BR DICH E A R Er “ My 4a AAN Eh RER TAN ur « } an ” j ru WAR RE BER IER 4 ara A and 3 rd Wr REN “ For nal “ “are ‚Kann u. BEE Zundandndan cd hm PEYVLEITEN wei WR Ka PT WR “u Seh den, KELEeE vun dr Are a Hihrı ar N HERRCHEN) PR a Baia WER wir PRIe N ) ven wer TERRA ED Ra Wr EIRRSAHET Be NER ne? jr ELLE SCHERE ’ CUT Beet 44a 4 ER var a ride, DLR N EL EOuSC HE hr Wr Ra) ua Kit, ve Re R Keyur Er) ’ . Ds) llyee REICHE IRRE BE NE DURCH Er Be Au FEW EEE RIEEU N) UN ‘ sh Ay, IENHLL.H Fr TEN IE ER FEIERTE U N BRENE | ‘ ar RR. und 1a aaad“ d +# ar DAR“ ö 5 [ar r i “ ; NAEH RE een / SWiurn, nen EN naar hr er II hi Ki N | N 0 wait BE W KM ma 2 Di AN IK I N WEN N RR \ ' IM NARBEN IRA AN f 0 N DE Bi N N 1A) KiR, YN h N N N NN N ! Mn LIIN) HEBEN PN HN ad) 1 RAR 3} ‘ HEN ya DR lee R vr UNEARIN an ul N LAN url Sa ie Rn I \ It BEER | N ‚N Mk RN na W Ya 1 KO Yun on u, | y ” ) in) SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. JAHRGANG 1893. ZWEITER HALBBAND. JUNI BIS DECEMBER. STÜCK XXVI—LIN MIT FÜNF TAFELN, DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. = — un BERLIN, 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. ak EBEN ASI82 0 AININTNAABMU: es \4 ww Eh Di he \: . [7 x —- Be BI .: £; 7 P f 5 pr‘ ZA rer sts}! z D = VAR ER IV A: s Ly 27.4 = Bi . Pr De ’ =. 4 e air Re am cd = % I “. ce 0 DEREBIEEAE u SERSTERDAG. PINK ITTE AFTER ÄTE ERETERISTT = % ! ” . u f Kr? Du, KIT TOR E SR, Hi. WEATBIEH Kar’ Tia ENGE u wi! ui Kar ee; Ira eRRRT; Ian En I» rede 7a NETNIR INHALT. Coxze: Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archaeologischen Instituts Konrrauscn und Rose: Die Löslichkeit einiger schwer löslicher Körper im Wasser, beurtheilt aus der elektrischen Leitungsfähigkeit der Lösungen SEE de. ter VON DER GABELENTz: Zur Lehre vom vergleichenden Adverbialis im Kiechinesisrken WeınnoLp: Über das Märchen vom Eselmenschen Könter: Makedonien unter König Archelaos . . . : Krıcar-Meszer und Rars: Die Bewegung gezupfter Saiten (hibrdu Taf. Im). Wennmer: Über Citronensäure - Gährung Reiner: Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänse 1 Lichts Scuurze: Revision des Systems der Hyalonematiden VON DER GABELENTZz: Baskisch und Berberisch . : VaAuren: Ansprache zur Leıesız-Feier (über Karr Lacnmann) . SCHWARZE Antritistede u... 2 u... one Frogentus: Antrittsrede De RN Er Auwers: Antwort an Hrn. Scnwarz und Hrn. ee Fıscuer: Antrittsrede Herrwıs: Antrittsrede og: ig. pu Borss-Revmonp: Antwort an in FiscHer und Hrn. estate Statut der EpuArn GERHARD - Stiftung . : i FE RE We ß von Hermnorrz: Folgerungen aus Maxwerr’s Theorie über die Be des reinen Athens Sara: Experimentelle Untersuchungen über die Reifung und Befruchtung der Eier bei Ascaris megalo- cophala (hierzu Taf. IV) % ar SIE re RE ae 3 ie Vircnow: Über griechische Schädel aus alter es neuer Zeit und über einen Schädel von ed der für den des Sophokles gehalten ist Fiscner: Über die Glucoside der Alkohole . A EN F 2 A ee Harnack: Der Process des Christen BER vor dem Praefeetus praetorio Perennis und dem römischen Senat Röse: Über die Fo uenbwirkeline von mn oe Musk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. Zweite Mittheilung VON DER GABELENTZ: Über Könrer’s Nama- Forschungen Tırmann und Krüger: Über Veilchenaroma ne EN RR ei Adresse an Hrn. Ruvorr von Rork zur Feier seines fünfzigjährigen Dos ublanıns am 24, Ka 1893 Adresse an Hrn. Runorr Vırcnow zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums am 21. October 1893 Mösıus: Beschreibung eines Orang-Utan-Nestes . ah ; 5 SCHWENDENER: Weitere Ausführungen über die durch eng es Walsebewegnng in der Jamin’schen Kette . . . .. ee Furrerer: Die Gliederung der oberen Kraidei in Fan Seite 445 453 465 475 489 509 519 527 541 593 615 623 626 628 632 636 637 641 649 Inhalt. Wirsiıne: Über eine auf photographischem Wege entdeckte periodische Veränderung des Abstandes g der Componenten von 61 Cygni (hierzu Taf.V) . . . ee ee ee Kırcunorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik Ne 893 Adresse an Hrn. Tueopor Monmnsen zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläinns am 8 Norambar 1893 213 Currıus: Paulus in Athen. . . . . a Harsack: Das Zeugniss des Irenaeus über Es hen a öruiechen Re SEE EN; =, Prare: Mittheilungen über zoologische Studien an der chilenischen Küste . . . 2 2 2.2.2.....959 Bückıns: Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat von Westeregen . . . . : ee... Fuchs: Über lineare Differentialgleichungen, welche von Parametern unabhängige Subst besitzen . . . : > ; RE en ScuurzE: Über die Ableitung ie Hesactielliden- Nadela vom en en PURE 991 Waıpever: Über Form- und Rassenverschiedenheiten der Flügelfortsätze des Keilbeins (em Tat.vD) 999 Krees: Ein libellus eines libellatieus vom Jahre 250 n. Chr. aus dem Faijüm (hierzu Taf. VI). . . 1007 Dauss: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands . . . » 2 2» 2 2 2.2.2.2... 1019 K.E.F. Scumipr: Über die elliptische Polarisation im refleetirten Lihte . . » 2.2.2.2... ..1041 Mösıus: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan . . . 2.2 2.2.2.2... 1053 Werrr: Mittheilungen zur Kenntniss der regulär krystallisirenden Substanzen . . » 2.2... ..1073 443 1893. XXVI. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 1. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLen. 1. Hr. Diers hielt einen Vortrag über die Excerpte aus Menons Iatrika in dem Londoner Papyrus 137. 2. Hr. von DER GABELENTz machte eine Mittheilung Zur Lehre vom vergleichenden Adverbialis im Altchinesischen. Die Mittheilung erscheint im nächsten Stück. Die Akademie hat das ordentliche Mitglied der physikalisch- mathematischen Ulasse, Hrn. Ernst Envarp Kummer am 14. Mai durch den Tod verloren. Zu eorrespondirenden Mitgliedern der Akademie in ihrer physi- kalisch-mathematischen Classe wurden am 4. Mai d. Js. gewählt die HH. Prof. Leo Könısspereer in Heidelberg, Prof. CarL NEUMANN in Leipzig. Sitzungsberichte 1893. 41 444 Gesammtsitzung vom 1. Juni. Die philosophisch - historische Classe hat zur Fortführung der grösseren akademischen Unternehmungen bewilligt: Für das griechische Inschriftenwerk 3000 Mark, für die Herausgabe der Commentatoren des Aristoteles 8oo Mark, für das Corpus inseriptionum Latinarum 3000 Mark, für die Vorarbeiten zur Herausgabe der nordgriechischen Münzen an den Correspondenten der Akademie, Hrn. Dr. Inmnoor-BrLuner in Winterthur 3000 Mark; ferner Hrn. Dr. PauL Vırreck hierselbst zum Zweck der Publication der aegyptischen Papyri des Königlichen Museums 600 Mark. 445 Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archaeologischen Instituts. Von ALEXANDER Üonze. (Vorgetragen am 18. Mai [s. oben S. 393].) Di. ordentliche Plenarversammlung der Centraldireetion fand im Rechnungsjahre 1892/93 am 11.-14. April statt. Zu ordentlichen Mitgliedern des Instituts wurden ernannt die HH. Hampy-Bey Exec. in Constantinopel und Wırnerm Kusitschek in Wien, zu ceorrespondirenden Mitgliedern die HH. PauL Arnpr in München und CaAmmrE JurLıan in Bordeaux. Dem ersten Secretar in Athen, Hrn. DörrrenLn, ist mit Patent vom 8. Juni 1892 der Professortitel verliehen worden. Am 3. März d. J. beging das Mitglied der Centraldirection, Hr. Krücer, die Feier des funfzigjährigen Doctorjubilaeums, zu welchem ihm die Glückwünsche des Instituts dargebracht wurden, wie auf gleichen Anlass am 20. März d. J. Hın. von Bruns, welcher durch besonders lange Beziehungen und durch besonders erfolgreiche Amts- thätigkeit als Seeretar in Rom dem Institute verbunden ist. In Ver- tretung des Instituts war zu dieser Feier der Generalseeretar nach München gereist und begleitete Se. Excellenz den Königlich preussi- schen Gesandten, Grafen von EULENBURG, als dieser die von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige verliehene grosse goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft dem Jubilar überreichte. Wir erhielten die Nachricht von dem Verluste folgender Mitglieder: S. Busmantı in Ravenna (+ 8. Januar 1893), Lupwie Linpenschmir in Mainz (+ ı4. Februar 1893), Ernst Renan in Paris (7 1. Oetober 1892), ALEXANDER R. Rancavıs in Athen (+28. Januar 1892), Jom. A. RomAanos in Korfu (f 5. April 1892), Fr. Wiırseter (+ 3. December 1892). Das auswärtige Amt verlieh auf Vorschlag der Centraldireetion die Reisestipendien für 1892/93 den HH. A. Körtz, L. Pırrar, Tu. Preeer, E. Sınter, so wie das für christliche Archaeologie dem Hrn. A. Brev- MANN. al* 446 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. Bei der Herausgabe der in Berlin erscheinenden periodischen Schriften unterstützte auch in diesem Jahre den Generalsecretar Hr. Korper. Das erste Heft des zweiten Bandes der »Antiken Denk- mäler«, über deren Erscheinen in jetzt freier Folge im vorigen Jahres- berichte Nachricht gegeben ist, war am Ende des Rechnungsjahres so weit fertig gestellt, dass die Ausgabe in den nächsten Wochen stattfinden kann. Vom »Jahrbuche« mit dem »Anzeiger« wurde der 7. Band vollendet. Von der »Ephemeris epigraphica« ist der 7. Band mit Heft 4, welches die Indices zu dem Bande enthält, abgeschlossen. Der Band ist mit einer von Hrn. Momnsen verfassten und von den deutschen Mitarbeitern des Corpus inseriptionum Latinarum unterzeichneten tabula gratulatoria Hrn. G. B. pe Rossı zu seinem siebenzigsten Geburtstage gewidmet und ihm am 20. April bei der Festfeier in den Calixt-Kata- komben von Hrn. Hürsen überreicht worden. Von dem 8. Bande ist das zweite Heft, in dem die neugefundenen Saecularacten von Hrn. Monnsen mit ausführlichem Commentar veröffentlicht sind, ausgegeben. Der erste Theil der »Architektonischen Studien« von SERGIUS ÄNDREJEWITSCH IwAanorr, Bauwerke in Griechenland behandelnd, mit Text von RıcHarp Bonn, gelangte zur Ausgabe. Die Originalzeichnungen der »Compositionen zur biblischen Geschichte« von ALEXANDER IWANOFF wurden testamentarischer Bestimmung zufolge, nach inzwischen er- folgtem Abschlusse der Herausgabe, an das Museum Runtanzorr in Moskau abgegeben. Unter Hrn. Rogerr's Leitung sind die Arbeiten zur Herausgabe der »Antiken Sarkophagreliefs« weitergeführt. Hr. EıcnLer hat die zunächst noch erforderlichen Zeichnungen in Rom und Umgegend fertig gestellt und ist damit bei seiner äusserst dankenswerthen, lang- jährigen Thätigkeit zu einem Abschlusse gelangt. Die Beschaffung des Materials bezeichnet Hr. Rogerr damit, abgesehen von Griechenland, wo Hr. Kern für dessen Verzeichnung thätig war, und bis auf Ein- zelnes immer noch nachträglich Hinzukommendes, als im Ganzen beendet, namentlich für den zunächst zur Herausgabe bestimmten dritten Band. Für die erste Abtheilung dieses Bandes liegen die Abbildungen für die 43 Tafeln zur Reproduction fertig vor; für die dazu erforderlichen Umzeichnungen ist Hr. Schenck in Halle eingetreten. Die Sammlung der » Antiken Terracotten« ist unter Hrn. KrkurE’s Leitung fortgesetzt. Die Bemühung blieb an erster Stelle auf Vollendung des Typenkatalogs durch Hrn. Wimrer und den von Hrn. von RoHDEN herauszugebenden Band der römischen Thonreliefs gerichtet. Das Material für den Typenkatalog konnte der Generalsecretar in Petersburg Dank dem sehr hülfreichen Entgegenkommen des Hrn. Kızserırzky vermehren; Conze: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen archaeologischen Instituts. 447 sonst wurde der Terracotten-Vorrath in den Königlichen Museen zu Berlin revidirt, die Ausbeutung der Publicationen beendet und die Anfertigung der Zinkstöcke fortgesetzt. Namentlich aber war Hr. Winter auf einer mehrmonatlichen Reise in Rom, Neapel, Athen, Smyrna, Constantinopel und Triest thätig, so dass Alles an diesen Orten auffindbare Material nunmehr in Zeichnung vorliegt. Als ganz besonders gross erwies sich dabei der Zuwachs in Athen. Vor Beginn der Drucklegung erscheint jetzt vorzugsweise nur noch eine Revision der reichen Terracotten-Vorräthe in Paris erforderlich. Hr. vov Roupen ist mit der Ausarbeitung des Textes für den ihm übertragenen Band, so weit es die Obliegenheiten seines Schulamtes ihm gestatteten, thätig gewesen. Hr. G. Körte hat den Text zu Band II, 2 der »Etruskischen Urnen- reliefs« so weit gefördert, dass die Drucklegung im jetzt laufenden Rechnungsjahre wird beginnen können. Für Band II sind 25 Tafeln neu gestochen, so dass nur noch wenige, in diesem Rechnungsjahre zu vollendende Tafeln übrig bleiben. | Von der mit Unterstützung der Königlichen Akademie der Wissen- schaften erscheinenden Fortsetzung der Gernuarp'schen Sammlung »Etruskischer Spiegel« wird Hr. G. KörrzE das ıı. Heft allernächstens erscheinen lassen. Für Nachweisung einer Anzahl merkwürdiger Stücke und sonstige Unterstützung ist der Herausgeber Hrn. Heısıs zu be- sonderem Danke verbunden. Hr. Lozscucke hat seine schon früher für die archaeologische Zeitung begonnene Sammlung der »Chalkidischen Vasen« als Instituts-Unter- nehmung wieder in die Hand genommen. Mit der Beschaffung des Materials ist in München, Würzburg, Jena, Brüssel und Kopenhagen, sowie in Italien (Neapel, Corneto und Florenz) ein Anfang gemacht, wobei in Brüssel Hr. VorLerArr, in Jena Hr. GAEDEcHEns, in Kopen- hagen Hr. Juzivs Lange, in München Hr. von Bruns, in Würzburg Hr. SırıL auf das Freundlichste behülflich waren, während in Italien Hr. PErTErsen für die Aufnahmen besonders erfolgreich sich bemühte. Von den unter Leitung der HH. Currıus und Kaurerr mit Unter- stützung des Königlich Preussischen Unterrichtsministeriums und des grossen Generalstabs sich ihrem Abschlusse nahenden »Karten von Attika« ist Nichts erschienen, aber die Aufnahmen an Ort und Stelle sind für das Gebiet südlich vom Parallelkreise 38° ı2’ bis auf einen unerheblichen Rest erreicht worden. Die HH. Hauptmann Winter- BERGER und Hauptmann WEGENER sind nach Beendigung dieser Arbeiten, deren zeichnerische Ausführung im Gange ist, zurückgekehrt. Litho- graphische Vervielfältigungen sind so weit vorgeschritten, dass die 448 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. Sectionen Tatoi und Salamis zur Herausgabe fertig, die Blätter Phyle, Megalo-Vuni und Eleusis bis zur ersten Correetur gelangt sind. Das Institut hat fortgefahren der im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien von Hrn. Coxze mit Hülfe der HH. Micnaeuıs, POSTOLAKKAS, VON SCHNEIDER, LOEWY und BRÜCKNER herausgegebenen Sammlung der »Attischen Grabreliefs« seine Unter- stützung zu gewähren. Dafür ist ganz besonders das athenische Seeretariat und vornehmlich Hr. Worrers eingetreten, wobei ihn die HH. A. Körte, Prernice und Parrar in gleichfalls dankenswerthester Weise unterstützten. Hr. Körte bereiste zu diesem Zwecke Salamis. Anderen Fachgenossen, namentlich Hrn. FAgrıcws, welcher samische, und Hrn. HırLer von GÄRTRINGEN, welcher rhodische Grabreliefs mit- theilte, haben wir es zu danken, dass auch das ausserattische Material an griechischen Grabreliefs für eine spätere Inangriffnahme der Bearbei- tung hat vermehrt werden können. Dass von diesem ausserattischen Material zuerst die südrussischen Grabreliefs zur Herausgabe gelangen, stellt Hr. Kırserıtzky, sobald seine amtlichen Arbeiten es gestatten werden, in bestimmte Aussicht. — Erschienen ist von den attischen Grabreliefs das 3. Heft; das 4. lag am Schlusse des Rechnungsjahres zum Erscheinen fertig. In Rom fand im April die Nachfeier des siebenzigsten Geburts- tages des Ehrenmitgliedes der Gentraldireetion Hrn. pe Rossı statt, an welcher neben dem Secretariate das Mitglied der Gentraldirecetion Hr. Krüczer sich zu betheiligen Gelegenheit hatte. Von den »Mittheilungen« der römischen Abtheilung des Instituts wurde das Schlussdoppelheft des 7. Bandes am Ende des Rechnungs- Jahres fertig gestellt. Nach der feierlichen Sitzung am Palilientage 1892 bot der zweite Secretar Hr. Hürsen denen, welche dem topographischen Cursus in Rom zu Anfange des Wintersemesters noch nicht beigewohnt hatten, eine kürzere Wiederholung dieses Cursus, leitete auch einen Ausflug nach Ostia. Am 4.—15.Juli hielt Hr. Mau seinen Cursus in Pompeji. Hr. Mau‘ hat auf Veranlassung des Instituts auch einen Führer durch Pompeji verfasst, dessen Drucklegung begonnen hat. Die Curse des Wintersemesters begannen mit dem des Hrn. HüLsen über Topographie von Rom. In der feierlichen Sitzung am WınckEL- MANN’S-Tage fand ein werthes Erinnerungszeichen, ein als Widmung der archaeologischen Gesellschaft in Berlin aus EpuvArn GerHARrn’s Nach- lasse stammender bronzener Greif, ein Geschenk der GerHARD’schen Erben, im Sitzungssaale bleibende Aufstellung. Unter den weiter fol- Coxze: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen archaeologischen Instituts. 449 genden regelmässigen Institutssitzungen in Rom gestaltete sich die am 17. März d. J. zu einer Feier des fünfzigjährigen Doctorjubilaeums HEın- RICH VON BRUNN Ss, welcher neben Henzen die römische Anstalt einst in neue Bahnen gelenkt hatte. Neben den Sitzungen gingen die Demon- strationen her, die des ersten Seceretars Hrn. PETERSEn in den römischen Museen und von ihm geleitete Übungen, bei welchen das Einzelstudium der Vatikanischen Sammlungen besonders betrieben wurde, sodann vom Januar an die epigraphischen Demonstrationen des Hrn. Hürsen. Der erste Seeretar richtete seine archaeologischen Erkundungs- reisen dieses Mal im Frühling nach Chieti, Benevent und Sizilien, im September nach Perugia und Florenz und empfing in Florenz die aus Deutschland eintreffenden Theilnehmer an dem Cursus der Anschauung antiker Kunst für deutsche Gymnasiallehrer. Vertreten waren Preussen, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Braunschweig, Sachsen-Coburg- Gotha, Anhalt, Lippe, Hamburg, Elsass-Lothringen. Aus Bayern war Niemand der Einladung gefolgt; in Bayern ist schon längst durch eigene Stipendien für Studienreisen der Gymnasiallehrer gesorgt. Von Florenz ging man über Orvieto nach Rom, wo der Haupt- aufenthalt vom 8. October bis 2. November dauerte. Dann wurde noch Neapel, Pompeji und Paestum besucht. Es hatten im Ganzen ı7 Theilnehmer sich eingefunden. Für Florenz und Fiesole wurden drei Tage verwendet, einer sodann für Orvieto, und am Sonnabend, 8. October, langte die Reisegesellschaft in Rom an, wo volle drei Wochen Halt gemacht wurde. Es war bei Aufstellung des Programms Sorge getragen, dass zwischen den Führungen zu den Ruinen und in die Sammlungen, wobei die beiden Secretare abwechselten, mehr freie Zeit als bei dem vorjährigen Cursus den Theilnehmern zur Verwendung nach eigenem Ermessen gelassen war. Am Mittwoch, 2. November, wurde die Weiterfahrt nach Pompeji angetreten, dessen Besichtigung unter Führung des Hrn. Prof. Mau zwei Tage gewidmet wurden, woran sich ein Ausflug nach Paestum schloss. Drei Tage in Neapel machten den Schluss. Der Beginn der Führungen in Florenz und ihr Schluss in Neapel sollte es denjenigen Herren, welche über eine etwas längere Urlaubszeit ver- fügten, möglich machen, an diesen beiden besonders reichen Plätzen noch vor und nach dem Cursus auf eigene Hand zu verweilen. Auch aus Oesterreich nach, Italien gesandten Gymnasiallehrern suchte das Institut sich nützlich zu erweisen; der erste Seeretar führte sie im Vaticanischen Museum, der zweite Secretar auf dem Forum. Die steigend lebhafte Benutzung der Institutsbibliothek in Rom legt den Wunsch nahe die Stunden dafür auch in den Abend hinein 450 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. auszudehnen. Der Zuwachs der Bibliothek bezifferte sich auf 329 Bände, darunter Geschenke der Akademieen der Wissenschaften in Berlin und Wien, der Universität Jena, der Direetion der Monumenta Germaniae historica, des Hrn. Grafen Laxskoroxskı in Wien, des Hrn. Rovınsky Exc. in Petersburg, des Hrn. von Faprıczy z. Z. in Rom, u. A.. Der Realkatalog der Bibliothek, welchen man zugleich zu einem nützlichen bibliographischen Handbuche der classischen Archaeologie zu gestalten hofft, wurde durch Hrn. Mau ansehnlich gefördert. Die Wohnungen im römischen Institutshause waren mit Ausnahme der wie in der Regel stilleren Sommermonate das Jahr hindureh voll besetzt, so auch in Athen. Während in Rom der zweite Secretar im Sommer einen Urlaub nach Deutschland hatte, waren beide Secretare in Athen das ganze Jahr über dort und unternahmen nur Reisen zu Studien- und Lehr- zwecken im Bereiche der dortigen Anstalt. Der erste Secretar besuchte auf Einladung des Ephoros Hrn. SkıAs die Ausgrabungen der athenischen archaeologischen Gesellschaft in Korinth, sodann im October mit mehreren Fachgenossen Oropos, Sikyon, Epidauros, Argos und Megalopolis, mit dem besonderen. Zwecke der Untersuchung der dortigen antiken Theater. Der zweite Seeretar war um der Sarkophage von Sidon willen in Constanti- nopel. Gemeinsam mit einer grösseren Anzahl von Theilnehmern, unter ihnen den von Baden aus zur Bereisung Griechenlands eingetroffenen Gymnasiallehrern, wurde im April auf eigens gemiethetem Dampfer eine Insel- und Küstenfahrt ausgeführt. Tenos, Mykonos, Delos, Eretria, Oropos, Rhamnus und Marathon wurden berührt. Gleich darauf traten die Secretare mit 19 anderen Theilnehmern, Fachgenossen verschiedener Nationen, die nun schon üblich gewordene Reise durch den Peloponnes an. Der Weg wurde über Korinth nach Sikyon, dann nach Nauplia, Tiryns, Mykenai, Epidauros, Mideia, zum Heraion, nach Argos, Mantineia, Tegea, Megalopolis, Phigalia ge- nommen und zuletzt wurden Olympia noch fünf Tage gewidmet. Die athenischen Sitzungen des Instituts fanden im Wintersemester, beginnend am 7. December, statt, unter zahlreicher Theilnahme auch von Fachgenossen aus dem Kreise der andern auswärtigen Institute in Athen. Die Vorträge vor den Denkmälern hielt der erste Secretar Hr. Dörrrern in Athen selbst, im Piräus und in Eleusis, der zweite Secretar Hr. Worrters in den athenischen Sammlungen, dieses Mal aus besonderem Anlasse mit einer Beschränkung auf die Skulpturen der archaischen Periode. Conze: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen archaeologischen Instituts. 451 Von wissenschaftlichen Unternehmungen nahmen das athenische Seeretariat noch die Vorarbeiten zur Herausgabe der beim Kabirion in Böotien gemachten Funde in Anspruch, sodann namentlich die Fortführung der Aufnahme und Bearbeitung der auf der Akropolis gefundenen Vasenscherben, welcher Arbeit die Königlich griechische Regierung andauernd ihre grosse Geneigtheit entgegenbringt. Zur Bewältigung des ansehnlichen Materials war neben dem zweiten Secre- tar Hr. Boruo GraArr aus Berlin bis zum Herbst in Athen thätig; vor Kurzem hat Hr. Pau Harrwie sich zur Weiterförderung des Unternehmens bereit finden lassen. Die Zusammenfügung von Scher- ben ist für jetzt als beendet anzuschen, auch die Sichtung des Materials bis auf die rothfigurigen Stücke und die Bruchstücke schwarzfiguriger Schalen. Das Institut ist entschlossen, in der Über- zeugung hier Etwas für die Vasenkunde aufs Neue Grundlegendes zu thun, diese Arbeit mit möglichstem Nachdruck fortzuführen. Zu solchen, schon länger im Gange befindlichen Unternehmungen ist eine Ausgrabung hinzugetreten,, welche auch mit den im Vergleiche zu anderen auswärtigen Instituten in Athen unserer Anstalt nur spärlich zur Verfügung stehenden Mitteln ausführbar erscheint. Der erste Secretar denkt durch sie einen immer schwierigen Punkt der altathenischen Stadt-Topographie aufzuklären, indem er alten Wasserleitungen und einem Strassenzuge zwischen Areopag und Pnyx nachzugehen unter- nommen hat. Die Strasse mit einer ganzen Anzahl von Einzelanlagen, die Wasserleitungen und ein grosser Wasser-Behälter sind aufgedeckt. Über die Bedeutung des Aufgedeckten zu reden ist hier nieht der Ort, die Fortsetzung der Untersuchung ist aber vom Institute, die Geneigt- heit der Königlich Griechischen Regierung vorausgesetzt, für das lau- fende Jahr beschlossen. Der ı7. Band der Mittheilungen der athenischen Abtheilung ist mit dem 4. Hefte abgeschlossen, auch sind die Register zu Band ı-15 im Drucke erschienen. Die Instituts-Bibliothek in Athen vermehrte sich um 240 Num- mern, zu Gute gekommen sind ihr darunter zahlreiche Geschenke, so von der Akademie der Wissenschaften in Berlin, den preussischen und französischen Unterrichtsministerien, den Trustees des Britischen Museums, der archaeologischen Gesellschaft in Berlin, dem Hrn. Grafen LAnckorosskı, den HH. LArTvycHEw, KıErERT, ÖVERBECK, STRZYGOWSKI, SVORONOS, ULRICH u. A.. Die Benutzung der Bibliothek war sehr lebhaft. Die Sammlung der in Copieen verkäuflichen Photographieen des Instituts hat sich in Athen wieder sehr erheblich vermehrt, so dass die Drucklegung eines Nachtrages zum Verzeichnisse beabsichtigt wird. 452 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. Auch beabsichtigt das Institut zum Studium und zur Erleichterung der Auswahl bei Bestellungen ein vollständiges Exemplar der Copieen aller vorhandenen Aufnahmen in Berlin zugänglich aufzustellen. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass das Institut auch in Deutsch- land seine Bemühungen für die Verwerthung der archaeologischen Studien in den Kreisen der Gymnasien, wo eine Gelegenheit sich bot, im verflossenen Jahre nicht unterlassen hat. Dem Fortgange der archaeologischen Feriencurse für Gymnasiallehrer in Preussen, Bayern und Sachsen, ist das Institut, so weit es dazu berufen sein konnte, mit Theilnahme gefolgt und hat sich dabei vielfach geneigten Ent- gegenkommens zu erfreuen gehabt. Unser Dank gebührt wie in früheren Jahren, so auch dieses Mal wieder, dem Verwaltungsrathe der Dampfschifffahrts- Gesellschaft des österreichischen Lloyd, welcher unsere Studien durch Erleichte- rung der Reisen der Institutsmitglieder gefördert hat. 453 Die Löslichkeit einiger schwer löslicher Körper im Wasser, beurtheilt aus der elektrischen Leitungs- fähigkeit der Lösungen. Von FRrıEDR. KouLrAuscH und FRrıEDR. Rose in Strassburg. (Vorgelegt am 18. Mai [s. oben S. 383].) Di. Kenntniss der Löslichkeit ist bekanntlich und begreiflicherweise um so unsicherer, je geringer die Löslichkeit eines Körpers ist. Bei den im gewöhnlichen Sprachgebrauch unlöslich genannten Körpern schwanken die von verschiedenen Beobachtern gefundenen Zahlen um ihr Vielfaches. So werden die Wassermengen, welche zur Lösung der Einheit nothwendig sind, für Bariumsulfat von 50000 bis 800000, für Strontiumsulfat von 4000 bis 15000, für Bariumearbonat von 10000 bis 40000 angegeben. Die Wirkung des Wassers auf Chlor- silber wird sogar prineipiell verschieden beurtheilt. Wenn man nun auch, nach den aufgewandten Vorsichtsmaassregeln und nach der Er- fahrung der Verfasser, manche von den Angaben den übrigen gegen- über zu bevorzugen geneigt sein wird, so bleibt doch oft eine Un- sicherheit innerhalb weiter Grenzen. Es braucht kaum gesagt zu werden, worin die Schwierigkeit der Untersuchung hier besteht, wenn es sich darum handelt, eine Lösung von einigen Milligrammen im Liter zu filtriren und einzu- dampfen und den Rückstand durch Wägung in einer grossen Schale zu bestimmen. Ausserdem muss die gleiche Operation mit dem Wasser selbst vorhergegangen sein. Freilich übersteigt ein grosser Theil der obigen Unterschiede auch das Maass des hier zu erwarten- den Fehlers. Weitere Fehlerquellen sind also unstreitig vorhanden. Sie werden sich zusammensetzen aus Unreinheit des Materials und des Wassers, welche letztere die Löslichkeit selbst beeinflussen kann, sowie aus Anwendung von unzuverlässigen Gefässen. Dann kommt die Schwierig- keit, zu beurtheilen, wann die Lösung gesättigt ist. Man kann den 454 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. Process während seines Verlaufes nicht verfolgen, man muss also annehmen, dass nach einer gewissen Zeit Sättigung eingetreten ist. Oder man geht von Übersättigungszuständen auf die Sättigung zu- rück. Es giebt Körper, welche Übersättigung in Lösung trotz der An- wesenheit grosser Mengen fester Substanz sehr hartnäckig festhalten. Eine andere Ursache von Schwankungen kann bekanntlich bei manchen Körpern auch darin bestehen, dass verschiedene Krystall- formen, insbesondere auch verschiedene Gehalte an Krystallwasser vorliegen können, von denen der Gleichgewichtszustand an der Ober- fläche, d. h. die Sättigung abhängt. Doch dürfte für die schwer lös- lichen Körper dieser Eintluss nicht so erheblich sein. Bei dieser Sachlage haben wir für nicht überflüssig gehalten, schwer lösliche Substanzen neu zu untersuchen, wobei wir den Neben- gedanken nicht verschweigen wollen, dass eine genauere Kenntniss des Sättigungs-Gleichgewichts schwacher Lösungen Gesetzmässigkeiten ergeben könne, nach denen man an starken Lösungen so oft vergeb- lich gesucht hat. Denn offenbar ist ein Zustand, bei welchem der feste Körper mit einer Flüssigkeit in Berührung steht, die sich von dem Lösungsmittel wenig unterscheidet, einfacher und für die Er- kennung von Gesetzen geeigneter, als derjenige, bei welchem die lösenden Flüssigkeiten durch die erfolgte Aufnahme einer grossen Menge des Körpers doch wesentlich verschieden sind. Als feinste Methode, die im Wasser gelöste kleine Menge zu bestimmen, ist für Elektrolyte zweifellos die Bestimmung des elektri- schen Leitungsvermögens der Lösung anzusehen. Nimmt man zunächst an, der Factor, mit welchem das Leitungs- vermögen zu multiplieiren ist, um den Gehalt zu bestimmen, sei be- kannt: dann bietet das Verfahren folgende Vortheile. Der Zustand der Lösung ist jederzeit in einigen Secunden fest- zustellen. Man kann dem Process der Auflösung also stetig folgen und sich leicht überzeugen, wann der Zustand stationär geworden ist. Nach der Herstellung dieses Zustandes wird keine zeitraubende Unter- suchung und keine Operation, wie Eindampfen u. s. w., verlangt, die mit Verunreinigung verbunden sein kann, oder die Wägung kleiner Mengen in grossen Schalen. Die Lösung braucht von dem Überschusse an Lösungsmaterial nicht getrennt zu werden. Man braucht nicht abzufiltriren. Der Körper darf also eben deswegen in beliebig fein vertheiltem Zustande angewandt werden, was besonders vortheilhaft ist. Und zwar darf in der Lösung eine so grosse Menge des Pulvers suspendirt sein, dass erstere vollkommen milchig erscheint, ohne dass das gefundene Leit- vermögen dadurch merklich geändert wird. KoutravuscH und Rose: Löslichkeit schwer löslicher Körper im Wasser. 455 Der fein vertheilte Zustand erleichtert auch das Auswaschen, auf welches gerade bei schwer löslichen Körpern grosse Sorgfalt‘ zu ver- wenden ist. Ferner genügen kleine Mengen. 0”°o2 Bariumsulfat in 10°" werden mit derselben Genauigkeit ermittelt wie 2”® im Liter. Auch dies trägt wesentlich dazu bei, reine Substanz beschaffen zu können. Denn man ist dabei doch auf Auswaschen mit wiederholtem Absitzenlassen und Abgiessen angewiesen, was bei grossen Mengen sehr langwierig ist. Auch auf die Reinheit der ausreichenden kleinen Mengen von Wasser kann man leichter die nöthige Sorgfalt verwenden, worauf viel an- kommt. Dann ist man noch in kurzer Zeit mit der ganzen Arbeit fertig. ccm Für das eben genannte Beispiel genügen 10 Minuten nach Aufgiessen des Wassers. Die Raschheit des Verfahrens fördert nicht nur die Arbeit, sondern sie vermeidet vor Allem Verunreinigungen, z. B. durch die Gefässwände. Es wird weiter ermöglicht, die Sättigung einfach bei verschiedenen Temperaturen zu bestimmen, besonders in höheren, in denen das Gleichgewicht sich rasch herstellt. Dabei ist es im Allgemeinen kaum erforderlich, Bäder für eonstante Temperatur zu gebrauchen (die wegen des nothwendigen Schüttelns auch leicht eine Quelle der Verunreinigung werden), sondern man kommt mit Erwärmung durch die Hand oder eine kleine Flamme aus. Besonders hervorgehoben sei schliesslich, dass die Lösung sich, mit Ausnahme des Augenblicks, in welchem frisches Wasser auf- gegossen wird, immer im geschlossenen Gefäss befinden kann. Das ist besonders schätzenswerth bei Körpern, deren Lösung, wie bei den Carbonaten, von der Mitwirkung der Atmosphaere beeinflusst wird. Von der Elektrieitätsleitung der Lösung kann man einen Schluss auf die gelöste Menge bei den meisten Körpern genähert sofort machen, da das Leitvermögen verdünnter Lösungen einfachen bekannten Ge- setzen genähert folgt. Genauere Zahlen verlangen theilweise noch neue Untersuchungen, welche künftig ausgeführt werden sollen. Das Verfahren ergiebt sich grossentheils bereits aus den vorigen Bemerkungen. Das Pulver als Niederschlag oder zerriebenes Mineral wurde zunächst in Flaschen ausgewässert und dann in geeigneter Menge in ein Fläschehen mit eingeschliffenem Thermometer und Platin- elektroden gebracht. Das aufgegossene Wasser, dessen eigenes Leitungs- vermögen sorgfältig bestimmt worden war, erneuerte man, bis wieder- 456 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. holt derselbe Endwerth des Leitungsvermögens der Lösung entstand. Die meisten Pulver waren so fein, dass die Flüssigkeit längere Zeit nach dem Aufschütteln trüb blieb.' Alle Leitvermögen sind auf Hg = 10'” bezogen. Im Allgemeinen wurde der stationäre Endwerth des Leitvermögens dureh einiges Aufschütteln rasch erzielt und man konnte über seine Grösse nicht im Zweifel sein. Einige Körper freilich, z. B. Flussspath, leichter lösliche, wie Stron- tiumsulfat, offenbar auch deswegen, weil das Auswaschen die feinsten Theile des Pulvers stark vermindert hatte, gebrauchten längere Zeit. Die Endwerthe enthalten dann eine kleine Unsicherheit. Besonders lange Zeit erforderte die »lösliche Kieselsäure«. In einem Schüttelapparat behandelt, erhielt man aber nach mehreren Stunden ziemlich eonstante und in mehreren Aufgüssen ungefähr übereinstimmende Werthe. Bei den Carbonaten musste natürlich die atmosphaerische Kohlen- säure sorgfältig entfernt gehalten werden. Ohne jedes sichere Resultat blieb aber Magnesiumearbonat, welches sich überhaupt langsam löste und bei jedem neuen Wasseraufguss kleinere Zahlen (von 550 bis ı 10) ergab, bis schliesslich nur noch wenig Substanz übrig war. Magnesia alba dagegen gab ziemlich constante Werthe. Ferner sind die Zahlen für Kupfer-Jodür und -Rhodanür zweifel- haft, denn bei langer Behandlung mit Wasser gingen die Leitvermögen immer weiter hinauf. Das lösende Wasser hat eigenes Leitvermögen (ı bis 2 bei uns). Es giebt, um dasselbe zu eliminiren, kein anderes Verfahren, als es von dem Leitvermögen der Lösungen abzuziehen, was unten schon geschehen ist. Bei neutralen Salzen controlirt das Verfahren sich durch die Übereinstimmung der so mit verschiedenem Wasser erhaltenen Werthe als unbedenklich. Bei nicht neutral reagirenden Körpern bleibt eine Unsicherheit, welche um so grösser wird, je geringer die Lös- lichkeit ist. Die Temperatur wurde in der Regel etwa zwischen o und 30 bis 40° variirt; theilweise mit Benutzung von Bädern, wenn thunlich aber ohne solche. Die neue Sättigung nach der Temperatursteigerung tritt durch Schütteln meist binnen kurzer Zeit ein. Dagegen zeigten einige Körper, z. B. die Oxalate, bei dem Abkühlen, trotz der An- wesenheit grosser Mengen fein vertheilter Substanz, eine grosse Hart- näckigkeit in dem Festhalten von Übersättigungszuständen. ! Die Silber- und Quecksilber-Verbindungen wurden unter Ausschluss von Tages- licht untersucht. Andernfalls erhielt Wasser über AgCl mit der Zeit ein sehr erheb- liches Leitvermögen. KontrauschH und Rosz: Löslichkeit schwer löslicher Körper im Wasser. 457 Über die Güte der Glasgefässe waren besondere Untersuchungen angestellt worden. In niederer oder in Zimmertemperatur hielt Wasser oder eine gesättigte Lösung sich Stunden, auch wohl Tage lang in denselben ohne merkliche Änderung. In höheren Temperaturen da- gegen wurde die Löslichkeit des Glases merklich. Um diese Änderungen zu eliminiren, beobachtete man von Zeit zu Zeit wieder in der Aus- gangstemperatur und brachte den erfolgten Zuwachs des Leitvermögens als zum Wasser gehörig in Rechnung. Entstellende Fehler können durch dieses Verfahren nicht entstanden sein. Zwei Beobachtungssätze an sehr schwer löslichen Körpern mögen das Verfahren erläutern. Bariumsulfat. Das aufgegossene Wasser hatte das Leitungs- vermögen bei 18° Z; = 1.04. Tempera 7°) 17.1 3°5 173° SA 7A Leitvermögen X, = 3.41 1.99 3.46 5.8 a5 IMEo bei 18 Ks =' 3.52 3.49 3.65 Hiernach wird das Leitvermögen des Wassers gesetzt: bei 18° ia = 1,04 1.94 1.040 (Ta) 1 70 und.beist Lu: 1.02 0.69 1.03 N Ve] Bleibt also für den gelösten Körper: Bl ihr = 52,39.81530 2.43 42320240 Chlorsilber mit Wasser von 4, = 1.10. Nach 2Min. ı9Min. 35 Min. folg. Tag TE TE 7A, 15 07.5 0170.09,,:17.06 .33.0, 17.2 BE 2530, 229875 2.19,.1.00.,2%.25 1.78% 9.41 ..4:.85 2:43 A (2.06) (2:23), 2.26 2. 2.45 2.53 Fa Bo ro 7. WON NEL.L2)N EDEN (13238)01.29, UT.36) 1.37 FE 7777209, 77.090208. 0471. "METZ 1.07.1128. 12.907, 7.35 BE oe og) Tone, ‚1.2 0:71 10.13. 0 2:95 1.08 Meist wurden mehrere Reihen beobachtet und durch graphische Darstellung zu Mittelwerthen vereinigt. Wir wollen die Leitvermögen für die aequidistanten Temperaturen 2, 10,18, 26, 34° mittheilen. Da für 18° immer eine grössere Anzahl von Bestimmungen gemacht worden war, so sind die Temperatur-Reihen dem Mittelwerthe von %,; durch einen Proportionalitätsfactor angepasst werden. Die so entstandenen Werthe finden sich in Tabelle I. Eine Klam- mer bezeichnet Interpolation aus weiter abliegenden Beobachtungen. 458 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. arbeiter Tr Leitvermögen k der gesättigten Lösung bei 2 10° 18° 26° 34° 42° Bhloxsilbene sa. inne AgCl 0.39 0.62 Ban 2.04 3.19) 49 IBromsilbere nee else AgBr 0.09 (0.14) 0.2 0.3 0.4 Jodslbema rl en Ag) 0.06 Quecksilberehlorür®... ..I....22% HgCl 0.59 (0.83 1.33 (2.24) 3.5 5.4 Queeksilberjodid.. 2... HgJ; 0.2 Kupierjodars. vor kcal CuJ 4? Küpferthodanur!..r. 2.2 22. CuCSN 0.4? BlUESSpauhse HG, een Se CaF, 20.5 27 35 44 54 65 Schwefelsaures Barium | ___ Ba so,) 1.07 (1.55) 2.20 3.0 Schwerspath \ 1.27; (1.85) 2.55 3.4 4-5 Schwefelsaures Strontium ..... SrSO, 76 95 116 139 162 Gypswr een aklaer. CaSO,-+.aq || 1081 1403 1770 2130 (2470) Schwefelsaures Blei ......... PbSO, 16.8 (23) 30 38 46 Oxalsaures"Barıum' 2. .. 2. Ba(,0, 30 45 66 91 122 Öxalsaures Strontium........ Sr(,0, 24 (36) 51 (68) 90 Oxalsaures Oaleium ......... Ca0,0, 4-5 6.7 9.2 12.3 16.3 Kohlensaures Barium ........ Ba CO, 17 24 Kohlensaures Strontium....... Sr CO, 77. (11) 15.0 (20) 26 Kohlensaures Caleium \ (16) 21 27 34 Kalkspathh 22 A eek CaCO, 14.6 (20) 26 (32) 39 Arragonit 17.6 (23.5) 30.5 39 48 Köoblensaures Blei... ..... ..... PbCO, 17 2.0 Chromsaures Silber ....... A%CrO, 7.0 (11) 17:2 (26) 37 Chromsaures Barium ........ BaCrO, 1.2 (2.0) 3.0 4.2 GhromsauresABlei +... -.......; PbCrO, 0.1 Magnesiumhydrat .......... Mge0,H, 7ı 83 Magnesia alba... M&0,H, +4MgCO, 200 Unlösliche Kieselsäure ........ SiO, 0.2 Lösliche Kieselsäure....... SiO,-+aq 106 Schwerspath erscheint hiernach um 16 Procent löslicher als ge- fälltes BaSO,, Arragonit um etwa ı5 Procent löslicher als Kalkspath oder gefälltes CaCO... Beides ist wohl möglich. Was die Temperatur betrifft, so steigen die Leitvermögen unserer gesättigten Lösungen beschleunigt mit derselben an. Sie lassen sich als Funetion der Temperatur recht gut durch einen quadratischen Interpolationsausdruck darstellen, für welchen, weil ı8° als Ausgangs- punkt für die Beobachtungen gedient hat, diese Temperatur in der Formel ebenfalls als Ausgang dienen soll. Man setzt also (siehe A und ®3 in Tabelle II) k, = klı + Alt— 18) + B(i— 18). Nur für Gyps verwandelt sich die anfängliche Beschleunigung mit der Temperatur nachher in eine Verzögerung: im Zusammenhang mit der bekannten Eigenschaft des Gypses, ein Maximum der Löslich- KourrauscH und Rose: Löslichkeit schwer löslicher Körper im Wasser, 459 keit zwischen 30 und 40° zu haben. Die Curve hat einen Wende- punkt; derselbe liegt nicht weit von 18° und man kann zwischen 2° und 34° für Gyps nahe setzen k, = k|ı + At— 18) — C(t— 18)], wol = 0.026, E& = 0.0000065 ist. Es möge noch bemerkt werden, wenn es auch kaum unerwartet ist, dass die Überkältung einiger Lösungen bei dem Durchgang durch o° nichts, was einen Sprung bedeutete, wahrnehmen liess. Um vorläufig auch die in der gesättigten Lösung bei ı8° ge- lösten Mengen wenigstens der Ordnungsgrösse nach anschaulich zu machen, dient folgendes. Für verdünnte Salzlösungen vom Ge- halte!m mg-Aequ./liter ist das Leitvermögen A; = C-m, wo Ü um 100 herum liegt: in unseren Beispielen dürfte C sich zwischen 95 und ı12 halten. Die Zahlen k,s/100 geben also beiläufig die bei 18° in ı Liter gelösten mg-Aequivalente; sie sind deswegen in Ta- belle II aufgeführt. Der Gehalt von ıLiter bei ı8° ist also beiläufig A-m = —-.A mg, wenn A das Aequivalentgewicht der Verbindung 100 ö bedeutet (für zweiwerthige Körper das halbe Moleculargewicht). Bei der schon ziemlich starken Lösung von CaSO, ist k/58 statt k/100 eingesetzt, was einen ziemlich richtigen Werth geben wird (und auch mit den Angaben über die Löslichkeit des Gypses nahe stimmt). MgO,H, endlich wird etwa den Divisor 200 statt 100 verlangen. Über SiO, ist nichts auszusagen. Für sehr verdünnte Lösungen von Carbonaten entsteht durch den unberechenbaren Einfluss des Wassers auf das Leitvermögen eine Unsicherheit. Die Zahlen für PbCO, können wohl um 30 Procent falsch sein. | Auf folgendem Wege findet man ferner’ eine nahe richtige An- schauung über die Abhängigkeit der gelösten Menge von der Sättigungstemperatur. In dem Coeffieienten A steckt ausser der Änderung der gelösten Menge durch die iR emperatur noch die Zunahme der Leitungsfähigkeit an sich. Für verdünnte Salzlösungen ist die letztere als Function der Temperatur mit geringen Schwankungen dargestellt durch’ k, = kılı + 0.023 (E— 18)]. ! Für Gyps bei —2° wurde freilich ein um etwa 2 Procent grösserer Werth beobachtet, als die Formel ergiebt, allein bei der Willkürlichkeit der letzteren kann man vorläufig hieraus nichts schliessen, ?2 Kourrausch, WıEn. Ann. 26, 223. 1886. Sitzungsberichte 1893. 42 460 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. Setzt man die Sättigungsmenge bei der Temperatur ? Pr = Pıslı + alt — 13)], so ist also a, der Temperatur-Coeffieient der Sättigung, d. h. der relative Zuwachs der gelösten Menge auf ı°, um 18° herum nahe — U — 0.023. Dieser Werth ist deswegen auch in Tab. II. angegeben. Tabelle I. ktg/100 | 4A-ks/100 || Linearer Quadratisch. | ee Bi Aequ.- Angenäherter Temperatur - Coefficient || Temp.- Gewieht | Sättigangsgehalt von des Leitvermögens a | ı Liter bei 18° in gesättigter Lösung um 180 A mg - Aequ. ng A B et: Chlorslbarlefen en AgCl || 143 || 0.0117 127, 0.075 | 0.0021 || 0.052 Bromsilberse see sehen AsBr | 188 || 0.002 0.4 (0.046) . (0.0007) |\(0.023) Jodsilberint: uns: an.ee seen AgJ || 235 | 0.0006 0.1 Quecksilberehlerür ............- HgCl | 236 || 0.013 34 0.072 | 0.0025 || 0.049 Quecksilberjodid ............- ,HgJ, | 227 | 0.002 0.5 Bupienjoduner 2. ne een. CuJ || 190 || 0.04? 8? Kupferrhodanür . .......... 2... CuSCN || 121 0.004? 0.5? IEluSSSpatheeen ser ne !/, CaF, 39% 20:35 14 0.030 | 0.00034 || 0.007 Schwefelsaures Barium ! /,BaSoO 1161| 9022 2.6 0.041 | 0.00055 || 0.018 Schwerspath un 2 ; (| 0.025 2.9 0.040 | 0.00054 || 0.017 Schwefelsaures Strontium ....'/, Sr SO, 92 1.16 107 0.023 | 0.00009 | 0.000 Y,CaSO, (+ ag) 68 || 30.51 2070 0.026 S 0.003 Schwefelsaures Blei ........ /„PbSO, || ı51 || 0.30 46 0.030 | 0.00013 || 0.007 Oxalsaures Barium ........ /, BaC,0, | ı12 || 0.66 74 0.044 | 0.0006 || 0.021 Oxalsaures Strontium ...... 1), SrC,0, 88 || 0.51 45 0.041 | 0.0005 || 0.018 Oxalsaures Calcium ........ 1/, Ca0,0, 64 || 0.092 5.9 0.039 | 0.0005 || 0.016 Kohlensaures Barium ....... a BaCO, | 08 || 0.24 24 0.033 für 14.2 0.013 Kohlensaures Strontium ..... Y/, Sr CO, 74 | 0.15 I 0.038 | 0.00046 || 0.015 Kohlensaures Caleium ) ) |.» 1120.26 13 0.031 | 0.00025 || 0.008 Arragonit a BD oso 15 0.031 | 000030 || 0.008 Kohlensaures Blei ........... ,PbCO, || 133 || (0.025) 3) || 0.026 für 10°2 || 0.009 Chromsaures Silber ...... "aAgCrO, || 166 | 0.17 28 0.055 | 0.0011 || 0.032 Chromsaures Barium ...... ,BaCrO, || 126 || 0.030 3.8 0.046 | 0.0006 || 0.023 ChromsaureseBleir.... u... ,PbCrO, | 161 0.001 0.2 Magnesiumhydrat! ........ ,Mg0,H, EN 9 0.018 für 14° 2 0.000 Lösliche Kieselsäure ........ SiO,-+aq | | 0.030 | 0.00025 | Da die a positiv sind, so wächst also für unsere Körper die Löslichkeit mit der Temperatur; allerdings sehr verschieden stark: ! Bei Gyps %/58 statt A%/100; das Aequ.-Gewicht bezieht sich auf wasserfreie Substanz. Bei Mg0,H, %/20o0 statt %/100. Genaueres über AgCl und BaSO, s. f. S. ? "Bei BaCO; und MgO;H; ist der Temperatur - Einfluss als Änderung zwischen 10° und ı8°, bei PbCO, zwischen 2° und 18° bestimmt, aber wie sonst in Theilen von kg ausgedrückt. Für MgO,;H; ist ferner a= U — 0.018 gebildet, was dem Ver- halten anderer Basen entspricht. 27 Verse m. S: KoartrauscH und Rose: Löslichkeit schwer löslicher Körper im Wasser. 461 bei weitem am stärksten für Clorsilber und Quecksilberchlorür. Bei Strontiumsulfat ist die Löslichkeit von der Temperatur fast unabhängig. Die Vergleichung mit den bis jetzt durch Eindampfen u. s. w. aus- geführten Bestimmungen soll vorbehalten bleiben. bis das Material für die Umrechnung des Leitvermögens auf die gelösten Mengen voll- ständiger beschafft sein wird. Nur für die in der analytischen Chemie besonders wichtigen Körper AgCl und BaSO,, von denen der erstere durch die von NERNsT gemachte Anwendung unserer, ihm mitgetheilter Zahlen auch theo- retisch besonderes Interesse bietet‘, soll die Umrechnung gleich aus- geführt werden. Man kann die Mittel dazu von verwandten Körpern hinreichend genau hernehmen. Über den Temperatureinfluss auf das Leitvermögen ungesättigter Lösungen von BaSO, sind Beobachtungen eigens angestellt worden. Chlorsilber. Das Leitvermögen einer constanten Lösung wird in seiner Abhängigkeit von der Temperatur nach Analogie der Chlor- alkalien und des Silbernitrats? nahe dargestellt werden durch ky—=k|ı + 0.022 (!— 18) + 0.00007 (f— 18)°]. Ferner kann man den Gehalt einer Lösung vom Leitvermögen k;s 18 mg -Aequ. ııı Liter berechnet man die Sättigungstabelle mg oder D—1.30K,s7n.. Hieraus und aus Tabellel n © Liter setzen m = bei 2° 10° 183 20° 34° 42° en R > mg -Aequ. ZI 00052 0.0007, 0.0105 0.0050 ’ 0.0210, ‚0.0281... 3 mg D»=.0.70 0.97 I.52 2.24 3.03 4.05 Ta: Die Sättigungsmenge als Function der Temperatur lässt sich mit einiger Annäherung ausdrücken durch m, —= Ms [1 + 0.049 (t—-18) + 0.00089 (t— 18)°]. Die hiernach bereehneten Zahlen werden: 2 10.0047, 0.0070..:0.0105 20.0153. 0.0211 .0,0282. Bariumsulfat. Für eine constante Lösung wurde durch Beob- achtung gefunden’ ky—=ks|1+ 0.0240 (t— 18) + 0.00012 (t— 18)°]. ! Nernsr, Theoretische Chemie, Stuttg. 1893. S. 516. ? KontrAusch und GrorRIAn, Pos. Ann. 154, 226. 1875 und K. Wien. Ann. 26, 223. 1885. ® Als eine Empfehlung für die dabei angewandte Methode der Wechselströme darf erwähnt werden, dass diese, nach jeder anderen Methode überhaupt kaum aus- führbare Bestimmung hier ohne besondere Schwierigkeit verlief. 462 Gesammtsitzung vom 1. Juni. — Mittheilung vom 18. Mai. Nach Analogie mit Caleiumsulfat wird, einer demnächst mitzutheilenden Versuchsreihe von Hrn. Mac GrE6sorY entsprechend, mit den obigen E er az ei 18 mg-Aegqu. 2 um, VER Bedeutungen (vor. S.) m = ng und p—1.0A Kane: Kleraus findet man für das künstliche Bariumsulfat die Zahlen beir 22 10° 182 26° 3A g- Acgu. m— 0.0148. 0.0178 0.0196 0.0223 (0.0250). f mg ID 272 1.97 22/0 2.60 Bro: Berechnen kann man diese Sättigungsgehalte nach der Formel m = Ms|1 + 0.017 (E—18) + 0.00005 (t— 18)?]. Der Temperatureinfluss auf die Löslichkeit ist bei AgCl etwa dreimal so gross, als bei BaSO,. Bei 0° wird reichlich doppelt so- viel BaSO, gelöst als AgCl: bei 34° hat letzterer Körper den anderen eingeholt. Nach den Formeln würde in überkältetem Wasser für AgCl ein Minimum der Löslichkeit in der Gegend von —ıo° eintreten. Als etwas Neues auf diesem Gebiete wäre dies von theoretischem Inter- esse. Aber eine solche Folgerung aus einer Interpolationsformel ist sehr unsicher. Eine directe Prüfung wird schwierig sein. Es ist gewiss nicht ausgeschlossen, dass an der hier gebrauchten Methode, Löslichkeiten zu bestimmen, sowie an den mitgetheilten ersten Anwendungen derselben noch allerlei zu verbessern sein wird. Indessen scheint doch festgestellt zu sein, dass man auf diesem Wege Fragen verfolgen kann, die auf andere Weise schwerlich zu. beant- worten sind. Ausgegeben am 8. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 465 1893. XXV. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. S. Juni. Sitzung der philosophisch-historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLen. Hr. Könter hielt einen Vortrag über Makedonien unter König Archelaos. Die Mittheilung wird später in den Sitzungsberichten erscheinen. Sitzungsberichte 1893. 43 aA 1% 12. 1 0 a ee a \ M = i = % Bi 5 j E BA Br . " = ne u oJ . ae FL b ” rn; 2 i h ’ 1 Pe j ; r=, A n Pi: Be r 2 1 olke ne. gs Ye Zul al), ya we DIE, # = 5 eng: h | “ = Li j {} “ u = Pu un i i L - i ir VE nr EN Er Ai el sure ‘ : Br Lahr ATEEN IT IN na ui IE Fhtr Y is KFIV Z i ii u 2 2 raten at TA TIL, MDR he Ih\® ü 7 1m rn 465 Zur Lehre vom vergleichenden Adverbialis im Altehinesischen. Von G. VON DER GABELENTZ. (Vorgetragen am 1. Juni [s. oben S. 443).) $$. 370-380 meiner Chinesischen Grammatik habe ich festzustellen versucht, wie viele und welche Casusbegriffe das Altchinesische formell, das heisst syntaktisch anerkennt. Seinen Funetionen nach der weiteste Casus ist der, den ich Adverbialis nenne ($. 347-360). Er kann nicht nur Zeit, Ort, Ursache, Werkzeug, Beziehung, sondern auch einen Vergleich, eine Ähnlichkeit ausdrücken. Ein Beispiel für Letzteres: HE E& T K, Das ganze Volk kam wie Kinder ($i IIL,ı, VII, ı), hat schon der alte Pr£EmAarE angeführt, drei oder vier weitere STAN. JULIEN. Ich habe zunächst, $. 356, festgestellt, dass nicht nur, wie in jenem Satze und in den Jurien’schen Beispielen, das Subject, sondern auch das Object gemeint sein kann. Ob aber der Gebrauch frei, ob er redensartlich eingeschränkt ist, stand vorläufig dahin. Mit der Zeit mehrten sich die Beispiele, und heute darf ich den Satz aufstellen: Wo es der Sinn erlaubt, darf jedes Substantivum vor jedes Verbum oder praedicative Adjectivum im vergleichenden Adverbialis treten. Ich lasse mein neugewonnenes Beweismaterial folgen. Boah IE c = c > > Bi I ar a wie Thiere hausten sie, in Herden wohnten sie. Kuan-tsi X], ıa. —— > all za ru . . . H 5 il Ei Fi yh) yr MM Fr Wie ein Leichnam 2 [e) weilt er (auf einer Stelle), und wie ein Drache tritt er in Erscheinung; wie ein Abgrund ist er dunkel, und wie ein Donner dröhnt er. Guang-tsiIV,ı8b. Be BE TEE HB a ET he ee, Km le 3 Mil U — 3 En Br EN N. Daher vermochten sie 43* 466 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 8. Juni. — Mittheilung v. 1. Juni. wie der Himmel zu kreisen, wie die Erde festzustehen, wie Räder umzulaufen ohne Stockung, wie Wasser dahinzugleiten ohne Stillstand, ... wie Winde sich zu erheben, wie Wolken sich auszudehnen, wie Donner zu dröhnen, wie Regen nieder- zugehen. Wen-tsil,ıb. 7E FE 8 hl, ıı ner K = Des Meisters Ruf ist hoch, wie Berge, ewig wie Wasser. Wen-£ing-kung. I Ei; H. NIE il) E a Mm ÄT. findet er nicht seine (= ihm zusagende) Zeit, so wandert er, wie eine Pung-Pilanze, (vom Winde ziellos) fortgetragen. Ssi-ki LXII, ıb. Geradezu celassisch für unsern Zweck ist das erste Capitel des Hoäi-näm-tsi, eines der gefeiertsten taoistischen Schriftsteller, der im 2. Jahrhundert v. u. Z. lebte. Er ist zugleich einer der grössten Stilisten seines Volkes, und das Capitel In En »das ursprüngliche Tao«, das fast psalmodirende Töne anschlägt, streckenweise, schein- bar ungesucht, in gebundene, gereimte Rede vorfällt, bietet noch ein besonderes stilistisches Interesse durch gewisse pleonastische Paralle- lismen. Bekanntlich verhält sich der chinesische Parallelismus zum semitischen etwa wie die Parodie, die einen neuen Gedanken in die alte Form fasst, zur Travestie, die den vorigen Gedanken nochmals in neuer Form vorführt. Diese redselig überschwängliche Form ist sonst nicht chinesische Art; hier aber entspricht sie der Stimmung. Ich gebe im Folgenden die Übersetzung ungekürzt, vom Texte aber nur die für den vorliegenden Zweck erheblichen Stellen. » Jenes Tao überdeckt den Himmel und trägt die Erde, erstreckt sich über die vier Himmelsgegenden und klopft an an die acht Endpunkte, [die vier Cardinalpunkte und ihre vier Mittel NO., NW., SO., SW.]. Seine Höhe ist unermesslich, seine Tiefe unergründlich. Es um- hüllt und umspannt Himmel und Erde, ernährt und begabt das Ge- staltlose, [entwickelt die Keime zu Gestalt und Leben]. In yh FA je yılı 1] AR ER Wie ein der Quelle entspringendes (rewässer rinnt es dahin, doch in erhabener Fülle; es wallt und wallt und strömt und strömt, doch in erhabener Klarheit. Daher in senk- rechter Ausdehnung erfüllt es Himmel und Erde, in wagerechter ver- bindet es-.die vier Meere. |Der Chinese denkt sich die Erde als nach allen vier Himmels- gegenden vom Meere umgeben.] ’T; . . . . . Ale, VON DER GABELENTZ: Vergl. Adverbialis im Altchinesischen. 467 Es erstreckt sich in’s Endlose und kennt weder Morgen noch Abend. Ei Br Ei] 9 wörtlich: es hat nicht was es als Morgen oder als Abend behandele.| Entfaltet überspannt es die sechs Cardinalpunkte; [Nord, Süd, West, Ost, Zenith und Nadir] zusammengerollt füllt es nicht eine hohle Hand. Zusammengezogen, kann es doch sich ausstrecken; dunkel, kann es doch leuchten; schwach, kann es doch stark sein, zart, kann es doch hart sein. Es durch- quert die vier Himmelsrichtungen und umfasst Yim und Yang. [Die zwei dualistischen Grundprineipien. Der Verfasser, wie schon seine Vorgänger, kann sich, um die Alleinheit des Tao recht ausdrücklich zu schildern, garnicht genug thun in schein- baren Paradoxen, die in dem einen Subjecte die entgegen- gesetzten Praedicate vereinigen.] Es spannt sich über das Weltall und erleuchtet Sonne, Mond und Sterne. Es ist äusserst lehmig und breiig, äusserst dünn und fein. I$E yEi My en ER Fi I] AM, Hier werden sinnverwandte Praedicate durch fl verbunden, oder vielmehr getrennt. Man wäre versucht zu verbessern: FH Es m Ei BE ya m 41 »Es ist äusserst lehmig, dabei dünn, äusserst breiig, dabei fein «]. Die Berge verdanken ihm ihre Höhe, die Abgründe ihre Tiefe; die Vierfüssler verdanken ihm ihr Laufen, die Vögel ihren Flug. Sonne und Mond verdanken ihm ihr Licht, die Gestirne ihren Umlauf. Dank ihm wandert das Einhorn und flattert der Phönix umher. In grauer Vorzeit empfingen die zwei Kaiser [|Pao-hi und Schin-nung, angeblich im 29. und 28. Jahrhundert vu. Z] des Tao Scepter und standen fest in der (rechten) Mitte. Theilhaftig am Wandel der Geister, verbreiteten sie ringsumher Frieden. rk HE K ul I Ya u.s. w. Das Folgende gleicht der oben angeführten Stelle aus Wen-tsi aufs Wort. Wen-tsi wird als jüngerer Zeitgenosse, Schüler des Lao-tsi genannt. Ob und wie weit aber das unter seinem Namen erhaltene Buch echt ist, ob also Hoai-nam-tsi ihn hier abgeschrieben, oder ihm ein Fälscher die Worte des soviel jüngeren Schriftstellers untergeschoben hat, ist schwer zu entscheiden. Vergl. meinen Aufsatz in den Sitzungsber. der K. Sächs. Ges. d. Wiss., 1887.] 468 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 8. Juni. — Mittheilung v. 1. Juni. Darum vermochten sie es, wie der Himmel zu kreisen, wie die Erde festzustehen, wie Räder umzulaufen ohne Stockung, wie Wasser dahinzugleiten ohne Stillstand, allen Wesen Ende und Anfang mit- zutheilen, wie Winde sich zu erheben, wie Wolken sich auszudehnen — allen Pfliehten wurde entsprochen. [Sie vermochten] wie Donner zu dröhnen, wie Regen niederzugehen: Einigkeit und Gleichmaass hörten nieht auf. [Trotz jenes scheinbar wüsten Verhaltens. ] > - = DT en = ee m en, wi I /\,H Men, Die u ME, Jin & 0 Wie Dämonen fuhren sie hinaus, wie Blitze drangen sie ein, wie Drachen erhoben sie sich, wie Argusfasane schaarten sie sich (2). Ic das Ziel treffen, vollenden. Keine dieser Bedeutungen will heisst sonst: sich versammeln, sich mischen, sammeln, hier recht passen: am Ersten noch die in der Übersetzung gewählte, die wenigstens zu Hit einen leidlichen Gegensatz bietet. Aber mit wem versammelten oder schaarten sich die Kaiser? Das Schriftzeichen FE ist symbolisch zusammen gesetzt: Vogel und Baum. Eine alte Nebenform zeigt statt dessen drei Vögel beisammen mit oder ohne einen Baum, auf dem sie sitzen; und die Erklärung des Schuot-wen lautet: Fi = fF X AB Hl, Eine Schaar Vögel ist auf einem Baume. Gern möchte man diesmal von der »Schaar« absehen und übersetzen: »wie Argusfasane liessen sie sich nieder«.] Wie Töpferscheiben wirbelten sie, wie Räder kehrten sie sich um und wieder um. Waren sie geschnitzt, waren sie geglättet, so drehten sie zur Urform zurück. Das Nichtthun thaten sie. |Ein bei den Taoisten beliebter Ausdruck, Gegensatz zu der confucianischen Polypragmosyne. Fine andere Übersetzung, ohne Inversion, ist möglich, aber weniger ansprechend: »Ohne Thätigkeit thaten sie es.«] Und so waren sie eins mit dem Tao. Das Niehtthun besprachen sie, und so durehdrangen sie die Tugend. 2 fe) € [Der toaistische auch Schillersche — Gedanke, dass edle Naturen schon durch das, was sie sind, wirken.| Selbstgenügsam ohne Prahlerei, gelangten sie zur Harmonie. Hatten sie tausenderlei Verschiedenes vor, so hielten sie sich doch der Natur angemessen. VON DER GABELENTZ: Vergl. Adverbialis im Altchinesischen. 469 MEER EZ REM RE ZA, Wie Geier walteten sie (?) über der Spitze eines herbstlichen Pelzhaares [über dem Kleinsten] sowohl wie über dem Ganzen des grossen Weltalls. In ihrer Wirksamkeit überboten sie Himmel und Erde und fügten 'sich doch dem Yim und Yang an. Indem sie die [Arbeiten der] vier Jahreszeiten regelten, hielten sie sich gemäss den fünf Elementen. Unter sorglich geregelter Wartung und Pflege entwickelten sich alle Wesen. Es tränkte Kräuter und Bäume, durchdrang Erze und Gesteine. Die Vögel und Vierfüssler' wurden gross und stark, die Behaarung voll und üppig, das Gefieder wuchs, Gehörn und Geweih bildete sich. Der Vierfüssler Trächtigkeit blieb nicht fruchtlos, der Vögel Eier ver- sagten nicht die Brut. Die Väter hatten nicht den Kummer, ihre Kinder zu verlieren, die älteren Brüder nicht den Gram, ihre jüngeren Brüder zu beweinen. [Genauer: Unter den Vätern gab es keinen, der u. s. w.] Kinder verwaisten nicht, Gattinnen verwittweten nicht. Kein Regenbogen baute sich auf, kein Schreckgestirn zog dahin. Soweit hatte es [ihre] Tugendliebe gebracht. [Der Chinese nimmt bekanntlich an, dass das Walten eines weisen Kaisers auch die Naturmächte günstig stimme. — Der Regenbogen gilt als Unglück verheissend.] Dieses Tao des Allerhöchsten I FE Ist hiermit schon Lao-tsi gemeint?] erzeugte alle Dinge ohne sie zu besitzen, schuf Wandelung und Ge- staltung, ohne sie beherrschen zu wollen. Die mannichfaltigen Zustände der Bewegung und Ruhe, die dem Entstehen vorausgehen müssen, weiss ihm Keiner zum Verdienste anzurechnen. [Ein Versuch, den Sinn in freier Übersetzung wiederzugeben. Der Text ist wortreicher: auf allen Vieren laufen, gehen, mit dem Schnabel klettern (?), rasten, kriechen fliegen, dahin krabbeln, sich bewegen, warten, dann erst geboren werden...] Für den Stillstand, der dem Tode vorausgeht, kann ihm Keiner zürnen. Die daraus Vortheil erlangen, können es nicht preisen, die es mit Schaden benutzen, können es nicht schmähen. Möge man Alles in Fülle empfangen, so wird man nicht reicher; möge man ringsum Gaben vertheilen, so wird man nicht äÄrmer.« Ich habe die Übersetzung noch ein Stück ausgedehnt, um die Eigenart des Schriftstellers noch mehr zur Geltung kommen zu lassen. Denn allerdings scheint mir der schwungvoll erregte Ton seiner Rede 470 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 8. Juni. — Mittheilung v. 1. Juni. auch für die grammatische Frage bedeutsam. Der vergleichende Ad- verbialis gehört zu den kürzesten, wuchtigsten Ausdrucksmitteln, über die die kürzeste und wuchtigste aller Sprachen, die altchinesische, verfügt. Die Grammatik giebt seinen Gebrauch frei; die Stilistik aber schränkt ihn auf solche Fälle ein, wo der Gegenstand der Rede und die Stimmung des Redenden es rechtfertigen, dass sich der Ausdruck zu den höchsten Kraftleistungen emporschwinge. In dem Alltags- hausrath der Sprache sind höchstens einige fast zu Compositis zu- sammengeschweisste Phrasen übergegangen. Ausgegeben am 15. Juni. 471 1893. AXVIN. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. S. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. vu Boıs-Revmonv. l. Hr. Auwers legte seine neue Bearbeitung von Togıas MAver’s Sternverzeichniss vor, einen aus den Beobachtungen auf. der Göttinger Sternwarte von 1756-1760 abgeleiteten Catalog von 1027 Sternen mit Nachweis der Resultate der einzelnen Beobachtungen und Vergleichung mit neuen Bestimmungen für die nicht oder nur in unvollständiger Beobachtung bei Braprrr vorkommenden MaAvER- schen Sterne. Die Arbeit wird als selbständiges Werk veröffentlicht werden. 2. Hr. Kunpr legte eine Abhandlung der HH. DD. O. Krıcar- Menzer und A. Raps vor über die Bewegung gezupfter Saiten. 3. Hr. Fıscner legte eine Abhandlung von Hrn. Dr. WEnnER, Privatdocenten an der technischen Hochschule zu Hannover, über Citronensäure-Gährung vor. Die Mittheilungen 2 und 3 folgen in einem der nächsten Stücke. Ausgegeben am 15. Juni. Berlin. gedruckt in der Reiehsdruckerei. Sitzungsberichte 1893. 44 a Tr m ns RITTER u I ie x D j nd Dr “on DR Ju: Sg u AN, E ih ‚ne j ra AR RL Ha 1 ii 2 12 Di EN AA n a ou i Du I UP ea Eee : a ' u ltr Wem new PRACH 0 FREE KL ee u IT Tre \% ' ein Hi E ar ATIILL ne Nn'.SIrern Bee N T a N ee 1893. XXX. SITZUNGSBERICHTE pi KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 15. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEN. 1. Hr. Wemmorn las über das Märchen vom Eselmenschen. Die Mittheilung erfolgt umstehend. 2. Hr. WALpever legte das von dem Verfasser eingesendete Werk &| u 7° Aal A, [2 E . Mi 2x | . « =y »Studien zur Entwickelungsgeschichte des Schweines« von Dr. Franz KEIBEL Jena 1893 vor. Zu correspondirenden Mitgliedern der physikalisch-mathematischen Ulasse wurden die HH. Gustar Rerzıvs in Stockholm, WALTHER FLENNING in Kiel und Wrrnerm Hıs in Leipzig gewählt; zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch-historischen Classe wurde Hr. EpwaArp Byres Cowerr in Cambridge (England) gewählt. Sitzungsberichte 1393. 45 Be HR Te Pr. AnLIE SHE VER on m RR ae BARCRIEIN - h Das ö u = >“ 3 & Rush a nn | | | RUE; Klier ver uw ne E Rn 0 3 BEE La Haie an u erlilun E N duale Re - on FEROTE ka ES . ad. Na er TA | yaraıı ar ee ee ee j Mn Euer h Der] ee - r j u bu PJ .w SR — ET WYanE TS ELaCH ER ibRH ae 4 34 1 A nl, rer vr An TE BEREN (lant ’ Pre SEE ri IRA N nu Born Abklerı 172 ra rin Du j . - jr rat N wi ae Tre 77 Bun MR al IR re Te N; N . aueh. ur Hliany MITTE tl aus m ANEn, N Ha S] an Über das Märchen vom Eselmenschen. Von K. WEINHOLD. D.: verlorene griechische Roman des Lukios von Patrae. die Meta- morphosen, schilderte die wundersamen Schicksale des Dichters, die er während seiner Verwandlung in einen Esel erlebt haben wollte. Mittel zum theilweisen Aufbau des verlorenen Werkes geben bekannt- lieh der seit dem neunten Jahrhundert mindestens unter Lukian’s Schriften fälschlich gestellte griechische Auszug Aovyzıos 9 ovos, SO wie die in prunkenden Farben und lüsternem Schmelz schillernde latei- nische Prosadichtung des Afrikaners L. Apulejus von Madaura, Meta- morphoseon 1. XI. Die Übereinstimmungen beider in den Ereignissen des Helden nicht bloss, sondern auch in vielen Stellen, bis auf Wort- witze, verbürgen die gemeinsame Quelle" Während sich aber der pseudolukianische Auszug auf die wesentliche Geschichte, die Ver- zauberung und Entzauberung und die Haupterlebnisse des Lukios beschränkt, erweitert Apulejus, ganz abgesehen von dem rhetorischen Beiwerk, die Erzählung durch eine Menge eingeschachtelter Geschicht- chen, die nieht zur Sache gehören, aber in wohlbereehnetem Wechsel von Feinheit, Ernst, Tiefsinn und üppiger Frivolität die Leser spannend unterhalten und die Feinschmecker reizen. Den Schluss machte er erbaulich. Während der als Ich erzählende Lucius bisher von dem Dichter verschieden schien, stellt sich dieser zuletzt den überraschten Lesern effeethaschend als den vor, der nach langen Irrungen die moralische Eselhaut abstreifte und neu geboren und geläutert zu priesterlichen Würden aufsteigt. In dem griechischen Auszug ist der Schluss nichts weniger als fromm. Ich will mich nur mit dem Urkörper dieses Romans beschäftigen, wie er aus den vielen Hüllen des Apulejus und der weniger bauschigen ! Hierüber hat nach meiner Ansicht sehr richtig gehandelt ©. Bürger de Lueio Patrensi sive de ratione inter Asinum qu. f. Lucianeum Apuleique Metamorphoses intercedente. Berol. 1887. Ich habe diese Schrift erst nach Abschluss meiner Abhand- lung kennen gelernt. 416 Gesammitsitzung vom 15. ‚Juni. Umkleidung des Pseudolukian’s herauskommt. Der junge Lucius reist gierig auf wundersame Abenteuer in das Zauberland Thessalien und erhält in dem Hause seines Gastfreundes durch die hübsche Magd, mit der er sehr bald eine Liebschaft eingegangen ist, Gelegenheit anzusehen, wie sich die Hausfrau durch Bestreichen mit einer Salbe in einen Vogel' wandelt und davon fliegt. Das Mädchen holt auf seine Bitte das Salbenbüchschen, damit er die Vorgänge bei und in solcher Verwandlung erfahre. Aber es hat sich vergriffen und zu seinem Entsetzen sieht sich Lucius Glied für Glied in einen Esel über- gehn. Innerlich bleibt er Mensch. Palaestra (oder Fotis, wie Apu- lejus sie nennt) tröstet ihn freilich: sobald er Rosen fresse, werde er in die Menschenhülle zurückkehren und am nächsten Morgen solle das geschehn. Aber in der Nacht brechen Räuber in des Gastfreunds Haus und schleppen mit anderm Raub auch den Luciusesel mit sich fort. Nach vielen Leiden und Abenteuern gelingt ihm die Entzaube- rung erst, als er in einer bestialischen Schaustellung auf dem Theater agiren soll. Nach dem griechischen Roman springt er in Thessalonik, ehe es zu der scheusslichen Action kommt, von dem prächtigen Trag- bette der Bühne auf, als ein Korb Blumen, darunter Rosen, vorüber- getragen wird. Er verschlingt die Rosen, die Thierhaut fällt ab und als nackter Mensch steht er vor den erschreckten Zuschauern. Apulejus erzählt den Schluss anders. Er lässt den Esel von dem Bett auf der Bühne in Korinth, während noch Vorbereitungen gemacht werden und er unbeachtet ist, plötzlich entspringen. Es gelingt ihm nach der Hafenstadt Kenchreae zu entkommen. Dort entschläft er im weichen Sand des Strandes; mitten in der Nacht er- wacht, taucht er siebenmal in die Meerflut und betet zu der Himmel- königin, möge sie nun CGeres oder Venus oder Phoebusschwester oder Proserpina sein, auf dass sie den Esel wieder zum Lucius mache. Im Traum erscheint ihm darauf die Königin Isis und enthüllt ihm das Mittel zur Entzauberung. Demnach drängt er sich am Morgen in die Isisprocession und frisst dem Priester, der durch göttliche Stimme darauf vorbereitet ist, den Rosenkranz aus der Hand. Da schwindet die Unform des Thieres, der Schweif sogar, der ihm be- sonders unbequem, fällt ab, und nackt steht er vor der erstaunten Menge. Wenn nun auch Apulejus den folgenden Eintritt seines Helden in den Isisdienst selbst erfunden hat, so hat er doch eine Variante der Geschichte dafür zur Grundlage gehabt, welche die Entzauberung an einem Götterfest vorgehn liess. Das lassen süddeutsche, noch heute ! Nach Pseudolukian in einen Nachtraben, nach Apulejus in eine Eule. nn Arie Ü av Älari WeınHorpn: Über das Märchen vom Eselmenschen. 477 lebende Sagen schliessen, die in ihren Grundzügen zu dem griechisch- milesischen Märchen stimmen. Beim Sternwirt in Meran diente einmal ein Hausknecht, der die Hexen erkennen konnte. Als er eines Morgens mit einem Passeirer vor der Thür des Sterns stund und die Leute aus dem Rorate kamen, zeigte er jenem unter den vorübergehenden Weibern einige Hexen. Bin paar Tage darauf, als er hinter den Mauern hinunterfuhr, ver- hexte ihn eine jener Frauen aus Rache in einen Esel. In dieser Gestalt kehrte er zum Sternwirt zurück, aber man jagte das fremde Thier fort. So lief er herrenlos herum, bis ihn der englische Wirt aus Erbarmen zu sieh nahm und ihm Eselsarbeit, Eselsschläge und Esels- futter gab. So musste er lange Zeit leben. Aber eines Tages, als er über die Mauern mit Mehlsäcken hinuntertrabte, stund die Hexe, die ihn verzaubert, mit einem andern Weibe plaudernd dort und er hörte sie sagen: »Sieh, diesem Dolm hab’ ich’s gedreht. Weil er so vor- laut gewesen, ist er ein Esel geworden.« Und muss er immer so bleiben? fragte die zweite. »Wenn er’s wüsste, könnt’ er sich helfen. fr dürfte nur ein geweihtes Kränzlein am Frohnleiehnamstage er- schnappen und fressen, und all meine Kunst wär” umsonst. « Das merkte sich der Esel und am nächsten Fronleichnamstage drängte er sich in die Procession, entriss einem Leuchterträger die Kerze mit dem drum gewundenen Kränzchen und frass dieses. Sofort war der Zauber gelöst und der verschwundene Hausknecht stund vor aller Augen. (Iev. ZINGERLE, Sagen ausTTirol. 2. Ausg. Innsbruck 189 1. Nr. 756.) Etwas anders eingekleidet finden wir dieselbe Sage in einem Dorfe des Oberinnthals. In Fliess ging einer an einem Donnerstag (dem Hexentage) zu seinem Mädel. Er merkte, dass er ihm zu lange dablieb. Da legte er sich auf die Ofenbank und that als schliefe er. Des Mädels Mutter sagte da zu der Tochter, sie solle aus dem Zuber vor dem Hause einige Tropfen in die Luft spritzen, da werde Regen kommen und der Bursche werde heimgehn. Dieser hörte das, sprang auf und stiess den ganzen Wasserzuber um. Da kam ein furchtbares Wetter herauf und das Dierndel sprach im Zorn: »Ich wollt’ schon itzund, du würdest ein Esel!« Sofort ward der Bub zum Esel und er blieb lange Jahre einer. Endlich riet ihm ein altes Weib, er solle sich am Heiligen- bluttage (Frohnleichnamsfest) hinter das Allerheiligste in der Procession eindrängen und die hingestreuten Blumen fressen. Das that er, und ob man ihn auch schlug und mit Steinen warf, der Esel liess sich nicht wegjagen, frass die Blumen und nachdem das letzte Evangelium gelesen war, hatte er seine menschliche Gestalt wieder. (Dureh Stud. Renk in Innsbruck.) of . . 478 Gesammtsitzung vom 15. Juni. Die dritte Erzählung stammt aus Falkenstein in der Oberpfalz. “in Knecht hat seine Bäuerin belauscht, als sie ihre Hexenfahrt unter- nimmt. Er macht es ihr nach und bestreicht sich mit dem Hexenöl: so fährt er nach Böhmen auf den Hexenschmaus. Aber als er nicht mitschmausen mag, da er die eklen Speisen in ihrer wirklichen Art scheut, wird er verdächtig und die Hexen verwandeln ihn in einen Esel, der an einen Müller verkauft wird. Sieben Jahr geht er schon als Esel. Da hört er einmal auf einer Wiese, wo er weidet, Hexen mit einander sprechen. »Ist der Esel auch noch da? Der könnte sich helfen, wenn er es wüsste«, sprach eine alte. Eine junge fragte: Wie denn? »Nun, wenn er am Prangertage (Frohnleichnamsfest) das Unschuld- kränzel eines noch nicht siebenjährigen Mädehens herabrisse.« Der Esel kehrte nun nicht mehr in seine Mühle zurück und als der Pranger- tag kam, drängte er sich in die Procession, wie sehr man ihn auch hieb und zurückstiess, riss einem kleinen Mädehen das Kränzchen ab und frass es. Da ward er wieder zum schmucken Burschen und prangte mit.‘ (Fr. Scnönwertn, aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen. I, 373.) 3lumen sind hier und in den beiden Tiroler Sagen das entzau- bernde Mittel und zwar geweihte Blumen. Ohne die Zuthat der Gultus- weihe wirken die Blumen im Pseudolukian, und diese Kraft haben die ungeweihten Blumen auch in der mitteldeutschen Variante des Eselmärehens, welche der bekannte Sammler von Wundergeschichten und Aberglauben M. Jonasnn PrÄrtorms in seinem Anthropodemus plu- tonieus, d.i. eine neue Weltbeschreibung von allerley wunderbaren Menschen (Magdeburg 1666) nach oftmaligem Hören mitgetheilt hat. Ein Bürgerssohn von Brück” in Sachsen lag als schwedischer Reiter im dreissigjährigen Kriege längere Zeit in einer schlesischen Stadt und verlobte sich hier mit der schönen Tochter einer armen Wittwe. Als er dann fortzog und nur unsichere Vertröstungen über die Heirat gab, sprach die Mutter zur Tochter: »Dein Bräutigam wird dich sitzen lassen, dafür will ieh ihn zum Esel machen«. Und die Tochter antwortete: »Will er so untreu handeln, so ist er nichts besseres werte. Als nun der Reiter hinter den andern herritt, " Ganz wie Apulejus Metam. XI, ı6 den Lueius erzählen lässt: exin permixtus agmini religioso procedens eomitabar sacrarium, totae civitati notus ac conspieuus, digitis hominum nutibusque notabilis. ® Weder in Ober- noch Niedersachsen giebt es eine Stadt Brück. An Königs- brück in der Oberlausitz ist nicht zu denken, da dies Städtchen nach gütiger Mit- theilung von Prof. Dr. H. Knorne in Dresden zwar einmal (in einer Urkunde vom 12. October 1248) mit Pons bezeichnet wird (ein Camenzer Kaufmann Conradus de Ponte wird hier genannt), aber im selben Jahr, und ebenso später immer (1248 Konieisbroke. 1331 Kımgisbruke u. s. f.) Rönigsbrück heisst. 3 .. m ry N WeınmnmorLp: Über das Märchen vom Eselmenschen. 479 stieg er einmal ab, und sobald er vom Pferde war, ward er zum Esel und blieb neben seinem Rosse als solcher stehn. Da kamen die andern Soldaten, nahmen das Ross mit und verkauften den Esel an einen Müller. Der Esel benahm sich hier sehr ungeberdig, wollte nicht arbeiten, warf die Säcke von seinem Rücken ab, und als der Müller einmal mit der Magd scherzen wollte, schrie der Esel so laut. dass ihn sein Herr verkaufte. Weil er es nun weiter so trieb, ging er aus einer Hand in die andre und geriet endlich in jene schlesische Stadt zurück. Da trabte er einmal mit seinem Sacke vor dem Hause seiner ehemaligen Braut vorüber. Die erkannte ihn und sprach zur Mutter: »Ei Mutter, seht da unser Eselehen! könnte der nicht wieder zum Menschen werden?« — »Ja«, antwortete die Alte. »Wenn die Liliensblühn und er davon frisst, so kann es geschehn.« Das hörte der Esel, und als nun die Lilien blühten und er vor der Apotheke einen mit diesen Blumen gefüllten Topf stehn sah, warf er seinen Sack ab, sprang nach den Lilien und frass sie. Da wurde er sofort wieder ein Mensch und stund nackt vor aller Augen. Aus der elsässischen und harzischen Erzählung vom Eselmenschen sind die Blumen verschwunden und durch geweihtes Wasser ersetzt. Ein Mühlknecht in der Nähe von Zabern im Niederelsass be- lauschte seine Meisterin und deren Tochter, wie sie Nachts sich mit einer Salbe bestriehen und verschwanden. Er machte es nach und kam also auf den Gipfel des Bastberges zu einer Hexenversammlung. Da wäre er zerrissen worden, hätte die Müllerstochter nicht für ihn gebeten. Zur Strafe aber verwandelten ihn die wütenden Hexen in einen Esel. Das mitleidige Mädchen flüsterte ihm jedoch zu, er werde seine menschliche Gestalt wieder bekommen, wenn er Weih- wasser trinken könne. Ein Jahr musste er als Esel gehn. Endlich nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es ihm in eine Kirche zu dringen und aus dem Weihbrunnkessel zu trinken. Sofort ward er entzaubert und wieder zum Menschen (A. STÖBER, die Sagen des Elsasses. 2. Ausg. St. Gallen 1858. S. 234). Im Unterharz lautet die Geschichte also: Ein Bursche sah seine Braut und ihre Mutter aus einem Glase trinken und dann verschwinden. Er trank aus demselben Glase und sah sich sofort auf den Brocken versetzt, wo die Hexen und jene Zwei darunter um den Teufel tanzten. Wie alles vorbei war, befahl der Teufel, dass jede ihr Glas nehme und daraus trinke. Als sie es gethan, flogen sie nach allen vier Winden aus einander. Der Bursche stund nun allein auf dem Brocken und kam erst nach einer langen Reise wieder zu Hause an. wo ihn aus Zorn darüber, dass er aus dem Glase getrunken, die Braut und ihre Mutter in einen Esel verwünsehten. Er musste nun 480 Gesammtsitzung vom 15. Juni. lange recht kläglich umherlaufen, bis sich endlich das Mädchen seines ehemaligen Bräutigams erbarmte, als es ihn einmal vor dem Hause sah. Sie riet ihm, sich vor die Kirchthür zu stellen, wenn ein Kind getauft werde und sich das Taufwasser über den Rücken giessen zu lassen. Am nächsten Sonntage stellte sich der Esel vor die Kirch- thür. und als der Küster nach einem Taufen das Wasser aus dem Becken weggiessen wollte und der Esel im Wege war, goss er Ärger- lich das Wasser über ihn. Nun war der Esel erlöst und wieder der alte Bursche da (H. Pröntz, Unterharzische Sagen. Nr. 314. Harz- sagen 2. Aufl. Nr. 69). Die Eselmetamorphose hat sich auch mit andern Märchen ver- schmolzen, wie so häufig die Märchentypen sich unter einander schieben. In einer niedersächsischen Sage ist die Eselverwandlung in die mythische Geschiehte von der weissen Frau eingedrungen. Man erzählt: Auf’ der Rischwiese bei Wellersen hat einst ein Schloss gestanden, darin eine Prinzessin von wunderbarer Schönheit lebte. Ein Zau- berer verliebte sich in sie, aber sie wies seine Werbung ab und da verwandelte er sie in einen Esel.' Das Schloss versank und auf der Wiese, wo es stund, geht der Esel noch alle Nächte um. Wer die Prinzessin erlösen will, muss den Esel drei Nächte reiten, ohne ein Wort zu sprechen, wenn auch der ärgste Teufelspuk komme. Das kann nur einmal im Jahre, im lIerbst, geschehen. Einer hat es einst bis zur dritten Nacht gebracht, aber dann sich zu ein paar Worten verführen lassen. Da war die Erlösung vereitelt und die Prinzessin muss noch immer als Esel umgehn (Schangach und W. Mütter, Niedersächsische Sagen und Märchen. No. 205). Auch in der indischen Version des Eselmärchens ist dasselbe mit einem andern Stoff verwebt, dem vom Thierbräutigam (nach der Ta- bulation von J. Jacoss dem Beauty and Beast type, auch Cupid and Psyche type oder dem Frogeprince type, Gomme Handbook of Folk- lore S. 123. 132). Nach der Sage von der Herkunft des Vikramä- ditya, wie sie die Sinhasana-dvätrineikä erzählt, war ein Gandharva von Indra, seinem Herrn, zur Strafe für sein arges Gelüst nach frem- den Weibern in einen Esel verwandelt worden. Er musste auf der ! Eine ähnliche Geschichte muss einem Volksliede aus Herlheim in Franken zu Grunde liegen, bei v. Drrrurım, Fränkische Volkslieder II. No.28. (Daraus im Deutschen Liederhort von L. Erk — nei bearbeitet von Fr. Bönme. Leipzig 1893. 1. No. ı1%) »Ein Cavalier« verwandelt hier ein (wahrscheinlich sprödes) Mädchen in eine Eselin und lässt es dann von dessen eignem Vater Schmid beschlagen. Doch ist hier die Geschichte mit der auch in Volksliedern verbreiteten Sage von der Buhlerin, die der Teufel in ein Pferd verwandelte, verschmolzen. Über diese R. Könter im Anzeiger für d. Alterthum u. Litteratur XI, 79. f. r- M a 3) WeınuorLp: Über das Märchen vom Eselmenschen. 481 Erde einem 'Töpfer dienen. Noch im Besitz überirdischer Kräfte er- zwingt er aber ganz in Art der verzauberten Thiere in dem oben bezeichneten Märchentypus, die Vermählung mit einer Königstochter, der er sich jedoch Nachts immer in seiner Gandharvennatur naht. Die Schwiegermutter, die dahinter kommt, wirft das abgestreifte Eselsfell in’s Feuer. Dadurch ist die Verzauberung gelöst und der Gandharva kehrt in den Himmel zu Indra zurück.' Dieses Märchen war ohne die Anknüpfung an göttliche Wesen, und eingeleitet wie das Kindergeschiehtchen von Hans mein Igel auch in Deutschland im Mittelalter bekannt. Ein unbekannter Poet hat es in lateinischen Distichen bearbeitet. In diesem Asinarius” wird er- zählt, dass einem Königspaar nach langer Unfruchtbarkeit ein Eselchen als Kind geboren ward. Dasselbe war mit menschlichem Ver- stand und mit Sprache begabt, ward ganz als Prinz gehalten, und lernte die Laute schlagen und singen. Als es aber einmal seine wahre Gestalt im Wasserspiegel sah, ward es sehr betrübt und ent- floh, nur von einem Diener begleitet, in die weite Welt. Es kam zu einem alten König mit wunderschöner Tochter, und da es so schön spielen und singen konnte, und dabei prinzlich keck war, erlangte es vom König, dass es der 'Tischgenosse der Prinzessin ward und schliesslich dieselbe zur Frau bekam. In der Brautnacht schlüpft es aus dem Eselsfell und wird ein neuer Mensch (deposita veteri pelle novus fit homo), am Morgen aber ist es wieder das Eselehen. Doch ein Diener hat das Paar belauscht und rät dem König, wenn der Prinz wieder die Eselshaut in der Nacht ablege, sie zu verbrennen, dann werde er ein Mensch bleiben. So geschieht es und der König theilt erfreut sein Reich mit dem erlösten Schwiegersohne. Nachdem wir die verschiedenen Erzählungsformen des Märchens vom Eselmenschen mitgetheilt, müssen wir die wesentlichen Punkte daraus hervorheben und unter einander vergleichen. Sie betreffen den Grund der Verzauberung und die Umstände der Entzauberung. In den beiden antiken Berichten erfolgt die Verhexung des Lueius in einen Esel dureh Fahrlässigkeit eines Mädchens: die Neugier des Helden nach dem Zustand der Verwandlung gab den Anlass dazu. ! A. WEBER in den Indischen Studien XV, 252. ” Aus der im ı5. Jahrhundert geschriebenen Frankfurter (Salmannsweiler-Heidel- berger) Handschrift, von Monxe herausgegegen in seinem Anzeiger VIII, 551— 560. Aus einer Strassburger Handschrift hatten den Inhalt die Grimm aufgenommen in die K. H. Märchen No, 144, dazu Bd. III, 227. £. \ ö) . 5 482 Gesammtsitzung vom 15. Juni. In den deutschen Märchen und in der indischen Geschichte wird der Held zur Strafe verwandelt. Im indischen straft Gott Indra da- mit seinen weiberlüsternen Diener. Im Meraner, dem oberpfälzischen und dem elsässischen Märchen, im Grunde auch im harzischen ver- zaubern entdeckte Hexen den unberufenen Beobachter ihres Treibens; auch im Fliesser verwünscht die Liebste im Zorn, dass ihr Bursch sie als Hexe erkannte, denselben. Im schlesischen wird die Treulosig- keit des Jünglings von der zauberkundigen Mutter seiner Braut dureh die Eselmetamorphose gestraft. In der niedersächsischen ge- mischten Version verwünscht ein Zauberer das spröde Mädchen in Thiergestalt. Das Mittel wieder zur Menschengestalt zu gelangen wird dem verwandelten in den antiken Geschichten sofort durch die Gehülfin seiner Neugier mitgetheilt. Aber es dauert lange bis er dieses Mittel erlangt und Apulejus lässt noch eine besondre göttliche Vermittelung hineinspielen. Auch in der elsässischen Sage flüstert ein Mädchen gleich nach der Verhexung dem Verzauberten zu, wie er befreit werden könne. In den übrigen deutschen Märchen erfährt der Esel- mensch erst nach längerer Zeit das Mittel: in den beiden tirolern, dem oberpfälzischen und schlesischen durch zufälliges Lauschen: in dem unterharzischen durch die sich erbarmende Liebste. Das Mittel sind in den beiden antiken, in den süddeutschen und +» dem schlesischen Märchen Blumen: bei Apulejns, in den tiroler und der oberpfälzischen Fassung geweihte Processionsblumen, im Pseudo- lukian und in der schlesischen Geschichte einfache Blumen, dort Rosen, hier Lilien. Die Steigerung ihrer Kraft durch religiöse Wei- hung bedürfen die Blumen nicht, es ist jüngere Zuthat. Denn die Gewächse und ihre Blüten haben nach allgemeinem Glauben viel Wundergaben: ihr Genuss und selbst ihre Berührung heilt nicht bloss oder macht krank und tödtet, sondern verleiht auch übernatürliche Eigenschaften, wie Unsichtbarkeit, Verständniss der Thiersprache und der Gedanken anderer. So können sie auch die Gestalt der lebenden Wesen verwandeln. In dem deutsch-böhmischen Märchen vom Kraut- esel (Grımm, K. u. HM. Nr. 122) verwandelt der Genuss einer Art Salat in Esel, andre Salatköpfe geben die Menschenform wieder.' Im Pentamerone des GrAamsBArTTısta Basıre IV,8 wird erzählt, dass in eine Taube verwandelt wird, wer auf dem Hügel des Uoreco Rosmarin pflückt. An die Stelle der Blumen hat die elsässisch -harzische Gruppe geweihtes Wasser gesetzt, das gegen Hexen- und Teufelswerk aus- ' In Halle a./S. sagt man. wer Gründonnerstags nichts ariines esse, werde zum Esel. . 5 9 WeEınHoLpD: Über das Märchen vom Eselmenschen. 483 gezeichnet bewährt ist. Für echtes Weihwasser hat der protestantische Harzer Taufwasser untergeschoben. Nach dem indischen Märchen und dem Asinarius bewirkt die Verbrennung der Eselshaut die bleibende Lösung der Verzauberung. Dieses kräftige Mittel gehört zu dem Typus vom Thierbräutigam und findet sich in zahlreichen europäischen, asiatischen und auch in amerikanischen Verwandelungsgeschichten.' Das niedersächsische Märchen kennt keinen versöhnenden Schluss, da es eigentlich zu. dem Typus von der weissen Frau gehört. Nach dem griechischen Roman stund der entzauberte Lukios bei seiner Erlösung nackt vor aller Augen; Apulejus behielt das bei, wenn er auch dem entzauberten sofort ein züchtiges Mäntelchen über- werfens lässt, in welchem er der Procession sich anschliesst. Die Nacktheit hat die älteste deutsche Aufzeichnung des Märchens bei J. Prärorıvs beibehalten, während sie die jüngeren aus Zimpferlichkeit verschweigen. Gleiches geschieht auch in andern Geschichten, und ebenso ist bei Gebräuchen, bei deren Ausübung die Nacktheit ur- sprünglich gefordert war, dieselbe meistens später aufgegeben worden. Sie ist bei Gulthandlungen aller Art, daher auch in dem Zauber- wesen, eine uralte Voraussetzung. Bei dem Gestaltenwechsel der Menschen ist die Nacktheit aus heutiger und älterer Zeit zu erweisen. Die Hexen entkleiden sich vor der Salbung und nehmen dann irgend eine Thiergestalt an, als Katzen, Hasen, Füchse, Rehe, Säue, Pferde (in Indien als Tiger und andere Raubthiere), auch als Raben, Eulen, Gänse. Wenn sie wäh- rend ihrer Verwandlung mit Eisen oder mit Brotkugeln geworfen oder dreimal bei ihrem Namen gerufen werden, stürzen sie in ihrer wahren menschlichen Gestalt nackt aus den Wolken. Der Werwolf. den die Phantasie der westlichen Arier in alter Zeit ausgebrütet und am Leben erhalten hat, steht bei Lösung des Zaubers als nackter Mensch da. Nach isländischer Sage konnte Signy-Hyndla, die in einen Hund verzaubert worden, jede neunte Nacht ihre eigentliche Gestalt wieder annehmen; dann lag sie auf freiem Felde nackt, das Hundsfell neben ihr (K. Maurer, Isländische Volkssagen der Gegen- wart 315)... Im deutschen Aberglauben ist weit verbreitet, dass der weibliche Alp oder die Mare (Mahrt) oft in Thiergestalt erscheine und gezwungen werden könne, sich am nächsten Morgen in wahrer Gestalt zu\ zeigen; sie kommt dann als nacktes Frauenzimmer. ! Benrey, Pantschatantra I, 261. 265. 268. Zeitschrift des Vereins für Volks- kunde III, 199. 204. Verhandlungen der Berliner Anthropologischen Gesellschaft. 1802.,/8.:33M 484 Gesammtsitzung vom 15. Juni. In der Normandie wird erzählt, dass lebende Frauen als Irr- lichter (fourolles) umgehn können. Sie entkleiden sich, legen sich nackt auf die Erde und ihre Seelen flattern als Fläimmehen dahin (Am. BosquEr, la Normandie romanesque 247). Der griechische Eselroman bezeugt auch für das Alterthum die entsprechende Vorstellung: ohne andre Umhüllung als die eigene Haut muss der sein, der sich in eine andere Form einkleiden soll oder will. Und so erhält er auch bei der Auskleidung aus der fremden die eigenste Haut unverdeckt wieder, er ist nackt bei der Wiedergeburt gleich wie bei seiner ersten. Das ist beim Gestalten- tausch die einfachste Bedeutung der Nacktheit: in andern Fällen hat sie andern Grund. 3eziffern wir die verschiedenen aufgeführten Märchenvarianten zur rascheren Übersicht mit ı— 10: ı. Pseudolukian. 2. Apulejus. 3. Meran. 4. Fliess. 5. Ober- pfalz. 6. Schlesien. 7. Elsass. 8. Harz. 9. Niedersachsen. ro. Indien, so stimmen im Anlass der Verwandlung I. 2. Unvorsichtigkeit, 3-10 Rache (Rache der Hexenversammlung im Zeitpunkt der Mittheilung des Erlösungsmittels Kras. 3.:4. 5. 6.8. (9. ı1o kommen hier nicht in Betracht), im Mittel der Erlösung a) Blumen 1—6, &) ungeweihte 1. (2). 6, &) geweihte 2. 3.4. 5, b) geweihtes Wasser 7.8, c) Verbrennung der Haut 10. 0% ÖN ] Über das Verwandtschaftsverhältniss ist folgendes zu sagen. Zu- nächst sind 9. 10. als gemischte Texte beiseite zu stellen. Sodann ergeben sich die nachweislich aus denselben Quellen geflossenen ı. 2. als nächste Verwandte. Ihre Abweichung unter einander liegt nur in der religiösen Weihe des Entzauberungsmittels, welche Apulejus am Schluss hinzubringt. Dadurch berührt sich Apulejus (2.) mit 3. 4. 5. Aber diese als unmittelbar von Apulejus abgeleitet anzusetzen, ver- bietet die Verschiedenheit des Verzauberungsgrundes. Die confessio- nellen Verhältnisse Tirols und der Oberpfalz werden die Frohnleich- namsprocession mit den geweihten Blumen erzeugt haben, gleichwie des Apulejus mystische Anwandelung ihn «die Isisprocession und den Weınhnorn: Über das Märchen vom Eselmenschen. 485 priesterlichen Rosenkranz anstatt des Genusses gewöhnlicher Blumen erfinden liess. Pseudolukian (1.) und 6. haben diese einfachere ältere Lösungsform bewahrt. 7. und 8. bilden eine nähere Gruppe, in der geweihtes Wasser entzaubert und die frühere Liebste aus Erbarmen das Mittel verräth. Die älteste erhaltene Gestalt des Märchens giebt der griechische Auszug aus dem Roman des Lukios von Patrae (2. Jahrh. n. Chr.), dann der ebenso alte Apulejus (151-155 n. Chr.), aber mit persön- lichen Zuthaten. Indessen scheint der Anlass der Metamorphose, die Verwechselung der Salbenbüchschen, nieht echt, und die Bestrafung oder Rache, welchen Grund die deutschen Märchen festhielten, ist das ursprüngliche. Auch die indische Geschichte lässt den Gandharva zur Bestrafung einen Esel werden und deutet zugleich an, weshalb grade dieses Thier. Das älteste Mittel der Entzauberung sind bestimmte Ptlanzen. Das Urgeschichtehen mag so gelautet haben: Ein junger Mann kommt mit Frauen in zu vertraute Beziehung und wird zur Busse in einen Esel verwandelt, dem gewisse seiner Anlagen entsprechen. Nur sein Äusseres, nieht seine innere Natur wird von der Verwandlung betroffen. Er hat ein mühsames Leben zu führen, bis ihm gelingt, die Kräuter zu geniessen, welche bestimmt sind, ihn zu entzaubern. Als älteste Heimat des Märchens kennen wir Griechenland oder das griechische Kleinasien. Dort wird es auch entstanden und von hier nach Indien gekommen sein, denn, wie schon oft gesagt, Indien gab nieht bloss, es nahm auch. Nach Italien brachte Apulejus den Stoff, aber neben seinem Roman muss auch die einfachere Fabel hierher gelangt sein, wie die deutschen Erzählungen schliessen lassen, die doch wohl von Welschland her nach Tirol und dann nordwärts gewandert sind. Über die Selbständigkeit der deutschen Versionen habe ich oben gesprochen. Das Märchen vom Eselmenschen nehme ich also für nichts minder und nichts mehr als ein altes unter den Völkern verbreitetes Ge- schiehtehen, für eine novellina popolare, und spüre weder einen Mythus darin, noch eine praehistorische anthropologische Urzelle. Ich stehe in diesen Dingen auf dem Standpunkte des Engländers Josern Jacogs und des Franzosen EmmAanvEL Cosovin, welche für das Studium der Volksmärechen als erste und Hauptforderung hinstellen, das Geschichtchen { " J. Jacoss, the science of folktales and the problem of diffusion (The international Folklore-Congress 1891. Papers and Transactions. London 1892. S.76 ff.). — E. Cosquis, Vorigine des eontes populaires europeens et les theories de M. Lang. Paris 1891 und schon früher in der Einleitung zu seinen Contes populaires de Lorraine. Paris 1886. 1. S.VIIff. Vergl. auch seine Observations im Folklore - Congress 1891. 8. 67 ff. )(? \ . - . A4S6 Gesammitsitzung vom 15. Juni. an und für sich zu untersuchen, und erst in zweite Linie rücken, was für Anthropologie und Mythologie etwa daraus sich gewinnen lasse. Die Neigung, die sogenannten Kindermärchen in deutsche oder indogermanische Mythen umzusetzen, ist zur Zeit kaum noch stark vertreten. Zu unserm Falle ist aber zu erwähnen, dass ANGELO DE GUBERNATIS in seinem bekannten Buche » Die Thiere in der indogermani- schen Mythologie« (Deutsche Übersetzung von M. Harımann. S. 298) (las Eselmärchen des Apulejus glücklich in einen Mythus aufgelöst hat: der mythische Esel bedeutet nach ihm die regengebende befruchtende Wolke. Die Sonne (oder das Gold oder der Schatz) kommt am Morgen (oder im Frühling) aus der Eselfinsterniss: der Esel wird, nachdem er die Rosen des Morgens oder des Ostens gegessen, wieder Lucius der elänzende, die Sonne. Von den Anhängern der wilden oder anthropologischen Theorie (the savage or anthropologieal theory) hat sich meines Wissens noch keiner mit unserm Geschiehtehen beschäftigt. Es würde auch schwer halten, den Abdruck einer bestimmten praehistorischen Idee oder Sitte darin nachzuweisen. Wohl aber erkennen wir, dass der Glaube an die Möglichkeit vom Wechsel der Thier- und Menschennatur in Zeiten wurzelt, die als wilde gelten, und dass in unserm Märchen Überreste (survivals) einer weit über die Völker verbreiteten uralten Anschauung über das Verhältniss der Götter und Mensehen zu der Thierwelt bloss liegen. Hierüber seien noch einige Ausführungen gestattet. Wie die Kinder die Thiere mit ganz andern Augen anschauen als die Erwachsenen, so thun es auch die Völker in ihrer wilden oder kindlichen Zeit anders als auf höheren Culturstufen. Das 'Thier hub sieh als ein belebtes beseeltes Wesen aus aller übrigen Natur zum Genossen des Menschen herauf. Die starken und raschen Thiere der Weide und des Waldes, die Vögel der Luft sah man mit Eigenschaften und Kräften ausgestattet, welche den Menschen nicht verliehen waren. Viele Thiere schienen ein geheimnissvolles Leben in der Erde, im dunkeln Walde, in dem Wasser und der Luft zu führen, ihr plötzliches Erscheinen und rasches Verschwinden oft in bedeutungsvollen Augen- blicken gab ihnen etwas prophetisches, mysteriöses. Scheu und Be- wunderung vor den Thieren durchdrang das Gemüt des Mensehen, und seine Phantasie verglich das grosse Geheimniss der Naturerscheinungen diesem geheimnissvollen Thierleben und fasste die Vorgänge in der Natur, vor Allem in dem Luftreiche, in thierische Bilder: die thiergestaltigen Naturdaemonen und die Thierbildung alter oberer Götter entstunden. WeınuorLn: Über das Märchen vom Eselmenschen. A487 Andrerseits erkannte der Mensch jener praehistorischen Periode zwischen sich und den 'Thieren eine geheime Verwandtschaft, eine mysteriöse Vetterschaft. So bildete sich der Glaube an Übertritte aus der Menschen- in die 'T'hiernatur, aus dieser in jene. Das ist eine allgemein menschliche, eine anthropologische Idee. Man glaubte — und glaubt noch heute bei den sogenannten Wilden. ebenso wie bei den Culturvölkern, 2. B. in Deutschland und England —, dass die Seelen der Verstorbenen nach ihrer Trennung vom Leibe in Thiergestalt fahren und Schlangen, Kröten, Hunde, Schweine, allerlei Vögel (Tauben, Schwäne, Raben u. s. w.), auch Schmetterlinge werden, Ja selbst den Seelen der schlafenden Menschen wird die Fähigkeit zugeschrieben, in Gestalt von Schlangen, Mäusen, Wieseln, Käfern, Mücken und Spinnen ein besonderes Leben zu führen, während der verlassene Leib starr liegt. Damit hängt wieder zusammen, dass die nächtlichen Plagegeister, die Alpe und Maren, welche zu solcher Qual verdammte Menschen- seelen sein sollen, ebenfalls oft in Thiergestalt auftreten (Larstner, Das Räthsel der Sphinx I, 55. 88. 269). Ja selbst von Odin’s Gestalten- wechsel sprach im 13. Jahrhundert Snorre Sturluson in der Ileims- kringla (Ynglingas. ec. 7) in ganz zustimmender Art: »Da lag sein Leib wie schlafend oder todt, aber er war da ein Vogel oder ein vierfüssig Thier, ein Fisch oder eine Schlange und fuhr in einem Augenblick in fern gelegene Länder zu seinen Geschäften oder denen anderer. « Wir wollen besonders darauf hinweisen, wie verbreitet der Glaube an den Übergang der Menschen in Thiere im alten Skandinavien war: Männer konnten hiernach thierische Hüllen annehmen, welehe ihrem Charakter entsprachen: tapfere wurden also Bären, Adler, Wölfe, Stiere, listige Füchse, schöne Frauen wurden Schwäne. Die hamfor, das Hineinfahren und Umfahren in soleher Thiergestalt, war gewöhnlich auch mit einer Kraftsteigerung (hamremmi) verbunden (K. Maurer, Bekehrungsgeschichte des norwegischen Stammes IL, 101-108). Dieses Tauschen des hamr, der sinnlichen Hülle des Geistes (hugr), das hamaz oder skipta homum nach altnordischer Sprache, geschah entweder so, dass sich die Verwandlung leihlich vollständig vollzog, Glied für Glied, wie auch Apulejus die Verwandlung der Pamphile und des Lucius beschreibt. Die Rückwandelung geschah natürlich ganz ebenso." ! So erzählt Apulejus von sich als Lucius (Metam. XI, 13): protinus mihi dela- bitur deformis et ferina facies ac prius quidem squalens pilus defluit ae dehine eutis crassa tenuatur u. Ss. W. ARQRQ \ ä 2 ° 488 Gesammitsitzung vom 15. Juni. Andrerseits dachte man sich den hamr, diese veränderliche Körperhülle, wie ein Kleid, das man an- und ausziehen und wechseln, das der Besitzer auch an andre verleihen kann. So verborgt nach den nordgermanischen Mythen die Göttin Frevja ihr Feder- oder Falkenkleid (den fiadrhamr oder valshamr) öfter an Loki, und Gott Loki ist, wenn er es angelegt, dann voll- kommen ein Falke geworden, mit Ausnahme der Augen, die als Spiegel der Seele unwandelbar bleiben. Auch die Schwanjungfrauen sind, sobald sie die Schwanhüllen (alptarhamir) angelegt haben, völlig Schwäne; sobald sie aber die Schwanenbälge abgestreift, erhalten sie die göttlich-weibliche Bildung wieder. Werden ihnen dieselben weggenommen, müssen sie in ihrer wahren Gestalt bleiben. Solcher Gestaltenwandel vollzog sich nun nicht bloss aus freiem Willen oder aus angeborener Eigenschaft der ihr Äusseres tauschenden ; sondern Menschen und halbgöttliche Wesen (wie der Gandharva) konnten durch den Willen eines Mächtigeren, sei es ein Gott oder ein wunderkräftiges Wesen, in Thiere verwandelt werden. Nicht für immer wie es scheint; wenigstens bestund die Möglichkeit der Rück- kehr in die eigene Gestalt, sobald gewisse Bedingungen erfüllt wurden, die der Verwandelnde bestimmte. Davon haben die verschiedenen Formen des Märchens vom Esel- menschen Beispiele vorgeführt. Es wirkt darin ein uralter, bis in die Gegenwart dauernder, unter. dem Zeltdach aller Religionen wuchernder Aberglaube, oder anders ausgedrückt, »die wilde anthropologische Idee« von der Verschiebbarkeit der Grenzen unter den belebten Wesen. 489 Makedonien unter König Archelaos. Von ULrıcHh KÖHLeEr. (Vorgetragen am 8. Juni [s. oben S. 463.) EN trend wir die Könige der zweiten makedonischen Dynastie sich an der nicht völlig lösbaren Aufgabe, die remeinwesen der griechischen Halbinsel in ein festes Verhältniss zur Monarchie zu bringen, um auf dieser Grundlage Makedonien eine Grossmachtstellung in dem helle- nistischen Staatensystem zu wahren, abmühen sehen, bietet die make- donische Geschichte unter der ersten Dynastie von Amyntas, dem ersten historisch bekannten makedonischen König an im Ganzen das Bild eines aufsteigenden Staates und Volkes dar: hierauf beruht haupt- sächlich der Reiz, welchen die dürftigen Nachrichten über die älteren makedonischen Herrscher für uns haben. Über keinen von den Vor- gängern Philipp’s II. auf dem makedonischen Thron ist die Überlie- ferung mannigfaltiger als über Archelaos, dessen Beziehungen zu griechischen Dichtern und anderen Vertretern der griechischen Bildung ihm für alle Zeiten einen Namen in der griechischen Litteratur ge- sichert haben. Zusammenhängende Berichte über die- vierzehnjährige Herrschaft des Königs Archelaos (413-399 v. Chr.) liegen freilich nicht vor; um so schwerer fällt die summarische Aussage des Thukydides über die Regententhätigkeit des Nachfolgers Perdikkas’ II. in’s Gewicht. Auf Grund dieses Zeugnisses hat man Archelaos von jeher für einen der bedeutendsten, wenn nicht den bedeutendsten unter den älteren makedonischen Königen erklärt, ohne über Allgemeinheiten in der Würdigung seiner Culturbestrebungen und seiner Verdienste um die Wehrkraft Makedoniens hinaus zu kommen. Ich halte es für möglich, an, der Hand der Andeutungen bei Thukydides die Bedeutung, welche die Regierung des Archelaos für das makedonische Heerwesen und damit zugleich auch für den politischen Zustand gehabt hat, zu be- stimmen; daran anknüpfend unternehme ich es, die auf die Herrschaft und die Person des Archelaos bezüglichen Nachrichten zu einem Ge- sammtbild zu vereinigen, für welches, wenn es der inneren Einheit Sitzungsberichte 1893. 46 490 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. nicht entbehrt, der Anspruch, sich wenigstens nicht allzuweit von der historischen Wahrheit zu entfernen, wird erhoben werden können.' Archelaos war bekanntlich nicht für den 'Thron geboren. Per- dikkas hatte denselben in jungen Jahren mit einer Frau niedern Standes, wie es heisst einer Selavin seines von ihm später aus der Herrschaft verdrängten Bruders Alketas, als Bastard gezeugt.- Nach den Aussagen, welche Platon im Gorgias (S. 471) macht, ist Archelaos als arglistiger und blutiger Usurpator in den Besitz der Herrschaft gelangt; er hat nach diesen Aussagen den legitimen Thronerben, den siebenjährigen Sohn des Perdikkas, seinen Halbbruder, in einen Brunnen geworfen und der Mutter ein Mährchen von einer Gans er- zählt, welcher der Kleine nachgelaufen sei; er hat seinen Oheim Alketas und dessen Sohn Alexander, nachdem er sie an seiner Tafel betrunken gemacht hatte, auf der nächtlichen Heimfahrt umbringen lassen; Niemand wusste, was aus den Beiden geworden war.” Ich halte mich bei dem bedenklichen Charakter dieser Geschichten nicht auf und begnüge mich damit, darauf aufmerksam zu machen, dass Platon selbst keine Bürgschaft für die Archelaos zugeschriebenen ver- breeherischen Thaten übernehmen will; »wenn das, was Polos aussagt, richtig ist«, lässt er Sokrates am Schlusse des Dialogs (525 d) sagen und also die Höllenstrafen, denen Archelaos nach dem Tode verfallen sei, als hypothetisch hinstellen. In den Aussagen des Polos verdient ein anderer Punkt als geschichtlich werthvoll Beachtung. »Statt den legitimen Sohn des Perdikkas pflichtmässig zu erziehen und ihm die Herrschaft zu übergeben, « heisst es im Gorgias, »hat Archelaos denselben umgebracht.« Wie konnte es dem Bastard des Perdikkas obliegen, dessen legitimen Sohn für die Herrschaft zu erziehen? Nach dem makedo- nischen Thronfolgerecht, welches sowohl in den Zeiten der zweiten wie der ersten Dynastie gegolten hat, vererbte das Diadem in direeter Linie nach dem Rechte der Erstgeburt; hat der Thronfolger beim Tode des Erblassers das Alter der Reife noch nicht erreicht, so über- ! Das Quellenmaterial zur Geschichte des Archelaos findet man zusammengestellt in der übrigens jetzt antiquirten Schrift von van Gent, De Archelao Macedoniae rege, Leyden 1834. Nach van Gent hat Aser, Makedonien vor König Philipp S. 193 ff. am ausführlichsten von Archelaos gehandelt. ®2 Von Platon hängen Aelian var. hist. XII, 43, Aristeides eg: onr. 55, UmeQ Tav rerr. 120 und die Scholien zu Aristeides ab, obwohl sie mehr zu bieten scheinen. Die Mutter des Archelaos wird von Aelian Simiche genannt, ein für eine Selavin nicht unpassender Name; der Halbbruder desselben soll nach den Scholien zu Aristeides Alketas oder Aeropos (statt des überlieferten Megorov ist zweifellos Azgomov zu. schrei- ben) geheissen haben. — Dass die Überlieferung, Platon habe in Beziehungen zu Archelaos gestanden, keinen Glauben verdient, ist wohl jetzt allgemein anerkannt (vergl. Gonperz, Wiener Stud. 1882 S. ı 12). Könter: Makedonien unter König Archelaos. 491 nimmt der Vormund des Minderjährigen die Regentschaft; gewisser- maassen als eine Correetur des formellen Rechtes erscheint es, wenn der zum regierenden Hause gehörige Erirporos, nachdem er sich in besonderem Grade das Vertrauen des Volkes erworben hat, zum König proclamirt wird, wie dies mit Philipp I. der Fall gewesen ist. Die Norm der Erbfolge tritt besonders klar zu Tage in der Succession der Söhne Amyntas III. Nach Amyntas’ Tode besteigt sein ältester Sohn Alexander, der soeben das Alter der Reife erreicht hatte, den Thron.” Alexander wird nach Jahresfrist auf Anstiften des Aloriten Ptolemaios ermordet, der hierauf als erırzoros der beiden jüngeren Brüder Alexan- der’s, zunächst des Perdikkas, des zweitältesten Sohnes des Amyntas, die Regierung übernimmt. Ptolemaios wird von dem herangewachsenen Perdikkas beseitigt und Perdikkas als König anerkannt; nachdem Per- dikkas im Kriege mit den Illyriern gefallen ist, übernimmt Philipp, der jüngste der Söhne des Amyntas, als Erirporcs des von Perdikkas hinterlassenen Knaben die Herrschaft. Für die Bestellung des erı- Tooros versagt leider die Überlieferung fast vollständig. Auch ohne bestimmtes Zeugniss muss es als die Regel angesehen werden, dass der abscheidende König den erirporss seines minderjährigen Erben bestimmt; ist der Inhaber des Thrones aus dem Leben geschieden, ohne für die Regentschaft Sorge getragen zu haben, so übernimmt nieht etwa ein Familienrath sondern die Gesammtheit des Adels diese Obliegenheit. In einem Falle wenigstens lässt sich dies nachweisen. Als der König Demetrios, der Sohn und Nachfolger des Antigonos Gonatas, im Kriege mit den Dardanern den Tod gefunden hatte, be- stellten die makedonischen Grossen Antigonos Doson aus einer Seiten- linie des königlichen Hauses zum &rırzoros des siebenjährigen Philipp; unter den makedonischen Grossen (ci rpwroı Maxedovwv) ist der Hof- und Beamtenadel zu verstehen, der, nachdem der alte landsässige Hetairen- adel sich theils auf den Schlachtfeldern Asiens verblutet hatte, theils in die Diadochenhöfe und -heere des Ostens aufgegangen war, in dem auf der alten nationalen Grundlage nach hellenistischer Weise gemo- delten Staate aufgekommen war.” Es gereieht Antigonos zum Ruhme, dass er, nachdem er wegen seiner Verdienste um den Staat zum Könige proclamirt worden war, sich nichtsdestoweniger als Stellvertreter des natürlichen Thronerben angesehen, in väterlicher Weise für die Er- ' Das makedonische Thronfolgerecht stimmt, auch in der Institution der Zmı- Foomeie, mit dem in den spartanischen Königshäusern gültigen Recht überein. ” Die Aussage über das Alter Alexander's im Text gründet sich darauf, dass Alexander keinen Leibeserben hinterliess und seine beiden Brüder zur Zeit seines Todes noch minderjährig waren. ° Plut. Aem. Paul. 8 vergl. Justin. XXVII 3, ıo. 46 * 492 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. ziehung Philipp’s Sorge getragen und bei seinem Tode dem noch immer nicht ganz Volljährigen die Herrschaft hinterlassen hat. Nach den Andeutungen im Dialog Gorgias ist es als historische Thatsache anzusehen, dass Archelaos die Regierung als &rırporos seines Halb- bruders übernommen hat: den Umständen nach ist anzunehmen, dass er von Perdikkas, der eines natürlichen Todes gestorben zu sein scheint, als solcher bestellt worden ist.' Äussere und innere Gründe machen es glaubhaft, dass Archelaos ruchlose Mittel angewendet hat, um in den Besitz des Diadems zu kommen; nur soll man sich nicht einbilden in dem, was in den Palaestren und Barbierstuben Athens über die Vorgänge am makedonischen Hofe erzählt und von Platon für seinen Zweck im Gorgias wiedergegeben ist, verbürgte Geschichte vor sich zu haben. Es war nicht kleinlicher Ehrgeiz, welcher Archelaos nach dem Diadem streben liess; Archelaos fühlte sich zum Herrscher geboren. Makedonien hatte während der Regierung Perdikkas II. schwer ge- litten und bedurfte der Kräftigung. Perdikkas hatte es sich, nach- dem die Thronwirren, welehe nach dem Tode Alexander's I. Ma- kedonien zerrüttet haben, zu Ende gegangen und die Einheit des Staates hergestellt war, zur Aufgabe gemacht, sich von dem atheni- schen Einflusse frei zu machen, und die Athener aus ihren Positionen auf der makedonisch-thrakischen Küste zu verdrängen. Als sich der grosse Kampf zwischen den beiden griechischen Vormächten vor- bereitete, hatte er im Verein mit den Korinthern und anderen Feinden der Athener in Sparta zum Kriege gedrängt und die athenischen Unterthanenstädte der Chalkidike zum Abfall gebracht. Perdikkas hatte sich jedoch in seinen Berechnungen getäuscht und seine Kräfte überschätzt. Es war ihm nicht gelungen sich dauernd dem Macht- einfluss der Athener, welche das Meer beherrschten, zu entziehen; zwischen die beiden griechischen Mächte gestellt, hatte er eine wechselnde Politik befolgt und, nachdem der Krieg der Peloponnesier und Athener nach der thrakischen Küste verpflanzt worden war, nach den Umständen bald den Athenern bald den Spartanern als Bundes- genosse Heeresfolge geleistet. Mehrere Male waren die makedonischen Küstenländer von athenischen Truppen verwüstet worden; ein ander Mal war ein gewaltiges Heer der mit den Athenern verbündeten Odrysen von Norden her in Makedonien eingebrochen. Makedonien muss zur Zeit des Todes des Perdikkas in einem übeln Zustande ge- wesen sein, das Land theilweise verwüstet, die Bevölkerung verarmt Dass Archelaos von Perdikkas zum Vormund seines Halbbruders bestellt worden sei, wurde von ABEL vermuthet. Köster: Makedonien unter König Archelaos. 493 und unzufrieden. Noch im Jahre 415 hatte ein athenisches Geschwader die makedonischen Häfen blockirt und Truppen auf der Küste ge- landet. Nach dem Zeugniss des Thukydides hat Archelaos mehr für die Entwickelung von Makedonien gethan als die acht Könige vor ihm zusammen; im besonderen wird angeführt, er habe feste Plätze angelegt, Strassen gebahnt und im Kriegswesen den Reiter- und Hoplitendienst geordnet.' Über den Stand der makedonischen Streit- kräfte zur Zeit des Perdikkas geben mehrere Stellen bei Thukydides Auskunft; diese Stellen beweisen, dass die Stärke des makedonischen Heeres damals auf der Reiterei beruht hat; von einem Hopliten- aufgebot ist nicht die Rede. Am eingehendsten sind die Angaben in dem Bericht über den Feldzug, welchen Perdikkas im Jahre 423 gemeinsam mit dem spartanischen Heerführer Brasidas gegen den unbotmässigen Vasallenfürsten der Lynkesten in Obermakedonien aus- führte. Nach diesen Angaben bestand das Heer der Verbündeten aus einem Reitercorps von ı000 Mann, grösstentheils Makedonier, aus 3000 Hopliten, Peloponnesier und andere Griechen, und aus einem grossen Haufen von Irregulairen, also Leichtbewaffneten; um sich zu ver- stärken hatte Perdikkas Hülfsvölker in Ilyrien angeworben.” An einer anderen Stelle sind die makedonischen Reiter als gepanzert (reIwp«- xıcuevo) bezeichnet und wegen ihrer Geschicklichkeit und Tüchtigkeit gerühmt.” Die Reform, welche Archelaos im Heerwesen einführte, muss sich hauptsächlich auf den Hoplitendienst bezogen haben. Zur Zeit Philipp’s und Alexander’s bestand das national-makedonische Heer im Wesentlichen aus den nach Aushebek.zirken geschiedenen len der Ritterschaft der Hetairen und den Taxen des nach griechischem Muster schwer bewaffneten Fussvolkes der Pezetairen. Die Hetairen und die Pezetairen bildeten zusammen die Heeresversammlung, welche dem Könige gegenüber auch in nicht militairischen Dingen das Volk repraesentirte. Aus welcher Zeit diese Organisation des Heeres stammt, ist unbestimmt. In einem Fragment aus dem ersten Buch der ®ı- I . - Zırrıza des Anaximenes von Lampsakos, des Zeitgenossen Alexander's > = xa des Grossen, welches in dem Lexikon des Harpokration (s. v. regerdiges) . Aoyeduos ö Hegöizacv viog Pasıneı EUG yevonevos va vov ovr@ Ev 12 DATE (rein) wrodounse za 0doUs EUTEIES Ereme Haı 72 Aa Öre sroFUNTE FT [re] zar& Fov mor.eaU immo zu OmAcıs za en 2 N TagaTaeun #g8irrov Y Evumavrss ENT Besırde zw 0oL eo avrov yeronevor Thuk. II 100. ? Auffallender Weise sind in dem Bericht des Thukydides (IV 124) auch auf Seiten der Lynkesten Hopliten erwähnt, indess ist unbestimmt gelassen, welcher Nationalität diese »Hopliten« angehörten. > Thuk. U 100. Das Truppencorps, mit welchem Alexander I. dem Xerxes Heeresfolge leistete, hat man sich nach einer Andeutung bei Herodot als Reitercorps zu denken, 494 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. überliefert ist, heisst es von einem makedonischen Könige: ersıra roüs usv Evdogordrous immevsiw Guvediods Eraupous poomyoDeuGe, Tous de MAEIOTOUS Kal Tois weloüs Es Aoy,ous zul derddus xal Tas dAAds dpy,ds disAuv melsTaipoUs WVo- MaGev, Omws Exdrepor METEx,ovres ns Qacırırns Eraipias mpoSunorare ÖlareAwaıy cvres. Hiernach hätte also der König die vornehmen Makedonier an’s Reiten gewöhnt und Hetairen genannt, die zur Masse des Volks ge- hörigen als Fussgänger in Lochen und Dekaden vertheilt und Peze- tairen genannt, damit die Einen wie die Andern an der Ehre der königlichen Hetairie Theil hätten. Als derjenige König, welcher diese Einrichtungen getroffen haben soll, ist in den das Fragment des Anaximenes einleitenden Worten des Lexicographen "ArsZavdrcs genannt. Man verstand früher Alexander I., den ältesten Bruder Philipp’s, der indess nicht viel mehr als ein Jahr geherrsceht hat und schwerlich organisatorisch thätig gewesen ist; Abel und andere nach ihm haben die Aussage des Anaximenes statt auf die Eintheilung der make- donischen Truppen auf die von Alexander dem Grossen nach der Rückkehr aus Indien vorgenommene Einstellung von Persern in das Heer beziehen wollen. Diese Auffassung ist sicher unrichtig; der Wortlaut der Stelle lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass von den makedonischen Heeresabtheilungen, und von diesen allein, die Rede ist, ganz davon abgesehen, dass das erste Buch der Philippik: nicht der Ort gewesen wäre, über die Heereseinrichtungen Alexander’s des Grossen zu berichten. dessen Geschichte von Anaximenes besonders behandelt worden war. Die Vorstellung, ein makedonischer König habe den Adel des Landes zum Reiten angeleitet, zeugt freilich von einer kindlichen Auffassung; aber eine Einsicht in die makedonischen Verhältnisse darf man bei den griechischen Historikern des vierten Jahrhunderts so wenig zu finden erwarten wie bei den attischen Rednern; die Erwähnungen der Hetairen und Pezetairen bei Demos- thenes und in den Bruchstücken der Philippika Theopomp’s sind für die geschichtliche Erkenntniss werthlos; unser Wissen von diesen Dingen kann sich nur auf die, auf makedonische Gewährsmänner zurückgehende Alexandertradition stützen. Der Name releraicı ist von dem Namen £raiscı abgeleitet oder demselben nachgebildet: allein damit ist direet nicht weiter zu kommen. Man pflegt zwar stillschweigend anzunehmen, dass der Hetairenadel unter diesem Namen in die Zeiten der Entstehung des makedonischen Reiches zurückreiche, eine Ansicht, welche in dem Gebrauche des Wortes eraisoa bei Homer zur Bezeichnung der Gefolgschaften der Könige eine Stütze zu haben schien. Aber wenn man sich die Sache recht überlegt, wird man sich sagen, dass diese Ansicht nicht richtig sein kann und dass der Name eraipcı als Standesbezeichnung in Make- Könrer: Makedonien unter König Archelaos. 495 donien verhältnissmässig jungen Datums sein muss; über das Ver- hältniss zwischen den Hetairen und Pezetairen ist man im Unklaren. Die Kriegsmacht der makedonischen Könige beruhte lange Zeit auf dem reisigen Adel; das Volksaufgebot, wenn ein solches zu Stande kam, war ein schlecht bewaffneter und ungeordneter Haufe, ein &wırcs, kein orgarcc. Nach den vorliegenden Informationen müssen wir glauben, dass Archelaos derjenige makedonische König gewesen ist, welcher da- durch, dass er der Ritterschaft ein nach griechischem Vorbild bewaff- netes und geordnetes Fussvolk zur Seite stellte, die makedonische Kriegs- macht zuerst auf einen anderen Fuss gebracht hat: in dem Harpo- krationartikel muss der ohne nähere Bezeichnung unverständliche Name Arefavdocs aus Apyeracs verschrieben oder verlesen sein. Das Material für den Hoplitendienst fand Archelaos in dem nichtadligen Bauern- stand, dessen Angehörige in der Lage waren, für ihre Bewaffnung und Ausrüstung zu sorgen.‘ Eine Veränderung der Heeresverfassung hatte bekanntlich in den antiken Staaten wenigstens der classischen und verwandten Völker meist eine politische Seite; das ist auch in Makedonien der Fall gewesen. Die Ritter wurden von Archelaos ereiccı, die zum Hoplitendienst berufenen Makedonier welerauzc ge- nannt; durch die Einführung dieser Namen stellte der König das Volk dem Adel gleich; den Namen eraipa, welchem der Name melerapoı nachgebildet ist, hat er dem homerischen Epos entlehnt.” Die Ritter- schaft, die sich von Alters her mit den Königen in die Gewalt getheilt, bei Regierungswechseln ihre Autorität zur Geltung gebracht und die Annahme des Königstitels von ihrer Zustimmung abhängig gemacht hatte, behielt eine privilegirte Stellung; nicht allein die nächsten Waffengefährten und Berather der Könige, sondern auch die Befehls- haber der ra£es der Pezetairen und überhaupt die Inhaber aller höheren Militair- und Civilchargen gehören in den Zeiten Philipp’s und Alexander’s der Ritterschaft an. Aber in der Heeresversammlung, welehe in Criminalsachen auch als Gerichtsversammlung fungirte, stand Jedem, dem Pezetairen sowohl wie dem Mitgliede der Ritterschaft das Recht der freien Rede, die Isegorie, wie sich Polybios ausdrückt, zu. Diese Gerechtsame sind den Makedoniern in der Form bis in die spätesten Zeiten des Staates geblieben; noch aus der Zeit Philipp’sV. wissen wir von einer Truppendeputation, welche bei dem Könige für ' Dass die Ansicht, den makedonischen Phalangiten seien Waffen und Rüstung vom Könige geliefert worden, nicht ein Mal für die Zeit Alexander’s des Grossen ausser Zweifel steht, hat Krause im Hermes 1888 S. 531 bemerkt. ® Als Bezeichnung des makedonischen Adels ist &r«igcı zuerst nachweisbar in der Zeit des Regenten Ptolemaios 368— 365 Plut. Pel. 27. Auf die Erwähnung der Hetairen in der auf Archelaos bezüglichen Anecdote Ailian Var. hist. XIII 4 ist natürlich kein Gewicht zu legen. 496 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. die alten Gerechtsame des Volksheeres eintreten sollte' Dadurch, dass Archelaos das Volk militairisch organisirte, schuf er ein Gegen- gewicht gegen den ritterschaftlichen Adel, welcher mit seinen An- sprüchen auf das Königshaus drückte. Die Acclamation der neuen Könige, gewissermaassen die Königswahl, vollzieht sich im vierten Jahrhundert in der Heeresversammlung. Die Monarchie wurde dadurch auf eine demokratische Grundlage gestellt. Mit der Neugestaltung des Heeres durch Archelaos hängt meiner Meinung nach die Einrichtung der Heereslustration zusammen, welche bis in die letzten Zeiten des makedonischen Staates im Monat Xanthikos abgehalten worden ist: es war die religiöse Sanction der neuen Ordnung.” Ohne Zweifel hat Archelaos alsbald nach der Übernahme der Regierung die Hand an die Reformen gelegt, welche zur inneren Consolidirung des Reiches dienen sollten: diese Unternehmungen müssen auf mancherlei Schwierigkeiten gestossen sein. Im Winter 411/10 hatte Archelaos einen Krieg mit der Seestadt Pydna zu führen. Die griechische Stadt Pydna ist frühzeitig dem makedonischen Reiche ein- verleibt worden; durch das Zeugniss des Thukydides steht fest, dass Alexander I. in der zweiten Hälfte seiner Regierung über Pydna ge- boten hat.” Die Stellung, welche die griechische Bürgerschaft unter den makedonischen Königen eingenommen hat, zu bestimmen, fehlt es an jedem Anhalt. Es scheint, dass in der älteren Zeit die eine und die andere von den wenigen ansehnlicheren Städten Untermake- doniens unter makedonischer Hoheit Freistadt gewesen ist. Wenigstens von Ichnai in der Gegend von Pella muss man dies wegen der Münzen mit dem Namen der Stadt, welche vorhanden sind, annehmen. Unter- makedonien scheint verhältnissmässig spät zu einer festen politischen Einheit verschmolzen zu sein. Wenn die Münzen mit dem knienden Ziegenbock nach Aigai gehören, wie meist angenommen wird, so entsteht die Frage, ob nieht auch Aigai in der älteren Zeit, obwohl Sitz des Königshauses, Freistadt gewesen ist; als königliches Geld können diese Münzen doch kaum angesehen werden. Indess ist hier vorläufig Alles dunkel, die Skizze des Wachsthums des untermakedo- nischen Reiches im zweiten Buch des Thukydides, welche die Grund- lage unseres Wissens von der älteren makedonischen Geschichte bildet, giebt über die inneren Zustände keinen Aufschluss.” Pydna muss im I Polyb.ıV. 27: ? Auf die ZavSız& scheint sich das Historikerfragment bei Suid. s. v. Öredgoruce zu beziehen (Polybios?). ® Daraus dass Thukydides (Il 137) Pydna als Stadt Alexander’s bezeichnet, ist verkehrt geschlossen worden, Pydna sei die Residenz des Königs gewesen. * Die Aussagen des Thukydides über das Wachsthum des makedonischen Reiches beruhen nicht auf Tradition, wie meist angenommen zu werden scheint, sondern wie Köster: Makedonien unter König Archelaos. 497 fünften Jahrhundert gut königlich gewesen sein; während die benach- barten griechischen Pflanzstädte Methone und Haison sich dem athe- nischen Bund angeschlossen haben und namentlich Methone fest zu Athen gehalten hat, ist Pydna makedonisch geblieben; im Jahre 432 wurde die Stadt vergebens von athenischen Truppen angegriffen. Es ist anzunehmen, dass die Reformen des Archelaos den Pydnäern Ver- anlassung gegeben haben, dem Könige den Gehorsam zu verweigern: die Stadt wurde von Archelaos belagert. Die Bezwingung von Pydna war hauptsächlich desshalb schwierig, weil den Belagerten das Meer offen stand; es musste Archelaos erwünscht sein, dass ihm ein athe- nisches Geschwader unter Theramenes, welches an der makedonisch- thrakischen Küste kreuzte, um in den Athen treu gebliebenen Unter- thanenstädten Geld für den Krieg aufzubringen, zu Hülfe kam. Per- dikkas hatte kurz vor seinem Tode abermals in ein Bündniss mit Athen treten müssen; Archelaos hat offenbar das Verhältniss zu Athen nicht aufgelöst; er hatte Gründe, welche ihn wünschen liessen, Be- ziehungen zu den Athenern zu unterhalten; nach dem Umschwung, der in den griechischen Dingen eingetreten war, war nicht zu be- sorgen, dass Athen einen Druck auf Makedonien ausüben würde. Den Athenern musste daran liegen auf einem guten Fusse mit dem makedonischen Könige zu stehen wegen der Bedeutung, welche die makedonischen Wälder für die griechischen Seestaaten hatten; bei der Geldnoth, in der man sich damals in Athen befand, halte ich es indess nicht für unmöglich, dass Archelaos die Hülfe des athenischen Geschwaders erkauft hat. An Geld hat es den makedonischen Königen, seitdem Alexander die Hand auf die Silberminen in der Nähe des Prasiassees gelegt hatte, nicht gefehlt; bei den Unternehmungen des Perdikkas hat das Geld immer eine Rolle gespielt. Der Krieg im Hellespont rief Theramenes von Makedonien ab, bevor die Belagerung leicht ersichtlich ist, auf Schlussfolgerungen aus geographischen und ethnographi- schen Daten; diese Aussagen können daher auch an sich nicht dazu dienen, die Reihenfolge der makedonischen Erwerbungen zu bestimmen. Thukydides hat das Land zwischen dem Olymp und dem unteren Strymon gründlich gekannt; das tritt überall zu Tage. Dagegen sind die topographischen Angaben in den auf Makedonien bezüglichen Berichten Herodot’s so dürftig, dass man annehmen muss, Herodot hat Makedonien nie gesehen. Er kann also auch die »makedonischen Studien« nicht ge- macht haben, von denen gesprochen worden ist. ‘ Vielleicht sind es Maassregeln finanzieller Natur gewesen, welche die Pydnäer zum Abfall gebracht haben. Dass sich die Reformen des Archelaos auf das Steuer- wesen erstreckt haben müssen, ist eigentlich selbstverständlich. Für das Zollwesen in der Zeit nach Archelaos lernt man etwas aus dem Vertrag zwischen Amyntas Ill. und dem chalkidischen Bund; in dem Vertrag werden Ausgangs- und Durchgangszölle unterschieden. Dass Archelaos eine andere Währung in Makedonien eingeführt hat, wird durch die Münzen des Königs bewiesen. 498 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. von Pydna zum Ziele geführt hatte;' aber nach der Abfahrt des athenischen Geschwaders wurde Pydna von Archelaos erobert, der der grösseren Sicherheit wegen die Bürger nöthigte die Stadt von der Küste weg und eine halbe Meile landeinwärts zu verlegen.” Wenn sich Makedonien über die Barbarenstaaten des Nordens erheben sollte, so genügte es nicht, dass die Wehrkraft des Reiches erhöht und der Verkehr im Innern entwickelt wurde; Makedonien musste aus der geistigen Abgeschiedenheit, in der es noch immer existirt hatte, heraustreten und den Einflüssen der griechischen Gultur zugänglich gemacht werden. Dies muss für Archelaos klar gewesen sein. Schon seine Vorgänger, Perdikkas und Alexander, hatten die griechische Einwanderung begünstigt und griechischen Bürgerschaften, die in den Kriegen des fünften Jahrhunderts zur Auswanderung ge- nöthigt worden waren, in Makedonien eine neue Heimath eröffnet. Da der alte Königsitz Aigai sich wegen seiner binnenländischen Lage am Fusse des Gebirges für den Verkehr mit dem eivilisirten Auslande wenig eignete, verlegte Archelaos die Residenz trotz der Vortheile, die Aigai in Beziehung auf Sicherheit, landschaftliche Annehmlich- keiten und Gesundheit darbot, nach Pella. welches durch den schiff- baren Ludias mit dem Meere in Verbindung stand;” indess behielt Aigai, auch nachdem Pella zur königlichen Residenz erhoben worden war, Ähnlich wie Moskau nach der Gründung von St. Petersburg, seine Bedeutung als nationale Hauptstadt des Reiches, was schlagend darin zu Tage tritt, dass nicht allein nach wie vor die Könige nach ihrem Tode in Aigai beigesetzt, sondern, wie die durch die Ermordung Philipp’s zu trauriger Berühmtheit gelangte Hochzeitsfeier der Kleo- patra, der Schwester Alexander’s, beweist, auch Familienfeste des königlichen Hauses in Aigai begangen wurden. Um seinem Hofe Glanz zu verleihen und Bildung und Gesittung in Makedonien einzu- führen, zog Archelaos griechische Dichter und Künstler in grösserer Anzahl nach Pella; die zunehmende Zerrüttung des öffentlichen Lebens, welche während der letzten Periode des peloponnesischen Krieges in ! "Theramenes traf vor der Seeschlacht bei Kyzikos (Frühling 410) im Helles- pont ein (Xen. Hell.] ı, 12); dadurch wird die Zeit der Belagerung von Pydna bestimmt. 2 Diodor XIII 49. Die Verlegung der Stadt Pydna in das Binnenland ist nicht von Dauer gewesen; am Ende des vierten Jahrhunderts hat Pydna wieder am Meere eeleeen; der Bericht über die Belagerung der Stadt durch Kassander bei Diodor XIX 36.49 f. schliesst jeden Zweifel daran aus. Während der Zerrüttung des makedonischen Reiches in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts ist Pydna von Makedonien los sekommen; es ist begreiflich, dass die Pydnäer, nachdem sie ihre eigenen Herren ge- worden waren, wieder in ihre früheren Wohnsitze am Meere zurückgekehrt sind. 3 Dass Archelaos Pella zur Residenz gemacht hat, ist nirgends bestimmt über- liefert, wird aber mit Recht allgemein angenommen; fraglich könnte nur sein, ob schon Perdikkas in Pella residirt hätte. Könter: Makedonien unter König Archelaos. 499 der geistigen Hauptstadt Griechenlands Platz griff, erleichterte es dem makedonischen Könige, hervorragende Griechen um sich zu versammeln. Ihren Gipfel erreichten die idealen Bestrebungen des Archelaos, als derselbe in der Stadt Dion, am Fusse des Olymp, dem Zeus ein mit dramatischen und gymnischen Agonen verbun- denes Fest nach dem Muster der griechischen Nationalfeste stiftete." Die Annahme, dass Euripides das von ihm während seines durch den Tod beendigten Aufenthaltes in Pella zwischen 408 und 406 ver- fasste Drama Apyeraos, in welchem er die makedonische Gründungs- sage in einer selbständigen Weise behandelt und den Reichsgründer mit poetischer Lieenz mit dem Namen des regierenden Königs ge- nannt hatte, nicht allein für die Olympien, sondern für die erste Festfeier, welche in Dion abgehalten worden ist, gedichtet hat, ist nicht abzuweisen. Wenn auch die höheren Culturbestrebungen des Archelaos zunächst nur auf den Hof und die vornehmen Kreise einen Eintluss ausüben konnten und die Meisterwerke der griechischen Dich- tung, welehe an den Olympien zur Aufführung kamen, Anfangs wahr- scheinlich für die Mehrzahl der gemeinen Makedonier nieht einmal sprachlich verständlich waren, so musste doch naturgemäss eine Hebung des allgemeinen Bildungsniveaus eben von den oberen Schichten des Volkes ausgehen; und wenn wir ein Menschenalter später Männer wie Antipater und Philipp in Makedonien finden, welche mit den ersten Geistern Griechenlands auf gleichem Fusse verkehrten und selbst schriftstellerisch thätig waren,” so wird der Zusammenhang mit den Anregungen, welche Archelaos Makedonien zugeführt hatte, nicht in Abrede zu stellen sein. In wie weit Dion in der Folge ein geistiger Mittelpunkt gewesen ist, wird vielleicht einmal zu Tage treten, wenn die Ruinen der alten Stadt ausgegraben sein werden.” Der Verlust des ApyeAaos des Euripides ist auch für die Geschichte zu bedauern; Euripides hätte ein dürftiger Diehter oder Hofmann sein ‘ Daraus, dass Arrian (Anab. I, ır) Aigai statt Dion als Stätte der Olympien nennt, ist nichts zu folgern; es ist eine der Verwechselungen, welche Arrian trotz seiner sorgfältigen Arbeitsweise in die Feder gekommen sind. Ein Theater hat Aigai im vierten Jahrhundert allerdings gehabt; dadurch mag die irrige Angabe Arrian’s ent- standen sein. Die Olympien wurden von Philipp nach der Rückkehr vom olynthischen Krieg, von Alexander nach der Zerstörung von Theben abgehalten (Dem. de fals. leg. 192, Diodor XVII, ı6 und Arrian a.a.O.); danach ist anzunehmen, dass das von Arche- laos gestiftete Fest in jedem Jahr und zwar im Herbst gefeiert worden ist. ? Nach Suidas (s. v. Avriwargos 2) hatte Antipater eine historische Schrift über den Illyrierkrieg Perdikkas’ IN. (irroglav r«&s Hegöizzov mo«Eesıs Irrugızas) verfasst. Ohne Zweifel hatte Antipater als Augenzeuge über die Kämpfe mit den Illyriern, in denen Perdikkas fiel, berichtet. ® Die Feststätte von Dion wurde während des Bundesgenossenkrieges im Sommer 219 von dem Aitolern verwüstet (Polyb. IV, 62). 500 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. müssen, wenn er die Huldigung, welche er Archelaos darbringen wollte, auf den Namen beschränkt und den Makedoniern, die der Festfeier beiwohnten, nicht in der Gestalt des Archegeten des Königs- hauses das verklärte Bild des lebenden Königs vorgeführt hätte. Ausser der bei Hygin überlieferten Inhaltsangabe sind nur sehr spärliche Fragmente des Stückes erhalten;' diese Überreste gestatten nicht einmal ein sicheres Urtheil darüber, in wie weit sich der Dichter im Einzelnen an die Sage gehalten oder den Stoff frei gestaltet hatte. Von seinen Brüdern aus Argos vertrieben wandert der Spross des Temenos nach der von Hygin mitgetheilten Hypothesis des euripi- deischen Stückes in den makedonischen Landen ein und rettet dort den König Kisseus gegen das Versprechen der Hand seiner Tochter im Kriege mit seinen feindlichen Grenznachbarn. Durch schlechte Rathgeber verleitet fasst der König den Plan, seinen Retter, um sich desselben zu entledigen, in eine mit glühenden Kohlen gefüllte Grube fallen zu lassen. Der Anschlag wird Archelaos verrathen, der hierauf den arglistigen König in die für ihn selbst hergerichtete Grube stürzt. Abermals flüchtig gründet Archelaos einem Spruche des Apollon Folge leistend Aigai, die Wiege der makedonischen Monarchie. In den Frag- menten des Stückes kehrt mehrmals der Gedanke wieder, dass der Mensch nur um den Preis eines mühevollen Lebens zu hohem Ruhm gelange. In anderen Bruchstücken ist die Bedeutung einer edlen Ab- kunft für den inneren Werth des Menschen ausgesprochen. Diese beiden Gedanken scheinen gewissermaassen Leitmotive in der euripi- deischen Tragoedie gewesen zu sein. Auch dem historischen Archelaos war der Weg zu der gefeierten Stellung.’ welche er in der letzten Periode seines Lebens eingenommen hat, nicht leicht geworden. Die Unregelmässigkeit seiner Geburt machte es Übelwollenden möglich, seine Abstammung von dem Könige Perdikkas in Zweifel zu ziehen; konnte es eine bessere Widerlegung solcher böswilliger Verdäch- tigungen geben als den Hinweis auf die Kraft des angeborenen adligen Sinnes? Die Arglist des Königs Kisseus und seine Bestrafung durch Archelaos gehört wahrscheinlich dem Dichter an; es ist wohl möglich, dass dem Euripides, als er diese Wendung in den Sagenstoff ein- führte, Vorgänge vorgeschwebt haben, welche mit der Thronbesteigung des Archelaos verbunden gewesen waren. Die Handlung des Stückes muss, wenn die Einheit des Ortes gewahrt war, mit der Ermordung des Kisseus und der Flucht des Archelaos geschlossen haben; die Gründung von Aigai wird in einer Prophezeiung verkündet worden sein, ähnlich wie der als Bearbeitung der attischen Stammessage ! Nauck, Tragicorum gr. Fragmenta? S. 426 ff. ro . ALLE) Int Köster: Makedonien unter König Archelaos. >01 dem Apy,eAaos verwandte »Ion« in eine Weissagung ausgeht; in dieser Prophezeiung konnte der Dichter vorausschauend der Zeit gedenken, in welcher Makedonien unter einem zweiten Archelaos zu nie gekannter Blüthe gedeihen würde. Hoffentlich giebt uns ein ägyptisches Grab das euripideische Stück zurück, damit wir einen klaren Einblick in das Verhältniss desselben zu der Person des makedonischen Königs gewinnen; es wäre wohl zu erwarten, dass der Aryerzos zu der Lectüre der aegyptischen Makedonier gehört hätte. Das Aufblühen des makedonischen Reiches unter der zielbewussten Regierung des Archelaos konnte nicht ohne Einfluss bleiben auf das Verhältniss zu den obermakedonischen Fürstenthümern, welche als selbständige Staaten unter der Oberherrschaft der Könige von Unter- makedonien standen, denselben also in der Regel Heeresfolge leisteten, vielleicht auch Abgaben in Geld oder Naturalien zahlten. Seit wann dieses Verhältniss bestanden hat, ist nicht zu bestimmen; auf un- sichere Daten hin hat man angenommen, dasselbe sei von Alexander I. in der Zeit der persischen Oberherrschaft mit persischer Hülfe be- gründet worden, aber es lag in der Natur der Dinge, dass, nachdem das untermakedonische Reich zu grösserer Ausdehnung und Macht gelangt war, was jedenfalls vor Alexander I. der Fall gewesen ist, die kleinen Staaten in dem Bergland im Innern von dem mächtigeren Staat in den Küstenländern abhängig wurden. Auch die Zahl der obermakedonischen Vasallenfürstenthümer ist unbestimmt: Thukydides nennt die Völkerschaften der Lynkesten und Elimioten und deutet an, dass es noch mehr Vasallenfürstenthümer gegeben habe; zu diesen ist ohne Zweifel das von Thukydides an einer andern Stelle erwähnte Fürstenthum der Oresten, ausserdem vielleicht das epirotische Grenz- volk der Tymphaier zu rechnen, welches in den Zeiten Philipps und Alexander’s zum makedonischen Reich gehört hat und erst durch den König Pyrrhos von Makedonien losgekommen ist.' Natürlich war das Verhältniss der Vasallenfürsten zu ihren Oberherrn schwankend; wäh- rend die kräftigeren von den untermakedonischen Herrschern von selbst geneigt waren die Zügel anzuziehen und ihre Macht zu ver- stärken, waren die Vasallenfürsten bestrebt, ihre Selbständigkeit soviel wie möglich zu wahren und suchten sich, wenn die Umstände danach ! Thuk.:TI 99 z. A. zav ag Mazedcovwv einı zur Auyansran zer Exemwrer za Ara 2m raue, & Evmsmcoy,ce Ev errı FoUros zu Umrzor, Barr.sıas 8° ey PS aure. Den König der Oresten erwähnt Thuk. II 8o im J. 429. Nach dem J. 429 kommt das Fürstenthum der Oresten nicht mehr vor. Man könnte sich denken, das- selbe wäre früher als die Lynkestis und Elimeia in das untermakedonische Reich auf- gegangen, jedoch fehlt es an andern Anhaltepunkten für diese Annahme. Ein Tyın- phaier ist in dem Trierarchenverzeichniss der Indostlotte (Arrian 'lvö. 19) unter den Makedoniern aufgeführt. 502 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. angethan waren, wohl auch ganz unabhängig zu stellen. Der Feldzug gegen den Lynkestenfürsten, den mächtigsten unter den obermake- donischen Vasallen, welchen der König Perdikkas im J. 423 in Ge- meinschaft mit Brasidas unternommen hatte, war, hauptsächlich wegen des Mangels an Einverständniss zwischen den beiden Verbündeten, übel abgelaufen; nur die strategische Geschicklichkeit des Brasidas und die Mannszucht der griechischen Truppen hatten verhindert, dass das Unternehmen mit einer Katastrophe endigte; als sich Perdikkas bald nachher wieder an Athen anschloss, scheinen die Athener zwischen ihm und dem Lynkesten vermittelt zu haben: in den Bündnissvertrag zwischen den Athenern und Perdikkas scheinen die Vasallenfürsten in Obermakedonien thatsächlich und formell eingeschlossen gewesen zu sein.‘ Die Fortschritte, welche der suzeraine Staat seit dem Re- gierungsantritt des Archelaos gemacht hatte, waren geeignet den Fürsten der Vasallenstaaten Besorgniss einzuflössen:; ein Kriegsgrund war leicht gefunden: der Lynkestenfürst Arrhabaios und der Elimiote Sirrhas fielen in Untermakedonien ein. Archelaos sah sich in seinen Culturbestrebungen und Reformen, an denen sein Herz hing, unter- brochen; gewiss vielmehr aus diesem Grunde als im Gefühl der Schwäche trat er in Unterhandlungen mit den Obermakedoniern; es gelang ihm, den Elimioten dadurch, dass er ihm die Hand einer seiner Töchter zusagte, zu gewinnen und den unwillkommenen und störenden Krieg beizulegen.” In dieselbe Zeit ungefähr wie die Streitigkeiten mit den ober- makedonischen Fürsten müssen die Beziehungen des Archelaos zu dem südlichen Nachbarlande, zu Thessalien gehören, von denen sich ! Die Bruchstücke der auf den Bundesvertrag zwischen den Athenern und Per- dikkas vom J. 422 bezüglichen Urkunde C. I. A. I 42 (verel. Bd. IV S. ı4ı). Die Urkunde enthielt Bestimmungen, welche sich auf den Lynkestenfürsten Arrhabaios bezogen (Frg. a). Der Vertragsurkunde war ein Verzeichniss derjenigen Makedonier beigefügt, welche den Vertrag beschworen hatten, Frg. de Z. ı2 ff. und Frg. d. Im Anfang dieses Verzeichnisses standen die Namen der Mitglieder des makedonischen Königshauses (darunter auch Archelaos, der also von Perdikkas als Sohn anerkannt worden war); es folgten die Namen von andern Makedoniern, ohne Zweifel Männer aus der Ritterschaft. Z. 20 ist gelesen worden Azlod«s, Barırleiöns; aber von Barırsus abgeleitete Personennamen sind, wie die Alexandertradition zur Genüge beweist, in dem königlichen Makedonien nicht gebräuchlich gewesen, und Derdas hiess der Fürst der Elimioten im Anfang des peloponnesischen Krieges. Gewiss ist zu lesen Az]edes Basırlevs.. Der Name eines andern Vasallenfürsten stand Z. 21, wo ... Barlırsils .. zu lesen ist. Frg.d Z.5 gehört an’s Ende von Frg.dc Z. 20; der hier von Droysen (Hellen. 1 S. 87 Anm. ı) gelesene Name IHevr]eues Maynrov bezeichnet ein Mitglied des elimiotischen Fürstenhauses. 2 Aristot. Pol. ı3ı 18 rw Suyarsgun vu. TNV Ev maorzgav ATEy,oMEVoS Umo moAsmou mrg05 Sıogav zu Agowceıov edwze To BarıRaı TW FnS Ermsiaes. Die Besprechung des Krieges bei Aser geht von unrichtigen Voraussetzungen aus, ebenso die Andeutungen bei Droysen (a. a. O. S. 76). Könter: Makedonien unter König Archelaos. 503 eine dunkle Kunde erhalten hat. Der Sophist Thrasymachos, ein Zeitgenosse des Archelaos, hatte eine Rede verfasst, welche unter dem Titel Urs rwv Agpıoamwy angeführt wird und in der die, einem euripideischen Verse nachgebildeten Worte vorkamen: Apyerdw dov- Asvoouev "EAAyves ovres Bapdapw; — Dazu kommt, dass sich nach einer Aussage des Aristoteles der Verschwörung, welcher nach Aristoteles Archelaos zum Opfer gefallen ist, der Larisäer Hellenokrates ange- schlossen hatte, weil er von Archelaos trotz des gegebenen Ver- sprechens nicht nach Larisa zurückgeführt worden war.