis zu den spätesten Zeiten sehr beliebt zur Bildung von Eigennamen. Es findet sich schon in >" und in einer Anzahl Gentilnamen? wie >8Y2% oder >23 Gen. 46, 10. Num. 26, ı2; >x%s5a Gen. 46, ı8. Num. 26, 45; uns; "baammım ı. Sam. 27, 10. 30, 29 u. s. w. Besonders beachte noch den Namen mon, den wir als Bezeichnung eines levitischen Geschlechts werden fassen müssen, mag er als rs>8. Sohn Aharon’s, oder als ss, Sohn Mose’s erscheinen. Städtenanen mit >8 finden wir auf israelitischem Gebiet gegen zwölf, z. B. >x22P, >91, >um2.° Dass uns sichere ! Auch mm Iob 12, 9 und »ıs 28. 28 mögen an die Stelle eines andern Gottes- namens getreten sein. Da die verschiedenen Bezeichnungen Gottes im A. T. leicht vertauscht werden konnten und erweislich mitunter vertauscht sind, so darf man natür- lieh auf einzelne Fälle nicht zu viel Gewicht legen. Die Gesammtergebnisse sind doch sicher. 2 Sehr zweifelhaft ist mm 5x >x Num. 16, 22 ° Jer. 51. 56 ist.bekanntlich aus dem Ende des Exils. * Allerdings findet es sich in dem auf eine uralte Quelle zurückgehenden Bericht über Abimelech in einem historischen Gottesnamen: n= &s rm ‚Jud. 9, 46. Dies ist gewiss das Echte, n2 ®»= 9, 4 eine Änderung. gemacht, um den Haar späteren Be- griffen durchaus ee Gotte »sdienst deutlich ER einen abgöttischen zu bezeichnen; vgl. an 33- ° Die Listen der Chronik lasse ich absichtlich fast ganz unberücksichtigt. ° Dieser Name kann vorisraelitisch sein, braucht es aber nicht. NÖLDERE: Elohim, El (&s ‚a>s). IS EATZ Individualnamen mit >8 erst aus dem Ende der Richterzeit begegnen (eXY2D; und auch Saul’s Grossvater >8’a8 ı. Sam. 10, ı. 14, 52 wird eine historische Person sein), darf man einfach darauf schieben. dass wir aus älterer Zeit überhaupt sehr wenig geschichtlich sichere Per- sonen kennen. In grosser Anzahl treffen wir Namen, die mit 8 anfangen oder enden, in der Familie und Umgebung David's. Ist es auch immerhin möglich, dass >8 hier einigemal Correetur für >r2 ist, wie Y78 2. Sam. 5, 16 wohl richtiger 97593 heisst ı. Par. 14, 7, so ist das doch schwerlich in grösserem Umfang geschehen. Aus dem Reiche Israel nenne ich nur die Propheten > und sw>s. Aus der späteren Zeit des Reiches Juda haben wir (namentlich auch bei Jeremia) eine ganze Reihe von solehen Namen: Sehr viele finden wir dann wieder bei Esra und Nehemia.' Man kann geradezu sagen: wir kennen solehe Namen mit >58 aus allen Perioden desto zahlreicher, je zahlreicher die uns aus ihr bekannten Namen überhaupt sind. Es ist dann aber ganz natürlich, dass >® nun auch bei der Bildung unhistorischer Namen viel verwendet ist: ich meine Namen wie 5522 (Erbauer der »Stiftshütte«), >8>2%2 lob 32, 2 und viele in den Listen Num. 1, 5 ff. 13, 4 ff. 34, 24 fl., welche durchaus nicht mit den Geschlechtsverzeichnissen Gen. 46 u. s. w. zusammenzustellen sind. Aus dem A. T. lässt sich also schon erkennen, dass >N zwar ein sehr alter hebräischer Gottesname ist, dass er aber schon ziemlich früh ausser Übung gekommen war und nur in der Poesie oder der gehobenen Rede, sowie in einzelnen Redensarten fest gehalten wurde. Scheint nun 8 wenigstens nach dem Gebrauch des A. T. eine künst- liche Rückbildung aus 2yı>8 zu sein. welche der Prosa völlig fremd blieb, so steht das Resultat fest: der gemeine Sprachgebrauch des Hebräischen hatte gar keinen Singular von 22x. Ihm genügte der Plural vollkommen auch zur Bezeichnung des Singularis.. Man beachte z. B. Fälle. wie "x 10) > Reg. 19, 37; Mpy "mon ar ya 2 Reg. ı, 2, 3, 6, ı6.” Dass man diesen Plural nicht auch zu Eigen- namen verwandte, erklärt sich hinlänglich aus der Schwerfälligkeit, die solche Bildungen gehabt hätten.” Den Gebrauch ‚des Plurals ' Also auch ziemlich viele aus der eigentlichen »Epoche der grossen Synagoge« (LAGARDE in den Gött. Nachrichten 1882. S. 178). Aus den nächstfolgenden Jahr- hunderten bis zur Makkabäerzeit sind überhaupt nicht viele jüdische Namen überliefert. ® Die Mischnasprache gebraucht nach aramäischer Weise den Se. >, vgl. z. B. mox> n2b wur als Paraphrase von omex> 255 nyvn> Tosefta, Ab. 2. 4, 5. Sie hat auch einen neuen Plural mim>x »Götter« eb. 4. 7 (andere Beispiele siehe bei Levy, Neuhebr. Wörterbuch s. v.. wo dieser Plural vom Abstraet n°x nicht gehörig geschieden ist). ® In der alten Zeit, wo sich die Weise hebräischer Eigennamen feststellte. wurde osx vielleicht noch pluralisch eonstruirt. In Genitiveonstruction hat das Phönieische allerdings AQderwvunos (und Varr.) = »>s12> (s. die Belege bei ScurüpEr 129). 101° 1178 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. orıın weiss ich mir nieht anders zu deuten als durch die alte Auf- fassung als Plur. majestatieus. Die Analogie von 7592 »sein Herr« und 78, DUTR (Jes. 19, 4) »Herr«, mit Suffixen TI7R u. s. w. spricht doch sehr dafür." Bekanntlich verwendet auch das Geez einen Plural amläk für »Gott«. Als dessen, jetzt ungebräuchlichen, Singular hat man wohl eine Form wie das arabische s\» anzunehmen, welches auch einen Plural s%' bildet:” doch könnte man auch an das nord- semitische malk denken.” Das Geez, welches die Plurales pluralium liebt. bildet dann freilich von- dem singularisch gebrauchten amläk einen neuen Plural amdlekt »Götter«: aber das ist secundär. Begnügt sich nun also das Hebräische überhaupt mit der Pluralform, so ver- lieren Nestre's Zusammenstellungen sehr an Gewicht für die Annahme, dass >® der eigentliche Singularis jener sei. Schlagend scheint nun aber den Satz, dass 2x Pluralis von 58 sei, zu beweisen die Analogie von syrischem —ras als Plural von za. Allein bei genauer Betrachtung erheben sieh doch gegen die Gültigkeit dieser Analogie die stärksten Bedenken. Wir wollen eine Übersicht über die um ein % vermehrten Plural- formen geben. Das Aramäische und Arabische haben ol, »Magd« :l2o2ol, (arabisch aber Sl). et („) 129-1 »Handhaben« (ostsyrisch ,-.l)." sl" sl, und In=i „coll. 5 kan loisan 6 ' Vielleieht ist auch »’>»2 als Gottesname an einigen Stellen singularisch zu verstehen; ebenso »enn. > S, Gauhari s. v. So ist SR, | 1. ACAA wahrscheinlich ein ‚3 (arab. 20, 5 z wie DS für 5 u. s. w.). >= als Gottesname kommt, wie in Süra 28, 24 — "2: nordsemitischen, so auch in himjarischen Personennamen vor. CR 0 > Wie AhNA (Ju. tan), hhP>ä (N>) u. s. w. — Übrigens habe ich . . r u} . ein wenig den Verdacht. dass ‚auch mal’ ak. w enn es apywr heisst (z. B. Deut. 17, 14 esaljem lita mal’aka — zaras THru Er Eiaauron ao, ovrc) eigentlich zu MLK gehöre und nur durch Teiche zweier Wurzeln mit mal’ak »Bote« zusammengerathen sei. ‘ S. BA und das Urmiaer A. T. — Andre Plurale L,; Fe »Hände«. ° Danach kasl, »väterlich«, lon.al, »Vaterschaft« neben Lal patricius und llasi, patrocinium. Im heutigen ägyptischen Dialeet Dual abahen (Srirra 132). ° Der angebliche Singular Ina (s. Payne-Smrr#) wird wohl nur auf falscher Schlussfolgerung beruhen. Socıw schreibt mir, dass die Form in seiner Handschrift des BB nicht vorkomme. — Dass von rs kein soleher Plural gebildet ist, wird daher kommen, dass man die Häufung der Gutturale nicht liebt. NöLpereE: Elohim, El (8 .om>s). 1179 koi ill! ;olert (seltner SUN). las (a) loıaa und Inzau?, Mandäisch noch 8877205 (und Nebenformen) zu lan »Lippe«. Arabisch ferner x“ :wleiw? (und Sl). &ae »Dorngewächs« :o\ gar (und otuae).' Dem Äthiopischen fehlen solche Bildungen. wie es scheint. Das Hebräische hat nur mas, Pl. mImas, st. ec. MITas. mit Suffixen YOmas u. Ss. w. Dazu kommt aber das gleich vom Entdecker, E. Rexax, richtig gedeutete phönieische n7>7 (Umm el "awämid), Pl. von >57 Ps. 141. 3 = my”. Sonst hat das Hebräische jene Plurale durch gewöhnliche auf ersetzt: MT), MT); MAR, Mar; nias“; mag, mind; mid. Von on kommt kein Plural vor. 7» bildet 229, 2» (wie (pas [neben Slzue] und 8). Wie diese Plurale mit 7 meidet das Hebräische ja auch die im Aramäischen nicht selten mit zugesetztem 1%. Da nämlich 71:2 Esra 4, 7 und nn» Esra 8, 36. Neh. 2, 7, 9 Fremdwörter sind, so lässt sich wohl nur mE? zu dieser Formation ziehen, als Pl. nicht von dem später künstlich gebildeten s%0?. sondern von nop (statt nop geschrieben) Ez. 9, 2, 3, ır = talm. xno'p. 0012 (s. die Var. zu Pes. 109°), syr. Wa», arabisirt 2.3". Sonst hat das Hebräische ! Ich bedaure sehr, dass ich die falsche Form [1:0] in meine syrische Gram- ınatik S. 83 aufgenommen habe; an der einzigen Belegstelle Efr. III, 613 A ist mit Payne-Surru [>| zu lesen, wie schon die Construction als Mase. verlangt. Und für I nsöl eb. bitte ich Nasöl zu setzen. — Davon Laso| (erst spät?). Gauhari .r . - eg - es - belegt ein aus la] zurückgebildetes Karl » Mutter«. 0 A; 2 ® Davon aa »appellavit« u. s. w. > Davon &w u. S. w. [7 Kämil 470. Dazu suoe, nom. unitatis Kae eb.: Ilamäsa 488; Labid 8. 103. ° Im Syrischen durch das nnr aus den Glossensammlungen bekannte 185, 1a, »Thürflügel« repräsentirt (Horrmanx’s BA 235. 583; Payse-Surru 38); etwa edhläthä zu sprechen. ° Mischnahebr. nach dem Aram. rires, z. B. M. Qidd. 4.4. Dafür haben aber wenigstens die Ausgaben oft ns. ” Alle diese Formen lassen sich reichlich belegen. Das syr. Uno (feın.) ist im Gebrauch dem griech. Eesrns angeähnelt. 2 und nr wechseln nach > und z auch sonst. — Genau entsprechend ist der vermuthlich sehr alte Pl. snwsz vom snzz »Bogen« im jerus. Targüm. 1180 Nachträel. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. auch hier bloss M!. Von vorn herein ist es also wenigstens nieht über- mässig wahrscheinlich, dass diese Sprache auch in 22x eine solche vermehrte Bildung bewahrt habe: aber freilich recht wohl möglich wäre das an sich immerhin. Bedenklicher ist schon der lange Voeal 6 aus d vor dem A. Das Arabische zeigt hier überall kurzes d: al, al, wlan, las; die einzige sichere Bildung dieser Art im Hebräischen Yes, MITAS geht natürlich auf amahdt mit « zurück, das hier (wie in al) freilich auch vom Aramäischen repräsentirt wird. Die Bildungen mit d sind ausschliesslich im Aramäischen nachweisbar. Jedoch liesse sich wohl annehmen. dass das Hebräische auch hier einmal wieder mehr zum Aramäischen stimmte als zum Arabischen. Dagegen dürfte Nestrr’s Hypothese ernstlich gefährdet werden durch eine andere Beobachtung. Die um Ah (wie die um 0) vermehrten Plurale haben, ob männlich oder weiblich, von Haus aus alle die weibliche Endung. Die Formen auf In- lassen sieh, wie es scheint. nur im Syrischen, nicht einmal in einem anderen aramäischen Dialeect, nachweisen. laaı ist auch im Syrischen üblich wie a und MAR. Dass neben dieser En die Bedeutung wunderlich klingenden Feminin- form eine männliche In>1, aufgekommen ist, kann nicht befremden; bildet doch auch die arabische Sprache. in der weiblich aussehende Plurale für Männer nicht so sehr Ausnahmen sind. eine seltene Pluralform Sen Das Umgekehrte, dass das nur im Syrischen vorkom- mende’ In2|, „21, ursprünglich und die weiblichen Formen später seien, wird Niemand annehmen. Nach In hat sich nun gewiss Ins gerichtet, bei welchem die Hervorhebung des männlichen Ge- A ar t : Ze ae 1 nim (Nosaun); Mims (ol): nib> MoLt); ni2b Meat); mino> für nine> = >> (loasa > ); mitm (L°-=); ninn [N obo); Mies (lasöi ); ninis War); minsa (smaN2, [4 “ C xnym2 in jerus. Targ. und Samar.) “und vielleicht noch andere. — Einige dieser Wörter haben bekanntlich im Hebr. oder Aram. Nebenformen: so a2 —5 714; ns (Daniel); Six 7 blo. So JAL.z »Quellen« neben jerus. targ. und samar. nm» (ne). — In der Mischnasprache werden nach aramäischer Weise gebildete Plurale auf nis- (z. B. nnbubo Tos. Ab. z. 2,4; Sifre zu Deut. 32, 25) wieder ziemlich häufig. ? Belegt durch denselben Vers bei Gauhari, bei Baidawi zu 2, 127 und wohl noch öfter. Auf die Bildung wird das uralte eb von Einfluss gewesen sein. > Dass das Targlım der Proverbien 19, 14 ras zu haben scheint (s. Levy, Targ.- Wörterb.), spricht nicht dagegen, da dies Targlım bekanntlich der Pesh. nachgeschrieben ist. — Auffallend ist die Form mx »ihre Mütter« Thren. 4, 3 (Levy); ein Plural ist da allerdings nöthig. NöLpere: Elohim, El (6x .orzs). 1181 schlechts sehr erwünscht war'. Ebenso bildeten die Syrer, und nur sie”, neben nos (nad Esra 5, 4, 10 u.$. w.; mand. SNKTaD) ein männliches Iniaa. Also sind alle diese männlichen Formen für jung zu halten und kann sms nicht wohl zu ihnen gehören. Weiter ist zu berücksichtigen. dass diese um ein A erweiterten äusseren Plurale ganz kurzen. zweiradiealigen Wörtern angehören. denen sich die Verwandtschaftswörter a8 und 27 anschliessen’. Es handelt sich also um Bildungen, die auch sonst mancherlei Erweiterungen erfahren, darunter im Arabischen solehe mit A, vgl. sus, slert: siar, & “= » 9 c£ 32 li: sus, Ka: sie) u. Ss. w. Lol, „| ist allerdines eine reeelmässiee ” so 2 ge > > = Bildung von med. gem., aber bei diesem Worte ist die Analogie von ei —) massgebend ‘gewesen, wie sich ja die semitischen Wörter für »Vater« und »Mutter« vielfach gegenseitig beeinflussen. Ist nun >8 ein solches Wort wie 7, 2%? Mit anderen Worten: hat es einen ursprünglich kurzen Vocal? Ich glaube in den Monatsberichten der Kgl. Akd. (1880, 14. Oct. S. 760ff.) die ursprüngliche Länge des £ in ®8 ziemlich wahrscheinlich gemacht zu haben. Da sich aber Lasarne in den Gött. Nachrichten 1882. S. 173 ff. schr energisch für das Gegen- theil ausgesprochen hat, so halte ich es für zweckmässig. die Frage noch einmal aufzunehmen. Ich muss dabei allerdings zum "Theil schon Gesagtes noch einmal kurz wiederholen und stellenweise etw as weit ausgreifen'. Eine in Memphis gefundene Inschrift aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. enthält eine Menge semitischer Namen. von denen ein Theil arabisch und nicht hebräisch’ ist. Zu diesen ! Welchen Plural 27 in jüdisch-aram. Dialeeten bildet, hat mir auch Dr. Lanpaver nieht nachweisen können. Vom Fem. [Ber kenne ich den Plural noch immer nicht. ° Im samaritanischen Targlım Num. 1, 2 hat zwar der Polyglottentext ey, aber alle Petermannschen Handschriften haben, nach einer gütigen Mittheilung Prof. Barre’s, 722; so auch Nurr’s Codex. > Aus diesem Grunde ist es nicht statthaft, Ind, das den Plural von LA. ersetzt, hierher zu ziehen und den, übrigens gar nicht seltnen, Singular Int für eine Rückbildung aus jenem anzusehen (Gesenius, Thes. I. 1098). Hier ist n wohl nur ein Ersatz für s. Zu beachten ist, dass Il, Int stets männlich. UA natürlich weiblich ist. Er au * Gebiete, die mir fremd sind oder auf denen noch zu viel Unsicherheit herrscht — also assyrische, Sinai- und späthanränische Inschriften — musste ich leider ganz unbe- an ch Für's Himjarische, mit dem ich wenig Bescheid weiss, hat mir Prof. D. H. Mürrer mehrere dankenswerthe Mittheilungen gemacht. 5 So Asados — Be: IsyovSos — Das, wofür gerade in der muthmasslichen Heimath dieser Leute in edomitischer Grundform oder aber in hebräischer Umbildung 1182 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. . ge . N eig: gehören auch, nach ihren ersten Hälften, sicher AvdyAcs — N + Ser und AubnAos = DR + ee'. Finden wir nun in den folgenden Jahrhun- derten auf dem Gebiete am westlichen Rand der syrischen Wüste weitere Namen mit 58. in griechischer Schrift A. deren erste Hälfte nur arabisch sein kann. z. B. Ovaßrros, semitisch >8271 (9) ge- schrieben. so können wir als sicher annehmen, dass bei diesen Arabern das von ihnen viel gebrauchte >® #/ lautete. Die Sprache dieser Leute müsste sich viel weiter von dem uns näher bekannten Arabischen ent- fernen. als wir sonst annehmen können, wenn wir voraussetzen wollten, auch bei ihnen hätten die hebräischen Dehnungsgesetze gegolten; mithin haben wir allen Grund, ihr £ als Zeugniss für die ursprüngliche Länge des Vocals anzusehen. Nun hat jedoch LasArpe a. a. O. diesen zahlreichen inschriftlichen Namen alles Gewicht nehmen wollen, indem er meint, die Umwohner Palästina’s hätten > einfach den Juden entlehnt. natürlich in der damals bei diesen üblichen Aussprache, welche allerdings im Hebräischen sehr wohl aus e/ hätte entstanden sein können. Aber LasarpE's Annahme ist durchaus willkürlich. Wir finden schon in den spär- lichen Stammlisten der Völker südlich und östlich von Israel von Alters her Namen mit >8. Fasst doch >sym2) eine Menge solcher Stämme zusammen; zu ihnen gehört 58278 Gen. 25. ı3. Ferner haben wir 79758 Gen. 25,4 und 5x1 von Midian; Tex, Vater des jan, (welcher im Hiob als warn per auftritt), >87, >82 von Edom; dazu einen sicher historischen Individualnamen >s2uTn Gen. 36, 39. Wenn uns nun später in denselben Gegenden viele Namen mit >8 begegnen, so können wir doch kaum bezweifeln, dass solche Namen dort durch alte Tradition heimisch waren und die beglaubigte Aus- sprache €/ die echte, nicht erst den Juden entnommene war. Jedoch LAGArnDE sagt: »Als Israel aus-Babylonien nach Palästina zurückgekehrt war, wollten alle umwohnenden Völker an den Segnungen der Theokratie Theil nehmen. Sie wollten es auf ihre Weise, aber sie wollten es. Als die Maccabäer das Judenthum so weit gefestigt hatten, dass die Schriftgelehrsamkeit sich zu entwickeln Raum und vs» erscheint Gen. 36, ı8 (nach ı Par. ı, 35, Sam. und LXX so auch Gen. 36, 5, 14, 5 wo das Kthib ws» hat); Xara«dbeSos (Fem. zu dem beliebten _U>, wie auch Kul> als Name vorkommt: »Ersatz«, vergl. loa\a Barh. h. ecel. II. 25; Martyr. I, 4; amharisch A@sä [s. d’Abbadie s. v.]; "Avriyovos). Bogezos zeigt die in arabischen BR Namen häufige Form \s3. ! Mit Umsetzung in’s Hebräische würden diese >s}‘» (nicht mit &s> und ähnlichen zu verwechseln) und ®ss’s lauten. Schwerlich wären aber diese Namen möglich. Nörpere: Elohim, El (8 .om>s). 1183 Ruhe fand, da machte sich abermals ein Zudrang zu Israel bemerklich. Nieht gerade Jude wollte man werden, aber im Schatten und Frieden des Tempels suchte man — vielleicht aus Aberglauben — Schutz. « »Die Machtsphäre der Theokratie reichte ohne Frage über Idumäa, sie reichte auch über Auranitis und Batanäa hinwee.« »Die Anerkennung der Theokratie gab sich äusserlich dureh die Namen kund, welche man seinen Kindern beilegte. Kein >x in Namen der Ghassänidenzeit. auch kein > in Namen der Herodiadenperiode und des ihr vorangehenden Jahrhunderts der Geschichte Petras beweist irgend etwas dafür, dass die arabischen Stämme jenseits des Jordan, dass die idumäischen oder nabatäischen Bewohner Petras das Wort >s als einheimisches Sprachgut besessen. Im Gegentheile: von vorne herein ist wahrscheinlich, dass sie >® von den Juden entlehnten.« Nun frage ich: ist das nicht reine Phantasie? Wo in aller Welt zeigt sich denn bei den Nachbarvölkern im Süden und Osten ein Zudrang zu den Juden und ihrer Theokratie? Der armselige Zustand der Rückgekehrten vor Esra und Nehemia konnte ihnen doch nicht imponiren! Daraus, dass einige Juden moabitische, ammonitische oder philistäische Weiber hatten (Neh. ı3, 23), wird man das nicht schliessen. Nachher aber, mit der Vollendung des Judenthums, schlossen sich ja die Juden selbst ängstlich von ihren Nachbarn ab, und diese vergalten ihnen das mit gründlicher Abneigung oder auch offener Feindschaft. Allerdings hat Johannes Hyrcanus (135—106v.Ch.) die Idumäer, welche damals im südlichen Juda (nicht mehr in ihrem alten Gebiete) wohnten, unterworfen und zur Beschneidung gezwungen (Josephus Ant. ı3, 9, ı: vergl. Bell. jud. ı, 2, 6), aber die Namen der Inschrift von Memphis reichen höber hinauf, können nicht erst nach diesem Ereigniss entstanden sein, wenn anders die betreffenden Leute überhaupt aus dem von da an den Juden unterworfenen Lande stammten. Jenseits des Jordans haben aber die Hasmonäer in den nicht von Juden bewohnten Gegenden nie festen Fuss gefasst. Die Herodäer haben freilich von 23 v. Ch. an lange Zeit ein grosses Stück des nichtjüdischen Gebiets, aus welchem unsere Inschriften stammen, beherrscht. Sie verdankten das aber nur der Gnade der Kaiser. Dass sie unter ihren arabischen und aramäischen Unter- thanen irgend Propaganda für das Judenthum gemacht oder nur begünstigt hätten, wird von vorn herein kein Verständiger voraus- setzen. Im Gegentheil hätte es ihnen nur unbequem sein können, wenn sie auch in den Aussenländern mit den Frommen und Hierarchen von Judäa und Galiläa hätten rechnen müssen. Herodes der Grosse errichtete ja selbst an solchen Stellen Palästinas, wo die Juden in der Minderheit waren, Göttertempel, Amphitheater und andere Werke, IIS4 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. welehe den Juden ein Greuel sein mussten. Die durchaus heidnische Haltung der Herodäer auf heidnischem Gebiete bestätigen auch unsere Monumente. Herodes der Grosse lässt sich vor dem Tempel des Himmelsgottes Paw>2 (pr Vosür, Hauränische Inschrift nr. 2) zu Sia eine Statue errichten, Wappineron 2364. Eine Weihinschrift vor einem andern hauränischen Tempel (in MuSennef) feiert denselben Agrippa l.. welcher doch sogar nach der Überlieferung der Schriftgelehrten in Jerusalem von den Priestern als ein echter Jude anerkannt wurde! Wp». 2365 — WETZSTEm 30 u. s. w. Dass sich unter solehen Fürsten Jüdische a Art ausgebreitet habe. ist wenig wahrscheinlich und wird dureh Nichts bezeugt. Wir finden denn auch auf diesem ganzen Gebiet bis zur christlichen Zeit nur reines Heidenthum, heidnische Tempel, heidnische Namen. Die Leute mit >® machen keine Aus- nahme. Die Inschrift von Memphis ist dem Apollo, Zeus und anderen Göttern geweiht: die darauf vorkommenden Namen mit >8 werden also kaum ganze oder halbe Juden bezeichnen. AvvyyAss errichtet in Kerak (Haurän) dem Au Mapw& r& zugiw einen Bau Werzstein 183: TavvnAos in Dämä einen solehen der Adyv& er xupia (wohl Allät) WeErzsteis ı 19 = W». 2453 (vergl. 2081. 2216. 2308. 2345. 2410. 2453. 2461; WETZSTEIN DOT) Ovaddyrcs MaSeiov? red OvaodyAov hat sich im Jahre 151 bei einem Tempelbau betheiligt W». 