‘ Aus diesen Angaben ist geschlossen worden, das in Larisa herrschende Adels- geschlecht der Aleuaden sei vertrieben worden und habe am make- donischen Hofe Aufnahme gefunden; die populäre Partei in Larisa habe in der Voraussicht eines Krieges mit Makedonien die Hülfe Athens angerufen; die von Thrasymachos verfasste Rede sei entweder von den larisäischen Gesandten in Athen gehalten oder von Thra- symachos als Musterrede den Gesandten in den Mund gelegt worden. Allein Archelaos hat in der ersten Hälfte seiner Regierung und ohne Zweifel auch später noch in freundschaftlichen Beziehungen zu den Athenern gestanden; in Athen konnten die Popularen von Larisa nicht erwarten Hülfe gegen den makedonischen König zu finden. Die Rede und die Vorgänge, welche Thrasymachos Veranlassung zur Ab- fassung derselben gegeben haben, müssen aus anderen Gründen in die Zeit gesetzt werden, in welcher die Macht Athens gebrochen war. Im Jahre des Sturzes Athens (404) hat der Machthaber in Pherai Lykophron, der Vorgänger Jasons, nach einer in den Hellenika Xenophons überlieferten Nachricht eine Schlacht mit den Larisäern und andern, seinen auf die Einigung Thessaliens unter seiner Herrschaft gerichteten Bestrebungen entgegenstehenden Thessalern ge- wonnen.” Die thessalische Tyrannis hat ihren Entstehungsgrund in dem natürlichen Gegensatz zwischen dem Küstenland in der Um- gebung des pagasäischen Meerbusens und den Adelsstädten in den fruchtbaren Ebenen im nördlichen Thessalien, unter denen Larisa, die Hochburg des fürstlichen Geschlechts der Aleuaden, die erste Stelle einnahm, gehabt; darin liegt, dass sie auf popularem, wenn man will demokratischem Boden erwachsen ist. Die Gesandtschaft der Larisäer, welche Thrasymachos Veranlassung zur Abfassung der Rede gegeben hat, gehört meines Erachtens in die Zeit nach dem Kriege Lykophrons mit Larisa und andern nordthessalischen Städten, die Rede aber hat ! Clem. Alex. stromat. VI 6240 Sylb. Ogaruney,os ev Tu UnreQ Agrar ; Aristot. Pol. ıı1 1b. ?2 Sauppe Orr. att. II S. 162. Seren. Hoi 11'3,'30. 504 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. man sich nicht an die Athener gerichtet zu denken, was in keinem Falle zulässig ist, sondern an die Spartaner. In Larisa scheint sich in Folge der Niederlage, welche man im Kriege mit Lykophron er- litten hatte, eine Umwälzung vollzogen zu haben; es ist anzunehmen, dass die Häupter der Aleuaden von “einer andern Adelsfaction ver- trieben worden sind; da der makedonische König die vertriebenen Aleuaden unter seinen Schutz nahm, richtete die in Larisa an ihre Stelle getretene Partei ein Hülfsgesuch an die seit dem Sturze Athens in Griechenland herrschende Macht. Die Rede war übrigens nach meiner Überzeugung von Thrasymachos nicht im Auftrage der lari- säischen Gesandten sondern als Musterrede verfasst worden. Auf das Verhältniss des Archelaos zu den Thessalern bezieht sich auch eine unter dem Namen des Herodes Attikos, einer der letzten litterarischen Celebritäten Athens, überlieferte Deelamation.' Die Rede giebt sich als in einer Versammlung der 'Thessaler gehalten; die 'Thessaler sollen bestimmt werden, der Aufforderung der Pelo- ponnesier, d. h. der Spartaner und ihrer peloponnesischen Bundes- genossen mit ihnen gegen den makedonischen König Archelaos zu Felde zu ziehen Folge zu leisten. Nachdem der Sprecher in dem Prooemion die Gründe angegeben hat, welche ihn bewogen haben, trotz seiner Jugend das Wort zu ergreifen, wird ausgeführt, dass es vortheilhaft für die Thessaler sei, der an sie gerichteten Aufforderung Folge zu leisten. Archelaos hat es auf Thessalien abgesehen und muss als geschworener Feind der Thessaler angesehen werden; er kennt ihre Schwäche, die Zwietracht; daher hat er sich mit dem Adel (o öAıyo) gegen die Gesammtheit (ci raäyres) verbunden. Die Leiden des Bürgerkrieges und die traurigen Folgen desselben für den Zustand des Landes werden geschildert. Daran ist Archelaos Schuld: darum muss man ihn abwehren; geschieht dies, so ist Hoffnung vor- handen, dass auch die Zwietracht ein Ende nehmen wird. Im zweiten Theil der Rede wird aus einander gesetzt, dass es ein Gebot der Nothwendigkeit sei, dem Rufe der Spartaner zu folgen, weil sonst die Spartaner ihre Macht gegen die Thessaler wenden würden. Nach- dem der Sprecher in einem dritten Theil verschiedene Einwände, von denen er voraussetzt, dass sie gemacht werden würden, widerlegt hat, recapitulirt er zum Schlusse das Gesagte; die 'Thessaler werden ermahnt, sich mit den Hellenen gegen die Barbaren zu ver- einigen. Die Rede ist gehalten gedacht in den letzten Jahren des Königs Archelaos nach dem Ende des peloponnesischen Krieges. Die ! Die Declamation findet sich zuletzt gedruckt in den Oratores Attici von BEKKER Bd.V S.658. Köster: Makedonien unter König Archelaos. 505 Declamation des Herodes Attikos ist, nachdem der Text von REIsKE nothdürftig lesbar gemacht worden war, der übrigens die zu Grunde liegenden geschichtlichen Voraussetzungen verkannte, als inhaltlich wie in formaler Beziehung gleich bedeutungslos und der gelehrten Behandlung unwürdig liegen geblieben. Wer mit historischem Sinne an das Schriftstück herangeht, wird mit Erstaunen und Interesse die darin enthaltenen Schilderungen der thessalischen Zustände lesen. Diese Schilderungen lassen auf eine Vorlage schliessen, welche der Zeit des Archelaos nicht fern gestanden hat. Nach eigenem Wissen kann sie der Rhetor des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts nicht gegeben haben. 'Thessalien war nicht das Land, dessen Geschichte den Späteren ein besonderes Interesse einflössen konnte. Um so auffallender ist es, dass der Zeitgenosse der Antonine die Beziehungen der Thessaler zu Archelaos als Thema einer Declamation gewählt hat. Diese Aporien lösen sich in einfacher Weise, sobald man annimmt, dass Herodes die thessalische Rede des Thrasymachos gekannt und als Vorbild vor Augen gehabt hat.‘ Um seine Selbständigkeit zu wahren hat Herodes die Situation geändert; während in der Rede des Thrasymachos die Larisäer in Sparta um Schutz gegen Archelaos baten, lässt Herodes die Spartaner die Thessaler zum Kriege gegen den makedonischen König aufbieten. Hat sich Herodes in seinem Thema an Thrasymachos angelehnt, so kann eine Imitation im Stil nicht gefehlt haben. Die Deelamation des Herodes stilistisch zu untersuchen und mit den Aus- sagen der Alten über den Stil des Thrasymachos zu vergleichen fällt nicht in meinen Bereich, jedoch will ich nicht damit zurückhalten, dass ich eine stilistische Verwandtschaft zwischen der Deelamation und dem einzigen grösseren Bruchstück des Thrasymachos, dem Eingang einer nach dem Inhalt in der Zeit der Oligarchie der Vierhundert in Athen verfassten Rede, zu bemerken glaube. Dass die Blicke des Königs Archelaos auf 'Thessalien gerichtet gewesen sind, ist um so weniger zu bezweifeln, da schon sein Vor- gänger Perdikkas einen Einfluss in dem durch Parteiungen zerrütteten Lande ausgeübt hat; fraglich kann nur sein, ob er auch dort ein- gegriffen hat. Nach der Declamation des Herodes könnte man geneigt sein diese Frage zu bejahen; es würde anzunehmen sein, Archelaos hätte Truppen nach Nord-Thessalien zum Schutze gegen Lykophron geschickt, aber, statt die Aleuaden wieder in Larisa einzusetzen, die Dinge selbst in der Hand behalten; die Behauptung des Aristoteles, " Dass »eine Rede des Thrasymachos oder auch des Kritias Muster oder doch Anlass« für die Declamation des Herodes gewesen sei, hat, wie ich sehe, auch Brass, Att. Beredsamkeit! III 2 S. 331 vermuthet. \ Sitzungsberichte 1893. 47 506 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. der Larisäer Hellenokrates habe sich der Verschwörung gegen das Leben des Archelaos angeschlossen, weil ihn der König nicht nach Larisa zurückgeführt hatte, würde dadurch in ein neues Licht gerückt werden. Aber die Andeutungen in Herodes’ Declamation, die hierauf hinzuführen scheinen, bieten keinen sichern Anhalt; erwägt man die Verwickelungen mit den obermakedonischen Fürsten, die ebenfalls in die letzte Zeit des Archelaos zu setzen sind, so kommt man zu dem Schlusse, dass Archelaos zwar Absichten auf Thessalien gehabt, aber nichts zur Verwirklichung derselben gethan hat. Soviel wir wissen hat zuerst Alexander II. den Versuch gemacht, sich in Nord-Thessalien festzusetzen; zum Ziele ist die thessalische Politik der makedonischen Könige durch Philipp I. geführt worden. Archelaos ist wie die Mehrzahl der makedonischen Könige keines natürlichen Todes gestorben. Als Urheber seines Todes (399) wird ein Junger Makedonier aus seiner nächsten Umgebung, Krateuas, ge- nannt, im übrigen weichen die Nachrichten über sein Ende von ein- ander ab. Nach Aristoteles hatte sich eine Verschwörung in der Umgebung des Archelaos gebildet, deren Mitglieder persönliche Gründe hatten, ihn zu hassen; in einem pseudoplatonischen Dialoge findet sich die Angabe, Krateuas habe nach der Herrschaft gestrebt und dieselbe auch einige Tage besessen; nach der bei Diodor vorliegenden Tradition ist Archelaos von Krateuas zufällig auf der Jagd getödtet worden. Thatsache ist, dass als Nachfolger des Archelaos dessen minderjähriger Sohn Orestes unter der Epitropie des Aeropos, den man ohne triftigen Grund für einen Lynkesten erklärt, anerkannt worden ist. Wäre Archelaos einer Verschwörung zum Opfer gefallen, so würde wahrscheinlich nicht der Sohn des Bastards, sondern ein legitimes Glied der Dynastie König geworden sein. Wie in anderen ähnlichen Fällen erweist sich auch in diesem die am wenigsten sen- sationelle Tradition bei genauerer Prüfung als die glaubhafteste.' Orestes ist nicht zur Regierung gelangt; die nächsten vierzig Jahre der makedonischen Geschichte sind mit Thronstreitigkeiten und andern Wirren angefüllt gewesen; neben den Herrschern, welche sich auf das Erbrecht stützen konnten, scheinen wiederholt Usurpatoren aufge- treten zu sein. Man hat den Verfall des makedonischen Reiches daraus erklärt, dass nach dem Tode des Archelaos eine Reaction gegen die ! Aristot. Pol. ızı1Ö. Plat. Aleib. II.142 D. (danach Ailian var. hist. VIIIg). Diodor XIV 37. Von Aristoteles hängt wohl Plut. Amat. 768 Fab. Nach Aristoteles war die Verschwörung von Dekamnichos angestiftet worden, der auf Archelaos erzürnt war, weil der König dem Dichter Euripides erlaubt hatte, ihn wegen einer Beleidigung aus- peitschen zu lassen. Zwischen dem Tode des Euripides und dem Tode des Archelaos liegen 6 Jahre. ler Könter: Makedonien unter König Archelaos. 507 von ihm betriebene Einführung griechischer Cultur und Sitte ausge- brochen sei, welche den Lynkesten die erwünschte Gelegenheit ge- boten habe, einzugreifen. Ich erkenne die Ursache der Zerrüttung des Reiches in den militärisch-politischen Einriehtungen des Archelaos; da diese Einrichtungen zur Zeit seines Todes noch keine festen Wurzeln geschlagen hatten, entstanden Parteiungen und Unruhen, welche das Reich zerrütteten. Das von Archelaos begonnene Werk wurde von Philipp U. vollendet; wie schlecht auch die bei Diodor vorliegende Tradition von den Anfängen Philipp’s ist, so lässt sie doch erkennen, dass sich die junge Herrschaft Philipp’s nicht sowohl auf den ritter- lichen Adel wie auf das militärisch organisirte Volk gestützt hat. | E MR Teen Dh wien Inka) In anal alle, Eu ah Er al WERE EEE Ba er N a ee en A ao are ei ER Be I oh ne, war ar alnkahl)en Eee Nr “ EEE E ut la RR ee re Aal bla dla ua nt. oerne Ran v nr, Me I RER at rn: vi ira | De wo te erh A Be Armin uS Wiki BL RES u DE Ste feat Bee ih F ri ul Ahr er ER ta, Aamernihi on ai de MEY eu lu dal, TEE 7 509 Die Bewegung gezupfter Saiten. Von O. Krıcar-MeExzeL und A. Raps. (Vorgelegt von Hın. Kusnpr am 8. Juni [s. oben S. 471].) Hierzu Taf. IL. I einem früheren Bericht! ist von uns eine Methode beschrieben worden, welche erlaubt, den zeitlichen Verlauf der Bewegung eines Punktes einer schwingenden Saite zu photographiren. Dieselbe wurde damals zunächst zur Untersuchung der Schwingungen gestrichener Saiten verwendet, also einer durchaus stationären periodischen Be- wegung. Solche in ihrer Form unveränderliche Schwingungen konnten auch schon vor Auffindung unserer Beobachtungsart mit Hülfe des Vibrations-Mikroskops genau studirt werden; der Vorzug unserer Methode bestand in jenem Falle ausser ihrer grösseren Einfachheit hauptsächlich in der von menschlicher Auffassung unbeeinflussten, objeetiven Fixirung der Schwingungsfiguren. Wir sind nun dazu übergegangen, die Figuren bei gezupften Saiten zu photographiren’ und haben dadurch Bewegungen festgestellt, welche wegen ihres schnell veränderlichen Verlaufes wohl noch nie genau verfolgt werden konnten. Die gewonnenen Resultate bestätigen übrigens die Vor- stellungen, welche man sich aus theoretischen Überlegungen von den durch das Zupfen eingeleiteten Bewegungen gebildet hatte, so weit vollkommen, als die in jener Theorie vernachlässigten Nebenumstände noch ohne merklichen Einfluss sind, d. i. während der ersten Perioden nach Beginn der Bewegung. Die weiteren Perioden zeigen jedoch Veränderungen, von denen nachher ausführlich gesprochen werden soll. Es war mithin von besonderem Interesse, den Beginn der Be- wegung, also etwa die ersten ro bis 20 Perioden festzuhalten, und diese Forderung erheischte eine etwas complieirtere Einriehtung der I Diese Berichte, 1891. S. 613-629; — Wırpvemann’s Annalen 1891. Bd. 44. 5023-641. 2 Auch geschlagene Saiten werden gegenwärtig im hiesigen physikalischen In- stitut von Hrn. Kaurmann mit Erfolg nach dieser Methode beobachtet. 510 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. bis dahin sehr einfachen Ausrüstung unserer Versuche, wie dieselbe in dem zu Anfang eitirten Berichte ausführlich beschrieben ist. Bei der Aufnahme gestrichener Saiten konnte man nämlich die Saiten- bewegung durch Bogenführung mit der rechten Hand mehrere Secun- den lang unverändert erhalten und in einem beliebigen Augenblick durch einen Druck der linken Hand einen Contact schliessen, welcher den Momentverschluss auslöst und so die Aufnahme bewirkt; auch hatte man bei richtiger Haltung des Bogens die Gewähr, dass die Bahn des beobachteten Punktes nicht aus der verticalen Ebene des Spaltbildes hinausführte. Bei den gezupften Saiten machen aber diese beiden Umstände Schwierigkeiten. Erstens ist es fast unmöglich, das Zupfen der Saite und das Öffnen des Momentverschlusses ganz rechtzeitig aus freier Hand auszuführen, und zweitens geht die Be- wegung einer mit Finger oder Stift freihändig gezupften Saite meistens aus der gewünschten Ebene heraus: die Bahnen werden elliptisch und die Aufnahmen unscharf. Diesen beiden Umständen wurde durch die Herstellung eines besonderen Zupfapparates abgeholfen. Den wesentlichen Theil dieser Einriehtung stellt Fig. 1a dar. In a ist der Querschnitt der Saite in seiner Ruhelage gezeichnet. Soll dieselbe ge- zupft werden, so zieht man sie nach unten, hakt sie unter dem Zupfer e ein und drückt sie gegen den Anschlag b. Dieser Anschlag ist so gestellt, dass er die Saite in einer Lage «a festhält, welche senkrecht unter der Ruhelage a liegt. Wird nun der Zupfer ce in der Riehtung des in der Figur gezeichneten Pfeiles zurückgezogen, so wird dadurch die Saite losgelassen, und der gezeichnete Querschnitt kann nur in der verticalen Geraden ad aa’ auf- und abschwingen, da der Anschlag b jede horizontale Zugcomponente des Zupfers vernichtet. Sowohl Zupfer wie An- schlag lassen sich je nach der Lage der Saite und der gewünschten Amplitude genau einstellen. Dabei darf das obere Ende des An- schlages die Saite selbst nicht oder nur so wenig überragen, dass dieselbe nach der ersten freien Schwingung nicht mehr gegen denselben schlägt. Aus Fig. ıb, welche senkrecht zur Fig. 1a gesehen ist und daher die Saite a der Länge nach zeigt, kann man erkennen, dass Zupfer und Anschlag, ähnlich einer Scheere, so gefeilt sind, dass eine Berührung zwischen denselben und der Saite nur in einem Punkte stattfindet, und daher der in der Theorie angenommene Anfangs- zustand der Saite in hinreichender Weise erfüllt ist. Der Zupfer ce ist an einem Hebel f (Fig. 2) verstellbar befestigst; dieser ist dreh- bar um die Achse d, wird darin beschränkt durch die verstellbaren Fig. la. Fig. 1b. Krıcar-MenzeL und Rars: Die Bewegung gezupfter Saiten. 511 Anschläge g und A und wird durch eine Feder gegen den Anschlag Ah gedrückt, so dass der Zupfer in der Lage bleibt, wo er die Saite festhalten kann. Dieser Hebel f wird nicht direet mit der Hand bewegt, sondern durch Vermittelung des eben- falls durch Federdruck hoch- gehaltenen Hebels Ak. Dieser Handhebel drückt bei der Benutzung erstens auf den Ansatz ev des Hebels /f und schliesst zweitens einen Contact zwischen der Feder n und der Spitze der am Hebel selbst verstellbar befestigten Schraube m: der hierdurch geschlossene Strom löst den Momentverschluss aus. Von der Stellung dieser Schraube mn und von der Geschwindigkeit des Niederdrückens hängt es ab, welchen Abschnitt der Saitenbewegung man auf der Photo- graphie festhält. Der Apparat ist stets so eingestellt gewesen, dass der Contact vor dem Loslassen der Saite geschlossen wurde, aber der Moment- verschluss ist wegen der zu bewegenden Massen soweit träge, dass bei sehr schnellem Niederdrücken die Saite in Bewegung kommt noch bevor die Aufnahme beginnt. Bei sehr langsamem Niederdrücken kann dagegen der Momentverschluss schon wieder geschlossen sein, noch ehe die Saite losgelassen ist. Übung lehrt sehr bald das richtige Maass treffen. Mittels der Schraubzwinge z kann der Apparat an jeder beliebigen Stelle eines in Fig. 2 im Querschnitt gezeichneten einfachen Saitenhalters p festgeklemmt werden, so dass man die Zupfstelle beliebig variiren kann. Für die Abmessung des Zupfpunktes wie auch für die Auffindung bestimmter geforderter Lagen desselben bewährte sich als bequemes und genaues Hülfsmittel das Ohr. Wenn nämlich die Saite unter dem Zupfer eingehakt ist, so haben beide Theile der Saite einen ihrer Länge entsprechenden Eigenton, gleich als wäre der Zupfer ein fester Steg. Aus dem Intervall beider Töne, welches sehr genau an- gegeben oder auch durch kleine Verschiebungen des Zupfapparates leicht rein gestimmt werden kann, folgt dann direet das Längenver- hältniss der beiden Saitentheile. Soll der Zupfer z. B. genau in !;,; der Saitenlänge angreifen, so müssen beide Saitentheile eine reine Duodeeime erklingen lassen, während z. B. eine kleine Terz anzeigen würde, dass der Zupfer in 5/,, angreift, u. s. w. Der von dem Spalt- bild getroffene Beobachtungspunkt wurde mit einem Maassstab abge- 512 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. messen, die rationalen Theilpunkte auch wohl durch Knotenbestim- mung der Partialtöne gefunden. Soviel über die Beobachtungsmethode. Bevor wir nun zur Betrachtung der gewonnenen Photographien übergehen, wird es zwecekmässig sein, vorher an die Vorstellungen zu erinnern, welche man sich nach der üblichen Theorie von der Bewegung gezupfter Saiten gebildet hat. Die Saite stellt in der Anfangslage eine gebrochene gerade Linie APB (Fig. 3) dar. Ver- vollständigen wir die Figur durch die ge- brochene Linie BQA zu einem Parallelogramm, dessen Diagonale AB die Ruhelage der Saite darstellt, so ist diese Fläche das Schwingungs- feld, welches während jeder Periode von der Saite hin und zurück durchstrichen wird und zwar in Form einer sich selbst parallel bleibenden Geraden, deren Richtung bei kleinen Schwingungen (auf welche wir unsere Betrach- tungen beschränken) senkrecht steht auf der Halbirungslinie des Winkels APB. Diese Gerade tritt im Beginn der Bewegung im Punkte P in das Schwingungsfeld ein, durchstreicht dasselbe mit constanter Geschwindigkeit, bis sie m @ dessen Grenze erreicht. Dort aber kehrt dieselbe ohne Aufenthalt um und läuft mit derselben Geschwindigkeit zurück bis P, worauf dasselbe Spiel sich wiederholt. Wir können sagen, die Lage dieser Transversale ist bestimmt durch einen auf ihr gelegenen Punkt, den Leitpunkt, welcher mit constanter Geschwindigkeit den Umfang des Parallelogramms fortdauernd durch- läuft, etwa in der Richtung PAQBPAQBP. Diese Geschwindigkeit ist die Fortpflanzungsgeschwindigkeit a der transversalen Wellen auf der Saite. Die Form der Saite wird in jedem Augenblick zusammen- gesetzt aus der innerhalb des Parallelogramms gelegenen Strecke dieser Transversale und den beiden Strecken des Umfangs, welche von den Schnittpunkten jener Linie nach den festen Saitenenden A und B führen; also hat die Saite nacheinander die Gestalten APB, ATTB, AXXB, AYY’B, AQB und ebenso zurück. Daraus kann man leicht herleiten, wie die Schwingungsfigur eines einzelnen Punktes der Saite aussehen wird. Der Punkt X z. B. wird nach Beginn der Saitenbewegung in Ruhe bleiben, bis der Leitpunkt von P bis X gekommen ist, von da an wird er mit constanter Geschwindigkeit bis Y herabsteigen, während der Leitpunkt den Weg XAY zurück- legt; in Y bleibt der Beobachtungspunkt wieder in Ruhe, bis der Leitpunkt den Weg YQY’ durchlaufen hat; darauf setzt er sich mit derselben Geschwindigkeit, mit welcher er abgestiegen war, aufwärts in Bewegung und erreicht, wenn der Leitpunkt in X’ angelangt ist, seine ursprüngliche Lage X wieder, um dort zu ruhen, bis der Leit- KrıGar-MENzEL und Rars: Die Bewegung gezupfter Saiten. 513 punkt den Weg XBPX vollendet hat. Darauf beginnt das Spiel von neuem. Da die vom Leitpunkt zurückgelegten Wege proportional der seit Beginn verstrichenen Zeit sind, haben wir im Vorangehenden direct eine Beschreibung der Schwingungsfigur. Der anfänglichen Ruhe entspricht eine horizontale Strecke, darauf folgt eine abwärts geneigte Strecke, unten wiederum ein horizontales Stück, dann eine aufsteigende Strecke von gleicher Neigung, wie jene absteigende und in der oberen Lage wieder eine horizontale Strecke, u. s. w., wie dies aus Fig. 4 zu ersehen ist. Die quan- er ai titativen Verhältnisse sind folgende: 7 20 AN? Es sei / die Länge der Saite (Fig. 3), Fig. 4. AX= x die Abmessung des Beob- 5 achtungspunktes und AP=£ diejenige des Zupfpunktes. Die Höhe %, bis zu welcher der letztere durch den Zupfer aus der Ruhelage gehoben ist, wurde in der Figur der Deutlichkeit wegen zu gross gezeichnet; dieselbe ist stets so klein, dass die Abmessungen auf dem Parallelogramm-Umfang gleich ihren Projeetionen auf der Linie AB gesetzt werden können; deshalb ist auch der ganze Umfang des Parallelogramms gleich 2. Nennen wir £ die vom Beginn der Be- wegung gezählte Zeit, so ist der vom Leitpunkt zurückgelegte Weg gleich a-t. Um die Vorstellungen zu fixiren, wollen wir einmal an- nehmen, dass &>, und « = PAQX al 2l—-(E 8) ABP E25 a FAlBE ar al In Fig. 4 sind die soeben definirten Zeitpunkte 4, t,,...t, in ihrer Bedeutung für die Figuren markirt. Die Bestimmung Z>//2 können wir stets erfüllen, indem wir die Abseissen von dem dem Zupfpunkt ferneren Saitenende aus messen. Die Bedingung e sind Sin Om. COSANT. 2. Le I: 2 Fi 2 mEl—-H—n au l l wobei n = 2ra/2l die Schwingungszahl des Grundtones der Saite für 27 Secunden bedeutet. Dieser Ausdruck ist das Integral der Differential- EN en gleichung —- = a’ - unter Berücksichtigung der Grenzbedingungen, Ä N) >) c Ä c c C t d 2 dass y fürx= o und <=/ zuaallen Zeiten = o sei und der Anfangs- bedingungen, dass für {= o die Gestalt der Saite gegeben ist durch . . r T 5) S . . N > = (der z ” F u > n f die beiden geraden Linien y = Ax/E für (e<5) undy= All — a)/l—5 für >&, während dy/dt für {= o auf der ganzen Saite eleich o ist. =) DZ h fe) Diese Theorie nimmt keine Rücksicht auf Ableitung der Energie durch die Endlager und stellt daher ein für alle Zeiten fortbestehende genau periodische Bewegung dar. Nun können wir zur Betrachtung der photographirten Schwin- gungsfiguren übergehen, von denen eine kleine Auswahl auf der beigegebenen Tafel HI in Liehtdruck wiedergegeben ist. Die ersten Perioden dieser Figuren zeigen vollkommene Übereinstimmung mit dem erwarteten Verlauf, und auch Messungen ihrer Abseissen haben die Richtigkeit der oben zusammengestellten Werthe von 4...t, als Functionen von £ und x in sehr befriedigender Weise bestätigt. Die weiteren Perioden zeigen dagegen Veränderungen ganz gesetzmässiger Art. Die ursprünglich horizontalen Strecken nehmen geringe, aber mit jeder weiteren Periode wachsende Neigungen an und zwar die obere Strecke abwärtsführende, die untere aufwärtsführende Neigungen. Ferner zeigen die steilen Strecken häufig eine schwache, aber eben- falls mit der Zeit zunehmende Krümmung, deren convexe Seite nach der Vergangenheit (links) gekehrt ist. Während dieser ganz typischen Veränderungen bleiben die Figuren meist noch scharfeckig; erst im noch weiteren Verlauf werden dieselben abgerundet, die ursprünglich horizontalen Strecken werden dabei unregelmässig verbogen oder oft auch gekräuselt, so dass die ursprüngliche Gestalt der Figuren mehr und mehr verloren geht, während die Amplituden sich verkleinern. Krıcar - MEnZzEL und Rars: Die Bewerung sezupfter Saiten. 515 > (> >) Man kann nun die auffälligsten unter diesen fortschreitenden Ver- änderungen auch theoretisch erklären, wenn man der Wirklichkeit besser entsprechende Grenzbedingungen einführt. Der Schall einer Saite rührt nämlich zum allergrössten Theile davon her, dass die Lager, auf welchen die Enden der gespannten Saite ruhen und die damit verbundenen verhältnissmässig grossen Körper durch die Saiten- schwingungen mitbewegt werden. Da wir indessen die Bewegungen dieser Körper nicht weiter verfolgen können, sondern uns auf die Bewegung der Saite selbst beschränken, so werden wir die Verhält- nisse theoretisch dadurch ausdrücken, dass wir die beiden Endpunkte der Saite transversal beweglich aber durch Massenpunkte beschwert denken, welche im Verhältniss zur Masse der Saite sehr gross sind und durch starke elastische Kräfte nach ihrer Ruhelage hingezogen werden, auch wohl bei ihrer Bewegung einer der Geschwindigkeit proportionalen Reibungskraft unterliegen, welche letztere indessen bei der folgenden Betrachtung nicht berücksichtigt werden konnte. Die ausführliche und exacte Darstellung dieser Theorie kann hier wegen ihrer Ausdehnung nicht vorgetragen werden, es sollen vielmehr hier nur so viel Andeutungen gemacht werden, als nöthig sind um einzusehen, dass die Gesetzmässigkeiten in dem Verlauf der photographirten Figuren ihre Erklärung finden. Das mechanische System, bestehend aus der gespannten Saite und den beiden elastisch festgehaltenen und schwer belasteten Endpunkten besitzt Figentöne, welche sich nur sehr wenig von denen unterscheiden, die eine gleiche Saite mit absolut starr befestigten Endpunkten (ideale Saite) haben würde, ausserdem aber noch zwei Eigentöne, welche in nächster Nähe derjenigen liegen, welche die grossen Massen unter alleiniger Wirkung ihrer elastischen Kräfte ausführen würden. Die Schwingungszahlen aller Eigentöne dieses Systems kann man berechnen, dieselben sind nicht genau harmonisch. Sobald man die stets der Wirklichkeit ent- sprechende Annahme macht, dass die zuletzt erwähnten beiden Eigen- töne tiefer sind als die eigentlichen Töne der Saite, so zeigt die Theorie, dass die letzteren etwas höher liegen als bei der idealen Saite, und zwar der Grundton am meisten erhöht, die Obertöne um Beträge, die ungefähr reciprok der Ordnungszahl abnehmen. Wenn n der Grundton der idealen Saite ist, so haben die Eigentöne unseres Systems ungefähr folgende Werthe: € MR N I Dr ner RE 2, a =, 2,%,,00 wo e eine kleine positive Grösse bedeutet. Da die Saitenenden nicht absolut unbewegt bleiben, bilden dieselben auch nicht genau die 516 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. Knotenpunkte der einzelnen Partialschwingungen, sondern diese Knoten liegen in sehr kleinen Entfernungen r, davon, welche ungefähr reci- prok dem Quadrate der Ordnungszahl abnehmen. Man kennt auf diese Weise die Form jeder einzelnen Partialschwingung; die Summe aller dieser, jede mit unbestimmter Amplitude, ist das allgemeine Integral, welches durch den bekannten Anfangszustand der gezupften Saite zu einer bestimmten Lösung gemacht wird. Diese Lösung hat nach Vernachlässigung von Gliedern, die in höherer Ordnung klein sind im Wesentlichen die Form: Dal ZEN ar. vr, 2 ar Ve > „ sinm, — »sinm, — »cosan| ı + —12.....3. m El—-E Sa a a a Vergleicht man diesen Ausdruck mit dem durch ı. gegebenen, so sieht man, dass alle drei trigonometrischen Funetionen um kleine [} € . * Grössen verändert sind, aber nur der Factor cos an | ı + — |t ist im NE Stande, eine mit der Zeit fortschreitende Veränderung der Schwin- gungsfiguren zu erklären. Zerlegen wir: € € a cosan| ı + a — cos int — En: nt sın ant, so zerfällt dem entsprechend y in zwei Summen, deren erste cos ant enthält und sich zwar unendlich wenig von ı. unterscheiden mag, aber jedenfalls nicht um Beträge, welche sich mit der Zeit vergrössern. Wir können daher diesen ersten Theil der Zerlegung bei unserer jetzigen angenäherten Betrachtung mit der Darstellung der Idealbewegung ı. identifieiren. Dazu tritt nun, entsprechend dem zweiten Theil der Cosinus-Zerlegung der Ausdruck: 2hl? : > yo end Ell— 8) a=ı a ” L I . £ Nase eye Sin Sim. Sim a’ a a Der vor der Summe stehende Factor e bewirkt, dass die Amplituden von n sehr klein gegen diejenigen der vollständigen Saitenbewegung Y sind, der Factor nt indessen bewirkt, dass diese Amplituden proportional der seit Anfang der Bewegung verstrichenen Zeit wachsen. Es handelt sich nun darum, die Gestalt der durch diese Summe dargestellten Schwingungsfigur zu erkennen, und dabei wollen wir zunächst den anwachsenden Factor ni! vor der Summe aus dem Spiel lassen; wir haben dann eine rein periodische Function von £. Da die Glieder der Reihe abnehmen wie ı/a?, so hat die Figur keine Ecken, aber ihre Krümmung wird sich unstetig ändern. Wir bilden die Ableitung dn/dt, welche das Gefälle der Curve angiebt. Es tritt im Zähler ein Factor a auf, sinant wird in cosant verwandelt und wir erkennen, dass diese Krıcar-MEnzEL und Rars: Die Bewegung gezupfter Saiten. 917 neue Summe identisch ist mit der Hauptsumme von y, welche wir mit der Darstellung der Idealbewegung ı. identifieiren wollten. Wir kennen somit das Gefälle der in Frage stehenden Figur, und da für = o auch 9 = o sein muss, wie 4. zeigt, so können wir den Verlauf dieser Zusatzbewegung selbst angeben. (Zu beachten ist dabei das Minus- zeichen in 4.) Von Z, bis Zt, (siehe deren Bedeutung in Fig. 4) constante Neigung abwärts, von £, bis /, Krümmung concav nach oben, von t, bis t, constante Steigung aufwärts, welche um so steiler ist, je kürzer 1, — £, ist, von £, bis £, Krümmung convex nach oben, von £, bis in die nächste Periode hinein constante Neigung abwärts, wie zu Beginn. Die erwähnten Krümmungen sind Parabelscheitel, an welche sich die Strecken constanter Neigung tangential anschliessen. Der vor der Summe stehende Factor ni bewirkt, dass die Neigungen und Krüm- mungen, daher auch die Ordinaten selbst von Periode zu Periode grösser werden. Nach diesen Angaben ist die punktirte Curve in Fig. 5 gezeichnet. Zugleich ist in schwachen Zügen die Idealfigur ge- zeichnet; die stark gezogene Figur stellt die Superposition beider dar und entspricht also der durch 3. dargestellten Saitenbewegung. Der Anblick zeigt vollkommene Übereinstimmung mit den photographirten Figuren, sowohl was die zunehmende Neigung der Horizontalstrecken, als die auftretende Krümmung der steilen Strecken betrifft. Fig. 5. Dass in Fig. 5 die Amplituden nieht mit der Zeit abnehmen, wie dies in Wirklichkeit geschieht, liegt daran, dass in der hier skiz- zirten Theorie zwar die Mitbewegung grosser Massen, nicht aber die eigentliche energievernichtende Dämpfung berücksiehtigt werden konnte. Auch die allmähliche Abstumpfung der Ecken ist eine Wirkung der schnelleren Vernichtung der hohen Obertöne durch Dämpfung, während die namentlich beim Zupfen nahe dem Saitenende auftretenden Kräuse- lungen der sich neigenden Horizontalstrecken darauf zu deuten scheinen, dass Einflüsse, die in der Theorie als unendlich klein behandelt sind, grössere Bedeutung haben. Vom physikalischen Institut der Berliner Universität, 1893. 3 N ß e E er: : 518 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. Erklärung der Abbildungen. Die auf der folgenden Tabelle wiedergegebenen Schwingungsfiguren sind aus den 50°® langen Originalstreifen ausgeschnitten und in natürlicher Grösse durch Lichtdruck vervielfältigt. Die erste Horizontalstrecke auf jeder Figur stellt den noch ruhenden Saitenpunkt dar, so dass jedesmal die erste Schwingungsperiode in den Ab- bildungen auch der ersten Schwingung der Saite nach dem Loslassen des Zupfers entspricht. Des beschränkten Platzes wegen konnten nur wenige der erhaltenen Figuren wiedergegeben werden. Es folgt hier das Verzeichniss und die Charakteristik der mitgetheilten Figuren. Die Nummern entsprechen denen in den Figurentafeln. Die Beob- achtungspunkte stehen unter x, die Zupfpunkte unter &; Saitenlänge — 1. Nr. En & I. a a 2 Is nahe bei 3/, 4: "fa 0.36 5 a Ba 6 A nahe bei !/, 7% “tr nahe bei 5/, 8. ls a . Ys a 10. ls */s 1. y, Y, 2 /e le 13: io "2 14. nahe bei Yıs ts Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1893. Tars 11 0. Krıcar-Menzeu und A. Raps: Die Bewegung gezupfter Saiten. ” “ 3 nr, BU In IR ne. Er üb: A Jh vi 5 " 6 rn . P- 5 919 Uber Citronensäure -Gährung. Von Dr. ©. WeEHner in Hannover. (Vorgelegt von Hrn. Fischer am 8. Juni [s. oben S. 471].) A 2 Essen wir die Summe der durch niedere Organismen bewirkten ergiebigen Stoffumwandlungen — mögen sie bei Sauerstofl-Zutritt oder Abschluss verlaufen und als Producte Alkohole oder organische Säuren u. d. m. liefern — kurz als »&ährungen« zusammen, so sind derartige Vorgänge zur Zeit insbesondere von gewissen Bakterien und Sprosspilzen bekannt. Aber auch die eigentlichen Fadenpilze vermögen solche unter Umständen hervorzurufen und besonders intensiv verläuft hier bekanntlich ein derartiger Process, bei dem bis zur Hälfte des ge- botenen Zuckers in Oxalsäure umgewandelt wird; dieser bisher als die einzige durch Hyphomyceten eingeleitete Säuregährung dastehende Vor- gang wurde seinerzeit von mir einem genaueren Studium unterworfen.' Nach weiterhin gesammelten Erfahrungen schliesst sich dieser Öxalsäure-Gährung ein in mancher Beziehung ähnlicher Vorgang an, dessen Product eine andere unter solchen Umständen bisher nicht beobachtete organische Säure ist, und den ich als »Citronensäure- Gährung« hier einer kurzen Schilderung unterwerfe. Gewisse Schimmelpilze besitzen die Fähigkeit, einen sehr erheb- lichen Antheil des innerhalb der Nährlösung gebotenen Zuckers in eine organische Säure überzuführen, die zufolge ihrer Zusammen- setzung und Eigenschaften mit der in den Citronen sich findenden identisch ist und durch geeignete Operationen unschwer reichlich in gut ausgebildeten Krystallen gewonnen werden kann. Die Nähr- flüssigkeit nimmt dabei nach kurzem schon stark sauren Geschmack an und entsprechende Titrirungen ergeben, dass die Säureanhäufung auf 5 Procent und darüber ansteigt. Entsprechend geleitete Versuche in grösserem Maassstabe lieferten die Säuren in beträchtlichen Mengen, sodass — wie hier beiläufig bemerkt sein mag — auch eine bereits eingeleitete technische Verwerthung des Verfahrens Erfolg verspricht.' ! »Entstehung und physiologische Bedeutung der Oxalsäure im Stoffwechsel einiger Pilze.« Botanische Zeitung 1891. Sp. 233—638 und S. A. S.27—59. — Nachträge hierzu in den Berichten der Deutschen Botanischen Gesellschaft 1891. B. IX. Heft 6 u. 7. 520 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. Die in Frage kommenden Pilze sind makroskopisch von dem bekannten Penicillium glaucum kaum unterscheidbar; sie bilden dicht- verflochtene grüne Decken von so hervorragender Wachsthumsenergie, dass von ihnen in wenigen Tagen die grössten Flächen überzogen werden können. Mikroskopisch sind sie Penicillium gegenüber unter Anderem durch den Bau der Conidienträger charakterisirt; im übrigen dürften sie ihm nahe verwandt sein, wennschon bei der noch immer- hin nicht ganz abgeschlossenen Kenntniss ihrer Entwickelung eine Erörterung der systematischen Stellung hier unterbleiben darf. Das nähere Studium der in Reincultur isolirten zwei einander sehr ähnlichen Arten ergab unter Anderem, dass dieselben in der mykologischen Litteratur bisher nieht beschrieben sind, andererseits lag die Möglichkeit einer Einreihung in die zunächst in Frage kom- menden Gattungen Penicillium, Eurotium und Aspergilus bei der bis- herigen Fassung der Diagnosen nicht vor. Aus a. a. O. näher dar- gelegten Gründen war somit die Aufstellung einer neuen Gattung an- gezeigt, und bringe ich dafür den Namen » Citromyces« in Vorschlag. Die zur Zeit näher bekannten Species — denen sich voraussichtlich noch eine dritte anschliessen wird —- bezeichne ich als Citromyces Pfefferianus und Citromyces glaber. Die Sporen dieser physiologisch bemerkenswerthen Pilze finden sich nach mannichfachen Erfahrungen ziemlich verbreitet in der Luft; auf geeignetem Substrat entwickeln sie sich alsbald zu anfangs schnee- weissen Rasen, die jedoch bald von anderen Arten (Penillium) über- wuchert zu werden pflegen, wodurch die Gewinnung von Reinculturen einigermaassen erschwert wird. Auf zuckerhaltigen Flüssigkeiten, Früchten, insbesondere saurer Beschaffenheit, mögen sie mehrfach an- zutreffen sein, denn solche liefern stets ein gutes Substrat für ihre Cultur. Unter Übergehung der mannichfachen, die Morphologie und Physio- logie betreffenden Einzelheiten seien hier kurz nur einige den Säuerungs- vorgang in seiner Beziehung zu Wachsthum, Substrat, Temperatur und Sauerstoff betreffende Punkte hervorgehoben. Zuckerlösungen mit den nothwendigen Nährstoffen bieten für Wachsthum wie Säuerung die geeignetsten Bedingungen; beide sind jedoch auch hier von einander unabhängig, obschon ihre Optimal- temperaturen annähernd zusammenfallen. Jedenfalls ist ein ergiebiger Stoffumsatz für beide Vorbedingung, aber Säurebillung kann auch ! Künstliche Citronensäure nach einem auf dem hier mitgetheilten basirenden Verfahren wird in grösserem Maassstabe bereits von den »Fabriques de Produits Chimiques de Thann et de Mulhouse« zu Thann i. E. producirt. Genannte Fabriken (bekannt durch die Auffindung der Traubensäure, 13822) sind auch Inhaber der be- züglichen Patente. eDy | Wenmer: Über Citronensäure - Gährung. 521 noch oberhalb des Wachsthumsmaximums stattfinden, und anderer- seits kann das Pilzwachsthum ohne diese von Statten gehen. Für den Verlauf des Processes ist die Wärme ein ebenso bemerkenswerther Factor wie die chemische Zusammensetzung des Substrats und weiterhin die Anwesenheit ausreichender Sauerstoffmengen, denn anstossgebend für die Säure-Anhäufung ist nicht etwa relativer Sauerstoff-Mangel. Allerdings ist einstweilen nicht ganz sicher zu entscheiden, ob ge- gebenenfalls nicht auch der entbundenen Kohlensäure eine nachtheilige Wirkung auf den Pilz zukommt — denn Andeutungen hierfür liegen vor — jedenfalls setzt aber Luftabschluss den Lebensäusserungen ein rasches Ziel und beispielsweise in einer Kohlensäure-Atmosphaere unter- bleibt Conidienkeimung wie jede Weiterentwickelung. Nach Allem be- sitzen unsere Pilze ein hervorragendes Sauerstoffbedürfniss und durch mehrtägigen Abschluss desselben bezw. Einwirkung reiner Kohlensäure findet eine merkliche, weiterhin in trägem Wachsthum und ausbleibender Conidienbildung zum Ausdruck kommende Schädigung statt. Das Licht ist dagegen ohne Bedeutung: Keimung, Wachsthum, Conidienbildung und Säuerung vollziehen sich an absolut dunklen Orten in gleicher Weise und mit gleicher Schnelligkeit. Obschon Citronensäure in der Concentration von mehreren Pro- centen nicht bloss unschädlich, sondern mehrfach noch begünstigend auf die Entwiekelung wirkt und Concentrationen von 10-20 Procent noch ertragen werden, sind anorganische Säuren selbst in Spuren ausserordentlich nachtheilig, und ermöglichen in geringen Bruchtheilen von Procenten nur ein langsames Wachsthum der jungen Mycelien. Wie in anderen bekannten Fällen kann durch Festlegung der abgespaltenen Citronensäure durch gewisse Salze eine weitergehende Anhäufung erzielt werden,' ohne dass damit irgend welcher nach- theilige Einfluss verbunden ist. Es gelingt so unschwer bis zur Hälfte des gebotenen Zuckers in Säure überzuführen. so dass beispielsweise ae) auch hier der Umsatz merklich beschleunigt, und die Zertrümmerung des Zuckers, mit der die Säureabspaltung voraussichtlich enger zu verknüpfen ist, vollzieht sich in schnellerem Tempo: ähnlich können übrigens auch andere Momente, wie beispielsweise die Gegenwart von Chlorverbindungen u. d. m. wirken. Im Uebrigen dauert die Säure- bildung an, solange die Pilzdecken lebensfähig sind und noch dispo- nibles Material zu Gebote steht. Die zu einer gewissen Zeit inner- halb der Cultur angetroffene Säure muss jedoch auch hier als der Überschuss betrachtet werden, welcher aus den beiden nebeneinander Dextrose rund 16°. Säure lieferten. Durch Derartiges wird ! Vergl. über derartige Vorgänge: Prerrer, Pflanzenphysiologie 1. S. 57. Sitzungsberichte 1893, 48 Xe)s . . T* . . 522 Gesammtsitzung vom 15. Juni. — Mittheilung vom 8. Juni. herlaufenden Vorgängen der Säurebildung und -Zerstörung resul- tirt, und endgiltig überwiegt stets der letztere, so- dass in älteren Culturen auch jede Spur verschwunden ist. Die Zersetzlichkeit derselben unter dem Einfluss unserer Pilze ist, da selbe einen relativ. guten Nährstoff bildet, experimentell leicht zu erweisen. Durch Festlegung in der Form eines schwer angreifbaren Salzes eliminiren wir gleichzeitig die Wirksamkeit der Säure-zerstörenden Momente und begünstigen andererseits die zur Säureansammlung führenden Ursachen: derartige Versuche ermöglichen auch einen näheren Einblick in den Verlauf des Säuerungsprocesses selbst. Hiernach ist derselbe keineswegs ein continuirlicher und sich gleichmässig zu allen Zeiten abspielender, sofern nur die äusseren Bedingungen hierfür rea- lisirt sind, sondern seine Intensität durchläuft unter übrigens günstigen Verhältnissen eine ziemlich rasch auf- und absteigende Curve, die ihrerseits in enger Beziehung zu der Ergiebigkeit des durch den wachsenden Pilz bewirkten Zuckerumsatzes steht. Zur Zeit der maximalen Lebensthätigkeit der Decke ist somit die Abspaltung die ergiebigste, sie steigt und fällt vor und nach dieser Periode, kann jedoch innerhalb gewisser Grenzen auch später noch — wenn auch immerhin geringere — Schwankungen aufweisen. Bei entsprechender Versuchsanordnung sind diese Verhältnisse unschwer zu erkennen. Auf den nicht uninteressanten Vergleich mit der Oxalsäure -Bil- dung sei kurz hingewiesen: Intensiver Umsatz bezw. beste Wachsthums- bedingungen (Wärme, Anwesenheit von Chlorverbindungen) begün- stigten hier die schnelle Zerstörung der Säure, sodass solche in den bezüglichen Culturen nicht zur Ansammlung kam, während die Citronensäure-Abspaltung dadurch nicht allein nicht gehemmt, sondern direet gefördert wird. Es werden hier also offenbar die auf eine Weiterzersetzung hinzielenden Momente nieht gleichsinnig beeinflusst und möglicherweise liegt das in der schwereren Zersetzbarkeit (Oxydir- barkeit) derselben begründet. Noch nach anderer Richtung ergiebt der Vergleich Beachtens- werthes. Wie dort bis zur Hälfte des consumirten Zuckers in Oxal- säure übergeführt werden konnte, ohne dass damit eine Störung des Wachsthums verbunden war, so sehen wir hier ganz ähnliches bei der Citronensäure- Abspaltung, denn thatsächlich ist die schnelle Fort- nahme so beträchtlicher Mengen dieser Säure ohne nachweisbaren Ein- flufs auf die Pilzentwickelung. Wir haben solche demnach als ein unter diesen Umständen relativ belangloses Stoffwechselproduct an- zusehen. Offenbar mufs aber da, wo bei gleichbleibender Stoffpro- duction (gleiche Pilzgewichte) das eine Mal die Hälfte des verbrauchten n 1 . er ex ‘ WEHMER: Über Citronensäure - Gährung. 5253 Zuckers als Citronensäure festgelegt wird, ein anderes Nebenproduet quantitativ herabgehen, und als solches bleibt schlechterdings nur die Kohlensäure, in die ja auch unter anderen Umständen ein Theil derselben übergehen mufs. Es frägt sich nur, ob wir diese Relation uns direet zu denken haben. und im Ganzen möchte ich mich — insbesondere auch im Hinblick auf die seinerzeit von OÖ. WArBure'! für die Crassulaceen dargelegten Verhältnisse — dieser Ansicht mehr zuneigen wie anderweitigen Hypothesen, sodass die Zertrümmerung des Zuekermolecüls demnach unter Umständen vorzugsweise in der Art verliefe, dass die — vielleicht neben anderen Verbindungen — zunächst resultirende Citronensäure weiterhin zu einem guten Theil Kohlensäure als directes Spaltungs- oder Oxydationsproduet ergiebt. Wenn wir damit die factisch abgespaltene Säure als ein Zwischenproduet des absteigenden Stoffwechsels ansprechen, so lassen wir das stete Ge- gebensein bei unseren Pilzen (d. h. unter allen Umständen) wenn schon möglich, doch immerhin noch dahingestellt. Die (gelegentlich) bei der Weiterzersetzung auftretende Oxalsäure sei hier nur beiläufig erwähnt, jedoch noch hervorgehoben, dass also auch in diesem Falle kein trif- tiger Grund vorliegt, die Gesammtmenge der im Stoffwechsel zerfallen- den organischen Materie, insbesondere aber die der Athmungskohlen- säure nach der heute wohl kaum noch in jeder Beziehung befriedigenden Ansicht auf Molecüle der organisirten Leibessubstanz zurückzuführen. Wenn überhaupt, so dürften jedenfalls eingehendere Stoffwechsel- Untersuchungen in bezeichneter Richtung eine Aufhellung des Athmungs- vorganges anbahnen, denn blosse Kohlensäurebestimmungen ohne Er- wägung anderweitiger Verhältnisse können nach Natur der Sache hierüber keinen Aufschluss geben. Als bemerkenswerth für die Theorie derartiger Vorgänge sei endlich kurz auf die Constitution unserer Säure, derzufolge sie nicht als glattes Oxydationsproduet des Zuckers aufzufassen, verwiesen. Ausführliches über den Vorgang, Zahlenbelege, Abbildungen und genauere Beschreibung der in Frage kommenden Pilze u. s. w. werde ich in einer besonderen Arbeit alsbald mittheilen. ! Über die Bedeutung der organischen Säuren für den Lebensprocess der Pflanzen (spec. der sogen. Fettpflanzen) in »Untersuchungen aus dem Botanischen Institut z. Tübingen« herausgegeben von W. Prerrer 1886. B.1l. S. 53 — 150. Ausgegeben am 22. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1893. AAN. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 22. Juni. Sitzung der physikalisch - mathematischen Ulasse. Vorsitzender Seeretar: Hr. E. pu Boıs- Reymonp. l. Hr. Herrwie theilte in seinem Institut angestellte Unter- suchungen des Hrn. Dr. Sara aus Pavia mit über die Reifung und Befruchtung der Eier von Ascaris megalocephala. Die Mittheilung erfolgt in einem der nächsten Stücke. 2. Hr. Prinesnem las eine Mittheilung des Hrn. Prof. J. Reınke in Kiel über die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellen- kıngerdes Lichts. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1893. 49 z f us a HR. GR we N RR UN a AM USTIA PENE FALTTBILZURRTIETE ae VEN TALDIAAHTSAEN AT AI 0 . : ri ande rar ImoRrln wa ee et nu i Fin | llama unbe 0°. Th rpm ayurll Ren ag A ren STEH SE]: th Frl ar ra ee md PO ar! aliauräihien een BE Lie: Saat { nen usterltire AR, embrihe Bendr shsj IHM SE want RT ana Bund ee de 0 Bi A j j : Na RR er aha: EISEN er ai R Fk Dunn x Zn A aan En) mE ein ran MN, De Br} "a j h \ 927 Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. Von Prof. J. REInkE in Kiel. (Vorgelest von Hrn. PrınssHeim.) Knie den mannigfachen Einwirkungen des Lichtes auf die Lebens- vorgänge in den Pflanzen dürfen wohl drei widerspruchslos als photo- chemische gedeutet werden: die redueirende Wirkung des Lichtes bei der Zersetzung der Kohlensäure; die von Prisesneım nachgewiesene oxydirende Wirkung des Lichtes auf verschiedene Theile des Zellen- leibes; die Mitwirkung des Lichtes beim Ergrünen der Angiospermen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Reduetion der Kohlensäure in der Pflanze an den lebendigen Zustand der Zelle ge- knüpft ist, und in dieser Hinsicht ist das Phaenomen ein biologisches. Allein ebenso sicher ist festgestellt, dass die Überführung der unver- brennlichen Kohlensäure in verbrennliche Kohlenstoffverbindungen sich nur im Lichte vollzieht; und dass dieser Vorgang eine chemische Wirkung des Lichtes ist, wird allgemein anerkannt. Denn in der Pflanzenzelle sind keine Kräfte vorhanden, welche für die bei Reduc- tion der Kohlensäure zu leistende Arbeit ausreichen. Ich möchte aber auch darauf hinweisen — was meines Wissens noch nicht ge- schehen ist —, dass die zur Reduetion der Kohlensäure erforderliche Energie, mag man an chemische Affinitäten oder an mechanische Kräfte denken, in der Pflanze gar nicht vorhanden sein kann, dass dieselbe von einer Kraftquelle, die von Aussen her in die Pflanze einströmt, sei es direct sei es indireet geliefert werden muss. Das zeigt eine einfache Überlegung. Denn die Pflanze ist ein geschlossenes materielles System, in welchem sich unausgesetzt Energie anhäuft in Form der potentiellen Energie verbrennlicher Kohlenstoffverbindungen, wie sich Energie anhäuft in einer Taschenuhr, während man sie auf- zieht. Aber wie der Energiezuwachs in der Taschenuhr nur durch Einwirkung einer äusseren Kraft auf das materielle System der Uhr 49* <) B 5 e R ac ß 528 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juni. hervorgebracht werden kann, so kann der Energiezuwachs der Pflanze nur durch eine von Aussen kommende Kraft bewirkt werden; wäre es anders, so wäre die Pflanze ein Perpetuum mobile, und das ist sie ebensowenig, wie irgend ein anderes materielles System in der Welt. Ist die lebende Pflanze den in ihr herrschenden, eigenen Kräften überlassen, so giebt sie lediglich Energie aus, wie die ab- laufende Taschenuhr, und dieser Energie- Umsatz mit dem Endegliede der Ausscheidung unverbrennlicher Kohlensäure ist es, welcher die primären Lebensbewegungen in der Pflanze unterhält. Da aber auch oxydirende Wirkungen durch Licht in der Zelle ausgeübt werden können, so ist es, wie PRInGsHEm in seinen Arbeiten über Liehtwirkung immer wieder mit Recht gefordert hat, nothwendig beim Studium des Assimilationsprocesses auch die übrigen photo- chemischen Wirkungen des Lichtes nicht ausser Acht zu lassen, und seine eigenen Untersuchungen sind vorwiegend der Aufdeckung des Verhältnisses zwischen der oxydirenden und der redueirendeu Wirkung des Lichtes auf chlorophylihaltige Zellen zugewandt gewesen. Es dürfte aber gewiss wünschenswerth sein, in diesem Zusammenhange auch den dritten der oben erwähnten photochemischen Processe zu prüfen, welchen das Licht in der Pflanze vollzieht, das Ergrünen etiolirter Chromatophoren der Angiospermen. Daran, dass auch dieser Process ein chemischer sei, ist nicht wohl zu zweifeln, obgleich die Bildung des Chlorophylis an den lebenden Zustand der Zelle geknüpft ist. Das Merkwürdigste ist aber, dass nur bei den Endgliedern des Pflanzenreiches, bei den Monokotylen und Dikotylen, die Mitwirkung des Lichtes für das Er- grünen erforderlich wird, während Gymnospermen und Kryptogamen auch in tiefer Finsterniss ihr Chlorophyll auszubilden vermögen. Weil nun sicher die Kryptogamen und die Gymnospermen früher an der Erdoberfläche existirt haben, als die Angiospermen, so müssen wir schliessen, dass die Angiospermen oder ihre unmittelbaren Vorfahren die Fähigkeit, Chlorophyll ohne Mitwirkung des Lichtes zu bilden, im Laufe der Erdgeschichte verloren haben. Generell ist sicher, dass Chlorophylibildung ohne Licht erfolgen kann, das beweisen die Gymno- spermen; und darum kann auch die Abhängigkeit dieses Processes vom Lichte, wie sie bei den Angiospermen sich zeigt, nur eine secundäre sein. Zur Erklärung dieses Lichtbedürfnisses der Angio- spermen für das Ergrünen sind zwei Hypothesen aufgestellt worden. Sacns' hat die Meinung geäussert, dass in solehen Zellen, welche Chlorophyll im Dunkeln bilden, eine Substanz enthalten sein könne, ! Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen (1865). S. 9. Reınke: Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. 529 »welche auf das der Ergrünung fähige Protoplasma ebenso wirkt, wie in den anderen Fällen das Licht«. Ich selbst habe dagegen die Vorstellung entwickelt,' dass in den Zellen der Angiospermen durch das Licht die Entstehung eines Stoffes verhindert, oder ein schon gebildeter Stoff vernichtet wird, welcher im Dunkeln die Chlorophyll- bildung unmöglich macht, während die Coniferen diesen Stoff nicht erzeugen. Auch bei dieser Annahme, wonach dem Lichte bei der Chlorophylibildung eine indireete Betheiligung zufällt, wird man seine Wirkung immer als eine photochemische aufzufassen haben. Bei allen Untersuchungen über Lichtwirkung auf die Pflanzen hat man sich nicht begnügt, allein die Wirkung des gemischten weissen Sonnenlichtes zu verfolgen, sondern man hat die Funetion in ihrer, Beziehung zur Brechbarkeit der Strahlen studirt. So haben auch die ältesten Arbeiten über das Ergrünen etiolirter Blätter im Licht sich die Frage gestellt, ob und in welcher Weise das Ergrünen im verschiedenfarbigen Lichte erfolgt. Zuerst hat wohl Dausenv” sich mit einer derartigen Untersuchung befasst, wobei er fand, dass hinter einer gelben Glasplatte das Ergrünen rascher erfolgt, als hinter einem von einer durchscheinenden Kupferlösung gebildeten Schirm. Darauf hat GARDNER” etiolirte Keimlinge einem durch ein Flintglasprisma erzeugten objectiven Sonnenspectrum ausgesetzt und gefunden, dass die gelben Strahlen rascher wirkten als die grünen und rothen, während im Violett das Ergrünen am langsamsten erfolgte. Sodann ist GUILLEMAIN® zu nennen, welcher gleichfalls ein durch Prismen aus Glas, Quarz oder Steinsalz hergestelltes Sonnenspeetrum als Licht- quelle verwendete. GutLLemAmm giebt an, dass nicht nur alle leuch- tenden. sondern auch noch die ultrarothen und ultravioletten Strahlen Ergrünen hervorrufen, dass die schnellste Wirkung aber den gelben und orangefarbenen Strahlen zukomme. Hierauf hat Sacns’ das Er- grünen hinter Schirmen von doppeltehromsaurem Kali und Kupferoxyd- ammoniak verglichen und gefunden, dass etiolirte Blätter von Tritieum. Zea, Sinapis, Pisum und Lupinus im orangen und blauen Licht gleich- mässig ergrünten, während nur Keimlinge von Carthamus im orangen Liehte in gleichen Zeiten tiefer grün geworden waren als im blauen. Eingehende Untersuchungen sind dann dem Gegenstande von Wiesner zugewandt worden. Derselbe beobachtete, dass etiolirte Keimlinge ' Lehrbuch der allgemeinen Botanik (1880). S. 66. Philos. Transactions 1836. 1. S. 149. Frorırr's Notizen 1844. Nr. ıı. Ann. d. sciences natur. 1857. T. VI. S. 154. Botanische Zeitung 1864. S. 353. Sitzungsber. d. Wiener Akademie, math.-naturw. Cl. Bd. 69. Abth. 1. S. 327. >» _.@ 530 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 22. Juni. bei grosser Lichtintensität hinter Kupferoxydammoniak rascher er- grünten, als hinter doppeltehromsaurem Kali. Wurden dagegen bei geringer Liehtintensität farbige Schirme zur Anwendung gebracht, so erfolgte das schnellere Ergrünen in folgender Reihe: Gelb, Grün, Roth, Blau. Bei mittlerer Beleuchtungsstärke erfolgte das Ergrünen dagegen annähernd gleich schnell in allen Lichtarten. Die abweichende Wirkung des starken vom schwachen Licht glaubt Wırsxer darauf zurückführen zu sollen, dass ein Theil des neu gebildeten Chlorophylis durch das intensivere Licht wieder zerstört werde. Wie dem auch sein mag, so sind die Versuche Wırsser’s jedenfalls beweisend dafür, dass die Abhängigkeit der Chlorophylibildung von der Wellenlänge nur im weniger intensiven Lichte festgestellt werden kann. In einer zweiten, umfangreichen Arbeit! geht Wırsner experimentell nicht weiter auf die Wirksamkeit der leuchtenden Strahlen ein, als dass er zu zeigen sucht, dass die Spectralregion A bis a ebensowenig das Ergrünen hervorzurufen vermag, wie die dunklen Wärmestrahlen, in Bezug auf welche WiıEsser nachweist, dass sie wenigstens direct kein Ergrünen bewirken. Meine eigenen Versuche hatten zunächst lediglich die nochmalige Prüfung der Fragen im Auge, welche Strahlen des Sonnenlichts das Ergrünen hervorrufen; ob gewissen Wellenlängen eine Maximalwirkung dabei zukomme; endlich, ob eine solche Maximalwirkung, wenn vor- handen, mit einem Absorptionsmaximum des Etiolins zusammenfalle. Dabei habe ich nur die Wirkung schwacher Lichtintensitäten unter- sucht, weil durch intensives Licht anderweitige Complicationen des fraglichen Processes entstehen. Da meines Erachtens bei allen Studien über Abhängigkeit der Liehtwirkungen von der Wellenlänge man nur dann zu farbigen Schirmen greifen sollte — wegen ihrer ecomplieirten Absorptionscurven —, wenn das objeetive Sonnenspeetrum sich nicht verwenden lässt, so habe ich bei den Versuchen über Ergrünen mich lediglich des letzteren bedient und zwar vorzugsweise des Normalspeetrums, welches direet mit Hülfe eines Beugungsgitters erzeugt wurde, in wenigen Versuchen daneben des prismatischen Speetrums. In letzterem Falle bildete der gewöhnliche Spiegel eines Furss’schen Heliostaten die Lichtquelle. Das Spaltbild ward projieirt durch ein achromatisches Fernrohrobjeetiv und dispergirt durch ein aus planparallelen Glasplatten gefügtes, mit Methylsalieylat gefülltes Hohlprisma. Bezüglich des angewandten Gitterspeetrums erlaube ich mir auf die Zusammenstellung des optischen Apparates etwas näher einzugehen, ! Die Entstehung des Chlorophylis in der Pflanze. Wien 1877 (eitirt als WIEsneER II). 5 . . . . . . » ) Reınke: Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. d»1 weil dieselbe wohl bei physikalischen Untersuchungen, meines Wissens aber noch nicht in der Pflanzenphysiologie zur Anwendung gekommen ist, und doch gerade für physiologische Versuche der verschiedensten Art, z. B. auch der Lichtwirkung bei heliotropischen Krümmungen, von Bedeutung sein dürfte. Der gewöhnliche Spiegel des Heliostaten ward durch einen auf der Oberfläche versilberten Planspiegel ersetzt. Zur Projeetion des Spaltbildes diente keine Glaslinse, sondern ein silberner Hohlspiegel. wie er in den Spiegelteleskopen Anwendung findet: derselbe bestand in einer, auf der Oberfläche versilberten Concavlinse. Die Zer- streuung ward bewirkt durch ein 32"”” hohes, 10"" breites Reflexions- gitter aus Spiegelmetall, in welches 2000 Linien im Abstande von 0005 eingeritzt sind; dasselbe lieferte ausserordentlich schöne primäre Spectra, deren Länge in meinen Versuchen von Linie 5 bis Linie @ gemessen 12°” betrug, bei folgenden Entfernungen: Abstand des Spalts vom projieirenden Hohlspiegel 160 des Gitters vom Spectrum, bez. von den Pflanzen 230 cm, cm, des Hohlspiegels vom Gitter 75°"; ®, Diese Com- bination zur Herstellung eines objeetiven Sonnenspectrums hat folgende Vorzüge. Erstens wird ein Normalspeetrum gebildet. Zweitens haben die Strahlen keine, auch nicht die dünnste Schicht von Glas passirt, es sind daher die ultrarothen und ultravioletten Strahlen ungeschwächt und jedenfalls vollkommener isolirt als in einem durch Quarz- und Stein- salzprismen gebildeten Spectrum, weil die dann auch nöthigen proji- eirenden Quarz- und Steinsalzlinsen nicht achromatisch sind, zugleich im prismatischen Speetrum die dunklen Strahlen sehr ungleich dis- pergirt werden. Drittens hat man den Vortheil, dass das Gitter immer gleichzeitig zwei genau gleiche Spectra erzeugt, die also bei ein und derselben Beschaffenheit der Atmosphaere entstanden sind, so dass man immer gleichzeitig zwei Parallelversuche bei ganz gleicher Be- leuchtung und gleicher Temperatur zu machen im Stande ist; schon der hierdurch erzielte Zeitgewinn darf nicht unterschätzt werden, da es bei einem Versuche von mehrstündiger Dauer nöthig ist, auch den bestgearbeiteten Heliostaten persönlich zu überwachen und kleine Ab- weichungen gleich bei der Entstehung mit Hülfe der Gorreetions- schrauben zu beseitigen. Viertens braucht man weniger Raum als bei Arbeiten im prismatischen Spectrum, namentlich bei Einschaltung des Speetrophors,' denn der Hohlspiegel wirft das durch den Spalt eingetretene Strahlenbündel in der Richtung auf den Fensterladen zurück, von wo es das Gitter wieder in’s Zimmer reflectirt, so dass ! Vergl. über diese Methode meine Mittheilung in den Annalen der Physik und Chemie 1886. Bd. 27. S. 444. ‘ . D D . . 532 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juni. diese Speetra viel näher an den Laden zu liegen kommen, als ein prismatisches Speetrum. Diesen Vorzügen des Gitterspeetrums steht nur der Nachtheil ihrer geringen Lichtstärke gegenüber, die sich auf ungefähr ho der Licht- stärke eines prismatischen Speetrums bei gleicher Spaltfläche beläuft; allein bei meinen Versuchen war mir dieser Umstand keineswegs hinder- lich. Allerdings habe ich die zur Anwendung kommenden Spectra mm bei einer Spaltbreite von 4" erzeugt, doch ergab die Prüfung eines bei 5”"” Spaltbreite gebildeten Spectrunis mit einem Prisma, dass dasselbe in keiner Spectralregion weisses Licht beigemischt enthielt, also für meine Zwecke als rein gelten konnte. Als Versuchspflanzen dienten junge, in vollständiger Dunkelheit erzogene Keimpflanzen, die in einer dieht stehenden Reihe in schmalen, 20°" Jangen Kästen ausgesät waren. Zu den meisten Versuchen wurden 4 oder 5 Tage alte (von der Aussaat an gerechnet) Keimlinge der Kresse benutzt, ausserdem noch vom Klee und von Gerste. Weil die für vergleichbare Versuche dienen sollenden etiolirten Blätter mög- lichst jung sein müssen,’ so habe ich die Dikotylen-Keimlinge den Gräsern vorgezogen, da diese an der Spitze viel älter sind, als an der Basis und daher nur an letzterer Stelle untersucht werden können. Die Temperatur betrug bei den Versuchen ı5°— 20°, sie war also nicht zu hoch, doch günstig für ein verhältnissmässig schnelles Ergrünen. Alle Versuche nahmen in den Morgenstunden zwischen 8 und ıo Uhr ihren Anfang. Was die bei Exposition der Keimpflanzen im objeetiven Spectrum unvermeidlichen Fehlerquellen anlangt, so ist zunächst fremdes Reflex- licht nach Möglichkeit auszuschliessen. Dies gelingt nur bis zu einem gewissen, aber doch ausreichenden Grade. Anfangs versuchte ich die Pflänzchen im Dunkelzimmer noch in besondere, innen geschwärzte Kästen zu stellen, die an der einen Seite das Speetrum eintreten liessen, allein ohne Vortheil, weil selbst mattschwarz gestrichene Wände immer noch Licht retleetiren. Es wurden deshalb die Kästen durch Schirme er- setzt, welche alles fremde Licht möglichst abblendeten und die zwischen den Pflanzen hindurchtretenden Speetralstrahlen bis an die schwarze Wand des Dunkelzimmers streichen liessen, wo sie zwar gleichfalls zurückgeworfen wurden, doch in viel weiterem Abstande von den Pilanzen, als in den Kästen. Hat man alle Vorsichtsmaassregeln er- griffen, so herrscht im Dunkelzimmer, in welchem die Spectra ent- worfen sind, immer noch ein ganz mattes, diffuses Dämmerunsgslicht, das aber während der Zeitdauer meiner Versuche auch zur geringsten Chlorophylibildung nicht ausreichte und darum vernachlässigt werden ! Vergl. Wiesner 11. S. 83. . „ . . m \ .. . . pP 2 Reınke: Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. 533 kann. Etwas mehr in Betracht kommt, dass. wenn eine Reihe von Keimlingen dem Speetrum exponirt wird, die benachbarten Pflänzchen sich gegenseitig durch Reflex Licht verschiedener Wellenlänge zu- strahlen. In Folge davon kann vielleicht die Curve der Leistung der einzelnen Wellenlängen etwas weniger scharf hervortreten, weitere Nachtheile können aber daraus nicht entstehen: denn dies Reflexlicht ist unter allen Umständen neben den direct eindringenden Strahlen des Speetrums ein sehr schwaches. Die einzelnen Spectralregionen durch Schirme von einander zu sondern, habe ich nach einigen Vorver- suchen als überflüssig aufgegeben. Eine ganz unvermeidliche Fehlerquelle bei diesen Untersuchungen ist endlich darin gegeben, dass man nach Beendigung eines Ver- suchs das lebhaftere oder geringere Ergrünen von verschiedenen Stellen der exponirten Pflanzencolonne nur durch Schätzung bestimmen kann; eine wirkliche Messung lässt sich nicht durchführen. Könnte man ein Spectrum auf ein horizontales, etiolirtes Maisblatt projieiren, so würde sich der relative Chlorophyligehalt vielleicht durch Messung feststellen lassen. Allein das geht nicht, weil das Maisblatt nicht homogen ist, sondern an der Spitze älter als an der Basis, und darum dort sehwieriger ergrünt als hier. Es wurden für die Beobachtung des Ergrünens die Kästehen mit den Versuchspflanzen an’s Tageslicht gebracht, nachdem vorher ihre Stellung auf dem Tische des Dunkel- zimmers durch Marken festgelegt war, so dass sie bei Fortsetzung des Versuches wieder genau auf dieselbe Stelle zu stehen kamen. Am Licht wurde der Kasten mit den Pflanzen dann vor einen, gleich- falls durch Marken genau adjustirbaren Cartonschirm gestellt, auf welchem die Fraunnorer schen Linien des betreffenden Speetrums bei geringerer Spaltbreite eingezeichnet waren. Was die in nachstehenden Versuchen angewandten Bezeichnungen betrifft, so heisst C '/,D der Spectralbezirk, welcher sich von Linie € bis zur Hälfte des Abstandes der Linie € von D erstreckt; € '/,B die Region zwischen € und dem ersten Drittel des Abstandes der Linie C von B, von (C aus gerechnet, u. s. w. Noch bemerke ich, dass ich sämmtliche von mir angestellte Ver- suche mittheile, nicht etwa eine Auswahl. Ich glaube, dass diese Versuche genügen, um das Resultat klar hervortreten zu lassen. Wo nicht ausdrücklich ein Pflanzenname angegeben wird, sind Kresse- keimlinge benutzt worden. Ebenso wurde das Gitterspeetrum in allen den Fällen angewendet, wo nicht das prismatische Spectrum ausdrücklich genannt wird. Nochmals sei hervorgehoben, dass bei den Versuchen im Gitterspectrum immer zwei Versuche gleichzeitig angestellt wurden. Fi « 1. . . . . 534 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 22. Juni. Versuch ı und 2. A. Nach 2 Stunden Beleuchtung. ı und 2: Schwach ergrünt von B bis D !/,E. Maximum des Ergrünens von etwas vor C bis © 1/,D. B. Nach 3 Stunden Beleuchtung. ı und 2: Schwach ergrünt von B !/sa bis F1!/,G@G. Maximum von € !/; b bis gegen D. C. Nach 5 Stunden Beleuchtung. ı und D Ein deutliches Maximum des Ergrünens erkennbar zu beiden Seiten von (\, noch stark grün bis gegen B und bis D, von B abnehmend grün gegen a. Bei D schon schwächer erün und von da aus econtinuirlich abnehmend grün gegen H. Im Ultraroth und Ultraviolett waren die Kotyledonen rein gelb. D. Nach 7 Stunden Beleuchtung. ı und 2: Ein erkennbares Maximum von © 1/,B bis OU 1/,D. Stark ergrünt bis gegen B und D, von B continuirlich abnehmend gegen A; ebenso abnehmend von D gegen H. Ultraroth und Ultraviolett gelb. Versuch 3 und 4. A. Nach ı!/, Stunden Beleuchtung. 3 und 4: Schwach, aber deutlich ergrünt zu beiden Seiten von €. B. Nach 2!/, Stunden Beleuchtung. 3 und 4: Deutlich erkennbares Maximum um (€, von dort gegen B und etwas über D hinaus abnehmend. C. Nach 5 Stunden Beleuchtung. 5 und 4: Stärkstes Ergrünen von B bis D, mit erkennbarem Maximum bei €, dann nach beiden Seiten sich absehattend mit undeutlichen Grenzen. Die Pflanzen in 4 stärker ergrünt, als in 3. Versuch 5 und 6. A. Nach ı!/, Stunden Beleuchtung. 5: Beiderseits von Ü schwach ergrünt. 6: Sehr deutlich ergrünt um ©, von dort gegen B und D abfallend. B. Nach 3 Stunden Beleuchtung. 5: Maximum deutlich beiderseits €, von dort abfallend über 3 und D hinaus. 6: Stärker ererünt, als 5, vom Maximum bei Ü abfallend bis gegen a und F. oO are) C. Nach 5 Stunden Beleuchtung. 5: Maximum bei C; stark ergrünt bis gegen B und gegen D, von dort abfallend gegen a und @. 6: Stark ergrünt von B bis D, mit erkennbarem Maximum bei €; von B con- tinuirlich abfallend gegen A, von D gegen H. Jenseits A und H die Pflanzen rein gelb. D. Nach 7 Stunden Beleuchtung. s und 6: Das Ergrünen war von B bis über a hinaus noch deutlicher geworden, ebenso bis gegen H. Im Ultraroth und Ultraviolett keine Wirkung. . ER: . 2 PR B F9YR Reınke: Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. 539 Versuch 7 und 8. Nach 5 Stunden Beleuchtung. 7 und 8: Stärkstes Ergrünen von B 1/),C bis C 1/);D, von dort nach den Enden des sichtbaren Speetrums abfallend. Versuch 9 und ıo. Nach 4 Stunden Beleuchtung. 9 und ı0: Ergrünt von B bis D !/),E, Maximum bei €. Versuch ıı und ı2. Gerstenkeimlinge. Nach 2 Stunden Beleuchtung. ı1: Ergrünt von B bis etwa U !/;D. ı2: Ergrünt von B bis nahezu © !/,D. Versuch ı3 und 14. Gerstenkeimlinge. Nach 2 Stunden Beleuchtung. 13: Ergrünt von B bis gegen D. Ai Sei. 08 e 2 Y 14: Ergrünt von B bis € 3/,D. Versuch ı5. Kresse. Um die Wirksamkeit der Strahlen zwischen den Fraunnorer’schen Linien A und a speciell zu prüfen, wurde ein bei ımm Spaltbreite entworfenes prismatisches Speetrum mit Einschaltung eines einfachen Speetrophors so abgeblendet, dass die Sammellinse nur Strahlen von der Wellenlänge A bis a in einen kleinen Lichtfleck concentrirte, der 4 Keimpflänzchen traf. Nach 5 Stunden Beleuchtung waren die 4 Kotyledonen- paare ergrünt, alle daneben stehenden Pilänzchen aber gelb, so dass irgend welches Reflexlicht nicht eingewirkt haben konnte. Nach 8 Stunden Beleuchtung waren die 4 Ptlänzchen tiefer grün geworden, die übrigen zeigten keine Spur von Chlorophyll- bildung. Versuch 16. Kresse. Es schien mir nicht ohne Interesse, ein paar Versuche im prismatischen Speetrum ohne Einschaltung eines Speetrophors anzustellen, also mit ungleicher Dis- persion der Strahlen. Es wurde eine Spaltbreite von !/,;mm gewählt, das Spectrum war daher übersät ınit Fraunnorer’schen Linien. Die fünftägigen Keimlinge zeigten nach 3 Stunden Beleuchtung ein gleichmässiges Ergrünen von B bis € 1,D. Nach 5 Stunden Beleuchtung stark und gleichmässig ergrünt von B bis € 1/,D, schwächer ergrünt und abfallend bis gegen @ und bis über a hinaus. Versuch ı7. Kleekeimlinge. Das Spectrum wie in 16. Nach 3 Stunden Beleuchtung gleichförmig ergrünt von B bis € !/,D. Die Versuche im prismatischen Speetrum stimmen mit denen im Gitterspeetrum gut überein. In Anbetracht des Umstandes, dass die Dis- persion innerhalb des Speetralabschnittes B bis € '/,D keine so sehr er- heblichen Verschiedenheiten zeigt, war eine grössere Abweichung in der Wirkung des prismatischen von der des Gitterspeetrums nicht rap IC : . : z c 36 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juni. wohl zu erwarten. Diese Abweichung giebt sich darin zu erkennen, dass der schärfere Scheitel der Wirkungseurve um C nicht hervor- tritt, weil offenbar die etwas grössere Lichteoncentration zwischen b und € denselben compensirt. Das Maximum um (© tritt allerdings auch nicht hervor in den Versuchen ıı bis 14, welche mit Gerste im Gitterspeetrum angestellt wurden. Allein dies liegt zweifellos daran, dass die Gerste sich für diese Versuche weniger eignet, weniger empfindlich erweist, als die Kresse. Es gab sich das auch darin zu erkennen, dass die Abgrenzung des Ergrünens gegen die nicht ergrünten Pflanzen in der stärker brech- baren Hälfte des Speetrums nicht mit der Sicherheit gelang, wie bei der Kresse. Aus den Versuchen folgen nachstehende Thatsachen: I. Alle leuchtenden Strahlen des Sonnenspeetrums zwischen den Fraunnorer’schen Linien A und H können etiolirte Keim- linge zum Ergrünen bringen, doch in verschiedenem Maasse. II. Die Strahlen des zwischen B und D gelegenen Spectral- absehnittes erweisen sich als die weitaus wirksamsten, unter ihnen wird das Maximum der Wirkung in der Mehrzahl der Versuche deutlich zu beiden Seiten der Linie € gefunden; von D sinkt die chlorophylibildende Kraft gegen die Linie H; von B gegen die Linie A hin. II. Die ultrarothen und die ultravioletten Strahlen vermögen bei den von mir angewandten Lichtstärken das Ergrünen nicht hervorzurufen. IV. Die Curve der Wirksamkeit der Strahlen beim Ergrünen fällt nicht zusammen mit der Absorptionseurve des Etiolins. Ich gestatte mir zu diesen Ergebnissen noch ein paar kurze Bemerkungen. I befindet sich insofern im Widerspruch mit den Beobachtungen von WıEsner,' als derselbe fand, dass hinter einer verdünnten Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff, die noch Lieht der Brechbarkeit A bis a hindurch liess, kein Ergrünen erfolgte. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, dass der betreffende farbige Schirm WIESNER’S nur eine so geringe Menge dieses ohnehin schwach wirkenden Lichtes hindurch liess, dass es zur Chlorophylibildung nieht ausreichte. II stimmt der Hauptsache nach mit den Angaben GARDNER’S, GUILLEMAINS. Wiıersner’s überein, wenn dieselben auch mit ihren weniger empfindlichen Methoden das Maximum bei C nicht gesehen haben. Am meisten weicht von der meinigen die Wirksamkeitseurve Wiesser’s ab: Gelb > Grün > Roth. Es ist mir aber unzweifelhaft, ! Wiesner Il], S. 53. . . . . m) .. r u . Sr Reınke: Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. Sal dass die von Wıssner angewandte Methode der farbigen Schirme zur Entscheidung der Frage nicht ausreicht. III steht in ganz gutem Einklange mit den Beobachtungen Wıryun’s, wenigstens hinsichtlich der ultrarothen Strahlen; denn Wiesner hält die eigenen Versuche, wonach Mais und Kresse nach mehrstündiger Einwirkung der ultravioletten Strahlen eines objeetiven Sonnenspectrums leicht ergrünten, selbst nicht für beweiskräftig.” In Bezug auf IV wissen wir aus den Untersuchungen Prinesnem'’s,' dass das Hauptmaximum der Absorption des Etiolins den Speetral- absehnitt F bis H umfasst, während ein viel schwächeres Maximum bei einer alkoholischen Lösung des Etiolins sich zwischen B und C findet; es ist aber nieht zu bezweifeln, dass in den Blättern dies seeundäre Maximum sich weiter gegen die Linie D hin verschiebt, und darum kann das von mir beobachtete Wirkungsmaximum um € schwerlich mit diesem secundären Absorptionsmaximum des Etiolins zusammenfallen. Es erübrigt die Diseussion der Frage, ob sich aus obigen Unter- suchungen ein bündiger Schluss ziehen lässt über die Art der Mit- wirkung des Lichtes beim Ergrünen der Angiospermen. Zunächst halte ich es nach meinen Versuchen für wahrscheinlich, dass das Etiolin nicht dureh eine direete photochemische Einwirkung des Lichtes in Chlorophyll umgewandelt wird. Denn chemische Arbeit kann das Lieht nur an einem Körper verrichten, welcher dasselbe ab- sorbirt, und nach Maassgabe dieser Absorption: sind doch im älteren photographischen Verfahren die ultravioletten und violetten Strahlen darum die wirksamsten, weil sie vom Chlorsilber am stärksten absorbirt werden. Auch das Chlorophyll macht in dieser Beziehung keine Ausnahme, indem ich nachzuweisen vermochte,‘ dass bei der durch das Licht vollzogenen Oxydation des in Alkohol gelösten Farbstoffes zu einer farblosen Substanz die einzelnen Strahlengattungen wirksam sind nach Maassgabe ihrer Absorption in der Chlorophylllösung. Wenn, wie WIESNER’ es auffasst, dass Etiolin die Muttersubstanz des Chlorophylis sein sollte, so müsste die Mitwirkung des Lichtes bei der Chlorophylibildung eine indireete sein: und ich würde dann aufs Neue zu der Vorstellung gelangen, dass im Lichte in den Etiolin- körnern der Angiospermen eine Substanz, muthmaasslich durch Oxy- ER.2-025Tg, era. 0.5200. 3 Untersuchungen über das Chlorophyll I. (Monatsber. d. Berliner Akademie. October 1874). * Die Zerstörung ‘von Chlorophylllösungen durch das Licht. Bot. Zeitung 1885. N 5 Wiesner 1. S. 25 ff. 998 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juni. dation, zerstört wird, welche die Umbildung des Etiolins zu Chloro- phyll im Dunkeln verhindert, die bei den Coniferen aber nicht gebildet wird. In etiolirten Blättern, die zu alt sind, um noch zu ergrünen, wäre diese Substanz in zu grosser Menge vorhanden, um zerstört werden zu können. Allein diese Vorstellung trägt der Thatsache nicht Rechnung, dass das Ergrünen im schwächeren Licht rascher erfolgt, als im intensiven Licht; ein merkwürdiger Umstand, der für sich allein betrachtet dahin führen würde, anzunehmen, dass Licht ge- ringerer Intensität auf ein neben dem Etiolin im Chlorophyll vor- handenes Uhromogen einwirkt und dies zu Chlorophyll oxydirt, während intensives Licht dies neugebildete Chlorophyll — das in alten Zellen durch irgend ein Mittel gegen die Wirkung auch des vollen, direeten Sonnenlichts geschützt sein muss — wegen seiner stärker oxydirenden Wirkung weiter zu einer farblosen Substanz ver- brennt, die vielleicht übereinstimmt mit derjenigen, die nach der photochemischen Zerstörung des gelösten Chlorophylis übrig bleibt. Bei dieser letzteren Auffassung würde in alten Etiolinkörnern die chromogene Substanz gar nicht mehr vorhanden sein, weil sie durch andere, im Dunkeln vor sich gegangene Processe zerstört wäre. Bei den Coniferen würde dann das Chromogen auch ohne Lichtwirkung zu Chlorophyll oxydirt werden. Diese Fragen werden durch meine Versuche nicht zur Entscheidung gebracht. Dagegen scheint es mir zweifellos, dass das Licht beim Ergrünen der Angiospermen direct einwirken muss auf eine Substanz, die nicht Etiolin ist und die neben dem Etiolin für unser Auge nicht erkennbar ist. In Bezug auf diese Substanz sind wieder zwei Möglichkeiten vor- handen. Entweder absorbirt die Substanz das Licht nicht ganz gleich- mässig, sondern gesteigert zwischen 5 und D mit leichtem Maximum bei C: dann würde die Curve der Liehtwirkung beim Ergrünen eine einfache Funetion dieser nicht direet nachweisbaren Absorption sein. Oder aber, die Substanz ist wirklich farblos, d. h. sie absorbirt die Lichtstrahlen annähernd gleichmässig: dann würde zur Frage stehen, ob nicht die grössere Wirksamkeit der Strahlen von B bis D auf einer thermischen Wirkung beruhe — neben der allen Strahlen zweifellos zukommenden photochemischen. Denn wir wissen nament- lich aus den genauen Untersuchungen von WIESsNER, dass die Ge- schwindigkeit der Chlorophyllbildung in hohem Maasse abhängig ist von der Temperatur, dass sie von einem unteren Nullpunkte aus bis zu einem Optimum mit der Temperatur gleiehsinnig ansteigt. Danach ! Wiesner 1. S. gı ff. . * . B \ . .. . =] Renee: Die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. 599 müssen diejenigen Strahlen des Sonnenlichts, welchen die grösste thermische Wirkung zukommt, durch diese die Chlorophylibildung beschleunigen. Nach Lanerey’s' Untersuchungen über die Vertheilung der thermischen Energie im Sonnenspeetrum findet sich das Maximum der Energie in der Nähe der Linie D, gegen A und F hin abfallend, ist aber auch noch beträchtlich zwischen BD und D sowie zwischen D und E, sie ist überhaupt nicht völlig constant, sondern schwankt etwas um D, je nach der Absorption der Atmosphaere. Nun kommt für eine etwaige thermische Wirkung des Lichtes bei der Ghlorophyll- bildung in Betracht auch die Absorption in der Zelle, indem die Etiolinkörner sieh in denjenigen Strahlen stärker erwärmen müssen, welche sie stärker absorbiren, vorausgesetzt, dass diesen Strahlen kräftige thermische Wirkung zukommt; und dadurch müsste in etiolirten Blättern eine Ausdehnung des Maximums der Wärmewirkung von D gegen 5 hin stattfinden. Allein der in den meisten meiner Versuche deutlich hervortretende Scheitel des Maximums um C wird dadurch nicht erklärt. Diese besonders energische Wirkung der Strahlen um C zeigt sich gerade dann auf das Unverkennbarste, wenn bereits Chlorophylibildung eingetreten ist, und doch müsste durch das neu entstandene Chlorophyll eine Verschiebung des Maximums in der Rich- tung nach D hin eintreten, wenn dasselbe auf thermischer Wirkung beruhte, weil nahe bei BD das Haupt- Absorptionsmaximum des Chloro- phylis liegt. Somit scheint mir doch die Annahme am nächsten zu liegen, dass die Substanz, auf welche das Licht beim Ergrünungs- process einwirkt, eine etwas gesteigerte Absorption der Strahlen von B bis D mit einem Maximum bei € besitzt, und dass zu dieser ver- stärkten photochemischen Wirkung eine verstärkte thermische Wirkung der Sonnenstrahlen hinzutritt, die im Grossen und Ganzen den gleichen Spectralbezirk umfasst — die Lage des Maximums der »chlorophyll- bildenden Energie« im Sonnenspectrum wäre damit erklärt. Von einer rein thermischen Wirkung der Sonnenstrahlen kann aber keine Rede sein, da nach den übereinstimmenden Beobachtungen von WIESNER und mir die ultrarothen Strahlen wirkungslos sind. Ich stehe nicht an, es auszusprechen, dass dieser Erklärungs- versuch der Lichtwirkung noch manches Hypothetische enthält, und dass zur völligen Aufdeckung des photochemischen Processes die fest- gestellten Thatsachen nicht ausreichen. Allein ich wollte doch den Versuch nicht unterlassen, die Erscheinung auf eine physikalisch- chemische Wirkung des Lichtes zurückzuführen. Denn das beliebte und sehr bequeme Auskunftsmittel der modernen Pflanzenphysiologie, 1 Vergl. d. Abhandl. Langrey’s in Young, die Sonne (Leipzig 1883). S. 300 ff. und in Ann. de chimie et de physique. Tome 29 (1883). 540 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 22. Juni. in Fällen, wo die chemische und physikalische Erklärung nicht gleich erreichbar ist, eine specifische Reizbarkeit der lebenden Zelle für eine gegebene Einwirkung anzunehmen, hat in meinen Augen etwas sehr Unbefriedigendes, besonders darum, weil es die Gefahr in sich schliesst, auf eine wissenschaftliche Erklärung überhaupt zu verzichten. Ich kehre zum Ausgangspunkt der Untersuchung zurück, zu der Frage, ob sich Beziehungen ergeben zwischen dem Process des Er- grünens im Licht und der Assimilation des Kohlenstoffs. Unverkenn- bar ist, dass allen denjenigen Sonnenstrahlen, welche CO, zu zer- setzen vermögen, auch die Fähigkeit inne wohnt, das Ergrünen her- vorzurufen; freilich sind es dieselben Strahlen, die auch Wirkungen ganz anderer Art erzeugen, wie die Liehtempfindung in unserem Auge. Doch auch was das Maximum der Wirksamkeit anlangt, so stimmt dasselbe, den Spectralbezirk DB bis D umfassend, für beide Processe ziemlich gut überein; die zwischen den einzelnen Beobachtern in Bezug auf eine genaue Ortsbestimmung des Assimilationsmaximums zwischen b und D bestehenden Differenzen können wir dabei füglich unberück- sichtigt lassen. Auch hat Wiesser' gefunden, dass etiolirte Keimlinge im Dunkeln mehr CO, ausscheiden, als in einem Licht, welches zum Ergrünen wohl hinreicht, nicht aber zur Sauerstoffausscheidung. Allein ich glaube nieht, dass man daraus auf eine Betheiligung der Kohlen- säure an der Chlorophylibildung schliessen kann; vielmehr lässt sich die Beobachtung WiEsser's zurückführen auf schwache Assimilation unter Mitwirkung des bereits nach kurzer Beleuchtung gebildeten Chlorophylis, die noch nieht so viele Sauerstoff gebende Substanz’ erzeugte, dass es zur Ausscheidung von freiem Sauerstoff an der Oberfläche der Blätter gekommen wäre. Der Vorstellung aber, dass die Chlorophylibildung eine Folge der Kohlensäurezersetzung sei, wird meines Erachtens durch das Verhalten der Coniferen bedingungs- los widersprochen, denn bei diesen Pflanzen wird Chlorophyll sicher ohne Mitwirkung des Lichtes gebildet. Somit ergeben sich vor der Hand keine klaren Beziehungen zwischen beiden Processen. Da beide aber auf photochemischer Wirkung beruhen, so können sie in der Zelle nicht ganz ohne Einfluss auf einander sein. Künftige Unter- suchungen werden dies im Auge zu behalten haben. ! Wiesner ll. S. gg ft. 2 Vergl. PrınesHheim in diesen Berichten, 28. Juli 1887. S. 773. 541 Revision des Systemes der Hyalonematiden. Von Franz EILHARD SCHULZE. (Vorgetragen am 27. April [s. oben S. 299].) Allgemeiner Theil. E;ne eigenthümliche Sonderstellung nimmt unter den Hexactinelliden die Familie der Hyalonematiden durch den ausschliesslichen Besitz der Amphidisken und den völligen Mangel der allen übrigen Hexacti- nelliden zukommenden Hexaster ein. Ist man zu der Annahme ge- neigt, dass das Amphidisk sich aus dem Hexaster entwickelt habe, was ja mittels Atrophie von vier derselben Ebene angehörigen Haupt- strahlen und Zurückbiegung der im Wirtel gestellten Endstrahlen der beiden übrigen, in einer geraden Linie gelegenen Hauptstrahlen, sehr wohl geschehen sein könnte, so wird man die Amphidiscophoren nur als einen, wenngleich stark modifieirten Endzweig der Hewaster- ophora ansehen. Will man jedoch eine selbständige Entstehung des Amphidiskes aus dem Hexactine — ohne dass dabei die Hexaster- Form durchlaufen wäre — annehmen, so würden sich die Amphidiscophora schon früh von dem ganzen Hexactinelliden-Stamme abgezweigt und einen besonderen Entwiekelungsgang unabhängig von demjenigen der übrigen Hexactinelliden, d.i. der Hexasterophora, durchgemacht haben. Ohne hier auf eine nähere Erörterung dieser schwierigen, für die systematische Stellung der Hyalonematiden jedoch sehr wichtigen Frage einzugehen, will ich jetzt nur eine kurze Revision des Systems dieser Familie selbst auf Grund einer erneuten Durcharbeitung des mir zugängigen Materiales als Vorarbeit und Grundlage für weitere Untersuchungen zusammenstellen. Ich werde dabei besonders auf scharfe Differentialdiagnose der einzelnen Gattungen und Arten Be- dacht nehmen, um schliesslich - eine brauchbare Bestimmungstabelle aufstellen zu können. ı. Familiencharakter. Wenn auch der wiehtigste Charakter der Familie in dem hier niemals vermissten Besitze der bisher bei keinem anderen Sehwamme gefundenen Amphidisken und dem gänzlichen Fehlen der sonst Sitzungsberichte 1893, 50 542 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. 5 POy Ss I überall vorhandenen Hexaster besteht, so lassen sich doch auch noch einige andere Merkmale angeben, welche allen oder fast allen Hyalo- nematiden zukommen und daher immerhin auch zu den wesentlichen Familiencharakteren zu zählen sind. Dahin gehört der gewöhnlich dichte, fast pelzartige Besatz der ganzen äusseren Haut sowie (in der Regel) auch der Gastralmembran mit senkrecht zur freien Fläche ge- stellten pentactinen, zum Theil auch hexaetinen autodermalen bez. autogastralen Pinulen. Ferner bilden überall kräftige pentaetine Hypo- dermalia mit ihren vier im Kreuz gestellten Tangentialstrahlen die feste Grundlage der äusseren Haut. Der osculare Grenzsaum zwischen der äusseren Dermalfläche und dem Oseularbezirke wird durch eine Reihe gerader diactiner Marginalia gebildet, deren frei vorragende Distalstrahlen einen continuirlichen Ring formiren. Alle Hyalonematiden sind im Meeresboden durch einen Basal- nadelschopf befestigt, welcher ganz oder grösstentheils aus vier- oder zweizähnigen (selten achtzähnigen) Ankern besteht. Sie kommen dem- entsprechend auf lockerem Grunde, Schlick, Sand oder Kies, niemals aber auf rein felsigem Grunde vor. Im Parenchyme finden sich als Hauptstütznadeln (Prineipalia) stets mehr oder minder grosse Oxy- hexactine (wenngleich in sehr verschiedener Anzahl), sowie zahlreiche verschieden lange Diactine. Kleine parenchymale Oxyhexactine — Mikro-Oxyhexaectine kommen zwar in der Regel, jedoch nicht überall, dann aber gewöhnlich in grosser Menge, vor. — Sämmtliche Hyalonematiden sind typische Lyssacine; nirgends habe ich auch nur eine Andeutung einer Verschmelzung oder Verkittung von Nadeln ge- funden, welche doch bei manchen anderen Lyssacinen -Familien, z. DB. bei Rosselliden, Euplectelliden und Asconematiden hier und da vor- kommt. Während bei den bekannten Hexasterophoren die mit den Geissel- zellen besetzte, Kammern bildende und die Kammerporen enthal- tende membrana reticularis entweder ganz zur Bildung distincter, fingerhut- oder handschuhfingerförmiger Kammern verwandt ist, viel- leicht auch hier und da zusammenhängende Röhrengerüste bildet und nur in einzelnen Fällen, wie bei Aphrocallistes, sich an bestimmten Stellen in Gestalt grösserer segelförmiger Platten ausdehnt, so tritt hier, bei den Hyalonematiden, eine solche scharfe Sonderung gleich- artiger handschuhfingerförmiger Kammern in der Regel weniger deut- lich hervor; vielmehr erscheint die Reticularis meistens in unregel- mässig rundlichen Divertikeln verschiedener Grösse ausgebaucht. ‘Während die von der Haut zur Retieularis hinführenden Räume nicht sowohl drehrunde Kanäle bilden, als vielmehr von den Sub- dermalräumen aus in Gestalt unregelmässiger Lacunen zwischen die Wi... = _ si nn HE Scuurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 545 Faltelungen der Reticularis oder Kammersehicht eindringen, nimmt das ausleitende Kanalsystem gewöhnlich einen baumförmigen Charakter an, um mit einer einfachen oder durch vier gekreuzte Radialsepta getheilten Gastral- oder Cloaken-Höhle auszumünden. Selten nur stellt es (wie bei Semperella) ein communieirendes System gleich- weiter Röhren dar, welches dureh die siebartig durchlöcherte Lateral- wand einzelner seitlich vorragender Längskanäle ausmündet. Seiner äusseren Form nach bildet der Körper in der Regel einen diekwandigen Kelch (ausnahmsweise auch eine trichterförmig einge- rollte Platte oder einen länglichen Kolben) von dessen verjüngtem Basalende stets ein Nadelschopf abgeht. In einzelnen Fällen ragen im Kranze geordnete oder mehr un- regelmässig vertheilte radiäre Nadeln aus der Seitenwand des Körpers hervor. Im Allgemeinen ist die Körperform hier für die Charakteristik der Gattungen und Arten von grosser Bedeutung. »,., Die Gattungen. Unter den vier wohlcharakterisirten Gattungen, welche sich bisher innerhalb der Familie haben unterscheiden lassen, nämlich Pheronema, Poliopogon,, Hyalonema und Semperella, nimmt die letztere nicht sowohl wegen abweichender Nadelform als vielmehr wegen besonderer Eigen- thümliehkeit ihres Körperbaues und Kanalsystems eine derartige Sonder- stellung ein, dass ich sie schon in meinen früheren Arbeiten! zum Repraesentanten einer besonderen, als Semmperellinae bezeichneten Unter- familie gemacht habe, welche der die drei übrigen Gattungen um- fassenden Unterfamilie, den Hyalonematinae, gegenübersteht. Im Gegensatze zu dem gedrungenen, fast immer deutlich kelch- förmigen Körper der Hyalonematinae, welcher stets am freien oberen Ende einen scharf umrandeten rundlichen Ausströmungs- oder Oseularbezirk besitzt, erscheint der Körper der Semperellinae als eine langgestreekte Keule mit unregelmässigen, abgerundeten seitlichen Längskanten. Das nur schwach und allmählich verjüngte untere Ende wurzelt mit einem relativ kurzen und breiten Faserschopfe im Boden, während das unregelmässig konisch gedeckte obere Ende keinen Os- eularbezirk von scharfer rundlicher Begrenzung aufweist. Statt dessen treten hier die siebartig durehbrochenen, unregelmässigen, abgerun- deten Seitenlängskanten als Oseularbezirk auf, durch deren Gitter- ! Über den Bau und das System der Hexactinelliden. ı886, in den Abh. der Berl. Akad. 50)” 544 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. lücken das den Schwammkörper durchsetzende System ziemlich gleich- weiter, drehrunder, communieirender Röhren von gleichmässiger Wand- stärke nach aussen mündet. Unter den durch diekwandige Kelchform mit eireumseriptem terminalen rundlichen Oscularfelde charakterisirten Hyalonematinae lassen sich nun wieder zwei wesentlich verschiedene Typen unterscheiden, von welchen der eine durch die Gattung Hyalonema, der andere durch die beiden Gattungen Pheronema und Poliopogon vrepraesen- tirt wird. Während die Gattung Hyalonema einen über den Boden weit hervorstehenden den Körper stets an Länge bedeutend übertreffenden, schmalen, drehrunden (oft spiralig gedrehten) Basalschopf besitzt, welcher aus verhältnissmässig wenigen (etwa 50 bis höchstens 300) fest aneinandergedrängten, jedoch nach abwärts pinselartig diver- girenden, langen derben Kieselnadeln besteht, und aufwärts mit einem als Centraleonus oder Columella bezeichneten konisch zugespitzten Ende bis hoch in den Schwammkörper hinaufragt, ja zuweilen selbst über die Oscularfläche frei vorsteht, so sind die Angehörigen der beiden Gattungen Pheronema und Poliopogon mit einem breiten und lockeren Basalschopfe versehen, dessen Nadeln nicht gar weit in den Schwamm- körper emporragen. Mit diesem leicht in die Augen fallenden Unter- schiede des Basalschopfes geht ein anderer Hand in Hand, welcher die Gestalt der den Schopf bildenden Ankernadeln betrifft. Während diese letzteren bei Hyalonema regelmässig vier im Kreuz gestellte und in die Höhe gekrümmte Zähne aufweisen, haben die Anker bei Phero- nema und Poliopogon nur zwei in derselben Ebene liegende schwach gebogene Zähne. Die bei Hyalonema spitz auslaufenden Marginalia enden bei Phero- nema und Poliopogon mit einem kleinen Endknopfe. Von einander sind die beiden Gattungen Pheronema und Polio- pogon leicht dadurch zu unterscheiden, dass sämmtlichen Arten der Gattung Pheronema mehr oder minder zahlreiche über die Körper- obertläche in radiärer Richtung frei vorragende Prostalia lateralia zu- kommen, während diese den erwachsenen Poliopogon wenigstens in soweit fehlen, als die laterale Oberfläche des Körpers dem blossen Auge glatt erscheint. Sodann kommen bei Poliopogon die bei allen Pheronema- Arten so reichlich und in verschiedener Grösse vorhandenen Uneinate nur spärlich vor. Endlich stehen die bei Pheronema mehr oder minder stark aufwärts gebogenen Zähne der basalen Anker bei Poliopogon ziemlich rechtwinkelig quer vom Schafte ab und zeigen nur am Ende eine geringe Aufbiegung. Scuurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 545 In meinen früheren Arbeiten hatte ich die Gattung Ayalonema noch in zwei Untergattungen getheilt, nämlich Ayalonema s. str., aus- gezeichnet durch eine die Oseularöffnung deckende deutlich gesonderte Siebplatte, und Siylocaly& ohne eine solche Siebnetzplatte mit offener Gastralhöhle. Die Unterscheidung dieser beiden Gruppen gebe ich jedoch jetzt auf, weil einerseits mit dem Vorhandensein oder Fehlen einer solchen abgesetzten Siebnetzplatte keine weiteren Differentialcharaktere der betreffenden Species zusammenfallen, und weil andererseits keine scharfe Grenze zu ziehen ist zwischen den Formen mit und ohne Sonderung einer Siebnetzplatte von der Gastralmembran. Es scheint mir die Siebnetzplatte der Hyalonematiden keineswegs mit der ter- minalen Siebplatte von Zuplectella oder Aphrocallistes homolog, son- dern nur ein mehr oder minder weit von der Gastralmembran ab- gehobenes Balkennetz zu sein, unter welcher zwar ein Subgastral- raum aber nicht die eigentliche Gastralhöhle zu suchen ist. Dies wird am Besten bewiesen durch den in der Regel sehr deutlichen Zusammenhang mit dem oberen Endtheil des Columella und häufig auch noch anderer Partien des unterliegenden Parenchymes. Dazu kommt, dass bei den meisten der mittelst der Dredge erbeuteten Stücke die obere Endfläche des Schwammkörpers zerrissen oder doch so stark lädirt zu sein pflegt, dass sich das Vorkommen oder Fehlen einer besonderen Siebmembran nicht mehr feststellen lässt. Ich werde mich daher darauf beschränken, die zahlreichen Arten der ganzen Gattung Hyalonema in mehreren Gruppen zu sondern, ohne diesen jedoch den Werth von Untergattungen beizulegen. Wenn es sich nun darum handelt, das phylogenetische Verhältniss der vier Gattungen zu einander festzustellen, so ‚werden hinsichtlich der Körperform und der Bildung des Basalschopfes wohl Pheronema und Poliopogon als die primitiveren aufzufassen sein, da sie nicht nur die einfache Kelchform am deutlichsten zeigen, sondern auch durch den weniger scharf abgesetzten breiten und kurzen Basalschopf weniger specialisirt erscheinen als Hyalonema. Von den beiden ersteren Gat- tungen zeigt dann wieder Pheronema insofern ursprünglichere Verhält- nisse, als der Basalschopf nur durch eine specielle Anpassung eines Theiles der überall frei hervorragenden Nadelbündel entwickelt er- scheint, nämlich da, wo diese den Boden berühren, während bei Po- liopogon nur noch der Basalschopf hervorragt, alle seitlich vorstehen- den Nadeln (Prostalia lateralia) aber zurückgebildet sind. Dass in der That das erstere Verhältniss das ursprüngliche ist und nicht etwa umgekehrt, geht auch schon aus dem Umstande mit grosser Wahr- scheinlichkeit hervor, dass bei der von mir früher in einem Poliopogon m 546 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. aufgefundenen und in Challenger-Report abgebildeten (Taf. L Fig. 2) und beschriebenen einfach sackförmigen Jugendform ebenso wie aus dem basalen Ende auch aus der ganzen äusseren Körperoberfläche Nadeln in radiärer Richtung frei vorragen. Hieraus lässt sich eben schliessen, dass die glatten Poliopogon von Formen abstammen, welche ähnlich wie die jetzigen Pheronemen noch allseitig mit frei vorragenden Nadeln besetzt waren. Dass die langgestreckten Kolben der Semperella mit ihrem eigen- artigen ableitenden Röhrengerüste im Innern und den als Ausströmungs- bezirke dienenden durchbrochenen seitlichen Längskanten, aber doch mit einfachem, breitem und kurzem lockerem Basalsehopfe, durch eigen- artige Umbildung Pheronemen-äÄhnlicher Ahnen entstanden sein werden, scheint um so annehmbarer, als sich in dem anastomosirenden inneren Röhrenwerke auch jetzt noch ein dem centralen Gastralraume der Pheronemen entsprechender Gentralkanal erkennen lässt; wie ein Blick auf meine Fig. ı der Taf. LI im Challenger-Report ohne Weiteres er- kennen lässt, und auch noch unlängst von W. Marsnarı besonders hervorgehoben wurde. 3ei Hyalonema deutet der übermässig lange und schmale, nur aus verhältnissmässig wenigen Nadeln fest gefügte und stets genau aus dem basalen Pole des kelchförmigen Körpers hervorragende Nadel- schopf, welcher ausserdem noch, den Körper durchsetzend, mit einem besonderen Gentralconus oder Columella in den Gastralraum oder selbst über diesen hinaus frei hervorragt, ohne Zweifel auf eigenartige An- passung an besondere Verhältnisse, als welche ich die überaus weiche und in Betreff einer drohenden Erstickung der Schwammkörper ge- fährliche Schlickmasse des Grundes hervorheben will. Darnach würde sich das vermuthete phylogenetische Verhältniss der vier Gattungen graphisch etwa folgendermaassen darstellen lassen. Semperella Hyalonema Poliopogon / Pheronema D% / N / Z Urhyalone | matiden 'Scnurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. >44 Etwas anders gestalten sich die Beziehungen der Gattungen zu ein- ander, wenn man zu ihrer Beurtheilung auch die Nadeln und deren specielle Formen herbeizieht. In dieser Hinsicht möchte ich z. B. auf die verschiedene Bildung der Ankernadeln aufmerksam machen, welche keineswegs mit den Sehlüssen harmonirt, welche wir eben aus der Gesammtform, der Basalschopfbildung und der allgemeinen Organisation gezogen haben. Denn zweifellos steht der vierzähnige Anker der Gattung Hyalonema, also ein Pentactin, der Urform aller Hexactinelliden - Nadeln, dem regu- lären Hexactine, näher als der zweizähnige Anker der Pheronema, Po- liopogon und Semperella, welcher ein recht verändertes Triaetin dar- stellt. Die specielle Gestalt der einzelnen Nadelarten möchte freilich hier weniger Bedeutung haben,. insofern es sich dabei vorwiegend um Specialcharaktere handeln dürfte. 3er Die: speeies. 3ei der Charakteristik aller bis jetzt bekannt gewordenen, d. h. erkennbar beschriebenen Hyalonematiden -Species zum Zwecke der Differentialdiagnose gehe ich von der ausführlichen Beschreibung und kritischen Würdigung aller in Betracht kommender Formen aus, welche ich im Jahre 1886 in meiner Abhandlung »Über den Bau und das System der Hexactinelliden« und 1887 in dem »Report of the Hewac- tinellida« der Challenger- Expedition gegeben und mit einer Übersicht der wichtigsten Litteratur versehen habe. Dass ich damals die Litteratur nicht für jede einzelne Species, sondern nur für die Gattungen zu- sammenstellte,. hatte in dem Umstande seinen Grund, dass sich bei vielen der älteren Darstellungen und Beschreibungen zwar die Gattung nicht aber die Species sicher ermitteln liess. Die wenigen Mittheilungen über Hyalonematiden, welche seit jener Zeit noch von anderer Seite gemacht sind, werde ich an der geeigneten Stelle berücksichtigen. Nach dem, was ich oben über das phylogenetische Verhältniss der bekannten Hyalonematidengattungen zu einander gesagt habe, wird es gerechtfertigt sein, die Species-Charakteristik mit den Arten der Gattung Pheronema zu beginnen. a. Die Arten der Gattung Pheronema. Aus meiner historischen Übersicht über die bis zum Jahre 1887 erkennbar beschriebenen Pheronema-Arten in dem Challenger-Report p- 234 ff. geht hervor, dass, damals nur vier Arten sicher bekannt 548 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. waren, nämlich Ph. annae Leiwv, Ph. carpenteri Wyv. Tuons., Ph. grayi Sav. Kent und Ph. hemisphaericum Gray. Zu diesen konnte ich auf Grund der Challenger Ausbeute noch zwei weitere Arten nämlich Ph. gigan- teum F. E. Son. und Ph. globosum F. E. Sca. hinzufügen und eingehend beschreiben. Seit dieser Zeit sind, so viel ich weiss, keine weiteren Pheronema-Arten wissenschaftlich charakterisirt. Freilich werden noch hin und wieder Namen wie Pheronema pourtalesi Ö. Scumipt und Phero- nema parfaiti H. Fırnon in der Litteratur angetroffen. Aber wie ich schon in meinem Challenger-Report auseinandersetzte, bezieht sich die Beschreibung, welche O. Schmpr im Jahre 1870 in seinen »Grund- zügen einer Spongienfauna des atlantischen Gebietes« p. 14 von seiner Holtenia (Pheronema) pourtalesi gegeben hat, ebenso wie die zugehörigen Abbildungen 1. e. Taf. I, Fig. ı— 2, gar nicht auf ein Pheronema, sondern auf eine Zossella. Mit der an derselben Stelle von O. Scuamipr genannten Holtenia (Pheronema) saccus OÖ. Scuamipr ist aber wegen der allzukurzen Beschreibung nichts anzufangen. Nach der Abbildung zu urtheilen, welche später 1888 Ar. Acassız in seinem Werk: » Three cruises of the Steamer Blake« vol. Il, p. 174 ohne nähere Be- schreibung unter der Bezeichnung Holtenia pourtalesi ©. Scn. von einem wirklichen Pheronema gegeben hat, könnte dieses sehr wohl mit Pheronema carpenteri Wyv. Tnonson specifisch übereinstimmen; doch ist zu bemerken, dass die von A. Asassız an derselben Stelle in Fig. 531 a, bund e nach O. Schmpr abgebildeten Nadeln eben nicht zu einem Pheronema gehören können. Ebensowenig lässt sich über die von H. Fırnor im Jahr ı885 in seinem Buche »La vie au fond des mers« p. 283 gegebenen Abbildung urtheilen, zu welcher daselbst auf p. 286 nur die wenigen Worte erläuternd hinzugefügt sind: »D’autres Pheronema, telles que le Pheronema parfaiti (Fig. 92) se font remarquer par leur transparence et l’absence de eollerette de spieules antour de l'oseule. La coloration des Pheronema, que nous avons captives, etait brunätre«. Hiernach und nach der Abbildung wäre es nicht unmöglich, dass es sich hier um ein Poliopogon handelte; doch lässt sich natürlich ohne eine genaue Beschreibung auch der Spiceula, welche meines Wissens bisher nicht erfolgt ist, kein sicheres Urtheil fällen. Überblickt man nun die bis jetzt erkennbar beschriebenen sechs Arten der Gattung Pheronema zum Zwecke einer übersichtlichen syste- matischen Anordnung und der Herstellung einer Bestimmungselavis, so fällt zunächst der Umstand auf, dass drei Species nämlich Ph. carpenteri, annae und giganteum eine länglich ovale Form mit tiefer, fast eylindrischer Gastralhöhle haben, während die drei anderen, Ph. grayi, hemisphaericum und globosum, eine der Kugelform genäherte Scaurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 549 Gestalt und eine halbkugelige oder noch flachere Gastralhöhle mit verhältnissmässig weiter Endöffnung besitzen. Von den drei längliehen oder eiförmigen Arten ist eine, nämlich Ph. carpenteri mit einem deutlich entwickelten Ringkragen von seitlich, etwa 1— 2°" unterhalb des Oscularrandes frei vorstehenden radiären Nadeln (Prostalia lateralia) versehen. Bei Ph. annae und giganteum dagegen fehlt ein solcher Kragen. Doch treten hier statt dessen überall unregelmässig zerstreut stehende Nadelbüschel oder isolirte Nadeln in radiärer Richtung aus der Seitenwand hervor, bei Pheronema annae spärlich und zart, bei Ph. giganteum zahlreich und derb. Während sich der Körper von Ph. annae, mindestens doppelt so lang als breit, von der dicksten Stelle am unteren Drittheil an nach oben zu allmählich verschmälert, nach abwärts dagegen nur wenig an Umfang abnimmt und endlich ziemlich quer abgestutzt endet, stellt Ph. giganteum ein an beiden Enden gleichmässig abge- rundetes Rotationsellipsoid dar, dessen Querdurehmesser mindestens 2/;, der Länge erreicht. Von den drei annähernd kugeligen Species besitzen zwei, näm- lieh Ph. grayi und Ph. hemisphaerieum etwas unterhalb des Rand- saumes einen deutlichen Kragen radiär vorstehender Nadeln, während bei Ph. globosum über die ganze Aussenfläche in unregelmässiger Vertheilung schmale Nadelbüschel vorragen. Derartige jedoch ganz isolirte und zerstreut stehende Prostalia lateralia kommen auch bei Ph. grayi unterhalb des Kragens vor, fehlen jedoch bei Ph. hemi- sphaericum. In der Gesammtform nähert sich Ph. globosum am meisten einer Kugel, deren oberes Viertel zur Bildung der flachen Gastralhöhle eingedrückt ist, während Ph. grayi durch Abplattung des unteren Theiles in der Art von der Kugelform abweicht, dass das Ganze die Form eines Napfes oder Vogelnestes zeigt. Ph. hemisphaericum dagegen hat nach der Darstellung von Hıecıy in den Annals and mag. of nat. hist. 4 s. Vol. ı5 Pl. 22 durch eine seichte ringförmige Ein- ziehung der Aussenfläche dicht unterhalb «des Marginalsaumes einen zugeschärften Oscularrand erhalten und durch eine stärkere parallele ringförmige Auskehlung oberhalb des flachen Basalendes im Ganzen die Gestalt gewisser praehistorischer Thon-Urnen angenommen. Vergleicht man die sechs Arten hinsichtlich der einzelnen Nadel- formen untereinander, so ergiebt sich zunächst eine weitgehende Über- einstimmung in der Form der einzelnen, das Hauptstützgerüst des ganzen Körpers bildenden Macroselere, besonders der langen parenchy- malen Diactine, der kräftigen subdermalen und subgastralen Pentactine, sowie der verschiedenen Prostalia mit Einschluss der langen Uneinate. Nur die grossen basalen Ankernadeln zeigen insofern einigermaassen 550 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. auffällige Unterschiede, als bei allen drei länglichen Species, Ph. annae, carpenteri und giganteum, und (mach SavırLe Kenr's Abbildung a.a.O. Taf. 63 Fig. 16) wahrscheinlich auch bei Ph. grayi der untere Rand der beiden Ankerzähne zusammen einen breiten, an der Spitze etwas abgerundeten gothischen Bogen bildet, während der untere Rand der Ja ebenfalls zweizähnigen basalen Anker von Ph. hemisphaericum und Ph. globosum einen glatten Kreisbogen darstellt. Grössere Unterschiede weisen manche der Microseleren auf, deren wichtigste Kategorien hier vergleichend berücksichtigt werden sollen. Hinsichtlich der dermalen Pinule muss es zunächst auffallen, dass solche bei Ph. carpenteri überhaupt nur sehr spärlich vorkommen, Ja auf grossen Hautstrecken überhaupt fehlen, während sie bei Ph. giganteum auf der ganzen Hautoberfläche gerade besonders dicht ge- drängt stehen. Leider habe ich die äussere Haut von Ph. grayi nicht selbst untersuchen können, so dass ich die dermalen Pinule dieser Species, von welchen auch SavıL.e Kent in seiner Darstellung nicht spricht, unberücksiehtigt lassen muss. Das basale Strahlenkreuz be- steht bei den drei gestreekten Pheronema-Arten, Ph. annae, carpenteri und giganteum, aus ziemlich langen (100-1504, bei Ph. carpenteri sogar bis zu ıSou) in der Tangentialebene gelegenen, mässig starken Strahlen, welche in ihrem proximalen Theile glatt, in der distalen allmählich sich zuspitzenden Hälfte dagegen bedornt (Ph. giganteum), leicht höckerig (Ph. annae) oder (Ph. carpenteri) nur leicht rauh er- scheinen. Bei den kürzeren, mehr kugelähnlichen Species dagegen, wenigstens bei Ph. hemisphaericum und globosum, welche beide Arten auch in vielen anderen Beziehungen nahe verwandt (vielleicht iden- tisch?) erscheinen, sind die vier Basalstrahlen bedeutend stärker, durch- aus cylindrisch und in ganzer Länge, vom Ursprung bis an das quer abgerundete Distalende, gleichmässig mit kleinen Höckern oder Stacheln dicht besetzt. Was aber besonders auffällig erscheint, ist der Umstand, dass sie hier nicht rein tangential in einer Ebene liegen, sondern etwas schräge nach abwärts (innen) gerichtet, einen stumpfen Winkel mit dem Radialstrahle bilden. Dieser letztere zeigt nun bei den einzelnen Arten etwas verschiedene Gestalt und Länge, Unterschiede, welche trotz grosser Variationsbreite bei ein und derselben Art, ja bei einem Exemplare, doch für manche Speeies einen typischen Charakter annehmen. So finden sich z. B. bei Ph. giganteum Distalstrahlen bis zu 5oou Länge, auf deren kurzen, kräftigen, unbedornten Basaltheil ein dichtbuschiger Haupttheil folgt, dessen zahlreiche, schräg abstehende Seitenäste eine so gleichmässige Länge ! Annals and mag. of nat. hist. S. 4, Vol.ı5, Pl. XXI Fig. 3.4. Scnuzrze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. Sl haben, dass das Ganze walzenförmig erscheint und sich am distalen Ende rasch zuspitzt; während bei den übrigen Arten die Seiten- stacheln spärlicher stehen, die Zuspitzung des Bäumehens gegen das distale Ende eine mehr allmählige ist und die Länge zwischen 100 und r5ou schwankt. Weniger ausgeprägt sind die Speciesunterschiede an den im Allgemeinen schmächtigeren, aber nieht immer auch kürzeren gastralen und canalaren Pinulen, deren mässig starke, allmählich sich zu- spitzende Basalstrahlen stets in derselben Ebene und zwar rechtwin- kelig zu dem (mit spärlichen und ziemlich kurzen Seitenstacheln besetzten) Hauptstrahle liegen. Meistens ist nur das distale ver- sehmächtigte Ende etwas rauh, während der proximale Theil nahezu glatt erscheint. Nur bei Ph. annae und Ph. giganteum treten etwas längere spitze Stacheln an den vier Basalstrahlen sowohl der gastralen als der canalaren Pinule auf. Von den im Parenehyme zerstreuten Microseleren trifft man reguläre Miero-Oxyhexactine bei einigen Arten, nämlich bei Ph. car- penteri und giganteum, sehr reichlich an; bei anderen, Ph. annae und hemisphaericum, kommen sie nur spärlich und bei Ph. globosum über- haupt nicht vor. Auch bei Ph. grayi scheinen sie ganz zu fehlen, da Sav. Kent sie gar nicht erwähnt. Bei Ph. giganteum sind sie ziemlich kräftig, etwa 75a breit und in ganzer Ausdehnung mit derben. rechtwinkelig abstehenden Stacheln besetzt, bei Ph. carpenteri dagegen schmächtiger und fast glatt. Bei Ph. annae kommen gelegentlich. aber doch nur selten, neben den durchaus stacheligen canalaren pentacten Pinulen parenehymale Oxyhexactine ähnlichen Charakters vor, welehe in allen Strahlen dünne gebogene Seitenstacheln zeigen. Ähnlich scheinen nach Hıcems’ Ab- bildung und Beschreibung in den Annals of nat. hist. Ser. 4, Vol. 15, Taf. 22 Fig.14 die parenehymalen Micro-Oxyhexaetine von Ph. hemi- sphaericum zu sein. Als eine zweite allen Pheronemen eigene Gruppe von parenchy- malen Microseleren sind die kleineren Uneinate zu berücksichtigen; während die überall reichlieh vorhandenen längeren und langen, häufig mit einem freien Ende über die Dermal- oder Gastralfläche hinaus- ragenden Uneinate als Macroselere schon oben Erwähnung fanden. Diese Micro-Uneinate, wie ich sie fortan nennen will, haben zwar bei ein und derselben Art, ja bei demselben Schwamm -Individuum, recht verschiedene Länge, indessen zeigen gerade die Nadeln gering- ster Länge ein ziemlich constantes Maass und eine sehr übereinstim- mende, für die verschiedenen Species oft recht charakteristische Form, so dass sie bei der Differentialdiagnose nicht zu übergehen sind. 552 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. Am längsten und von den grösseren Uneinaten am wenigsten abweichend erscheinen sie noch bei Ph. annae, wo sie kaum unter 5004 Länge herabgehen, ziemlich regelmässig spindelförmig sind, d.h. ihren grössten Querdurchmesser etwa in der Mitte der Länge haben und mit ziemlich dieht anliegenden Dornen versehen sind. Eine ähnliche Gestalt, aber geringere (200-2404) Länge und schwächer entwickelte Stacheln, haben die kleinsten Uneinate von Ph. giganteum. Noch kürzer, 150%, und dicker, mit mässig entwickelten Dornen, erscheinen sie bei Ph. grayi, während sie bei Ph. carpenteri sogar bis zu 10ou verkürzt und nur mit ganz niedrigen Höckerchen oder Rauhigkeiten bedeckt sind. Von allen diesen ziemlich regelmässig spindelförmigen Miero-Unei- naten weichen diejenigen, welche bei Ph. hemisphaericum und Ph. glo- bosum in reicher Zahl und in einer Länge bis zu ı20ow herab vor- kommen, dadurch ab, dass sie in dem vorderen Drittheile breiter und mit längeren, zunächst ziemlich quer abstehenden, dann aber hakenförmig nach hinten gebogenen Dornen versehen sind als in der schmaleren und allmählicher sich bis zur Endspitze verjüngenden hin- teren Theile, Ohallenger-Report Pl. 44 Fig. ıo. Es zeigt sich also, dass die beiden Arten Pheronema hemisphaericum Gray und globosum F. E. Sen. sowohl durch das rein kreisbogenförmig gebogene untere Ankernadelende als durch die buschigen, mit dieken schräge abwärts gerichteten Basalstrahlen versehenen dermalen Pinule, als endlich durch die hakenförmigen grossen Dornen am Vorderende der Micro-Unei- nate, sowie in der Gestalt und Grösse dieser letzteren Nadeln über- einstimmen und von allen übrigen bekannten Arten wesentlich ab- weichen; ein Umstand, welcher zu einer Vereinigung beider Species führen müsste, wenn nicht die nach Hıcem’s genauer Beschreibung und Abbildung sehr eigenthümliche Gestalt des Gesammtkörpers und das Vorkommen eines Ringkragens von vorstehenden Lateralia sich dem hindernd in den Wege stellte. Unter den übrigen Arten zeichnet sich Ph. giganteum durch den grossen buschigen und fast walzenförmigen Distalstrahl der dermalen Pinule sowie durch zahlreiche kräftige und mit quer abstehenden Dornen versehene parencehymale Micro-Oxyhexactine aus, während Ph. carpenteri Wxv. Tuonson durch das spärliche Vorkommen von breiten dermalen Pinulen und durch die Fülle glatter oder nur schwach rauher parenchymaler Miero-Oxyhexactine von Pheronema annae Leıpy mit seinen zahlreichen schlanken dermalen Pinulen und den nur wenig bedornten parenchymalen Miero-Oxyhexactinen deutlich unterschieden ist. SCHULZE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 598 b) Die Arten der Gattung Poliopoyon. Der Umstand, dass die eine der beiden bis jetzt allein bekannten Poliopogon- Arten, nämlich P. amadou Wyv. ITnonsos, und hier auch eben nur das einzige aufgefundene Exemplar, eine etwas eingerollte Platte (statt der sonst gewöhnlichen Kelehform) darstellt, kann an sich gewiss nicht als unterscheidender Speciescharakter gelten, da die Möglichkeit einer individuellen Abweichung allzu nahe liegt. Da- gegen können neben dem bedeutenden Unterschiede in der Wanddicke em und darüber bei der anderen Art) die Ar bei ‘der einen‘, 20 Eigenthümlichkeiten gewisser Mieroselere zur Charakteristik beider Arten verwandt werden. Die dermalen Pinule stimmen zwar in den derben balkenförmi- gen, 60-8ou langen Basalstrahlen, welche zusammen meistens eine Sförmige schwache Biegung aufweisen und nur am distalen abgestutzten Ende spärlich mit Höckern besetzt sind, ziemlich vollständig überein, unterscheiden sich aber durch den Distalstrahl, welcher bei Poliopogon gigas F. E. Scu. breit und mit kräftigen, nicht zahlreichen Seitenästen besetzt, jedoch nur etwa ı20ow lange, bei Poliopogon amadou Wxv. 8 p0g Tuomson dagegen meistens über 240w lang ist, und dabei schmal oe) ! > und walzenförmig erscheint. Während die Macro-Amphidiske der Haut von Poliop. gigas an den Polen etwas abgestutzt sind und lange, schmale, sich fast gegenseitig fe 5 875 te) errreichende Schirmstrahlen besitzen, zeigen die nämlichen Nadeln bei Poliop. amadou halbkugelig gerundete Endschirme mit breiten oO [e) fee) schaufelförmigen Strahlen, welche nur etwa !/, der ganzen Nadel- länge erreichen. Die Meso-Amphidiske und Micro-Amphidiske beider Arten stimmen dagegen nahezu überein. Dasselbe gilt auch von den 8°5 > ziemlich reichlich vorhandenen, schmächtigen parenchymalen Micro- Oxyhexactinen, welche mit kleinen schräge distal abstehenden Dornen © fe) besetzt und etwa 2004 im Durchmesser gross sind. Neben grösseren ! fe) fe) und kleineren Uneinaten mit dicht anliegenden Dornen finden sich bei Poliop. gigas noch zahlreiche spindelförmige und durehaus glatte F Ü {es} ° parenchymale Miero-Oxydiactine von nur 100-1204 Länge, deren kräftige Hauptanschwellung nicht gerade in der Mitte, sondern dem einen Ende genähert liegt. Diese kleinen glatten Spindeln fehlen bei Poliop. amadou ganz, fo) & was allein schon zur Unterscheidung beider Arten ausreichen würde. Die basalen Anker haben zwar in beiden Species dieselbe Breite (etwa 4201), unterscheiden sieh aber etwas in der Form des unteren Randes, welcher bei Poliop. gigas einen flacheren Bogen bildet als bei Poliop. amadou. 954 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. c) Die Arten der Gattung Hyalonema Gray. Da die früher von mir versuchte Gruppirung der zahlreichen Hyalonema- Arten in die beiden Untergattungen Hyalonema s. str. und Stylocalye aus den oben S. 545 angegebenen Gründen aufgegeben werden muss, habe ich mich nach anderen Eintheilungsprineipien für diese im Ganzen recht eintönige grosse Gattung umgesehen; es ist mir jedoch nicht gelungen, Gruppen zu formiren, welche durch Zusammentreffen zahlreicher Eigenthümlichkeiten sich als natürliche darstellen. Deshalb habe ich mich auf eine Gruppirung der Arten nach einzelnen Charakteren beschränkt, welche eine möglichst scharfe Sonderung der Gruppen ermöglichen und zur leichten Unterscheidung der einzelnen Arten besonders gut zu verwerthen sind. Was nun zunächst die Gesammtform betrifft, so giebt es aller- dings innerhalb der allgemeinen Kelchform ziemlich weitgehende Differenzen, indem neben der Gestalt eines umgekehrten Kegels oder Trichters mit einfacher weit geöffneter Gastralhöhle und mässig dicker Wand, wie sie etwa H. kenti O. Scum. (Chall. Hex. Pl. XXX Fig. o) und FH. poculum F. E. Sca. (Chall. Hex. Pl. XXXIU Fig. ı) bietet, andere mit dieker Wand vorkommen, aus deren weiter Gastralhöhle sich die Columella wie ein schmaler spitzer Zapfen erhebt und die davon seit- lich ausgehenden radiären Septa von unten her emporragen, wie bei H. apertum F. E. Scan. (Chall. Hex. Pl. XXX VI), und wieder andere, deren Gastralhöhle durch die weit über den Oseularrand hinausragende Columella und die vier Radiärsepta in 4 völlig gesonderte Räume getheilt ist, wie bei HM. Thomson: W. Mazsn. (Chall. Hex. Pl. XXXIV). Durch Zusammenziehen des Oseularrandes zu einer engeren Öffnung entstehen kugelförmige oder selbst breit kuchenförmige Körper wie bei H. globus F. E. Sca. (Chall. Hex. Pl. XL Fig. ı) und H. depressum F. E. Sca. (Chall. Hex. Pl. XXXV), deren fast geschlossene Gastral- höhle noch durch die von unten emporragende Columella nebst den vier Radiärsepten eingeengt werden. Einen anderen Charakter zeigen dagegen die mehr eylindrischen oder doch nur schwach ausgebauchten Formen, deren obere End- fläche quer abgestutzt ist, indem sich die ursprünglich den Boden der Gastralhöhle bildende Siebplatte bis zum Niveau des Oscular- randes erhoben hat. Hierdurch entsteht Ähnlichkeit mit einem Bild- hauerschlägel, wie etwa bei dem allbekannten Ayalonema sieboldi GRAY. Würden nun mit diesen weitgehenden Differenzen der Körperform auch entsprechende Unterschiede in der Skeletbildung, speciell in der Form der einzelnen Nadelarten, Hand in Hand gehen, so wäre die Verwendung der Körperform als Hauptprineip für die Gruppirung der Arten innerhalb der ganzen Gattung, ähnlich wie bei Pheronema, Scuurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 555 zweifellos möglich. Indessen ist es mir nicht gelungen, eine derartige Übereinstimmung zu erkennen, und ich habe mich daher zu diesem Zweck ausschliesslich der Nadelformen selbst bedient. Wie nun die hier folgende vergleichende Übersicht der wichtigsten Nadelarten zeigen wird, treten an einzelnen derselben sehr deutliche Artcharaktere hervor, doch eben nur da, wo die individuelle Variation der betreffenden Nadeln nicht allzusehr die Grenzen verwischt. Was zunächst die das Hauptstützgerüst des ganzen Körpers bil- denden Maeroselere betrifft, welche theils als Parenehymalia principalia, theils als Hypodermalia und Hypogastralia, theils endlich als Prostalia lateralia und basalia vorkommen, so bieten dieselben im Allgemeinen wegen ihrer grossen Gleichförmigkeit in Form und Lage bei allen Hyalonema-Arten nur wenig Anhaltepunkte zur Unterscheidung und Gruppirung der Arten. Unter den parenchymalen Prineipalnadeln fallen zunächst die schon von Max Scnurrze bei Hyalonema sieboldi gefundenen und in seiner Arbeit Taf. IV Fig. 3 abgebildeten kräftigen glatten Hexaetine mit ganz geraden oder schwach gebogenen, spitz oder leicht abgerundet endenden Strahlen auf. Sie kommen mitten im Parenchyme in radiärer Orientirung (wenn auch nicht überall gleich häufig) vor. Dagegen bilden die Pent- actine ähnlichen Charakters überall als Hypodermalia in regelmässiger radiärer Anordnung die feste Grundlage der äusseren Haut und der Gastralmembran bez. der die Oseularöffnung decekenden Siebmembran. Ebene Orthotetractine ähnlicher Bildung finden sich vereinzelt hie und da im Parenchyme oder unter der Haut. Parenchymale Orthotriactine mit zwei langen derselben Axe angehörigen Strahlen und einem kurzen rechtwinklig dazu gestellten dritten Strahle kommen merkwürdiger Weise nur bei einer einzigen Species, nämlich bei Hyalonema fruticosum F.E.S., hier jedoch in überraschend grosser Zahl, vor. Den bei weitem grössten Theil aller Macroselere machen jedoch die überall reichlich vorhandenen, bald isolirt liegenden, bald in Zügen geordneten geraden oder schwach gebogenen, glatten parenchymalen Diactine sehr verschiedener Länge aus, welche entweder von gleich- mässiger Dicke oder gestreckt spindelförmig sind. Ihre meistens schwachkolbig verdiekte Enden pflegen etwas höckerig oder doch rauh zu sein. Nicht selten findet sich bei ihnen im Centrum eine scharf abgesetzte knotige Verdiekung, zuweilen treten auch an derselben Stelle vier im Kreuz gestellte oder zwei gegenüberstehende Buckel auf, welche zwar unter sich gleichartig sind, aber bei den verschiedenen Nadeln von sehr verschiedener Höhe sein können, 556 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. 8 pP! S r Jene Veränderung, welche die parenchymalen Maeroselere am unteren Ende des Schwammkörpers, d. h. also in der Nähe des Aus- trittes des Basalschopfes durch Entwieckelung zahlreicher kräftiger Stacheln, sei es an der ganzen Oberfläche, sei es an den Endtheilen zeigen, ist sehr auffällig. Die so modifieirten Nadeln, welche sich in der Regel durch Kürze und Dicke der Strahlen auszeichnen, mögen fortan als Acanthophora bezeichnet werden. Sie kommen mit jeder Strahlzahl von 6—ı vor. Besonders häufig sind aber Tetractine, deren sämmtliche Strahlen derselben Ebene angehören. Für die Cha- rakteristik und scharfe Sonderung der Arten von einander scheinen mir jedoch diese Acanthophore wenig Bedeutung zu haben, da sie bei grosser Variabilität in der Gestalt und Grösse nur wenig typische Differenzen aufweisen. Der einzige für die Artcharakteristik vielleicht verwerthbare Unterschied könnte darin liegen, dass bei einigen nur die gewöhnlich etwas verdiekten Strahlenenden mit kleinen Stacheln besetzt, die übrigen Theile aber glatt erscheinen, während bei anderen Species neben den ebenso gearteten Acanthophoren auch noch zahlreiche andere vorkommen, welche über und über mit kräf- tigen Stacheln verschiedener Länge besetzt sind. Erheblichere Unterschiede scheinen dagegen die den basalen Schopf bildenden Ankernadeln zu bieten. Bei einigen jener Species, bei deren Repraesentanten überhaupt diese Basalanker erhalten waren, gehen von dem kolbig verdickten, bald zuckerhutförmig zugespitzten, bald ganz abgerundeten unteren Ende 4 in Kreuz gestellte mehr oder minder stark zurückgebogene Ankerzähne direet schräg nach aussen und oben, ab. So ist es z.B. bei H. sieboldi, H. globus, H. thomsoni und FH. apertum. Dagegen findet sich am unteren Ende der Anker- nadeln von Hyalonema depressum eine halbkugelige Verdiekung, von deren Seitenrande 4 Paare von platten neben einander stehenden Zähnen ausgehen (Chall. Hex. Pl. XXXVI Fig. ıı); und bei H. conus gehen von dem unteren Ankerende die 4 Zähne als drehrunde Äste recht- winklig ab, um sich erst in einiger Entfernung vom Stamme plötz- lich emporzubiegen und allmählich sich zuspitzend zu enden, Ch. Rep. Taf. 33 Fig. 10. Bei den meisten der bis jetzt bekannt gewordenen Hiyalonema-Arten aber war der Basalschopf so ungenügend erhalten, dass die Ankerform überhaupt nicht festgestellt werden konnte. Viel verwendbarer für die Artdiagnose als die Macroselere sind die verschiedenen Typen der Microsclere. Von diesen erscheinen hier, ähnlich wie bei Pheronema, besonders wichtig, weil überall oder fast über- all in Menge vorkommend, ı. die Pinule, 2. die Amphidiske und 3. die kleinen parenchymalen Oxyhexactine, d. i. die Miero-Oxyhexactine, während andere Formen, wie z. B. kleine parenchymale Ambuncinate Scuurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 557 und geknöpfte Monactine nur für eine bestimmte Species charakte- ristisch sind. Von den Pinulen verdienen die dermalen deshalb grössere Be- achtung als die gastralen und die überhaupt nur bei einigen Species zur Ausbildung gelangten canalaren, weil sie sowohl in der Länge und Dieke des Hauptstrahles und der 4 Basalstrahlen, als auch in der Entwiekelung der Seitenästehen und der davon abhängigen Ge- sammtform grössere Unterschiede aufweisen als jene letzteren, welche nur bei einzelnen Arten, wie z. B. bei H. clavigerum, eine eigenthüm- liche und charakteristische Form zeigen. Den besonders langen, und dann auch meist schlanken und in eine lange dünne Endspitze auslaufenden Pinulen von HA. tenerum, divergens, elegans, sieboldi und toweres, seltener mit diekem Endeonus versehenen (H. cupressiferum) dermalen Pinulen, welche eine Höhe von 400-800 u erlangen, stehen die stark gestauchten und dann gewöhnlich auch mit einem dieken Endeonus versehenen dermalen Pinule von H. globus, elavigerum, depressum von nur etwa 100 9 Länge" gegenüber. Doch kommen auch kurze und dabei schmächtige, in eine dünne Endspitze auslaufende dermale Pinule von 100-150 u vor, wie bei H. cebuense, thomsoni, gracile und conus. Die dermalen Pinule mittlerer Länge von 200-350 » können schmächtig, d. h. mit dünnem Axenstrahle und kurzen, mehr anliegenden Seitenästehen versehen sein, wie bei A. lusitanicum, kenti, aperbım und acuferum; oder sie sind busehig, d.h. sie besitzen einen dieken Schaft und längere, mehr oder minder ab- stehende Seitenstachel, wie bei H. cupressiferum, fruticosum, poculum und robustum. Die 4 eonischen Basalstrahlen der dermalen Pinule erscheinen bald diek und kurz, d. h. nur 30-40 « lang, bald dünner und 60-1004 lang. In der Regel finden sich an dem spitz zulaufenden Endtheile kleine distal gerichtete Höcker oder Dornen, seltener sind sie ganz glatt. Ähnliche, wenngleich weniger extreme Unterschiede finden sich an den im Allgemeinen ungleich kürzeren (100-200 u) gastralen und canalaren Pinulen, nur haben hier die Basalstrahlen im Durchschnitt einen schmächtigeren Bau und eine gleichmässigere Länge von 50-60 4. Einen ganz eigenthümlichen Charakter zeigen, wie schon oben erwähnt, die übrigens nur spärlich vorhandenen und zerstreut stehenden gastralen Pinule von H. clavigerum, welehe die zugehörigen dermalen Pinule nieht nur fast um das Dreifache in Länge des (etwa 300 « langen) ! Selbstverständlich handelt es sich bei diesen und den folgenden Maassangaben nur um Durchschnittswerthe, da einzelne Abweichungen überall häufig vor- kommen. Sitzungsberichte 1893. al >58 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. Hauptstrahls und der’etwa 130 » langen Basalstrahlen übertreffen, sondern auch einen ganz ungewöhnlichen Bau des Hauptstrahles zeigen, insofern der letztere einen gestreckten keulen- oder spindel- förmigen Axentheil mit kleinen schuppenartig anliegenden Seiten- stacheln "besitzt (Ch. Hex. Pl. XLI Figg. 2=8). Die vorwiegend in der Dermal- und Gastralmembran anzutreffen- en Amphidiske sind nach Grösse und Form in drei Kategorien zu bringen, welche, gewöhnlich nebeneinander in wechselnder Menge vor- handen, hier als kleine, mittlere und grosse — Macramphidiske, Mesam- phidiske und Micramphidiske unterschieden und gesondert behandelt werden sollen. Die Mieramphidiske, welche zahlreich in der Dermal- membran zerstreut zu liegen pflegen, besitzen eine Länge von durch- schnittlich 20-3072 und eine Schirmbreite von 5 bis höchstens ıo.%. Der meistens ziemlich dünne, seltener (wie bei H. fruticosum, und tenerum) kräftige Axenstab zeigt oft kleine Höcker, die besonders in der Mitte stark vorragen. Die Zahl der schmalen aber kräftigen Zinken der halbkugelig geformten Schirme beträgt 10-12. Wegen der grossen Gleichförmigkeit dieser Mieramphidiske bei sämmtlichen Hyalonemen bieten dieselben wenig Anhalt für die Species- unterscheidung. Viel variabler in den Dimensionen wie in der Gestalt sind die Amphidiske mittlerer Grösse, welche vorwiegend in der Gastralmembran vorkommen. Ihre Länge wechselt von 40-100 u und darüber, und zwar nicht blos bei den verschiedenen Species, sondern zuweilen selbst in ein und demselben Schwamme, während andererseits auch bei ge- wissen Species, z. B. H. depressum, gerade den sonst sehr variabeln Mesamphidisken eine ziemlich constante Grösse (60-804) eigen ist. Sehr schmal und grazil, doch von recht verschiedener Länge erscheinen sie bei H. elavigerum, breit und ziemlich kräftig bei H. fruticosum, thom- soni, poculum und sieboldi. Während in vielen Fällen der Schirm halb- kreisförmig gewölbt ist, erscheint er in anderen gegen das Ende zu bedeutend verschmälert; oder es findet sich eine geringe quere Ab- stutzung des äussersten Endes, wie bei H. toxeres. Die Schirmstrahlen, deren Zahl gewöhnlich 8, zuweilen aber, wie z. B. bei H. fruticosum, auch 10-12 beträgt, sind bald schmal und stabförmig (H. lusitanieum und cupressiferum), bald breit und schaufelförmig, wie bei H. toweres. Noch deutlicher als bei den Mesamphidisken treten indessen die specifischen Unterschiede an den in der Regel auf die äussere Haut be- schränkten Maeramphidisken von 100-500 u Länge und 40-140 4 Breite hervor, so dass diese sich auch besonders zur Speciescharakteristik eignen. Die wichtigsten Differenzen bestehen in der Länge und Dicke des Axenstabes, in der Wölbung und Breite der Endsehirme, sowie SCHULZE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 559 in der Gestalt und Länge der Schirmstrahlen. Durch einen besonders dünnen Axenstab von nur 0.005—-8u Dicke zeichnen sich die dermalen Macramphidiske von H. depressum, lusitanicum und cupressiferum aus, während derselbe bei H. conus, sieboldi, toxeres und acuferum 20 u und mehr dick ist. Gewöhnlich ist der Axenstab mit 4 kreuzweise gestellten Buckeln in der Mitte versehen, welche zuweilen zu langen Stacheln auswachsen. Daneben treten meistens noch an der übrigen Oberfläche des Schaftes zahlreiche kleinere Buckel oder Zacken in unregelmässiger Vertheilung auf. Doch kommen bei Ayal. conus und loweres auch zahlreiche dermale Macramphidiske mit ganz glattem Schafte vor. Besonders breit (100-140 u) werden die Endschirme bei H. fruticosum , robustum , tenerum, kenti, apertum, sieboldi, toweres und acu- ferum. Zu den schmalsten (40-5014) gehören diejenigen von MH. lusitanium, divergens, gracile und elegans. Eine verhältnissmässig flache Wölbung des Schirmes findet sich bei HA. thomsoni, conus, kenti und apertum. Sehr schmale Schirmstrahlen kommen bei H. lusitanicum, divergens, thomsoni und depressum, sehr breite, schaufelförmige bei H. fruticosum, conus, robustum, tenerum, kenti, aperlum, sieboldi, toxeres und acuferum vor. Bemerkenswerth ist ausserdem die Richtung, Länge und Endspitze der Schirmstrahlen. Während bei H. conus, thomsoni, kenti und apertum die kurzen Strahlen des tlachgewölbten Schirmes mit ihren Enden noch nieht den Aequator einer Halbkugel und höchstens '/, der ganzen Amphidiskenlänge erreichen, verlängern sich bei anderen Species die Schirmstrahlen so weit, dass sich die Strahlen beider Schirme fast oder wirklich erreichen, ja in einzelnen Ausnahmefällen sogar ver- schmelzen. Das ist regelmässig der Fall bei H. robustum, tenerum, gelegentlich auch bei fruticosum und gracile. Hinsichtlich der Biegung der Schirme und Schirmstrahlen ist zu bemerken, dass die meisten halbkugelig oder bei etwas verlängerten Strahlen glockenförmig erscheinen. Zuweilen kann der einzelne Schirm durch Zusammenbiegen der Strahlenenden auch eine Annäherung an die Eiform gewinnen, wie das gelegentlich bei A. cupressiferum vor- kommt, oder die Strahlen liegen in ihrem freien Theile einander nahezu oder ganz parallel, was die dermalen Macramphidiske von H. husitanicum auszeichnet. Auch findet hier und da z. B. bei H. globus und divergens ein mehr oder minder starkes Divergiren der Strahlen statt. Die Strahlen selbst enden bald spitz, bald in Form eines gothi- schen Bogens, bald ganz abgerundet. Durch Verbindung dieser ver- schiedenen Modificationen entstehen dann die für die einzelnen Arten mehr oder weniger charakteristischen Maeramphidiskenformen. Eine bisher zu wenig beachtete, weil ziemlich unscheinbare Nadelform stellen die gewöhnlich recht zarten Miero-Oxyhexactine dar, ale 560 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. welche bei den meisten Hiyalonema-Arten in grosser Menge das zwischen den Kammern und Kanälen befindliche Körperparenchym (urehsetzen. Diese in der Regel nur 60-1001 seltener bis zu 200u grossen Spieula haben entweder gerade oder doch annähernd gerade Strahlen, welche dann wieder glatt oder rauh d. h. mit kleinen Höckern oder Stacheln besetzt sein können, oder sie zeigen eine eigenthümliche Biegung aller sechs Strahlen, von denen je drei und ebenso die drei gegen- überstehenden sich mit ihren freien spitzen Enden mehr oder minder stark zusammenneigen oder selbst hakenartig gegen einander biegen. Auch diese gebogenen Strahlen können entweder glatt oder rauh, d. h. mit kleinen, Widerhäkchen bildenden Stacheln besetzt sein. Ob- wohl diese Unterschiede nicht überall völlig scharf heraustreten, so lassen sie sich doch besser als irgend ein anderer von den Nadeln entnommener Charakter zu einer allerdings künstlichen Gruppirung sämmtlicher Hyalonema-Arten in einige Unterabtheilungen sowie zur Aufstellung einer Bestimmungstabelle verwenden. Da, wo diese parenchymalen Micro-Oxyhexaetine entweder gänzlich fehlen oder nur ganz selten und ausnahmsweise vorkommen, treten in einigen Fällen andere auffällige kleine Nadelformen im Parenehyme auf, wie z. B. kleine Ambuneinate von etwa 120 u Länge bei H. sieboldi, ferner kleine steeknadelförmige Monactine von 100-1404 Länge bei H. acuferum; in anderen Fällen finden sieh ungewöhnlich zahlreich dieke, schwach gebogene Diactine, welche schon den Maeroseleren zuzureehnen sind, wie bei H. to.weres. Specieller Theil. Familiencharakter der Hyalonematidae. Die Hyalonematiden sind Hexactinelliden mit unverbundenen Nadeln, deren meist deutlich kelehförmiger, selten langgestreckt-kolben- förmiger Körper mit einem vorstehenden Basalschopfe von Ankernadeln im weichen oder lockeren Meeresboden befestigt ist. Die ganze äussere Körperoberfläche, oft auch die Gastralfläche und zuweilen sogar die Innenfläche der ausleitenden Kanäle ist rasenartig besetzt mit mikro- skopischen pentactinen, hie und da auch hexaktinen Pinulen. Am Osceularrande, auf der Grenze zwischen der gastralen und dermalen Fläche, ragt ein eontinuirlicher Saum von einreihig, pallisadenartig, : ag = : i re Scnurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. >61 dieht nebeneinander stehenden diactinen Nadeln (Marginalia) vor. In der Dermalmembran, der Gastralmembran, der oscularen Siebplatte und zuweilen auch in der canalaren Membran finden sich mehr oder minder reichlich Amphidiske verschiedener Grösse eingelagert. Zur Stütze der Dermalmembran und der Gastralmembran dienen kräftige subdermale bez. subgastrale Oxypentactine, zur Stütze des inneren Parenchyms dagegen macrosclere Oxyhexaetine, zahlreiche lange Diae- tine und verschiedenartige parenchymale Mieroselere. Unterfamilie Hyalonematinae. Die Hyalonematinen sind Hyalonematiden mit gedrungenem, dick- wandigen, becher- oder kelchförmigen Körper, mit einem baumartig verzweigten ableitenden Kanalsysteme und einem einfachen, rund- liehen terminalen Oseularbezirke, welcher entweder eine offene Mün- dung des Gastralraumes darstellt oder mit einer gesonderten Sieb- platte gedeckt ist. I. Gattung Pheronema Leıvy. Aus dem unteren Ende steht ein breiter, seitlich nieht immer scharf begrenzter lockerer Wurzelschopf hervor, dessen zweizähnige Ankernadeln nicht sehr weit in den Schwammkörper hineinragen und keinen ÜCentraleonus bilden. Aus der Seitenoberfläche ragen radiäre Nadeln in Büscheln oder einzeln frei hervor. Im Paren- chyme finden sich zahlreiche Uneinate. Die Marginalia enden aussen kolbig. 1. Pheronema annae Lewv. Der gestreckt birnförmige Körper von r0-15°" Länge und 4-5°” Breite hat eine cylindrische Gastral- höhle von etwa 5° Länge und ı°s Weite. An der Aussenfläche stehen einzelne zerstreute Büschel von nur wenigen dünnen Nadeln vor, während zur Bildung des Basalschopfes von der ganzen abge- stutzten Basalendfläche zahlreiche Büschel von über 6°” langen Anker- nadeln abgehen. Die Marginalnadeln sind mit dem blossen Auge nicht deutlich wahrnehmbar. Den reichlich vorhandenen dermalen Pinulen kommen ziem- lich glatte, allmählich sich zuspitzende Basalstrahlen von etwa 50 Länge und ein mässig buschiger, bis zu ı60 « langer Radialstrahl zu. Die etwas kürzeren und bedeutend schmächtigeren gastralen und canaleren Pinule haben dagegen bedornte Basalstrahlen. Die 200-250n langen dermalen Macramphidiske zeigen einen kräftigen und mit Höckern besetzten Axenstab und glockenförmige Endschirme mit acht breiten schaufelförmigen Strahlen. Die Mesam- 562 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. phidiske sind etwa 140% lang und besitzen mehr eonisch geformte, sich fast erreichende Schirme mit schmalen geraden, etwas diver- girenden Strahlen. Die Mieramphidiske von etwa 334 Länge haben einen dünnen Axenstab und zarte halbkugelige Schirme. Die Strahlen der im Ganzen nicht häufigen parenehymalen Miero- Oxyhexactine sind mit stark abstehenden und gebogenen «dünnen Dornen spärlich besetzt. Die parenchymalen, fast gleiehmässig spindelförmigen Micro -Un- einate gehen in der Länge herab bis zu 500o«, und besitzen ziemlich dieht anliegende Seitenstacheln. Der untere Rand der basalen Anker bildet einen gothischen 3ogen mit abgerundeter Spitze. Diese Species ist bisher nur bei den Westindischen Inseln und zwar speciell bei Sta. Cruz in einer Tiefe von 330-450” gefunden. 2. Pheronema carpenleri Wvv. Tuomson. Der breite ellipsoide em bei einer- Breite von 7 87 cm Körper erreicht eine Länge’ von 9-1. Die nur wenig ausgebauchte, fast eylindrische Gastralhöhle dringt bis über die Mitte des Körpers ein. Von dem Rande der etwa 3°” weiten runden Oscularöffnung erhebt sich ein röhrenförmiger Nadelsaum von ungefähr ı°” Länge. Einen Finger breit. unterhalb des Oseularrandes steht ein breiter Ringkragen von Nadeln 2-3°” weit vor, während an der übrigen Seitenfläche des Körpers nur hier und da isolirte Nadeln oder kleine Nadelbüschel vorragen. Von dem unteren Drittel des Körpers entspringt der aus zahlreichen Ankernadelbündeln zusammengesetzte breite Basalfaserschopf, dessen Länge diejenige des Körpers erreicht oder noch übertrifft. Die nur spärlich vorhandenen, in einzelnen Regionen sogar ganz fehlenden dermalen Pinule haben ziemlich glatte, gleichmässig zuge- spitzte Basalstrahlen von 80-90 Länge und einen 100-1504 langen, mässig buschigen Radialstrahl. Die gastralen und canalaren Pinule sind sehmächtiger und zeigen zum Theil eine geringe Biegung des Radialstrahles, welche der Richtung des Wasserstromes entspricht. Alle Amphidisken haben halbkugelige Schirme, deren Strahlen breit und schaufelförmig sind. Die Macramphidisken der Haut messen etwa 100u bei einer Breite von 30ou. Die etwa or langen Micramphidisken zeichnen sieh durch einen auffällig dieken Axenstab aus, welcher in der Mitte etwas an- geschwollen ist. Im Parenchyme kommen zahlreich schmächtige Miero-Oxyhexactine mit allmählich zugespitzten, ganz schwach höckerigen Strahlen vor. Die einfach spindelförmigen Mikro-Uncinate sind mit niedrigen Höckern besetzt und haben oft nur eine Länge von 100%. ScHutLzE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 563 Der Unterrand der basalen Anker gleicht einem breiten gothischen Bogen mit abgerundeter Spitze. Pheronema carpenteri ist von den Expeditionen der englischen Schiffe Lightning, Poreupine und Triton im nordöstlichen Theile des atlantischen Oceans in einer Tiefe von 200-1000", sowie von der Challenger-Expedition vor der brasilianischen Küste, östlich von Maeio, in 2900" Tiefe gefunden. 