2372 u.s. w. Wir müssten denn doch starke positive Gründe haben, um anzunehmen, dass 7A in diesen Inschriften irgend vom Judenthum ausgehe! Und wie steht es num gar mit der Benennung eines heidnischen Gottes jener Gegend als x? Das kleine Bruchstück einer Inschrift aus Si’a mit aramäischen Charakteren nennt denselben Gott, welcher auf einer anderen (aus Bostra) Txp nos (pr Vocür, Nab. no. 4) heisst, 72p >X n. V., Haur. 5. Sollte dieser Heidengott auch unter den Schutz des jüdischen Tem- pels gestellt werden? Da xp entschieden arabische Form trägt, so werden wir auch >8 hier für arabisch halten, und der nabatäische Unterthan >w%0:, welcher im Jahre ıı des Königs => (= sl), d. i. entweder um 40 v. Ch. oder um 50 n. Ch., diesem x? eine Weih- inschrift setzt D. V., Nab. 4, ist sicher auch ein Araber, kein offener oder geheimer Jude. Dass >® in diesen Gegenden so häufig ist. spricht allein schon dafür, dass es nicht fremder Herkunft war, zumal speeifisch israeli- ı M. Sota 7. 8. Sifre zu Deut. 17, 15. Letztere Stelle verdanke ich DERENBOURG, Hist. de la Palestine,. 216, dessen Urtheil über diese »race maudite« (S. 222) ich durchaus beistimmen muss. 2 Der Gen. Ma«Ssrov noch (J4559; MaStov C.J4593, vergl. MeSou WErZSTEIN ne: ; aram, in Palmyra sm Ma«SS«; in Edessa (christlich) M«S« ZDMG XXXVI, Tab. (S. 166). NöLpere: Elohim, El (6x .om>s). 1185 tische Bildungen mit 17°. ”. 7° ganz fehlen', während doch Herodäische Namen viel gebraucht wurden”. LasarpE meint allerdings. von dem »in den Bahnen «des Esdras wandelnden Israel« sei >® »als einer von ihm persönlich überschrittenen niederen Stufe der Offenbarung ange- hörig« betrachtet: »erklärt das nicht, warum Auranitis, Idumäa. Palmyra mit >shaltigen Namen so reich gesegnet” erscheinen? Alle wor m und alle, die auf dem Wege waren es zu werden oder werden zu wollen, feiten sich nach Esdras mit dem Namen >x: sie bekannten sich dureh ihn zum „si! „>. vielleicht nur zum „ss emD« (a. a. OÖ. S. 179). Wenn nur die erste Voraussetzung zu begründen wäre, dass es dort so Viele gegeben habe. die sich in irgend einer Weise zur Proselytenstellung drängten! Und es heisst doch eine rührende Bescheidenheit bei den stolzen Arabern voraussetzen, dass sie sieh, bei aller Sehnsucht nach dem’Heil von Jerusalem, mit Be- wusstsein der Namen enthalten hätten. welche das ganze und volle Judenthum ausdrückten. wohl aber mit Eifer nach solchen gegriffen hätten, die, sie (angeblich) als Juden dritten Grades bezeichnen sollten. Das war wohl so die Stellung von Leuten wie der Araberhäuptling Zabdiel (1. Makk. ı1, 17) oder der Nabatäerkönig >821! Und aus- drücklich hebe ich noch einmal hervor, dass sich auf den sehr zahl- reichen Inschriften der hauränischen und benachbarten Gebiete (der späteren römischen Provinz Arabia) keine Spur von Judenthum zeigt, aber der regste Eifer für alle möglichen heidnischen Culte. Man könnte aber in anderer Weise bestreiten, dass dies 5X eine arabische Form sei. In jenen Ländern, welche in den betreffenden Perioden von nabatäischen und vielleicht noch anderen Arabern be- wohnt wurden, hatten vorher überall oder doch auf grossen Strecken Hebräer im weiteren Sinne gewohnt. Dass die Moabiter »hebräisch« sprachen, wissen wir jetzt; daraus lässt sich ein Schluss auf die Ammoniter ziehen. Auch von den Edomitern ist zunächst am wahr- scheinlichsten, dass ihre Sprache der israelitischen sehr nahe stand. Vielleicht sprachen selbst manche der Nomaden wie Midianiter u. s. w. nicht eigentlich arabisch, sondern eine hebräische Mundart. Als nun die Nabatäer, echte Araber, vordrangen, könnten sie immerhin den auf jenen Gebieten einheimischen Gottesnamen ausser den oben S. 98 genannten edomitischen Namen mit >8 vgl. noch die Orte Sum ! Den mas 7257 mw Neh. 2, 10, 19 wird man nicht als Gegeninstanz gebrauchen wollen. a “Howöns, “Haoöns War 2: DAS 3a WETZSTEIN 113). 2547. "AgysAaos Wp. 2145. 2543. Besonders beliebt waren selbst noch lange nach dem Untergang des Geschlechts, die Namen ®:Arrros (auch der Kaiser Philippus Arabs war ja ein Hauränier) und "Aygırmas. * Ich kenne aus Palmyra nur drei solche Namen. 1186 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. Num. 21. 19 und m5y58' — angenommen und selbständig verwendet haben. Aber auch diese Annahme hätte grosse Bedenken gegen sieh. Die Beliebtheit von 5x, während sonstige hebräische Elemente in diesen Namen kaum nachweisbar sind, spricht entschieden dafür, dass es den dortigen Arabern von Haus aus bekannt war. Übrigens dürfte man auch gar nieht ohne Weiteres voraussetzen. dass die nicht isra- elitischen Hebräer die Dehnungsgesetze unseres alttestamentlichen Textes angewandt hätten, dass auch bei ihnen also € zu € hätte werden müssen. Zine Entlehnung des Namens > von Seiten der Hauränier u. s. w. anzunehmen, sind wir um so weniger veranlasst, je weiter derselbe überhaupt bei den verschiedensten Semiten verbreitet war. Dass ihn auch die Aramäer hatten, ist nicht zu bezweifeln’. Dann ist er, wie bekannt. bei den Himjaren beliebt”, die denn doch auch im sprach- lichen Sinne Araber sind. Da wäre es wohl verkehrt. ihn mit allen Kunstgriffen den arabischen Nabatäern rauben zu wollen, bei denen er so stark doeumentirt ist. Zudem lassen sich auch im Gebiete des Arabischen im engeren Sinne noch einige mit >8 (-) gebildete Namen nachweisen‘. Will man diese nun aber auch sämmtlich für versprengte himjarische Namen halten. so sprieht doch wieder die Schreibung I! Freilich auf einem Gebiete. um das zwischen den Kindern Lot's und den Yinksjordanischen Stämmen Israel’s viel gekämpft ist. ? Zu dem, was ich a. a. O. S. 772 beigebracht habe, fügt mir Roger1son-SmreH noch den sm>s ı Reg. 11, 23. Auf die uralten Namen >sın2 Gen. 22, 22f. 24, >smr Gen. 22. 2ı hätte ich mehr Gewicht legen sollen. — Noch immer kann ich mich nieht entschliessen, den Nisibenischen Götzen “>| — x as für eine Erdichtung zu halten, schon weil. wie ich bereits hervorhob, = bei den Syrern ganz ausser Gebrauch gekommen war, und besonders, weil in solchen Heiligenleben derartige Namen über- haupt nicht erfunden zu sein pflegen. Die Lesart der Pariser Handschrift \y.>l. auf welche Bıekerr aufmerksam gemacht hat (Conspeetus rei Syrorum literariae 26 Ann.) und die mir Zorensere bestätigt, ist sicher nur eine Entstellung. Natürlich würde ich aber auf diesen Götzennamen allein keine Schlüsse bauen. — Nicht sicher beweisen lässt sich bis jetzt. dass die Aramäer €/ gesprochen hätten, so wahrscheinlich es ist. ® Hierher gehört schon +7m>5x Gen. 10, 26 (vergl. +7>s mit 7 — 77 &,) und Syras Gen. 10. 28 (wozu mir D. H. Mürrer als schlagende Parallele den himjar. Namen -rfss=s giebt). — Hypothesen über urzeitliche Wanderungen aus Palästina nach Jemen zu machen. bloss um das Vorkommen von >s hier zu erklären, haben wir keine Veranlassung. i [ch hebe noch einmal hervor, dass bei den Arabern allmählich einfache oder vereinfachte Personennamen durchaus das Übergewicht bekommen haben, so dass wir unter den Tausenden. die uns bekannt sind, verhältnissmässig wenige finden, in denen Götternamen vorkommen, und zwar stets im Genitiv. nie mehr als Subjeet. — Zu dem, was ich a. a. O. 768f. gegeben, füge noch ale bei den Kelb (Muh. b. llabib ı5 paen.). NöLpere: Elohim, El (Ss ‚orös). 1187 mit x dafür, dass hier ein langer Vocal war'. Nun drücken (die Araber ursprünglich kurzes Zi (e) vor auslautendem Wurzeleonsonant in himjarischen Namen wirklich als kurzes / aus, z. B. in 05 = 2» (in verschiedenen Personennamen). in den Personennamen „zu = DI, = 1mmT, „= md, den geographischen Namen ei — U som, Adle’ — ven, J:b = 5m). Natürlich liesse sich denken, dass trotzdem bei einsilbigen Wörtern wie >8 eine Dehnung stattgefunden haben könnte, aber besonders wahrscheinlich ist das doch nicht. Wenn nun in Hamdäni’s Iklil. wie mir D. H. Mürrer schreibt, einige alte Namen auf >x mit $ geschrieben werden, z. B. N 85%, Se. I on, so darf man darin wohl eine ee W iedergabe der himjari- schen Schreibung sehen; der genannte Gelehrte hat ja eben bewiesen, dass die jemenischen Antiquare die alten Inschriften noch lesen, freilich nieht mehr verstehen konnten‘. Dafür, dass 58 einen ursprünglich langen Vocal hatte, sprechen also sehr erhebliche Thatsachen. Dagegen dürfte doch nieht auf- kommen, dass LasarpE eine »neutropassive« Form, die sich dann allerdings für >® herausstellt. einem Gottesnamen nicht angemessen findet’. Ich denke, sehon 7>, 7>, ”»° können uns über dies Bedenken hinwegheben, noch mehr der genau so gebildete Gottesname’ TE. ! Der sicher aus dem Himjarischen Ve stammende Name nei wird auf der Inschrift vom Jahre 568 Mm (Hei) ( AP)r«gan”cos geschrieben. Der Vers des “‘Amr b. Ma’dikarib bei Ibn Doraid 243. 5 bestätigt die Messung sarahilu. 2D. H. Mürrer, dem ich einen Theil dieser Beispiele verdanke. macht mich © dazu auf p»» oroı — ru u in einer noch nieht publieirten Inschrift aufmerksam. u gr ® Noch jetzt üblich. ' Siidarab. Studien 15 ff. (Wiener Sitzungsber.. phil.-hist. Classe 1877. April ı 15 ff.). Man könnte übrigens auch annehmen. dass | hier ein Ausdruck für € sein soll. wie sich zuweilen jap! neben a2 für persisches Abarwez und Ähnliches findet. 5 Orientalia II. 8; Gött. Nachr. a. a. O. 187ff. — >7 ist allerdings aus dieser Reihe auszuschliessen. nieht etwa. weil es nieht gut hebräisch wäre. sondern weil es zu vr” gehört: s. die Zusammenstellungen in Dirımann’s lex. aeth. 309 sq. Vrel: dazu noch herauwi »verlobt« im Mehri ZDMG XXVI, 264. £ % In der Inschrift von Memphis genau vocalisirt wie >x: Kosyngos; das kann natürlich nicht heissen »Kos ist Client«, sondern nur »Kos ist Patron«. Wie Jar und 3% ei &» kann auch „> beide Seiten des Verhältnisses bezeichnen; eine sichere Stelle für die allerdings seltene Bedeutung »Patron« ist Hamäsa 148. 7 Siehe n. A. die alte Gemme mit vs> oder 27:35 pe VoctE,. Melanges arch. 77- 77 Die Entlehnung aus dem Assyrischen wäre doeh erst zu beweisen! I1SS Nachträel. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. © wuhs Wenn Semiten den »König« JA und den »Mann« \>, mit »neutro- passiven« Formen bezeichneten. konnten sie ja wohl auch einen Gottesnamen der Art gebrauchen‘. Also auch aus dem Grunde. dass >8 wahrscheinlich einen ur- sprünglich langen Vocal hat, ist Nester's Ansicht kaum zulässig, dass es der Singular von ZN sei. Endlich würde diese Hypothese zu äusserst bedenkliehen weiteren Annahmen nöthigen. zym>s oder eine ihm genau entsprechende Form müsste schon im Ursemitischen von >8 gebildet sein und schon da einen secundären Singular i/dh (oder ähnlich) erzeugt haben. der dann im Hebräischen wieder ziemlich vergessen. im Aramäischen und Ara- bischen aber. zur Herrschaft gelangt wäre. Der Ausgangspunkt der Untersuchung. die Seltenheit des hebräischen 78, würde dabei übri- gens für diese Frage alle Bedeutung verlieren. Dass diese ganze Annahme sehr unwahrscheinlich wäre, muss Jeder zugeben. Trotzdem würde ich sie, zumal das Zusammenstimmen aramäischer und arabischer Formen die um A vermehrten Plurale als ursemitisch erweist, immer noch eher billigen, als die andere, von NEsTLE selbst aufgestellte Vermuthung, aramäisches ildh, aldh und arabisches dh seien dem Hebräischen entlehnt. ‚Dies müsste, da das Aramäische in ilah d zeigt, schon zu einer Zeit geschehen sein, wo auch die Hebräer noch so, ohne Übergang des d in d, sprachen. Wie sie jedoch in so alter Zeit zu einem solehen Einfluss auf grosse Nachbarvölker gekommen sein sollten, um ihnen gerade ein derartiges Wort zuzuführen. ist unerfind- lich. Aber selbst wenn man die Hypothese so vereinfacht, dass man eine seeundäre Bildung ildh (aus avr>s) schon in die Zeit verlegt, wo wenigstens Hebräer und Aramäer noch dieselbe Sprache redeten — wobei aller- dings wieder die Thatsache, welche diese Untersuchung veranlasste, für sie bedeutungslos würde —, böte sie die grösste Schwierigkeit. Nestee führt ja selbst an, dass ms auch den Himjariten bekannt war. Die Entlehnung durch sämmtliche Araber müsste also doch in eine uralte Zeit hinaufgehen, für die wir durchaus nicht berechtigt ! Wagten die Äthiopier ja sogar, Gott auch ll (üırroe) zu nennen mit einer - Bildung. wie mewüt »todt« und verfallen daher durchaus der ygapr areßeies, welche LaGarpe Gött. Nachr. a. a. ©. 188 gegen mich zu erheben scheint: »Es ist Hrn. Nöldeke aufbehalten gewesen aus Gewohnheit und Gedankenlosigkeit thaten es vor mir alle, . . « . - . = * ” die sich zur Sache geäussert haben —, es ist Hrn. Nöldeke aufbehalten gewesen, >8 Gott asısdrücklich mit r= £ot auf Eine Stufe grammatischer Werthung zu stellen.« Es war anch wohl nicht schön, Gott zu benennen ss sd). da dies dieselbe Bildung wie aa ist, 77>2, das grammatisch mit jras, wir; (Ssmer up; Sm 7772 vr). das mit om in eine Classe gehört u. s. w. Man lasse doch die Theologie aus der Grammatik fort! NöLpeke: Elohim, El (x ‚amas). 1189 sind. einen grossen religiösen Einfluss der Hebräer oder Aramäer auf die Araber anzunehmen. Wollten wir aber auch einmal das him- jarische >8 ignoriren oder dureh neue Künsteleien zu erklären suchen. so ist doch schon die Entlehnung des arabischen dh aus dem Ara- mäischen äusserst unwahrscheinlich. Selbst für die Jahrhunderte vor Muhammed, in denen mit so vielen anderen Culturwörtern auch manche religiöse Ausdrücke aus dem Aramäischen in’s Arabische gedrungen sind, dürfen wir nicht wohl annehmen, dass gerade das einzige Wort. welches »Gott« schleehtweg bedeutet. als Fremdwort eingewandert sei. Ein Wort für diesen Begriff mussten die Araber doch haben. Nun ist aber dh sicher uralt im Arabischen. Denn eben die Form s} beweist durch die ganz ungewöhnliche, nur noch bei RR SeE vor- kommende, Verkürzung ihr Alter und ihren starken Gebrauch. Dass die Araber, noch bevor sie den Monotheismus kennen lernten, auch einen determinirten Ausdruck für »der Gott« gehabt haben werden, darf man doch nieht in Abrede stellen. Dazu kommt allerdings noch die von Nestre abgelehnte, aber dennoch äusserst wahrscheinliche Erklärung der 'Arırar Herodot's als Fem. von idh wit dem Artikel x@SS. Die "Arıadr ist doch sicher nicht verschieden von der in der Nachbarschaft der Herodotischen »Araber«. im Nabatäerreich und in Palmyra, allein und in Personennamen mehrfach vorkommenden rx. Wir haben da r>x »die Göttinn in Salhad« ne Vosür, Nah. 6: raR »die Mutter der Götter« eb. 8; die Personennamen r>8271 eb. 2 und sehr häufig in Palmyra in der Schreibung n>271 ( )ux®arraSos. Vaha- * lathus? (= WW! os Ibn Dorasd 375,2), mo (u) „) Pal- myta, BEUW. 150; 15539 (=* EN 8) eb. 94; nase (=*wüÜl ar, eb. 7. 54. Die genaue Aussprache haben wir in der im Korän und ! Beiläufig bemerke ich. dass ohne Artikel im classischen Arabisch ws) die S 5 äusserst selten vorkommt; einige Fälle in allein übliche Form ist. neben welcher ww ah: unseren Ausgaben werden auf Versehen beruhen. Dagegen kommt wiederum wu 4 nur ganz vereinzelt bei Dichtern vor; viel häufiger ön!. ® Auch übersetzt "A-Smvodwgos. ® Diese drei kenne ich im Arabischen nur in den durch Weglassung von NL oder einem andern Gottesnamen vereinfachten Formen 3. Az (Aßdos Wp 2008: es — n 0,2 in der Doctrina Addaei), A (gerade bei den Stämmen der syrischen Wüste be- liebt, s. Muh. b. Habib 14). 1190 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. ı“. sonst erhaltenen Form wSÜ}, die sich ja auch noch in den Namen >06 Br pl) AS ENTER se Ibn Dor.a.a.0.; ol u; eb. 2; SU „se Azragi 123, 15 wU uü WÜstEnkELD, Stammt., findet.' Wir dürfen also ruhig annehmen, dass die Araber schon im grauen Alter- thum idah, aliläh hatten und daraus in derselben Weise, wie die Aramäer xnrm>8’, ein weibliches al’ilähat bildeten, welches im Lauf der Zeit zu allät wurde, wie aliläh zu alläh. Damit wird aber eine Ent- lehnung aus dem Aramäischen undenkbar. Die sprachlichen und historischen Gründe, welche ich gegen die Ansicht, >8 sei der Singular von 2x und ddh, MR secundär, aufgeführt habe, sind, das weiss ich wohl. nicht alle von gleichem Gewicht. Aber wenn schon der eine oder andere für sich allein jener Hypothese höchst gefährlich sein dürfte, so genügen alle zu- sammen gewiss, sie zu beseitigen. Da nun also >x wahrscheinlich einen ursprünglich langen Vocal hat. so bleibt immer das Nächste, es mit Y>8 zusammenzustellen. Diese hat die Bedeutung »voran sein«. Wären selbst alle anderen Stützen dieser Annahme hinfällig’. so bliebe immer das aramäische xo"8 und das arabische Ss im Zusammenhang mit >87 (817). Auch 4 - . r - “ r > - ’ ! Durch das lange @ wird die von NesrrEe hingeworfene Vermuthung. Arıar sei möglicherweise das Fem. von > mit Artikel (a. a. Ö. 252). widerlegt. 2 ® U. A. in den Namen zweier Dörfer bei Haleb SI, und gl 5 (Jäqüt s. v.) — Arabisch XS) als Ortsname s. Bekri s. v. (wonach Einiges bei Jägüt s. v. zu berichtigen). ® Dass «ır, oıRe u. s. w. im Koptischen »Widder« heisst, bestätigt mir Dünıchen. Ebenso. dass ssısovr., zısouA, ı0vR u. Ss. w. »Hirsch« sei. Im Altägyptischen bezeichne ar oder al, je nachdem. den Ziegen-, Antilopen- oder sonst einen Bock. Die Wurzel bedeute »aufstürzen«. Die Etymologie passt gut, aber man kann doch fragen. ob en Wort wie >s nicht eher von den semitischen Hirten zu den Ägyptern gekommen “ er 7 ar 17 Er . ” .,*. r sein sollte als umgekehrt. Für >s. DI, 1, äth. Aajal ist der semitische Ursprung noch wahrscheinlicher. aber freilich ist bei diesem Worte die Ableitung von der Be- dentung »vorne sein« bloss möglich. * LaGarneE beruft sich a. a. 0. S. 183 auf Gauhari. Lane und Dozy für die > Ableitung von je) aus x. »Schön finde ich es nicht, dass Hr. Nöldeke Lane, Dozy und Gauhari hier ganz mit Stillschweigen übergeht: mir wiegen die Namen Lane, Dozy. Gauhari schwerer als der Name Nöldeke, selbst wenn dieser Name den andern Namen Gesenius zur Beilage hat.«c Also Namen gegen Gründe! Nun, Lane und Dozy haben mit ihrer Anordnung schwerlich aussagen wollen. dass sie von der Ableitung aus dw überzeugt seien; sie folgen nur der in den Wörterbüchern her- kömmlichen Weise. Übrigens eitirt Lase selbst die Ansicht eines älteren arabischen Nörpexe: Elohim, El (es ‚ombs). 1191 U das arabische N »regieren«! (wozu das ganz gewöhnliche xLN) gehört sicher hierher. "Trotzdem muss ich gestehen, dass ich jetzt jene Etymo- logie nicht mehr so fest halte wie früher. Es liesse sich denken, dass 8 »Gott« ein altes Bilitterum wäre, das man schon in der semiti- schen Urzeit durch Verlängerung des Vocals in die Analogie der Trilittera hineingezogen hätte. Denn derartige Vorgänge, die wir gerade bei den gebräuchlichsten Substantiven (N, 2%, 82, mo u. s. w.) in der späteren Entwicklung mannigfach beobachten können’, haben sich vermuthlich auch schon in der Zeit vor der Trennung der semi- tischen Sprachen in ziemlichem Umfange ereignet.” Nicht bloss steht neben 5X »Gott« das gemeinsemitische öi/dh »Gott«, sondern auch noch einige andere bedeutungsverwandte und sehr ähnliche Formen. »Götter« ist im Himjarischen r>s>s, was man kaum anders als *x59} oder etwa "AABAT umschreiben kann. Das lässt sich gewiss nicht direet von iläh ableiten, sondern höchstens durch einen Metaplasmus der Wurzel- gestalt von €; natürlicher ist es aber, auch für den Singular eine, vielleicht ungebräuchliche, Form med. gem. anzunehmen. Da wir nun im Hebräischen >’>s Jes. 10, 10 (gewöhnlich im Plural o7>°>s) »Götze« haben, so kann man kaum umhin, dies mit jenem n>8>X zu verbinden." An einen Zusammenhang von v8’, „} »schwören« mit maR »Gott« haben schon Mehrere gedacht; neben diesem steht nun wieder Iwe Sprachgelehrten, dass es) die Wurzel von el sei. Lacarnpe hätte auch noch Ewarn (gr. ar. I, 235), Freischer (Beiträge 1870, 282) nennen können, um so mehr als sie sich ausdrücklich für die Ableitung von Se erklären. Er hätte auch an- führen können, dass einige arabische Gelehrte sogar die Ableitung von os angenommen haben. Das Alles kann aber nicht bestehen gegenüber der Thatsache des aramäischen soys »Anfang». »Vorhersein«. Dies ist durch die in den »landläufigen Lexica« ge- gebenen. Stellen völlig gesichert; dreizehn davon sind aus dem officiellen Propheten- targlum, so dass an eine Entlehnung aus dem Arabischen nicht zu denken ist. ‘ Kämil 535. Die Bedeutung dieser Wurzel wäre also ähnlich wie die des griech. «2%, »voran sein«, »herrschen« u. s. w., s. Currıus, Etym. 189f. ® Zu dem, was ich Mand. Gramm. $ 87 hierüber gesagt habe, liesse sich noch Vieles hinzufügen. Merkwürdig ist, dass sich gerade von diesen Wörtern mehrere im Ägyptischen wiederfinden. ® Ein solehes Wort könnte z. B. auch imm Mütter « sein. * Ich wage nicht, die in einer Handschrift des Iklil nach einer Mittheilung D. H. Mürrer’s öfter vorkommende Schreibung AS» mit = zu verwerthen; die Autorität einer sehr jungen Handschrift ist dazu nicht ausreichend. — Die hebräischen Propheten sahen in >>s »Götze« natürlich bloss 5x us »elend«, aber ursprünglich wird das nieht sein. — Wäre nicht rbs U}, so könnte man Herodot'’s "Arıer zu diesem Worte ziehen. ° Darin, dass hebr. ">x sein x immer festhält, darf man wohl nicht einen Über- gang in der Bildung » sehen, sondern nur einen Fall, ähnlich wie bei DAN, rs im st. c. Sitzungsberichte 1882. 102 1192 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 23. November. 5 W, das nur durch falsche Erklärung von Süra 9, 8 und verkehrte u Gelehrsamkeit die Bedeutung »Gott« erhalten hat und nach den Belegen bei Ibn Anbäri, Addäd 254' »Eid«, resp. »eidliche Verpflichtung« bedeutet. Dazu kommt das phönieische a8, st. c. >, bei dem die Vocale als alonim gesichert sind, aber nicht feststeht. ob das a lang oder kurz, auch kaum, ob das / einfach oder verdoppelt ist. Wie sein Singular lautet, wissen wir nicht; 58 (O8) bildet im Phönieischen zbx (er). Man sieht, wir haben eine Sippe semitischer Wörter, die »Gott« oder eine Ableitung von »Gott« bedeuten (oder zu bedeuten scheinen) und bei denen das 8 und > allein eonstant sind. Da ist es allerdings höchst misslich, eine Etymologie zu geben. j Es ist nicht das erste Mal, dass ich beim Abschluss einer Unter- suchung rathloser bin als beim Anfang. Aber, mag auch der etymo- logische Zusammenhang dieser Wörter sein, welcher er will, das scheint mir gesichert, dass sowohl £/ wie ildh schon vor der Trennung der semitischen Völker neben einander bestanden haben. ' Unter denen aber 254, 5 und 7 von der Koränstelle abhängig sein werden. 1193 Zum Münzwesen Athens. Von Jon. Gust. DroYsen. (Vorgelegt am 21. December 1882 [s. oben S. 1173|.) I. In den Bemerkungen zum Finanzwesen des älteren Dionys von Syrakus ist gelegentlich erwähnt worden, dass von den Sachkundigen das Silbergeld der guten attischen Zeit dem Gewicht nach in zwei Arten unterschieden werde, in der einen, der früheren die Tetradrachme die Drachme bis zu 17.464 Gramm, 4.366 Gramm, in der anderen, der späteren bis zu 17.34 » 4.336 » Ist man befugt, in diesen Ziffern normale Gewichte zu erkennen? Es mag dahingestellt bleiben, ob die sogenannten Wappenmünzen, ohne Schrift und auf der Rückseite so gut wie durchgehend mit dem Quadratum incusum, attische Münzen sind; die erhaltenen Stücke sind ausser kleineren Nominalen meist Didrachmen, einige Drachmen, wenige Tetradrachmen; sie reichen hinauf bis 17.40 Gramm, 8.59—8.7ı Gramm, 4.20 Gramm, sie sinken hinab bis 17.00» eK) » 3.90 » Aber eben so sinken die sicheren attischen Tetradrachmen und Drachmen. Bei dem verschiedenen Zustand der Erhaltung oder Abnutzung dieser Münzen ist auf dem Wege der Wägung kein sicheres Maass für ihr normales Gewicht zu gewinnen. Damit ist ein Punkt berührt, über den zwei der jetzt namhaftesten Numismatiker verschiedener Meinung sind. Nach Hrn. FRIEDLAENDER'S Ansicht (v. Sarrer Numis. Zeitsch. IX. S. 101) muss man, wenn durch Wägungen das normale Gewicht eines Nominals festgestellt werden soll, dem Gewicht des besterhaltenen Exemplars immer noch etwas hinzurechnen. Hr. Imnoor-BLumer dagegen meint, dass das nur für Goldmünzen insgemein, für Silbermünzen nur bei denen, die nach dem fünften Jahrhundert geprägt sind, gelten könne, da vor dieser Zeit gleiche Nominale in Silber, selbst solche, die noch fast stempelfrisch erscheinen, oft um ein Merkliches differiren (in den Monats- 102° 1154 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. berichten der Berl. Akad. 1866, S. 656 und mit einigen Erweiterungen in dem Annuaire de Numismatique 1882, Separatabdruck S. 5). Solehe Differenzen — und in einzelnen Fällen steigen sie bis zu ı0o Procent —- konnten nur bei höchst unzulänglicher Justirung ent- stehen; sie mussten den Verkehr, wenn es sich um irgend namhafte Summen handelte, in unerträglichster Weise stören. ja dahin führen, dass man im innern Verkehr bei 100, bei 50 Drachmen schon nicht mehr zählte, sondern wog, Agio forderte und zahlte, kurz alle wesent- lichen Zwecke die mit der Prägung von Staatswegen erreicht werden sollten, einbüsste. Die Athener rühmten sich das schönste Silbergeld zu haben: »rein und fein« (o0 xexı@dnreuuevov) »von richtigem Gewicht« (ep$@s xordv) »wohl geprobt« (eV xexwowviouevov). Arist. Ran. 720. Dass sie teehnisch genau zu justiren verstanden, zeigt ihre Goldprägung'; wie sollten sie nicht auch ihr Silbergeld nach fester Norm geprägt, wie namentlich ihr Grosstück. die Tetradrachme, nur so ungefähr richtig »bis gegen 17.50 Gramm« ausgebracht haben? Und eben so andrer- seits: »fremde Kaufleute« sagt Xenophon. »die für ihre Waaren statt Rückfracht aus Athen attisches Silbergeld heimbringen, machen ein gutes Geschäft; denn wo immer sie es verkaufen, erhalten sie Auf- geld;«? natürlich weil es mehr werth war, mehr Silber enthielt als z. E. syrakusische Tetradrachmen nach demselben Münzfuss, die jenem an Kunst und Schönheit weit überlegen waren. Also man verstand sehr wohl den Feingehalt zu erkennen und zu eontroliren; wie der Trapezit, der Argyrognomon dabei verfuhr, wissen wir nicht. ® Silbergeld verliert durch die Cireulation nicht unbedeutend an Gewicht. Nach den von Karmarsen (Handbuch der Technologie I. ! Der attische Goldstater wiegt in den erhaltenen Exemplaren bis 8.60 und 8.64 Gramm. Nach den Wägungen des Berliner Münzeabinets geben die ausgelegten Stücke derastatene Nee 8.60 Gramm, der halbe Stater ...... 4.30 » der viertel Stater ..... 2.144 >» der sechstel Stater .... 1.435 » der zwölftel Stater..... 0.715 » also das letzte Stück, der Goldobol, nur um 0.0016 weniger als !/,; von 8.60 Gramm. Weitere Nominale giebt Beule Monnaies d’Athenes p. 42. nämlich Goldstückchen von 0.55—0.35 (Halbobolen) — 0.17—0.8 Gramm. Die kleinsten attischen Silbermünzen, der Halb- und Viertelobol, die als !/ und !/,; Drachme wiegen sollten, wiegen noch OO THEIR SEELE 0.35 ONSONLEE An 0.18 und das, obschon die kleinsten Stücke in derCireulationnatürlichsicham meisten abnutzten. . x 3 ? . ? Xenoph. de redit. III. 2 Astov rov ABY,etou Aauavovres. 3 i »moti SUGAR zo ÜnEDcer EN NER ES as Luecian Her mebim. c. 64 za ÜmaEYEw Tor Hark TOUS EpyUgoyvwnovas Ötceyeyuwnszew * re dozına za ar dOnAa, Zar & TRORAERDOUNEVG. Droysen: Zum Münzwesen Athens. 1195 S. 545) angestellten Wägungen zahlreicher Thalerstücke von ı857 hat Jedes in Procenten des ursprünglichen Gewichts durchschnittlich eine Jährliche Minderung von 0.0242 erlitten. Dürfte die Cireulation attischer Tetradrachmen eben so rasch und angreifend gedacht werden wie die der Thaler Vereinsgeld von 18.51 Gramm, so würde die Tetradrachme von 17.464 nach 10 Jahren auf 17.42, nach 50 Jahren auf 17.25, nach 200 Jahren auf 16.61 gesunken sein. Ihr Umlauf war vielleicht minder hastig, dafür ihr Silber weicher als das mit 10 Procent Kupfer legirte Silber der Thaler. Wenn die Legirung des älteren attischen Silbers, wie nachgewiesen ist, nur 2 Procent betrug, so verlor das Geldstück um so schneller an seinem Gewicht. ' Dass die zu leicht gewordenen Zehn-, Vier-, Eindrachmenstücke weder verrufen noch zu vollem Werth eingezogen wurden. scheint aus dem Zustand der erhaltenen Stücke sich zu ergeben. N. Sicherern Boden für unsere Frage geben die noch vorliegenden positiven Zeugnisse über die Normirung des attischen Silbers seit Solon. Freilich sind es drei von einander abweichende Angaben, mit denen man zu rechnen hat. ı. Plutarch giebt nach Androtion an (Sol. 15): »Solon habe die Mine auf 100 Drachmen gesetzt, während sie bis dahin nur 73 gezählt habe,« — wie längst anerkannt ist, ein verkehrter Ausdruck Plutarchs, der in seiner Quelle gefunden haben mag, dass Solon aus 73 alten Drachmen 100 neue gemacht habe. 2. Ein Volksbeschluss aus später, vielleicht mithradatischer Zeit (C. 1. A. II. 476) sagt: die Handelsmine (4 wa % eumrepixn) soll wiegen 38 Drachmen nach den Gewichten in der Münzanstalt (ges r2 oraSuz Ta &u To dpyupexoreiw). Also nach den Normalgewichten für die Prägung ist hier die Regel für das Handelsgewicht bestimmt. 3. Böckn (Metrol. Untersuchungen S. 120) hat höchst scharfsinnig aus einer Stelle des Priseian® nachgewiesen, dass nach Dardanos, auf ! Dass von den uns erhaltenen Tetradrachmen zahlreiche unter 17.00 ja unter 16.50 Gramm wiegen, scheint zu erweisen, dass auch die arg abgenutzten Stücke noch in Cours blieben. Man könnte versuchen aus ihrem Gewicht zu berechnen, wie lange sie in Cours geblieben, wenn man genau sagen könnte, wie viel sie bei ihrer schwachen Legirung durchschnittlich im Jahr verlieren mussten, und mehr noch, was die späteren Jahrhunderte, wo so viele von ihnen, in der Erde oder den Trümmern des Alterthums gefunden, als Agraffen, Halsschmuck. Gehänge u. s. w. getragen worden sind. von ihnen abgenutzt haben. . ® Priseians Worte sind: (de figuris numm. e.2 p. 319 ed. Krehl): talentum Atheniense parvum minae octoginta et unciae quattuor. 1196 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. den sich Priscian beruft, das Verhältniss des Handelsgewichts zum Münzgewicht auf 100: 138°/, normirt gewesen ist. Dass durch die solonische Reduction ein Talent geschaffen wurde von 26 196 Gramm Gewicht, erhellt wohl mit Sieherheit aus der in einem frühern Vortrag besprochenen Reduetion des alt - sieilischen Litrensystems und die Begründung des reducirten auf den Nummos, d. h. auf die attische Didrachme zu 8.732 Gramm. Und wenn das solonische Talent von 26 196 Gramm durch Reduction der Drachme nach dem Verhältniss von 73 : 100 entstanden ist, so war die .Silbermünze, die Solon vorfand und redueirte, nach lem Handelsgewicht, das spät hinab in Athen in Geltung geblieben ist, geprägt gewesen, das Talent zu 36 156 Gramm, die Drachme also zu 6.026 Gramm — d.h. nach dem sogenannten aiginäischen Fuss. Die folgende Tabelle giebt die Gewichte nach den vier genannten Systemen in Grammen: - Talent. Mine. Tetradrachme. Drachme. vorsolonisch ...... 36 156 602.6 24.104 6.026 ZU TOO 26 393 439.883 17.59533 4-3988 TODE SLESH- ir 26 196 436.6 17.464 4-366 »- 100: 138 /,.=..0 20.010 433-5 17.34 4-335 Wenn das Litrensystem, das vor Ol. 70 in Sieilien neu geordnet worden ist, auf ein Silbertalent von 26 196 Gramm führt, so muss man aus der freilich unklar von Plutarch ausgedrückten Angabe in den Atthis des Androtion entweder schliessen, dass nach Solon, — sagen wir in der Zeit der Peisistratiden -—- das Münzgewicht um ein nicht Unbedeutendes gemindert ist, von 26 393 auf 26 196, oder annehmen, dass Androtion’s Angabe nur eine ungefähre war (73 statt 72.5), dass er nicht eben die Absicht gehabt hat, mit der Genauigkeit eines Wardein zu sprechen. Wenn der Volksbeschluss aus später Zeit die Drachme des Handels- gewichtes nach den in der Münze aufbewahrten Normalgewichten für die Silberdrachme bestimmt, und diese auf ein Talent von 26 196 Gramm führen, nach welchem schon vor Ol. 70 das sicilische Litrensystem regulirt worden ist, so hat in Athen für die Silberprägung vor 500 bis in das erste vorchristliche Jahrhundert dasselbe Normalgewicht für die Münzen bestanden. Dardanos, auf den sich Prisecian beruft, hat, wie neurer Zeit nachgewiesen worden ist, nicht vor der Zeit Constantins geschrieben: aber seine Schrift hat speciell die Gewichte (ep oraSuäv) behandelt; und da von attischer Silberprägung in seiner Zeit nicht mehr die Rede sein konnte, so bezeichnet seine Formel für das talentum magnum, Droysen: Zum Minzwesen Athens. 1197 wie er es nennt. nämlich 100: 138°/,, die Norm irgend einer Zeit des attischen Alterthums. und zwar eine solche, die gegen das Normal- gewicht in der Münze um etwas geringer ist (26 010 Gramm gegen 26 196 im Talent), aber in der Differenz zwischen den erhaltenen Tetra- draehmen bis zu 17.46 und denen bis zu 17.34 eine Bestätigung zu finden scheint. Giebt es eine Möglichkeit diese Differenz zu erklären und damit zu verificiren ? I. Die attischen Silbermünzen. abgesehen von denen aus der »Zeit der gesunkenen Kunst« etwa seit dem chremonideischen Kriege, seit Mikon und Eurykleides (Gesch. der Hell. II. 2. 56. und 210), hat man nach Technik und Styl, nach dem Schriftcharakter ihrer Beischrift. nach ihrem Gewicht in drei Reihen gesondert, die freilich chronologisch nicht gleichen Schrittes gehen. ı. Dem Gewicht nach. Es wird eine Tetradrachme von 17.67 Gramm angeführt (Mus. Britt. S. 125), die ganz isolirt steht!. Die schwersten Tetradrachmen von bester Erhaltung wiegen 17.44 bis 17.47 Gramm. Ein Dekadrachmon in dem schönen Exemplar des Berliner Münz- cabinets wiegt 42.70 Gramm, und in dem Exemplar des brittischen Museums 43.16 Gramm, Gewichte die für die Tetradrachmen resp. 17.08 und 17.264 geben würden. Wenn andere Tetradrachmen von bester Erhaltung 17.32 Gramm wiegen, so scheint man auf eine zweite Gewichtsart schliessen zu dürfen, die etwa bis 17.33 Gramm steigt. Es muss dahingestellt bleiben, ob als eine dritte Art die- jenigen zu bezeichnen sind, welche von 17.20 bis 17.0 und tiefer hinabsinken. Lassen wir zunächst diese dritte Art aus dem Spiel, so fällt es auf, wie sich die beiden anderen zu den aus dem Verhältniss 100: 138 und dem von 100: 138°/, entwickelten Gewichten, die wir als die normalen bezeichnen wollen, schicken: normal effeetiv Bach 100.:.138..,.. 172A04 17-47. bis.17:44 32 700 8 17.34 3 0 17.28, ' Ich weiss nicht, ob man recht thut, diese und einige Ähnliche Stücke, die von anderen Prägestädten vorkommen. mit der Bezeichnung »übermünzt« gleichsam zu rechtfertigen. Man müsste doch solche angeblich übermünzten Stücke erst genauer untersuchen, nicht bloss wägen. 1198 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. 2. In Betreff des Styls und der Besonderheiten des Gepräges verweise ich auf das von Numismatikern, namentlich von v. Prokesch- Osten (Abh. der Berl. Akad. 1848 S. ı) Dargelegte. Die Münzen aus der Zeit der »gesunkenen Kunst« oder «des neuen Styls«, — jene breitgeschlagenen, in ihrer Zeichnung des Athenekopfes und seines Sehmucks überladenen, auf der Rückseite mit Monogrammen, Per- sonennamen, Beizeichen gefüllten, — fasst man als eine »zweite Ülasse« zusammen, gegenüber denen der vorhergehenden drei oder vier Jahr- hunderte; man unterscheidet in dieser, der ersten Glasse, wie man sie nennt, eine erste Abtheilung »alterthümlichen Styls«, deren Typus in der zweiten und dritten Abtheilung, der des »strengen« und der des »vollkommenen Styls« im Wesentlichen festgehalten ist, in der Art, dass las quadratum ineusum der ersten Abtheilung auch in der zweiten und, wenn auch bescheidener, noch in der dritten sich bemerklich macht. Das Berliner Münzecabinet hat von der ersten dieser drei Ab- theilungen — und nur diese geht uns zunächst an — 36 Tetradrachmen, in vier Reihen (a. b. c. d.), deren Folge nach dem Styl und der Technik ihres Gepräges bestimmt ist. Die der Reihe a sind dicke klumpige Stücke, 24 an der Zahl, bis zu 17.36 und 17.44 Gramm an Gewicht, mit sicherem, wenn auch nieht besonders tiefem quadr. ine., — der Pallaskopf auf der Schau- seite alterthümlich, das Auge wie von vorn gesehen, meist sehr rund, in dem Ohr ein Zierrath —, der Helm mit einem Kamm und den Ansätzen des Busches. ohne anderen Schmuck, als dass die untere Leiste des Helmkammes über dem Nackenblech an das Helmrund sich kreis- förmig wie zum Halten anschmiegt; — endlich die Stirnhaare des Kopfes, bei einigen Stücken in vier bis sechs sogenannten Spucklocken wie angeklebt, bei andern wie gekürzt in parallelen Strehlen auf die halbe Stirn hinab hängend, bei andern in weichen Formen dem Ohr zu ge- kämmt. Eine von diesen Tetradrachmen ist gewaltsam, wie mit einer Axt, gekerbt, als habe man sehen wollen, ob die Münze subärat sei, wie in der Berliner Sammlung ähnlich eine attische Drachme, auch makedonische, bisaltische, edonische u. s. w. Münzen vorkommen; dass dies persische Marken, diese Stücke also älter als die Perserkriege seien, ist vermuthet worden, aber nicht zu erweisen. Die Reihe 5 charakterisirt ein reines und tiefes quadr. ine.; zwei von den sechs Stücken dieser Reihe haben auf der Rückseite den Ölzweig neben der Eule nicht links oben hängend, sondern rechts unten stehend, eine dritte statt des Zweiges die Mondsichel. Auf zweien ist das Stirnhaar der Pallas in Spucklocken endend, in den vier andern in parallelen Strehlen auf die halbe Stirn hinabhängend. Das Gewicht dieser sechs Stücke geht bis 17.16 Gramm hinauf. Droyssn: Zum Münzwesen Athens. 1199 Schon in dieser Reihe 5b ist ein Stück, dessen Schriftlinie sich den Umrissen der Eule folgend ein wenig biegt. In den vier Stücken der Reihe e kommt zu dieser Eigenthümlichkeit noch ein weniger tiefes quadratum incusum und auf der Stirnplatte des Helms drei stehende Olivenblätter, wie man sie bezeichnet hat. Auf einem dieser Stücke zeigt sich die kreisförmige Halte am Helmrund zu einem stylisirten Geranke entwickelt. Das Stirnhaar der Pallas ist bei zwei Stücken in parallelen Strehlen auf die halbe Stirn herabhängend, bei zweien in weichen Formen zur Seite gekämmt. dann gegen das Ohr im Wulst hinabgerundet. Auf der Rückseite zeigt sich bei dem Oliven- zweig die Mondsichel und ist der Ölzweig nicht dem rechten Winkel. in dem er steht, entspreehend gebreitet, sondern in zwei langen Blät- tern mit dem Fruchtstyl zwischen ihnen fast parallel herabhängend. Das Gewicht dieser vier Stücke reicht bis zu 17.08 Gramm hinauf. Endlich die Reihe d, zwei Tetradrachmen, die das Theta mit dem Kreuz haben. Die Form dieser Münzen ist nicht ganz so klumpig, wie die in der Reihe a, aber der Typus eben so einfach, ohne die drei Blätter auf dem Helm, das Auge der Pallas ebenso unperspec- tivisch gezeichnet, in dem der einen der Augapfel scharf bezeichnet, das Stirnhaar dieses Stückes in parallel überhängenden Strehlen, das des andern gewellt wie zur Seite gekämmtes Lockenhaar: der Haar- schopf, der unter dem Nackenblech des Helmes herabhängt, sauberer detaillirt als bei den anderen Reihen. Das Gewicht des einen Stückes ist 17.15 Gramm, das des andern 16.52. Da die drei stehenden Blätter auf dem Helm, die die Reihe « charakterisiren, in den Prägungen der nächstweiteren Abtheilungen der Classe I beibehalten sind, so wird man geneigt sein, diese Reihe c der Reihe d, welche diesen Schmuck nicht hat, der Zeit nach nicht vorausgehn, sondern folgen zu lassen. Zu dem Ölzweig auf der Rückseite wären drei Ölblätter auf der Schauseite ein Pleonasmus; und ihre Zeiehnung ist wenig charakteristisch, es könnten eben so gut andere Blätter, z. B. von der Myrthe sein: deren Deutung aus dem Harmodiosliede läge nahe genug. Und wenn ausser diesem bedeutsamen Helmschmuck auf den vier Stücken der Reihe c auch das Rund, in das die untere Leiste des Helmkammes ausläuft, hier zuerst zu einem zierlich stylisirten Geranke entwickelt, in den Prägungen der folgenden Abtheilungen typisch bleibt. so führt diese Reihe c um so deutlicher zu ihnen hinüber. Dass von den drei Reihen a, b, d die erste stylistisch und tech- nisch hinter der dritten merklich zurücksteht, dürfte wohl nicht ohne Weiteres für das höhere Alter von a entscheiden, wie denn selbst 1200 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. (lie recht unschönen Spucklocken, die der Pallaskopf in a und 5 häufig hat. noch auf den Vasenbildern aus «er Mitte des fünften Jahrhunderts oft vorkommt. 3. Die Beischrift und der Schrifteharakter. Sicher attisch sind uns nur die Münzen, welche das AOE als solche erkennen lässt. Erst mit dem Pallaskopf tritt diese Beischrift auf. Von den drei Buchstaben, die sie bilden. hat im attischen Ge- brauch jeder seine besonderen Wandelungen. die der Zeit nach nicht parallel gehen. Einen chronologisch ziemlich sicheren Anhalt bietet die sorgfältig gemeisselte Weihenschrift des Altares, den Peisistratos, des Hippias Sohn als Archon, also vor Ol. 67 dem pythischen Apollon errichtet hat ©. I. A. 1. 373°. Sie hat die drei Buchstaben in der Form A. E. ®. In denselben Formen giebt dieselben die Inschrift der von den Athenern in Delphoi geweihten Stoa ©. I. Ant. 3°: mv orodv xaı va omAla x]aı räxpurnpıa &rcvres rav molremwv]|, der deutliche Rest des o in dem letzten Worte zeigt, dass nicht IIepc@v dagestanden hat. Als älter erweiset sich der zweite, der attische Theil der soge- nannten sigeischen Inschrift ©. I. Ant. 492, indem er die Formen A£® hat und wechselnd vor- und rückwärts geschrieben ist. Freilich das A und gelegentlich auch das ® hat auch noch Euphronios in seinen rothfigurigen Vasenbildern gebraucht. Und A neben E und © findet sich noch in dem Verzeichniss der Gefallenen von Ol. 80 C.1. A. 1.433. Für unsern Zweck liegt weniger daran, wie spät hinab in Athen das ® und £ oder €, als wie hoch hinauf das © und E reicht. Unser einziger sicherer Anhalt dafür ist, so viel mir bekannt, dass sich auf einem Inschriftstein, der zu dem Eilbau der themistokleischen Mauer Ol. 75 (478) verwendet worden ist (©. L A. 1.479) © neben £ und A findet. In der wiedergefundenen Hermeninschrift (Mittheil. des Arch. Inst. in Athen V. S. 266), die früher nur und sehr incorreet in Fourmont’s Abschrift vorlag. kommt nebeneinander © und ®, ebenso £ und &, A. A und A vor. In dieselbe Reihe hipparchischer Inschriften scheint die in ©. IL. A. 381 mitgetheilte zu gehören, ein Epigramm des Anakreon, den nach dem Tode des Polykrates Ol. 64 Hipparch nach Athen berief; in sauberer Schrift giebt sie A neben E, ein Theta kommt in ihr nieht vor. Die gewiss alterthümlichste Form £ findet sieh in nicht wenigen Inschriften, welche © haben. wenigstens nach der Wiedergabe der- selben im €. I. A. ı; so 480. 482, auch ı8 und 27 nach den im Nachtrag gegebenen Abschriften, während die früheren vor KÖHLER E hatten. Droysen: Zum Münzwesen Athens. 1201 Aus den angegebenen Thatsachen lässt sich kein sicheres Resultat für die Chronologie dieser drei Buchstaben ziehen, nur das eine viel- leicht, dass © auch schon vor der Weihung des pythischen Altars. vor 01.67 neben ® in Gebrauch gewesen ist. Die in der Reihe a aufgeführten Tetradrachmen. die dem Styl nach für die ältesten gelten, haben AOE oder AO&. Von denen der Reihe 5 haben fünf AO&, eine AOE. Die der Reihe ce haben AO®. Die der Reihe d haben AB€ und 3®8A, das Kreuz im Theta hier liegend, da stehend. Auch der Schriftcharakter dieser vier Reihen zeigt einen gewissen Unterschied, nur nicht so, dass er der paläographischen Unterschieden- heit entsprechend sich vertheilt. Bald sind die Buchstaben wie mit einem Cantstichel eingeritzt, in einigen namentlich das € so, dass man in dem stärker markirten Endpunkt der Querstriche gleichsam das Einsetzen des Stichels zu bemerken glaubt: andere erscheinen rundlich erhöht, als wenn sie mit dem Boltstichel in die Stanze ge- graben wären: andere, in denen die Buchstaben einen platten Rücken haben, können nur mit einem Flachstichel eingegraben sein. EV; Auf die Frage, von der wir ausgingen, hat sich uns aus den Kategorien des Gewichts. des Gepräges, der Schrift keine genügende Antwort ergeben. Und auch nur wenig weiter führt ein technisches Moment, das bisher absichtlich übergangen ist. In der ältesten Technik des Prägens hat — abgesehen von gewissen grossgriechischen Münzen mit convexer Vorderseite und nur fast gleicher concaver Rückseite — nur die Schauseite ein Bildwerk, das sie von der in den Amboss eingelassenen Matrize durch den Prägeschlag empfangen hat: das quadratum incusum der andern Seite ist der Ab- druck der für den Schlag auf den Schröttling gelegten Stanze und ihrer Einschnitte, die wohl das Ausgleiten beim Schlage hindern sollten. Erst allmählig ist man dazu fortgeschritten, diesen Einschnitten eine regelmässige Gestalt, etwa die eines durch zwei Diagonalen getheilten Vierecks, zu geben, dann auch wohl, etwa in der Mitte dieser Vier- theilung, in einem kleinen oft kreisförmigen Spiegel ein Bildwerk zu schneiden — so in den ältesten Münzen von Syrakus einen kleinen weiblichen Kopf; erst allmählig erfüllt dann dies Bildwerk die ganze Rückseite und es bleibt das vertiefte Viereck nur eine Umrandung des Spiegels. 