3. Pheronema giganteum F.E.Scn. Der ellipsoide Körper erreicht eine Länge von 24°” und darüber, sowie eine Breite von nahezu 20°”. Am oberen Ende führt die 6°” breite kreisrunde Oseularöffnung in die über 20°” tiefe eylindrische Gastralhöhle. Der Oscularrand trägt einen röhrenförmigen Nadelsaum von nahezu 4°" Länge. Über die Seitenoberfläche ragen zahlreiche zerstreut stehende Nadelbüschel aus kleinen eonischen Erhebungen radiär hervor: dieselben erreichen eine Länge von 6° und darüber. Der aus zahl- reichen kräftigen Ankernadelbüscheln von Handlänge bestehende breite Basalschopf hebt sich nicht scharf ab von den lateralen Prostalia. Die Pinule haben kräftige, allmählich sich zuspitzende Basalstrahlen, deren distale Hälfte mit Stacheln besetzt ist. Während der Radial- strahl der sehr gedrängt stehenden dermalen Pinule mit Seitenästen dieht besetzt ist und buschig erscheint, und bei den längeren, 5001 erreichenden Exemplaren Walzenform annimmt, behalten die kür- zeren gastralen Pinule die Tannenbaumform mit mässig dicht ste- henden Seitenästen bei, während die canalaren Pinule überhaupt nur spärliche und kurze Seitenäste aufweisen. Sämmtliche Amphidiske haben halbkugelig gewölbte Schirmenden. Die dermalen Macramphidiske sind etwa 1ı8ow lang und 40-604 breit. Ihre Schirme erreichen etwa ein Drittel der Gesammtlänge und zeigen 8, nicht besonders breite schaufelförmige Strahlen. Die Schirme der wenig zahlreichen, etwa 60x langen Mesamphidiske erreichen sich in der Mitte fast. Die reichlich vorhandenen gracilen Mieramphidiske variiren in der Länge zwischen 30 und 4ou. Im Parenchyme kommen viele kräftige, mit rechtwinkelig ab- stehenden Dornen besetzte Miero-Oxyhexactine von 100-200n Durch- messer vor. Die kleinsten der sehr verschieden langen Uneinate messen etwa 2404, sind sehr schlank und haben nur so kurze und dicht anlie- gende Seitenstacheln, dass sie fast glatt erscheinen. Der gothische Bogen, welcher die untere Begrenzungslinie der Anker des Basalschopfes bildet, zeigt eine derartige Abflachung, dass er von dem reinen Kreisbogen nicht mehr weit entfernt bleibt. 564 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. Sehr merkwürdig sind concentrisch geschichtete kleine Kugeln von 100-150% Durchmesser, welche sich neben knolligen Deformi- rungen einfacher Diaetine hier und da im Parenchyme zerstreut finden. Pheronema giganteum wurde auf der Challenger-Expedition bei der kleinen Molukken-Insel Little Ki-Island in 230-250” Tiefe ge- dregt. 4. Pheronema grayi Sav. Kent. Der Körper gleicht im Allge- meinen einem Buchfinkenneste, indem er eine abgeflachte Kugel von etwa 10°” Breite und 8°” Höhe darstellt, an deren Oberseite der halbkugelige Gastralraum mit einer 5°” breiten kreisförmigen Oscularöffnung aus- mündet. Unmittelbar unter dem röhrenförmigen Randsaume der kurzen Marginalia findet sich eine kleine, fingerbreite, nackte Ringzone, worauf dann ein kragenförmiger radiär vorstehender Gürtel von längeren La- teralia folgt. Aus der ganzen übrigen Seitenfläche des Schwamm- körpers ragen unregelmässig zerstreut stehende isolirte Lateralia weit hervor und gehen nach abwärts allmählich in den breiten lockeren Wurzelschopf der hier besonders langen basalen Ankernadeln über. Leider sind, wie schon oben erwähnt ist, die dermalen Pinule von Pheronema grayt nicht bekannt. Die gastralen Pinule sind dagegen ähnlich wie bei Ph. carpenteri mit ı8Sow langen, nur in der äusseren Hälfte rauhen, ziemlich spitz auslaufenden Basalstrahlen und mit einem bis zu 180 « langen Haupt- strahle versehen, welcher häufig nach dem Wasserlaufe schwach ge- bogen erscheint. In Betreff der Amphidiske ist, abgesehen von den noch nicht bekannten dermalen Macramphidisken hervorzuheben, dass die etwa Go langen und 20 « breiten Mesamphidiske der Gastralmembran halb- kugelig gerundete Schirmenden mit 8 mässig breiten Schaufelstrahlen besitzen, welche etwa ?/, der ganzen Nadellänge erreichen. Von diesen führt eine continuirliche Reihe von Übergangsformen zu den etwa 401. langen Micramphidiske mit 10-12 dünnen Schirmstrahlen. Von den parenchymalen Uneinaten haben die kürzesten, nur 120 bis 200 # langen und ziemlich dieken Miero-Uncinate, einfache Spindel- form und tragen kräftige, schräge, nach hinten gerichtete Seiten- stacheln. Der untere Rand der basalen Anker würde nach der von Sav. Kent gegebenen Abbildung nicht sowohl einem Kreisbogen als einem gothi- schen Bogen mit abgerundeter Spitze entsprechen, falls jene Zeichnung in The monthly mieroscop. journal I. 1870. Pl. 63 fig. ı6 wirklich einen flach aufliegenden Anker darstellt. Dieser zierliche, nach Sav. Kent’s Angabe im frischen Zustande schön orange rothe Schwamm wurde vor der Portugiesischen Küste Scuurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 565 (vor Setubal) in Tiefen von 700-1000" erbeutet, und ist’ bei den Fischern von Setubal als »Nidos de Mer« bekannt. 5. Pheronema hemisphaericum Gray. Der Körper hat nach Hıiecıy’s ausführlicher Darstellung in den Annals and mag. of nat. hist. AS. B.XV. 1875. p. 385 und ff. die Gestalt gewisser praehistorischer Thonurnen. Sowohl dieht unterhalb des mit einem röhrenförmigen Saume versehenen schmalen und scharfkantigen Oseularrandes, als auch unmittelbar oberhalb der quer abgestutzten Basallläche findet sich eine ringförmige Einziehung der in dem mittleren Theile stark vorgewölbten und hier mit einem Kragen von radiär vorstehenden Nadelbüscheln versehenen Aussenfläche. Von der Peripherie der Basalfläche ragt der S-10°" lange Basalschopf, aus Büscheln von Ankernadeln gebildet, hervor, während von dem mittleren Theile der Basalflläche nur wenige Nadeln entspringen. Der grösste Querdurchmesser, welcher sich auf der Grenze des oberen und mittleren Drittheiles befindet, misst etwa 10°; die Höhe etwa 8°”. Die Weite des kreisförmigen Oscularrandes beträgt 7° 5, die grösste Tiefe des flach ausgehöhlten Gastralraumes 3°8. Die kräftigen dermalen Pinule zeigen einen buschigen ceonischen Distalstrahl mit kurzem aber breitem Stamme und dicken eylindrischen Basalstrahlen, welche bis an ihr quer abgerundetes Distalende dieht mit spitzen Höckern besetzt, und nicht reehtwinkelig sondern in stumpfem Winkel vom Hauptstrahl nach abwärts gerichtet sind. Die gastralen Pinule dagegen sind länger und schmächtiger, mit kurzen Seitenästen und mit dünneren mehr rechtwinkelig zum Hauptstrahle abstehenden Basalstrahlen versehen. Die etwa 400 u langen Macramphidiske der Haut haben halbkugelig gebogene kurze Schirme mit breiten schaufelförmigen Strahlen. Die Micramphidiske sind 50-601 lang. Die parenchymalen Miero-Oxyhexactine von etwa 150 x Durchmes- ser sind gracil und mit quer abstehenden gebogenen Seitenstacheln be- setzt. Die kleinsten Micro-Uneinate messen etwa 1204 und sind im vor- deren Drittheil viel kräftiger als hinten. Sie tragen hakenförmige, zu- nächst quer abstehende, dann aber nach hinten umgebogene Stacheln. Daneben kommen auch Amphuneinate von der doppelten Länge vor, welche zum Theil 2 oder 4 im Kreuz gestellte centrale Buckel besitzen. Die basalen Anker haben einen rein kreisbogenförmigen Unterrand. Ph. hemisphaericum ist bisher nur bei der Philippinen -Insel Gebu erbeutet. 6. Pheronema globosum F. E. Scnurze. Der Körper stellt drei Viertheile einer faustgrossen Kugel dar. An Stelle des fehlenden oberen Segmentes befindet sich die annähernd kreisrunde Oscular- 566 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. öffnung von 6° Durchmesser. Die flache, etwa 3°" tiefe Gastralhöhle ist nach dem Rande zu etwas convex ausgebogen. Von dem Oscular- rande geht ein Kranz stark auswärts gebogener Marginalia von etwa ı® Länge ab. Aus der Seitenfläche ragen zerstreut stehende Büschel von Lateralia, auf niedrigen Erhebungen wurzelnd, radiär hervor und gehen nach abwärts ziemlich allmählich in den aus mehreren einzelnen jüscheln fingerlanger Ankernadeln bestehenden Basalschopf über; doch bleibt, wie bei Ph. hemisphaerieum, der eentrale Theil der Basal- fläche frei. Die kräftigen dermalen Pinule von ı50o« Länge sind gleich den- jenigen von Ph. hemisphaerieum durch einen stark buschigen Radial- strahl mit kurZem, aber diekem freien Schafte und durch schräge nach abwärts gerichtete eylindrische, bis an das quer abgerundete Ende gleichmässig mit kurzen Dornen besetzte Basalstrahlen von etwa 604 Länge ausgezeichnet, während die gastralen Pinule einen schmalen, bis 350n langen, mit kurzen Seitenstacheln besetzten Hauptstrahl und rechtwinkelig abstehende, allmählich sich zuspitzende, ziemlich glatte Basalstrahlen von 1004 Länge besitzen. Die etwa 160% langen Macramphidiske haben einen mässig be- dornten Axenstab. Die glockenförmigen Schirme sind etwa 6on lang und 40% breit. Ihre schaufelförmigen Strahlen stehen fast parallel und enden breit abgerundet. Die Mesamphidiske sind ähnlich ge- staltet, doch viel kleiner und gehen allmählich in die 24% langen Mieramphidiske über. Parenchymale Micro-Oxyhexactine habe ich nicht gefunden. Statt deren sind zahlreiche kurze Micro-Uneinate (bis zu 1204 herab) vor- handen, welche durch die starke Verbreitung im vorderen Drittheile gegenüber dem stark verschmächtigten hinteren Ende und durch die zunächst querabstehenden, sodann hakenförmig nach hinten gebogenen Seitenstacheln wieder den entsprechenden Nadeln von Ph. hemisphae- ricum durchaus gleichen, Ch.-Rep. Pl. XLIV Fig. 3 und 10. Auch der untere Rand der basalen Anker stellt hier wie bei Ph. hemisphaericum einen reinen Kreisbogen dar. Pheronema globosum ist von der Challenger-Expedition in der Nähe der Molukken-Insel Little Ki-Island auf einem Grunde von blauem Schlamme in 233” Tiefe in mehreren Exemplaren gefunden, und vielleicht mit Ph. hemisphaericum identisch. II. Gattung Poliopogon Wyvv. Tuomson. Vom stumpfen unteren Ende des Schwammkörpers geht ein ziemlich lockerer Wurzelschopf ab, dessen mässig lange, zweizähnige Ankernadeln nieht gar weit in den Schwammkörper hineinragen und un en F From ScuuLze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 364 keinen Centraleonus bilden. Die seitliche Aussenfläche ist glatt, ohne vorragende Nadelbüschel. Die Marginalia enden kolbig. Die beiden Ankerzähne stehen fast rechtwinkelig vom glatten Schafte ab und krümmen sich nur wenig mit dem stumpfen Endtheile empor. 1. Poliopogon amadou Wyvv. Tuonson. Das einzige bekannte aus- gewachsene Exemplar stellt eine halb-trichterförmig gebogene, daumen- dicke Platte mit zugeschärftem, einen schmalen Saum von Marginalia tragenden Osecularrande dar, während die in demselben Schwamme vorkommenden, ganz kleinen jungen Schwämme kugelige Form mit rundlicher enger Oscularöffnung zeigen. Von Maerosceleren sind die langen Uneinate mit dicht anliegenden - Stacheln hervorzuheben. Die dermalen und gastralen Pinule haben 150-2004 lange, meist S-ähnlich gebogene, schwach bedornte, rechtwinkelig abstehende Basal- strahlen und einen 300-400 langen und im Schafte Sa dicken Hauptstrahl mit schräge aufsteigenden, mässig langen Dornen und einem kräftigen Endstachel. Die dermalen Macramphidiske sind etwa 160% lang und 6ow breit. Ihre hochgewölbten, am Ende schwach abgestützten Schirme erreichen etwa ein Drittel. der ganzen Nadellänge und haben 8 ziem- lich breite, schaufelförmige Strahlen. Die in der gastralen und cana- laren Grenzhaut sehr reichlich vorhandenen Mesamphidiske von 40 bis ı604 Länge haben einen dünnen und sehr stacheligen Axenstab und ‚glockenförmige Schirme mit 8-ı2 dünnen, etwas divergirenden Strahlen. Die besonders in der Dermalmembram zahlreich zu findenden kleinsten Micramphidiske sind 30-4o0« lang und haben 10-12 strah- lige halbkugelige Endschirme. Im Parenehyme kommen Miero-Oxyhexactine von 160-200 «# Durch- messer mit geraden, schwach höckerigen Strahlen und ausserdem zahl- reiche, sehr dünne rauhe Oxydiactine von nur 60-704 Länge vor, welche von dem nur ı-2w dieken Mitteltheile aus beiderseits allmählich in feinste Spitzen auslaufen. Auf der Challenger-Expedition bei den Canarischen Inseln in 2790” Tiefe gedrest. 2. Poliopogon gigas F. E. Scn. Das einzige bekannte, ziemlich stark lädirte Exemplar dieses Schwammes stellt einen gedrungenen, 50-70°” breiten, dickwandigen Becher mit einer 20° weiten, kreisför- migen, oberen centralen Oscularöffnung und einer etwa ebenso breiten, aber etwas tieferen Gastralhöhle dar. Die langen Uneinate haben hier etwas weniger dieht anliegende Widerhaken als bei P. amadou. Hinsichtlich der Mieroseleren ist hervorzuheben, dass die der- malen Pinuli zwar ebenso wie bei P. amadou mit ziemlich langen, I 368 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. schwach bedornten Basalstrahlen versehen sind, jedoch einen viel kür- zeren, nur etwa 120 langen Distalstrahl haben, auf dessen kräftigen nackten Basalschaft ein buschiger, 40-60 breiter Haupttheil mit starken, schräg abstehenden Dornen und ein kräftiger Terminaleonus folgt. Die dermalen Macramphidiske, welche eine Länge von 220 bei einer grössten Breite von Sow erreichen, haben Tonnenform, da ihre terminal etwas quer abgestutzten Schirme sieh mit ihren 8 langen, nur schwach divergirenden, dabei aber etwas gebogenen Strahlen sich in der Mitte fast erreichen und Fassdauben gleichen. Sie zeigen einen mässig dünnen, aber stark höckerigen Axenstab. Die meistens ro Schirmstrahlen aufweisenden Mesamphidiske gleichen in der Form : den grossen und gehen kaum unter ı2o@ Länge herab; sie unter- scheiden sich daher sehr leicht von den auch hier nur 30-404 langen Mieramphidiske. Im Parenchyme kommen ausser den auch hier zahlreich vorhan- denen, 200-3004 grossen Oxyhexactinen mit geraden höckerigen Strahlen die für die Species besonders charakteristischen spindelför- migen Oxydiactine mit ziemlich starker, aber nieht centraler, 4-54 dicker Anschwellung vor (Ch.-Rep. Taf. 48 Fig. 3 und 7). Poliopogon gigas wurde bei der Challenger-Expedition nördlich von Neu-Seeland zwischen den Raoul- und Macauley-Inseln in einer Tiefe n von 1153” auf vulcanischem Grunde gefunden. Il. Gattung Hyalonema GraY. Aus dem gewöhnlich conisch verschmälerten unteren Ende des kelchförmigen Körpers ragt ein scharf abgesetzter, schmaler, dreh- runder, langer Wurzelschopf hervor, dessen lange vierzähnige Anker- nadeln oben dicht zusammengedrängt einen in den Gastralraum frei hineinragenden Oentraleonus bilden, nach abwärts aber büschelartig auseinanderweichen. Die Seitenoberfläche des Körpers ist glatt ohne frei vorragende Nadeln. Die Marginalia sind schlank und spitz aus- laufende Diactine mit zackentragendem Distelstrahle und centraler Knotenverdickung. Im Parenchyme fehlen die Uneinate. a) Arten, deren parenchymale Micro - Oxyhexactine gerade glatte Strahlen haben. ı. Hyalonema cupressiferum nova species. In meinem Chal- lenger-Report S. 231 hatte ich ein Zyalonema vorläufig charakterisirt und die Beschreibung durch einige Abbildungen a.a.O. P.XXXI Fig. ı ı bis 16 illustrirt, welches zwar nur in einigen Bruchstücken erhalten war, jedoch die wichtigsten Nadelformen erkennen liess und auch ScHuLzE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 569 hinsichtlich der Grösse ungefähr auf den Umfang einer Faust abge- schätzt werden konnte. Während ich damals Bedenken trug, für diese jedenfalls eigenthümliche Ayalonema-Form schon einen besonderen Speciesnamen vorzuschlagen, glaube ich jetzt nach wiederholter gründ- lieher Durcharbeitung des gesammten Materiales der bisher beschrie- benen Hyalonema-Arten hierzu berechtigt, ja, sogar verpflichtet zu sein, weil ich die Überzeugung habe, dass sich jetzt diese Species auch ohne genaue Kenntniss der äusseren Körperform und einiger anderer nicht festzustellender Charaktere von den übrigen Arten derselben Gattung leicht unterscheiden lassen wird. Während von den Maecroscleren keine besonders wichtigen Eigen- thümliehkeiten hervorzuheben sind, bieten die Mieroselere umsomehr Anhaltepunkte für die Species-Charakteristik. So sind schon die der- malen Pinule, mit welchen das äussere Hautnetz dicht besetzt ist, durch den eigenthümlich geformten kräftigen Distalstrahl von etwa 500 Länge und durch dicke, kurze, glatte und leicht höckerige Basal- strahlen von nur etwa 35 u Länge ausgezeichnet. Während der etwa Sw# dieke Basaltheil des Schaftes eine kurze Strecke nackt bleibt, treten weiter aufwärts zuerst spärlich, dann reichlicher kräftige und allmählich immer länger werdende Seitenstacheln auf, welche anfangs ziemlich quer nach auswärts, nach und nach immer steiler aufsteigen und schliesslich wie die aufstrebenden Zweige einer Gypresse sich dicht aneinanderlegen, um am oberen Ende des Pinuls einen kräftigen End- conus zu umschliessen, Challenger-Report Pl. XXXU Fig. 16. Gerade wegen dieser Cypressenähnlichkeit der dermalen Pinule bezeichne ich die Species als Hyalonema cypressiferum. Im Gegensatze zu diesen langen buschigen Dermalpinulen erscheinen die gastralen Pinule nur etwa 2004 lang, mit schräge gerichteten Dornen spärlich besetzt und mit etwas längeren, bis So # messenden glatten oder schwach bedornten Basalstrahlen. Auffällig lang (bis 40oou) und dabei verhältnissmässig schmal (70-80 4) sind die gestreckt ellipsoiden dermalen Macramphidiske, deren tief glockenförmige, zuweilen auch terminal schwach abgestutzte Schirme mit ihren 8 meist ziemlich schmalen Strahlen oft bis nahe zur Mitte reichen, jedenfalls aber über '/; der Amphidiskenlänge ausmachen. Der nur Su dicke Axenstab zeigt gewöhnlich in der Mitte 4 deutliche, in Kreuz gestellte Querstacheln. (Challenger-Report Pl. XXXI Fig. ı ı). Die in der Gastralmembran besonders häufigen Mesamphidiske gleichen im Allgemeinen den grossen in der Form, doch haben die gewöhnlich ı0-ı2strahligen Schirme recht verschiedene Form und Länge. Die Mieramphidiske mit halbkugeligen ı2 strahligen Schirmen und dünnem Axenstabe sind nur 20-254 lang und 5-64 breit. 570 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. Die überall im Parenchyme sehr häufigen und meist schmäch- tigen Miero-Oxyhexactine mit den glatten Strahlen sind durch- schnittlieh 130-1601 gross. Hyalonema cupressiferum ist mitten im stillen Oceane nahe dem Aequator unter 0°33 südl. Breite und 151734 Tiefe von Globigerinenschlamm - Boden empor- ) m westl. Länge aus 443° geholt. 2. Hyalonema fruticosum nova species. Leider konnte von dieser in meinem Challenger-Report auf S. 233 zuerst ohne bestimmte Be- nennung beschriebenen Species nur ein etwa wallnussgrosses Bruch- stück zur Untersuchung verwandt werden, an welchem jedoch noch etwas von der Hautschicht erhalten war. Zunächst ist der Umstand bemerkenswerth, dass hier im Gegen- satze zu allen anderen. bekannten HAyalonema-Arten neben den ge- wöhnlichen Formen von Maeroseleren noch zahlreiche Orthotriaectine vorkommen, deren zwei lange in gerader Linie gelegene Hauptstrahlen ebenso wie der dritte etwa in der Mitte rechtwinklig abgehende kürzere Strahl (oft nach vorgängiger schwacher spindelförmiger Ver- diekung) zugespitzt enden. Von den Microseleren zeigen die 200-300 # grossen dermalen Pinule ganz auffällig lange (etwa 60 «) schmale und bis auf die schwach dornige Endspitze glatte Basalstrahlen. Auf den nur etwa 5 # dieken glatten und nackten Basaltheil des Distalstrahles folgt der mit ziemlich kräftigen bald nach oben zu allmählich an Länge zu- nehmenden, schräg abstehenden Dornen dicht besetzte buschige Ab- schnitt, dessen grösste, etwa 40 u betragende Breite etwas unterhalb des mässig abgestutzten Endes erreicht wird. Aus der Mitte des letzteren ragt ein breiter kurzer Üentralconus nur wenig hervor. An den dermalen Macramphidiske, welche eine Länge von 400 bis 500 x und eine Breite von 200 « erreichen, fällt die Länge der glockenförmigen Schirme auf, deren 8 breite schaufelförmige Strahlen in der Mitte der Nadel oft auf diejenigen des entgegengesetzten Schirmes stossen und gelegentlich sogar mit diesen verschmelzen. Der Axen- stab, welcher in der Mitte 4 kreuzweise gestellte starke Höcker trägt, hat eine Dieke von etwa 2o u. Die reichlich vorhandenen Mesamphi- diske haben sehr verschiedene Form und Grösse, 10-12 mässig lange Schirmstrahlen und: einen dornigen Axenstab. Die Micramphidiske gehen nicht unter 300 «x Länge hinab, ihre 12strahligen, fast halb- kugeligen Glockenschirme bleiben kurz; der Axenstab aber zeichnet sich dureh die ungewöhnliche Dicke von 4a aus. Die schlanken parenchymalen Miero-Oxyhexactine zeigen glatte gerade Strahlen von 90-100 Länge. — Hyalonema fruticosum wurde ScuurzE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. rl auf der Challenger-Expedition westlich von der Philippinen Insel Luzon in 1922” Tiefe auf blauem Schlickgrunde erbeutet. 3. Hyalonema clavigerum F.E. Scn. Da das Bruchstück, nach welchem diese von mir im Ghallenger-Report S. 220 beschriebene und ibidem Pl. XLI Fig. ı-4 und 6-ıı abgebildete Art aufgestellt ist, ziemlich gross war und noch einen Theil des Oscularrandes ent- hielt, so konnte ich mir noch eine ziemlich deutliche Vorstellung von der Form und Grösse des betreffenden Schwammkörpers machen, welcher wohl demjenigen von Hyalonema apertum einigermaassen Ähnlich gewesen sein dürfte. Die dicht gedrängt stehenden dermalen Pinule sind nur etwa ı0o% hoch und zeigen Basalstrahlen von 60-65 u Länge, welehe von mässiger Stärke sind und sich allmählich bis an’s zugespitzte Ende verschmälern. Der unten nackte, nach oben zu durch schräg abstehende, allmählich an Länge zunehmende Dornen immer breiter (bis zu 40 u) werdende, ziemlich buschige Distalstrahl endet schliesslich abgestutzt mit der kurzen Spitze eines dieken CGentralconus. Ganz anders sehen die spärlich vertheilten, bis zu 300 u langen gastralen Pinule aus. Ihre 100-120 « langen, mässig starken Basalstrahlen sind ganz glatt und enden einfach zugespitzt, während der lange Distal- strahl die Gestalt einer gestreckten Spindel hat und an dem mässigen Axenkörper nur kurze fast schuppenartig anliegende Dornen trägt MiRzeNep.ES.220 Pl: XEI-Fig.'8). Die dermalen Macramphidiske von 360-380 # Länge und 120 u Breite haben in der Mitte des 18-20 u dicken glatten Axenstabes S im Winkel gestellte fingerförmige Querfortsätze. Die halbkugeligen Schirme erreichen etwa '/, der Länge des ganzen Spieulum und haben 8 seltene, 10 breite, lanzettförmig zugespitzte, schaufelförmige Strahlen. Die am Reichlichsten in der Gastralenmembran zu findenden Mesamphidiske, welche in der Länge zwischen 30 und Sow, in der Breite zwischen S und ı2 u schwanken, haben einen dünnen rauhen Axenstab und glockenförmige Schirme, deren Länge verschieden ist, doch gewöhn- lich !/; der ganzen Amphidiskenlänge übertrifft. Die 10 Schirmstrahlen sind dünn und parallel oder leicht eingebogen. Durch zahlreiche Über- gangsformen sind diese mittleren mit den Micramphidisken gewöhn- licher Form verbunden, deren Länge bis auf ı2 « sinken kann. Die meist recht schlanken parenchymalen Micro-Oxyhexactine sind überall reichlich vorhanden und messen 60-ı204. Ihre geraden Strahlen sind glatt oder ganz schwach rauh. Hyalonema elavigerum F. E. Scn. wurde auf der Challenger - Ex- pedition nahe bei den Pinguins Inseln in 2928” Tiefe auf diatomeen- reichen Schlammgrunde gefunden. 572 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. 4. Hyalonema globus F.E. Scu. Als Hyal. globus habe ich in dem Challenger-Report einen nahezu kugelförmigen Schwamm von etwas über 2°" Durchmesser beschrieben, dessen obere Oseularöffnung nur 4" weit und mit einem zarten, radial gestellten Marginalnadelsaum ver- sehen ist, während an dem entgegengesetzten unteren Pole der schmale 3asalnadelschopf vorsteht, Ch.-Rep. Pl. XL Fig. ı. Unter den meist kräftigen Macroseleren gewöhnlicher Form und Grösse fallen gerade Ambuneimate von 5004 und mehr Länge auf, welche an der centralen knotenförmigen Verdiekung gewöhnlich 1-4 gekrümmte Stacheln erkennen lassen. Die noch erhaltenen Anker des Basalschopfes sind durch 4 zurückgebogene Zähne mit ausgeschweiftenm Seitenrand ausgezeichnet. Die dermalen Pinule von etwa 7004 Länge haben kräftige, gegen das Ende allmählich verschmälerte, 5o4# lange Basalstrahlen, welche mit kleinen distal gerichteten Höckern spärlich besetzt sind. Während dlas untere Drittel oder Viertel des distalen Hauptstrahles ungefähr 6@ diek und ganz glatt ist, stehen von dem längeren übrigen Theile desselben lange und stark gebogene Seitenstacheln ziemlich quer ab, um sich dann nach oben zu wenden. Im oberen Theile legen sich die Stacheln dichter an den Stamm an und umschliessen schliesslich knospenartig den breiten, mit einer stumpfen Spitze endenden, termi- nalen Gentraleonus, Ch.-Rep. Pl. XL Fig. ı6. Schlanker und länger, aber mit gleichen Basalstrahlen versehen sind die gastralen Pinule, welche nur kurze und spärliche Seitenstacheln an dem in eine lange schlanke Spitze auslaufenden, 120-2804 langen distalen Hauptstrahle zeigen. Ri Die dermalen Macramphidiske von 300-400u Länge und etwa ı 204 Breite haben einen glatten, kräftigen Axenstab mit 4 oder S im Wirbel gestellten Buckeln am centralen Theile. Ihre nur etwa 1004 langen Schirme sind an der terminalen Wölbung quer abgeplattet und zeigen 8 breite, schaufelförmige, schräge, abstehende Strahlen mit ab- gerundetem Ende. Während ich Mesamphidiske mit 10 Strahlen nur selten antraf, zeigten die sowohl in der Dermal- als Gastral-Membran zahlreich vorhandenen Micramphidiske die gewöhnliche Form und eine Länge von 20-251. Die zahlreich vorhandenen parenchymalen Micro-Oxyhexaectine von 150-2504 Durchmesser zeigen gerade, glatte oder am Ende schwach rauhe Strahlen von mässiger Strahlendicke. Hyalonema globus F. E. Scu. ist von der Challenger -Expedition im Malaiischen Archipel in der Nähe der Banda-Inseln bei 659” Tiefe auf vuleanischem Grunde in einem ziemlich gut erhaltenen Exemplare gefunden. Scuurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 919 b) Arten, deren parenchymale Miero-Oxyhexactine gerade, rauhe Strahlen haben. 5. Hyalonema cebuwense Hıiesın, vielleicht = Hyal. sieboldi Gray. Der von Hıssım im Jahre 1875 in den Annals and mag. of nat. hist. 4 Ser., Vol. XV p. 377 beschriebene und abgebildete, mir leider nicht zugängliche Schwamm gleicht nach Hıccın's Darstellung in der Gestalt einem etwas abgenutzten Bildhauerschlägel mit flacher ringförmiger Einziehung der Seitenwand unterhalb des abgerundeten fe) oO { fo) 2 breiteren, oberen Endtheiles. Der Körper ist 14 breit; der 25° lange Basalschopf hat an seinem Vorsprung aus dem mm BE Unter den von Hıiceım beschriebenen Maeroseleren fallen dieke Öxydiactine von 8"”5 Länge und etwa 0"”56 Dicke, sowie 2””s lange Ambuneinate auf. Die Anker des Basalschopfes sind mit 4 kreuz- weise gestellten und stark zurückgeneigten, gebogenen Zähnen ver- fe) < fo) re [o) em em lang und ı2 o Körper einen Durchmesser von 12 sehen. Nach den Abbildungen haben die dermalen Pinule eine Höhe von 1004. Der Distalstrahl ist mit mässig langen, nach oben zu all- mählich kürzer werdenden und sich mehr an den Schaft anlegenden Seitendornen versehen, während die glatten oder schwach rauhen Basalstrahlen nur 254 lang sind. Von Amphidisken bildet Hıcsım eine grössere, ı1ou lange Form mit etwas divergirenden Radien der tief glockenförmigen, ein Drittel der Gesammtlänge ausmachenden Schirme ab, während deren Axen- stab glatt ist, sowie eine kleine, sehr häufig vorkommende Form von etwa 2onu Länge mit halbkugeligen Endschirmen und einer central kantenförmigen Verdiekung des Axenstabes. Im Parenehyme vorkommende Micro-Oxyhexactine von ı 20 4 Durch- messer sind durch mehrere einzeln stehende, nach auswärts abgebogene schmale Dornen ausgezeichnet, welche von dem Endtheile jedes Strahles nahezu quer abstehen. Ausserdem werden noch grössere plane, ein rechtwinkliges Kreuz darstellende Oxytetraetine von 375% Durchmesser mit Widerhaken an den spitz zulaufenden Enden als charakteristisch aufgeführt und abgebildet. Hıeccın’s Hyalonema cebuense stammt von der Philippinen -Insel Cebu und könnte möglicher Weise identisch sein mit Alyalonema_sie- boldi Gray. Da nämlich der Hauptunterschied in den hier bedornten, dort fehlenden parenehymalen Micro-Oxyhexactinen besteht, so wäre es denkbar, dass die von Hıesın beschriebenen und abgebildeten bedornten Miero-Oxyhexactine gar nicht parenchymale Nadeln, sondern gastrale, sechsstrahlige Pinule sind, wie sie in ganz ähnlicher Form und Grösse bei Ayalonema sieboldi vorkommen. 1597 Sitzungsberichte 1893. 5% 574 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. Diese Frage lässt sich natürlich nur an Schnitten des Originales entscheiden, welches mir nicht zugängig ist. 6. Hyalonema thomsoni W. MarsnauL. Diese Form unter- scheidet sich durch ihren schmalen, langgestreckten Körper und weit über die Oseularfläche hinausragenden, langen Centraleonus schon bei obertlächlicher Betrachtung deutlich von den meisten übrigen Hyalo- nemen. Sie ist zuerst von W. MarsmArt in der Zeitschr. für wissensch. Zoologie. Supplementband XXV S. 225 u. ff. und später von mir im Chall.-Rep. p. 211 genauer beschrieben und a. a. O. Pl. XXXIV ab- gebildet. Durch eine geringe Auswärtsbiegung des scharfen Oscular- randes wurden die vier kreuzweise gestellten Radiärsepta der Gastral- höhle deutlich sichtbar, welche von der Körperwand zum Centraleonus gehen und sich an diesem letzteren etwas emporziehen, vergl. a. a. O. DIR XIV dig. Von den Maecroseleren will ich hier nur die mit 4 kurzen, stark zurückgebogenen Zähnen versehenen Anker erwähnen, deren stark ver- diektes, unteres Ende bald halbkugelig abgerundet, bald mehr zuge- spitzt erscheint. Die dermalen Pinule haben einen etwa 750% langen, schmalen, nur mit kurzen Seitenstacheln besetzten Radialstrahl und 4 am Ende bedornte Basalstrahlen von 4ou Länge. Sie sind daher im Allgemeinen als schmächtig zu bezeichnen. Ähnlieh, doch weniger lang sind die gastralen und canalaren Pinule. Die dermalen Macramphidiske von 120-1504 Länge und mit einer Schirmbreite von etwa 4ou haben einen nur spärlich mit Knoten besetzten Axenstab, welcher wegen der auffälligen Kürze der flach gewölbten Endschirme mit spitz auslaufenden Strahlen hier fast in ganzer Länge sichtbar ist. Chall.-Rep. Pl. XXYIV Fig. 2. Verbält- nissmässig viel länger sind die Schirmstrahlen der tief gewölbten Endschirme bei den nur 40-50ou langen Mesamphidiske, welche vor- wiegend in der Gastralhaut zu finden sind. Die Micramphidisken zeigen nur eine Länge von etwa 2o4 und die gewöhnliche Form. Zahlreich kommen im Parenchyme die mit nur kleinen Höckern be- setzten und daher auch bei schwacherV ergrösserung kaum rauh erscheinen- den schmächtigen Micro-Oxyhexactine von 140-1504 Durchmesser vor. Hyalonema thomsoni W. MarsnAaLL ist in einigen kleinen, nur 7-8°" langen Exemplaren nördlich von den Shetlands-Inseln in Tiefen / von 090-1006 m ‚ und in einem grösseren, 30°" langen Exemplare Basalschopflänge) westlich von den Hebriden cm (9”" Körperlänge, ıı gefunden. 7. Hyalonema. poculum F. E. Sc. Das einzige auf der Challenger-Expedition erbeutete Stück dieser Art stellt einen läng- ScuurzE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 575 lichen, oben 9°” breiten, trichterförmigen Kelch mit tiefem Gastral- raume, dünner Wand und einer von der Gastrallläche deutlich abge- hobenen Siebmembran dar, dessen unteres Ende leider fehlt. Die dermalen Pinule haben einen kräftigen, 200-2404 langen Distalstrahl, dessen Basaltheil nackt ist, während der übrige Theil mit mässig langen, schräge aufwärts gerichteten Seitenstacheln besetzt ist. Die am Ende mit Höckern mässig besetzten Basalstrahlen sind 4ou lang. Etwas schmächtiger, aber ebenso lang sind die gastralen und canalaren Pinule. Die dermalen Macramphidiske sind 400-500u lang. Ihr derber Axenstab hat ausser 4 kreuzweise gestellten centralen Buckeln noch hier und da einige kleine Höcker. Die halbkugelich gewölbten End- schirme erreichen eine Breite von ı60% und haben 8 nicht sehr breite Strahlen mit lanzettförmigem Endtheile. Die Mesamphidiske sind nur Sow lang und recht graeil; ihre halbkugelig gewölbten Schirme sind verhältnissmässig länger als bei den vorigen und haben am Ende abgerundete Strahlen. Die 20x langen Micramphidiske weichen nicht wesentlich von der Norm ab. Im Parenchymen finden sich reichlich ziemlich kräftige Miero-Oxy- hexaetine mit rauhen, graden, 70-8ou langen Strahlen. Das einzige bekannte im Ch.-Rep. Pl. XXXIII abgebildete Stück wurde gefunden westlich von Valparaiso bei der Insel Juan Fernandez in einer Tiefe yon 2526": 8. Hyalonema conus F. E. Sch. Der ziemlich rein kugelförmige Körper von 6°” Länge und 5°; grösster Breite weist an der Gastral- fläche eine schwach eingesenkte Siebplatte auf. Ch.-Rep. Pl. XXXIHI Fig. 8. Von Macroseleren sind die Anker des basalen Wurzelnadel- schopfes wegen der eigenthümlichen Gestalt ihrer 4 grossen Zähne be- merkenswerth. Die letzteren gehen als drehrunde Strahlen rechtwinklig vom Schafte ab, machen dann in einer Entfernung von etwa 5004 eine nahezu rechtwinklige Biegung nach aufwärts und enden zuge- spitzt, Ch.-Rp. Pl. XXXII Fig. 10. Die 100-1204 langen dermalen Pinule haben einen mit mässig langen, schräge emporragenden Dornen besetzten kräftigen Hauptstrahll und am Ende schwach bedornte 40-5ou lange, kräftige Basalstrahlen. Die gastralen und canalaren Pinule gleichen den dermalen fast vollständig. Die dermalen Macram- phidiske haben einen dieken und bis auf die 4 centralen Höcker glatten Axenstab und kurze, flach gewölbte Endschirme von etwa 70» Breite mit 8 kräftigen, breiten, schaufelförmigen Zähnen. Die gastralen und canalaren Mesamphidiske sind viel graciler und nur 40-6o4 lang, auch mit längeren glockenförmigen Schirmen versehen, welche etwa ein Drittel der Nadellänge messen. Die hauptsächlich 52* 576 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. der Hautschieht in Menge zukommenden Mieramphidiske haben die gewöhnliche Form und sind 20-25« lang. Mässig starke Micro-Oxyhexactine mit ganz graden und deutlich rauhen, 50-6on langen Strahlen durchsetzen in Menge das Parenchym. Durch wiederholte Untersuchung bin ich zu der schon früher von mir vermuthungsweise ausgesprochenen Überzeugung gelangt, dass ausser dem oben erwähnten, deutlich kegelförmigen Stücke, welches auf der Challenger-Expedition südlich von Australien in 3300" Tiefe auf einem Grunde von Globigerinen-Schlamm erbeutet ist, auch jenes Bruchstück zu Hyalonema eonus gehört, welches auf derselben Expe- ” eben- falls auf Globigerinen-Schlamm haltigen Grunde gedredgt und von mir im Chall.-Rep. p. 232-233 beschrieben ist. Auf Pl. XXXIX Fig. 10-15 desselben Werkes hatte ich einzelne Nadeln jenes Bruch- stücks abgebildet. dition westlich von Tristan da Cunha in einer Tiefe von 3706 c) Arten, deren parenchymale Micro-Oxyhexactine gebogene, glatte Strahlen haben. 9. Hyalonema lusitanicum Barg. Du BOoCAGE. Ein Exemplar dieses Schwammes, welches dem Brit. Mus. von BocagE selbst über- lassen ist, hat eine Länge (vom Basalschopfe abgesehen) des getrock- cm neten und stark beschädigten Körpers von ı2°”, während die Breite nur 2°°7 beträgt. Die 240—-300u langen dermalen Pinule haben kurze, nur 30-404 lange, am Ende schwach bedornte, kräftige Basalstrahlen und mittel- lange, schräg aufsteigende Seitenstachel des mässig starken radiären Hauptstrahles. Die gastralen und eanalaren Pinule sind schmächtiger und bedeutend kürzer. Die grössten dermalen Macramphidiske, welche ich finden konnte, messen 240-280 u. Sie haben einen schlanken, spärlich mit Dornen besetzten Axenstab und tief glockenförmige 50-80 u breite Endschirme mit schmalen, parallel auslaufenden Strahlen. Ähnlich, aber kürzer und zarter sind die etwa 60 » langen Macramphidiske. Die Micram- phidiske erscheinen etwas länger, 28 u, als gewöhnlich. Die im Parenchyme zahlreich vorhandenen Miero-Oxyhexactine haben dünne, mässig gebogene, glatte Strahlen von 30-33 u Länge. Hyalonema lusitanicum ist mit Sicherheit nur vor der portugiesischen Küste in der Nähe von Setubal gefunden. 10. Hyalonema divergens F. E. Scn. Der umgekehrt glocken- förmige, 8°" lange und 6°5 breite Körper endet quer abgestutzt mit einer central schwach vertieften Siebplatte. Die dermalen Pinule sind sehr lang (800 ») und schlank. Am Distalstrahl folgen auf den unteren nackten Theil ziemlich kurze und dünne, schräg emporgerichtete Zu eb ScnauzrzE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. Dornen, welche nach dem langen spitzen Ende zu immer kürzer werden. Die 150-160 u langen, dermalen Maeramphidiske haben einen nur mässig starken, schwach höckerigen Axenstab und 50-80 u breite am Ende etwas abgestutzte Endschirme, deren Länge etwa '/, des ganzen Amphidiskes ausmacht. Die 8 mässig breiten Strahlen diver- giren etwas gegen das freie Ende. Die nur 8o u langen Mesam- phidiske haben halbkugelig gewölbte Endschirme. Die Micramphi- diske sind 20-25 u lang. .Die zahlreich vorhandenen parenchymalen Micro-Oxyhexactine haben mässig starke, deutlich gebogene, glatte Strahlen von etwa 50 u Länge. FHliyalonema divergens wurde bei der Challenger-Expedition mitten im stillen Ocean östlich von den Maldon- Inseln in einem Exemplar von dem 4438" Schlamm bestehenden Boden heraufgeholt. 11. Hyalonema robustum F. E. Scn. An dem annähernd halb- kugeligen, etwa der Hälfte eines Apfels gleichenden Fragmente, nach welchem diese Species aufgestellt ist, zeigte sich das dermale Gitter- gerüst noch gut erhalten. Die ziemlich kräftigen, 300- 360 u langen Pinule desselben, tragen mässig starke, aber nicht sehr lange, schräge aufwärts abstehende Seitendornen an dem nicht gerade schlanken Radialstrahl, und kräftige, schwach bedornte Basalstrahlen von etwa 5o u Länge. Ähnlich, aber kürzer (140 u) sind die etwas schmächtigeren gastralen und canalaren Pinule. tiefen, aus Globigerinen- Merkwürdig erscheinen die dermalen Macramphidiske dureh ihre annähernd kugelige Form und durch ihre grubenförmige Vertiefung auden Polen, 'Ch.-Rep. Pl. XXX. Fig. 2. Bei) einer, Länge; won ı60 # haben sie einen Breitendurchmesser von 120 u. Die breiten abgerundet schaufelförmigen Strahlen der beiden gegenüber stehenden halbkugeligen Schirme nähern sich bis zur Berührung. Der 16 u dieke Axenstab ist ganz glatt. Ganz anders sehen die dermalen und gastralen etwa 60 u langen Mesamphidiske aus, deren tief glocken- förmigen Schirme sich nicht bis zur Berührung nähern und nur 24 4 breit sind. Die Mieramphidiske sind etwa 28 u lang. Die in Menge vorhandenen parenchymalen Miero-Oxyhexaetine sind mässig stark. Ihre deutlich gebogenen glatten Strahlen erreichen eine Länge von 50 u. Das einzige bekannte Stück wurde auf der Challenger-Expedition im nordwestlichen Theile des stillen Oceanes in einer Tiefe von 4209" auf rothem Thon-Grunde erbeutet. ı2. Hyalonema tenerum F. E. Scan. Der stark beschädigte lockere Körper des einzigen bekannten Exemplares hat eine Länge von 4°" und eine grösste Breite von 2°”5. Die dermalen Pinule haben einen sehr langen Hauptstrahl von 600-800 u Länge, dessen kräftiger, 578 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. nackter Basaltheil fast 16 « breit ist, während sich der lange, mit sehr kurzen schräg emporgerichteten Dornen besetzte übrige Theil allmählich verschmälert und schliesslich in eine kleine lange Spitze auszieht. Die minder starken, mit kurzen Dornen spärlich besetzten Basalstrahlen erreichen die bedeutende Länge von 60-120 u. Viel kürzer (140 «#), aber auch mit verhältnissmässig längeren Seitendornen und mit langen (50 u) schwach dornigen Basalstrahlen versehen sind die schmächtigen gastralen und canalaren Pinule. Die derben dermalen Macramphidiske gleichen zwar etwas den- jenigen von Hyalonema robustum, zeigen aber keine grubenförmige Ver- tiefungen an den Polen nnd weichen noch mehr von der Kugel- form ab als jene, da ihre Länge ı40 u, die Breite jedoch nur 100 u beträgt. Der etwa ı2 u dicke Axenstab ist ganz glatt. Die breiten, schaufelförmigen Strahlen der beiden gegenüber stehenden halbkugelig gerundeten Schirme erreichen sich mit ihren breit abgerundeten Enden im Aequator des Amphidiskes. Die 50-90 u langen Mesam- phidiske haben tiefglockenförmige Schirme von 30-40 u Breite. Die Mieramphidiske haben eine Länge von 28 » und eine verhältniss- mässig grosse Schirmbreite von 10 u. Die nicht besonders starken parenchymalen Micro-Oxyhexaetine, welche in grosser Menge im Paren- chyme vorkommen, haben deutlich gebogene glatte Strahlen von etwa 50 # Länge. Hryalonema tenerum wurde von der Challenger-Expedition im süd- lichen Theile des stillen Oceanes von einem 4666” tiefen, mit rothem Thone bedeckten Grunde emporgezogen. 13. Hyalonema gracile FE. E. Scn. Der kleine, 2°”; lange und ı°°6 breite, rübenförmige Körper ist am verschmälerten oberen Ende mit einer quer ausgespannten Siebmembram gedeckt, während aus breiter Schopf schwach mm dem zugespitzten Unterende ein nur 3 divergirender Basalnadeln von 3°" Länge vorragt. Die dermalen Pinule sind ziemlich kräftig, 140-150u lang. Ihr Distalstrahl ist mit mässig entwickelten, schräg emporsteigenden Seiten- dornen besetzt. Ihre derben, schwachbedornten Basalstrahlen sind 50-60% lang. Schmächtiger und viel kürzer sind die gastralen Pinule. Die dermalen Macramphidiske haben im Ganzen ellipsoide Form, eine Länge von 90-100, eine Breite von etwa 4ow. Ihr Axenstab ist mässig breit und trägt auffällig starke, quer abstehende Stacheln. Die langen, zuweilen sich fast in der Mitte erreichenden Strahlen sind von mässiger Breite. An den etwa 5on langen und 2on breiten Mesamphidisken erscheint der Schirm mehr halbkugelig. Die Micram- phidiske sind 25-3o0u lang und 10o-ı21 breit. ScHurzE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 919 Die zahlreich vorhandenen, mässig starken, parenchymalen Micro- Oxyhexactine haben deutlich gebogene glatte Strahlen von 40-504 Länge. Das einzige, ziemlich gut erhaltene Stück dieser Art wurde auf der Challenger-Expedition in der Nähe der Philippinen -Insel Mindanao in einer Tiefe von 4172” auf blauem Schlickgrund gefunden. 14. Hyalonema elegans F. E. Scn. Ausser einem rübenförmigen em Stück von 2°" Durchmesser sind nur noch einige Fragmente dieser Form bekannt, welche ich früher im Ch.-Rep. als eine eigene Art » Hyalonema tenue« aufgefasst hatte. Eine wiederholte sorgsame Ver- gleichung aller einzelnen Nadelformen hat mich jetzt zu der Über- zeugung geführt, dass die Differenzen zwischen H. tenue und elegans nicht über die individuelle Variationsbreite hinausgehen. Die dermalen Pinule sind von bedeutender, zwischen 320 und 5oou varürender Länge. Der im glatten Basaltheil sehr kräftige, ganz allmählich in die lange dünne Endspitze auslaufende Distalstrahl zeigt nur kurze, ziemlich dieht anliegende Dornen. Die minder dicken, schwach bedornten Basalstrahlen messen 60-1004. Die dermalen Macramphidiske gleichen im Allgemeinen durch ihre ellipsoide Form, durch die quer abstehenden Dornen des Axen- stabes und die sich fast erreichenden Schirmstrahlen von mässiger Breite den entsprechenden Nadeln von H. gracie. Ihre Länge be- trägt So-ıoo4, die Breite 30-404. Auch die Mesamphidiske von 60-8ou Länge gleichen mit ihren halbkugelig oder glockenförmig gewölbten 8 — 10 strahligen Schirmenden betreffenden Nadeln von H. graeile. Die Micramphidiske haben verschiedene Länge, meistens 25-28. Die sehr reichlich vorhandenen schlanken parenchymalen Miero- Oxyhexactine haben ziemlich stark gebogene glatte Strahlen von 30 bis 401 Länge. Während das besser erhaltene Exemplar von H. elegans mitten im Stillen Ocean in der Nähe der Christina-Inseln aus 4438” Tiefe von Globigerinenschlamm-Grund stammt, sind die früher als MH. tenue beschriebenen Bruchstücke vor der Mündung des Rio de la Plata in 3477" Tiefe auf blauem Schlickgrund erbeutet. 15. Hyalonema kenti O. Scumivr. Unter den von Oscar SCHMIDT als Asconema kenti beschriebenen, aber zweifellos nicht zur Gattung Asconema sondern zu Hyalonema gehörigen westindischen Schwämmen, welche wahrscheinlich mehrere verschiedene Hyalonema-Arten enthalten, konnte ich ein trichterförmiges Stück von nahezu 10°” untersuchen, welches als Hyalonema kenti in dem Ch.-Rep. p. 207 be- schrieben und auf Pl. XXX Fig. 9 abgebildet ist. Durchmesser 580 Sitzune der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. 8 phy 5 j\ Die dermalen Pinule erreichen eine Länge von 280-3004. Hhr kräftiger Radialstrahl ist mit ziemlich langen, schräg emporstehenden Seitenstacheln versehen und hat einen mässig starken Endconus. Die schwach bedornten, kräftigen Basalstrahlen sind nur 40-45 u lang. Sehr ähnlich, jedoch etwas schmächtiger und mit etwas längeren Basal- strahlen versehen sind die gastralen Pinule. Die dermalen Macramphidiske von 250-3204 Länge haben einen breiten und, abgesehen von 4 knotenförmigen Höckern des Central- theiles, ganz glatten Achsenstab und kurze, flach gewölbte, aber 120-140 breite Schirme mit 8 breiten schaufelförmigen, im gothi- schen Bogen zugespitzten Strahlen. Die Mesamphidiske variiren stark in der Grösse und gehen allmählich in die etwa 25 4 langen Mieram- phidiske über, deren glockenförmige oder halbkugelige Endschirme 8-10 dünne Strahlen haben. Die zahlreich vorhandenen Micro-Oxyhexactine haben nur schwach gebogene, glatte Strahlen von etwa 3ou Länge. Hier und da finden sich sogar zwischen ihnen solche mit fast graden Strahlen. Merkwürdig ist, dass die kleinen gastralen und canalaren Pentactine mit etwa 100% langen Strahlen durchgängig stark bedornt sind. d) Arten, deren parenchymale Micro-Oxyhexactine gebogene, bedornte Strahlen haben. 16. Hyalonema depressum F.E.Scn. Von dem biconvexen, in verticaler Riehtung ziemlich stark zusammengedrückten, fast kuchen- förmigen Körper von 8-ı0°* Breite und 6°” Höhe erhebt sich oben cm ein kurzes Osceularrohr von etwa 1°; Durchmesser, während aus dem unteren Pole ein schwach divergirendes Basalnadelbündel von 5- 6"" Durchmesser und wahrscheinlich über 10°” Länge hervorragt. Während die übrigen Macroselere wenig Auffälliges zeigen, sind die basalen Anker dadurch merkwürdig, dass von dem Seitenrande des fast halbkugeligen Unterendes nicht 4 einzelne Zähne sondern 4 Paare platter kurzer Zähne in der Flucht der unteren Wölbung schräge nach aussen und oben vorragen. Auch ist bemerkenswerth, dass der lange Ankerstiel mit schäge aufwärts gerichteten seitlichen Zacken bis dicht an die basale Endverbreiterung herab besetzt ist. Die dermalen Pinule sind nur 120-140u lang. Ihr Distalstrahl erscheint ziemlich buschig, doch stehen die am unteren Ende sehr niedrigen oder fast fehlenden, bis zum oberen Drittheil an Länge zu- nehmenden, schräge nach oben und aussen gerichteten Dornen nicht besonders dicht. Die kräftigen, schwach bedornten Basalstrahlen sind etwa 3ou lang. Weit schmächtiger, jedoch von gleicher Länge ist der Distalstrahl der gastralen Pinule, während deren Basalstrahlen schmaler und länger, OR = . > Scauzze: Revision des Systemes. der Hyalonematiden. 581 Di sind. Etwas kürzer (80 — a) und viel spärlicher bedornt bis zu 6Gou, sind. Etwas kürzer (So-roo«) und viel spärlicher bedornt sind die canalaren Pinule, deren Basalstrahlen nur 30-50 « lang werden. Die dermalen Macramphidiske von 260-3004 Länge und 6ou reite zeichnen sich dureh einen schmalen und (abgesehen von den Breite zeichne h durel ıen schmalen und (abgesel l 4 eentralen Höckern) ganz platten Achsenstab sowie durch die tief glockenförmigen Schirme mit schmalen Strahlen und dementsprechend dureh graeilen Habitus aus. Sehr ähnlich sind die Mesamphidisken von etwa 6ou Länge. Die Micramphidiske messen nur etwa 20 u. ie in grosser Menge vorkommenden parenchymalen Micro-Oxy- Die in gro Menge vorkommenden pa hymalen Miero-Ox; rexactine hab sräftige, grösstentheils deutlich gebogeı seltener hexactine haben kräftige, grösstentheils deutlich gebogene (selt fast grade), rauhe Strahlen von durchschnittlich 5o u Länge. ahlreiche Exemplare dieser eigenthümlichen Art wurden von der Zahlreiche Exemplare d eigenthümliel Art ) 1 Öhallenger-Expedition im nördlichen Theile des atlantischen Oceanes, Challeng nördlich von den Mellisch-Inseln in 3752” Tiefe auf Globigerinen- schlamm-Grund erbeutet, andere wurden mitten im Stillen Ocean in 4438 Faden Tiefe auf einem Grunde gleicher Beschaffenheit gefunden. 17. Hyalonema apertum F.E. Scn. Der bald mehr triehterför- mige, bald mehr ausgebauchte, doch stets kelehförmige Körper dieser Artist durchschnittlich 5°” lang und 4° breit: Die 'mehr oder minder tiefe frei vorliegende Gastralhöhle lässt deutlich die durch cm vier rechtwinklig gekreuzte und in der frei vorstehenden Columella (CGentraleonus) verbundenen radiären Septa erkennen, zwischen welchen die vier grossen Ausgangsöffnungen des abführenden Kanalsystems sichtbar sind. An dem halbkugeligen oder helmförmigen unteren Ankernadel- ende sitzen S, seltener nur 4 schräge nach aufwärts und aussen ge- richtete Zähne. Der mit mässig kurzen Seitenstacheln besetzte Radial- strahl der dermalen Pinule ist etwa 2o0ou, die dieken und mässig bedornten Basalstrahlen dagegen nur 2ou lang. Ebenso erscheinen die Pinule der oscularen Siebmembran. Schlanker und nur etwa halb so lang sind dagegen die mit wenig Dornen besetzten gastralen Pinule. In den Kanälen werden die fünfstrahligen Pinule meistens durch reguläre aber stark bedornten Micro-Oxyhexactine vertreten. Die dermalen Macramphidiske von 260u Länge und 80-1004 Breite haben einen kräftigen mit starken Höckern ziemlich reichlich besetzten Axenstab. Ihre flach. gewölbten Schirme haben 6-8 breite lanzettförmig auslaufende Strahlen. Viel kleiner (nur 40-5014 lang) sind die meist gänzlich fehlenden Mesamphidiske mit halbkugeligen Schirmen. Die Micramphidiske messen nur 20%. Die zahlreich vorhandenen parenchymalen Miero-Oxyhexaetine haben kräftige, deutlich gebogene rauhe Strahlen von 35-504 Länge. In 582 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. der Sajami-Bai bei Jokohama in Japan wurden in 631" Tiefe auf einem Grunde von grünem Schlamm mehrere Exemplare dieses schon früher mehrfach zusammen mit Hhyalonema sieboldi nach Europa ge- kommenen Schwammes von der Challenger-Expedition erbeutet. Ich vermuthe, dass der von Wırr. MarsmarıL mit dem alten Branpr’schen Namen Hyalonema affine bezeichnete Schwamm identisch ist mit meinem Hyalonema apertum, ohne dies jedoch ganz sicher stellen zu können. e) Arten, in deren Parenchyme nicht zahlreiche Miero-Oxy- hexactine vorkommen. ı8. Hyalonema sieboldi Gray. In der Form gleicht diese am längsten und besten bekannte Hyalonema - Species einem Bildhauer- schlägel. Der recht lockere Körper erreicht eine Länge von 10°” und darüber, während die Breite 6-8°" beträgt. Die quer abgestutzte obere Endfläche wird von einer Siebnetzplatte gebildet, welche hier und da noch mit der unterliegenden Gastralwand zusammenhängt. Die dermalen Pinule sind schlank und 400-500u lang. Der nackte oder nur schwach höckerige Basaltheil des in seinem Haupt- theile mit schwachen anliegenden Dornen besetzten Distalstrahles er- reicht eine Dicke von Su, die derben schwach dornigen Basalstrahlen sind nur 40-454 lang. Die gastralen Pinule sind bedeutend kürzer (nur 100-1509 lang) und schlanker. Ihre Basalstrahlen sind dünner und länger (etwa 6ou) als bei den dermalen Pinulen. Noch zarter sind die Strahlen der canalaren, pentactinen, seltener auch hexaetinen Pinule, bei welchen nicht nur der Distalstrahl, sondern auch die vier Basalstrahlen bez. der proximale sechste Strahl mit schmalen spitzen Dornen verschiedener Länge spärlich besetzt sind, so dass man oft ein bedorntes Oxyhexactin des Parenchyms vor sich zu haben glaubt. Sollte diese Verwechselung Hıiesım bei der Unter- suchung des von ihm als Ayalonema cebuense beschriebenen Schwammes passirt sein, so könnte diese letztere Art, welche, wie schon oben erwähnt, fast in allen anderen Beziehungen mit Flyalonema sieboldi übereinstimmt, wohl mit dieser letzten identisch sein, und zwar um so eher, als sie nach Hıecım’s eigener Angabe im Parenchym auch jene kleinen Amphuneinate enthält, welche sogleich als für Ayal. sieboldi besonders charakteristisch bezeichnet werden sollen. Die dermalen Macramphidiske von 360 u Länge und 140 u Breite haben einen etwa 25% dieken mit Buckeln reichlich besetzten Axen- stab und halbkugelig gewölbte Endschirme mit acht breiten schaufel- förmigen Strahlen, welche höchstens !/; der Gesammtlänge des ganzen Amphidisks erreichen. Die ähnlich gestalteten Mesamphidiske sind meistens etwa ı5ou lang und 50-6ou breit. Die Micramphidiske messen 16-181. Statt der ganz fehlenden parenchymalen Miero-Oxy- U BR a, ” ‘ Scuurnze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 583 hexactine erscheinen hier zahlreiche Ambuneinate von etwa 500 u und darüber Länge Gerade der Umstand, dass diese eigenartigen Nadeln von Hıcsm auch in seinem dem Hyalonema sieboldi so überaus ähnlichem Hyalonema cebuense gefunden wurden, macht mich besonders geneigt, die Zugehörigkeit dieser Form zu Hyal. sieboldi zu vermuthen. Sicherheit kann natürlich nur durch erneute Untersuchung des von Hıissın studirten Schwammes erreicht werden. Hyalonema sieboldi ist bei Japan in mässiger Tiefe (300-500") häufig und dürfte auch bei den Philippinen vorkommen. 19. Hyalonema toxeres Wvv. Tmomson. Der kegelförmige oder seitlich ausgebauchte kelehförmige Körper von 6°” Länge und gleicher Breite zeigt eine tief eingebauchte terminale Siebplatte. Jüngere Exem- plare scheinen mehr länglich und ellipsoid geformt. Unter den Macroseleren fallen die schon von Wvv. Tmonson bei seiner ersten Beschreibung als charakteristische Besonderheit dieser Species hervorgehobenen und deshalb auch zur Namengebung benutzten kräftigen, schwach gebogenen, drehrunden diaetinen Nadeln mit ab» gerundeten Enden dureh ihre Menge auf. Ähnliche Gebilde kommen wohl auch bei FT. sieboldi und manchen andern Hyalonema-Arten vor, aber nicht in so grosser Anzahl wie hier. Die dermalen sowie die auf der Siebplatte stehenden Pinule sind schlank, 320—46ou lang und gleichen im Allgemeinen denjenigen von Hyal. sieboldi. Dasselbe gilt von den dermalen Macramphidisken, deren Länge zwischen 260-3204, deren Breite zwischen 100-1204 variirt. Dagegen finden sich Mesamphidiske von sehr verschiedener Länge mit etwas divergirenden Schirmstrahlen oder mit mehr glocken- förmigen Schirmen. Die Micramphidiske sind etwa 2ou lang. Ausser den parenchymalen Micro-Oxyhexaetinen fehlen hier auch die bei H. sieboldi so häufigen parenehymalen Amphuneinate voll- ständig. Die von Wvv. Tnomsox selbst beschriebenen Stücke dieser Art waren in der Nähe der westindischen Insel St. Thomas aus einer m Tiefe von 714” von einem mit Pteropodenschlamm bedeckten Grunde emporgebracht. 20. Hyalonema acuferum F. E. Sch. Aus den Fragmenten dieser etwa apfelgrossen Art liess sich leider kein sicherer Schluss mehr ziehen auf die Gestalt des Körpers. Die schlanken dermalen Pinule sind 250-300 lang und gleichen denjenigen von H. sieboldi. Die kräftigen schwach bedornten Basalstrahlen messen 35-401. Kürzer und zarter aber mit längeren Basalstrahlen versehen sind die gastralen und canalaren Pinule. Die dermalen Macramphidiske gleichen in Form und Grösse den- jenigen von H. sieboldi, ebenso stimmen die Mesamphidiske mit den- 984 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. jJenigen von H. toxeres überein. Die Mieramphidiske sind jedoch etwas länger als diejenigen der beiden zuletzt beschriebenen Arten, nämlich 20-244 lang und gehen, immer länger und breiter werdend con- tinuirlich in die Mesamphidiske über. Parenchymale Micro-Oxyhexactine fehlen entweder ganz, oder kommen nur als grösste Seltenheit einmal mit Sou langen graden glatten und sehr dünnen Strahlen zur Beobachtung. Statt dessen finde ich im Parenchyme zahlreiche dünne grade Monactine von 100 bis ı5sow Länge, an deren einem Ende eine länglich-ellipsoide fein- bedornte Anschwellung zu sehen ist, während das andere Ende spitz ausläuft. Die ziemlich gleichmässige Vertheilung dieser bei Hexacti- nelliden bisher allerdings noch nicht beobachteten Nadel spricht gegen die Vorstellung, dass sie etwa, von einem fremden Schwamme stam- mend, nur eingestreut sein könnten. Die allein bekannten Bruchstücke von Hyalonema acuferum stammen aus der Torresstrasse nahe bei Cap Jork, wo sie in 2562” Tiefe auf einem mit Globigerinen-Schlamm bedeekten Boden erbeutet sind. Unterfamilie Semperellinae. Einzige Gattung Semperella Gray. üinzige Species Semperella schultzei (SEmperR). Die Semperellinen sind IHyalonematiden von gestreckter Keulenform, deren breiter aber verhältnissmässig kurzer lockerer Basalschopf aus zweizähnigen Anker- nadeln besteht und nicht weit in den Schwammkörper hinaufragt. Als Oseularbezirk dienen die abgerundeten, siebartig durchbrochenen, unregelmässigen Seitenlängskanten, an welchen das in sich netzförmig zusammenhängende ableitende Röhrensystem von überall gleichmässiger Weite und Wandstärke ausmündet. Tabelle zur Bestimmung der Gattungen und Arten. Bestimmungstabelle der 4 Hyalonematiden-Gattungen. o.| Körper kelchförmig, mit einer rundlichen Oseular- öffnung, welche zuweilen durch eine Siebplatte gedeckt erscheint: 2a = une sn sa ne vorne I Körper gestreckt kolbenförmig, mit seitlich vor- springenden stumpfen Längskanten, auf welchen das anastomosierende System gleich - weiter ab- leitender Röhren durch ein Siebnetz ausmündet.. | Semperella Grav. ScHuzze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. \ N Su a, ı.| Der den Körper bedeutend an Länge übertreffende | basale Nadelschopf ist schmal und enthält 4- oder Ballaupe Anker >22. ass sen erneutes Der gewöhnlich den Körper an Länge nicht errei- | chende basale Nadelschopf ist breit und enthält BEuse Anker anna ect unen 2 2.| Aus der seitlichen Körperwand ragen keine lange Pesiekä er hervor... - 4-22 nun edan nase Aus der seitlichen Körperwand ragen lange Nadeln einzeln, in Büscheln oder in einer Ringzone frei BE RE. ee AR rn ae Pheronema Ley. länger als breit, mit tie- fem eylindrischen Gastral- FANDEN IRRE RN EN] 1 Aachen. höchstens halb- kugeligen Gastralraume .3 o.| DerSchwammkörper - \ nach oben allmählich ver- e B Ä Schuler. un ec. cd 1. Der Schwammkörper ist is. B ellipsoid, nach oben zu nicht verschmälert .......... 2 glatt oder nur ganz schwach I a ee Micro - Oxyhexactine\ _ | mit deutlichen Dornen oder 2. | Die parenchymalen | Stacheln besetzt........ Rn unten abgetlacht, Buch- 3.| Der Schwammkörper ; Miero-Oxyhexactinevor, wel- che an den Enden mit ge- 5 krümmten Seitenstacheln 4. | Im Parenchyme kommen | i E besetzt sind derartige Micro -Oxyhexac- Baeyaucht Vorsccoses nicht länger als breit mit ı Hyalonema Gray. ı Poliopogon Wyv. THonuson. | Pheronema Leıpy. Ph. annae Leıpy. | Ph. carpenteri Wyv. Ta. | Ph. giganteum F. E. Scn. Ph. grayi Sav. Kent. Ph. hemisphaericum GRAY. Ph. globosum F. E. Sca. Poliopogon Wvv. Tuonson. Dermale Pinule 300—400„% lang. Im Parenchyme dünne, gerade, rauhe Oxydiactine von 60—704 Dermale Pinule nur 100-120” lang. Im Parenchyme spindelförmige, glatte, 100-150# lange Oxydiac- tine, deren grösste, 4—5# dicke Anschwellung nicht im Centrum, sondern dem einen Ende etwas Bee u eealerh lesben anne sagen. P. amadou Wvv. Tn. P. gigas F. E. Sc#. 586 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juni. — Mittheilung v. 27. April. Hyalonema GRAY. o.| Parenchymale Micro-\ . Ey & ; sind zahlreich vorhanden .ı Oxyhexactine von nur 100 bis 200% Durch- kommen nur selten oder gar rassfärs Nicht) VORM er ART ı.| Die Strahlen dieser pa- (sind grade (oder nur sehr renchymalen Micro- schwach gebogen) .....2 Oxyhexactine sind deutlich gebogen ....9 b © su sind glatt (oder nur ganz 2.\ Die Strahlen der geraden < schwach vaub), 2. 3 parenchymalen Mi- 5 Sa ) sind deutlich rauh oderstache- cro-Oxyhexactine S z a ee RN 30 ‚sind gracil und so schlank, 3.| Die dermalen Macram- ie Amphidiskes beträgt. v die Schirmbreite nur —!/, der Gesammtlänge phidiske ; sind derb und so breit, dass | die Schirmbreite etwa !/z bis !/, der Länge des Am- phidiskes beträgt ......4 ‚sind nur etwa 25% lang. Der Hauptstrahl der gastralen Pinule ist lang und spin- delförmig verdickt .... 4: | Die Basalstrahlen ie dermalen Pinule ‚sind 40—501% lang.......5 nähern sich oder erreichen sich in der Mitte des Am- Phidhskes erre n RR 5.| Die beiden Endschirme der dermalen Ma-\ . e \ > ‚bleiben weit von einander ceramphidiske entfernt. Schwammkörper Kugel ee ehe tragen am distalen Endtheile ziemlich lange gekrümmte 6. Die Strahlen der paren- Dormen chymalen Micro-Oxy- 5 sind nur mit kleinen Höckern hexactine oder kleinen Stacheln be- SalZ0.9.0.0,0.00.08.0800.0.0.507/ ‚nur I ı/s der ganzen Am- SR . phidisken-Länge; dieSchir- 7. | DieSchirmlänge der der- ne sl an. malen Macr = I zent N n 5 1 ls /, der ganzen Amphi disken- Länge; Schirme eloekenformie. ..2.2,7.. diske beträgt schmal, ohne Schaufel- bildumer ne. breit, mit Schaufelbil- a 8.| Die Schirmstrahlen der dermalen Macram- phidiske sind fruticosum F.E. cupressiferum F.E. S. clavigerum F.E. S. globus F.E.S cebuense Hıcaın. poculum F.E.S. thomsoni F. E.S. conus F.E.S. 10. Il. 12. 18. 14. 15. 16. 17. 18. Scaurze: Revision des Systemes der Hyalonematiden. Die Strahlen der gebo- genen parenchymalen Micro - Oxyhexactine we glatt (oder nur ganz (ee deutlich rauh (oder stacheli@)je...2....2.16 Derschmmstrahlen der We al und nicht schau- dermalen Macram- felfö I mıg elle ieleiaze/e eVe I I phidiske sind Übreit und schaufelförmig ı2 Die Schirmstrahlen der dermalen Macramphidiske sind in ihrem freien Endtheile nahezu parallel. Die dermalen Pinule nur etwa 300% lang, mit kurzen Basalstrahlen von 30—40% Länge und kratueen Seitenstacheln A... esesnseseanen Die Schirmstrahlen der dermalen Macramphidiske divergiren mit ihren freien Endtheilen. Die der- malen Pinule sind etwa Soou lang mit langen (So), dünnen Basalstrahlen und kurzen zarten Seiten- SINE NEN. Soon RT REN STEHE 5 Die Schirmstrahlen der ungewöhnlich breiten der- malen Macramphidiske enden breit und ab- gerundet; sie erreichen sich in der Mitte ı3 Die Schirmstrahlen der ungewöhnlich breiten der- malen Macramphidiske enden spitz und er- Heteihenssuchönicht 2. 00 40 sun aan. 1 Die dermalen Pinule sind nur etwa ow lange und ! buschig, d.h. mit kräftigen Seitenstacheln versehen Die dermalen Pinule sind 600—8004 lang, ganz schlank und mit kurzen schwach entwickelten Seitenstacheln@ versehenen en ee Die dermalen Macramphidiske sind nur etwa 100% lane#ımdı 40% breit... sr 2.2. MINEN IE Die dermalen Macramphidiske sind etwa 3004 lang nadei2o 140m breINS een ae sreene Die dermalen Pinule sind nur etwa ı50» lang .... Die dermalen Pinule sind 400% und darüber lang.. Die dermalen Macramphidiske sind schlank und zart mit schmalen parallelen Schirmstrahlenenden. | Schwammkörper abgeplattet... .a...a......... Die dermalen Macramphidiske sind kräftig mit breiten divergirenden Strahlen der breit gewölbten SO TE ee Parenchymale Ambun- cinate von 500 4 Länge und mit Centralknoten tehlen@ aa er sind zahlreich vorhanden .. Parenchymale Lemaee) fehlen tine von an aha hand Länge Do zahlreich vorhanden .. schwach rauh) ....... 10 | lusitanicum F. E. S. | divergens F.E. S. \robustum F.E.S. tenerum F.E.S. | kenti O. Scan. graclle F.E.S. elegans F.E.S. depressum F.E.S. apertum F.E.S. sieboldi GRAY. toxeres Wvv. Tau. acuferum F.E.S. Sy\ 588 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22, Juni. — Mittheilung v. 27. April. Allgemeiner Theil Inhaltsübersicht. ı. Familiencharakter . 2. Die Gattungen Die Species 8%) a), Die. Arten der Galtune-Pheronema ln. 2 .. 0. ee ie ak b) Die Arten der Gattung Poliopogon . c) Die Arten der Gattung Hyalonema Specieller "Theil Familiencharakter der Hyalonematiden Unterfamilie Hyalonematinae l. Gattung Pheronema Leıpy Pheronema annae Leıpy . : Pheronema carpenteri Wvv. Tuonson Pheronema giganteum F.E. Scn. Pheronema grayi Sav. Ken’ Pheronema hemisphaericum GRAY . Pheronema globosum F.E. Scu. Il. Gattung Poliopogon Wvv. Tnonmson . ı. Poliopogon amadou Wyvv. Tmonson 2. Poliopogon gigas F. E. Sch. II Gattung Hyalonema!GRaXx Ban a) Arten, deren parenchymale Micro-Oxyhexactine grade, glatte Strahlen haben . ı. Hyalonema cupressiferum nov. spec. 2. Hyalonema fruticosum nov. spec. 3. Hyalonema clavigerum F.E. Scn. 4. Hyalonema globus F.E. Scn. b) Arten, deren parenchymale Micro-Oxyhexactine grade, rauhe Strahlen haben . 5 5. Hyalonema cebuense Hıssın : 6. Hyalonema thomsoni W. MarsuAuL . 7. Hyalonema poculum RsB.Sch .. . 2... 8. Hyalonemanconus ER E,Scm. . . nu ce c) Arten, deren parenchymale Miero-Oxyhexactine ge- bogene, glatte; Strahlen haben ... mn nun > 9. Hyalonema lusitanicum Bar». DU BocAGE 10. Hwyalonema divergens F.E.ScHn. . . . » ıı. Hyalonema robustum F. E. Sch. 12. Hyalonema tenerum F.E.Sch. . . .. . 13. Hyalonema graeile F.E. Sch. „un... N. 14. Hiyalonema elegans F.E.Sc#k.. . .». ... 15. Hyalonema‘ kenti; O. Schmipr . .. 3.0 WI nn - ScHurzE: Revision des Systemes der Hyalonematiden. 589 d) Arten, deren parenchymale Miero-Oxyhexactine ge- Seite bogene, bedornte Strahlen haben. . . . . . 580 16. Hiyalonema depressum F.E.ScH.. . . . . . 580 17. .Hyalonema apertum F.E.ScHk . . . 2... 581 e) Arten, in deren Parenchyme nicht zahlreiche Micro- Oxyhexacuine, yveorkomment "22 un 2. u. „un. 582 18.. Hyalonema sieboldi GRAY . : 2 2... 582 19. Hiyalonema toxeres Wyv. Tuomson . . . . . 583 20. Hyalonema acuferum F.E.Sca. . - - . . .. 583 Unterfamilie Semperellinae. „2 2 nn nn nn. 884 Einzige Gattung Semperella GRAY . - 2 2.0.00. 0.584 Einzige Species Semperella schultzei SEMPER. . . . 984 belle zur Bestimmung der Gattungen und Arten . .. 2... 584 Tabelle zur Bestimmung der 4 Hyalonematiden-Gattungen. . . . . 984 Tabelle zur Bestimmung der Pheronema-Arten - . » » 2 2... ..58 Tabelle zur Bestimmung der Polopogon-Arten . . .» 2 2 2020.20...985 Tabelle zur Bestimmung der Hyalonema-Arten . . .ı. =». 2.0.2... 586 ak aliistllieireielinse ee Be 1 EEE Se EEE Eu :\> >; [4 Ausgegeben am 29. Juni. an Sitzungsberichte 1893. 591 1893. XXX SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 22. Juni. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Seeretar: Hr. VAHLEn. Hr. von DER GABELENTZ hielt einen Vortrag über Baskisch und Berberisch. Die Mittheilung erfolgt umstehend. TR, Aura Ra Mi RE ru ; | | ee er... ee a a Rn NE ANTTAHDSZHRFAEN. SEE A Fr WERLITAUN i BIER: ar sn Podieirleiraciie F er RN, a % L i Er u BMI, Mil uhr, rm ICH f aa Ar Eh, ABrr: nn Klik Buw dnabined zuun, ua tan Mid Wr 393 Baskisch und Berberisch. Von G. VON DER GABELENTZ. Seit Wirnem’s von Hungorpr Zeiten hat das Studium der baskischen Sprache in Deutschland nieht viel Förderung gefunden. Ein paar Anläufe sind genommen, Verheissungen sind gethan worden, aber dabei hat es auch sein Bewenden gehabt. Dem Fleisse französischer und spanischer Forscher, dem grossartigen Maecenatenthum des Prinzen Lucıen BonAPrARTE, zumal aber den umfassenden, die Dialekte ver- gleichenden grammatischen und lexikalischen Arbeiten eines nieder- ländischen Gelehrten, des Jonkheer J. W. van Evs ist es zu danken, dass jenes oft wiederholte Wort, womit im Jahre 1729 LArrAmENDI die erste baskische Grammatik überschrieb: »EIl impossible (sie!) ven- eido«, heute nieht mehr gilt. Der Erlernung setzt diese Sprache kaum ernstere Schwierigkeiten entgegen, als manche indo-europäische. In sehlimmerer Lage befindet sich die Forschung. Die ältesten gedruckten Denkmäler der Sprache, die Übersetzung des Neuen Testa- ments in niedernavarresischem Dialekte durch LEıisarrAGA (LIGARRAGUE), und die souletinischen Gedichte von DEcHErARE sind ungefähr 350 Jahre alt. Seitdem sind nach und nach die vier Hauptdialekte sowohl zu eigenen Compositionen benutzt, als auch grammatisch und lexikalisch bearbeitet worden. Sie ergänzen und erklären einander vielfach: aber noch viel öfter bleiben die sprachgeschichtlichen Räthsel ungelöst und werden es bleiben, so lange wir nicht an einem zeitlich und räumlich entfernteren Punkte den Hebel einsetzen können. Ein Fortschritt nach dieser Riehtung scheint doppelt erwünseht in Aussicht auf das Corpus inseriptionum ibericarum. Der Gedanke, dass die nieht indogermanischen Bewohner Süd- europas den lHamiten des nördlichen Afrika verwandt gewesen seien, liegt so nah, dass er schwerlich neu ist. Wer ihn zuerst geäussert, und wieweit man ihn sonst verfolgt hat, mag hier dahingestellt bleiben. In neuerer Zeit hat der eanadische Sprachforscher, Hr. Horarıo Harz, darauf hingewiesen, dass eine Menge etruskischer Ortsnamen mit solehen des alten Nordafrika gleichlauten; ieh habe aber nicht er- R . © < D 594 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juni. fahren, dass man diesem wichtigen Fingerzeige gefolgt wäre. Und in allerjüngster Zeit, Ausland vom 3. Juni d. J., Heft 22, sollen an- thropometrische, zumal kraniologische Vergleichungen die Rassen- einheit der Iberer und der Berbern erwiesen haben. Ein Versuch, die Iberer mit ihren afrikanischen Nachbarn sprachlich zu ver- binden, ist, soviel ich habe ermitteln können, noch nicht gemacht worden, schien auch, so lange man sich an die lebenden Formen des Baskischen hielt, wenig Erfolg zu versprechen. Der Sprachbau und ein grosser Theil der Formativen ist zu verschieden, das grammatische Geschlecht fehlt, die Wortstellungsgesetze stehen in einigen wichtigen Punkten den hamitischen diametral entgegen, das Verbum erinnert eher an gewisse amerikanische Muster, die natürlich nichts beweisen. Der Glaube an die Beständigkeit der äusseren und inneren Sprachform gehört zu den Errungenschaften, an denen unsere Wissenschaft am zähesten festhält, und die Thatsachen, die ihn erschüttern könnten, sind ihrerseits neuer Erwerb und wenig bekannt, da sie auf indo- chinesischem und melanesischem Gebiete liegen. Mir fiel es auf, dass das Baskische doch in einem einzelnen Falle, bei der 2. Person Sing., einen Unterschied zwischen Masculinum und Femininum macht. Die Suffixe masc. -k, fem. -n erinnerten an die berberischen mase. -k, fem. -m, zumal das Baskische auch sonst im Auslaute kein »» duldet, sondern es dureh n ersetzt: Adan, statt Adam. Auch das Pronomen ı. Person Sing. ni, nik passte zu Tuareg nek, kabylisch nekki, und ebenso das Praefix der 3. Person Sing. d- zu dem berberischen Suffix 9, . Dagegen passt das baskische Pronomen der 3. Person Sing. be- besser zu dem koptischen Masceulinum pe als zu berberischen Mustern. Die Zahlwörter boten weniger Ermuthigendes. Vergleichen liessen sich: baskisch Aörur = 3, tuareg kerad, » bost, „eiy,5, » semmus (afas — Hand), » sei 0, n. 33 Sedis, » ZOED, ETE » eSsada, » amar = 10, » merau und vielleicht » Dream — 2:03 1 0RkKo8ı A, wenn man quinaere Zählung zu Grunde legt. Die übrigen Zahlwörter lieferten keine Anklänge. Kabylisch bayd = irgendein fügt sich zwar scheinbar gut zu baskisch bat = ı, ist aber selbst der Entlehnung aus dem Arabischen verdächtig. Überraschend ist, dass zazpi, sieben, sich fast wie eine dialektische Variante von koptischem sasf, aegyptischem seyef ausnimmt. Ist das Baskische eine Sprache hamitischen Ursprungs, so hat es in diesem Falle entweder die alte Lautform reiner oder eine VON DER GABELEN'TZ: Baskisch und Berberisch. 595 volllautigere Form des Zahlwortes bewahrt, als das Tuareg. Zieht man nun aber weiter mit sanguinischen Hoffnungen das Acgyptisch -Koptische zum Vergleiche herbei, so wird man bald enttäuscht, wenn man sich auf eine Vergleichung des Wortschatzes einlässt: eine nahe Verwandtschaft liegt jedenfalls nicht vor. Besser steht es nach berberischer Seite mit den Zeichen für die Casus- und Ortsbeziehungen, die freilich in den Berbersprachen Prae- positionen, im Baskischen Suffixe sind. Man vergleiche: Bask. Kab. Tuareg Genitiv.. || -en n, en \en, ne Datıv 2. .|.e2 2 i Instrum.. || -2 s RR) Comit. .. || -kın ver yur Ablat....| -ko ya mer » -tik dey dey Ablat. u. Locat. Urea. || etzat a dat or Hier leuchten die drei ersten Gleichungen ohne Weiteres ein. Ich muss aber bemerken, dass n als Zeichen des Genitivs auch ausser- halb des hamitischen Gebietes überaus häufig angetroffen wird, z. B. in den uralaltaischen und malaischen Sprachen. Was ich weiter zu- sammengestellt habe, muss erst durch eine Lautvergleichung gerecht- fertigt werden: zu einer solchen, zunächst also zur Aufstellung eines versuchsweise vergleichenden Wörterbuchs, lag jetzt schon Anlass genug vor, zumal auch der baskische Wortschatz oft genug kaby- lische Reminisecenzen erweckte. Trägt man dem hamitischen Voca- lismus Rechnung, und bringt man vorkommenden Falles die ber- berischen Geschlechts- und Mehrheitsaffixe in Abzug, so bieten sich u. A. folgende Vergleichungen: egun, Tag: kab. agenni, Himmel. gune, Ort: kab. aguni, 'Tafelland. menast, Erz: tuareg da)manast, Becher, Shilha wanas, Messing. (oind-)ogora, (ond-)Jagora, kab. agurez, Ferse (oind-, ond- = #huss): burdi, Wagen: kabh. dabruedt, Schubkarren. buru, Kopf: kab. abbur(9, Schläfe. harro, hohl: kab. aharau, geräumig. egosi, tuareg igds, kochen, u. s. w. AP ne A F 5 5 : 596 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 22. Juni. Setzt man weiter im Auslaute berberischem m baskisches n gegen- über, so stimmt z. B. izen zu kab., tuar. isem, Name. zerren, zeden, Wurm, zu kab. azarem, Schlange, tuar. le)zerem(t, Scorpion. samin, zamin zu kab. semmüm, tuar. simem, sauer. ichoron, echeden, hoffen, zu kab. iseram, beabsichtigen. adin, Lebensalter, zu tuar. ahatem, Zeit. Im Baskischen hat das Pferd zwei Namen: zaldi und zamani. Unter den kabylischen Benennungen des Pferdes finden sieh degallit, Stute (mit Femininpraefix #) und agmar, Pferd. Setzt man hier bas- kisches z kabyl. und tuar. g, so passt zaldi zu “egallit, "gallit, Pferd, zamari zu agmar, Pferd, ferner: gazuri, Molken, zu kab. agugli, Käse, zorro, zu tuar, agerui, Scheide, u. a. m. Dagegen entspricht dem gelispelten baskischen 2 ein weiches kabylisches z in zamal-zatz, kab. zamel, Hengst (-zatz. = männliches Thier, vergl. arzatz, ahazatz, Widder). Desgl. zorro, kab. zarz, Sack, 2020, Amsel: tuar. azuz, Krähe. Diese Proben dürften hinlänglich zeigen, dass bei weiterer Unter- suchung ein Misserfolg kaum zu befürchten war. Um mir hierzu eine möglichst sichere Unterlage zu verschaffen, musste ich zunächst die baskischen Dialekte, soweit sie zugänglich sind, in Rücksicht auf ihre lautlichen Verhältnisse miteinander vergleichen. Hr. van Eys hatte mir hier durch sein Dietionnaire basque-francais und durch seine Grammaire comparce des dialectes basques in dankenswerthester Weise vorgearbeitet. Seine Bemerkungen über die Lautvertretungen, S. XXXVII-XLV, des ersteren, S. 13-24 des letzteren Werkes aber erscheinen zunächst unglaublich; sie geben ein Bild lautlicher Ver- wilderung, das meines Wissens in der Sprachenwelt kaum Seines- gleichen hat. Nur in wenigen Fällen, die er richtig erkannt hat, und die ich hier nicht zu wiederholen brauche, zeigen sich zwischen den Dialekten feste Lautvertretungsgesetze, daneben bald in dem einen, bald in dem anderen die wunderlichsten Varianten. Hier galt es zu- nächst, die einschlägigen Erscheinungen geordnet zu inventarisiren, ob sich nicht doch eine gewisse Regelmässigkeit entdecken liesse, — mit anderen Worten, es galt, sämmtliche dialektische Nebenformen in Rücksicht auf ihre lautliehen Abweichungen zu verzeichnen. Indem ich dies that, fand ich die Angaben des niederländischen Forschers ca VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 597 überreichlich bestätigt. Ich gebe hier eine Tabelle der Lautvertre- tungen, die statistisch deren Häufigkeit anzeigt. Hierbei bedeutet x ein ungezählt häufiges Vorkommen (Tab. 1.). NamellrenT; Lautvertretungen im Baskischen. tz \ Ts Es wechseln also besage dieser Tabelle: a) die Tenues mit den Mediis, b) die Zischlaute untereinander, c)rdıe Zitterlaute 7, vr, 7 untereinander, d) die Mediae 9, d, 5b untereinander, e) die Mediae d und 5 mit ihren Nasalen und mit /, f) die Gutturale mit den Zischlauten. 2) 9 mid R,.p mit4f, gund.2 mit, h) Zischlaute mit r und 1. Man sieht wohl. manche dieser Lautwechsel sind sehr selten, manche nur einmal nachweisbar. Dafür ist aber erstens unser dialek- tisches Material noch immer recht dürftig. Zweitens sind die Bei- spiele an sich, trotz ihrer Vereinzelung, ziemlich einleuehtend, weil die Bedeutungen und immer alle Laute bis auf den einen überein- stimmen. Wollte man hier als warnende Beispiele etwa lateinisch b) Se . . . . ni OO: a 598 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 22. Juni. iterum, deutsch »wiederum«, und innerhalb des deutschen »rupfen « und »zupfen« und Ähnliches anführen, so wäre das verfehlt, trüge in urtheilsloser Weise Gesetze und methodische Regeln aus einer Sprachfamilie in die andere hinüber, griffe der Frage vor, ob und in wie weit im Baskischen von festen Lautgesetzen die Rede sein könne. Ich wiederhole: einige soleher mehr oder minder unverbrüchlicher Gesetze giebt es, und diese waren schon bekannt; und von den übrigen Lautvertretungen sind nur diejenigen zur näheren Untersuchung ge- eignet, die durch eine genügende Anzahl von Fällen belegt sind. Auch für diese habe ich eine Statistik unternommen, die das pho- netische Verhalten der vier Hauptdialekte Guipuzeoanisch (g.), Biskaisch (b.), Labourdinisch (l.) und Nieder-Navarresisch (bn.), zur Anschauung bringt. raibre Nlrerell. = n kein n l kein / vor Üons. im Auslaut Es verschlägt für unseren Zweck wenig, dass die Tafel manche Berichtigung erfahren würde, wenn uns ein reicheres Material vor- VON DER GABELEN'TZ: Baskisch und Berberisch. 599 läge; die für jetzt gewonnenen Proben lassen nur erwarten, dass sich dann die herrschende Confusion noch greller zeigen werde. In fünf Fällen: V, VI, VIII, IX, XIII, verhalten sich die beiden spanischen Dialekte consequent; zu VII ist aber zu bemerken, dass sie überhaupt kein 4 mehr besitzen; die Fälle V und VI zeigen eine gewisse Analogie, die Vertrauen erweckt. Dagegen kann IX. auf einem reinen Zufalle beruhen; denn wo & und g (VI) und g und z (X) wechseln, ist nicht abzusehen, warum nieht auch % und 2 einander ablösen sollten. Das Merkwürdigste ist doch, dass die Mehrzahl der Dialekte in der Mehrzahl der Fälle eine lautliche Verwilderung aufweist, wie sie sonst in der Sprachenwelt kaum anzutreffen ist. Der einzig mögliche Rück- schluss war der, dass es in der Vorgeschichte der Sprache eine Periode gegeben haben müsse, wo so und so viele physiologisch unterschiedene Laute dem Sprachgefühle nur als Varianten gewisser, wahrscheinlich nur sehr weniger, verschiedener Lauttypen gegolten haben. Immerhin hatte die Untersuchung im Baskischen noch leiehteres Spiel, als in den Berbersprachen Unter diesen ist die kabylische bei Weitem die besterforschte, aber auch diejenige, deren Wortschatz am Meisten durch Beimischung semitischer Fremdlinge gelitten hat. Diesen gegenüber leisteten mir die beiden Bücher von Francıs WıLLıam Newman: Libyan Vocabulary (1882) und Kabail Vocabulary (1887), stellenweise auch A. Hanorzau’s Essai de Grammaire kabyle (1858) und Essai de grammaire de la langue tamachek (1860), sowie Ber Kassen BEN SEDIRA'S Üours de langue kabyle (1887) erwünschte Dienste. Das viel reinere Tuareg und nun vollends das Silha,. Ghadamsi und die anderen Dialekte sind weit weniger auf ihren Wortschatz erforscht. Dabei ist oft nicht zu ersehen, welchen Dialekten und Unterdialekten die lautlichen Varianten angehören. Ich hielt es daher für gerathener, diesmal die lautlichen Varianten ohne Rücksicht auf ihre Herkunft zusammenzustellen und zunächst die Lautschwankungen innerhalb des Kabylischen in ähnlicher Weise zu verzeichnen, wie ich es auf Tafel I für das Baskische gethan habe. (Tabelle IH.) Vergleicht man die Tabellen I und III, so stellt sich, bei aller Verschiedenheit im Lautinventare, doch eine recht weitgehende Ähn- lichkeit in den Lautvertretungen heraus. Es wechseln nämlich a) die Tenues mit den Mediis, b) die meisten Zischlaute untereinander, c) die Zitterlaute r und / untereinander, d) die Mediae g, d, b u. s. w. untereinander, e) die Mediae d und 5b mit ihren Nasalen, d mit /, 5 mit / und r. f) die Gutturale mehr oder weniger mit den Zischlauten, ? SE : : 2 s er : 600 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 22. Juni. TFabellesıl: Lautvertretungen im Kabylischen. g) g mit A, X, y sowie mit %, h) Zisehlaute mit 7 und 1. Es hätte wenig gefruchtet, innerhalb des Tuareg ähnliche Unter- suchungen anzustellen, — dazu ist das vorliegende Material zu dürftig. Wohl aber musste geprüft werden, ob und in wie weit zwischen dem Kabylischen und dem Tuareg feste Lautvertretungsgesetze bestehen. Auch diese Untersuchung hatte ihre Schwierigkeiten, weil die beiden Sprachen einander im Wortschatze viel weniger nahe stehen, als in der Grammatik, mithin sich nur ein kleiner Theil von Vocabeln zum Vergleiche bot. Hiervon zeigten viele völlig gleichen Gonsonantismus, nur dass die dem Kabylischen eigenen 9 und d, die dem Tuareg fehlen, hier durch Z und d ersetzt waren. In anderen Fällen herrschte wieder unregelmässiger Lautwechsel. In der folgenden Tabelle wähle ich für VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 601 ganze Kategorien von Gonsonanten griechische Majuskeln: I = Guttu- rale, A = Dentale, A = Labiale, Z = Zischlaute. Kaubierll’e..1V. Also auch hier wieder eine Ähnliche lautliche Verwirrung, wie in den baskischen und vermuthlich auch in den verschiedenen Unter- dialekten des Kabylischen und Tuareg. Natürlich steigert sich dies noch, wenn man das Baskische mit den beiden Berbersprachen vergleicht. Einen statistischen Auszug aus meinen Zusammenstellungen gebe ich im Folgenden (Tabelle V). m a,be.lTle \V. mit ohne Nas. vor Cons. Ko Tel 6 602 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 22. Juni. Die weitaus häufigeren Fälle, wo auf beiden Seiten die gleichen oder entsprechende Laute erscheinen, z.B. k: k, 9; 9:9, 5; t: 1, 48; d: d, d; p: f, habe ich nicht gezählt, weder hier, noch zwischen Ka- bylisch und Tuareg, noch auch zwischen den baskischen Dialekten. Eine verhältnissmässig dünnere, jüngere Schieht constanter Lautvertre- tungen, das Erzeugniss gesetzmässiger Lautverschiebung, findet sich überall, und ich durfte die hierher gehörigen Erscheinungen für heute übergehen. Wissenschaftlich interessanter sind jedenfalls jene Zeugen einer Vorperiode unsicherer Artieulation: überall die gleiche Verwischung und Vermischung des Lautwesens, und doch in all dem Wirrsal eine überraschende Ähnlichkeit des Verhaltens: es ist, als hätte überall dieselbe Hand mit denselben Griffen die Karten durch- einander geworfen. Um aber das Bild der Verwirrung zu vervollständigen, muss hier auf eine weitere, überall wiederkehrende Erscheinung hingewiesen werden, auf die Umstellung von Üonsonanten. Hierfür folgende Beispiele: 1. Baskische’ Dialekte: b. 1. bn. burdin, g. burni, Eisen. £. apar, 1. arrapo, Schaum. l. bn. udagara, 1. uhadera, uhain, Fischotter. g. kalpar, b. kalbar, Scheitel: 1. garbal, kahlköpfig (nach van Eys). bn. elder, g. lerde, Geifer. g. legor, 1. leihor, g.1. elkor, trocken, dürre u. s. w. 2., Kabylasch: desfut, Yafsud, Frühling. agurbi, agbur, Haus. sey,ab, isebgan, Halsband. gis, sig, sehen (?). diksi, Niski, Geschenk u. s. w. Frlwmareg: le)sokal(t, asilka, Löftel. iseged, warten: isdak, lauern. ernu, ira, besiegen. A Kabyhısehs und Tuareie: K. elyom, alom, Kameel: T. taylamt, tolamt, talemt, Kameelstute. K. abaggus, aggus, 'T. agbas, tagebist, Gürtel. K. azerbid, T. kirtebe, kerteb, Hose. K. ezyel, T. iserga, brennen (transitiv). nr E ; ?N19 VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 603 5. Baskisch: Kabylisch und Tuareg: B. bedats, K. defsut, dafsuf, Frühling. B. ugarte, 'T. autel, Insel. B. seska, K. asebsi, Rohr. B. azkuin, azkon, Dachs: K. agzun, Hund. B. arki(-tu, DT. egru, finden. B. eskutaltu, verbergen: T. isdak, sich verbergen. Der Vocalismus und zumal die Vertheilung der Vocale und Gon- sonanten im Worte zeigt im Baskischen, in den Berbersprachen und zwischen beiden ähnliche, doch lange nicht so grossartige Mannig- faltigkeit, wie im Semitischen. lch bezeichne die Consonanten durch C,, C,, C,, die Vocale durch v,, », v, und gebe probeweise Beispiele für folgende Formeln: Col D: 20,60... B. bana, 'T. imda, jeder. B. begi, Auge: K. imyi, Auge an der Pflanze. B. bena, wahr: K. ifna, angemessen. B. bete, voll: 'T. imda, fertig. 272.0.0.0.,0. 3016.00. B. erdi, T. aril, halb. B. aldi, Zeit: K. 9allid, Mal. B. erle, Biene: K. arez, Wespe. 109,007, 0. B. izar, K. ri, Stern. B. ekarri, K. eglu, tragen. LO OK LLEOR B. tegi, toki, T. edeg, Ort. B. zöri, T. agel, Ort. B. papo, T. efef, Brust. 51,,.6,0, 5036,:0,,69,C,, zarratz, K. edles, Stroh. chahal, Kalb: K. azgär, Stier. belar, K. amlagey Stirn. bizar, Bart: K. amzar, Locke, T. amzad, Haar. gopor, K. ahbur, Schüssel. legun, K. ülkun, glatt. zorrotz, K. edres, scharf. legun-, K. ilkem, begleiten. BRRESENG 604 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 22. Juni. x Yens AN / . 5) 6. 70, 00,0,:10)@0,0,0,C, B. »noltso, weibliche Scham: K. amerus, Höhle. B. chabna, Sattel: T. asellum, Tisch. B. kaltze-(tu, K. gerurez, verderben. Mögen in diesen und ähnlichen Fällen organisch verschiedene Stammformen vorliegen, so ändert dies nichts an jener 'Thatsache, die für die Prineipien der Sprachgeschichte ebenso wichtig wie unwill- kommen ist: wir müssen hier mit einer vorgeschichtlichen Periode der unsiehersten Artieulation rechnen, wo die Lautbilder der Seele nur in vagen Umrissen vorgeschwebt haben, als wären sie mit dem Wischer gezeichnet oder mit dem Vertreiberpinsel gemalt. Um die Möglichkeit solcher Lautbilder und eines solchen seelischen Verhaltens der Muttersprache gegenüber darzuthun, glaube ich etwas weit ausholen zu sollen. | ı. Unsere und die meisten Sprachen erkennen je so und soviele von den Sprachorganen und für das Gehör unterschiedene Laute an, — eigentlich so und soviele Lauttypen, deren jeder den Sprachorganen einen engeren oder weiteren Spielraum gestattet. Es sind nieht Punkte sondern Kreise, aber in der Regel scharf umgrenzte Kreise, die einander nieht berühren, vielweniger einander schneiden. Diese Kreise können sehr weit sein; es giebt Sprachen, wo 'Tenuis und Media, wo d, Zund r und manches Andere als gleich empfunden und unterschiedslos geäussert werden (vergl. meine Sprachwissenschaft S. 201-203). Dabei können aber doch die anerkannten Lauttypen streng auseinander gehalten bleiben, es kann denkbare Mittelstufen zwischen ihnen geben, die die Sprache nicht besitzt, die das Sprach- gefühl als fehlerhaft verwerfen würde. Denkbar ist aber doch auch, dass die Kreise sich dermaassen erweitern, dass sie in Nachbarkreise hinüberragen. Zudem sind auch uns solche vage Lautbilder nicht ganz fremd, nur dass sie bei uns nicht Wörter sondern Wurzeln dar- stellen. »Denken, dachte, gedacht«, — »verlieren, verlor, Verlust« enthalten je zwei solcher nebelhafter Vorstellungen, die sich mit anderen kreuzen. Aber niemand wird bei »dachte, gedacht« an »Dach« und »decken«, oder bei » Verlust« an »Lust« und »Unlust« gemahnt werden, so gern sich im letzteren Beispiele die Vorstellungen asso- ciiren mögen. Der Verlust wird auch für das naive Sprachgefühl das Ergebniss des Verlierens bleiben; das Wort wird tausendmal in diesem Zusammenhange gebraucht, ehe es einmal in Verbindung mit dem unvolksthümlichen Worte Unlust erscheint; und das »Gedachte« wird trotz seines Gleichklanges sich nie zu »Dach« gesellen, weil die Sach- vorstellung unendlich mächtiger ist, als die Lautvorstellung. Eben VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 605 aus diesem Grunde geschieht es doch nur ausnahmsweise, dass zu- fällige Gleichklänge das etymologische Gefühl fehl leiten, häufiger dass geschichtlich entstandene Lautentähnlichungen es schwinden machen. 2. Unser Gehör und Verständniss arbeitet mit unsicheren Arti- eulationen öfter, als wir es uns bewusst werden. Der Geist ergänzt, was die Sinne nicht wahrnehmen; und handelt es sich um Dinge, die ihm ganz geläufig, selbstverständlich sind, so ergänzt er nicht einmal mehr: er hat den Sinn erfasst und beenügt sich mit der un- sicheren Artieulation, die er vernommen hat. Jene unschreibbaren Verwischungen von Redensarten des geselligen. geschäftlichen und dienstlichen Verkehres sind für Redner und Hörer ebenso unsichere Lautgebilde, wie es für den Hörer allein etwa ein schreiendes Gezänk ist, das sich unter seinem Fenster abspielt. Wahrhaft vernommen wird nur die Tonhöhe, der Tonfall und Rhythmus, die Vocale, dann mehr oder minder unbestimmt die Zischlaute, ein geschnurrtes r u. Ss. w. So wird das Gehör daran gewöhnt, mit einer minder deutlichen Arti- eulation, zuweilen mit einer sehr undeutlichen, fürlieb zu nehmen. Wäre in der Sprachgeschichte das Bequemlichkeitsbedürfniss die allein bewegende Kraft, so würden die Redner an Artieulation nicht mehr bieten, als die Hörer zum Verständnisse nöthig haben: eine flüchtig träge Aussprache, wie sie in der That mancher Orten herrscht, wäre die Regel. Für unseren Fall erklärt dies freilich vorläufig nichts; denn das berberische Lautwesen macht keineswegs den Eindruck weich- licher Bequemlichkeit. 3. Neben der im Erfolge bloss negativen Verwischung des Laut- wesens ist aber auch eine positiv, zunächst bereichernd wirkende Vermischung möglich, und auch für diese sind Beispiele zur Hand. Jenes Gefühl für das, was in der Muttersprache richtig und unrichtig ist, das sprachliche Gewissen, wie ich es in meiner »Sprachwissen- schaft«, S. 269 genannt habe, ist nirgends empfindlicher, als da, wo die Menschen in einem eng geschlossenen Kreise beisammen zu leben pflegen, ungewohnt anders Redende zu hören. Da erklärt es, in Worte übertragen, geradezu: Wer anders redet, als man bei uns redet, der redet falsch. Dies Gefühl wird abgestumpft, dies Gewissen wird erweitert und ertödtet da, wo die Menschen sich daran gewöhnen, andere Dialekte zu hören. Da finden in der Sprache allerhand Dou- bletten Aufnahme: lautliche, grammatische, lexikalische und phraseo- logische. Es kann geschehen, dass der Einzelne gar nicht mehr em- pfindet, was der heimischen Mundart angehört oder fremder Import ist, dass er, sich unbewusst, beides durcheinander anwendet. In beschränktem Maasse können wir dies schon bei denen beobachten, die längere Zeit inmitten eines anderen Dialektes gelebt haben. Sitzungsberichte 1893. 54 606 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 22. Juni. Mischungen dieser Art können aber gerade auf niederer Gulturstufe, wo Weiber- und Sclavenraub, vielleicht friedliches Connubium, dem Stamme fortwährend neue Vertreter desselben fremden Dialektes zu- führen mag, besonders wirksam werden. Wen man versteht, den rechnet man als Sprachgenossen, und ist er anerkannt als Einer, »der mitreden darf«, und ist er Einer, der oft mitredet, so wird mit seiner Persönlichkeit auch seine Sprache eine gewisse Gleichberechtigung erlangen, die Varianten, die er einschleppt, werden als gleichwerthig hin- und angenommen, der heimische Dialekt wird um Doubletten bereichert. Einer solchen Verwilderung sind Schranken höchstens da gesetzt, wo sie das gegenseitige Verständniss hemmen würde, und diese Schranken können erstaunlich weit sein. Je weiter sie sind, desto mehr verwischen sich die Lautbilder, die der Seele vorschweben: auch die verwaschenen oder verzerrten erwecken noch die beabsichtigte Sachvorstellung.' 4. Das verwaschene, träge geformte Lautbild wird aber dem Redner, der es erzeugen könnte, oft weniger zusagen, als dem Hörer, der es zu deuten weiss. Wo die kräftige, scharfe Artieulation der eigenen Erregung entquillt, da wird sie nicht als Last sondern als intlastung empfunden. So kann das Seltsame geschehen, dass der Seele ein sehr unbestimmtes Lautbild vorschwebt, und doch der Mund ein sehr scharfes hervorbringt, aber nieht immer dasselbe, sondern bald dieses bald jenes, je nach Zufall und Stimmung. Was im einen Falle die Individualität und der Moment verschulden kann, das mag anderwärts geradezu in der Art und Gewohnheit des Volkes beruhen, in einer heftigen Art, die beim Reden wohl mit den Armen und den Gesichtsmuskeln ein ähnlich lebhaftes Spiel treibt, wie mit den Sprachorganen selbst. Alles scheint gewaltigen Impulsen zu ent- strömen. Dabei können auch ganz neue, bisher unerhörte Gebilde entstehen, die doch verstanden werden, weil sie an früher Gehörtes ! An und für sich wäre auch folgende Erklärung denkbar: Die Wechselfälle des hamito-semitischen Vocalisınus brachten die Consonanten untereinander und mit den verschiedenen Vocalen in die mannichfachsten Benachbarungen. Nun wirkte der Sandhi differeneirend, und die Lautverschiebung steigerte die Entähnlichung der Wort- formen je länger je mehr. So wurden mit der Zeit für das Sprachgefühl die ver- schiedenen Formen desselben Wortes zu ebensovielen defectiven, einander ergänzenden Wörtern. Ein weiterer Schritt war es, dass man diese Defectiva aus sich selbst heraus ergänzte. Und nun war es Sache der Bedeutungsgeschichte, ob die entstandenen Doubletten noch weiter als solche, als gleichberechtigte Lautbilder desselben Wortes, gelten, oder ob sie sich auch in der Anwendung voneinander trennen sollten. Diese Hypothese würde aber voraussetzen, dass das hamitische Sprachorgan sich der Macht des Sandhi gegenüber früher weit nachgiebiger verhalten habe, als es sich in der ge- schiehtlichen Zeit bewiesen hat. Darum mochte ich diesem Gedanken keinen sonder- lichen Werth beimessen. . . ”r rl VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 607 anklingen. Aus unserem Sprachkreise wüsste ich wenigstens entfernt Analoges anzuführen. Dem Obersachsen, der zwischen d und #, zwischen i und ä, e und ö, ei und eu, äu nicht unterscheidet, kann es geschehen, dass er im Afleete jedes d wie £ ausspricht, und dass er, wo es sich um tiefe, dunkele, grausige Dinge handelt, alle z, e und ei lautmalend in ä, ö, eu verwandelt. Das Wort »etwas« lautet sonst bei ihm »äwas«: redet er aber recht emphatisch, so sagt er wohl »einwas«, ganz wie er »ein Baum« sagen würde, statt »ä Boom «! Verwandt ist es auch, wenn Ungebildete Fremdwörtern und ihnen ungewohnten Eigennamen neue Laute zu- oder einfügen: »Karnal« statt Kanal, »inkummendiren« statt incommoldiren. 5. Es sind unruhige Zustände im Leben einer Sprache, wenn eine solche Doubletten- und Deeuplettenwirthschaft herrscht. Die Zukunft wird entscheiden, ob endlich die Sprache ihre Doubletten be- herrschen lernt, sei es, dass sie die überflüssigen ausscheidet, sei es, dass sich Bedeutungsunterschiede festigen, die den Ballast in nützlichen Hausrath verwandeln. Auch dies letztere hat in den uns beschäfti- genden Sprachen gelegentlich stattgefunden, z. B.: Kab. 9egazi, Loch: iyissi, Spalt. Hiyirdemt, Seorpion: igermet, Wurm. gebbes, nagen: gerres, beissen. Bask. kalbar, Scheitel: garbal, kahlköpfig. gale, Gelüste: zale, lüstern, geneigt. argal, mager: erbal, schwach, u. s. w. 6. Man wird wohl nie entscheiden können, ob so unsichere, be- liebig differenzirbare Lautbilder einer Sprachfamilie oder gar aller menschlichen Sprache von Anbeginn an eigen gewesen, oder ob sie durch jene Störungen und Mischungen entstanden seien, von denen ich vorhin redete. Die Frage ist auch nicht sehr wichtig, denn das Ergebniss für die weitere Sprachgeschichte und für die hier anzu- wendende Methode der Forschung ist in beiden Fällen das gleiche: während der Zeit des Chaos war für feste Lautgesetze kein Platz: erst eine spätere ruhigere Entwickelung konnte an Stelle der Laut- verwirrung und -verzerrung eine geordnete Lautverschiebung vertragen. Das ist in unserem Falle die dünnere, jüngere Schicht. Darunter aber lagert, noch überall an gewaltigen Nachwirkungen erkennbar, Jene mächtige Schicht durcheinander geworfenen Gerölles. Dieser gegen- über kann sich die Wissenschaft auf dreierlei Weise verhalten. Erstens kann sie — leider hat sie es bei anderen Anlässen bewiesen, dass sie es wirklich kann —- einfach leugnen, dass es eine solche Schicht gebe, »weil dadureh die bewährtesten Grundsätze der Forschung in’s 54* 608 Sitzung der philosophiseh -historischen Classe vom 22. Juni. Schwanken gerathen würden«. Zweitens kann sie der Sache den Rücken kehren, sich bescheiden, dass dies kein geeignetes Unter- suchungsobjeet sei, weil jene bewährten Grundsätze der Forschung sich hier nicht bewähren würden. Und drittens kann sie versuchen, sich für die Bearbeitung des schwierigen Stoffes neue Werkzeuge zu schaffen, und dass hiess in unserem Falle nichts mehr und nichts weniger, als in der Art der sich hüben und drüben zeigenden Un- ordnung die verwandten Züge zu entdecken und zu erweisen, dass hier der gleiche Stoff die Spuren des gleichen, also vermuthlich eines gemeinsamen Schicksals an sieh trage. Dabei braucht es mich nicht zu beirren, dass unser jetziges Wissen um die Berbersprachen und ihre Dialekte noch immer so lückenhaft ist. Neuer, besserer Unter- suchungsstoff würde wohl manche Berichtigung in Einzelheiten, dafür aber auch viele weiteren Bestätigungen meiner Ansichten in der Haupt- sache bringen, mit immer schwächeren Resten würde der baskische Wortschatz im berberischen aufgehen. Das konnte ich schon jetzt erproben, als ich nach dem Kabylischen das so viel kümmerlicher vertretene Tuareg in die Untersuchung hineinzog: die Vergleiche mehrten sich, wurden sicherer, frühere Vermuthungen wurden bald dureh neue bekräftigt, bald durch einleuchtendere ersetzt, und schliess- lich war die Massenwirkung so mächtig, dass mich die Angst vor einzelnen Voreiligkeiten nicht mehr hindern durfte, die Sache an die Öffentlichkeit zu bringen. Es ist nicht hier der Ort, mein ganzes Material mitzutheilen; das muss in einer ausführlicheren Schrift geschehen. Es wäre auch verfrüht, schon jetzt reconstructive Rückschlüsse auf die Vorgeschichte des Baskischen zu ziehen; eine Sammlung der altiberischen Sprach- denkmäler steht uns ja in Aussicht, und gerade für deren Deutung wird es von Gewinn sein, wenn wir wissen, nach welcher Richtung hin wir unsere Vermuthungen zu lenken haben. Denken wir uns das Baskische, das Berberische und deren gemeinsame Ursprache in Gestalt dreier ein Dreieck bildender Punkte, deren dritter noch unbekannt ist, so wissen wir nun, dass dieser dritte dem Berberischen ‚viel näher lag, als dem Baskischen, dass er in zweiter Reihe auch durch die übrigen hamitischen Sprachen mitbestimmt wird, das heisst wir wissen die ungefähre Richtung, nach der hin wir. fortan bei unseren Ver- suchen rückwärts zu tasten haben. Gulturhistorisch interessant ist es nun, zu sehen, inwieweit der gemeinsame Wortschatz auf gemeinsame Vorstellungen, Lebensbe- dingungen und Gesittungsverhältnisse schliessen lässt. Dass wir keine Spur gemeinsamer religiöser Reminiscenzen finden, darf nicht Wunder nehmen. VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 609 Für das sociale und politische Leben mag ‚Folgendes be- deutsam sein: Dem kabylischen Serga, Volk, entspricht im Baskischen ethorki, Familie, und ähnlich dem kab. «9, tuareg. ait — Söhne, Volk, das bask. aide, Verwandter. Für »Schwester« haben die Berbern ein Wort, das »Tochter der Mutter« bedeutet, kab. uledma, tuar. ullıma. Dem gleicht bask. arreba, das also, dem jetzigen Stellungsgesetze entgegen, den Genitiv an zweiter Stelle hat. Das Wort mag eher auf Polygamie als auf Ma- triarchat schliessen lassen. Der zweite Theil, -ba, findet sich noch in bask. illoba, billoba, Enkel, alaba, Tochter, — das mit dem kab. Plural Aulawin — Weiber, zusammenhängen wird, — vielleicht auch in osaba, Oheim, izaba, izeba, izoba, Tante, deren erste Theile freilich schwer zu erklären sind. Im Kab. heisst ösefma oder Hismadin Schwestern. Davon ist der erste Theil, iss’, Plural: Töchter, der Sinn also wieder: Töchter der Mutter; und doch zwingt die lautliche Übereinstimmung dazu, auf baskischer Seite einen seltsamen Bedeutungswandel anzunehmen. Das bask. jabe, (ugaz-)aba = Herr, findet sein erklärendes Seiten- stück in kab. aba, Vater. Auf Gesindeverhältnisse deuten: B. bagant, Knecht: T. ünahal-(en, Gesinde. B. unhide, Amme: T. amyid, Höriger. Man muss B. sehi, Diener, Dienerin, mit T. asku —= junger Neger, verknüpfen. Welche Bedeutung ist die ältere? B. buruzari, buruzagi — Häuptling, enthält als ersten Theil buru, Haupt. -zari, -zagi kehrt wieder in B. agintzari, Befehlshaber, von agın, befehlen, und in argizari, Mond, dessen erstes Glied, argi, Licht, kab.rey, tuar. irya, leuchten, bedeutet. va Evs zieht das z als Instrumental- endung zum ersten Theile, so dass die Endung der Nomina actoris -arı übrig bliebe, die allerdings sonst kein 2 vor sich nimmt. Nun passt aber buruzari bis auf den ersten, vielleicht volksetymologisch verfälschten Vocal, Laut für Laut sehr gut zu T. amenökal, Häuptling, dessen Etymologie allerdings nicht so leicht zu ermitteln sein dürfte. Auf Viehzucht deuten: B. ele, elhi, K. ulli, Herde. B. ari, *ahari, Schaf: K. ikerri, Widder. (Die Form «ahari erschliesst sich aus aha-zatz, neben ar-zatz, Widder, -zatz = männliches Thier). B. chikhiro, Hammel, muss allerdings mit chikiratu, castriren, ver- bunden werden. K. tekerrard —= Mutterschaf macht es aber wahr- scheinlich, dass hier die Bedeutungsgeschichte den Weg vom Objeete auf die Handlung genommen habe. B. ahuntz, Ziege, ahunna, Zicklein, aker, Bock, gehören zu K. ahuli, T. ahulay, asölag, esolak, Bock, woran sich weiter T. agin-gera, An- Kl ji . . . . . Y . 610 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 22. Juni. tilope, ahenkad, asinked, azen-kaz Gazelle, reihen. — Es ist dies der einzig sichere, aber auch ein unanfechtbar sicherer Fall, wo sich das hamitische Femininsuffix -t im Baskischen (ahun-tz) nach- weisen lässt. An Rinderzucht erinnern: B. ikel, K. azehva, Ochs. B. aretze, aratche, T. aluki, Kalb, vergl. T. alayod, Kameelfüllen. Wahrscheinlich auch B. unhe, T. tefunest, Kuh, wenn man nach Analogie von buztari, uztari, Joch, buztarina, uztarina, Schwanzriemen, auf ein altes "bunhe schliessen darf. Besonders interessant sind die gemeinsamen Namen des Pferdes, die schon angeführten B. zaldi, K. Begallit, B. zamari, K. agmar, Pferd, B. zamal-zatz, K. zamel, Hengst, und B. behor, beor, bigor, Stute: T. afakkerem, Pferd, tibegaut, Stute. Jenes zamal-, zamel und wahrscheinlich auch zamari, agmar, ge- mahnen so sehr an den altsemitischen Namen des Kameels, dass man hieraus allein den Schluss ziehen möchte, es seien die Basken, die Iberer, auf dem Südwege, durch das Land der Kameele in ihre jetzige Heimath gelangt. Caballıs, x2%&rRns, ist doch kaum indo-europäischen Ursprungs und würde eher für die weite Verbreitung der Hamiten im alten Südeuropa sprechen. Von Schweinezucht dürften zeugen: B. aketz, akhetz, Eber: K. agennaz, Schwein, B. charri, cherri, T. eheri, Schwein, wenn nämlich B. ch-. wie oft, Diminutivpraefix = K. 9-, T. £ ist. Auch der Hund, B. ozar, K. atarus, scheint Hausthier gewesen zu sein. Wie es sich mit den Bedeutungsgeschichte von B. azkuin, Dachs, K. agzun, Hund, verhalte, ist nieht wohl zu ermitteln. Die Katze dürfte im Haushalte gefehlt haben, und auch von Geflügelzucht finde ich keine sicheren Spuren. Von wilden Thieren waren den beiderseitigen Vorfahren be- kannt: der Wolf, B. o1so, K. ussan, ussai, der Fuchs, B. azari, acheri, T. ayurhi, das Stachelschwein oder der Igel, B. sag-arroi (sagu = Maus), Igel, K. arıi, Stachelschwein. Diese Bedeutung dürfte die ältere sein; sonst wäre der Zusatz nieht auf baskischer, sondern auf berberischer Seite zu erwarten, das VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 611 Stachelschwein würde eher »grosser Igel«, als der Igel »Maus — Stachelschwein« heissen. B. udagara, uhadera, Fischotter, gleicht dem diminutiven K. Badyayat, Wiesel, B. yarrathoin, Ratte und angereder, Wiesel, entsprechen beide K. agerda, Ratte. Andere Vergleiche von 'Thier- und Pflanzennamen übergehe ich, weil sie eulturgeschichtlich nicht viel Interesse bieten dürften. Wichtiger sind gewisse Zeugen alter Landwirthschaft: Man kannte den Pflug, B. golde, K. kerez (Schilha tayursa —= Pflugschar), den Wagen oder Karren, B. burdi, gurdi, K. dabruedt — Schubkarren: B. ardatz, Achse, entspricht K. erias, Rad. Man unterschied die Boden- arten; die ursprünglichen Bedeutungen der Namen sind freilich jetzt kaum mehr zu ermitteln: B. Zur, Erde: K. alud, Lehm: aber auch: B. alor, Saatfeld: K. alud, Lehm. B. sorho, solo, Feld: K. azagar, sahal, Ebene. B. orde, Ort: K. wi, Garten. B. /abaki, Brachland; T. illebek, Schlamm. B. une, gune, Ort: K. aguni, Tafelland. Als Culturpftlanzen erscheinen verschiedene Getreidearten: B. arto, artho, Mais: T. erd, K. irden, Hire29, Weizen. B. yaragar, Gerste: T. kalenki, Mais. B. olo, olha, Hafer: T. alun, Getreide. Dem B. garbantzu, barbantzu, Erbse, entspricht K. tezilbent, Lupine, das sonach schwerlich vom arabischen „>, Erbsen, entlehnt sein kann. Dazu kommt als Obst: B. sagar, K. zarura, Apfel. In’s Capitel der Nahrung gehören ferner: B. errekitu, Speise: K. arukhi, Teig. B. othoronzo, othorunza, santhorunza, Speise: K. diremd, Mahlzeit. B. zuhain, Essen: T. següngım, Frühstück. B. hari (kari), Speise: K. dagerid, Kuchen, aharid, Pastete. B. erreza, Brod: K. Sarkus9, Brei. B. ogi, T. tekaya, Brod. B. zemphor, Brod: K. isebbuden, Fierkuchen. B. pambulet, Brod: K. Sahabult, Zwieback (). B. azmi, Brödchen: T. tezomit, desgl. B. gatz, T. ahatem, Salz. B. guri, T. udi, K. udi, Butter. B. ozpin, K. azberbur, Essig. B. ore, Teig: K. auren, Mehl. 912 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 22. Juni. Die Mühle heisst B. eihar, igar, K. ayaref, pl. üyuraf. Von sonstigen Geräthen erwähne ich B. borra, Keule: T. afaddis, Hammer. B. aizkora, K. asagar, Beil. B. sarde, charde, K. 9azzard, Gabel. B. ezten, K. #istent, Pfrieme. Selbst die Namen eines geigenartigen Musikinstrumentes, B. arra- bita, K. agrumbi, passen zusammen, — fast zu gut, als dass man nicht an gemeinsamen fremden Ursprung denken möchte. Von der Wohnung, den Dörfern, Häusern, Wällen und Zäunen, will ich hier nieht reden, auch nieht von den zahlreichen Gefässen des Hausraths, obschon gerade hier die Übereinstimmungen besonders zahlreich sind. Bedeutsamer für den Stand der Gesittung ist jeden- falls die Bekleidung, und auch diese zeugt von Menschen, die längst keine Wilden mehr gewesen sein können. Man vergleiche: B. aforra, Hemd, findet sieh wieder in K. aderbal, Lumpen, ferner mit Übergang in die Zischlaute, in K. azerbub, aselgig, Lumpen, azelal, Tuch, azellab, Kleid. Vielleicht verwandt, doch mit gutturalem ersten Gonsonanten, ist B. oyal, oihal, oyal, Gewebe: K. ayellal, Kleid, Diminutiv daylit, Jacke. Hier haben die Zischlaute von den Dentalen zu den Gutturalen herüber geleitet, oder umgekehrt. B. manthar, Frauenhemd, vielleicht verwandt mit K. amsil, Nuch® B. mezana, Kopftuch: K. damezard, Band. B. chatar, Windel: K. asted, Gewebe. B. marhega, Decke: T. aberuy, Teppich. B. pertala, 'T. tabarde, Lumpen. B. ubal, wal, Gürtel: K. duflin, Wundverband. B. chingola, Band: K. semäala, Gürtel. B. unhama, Schnur: T. ayaba, Zaum. B. ari, hari, T. arewi, Schnur. B. ispi Faden: T. tazbit, Rosenkranz, K. Besfifd, Gürtel. B. estugarri, esgarri, K. izukar, Faden. B. erhaztun, erhastın, K. ay,ademt, Ring. B. zorro, K. zarz, T. ayerik, tayerär, Sack. B. alozna, K. allum, Saum. B. abarka, Schuh: K. aharkus, Schuh, — daneben damliy,t, Sohle. B. zapata, K. asefad, Schuh. Spanisch zapato und franzö- sich sabot sind schwerlich indogermanischen Ursprungs. B. domu, Oberleder: K. iemaq Stiefel. B. ganzola, Oberleder: K. agerqud, Schuh. . . ‘ VON DER GABELENTZ: Baskisch und Berberisch. 613 Dagegen dürften B. alkandorra, K. dagandurd, wie ich durch eine gütige Mittheilung des Hrn. Prof. Diererıcı erfahre, einer gemein- Sr 02 samen fremden Quelle entstammen: arabisch 5,, A, persisch 2, Der einzige einheimische Volksname der Berbern, der noch stellen- weise in verschiedenen Lautgestalten auftritt, ist Masaq, Amasey, Amaziy, Plural: imusag, ünazayen u. s. w. Seltsam, dass jenen (A-)ma- $eg, Amaziy nach der Formel v, C,0,C,v,C, : C,v,C,C,v, auf Baskisch ziemlich genau "baska entspricht, wozu sich weiter "baskon verhalten würde wie aiton, Vorfahr, zu aita, Vater. Hier hätten wir jenen von den Alten überlieferten, noch heute bei den Nachbarvölkern gebräuch- lichen Namen, der im Baskischen selbst nieht mehr üblich ist. Jetzt bezeichnet das Volk sich und seine Sprache mit eusk- (euskaldun, eusk- ara u.8s. w.). Es ist kaum zu kühn, wenn wir hierin einen inneren Plural von dask- zu finden meinen und die Gleichung aufstellen: (a-)bask : tbusk-, (eusk-) — amasey : imusay, — zumal die alte Schreibung, » Vascones« ein v bezeugt, das im In- laute vor « noch leichter schwinden konnte als 5, das doch auch schon an dieser Stelle ziemlich gefährdet war. Mannichfache Formen inneren Vocalwandels lassen sich ohnehin im Baskischen nachweisen. Die weitere Untersuchung wird sich auf sie wie auf andere unter der Oberfläche der heutigen Sprache anzutreffende ältere Mittel der Wort- und Formenbildung zu richten haben, von denen ich im Vorigen nur wenige Beispiele mitgetheilt. Es sind rudimentäre Organe, und wir wissen nicht, wie viel sicherer wir sie beurtheilen werden, wenn es gelingen sollte, die altiberischen Sprachdenkmäler zu deuten. Auch sind solche Einzelfragen bei weitem weniger wichtig, als die ge- wonnene Erkenntniss, erstens, dass das Baskische eine hamitische, der Berberfamilie verwandte Sprache ist, und zweitens, dass die hamitischen Sprachen der lautgeschichlichen Forschung ganz neue Bilder vorführen, deren Beurtheilung neue Gesichtspunkte, deren Ver- werthung eine neue Methode erfordert. Ausgegeben am 29. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1895. 55 a t dyiinslah EM KR Wr y 7 . Ts. valh yr N »r "s Eh gan EN RRME / ri er | Hehe ALU TESTU TE Fontaine j „. En hub aa Hi, PENOr. KRRAUTOBEFEBGT BES E EL E2In Sun UEN N TEE mr Bat tn FAT IE LOVE IR RO NIEREN 5 TIER | [PR WED Be un u° 22007 ea 2 Hirn Hanse Van niat RR DATA yw.e wel? v an we Min m zumn dd 1 Te .« j DIE RAN Alain Tem er Se - St ab rar] Nasa ri ee Reel hu nn "11 IITICHEt i an. est, 3470 wi re i u ö 3 met d 1 eure ur i4) } NFRHAnN,F ls iin a Wh EL FSTE I SEN STE A a Br a Sm RER Erin N a Ah 6 FR IT. 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Der vorsitzende Secretar eröffnete die Sitzung mit folgender An- sprache: Die Leisnız-Feier, zu der wir heute versammelt sind, ist eine Feier der Erinnerung, vor allem an den geistigen Begründer und ersten Präsidenten dieser gelehrten Körperschaft, in dessen Geiste fortzu- wirken, die Akademie gern und oft bekennt, aber auch der Erinnerung an heimgegangene Mitglieder, wie sie nicht selten in den Reden der Neueintretenden anklingt oder in breiterem Strom in den Gedächtniss- reden auf Jüngstverstorbene sich ergiesst. So mag es dem Sinne der Feier nicht zu fern liegen, wenn ich eines der hervorragenden Ge- nossen dieser Gemeinschaft aus vergangenen Tagen gedenke und sein Bild mit wenigen Strichen zu beleben versuche. Am 4. März dieses Jahres schloss ein Jahrhundert seit Lacnmann’s Geburt. Die Bedeutung des Tages ist nicht spurlos vorübergegangen: die Universität zu Göt- tingen, die des Jünglings erste Schritte auf der Bahn der Wissenschaft gesehen und das leuchtende Verdienst des Mannes geehrt und aus- gezeichnet hatte, hat seinen hundertsten Geburtstag in besonderer akademischer Feier festlich begangen; sachkundige Männer haben in ‚den Tagesblättern an seine Wirksamkeit als Lehrer und als Forscher erinnert und neue Gaben zu seinem Gedächtniss dargebracht, in der richtigen Schätzung, dass Lacnmann, der zu den volksthümlichen Grössen Sitzungsberichte 1895. 56 616 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. der Nation nicht gehört, in breiten Schichten der gebildeten Gesell- schaft kein Unbekannter sei. Ihnen reiht sich an, spät zwar aber doch bei der ersten und einzigen Gelegenheit, die sich bot, die Aka- demie der Wissenschaften, der er so lange und so eng verbunden war, sei es auch nur, um zu bezeugen, dass sie seiner gedenkt und stolz ist, ihn zu den ihrigen zu zählen. Nur Ein Mitglied lebt noch unter uns, das ihn als Genossen der Akademie gekannt hat, aber Männer, die ihn im Leben sahen, die ihm freundschaftlich nahe standen, die seine Schüler waren und sein Bild im Herzen tragen, zählen wir mehrere unter uns. Und wer die Denkschriften unserer Gesellschaft aus den zwanzig Jahren seiner Zugehörigkeit mustert, sucht nicht vergeblich nach Spuren seines Geistes: neben unvergänglichen Untersuchungen auf dem fast noch unberührten Boden altdeutscher Dichtung stehen die ‘Betrach- tungen über die Dias’, noch heute frisch und unverwelkt, und geben beide in ihrer Vereinigung Zeugniss von der doppelseitigen Wissen- schaft, die Lacnmann’s Leben erfüllte. Und als ein früher Tod seinem ungestümen Forscherdrang ein Ziel gesetzt, hielt in der Leisxız-Sitzung des Jahres 1851 Jacog Grımm die Rede zu seinem Gedächtniss, die vermöge der Eigenart beider Männer selbst ein denkwürdiges Er- eigniss dieser Akademie geworden ist. Grmm und Lacmmann haben eine gute Strecke ihres Lebensweges in gemeinsamer Wissenschaft zurückgelegt, der eine von dem andern lernend, der eine den andern bewundernd in dem, was ihm selbst fehlte, aber scharf ausgeprägte Naturen, wie sie waren, auch zwieträchtig in Urtheil und Anschauung; und so hohen Reiz es gewährt, Lacnumanns Wesen in Grmm’s Natur sich spiegeln zu sehen, die zweifelnde Frage ist unverwehrt, ob Grımm’s Geistesart, die gross angelegt, keinen anderen Massstab kannte als den ihrigen, an dem sie in unbefangener Selbstschätzung sich und andere mass, Lacnmann s Wissenschaft voll gewürdigt und die Höhen- punkte seiner Lebensarbeit richtig abgesteckt habe. Doch gross waren sie beide und gern gedenken wir auch dieses Tributes ehrender An- erkennung, den der ältere Genosse dem jüngeren früh verblichenen gezollt hat. Lacumann s Forscherlaufbahn eröffnete 1815 der Properz und die diesem auf dem Fuls gefolgten Untersuchungen über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von den Nibelungen, zwei Leistungen, die gleich an der Schwelle die Ziele, die er sich gesteckt, und die Wege, auf denen er sie zu erreichen strebte, in hellen Zügen erkennen lassen. Wir bewundern den 22jährigen, wie er einen der schwierigsten rö- mischen Dichter aus heillosem Gestrüpp, mit dem lange Verwahr- losung ihn überwuchert hatte, herausgehauen und auf breiten Pfaden Vanven: Ansprache. 617 dem Verständniss zugänglich gemacht hat; wir bewundern ihn, wie er beim ersten Schritt in die altdeutsche Diehtung neue fruchtbrin- gende Blicke in die Natur des volksthümlichen Epos eröffnet hat. Fertig in voller Rüstung wie Minerva aus Jupiter’s Haupt entsprungen steht er in seinen ersten litterarischen Erzeugnissen vor unsern Augen. Wie er gewonnen was er besass, wer vermässe sich es zu sagen. Sein Properz erinnert zwar an Bextrey's Vorbild, in dessen Spuren auch auf anderem Gebiete zu wandeln er mit Stolz bekennt, und kaum liesse sich ein anderes Muster nennen, das ihm vorgeschwebt, als der um ein Jahrhundert ältere BEentLev, der selbst in seiner Zeit verein- samt stand und lange ohne Nachfolge blieb. In der deutschen Litteratur wird BEnEcKEn, dem Lacnmann selbst den Ruhm zugesteht, ‘mit Sinn und bescheidener Sorgfalt zuerst ein ganz neues Verständniss der mittelhochdeutsehen Poesie eröffnet zu haben’, besonderer Einfluss auf seine Ausbildung zugeschrieben. Doch wie dem sein mag, grösseren ' Antheil, bin ich des Glaubens, als Vorbild und Lehre, hat an seinen ersten Erfolgen die geniale Kraft seiner ursprünglichen Anlage gehabt. Als er nach Göttingen kam, entschlossen, philologischen Studien sich hinzugeben, brachte er nicht bloss aus tüchtiger Schulbildung gewonnene bis zur freien Handhabung gediehene Kenntniss der beiden alten Sprachen mit, sondern befand sich auch, seinen akademischen (Genossen darin weit überlegen, im Besitz mehrerer moderner Sprachen, des Englischen, des ihm von Kindes Beinen geläufigen Französischen, des Italienischen und anderer romanischen Sprachen: und sein Lebe- lang hat er mit spielender Leichtigkeit über alle Formen und Feinheiten der ihm vertrauten Sprachen zu verfügen verstanden. Aber über den genannten Kreis von Sprachen, von denen allen er sich Vortheile für seine litterarischen Pläne versprach, gieng er nicht hinaus. Denn die Sprachwissenschaft als solche, die in Lacumasn’s Blüthezeit die ersten Schwingen regte, war nicht sein Ziel: und ihr kann nichts gelingen, wenn sie nicht über ganze Reihen näher oder entfernter verwandter Sprachen den Blick kann schweifen lassen, um aus ihren Gemeinsam- keiten die Naturgesetze ihres Werdens abzuleiten. Ja auch in den einzelnen Sprachen, die in Lacnnann’s Sphäre lagen, den germanischen und elassischen, obwohl er mit nie versagender Kenntniss alle ihre Bildungen und Fügungen beherrschte, stand doch der systematische Aufbau derselben von den kleinsten Bestandtheilen bis hinauf durch alle Phasen ihres Wachsthums ausser dem Bereich seiner Bemühung; so begleitete er zwar mit bewundernder Theilnahme lernend und bei- steuernd Jacog Grınm’s folgenreiches Unternehmen, die deutsche Gram- matik auf frisch erobertem Grund und Boden aufzurichten: aber ihm zu folgen auf dem auch kühnere Combinationen nicht verschmähenden 56* 618 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Wege war seiner Neigung, die zumal reinliche Untersuchung mit festem Ergebniss verlangte, entgegen. Für Lacnmann gewann die Sprache Reiz und Leben, wenn sie zur Schale geworden, in welche Dichter und Schriftsteller den Kern ihrer Gedanken und Empfindungen schliessen. Den manchfaltigen Tönen, die Dichter anschlagen in verschiedenen Zeiten und verschiedenen Gat- tungen, mit sinnigem Verständniss nachzuempfinden, war das beson- dere Vermögen, das der ursprünglichen Anlage seiner Natur zu Theil geworden, verschieden von dem Talent, vieler Sprachen Herr zu sein, verschieden auch von der Betrachtungsweise dessen, der die Sprache als ein selbständiges Gebilde zu zergliedern unternimmt. Indem sein Geist dem Einzeldenkmal der Litteratur sich zugewendet, haftete seine Beobachtung an der in der Hand der Dichter und Schriftsteller ge- formten Sprache, deren Besonderheiten er bis in die entlegensten Winkel verfolgte, mit ihr die Formen des Versbaus, dessen Regeln er aus den Theorien der Alten und dem scharfsinnig erspähten Gebrauch der Dichter abgeleitet, an sich und in ihrer Wechselbeziehung zur Sprache seiner Betrachtung unterzog. So erwuchs aus seiner innersten Natur der Beruf, dem er sein Leben hindureh mit treuer Hingebung gedient, was Dichter schufen und Schriftsteller hinterliessen, mit Beseitigung der Schlacken der Zeit und der Willkür der Bearbeiter in seiner ursprünglichen Rein- heit herzustellen und Mitlebenden und Mitforschenden zu Genuss und tieferem Verständniss darzureichen. In 35 Jahren seit seiner Erstlings- leistung hat er, um nur das Hervorstechendste zu nennen, die drei mittelhochdeutschen Dichter, Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, die Ilias und die Nibelungen, den Ca- tullus und Lucretius, die römischen Feldmesser und den Varro, Gaius und die römischen Juristen, Lessing und das Neue Testament in neuen Bearbeitungen zum Vorschein gebracht. Nicht immer schloss er mit der Herausgabe ab, aber die Untersuchungen, die er führte, lagen immer auf diesem Wege und verfolgten alle das gleiche Ziel. Weniges floss nicht aus eigner Wahl, sondern boten äussere Umstände ihm dar, aber ergriffen hat er nichts, was nicht seiner Neigung und Begabung entsprach, nichts, dem seine Kraft nicht vollauf gewachsen gewesen wäre. Rastloser Fleiss, des Gelehrten höchste Tugend, mit dem er von Jugend an in immer erneuter, immer tiefer dringender Lesung seine Dichter bis in alle Falten ihrer Eigenart sich vertraut gemacht, unermüdlicher Eifer, der ihn nichts zu versäumen, alles zu nützen, alles herbeizuschaffen antrieb, was irgend der ergriffenen Aufgabe dien- lich werden konnte, verliehen ihm das Selbstvertrauen, das ihn sicheren Schrittes zu seinen Zielen leitete, seinen Leistungen aber die strenge Folgerichtigkeit und abgeschlossene Vollendung, die sie weit entrückte VAHLENn: Ansprache. 619 den tastenden Versuchen und springenden Einfällen, mit denen manche seiner Zeit die grosse und edle Aufgabe entweihten. Über die Grundsätze seiner Kunstübung hat Lachmann wiederholt, bei den mittelhochdeutschen Dichtern, beim Neuen Testament, bei beiden besonders beflissen, Rechenschaft von seinem Thun zu geben, in anschaulicher Ausführlichkeit sich ausgesprochen: aber dennoch ist es nicht leicht von dem in einander greifenden geistigen Getriebe, das dabei in Bewegung gesetzt wird, in Kürze eine Vorstellung zu geben. Es ist aber ein doppelter Weg, den sein Verfahren beschreibt, von der verbreiteten Form eines Schriftwerks zu der echten und älte- sten Überlieferung desselben, und von dieser, wenn sie wieder ge- wonnen ist, hinauf bis zum Verfasser und der Gestalt, in der er sein Werk aus seiner Hand entliess. Lange Wege sind es, die ein litte- rarisches Denkmal sei es des Alterthums, sei es des Mittelalters durch- läuft, und die Spuren der erlittenen Schicksale haften an ihm. Um aber zur Erkenntniss seiner Geschichte durchzudringen, ist die Son- derung der beiden Wege, die Niemand strenger als Lacumann gefordert hat, eine unerlässliche Bedingung: denn die Betrachtungsweise hier und dort ist eine verschiedene und verschiedener Fragstellung bedürftig. Der erstere verlangt eine rein historische Untersuchung, die von dem Verständniss des Hergebrachten ausgehend die Berechtigung desselben prüft und aus den sich darbietenden Quellen der Überlieferung die ältesten Zeugen auswählt, um nach Massgabe ihres Zeugnisses die urkundliche Gestalt des Denkmals aufzufinden und festzustellen. Ge- lingt es die mehreren Zeugen aus einem gemeinsamen Exemplar zu leiten, so gewinnt das Verfahren an Einfachheit und festern Zusammen- schluss, und mehr als Einmal ist es Lacnmanns Scharfsinn geglückt, ein solch erschlossenes Urexemplar nicht bloss als die Quelle der er- haltenen Zeugen zu erweisen, sondern alle Charakterismen selbst seiner äussern Gestalt und Beschaffenheit aus sicheren Rückschlüssen zu er- mitteln und das verschollene wie ein gegenwärtiges vor Augen zu stellen. Doch meist musste seine Herstellungskunst sich begnügen aus einer Mehrzahl unverfälschter Quellen die echte Überlieferung zurück- zuführen; und mit welch überlegener Sicherheit er aus der Überein- stimmung oder Abweichung seiner Zeugen die ursprünglichen Schrei- bungen wieder zu gewinnen gewusst hat, kann die Thatsache bekräf- tigen, dass, selbst wo neue, ihm unzugänglich gewesene Quellen er- schlossen worden, seine Ergebnisse nur unmerkliche Verschiebung, meist Ergänzung und Bestätigung erfahren haben. | Galt es aber auf dem zweiten Wege, nachdem aus der wieder- hergestellten Überlieferung die Eigenart des Dichters deutlicher zu Tage getreten war und sicherer sich erkennen liess, was seiner Kunstweise 620 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. entsprechend, was ihr entgegen sei, dureh Glätten und Ausgleichen den Diehter sieh selbst ähnlicher zu machen, so bewährte sich, zumal bei den mittelhochdeutschen Dichtern, die das Recht der Analogie in höherem Grade verlangen als die antiken, Lacnmannw’s Meisterschaft, indem er sich anschmiegend an die überlieferten Züge leise nachbes- sernd des Dichters Bild aus den Entstellungen rein herausgearbeitet, und eingelebt in die Gedankenwelt seiner Dichter und im Vollbesitz tiefster Sprachkenntniss, selbst da, wo die überlieferte Form Zerrüt- tetes aufwies, wie mit intuitiver Kraft unzählige Male aus Verdun- keltem und Verderbtem des Dichters Hand an das Licht gezogen hat. Noch weiter führte derselbe Weg, wenn nicht bloss Flecken aus- zutilgen waren, die im Lauf der Überlieferung an das Schriftwerk sich angesetzt, sondern der ganze Bestand eines Denkmals aus der Ver- worrenheit zu seiner ursprünglichen Verfassung zurückzubringen war; wie sein “Versuch über Dositheus’ ‘aus barbarischem Schutt die edlen Trümmer eines wohlgebildeten Werkes’ hervorgehen liess, und die Sammlung der römischen Feldmesser das, was Verschiedene über diese Kunst gelehrt und berichtet, aus arger das Gut der Einzelnen unter einander mengenden Unordnung zu heller Klarheit gebracht und einem Jeden das Seine zurückerstattet hat. Oder auch es ergab sich ihm nicht die Herstellung eines ursprünglich Fertigen, sondern die Erkennt- niss, in welch unvollendeter Verfassung ein litterarisches Denkmal von seinem Urheber hinterlassen worden und durch die Jahrhunderte der handschriftlichen Tradition sich forterhalten hat. Wie viel Lu- cretius von seiner Dichtung vollendet habe, wie viel unabgeschlossen geblieben sei, bewiesen ihm selbständig ausgeführte aber nicht glatt dem Zusammenhang sich einfügende Bestandtheile, die erkennen liessen, dass der Dichter nicht in ununterbrochener Arbeit sein Werk von An- fang zu Ende durchgeführt, sondern je nach Neigung und Stimmung einzelne Theile ausser dem Zusammenhang und ohne das schon Ge- schriebene vor Augen zu haben entworfen und nicht mehr mit dem Vorhandenen zu festem Zusammenschluss ausgeglichen habe. Und endlich lagen auf demselben Wege die Untersuchungen, die mit der Zergliederung der von keiner einheitlichen Dichterhand ge- leiteten Dichtungen der Nibelungen und der Ilias — dem höchsten Triumph seines Lebens abschlossen. Denn nicht von allgemeinen Voraussetzungen über Natur und Entstehung volksthümlicher Epen waren sie ausgegangen, sondern aus eindringender Prüfung des Über- kommenen schöpften sie ihre Ergebnisse. Die Dias nahm er wie sie hergebracht war und überliess es andern aus Grammatikerzeugnissen und Handschriften die älteste erreichbare Form ihrer schriftlichen Über- lieferung herzustellen: sein Bemühen war es, aus Widersprüchen der Vıuten: Ansprache, 621 Erzählung und Spuren mangelnden Zusammenhangs, ja selbst aus Un- terschieden in Ton und Färbung der Darstellung den verschiedenen Ur- sprung ihrer Theile zu erkennen und die alten Lieder von ihren Fort- setzungen und späten Ergänzungen zu scheiden. Dem deutschen Natio- nal-Epos erwies er den doppelten Dienst, die handschriftlich über- kommene älteste Gestalt des Gedichts herauszustellen und in dieser die gleichsam über einander gelagerten. Schichten des Alten und Jungen und Jüngsten zu sondern und kenntlich zu machen. Nieht verschieden in ihrer Art, aber vielseitiger und mühevoller war die Aufgabe, die ihm die Schriften des Neuen Testamentes stellten. Die schwer bezwingbare Verschiedenartigkeit der Zeugen, die hier zu befragen waren, — griechische Handsehriften, im Orient, im Ocei- dent geschrieben, lateinische Übersetzungen, des Hieronymus und vor- hieronymianische, selbst in ihrer Überlieferung vielfach schwankend und unsicher, Zeugnisse der orientalischen, der occidentalischen Kirche angehöriger Väter — hat er in jahrelanger ausdauernder Arbeit be- wältigt, und hat das Zusammenstimmen und Auseinandergehen der Quellen in fein abwägender Kritik zu nutzen gewusst, um an Stelle eines 3oo jährigen unbezeugten Textes einen 14 hundert- Ja fast 16 hun- dertjährigen bezeugten zu setzen. Dabei war seinem unbestechlichen Wahrheitssinne nieht entgangen, was etwa von Zeugen noch fehle und zur Ergänzung seines Verfahrens von Späteren herzugebracht werden könne, und seine Fingerzeige haben den Nachfolgern die Wege ge- wiesen. Aber dennoch bei allem Reichthum, der seit Lacnmann der neutestamentlichen Kritik zugewachsen ist, wird heute von den Stimm- führern unverholen anerkannt, dass er die Bahn gebrochen, die nicht verlassen werden darf, soll nieht die Kritik in die chaotische Wirr- niss zurücksinken, aus der er sie hob. Aber er schritt auch über die Grundlegung einer rein aus den Quellen gearbeiteten Textesge- staltung hinaus, behutsam an erlesenen Beispielen zeigend, dass hier, wie sonst, die besstüberlieferte Form nicht immer auch die wahre und ursprüngliche sei, und dass man auch hier der Vermuthung den Weg nieht verlegen dürfe: ja wenn er in einer vergleichenden Prü- fung der bald übereinstimmenden bald abweichenden Abfolge der Ab- schnitte in der Erzählung der drei ersten Evangelien Aufklärung sucht über das, was als ursprüngliche Reihenfolge zu gelten habe, so sehen wir in diesem bescheidenen Versuch historischer Kritik, wie er auch hier durch Zergliederung des Überkommenen zur Erkenntniss der Ent- stehung vorzudringen bemüht ist. An Denkmälern der verschiedensten Art hat Lacnmann sein kri- tisches Geräth erprobt: an Diehtung und Prosa, an Griechen und Römern, an Deutschen der alten, Deutschen der neuen Zeit, an Sehrift- 622 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. stellern von dem manchfaltigsten Stoff und Gehalt. Zwar werden die kritischen Fragen durch die besondere Art des Denkmals und seiner Überlieferung mitbestimmt: dennoch erscheint seine kritische Methode wie eine freie und einheitliche Kunstübung, die, individuell entwickelt und zur höchsten Vollendung gediehen, in der Hand des genialen Künstlers jeglichen Stoff bemeistert und sich dienstbar macht. Aber alles was er that und schuf, sollte für die Denkmäler sein, denen seine Bemühung galt: sie in ungetrübter Gestalt genussreichem Verständniss zu öffnen oder zu jeglicher Art wissenschaftlicher Ver- wendung brauchbar zu machen, war es was er erstrebte, und um es zu können, war er auch mit allen sachlichen Kenntnissen ausgerüstet, die eine sichere Handhabung seiner kritischen Kunstregeln ermög- lichten. Aber den sachlichen Gehalt seiner Denkmäler auszuschöpfen, ihnen selbst den Nutzen abzugewinnen, den sie dem Geschichtsforscher, dem Rechts- und Gottesgelehrten darbieten konnten, war nicht auch seines Strebens Ziel, auch da nicht, wo er, wie oftmals, auf Gebieten sich bewegte, die allein oder vornehmlich der Fachgelehrsamkeit vor- behalten schienen: kurz Lacumann gehörte, nach JacoB GrIMM's zuge- spitztem Ausdruck, zu den Philologen, welche die Sachen um der Worte willen, nicht umgekehrt die Worte um der Sachen willen treiben. Und wie er bei diesen weit aus einander gehenden Wegen, deren jeder ohne den andern seine Berechtigung, jeder auch seine besonderen Vorzüge hat, denen gegenüber, die ihm an Sachkenntniss überlegen waren, im Nachtheil sich befand, so war er andererseits in entschie- denem Vortheil gegen sie durch die sichere Kenntniss dessen, was die Sprache vertrug und die Methode der Kritik verlangte, und von hier aus hat er Juristen und Theologen vielfältige und anerkannte Dienste auf ihrem Arbeitsfelde erwiesen. Und Lacnmann freute sich, wenn er mit seinen Mühen und Er- folgen Andern eine Freude zu bereiten hoffen durfte. Er betrachtete zwar seine wissenschaftliche Arbeit als eine Pflichterfüllung, der er sich nicht entziehen dürfe, aber eine Pflichterfüllung, die nichts Drückendes, nichts Mühseliges für ihn hatte, der er mit der nie er- mattenden Kraft des Genies sich unterzog, und die, gelang ihm was er begonnen, ihn mit dem frohen Bewusstsein erfüllte, Gutes ge- . stiftet zu haben. Wie freute es ihn, dem deutschen Volke seinen grössten Dichter der alten Zeit in lesbarer und zum Lesen anreizender Gestalt zurückgegeben zu haben; und welche Befriedigung gewährte es ihm, ‘durch treue und gewissenhafte Herstellung der Werke Lessine’s dem grossen Geiste, dessen wir nur durch geistige Fortschritte würdig werden, ein angemessenes Denkmal zu setzen’, oder in der Bearbei- tung des Neuen Testamentes geleistet zu haben, ‘was ihm für die VAHLENn: Ansprache. — Schwarz: Antrittsrede. 623 Gemeinde wünschenswerth und erspriesslich erschienen’. Und höher schlug ihm das Herz, wenn zu dem frischen Muth, der aus der Arbeit und dem erhofften Ziele floss, die Gemeinsamkeit gleichgestimmter Seelen trat. ‘Das Gefühl der edlen Gesellschaft von Cuvracıus und Sca- LIGER', schreibt er bei Beriehtigung einer römischen Rechtsquelle, ‘habe anregend und begeisternd ihn erfrischt’; und die freundschaftliche Theilnahme der Brüder Grm, Lupwie Untann’s, an seinem Walther von der Vogelweide weckt in ihm die Stimmung freudiger Lust an seinem Werk. Dass aber Lacnmann unter den zahlreichen Denkmälern der Litte- ratur, die er mit seiner Kunst erneuert hat, auch in die Bücher des Neuen Testamentes einen Lichtstrahl der Kritik geworfen, ruft am heutigen Tage unwillkürlich die Erinnerung an Leisnız wach, der in der Weite des Blicks, mit der er alle Wissenschaften in sich wie zu einer Einheit zusammenfasste, auch philologisch -kritischer Kunst und Bethätigung ihre Bedeutung zuzumessen nicht unterliess und in dem inhaltreichen Schreiben an Hurt. das einst Borcku an dieser Stelle einer beredten Würdigung unterzog, die Nothwendigkeit erwies, dass die philologische Kritik, entwickelt und gestählt an der Behand- lung vieler Denkmäler verschiedener Art, auch hingewendet werde zur Sicherung und Reinerhaltung der ehrwürdigen Urkunden der christ- lichen Religion. Und so möge, indem wir uns am Schluss zum An- fang zurückwenden, das Schertlein, das ich zur Erinnerung an Lach- MANN beizusteuern versuchte, zugleich gelten als eine bescheidene Spende dem hohen Geiste dargebracht, dem diese Feierstunde gewidmet ist, und der als ein guter Genius immerdar über seines Geistes Schöpfung walten möge. Darauf hielt Hr. Schwarz folgende Antrittsrede: Nach altem Brauche gewährt die dem Andenken an Leısnız gewid- mete öffentliche Sitzung der Akademie den neu aufgenommenen Mit- gliedern die erste Gelegenheit, ihren Dank auszusprechen für die hohe Ehre, welche durch die Aufnahme in die von den wissenschaftlich bedeutendsten Männern des Staates gebildete Körperschaft ihnen er- wiesen worden ist. Es ist heute meine erste Pflicht, in dankbarer Gesinnung der Förde- rung zu gedenken, welche meine wissenschaftlichen Arbeiten durch die Königliche Akademie schon früher, während eines über mehr als ein Vierteljahrhundert sich erstreckenden Zeitraumes erfahren haben und welehe von entscheidender Bedeutung für meine Studien geworden ist. Als eine vor vielen mir zu Theil gewordene Begünstigung darf ich es bezeichnen, dass die Mitglieder der Akademie Kummer, WEIEr- 624 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. STRASS, KRONECKER, DovE diejenigen meiner Lehrer waren, welche auf die Richtung meiner speeciellen Studien den grössten Einfluss ausgeübt haben. Indem diese Männer mir gestatteten, zu ihnen in näheren persönlichen Verkehr zu treten, erhielt ich die ausserordentlich werth- volle Anregung zu selbständigen Forschungen und wurde auf eine Anzahl von ungelösten Aufgaben hingewiesen, deren vollständige Er- ledigung ein besonderes wissenschaftliches Interesse hatte. Die höhere Geometrie und die Theorie der analytischen Funetionen haben vom Beginne meiner Studien an die grösste Anziehung auf mich ausgeübt. Besondere Befriedigung hat es mir jedesmal gewährt, wenn es gelang, durch Verbindung dieser beiden Disciplinen eine schwie- rigere wissenschaftliche Aufgabe ihrer endgültigen Lösung entgegen- zuführen. Die Bestimmung der Fläche kleinsten Flächeninhalts, deren Be- grenzung als ein von vier Kanten eines regelmässigen Tetraeders ge- bildetes räumliches Vierseit vorgeschrieben ist, giebt ein Beispiel dafür, wie eine der höheren Geometrie angehörende Frage nur unter aus- gedehnter Anwendung der Theorie der elliptischen Funetionen ihre vollständige Beantwortung finden konnte, weil diese Funetionen, ebenso wie sie allein geeignet sind zu zeigen, wie das Pendel schwingt, auch allein fähig sind, den analytischen Charakter der erwähnten speciellen Fläche vollständig darzustellen. Die Bestimmung aller derjenigen Fälle, in welchen das allgemeine Integral der Differentialgleichung der hypergeometrischen Reihe eine algebraische Function der unabhängigen Veränderlichen ist, giebt ein Beispiel dafür, wie die erste vollständige Lösung einer der reinen Analysis angehörenden schwierigen Aufgabe thatsächlich mit Hülfs- mitteln gewonnen worden ist, die wesentlich dem Boden der Geometrie erwachsen sind. Durch Anwendung derselben Hülfsmittel ergab sich mir das erste Beispiel eindeutiger analytischer Funetionen, welche, ohne zu der Gattung der sogenannten Modulfunetionen zu gehören, ebenso wie diese die Eigenschaft haben, bei unendlich vielen linearen Substitu- tionen des Arguments unverändert zu bleiben. Die Beschäftigung mit den Flächen kleinsten Flächeninhalts hatte für mich die eingehende Beschäftigung mit den Grundlagen der Va- riationsrechnung und mit einigen bestimmten partiellen Differential- gleichungen zweiter Ordnung zur nothwendigen Folge. Die Variationsrechnung, welehe durch die Forschungen des Hrn. WEIERSTRASS die lang entbehrte Sicherung erhalten hat, während zu- gleich das Maass der Anforderungen, welche an die Lösung der ihrem Gebiete angehörenden Aufgaben zu stellen sind, eine beträchtliche Schwarz: Antrittsrede. 625 Steigerung erfuhr, ist in demjenigen Theile, weleher sich mit der Untersuchung des Maximums und des Minimums von Doppel- und mehrfachen Integralen beschäftigt, zur Zeit noch wenig entwickelt. Die Ursache hiervon ist in dem Umstande zu finden, dass der gegen- wärtige Stand unseres Wissens bezüglich der Existenz partieulärer In- tegrale gegebener partieller Differentialgleichungen, falls diese Integrale für gegebene Bereiche vorgeschriebenen Grenz- und Unstetigkeitsbedin- gungen genügen sollen, viel zu wünschen übrig lässt. Um so erfreu- licher ist es, dass es gelungen ist, die Frage für einige speeielle mit der Theorie der analytischen Funetionen, der Lehre von den Minimal- flächen und der Lehre von den Flächen eonstanten Krümmungsmaasses nahe zusammenhängenden partiellen Differentialgleichungen in einem Umfange zu beantworten, welcher für viele Untersuchungen ausreicht. Durch die Einwendungen, welche Hr. WEIERSTRASS gegen die Zu- lässigkeit derjenigen Schlussweise geltend gemacht hat, welche die Grundlage der Rırmanv’schen Behandlungsweise der Theorie der alge- braischen und der Asrr’schen Funetionen bildet, war diese Schluss- weise unhaltbar geworden. Einige glückliche Funde in dem Gebiete der Untersuchungen über eonforme Abbildungen ebener Bereiche auf einander gaben mir die Veranlassung den Versuch zu machen, die von Rırmann angewendete, mit dem Namen des Dirıcnzer'schen Prineips belegte Schlussweise durch ein strenges Beweisverfahren zu ersetzen. Durch Anwendung eines Näherungsverfahrens, eines Grenzüberganges durch alternirendes Verfahren, dessen sich später auch Hr. ©. Neumanv zu demselben Zwecke mit Erfolg bedient hat, ist es mir gelungen, sowohl für ge- schlossene Rıemann’ sche Flächen, als auch für solche ebene Bereiche, deren Begrenzungslinie gewissen Bedingungen genügt, die Schwierig- keiten zu überwinden, welche der theoretischen Untersuchung auf diesem Forschungsgebiete sich entgegengestellt hatten. Auch bei dieser Unter- suchung hat sich die Verbindung geometrischer Betrachtungen mit rein analytischen Untersuchungen als fruchtbar erwiesen. Die Frage, innerhalb welcher Grenzen ein Stück einer Minimal- fläche wirklich ein Flächenstück kleinsten Flächeninhalts ist, eine Frage, deren Beantwortung mich mehr als ı3 Jahre hindurch beschäftigt hat, gab die Veranlassung, eine gewisse partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung durch ein eigenthümliches Näherungsverfahren, welches in einer auf einer gewissen Iteration beruhenden fortschreitenden An- näherung besteht, vorgeschriebenen Grenzbedingungen gemäss für einen gegebenen Bereich zu integriren. Durch Anwendung dieses Verfahrens gelang es, eine Untersuchung, deren erste vorläufige Ergebnisse von der Königlichen Akademie durch Abdruck in den Berichten vom Jahre 626 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. 