1202 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. In welchen Zeiträumen diese Übergänge sich folgten, ist nicht mehr ersichtlich: gewiss nicht überall in denselben. Die Münzen mit Pallaskopf und Eule, die ihre Beischrift als attische Münzen sicher stellt, beginnen erst nachdem die Technik die zuletzt bezeichnete Stufe erreicht hat. In (Aristot.) Oeeon. I. 5. wird von dem 'Tyrannen Hippias neben andern Geschichten angeführt, dass er das in Athen umlaufende Silber- geld verrief und ein neues Gepräge einführte." Die Nachricht mag. wie die meisten in dieser Schrift, aus guter Quelle stammen: der gebrauchte Ausdruck zeigt, dass das neue Gepräge kraft eines Volks- beschlusses eingeführt worden ist. Hr. Innmoor-Brumer sagt, »ohne Zweifel« sei dies neue Gepräge eben das von dem an immer bei- behaltene: »Pallaskopf und Eule« gewesen. Wenigstens möglich ist es. Es ist der Mühe werth sich klar zu machen, was sich mit dieser Hypothese weiter ergeben würde. Nieht nothwendig, dass erst nach dem Tode des Peisistratos Ol. 63 dieser Typus eingeführt worden sei. Wenn eine Schatzung auferlegt, wenn ein Volksbeschluss über Einführung eines neuen oder anderen Typus gefasst wurde, so ist in amtlichen Formen und wohl formell der Verfassung gemäss verfahren worden, wie ja nach Thukydides bekanntem Ausdruck (VI. 54) die Peisistratiden das Regiment in der Art führten, dass immer einer aus der Familie &v rais dpxyais war. So in amtlicher Stellung konnte Hippias schon während des Vaters Leb- zeiten jene Neuerung veranlasst haben, wenigstens in dessen dritter »Tyrannis« seit Ol. 59; zu Jung für die dpyaı war er da nicht mehr, da der Vater schon bei seiner zweiten Vertreibung eilf Jahre vorher. sich durch ihn bestimmen liess in dem nahen Eretria zu bleiben und sich da zur Rückkehr bereit zu halten. Weiter könnte man aus dem etwas auffälligen Ausdruck ro vouıous 7° u, ASyvaıcıs entnehmen wollen, dass es beliebiges Sılbergeld in den Händen der Athener gewesen sei, nicht gerade attisches. Aber wenn das attische Volk sich versammelte mi rD xzaılaı Erepov Yapaxrtpe, so hatten sie doch wohl sehon attisches Gepräge, sonst würde statt Erepov wohl dyuccıv oder dergleichen gesagt sein. Aber die durch ihre Umschrift als attisch documentirten Münzen reichen ihrer Technik nach nicht in die erste Hälfte des sechsten Jahr- hunderts hinauf. Und dass die schon erwähnten Wappenmünzen, die allerdings meist auf attischem Boden gefunden worden sind, alle oder die meisten ihrer vierzehn Reihen attische seien. ist eine Hypothese, = > vol D N Q ’ Vi > n , \ ! Arist. Oecon. II. 5: ro de vonisu@ ro ov Alyvaroıs @oozınov emomsen" ragus de IN , \ ER > ' AS \ n ’ 3 & \EUTE mgos KUTOV KVRROMGEN" FUVEATOVTWV de Berg Tu) zo [443 ETEDOV KREORATNIR NEN f Ne TUsmv EHE 6) \ > gez yo 7 Ur r Mi f Feöue 70 UTC agyvpior. Droysen: Zum Münzwesen Athens. 1203 überdies eine solche, die in Betracht des Verfassungszustandes des solonischen Athens zu Schlüssen führen würde, die zu tief greifen, als dass man sie auf eine so unsichere Induction hin wagen dürfte, zumal da sich sonst keine Spuren finden, dass das Athen der solo- nischen Verfassung nieht sowohl Ein Staat (wie rer), als eine Föde- ration von Gemeinden, Geschlechtern, Stämmen oder dergleichen ge- wesen sei. Denn diese vierzehn Reihen von Münzen,' mit eben so vielen verschiedenen Typen auf der Schauseite — freilich in vier Reihen ! Von den fünfzehn Reihen. die als Wappenmünzen angeführt zu werden pflegen. hat Hr. Innoor-Brumer die ‚letzte (A. Eberkopf, R. vertieftes Viereck) bereits aus- geschieden; sie führt auf einen anderen als den solonischen Münzfuss. Vier andere Reihen sind nur mit je einem oder zweien Stücken kleinster Nominale vertreten (No. 10 Mistxäfer, No. ıı Frosch, No. 12 Granatapfel, No. 13 Auge); sie haben sämmtlich auf dem R. ein diagonal gevierteltes Viereck. Weiter folgen sieben Reihen (No. 2 Dreibein, No. 3 Knöchel und No. 4 stehende Eule, No. 5 Hintertheil eines Pferdes, No. 6 Vordertheil eines Pferdes, No. 7 Pferd mit hoher Mähne auf einer Basis stehend, No. 9 Amphore), die das Gemeinsame haben, dass sie das Bild auf der Schauseite mit einem Ringe (ein Stück in No. 6 mit einem Doppelringe) einschliessen. Aus jeder dieser sieben Reihen sind Didrachmen, Drachmen und kleinere Nominale erhalten; alle haben auf der Rückseite das mit Diagonalen geviertheilte Viereck. Das Gewicht der Didrachmen steigt bis 8.40. ja 8.66 Gramm, sinkt bis 8.10, ja 8.00 Gramm. Es bleiben noch zwei Reihen, die jede in sich ein technisches Fortschreiten erkennen lassen. In der Reihe No. ı. mit dem Rade auf der Schauseite, führt Hr. Inh#oor-Bruner 6 Didrachmen (bis zu 8.50 und 8.59 Gramm Gewicht). 5 Drachmen. etwa 10 kleinere Stücke an; das Berliner Museum hat von diesen kleineren 38. Eine der Didrachmen hat das Rad in sehr alterthümlicher Form, wie wenn es aus einem Brett durch vier kleeblatt- artige Rundausschnitte gemacht wäre; die vier anderen zeigen ein Rad mit vier Speichen. ‚Jene eine hat das diagonal getheilte vertiefte Viereck auf der Rückseite mit den meisten anderen gemein. Von den Drachmen hat die eine sechs vertiefte un- regelmässige Felder, eine zweite 5 ebenfalls unregelmässige. Von den kleineren Nominalen zeigt eine Vierteldrachme einen unförmlichen Einschlag. zwei Obolenstücke Einschläge unregelmässiger Form. Endlich hat eine der Berliner Didrachmen und zwei der Halbobolen ein Rad, das in der Mitte zwischen dem alterthümlichen und dem mit vier Speichen steht, indem je drei zierlich geformte, nach dem Rande zu divergirend gebogene Stäbe statt der Speichen sind. Noch bestimmter tritt die chronologische Folge in No. 14 hervor, deren Bild auf der Schauseite der Medusenkopf ist. Die der Zeit nach ältesten dieser Reihe sind wohl 8 Didrachmen (bis 8.7ı Gramm hinauf) mit diagonal geviertheiltem Viereck auf der Rückseite; derselben Art ist das quad. ine. der Obolen, %/, Obolen, '/, Obolen dieser Reihe, etwa 6 an der Zahl. Dann folgen dem Styl nach Didrachmen mit einem Löwenkopf von vorn in einem der vier Theilstücke des Vierecks. Dann 4 Tetradrachmen (bis 17.40 Gramm hinauf) deren Rückseite in dem Spiegel des quad. inc. den Kopf eines Löwen von vorn gesehen zeigt; eine fünfte hat dafür einen Stierkopf von vorn. Unter den alten euböischen Münzen, die Hr. Inmoor-Brumer verzeichnet (von Karystos, Chalkis, Eretria), finden sich allerdings auch Tetradrachmen, aber keine von 1204 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. nur in kleinsten Nominalen mit wenigen Exemplaren vertreten — sind nicht als attische Staatsmünzen eine der anderen gefolgt; solcher Wechsel des Gepräges in den fünfzig Jahren vom Archontat des Solon bis zur dritten Tyrannis der Peisistratiden, wäre höchst seltsam; — sondern sie gehen nebeneinander her, wie man aus den technischen Wandelungen innerhalb einiger dieser Reihen erkennt. Aber anderer- seits, dass nur in einer (dieser Reihen Tetradrachmen neben Didrachmen vorkommen, in den anderen die Didrachme das Grossstück ist. würde gar wohl dazu passen. dass Syrakus seiner neuen Gewiehtsordnung das Didrachmen von 8.732 Gramm — 2180 Gramm Kupfer zu Grunde gelegt hat. Es bleibt nur die Alternative: entweder diese Münzen sind attische; dann muss man sich entschliessen «ie solonischer Verfassung anders zu fassen, als man auf Grund der literarischen Zeugnisse zu thun sich gewöhnt hat, und es würde das Verdienst der Peisistratiden sein, auch in dem einheitlichen Gepräge der Landesmünze den Gedanken der wiz Forıs einen grossen Schritt weiter geführt zu haben, wie sie es in andern Dingen nachweislich gethan haben, unter andern mit der Erhebung der alterthümlichen Panathenäen zu einer grossen Fest- feier in jedem fünften Jahre mit ihren musischen, gymnischen und hippischen Agonen, recht eigentlich zu einem Staatsfest — oder diese Münzen sind nicht attische; dann hat Attika bis zu den Peisistratiden kein eigenes Geld gehabt und Solon’s Reduetion hat darin bestanden, dass er fremdes Geld, euböisches oder auf euböischen Fuss geprägtes anderer Städte, an der Stelle des bis dahin landesüblichen aiginäischen recipirte; dann floss allerlei Geld nach Athen — nur nicht auf dem Wege der »Tributentrichtung der Unterthanen der Bundesgenossen«; denn als Athen solche hatte, nahm es nur attisches Geld in Zahlung, das die Pflichtigen, wenn nicht anders, bei den Trapeziten mit Auf- geld kaufen mochten. Es ist ein Dilemma, das sich aus den bis jetzt vorliegenden historischen Materialien nicht lösen, auch mit Wahrscheinlichkeits- gründen nicht beseitigen lässt, nicht einmal mit dem, dass Syrakus den attischen Münzfuss nieht eingeführt haben könne, bevor es attische Münzen gab. Denn dass Syrakus «den attischen Münzfuss angenommen habe, ist nicht eine positive Überlieferung, sondern aus dem, was ihnen ohne wenigstens den Anfangsbuchstaben, oder die zwei, drei ersten Buchstaben des Stadtnamens, ohne den Hahn von Karystos, das Rad von Chalkis, den Polypen von Eretria in dem vertieften Viereck der Rückseite. Weder auf den Tetradrachmen mit dem Gorgoneion No. 14. noch auf den an- deren Didrachmen, Drachmen und kleineren Stücken der obigen vierzehn Reihen findet sich ein Buchstabe. Drovysex: Zum Münzwesen Athens. ans vorliegt, geschlossen: und dass das syrakusische Gepräge um eine Stufe älter ist, als «die älteste sicher attische Münze. beweist in dieser Frage nichts, da Syrakus nicht die Technik, sondern «den Münzfuss von Athen, den von Solon eingeführten, übernahm; die Anfänge der syrakusischen Prägung mit dem -weiblichen Köpfchen im Spiegel des quadratum ineusum könnten trotz der älteren Technik. die sie zeigen. sehr wohl später sein, als die ältesten sicher attischen Prägungen V. Wie dem auch sei, dass Solon den attischen Münzfuss geändert hat, steht dureh ausdrückliche Zeugnisse und dureh den Zusammen- hang dieser Änderung mit seiner Verfassungsreform fest. Dass er sich dem euböischen Münzfuss angeschlossen habe. ist nicht positiv überliefert, sondern wird aus den Gewichten der beiderseits erhaltenen Stücke, die älter sind als die Schlacht bei Marathon, und aus dem Namen »euböisches Talent«, der für das attische Talent gebraucht werde, geschlossen. Wenigstens diese Identität der Bezeichnung ist dahin zu beschränken, dass das »euböische Talent« zur Bezeichnung des Ge- wichtes gebraucht wurde, und das attische Geldtalent mit dem euböischen Gewichtstalent nur so lange identisch war, als Athen nicht die Tetra- drachme von 17.464 Gramm auf 17.34 herabgesetzt hatte. Wäre für die solonische Reduction das von Androtion angegebene Verhältniss 73: 100 völlig authentisch, so hätte zwischen dem solonischen und euböischen Talent ein nicht unbedeutender Unterschied statt- gefunden: ı Talent solonisch 26 393 Gramm, 1 » euböisch 26 196 » Die Handelsbedeutung der euböischen Städte, die seit dem lelanti- schen Kriege im Sinken war und die die attischen Interessen weniger zum Anschluss als zur Rivalität auffordern musste, konnte Solon wohl nicht veranlassen, zu ihrem Münzfuss überzugehen. und er war als. Handelsmann weit genug umher gekommen, um selbst aus den in Asien üblichen Geldsystemen das für Athen geignete zu entwickeln. Freilich, die Angabe des Androtion ist vielleicht, wie wir sahen, nur eine ungefähre und das solonische Münzsystem in der That dem damaligen euböischen Gewicht- und Münzsystem conform gewesen, — und dann lassen sich, nach Art solcher allgemeinen Argumentationen, ebenso gut Gründe dafür anführen, dass Solon, etwa damit der attische Handel um so leichter in den Plätzen, die an das euböische Geld ge- wöhnt waren, Eingang fände u. s. w., eben das euböische Münzsystem angenommen habe. 1206 Naehträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. Wie und nach welehen Combinationen er verfuhr, darf man nieht mehr errathen wollen. Aus den Thatsachen, die uns noch vorliegen, den attischen Münzen selbst, ergeben sich Momente, die uns weiter- führen. Wir fanden für zwei Perioden der attischen Münzen — abgesehen von der solonischen. aus der wir nieht sicher sind attische Münzen zu haben — zwei Normalgewichte für die attische Tetradrachme: das ältere 17.464 Gramm, das jüngere 17.34 » Wir sahen, die Tetradrachmen der älteren Periode, die uns er- halten sind, bleiben, bis auf eine zu schwere. unter dem normalen Gewicht: sie sinken zum Theil bis auf 17.08. ja bis auf 16.52 Gramm hinab. Es wird wohl nieht daraus zu folgern sein, »dass man schon in der ersten Periode häufig unter dem Normalgewieht münzte«:; und noch weniger ist jenes doppelte Normalgewicht damit erklärt. d. h. in seiner Bedeutung nachgewiesen. Man bedang sich in Athen in Geschäften wohl Zahlungen in »vollwerthigem Metall« dpyvmev doxıuov Demosth. NXXV. 24. Wenn die Athener sich ihrer »schönen, richtig gewertheten« Drachmen rühmen durften, so mussten sie, wenn auch ihr Silber in der Cireulation sich abnutzte. doch sicher sein, dass es richtig ausgeprägt worden war; unmöglich konnte das, was man heut die Toleranz nennt, bis auf 5 Procent zu wenig hinabreichen, wie in jenen Beispielen die Tetra- drachme von 16.52 Gramm geben würde. Die Münzer mussten jeden Schröttling wiegen und wenn er, zu leicht oder zu schwer, die erlaubte Fehlergrenze überschritt. ihn ausschiessen. Welche Fehler- grenze gesetzlich festgestellt war, wissen wir nicht; heut bei der allerdings hochentwickelten Technik, ist in den deutschen Münzen für Silber Abweichung bis zu 0.005 vom Schrot, bis zu 0.003 vom Korn die Toleranz. Das Verhältniss von Schrot und Korn, von Wiehte und Sichte, wie man ehedem sagte, ist natürlich für den Werth der Münze ent- scheidend. Nur das Korn bestimmt ihren Werth, die hinzugefügte Legirung ist so gut wie werthlos. $ Giebt es die zweierlei Normalgewichte für die attischen Tetra- drachmen ; 17.467 Gramm und 17.34 Gramm, so ist entweder mit ihrem Gewicht auch ihr Werth ein anderer geworden, oder man hat ihren Werth festgehalten und nur die Legirung geändert. oder beides ist verändert worden. Wenn aus der Zeit um 350 ein Zeugniss vorliegt, dass für attisches Silber ausser Landes Aufgeld gezahlt wird, so ist wohl sicher, dass Droysen: Zum Münzwesen Athens. 1207 damals ihr Silbergeld noch nieht im Werth gemindert. dass der Fein- gehalt fixirt war; sagen wir beispielsweise: für die Tetradrachme auf 17.20 Gramm, so hatte die von 17.464 0.26 Gramm Kupfer, Re 0.14 » » in jener war 0.985. in dieser 0.991 Feingehalt. Dass das minder schwere Drachmengeld das spätere war, ist ausser Zweifel. Wie kam man zu dieser Veränderung? und in welcher der drei möglichen Arten, die angeführt sind, veränderte man? Als man in Athen im der Form, die allein sicher attisch ist, zu prägen begann, war die Technik des Prägens über das Stadium hinaus, wo sie möglichst reines Silber nahm, das um so leiehter zu prägen ist, je weniger Legirung es hat. Mehrfach ist in neuerer Zeit attisches Silbergeld chemisch unter- sucht worden, am meisten solches der »zweiten Classe«, also der späten Zeit. etwa seit 250 v. Chr. Die Aufzählung dieser Analysen wird der zweite Anhang geben: hier nur das für die nächste Frage Maassgebende. Unter drei analysirten Stücken, die sicher der Zeit der ersten Classe angehören, hatte das eine an Silber 0.986, ein zweites und drittes 0.983, ein viertes 0.9644. und in diesem fand sich daneben Gold 0.000173. In den Tetra- drachmen der Classe II ist, wie es scheint, durchgehend Gold, Beurr schmolz 87 solche Tetradrachmen zusammen, und diese Masse gab Gold 0.002 bei 0.966 Silber. Er analysirte sieben Tetradrachmen der- selben späteren Art und jede von ihnen hatte Gold 0.0016, wäh- rend das Silber in ihnen von 0.924 bis 0.978 wechselte. Eine von Hussey analysirte Drachme jüngster Prägung hatte Silber 0.9161, Gold 0.0026. Hurrscn, der diese Dinge mit Sorgfalt und voller Sachkenntniss erörtert hat, ist der Ansicht (S. 172). dass das Vorhandensein des (oldes in diesen Münzen nur zufällig sei: »denn die Alten wussten nichts von dem Vorhandensein des Goldes in Silber«. Ist dem wirk- lich so, dann hat er es mit Recht als »ein merkwürdiges Spiel des Zufalls« bezeichnet. ».dass die zwei Tausendtheile Gold gerade den Ausfall deeken, den der Werth der Münze durch die 32 Tausendtheile wertl- loser Legirung erleidet«.' Wenn aber, wie die Ägypter in ihrem ' Hvrrsca verfährt nicht ganz correet, wenn er in diesen Münzen nach 250 v. Chr. das Gold noch zu dem ı5',fachen Werth des Silbers rechnet, den es vielleicht in der Zeit der Perserkriege hatte. Sitzungsberichte 1882. 103 1208 Nachträg]. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. Nilwasser, die Lydier in ihrem Flusssand die minimalen Stückchen Gold erkannten. so die Athener in ihrem laurischen und maroneischen Bleiglanz, vielleieht in gewissen Lagen desselben, gelegentlich ein Blättehen Gold fanden, so werden sie darin ein Mittel erkannt haben. ihr Silber stärker zu legiren, ohne den Feingehalt der Münze zu beeinträchtigen. Dass Alexander der Grosse den attischen Münzfuss angenommen habe, schliesst man aus dem Gewicht seiner Münzen. Wir haben kein ausdrückliches Zeugniss über das Normalgewieht seiner Tetra- drachmen: wenn die uns erhaltenen bis 17.27 und 17.29 Gramm wiegen,' so darf man vermuthen, dass das attische seiner Zeit, dem er sieh anschloss, bereits auf 17.34 herabgesetzt war. Nach der Analyse Hussey’s (S. 71) hatte eine Tetradrachine Alexanders Silber 0.967 18, Gold 0.00364. Wenn damals das Gold den zehnfachen Werth des Silbers hatte. so ersetzten die drei Tausendtheile Gold reichlich die fehlenden drei Hunderttheile Silber. Von den oben angeführten attischen Münzen der Classe I ist die von 0.983, wie die Analyse ergab, ohne Gold, die von 0.986 bei noch sehwächerer Legirung ohne Zweifel ebenso. Es mag zur weiteren Orientirung noch angeführt werden, was sich aus Hussey’s Analysen von Münzen anderer hellenischer Staaten ergeben hat. Die älteren Stücke von Aigina hatten 0.9687 Silber, 0.0313 Kupfer, die »alten« von Argos ..... Ta RE PIRELLI PR 0.9666 Silber, 0.0334 Kupfer, die späten vensArgosu.. u Jura 0.9574 Silber, 0.0026 Gold, 0.0400 Kupfer, die korinthischen schon in der »mittleren« Zeit 0.9593 Silber, 0.00104 Gold, 0.0395 Kupfer. Wie dankenswerth diese Analysen auch sind, sie reiehen doch nicht so weit, dass man sich nieht noch nach anderen Methoden umsehen sollte, die Münzen nach ihrem Gehalt zu fragen ohne sie zerstören zu müssen. Durch das specifische Gewicht schien es mir ! Hurrscr S. ı8ı führt nach Hussey eine Tetradrachme Alexanders von 17.92 Gramm (genauer 17.87 Gramm) und nach Mionser zwei andere von 17.71 Gramm an. Die bei Weitem meisten, die gewogen sind, gehen nicht über 17.29 hinaus; häufiger sind die Drachmen schwerer als 4.36 Gramm. Droysen: Zum Miünzwesen Athens. 1209 möglich ein weiteres Element für die gesuchte Antwort zu gewinnen. Hr. Horrmans hatte die grosse Güte einige solehe Wägungen zu ver- anstalten. Ich -wählte zu diesem Zwecke drei Stücke aus der kleinen Münz- sammlung des Dr. H. Drovysen. Zunächst eine schön erhaltene attische Tetradrachme aus der Zeit des »strengen« Styls, dem » vollkommenen« näher stehend als dem »alterthümlichen«: ErErLEnDeh 1... EN. 2207 17.1740 Gramm aespeciisches Gewicht Ib. . HI MT IE I 10.534 » sie enthält demnach Silber...... 0.98, als0...®. .. ... 16.888 » Kupfer a: DOREEN... 0.286 » Sodann zur Vergleichung eine syrakusische Tetradrachme (Zwanzig- Litrenstück) von ganz guter Erhaltung, dem Typus nach in der Mitte stehend zwischen den zwei Stücken bei Hran S. 7 und tab. ı No. 3 und 4, also der Zeit Gelons und Hierons angehörend; De WIE ENOCHE Te ER ee een 16.7493 Gramm BERSPERIDSChESUGEWICHL SL. 200. oo ocean eeneen 10.469 » sıerenthalt SılDer .:...-.-..- orgagralso; Kern. 15.896 » Kupten. ds. O:@ On ee 0.853 » Von einer dritten, einer Tetradrachme Alexanders, wird in Anhang 2 zu sprechen sein. Dass in der specifisch gewogenen attischen Tetradrachme kein Gold ist, ergiebt sich aus der schwachen Legirung, in der sie mit den beiden von Hussey analysirten goldlosen gleich ist. Und man wird demnach vermuthen dürfen, dass in Athen, wenigstens bis in die Zeit des »strengen« Styls hinein, noch nicht Gold in die Mischung gethan wurde. Wenigstens normalmässig noch nicht: mit jener Drachme »von rohestem und frühestem Styl«, in der Hussey 0.9644 Silber und 0.000173 Gold (16 Grains auf das Troypfund) fand, muss es eine besondere Bewandtniss haben, da das wenige Gold,' selbst wenn zur Zeit dieser Prägung Gold zu Silber wie ı;1ı5', stand, nur eine geringe Wertherhöhung gab, die von 0.9644 auf 0.9670; das Talent dieser Drachme würde enthalten haben ' Als man 1840 auf‘ der Berliner Münze ı Million Thaler in !/s Stücken ein- schmolz, »fand sich durch eine zufällige Entdeckung, dass in der Masse von fast genau 65 000 Pfund (129 786 Gramm) in dem Kupfer, womit die Stücke versetzt waren (52.08 Silber gegen. 47.92 Kupfer), Gold enthalten war in einem zwar sehr geringen und deshalb früher nicht bemerkten Antheil« (Horrmans, Kleine Schriften S. 565). Diese Angaben nach dem Gewicht, anf die im Text angewandte Berechnung redueitt, war in dieser Masse Silber..... 0.51476 Kupfer ... 0.48476 Golder% 0.00048. 103 * 1210 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. Silber... 25 263.658ı Gramm Kupfer. . 927.7 Golden Ar: der Feingehalt desselben wäre gewesen 25328.655 Gramm, d. h. um 432 Gramm zu gering. Wenn Heap die syrakusischen Tetradrachmen bis in die Zeit des Agathokles hinab auf normal 17.49 Gramm ansetzt. so würden 1500 solcher Stücke, nach attischer Art ein Talent, gewogen haben 26235 Gramm, also um 39 Gramm mehr als das Talent attischer Tetradrachmen nach der Formel 100:138. Ich weiss nicht, ob Hran diese Normale 17.49 Gramm nur aus dem Gewicht der erhaltenen Münzen combinirt hat. Hätten die Syrakuser ihr Litrensystem auf diese Norm geregelt. so würden sie den Werth des Silbers gegen Kupfer auf ı : 249.0074 gerechnet haben, nicht auf das einfache und übersichtliche ı : 250. Nach dem gefundenen speeifischen Gewicht würden diese 1500 syrakusische Tetradrachmen enthalten Silber .. 