1872 ausgezeichnet worden sind, vollständig abzuschliessen, glück- licherweise noch früh genug, um dieselbe zum Gegenstande einer Gratulationsschrift zur Feier des 70. Geburtstages meines hochver- ehrten Lehrers Hrn. WEIERSTRAss zu machen, der die erste Anregung zu dieser Untersuchung gegeben hatte. Dass der von mir angewendete Grenzübergang durch alternirendes Verfahren in Verbindung mit dem erwähnten auf Iteration beruhenden Grenzübergange zum Zwecke der Integration einer partiellen Differential- gleichung durch fortschreitende Annäherung als dem Wesen der Sache angemessen anzusehen ist, dafür spricht wohl auch der Umstand, dass es neuerdings gelungen ist, insbesondere durch die beharrliche, von so schönem Erfolge gekrönte Arbeit des Hrn. E. Pıcarnp, die Anwend- barkeit beider Näherungsmethoden auch für diejenige partielle Diffe- rentialgleichung nachzuweisen, von welcher die conforme Abbildung eines ebenen Bereiches auf ein Stück einer Fläche constanten negativen Krümmungsmaasses abhängt. Es erscheint daher die Erwartung als nicht ungerechtfertigt, dass dieselben Methoden sich auch für die In- tegration noch anderer partieller Differentialgleichungen als fruchtbar erweisen werden. Indem ich meinem tiefgefühlten Danke für die höchste Auszeich- nung, welche die Königliche Akademie in dem letzten Jahre meiner bisherigen wissenschaftlichen Thätigkeit hat zu Theil werden lassen, Ausdruck gebe, versichere ich, dass mein eifrigstes Streben dahin gerichtet sein wird, durch ernste wissenschaftliche Arbeit des in mich gesetzten Vertrauens nach Kräften mich würdig zu machen, indem ich auf dem Wege der wissenschaftlichen Untersuchung, den ich bisher eingeschlagen habe, zu forschen fortfahre. Hr. Frogenıvs hielt folgende Antrittsrede: Unmittelbar nach meiner Rückkehr in meine Heimathstadt hat mich die Königliche Akademie der Wissenschaften der Ehre gewürdigt, mich in ihre Gemeinschaft aufzunehmen. Die Auszeichnung, die mir dadurch zu Theil geworden ist, muss ich um so höher schätzen, als während der letzten Jahrzehnte die Berliner Akademie unter ihren Mitgliedern drei Vertreter der Mathematik zählte, die ihr auf diesem Gebiete unbestritten den ersten Rang unter allen wissenschaftlichen Körperschaften sicherten. Ich hatte das Glück, von jenen Männern, Kunnmer, WEIERSTRASS und KronEcker in das Studium der Mathematik eingeführt zu werden, und in den Disciplinen, welche diese Forscher vorzugsweise pflegten, der Algebra und Arithmetik, der Analysis und Funetionentheorie, haben sich auch meine eigenen wissenschaftlichen Bestrebungen vorzugsweise bewegt. FroBEnıus: Antrittsrede. 627 Die Behandlung algebraischer Fragen übte von Anfang an einen besondern Reiz auf mich aus, und zu ihnen bin ich mit Vorliebe immer wieder zurückgekehrt, wenn ich nach anstrengenden analy- tischen Arbeiten einer Ruhepause bedurfte. In gleicher Weise fesselten mich die beiden Richtungen der modernen Algebra, die Theorie der Gleichungen und die der Formen. In dieser zog mich die Lehre von den Determinanten, in jener die von den Gruppen vorzugsweise an. Der Gruppenbegriff, durch Gauss und Garors in die Mathematik ein- geführt, hat in neuerer Zeit in allen Zweigen unserer Wissenschaft eine fundamentale Bedeutung erlangt, besonders auch in dem Theile der Arithmetik, zu dem Kunnmer’s Entdeckung der idealen Zahlen den Grund gelegt hat. Ist doch ein grosser Theil der Ergebnisse, die wir unter dem Namen Zahlentheorie zusammenfassen, nichts anderes, als eine Theorie der Gruppen vertauschbarer Elemente, der endlichen sowohl als der unendlichen, wofern sie von endlichem Range sind. Meine ersten analytischen Arbeiten bewegten sich auf dem Ge- biete der linearen Differentialgleichungen, das damals eben durch die grundlegenden Untersuchungen von Fuchs erschlossen wurde. Hier konnte ich die Früchte meiner algebraischen Studien verwerthen, indem ich auf diesem Felde eine Ausbeute für die Determinanten- theorie suchte, oder indem ich es unternahm, den Begriff der Irreduc- tibilität aus der Theorie der algebraischen Gleichungen in die der Differentialgleichungen einzuführen. Nach einigen kleineren Unter- suchungen über die elliptischen Funetionen wendete ich mich einem Arbeitsgebiete zu, das mich eine lange Zeit festhielt, der "Theorie der Jacogrschen Funetionen von mehreren Variabeln. Die Eigen- schaften dieser Transcendenten lassen sich durch Rechnung leicht erhalten, weil sie durch unendliche Reihen mit einem Bildungsgesetz von elementarer Einfachheit dargestellt werden können. Da man aber in der modernen Mathematik gewohnt ist, den Beweisen durch Reehnung möglichst aus dem Wege zu gehen, so nahm ich bei der Entwicklung der Grundlagen ihrer Theorie ihr periodisches Ver- halten zum Ausgangspunkte. Besondere Aufmerksamkeit schenkte ich der Gruppirung der Indices, welche diese Funetionen charak- terisiren. Auch gelang es mir, eine von KRronEcKER angeregte Frage zum Abschluss zu bringen über die 'Thetafunetionen mit singulären Moduln, deren Wichtigkeit für die Zahlentheorie die berühmten Ar- beiten jenes Forschers über die elliptischen Transcendenten ver- muthen lassen. | In die besonders merkwürdigen Eigenschaften der Jacogr'schen Funetionen dreier Variabeln und ihre Beziehungen zu den Curven 628 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. vierter Ordnung. bemühte ich mich tiefer einzudringen. Den Zu- sammenhang zwischen der Theorie der Jacogr schen Transcendenten und der Lehre von den algebraischen Functionen zu erforschen, war das grosse Problem, das Rırmanv und WEIERsTRAss gelöst hatten, indem sie von den Eigenschaften der Integrale algebraischer Func- tionen ausgingen. Es blieb noch übrig, umgekehrt aus den Relationen zwischen den Thetafunetionen die Theorie der algebraischen Grössen und ihrer Integrale zu entwickeln. Auf diesem Wege, den für die elliptischen Funetionen schon Jacogr in seinen Vorlesungen einzu- schlagen pflegte, hatten Rosenmam und GörEL die einfachste Classe der ultraelliptischen Funetionen behandelt. Die überreiche Fülle specieller Ergebnisse, die gerade durch dieses Verfahren erhalten werden, hatte vor den Arbeiten von Rıemann und WEIERSTRASS die Analytiker von einer weiteren Verfolgung jenes Weges abgeschreckt, während nach der Orientirung, die dureh ihre bahnbrechenden Unter- suchungen gewonnen war, gerade diese Fülle der Forschung einen besondern Anreiz bot. In der Theorie der Thetafunetionen ist es leicht, eine beliebig grosse Menge von Relationen aufzustellen, aber die Schwierigkeit beginnt da. wo es sich darum handelt, aus diesem Labyrinth von Formeln einen Ausweg zu finden. Die Beschäftigung mit jenen Formelmassen scheint auf die mathe- matische Phantasie eine verdorrende Wirkung auszuüben. Mancher der bedeutenden Forscher, deren zäher Beharrlichkeit es gelang, die Theorie der Thetafunetionen von zwei, drei oder vier Variabeln zu fördern, ist nach den hervorragendsten Proben glänzendster analyti- scher Begabung auf lange Zeit oder für immer verstummt. Ich habe jener Lähmung der mathematischen Schaffenskraft dadurch Herr zu werden versucht, dass ich immer wieder an dem Jungbrunnen der Arithmetik Erholung gesucht habe. Es wird mir, wie ich hoffe, ver- gönnt sein. aus diesem unversiegbaren Quell auch ferner solche Er- gebnisse zu schöpfen, dass ich mich der Ehre, die mir die Akademie durch ihre Wahl erwiesen hat. würdig erzeigen kann. Auf diese Reden antwortete Hr. Auwers als Secretar der mathe- matisch-physikalischen Classe in Vertretung ihrer mathematischen Ab- theilung wie folgt: Sie haben Beide, hochgeehrte Herren Collegen, drei Namen ge- nannt von Forschern, welche in glücklich vereinter und ergänzter Arbeit die zweite ruhmvolle Periode der mathematischen Geschichte der Berliner Akademie um drei Jahrzehnte und mehr verlängert haben. Nur einer dieser drei Namen wird heute noch in der Liste ihrer Mit- glieder aufgeführt, und frischer Schmerz erneuert sich, wenn wir ÄAUWERS: Antwort an Hrn. Schwarz u. Hrn. Frogrniıvs. 62° heute die beiden anderen nennen hören, denn erst vor wenigen Wochen ist der letzte in der Reihe von Schlägen gefallen, welche so zahlreich und wuchtig wie kaum in so kurzer Zeit je zuvor seit anderthalb Jahren die Vertretung der mathematischen und ihnen nahe stehenden Fächer in der Akademie betroffen haben. Die schwere und ernste Aufgabe, für die Fortsetzung der von unseren Mathematikern so lange und erfolgreich gepflegten Traditionen nach allen Richtungen auf eine weitere Generation hinaus zu sorgen, ist uns in glücklicher Weise dadurch erleichtert worden, dass die uns nahestehende Universität zu der noch unmittelbarer dringlichen Ausfüllung der in ihrem Lehrplan entstandenen Lücken in Ihnen zwei Mathematiker berief, welche im Geist jener Forscher und in ihrer eigenen Unterweisung wissenschaftlich erzogen, sich seitdem in bereits langjähriger Thätigkeit nicht allein gleich jenen als akademische Lehrer bewährt, sondern auch der Aufgabe ihre Forschungsarbeit weiterzu- führen wohl gewachsen erwiesen hatten, und gern haben wir alsbald nach Ihrem Eintritt in den Kreis der Universität Sie aufgefordert auch an unserer Arbeit theilzunehmen. Sie Hr. Scuwarz waren uns seit langer Zeit kein Fremder. Vor 26 Jahren wurde in dieser Sitzung verkündet, dass die im Jahre 1864 von der Akademie gestellte Preisaufgabe, irgend ein bedeutendes mathematisches Problem mit Hülfe der elliptischen Funetionen voll- ständig zu lösen,. durch eine der Akademie eingereichte, wie sich dann ergab von Ihnen ausgeführte Untersuchung einer speciellen Minimalfläche in ausgezeichneter Weise bearbeitet worden sei. Ein Problem richtig zu stellen, ist die schwierigere Hälfte der Aufgabe seiner Lösung, und durch die breite Fassung der gestellten Frage hatte die Akademie damals auch von dieser schwierigeren Hälfte einen reichlichen Antheil den Bewerbern auferlegt. Wenn Sie in jugend- lichem Alter bereits — wie aber die Geschichte der Mathematik das gleiche gerade bei besonders hervorragenden Leistungen des öftern zu verzeichnen gehabt — der in einer Periode überwiegender Spe- cialisirung der wissenschaftlichen Untersuchung besonders schwierigen, aber auch besonders dankbaren Unterscheidung zwischen dem Be- deutenden und dem Unbedeutenden Sich sicher zeigten und in der Be- handlung des auserwählten Problems eine verheissungsvolle Probe sowohl analytischen Talents als geometrischen Vorstellungsvermögens ablegten, so durfte die Akademie schon damals von Ihrer weiteren Thätigkeit reichen Gewinn für die mathematische Wissenschaft erwarten. Die Übersicht über Ihre Arbeiten, welche Sie uns soeben ge- geben haben, zeigt, in welchem Umfange sich diese Erwartungen erfüllt haben. Ihre lange fortgesetzten Untersuchungen über Minimal- 630 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. flächen, die daran sich schliessende Aufstellung und Anwendung einer neuen Methode für die Integration partieller Differentialgleichungen, die Untersuchung über die Gauss’sche Reihe, durch welche Sie das erste Beispiel einer algebraisch integrirbaren linearen Differentialglei- chung zweiter Ordnung lieferten, Ihre weiteren Studien über die von Gauss angebahnte und von Rırmann weiter entwickelte conforme Abbildung räumlicher Gebilde auf einander vermittelst der Funetionen complexer Variabeln und die darauf gegründete Verifieirung der aus dem Drmicnter'schen Prineip gezogenen Folgerungen haben für die Mathematik Thatsachen von grosser Wichtigkeit und Hülfsmittel von weitreichender Bedeutung gewonnen. Die Mittheilungen geringern Umfangs, welche ausser den grossen Abhandlungen über diese Haupt- themata der mathematischen Litteratur aus Ihrer Feder von Zeit zu Zeit zugeflossen sind, verzeichnen gleichfalls wichtige Ergebnisse. Sie haben die Mathematiker von einer quälend gewordenen Empfindung befreit, als es endlich Ihnen gelang einen strengen Beweis für den Satz zu liefern, dass die Kugel kleinere Oberfläche besitzt als jeder andere Körper von gleichem Inhalt: und Sie haben sich die besondere Dankbarkeit Ihrer Fachgenossen erworben, indem Sie die in der Theorie der elliptischen Funetionen von Ihrem vor Allen verehrten Meister gefundenen Resultate allgemein zugänglich gemacht haben. Sie Hr. Frogentvs sind gleichfalls gegenwärtig an die Stelle zurück- gekehrt, an welcher ihre wissenschaftliche Arbeit wurzelt. Zwar ist Ihre Thätigkeit inzwischen fast zwei Jahrzehnte hindurch in erster Linie einem Lehrinstitut zu Gute gekommen, in dessen Lehrplan der Mathematik zunächst unter dem Gesichtspunkt ihrer praktischen Ver- werthbarkeit ihre Stellung angewiesen werden muss; aber die Auswahl und Begrenzung der amtlichen Aufgaben Ihrer Thätigkeit hat Sie nicht abgehalten in gleichem Umfang in gerade entgegengesetzter Richtung Sich der wissenschaftlichen Forschung hinzugeben. Sie haben uns das Mittel bezeichnet, welches sich bei Ihnen so trefflich bewährt hat in der mathematischen Forschung und für dieselbe die Phantasie lebendig zu erhalten. Dasselbe Gefühl der Nothwendigkeit eines heilsam ausgleichenden Gegengewichts hat gerade bei dem ge- ebenen Beruf Sie dazu geführt Sich in der mathematischen Forschung ganz auf den theoretischen Standpunkt zu stellen, dessen fundamentale Bedeutung bei uns vor Allen Kummer und Kronecker so nachdrücklich verfochten haben. Wie Diese suchen Sie den Werth der mathematischen Forschung nieht sowohl in der Ausbreitung des Forschungsgebiets als in der Erkenntniss, und stellen Sich die Aufgabe, in die Tiefe ein- dringend die wahren und ursprünglichen Grundlagen für das zu errichtende Lehrgebäude festzustellen. Auwers: Antwort an Hrn. ScuwArz u. Hrn. FrogeEnivs. 631 Zuerst haben Sie mit funetionentheoretischen Hülfsmitteln Beiträge zur Theorie der linearen Differentialgleichungen geliefert, welche werth- volle neue Resultate für diese Theorie oder die Neubegründung bereits gewonnener erbrachten. Bald aber haben Sie Ihre Stärke in der Be- handlung der mathematischen Formen erkannt, und von da an dieses Ihr Talent zum Nutzen der Wissenschaft immer weiter, zu anerkannter Meisterschaft entwickelt. Wiederum die Theorie der linearen Diffe- rentialgleichungen, weiter die Zahlentheorie, die Algebra, die Gruppen- theorie, die Theorie der elliptischen und der Asrr’schen Functionen und die Theorie der partiellen Differentialgleichungen haben hiervon Nutzen gezogen. Indem Sie Sich in allen von Ihnen behandelten Diseiplinen der formalen Grundlage zuwandten, und in dem grössten Theil Ihrer Arbeiten von diesen Grundlagen aus in eigenartiger Weise die Diseiplin aus einheitlichem Gesichtspunkt neu aufbauten, ist es Ihnen vielfach gelungen die in derselben bereits vorhandenen Resultate in ein neues Licht zu rücken, vorhandene Lücken auszufüllen, und eine formale Grundlage zu schaffen, welche für die weitere Unter- suchung vortreffliche Dienste leistet. Wenn ich in Ihnen den neuen Vertreter dieses theoretischen Stand- punkts begrüsse, und meiner Freude darüber Ausdruck gebe, dass dieser Standpunkt unter den Mathematikern der Akademie eine so aus- gezeichnete weitere Vertretung erhält, so würde es doch schwarzer Undank gegen EuLer und LAsrAansE sein, wollte der Astronom nicht bei solchem Anlass bekennen, dass seine Sympathien bis heute noch besonders warm der ersten der beiden Blütheperioden der Mathe- matik in der Berliner Akademie zugewandt sind, und dass ich darum nicht ohne einige Einschränkung mir aneignen kann, was an diesem Tisch aus höchstverehrtem, jetzt eben für immer geschlossenem Munde zu Gunsten der rein theoretischen Forschung gesagt ist. Die Anwendung der Mathematik auf die Naturwissenschaften gewährt noch eine andere Methode der Erkenntniss als die rein theoretische; die Prüfung an der durch Beobachtung festgestellten Thatsache vermag für etwa einst- weilen verbliebene Zweifel an der vollkommenen Strenge des Beweises oder der vollständigen Erkenntniss seiner Bedingungen zu entschädigen, und die Ausdehnung des Wissens, wie sie die Mathematik des vorigen Jahrhunderts gegenüber der Vertiefung des Erkennens in den Vorder- grund gestellt hat, oder um den Gegensatz für heute richtiger zu stellen die Ausdehnung des Könnens, erscheint bei manchem Anlass als das noch dringendere Bedürfniss. Unbedingt jedoch ist anzuerkennen, dass alle wissenschaftliche Forschung in erster Linie sich selbst Zweck ist, und nicht minder zu erhoffen, dass gerade die rein theoretische Vervollkommnung der Er- Sitzungsberichte 1893. 57 632 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. kenntniss auch den Weg zu erfolgreicher neuer Anwendung werde finden lassen. Ohne Einschränkung bleibt darum die Genugthuung, mit welcher ich Sie Beide, hochgeehrte Herren Collegen, im Namen der Akademie begrüsse und als neue Mitglieder willkommen heisse. Zu besonderer Freude darf es der Akademie gereichen, dass sie in Ihnen Beiden Mitglieder gewonnen hat, die heute, obwohl Beide schon in langjäh- riger wissenschaftlicher Arbeit bewährt, auf der vollen Höhe ihrer Schaffenskraft stehen und von denen sie darum eine lange nachdrück- lich wirksame Förderung ihrer wichtigen Aufgaben und Arbeiten er- hoffen darf. Sodann hielt Hr. Fıscner folgende Antrittsrede: Wenn Ihr Wohlwollen mir frühzeitig die Ehre gewährt, Mitglied Ihrer Körperschaft zu sein, so bin ich mir wohl bewusst, in dieser Auszeichnung weniger eine Anerkennung meiner eigenen Bestrebungen, als vielmehr eine Würdigung der grossen allgemeinen Ziele der von mir vertretenen Diseiplin erblicken zu müssen. Um im Rahmen der letzteren meine Arbeitsrichtung darzulegen, scheint mir ein flüchtiger Rückblick auf das, was die Chemie im letzten Vierteljahrhundert ihrem Besitze zufügte, geboten. Als der hervorragende Forscher und Gelehrte, dessen Nachfolger ich auch hier sein darf, vor 28 Jahren an dieser Stelle den Zustand seiner Wissenschaft schilderte, da war dieselbe gerade nach einer Sturm- und Drangperiode, welche den Sturz des Dualismus und den Kampf zwischen Radical- und 'Typentheorie umfasste, zu ruhiger Entwickelung gekommen. Die Anschauungen über Atom und Molekel hatten sich geklärt, der Aequivalentbegriff war zu dem der Valenz erweitert und in der Structurlehre hatten alle lebensfähigen Keime der älteren Theorien den geeigneten Boden zur Fortentwickelung gefunden. Seitdem ist die Chemie in stetiger zielbewusster Arbeit beschäftigt gewesen, die Errungenschaften jener Zeit zu befestigen, zu erweitern und für die Lösung zahlreicher praktischer Aufgaben auszunützen. Als unmittelbare Folge brachte die Kenntniss der richtigen Atom- gewichte der Mineralchemie das periodische System der Elemente, dessen Ausbau der experimentellen Forschung hier einen mächtigen Anstoss gegeben hat. Seine Schlussfolgerungen sind inzwischen durch die Auffindung von drei vorhergesagten Elementen, durch zahlreiche neue Atom- gewichtsbestimmungen und viele früher übersehene Analogien bestätigt worden und mehr denn je darf man die Hoffnung hegen, dass es an FıscHher: Antrittsrede. 633 der Hand des Systems einst gelingen werde, die Beziehungen der Grundstoffe zu einander begrifflich zu formuliren. Unter dem Einfluss der Structurlehre sind auch alle Zweige der physikalischen Chemie, welche die Abhängigkeit der äusseren Eigen- schaften von der Zusammensetzung der Molekel behandeln, frisch aufgeblüht und immer mehr werden die physikalischen Constanten nicht als zufällige Merkmale der Materie, sondern als werthvolle Hülfs- mittel für die Erforschung ihrer chemischen Constitution betrachtet. Das wachsende Bedürfniss, Moleculargewichte zu bestimmen, hat die verbesserten pyrochemischen und die kryoskopischen Methoden hervor- gerufen, bei welchen man zweifelhaft sein kann, ob die constructive Einfachheit oder die allgemeine Anwendbarkeit mehr zu bewundern sei. Durch die Kryoskopie ist ferner eine neue Brücke von der Chemie zur Molecularphysik geschlagen worden, welche es ermöglichte, die Gasgesetze auf die Lösungen zu übertragen und eine einfache Theorie der letzteren zu entwickeln. Gleichzeitig hat die Thermochemie, deren Methoden mit der calorimetrischen Bombe eine erstaunliche Genauig- keit erreichten, ein reiches thatsächliches Material aufgehäuft, welches der zukünftigen, dynamischen Behandlung chemischer Vorgänge als werthvolle Unterlage dienen kann. Aber alle diese Errungenschaften werden, wenn auch nicht an Werth, so doch an Masse übertroffen durch die Erfolge der organischen Chemie. Wie die Structurlehre aus ihr hervorgegangen ist, so hat sie auch hier fortdauernd die meisten Triumphe gefeiert. Die fast endlos erscheinende Zahl der Kohlenstoffverbindungen, welche dureh Mannig- faltigkeit der Zusammensetzung und der Eigenschaften den Formen- reichthum der organisirten Welt weit übertreffen, ordnet sich mit Hülfe der Theorie zu einem System, um welches uns die Morphologen be- neiden können. Aus der begründeten Vorstellung, ‘dass in der Molekel die ein- zelnen Atome in bestimmter Art an einander gereiht sind, schöpft ferner die experimentelle Forschung den Muth, durch stufenweise Zergliederung den Bau der complieirtesten Formen zu ermitteln. Gleicht der Chemiker bei solcher Arbeit dem Anatomen, so scheut er andererseits auch nicht vor der schwereren Aufgabe zurück, aus den Zertrümmerungsprodueten als Architekt den ursprünglichen Bau wieder herzustellen. Ausgerüstet mit einer Fülle schöner Methoden ist die Synthese geradezu die Signatur der organischen Chemie geworden. Nach Tausenden zählt die Schaar der Verbindungen, welche all- Jährlich künstlich dargestellt werden und die Lücken des Systems immer mehr füllen. 57* 634 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Complieirte Stoffe des Thier- und Pflanzenleibes, wie die Farbstoffe, Alcaloide, Kohlenhydrate und Terpene sind ihr unterthänig geworden und unterstützt von einer überaus regsamen Industrie, welche jede praktisch nutzbare Erfindung alsbald auszubeuten weiss, drängt sie ungestüm nach Gebieten, welche als die eigentliche chemische Domaine des lebenden Organismus gelten. Hand in Hand mit der Verfeinerung der experimentellen Methoden ging die Erweiterung und Vertiefung der theoretischen Vorstellungen. Zeugniss davon giebt das jüngste hoffnungsreiche Kind der Speeulation, die Stereochemie. Hervorgegangen aus Betrachtungen über das optische Drehungs- vermögen mancher organischen Stoffe hat dieselbe im letzten Decen- nium insbesondere durch das Studium der ungesättigten Substanzen, der hydrirten Benzolderivate und der Zuckerarten eine so weitgehende Bestätigung erhalten, dass sie als sicherer Besitz der Wissenschaft gelten darf. Schon sind andere Elemente wie der Stickstoff mit Er- folg in die Betrachtung hineingezogen und es fehlt selbst nicht an vorläufigen Versuchen, die gleiche Vorstellung auf die Metalle aus- zudehnen. Was man vom Isomorphismus in früherer Zeit vergeblich gehofft, das dürfen wir mit Zuversicht von der Fortentwickelung der stereo- chemischen Ideen erwarten, Aufschluss über die räumliche Gestalt der Molekel und vielleicht auch des einzelnen Atoms. Die Morphologie der Chemie würde damit im Wesentlichen zum Abschuss gelangen und schon heute erscheint der Unterschied zwischen der stereometrisch erweiterten Structurlehre und der ursprünglichen Atomtheorie Darron’s kaum geringer, als der Abstand zwischen der Anatomie des VesarL und der modernen Gewebelehre. Dass ein Boden, auf welchem solche Früchte reifen, zu eifriger Bebauung einladet, ist begreiflich und man darf sich deshalb nicht wundern, dass die organische Chemie seit zwei Menschenaltern die Mehrzahl der Arbeitskräfte beschäftigt hat. Auch ich gehöre dieser Majorität an. Abschon anfänglich mehr zu den physikalischen Studien neigend, wurde ich durch den Ein- fluss meines Lehrers A. vov BAEvErR der organischen Ghemie zugeführt und habe mich seitdem aus ihrem Zauberbanne nicht wieder lösen können. Ich folge dabei auch heute noch der Überzeugung, dass sie trotz der mächtig aufstrebenden physikalischen Richtung wenigstens für die nächste Zeit die Führung behalten wird und dass der oft gehörte Vorwurf, zu ihren Gunsten seien die übrigen Theile unserer Wissen- schaft vernachlässigt worden, der Berechtigung entbehrt. Gewiss Fischer: Antrittsrede. 63 werden die letzten Probleme der Chemie nicht durch das einseitige Studium der Kohlenstoffverbindungen gelöst werden, aber fast ebenso sicher ist, dass in absehbarer Frist die meisten Anstösse zur Fort- bildung ihrer Theorien von dem hier aufgestapelten thatsächlichen Material ausgehen werden. Drum möchte ich unsere Wissenschaft in der heutigen Entwickelungsphase einem Lande vergleichen, wo ein schmaler reich angebauter Küstenstrich von weitem unbewohntem Ge- birge abgegrenzt wird. Aber tief in die Berge hinein erstreckt sich als fruchtbares, sanft ansteigendes Thal die organische Chemie. Im folgt der grosse Strom der Golonisten und auch manche unternehmungs- lustigeren Wanderer suchen von hier aus den Pfad auf die Höhe. Noch verlockender ist für Einige, zu welchen ich mich zählen möchte, die Hoffnung, vom Thale aufsteigend die in der Ferne sicht- baren Pässe zu gewinnen, welche zu fremden weit ausgedehnten Landstrichen führen. Seit den grundlegenden Arbeiten Lavorsıer’s haben die Chemiker durch das Studium der Kohlenstoffverbindungen den Anschluss an ‘die biologischen Wissenschaften gesucht. Über Mangel an Erfolg kann man Angesichts der glänzenden Entdeckungen von Liegıs, PASTEUR und Anderen nieht klagen. So lange man aber von den chemischen Trägern des Lebens, den Eiweissstoffen kaum mehr als die procentische Zusammensetzung kennt, so lange man nicht einmal den fundamen- talsten Process der organischen Natur, die Verwandlung der Kohlen- säure in Zucker durch die grünen Pflanzen erklären kann, müssen wir eingestehen, dass die physiologische Chemie noch in den Kindersehuhen steckt. Wird sie jemals im Stande sein, die verwickelten Vorgänge im Pflanzen- und Thierleibe bis in die Einzelheiten zu verfolgen und ihren Einfluss auf die Formbildung festzustellen? Wird es möglich sein, den durch Krankheit gestörten Stoffwechsel unseres eigenen Körpers nach klaren chemischen Grundsätzen zu reguliren und so den Traum der Alchemisten vom Lebenselixir theilweise zu verwirk- lichen? Ich zweifle nicht daran. Aber die Hülfsmittel zur Erwerbung dieser Kenntnisse müssen der Physiologie von der organischen Chemie geliefert werden und das scheint mir eine so vornehme Aufgabe der letzteren zu sein, dass ich an der Lösung derselben nach Maassgabe meiner Kraft theil- nehmen will. Allerdings darf man sich nicht verhehlen, dass das Ziel erst mit der völligen Analyse und Synthese der Eiweissstoffe erreicht wird und dass hierfür trotz der gesteigerten Mittel unserer Zeit viel- leicht die Arbeit von mehreren Generationen erforderlich ist. 636 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Der Einzelne muss sich also vorläufig begnügen, Steine zum künftigen Bau herbeizutragen; aber auch durch diese bescheidene Leistung hoffe ich der Akademie, welche den verschiedenen Disci- plinen zu gemeinsamer Arbeit am liebsten die Hand bietet, meinen Dank für die ehrenvolle Wahl abstatten zu können. Hr. Herrwıe hielt folgende Antrittsrede: Wenn ich heute am Leisnız-Tag als neuberufenes Mitglied der Akademie in Ihrer Mitte erscheine und altem, schönem Brauche fol- gend mich in einer kurzen Ansprache an Sie wende, so sind es, hochgeehrte Herren Collegen, in erster Reihe Worte des Dankes, welche ich Ihnen auszusprechen habe für die wissenschaftliche Auszeichnung, welche mir durch Ihre Wahl und die allerhöchste Bestätigung der- selben zu Theil geworden ist. Dann aber ladet ein solcher Augenblick auch zu einem Rückblick ein auf den eigenen wissenschaftlichen Entwickelungsgang und zu einer Darlegung der Ziele, welche mir vorschweben. Beim Beginn meiner akademischen Studien befanden sich gerade die morphologischen Diseiplinen in einer lebhaften Gährung, indem der Darwinismus als kräftiges Ferment wirkte, neue Gedankenreihen und neue Fragen anregend. Als Zögling der Universität Jena und als Schüler von HAEcKEL und GEGENBAUR war ich mitten in den Brenn- punkt dieser Bewegung in Deutschland versetzt, was für die Richtung meiner Studien bestimmend war. Denn seitdem hat das Problem von der Entwickelung der Organismen mich unablässig beschäftigt und ich habe in einer Reihe von Untersuchungen, die ich an den Küsten des Meeres und im anatomischen Laboratorium vornahm, mich bemüht, die Gesetze mit ergründen zu helfen, nach denen sich aus den ein- facheren die höher entwickelten organischen Formen ableiten lassen. Wenn schon nun mit den Methoden der Embryologie und der ver- gleichenden Anatomie in grossen Zügen hat festgestellt werden können, wie aus der Eizelle selbst ein so complieirt gebauter Organismus, wie es der menschliche Körper ist, Schritt für Schritt entsteht, und wie sich alle einzelnen Organe und Gewebe nach bestimmten, allgemeinen Regeln aus wenigen einfachen Zellenschicehten, den Keimblättern, an- legen, so konnte es mir bei diesen Studien doch auch nicht ver- borgen bleiben, dass die so gewonnene Einsicht in den Entwickelungs- process immerhin nur eine eng begrenzte ist. Denn suchen wir von den äusseren Erscheinungen der Formbildung auch in die tieferen Ursachen derselben einzudringen und zu einer Erkenntniss der hier wirksamen Kräfte zu gelangen, so begegnen wir bei der Forschung den grössten Schwierigkeiten; wir sehen uns vor die Ergründung Hrrrwıc: Antrittsrede. — E. pu Bois-Reymonn: Antwort an Hrn. Fıscner. 637 der Lebenseigenschaften der Zelle, dieses wunderbaren Elementar- organismus, gestellt. Denn alle Kräfte des Lebens und mithin auch alle Räthsel desselben sind in der Zelle eingeschlossen. Die Zelle selbst ist schon ein Mikrokosmos, zusammengesetzt aus vielen ver- schiedenartigen, sich durch Wachsthum und Theilung verändernden, belebten Theilehen, deren Erforschung noch für viele Generationen ein dankbares Feld für menschliche Wissbegier bilden wird, ein Feld, welches auch mich neben der Entwickelungsgeschichte in stets wachsendem Maasse angezogen hat. Seitdem hier vor 54 Jahren 'TnuEOopoR SCHwANN unter unserem grossen Meister Jonannes MÜLLER, dieser Zierde unserer Akademie, die Fundamente der Zellentheorie gelegt, und seitdem Hr. Vırcnow seine grundlegende Cellularpathologie geschaffen hat, ist das Studium der Zelle in einer damals ungeahnten Weise zu einem reichen Quell der Erkenntniss geworden. Aber noch reichere Schätze darf wohl die Zukunft aus diesem Quell erwarten, wenn es gelingt, mit noch feineren physikalischen und chemischen Hülfsmitteln und Methoden in den Mikrokosmos der Zelle einzudringen, indem sich Anatomie und Physio- logie, Chemie und Physik zu so hohem Ziele fördernd die Hände reichen. Durch die Akademie wird eine engere Verbindung der neben- einander bestehenden Einzelzweige der Gesammtwissenschaft herbei- geführt. Desshalb freue ich mich als Mitglied in einen Kreis von Forsehern einzutreten, von deren reichem Wissen ieh manche Förde- rung auch für das von mir bevorzugte Forschungsgebiet in Zukunft zu gewinnen hoffe. Bin ich doch schon in der glücklichen Lage in Hrn. WaALpever, mit dessen Lehrthätigkeit und Aufgabe die meinige in den nächsten und innigsten Beziehungen steht, einen Collegen gefunden zu haben, dessen freundschaftlichen Rath und Unterstützung ich seit meiner vor fünf Jahren erfolgten Berufung oft dankbar em- pfunden habe. Auf diese Reden antwortete Hr. nu Boıs-Reymonn als Secretar der physikalisch-mathematischen Classe in Vertretung ihrer physi- kalischen Abtheilung wie folgt: Sie haben uns, Hr. Fıscner, ein kurzes, aber lebendiges Bild der Entwiekelung der Chemie in dem Zeitraume vorgeführt, während dessen ihr berühmter Vorgänger die allgemeine Chemie in der Akademie vertrat. Sie haben uns daran erinnert, wie, nachdem einmal der licht- bringende Begriff der Werthigkeit eines Atoms gefasst worden war, in fortan beruhigtem Gange schliesslich das periodische System der Elemente und die Ihnen so viel verdankende Stereochemie erwuchsen, 638 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. und wie die Chemie immer deutlicher ihres letzten und höchsten Problems, der intramolecularen Mechanik, sich bewusst wurde. Ist es aber nicht in der Geschichte dieser Akademie ein ebenso glückliches wie merkwürdiges Zutreffen, dass viermal nacheinander ihrem Chemiker seine Stelle ein Menschenalter lang und darüber aus- zufüllen vergönnt war, da dann jedem solchen Abschnitt ein be- sonderes wissenschaftliches Ereigniss oder persönliches Verhältniss seinen Stempel aufgeprägt hat? Dem Entdecker des Rübenzuckers, welchem erst jüngst an dem chemischen Hause der Akademie in der Dorotheenstrasse ein Denkmal gesetzt wurde, folgt Krarrorn, der, wie Herugstaepr ihm naiv nachrühmte, die Natur mit vier neuen Stoffen bereicherte, und der vor hundert Jahren in jenem Hause das bis dahin stets als Pflanzenalkali betrachtete Kali im Leueit der Latial- spalte auffand,. und ihm seinen heutigen Namen gab. BErzeuıus selber setzte dann zu Krarroru's Nachfolger den Lehrer meiner Generation ein, der vier Jahrzehnde lang hier den Thron der Chemie behauptete. Die von Ihnen angedeuteten inneren Kämpfe in der Wissenschaft sprachen sich damals auch durch einen äusseren Antagonismus zwischen Berlin und Giessen aus, welcher nieht zum kleinsten Theile in dem Unterschied zwischen Mrrscneruien’s und Liesie’s Naturen wurzelte. Dem kühn vordringenden, auch einem etwas gewaltsamen Vorgehen manchmal nicht ganz abgeneigten Sinne Liegie’s stand das höchst behutsame, scharfsinnig feine Wesen MırscHerLicH's gegenüber, der sich noch ohne öffentliches Laboratorium behelfen musste, weder als Reformator in der Physiologie auftrat, noch eine Schule bildete, aber doch in manchen Stücken, wie in der Lehre von der Gährung, tiefer blickte als der feurige süddeutsche Bahn- brecher. Schöner und sinnvoller konnte dieser Zwiespalt nicht versöhnt werden, als indem gerade ein Schüler und Landsmann Lissıe’s, unser nun auch hinweggeschwundener Horwmann, Mrrscheruicn's Platz ein- nahm. Von seiner glänzenden Stellung in London durch das Heim- weh nach dem geistigen Hochland einer deutschen Universität zurück- gelockt, hat er hier als Lehrer, als Forscher, als Akademiker drei Jahrzehnde lang allseitig segensreich gewirkt. das chemische Labora- torium gründend, und durch die Deutsche chemische Gesellschaft den Gegensatz von Berlin und Giessen zu höherer Einheit verschmelzend. In der Wissenschaft wie im praktischen Leben hinterlässt er durch die künstlichen Ammoniake und die Theerfarben gleich unvergäng- liche Spur. Das, Hr. Fıscuer, ist die Reihe der akademischen Chemiker ge- wesen, welcher sich jetzt in Ihnen ein neues, uns zu so grossen E. ou Boıs-Revmonp: Antwort an Hrn. FıscHer u. Hrn. Herrwic. 639 Hoffnungen berechtigendes Glied anschliesst. In edelster Reife voller Manneskraft ist es Ihnen gegeben, das Werk jener Männer fortzusetzen. Wie schon durch Marcerar's Entdeckung dem ersten Abschnitt un- serer chemischen Geschichte, ertheilt zunächst wieder der Zucker auch dem nun mit Ihnen beginnenden die Signatur. Schon haben Sie, durch die Ihnen gelungene Synthese des Zuckers, den bisher nur die Pflanzen zu bereiten verstanden, der Kette chemischer Er- rungenschaften einen neuen Ring zugefügt, welche in WÖntErs Syn- these des Harnstoffes im Jahre 1828 hier in der Niederwallstrasse ihren Anfang nahm. Indem ich Sie in unserem Kreise herzlich willkommen heisse, spreche ich Ihnen zugleich unser Aller Wunsch aus, dass Sie wie Ihre Vorgänger ein langes Leben hindurch eine Zierde der Akademie bleiben, aber noch lange vor dem Ende soleher Laufbahn im Stande sein mögen, der Akademie, wenn auch nieht die Synthese, doch die Struetur des Eiweissmolecüls und den Beginn einer Chemie der Grund- stoffe zu verkünden. Wie ich mich nun zu Ihnen wende, Hr. Hrrrwıs, von der Chemie zur Biologie, steigt wiederum vor mir auf das Bild einer grossartigen Erweiterung unseres Wissens, an deren jüngster Wendung Sie schon rühmlich betheiligt sind. Ich gedenke jener praecellularen Zeit, da das von Scnwann offenbarte Zellenevangelium uns das Ereigniss des Tages ward. Die Aufklärung der Natur der Bindesubstanzen dureh Reichert und durch Hrn. Vırcnow, die Unterscheidung der Thier- und der Ptlanzenzelle, die Umwandlung der Scuwann’schen Zelle in BrRÜckE'S Elementarorganismus, endlich Hrn. FLeunme’s Karyokinese, die nach Hrn. Nıkorames in Athen eigentlich Pyrenokinesie heissen sollte, gehen mir vorüber im Geist, und es enthüllt sich schliesslich das von Ihnen gezeichnete heutige Bild der immer noch so genannten Zelle, auf welche dieser geschichtlich geheiligte Name so wenig mehr passt. Aus dem organischen Krystall, als welchen Schwan seine Zelle sich dachte, ward ein unsäglich verwickeltes Gebilde, ein sich selbständig bewegendes, ernährendes, vermehrendes, materielles System, in wel- chem, wie im Gesammtorganismus, der das Leben ausmachende Zu- stand dynamischen Gleichgewichtes alle jene Thätigkeiten ermöglicht. Hier ist das fast unübersehbar gewordene Gebiet, in welchem wir Sie als Pfadfinder und Führer erkannt haben, und mit Begierde den von Ihnen zu erwartenden weiteren Aufschlüssen lauschen werden. Aber noch in einem anderen Felde zählen wir auf Ihre lehr- reichen Mittheilungen. Mit der praecellularen Zeit ging auch die Zeit zu Ende, da Gorrne noch von der vergleichenden Anatomie schreiben durfte, sie eröffne uns die Tiefen der bildenden Natur mehr als jede andere Bemühung und Betrachtung. Die vergleichende Anatomie 640 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. in diesem Sinne wurde durch die Entwickelungsgeschichte entthront. An die Stelle des Nebeneinanders fertiger Thiergestalten trat das Nacheinander der Formen eines und desselben Lebewesens während seines zeitlichen Verlaufes. Wie unschätzbare Einsichten wir auch dieser Betrachtungsweise verdanken, die von Caspar FRrIEDRICH WOLFF an bis zu Reichert die ganze Entwickelungsgeschichte war, etwas ging ihr unverkennbar ab. Sie liess die wechselnden Formen einander folgen wie die Nebelbilder in der Zauberlaterne, ohne ursächlichen Zusammenhang, geschweige mechanisches Verständniss. Eine Neu- gestaltung der Entwiekelungsgeschichte ist seit einiger Zeit im An- zuge, bei welcher dieser Mangel, ohne gerade systematisch erkannt worden zu sein, in einzelnen Fällen schon Berücksichtigung fand, und welche man, wie man von einer experimentellen Krystallographie und Pathologie spricht. im Gegensatz zur nur beschreibenden, die experi- mentelle Entwickelungsgeschichte nennen kann. Newrorr's Nachweis der Mikropyle des Froscheies dürfte eins der ersten Beispiele dieser Forschungweise gewesen sein, die neuerlich in Hrn. PrLüser’s Ver- suchen so bedeutend in den Vorgrund getreten ist. Ihre eigenen Versuche, von welchen Sie der CGlasse sehon anziehende Nachricht gaben, liegen in dieser Richtung. Den Gang. der Entwickelung durch mechanische Einwirkung zu beeinflussen, wie dies bereits früher Dareste durch ungleichmässige Wärmezufuhr gelungen war, erscheint Jedenfalls als ein viel versprechender Weg, um sich dem hier vor- schwebenden Ziele zu nähern. Die Zellenlehre, die Entwickelung der Wirbellosen mit ihren tausend Abenteuern, die Theorie der Befruchtung, alle diese Zweig- ströme der Biologie, fliessen zuletzt zu Einem Meere von Räthseln zusammen. Aber gerade dem letztgenannten und wichtigsten unter diesen Vorgängen, der Befruchtung, ist es Ihnen geglückt, den Schleier wegzureissen, und indem Sie die Verschmelzung des Eikerns mit dem Zoospermienkopfe als den eigentlichen Act der Befruchtung endgültig nachwiesen, darin das Endglied einer Reihe zu erkennen, deren An- fangsglieder von Hrn. Prisesneim bei den am tiefsten stehenden angeb- lichen Kryptogamen, bei der Pandorina, dann schon auf etwas höherer Stufe bei Oedogonium, vor Jahren aufgedeckt waren. Um diesen Fortschritt vollauf zu würdigen, muss man es erlebt haben, durch welche Hypothesen Tnu£eopor Lupwis BıscHorr die Wirkung der Zoosper- mien, die erst kürzlich Hr. KöLuıxer der Thiernatur entkleidet hatte, durch die Dotterhaut hindurch auf den Dotter zu erklären versuchte. Die so lange ganz unbegreifliche Vererbung der väterlichen Eigen- schaften ist durch Ihre Entdeckung nun mit Einem Male verständlich geworden, besonders wenn man hinzunimmt, was uns gerade zur E. pu Boıs-Reymonp: Antw.an Hrn. Herrwıc. — Stat.d. Envarn-Gernarn-Stift. 641 rechten Zeit von einer ganz anderen Seite her bekannt wurde, die un- vorstellbare Kleinheit der Atome, dass ein Wasserstoffatom zu einem Wassertropfen etwa so sich verhält, wie ein Wassertropfen zum Erd- ball; da es dann keine Schwierigkeit mehr hat in dem Zoospermien- kopf eine fast unendliche Mannigfaltigkeit von Anordnungen der Materie als übertragbare Grundlage der väterlichen Eigenschaften sich zu denken. Sie sind glücklich, Hr. Hrrrwıe, in einer Welt von so hin- reissendem Interesse sich zu Hause zu wissen und mit voller Meister- schaft darin sich bewegen zu können. Indem ich auch Sie in unserem Kreise herzlich willkommen heisse, brauche ich Sie nach dem Allen der lebendigen Theilnahme nicht erst zu versichern, mit welcher wir Ihren weiteren Fortschritten entgegensehen. Hr. Frogenws und Hr. Kunvor hielten Gedächtnissreden auf ver- storbene Mitglieder der Akademie, der erstere auf LeoroLn KRONECKER, der letztere auf WERNER VON SIEMENS. Beide Reden werden in den Abhandlungen der Akademie er- scheinen. Zum Schluss verkündete der vorsitzende Secretar die erste Aus- schreibung des EpvARrD-GERHARD-Stipendiums. Die Statuten der Stif- tung lauten wie folgt: Statut der EDUARD- GERHARD- Stiftung. Der am ı2. Mai 1867 in Berlin verstorbene Geheime Regierungs- Rath und Professor EnvAarp GERHARD, langjähriges Mitglied der König- lichen Akademie der Wissenschaften, hat in seinem am 21. Mai 1865 errichteten Testament die genannte Königliche Akademie zur Erbin seines Vermögens eingesetzt, welches nach Ablauf der seiner Gattin hinterlassenen lebenslänglichen Nutzniessung desselben durch deren am 7. September 1892 erfolgten Tod und nach Abzug eines der hie- sigen Universität ausgeworfenen Legats, von der Akademie im Ge- sammtbetrag von 71288 Mark übernommen worden ist. Die Aller- höchste Ermächtigung zur Annahme dieser Hinterlassenschaft ist der Akademie bereits unter dem 9. September 1867 ertheilt worden. In Gemässheit der Bestimmungen des Testaments, wonach der Testator als zweckmässigste Verwendung seines Vermächtnisses die Errichtung eines archaeologischen Reisestipendiums nach Analogie der bereits 642 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. durch königliche Stiftung bei dem deutschen archaeologischen Institut bestehenden bezeichnet, im Übrigen aber die Prüfung und Geneh- migung seiner letztwilligen Vorschläge sowie das ganze Vermächtniss den Beschlüssen der Akademie unterstellt hat, ist mit Berücksichtigung auch der einzelnen weiter in dem Testament ausgesprochenen Wünsche durch Beschluss der Akademie vom ı. Juni 1893 die Errichtung eines GERHARD-Stipendiums beschlossen und sind für dasselbe die folgenden Statuten festgesetzt worden. I. un Die Stiftung führt den Namen »EpvAarv-GERHARD sches archaeo- logisches Stipendium der Königlichen Akademie der Wissenschaften «. 2. UN Das Vermögen der Stiftung wird gleich demjenigen der König- lichen Akademie der Wissenschaften verwaltet und gelten die für deren Werthpapiere, Documente und baare Bestände maassgebenden Vorschriften gleichmässig für diejenigen der GERHARD-Stiftung. UN ”% Aus dem Zinsertrag der Stiftung wird ein Stipendium von zur Zeit 2500 Mark jährlich gebildet, dessen Verleihung der philosophisch- historischen Glasse der Akademie zusteht. Die Verleihung kann auf ein oder mehrere Jahre erfolgen, auch in Theilbeträgen stattfinden. Von den für jedes Jahr verfügbaren Mitteln der Stiftung setzt das Seeretariat der Akademie die philosophiseh-historische Classe vor dem ı. Januar jeden Jahres in Kenntniss. Je nach dem Stand dieser Mittel kann auf Antrag der dafür bestellten Commission ($. 6) ein etwa vorhandener Überschuss derselben über die gewöhnliche Höhe des Stipendiums dem Capital zugeschlagen werden oder auch eine Abänderung des Stipendien-Betrages durch Beschluss der Akademie unter Bestätigung des vorgeordneten Ministeriums stattfinden. 4. Zur Bewerbung um dieses Stipendium ist erforderlich: UN ı. Nachweis der Reichsangehörigkeit des Bewerbers; 2. Angabe eines von dem Petenten beabsichtigten durch Reisen bedingten archaeologischen Planes, wobei der Kreis der ar- chaeologischen Wissenschaft in demselben Sinn verstanden und anzuwenden ist, wie dies bei dem von dem Testator begrün- Statut der EpuArd - GERHARD - Stiftung. 643 deten archaeologischen Institut geschieht. Die Angabe des Planes muss verbunden sein mit einem ungefähren sowohl die Reisegelder wie die weiteren Ausführungsarbeiten einschliessen- den Kostenanschlag. Falls der Petent für die Publieation der von ihm beabsichtigten Arbeiten Zuschuss erforderlich erachtet, so hat er den voraussichtlichen Betrag in den Kostenanschlag aufzunehmen, eventuell nach ungefährem Überschlag dafür eine angemessene Summe in denselben einzustellen. Gesuche, die auf die Modalitäten und die Kosten der Veröffent- liehung der beabsichtigten Forschungen nicht eingehen, bleiben un- berücksichtigt. Ferner hat der Petent sich in seinem Gesuch zu verpflichten: t. vor dem 31. December des auf das Jahr der Verleihung fol- genden Jahres über den Stand der betreffenden Arbeit sowie nach Abschluss der Arbeit über deren Verlauf und Ergebniss an die Akademie zu berichten; 2. falls er während des Genusses des Stipendiums an einem der Palilientage (21. April) in Rom verweilen sollte, in der öffent- lichen Sitzung des deutschen Instituts, sofern dies gewünscht wird, einen auf sein Unternehmen bezüglichen Vortrag zu halten; 3. jede durch dieses Stipendium geförderte Publication auf dem Titel zu bezeichnen als herausgegeben mit Beihülfe des ÖÜDUARD-GERHARD-Stipendiums der Königlichen Akademie der Wissenschaften: 4. drei Exemplare jeder derartigen Publication der Akademie einzureichen. un 5. Die fünf ordentlichen Mitglieder der philosophisch-historischen Classe der Akademie, welche nach $. 2° des Statuts des deutschen archaeologischen Instituts der Centraldirection desselben angehören, sowie diejenigen weiteren ordentlichen Mitglieder der Akademie, welche die genannten cooptiren, bilden die ständige vorberathende Commission für diese Verleihung. 8. 6. Die Commission hat zunächst vor dem ı. Juni eines jeden Jahres sich darüber schlüssig zu machen, ob die für dieses Jahr verfügbare Summe für spätere Verleihung reservirt werden soll. Jedoch darf sie von dieser Befugniss höchstens in drei auf einander folgenden 644 Öffentliche Sitzung vom 29. Juni. Jahren Gebrauch machen und muss also mindestens jedes vierte Jahr die Bewerbung ausgeschrieben werden. Der Beschluss der Commission den Betrag zu reserviren oder die Bewerbung auszuschreiben ist definitiv und theilt dieselbe ihn der Classe und diese dem Plenum mit. Es wird demgemäss in der nächst- folgenden Leıssız-Sitzung entweder der Ausfall der Bewerbung an- gezeigt oder die Bewerbung ausgeschrieben. Letzteres geschieht in der Weise, dass die jedesmal zur Verfügung stehende Summe nam- haft gemacht und die Bewerber aufgefordert werden, ihre Meldungen vor dem nächstfolgenden ı. Januar der Akademie einzureichen. Sr Die eingegangenen Bewerbungen werden der vorberathenden Com- mission zugestellt und von dieser geprüft. Erforderlichenfalls wird der Petent auf Aufforderung der Commission sich mit derselben über die Modalitäten seines Plans benehmen. Es steht der Commission frei, so- wohl die Gesammtsumme einem einzigen Bewerber wie auch mehreren Theilbeträge zuzuweisen. Wenn gleich der Regel nach die Bewilligung so zu bemessen ist, dass die Ausführung des Arbeitsplanes einschliess- lich der Drucklegung mit den bewilligten Mitteln erwartet werden kann, so soll doch auch Weiterverleihung des Stipendiums zur Fortführung einer mit Hülfe desselben begonnenen Arbeit unter Umständen statt- finden können. Der Beschluss der Commission ist vor dem ı. Juni des auf die Ausschreibung folgenden Jahres der philosophisch - historischen Classe zur Kenntniss zu bringen und hat diese endgültig über die Ver- leihung des Stipendiums zu entscheiden. Hat keine der vorgelegten Bewerbungen in der Commission die Majorität gefunden oder wird der Beschluss der Commission von der Classe abgelehnt, so unterbleibt die Verleihung für dieses Jahr. Dasselbe tritt ein, wenn keine Bewerbung eingegangen sein sollte. In allen diesen Fällen wird die verfügbare Summe auf den nächsten Bewerbungstermin übertragen. Von dem Er- gebniss der Bewerbung wird dem Plenum Anzeige gemacht und dasselbe in der nächstfolgenden Leissız-Sitzung bekannt gegeben. Die Auszahlung der Stipendiensumme, mag dieselbe eine oder mehrere Jahresraten umfassen, erfolgt auf Anweisung des vorsitzenden Secretars der Akademie sofort nach erfolgter Verleihung, wofern nicht die verleihende Ulasse dafür andere Termine festsetzt. Statut der EpuArD - GERHARD - Stiftung. 645 $- 9. Die erste Ausschreibung erfolgt am Leisnız- Tag 1893. Io. un Abänderungen dieses Statuts können auf Vorschlag der philo- sophisch-historischen Classe von der Gesammt-Akademie unter Be- stätigung des vorgeordneten Ministeriums getroffen werden. Die Königliche Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 6. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. we en DE) De ATTRETIER KO TIER 3 u \ . - RR 5 ar R D u PB WEN. \ j Eu v2 e = r Be een r DE ar Er LESER u GPORaEL DD ns x Er ni SAN Bi =. a = 1893. AXXNIH. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 6. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLENnN. l. Hr. von Hernnortz hielt einen Vortrag über Folgerungen aus Maxweırv’s Theorie über dieBewegungen des reinen Äthers. Die Mittheilung erfolgt umstehend. 2. Hr. Eneter legte ein Manuscript des Hrn. Prof. &. SchwEinFUrTtH vor: Abyssinische Pflanzennamen. Eine alphabetische Aufzäh- lung von Namen einheimischer Gewächse in Tigrinja sowie in anderen semitischen und hamitischen Sprachen von Abyssinien, unter Bei- fügung der botanischen Artbezeichnung. Der Abdruck wird in den Abhandlungen erfolgen. 3. Hr. Conze überreichte im Namen der Gentral-Direction des archäologischen Instituts folgende neu erschienene Instituts-Publicationen: a) Antike Denkmäler. Bd. II. Heftı. b) Karten von Attika, heraus- gegeben mit Unterstützung des Königl. Preussischen Unterrichts- Ministeriums und des Königl. Preussischen grossen Generalstabs von Currıus und KAuperT, Heft 7. c) Etruskische Spiegel, fünfter Band des GernAarn’schen Werkes, bearbeitet von Krücmann und Körrtr, Heftıı. Sitzungsberichte 1893. 58 u HORE IUIKE HTHIBIISAIIFS REF ll, 1a BITTE: ion , WERBEFREI u HS ELTDEN tr oe EORR ro L. F ar A; MAAML au BR ON TOTER WR a Tre ei A . ” ae en N ana or E . . f a - . BR N A ALLEN a WEHR ih ft u.) u Ar: ZEN EISBEFLT, In. REN Des ET Bu Bir? x , IE IRIEnE ed An EL ER ALFA Te & Er ! - r = . 4 4 177 « k r 11397 * ib 4 Be SAG 2 | vu DI -AMKUHER ER NE Pl Fariıı PIRE Te Feer TAT ri er uny. el Re: RS NSSLTEUFELTN uf! nalar Ay DIE al Brit: 23 Kunert, rk: ld ee re 3 N \ Ib ILS HER as bie Br. El A Wi dee ABER TAT a AR Bd Ainkktäranel Nurz 22 au aldskl ER int Fa nu Ei 649 Folgerungen aus Maxweuvs Theorie über die Bewegungen des reinen Athers. Von H. von HELMHOoLTZ. h: Maxwerr’s Theorie der Elektrodynamik wird dem Äther, der als Träger der elektrischen und magnetischen Kräfte gilt, Beweglichkeit zugeschrieben; und es werden auch Werthe für die Richtung und Intensität der Bewegungskräfte angegeben, die auf ihn wirken. Diese Annahme führt in keine Schwierigkeit, so lange wir uns den Äther als durchdrungen von ponderabler Substanz vorstellen, die sich mit ihm bewegt. Aus den vorliegenden physikalischen Erfahrungen können wir schliessen, dass in der That solche Einmischungen, seien sie eontinuirlich oder discontinuirlich vertheilt, in allen Substanzen vorkommen, die ent- weder leitend, oder lichtbrechend gegen das Vacuum sind, oder Werthe der dielektrischen und magnetische Constanten haben, die von denen des Vacuum abweichen. Den ponderablen Theilen dieser Medien wird auch Beharrungsvermögen zukommen, und so weit wir uns diese Theile eontinuirlich vertheilt und fest anhaftend am Äther vorstellen dürfen, würden dieselben unter dem Einfluss endlicher ponderomotorischer Kräfte auch nur endliche Beschleunigungen empfangen, und würden wir nach den Bewegungen der wägbaren Theile, soweit diese beobacht- bar oder durch die Theorie zu bestimmen sind, auch die damit über- einstimmenden Bewegungen des Äthers erschliessen können. Die Beobachtungen über die durch Bewegung der wägbaren Körper in- dueirten elektromotorischen Kräfte sind bisher in guter Übereinstim- mung mit Maxwerr’s Theorie gewesen. Anders liegt die Sache für die von wägbaren Körpern freien, nur mit Äther gefüllten Räume, als welche uns der Weltraum, be- ziehlich die Molecularinterstitien der schweren Körper entgegentreten. In diesen Fällen tritt die Frage auf, ob reiner Äther ganz frei von allem Beharrungsvermögen bestehen und den Maxwerr’schen Glei chungen genügen kann, und welche Bewegungen er in solchem Falle ausführen müsste. Damit hängt eng die Frage zusammen, ob er den sich durch ihn hinbewegenden wägbaren Körpern ausweichen muss, 58* 650 Gesammisitzung vom 6. Juli. oder sie durehdringt, dabei entweder ganz in Ruhe bleibend, oder sich zum Theil mit ihnen bewegend, zum Theil ausweichend, nach der Vor- stellung von FRrESNEL. Ich will heut nur das Hauptergebniss meiner letzten Unter- suchung dieser Fragen der Akademie vorlegen, welche unter der Voraussetzung geführt ist, dass der reine Äther in mechanischer Beziehung die Eigenschaften einer reibungslosen, incompressiblen Flüssigkeit habe, dabei aber ganz ohne Beharrungsvermögen sei. Da- nach würden die von MAxweır aufgestellten, und von Herrz durch explieite Einführung der Geschwindigkeitsceomponenten vervollständigten Gesetze in der That geeignet sein vollständigen Aufschluss über die Gesetze der im Äther auftretenden Veränderungen und Bewegungen zu geben, und zwar so, dass die Zusammenfassung der Gesetze der Elektrodynamik unter das Prineip der kleinsten Wirkung, welches ich unter dem ı2. Mai 1892 der -Akademie vorgelegt habe, ein in sich vollständiges System von Wirkungen und Gegenwirkungen darstellt, und keiner weiteren Ergänzungen bedarf, als der Einführung der Hypothese der Incompressibilität. Diese kann einfach dadurch ge- wonnen werden, dadurch dass man der dort als elektrokinetisches Potential bezeichneten Grösse ® noch ein, eine willkürliche Funetion der Coordinaten S als Factor enthaltendes Integral hinzufügt, nämlich span ent 0® dv. Ss Se ep nik de» dy»de, Hi dx oy 02 welches für jede Bewegung einer incompressiblen Flüssigkeit, bei der überall und immer da 08 0 oz dy. de bleibt, den Werth von ® nicht ändert. Wir werden im reinen Äther keine elektrischen oder magnetischen Dichtigkeiten co und r haben können, und haben also für die nur Äther enthaltenden Theile des Raumes in den Bezeichnungen meiner eitirten Abhandlung zu setzen: Bean 08 0x oy d2 or om con (ee dw dy 02 ii Die elektrischen Momente X, 9), 3 werden in allen Theilen des Atherraumes die eonstante Beziehung zu den Krafteomponenten X, Y, Z haben; A r 1 “ uw v. Hermnorrz: Bewegungen reinen Athers. 651 . RR \ DIE IE yes tage AT Elan, R en a me hi rd ik S NE VE EEG SERSENTERR 4m Ebenso die magnetischen Momente I VE ER EEE AT I N) 1 AT 25 IN N ee el Indem wir die in der eitirten Abhandlung gebrauchten Bezeich- nungen der dielektrischen und magnetischen Gonstanten Er ln As setzen, halten wir uns in Übereinstimmung mit der dort, und mit der von Herrz gebrauchten Bezeiehnung. Die ponderomotorischen Kräfte, welche auf das Innere der Ather- volumina wirken, sind für die Volumeneinheit berechnet: ı. von elektrischen Spannungen herrührend: a ee er ya Beer a z rom am 0: Br oder, wenn wir unter Berücksichtigung von (1) die Differentiationen ausführen 2 _ u frfax ar a [zfox_ a2], 4m oyı de 4m der dr 7 ax\ Be a al » AT 02 0y AT de 0y m De AD. a PA AN Ze x rag S or Zee: 02 Ar oy eg I eo a je, ei.“ In ganz gleicher Weise sind die ponderomotorischen Kräfte &, u. s. w. magnetischen Ursprungs aus den Componenten der magnetischen Kräfte zusammenzusetzen. Die Summe beider — = el | — Bu —H m, wire v’e Ne une, ur. 'e,.el wm. ejdel ar... , er elel ‘oe a RE N. 2 OT OD ON WORAN Os arena N | N + IS 652 Gesammtsitzung vom 6. Juli. bildet den gesammten Betrag der ponderomotorischen Krafteomponenten. Dabei ist zu bemerken, dass die in diesen Gleichungen vorkommenden Sn ra oM 9N | Grössen |—— — —— | u.s.w. und |=— — —— | u.s. w. solchen Com- dee 3 &% de ponenten der Kräfte entsprechen, die sich nicht auf ein Potential zurück- führen lassen, sondern in sich selbst zurücklaufende Kraftlinien hervor- rufen. Wir können sie kurz als eyklische Kräfte bezeichnen. Diese selben Grössen ergeben sich aus den Gleichungen 4° meines eitirten Aufsatzes: aV 702 dL N => dy = ArA ° Fu ne le elta tale tale re Te Da > GER a Se == AT . 3 ae ee re Lore nee 3» ROSINEN: oy == a == AT 1° lt ea miler ae ee, a Eee a 2 EN RTRE?. oy = = — AT 1 ® dt u je far. a’ lel,tm) mlga Te, artarjer a Meine oL 3N dY a Apr =Z AmA . Pr Pe ee ee 3 a oy = — 4ATL lt Sl sreal ef laliohleiteite Lapaale d worin die mit der Bezeichnung en versehenen Differentialquotienten ( sich auf die Anderung beziehen, die in einem sich fortbewegenden Volumelemente des Athers in der Zeit di eintreten, nämlich AX oX d nut RR Yltz, Krk... | = a . Bee: n IR - Zee 4, ey tgl tg zn Ba. | = = a An D en zn un a, [Aa —L-]+ S[My—N-B] ....\an Se De a hat v. Hermuorrz: Bewegungen reinen Athers, 653 Die Gleichungen 2° ergeben nunmehr B dM ,dN dZ dv Der 127 ee ar ra Arte anelV dL 2 X dZ\ \ TE ee TR EN EEE a u a ( : dt - dt N dt . di ) > a RS RT 8) Zi = Kr No ee en N = dl a a dt ) aa anne d RT Wenn wir für die mit — bezeichneten Differentialquotienten ihre di in 4 und 4* angegebenen Werthe setzen und zur Abkürzung die Be- zeichnungen einführen. Rp. UML 3) af SL a &, IB SA ER \ so ist zu bemerken, dass die Grössen W, Q, N den Componenten der Geschwindigkeiten proportional sind, mit der die elektromagnetische Energie durch den Raum des ruhenden Athers strömt. Wenn der Ather leer ist und ruht, und also de«a=ß=y= o sind, redueiren sich die Werthe der ponderomotorischen Kräfte aus den Gleichungen (5) auf die einfacheren Werthe ZN m === m — lo ern Also nur, wenn die Elektrieitätsvertheilung von der Art ist, dass sie im ruhenden Äther ein Strömen der Energie hervorbringen würde, und zwar nur während der Strom der Energie in der Zeit steigt oder nachlässt, sind ponderomotorische Kräfte im Äther vorhanden, die durch die Incompressibilität desselben nicht ‘aufgehoben werden können, und den Äther selbst in Bewegung setzen müssen. _Be- kanntlich ziehen die Phasen der elektromagnetischen Spannungen dabei mit Liehtgeschwindigkeit fort. Da der Regel nach die W, D,R Grössen zweiten Grades und bei regelmässigen Lichtoseillationen verschwindend klein sind, übrigens auch nur eine halb so lange Schwingungsdauer haben als die elektrischen und magnetischen Momente, so sind im All- gemeinen die Kräfte, die daraus entspringen, verschwindend kleine Grössen zweiter Ordnung. m * * 654 Gesammtsitzung vom 6. Juli. Dass die elektrischen Gleiehgewiehtszustände, wenn sie einmal vorübergehend gestört worden sind, sich ausserordentlich schnell immer wieder herstellen, indem diejenigen Theile der Wellen, welche IB 90 M Werthen der Grössen =,» az: ay: die von Null verschieden sind, ar 3 Wok 0 entsprechen, mit ungeheurer Geschwindigkeit in den unendlichen Raum hinauslaufen, oder dureh Leiter absorbirt werden, ist schon in früheren Arbeiten verschiedener Physiker hervorgehoben worden. In frei beweglichem, reinem Äther dagegen würden elektrische und magnetische Vertheilungen, die eyklische Kräfte ergeben und deshalb durch den Druck nieht im Gleichgewicht gehalten werden können, augenblicklich strömende Bewegungen des Äthers hervorrufen müssen, die jeden Grad von Geschwindigkeit erreichen, und sich soweit steigern können, bis die durch die Bewegung erzeugten in- dueirten elektrischen und magnetischen Kräfte die ponderomotorische Kraft vernichten nach dem allgemeinen Gesetze, dass eine durch elektromagnetische Kräfte erzeugte Bewegung immer eine die Bewegung hemmende Induetion bewirkt. Wir wollen also demnächst untersuchen, ob solche Bewegungen des reinen Äthers in jedem Falle gefunden werden können, welche die dureh die Incompressibilität des Äthers nieht zu äquilibrirenden ponderomotorischen Kräfte aufheben müssen, Durch den Druck einer incompressibeln Flüssigkeit können nur solche Kräfte aufgehoben werden, deren Componenten die Form haben .£ op =) — es 3 een en OP | u = dy Se Me a ae Fa ae 5 | IP Z, — = BR leiarh, Whale mia ALSEEER In die Funetion P tritt zunächst ein der Druck, welcher der elektromagnetischen Energie aller den Ather durchziehenden elektro- magnetischen Kräfte proportional ist = \eir4dıetmıml, a. | 5’ OT ferner noch ein von der Bewegung abhängiger Theil Da das hierin vorkommende $S zunächst als willkürliche Funetion der Coordinaten und der Zeit aufzufassen ist, kann auch das P als eine solche angesehen werden. v. Hewnmornrz: Bewegungen reinen Athers. 655 Wenn man diese Bezeichnungen benutzt, so würden die Glei- chungen 5" folgende Bedingungen ergeben: op om oO 09 ON MW ne age seen 0x ot ey‘ or 0x ' da m, 8) 16 le: ie oP ®) 0 OR om 09 (0) — {Er Su -H A ON -H Yy ToSH HI Ra; z FR [0 r error NER ar ei iel fa (8)° oy ot oz 0y ey dx | IP a oa o=—- +A|l-- +81=-- - —-)—- BI ——-||..:... 2 01 02 de 02, dr Dies ist das System von Differentialgleichungen, welches neben der Gleichung der Incompressibilität: » da 08 dy | N au - I, + alt lan alsie \ I erfüllt werden müsste, um die eyklisch wirkenden Kräfte im reinen Äther ganz aufzuheben. Es sind dies 4 Gleichungen mit 4 Unbe- kannten &, 8, y, P, wenn wir die Vertheilung der elektrischen und magnetischen Kräfte, die ja meist durch äussere Ursachen bestimmt sind, als gegeben betrachten. Man kann aus den drei Gleiehungen (6) die «, %. y eliminiren, indem man diese Gleichungen der Reihe nach mit 0, OR ONE OB 08 ’ und — dann „ca oOy- 0& E da, coy multiplieirt und addirt. Dies giebt: op OMW\/OD ON | er ON OM er op ON\/OV 09 dr ot /\dz 9y y ot Nor: | 02 dz ot /\cdy' dx »D, (e Dies ist eine Gleichung aus der P gefunden werden kann, wenn die NV, D,R als Functionen der &, Y, 2, ! gegeben sind, nur wird in dem allgemeinen Integral für P eine willkürliche Funetion stehen bleiben. Ist z..B. der Werth von ? für die Punkte einer Ebene x = C RE PEN N und für jede Zeit 2 angenommen, wodurch auch die -— und 5 - gegeben dy oz r > . . > * in C sind, so ergiebt Gleichung 6° den Werth von - ‚ so dass dadureh der dx . Werth von P auch für (@ + dx) gefunden werden, und so fortschreitend. Dann ergeben je zwei von den Gleichungen 6, nachdem der Gang von P bestimmt ist, je zwei der Grössen @, ®, y als Function der dritten, woraus sich die Richtung der Stromlinien ergiebt, und da aus der Gleichung (1) folgt, dass in jedem Stromfaden das Produet aus der resultirenden Geschwindigkeit mit dem Querschnitt des Fadens constant ist, so sind die gesammten Stromeomponenten vollständig . ra ) ’ ‘ » +‘ 656 Gesammtsitzung vom 6. Juli. bestimmt, wenn die Grössen ihrer Resultante in allen Punkten der Anfangsebene x = Gönst. gegeben sind. Dies ergiebt noch eine zweite willkürlich zu wählende Function, die in dem allgemeinen Integrale vorkommt. Das vollständige Integral der Gleichungen 6 ist, da diese Gleichungen nach & £, y und P linear sind, bekanntlich zusammen- zusetzen aus irgend einem einzelnen Integrale jenes Gleichungssystems und dem allgemeinen Integrale derselben Gleichungen, welches sie ergeben, nachdem man darin OB 90 OR Te ah ea gesetzt hat. Unter dieser Bedingung folgt: oPr= Kid op a d. h. die Stromlinien verlaufen unter der letztgenannten Annahme längs der Flächen P/ = Const. Ferner sagt die entsprechend redueirte Gleichung 6° dann aus, dass aueh die Linien, deren Elemente sich verhalten wie DD N OR MW oe de): de — gi Bu. ee‘ dy de N \ längs derselben Flächen P = Const. verlaufen. Die obigen Betrachtungen zeigen, dass in das allgemeine Integral zwei in Flächen und nach der Zeit willkührliche Funetionen eintreten, nämlich P und Va’ + ß + ve. Sollte der Äther an der Grenze den ponderablen Körpern unverrückbar anhaften, so müssten es drei sein, nämlich &, 8, y. Der Äther wird also unter Umständen an der Grenztläche gleiten müssen. In dem man solche Gleitungen als einen sehr jähen Übergang zwischen verschiedenen Werthen tangentialer Geschwindigkeiten betrachtet, werden in der Grenzschicht noch dem entsprechende elektrische und magnetische Kräfte entstehen können, mit entsprechend jähen Unterschieden der tangentialen Componenten dieser Kräfte. Eine Reihe von Beispielen, die das Verhalten des Äthers in der Umgebung elektrisch und magnetisch polarisirter Körper wie es aus diesen Gleichungen folgt, erkennen lassen, behalte ich mir vor in späteren Aufsätzen zu geben. 657 Experimentelle Untersuchungen über die Reifung und Befruchtung der Eier bei Ascaris megalocephala. Von‘Dr!L: SALA in Pavia. (Vorgelegt von Hrn. Hrrrwıc am 22. Juni |s. oben S. 5251.) Mit Tafel IV. en wir uns nach den Ursachen der Fortschritte, welche in den letzten Jahren unsere Kenntnisse hinsichtlich der Reifungs- und Be- fruchtungserscheinungen der Eier und hinsichtlich aller anderen dies- bezüglichen, wichtigen Fragen gemacht haben, so kommen in erster Linie einerseits die interessanten, experimentellen Untersuchungen der (Gebrüder Herrwıe über die Eier der Echinodermen in Betracht, an- dererseits das wahrhaft werthvolle Untersuchungsmaterial, welches van BENEDEn uns in den Eiern der Ascaris megalocephala kennen gelehrt hat. Dessenungeachtet erschien es mir nicht ohne Interesse, eine Reihe von Untersuchungen anzustellen, welche dazu dienen sollen, an den Eiern von Ascaris die mit so gutem Erfolge an den Eiern der Echinodermen ausgeführten Untersuchungen der Gebrüder HErTwIe zu wiederholen, d. h. zu studiren: die Vorgänge der Reifung und Be- fruchtung der Eier des Pferdespulwurms, nachdem sie der Einwirkung äusserer Mittel und zwar der Einwirkung der Kälte unterworfen worden waren. Die lebenden Würmer wurden in ein Glas eingeschlossen und dieses dann in eine Kältemischung von Eis und Salz eingetaucht. Ein Thermometer im Innern des Glases zeigte die niedrigste darin erreichte Temperatur an. In einer Reihe der Versuche gelangten die diesem Verfahren unterworfenen Würmer allmählich zu einer Tempe- ratur von + 3°%, + 2°, +1°, 0%, —ı°, — 2°, — 3°, —4°, —5° Celsius. Diese niedrige Temperatur liess ich in einer Reihe von Fällen von ‘a —ı, bei anderen von 1'/,— 2 Stunden und länger einwirken. Eine 658 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. Temperatur von unter 6 über 25 — 30 Minuten verlängert, erzeugt bei dem Wurme einen vollständigen Entwickelungsstillstand. Die Würmer wurden hierauf allmählich auf die "Temperatur des Arbeits- raumes (10-18 GC.) gebracht, dann nach und nach in einem Ofen bis zu der Temperatur von 28-- 30° und hierin ı bis 2 Tage ge- lassen. Hierauf wurden die Eier getödtet und in einem Gemisch von Al- eohol absolutus und Acid. aceticum glaciale zu gleichen Theilen fixirt (van Beneven), indem man den ganzen Gesehlechtsapparat darin ein- tauchte und darin beinahe 24 Stunden liess: dann Färbung nach der Methode von van BENEDEN in einer wässrigen, Glycerinhaltigen ('/, seines Volumens) eoneentrirten Lösung von Malachitgrün und Vesuvin. Die unter dem Eintluss der Kälte stehenden Eier färben sich weniger leicht als normale Eier und so muss man die Dauer des Färbeaetes manch- mal auch bis zu einer Woche und mehr verlängern, indem man während dieser Zeit das Gefäss, in welchem die Färbung vor sich geht, offen stehen lässt, damit bei dem allmählichen Verdampfen des Wassers (die glycerinige Lösung immer eoneentrirter wird. Die Eier werden darauf in dieselbe Färbelösung eingeschlossen. Die Veränderungen, welehe auf diese Weise bei den Eiern vor sieh gehen, sind mannigfaltig und von verschiedener Natur: deshalb zeigen sieh nieht alle Eier ein und desselben Wurms in demselben Grade verändert. Besonders, wenn die Temperatur nieht einen zu niedrigen Grad erreichte und nieht zu lange andauerte, fanden sich neben Kiern, die Veränderungen darboten, zahlreiche andere vollkom- men erhaltene und ganz normal entwickelte Eier. Diese von den Gebrüder Irerwis bei den Eehinodermeneiern beobachtete Thatsache spricht ganz evident zu Gunsten eines verschiedenen Grades der Wider- standsfähigkeit der Eier, welche vielleicht auf der verschiedenen Stärke ihrer Membran beruht. Die Veränderungen, welche die Kälte bei den Eiern der Ascaris megalocephala erzeugt, betreffen : ı. das Eindringen des Spermatozoons in das Ei, welches in einigen Fällen reiechlieher geschieht (polyspermie); den Auf’bau der Dottersubstanz und der Eimembran; tz die Anordnung der ehromatisehen Substanz im Keimbläschen r,- .- und in den Riehtungsspindeln; 4. die Anordnung der achromatischen Substanz in den Richtungs- spindeln; 5. die Bildung der Riehtungskörper: 6. die Bildung des Eikerns und des Spermakerns; die Bildung der ersten Furechungsspindel. —] Sara: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 659 Bevor ich indess zu der Beschreibung aller dieser verschiedenen von mir angetroffenen Veränderungen übergehe, möchte ich die Auf- merksamkeit auf zwei Punkte lenken, die sich auf den normalen Verlauf der Reifungsvorgänge der Eier der Ascaris m. beziehen, ge- legentlich weleher ich Erfahrungen machte, welehe sich zum 'Theil den von anderen Autoren erhaltenen nähern, die auf diesem Gebiete mir vorausgegangen sind (SCHNEIDER, NUSSBAUM, VAN BENEDEN, ÜARNOY, Boverı, Zacnarıas, Kurtscntzky), zum "Theil nicht von diesen Autoren erwähnt wurden. Der erste Punkt, auf welchen ich hinweisen will, betrifft die Bildung der Richtungsspindeln. Garsoy beschreibt an den Polen derselben ein sehr deutliches Strahlensystem, welches zwar von ZacnArıas anerkannt wird, jedoch nur für die zweite Spindel: Boverı dagegen leugnet nieht nur die Existenz jedweder Polstrahlung, sondern versichert umgekehrt: »eine speeifische Polsubstanz liegt in unserem Fall gewiss nicht vor« (Zellenstudien H. ı S. 21, Jena 1887). Die von mir durch Färbung der Eier nach der beschriebenen Methode erhaltenen Resultate stimmen einerseits vollkommen mit denen Bovert's überein betreffs der »Nichtexistenz« einer Polstrahlung, wie sie Garnoy und Zacnmarıas beschreiben, erlauben mir aber andrerseits nicht, die Behauptung dieses Autors betreffs des Fehlens einer spe- eifischen Polsubstanz zu bestätigen. Bei dem grössten Theil der zahlreichen von mir beobachten Riehtungsspindeln, sei es in der ersten, sei es in der zweiten Spindel, aber ‚noch mehr in der ersten, traf ich immer an den Polen derselben einige kleine, mit einer gewissen Regelmässigkeit angeordnete und mit Vesuvin stark färbbare Granula. Man weiss, dass die Riehtungsspindeln bei den Eiern der Ascaris ın. nicht die wirkliche Form einer Spindel haben, sondern vielmehr die einer länglichen Tonne, d. h. ihre Enden endigen nicht in einem Punkte, sondern sind vielmehr wie abgebrochene Kegel abgeplattet und scheinen mit breiten Platten abzuschliessen, die einen integriren- den Bestandtheil des faserigen Körpers ausmachen. Betrachtet man eine Spindel vom Profil aus, so scheinen diese breiten Platten von 2, 3, manchmal auch 4, ja sogar von 5, aber sehr selten, feinsten intensiv gefärbten Körnchen eingenommen, welche die Spindel an ihren beiden Endflächen von der Dottersubstanz, die sie jederseits umgiebt (Fig. ı) zu trennen scheinen: mir gelang es auch mit einer gewissen Uonstanz zu beobachten, dass die zwei Körnchen, welche lateralwärts die optischen Durchschnitte der breiten Polplatten der Spindel begrenzen, ein wenig gröber seien als die Körnehen, welehe in dem mittleren Theile angeordnet sind. 660 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. Welches ist nun der Ursprung dieser Körnchen? Um diese Frage soweit als möglich zu beantworten, suchte ich die Eimutter- zelle am Ende der Wachsthumszone zu studiren, wann sie getrennt von der Raphe die Reifezone überschreitet. In diesem Stadium lässt der Kern der Eimutterzelle (welcher die wohlbekannte typische An- ordnung der chromatischen Substanz in einem, Asec. m. univalens, oder zwei, Asc. m. bivalens, aus je vier Stäbchen zusammengesetzten Haufen kaum angedeutet zeigt) jedoch immer, wie auch schon O. Herrwıe zu zeigen vermochte, ein Kernkörperchen erkennen, welches später, je nachdem die Eimutterzelle weiter in dem Eileiter fortschreitet, Ver- änderungen erleidet analog den von Herrwie für das Kernkörperchen der Samenmutterzelle beschriebenen, wann sie sich der ersten Theilung nähert. Es wird nämlich immer kleiner und zerbricht in 6 oder 7 kleine Stückchen von verschiedener Form, die zuerst nahe bei einander, nachher über das ganze Gebiet des Kerns zerstreut liegen. In dem Maasse als die Eimutterzelle in den Eileiter hinabsteigt, wo- bei mehr und mehr die typische Anordnung der chromatischen Kern- substanz zum Ausdruck kommt, verlieren diese Körnchen etwas an Volumen, nehmen eine mehr regelmässige Form an und werden voll- kommen rund: gleichzeitig wandern sie vom Gentrum zur Pheripherie des Kerns, bis dieht unter die Kernmembran, wo sie schwerer sichtbar sind. Wenn nachher das Spermatozoon in die Eimutterzelle eindringt, beginnt die Bildung der Kernspindel und verschwindet die Kern- membran. So viele diesbezügliche Versuche ich auch gemacht habe, nie gelang es mir mit Sicherheit die Bestimmung dieser Körnchen weiter zu verfolgen: während der ersten Stadien der Kernspindel- bildung sind sie nicht mehr sichtbar; erst etwas später, wenn die Form der Spindel sich zu markiren beginnt, erscheinen von neuem an den beiden abgeplatteten Polen die oben beschriebenen intensiv ge- färbten Körnchen. Man könnte nun die Frage aufwerfen: in welcher Beziehung stehen diese färbbaren Körnchen, welche man an den Polen der fertigen Kernspindel findet, zu den Körnchen, welche aus der Zer- störung des Kernkörperchens hervorgehen, das zu dem Kern der Eimutterzelle gehört? Nachdem man eine grosse Anzahl von den verschiedenen Ascariden angehörigen Praeparaten geprüft hat und die vollkommene Übereinstimmung der einen oder anderen Körnchen festgestellt hat, empfängt man den Eindruck, dass sie ein und das- selbe sind, d.h. dass bei der Bildung der ersten Kernspindel die färbbaren Körnchen, welche im Innern des Kerns dieht unter der Kernmembran sich befanden, an die beiden Pole desselben gerückt sind; Sara: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 661 aber ein direeter Nachweis dieses Übergangs fehlt vor der Hand noch; und die Thatsache, dass die Körnchen dem Auge des Beob- achters während der ersten Anfänge der Kernspindel entschwinden, erlauben uns naturgemäss nur eine Wahrscheinlichkeitsannahme. Es bleibt noch eine Frage bezüglich dieser Körnchen zu ent- scheiden und zwar betrifft diese die Bedeutung, welche sie eventuell an den Polen der Kernspindel haben können. Einige analoge Beobh- achtungen sind bereits bekannt: wir wissen nämlich aus Unter- suchungen von PLATNER, dass bei der Zwitterdrüse der » Limaw cam- pestris« die »Spermatocyten« über ihren Kern hinaus einen »Neben- kern« hervorstrecken, welcher am Beginn der Zelltheilung sich in acht färbbare »Stäbehen« umwandelt, die vollkommen egal in Form und Grösse, in einem bestimmten Momente eine longitudinale Theilung durchmachen und sich verdoppeln; sie ordnen sich gewissermaassen in 2 Gruppen, eine jede zu 8 Stäbchen, rings um die beiden an den Polen der Spindel gelegenen Centrosome, wo sie eine regelmässige, strahlenförmige Anordnung annehmen und 8 »Hauptstrahlen« bilden. — Auch Hermann beobachtete bei den »Spermatocyten« des Proteus anguineus, dass, während der Theilung das Gentrosoma, sobald es sich an den Polen der Spindel findet, von einer kleinen Gruppe kleiner, kurzer, sich färbender, S-förmiger, mehr oder weniger in sich gekrümmter Fasern umgeben erscheint, im Allgemeinen 16-20 an Zahl. In dem einen oder anderen Fall jedoch bestand auch bei der grossen Regelmässigkeit in der Form, in der Anordnung und vielleicht auch in der Zahl der an den Polen der Spindel vertheilten chroma- tischen Theile, immer ein sehr deutliches Centrosoma, um welches sie gruppirt standen, was jedoch nicht für die Richtungsspindeln der Ascaris m. zutrifft; andererseits sind die Beobachtungen “über dieses Argument zur Zeit noch zu spärlich, um daraus Schlüsse ziehen zu können. Um so mehr muss man sich hier an die Beschreibung erinnern, welche Herrwiıe über die Art des Verhaltens des Kern- körperehens der Samenmutterzelle der Ascaris während der Vorbe- reitung zur ersten Theilung gegeben hat: daraus folgt, dass gleich- zeitig zu der Fragmentation in drei bis vier kleine Kügelchen das Erscheinen des »Centrosoma« sich hinzugesellt. Herrwıc versichert überdies selbst diese Kügelchen gesehen zu haben »an der Innen- fläche der Kernmembran gelagert, wo die Polkörperehen zuerst auf- tauchen« (Arch. f. mikr. Anat. Bd. 36 S. 30): es ist daher um so mehr anzunehmen, dass eine striete Beziehung zwischen der Auflösung des Kernkörperchens und dem Erscheinen des Centrosoma besteht. Bei der Eimutterzelle ist die Fragmentation des Kernkörperchens nicht begleitet von dem Erscheinen eines wirklichen Uentrosomas, 662 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. sondern nur von dem Auftreten einiger Granula an den Polen der Spindel: aus dieser Thatsache und aus der Übereinstimmung, welche, wie wir wissen, zwischen den Erscheinungen der Spermatogenesis und der Ovogenesis bei der Ascaris m. besteht, entsteht daher ganz von selbst die Frage: sollten die Körnchen, welche wir an den Polen der Richtungsspindeln der Eier der Ascaris m. finden, nieht vielleicht zu dem Centrosoma in Beziehung stehen? Augenscheinlich ist eine be- stimmte Antwort auf diese Frage zu geben schwer: aber einige Ver- änderungen, welche bei der Umwandelung des Kernkörperchens zum Vorschein kommen und bei der Anordnung dieser Körnchen an den Polen der Spindel der Eier der Ascaris, nachdem sie der Kältewirkung ausgesetzt waren, machen, wenn sie auch einen unwiderleglichen Be- weis der Thatsache nicht geben, jedenfalls, wie wir sehen werden, die Vermuthung sehr wahrscheinlich, dass die in Frage stehenden Körnchen wirklich einige Analoga zu dem Üentrosoma darbieten. Der andere Punkt, auf welchen ich die Aufmerksamkeit zu lenken wünsche, bezieht sich auf die Möglichkeit, dass bei der letzten Theilung eines Ureies, welche in der Keimzone des Eierstockrohrs der Ascaris m. stattfindet, die beiden Tochterzellen, anstatt sich vollständig unabhän- gig von einander zu machen, bisweilen durch ihren Protoplasmakörper zusammen verbunden bleiben. In diesen Fällen bleibt der Process der Theilung auf den Kern allein beschränkt. Die Zelltheilung, welche sich anschliessen müsste, vollzieht sich nicht. Daher entsteht eine Eizelle von doppeltem Volumen, welche meist die Gestalt einer Sanduhr hat und die zwei Keimbläschen enthält. Diese Eizellen dringen wie die anderen in die Wachsthumszone ein, nehmen hier an Volumen zu und erreichen die folgende Reifezone, indem sie ihre Form als Sanduhr mehr oder weniger deutlich beibehalten und in der That gleichsam ein einziges Ei darstellen, welches zwei Keimbläschen besitzt. Und dass diese Eizellen in der That ein einziges Element dar- stellen, wird durch die Thatsache bewiesen, dass sie, sobald sie von der Raphe getrennt sind, sich dem Spermatozoon gegenüber genau so verhalten, wie alle anderen Eier, welche nur ein einziges Bläschen haben: d.h. in sie dringt constant nur ein einziges Spermatozoon hinein. — Ist die Befruchtung vollzogen, so entwickeln sich diese “ier in vollkommen normaler Weise; es bilden sich zwei erste Rich- tungsspindeln, im allgemeinen etwas entfernt von einander und zwei erste Richtungskörper: dann zwei zweite Richtungsspindeln und zwei zweite Richtungskörper: darauf bilden sich zwei Eikerne. Gleich- zeitig entstehen bei dem Spermatozoon die bekannten Veränderungen, welche zur Bildung des Spermakerns führen, und man erhält so ein “i mit vier Richtungskörpern und drei Kernen: zwei mütterlichen Sara: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 663 t s und einen väterliehen Ursprungs. Diese Eier machen in ihrer Ent- wiekelung immer den normalen Modus durch: es erscheint das Üento- soma zuerst einfach, nachher doppelt: die drei Kerne veranlassen die Bildung von ein oder zwei chromatischen Schleifen je nachdem es sich um Ase. univalens oder Ase. bivalens handelt und es bildet sich in der ersten Theilungsfigur eine Zahl von Schleifen, welche über das Normale hinausgeht: drei bei der Ase. univalens, davon zwei mütterlichen und eine väterlichen Ursprungs; sechs bei der Ase. bivalens, vier mütter- lichen und zwei väterlichen Ursprungs. Es wäre nun sehr interessant gewesen, an dieser Stelle den weiteren Verlauf dieser Eier verfolgen zu können und den verschie- denen Veränderungen beizuwohnen, welche sicherlich ihre Theilung begleiten müssen; allein trotz der zahlreichen von mir untersuchten Ascaris-Exemplare, konnte ich leider nicht eines dieser Eier über das Stadium der ersten Kerntheilung hinaus verfolgen. Jedoch selbst die Seltenheit zugegeben, mit welcher diese Eier mit zwei Bläschen bei normalen Ascariden auftreten, glaube ich nicht, dass meine nega- tive Erfahrung mir den Schluss gestattet, dass diese Eier nicht fähig seien, sich zu theilen. Auch zweifle ich nicht, dass bei einer gedul- digen und methodischen, über eine grosse Zahl von Ascariden aus- gedehnten Untersuchung, es gelingen kann, auch die Veränderungen, welche die Theilung dieser Eier begleiten, zu ermitteln. Betrachten wir nun kurz die hauptsächlichen von mir bei den Eiern der Ascaris m. infolge der Kältewirkung angetroffenen Ver- änderungen. I. Veränderungen, welche das Eindringen der Spermatozoen in das Ei betreffen. Eines der häufigsten Phaenomene, welches man an den Eiern von Ascaris m. bei einer tiefen Temperatur beobachten kann, ist das Eindringen von mehr als einem Spermatozoon (Polyspermie). Dieses kann man schon erreichen, auch wenn man einen Wurm nur eine halbe oder dreiviertel Stunde einer Temperatur von +2 oder + ı° aussetzt; und naturgemäss erhält man es viel reichlicher und deut- licher, wenn noch eine tiefere Temperatur erreicht wird; jedoch nicht so reichlich, wie es von den Gebrüdern Herrwiıs bei ihren Experimenten an den Eiern der Echinodermen beobachtet wurde. Diese Differenz ist, glaube ich, in der Verschiedenheit der Bedingungen zu Sitzungsberichte 1893. 59 664 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. suchen, unter welchen die Befruchtung bei der Ascaris m. und bei den Echiniden erfolgt: bei diesen wird die künstliche Befruchtung nach Belieben eine mehr oder weniger grosse Zahl von Eiern in dem Augenblicke zur Beobachtung bringen können, in welchem das Ein- dringen des Spermatozoon vor sich geht: bei der Ascaris umgekehrt wird die Beobachtung nothwendig auf jene spärliche Zahl von Eiern beschränkt, welche das Spermatozoon während der Zeit aufnehmen, in welcher die Ascaris der Wirkung der Kälte ausgesetzt war. Die Zahl der Spermatozoen, welche in ein Ei der Ascaris unter diesen Bedingungen eintreten können, scheint bis zu einem gewissen Punkte in Beziehung mit dem Grad und mit der Dauer der Kälte zu stehen. Bei einer auch nur eine halbe oder eine Stunde andauernden Temperatur von + 1, 0, — ı° erhält man schon hinreichend zahl- reiche Eier, welche 2, 3, 4 Spermatozoen enthalten. Wird dieselbe Temperatur auf zwei oder mehr Stunden ausgedehnt oder lässt man eine Temperatur von — 3, — 4, — 5° auch nur eine halbe Stunde lang einwirken, so gelingt es, Eier mit acht, zehn, zwölf Spermatozoen zu beobachten. Auch hier jedoch, wie bei den Echiniden, werden die eine so grosse Zahl von Spermatozoen enthaltenden Eier unfähig, sich zu entwickeln, und meist gelingt es nicht, nieht einmal den ersten Pol- körper zu bilden, sondern gewöhnlich erleiden sie während des viel- leicht passiven Übergangs von der Reifezone zum unteren Theil des Uterusschlauchs eine Art von regressiver Metamorphose: der Eidotter erscheint mehr granulirt und ist trübe geworden; die chromatischen Elemente der Bläschen sind geschwollen, haben ihre typische Stäbchen- form verloren, um gewöhnlich das Aussehen klarer und durchschei- nender Bläschen anzunehmen: die zahlreichen Spermatozoen behalten Jedoch ihre characteristische Pyramidenform, erscheinen aber verklei- nert, etwas geschrumpft und zeigen sich nur noch aus Haufen von mehr oder weniger groben und schwer färbbaren Granula zusammen- gesetzt. Wenn umgekehrt nur 2, 3, 4 Spermatozoen durch Vermittelung der Kälte in das Ei eingedrungen sind, so bewahrt dieses die Fähig- keit, sich zu entwickeln und seine Entwickelung vollzieht sich in vollkommen normaler Weise: in dem Stadium der Bildung des Eikerns und des Spermakerns wird man bei diesen Eierh nur einen Eikern haben und soviele Spermakerne mehr als ursprünglich Spermazellen in das Ei eingedrungen waren. Die Ursachen, die bei den der Kälte ausgesetzten Eiern in diesem Stadium der Ei-Entwickelung eine Ver- mehrung der Kerne bewirken können, sind, wie wir sehen werden, sehr verschiedene: jene rührt von der Polyspermie her und ist immer - ne Pr Sıra: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 665 begleitet von gleichzeitiger Vermehrung der Zahl der Gentrosome. Die Figur 6 stellt gerade den ersten Theilungskern eines Eies von Ase. ın. bivalens vor (das zwei Stunden lang in einer allmählich abgekühlten Temperatur von + 4°, — 4°, nachher 24 Stunden bei einer Temperatur von 32—-35° geblieben war), in welches 3 Spermatozoen einge- drungen sind. Es zeigt in der That 6 CGentrosome und 8 chromatische Schleifen, von welchen nur 2 mütterlichen Ursprungs (das Ei besitzt nur 2 Riehtungskörper) und die anderen 6 väterlichen Ursprungs sind. Im Vergleich zum Ei bietet die Samenzelle eine viel grössere Widerstandskraft der Kälte gegenüber; auch wenn relativ niedrige Temperaturen (— 3°, — 4°) erreicht werden und das Ei dem zu Folge tiefe Veränderungen in allen seinen Theilen aufweist, bewahrt die Samenzelle unverändert ihre Form und lässt keine sichtbaren Ver- '/, Stunden änderungen erkennen. Nur in einem Falle (das Wurm war ı bei — 3° geblieben) beobachtete ich einen gewissen Nachlass in den Erscheinungen, welche die Verwandlung des Spermatozoon in den Spermakern charakterisirten, so dass der Eikern sich schon vollständig gebildet zeigte, als das Spermatozoon noch von seinem mit Vesuvin färbbaren Protoplasmahofe umgeben schien. Bei ebendemselben Wurm beobachtete ich andererseits in dem nämlichen Stadium der Ei- Entwickelung, dass der chromatische Theil des Spermatozoon sein Protoplasma verliess und sich ein wenig davon entfernte, um den Spermakern zu bilden, während das Protoplasma selbst ein kleines Häufehen bildete, das weniger leicht färbbar, isolirt lange Zeit be- stehen blieb, während sehon die chromatischen Schleifen des ersten Theilungskerns erschienen waren. UI. Veränderungen, welche die Dottersubstanz und die Ei- membran betreffen. Die dureh die Kälte in dem Dotter der Eier der Asc. m. erzeugten Veränderungen lassen sich schwer definiren. In den ersten Stadien der Entwickelung des Eies, in dem Augenblick, in welehem die Be- fruchtung sich vollzieht und während der Bildung der Polzellen, be- treffen sie mehr das ganze Aussehen des Dotters, welcher heller und durehscheinender und weniger granulirt erscheint und mehr Vacuolen zeigt. In späteren Stadien der Entwickelung, wenn die in Folge der niederen Temperatur bei dem Eidotter erzeugten Veränderungen ein grösseres Interesse darbieten, namentlich mit Bezug auf den Antheil, welchen das Protoplasma an der Bildung der Strahlung ringsum das Centrosoma der ersten Theilungsspindel nimmt, dann verhindern die 59* 666 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. starken Membranen, welche in dieser Epoche das Ei umhüllen, bis zu einem gewissen Punkte jedwede Veränderung. Wiehtiger sind die Veränderungen, welche von der Kälte an den üimembranen erzeugt werden. Ausser einer Verzögerung, welche sich immer in der Bildung der Eidottermembran nach dem Eindringen des Samenkörpers bemerkbar macht, verändert die niedrige Temperatur o a) 3° — 4° die Zusammensetzung der Membranen derart, dass sie weich, klebrig, gleichsam gelatinös werden; und an der Stelle, an welcher zwei oder mehr Eier sieh berühren, verschmelzen sie allmählich mit einander und eröffnen einen mehr oder weniger weiten Weg, durch welchen die Vereinigung der Dottersubstanz erfolgt, so dass dadurch umfangreiche Eicomplexe entstehen, welche die verschiedenartigsten Formen und Gestalten haben, je nach der Zahl und der Lage der verschiedenen Eier, welche sich vereinigt haben (Fig. 4 und 5). Diese Verbindung der Eier geschieht am häufigsten, wie natürlich, in den höheren Theilen des Cornu uteri, wo die Dieke der Membran geringer ist, aber sie kann sich auch später vollziehen, z. B. wenn die erste Richtungsspindel sich schon gebildet hat und auch in diesen Fällen geschieht die Verbindung in vollkommener Weise. Diese monströsen Eier üben in gewisser Weise eine Art von An- ziehungskraft auf die Eier ihrer Umgebung aus. Man sieht in der That nicht selten, dass einige der Eier, welche in der Umgegend eines dieser grossen Eier liegen, an der diesem zu- gewendeten Seite einen mehr oder weniger langen und dünnen Fort- satz zeigen, entsprechend der Entfernung, in welcher er sieh von dem dieken Ei befindet. Dieser Fortsatz geht mit seiner Spitze gerade so weit, dass er an irgend einer Stelle sich an die Membran dieses anheftet. Ein anderes eben solches Ei dagegen bleibt mehr oder weniger entfernt. Die Zahl der Samenzellen, welche in diesen grossen Eiern enthalten sind, ist verschieden und nicht immer der Zahl der Eier entsprechend, welche dazu beigetragen haben, es zu bilden: es kann aber vorkommen, dass das monströse Ei auch Polyspermie zeigt: ein anderes Mal geschieht es umgekehrt, dass die Zahl der Sperma- tozoen der Zahl der Keimbläschen entspricht und es kann auch ge- schehen, dass die Zahl der Spermatozoen geringer als die Zahl der Keimbläschen ist. Sind diese grossen Eier fähig, sich zu entwickeln? Ich salı einige die ersten oder zweiten Riehtungskerne bilden, und auch den Eikern und Spermakern. Es gelang mir ebenso manchmal das Erscheinen der Centrosome, dagegen nicht die erste Theilungsspindel zu sehen. Manche dagegen traf ich an den tief gelegenen Theilen des Uterus und in nächster Nähe der Vagina. Diese befanden sich nicht nur in den SQ A . . . ua Sara: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 664 ersten Stadien der Bildung der ersten Richtungsspindeln, sondern liessen auch die Spuren eines regressiven Processes in ihrem Verlaufe erkennen. I Neränderungen in der Anordnung der chromatischen Substanz in dem Keimbläschen und den Richtungsspindeln. Interessante Veränderungen in der Anordnung der chromatischen Substanz in dem Keimbläschen und den Richtungsspindeln kann man schon erhalten, wenn man die Ascariseier einer Temperatur von — 2° — 3°C. aussetzt, die den Process verhindert oder wenigstens verzögert, der normalerweise in der Eimutterzelle an der Grenze der Wachsthumszone vor sich geht und der bezweckt die chromatische Substanz des Keimbläschens in einem (A. univalens) oder zwei (A. bi- valens) chromatischen, prismatischen Haufen zu ordnen und zu grup- piren; diese bestehen jeder aus vier Stäbehen, welche eine regelmässige und typische Anordnung haben, auf welche näher einzugehen nach den Beschreibungen von Boverı und Herrwie ich für nutzlos halte. — Wird dieser Process gestört, so kommt es, dass «die Eimutterzelle in den Eileiter absteigt und sich beeilt, das Spermatozoon aufzunehmen, während seine chromatische Substanz sich noch unter den verschieden- artigsten Formen und Anordnungen zeigt entsprechend dem Stadium des Vorbereitungsprocesses, auf welchem es der niedrigen Tem- peratur unterworfen wurde. Diese verschiedenen Formen werden nachher jedoch noch eomplieirt durch das gleichzeitige Fehlen jener Verdickung der Stäbchen, welche sich einstellt, sowie sich zwei Chromatinhaufen gebildet haben, so dass bei Eiern, die der Kälte ausgesetzt waren, das Chromatin des Bläschens sich hauptsächlich unter der Form feiner, bisweilen solanger Stäbchen darstellt, dass sie einen Knäuel bilden können (Fig. 3), während andere sehr kurz und zerstückelt unter den mannigfachsten Formen und Grössenver- hältnissen, meist mit unregelmässiger Umgrenzung, knotig, regellos über das ganze Gebiet des Kerns vertheilt sind und sich meist gleich- mässig färben. Wenn nachher in diese Eier, deren ehromatische Substanz so modifieirt ist, das Spermatozoon eindringt und die Bildung der ersten Richtungsspindel beginnt, dann werden die Chromatin- stücke mannigfach ausgedehnt und es bilden sieh auf diese Weise Spindelformen, in welchen die Chromatinsubstanz im Aequator die verschiedenartigsten Anordnungen annehmen kann (Fig. 4 u. 5). In dem Maasse jedoch als sich die Spindel bildet und der Moment der Bildung des ersten Richtungskörpers sich nähert, ändert sich der An- 668 (resammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. blick und die Anordnung der chromatischen Theile im Aequator etwas. Während bei den jüngsten Spindeln die Fragmente der chro- matischen Substanz einander sehr nahe gerückt sind, mit unregel- mässigen Contouren und darum nicht leicht zu unterscheiden, sind sie umgekehrt bei den Spindeln, welche am nächsten daran sind, den Riehtungskern zu bilden, etwas weiter von einander entfernt, leichter zu unterscheiden, mit weniger unregelmässigen Contouren und inten- siver färbbar. Es scheint daher, dass während des Älterwerdens der Spindel sich in der chromatischen Substanz jener Verdiehtungsprocess vollzogen hat, welcher im normalen Zustande schon während der Vor- bereitung zur ersten Theilung sich vollziehen sollte, d. h. vor dem Eintritt des Spermatozoons und welcher durch die Einwirkung der Kälte aufgehalten worden war. Man begreift daher, wie dieser Process, welcher sich spät und unter ganz veränderten Bedingungen vollzieht, nieht zu den nämlichen Resultaten führen kann, welehe normalerweise erreicht werden, und man sieht in der That. dass die chromatischen Elemente, welche im Mittelpunkt der Spindel sich befinden, im Momente, in welchem diese im Begriff steht, den ersten Richtungskern zu bilden, weit davon entfernt sind, die von Bovzerı beschriebene typische Stäbehenform zu haben: manchmal sind mehr oder weniger grobe, runde oder ovale Körnehen vorhanden, manchmal kurze und dicke oder etwas längere und verschiedenartige Fäden, manchmal ferner wirkliche Schleifen oder Halbkreise u. s. w. — Und auch die Constanz der Zahl der ehromatischen Elemente (8 bei Ascaris bivalens, 4 bei Ase. univalens) wird nicht immer erreieht; wenn auch die verschiedene Grösse und Form der Elemente die Zählung derselben erschwert und unsicher macht, so konnte ich jedenfalls in einzelnen Fällen mit vollkommener Sicherheit constatiren, dass die normale Zahl von 8 (Ase. bivalens) nicht erhalten war; einige Male fand ich sie verringert (6—7), andere Male vermehrt (9 oder auch 10). Lässt man nun vor der Hand jedwede Betrachtung über den morphologischen Werth bei Seite, welchen diese einzelnen Chromo- somen haben können, die sei es an Zahl vermehrt oder vermindert, in der Form und Grösse verändert, sich bei den durch die Kälte pathologisch veränderten Eiern der Ascaris finden, gegenüber den 8 an Form und Zahl constanten Stäbehen, welche bei den Eiern der normalen Asearis vorkommen, so ist jedenfalls die Möglichkeit dar- eethan,. bei den Eiern vermittelst der Kälte die Constanz der Zahl, Form und Anordnung der chromatischen Elemente zu zerstören, eine Thatsache, die sicherlich nicht zum Nutzen für die wohlbekannte Hypothese Bovrrr’s über die Individualität der Chromosomen dient. Sara: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 669 IV. Veränderungen in der Anordnung der achromatischen Substanz in den Richtungsspindeln. Die achromatische Substanz der Spindeln reagirt am öftesten und tiefsten auf die Einwirkung der Kälte. In jedem Fall ist die typische Spindel oder Fassform mehr oder weniger verändert und von einer grossen Menge unter einander sehr verschiedener, oft sehr merkwürdiger und complieirter Formen ersetzt. Eine sorgfältige Prüfung derselben lässt jedoch immer erkennen, dass sie wesentlich aus einer Steigerung der Tendenzen entsteht, welche die Riehtungsspindeln der normalen Ascaris darbieten, nämlich sich in zwei longitudinale Theile zu theilen. Je nachdem die Theilung auf den Körper der Spindel und auf einen ihrer Pole oder alle beide beschränkt ist, erhält man achro- matische mit 3, 4, manchmal auch mit 5 Polen versehene Figuren. Einige derselben erinnern an die von den Gebrüdern Herrwıs an den Eiern der Echiniden gefundenen. Aber die interessantesten und häufigsten Figuren, welche man bei der Ase. bivalens beobachtet, sind diejenigen, welche aus einer gewissermaassen vollständigen Theilung der Spindel entstehen in der Weise, dass die beiden Hälften der- selben nur noch an einem der beiden Pole zusammenhängen. Diese Veränderung ist in jedem Falle mit einer mehr oder weniger grossen Entfernung der beiden chromatischen Haufen von einander verbunden, und der Grad der Theilung steht genau in Beziehung zu der grösseren oder geringeren Entfernung, welche zwischen beiden besteht. Wenn die Entfernung nicht sehr gross ist, so sieht man noch den einen Pol der ursprünglichen Spindel, welcher die beiden achromatischen Theile zusammenhält. Aber wenn diese sich soweit fortbegeben haben, dass sie gewissermaassen an dem entgegengesetzten Ende eines Eidurchmessers sich befinden, dann ist auch das kleinste Merkmal für die Spindelform verloren gegangen und die ganze achromatische Substanz sieht wie ein Bündel kleinster Fasern aus, das sich immer sehr gut von der umgebenden Protoplasmasubstanz unterscheiden lässt, indem es den einen Haufen mit dem anderen verbindet (Fig. 7). Die es bildenden Fäserchen laufen nicht parallel, sondern kreuzen sich verschiedenartig durcheinander, in vielen Punkten sind sie ein- ander nahe, in anderen fern. Sie sehen aus wie ein gedrehtes Haar- bündel, das von einem chromatischen Haufen zum andern geht mit einem unregelmässig wellenartigen Verlauf. Wenn man aufmerksam alle diese achromatischen Formen und die Art ihrer Entstehung besonders am Anfang untersucht, so kann man sich leicht überzeugen, wie die Eier der Ascaris m., wenn sie der Einwirkung der Kälte während der Bildung der ersten Richtungs- 670 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. spindel unterworfen sind, ein günstiges Material liefern, um die Ent- stehung der achromatischen Substanz der Spindel aus der achroma- tischen Kernsubstanz zu studiren, unabhängig von jedweder Mitwirkung der protoplasmatischen Substanz. Die färbbaren Körnchen, welche ich oben an den Richtungs- spindeln der normalen Ascaris m. besehrieben habe, sind bei den ab- gekühlten Eiern der Ascaris etwas an Zahl verringert, aber an Volumen vermehrt. Gewöhnlich sind sie auf ein meist solitäres Körnchen re- dueirt, nur sehr selten mehrfach, von grösserer Ausdehnung, intensiv färbbar und stehen in der Regei in Beziehung zu dem einzigen Pol der achromatisehen Figur (Fig. 2). In manchen Fällen sind sie ausser- ordentlich dauerhaft und meist von einem mehr oder weniger sicht- baren Hofe umgeben, von einer hellen und glänzenden Substanz. Manchmal speeiell am Anfang der Bildung der Spindel zeigt die es umgebende Substanz eine unzweifelhafte Andeutung einer wirklichen Strahlung. Wenn man in diesen Fällen die Veränderungen des Kernkörperchens in dem Kern der Eimutterzelle studirt. so findet man leieht, dass die Zerstörung desselben verzögert ist und dass die gebildeten Granula spärlicher, aber gröber und leiehter siehtbar sind. Auch wenn das Spermatozoon schon in das Ei eingedrungen ist und wenn die Bil- dung der Kernspindel beginnt, kann man immer schon neben den typischen, chromatischen, aus je vier Stäbehen zusammengesetzten Haufen (in Fällen, in denen diese nicht gleichzeitig durch die Kälte verändert sind) ein oder zwei mehr oder weniger intensiv gefärbte Granula sehen. Wenn die Form der Spindel ausgeprägt ist, so sieht man die Granula an den Polen derselben. Diese Erfahrungen machen nicht nur die Hypothese wahrscheinlich, dass in der That die Granula, welehe man an den Polen der Richtungs- spindeln der Ascaris antrifft, ihre Entstehung dem eigenen Kernkörper- chen des Kerns der Eimutterzelle verdanken, sondern sie machen noch vielmehr die Annahme wahrscheinlich, dass die Granula wirklich einige Analogie zum ÖCentrosoma aufweisen. In jedem Falle, so unvollständig auch meine Resultate sind, stellen sie klar die Thatsache fest, dass auch bei den Eiern von Ascaris m., wie bei vielen anderen Eiern die Existenz eines Eicentrosomas angedeutet ist, so dass auch für diese Eier die Boverrsche Hypothese, nach weleher das Gentrosoma nur durch das Spermatozoon hineingebracht wäre, angreifbar wäre. Sara: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 64 V. Veränderungen bei der Bildung der Richtungskörper. Einige Fälle von Anomalien, verursacht durch das Fehlen oder auch nur durch die unvollkommne Bildung der Richtungskerne bei der Ascaris m., wurden schon von Boverı beschrieben. Diese und andere analogen Anomalien erhält man leicht bei den der Kälte aus- gesetzten Ascaris-Eiern (T. von — 3° — 4° C. ı1-1'/, Stunden hindurch), wo der Verlauf der karyokinetischen Processe, welche die Bildung der Richtungskörper zum Ziel haben, mehr oder weniger tief gestört wird. In keinem Falle schien mir jedoch die Störung derart zu sein, dass dadurch alle oder auch nur zwei Richtungskörper unterdrückt wurden. In nicht seltenen Fällen wird jedoch nur einer gebildet und dann ist es besonders der zweite, der fehlt. Der häufigste Fall ist der, dass jedes der Stäbchen, welches mit dem ersten oder zweiten Richtungs- körper hätte heraustreten müssen, im Ei bleibt. So geschieht es z.B. jedes Mal, wenn durch die Kälteeinwirkung die Chromatinhaufen sich soweit von einander entfernt haben, dass es ihnen nicht mehr ge- lingt, sich gleichzeitig zu nähern, um sich gemeinsam zu dem Pol der Spindel zu begeben. Viel seltener ist der entgegengesetzte Fall, dass nämlich von dem Ei eine Anzahl von Chromatinelementen ausgeht, welche grösser ist als jene, die normalerweise die Richtungskörper bildet. So sah ich manchmal 5 Stäbehen den ersten Richtungskörper bilden (Ase. bi- valens) und nur 3 im Ei zurückbleiben: in einem einzigen Fall sah ich den gleichzeitigen Austritt von 6 Stäbchen sich vollziehen. Ich glaube jedoch nicht, dass diese Anomalien wirklich zu einer Verringerung in der Zahl der Chromosomen führen, die normaler Weise im Ei bleiben müssen, um den Eikern zu bilden (2 bei Ase. bivalens -— ı bei Asc. univalens). In Fällen, in welchen die niedrige Temperatur eine Veränderung auch in der chromatischen Substanz des Eies herbeigeführt hat, so dass diese sich nicht mehr unter der typischen Form von Stäbehen präsentirt, sieht man sowohl bei der Bildung des ersten als des zweiten Richtungskörpers, dass zwar Chromatin vom Ei ausgestossen wird, aber naturgemäss kann man in solchen Fällen kein Urtheil ab- geben weder über den Werth der gebildeten Richtungskörper, noch über jenen Theil der chromatischen Substanz, der in dem Ei zurück- geblieben ist, um zur Entstehung des Eikerns beizutragen. Eine andere Veränderung, welche die Kälte ziemlich oft bei der Bildung der Richtungskörper erzeugt, betrifft die schon von Bovrrı betonte Möglichkeit, dass sich ihre Zellnatur durch reichlichere Aus- stattung mit Protoplasma deutlicher zu erkennen gibt. In solchen Sitzungsberichte 183. 60 ec \ e n . D D Ö 672 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. Fällen zeigen sich die Richtungskörper viel protoplasmareicher, wie wirkliche Zellen und erreichen manchmal dieselbe Grösse wie das Ei, von dem sie durch 'Theilung gebildet sind. Diese Thatsache kann man ebenso bei der Bildung des ersten, wie des zweiten Richtungs- körpers beobachten, und liefert, wie Boverr richtig bemerkt, deu besten Beweis, den man erlangen kann, gegen die Meinungen van BENEDEN’S, CARNOY’S, VAN GEHUCHTEN’S u. S. w. zu Gunsten der That- sache, dass die Bildung der Polzellen eben auch nichts anderes ist als ein wirklicher, typischer karyokinetischer Process. VI und VH. Veränderungen in der Bildung des Eikerns une Spermakerns und in der Bildung des ersten Theilunekerns. I g g Diese sind augenscheinlich nur die nothwendigen Folgen aller anderen Veränderungen, auf welche wir oben schon hingewiesen haben. Was die Bildung des Eikerns und des Spermakerns betrifft, so beziehen sich die interessantesten Veränderungen besonders auf ihre Zahl. Ausser den schon oben erwähnten Anordnungen, welche die Ursache der Vermehrung in der Zahl der Eikerne und Sperma- kerne sein können (Polyspermie, Eier mit 2 Bläschen, monströse Eier), haben wir die Anomalien in der Bildung der Richtungskörper, welche die gleiche Wirkung erzielen können. In Fällen, in welchen der eine oder der andere der Richtungskörper nicht oder unvollständig ge- bildet wird mit einer geringeren Zahl von Elementen als normal, machen die chromatischen Elemente, welche hätten ausgestossen werden müssen und welche umgekehrt im Ei geblieben sind, ebenso- vielen Kernen Platz, welche das bekannte retieuläre Aussehen und verschiedene Grössenausdehnung haben gemäss der Art der bei der Kerntheilung stattgehabten Anomalie und gemäss der Zahl der Stäb- chen, die an ihrer Bildung Theil nehmen. Übrigens auch wenn die beiden Richtungskörper sich mit normaler Stäbehenzahl gebildet haben, kann es vorkommen, dass bei der Ascaris bivalens es den zwei Stäbchen, die normaler Weise hätten einen einzigen Eikern bilden sollen, nicht gelingt, sich einander zu nähern und dass sich dann 2 kleine Eikerne bilden, von welchen getrennt zwei Schleifen ausgehen. Übereinstimmend mit den Anomalien in der Zahl der Eikerne finden sich, wie natürlich, Anomalien in der Zahl der chromatischen Schleifen, welche den ersten Theilungskern bilden. In Fällen von Polyspermie oder bei Eiern, welche 2 Bläschen enthalten, oder in den zahlreichen Fällen, in welchen die Bildung der Richtungskerne un- vollständig von Statten gegangen ist, veranlassen alle die Elemente, x ns . . . Kl) Sara: Experim. Untersuchungen an Ascariseiern. 675 welche in das Ei eingetreten oder aus demselben nicht ausgetreten sind, die Bildung einer grösseren Zahl von Eikernen oder Sperma- kernen, aus welchen eine grössere Zahl von chromatischen Schleifen für den ersten Theilungskern entsteht. Die Zahl der Centrosome, welche die Theilungsfigur besitzt, und die Zahl der gebildeten Richtungskerne gestatten uns immer bis zu einem gewissen Punkte, den Ursprung dieser grösseren Zahl von Schleifen zu erklären; die Untersuchung der Schleifen selbst liefert dagegen bezüglich ihres Ursprungs kein Resultat, weil sie keine sicht- liche Strueturdifferenz erkennen lassen. Nur in einigen Fällen mit fehlender Bildung des zweiten Richtungskörpers stellte ich fest, dass die beiden Stäbehen (Ase. bivalens), welche mit dem zweiten Richtungs- körper hätten austreten sollen und die an Stelle dessen in dem Ei geblieben waren, zwei kleinen wohl von einander unterscheidbaren Kernen den Ursprung gegeben hatten, in welchen die Umbildung des Netzes in Schleifen sehr langsam und etwas verzögert erfolgt war, so dass man bei diesen Eiern vier schon völlig entwickelte und voll- kommen distinete Schleifen fand neben zwei kleinen Kernen mit chromatischer Netzsubstanz. Recht oft wird auch durch die Einwirkung der Kälte die An- ordnung der chromatischen Schleifen in dem ersten Theilungskern alterirt, der Art, dass sie unregelmässig in der protoplasmatischen Substanz vertheilt sind. Ein andres Mal zeigt es sich ferner, jedoch seltener, dass die chromatischen Schleifen durch die Einwirkung der Kälte an manchen Stellen in kleinere Stücke getheilt sind. Über diese und alle anderen zahlreichen anormalen und patho- logischen Anordnungen, welche von mir bei den einer niedrigen Temperatur ausgesetzten Eiern von Ase. m. entdeckt wurden, werde ich zahlreiche Figuren in einer späteren ausführlichen Publication geben. Herrn Prof. OÖ. Hrrrwie spreche ich für die Liebenswürdigkeit, mit der er mir die Hülfsmittel seines Instituts zur Verfügung stellte, und für die Unterstützung, die er mir während des ganzen Verlaufs meiner Untersuchungen in jeder Hinsicht zu Theil werden liess, hier- mit meinen herzlichsten Dank aus. [Yard . . . . . 674 Gesammtsitzung vom 6. Juli. — Mittheilung vom 22. Juni. Erklärung der Figuren. e {un} Fig. 1. Erste Richtungsspindel von Ascarıs megalocephala univalens normal. Fig. 2. Bildung der ersten Richtungsspindel in einem Ei von Asc. meg. bivalens, welches ı'/, Stunden in einer allmählich von +10°— 4° C. abge- kühlten Temperatur geblieben war. Fig. 3. Ei von Asc. meg., welches 2 Stunden lang offen dagelegen hatte an einem Tage, an welchem die Temperatur — 5° C. zeigte. Polyspermie und Veränderung in der Anordnung der chromatischen Substanz des Keim- bläschens. Fig. 4. Ein monströses Doppelei, entstanden durch Vereinigung zweier -Eier bei derselben Ascaris. Ein einziges Samenthierchen und Bildung von 2 ersten Richtungsspindeln. Fig. 5. Monströses Ei, entstanden durch Vereinigung von 3 Eiern, immer bei derselben Ascaris: zwei einzelne Spermatozoen, 3 erste Richtungsspindeln und veränderte Anordnung der chromatischen Substanz im Aequator derselben. Fig. 6. Erster Theilungskern in einem Falle von Polyspermie bei einer Asc. meg. bivalens, welche 2 Stunden hindurch bei einer allmählich von + 4° — 2° ©. abgekühlten Temperatur geblieben ist. 8 chromatische Schleifen mit 6 Centrosomen. Fig. 7. Tiefe Veränderung in der Anordnung der achromatischen Sub- stanz in der ersten Richtungsspindel, Asc. meg. bivalens, die ı\/; Stunden bei einer allmählich von +10° auf — 4° abgekühlten Temperatur geblieben ist. 2 Alle Figuren wurden mit der Zeiss’schen Zeichencamera (Camera lucida) gezeichnet. Mikroskop Zeıss — Obj. Koristka apochrom. Imm. homog. — 2 mm —— \ Im NS un No ın N = a ya a A p. 1. 30. Ocul. Comp. Nr. 4. Für die Figuren ı-2-4,5 Länge des Tubus 160", Für die anderen Tubus geschlossen. Ausgegeben am 13. Juli. . Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsber d Berl. Akad.d Wiss. 18:93 ZafV Fig . Fig ER L.Soulav das. ELaue lit, Berlin. SALA: Experimentelle Untersuchungen über die Reifung und Befruchtung der Eier bei Ascaris megalocephala. 675 1893. XXX. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 15. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs- Reymonpv. l. Hr. Virenow las über griechische Schädel aus alter und neuer Zeit und über einen Schädel aus Menidi, der für den des Sophokles gehalten wird. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Hr. Fischer machte eine Mittheilung über die Glukoside der Alkohole. 3. Hr. Scnurze legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Ronpe in 3reslau vor über Ganglienzellen und Neuroglia. Die Mittheilung 2 wird in einem der nächsten Berichte, die 3. an einem anderen Orte erscheinen. Sitzungsberichte 1895. 61 uam) IRRE PRLIET\ 4’ 5 677 Über griechische Schädel aus alter und neuer Zeit und über einen Schädel von Menidi, der für den des Sophokles gehalten ist. Von Ru». VırcHow. IH Jahre 1879 untersuchte ich in Athen eine grössere Reihe von Schädeln, von welchen die meisten aus Gräbern stammten, eine kleinere Zahl den anatomischen Anstalten angehörte. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind niemals veröffentlicht worden. Ein neuester Fund, der bei Kolonos gemacht ist und von dem sich die Meinung gebildet hat, dass er aus dem Grabe des Sophokles herrühre, hat mir die alten Tabellen in Erinnerung gebracht und lässt es mir wie eine Art von Pilieht erscheinen, dieselben im Zusammenhange vorzulegen. Ich beginne mit den, für die Geschichte der Schädelformen in Griechenland wichtigsten Schädeln, denjenigen, welche 1879 in der Sammlung des Polytechnicums in Athen befindliceh waren. Darunter waren, ausser einem Schädel von Mykenae, 2 Schädel von Nauplia und einer von Spata, von denen ich nach einer Notiz von 1888 ver- muthe, dass sie später in die Sammlung der Universität übergegangen sind.‘ Meine Aufzeichnungen von 1879 ergaben Folgendes: I. Die Schädel von Nauplia, obwohl beide weiblich, leicht, zart und breit, boten untereinander manche Verschiedenheit dar, so namentlich in der Höhe. Nr. ı, einem jungen Individuum angehörig, ist hypsimeso- cephal, jedoch hart an der Grenze der Brachycephalie (Index 79.4). Auch die Stirn breit (92 minimal). Orbitae hoch, Index 87.1, hypsikonch. Nase oben schmal, stark vorspringend, scheinbar Stupsnase; Index wegen der Breite der Apertur 50.5, mesorrhin. ! Hier zeigte mir Dr. Kron Srermanos ausserdem noch einen Schädel von Tiryns und 5 von Chaeronea: bei ersterem war der Öberkiefer grösser und etwas vorgeschoben; letztere hatten breite und hohe Unterkiefer, aber trotzdem kurze Ge- sichter und zarte Knochenformen. Gl N 1. . - * . 678 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 13. Juli. Niedriger Oberkiefer, Alveolarfortsatz nur ı3”” hoch. Breiter kurzer Gaumen. Nr. 2, dem äusseren Anschein nach mehr breit und rundlich, aber orthomesocephal. Der Längenbreitenindex (79.3) fast genau mit dem vorigen stimmend, aber der Längenhöhenindex um 4.0 nie- driger. Stirn noch breiter (101””). Orbitae hoch, aber nicht sicher messbar. Sehr breiter und tiefstehender Nasenfortsatz des Stirnbeins. Nase selbst verletzt, Index 55.2, platyrrhin. Alveolarfortsatz länger, VE: I. Der Schädel aus dem Grabe A von Spata. Nach dem Bericht von Schuiemann' waren die Leichen in den Gräbern von Spata unvollständig gebrannt. Die aus dem dreikammerigen Grabe gesam- melten Knochen zerfielen an der Luft. In einem benachbarten ein- kammerigen Grabe fand sich ein gleichfalls angebranntes Skelet eines Mannes,” von dem nicht gesagt ist, dass es gleichfalls zerfallen sei. Ich vermag nicht zu erkennen, ob der Schädel dazu gehörte; in meinen Notizen finde ich keine Angabe über Brandspuren. Der Schädel ist gut erhalten und männlich. Er hat manche Ähnlichkeit mit denen von Nauplia, ist aber grösser und breiter. Zahlreiche Synostosen sprechen für ein höheres Alter; auch sind die Supraorbitalwülste gross und die Lineae semieire. oceip. super. stark abgesetzt. Die Form ist orthobrachycephal; freilich über- schreitet der Längenbreitenindex nur um 0.7 die Grenzzahl. Stirn breit (97””). Das Hinterhaupt und die Scheitelfläche breit. Orbitae niedrig, Index 79.5, chamaekonch. Nase sehr vorspringend, Index 48.9, mesorrhin. II. Ein Schädel von Mykenae VI. Nach dem Kataloge waren in dem Grabe zwei Skelette mit Schwertern, das eine, von welchem der Schädel, ausgestreckt, das andere iu gekrümmter Stellung. Der offenbar männliche Schädel unterscheidet sich durch die Grösse der Durchmesser, die freilich nur theilweise zu erheben waren, merklich von. den vorigen Schädeln. Die Knochen sind nicht sehr diek, die Augenbrauenwülste mässig, die Stirn niedrig, die Scheitel- eurve fast weiblich, schwache Tubera. Das Mittel- und Hinterhaupt breit, die Pfeilnaht stark gezackt. Grosse Wölbung (Vertical-Umfang 334”). Schläfen voll. Index brachycephal, 80.7. Gesicht zu sehr verletzt, um gemessen werden zu können. Ich füge hier ein Paar flüchtige Bemerkungen über Goldmasken von Mykenae an, die ich bei einem Besuche des Polytechnicum am 2ı. April 1888 aufgezeichnet habe: ! H. ScaLiemann, Mycenes, traduit par GırarDın. Paris 1879, p. 41. 27 1..6.P45. Vırcnow: Alt- und neugriechische Schädel. 679 Die eine Maske, welche auf den ersten Anblick den Eindruck einer Porträtmaske macht, stammt aus dem Grabe IV der Akropolis.' Es ist ein grosses, stark verdrücktes Goldblech, das bei genauerer Betrachtung doch einen mehr schematischen Eindruck macht. Die Verdrückung lässt das Gesicht breit, fast vollmondartig erscheinen. Der Kopf ist weniger breit, die Stirn hoch, der Nasenfortsatz stark vorgeschoben, die Nase selbst vortretend, sehr scharf und spitzig. Die Augen geschlossen, schr gross, das untere Lied nicht ausgesprochen. Der Mund lang und stark gewunden, durch tiefe, gebogene, von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln herablaufende Falten, fast schnurr- bartartig, begrenzt. Kinn sehr kräftig. Die Ohren halbmondförmig nach oben gestellt. In demselben Grabe waren noch zwei andere Masken. Die eine (Nr. 281) ist kleiner, namentlich niedriger. Auch hier sind die Augen geschlossen und kuglig vortretend. Starke Augenbrauen. Nasenwurzel tief. Lippen voll, Oberlippe kurz. Ohren mehr gerade gestellt. Die erst nachträglich gefundene, sehr grosse Goldmaske des Grabes I” macht in noch höherem Grade den Eindruck einer Porträt- maske, und man begreift wohl, wie die Beschauer auf den Gedanken kommen konnten, das Bild eines Atriden vor sich zu sehen. Das ernste und doch wohlwollende Gesicht des Mannes, an dem der ganze Backen- und Kinnbart erkenntlich sind, die lange, gerade und doch feine Nase, die kurze Oberlippe, die zarten und doch vortre- tenden Lippen, die starken Brauen und die abstehenden, aber nicht grossen Ohren entsprechen der Vorstellung, die man sich von einem Herrscher macht. (Die Tabelle I, welehe eine Übersicht der Maasse der 4 Schädel. enthält, am Schlusse.) Überschaut man diese Tabelle der ältesten Schädel, so ergeben sich manche Eigenthümlichkeiten, durch welche sie einander näher treten und sich von den Schädeln der späteren Zeit unterscheiden. Alle 4 sind entweder brachycephal, oder stehen wenigstens hart an der Grenze der Brachycephalie. Dieses Verhältniss hängt vorzugsweise von der geringen Länge des dafür um so mehr breiten Hinterhauptes ab. Berechnet man das Verhältniss, in welchem die einzelnen Schädel- abschnitte zur Bildung des sagittalen Gesammtbogens beitragen, so erhält man in Procenten für den ! ScHLIEMANN |. c. p. 301 Fig. 332. 2 Ebend. p. 37 580 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 13. Juli. Vorderkopf Mittelkopf Hinterkopf keiler, 34.0 34.0 31.8 2.1, 32.9 34-3 3.2,:0 » II 25.7 34.6 29.9 Leider fehlt bei dem Schädel von Mykenae das Umfangsmaass für die Hinterhauptsschuppe, aber die grossen Zahlen für das Stirn- bein und die Pfeilnaht lassen erkennen, dass dasselbe verhältnissmässig klein ausfallen müsste. Die andere bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit betrifft die Nase. An den 3 Schädeln, wo dieselbe erhalten war, ergab der Nasenindex bei der Bereehnung ein mesorrhines oder platyrrhines Maass. — Die nächst wichtige Gruppe bilden die im Varvakion aufgestellten und mir von Hrn. Prof. Kumanunıs zugänglich gemachten Schädel vom Museion-Hügel (dem niedrigen Gebirgszug, welcher sich im Halbkreis südlich um die Akropolis von Athen herumzieht). Hr. Mincnnörer, welcher die grosse Güte hatte, meine Zahlenan- gaben in die Liste einzutragen, äusserte sich folgendermaassen: »Die Schädel stammen aus einer Ausgrabung, welche die Grie- ehische archaeolog. Gesellschaft im Jahre 1862 unter der Leitung des Dr. Pervanoeru anstellen liess. Prrvanoeru berichtet darüber vorzugs- weise in der ’Eopnueois doxauroyızy II, 84 und im Bullettino dell Instituto archeologico (Roma) 1862 p. 145. »Die Gräber sind meist in den Fels getrieben, einige rund (mit Aschenresten), die übrigen viereckig (2” lang, 0.60 breit, etwa 1" tief), gewöhnlich mit Marmor-, einige mit Thonplatten bedeckt. Letztere bilden das ganze Grab an den Stellen, wo der Felsboden fehlt. »Es wurden über 100 Gräber geöffnet. Von 14 dabei gefundenen Grabsteinen erweisen sich nur 3 durch ihren Schrifteharakter als älterer Zeit (3. und 4. Jahrh. vor Chr.) angehörig. Die meisten sind römisch. »Dem entsprach auch der Inhalt: gewöhnlich Glasgefässe, » Thrä- nenfläschehen«, Spiegel, sehr wenig Münzen. »Thongefässe mit Firniss (selten), meist nur in den (älteren) aus wenig concaven Thonplatten gebildeten Gräbern. Auch diese nur unbedeutend, einige mit Figuren und Ornamenten (roth auf dem schwarzen Grunde). Letztere können bis ins 3. und 4. Jahrhundert vor Christus hinaufgehen. »Der Schädel geschieht nirgends Erwähnung, doch ist es aus dem Obigen mehr als wahrscheinlich, dass sie römischer und selbst nachchristlicher Zeit angehören«. Ich muss es dahingestellt sein lassen, welcher Zeit die Schädel angehören. Nach den Angaben, die mir seiner Zeit im Varvakion ge- Vırenow: Alt- und nengriechische Schädel bS1 macht wurden, glaubte ich annehmen zu dürfen, dass sie etwa dem 4. vorehristlichen Jahrhundert angehörten. Indess sind dieselben unter sich verschieden genug, als dass man ihnen nicht auch ein verschie- denes Alter zuschreiben könnte. Jedenfalls werden sich durch die Ver- gleichung mit den Dipylon-Schädeln einige Anhaltspunkte gewinnen lassen. Die Sammlung des Varvakion enthielt 1879 7 Schädel aus dem Museion-Ilügel, die wahrscheinlich fast sämmtlich von Männern her- stammten. Darunter waren brachyeephal ı mesocephal 2 dolichocephal 3 mm und. falls der Längendurchmesser von 20 1”" richtig nachgeschrieben ist. ultradolichocephal 1. Der Gegensatz gegen die vorige Gruppe ist recht bezeiehnend: Alles drängt hier zur Langköpfigkeit. Denn auch der eine der beiden Meso- cephalen hat einen Index von 75.3, der kaum die Grenze der Dolicho- cephalie überschreitet. Der Höhendurchmesser liess sich in 2 Fällen nieht bestimmen. Von den 5 übrigen waren orthocephal 3 chamaecephal 2. Da auch die beiden anderen niedrige Zahlen für die Ohrhöhe ergaben. so kann man die Hypsicephalie gänzlich ausschliessen. Die Gesichtsmaasse waren zum grössten Theil nicht zu erlangen. Von 5 Fällen, in denen die Orbitaldurehmesser bestimmt werden konnten, erwiesen sich als hypsikonch 2 mesokonch 1 chamaekonch 1, und von 3 Fällen, in denen die Nase erhalten war, berechnet sich der Nasenindex als leptorrhin ımal. mesorrhin 2 » Diese Verhältnisse deuten auf relative Schmalheit des Gesichts. Was die Schädelverhältnisse betrifft, so ergiebt sich eine andere Vertheilung der sagittalen Umfangsmaasse. Es entfallen nehmlich in Procenten des Gesammtbogens auf 682 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 13. Juli. Stirnbein Pfeilnaht Hinterhauptsschuppe bei, Nr.,a 3.17 34-5 33.0 De B155 37,4 31.0 a 33-4 34-3 31.8 nd ee 33-4- Das Hinterhaupt tritt ungleich stärker hervor, als in der vorigen Gruppe: dafür bleibt die Entwicekelung des Vorderkopfes erheblich zurück. Leider fehlt mir das Maass für Nr. 6, bei welchem eine Sutura frontalis persistens notirt wurde. Als eine ganz besondere Erscheinung habe ich endlich zu er- erwähnen, dass bei 3 Schädeln unter 7 knopfartige Auswüchse am vorderen Umfange des grossen Hinterhauptsloches gefunden wurden. Nr. ı u. 4 hatten je einen Gondylus tertius, Nr. 3 sogar zwei Con- dyli papillares. — Ich schliesse nunmehr an die Dipylon-Schädel von Athen, von denen ich 3 im Varvakion und ı in der pathologisch -anatomi- schen Sammlung der Universität traf. Bei der Untersuchung der ersteren erfreute ich mich gleichfalls der entgegenkommenden Hülfe der HH. Prof. Kumanunıs Sohn und Dr. Mircnnörer. Letzterer hat die grosse Freundlichkeit gehabt, mir über die zwei genau bezeichneten Schädel I und II folgende ausführliche Fundnotizen zugehen zu lassen: »Über den Fund des Sarkophags der Philotera und Amymöne hat Prof. Kumasunıs in der Zeitung »Ephemeris« vom 13./25. Novem- ber 1874 und in der Zeitschrift ASyvaıov III p. 596 berichtet. Hier verspricht er einen ausführlichen Aufsatz, der aber nieht erfolgt ist. »Das Folgende beschrieb ich aus Autopsie. Der Sarkophag wurde am 13./25. November 1874 unmittelbar ausserhalb des kleinen Thores beim Dipylon in einer späten Mauer (mit Mörtel) gefunden. Er ist unberührt und von ausserordentlicher Frische. Der Deckel stellt ein Polster mit Kissen vor. Auf dem ersteren sind in flachem Relief (als Stickerei) Nereiden und Tritonen abgebildet. Der Körper des Sarkophags trägt geometrische Verzierungen. »Im Innern des Sarkophags 2 Gerippe. Die Goldsachen finden sich in einem Glaskästehen vereinigt im Museum des Varvakion. (Eine Nadel aus Knochen, bei Kumanpıs erwähnt, ist nicht darin.) Die Goldsachen u. a. Kostbarkeiten wurden von mir im Varvakion beschrieben und gewogen: ıu.2. Zwei Armbänder, am Handgelenk zu tragen, von massivem Gold, mit doppeltem Charnier, wovon je eines durch eine be- wegliche goldene Axe geöffnet und geschlossen werden kann. SI 3. NO. Vırcnow: Alt- und neugriechische Schädel. 683 a) das der Philotera: zwei durch senkreehten Querstab ver- bundene Reifen, Sseitig; in den 8 Quadraten: PIAWTEPA SEA ESEL TARS Durchmesser (innen) 0.055 (aussen) 0.060 Innerer und äusserer Umfang 0.17 und 0.185. b) das der Amymöne, ganz gleich; etwas kleiner, aber schwerer. Der Genetiv des Namens er- klärt sich daraus, dass man 8 Buchstaben haben musste. [Übrigens ist der Genetiv die an- gemessenere Form (des Besitzes); man wird also vielmehr umgekehrt sagen müssen: Philotera ist um einen Buchstaben gekürzt. | Also: AMYMWNHC a3 og ‘8 Durchmesser (innen) 0.054 (aussen) 0.058 fast Innerer und äusserer Umfang: 0.16 und 0.18. Zwei Oberarmreifen, hohl, mit je 10 farbigen Steinen. Durehmesser aussen und innen 200.092, 0.070 b)2 0.091.) 0.074 Unter den ovalen Steinen sind 3 der Philotera (a) geravirt. Asiatische Idole: einmal erkennbar das der ephesischen Artemis mit den 2 Hirschen. Gewieht zusammen etwa =ı-+2 Goldene Tänie, länglich mit >2 Löchern, Länge 0.255, Breite 0.06. Glatt. Zwei Ohrringe, hohl, in Form von kantigen Krystallen. Geriffter kleiner Hohleylinder und goldene Hohl- kugel mit Löchern, darin rothe Steine (Granaten) Schaumünze mit dem Bilde des Hadrian: »Hadrianus Aug. Imp.«, Revers »Tropaion«. Als Grabesobolos. [Eine andere (2.) Münze besteht aus irgend einer Masse, die mit dünnem Gold überzogen ist, darauf waren Münzbilder (?) abgeprägt, jetzt unkenntlich.] Goldgewirktes Schnurwerk. Ein Fläschehen mit feinen Goldfasern von einem Gewebe Eine kleine Perle. Gewicht 50° Im Ganzen 684 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 13. Juli. Darnach haben diese Schädel reichen Damen der römischen Zeit, viel- leicht Schwestern, angehört. Nr. I, der Schädel der Philotera (Nr. ı 13), sehr vollständig und auch mit Unterkiefer ausgestattet. Sein Typus ist orthobrachy- cephal, wie der des Schädels von Spata. Alle Knochen fein und zierlich. Das Gesicht chamaeprosop (Index 82. ı), die Orbitae ul- trahypsikonch (Index 96. 3), die Nase hyperleptorrhin (Index 45.5). Der Alveolarfortsatz des Oberkiefers niedrig, ı5””. Nr. I, der Schädel von Amymone (Nr. 114), gleichfalls ortho- brachycephal und chamaeprosop, und ebenso hyperhypsi- koneh und leptorrhin. Nr. HI (115), von mir als männlich verzeichnet, ist orthomeso- cephal, chamaekonch und platyrrhin, also ganz verschieden. Die procentische Betheiligung der Schädeldachknochen an der Bildung der Scheiteleurve ergiebt folgendes Bild: Stirnbein Mittelkopf Hinterhauptsschuppe DALE 34.4 34.6 30.9 DM 35.6 30.3 23,3:0 DIE 38 34.7 33.8, also grosse Variation in der Bildung der mittleren und hinteren Schädel- knochen. Hierher gehört endlich Nr. IV ein Schädel aus der pathologisch-anatomischen Anstalt, chamaemesocephal (Längenbreitenindex 79.6. Längenhöhenindex 67.4, Ohrhöhe 59.1). — Auf andere atheniensische Schädel werde ich demnächst zurück- kommen. Zunächst mögen hier noch 3 Schädel von Chorseia in Boeotien erwähnt werden, die sich ebenfalls in der Sammlung des Varvakion befanden. Hr. Mircnnörer hat über sie Folgendes notirt: »Die Schädel aus Boeotien (Chorseia) stammen, wie ich durch STAMATARIS, der sie selber ausgrub, erfahre, aus Gräbern, in denen Glasgefässe und unbedeutende Thonsachen gefunden wurden. Sie sind also aus römischer oder kurz vorrömischer Zeit. »Im Munde des einen befand sich eine Kupfermünze, die heute leider nicht mehr zu identifieiren ist. « B. I. Nr. 118 ist der einzige Schädel, bei dem Leptoprosopie (Index 96, 5) constatirt werden konnte. Er ist im Übrigen hypsi- mesocephal, mesokonch und hyperleptorrhin. An der rechten Schläfe hat er ein Epipterieum. . . a . 2 = Vırenow: Alt- und neugriechische Schädel. 685 B. I. Nr. 116, anscheinend männlich, ist mit Sutura frontalis persistens ausgestattet. Er ist chamaemesocephal, hypsikonch und mesorrhin. B. IH. Nr. ı 17 ist am Gesicht schwer verletzt, so dass nur ein Paar Unterkiefermaasse genommen werden konnten. Sein Schädelindex ist mesocephal; nach dem Ohrhöhen-Index (64.0) zu urtheilen, muss er als hypsicephal betrachtet werden. Er hat den grössten Horizontal- umfang (535””) und auch einen sehr grossen Sagittalumfang (37 3"). — (Die Einzelmaasse aller Schädel vom Museion - Hügel, vom Dipylon und von Chorseia sind am Schluss in Tabelle II zusammengestellt.) Endlich gebe ich hier in aller Kürze eine gedrängte Übersicht über die Maasse der Schädel, welehe ich in der anatomischen und in der pathologisch-anatomischen Anstalt der Universität zu Athen genommen habe. (Tabelle III, die Einzelmaasse enthaltend, am Schluss.) Von den 9 Schädeln der anatomischen Anstalt habe ich 6 als männlich, 3 als weiblich notirt. Letztere waren sämmtlich meso- eephal, von ersteren fanden sich ı brachyeephaler (VII) und 2 dolicho- eephale (IV und V). Besonders erwähnenswerth ist der Umstand, dass, mit einer einzigen Ausnahme (V), sämmtliche Nasen leptorrhin, wenn nicht hyperleptorrhin, waren, dass dagegen die Orbitalindices in höch- stem Maasse schwankten: nur für die 3 weiblichen Schädel berechnen sich durchweg hypsikonche, dagegen für 5 männliche nur 2 hypsi-, aber dafür ı meso- und 2 chamaecephale Indices. Der weibliche Schädel Nr. II war leicht prognath. — Das ist eine kurze Übersicht meiner Aufzeichnungen von 1879. Ich beschränke mich darauf, daraus nur einige ganz allgemeine Er- gebnisse abzuleiten. In erster Reihe scheint sich ein gewisser Gegensatz herauszu- stellen zwischen den ganz alten Schädeln, wie sie in Tabelle I auf- geführt sind, und den späteren, die in Tabelle II und III erscheinen. Ganz scharf lässt sich die Grenzlinie allerdings nicht ziehen, da es bei den Funden des Museion-Hügels nicht auszumachen ist, welche von ihnen etwa dem 4. vorchristlichen Jahrhundert zuzuschreiben und welche jünger sind. Glücklicherweise lässt sich diese Lücke ander- weitig einigermaassen ausfüllen. Vorläufig mag jedoch hervorgehoben werden, dass, während sämmtlieche Schädel der ältesten Zeit in Tabelle I brachycephal sind oder doch der Brachycephalie ganz nahe stehen, unter 26 Schädeln der Tabellen IH und HI nur 6 brachyeephale und 686 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juli. 3 der Brachycephalie nahe stehende aufgefunden wurden. Freilich sind wahre dolichocephale nur 7 darunter, so dass ro der Mesocephalie zufallen. Noch auffälliger ist der Gegensatz in den Nasenindices. Die Tabelle I bringt ı platyrrhinen und 2 mesorrhine Zahlen; dagegen stehen in den Tabellen U und IH ı0 leptorrhine, 5 mesorrhine und nur ı platyrrhine Zahl. Leider konnte ich bei der Untersuchung von 1879 die Capaeität der Schädel nicht bestimmen. Dieselbe lässt sich nur nach den Um- fangsmaassen einigermaassen schätzen. Vergleicht man in den Tabellen die 3 Rubriken: Längsumfang, verticaler Querumfang und sagittaler Umfang, so ergiebt sich, dass im Allgemeinen die Dipylon-Schädel die kleinsten Zahlen zeigen, während die Schädel von Chorseia und namentlich die vom Museion-Hügel die grössten darbieten. Die alten Schädel der Tabelle I stehen in der Mitte zwischen beiden Gruppen, insbesondere überschreiten ihre sagittalen Zahlen diejenigen der Dipylon- Schädel. — Einige Beiträge zur Kraniologie der älteren Bevölkerung Athens habe ich bei früheren Gelegenheiten geliefert. Durch Vermittelung des Hrn. Gustav Hırscnrern erhielt die Ber- liner anthropologische Gesellschaft im Jahre 1872 ein Skelet und einen Schädel aus Gräbern der neuen Piraeusstrasse.' Das erstere hatte einer Frau, Namens Glykera, angehört, welche nach der In- schrift an der Stele in makedonischer Zeit gelebt hatte. Der zweite Schädel, ein männlicher, war in einem Grabe mit Gefässen des ältesten Styls und mit mancherlei Gegenständen aus Edelmetallen gefunden worden. Die Capaeität beider Schädel war gering: der der Glykera er- wies sich als nannocephal (1 150°"), der des Mannes hatte nur 1280" Inhalt. Ersterer war orthodolichocephal, hyperhypsikonch (93.4) und leptorrhin (46.1); letzterer hypsimesocephal, ganz nahe der Grenze der Brachycephalie (79.5), mesokonch (84.6) und mesorrhin (47-8). Eine zweite Erwerbung besorgte Hr. Hırscarerp bald nachher, gleichfalls aus Gräbern der Piraeusstrasse und des Lykabettos”. Sie gehörten nach der Schätzung des Hrn. HırscnrerLn dem 3. und 4. vor- christlichen Jahrhundert an. Die 3 besterhaltenen Schädel ergaben ihre Form erwies sich bei com, ’ Capacitäten von 1475, 1260 und 1340 Nr. ı und 2 als orthomesocephal, bei Nr. 3 als hypsidolichocephal. Später fand Schuiemann bei einem Hausbau in der Universitäts- strasse Felsgräber mit menschlichen Skeletten, welche er dem 4. vor- ' Zeitschr. f. Ethnologie Bd. IV. 1872. Verhandl. der Berliner anthrop. Ges. S.146. 2 Ebend. Bd. V. 1873: Verhandl. S. 115. . . .. om Vırcnow: Alt- und neugriechische Schädel. 684 christliehen Jahrhunderte zurechnete. Er schickte mir 4 Schädel davon; ich habe sie in der Sitzung der Akademie vom 23. Juli 1891 besprochen‘. Auch hier fand sich wieder eine geringe Capaeität: die eine Frau war nannocephal (1 180°"), die andere hatte 1240°" Schädel- inhalt, der eine Mann 1345 Die Form war bei der nannocephalen Frau orthodolichocephal, bei der anderen hypsimesocephal, bei den beiden Männern orthomesocephal. Das Gesicht war leider bei den meisten defeet; nur bei dem einen Manne konnten die Indices be- rechnet werden: er erwies sich als hypsikonch und leptorrhin. Trotz der nicht unbeträchtlichen individuellen Variation kann man doch die Thatsache feststellen, dass unter den Schädeln der genannten Strassen weder ein brachycephaler, noch ein platyrrhiner beobachtet wurde, und dass der Rauminhalt vieler, auch sonst wohl- gestalteter, Schädel das mittlere Maass nicht erreichte. — Fr) ccm . Wenden wir uns nunmehr zu dem neuen Schädel, welcher die nächste Veranlassung zu der vorliegenden Mittheilung gegeben hat, so kann über die Fundumstände Folgendes bemerkt werden: Die Auffindung des Schädels, ja des betreffenden Grabes war nicht, wie so oft, ein Werk des Zufalls, sondern der absichtlichen Überlegung. Aus einer mir soeben zugegangenen Schrift des Hrn. Oberinspecetors L. Münter in Athen” ersehe ich, dass der Verfasser dureh ein Citat in WESTERMANN’S Bioyp&har” auf den Gedanken kam, das Grab des Sophokles auf dem Wege von Acharnai (Menidi) nach De- keleia, in der Entfernung von ı ı Stadien vor diesem Orte, zu suchen. Er hält die Erzählung der Schriftsteller, wonach die Bestattung des Sophokles unter Betheiligung der damaligen spartanischen Besatzung von Dekeleia stattgefunden haben soll, aufrecht, da die Besetzung von Dekeleia durch die Spartaner nicht, wie eingewendet worden ist, erst ein Jahr nach dem Tode des Dichterfürsten (406) erfolgt sei, sondern schon 415. Im Gegentheil, die Verlegung des Grabes nach Kolonos irrıos, dem Geburtsorte des Diehters, beruhe auf einer Ver- wechselung. Die Entscheidung über diesen Punkt wird auf Grund litera- rischer Überlieferung schwerlich herbeigeführt werden können, insofern die Widersprüche der verschiedenen Autoren sich nicht vermitteln lassen; es würde aber auch wenig darauf ankommen, wenn die that- sächlichen Ermittelungen eine genügende Sicherheit darböten. ! Sitzungsberichte der Akademie 1891. S. 819. ®? L. Münter, Das Grab des Sophokles. Athen 1893. 4. 12 S. mit einem Situations- plan und 4 photographischen Blättern. 3 Dasselbe steht ausführlicher in Sophoclis perditarum fabularum fragmenta, ex recensione G. Dinvorru. Edit. tertiaa Oxonii 1860. Comment. de vita Sophoelis p- XXIV. not. k. are) ye . . . 2 c . 688 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juli. Leider wurde, soweit ich ersehen kann, in dem Grabhügel nichts von einer Inschrift gefunden. Es wird in dieser Beziehung nur ein amtlich beglaubigtes Zeugniss alter Einwohner von Menidi beigebracht, wonach auf dem, unter dem Namen Petrakis bekannten Grabhügel zur Zeit der Türkenherrschaft sich ein Stein aus Marmor, etwa 2" lang und 0o"5 breit und dick, befand, welcher auf der geglätteten Seite in der Mitte einen Kranz aus Lorbeerblättern im Relief und unter demselben eine altgriechische Inschrift zeigte, auf der oberen Seite aber mit einem tiefen viereckigen Loche versehen war. Dieser Stein, der lange Zeit als Grenzzeichen der dortigen Äcker gedient habe, sei zuletzt in Stücke zerschlagen und in dem benachbarten Kalkofen zu Kalk verbrannt worden. Hr. Münter nimmt an, dass in dem Loche die Sirene aus Erz! befestigt gewesen sei, die nach einem alten Zeugnisse auf dem Grabe des Dichters aufgestellt war, und unter der sich auch die In- schrift befunden habe, deren Wortlaut aufbewahrt ist.” In der Mitte des Tumulus fand man eine starke Mauer aus grossen, rechteckig behauenen Steinen, welche bestimmt gewesen zu sein scheint, als Basis für das Monument zu dienen. Nach der Angabe des Hrn. Münter hat die Mauer dieselbe Bauart, wie die der Halbinsel Piraeus, die langen Mauern Athen’s und das Dionysos- Theater, die im 5. Jahrhundert errichtet wurden. Auch ist mir ein architektonisches Zeugniss mitgetheilt, welches die Gleichzeitigkeit mit dem Dionysos- Theater und die Zugehörigkeit zum 5. Jahrhundert ausspricht. Weiterhin stiess man auf 3 Sarkophage, jedoch ist Dr. Loruıne, dessen Bericht der Auffassung des Fundes günstig lautet,” geneigt, anzunehmen, dass noch ein vierter vorhanden gewesen sei. Dies würde zu der alten Angabe stimmen, dass Sophokles in dem Familien- grabe bestattet worden sei. Von den 3 Sarkophagen bestanden zwei aus Marmor, und zwar, wie Hr. Münter gegen Dr. LorLiıne aus- führt, nieht aus pentelischem, sondern aus Hymettos-Marmor (aus den Steinbrüchen von Kaesariani); der dritte Sarkophag war aus Sand- stein der Umgegend gehauen. Hr. Münter schliesst, dass darin eine Frau bestattet war, weil sich ein Bronze-Spiegel vorfand. Die beiden marmornen Sarkophage enthielten je ein männliches Skelet, bezeichnet durch eine eiserne Striegel (Ziorzov), Salbgefässe aus Alabaster, kleine ! Verel. Denkmäler des klassischen Alterthums, herausgegeben von A. BAUNEISTER. München und Leipzig 1889. III. S. 1644. Fig. 1701. ?2 Dinporr, Vita Soph. XXVI. Kouzru TudE raw ZodoxAnv mauITEeL« Aaßcvra S en, N Er, en roayırn FENUN> TANAR TO TEMVOTRTOV. 3 Aoy,aıoA. AsArıov 1888. P.150. r . . x . oO Vırenow: Alt- und neugriechische Sehädel. 689 Lekythen u. s. w. In dem am weitesten links stehenden Sarkophage lag ausserdem neben der rechten Seite des Gerippes eines alten Mannes ein krummer hölzerner Stab, der bei der Berührung in Stücke zerfiel: Hr. Müxter sieht darin die zaurVAn Baxrnaıa, welche nach dem Be- richte des Satyros von Sophokles erfunden war. Eine Anzahl der angesehensten Männer aus Athen bezeugen diesen Fund: sie geben an, dass der Stab die Form eines Bischofsstabes (erosse) gehabt habe cm und etwa 70°” lang und 4 cm diek gewesen sei.' Es lässt sich nieht verkennen, dass eine genügende Fülle von Angaben vorhanden ist, aus denen gefolgert werden kann, dass das Grab der besten Zeit Athens angehört hat, und sehon diess würde genügen, «die menschlichen Überreste in demselben als Gegenstände besonderer Aufmerksamkeit erscheinen zu lassen. Hr. Münter hoffte mehr von ihnen, nehmliech die Bestätigung seiner Annahme, dass der Schädel des alten Mannes in der That der Schädel des Sophokles sei. Er übergab ihn daher, wohl verpackt, meinem alten Freunde, «dem Generalarzt Dr. B. Orssteıs, der nach Deutschland reiste, und liess mich um eine genaue Untersuehung desselben bitten. Ich habe mich derselben mit Vergnügen unterzogen und erlaube mir, der Königlichen Akademie das Ergebniss vorzulegen: Der sehr leichte und mürbe, daher recht gebrechliche Schädel hat äusserlich eine weissgraue, auf dem Bruch eine ganz weisse Farbe. Er hat einem alten Manne angehört, wie die Stärke der Knochen, nament- lich der Muskel- und Sehnenansätze, und die tiefe Abnutzung der Zähne beweisen. Er erscheint gross und voll, mehr lang und von mässiger Höhe. Die Messung ändert ein wenig die Ergebnisse der blossen Schätzung. ccm Seine Capaeität beträgt nur 1340 °”, sie erreicht also kaum das Mittel- fe) S) ’ maass. Der Unterschied beruht offenbar in der geringeren Höhen- entwiekelung, denn diese erreicht nur das Maass von 130"”. Die Indices ergaben eine chamaedolichocephale Form: Längenbreiten-Index 73-3 Längenhöhen- » 69.5 Ohrhöhen - » 57.2 Allerdings erreicht der Längenhöhen-Index beinahe das ortho- cephale Maass (70.0), aber er bleibt doch um 3.8 hinter dem Längen- breiten-Index zurück. Überhaupt liegt die Hauptentwickelung in den ! Einen ähnlichen Stab habe ich seiner Zeit im Peloponnes von einem Hirten erworben (Verhandl. der Berl. anthrop. Ges. 1888. Bd. XX. S. 391. Fig. 48). Derselbe ist daher auch wohl von Sophokles nicht erfunden, sondern nur auf die Bühne ein- geführt worden. Satyros gebraucht dafür den Ausdruck Ersvonse (DinDorr |. c. BORXRIK, se PLXRRIT): 690 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 13. Juli. tieferen Abschnitten des Schädels, sowohl in der Länge, als in der Breite. So ergiebt der Hinterhaupts-Index das beträchtliche Maass von 32.0, der Basilar-Index das von 52.4 Procent der Gesammtlänge, und sämmtliche Breitendurehmesser zeigen hohe Zahlen. Dem entsprechend beträgt das grösste horizontale Umfangsmaass 512, das sagittale nur 367””. Von letzterem entfallen auf: Stirnbein 34.0 Procent Mittelkopff 32.7 >» Hinterhaupt 33.2 » Auch bei dieser Messung zeigt der Mittelkopf die geringste Ent- wickelung. Unregelmässigkeit der Bildung tritt am stärksten hervor in der Plagiocephalie. Sowohl die rechte hintere, als die linke vordere Hälfte sind weniger gewölbt, als sie sein sollten; nainentlich ist am Fig. 1. Pig. 2 = en m Hinterkopf eine seitliche Abplattung bemerkbar (Fig. 2). Dafür ist das rechte Parietale etwas höher (Fig. ı und 2) und die linke Hälfte der Squama oeeipitalis tritt mehr vor, wie besonders in der Oeeipital- und Basilaransicht (Fig. 2 und 6) ersichtlich wird. Dass es sich Vırcnow: Alt- und neugriechische Schädel. 691 EG Pe | Sitzungsberichte 1893. 62 vi iu N | ll) wmv } 50] u hier um eine Druckwirkung handelt, ist nicht deutlich; jedenfalls findet sich ein genügender Grund für die Schiefheit in dem Zustande der Nähte. Während im Allgemeinen die Schädelnähte erhalten sind, ist die linke Sutura squamosa temp. in ihren hinteren zwei Drittheilen ganz obliterirt (Fig. 4), was um so mehr auffällt, als die rechte Schuppennaht nicht nur erhalten, sondern sogar etwas zakig ist (Fig. 3). Auch die unteren lateralen Abschnitte der Kranznaht sind synostotisch (Fig. 3 und 4) und es besteht ein geringer Grad von Stenokrotaphie (Fig. ı), jedoch ohne irgend eine Andeutung von Epiptericum oder Processus frontalis. Die Alae sphenoideales sind breit und wenig vertieft, dagegen die Suturae sphenoparietales kurz (etwa 8””) und etwas undeutlich. Die Schläfenschuppe ist flach. Die Stirn ist breit, im Minimalmaass 99””. Die Grösse der Stirnwülste erregt die Vorstellung, dass auch die Stirnhöhlen stark entwickelt seien, aber eine verletzte Stelle am rechten Höcker zeigt dichte Spongiosa (Fig. ı). Die Scheiteleurve ist lang und flach ge- wölbt; ihre grösste Höhe liegt hinter der Fontanellgegend (Fig. 3 und 4). Die Tubera parietalia sind deutlich (Fig. 5), ihre Distanz von einander beträgt 133"”. Plana temporalia undeutlich begrenzt, schein- bar bis an die Tubera reichend. Das Hinterhaupt, besonders links, FLAT 9 2 Dj ET G Gr AUT, SS NIC — NS EI Vırcnow: Alt- und neugriechische Schädel. 693 vortretend (Fig. 2, 5 und 6), die Oberschuppe gewölbt, die Unter- schuppe mehr nach unten gerückt, schief und mit tiefer Muskelzeichung (Fig. 6). An der Basis sieht man das verhältnissmässig runde Hinter- hauptsloch weit nach hinten gerückt (Fig. 6); Index 85.5. Die Apo- physis basilaris flach gestellt. Die Warzenfortsätze sehr gross und schräg nach vorn gerichtet. Das Gesicht (Fig. ı) ist hoch und schmal, Index (103.6) lepto- prosop. Jochbögen und Wangenbeine angelegt; letztere mit starker Tuberositas temporalis (Fig. 3 und 4), dagegen mit schwacher Tuberositas maxillaris, hinter welcher zunächst eine Einsenkung und dann nochmals ein leiehter Vorsprung folgt. Alle Knochen des Mittelgesichts verhält- nissmässig zart. Die Orbitae geräumig, etwas eckig, mehr breit; Index (80.4) mesokonch. Dagegen die Nase hoch und schmal, der Rücken stark vortretend (Fig. 3 und 4), an der Spitze abgebrochen, bis dahin ganz gerade: Index (42.3) hyperleptorrhin. Die rechte Fossa canina mehr vertieft, als die linke. Der Alveolarfortsatz des Oberkiefers in der Mitte weggebrochen, aber jedenfalls kurz und schwach prognath; man kann seine Länge (Höhe) auf höchstens 15" schätzen. Gesichtswinkel (Ohr, Spina nasalis, Nasenwurzel) 65°. Die vorhandenen Zähne alle bis in das Dentin hinein abgenutzt, mit förmlich schüsselförmigen Vertiefungen an der Stelle der Schneiden. Die Alveolen beider Molares IT sind obliterirt, im Übrigen scheinen die Zähne vollständig gewesen und nur vorn posthum verletzt oder verloren zu sein. Gaumen kräftig, lang und breit, jedoch in der Länge nicht messbar. Der Unterkiefer ziemlich hoch, in der Mitte 34"". Das Kinn vortretend, breit gerundet, mit zwei seitlichen, jedoch nicht starken Vorsprüngen (Fig. 1). Der untere Rand etwas ausgeschweift. Die mittleren Zähne sind nachträglich ausgebrochen, die übrigen stark, mit tief abgenutzten Kronen und langen Wurzeln. Die Winkel etwas verletzt, etwa ı01”® Distanz, scheinbar etwas vorspringend. Äste breit (31””) und etwas niedrig (Fig. 3 und 4). Proc. coronoides 61" hoch, Proc. condyloides 57""” lang. — Welches ist nun das Urtheil über die Frage, ob dies der Schädel des Sophokles sei? ı. Der Schädel aus dem Marmor-Sarkophag von Menidi ist der eines alten Mannes. Wie alt derselbe gewesen ist, lässt sich nieht mit Sicherheit entscheiden. Sophokles starb im Herbst 406, 90 Jahre alt!. Der Zustand des Gebisses an dem fraglichen Schädel ! Dinovorr, Vita Soph. p. VII. XX. 694 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juli. ist damit in Einklang zu bringen. Abgesehen von den Vorderzähnen, welche erst bei der Eröffnung des Grabes verloren gegangen sein müssen, fehlten nur die zweiten Backzähne des Oberkiefers, deren Alveolen obliterirt, also schon vor längerer Zeit entleert waren. Sämmtliche vorhandenen Zähne waren aber so stark abgenutzt, dass nieht nur der Schmelz an den Kauflächen und Schneiden zerstört, sondern auch das Zahnbein tief ausgehöhlt war. Von sonstigen Zeichen des Alters könnte allenfalls die doppelseitige Synostose der temporalen Abschnitte der Kranznaht aufgeführt werden, indess findet sich die- selbe nicht selten schon bei Leuten mittleren Lebensalters. 2. Eine recht auffällige Erscheinung ist die Schiefheit des Schädels (Plagiocephalie). Wie ausgeführt, beruht dieselbe zunächst auf einer Obliteration grosser Abschnitte der linken Schuppennaht, welche eine Verkleinerung der entsprechenden Schädeltheile bedingt hat, sodann aber auf der eompensatorischen Erweiterung anderer Schädel- theile. namentlich der rechten Seite. Daraus folgt, dass die gedachte Obhliteration (Synostose) nicht etwa eine Alterserscheinung ist, sondern ein pathologischer Vorgang, der zu einer Zeit eingetreten sein muss, als der Schädel noch nicht vollständig ausgebildet war. Der wachsende Schädel wurde also an gewissen Punkten in seiner Entwickelung be- hindert, fand aber nach anderen Richtungen eine Entschädigung dafür. Wäre nur die Behinderung vorhanden gewesen, so würde auch das Gehirn davon betroffen worden sein, und es würde wahrscheinlich eine Geistesstörung sich ausgebildet haben; die compensatorische Er- weiterung anderer Schädelabschnitte gestattete dagegen eine Ver- schiebung des wachsenden Gehirns im Innern der Schädelhöhle und .eine mehr normale, höchstens vielleicht durch Neigung zu besonderen oder excentrischen Thätigkeiten ausgezeichnete Ausbildung des Gehirns. Nach modernen Vorstellungen würde man daraus vielleicht eine Prae- disposition zu verbrecherischen Handlungen ableiten; frühere Patho- logen gedachten dabei leichter der Excentrieitäten der Dichter und Schwärmer. Es ist meines Wissens nicht bekannt, dass Sophokles in seiner Jugend eine Erkrankung durchgemacht hätte, wo, etwa durch einen Schlag oder Stoss oder Fall auf die linke Ohrgegend, eine Verwachsung der Schuppennaht hätte entstehen können. Auch finde ich nirgends einer Verunstaltung des Kopfes Erwähnung gethan oder dieselbe an den uns erhaltenen Sculpturen dargestellt. Auf der anderen Seite bleiben selbst stärkere Verunstaltungen des Kopfes unter einem kräftigen Haarwuchs oft unbemerkt, und es ist ein Gegengrund gegen die Identification des Grabschädels mit dem sophokleischen aus dem Mangel eines literarischen oder artistischen Hinweises um so weniger Vırenow: Alt- und neugriechische Schädel. 695 zu entnehmen, als die Schiefheit des Kopfes manches geistreichen Mannes und Forschers bekannt ist. 3. Der Schädel aus dem Grabe von Acharnae hat eine Capacität ecem von nur 1340 Dies ist allerdings nicht viel, aber wir haben uns allmählich daran gewöhnt, die Grösse des Kopfes nicht als einen Maassstab für die geistige Entwickelung zu betrachten. Was speciell die alten Griechen betrifft, so habe ich sehon in meinem früheren Vortrage', wie auch in der gegenwärtigen Abhandlung (S. 686 und 687), darauf hingewiesen, wie häufig kleine, selbst nannocephale Schädel im alten Griechenland waren. Dafür bieten die alten Statuen gute Beispiele. Hierhin gehört auch die berühmte lateranensische Statue des Sophokles‘, von der unser Museum eine gute Gypsnachbildung besitzt; der an sich schöne Kopf ist im Verhältniss zu der Grösse der Statue nach unserer Auffassung relativ klein. 4. Die Sehädelform ist chamaedolichocephal. Da der Längenhöhen - Index (69.5) nur um 0.5 hinter der Grenze der Ortho- eephalie zurückbleibt, so braucht man auf die exaete Bestimmung nicht allzu viel Werth zu legen. Aber es ist nieht ganz unwichtig zu erwähnen, dass eine Marmorbüste unseres Museums, welche als sophokleisch gilt. einen ungewöhnlich breiten und flachen Oberkopf aufweist. Ungleich wiehtiger für die Bestimmung des Typus ist der Schädel-Index von 73.3, der mitten in die Dolichocephalie hineingestellt ist. Unter den Sophokles-Köpfen des Museums ist nur einer, der wegen mehrfacher Verletzungen am Hinterkopfe kurz erscheint. 5. Besonders charakteristisch ist das Gesicht des Menidi- Schädels. Dasselbe ist ausgemacht leptoprosop, d. h. hoeh und schmal; der Nasenfortsatz des Stirnbeins breit und die Supraorbitalwülste stark vortretend (Fig. 3), die Nase selbst hoch und sehr schmal (hyper- leptorrhin), mit stark vortretendem, geradem Rücken, die Augenhöhlen gross und namentlich breit (mesokonch). Dazu die schwache dentale Prognathie und der kurze Alveolarfortsatz des Oberkiefers (Fig. 4), das kräftige, in der Mitte des unteren Randes ausgeschweifte Kinn, — das sind lauter Eigenschaften, die ein schönes kräftiges Mannesgesicht zieren. Manche derselben sind auf den Statuen durch den Bart ver- deckt; viele treten auch an den Statuen und Büsten des Dichters ähnlich hervor, wie an dem Schädel. Dass die alten Künstler in den Seulpturen, die sie unter der Bezeichnung Sophokles hinterlassen haben, keine eigentlichen Portrait- köpfe geschaffen haben, erscheint mir schr wahrscheinlich. Ob sie es ! Sitzungsberichte. 1891. S. 826. ?2 Baumeister, Denkmäler u. s. w. Ill. S. 1685. Fig. 1767. 696 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 13. Juli. beabsichtigt haben, lasse ich dahin gestellt. Immerhin gleicht der Kopf aus dem Marmor-Sarkophag von Menidi den Köpfen der So- phokles-Seulpturen weit mehr, als die Köpfe der Ramses-Statuen dem Mumienkopfe des wirklichen Pharao, worüber ich früher einmal der Akademie Bericht erstattet habe. Und so kann ich diese Mittheilung mit der Erklärung schliessen, dass die anatomische Untersuchung des Menidi-Schädels keinen Grund ergeben: hat, der uns zu der Annahme veranlassen könnte, dieser Schädel sei nieht der des Sophokles, dass vielmehr der Schädel in Hauptstücken den alten Seulpturen gleicht. Der Beweis der Identität kann jedoch auf anatomischem Wege nicht geliefert werden. Sollte sich aus anderen Erwägungen ergeben, dass der Grabhügel Petrakis nicht der Familie Sophokles gehört und dass der Marmor- Sarkophag mit dem Hirtenstabe nicht die Überreste des Diehterfürsten enthalten haben kann, so würde immerhin die wichtige Thatsache bestehen bleiben, dass der besprochene Schädel ein Glied in der noch so kleinen Reihe der athenischen Schädel des 5. Jahrhunderts vor Christo darstellt. — Tabelle 1. Nauplia Spata My- Athen, Polytechnieum f Grab A | kenae VI I. ? Jung 2.02 array A oO alt I. Messzahlen (Millim.). Grösste Länge; fs « Ra 145% 170 174 17 194. Grössies Breiter 00 en ra 135 138 144 157? Gerade Hohe: 2. ala nn ua »: 131 127 125 _ OR 2 109 103 109 109 Stirnbreite A. Tubera ....... 68 37-5 62 S6 » B. Tempor. Rand ... 92 101 07 rn » B. Ünran. are 8 108 105 104 _ Temporal-Durehmesser. ... . . - 114 110 105.5 — Parietal - Be. TI ER Ei 123 126.5 135 134? Oceipital - nt sfr en 114 107 128 132 Mastoideal - » Bir Spiee ne NE =E Enz B. Basis 118 121 125 139 Aurieular- TE 113 114 115.5 137? Längsumfang..». 2...» .%- 495 500 510 = Vertiealer Querumfang .. . . - : 297 300 308 334 Sagittal- Umfang, Stirn... .... 120 115 128 141 » » Prelnaht '’.....” 120 120 125 135 » » Deeipital. ... „2. 112 114 108 _ Gesammt-Sagittalbogen .... . 352 349 361 — | VırcHaow: Alt- und neugriechische Schädel. 697 Nauplia Spata My- Athen, Polytechnieum 3. Grab A | kenae VI 1. ? Jung 28 ö alt ö Ohrloch bis Nasenwurzel...... 110 » » Nasenstachel...... — » » Alveolarfortsatz .... — Foramen magnum bis Nasenwurzel — » » » Nasenstachel — n » » Alv.Rand.. — | Obersesielishohe iv... >> - — | Jugal-Durchmesser ......... — | NaseslLlobemer.lienı. vet: — BuBreilesid ee — | Alveolarfortsatz, Höhe ....... En OrbitarsHoheleen. 1. Age, er —_ » Breiiesf. Mel. a se — Infraorbital-Durchmesser. .... . _ Malar - ua EEE _ Maxillar - CE Et er — Kiefergelenkgruben -Distauz . . . . 92 98 96 _ U. Indices. Längenbreiten-Index ........ 79-4 79-3 80.9 80.7 Längenhöhen- Index... :. .....- 77.0 73.0 70.2 — Obrhöhen- Index. 1... . u. . 4. 64.1 59.3 61.2 56.0 Wen Inlex "5. 000 080 87.1 _— 79-5 = Bien indes: 20 ae uek 50.5 55.2 48-9 — Tabelle II Museionhügel g a, a 4 Varvakion, Athen (ca. 4. Jahrh. v. Chr.) (36) Dipylon Boeotien (Chorseia) Schädel we e8 1178 Mr 58T | BE 25 | 36 | 45 (113) | (114) | (115) | (118) | (116) | (117) I. Messzahlen (Millim.).' Brosste horiz. Länge... .]| 187 | ı82 | 182 | 201 | 177 195 | 177 | 174 | 173 | 170 175 183 189 Eerösste Prate In od e..u. 140 |133.5 | 137 | 135 | 139 | 143 | 1451|. 143 150 133 [137.5tp| 139 p | 148.5 Berade Höhe .. ....... 138 las l 127 | 20 | — | —|130J| 127 | 126 | 125 | 133 |-226 — Ber ser re its | 817.) 115 | 104 | 106: | 118] 1061 105 103 , 106.5 | 109 104 121 _ Stirnbreite A. (Tubera) ...| 59 57 | 59 | 64 | 6ı 56 56 ee 70 63 » _B. (Crista temp.) | 99 | 95 | 94 | 97 | 96 el 93 | 955 | 87-5 | 92 | :00 | 100,5 » G. (Coron) 23.4 7268 | Tio | Tıo | — |. 120 = 3 99 g1 102 108 115 | 122.5 Temporal-Durchm. ...... ııı | 109 | 118 | — | 120 mE 120 127 114: | 123:5 | 11271285 135 119° | 130.5 | 126 | 130 Parietal-Durchm. (Tubera) .| 133 |ı22.5 | 129 | — |126.5 fat:s ! Das in der Tabelle ı879 angewandte Schema ist seitdem in mehreren Punkten } von mir geändert worden. Zur Vergleichung mag auf einige Tabellen aus jener Zeit verwiesen werden, z. B. auf Verhandl. der Anthrop. Ges. 1872. 8.151 und 1877. 9.140, Di 698 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juli. Museionhügel B : Varvakion, Athen (ca, A, Jahrh. v. Chr.) Dipylon Boeotien (Chorseia) Schädel te l2kl3sjlasl58 10617 [re ı me TE BL EA (114) (116) | (117) Oceipital-Durchm. (Seiten- fontanelle)" . 2... .. ııı | 108 | 106 | — | 106 109 | 112.5 | 106.5 ııı 105 | 121 Mastoideal- asSpitzer 11035 1,90, 98 105: |:96.5 | 98.5 | 96.5 | vrmM Durchmesser (b. Basis .| 127 | 119 | 119g | — | ı1ı8 123 128 | 116 | 117.5 | 116.5 | 1588 Aurieular- Durchmesser .. .| 114 |107.5 |109.5| — | 108 114 | 118 | 116 | 107 | ıo7 | u Banesumtanen seen. 517 | 508 | 504 | 538 | 509 499 | 513 | 485 | 498 | 524 | 538 Ouerumfaner ge 2 ara el 310 | 304 | 311 |'290 | 305 297 || 315 293 | 307 | 300 | 32m Sagittal- Umfang, Stimm ...| 117 | 118 | 125 | 130 | 112 118 .|»124 | v5 120 | 122 | 9 Pfeilnaht .| 127 | 140 | 130 | ı21 | 122 119 109 120 124 122 138 » Hinterhaupt| 124 | 116 | 119 | 126 | — 106 | ı15 110 | 11% || 123 | Some Sagittaler Gesammtbogen . .f 368 |377-4| 374 | 377 | — 343 348 | 345 358 |. 367 | Sr Öhrloch bis. Nasenwurzel . .| 106 | 103 | 103 | ıı0 | 97 103. | -106.5:| .99 102.5 | 102 113 » » Nasenstachel ...| 106 | ı01ı |tor.5| — | 94,5 104 | 105 10171 /103.5 0101 Alveolarrand des Oberkieterst. u. ut ee 113 |108.5 |107.5) — | — 109.5 | 112.5 | 107.5] 110 | 106 _ Obrloch"bis Rinn , . . =... _ - | - | - | — 12 134 — 129 125 = Foram. magn. bis Nasenwurzel | 106.5 | 100 | 95.5 | — | — = 98 97 96 99.5 | 97 —_ » » Nasenstachel| 96 |g9ı.5 | 6 | — | — = SS 88 91.5 | 99 86 E= » » Alveolarrand = des Oberkiefers ...... . 99 95 1995| — | — S 87 90 96 93 88 4 Foramen magnum bis Kinn .| — — En 100 108.5 | — 115? 102 — Nase, Hlohe . 0... Be el! 9115| —- | — 56 56 48.5 | 52.5 | 50 u » AREWESE eakLse vage 25,1 245 | 22.1 | — 25:5. 20 27 3 24 — Onbira,oHobe u. 2% 2 0 u.» 32 a EEE en 40 39 30 31 34 e 2 39 T u137 |, #38 Ar.5 | 43 38 38.5 | 38.5 | — Gesiehtshöhe A. „....... — — ||| 112.5 120 _ 119° SEM n » B. (Nasenwur- zel bis Alveolarrand) .. .| 7ı 68 | 7905| — | — 75 745 | 64.5 1 67 66.5 | — Gesichtsbreite, jugal ....... 277\26|— | — | — 137 ISETTTZ 17 er26 — » maları 2. u. 16 | 4 I|95 | — | — 87:5.|/.95 88 I 83.5 | 8 — infraorbital. .| 54 49 51 — | — 52 56 46 46.5 | 47 —_ » maxilları. »..| 62 614 | — | — 61 61.5 | 56 61 63 — Unterkieferwinkel, Distanz .| — — — — — 98.5 99 -- 93.5 92 102.5 Öberkiefer-Umfang ..... 92 93 | 97:5| — | 90 101 102 | 89.5 92 96.5 | 107 Alveolarfortsatz des Ober- köetensuahlches 2. mes al I 5 7 — — 15 175 | — Cond. Cond. | Cond. Sut. Epipt. | Sut. fr. tert. duo | tert. front. dext. pers. papill. pers. E IM: | Berechnete. Indices. Längenbreiten-Index. . ... . 74-9 | 73-3 |'75-3 | 67.1 \78.5.173.3l81.9] 822. | 8671 78.241.78.5,.20@ 78.0 Längenhöhen-Iudex . ... . 73.8 | 742 | 69-8| 59.7... —' | — [74.61 73:0 | 72.8] 73.5 I 76.01 69.9 | Obrhöhen-Index . - ....r- 61.5 | 64.3, | 63.2 |%51.7 | 59:8 |60.5|59.8| 60.3.| 59.5 | 62.6 | 62.2. || 56.8 | 64 Gesichts-Index . ». .. ... — || | —- | - | |-—]| %.ı|88S| — | 96.5 | 88o Brbital- Index: „44... 2 2, 82.0 | 78.0 | 89.1] — | 92.1] — | — | 96.3 | 90.6 | 78.9.| 80.5 | 88.3 | — Nasen Index: .2....40. 000 49.0 | 50.0| 490.0| — | — |— | — | 455 | 46.4 | 55.6 | 43.8 | 480 | — Vırcuow: Alt- und neugriechische Schädel. Tabelle III. I. Messzahlen (Millim.). 699 Auatonsche us tahen Länge Breite Höhe Ohrhöhe Athen am 7. Mai 1879 N en 181.5 144 — 109 u a Re 133 124 110 Aw 183.5 142 140 120 RE 135 — — RR 134. ? - — SUSE RP r32 — — eh 145-5 143.5 124 VIIO! jmesl.. 173 138 135 114 IR Sr ee 192 153 131 110 Pathol. Anatomie Dipylon 5..... 181 144 122 107 Stampolopulos Nr.2 9 191 155 140 114 Stampolopulos | Nr.3 180.5 134 — III Ober- Gesichts- Orbita Nase | Alveolar- Sr Athen am 7. Mai 1879| gesichts- breite fortsatz ] höhe |(Sut. zygom.)| Höhe | Breite | Höhe |Breite| Höhe DreuE tue 65.5 96 35 41 50 23.5 13 I EN nn, 69 u 35 37:5 | 54- 23, ‚Ir 0406 II 97:5 Ve 22.075 69 | == 31 39 54 24 14-5 96 N a 67 89 33 41.5 | 51 25. \ı 10.5 104 NA a RE — | — 33:5 7 | — 25 | —— 92 N 59 97 | 35 43 52 22.5 | 9 105 VOL Ü EUR 66 90 | 30 35 46 — || 17 | 92.5 RS et: 76 94 | 40 45 57 25 19 I 99 Pathol. Anatomie | | Dipylon. .-... — — = _- a 101 Stampolopulos . 79 93-5 35 | 415 | 585 | 2: IR: (mass » 69 — || 355 | 38 | 515 | 245 | 18 95-5 I Berechmete Indiees. u | m | ıv | vV | vi || var || va || IX |Dipylon! u Längenbreiten-Index .4|| 77-6 77-2\\ 81:7.| 79-8|| 79.7|| 79:6 || 81.2 74.2 Längenhöhen - Index] — || 71.3 || 76.5 — || — || 80.6|| 78 || 68&2|| 67.4 |73.3| — Ohrhöhen-Index . .| 60.5 || 63.2) 65.6|| — | — | — || 69.7 | 65.9 | 57:2|| 59.1 59.6 61.4 Orbital-Index.... ..| — || 85.3 | 93.3 || 79.4179-5 | 90.5 || 81.4|| 85.7 | 88.8|| — ||86.7|93.4 Nasen-Index . . — || 47 || 42.5 || 44-4 || 49 — || 43.2|| — || 438|| — ||42-7 |47-5 Sitzungsberichte 1893. 63 700 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juli. Tabelle IV. Schädel aus dem Sarkophag von Menidi. I. Messzahlen. Vapactater ee ee. Grösste horizontale Länge... . . . GrossteWBreiet ar Are ee ee GerademHohen ie ee ONThoOne Horizontale Hinterhauptslänge . . . Schläfen- Durchmesser ........ Parietal- Durchmesser (Tubera) ... . Oceipital-Durchmesser (Seitenfonta- nelleyn pa nes Be Eee Aurieular- Durchmesser ....... Mastoideals A Basis en B2Spifze won. Foramen magnum, Länge ...... 2 » Breiter „onen. Horizontalumtangı „2 2.22 .2.0.u Sagittalumfang, Stirnbein....... » IBreilnahea ser: » Hinterhaupt ...... Gesammter Sagittalbogen ...... Foram. magn. bis Nasenwurzel . . » D » Nasenstachel ... . » » RSINTN- ren Meat. audit. bis Nasenwurzel .... » » » Nasenstachel .... » » INT ee Stirnbreite (minimal) ..2...... 1 Syoe= 1 $7mm » » Gesicht, Höhe A. (Nasenwurzel bis Kinn) ae, .*e: 126mm > » B. (Nasenwurzel bis Alveolarrand) .. 75»? » Breite. a. (jueal) RP .. 2.2. 122 » 22h. (malar) Au. sg » » ». „c. (Kieferwinkel) '... 10T» » Orbitas Elobenmra ee 33» » » Breite... en 41» » Nase, ME EN); N Een sr FU Yu nes ec WITFAnnS & 2 3a.R ee 20 2 »\L 1,773 u Cru in Aral ‚Are. Sara Dis» UN iD) j ra Dias Pe KIEL N 2 2 TEE E j AN Kreis ee ui; Ierr j Er DU MR, ; Bd r Be wa "iu > si, zZ e iin af u ae es, u Ds F Pin j sul EL Ef falle ‚drei 6 7 j Bi ® Bi: et erteteeene Ah PET AR. ‘ Re Ni “an we m 1222 ui Dina B rt si ) RW EN MI Ta DIL FE SE urn NN) Kuere 2 . ia 3 In PR a Ey K PR & r s w we Ä f) d i 4 ’ u. “ | 1 & N 'v Er De EFT LIT EEE IE Ber An: \ Eaaw > IIYUNTVArENE r 5 ne \ b h D ’ Ü, u.» 14 Si IT Tas ar =) I FL BT “4 7 PER ap 77; uf 5 51 en a 7 i Ra ti . 4 2 Fy ' On N r 2 ri i Dr . Pr Fi >>? . Bin = u 1 pP hr ER x IB ur na di 2 4 j u 35 u v . r. = be a, - u » u z « 3 u. y er u \‘ F u i u r 8 } “ & R e: 8, £ a4 N Tu 5 x u TIsRer er ner p y Ua Pre m 25 Au 5 Dir he i , nr n 5 LAS rer iur. \ Pr Enge re en a ri} i 5 u re ti BRENNT Ir Sal TA ARE) Bor ee BE. SuBAEN, al} a5 B u = m = Y \ B = i FD Yin, wgnsis A 2 -.. ai . u fe: ah. j : DIE RT AOES pre: FAT i er eb EL, Da, BAR: e 1893. AXXVI SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 27. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEN. 1. Hr. Harnacr hielt einen Vortrag über den Process des Christen Apollonius vor dem Praefectus praetorio Perennis und dem römischen Senat. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Hr. Saıcmau legte ein Manuscript des Privatdocenten Hrn. Dr. Lupw. Age vor: Der Diwan des Zuhair, übersetzt und erklärt. 3. Hr. Harnack legte das von ihm unter Mitwirkung von Lie. Erwin Preruscnen bearbeitete Werk ‘Die Überlieferung und der Be- stand der altchristlichen Litteratur bis Eusebius’ vor, auch u. d. T. Geschichte der altchristlichen Litteratur. ı. Theil (Leipzig 1893). Sitzungsberichte 1895. 65 nel IBYARG a Perastic SEN ATFUT I: { of ) it ID He , YA N Kt m: 7 | E. 62 42 | SS RL 5 u are j Y j inalttız Sum 1 7 iv Imni) „ u 1 m E E ss ,ı 3 9, f i > r FR: > r ee. Mr A ER a Gate IR STETTIN Dez { Au 1 " t . PIERRE ar 2 ““ N j PT 131 } f Tr u) i 5 A N . al ern Int 47 } Bari f A, n R I N z ANSTET Tier A730 h ' un & n | f i 114648 1,4 £ | LI \ PR 14 s a US BT NUT Te ERBITE: Meer N ’ 17 j 3 aut um Bi 344 EIN N R ist WE iKiraalın 0 2 ‚ 4 “Tt) WE Peer SHIEru TAT E u PRET TILmDBS ET rn ler An ib] el t: ® lt N MM Der Process des Christen Apollonius vor dem Praefeetus praetorio Perennis und dem römischen Senat. Von Apour HArNAcK. I: Dr einzige zuverlässige Nachricht, die wir bis vor Kurzem über Apollonius, seinen Process und seine Rede besassen,' findet sich in dem 21. Capitel der Kirchengeschichte des Eusebius. Der Geschichts- schreiber bemerkt zuerst, dass sich unter der Regierung des Com- modus überall die Lage der Kirchen günstiger gestaltet habe, sehr viele Menschen aus jeglichem Geschlecht für das Christenthum ge- wonnen worden, und sogar in Rom selbst viele Reiche und Vornehme mit ihrem ganzen Hause und ihrer ganzen Familie übergetreten seien .” Dann fährt er fort, diese Wendung sei dem Teufel unerträglich ge- wesen und er habe daher den Kampf auf’s Neue mit verschiedenen Mitteln aufgenommen. »So führte er in der Stadt Rom den Apollo- nius — einen Mann, der unter den damaligen Gläubigen seiner Bildung und Philosophie” wegen in hohem Ansehen stand —- vor ! Über die Angaben des Hieronymus und Rufin s. u. Die Identifieirung des römischen Apollonius mit dem kleinasiatischen, der gegen die Montanisten geschrieben hat (sie findet sich bei Nicephorus Call.), ist irrig. Die Acta Apollonii Senatoris et filiae Apolloniae, die die Bollandisten (zum 9. Febr. II. p. 280 sq.) aus einem Ms. Ultraiect. edirt haben, sind auf die Zeit Julian’s datirt und ein ganz junges Produet. Sie ent- halten schlechterdings nichts, was aus den Acten unseres Apollonius geflossen sein könnte, ausser der Bezeichnung des Apollonius als Senator. Neckisch ist, dass der Presbyter, der diesen Apollonius und seine Tochter getauft haben soll, Polykarp heisst, während, wie sich zeigen wird, der echte Apollonius wahrscheinlich Worte Poly- karp’s benutzt hat. e ® $. 1: Brre Hör za rar Emı Punrs &V Mrd mhoUrU) za yevaı Orcecbavuv mAstoUg emı FyV aba OMorE Aaoeiv Tavomzı TE zu Trayoyevn FurngLeV. Bestätigt wird dies durch Tertull., Apol. 37: »vestra omnia implevimus,... castra ipsa, tribus, decurias, palatium, senatum, forum«; ad Scapul. 4: »sed et clarissimas feminas et clarissimos viros Severus, sciens huius sectae esse, non modo non laesit, verum et testimonio exornavit et ‚populo furenti in nos palane restitit«. ® Der Ausdruck »Philosophie« schliesst die »Askese« ein. 722 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. Gericht, indem er einen Menschen aus der Zahl der ihm zu solchem Zwecke tauglichen Diener zur Anklage gegen jenen veranlasste." Aber der Elende hatte die Anklage zur Unzeit unternommen: es wurden ihm, da nach einem kaiserlichen Ediet die Todesstrafe für die Angeber der Christen angeordnet war, sofort die Beine zerschlagen, indem Perennius als Richter dies Urtheil gegen ihn fällte. Den gottgeliebten Märtyrer aber bat der Richter wiederholt mit freundlichen Worten und verlangte von ihm, dass er sich vor dem Senat verantworte.” Apollonius hielt nun in Gegenwart Aller eine sehr beredte Verthei- digungsrede für den Glauben, den er bekannte, und wurde dann wodv dmo doyuaros guyxAyrou enthauptet, indem ein altes Gesetz bei ihnen bestand, kraft dessen diejenigen, welche einmal vor Gericht gestellt waren und ihren Sinn auf keine Weise ändern wollten, schlechter- dings nicht freigegeben werden durften.” Wem es willkommen ist, seine Worte vor dem Richter und seine Antworten auf die Fragen (Tess reücw) des Perennius, sowie seine ganze Vertheidigungsrede vor dem Senat kennen zu lernen, der kann sie aus meiner ‘Aufzeichnung der alten Märtyrergeschichten’ erfahren.«' Diese Angaben des Eusebius haben theils ihres einzigartigen Inhalts wegen, theils um mancher Fragen willen, die sie einschliessen, frühzeitig die Aufmerksamkeit erregt und sind verschieden erklärt worden. Der erste, der hier zu nennen ist, ist Hieronymus. Ich will nicht auf’s Neue beweisen, dass er höchst wahrscheinlich nur die eben mitgetheilten Worte des Eusebius vor sich hatte, als er in seinem christlichen Schriftstellerkatalog (ce. 42) Folgendes schrieb: » Apollonius, Romanae urbis senator, sub Commodo principe a servo proditus quod Christianus esset, inpetralo ul rationem fidei suae redderet, E) 1 8.2: fva ye rıwa row eis raura Emırmdeisv auro Ötezovu Em zarmyogic Tavdgos &ysioas. Die LA CurisrorHnorson’s («Urov), die auch Varesıus (ex incuria?) aufgenom- men hat, wird durch keine Handschrift bezeugt. 2 S 4: morr« Aımagus izsTeusavros ToV Öizerrod za Aoyov MÜroV Em TG TUy- arnrou Qovr7s airnravros B 8.4: zebearızy ee Drav «mo doyuercs TUYAN ro TERE LoUrn, und AG «be Tau Fous ara eis Orca FngLov magıovras zu MNÖCANG a mg0I: zrews WEralaAro- [HE voug EOX,loU mag aurois vonou RER er * Die Übersetzung des Rufin ist, wie so häufig, an einzelnen Stellen willkürlich und im Ganzen unzuverlässig (eine oberflächliche eigene Kenntniss hat er vielleicht besessen; der unklar stilisirte Satz: » Apollonii mart. defensionem fidei apud Graecos passionis eius historiam , cognovi satis eleganter concionasse de superstitiosa pravitate hominum«, der in der Mantuaner Ausgabe v. 1479 steht, in der Lyoneser v. 1526 fehlt, bedarf noch einer Untersuchung). Die Hauptstelle lautet: »tum deinde exoratur b. Apollonius mart., uti defensionem pro fide sua, quam audiente senatu atque omni populo (!) luculenter et splen- dide habuerat, ederet scriptam (!). et post haec secundum senatus consultum capite plexus est. ita namque a prioribus lex iniquissime promulgata censebat«. Den Bericht des Euse- bius über die Bestrafung des Anklägers hat er abgeschwächt. 30 Harnack: Der Process des Christen Apollonins. 12 insigne volumen conposuit, quod in senatu legit; et nihilo minus sententia senalus pro Christo capite truncatur, veteri apud eos obtinente lege, absque negalione non dimilti Christianos, qui semel ad eorum iudiehun pertracti essent.« Vergl. 1. e. e.53: » Tertullianus presbyter nunc demum primus post Victorem et Apollonium Latinorum ponitur«, und ep. 70 (ad Magnum): » Hippolytus quoque et Apollonius, Romanae urbis senator, propria opuscula condiderunt«. Die Angaben des Hieronymus weichen von denen des Eusebius an folgenden Punkten ab: ı. Er nennt den Apollonius » Romanae urbis senator«. 2. Er behauptet, ein Sclave (des Apollonius) habe ihn als Christen angegeben. 3. Er erzählt, Apollonius habe es ausgewirkt (erlangt). dass er Rechenschaft von seinem Glauben ablegen durfte, während Eusebius berichtet, dass der Richter Perennis es verlangt habe.' 4. Er spricht von einem »insigne vohunen«, das Apollonius verfasst und verlesen habe, wodurch er der erste christlich -lateinische Sehrift- steller (neben Vietor und vor Tertullian) geworden sei. 5. Er lässt endlich in seiner Erzählung den Richter Perennis ganz fort und berichtet nur von dem Senatsurtheil, wobei er auch das »uoav« des Eusebius fallen lässt. Ebenso verschweigt er die Be- strafung des Anklägers und damit den ganzen Pragmatismus des Eusebius. Was zunächst den 4. Punkt betrifft, so ist er ganz unerheblich, wenn man die Weise, nach der Hieronymus bei Abfassung seines christlichen Schriftstellerkatalogs verfahren ist, in Anschlag bringt. Dieses »insigne volumen« ist einfach, wie so oft, dazuphantasirt. Dass die Rede lateinisch abgefasst war, ist freilich richtig; denn im Senat wurde nicht griechisch gesprochen. Aber dem Eusebius hat die Rede griechisch vorgelegen, sonst hätte er, wie überall, eine Bemerkung nicht unterlassen. Ob Hieronymus von einer lateinischen Urschrift auch nur gehört hat, muss ferner deshalb fraglich bleiben, weil er in der ep. 70 im Widerspruch mit de vir. inl. 53 Apollonius zu den griechischen Schriftstellern rechnet. Den 3. Punkt anlangend, so stammt das »ünpetrato« höchst wahr- scheinlich aus einer flüchtigen Lectüre des Textes des Eusebius. Hiero- nymus übersetzte, wie wenn Apollonius und nieht Perennis Subjeet Zu »ixerevoavros« und »airycavros« wäre.” Vielleicht dasselbe ist über den \ ! Altere Ausgaben des Hieronymus bieten allerdings »imperato«. 2 So hat Scatıser den Text alles Ernstes emendiren wollen: »ixsreure«s rou nm N SEIEN n , n N) En B er ÖLHRTFOV zaı Aoyov MUTU) Ei TNS TUYAANTOU Bovrrs eirrras Öovvea. Aber diese Anderung ist als unnöthig und störend allgemein zurückgewiesen worden. 724 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. 2. Punkt zu sagen. FEusebius spricht von einem Diener des Teufels, der den Apollonius angegeben habe. Hieronymus mag bei seiner eilfertigen Lectüre des Satzes unter dem »Eis TIs TWv diaxcvuv« einen Selaven des Apollonius statt des Teufels verstanden haben. Indessen muss die Möglichkeit offen gelassen worden, dass die Bezeichnung des Anklägers als eines Sclaven des Apollonius eine überlegte Er- klärung des Textes ist. Die sub ı und 5 bezeichneten Verschieden- heiten vom Texte des Eusebius zeigen nämlich deutlich, dass Hiero- nymus trotz aller Eilfertigkeit über den Bericht reflectirt und Anstoss an ihm genommen hat. Was Eusebius seinen griechischen Lesern in Bezug auf staatsrechtliche Räthsel oder Paradoxien bieten durfte, durfte Hieronymus dem gebildeten römischen Publieum, für das er schrieb. nieht ohne Weiteres vortragen. Darum bezeichnete er den Apollonius als Senator, um es zu erklären, warum der Senat das Urtheil gefällt hat; darum strieh er den praefectus praetorio ganz, weil er ein Zusammenwirken des Senats und des Praefeeten beim Urtheilsspruch auffallend fand, und liess den Senat allein als Richter fungiren. Darum machte er vielleicht auch aus dem Ankläger einen Selaven des Apollonius. Indess ist dieser Punkt, wie bemerkt, un- sicher. Da Hieronymus die ganze Geschichte von der Bestrafung des Anklägers fallen gelassen hat (weil er mit Recht daran Anstoss nahm, dass sowohl der Angeklagte als der Kläger mit dem Tode bestraft worden seien), so lässt sich eine Tendenz, die zur Verwandlung des Anklägers in einen Sclaven des Apollonius geführt hätte, nicht er- mitteln. Die oben gegebene Erklärung, dass Hieronymus hier flüchtig gelesen hat, erscheint somit als die wahrscheinlichere.' Wir lernen also aus der Erklärung bez. Umformung des eusebiani- nischen Berichts bei Hieronymus nur, dass die Erzählung bereits im 4. Jahrhundert gewisse Anstösse und Bedenken erregt hat. Diese Bedenken sind auch den Späteren nicht verschwunden. Von SCALIGER und Varzsıvs bis zu Neumann,’ dem letzten Commentator, sind sie erhoben worden. Aber sie alle bezeugen auch das ungewöhnliche Interesse, das dem Bericht zukommt, und die wesentliche Glaubwürdig- keit des Eusebius. In der That — die Mittheilung, dass zur Zeit des Commodus und des praefeetus praetorio Perennis, also zwischen ı8o und 185, ein Christ vor dem römischen Senat eine Vertheidigungs- rede für seinen Glauben gehalten hat, verdient die höchste Aufmerk- samkeit: denn der Fall steht in der gesammten Kirchengeschichte ! Die Annahme, dass Hieronymus durch den »servus« nicht seinen eigenen Text. sondern den des Eusebins erklären wollte, erscheint mir künstlich. 3 2 Der römische Staat und die allgemeine Kirche bis auf Diocletian. I. Bd. (1890) S.79 ft SI79 HL. Harsack: Der Process des Christen Apollonius. 125 einzig da.‘ Auch kann kein Zweifel darüber bestehen, dass dem Eusebius diese Rede in extenso vorgelegen hat, und dass ihr eine Einleitung voranging, in der die Persönlichkeit des Apollonius ge- schildert und die Vorgeschichte des Processes erzählt war. Sagt doch Eusebius, dass er sie in seine Sammlung der alten Märtyrergeschichten aufgenommen habe, wo sie jeder lesen könne. Leider ist diese Samm- lung, auf die Eusebius in seiner Kirchengeschichte öfters verweist, schon frühe verloren gegangen — ein unersetzlicher Verlust! Wenn Eusebius ferner mittheilt. das von ihm aufgenommene Schriftstück enthalte »des Apollonius Worte vor dem Richter, seine Antworten auf die Fragen des Perennis, sowie seine ganze Vertheidigungsrede vor dem Senat«, so erweekt eben diese Differenzirung einen günstigen Eindruck in Bezug auf die Beschaffenheit des Schriftstücks. Aber die Regeste, die Eusebius gegeben hat, enthält allerdings Auffallendes: ı. Dass dem Ankläger des Apollonius die Beine zerschlagen werden und er so auf Grund einer allgemeinen kaiserlichen Verordnung zu Gunsten der Christen getödtet worden sein soll; 2. dass der Process erst vor dem praefectus praetorio Perennis an- hängig gemacht und geführt wird, dieser sodann die Sache an den Senat weist, und dass nun der Senat, wie es scheint, das Urtheil fällt. Der erste Punkt ist jedoch bereits von den Commentatoren — zuletzt noch von Neumann, a. a. OÖ. — nahezu befriedigend aufge- klärt worden. Sieht man nämlich genauer zu, so erkennt man leicht, dass die Worte »da nach einem kaiserlichen Ediet für die Angeber der Christen die Todesstrafe verordnet war«, nicht dem Schriftstück selbst entnommen sind, sondern eine pragmatische Erklärung des Eusebius enthalten, die freilich seiner Kritik und seiner juristischen Bildung wenig Ehre macht. In der Märtyreracte hat nur gestanden, dass dem Ankläger die Beine zerschlagen worden seien. Dabei er- innerte sich aber Eusebius, dass er kurz vorher (h. e. V, 5,6) über Mare Aurel berichtet hatte, dieser Kaiser habe den Anklägern der Christen mit der Todesstrafe gedroht.” Eusebius meinte nun in seiner Leicht- ! Dass sich der römische Senat amtlich mit dem Christenthum befasst hat, dafür ist mir nur ein Zeugniss bekannt, nämlich die Adresse der justinischen Apologie (I, 1: iso& re suyrAyrw). Dieses Zeugniss ist unsicher (über die angebliche Adresse des Apolog. Tertullian’s an den Senat s. Texte u. Unters. VIIL, 4 S. 9 ff.). Sonst kenne ich nur die Legende, die Tertullian, Apolog. 5, erzählt hat. Erinnert sei beiläufig an das höhnische Wort Aurelian’s bei Vopise., Vita Aureliani 20. Unsicheres über christ- liche Senatoren lasse ich bei Seite. Ob die »cognitiones de Christianis«, die Plinius in seinem bekannten Schreiben an Trajan voraussetzt, im Senat stattgefunden haben, ist mindestens fraglich. — Von einem Christen Astyrius, und av emı Puuns FUyArHTIREV yevonsvos, 2.2. des Gallienus weiss Eusebius h. e. VII, 16.17 Merkwürdiges zu erzählen. ? Eusebius hat diese falsche Nachrieht von Tertullian (Apol. 5) übernommen. TOP en 5 : a R . nn R 126 Sitzune der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. > I t gläubigkeit, dass das Verfahren gegen den Ankläger des Apollonius eine Folge jenes Ediets des Kaisers gewesen sei, und sah daher in dem Zerbrechen der Beine den Vollzug der Todesstrafe." Aber dass der Betreffende zum Tode verurtheilt worden, stand in der Märtyrer- acte gar nicht. Berichtete diese unzweifelhaft von Foltern, denen der Kläger unterzogen worden sei, so bezeichnete sie ihn damit als einen Selaven, der seine Aussagen dem römischen Processverfahren gemäss auf der Folter zu machen hatte. Ob es ein Sclave des Apollonius selbst war, muss dahingestellt bleiben. Jedenfalls kann es ein solcher gewesen sein, da im Majestätsprocess auch Sclaven gegen ihre Herren zu hören waren.” Damit ist dieser Anstoss in der Hauptsache erledigt.° Dagegen bleiben in Bezug auf den zweiten Punkt Unklarheiten nach. Allein, soviel ich sehe, liegen sie nicht nothwendig in dem Bericht der Märtyreracte selbst, sondern in der Singularität des Falls einerseits und in der Kürze des Referats des Eusebius andererseits. Zunächst — dass der Senat überhaupt mit der Sache befasst worden ist, erklärt sich leicht unter der Bedingung, dass Apollonius Senator gewesen ist. So hat schon Hieronymus den Bericht verstanden. Die Annahme, dass die Sache an den Senat gekommen und Apollonius persönlich vor dem Senat erschienen ist, ohne dass er Mitglied des Senats gewesen, ist weniger leicht: denn es ist uns unbekannt, dass die gewöhnlichen Christenprocesse in Rom vor dem Senat geführt worden sind (s. 0.)." Der Kaiser bez. der Stadtpraefeet führten sie. Also scheint Hieronymus mit seiner Meinung im Rechte zu sein. Gegen die An- nahme, dass Apollonius Senator war, spricht aber die Thatsache, dass Eusebius ihn nicht so genannt hat. Allein die Schwierigkeit beginnt nun erst. Nach Eusebius wird der Process beim praefecetus praetorio anhängig gemacht: dieser aber, ‚der als dem Angeklagten wohlgesinnt erscheint, verweist ihn an den ! Der flagrante Widersinn, dass Beide, Kläger und Beklagte, und zwar von Rechts wegen, hingerichtet worden sein sollen, hat ihn offenbar nicht gestört. 2 Cod. Just. 9,8,6 (Marc Aurel). ® Die Schwierigkeit, auf die Hr. Vauten mich aufmerksam gemacht hat, bleibt allerdings bestehen, dass »cerura frangere« Sclavenstrafe, nicht Folter ist (so wenigstens nach Seneca, de ira 3, 32, 1). Man muss daher entweder ein Missgeschick bei der Folter annehmen oder eine Strafe, die nicht der Denuntiation wegen erfolgt ist. * Über Anerkennung oder Nichtanerkennung eines Cultus also auch des Christen- thums bez. Christi (als Gott) hatte der Senat allerdings zu befinden; s. Tertull., Apol. 5: » Tiberius, cuius tempore nomen Christianum in saeculum introivit, adnuntiata sibi ex Syria Palaestina quae ülic veritatem ipsius divinitatis revelaverat, detulit ad senatum cum praero- gativa sufragü sul. senatus, quia non ipse probaverat, respuit.« c.6: »Liberum Patrem cum mysterüs suis consules senatus auctoritate non modo urbe, sed universa Italia eli- minaverunt.« c.13: » Nam ut supra praestrinximus, status dei cuiusque in senatus aesti- matione pendebat«; vergl. Monusen, Staatsrecht III. 2 (1888) S. 1032 fl. 1049 ft. Harnack: Der Process des Christen Apollonins. (27 Senat. Warum hat augenscheinlich zuerst eine Verhandlung vor dem Praefecten stattgefunden und erst in einem zweiten Stadium eine solche vor dem Senat? oder umgekehrt — wenn der allmächtige Perennis den Process begonnen hat, warum führte er ihn nicht selbst zu Ende? Aber noch mehr: wer ist denn eigentlich in diesem zweiten Stadium nach der Regeste Eusebius’ der Richter? Hr. Wırrn (Quaest. Severian. ı888 p. 48) behauptet, Perennis sei es geblieben trotz der Verweisung an den Senat, Hr. Neumann stellt es in Abrede und behauptet (mit Hieronymus), nach Eusebius habe der Senat. wie es ihm zukam, das Urtheil gesprochen. Allein m. E. kann der Text des Eusebius so nicht verstanden werden. Das Richtige, resp. das überwiegend Wahrschein- liche, hat schon Varzsıws gesehen, wenn er zu »uoav do deyuaros« schreibt: »Ormnes interpretes et ipse SCaLiGEr hunc locum ia verterunt, quasi prüna particula otiosa sit. quod tamen verum non pulo. prünum quia senatores iudices non erant nee iurisdietionem habebant. deinde Perennis, qui index erat in ea causa, Apollonium ad senatum remiserat, non ut senatus de eo indiearet, sed ut Apollonius coram eo ralionem cultus sui redderet. hune sei. honorem senatuwi deferendum putavit ut hominem senatorü ordinis non prius dammnaret quam senatus ipse de eins erümine cognovisset. senabus igitur cum Apollonium audüsset, hominem üuxta legum praescripta iudicandum esse respondit. post haec Apollonius capite plexus est, iudicio quidem Perennis ipsius, sed tamen ex senalus sen- tentia, eo quod senatus reum audierat et in damnationem eius consenserat«. Diese Auffassung wird dem Wortlaut des Eusebius gerechter als die Hr. Nrumanv’s, die das »ucdv« nicht befriedigend zu erklären vermag und sich nicht leicht mit der Thatsache reimen lässt, dass Eusebius nur den Perennis Richter nennt. Aber es ist zuzuge- stehen, dass sie nicht über allen Zweifel erhoben werden kann. II. Vor wenigen Wochen ist diese Frage sowie alle übrigen, die sich an das Martyrium des Apollonius heften, in ein neues Stadium getreten. Hr. ConyBEArRE hat — man darf sagen — entdeckt, dass sich in der zu Venedig im Jahre 1874 (von den Mechitaristen in zwei Bänden) publieirten armenischen Martyriensammlung ein Stück findet (Bd. I S. 138-143) mit der Aufschrift: »Martyrium des h. Apol- lonius, des Asketen«. Er hat es in der Zeitschrift »The Guardian« (18. Juni 1893) in's Englische übertragen und dazu bemerkt: »J£ would appear that in the following piece we have preserved to us the gemmine acts of the Senator Apollonius. The collection of ancient martyrdoms reffered to by Eusebius as having been compiled by himself was lost as early as the sieth century in the original Greek. The Armenian piece which follows is a translation made in the fifth century; it must have been made from a Greek original; though whether this original was the actual 128 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli. book of Eusebiüus , or the earlier source from which he derived his information, it is not easy lo say for certain. Probably the Armenian is translaled from Busebius’s collection , and the exordium to the Acta is no doubt his«. Ich lasse zunächst eine mögliehst wörtliche deutsche Übersetzung des Stückes folgen, die ich der Güte des Hrn. Burcnarvı verdanke. Die Übersetzung ist selbständig aus dem Armenischen gemacht, so- dann mit der englischen Convg£rare's verglichen und auf”s Neue ge- prüft worden. Ich begleite sie mit einigen Noten, die den Text theils erklären, theils das Verhältniss zu anderen christlichen Schriftstücken klarstellen sollen.' Martyrium des h. Apollonius, des Asketen. Denen, die das Gute wollen und die im Glauben an Gott fest sind, wird vom allspendenden Christus die Krone der Gerechtigkeit bereitet; denn die Erwählten Gottes werden zu dieser Gerechtigkeit berufen, weil sie den Kampf gut und geduldig ausgekämpft haben, und sie werden das erlangen, was Gott, der nicht lügt. denen, die ihn lieben und von ganzem Herzen an ihn glauben, versprochen hat.” Einer von diesen ist (war) der selige Märtyrer und der muthige Kämpfer” Christi, Apollonius. Indem er im grossen Rom das gute Zeug- niss ablegte und in das uns versprochene jenseitige Leben eilte,' wurde er den h. Märtyrern Christi beigezählt. Der Selige legte sein Zeugniss vor dem Senat’ und dem Chiliarchen [Praefeeten]" Terentius’ ab, indem er ihnen offen antwortete. Seine Memoiren [Acten]” lauteten wie folgt: ı. Der Praefeet Terentius befahl, ihn vor den Senat zu bringen und sagte zu ihm: »Apollonius, warum widersetzest Du Dich den V.ı.] So können die Acten nicht begonnen haben; es fehlt die Angabe, wie die Anklage zu Stande gekommen ist, die Eusebius gelesen hat (s. oben), sowie die Personälien. — Zu dem »befahl« s. das airsiv des Eusebius. — Leider ist die Vor- stellung des Angeklagten vor den Senat nicht motivirt. Apollonius wird auch nicht ! Nähere Angaben über die Handschriften, die die armenischen Herausgeber benutzt haben, sind mir nicht bekannt geworden. Für die Acten des Apollonius haben sie mindestens zwei Handschriften benutzt, da sie einige Varianten vermerken. ® Diese Einleitung ist aus Stellen der Pastoralbriefe compenirt, s. II. Tim. 4, 7. 8; I. Tim. 6, 17; Tit ı, 2. Zu aıbevöys s. auch Mart. Polye. 14, 2: 6 al euöne zu aAnSwos eos. 3 @SAnrrs CONYBEARE — C. * €. übersetzt: »He had lived a good and ascetic life in the great Rome, and, desirous of the earnest of his heavenly call« und bemerkt: «gg«@wv as in Ephes I, 14. The Arm. — za rrovdares agga@uve zrv wm #?r9rw. — Der Ausdruck »im grossen Rom« zeigt, dass diese Einleitung nicht in Rom geschrieben ist. IE L.SOHST, ° Hr. Dacsascnıan theilt mir mit, dass »Chiliarch« in der älteren armenischen Litteratur allgemeine Bezeichnung für einen höheren Militair gewesen ist. ” Verschrieben, = Perennis. ° Es ist wichtig, dass sich der Armenier ausdrücklich auf »Acten« bezieht. Harnack: Der Process des Christen Apollonius. 2) unbesiegbaren Gesetzen und dem Befehle der Kaiser, und warum willst Du nicht den Göttern opfern ?« Apollonius antwortete: »Weil ich ein Christ bin und Gott fürchte, der Himmel und Erde geschaffen hat, und nicht den eitlen Götzen opfere.« 3. Der Praefeet sagte: »Aber Du sollst eine solche Gesinnung bereuen der kaiserlichen Befehle wegen und bei dem Glück des Autokrator Commodus schwören. « 4. Apollonius antwortete: »Höre mit Einsicht auf diese meine Antwort. Einer, der gerechte und gute Thaten bereut, wahrlich ein soleher ist gottlos und hoffnungslos. Aber wer ungerechte Thaten und böse Gedanken bereut und sich ihnen nicht wieder zuwendet, ein. solcher ist gottliebend und: lebt der Hoffnung. 5. Und jetzt habe ich die feste Absicht, das schöne und herrliche Gebot Gottes zu bewahren, welches ich von meinem Herrn Christus gelernt habe, der die menschlichen Gedanken kennt und sieht, was im Geheimen und öffentlich geschieht. 6. Es ist besser, überhaupt nicht zu schwören, Senator genannt. Das folgende Verhör spielt sich bereits vor dem Praefecten und dem Senat ab. — An ein allgemeines Ediet, dass jeder Christ zum Opfern zu zwingen sei, ist nicht zu denken (ein solches erfolgte erst unter Decius), sondern an die schon von Trajan erlassene und dann wiederholt — besonders von M. Aurel — eingeschärfte Be ‚stimmung, dass jeder angekla gte Christ opfern solle; s. Acta Carpi et Papyli wi eyvarraı ToLT TavrwWe 7a MOOTTRyART er row Abyovsrun TE gu Tov dsiv Ü vnas TE 2, ToUg Seovg rous ra av IT dtorzoVvras‘ 6Sev runldoursun umiv m007.) Fe PR Sürcu (cf. Texte u. Unters. z. altchristl. Litt. -Gesch. III S. 454f.). Mart. Polye. 8: rı ya PRIN erw eimeiv, zUgLos AÜTaO, za mıIVraı, etc. 2. Die gewöhnliche aron überzeugter Christen in den Processen. “ 3.] Zur Nennung des Commodus s. Eusebius. Zur Sache vergl. Tertull. Apol. 28 ff. und besonders Mart. Polye. 9: © auSiraros.... EmsıSev agveir a Rey aiderS nr ou an Yaızıav , za Erspue Touran aroAouS«, ws 2906 aUrolg A: Eoyew* "Onorov aav #aiTcgos TUN; neravonrov, cf. c. 10. Acta Seillit. (p- 112 ed. Rogınson) sagt der Proconsul Saturninus: »et nos religiosi sumus, et simplex est religio nostra et iuramus per genium domni nostri imperatoris, et pro salute eius supplicamus, quod et vos quoque ‚JFacere debetis«. v. 4.] »Mit Einsicht«, vielleicht = ner« vaggnsias, s. Mart. Polye. 10: Mer muo- «enrices dxove (vergl. Acta Ignat. Rom. 10). Zur Sache vergl. Mart. Polyc. 11: AueruTeros na Y ao Ta #gsırrovun eı r& Yeıow MET AVOL«E* rev d8 METAT rıSerFaı emo ro NaAe- rav Erı ra Ötzcne. Anders Act. Seillit. (p- 114): »In re tam iusta nulla est deliberatio«s. Acta procons. Cypr. ı: »Bona voluntas, quae deum novit, immutari non potest«z; c. 3: »In re tam vusta mulla est comsultatio«. V.5.] Karov za &vöo&or. Über den Gebrauch von &vöc&os s. I. Clem. 9. 19. 23. 34. 43. 45. 58. — Das Subject zu »der ... kennt u. s. w.« ist wohl Gott, nicht Christus. W, 6.] Überhaupt nicht ante Örbat Matıh. 5, za Jacob. 5 ‚12. Justin, Apol. I 16: Hegı de ToV un Omvüven ers TarnSn Ö2 eye as, oUrwWe suraro #rA. — Ev sipnvn za arnSeie: die Zusammenstellung findet sich sonst m. W. nicht. — Man beachte die Besonnenheit des Angeklagten; er erkennt an, dass der Eid in dieser schlechten Welt nothwendig ist; aber nur der Eid bei Gott ist erlaubt. — C. übersetzt: »I am willing to swear in truth by the true God that we, too, love the Emperor ete.« Nach der obigen Übersetzung ist zu suppliren: »Ich willnur bei Gott schwören, obsehon u.s. w.« 730 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli. sondern friedfertig und wahrhaftig zu leben: denn der grösste Eid ist die Wahrheit, und deshalb ist es unziemlich, im Namen Christi zu schwören; aber um der Lüge willen ist das Misstrauen, und um des Misstrauens willen ist der Eid da. Ich will wahrhaftig schwören bei dem wahren Gott, obschon wir auch den Kaiser lieben und für seine Majestät Gebete darbringen. « 7. Der Praefeet antwortete: »Nun tritt näher und opfere dem Apollo und den anderen Göttern und dem Bilde des Kaisers. « 8. Apollonius antwortete: »Wegen der Sinnesänderung und des Eides habe ich Dir Antwort gegeben. Was aber die Opfer betrifft, so bringen wir, ich und alle Christen, ein unblutiges Opfer Gott dar, dem Herrn des Himmels, der Erde, des Meers und aller Wesen, zum Besten der geistigen und vernünftigen Ebenbilder (seil. Gottes), die von der göttlichen Vorsehung bestimmt sind, auf Erden zu herrschen. 9. Deshalb beten wir gemäss dem Befehle des göttlichen Gebots zu dem, der im Himmel wohnt, der der alleinige Gott ist, damit jene mit Gerechtigkeit über diese Erde herrschen mögen, indem wir sicher wissen, dass von keinem anderen, sondern allein von dem König, der alles in der Hand hält, von Gott, auch dieser Kaiser eingesetzt worden ist.« 10. Der Praefecet antwortete: »Wurdest Du denn um zu philo- sophiren hierher gerufen? Es sei Dir ein Tag Bedenkzeit gewährt, V.7.] Weil Apollo hier zuerst angeführt und allein mit Namen genannt ist, hat die Senatssitzung höchst wahrscheinlich in Palatio, und zwar &v ru AroAAuvıw statt- gefunden, s. Momnsen, Röm. Staatsrecht III, 2 (1838) S. 929 n. 3, PRELLER- JORDAN, Röm. Mythologie 13 S. 147 ff. 307fl. Allerdings heisst es auch in dem Mart. Achatii ce. 2 (p. 200 Ruınarr, edit. Ratisb.): » Respondit Achatius: (Qui sunt di quibus sacrificare me praecipis? Martianus ait: Apollini servatori nostro etc.« Dieses Martyrium gehört in den Orient und ist nicht für Rom maassgebend. — Zum Bilde des Kaisers s. Plinii ep. ad Traianum (96): »... et imagini Tuae, quam propter hoc iusseram cum simulacris numinum adferri, ture ac vino supplicarent etc.« S. auch Acta Carpi ıı: "Süsei se dei ourws Yag Emereusenv © aUToRgKTUD. V.8] »Unblutiges Opfer«, s. Jusrın, Dial. c. Tryph. 117. 118. 41, aueh unten v. 44. — »Des Meers«, häufig bei Irenaeus und sonst, z. B. in den Acten des Pionius und in Glaubensregeln. — »Ebenbilder«; der Sinn ist: Nicht das Bild des Kaisers verehren wir, sondern die Machthaber verehren wir als Ebenbilder Gottes; vergl. Tertull., Apolog. 28 ff. 30. 33 zu der ganzen Ausführung. V.g.] »Befehl des göttlichen Gebots«: Apollonius denkt hier an 1. Tim. 2, ıf.; vergl. das Gebet am Schluss des I. Clemensbriefs. — C. übersetzt: »that they may be justly ruled upon this earth, knowing for certain that he, your Emperor, also is established etc.« Das »your« ist auffallend (wenn es richtig ist), zumal gegenüber dem Senat. Allerdings ist Commodus auch »pater senatus« auf Münzen v. J. 187 genannt worden (s. Momusen, a.a.O.11l,2 S. 1259 n. 5). — Die Bezeichnung »König« für Gott ist hier nicht unabsichtlich gewählt. V.1o.] Der Monotheismus wurde bei wohlwollender Betrachtung als Philosophie bezeichnet, sonst, wenn mit Abscheu vor Opfern verbunden, als hartnäckige Thorheit; s. meine Note z. Acta Carpi 9. Im Vers 23 bewundert der Praefect die »Philosophie«, im Vers 3ı lehnt er die Lehre des Apollonius als »unverständlich« mit höflicher Wen- Harnack: Der Process des Christen Apollonius. Tel j auf dass Du Deinen Vortheil bedenkst und mit Dir zu Rathe gehst wegen Deines Lebens.« Und er befahl, ihn in's Gefängniss abzu- führen. 1. Und nach drei Tagen befahl er ihn vorzuführen und sprach zu ihm: »Welchen Rath gab ich Dir?« [resp.: »was für einen Rath hast Du für Dich gefasst?«]. ı2. Apollonius antwortete: »Ich bin und bleibe gottverehrend, wie ich vorher gesagt habe.« ı3. Der Praefect antwortete: »Um der Sentenz des Senats willen gebe ich Dir den Rath, zu bereuen und den Göttern zu opfern, denen die ganze Erde Anbetung und Opfer darbringt; denn es ist vortheil- hafter für Dich, mit uns zu leben, als elend zu sterben. Ich glaube, dass Du der Sentenz des Senats nicht unkundig bist.« ı4. Apollonius sagte: »Ich kenne die Sentenz des allmächtigen Gottes; ich bin und bleibe gottverehrend, und ich bete nicht an die Idole, die von Händen gemacht sind, die von Gold und Silber und Holz sind, die nicht sehen und nicht hören, weil sie das Werk yon Menschenhänden sind, und die wahre Verehrung Gottes kennen sie nicht. ı5. Aber ich habe gelernt, den himmlischen Gott anzubeten und nur vor ihm niederzufallen, der allen Menschen den lebendigen Hauch eingeblasen hat und ihnen immerdar Leben spendet. 16. Und ich werde meine Person nicht erniedrigen und in den Abgrund stürzen; denn es ist eine “grosse Schande, vor den unwürdigen |Dingen, Götzen] niederzufallen, und es ist ein Scelavendienst, die Nichtigkeit zu verehren; die Menschen versündigen sich, wenn sie solches anbeten. Ihre Erfinder waren Thoren, ihre Diener und An- beter noch toller. 17. Die Aegypter beten in ihrer Verirrung die dung ab. — Ein Tag Bedenkzeit: Die seillitanischen Märtyrer (p.ı14) erhalten 30 Tage Bedenkzeit, der Soldat Marinus (Euseb., h. e.VlI, 15) drei Stunden. Anders ist der Sinn Mart. Polye. 10: dcs Autgav zu azovsor. V.ı1.] »Drei Tage« muss ein Fehler in den Handschriften sein; denn nicht nur v.ı0, sondern auch v. 43. 44 ist nur von einem Tage (einer Nacht) die Rede. — C. übersetzt: » What counsel hast thou formed for thyself?« Hr. Burcuarvı hält es für wahrscheinlich, dass dies der Sinn des Originals ist. V.ı3.] Über die zweimalige Erwähnung der Senatssentenz, die hier plötzlich anstatt der Beziehung auf die Kaiseredicte eintritt, sowie über die Frage, ob diese zweite Verhandlung auch vor dem Senat stattgefunden hat, siehe unten. V.14.] S.v.ı9. Ps. 115.135. Habak. 2, ı9. Jes. 44, 9 ff. — Vielleicht: »welche die wahre Verehrung Gottes nicht kennen«. V.ı15.] S. Act. 17, 25: auros Ötdous marı dumv za mvoyv za Ta mavre. V.ı6.] Der Götzendienst als Selbsterniedrigung (s. v. 20); s. die Frage Tatian’s Orat. 19: U raw Cuwv za burav Aarruv UTEEY EIS; V.ı7.] S.v. 21. Über den Zwiebel- und Knoblauchdienst der Aegypter s. Ari- stides, Apol. 12,7, vergl. SEEBERG, z. d. St. und Wırpenann, Herodot’s zweites Buch (1890) S. 472. Eine andere Aufzählung aegyptischer Gottheiten als hier und v. 21 bietet Athenagoras, Suppl. ce. 1. © Ns 5 . n e N < > 132 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. Zwiebel an. 18. Die Athener beten bis auf den heutigen Tag den von Kupfer gemachten Ochsenkopf an, und sie nennen ihn das »Glück der Athener«; sie haben ihn auch aufgestellt auf dem berühmten Platz nahe beim Bild des Zeus und Herakles, damit sie zu ihnen beten. ı9. Nun, um was sind sie besser als der getrocknete Thon und das gebrannte Gefäss? Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Hände und ergreifen nicht, sie haben Füsse und gehen nicht, weil die blosse Form das Dasein nicht verbürgt. Ich glaube, dass auch Sokrates sich über die Athener lustig gemacht hat, wenn er bei der Platane, beim Hunde und trockenen Holze schwur. 20. Die Menschen versündigen sich erstens gegen sich selber, indem sie sie [die Götzen] anbeten; 21. Zweitens aber verleugnen sie Gott, weil sie die Wahrheit verkennen. Die Aegypter haben die Zwiebel und den Lauch Gott genannt, und die Früchte, von denen wir uns nähren und die in unseren Magen ein- gehen und auf den Düngerhaufen geworfen werden, die haben sie V.ı8.] €. irrthümlich: »zhe good fortune of Athena«. — »Berühmter Platz«, so wörtlich, C. übersetzt: »’n a conspicuous place«. Zur Sache schreibt Hr. MicnAeuıs in Strassburg: »Ein directes altes Zeugniss über einen solchen ehernen Ochsenkopf ist mir nicht bekannt. Unter der »good fortune« kann ja wohl nur eine Tuyn ASrverwv (Tiyn ns morews Athen. Mitth. 1883 S.288, im Piraeus gegen Mitte des 2. Jahrh. p: Chr gestiftet), eine Ay«Sy Tuyn oder, wenn das Geschlecht es erlaubt, ein AyaSos Acınwv verstanden sein. Andererseits kenne ieh in Athen nur einen combinirten Cult des Zeus und des Herakles, CIA. II, 616, Z. a1 ff. raw:ras Ö2 zu roUs ZmrweAnras Ar Tovc Le00- moiwvs rau Au ru Zwrygı za Ton Hoazr.ei za rols Zurnosw. Unter diesen Iurnges könnte der Aya$os Acınov sehr gut seine Stelle haben, wie denn eine Mahlzeitsitte Zeus Soter und Ag. Daimon in Zusammenhang bringt (Diod. 4, 3. Athen. 2 p. 38D. Hesych. "Egurs). Zeus Soter aber ist identisch mit Zeus Eleutherios, wie das direete Zeugniss des Hesychios ('ErsuSzgıos Zeus) und der Vergleich von Isokrates 9, 59 mit Pausanias ı, 3, 2 beweisen. Damit würden wir also an den Markt als den conspicuous place gewiesen. Vergeblich aber suche ich nach dem Ochsenkopf. Entweder bildet er ein Weihgeschenk anstatt eines Opfers, nacıı dem bekannten Gebrauch, ein Opferthier in effigie als bleibendes Stück zu weihen, oder man müsste an eine späte Theokrasie von Ay. Acınov mit Apis, Serapis denken, vergl. das xanthische Denkmal Journ. Hell. Stud. Taf. 53 mit meinen Bemerkungen 1885 S. 307 ff.« Es scheint, als habe Apol- lonius selbst in Athen den Cult mit angesehen, da er gerade diesen speciellen Zug hervorhebt. Merkwürdig ist, dass er, wie Aristides, neben den Griechen (Athenern) die Aegypter besonders hervorhebt. Ihr Cult war besonders anstössig. Von den Römern schweigt er. V.ı19.] S. v. 14. — (. übersetzt: »for the mere form bestoweth not real substance«. Der Gedanke zeigt den philosophisch gebildeten Mann. — Sokrates, s. v. 41 und vergl. Tertull., Apol. 14: »Socrates in contumeliam deorum quercum et hircum et canem_deie- rabat«. V.2o.] Das folgende dreigliederige Schema ist merkwürdig, aber nicht recht logisch. V.2ı1.] S.v.ı7. Es ist auffallend, dass Apollonius noch einmal auf die Aegypter zurückkommt; s. Aristides e. 12. — (. übersetzt: »Zo the onion and to wood and mortar«. 2 \ \ b) > 'E, > BEN } 2 IQ ) ! 63 — Act. 17, 29: ou ocheiAonev vonugem Kevrw n agyugw mn AuIw, YRposyarı FEYUNS AL Ev- Fa I ın ’ x N 7 TUNUNTEWG AVTOWMOU, To DTErov EIVaı O0MDOLOoV. 3 Harsack: Der Process des Christen Apollonius. The angebetet. Aber man hat (sie haben) auch den Fisch, die Taube, den Hund, den Stein und den Wolf angebetet und ein Jeder hat zu dem Gebilde seiner eigenen Phantasie gebetet. 22. Drittens versündigen sich die Menschen, wenn sie Menschen. Engel und Daemonen anbeten und sie Götter nennen. 23. Der Praefect sagte: »Du hast viel philosophirt und uns er- freut, aber weisst Du das nicht, Apollonius, dass es Senatssentenz ist, dass überhaupt nirgends ein Christ sich blicken lassen (genannt werden) soll?« 24. Apollonius antwortete: » Aber der Senatsbefehl, der ja mensch- lich ist, kann sich unmöglich dem göttlichen widersetzen. Denn in dem Maasse, wie die Menschen die Wohlthäter hassen und sie tödten. um so,viel mehr entfernen sie sich von Gott.« 25. Dies aber sollst Du wissen, dass Gott über Könige und Bettler, über Fürsten und Diener, Adlige, Philosophen und Unwissende den Tod verhängt hat, und dass nach dem Tod für alle ein Gericht erfolgt. 26. Aber zwischen Tod und Tod ist ein Unterschied. Deshalb sterben die Jünger Christi fort- während, indem sie ihre Begierden martern und sie gemäss den gött- lichen Schriften foltern; denn es giebt bei uns überhaupt kein scham- loses Begehren und keine schmutzige Scene, kein lasterhaftes Auge, kein der Bosheit zugängliches Ohr, auf dass unsere Seelen nicht ver- letzt werden. 27. Da wir nun solch’ ein Leben führen und freiwillig dem Guten nachkommen, so halten wir es nicht für verkehrt, für V.22.] Dieser Vers richtet sich indireet gegen den Kaisercultus. V.23.] S. v. 10, aber auch v. 31. — »You have philosophised enough and have ‚filled us with admiration.« Den letzten Satz übersetzt C.: '»that there shall not be seen a Christian anywhere at all?«, und bemerkt: »So one Arm. Ms., but another — »that no one shall anywhere be named a COhristian«. This is the true reading; cf. Justin, Apol. Ir A zo von ws EAEYYov Aaulavers«. In der That wird dies das Richtige sein (aber ob an das &vona gedacht ist oder ob zarsisrIaır — eivan?). — Wer sind die »wir«, die Apollonius durch seine Rede erfreut (mit Bewunderung erfüllt) hat? Der Senat? Schwerlich. V.24.] »Aye, but it is not possible for a human statute of the Senate to prevail wer etc.« Zwischen dem ersten und zweiten Satz dieses Verses scheint eine Lücke von beträchtlichem Umfang angenommen werden zu müssen. In ihr muss etwas über die Wohlthaten, welche die Christen den anderen Menschen erzeigen, gestanden haben. — »Just in this wise in ee ways men stand aloof from @od.« Vz 25. PSrAectırz : 2aSe Fi erTnrev DIE :gav, ev Ye EAAsı zgivew ZER. Mart. Polye. - - anyvosis yag 70 TVs en #gLTews za iv ou HoAKTenG TolG ee FngoUnE EVOV müp. =— Philosophen sind ausdrücklich genannt, s. v. 33. V.26.] »The Arm. word = ER « — »Fortwährend«; Ü. übersetzt »dauly« ; s.1. Cor. 15. 31; 11. Cor. 4, 10ff. — »Gemäss den göttlichen Schkilten«, Apollonius denkt an Gal. 5, 24 (6, ı4; Röm. 6, 6); die Paulusbriefe sind ihm also göttliche Schriften, SV. 9. 39: V. 27.] Auch hier hat der Verf. paulinische Stellen im Sinn, z.B. 2. Cor. 5, 6 ff. — In der Apoec. Joh. ist vom »zweiten Tod« die Rede. In den Acta 1 Se e..6%(P. 287 Ruınarr): 6 eoyaros Savaros. Tatian, Orat. 13: Savaros tv aIavarıa. 134 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. den wahren Gott zu sterben: denn indem wir leben, leben wir für Gott und ertragen die Martern für ihn, auf dass wir nicht grausam den ewigen Tod sterben. 28. Wir wollen uns (auch) nicht grämen über die Einziehung unseres Vermögens, weil wir wissen, dass wir, ob wir leben oder sterben, des Herrn sind. Es kann Fieber oder Bleichsucht [Gelbsucht] oder eine andere Krankheit dem Menschen den Tod bringen. Ich kann annehmen, dass ich an einer solchen Krankheit stürbe. 29. Der Praefeet sagte: »So bestehst Du auf Deinem Tod?« 30. Apollonius antwortete: »Ich will in Christus leben, fürchte indessen auch den Tod nicht wegen der Liebe, die ich zum Leben habe; denn es giebt niehts Schätzenswertheres als das ewige Leben, welches die Mutter der Unsterblichkeit der Seele ist, die hier ein edles Leben geführt hat.« a1. Der Praefeet antwortete: »Ich habe nicht verstanden, was Du gesagt hast.« 32. Apollonius antwortete: »Was soll [kann] ich für Dich thun? Der Ergründer des Herzens ist das Wort Gottes, wie die Leuchte des Auges das Licht.« 33. Ein Philosoph, der da bei ihm stand [zugegen war], sagte: »Apollonius, Du verhöhnst Dieh selber; denn Du bist weit abgeirrt, obgleich Du wähnst, tiefes zu reden. « ] Vermögensverlust, s. Hebr. 10, 34: zav eoTrceynv Tu Un gy,ovruw Ummv MET yagas mgoredegerSe. Vielleicht stand in der verlorenen Einleitung etwas über Ein- ziehung des Vermögens des Apollonins. Zur Sache vergl. auch Athenag., Suppl.ı und die Verfügung M. Aurel’s über Vermögensconfiscation auch nach dem Tode bei Majestäts- verbrechen; Cod. Just. 9, 8, 6. — Das Folgende ist wörtlich nach Röm. 14, 8. — C. be- merkt, dass der Sinn des letzten Satzes im Arm. nicht klar ist; mir scheint nur die Form ungelenk. Zur Sache s. Acta Pioniü to extr. V.29.] »Art thou bent upon death?« V. 30.] »In Christus leben« paulinisch; man beachte die Ruhe, kein ungestümes Drängen zum Tode, sogar die Liebe zum Leben wird eingeräumt, was in Martyrien ungewöhnlich ist. — Merkwürdig ist die Unterscheidung von dumm aisvıos und aTavarız, jenes das Allgemeine und Causative, die ganze jenseitige Welt, dieses (ebenso wie abTagrıc) die aus ihr stammende Gabe an die einzelne Seele; vergl. 1. Clem. ad Cor. 20, 5% aEynyar INS ab agrıas, GM od zu Zcbavs; ausEv av TV ar Seuav za Fav Errougavıov Cumv. Ignat., ad Ephes. 20 extr. Var], 8.274 v.310.292.23; V. 32.] Der Sinn ist wohl der: nur Gott (der Logos) vermag Dich zu erleuchten, ich nicht. Zu »Wort Gottes« Say: 36. Zu ‚Grunde liegt hier der alte Gedanke des griechischen Philosophie: Ümb ro) Gmolou TO cmorov weranauBdv. I ME Ebuzev, s. Ähn- Tore bei Posidonius (Sextus Emp. VIL,/03): ws To ev dus Ümo ris dwrosidous ereus Rarar auavercı, ourw zur n row Era bürıs Un FUyyEVoUs herr sı zararanBaverSan Tod Aoyov. V. 33.] Befindet sich Apollonius im Senat? Zu dieser Episode vergl. Acta Pionii 17. Harnack: Der Process des Christen Apollonius. 135 34. Apollonius sagte: »Ich habe gelernt zu beten, aber nicht zu verhöhnen; Deine Heuchelei jedoch erweist die Blindheit Deines Herzens; denn (nur) den Thoren scheint die Wahrheit ein Hohn.« 35. Der Vorsitzende sagte: »Setze mir deutlich auseinander, was Du gesagt hast [was Du meinst].« 36. Apollonius antwortete: »Das Wort Gottes, des Erlösers der Seelen und der Leiber, wurde Mensch in Judaea, vollbrachte alle Ge- rechtigkeit und wurde mit göttlicher Weisheit herrlich erfüllt. Er lehrte die wahre Religion, die für die Menschenkinder passend war, und den Anfang der Sünde zum Schweigen zu bringen; 37. denn er lehrte, den Zorn zu bändigen, die Begierde zu mässigen, die Sinnenlust zu min- dern, die Trübsal [Sorge] zu verscheuchen, mitleidig zu sein, die Liebe zu pflegen, die Eitelkeit abzulegen, keine Rache zu üben, nicht rach- süchtig zu sein, den Tod zu verachten — aber nicht mit Ungerech- tigkeit, sondern indem man sich gegen die Ungerechten geduldig er- weist, den göttlichen Gesetzen zu gehorchen, die Könige zu ehren, Gott anzubeten, an die unsterbliche Seele, die in Gott ist, zu glauben, das Gericht nach dem Tode zu erwarten, auf Belohnung nach der Auferstehung zu hoffen, die den Frommen von Gott verliehen wird. 38. Das alles lehrte er mit Worten und Thaten mit grosser Stand- haftigkeit, und nachdem er von Allen für die Wohlthaten, die er that, verherrlicht [gepriesen]| war, wurde er zuletzt getödtet, wie auch vor ihm die Weisen [Philosophen] und Gerechten: denn die Gerechten V. 34.] Heuchelei? — Man denkt hier an Justin und Crescens. — »Die Wahr- heit eine Verleumdung« übersetzt Hr. BurcHarvı; aber das giebt keinen Sinn. V.35.] Hier tritt eine andere, allgemeinere Bezeichnung für Perennis ein = Emagy,os oder »rector«, wie z. B. bei Prudentius, Peristeph. XI, 39.77 der Richter ge- nannt wird. Vi. 36.] Apoll onius vertritt die Logoslehre wie die anderen Apologeten. ‘O swrno ugev za Swaaruow ist ein Titel Aeskulap’s. Mart. Polyc. E Tov FurNgc Tu Kan Mus ou aulsgunrnv rav umaruv Ana. »Mensch in Judaea«, s. Aristides, Apol. 2, 6. — „Gerechtigkeit. s. Matth. 3,15. — »Göttliche Weisheit« s. 1. Bon 2,75 1,24. — ÜoNnYe. vermuthet, dass nach »passend war« etwas ausgefallen ist: »and he made us able«. Der Ausdruck »Menschenkinder« ist hebraisirend und daher auffallend. V. 37.] S. die Tugendkataloge in der Didache, bei Plinius ep. 96, in der ı. Apol. Justin’s etc. — Die Frage der eur chung > war eine philosophische Schulfrage in jener Zeit. — »Die Könige zu ehren u. s. w.«, s. I. Pet. 2, ı7: Tov Feov voßeir Se, Tov ’ nd . . Besıra rınare. — »An die unsterbliche Seele, ie in Gott ist, zu elauben«, die Über- setzung ist mir zweifelhaft; C. übersetzt: »to believe the Spirit (to be) immortal from God«, und bemerkt: »I supply the words »to be«, which should, however, perhaps come after and not before »immortal.« — Die Ethik und die Hoffnung auf Lohn im Jenseits sind der Inbegriff der Lehre Christi. Von Christi Wiederkunft spricht A. nicht. V.38.] »Von allen gepriesen« ist auffallend; aber A. konnte sich hierfür auf evangelische Zeugnisse stützen. — »Wie auch vor ihm die Philosophen und Gerechten«, das ist der Standpunkt Justin’s. Wie dieser denkt Apollonius vor Allem an Sokrates. Eine frappante Parallele bietet auch Tertullian, Apol. 14: » Propterea damnatus est Socrates, quia deos destruebat. plane olim i. e. semper veritas odio est«. S. auch Acta Pionii 17. Sitzungsberichte 1893. 66 136 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli. sind den Ungerechten verhasst; 39. wie auch die göttliche Schrift sagt: »Lasst uns den Gerechten binden; denn er ist uns ein Ärgerniss. « 40. Aber auch einer von den griechischen Weisen hat gesagt, »dass der Gerechte leiden wird, verspieen und gekreuzigt wird.« 41. Wie die Athener das ungerechte Todesurtheil aussprachen und abgaben, vom Pöbel überredet, so haben auch zuletzt die Ungerechten das Todesurtheil ausgesprochen, indem die Ungerechten neidisch [miss- günstig] gegen ihn geworden sind, 42. wie auch gegen die Propheten, die vor ihm gelebt haben, die in Bezug auf ihn vorausgesagt haben, »dass er kommen und Allen Gutes thun und alle Menschen durch seine Tugend überreden wird, Gott den Vater, den Schöpfer aller (Dinge) anzubeten«: an den wir glauben und vor dem wir uns nieder- werfen; denn wir haben von ihm fromme Gebote erlernt, die wir nicht kannten, und wir werden fernerhin nicht irre gehen, sondern wir leben ein sittliches Leben und hoffen auf das Jenseits. « 43. Der Vorsitzende sagte: »Ich glaubte, dass Du in der Nacht von Deiner Ansicht abgekommen wärest.« 44. Apollonius sagte: »Und ich erwartete, dass Deine Gedanken in der Nacht sich ändern, die Augen Deiner Seele durch meine Ant- worten geöffnet würden und dass Dein Herz Frucht trüge, so dass Du Gott den Schöpfer aller (Dinge) verehrest und nur zu ihm unter Almosenspenden betest; denn (Almosen) ist ein unblutiges und heiliges Opfer vor Gott (und) eine Gnade (Gabe) an die Menschen, dargebracht durch Menschenhand. « 45. Der Vorsitzende sagte: »Ich wünsche Dich freizulassen, aber ich kann es nicht wegen der Senatssentenz; ich will jedoch ein humanes Urtheil fällen.«e Er befahl, ihn mit dem Schwerte zu enthaupten. V.39.] S. Jes. 3, 10; »göttliche Schrift« wie v. 26. V.40.] »And last of all he shall be erucified.« S. Plato, Republ. II p. 361sq. Es ist mir nicht bekannt, dass diese Stelle sonst in der älteren christlichen Litteratur eitirt worden ist. V.41.] »Just as the Athenians passed an unjust sentence of death, and charged him Jalsely (Ervzobavrnsev) ... so also our Saviour.« Der Vergleich wie bei Justin. — Die N 7 . .. . . Ungerechten (Gesetzlosen) = «voworj; schwerlich als term. techn. für die Juden gemeint. V.42.] Eine freie Zusammenfassung der prophetischen Predigt. — »Gott den Vater und Schöpfer aller (Dinge)«: es ist verlockend »Ss0v marzge MavroREKFog«« Ein- zusetzen, aber näher liegt »Seov marzoa, Önmougyov rar oAuw«; C. bietet »@od the Father and Maker of alle. — »But, having lived a good life, we await the hope to come (Fav wEr- Aovsar 2rrida).« V.43.] Also nur ein Tag wie v. 10 gegen v. 11. V.44.] »Durch meine Antworten«, das scheint mit v. 32 nicht zu stimmen. — »and unto Him continually offer ihy prayers by means of compassion; for compassion shown to men by men is a bloodless sacrifice and holy unto God.« V.45.] Also das Senatsconsultum ist entscheidend; der Richter selbst ist zur Milde geneigt. — »Human« — er hätte ihn schimptlich hinrichten lassen können, Harnack: Der Process des Christen Apollonius. TOR 46. Apollonius sagte: »Ich danke meinem Gott für Dein Urtheil«. 47. Und die Henker führten ihn sofort ab und enthaupteten ihn, während er den Vater, den Sohn und den h. Geist pries. Es sei ihnen Preis in Ewigkeit. Amen.! — Dass wir hier wirklich die Acten vor uns haben, die Eusebius eingesehen und abgeschrieben hat, braucht nicht besonders bewiesen zu werden. Die Regeste des Eusebius stimmt vortrefflich zu dem armenischen Texte. Allerdings fehlt in diesem die Erzählung der Anklage und des Verfahrens gegen den Ankläger; aber augenscheinlich ist überhaupt im Armenier der Anfang der Acten unübersetzt ge- lassen — man darf vielleicht vermuthen, weil er für den besonderen Zweck der Erbauung überflüssig erschien. Sonst scheint der Text vollständig zu sein, mit Ausnahme einer Lücke im 24. Verse (viel- leicht auch einer kleinen am Schluss des 36.). Spätere Zusätze habe ich nirgendwo bemerken können. Was aber die vorgesetzte Einlei- tung betrifft, so kann sie nicht ursprünglich d. h. nicht in Rom ver- fasst sein. Aber nichts steht der Annahme im Wege, dass die leicht und glatt in’s Griechische zu übersetzende Satzgruppe von Eusebius (aus seiner »Sammlung der Märtyrergeschichten«) stammt. Doch lässt sich das nicht streng beweisen. Die Möglichkeit ist offen zu halten, dass der armenische Übersetzer des 5. Jahrhunderts sie verfasst hat. Es mag übrigens schon hier bemerkt werden, dass der Verfasser den Apollonius nicht als Senator bezeichnet. Eusebius hat die Acten für »echt« d. h. für alte zuverlässige Auf- zeichnungen gehalten. Soweit wir ihn zu controliren vermögen, hat er sich sonst bei solehen Annahmen nicht getäuscht. Auch hier ist er im Rechte: nichts spricht dagegen, dass die Aufzeichnung dem V.46.] S. die Acta procons. Cypr. 4: »Deo gratias«. ! Zu diesem Process sind ausser dem mehrfach angezogenen Mart. Polye. und den Acten des Carpus noch die Acta Justini und die des Lucian (Rovrn, Relig. S. IV? p- 6) zu vergleichen: »Verum omnipotens deus üle, quem non nostris manibus fictum, sed cuius nos decebat esse figmentum, errores miseratus humanos sapientiam suam misit in hunc mundum, carne vestitam, quae nos doceret deum, qui coelum fecisset et terram, non in manu- ‚Jactis sed in aeternis atque invisibilibus requirendum. vitae etiam nobis leges ac disciplinae praecepta constituit, servare parsimoniam, paupertate gaudere, mansuetudinem colere, studere paci, puritatem cordis amplecti, patientiam custodire.« ®? Ob der Armenier die Martyrien-Sammlung des Eusebius benutzte oder eine andere Sammlung oder das Stück aus besonderer Überlieferung in die Hände bekommen hat, wird sich vielleicht feststellen lassen, wenn einst alle Stücke, die in der armeni- schen Publication enthalten sind, untersucht sein werden. 66* 738 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. 2. Jahrhundert angehört. Sie ist mit den apologetischen und Märtyrer- Reden des 2. Jahrhunderts blutsverwandt, berührt sich mit der Apo- logie des Aristides, den Acten des Carpus, dem Apologeticum Ter- tullian’s und nimmt in ihrer Haltung eine eigenthümliche Mittelstel- lung ein zwischen der Apologie des Justin und der Märtyreracte des Polykarp. Dass der Verf. die letztere gelesen und sich an ihr gebildet hat, ist sehr wahrscheinlich." Sonst benutzt er das A.T. (s. v. 39 das Citat aus Jesaias?), wahrscheinlich das Matth.-Ev. (v. 6. 36) und die Rede des Paulus in Athen. In den Paulusbriefen ist er vollständig bewandert. Unwillkührlich, wie es scheint, spricht er in paulinischen Worten; auch bezeichnet er sie als » göttliche Schriften« wie das A. T.’ Er bezeugt also die h. Schriften ebenso wie sein Zeitgenosse Irenaeus in Lyon.‘ Mit Recht spricht Hr. ConvBEARE von dem »sublime and yet simple character« der Apologie. Es ist in der That die vornehmste Apologie das Christenthum, die wir aus dem Alterthum besitzen. Ein edler Sinn, muthig aber nicht trotzig, spricht aus ihr. Die Antworten zeichnen sich durch Festigkeit und Würde, Freimuth und Ruhe aus; sie über- raschen an einigen Stellen durch ihre Schlagfertigkeit. Der Verfasser zeigt weder Todesfurcht noch Todessehnsucht’; er will leben, aber ist zum Tode bereit; denn er will nicht auf Kosten seines Gewissens leben. Ferner verräth der Verfasser — mehr noch dureh die Form seiner Reden als durch den Inhalt — eine treffliche Bildung. Er verweist auf Sokrates®, eitirt eine Stelle aus Plato’s Republik’ und verwerthet einen Hauptgedanken der Stoiker”; er stellt, wie Justin, Sokrates und Christus zusammen als Paradigmen der Beobachtung, dass die Gerechten den Ungerechten stets verhasst sind. Er exem- plifieirt, den Götzendienst betreffend, auf die Athener und Aegypter und lässt die Römer aus dem Spiel. Er versichert seine Loyalität ! Eben darum ist es auffallend, dass in den jungen Acten des Apollonius dieser von einem Presbyter Polykarp getauft wird (s. o.). ®2 Vergl. auch v.ı4.42 und sonst. 3 S. v.26. 27.28. 30: Röm., Gal., Il. Cor., I. Tim. sind benutzt, vielleicht auch I. Pet., s. v.37. In v.g ist die Mahnung I. Tim. 2,ı als »Befehl des göttlichen Gebots« bezeichnet. Ein sicherer Beweis, dass unsere Acten schon i. J. 197 vorhanden waren, liesse sich führen, wenn es sicher gestellt werden könnte, dass Tertullian sie gelesen hatte, als er das Apologeticum schrieb. Mir scheint eine Benutzung nach den vv. 19. 38.41 sowie nach dem ganzen Verhältniss der beiden Schriften sehr wahrscheinlich; allein volle Sicherheit lässt sich m. E. nicht gewinnen. PS 5O: S.AY.19, 38. 4. IS: 1.10. D., V232. . . rm Harnack: Der Process des Christen Apollonius. 139 ohne Schmeichelei und trägt seine unerschütterliche Überzeugung ohne Fanatismus vor. Der christliche Gemeinglaube ist auch sein Glaube, aber er versteht ihn, wie die griechischen Apologeten, philosophisch: »Jesus der menschgewordene Logos Gottes«. Alles in Allem — es ist ein adeliger und edler Mann, der hier spricht, ein Römer, dessen Charaktervorzüge durch den christlichen Glauben, den er angenommen hat, verstärkt und gehoben sind. Was die Disposition der Rede betrifft — denn von einer solchen lässt sich in gewissen Grenzen sprechen —, so sind alle wichtigen Stücke des Christenthums an sich und in seinem Verhältniss zum Heidenthum berührt. V.2 wird der Monotheismus und seine Unver- einbarkeit mit dem Götzendienst thematisch vorangestellt; v. 4 folgt. was die Heiden »inflewibilis obstinatio« nannten; v. 6 vom Schwören; v. 8f. über Opfer, Gehorsam gegenüber dem Kaiser (Gebete, Ver- ehrung); v.ı4 fl. Kritik des Polytheismus; v. 25 ff. letztes Gericht, Beurtheilung des Todes und Lebens seitens der Christen; die Rein- heit ihres Lebens; v. 36 ff. Christus, sein Ursprung und sein Geschick, Darlegung seiner Lehre als strenger Sittenlehre; v. 44 Mitleid (Almosen). So vollständig diese Ausführung ist,' so wenig kann man sie doch als aus einer nachträglichen künstlichen Überlegung stammend_ be- trachten. Eben deshalb wird man von hier aus keinen Einwurf gegen die wesentliche Authentie der Rede erheben können. Allerdings ist es uns hier wie in anderen Ähnlichen Fällen nicht deutlich, wie das Referat zu Stande gekommen ist. Man wird aber auch hier annehmen dürfen, dass die Verhandlung protocollarisch aufgezeichnet worden ist,” die Christen sich eine Abschrift verschafft” und sie mit leiser Hand in passender Weise für ihre Zwecke redigirt haben.“ Dass die ! Neues (im strengen Sinn des Wortes) für die Kirchen- und Dogmengeschichte lernen wir aus dieser Vertheidigungsrede nicht. Aber das uns Bekannte ist hier doch in kräftiger Eigenthümlichkeit ausgeprägt, und die Bestätigung dafür, dass unsere Vor- stellungen von dem Christenthum der gebildeten Laien am Ende des 2. Jahrhunderts richtig sind, ist werthvoll. ®? S. z.B. Acta Pionii 9: » Post haec Polemon, cum cerae notarius quae respondebantur imprimeret, ait ad Pionium_ete.« > Im Jahre 197, als Tertullian seine Vertheidigungsschrift für das Christenthum schrieb, gab es christliche Senatoren; s. Apolog. 37. In Rom mag Tertullian von solchen gehört haben; er war aber zur Zeit des Commodus in Rom gewesen. * Die protocollarische Aufzeichnung ist jedenfalls lateinisch gewesen. Aber ob die christlichen Acten des Martyriums des Apollonius auch lateinisch existirt haben, wissen wir nicht. Eusebius hat sie jedenfalls griechisch benutzt. Dass Hieronymus den Apollonius zweimal unter den lateinischen Schriftstellern aufzählt, ist ganz uner- heblich; denn seine Behauptung beruht nur auf einer billigen Annahme (s. o.). Diese Annahme kann richtig sein, ja es spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Pro- tocoll auch lateinisch bei den römischen Christen im Umlauf gewesen ist, aber ein positives Zeugniss fehlt. ) 740 Sitzung der philosophisch--historischen Classe vom 27. Juli. Acten eine freie Erfindung sind, denen nur die Thatsache zu Grunde liegt, dass ein Christ Namens Apollonius vor Perennis und dem Senat gestanden hat, ist wenig wahrscheinlich; denn so sind m. W. die ältesten christlichen Acten nirgendwo entstanden. Vielmehr gehen sie wirklich auf die Mittheilungen oder die Aufzeichnungen von Augen- zeugen bez. Notaren zurück. Unsere Acten aber sind so beschaffen, dass wir keinen Grund haben, sie als Ausnahme zu betrachten. Sie tragen den Stempel des Lebens und der Echtheit. Ieh will nicht sagen, dass sie unerfindbar sind; aber es liegt kein Grund vor, an eine Erfindung zu denken. Aber ist die ganze Situation, die sie vorstellen, glaublich, und wie ist diese Situation beschaffen gewesen? Damit kehren wir zu den wichtigen Fragen zurück, die sich oben — bei der Beurtheilung der Regeste des Eusebius — erhoben haben. Zunächst ist offenbar geworden, dass Eusebius bei aller Kürze wesentlich richtig referirt und dass Varzsıus (s. 0.) ihn richtig ver- standen hat. Bei Perennis ist die Klage anhängig gemacht oder von ihm aufgenommen worden; er hielt es dann für angezeigt, an den Senat zu referiren, »non ut senatus de Apollonio üudicaret, sed ut Apollonius coram eo rationem cultus sui redderet .. . senalus igitur cum eum audüssel, hominem tuwta legum praescripta indicandum esse respondit. post haec Apollonius capite plexus est, iudicio quidem Perennis ipsius, sed tamen ex senatus senlentia«. Dass dem so gewesen ist, können wir jetzt sicher behaupten: aber unsere Acten erzählen uns im Ein- zelnen über das Processverfahren noch mehr, erwecken aber damit auch neue Fragen. ı. An der Annahme des Hieronymus, Apollonius sei selbst Senator gewesen, wird man nach dem Bericht des Armeniers schwerlich mehr festhalten können. Weder wird A. in der Vorrede und in der Ver- handlung so bezeichnet, noch spricht in dem Processverfahren irgend ein Umstand dafür, dass es sich um eine Untersuchung gegen einen Senator gehandelt hat. Vielmehr sprechen bestimmte Anzeichen da- gegen.‘ Die Klage ist bei dem Praefeetus praetorio anhängig gemacht worden, und dieser befahl, den Beklagten vor den Senat zu stellen. Das lautet nicht, wie wenn der Senat hier über ein Mitglied zu richten aufgefordert worden wäre; auch fungirt der Senat nicht als ' Man könnte vermuthen, dass in dem verlorenen Anfangsstück Apollonius als Senator bezeichnet war. Allein wenn dem so wäre, so wäre er gewiss auch in der vorangestellten Einleitung so bezeichnet worden; ferner schliesst die Art, wie Perennis dien Angeklagten anredet und wie er ihn auf das Senatsvotum verweist, m. E. jene An- nahme aus. Perennis wird keineswegs als Senator behandelt, sondern als ein Ange- klagter, dem der Richter allerdings rücksichtsvoll und höflich entgegenkommt. Harnack: Der Process des Christen Apollonius. 74] Richter,' sondern seine Sentenz in einer politisch wichtigen Frage wird eingeholt. Es handelt sich hier, wie es scheint, um einen der Fälle, die Hr. Mommsen, Röm. Staatsrecht II, 2 (1888) S. 1066 f. beschrieben hat: »Wenn in der Stadt die capitale Coereition in Fällen von politischer Wichtigkeit zur Anwendung kam, ist dabei wohl regelmässig der Senat hinzugezogen worden. Dasselbe geschieht bei ausserordentlicher Gefähr- dung der öffentlichen Sicherheit, namentlich bei weit und insbesondere über die Bürgerschaft hinaus sich verzweigenden Verbrechen, also bei religiösen Associationen mit eriminellen Tendenzen, bei den Gruppenverbrechen der Giftmischerei, der Brandstiftung u. s. w. Das für diese Judication erforderliche Imperium kann der Senat nicht ver- leihen, wohl aber die ihm zustehende Einwirkung auf die effective Competenz der Imperienträger in der Weise ausüben, dass er einen Consul oder einen Praetor mit der Handhabung dieser Criminaljustiz beauftragt. In Folge eines derartigen Auftrags richtet der betreffende Magistrat, je nach Umständen mit Zuziehung eines Consilium; der Senat selber fungirt auch in diesem Falle niemals als Gerichtshof. « Hiernach ist es zweifellos, dass der Senat bei jedem Christenprocess in der Stadt angerufen werden konnte. Geschehen ist dies freilich in der Regel nicht, weil seit Trajan das Verfahren in Christenprocessen festgestellt war und es daher neuer Sentenzen von Fall zu Fall nicht bedurfte. Ist in dieser Klagesache der Senat doch angegangen worden, so müssen besondere Gründe vorgelegen haben. Hierüber wird unten noch zu handeln sein.” 2. Dass der Process von dem Praefectus praetorio und nicht von dem Stadtpraefeeten geführt worden ist, ist ein Beweis für die wachsende Machtstellung des Ersteren überhaupt und des damaligen Inhabers dieses Amtes, Perennis, insbesondere. Nach den Ausführungen des Hrn. Monmsen im Römischen Staatsrecht II, 2 über den Praefectus praetorio und über die Stellung des Perennis, ist das, was uns in unseren Acten mitgetheilt wird, nicht auffallend. Perennis hat that- sächlich eine Zeit lang den Vicekaiser unter Commodus gespielt, wie Sejan unter Tiberius.” Er vertrat auch in dem Processe gegen Apol- lonius den Princeps. I Ave in dem Falle, von dem Dio 71, 28 (Mare Aurel) berichtet: auros ro BovAsvruwv rwa& Fav UV Fu Karsıy our’ amerpager ours Zödnrev oUrs Zu Ra rıvı pgovog oudeva Eromraro, oV mmv oVdE 86 ro Öuzaengiov aurov Ermyayen, AA amrus we zo @ARo 77 EryAahoumerous moos nv y yegouriav Em sunbev, 9 NAE 00V aurois önr Yv Ölrng mooDEis. * Die allgemeine Möglichkeit, dass A. Senator gewesen ist, soll natürlich zuge- standen werden. ® S. Vita Commodi 6: »multa ... post interfectum Perennem quasi a se non gesta (Commodus) rescidit velut in integrum restituens. « Dio 72,9: roü Kounodov ... ruv rn aoXn mgosnROVTun ouder wg eimew mocrrovros ö Ileg: vviog Avaryaage EToO, 0u%, er 7a STOR- A ernieicäh Dr. za Tara dc We g1966 EYE ev za ToU z0woV mgoT TAFTTEW. 742 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli. 3. Als solcher ist er, da er es für gut befunden hat, die Sentenz des Senats einzuholen, selbst im Senat erschienen. Dies ist allerdings auffallend; die Praefeeti praetorio gehörten bis zur Zeit des Alexander Severus nicht dem Senatoren-, sondern dem Ritterstande an, und da sie nicht Magistrat, sondern Officiere waren, so hätten sie an sich nicht die Competenz, im Senat zu erscheinen. Allein es ist a priori wahrscheinlich, dass mächtige Praefeeti praetorio als Stellvertreter des Kaisers sich auch in den Senat begeben haben; ausserdem aber wird von Dio (60, 23) berichtet, der Kaiser Claudius — angeblich sogar schon Augustus — habe dem Praefectus praetorio das Recht ver- liehen, im Senat zu sitzen." Allerdings steht hier die Bedingung dabei: »wenn er den Kaiser begleitet«; aber hatte sich die Sache einmal soweit entwickelt, so werden wir es aus unseren Acten als eine Be- reicherung unserer Kenntniss hinnehmen dürfen, dass Perennis in dem Senat erschienen ist, ohne den Kaiser zu begleiten. 4. Der Verlauf des Processverfahrens — leider fehlt uns der Anfang — bedarf aber noch einer Untersuchung. In der vorange- stellten Einleitung heisst es ganz allgemein: »(Apollonius) legte sein Zeugniss ab vor dem Senat und dem Praefeeten Perennis«. Nach v. ı lässt der Praefeet den Angeklagten vor den Senat stellen und be- giebt sich — wie das Folgende zeigt — selbst dorthin (nach v.7 tagte der Senat höchst wahrscheinlich im palatinischen Palast, s. oben zu diesem Verse), um vor den Vätern das Verhör mit dem Ange- klagten anzustellen. Bei diesem Verhör ist die erste Frage: »Warum widersetzt Du Dich den unbesiegbaren Gesetzen und dem Befehle der Kaiser und warum willst Du nicht den Göttern opfern?« Man beachte, «dass ihm zunächst nicht befohlen wird zu opfern, sondern Rechenschaft über seine Weigerung abzulegen. Auf kaiserliche Befehle bezieht sich der Richter also und wiederholt dies v. 3. Seine Absicht ist, dem Angeklagten Rechenschaft vor dem Senat seines Glaubens wegen ablegen zu lassen, ihn zur Sinnesänderung zu be- wegen und zum Opfern zu bestimmen. Dieser spricht sich vor dem Senate vor Allem über seine Stellung zum Kaiser aus. Nachdem er seine Loyalität betheuert, aber zugleich dargelegt hat, warum er nicht den Götterbildern und dem Kaiserbilde opfern könne, wird das Verhör aufgehoben. Der Angeklagte wird in das Gefängniss abgeführt, indem ihm ein Tag Bedenkzeit gewährt wird. Am nächsten Tage? ı "Frans... “Poupatw Ö8 on Hwrmı FW Errapy sixovae Hu gan ev TW BovAsvurızu, \ 7] © ’ N > x IN N 1 , A Ip ” \ \ oraRıs u E0 TO TUVElgLov RUF TUVERIN" AR WE YE Jan zaworonsiv Tı bog, En Au Tov ah > > ’ \ ) x n ’ » . a D Avuyousrov emı Ovadssiov wos Aiyvos Fovro meromzeva. Auf diese Stelle hat mich Hr. Iırschrern gütigst aufmerksam gemacht. [4 ® Über den Fehler in v. ıı »drei Tage« s. oben zu diesem Verse. Harnack: Der Process des Christen Apollonius. 143 wird er auf’s Neue vor den Richter gestellt. Es fragt sich, was inzwischen vorgegangen ist und ob sich diese zweite Verhandlung auch vor dem Senate abgespielt hat. Meines Erachtens kann es nicht bezweifelt werden, dass inzwischen die Sentenz des Senats erfolgt ist und dass die neue Verhandlung nicht vor dem Senate, sondern nur vor dem Praefecten stattgefunden hat. Dafür sprieht Folgendes: ı. Während der Praefeet am ersten Tage nur auf das kaiserliche Gesetz verwiesen hat, verweist er jetzt von Anfang an und durchgehend lediglich auf einen Senatsbeschluss' (v. 13 bis. 23. 24) — das » Ohristianum esse« sei zu bestrafen — und bemerkt zuletzt ausdrücklich (v. 45): »Ich wünsche Dieh freizulassen, aber ich kann es nicht wegen der Senatssentenz«. Also ist inzwischen ein, ein älteres bestätigendes, Senatusconsult ergangen — wahrscheinlich sofort, nachdem der Beklagte abgetreten war und dieses ist die Norm. an die der Praefeet mit seinem Urtheil gebunden ist. 2. Die Art, wie der Praefeet an dem zweiten Tage sich auf den Senat bezieht, macht es nicht wahrscheinlich, dass auch diese Verhandlung vor dem Senat stattgefunden hat. Dazu: der Senat ist kein Gerichtshof; die zweite Verhandlung aber führte zur Fällung des Richterspruchs. 3. Während der Verhandlung erlaubt sich »ein Philosoph« eine Zwischenbemerkung und Apollonius erwiedert ihm (v. 33.34). Diese Episode beweist schlagend, dass das zweite Verhör nieht vor dem Senat stattgefunden hat; denn die Annahme, jener »Philosoph« sei ein Senator gewesen, ist ganz unwahrscheinlich, die Bürger aber konnten doch nicht an einer in dem Senat geführte Verhandlung theilnehmen, geschweige dreinreden.” Gegen die Annahme, dass das zweite Verhör nieht vor dem Senat stattgefunden hat, kann, soviel ich sehe, nur v. 23 geltend gemacht werden, wo es heisst: »Du hast viel philosophirt und uns er- freut«. Unter diesem »wir« könnte man den Praefeeten und den Se- nat verstehen. Allein diese Auffassung ist keineswegs nothwendig; sie ist es nur dann, wenn bereits bewiesen ist, dass die Verhandlung im Senat stattgefunden hat. Im anderen Falle geht es auf Perennis und die bei der öffentlichen Gerichtsseene Anwesenden.” Also erscheint ! Es wird dabei vorausgesetzt, dass der Beschluss dem Apollonins nicht uner- wartet gekommen, ‚ja dass er ihn im Voraus hat kennen müssen; s. v. 13®. 23. Hierans folgt, dass der Senat lediglich auf einen älteren Beschiuss zurückgegriffen und er- klärt hat, derselbe solle keine Ausnahme erleiden. Dieser ältere Beschluss mag unter Marc Aurel ergangen sein. ® S. Mouusen ll, 2 8. 931. 942. ® Man könnte sich auch darauf berufen, dass Eusebius der Meinung gewesen zu sein scheint, alle Reden des Apollonius seien vor dem Praefeeten und dem Senate gehalten worden. Aber erstlich ist es nieht sicher, dass Ensebius sich die Sache so vorgestellt hat, zweitens kann sein Urtheil nicht maassgebend sein. da ihm nur die Acten vorgelegen haben, die wir auch lesen. ‚44 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli. die Annahme gesichert, dass die Verhandlung am zweiten Tage nicht vor dem Senat geführt worden ist. 5. Warum ist der Senat überhaupt bemüht worden? Wäre die Annahme richtig, dass Apollonius Senator gewesen, so wäre die Ant- wort leieht. Allein wir sahen oben, dass sie höchst wahrscheinlich falsch ist: nicht nur wird Apollonius nicht Senator genannt, sondern der Senat hat auch nicht über ihn gerichtet. Perennis theilt dem An- geklagten nicht ein Urtheil des Senats über ihn mit, ‚sondern eine Sentenz, dass das früher erlassene Verbot des Christianum esse keine Ausnahme erleide (v. 23.). Darüber hat sich der Senat auf’s Neue schlüssig gemacht. Dieser Wortlaut des Beschlusses scheint mir einen Fingerzeig zu geben. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Ver- hältnisse wage ich es, hier folgende Vermuthungen vorzutragen: Com- modus hat sich von Anfang an den Christen gegenüber nachsichtig erwiesen (seine Gunst steigerte sich noch, als er in der Abhängigkeit von seiner dıAcYeos FaAraxn Marcia stand).' Christenprocesse waren also zur Zeit des Commodus in Rom nieht genehm :” demgemäss be- ginnen auch die fanatischen Anklagen gegen die Christen als eine Bande grober Verbrecher zu verstummen.” Als nun trotzdem auf Grund einer Denunciation eines Sclaven ein angesehener, vielleicht auch vor- nehmer Mann, Apollonius, als Christ angegeben wurde, zog der all- mächtige Praefectus praetorio den Process an sich (unter ausdrücklicher oder stillschweigender Billigung des Kaisers), in der Absicht, ihn zu einem guten Ende zu führen. Stand auch, zumal nach den neuen Einschärfungen unter Mare Aurel, das nomen Christianum unter Todes- strafe, so waren doch unter Hadrian und Antoninus Pius in besonderen Fällen Ausnahmen gemacht worden. Allein Perennis wagte es nicht, ein freisprechendes Urtheil von sich aus zu fällen und auf eigene Hand das Gesetz, dass ein angeklagter Christ entweder opfern oder sterben müsse, zu durchbrechen.* Überzeugt davon, dass er einen ! Ein vollgiltiges Zeugniss bei Hippolyt, Refut. IX, ı2, s. auch Dio 72, 4. ®? S. das oben mitgetheilte Zeugniss des Eusebius, h. e. V, 21. ® Es ist charakteristisch, dass in den Acten des Apollonius von den gegen die Christen erhobenen schweren Anklagen auf unsittliches und verbrecherisches Treiben schlechterdings nicht die Rede ist. Auch bezweifelt Perennis nirgendwo die Loyalität und den Patriotismus des Angeklagten. * Wir dürfen daher vielleicht annehmen, dass die Geschichte am Anfang der Amtszeit des Perennis gespielt hat, i. J. 180 oder bald darauf. Die Rücksicht auf den Senat musste genommen werden, weil die Frage nach den Grundsätzen des Christen- processes, die Perennis wahrscheinlich modifieirt zu sehen wünschte, eine sacrale und criminalrechtliche Frage ersten Ranges war (das verbindliche Berathungsrecht des Senats — auctoritas — kam hier also unzweifelhaft in Betracht; s. o.), und weil der Senat am Anfang der Regierung des Commodus eine Macht gewesen sein wird. S. ScHILLER, Gesch. d. Röm. Kaiserzeit 1. S. 663: »Der neue Kaiser (Commodus) ertrug Harnack: Der Process des Christen Apollonius. 745 »Philosophen« vor sich habe, dass die Philosophie den Mann retten könne und dass das Christenthum überhaupt nicht so gefährlich sei. beschliesst er, den Senat zu einer Sentenz darüber zu veranlassen, ob wirklich in allen Fällen, und so auch in diesem, nach der Strenge des Gesetzes gegen die Christen verfahren werden solle — anders ausgedrückt: ob das nomen Christianum ausnahmslos unter den Titel des Majestätsverbrechens fallen solle. Zu diesem Zwecke begiebt er sich, von einem kaiserlichen Rechte Gebrauch für seine Person machend, mit dem Angeklagten in den Senat und giebt den Vätern so Gelegenheit, sich ein Urtheil zu bilden, indem er Apollonius auffordert, dort seinen Standpunkt klar zu stellen und seine Sache zu führen.‘ Das Senatus- consultum fällt nieht nach Wunsch aus (v. 23): Die Väter beschliessen, dass es in allen Fällen bei dem Verbote des Christianum esse, das sie bereits früher ausgesprochen hatten, zu verbleiben habe.” Dieses Consultum auf den Einzelfall, und so auch auf den vorliegenden, anzuwenden, war der Praefect verpflichtet. Demgemäss gestaltete sich die Verhandlung am zweiten Tage. Nach erneuten vergeblichen Versuchen, den Angeklagten zum Opfern zu bewegen, musste ihm die Einschränkung durch den Senat, die wahrscheinlich ihm gegenüber in Folge der Connivenz seines Vaters fühlbarer hervortrat, im Gefühl seines ererbten Rechts mit Unwillen.< Er liess dann bald eine kräftige Änderung eintreten. ! Ich weiss freilich ein solches Verfahren aus der sonst beglaubigten Geschichte nicht zu belegen, aber auch nicht zu widerlegen. Auf das »senatum dare« (Monusen IN, 2 S. 959 n. 4) ist natürlich nicht zu verweisen. Dagegen darf man vielleicht an die Mittheilungen vor Eintritt in die Verhandlung erinnern, »die der Vorsitzende dem Senat macht, ohne dass in denselben eine Vorlage enthalten ist, oder die er Anderen zu machen gestattet. Dieselben beruhen durchaus auf seiner disceretionären Gewalt, und es fehlt dafür wie an einer technischen Benennung so auch an einer praecisen Ordnung. Der Vorsitzende kann ihm zur Kunde gekommene Thatsachen zur Kenntniss des Senats bringen, ihm zugegangene Briefe, insbesondere die offieiellen ... zur Ver- lesung bringen, auch Mitglieder des Senats und selbst Nichtsenatoren zu mündlichen Mittheilungen veranlassen. Es genügt an die bekannten Vorgänge in der catilinarischen Verschwörung zu erinnern... Unter dem Prineipat nimmt die Vorverhandlung einen breiteren Raum ein und erhält grössere Bedeutung« (Mouusen, a. a. O. S. 947 M). Livius erzählt (42, 35) einen Fall, dass der Consul einen alten Soldaten ex contione in senatum führt, um ihm vor diesem zu danken. Nach Hrn. Mounsen (S. 960 n. ı) gehörte dieser Fall auch zu den Verhandlungen vor der Tagesordnung, nicht zu dem ordentlichen Verfahren. Hiernach ist es» wahrscheinlich, dass Apollonius im Senat innerhalb der Verhandlungen vor der Tagesordnung geredet hat. Oder ist die Sache unter dem Titel der »unbegrenzten Vorlage« de re publica von dem Praefecten als Vertreter des Kaisers vorgebracht worden und hielt er das ausserordentliche Mittel für geboten, den Beklagten selbst dabei vorzuführen ? ® Das ist die Sentenz, die auch Eusebius (s. 0.) in seiner Regeste hervorgehoben hat: Das Senatusconsultum bestätigte »das alte Gesetz, kraft dessen diejenigen , welche einmal vor Gericht gestellt waren und ihren Sinn auf keine Weise ändern wollten, schlechterdings nicht freigegeben werden durften«. Aus der Märtyreracte erfahren wir nur noch, dass dieses »alte Gesetz« auch durch eine Ausserung des Senats — wohl unter Mare Aurel — bekräftigt war. - Aa 6 k . > 3 (46 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli. der Praefeet erklären, dass er ihn zwar freizugeben wünsche, dass er aber an die (gestern erlassene), die früher gegebene Verordnung bestätigende Senatssentenz gebunden sei. Nur durch die Form der Todesstrafe, die er verhängte, konnte er seine Sympathie für den Angeklagten noch zum Ausdruck bringen. Nach dem Gesetze wäre er berechtigt gewesen, ihn den Thieren vorwerfen oder kreuzigen zu lassen. Er liess ihn enthaupten. — Habe ich die Acten so richtig verstanden, so bringen sie ausser ihrem kirchengeschichtlichen Inhalte auch staats- und rechtsgeschichtlich werthvolle Aufschlüsse. Für die Kirchengeschichte ist es aber von nicht geringem Interesse, dass ein Senatusconsult in der Zeit vor Commodus die alten kaiserlichen Grund- sätze in Bezug auf die Behandlung der Christen bestätigt und ein anderes Consultum ji. J. 180 oder bald nachher sie bei gegebener Gelegenheit ausdrücklich eingeschärft hat. Ausgegeben am 4. August. 1893. AXXVI. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 27. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revmonn. l. Hr. Schwenpener las über die Beziehungen zwischen dem Maass der Turgordehnung und der Geschwindigkeit der Längenzunahme wachsender Organe nach gemeinsam mit Hrn. Prof. Dr. Kraggr angestellten Untersuchungen. 2. Hr. WALpever legte eine Mittheilung des Privatdocenten Hrn. Dr. C. Rösz in Freiburg vor über die Zahnentwickelung von Phascolomys Wombat. Die Mittheilung ı wird an einem anderen Orte erscheinen, die 2. folgt umstehend. 149 Über die Zahnentwickelung von Phascolomys Wombat. VonDr CıRöse, Privatdocent in Freiburg i. B. (Vorgelegt von Hrn. WArLpever.) ice den heute lebenden Beutelthieren steht Phascolomys Wombat hinsichtlich seiner Bezahnung völlig isolirt da. Die Zahnformel lautet: ee, Sämmtliche Zähne sind immerwachsend. prismatisch. Fossile Vor- fahren vom Wombat kennen wir bisher nur aus dem Pleistocaen von Australien. Phascolonus gigas. (Owen) erreichte Tapirgrösse. Über die Zahnentwickelung des Wombat liegen bisher keine Untersuchungen vor. In den Lehrbüchern der Palaeontologie und Zoologie findet sich durch- gehends die Angabe, dass der einjochige Praemolar keinen Vorgänger habe und dass demnach bei Phascolomys überhaupt kein Zahnwechsel stattfinde. Nur Owen sagt in seiner Odontography: »Die Schneidezähne und der erste Molar werden beim jungen 'Thiere gewechselt; der letztere Zahn wird durch den Praemolaren ersetzt und die vier echten Molaren brechen nach einander in der Reihenfolge von vorn nach hinten durch.«e Bei den übrigen diprotodonten Beutlern hat be- kanntlich ebenso wie bei den meisten polyprotodonten nur der letzte bez. einzige Praemolar einen Vorgänger. Der Übergang zwischen den Wombaten und Känguruhs wird vermittelt durch zwei riesige fossile Beutler aus dem Pleistocaen von Australien. Diprotodon australis er- reichte Rhinocerosgrösse. Seine Zahnformel lautet: 0 me L 0) I 1 Die mittleren oberen Schneidezähne sind ähnlich wie beim Wombat nagerartig, prismatisch und nur vorn mit Schmelz bedeckt. Die übrigen sind ebenso wie die Backenzähne bewurzelt. Beim nahe verwandten Nototherium sind die mittleren Schneidezähne kleiner und konisch. 750 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 27. Juli. Einen Zahnwechsel hat man auch bei den beiden letztgenannten Gattungen bisher nicht aufgefunden. Aus meinen früheren Untersuchungen über Zahnentwickelung hatte ich die Überzeugung gewonnen, dass der prismatische, immer- wachsende Zahn keineswegs sehr primitiv ist, wie BAunE dies annimmt, dass er andererseits auch nicht direct aus einem Zahne mit abge- schlossenem Wurzelwachsthume sich hat bilden können. Beide Zahn- typen gehen vielmehr aus einer gemeinsamen Urform hervor, aus einem unvollständig bewurzelten Zahne mit beschränktem Wachsthume, wie ihn die mesozoischen Säuger besassen. Der bewurzelte Zahn scheint allerdings der ältere der beiden Brüder zu sein. Bei den placentalen Nagern liess sich in mehreren Fällen nachweisen, dass den bleibenden immerwachsenden Zähnen rudimentäre Milchzähne mit beschränktem Wachsthume vorangehen. Da nun aus meinen eigenen sowie aus den Untersuchungen von LEcHE und ScHLosser hervorgeht, dass die erste oder Milchzahnserie zweifellos die genetisch ältere ist, so können wir unmöglich mit Baume den immerwachsenden Zahn als den primitivsten Typus der Säugethierzähne betrachten. Im Gegensatze zu FLowEr und O. Tuomas vertrete ich mit Küken- THAL, SCHLOSSER und LecHE die Ansicht, dass die functionirenden Zähne der Beutelthiere grösstentheils der ersten oder Milchzahnserie an- gehören. Aus der zweiten Zahnserie wird gewöhnlich nur ein Zahn, der letzte Praemolar ausgebildet, und an seiner Stelle wird der erste Backenzahn der ersten Serie resorbirt. Meine Annahme, dass beim Opossum überhaupt kein Zahnwechsel stattfände, sondern der Prae- molar der zweiten Serie sich einfach zwischen die Zähne der ersten Serie einschöbe, hat sich nicht bestätigt. Auch hier wird der erste Milchmolar resorbirt. Eine weitere sehr wichtige Frage für die Beurtheilung des Beutel- thiergebisses harrt noch ihrer Lösung, nämlich: Ist die zweite Zahnserie der Beutelthiere in regressiver oder progressiwer Metamorphose begriffen? Während ich der Ansicht zuneige, dass die Vorfahren der Beutelthiere am Ende der palaeozoischen Periode aus polyphyodonten Reptilien hervorgingen, ihr Gebiss sich aber sehr bald reducirte und dann seit der mesozoischen Zeit stationär blieb, vertritt Lecue neuerdings die Ansicht, dass die zweite Zahn- serie der Beutelthiere in progressiver Metamorphose begriffen sei. Die Zahnentwickelung vom Wombat zu untersuchen, war schon seit längerer Zeit mein lebhaftester Wunsch. Denn wenn auch bei den Beutelthieren meine Anschauung über die prismatischen Zähne sich als richtig erwies, dann konnten die Schneidezähne vom Wombat unmöglich den Ineisiven der polyprotodonten Beutler homolog sein. Röse: Über die Zahnentwickelung von Phascolomys Wombat. Tal Trotz eifrigster Bemühungen habe ich bisher nur einen einzigen Embryo vom Wombat erhalten. Ich verdanke denselben dem liebenswürdigen Entgegenkommen des Hrn. Prof. PArker in Cardiff. Der Kopf des sehr gut erhaltenen Embryo von ı“"g Körperlänge wurde in Serien zerlegt. Zur Doppelfärbung dienten, wie gewöhnlich, Alauncarmin und Bleu de Lyon. Die Ergebnisse der Untersuchung waren so auf- fallende, dass ich im ersten Augenblicke glaubte, es sei vielleicht eine Verwechselung mit dem Foetus eines placentalen Nagethieres einge- treten. Ein derartiges Vorkommniss ist jedoch völlig ausgeschlossen und somit können wir die interessante Thatsache verzeichnen, dass Phascolomys Wombat im foetalen Zustande in ganz Ähnlicher Nerse, wie gewisse placentale’ Nagethiere eine doppelte Zahnserie besitzt, eine rudimentäre Milchzahnserie mit be- schränktem Wachsthume und eine bleibende Serie mit pris- matischen Zähnen. Die Schneidezähne des erwachsenen Wombat gleichen in ihrer Gestalt vollständig den Nagezähnen der placentalen Nagethiere. Die immerwachsenden Mahlzähne haben eine sehr charakteristische Form. Sie sind zweijochig und bogenförmig gekrümmt. Man gewinnt deutlich den Eindruck, dass zwei benachbarte Einzelzähne mit einander ver- wachsen sind. Die Praemolaren sind einjochig. In manchen Fällen verläuft jedoch auch bei ihnen, besonders im Oberkiefer auf der con- vexen Seite eine mehr oder weniger deutliche Furche, welche an- deutet, dass vermuthlich auch die Praemolaren ursprünglich durch Verwachsung von zwei benachbarten Zahnpapillen enstanden sind. Ebenso wie die Schneidezähne, so sind auch die Backenzähne des Wombat nur auf einer Seite, und zwar auf der convexen, mit Schmelz bedeckt. Die Backenzähne sind derart im Kiefer befestigt, dass die convexe. schmelzbedeckte Fläche im Unterkiefer nach aussen, im Oberkiefer nach innen gerichtet ist. Im Übrigen schen sich die Molaren beider Kiefer ausserordentlich ähnlich. Der linke obere Molar könnte ebensogut ein rechter unterer sein. An allen Zähnen ist der schmelzbedeckte sowohl wie der schmelzlose Dentinkern ringsum von einem dünnen Gementmantel bedeckt. Die Zahnanlagen des von mir untersuchten Wombat-Embryo habe ich in Fig. ı im idealen Längsschnitte bei 25 maliger Vergrösserung und in natürlicher gegenseitiger Lage dargestellt. Die beiden durch- gehenden geraden Linien stellen die Oberfläche der Kieferschleimhaut dar, von der die Zahnleiste mit den daran sitzenden Zahnanlagen ausgeht. Im Unterkiefer hängen die beiderseitigen Zahnleisten vorn in der Mittellinie zusammen und verlaufen von da in continuirlichem Zusammenhange bis an’s Ende der letzten Zahnanlage. Im Oberkiefer Sitzungsberichte 1893. 67 -1 SL ID Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 27. Juli. Fig. 1. Oberkıefer Jd.ı 1 d.n. Jdi Jdı Unterkiefer Phascolomys - Wombat. Embryo von ı°mg Körperlänge. Idealer Längsdurchschnitt durch die rechtsseitigen Zahnanlagen bei 25facher Vergrösserung und in natürlicher gegenseitiger Lage. J.d. I., Ul., 11I. — Rudimentäre Milehschneidezähne mit beschränktem Wachsthume. J.1.,/I., III. — Anlagen von bleibenden Schneidezähnen. C.d. — Milcheckzahn. P.m.?— Anlage eines Praemolaren? D.— Einspitziger Milchmolar. M.7.— Molar l. M. 1/.— Molar II. dagegen zeigt die Zahnleiste hinter den Anlagen der Schneidezähne eine kurze Unterbrechung. Die Deutung der verschiedenen Zahnanlagen ist dadureh erschwert, dass beim Foetus mehrere Zahnanlagen im vorderen Kiefertheile an- gelegt werden, die beim erwachsenen Thiere nicht mehr vorhanden sind. Beim Mangel von entsprechenden älteren Foeten lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen, welche von den Zahnanlagen der zweiten Serie den Zähnen des erwachsenen Thieres entsprechen. Mit Sicherheit lassen sich dagegen zwei distinete Zahnserien unter- scheiden, eine bereits sehr frühzeitig verkalkte Milchzahnserie und eine bleibende Serie, deren Zahnanlagen alle noch breit mit der Zahn- leiste zusammenhängen und sämmtlich im kappenförmigen oder glocken- förmigen Stadium sich befinden. Im Unterkiefer finden sich je drei rudimentäre Milchschneidezähne, im Oberkiefer je zwei. Es sind ganz kleine, schmelzlose Dentinstiftehen von unregelmässiger Gestalt ähnlich denen, wie ich sie bei Dasypus und Freunn bei placentalen Nagern be- schrieb. In beiden Kiefern liegen je zwei dieser Rudimentärzähnehen ein- - ander sehr nahe, ihre Schmelzorgane berühren sich. Auf einer Seite des Unterkiefers waren sogar die beiden Dentinstiftehen mit einander ver- wachsen. Aus Fig. 2 lässt sich deut- lich ersehen, dass der Ersatzzahn J. III aus der zweiten Serie genau Phascolomys-Wombat. Embryo von ı°”9 Körperlänge. ebenso wie bei placentalen Säugern Frontalschnitt durch den Oberkiefer. Z.L. — Zahn- 5 ’ Set leiste. J.d. — Milchschneidezähne. J. 1. — Vorderes Nach innen von den Milchzähnen aus Ende von der Anlage des dritten Schneidezahnes der arten Bene a der Ersatzleiste sieh bildet. Es ist Röse: Über die Zahnentwickelung von Phascolomys Wombat. Nas sehr wahrscheinlich, dass die kleinen Milchschneidezähne bereits während des foetalen Lebens wieder resorbirt werden. Im Gegensatze zu den Milchineisiven sind die Milcheckzähne die grössten Zahnanlagen in beiden Kiefern. Es sind einspitzige Zahn- anlagen mit ausgesprochener Schmelzpulpa, welche mit der Zahnleiste noch breit zusammenhängen, jedoch schon verhältnissmässig grosse Dentinscherbehen tragen. Eine Ersatzleiste ist hinter ihnen nicht sichtbar. Im hintersten Kieferabschnitte kurz vor der Anlage der ersten bleibenden Molaren findet sich sodann noch je ein einspitziger Milch- zahn, den ich in Fig. ı mit D. bezeichnet habe. Er hat viele Ähn- lichkeit mit dem ersten einspitzigen Backzahne von Dasypus (s. Fig. 10 meines Aufsatzes: Beiträge zur Zahnentwickelung der Edentaten. Anat. Anzeiger 1892), besitzt jedoch über dem Dentinscherbehen noch eine Fig. 3. deutliche Schmelzkappe. Die Zahnleiste ist sehr kurz, weil das Schmelzorgan bis nahe an die Schleimhautoberfläche reicht. Be- sonders wichtig ist der Umstand, dass nach innen von diesen einspitzigen Milchmolaren eine stark entwickelte, am Ende kolbig verdickte Er- satzleiste sich findet. Ich ver- muthe, dass aus derselben später- hin der bleibende Praemolar sich bildet (Fig. 3 £.1.). Während der erwachsene Phascolomys- Wombat. Embryo von ı°®9 Körperlänge. = h 3 . za . Frontalsehnitt durch den Oberkiefer. D. A — Dentinkeim \W ombat 111 ) edem Kiefer nur Je (Pulpa) der einspitzigen Milchmolaren D. in Fig. ı. Z.2.— Zahnleiste. E. 2. = Ersatzleiste, aus der vermuthlich der bleibende Praemolar hervorgeht. Vergr. — 80. einen Schneidezahn besitzt, finden sich beim Embryo im Unterkiefer zwei, im Oberkiefer drei Zahnanlagen der zweiten Serie. Sie haben ungefähr gleiche Grösse und es lässt sich unmöglich feststellen, welche von diesen Schneidezahnanlagen den späteren Nagezähnen entsprechen. Ich vermuthe, dass die überschüssigen Zahnanlagen zwar verkalken, jedoch sehr frühzeitig ausfallen. Hinter dem Milcheaninus folgt im Verlaufe der Zahnleiste eine molarähnliche, zweispitzige Zahnanlage, die ich in Fig. ı mit P.m.? bezeichnet habe. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass aus derselben der bleibende Praemolar hervorgeht (s. o.). Ich glaube vielmehr, dass es sich um einen Milchmolaren handelt, der ohne Ersatz frühzeitig verloren geht. ‚54 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 27. Juli. Hinter dem verkalkten einspitzigen Milchmolaren finden sich in beiden Kiefern je zwei Anlagen von bleibenden Molaren. Die Ent- wickelung der ersten Mahlzahnanlagen ist ziemlich weit vorgeschritten. Es findet sich eine wohlentwickelte Schmelzpulpa. An der Oberfläche des Dentinkeimes ist bereits eine dünne homogene Gewebeschicht abgesondert, welche zwar noch nicht verkalkt ist, aber kurze Zeit später verkalkt sein würde. Sehr wichtig ist der Umstand, dass die Zahnanlagen sich bereits von der Zahnleiste abzuschnüren beginnen, so dass die letztere als Ersatzleiste weiter wachsen konnte. Wir haben somit an den Molaren vom Wombat ein ganz ähnliches Verhalten, wie es an meinen Modellen von Didelphys klar zu Tage tritt und wie es auch KüxkentHuaL und Lecne geschildert haben. Auch die Anlagen der zweiten Molaren entwickeln sich in ganz Ähnlicher Weise wie bei Didelphys nach hinten und oben von den ersten Molaren am Ende der Zahnleiste, welche an dieser Stelle die Verbindung mit dem Kieferepithel verloren hat und frei in’s Mesoderm hineingewachsen ist. Im Oberkiefer stellt das kolbig ver- diekte Ende der Zahnleiste die erste Anlage des zweiten Molaren dar. Im Unterkiefer hat das Zahnleistenende bereits glockenförmig den Dentinkeim desselben Zahnes umwachsen. Fassen wir die Resultate der Untersuchung kurz zusammen, so ergiebt sich, dass Phascolomys Wombat ganz ähnlich wie die placentalen Säuger zwei typische gesonderte Dentitionen besitzt. Die Zähne der ersten Serie, zu denen vielleicht auch der mit P. m.? bezeichnete nicht verkalkte Zahn gehört, werden vermuth- lich theilweise schon vor dem Durchbruche resorbirt oder fallen in früher Jugend aus. Auch von den Schneidezähnen der zweiten Serie müssen im Oberkiefer zwei, im Unterkiefer einer verloren gehen. Es erklärt sich auf diese Weise die alte Angabe von Owen, dass beim Wombat auch die Schneidezähne gewechselt werden. Es ergiebt sich nun die wichtige Frage: Welche der beiden Zahn- serien vom Wombat entspricht dem Milchgebisse der übrigen Beutel- thiere? Diese Frage lässt sich an dem vorliegenden einzigen Stadium nieht mit Sicherheit beantworten. Man könnte einerseits vermuthen. dass die rudimentären Milchschneidezähne sowie der mit 2). bezeichnete einspitzige Milchbackzahn ähnlich wie bei Krokodilen vor dem Ein- wachsen der Zahnleiste direet aus Schleimhautpapillen entstanden seien und somit eine primitive Zahnserie darstellen, welche der Milch- zahnserie der polyprotodonten Beutler vorangeht. Viel wahrschein- licher ist jedoch die Annahme, dass die genannten Zähne sammt dem Milcheckzahne €. d. und dem Milchpraemolaren P. m.? der Milehzahnserie der übrigen Beutler entsprechen. Sehen wir von dem permanenten DU DL | Röse: Über die Zahnentwickelung von Phascolomys Wombat. Bi Wachsthume ab, so sind die Molaren vom Wombat denen der übrigen Beutler völlig homolog. Wenn es sich bewahrheiten sollte, dass der bleibende Praemolar von Phascolomys aus der in Fig. 3 dargestellten Ersatzleiste hervorgeht, so würde auch bezüglich der Bildung dieses Zahnes Übereinstimmung herrschen. Ein durchgreifender Unterschied herrscht dagegen im vorderen Kieferabschnitte. Während die Schneide- zähne der polyprotodonten Beutler zur ersten oder Milchzahnserie ge- hören, rechnen diejenigen vom Wombat zur zweiten oder bleibenden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses letztere Verhältniss auch bei einigen anderen diprotodonten Marsupialiern sich vorfindet. Wenngleich schon durch die bisherigen Arbeiten von KÜRENTHAL, mir und Lecne der Nachweis geliefert wurde, dass die FLower- Tmomas’sche Theorie von der secundären Erwerbung des Milchgebisses unmöglich richtig sein könne, so muss diese Theorie durch vorliegende Untersuchung als definitiv widerlegt angesehen werden. Zweifelhaft bleibt es vorläufig, ob das bleibende Gebiss vom Wombat sich nach Lecne’s Anschauung progressiv weiter ausgebildet hat als bei den übrigen Beutlern oder ob es weniger weit reduecirt ist. Wenn sich die Wombate in jüngerer Zeit von einem Stamme der polyprotodonten Beutler abgezweigt hätten, dann würde wohl Lecne’s Anschauung die richtige sein. Eine derartige Annahme ist Jedoch wenig wahrscheinlich. Vermuthlich sind die Wombate vielmehr sehr frühzeitig aus mesozoischen Multituberculaten entstanden. Ausgegeben am 4. August. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1893. 68 ü ji LE £ Y h NA BEE N ir rapkın ir ua N # si: t ur j Ka Bi ö ö ER ne . th i . i s ıj . A : Ca, h Da ee br j ’ Be Bu h SR R da « g w 4 17 = i w ea 893. AXNINX. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 19. October. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Munk las eine zweite Mittheilung über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. Dieselbe ist umstehend abgedruckt. 2. Hr. vox DER GABELENTZ machte eine gleichfalls unten folgende Mittheilung über Könter's Nama-Forschungen. 3. Hr. Weser überreichte einen doppelten Index — sprachlich und real — zu seiner am 13. Juli gelesenen Abhandlung über die Königsweihe, welcher dem Druck noch angehängt werden wird. 4. Hr. Fıscner legte eine Abhandlung der HH. Prof. F. Tıemass und Dr. P. Krüser hierselbst über Veilchenaroma vor. Dieselbe ist weiter unten abgedruckt. 5. Das auswärtige Mitglied der Akademie Hr. Ruporr vox Rork hat am 24. August sein fünfzigjähriges Doctorjubiläum gefeiert. Die Akademie hat Hrn. Rorn zu diesem Tage durch die unten abgedruckte Adresse beglückwünscht. 6. Hr. Vırcnow wird am 21. d.M. sein fünfzigjähriges Doctor- Jubiläum begehen. Zur Feier des Tages wurde die gleichfalls unten folgende Glückwunsch - Adresse beschlossen. 7. Zu wissenschaftlichen Unternehmungen sind von der philo- sophisch--historischen Classe bewilligt: 1000 Mark zu den Kosten der Vorbereitung des Plans für einen “Thesaurus linguae Latinae’; 180 Mark Sitzungsberichte 1893. 69 758 Gesammtsitzung vom 19. October. zur Herausgabe eines weitern Hefts (V. ır.) der ‘Etruskischen Spiegel’; Soo Mark für Hrn. Dr. Tu. Sıess in Greifswald zur Untersuchung friesi- scher Handschriften in Oxford. Die Akademie hat in ihrer Sitzung am 20. Juli zu ecorrespondirenden Mitgliedern in der philosophisch -historischen Classe gewählt die HH. Abbe L. Ducnzsne in Paris, Hofrath Prof. Dr. JuLivs Fıcker in Innsbruck, Prof. Dr. theol. et phil. EmıL Scnürer in Kiel. Die folgenden correspondirenden Mitglieder der philosophisch- historischen Classe sind verstorben: Hr. Hermann SaurpE in Göttingen am 15. September, Hr. Konrkap Leemans in Leiden am 14. October. Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. Von HERMAnn Movnk. Zweite Mittheilung.! 6. Wir wenden uns den Störungen in den Bewegungen zu und stossen hier sogleich auch nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen auf das auffällige ungleiche Verhalten der Thiere, welches man nach Verletzungen der Extremitätenregionen beobachtet hat, dass einige Zeit nach der Verstümmelung Affen an den gegenseitigen Extremitäten eigen- artige Contracturen zeigen, nicht aber Hunde. Wir finden jedoch weiter, was man bisher anscheinend nicht bemerkt und jedenfalls nie beachtet hat, dass auch unter den Affen selbst das ungleiche Verhalten wieder- kehrt, indem nicht etwa bei Affen verschiedener Arten, sondern bei Affen derselben Art, so bei Macacus eynomolgus, an welchen wir uns für diese Untersuchungen heften, neben den Thieren mit den eigen- artigen Contracturen andere vorkommen, welche solche Contraeturen nicht zeigen. Beiderlei Affen und der Hund sind deshalb gesondert zu betrachten, und wir wollen mit dem Affen beginnen, der frei von den Contracturen bleibt. Nach der Totalexstirpation der einen, sagen wir wiederum der linken Extremitätenregionen sind Haltung und active Beweglichkeit sonst überall am Körper des Affen normal, aber an den rechten Ex- tremitäten verändert. Diese Extremitäten verhalten sich für die erste kurze Zeit ganz wie bewegungslose Anhängsel des Rumpfes: schlaff hängen sie der Schwere folgend herab oder verharren sie in der gerade gegebenen Lage, in welcher sie ausreichend unterstützt sind, wenn der Affe ruht, und rein passiv werden sie mitgeführt, wenn der Affe sich bewegt. Dann treten active Bewegungen an ihnen auf, ähnlich den Bewegungen, welche diese Extremitäten, als das Thier noch unversehrt war, unter den gleichen Umständen ausgeführt hatten, und nehmen die anfangs nur kleinen und beschränkten Bewegungen mit der Zeit ! Die erste Mittheilung s. diese Berichte 1892. S. 679 ff. 69* 760 Gesammtsitzung vom 19. October. an Grösse und Ausdehnung zu. Aber doch bleibt die active Beweg- lichkeit der rechten Extremitäten für die Dauer erheblich zurück gegen die entsprechende Beweglichkeit, welche dieselben Extremitäten am normalen Affen besassen. Beim Gehen des Affen werden in der Regel schon am zweiten Tage nach der Operation, wenn an das rechte Bein und den rechten Arm die Reihe kommt, Oberschenkel und Oberarm activ vorbewegt, nur weniger weit als normal: die unteren Glieder der Extremitäten werden noch passiv auf dem Rücken von Hand und Fuss nach vorn geschleift, so dass der Affe häufig umfällt. Demnächst werden die Bewegungen von Oberarm und Oberschenkel ausgiebiger, und active Bewegungen von Vorderarm und Unterschenkel verbinden sich mit ihnen; der Arm kommt auf den Rücken der Hand oder der Finger, das Bein auf die Sohle des Fusses und Rücken oder Sohle der Zehen zu stehen, und weil Hand und Fuss leicht abgleiten, fällt der Affe noch zuweilen um. Wieder in den folgenden Tagen schliessen sich auch active Bewegungen von Hand und Fuss an, und der Affe geht alsdann mit den rechten Extremitäten im grossen und ganzen wie mit den linken, aber ungeschickter. Hin und wieder wird die Hand zu hoch gehoben und schlägt schallend auf oder bleibt in der Luft; hin und wieder geht der Arm zu wenig nach vorn und bleibt die Hand, die mehr oder weniger lange schleift, schliesslich in verkehrter Stellung ein Stück gegen die Norm am Boden zurück. Das Bein schreitet manchmal zu wenig’ aus, so dass der Fuss am Boden schleift und schliesslich mit den Zehen aufsteht; manchmal wird das Bein zu hoch gehoben und wird der Fuss zu weit nach vorn aufgesetzt. Daher streift auch. mitunter der Fuss den Arm oder hält gar, indem er, am Arme herunterfahrend, in die Höhlung der sich eben abwickelnden Hand geräth, die Hand am Boden fest, wodurch der Affe stolpert und selbst fällt. Zumal dann tritt so der Fuss auf die Hand, wenn zugleich das rechte Bein, wie es zuweilen geschieht, abnorm rasch nach dem linken Beine sich in Bewegung setzt. so dass das Bild des Hüpfens entsteht. Das Gehen bessert sich während der nächsten Wochen, indem die Ungeschicktheiten immer seltener werden, aber völlig verlieren sich dieselben nie; sie stellen sich gelegentlich immer wieder ein, besonders zu Anfang und zu Ende des Gehens oder wenn der Affe im Gehen eine Wendung macht. Leidenschaftlich erregt, in Angst und Furcht oder gierig nach der Nahrung, läuft der Affe oder geht er rasch; und dann werden schon zu derselben Zeit, zu welcher beim gewöhnlichen langsamen Gehen, das wir vorhin verfolgten, die unteren Glieder der rechten Extremitäten noch passiv geschleift werden und der Affe öfters um- Tr . Is 4 . . RK Munk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 761 fällt, alle Glieder der rechten Extremitäten activ derart bewegt, dass der Affe, ohne zu stolpern oder zu fallen, vorwärts kommt. Später läuft der Affe so gut. dass während des Laufens kein Unterschied zwischen rechts und links zu bemerken ist und höchstens einmal eine Art von Hüpfen eintritt, indem die Bewegung des rechten Beines zu rasch der des linken nachfolgt. Aber zu Anfang des Laufens und vollends zu Ende desselben, sei es dass der Affe zum Stehen kommt, sei es dass das Laufen in das gewöhnliche Gehen übergeht, treten wiederum die Ungeschicktheiten auf, wie wir sie kennen lernten. Stellt sich der Affe frei im Zimmer aus dem Sitzen oder Stehen aufreeht, gelockt durch hoch vorgehaltene Nahrung, so tritt zuerst mit der sich streckenden Wirbelsäule ausschliesslich das linke Bein in Thätigkeit, aber schon am zweiten oder dritten Tage nach der Operation strecken sich zugleich Ober- und Unterschenkel des rechten Beines, wenn auch wenig kräftig, mit. Das rechte Bein steht nunmehr lose auf dem Fusse und gleitet leicht ab, weshalb der Affe noch öfters umfällt. Später gesellt sich die Streckung des rechten Fusses hinzu und wächst allmählich die Streckung aller Glieder, so dass nach einigen Wochen das rechte Bein wohl manchmal ungeschickter, z. B. mit schief seitwärts geriehtetem Fusse oder mit dem Rücken aufliegenden Zehen, aber doch kaum weniger fest auf dem Boden steht als das linke. Man kann in der Folge gelegentlich einmal beobachten, dass der auf- gerichtete Affe das linke Bein nach vorn verstellt oder sogar hoch- hebt, ohne umzufallen. Greift der Affe, indem er sich frei im Zimmer hochstellt, mit der linken Hand nach der hoch vorgehaltenen Speise, so bewegt sich ‚zugleich der rechte Arm und geht, wenn erst einige Tage seit der Operation verflossen sind, nach hinten, später nach vorn, doch zunächst nur wenig und unter activer Bewegung des Oberarms allein oder allenfalls noch des Vorderarms. Weiterhin geht der rechte Arm all- mählich mehr nach vorn, der Vorderarm wird immer mehr gebeugt, und es bewegen sich auch, wenn der Affe heftig mit der linken Hand zufasst, die rechte Hand und die rechten Finger, die sich mitunter zur Faust schliessen. Nach einigen Wochen kann, wenn der Affe aufgeregt ist, die rechte Hand ebenso weit nach vorn und oben kommen wie die linke, nur greift sie immer geradezu in die Luft und nicht nach der Speise. Ähnlich ist es, wenn der Affe sich an dem aus Verticalstäben bestehenden Gitter des Käfigs, am Tischfusse, am hohen Topfe, am Beine des Menschen u. dergl. m. aufrichtet und mit der linken Hand einen Gitterstab, den Tischfuss u. s. w. fasst. Geht auch schon der rechte Arm weit nach vorn, so stösst doch zunächst die rechte Hand stets ins Blaue hinein, selbst wenn sie einen Gitterstab, 762 Gesammtsitzung vom 19. October. den Tischfuss u. s. w. streift. Und wenn dann der aufrecht stehende Affe in Gier oder Lust oder Ärger, meist unter Schreien, strampelt, wird wohl mit der Musculatur des Rumpfes, der Beine und des fest- haltenden linken Armes auch die Museulatur des rechten Armes in allen Gliedern desselben thätig, aber fährt doch dieser Arm immer nur ziel- und zwecklos auf- und abwärts durch die Luft. Erst später tritt es ein und am ehesten und häufigsten, wenn der Affe in Auf- regung ist, dass, wenn bei jenen Bewegungen zufällig die rechte Hand auf einen Gitterstab, den Tischfuss, den Rand des Topfes u. s. w. trifft oder die rechten Finger mit ihrer Hohlseite dieselben Gegen- stände berühren, Hand oder Finger sich an- oder umlegen, bald lose bald fester und meist ungeschickt,. wie wir es sogleich beim Klettern genauer sehen werden. Zum Klettern des Affen, das man am besten am Gitter innerhalb und ausserhalb des Käfigs beobachtet, kommt es in der Regel erst mehrere Tage nach der Operation und für eine erste Zeit ausschliesslich mittels der linken Extremitäten. Die rechten Extremitäten, besonders der Arm, bewegen sich anfangs gar nicht oder nur schwach; und auch wenn sie schon mit ihren oberen Gliedern grössere Bewegungen machen, so fahren sie doch regelmässig zwischen den Stäben durch, selbst wenn Hand und Fuss auf ihrem Wege an einen Stab gerathen. Das ändert sich erst, wenn weiterhin auch die unteren Glieder sich stärker bewegen, wenn am durchgefahrenen Bein die Zehen sich kräftig beugen, etwas später am durchgefahrenen Arm die Hand sich fest zur Faust schliesst und die nutzlos in der Luft verbliebenen Extremi- täten hin und her fahren, manchmal unter wiederholten Beugungen und Streckungen der Finger- und Zehenglieder, wie wenn sie eine Anheftung suchten. Dann legen sich Hand und Fuss, der letztere noch eher als die erstere, wenn sie gerade auf einen Stab stossen, an den- selben an, doch wie sie der Zufall hat herangelangen lassen, in den mannigfaltigsten Stellungen. Nur selten wird ‚der Stab auf die normale Weise von rechts her zwischen dem Daumen und den anderen Fingern in die Faust gefasst oder zwischen der grossen und den übrigen Zehen umklammert. Am häufigsten kommt der Stab zwischen die 2. und 3. oder die 3. und 4. oder die 4. und 5. Finger oder Zehen zu liegen; und entweder sind dann alle Finger oder Zehen leer in sich geschlossen, so dass nur die einander zugewandten Seiten zweier Finger oder Zehen den Stab berühren, oder es umgeben bald diese bald jene Finger oder Zehen mit der Hohlseite den Stab, während die anderen mit dem Rücken demselben anliegen. Zuweilen umgreifen, bei leer geschlossenem Daumen, statt der Hand die übrigen Finger den Stab; mitunter wird der Stab, statt von rechts, von links her mit der Hand umfasst; ET . Nm x . ö -Pr9 Munk: Uber die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 65 u. dergl. m. Hand und Fuss greifen dabei nur vorübergehend fest an und liegen, sobald der Affe mit dem Klettern einhält. so lose am Stabe, dass sie oft an ihm herunter-, ja ganz von ihm abgleiten. Der Affe bleibt auch nur eine kleine Weile am Gitter hängen und kehrt jedesmal bald auf den Boden zurück. Während der folgenden Wochen bessert sich noch das Klettern allmählich, indem die rechte Hand und der rechte Fuss sowohl seltener den Stab verfehlen, als auch durch längere Zeit den Stab fest umschlossen halten. Der Affe kann dann lange ruhig am Gitter hängen und gelegentlich ohne Gefahr die linke Hand, z. B. um Nahrung zu greifen, für einige Zeit vom Gitter ent- fernen. Darüber hinaus geht aber die Besserung nicht. Auch wenn viele Monate verflossen sind, legen sich die rechte Hand und der rechte Fuss noch immer in den mannigfaltigsten Stellungen an und treten dann und wann immer wieder auch die anderen Ungeschicktheiten auf, dass der Arm oder das Bein zwischen den Stäben durchfährt oder, das Gitter gar nicht erreichend, in der Luft hängen bleibt und die Hand oder der Fuss nach dem festen Zufassen wieder lose wird und abgleitet. Von selber, d. h. ohne nachweisbaren äusseren Anlass habe ich den Affen nicht eher klettern sehen, als etwa 4 Wochen nach der Operation, wo er schon längere Zeit am Gitter hängen bleiben konnte. Von da an klettert er, je später, desto mehr von selber, aber im ganzen doch selten und sehr wenig im Vergleich mit dem unver- sehrten Affen. Vorher klettert der Affe so, wie ich es beschrieb, wenn in der Höhe befindliche Nahrung ihn lockt. Ist er mehr aufgeregt, ist er besonders gierig nach einem Leckerbissen, vor allem ist er in Furcht, so klettert er jederzeit nicht bloss rascher, sondern auch besser, indem er die rechten Extremitäten zwar nicht geschickter, aber fester anlegt und seltener die Stäbe verfehlt. In höchster Angst auf der Flucht kletternd, kann der Affe schon am 3. Tage nach der Operation mit dem rechten Fusse, schon am 4. oder 5. Tage mit der rechten Hand, wenn sie gerade auf einen Stab stossen, diesen fest umfassen. Beim Springen des Affen und bei dem vielerlei Strampeln, wenn der Affe gefallen ist, wenn man ihn auf die Seite oder den Rücken gelegt hat, wenn man ihn an der Kette hält und hebt. wenn man ihn gewaltsam aus dem Käfig zerrt oder vom Gitter losreisst u. dergl. m., bieten die rechten Extremitäten im wesentlichen dasselbe Verhalten dar. Auch in diesen Fällen nehmen ihre Bewegungen mit der Zeit zu, wächst ihre Betheiligung an der Leistung, bleiben Unvollkommen- heiten ihrer Thätigkeit zurück. Und so laufen für alle Gemein- schaftsbewegungen der rechten Extremitäten, d. h. für alle Be- (0 . 764 Gesammtsitzung vom 19. October. wegungen derselben. welche zusammen, in Verbindung oder in der Reihe, mit Bewegungen anderer Körpertheile erfolgen, die Beobach- tungen darauf hinaus, dass nach einer anfänglichen Bewegungslosigkeit von kurzer Dauer die rechten Extremitäten ihre früheren Bewegungen wieder aufnehmen und sie allmählich immer besser ausführen, bis, wenn 6-8 Wochen nach der Operation vergangen sind, nur gewisse Ungeschicktheiten in den Bewegungen übrig bleiben, welche dann für die Dauer fortbestehen. Anders ist es mit denjenigen Bewegungen der rechten Extremi- täten, welche nicht Gemeinschaftsbewegungen sind, den isolirten Bewegungen oder Sonderbewegungen derselben. Wir kennen bereits die Gemeinreflexe der rechten Extremitäten infolge von Druck auf Hand und Fuss, für welche es in den ersten Tagen nach der Operation eines sehr starken, dann durch etwa zwei Monate eines immer schwächeren, schliesslich aber immerhin noch einiges Druckes bedarf, und bei welchen jederzeit auf den geringsten wirksamen Druck bloss die oberen, erst auf grösseren Druck mit diesen die unteren Glieder der betroffenen Extremität thätig werden.' Solche Reflexe kann man auch durch anderweitigen Angriff der Ex- tremitäten,. z. B. Stechen von Oberschenkel, Unterschenkel u. s. w. er- zielen. Ferner zeigen sich Kratzreilexe. Ich habe einmal an einem Affen, der sich auf den Rücken gelegt hatte und sich von seinem Käfiggenossen krauen liess, jedesmal, dass die Finger des Genossen eine Stelle rechterseits am unteren Rande des Brustkorbes in der Gegend der Mamillarlinie in Angriff nahmen, wiederholte Bewegungen des rechten Beines wie zum Kratzen beobachtet; und ich habe auch an ein paar, wie mir schien, besonders empfindlichen Affen durch wiederholtes Streichen der Haut an der bezeichneten Stelle denselben Erfolg herbeiführen können. Es kommen also Sonderbewegungen der rechten Extremitäten als Gemeinreflexe oder Rückenmarksreflexe vor, und es mögen deren bei weiterem Suchen noch mehr als die obigen sich finden lassen. Aber sonst fehlen Sonderbewegungen der rechten Extremitäten durchaus und für immer. Von der Fülle soleher Bewegungen, welche rechter Arm und rechtes Bein und auch deren Glieder, besonders am Arme, beim unversehrten Affen zeigen, kommt nach der Total- exstirpation der linken Extremitätenregionen nie mehr eine Spur zur Beobachtung. Selbst in höchster Noth bleiben die Bewegungen aus. Ist der Affe auf der Flucht im Klettern gehemmt, weil eine oder beide rechte Extremitäten zwischen den Stäben durchgefahren und sei 1: Diese) BeriehteiT893, IS.697, 75. Munk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 1655 es zu weit nach vorn oder nach der Seite gekommen, sei es an einen Querstab gerathen sind, so wirft er den Rumpf nach hinten und dreht ihn um die linksseitige Fixation, bis die rechten Extremitäten soweit zurückgeholt sind, dass er das Klettern fortsetzen kann. Ist der Affe durch das Abgleiten des rechten Fusses oder der rechten Hand oder gar beider im Hängen am Gitter gefährdet, indem er sinkt oder nach hinten überneigt oder um die linksseitige Fixation sich dreht, so führt er kräftige Bewegungen des Rumpfes und aller vier Extremitäten und neue Kletterbewegungen aus, bis rechte Hand und rechter Fuss wieder den Stab gefasst haben. Und derart erfolgen in allen Fällen, damit die rechten Extremitäten in andere Lagen kommen, weit verbreitete Körperbewegungen; auch wenn rechte Hand und rechter Fuss dieht am Stabe sich befinden oder sogar noch lose denselben umgeben, werden sie nicht anders als unter Bewegungen des Rumpfes und der linken Extremitäten von neuem zur Befestigung gebracht. Man kann sich davon beliebig oft überzeugen, da bei dem ruhig am Gitter hängenden Affen ohne Widerstand desselben auch künstlich die schlimmen Lagen sich herbeiführen lassen. indem man die rechte Hand und den rechten Fuss vom Stabe ablöst. Im Gegensatze dazu sieht man, wenn man ebenso mit der linken Hand und dem linken Fusse verfährt, diese jedesmal sofort, nachdem man sie freigelassen hat, bloss durch Be- wegungen der linken Extremitäten, ja, wenn sie noch in der Nähe des Stabes geblieben waren, ausschliesslich durch Bewegungen von Hand und Fuss von neuem angelegt werden. Das sind die Störungen in den Bewegungen, welche uns neue Aufsehlüsse über die Extremitätenregionen geben. Wir nannten oben' Reflexcentren der Extremitäten die im Rücken- marke gelegenen ÜUentren, welche ohne Zuthun des Gehirns auf refle- etorische Erregung isolirte Bewegungen der Extremitäten herbeiführen. Wenn dieselben isolirten Bewegungen am unversehrten Thiere anders, als auf dem Wege des Rückenmarksreflexes, zustandekommen, so müssen wir darin das Wirken derselben Centren sehen, nur dass deren Er- regung diesmal vom Gehirn veranlasst ist. Nun finden wir durch den Verlust der Extremitätenregionen der einen Seite die isolirten Be- wegungen der Extremitäten der anderen Seite, soweit es sich nicht um Gemeinreflexe oder Rückenmarksreflexe handelt, für die Dauer fortgefallen. Es muss also beim unversehrten Thiere, damit jene be- zeichneten Bewegungen erfolgen, immer und ausschliesslich #on den Extremitätenregionen die Erregung der Retlexcentren der zugehörigen Extremitäten veranlasst werden. Wir wissen auch schon', dass die 1 Be Sala Qt rn Pe = Tora Diese Berichte 1892. S. 697— 707, 715, 723. 