24 598.044 Gramm Kupfer... 1597-956 » die vollwichtige syrakusische Tetradrachme also Silberne: 16.3980 Gramm Kupfer. . 1.0653 » Ziffern, die den normalen in Athen so nahe kommen (17.4633 gegen attisch 17.464). wie man bei Berechnung aus dem speeifischen Gewicht nur irgend erwarten darf. Wir fanden das Talent der älteren attischen Tetradrachme von KTEA- HAAR ee See ee 26 196 Gramm, die Analyse ergab in Hussey's Drachme ohne Gold Silber 0.983 » Kupfer 0.017 » also, 1n."dem#r Talente er ben ee Silber 25 750.668 » Kupfer 445.332 » ! Da es müssig sein würde, die Frage der Echtheit über diese nicht mehr vor- handene Münze aufzuwerfen. so bleibt nur die Alternative, dass entweder ohne Absicht, nur zufällig Gold in dieser Münze war, oder dass man zur Zeit ihrer Prägung auf niedrigerem Fuss prägte. Solche Herabsetzung des Münzfusses ist darum wahrschein- licher, weil, wenn das Gold in der Münze war, ohne dass man es gewollt hatte, die Herabsetzung nur um so grösser gewesen sein würde. Noch bliebe denkbar, dass man mit dem Zusatz Gold den Werth der Münze auf die damals normale Höhe von 0.983 also die Tetradrachme auf die Höhe von 17.173 fein habe bringen wollen; in diesem Falle müsste das Gold damals — etwa in der Zeit vom Sturz der Peisistratiden bis zum Fall von Milet — mehr als gofache des Silbers gegolten haben, woran nicht zu denken ist. Drovsen: Zum Münzwesen Athens. 12311 So schwach legirtes Silber musste sich in der Cireulation stark abnutzen. Dass man von 0.986 auf 0.983 herabgegangen war. um die Legirung auf 0.017 zu erhöhen. konnte noch nicht viel wirken; und doch durfte man nicht den Feingehalt noch mehr schädigen, um die Legirung zu verstärken. Es kam darauf an, den gleichen Fein- gehalt und eine stärkere Legirung zu combiniren. Es ist gleichgültig. ob die Athener, so wie früher angedeutet worden ist, oder auf einem anderen Wege dazu gekommen sind, für diesen Zweck ein wenig Gold in die Mischung zu thun. Geschah das in einer Zeit. wo Gold gegen Silber wie ı: ı1'/ I2 stand. so mischten sie Silber 0.961 Gramm, Gold 0.002 » Kupfer 0.037 » ihr Talent von 26 196 Gramm hatte dann Silber 23 174.156 » Gold 51.392 » Kupfer 969.252 » und die Tetradrachme von 17.464 Gramm: Silber 16.7828 Gramm, Gold 0.0349 » Kupfer 0.6461 » Wenn das aus den attischen Bergwerken gelieferte oder gekaufte Silbererz einmal kein Gold enthielt, so warf man in die für 1500 Tetra- (rachmen bestimmte Schmelzung 6 Stateren oder Dareiken. um die vollwerthige Mischung herzustellen. Unter den wenigen bisher untersuchten Stücken der Classe I giebt es kein Beispiel dieses Übergangs. Vielleicht verband man mit dieser Veränderung gleich eine zweite. “s konnte in der Zeit, wo 7 000 Talente geprägtes Silber auf der Burg lagen, gelegentlich ein kluger Trapezit oder Metalleut ausgerechnet haben, wie viel in dieser Geldmasse Kupfer enthalten sei und in der Legi- rung werthlos da liege, ohne Zinsen zu tragen; er hätte auf ı80 000 Kilo Silber etwa 3000 Kilo Kupfer gefunden." Ersetzte man jetzt in der Mischung 0.0023 Silber mit Gold, so «dass man fortan statt der früheren 0.017 Legirung jetzt 0.037 hätte nehmen können, so mochte es mehr als genug erscheinen, wenn man sich auf 0.030 beschränkte; man hatte immer noch eine Legirung, die fast doppelt so stark war als die bisherige. Dann war fortan in dem Talent ' Wir kennen den damaligen Preis des Kupfers in Athen nicht. In Syrakus wurde bei der Reduction vor der Zeit Dionys’]. 2 Drachmen — 1090 Gramm Kupfer gerechnet. Nach diesem Preise berechnet enthielten die 7 000 Talente mit reichlich 3 000 Kilo Kupfer ein todtes Capital. das nach attischem Zins jährlich über 7 Minen hätte bringen können. 1212 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. Silber 25174.356 Gramm, 92 Gold 52.39 » Kupfer 783.352 » 26 010 Gramm, undone ders Deiradrachmenire. „ne Silber 16.7828 Gramm, Gold 0.0353 » Kupfer 0.5223 » 17.3404 Gramm, d.h. man hatte an die Stelle des alten Normalgewichts nach dem Ver- hältniss von 100:138 ein neues nach dem Verhältniss von 100: 138°), gesetzt. | Zum Schluss mögen noch zwei Bemerkungen gestattet sein. Der oben gebrauchte Ausdruck, dass Syrakus den attischen Münz- fuss angenommen habe, ist nicht in dem ganzen Umfang, in dem man jetzt diesen Ausdruck verstehen würde, riehtig. Syrakus nahm wohl das attische Münzgewicht an, das Zwanziglitrenstück war der alten attischen Tetradrachme fast völlig gleich an Gewicht, nur um 0.03 Gramm schwerer; aber wenn es, wie in der specifischen Wägung sich ergab, 0.74 Gramm Silber weniger enthielt, so liess sich der Athener in Syrakus für seine Tetradrachme ein Zwanziglitrenstück und noch einen Dodrans en Litren) obenein zahlen; und in Athen erhielt der Sikeliot für seine Tetradrachme nur 23 Obolen statt 24; das attische Talent war um 256 Drachmen besser als 1500 syrakusische Tetradrachmen, denen es dem Gewicht nach um 8 Drachmen nachstand. Nach der Autonomie der hellenischen Staaten ist die Gleichheit ihres Münzfusses bei Weitem noch nicht ein Zeugniss für die Gleich- werthigkeit ihrer Münzen, falls nicht emzelne durch Münzverträge sich gegenseitig verptlichtet hatten, von dem gleichen Gewicht Feingold oder Feinsilber die gleiche Stückzahl gleicher Nominale auszubringen.' Weleher Wirrwarr in dem Geldverkehr, wie tagtägliche Gelegenheit zu Agiotage und Übervortheilung davon die Folge sein musste, sieht man aus den analogen Zuständen in deutschen Landen um die Zeit, als von Reichswegen der Guldenfuss eingerichtet wurde, der wenigstens die Goldprägung einheitlich normiren sollte, während von der Silber- ! Das Fragment des Münzvertrages zwischen Mytilene und Phokaia (NEewron Transaac. of the Roy. Soc. II. Ser. XVIII. S. 543). in dem die beiden Städte über- einkommen, Jahr um ‚Jahr wechselnd die ihnen gemeinsamen Goldmünzen zu prägen, lässt durch ein von beiden bestelltes Gericht den mit der Prägung beauftragten Beamten dechargiren, und wenn er das Gold zu leicht ausgebracht (76 Yausıov megvan Üdagerregon S2?%av) ihn mit dem Tode bestrafen. Es muss also von beiden Staaten nicht bloss ein Normalgewicht angenommen, sondern zugleich die Toleranz im Feingehalt bestimmt worden sein. innerhalb deren das Gold noch nicht für Üdagesregon galt. Droysen: Zum Münzwesen Athens. 1213 prägung in dem Reichstagsschluss gesagt wurde, »dass sie nach des Landes Gelegenheit von mancherlei Sachen wegen nit auf Ein Korn zu bringen sei... «' Sodann ein Zweites. Wenn die Römer in dem Friedensvertrage bei Polyb. XXI. 26 dem König Antiochus III. auferlegten, 12 000 Talente dpyupiou "ATTIXoD dpıorou zu zahlen, so meinten sie nicht bloss 12 000% 1500 Tetradrachmen attisches Geld: denn sie bestimmten das Gewicht des Talentes, dass es nicht weniger als 8o Pfund römisch, d. h. 26 196 Gramm wiegen sollte; sondern sie forderten attisches Silber vom besten Korn. Und in gleicher Weise ist es zu verstehen. wenn die Römer in dem Frieden mit den Aitolern eine Zahlung ansetzen: dpyupiou um “eigovos 'Arrızed, also von dem Feingehalt des attischen mapaypia mv Taravra Eößcıxa diaxone u. s. w. also 2000 Talente (Gewicht. Wann in Athen die Gewichtsminderung der Tetradrachmen von 17.464 auf 17.34 eingeführt worden ist. wird nicht überliefert. Aus dem Verhältniss von Schrot und Korn des Silbergeldes der perikleischen, der demosthenischen Zeit wird es sich nach der dargelegten Hypothese vielleicht ergeben; sie selbst wird lehren, ob die Zeiten so zu unter- scheiden sind oder nicht. In der Rechnung hat diese Hypothese nichts Bedenkliches. Freilich traut sie den Athenern ein Maass metallurgischer Kenntniss und technischer Präcision zu, für die wir wenigstens literarische Zeugnisse nieht haben. Aber oft genug sind wir bei historischen Forschungen in der Lage, mehr als die sogenannten Quellen uns bieten, aus den Überresten entnehmen zu können, wenn wir sie zum Sprechen zu bringen vermögen. Ob die dargelegte Hypothese Evidenz genug hat, dass das, was sie voraussetzt, als erwiesen gelten kann, mögen die Technologen entscheiden. " Reichsabschied von 1495. Musterhaft ist ein Theil dieser deutschen Münz- verhältnisse erörtert von, Pückerr, das Münzwesen Sachsens 1518— 1545. Erste Abtheilung 1862. 1214 Nachträel. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. Anhang 1. Die Abnutzung des attischen Silbergeldes. Die Abnutzung der Gold- und Silbermünzen im Verkehr hat man neuester Zeit mehrfach untersucht. Die Münzen, welche man dabei in Betracht gezogen hat, sind alle stärker legirt, als es die attischen waren, und von den, ich glaube einzigen modernen Geldstücken, die noch feiner als sie ausgebracht worden sind, den sogenannten hannövrischen Cassen- gulden mit nur 0.007 Legirung, die wenig in Umlauf gekommen sind. scheint eine Angabe ihrer Abnutzung nicht veröffentlicht worden zu sein. Nach Karnarscn, Beiträge zur Technik des Münzwesens, 1856, verliert das französische Silbergeld von 0.900 Feingehalt jährlich dureh- schnittlich Fünffranestück ..... 0.0052 Zweifranestück . .... . 0.0165 Einfranestück ...... 0.0279 das englische Silbergeld von 0.925 Feingehalt halbe/Krone, ae: 0.0174 Schulineresr 2 Ieegre 0.0403 Sixpenkter ui naundlse 0.0628 die kleineren Nominale verlieren so viel mehr wegen ihrer stärkeren Cireulation. Die preussischen Thaler verlieren nach Karmasscn jährlich ;; auf‘ Tausend (;,,), nach M. W. Mister — (5) Andere Angaben über diese Frage. die mein College Hr. SchmoLLEr die Güte gehabt hat mir zusammenstellen zu lassen, ergaben nicht immer dieselben, aber doch ähnliche Resultate. Sie, wie die Berech- nungen von KarumarscH, beziehen sich fast durchgehend auf solche Münzstücke, die nur eine kurze Umlaufzeit gehabt haben, da neuerer Zeit die über ein gewisses Maass abgenutzten Exemplare eingezogen und eingeschmolzen werden. Ein Beispiel längerer Umlaufzeit bot mir ein preussischer Thaler von 1750, der nach dem damals eingeführten Graumann’schen System in dem Gewicht von 22.2719 Gramm mit 16.7039 Gramm Feingehalt ausgebracht war; er ist über 100 Jahre in Umlauf gewesen und wiegt Jetzt noch 22.198 Gramm. Durch die so viel stärkere Legirung war er so viel besser geschützt als der Thaler von 1857 mit 0.900 Gramm Feingehalt. Nur zur Veranschaulichung giebt die folgende Tabelle die Scala der Abnutzung einer attischen Tetradrachme von 17.464 Gramm unter der Annahme, dass sie in Procenten ihres ursprünglich vollen Gewichts Drovsen: Zum Minzwesen Athens, 1215 wie die preussischen Thaler von 1857 durchschnittlich 0.0242 Gramm im Jahre verloren hat. Sie verlor von 17.464 Gramm jährlich 0.0042263 Gramm, sie hat also verloren und wiegt noch nach }5“dahren . »..2.°2. 0.0211315 Gramm 17.4428685 Gramm 5, N) 2 0.042263 » 17.421737 » 210 Da a) ee lee 0.084526 » 17.379474 » » 30 Der a. 0.126799 » 3 317207 » » 40 Ye, or 0.169052 » 17.294948 » 2» © 50 1 EB FRE 0.211315 > 17.252685 » » 60 IN) iR ARE JA ar 0.253578 » 17.210422 » Se 17K6) lan LINHRRENSE .2300295,8A1 » 17.168159 » »..80 Ru, BAUR IRA 0.338104 » 17.125896 » » 90 BEN N 0.380367 » 17.083633 » » 100 De a 0.42263 > 17.04137 » » 150 EZ ERERIR NRe 0.63394 » 16.83 186 » » 200 NER Bee Sotale 0,84526 » 16.61874 » u. Ss. w. Darf man bei Erörterung des Münzfusses und des Werthes antiker Münzen diesen Gesichtspunkt ihrer Abnutzung durch die Cireulation in Anschlag bringen, wie mir nothwendig scheint, so ergiebt sich, in wie weit für beide Fragen das blosse Bruttogewicht der erhaltenen Stücke maassgebend sein kann. 1216 Nachträgl. Mitth. ans der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. Anhang 2. Die Legirung als Criterium. Aus den ı4 Analysen attischer Drachmenstücke und dem speei- fischen Gewicht einer nicht analysirten scheinen sich noch weitere beachtenswerthe Momente zu ergeben. Mein College, Hr. Dr. Leumann-Fırnes, hat die Güte gehabt, die in der speeifischen Wägung einer attischen, einer syrakusischen und einer Alexander - Tetradrachme gefundenen Ergebnisse weiter zu berechnen und mir die Formeln zu entwickeln, aus denen auch für die analysirten Stücke die Fragen, auf die es in der folgenden Zu- sammenstellung ankommt, sich beantworten lassen. Er fand, indem er das in der Wägung der attischen Tetradrachme (No. 3) gefundene specifische Gewicht 10.534 und das daraus abgeleitete Verhältniss Silber 0.98, Kupfer 0.02, ein Paar Stellen weiter rechnete, dlas Verhältniss der beiden Metalle an ihr Silber 0.9834. Kupfer 0.0166, und demgemäss in dieser Münze enthalten Silber 16.888 Gramm. Kupfer 0.286 2 Diese alte Tetradrachme, die nach dem Normalgewicht der älteren Zeit 17.464 Gramm gehabt haben wird, wiegt zur Zeit nur noch 17.1740 Gramm; ihr Feingehalt ist in demselben Verhältniss ge- mindert. In der folgenden Tabelle sind die bisher analysirten oder speci- fisch gewogenen attischen Silbermünzen nach Classe I und Classe I zusammengestellt. zwischen beiden diejenigen analysirten Münzen, deren Beschreibung nicht ausreicht zu entscheiden, welcher von beiden Classen sie angehören." Jede dieser analysirten Tetradrachme ist in dem Zustand der Abnutzung, in dem sie 17.1740 Gramm wog, in Rechnung gesetzt. U Die einzelnen Geldstücke sind mit a. oder sp. bezeichnet, je nachdem sie analysirt oder speeifisch gewogen sind, sowie mit den Anfangsbuchstaben der Namen Beure:, Hussey, Rauch, Drovsen. J. BartueLemy, um die Provenienz der Angaben zu bezeichnen. Drovsen: pro Mille Silber. Gold. | Kupfer. | Zum Miünzwesen Athens. lasse 1. in Grammen speeifisches Gewicht. Silber. | Kupfer. Gold. Br. 0.986 | | | 16.9335 | [0.2405] DRAMEN. 0.9833 |0.0166 | 16.8871 | [0.2869] 3usp- Diku.n: 0.9834 | 0.0166 16.8889 | [0.2850] 10.5344 als. vo. 0.964409 | 0.035416 | 0.000173 | 16.5626 | 0.6080 | 0.0029 Unbestimmt. 5.2.JB... 0.958 | ] ? | 6.2. JB 0.978 || I: | RAS Be ert> 0.933 l ı) ? | Classe II. pro Mille in Grammen specifisches Silber. | Kupfer. Gold. Silber. Kupfer. Gold. BsasB.L 0.966 0.032 0.002 | 16.5900 | 0.5445 | 0.0343 DSAcHle He. 0.9190°| 0.0784 | 0.0026 | 15.783 1.2464 | 0.049465 | 10.431 10. a. B.? 0.966 | || 0.0016 | 16.5900 | 0.5564 | 0.0275 10.512 a BR. 0.92 [ || o.0016 | 15.8686 | 0.2777 | 0.0275 10.434 DaB. 0.978 || || 0.0016 | 167962 | 0.3503 | 0.0275 10.535 1a. 0.934 || || 0.0016 | 160407 | 1.1060 | 0.0275 10.452 samBer.re 0.974 || || 0.0016 | 16.7273 | 0.4190 | 0.0275 10.527 an Br. 0.947 || || 0.0016 | 16.2637 | 0.8827 | 0.0275 10.476 16. a. B. 0.932 || || 0.0016 | 16.0063 | 1.1404 | 0.0275 10.448 Gold ist nach dieser Tabelle durch Analyse nachgewiesen in einem Stück der Classe I, in sämmtlichen der Classe II: von den drei zwischen beiden Classen angeführten Wir drachmen von 17.464 normirt war: wissen nieht, wie hoch vollwichtig wäre, ist darüber keine Notiz gegeben. der Feingehalt der alten Tetra- die No. 3 würde, wenn sie noch 7.1633 Gramm haben, ungefähr ebensoviel No. 2, No. ı käme auf 17.2154 Gramm. Es scheint die Norm für den Feingehalt 17.20 Gramm gewesen zu sein. Bei dem Zustand der Abnutzung, in dem die Tetradrachmen No. ı, 2 nur noch ! Unter dieser No. 8 ist die Durchschnittssumme von 87 Tetradrachmen der Classe II, die Beure einschmolz, angegeben. ® Diese Ziffer ist nach IHurrsca S. 171 angesetzt; Husser’s Angaben nach Troy- \ = . pfund ergaben 0.91617. ° Die folgenden 7 Nummern sind in der Folge angeführt, wie GRoTEFEND (Chron. Ordnung 1872) deren Chronologie anders als Beurz geordnet hat; sicher ist auch diese keinesweges. 1218 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. Deeember. 17.1740 Gramm wiegen, würde ihr Feingehalt sich auf 16,93 und 16.38 Gramm gemindert haben. Wir durften vermuthen, dass man, um stärker legiren zu können, so viel Gold in die Mischung that. dass der Werth der Procente Silber, die man fortliess, damit ersetzt wurde. Der Werth des Goldes in der griechischen Welt ist in der Zeit des Perikles vielleicht das ı 3 fache des Silbers gewesen, früher noch höher, bis ı5 und vielleicht noch ein Wenig mehr; allmählig sinkt der Cours des Goldes; der Redner Lykurg . kaufte Gold zu 11.47 Silber. Seit Alexander’s Eroberungen die Massen Goldes aus den Schatzhäusern des Perser- reiches in den Verkehr geworfen hatten, stellte sich das Verhältniss auf 1:10. Aus dem specifischen Gewicht lässt sich nieht unmittelbar ent- nehmen, ob in einer Silbermünze Gold ist oder nicht. Da das Kupfer speeifisch leichter ist, als die beiden Edelmetalle, so wird in dem Maasse, als der Procentsatz des Kupfers in der Mischung steigt. deren speeifisches Gewicht sinken: das Gold steigert dies Gewicht nicht um so viel, dass der Verlust an dem Volumen Silber, dessen Werth es ersetzt, dadurch ausgeglichen wird, obschon das Gold im speeifischen Gewicht fast doppelt so schwer ist als Silber. Wenn es richtig ist, dass die 7 Tetradrachmen der Classe II, deren Analyse Beur£ giebt (No. 10 bis No. 16), sämmtlich das gleiche Quantum Gold 0.0016 enthalten, so scheint das auf einer gesetzlichen Bestimmung zu beruhen, um so mehr, da der Silbergehalt in ihnen auffallend schwankt. Wenn die eingeschmolzenen 87 Tetradraehmen Beur£’s (No. 8) im Durchschnitt auf das Stück bei 0.966 Silber 0.002 Gold ergeben, so ersetzt dies Gold, im Werth von ı:10 genommen, 0.020 Silber; es hatte also der Feingehalt dieser Tetradrachmen im Durchschnitt! bei Gewicht 0.968 an Werth 0.988. Auch von den 7 Tetradrachmen, die Brur£ analysirte, sind No. ı2, No. 14 und No. ıo noch vollwerthig, sie haben Feingehalt an Gewicht an Werth No. 1.2/2.4:3 :0:9790 0.9940 Nosnae2.2.200.0750 0.9900 NoL 10% ....:0.9078 0.9820. ! Die beiden letzten Stellen in dieser und den folgenden Angaben beider Reihen sind nicht genau, da dem Silber. das Bevre auf drei Stellen angegeben hat (0.978). das mit vier Stellen angegebene Gold (0.0016) zugerechnet ist, die beiden letzten Stellen sind also in thesi zu niedrig. ; 2 Drovsen: Zum Miünzwesen Athens. 1219 Die andern vier sinken auch an Werth: No.'85.....% 0.9486 0.9630 Nox 0.9356 0.9490 Nosmor: 0.9336 0.9484 NOEH122,140R9256 0.9400, endlich die von Hussey analysirte No,19r 0.9190 0.9450. Das grosse Schwanken m den Werthen dieser Prägungen der Olasse II wird sich aus den politischen Zuständen Athens in der Zeit nach dem chremonideischen Kriege erklären. Die drei Münzen, welche in der Tabelle zwischen beiden Classen als »Unbestimmt« aufgeführt sind, gehören wahrscheinlich der Classe Il an, wenn auch die Angaben über ihre Analyse nieht erwähnen, dass sich Gold in ihnen gefunden. Wären diese Münzen nicht dureh die Analyse zerstört, so könnte man, scheint es, durch die speeifische Wägung feststellen, ob sie Gold enthalten. Ist dem also? Es ist früher einer Tetradrachme Alexander’s erwälınt, die Hussev analysirt hat, er fand in ihr Silber 0.9673 Kupfer 0.0291 Gold 0.0036. War, wie wir annehmen dürfen, diese Münze auf den Fuss von 17.34 Gramm ausgebracht, so hatte sie Silber 16.7747 Kupfer 0.5049 Gold 0.0624 und wenn wir sie in dem Zustande der Abnutzung, wo sie nur noch 17.1740 Gramm wog, in Rechnung setzen, so hatte sie immer noch Silber 16.609 Kupfer 0.503 Gold 0.002. Nach dem Verhältniss der drei Metalle hatte diese Tetradrachme, als sie noch vollwichtig war, Feingehalt an Gewicht 16.8371, an Werth 17.3987, also etwas mehr an Werth, als wenn das volle Gewicht derselben 17.34 Gramm Silber gewesen wäre.' Hatte das attische Silbergeld durch seinen höheren Feingehalt eine Art Herrschaft in der hellenischen Welt gewonnen, so wurde das Alexanders bei noch höherem Feingehalt in den alt- und neu- ' Es mag hier daran erinnert werden, dass die Legirung der älteren römischen Denare und die des Silbergeldes Alexander’s fast genau dieselbe ist. Der römische Denar hat an Feingehalt 0.9707 und dem Werthe nach 1.0012. falls in der römischen Welt der Zeit das Gold gegen Silber wie 1:10 gerechnet: werden darf. 1220 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzune d. phil.-hist. Classe v. 21. December. hellenischen Ländern unzweifelhaft zur herrschenden Münze: und man möchte glauben, dass Alexander seine Münzordnung eben zu diesem Zweck eingeführt hat. Bei der grossen Schwierigkeit. die Tausende von Alexander- Tetradrachmen. die sich in den heutigen Sammlungen : vorfinden. zu elassifieciren. würde es der Mühe wertlı sein, die verschiedenen (lassen, die L. Mürzer aufgestellt hat. auch nach ihrem specifischen Gewicht zu untersuchen, da gewiss nicht anzunehmen ist. dass überall bei des Königs Lebzeiten unter den sehr unabhängigen Strategen und Satrapen der weiten Lande, dann bei der raschen Zerrüttung und den Theilungen des Reichs «die ursprüngliche Normirung festgehalten worden ist. Und so findet sich folgender bemerkenswerther Umstand. Die von Hussey analysirte Tetradrachme nach dem speeifischen Gewicht der drei Metalle in ihr berechnet, ergab nach Hın. Lenmann-Fırues Berechnung speeifisches Gewicht 10.529. Die Tetradrachme Alexander's aus der oben erwähnten Privatsammlung, ein wohl erhaltenes Stück, das der Classe IV bei L. MürLtLer angehören würde, jetzt nur noch im Gewicht von 16.6114 Gramm, ergab in der speeifischen Wägung, die Hr. Horrmasy machen less, 10.412. Welcher Satrap oder Dynast, welche der königlichen Freistädte sie geprägt haben mag. an dem Silber oder Gold oder an beiden hatte der Münzherr in arger Weise gespart; seine Tetradrachme war in hohem Grade unterwerthig. Die früher erwähnte syrakusische Tetradrachme derselben Privat- sammlung aus der Zeit Gelons und Hierons von noch 16.7493 Gramm Gewicht ergab specifisches Gewicht 10.4699, und daraus wurde geschlossen, dass sie enthalte Silber 0.939 Kupfer 0.061. Unter den von v. Rauch analysirten Tetradrachmen fand sich auch eine syrakusische, aus welcher Zeit ist nicht angegeben, sie enthielt Silber 0.960. Also in Syrakus hatte man nach jener Zeit, ob unter dem Regiment Dionys’ I. oder des Timoleon oder wann immer, das Silbergeld um ein Bedeutendes verbessert: von Gold ist in v. Raucw's Analyse nichts erwähnt. Wann Athen von seinem alten Münzfuss von 17.464 auf die Tetradrachme zu dem von 17.34 übergegangen ist, also seine Norm Droysen: Zum Münzwesen Athens. 