766 Gesamnitsitzung vom 19. October. Extremitätenregionen durch besondere Leitungsbahnen mit den Retlex- centren der zugehörigen Extremitäten verbunden sind. Mittels dieser Leitungsbahnen sahen wir oben‘ die Extremitätenregionen, ohne dass der Vorgang der Erregung in den Leitungsbahnen statthat, die Retlex- centren der zugehörigen Extremitäten auf derjenigen niederen Grösse der Erregbarkeit halten, welche dieselben in der Norm am unversehrten Thiere besitzen. Dazu kommt jetzt, dass mittels der Erregung dieser Leitungsbahnen die Extremitätenregionen die Reflexceentren der zu- gehörigen Extremitäten in Erregung setzen. Denn für den einen und den anderen Fall verschiedene Leitungsbahnen anzunehmen, liegt nicht der mindeste Grund vor. Doch damit, dass die Extremitätenregionen die Reflexcentren der gegenseitigen Extremitäten erregen, ist es offenbar nicht genug. An dem der Extremitätenregionen beraubten Affen können wohl auf dem Wege des Gemeinreflexes alle Glieder des betroffenen Armes oder Beines in Bewegung kommen, doch für sich allein kann bloss das oberste Glied thätig werden, jedes andere Glied ist mit seiner Thätigkeit an die Thätigkeit der dem Rumpfe näheren Glieder ge- bunden ; und nachweislich verbreitet sich jedesmal mit dem Wachsen der peripherischen Reizung und damit der das Reflexcentrum tref- fenden Erregung die Bewegung von dem obersten Gliede aus immer weiter über die unteren Glieder der Extremität. Am unversehrten Affen dagegen sehen wir die Bewegung der unteren Glieder der Ex- tremität ebensowohl unabhängig von der Bewegung der oberen Glieder, wie in Verbindung mit letzterer auftreten und auch jedes untere Glied für sich allein thätig werden. Daraus ist zu entnehmen: dass das Reflexeentrum der Extremität aus kleineren Gliedeentren, wie sie heissen mögen, je einem (Beuge- oder Streck-) Centrum für jedes Glied der Extremität, sich zusammensetzt, welche durch Leitungs- bahnen in derselben Reihenfolge mit einander verbunden sind, wie die Glieder sich an einander schliessen; und dass die gegenseitigen Extremitätenregionen auch unmittelbar jedes dieser Gliedeentren in Erregung setzen können. Von den Extremitätenregionen müssen Leitungs- bahnen zu jedem einzelnen Gliedeentrum führen, während die sen- siblen Fasern oder Zellen des Rückenmarkes ausschliesslich mit dem- jenigen Gliedeentrum in direeter Verbindung stehen müssen, welches die Bewegung des obersten Gliedes der Extremität veranlasst. Ein besonders interessantes Beispiel geben hier im Gegensatze zu den Gemeinreflexen oder Rückenmarksreflexen der Extremitäten die Bewegungen derselben ab, welche ich als Berührungsreflexe be- ! Diese Berichte 1892. S. 697— 707, 715, 723. Muxk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 167 zeichnet habe!. Sie treten, wie wir uns erinnern, nach der Total- exstirpation der Extremitätenregionen nie mehr an den gegenseitigen Extremitäten auf und stellen sich am unversehrten Affen so dar, dass, wofern nicht gerade die Extremität als Stütze dem Boden aufruht, der Berührung von Fingern oder Zehen isolirte Bewegungen der Ex- tremität folgen, die bei schwächster Reizung sich auf die Finger oder Zehen beschränken und mit wachsendem Reize immer mehr Glieder der Extremität, von unten nach oben fortschreitend, umfassen. Dabei sehen wir nicht nur von den Extremitätenregionen unmittelbar die Erregung des untersten Gliedeentrums herbeigeführt, sondern auch diese Erregung, wenn sie stark genug ist, derart durch das Reflex- centrum hindurch fortgepflanzt, dass sie die Reihe der Gliedeentren in gerade umgekehrter Richtung, wie bei den Rückenmarksreflexen, durchläuft. Aber auch noch andere isolirte Bewegungen der Extremitäten, als bisher im Anschlusse an die beobachteten Rückenmarksreflexe unserer Betrachtung unterlagen, zeigt der unversehrte Affe: und die Anregung zu diesen Bewegungen muss gleichfalls von den Extremi- tätenregionen ausgehen, da nach der Totalexstirpation der Extremi- tätenregionen solche Bewegungen an den gegenseitigen Extremitäten für immer fehlen. Für diese Fälle directe Verbindungen der Extremi- tätenregionen mit den in Bewegung kommenden Muskeln anzunehmen, geht nicht an, weil alle Fasern der vorderen Wurzeln der Rücken- marksnerven von Ganglienzellen der vorderen grauen Säulen des Rücken- markes ihren Ursprung nehmen. Es kann daher wiederum nicht anders sein, als dass die Extremitätenregionen im Rückenmarke ge- legene Centren, welche jene isolirten Bewegungen herbeiführen, in Erregung setzen mittels besonderer Leitungsbahnen, welche die Re- gionen mit den Centren verbinden. Wie weit diese ÜCentren unter Ausschluss des Gehirns reflectorisch erregbar sind, muss zur Zeit dahin- gestellt bleiben. Nur das lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass einzelne Centren ausschliesslich von den Extremitätenregionen zu er- regen sind. Denn nach der Totalexstirpation dieser Regionen sieht man am gegenseitigen Arme nie und unter keinen Umständen mehr die zierlichen Bewegungen von Fingergruppen eintreten, wie man sie am unversehrten Affen z. B. beim Aufnehmen der über den Fussboden zerstreuten Reiskörner oder beim Herausnehmen der in der Hohlhand oder zwischen den Fingern dargebotenen Haferkörner u. dergl. m. beobachtet. So ergeben sich die Extremitätenregionen als die Projeetion der Rückenmarkscentren, deren Erregung isolirte Bewegungen an den gegen- Dieser Beriehter1892. 'S.691 2,1722, ee) & . (6% Gesanmmtsitzung vom 19. October. seitigen Extremitäten zur Folge hat, oder, wie ich sie fortan kürzer nennen will, der Rückenmarkscentren der gegenseitigen Extremitäten. Alle diese Öentren sind sie zu erregen imstande mittels direeter Leitungs- bahnen, welche von ihnen zu den einzelnen Gentren führen. Manche der Centren, vielleicht viele, können auch ohne Zuthun des Gehirns bei Rückenmarksreflexen thätig werden; allein die sensiblen Fasern oder Zellen des Rückenmarkes haben, soweit die Untersuchung reicht, direete Verbindungen bloss mit denjenigen Uentren, welche Bewegungen der obersten Glieder der Extremitäten herbeiführen, und können dem- gemäss unmittelbar nur diese Centren und erst durch sie mittelbar auch die anderen Centren, welche die Bewegungen der unteren Glieder der Extremitäten herbeiführen, in Erregung setzen. Unter welchen Umständen es zur Erregung der Centren seitens der Extremitätenregionen kommt, lehren in erster Linie die Berührungs- reflexe. Sie haben uns früher als ein Beweis dafür gedient. dafs die Ex- tremitätenregionen einen Theil der Fühlsphaere der Grosshirnrinde bilden, indem die Berührungs- oder Druckempfindungen der zugehörigen Extremitäten in ihnen zustandekommen. Diesen Beweis beeinträchtigt nicht. was wir jetzt erfahren haben, dass die Extremitätenregionen die Bewegungen anregen, weil der unversehrte Affe, wenn seine Aufmerk- samkeit nicht anderweitig in Anspruch genommen ist, regelmässig nach der Extremität hinsieht, welche berührt wurde und in Bewegung geräth. Die neue Erkenntniss legt aber im Verein mit der alten das Wesen der Berührungsreflexe klar so dar, wie ich es gelegentlich schon angezeigt' und von vorneherein durch den Namen, den ich wählte, angedeutet habe. Neben den Opticusreflexen, für welche es der Liehtempfindung nieht bedarf und welche ohne die Grosshirnrinde unter Vermittelung niederer Hirntheile zustandekommen, fanden wir in den unwillkürlichen Augenbewegungen, welche den Blick wandern und undeutlich Gesehenes fixiren lassen, Sehreflexe, d. h. Sinnesreflexe, welche Lichtempfindungen zur Voraussetzung haben und nur unter Mitwirkung der Sehsphaere sich vollziehen.” Gerade so stehen hier den Gemeinreflexen oder gemeinen sensiblen Reflexen der Extremi- täten, für welche es der Gefühlsempfindung nicht bedarf und deren Zustandekommen niedere Theile des CGentralnervensystems vermitteln, in den unwillkürlichen Berührungsreflexen der Extremitäten Fühlreflexe gegenüber, d. h. Sinnesreflexe, welche Gefühlsempfindungen zur Vor- aussetzung haben und nur unter Mitwirkung der Fühlsphaere sich voll- ziehen. Wie dort die Augenbewegungen, so sind hier die Bewegungen ! Diese Berichte 1892. S. 693. ®? Herm. Munk, Über die Functionen der Grosshirnrinde. Gesammelte Mitthei- lungen. Zweite Auflage. Berlin 1890. S. 28ı, 301 ff. u Musk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 169 der Extremitäten Reflexe in unmittelbarer und nächster Folge der Sinnesempfindung, indem die durch Radiärfasern zur Sinnessphaere geleitete Erregung wieder durch Radiärfasern der Sinnessphaere zu niederen Centren gelangt. Der Mannigfaltigkeit, welche die Augenbewegungen, je nach der Bahn, auf welcher die Erregung zur Sehsphaere kommt, in Aufwärts- und Abwärts- und Seitenbewegungen der Augen darbieten, entspricht auch eine Mannigfaltigkeit der Bewegungen der Extremitäten je nach der Bahn, auf welcher die Erregung in die Extremitätenregionen ein- bricht. Wir haben uns bisher auf die Betrachtung derjenigen Be- rührungsreflexe der Extremitäten beschränkt, welche der Berührung von Fingern oder Zehen folgen, weil diese am regelmässigsten zu beobachten und am leichtesten in ihrer Abhängigkeit von der Stärke des Reizes zu verfolgen sind. Man findet aber am unversehrten Affen noch zahlreiche andere Berührungsreflexe, wenn man die anderen Glieder der Extremitäten in derselben Weise angreift. Und ohne dass man eine eingehende Untersuchung auszuführen braucht, übersieht man dabei, dass nicht bloss jedesmal die berührte Extremität, sondern bei schwächster Reizung auch gerade das berührte Glied. die Hand oder der Fuss oder der Vorderarm u. s. w., mit activer Bewegung antwortet. Um die grundsätzliche Übereinstimmung zwischen unseren Seh- und Fühlreflexen vollkommen zu machen, liesse sich schliesslich nur noch der Nachweis verlangen, dass, wie an der Sehsphaere, so an den Extremitätenregionen der Fühlsphaere die als Reflexe zur Be- obachtung kommenden Bewegungen auch durch elektrische Reizung der Rinde zu erzielen sind. Dieses Verlangen findet man durch längst vorliegende Erfahrungen befriedigt. Die Ergebnisse der elektrischen Reizung unserer Extremitätenregionen sind aber im grossen und ganzen zu bekannt, als dass ich ihre Besprechung nicht bis dahin verschieben sollte, wo wir aus einer weiteren Erörterung noch grösseren Nutzen werden ziehen können. In den Extremitätenregionen geht also die durch sensible Nerven- fasern von den gegenseitigen Extremitäten her den centralen Elementen, welche der Berührungsempfindung dienen, zugeleitete Erregung auf die Leitungsbahnen über, welche die Extremitätenregionen mit den Rückenmarkscentren der gegenseitigen Extremitäten verknüpfen; und zwar jedesmal auf diejenigen Leitungsbahnen, welche zu den erregten berührungempfindenden Elementen in engster Beziehung stehen, d. h. auf‘ Leitungsbahnen, durch deren Erregung es zur Bewegung desselben Extremitäten-Gliedes kommt, dessen Reizung die Erregung der berührungempfindenden Elemente veranlasste. Aber damit ist natürlich erst eine Art, wie es zur Erregung der Centren seitens der 70 Gesammitsitzung vom 19. October. Extremitätenregionen kommt, erkannt. Es muss noch andere Arten geben., da isolirte Bewegungen der Extremitäten am unversehrten Affen auch ohne voraufgegangene Berührung eintreten, so z. B. wenn der Affe die vorgelegte Kirsche sieht, und auch ganz ohne nach- weisbaren äusseren Anlass — rein willkürlich, wie es heisst, oder spontan. Auf eine Analyse der Vorgänge, welche in diesen Fällen offenbar in den Bereich der Vorstellungselemente eingreifen, können wir uns je- doch hier nicht einlassen. Wichtig für uns ist nur, was wir daraus ersehen, dass es auch ohne die Betheiligung der berührungempfin- denden centralen Elemente zur Erregung der Rückenmarkscentren der gegenseitigen Extremitäten kommt. Wir haben daraus zu entnehmen, dass die Leitungsbahnen, welche von den Extremitätenregionen zu den Rückenmarkseentren führen, nicht unmittelbar von den berührung- empfindenden Elementen ausgehen, sondern dass ihre Ausgangspunkte andere in den Extremitätenregionen gelegene centrale Elemente bilden, welche ebensowohl mit den berührungempfindenden centralen Ele- menten wie mit Vorstellungselementen in direeter Verbindung stehen. Fassen wir nunmehr die Gemeinschaftsbewegungen der Extremi- täten ins Auge, so sehen wir diese nicht in einer solchen unbedingten Abhängigkeit von den gegenseitigen Extremitätenregionen stehen, wie die isolirten Bewegungen, aber andererseits auch nicht unabhängig von denselben Regionen sein, da sie nach deren Zerstörung erhalten, doch geschädigt sich zeigen. Man dürfte deshalb zunächst daran denken, dass für die Gemeinschaftsbewegungen der Extremitäten die Rückenmarkscentren derselben in der Norm von den gegenseitigen Ex- tremitätenregionen, nach deren Untergange aber von den gleichseitigen Extremitätenregionen erregt werden. Allerdings kommen nach der To- talexstirpation der Extremitätenregionen Störungen in den Bewegungen der gleichseitigen Extremitäten nicht zur Beobachtung und lassen sich daher direete Verbindungen zwischen Regionen und Rückenmarkscentren der gleichen Seite nicht annehmen. Aber zwischen den Rückenmarks- centren der beiden gleichnamigen Extremitäten bestehen, wie die Er- fahrungen bei den Rückenmarksreflexen überreich lehren, directe Ver- bindungen; und darum könnten nach der Totalexstirpation der linken Extremitätenregionen die rechten Extremitätenregionen wohl auf die Weise Anlass zu Gemeinschaftsbewegungen der rechten Extremitäten geben, dass sie die zugehörigen Rückenmarkscentren der linken Ex- tremitäten in Erregung setzten und diese Erregung auf den Leitungs- bahnen, welche zu den Rückenmarkscentren der rechten Extremitäten führen, zu den letzteren Centren sich fortpflanzte. Indem die Erregung auf den ungewohnten Wegen, je öfter sie dieselben durchliefe, desto weniger Widerstand fände, wäre es auch begreiflich, dass die Gemein- T . oo rn . . Pi Mvonk: Uber die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 7 l schaftsbewegungen der rechten Extremitäten anfangs schwer, später weniger geschädigt erscheinen; und selbst dass eine gewisse Schä- digung für die Dauer fortbesteht, liesse sich verstehen, weil es doch immer bei Umwegen gegenüber den normalen geraden Wegen bliebe. Indess findet der Gedanke, so ansprechend er erscheint, nicht Bestä- tigung durch den Versuch, wenn man die beiderseitige Totalexstirpa- tion der Extremitätenregionen ausführt. Die ganze Verstümmelung auf einmal vorzunehmen, musste ich nach meinen sonstigen Erfahrungen für vollkommen aussichtslos halten, und ich habe zweizeitig oder dreizeitig operirt. Auch da noch hat man es mit einem recht misslichen Versuche zu thun. Denn es ist gar nicht zu vermeiden, dass von den mühsam durch Monate vor- bereiteten Affen ein Theil dem wiederholten operativen Angriffe un- mittelbar durch Erschöpfung erliegt. Und dazu kommt, wo schon die neue Verstümmelung in jeder Hinsicht wohlgelungen ist, als be- sonderer erschwerender Umstand die enorme Einbusse an Beweglich- keit, welche der Affe erfährt. Diese geht oft so weit, dass der Affe in der ersten Zeit bloss zu strampeln vermag, sich kaum von der Stelle rühren kann und umfällt, sobald er aufzustehen versucht. Aller- dings gewinnt der Affe danach an Beweglichkeit, so dass er schon am 2. oder 3. Tage einige Schritte gehen kann, ehe er umfällt, und jeden weiteren Tag Fortschritte im Gehen macht. Aber wenn der Affe nicht recht kräftig oder auch nur nicht sehr lebhaft ist, erlahmt er nach wenigen Tagen durch die steten Misserfolge in seinen An- strengungen: seltener und immer seltener versucht er dann aufzu- stehen und zu gehen, und schliesslich bleibt er gänzlich liegen, auf vereinzelte schwache und kurze Strampelbewegungen sich beschrän- kend. Die unzureichende Nahrungsaufnahme und die schlechte Ver- dauung, welche regelmässig mit der geringen Beweglichkeit verbunden sind, tragen noch dazu bei, dass der Affe rasch an Kräften abnimmt. Hinwiederum kommt es in denjenigen Fällen, in welchen die Beweg- lichkeit des Affen ununterbrochen wächst, bis sie in etwa 6 Wochen ihr Maximum erreicht hat, zwar dahin, dass der Affe lange gehen, auch sich aufrecht stellen und klettern kann; aber weil alle diese Bewegungen immer äusserst ungeschickt ausgeführt werden, ist der Affe vielen Gefahren ausgesetzt und nimmt durch Umfallen, Abstürzen u. s. w. bald einmal Schaden, so dass er zugrundegeht. Wo ich der Totalexstirpation der einen die der anderen Extremitätenregionen hatte folgen lassen, sind mir die Affen früh verfallen und in 2-3 Wochen gestorben. Dagegen habe ich tadellose Versuche gewonnen, bei welchen ich die der beiderseitigen Extremitätenregionen beraubten Affen durch 2-3'/, Monate ohne jeden störenden Zufall beobachten rc ra \ = (12 Gesammtsitzung vom 19. October. konnte, . wo ich dreizeitig operirt hatte, indem ich entweder die einen Extremitätenregionen auf einmal und von den anderen Extremitäten- regionen erst die mediale, später die laterale Hälfte exstirpirte oder zuerst die medialen Theile der beiderseitigen Extremitätenregionen und danach den lateralen Theil zuerst von den einen, dann von den an- deren Extremitätenregionen abtrug. Nach der Vollendung der Exstirpation auf der zweiten, sagen wir der rechten Seite findet man an den linken Extremitäten die Empfindlichkeit und die Beweglichkeit gerade so gestört, wie wir es vorher nach der Totalexstirpation der linken Extremitätenregionen an den rechten Extremitäten sahen. Die Berührungs- oder Druck- empfindungen und die Berührungsreflexe sind für immer verloren. Die Schmerzempfindlichkeit ist zuerst sehr herabgesetzt, wächst aber mit der Zeit, bis sie in etwa 6 Wochen die gleiche Grösse, wie an den rechten Extremitäten erlangt hat. Dasselbe Verhalten zeigt die Reflexerregbarkeit für die Gemeinreflexe, welche erhalten sind. Alle anderen isolirten Bewegungen fehlen für die Dauer; mit dem Munde ergreift der Affe die Nahrung, und auch das Suchen der Parasiten im Pelze des Genossen, das er früher so zierlich mit der Hand vollzog, führt er jetzt mit dem Munde aus. Die Gemein- schaftsbewegungen endlich der linken Extremitäten scheinen für eine erste kurze Zeit erloschen, treten dann aber wieder auf, anfangs höchst unvollkommen, allmählich durch Wochen sich verbessernd, gerade so wie ich es früher für die rechten Extremitäten beschrieb, und be- halten schliesslich ihre Ungeschicktheiten für die Dauer bei. Für die rechten Extremitäten, wie überhaupt für alle anderen Körpertheile bringt der Verlust der rechten Extremitätenregionen gar keine Folgen ausschliesslich mit sich. Natürlich bleiben trotzdem, dass die Gemeinschaftsbewegungen der linken Extremitäten sich bis zu demselben Grade vervollkommnen, wie vorher die der rechten Extremitäten, Gehen, Laufen, Klettern u. s. w. des Affen nunmehr doch wesentlich beeinträchtigt gegen die Zeit, da bloss auf einer Seite die Extremitätenregionen exstirpirt waren. Auch nach Monaten fällt der Affe öfters im Gehen um, indem bald diese bald jene Extremitäten zu ungeschickt aufgesetzt werden oder abgleiten oder indem die hinteren Extremitäten die vorderen in der Bewegung hemmen, und gerade beim langsamen Gehen, auf das er sich gewöhn- lich beschränkt, läuft er am meisten Gefahr; er geht besser und sicherer, wenn er rasch geht oder läuft, was freilich nur gelegentlich einmal bei leidenschaftlicher Erregung vorkommt. Wird ihm Nahrung hoch vorgehalten, so stellt er sich recht gut aufrecht, schlägt aber oft sogleich oder wenn er mit dem Munde die Nahrung zu fassen \ "Tr > fee a 5 = —‘ Munk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. lisa sucht. durch Abgleiten der Füsse hin. In der Regel bewegt sich an dem aufgerichteten Affen der eine Arm ein wenig nach vorn, der andere ein wenig nach hinten; nur zwei Affen, welche von jeher arge Fliegenfänger gewesen waren, habe ich mehrere Wochen nach dem Verluste der beiderseitigen Extremitätenregionen wiederholt, wenn sie durch die herumschwirrenden Fliegen in grosse Aufregung gerathen waren, plötzlich sich hoch aufstellen und die Arme wie zur Umarmung oder zum Fliegenklatschen erheben und gegen einander bewegen sehen, ohne dass es jedoch zur Berührung der beiden Hände kam. Äusserst selten klettert der Affe, am ehesten in Furcht, sonst in besonderer Gier nach dem Leckerbissen, und er kann trotz der Ungeschicktheit aller vier Extremitäten gut in die Höhe kommen; aber am Gitter des Käfigs hängen bleiben kann er nieht: in der Regel gleiten, sobald er mit dem Klettern innehält, die Füsse ab, dann lässt auch eine Hand los, und wenig später stürzt der Affe jählings herab. Ist er auf diese oder andere Weise gefallen, so vermag er immer nur durch langes ungeschicktes Strampeln sich aufzuhelfen: und wenn er, wie es häufig geschieht, auf den Rücken zu liegen gekommen ist, hat er durch mehrere Minuten mit Rumpf und Extremitäten, wie mit Kopf und Schwanz heftig zu arbeiten, ehe er wieder auf die Beine kommt. Nur wenn er mit den herumfuchtelnden Armen zufällig einen Gitterstab, Tischfuss oder dergl. fasst und so eine Stütze gewinnt, ist ihm das Aufstehen erleichtert; gar nicht selten fasst er mit der Hand den eigenen Fuss und hält ihn krampfhaft fest, und dann erschöpft er sich dermaassen bei seinen langen vergeblichen Anstrengungen, dass er durch eine ganze Zeit schlaff auf dem Rücken liegend pausirt, ehe er von neuem das Strampeln aufnimmt. Springen habe ich den Affen nieht gesehen; ich muss aber bemerken, dass ich ihn darauf- hin nie einer eigenen Prüfung zu unterziehen gewagt habe wegen der Gefahren, welche für ihn damit verbunden waren. Von dem Gedanken, welcher uns die beiderseitige Totalexstir- pation der Extremitätenregionen unternehmen liess, ist nach diesen Ergebnissen offenbar abzusehen; denn da die Gemeinschaftsbewegungen, welche die rechten Extremitäten nach dem Verluste der linken Extre- mitätenregionen zeigen, durch die Beseitigung der rechten Extremi- tätenregionen keine Veränderungen erfahren, können die letzteren Regionen nichts mit ihnen zu schaffen haben. Darf aber von der vermutheten Vertretung der einen Extremitätenregionen durch die anderen nicht die Rede sein, so lässt sich in den übrigen Rinden- partien der Ersatz erst recht nicht suchen, weil diese noch weniger in Beziehung zu den rechten Extremitäten stehen, weil, wo wir auch die Rinde exstirpiren mögen, wofern wir nicht die Extremitäten- Sitzungsberichte 1893. 70 rar7 u = 0 Gesammtsitzung vom 19. October. regionen angreifen, nie Störungen in den Bewegungen der Extremi- täten zur Beobachtung kommen. Demnach stellen sich die Gemein- schaftsbewegungen der Extremitäten einerseits abhängig dar von den gegenseitigen Extremitätenregionen, andererseits unabhängig nicht bloss von diesen Regionen, sondern auch von den übrigen Rinden- partien. Wir sehen uns damit einer Verwiekelung gegenüber, welche mit der Betrachtung der Gemeinschaftsbewegungen allein kaum zu überwinden ist; aber wir finden die Lösung, wenn wir von dem Theile den Blick auf das Ganze richten. Der Affe geht, stellt sich aufrecht, klettert u. s. w., welche Partien der Grosshirnrinde auch zerstört sein mögen, selbst wenn die Zerstörung beiderseits die Extremitätenregionen betroffen hat, die einzigen Partien der Grosshirnrinde, welche durch direete Leitungs- bahnen mit den Rückenmarkscentren der Extremitäten verbunden sind. Daher können jene Principalbewegungen, wie ich das Gehen, Aufrichten u. s. w. kurz nennen will, des Affen nicht von einer einzelnen Partie der Grosshirnrinde abhängig und immer nur mittelbar von der Grosshirnrinde veranlasst sein. Unmittelbar müssen sie von CGentren — Prineipalcentren mögen sie heissen — her- beigeführt werden, welche unterhalb der Grosshirnrinde, zwischen dieser und dem Rückenmarke, gelegen sind und mittels Leitungs- bahnen, die von ihnen zu den Rückenmarkscentren der Extremitäten führen, diese Centren in Erregung setzen. Solche Prineipaleentren sind auch durch die Folgen der Grosshirnexstirpation bei anderen Säugethieren ausser Zweifel gestellt, schon längst bei der Ratte, beim Meerschweinchen, beim Kaninchen ,' neuerdings beim Hunde’. Wie bei diesen Thieren, werden wohl auch beim Affen die Prineipal- centren ohne Zuthun des Grosshirns in Erregung kommen können, doch sagen unsere Versuche nichts darüber aus. Dafür lehren unsere Versuche, dass, wenn die Erregung der Prineipaleentren von seiten der Grosshirnrinde erfolgt — z. B. im Falle dass der Affe die Kirsche sieht oder den Ruf hört u. s. w. —, es dafür nicht der Thätigkeit gerade der Extremitätenregionen oder immer derselben anderen Abschnitte der Rinde bedarf, vielmehr die Erregung von verschiedenen Rindenpartien herbeigeführt werden kann. Zeigen sich dennoch die Extremitätenregionen von einer Bedeu- tung für die Princeipalbewegungen, welche allen anderen Rinden- partien abgeht, indem durch die Zerstörung der Extremitätenregionen die Gemeinschaftsbewegungen der gegenseitigen Extremitäten, die zum Gehen, Laufen, Klettern u. s. w. gehören, geschädigt werden, so kann ! Vergl. Functionen u. s. w. (2) S. 222 ff. 2 Gornz, PrLüger’s Arch. Bd. 5tı. 1892. S. 570 ft. 5 57. Mvsk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 11» uns das nicht überraschen, da wir früher" durch den gleichen Ein- griff sogar die Gemeinreflexe der Extremitäten, reine Rückenmarks- reflexe derselben, geschädigt fanden. Wir sahen dort, dass nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen die Erregbarkeit der Re- flexcentren der gegenseitigen Extremitäten zunächst infolge einer von der Hirnwunde ausgehenden Einwirkung auf die directen Leitungs- bahnen, welche von den Extremitätenregionen zu den Reflexcentren führen, sehr herabgesetzt ist und dann, weil jene Einwirkung ab- nimmt und die Isolirungsveränderungen statthaben, mit der Zeit an Grösse zunimmt. Daher kann es gar nicht anders sein, als dass nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen auch wenn der Affe geht, klettert u. s. w.. die gegenseitigen Extremitäten zunächst sehr wenig und erst mit der Zeit mehr bewegt werden. Wir vermögen auch des genaueren die Art zu verstehen, wie die Besserung in der Bewegung der Extremitäten erfolgt. Von den Ex- tremitätenregionen führen direete Leitungsbahnen zu allen Rücken- marksecentren der gegenseitigen Extremitäten, ebensowohl zu den- jenigen, welche isolirte Bewegungen der oberen, wie zu den anderen, welehe isolirte Bewegungen der unteren Glieder der Extremitäten her- beiführen: und alle diese Centren werden nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen in ihrer Erregbarkeit herabgesetzt sein und mit der Zeit an Erregbarkeit zunehmen. Unvereinbar damit kann es scheinen, dass nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen bei den Gemeinschaftsbewegungen der gegenseitigen Extremitäten zu- nächst ausschliesslich die obersten Glieder der Extremitäten thätig werden und erst später der Reihe nach, von oben nach unten fort- schreitend, die Thätigkeit der unteren Glieder hinzukommt. So dürfte es allerdings nicht sein. wenn die Principalcentren ebenso, wie die Extremitätenregionen, mit allen Rückenmarkscentren der Extremitäten direet verbunden wären; dann müsste gleichmässig an allen Gliedern die Besserung vor sich gehen, müssten an allen Gliedern gleichzeitig anfangs kleine und allmählich grössere Bewegungen auftreten. Aber die Besserung wie wir sie beobachten, entspricht der anderen Mög- lichkeit, dass die Prineipaleentren, wie es sich schon früher für die sensiblen Fasern oder Zellen des Rückenmarkes herausgestellt hat, bloss mit denjenigen Rückenmarkscentren der Extremitäten in direeter Verbindung stehen, welche die Bewegungen der obersten Glieder herbeiführen, und erst mittelbar durch diese Centren auch die anderen Centren, welche die Bewegungen der unteren Glieder herbeiführen, in Erregung setzen: und diese Möglichkeit müssen wir als in der I" Diese Berichte 1892. 8. 692H. 70* 776 Gesammtsitzung vom 19. October. Wirklichkeit zutreffend nehmen. Damit stimmt es dann auch, dass bei allen Prineipalbewegungen die Besserung in der Bewegung der unteren Glieder der betroffenen Extremitäten durch Wochen hindurch fortschreitet, lange Zeit über die Vernarbung der Gehirnwunde hinaus: indem die Erregbarkeit der Rückenmarkscentren der Extremitäten in- folge der Isolirungsveränderungen wächst, muss bei gleicher 'Thätig- keit der Prineipalcentren die Erregung immer weiter und stärker nach den Centren der unteren Glieder sich fortpflanzen. Und ebenso steht damit im Einklange, was wir gleichfalls bei allen Principal- bewegungen beobachten, dass die unteren Glieder der betroffenen Extremitäten jederzeit desto besser bewegt werden. je mehr der Affe leidenschaftlich erregt ist: hier wächst mit der Aufregung die Thätig- keit der Prineipalcentren, wie das Wachsen der Bewegung der obersten Glieder der Extremitäten anzeigt, und demzufolge muss wiederum die Erregung weiter und stärker über die Centren der unteren Glieder sich verbreiten. Aber die Bedeutung der Extremitätenregionen für die Principal- bewegungen ist damit nicht erschöpft, dass die Zerstörung der Re- gionen Veränderungen der Erregbarkeit an den Rückenmarkscentren der gegenseitigen Extremitäten zur Folge hat. Reichte die Bedeutung nicht weiter, so würden die Principalbewegungen und die zu ihnen gehörigen Gemeinschaftsbewegungen der Extremitäten ebenso wenig, wie die Gemeinreflexe der Extremitäten, abhängig zu nennen sein von den Extremitätenregionen; sie würden am unversehrten Affen mit der gegebenen Erregbarkeit seiner Rückenmarkscentren ausschliesslich in Abhängigkeit von den Prineipalcentren stehen. Dass es in der Wirk- lichkeit anders ist, lehrt die Erfahrung, welche zu erwägen noch übrig ist, dass nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen bei allen Prineipalbewegungen, wenn die Besserung in den Gemein- schaftsbewegungen der gegenseitigen Extremitäten vollendet ist, doch gewisse Ungeschicktheiten, vornehmlich in der Bewegung der unteren Glieder, für die Dauer fortbestehen. Zu der Zeit hat die von der Hirnwunde ausgehende Wirkung, welche die Erregbarkeit der Rücken- markscentren der gegenseitigen Extremitäten herabsetzt, längst ihr Ende gefunden; und dass diese Erregbarkeit infolge der Isolirungs- veränderungen über die Norm erhöht ist, kann keine Rolle spielen, von anderem abgesehen, schon deshalb nicht, weil die Ungeschickt- heiten viel mehr auf einem Zuwenig, als auf einem Zuviel der Be- wegungen der unteren Glieder beruhen. In unserer Erfahrung lässt sich deshalb nur der Ausdruck dessen sehen, dass ein modifieirender oder unterstützender Einfluss fortgefallen ist, welchen die Extremitäten- regionen am unversehrten Affen auf die Prineipalbewegungen, und vn u a i Sal --- Munk: Uber die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. ed zwar auf die Gemeinschaftsbewegungen der gegenseitigen Extremitäten üben. Werden diese Gemeinschaftsbewegungen auch im grossen und ganzen oder im groben von den Prineipaleentren herbeigeführt, so werden sie doch vervollkommnet oder verfeinert, insbesondere an den unteren Gliedern, von den Extremitätenregionen. Ohne die letztere Re- gulirung würden die Glieder oft nicht ganz richtig bewegt, Finger und Zehen, Hand und Fuss schlecht aufgesetzt oder umgelegt werden u. s. w. Die Gemeinschaftsbewegungen der Extremitäten sind also eben- falls abhängig von den Extremitätenregionen, aber viel weniger als die isolirten Bewegungen: letztere sind ganz an sie gebunden, erstere nur soweit, als es sich um die Vervollkommnung oder Regulirung der Leistung der Principaleentren handelt. Diese Regulirung haben wir wiederum den centralen Elementen der Extremitätenregionen zu- zuschreiben. welche mit den Rückenmarkseentren der Extremitäten in direeter Verbindung stehen: denn es ist kein Grund vorhanden, neue Elemente dafür in Anspruch zu nehmen. Man könnte sogar, wenn man wollte, die Regulirungsbewegungen jetzt als isolirte Be- wegungen der Extremitäten auffassen, welche zu den von den Prin- eipaleentren herbeigeführten Gemeinschaftsbewegungen der Extremi- täten sich hinzufügen: aber es böte keinen Vortheil dar und könnte Verwirrung stiften, weil es einen Gegensatz weniger scharf hervor- treten liesse, der unter Umständen Beachtung verdient. Zum Gehen im weiteren Sinne gehört es auch, wenn eine ungewöhnliche Art des Gehens eingeschlagen, z. B. schleichend oder gravitätisch gegangen wird: und da werden bloss isolirte Bewegungen der Extremitäten an einander gereiht, da hat man eine Gehbewegung, bei welcher gar nicht die Principaleentren, sondern einzig und allein die Extremitäten- regionen thätig sind. Ebenso ist es, wenn unnatürlich gelaufen, ge- klettert u. s. w. wird, überhaupt überall, wo die Bewegungen der Extremitäten unter geistiger Anstrengung, Überlegung oder Berech- nung, erfolgen. Alle solche Bewegungsarten sind darum streng von denjenigen zu unterscheiden, welche wir Prineipalbewegungen nannten, von dem gemeinen, ganz zwanglosen Gehen, Laufen, Klettern u. s. w., wobei die Bewegungen der Extremitäten ohne darauf bezügliche geistige Thätigkeiten vor sich gehen und selbst die Hülfsleistung der Extremitätenregionen, offenbar ein Rindenretlex, unterhalb der Schwelle des Bewusstseins bleibt. Die Einsicht, welche wir so gewonnen haben, bedarf aber noch einer Ergänzung. Mustern wir nochmals unsere Beobachtungen, so bemerken wir, dass in einzelnen Fällen nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen Gemeinschaftsbewegungen der gegenseitigen Ex- tremitäten auch auf die Weise zustandekommen, dass die Rückenmarks- 778 Gesammtsitzung voın 19. October. centren dieser Extremitäten nicht von Prineipalcentren, sondern von anderen Rückenmarkscentren in Erregung gesetzt werden. Am klarsten tritt es hervor, wo der Affe nach der linksseitigen Totalexstirpation sich hochstellt und mit der linken Hand nach der hoch vorgehaltenen Nahrung oder dem Gitterstabe u. dergl. greift, da der rechte Arm, der in einer ersten Zeit dabei jedesmal nach hinten geht, während der folgenden Wochen allmählich immer weiter nach vorn sich bewegt. Um so sicherer liegt hier eine secundäre Bewegung' des rechten Armes vor, die mit dem Wachsen der Isolirungsveränderungen an Grösse gewinnt, als nach der beiderseitigen Totalexstirpation der Extremitäten- regionen, wenn der Affe den Mund der Nahrung nähert, regelmässig der eine Arm nach vorn und der andere nach hinten geht, mithin das Vorwärtsbringen der Arme zur Leistung des Prineipalcentrums, welches die Aufrichtung des Affen bewirkt. nicht gehört: dass an unseren zwei Fliegenfängern, wenn sie nach der beiderseitigen Total- exstirpation der Extremitätenregionen zur Jagd sich erhoben, die Arme wie zur Umarmung gegen einander bewegt wurden, kann nur dem Wirken eines besonderen Prineipaleentrums zugeschrieben werden. Ferner kommen unter den mannigfachen Strampelbewegungen, welche der der Extremitätenregionen beraubte Affe ausführt, hier und da secundäre Bewegungen von Extremitäten im Anschlusse an primäre Bewegungen, sei es anderer Extremitäten, sei es des Rumpfes vor. Auf die umständliche Analyse dieser Strampelbewegungen darf ich mich nicht einlassen, da sie gar zu unlohnend wäre; ich will nur für die Constatirung der secundären Bewegungen besonders das vielgestaltige Strampeln empfehlen, mit welchem der zu Fall gekommene Affe wieder auf Hände und Füsse sich zu stellen strebt. Endlich wäre etwa noch das Hüpfen der Beine hierherzurechnen, welches nach der einseitigen und, wie ich hier hinzufügen kann, auch nach der beiderseitigen Totalexstirpation der Extremitätenregionen zuweilen an die Stelle der Gehbewegungen der Beine tritt. Denn dieses Hüpfen, das ich am unversehrten Affen nie beobachtet habe, kann darin seine Erklärung finden, dass die Erregung, welche vom Prineipaleentrum in den Rücken- markscentren des einen Beines berbeigeführt ist, indem sie sich zu den Rückenmarkscentren des anderen Beines fortpflanzt, diese unter Umständen in Folge der Isolirungsveränderungen eher zur Thätigkeit bringt, als die Erregung vom Prineipalcentrum aus dieselben Centren erreicht. So spärlich nur bieten sich die Fälle an den der Extremitäten- regionen beraubten Affen dar, und daher wird es am unversehrten ! Ich wähle diese Bezeichnung und sage nicht »Mitbewegung«, weil im Laufe der Zeit mehrere grundverschiedene Vorgänge Mitbewegungen genannt worden sind. 7 Mvnk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. 119 Affen zum mindesten ein höchst seltenes Ereigniss sein, wahrschein- lich aber gar nicht vorkommen, dass Gemeinschaftsbewegungen der Extremitäten durch die Erregung ihrer Rückenmarkscentren seitens anderer Rückenmarkscentren entstehen. Immerhin nehmen die Er- fahrungen in mehrfacher Hinsicht unser Interesse in Anspruch. Sie zeigen, dass der Gedanke, welchen wir oben im allgemeinen verwerfen mussten, dass für die Gemeinschaftsbewegungen der Extremitäten die vernichteten Extremitätenregionen der einen Seite durch die erhaltenen Extremitätenregionen der anderen Seite vertreten werden können, doch für gewisse Gemeinschaftsbewegungen seine Berechtigung hat. Bei den Prineipalbewegungen zwar kommen die Gemeinschaftsbewegungen der Extremitäten der unverletzten Seite immer nur durch die Prin- eipaleentren zustande: aber ausserhalb des Bereiches der Principal- bewegungen können noch solche Gemeinschaftsbewegungen durch die erhaltenen Extremitätenregionen derart veranlasst werden, dass die Regionen die zugehörigen Rückenmarkscentren der gegenseitigen Ex- tremitäten in Erregung setzen und diese Erregung sich zu den Rücken- markseentren der gleichseitigen Extremitäten fortpflanzt. Weiter lehren die Erfahrungen, dass, wo nach der Totalexstirpation der Extremitäten- regionen secundäre Bewegungen der gegenseitigen Extremitäten auf- treten, die Besserung in der Bewegung der Extremitäten auf dieselbe Weise erfolgt und schliesslich ebenso unvollkommen bleibt, wie bei den von Prineipalcentren herbeigeführten Gemeinschaftsbewegungen. Es liess sich das auch nicht anders erwarten, da dort wie hier die- selben Verhältnisse vorliegen, nur dass das eine Mal Rückenmarks- centren, das andere Mal Prineipaleentren die Rückenmarkscentren der gegenseitigen Extremitäten in Erregung setzen. Höchstens konnte frag- lieh sein, ob die erregenden Rückenmarkscentren mit den erregten ebenso verknüpft sind, wie die Prineipaleentren, ob auch in jenem Falle die direeten Verbindungen auf diejenigen Gliedeentren beschränkt sind, welehe die obersten Glieder in Bewegung setzen: und dass dem so ist, zeigt sehr schön der Fortschritt in den Bewegungen des rechten Armes, wenn der der linken Extremitätenregionen beraubte Affe sich aufrichtet und mit der linken Hand zugreift. Wir brauchen deshalb nicht einmal zur Hülfe heranzuziehen, was man bei den Rückenmarks- reflexen regelmässig beobachtet, dass, wenn auf das Drücken der Zehen des einen Beines das andere Bein an der Reflexbewegung sich betheiligt, mit wachsendem Drucke zuerst die obersten und erst später die unteren Glieder des letzteren Beines in Bewegung gerathen. Nach alledem lassen sich die neuen Aufschlüsse über die Be- ziehungen der Extremitätenregionen zu den gegenseitigen Extremitäten etwa folgendermaassen kurz zusammenfassen. Von eigenen centralen of a - (S0 Gesammtsitzung vom 19. October. Elementen der Extremitätenregionen, welche sowohl mit den der Be- rührungsempfindung dienenden wie mit anderen centralen Elementen in Verbindung stehen, führen direcete Leitungsbahnen zu allen Rücken- markscentren der gegenseitigen Extremitäten bez. ihrer Glieder, d.h. zu allen Rückenmarkscentren, deren Erregung mittels der von ihnen zu den Muskeln gehenden Nervenfasern Bewegungen der gegenseitigen Extremitäten bez. ihrer Glieder veranlasst; und indem sie diese Rücken- markscentren in Erregung setzen, haben die Extremitätenregionen Be- deutung für alle Bewegungen an den gegenseitigen Extremitäten mit Ausnahme der Gemeinreflexe oder Rückenmarksreflexe. Sie führen die isolirten Bewegungen der gegenseitigen Extremitäten herbei, d.h. die Bewegungen, welche ausschliesslich die gegenseitigen Extremitäten bez. deren Glieder betreffen: diese Bewegungen sind ganz und gar an die Extremitätenregionen gebunden, so dass sie mit deren völligem Unter- gange für immer verloren sind. Nicht so beherrschen die Extremitäten- regionen die Gemeinschaftsbewegungen der gegenseitigen Extremitäten, d.h. die Bewegungen, welche an den gegenseitigen Extremitäten zu- sammen, in Verbindung oder in der Reihe, mit Bewegungen anderer Körpertheile erfolgen. Denn die Prineipalbewegungen, zu welchen diese Gemeinschaftsbewegungen gehören, das Gehen, Laufen, Aufrichten, Klettern, Springen u. s. w., werden von Prineipaleentren herbeigeführt, welche unterhalb der Grosshirnrinde im Hirn gelegen sind und von verschiedenen Seiten her die Anregung zur Thätigkeit erhalten. Aber die Extremitätenregionen üben dabei doch den wesentlichen Einfluss aus, dass sie die Gemeinschaftsbewegungen der gegenseitigen Extremi- täten reguliren. Die Prineipalcentren, welche ebenso, wie die sen- siblen Fasern oder Zellen des Rückenmarkes, nur mit den Rückenmarks- centren der obersten Glieder der Extremitäten in direeter Verbindung stehen und erst mittelbar durch diese Gentren auch die Rückenmarks- centren der unteren Glieder in Erregung setzen können, führen bloss die groben Geh-, Kletter-, Sprungbewegungen u. s. w. herbei, und die Extremitätenregionen vervollkommnen oder verfeinern die groben Bewegungen, indem sie ihrerseits Erregungen der Rückenmarkscentren, insbesondere der unteren Glieder der Extremitäten hinzufügen. Nach dem völligen Untergange der Extremitätenregionen bestehen demgemäss die Gemeinschaftsbewegungen der gegenseitigen Extremitäten, abgesehen von einer zeitweisen Beschränkung derselben in unmittelbarer Folge der Hirnverletzung, für die Dauer fort; aber sie erfolgen nur im grossen und ganzen wie in der Norm und bieten in den feineren Einzelheiten Ungeschicktheiten und Unvollkommenheiten, insbesondere bezüglich der Bewegungen der unteren Glieder dar. Andere Bewegungen der Extre- mitäten, als jene isolirten und diese Gemeinschaftsbewegungen, kommen Munk: Über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. sl am unversehrten Affen schwerlich jemals vor; doch können nach der Verniehtung der Extremitätenregionen unter Umständen noch Gemein- schaftsbewegungen der Extremitäten dadurch herbeigeführt werden, dass die Rückenmarkscentren der Extremitäten, und zwar wiederum unmittelbar nur die Rückenmarkscentren ihrer obersten Glieder von anderen Rückenmarkscentren in Erregung gesetzt werden. Solchen secundären Bewegungen (Mitbewegungen) der Extremitäten fehlt gleich- falls die Regulirung seitens der Extremitätenregionen, und sie sind deshalb ebenso unvollkommen und ungeschickt, wie die anderen Ge- meinschaftsbewegungen. N. IM See le ne AR SUR NER et) Koran ua IR au See dal ia, en Toy en n ee; Ay. ee Braann 2raı 25 er wa Bee es eu aan nn. er: abkt uR Een Det AU Teliat: Fabıt uwaknie ee nr Al Se AN Tl ae mrbutanääit RIM oc vr Bel 7; ren ver BE ER FR enter RETURN ANGE UNTEN 7ER) BLDAHERERESE Veen 307 ee Se la le, lem METE Er ESEL HE TION N 5 9 DE, VRR ARE ih ln yoilari: Allee N kauen teste ee j BL Ira Br ei . =. en: ir ser, ar ar 2 A Tate rt PORERNT Verena Ina “ar r 2 21 E ar EN PRr: ‚® Sa > e j Bene: ER j a 73 » \ fe EEE a Ida EN j Auer, . rate ri . uns Bag AT Bi: % 0 is u“ NZ An SAT III werten BE: ge» ’ P le? Bertsrv Fade. FE Si FLYER, = nn 7 su." = Dr Fer erny 0 Hose 2: Beh ash, film. es . i £ > DRM a a hu te MEr* ER rer ey Fur u Bar a 17 ca FT EEE ac ze uw wst } \r ME a Au = ne en ir Due N | + A irn ' 7 in dr f un MR i rar a: u ee Be \ = P E ei 2 Tee i = | ge; j 5 { ar 5 R . L ’ RT :; WERDET ae Be Nie ke % apa aa it. [® ra | Kemer Be RE ha Bere een ee EL vo er Age = DET: Bw: Euer Br Kae: ur av; © 5 ). Über KönLer's Nama-Forschungen. Von G. VoN DER GABELENTZ. ner Colonialamt ist in dankenswerthester Weise bestrebt, die Sprachen- kunde zu fördern. Es hatte mich mit der Abfassung eines Hand- buchs zur Aufnahme fremder Sprachen betraut, das es unter die Beamten in unseren Schutzgebieten vertheilt, und es hat von den ver- sandten Exemplaren schon eins wohl ausgefüllt zurückerhalten. Der Sammler, Hr. Regierungs- Assessor Avsust Könter in Windhoek, hat seine Aufgabe mit ebenso viel Geschick wie Fleiss erfasst. Er hatte im Nama -Hottentottischen eine schon öfter bearbeitete Sprache vor sich, die sich doch in den Büchern vielfach anders darstellte. als sie ihm aus dem Munde der ihn umgebenden Eingeborenen entgegen- klang. Er selbst betrachtet seine Untersuchungen und Sammlungen noch lange nicht für abgeschlossen. So hat er z. B. der viel um- strittenen Frage, ob die Nama- Wörter nach Art der chinesischen einen inhaerirenden Ton haben oder nicht, seine unausgesetzte Aufmerksam- keit zugewendet, ist durch seine bisherigen Beobachtungen zum ver- neinenden Ergebnisse gelangt, mag sich aber dabei noch nicht beruhigen. Wohl möglich, dass hier die Dinge ähnlich liegen, wie im Tibetischen. das nur in seinem östlichen Dialekte inhaerirende Töne kennt. Die Beschreibung der Schnalzlaute stimmt in der Hauptsache mit den älteren überein, sowohl was die Art der Hervorbringung, als was die Klangwirkung betrifft. Als den schwierigsten aber bezeichnet er nicht, wie Andere, z. B. Trormrus Han, den Lateralis, sondern den Palatalis, und hierin geben ihm selbst die Hottentotten Recht. Manche Damaras können überhaupt nicht schnalzen, sprechen das Hottentottische ganz ohne Schnalzlaute, und werden doch auch verstanden. Manche echte Hottentotten unseres Schutzgebietes aber vermögen den Pala- talis nicht mit dem Munde hervorzubringen und ersetzen ihn, indem sie mit Daumen und Mittelfinger schnippen, z. B. + gurob, der erste. Es ist dies der einzige mir bekannte, vielleicht auch der einzige mögliche Fall, wo andere als die Mundorgane verwendet werden, um die akustische Wirkung der Rede zu erzielen; es ist zugleich ein merk- würdiges Beispiel dafür, wie Sprachen durch den ansteckenden Ein- fluss ihrer Nachbarinnen lautlich entarten können. r “u ER Yai! A „Rn 2 ur 4 7 » En u Ze ei u Er “ih in Dr Dia Be »* ra 77 1.9 n2 ei r ru ‚erh er 6 ll; une vr Be vr fie Der En: SI N > shAl; 2 POLE Bi, Ant . Rz. ie Be Re ai bi, Sal id; Zur ; a AISıH 23 ee ER er ns Ar kN u‘ Bier ie y Ds Über Veilchenaroma. Von Prof. Dr. Fern. TıiEMmAnn und Dr PAvr Krücer. (Vorgelegt von Hrn. Fischer.) Ass Riechstoff ist das Veilchenaroma besonders geschätzt. Ausser den blühenden Veilchen zeigt auch die getrocknete Iriswurzel den charakteristischen Veilchengeruch. Wenn man Veilchen zwischen Wäsche streut, nimmt diese das Aroma an, welches sich darin lange Zeit un- verändert hält. Ebenso kann man gepulverte Veilchenwurzeln Monate hindurch der Einwirkung der Atmosphaerilien aussetzen, ohne dass ihr Geruch sich wesentlich ändert. Dieses Verhalten macht es von vornherein wahrscheinlich, dass der Geruch in dem einen wie dem andern Falle von einer einheitlichen, schwer flüchtigen chemischen Verbindung ausgeht. Seit langer Zeit beschäftigt uns das Problem, das Veilehenaroma zu isoliren, seine chemische Natur klarzustellen und die den charakteristischen Veilchengeruch zeigende Substanz möglichst aus einfacher zusammengesetzten Verbindungen wieder auf- zubauen. Die aus diesem Anlass im Berliner Universitäts- Laboratorium vor einer Reihe von Jahren angestellten Versuche belehrten uns bald, dass die Hülfsmittel eines wissenschaftlichen Instituts nicht ausreichten, um die soeben skizzirten Aufgaben zu lösen. Sowohl in den Veilchen als auch in der Iriswurzel befinden sich nur minimale Quantitäten von dem riechenden Prineip. Es ist daher ein Grossbetrieb zur Be- schaffung der für die Untersuchung erforderlichen Mengen des betref- fenden Riechstoffes unentbehrlich. Aus diesem Grunde und zu diesem Zwecke haben wir uns mit den HH. Haarmann & Reimer in Holz- minden und de Laire & Co. in Paris vereinigt, welche die Herstellung und fabrikatorische Verarbeitung der Ausgangsmaterialien übernommen und dagegen die Nutzniessung der Resultate dieser Arbeit erworben haben. Die zum Schutz ihrer industriell verwerthbaren Ergebnisse entnommenen Patente sind daher Eigenthum der genannten beiden Fabriken. Unter solchen Umständen haben wir auch die Einzelunter- QL[? x . (86 Gesammtsitzung vom 19. October. suchung in das wissenschaftliche Laboratorium von Haarmann & Reimer verlegen müssen. Wir haben die Arbeit zu einem vorläufigen Abschluss gebracht und berichten im Folgenden über diejenigen Versuche, welche uns näher an das angestrebte Ziel geführt haben. Verarbeitung der Iriswurzel. Das Aroma der Iriswurzel lässt sich nicht durch direete Destil- lation im Dampfstrome übertreiben. Die in grosser Menge vorhandene Stärke verkleistert dabei und verhindert oder beeinträchtigt das Ver- dampfen der flüchtigen Substanzen. Man muss den Riechstoff zunächst mit einem Lösungsmittel ausziehen, welches die Stärke nicht angreift. Dazu eignen sich Alkohol, Aether, Aceton und Ligroin. Von den in der Wurzel anwesenden Verbindungen löst Alkohol die gesammte Menge des Traubenzuckers, (des Irisglueosids' (Iridin) und seiner Spaltungs- producte, Irigenin, Iridinsäure u. s. f£ Aceton verhält sieh ähnlich. Aether und Ligroin entziehen den Riechstoff der Wurzel nicht so vollständig, nehmen aber andere darin vorhandene Körper in kleinerer Anzahl und zum Theil auch in geringerer Menge als Alkohol und Aceton auf. Aether und Ligroin werden daher zweckmässig ange- wendet, wenn es sich darum handelt, ungeachtet kleiner Gesammt- verluste an Aroma, für die Weiterverarbeitung Extracte zu gewinnen, welehe möglichst reich an Riechstoff sind. Die folgenden Angaben beziehen sich auf ein Aetherextraet. Die Destillation des Aetherauszuges im Dampfstrom bietet keine Schwierig- keiten. Das darin enthaltene Gemenge von Verbindungen wird dadurch in einen mit Wasserdämpfen nicht oder schwer flüchtigen und einen unter diesen Bedingungen flüchtigen Antheil zerlegt. Das Destillat und der Destillationsrückstand werden mit Aether ausgezogen. a) Nieht- oder schwerflüchtige Bestandtheile des aetherisehen lrisextractes. Dieser Antheil bildet eine zähe, schmierige Masse, welche an ver- dünnte, etwa zweiprocentige Alkalilauge Myristinsäure, Irigenin, Iridin- säure u. s. f., abgibt. Aus dem aus der alkalischen Lösung durch Mineralsäuren abgeschiedenen Gemenge wird die Myristinsäure durch Fxtraction mit Ligroin gewonnen. Die mit verdünnter Alkalilauge erschöpfte Substanz gibt an en Baum: Ester der Myristinsäure und Ölsäure ab. Durch lange i She G. pe LAırRE und Fer. Tırmann, Berichte d. D. Ch. G. 26, 2010. © 8) Tırmann und Krüger: Über Veilchenaroma. 787 Zeit fortgesetzte Destillation im Dampfstrome lässt sich daraus zuerst der Myristinsäuremethylester und sodann ein Ester der Ölsäure über- treiben. Wir kommen auf diese beiden Verbindungen später zurück. Wenn man den in Ligroin noch löslichen Rückstand von dieser Opera- tion verseift, so erhält man Myristinsäure und einen unerquicklichen, nicht krystallisirbaren, in Ligroin unlöslichen, mit Wasserdämpfen nicht flüchtigen Alkohol von zähflüssiger Beschaffenheit, welcher später zu einem spröden Harze erstarrt, aus aethylalkoholischer Lösung durch Methylalkohol gefällt wird und nicht weiter untersucht worden ist. Aus dieser alkoholartigen Substanz besteht allem Anschein nach auch der ziemlich erhebliche Rückstand, weleher resultirt, nachdem man den mit Wasserdämpfen nicht oder schwerflüchtigen Antheil des aethe- rischen Irisextractes mit verdünnter Alkalilauge behandelt und sodann mit Ligroin ausgezogen hat. b) Flüchtige Bestandtheile des aetherischen Irisextractes. Dieser Antheil enthält das wohlriechende Öl der Iriswurzel und ausserdem grosse Mengen von Myristinsäure und Myristinsäuremethyl- ester. Ölsäure und ein Ester derselben, Ölsäurealdehyd, sowie übel- riechende, vielleicht alkoholartige, nicht näher untersuchte Substanzen kommen darin in untergeordneter Menge vor. Der aetherischen Lösung dieses Gemisches werden die darin vorhandenen, freien organischen Säuren durch Schütteln mit zweiprocentiger Kalilauge entzogen und aus der alkalischen Lösung durch Mineralsäuren abgeschieden. My- ristinsäure lässt sich durch Destillation der gefällten Säuren unter vermindertem Druck oder durch Autlösen in heissem, etwas ver- dünntem Alkohol krystallisirt erhalten. Der Nachweis der Ölsäure in den schwerer flüchtigen Antheilen des Säuregemisches bez. den Mutterlaugen der Myristinsäure ist durch Darstellung ihres in warmem Aether löslichen Bleisalzes geführt worden. Unterwirft man die neutralen Bestandtheile des mit Wasser- dämpfen flüchtigen Antheiles des aetherischen Irisextractes einer me- thodischen fraetionirten Destillation im Dampfstrom, so sammeln sich als schwerer übergehende Öle die Ester der Myristinsäure und Öl- säure in den Rückständen immer mehr an. Wenn man aus der aetherischen Lösung dieser Ester die während der Destillation unter dem verseifenden Einfluss des Wasserdampfes gebildeten freien Säuren durch Schütteln mit verdünnter Alkalilauge entfernt, den Aether ab- destillirt, das erhaltene Öl in der gleichen Menge Methylalkohols löst und die Lösung in eine Kältemischung stellt, so scheidet sich der Myristinsäuremethylester, C,H, CO,CH, , Fa ) . (88 Gesammtsitzung vom 19. October. in grossen Krystallen aus, welche auf einem mit Eis gekühlten Triehter gesammelt und durch nochmaliges Umkrystallisiren aus Me- thylalkohol weiss erhalten werden. Die Krystalle schmelzen bereits unter 10° zu einem schwach fettartig riechenden Öl, welches unter 751”” Druck bei 295° siedet und durch Erwärmen mit Alkalilauge äussert leicht in Methylalkohol und reine bei 54° schmelzende Myri- stinsäure zerlegt wird. Analyse: ber. zur C,H,.O, Eroesnte: 074.88. Hu». gef. » 2 171.78 Dr g) 3. Der zum Zweck der Controle synthetisch dargestellte Myristin- säuremethylester zeigte genau dieselben Eigenschaften. Ausser dieser Verbindung, welche den Hauptbestandtheil der neutralen Öle in dem mit Wasserdämpfen flüchtigen Antheil des aethe- rischen Irisextractes bildet, ist darin noch ein Ester der Ölsäure ent- halten, welcher bei der Destillation im Dampfstrom zuletzt übergeht. Er zersetzt sich. wenn man versucht. ihn für sich allein zu destil- liren und ist daher nicht in analysenreinem Zustande erhalten worden. Durch Verseifen mit Alkalilauge kann daraus unschwer Ölsäure ab- geschieden werden, die dureh Überführung in ihr in warmem Aether lösliches Bleisalz als solche charakterisirt worden ist. Von diesem Ölsäureester, dem Ölsäur ‚aldehyd und der oben er- wähnten, nicht näher untersuchten, vielleicht alkoholartigen Substanz rührt der stechende und unangenehme Nebengeruch her, welcher den bisher in den Handel gebrachten Irispraeparaten gewöhnlich noch an- haftet. Reindarstellung des Irisaromas. Wenn es sich darum handelt, das Irisaroma zu gewinnen, so braucht man die soeben erwähnten Ester nicht zu isoliren. Man ver- fährt dabei zweckmässig wie folgt. Die aus dem mit Wasserdampf flüchtigen Antheil des aetherischen Irisextraetes gewonnenen, neutralen Öle werden in Alkohol gelöst und bei gewöhnlicher Temperatur mit einem geringen Überschuss alkoho- lischer Kalilauge versetzt. Unter diesen Bedingungen erfolgt die Ver- seifung der vorhandenen organischen Säureester im Verlauf weniger Minuten. Giesst man sodann die alkoholische Lösung alsbald in Wasser, so tritt keine Zersetzung des Irisaromas ein. Die alkalische Lösung wird mit Aether erschöpft und der Aetherrückstand der Destil- lation im Dampfstrom unterworfen. Das Irisaroma befindet sich unter den dabei zuerst übergehenden Verbindungen. Indem man diese Ope- Y r . Tr er io) Tıemann und KrÜGER: Über Veilchenaroma. 89 ration unter Verwerfen der schwerer flüchtigen Antheile mehrere Male wiederholt, gewinnt man ein Öl, welches zum weitaus grössten Theile aus einem Keton besteht, die charakteristischen Reactionen der Ketone zeigt, aber noch kleine Mengen von fremden, sein Aroma beeinträch- tigenden Körpern enthält. Wenn man das in sorgfältigster Weise von organischen Säuren und ihren Estern befreite Öl mit Wasser und Silberoxyd kocht, so werden Ölsäure und anscheinend auch noch andere aliphatische Säuren in geringen Quantitäten gebildet. Unter den soeben bezeichneten Be- dingungen gehen nur Aldehyde leicht in die entsprechenden Säuren über. Man darf mithin aus diesem Befunde folgern, dass Spuren von Ölsäurealdehyd und möglicherweise auch von anderen Aldehyden der höheren aliphatischen Reihen dem indifferenten Öle noch anhaften. Da diese Körper die Reinigung des Irisaromas erschweren, empfiehlt es sich, sie mit Hülfe von schwachen Oxydationsmitteln in Säuren umzuwandeln und die letzteren zu entfernen, bevor man das Öl weiter verarbeitet. Die Erkenntniss der Ketonnatur des Irisaromas hat die Wege gewiesen, welche man bei der weiteren Reinigung desselben einzuschlagen hat. Eine Doppelverbindung mit saurem schwefligsaurem Natrium ist von dem Irisketon ebenso wenig wie von anderen hochmolecularen Ketonen zu erhalten. Das Irisketon gibt aber ebenso leicht wie andere Ketone mit einer Reihe substituirter Ammoniake unter Wasseraustritt Condensationsproducte, von denen viele unter dem Wasser zuführenden Eintluss verdünnter Säuren in ihre Componenten zerlegt werden. Diese Verbindungen sind weniger flüchtig als die Ausgangsmaterialien, einige derselben krystallisiren, andere, wie z. B. die Condensationsproducte des Irisketons mit den Hydrazinbenzoösäuren lösen sich in Alkalilauge u.s. f. Sie können unter Verwerthung dieser Eigenschaften von an- haftenden Verunreinigungen getrennt werden. Als substituirte Ammoniake kommen in einem solchen Falle in erster Linie immer Hydroxylamin und Phenylhydrazin in Frage. Bei Einwirkung von Mineralsäuren auf die Oxime der Ketone wird meist ein Theil derselben im Sinne der bekannten Brexmann’schen Reaction unter Bildung organischer Basen zerlegt: ein Substanzverlust nach dieser Richtung tritt bei Anwendung der Phenylhydrazone nicht ein. Will man sich des Phenylhydrazins zur Reinigung des Irisketons bedienen, so verfährt man wie folgt. Ein Gemisch aus aequimolecularen Mengen von rohem lIrisketon' und Phenylhydrazin wird einige Tage bei gewöhnlicher Temperatur Die Moleculargrösse des Irisketons ergibt sich aus den nachstehenden Ver- suchen. Sitzungsberichte 1893. ZU 790 Gesammtsitzung vom 19. October. sich selbst überlassen und sodann der Destillation im Danipfstrome unterworfen. Das überschüssige Phenylhydrazin und vorhandene Ver- unreinigungen gehen über, während das Phenylhydrazon des Iris- ketons im Destillirgefäss zurückbleibt. Dasselbe bildet ein braunes Ol und wird durch Destillation mit verdünnter Schwefelsäure, welche allmählich hinzuzufügen ist, in Phenylhydrazin und Irisketon, das den Namen Iron erhalten hat, zerlegt. Wenn man die Behandlung des rohen Ketons mit schwachen Oxydationsmitteln unterlässt, so erhält man ein Iron, welches beim Kochen mit Wasser und Silberoxyd noch Spuren von Ölsäure liefert, voraussichtlich also noch Ölsäurealdehyd enthält. Dieser Sachverhalt ist verständlich, da Aldehyde und Ketone sich bei dem angegebenen Reinigungsverfahren gleich verhalten. Inon,.02E1,,0: Das aus dem wässerigen Destillat durch Ausziehen mit Aether ge- wonnene und, wenn erforderlich, nochmals im Dampfstrome rectifieirte Ol wird im luftverdünnten Raume übergesiedet. Das reine Iron geht mm unter 16”” Druck bei 144° über. Es hat bei 20° ein Volumgewicht von 0.939 und einen Brechungsindex n) von 1.50113. Es löst sich kaum in Wasser, leicht aber in Alkohol, Aether, Chloroform, Benzol und Ligroin. Seine Zusammensetzung entspricht der oben angeführten Formel. Analyse: ber, für 0,H.O Frocente: 0 81.25 2770.23 gef. » WEOTLA- 81.02,780.98 »1.0,93, 1050071072 Bestimmung der auf Wasserstoff bezogenen Dampfdichte nach A.W.v. Hormann: berechnet 96 gefunden 99 und 98.5. Bestimmuug der Moleculargrösse nach RaourLr in eisessigsaurer Lösung: berechnet 192 gefunden 226. Moleeularrefraetion : Dun unter Annahme von zwei Aethylen- nach der Formel —— » — : BE mo Id bindungen aus den Brechungsincri- berechnet: menten der Atome zusammengestellt: 60.24 59.54. Iron dreht die Ebene des polarisirten Lichtstrahles nach rechts, in einer ı°° Jangen Schicht wurde eine Ablenkung von etwa 40° beobachtet. ryn vr . 7 y lie (0 UIEMAnN und KrÜütEr: Uber Veilchenaroma. ’9] Das auf gewöhnlichem Wege hergestellte Ironoxim, C,,H,, NOH, ist ein in Alkohol, Aether, Benzol, Chloroform und Ligroin lösliches Öl. Nach wochenlanger starker Abkühlung hatten sich daraus ein- mal wenige Krystalle abgeschieden. Wir haben sie benutzt, um etwas grössere Mengen des öligen Ironoxims in den krystallisirten Zustand überzuführen. Diess gelingt auf folgendem Wege. Das ölige Oxim wird in wenig niedrig siedendem Ligroin gelöst, die Lösung stark abge- kühlt und mit einigen Krystallen versetzt. Die Krystallisation erfolgt immer spärlich und sehr langsam. Das nach längerer Zeit abgeschiedene feste Oxim wird auf einem gekühlten Trichter gesammelt, mit wenig stark gekühltem Ligroin ausgewaschen und unter gleichen Bedingungen wiederholt umkrystallisirt. Man gewinnt es so in glänzenden, weissen, °5 schmelzenden Nadeln. Die Umwandlung ist indessen nie- mals vollständig; das ölige Ironoxim dürfte daher aus einem Gemenge mehrerer stickstoffisomerer Oxime bestehen. berzıor Analyse des krystallisirten Ironoxims: ber. für C,,H,, NO Procente: C 75.36 I ro.ıs N.6.70 gef. » IE DEROS3E 772.02, 321,003: 10.22 a Auch der Stiekstoffgehalt der Verbindung ist zweimal auf wenige Zehntel Procente stimmend ermittelt worden.' Bestimmung der Moleculargrösse des krystallisirten Ironoxims in eisessigsaurer Lösung nach Raourr: berechnet 207 gefunden 239. Das soeben beschriebene feste Ironoxim ist das erste Derivat des Irons, welches wir im krystallisirten Zustande erhalten haben. Zu jener Zeit war dasselbe für die sichere Feststellung der Ironformel von grösster Bedeutung. Die Substanz ist ausserordentlich schwer zu- gänglich. Schliesslich gelang es aber davon so viel anzusammeln, (lass daraus manipulirbare Mengen von Iron regenerirt werden konnten. Das so hergestellte Iron zeigte alle Eigenschaften des anderweitig sorg- fältig gereinigten Irons und gab bei der Analyse die folgenden Zahlen: bex. tur CEO Erocente: 0,8%.25 Eiror1> gef. » »,80.95, 81.2704, > 310.60.,.,10,.62. Das Ironoxim ist durch Erhitzen mit Essigsäureanhydrid nicht in ein Nitril überzuführen und wird, wie schon bemerkt, durch stärkere ! Ich habe die Aufzeichnungen über die vor etwa fünf Jahren ausgeführten Stick- stoffbestimmungen verlegt und kann daher die betreffenden Zahlen nicht anführen. F.T. zul 792 Gesammtsitzung vom 19. October. Mineralsäuren im Sinne der Brekmann'schen Reaction unter Bildung einer Base zerlegt. Das eine wie das andere Verhalten lässt ersehen, dass die Substanz das Oxim eines Ketons ist. Das Iron ist ein Methylketon. Seine Formel kann demnach in C,H,,.CO.CH, zerlegt werden. Bei dem Schütteln des Irons mit einer erwärmten Lösung von Natriumhypochlorit wird das Methyl der Gruppe CO.CH, als Chloroform abgespalten. Die gleichzeitig ent- stehende Säure C,,H,‚CO,H ist immer mit einer chlorhaltigen Säure verunreinigt und bildet einen diekflüssigen Syrup. Die Calcium- bestimmung in ihrem Caleiumsalz hat einen nur annähernd stimmen- den Werth ergeben. Die Reinigung der Säure bietet so grosse Sch wierig- keiten, dass wir von der weiteren Untersuchung derselben abge- sehen haben. Das Phenylhydrazon des Irons ist bislang nur als gelbbraunes Öl erhalten worden. Einige Derivate des Phenylhydrazins, z. B. die p-Hydrazinbenzo®säure, geben dagegen mit Iron feste, sehr beständige Condensationsproducte. Die behufs Ausbildung einer Methode zur qualitativen Bestimmung des Irons unternommenen Versuche sind noch nicht abgeschlossen ; wir gedenken darauf später zurückzukommen. Eine annähernde Schätzung des Gehaltes der Iriswurzeln an Aroma gestatten jedoch die nach dieser Richtung bereits gemachten Beobachtungen. Im Verlauf dieser Unter- suchung sind Wurzeln verarbeitet worden, welche in 100" nicht mehr als 8-9 Gramm Iron enthalten können, und andere, welche in 100" etwa 30° Iron enthalten müssen. Der Geruch des reinen Irons ist scharf und im concentrirten Zu- stande anscheinend völlig verschieden von dem der Veilchen. Der Veilchengeruch tritt aber in deutlichster Weise hervor, wenn man Iron in einer grossen Menge Alkohols löst und das Lösungsmittel an der Luft verdunsten lässt. Dabei entdeckt der Geruchssinn leicht noch Verunreinigungen des Irons, welche sich auf chemischem Wege nicht mehr nachweisen lassen. Leider stumpft dieser Sinn sehr rasch ab, so dass von ein und derselben Person an einem Tage nur wenige zuverlässige Geruchsproben angestellt werden können. Die Schwierigkeiten, welche die Industrie der Riechstoffe zu be- wältigen hat, liegen namentlich darin, dass sie die Reinigung ihrer Producte, insofern dabei riechende Beimengen in Frage kommen, über die sogenannte chemische Reinheit hinaus soweit zu treiben hat, bis auch die Riechproben befriedigende Ergebnisse liefern TıEmann und KrüceEer: Über Veilchenaroma. ‘93 Iren, OT; Das Iron spaltet ein Moleceul Wasser ab und geht in einen Kohlen- wasserstoff, den wir Iren nennen, über, wenn man es mit Jodwasser- stoffsäure unter Zusatz von etwas amorphem Phosphor 10-12 Stunden am Rückflusskühler zum Sieden erhitzt. Man wendet auf 30 Th. Iron, 100 Th. Jodwasserstoffsäure von 1.7 Volumgewicht, 75 Th. Wasser und 2-3 Th. amorphen Phosphors an. Das Reactionsproduct wird im Dampfstrom abgeblasen und dem Destillat durch Aether entzogen. Der Rückstand von der mit Kalilauge ge- waschenen aetherischen Lösung wird über Natrium im luftverdünnten Raume reetifieirt. Das gebildete Iren geht unter 9"” Druck bei ı 13°-ı1 15° über. Es ist ein farbloses, in Alkohol, Aether, Chloroform und Benzol leicht lösliches Öl. von 0.9402 Volumgewicht bei 20°. Der Brechungs- index nn des Irens beträgt 1.5274. Der Kohlenwasserstoff verharzt allmählich beim Stehen an der Luft, verbrennt mit russender Flamme, entfärbt in essigsaurer Lösung Brom sofort, wird von concentrirter Schwefelsäure schon bei gewöhnlicher Temperatur aufgenommen, ver- bindet sich aber nicht mit Pikrinsäure. Bei der Einwirkung rauchender Salpetersäure entstehen Nitroproducte, welche den eigenartigen Moschus- geruch der mehrfach nitrirten Gymole zeigen. Analyse: ber. für 0,H,s Procente: © 89.65 II rouas I gef. » »7.88.01, 088.58,.88.94. >» 110.08,50.67,.10:64. Moleeularrefraetion: RD unter Annahme von zwei Aethylen- nachkderfBiormel - = i.e h RE el bindungen aus den Brechungsincri- berechnet menten der Atome zusammengestellt 50.93 50.52. Oxydationsproducte des Irens. Wenn man Iron mit Oxydationsmitteln wie Kaliumpermanganat, Chromsäure u. s. f. behandelt, so wird das Molecul dieses Ketons unter Bildung von gesättigten aliphatischen Säuren der niedrigen Kohlenstoff- reihen, unter denen sich je nach den bei der Oxydation inne gehaltenen Bedingungen wechselnde Mengen von Ameisensäure, Essigsäure, Iso- buttersäure und wahrscheinlich auch von Isovaleriansäure befinden, weit- gehend zertrümmert. Das Entstehen dieses Säuregemisches liefert keine zuverlässigen Aufschlüsse über die Constitution des Irons. rr y = 94 Gesammtsitzung vom 19. October. Wenn man dagegen Iren mit Chromsäure- oder Kaliumperman- ganatlösung unter bestimmten Bedingungen vorsichtig oxydirt, so wer- den Producte erhalten, welche noch in einfachen Beziehungen zu diesem Kohlenwasserstoff stehen. Erioxydehydroiren,. 6,20. Behufs Umwandlung des Irens in diese Verbindung verfährt man, wie folgt. Man löst Chromsäure in wenig Wasser, versetzt diese Lösung mit Eisessig und fügt dazu sehr allmählich und in kleinen Portionen die eisessigsaure Auflösung des Irens. Man überlässt das Gemisch mehrere Stunden sich selbst und führt sodann die Oxydation weiter, indem man die Flüssigkeit 5-10 Minuten lang auf 50°-60° erwärmt. Nach dem Erkalten giesst man die grüne Lösung in Wasser und zieht mit Aether aus. Die aetherische Lösung wird mit einer Lösung von Natriumbicarbonat geschüttelt, um daraus die vom Aether aufge- nommene Essigsäure und geringe Mengen bei der Oxydation gebil- deter organischer Säuren zu entfernen. Aus der so gereinigten aethe- rischen Lösung nimmt Kalilauge beim Schütteln wesentlich nur Tri- oxydehydroiren, das erste fassbare Oxydationsproduet des Irens auf, während im Aether ein, aus Iren und vielleicht auch Dehydroiren C,,H,s' bestehendes, neutrales Öl zurückbleibt. Dasselbe wird immer wieder der gleichen Oxydation und Behandlung unterworfen und gibt dabei neue Mengen von Trioxydehydroiren. Geht man z. B. von 4° Iren aus, so liefert noch die siebente Oxydation nicht zu vernach- lässigenden Mengen von dieser Verbindung. Das Trioxydehydroiren hat, wie man sieht, schwach saure Eigen- schaften. Um die aus der alkalischen Lösung durch Ansäuern und Ausaethern gewonnene Verbindung weiter zu reinigen, löst man sie in überschüssigem Natriumearbonat und schüttelt diese Lösung behufs Abtrennung der noch vorhandenen Verunreinigungen wiederholt mit Aether aus. Man verjagt den gelösten Aether durch Erhitzen aus der wässerigen sodahaltigen Flüssigkeit und übersättigt sie mit Kohlen- säure, welche das Trioxydehydroiren in Freiheit setzt. Die durch Ausaethern isolirte und aus Benzol umkrystallisirte Verbindung bildet stark lichtbrechende, bei 154°—- 155° schmelzende Rhomboäder. Sie ist mit Wasserdämpfen nieht flüchtig, löst sich wenig in heissem Wasser, leicht in siedendem Benzol, Alkohol, Aether und Chloroform, wird aber von Ligroin nicht aufgenommen und gibt ! Siehe später. Tıemann und Krüger: Über Veilchenaroma. 3: ‚beim Verdampfen ihrer Lösung in überschüssiger Natronlauge ein krystallisirendes Natriumsalz. Analyse: berechnet für C,H,,O, | Procente: U 70.90 E27 gefunden » »70.81.8.70.01.°70.00° ı» 7.231, 7. D Ne) Iregenondicarbonsäure, 0,H,O,, wird erhalten, indem man Trioxydehydroiren in heisser Sodalösung aufnimmt, die Flüssigkeit auf Zimmertemperatur erkalten lässt und mit soviel stark verdünnter Kaliumpermanganatlösung versetzt, «dass auf ı Mol. Trioxydehydroiren 3 Atome zur Oxydation verfügbaren Sauerstoffs kommen. Man lässt das Gemisch unter zeitweiligem Zusatz von etwas Essigsäure 48 Stunden stehen, entfernt die letzte Spur unverbrauchten Kaliumpermanganats durch einen Tropfen Natrium- bisulfitlösung, filtrirt vom ausgeschiedenen Mangansuperoxydhydrat ab, säuert an und schüttelt mit Aether aus. Der Aetherrückstand wird mit Benzol behufs Entfernung kleiner Mengen unverändert gebliebenen Trioxydehydroirens ausgekocht und aus siedendem Wasser umkrystal- lisirt. Die so erhaltene starke Säure bildet je nachdem sie sich schnell oder langsam ausscheidet, kurze Nadeln oder deutliche schiefe Prismen vom Schmelzpunkt 227°, welche sich in Alkohol und Aether leicht lösen. Analyse: ber. für G,H,O. Procente: 0/62.40 H 5.60 gef. » 262323 2,.02220 235.72. 45.74: Die später erörterte Constitution dieser Ketondicarbonsäure er- hellt aus ihrer Umwandlung in das nachstehend beschriebene weitere Oxydationsproduet des Irens. Iregenontriearbonsäure, 0,H.O, wird aus der soeben angeführten Säure und dem Trioxydehydroiren durch Oxydation mit Kaliumpermanganat in nahezu quantitativer Aus- beute erhalten. Die Auflösung des Trioxydehydroirens in Natronlauge entfärbt beim Erwärmen Chamäleonlösung schnell, bis diese auf ı Mol. Trioxydehydroiren 6 Atome Sauerstoff abgegeben hat. Die aus der vom Manganschlamm abfiltrirten alkalischen Lösung durch An- säuern und Ausaethern gewonnene Verbindung wird leicht von saurem schwefligsaurem Natrium aufgenommen und geht damit eine in wäs- seriger Lösung beständige Doppelverbindung ein. Sie kann durch 796 Gesammtsitzung vom 19. October. Ausschütteln der Bisulfitlösung mit Aether von den letzten Spuren anhaftender Verunreinigungen befreit werden. Die neue Säure wird durch dieses Verhalten als Ketonsäure gekennzeichnet. Die aus der Doppelverbindung durch überschüssige Schwefelsäure in Freiheit ge- setzte und durch Ausaethern isolirte Säure scheidet sich bei längerm Stehen ihrer econcentrirten, wässerigen, auf mindestens 5° abgekühlten Lösung in körnigen, krystallwasserhaltigen Nadeln aus, welche das ° unter Aufbrausen und Krystallwasser bei ı 10° verlieren und bei 227 Zersetzung schmelzen. Die Iregenontricarbonsäure löst sich leicht in Wasser von Zimmer- temperatur, Alkohol und Aether auf und ist unlöslich in Benzol und Ligroin. Mit Phenylhydrazin gibt sie ein in Wasser unlösliches, amorphes Condensationsproduct. Analyse der bei 110° getrockneten Substanz: ber. für C,H,,O, Procente: G:55.72 H4:28 gef. » 2.55.7109 4.43: Von den Salzen der Iregenontriearbonsäure ist das zweibasische Baryumsalz BaC,,H,,O, leicht krystallisirt zu erhalten. Baryumbestimmung: ber. Procente: Ba 33.62 gef. » „2 9.07: Um die Anzahl der im Molecul der Säure vorhandenen Carb- oxyle zu bestimmen, ist ihr Trimethylester, C,H,O0(00,CH,),, durch Einleiten von Salzsäure in ihre methylalkoholische Lösung dargestellt worden. Derselbe wird aus der Auflösung in Benzol durch Ligroin in derben, bei 127°-128° schmelzenden Krystallen gefällt, welche unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aether sind. Analyse: ber. für 0,;H,sO, Procente: C59.62 H5.59 7 Ioniregentriearbonsäure, (,H,,0;.' Diese Säure entsteht immer als Endproduet, wenn man Iren zuerst mit schwachen und sodann mit starken Oxydationsmitteln be- handelt, oder wenn man Trioxydehydroiren, Iregenondicarbonsäure oder Iregenontriearbonsäure energisch oxydirt. Die zuletzt erwähnte Verbindung geht bei dem Erhitzen über ihren Schmelzpunkt unter ! Dieser Name ist gewählt worden, um dadurch zum Ausdruck zu bringen, dass die so bezeichnete Säure ein Oxydationsproduct sowohl des Irens als auch des später beschriebenen lonens ist. TIEMANN und Krüger: Über Veilchenaroma. 8 Abspaltung von Kohlenoxyd und Wasser in das Anhydrid der Ionire- gentricarbonsäure über, aus welchem diese dureh Auflösen desselben in Alkalilauge und Fällen der alkalischen Lösung mit Mineralsäuren unschwer gewonnen werden kann. Die auf die eine oder andere Weise dargestellte Ioniregentricar- bonsäure krystallisirt in weissen Nadeln, löst sich wenig in kaltem, leicht in heissem Wasser, sowie Alkohol und Aether, wird aber von Benzol und Ligroin nicht aufgenommen. Sie verliert gegen 150° ein Molecul Wasser und verwandelt sich in ihr Anhydrid. Die Salze der Säure krystallisiren gut. Bei der trockenen Destillation ihres drei- basischen Silbersalzes wird allem Anschein nach Isopropylbenzol ab- gespalten. Die Ioniregentricarbonsäure ist eine ausserordentlich be- ständige Verbindung. Man kann sie lange Zeit mit starken Oxyda- tionsmitteln erhitzen, ohne dass sie zersetzt oder umgewandelt wird; sie scheidet sich aus einer erwärmten Lösung in concentrirter Sch wefel- säure bei dem Verdünnen mit Wasser unverändert wieder aus und ihr Anhydrid geht bei hoher Temperatur völlig unzersetzt über. Analyse der freien Säure: ber. für 0,H,O; Procente: 057.14 H 4.76 gef. » 323 010.14 57.36. »4.00,4.84: Der Trimethylaether der loniregentricarbonsäure, C,H,(CO,CH,;),, auf bekanntem Wege hergestellt, krystallisirt aus warmem Ligroin in farblosen, bei 93° schmelzenden Nadeln. Analyse: ber. für C,H.,O; Procente; 661.23.H6.12 gef. » 2101.22 2026,20, Das Anhydrid der’ loniregentricarbonsäure, (0,H,0, Be 0 RER Y | — A , entsteht leicht beim Schmelzen der Säure und wird CO,H durch Umkrystallisiren aus siedendem Benzol, in welchem die unver- änderte Säure unlöslich ist, in weissen, wie schon bemerkt bei 214° schmelzenden Blättehen gewonnen. Das Anhydrid enthält noch eine freie Carboxylgruppe und lösst sich daher selbst in kalter Sodalösung unter Aufbrausen auf. , Analyse; ber. für 0,H,0, Procente2C 61.54 H 4.27 gef. » BE OL.SA. 9 A-AA, 798 Gesammtsitzung vom 19. October. Imidsäure aus lonire2zentriecarbonsäure, 5 | ‚co ER . a SSINLI C.H,NO, = 0,H<-00”. ‘CO,H Das Ammoniaksalz der Ioniregentriearbonsäure bleibt als weisse Krystallmasse zurück, wenn man die Auflösung der Säure in über- schüssigem Ammoniak auf dem Wasserbade verdampft. Wenn man das Ammoniaksalz im Kohlensäurestrome der trockenen Destillation unterwirft, so geht es in die entsprechende Imidsäure über. Das aus weissen Nadeln bestehende Sublimat wird zur Reinigung in verdünn- tem Ammoniak gelöst und nach Entfärbung der Lösung durch Thier- kohle mit verdünnter Salzsäure gefällt. Die so erhaltene Imidsäure bildet ein weisses, krystallinisches, in den gebräuchlichen Lösungsmitteln unlösliches Pulver, welches über 300° schmilzt und, wenige Grade höher erhitzt, siedet. Analyse: ber. für C,H.NO, Procente: C 61.8o H4.72 N 6.01 gef. » HHLTZ ‚4.78 MER TO. co 8 ZE> NH Silbersalz der vorstehenden Imidsäure, 6,H. CO i "CO,Ag Dasselbe wird erhalten, indem man die Imidsäure in verdünntem Ammoniak löst, die Lösung genau mit Salpetersäure neutralisirt und mit Silbernitrat fällt. Es bildet ein weisses Pulver, welches sich am Licht nur schwach rosa färbt. Analyse: ber. für C,H AgNO, Procente:. Ag 31.76 c gef. » , 31.00. Dimethylhomophtalsäureimid, GE, NE: Das soeben beschriebene Silbersalz geht bei der trockenen Destil- lation im Kohlensäurestrom unter Kohlensäureabspaltung in das von S. GaBrıeL' zuerst dargestellte Imid der Dimethylhomophtalsäure über. Man muss ein scharf getrocknetes Praeparat zu dieser Operation an- wenden. sowie sehnell und stark erhitzen, da dabei sonst viel von der unveränderten Imidsäure zurückgewonnen wird. Man löst das I Berichte d. D. Ch. G. 20, 1198. Tıemann und KrÜGEr: Über Veilchenaroma. 99 Sublimat in Aether, nimmt den beim Verdampfen des Aethers erhal- tenen Rückstand in Natronlauge auf und fällt die alkalische Lösung mit Salmiak. Das durch Ausschütteln mit Aether isolirte Reactions- product wird durch Umkrystallisiren aus Ligroin vom Siedepunkt 60°-80°'! in weissen, bei 118° schmelzenden Nadeln gewonnen, welche sieh nicht in Wasser, leicht aber in Alkohol, Aether, Benzol, Chloro- form, Eisessig und Essigester lösen. Hr. S. GABRIEL, welcher den Schmelzpunkt der Verbindung etwas höher bei 119°- 120° angibt, hat die Güte gehabt, uns eine von ihm bereitete Probe derselben zur Ver- fügung zu stellen; bei dem vorgenommenen Vergleich haben sich die beiden Dimethylhomophtalimide verschiedener Herkunft als völlig iden- tisch erwiesen. Snalyse:» ber. tur GC, H,.NO; Procente:- 669.84 H5.82 N 7.41 gef. » 09.93 #15.83,,917.65. Constitution der Oxydationsproducte des Irens. Durch den zuletzt angeführten Versuch sind die Oxydationspro- duete des Irens scharf als Benzolderivate charakterisirt worden. Aus ihrer Zusammensetzung erhellt, dass sie alle Derivate eines hypothe- tischen, nach der Formel G,.H,; zusammengesetzten Kohlenwasserstoffs, eines im Benzolkern methylirten und im ungesättigten alieyklischen Kern an ein und demselben Kohlenstoffatom dimethylirten Dihydro- naphtalins sind. Für diesen Kohlenwasserstoff kommen, abgesehen von der Stellung des Methyls im Benzolkern, zunächst noch die beiden folgenden Formeln in Frage, da sich aus den bislang erörterten Ver- suchsergebnissen keine zuverlässigen Anhaltspunkte ergeben, um daraus die Lage der Aethylenbindung in dem ungesättigten alieyklischen Ringe zu folgern. Dehydroiren (hypothetisch), 7 IN Y m RN x H,C u ‚CH, H,C Ss ‚CH, @= CH CU ILO GH <_ = .oder I,0.C.H,<_ Reg ä ZIGEIN SCH CGERZCH Dementsprechend sind für die drei intermediären Oxydations- produete Trioxydehydroiren, Iregenondicarbonsäure und Iregenontri- carbonsäure auch je zwei Formeln in Betracht zu ziehen, nämlich für: ! Ein niedriger siedendes Ligroin darf man zum Umkrystallisiren des Dimethyl- homophtalimids nicht anwenden, da es darin unlöslich ist. 800 Gesammtsitzung vom 19. October. | u Dirsoxyıdehydrorren, ERS CH, H,C\ CH, 6 oder EL ni OH 2. Iregenondicarbonsäure, Is Os; HB, H, ON CH, | es Tee ee r C0FCO;E f SCG;H und 3. Iregenontricarbonsäure, IE N oH, 1b ER ‚CH, oe 6.C0.00,H oder H0,0.C;H,< 60.00, H cos Bezüglich des Trioxydehydroirens bemerken wir noch Folgendes. Die Bildungsweise und die Eigenschaften dieser Verbindungen lassen die Annahme, sie entstehe aus Dehydroiren durch Anlagerung von zwei Hydroxylen an das doppelt gebundene Kohlenstoffatompaar des ungesättigten alieyklischen Ringes und durch Oxydation der darin befindlichen Methylengruppe zu einer Carbonylgruppe, als die einfachste erscheinen. Die bislang angestellten Versuche schliessen indessen die Möglichkeit, dass man es in dieser Substanz mit einem etwa im H,c S —_ IE: AE Sinne der Formel: ECG ‚dv zusammengesetzten Oxy-d- GEP.CHLOEE lacton zu thun hat, noch nicht völlig aus. Die für die übrigen Verbindungen aufgestellten Formeln bedürfen der weiteren Erläuterung nicht. 4. Ioniregentricarbonsäure es ECO) kann 'nur nach‘ der. Formel HO,OHGH,< C0,H(2) zusammen- ) 2 ı gesetzt sein, da sie auf dem oben geschilderten, indireeten Wege unter Kohlensäureabspaltung in Dimethylhomophtalsäure umzuwandeln ist. Tıemann und KrÜGEr: Über Veilchenaroma. 801 Rückschlüsse aus den vorstehenden Versuchen auf die chemische Natur von Iren und Iron. a) Iren. Dehydroiren leitet sich von einem dihydrirten und Iren von einem tetrahydrirten Naphtalin ab, welche beide zwei mit einander verbun- dene Ringe enthalten. Aus dem Abbau des Irens ergibt sich, dass von den drei in diesem Kohlenwasserstoff vorhandenen Methylen die zwei an ein und dasselbe Kohlenstoffatom gebundenen dem einen und das dritte dem anderen Ringe angehören. Iren verhält sich wie ein Terpen und nicht wie ein in dem einen Ringe tetrahydrirtes Naphtalin mit fertig gebildetem Benzolkern. Es verharzt allmählich an der Luft, addirt begierig Brom und lässt sich nieht wie alkylirte Benzole glatt aboxydiren, sondern nur bei Innehaltung bestimmter Bedingungen in Benzolderivate überführen. Aus diesem Verhalten folgt, dass Iren als Dehydroiren aufzu- fassen ist, in welchem eine der drei doppelten Bindungen seines Benzolkerns durch zwei herangetretene Wasserstoffatome zu einer ein- fachen Bindung aufgelöst ist. Die bisher erörterten Versuche ent- scheiden nicht, an welchen Kohlenstoffatomen in dem dihydrirten, ausserdem durch die alleinstehende Methylgruppe gekennzeichneten Benzolringe des Irens die betreffenden beiden Wasserstoffatome haften. Auch die Stellung der soeben erwähnten Methylgruppe in diesem Ringe steht nicht von vornherein fest. Zwar deutet die bei der Ein- wirkung von Salpetersäure auf Iren beobachtete Bildung aromatischer Nitroproducte, welche die Eigenschaften der nitrirten CGymole haben, darauf hin, dass die alleinstehende Methylgruppe, wie das Schema: LLC, 4,CH, # Ar es zum Ausdruck bringt, sich in der Parabeziehung HC. N fi zu der Gruppe . CH, in Betracht ziehen. Noch ehe die Untersuchung so weit gediehen war, haben. wir uns bemüht auch auf synthetischem Wege Aufklärungen über das Iron und seine Abkömmlinge zu erlangen. Versuche, bei denen wir von dem Citral ausgegangen sind, haben weitere Aufschlüsse gegeben. Synthetische Versuche. Das von der Fabrik aetherischer Öle in Firma Schimmel & Co. in Leipzig im Citronen- und Lemmongrasöl aufgefundene und von F. W. Semmter zuerst durch Oxydation von Geraniol erhaltene Citral, G.H,50, ist ein, wie es scheint, in den wohlriechenden Pflanzen des öftern vorkommender Aldehyd. F. W. Semmtrer hat dargethan, dass Citral unter der Einwirkung von Kaliumhydrosulfat Wasser abspaltet und in Cymol übergeht. Er hat auf Grund dieser Umwandlung sowie dies optischen Verhaltens des zugehörigen Alkohols für das Citral die Formel: ) 2 3 4 5 Ser 8 CH;,'CH. CH, CH >6H..C:CH „60H CH, CH, aufgestellt. In dem wissenschaftlichen Laboratorium von Haarmann & Reimer werden seit längerer Zeit Versuche angestellt, um diese Auf- TıEMAnN und KrÜüGEr: Über Veilchenaroma. 803 fassung durch die Synthese des Citrals zu eontroliren. Dieselbe bietet besondere Schwierigkeiten dar, wie man alsbald ersieht, wenn man fe) ’ ’ sich daran erinnert, dass von einem Dimethyl.2.6.octdien.4.6. al8 — so ist ein Aldehyd von der obigen Formel nach der neuen Nomencelatur zu bezeichnen — in Folge der beiden im Molecul der Substanz vorhandenen Aethylenbindungen mehrere Configura- tionen (maleinoide und fumaroide) möglich sind. Die betreffenden Versuche haben noch nicht den erwünschten Abschluss gefunden. Noch leichter als durch Kaliumhydrosulfat lässt sich Citral durch Erhitzen mit Jodwasserstoffsäure in p-Isopropylmethylbenzol um- wandeln. Der erhaltene Kohlenwasserstoff siedet scharf, wird von alkalischer Kaliumpermanganatlösung zu Terephtalsäure und der bei 155°-156° schmelzenden p-Oxypropylbenzo&säure, (CH,),6.OH.C;H,. CO,H, oxydirt, welche bei dem Erhitzen mit verdünnter Salzsäure ihrerseits im Wasser und die bei 160°-161° schmelzende p-Propenyl- benzoesäure, CH,:C.CH,.C,H,.CO,H, zerfällt. Dieser äusserst glatt erfolgende Übergang sprieht entschieden für die obige Citralformel. Sie wird ferner durch eine Reihe anderer Ver- suche gestützt, welche F. W. Semmter und der eine von uns in einer anderen Mittheilung erläutert haben. Pseudoionon (Dimethyl. 2.6.undectrien.4.6.8.onıo), I 2 3 4 5 O0 0) 9 10 11 CELSZCH SCHE OLE CH 0: CH. CH. CH, CO.CH, CH. CHR Citral muss sich wie andere Aldehyde mit Aceton eondensiren lassen. Es sollte dabei ein ungesättigtes Keton von der Bruttoformel des Irons entstehen. Der Versuch hat diese Voraussetzung bestätigt. Die Condensation erfolgt, wenn man gleiche Gewichtstheile von Citral und Aceton mehrere Tage mit einer alkalischen Flüssigkeit, zweck- mässig mit einer gesättigten Lösung von Baryumhydrat, schüttelt. Man nimmt die Reactionsproducte in Aether auf und unterwirft den beim Abdampfen des Aethers bleibenden Rückstand unter vermindertem Druck der fraetionirten Destillation, indem man die unter ı2"”” Druck bei 1ı38°-155° übergehende Fraction gesondert auffängt. Man vertreibt daraus unangegriffenes Citral, unverändert gebliebenes Aceton und flüchtige Condensationsproducte des letztern im Dampfstrome und fraetionirt das zurückbleibende Öl nochmals in vacuo. Die unter ı 2" Druck bei 143°-145° siedende Fraetion besteht aus dem gesuchten ungesättigten Keton, welches den Namen Pseudoionon erhalten hat. 504 Gesammtsitzung vom 19. October. Dasselbe bildet ein wasserhelles Öl von 0.9044 Volumgewicht und einem Brechungsindex 27 von 1.5275. Es wird durch alkalische Agentien und starke Säuren bei geringen Temperatursteigerungen unter Bildung unerquicklicher Harze leicht zersetzt, hat einen eigenartigen, aber nicht sehr ausgesprochenen Geruch, verbindet sich wie die Mehrzahl der höher molecularen Ketone nicht mehr mit Natriumbisulfit, zeigt aber im übrigen..die charakteristischen Eigenschaften der Ketone und liefert wie diese mit Phenylhydrazin, Hydroxylamin u. s. w. Condensations- producte. Analyse :O!bers,tur \0,,11,,0 Procente. 081.25 Ho gef. » >» 80.07 > 10.50. Molecularrefraction nach der aus den Brechungsinerementen m —ıI Formel —— n—+ a dee der Atome unter Annahme von 0 u drei Aethylenbindungen zusam- 6.5.3 mengestellt: 60.94. Die Molecularrefraction des Pseudoionons ist wie die des Citrals und Citraloxims anormal hoch. Das Phenylhydrazon und Oxim des Pseudojonons sind diekflüssige Öle, deren Eigenschaften zur weiteren Untersuchung nicht einladen. ©. Ionon.s0 HB; € Das Pseudoionon erleidet eine eigenartige Veränderung, wenn man es mit verdünnten Mineralsäuren, z. B. Schwefelsäure behandelt: es geht dabei in ein isomeres, Ionon genanntes Keton von niedrigerem Siedepunkt, höherm Volumgewicht und etwas schwächerm Licht- breehungsvermögen über. Diese Umwandlung lässt sich z. B. wie folgt bewirken. Ein Gemisch aus 20 Th. Pseudoionon, 100 Th. Wasser, 2.5 Th. Schwefelsäure und 100 Th. Glycerin wird im Ölbade mehrere Stunden zum Sieden erhitzt und nach dem Erkalten mit Aether ausgezogen. Das beim Verdampfen des Aethers zurückbleibende Öl wird der fraetio- nirten Destillation unterworfen. Man fängt die unter 12"” Druck bei 125°-135° übergehenden Theile gesondert auf, welche aus rohem Ionon bestehen. Dieses kann durch fortgesetztes Fractioniren in vacuo oder nach der unter Iron angegebenen Methode weiter gereinigt werden. Das reine Ionon siedet unter 12"”” Druck bei 126°%-128°, hat ein Volumgewicht von 0.9351 bei 20° und einen Brechungs- index nn von 1.507. Es löst sich leicht in Alkohol, Aether, Benzol und Chloroform. Es besitzt einen frischen Blumengeruch, welcher TIıEmANnNn und KrÜüceEr: Über Veilchenaroma. 805 an den Geruch der Veilchen und zugleich etwas an den der Wein- blüthe erinnert und in starker Verdünnung am deutlichsten hervortritt. Will man die Invertirung des Pseudoionons in lIonon durch stärkere Mineralsäuren bewirken, so hat man, wie sich bei der leicht eintre- tenden Verharzung des Ausgangsmaterials von selbst versteht, dabei niedrigere Temperaturen zu beobachten. Unter der Einwirkung oxydi- render Agentien entstehen aus Ionon alsbald gesättigte aliphatische Säuren der niederen Kohlenstoffreihen. Analyse: ber. für C,H,O Procente: 081.25 H 10.42 gef. » 2.8 7.140, 970.47. Molecularrefraction nach der aus den Brechungsinerementen 5 u 1) der Atome unter Annahme von Bormel- -— =... berechnet: Ä ® m=+2.d zwei Aethylenbindungen zusam- Or mengestellt: 59.54. Auch in diesem Falle fällt die gefundene Zahl der theoretischen gegenüber noch etwas zu hoch aus. ‚ Ionen, C.H.,.- Y 5] Ionon geht unter Abspaltung von einem Molecul Wasser bei dem Erhitzen mit Jodwasserstoffsäure in einen Kohlenwasserstoff über, welchen wir Ionen nennen. Die bei dieser Umwandlung innezuhal- tenden Bedingungen sind genau dieselben, welche für die Darstellung von Iren aus Iron angegeben sind. Ionen bildet ein farbloses, in Wasser unlösliches, in Alkohol, Aether, Chloroform und Benzol leicht lösliches Öl, welches unter ı10”” Druck bei 106°-107°, also einige Grade niedriger als Iren siedet. Es hat bei 20° ein Volumgewicht von 0.9338 und einen Brechungs- index nn Von 1.5244. Es ist dem Iren sehr ähnlich, hat wie dieses die Eigenschaften eines Terpens, verharzt also bei längerm Stehen an der Luft, nimmt in essigsaurer Lösung begierig Brom auf u. s. f. Analyse: ber. für C,H,; Brocente: 089.65 H 10.35 gef. » 280.277, 2.110,37. Molecularrefraetion nach der unter Annahme von drei Aethylen- 2 . n | bindungen aus den Brechungs- Komme — = P_ berechnet: J = . "+2 d inerementen der Atome zusammen- 57.00 gestellt: 56.52. Sitzungsberichte 1893. 12 806 Gesammtsitzung vom 19. October. Trotz der weitgehenden Übereinstimmung ihrer Eigenschaften sind Iren und Ionen nicht identische, sondern structurisomere Kohlen- wasserstoffe, wie der Verlauf des Abbaues von Ionen zeigt. Oxydationsproducte des Ionens. Wenn man Iren und Ionen vorsichtig mit Oxydationsmitteln, z. B. mit Lösungen von Chromsäure oder Kaliumpermanganat be- handelt, so treten anscheinend dieselben Erscheinungen ein; die nächsten Oxydationsproducte der beiden Kohlenwasserstoffe sind gleich- wohl von einander völlig verschieden. a) Oxydation des Ionens mit Chromsäure. 25 Theile Ionen, in 500 Theilen Eisessig gelöst, werden unter sorgfältigem Kühlen mit Eis nach und nach mit der Lösung von so Theilen Chromsäureanhydrid in ı50 Theilen Wasser und soviel Eisessig versetzt, dass eine klare Flüssigkeit entsteht. Man überlässt das Gemisch während 24 Stunden sich selbst, giesst sodann in viel Wasser und zieht mit Aether aus. Die aetherische Lösung wird zuerst mit Natriumbicarbonatlösung behandelt, welche ausser Essigsäure die neugebildeten organischen Säuren aufnimmt, und darauf mit Natron- lauge geschüttelt, in welche ein minder saures Oxydationsproduet über- geht. Der alsdann noch im Aether zurückbleibende Kohlenwasserstoff (unverändertes Ionen und vielleicht auch Dehydroionen enthaltend) wird 12-15 Mal, d.h. bis zur völligen Umwandlung in Verbindungen von sauren Eigenschaften, unter den nämlichen Bedingungen der gleichen Behandlung unterworfen. Durch Ansäuern und Ausaethern der Natriumbicarbonatlösung wird ein Gemenge von drei festen Säuren gewonnen. Aus der Natronlauge erhält man auf gleichem Wege eine einheit- liche Substanz von weniger sauren Eigenschaften. Trennung des entstandenen Säuregemenges. Der Gehalt desselben an den einzelnen Bestandtheilen schwankt je nach den während der Oxydation innegehaltenen Bedingungen. Die Temperatur des Oxydationsgemisches und die Dauer der Einwirkung der Chromsäure sind auf das Mengenverhältniss der Producte von be- sonderm Einfluss. Behufs Scheidung der drei Säuren von einander stellt man durch Kochen des Gemisches mit Wasser und Caleium- carbonat eine Lösung ihrer Caleiumsalze dar. Beim Eindampfen dieser Tiemann und Krüser: Über Veilchenaroma. 807 Lösung krystallisirt zuerst das Caleiumsalz der Ionegendicarbonsäure (C,H,,O,) aus, während die Caleiumsalze einer Säure von der Formel C,H,,O,, die wir Iongenogonsäure nennen, und das Caleiumsalz der bereits beschriebenen Ioniregentricarbonsäure C,H,O,; in der Mutter- lauge zurückbleiben. Man säuert diese an, extrahirt mit Aether, nimmt den Aetherrückstand in wenig Alkohol auf, versetzt die Lösung mit viel heissem Wasser und kocht bis zur Entfernung des Alkohols. Bei dem Erkalten scheidet sich Iongenogonsäure aus, während die lös- lichere Ioniregentricarbonsäure erst nach dem Einengen der Flüssigkeit krystallisirt. Wir beschreiben zunächst die im Vorstehenden erwähnten beiden neuen Säuren. Iongenogonsäure, (,H,,O,. Die auf die soeben angegebene Weise dargestellte und durch Umkrystallisiren aus viel siedendem Wasser gereinigte Säure bildet weisse, bei 237° schmelzende Nadeln, welche sich äusserst schwer in Wasser, leicht in Alkohol, Benzol und Chloroform lösen. Bei ener- gischer Oxydation liefert die Verbindung ausschliesslich Ioniregentri- carbonsäure; lässt man aber auf die Lösung der Säure in Soda bei Zimmertemperatur verdünnte Chamaeleonlösung wirken, so entsteht ein Gemenge aus loniregentricarbonsäure, der hierunter angeführten Ionegendicarbonsäure und der später beschriebenen Ionegenontricarbon- säure. Analyse: ber. für 0,H,,O, Procente: 071.56 H 6.45 gef. » TOR TOT N 20.14, 0474: O% Die durch Salzsäure aus ihrem. Caleciumsalz abgeschiedene, aus verdünntem Alkohol umkrystallisirte Säure bildet glashelle, schwer selbst in siedendem Wasser, leicht in Alkohol, Aether, Essigaether, Chloroform und siedendem Benzol lösliche Prismen. Sie schmilzt bei raschem Erhitzen bei 130°-131°, bei langsamem Erhitzen einige Grad niedriger und geht dabei in das Ionegendicarbonsäureanhydrid, C,H,,O,, über, welches aus heissem Ligroin in langen, weissen Nadeln vom Schmelzpunkt 105° krystallisirt. Ionegendicarbonsäure, C,H, Analyse dersfreien Säure: ber. für C,H,O, Procente: C 64.86 H6.31 gef. » » 64.66 » 6.61. 2 808 (Gresammtsitzung vom 19. October. Die Säure ist zweibasisch und bildet ein in Wasser schwer lös- liches, gut krystallisirendes Caleiumsalz. Wenn man dasselbe gemengt mit Natronkalk der trockenen Destillation unterwirft, so entsteht, wie nicht zu bezweifeln ist, p-Isopropylmethylbenzol (Cymol). Die davon bislang erhaltenen Mengen haben leider nicht ausgereicht, um sie durch Umwandlung in p-Oxypropylbenzo@säure und p-Propenylbenzo&säure endgültig als Cymol zu charakterisiren. Das Silbersalz ist, frisch gefällt, in siedendem Wasser ziemlich löslich, wird aber nach dem Trocknen unlöslich. Die Reinigung des Silbersalzes durch Auswaschen wird dadurch etwas erschwert. Das der Analyse unterworfene Silbersalz hätte vorher noch weiter gereinigt werden sollen. Die damit ange- stellte Silberbestimmung zeigt indessen zur Genüge, dass es im Molecul zwei Atome Silber enthält. Ber. mie. &,1 3050} Procente: Ag49.50 gef. » » 48.01. Die Ionegendicarbonsäure geht bei der Oxydation mit Chamaeleon- lösung glatt in loniregentricarbonsäure über. lonegenalid, C,H,,O,. Die unter der Einwirkung von Chromsäure aus Ionen neben dem beschriebenen Säuregemisch entstehende Verbindung von schwächer sauren Eigenschaften, welche, wie beschrieben, schliesslich in Natron- lauge aufgenommen und aus dieser Lösung nach dem Ansäuern durch Aus- aethern isolirt wurde, zeigt lactonartige Eigenschaften. Man reinigt sie durch nochmaliges Auflösen in Natronlauge, mehrfaches Waschen dieser Lösung mit Aether, Verjagen des Aethers aus der wässerigen Flüssig- keit, Fällen mit Kohlensäure und Umkrystallisiren aus siedendem Benzol. Dabei werden durchscheinende Blättchen erhalten, welche sich leicht in Alkohol, warmem Benzol und Chloroform, aber nicht in Wasser und Ligroin lösen und bei 175° schmelzen. Analyse: ber. für C,H,,O, Procente: 0 69.90 H 6.80 gef. » » 69.85, 69.85 » 6.96, 6.90. Die Formel der Ionegendicarbonsäure C,,H,,O, kann in C,,H,.(CO,H), aufgelöst werden. Der soeben beschriebene Körper erscheint seiner Formel C,H,0O, nach als Halbaldehyd der Ionegendicarbonsäure, CO,H GoHu0, oder BEE OK 1010) CH.C ei ableiten. TıEmAnNn und Krüger: Über Veilchenaroma. 817 Ionegendicarbonsäure, C,H,O,- Die Bildung dieser Säure bei mässiger Oxydation des Ionens H,C CE fh A ist vorauszusehen; für sie kann nur die Formel: H, Ce. en in Frage kommen. Ioniregentricarbonsäure, 0,H,0,. Die Zusammensetzung dieser Verbindung haben wir bereits ein- gehend besprochen. Durch die Darstellung von loniregentricarbon- säure aus Ionen ist die früher unentschieden gelassene Stellung der dritten Carboxylgruppe im Molecul dieser Säure festgestellt worden, H N Er sie entspricht der Formel: HO, C. CH = H ? R \ Ya * g& W ee; HC SCH CH, CH | | ICH! 0 Syaval 1,0 CH CH, 0 OLISCH I II in Betracht kommen, aus der Natur ihrer Oxydationsproducte zu er- schliessen, welchem die eine und welchem die andere Formel zu- kommt, so wird man, da nach erfolgter Benzolkernbildung die Auf- spaltung des der Oxydation unterliegenden, ungesättigten alieyklischen Atomringes an der doppelten Bindung geschieht, nicht zögern, die erste Formel für den Kohlenwasserstoff in Anspruch zu nehmen, welcher beständige, noch ı3 Kohlenstoffatome enthaltende Oxydationsproducte liefert, und die zweite Formel dem Kohlenwasserstoff zuzuschreiben, welcher bei der Oxydation leicht ein Kohlenstoffatom verliert. Das erste Verhalten zeigt das Iren, dessen intermediäre Oxy- dationsproducte alle noch 13 Kohlenstoffatome enthalten, und in der zu zweit erörterten Weise wird das Ionen abgebaut, welches dabei vorwiegend Verbindungen mit ı2 Kohlenstoffatomen liefert. Die Ire- 818 Gesammtsitzung. vom 19. October. genontricarbonsäure, C,H,,O,, ist eine verhältnissmässig beständige und die isomere lonegenontricarbonsäure eine äusserst leicht zersetz- liche Substanz. Die Frage, ob die beiden für Iren und Ionen aus der Synthese des letzteren hergeleiteten Formeln die Verschiedenheiten ihrer Oxy- dationsproducte erklären, ist mithin entschieden zu bejahen. Constitution des Irons. Von den für das Iren und seine Abkömmlinge früher abgeleiteten Formeln kommen vorbehaltlich der früher erörterten, bezüglich der Constitution des Trioxydehydroirens noch bestehenden Unsicherheiten nur noch die folgenden Schemata in Frage: HO\ CH, H,O\ CH, H,C\ CH, ‚OH Ü ıG ı( E07 CH ß 6 e / NCH.OH CH | & x x Yan x Y 2 mu len el ee << 4 7 Sa x CHZCEE :CH, :CO Iren Dehydroiren Trioxydehydroiren EEE rise ICH CH; HC CH N 1 N N 4 '©.CO,H 4 0.Co.H i CC@KH EROSCH, r BO COH Ze Ho, OH, Co. Co)H >> c0.CO,H CO,H Trasenondicarbonsäure Treenenttarhoneanre ee Die alleinstehende Methylgruppe im Moleeul des Irens bezeichnet die Stelle, an welcher bei dem Übergange von Iron in Iren die Ring- schliessung stattgefunden hat. Dem Iron kommt demnach die Formel: H; U N u ‚OL. CH: CH, 00 CH; zu. Es unterscheidet sich mithin von ucL yCcH.CH, CH, H,C CH, aa: dem Ionon: 1, NCH .CH:CH.CO.CH,, wie das Iren vom Ionen, HA CH.CH, CH durch die Stellung der Aethylenbindung in seinem geschlossenen TıEmann und KrÜGEr: Über Veilchenaroma. 819 Atomring. Die beiden einander so ähnlichen Ketone sind daher thatsächlich structurisomer und nicht, wie wir zuerst vermuthet hatten. verschiedene stereochemische Configurationen ein und desselben Ketons. Der Geruch des Irons und Ionons ist nahezu gleich. Iron ist sehr schwer von den letzten Spuren riechender Verunreinigungen zu befreien, und, wenn nicht absolut rein, an diesen zu erkennen. Ge- übte Nasen vermögen indessen die beiden Ketone auch im völlig reinen Zustande zu unterscheiden. Der Geruch des Ionons ist etwas milder und mehr an den blühender Veilchen erinnernd. Es gibt eine Reihe von Substanzen, welche bei völlig verschie- dener chemischer Constitution ähnlich riechen. Wir brauchen nur daran zu erinnern, dass Nitrobenzol (Mirbanöl), als Surrogat des Benzaldehyds (Bittermandelöls), zum Parfümiren geringwerthiger Mandelseifen dient. Die Alkylaether des 8-Naphtols,' welche nach Ananas und vielen anderen Früchten riechen sollen und sogar als Ersatzmittel des Neroliöls in Vorschlag gebracht worden sind, ähneln im Geruch dem bei der Einwirkung von Aluminiumchlorid und Acetyl- chlorid, bez. Essigsäureanhydrid auf Naphtalin entstehenden Gemisch isomerer Acetonaphtone. Das durch trockene Destillation von Cineol- säureanhydrid gewonnene Methylheptenon (Methyl-Heptylenketon) riecht amylacetatartig u. s. f£. In den angeführten und allen analogen, von uns näher geprüften Fällen sind Unterschiede im Geruch der einander ähnlich riechenden Körper leicht zu constatiren, während bei sorgfältig angestellten Riech- proben sichere Unterschiede zwischen dem Geruch des in geeigneter Weise verdünnten Ionons, bez. Irons und dem Aroma der Veilchen sich nicht ergeben haben. Von den erwähnten verschiedenen Nuancen im Geruch des Ionons und Irons, welche nur von Personen mit durch Übung geschärftem Geruchssinne wahrzunehmen sind, schen wir dabei ab. Derartig gleich riechende Verbindungen von völlig verschiedener chemischer Constitution sind uns nicht bekannt. Iron wie Ionon enthalten zwei asymmetrische Kohlenstoffatome. Iron dreht die Ebene der polarisirten Lichtstrahlen nach rechts, Ionon ist optisch inactiv. Wir vermuthen daher, dass in den Veilchenblüthen ebenfalls Ionon oder Iron oder eine optisch active Modification des ! Unseres Wissens ist der Methylaether des &-Naphtols zuerst von Hrn. Dr. E. Jacogsen für Parfümeriezwecke empfohlen und unter dem Namen Jara-Jara in den Handel gebracht worden. 820 Gesammtsitzung vom 19. October. einen dieser beiden structurisomeren Ketone enthalten ist. Wir haben begreiflicher Weise nicht unterlassen die experimentelle Prüfung dieser Vermuthung zu versuchen, bis jetzt aber nicht vermocht aus den Veilchen oder den damit hergestellten Praeparaten genügende Mengen des Aromas für die Entscheidnng der soeben angeregten Frage zu isoliren. Der bei dieser Arbeit eingeschlagene synthetische Weg hat, wenn auch nicht zum Iron, so doch zu einem Isomeren desselben geführt, dessen nähere Untersuchung willkommene Aufschlüsse über die bei der analytischen Durchforschung des Irons unaufgeklärt gebliebenen Punkte gegeben hat. Wir sind uns bei alledem wohl bewusst, dass die in dem vorstehenden Bericht erläuterten Resultate noch manche Lücken aufweisen und dass die Ausfüllung derselben, ebenso wie eine stetig fortschreitende Prüfung der Ansichten, zu welchen die bisherigen Ergebnisse dieser Arbeit geführt haben, dringend erwünscht ist. In diesem Sinne wird die Untersuchung weiter geführt. Auf sehr schnelle Erfolge ist dabei allerdings nicht zu rechnen, da die Beschaffung des für die anzustellenden Versuche erforderlichen Materials noch immer eine schwierige ist. Nachdem aber das Gebiet einmal erschlossen, die chemische Natur der Verbindungen, auf welche es vornehmlich ankommt, erkannt und die Wege, welche zu denselben führen, ge- funden worden sind, wird es, so hoffen wir, der Industrie in nicht allzuferner Zukunft gelingen, diese Wege weiter zu ebnen und die Auf- gabe des wissenschaftlichen Chemikers dadurch wesentlich zu fördern, dass sie die Substanzen, deren er bedarf, immer leichter zugänglich macht. Aus der vorstehenden Untersuchung erhellt, dass man pflanzliche Riechstoffe nicht nur unter den Abkömmlingen der structurisomeren, hydrirten Gymole (Isopropylmethylbenzole), sondern auch unter den Derivaten von Terpenen mit anders constituirten und namentlich an einem Kohlenstoffatom dimethylirten Ringsystemen zu suchen hat und dass als Riechstoffe dieser Körperclassen nicht nur Substanzen mit zehn, sondern auch Verbindungen mit einer grösseren Anzahl von Kohlenstoffatomen im Molecul in Frage kommen. Zum Schlusse haben wir, zugleich im Namen der HH. Haarmann & Reimer in Holzminden, sowie der HH. de Laire & Co. in Paris, Hrn. Dr. R. Scumipr, welcher die Abkömmlinge des Ionens und die bei der Umwandlung von loniregentricarbonsäure in Dimethylhomophtal- säure entstehenden Verbindungen bearbeitet hat, für seine erfolgreiche Mitwirkung bei Ausführung dieser Untersuchung an dieser Stelle noch- mals verbindlichst zu danken. Tısmann und KrüGEr: Uber Veilchenaroina. s21 Auch Hrn. Prof. Dr. J. v. Mrrıne in Halle a. S. gebührt Dank dafür, dass er sich der Mühe unterzogen hat, Iron und Ionon auf ihre physiologische Wirkung zu untersuchen. Hr. Prof. Dr. J. v. Merına hat über die Ergebnisse dieser Prüfung Folgendes berichtet: »Grosse Kaninchen haben mehrfach ı° Ionon in Form einer Emul- sion per Schlundsonde bekommen, ohne irgend welche Störungen zu zeigen. Einem Hunde von 8° Körpergewicht ist sechs Tage hinter- einander je ı® Ionon, in 250°” Wasser suspendirt, in den Magen ge- bracht worden. Derselbe bot nichts Auffälliges dar. Das Thier war munter, hatte guten Appetit und normalen Stuhlgang. Im Urin war weder Eiweiss noch Zucker nachzuweisen. Der Urin färbte sich auf Zusatz von Natronlauge schön roth. Nachdem die oben angeführten Thierversuche die Ungiftigkeit des Ionons in den angewandten Gaben ergeben hatten, habe ich mehrfach — in einer Woche dreimal und dann acht Tage lang je fünf Tropfen — Ionon genommen, ohne dass mein Allgemeinbefinden irgend wie alterirt wurde. Dass dem Ionon in Substanz, d. h. im unverdünnten Zustande, ebenso wie anderen aetherischen Ölen, local reizende Eigenschaften zu- kommen, ist selbstverständlich. Auch mit dem Iron, von dem mir 5° zur Verfügung standen, habe ich einige Versuche angestellt. Ein Hund erhielt zweimal je ı°' ohne jeden Nachtheil, und ich selbst habe einige Male je drei Tropfen, ohne dass irgend welche Störung auftrat, in dünnem Branntwein genommen. « ! Bei einem Gehalt der Wurzeln von 108 bez. 208 in 100X8 ist das die in ı0!$ bez. 5#g Wurzeln vorhandene Menge von Iron. J > 1 os Sitzungsberichte 1392. er j ri RE @ ur D Ss Er -- Kuh ut BRIFRRN Be ar -- j Fr I, N TE Er en var Be, ER N ar er BERNIE IT Ra 7) en ve Beer DET 0 WERRET: RE ut TREE a N re RE AT ur ha ee en se irn: ee PRSCHT ee ee ION Bere I BD) | a RER" BREe. DE an waere hal Le u Bereit ae ET RET e . ea a Mae en Aa nah Tale Mh em THE . a ET Nr ET RT Ki Br are a Erlarea EREENENHIERTG EE Ber Fr | TATEN RE ER ET ee er Paten #2 PFARREI RT u Be EU a A a ET 2; JE * f 'E, l > Fi u 4 er ART Te Kran" a EST B, AN Gar” PETE KT 27.) Zn N ri Pia Wü K hl ih, BeRLL N BR MIUETNE NE! Mi image: Bi Kreta DYs van Ask ‘ = a a EIRRERT | ale: a er er Rh De A 4; a8 Br CH vu. j ‘ > r Par | re al Ba; z a Bis RE Akol rt en er } Dakseeı 2I | kaull Han F az re > kadls rt TE UV Ki 1% ia ME zart “2 Er is ® \ zer ver “ [| ME Pe \ 0 mE ie ee est. NP: ERVLLE 30 ATi .. ge aa I De f \ D | eur TE Bis Her ae sr ee ae dar als der un ih: a Au # Li a ven & . u Ber rap DR vr N ‘ Fa a Hr Hoss m R x hi 58 Adresse an Hrn. RupoLF Von RoTH zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums am 24. August 1893. Eiochverehrter Herr College! D: Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften, die Sie seit 32 Jahren zu ihren eorrespondirenden, seit 1889 zu ihren auswärtigen Mitgliedern zählt, fühlt sich dadurch vor Anderen berufen, Ihnen heute, an Ihrem Ehrentage, den Ausdruck dankbarer Verehrung und Aner- kennung darzubringen. Wenn Sie schon 1846 durch Ihre Epoche machende Schrift »zur Literatur und Geschichte des Weda« an die Spitze derer getreten sind, welche sich die Erforschung der ältesten Periode der indischen Ge- schiehte, die Erklärung des ältesten Literatur-Erzeugnisses der indo- germanischen Völker, der Hymnen-Sammlung des Rigveda zum Ziele setzten, so haben Sie durch Ihre weiteren Arbeiten diese Stellung an der Spitze vollauf behauptet, stehen geradezu als der eigentliche Be- gründer jener Studien da, haben denselben nieht nur die Riehtschnur gegeben und die Wege gewiesen, sondern haben auch selbst mit genialem Scharfblick und fester Hand die Exegese der Riksamkitä gefördert und geleitet. Sie hatten in Ihrer Ausgabe und Erklärung des ältesten Commentar- Werkes dazu (Yäska’s Nirukta sammt den Nighantavas, 1852) die Grundlagen dieser Exegese festgestellt, und, gegenüber den Ansprüchen der angeblich ununterbrochen in Geltung gebliebenen traditionellen Auffassung, die Gesetze der auf’ dem Gebiete der klassischen Philologie mit so glänzendem Erfolge durchgeführten Methode auch für Indien als allein maassgebend erhärtet. Danach haben Sie zu Ihrem eigenen und zu der deutschen Wissenschaft Ruhme in dem unter Böntuinex’s Leitung von unserer Schwester- Akademie in St. Petersburg herausgegebenen grossen »Sanskrit-Wörterbuche« (1853-1875), Ihre Auffassung der Bedeutung eines jeden Wortes bei seinem ältesten Vorkommen nieder- gelegt und so für die geschichtliche Entwickelung der Wortbedeutungen die Basis aufgewiesen, auf welcher sich dann im Verlaufe das ganze Toy 824 Gesammtsitzung vom 19. October. Sprachmaterial aufgebaut hat. Nicht als ob Sie etwa selbst davon überzeugt wären, dass Ihnen dies überall in gleichem Maasse gelungen sei. Es ist nur ein erster Wurf. Aber er ist von der Hand eines Meisters. Wie Sie Ihre Arbeit angesehen wissen wollen, das haben Sie im Vorwort zu dem ersten der sieben Bände, in etwas zu grosser Bescheidenheit, mit den Worten ausgedrückt, dass dieser Theil des Wörterbuches, wie er der neueste sei, so auch derjenige sei, der am ersten veralten werde. Dies gerade hat sich nicht erfüllt. Auch den vielen tüchtigen Kräften, welche sich seitdem auf den Veda gerichtet haben, ist es noch nicht gelungen, das Verständniss desselben sehr viel sicherer und genauer zu bestimmen, als es Ihnen beim ersten Anlauf gelingen wollte. Vielmehr ist Ihre Auffassung im allgemeinen noch jetzt die maassgebende und die stets in erster Linie zu erwägende. Vor allem aber verdanken wir es Ihnen, dass Sie rechtzeitig vor den Irrwegen gewarnt haben, welche ausgeschlossen bleiben müssen, wenn man zu einem richtigen Verständniss gelangen will. Es gilt »den Texten selbst ihren Sinn abzugewinnen durch Zusammenstellung der nach Wortlaut oder Inhalt verwandten Stellen«. Für die Atharva-Samhitä, deren Text Sie im Gemeinschaft mit Ihrem Schüler und Freunde Wurrxsey herausgaben (1855/56), haben Sie ausserdem noch durch mehrfache orientirende Abhandlungen das richtige Verständniss erschlossen und gefördert. Wie Sie den richtigen Weg zum Verständniss des Veda gewiesen haben, so haben Sie auch auf dem nahe verwandten, aber einer anderen Phase des ärischen Volksthums angehörigen, Literaturgebiete des Avesta bahnbrechend gewirkt. Dasselbe ist allerdings kein so einheitlicher Niederschlag einer bestimmten (wenn auch durch Jahrhunderte sich erstreckenden) Cultur-Entwickelung wie die Lieder der Riksamhitä, gehört vielmehr, trotz seines verhältnissmässig geringen Umfanges, sehr versehiedenen Zeitperioden und Entwickelungsstufen an. Ist daher auch für die jüngeren Theile des Avesta in der That wohl eine grössere Beachtung der traditionellen Auffassung erforderlich, als dort, analog wie für die jüngeren Stufen der vedischen Literatur, für die Brähmana- und Sütra-Texte, so galt es doch auch hier, der Überschätzung der Tradition entgegen zu treten, und namentlich für die älteren Stücke das Recht der freien Erklärung zu sichern. Und dafür sind Sie mit demselben Scharfblick, mit derselben vorurtheilslosen Kritik wie bei der Riksamhitä eingetreten und haben so der Wissenschaft hervor- ragende und unvergängliche Dienste geleistet. Ihre Abhandlungen auch auf diesem Gebiete gehören zu den grundlegenden und maassgebenden Arbeiten. a2 Und Adresse an Hrn. von Rorn. S25 So blieken Sie auf eine grossartige wissenschaftliche Laufbahn zurück. Zugleich haben Sie an Ihrer heimischen Hochschule als Lehrer, und seit einer Reihe von Jahren auch als Ober-Bibliothekar, eine reich gesegnete Thätigkeit entfaltet. Dem grossen Kreise von Verehrern und Schülern, die Ihnen heute ihre Dankbarkeit aussprechen, uns gern und freudig anschliessend, bringen auch wir Ihnen, verehrter Herr College, unsere innigsten Glück- und Segenswünsche dar. Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. u R R - . u x i a er unse j re re ei Seh ! e R Pa = Au2 57 Sr AR ne AlRR? Pa Mi Or E KR ee Er 73 Ralf BR I SAUER rl ltr nulMetlarkt Erree ne EEE DERR N A 18 ars a anni Yelı a). DEREN RT ERROR EREN ut. ©; PRSRt u FR ? ne ee RN: nv Er HAT tin haha a ne Teer Kal u RER ut Br ir naEy HAlnluers. Pıandle 187. Hure IPEUET FAN iR. er DeIT URE TEE REN > nis Wal Key Dam’ FI PET ET Rn £ gt | j = a ie Re ie a ARE 5 er . ’ u flin: ” elrsaht: f ’% +lr dk un eh MLHEaeRT Eur | anili er) FR yi Be Ri h e | E n € a i . In a 3 Ace R . bh rl ee 2 5 8 NER x Be, SE De a Rn 27) DE m Are: di 5,0 r BOR LE, Be lt, rt aa ARTE ER Be 3n En Rs u, Be Saar Tr ji, Bee i 7 a RN de 5 ee 7? z Rz u1 777 al) 24 Er kihich ZEIT AEN EE Hai , ei Be LEERE. «see De > IcR er, Ber Adresse an Hrn. RuUDoLF VIRCHOW zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums am 21. October 189. | Hochgeehrter Herr College, = mancher Feier, die Ihrem Wirken galt, sind wir mit freudiger Theilnahme gefolgt: heute, zu Ihrem fünfzigjährigen Doctorjubiläum, sind wir berufen selber zu feiern, und in dankbarem Gedenken alles des Grossen, das Sie schufen, bringen wir Ihnen wärmsten Glück- wunsch dar. . Es war für die Biologie eine bedeutsame Zeit, in welche der Beginn Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn fiel. Jomanses MÜLLERS Riesenkraft hatte die Nebel einer falschen Philosophie verscheucht und die Forschung wieder in die richtigen Wege geleitet. In kurzem waren Anatomie und Physiologie durch Mütter selbst wie durch seine Schüler mit ausserordentlichen Schätzen bereichert, und täglich weiter mehrten sich die Erfahrungen, klärten und vertieften sich die Anschauungen. Als wäre sie der würdigen Werbung froh, schien die lebende Natur sich entschleiern zu wollen, und die kühnsten Hoffnungen durfte man berechtigt glauben. Aber abseits blieb in tiefes Dunkel gehüllt, das dureh den Contrast noch wuchs, die Pathologie. Aus den tausend- jährigen Banden der Mystik und der Speculation hatten alle Erfolge der Wissenschaften um sie herum, alle Fortschritte selbst der Terato- logie und der pathologischen Anatomie sie nieht zu befreien vermocht. Da konnte nur Wandel schaffen, wie Mürrer erkannt hatte, der Patho- loge selbst, der mit dem Rüstzeug der naturwissenschaftlichen Methode die pathologischen Befunde in Angriff nahm. Der Reformator wurden Sie. Sie traten zuvörderst an die Phlebitis heran, wie sie damals im Vordergrund des pathologischen Interesses stand, und aus den Beobachtungen am Sectionstisch und am Mikro- skop, aus den chemischen und physiologischen Versuchen entwickelten Sie die Lehren von der Thrombose und der Embolie, von der Meta- stase und der Infeetion. Dazu fügten Sie sogleich noch eine andere, 828 Gesammtsitzung vom 19. October. nieht minder bahnbrechende Lehre, die von der Leukaemie. Und un- ablässig schritten Sie so weiter in der Analyse der pathologischen Formen, nie bloss deren Sein, immer auch deren Werden im Auge. Tubereulose, Scerophulose, Typhus, parenchymatöse Entzündungen, Ge- schwülste, um von dem Vielen nur einiges zu nennen, kamen an die Reihe; Pigmentirung, Verkalkung, Fettmetamorphose, amyloide De- generation u. a. m. wurden aufgehellt. Vielfach reichte, das Krank- hafte zu verstehen, die zeitige Kenntniss des Gesunden nicht aus, und sie wurde erweitert. So erwiesen Sie die Persistenz der Zellen in Geweben, in welchen man sie untergegangen wähnte; zeigten Sie die Gleichwerthigkeit der Zellen in den Geweben der Bindesubstanz, deren Arten Sie mehrten und die Sie schärfer charakterisirten; vor allem widerlegten Sie die Entstehung der Zelle aus dem Cytoblastem und setzten »omnis cellula a cellula« an die Stelle. Zusehends mehr war bei den verschiedenartigen Untersuehungen hervorgetreten, wie die Zelle der leitende allgemeine Gesichtspunkt war: und endlich legten Sie in breiterer Ausführung das Prineip der Cellularpathologie dar, dem Sie die unzähligen Erfahrungen alle unterordnen konnten. Krank- heitswesen und Krankheitsstoffe der Speculation waren für immer ab- gethan. In den Zellen mit ihrem Zubehör war der Sitz der Krank- heiten erkannt, und deren Wesen machten die abnormen Vorgänge in den Zellen aus, die zu verfolgen ebenso Sache der Pathologie war, wie bezüglich der normalen Vorgänge das Gleiche der Physiologie zustand. Sie hatten selber auch mit der Cellularpathologie die Cellular- physiologie begründet. Werthvolle Einsichten betreffend das Blut, die Farbstoffe, die Säftebewegung, die Fettbildung, die Flimmerbewegung u. a. m. waren aus Ihren Einzeluntersuchungen ‘der Physiologie zuge- flossen. Die Generatio aequivoca hatten Sie aus der gefahrdrohenden Stellung vertrieben, welche ihr neuerdings die Lehre von der freien Zellbildung eingeräumt hatte. Aber die kostbarste Gabe, welche die Physiologie von Ihnen empfieng, war die rechte Würdigung der Zelle. Denn nur nach der anatomischen Seite hin hatte sich die Zellenlehre entwickelt, und als ein Baustein, als ein morphologisches Element hatte die Zelle Geltung erlangt. Sie gaben der Zelle im allgemeinen Bewusstsein Leben; durch Sie wurde sie ein physiologisches Element, ein Organismus, der bei aller Unterordnung unter den Gesammt- organismus, in den er sich einfügt, doch auch innerhalb desselben noch seine Selbständigkeit bewahrt. Damit erst konnte die Zellen- lehre den vollen Segen bringen, dessen wir uns jetzt erfreuen. Alle diese Grossthaten, welche ein Forscherleben hätten ausfüllen können, nöthigten Ihnen nicht einmal eine Rast auf. Von neuem, Adresse an Hrn. Vırcnow. 829 und diessmal im weitesten Umfange, nahmen Sie die Analyse der krankhaften Geschwülste auf, und umgestaltet und ausgebaut gieng das grosse Gebiet aus Ihren Händen hervor: ein starkes Bollwerk für die Cellularpathologie, da nirgends specifische Zellen, immer nur physiologische Typen zu finden waren. Dann unterlagen Chlorose, Syphilis, Triehinose Ihrer Untersuchung und so fortgesetzt bis zum heutigen Tage Alles, was zur Zeit von pathologischer Bedeutung er- schien. Auch geschichtliche Studien schlossen Sie mitunter an und gaben liehtvolle neue Aufschlüsse, besonders über die Entwickelung der Mediein. Daneben gieng aber noch eine Fülle anderer Untersuchungen ein- her. Das Interesse, das Sie schon von früher Zeit her an den patho- logischen Schädelformen und insbesondere am Cretinismus und an der Mikrocephalie nahmen, hatte Sie mittlerweile der frisch aufstrebenden physischen Anthropologie zugeführt. Mit Hülfe eines Erfahrungs- materials ohne gleichen, das Sie durch die Untersuchung von Menschen aller irgend zugänglichen Völker, von Skeleten und vorzüglich Schädeln aller Zeiten und aller Länder erwarben, beleuchteten Sie die Verschieden- heit der Typen innerhalb derselben Nationalität und die Wiederkehr der Typen bei den verschiedenen Nationalitäten; verfolgten Sie die pithekoiden Erscheinungen — den Stirnfortsatz am Scehläfenbein, die katarrhine Nase, die Theilung des Wangenbeins durch eine Quer- naht, die seitliche Zusammendrückung des Schienbeins; stellten Sie fest, dass weder die erhaltenen Reste der Urzeit noch die jetzigen Naturvölker, selbst die niedrigsten, einen Menschen finden lassen, der den Affen näher steht als uns; thaten Sie an den Aegyptern dar, dass bei demselben Volke oder Stamme seit Jahrtausenden eine Ver- änderung der Typen nicht stattgehabt hat. So prägten Sie auch diesem Wissensgebiete, das jüngst noch der Tummelplatz ungezügelter Spe- eulation gewesen war, den Stempel Ihres Geistes auf und machten es zur wahren Wissenschaft. Ihrer erstaunlichen Arbeitskraft waren mit alledem nicht die Grenzen gesteckt. Von Anfang an hatten Sie Ihre Aufgabe nicht bloss in der wissenschaftlichen Forschung gesehen, sondern auch in der Einführung der Wissenschaft in das handelnde Leben. Der Ab- wehr und Bekämpfung der Krankheiten, vor allem der Seuchen wandten Sie darum eine grosse Reihe tiefgehender Untersuchungen zu und setzten Ihre Kraft dafür schon ein zu einer Zeit, da hygienische Bestrebungen noch sehr vereinzelt waren. Ebenso wurden Sie nicht müde durch Wort und Schrift, wo sich ein Anlass fand, die Aufklärung, welche die Fortschritte der Biologie gewährten, in geistvoller und gemein- fasslicher Weise zu verbreiten und weitesten Kreisen nützlich zu machen. Sitzungsberichte 1893. 74 830 Gesammtsitzung vom 19. October. Wir hätten noch von Ihren so anziehenden Untersuchungen zur praehistorischen Archaeologie, Ihren ausgedehnten ethnologischen For- sehungen und manchem Andern zu sprechen; aber ein so umfassendes Wirken ist in einer kurzen Spanne Zeit auch flüchtig nicht ganz zu durehmustern. Sie haben in der Arbeit selbst des Forschers Lohn gesehen: die Mitwelt hat den Ruhm hinzugefügt und Dankbarkeit und Verehrung, wie sie wiederholt aus allen eivilisirten Landen Zeugniss gab. Wir stehen in der Bewunderung so zahlreicher und so grosser Leistungen nicht zurück und schätzen Sie als eine Zierde unserer Akademie. Wir wünschen herzlich, dass Sie uns noch lange in un- verminderter Frische erhalten bleiben zum Nutzen der Wissenschaft, zum Ruhme unseres Vaterlandes. Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 26. October. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 831 1893. AL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. October. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Lawvorr las über die Löslichkeit als Function der Temperatur. 2. Hr. Mögıus trug die umstehend abgedruckte Beschreibung eines Orang-Utan-Nestes, nach Mittheilungen von Hrn. Prof. SELENKA, VOT. 3. Hr. SchwEnDENER gab die unten folgenden weiteren Ausfüh- rungen über die durch Saugung bewirkte Wasserbewegung in der Jamın’schen Kette. 4. Hr. Bevrıc# legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. K: FUTTERER bierselbst: Die Gliederung der Oberen Kreide im-Eriaul vor, welche den Bericht über eine mit Unterstützung der Akademie ausge- führte Untersuchung enthält. Die Abhandlung ist unten abgedruckt. 5. Hr. Vocer legte die gleichfalls unten folgende Mittheilung von Dr. J. Wırsme, Assistenten am Astrophysikalischen Observatorium zu Potsdam vor: Über eine auf photographischem Wege entdeckte periodische Veränderung des Abstandes der Gomponenten von 61 Cygni. 6. Hr. Mögıvs überreichte einen Bericht des Hrn. Dr. W. WELTNER hierselbst über seine mit Unterstützung der Akademie im Jahre 1892 ausgeführte Untersuchung der Süsswasserschwämme des Tegeler Sees, mit Beifügung einer Anzahl gedruckter Mittheilungen, in welchen die Ergebnisse dieser Arbeit veröffentlicht sind. Ferner sind Sitzungsberichte 1895. 75 832 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. October. 7. die folgenden Druckwerke, welche gleichfalls Ergebnisse von der Akademie unterstützter Unternehmungen enthalten, von den Ver- fassern eingereicht: von Hrn. Prof. Lersıus in Darmstadt der Textband zu seinen »Geologischen Karten von Attika«; von Hrn. Dr. Franz Stuntmann hierselbst der Erste Band der »Zoologischen Ergebnisse « seiner 1888-1890 ausgeführten Reise nach den Küstengebieten von Ostafrica; von Hrn. Prof. L. MArruıessen in Rostock eine Sammlung seiner Abhandlungen »über den optischen Bau des Auges der Wirbel- thiere«. 8. Hr. Prof. E. Horpen, Director der Lick-Sternwarte auf Mt. Hamilton, Cal., übersendet der Akademie eine Sammlung von Positiv- Copien der bei der totalen Sonnenfinsterniss am 16. April d.J. von der Expedition der Sternwarte nach Chile unter Prof. ScHÄBERLE auf- genommenen Photographien. 833 Beschreibung eines Orang-Utan-Nestes. Von K. Mößıus. ich Hrn. Prof. E. Serenka aus Erlangen hat die zoologische Sammlung des Museums für Naturkunde ein Orang-Utan- Nest erhalten, welches dieser selbst auf Borneo von einem Baum hat nehmen und so verpacken lassen, dass es hier im Museum in seiner ursprünglichen Form ausgestellt werden konnte. Hr. Sereska schreibt darüber in einem Briefe vom 17. Juni 1893 aus Singapore Folgendes: »Das Nest lag auf einer ı1" hohen Gabel eines etwa 14” hohen und 32°” dicken Baumes bei Moalang am Katungau, einem Nebenflusse des Kapuas. Zwei Dajaks erkletterten am 7. April 1893 den Baum. banden die von dem Orang-Utan zurecht- gelegten Zweige in ihrer natürlichen Lage zusammen, wobei das Nest em jedoch seitlich ein wenig zusammengeschnürt wurde, um es besser transportiren zu können. Die ursprüngliche Breite desselben wird wieder erreicht, wenn der locker herumgeschlungene Bindfaden wieder gespannt wird. Die auf der Oberseite befindlichen Bindfadenschlingen sind abzuschneiden und das Nest dann so auseinander zu legen, dass die Blätter oben frei liegen; denn der Orang-Utan polstert sich sein Lager mit kleinen Zweigen, woran grüne Blätter sitzen und mit ab- gerauften Blättern aus. Die Zweige des Nestes sind nur übereinander gelegt; niemals findet man sie verflochten. Jeden Abend oder jeden zweiten Abend bereitet er sich ein neues Nest, allermeist in kleinen Bäumen und niemals sehr hoch. Früh Morgens verlässt er das Nest wieder. Man kann im Urwalde in einem Tage ein Dutzend solcher Nester finden. Sturmwinde fegen dieselben von Zeit zu Zeit fort.« Ich lasse nun die Beschreibung des von Hrn. SELENkA geschieckten Orang-Utan-Nestes folgen. Es ist 142 lang, 0"27-0"8o breit und 0”20 hoch, und aus 20-25 Zweigen zusammengesetzt, welche meistens nach einer Richtung neben und über einander liegen. Manche Zweige laufen ziemlich parallel; andere kreuzen sich in spitzen Winkeln; mehrere sind geknickt und ihre Theile spitzwinkelig gegen einander gebogen. Nur einer der Zweige, auf denen das Nest ruhete, ist mit dem Messer abgeschnitten, alle anderen sind abgebrochen. Der abge- schnittene hat an seinem Grunde 2° Durchmesser; die Durchmesser der abgebrochenen betragen ı-3 Cm. Die dünneren Enden tragen trockene 75* 834 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. Blätter. Oben auf dem Neste liegen viele lose Blätter von gleicher Form und Structur. Die Blätter sind eiförmig, ıo bis 26 Cm. lang und 6=bis7 15 Cm breit. Hr. Dr. Gırs, Assistent am Botanischen Garten zu Berlin, hat die Güte gehabt mehrere Blätter zu untersuchen, und erkannt, dass sie einer nicht näher bestimmbaren Species der Dipterocarpaceen-Gattung Shorea angehören, welche auf den Inseln des Indischen Archipels Wälder bildend auftritt. Vergleicht man die Ausdehnung des von Hrn. SeLenkA geschickten Orang-Utan-Nestes mit der Grösse eines ausgewachsenen Orang- Utans (Simia satyrus L.), so wird ersichtlich, dass es recht gut als Unterlage für einen solchen Affen dienen konnte. Ein grosser Orang-Utan aus Sumatra, der in der Schausammlung des Museums für Naturkunde auf- gestellt ist, hat einen 75°" langen und 30°” breiten Rumpf; sein Kopf ist/go”, lang; "die Arme'sind 90% ‚die‘ Beine) 607 lange. Da’uns Nest ı"42 lang und 0"s8o breit ist, so hätte dieser Orang-Utan aus- gestreckt darauf liegen können. Es ist aber anzunehmen, dass der em Orang-Utan auf seinem Zweiglager im Freien ebenso wie in der Ge- fangenschaft mit angezogenen Beinen und über dem Bauch gekreuzten Armen schläft. So pflegt der Orang-Utan zu schlafen, der im Ber- liner Aquarium seit dem 9. September 1893 gehalten wird. Dieser trug beblätterte Erlenzweige, welche der Director des Aquariums, Hr. Dr. Hermes, auf meinen Wunsch am 2ı. September in dessen ge- "äumigen Käfig legen liess, auf ein am obern Ende einer Leiter, 1775 über dem Fussboden befestigtes Brett, auf welchem er Nachts zu ruhen pflegt, legte sie neben und über einander, hüllte sich wie gewöhnlich in die ihm Abends gereichte wollene Decke und schlief dann mit an- gezogenen Armen und Beinen auf der hinaufgetragenen Zweigunterlage. Die sogenannten Nester des Orang-Utan sind also keine kunst- vollen Hütten oder umschlossene Wohnungen für neugeborene Junge, sondern immer wieder bereitete einfache Schlaflager, was schon frühere zuverlässige Beobachter dieses Affen auf Borneo berichtet haben. So schreibt J. Brooke in Proceed. of the Zoolog. Soc. of London IX, 1841, p. 58: »The rude hut would be more properly called a seat or nest, for it has no roof or cover of any sort.« Und A. Warrace schreibt in Annals and Mag. of Nat. hist. Vol. 18, 1856, p. 26: »Every night the Mias (Sömia satyrus) sleeps on a nest, generally placed on a small tree, not more than 50-60 feet from the ground. They choose a horizontal forked branch, and breaking off all the branches in its neighbourhood, lay them across on another till a complete leafy bed is made.« 835 Weitere Ausführungen über die durch Saugung bewirkte Wasserbewegung in der Jamin' schen Kette. Von 8. SCHWENDENER. B meiner ersten Mittheilung über das Saftsteigen' habe ich die Be- stimmung der Saugwirkungen innerhalb einer Jamıw’schen Kette dadurch zu vereinfachen gesucht, dass ich von dem arithmetischen Mittel der Spannungen in den Luftblasen ausging und die Längen der letzteren unter der Voraussetzung berechnete, Zu- und Abnahme erfolge in arith- metischer Progression. Es findet sich daselbst (S. 572) die folgende hierauf bezügliche Stelle: »Die Luftblasen haben also durchschnittlich halbe Normalspannung und folglich doppelte Länge. Diese Durch- schnittswerthe entsprechen zugleich dem mittleren Glied der Kette, also der 5oosten Luftblase.. Wenn aber diese Luftblase bei halber Spannung doppelte Länge besitzt, so steigert sich diese Länge von da bis zum oberen Ende auf das Vierfache. « Da nun diese Angaben, die zweifellos nicht strenge richtig sind, nach brieflichen Mittheilungen von befreundeter Seite Bedenken erregt haben, so soll hier zunächst untersucht werden, wie die wirklichen Längen der Luftblasen sich verhalten, wenn die Spannung von unten nach oben in jedem folgenden Gliede um eine bestimmte Grösse kleiner ist als im vorhergehenden. Wir denken uns also eine vielgliederige Jamin sche Kette, der Einfachheit wegen mit Wassersäulen von je 1" Länge, wechselnd mit Luftblasen, welche bei Normalspannung ebenfalls ı"" lang sein sollen. Am oberen Ende der Kette wirke sodann eine starke Saugung, welche die Spannung der nächstliegenden Luft- blasen auf einen kleinen Bruchtheil der Normalspannung herabsetzt und in diesem Zustande erhält, bis die entsprechenden Verschiebungen in der Kette stattgefunden haben. Setzen wir jetzt noch den Wider- stand eines Meniskenpaares mit Einschluss des bei der Hebung zu überwindenden Eigengewichts = 5"”" Wasser, so erhalten wir für die Luftblasen mit weniger als Normalspannung folgende Spannungsreihe, als deren erstes Glied willkürlich 250”" angenommen ist: ! Diese Berichte, Jahrg. 1886, S. 561. 856 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 26. October. 250, 255, 260, 265 ... 9990, 9995 und für die Längen dieser Luftblasen ergeben sich die Werthe 10000 10000 10000 10000 10000 ’ 3 E Pe ... = E} 5 BD ” 0, 258 260 3722335 Oder in einfacherer Form und zugleich als Summe der Reihe 1 I N I Te 10000 EN 2 > & 255 1 260 zu 9990 En | woraus man durch weitere Vereinfachung erhält I 2000 | BB) I 1 I I De | Zur Veranschaulichung dieser Zahlenverhältnisse sei A B (Fig. ı) die gegebene Janm’sche Kette, die in unserer Darstellung zugleich die Abseissenaxe bildet. Da die einzelnen Luftblasen, wie wir angenommen, bei Normalspannung je 1" lang sind und die damit alternirenden Wassersäulen gleiche Länge besitzen, was für 1950 Gliederpaare eine Gesammtlänge von 3900”” ergibt, so verlangte \ die graphische Darstellung eine Reduetion der wirk- | | lichen Abseissenlängen auf einen bestimmten Bruch- theil derselben. Gewählt wurde 0.03. Hundert 67 BEE RE ENDE RL... A : i :B 4 4 EN pi i 50 999 1243 1493 1743 1399 c: | .D 75 94 98 72 % 9% 76 k a 1 Gliederpaare nehmen demgemäss in unserer Figur eine Länge von nur 6”" ein, während sie in Wirklichkeit schon bei Normalspannung 200”” ausfüllen. Die Ordinaten dagegen, welche die durch Saugung vergrösserten Luftblasenlängen darstellen, sind zur Verdeutlichung der Abstufungen in fünffachem Maassstabe aufgetragen. Die ursprüngliche Länge am r . Ne . I . . unteren Ende der Kette (in der Figur rechts bei jerel beträgt hier- nach 5”"; die durch Saugung vergrösserten Längen (6, 7, 8, 10, 1 ’ Oo fe) [eo fe) u.s. w.) sind den bezüglichen Ordinaten beigesetzt. Auf der Horizon- 2 N) = DD Ward SCHWENDENER: Wasserbewegung in der Jamiv’schen Kette. 837 talen CD findet man überdies die Spannungen der Luftblasen, welche den Längen umgekehrt proportional sind, für die wichtigeren Ordinaten in Bruchtheilen des Atmosphaerendruckes angegeben. Betrachten wir jetzt die Curve, welche die Endpunkte der Ordi- naten mit einander verbindet, etwas näher, so zeigt sich sofort, dass die Krümmung derselben von ihrem tiefsten Punkte bei 5 bis zu der mit 20 bezeichneten Ordinate, welche der Spannung '/, entspricht, nur eine verhältnissmässig geringe ist. Hätten die Abseissen ihre wirkliche Länge, welche die in der Figur gegebene um mehr als das Dreissigfache übertrifft, oder wären sie, wie die Ordinaten, bei fünffacher Vergrösserung dargestellt, so würde die Abweichung von der geraden Linie noch viel weniger auffallen. Für die genannte Strecke könnte demnach unsere Curve, da es sich ja doch nur um approximative Berechnungen handelt, ohne Bedenken durch eine gerade Linie ersetzt werden. Damit ist zugleich gesagt, dass meine frühere Betrachtungsweise sich innerhalb der bezeichneten Grenzen als zulässig herausstellt. Wo dagegen die Luftverdünnung einen höheren Grad erreicht, wie dies für die linke Randpartie unserer Figur vorausgesetzt ist, da steigt die Curve so rasch in die Höhe, dass hier ein anderes Verfahren geboten erscheint. Aber welche Wege man auch einschlagen mag, es wird sich immer die Frage aufdrängen, wie hoch der Grad von Luft- verdünnung in zwei- bis vierjährigen Zweigen überhaupt anzunehmen sei. Die einjährigen beblätterten Triebe mögen dabei ausser Betracht bleiben, da die Wassersäulen der Jamm’schen Kette hier zum grossen Theil vollständig verschwinden, statt bloss verschoben zu werden. Bei unseren Laubhölzern sind deshalb im Allgemeinen die in Rede stehenden Verschiebungsbedingungen erst nach dem Blattfall, also in zwei- bis mehrjährigen Zweigen mit Peridermhülle, als gegeben zu betrachten. Wenn ich hiernach im Folgenden, um eine möglichst strenge Methode der Berechnung zu wählen, die Summation der oben bezeich- neten Reihe direet ausführe, so ist eine annähernde Kenntniss der ersten, in Wirklichkeit vorhandenen Glieder absolut nothwendig. Denn I 1000 Atmosphaere zu steigern und folglich Luftblasenlängen von ı" in Rechnung zu bringen, wenn thatsächlich nur sehr viel kleinere Werthe den Anfang unserer Reihe bilden. Vorläufig mag es indessen genügen, die Reihe der Spannungen mit 250, 255, 260... Millimeter Wasserdruck, wie oben geschehen, beginnen zu lassen und dementsprechend die Summe der Luftblasen- längen nach der hieraus abgeleiteten Reihe zu bestimmen: es hätte keinen Sinn, die Luftverdünnung beispielsweise bis auf 838 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. Di I I I I ae 2000 Sr AF SE Seo 30 a | RE 1998 1999 Die experimentellen Befunde bezüglich der vorkommenden Spannungen sollen später mitgetheilt werden. Für die Summation der Reihe kommt zunächst nur der in Klam- mern befindliche Theil in Betracht. Es ist dies ein nach beiden Seiten bestimmt abgegrenztes Stück der sogenannten harmonischen Reihe: I I I I . . . PR n- 5 + ; + er welche zu den divergirenden Reihen gehört, obsehon sie aus beständig abnehmenden Gliedern besteht. Man hat nun für diesen speciellen Fall festgestellt, dass die Summe aller Glieder I . I . . I . oe . . von — bis „, stets grösser ist als _, woraus sich für unsere Reihe die folgenden Beziehungen ergeben: 50 “ 51 2. 52 ne 1 1 1 I 1 10T roa 103 ee I BE DER 2031 | 2040205 7111,0406.74 32 I I I I I 407 r 408 T 209 + 814 nn I I I ——... = — ,ally 7S. WE 817 T 1650 D% I I tt Diese Beziehungen gestatten indess nur eine vorläufige Orientirung und sind für strengere Anforderungen ungenügend. Ich habe deshalb die einzelnen Glieder der Reihe in 6stellige Decimalbrüche umgerechnet und deren Summe durch Addition bestimmt. Für die Theilstrecken I I I 1 D . . . . A niß ...g— und folgende, in welchen die einzelnen Glieder 203 406 ” 407 814 : nur wenig differiren, wurde indess nur je das 10., zuletzt nur je das 50. Glied berechnet und die Summe sodann mit 10 bez. 50 multiplieirt. Als Resultat dieser Berechnung ergaben sich die nachstehend verzeich- neten Werthe: > En Er + ERS — 0.708164 I I I I a u ge 105° 202 et I I I I 203 RR 204 ds 205 406 Zen I I I I 2 3 E 78 3e 78 Eu 0.094374 I 1 I I 2 815 gg a ge I I I I 1631 u 1632 ” 1633 1999 37 3.693939- SCHWENDENER: Wasserbewegung in der Jamın’schen Kette. 839 Die Zahl 3.693939 stellt zunächst blos die Summe aller Glieder I . I . D D - von „, bis TEL dar. Um hieraus die Summe der Luftblasenlängen zu erhalten, hat man indessen nur nöthig, die genannte Zahl mit dem der Klammer vorgesetzten Coefficienten 2000 zu multiplieiren. Man erhält als Product 73877878, oder in Metern —= 7.38. Dazu kommen dann noch die mit den Luftblasen alternirenden Wassersäulen von je ı"" Länge, zusammen also mit einer Gesammtlänge von 1"95, so dass die ganze Tragweite der Saugung sich auf 9”33 berechnet. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass unsere Reihe mit Span- nungen beginnt, welehe nur den vierzigsten Theil einer Atmosphaere betragen. Sollte in einem gegebenen Falle die Luftverdünnung schon bei '/, des Atmosphaerendruckes stehen bleiben, so wäre die Summe von 5 bis zu 06 — 2.089339, folglich nach Multiplication mit 2000 ein Betrag von 4178678 in Abzug zu bringen. Für die verlängerten Luftblasen bleiben alsdann noch 7738 — 4718 = 3”20, und als Trag- weite der Saugung erhält man durch Addition der 1559 Wassersäulen 3.20 41.59 = 4.79. Als ein weiteres Beispiel wählen wir jetzt noch eine Janm’sche Kette, deren Glieder bei Normalspannung nur 0””5; lang sind, also gerade halb so lang als im vorhergehenden Falle. Alle übrigen Verhält- nisse dagegen seien unverändert. Die Luftblasenlängen bilden alsdann die Reihe I | 10000 10000 10000 10000 I | 2 ’ ee ee 5 10 15 99990 9995 welche nach leicht zu übersehender Vereinfachung die Form annimmt I I 1 1 1 er] ‚000 | FahgeTeggy tiger 3] . . 1° . I .. . oder, wenn wir die ersten Glieder bis zu 5 vernachlässigen, 1000 | "+ Lan 2 er k 152 51 52 1999 Also wieder dasselbe Stück der harmonischen Reihe innerhalb der Klammer; vor derselben jedoch ein Coefficient, der nur halb so gross ist, als im vorigen Beispiel. Demzufolge ergibt die Summation der Reihe auch nur halb so grosse Werthe und für die von der Saugung beeinflusste Strecke, wenn zu den Luftblasen noch die 1950 Wasser- m säulen hinzugerechnet werden, eine Gesammtlänge von 4"46. Lässt man, wie oben, die Luftblasen, deren Spannung kleiner ist als ' ir Atmosphaere, in unserer Reihe also die Glieder = bis ee ausser Betracht, so sinkt die Tragweite der Saugung auf 2”4 herunter. Noch ein drittes Beispiel sei hier kurz angeführt. Die Länge der Glieder betrage '/,"", der Widerstand eines Meniskenpaares unter Hin- 840 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. October. S ph) zurechnung des Eigengewichts der zwischenliegenden Wassersäule — 3", Als Normalspannung setzen wir, um eine durch 3 theilbare Zahl zu haben, 9999" Wasserdruck. Für die Luftblasenlängen erhält man alsdann die Reihe rt. a aa DE 0g6 oder vereinfacht I I I I ııııJı— +——+—...+ | | ra 1332 8 . . . . . a > I Für die Summation lassen wir wieder die Anfangsglieder ı je I I R ; : an s i = sn unberücksichtigt. Wir erhalten alsdann die folgenden, theil- weise schon bekannten Theilsummen er = 0.70816 50 + 51 2 52 100 i 4 u. nn "_ — 0,70050 101 102 103 Pe Na + + 1 _— 0.695540 203 204 205 406 9554 I I I I 2 ne a nr 407 " 408 "209 u I I I 1 A 7 ee —30.092,E S15 : 816 “ 817 i, 1630 I u TE 0.6 = = . = ) 1631 1632, 1633 3262 I 1 en De 3263 3264 3265 Sa ENT I Zusammen 4.201482. Diese Zahl, multiplieirt mit dem Coeffieienten ı 11, ergibt als Ge- sammtlänge der Luftblasen 4667"””. Dazu kommen 3282 Wassersäulen mit 1094 5,700 mm ‚ so dass die Tragweite der Saugung sich auf 5761 I 52 .. . Se I I I berechnet. Lässt man die Glieder abe 25 wegfallen, so re- I ] . dueirt sich diese Grösse auf 2"73. Eine ebenso strenge und dabei viel elegantere Methode der Be- rechnung, auf die ich aber erst nachträglich aufmerksam wurde, ver- dient hier noch in Kürze erwähnt zu werden. Die Curve Fig. ı, welche die Luftblasenlängen darstellt, erweist sich nämlich bei näherer Be- trachtung als eine gleichseitige Hyperbel, deren Ordinaten der Gleichung a2 Y == Ordinate —20””, und ebenso erhält man für &—= 60, 90 und ı20”® die respeetiven Werthe y= 10, 6°/, und 5"". Hiernach ist a’ in diesem concereten Falle = 600. Wir bereehnen jetzt nach bekannter Integralformel die Fläche F, welche zwischen den Ordinaten für = 3 und x = ı20 liegt und im entsprechen. In unserer Figur ist für & = 30”" die zugehörige SCHWENDENER: Wasserbewegung in der Jauın’schen Kette. 