122] von 100:138 auf die von 100:138°,, herabgesetzt hat, ist völlig dunkel. Der früher angedeutete Versuch, aus dem dem Silber bei- gemischten Gold das Werthverhältniss beider Metalle zu entnehmen und in dem allmähligen Sinken des Goldwerthes eine wenigstens un- gefähre Bestimmung für die chronologische Folge der so qualifieirten attischen Münzen zu gewinnen, müsste erst durch weitere Unter- suchungen besser gestützt sein. um eine Regel daraus entwickeln zu können. Die in der Tabelle aufgeführten Tetradrachmen der Classe I, ab- gesehen von der räthselhaften unter No. 4. die ein Geringes von Gold enthielt, hatten an Silber 0.986 bis 0.983 und das specifische Ge- wicht der von 0.9834 (No. 3) war 10.5344. In den sämmtlichen analysirten Münzen der Classe I fand sich Gold. Wenn es richtig ist, dass ‚die sieben Tetradrachmen dieser Classe, deren Analyse Beuz£ giebt, das gleiche Quantum Gold 0.0016 hatten. so schien uns diese sonderbare Erscheinung erklärlich, wenn man eine gesetzliche Bestimmung, die solchen Zusatz verfügt hat, vor- aussetzt. . Wenn die 87 Tetradrachmen, die BEuLE zusammenschmelzen liess (No. 8), im Durchschnitt auf das einzelne Stück ergeben: Silber 0.966 Gold 0.002, so ersetzte dies Gold, den Werth von ı : 10 angenommen, 0.020 Silber, es hatte also der Feingehalt dieser 87 Stücke durchschnittlich bei Gewicht 0.968 den Werth von 0.988, also sie waren durchschnittlich noch vollwerthig. Ebenso noch vollwerthig sind die unter No. ı2, No. 14 und No. 10 angeführten. No. ı2 hatte an Silber nur 0.005 weniger, als die alte No. 3 von 0.983 und fügte mit 0.0016 Gold so viel Werth hinzu, dass der Feingehalt dieser Münze 0.994 Silber wird, d. h. diese Münze übertraf, dem Werthe nach, die alte von 0.983 Silber um ein merkliches; die alte Tetradrachme hatte vollwichtig bei ......... 17.464 Gramm Werth 17.1671, die neue vollwichtig bei 17.34 2 » 1722135,0, die alte hatte specifisches Gewicht 10.5341 En 10.535. Vielleicht suchte man so den Tetradrachmen Alexander’s nachzu- kommen, aber man erreichte sie nicht ganz. Wie tief andere Tetra- drachmen der Classe II unter diesen Werth hinabsanken, zeigt die Tabelle. { Die Münzen von Classe I und Classe II unterscheiden sich augen- fällig durch ihr Gepräge. Ob in solchen der Classe I Gold enthalten 1222 Nachträgl. Mitth. aus der Sitzung d. phil.-hist. Classe v. 21. December. ist oder ‚nieht. kann man. wenn man sie nieht dureh die Analyse zerstören will, durch das speeifische Gewieht nicht unterscheiden, falls man nicht ihren normalen Werth mit in Rechnung ziehen will, der einen zweiten sicheren Punkt für die Gleichung geben könnte: nur dass er dureh eine nur bona fide geltende Annahme sicher ist. Ob sich noch eine andere Methode, als die chemische Analyse finden lasse, festzustellen, dass in Silbermünzen Gold enthalten ist, muss noch dahingestellt bleiben. Wäre es möglich, z. B. auf dem Wege der Speetralanalyse, so würde der Punkt gefunden sein, durelr speeifische Wägung, zunächst für die attischen Münzen der Classe I, sichere Ergebnisse zu gewinnen. Ausgegeben am 8. Februar. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. , ERSTES VIERTELJAHR. Die Schriften, bei denen kein Format angegeben ist, sind in Octav. ses Leopoldina. Amtliches Organ der K. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Heft XVII. N.23. 24. Dec. 1881 u. Titel. Heft XVII. N. 1.2.3.4. Halle a. S. 1881. 1882. 4. Sitzungsberichte der philos. philol. und hist. Classe der K. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1881. Bd. II. Heft III. IV. München 1881. Sitzungsberichte der math. phys. Classe der K. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1832. Heft I. München 1882. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg August s Universität zu Göttingen. N. 14—16. 1881. Göttingen. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jahrg. XIV. N.19. Jahrg. XV. N. 1. 2. 3. 4. Berlin 1882. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. XXXII. Heft 3. Berlin 1881. Publication des Königl. preuss. Geodätischen Instituts. W. Ser, Präcisions- Nivellement der Elbe. 2. Mittheilung. Berlin 1881. 4. — Das Hessische Dreiecksnetz. Berlin 1882. 4. Preussische Statistik. LXI. Die Bewegung der Bevölkerung, mit Einschluss der Wande- rungen, im preussischen Staate während des Jahres 1880. Berlin 1882. Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. Jahrg. XVI. Heft 2. Jahrg. XV. Heft 1. Leipzig 1881. 1882. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1877. Jahrg. XXXIII. Abthl.2. Berlin 1882. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. XI. (1882.) Heft 1. Berlin 1882. Verhandlungen des Naturhistorisch- medieinischen Vereins zu Heidelberg. N. F. Bd. 3. Heft 1. Heidelberg‘ 1881. ‚Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig für das Geschäftsjahr 1880/81. Altenburg 1881. XXVII. Bericht des Vereines für Naturkunde zu Cassel über das Vereinsjahr vom 18. April 1880 bis dahin 1881. Cassel 1881. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. Bd.3. Heft 1. 2. Leipzig 1881. Ergebnisse der Beobachtumgsstationen an den deutschen Küsten über die physikalischen Eigen- schaften der Ostsee und Nordsee und die Fischerei. Jahrg. 1881. Heft VI. Juni. Berlin 1881. 4. Elektrotechnische Zeitschrift. Jahrg. III. 1882. Heft I. I. III. Berlin 1882. Schriften der Universität zu Kiel, aus dem Jahre 1880/81. Bd. XXVIll. Kiel 1551. 4. 31 Dissertationen der Universität Kiel. 1880. 1881. (2) Sitzungsberichte der physikalisch-medicinischen Societät zu Erlangen. Heft 13. Erlangen 1381. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. 7. Heft 2. Hanno- ver 1882. Sitzungsberichte der Gesellschaft natunforschender Freunde zu Berlin. Jahrg. 1881. Berlin 1881. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen- Wesen. Bd. XXIX. Lief. 2. Bd. XXX. Heft 1 und Atlas Taf. I—-IV. Berlin 1881. 1882. 4. u. Fol. 151—157. Publication des litterarischen Vereins in Stuttgart (Tübingen). Tübingen 1881. Württembergische Wierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrg. IV. 1881. Heft I. I. IH. IV. Stuttgart 1881. Verzeichniss der Mitglieder des Kaiserl. Deutschen Archäologischen Institutes. Januar 1882. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 57. Görlitz 1832. Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde. Jahrg. 33. 34. Wiesbaden 1880. 1881. Anzeiger für Kunde der Deutschen Vorzeit. N. Folge Jahrg. 28. 1881. Nürnberg. 4. 237. Jahresbericht des germanischen Nationalmuseums. Nürnberg 1881. 4. Internationale Fischerei - Ausstellung in Berlin im Jahre 1880. Italienische Abtheilung. Berlin. Erwerbungen der Stadtbibliothek 1881. Jan.-März. (Bremen). Monumenta Germaniae historica. — Auctorum antiquissimorum T. V. P. 1. — Jordanis Romana et Cetica. Rec. Tu. Mommsen. Berolini 1852. 4. Monumenta Germaniae historica. — Diplomatum Regum et Imperatorum Germaniae. T. 1. P. II. Ottonis I. Regis diplomata Hannoverae. 1882. 4. °J. Steiser’s Gesammelte Werke. Bd. II. Herausgegeben von K. WrıErsrrass. Berlin 1882. 2 Ex. ° Die Althochdeutschen Glossen. Gesammelt und bearbeitet von E. STEINMEYER u. E. SıEvERS. Bd. II. Berlin 1882. 2 Ex. Bericht über die im Jahre 1881 den Herzogl. Sammlungen zugegangenen Geschenke. Gotha 1882. 4. A. Coxze, ©. Humann, R. Bonn, vorläufiger Bericht über die Ergebnisse der Ausgrabungen zu Pergamon 1880—1881. 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Stockholm 1882. N Bihang till Kongl.Svenska Vetenskaps- Akademiens Handlingar. Bd.V1. Häfte 2. Stockholm 1882. Sveriges Geologiska Undersökning. Ser. A. 70. Tjällmo. 80 u. 81. Dalarö och Utö. 82. Finspang. 85. Vreta Kloster. 85. Kristianstad och 86. Övedskloster. Stockholm 1880—1882. j Ser. B. Specialkartor med beskrifningar. 1. Geologisk alf- och höjdkarta öfver Skottorps och Dömmestorps inegor. Skala 1 : 20000. 2. Matjords- och alf'karta öfver Skottorps inegor. Skala 1 : 4000. Ser. C. Afhandlingar och uppsatser. Svenonws, Fr. Om »Sevegruppen« i nordligaste Jemtland och Angermanland samt dess Förhällende till fossilförande lager. 1880. Linnarsson, G. Graptolitskiffrar med Monograptus turriculatus vid Klubbudden nära Motala. Med 2 taflor. 1881. (29) Lunperen, B. Undersökningar öfver Molluskfaunan i Sveriges äldre mesozoiska bildningar, med 6 taflor. 1881. Toreır, O. Om Sveriges vigtigaste kristalliniska bergslay. och deras förhällande üll Iwarandra. 1882. Svenontus,. Fr. Tl fragan om förhällandet mellan » Wemdalsgvartsiten« och si. for- mationen inom södra delen af Jemtlands län, med 1 karta. 1582. TuLLzers. S. A. Skanes graptoliter. I. Allmän öfversigt öfcer de siluriska bildningarne i Skäne och jemförelse med de öfriga kända samtidiga aflagringar.- 1882. 4. Eıcrnsräpr,. F. Skanes basalter mikroskopiskt undersökta och beskrifna, med en karta och 2 taflor. 1882. DE GEER. G. Om en postglacial landsänkning i södra och mellersta Sverige. 1882. Publication der Norwegischen Commission der Europäischen Gradmessung. — Geodätische Arbeiten. Heft 1.. II., III. Christiania 1880. 1852. 4. Vandstandsobservationer. Welt I. Christiania 1582. 4. Den Norske Nordhavs-Expedition 1876—1878. VI. — Zoologi. — DAntELssEN 08 .). Koren. Holothurividea. — V 11. Zoologi. — Armaver Hansen. Annelida. Christiania 1882. 4. Memoires de Ü’Academie Royale de Copenhague. Ser. VI. (lasse des Seiences. Vol. 1. N. 6.7. 8. Vol. I. N. 3. Copenhague 1882. 4. Oversigt over det K. Danske Videnskabernes Selskabs Forhandlinger og dets Medlemmers Arbejder i Aaret 1882. 1882. N.2. Kjobenhavn 1832. Regesta diplomataria historiae Danicae, cura Societatis Regiae scientiarum Danicae. Ser. 1. T.II. Kjebenhavn 1582. 4. J. TER Gouw, Geschiedenis van Amsterdam. Eerste Tydperk. — Tweede Deel. Amster- dam 1879. 1880. Onderzoekingen, gedaan in het Physiologisch Laboratorium der Utrechtsche Hoogschool. — Üit- gegeven door F. ©. Doxpers en Im. Dr. Engermann. 3°Reeks. VII. Afl.IJ. Utrecht 1582. Annales du Jardin botanique de Buitenzorg , publ. par M. Treu». Vol. Ill. P. 1. Leide 1882. Realia. — Register op de Generale Resolutien van het kasteel Batavia. 1632 — 1805. Deel I. Leiden 1882. 4. Bydragen tot de Taal-Land- en Volkenkunde van Nederlandsch- Indie. Volg. IV. Dt. 6. St.2. 'sGravenhage 1882. Wirtens, P. Le Senat de la Republique romaine. TV. Il. Les attributions du Senat. Lonuvain 1883. Bulletin de T Academie R. des Sciences de Belgique. Annee 61. Ser. III. T.4. N. S— 10. Bruxelles 1882. Statistique internationale. Navigation maritime. II. Les Marines marchands. Christiania 1581. 4. Ropensach, ©. La Coudee etalon lineaire des Egyptiens. Bruxelles 1583. 4. Van DEN Brocck, E. Note sur les leves geologiques de MM. van Ertborn et Cogels. Bruxelles 1882. Extr. — —., Observations geologiques faites a Anvers. Bruxelles 1882. Extr. — —, Diestien Casterlien et Scaldisien. Bruxelles 1582. Extr. — —, Eipose sommaire des Observations et decowvertes stratigraphiques et paldontologiques ‚faites dans les Depots marins du Limbourg. Bruxelles 1852. Extr. Bulletin de la Societe des Sciences naturelles de Neuchätel. T.X1l. Cah. 3. Neichätel 1882. Worr, R. Astronomische Mittheilungen. LV1l. Oct. 1882. Proceedings of the American Oriental Society. Oetober 1882. New -York. Revista Euskara. Ano quinto. N. 49. 50. 51. Pamplona 1882. Mittheilungen des Deutschen Archäologischen Institutes in Athen. Jahrg. VII. Heft 3. Athen 1882. Viestnik hreatskoga Arkeologickoga Drüztva. God. IV. Br. 4. Zagrebu 1832. (30) Rad jugoslavenske Akademije znanosti i umjetnost, Knjiga LXI. LXI. Kojiga LXIV. Matematieko-Privoslovni Razred. Ila. Zagrebu 1882. U. S. of America, War Department. Professional papers of the Signal Service. N. V1l. Washinston 1582. 4. Bulletin of the U. S. Geological and Geographical Survey of the Territories. Vol. Vl. N.3. Washington 1882. Report of the Superintendent of U. S. Coast and Geodetie Survey ‚showing the progress of the work during the Fiscal Year ending with June, 1879. Washington 1881. 4. The American Journal of Philology. Vol. III. N.9. 10. 11. Baltimore 1582. American Journal of Mathematics. Vol.V. N.1. Baltimore 1382. 4. American chemical Journal. Edit. by Irı Remsen. Vol. IV. N.4. Baltimore 1882. Seventh Annual Report of the President of the Johns Hopkins University. Baltimore Mary- land, 1882. Baltimore 1882. Horkıns, Jonn. University Circulars. Baltimore. Vol. 11. N. 19. 1582. 4. The American Journal of Otology. Vol. IV. N. 4. Boston 1882. Annals of the astronomical Observatory of Harvard College. Vol. XIII. P. 1. Cam- bridge 1382. 4. Proceedings of the fourteenth Annual Session of the American Philological Association held in Cambridge, Mass. July 1582. Cambridge 1882. The Journal of the Cincinnati Society of Natural History. Vol. V. N. 3. New Haven 1382. 14. Bulletin. The Edison Electrie Light Company. New York 1882. Instructions for Observing the Transit of Venus, December 6, 1882, prepared by the Com- mission authorized by Congress. Washington 1882. 4. Anales del Instituto y Observatorio de Marina de San Fernando. Publ. por Don Cecınıs Pusazon. Sece. 2%. Observaciones meteorologicos Ano 1879. 1881. San Fernando 1880. 1882. 4. Bulletin astronomique et meteorologique de P’Observatoire Imperial de Rio de Janeiro. 1882. N. 8. 9. Rio de Janeiro 1882. 4. The American Journal of Science. Vol. XXIV. N. 142. 143. 144. New Haven 1882. Pıckering, E. C. Statement of Work done at the Harvard College Observatory during the years 1877—1882. Cambridge 1382. — — 4 plan for securing Observations of the variable Stars. Cambridge 1882. GarscHer, A.S. The Massawomekes. Washington 1881. Sep. Abdr. — — Linguistie Notes. Washington. Sep. Abdr. Boletin de la Sociedad de Geografia y Estadistica de la Repüblica Mexicana. 3. Epoea. T. VI. N. 1.2. 3. Mexico 1882. Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Februar 18550. April 1881. (Index.) Heft 27. August 1882. Berlin. Yokohama. 4. Namenregister. Der erste Jahresband endet mit Seite 584. (31) NAMENREGISTER. AÄARZRUNI, A.. Untersuchung der vulcanischen Gesteine aus der Gegend von Abu-Zäbel am Ismailia-Canal. 161. 175— 182. — — —, A., Urystallographische Untersuchung an sublimirtem Titanit und Amphibol. 329. 369 — 376. AUWERS, über eine von ihm ausgeführte Vergleichung der Fundamental-Cataloge des Berliner Jahrbuchs, des Nautical Almanac, der Connaissance des Temps und der American Ephemeris. 515. — — — Festrede zur Feier des Leisxız’schen Gedächtnisstages. 713. — — — übergab den zweiten Band seines Werkes: »Neue Reduetion der Braprer'schen Beobachtungen aus den Jahren 1750 bis 1762«. 752. — — — Ankunft in Punta- Arenas. 903. 1057 — 1058. Basser, Reg. Baumeister. z. Z. in Alatri. Aufnahme der Wasserban-Anlagen in Poın- peji- 985. Baumann hier, Untersuchung von Bruchstücken eines Ameisen- oder Termitennestes, welche der Geh. Reg. Rath Hr. Prof. Reuzeaux aus Australien mitgebracht hat. 417. 419 — 424. BEcKeER, M. A., übersendet ein Exemplar von »Hernstein in Niederösterreich und das Land im weiteren Umkreise«. 475. BErRTHoLErT, Pierre Marcerrın, in Paris, Verleihung des Ordens pour le merite für Wissenschaften und Künste. 346. Beyrıcn, über geognostische Beobachtungen G. SchwEisrurt#'s in der Wüste zwischen Cairo und Sues mit einem Anhange. 161. 163— 178. von Bıscuorr, TuEoDor LupwiıG WirHern, in München. Adresse zu dessen 50jährigem Doetorjubiläum. 6. 7. — Dessen Dank für die Adresse. 59. -—— Dessen Tod an- gezeigt. 1075. Brake, L. J., aus Boston, über die elektrische Neutralität des von elektrisirten Wasser- (lächen aufsteigenden Dampfes. 621. 635 — 638. BoussınsaurLt, Jean Barrıste, in Paris, Verleihung des Ordens ponr le merite für Wissenschaften und Künste. 346. Braun, M., Dr. in Dorpat, Untersuchung der Entwickelimg der Schildkröten und Geckotiden auf den Balearen. 470. Brucmann,. K., Dr. in Leipzig, 900 Mk. aus der Borr-Stiftung überwiesen. 525. BÜCHELER, Franz, in Bonn, zum corresp. Mitgliede der phil.-hist. Classe gewählt. 621. Bückıng, Prof. in Kiel, geologische Aufnahme in Attica und eventuell auf den be- nachbarten Inseln. 740. Bünter, G., in Wien, archaeologische und epigraphische Funde in Bombay. 527. 561 —562. BurmEISTER in Buenos Aires, Mittheilung über ein im La Plata -Gebiet gefundenes, bisher unbekanntes fossiles Faulthier. Nothropus priseus. 611. 613— 620, (32) Namenregister. UHnErsman, L. M., über die Messung von Wechselströmen durch Anwendung eines Galvanometers mit schräg gegen die Windungsebene gestellter Nadel. 740. 741-—746. Crun, Karr, in Leipzig. Erforschung der Schwimmpolypen bei Gibraltar oder Madeira. 845. — —, in Leipzig, über die eyklische Entwickelung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonophoren als Bericht über eine an der spanischen Küste und in der zoologischen Station zu Neapel mit Unterstützung der Akademie ausgeführte Untersuchung. Vorgelegt von W. Perers. 1057. 1155 — 1172. Conze, ber das Relief bei den Griechen. 525. 563—577. — — —, machte Mittheilung aus einem Briefe des Dr. Pucastein aus Diarbekr. 739. 740. Currıus, E., überreicht das von ihm und Hrn. F. Anter herausgegebene Kartenwerk: »Olympia und Umgegend«. 329. — — —, E., die Griechen in der Diaspora. 941. 943 — 957. Dames, W., iiber den Bau des Kopfes von Archaeopteryx. 815. 8317—819. Darwın, CHARLES, zu Down bei London, dessen Tod angezeigt. 475. *Dıers, zur Textgeschiehte der aristotelischen Physik. 711. Dırmann, über die Herkunft der urgeschichtlichen Sagen der Hebräer. 425. 427 — 440. DirvEenBERGER, WirHerm,. in Halle a. S., zum Correspondenten der phil.- hist. Classe gewählt. 621. Drovsen. J.G.. zum Finanzwesen der Ptolemäer. 19. 207 — 236. — — — — , zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1011. 1013 — 1027. — — — — , zum Münzwesen Athens. 1193— 1222. pu Boıs-Reymonp, E., Bericht des Curatoriums der Humsorpr-Stiftung für das Jahr 1881. 15—18. . Festrede zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers und Königs: Über wissenschaftliche Zustände der Gegenwart. 307— 318. _——— . zweite Hälfte eines vorläufigen Berichtes des Prof. G. Frrrsch über die in Aegypten und am Mittelmeer angestellten neuen Untersuchungen an elektrischen Fischen 475. 477—503. Düumter, Ernsre, in Halle a. S., zum Correspondenten der phil.-hist. Classe ge- wählt. 331. Duncker, über die Coalition des Jahres 1756 gegen Preussen. 18. 93—112. — — — —., über den angeblichen Verrath des Themistokles. 205. 377— 392. Eıc#ter, über Bildungsabweichungen bei Fichtenzapfen. 3. 40—57. *— — — —., zur Morphologie und Systematik der Marantaceen. 'Th. I. 1005. Enster. Prof. in Kiel, Reiseunterstützung. 845. *Ewarp, über Taeniodon elliptieus Dunker. 237. Fiepter, W., in Zürich, sendet sein Werk: Cyklographie oder Construction der Auf- gaben über Kreise und Kugeln und elementare Geometrie der Kreis- und Kugel- Systeme. 611. Fınsch, O., Briefe aus Thursday Island. Torres-Strasse. 15. 237—238. 261. 262. FiorerLı, Giuseppe, in Rom, Verleihung des Ordens pour le merite für Wissen- schaften und Künste. 846. j Foerster,. W., Bericht über die Ergebnisse der Beobachtungen des Venusdurch- ganges. 1057—1058. Frıirscn, Gusrav, hierselbst. Bearbeitung der anatomischen Untersuchungen des Dr. Carr Sachs über den südamerikanischen Zitteraal (Gymnotus eleetrieus). 15-16. ; Der erste Jahresband endet mit Seite 534. (33) Frırscn, Gustav, hierselbst, Reise zur Untersuchung der in den Museen von England und Holland aufbewahrten Torpedineen. 985. 1005. 1007—1010. — -- —, Gusrav, hierselbst,. Untersuchungen der elektrischen Organe des Malopterurus und der Torpedo in Egypten. 16—17. Fucns. L., in Heidelberg, über lineare homogene Differentialgleichungen, zwischen deren Integralen homogene Relationen höheren als ersten Grades bestehen. 611. 703—710. GERHARDT, Prof. in Eisleben, Herausgabe des 5. Bandes der philosophischen Schriften Leisnrrzens. 845. GERLAND, in Cassel, Durchsicht Leissızischer Manuscripte physikalischen und technischen Inhalts in der Bibliothek zu Hannover. 740. — — — —, Bericht über neuere von ihm über die Leissızischen Manuscripte in der Bibliothek zu Hannover angestellte Ermittelungen, nebst einem Nachtrage zu Leisnızens und Huysens’ Briefwechsel mit Parın. 891. 979—984. Harm. Kart, in München, dessen Tod angezeigt. 845. Haren, GEorGeEs Heseı, Memoire sur la classification des courbes gauches alge- briques. 734—736. v. Herpreıcn, in Athen, Fortsetzung seiner Vorstudien zu einer Flora graeca elassica und Bereisung der neuen griechischen Provinzen Thessalien, Epirus u. s. w. 417. Hernnorrz, die Thermodynamik chemischer Vorgänge. 21. 22—39. a , zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Zweiter Beitrag. Versuche an Chlorzink-Kalomel-Elementen. 815. 825—836. HenıLE, Fr. G. Jacog, in Göttingen, Adresse zu dessen. 50jährigem Doetor- Jubiläum. 330. 331. — — —., Erwiderung auf das Beglückwünschungsschreiben der Akademie. 527—529. Hırscurern, G., Prof., Bericht über die Ergebnisse einer Bereisung Paphlagoniens. 1029. 1089 — 1092. Hormann, über Umbildungen der Amide durch Einwirkung des Broms in Gegenwart der Alkalien. 237. 239—259. 2. Hälfte 329. 333—357. — — — —, über die Darstellung der Amide eimbasischer Säuren der aliphatischen Reihe. 358—365. — — — —, über die Darstellung der Senföle. 366—368. — — — —, 1. über Alkylbromstickstoff. 2. zur Geschichte der Chinoline. 815. Horzmürrer, in Hagen, Curvensysteme, theils geometrisch construirt, theils in Ver- einigung mit Hrn. Gvrruarn in Paris elektrochemisch auf Metallplatten hervor- gebracht und fixirt. 237. ; Hüsser, Prof. hierselbst, Fortsetzung der Palaeographie römischer Inschriften. 845. Hunmann, Bericht über seine Expedition zur Abformung und Revision des aneyranischen Augustusmonuments. 751. 