841 Übrigen nach oben und unten von der Curve und der Abseissenaxe begrenzt wird. Es ist 120 TE je — a? log. nat. 120 _ 600 log. nat. 40 — 600 - 3.6889 — 22131mm34. 3 ; Erwägen wir nun, dass in unserer Figur 100 Luftblasen mit den mm zwischenliegenden Wassersäulen nur eine Abseissenlänge von 6"" ein- nehmen würden, so brauchen wir den 1950 Ordinaten der berechneten Fläche bloss eine Breite von je 0""06 zuzuschreiben, um damit diese ganze Fläche vollständig auszufüllen. Dividiren wir also den Flächen- inhalt # durch 0.06, so gibt der Quotient die Gesammtlänge aller ÖOrdinaten in der Figur, und da dieselben bei zmaliger Vergrösserung dargestellt sind, so’ ist bloss noch eine Reduetion auf '/. nothwendig, um den wirklichen Werth zu erhalten. Dieser beträgt hiernach 2213.34 X 100 221334 2 ke 6-5 Dar“ ; Diese Ziffer stimmt mit der oben für die Reihe es Br 30. En Bilitggg gefundenen überein. Lassen wir auch hier die Luftblasen, deren Span- nung weniger als '/., Atmosphaere beträgt, ausser Betracht, so erstreckt mm sichere zu berechnende, Fläche von 2 = 24 bis 2 = 120 und es wird alsdann F = 600 log. nat. 5 —= 600 - 1.609439 —= g651"m66. mm Hieraus berechnet sich die Gesammtlänge der Luftblasen auf 3219 — 3”22, während wir oben durch direete Summation = 3720 ge- funden hatten. Was nun noch die empirischen Grundlagen der Bereehnung be- trifft, so habe ich zur Ergänzung meiner früheren Beobachtungen über die Längen der Luftblasen und Wassersäulen in den Gefässen einige weitere Bestimmungen ausgeführt, welche zwar ziemlich ver- schiedene Werthe für die mittleren Längen in Zweigen und Ästen er- geben haben, die aber unter sich und mit den früher erhaltenen doch darin übereinstimmen, dass sie stets nur einen Bruchtheil eines Milli- meters betragen. Es ist dies eine Thatsache, welche bei der Beur- theilung der Saugwirkungen nicht übersehen werden darf. Einige specielle Angaben über die neuerdings ausgeführten Mes- sungen sind im Folgenden zusammengestellt. Acer Pseudoplatanus. Ende Mai 1893. Zweijähriger Zweig. In einem Gefässe des vorjährigen Holzes hatten vier aufeinander folgende 842 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 26. October. mm on Luftblasen die lLängen voM164; nTroß oz "743. .ıArithr metisches Mittel —= 0""379. Die damit alternirenden W rn er- R= 408. Mittelmerth = 077472. mm gaben. 052647, 07 3066 und o Acer platanoides. Anfangs Juni 1893. Zweijähriger Zweig. In einem Gefäss des diesjährigen Zuwachses wurden 6 Luftblasen und 6 Wassersäulen gemessen. Sie ergaben die folgenden Werthe. Luft- mm mm blasen: 10%" 191,10"058, /0""106310"7067,.107 042,09 222,00 Mittele werth =:0""098 »Wassersäulen: 07053,)07345, 0003, Oma ORLON;NO 2 5. Mittelwerth = 0”7124. Ulmus efusa. Ende Mai. Dreijähriger Zweig. Messungen an einem Gefäss des diesjährigen Zuwachses. 8 aufeinander folgende Luftblasen:ı 6° 7.48, 10%. 1138, (077015 3,) 047 064; 0% 064,10”. 138; 0-00 0085. Mittelwerth —= o""ogB. 7 mit den Luftblasen alternirende W assersaulen:90?7"217,80%: 19.1702,1053% 07080 MMo77021%, -Oraoslen 072053. Mittelwerth — 107.000. Über den Grad der Luftverdünnung in den Gefässen zwei- bis vierjähriger Zweige habe ich ebenfalls einige Messungen ausgeführt und dabei zunächst folgendes Verfahren eingeschlagen. Die Zweige wurden in einen mit Petroleum gefüllten Kasten herabgebogen und dann mit der Doppelscheere durehschnitten, so dass das Öl von beiden Sehnittflächen aus in die Gefässe des zwischenliegenden Stückes ein- dringen konnte. Um die eingedrungene Flüssigkeit unter dem Mikro- skop leichter erkennen zu können, wurde dem Öl so viel feingesiebte Thierkohle zugesetzt, dass die Mischung eine dunkle, fast schwarze Färbung erhielt. Vor dem Versuche wurde sie jedesmal frisch aufgerührt, um eine mög- lichst gleichmässige Vertheilung der Kohle zu er- zielen. Dieses Verfahren erwies sich indessen als mangelhaft. Der Schnitt der Doppelscheere ist nämlich kein scharfer, sondern bringt Quetschungen mit sich, welche das sofortige Eindringen des Öls erschweren. Ein weiteres Hinderniss liegt ferner in dem Umstande, dass das herausgeschnittene Zweig- stück zuweilen in der Scheere eingezwängt bleibt. Ich habe deshalb für spätere Beobachtungen die Doppelscheere mit einem eigens hiefür construirten Apparat (Fig. 2) vertauscht, welcher bei leichter Hand- habung ziemlich scharf abgeschnittene Versuchsobjeete lieferte. Derselbe besteht im Wesentlichen aus zwei Stahlröhren A und B, von denen die eine in der anderen verschiebbar ist. Die innere dieser Röhren l/, nat. Grösse. SCHWENDENER: Wasserbewegung in der Janın’schen Kette. 843 ist am unteren Ende e vom Lumen aus zugeschärft, so dass die Wand hier eine kreisförmige Schneide bildet; die äussere besitzt bei e einen seitlichen Einschnitt, in welchen der als Versuchsobjeet gewählte Zweig zu liegen kommt. Ein Druck auf den Kopf X der inneren Röhre, verbunden mit einer leichten Drehung, genügt alsdann, um den ge- wünschten Doppelsehnitt unter Öl oder Quecksilber auszuführen. Die Untersuchung der herausgeschnittenen Zweigstücke ist übrigens auch bei vollem Gelingen der Schnittoperation mit mancherlei Um- ständlichkeiten verknüpft. Es ist in der Regel nicht möglich, das Eindringen der Flüssigkeit von den Schnittflächen aus an einem und demselben Gefäss zu beobachten; man wird sich also in den "meisten Fällen darauf beschränken müssen, Messungen an verschiedenen Ge- fässen anzustellen und dieselben nach bestem Ermessen zu eombiniren. Auch die Länge der Glieder in der zusammengeschobenen Jamıy’schen Kette lässt sich nur durch Beobachtungen an beliebigen, hierfür ge- eigneten Stellen annähernd bestimmen. Genaue Resultate sind folglich auf diesem Wege nicht zu erwarten: es ist aber immerhin möglich festzustellen, dass ein gewisses Maximum der Luftverdünnung nicht überschritten wird. Von den Ergebnissen der Messung theile ich demgemäss nur diejenigen mit, welche solche Maximalwerthe, d. h. die höchsten auf Grund der Beobachtung anzunehmenden Grade der Luftverdünnung be- treffen. Die übrigen sind ohne Belang. ı. Versuch, Juli 1893, ı2 Uhr Mittags, bei 26°C. im Schatten. Ein unter Quecksilber herausgeschnittenes Zweigstück von Acer plata- noides war 15" |] Gesammtlänge von etwa 7"””. Die Jamıw’sche Kette war demnach von 15"”® auf 8”® verkürzt. Davon kommen auf Wasser und Luft ungefähr eleich yıel. -also je 4”. verhält sich demnach zur Länge bei Normalspannung wie 7+4 zu 4. Darnach berechnet sich die Spannung der verdünnten Luft auf */,, ang: die eingedrungene Quecksilbersäule hatte eine Die ursprüngliche Länge der Luftblasen des Atmosphaerendruckes. 2. Versuch. Juli 1893, ı'/, Uhr Mittags. Ein Zweig von Acer platanoides, der sich mehrere Stunden im direeten Sonnenlichte be- funden hatte, wurde unter Petroleum mittels der Doppelröhre durch- schnitten. Die Untersuchung des 16”" langen Schnittstückes ergab, dass auf der einen Seite das mit pulverisirter Thierkohle gefärbte Öl in einem Gefäss 6”" weit eingedrungen war. Auf der anderen constatiren. Die „ mm 2 Seite liess sich aber nur ein Eindringen bis auf in gleicher Weise wie oben ausgeführte Rechnung ergibt hiernach als Maass der Luftverdünnung en = Sı des Atmosphaerendruckes. 844 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. 3. Versuch. Juli 1893, ı2 Uhr Mittags, bei warmem Wetter (28°C. im Schatten). Ein zweijähriger Zweig von Acer platanoides wurde unter wässeriger Eosinlösung abgeschnitten. Hierbei drang das Eosin, wie die Untersuchung ergab, etwa 25°” in das 50° lange Zweigende ein. Nimmt man wieder an, Wassersäulen und Luftblasen seien un- gefähr gleich lang, so entfällt auf die letzteren bei Normalspannung ı2°°s, im verdünnten Zustande dagegen 12°; + 25 = 37”. Das Maass 2.5 J "Jr .. .. I der Verdünnung beträgt demnach —- = '/, des Atmosphaerendruckes. -— Sr, Ein anderer, in gleicher Weise ausgeführter Versuch ergab eine noch x ar 4 Zu diesen Versuchen ist jedoch zu bemerken, dass sie der ge- etwas geringere Spannung, nämlich des Atmosphaerendruckes. stellten Aufgabe, wonach die beblätterten Triebe ausser Betracht fallen, eigentlich nicht entsprechen. Dieselben sind aber doch inso-. fern von Interesse, als sie den Beweis liefern, dass selbst im dies- jährigen Spross meist nur eine mässige Luftverdünnung zu Stande kommt. Das Resultat dieser Beobachtungen lässt sich dahin zusammen- fassen, dass die Luftverdünnung in den Gefässen zwei- bis vierjähriger Triebe gewöhnleih schon bei '/, der Normalspannung stehen bleibt und voraussichtlich nur selten unter '/, bis '/; des Atmosphaerendruckes herabgeht. Demgemäss können die Glieder = bis 5, in unserer Reihe bei der Summation vernachlässigt werden, wodurch die Tragweite der Saugung in den oben erwähnten Beispielen thatsächlich auf 5"20 bis 2"6 heruntersinkt. Die genauere Berechnung der Saugwirkung, wie sie im Vorher- gehenden ausgeführt wurde, liefert hiernach in der Hauptsache das- selbe Ergebniss, wie die frühere, weniger strenge Betrachtungsweise. Wie man auch die Praemissen wählen mag, so lange dieselben mit wirklichen Zuständen und gegebenen Faetoren annähernd überein- stimmen, erhält man stets nur eine Saugung, welche bei hohen Bäumen etwa bis zur Basis der Krone oder in den oberen Theil des Stammes herunterreicht. Und da ein Druck von unten während des Sommers oft gar nicht vorhanden, in anderen Fällen höchstens bis zu ı-2" über dem Boden nachweisbar ist, so gelangen wir immer wieder zu der Schlussfolgerung, dass der ganze mittlere Theil des Stammes den Wirkungen der Saugung und des Wurzeldruckes vollständig entzogen bleibt. Damit in Übereinstimmung steht die Thatsache, dass im Stamme unserer Bäume, wie ich bereits wiederholt! betont habe, eine gesetz- ! Vol. SCHWENDENER, Kritik der neuesten Untersuchungen über das Saftsteigen. Diese Berichte, Jahrg. 1892, S. 923 Anmerkung. SCHWENDENER: Wasserbewegung in der Janın’schen Kette. 845 mässige Abnahme der Luftspannung von unten nach oben nicht vor- zukommen scheint, jedenfalls nicht constatirt ist. Hebende Kräfte von bekannter Natur sind somit nicht vorhanden. Dessenungeachtet nimmt die Wasserbewegung auch im mittleren Theil des Stammes ihren un- gestörten Fortgang. Sie muss also wohl durch Triebkräfte besonderer Art, wie sie ja auch sonst im Pflanzenleben häufig genug vorkommen, unterhalten werden. Und so scheint mir die Annahme, dass beim Saftsteigen die Lebensthätigkeit der parenchymatischen Elemente mit im Spiele sei, fast unabweislich. Anhangsweise lasse ich hier noch einige Daten folgen, welche die Tragweite der Saugung in einer Jamin’schen Kette mit 10"" langen Gliedern betreffen. Dass in diesem Falle die Saugwirkungen sich er- heblich weiter erstrecken als unter den bisherigen Voraussetzungen, habe ich bereits früher gezeigt.‘ Da jedoch die im Vorstehenden an- gewandte Methode der Berechnung zweifellos genauer ist als die damals befolgte, so lohnt es sich, die Summation der gegebenen Reihe auch für den eben erwähnten Fall auszuführen. Wir denken uns die Kette zunächst horizontal. Die ursprüngliche Länge der Wassersäulen und Luftblasen sei also = ı0"”", der Wider- stand eines Meniskenpaares = 5"", das Minimum der Spannung = 250"" Wasser. Dann erhalten wir für die durch Saugung verlängerten Luft- blasen die Reihe m + 10000 10000 _ 10000 10000 o|-— —— rn. + 259 233 200 39957 oder vereinfacht I 1 50 | Die Summe der Glieder innerhalb der Klammer ist bekannt. Durch Multiplication mit 20000 erhält man für die Luftblasen eine Gesammt- länge von 73878” — 73"87.” Dazu kommen 1950 Wassersäulen mit 19500" = 19.5. Die Tragweite der Saugung beziffert sich demnach auf 73787 + 195 = 93"37- Nun betrug die ursprüngliche Länge der hier in Betracht kom- menden 3910 Glieder, Normalspannung der Luftblasen vorausgesetzt, = 39.1. Die letzte Wassersäule der Kette, welche an die meist- ı Diese Berichte, Jahrg. 1892, S. 934. ® Nach der oben erwähnten Berechnungsweise mit Hülfe der Quadratur der Hyperbel = 73778: 846 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. verlängerte Luftblase grenzt, wurde hiernach in Folge der Saugung um 93237 = 39"10 — 54-27 verschoben: Geht die Luftverdünnung nicht über '/, des Atmosphaerendruckes Er en tg. 2,400 und die Summe der Luftblasenlängen reducirt sich auf 73787 — 41778 — 32.09. Hierzu 1999 — 400 = 1599 Wassersäulen mit 15”gg9, macht zusammen eine Tragweite von 48"08. Die Verschiebung der letzten Wassersäule in Folge der Luftverdünnung beträgt jetzt nur noch 48”08 — 39.10 85098. Stellen wir uns jetzt die Kette lothrecht aufgerichtet vor, so ist es nothwendig, die Praemissen so weit zu ändern, dass die einzelnen Wassersäulen durch den Widerstand ihrer beiden Menisken getragen hinaus, so fallen die Glieder 2 + —= 2.089 ausser Betracht werden. Beträgt der letztere nur 5"", wie wir angenommen haben, so dürfen selbstverständlich auch die Wassersäulen dieses Maass nicht überschreiten, wenn die Tendenz zum Sinken vermieden werden soll. Es empfiehlt sich indessen, dieselben noch kürzer zu wählen. Ihre Länge betrage also = r"”, die der Luftblasen dagegen = r0””. Ge- sammtlänge der Kette somit = 21"45. Die Summe der verlängerten Luftblasen ist dementsprechend wie vorhin =73"87; die 1950 Wasser- säulen aber ergeben jetzt blos noch einen Zuwachs von 1"95, so dass die Tragweite der Saugung sich auf 75”82 berechnet. Die oberste Wassersäule erfährt folglich eine Hebung von 75”82 — 21.45 = mis 53 Lassen wir endlich auch hier die Anfangsglieder der Reihe von I . I . Be . . = bis 233 wegfallen, so bleiben für die Luftblasen, wie oben, = 32"09. Dazu 1599 Wassersäulen mit 17599, macht zusammen = 33"689. Die Hebung der obersten Wassersäule redueirt sich nunmehr auf 33"689 — nn Diese Beispiele lehren in überzeugender Weise, dass die Länge der Glieder in der Jamıv schen Kette für die Tragweite der Saugung von maassgebender Bedeutung ist. 847 Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. Von Dr. KAırı FUTTERER in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Beyrıch.) Aus den Untersuchungen, welche über die Kreidegebiete zwischen dem Piave und der Tiefebene von Friaul bisher vorlagen, gieng das Resultat hervor, dass die an jenem Flusse zuerst auftretenden, fossil- führenden Rudistenkalke in der oberen Kreide mit ihrer horizontalen Ausdehnung nach Osten an Mächtigkeit gewinnen, dass sie sich über verschiedene Niveaus der Kreide ausdehnen, und dass die aufgefun- denen Versteinerungen zu der Erwartung berechtigten, dass es auch gelingen werde, diese verschiedenen Niveaus nach Fauna und Alter genauer zu bestimmen. Noch in dem Gebirgszuge zwischen dem Piave und dem Quer- thale von Ponte nelle Alpi bis Santa Croce sind jene Kalke so wenig entwickelt, dass nur von einem Horizonte die Rede sein kann; allein schon östlich von diesem Thale wird die Mächtigkeit bedeutend und am Ostabfall des Gebirges gegen die Ebene von Friaul dürften in den grossen Kreidecomplexen von Polcenigo bis zum Durchbruche des Zelline-Flusses sowie den Hochplateaus vom Cansiglio bis zum Monte S. Lorenzo östlich vom Monte Caulana mehrere durch ihre Faunen unterscheidbare Horizonte vorhanden sein. Schon die Fauna des Col dei Schiosi bei Polcenigo, deren Be- arbeitung wohl in nächster Zeit zu erwarten ist, dürfte nicht einheitlich sein, sondern die Elemente verschiedener Zonen in sich bergen. Wenn irgendwo, so thut hier, wo es nur so wenige Formen gibt, die in einem Niveau allein vorkommen, und wo die Mehrzahl eine grössere verticale Verbreitung besitzt, ein genaues, schichtenweises Aufsammeln noth. Denn aus den Verhältnissen in den weiter östlich bis zum Tagliamento gelegenen Kreidegebieten geht unzweifelhaft die Existenz verschiedener versteinerungsführender Niveaus hervor, deren einzelne Formenelemente aber zum Theil auch vom Col dei Schiosi und dem sich nördlich anschliessenden Kreideplateau bekannt sind. Sitzungsberichte 1893. 76 AQ 6 = 2 ö : > s48 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. October. Da nach den von Taranerzı' gemachten Angaben über die Kreide- bildungen Friauls das Auftreten von Kalken mit Fossilien an ver- schiedenen Punkten der Venetianer Voralpen zu erwarten stand, und nach den angeführten Versteinerungen auch mehrere Horizonte ver- treten sein mussten, so bot sich die Aussicht, die Frage nach der Zeitfolge, dem Alter und der Charakteristik der einzelnen Zonen dort einer Lösung näher führen zu können. Auf einer mit Unterstützung der Königlichen Akademie der Wissen- schaften in Berlin im Sommer 1893 ausgeführten Reise nach den Ve- netianer Alpen wurden von Westen nach Osten fortschreitend die ein- zelnen Kreidegebiete vom Gebirgsstock des Monte Cavallo bis zum Tagliamento einer eingehenden Untersuchung und theilweisen Karti- rung unterworfen. Es gelang denn auch dort in den scheinbar einför- migen Kalkeomplexen einige sichere, fossilführende Horizonte in der oberen Kreide nachzuweisen und in ihrem gegenseitigen Alters- verhältniss festzustellen. Weiterhin wurden noch die Kreidefundpunkte des Colle di Medea bei Cormons, bei Nabresina und auf Istrien südlich bis Pola besucht und zum Vergleich herangezogen. Die nachstehende Übersicht der geologischen Verhältnisse folgt demselben Wege und behandelt die wichtigeren Profile und Aufschlüsse in einer von Westen nach Osten fortschreitenden Reihenfolge, wobei jedoch die istrianer Kreide Mangels an durchgearbeitetem Materiale noch nicht ausführlich berücksichtigt werden kann. Zunächst wäre noch die Frage zu beantworten, in welcher Weise man von vornherein erwarten kann, die verschiedenen Niveaus der Ru- distenkreide zu charakterisiren, da sie einmal in lithologischer Bezie- hung keine nennenswerthen Unterschiede zeigen und dann, da zahlreiche Erfahrungen in den am besten untersuchten mediterranen Kreide- gebieten — denen des südlichen Frankreich — gelehrt haben, dass man mit der Verwendung der Rudisten als Zonenleitfossilien sehr vor- sichtig sein muss; als Bewohner littoraler Meerestheile sind sie einerseits in ihrem Vorkommen sehr wechselnd, andererseits aber besitzen viele Arten eine grosse Beständigkeit und gehen in verticalem Sinne dureh mehrere Horizonte hindurch. Man muss auch im Auge behalten, dass eine rein oder vorwiegend aus Gastropoden wie Actaeonellen oder Neri- neen bestehende Küstenfauna an benachbarten Punkten theilweise oder ganz durch Rudisten und andere Littoralthiere vertreten sein kann. Schon Prron” sprach sich 1885 dahin aus, dass die einzelnen Rudisten- ! Tarameıuı, Geologia delle provincie Venete. 1882. p. 135 ff. und Spiegazione della carta geologica de) Friuli. 1881. p. 95. ? Peron, Nouveaux documents pour l’histoire de la Craie a Hippurites. Bulletin de la Societe geologique de France. Ser. III. Tome XIII (1885). p. 239. Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 849 arten für die Unterscheidung kleinerer Horizonte nicht geeignet sind, und dass nur ihre grossen Familien die bedeutenderen Abtheilungen einer For- mation bezeichnen können, so die Monopleuren und Requienien die untere, Capriniden die mittlere, Hippuriten und Radioliten die obere Kreide. Dieser Auffassung pflichtet auch Stacne' auf Grund seiner Auf- nahmen in den istrisch-dalmatinischen Küstenländern bei, und seine Bemerkung: » Vorläufig müssen wir uns begnügen, darauf hinzudeuten, dass neben der generellen, in mannigfachen, unauffälligen Modifieationen des kalkigen Absatzmateriales und der leitenden Rudistenfauna, sich hundertfach, bankweise fortlaufend wiederholenden Sphaerulitenfaeies der Oberkreide und neben den in der oberen Abtheilung dieser Com- plexe nur regional und local deutlich entwickelten Hippuritenfaeies, sowie neben der nur selten gut erkennbaren Requienienfacies der Unterkreide, einige theils petrographisch, theils palaeontologisch schärfer aus der gleichförmigen Reihe von Dolomit und Kalksteinbänken her- vorstechende Subfacies für die regionale Specialgliederung eine grössere Bedeutung noch werden gewinnen können«, gilt auch für die Vene- tianer Alpen. Was die palaeontologische Charakteristik anbelangt, so zeigt hier die Erfahrung, dass diese nicht durch die einzelnen Arten, sondern durch die Familien der Capriniden, der Hippuriten und der Radioliten in ausreichender und wenigstens in diesem Gebiete con- stanter Weise gegeben wird. Die in der Litteratur über die Kreide zwischen dem Monte Cavallo und Tagliamento vorhandenen Angaben bestehen nur aus wenigen kurzen Bemerkungen. Tarameırı” führt die Versteinerungsfundpunkte bei Bareis, Ma- niago und Meduno an und bemerkt an anderer Stelle® hinsichtlich ihrer Altersstellung, es schiene, dass sich hier die Hippuriten in einem Jüngeren Niveau befänden, als die am Colle di Medea entwickelten Radioliten. Ferner findet man folgende Angaben bei Prırona* »... l’esi- stenza del Neocomiano, mentre pei lavori di HAvEr e di STUR pare dimostrata nella valle dell’ Isonzo, rimane assai problematica fra questa valle e le sorgenti della Livenza. Infatti fino dalla base dei monti eretacei Ippuritidi e Caprinellidi sono gli avanzi fossili che commune- mente si raccolgono. ... Insomma dovunque io abbia percorso in Friuli il terreno ceretaceo, l’ ho trovato dappertutto incomminciare 0 col ealecare contenente Caprina, 0 pi communemente col calcare con- r ! G. Srache, Übersicht der geologischen Verhältnisse der Küstenländer von Österreich -Ungarn. Wien 1889. S. 34. ? Taraneııı, Geologia delle provincie Venete. 1882. p. 135. ® TARAMELLI, Spiegazione della carta geologica del Friuli. 1881. p. 94. * Pırona, Le Ippuritidi del Colle di Medea nel Friuli. Memorie del R. Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Vol. XIV. p. 404. 10 850 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. tenente l’ Hippurites cornu-vaccinum o altre specie appartenenti al medesimo piano.« Andere Angaben an derselben Stelle beziehen sich auf das Vorkommen von Hippurites cornu-vaccinum mit Capriniden am Monte Caulana sowie den Caprinen-Kalk von Meduno, der von Sehiehten mit Hippurites dilatatus, H. sulcatus und Sphaerulites angeiodes überlagert wird. Diese Beobachtungen stehen im Widerspruch mit den Einzeich- nungen auf Tarameıır's geologischer Karte von Friaul (1881), der längs des ganzen nördlichen Randes des Kreidegebiets zwischen dem Tor- rente Meduna und dem Tagliamento untere und mittlere Kreide ein- zeichnet. Da gegen das Trias-Jura-Gebirge hin noch ein Saum von Scaglia und Eocän nach der Karte vorhanden sein soll, und da keine Verwerfungen angegeben sind, so ist die Tektonik aus dem Karten- bilde nicht ohne weiteres zu ersehen. Die einzigen Profile, welche darüber Aufschluss geben können, finden sich im Catalogo ragionato.' Nach diesen Profilen würde die untere Kreide (24. Ureta. Calcari com- patti, filliti, Zona a Caprotina) eine Synclinale bilden, die im Süden bei Travesio an der Basis des Kreidegebirges und im Norden am süd- lichen Abhange des Thales zwischen Dosso Schienella und Monte Celaut erscheinen müsste; diese Synelinale würde discordant von den Gesteinen der oberen Kreide (25. Calcari a Radioliti, Ooliti e Zona superiore a Nerinee) in der Hauptmasse des Dosso Schienella überlagert. Für die schon zum Eocän gerechneten rothen Scaglia-Mergelkalke geht aus den Profilen auch eine scharfe Discordanz gegen die unteren Kreidebildungen hervor, während sie an der triadischen Hauptmasse des Monte Celaut (1450") mit einer Verwerfung abstossen. In dem Profile XIV (a. a. O.) ist die Diseordanz zwischen unterer und oberer Kreide nieht vorhanden, und auch die Scagliamergel scheinen im Süden des Monte Forchia concordant über der oberen Rudistenkreide zu liegen, während die tektonische Stellung einer kleinen Scagliascholle, welche discordant triadische Schichten überlagert, nicht zu ermitteln ist; in der Erklärung dieser Profile ist nur auf die Dislocation hingewiesen, welche Kreide und Trias trennt und auf die in Zusammenhang mit dieser letzteren stehenden Eocänmulden in den orographisch längs dieser Verwerfung hervortretenden Depressionen. Die tektonischen Verhältnisse erfahren in der folgenden Dar- stellung in wesentlichen Punkten eine Berichtigung; einzelnes, z. B. die Lagerung der verschiedenen Kreidestufen des Monte Jouf und des Thales des Torrente Colvera in Profil XII des Catalogo ragionato sind von Tarameruı selbst späterhin? corrigirt worden. Daselbst sind auch ! Tarameıı, Catalogo ragionato delle rocce del Friuli. Atti della R. Accademia die Lincei. Anno CCLXXIV. 1876/77. Serie III. Vol.1. p. 545. ®? Tarameııı, Geologia delle provincie Venete. 1882. p. 200. Profil 23. Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 851 die Discordanzen innerhalb der Kreide in die der Wirklichkeit ent- sprechende concordante Lagerungsform umgeändert. Für eine genauere Altersbestimmung lagen bisher ebenfalls nur sehr mangelhafte Beobachtungen vor. Ausser der Fauna des Colle di Medea im östlichen Friaul sind nur von wenigen Punkten bestimmte Arten angeführt, so vom Ponte Racli nördlich von Meduno, wo Hippurites cornu-vacceinum Bro6N. Hippurites dilatatus D£rk. Hippurites sulcatus DErk. Caprina Aguilloni D’ORB. vorkommen sollen. Für die auch späterhin von Taraneııı' betonte mehr oder weniger ausgesprochene Discordanz zwischen oberm Rudistenkalk und eoeänen Bildungen werden als besonders beweisend eine Anzahl von Punkten namhaft gemacht, die aber alle östlich des Tagliamento liegen, und es scheint, dass in der That zwischen der Ost- und Westseite dieses Flusses ein wichtiger Unterschied in so fern besteht, als derselbe die Grenze bezeichnet, bis zu welcher diese Discordanz nach Westen vor- drang. Denn im Becken von Alpago bei Belluno wie auch noch weiter östlich herrscht zwischen Rudistenkalk und Scaglia einerseits, und Scaglia und Eocän andererseits noch vollständige Concordanz, während für das östlich vom Tagliamento gelegene Gebiet die Bemerkung TA- RAMELLIS zutreffen kann:” »Gli equivalenti del Senoniano e del Daniano mancano al Friuli ed anche dalla disposizione stratigrafica e accertata la piüı generale discordanza tra la serie ceretacea e la eocenica«. Die Verschiedenheit von östlichem und westlichem Friaul zeigt sich auch in der faciellen Ausbildung der untersten Schichten des Tertiärs; westlich vom Tagliamento beginnt das Eocän nirgends mit groben Conglomeraten und Trümmergesteinen, welche in der Gegend von Cividale und im Isonzo-Thale die tertiären Bildungen einleiten und auf Strandbewegungen schliessen lassen. Einige neuere Arbeiten von Bozzı, Marıanı, Terisı und Tomması betreffen kleinere Gebiete im östlichen Friaul und sind an geeigneter Stelle im stratigraphischen und allgemeinen Theile berücksichtigt. Bei diesem immerhin sehr unvollständigen und lückenhaften Stande der Kenntnisse über die Kreide kam es in erster Linie darauf an, das Beobachtungsmaterial zu erweitern, um die schwebenden Fragen von einer auf den Thatsachen beruhenden Basis beurtheilen zu können. Ebendas.p. 137. ? Taraneııı, Catalogo ragionato delle rocce del Friuli, Atti della R. Accademia dei Lincei. Anno CCLXXIV. 1876/77. Serie III. Vol. I. p. 582. 852 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. October. I. Das Gebirge zwischen Monte CGavallo und dem Thale la Croce bei Manızao: Die Gebirgsgruppe des Monte Cavallo, welche im Westen das hier in Frage stehende Gebiet abschliesst, ist hinsichtlich ihrer Tektonik noch sehr unvollkommen bekannt. Der Monte Cavallo selbst besteht bis zu seinem 2251" hohen Gipfel aus weissen Kreidekalken und am Fusse seines jähen Absturzes im Osten bilden ebenfalls Kalke der obersten Kreidestufen das öde Plateau des Piano del Cavallo und der sich in nordöstlicher Richtung anschliessenden, schon den typischen Karstcharakter tragenden Höhen bis zu dem engen Durchbruchsthal des Zelline - Flusses. Legen schon hier die orographischen Verhältnisse den Gedanken an eine in nord-südlicher Richtung am Ostabhange des Monte Caulana und Monte Cavallo verlaufende Verwerfung nahe, durch welche die obere Kreide neben Trias am erstgenannten Berge zu liegen kommt, so wird diese Vermuthung durch die Verhältnisse auf dem linken Ufer des Torrente Caltea südlich von Bareis zur Gewissheit erhoben. Der Fussweg von Bareis über Al Col nach Casa Pezzeda und Le Fratte führt durch krystalline, weisse, undeutlich in Bänke abge- sonderte Kreidekalke, in welchen sieh unbestimmbare Durchschnitte von Corallen sowie von Radioliten finden; zwischen Pezzeda und Le Fratte sind auch Durchschnitte nicht selten, welche auf Capriniden zurückzuführen sind, und die hier nur die östliche Fortsetzung der am Passe La Croce näher zu beschreibenden Kalke des »Capriniden- horizontes« bilden. Diese Kalke fallen nach Norden ein und werden am Nordabhange des Monte Laura von jüngeren Kalken überlagert, über welchen unten im Zelline-Thale die Bildungen der Scaglia und des Eocän folgen. Aus diesen Lagerungsverhältnissen erklärt sich auch das Auftreten von rothen Scagliamergeln und Tertiär noch süd- lich von Le Fratte. Da dieses Vorkommen auf der Karte von Friaul von TArAmELLı über unterer oder mittlerer Kreide angegeben wird, ist die tektonische Stellung dieser jüngeren Bildungen unverständlich, während sie sich aus dem nördlichen Einfallen der oberen Rudisten- kalke und der concordanten Folge von Kreidekalk, Scaglia und Eocän von selbst ergibt (cf. Profil Nr. I. S. 853). Es blieben hier in einer Höhe von 800” auf dem Rudistenkalke die kleinen Reste von Scaglia und Tertiär als Erosionsrelicte zurück, während sie sonst überall am Bergabhange der Erosion zum Opfer fielen. An dem von Le Fratte ins Valle Pentina hinüberführenden Joche schneidet nun die Kreide scharf gegen triadische Kalke ab, die mit 60°S 30°0 einfallen. Diese Verwerfung ist in nordnordöstlicher Rich- Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 853 tung bis an die Ostseite des Monte Pezzabona zu verfolgen; in dem obern Theile des kleinen, von diesem Berge nach Mulinat hinab- führenden Thales fallen diese, in der Nähe der Verwerfungsspalte stark zerklüfteten Triaskalke mit 30° nach S ı5°W ein. Diese grosse in ihrem nördlichen Theile so scharf ausgeprägte Verwerfung fällt in ihrer Verlängerung nach SSW mit dem östlichen Steilabsturze des Monte Caulana und Monte Cavallo und somit mit der oben postulirten Störungslinie zusammen. Die Zusammengehörigkeit ist indess noch zu erweisen, trotzdem dass Pırowa von Verwerfungen auf den Hoch- plateaus östlich vom Monte Cavallo spricht und auch Tarameııı an der entsprechenden Stelle zwei Dislocationsspalten einzeichnet, die indess nicht zusammenhängen. Eine zweite, zu jener ersten parallele Verwerfung geht durch das Pentina-Thal selbst, auf dessen Ost- und Westseite verschiedenes Einfallen zu beobachten ist, indem auf dessen Westseite die steil auf- gerichteten, fast senkrecht stehenden Schichten ein von Ost nach West gerichtetes Streichen haben. Das beistehende Profil gibt diese Verhältnisse wieder. T. Caltea R. Montelonga Le Grandanole Le Fratte Valle Pentina 862 0 290" “ Tertiär und Scaglia a a RUN), = ee RN) rain { Kreidekalk (xRadioliten H.xxx Capriniden H.) _- _- Trias. \ 2 Trias. /— Toller 3090. Falken 6098 30’, Balkan 85°90 30°0. ©. Spivsarn de Moeeres. MM. Profil Nr.I. Von Ost nach West durch Le Fratte südlich von Bareis. (Maassstab ı: 50.000.) Wo nach Taramzeıııs Karte am Monte Laura westlich von Bareis das letzte Auftreten der oberen Kreide zu erwarten wäre, fanden sich in einem Seitenthale des Zelline, das bei Arcola in diesen Fluss ein- mündet, schwarze bituminöse, dünnplattige Kalke, die bei fast senk- rechtem Einfallen W 30° N streichen. Ihre Zugehörigkeit zur Kreide erscheint zum mindesten zweifelhaft, da von Versteinerungen nichts aufzufinden war und längs der ganzen Gebirgskette bis zum Taglia- mento eine derartige Facies in der Kreide nicht wiederkehrt. In dem Profile Nr. I sind diese Kalke als fragliche Trias bezeichnet. Da auf der Nordseite des Zelline-Thales wieder ein anderes Ein- fallen der triadischen Schichten herrscht (45°N 30°W), so entspricht hier der Ost-West gerichtete Lauf des Zelline einer Störungslinie, die längs des ganzen Südabhanges der Trias-Jura-Kette bis an den Taglia- 854 Sitzung der physikalisch-matliematischen Classe vom 26. October. mento zu verfolgen ist. Sie besitzt eine grosse Bedeutung, auf die noch mehrfach zurückzukommen sein wird. Von Taramerıı!' wurde sie als Frattura periadriatica: Barcis- Starasella bezeichnet, welcher Name auch hier trotz mehrfacher Abweichungen des Bruches von dem bei Tarameını angegebenen Verlaufe beibehalten werden soll. Die Zusammenfassung der angeführten Störungslinien bringt jeden- falls die ausserordentliche Zerstückelung zum Ausdruck, der die Ge- birgstheile in der Gruppe des Monte Cavallo unterworfen waren, und die erst zum geringern Theile bekannt ist. Auch die Bedeutung der wichtigen, im Norden des Valle Salatis von Westen her in das Massiv des Monte Cavallo eindringenden Dislocationslinie” und ihr weiterer Verlauf ist noch zu erforschen. Die Verhältnisse in dem grossen Kreideplateau östlich vom Monte Caulana bis zum Zelline sind dem gegenüber sehr einfache. Wie auf der linken Seite des Torrente Caltea, so bilden auch auf der Ostseite über Col Rovei und Le Grandanole weisse, diekbankige Kalke mit zahlreichen, unbestimmbaren Radiolitendurchschnitten die Oberfläche des Abhanges von R. Montelonga. Auf dem Hochplateau selbst bei Casera Bareis fallen die Kalke noch mit 30° nach N 15° O ein; ebenso am Monte San Lorenzo und westlich von Pala d’Altei (1529"), wo dem geologischen Baue entsprechend tiefere Lagen der Kalke an die Oberfläche treten; an dem letzten Punkte kommen in weichem, weissem 20° N ı5° W fallenden Kalke Capriniden vor. Dass die Tektonik hier wie auch weiter östlich einem grossen Gewölbe entspricht, erkennt man am besten von einem Standpunkte auf der Höhe des Monte Spia nördlich von Montereale, von wo man das allmähliche Hinabsinken der Kalkbänke von Pala d’ Altei über Monte Cameroni und Croda del Pie nach Norden verfolgen kann. An dem genannten Standorte selbst fallen die Kreidekalke steil nach Süden ein, während sie gleich nördlich vom Zelline- Thal am Monte Fara (1342”) nach Norden fallen; auch hier entspricht also der von West nach Ost gerichtete Lauf des Zelline einer Verwerfungslinie, längs welcher der südliche Flügel der Anticlinalen des Monte Fara abge- sunken ist gegen die grosse, von Aviano am Rande der Ebene nach NNO hin streichende Verwerfung. Diese kleineren Dislocationen spielen die Rolle von Begleiterschei- nungen der grossen Bruchlinie; nördlich von Alzetta im Rugo Üesarile herrscht ebenso wie am Monte Spia ein Einfallen nach Süden. ! Tarameırı, Geologia delle provincie Venete. 1832. Tavola II. ® K. Furrerer, Die oberen Kreidebildungen der Umgebung des Lago di Santa Croce in den Venetianer Alpen. Palaeontologische Abhandlungen von Daues und Kayser Band VI (1892). S. 63. D . u .\e . & r Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 855 Die Verhältnisse auf dem Nordabhange des Monte Fara schliessen sich so sehr an die des Monte Jouf auf der Ostseite des Passes La Croce an, dass die Beschreibung dieses letztern auch auf jenen An- wendung finden kann. Nur in dessen westlicher Fortsetzung bei Bareis ist der Punkt durch seine Fossilführung von Wichtigkeit, wo das Pentina- Thal in das des Zelline einmündet. An dem Fusswege auf der südlichen Thalseite stehen weisse, subkrystalline Kalke an, die sehr grosse und zahlreiche Reste von Hippuriten enthalten ; einzelne Exemplare erreichen eine Länge von fast 1". In der älteren Litteratur sind als von Barecis stammend (also wahr- scheinlich aus verschiedenen Kreidehorizonten) die folgenden Arten angeführt: ' Hippurites cornu-vaccinum BRONN, Hippurites dilatatus De£rk., Hippurites suleatus Derk. , Radiolites sp. var., Caprina Aguilloni pD'ORB. Von dem Ausgange des Pentina-Thales dürften nur die Hippuriten stammen; die mir vorliegenden Exemplare gehören alle zu derselben Art, welche den von Zırren aus den Gosaubildungen abgebildeten Hippurites cornu-vaccinum und Hippurites sulcatus sehr nahe stehen und jedenfalls zur Gruppe des Hippurites giganteus im Sinne von DovvirzE gehören. Die Formen aus dieser Gruppe sind dem Ober-Turon (Angoumien) oder Unter-Senon (Santonien inferieur) eigen. Ihrer stratigraphischen Stel- lung nach liegen diese Hippuriten-führenden Kalke unter dem Radioliten- und über dem bei Pezzeda anstehenden Caprinidenhorizont. U. Der Gebirgsstock des Monte Jouf vom Passe La Oroce bis zum Monte San Lorenzo. Das Kreidemassiv des Monte Jouf ist durch das Valle La Croce im Westen und die tiefe Thalschlucht des Torrente Colvera im Osten in drei Theile zerlegt, die sich aber durch ihre Tektonik als zusammen- gehörig erweisen. Die westliche Grenze ist durch das Zelline-Thal gegeben, jenseits dessen aber die Schichten noch mit gleicher Tektonik weiter fortsetzen; im Osten dagegen sinken sie unter eine mächtige Bedeckung von Tertiär hinab. Seinem Baue nach stellt dieser Gebirgsstock, zu dem der Monte Fara im Westen und der Monte San Lorenzo im Osten gerechnet werden, eine grosse Anticlinale dar, deren Axe von WSW nach ONO ! 'TARAMELLI, Spiegazione della carta geologica del Friuli. 1881. p. 94. 856 . Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. streicht; ihr Südflügel ist bedeutend stärker geneigt als der nördliche; wo am erstern sich noch die Scaglia im Hangenden zeigt, ist sie sehr steil gestellt, fast senkrecht, oder auch local überstürzt, wie z.B. am südlichen Ausgange der Colvera-Schlucht. Meist aber ist die Scaglia am Südabhange nicht mehr sichtbar und entweder von quartären und recenten Bildungen überdeckt oder an Verwerfungen in die Tiefe ge- sunken. Längs des ganzen Nordflügels dagegen findet sich sowohl die Scaglia wie das sie concordant überlagernde Eocän erhalten; da diese Bildungen auf den steilen Bergabhängen der Erosion zum Opfer fielen, so treten sie nur in der Depression auf, welche die grosse periadriatische Bruchlinie begleitet; ihre leichte Zerstörbarkeit und ihre geringe Widerstandskraft gegen die Erosion war mit eine Ursache für die Herausbildung jener Depression, welche in ihren verschiedenen Theilen die Flüsse Zelline, Arba, Carpinedo und Colvera durchfliessen, ehe sie in engen Felsschluchten die eretaceische Kette durchbrechen. Gute Aufschlüsse und zusammenhängende Profile bieten sowohl der Übergang über den Pass La Croce von Maniago libero nach An- dreis, wie die neue Strasse von Maniago durch die Colvera-Schlucht nach Poffabro, und beide sind wohl geeignet, einander zu ergänzen und das Bild zu vervollständigen. Der Pass durch das Valle La Croce zeigt von der kleinen Berg- stufe gleich nördlich von Maniago libero, welche durch ihre Terra rossa auffällt, an nachstehende Schichtfolge: a) sehr zerklüftete, grauweisse Kalke, welche zuerst noch keine Versteinerungen führen, später aber solche in einer Höhe von etwa 365” enthalten. b) Weisse, zum Theil krystalline Kalkbänke mit Corallen- und Radiolitenresten, die aber so innig mit dem Gesteine verwachsen sind, dass sie nicht isolirt werden können und zur Bestimmung unbrauchbar sind. Auch langgestreckte, gebogene Durchschnitte kommen vor, die nach herausgewitterten Schalenstücken einer glatten Ostrea angehören. Die beiden fossilführenden Bänke haben eine Mächtigkeit von 3”. c) In einem etwa 20” höher am Bergabhange gelegenen Niveau (in 385” Höhe) sind grauweisse, aussen roth gefärbte Kalke ganz er- füllt von Versteinerungen; folgende Arten liessen sich bestimmen: Apricardia Pironai G. Bönm sp. Nerinea Jaekeli FUTTERER Ostrea div. sp. indet. Oberschale einer Form der Caprinidae. Dieses Niveau ist etwas tiefer (älter) als das der Kalke (b); beide zusammen repraesentiren den Radiolitenhorizont. Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 857 d) In der Höhe von 420” haben die Kalke schon einen andern Charakter; sie sind hellbraun und bröckelig; weiche, grünliche, mehr thonige Lagen umhüllen härtere, rein kalkige Theile; nach gewissen Richtungen zeigt sich eine undeutlich streifige, an Stylolithen er- innernde Structur. Versteinerungsdurchschnitte sind selten; das Ein- fallen beträgt 45°S ı5°0. e) In etwa 430” Höhe, im Liegenden der vorigen Schichten, folgen weiche, weisse, in dicken Bänken abgesonderte, subkrystalline oder erdige Kalke mit Caprinidenresten, welche den Caprinidenhorizont vertreten. Verfolgt man das Streichen dieser an ihrem petrographi- schen Habitus leicht kenntlichen Schichten längs des Berggehänges, so trifft man sie wieder hoch oben etwa A von der Forcella La Croce am östlichen Berggehänge des Monte Jouf; sie verschwinden unter den mächtigen Trümmerhalden und ziehen am Monte Fara wieder in die Höhe; auch hier kommen die Schalen von Caprina sp. vor. f) Unter den Kalken des Caprinidenhorizontes folgen hellbraune, splittrige in dünnen Bänken abgesonderte, sehr homogene Kalke, die nur in einzelnen Lagen unbestimmbare Versteinerungsdurehsehnitte zeigen. Diese Schichten stehen am Wege zur Forcella La Croce in grosser Mächtigkeit an, da entsprechend der Lagerungsform als Gewölbe eine Wiederkehr der Schichtfolge stattfindet. Am Kreuze des Passes La Croce stehen die Bänke des Radiolitenhorizontes wieder an, welche ebenso am Monte Jouf wie am Monte Fara das nördliche Berggehänge bilden. Gleich unterhalb der Jochhöhe des Passes kommen in einer Höhe von 560" graublaue oder entfärbte, grünliche Mergel der Scaglia vor, die einzelne Kalkbänke enthalten und der unteren Scaglia im Gebiete von Belluno sehr ähnlich sind. Nach der Art der Einlagerung dieser Kalke in den Mergeln und dem zerdrückten und gequetschten Aus- sehen dieser letzteren scheinen in diesen intensive Gleitungen und Schiebungen vor sich gegangen zu sein, und zwar wahrscheinlich im Sinne des Einfallens, das 40° N 20° O beträgt. Auch weiterhin im Westen, am Wege von Andreis nach Bareis steht mehrfach rothe Scaglia wie Eocän in dunkelen Schiefern und Mergeln mit Sandsteinbänkchen und steilem Einfallen von 50° nach Norden an; stellenweise wie am Ponte Antoi kommt auch der Kalk des Radiolitenhorizontes zum Vorschein. Von allgemeinerm Interesse für die mechanischen Vorgänge in diesen Schichten ist ein Aufschluss von Scaglia östlich von Bareis am Ponte Antoi, wo ausgezeichnete Rutschflächen und Harnische die in- neren Bewegungen der Kalkmasse andeuten. 858 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. Die grosse Nähe der periadriatischen Bruchlinie Bareis-Starasella lässt ein Absinken einzelner Gebirgstheile gegen diese Verwerfung hin voraussetzen; statt dessen laufen die Schrammen schräg an der von Ost nach West streichenden Kluftfläche nach Westen in die Höhe, so dass sich eine von der Horizontalen nur um etwa 20° abweichende, in östlicher Richtung abwärts gerichtete Bewegung ergibt. Da eine ganze Reihe solcher Rutschflächen parallel hinter einander liegen, so ist der gesammte Mergelkalk in eine Anzahl von Blättern zerlegt, die wie Schichtung aussehen, und von denen jeweils die nördlich gelegenen an den südlichen nach Art eines Staffelbruches in dem angegebenen Bewegungssinne abgesunken oder verschoben sind. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Bewegung im um- gekehrten Sinne, also nach Westen aufwärts stattfand, so dass die Antielinale der Kreide, zu deren äusserstem Nordflügel diese Scaglia gehört, durch Emporzerrung aufgewölbt wurde. Es ist indessen kein Beweis für die Richtigkeit der einen oder der anderen Bewegungs- richtung an Ort und Stelle zu gewinnen. Dass energische Zertrümme- rungen auch die Nordseite der Bruchlinie Bareis-Starasella begleiten und ebenfalls zahlreiche Gleitungen in der Gesteinsmasse vor sich giengen, zeigen die zahllosen Harnischflächen, die meist O 30°N — W 30° S streichen und mit 70° einfallen, sowie der zerklüftete Charakter der Triaskalke, die westlich von Bareis bis gegen Arcola hin anstehen. Von grosser Wichtigkeit für die Gliederung der Kreide ist das folgende Profil durch die Schlucht des Torrente Colvera im Osten des Monte Jouf. Die tektonischen Verhältnisse sind dort denen am Passe La Croce ähnlich, und das Profil No. I auf S. 859 gibt einen Durchschnitt durch den Monte Jouf, der aus diesen beiden Profilen sowie den Resul- taten der Begehung des Berges selbst eombinirt ist. Am nördlichen Ausgange der Colvera-Schlucht steht bei Forna- sate rothe Scaglia an, die mit 30° N 30° O einfällt und coneordant von Eocän überlagert wird. Direct unter ihr liegen: a) hellbraune, dichte, splittrig brechende Kalke, die durch Ver- witterung an der Oberfläche ein rauhsandiges Aussehen erhalten und einige spärliche, herausgewitterte Versteinerungsfragmente führen. Nach unten hin werden die Bänke massiger, behalten aber im übrigen ihren gleichmässigen Habitus und lassen die Schichtung nur undeutlich erkennen. Ihre Mächtigkeit beträgt etwa 5". Darunter liegen: b) harte, rein weisse, beim Verwittern weich und kreideartig werdende Kalke, die in sich sehr zerklüftet und bröckelig sind. Hell- braune Durchschnitte von Versteinerungen, besonders von Radioliten 859 FurrErer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. essoy 99uom — 01S9AwBAL 'ITUN IJoag JUOZLIOHUOPTULIÄR/) x yuozuoyusgtanddıy xx JUOZLIOYUANTOIPLY x ynyosaduryaxn) UMTANILV WINTANTICL TETIIOL ?IDedg SyeNU9IsIpny wog L 'n emp SELL] *00005 :L VKU | ER VE Fe A ee H ei ! j | een © | 5 | | | | | | ge Ki | | ! | | | | \ nl i i ! : ! 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Diese Kalke, welche im übrigen den Actaeonellenkalken von Calloniche bei Santa Croce sehr ähnlich sind, vertreten den Radiolitenhorizont; ihre Mächtigkeit beträgt mehr als 10”; nach unten werden sie etwas weicher und porös; auch hier deutet die poröse, sandige Oberfläche auf Entstehung aus Detritus- material hin. Es folgen dann wieder: e) dichte, braune, harte Kalke ohne Versteinerungen und ohne deutliche Schiehtung, die in dieser Beschaffenheit in der Schlucht bis unterhalb der zweiten Brücke reichen, wo der Weg auf das linke Ufer tritt. f) Oberhalb der dritten Brücke ändert sich der Gesteinscharakter wieder, und es treten weisse Kalke auf, welche in grosser Menge Rudistenreste führen; ausser Durchschnitten von Radioliten kommen auch solche von Hippuriten ziemlich zahlreich vor. Seiner strati- graphischen Lage nach entspricht dieses Niveau den Hippuritenkalken von Bareis, wenn es auch bisher nicht möglich war, auch durch die Identität der Rudistenarten die Gleichaltrigkeit zu beweisen. £) Unterhalb der genannten Brücke stehen am westlichen Ufer wieder hellbraune, ganz dichte Kalke an, welche nur selten eine Spur von Versteinerungen zeigen. Die Kalkbänke sind hier starken Biegungen und Stauchungen ausgesetzt gewesen, ganz abgesehen vom allgemeinen Fallen und Streichen. h) Noch weiter südlich an einer Stelle, die durch zahlreiche Kluft- flächen bezeichnet ist, folgen weisse Kalke des Caprinidenhorizontes, in welchen ausser den gewundenen Durchschnitten von Caprinen- schalen auch Neithea und seltener Radioliten zu constatiren sind. i) Die am Flusse weiter abwärts folgenden Kalke sind sehr fein und gleichmässig und enthalten nur unerkennbare Versteinerungen; sie sind von sehr zahlreichen Kluftflächen durchsetzt, welche sehr steil (von 75° bis fast 90°) nach SSO einfallen und nach: O15°N streichen; durch dieselben werden die Kalke in Platten zerlegt, die wie Schiehtbänke aussehen; die sie bedeekenden Rutschstreifen deuten auf eine nach NO in die Höhe oder nach SW abwärts gerichtete Bewegung hin. Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 861 Am Ausgang der Thalschlucht kehren dann helle, splittrige Kalke mit zahlreichen Radioliten-Durchschnitten wieder, sowie rein weisse, ausserordentlich zerklüftete Kalke ohne Versteinerungen; ausserhalb der Schlucht steht schon Scaglia und Tertiär in steiler, zum Theil über- stürzter Lagerung an mit einem nach S 20° O gerichteten Streichen. Den in diesem Profile wiedergegebenen Verhältnissen entspricht auch der Monte Jouf selbst. Bei einem Aufstiege über das Castello di Maniago nach dem Valle Grande trifft man überall über den hellen. splittrigen Kalken ohne Versteinerungen die lichten Kalke des Radio- litenhorizontes mit Durchschnitten von Radioliten, unter denen ausser stark gerippten Formen auch solche von sehr langer schlanker Gestalt ähnlich wie Aadiolites lumbricalis D’ Org. oder Radiolites contortus Car. auffallen. In der Höhe von etwa 900”, vor dem letzten, steilern Abhange stehen weisse, weiche, an der Oberfläche sandig verwitternde Kalke an, welehe denen des Caprinidenhorizontes ausserordentlich ähnlich sind. Diese Schichten gehören schon zum Nordflügel der Antielinalen des Monte Jouf und fallen hier mit 25°N ı5°O ein. Dass hier in der That der Caprinidenhorizont ansteht, wird dadurch wahrscheinlich, dass weiter östlich an einem kleinen Pfade, der hoch oben an den west- lichen Wänden der Colvera-Schlucht entlang führt, dieselben weichen Kalke auftreten und nicht selten abgerollte Fragmente von Capriniden, Corallen und Peeten enthalten. An der angeführten Stelle zwischen Valle Grande und der Höhe des Monte Jouf werden die Caprinidenkalke von fein zerklüfteten Kalken mit anderem Charakter überlagert. Die Trennungstläche ist so scharf, und der zerklüftete Habitus der Kalke im Hangenden so auffallend, dass man an eine Aufschiebungstläche um so eher denken kann, als auch unten in der Thalschlucht des Golvera-Flusses die zahllosen Kluftflächen die inneren Bewegungen der ganzen Kalkmasse verrathen. Der ganze Nordabfall des Monte Jouf wird in erster Linie von den Kalken des Radioliten-Horizontes gebildet; nur ganz oben in der Ge- wölbemitte kommen tiefere Glieder an die Oberfläche. Am Nordfusse kommt längs des Flusses Colvera die Scaglia zum Vorschein, und con- cordant darüber liegen die sandigen und mergeligen Tertiärbildungen, welche das ganze hügelige Gebiet bis hinauf zum Bade von Poffabro an den Südabhängen des Monte dei Tuberi bilden und sich östlich bis Meduno erstrecken. Unter dieser mächtigen Tertiärdecke ver- schwinden auch die Kreidekalke an der Ostseite des Monte S. Lorenzo. Dieser Berg selbst ist nur die östliche Fortsetzung des Monte Jouf; die Thalschlucht des Colvera entsprieht keiner tektonischen Linie, sondern ist ein reines Erosionsthal. Wie mit einem Mantel 862 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. sind die Abhänge am Fusse des Monte S. Lorenzo von Scaglia um- geben, die im Norden, Osten und Süden in demselben Sinne wie das Berggehänge selbst einfallen. Längs der Südseite scheint eine Verwerfung zu laufen in west-östlicher Richtung, wie die gegen den Berg hin mit 30° N 30° O und 35° N ı5° O einfallenden Thone und Sandsteine des Eocän schliessen lassen. Die Scaglia zeigt einen Wechsel von rothen und graugrünen Bänken, die im obersten Theile des Valle di Storta 70° O 60° S fallen. An der Ostseite des Monte S. Lorenzo kommen auch die obersten Kalkbänke des Radioliten- horizontes unter der Scaglia zum Vorschein und zeigen eine eigen- thümliche conglomeratartige Struetur, die nur in den Blockstructuren der Riffkalke ein Analogon findet. Darüber folgt zunächst eine o”2 mächtige Mergelschicht, dann eine Kalkbank von o”ı5 und die Haupt- masse der Scagliamergel, die hier 20”-30" mächtig sind. Ohne hier weiter auf die Geologie der Tertiärbildungen einzu- gehen, sei hier nur kurz erwähnt, dass dieselben in der grossen, ganz von Eocän und Miocän erfüllten Unterbrechung des Kreidegebirges zwischen dem Monte S. Lorenzo und Meduno vielen Lagerungs- störungen ausgesetzt waren, wie ihr ausserordentlich wechselndes Ein- fallen zeigt. In dem Hügelzuge, der den Rand der Ebene bildet, herrscht im allgemeinen ein sehr starkes, fast senkrechtes Einfallen nach SO; zwischen Frisanco und Poffabro dagegen fallen die Schichten mit 25°-30° der periadriatischen Bruchlinie Bareis-Starasella zu, und endlich südwestlich von Novarons ist ihr Einfallen 20°-25°S 35° W und nördlich von diesem Orte 45° N ı5°W. Diese Zerstückelung des Tertiärs ist keine zufällige Erscheinung, sondern tritt in ihrer Bedeutung hervor, wenn man das Verschwinden der Kreide am Monte S. Lorenzo und ihr erneutes Auftreten am Ponte Racli nördlich von Meduno berücksichtigt. Der südliche Rand der Kreidebildungen an dieser letzteren Stelle ist um 6"" nach Norden verschoben gegenüber dem Südrande des Monte S. Lorenzo, so dass hier die Kreide des Monte Chiarandeit (1080”) und Monte Mulon (1052"”) direet in die östliche Verlängerung der triadischen Bergkette des Monte dei Tuberi (1470”) und Monte Rossa (1120) gerückt ist. Die Bruchlinie Bareis-Casasola setzt am Meduna-Flusse ab und nimmt erst viel nördlicher im Thale des Torrente Chiarso ihre alte West- Ost-Richtung über Campone-Pert wieder auf. Längs des Meduna- Flusses verläuft hier eine Nord-Süd gerichtete Querspalte, welche Trias und Kreide von einander trennt. Dieses Verhalten der Kreide erinnert auffallend an die von Hörses längs der Thalspalte von Santa Üroce construirte Querver- schiebung; es ist nur der Unterschied, dass abgesehen von dem Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 863 grössern Verschiebungsbetrage hier der östliche Theil der nach Norden verschobene ist, während dort diese Rolle dem westlichen Flügel zu- fallen würde. Soweit man der geologischen Karte Friauls von TArA- mErıı entnehmen kann, scheint hier aber eine Querverschiebung nicht vorhanden zu sein. Die Karte zeigt nämlich, dass nördlich und südlich der Eocänmulde von Claut je ein von Jurabildungen gekrönter Gebirgszug nach Osten geht. Der südliche derselben umfasst die Monti Rieittume, Castello, Dassa und findet am Querbruche der Meduna sein Ende; der nördliche aber geht über den Monte Podeson, Col Mol, Col di Lima nach Osten und setzt sich über dem Meduna-Flusse bei Tramonti nach dem Monte Tui und Fratta fort. Möglicherweise war die südliche Kette schon vor der Bildung der Rudistenkalke der oberen Kreide im Osten unterbrochen und das Zurücktreten des Trias- Jura-Gebirges schon vorher an dem Querbruche der Meduna in der Weise erfolgt, dass die periadriatische Bruchlinie an diesem Quer- bruche ab- und an einem nördlicher gelegenen Punkte neu einsetzte. Die der Küste vorgelagerten Kreidebildungen folgen dieser Einbuch- tung und an der Kreuzungsstelle des Querbruches von Meduno und der. Spalte Bareis-Starasella liegt das zerstückelte Bruchfeld der Tertiär- bildungen zwischen Meduno und dem Monte S. Lorenzo. IH. Das Kreidegebiet zwischen dem Meduna-Thale und dem Porrente Oosa. Wie im Westen gegen den Monte San Lorenzo, so sind auch nach Osten gegen das von Clauzetto bis an den Tagliamento reichende Kreidehochplateau, die Berge des Gebirgsstockes von Meduno bis Travesio, der im Norden durch die Thäler des Torrente Fus und Chiarso eine natürliche Grenze findet, durch eine von Tertiär erfüllte Depression geschieden. Die höchste Erhebung bildet der Monte Ciaurlece (1148”), an den sich nach Westen der Dosso Paradin und Monte Valinis (1102"”) anschliessen. Etwas weiter nördlich liegen Monte Chiarandeit (1080”) und Monte Mulon (1052”), während an der Südseite das Gebirge steil zur Ebene abfällt. Alle diese Berge bestehen aus den oberen Kreidekalken, deren einzelne, auch orographisch markirte Zonen man von einem geeig- neten Standpunkte aus, z. B. der Capelle Madonna di Stangada nördlich von Fanna, am Berggehänge allmählich nach Osten einfallen sieht. Im östlichen Theile ist die Tektonik eine sehr einfache, indem die Kreide ebenso wie am Monte Jouf eine Antielinale bildet (cf. Profil No. II, S. 859), während für den westlichen Theil und besonders für den Monte Mulon und Chiarandeit complieirtere Verhältnisse wahrscheinlich sind. Sitzungsberichte 1893. 7% 864 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. Ausser den schon in den westlicheren Kreidegebieten namhaft gemachten Horizonten, die alle hier wiederkehren, tritt nördlich von Meduno ein Versteinerungen führendes Niveau auf, in welchem beson- ders reich Hippuriten und Apricardien vertreten sind, und das dem Hippuritenhorizonte von Bareis zu entsprechen scheint. Kurz ehe man den Ponte Racli am Wege von Meduno nach Tramonti erreicht, sieht man rechts am Wege dickbankige, weisse Kalke, welche in grossen Steinbrüchen abgebaut werden; ihre Mächtigkeit beträgt mehr als’ sn, uber Einfallen 25° Nez, OiW. Die bisher von diesem Fundorte bekannten Arten sind auf S. 85 1 angegeben worden. Die Untersuchung des mir vorliegenden Materials zeigt jedoch, dass ausser einer dem Hippurites gosaviensis Dovv. (unter den auch die als Hippurites sulcatus Derr. und Hippurites cornu-vaceinum Broen. vom Ponte Racli angeführten Formen fallen dürften) sehr nahe stehenden Form, eine neue Art, Hippurites Medunae, vorkommt, die nach ihrem äussern Habitus allerdings an Fippurites dilatatus Zittern aus der Gosau erinnert, aber mit dem echten H. dilatatus, wie er neuerdings von Toucas' aufgefasst wird, nichts zu thun hat. Er gehört vielmehr in die Nähe des Hippurites Oppeli Dowv. und ist durch eine hackenartig ge- bogene Form seines zweiten Pfeilers charakterisirt. Auch Bruchstücke von grossen Radioliten kommen vor, deren eines von einer dem R. crateriformis ähnlichen Form auf einen Durch- messer des ganzen Exemplares von 0"2 schliessen lässt; ferner eine Apricardia tenwistriata nov. sp. aus der Verwandtschaft der Apricardia Archiaci D’OrB., aber durch die starke Einrollung der rechten Schale von dieser verschieden. Wie ein Vergleich mit den auf S. 855 von Bareis erwähnten Hippuriten zeigt, kehren hier dieselben Formen wieder und beweisen somit die Gleichaltrigkeit dieser beiden Hippuriten- schichten. Nach oben hin werden die Kalke braun und grau und führen nur sehr wenige Versteinerungen; am Wege stehen sie bis an den Ponte Racli hin an, wo sie noch auf die rechte Flussseite hinüber- reichen und von Schottern des Flusses bedeckt werden, die bis zu 420” Höhe hinaufgehen. Da die Schichten am Ponte Racli schon der oberen Grenze der Kreidekalke nahe liegen und ein nördliches Einfallen zeigen, da ferner auf der Nordseite des Monte Mulon und Monte Chiarandeit die Kalke des Caprinidenhorizontes auftreten, so muss eine Dislocation vorhanden sein, deren Verlauf zwischen dem Monte Cereis und Monte ! Toucas, Note sur le Senonien et en partieulier sur l’age des couches A Hippurites. Bulletin de la Societe geologique de France. Ser. III. Tome XV. 1891. pP. 546. Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 865 Chiarandeit in dem von Redona nach Osten in die Höhe führenden Thälehen zu suchen sein dürfte. Von Westen her, von den Höhen von Uroce bei Frisanco markirt sich diese Verwerfung auch durch das verschiedene Fallen der grossen Schichtbänke, die am Ponte Raeli nach Norden fallen, dagegen nördlich von dem genannten Thälchen fast horizontal verlaufen. Dem entsprechend trifft man auch beim Aufstieg auf den Monte Mulon graue Kalke mit dem Charakter der Kalke unter dem Caprinidenhorizont mit kleinen Durchschnitten von caprinenartigen Formen. Die Caprinidenkalke stehen sowohl am Torrente Chiarso, wo der Weg von der Forcella piecola an denselben herantritt, wie bei Ferrara an, wo in den hellgrauen, zum Theil krystallinen Kalken ausser grossen Capriniden auch die Reste eines Seeigels (Ananchytes?) gefunden wurden. Versteinerungen der jüngeren Kreidehorizonte, die in der Gipfelregion des Monte Mulon vorhanden sein müssten, wurden nicht gefunden. Im nördlichsten Theile des Kreidegebietes, wo schon ganz in der Nähe die periadriatische Bruchlinie über Sghittosa verläuft, sind die Kalke sehr stark zerklüftet, wie man am Wege vom Chiarso-Thale zur Forea piecola zu beobachten Gelegenheit hat. Die auf der Nordseite des Chiarso-Thales, jenseits der Bruchlinie anstehende Trias fällt mit ı5°N 60°0 ein, während die Kreidebänke steil nach Norden gegen die Spalte hin zu fallen scheinen. Längs des Verlaufes dieser Verwerfung treten kleinere Scaglia und Eoeänschollen auf, wie denn auch im Meduna-Thale das Tertiär weit nach Norden reicht; noch im kleinen Thale von Moschiasine kommen unter den Bachalluvionen braune Tertiärsandsteine vor. Wesentlich einfacher liegen die Verhältnisse am Südabfalle des Gebirges gegen die Ebene hin; an der Westseite längs des Meduna- Flusses treten noch Störungen auf; so z. B. stehen auf dem Südufer des kleinen Thälchens zwischen Meduno und Pitagora Eocänmergel und -Sandsteine an mit einem Einfallen von 80° S ı0° W, während auf dessen Nordseite rothe Scaglia mit 35° N 40° O einfällt. Der Ver- lauf des Thälchens entspricht einer kleinen Ost-West streichenden Dis- location, die aber in den im Hintergrunde des Thälchens anstehenden Kreidekalken nicht mehr zu verfolgen ist. Schon bei Pitagora selbst fällt die Scaglia anders ein (45°N ı5°W), und dass diese Störungen nur localer Natur sind, erkennt man aus den längs des Meduna-Steil- ufers des öftern wechselnden Fallrichtungen der Eocänschichten. An der Südseite des Gebirges bietet ein gutes Profil der Aufstieg von Meduno nach der Forca di Meduno. Noch unten bei S. Martino liegen aussen rothbraune, innen blaue Kalksandsteine in graublauen Mergeln und fallen 60°-70° N 22°W; 105 866 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. diese Schichten und dunkelblaue, gleich nördlich von der Capelle S. Martino in einem Bachriss anstehende Thone gehören schon zum Miocän, während weiterhin am Wege zur Forca das Eocän durch sandige Mergel mit dünnen Sandsteinbänkchen, Mergelkalken und schiefrigen Thonen vertreten ist; einzelne dieser Bänke erreichen bis zu 3” Mächtigkeit, das Fallen beträgt hier 65° N, richtet sich aber immer mehr nach Norden hin auf, bis es schliesslich zu Südfallen übergeht; die darüber folgenden rothen Mergel mit weissen oder rothen Kalkbänken der Scaglia fallen schon mit 75° nach Süden hin ein. Über den etwa 20” mächtigen Scagliamergeln folgen ebenfalls mit steilem Südfallen (55°) die Kreidekalke, die an der Forca selbst zahlreiche Versteinerungsdurchschnitte führen. Hippuritenfragmente deuten auf das Niveau der Kalke vom Ponte Racli hin und auch das Streichen führt am Südabhange, nicht weit vom Gipfel des Monte Cereis entlang, an der Westseite zum Ponte Racli hinab. Es liegen demnach auch hier die Hippuritenkalke, nicht sehr weit von der Scaglia entfernt, unter den Kalken des Radiolitenhorizontes, womit ihre stratigraphische Position mit der desselben Horizontes von Bareis als identisch bewiesen wird, womit auch das auf palaeontologischem Wege gewonnene Resultat übereinstimmt. Der weitere Weg zur Forca Piccola bietet keine günstigen Beob- achtungspunkte mehr und auch beim Aufstieg auf den Monte Valinis trifft man nur einzelne unbestimmbare Versteinerungsreste in grauen Kalken; auch auf den ausgedehnten Kreidehöhen, welche den Monte Ciaurleece nach allen Seiten umgeben, und die den ausgeprägtesten Karsttypus mit Dolinen, Schründen, karrenfeldartig verwitterten Ober- flächen zeigen, findet man nur wenige Versteinerungen in den meist sehr hellen Kalken. Bei Casera Tamer nördlich vom Hauptgipfel des Monte Ciaurlece finden sich Spuren des Caprinidenhorizontes, der aber mit grossem Reichthume an caprinenartigen Formen erst etwas tiefer bei Casera Fassor ansteht. (Vergl. Profil No. III, S. 859). Die Versteinerungen sind am häufigsten in einer nicht sehr mächti- gen, leicht verwitternden, weiss-grauen Kalkschicht, die unter den Felsenkalken ansteht, welehe mit ihrer zerrissenen und wildzerklüfteten Oberfläche den Bergabhang bis hinauf zur Casera Tamer bilden und keine organischen Reste zu enthalten scheinen. Ausserordentlich häufig sind Formen aus der Familie der Caprinidae von denen viele der Cornu- caprina carinata G. Bönm sp. sehr Ähnlich sind, während andere zu anderen Gattungen zu gehören scheinen; der Erhaltungszustand ist leider für das Studium der inneren Verhältnisse und der Schalenstruetur nicht günstig. Ausserdem sind Östreen, die auch noch der näheren Unter- suchung bedürfen, nicht selten und ebenso Apricardia sp. und Neithea sp. Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 867 Einzelne der linken, gewundenen Schalen von Capriniden sind so gross, dass sie vollständig über '/,” im Windungsdurchmesser besessen haben müssen. Die Kalke sinken nach Osten gegen das Thal des Torrente Cosa hinab, und in Folge dessen findet man den Caprinidenhorizont an ver- schiedenen Stellen des R. Turiet z. B.mit reicher Fossilführung in weichem, weissem Kalke bei Rovai. Sie setzen dann auf die Ostseite des Torrente Cosa nach dem Col Spelat und bis Fornez fort. Die Ostseite der Cosa- schlucht gehört tektonisch zu der sich nach Osten senkenden Antielina- len des Monte Ciaurlece, deren Südflügel stellenweise sehr steiles Ein- fallen zeigt, wie z. B. gegenüber von Mulinar; im allgemeinen aber ist der Gewölbebau flach (vergl. Profil No. II, S.859); am Col Plait, nördlich von Praforte kommen die Kalke des Radiolitenhorizontes über den Ca- prinidenkalken zum Vorschein; auch hier sind es graue und braune, dichte Kalke mit sehr vielen Radiolitendurehschnitten, sowie auch weisse Kalke südlich von Plans. Dieselben Kalke mit Radioliten stehen auch am Wege von Travesio nach Praforte, kurz vor diesem Orte an; hier kommen in den Kalken runde Einschlüsse von reinem, homogenem Kalke ebenfalls mit Radioliten vor, die ihrem Alter nach von dem sie umschliessenden Gesteine nicht sehr verschieden sein können. Zahl- reiche Kluftflächen folgen der Grenze zu Scaglia und Tertiär, die ganz in der Nähe liegt: während bei Praforte das aus graublauen Mergeln und eingelagerten Kalkbänken mit Nummuliten sowie Sandsteinen be- stehende Eocän sehr steil mit 85° nach S 45° O einfällt, zeigt es etwas entfernter von der Kreidegrenze über Travesio ein Einfallen gegen den Berg hin (65° N r0°W); es wiederholt sich demnach hier dieselbe Er- scheinung wie an der Forca di Meduno und am Monte San Lorenzo, dass nämlich die Scaglia- und Tertiärschichten am Südflügel der Anti- elinalen sich nach Süden steil aufriehten und schliesslich überstürzen, oder durch eine streichende Verwerfung so dislocirt werden, dass sie gegen das Gebirge hin einfallen (vergl. Profil No. II, S.859). Diese Lage- rungsverhältnisse dürften wohl die Ursache zu der in der Litteratur mehr- fach wiederkehrenden Behauptung der Discordanz von Kreidekalk und Scaglia mit Tertiär bilden. Kleinere Störungen treten in dem Tertiär bei Travesio mehrfach auf und gleich nördlich von Praforte tritt das steilgestellte Tertiär bis un- mittelbar an die Radiolitenkalke heran, so dass das kleine nach Creti hinabführende Thälchen in seinem obern Theile der Formationsgrenze und einer tektonischen Linie entspricht, die in ihrem nordöstlichen Verlaufe bis gegen Dominisia unterhalb von Clauzetto zu verfolgen ist. Am Col Prese liegt etwa die Axe der sich nach Osten senkenden Kreideantielinalen und gleich nördlich davon stehen bituminöse Platten- 868 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 26. October. kalke an. Sie fallen 10° nach Osten ein; Versteinerungen konnten nicht gefunden werden. Sie scheinen nur eine locale Einlagerung in den Kalken unter dem Caprinidenhorizonte zu bilden (vergl. S im Profile N. III, S.850) und keine selbständige Stellung zu besitzen. Im Nordflügel der Anticlinalen gegen den Seeco- und den Fus- Fluss stehen die obersten Kreidekalke mit nördlichem Einfallen an; in einem kleinen Steinbruche östlich von Casa Ropez werden feinkörnige, weisse Kalke in 0”ı—2 mächtigen Bänken abgebaut: sie haben die gleiche Beschaffenheit, wie die Radiolitenkalke in der Colvera-Schlucht und führen auch Radioliten; das Einfallen beträgt hier 53°W 30°N. In dem Thale des Flusses Fus, auf dessen Nordseite die peri- adriatische Bruchlinie Campone-Pert (P. im Profil Nr. II, S. 859) ver- läuft, kommt über den Kreidekalken noch Scaglia und Tertiär vor, dessen Kalkbänke und Mergel bei Cleva östlich von Campone mit 45° nach Süden gegen die Kreide hin einfallen. Es macht somit hier das Tertiär eine Ausnahme gegenüber den anderen Punkten längs des periadriatischen Bruches, wo es stets gegen diesen einzufallen pflegt. Über das kleine Kreidegebiet längs des linken Ufers des Torrente Cosa ist nur noch wenig zu bemerken. Die Cosa-Schlucht selbst ist eine reine Erosionsbildung. An der Oberfläche liegen die Capriniden- Kalke, die am Col Spelat, zwischen Vagagnis und Fornez Capriniden, Inoceramen, Ostreen und Pectiniden enthalten. Nördlich von Vaga- gnis stehen bis zur Kirche von Gerchia auch noch die Kalke des Radiolitenhorizontes in derselben Beschaffenheit wie bei Praforte an. Diese Kreide wird von Scaglia und Tertiär eoncordant überlagert, welche nördlich von Zocius und am Wege von Fornez nach Clauzetto ı0°0 15°S einfallen. Weiter östlich haben aber in Folge von Dis- locationen die Tertiärschichten andere Fall- und Streichrichtungen ; so zum Beispiel geht eine solche Verwerfung durch das kleine linke Seiten- thal des Torrente Cosa, in welchem die Strasse von Clauzetto nach Paludea geht. Dort stehen am Ponte di Tul auf der rechten Thal- seite die sehr zerklüfteten Kreidekalke an, während auf der anderen Thalseite schon die tertiären Sandsteine mit 40° nach S 30° O ein- fallen. Der Verlauf des Thales entspricht der Verwerfung, welcher auf der rechten Seite des Torrente Cosa in ihrer südwestlichen Fortsetzung das schon erwähnte kleine Thal bei Creti folgt. Am Ausgange der Gosa-Schlucht steht über den hier grauen und versteinerungslosen Kreidekalken, die sehr steil gestellt sind, rothe Scaglia und Tertiär an, dessen ebenfalls senkrecht stehende Kalkbänke von S 50° W nach N 50° O streichen und über Paludea bis Pinzano in immer jüngere Glieder zu verfolgen sind. FurrErer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 869 IV. Die Kreide zwischen Clauzetto und dem Tagliamento. Derselbe Gegensatz zwischen den von reicher Vegetation bedeekten Scaglia- und Tertiärbildungen einerseits, und den öden unwirthlichen Steinwüsten der Kreidekalke andererseits, besteht wie in der Tertiär- bucht von Meduno, so auch in der Gegend von Clauzetto und For- garia und verleiht ihr hohen landschaftlichen Reiz. Die hier sehr mächtigen Tertiärschichten erstrecken sich in breiter Zone längs der Kreideberge des Monte Pala (1231") und der karstartigen Hochplateaus nördlich von Forgaria bis zum Tagliamento. An der Westseite des Monte Pala reicht das Tertiär, welches den Zusammenhang der Kreide des Torrente Cosa und des Monte Pala unterbricht, hoch am Bergabhange hinauf; so bis 680” südwestlich von Ropa und bis zu 8Soo” an der Forcella östlich von Gerchia. Da dieses Tertiär, wie auch die Scaglia, die man aber selten gut aufgeschlossen findet (z. B. bei Casa Pitinie hoch nördlich über Clauzetto mit einem Fallen von 20° nach Osten) mehr oder weniger steil, direet auf das Kreidemassiv des Monte Pala zufallen und bis direet an dasselbe heranreichen, so muss auch hier ähnlich wie im Meduna-Thale ein Nord-Süd streichender Querbruch vorhanden sein und zwischen den beiden Formationen am steilen westlichen Bergab- hange entlang gehen. Auch die Lagerungsverhältnisse des Tertiärs am Südrande des Pala-Massives sind der Art, dass sie auf die Fort- setzung der schon bei Travesio erwähnten Dislocation (vergl. Profil II, S. 859) schliessen lassen, denn kurz westlich vor Vito d’Asio liegen eocäne Mergel und Sandsteine fast ganz horizontal und bei Bisa (etwas östlich von Forgaria) fallen sie mit 30° nach N 40° OÖ ein. Übersieht man die Tektonik im ganzen, so ergibt sich, dass die Tertiärbucht zwischen den Kreidebildungen an einem Querbruche nach Norden reicht, wie diess auch an der Meduna der Fall war: es fehlt hier zur vollkommenen Analogie nur das weiter nach Norden vorgerückte Auftreten der östlichen Fortsetzung der Kreide. Der Dis- locationsbetrag an dem @Querbruche ist ein nicht unbeträchtlicher: wenn östlich vom Torrente Cosa die obersten Kalke des Radioliten- horizontes in einer Höhe von etwa 550” unter die Bedeckung von Scäaglia und Tertiär sinken, und am Ostflügel der Verwerfung in einer Höhe von rund 800” viel ältere Kreidekalke anstehen, und am Monte Pala bis zu 1231" in die Höhe reichen, so ist für den Fall, dass auf der Höhe dieses Berges die obersten Horizonte der Kreide anstehen, was wegen Mangels an Versteinerungen nicht zu erweisen war, immer- hin eine Sprunghöhe von mindestens 700” vorhanden. Auch darin zeigt sich die Analogie mit dem Querbruche von Meduno, wo am 870 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. Monte San Lorenzo die jüngsten Kreidehorizonte hinabsinken und bei Meduno viel ältere im gleichen Niveau anstehen. Wie die Golvera-Schlucht als Durchbruchsthal das Kreidemassiv des Monte Jouf durchschnitt, so wird auch in dem tektonisch ein Ganzes bildenden Kreidegebiete von Ulauzetto bis an den Tagliamento, der Zusammenhang durch die tiefe Schlucht des Torrente Arzino unterbrochen. Beim Eingange in dieses Durchbruchsthal von Anduins aus beobachtet man an der neu angelegten Strasse zuerst: a) dichte, graue Kalke mit vielen Kalkspathadern, seltener mit ausgewitterten, kleinen, unerkennbaren Fragmenten von Versteinerungen. Diese Kalke haben eine grosse Mächtigkeit, doch dürfte kaum der ganze Complex durchaus einheitlich sein. b) Etwa 3" vom Eingange entfernt führen einzelne dieser grauen Kalkbänke Gerölle von Kalk und auch von Kiesel; Versteinerungen fehlen; das Einfallen beträgt 45°N 45° 0. Weiter nach Norden hin folgen: c) dünnbankige, stellenweise etwas bituminöse Kalke ohne or- ganische Reste mit wechselndem, aber im allgemeinen nach Norden gerichteten Fallen. d) Die letzten vor dem Ausgange der Schlucht ebenfalls in ziem- lich bedeutender Mächtigkeit anstehenden Kalke sind ganz weiss, sub- krystallin und führen keine organischen Reste. Bald nachher, angesichts von Pert, finden sich schon 50° Ost fallende, tertiäre Mergel und Sandsteine. Der absolute Mangel an er- kennbaren Versteinerungen macht die Altersbestimmung der einzelnen Kalkzonen schwierig; doch will es scheinen, dass die Kalke a— ce tiefer liegen als alle bisher besprochenen und dass sie im Niveau noch unter den Caprinidenhorizont fallen dürften; nur in d könnten eventuell schon Aequivalente dieses Horizontes zu suchen sein. Die Verhältnisse im Thale von Pert sind aber nicht geeignet, diese Fragen zu einer Lösung zu bringen. Die Triaskalke treten mit einem Einfallen von ı5°N 60°O sehr nahe an die Kreide heran und lassen nur einen beschränkten Raum für das Tertiär, welches noch bis unterhalb von Friuns ansteht. Die Kreidekalke, welche sich ober- halb von diesem Orte und westlich bis über die Forcella finden, sind in ihrer Beschaffenheit den Kalken d der Arzino-Schlucht ähnlich und haben im Bosco Pala den Charakter der Schichten des Capriniden- horizontes, es konnten indessen auch hier keine leitenden Fossilien ge- funden werden. Erst über Clauzetto in einer Höhe von 620” kommen in dichten, grauen Kalken organische Reste vor, unter denen Radio- litendurchschnitte zu erkennen sind; auch petrographisch stimmen sie mit den bei Praforte vorkommenden Kalken des Radiolitenhorizontes Furterer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul, 871 überein. Das Einfallen ist hier mit Sicherheit nicht zu ermitteln und somit muss auch die Frage nach der tektonischen Stellung dieser Kalke zum Hauptmassive des Monte Pala noch offen bleiben. Nicht viel erspriesslicher für die Förderung dieser Fragen ist das Studium des sich noch östlich bis zum Tagliamento anschliessenden Gebietes. Auf dem öden karstartigen Plateau, das von der Arzino- Schlucht im Westen und von den steilen Abstürzen gegen Cavenier und Peonis im Süden und Osten abgegrenzt wird, stehen an den ein- zelnen, kleinen aufgesetzten Bergkegeln oder in den Dolinen immer dieselben Kalke an, die in ihrem Charakter von allen weiter westlich beobachteten Kreidekalken abweichen. Es sind dichte, weisse oder auch hellbraune Kalke, die stellenweise viele Trümmer und Schalen- fragmente führen; einzelne eingeschlossene, weisse Kalkstücke zeigen an ihrer etwas angewitterten Oberfläche eine Structur, welche an Ellips- actinien erinnert. Besonders bei der Casa Redrania di Coriuno und bei Casa Valacan bestehen manche der herumliegenden Blöcke aus einem förmlichen Kalkconglomerat, in welchem auch Kieselknollen nicht fehlen. Überall auf dem Plateau und auch beim Abstiege nach Peonis oder Bedoi und Bisa ist der Gesteinscharakter der gleiche und mangels an bestimmbaren Versteinerungen muss die genauere Einreihung dieser Kalke einem glücklichen Funde vorbehalten bleiben. Aus den im Vorstehenden mitgetheilten Beobachtungen ergeben sich in stratigraphischer Beziehung folgende Resultate. Die scheinbar ganz gleichartigen Kreidekalke unter der Scaglia lassen sich in Horizonte gliedern, die durch bestimmte Formen charakterisirt sind. I. Der Radiolitenhorizont liegt nahe der oberen Grenze der Kreidekalke gegen die Scagliamergel. Lithologisch ist er charakterisirt durch helle, oft diehte, stellenweise auch weiche und weisse Kalke, die öfter in Steinbrüchen gewonnen werden, und die ziemlich reich- lich, aber meist nur sehr schlecht erhaltene Versteinerungen führen. Die überaus zahlreichen Radiolitendurchschnitte machen diesen Hori- zont leicht kenntlich, wenn auch die Radioliten selbst meist unbe- stimmbar sind; sie besitzen zahlreiche kräftige Rippen und scheinen zu Radiolites Da Rio Catullo zu gehören. Ausserdem wurden bis jetzt constatirt: Apricardia Pironai G. Böum sp. Nerinea Jaekeli, FUTTERER Östrea div. SP. Corallen sp. indet. - = . . . a 872 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. October. Bemerkenswerth ist das Fehlen von Hippuriten in diesem Hori- zonte. Günstige Beoabehtungspunkte sind u. a. der Pass von La Croce direet über Maniago libero, der nördliche Ausgang der Colvera-Schlucht und die Höhen von Praforte bei Travesio. Unter diesen Radiolitenkalken und von ihnen durch mächtige, graue und hellbraune, nur selten Versteinerungen enthaltende Kalke getrennt liegt NH. der Hippuritenhorizont, der ebenfalls von weissen, ziem- lich compacten und in mächtige Bänke abgesonderten Kalken ge- bildet wird. Auch hier sind Durchschnitte von organischen Resten, unter denen Hippuriten vorherrschen, im Gesteine ziemlich häufig. Vorläufig sind aus diesem Niveau folgende Arten namhaft zu machen: Hippurites cornu-vaccinum aut. Hippurites ef. gosaviensis, Douv. Hippurites Medunae nov. Sp. Radiolites sp. Apricardia tenuistriata nov. SP. Die besten Fundpunkte liegen am Ausgange des Pentina-Thales; in der Colvera-Schlucht und in den Steinbrüchen am Ponte Racli. Dieser Horizont ist nicht so durchgängig und überall durch seine Versteinerungen vertreten wie der Radiolitenhorizont und das folgende Niveau; die Hippuriten sind local angehäuft und an anderen Stellen fehlen sie wieder ganz, so dass die entsprechenden Kalke in ihrer Zugehörigkeit zu diesem Horizonte nur aus ihrer stratigraphischen Lage zu erkennen sind. Ein drittes noch tieferes Niveau bildet II. der Caprinidenhorizont. Die Kalke desselben sind denen des Radiolitenhorizontes ausserordentlich ähnlich, wenn sie sich auch häufig durch dünnere Schichtung und ihre Zusammensetzung aus De- tritusmaterial, wie man an angewitterten Flächen erkennen kann, von jenen unterscheiden. Durch das häufige Auftreten der selbst an Bruch- stücken und Durchschnitten leicht kenntlichen Capriniden, sind sie ebenso leicht zu constatiren wie die Radiolitenkalke. Ausser den sehr häufigen, zu den Capriniden zu stellenden, aber noch näher zu untersuchenden Formen (Caprina, Cornucaprina, Schiosia u.s.w.) sind in diesem Horizonte, der eine reiche Fauna enthält, noch Inoceramus sp., Ostrea div. sp., Corallen u. a. m. vorhanden, die bei besser erhaltenem Materiale noch der Durcharbeitung bedürfen. Fundorte mit Versteinerungen aus diesem Horizonte sind die Höhen südöstlich von Bareis, das Valle La Croce, Casa Fassor am Monte Ciaurlecec, sowie das Plateau von R. Turiet und der Monte Spelat. > AI° Rn . = 45 m. Furrerer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 873 In den tieferen Kreideschichten sind bestimmte, lithologisch oder palaeontologisch ausgezeichnete, durchgreifende Horizonte nicht mehr nachweisbar; es kommen wohl noch kleinere Lagen mit Durchschnitten vor, die vielleicht auf kleinere Caprinen zurückzuführen sein dürften; doch bestimmbare Arten waren nicht zu gewinnen. Auf dem R. Turiet kommen unter den Caprinidenkalken dunkele bituminöse Schieferkalke vor, über deren Bedeutung aber erst ihr allgemeinerer Nachweis Auf- schluss geben kann; denn einmal kommen solche bituminösen Zwischen- lagen als Localbildungen in der Oberkreide vor, während sie in der unteren Kreide häufiger die reinkalkige Facies vertreten, und dann ist auch daran zu erinnern, dass mehr oder weniger bituminöse Kalke in der mittleren Kreide, sowohl im östlichen Theile der Provinz Tre- viso, wie am West- und Ostrande des Cansiglio auftreten und somit jene Kalke schon in diese Stufe gehören könnten. Ältere Bildungen, zu denen möglicherweise gewisse Kalke der Arzino-Schlucht und der Kreide am Tagliamento zu rechnen wären, sind nirgends an Versteinerungen nachweisbar aufgefunden worden. Die grossen Züge der Tektonik des Gebietes lassen sich fol- gendermaassen zusammenfassen. Der wichtigen tektonischen Linie, welche die Tertiärbecken von Belluno und des Alpago im Norden begrenzt — der Belluneser Spalte — entspricht in diesem östlichern Gebiete die grosse Frattura periadria- tica Bareis-Starasella, die am Querbruche von Meduno in zwei Stücke, ein westliches, von Bareis-Andreis-Casasola-Meduna reichendes und ein östliches, zerlegt wird, welch letzteres gegenüber dem anderen nördlicher liegt und über Campone-Pert-Peonis an den Tagliamento reicht. Durch diese Dislocation wird überall das in den Thälern von Bareis, Poffabro, Campone, Gerchia, Pert und Peonis eingesunkene Tertiär, und wo dieses fehlt, die Scaglia oder der Radiolitenkalk selbst gegen das Triasgebirge abgegrenzt. In der Gebirgsgruppe des Monte Cavallo sind die ersten Störungen der Belluneser und periadriatischen Linie vorhanden; welcher Art dieselben sind, ist noch des genauern darzulegen; aber jedenfalls ist das nördlichere Einsetzen der Linie Bareis— Starasella nicht ohne Zusammenhang mit den Querbrüchen derselben Gegend und diese ihrerseits zeigen wieder Beziehungen zu dem grossen Randbruche des Gebirges gegen die Ebene hin, der Frattura di Aviano, welche von Polcenigo über Montereale nach Nord- ost streicht; ihnen allen ist das Absinken des östlichen Flügels ge- meinsam. Die Erscheinung, welche in den nördlicher gelegenen Alpen- gebieten und an den sie durchsetzenden Bruchlinien eine so grosse Rolle spielt, dass nämlich ein Bruch sich in mehrere auflösen, oder 874 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. October. an Querbrüchen absetzen und an anderen Stellen neu beginnen kann, findet man auch in diesem Gebiete wieder. Die Bruchlinie von Aviano, welche bei Maniago auf das Bruchfeld an der Meduna trifft, wird von da ab östlich durch eine west-östlich streichende Verwerfung ver- treten, die sich im Profile Nr. II S. 859 zeigt. Die periadriatische Linie (P in den Profilen) hatte eine erste Verschiebung nach Norden bei Bareis; eine zweite erfährt sie an der Meduna, wo am Ponte Racli eine kleinere Verwerfung noch ein Stück weit nach Osten in ihrer alten Richtung fortsetzt. Längs des weiteren Verlaufes der Haupt- spalte kommen stellenweise die Verhältnisse eines ächten Grabenbruches vor (vergl. Profil Nr. HI S. 859), in den Scaglia und Tertiär eingesunken sind. Der Querbruch von Clauzetto scheint jedoch die Richtung der periadriatischen Spalte nieht zu beeinflussen. Die Rolle, welche die Querbrüche in den südlichsten Randketten der Venetianer Alpen spielen, ist schon von verschiedenen Seiten, so von Hörnes, TArAMmELLT u. A. gewürdigt worden; hier weiter im Osten stehen die buchtartig bis an das nördlichere Triasgebirge vordringenden Tertiärbildungen mit ihnen im Zusammenhange. In der ersten derartigen Tertiärbucht im Kreidegebiete, dem Bruchfelde von Meduno, sind dreierlei Systeme von Verwerfungen zu unterscheiden. a) Brüche, welche die grosse Randverwerfung (Linie von Aviano) begleiten und WSW—-ONO streichen, sind südlich vom Monte San Lorenzo und bei Pitagora nördlich von Meduno zu verfolgen; hier ist der Südflügel abgesunken, und sie scheinen die jüngsten Brüche zu sein. b) Verwerfungen des Systems des periadriatischen Bruches, der das älteste Datum besitzt, treten am Torrente Moje im Tertiär und bei Redona in der Kreide auf. c) Querbrüche in Nord-Süd-Richtung sind östlich vom Monte San Lorenzo sowie an der Meduna zu beobachten. In der östlich folgenden Tertiärbucht von Clauzetto gelang es nur einen grossen Querbruch nachzuweisen, der das Tertiär gegen die Kreide des Monte Pala abgrenzt, wenn es auch wahrscheinlich erscheint, dass ihn eine zweite Verwerfung gleich östlich vom Torrente Cosa be- gleitet. Zum Systeme der Randverwerfungen gehört hier der Bruch, der aus dem Creti-Thale über Mulinar gegen Clauzetto nach Nordost streicht, und in dessen westliche Verlängerung die Dislocation nördlich von Travesio auf Profil Nr. II, S. 859 fällt. So auffallend die Depressionen längs der Querbrüche von Meduno und Clauzetto sich orographisch markiren, so bemerkenswerth ist die Erscheinung, dass die aus dem Triasgebirge austretenden Flüsse wie FurrErer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 875 Zelline, Colvera, Cosa, Arzino mit Ausnahme der Meduna, anstatt diese Depressionen zu benutzen, in engen Thalschluchten das viel höhere Kreidegebirge durchbrechen und zwar auf Wegen, die durch keine tektonischen Linien vorgezeichnet sind. Der Bau des Kreidegebirges zwischen dem Rand- und dem peri- adriatischen Bruche ist sehr einfach und besteht aus einer mehr oder weniger hochgewölbten Anticlinalen mit steilerm Südflügel. Im nörd- lichen wie im südlichen Schenkel können kleinere Parallelbrüche zu den grossen Spalten einsetzen. Im Norden liegen Scaglia und Eocän meist concordant auf den Radiolitenkalken, wenn sie nicht in Graben- versenkungen eingesunken sind; im Südflügel kommen jedoch in Folge der Dislocationen auch jüngere Tertiärglieder wie Miocän bei Travesio sowohl wie bei Cornino am Tagliamento nach der Karte von Tara- MELLI in Contact mit der Kreide. Die einzelnen Anticlinalen des Monte Jouf wie des Gebirges von Meduno zeigen die Tendenz nach Osten hin sich zu senken. Über die orogenetischen Vorgänge am Ende der Kreidezeit geht aus den Beobachtungen hervor, dass die im östlichen Friaul vorhan- dene Discordanz zwischen Kreide und Eocän hier noch fehlt und dass unconforme Lagerungen auf Rechnung von Dislocationen zu setzen sind; so dürfte auch der von Taramerıı' angegebene, sichere, discordante Contact zwischen Eocän und Kreidekalk an der Schwefelquelle von Anduins (Höhe 357") auf einer Verwerfung beruhen, da einmal gleich nördlich von Clauzetto noch echte Scaglia vorhanden ist, und anderer- seits die Kreide im Monte Pala noch bis zu 1231" ansteigt, so dass eine Anlagerung des Tertiärs an die Kreide stattgefunden haben müsste, wofür aber im Schichtcharakter nicht der geringste Anhaltspunkt ge- funden werden kann. Hier sei nur noch des Umstandes gedacht, dass eine ähnlich einfache Tektonik mit grossen weitgestreckten Anticlinalen, deren Schenkel stellenweise an Brüchen abgesunken sind, auch in den west- licheren Kreidegebieten des Lago di Santa Croce vorkommt,’ und in dem dazwischen liegenden Hochplateau des Cansiglio ist nach Pıroxa’ die Lagerung fast söhlig oder bildet flache Mulden, deren Ostflügel ebenfalls abgesunken ist (a. a. O. Profil C-D). Diese einfachen Lagerungsverhältnisse ermöglichen denn auch das Verfolgen der einzelnen Horizonte in den gleichmässigen Kalken, das ‘ Taranmeıuı, Geologia delle provincie Venete. 1882. p. 162. Anmerkung 2. ° K. Furrerer, Die oberen Kreidebildungen der Umgebung des Lago di Santa Croce in den Venetianer Alpen. Palaeontologische Abhandlungen von Daues und Kayser Band VI. 1892. Tafel 2. ® Pırona, Carta geologica dei dintorni di Aviano e Polcenigo. Memorie del R. Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Vol. XX. 1878. 876 Sitzung der physikalisch -matlıematischen Classe vom 26. October. trotz der Versteinerungen in einem stark verworfenen Gebiete un- möglich würde. Um die hier gewonnenen Erfahrungen in stratigraphischer Be- ziehung auf ihre Gültigkeit für weitere Gebiete der adriatischen Kreide- bildungen zu prüfen, sind die Ergebnisse der Untersuchungen der Kreide in Istrien und Dalmatien in erster Linie zu berücksichtigen ; denn nach Westen hin nimmt die Kreide an Mächtigkeit ab, und im Gebiete von Belluno dürfte nur noch der Hippuriten- und Capriniden- horizont vorhanden sein.‘ Für den Col dei Schiosi würde es sich nach den hier mitgetheilten Resultaten zunächst darum handeln, fest- zustellen, ob die Hippuriten über den Capriniden liegen, und ob sie in dasselbe Niveau wie die Hippuriten von Bareis und Meduno ge- hören, was nieht unwahrscheinlich ist. Ferner wäre das Niveau der Radioliten zu praeeisiren; die Frage nach dem Lager der Apricardien käme erst in zweiter Linie in Betracht. Pırona” gibt bestimmt an, dass der eoralligene Kalk mit Actaeonellen, Caprinen, Sphaeruliten und Hippuriten über der Schicht mit Apricardia liegt; in unserm Gebiete wurden indess diese Formen nur im Hippuritenhorizont vom Ponte Racli und im Radiolitenkalke gefunden und zwar hier dieselbe Art wie am Col dei Schiosi. Aus Stacuzs? Untersuchungen der Kreide Istriens und Dalmatiens geht nun, so wenig dieselben auch schon abschliessend sind, hervor, dass in der Oberkreide speciell die Radiolitenkalke eine grössere verti- cale Verbreitung zu haben scheinen und sich »bankweise fortlaufend « wiederholen, was natürlich eine Ausscheidung bestimmter Horizonte sehr erschwert. In der oberen Senon und Turon umfassenden Hauptgruppe werden unterschieden: ! Über den Col dei Schiosi und dessen Fauna sei hier — ohne der Beschreibung des Hrn. Prof. Bönn vorgreifen zu wollen — nur auf Grund der von dem genannten Forscher in seinem »Beitrag zur Kenntniss der Kreide in den Venetianer Alpen« (Berichte der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. Bd. 6) gemachten geo- logischen Angaben erwähnt, dass eine Gliederung des dortigen reichen Fundpunktes nicht unmöglich erscheint, da die angegebenen Fundpunkte — wie die neue, durchaus zuverlässige, italiänische topographische Karte ı: 50000 zeigt — beträchtliche Höhen- differenzen aufweisen. Casera Schiosi hat eine Höhe von 1329”; die Hütten von Torrione sind wohl die Hütten am »Il Torrione« zwischen 1250 und 1300”; die Casera Cereseris liegt unter der Curve 1400” und schliesslich dürfte Lam d’Ortus (?) bei Bönnm ident sein mit den Casere Val di Lama in ıııom. In welcher Höhe Bocca Candaglia liegt — wie es scheint eine Dolline an dem 1357” hohen Monte Candaglia — ist aus der Karte nicht zu ersehen. ?2 Pırona, Due Chamacee nuove del terreno cretaceo del Friuli. Memorie del R. Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Vol. XXII. 1887. p. 10 Note. j 3 G. Strache, Übersicht der geologischen Verhältnisse der Küstenländer von Österreich - Ungarn. 1889. S. 41. . . ” . . L lard FurreErer: Die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 871 a) lichte, subkrystalline Kalksteinbänke, vorwiegend mit Trüm- mern von Rudistenschalen. Wahrscheinlich Aequivalente des Cam- panien und auch des oberen Santonien; stellenweise mit Sphaerulites Hoeninghausi. (= Radiolitenhorizont S. 871); b) Strandgrusbreccien, Plattenkalke und obere Sphaerulitenkalke. Hauptentwicklung der Hippuritenfamilie. Hippurites sulcatus, cornu- vaccinum, organisans u.s.w.; Überwiegen von Sphaeruliten und Radio- litenformen. Sphaerulites Sauvagesü , radiosus, Radiolites cornu - pastoris, angeiodes, Sphaerulites ponsianus. Ostreen; local Janiren, Pflanzen und Fische. Aequivalente des Coniacien und Provencien; nach Toucas Mittel- und Untersenon und Oberturon. (= Hippuritenhorizont 52872); €) untere Sphaeruliten- und Radiolitenhorizonte; im Nordgebiete mehrfacher Wechsel von dunkelm und lichtem Gestein. Wiederholtes Auftreten von Formen aus der Verwandtschaft von Radiolites lumbri- calis und Sphaerulites Ponsianus und von Requienienhorizonten. Aequi- valente des Angoumien und Ligerien oder des untern Turonien (= Üa- prinidenhorizont zum Theil S. 872; die reiche Radioliten- und Sphaeru- litenentwickelung fehlt im Gebiete von Friaul). Die Übereinstimmung ist demnach in den grossen Zügen vor- handen und schon Taranmeruı hatte hier 1874' einen »Calcare a Ca- prine« (= ce bei Stacnze) unter einem Kalk mit Radioliten und Sphae- ruliten ausgeschieden. Zu den von STAcHE angegebenen Subfacies der Entwickelung der oberen Kreide gehören offenbar auch die von A. Tomması?" und Bozzı” beschriebenen Kalke von Vernasso östlich von Cividale, welche unter einem eocänen Gonglomerate liegen und aus Echiniden-, Foraminiferen- und bituminösen Kalken bestehen, und ausser Inoceramus und Phola- domya auch Pflanzen führen; in der mittleren Kalkschicht kommen u. a. Buchiceras ef. Ewaldi, Gastropoden und Lamellibranchiaten vor; sowohl nach Flora wie Fauna scheint hier Unter-Senon vorzuliegen. Für das weitere Studium dieser Kreidebildungen ist in erster Linie von Wichtigkeit, das Verhältniss solcher fossilführenden Subfacies ! Tarameruı, Appunti sulla storia geologica dell’ Istria e delle isole del Quarnero. Atti del R. Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. 1873—79. Ser. IV. Tomo III. D.723. 2 A. Tomması, Sul lembo cretaceo di Vernasso nel Friuli. Annali del R. Istituto teenico di Udine. Serie II. Anno VII. 1889; und Contribuzione allo studio della fauna cretacea del Friuli: I. I fossili Senoniani di Vernasso presso S. Pietro al Natisone. Atti del R. Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti. Ser. VII. Tomo II. 1891. 3 L. Bozzı, La Flora cretacea di Vernasso nel Friuli. Bollettino della Societa geologica italiana Vol. X. Fasc. 3. 1892. 878 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. unter sich und zu den Rudistenkalken festzustellen, da diese ersteren häufig eine genauere Parallelisirung erlauben. Eine detaillirtere Kenntniss dieser Vorkommen sowie die allmählich vermehrten Faunen der einzelnen Horizonte werden die Frage nach dem Alter der scheinbar ungegliederten Kreidekalke einer Lösung näher führen. 579 Über eine auf photographischem Wege entdeckte periodische Veränderung des Abstandes der Componenten von 61 Cyani. Von Dr. J. WırLsıne in Potsdam. (Vorgelegt von Hrn. Vocer.) Hierzu Taf. V. Die in neuester Zeit festgestellte Anwendbarkeit der Photographie auf dem Gebiete feinster mikrometrischer Ortsbestimmungen am Himmel hat den Gedanken nahe gelegt, und auch bereits mehrfach zu prak- tischen Versuchen Anlass gegeben, Sternparallaxen mit Hülfe von photographischen Aufnahmen zu bestimmen. Obgleich dieses Forschungsgebiet dem Arbeitsplane des Astro- physikalischen Observatoriums ferner liegt, war es einerseits doch von Interesse, die Leistungsfähigkeit des durch seine eigenartige Con- struction in optischer und mechanischer Beziehung bemerkenswerthen Photographischen Refractors' näher kennen zu lernen, und anderer- seits auch wünschenswerth die für solche Messungen geeignetsten Methoden festzustellen und ausführlicher bekannt zu geben. Diese Gründe bewogen Hrn. Vosrr mir den Photographischen Refraetor für derartige Untersuchungen zu überlassen. Als Untersuehungsobject wurde der bekannte Doppelstern 61 Cygni gewählt, dessen Parall- axe von verschiedenen Beobachtern ermittelt worden ist und daher als verhältnissmässig sicher bekannt vorausgesetzt werden durfte. Im Herbst 1890 begann ich mit den Aufnahmen. Aus einer eingehenden, bisher noch nicht veröffentlichten Bearbeitung ergab sich als all- gemeine Schlussfolgerung, dass die Übereinstimmung der Resultate der Distanzmessungen auf den photographischen Platten derjenigen der besten mikrometrischen Messungen am Himmel gleichkam. Allein gerade derjenige Theil der Discussion, welcher sich auf die Parall- ! Vel. Voczr, Zeitschrift für Instrumentenkunde 1889 8.193. Sitzungsberichte 1893 73 830 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. axe von 61 Gygni selbst bezog, konnte zu keinem befriedigenden Ab- schluss geführt werden, da die Abweichungen der auf zwei ver- schiedene Vergleichsterne sich beziehenden Parallaxen nicht innerhalb der zu erwartenden Genauigkeitsgrenzen lagen, so dass eine bei der Reduction der Messungen nicht berücksichtigte Fehlerursache vorhanden sein musste. Als nächstliegende Erklärung der erwähnten Abweichungen konnte das Vorhandensein eines merklichen Unterschiedes zwischen den Parallaxen der Vergleichsterne gelten, allein die Messung ihres Ab- standes selbst zeigte keinerlei parallaktische Schwankung. Die beiden Vergleichsterne sind in nahe 90° verschiedenen Richtungen von 61 Cygni aus gelegen; es blieb daher die zweite Möglichkeit übrig, die Ursache in einer wesentlich in der Richtung nach dem einen der beiden Sterne veränderlichen Bewegung des Mittelpunktes der Verbindungslinie beider Componenten, auf welchen sich die Messungen beziehen, zu suchen, und es liess sich erwarten, dass die Existenz einer derartigen Schwankung sich in der Veränderlichkeit der Entfernung beider Sterne bemerkbar machen würde. Deshalb wurde nun der Abstand der Componenten von 61 Üygni durch directe Messungen bestimmt, welche diese Vermuthung vollkommen bestätigt, und zu dem sehr in- teressanten Resultate geführt haben, dass der Abstand eine periodische Veränderung, nach dem bisher vorliegenden Material mit einer Pe- riodendauer von etwa 22 Monaten, erleidet. Im Folgenden theile ich den Gang dieser Untersuchung und die Ergebnisse mit, indem ich mir vorbehalte die Resultate der Unter- suchungen, welche sich auf die Parallaxe von 6ı Cygni beziehen, demnächst in ausführlicher Weise zu veröffentlichen. Bei der Anordnung der betreffenden Messungsreihen, welche sich über grössere Zeiträume erstrecken, handelte es sich wesentlich darum, constant wirkende Fehlerursachen zu vermeiden; deshalb soll zunächst auf mögliche Fehler dieser Art hingewiesen werden. Zur Vergleichung der auf verschiedenen photographischen Platten gemessenen Entfer- nungen ist die Reduction derselben auf ein einheitliches Maass er- forderlich. Der Winkelwerth von ı"" auf der Platte (im Mittel sehr nahe eine Bogenminute) ändert sich mit der Focallänge des Objectivs, lässt sich also, da letztere von der Temperatur abhängig ist, mit Hülfe eines thermometrischen Coeffieienten ausdrücken. Obgleich dieser Coefficient sich bereits mit grosser Genauigkeit aus der beträchtliche Temperaturunterschiede umfassenden Beobachtungsreihe bestimmen liess, so habe ich doch vorgezogen, den Bogenwerth der Längenein- heit für eine jede Platte gesondert durch Messung einer Normaldistanz zu ermitteln, da alsdann Unterbrechungen der Continuität der Reihe vollkommen ausgeschlossen sind. Als Normaldistanz diente die Ent- . B a PR » . OD Wırsıns: Periodische Distanzänderung des Doppelsterns 61 Cygni. ssl fernung der Sterne B. D. 38° 4325 und 37° 4189, für welche aus Ver- gleichung mit Plejadenaufnahmen der Werth 59’ 23/4 gefunden war. Da der Abstand der Componenten von 61 Cygni in den Jahren 1891 bis 1893 etwa 2 ı Bogensecunden betrug, so folgt, dass nur der 170. Theil des bei der Messung der Normaldistanz begangenen Fehlers in den Betrag des gesuchten Winkelabstandes der Componenten eingeht. Nach Maassgabe des Betrages der zufälligen Einstellungsfehler ergibt sich daher bei der Verwandlung der Schraubenangaben in Winkelwerth im ungünstigsten Falle eine Unsicherheit von ein bis zwei Tausend- theilen der Bogenseeunde. Die Bestimmung des Abstandes der Com- ponenten von 61 Cygni selbst geschah mit Hülfe einer vorzüglichen, an einem ältern RersoLp' schen Messapparat des Observatoriums be- findlichen Mikrometerschraube,' deren periodische Fehler verschwindend klein sind, und deren Schraubenwerth im Verlaufe der Messungen nur sehr geringen Schwankungen unterworfen war. Da ıo Um- mm mm drehungen der Schraube auf ı"" giengen, so konnte noch o""ooo1 oder 0’006 an der Trommel des Mikroskops abgelesen werden. Abgesehen von diesen Reductionen instrumentalen Ursprungs blieb die Möglichkeit einer constant wirkenden Fehlerquelle physio- logischer Art zu berücksichtigen, analog derjenigen, auf welche Hr. VoseL bei Gelegenheit seiner Messungen von Linienverschiebungen in Photographien der Sternspectra hingewiesen hat,” und welche von Hrn. Scheer bei der Ausmessung des grossen Sternhaufens im Hercules Messıer ı3 gleichfalls bemerkt wurde.” Die Schätzung der Mitte der photographischen Sternscheibehen, auf welche die Einstellung erfolgt, ist nämlich individuellen Auffassungsunterschieden unterworfen. Die Einstellung erfolgt nicht auf den wahren Mittelpunkt des Sternscheib- chens, sondern auf einen Punkt, dessen Abstand von der Mitte in einer für denselben Beobachter unveränderlichen Beziehung zur Grösse der Sternbilder steht. Es zeigte sich jedoch, dass der constante Betrag, um welchen die Mitte der Scheibehen von mir fehlerhaft ge- schätzt wurde, gegen die zufälligen Fehler der Einstellung nahezu verschwindet. Von wesentlicher Bedeutung aber war es, dass im vorliegenden Falle, wo es sich nur um Ermittelung von Unterschieden in der Entfernung desselben Sternpaars handelte, der Einfluss des erwähnten Schätzungsfehlers vollkommen umgangen werden konnte, wenn die Platten so orientirt wurden, dass die Richtung der Messungen im Gesichtsfelde beim Uebergang vom hellern zum schwächern Sterne stets die gleiche war. ! Publicationen des Astrophysikalischen Observatoriums Bd. V S. 35. 2 a, 02 Bd. VII 'S. 1To8stt. ® Abh. d. Akad. 1892. 882 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. October. Endlich möge noch bemerkt werden, dass die Aberration als eine vom Positionswinkel der gemessenen Strecken unabhängige, der Länge der Strecken direct proportionale Verbesserung bei nahe stehenden Sternpaaren aus dem Quotienten beider Entfernungen ver- schwindet, und dass die Verbesserung für Refraetion, welche an den gemessenen Abstand der Componenten anzubringen ist, nur bei den grössten vorkommenden Stundenwinkeln 0704 erreicht, im allgemeinen aber unter o’oı bleibt. Aus diesen Erwägungen geht hervor, dass der aus der unmittel- baren Vergleichung der Resultate verschiedener Platten berechnete Betrag der zufälligen Aufnahme- und Einstellungsfehler und der für eine bestimmte Aufnahme constanten Auffassungsfehler als das wirkliche Maass der Unsicherheit der erlangten Werthe gelten darf. Ich gebe nun die Resultate der Messungen des Abstandes der beiden Componenten von 61 Öygni selbst. Aus dem Zeitraum von October 1890 bis September 1893 sind ı 10 Platten mit 386 Aufnahmen vorhanden; jedoch konnte in den ersten Monaten wegen baulicher Veränderungen im Beobachtungslocale nur eine geringe Zahl von Auf- nahmen erlangt werden. Bis Januar 1892 sind auf den Platten je zwei Aufnahmen, im Mai und Juni 1892 drei, von Januar 1893 an zumeist acht Aufnahmen von drei bis vier Minuten Dauer gemacht worden, indem jedesmal vor einer neuen Aufnahme das Fernrohr um eine Bogenminute in Reetascension verstellt wurde. Die Aufnahmen auf einer Platte dürfen als aequivalent gelten mit ebenso viel Aufnahmen auf verschiedenen Platten, da Fehler, welche sämmtliche Aufnahmen einer Platte in constanter Weise beeinflussen, z. B. solche, welche etwa durch Verziehung der photographischen Schicht hervorgebracht sein könnten, nieht merkbar hervortreten. Die folgende Tabelle enthält die Mittelwerthe aus den Messungen der Aufnahmen einer jeden Platte. Die Platten sind, abgesehen von einzelnen Revisionen, einmal gemessen worden, mit Ausnahme der Platten des Monats Juni 1891 und derjenigen von Januar 1893 an, welche zweimal ausgemessen wurden. Obgleich durch frühere Unter- suchungen festgestellt war, dass eine Wiederholung der Messung wesentlich nur die zufälligen Einstellungsfehler herabzudrücken ver- mag, so erschien doch auch unter dieser Annahme eine durchgreifende Controle der Messungsresultate hier nicht überflüssig. Die erste Columne der Tabelle gibt das Datum, die zweite das Mittel der gefundenen Abstände der Componenten, die dritte die Zahl der gemessenen Aufnahmen auf der Platte. Wiırsıse: Periodische Distanzänderung des Doppelsterns 61 Cygni. Datum 1890 Oet. 1891 Febr. Juni Sept. Oct. Oct. Nov. [SCHSCHECH ET) 9.30 29.32 332 533 D [9 N Seil waamnas DUUDON NARNUn © DON DD DD NDDDNDDONND DD NDDNDDHTDNDDND DD DD DD DD DRM DS Datum Noy. 5.41 DD DD OD WW DW DD D Wiuının SIND OD +HNSI oOoONSUWD m 9003 DD mn nm Jan. on SEITEN DD DW DVD [oAte) [a SE in) Mai 8. Juni 8.4 Dec. 22.36 Jan. 7.24 Febr. März 23.61 23.64 27.62 April 6.57 18.59 Mai Juni 1.50 DDNNN DD DDKDMD DD DD N DDDND SON Un DS DS DD UI DD DD DD N OO or [o)} an [0 cHo 10 o) aD So 00 [0.0 oHo <1o ©) Stunden-) winkel | Zu Es sis es + 95) ww Dh Ka) N) ++ 4+++++ ea Man ne OO MD | en ne NO wu | 854 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. October. Zahl | G | | \ Zahl | G s der |Stunden-| (re- [| IIn- der ‚Stunden-| Ire- Datum Distanz | Datum Distanz ee che ‚nahmen | | || nahmen | | | r 1893 Juli 4.44| 21722 | 7 —3h5 | 1893. Aug. 10.39|| 21ız 9 | —2t3 15.41| 21.21 Ro) — 3.5 i 31.45, 21.26 7 )+03 Aug. 3.41 || 21.24 en >24 I | | H Sept. 1.49 | 21.27 | 9 | +1,35 Aug. 4.41|| 21.23 | 9 — 2.3 | II 15.48 | 271.22 9 | +2.0 || | | | | EV l ı Die Zahlen der vorstehenden Tabelle sind, wie ersichtlich, in Gruppen gesondert, welche mit wenigen Ausnahmen den einzelnen Monaten entsprechen. Aus den Abweichungen der Einzelwerthe in den Gruppen von Mai 1891 bis Januar 1892 ergibt sich als wahr- scheinlicher Fehler des Mittels aus den Messungen beider Aufnahmen einer Platte + 0’06. Dieser Werth darf nach dem oben Gesagten als das Maass der Unsicherheit in der Bestimmung der wahren Ent- fernung beider Sterne gelten. Die verschiedenen Zeiten entsprechenden Abstände müssen nun mit Hülfe der als bekannt vorausgesetzten fortschreitenden Veränderung auf eine bestimmte Epoche redueirt werden. Eine Ephemeride, welche Hr. C. F. W. Prrers auf Grund der Messungen von W. und O0. STRUVE in den Astronomischen Nachrichten Bd. ı13 Nr. 2708 gegeben hat, hietert für: den Abstand "beider Sterne die Werthe 1891.22 72 1892.0 : 21734, 1893.0 :21”44. Die jährliche Zunahme der Entfernung beträgt also o’ır. Dass eine Änderung der jährlichen Zunahme sich auch im Laufe einer längeren Reihe von Jahren kaum mit Sicher- heit wahrnehmen lässt, ergibt sich schon aus der Betrachtung der Struve’schen Messungen selbst. Das Mittel aus drei Struve’schen Beobachtungen des Jahres 1851 ist: 172.40 (185158), aus drei Beobachtungen in den Jahren 1857 bis 1861: 18709 (1859.5), aus drei Beobachtungen des Jahres 1868: 1890 (1868.98) und aus drei Beobachtungen in den Jahren 1877 bis 1879: 19.809 (1.878.7). Man erhält hieraus für die mittlere jährliche Zunahme in den Jahren 1851 bis 1860 : 0o!og ı860 bis 1869 : 0709 1869 bis’1878 !o.ıT. Taf.V. Sitzungsber. d.Berl.Akad.d.Wiss.1893. 790 Lp2} fny wm udy a4 ad 00 Eny unr udy 209 ag 200, Sony lunpr Sid ran on :ıubAN) [g von ua}uauodwon ıap sapuejsqy sap Bunspueuen :BuispiM, vE.A. Funke Leipzig eos S68l 1681 0681 lath.Anst 2 I a | L m ann | - a IL 11,03 | | | | | | 8,08 8,03 6,02 6,03 0,12 0,L2 ——= Wiırsına: Periodische Distanzänderunge des Doppelsterns 61 Üveni. 885 5 PI ys Die Gruppenmittel wurden daher mit dem eonstanten Werthe o’ıo auf 1891.0 reducirt. Die folgende Zusammenstellung enthält in der ersten Columne die für die Gruppenmittel gültige Epoche, in der zweiten diese Mittel selbst, in der dritten ihre wahrscheinlichen Fehler, berechnet mit Hülfe des oben gefundenen wahrscheinlichen Fehlers des Mittels aus der Messung zweier Aufnahmen (+0’706), in der vierten Columne die auf 1891.0 redueirten Abstände, in der fünften die Abweichungen der redueirten Werthe von ihrem Mittel, endlich in der sechsten die Zahl der Platten und Aufnahmen. e . ! Redueirte Ab- | ze Epoche Distanz | Ders weichung | | Auf- | "vom Mittel] Platten | „ahmen | | | 1890 Oet. 18 20.97 #0'042 | 2099 | +oYogt | 2 4 Nov. 5 20.89 0.060 | 20.91 | — 0.039 | I 2 Dee. 17 20.95 | 0.060 | 20.95 | + 0.001 | I 2) 1891 Febr. 4 20.99 | 0.060 | 20.98 | +0.031 I 2 Mai 13 20.95 | 0.024 | 2091 — 0.039 | 6 12 Juni 14 20.82 8.932.218 20974, = Q4179 4 S Aug. 25 21.08 0017 | 21.02 | +0071 12 ”) Sept. 17 21.05 0.017 | 20.98 | + 0.031 12 24 Oct. 13 21.14 0.019 | 21.06 +0.111 10 19 Nov. ıı 21.17 0.022 | 21.08 | +0.131 b) 16 Dee. 17 21.20 0.021 21.10 | + 0.151 9 17 1892 Jan. 15 21.14 0.023 21.04 | + 0.091 7 14 Mai 16 21.08 0.022 20.94 | — 0.009 | 5 15 Juni 15 DL 0.026 20.96 | +0.011 4 Il 1893 Jan. 13 21.14 0.014 20.94 | — 0.009 6 409 März 2 21.01 0.019 20.79 — 0.159 3 19 April ı5 21.01 0:017: ‚| 20.78 — 0.169 | 3 24 Mai 14 21.10 0.015 | 20.86 | — 0.089 4 3 Juni rı 21.14 0.016 20.90 | —0.049 | 4 32 Juli 18 21.22 0.017 20.97 | +0.021 | 3 2 Aug. 15 21.22 0.017 20.965 | +0.011 3 25 Sept. 8 21.25 0.020 20.98 | +0.031 | 2 18 Die Vergleichung der Abweichungen in Col. 5 mit den wahr- scheinlichen Fehlern in Col. 3 lässt sofort das Vorhandensein von syste- matischen Abweichungen erkennen, deren extreme Werthe um mehr als 073 verschieden sind. Noch besser wird der Gang in den auf dieselbe Epoche redueirten Distanzen durch die beigegebene Curve veranschaulicht. Die Curve der Abstände kann bis April 1891 nahezu horizontal gradlinig gezogen werden. Alsdann nimmt die Distanz bis Ende Juni um 072 ab, wächst in den folgenden 5 Monaten wieder um mehr als o’3 und erreicht ein Maximum im December. Nunmehr nimmt die Entfernung bis zum Juni 1892 wieder um o’ı5 ab. Von da bis Ende 1892 sind leider keine Platten vorhanden, da die Auf- nahmen erst wieder begonnen wurden, als die Veränderlichkeit des Abstandes aus der Discussion des bereits vorhandenen Materials mit Sicherheit hervorgieng. Doch scheint es nach dem übrigen Verlauf 886 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. October. der Curve wahrscheinlich, dass bis zum Beginn des Jahres 1893 keine beträchtlichen Schwankungen der Distanz stattgefunden haben. Von Januar 1893 an erfolgte eine schnelle Abnahme der Entfernung um ungefähr o’2 bis zu einem Minimum Anfang April 1893. Die Ent- fernung der Sterne begann dann wieder zuzunehmen und hatte im Juli 1893 den Minimalbetrag bereits um o’2 überschritten. Die Wiederholung der charakteristischen Ausbiegung der Curve vom Juni 1891 im April 1893 würde der Ansicht, dass man es hier in der That mit reellen Veränderungen des Abstandes zu thun hat, besonderes Gewicht verleihen, selbst wenn das Maass der zu er- wartenden Unsicherheit der der Curve zu Grunde liegenden Werthe sich aus der obigen Betrachtung des Messungsverfahrens nicht als unzureichend erwiese, um die vorhandenen Abweichungen zu erklären. Der Verdacht, dass eine Abhängigkeit der scheinbaren Distanz beider Sterne vom Stundenwinkel vorhanden sein möchte, wird unmittelbar durch den Gang der Curve entkräftet, dessen Periode sich im ge- dachten Falle zur Jahreslänge in Beziehung setzen lassen müsste. Ausserdem ist eine Ursache, aus welcher eine solche Abhängigkeit entstehen würde, nicht ersichtlich. Ein Einfluss der spectralen Defor- mation der Sternbilder durch die Lichtbrechung in der Atmosphaere, welche unter Umständen Änderungen mit dem Stundenwinkel hervor- bringen könnte, ist hier ausgeschlossen. Zunächst ist klar, dass die mit der Zenithdistanz des Sternpaars wechselnde Länge des Sternspeetrums theoretisch nur dann Einfluss auf die Resultate der Messungen seiner Distanz gewinnen kann, wenn die betreffenden Sterne verschiedenen Speetraltypen angehören. Beide Componenten von 61 Cygni gehören aber der zweiten Spectralelasse an. Da ferner die Länge des Luft- speetrums zwischen F und H im vorliegenden Falle erst in Stunden- winkeln über 6"5 ı75 erreicht, der Betrag des Durchmessers der photographischen Bilder, welcher wesentlich durch photographische Irradiation, Unruhe der Luft und Gang des Uhrwerks bestimmt wird, aber kaum unter ı2” bez. 9” herabgeht, so wird praktisch die speetrale Verlängerung der Bilder durch die eben erwähnten Einwirkungen vollständig verdeckt. Als Beleg können die Resultate der beiden Platten von 1893 April ı8 und 1893 April 2ı dienen. Die erste Platte ergab für die Distanz der Componenten 217o2, die zweite, welche absichtlich in sehr grossem Stundenwinkel angefertigt wurde, 21705. Beide Zahlen stimmen innerhalb der zufälligen Unsicherheit der Messungen überein, obgleich bei der ersten die theoretische Länge des Sternspeetrums 079, bei der zweiten 178 betrug. Ich glaube daher die aus der Messung sich ergebenden Schwan- kungen bis o’3 im Abstande der beiden Componenten von 61 Cygni Wırsıns: Periodische Distanzänderung des Doppelsterns 61 Cygni. 887 als reelle ansehen zu müssen. Ihre Ursache kann dann nur in dem Vorhandensein eines oder mehrerer Begleiter der Sterne gesucht werden. Nach den vorliegenden Beobachtungen scheinen die Distanz- änderungen einer Periode von etwa 22 Monaten unterworfen zu sein und ihre Amplitude scheint nahezu 0’3 zu betragen. Systeme dieser Ordnung sind geeignet die Lücke auszufüllen, welche bisher noch zwischen den optisch auflösbaren und den von den HH. VoseL und PickeringG auf spectrographischem Wege entdeekten engen Doppel- sternen besteht. Die Distanzänderungen sind geringfügig genug, um in der Zu- sammenstellung der nur vereinzelt in verschiedenen Jahren angestellten direeten Becbachtungen am Himmel durch die Beobachtungsfehler ver- deckt werden zu können; dagegen wird das Vorhandensein einer derartigen periodischen Distanzänderung vielleicht für die Abweichungen der von verschiedenen Beobachtern gefundenen Parallaxen von 61 Cygni, deren Betrag häufig die anscheinende Unsicherheit beträchtlich über- schreitet, die Erklärung bieten. Ihre Feststellung ermöglicht zu haben, muss als ein besonderer Vorzug der photographischen Behandlung des Gegenstandes gelten, da nur die photographische Fixirung des Messungsobjeets die Aufklärung der bei der Untersuchung zu Tage tretenden Erscheinung erlaubte. Ausgegeben am 2. November. Sitzungsberichte 1893. 79 IRA | ih, } HR NE N Pf Be VE ls a a Ir RAR. urn IRIN ne HR Rt, 10 Br ne RE En 3 N 2. De 6 Ban) Habesal ER OR u a | whR ar. ar Kae A Fa söpr BR de Sa Ka te a a Bash bin Bau re Mer. a et A ana EL. ea en: nr Null r MR wur ind Tin ME ee 4 A am ee NEN N. mie) a NEL IR Aue Bi - \ E | “r 4 TER xt Bit Sl ie ort au . A ERTRAGEN ae alladnigı Brit Haus A u ET FTEENn RAT: ®: vi TE wi 5% or FW Kate TE Senn ar ei Bei Bun: ner ltre ser: Ad a 1 TRAUN er rd AL Ba laeng Bit Wal: U ae) udn? N are Mi Pl et 2 BaRk SEN Dur b sn «Frist and ae De > DPD LIE re u | u Baur di AA RT Mal Ye a RN una vol | an ee = FAN DEUTE Br NEN Al 2 Fee u DEE ET a au PuiBeL TED a AA ir i Br np! A le ET en I 1 Pa Bänke T F «il x A sh N u; u Ba ’ y* Er 5 AuRErVoE SUR rk \ u 10, A u InE Gun Di j j ini | 1 wu z ) 5 Cz . ” ji & u - Bi f = ! I uh ve 3 e On u U mie *12 ) ei 2 u EI, j Bu u = j ’ u re, 8% Ö = een in ’ a, ee 7) % 5 B i° ü 3 SR . > rn % f i u) “ i A Pu fi we! 3 u # N PEN © DET rn ee mm STEH » . .2 5 b Pr N FM Er En —_ © 1% SR . u b nu br de s * Lie Ar; Yu Do N 2: ri ce N D | . J N RR e “ DU De Pe > ks B u er; ’ Fi a j = u =: KrePae T Eu Ü 1 SEE A ae Er - . Pi; 53, er Fa eu Dir are 5 u‘ E i N HT ge‘ | (Due # Pe Se Er PR EUSET | 5 N une inav, Pur 7 ea RE Br ur) Bu 889 1893. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. October. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEN. Hr. Harnack las über das Zeugniss des Irenäus, betreffend die Autorität der römischen Gemeinde (Iren. adv. haer. II, 3, r). Ausgegeben am 2. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. a A107 DARAN: Ay en I gi De Ast 1: | Dr a | u a ART EEE EHDRABRSRT ARTEN BHER } B: E ABUR: UR 5 | | - « raw) ualanttieine rain kei oh rear 4). BIN? le rer Rama. MLHERIE IE. HELD Kae PU N Anl en Hr Kl POT E RR Y TE SL OSERT ER TRETEN LET Bu IC tn 891 1893. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN, 2. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Kırcnnorr las die umstehend folgende Mittheilung: Bei- träge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 2. Hr. Sıewart, correspondirendes Mitglied der philosophisch- historischen Classe, übersendet die zweite Auflage des zweiten Bandes seiner »Logik«. 3. Hr. Mommsen wird am 8. d. M. sein fünfzigjähriges Doctor- jabiläum begehen. Zur Feier des Tages hat die Akademie die unten folgende Adresse beschlossen. 4. Zur Unterstützung wissenschaftlicher Unternehmungen sind von der physikalisch-mathematischen Classe bewilligt: 500 Mark Hrn. Werrerstrass als Beihülfe zum Beginn der Herausgabe seiner Gesam- melten mathematischen Werke; 2000 Mark den HH. Dr. Rıcnarz und Dr. Krıcar-Menzern zur Fortsetzung der in Spandau begonnenen Bestim- mung der Gravitationsconstante; 2000 Mark Hrn. Dr. Franz Reımeoke aus Hamburg zur weiteren Ausdehnung seiner ethnographischen und anthropologischen Forschungen auf einer im Juli d. J. angetretenen Reise nach den Südsee-Inseln. Die Akademie hat in ihrer Sitzung am ı9. October die Profes- soren an der Universität in Wien Hrn. Hofrath Dr. Turopor GOMPERZ und Hrn. Hofrath Dr. WırneLn von HArTEL zu eorrespondirenden Mit- gliedern in der philosophisch-historischen Classe gewählt. Sitzungsberichte 1893. s0 13 Inter ya mr ' H F In Fi sloh Mr uni; RT; rag N use N un j äh zu a Wi tie j we 5 art FRE wo ı Kosurt ‚id win uk ‚balur 5 3N. np Ar Hk kan BALL h x if eis IE a Jr l r 16 ED f He ! 4 UM 85 Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. Von A. KırcHHorr. I. Über ein Rhapsodenexemplar der Ilias. Nenn Xenophon in den Arouvyuoveuuara IV, 2. 8-ı0 Sokrates dem eifrigen Büchersammler Euthydemos unter anderen auch die Frage vor- legen lässt, ob er etwa gar zu einem Rhapsoden sich auszubilden be- absichtige, da er sich ja im Besitze eines vollständigen Exemplars der Homerisehen Gediehte befinden solle,' so setzt er dabei als allgemein bekannte Thatsache voraus, was wir auch ohne dieses bestimmte Zeug- niss als selbstverständlich anzunehmen bereehtigt wären, dass nämlich die Mitglieder der Rhapsodenzunft dieser Zeit sich im Besitze mehr oder minder vollständiger Texte von Ilias und Odyssee zu befinden pflegten. Sie bedurften soleher schriftlichen Exemplare als Grundlage für ihre Memorirübungen ebenso nothwendig. wie zu demselben Zwecke ihre Collegen, die Schauspieler, der Texte der Dramen, an deren Auf- führung sie sich zu betheiligen hatten, oder zu ähnlichen und anderen Zwecken die Schulmeister schriftlicher Exemplare derjenigen Auswahl von Werken der älteren Litteratur, welche in damaliger Zeit herkömm- licher Weise dem Unterrieht in den Schulen zu Grunde gelegt zu werden pflegte. Es war ferner seit ältesten Zeiten herkömmlicher Brauch, dass der Rhapsode seinen Vortrag ausgewählter Abschnitte der Ilomeri- schen Diehtungen mit einem längeren oder kürzeren Prooemium in Hymnenform, allgemeinen oder auf den besonderen Fall berechneten 7] N) y ee x 1 5 art Sa I er f BERN I Eine wor, pn (nämlich Sokrates), » Evo von „FW OUT, WImEN Eıyw (HoUm, moAA« u Turm I Tov Aeryope va Tod An auoguiv NEyaue veet; za o Br. an 5 vn rov Ar h &pn, \ u Iwxpere 5% zn erı yeE Zee Ews ce HTNTONAE us dev Sn Aujacel TAEITTE. ri de on our a2 MEVOS ayaSe Ye UE ru, & pn» u BÜSwönne » TUAAE ejeis 7« Yoannarı; — apa um iargos; — DR“ un aayıre rum Bovası ye vers Yo; -— ana um Yewe rons emiutumeis - eve oa ayaSos —) — KO ha errgor Oyas = Bovreı Ye ve I; — arr vun Sal wdon; -— zo vor To "Oungev 52 char emn TREE: reurnrTan. In a oUx Eyay „ pn’ Tous yap roL da „ \ dovg cd ra JAEN e7 N ara our To , KUroUs Ö8 Tr avU MuıSrouc OVTÜES. 80” Sy4 (Gesammitsitzune vom 2. November. => Inhaltes, einleitete; und da eine nicht unbeträchtliche Anzahl solcher Rhapsodenprooemien der verschiedensten Zeiten uns in der Sammlung der sogenannten ‘Homerischen’ Hymnen überkommen ist, so muss angenommen werden, dass bereits in älterer Zeit zunächst in den Kreisen der dabei unmittelbar Betheiligten, also der Rhapsoden selbst, schrift- liche Fixirung und Überlieferung solcher Prooemien in irgend einer Form zu rein praktischen Zwecken herkömmlicher Brauch geworden war. Die Vermuthung liegt nahe, dass diese Überlieferung mit der des Homerischen Textes in den Rhapsodenexemplaren in einem gewissen Verhältniss gestanden habe, und die damit aufgeworfene Frage ver- knüpft sich mit einer anderen noch bedeutsameren, der nämlich, wie wir uns die Gestaltung der Homerischen Texte in diesen nothwendig sehr zahlreichen Rhapsodenexemplaren, die ausschliesslich praktischen Zwecken zu dienen bestimmt waren, im Gegensatz zur oder in Über- einstimmung mit der Vulgata der sonstigen Überlieferung vorzustellen haben. Die gelehrte Legende einer späteren Zeit, welche die Zerrüttung und die Schäden der Vulgata aus den Geptlogenheiten des rhapsodischen Vortrages zu erklären und auf die Träger desselben als die Urheber zurückzuführen sich bemühte, berechtigt wenigstens zu der Annahme, dass die Texte der Rhapsodenexemplare der Homerischen Gedichte, welche die Grundlage der mündlichen Vorträge bildeten und deren Beschaffenheit zweifellos allgemein bekannt war, von willkürlichen Um- gestaltungen und Abweichungen von der Vulgata nicht frei waren. Aber man wünscht Genaueres zu wissen, und bei der Wichtigkeit der Sache für die Geschichte der Gestaltung der Homerischen Textüberlieferung muss es somit als ein besonders glücklicher Zufall betrachtet werden, dass uns wenigstens von einem Rhapsodenexemplar der Ilias, welches spätestens im vierten Jahrhundert v. Chr. hergestellt sich bis in die römische Kaiserzeit erhalten hatte, eine Notiz zugekommen ist, welche uns eine ziemlich klare Vorstellung von seiner Beschaffenheit zu bilden verstattet, und deren Bedeutung darzulegen Aufgabe der folgenden Aus- einandersetzung sein soll. Der orientirenden Vorbemerkung über die Bedeutung und den Gebrauch der kritischen Zeichen, welche, wie auch in anderen Hand- schriften, in einem zu Rom befindlichen. jetzt unvollständigen Codex der sogenannten kleinen Scholien zur Ilias den letzteren vorangestellt ist, findet sich bekanntlich das sehr merkwürdige Excerpt zum Schlusse angehängt,' dessen erster Absatz folgenden Wortlaut hat: ! Herausgegeben von Osans Anecdotum Romanum p.5 und danach von Navucr Lexicon Vindobonense p. 273. Dazu vergleiche man die Bemerkungen von Piceolomini im Hermes., XXV p. 452 not. 2, durch welche die Osanx’sche Lesung in einigen Punkten berichtigt wird. Kırennorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 895 e n 6) / > / e , > m / „ I N doxouoe dpyaia "Tue, [7] Aeyoucvn AreArıxüvos,' mooormov eyes Teure" ! SEEN \5» E02 ’ Sg Movoas deow xaı AmoAAwva KAÄUTOTOEOV, e \ r I ’ \ / b) n N n ws xaı Nixavwp meuvyraı xdı Koarys ev Tois Ölop>wrixolc. Dass es sich hier nicht um die Charakterisirung eines lliastextes, welcher durch eine Mehrzahl im Umlauf befindlicher Abschriften ver- treten war, sondern lediglich eines einzelnen Exemplares der Ilias handelt, welches sich in der Bibliothek des Apellikon von Teos vor- gefunden hatte und somit allerdings älter als der Anfang des ersten vorehristlichen Jahrhunderts sein musste, darüber kann bei unbefangener Prüfung der gewählten Ausdrucksform ein Zweifel unmöglich bestehen. Wer von denjenigen, welche dieses Exemplar einzusehen und zu prüfen Gelegenheit gehabt hatten, die haltlose und ganz verkehrte Ansicht ausgesprochen hatte, dass sein Text die aaa "Tas dar- stelle, ist nicht ersichtlich, aber auch gleichgültig; klar ist indessen, dass dieser Text sich in auffälliger Weise durch wesentliche Ab- weichungen von dem der Vulgata unterschieden haben muss, da nur unter dieser Voraussetzung es erklärlich wird, dass eine solche Mei- nung überhaupt sich bilden und aufgestellt werden konnte: denn das vielleicht überschätzte Alter des Exemplares allein gab dazu noch keine Veranlassung. Leider wird nun von diesen wahrscheinlich sehr zahlreichen Abweichungen nur eine zu unserer Kenntniss gebracht. allein schon diese eine genügt zum Glück vollkommen, um Natur und Ursprung auch aller anderen mit Sicherheit erkennen zu lassen. Es war nämlich in der offenbar ursprünglich vollständigeren Fassung der Notiz der Wortlaut des Prooemiums dieses Textes mitgetheilt, von dem in dem uns vorliegenden Excerpte allerdings nur der erste Vers noch erhalten ist: allein dieser eine Vers reicht vollständig aus, um uns erkennen zu lassen, einmal, dass dieser Wortlaut von dem des Prooemiums der Vulgata gänzlich verschieden war, und sodann, was die Hauptsache ist, dass auch Inhalt, sowie Veranlassung und Zweck dieser Einleitung von ganz anderer Beschaffenheit waren. Denn während das Prooemium der Vulgata in der Form einer Aufforderung an die Muse, dem Sänger dies und das zu erzählen, lediglich den Zweck verfolgt, das Thema der nachfolgenden Erzählung den Hörern oder Lesern bekannt zu geben, hatte dasjenige des fraglichen Exem- plares die Form eines Hymnos auf Apollon und die Musen, wie sich das aus der Ausdrucksform des einen uns erhaltenen Verses mit ı So ist nach meiner Ansicht die verdorbene Lesart der Handschrift zu be- richtigen. Hinter Aayorzn las Osann ein 62, während nach Piccolomini’s Zeugniss dort nur ein durch untergesetzten Punkt als zu tilgen bezeichnetes & zu erkennen ist. Die Wiederherstellung von Apellikon’s Namen wird bekanntlich Nauck verdankt (am Erızewos die Hs.). 896 Gesammtsitzung vom 2. November. zweifelloser Sicherheit ergibt, und kann daher nur dem Zweck der Einleitung eines rhapsodischen Vortrages des sich anschliessenden Textes zu dienen bestimmt gewesen sein. Durch diese einfache und, wie ich meine, gewissermaassen auf der Hand liegende Beobachtung wird aber festgestellt, dass die Absicht bei Herstellung unseres llias- exemplares nicht darauf gerichtet gewesen ist, den Bedürfnissen eines lesenden Publicums gerecht zu werden, sondern lediglich die Anforde- rungen im Auge gehabt hat, welche der überlieferte Brauch des münd- lichen Vortrages vor versammelten Hörern an den Vortragenden stellte: wir haben es, mit anderen Worten, mit dem Exemplare eines Rhap- soden zu thun, das für die Praxis seiner berufsmässigen Thätigkeit bestimmt war, und vermögen auf dem Wege des Studiums seiner Be- schaffenheit uns eine wenigstens annähernd richtige Vorstellung zu bilden von dem Grade der Freiheit. mit der man in diesen Kreisen auf Grund des praktischen Bedürfnisses dem überlieferten Texte der Dichtungen gegenüber sich zu verfahren unbedenklich erlaubte, weil die Berechtigung dazu nicht wohl bestritten werden konnte und auch von Niemandem bestritten wurde. Zunächst ist wenigstens soviel klar, dass der Rhapsode dem Texte seines Memorirexemplares den jener Prooemien in Hymnenform_ bei- oder einzufügen pflegte, mit denen er dem Herkommen gemäss die zum Vortrage geeigneten und bestimmten Abschnitte der Diehtung einzuleiten hatte. sei es, dass er sie für seine Zwecke selbst eigens componirte oder aber einer gleichviel wie beschaffenen Überlieferung entnahm. welche ein im Laufe der Zeiten angesammeltes herrenloses Material in reicher Auswahl zur Verfügung stellte. In dem vor- liegenden eoncreten Falle stand an der Spitze des Textes, von welchem, da er als eine ‘Ilias’ ausdrücklich bezeichnet wird, angenommen wer- den muss, dass er nicht eine beliebige Auswahl, sondern die sämmt- lichen zum Vortrag kommenden Abschnitte der Dichtung in der über- lieferten Reihenfolge befasste, ein Prooemium, welchem sich ohne allen Zweifel zunächst irgend eine Fassung der sogenannten ersten Rhapsodie der Diehtung unmittelbar anschloss. Ich halte aber für wahrscheinlich, was als möglich auf alle Fälle zugegeben werden muss, dass auch die sämmtlichen folgenden Rhapsodien mit gleich- artigen, wenn auch anders lautenden, Prooemien ausgestattet waren, wenn ich auch als denkbar gern zugeben will, dass unser Rhapsode bei allen seinen Vorträgen aus dem Bereiche der Ilias sich desselben Prooemiums bedient und den Text desselben daher nur einmal zu An- fang des ersten Abschnittes schriftlich fixirt hat; das Herkommen legte ihm in dieser Beziehung sicher keine bindende Verpflichtung auf und die Praxis der verschiedenen Rhapsoden kann unter diesen Umständen Kırennorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 897 zu allen Zeiten eine sehr verschiedene gewesen sein. Auch von welchem Umfange unser Prooemium gewesen, ob kurz oder weit aus- gesponnen, lässt sich nicht feststellen, gewiss ist allein, dass es mit dem folgenden Texte durch eine Übergangsformel derjenigen Art ver- bunden gewesen ist, von welcher die uns überlieferten Rhapsoden- prooemien eine deutliche Vorstellung geben. Schloss sich nun an das vorausgeschickte Prooemium die Einleitung zur ersten Rhapsodie der Ilias einfach in der uns überlieferten Fassung an? Ich würde diese Frage ohne Weiteres verneinen zu müssen glauben, wenn auf den Wortlaut des Excerptes unbedingter Verlass wäre, was leider nicht der Fall ist. Soll nämlich die Meinung der Worte n doxcöc« doyaa "IAıds — Mpooimıov Ey, Toüro die sein, in dem bezeichneten Exemplare des Epos werde die Erzählung selbst durch die eitirten Verse eingeleitet, so muss unbedingt angenommen werden, dass in ihm der auf den vorangestellten Rhapsodenhymnos unmittelbar fol- gende Text der ersten Rhapsodie um seine ächte Einleitung gekürzt und mit dem Vorangehenden wohl oder übel in eine engere Ver- bindung gesetzt war; anderen Falles wäre einfach zu sagen gewesen, dass dem Texte der ersten Rhapsodie ein Hymnos des oder des Inhaltes vorangehe. Allerdings könnte auch dieser Sinn den Worten des Excerptes entlockt werden, wenn man sich dazu verstehen will, mposiuov in der engeren Bedeutung von ‘rhapsodischem Prooemium’ gebraucht zu nehmen und die auch dann verbleibende Undeutlichkeit des Ausdruckes auf Rechnung eines ungeschickten Excerptors zu setzen; allein ich glaube nicht, dass man damit das Richtige treffen würde, schon deshalb nicht, weil ich es für höchst unwahrscheinlich halten muss, dass der Rhapsode nach einem vorangeschickten Hymnos auf Apollon und die Musen unmittelbar mit einem ww deide, Sex hätte fortfahren können. Dazu kommt noch ein anderes Moment, welches geeignet scheint die Frage in directester Weise zu erledigen und den Sachverhalt ausser Zweifel zu stellen. In unmittelbarem Anschluss nämlich an die oben ausgehobenen Worte fährt das Excerpt folgender- maassen fort: / N > ! I „ Anorokevos 0° &v a TlpaEidauavrewv dyciv xard Tıyvas Ey,ew' b)] mn m / I „ Eowere vuv wol, Mouodı "OAvumias dwuar’ Ey,oucdı, De rn, \ c/ A \ n m N Ayroüs T' ayAdov viov’ 0 Yap Dacıkmı YoAw>eis ! Diese von Osann übersehene Partikel ist nach Piccolomini’s Angabe in der Handschrift deutlich zu lesen. Lediglich um sie, die unentbehrliche, einfügen zu rn m \ \ cz 5 n b) N ce’ können, hat der Rhapsode aus dem Ayroüs zaı Aros vios einen Ayrous ayAwos vios gemacht. 898 Gesammtsitzung vom 2. November. Es folgte, wie man sieht, im Anschluss an den dritten Vers zunächst der Text der ersten Rhapsodie der Ilias von vs. 10 an, aber es war in dieser Fassung die längere Einleitung der Vulgata durch eine kürzere von nur zwei Versen ersetzt und durch eine willkürliche Änderung des Wortlautes im Anfang von vs. 9 eine nur nothdürftige und höchst ungeschickte Verbindung mit dem folgenden ächten Texte hergestellt worden. Dieser Sachverhalt ist so augenscheinlich, dass zu seiner Feststellung auch nur ein Wort zu verlieren mir überflüssig erscheint; fraglich ist nur, was zu einer solchen Verballhornung des doch aller Welt bekannten Wortlautes der Einleitung Veranlassung gegeben hat. Wären Inhalt und Bestimmung der gekürzten Einleitung identisch mit denen der ächten und ursprünglichen unserer Vulgata, so würden wir uns bescheiden müssen anzunehmen, dass der Urheber der Änderung nichts weiter, als eine freilich ganz überflüssige und darum schwer begreifliche Verminderung des quantitativen Umfanges der überlieferten Einleitung beabsichtigt habe, indem er zwei Verse an Stelle von acht setzte. Das ist indessen nicht der Fall, wie man sich bei etwas ein- gehenderer Prüfung sofort überzeugen wird. Beide Fassungen ver- folgen nämlich zwar den gleichen Zweck, das Thema der folgenden Erzählung festzustellen, aber während die ausführlichere und originale als dieses Thema den Zorn des Achilleus und seine Folgen bezeichnet, will die willkürlich gekürzte und abgeänderte als solchen nur die Entstehungsweise dieses Zornes und in ursächlicher Verbindung damit des Grolles des Apollon betrachtet wissen, jene enthält eine Inhalts- angabe des Epos in seinem ganzen Umfange, diese nur seiner ersten Rhapsodie. Damit aber sind Ursprung und Veranlassung beider un- zweideutig gekennzeichnet: die erste originale hat zu ihrem Urheber den Dichter des Gesammtepos, die zweite an deren Stelle gesetzte rührt von einem Rhapsoden her, der seinen Hörern den wesentlichen Bestand nur der ersten Rhapsodie desselben vorzuführen beabsichtigte. Diese Auffassung der Sachlage, welche ich für die einzig richtige halten muss, findet nun durch eine andere Beobachtung volle Bestäti- gung. Den Anfang nämlich des abgeänderten Prooemiums bildet ein Formelvers, der in dem Texte der Ilias viermal wiederkehrt, und allein schon durch die Verwendung der Partikel vöv, dann aber auch durch die Art und Weise, in der er regelmässig sonst benutzt zu werden pflegt, als eine typische Form des Überganges charakterisirt wird, durch welche im Zusammenhange der Darstellung von etwas Vorher- gehendem auf etwas Folgendes hinübergeleitet werden soll. Sehen wir uns zunächst B. 484 und seine Umgebung etwas näher an. Aga- memnon lässt durch Heroldsruf den Achaeern den Befehl zukommen, zum Kampfe anzutreten, welchem Befehle schleunige Folge geleistet . . Zi . - . ’ . ) Kırcnuorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 899 wird, und durcheilt mit den anderen Königen in Begleitung Athenes mit der Aegis ordnend die zusammengeströmten Massen des Heervolkes. Nachdem die Aufstellung vollendet, setzen sich dieselben in Bewegung, welcher Vorgang durch eine Anzahl von Gleichnissen veranschaulicht wird. Hier macht die Erzählung Halt und es folgt zunächst, eingeleitet durch die Verse: Eomwere vüv moi, MoUcaı OAvumıa Ödwuar eyovodı‘ Uueis yalp Yeaı Eote Mapeore TE IoTE TE maurd, Nele ÖE XAc0os olov dxovomev oUde Ti IOuerv' oi Tves Myeuoves Advamv xal xeiavor arav — dpyoVs al vrWv Epew vide TE Moomaoas, der sogenannte Schiffskatalog, nach dessen Abschluss die Erzählung weiter fortgesetzt wird. Es handelt sich hier um die Einlegung einer die Erzählung der Handlung auf kurze Zeit unterbrechenden Episode, und der Formelvers, mit dem die Einleitung zu der letzteren beginnt, dient zur Vermittelung des Überganges und verknüpft äusserlich die folgende Episode mit der vorangehenden und durch sie zu unter- brechenden Darstellung der Ereignisse. Eine zweite Stelle findet sich A. 218. Agamemnon hat die weichenden Troer bis unter die Mauer von llios zurückgetrieben; da nimmt Zeus auf dem Gipfel des Ida Platz und sendet die Iris zu Hektor mit der Anweisung, sich, so lange nicht Agamemnon durch Verwundung genöthigt das Schlachtfeld werde ver- lassen haben, jeder Theilnahme am Kampfe zu enthalten und darauf zu beschränken, seine Troer zur Einstellung des Rückzuges und mann- haftem Widerstande zu ermuthigen, und erst mit dem Eintreten jener in Aussicht gestellten Katastrophe an «der Spitze der Seinigen zu er- folgreichem Angriffe vorzubrechen. Diesem Befehle kommt Hektor pünktlich nach: die Troer machen Kehrt und unter den Vordersten der Verfolger stürmt Agamemnon gegen sie an. Dann heisst es: ECTETEe vüv wor, Moücaı OAvumıa dwuar’ EXovodı, 05 TIs ÖM TpwWros "Ayameuvovos dvrios NAIev N aurwv Towwv NE xAsırWv Errıxoupwv. Es folgt die ausführliche Schilderung des Kampfes Agamemnon’s mit den Söhnen des Antenor und seiner bei dieser Gelegenheit erfolgenden Verwundung, durch welche er nach einiger Zeit genöthigt wird, sich für seine Person vom Schlachtfelde zu entfernen und nach dem Schiffs- lager zurückzukehren. In diesem Falle bilden die drei ausgehobenen Verse die Einleitung zu einer Fortsetzung der vorhergehenden Dar- stellung, zu welcher Fortsetzung der Bedeutsamkeit ihres Inhaltes wegen ein neuer Anlauf genommen wird, und der an die Spitze der Übergang- verse gestellte Formelvers vermittelt auch hier die Verbindung mit dem 900 Gesammtsitzung vom 2. November. Vorhergehenden, gegen welches das Folgende sich in bedeutsamer Weise für den Hörer oder Leser abheben soll. Ähnlich, wenn auch etwas anders, verhält es sich mit der dritten Stelle =. 508. Nach der Verwundung Hektor’s tritt eine Wendung im Kampfe bei den Schiffen ein und die eingedrungenen Feinde wenden sich zur Flucht. Die nun folgende kurze Aufzählung der Achaeerhelden, welche weichende Troer fällen, bis die Gegner endlich durch die Pallisaden über den Graben zurückgeworfen werden, wird durch die drei Verse eingeleitet: ecmere vüv moi, MoUcaı "OAuurmia dwuar Eey,oucdı, 6: Tıs u mplüros Bporoevr’ avdoayıı’ "Ayav par’, Emei D EXAwe uam xAuros "Evvoctyauoc. Eine letzte Stelle findet sich endlich TI. ı12. Die wieder vorgedrun- genen Troer suchen das Schiff in Brand zu stecken, welches der Te- lamonier Aias heldenmüthig vertheidigt: aber die Katastrophe ist un- vermeidlich: Eomere vüv moi, MoDcaı OAuumia dwWuMaT’ Ey,oucaı, OTrWs M mpwWTov mÜp EUTEOE vnuci Ay,aıov. Hektor schlägt mit dem Schwerte dem Aias die Lanzenspitze ab, der nunmehr wehrlose Vertheidiger wird dadurch zum Weichen gezwungen und das Schiff geht in Flammen auf. Hier ist es die Bedeutsamkeit des nach der im Vorhergehenden geschilderten Situation mit Spannung erwarteten und nunmehr eintretenden Ereignisses, welche den Ab- und Wiedereinsatz der Erzählung, welcher durch den Formelvers und was zu ihm gehört vermittelt wird, hat zweckmässig erscheinen lassen. So mannigfaltig aber auch die Anwendung dieser typisch gewordenen Übergangsformel sich im Einzelnen gestalten mag und so sehr sie in jedem Falle einen Absatz des Folgenden gegen das Vorhergehende markirt, so setzt sie doch gerade deswegen unter allen Umständen ein Vorhergehendes voraus und kann darum in verständiger Weise nur da Statt finden, wo, wie in den sämmtlichen vorgeführten Beispielen des Epos, die Beziehung auf etwas Vorhergegangenes möglich ist. Ist also der Urheber jener willkürlichen Umgestaltung des Prooemiums zur Ilias, von welcher Aristoxenos Kunde hatte, mit Verständniss der in Anwendung gebrachten Mittel verfahren, so muss diesem verballhornten Prooemium nothwendig noch etwas vorangegangen sein, was Aristo- xenos unberücksichtigt gelassen haben könnte, weil es für die Sache, um die es sich ihm handelte, von keiner Bedeutung war, oder auch wirklich erwähnt hatte, während die Quelle unseres Excerptes darüber hinweggehen zu dürfen meinte. Da nun das umgestaltete Prooe- mium ersichtlich dazu bestimmt ist, zum Texte der Anfangsrhap- sodie der Ilias überzuleiten, so wüsste ich in der That nicht, zu Kırcunorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 901 was Anderem es durch den gewählten einleitenden Formelvers in Beziehung gebracht und doch wieder in Gegensatz gestellt gedacht werden könnte, als zu dem Hymnos, mit welchem der Rhapsode seinen Vortrag einzuleiten pflegte. Ging aber ein solcher voraus, so handelt es sich auch in diesem Falle um ein Rhapsodenexemplar der Ilias, und es kann nur die Frage sein, ob dasselbe identisch war mit dem später in Apellikon’s Bibliothek vorgefundenen, oder ein zweites, von ihm verschiedenes. Im ersteren Falle würde durch die voran- gehenden Angaben festgestellt, dass dieser Hymnos Apollon und die Musen feierte, und zu einem solehen Inhalte würde die Ausdrucksform des doch ohne Zweifel mit irgend welcher Überlegung gewählten Über- gangsverses, Eorere viv no, Movcoaı, vortrefflich passen. Unglücklicherweise lässt uns die ungeschickte oder vielleicht auch verstümmelte Fassung der Worte Anıorofevos — dreiv zard Tivas E%,Eı über den Sinn derselben völlig im Unklaren. Aristoxenos selbst kann ohne Zweifel nur gesagt haben, dass in einem von ihm eingesehenen Exemplare (der Plural x27& rıyas berechtigt, auch vorausgesetzt, dass er selbst ihn gebraucht hatte, noch keinesweges zu der Annahme, das er das Berichtete in einer Vielheit von Exemplaren überliefert eefunden habe) der Anfang des Iiastextes die folgende von der Vulgata abweichende Fassung biete; ob aber durch die Worte des Excerptes die gleiehviel wie begründete Meinung oder Vermuthung ausgesprochen werden soll, dass der Text des Aristoxenischen und des im unmittel- bar Verhergehenden erwähnten Exemplares aus der Bibliothek des Apellikon derselbe sei. und unter dieser Voraussetzung die Notiz aus Aristoxenos nun als weiterer Beitrag zur Charakterisirung dieses Textes nachgebracht wird, oder ob Aristoxenos als Gewährsmann für die Existenz noch einer anderen, ebenfalls von der Vulgata ab- weichenden, aber von der des Apellikonexemplares versehiedenen Fassung des Eingangs zur IDias angeführt wird, ist nicht ersichtlich, da die Bezeichnung des Subjeetes zu &%ew fehlt und möglicherweise verloren gegangen ist. ° _ Welehe von den beiden möglichen Auffassungen nun aber auch das Riehtige treffen möge, die Entscheidung ist für unseren Zweck von nur untergeordneter Bedeutung; denn auch das von Aristoxenos benutzte Exemplar war so gut ein Rhapsodenexemplar, wie das von Apellikon aufgetriebene und seiner Bibliothek einverleibte, und die Aufgabe, die Beschaffenheit solcher Exemplare, auf deren Erkenntniss es uns allein ankommt, festzustellen, würde durch die Vermehrung der Anzahl der Beobachtungsobjeete nur lediglich erleichtert, nicht erschwert werden. Indessen, so erwünscht es auch unter diesen Umständen für uns sein müsste, Notizen über zwei verschiedene ‘ . 