752. Josow, Fr., Dr. in Bonn, Reise nach Guayana und Westindien zur Erforschung der Entwickelungs- und Keimgeschichte tropischer Schmarotzerpflanzen. 1075. Keır, Hermann, in Halle a. S., zum Correspondenten der phil.-hist. Classe gewählt. 621. KeErBER, E., über die Lösung einiger phyllotaktischen Probleme mittels einer dio- phantischen Gleichung. 393. 457—473. *“KıEererr, über den Gewinn für historische Geographie aus den neuesten topo- graphischen Arbeiten der Russen in Nord-Armenien. 749. KırcaHorr, A., legte den vollendeten zweiten Band des dritten Theiles des Corpus Inseriptionum Atticarım vor. 425. —_—— ‚ A., über die von Thukydides benutzten Urkunden. 901. 909 — 940, _—— ‚ G., zur Theorie der Lichtstrahlen. 639. 641 —669. (34) Namenregister. Krasse, G., über die Beziehungen der Rindenspannung zur Bildung der Jahrringe und zur Ablenkung der Markstrahlen. Vorgelegt von ScHwENDENER. 1057. 1093. 1143. KRronEckER. L., Festschrift zum 50 jährigen Doctor - Jubiläum E. L. Kumner’s: Grund- züge einer arithmetischen Theorie der algebraischen Grössen. 281. I , zur Theorie der elliptischen Functionen und der allgemeinen Invarianten. — , über die Subdeterminanten symmetrischer Systeme. 815. 321 — 824. —— , über die Composition Abel’scher Gleichungen. 1057. 1059 — 1064. 2 . über die kubischen Abelschen Gleichungen des Bereichs (Y — 31). 1145. 1151— 1154. Lanxporr, über die Molecularrefraetion flüssiger organischer Verbindungen. 5. 64—91. — — — —., über das Verhalten dampfförmiger Substanzen im elektrischen Licht- bogen. , 1029. LANGER, Dr. S., Mittheilungen über dessen Tod. 791. Lersıus, über die babylonische halbe Elle des Hrn. Oprerr. 845. 847—853. — — —, Nachträgliches zu der Mittheilung »über die. babylonische Halbelle des Hrn. Örrerr« vom 19. October d. J. 985. 991. 992. — — —., Prof. in Darmstadt, geologische Aufnahme in Attica und eventuell auf den benachbarten Inseln. 740. LınpEenann, F., zu Freiburg i. Br., über die Luporrpr’sche Zahl. 639. 679—682. Lıouvitte, Josern, in Paris, dessen Tod angezeigt. 845. Lırseurrz, Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit vorgeschrie- benen, die Krümmungsverhältnisse betreffenden Eigenschaften. Vorgelegt von Hrn. WEıERSsTRAss. 1075. 1077—1087. Lupwıs, H., Professor der Zoologie in Giessen, berichtet über seine fortgesetzten Untersuchungen über Echinodermen. 392. MENDELSSOHN. M.,.aus St. Petersburg, Untersuchungen über Reflexe. 891. 897 900. Meyer, A. B., in Dresden, über den Xanthochroismus der Papageien. 516. 517—524. Momnsen, Monumenta Germaniae V, 1. Jorpanes. 261. — — — —., Bearbeitung der Supplemente des Corpus Inser. Lat. für 1882/83. 752. — — — — machte Mittheilung über Hrn. Humann’s Expedition zur Abformung und Revision des anceyranischen Augustusmonuments. 751. 752. *—_ — — —, über das feriale Cumanum. 845. *MÜLLENHOFF, über die Voluspa. 1. a , über die Havamal. 985. Mürrer, D. H., in Wien, Mittheilung über den Tod des Dr. S. Langer. 791. Munk, über die Stirnlappen des Grosshirns. 751. 753— 7859. NoELDERE, Th., in Strassburg, Elohim, El (x ‚s>s). 1011. 1175— 1192. NoETHER, Max, zur Grundlegung der Theorie der algebraischen Raumeurven. 733— 736. ÖBERBEcK, A., in Halle a. S., über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. 115. 125— 131. 1029. 1065 — 1074. ÖÜLDENBERG, Prof., hier, Herausgabe des 4. Bandes des Vinaya Pitakam. 752. Parıs, Gasron. zu Paris, wurde zum Correspondenten der phil.-hist. Classe gewählt. 418. Pavrı, ReınnoLp, in Göttingen, zum Correspondenten der phil.-hist. Classe gewählt. 331. — Tod desselben angezeigt 621. Perrers übergab Band Ill. (Amphibien) seines Reisewerks über Mossambique. 527. — — —., tiber eine neue Art und Gattung der Amphisbaenoiden, Agamodon anguliceps, mit eingewachsenen Zähnen aus Barava (Ostafrica). 516. 579 — 534. — — —., iiber eine neue Gattung und Art der Vipernattern Dinodipsas angulifera, ’ aus Südamerika. 891. 393 — 896. Der erste ‚Jahresband endet mit Seite 584. (35) PErERSs, über Sphaeronyeteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art der frugivoren blattnasigen Flederthiere, aus dem tropischen America. 985. 987 — 990. — — —, über Opisthoplus degener, eine neue Gattung und Art der Schlangen mit ganz eigenthümlicher Bezahnung. 1145. 1147— 1150. v. Prtrusk-Harrrung, Bericht über die Resultate einer von demselben zur Unter- suchung und Sammlung älterer Papsturkunden nach Italien unternommenen Reise. 5—6. Prınssueiım, neue Beobachtungen über den Befruchtungsact der Gattungen Achlya und Saprolegnia. 611. 855— 890. Pucastreın, Dr., z. Z. in Cairo, Reise nach dem Nimrud-daglı. 330. eo , Mittheilung aus einem Briefe aus Diarbekr. 739. 740. _—— , Bericht über die nach dem Nimrud-dagh im Auftrage der Akademie ausgeführte Reise. 345. RAuNMELSBERG, über die Phosphate des Thalliums und Lithiums. 281. 2533— 291. von RANkKE, Glückwünsche zu dessen 50. Jahrestage seines Eintritts in die Akademie. 59. *REICHERT, Untersuchungen über das anatomische Verhalten der Wirbelsaite (Chorda dorsualis) mit der ihr zugehörigen Schicht der Wirbelkörpersäule in der Basis cranii bei den Selachiern, Cyklostomen und Leptokardiern. 393. Revreaux, Geh. Rath, hierselbst. Bruchstücke eines Ameisen- oder Termitennestes, aus Australien mitgebracht von —. 417. 419— 424. Reusca, E., in Tübingen, über gewundene Berskrystalle. 3. 133—147. Rorn, zur Kenntniss der Ponza-Inseln. 621. 623—633. *Scuorr, über den chinesischen Philosophen und Polyhistor Tschühjisi und seine Werke. 739: *SCHRADER, über den keilinschriftlichen Schöpfungsbericht und sein Verhältniss zu dem chaldaeischen des Berossus einerseits, zu dem hebraeischen der Genesis anderer- seits. 397. SCHWENDENER, über das Scheitelwachsthum der Phanerogamen-Wurzeln. 183—199. — , Vorbemerkung zu E. Krrser's Abhandlung über die Lösung einiger phyllotaktischen Probleme mittels einer diophantischen Gleichung. 457. a — — — ee ,‚ über die Schutzscheiden und ihre Verstärkungen. 903. SELENKA, E., in Erlangen, der embryonale Exeretionsapparat des kiemenlosen Hylodes martinicensis. 115. 117—124. SIEMENS, über das Leuchten der Flamme. 959. 961—965. \ Sievers u. STEINMEYER, Althochdeutsche Glossen. Bd. 2. 262. Beihülfe an die Weidmann’sche Buchhandlung. 262. STEINER, J., gesammelte Werke. Bd. 2. 330. Graf Runporr von SrirLLrriep-Rarronırz in Berlin, dessen Todsangezeigt. 845. Srusgs, Wırrıan, zu Oxford, zum Correspondenten der phil.-hist. Classe gewählt. 331. STUDER, BERNARD, in Bern, Verleihung des Ordens pour le merite für Wissen- schaften und Künste. 846. = —.. Te.,'m Bern; Übersicht über die Ophinriden, welche während der Reise S.M.S. »Gazelle« um die Erde 1874—1876 gesammelt wurden. 21. * _ _— —, Te.. in Bern, Verzeichniss der während der Reise S. M. S. »Gazelle« an der Westküste von Afrika, auf Ascension und am Cap der Guten Hoffnung ge- sammelten Crustaceen. 115. *y, Syser, über das Londoner Protocoll vom 8. Mai 1852. 329. Toster, Verblümter Ausdruck und Wortspiel in altfranzösischer Rede. 527. 531—562. Ursan, Dr. hierselbst, Ergänzung und Fortführung seiner Studien in den Pariser und Londoner Herbarien. 417. (36) Namenregister. Vanten, über zwei Elegien des Propertius. 261. 263—280. Vırenow. Resultate neuer Messungen an jungen Gorilla-Schädeln. 639. 671—678. *— — —, zur physischen Anthropologie der Kaukasusländer. 747. Voser, H. W., über die Liehtempfindlichkeit der Silberhaloidsalze gegen das Sonnen- speetrum. 527. — — —, H. W., über Lockver's Dissociationstheorie. 903. 905 — 907. Vorer, W., in Königsberg, die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 516. 683 — 702. vom Rarn, G., in Bonn, über eine massenhafte Exhalation von Schwefelwasserstoff in der Bucht von Mesolungi. 201 — 204. Warrz berichtete nach Briefen des Hrn. Dr. von Prruck - Harır rung über die Resultate einer von diesem zum Behuf der Untersuchung und Sammlung von Papsturkunden der älteren Zeit bis 1200 nach Italien unternommenen Reise. 5—7. 415. — — —, legte den Theil der Monumenta Germaniae, Diplomatum regum et impera- — — —., über die kleine Lorscher Franken -Chronik. 293. 399 torum Germaniae T. I vor. 329. WARBURG, E. und v. BaBo, L., in Freiburg i. Br., über den Zusammenhang zwischen Viseosität und Dichtigkeit bei flüssigen, insbesondere gasförmig flüssigen Körpern. 441. 509 — 514. Warrengach, Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek. 585. 587 — 609. WEBER, über Bhuvanapala’s Commentar zu Häla’s Saptagatakam. 59. 60—63. — — —, über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara. 791. 793 — 814. Wessky überreichte einen in den La Plata-Staaten gefallenen Meteoriten. welchen das corresp. Mitglied in Buenos Aires, Hr. Burueisver, der Akademie zum Geschenk übersendet. 393. 395 — 396. — — — —, iiber eine Methode, den normalen Bogen, um welchen eine Krystalliläche von einer ihr sehr nahe liegenden Zone absteht, und ihre krystallographische Lage zu bestimmen. 891. 967 —978. 451. —. Zur Theorie der Jacogr'schen Functionen von mehreren Veränderlichen. 441. 505 — 514. WEIERSTRASS, zur Theorie der elliptischen Functionen. 441. 443 —_——— , Bemerkungen zu der Abhandlung des Hrn. Linpemann: »Über die Luvoren’sche Zahl«. 891. WEINGARTEN, /Jur., hier, über die Verschiebbarkeit geodätischer Dreiecke in krummen Flächen. 441. 453 — 456. WESTERMAIER, M., Untersuchung über den Bau und die Funetionen des pflanzlichen Hautgewebes. 747. 337 — 843. WOÖHLER, FRIEDRICH, in Göttingen, dessen Tod angezeigt. 345. ZELLER, über den zugisuuw des Megarikers Diodorus. 150— 159. — — —., eimige weitere Bemerkungen über die Messung psychischer Vorgänge. 293. 295 — 305. — — — legte die beiden neu erschienenen Bände der Commentatoren des Aristoteles, Vol. IX und XI, vor. 397. — — —, über die Lehre des Aristoteles von der Ewigkeit des Geistes. 1031. 1033 — 1055. — — —, über Begriff und Begründung der sittlichen Gesetze. 1075. ZACHARIAE VON LinGENTHAL, K.E., in Grosskmehlens Zur Geschichte des Authen- tieum und der Epitome Novellarum des Antecessor Julianus. 941. 993 — 1003. Sachregister. Der erste Jahresband endet mit Seite 584. (37) SACHREGISTER. Aser'sche Gleichungen, die kubischen des Bereichs (Y— 31), von L. KronEcker. 1151—1154. — — — — Gleichungen, die Composition derselben. von L. Kroxeerer. 1059 — 1064. Aszu's Manuscripte, früher von der Akademie angekauft, der Universitäts - Bibliothek zu Christiania überwiesen. 330. Achlya, neue Beobachtungen über den Befruchtungsaet derselben, von N. PrınGsHeimn. 611. 855 — 890. Adressen: Beglückwünschungsschreiben der Akademie an Hrn. Tnm. L. von BıscHorr in München anlässlich seines fünfzigjährigen Doetorjubiläums. 6. 7. — Desgleichen an Hrn. HEextEe in Göttingen. 330. 331. 584. Algebraische Grössen, Grundzüge einer arithmetischen Theorie derselben, von Agamodon anguliceps. 515. 579 L. Kronecker. 281. Alkylbromstiekstoff, von Hormann. 815. Altfranzösische Rede, Verblümter Ausdruck und Wortspiel in derselben, von A. TogLer. 531— 559. Ameisen- oder Termitennest, chemische Untersuchung von Bruchstücken eines von Hrn. Revreaux aus Australien mitgebrachten. von E. Baumann. 419 — 424. Amide einbasischer Säuren der aliphatischen Reihe. über die Darstellung derselben, von A. W. Hormann. 358 — 369. Amide, über Umbildungen derselben durch Einwirkungen des Broms in Gegenwart Baby Amphibol, sublimirter. krystallographische Untersuchungen an demselben, von A. Arzrunı. 369 der Alkalien, von A. W. Hormann. 239 —- 259. 333 376. Amphisbaenoiden, über eine neue Art und Gattung derselben. Agamodon anguli- ceps, mit eingewachsenen Zähnen, aus Barava (Ostafrica) und über die zu den Trogonophides gehörigen Gattungen, von W. Prrers. 515. 579-584. Anthropologie. — Fınscn. die Hauptrassen der pacifischen Inseln. 237. 238. -— VırcHnow, zur physischen Anthropologie der Kaukasusländer. 747. Archaeologie. — Coxze, über die Thätigkeit des Kaiserlich deutschen Institutes für archaeologische Correspondenz. 324— 327. — Currıus und Apıer. Olympia und Umgegend. 329. — (Conze, über das Relief bei den Griechen. 525. 563 bis 577. — Bünrer, archaeologische und epigraphische Funde in Bombay. 561. 562. — Humann. Bericht über das aneyranische Augustusmonument. 751. 752. Archaeopterix, über den Bau des Kopfes derselben, von W. Daues. 317—819. Aristoteles. — Lehre von der Ewigkeit des Geistes. von E. Zerzer. 1033 — 1055. — Commentatoren, Bericht über die Herausgabe derselben, von ZEerzer. 320. 397. — Zur Textgeschichte der aristotelischen Physik, von Diers. 711. 345. (38) Sachregister. Assyriologie. — Lersivs, nochmals über die Babylonische halbe Elle des Hrn. Oprerr. >45. 547 — 853. — Derselbe, Nachträgliches zu der Mittheilung »über die babylo- nische Halbelle des Hrn. Orrerr vom 19. October d. J. 985. 991. 992. Astronomie. — Auwers. Vergleichung der Fundamental- Cataloge des Berliner JJahr- buchs. des Nautical Almanac, der Connaissance des Temps und der American Ephemeris. 515. — Derselbe. neue Reduction der Braprey’schen Beobachtungen aus den ‚Jahren 1750 bis 1762. 752. — Beobachtung des Venusdurchgangs. 903. 1057. 1058. Athens Münzwesen. von Droysen. 1 m Angustusmonument zu Ancyra. 75 Ausdrnek, verblümter, und Wortspiel in altfranzösischer Rede, von A. 'ToBLEr. 531— 559. Authentieum, zur Geschichte desselben und der Epitome Novellarum des Antecessor ‚Julianus von K. E. ZacHarıae von Lingenthal. 941. 993—1003. Babylonische halbe Elle des Hrn. Orrerr, von R. Lersivs. 845. 847 — 853. 991 —. 992. Befruchtungsaet der Gattungen Achlya und Saprolegnia, neue Beobachtungen dar- über, von N. Prinesaeim. 611. S55-— 890. Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Handschriften der Königlichen Bibliothek. von W. Warrensach. 587 —609. Bergkrystalle, über gewundene, von E. Reuscn. 3. 133 — 147. Bericht über eine Reise zur Untersuchung der in den Museen Englands und Hol- lands vorhandenen Torpedineen, von G. Frırsca. 1007 — 1010. Berichte über akademische und mit der Akademie verbundene Unternehmungen: Über die lateinischen Inschriften. 319.— Über die attischen Inschriften. 319. 320. — Über die Herausgabe der griechischen Commentare des Aristoteles. 320. — Über die Veröffentlichung der politischen Correspondenz Frieprıcn's des Grossen. 321. 322. — Über die Publication der Staatsschriften aus der Regierungszeit Frıeprıcn’s 11. 322. — Über die Monumenta Germaniae Historica. 323. 324. — Über das K. deutsche Archaeologische Institut. 324—327. — Über die Herausgabe der Werke Jacosı's und Srerer’s. 327. 328. — Über die Hunsopr-Stiftung. 328. Bhuvanapäla’s Commentar zu Häla’s Saptacatakam, von Arsr. WEBER. 60—63. Bombay. Archäologische und epigraphische Funde daselbst. von GEorG BüÜnLEr, 361 — 562. Borr-Stiftung. 59. 328. 525. Botanik. — Eıchter, über Bildungsabweichungen bei Fichtenzapfen. 3. 40 —57. — SCHWENDENER, über das Scheitelwachsthum der Phanerogamen - Wurzeln. 183 bis 199. — Pris6sueim,. neue Beobachtungen über den Befruchtungsact der Gat- tungen Achlya und Saprolegnia. 611. S55—888. — WESTERMAIER, Untersuchung über den Bau und die Function des pflanzlichen Hautgewebes. 747. 837 — 843. — SCHWENDENER, über die Schutzscheiden und ihre Verstärkungen. 903. — EıcHLER, zur Morphologie und Systematik der Marantaceen. 1005. — KrassE, über die Beziehungen der Rindenspannung zur Bildung der Jahrringe und zur Ablenkung der Markstrahlen. 1057. 1093 — 1143. Brapıev’sche Beobachtungen aus den ‚Jahren 1750 bis 1762, neue Reduction derselben, von AUwERS. 752. Brandenburg, Beiträge zur Geschichte der Mark aus Handschriften der König- lichen Bibliothek, von W. WarrengacH. 587 — 609. Charlotten-Stiftung für Philologie, Preisfrage. 737. Der erste Jahresband endet mit Seite 584. (39) Chemie. — Lanporr. über die Moleeularrefraetion flüssiger organischer Verbindungen. 5. 64—91. — Ranmersgers, über die Phosphate des Thalliums und Lithinms 283 — 291. — Hormann, über die Umbildungen der Amide durch Einwirkung des Broms in Gegenwart der Alkalien. 239— 259. 333 — 357. — Derselbe. über die Darstellung der Amide einbasischer Säuren der aliphatischen Reihe. 355— 365. — Derselbe, über die Darstellung der Senföle. 366—368. — Baumann, chemische Untersuchung von Bruchstücken eines von Hrn. Reureaux aus Australien mit- gebrachten Ameisen- oder Termitennestes. 419 — 424. — llormann, über Alkyl- bromstiekstofl. 815. — Derselbe, zur Geschiehte der Chinoline. 815. Vergl. auch Physik. Chinoline, zur Geschichte derselben. von Hormann. 815. Chlorzink-Kalomel-Elemente, Versuche an denselben. von H. HerLmnorrz. 825 — 836. Coalition des Jahres 1756 gegen Preussen, von Max Duncker. 18. 93 — 113. Corpus inseriptionum Atticarım. 425. Corsenıus'scher Preis. 330. Crustaceen, Verzeichniss der während der Reise S. M. S. »Gazelle» an der West- küste von Africa, auf Ascension und am Cap der guten Hoflnung gesammelten —, von Tu. Sruper. 115. Curvensysteme, theils geometrisch construirt, theils elektrochemisch auf Metall- platten hervorgebracht und fixirt, von Direetor HorzmüLrer in Hagen. 237. Cyklographie oder Construction der Aufgaben über Kreise und Kugeln und ele- mentare Geometrie der Kreis- und Kugel-Systeme, von W. Fıeprer. 611. Dharmasägara. Kupakshakaucikaditya, von Weser. 793 —S14. Differentialgleichungen, über lineare homogene — zwischen deren Integralen homogene Relationen höhern als ersten Grades bestehen, von L. Fucns. 611. 703— 710. Dinodipsas angulifera. 893 — 896. Diodorus, Megariker, über den zugisvaw desselben, von E. Zeurer. 151— 159. Dionysios von Syrakus, zum Finanzwesen desselben, von Jon. Gusr. DroysEn. 1013 — 1027. Dissociationstheorie. Lockver's, von Hermann W. Vocer. 905 — 907. Ecehinodermen, Untersuchungen darüber, von Prof. Dr. Huserr Lupwiıc. 892. Elektrische Fische, Bericht über die von Prof. Gusvav Frrrsch in Aegypten und am Mittelmeer angestellten neuen Untersuchungen an denselben, von E. pu Boıs- Reymonn. 16—17. 477 —503. Elektrischer Lichtbogen. über das Verhalten dampfförmiger Substanzen in dem- selben. von Lanporr. 1029. Elektrische Neutralität des von ruhigen elektrisirten Wasserflächen aufsteigenden Dampfes, von Lucien J. Brake. 635 — 638. Elektrische Schwingungen, über die Phasenunterschiede derselben , von A. ÜBERBECK. 125 —131. 1029. 1065 — 1074. Eıter’scher Preis. 330. Elliptische Funetionen, zur Theorie derselben und der allgemeinen Invarianten, von KronEckER, 417. Elliptische Funetionen, zur Theorie derselben, von K. Weıerserass. 443 — 451. Elohim, El (x ‚or>s). von Prof. Tu. Noetvere. 1011. 1175—1192. Exeretionsapparat. der embryonale —, des kiemenlosen Hylodes martinicensis, von En Sevenka. 117— 124. Feriale Cumanum, von Monmnsen. 845. (40) Sachregister. = Festreden. — Zur Feier des Geburtstages Frıevrıc#'s I. (Currius). 9— 14. — Zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs (E. vu Bors-Reymonp). 307— 318. — Zur Feier des Leisxiz’schen Gedächtnisstages (Auwers). 713— 737. Antrittsrede von TosLEer. WarrEnBACH und Drers beantwortet von Mommsen, Antrittsrede von Lanporr beantwortet von E. nu Boıs- Reymonp. 713—731. Fichtenzapfen, über Bildungsabweichungen bei denselben, von A. W. EiıcHter. 3.402 He Finanzwesen des Dionysios von Syrakus, von ‚Jon. Gusr. Droysen. 1013 — 1027. Finanzwesen der Ptolemäer, von Jon. Gusr. Droysen. 207—236. Franken-Chronik. über die kleine Lorscher —. von Warrz. 293. 399 —415. Frıeorıca's Il. politische Correspondenz, Bericht über die Herausgabe derselben, von DUNckErR. 321 — 322. Frıeprıch 11., Preussische Staatsschriften aus der Regierungszeit desselben, Bericht über die Herausgabe derselben, von Duncker. 322. Fundamental-Cataloge des Berliner Jahrbuchs, des Nautiecal Almanac, der Con- naissance des Temps und der American Ephemeris, Vergleichung derselben, von Auwers. 515. Geodätische Dreiecke, über die Verschiebbarkeit derselben in krummen Flächen, von JuL. WEINGARTEn. 453 — 456. Geognostische Beobachtungen. über G. SCHwEInFurTHR's in der Wüste zwischen Cairo und Sues, von E. Beyrıcn. 163— 178. Geographie. — Kırrerr, über den Gewinn für historische Geographie aus den neuesten topographischen Arbeiten der Russen in Nord- Armenien. 749. Geologie. — BeyrıcH, über geognostische Beobachtungen G. ScHWwEINFURTH's in der Wüste zwischen Cairo und Sues. 163 178. — ARZzRUNI, Untersuchung der vulcanischen Gesteine aus der Gegend von Abu-Zabel am Ismailia- Canal. 178—182. — vom Rarn, über eine massenhafte Exhalation von Schwefelwasserstoff in der Bucht von Mesolungi. 201—204. — Rors, zur Kenntniss der Ponza- Inseln. 623 — 633. — Danmes, über den Bau des Kopfes von Archaeopterix. 817 —819. Geschichte. — Duncker, die Bildung der Coalition des Jahres 1756 gegen Preussen. 18. 93— 113. — Droysen, zum Finanzwesen der Ptolemäer. 19. 207—236. — Duncker, der angebliche Verrath des Themistokles. 205. 377— 392. — Monu- menta Germaniae historica. 261. 323—324. 329. — Warrz, über die kleine Lorscher Franken-Chronik. 293. 399 — 415. — Friıeprıcr’s Il. politische Corre- spondenz. 321— 322. — Preussische Staatsschriften aus der Regierungszeit Frieprıcn’s II. 322. — von Sven, über das Londoner Protocoll vom 8. Mai 1852. 329. — Warrensach, Beiträge zur Geschichte der Mark Brandenburg aus Hand- schriften der Königlichen Bibliothek. 557—609. — Kırcauorr, über die von Thukydides benutzten Urkunden. I. 901. 909 — 940. — Currivs, die Griechen in der Diaspora. 943— 957. — Droysen, zum Finanzwesen des Dionysios von Syrakus. 1013— 1027. — Droysen, zum Münzwesen Athens. 1173. Gorilla, über den Schädel des jungen —, von Run. Vırcnow. 671—678. Griechen in der Diaspora, von E. Currıus. 943 — 957. Hala’s Saptacatakam. 60 — 62. Hautgewebe, pflanzliches, Untersuchungen über den Bau und die Fiunetion desselben, von Max WESTERMAIER. 747. 337 — 843. Havamäl, über dieselben. von MÜLLENHoFF. 985. Der erste Jahresband endet mit Seite 584. (41) Hebräer, über die Herkunft der urgeschichtliehen Sagen derselben, von A. DirLmann. 427— 440. Humboldt-Stiftung, Bericht des Curatoriums für das Jahr 1881. 15—18. Änderung des Statuts. 59. Huysens’ Briefwechsel mit Parın. 891. 979 — 934. Hylodes martinicensis, der embryonale Exeretionsapparat des kiemenlosen —, von Emm Serenka. 117— 124. Jacosı'’sche Functionen von mehreren Veränderlichen, zur Theorie derselben, von K. Weıerserass. 441. 505—508. Inschriften. — Sammlung der lateinischen Inschriften. 319. — Sammlung der griechischen Inschriften. 319— 320. 425. — Monnsen, über das feriale Cumanum. 845. — Vergl. auch Archaeologie. Institut für archaeoologische Correspondenz, Kaiserlich deutsches, Jalıresbericht für 1881. 324— 327. Julianus, Antecessor, zur Geschichte der Epitome Novellarum desselben, von K. E. ZacHArIaE von LingeEntwHar. 941. 993 —- 1003. Krystallographie. — Reusch, über gewundene Bergkrystalle. 3. 133— 147. — ARZRUNL, krystallographische Untersuchungen an sublimirtem Titanit und Amphibol. 369 — 376. — Wessky, über eine Methode, den Normalenbogen, um welchen eine Krystalltläiche von einer ihr sehr nahe liegenden Zone absteht, und ihre krystallographische Lage zu bestimmen. 391. 967 — 978. Krystallographische Untersuchungen an sublimirtem Titanit und Amphibol, von A. Arzrunı. 369—-376. Kupakshakaugikäditya des Dharmasägara, Streitschrift eines orthodoxen Jaina vom Jahre 1575, von ALBR. WEBER. 793 — 814. Leıssızens und Huyscens’ Briefwechsel mit Parın, Nachtrag zu demselben, von E. Gerrann. 891. 979 — 984. Leuchten der Flamme, von Werner Sırmens. 961 —965. Liehtstrahlen, zur Theorie derselben, von G. Kırcunorr. 641 —-669. Lockver's Dissociationstheorie, von Hermann W. Voger. 905 —.907. Londoner Protocoll vom 8. Mai 1552, von H. v. Syser. 329. Lorscher Franken-Chronik, über die kleine —, von Waırz. 293. 399— 415. Luporru'sche Zahl, von F. Linpemann. 679 —682. Bemerkungen dazu, von WeEIERsTRAss. 891. Malopterurus electrieus. 477—479. Marantaceen, zur Morphologie und Systematik derselben, von Eıcazer. 1005. Mathematik. — Horzmürzer, Curvensysteme. 237. — Kronecker, Grundzüge einer arithmetischen Theorie der algebraischen Grössen. 281. — Kerser, die Lösung einiger phyllotaktischen Probleme mittels einer diophantischen Gleichung. 393. 457 —473. — KronEcKer, zur Theorie der elliptischen Funetionen und der alleemeinen Invarianten. 417. — Weıerstrass, zur Theorie der Jacozı'schen Funetionen von mehreren Veränderlichen. 441. 505—508. — Derselbe, zur Theorie der elliptischen Functionen. 443 —451. — WeEINGArTEN, über die Ver- schiebbarkeit geodätischer Dreiecke in krummen Flächen. 453—456. — FiEDrER, Cyklographie oder Construction der Aufgaben über Kreise und Kugeln und ele- mentare Geometrie der Kreis- und Kugel-Systeme. 611. — Lixpemans. über die Luporpn'sche Zahl. 679 — 682. 891. — Fuchs, über lineare homogene Diffe- rentialgleichungen, zwischen deren Integralen homogene Relationen höhern als ersten Grades bestehen. 703— 710. — NoETHER, zur Grundlegung der Theorie der algebraischen Raumeurven. 733 —736. — Harruen, Memoire sur la classi- 4 (42) Sachregister. fication des courbes gauches algebriques. 734. — KRronEcKER, die Subdetermi nanten symmetrischer Systeme. 821—824. — Derselbe, die Composition Ager'scher Gleichungen. 1059— 1064. — Lirscarrz, Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit vorgeschriebenen, die Krümmungsverhältnisse betreffenden Eigenschaften. 1077—1087. — Kronecker, die kubischen Ager'schen Gleichungen des Bereichs (Y—31). 1151 — 1154. Memoire sur la classification des courbes gauches algebriques, par G. H. Harrues. 734 — 736. Meteorit, über einen von Hrn. Burmeister der Akademie übersandten, von WeBsky. 395 — 396. Mıroszewsxkv’scher Preis. 330. Mittheilungen, mathematische und naturwissenschaftliche, aus den Sitzungs- berichten. 21. Moleeularrefraetion flüssiger organischer Verbindungen, von H. Lanporr. 5. 64— 91. Monumenta (Germaniae historiea. 261. 323— 324. 329. Mormyrus spee. 479 — 480. Mossambique, Reisewerk darüber, von Prrers. 527. Münzwesen Athens, von Droysen. 1173. 1193 —1222. Mythologie. — Dirrmansn, über die Herkunft der urgeschichtlichen Sagen der Hebräer. 427 —440. Normalenbogen, um welchen eine Krystallfläche von einer ihr sehr nahe liegenden Zone absteht und ihre krystallographische Lage zu bestimmen, von Weesky. 8391. 967 — 978. Nothropus priseus, ein bisher unbekanntes fossiles Faulthier, von H. BurnEısTEr. 613 — 620. Oberflächen mit vorgeschriebenen, die Krümmungsverhältnisse betreffenden Eigen- schaften, Untersuchungen über die Bestimmung derselben, von R. Lirscurrz. 1077 — 1087. Olympia und Umgegend, von Currıvs und F. Anter. 329. Ophiuriden, Übersicht über diejenigen, welche während der Reise S. M. 8. »Gazelle« um die Erde 13574—1876 gesammelt wurden, von Tu. Sruper. 21. Opisthoplus degener, eine neue Gattung und Art der Schlangen mit ganz eigen- thümlicher Bezahnung, von W. Prrers. 1147— 1150. Örrert, nochmals über die Babylonische halbe Elle desselben. von R. Lersivs. 847— 853. — — —, Nachträgliches zu der Mittheilung über die Babylonische Halbelle desselben, von R. Lersıvus. 991 — 992. Orden. — Pour le merite für Wissenschaften und Künste, Verleihung des Ordens. 846. Papageien, über den Xanthochroismus derselben, von A. B. Meyer. 517—524. Paphlagonien, Bericht über die Ergebnisse einer Bereisung desselben, von G. Hırsca- FELD. 1029. 1089 — 1092. Parın's Briefwechsel mit Leıenız und Huvsens‘. 891. 979 — 984. Personal-Veränderungen. — Übersicht für 1881 —82. 14. 845. Phanerogamen- Wurzeln, Scheitelwachsthum derselben, von S. SCHWENDENER. 183— 199. Philologie, lateinische. — VABLEN, über zwei Elegien des Propertius. 261. 263—280. — — — —, griechische. — ZEtter, Bericht über die Herausgabe der Aristoteles- Commentatoren. 320—397. — Diers, zur Textgeschichte der aristotelischen Physik. 711. Der erste Jahresband endet mit Seite 584. (43) Philologie, germanische. — Mürren#orr, Voluspa. 1. — Derselbe, über die Havamal. 985. — — — —, romanische. — TosLer, verblümter Ausdruck und Wortspiel in alt- französischer Rede. 531— 559. — — — —, orientalische. — Weser, über Bhuvanapala’s Commentar zu Häla’s Saptagatakam. 60--63. SCHRADER, liber den keilinschriftlichen Schöpfungs- bericht und sein Verhältniss zu dem chaldaeischen des Berossus einerseits, zu dem hebraeischen der Genesis andererseits. 397. — ÜÖLDENBERG, Ausgabe des Vinaya Pitakam. 397. 752. — WEBER, über den Kupakshakaucikäditya des Dharmasägara, Streitschrift eines orthodoxen Jaina. 793 — 814. — NoELDexe, Elohim, El (> ‚az>s). 1011. Philosophie. — Zeıter, über den xugievav des Megarikers Diodorus. 151—159. — Derselbe, einige weitere Bemerkungen über die Messung psychischer Vorgänge. 295— 305. — Derselbe, über die Lehre des Aristoteles von der Ewigkeit des Geistes. 1033 — 1055. — Derselbe, über Begriff und Begründung der sittlichen Gesetze. 1075. Phosphate des Thalliums und Lithiums, von C. RAumeELsgere. 283 — 291. Phyllotaktische Probleme, Lösung einiger mittels einer diophantischen Gleichung. von Epmunn Kerser. 393. 457 — 473. Physik. — Hernsortz, die Thermodynamik chemischer Vorgänge. 22—39. 325—836. — ÖBERBECK, über die Phasenunterschiede elektrischer Schwingungen. 125 —131. 1029. 1065 — 1074. — WARBURG und v. Bago, über den Zusammenhang zwischen Viscosität und Dichtigkeit bei flüssigen, insbesondere gasförmig flüssigen Körpern. 509 — 514. — Vorıer, die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Stäbe. 516. 683— 702. — Voser, über die Liehtempfindlichkeit der Silberhaloidsalze gegen das Sonnen- speetrum. 527. — Brake, über die elektrische Neutralität des von ruhigen elektri- sirten Wasserflächen aufsteigenden Dampfes. 635— 638. — KırckHorr, zur Theorie der Lichtstrahlen. 641 —669. — Cneesman, über die Messung von Wechsel- strömen durch Anwendung eines Galvanometers mit schräg gegen die Windungs- ebene gestellter Nadel. 741—746. — Hrrn#orrz, Versuche an Chlorzink - Kalomel- Elementen. 8325 —836. — VoseEL, über Lockver’s Dissociationstheorie. 905 — 907. — SIEMENS, über das Leuchten der Flamme. 961 — 965. — Lanporr, über das Verhalten dampfförmiger Substanzen im elektrischen Lichtbogen. 1029. Physiologie. — E. ou Boıs-Reymonn, Bericht über die von Prof. Gustav Frrrscr in Aegypten und am Mittelmeer angestellten neuen Untersuchungen an elektrischen Fischen. 16—17. 477—503. — Mus, über die Stirnlappen des Grosshirns. 753— 789. — MENDELSsoRN, Untersuchungen über Reflexe. 897—900. Ponza-Inseln, zur Kenntniss derselben. von J. Roım. 623—633. Preisertheilungen. — Bestimmung über die Termine zu den — der Errer'schen, der Corsenıus’schen und der Mıroszewskı-Schenkungen und Vermächtnisse. 330. Preisfragen. — Stweıner'sche Preisertheilung. 731—736. — Preisfrage der phil.- hist. Classe. 736— 737; — der CHArLoTTeENn - Stiftung für Philologie. 737. Propertius, über zwei Elegien desselben, von Vanren. 261. 263— 280. Psychische Vorgänge, einige weitere Bemerkungen über die Messung derselben, von E. ZeıLer. 295 — 305. Ptolemäer. zum Finanzwesen derselben, von Jon. Gust. Droysen. 207— 236. Raja spec. 502 — 503. Raumcurven, algebraische, zur Grundlegung der Theorie derselben, von Max NoETHER. 733 — 736. (44) Sachregister. Rechtskunde. — ZAcHARIAE VoN LINGENTHAL, zur Geschichte des Authenticum und der Epitome Novellarum des Antecessor Julianus. 941. 993 — 1003. Reflexe, Untersuchungen über dieselben, von Dr. Morrrz Mexperssonn. 897 — 900. Reisen. — FinscH, Reisen 18850— 1882. 15. 238. 261. — Perers, Reisewerk über Mossambique. 527. — Pucastein, Reise nach dem Nimrud-dagh. 739— 740.845. — Human, Reisen in Kleinasien. 751 — 752. — Frrrscn, Bericht über eine Reise zur Untersuchung der in den Museen Englands und Hollands vorhandenen Tor- pedineen. 1007 —1010. — Hırschrern, Bericht über die Ergebnisse einer Bereisung Paphlagoniens. 1029. 1089 —1092. Relief bei den Griechen, von ALEXANDER ÜonzE. 525. 563--577. Rindenspannung, über die Beziehungen derselben zur Bildung der Jahrringe und zur Ablenkung der Markstrahlen, von G. Krassge. 1057. 1093— 1143. Russen, topographische Arbeiten derselben in Nord-Armenien,. von Kırrerr. 749, Sagen, über die Herkunft der urgeschichtlichen — der Hebräer, von A. Dırımann. 427 — 440. Saprolegnia, neue Beobachtungen über den Befruchtungsact derselben, von N. Prinesueim. 611. 855 — 890. Scheitelwachsthum der Phanerogamen-Wurzeln, von S. SchwEnpEner. 183 — 199. Schöpfungsbericht, keilinschriftlicher, und sein Verhältniss zu dem chaldäischen des Berossus einerseits, zu dem hebräischen der Genesis andererseits, von SCHRADER. 397. Schutzscheiden und ihre Verstärkungen, von SCHWENDENER. 903. Schwefelwasserstoff, über eine massenhafte Exhalation desselben in der Bucht von Mesolungi, von G. vom Rırn. 201— 204. ScHWwEINFURTH, G.. über geognostische Beobachtungen desselben in der Wüste zwischen Cairo und Sues, von E. Beyrıen. 163— 178. Senat der Universität zu Christiania, Dank für die Überweisung von mehreren, von der Akademie früher angekauften Manuscripten Azer's an die Universitäts-Bibliothek zu Christiania. 330. Senföle, über die Darstellung derselben, von A. W. Hormann. 366— 368. Silberhaloidsalze, Lichtempfindlichkeit derselben gegen das Sonnenspectrum, von Hermann W. VoseEr. 527. Siphonophoren, über die eyklische Entwickelung und die Verwandtschaftsverhält- nisse derselben, von Carr Caun. 1057. 1155 — 1172. Sittliche Gesetze, über Begriff und Begründung derselben, von Zerzer. 1075. Sphaeronycteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art der frugivoren blatt- nasigen Flederthiere, aus dem tropischen America, von W. Prrers. 987 —I%. Sveıiner’scher Preis. 731 — 736. Stirnlappen des Grosshirns, von Hrrmann Munk. 753— 789. Stoss, longitudinaler —, cylindrischer Stäbe. die Theorie desselben, von W. Voigt. 516.683 — 702, Subdeterminanten symmetrischer Systeme, von L. Kronzcker. 821— 324. Taeniodon ellipticus Dunker, von Ewarn. 237. Themistokles, der angebliche Verrath desselben, von Max Duncker. 205. 377—392. Thermodynamik chemischer Vorgänge, von H. Hermnorrz. 22—39. 825 — 836. Thukydides. über die von demselben ‘benutzten Urkunden, von A. KırchHorr. 901. 909 — 940. x - Titanit, sublimirter, krystallographisehe Untersuchungen an demselben, von A. ARZRUNI, 369 — 376. Der erste Jahresband endet mit Seite 584. (45) Todesanzeigen. — Turopor Scuwann. 6. ADRIEN DE LONGPERIER. 6. ÜHARLES ‚ Darwın. 475. Reimsorn Paunı. 621. Graf RuporLr von SwiLLrried- Rartonıtz, 845. ‚Josern, Liovvize.e. 845. Frieprıcn Wörter 545. Karı Harn. 845. Tueopor LupwiG Wırnenm von Biscuorr. 1075. Torpedineen, Bericht über eine Reise zur Untersuchung der in den Museen Englands und Hollands vorhandenen —, von G. Frriscah. 1007 — 1010. 502. Trosonophides, 5853 — 584. Torpedo spec. 481 Tserünsısı und seine Werke, von Scnorr. 739. Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit vorgeschriebenen, die Krümmungsverhältnisse betreffenden Eigenschaften, von R. Liescarrz. 1077—1087. Untersuchungen über das anatomische Verhalten der Wirbelsaite (Chorda dorsualis) mit der ihr zugehörigen Schicht der Wirbelkörpersäule in der Basis eranii bei den Selachiern. Cyklostomen und Leptokardiern. von Reıcnerr. 393. Venus-Durchgang. Beobachtung von Auwers in Punta-Arenas. — Zweite der südlichen astronomischen Expeditionen in Bahia Blanca, erste der nördlichen in New York. 903. 1057. 1058. Verschiebbarkeit geodätischer Dreiecke in krıummen Flächen. von JuL. WEINGARTEN. 453 — 456. Vinaya Pitakam. von Prof. OLpenBere. 397. 752. Vipernattern, über eine neue Gattung und Art derselben, Dinodipsas angulifera, aus Südamerica, von W. Prrers. 893 — 896. Viscosität und Dichtigkeit, über den Zusammenhang derselben bei flüssigen ins- besondere gasförmig flüssigen Körpern, von E. WArgurG und L. v. Bavo. 441. 509 —514. Voluspa. von MÜLLENHOFF. 1. Vuleanische Gesteine, Untersuchung derselben aus der Gegend von Abu -Zäbel am Ismailia-Canal durch Dr. Arzrunı. 178—182. Wahl Sr. Majestät des Kaisers von Brasilien. Dom Penro, zum Ehrenmitgliede der Akademie. 985. Wahl von eorrespondirenden Mitgliedern der phil.-hist. Classe. — Hr. E. Dümnter in Halle. 331. Hr. R. Paurı in Göttingen. 331. Hr. W. Srusss in Oxford. 331. Hr. G. Parıs in Paris. 418. Hr. Bücherer in Bonn. 621. Hr. DrvreNnBERGER in Halle. 621. Hr. Krır in Halle. 621. Wechselströme, über die Messung derselben durch Anwendung eines Galvano- meters mit schräg gegen die Windungsebene gestellter Nadel, von Lovıs M. CHEEsmAn. 741 — 746. Xanthochroismus der Papageien, von A. B. Meyer. 517 — 524. Zoologie. — Sruper, Übersicht über die Ophiuriden, welehe während der Reise S.M.S. »Gazelle« um die Erde 1574— 1876 gesammelt wurden. 21. — Derselbe. Verzeichniss der während der Reise S.M.S. »Gazelle« an der Westküste von Africa, auf Ascension und am Cap der Guten Hoffnung gesammelten Crustaceen. 115. — SELENKA, der embryonale Exeretionsapparat des kiemenlosen Hylodes martini- censis. 117— 124. — Reıcnerr, Untersuchungen über das anatomische Verhalten der Wirbelsaite (Chorda dorsualis) mit der ihr zugehörigen Schieht der Wirbel- körpersäule in der Basis eranii bei den Selachiern, Cyklostomen und Leptokar- diern. 393. — Prrers. über eine neue Art und Gattung der Amphisbaenoiden. Agamodon anguliceps,. mit eingewachsenen Zähnen, aus Barava (Ostafrica) und über die zu den Trogonophides gehörigen Gattungen. 515. 579—584. — Meyer. über den Nanthochroismus der Papageien. 517—524. — Burneıster. Nothropus 5 (46) Sachregister. priseus, ein bisher unbekanntes fossiles Faulthier. 613— 620. — Vırcuow, über den Schädel des jungen Gorilla. 671— 678. — H. LupwiG, Untersuchungen über Echinodermen. 592. — Perers, über eine neue Gattung und Art der Viper- nattern, Dinodipsas angulifera, aus Südamerica. 593 —896. — Derselbe, über Sphaeronyeteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art der frugivoren blatt- nasigen Flederthiere,. aus dem tropischen America. 987—990. — Cuux, über die eyklische Entwiekelung und die Verwandtschaftsverhältnisse der Siphonophoren. 1057. 1155 und Art der Schlangen mit ganz eigenthümlicher Bezahnung. 1147 —1150. — 1172. — Prrers, über Opisthoplus degener, eine neue Gattung Vergl. auch Chemie, Physiologie und Reisen. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XLV. Seite en Über Sphaeronyeteris toxophyllum, eine neue Gattung und Art der frugivoren Rn Flederthiere, aus dem tropischen America (hierzu Taf. XVI). . . . ga -Lersivs: Nachträgliches zu der Mittheilung »über die babylonische Halbelle De Hids Dt vom | IgHoetoben dd. 2. - 991 ZACHARIAE voX LinGestHan: Zur Geschichte abe Falborkteint Kind dr Epitome Nord a de Kite: | rsston JOHEEDE He e e ree lcda Srr% Eee ee BE BE >} ABHANDLUNGEN DER AKADEMIE aus den Jahren 1879, 1880 und 1881. (In Commission in Fern. Dünxter’s Verlagsbuchhandlung. ) \ RANMNELSBERG: Über die chemische Natur der Meteoriten. 2. Abtheilung. . . 2 2.2.2.2... 3.00 Rorr: Beiträge zur Petrographie der plutonischen Gesteine. 3. Abtheilung . . . . 2 2.2...» 9.00 Vırcnow: Beiträge zur Landeskunde der Troas . . . Fe: 2 22.8 10.00 Scrorr: Kitai und Karakitai, ein Beitrag zur Geschiehib. Ei ee se Dan: ee HRURG) Brureee, P.: Codieis Theodosiani fragmenta Taurinensia . - .. 2. 2 2.2 20er .n 500 Cusrtıus: Das archaische Bronzerelief aus Olympia. . . ee 90) Bescnsans: Die Ordinal-Zahlen der mexieanischen ehe en EEE ET SEE AR) Erpstasx: Über die Wiener und Heidelberger Handschrift des Otfi- id Met » 3.00 SCHRADER: Zur Kritik der Inschriften Tiglarh - Pileser’s II., des Asarhaddon En de Asnrkanips) » 3.00 Dirrmass: Zur Geschichte des Axumitisclen Reichs im vierten bis sechsten Jahrhundert . . . » 250 Sacnau, E.: Über die Lage von Tigranokerta . . . EEE a 5230) Hasex: Über Veränderung der Wasserstände in den Bar Strömen re De Erle VARHLEN: Über die Anfänge der Heroiden des Ovid . . -» "2. 2 2 2 2 2 2 2.2 220.0» 150 Warrz: Über eine alte Genealogie der Welfen . . . . et Sc#ott: Über ein chinesisches Mengwerk, nebst einem Knans linguistischer v er sen ungen zu FaRp BaritenkdengpPirdkundenBitterssr @ 2m. un, 2 te ee. a ar Zeiter: Über die Messung psychischer Vorgänge . . . ARE, Virenow: Über die Weddas von Ceylon und ihre neh zu en N Blarstnimen DR ES Brmsrller Fempaldeveättens Polias zu Pergamon! . 1.20 nu net. u 200 'Gerraxp, Ersst: Leibnizens und Huygens’ Briefwechsel mit Papin, nebst der Biographie Papin’s und einigen zugehörigen Briefen und Actenstücken. Auf Kosten der Königlich Preussischen Akademie der Wissen- Bufniienchennzebechensg Berlin 188155. "2, Se 24 nn nr nn a ara en A 1350 Zur gefälligen Beachtung. Diejenigen Empfänger der Monatsberichte, welche Exemplare von der Akademie direct erhalten, werden ersucht, falls ihnen Theile des Jahrgangs 1881 nicht zugekommen sein sollten, hiervon baldigst bei der Akademie Anzeige zu machen. Eine Berücksichtigung etwaiger Reclamationen kann nur in Aussicht gestellt werden, wenn dieselben spätestens bis zum Ende des ‚Jahres 1882 angebracht werden. 3. ——— ey... ANZEIGE rt Vom 1. Januar d. J. gibt die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin, statt ihrer bisherigen nase berichiee wöchentliche »Sitzungsberichte« heraus. Die dafür geltenden Bestimmungen finden sich im Auszuge auf der zweiten Seite des Umschlages der »Sitzungsberichte« abgedruckt. u dem ehemaneolı naturw issenschaftlichen Leserkreise den ihn näher an- gehenden Theil des Stoffes der »Sitzungsberiehte« in bequemerer Form darzubieten, ke beschlossen, einen Auszug aus en Berichten unter dem Titel: MATHEMATISCHE UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEILUNGEN AUS DEN SITZUNGSBERICHTEN DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN herauszugeben. Diese Sonderausgabe wird sämmtliche Arbeiten aus dem Gebiet der reinen Mathematik wie aus dem der theoretischen, experimentellen und beobachtenden Naturwissenschaften in vollständigem Abdruck enthalten, welche in Sitzungen der Akademie von deren Mitgliedern oder ihr fremden Verfassern mitgetheilt in die »Sitzungsberichte« aufgenommen wurden. Auch demselben Gebiet angehörige geschäft- liche Berche Preis- Aufcaben und -Ertheilungen, Adressen , Bed und derel. mehr, finden darin Platz. Die »Mittheilungen« erhalten besondere Paginirung, doch steht auf jeder Seite eingeklammert die entsprechende Seitenzahl der »Sitzungsberichte«, und bei dem Titel jeder Mittheilung die römische Ordnungszahl des Stückes (St.) der Berichte, dem sie entlehnt ist. Die »Mittheilungen« erscheinen vom 1. Januar d. J. ab bis auf Weiteres in Monats- heften, welche jährlich einen Band ausmachen. Das zu einem Monat gehörige Stück wird in der Regel am zweiten Donnerstag des folgenden Monats ausgegeben. Personen, Gesellschaften und Instituten, welche bisher die »Monatsberichte« empfingen, steht es frei, statt der vollständigen »Sitzungsberichte« fortan nur die »Mathematischen und naturwissenschaftlichen Mittheilungen aus den Sitzungsberichten« sich zuschicken zu lassen, und sie werden ersucht, von diesem Wunsch dem Secretariat so bald wie möglich Nachricht zu geben. Wegen des buchhändlerischen Bezuges er »Mitthei- lungen« siehe unten. In Commission bei Fern. Dünnrer’s Verlag sbuchhandlung wer & ee. in Berlin erscheinen: SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Jahrgang 1882. gr. 5. Geheftet. Preis 12 M. Diese an Stelle der bisherigen »Monatsberichte« der Akademie getretenen »Sitzungsberichte« erscheinen in Zwischenräumen von acht Tagen, und enthalten Sunmilche zur Ver öffentlichung geeigneten geschäftlichen und wissenschaftlichen Mittheilungen, welche in den Sitzungen der Akademie gemacht wurden. Gelrennt von denselben erscheinen ausserdem, ebenda in Commission: en UND NATURWISSENSCHAFTLICHE MITTHEIGUNGEN AUS DEN SITZUNGSBERICHTEN DER Fra KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAF TEN ZU BERLIN. Jahrgang 1882. gr. 8. Geheftet. Preis 8 M. Dieselben erscheinen in lichen Zwischenräumen und enthalten nur die geschäft- lichen und die wissenschaftlichen Mittheilungen aus dem Gebiete der Mathematik wie der Natur- wissenschaft im weitesten Sinne, w De im den ‘Sitzungen der Akademie ‘gemacht wurden. ce ey) An u Der B. Bl CR DR A RR Ag Se) vi N Wu I Er a Aa ar 7 ı R Va Aare: I J ie Darm Fe N I I j I A HR PRrr n “ME 1. m Ural = ee R Lig , # u) mn ALT NE | RN. DR IT Mr ige ri ER y 2 u ua 3 9088 01298 9190