902 Gesammtsitzung vom 2. November. Exemplare dieser Gattung zu besitzen, so darf doch nicht verschwiegen werden, dass Anzeichen vorliegen, welche darauf hinweisen, dass beide Notizen sich auf ein und dasselbe Exemplar beziehen, auch wenn diese Identität von unserem Gewährsmanne selbst nicht erkannt worden sein sollte. Ich halte diese Anzeichen für bedeutsam genug, um für meine Person an der bezeichneten Auffassung festzuhalten, und gehe deshalb näher auf die Sache ein. Das Rhapsodenexemplar, von welchem im ersten Theile des Excerptes die Rede ist, kann als die ‘Ilias des Apellikon’ erst be- zeichnet worden sein. nachdem es der Bibliothek desselben einverleibt worden war, von der wir wissen, dass Sulla sie kurz nach dem Tode ihres Besitzers confiseirt und etwa im Jahre 84 v. Chr. von Athen nach Rom hatte schaffen lassen. Erst seit dieser Zeit also kann von einer Ilias des Apellikon geredet worden sein, und von Nikanor mag daher angenommen werden, dass er sich dieses Aus- druckes bedient hatte, wo er auf Lesarten dieses Exemplares Bezug zu nehmen sich veranlasst sah; allein dasselbe von Krates zu glauben, verbieten die Zeitverhältnisse. Zwar muss aus seinen Äusserungen ersichtlich gewesen sein, dass er eben das Exemplar meinte, welches man später mit Apellikon’s Namen zu bezeichnen pflegte, aber eben so gewiss ist zugleich, dass er sich dieser Bezeichnungsweise nicht bedient haben kann, da seine Kenntnissnahme von dem Exemplare nothwendig in eine Zeit gefallen sein muss, in der es noch nicht in den Besitz Apellikon’s übergegangen und noch nicht nach Athen gewandert war. Wo befand es sich aber vor diesem Zeitpunkte, und wo war es von dem Pergamener eingesehen worden? von wo in Apellikon’s Besitz gelangt? Darüber lassen sich natürlich nur Ver- muthungen aufstellen und mehr als solche kann ich daher im Folgen- den auch nieht geben: über den Grad ihrer Wahrscheinlichkeit mögen Andere urtheilen. Einen Hauptbestandtheil der Bücher- und Urkundensammlung des Apellikon bildete bekanntlich nach einer im Wesentlichen durchaus zuverlässigen Überlieferung die Bibliothek des Aristoteles, welche er den Nachkommen des Neleus von Skepsis abgekauft und seiner Samm- lung einverleibt hatte. Skepsis in der Troas gehörte damals zum Pergamenischen Reiche und die Fürsten desselben scheinen schon vor Apellikon auf die Erwerbung dieses Bücherschatzes für die Per- gamenische Bibliothek ihr Augenmerk gerichtet zu haben, wenn auch ohne eu Bin Een Erfolg." Stammte nun, was anzunehmen durch- ! Strabon XI P: 608. ‚609. eu Ö8 Sanbeus — yeyovanı =— Kogirzos za 0 roU ee) viog NyA US, ang zaı Slsuzz eAous Nrgomme vos za Osopparrev, Nede eeyuvos de Trv BıßruSsnerv Tou Osopgasrou, ev Y Yu zu 9 FoU Agısror EAous“ 0 you Agısroreing Kırcanorr: Beiträge ‚zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 903 aus Nichts hindert, jenes Rhapsodenexemplar der Ilias, das sich später in Apellikon’s Sammlung vorfand, aus der Bibliothek des Aristoteles, so kann Krates sehr wohl Gelegenheit gehabt haben. dasselbe, während es noch in Skepsis lagerte, dort einzusehen und irgend welche Be- merkungen darüber mitzutheilen. Zugleich bestimmt sich dadurch einigermaassen das Alter des Exemplares: seine Niederschrift kann vor, darf aber auf keinen Fall nach der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts vor Chr. angesetzt werden. Auch Aristoxenos’ Angaben, wie sie im zweiten Theile des Excerptes enthalten sind, können dann sehr wohl auf dasselbe Exemplar bezogen werden, da Nichts der An- nahme im Wege steht, dass dieser Schüler des Aristoteles während seines Aufenthalts zu Athen es in der Bibliothek seines Lehrers kennen gelernt und für seine Zwecke benutzt habe. Diese Vorstellung von dem Sachverhalte scheint mir die richtige zu sein und an ihr glaube ich unbedenklich festhalten zu dürfen. Wie dem nun aber auch sein möge, die besprochene Angabe über gewisse Eigenthümlichkeiten des einen oder der zwei Rhapsoden- exemplare der Ilias, um die es sich handelt, genügen vollkommen, um uns erkennen zu lassen, wie beschaffen das Verhältniss solcher für die praktischen Zwecke des mündlichen Vortrages bestimmten Niederschriften zum Texte der Vulgata war. Wir dürfen auf Grund der direeten Beobachtungen, die wir noch jetzt zu machen in der Lage sind, mit Bestimmtheit behaupten, dass diese Memorirexemplare der Rhapsoden mit völlig unbeschränkter, weil für selbstverständlich erachteter, Freiheit für den Gebrauch beim Vortrage zurecht ge- schnittene Texte der Homerischen Epen zu enthalten pflegten, eben darum aber dem Texte der Vulgata gegenüber keinerlei Anspruch auf Autorität beanspruchen konnten, wenigstens bei denen nicht, die aus Erfahrung mit diesen Thatsachen nur einigermaassen bekannt waren. In der That hat die alexandrinische Kritik bei ihrem Geschäfte der wissenschaftlichen Feststellung und Berichtigung des überlieferten Homertextes von den Variationen dieser Rhapsodenexemplare mit vollem Rechte gar keine Notiz genommen. Wohl aber hat sie, ge- stützt auf die Kenntniss von der Beschaffenheit derselben und unter Heranziehung der Etymologie des Namens ‘Rhapsode’, sich für be- rechtigt gehalten, die Entstehung der mannigfachen Schwankungen und Verderbnisse des überlieferten Textes durch die Voraussetzung Fnv Ervrov Beopgasry mrrgE edwzev — © odgar To de Nyreı mag: ÖWHEr, 00 sie Sent iv #0- wiras. Fols Ber auroV mapE Eöwsev — a Ö8 YrSovro Frv PN rov Arradızav Darıre am u os Fun wor, es © Bra eis ryv zaraszeunv ns Ev Heoyanı BıißroSnans zara x Say J \ 2 a, 3 > ’ =) I e yis erguan & ev Ömauy zwi" Umo 0: vorias zu TYTOV ZRH Sevre abe mors amedovro or are > ‚ ’ DE \ \ n ame rov Ye vous AmsArıaavri Tu Triv TON agyugımv Fa FE AgısrorsAous Aa TE TOoV Oeopgasrou Bıßrie. 904 (Gesammtsitzung vom 2. November. zu erklären, dass bereits in frühen Zeiten eine Einwirkung der Rhapsodenpraxis auf Fassung und Gestaltung desselben stattgefunden habe. In welcher Weise sich diese Theorie unter gleichzeitiger Be- nutzung gewisser urkundlich bezeugter Thatsachen in Didymos’ Zeit gestaltet hatte, ersieht man aus der bekannten Darstellung in den Pindarscholien zu Nem.II, ı. Aus dem amtlichen Verzeichnisse der Sieger im musischen Agon eines Festes, welches zu Syrakus gefeiert wurde, besass man die Notiz, dass der Rhapsode Kynaethos von Chios dort in der 69. Olympiade aus Homer vorgetragen habe. Dass unter dem blinden Manne von Chios, welcher sich in dem Festhymnos auf den Delischen Apollon als den Verfasser der Dichtung bezeichnet, nicht der Chier Homer verstanden werden dürfe, wie noch im fünften Jahrhundert v. Chr. unbedenklich angenommen wurde, war der vor- geschrittenen Kritik einer späteren Zeit eine ausgemachte Sache; sie setzte also rein vermuthungsweise an die Stelle Homer’s den Chier Kynaethos als Verfasser ein und beschuldigte nun diesen, ungerechter Weise und sich selbst eines groben Fehlers schuldig machend, der noch in unseren Zeiten heillose Verwirrung anzurichten bestimmt war, dass er absichtlich durch jene Bezeichnung habe in die Irre führen wollen, um das eigene Erzeugniss als eine Dichtung Homer’s er- scheinen zu lassen. Was war einem solchen Menschen und seines Gleichen gegenüber dem Texte der echten Homerischen Gedichte, welche sie vorzutragen pilegten, nicht alles zuzutrauen? Offenbar waren nicht wenige der empfindlichen Sehädigungen, an denen der überlieferte Text dieser Gedichte krankte oder zu kranken schien, auf seine und seiner Berufsgenossen Rechnung zu setzen. Vollkommen gleicher Art und in demselben Maasse unzutreffend waren dann weiter die Vorstellungen, welche sich etwa um dieselbe Zeit aus der Com- bination derselben Beobachtungen mit einer anderen bekannten That- sache entwickelten. Es war bekannt, dass in Athen für den Rhapsoden- wettkampf der grossen Panathenaeen, in dem ausschliesslich oder doch vornehmlich die Homerischen Gedichte den Stoff zu den Vorträgen herzugeben hatten, ein Reglement bestand, welches die Willkür der Theilnehmer am Wettkampfe in der Auswahl der vorzutragenden Ab- schnitte dieser Diehtungen beschränkte, indem es sie einem bestimmten Gesetze unterwarf , und dessen Erlass die Überlieferung in die Pisistratische Zeit zurückverlegte; vielleicht auch hatte man Kunde von der Existenz eines staatlichen Controllexemplares, mit dessen Hülfe die genaue Einhaltung der Vorschriften des Reglements überwacht wurde, und dessen Herstellung vielleicht dieselbe Überlieferung, viel- leicht aber auch erst die Vermuthung einer späteren Zeit dem Erlasse Jenes Reglements gleichzeitig setzte. Man folgerte nun aus diesen Kırecnnorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 05 Thatsachen irrthümlicher Weise, dass beide Maassnahmen lediglich zu dem Zwecke getroffen worden seien, die durch die Willkür der rhapsodischen Praxis verursachten Schädigungen des überlieferten Textes zu beseitigen, und gelangte auf diesem Wege schliesslich dazu, die Behauptung aufzustellen, Pisistratos sei es gewesen, der die ursprüng- liche, aber verloren gegangene Ordnung in der Abfolge der einzelnen Theile der Homerischen Epen im Wesentlichen richtig wiederhergestellt habe. Kaum irgend Jemand von den Vielen oder Wenigen, welche diese Auffassung sich aneigneten,, konnte sich der weiteren Folgerung entziehen, dass dieser auf Veranlassung des Athenischen Tyrannen hergestellte Text nothwendig als Haupt- oder gar einzige Quelle der späteren Textüberlieferung betrachtet werden müsse. Nachdem solche Vorstellungen Platz gegriffen und als überlieferte 'Thatsachen betrachtet zu werden angefangen hatten, konnte es dann ein Mann, wie Flavius Josephus, wagen, im eigenen Interesse die dreiste Be- hauptung, gleichsam als wäre das eine selbstverständliche und all- gemein anerkannte Thatsache, auszusprechen, dass bei Gelegenheit jener Neuordnung die Homerischen Gedichte zum ersten Male eine schriftliche Fixirung erfahren hätten. vorher nur mündlich überliefert worden seien. Das erste schriftliche Exemplar der Homerischen Ge- diehte war also nunmehr für jeden, der ihm das glauben wollte, ohne allen möglichen Zweifel das Pisistratische und dieses der einzig denkbare Ausgangspunkt für die Entwickelung der späteren Vulgata in ihren verschiedenen Modificationen. Bei diesem Punkte haben bekanntlich die Versuche der philo- logischen Wissenschaft unserer Tage, die Geschichte der Entstehung und Überlieferung der Homerischen Epen zu construiren, eingesetzt und sind damit zunächst unter die Herrschaft jenes Gefüges von haltlosen Hypothesen und Constructionen getreten, welches die Wissen- schaft des späteren Alterthums durch eine Anzahl ihrer Vertreter aufgebaut hatte und das man unbedenklich zur Grundlage der anzu- stellenden Untersuchungen nehmen zu dürfen glaubte, weil man es, ohne auf eine nähere Prüfung einzugehen, in seiner Gesammtheit als eine auf durchweg wohlbezeugten Thatsachen beruhende zuverlässige Überlieferung betrachtete. Das Bild, welches sieh nun unter diesen Umständen von der Geschichte der Homerischen Gedichte und im Zusammenhange damit der gesammten Culturentwiekelung des Hellenen- volkes in jenen, um mich so auszudrücken, praehistorischen Zeiten gestalten musste, war darum nothwendig ein falsches und gänzlich verzogenes. Wir sind damit beschäftigt es zu corrigiren und wir verfügen zu diesem Behufe über ein unendlich reicheres Material von Thatsachen, als unsere nach dieser Seite weniger begünstigten Vor- 906 Gesammtsitzung vom 2. November. gänger, welche die Bahn zu brechen hatten: aber auch jetzt noch steht uns für die Beantwortung der Fragen, welche zu lösen uns die Überlieferung der Homerischen Gediehte auferlegt, nur das eine Mittel zu Gebote: die Gedichte selbst und ihre Analyse nach Inhalt und Form. II. Der Festhymnos auf den Delischen Apollon. 1: ı. Anabole des Aoeden als Exarchos des Chores der Deliaden. 4 r SINE, 5 / en Myyoouaı oUde Aaswuaı AroAAwvos EXdroio, c \ \ A» \ ’ „+ ov TE DIeoi Xara Öwua Auos TpoWeougı lovra' VE Sehy 02 J \ > ’ xaı Pd T dvaloaaucıv EmIOY,Edov EPY,OWEVOLO f b) DURCH I ec) IN BEZ ’ mavres db Eöpawv, 0 TE baldiua Toza Tiraiven. \ Ne} Y ’ \ \ I 5 Antw 0 om Wıuve mapdı Au TepmiıXspauvw, ke / >» 12 N 5 2 ’ n pa Buov 7 EXNAAALCOE Kal EXANITE baperpyv an ’ e DD Q/ „ a , nr e n De oı dm ıdSımwv zau) YELDEO an EAOUOA ToEd KATEXpeuaOE Tpos Xıovd TMATpos Eolo / b) ’ \ N > ! e „7 TAOTAAOU EX YDUOEcU, Tov Ö EIS Ipovov EITEV dyouad. NER N; 7 DEN \ ‚ 2. n 10 TW 0 dpa venTap EOWXE TaTyp deal Xpvaeıw N I 2 et „7 AA ’ 7 ÖEIXVUMEVoG dıAov VIOVv, EMEITA DE daımoves AAAaı. „7 ! , NW ! I evIa xaSılouciw‘ Ydıpeı de TE morvia Ayrw, c/ ! \ \ ei „7 oUvexd Togocbopov Kl KapTepov vIOv ETIKTEV. 2. Gebetruf des Chores. zn / 2 m > \ ’ > \ ’ Xuıpe, Maxdıp w Ayrol, EMEI TEXES AyAdıd TERVL, 5) HI I 3 1% Nn/ J ’ 15 AToAAWvd T AVAXTA Kcdı Apremıv Lo‚Edıpelv, \ \ >) > 2 \ N\ n St ER Tyv MEV Ev Opruyın, Tov de xpavan ev AyAw, ’ \ N „ \ 7 I „ KEXALMEVN TpOS Maxpov opos xaı KuvSıov oX,Iov, > / 72 b} Du5 nv ce I’ ayyorarw bowıxos, Em Ivwroio deeSpois. 1. re VortrassdeslAoeden. a. Prooemion. Is 7° dp ©’ ümmow Tavrws eUuMvov Eovra; ©» mayry yap ro, Poiße, vouor BeßAyar’ dens Er 5 Cr > IE ! r ’ 2 ! 3..0& r Hermann: 9@ y 8. roGa »arenpenare KoEchLy: roEov awerge- Hr ’ \ 7 ER} en MATE 18. ©= Reız: vr oe ag MaArtHIAE: Yo 20. vono: Lelinar aoıöns ’ >) Er lesen: vonos QelAMaraı wöng Kırcnnorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 30 35 40 45 un [o} N „ { 7 DEN SAN ’ Aev dv’ Mmeıpov moprirpodov 10 dva vmoous' m N , IN \ ! „ macaı de Oxomiai To ddov Kal mpWoves dixpoı 6) cl und apewv moraueı I dAadE Tpopeovres dxrei T Eis dAd KErAMEVAH Aunsves re Iuracoye. 1 Ws GE mowWrov Ayrw Texe Yamada Booreicı m \ ES „ n N I xAwSeiood mpos KuvSou opos xpavan Evi vycw, ’ > > / EN. N x \ Ayıw Ev dubipury Exarepse de Kuda XeAdıvov BE >] ’ N ‚ ) EEyeı Xepwovde Aryumvamıs avemamıy 7 > / n m Du evSev amopvumevos TACı Iynrolmiv dvaoceıc. b. Der Hymnos. c/ — = 9 \ „7 al =} Ocsous Konrn FT’ Evros EX za Muss Adnvewv vn00s 7 Alyıvas vavoızAeım T Evßcıa, Alyaı Ileipenusu TE xal PAATTN, Nerdonnes Opnixıs 7’ Adows Xaı Inasv unge Kalonvoi Opnızın Te Bauos Iöys T’ Opec GAIGEVTa, I.xUpos za Pwxda xal Aöroxavns op08 almv, "Imßpos Eurrınevn za Amuvos du YSarcccod Asoßos T’ Nyaden, Maxopos edos Alorıwvog, xl Xios, N wmowv Aumapwrarn ev AA XEITaL, wamarcsıs re Miuas Koı Kupuxov axpcL Kolonvol xaı Kadges aiyAyEoca zal Algayens 0005 ulm) zul Icuos den MuxdAns 7 ammevd Kaya Mirnros re Kows Te, morıs Mesorwv dvspumun, zul Kvidos atmen xaı Kasmados NyeucenTa Nagos z nos Iapos “Pyvaıt TE FETNETTE, To000v Em wWÄIVOUO« Ermerer iXero Ayrw, ei TIs ci yammv vier Seroı oixıa YeoIaı. al ÖE War Erpousov Kal edeidıoav, Ude Tıs ETAY Bl deu Tau Kal misrepn (Er EoUo«' mp yore M P emi Ayrov Eßnoero morvia Ayro Xaı mv aveiponevm EmEa mregosvra mposmuda »ANN, 7 = x &Iercıs Eos uusvau viog SpAAlg, boißov ArsArwvos, Ieodaı 7’ Evi miova mov; drrws Ö oe) rıs vaio moS anberaı oüd” EnsAdoceı, od’ euhouv oe y E0sodaı dtouaı our” euunAov, 907 r I) ’ b} b) ’ 26. KivSou Horsten: #uvYos 30. r Hermann: fehlt ASyvewv Hermann: aynvav 31. a Qı J Alyıvns SCHNEIDEWIN:! aryıvor 32. Heipericı Ruunken: ’ > ’ > e} ’ ic . ASows Barnes: &S$ws 36. zurrmem HERMANN: T sUuxrımevn EV] m ’ Fay a!- wöwoure Ze Erwöwoure 46. ya: Yaızwv Se7.0ı MarıHiaE: Iersı > N 1 er „7 „ DEN} &ı var (vergl. Odyss. 5, 357) 2uolo Sırpmanvs: &uelo 53. @AAuce BoruE: @AAos oo 5 b) ‘ W] > 6) 5 Ererasseı: o00e Fe Aurze 54. y SPIITZNER; fehlt oUr Hermann: o0d Sitzungsberichte 1893. : 8l 5 2 > T Eıdem > er 5 7 09: “= 908 55 60 65 79 73 0, } ın 90 sesam itzune vom 2. Nc ber. G mtsitzung vom 2. Novembe > NN N Y b)/ N \ 2 I Ude Tpuyyv o1GEıS OUT dp Dura mupid dUceıs. NV 5 h R ’ \ „7 ei de x AmoAAuvos Exdepyou vaov EXNODL, „7 , ! b} / Sue I avIpwroi To mavres dyııyoova” Exaroudes b) IN 2) ! 2 N „ SPANT EvIa0 dysipomevor, Xvioon de To domeros diel N > b) N Te N vs ’ > ı Önuov dvalzeı, Dooxols de XEv ol XE O0 EX,WOW \ > Su ‚ J \ „7 nv ee SEN Xelpos Am AAAoTpIıNs, EMEL ou Tor Miap-Um oüdas.« A / N NN >. > AN AN Ws daro: Kaipe de AmAoc, dueiVouevn Ode mpooNUod" m W ’ I = ! »Anroi, xudiorn Iuyarsp meydAoıo Koiıo, b} , be I \ c ! „7 AOTACIM KEV EyuW YE Yovyv EXdTolo AvaxTos Öi ! ’ J IE \ BEN i b) Ö & Ne efaumyv’ alvas Yap Eryruuov Em ÖUomWHS DRAN EN. eN NW 7 Y dvdpdoıv, WOE dE XEV TEpITIUNEOOA Yevoıumv. > = \ IN ’ en „ N, ! Ad TOdE TpoMEw, Anroı, EWog, 0UdE GE KEUCW" a} ! \ 5 JERREN er > ! Av Yap Ta dbacıy draosarov AmoAAuvo J / Ai / > ' EOTEOIAL, MEY ÖE TPUTAVEUGEMEV dIAvdrocıw \ mw n m SEN IN ” xdı Iyyroiı Sporoioı Em Ceidwpov dpoupav. a 2 Sa N /N \ ’ \ \ / TU D divws deidoına Kara cbpeva Kdı Xard Sumov, & Y N. AN \ m DIN n 5 , MN, Omor dv To TmpwWrov ıoy daos Yekıocıc, n 5 r = \ ’ \ 5 ‚moov Krıumods, EMEIM Kpavammedos EiMl, \ ! Y N >) I moooı xaraorpelas wos aAos Ev meAdyeooı. b7] en \ \ r m \ \ TR \ EVI EUE MEV MEYya Kuuad KATd XoaTos As ale r A RER x URS e IN R xAUc0E, 0 0 aAAyv Yaıdıv Abızerai, N EV don I I \ „7 N N. / TEeUEaOIdı vyov TE Kal dATEn dEvÖpnevra' ! N N5 > J \ ’ m J NS moUAUTOodEs 0 Ev Euoi Icdauds bwxdı TE MEAdIvaL RTL I > N, I .. nn oLXıd TOMOovraı AXNded YATE Adwv. > > Yy EN ’ a I , cl > ! AAN Eı Mor TAaıNG 'yE, DE, MEYAV 0pXov oMOOOdL, > IN m ! 7 ! EvIAdE Wv ToWTov TEUFEIV TEDIKAAAEL vYov.« 7 > / T ’ Sue „ [eumevaı dvSpwrois Ypnorypıov, abrap emeıra ! 3 / 5 \ N ! 5 mavras Em dvSowmous, Emem moAuwWvuuos Eorw] A ANTSERHL \ AN nv , e „ ws dp Eebn‘ Ayrw de Iewv MEydv 0pXov oMoooev' Y m ! mw N b) \ SAN ec) a »iorw vuv Trade Taia xul Olpavos EUpUs Lmep>ev \ \ al \ AN el ’ xal To xareıDonevov ITUyos Udwp, 06 TE MEYIOTOS ce / ! ’ I mw 0pxos ÖEWOTATOS TE Weide Kaxapeocı Seoıoıy' Ic \ ıNn N IN „ N n ev Boubov. rnde Iuwöns EOTETdL wie \ \ ’ , Ni ’ Del / Bwuss x reuEvos, TIoEı de DE y Eko Tavrwv.« > \ 5) EERIED/ , Ü ’ \ e aUTAp EMEL D OMODEV TE TEAEUTNOEV TE TOVv OpXov, INES \ I m mn c I „7 AyAos EV MAL Yoıpe Yory EXdTolo dvaXros' \ N >» Bu u 23 , I Su Ayrw 6 Evvyudp TE Kal Evvea vuxXTas deAMTOLS >N/ ’ \ N» EN n wölveoı memapTo. Dedi d’ Evav Evdodı macaı, ol £ u m Eye \ ’ N 56. &ı EBERHARD: @i 59. Önuov avalksı CoBEr: Önuov wwaE ei Porz de zev , En; , Prien: Borzor$e 62. Koroıo BARNES: #govoro Sı. 82. Vergl. Hymnos auf den . 4 3 Pythischen Apollon 69. 70. 80. 81. 109. 110 87. nv: mv wie 90. yovn Franke: yovw BARNnEs: en} CLEV Kırcnnorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 100 110 125 130 c/ „ „ I c / c00dı dpıoraı Edaı, Awvn re Pem re 3 / / \ > / > , Ixvaım Te Ozuis xaı ayaorovos Audıroıry „ 3 & / I a ’ c aAAdı T dDavardı, voobw AsuxzwäAsvou "Hpns' ° \ b} /f \ ! nero yap Ev meyapoı Auos vepeAnyeperao] / Ne} J ’ Hovvn Ö oÜx Emeructo uoyooroxos Eireitve‘ [2 \ N0To Yalo ano "Oruurw Um KEUTEsDH vedeo om 3) "Hons Ppaduos su AeunwAevev, 7 vu Epuxev ! I CnAocumm, 0 7’ &p’ viov duumovd Te Kpdrepov TE \ ’ K ! ee] & Antw TefeoIaı KaAAımAoXauos TOT’ EMEAAEN. e\ 3» _. „ 5 , > \ I aid Ip mooumeuav Euxriueung dmo vnoov 1Feusv Eines sooo eyav © azemEv EiNeidvav VmOoOYoMEvXı MEYAv oplaov, ! > U b) ’ „ I NPUCEOV, NAEXTPOLTIV EEpIEVOV, EVVERTNYUV' / No), ’ * ’ e/ voobw 0 Nvwyov xaAseıy AsuxwAevov Hong, ’ 7 ce) 2 J 7 3m um nv emer' emesoow dmoorpelesv iovoar. > \ & \ ! > „ NZ & ’ I KUTap EMEI To Y dxouce modyveuos wxea "Ipıs, BIT E on pa Seen, Targgws de Ömvuoe FÄav TE MEomyU. e) \ e> m AUTAP em p ixave Sewv Eos, almüv "OrAuurov, 3 EN Sea S DER / nn aürıx ap Eirasvav dmex meyapoıo Supale Ss Er ’ 2] ! IN EHTTPOKAAETTANEUN EMEL TTEDDEVTd TpooNUda ! RE) [q > ! ra > j} Nı/ el? TAVTL MAN , WS EMETEAAoV OAUUmIL OWUAT EXOUCdL. nn > „7 \ „7 N I FR rn 0° apa Symov Emeidev Evi ormdeccı biAcıcı Ö8 \ / I Ya" b) [d nv Bar. de mooı Tonpwor mEAEIdONW ıSUdy oMolaı. DEN I Yn / an / eur Eml Ayaov eßauve Moyooroxos EiMesSve, \ ’ \ 7 > ‚ NN ’ ON Tore Tyv Toxos EINE, Mevolvyoev de TExXeoIaı. > N \ fe a! I nv N» „7 &udı de howızı DAAE TEE, Yovva 0 EpEICEV S m = x IN NS EAN a Asıuwvı MAAaKW" MEIÖNGE de Yal UmevepIev' N! \ Tan N REN . Ex 0° EDope mpo dowode: Yedı d oAcAufav dracaı. E77 „ ne \ ! IN m eva ce, ne Bboide, Iewi Acov Udarı ao, e NS 7 ser Q a nz N J FRE Me n ayvWs Kdı Kaydpus, OTWADZAV Ev Dazeı EUXW, = m ’ NEN / / © AETTW, VMyATEw" mepı ÖE XpLoeov OTpobov Nav. I. ES et I N % } Sy e / ovo ap AmoAAuva Ypuoaopd INCaTO MATYP, EIN EN! f} N} \ 5 n 7 = \ and Osuıs vextap TE Xu dulpomınv Epareivmv ıS ! r \ De 5 Be m &% N ex /# ASAVaTNOW EDV EMNDEATO" Xaipe de Ayrw. - cd) ! \ \ e\ b7 [eüvexe rofobopov xaı xuprepov viov erıxrev] BEN E) N/ nn ıNn 2 Yo) IN aurap Emeiön, Bolle, xarelpws auporov Eiocp, „ ’ > „7 De 7} / U >} 2 0V GE Y EMET 10Xov Kpuceoı Orpodcı dOmaıpovrd, >»N> „7 ’ > b)] I INN , I oUd” erı deouar EPUXE, Avovro de Teipard Mavre. & DE, BD > ’ IN N > I = aurıza 0° anavarıcı mernuda Boibos AroAAwv' 7] 7 , !. \ ! I »em Mor Kı9apıs TE dıAN Xu XaumuAa Toga b7 2 3 . 93. gası WOoLr: era 96. Erklärender Zusatz 104. Yavssov, Eegmevon Barnes: Agurercmı Alvorsı Zegyızvov 116. Ö% rors rw Iucen: 122. Aoov STEPHANVS: Aodcv 126, Unpassende Wiederholung von vs. 13 8l* 909 Na Erreg, Fyv Tors on 910 140 145 150 160 165 > ’ 133. em Gesammtsitzung vom 2. November. / b) I \ U I Koncw T’ dvDpwmroı Aus vmWepres Bovayv.« A > \ an’nN N \ b) N ’ wc eimWv EDıSaoxev Em Xovos EÜpvodeıns Ex b) 1 c Tayal; e\ > „7 5% boibos axepvexouns, EnarmVoros' ai Ö° dpa macdı n > 7 n „ m e Iaubeov dIavaraı Ypvow 0° apa AyAos dracd „ Q 5 [a e/ e,, „ W cf One’, Ws OrE TE Diov oUpeos dvSemıw VANs n'!n \ 7 \ nm ’ BeßpıIev, zaSopwoa Ars Ayrous Te YEveSAyV 2 2 \ 67 SR: ’ yySocuvm, &rı mv eos EIAETO oiXıd JEoDIaı ff ’ ,. AN ! Narr vaowv. Ymeipov TE, dıAmTE de xnpası MaAdor. > \ N ! „ e ee 27) e nürTog 0°, Apyuporoke ava£, Exarndor AmoAAov, D)) / Ne SpA. ! AAAOTE UEV T EM KuvSov eQnceo TONTFOADEVTOG, „ N> [ou / \ ’ > I &AAoTE Ö’ al vyoous TE Xal dvepas AAdoxades. , , \ 7 N NE. moAAa Toı vmor TE Xaı AAOEN OEvÖoNevTra' E NN , L \ I „ [rTasaı de oxomıdı Fe dıAdı Kol TrpwWoves dxpoı ec m ’ , 5 e/ N 7 2 UlnAwv opewv morausı I" aAade mpopeovres] > \ \ ! wnN I > J ’ a ara cv AyAw, Poude, MAATT EMITEDTEAL NTOp, b) ce 1 > ! > ! evIa Tor EAreyuirwvos Idoves NyepeSovrau > Ey \ IN \ DIN SEL, > U auroıs OUV TAIETTL Adı aldoıms AAOYoıTıV' De ie ol dE GE TUYMayXın TE Kal OPXNIUW Kat doudy / ’ CARE N ! > ee Mvnoduevor TEDTOUOW, OT’ dv OTyCWvTraL dyWve. ‚ > b) % \ Sal, a Sl, ham x davdrous Xal dryypws EMWEVAL die, e\ Er > ! J eiuEArES I e 12 N 65 Tor’ Emavrıgoeı', oT Iuoves &Ipoos eiev' ra Re onen more moyruv Yap xev ldoıro Kap, repWaıro de Sumov N J > I I Ey ovdoas 7’ ElTopowv KAAALLwWyous TE Yuvalikdis EV 2 > ’ DELNG) > n I S I mds T WxeIds 90 durwv Kryuara moAAd. \ \ IN ’ m eJ ! „7 D Sta N mp05 de Tode MEyd Iabud, Dou XAcos oV Mor oAeırdı, zoVpaı Ayrıddes, Erarndererao Sepamvan‘ al 7’ Emei dp moWrov mtv AmoAAuy’ Unmowaw, abrıs Ö au Antw TE xal Apreuıv loy,gatupatv Umodusva, Avdouv TE maramv NdE Yuvamwv Uuvov deiwdoucw, SeAyovcı de PUR dvIoWrwv. mavruv Ö° dvdowmwv bwvas xal eu Ba ruacTUv umEeey inacıw" ham de xev auros Exaoros bIeyyeoI'* ourw odı za Fuvalonpev den. c. Exodion. > > „ > gr \ > de b) et N s! AAN ayeT', IMyxoı MEv AmoAAwv Apremidı ZUV, ’ \> [4 Ex n 2) m NN \ ’ UaierEe Ö° Unels macaı" Eueio de Xal MeromioIev ! > ec ! ’ J / > I umoaoy, SmmoTE xEv Tis EmiyYoviwv dySpuWmwv 5 I . MATTHIAE: @mo 137-139. Nur am Rande gewisser Hss. erhalten, von BorHr hier richtig eingefügt 137. B:ßgıSev Borue: PeßaıSeı ; Coser: 2@rrco 144. 145. Aus 22. 23 interpolirt 1152, 05 Martin: or 7 Syre , r) 7 a be) b} 7 N \ ’ aysT inyzor ev Thukydides 3, 104: @r aye On Aurw ev aW 141. elnseo 165. @X Kırcuuorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 911 6) IN > ’ wm r ’ J I evSad” aveıpyraı Eeivos TaAamEıpIoG EAIWV N N ! N> 1 N eoN > Na) »w Xoupai, TIs 0 vum dvap NÖLOTOs dordwv S IN S \ ’ ’ ’ 170 EvIAdE MWAETAL Kl TEW TEDMEOIE MAAOTL;« ec nm > [ou ! m c ’ aA> > / : Ünsis O0’ EU ara maodı VmoXpIVAaOT EUbNUWS \ ST, SEN 2) „ ’ »TUAOS Avyp, oixeı de Xıw evi MAımaAoEooN.« m nm / J ’ 5 Narr [re0 racdı meromioSev dpiorsvougw daodaı | N EST BNAN] ’ 0) er ale NMEIS Ö' ÜMErepov XAEos oLGoMEV, 00T0v Em olav 5 n 7 ! N 7 175 dvDowruv OTpEboneoIa ToAlds EU vaıtaouoas' AN N ‚ > \ NV, / > 0 0 Emi M TEoovraı, EmEi Kal ETYTUMoVv Eoriv. > \ b} \ b) Nee, ec U. = N auTdp Eywv ou Aycw EexnDoAov AmoAAwva e ’ J I A 1 ’ I Uuvewv dpyuporokov, ov Nuxomos TExXe Ayrw. 2. Gebetruf des Chores. [cy „ \ , \ , J \ D ava, xaı Auxıyv xal Myovınv Epareıunv \ / „ „ ! 2 7 180 xaı MıAyrov exseıs, EvaAov TOoALv IMEDOEOOAV, 3 Ne) ou % N) PRESENT. autos 0 au AyAcıo TEDIXAUOTNS MEY Avacceıs 5 , r A > 2 ’ . . r, . » 171. evbraws Thukydides: &p nmewv 173. Interpolation aus einer Zeit, in => : 5 Se Se h ’ der das Gedicht als Homerisch galt 174 meregov und uneregov die Hss. 175. moAurs ’ =. , EBERHARD: TOAEIS VOUETROUTEE (dEMOLL: VRETAWTAG * * : Im Vorstehenden habe ich den Text des Hymnos auf den De- lischen Apollon mit denjenigen Verbesserungen der stark verdorbenen Überlieferung, welche ich für sicher halte', und äusserlicher Kenn- zeichnung seiner Gliederungsform gegeben, welche Jeder sich stets gegenwärtig erhalten muss, der das Gedicht als eine einheitliche Com- position begreifen und überhaupt verstehen will. Ich knüpfe daran eine Reihe von Bemerkungen, welche bestimmt sind, die Ansicht zu erläutern und wenn möglich zu begründen, welehe ieh mir über die Bestimmung des Gedichtes und die durch letztere bedingte Com- positionsform desselben gebildet habe und nieht umhin kann, für die einzig richtige zu halten. Bekanntlich schliesst dem Hymnos auf den Delischen Apollon, welcher in den Ausgaben der uns überkommenen Sammlung der so- genannten ‘Homerischen Hymnen’ die erste Stelle einzunehmen pilegt, die uns zugängliche handschriftliche Überlieferung in höchst roher und gänzlich unvermittelter Weise eine scheinbare Fortsetzung an, welche ihn an Umfang weit übertrifft (vss. 182-546) und es aus- ı Zu bedauern ist namentlich, dass es bisher noch nicht gelungen ist, den stark verschriebenen Vers 142 in überzeugender Weise zu verbessern. 912 Gesammtsitzung: vom 2. November. schliesslich mit dem Preise des Pythischen Apollon zu thun hat. Es ist Runsken’s unbestreitbares Verdienst, zuerst erkannt und ausge- sprochen zu haben, dass diese umfangreiche Partie mit dem Vorher- gehenden nicht zusammengehört, sondern einen selbständigen Hymnos auf den Pythischen Apollon darstellt; er irrte nur darin, dass er den Delischen Hymnos sich nur bis vs. 178 erstrecken liess, während die Fuge vielmehr unzweifelhaft zwischen vss. 181 und 182 anzusetzen ist. Über die Art und Weise aber, in der, und die Veranlassung. auf welche hin die beiden ursprünglich selbständigen und für ganz verschiedene Zwecke bestimmten Dichtungen rein äusserlich zu einer nur scheinbaren Einheit zusammengeschweisst worden sind, gehen die Meinungen der neueren Kritiker weit aus einander. Mir selbst erscheint nur eine Er- klärung des abnormen Zustandes der Überlieferung möglich und zu- lässig, die nämlich, welche als Veranlassung desselben eine mechanische Verstümmelung des Textes ansetzt, durch welche der Schluss der ersten und der Anfang der zweiten Dichtung sammt der Betitelung der letzteren verloren gingen, was dann eine nicht beabsichtigte, aber fast unver- meidliche Contamination nicht zusammengehöriger Texte zur natür- lichen und begreitlichen Folge hatte. Die vorliegende Contamination ist dann nicht alt, sondern gehört einer verhältnissmässig späten Periode der schriftlichen Überlieferung der Hymnensammlung an, in welcher der Hymnos auf den Pythischen Apollon seinen Platz hinter dem auf den Delischen angewiesen erhalten hatte. Obwohl nun beide Gedichte nicht Theile eines ursprünglich ein- heitlichen Ganzen sind, sondern zwei nur zufällig äusserlich zusammen- gerathene, selbständige und in sich auch formal abgeschlossene Com- positionen, so zeigt doch ihre Gliederungsform eine Ähnlichkeit, ja Gleichheit, welehe unmöglich auf Zufall beruhen kann. Zwar ist auf diesen augenfälligen Parallelismus des Aufbaus beider Gedichte bereits von Anderen, im Besonderen von Baumeister hingewiesen worden, doch halte ich es für zweckmässig, ihn hier noch einmal kurz in übersichtlicher Darstellung vorzuführen, weil ich der Ansicht bin, dass sowohl aus der nachweisbaren Übereinstimmung im Allgemeinen als den daneben erkennbaren Abweichungen im Einzelnen sich gewisse Thatsachen erschliessen lassen, die für das richtige Verständniss des uns hier beschäftigenden Prooemiums und seiner Bestimmung von maassgebender Bedeutung sind. Der leichteren Orientirung halber ist die oben für den Text des Prooemiums gewählte Bezeiechnungsform der Glieder desselben in Parenthese hinzugefügt worden. Kırcnnuorr: Hymnos auf den Delischen Apollon. (Ber) wes. 1-13, Scene: Der Bogner Apollon tritt in die Versammlung der Olympi- schen Götter, von Mutter und Vater bewillkommnet, von den anderen ehrfurcehtsvoll begrüsst. (I, 2) vss. 14-18. (II, 1°?) vss. 19-29. Stellung des Themas: Geburt des Apollon auf Delos. (I, P)erss. 30-164. Ausführung des Themas, aus- laufend in einen Berieht über die Einsetzung und Einrichtung der Delischen Festfeier. AFP) evss. 165-178, Der Sänger verabschiedet sich von dem Chore der Deliaden mit dem Versprechen, vom Preise des Apollon nimmer lassen zu wollen. (II, 2) vss. 179-181." Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 918 Hymnos auf den Pythischen Apollon. vss. "182 — 206. Scene: Der Kitharspieler Apollon erscheint in der Versammlung der Götter Verein Olympischen und spielt ihnen im mit den Musen zum Reigentanze auf, zur Freude von Mutter und Vater. fehlt. 207-215. Stellung des "Themas (in der- VSS. selben Form und mit gleichlau- tendem Anfangsverse): Zug Apol- lon’s zur Gründung der Pythischen Orakelstätte. vs8. 216-544. Ausführung des "Themas, aus- laufend in die Erzählung von der Bestellung der Kretischen Orgionen durch Apollon. VSS. 545. 546. Der Sänger verabschiedet sich beim Gotte und kündigt einen weiteren Vortrag, ohne nähere Bezeichnung des Inhalts, an. fehlt. Die Übereinstimmung ist in der That von einer Beschaffenheit, welche meines Erachtens, wie gesagt, die Möglichkeit ausschliesst, sie auf blossen Zufall zurückzuführen, und zu der Annahme nöthigt, dass entweder die eine Dichtung das Vorbild für die andere abgegeben habe, oder, wenn beide unabhängig von einander entstanden sein sollten, beide doch nach ein- und demselben, in der Überlieferung bereits zu einem typischen ausgestalteten Schema entworfen worden sind, welches somit für die Verfasser von beiden ein gegebenes und gewissermaassen selbstverständliches war. Welche von diesen beiden Möglichkeiten als zutreffend zu erachten ist, untersuche ich hier nicht weiter; wichtiger und bedeutsamer für meinen Zweck sind die 'That- sachen, welche sich als gesicherte Folgerungen nicht minder deutlich hervortretenden Abweichungen ergeben, nämlich einmal der unleugbaren Verschiedenheit des Zweckes, welchem der Abschnitt U, ı“ aus den 914 Gesammtsitzung vom 2. November. in beiden zu dienen bestimmt ist, und sodann dem Wegfall der Ab- scehnitte I, 2 und I, 2 im zweiten Hymnos. In dem letzteren bildet nämlich den Abschnitt I, ı [4 die aus zahl- reichen uns vorliegenden Beispielen zur Genüge bekannte Formel, mit welcher der Rhapsode den Übergang von dem Prooemium, das er dem Herkommen gemäss seinem Vortrage voranzuschicken pflegte und das die Form eines Hymnos auf eine beliebige Gottheit hatte, zu der eigentlichen Rhapsodirung von Texten des verschiedensten Inhaltes machte, welcher nicht nothwendig mit dem des Prooemiums in Beziehung zu stehen oder auch nur in ganz äusserlicher und for- maler Weise gesetzt zu sein brauchte. Aus der Anwendung dieser Formel folgt also, dass unser Hymnos ein Prooemium ist, welches im Sinne seines Verfassers einen rhapsodischen Vortrag einzuleiten bestimmt war, und sicher nie einem anderen Zwecke gedient hat. Niehts im Inhalte des Hymnos deutet ferner darauf hin, dass er auf eine bestimmte Veranlassung hin für bestimmte Verhältnisse, einen bestimmten Hergang, ein besonderes Local geschaffen worden ist: sein Urheber kann ihn nicht ein Mal, er kann ihn viele Male bei verschiedenen Gelegenheiten und an den verschiedensten Orten als Einleitung zu rhapsodischen Vorträgen des verschiedensten Inhaltes benutzt und vorgetragen haben. Ja, da er die eigene Persönlichkeit nirgends in erkennbarer Weise hervortreten lässt, so ist die Möglich- keit keinesweges ausgeschlossen, dass seine Schöpfung im Laufe der Zeit Gemeingut geworden und von späteren Genossen seiner Zunft zu dem gleichen Zwecke und in gleicher Weise benutzt worden ist. Ihre Aufnahme in die schriftliche Überlieferung und ihre dadurch ver- mittelte Erhaltung bis in spätere Zeit erklärt sich durch eine solche Voraussetzung vielmehr in der einfachsten und natürlichsten Weise. Auf eine andere Spur führt uns dagegen die ganz verschiedene Fassung des entsprechenden Abschnittes im ersten Hymnos. Auch in ihm verabschiedet sich zwar der Vortragende von dem Gotte, den er im Hymnos gefeiert hat, dem Delischen Apollon, und zugleich von der mit ihm auf Delos verehrten Sehwester Artemis, wenn auch in anderer Form, indem er die Gefeierten gnädig zu sein bittet, allein er schliesst damit seinen Vortrag ab und stellt keine Fortsetzung desselben durch Behandlung eines anderen Themas in unmittelbare Aussicht; denn die Schlussworte, richtig verstanden, enthalten nichts weiter, als das Versprechen des Sängers, sich für die erbetene Gnade des Gottes, wenn gewährt, durch auch in Zukunft fortgesetzte Preisung desselben im Liede dankbar erweisen zu wollen, und dass der Vortragende seine Leistung an Ort und Stelle damit als beendigt bezeichnen wollte, ergibt sich mit zweifelloser Sicherheit aus dem Kırcunorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 918 Umstande, dass er ausser vom Gotte auch von dem Jungfrauenchore Abschied nimmt, dessen Leistungen er im Vorhergehenden gerühmt hatte und an den er sich jetzt in direeter Apostrophe wendet, eine Wendung, welche die Anwesenheit eines solchen Chores während des nunmehr in solcher Weise beendigten Vortrages zur selbstver- ständlichen Voraussetzung hat. Die Dichtung ist folglich nicht ein Prooemium für rhapsodische Vorträge, sondern ein Hymnos, welcher die Bestimmung hatte, bei Gelegenheit einer gottesdienstlichen Feier unter Assistenz eines Jungfrauenchores vorgetragen zu werden, als dessen Exarchos der Vortragende fungirte. Gemeint aber ist nicht eine beliebige Feier und ein beliebig zusammengesetzter Chor, sondern ein ganz bestimmtes Fest, die auf Delos gefeierten Apollonien und der bekannte Chor der sogenannten Deliaden, wie aus der Schilderung vs. 156 ff. mit Bestimmtheit hervorgeht und wozu der Inhalt des eigent- lichen Hymnos, welcher die Geburt des Apollon auf Delos feiert. in nicht zufälliger Weise stimmt. Wenn demnach Thukydides (3,104) unsere Diehtung als ein wposııov ArcAAwvosg bezeichnet, so müsste er als in einem starken Irrthum befindlich erachtet werden, falls er sie damit als Einleitung zu einem rhapsodischen Vortrage charakterisiren wollte. Einen solchen Irrthum aber glaube ich ihm und seiner Zeit nieht bei- messen zu dürfen, und meine daher, dass ihm unser Hymnos als das gegolten hat, was er allein sein konnte und wirklich war, nämlich die vorbereitende Einleitung zu einer Cultushandlung, als welche ich unbedenklich den Reigentanz betrachten zu sollen glaube, welchen der Chor der Deliaden vor dem Altar des Apollon aufzuführen hatte. Hiernach würde es immer noch als möglich erscheinen können, unseren Hymnos für ein Prooemium unbekannten Ursprunges zu nehmen, welches in älterer Zeit auf‘ Delos an den Apollonien regelmässig oder häufig als Einleitung zu der bezeichneten Gultushandlung von den verschiedensten dazu bestellten Persönlichkeiten vorgetragen worden ist. Allein diese Möglichkeit wird ausgeschlossen durch die originelle Art und Weise, in welcher der Vortragende die eigene Persönlichkeit und sein Verhältniss zu dem Hergange, bei dem er betheiligt ist, her- vortreten lässt. Indem er nämlich vom Chore der Deliaden Abschied nimmt, bezeichnet er sich selbst als einen blinden Mann, der auf der Insel Chios zu Hause sei, und als einen fahrenden Sänger, in welcher Eigenschaft er verspricht, den Ruhm des gepriesenen Chores über die Erde tragen zu wollen, und beweist dadurch, dass er diese indivi- duelle Herzensergiessung dem von ihm vorgetragenen Prooemium ein- zufügen sich erlaubt, dass er den Text desselben als sein geistiges Eigenthum betrachtet und als Dichter des Prooemiums, nicht nur als vortragender Aoede angesehen sein will. Seine Berechtigung zu dieser, s * r 916 Gesammtsitzung vom 2. November. aus begreiflichen Gründen nur ganz nebenher erfolgenden, Inanspruch- nahme der Autorschaft in Zweifel zu ziehen haben wir keine Ver- anlassung, so wenig wie zu dem Argwohne, dass die vorgeführte Situation auf willkürlicher Erfindung beruhe, welche den Zweck ver- folgte, Homer als den Dichter des Prooemiums- erscheinen zu lassen: ebenso wahrscheinlich und, wie ieh nicht zweifele, allein richtig ist die Annahme, dass der Dichter Homer der späteren Überlieferung nur darum zu einem blinden Manne wurde, weil sie ihn rein ver- muthungsweise mit dem blinden Manne von Chios identificirte, der nach seiner eigenen Aussage unser Prooemium eomponirt hatte. Ist aber diese Auffassung der Dinge die richtige, so folgt, dass das letz- tere einen Chiischen Aoeden zum Verfasser hat, der es für die Apollo- nien auf Delos gedichtet und dort bei Gelegenheit der Festfeier eines bestimmten Jahres, einmal und nicht wieder, selbst zum Vortrage gebracht hat. und dass es nach ihm von Anderen unmöglich, weder zu dem gleichen, noch zu anderen Zwecken, jemals wieder kann be- nutzt worden sein, alles dies unter der Voraussetzung, dass. es ge- diehtet worden ist, um vorgetragen zu werden, und dann auch wirk- lich zum Vortrag gebracht worden ist, so wie, dass die vorausgesetzte oder geschilderte Situation auf Wirklichkeit und nicht etwa auf gleich- viel welcher zweckbewussten Fiction beruht. Mit Recht mag man fragen, wie es zu erklären sei, dass eine derartige Gelegenheitsdichtung von so hohem Alter, dass bereits zu Thukydides’ Zeiten ihr Ursprung auf Homer zurückgeführt werden konnte, geschaffen für ein bestimmtes Local und die Festfeier eines bestimmtes Jahres, um von ihrem Urheber dort einmal und dann überhaupt nicht wieder zu mündlichem Vortrage gebracht zu werden, auf dem Wege schriftlicher Überlieferung der Kenntniss späterer Zeiten hat erhalten werden können. Diese Frage würde eine einfache Be- antwortung finden, wenn sich feststellen liesse, ob und wie viel That- sächliches der Angabe zu Grunde liegt, welche sich in der gemein- hin als “Wettstreit Homer’s und Hesiod’s’ betitelten Schrift vorfindet und von der leider nieht mit völliger Sicherheit ermittelt werden kann, aus welcher Quelle der Verfasser sie geschöpft hat (p- 249 R.): evdie- ronbas ds (nämlich Homer) r7 rercı (nämlich Ar 80) Kpovov Tivd ÖLEAEUGEV Eis AAAov Eis ruv mavnyupv, xal oradeıs Emi rTov KEpALTIVvoV Bwmov! Aeycı Umvov eis AmoAAuva, oo 9 dog uvyooudı oÜde Adtwudı AmoAAwvos Exarou. bnSevros de Tau Umvov ci wev Inves FoAlmmv aürev zowov Emomoaurte, Azrıocı Ö8 ypanlavres Ta EmN (worunter doch wohl nichts weiter als ! Über diesen vergl. Kallimachos im Hymnos auf Apollon 60 ff.. Plutarch im Theseus 21 und woreg« row du go VIWTEO, Te %E spraie n ra evuda« IH Kırcunorr: Beiträge zur Geschichte der Griechischen Rhapsodik. 917 der Text des Hymnos zu verstehen sein wird) eis AsUxwuda aveInxav Ev TO Tys Apremıdos iepw. Wie man darüber aber auch urtheilen möge, in Abrede wird sich nicht stellen lassen, dass die Über- lieferung des Textes nur in dieser oder doch ähnlicher Weise ver- mittelt gedacht werden kann. Wie aus der voranstehenden Darlegung deutlich sein wird, erklärt sieh die Verschiedenheit von Form und Inhalt des betreffenden Ab- schnittes in beiden Hymnen aus ihrer Bestimmung für eine ganz ver- schiedene praktische Verwendung in ausreichender Weise: man wird zugeben müssen, dass jene Abweichung durch die letztere Verschieden- heit des Zweckes nothwendig bedingt und Übereinstimmung in diesem Punkte geradezu unmöglich war. Genau derselbe Grund aber ist es, welcher die Weelassung der Abschnitte I,2 und II,2 im zweiten Hymnos, also die zweite der oben hervorgehobenen Abweichungen in der Gliederungsform, mit gleicher Nothwendigkeit bedingt und hervor- gerufen hat. Beide Abschnitte haben im Delischen Hymnos dieselbe über- einstimmende Form eines eine Gottheit feiernden Gebetanrufes, von denen der erste an Leto, die glückliche Mutter der Artemis von Ortygia und des Apollon von Delos, der zweite, dessen letzte Verse leider in der Lücke verloren gegangen sind, ohne dass indessen dadurch Sinn und Beziehung des Ganzen verdunkelt worden wären, an Apollon, den Herrn von Delos, gerichtet ist: beide bilden nach Form und Inhalt nicht eine Fortsetzung des ihnen unmittelbar Vorhergehenden, stehen aber zu ihm in einer bestimmten, auch äusserlich angedeuteten, näheren Beziehung. Denn nachdem die Schilderung der Scene auf dem Olymp, welche dem ersten vorangeht, mit den Worten zum Abschluss gelangt ist: waıpeı de re morvia AnTW, oUvEerd roEobepev Kol Kaprepov viov Erıxrev, setzt der sich anschliessende Gebetruf offenbar nicht nur zufällig anklingend in folgender Weise ein: Xatps, Ur” w Ayroi, Emei Texes dyaaz rexvd. In ähnlicher Weise knüpft der zweite wie im Allgemeinen an den Inhalt des vorhergehenden Preis- liedes auf den Delischen Apollon, so im Besonderen äusserlich an den Wortlaut des Gelöbnisses an, mit welchem der Aoede seinen Vortrag abschliesst: aurap £&ywv co Ayzw EnuBorov AroAAwva vUuvenv U. S. W. Während aber auf diesen allem Anschein nach nichts Weiteres folgte und von seinem Verhältniss zu einer etwaigen Fortsetzung oder dieser zu ihm nicht die Rede sein kann, steht der erste in der Mitte zwischen zwei selbständigen Theilen des Vortrages, so dass neben seinem Ver- hältniss zum Vorangehenden auch das zum Folgenden nothwendig in Betracht kommt. Hier aber stossen wir auf eigenthümliche Schwierig- keiten. Der folgende Abschnitt hebt nämlich in den Worten rws r’ s) " L ? 918 Gesammtsitzung vom 2. November. dp 0’ duvncw mit einer Apostrophe an, welche nicht an Leto, der der unmittelbar vorangehende Gebetruf gegolten hat, gerichtet ist, sondern an Apollon, mit dem sich Abschnitt I, ı beschäftigt hat, verbindet also IL, ı unmittelbar mit I, ı und ignorirt vollständig den dazwischen stehenden Gebetanruf, durch den der bewusst gewollte Zusammenhang der beiden dureh ihn von einander getrennten Abschnitte allerdings in scheinbar unerklärlicher Weise unterbrochen wird. Unbegreiflich aber bleibt dieser Thatbestand nur so lange, als an der Vorstellung festgehalten wird, dass die drei Abschnitte nach einander von derselben Stimme vorgetragen zu werden bestimmt gewesen seien; begreiflich wird er sofort, wenn man sieh zu der Annahme versteht, dass der Gebetruf von einer anderen, zweiten Stimme vorgetragen wurde, die den Vortrag der ersten im Anschluss an das Vorhergehende zeitweise unterbrach. Da nun diese Annahme überdem allein, wie keine andere, geeignet ist, jede Schwierigkeit zu beseitigen, so ist meiner Ansicht nach an ihr festzuhalten und es kann sich nur fragen, von wem diese Stimme geführt zu denken ist. Darauf antwortet die ander- weitie bekannte Thatsache, dass der Vortrag des Aoeden in Gegen- wart und unter Assistenz eines Chores Statt gefunden habe. Zweifellos, wie schon von Borne richtig bemerkt worden ist, war es der Chor der Deliaden, von dem der Gebetruf eingeschaltet wurde. Dass aber, was von I, 2 gilt, auch von II, 2, dem das Ganze abschliessenden Gebetruf. zu gelten hat, wird alsdann schwerlich in Abrede gestellt werden können. Dass nun ein Hymnos, wie der auf den Pythischen Apollon, welcher zur Einleitung in einen rhapsodischen Vortrag bestimmt war und darum nieht unter Betheiligung eines dabei assistirenden Chores zu Gehör gebracht wurde, solche für den Vortrag durch den Chor ein- gelegte Partien nicht enthalten konnte und durfte, ist einleuchtend: und so erklärt sich aus der verschiedenen Bestimmung der beiden Hymnen diese Abweichung in der äusseren Gliederungsform, die Ein- fügung der Chorpartien in den einen und das Fehlen derselben in dem anderen, in durchaus begreiflicher Weise. Diese Abweichung ist dureh erkennbare Ursachen nothwendig bedingt und nicht sie ist auffällig, sondern das Gegentheil würde es sein. 919 Adresse an Hrn. THEoDoR MoMMSEN zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums am 8. November 189. Hochverehrter Herr College! den Gedenktag, den Sie heute fern von der Heimath begehen, als einen Festtag zu feiern, ist unsere Akademie in erster Reihe berufen. Vor fünfunddreissig Jahren sind Sie in unsere Mitte getreten, seit fast zwei Decennien führen Sie als beständiger Secretar in unserer Körperschaft den Vorsitz und ihr ist dauernd Ihre Schaffenskraft gewidmet geblieben. Die grossen wissenschaftlichen Unternehmungen, deren Durehführung die Berliner Akademie seit jener Zeit zu ihrer Aufgabe gemacht hat, sind zum guten Theil durch Ihre mächtige Initiative ins Leben gerufen und verdanken Ihrem Organisationstalent die feste Gestaltung und zielbewusste Leitung. Wenn sich heute der Bliek zurückwendet auf Ihre an Thaten und Erfolgen unvergleichliche Laufbahn, so tritt in der mannigfachen Fülle Ihrer Leistungen der grosse Zusammenhang, das stete Streben zum Ganzen, die sichere Absteekung der erreichbaren Ziele in über- raschender Klarheit zu Tage: von Ihren ersten Anfängen bis zu dem Höhepunkt Ihrer Entwickelung haben Sie halbe Arbeit nie gethan und in Ihrem Kreise nie geduldet. Als Jurist begannen Sie Ihre Bahn: aber bereits in Ihren Lernjahren ist Ihnen die Überzeugung lebendig geworden, dass die Erkenntniss und Durchdringung des Römischen Wesens und der Geschichte Roms ohne organische Ver- schmelzung von Philologie, Geschichte und Rechtskunde niemals zu erhoffen sei. So wurden Sie aus dem Juristen zum Philologen und Historiker und in allen diesen Gebieten der Wissenschaft haben Sie schon in jungen Jahren «die Meisterschaft erworben. Auf dem Boden Italiens, den Sie bald nach Abschluss Ihrer Universitätszeit betraten, haben Sie in schwerem Ringen mit dem un- gefügen und zertrümmerten Material in Ihren Unteritalischen Dialek- ten und der Sammlung der Neapolitanischen Inschriften, die Sie als 920 Gesammtsitzung vom 2. November. Dankesgabe Ihrem Führer und Freunde Borsnest darbrachten, der monumentalen Forschung eine feste Grundlage bereitet und ihr den rechten Weg gewiesen. Aber nicht nur Anderen den Weg zu weisen, sondern selbst die Bahn bis zum letzten Ziele zu durchmessen waren Sie entschlossen, und so legten Sie bereits im Jahre 1847 der Akademie den Entwurf eines Corpus Inseriptionum Latinarum vor, in dem Sie den Plan dieses seit Jahrhunderten vergeblich angestrebten Riesen- werkes in allen wesentlichen Punkten feststellten. Als Sie dann, nach Besiegung aller Hemmnisse mit der Leitung des Unternehmens betraut, im Jahre 1858 in die Akademie traten, bezeichneten Sie in Ihrer Antrittsrede als Ihre vornehmlichste Aufgabe, in den Archiven der Vergangenheit Ordnung zu stiften: wie Sie dieses Wort eingelöst haben, dessen lassen Sie uns heute, da das Werk seiner Vollendung entgegenreift, dankbar gedenken. Schon bevor Sie der Unsere wurden, standen Sie auf der Höhe des Ruhms. In Ihrer Römischen Geschichte, dieser durch weiten historischen Blick und tief eindringende Forschung, durch die Ver- bindung scharfer Kritik und genialer Combination, durch dichteri- sche Gestaltungskraft und Glanz der Darstellung bewundernswerthen Schöpfung hatten Sie dem Deutschen Volke ein klassisches Werk geschenkt, das seither allen Nationen ein reiches Bildungselement geworden ist und für alle Zeiten bleiben wird. Fast ein Menschen- alter später haben Sie unternommen, den festgefugten Bau des Römi- schen Staatsrechts in gewaltiger Gedankenarbeit aufzuführen: ein Bau, an dem zu gleichen Theilen der Philolog, Jurist und Historiker thätig gewesen ist und in dem Sie in gewissem Sinne die Summe Ihrer Lebensforschung gezogen haben. Wie Sie durch Ihre Schriften über das Römische Münzwesen und die Chronologie, durch die Fortführung Ihrer Römischen Geschichte in die erst durch Ihre weitgreifenden Untersuchungen erhellte und in den Mittelpunkt der Forschung ge- rückte Kaiserzeit, durch zahllose historische, antiquarische, epigraphi- sche Monographieen und Studien die gesammte Alterthumswissenschaft und ihre Methode umgestaltet haben, was Sie für die Grundlegung der Jurisprudenz vor allem durch die Textgestaltung der Digesten, was Sie für die Philologie im engern Sinne und endlich, den Rahmen des Alterthums durchbrechend, für die mittelalterliche Forschung ge- than haben, dabei auch nur flüchtig zu verweilen, müssen wir uns versagen. Sind doch Ihre Werke so gewaltig angelegt, als ob dem Menschenleben keine Grenze gesteckt wäre, und durchgeführt mit einer nie aussetzenden Arbeitskraft und einer sittlichen Energie, die vor dem Grössten nieht zurückschreekt. indem sie auch dem Kleinsten sein volles Recht widerfahren lässt. Adresse an Hrn. Moumnsen. 921 Ein gütiges Geschick hat Ihnen, hochverehrter Herr, vergönnt. Aufgaben, die anscheinend von Generationen nicht zu bewältigen waren, in einer langen. an Fruchtbarkeit beispiellosen Wirksamkeit der Vollendung entgegenzuführen. Mit Jugendkraft und Jugendmuth tragen Sie die schwere Bürde, die Sie mit Ihren eigenen Arbeiten, wie ‘als Leiter und Berather fruchtbringender und verheissungsvoller Unternehmungen auf Ihre Schultern genommen haben. Wir hoffen und vertrauen, indem wir heute in dankbarer Bewunderung auf (das Grosse blicken, das Sie vollendet haben, dass Ihnen noch viele Jahre gesegneten Schaffens und Wirkens in unserer Gemeinschaft beschieden sein werden. Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 9. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, RN: ER un BR 42 . Re iu ER RE RE er ö hunde, Din N ak meta aim a Ur E® ıL ' TUT 12 Se a br na REG rel En RR wile Bene, Kae vr Kanada) PIE EN.) a Tann 00 Te En Ze Zen Kal: Ve Me E60 2 ee ee u er "UBS RPEL VAT Ta U BER PO BEE REIFE TS BR PELLTS IE EN USERS 17 ER mn, m en eher uni PN ZUNG, ENTE EILIH Ri N‘ A | wir Berge heine apa lan al ee ar E> ae Ren ee En BEREITEN TAT © HE i pin, « ie, u j j NE a, . es Sour. un j Bm { DL Ei u ZErTLTYE N DIT BEOHE Fa weinen ee . RR? any ii 2 R r e gaK RT = —_ ne & j R - er ‘ wer Fur Sa uw n% b a ei - Br Be. 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Premier-Lieutenant MAERcKER sendet 6 auf einer im Herbst d. J. in Klein-Asien ausgeführten Reise von ihm und seinen Reise- gefährten abgeschriebene lateinische Inschriften. Sitzungsberichte 1893. 82 Up LE 5, „ ( Ve RED v al Nik, I NEHR | : PET j u _ Pan a EL EB PN A BT aa una Hifai und f MAY En LO ERLEN 0 PL)” # fi u Wahr Pi Du TTE 3 (gs e* j J 1 A WERT Ju ie lei Kl Hndimasn N ch) ae Hi Er WIE Re oe a ee HARTEN are ha ulprkt bare ale Yan ala a TOT wish Fi I Da IT Dale Ir T ur Ba | KISLILIEE ih er 41 j x u I Fa u Kar b u er : ige Ren aa N Aus De KA 4 Ei vo BU TLIROES VE N Mann ) sa = « . y = A Eu, m: tu “Fr Ya RT» tt E Du bad such Er NV ah ar het IM vor ‚N PLIEFAT alt BIKE}. TITRA@T SITHU se DI h £ N dee DEREurNG Em all RI BEN uf, Mr M n 1% Paulus in Athen. Von E. Gvrruvs. ads in Athen bezeichnet eine Epoche in der Geschichte der Mensch- heit, deren richtige Würdigung das Interesse des Philologen, des Historikers und des Theologen gleichmässig in Anspruch nimmt. Ich versuche an meinem Theile dazu beizutragen, indem ich zuerst das Äusserliche des Herganges. wie er im 17. Gapitel der Apostelgeschichte erzählt wird, in das Auge fasse. Dazu bin ich um so mehr veranlasst und gewissermaassen verpflichtet, da ich in meiner Stadtgeschichte von Athen S. 262 eine Ansicht aufgestellt habe, welche von der her- kömmlichen Auffassung in wesentlichen Punkten abweicht und, wie ich nicht verkennen kann, manches auf den ersten Blick Befremdende hat. Daher führen auch die evangelischen Geistlichen in Athen nach wie vor ihre Gemeindegenossen auf den Felshügel des Areopags und suchen sich hier die Worte des Apostels an der Stelle, wo sie ge- sprochen sein sollen, um so lebendiger zu machen. Wer den Bericht der Apostelgeschichte unbefangen auf sich wirken lässt. kann sich nach meiner Überzeugung dem Eindruck nicht ent- ziehen, dass ein wohl unterriehteter Zeuge wahrheitsgetreu den Vor- gang schildert. Es ist in den 16 Versen des Textes eine solehe Fülle von geschichtlichem Material enthalten, es ist Alles so praegnant und eigenartig, so lebensvoll und charakteristisch; es ist nichts Redensart- liches und Schablonenhaftes darin, wie es der Fall sein würde, wenn Jemand eine erdichtete Erzählung vorträgt. Es ist auch unmöglich. eine Tendenz nachzuweisen, welche eine absichtliehe Erfindung irgend wahrscheinlich machen könnte. Man muss in Athen zu Hause sein, um den Bericht recht zu verstehen. Der Stadtmarkt von Athen war eine Weltbühne, wo jede neue Lehre ihre Probe zu bestehen hatte. Athen war vorzugsweise die Stadt. wo Unterhaltungen über höhere Wahrheit auf ein allgemeines Interesse rechnen konnten. Darum machte es Paulus hier wie Sokrates, indem er Tag für Tag mit denen, die ihm auf der Strasse begegneten, Ge- spräche anknüpfte (ev 7 dyop« xard mac Auesav moos ToUs FapaTUyyavovtas 82* 926 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 9. November. [diereyero]). So verbreitete sich das Gerücht von einer dıday,n za ganz eigener Art: der Markt füllte sich mit einem hörlustigen Publicum Ein- heimischer und Fremder, und die Philosophen, die hier das Wort führten, reizte es, sich mit dem hergelaufenen Weisheitslehrer zu messen. Um ihre Neugier zu befriedigen, veranlassen sie eine längere Mit- theilung von Seiten des Paulus und suchen der zu erwartenden Rede dadurch eine höhere Bedeutung zu geben, dass sie die Behörden der Stadt daran betheiligten. (Ayayov Emı rev Apsıov rayer) Das kann nicht heissen: sie führten ihn auf einen vom Markte entlegenen Felshügel; denn der Markt ist immer das Local des Vor- gangs geblieben und das Marktpublicum blieb immer dasselbe; oben auf der kahlen Felskuppe war auch Niemand zu finden. Dort ver- sammelten sich die Blutrichter nur an bestimmten Monatstagen, um unter freiem Himmel in feierlicher Sitzung den Urtheilspruch zu fällen. Das Geschäftslocal des Archon-König, wo die Processe eingeleitet wurden, war unten am Markt in der Königshalle. Hier meldet sich Euthyphron im Eingange des platonischen Dialogs, um eine Klage wegen Tödtung vorzubringen; hier trifft er den Sokrates, der wegen Vergehen gegen die Religion und väterliche Sitte angeklagt ist. Für die vor den Areopag gehörigen Rechtssachen fand eine besonders genaue Voruntersuchung (Mpodixacıe) statt, und es ist wahrscheinlich, dass schon in alter Zeit die Königshalle für diese Voruntersuchung unter Betheiligung von Areopagiten benutzt worden ist. Sicher ist, dass in der römischen Zeit der Areopag am Markte ein Geschäfts- local hatte. Damals wurde der Areopag mit mancherlei Vollmachten betraut, um in der immer aufgeregten Stadt für Zucht und Ordnung zu sorgen. Er war die oberste Polizeibehörde, wie wir aus seiner Competenz in Betreff von Bauanlagen und Standbildern schliessen können, und es ist sehr wahrscheinlich, dass ein in der Markthalle sitzender Aus- schuss des Areopags auch mit einer Aufsicht über den Marktverkehr betraut war, um gesetzwidrigen und aufrührerischen Bewegungen ent- gegenzutreten. So viel ist klar, dass in der Apostelgeschichte von der heiligen Malstätte auf dem Felshügel nicht die Rede sein kann. Es findet ja auch gar kein Process, keine Anklage statt. Die Philosophen wollten nur ihrer Neugier (SovAcueda yvavaı) einen geschärften Nach- druck geben; es wird durchaus kein Urtheilsspruch erzielt oder ab- gewartet. Paulus steht vor der Stoa Basileios. Hier standen die Sessel der Areopagiten, welche als geschäftführender Ausschuss am Platze waren. Wenn sie im Halbkreis sassen, so konnte Paulus ev MEow ToD Apsıov rayov stehen und doch über den Marktraum hin der Currıus: Paulus in Athen. 927 Menge vernehmbar sein. welehe in bunter Corona sich vor der Halle zusammendrängte. Die Areopagiten sind nicht die Hauptpersonen, sondern die Bürger- schaft und die anwesenden Fremden: die Athener redet Paulus an, nieht die Areopagiten: es ist eine Rede an das Volk, keine Gerichts- rede, und nur, weil er voraussetzen musste, dass böswillige Zuhörer ihm gerne eine Falle gelegt hätten, indem sie ihn wegen Verkündigung neuer Götter belangten, macht er die sinnreiche Anwendung von dem Altare des unbekannten Gottes. Wie die Versammlung gelegentlich zusammen gekommen, löst sie sich auch in formloser Weise wieder auf. Beim Wort dvasrasıs lärmt Alles wild durch einander. Athen war in religionsgeschichtlicher Beziehung ein einzigartiger Platz. Einerseits war hier der Dienst eines bildlos verehrten höchsten Gottes (Zeus Ubıcros) zu Hause, dem die Athener nie untreu geworden sind; die einfachen Feiertage des höchsten Himmelsgottes blieben die ehrwürdigsten Volksfeste. Andererseits war die Stadt das bunteste Spiegelbild des Polytheismus, weil hier mit besonderer Pietät alle Gottesdienste gepflegt wurden und seit alter Zeit die Absicht maass- gebend war, Athen zu einem Üentralpunkte zu machen, wo jeder Hellene sich heimisch fühlen sollte. Wie man schon in der Zeit des Lykurgos auch ungriechische Stiftungen begünstigte, lernen wir aus den Inschriften (Stadtgeschichte S.218). In hellenistischer Zeit wur- den durch die regen Beziehungen zu den Fürsten des Morgenlandes fremde Gottesdienste zahlreich eingeführt. Die religiöse Treue der Athener, ihre eüceQew, artete in abergläubische Götterangst, deunwdamevia aus: man besorgte, dass Gottheiten, von ihnen übersehen, sie dafür büssen lassen würden. Darum war Athen mehr als alle anderen Griechenstädte von Idolen überschwemmt, eine or xarsdwAos — ein Wort, das nur hier vorkommt. — Athen bildete einen Gegensatz zu Städten wie Ephesos, wo die alteinheimische Verehrung des segen- spendenden Zeus in dem orientalisch-pantheistischen Artemisdienste erloschen war und dieser zugleich alle anderen Gottesdienste ver- dunkelt hatte. Athen war der Platz, wo man die Religionsgeschichte des Heidenthums auf griechischem Boden am deutlichsten vor Augen hatte, und inmitten der verwirrenden Menge von Götzenbildern konnte Paulus an den hier nie erloschenen Grundzug monotheistischer Gottes- anschauung anknüpfen, den Glauben an einen unbedingt Höchsten, den marnp dvdowv re Yewv re, dessen Bild unvertilgbar in der Tiefe des Gemüths ruhte, mit dem die Menschen sich als seiner Natur theil- haftig und einem Geschlecht angehörig verbunden fühlten. Er ist, wie Paulus aus dem Grundbewusstsein der Hellenen sagt, der Urgrund alles Lebens, &v © Luuev xaı xıwouusda za Eouev, aber kein unfassbar 928 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 9. November. pantheistisches Wesen, sondern ein persönlicher Gott, jedem einzelnen nahe, co) naxpav do £vos &xdorov, der sich erkennen und finden lässt von dem, der ihn sucht. Der ursprüngliche Zusammenhang mit Gott wird getrübt und gelöst; die Menschen entfernen sich und werden dem Leben, das in Gott ist, fremd (draAAorpiouvra ns lwns ToD Ieov Ephes. IV, ı8). Das Gottesbewusstsein verdunkelt sich unter dem irre- führenden Einfluss der in das Land eindringenden Bilderdienste. Die Wahrheit, welehe in dem ursprünglichen Altardienste des Himmels- . .. . . In v gottes enthalten war, wird verläugnet — das ist die uer@AMafıs 745 5 m ses n IN se . drnSeias rev Ieod Ev rw \bevdsı (Römer I, 25) —, und die zunehmende Entfernung von Gott zeigt sich darin, dass auch die von Gott ge- gründeten natürlichen Ordnungen missachtet werden und widernatür- liche Laster (xer0ıs 7 Fa% dvow) eindringen, welche den von Gott ge- schaffenen Leib schänden. Gott aber hat sich von den abtrünnigen Menschen zurückgezogen und sie ihre eigenen Wege wandeln lassen (mapedwxev aurols 6 Ieos Ev Tais EmiYunias TWv Kapdımv aürwv eis dxaSapeıav). Was hier angedeutet ist, zeigt zur Genüge, wie weit die Ge- danken des Apostels über den Bildungskreis seines eigenen Volkes hinausgingen. Er erkennt, wie Gott auch die Völker geleitet hat, denen er keine andere Offenbarung, als die in der Natur und in dem Bedürfniss des menschlichen Bewusstseins hat zu Theil werden lassen; er sucht auch das religiöse Leben der Heidenwelt geschicht- lich zu begreifen. Das sind Gesichtspunkte, welche nur einem mit hellenischer Bildung vertrauten Geiste vorschweben konnten. Nachdem ich diese Überzeugung gewonnen hatte, konnte ich dem Reiz nieht widerstehen, von philologischem Standpunkte den Spuren dieser Bildung in den paulinischen Schriften nachzugehen, und ich stelle die von mir gemachten Beobachtungen in der Kürze zusammen, ohne auf systematische Behandlung oder erschöpfende Vollstdändigkeit An- spruch zu machen. Ich beginne mit der paulinischen Schilderung des christlichen (remüthslebens, in welchem ich den Anhauch hellenischer Lebens- anschauung immer am deutlichsten empfunden habe, im Brief an die Philipper, denen er ja am wärmsten sein Herz ausschüttet: Cap. IV,8 000 drn4, 60a vemvd, 000 dixaıa, 60a dryvd, 00a mpcodıry, 00a eubyua, ei Tıs dosrn xol ei rıs Emawos, Taura AoyıkeoSe. Die Worte strömen von seinen Lippen, um dem Vorurtheil entgegenzutreten, als wenn der Christenglaube eine einseitige Verengung des Gemüthslebens fordere und die freie Entfaltung des geistigen Lebens beeinträchtige. Es soll wie ein gesunder Baum zu voller Blüthe gedeihen; alles menschlich Gute soll Ziel unseres Strebens sein. Der innere Zu- sammenhang mit hellenischer Ethik ist am deutlichsten in dem Worte Currıus: Paulus in Athen. 929 edorua ausgedrückt, das nur an dieser Stelle des neuen Testaments vorkommt und in unübersetzbarem Ausdruck den zarten Sinn be- zeichnet, welcher die Lippen behütet, dass bei gottesdienstlichen Vorgängen nichts laut werde, was die Andacht störe und Ärgerniss bereite. Mit dem, was zur Anmuth des hellenischen Lebens gehört, nahe verwandt ist des Apostels Mahnung, dass man sich in der täglichen Rede nicht gehen lassen solle, sondern dass sie klug bedacht sei und, um den Nächsten zu erfreuen, einer wohl zubereiteten Speise gleich mit Salz gewürzet sei (Col. IV, 6: 5 Aoyos Uuwv WAVTOTE &v Kalpırı, ddarı Ap- ruusvos). So wird das attische Salz in die christliche Ethik eingeführt, und ebenso wird der volksthümliche Gruss der Hellenen aufgenommen: die alte Formel erhält als are &v zuaıw einen neuen Inhalt, eine neue Weihe. Er wurde von Paulus den jungen Gemeinden nicht bloss als ein gelegentlicher Gruss, sondern als ein ständiger Wahlspruch für das ganze Leben mitgegeben: alpere &v xupw Tavrore' Tarıy Eow, Yaupers Ehde.IV,4: Ich verbinde mit diesen Anklängen hellenischer Sitte ein anderes Wort, das über den paulinischen Sprachgebrauch weit hinausgeht, edayyerıov, welches mir gleichfalls griechischer Volksanschauung zu entstammen scheint. Es war ein echt hellenischer Zug, auf die erste Ankündigung eines glücklichen Fundes, eines Sieges, eines Friedens- schlusses besonderes Gewicht zu legen. Der Hirt Pixodaros, der die Steinbrüche bei Ephesos zufällig entdeckt hatte, erhielt den Heroen- namen Euangelos (Vitruv X, 7); Hermes selbst führte diesen Namen; Priesterliche Geschlechter hiessen Euangelidai. Auf attischen Weihin- schriften sehen wir glückliche Boten mit sprengendem Ross darge- stellt. In hellenischem Sinne sagte daher Paulus (Römer XV, ı9f.), er setze seine Ehre darin, die frohe Botschaft von dem der Menschheit gewordenen Heil zuerst nach Europa gebracht zu haben, und, um einer Missdeutung vorzubeugen, setzte er hinzu, es sei kein prahlerisches Vordrängen seinerseits (z2U%401), sondern er könne nicht anders; es sei eine göttliche dv&yxn. Man vergleiche Aristophanes Ritter 643: Aoyous dıyadous depwv zlayyerıoaoIaı mowros Univ Bovacusı. Das für paulinische Theologie so wichtige Wort cwvaoysıs ist in dem Sinne von Schuldbewusstsein bei den Alten zu Hause. Auch rıorıs finden wir in dem Sinne der Treue neben dipery und oodıx auf dem die Apotheose Homers enthaltenden Relief dargestellt. Endlich weise ich noch darauf hin, wie die für den Hellenen so charakteristische Idee des Maasses bei Paulus lebendig ist. Nach der von Aristoteles ausgebildeten Idee des Organismus sieht er die Glieder des Körpers zu wechselseitiger Dienstleistung verbunden &v uerew £vos 930 Sitzung der philosophisch --historischen Classe vom 9. November. EXAOTOU uepovs. Auch in der Geisterwelt herrscht das Maass, und das alte undev &yav drückt der Apostel so aus, dass Gott ihm verbiete, in seinen Worten über das Maass hinauszugehen (oüx eis ra auerez, dAAd xara TO METPOV TOU Xavovos, co) Emspisev Aulv 6 Seos merpou 2. Cor. X, 13). Von diesen Begriffen, welche im Gemüthe der Alten Geltung gewonnen haben und nun, wie Goldstücke, aus dem Schatze helle- nischer Ethik mit neuer Währung wieder in Umlauf gesetzt werden, unterscheiden sich die Ideen, welche das geschichtliche Leben der Alten wesentlich beherrscht und gestaltet haben; das ist vor Allem die Idee des Staats als der Gemeinschaft, in welcher allein die mensch- lichen Fähigkeiten sich naturgemäss entfalten können. Während in den Evangelien sich die aus dem Menschenleben entlehnten Bilder vorzugsweise an die Geschäfte des Ackerbaus, der Viehzucht und des Fischfangs anschliessen, finden wir bei Paulus eine neue Anschauung des Lebens. Er kann sich den gebildeten Menschen nicht staatlos denken: Lebenswandel und Bürgerthum sind ihm gleichbedeutend. Dafür ist nichts bezeichnender als der Ausspruch, mit dem er (Apost. 23,1) seine Verantwortung vor dem Synedrion beginnt: &yw racn cuveı- dycsı dyady merorreuusı w Iew. Gott ist der Gesetzgeber: »als Bürger der Stadt Gottes habe ich tadellos meine Schuldigkeit gethan.« Helle- nischer Anschauung entsprechend, fasst er seine menschlichen Pflichten als Bürgerpflichten auf, und wenn er als die Quellen echter Bürger- tugend &oßos und dydrn anführt, so entspricht dies der Lehre des Aristoteles, dass die Ehrfurcht vor den Gesetzen in der ira unter den Bürgern ihre Ergänzung haben müsse. Mit Staatswesen und Bürgerthum hängen die Rechtsinstitute zu- sammen, die durch den Staat ihre Gültigkeit haben, und hier sind es besonders zwei Formen bürgerlicher Ordnung, welche für die pau- -linische Heilslehre von Bedeutung sind. Die erste ist dlaSyxy, ein Wort, das Paulus klassischem Sprachgebrauch gemäss in zwei Bedeu- tungen anwendet: letztwillige Verfügung und Bund, während Luther das Wort nur nach seinem ersten Sinne in den Text gebracht hat. Die andere, dem Familienrecht angehörige Form ist die Adoption, deren religiöse Verwerthung dem Apostel besonders am Herzen liegt. Was er menschlich so ausdrückt: Gott hat dem Menschen einen kindlichen Geist gegeben, bezeichnet er juristisch als eine Veranstaltung Gottes, die abgefallene Menschheit durch Adoption mit sich zu vereinigen, wie ein verödetes Haus auf diese Weise wieder belebt und eine neue Nachkommenschaft erzielt wird. Dieser Rechtsbegriff wird von Paulus in dreifachem Sinne verwendet. Er wird auf die Erwählung des Volkes Israel übertragen (Römer IX, 4), auf das Verhältniss der Christen- gemeinde zu Gott (VIIL, ı5) und endlich auf den verklärten Zustand der : ; D) Currıus: Paulus in Athen. 351 Gotteskinder, in vollem Genuss der durch die Adoption verheissenen Sohnesrechte (VII, 23), den krönenden Erfolg des rpoopiLew eis vioYecudv. Im Gegensatz zu den in Trägheit erstarrten oder in taumelhaften Fanatismus ausartenden Götterdiensten des orientalischen Heidenthums war für hellenisches Volksleben nichts charakteristischer als die Feier der mit den Festen verbundenen Wettkämpfe. Keinem Autor der hel- lenistischen Zeit steht die Agonistik so lebendig vor Augen wie dem Apostel; ich erinnere nur an die Ausdrücke diwxew ryv dixamovvyv, ore- bavos dmoxerai, Soabeiov; selbst das seltene xuraßpwßevew fehlt nicht; es ist ein ganzer Gedankenkreis, in dem er sich mit Vorliebe bewegt, und kein loses Beiwerk, sondern mit dem Kern der Heilslehre in engem Zusammenhange. Mit sicherer Sachkenntniss und feinem Verständniss weiss er alle Einzelheiten, wie das EyrpartevsoIoi der Athleten (1.Cor. IX, 25), geschickt zu verwerthen, um solche Gesichtspunkte geltend zu machen, welche für das Christenleben vorbildlich sein konnten. Ausdrücke wie Tois EUTFEOO EV erexreieoSoı (Phil. II,ı 3) zeichnen in anschaulicher Weise den vorgestreckten Leib des dem Ziele nahen Läufers, wie er in lebens- vollen Erzbildern der Olympioniken dargestellt war. Auch eine edle Ruhmliebe verläugnet der Apostel nicht, wie das wiederholt von ihm gebrauchte @irorıueousı beweist, und ebenso das oben angeführte & Ts Emauvos. Diese Anschauungen wurzeln in der klassischen Zeit; dagegen ge- hört Alles, was das Heerwesen betrifft, dem Zeitalter des Hellenismus an, in dem sich ein Soldatenwesen entwickelt hatte, das sich durchaus ausserhalb des bürgerlichen Gemeinwesens fühlte. Das Söldnerwesen war ganz besonders in Cilicien zu Hause, und Paulus wusste auch diesen Verhältnissen, in deren Mitte er aufgewachsen war, für seine Mission eine ungesuchte Bedeutung abzugewinnen. Der Kriegsmann, welcher sich nicht in Sorgen der Nahrung verflicht und nur auf seinen Dienst- herrn schaut, ist ein Vorbild für des Apostels persönliche Stellung und die seiner Genossen (2. Tim. II, 4), und den Epaphroditos nennt er deshalb seinen Commilitonen (FuoTLarIWrAg). Auch aus dem Kunstbetriebe fehlt es nicht an Andeutungen, welche zeigen, wie Paulus innerhalb der griechischen Welt lebte. Das Wort srüros, das für xıwv mehr uud mehr in Gebrauch kam, wird benutzt die Männer zu bezeichnen, welche Säulen der Gemeinde sind (Gal. II, 9). rUros. die Hohlform der Reliefbilder, bezeichnet die feste Gestalt, welche die neue Lehre gewonnen hat (rUros diday,ys, RömerV], ı 7) und zugleich das Modell, das wir im Leben darstellen sollen, das exem- plum imitandum (1.Cor. X,6). In Athen bezeichnet Paulus die Kunst- werke in Edelmetall und Marmor mit dem gemeinsamen Ausdruck Yapdıyuara reyvns #aı EvSuuncews. Mit dem letzteren Wort kann er nichts 932 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 9. November. anderes meinen als die Gedanken, welche der Mensch in seine Werke lest; neben der Technik sind sie die Quelle, aus der die Kunstwerke entspringen, und Paulus benutzt das seltene Wort um zu zeigen, wie thöricht es sei, Gegenständen, die man nach eigenem Belieben hervor- gebracht, göttliche Ehren zu erweisen. Dass Paulus der griechischen Wissenschaft nicht fremd gewesen sei, erkennen wir schon daran, dass die Hellenen von ihm als das Weisheit suchende Volk eharakterisirt werden, und vo ndem, was in Alexandreia an wissenschaftlicher Arbeit geleistet worden ist, musste für ihn, den rastlosen Missionar, nichts einen grösseren Reiz haben, als was dort an Länder- und Völkerkunde gesammelt und geordnet war. Dem Apostel der Heiden lag sein Arbeitsfeld nicht wie ein un- begränzter Weltraum (zecuos) vor Augen, sondern in dem Sinne, wie die Alexandriner die oxovusvy auffassten. In diesem Sinne spricht er Röm. X, ı8 von den »Enden der Welt«. Es ist die Welt, die von Griechen bewohnt ist, dann die griechisch-römische Welt, als deren Herren und Gründer die Kaiser bezeichnet werden. Innerhalb dieses Erdkreises hat Eratosthenes zuerst die drei südeuropäischen Halbinseln als die wichtigsten Bestandtheile der alten Welt vergleichend zusammengestellt; auf sie hat Paulus vorzugsweise sein Auge gerichtet; die östliche derselben fasst er, wie Eratosthenes, als ein Ganzes auf und vereinigt Macedonien und Achaia als ein Gebiet zu gemeinsamer Mildthätigkeit für die armen Brüder in Jerusalem (Römer 15, 26). Auch die räumliche Anschauung der Völkergeschichte, die in der Rede vor den Athenern sich ausspricht, ist im Sinne des Eratosthenes, der Erdkunde und Geschichte in den richtigen Zusammenhang gebracht hat. Während im alten Testamente die Völker der Erde nur genea- logisch geordnet werden, ist hier in echt griechischer Auffassung von der ögcSecix die Rede; jedem Volke sind nieht nur die Zeitgrenzen seiner Blüthe, sondern auch die Räumlichkeiten angewiesen, innerhalb deren es seinen geschichtlichen Beruf erfüllen soll. Was das religiöse Leben der Hellenen betrifft, so haben wir schon gesehen, wie Paulus den der eingedrungenen Idololatrie vorangegan- genen altpelasgischen Gottesdienst in seiner Reinheit anzuerkennen und daran anzuknüpfen wusste. Von den Formen des Gottesdienstes wendet er nur eine und zwar die einfachste von allen, die der orovöy, auf sich an, indem er — merkwürdiger Weise zweimal — den Aus- druck orsvdeodaı von dem Dienste eines sich selbst seinem Gott in treuer Hingabe opfernden Christen gebraucht (Phil. IL, ı7; 2. Tim. IV, 6). Je mehr er aber Tempel- und Bilderdienst bekämpft, um so sym- pathischer war ihm die Ansicht, welche sich vorzugsweise bei den Athenern ausgebildet hatte, dass die Erkenntniss der Gottheit über- Currıus: Paulus in Athen. 933 haupt keine Sache der Volksmenge sei, sondern einer auserlesenen Schaar, einer engeren Gemeinde, welche die Anschauung des Gött- lichen wie ein ihr anvertrautes Geheimniss hütet. Die Mysterien waren in demselben Grade an Ansehen gestiegen, wie die Gottesdienste an Geltung verloren hatten, und im alexandrinischen Zeitalter nannte man die Gottesweisheit uVorıs TAs Ted Ieod Eriornung (Sap. Sal. VIII, 4). Im neuen Testamente sind die auf Mysterien bezüglichen Ausdrücke nirgends häufiger als bei Paulus: das Wort uveiv (initiare) gebraucht er um die Entwickelung seines sittlichen und religiösen Bewusstseins zu bezeichnen (Phil. IV, ı2), und er nennt sich Träger der göttlichen Ge- heimnisse, wie ein eleusinischer Hierophant. Ich möchte auch glauben, dass das Wort rerecs im Sinne des vollkommenen Mannes mit rer (rerern) zusammenhängt und den Mann bezeichnet, welcher alle Stufen der Weihe durchgemacht hat. Zu der Philosophie der Alten, seitdem sie eine ethische geworden ist, finden sich vielerlei Beziehungen. Wenn Paulus vor den Irrlehrern seiner Zeit warnt, zeigt sich ein sehr verwandter Gegensatz, wie zwischen den Sokratikern und den Sophisten; zunächst äusserlich darin, dass er seine Lehre nicht feil- bietet, sondern aus freier Liebe, um den Menschen zu helfen, die Heils- lehre mittheilt (ddaravov Snow ro evayyerıov I. Cor. IX, ı8). Dann cha- rakterisirt er die Irrlehrer als solche, die den Menschen nicht besser machen. Mit einem platonischen Ausdruck bezeichnet er die sophistische Überredungskunst, welche sieh mit Nebendingen beschäftigt und die Menschen verführt (ev rıIavoroyie raparoyızeosaı Col. I,4). Er züchtigt die falsche radea, welche die wahren Ziele menschlicher Bildung verabsäume (dramsvra Lurnosis 2. Tim. II, 23). Vergleiche Ausdrücke wie uwpal Curycsıs, Beßyros xevopwvız, welche die inhaltsleeren Vorträge seiner Gegner bezeichnen (wavrors uar>avovres Xu UNdEmoTE Eis Emiyvwow arySeıas Er$eiv duvaueva), immer lehrend und lernend kommen sie nie zur Erkenntniss der Wahrheit und geben den Menschen keine für gei- stiges Leben gesunde Kost (üyızıvovrss Aoyaı). Echt platonisch ist auch bei Paulus die enge Verbindung zwischen Erkenntniss und Tugend. Verdunkelung des Geistes ist Entfremdung von Gott (Eoxorwuevor rn diavae Eph. IV,ı8). Die vAnowopz Tas Fuverews Col. 2,2 bezeichnet er als das Ziel des christlichen Lebens und ermahnt die Seinen, nicht unmündigen Kindern gleich von wechselnden An- schauungen hin und her geschaukelt zu werden. Echt hellenisch und platonisch ist des Paulus Auffassung von der Freiheit als dem unveräusserlichen Vorrecht der menschlichen Natur, die Abwehr jedes Buchstabenzwanges: wie bei den Alten die Kypada vous die heiligsten waren, so sollen auch die Gebote Gottes 934 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 9. November. nicht als äussere Satzung den Menschen gegenüberstehen, sondern in ihren Herzen geschrieben sein (Röm. I, ı5 5 vouos yoarros &v Tale zapdizıs), und er erkennt den Beweis für die Gültigkeit der göttlichen Gebote darin, dass der unverdorbene Mensch dem Zuge des Gewissens folgend die Wahrheit derselben anerkennt und durch eindringende Überlegung der sittlichen Aufgaben für und wider (Aoyısuwv Karmyopovvruv N xal droroysumevav) zu demselben Ziele gelangt. Die hingebende Erforschung der Wahrheit erhebt die Menschen über ihre natürlichen Beziehungen; es erwächst aus denen, welche des Sokrates Lehre annehmen, ein neues Geschlecht, welches Sokrates als seinen geistigen Stammvater ansieht: Athener, Böotier, Eleer werden Zwzzarızo. So nennt auch Paulus den Timotheos seinen Sohn. Wie die Akademiker sich von der durch den Tod des Sokrates be- fleckten Stadt abwendeten und eine neue Gemeinschaft gründeten, so sollen die Christen, wenn auch mitten in der alten Welt, ein neues Geschlecht sein (duwucı uerov yeveäs GXoruas zul dıeorpaunevys Phil. II, 15). Wie seit Sokrates die Menschheit als eine der Umkehr und Ver- edelung bedürftige angesehen wurde, so erschien auch die Natur als eine gesunkene, im Verfall begriffene, und wenn Paulus von der Ver- kommenheit ($$e:2) spricht, welche wie ein schweres Verhängniss auf der Creatur laste, so werden wir unwillkürlich an Plato erinnert, der im Fragment seines Kritias anschaulich schildert, wie die ganze Natur, Berge und Inseln, Vegetation und Quellen, sich in einem krankhaften, verkümmerten Zustande befinde und hinter der ur- sprünglichen Wirklichkeit weit zurückbleibe. Was ich hier an Betrachtungen andeutend zusammengestellt habe, hat nicht den Zweck zu überraschenden oder befremdenden Resul- taten zu führen. Es kann nicht meine Meinung sein, als sei der neue Wein in alte Schläuche gefasst. Aber es ist undenkbar, dass eine Sprache wie die griechische, das Erbtheil des reichsten Cultur- volks, als Organ benutzt worden sei, ohne dass eine Fülle antiker Begriffe und Anschauungen in die neue Lehre hineinströmte und es bleibt eine der wichtigsten Aufgaben geistiger Culturgeschichte, die Elemente zu erkennen, welche befruchtend und anregend aus dem alten Besitz in den neuen übergegangen sind. Paulus hat das Griechische nicht erlernt wie ein Missionar die Sprache der Eingeborenen, um sich ihnen nothdürftig verständlich zu machen. Paulus hat die Sprache überhaupt nicht zu Missionszwecken erlernt, sondern er ist in derselben aufgewachsen. Man hat vor Zeiten kilikische Provinzia- lismen bei ihm nachweisen wollen, aber nicht die Landschaft, sondern die Vaterstadt war die Wiege seiner Bildung. Tarsos war nächst Alexandreia der angesehenste Sitz der Wissenschaft. Tarsos hatte Currıus: Paulus in Athen. 935 den Vorzug, dass es eine alte Stadt war, an der Grenze von Syrien und Kleinasien, an Meer und Strom gelegen, ein uralter Brennpunkt orientalischer und oceidentalischer Civilisation. üs war keine ge- machte Stadt wie Alexandreia, wo in Hof- und Staatsinstituten die Wissenschaft künstlich gepflegt wurde, sondern der Hellenismus wurde von der einheimischen Bevölkerung aufgenommen; es war kein Sammelplatz, wo die verschiedenen Bestandtheile der herange- zogenen Bevölkerung fremd neben einander verharrten. Strabo hebt ausdrücklich hervor, dass die vielen berühmten Tarsier aus allen Zweigen der Wissenschaft und Kunst einheimische Männer waren. Tarsos war das Athen von Kleinasien. Eine allgemeine Lernbegierde beseelte die Bürgerschaft, wie es der Geograph mit so warmen Worten anerkennt und diente dazu, ihre verschiedenen Bestandtheile harmonisch zu verschmelzen. So hat sich auch die jüdische Be- völkerung, welche an dem grossen Weltmarkt natürlich zahlreich vor- handen war, hier am leichtesten hellenisiren können. Und so sehr war das Griechische die allgemeine Litteratursprache, dass Paulus auch die Schriften des alten Testaments nach griechischem Text an- führt. Wenn schon Paulus’ Eltern römisches Bürgerrecht erworben hatten, so erhellt daraus, wie gerade dieses Haus sich eng an die griechisch-römische Welt angeschlossen hat. In dieser Atmosphaere ist der Apostel aufgewachsen, mit leben- dieem Geiste die Eindrücke in sich aufnehmend. Griechisch reden konnte man nicht lernen, ohne auch griechisch zu denken und zu fühlen. Wir finden bei ihm eine lebensvolle Abwechselung des Rede- tons und eine Fülle des Wortvorraths, wie sie bei einer absichtlich er- lernten Sprache nicht leicht erreicht wird. Er wendet auch seltene Wörter an, welche dem täglichen Gebrauch fern liegen mussten, und zeigt den feinsten Sinn im Gebrauch der Verbalformen. Er weiss die zartesten Saiten der Empfindung anzuregen und ist stark in dialek- tischer Gedankenführung, sowie in schneidiger Debatte für und wider, wie sie in der Gerichtsrede erlernt wurde. Ihm stehen dichterische Bilder zu Gebote, wie sie einem Pindar und Äschylus zustehen: ich erinnere nur an das kühne Bild im Kolosserbrief, wo er das Gesetz Gxıa av werAAcvrwv nennt. Die Person des Heilands ist die historische Wirklichkeit, der Körper, welcher, solange die Sonne niedrig steht, unerkennbar ist und nur seinen Schatten weithin über die Menschen- welt wirft, bis, wenn die Sonne hoch steht, das Wesenhafte sichtbar wird und der Schatten verschwindet. Auch Röm. VII, 22 7 xrıoıs cv- Grevalsı x ouvwdwe ist ein Zeugniss poetischer Kraft in Empfindung und Sprache. Wie vollkommen Paulus Hellene geworden ist, bezeugen 936 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 9. November. am besten die Bürger von Lystra, indem sie ihm die Ehren eines Hermes Aoyıos spenden wollten (Apost. XIV, 12). So war Paulus auch auf dem Markt in Athen zu reden berufen und hatte kraft seiner hellenischen Bildung auch für den religiösen Zug der ältesten Stadt ein feines Verständniss. Es ist aber in dem Hellenen der Semite nicht untergegangen. und darauf beruht die volle Bedeutung seines Auftretens in Athen. Die Wechselbeziehung zwischen Ariern und Semiten auf griechischem Boden hat eine Geschichte. welche durch Jahrhunderte hindurchgeht. Durch seefahrende Semiten ist das wirthschaftliche Leben von Hellas begründet und seine Einwohnerschaft in den Völkerverkehr gezogen. In demselben Grade. wie das nationale Bewusstsein sich ausgebildet hat, sind die ausländischen Einflüsse immer mehr zurückgedrängt wor- den, und erst in der sokratischen Zeit, da die allgemein menschlichen Interessen sich geltend machten, wurde die Coneurrenz wieder freier. und auch Semiten konnten sich an hellenischer Geistesarbeit betheiligen. Das Beispiel der Stoa lehrt, wie eine der wichtigsten Schulen der Philosophie wesentlich unter semitischem Einfluss stand. Die Stoiker des Auslandes wurden Hellenen. Paulus war der erste Semit. der, einem auserwählten Stamme des Völkergeschlechts angehörig., seinem Volke treu blieb und den werth- vollsten Besitz desselben, die Energie des religiösen Lebens und reine Gottesanschauung, in hellenischer Zunge nach Hellas brachte. Damit ist er in die grosse Lücke griechischer Bildung eingetreten. Man hat wohl gesagt. der griechische Polytheismus sei damals noch in voller Kraft gewesen, und hat dadurch den wunderbaren Erfolg des schlichten Sendhboten noch unbegreiflicher gemacht. Aber wie kann man von Blüthe des Götterdienstes reden, wenn schon nach dem Ende des peloponnesischen Krieges Menschen wie Lysandros göttliche Ehren erwiesen wurden, wenn man den Gottesnamen ganzen Dynastien wie einen Schmuck anhängte und auch römische Statthalter vergötterte? Die Bedeutung der olympischen Götter beruhte auf der Abgeschlossen- heit ihres Kreises; sie waren dem Bewusstsein lebendig als Träger nationaler Ideen. Als das Volksbewusstsein erschlaffte und neben den nationalen Göttern fremde Gottesdienste wucherten, bei denen man Heil suchte, konnte der öffentliche Gottesdienst kein Ansehen be- haupten, und diejenigen, welche ein religiöses Bedürfniss hatten, suchten andere Befriedigung. Diesem Zuge der Gemüther kam das Judenthum entgegen, indem es zweierlei darbot, wofür sich eine besondere Empfänglichkeit zeigte; das eine war die Sabbathruhe, welehe in dem rastlosen Treiben des Tages als eine Wohlthat empfunden wurde; das zweite war die Er- Currius: Paulus in Athen. 937 hebung der Gemüther zu einem bild- und tempellos verehrten höchsten Wesen. Die hierfür empfänglichen Griechen und Römer waren es, welche, weil sie nur von einem überirdischen Gotte wissen wollten, als Himmelanbeter und Wolkenschauer (caelicolae — nil praeter nubes et caeli numen adorantes Juv. XIV, 95) verspottet wurden. Religiöse Kreise dieser Art werden mit den von BERNAYS »Gesam- melte Abhandl. I, 7 1 ff.« behandelten Ausdrücken: ssßoueva rev Yecv, veßo- nevor, eüAaßeis, euceßeis bezeichnet. Wie von solehen Kreisen das Evan- gelium aufgenommen wurde, sehen wir aus dem ersten Missionswege, den Paulus mit Barnabas auf europäischem Boden macht. Sie gehen von Philippi am Flusse abwärts, wo sie eine Gebetstätte zu finden vermuthen konnten (ob £vomiLouev Tpooeuyyv eivaı Apostelg. XVI, 13). Wenn diese Vermuthung keine durchaus unbegründete war, so musste sie sich auf Analogieen stützen. Es gab also hier und da stille schattige Plätze, wo Menschen anzutreffen waren. bei denen die beiden Missionare Anklang zu finden hofften. Wie also die Platoniker sich aus der Stadt in das ländliche Flussthal hinauszogen, so haben auch Leute des Volks, welche sich vom städtischen Bilderdienste abgestossen fühlten, vor den Thoren solche Plätze aufgesucht, wo sie, ohne einer jüdischen Ge- meinschaft anzugehören, an Sabathtagen eine reinere Gottesverehrung pflegten. So wortkarg also auch die ganze Mittheilung ist, so lässt sie uns doch einen Blick in Zustände des griechischen Volkes thun, welche sich sonst unserer geschichtlichen Kenntniss entziehen. Wir können auch erkennen, wie der Hellenismus auf das Juden- thum wirkte, indem man versuchte, das. was die Griechen am meisten ansprechen musste, die unzertrennliche Verbindung von Weisheit und reiner Sittlichkeit, die Forderung einer geistigen Gottesverehrung als den Hauptinhalt dem Judenthum zu entnehmen, ohne die Annahme des Gesetzes zu verlangen. In diesem Sinne ist in Alexandreia das Buch der Weisheit Salomonis entstanden, und ieh kann mir denken. dass in solchen Städten, die sehr früh griechisch eolonisirt worden sind, wie Samaria, eine solche Einwirkung stattgefunden hat, indem man den Inhalt des Judenthums wesentlich zu einer freien Religiosität zu verklären suchte. Wir finden also in der Zeit des Hellenismus eine dreifache Rich- tung. Erstens die am Hofe des Herodes herrschende, der sich laut rühmte, mehr Hellene als Jude zu sein, eine zweite, welche. ohne das Judenthum zu verleugnen, dasselbe als einen aufgeklärten Mono- theismus den Fremden zugänglich zu machen suchte, und endlich die- jenige, nach welcher alle, die am Jehovadienst theilnehmen wollten. unter das Joch des Gesetzes sich beugen sollten. Diese Riehtung bildete einen so abgeschlossenen Stand, dass Josephus nach dem oben be- 938 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 9. November. sprochenen paulinischen Sprachgebrauche von reAreveoIa von sich sagt: Emorrsvoun TH Twv bapıoammy aipeseı OuvaxoAouSav. Dieser Partei schloss sich Paulus mit der ganzen Energie seines Feuergeistes an, wenn auch nicht ohne innere Serupel. Denn wenn ich rein philo- logisch die Worte oxAnpov ou mpos xevrpa Aaxrıkey Apost. XXVI, ı4 ins Auge fasse, so ist es mir unmöglich darin den Ausdruck für einen jetzt erst eintretenden Ungehorsam zu finden, sondern es ist eine thörichte Widersetzlichkeit von längerer Dauer gemeint. Ich muss also nach diesem Ausdrucke annehmen, dass Paulus die Eindrücke, welche er seit dem Auftreten des Täufers empfangen hat, und die Gewissensbisse, welche er etwa beim Tode des Stephanos empfunden, in fanatischer Verfolgungswuth niederzukämpfen versucht hat. Was ich hier gegeben, ist eine Studie, die im günstigsten Falle eine anregende Kraft haben kann. Es sind Betrachtungen, die sich aus einer topographischen Erörterung der paulinischen Marktrede un- gesucht entwickelt haben, und ich kann, an den Anfang anknüpfend, meine Überzeugung nur dahin aussprechen, dass wer den geschicht- lichen Werth des Berichts über Paulus in Athen in Abrede stellt, eins der wichtigsten Blätter aus der Geschichte der Menschheit reisst. 939 Das Zeugniss des Irenäus über das Ansehen der römischen Kirche. Von Apour HArnNAcK. (Vorgetragen am 26. October [s. oben S. 889].) Ge II, 3, 2: »Sed quoniam valde longum est, in hoc tali volumine omnium ecclesiarum enumerare successiones, maximae et antiquissimae et ommibus cognilae, a gloriosissimis duobus apostolis Paulo et Petro' Romae fundatae et constitutae ecclesiae eam quam habet” ab apostolis traditionem et annuntiatam hominibus fidem per successiones episcoporum pervenienlem usque ad nos indicantes confundimus omnes eos, qui quoquo modo vel per sibiplacentiam malam vel vanam gloriam vel per caecitalem et malam sen- lenliam praeterguam oportet colligunt. Ad hanec enim ecclesiam propter po- ientiorem’ principalitatem necesse est ommem convenire ecclesiam — hoc est eos’ qui sunt undique fideles —, in qua semper ab his qui sunt undique conservata est ea quae est ab apostolis traditio. « Diese berühmte, im Original leider verlorene Stelle ist seit GRABE und Massuer oft behandelt worden: ein besonderes Verdienst hat sich Tuıerscn um sie erworben, indem er sie im Zusammenhang mit den vier ersten Capiteln des 3. Buchs des Irenäus ins Griechische zurück- übersetzt und mit gelehrten Noten begleitet hat.° Dennoch ist ein ! Diese von den Codd. Claromont. (nune Berol.) und Voss. gebotene Lesart ist der Lesart »Petro et Paulo« vorzuziehen, da sich die letztere als Correctur leichter erklärt. Lib. I, 13,6 bieten der Grundtext und die lateinische Übersetzung »Paulus« an erster Stelle, I, 25, 2, Ill, ı,ı und IV, 35, 2 dagegen »Petrus« (doch fehlt zu 1, 25, 2 und IV, 35,2 das Original). ® Codd. Berol. et Voss. »habebat«, was nur zur Noth erträglich ist. II, 21,10 ist ECYE> Il.'n245 EIYnREv — »habuit«. ® Die Lesart »potiorem« wird jetzt häufig bevorzugt; allein sie ist handschriftlich im Grunde nicht bezeugt. Der Cod. Berol. bietet allerdings »pontiorem« mit einem Tilgungspunkt unter dem n. Aber diese Lesart ist wahrscheinlich so entstanden, dals der Schreiber aus Flüchtigkeit die Buchstaben »te« ausgelassen hat (wie er kurz vorher die Sylbe »Z« in antiquissimae ausgelassen und nachträglich übergeschrieben hat). Dann hat er selbst oder ein Späterer durch Tilgung des » die Unform »pontiorem« in »potio- rem« verwandelt. * Cod. Arund. om. »eos«. ° Theol. Stud. u. Krit. 1842 H. 2 8. 5 ı2 ff. Sitzungsberichte 1893. 83 940 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. allgemeines Einverständniss über ihren Inhalt noch nicht erzielt. Es sind vor allem noch drei Punkte controvers: ı. der Sinn des »ad hanc ecelesiam convenire«, 2. der Ausdruck »propter potentiorem prineipa- litateın«, 3. die Beziehung und der Sinn des letzten Relativsatzes. Für die Untersuchung stehen uns drei Hülfsmittel zu Gebote, nämlich erstens die genaue Feststellung des Zusammenhangs, in welchem die Stelle steht — sie ist uns nicht abgerissen überliefert, sondern der ganze Üontext ist erhalten —, zweitens die Vergleichung des Originaltextes des Irenäus, soweit er für andere Partieen des Werkes auf uns gekommen ist,' drittens einige Abschnitte in dem Tractat Tertullian’s de praeseriptione haereticorum, die zeigen, dass er Iren. IH, ı-3 gelesen hat.” ! Das erste Buch des Irenäus ist uns im Grundtext fast vollständig erhalten, von dem II—-V. Buch besitzen wir nicht wenige Fragmente. Die vollständig erhaltene lateinische Übersetzung, die jedenfalls schon dem Augustin bekannt gewesen ist, ist sehr alt — wie alt, darüber gibt es noch keine abschliessende Untersuchung. Sie ist in mehreren Handschriften auf uns gekommen (s. Harnack, Altchristl. Litteraturgesch. I S. 265 ff.), die im Ganzen wenig von einander abweichen, und unter denen unsere Berliner Handschrift (Saec. IX) eine der besten, wenn nicht die beste, ist. Die Über- setzung ist sehr wörtlich, aber von einem zuverlässigen (dieV, 30, ı sich findende Inter- polation z.B. ist sofort als solche kenntlich) und verständigen Mann angefertigt, der seiner schwierigen Aufgabe wohl gewachsen war. Unter den im Syrischen erhaltenen Bruch- stücken der Übersetzung des Werks des Irenäus fehlt unsere Stelle leider. ® In den minder bedeutenden Einzelheiten stimme ich in Bezug auf die Zurück- übersetzung und den Sinn fast durchweg mit Tuiersch überein. — Die vier Praedicate »mazxima, antiquissima u. s.W.« sollen wohl im Sinne des Irenäus eine aufsteigende Reihe bilden. — Zu »antiquissima« s. Ovig. bei Euseb., h. e.VI, 14,10: er wolle sehen ryv a “Pomaww Erzrnriev. — Zu »omnibus cognita« s. Paulus, Röm.ı,S: N, mIsris Vuov zarayyeareraı tv or rw zoruu, ef. Ignat. ad Rom., Dionys. Cor. ap. Euse- biakn, h. e. IV, 23, 10. — »@Gloriosissimus« hat Tuiersch durch ee merg wiedergegeben (IV, 33.7 evdoßos = — »gloriosus«; s. auch Ill, 11,8); allein III, 3, 3 hat der Lateiner zv- SoEus Zuegrugnsev durch »gloriosissime martyrium fecit« übersetzt, Auch sonst braucht ’ . - er den Superlativ für den Positiv, z. B. öfters »dilectissime« — years, »saepissime« — morAaste 1,13,5; 1,21,2; D,31,2; II, 32,.4 (aber I, 14,9 = »saepe«);; »fürmissimer — Beßaius 1, 32, 4 (bis); »probatissimus« — smovdctos V, 30,1; es ist daher nicht unwalır- scheinlich, dass auch hier der Positiv im Griechischen gestanden hat (s. Rönscn, ltala u. Vulg. S. 415 ff.). — UI, 3, 3 entspricht der Ausdruck »ea quae est ab apostolis in ecclesia traditio« dem Griechischen % @rs (nicht rag«) av AmosToAwv Ev TN ERHAATIE . E= Mit a übersetzt der Lateiner zarayyearew (z.B. 1,19,135 1, 20, 2 [bis]; 1, 21, IIl,:2,1; 3.4) und umgüssew (zB. 120425 123215; UEFA; HE 18, 3). Je ein- mal ist mir wnvVew (1,10, 3) und Sergey rw (1,10, 3) begegnet — hier war der Über- setzer gegenüber der grossen Fülle griechischer Synonyma in Verlegenheit —, ein paar Mal ae (z.B. 1,10, 3; 1,16, 1. 2). Eine häufige Übersetzung von ungursew und enguyc ist »praedicare«, »praeconari« , »praedicatio«, »praeconium«, »praeconatios. — »Sibiplacentiam« gibt Tuiersch durch evrageszeı« wieder; es ist vielleicht an piravri@ zu denken; vergl. zu »per sibiplacentiam vel vanam on Clem., Strom. VII, 15,91 ci piAayra zei er ige ereıs um na Son Tu 1180 1unde magsıRndoru aRnSus, oma Ö8 yvarews eirnboruw. — » Malam sententiam« gibt TmerncH durch zezoyvamorum wieder; mit einer Ausnahme (»divina sententia« — Seila süveris 1,10, 3) habe ich stets »senten- tia« = yvaun gefunden (IV, 39,3 ist yvaan umschrieben wiedergegeben). I, 3, 4 ist Harnack: Das Zeueniss des Irenäus über das Ansehen der römischen Kirche. 94] > Wenn wir, führt Irenäus aus, die Haeretiker aus den heiligen Schriften überführen, so erheben sie Anklagen gegen diese und be- haupten dazu, dass man aus ihnen die Wahrheit nicht finden könne, wenn man die Überlieferung nicht kenne; diese aber sei eine münd- liche, nur bei den Vollkommenen fortgepflanzte. Halten wir ihnen nun die von den Aposteln stammende Überlieferung entgegen, wie sie durch die Abfolge der Presbyter in den Kirchen bewahrt wird, so bemängeln sie sogar die Apostel als solche, welche die Wahrheit noch nicht unvermischt und rein verkündigt hätten. Somit stimmen sie weder mit den h. Schriften noch mit der Überlieferung überein. Irenäus fährt nun wörtlich also fort: »Die Überlieferung der Apostel, als in der ganzen Welt offenbar, ist in jeder Kirche ersichtlich für Alle, die die Wahr- heit sehen wollen, und wir können die von den Aposteln als Bischöfe in den Kirchen Eingesetzten und deren Nachfolgen (Nachfolger) bis auf uns aufzählen, die nichts derartiges gelehrt noch gewusst haben, was Jene faseln.«e Nun folgt nach einem Zwischensatz, in welchem die Bischöfe ausdrücklich als Inhaber des »/locus magisterü apostolorum « bezeichnet sind, die oben abgedruckte Satzgruppe: »Sed quoniam valde longum est ete.«, d. h. Irenäus verweist auf die römische Kirche; er giebt sodann ihre Bischofsliste genau an, bestimmt aus dem z. Z. des Apostelschülers und Bischofs Clemens von der römischen Gemeinde geschriebenen Brief, welchen Glauben sie damals bezeugt habe, und schliesst die Aufzählung der Bischöfe mit dem jetzigen Inhaber des Stuhls, Eleutherus. »In dieser Ordnung und Abfolge ist die apostolische Überlieferung in der Kirche und die Verkündigung der Wahrheit auf uns gekommen. Und das ist der vollkommenste Beweis dafür, dass es einer und derselbe lebendig machende Glaube ist, der von den »qui sunt perversae sententiae« — Karoryvusovss (s. I, 8,1: »male composito phantasmati« — zurorwSeru (bavraric). »Omnes eos, qui ... praetergquam oportet colligunt«. Diese im Lateinischen unverständlichen Worte hat Tiierscn durch ravres rous mag’ & det TUR- »oyıfouzvovs (vielleicht ist magusuAroyıdonusvous noch besser; s. Ill, 11,9 magsısbegew, wo der Lateiner allerdings nur »inferre« bietet), wie es scheint, sehr glücklich verständlich gemacht; denn man erwartet in der That nicht. die Häretiker hier als solche bezeichnet zu sehen, die unerlaubte Sonderversammlungen halten (das würde ein dem »colligere« entsprechendes intransitives Fuvayen oder UA yer Fa heissen), sondern als solche, die Falsches denken und vorbringen. Auch lässt sich das intransitive ruveysw meines Wissens aus Irenäus nicht belegen (III, 6, ı ist »colligere« — rwvayew trans. |»haec enim est synagoga dei, quam deus hoc est Filius ipse per semetipsum collegit«|, 1. 9, 4 »colligere« — guMMeyew, 1,13, 3 = Fumbeg cew; Tuvayew ist V,17,4 — »congregare«, III, 18, 7= »redu- cere«). Doch bleibt es ara möglich, dass Irenäus ragasuveyovres oder rage- FurAsyonzvovs geschrieben hat. Man hat auf Basilius, ep. can. ad Amphiloch. ı ver- wiesen (ragaruveyunyn, megarive&ıs) und auf Socrat., h.e. V, 21, wo von dem Novatianer Sabbatius, der besondere gottesdienstliche Versammlungen hielt, das Wort magaruvebcn gebraucht ist. Avrıruveysw findet sich in dem 6. Canon des 2. Coneils. 83* 942 Sitzung der phil. -hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. Aposteln her in der Kirche bis jetzt bewahrt und in Wahrheit über- liefert worden ist.« Und auch Polykarp, fährt Irenäus fort, der von den Aposteln in Smyrna eingesetzte Bischof, den ich selbst noch ge- sehen habe, hat nur das gelehrt, was er von den Aposteln gelernt hat, wie alle Kirchen in Asien und die Nachfolger des Polykarp bis heute, sowie sein an die Philipper gerichtetes Schreiben beweisen. Aber auch die Kirche in Ephesus. die Paulus gegründet und in deren Mitte Johannes bis zu den Zeiten Trajan’s gelebt hat, ist ein wahr- haftiger Zeuge der apostolischen Überlieferung. Damit ist die Beweisführung abgeschlossen. Sie ist auch völlig durehsichtig: In jeder Kirche (Gemeinde) ist der rechte apostolische Glaube vorhanden und erkennbar: der Beweis aber, dass es wirklich der apostolische ist, lässt sich an den von den Aposteln gestifteten Gemeinden führen; sie bürgen durch die bis zu den Aposteln hinauf reichenden Reihen ihrer Bischöfe dafür, dass die Lehre stets treu bewahrt worden ist.!' Irenäus unterscheidet somit zwischen den Kirchen überhaupt und den von den Aposteln gestifteten »alten« Kirchen. Die römische Kirche ist zunächst nur als eine unter den letzteren ein- geführt; aber indem er an ihrer Bischofsliste und ihrem Zeugniss den Beweis in extenso führt, macht er darauf aufmerksam, dass sie nicht eine, sondern die erste inter pares ist. Die Begründung für diese Schätzung giebt er selbst an: sie ist »mazima , antiquissima ? ommibus cognita, a gloriosissimis duobus apostolis Paulo et Petro fundata et con- stituta«. Diese vier Praedicate im Verein gelten von keiner anderen ! Dass dies eine Illusion ist und dass die von Irenäus vorgetragene Beweis- führung, die eine streng historische sein soll, in eine dogmatische übergeht, liegt auf der Hand; denn wie soll eine ununterbrochene Reihenfolge von Bischöfen auch angenommen, sie sei wirklich ununterbrochen und führe bis zu den Aposteln hinauf — die Unveränderlichkeit der Lehre garantiren? (dass ein Bischof auch irren kann, hat Irenäus selbst III, 3, ı extr. als möglich vorausgesetzt in dem Satz, der dem Satz: »Sed guoniam longum est ete.« unmittelbar vorhergeht). Ein gewisser Vorwurf ist übri- gens dem Irenäus auch deshalb zu machen, weil er Anfangs so thut, als seien bereits zu der Apostel Zeiten alle Kirchen gegründet worden, und als sei er im Stande, für alle Kirchen Ähnliche Listen mitzutheilen wie für die römische. Nur indireet deutet er den wahren Sachverhalt an; Tertullian ist in dieser Hinsicht offener gewesen und hat den wahren Sachverhalt deutlicher ans Licht gestellt. Doch hat auch Irenäus im 4. Capitel diesen anerkannt, wenn er schreibt: »Qwd enim? Et si de aligua modica quaestione disceptatio esse, nonme oporteret in antiquissımas recurrere ecclesias, in quibus apostoli conversati sunt, et ab eis de praesenti quaestione sumere, quod certum et re liqui- dum est?« 2 » Antiquissima« heisst nicht die älteste Au 12,5 heisst es von Jerusalem: eure [seil. Act. 4, 24 ft] chewanı 127, ErannTias, 27 s mao« ETYnREV duudrriae av Gay ara buwen Ins unrgomcre WE TWV TYS zaWnS [oYT72S Syans rorırav — abeı z. Z. des Irenäus gab es keine Kirche von Jerusalem mehr, sondern nur eine von Aelia), sondern die uralte, Harnack: Das Zeugniss des Irenäus über das Ansehen der römischen Kirche. 943 Kirche; sie bezeichnen unzweifelhaft ein besonderes Ansehen der rö- mischen Kirche,' aber sie begründen im Sinne des Irenäus keine qualitative Verschiedenheit zwischen ihr und den übrigen Apostelkirchen; auch an diesen lässt sich der Wahrheits- beweis ebenso gut führen — ebenso gut, aber vielleicht nicht ebenso eindrucksvoll. Das ist der Zusammenhang, in welchem der schwierige Satz: »Ad hanc enim ecclesiam propter potentiorem principalitatem necesse est convenire omnem ecclesiam — hoc est eos qui sunt undique fideles —, in qua semper ab his qui sunt undique conservata est ea quae est ab apostolis traditio«, zu betrachten ist. Hr. Langen (Gesch. d. röm. Kirche I ı881ı S. 170 ff.) und Hr. Sonn (Kirchenrecht I 1892 S. 380 f.) haben sich zuletzt eingehender mit der Stelle befasst. Hr. Laneen giebt den Sinn also wieder: »Bei dieser Kirche müssten wegen ihres höheren Vorrangs die Gläubigen von allen Orten her zusammenkommen, in ihr sei darum immer von den Gläubigen aller Orten die von den Aposteln herstammende 'Tra- dition bewahrt worden«. Dazu bemerkt er: »Omnis ecelesia wird in dem Text selbst erläutert durch »guwi sunt undique fideles«, in dem undigue aber ist der Ort angedeutet, woher das convenire stattfindet, wie das »ad hanc ecclesiam« das Ziel des convenire ausdrückt. Die potior prineipalitas bezeichnet den Vorrang, welchen die Kirche der Hauptstadt als solche vor allen übrigen Kirchen besass: denn sie wird als Grund dafür angegeben, weshalb die Gläubigen von allen Orten her bei ihr zusammenkämen: die Hauptstadt war das Centrum des damaligen Weltverkehrs, und in Folge dessen die dortige Kirche der Sammelplatz von Christen aller Orten. In analoger Weise ordnet die Synode von Antiochien (ann. 331 oder 341) an, dass der Bischof der Hauptstadt jeder Provinz Metropolit sein soll, »weil in der Hauptstadt Alle um ihrer Geschäfte willen von allen Orten her zu- sammenkommen (Favray,6Iev auvroey;ew)«. Und in dem Briefe an Leo I., in welchem die Bischöfe der Provinz Arles die Gründe entwickeln, weshalb die Kirche der Stadt Arles die Primatialkirche von Gallien sein ! Man beachte, dass Irenäus vier Praedicate nennt; er nennt die römische Kirche nicht einfach die Kirche des Paulus und Petrus, noch weniger des Petrus allein; auch feiert er sie nicht, weil sie den Nachfolger des Petrus in ihrer Mitte hat. Ihm ist es letztlich auch nicht um das Zeugniss der Bischöfe zu thun, sondern um das Zeugniss der Gemeinde. Der erste Clemensbrief ist ihm nicht als Clemensbrief wichtig, sondern als Brief der römischen Gemeinde, der unter Clemens (m: rourov roü Krnusvros) ge- schrieben ist, und er spricht nicht von einem »convenire ad episcopum ecclesiae Ro- manae«, sondern von dem »convenire ad ecclesiam Rom.« Aber allerdings hat er die Vertauschung von »Kirche« und »Bischof« bereits angebahnt, indem er in der Bischofs- liste die Garantie für die reine Überlieferung der Wahrheit gesehen hat. 944 Sitzung der phil. - hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. müsse (ep. 65), sagen sie: »ad hanc ex ommnibus civitatibus multarum ubilitatum causa concurritur«. Als Folge des Zusammenströmens von Gläubigen aller Orten in Rom wird angegeben, dass dort die in der ganzen Kirche verbreitete apostolische Überlieferung sicher zu finden sei«.' Anders, wenn auch in mancher Hinsicht ähnlich, erklärt Hr. Somm: »Irenäus sagt: Die römische Kirche ist die älteste; sie ist die Mutter- kirche der Christenheit; in ihr ist von den Gläubigen aus allen Theilen der Welt stets die apostolische Tradition beobachtet worden: darum muss mit dieser Gemeinde wegen ihres besonderen Vorrangs jede andere Gemeinde der ganzen Welt sich in Übereinstimmung setzen. Also: Rom ist die Urkirche, und Rom ist zugleich der Mikrokosmus der Kirche. Weil Rom die Welthauptstadt ist, kommen dort die Gläubigen von überall zusammen. Die römische Gemeinde ist die vollkommenste Darstellung der christlichen Weltgemeinde, Rom ist gewissermaassen die Eeclesia. Darum muss jede Gemeinde. die auf’ den Namen Ecelesia Anspruch macht, mit Rom sich in Über- ! In einer Anmerkung macht Hr. Lansen noch auf zwei Schriftsteller des ı2. Jahrhunders aufmerksam: »Herveus von Bordeaux erklärt in seinem Comm. z. Röm. 1,8 (Mıcne p. 604) wie folgt: » Fides vestra, etsi nondum perfecta, iam tamen annun- tatur in universo mundo. Roma tunc erat caput mundi et de toto orbe illuc con- veniebant atque Romanos suscepisse fidem christianae religionis ubique divulgabant, sicque iam securius ceterae per orbem nationes eandem fidem suscipiebant. Et haec est laus fidelium Romanorum, quia tale de eis exemplum ubique spargebatur.« Ein päpstlicher Tendenz- schriftsteller aber, Huge Eterianus, de haer. Graee. Ill, 16, bedient sich jener Redensart auf Grund der Missdeutung, dass Alle nach Rom kämen, um dort Gesetz und Urtheil zu empfangen: »ad quam homines undique terrarum conveniunt«. Dass er hier an die Stelle des Irenäus gedacht hat, muss man vermuthen, weil er kurz vorher, was Ire- näus freilich nur von der in dem Korintherbriefe der römischen Kirche vorliegenden Thatsache äussert, als eine Machtbefugniss auf den Papst überträgt: »antigwioris Romae praesidem potestatem a Petro accepisse fidem renovandi ut verbis Patrum utar«. S. 172 paraphrasirt Hr. LAnGen noch einmal die Stelle: »Es genügt, sich auf die Succession und Tradition in der römischen Kirche zu berufen, welche gleichsam einen kirchlichen Mikrokosmus darstellt, indem sie nicht bloss die Tradition der Hauptapostel Petrus und Paulus besitzt, sondern in Folge des Verkehrs der Christen aller Länder in ihr, als der Kirche der Hauptstadt der Welt, die Tradition, wie sie durch die ganze Welt verbreitet ist«. »Ohne Zweifel«, bemerkt Hr. Lansen dazu, »übertrug Irenäus bei diesem Gedanken, was auch den factischen Zuständen entsprach, das politisch und social von der Stadt Rom Geltende in kirchlicher Hinsicht auf die römische Kirche. Wie Rom die damalige Welt im Kleinen war, alle Nationen, Culte, Schulen, Rich- tungen in seinem Schoosse trug, so strömten auch in der römischen Kirche Gläubige von allen Orten zusammen, wurden die Traditionen aller Kirchen dort mitgetheilt und fortgepflanzt. Nannten die Alten die Stadt Rom »die Welt im Kleinen« oder »die Versammlung des Erdkreises«, so galt dies gemäss Irenäus auch von der römischen Kirche. In ihr als der Zrırouy, dem conciliabulum der ganzen Kirche, ward die in der ganzen Welt verbreitete apostolische Tradition bewahrt. Darum genügt es ihm, sich auf sie als auf die ausreichende Autorität gegen die gnostischen Irrlehren zu beziehen. Harnacx: Das Zeugniss des Irenäus über das Ansehen der römischen Kirche. 945 einstimmung setzen, wie im Glauben, so in der Verfassung, welche letztere ja gleichfalls einen Gegenstand des Glaubens bildet. «' Zunächst ist gegen Hrn. Sonm festzustellen, dass das »necesse«, wie auch GIESELER, THIERSCH u. A. erkannt haben, nicht »müssen« im Sinne von »sollen« bedeutet, sondern das, was naturnothwendig, also selbstverständlich ist. Der Lateiner hat das griechische de stets mit »oportet« wiedergegeben, dvayzalov, dvayxy durch »necessarium«, »neces- silas«. Das »necesse est« habe ich V, 30,1 wiedergefunden. Hier ist der Urtext erhalten: ereırz de roV mpooIevros N dhedovros Tı TAs Yoadbas, Ti 5 > 7 > \ nm „ b £ \ b) m > ! ETTITIIALAV OU TYV TUNOVOAV ENOVTOS, EIG AUTNYV EUTEOEV AVAYAN \ m v TOLIOUTOV — »post deinde apponenti vel auferenti de sceriptura poenam non modicam fore, in quam incidere necesse est est eum qui sit talis«. Also hat auch an unserer Stelle dvayzn gestanden, und sie sagt nicht aus, was ge- schehen soll, sondern was nothwendig geschieht. Das Verhältniss. in welchem jegliche Kirche zur römischen steht, wird als ein thatsäch- liches und darum in sich nothwendiges beschrieben. Dies zu erkennen, ist von grosser Wichtigkeit. Was nun das »convenire ad« betrifft. so haben sehon vor LAnGEn GrABE und NEANDER behauptet, es sei nicht in übertragenem Sinn zu verstehen.” GragE, der unverkennbar von einem antirömischen Interesse bestimmt ist, denkt sogar an Abgeordnete. die die verschie- denen Gemeinden nach Rom schicken. An sich ist natürlich die Über- setzung »bei dieser Kirche zusammenkommen« sehr wohl möglich; aber gegen sie spricht ı. das »omnern ecclesiam«; dass jegliche Kirche in Rom zusammenkommt, ist doch eine wunderliche Ausdrucksweise, die nicht wohl erträglich ist: hätte Irenäus das oder etwas Ähnliches sagen wollen, so hätte er nicht »ommem ecclesiam hoc est qui sunt undique ! Dazu die Anmerkung: »Will eine Gemeinde sich als christliche Gemeinde aus- weisen, so muss sie mit der römischen Gemeinde in Glauben und Einrich- tungen übereinkommen. Sie muss den römischen Glauben und die römische Ver- fassung haben. Die römische Gemeinde ist der Maassstab, an welchem alle anderen gemessen werden. Darin besteht ihre potior principalitas. Sie besitzt dieselbe, weil sie die von den Apostelfürsten Petrus und Paulus gegründete grösste und älteste Gemeinde ist, in welcher als in dem Mittelpunkt der Welt dauernd die ganze Christenheit der Welt sich wiederspiegelt. Als vor allem entscheidend können im Sinn des Irenäus die beiden letzten Thatsachen angesehen werden: Die Hauptstadtstellung Roms und die damit verbundene Vorstellung, dass die römische Gemeinde die älteste Christen- gemeinde sei. Jerusalem wird nicht mehr mitgerechnet. So konnte die römische Ge- meinde als die Erstlingsgemeinde und daher als Ursprung und Haupt der Christenheit erscheinen: wie die Hauptstadt der Welt, so war Rom zugleich die Hauptstadt der Christenheit.« ? Ganz eigenthümlich hat Hr. Sonn erklärt. Er findet in der Stelle sowohl den Gedanken ausgedrückt, dass die Gläubigen von überall in Roın zusammenkommen, als dass jegliche Kirche mit Rom übereinstimmen müsse. Letzteres entnimmt er dem »con- venire necesse est», ersteres dem Relativsatz »ın qua semper etc.« 946 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. ‚fideles« geschrieben, sondern einfach »eos qui sunt undique fideles«, 2. der Zusammenhang; nicht darauf kommt es an, dass die Kirchen oder die Christen in Rom zusammenkommen — das führt vom Hauptgedanken der Beweisführung ab —, sondern darauf, dass die Lehre der Kirchen mit der der römischen nothwendig übereinstimmt. Die Stellen aber, die Hr. LAneen für seine Erklärung angeführt hat, entscheiden schlechter- dings nicht; denn so gewiss es ist, dass die Provinzialhauptstädte und Rom selbst oftmals als Städte bezeichnet worden sind. wo man zu- sammenkommt, so gewiss ist erst zu beweisen, dass an diese That- sache hier gedacht ist. Was aber die Stelle aus der späten Schrift les Hugo Eterianus betrifft, so beweist sie im günstigsten Fall nur, dass dieser Schriftsteller den Text des Irenäus so verstanden hat wie Hr. Lanern; denn ihm lag auch nur die lateinische Übersetzung vor, wie wir sie lesen. Wir übersetzen also: »Mit dieser Kirche stimmt nothwendigerweise jede! Kirche überein«* (griechisch entweder ouv- TpeXew Eis oder ovmßaivev eis vel 7005). Durch das eingefügte »enim« ist der Satz als Begründung des vorhergehenden markirt, d.h. » weil mit der römischen Kirche nothwendigerweise jede Kirche übereinstimmt, so genügt es, die Tradition der römischen Kirche aufzuweisen, um alle Haeretiker jeglichen Schlags (und jeglichen Orts) der Unchristlichkeit zu überführen «. Irenäus hat aber noch zwei Zusätze zu dem Satze gemacht; ı. er erläutert »omnem ecclesiam« durch »eos qui sunt undique fideles« und 2. begründet das »necesse est« durch die Worte »propter potentiorem prin- cipalitatem «. Adı. Man könnte daran denken, »hoc est eos qui sunt undique fideles« für eine Interpolation etwa des Übersetzers zu halten: allein dagegen sprieht die Beobachtung, dass Irenäus das rovreori liebt, dass - der Übersetzer es häufiger mit »hoc est«, seltener mit »id est« über- setzt, dass er aber seine eigenen, griechische Worte erklärenden, Zu- sätze stets mit »id est« und nie mit »/hoc esi« einleitet. An der Echt- heit jener Worte zu zweifeln liegt also kein Grund vor.” Dazu kommt, ‘ Der Übersetzer hat fast durchweg richtig zwischen »omnis« und »universus« unterschieden, so dass man init höchster Wahrscheinlichkeit sagen kann, im Grundtext habe rarav 22#Anriav und nicht rarav nv Ex2Rnsiav gestanden. ®? Ich brauche wohl nicht erst darauf hinzuweisen, dass »convenire ad« in diesem Sinne gut lateinisch ist: »pes convenit ad cothurnum«. Belegen lässt es sich in diesem Sinne bei Irenäus meines Wissens nicht (III, 21, 2 ist convenire — ruvegyerIaı). 3 Vergl. folgende Stellen: I, 2, 1: Movoyevet, rour&srı ru) Nu — » Monogeni, hoc est No, ıu1,2,2.00 . meoßeßAnusvos Aluw, roursstw 9 Nodıe — »Aeon, hoc est Sophia«, ibid. eis roürov — »in humc Aeonem, id est Sophiam«. 1, 2, 3: arogyraı — »aporiatam, id est confusam«. 1, 1, 1: "Evvorx — Emnoeae, id est Cogitationi«, ibid. rev de Movoyern, rourerri cv Novv — » Unigenitum autem, hoc est Nun«, ibid. #7 ArnSag — »Alethiae, id est Veri- tati«, ibid. #7 Zwy —= »Zoae, id est Vitae«. I,4,ı Aoyev, roursorı ou Xairrod — »Verbo, * . [13 . ° +. / rr Harnack: Das Zeugniss des Irenäns über das Ansehen der römischen Kirche. 947 dass der Begriff »omnem eeelesiam« noch nicht scharf genug dem » omnes qui... praeterguam oportet colligunt« entgegensteht:; erst »eos qui sunt undique fideles« bildet den genauen Gegensatz. Man erwartet wohl statt des umständlichen Ausdrucks »omnem ecclesiam hoc est eos qui sunl undigue fideles« einfach den Ausdruck »die ganze katholische Kirche« zu finden. Allein dieser runde Begriff fehlte dem Irenäus überhaupt noch; er musste sich auch sonst, wie hier, mit Umschreibungen be- helfen." Hr. Laneen hat nun gemeint, dem Wort »undique« noch ein Argument für seine wörtliche Auffassung des »convenire« entnehmen zu können; in der That wird Irenäus nicht ravray,sö, sondern rav- ray,69ev geschrieben haben:” allein es ist kaum nöthig zu bemerken, dass auch bei der übertragenen Bedeutung von »convenire« Tavray,oSev sehr gut am Platze ist. Ad2. Warum stimmt jegliche Kirche, resp. stimmen die Gläubigen von allerwärts, nothwendig mit der römischen Kirche überein? Irenäus hätte es nicht nöthig gehabt, dafür in diesem Zusammenhang noch einen besonderen Grund anzugeoen; denn er hat ihn im vorhergehenden Satze schon genannt — weil diese Kirche »mazxima, antiquissima , ab omnibus cognita, a Paulo et Petro fundata« ist. Wenn er hier nun hoc est Christo«. 1, 4 Er I wurov, rourssrtı rs AR a — »vestimentum, hoc est illius Kilüi, qui est Veritatis.« 1, 5, ı ’ x Tom us v dsE Eu, TOUTETZ To YLuyızuv, Tuv de agı TFEDUV Tol urirrı row ur 12V — »dextrorum, x , id est ‚psychieorum : a vero, id est hylicorum. I, 6, ı: mau 70 mveunarızov, Tou- = 7 r m che . ® Puros, rourssrı rou Xarsrou — »luminis, hoc est Christi«. 1,3, 3 Terre — »omne spiritale, hoc est«. 1,6,2: r« Yu rc ot Yuyıza — — "psychica, id est animalia, psychiei, id est animales«. 1,7, ı: sis rov Fomov, rourssr Ev rn uerormm = »in locum, hoc est in medietatem«. 1,8, 2 av arrogLem — »aporiam, id est consternationem«. 1,8, 3: nes, Touresrı TnV Vuyızav errrnsiav — »nos id est psychicam ecclesiam«. 1, ee Tou AvSgwmou — »Anthropi, id est Hominis«; rov Zurnga — »Soteram, id est Salvatorem« ; rov Aoyyov viov rod Movoyevous — »Logon, id est Verbum, filium Monogenis, id est Uni- genMme. lsT1,T: Rmo To) TUrrarevros, ToursTrı rod DeArrod... amd Fol aueedgeuovros, Tourerrı ToV Xasrov — »ab eo, qui separatus est, id est a Theleto .... ab eo qui recurrit, hoc est a Christo« 111,6, ı: »eum, qui ungitur , filium, et eum, qui ungit, id est patrem .. haec est ne dei, quam deus, hoc est filius ipse per semetipsum_ collegit« (fehlt der Grundtext). IV 56; 4% Seov eidzven ovdsıs Öuverc un ouyı Feod ÖdaEavros, Fourestı avsu SeoV um ee rov Secv — »deum scire nemo potest nisi deo docente, hoc est, sine deo non cognosci deum«. IV, 2, 4: »ex una substantia esse omnia, id est Abrahlr et Moysem et prophetas« (fehlt der Grundtext). IV, 26, ı: 6 Snravgos Zv ayan rourist — »thesaurus in agro, id est«. IV, 38,2 nach Anführung von I. Cor. 3, 2 2: Tourist, vrV zara av Sgumov magovriav — — »id est eum quidem adventum domini, qui secundum hominem«. Man sieht, der Übersetzer hat sich selbst nur sprachliche Erklärungen als Zusätze ge- stattet, und er führt sie nie mit »Ahoc est«, sondern stets mit »2d est« ein. St I, 10, 1:9 ErrinTıc ev oAw To Kor dts ETmagIME un. IV, 33,8: #0 aoY,cerov TrS EHHANTLCG FUFTHIAC Zara mavros od zornov, ibid.: »quae in unoquoque loco est ecclesia«. Dass der Übersetzer nirgendwo in seiner Version das Wort »katholisch« eingesetzt hat, ist zu beachten und spricht für sein hohes Alter. ® III, 18, 3 ist ravr@you durch »ubigue« wiedergegeben, III, 11,8 und I, 16 FawTray,oSev durch »undique«. 948 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. doch eine Begründung giebt, so liegt es am nächsten, in ihr entweder eine Hervorhebung eines der oben genannten Praedieate oder eine Zusammenfassung derselben zu sehen. Eine solche Zusammen- fassung aber kann doppelter Art sein: sie kann entweder eine ein- fache Summe sein, oder sie kann ein aus der Summe abstrahirtes allgemeineres resp. auch höheres Praedicat darstellen. Geschrieben aber hat Irenäus: »propter potentiorem principalitatem«. Was bedeuten diese Worte? Man hat sie sehr verschieden übersetzt: did To Umeprepov mowreiov (MAssuEr), NN od 7 ı 0 Eauperov mowreiov (SALMASIUS), did Tav diabepovoav mowreidav (THiErscn), dia Fyv Ölsubopwreoav dpynv, dia Tyv Ixavwreoav doymv (GRABE, GRIESBACH, GIESELER), did TAV IKavwrepav doy,duotyra (STIEREN). Bevor wir zur Erklärung übergehen, sei bemerkt, dass der Com- parativ neben einem Wort wie »principalitas« an sieh auffallend er- scheint, dass aber der Context lehrt, dass dieser Comparativ nicht etwa in den Superlativ zu verwandeln ist‘. Wir sahen nämlich, dass Irenäus einerseits die römische Kirche als eine unter mehreren (vielen) angeführt hat, wie er denn nachher noch die Kirchen von Smyrna und Ephesus nennt, dass er sie aber andererseits unter ihnen besonders hervorgehoben und praedieirt hat. Diesem Verfahren entspricht der Ausdruck »potentior principalitas« formell — mag man ihn wie immer übersetzen — so vortrefflich, dass man sich hüten muss, an ihm zu rütteln. Es ist aber dann sofort wahrscheinlich, dass das Wort »principalitas« nicht ein Attribut enthalten kann, welches der römischen Kirche allein zu- käme, sondern nur ein solches. welches sie mit anderen Kirchen theilt. Das was ihr allein zukommt, ist vielmehr einzig in dem Worte »po- tentior« gegeben.” Damit sind Erklärungen wie die »Rom habe den Primat«, sei die »Mutterkirche« einfach ausgeschlossen. ! Tuıerscn, ohne hier den Superlativ empfehlen zu wollen, macht darauf auf- merksam, dass der Übersetzer I, 2,2 das griechische & rersur@os zu vewreros durch »„ultimus et iunior«, 1, 9, ı seßarmwrern durch »venerabilior« wiedergegeben hat, aber er bemerkt selbst, dass zu »iunior« kein Superlativ existirt, und dass auch »venerabi- lissimus« ungewöhnlich ist. Rönscn, der (Itala und Vulgata S. 4135 ff.) aus dem Spät- latein Beispiele des Superlativs für den Positiv und für den Comparativ bringt, kennt keine Beispiele des Gebrauchs des Comparativs für den Superlativ. ®2 Nicht schlechthin unmöglich wäre es allerdings, dass in »potentior« keine Ver- gleichung läge, mithin die »prineipalitas« der römischen Kirche allein zukommen soll; allein nicht nur deshalb ist diese Erklärung ganz unwahrscheinlich, weil das ganze Acumen der Ausführungen des Irenäus darin beruht, dass er Rom als ein (illustres) Beispiel unter anderen vorführt, sondern auch deshalb, weil die Wahl des Compa- rativs statt des Positivs, resp. überhaupt schon der Zusatz eines Adjeetivums zu »prin- cipalitas« bei dieser Auffassung die stärksten Bedenken erregen muss. Harnack: Das Zeugniss des Irenäns über das Ansehen der römischen Kirche. 949 Aber was bedeutet »principalitas«, und welches Wort stand im Grundtext? » Prineipalis« bedeutet entweder »ursprünglich« »auf das Erste bezüglich« »erstlich« oder auch »auf den Fürsten bezüglich «, demnach »prineipalitas« entweder die » Ursprüngliehkeit« oder »der erste Rang« »der Vorrang«; aus letzterer Bedeutung kann sieh auch im Spät- latein die Bedeutung entwickeln »die oberste Gewalt«, sowohl als Eigenschaft wie objectivirt. Tertullian schreibt de praeser. 31: »revertar ad principalitatem veritatis et posteritatem mendacitatis«; hier ist »prinei- palitas« — »Ursprünglichkeit, Priorität«. Derselbe Schriftsteller schreibt de anima 13: »dispicere superest principalitas ubi sit, id est, quid eui prae- est, ul cuius principalitas apparuerit, illa sit substantiae massa«; hier ist »principalitas« offenbar gleich » Vorrang«. Novatian schreibt de trinit. 24: » Principalitas nominıs istius FILIUS DEI in spiritu est domini, sequela nominis istius in filio hominis,« d.h. »das Praedicat Sohn Gottes kommt primär (in authentischer Weise) dem Herrn Jesus Christus seinem Geiste nach zu, secundär (in abgeleiteter Weise) ihm als dem Menschen- sohn«. Bei Irenäus finden wir in Bezug auf principalis und seine Ab- leitungen Folgendes: II, 11,8: reoooa xasorızd mvsunara — qualttuor prineipales spiritus. Ibid.: moWrov Cwov.... Nyeuovixov — primum animal... principale, Ibid.: nyswovixyv yevedv — principalem generationem.' I, 9, 3: oUds yao 6 Aoyos xar’ alrous moonyouusvws OdpE yeyovev — neque enim verbum secundum eos principaliter caro factum_ est. V, 27,2: roV Icon mev ToonyyrirWs un xoAdlovros — deo quidem prin- cipaliter non ... puniente. IV. 26,3: principalis consessionis tumore elati sunt (der griechische Text fehlt hier; vielleicht stand nach Hermas, Mand. 11, ı2 mowroxaIedne).” IV, 35.2: dominus ipse nunguam modo quidem de principali, modo vero de subiecta deminoratione fecisset sermones (der griechische Text fehlt). V,14.1: nisi et ipse (dominus) caro et sanguis secundum princıpalem plasmationem factus fuisset (der griechische Text fehlt: principalis = ursprünglich, der erste: ebenso $. 2: princi- palıs palris plasmatio und V, 21,1: principalis homo ille, ex quo ea quae secundum mulierem est plasmalio. III, 23,3: non homini principaliter praeparatus est ignis, sed ei qui se- dusxit (der griechische Text fehlt). IV, 4, 1: haec non propter se principaliter facta sunt, sed propter cre- scenlem in eis fructum (der griechische Text fehlt). 223,1 st Pirapycıw = concupiscere principatum. 173,28 moonyeırSaı — principari. 950 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. I, 26, ı: od, ümo rou mpwrou [Yeou] Yeyovevaı rov xoouov, dAA Umo du- velnews Twos xeywponevns |xaı drexevons| ris Urs ra or efousias — non a primo deo factum esse mundum, sed a virtute quadam valde separata et distante ab ea principali- late quae est super universa. IV, 38,3: xaı ourws mowreva &v maow 6 Seos — el sic principalitatem habet in omnibus deus. IV, 35.2: et si quidem de principalitate spiritus fuit (der griechische Text fehlt; »de prineipalitate« dem Zusammenhang nach — do rov MAypwuaros). IV.35.4: Dieunt quidem a principalitate quaedam dieta (der griechische Text fehlt; auch hier = dro rov Irnpwmaros. Dieses Wort wird sonst durch »summitas« wiedergegeben, in der Regel aber unübersetzt gelassen). I, 26, 1: N üUrep ra Era audevria — ab ea principalitate quae est super ommia. I, 31,1: &x 6 dywIev auSevrias — a superiore principalitate. » Prineipalitas« ist also bei Irenäus —= ££oveis, Manswua, auSevria; indireet sind auch Towreid, nyewovia und eine Bedeutung — Ursprüng- lichkeit” zu belegen. Für Ursprünglichkeit hat der Grieche meines Wissens kein genau entsprechendes Substantivum: die Worte rowre« und Ayewoviz empfehlen sich nicht. da der Comparativ »potentior« neben ihnen ganz besonders auffallend ist. und da das Wort auch von an- deren Kirchen, nicht von Rom ausschliesslich, gelten muss (s. 0.): also bleiben £Zevsız und auSevra. Von diesen aber empfiehlt sich audevria sofort. weil es in glücklichster Weise die Apostelkirchen von den Kirchen überhaupt unterscheidet, also das Acumen der ganzen Darlegung trifft. und weil es die Nothwendigkeit des convenire sofort deutlich macht. »Authentisch« sind alle Apostelkirchen. während die in späterer Zeit gegründeten Kirchen das nicht sind, sondern, ähnlich wie die karthaginiensische Kirche, sagen müssen (Tertull., de praeser. 36): » Roma, unde nobis quoque auclorüas praesto est.« Dazu 1 ],24,1 ist @#6 795 auSevries durch a summa potestate wiedergegeben. — Hip- polyt, der uns in den Philos. VII, 33 den griechischen Text des Irenäus geboten hat (den Originaltext zu I, 31,1 bietet Theodoret, h. f. I, ı5), wiederholt ihn X, 21. — Noch sei bemerkt, dass der Lateiner das häufig bei Iren. sich findende aoyN in der Regel durch »initum«, selten (z. B. 1,8,5) durch »prineipium« wiedergegeben hat, auch wo man dieses Wort erwartet. I.ıı,ı hat er sich verlesen und r«s EEy,as durch »antiquas « (@gy,«ıes) übersetzt. ®? Daher kam SrıErEN auf den Einfall, Goy,morng für unsere Stelle vorzuschlagen. Dieses Wort dürfte man aber doch nur dann wählen, wenn schlechterdings keine bessere Erklärung zu finden wäre. Harnack: Das Zeugniss des Irenäus über das Ansehen der römischen Kirche. 951 kommt, dass wir das Attribut »authentisch« für die Apostelkirchen — und zwar gerade für Rom — direet belegen können. Tertullian schreibt adv. Valent. 4 von Valentin: »de ecclesia authenticae regulae abrupit«, und Pseudoeyprian (jedenfalls ein römischer Bischof) sagt adv. aleat. 1: »originem authentici apostolatus, super quem Christus fun- davit ecelesiam , in superiore nostro portamus«. Dass das Wort auSevrix das richtige ist, bestätigt sich endlich durch entscheidende Darlegungen in Tertullian’s Schrift de praeserip- tione haereticorum, die sich zum Text des Irenäus wie Ausführungen zu einem gegebenen Thema verhalten. Die wichtigsten seien hier zusammengestellt: C. 20: »(Apostoli) ecclesias apud unamquamque eivitatem condiderunt, a quibus traducem fidei et semina doctrinae ceterae exinde ecelesiae mutualae sunt et cottidie mutuantur, ut ecclesiae fiant. ac per hoc et ipsae apo- stolicae deputabuntur ut suboles apostolicarum ecelesiarum. omne genus ad originem suam censeabur necesse est. itaque tot ac tantae ecclesiae una est illa ab apostolis prima, ex qua ommnes. sic omnes primae et omnes apostolicae, dum una omnes«. C. 21: »Quid autem (apostoli) praedicaverint, id est quid illis Christus revelaveril, et hie praescribam non aliter probari debere, nisi per casdem ecelesias quas ipsi aposloli condiderunt, ipsi eis praedicando tam viva, quod aiunt, voce quam per epistulas postea. si haec vita sunt, constat perinde omnem doctrinam quae cum ilis eccelesiis apostolicis matrieibus et originalibus fidei conspiret veritati deputandam esse . . .. Communicamus cum ecclesüs apostolicis, quod nulla doctrina diversa«. Ü. 35: »Posterior nostra res non est, immo omnibus prior est, et hoc erit testimonium veritatis ubigque occupanlis principatum«. C. 36: »Äge iam, pereurre ecclesias apostolicas, apud quas ipsae adhuc cathedrae apostolorum suis locis praesident, apud quas ipsae authentieae litterae eorum reeitantur, sonantes vocem et repraesenlantes faciem unius- cutusque. proxima est tibi Achaia, habes Corinthum. si non longe es a Macedomia, habes Philippos, habes Thessalonicenses. si potes in Asiam tendere, habes Ephesum. si aulem Italiae adiaces, habes Romam, unde nobis quoque aucloritas praesto est. ista gquam felix ecclesia cui totam doctrinam aposloli cum sanguine suo profuderunt, ubi Petrus passioni dominicae adaequatur, ubi Paulus ete. Videamus quid didicerit, quid docuerit, cum Africanis quoque ecclesiis contesserarit«. Die eeclesiae apostolicae — unter ihnen in hervorragender Weise Rom, »ista quam feliw ecclesia« — sind »matrices et originales fidei«. Das ist nichts anderes als eine Paraphrase der auSevriz des Irenäus, und, wie wir gesehen haben, Tertullian kennt auch das Wort. 952 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. In dem »propter principalitatems liegt also, wenn wir richtig erklärt haben, kein besonderes Attribut der römisehen Kirche, sondern es ist ein Attribut, das allen Apostelkirchen zukommt. Wie aber Ter- tullian unter diesen die römische Kirche besonders hervorhebt, so hat dies auch Irenäus gethan, indem er zu »principalitas« (avIevrie) »po- tentior« gestellt hat. Mit jenem Wort hat er somit noch nicht auf die vier Attribute der römischen Kirche »mazxima , antiquissima_ ete.« zurückgegriffen, mit diesem Wort thut er das: der römischen Kirche kommt unmittelbare Autorität (selbständige Bedeutung) in höherem Maasse (in kräftigerer Weise) zu, weil sie »mawima, anliquissima, omnibus cognita, ab apostolis Paulo et Petro fundata« ist. Da sich von keiner anderen Apostelkirche dies sagen lässt, so ergiebt sich eben daraus die »potentior principalitas«. Steht diese Auslegung fest — und ich wüsste nicht, was ihr entgegen gehalten werden kann —, so ist es von geringerer Bedeutung, festzustellen, wie der Originaltext für »potentior« gelautet hat. An duvaros, was öfters durch »potens« wiedergegeben wird, ist nicht wohl zu denken. Wenige Zeilen nach unserer Stelle hat der Übersetzer (III, 3, 3) ixavararıy yoapyv durch »potentissimas litteras« wiedergegeben; aber UI, 3, 41“schreibt er"für iXavwrarm Emiorory »perfectissima epistola« und I praef. 3 giebt er ixavwWresos yuwv durch »magis idoneus quam nos« wieder. Es ist daher wohl möglich, dass ixzvurssos gestanden hat, aber gewiss ist es keineswegs. Man könnte an xgarcwv denken; aber meines Wissens wird das stets durch » melior« wiedergegeben (I praef. 2; 13, 341, 29: 2,5030, 2 ;s aueh Ta diubepovra ist I, 4, ı = »melora«). Auf‘ weitere Vorschläge möchte ich mich nicht einlassen; nur soviel ist mir gewiss, dass hier die Authentie der römischen Kirche über die der anderen emporgehoben wird, dass aber in dem Worte » potentior « lediglich der Effect der vorher genannten vier Attribute zum Ausdruck kommt. Ich glaube also die Stelle so paraphrasiren zu müssen: »durch Verweisung auf die Lehre der römischen Kirche, der grössten, uralten, allen bekannten, von Paulus und Petrus gestifteten, widerlegen wir alle Haeretiker (und entscheiden die Frage, ob die Kirchen oder die Haeretiker im Besitz der Wahrheit sind, generell); denn mit dieser Kirche stimmt nothwendigerweise jede Kirche, d. h. die Gläubigen von allerwärts, überein, weil ihr als Apostelkirche originale Autorität (in Bezug auf Feststellung dessen, was apostolisch ist) zukommt, und zwar ist diese ihre originale Autorität noch kräftiger und eindrucks- voller als die der übrigen Apostelkirchen, sofern sie eben die grösste, uralte, allen bekannte, von den Apostelfürsten gestiftete Kirche ist». Irenäus hat die römische Kirche bereits aus allen übrigen Kirchen herausgehoben, aber er unterscheidet sie lediglich relativ von den Harnack: Das Zeugniss des Irenäus über das Ansehen der römischen Kirche. 953 anderen Apostelkirchen. Dass sie einen effeetiven » Vorrang« (Primat) habe oder gar die »Mutterkirche« sei, sagt er nicht, noch weniger freilich denkt er daran, der Kirche von Rom deshalb einen Vorrang einzuräumen, weil sie die Gemeinde der Welthauptstadt ist. Man darf seine Aussage daher nicht mit den 70 Jahre später erfolgten Aus- sagen Cyprian’s identifieiren, ep. 48,3: » Romana ecelesia matrix elradix ecelesiae calholicae«, oder ep. 59,34: »ad Petri cathedram atque ad. ec- clesiam principalem, unde unitas sacerdotalis exorta est.«' Aber seine Worte bezeichnen doch eine wichtige Etappe zu diesem Ziele, und der Übersetzer hat durch seine Übersetzung des Worts aUSevriz — »prin- cipalitas« die Entwickelung — vielleicht unfreiwillig — um ein Stück vorgerückt; denn dieses Wort hat in sich die Kraft jede Relativität und jeden Comparativ, also auch das »potentior«, abzustossen und sich im Sinne von »souveräner Gewalt« oder »Führerschaft« oder » Primat« zu insinuiren. Stammt etwa das »ecclesia principalis« des Cyprian bereits aus der lateinischen Übersetzung des Irenäus? Aber noch ist der Relativsatz am Schluss des ganzen Abschnitts unerklärt geblieben: »in qua semper ab his qui sunt undique conservata est ea quae est ab apostolis traditio«. Die Ausleger sind über die Be- ziehung dieses Satzes nicht einig. Die meisten, zu denen auch ich früher gehört habe, beziehen ihn auf die römische Kirche, weil sie der Hauptbegriff im Vordersatze sei, weil das »semper« auf sie gut passe, und weil die Aussage, in der römischen Kirche sei der Glaube von Christen aus allen Theilen der Welt bewahrt worden, mit der Thatsache stimme, dass nach Rom stets Christen von allen Weltgegen- den gekommen seien. So FEUARDENTIUS, die römischen Ausleger, Hayp, LAaneen, Sonm, Loors u. A. Hr. Laneen will auch hier den politischen Gesichtspunkt bei Irenäus wiederfinden: »Ohne Zweifel über- trug Irenäus bei diesem Gedanken, was auch den factischen Zuständen entsprach, das politisch und social von der Stadt Rom Geltende in kirchlicher Hinsicht auf die römische Kirche«. Allein die Beziehung des Satzes auf die römische Kirche ist von so grossen Schwierigkeiten gedrückt, dass man sie mit GIESELER, Trıerscn, Harvey zu verwerfen hat. ı. Nämlich ist in dem Vorder- satz »omnem ecelesiam« nicht nur das nächstliegende Subjeet, sondern auch das neue, wichtigere; 2. erwartet man deshalb keine Aussage mehr über die römische Kirche, am wenigsten eine solche, die zu der »potentior principalitas«, bez. den vier Attributen »maxima , anli- quissima ete.« noch etwas hinzufügt: eine solche wichtige Hinzufügung ' Auch der Ausdruck, den Ignatius, ep. ad Rom. init., von der römischen Kirche ’ vn b) ’ 0. & & © . n braucht: mooRaInuern 775 @yarns, ist nicht hierher zu ziehen und besagt vielleicht mehr als der Ausdruck des Irenäus. 954 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 9. Nov. — Mittheilung v. 26. Oct. läge aber in dem »ab his qui sunt undique«. wenn es auf die römische Kirche zu beziehen wäre; 3. ist der Gedanke, in Rom sei die apo- stolische Tradition »von den Gläubigen aus allen Weltgegenden« be- wahrt worden, so acuminös, aber auch so schwerwiegend, dass seine Anfügung in einem Relativsatz auffallend ist: 4. stört dieser Gedanke den Zusammenhang der Ausführungen, sofern Irenäus, wie das gleich Folgende (die römische Bischofsliste) beweist, zeigen will, dass durch die ununterbrochene Succession der Bischöfe die Tradition in Rom stets bewahrt worden ist: endlich 5. entspricht dem »omnem ecclesiam « sammt der Explication »eos qui sunt undique fideles« im Vordersatz genau (las »in qua« sammt der Explication »ab his qui sunt undique (seil. ‚fideles)« des Nachsatzes, während es sehr schwierig ist, unter »qui sunt undique fideles« an erster Stelle alle rechtgläubigen Christen über- haupt, an zweiter Stelle die rechtgläubigen Christen, die von aus- wärts nach Rom gekommen sind, zu verstehen. Aus diesen Gründen muss man sich für die Beziehung des »in quas auf »omnem ecclesiam« entscheiden und in dem »ab his qui sunt undique (fideles)« nichts anderes als eine etwas umständliche und schwerfällige Wiederholung des »eos qui sunt undique fideles« erkennen, dazu sich erinnern, dass Irenäus die ganze Ausführung mit den Worten begonnen hat: » Traditionem apostolorum in tolo mundo manifestatam, in ommi ecclesia adest perspicere.« Nur ein Wort macht hier Schwierigkeit, nämlich »semper«; es ist hart und stört an der Stelle, an der es steht; denn die Ep- exegese »ab his qui sunt undique«' ist durch »semper« von »in qua« getrennt. Den richtigen Wink für die Erklärung hat meines Er- achtens bereits Tmersch gegeben. Er schreibt: » Mihi hume esse sensum constat: "unaquaeque alia ecclesia idem testabitur de traditione apostolorum (quod ostendimus diei ab ecelesia Romana), dummodo ne in ea per haerelicos ipsos traditionis puritas inguinata sit’, sive, ut Irenaei verbis utar, "“dummodo in ea a fidelibus ewiusvis sit locı pure conservata sit tradita ab apostolis veritas’. Legere possis, si placet, zaS° v ye pro & 4° Ähnlich Harvey: »in qua — % inasmueh as.« Führt diese Erklärung auf das Richtige, so wird man Anstand nehmen müssen, das zwischen »in gua« und »ab his qui sunt undique« stehende »semper« durch dei zu übersetzen,” ! Dieses »ab his qui sunt undique« fürt also kein neues Moment zu »in qua« fe) hinzu, sondern erläutert das »in qua« in derselben Weise wie »Ahoc est qui sunt undique ‚fideles« den Begriff »omnem ecclesiam« erläutert. D r . . u . . ” Zu bemerken ist jedoch, dass Ill, 21, 2 os ye nicht durch »gwi«, sondern dureh »quando« übersetzt ist. 3 »Semper« entspricht in der Regel in der Übersetzung dem «sc, wofür . . Air .. .. . . . ’ r N Beispiele anzuführen, überflüssig ist. Doch wird auch wavrors (IV, 37, 1) und dt ravros (1, 13, 6. 11, 28, 3) durch »semper« wiedergegeben. . . .. - . r» = Harnack: Das Zeugniss des Irenäus über das Ansehen der römischen Kirche. 955 auch wenn man sich des bekannten griechischen Sprachgebrauchs erinnert (ci dei &xovres). Irenäus mag geschrieben haben: &v 7 Öyrore — Umso ruv mavrayodev (mioTW) — % mo TuV amooToruv mapddanos Fuvre- noyraı oder: Ev Yrep 4 xrA. Acı scheint mir nur zur Noth erträglich. Der Nachsatz fügt also kein neues Moment von Bedeutung hinzu: er bestimmt nur den Begriff »omnem ecclesiam« näher dahin, dass mit der römischen Kirche nothwendiger Weise übereinstimmt jegliche Kirche, die die apostolische Tradition treu bewahrt hat. Es fehlte dem Irenäus noch der runde Begriff »orthodoxe, katholische Kirche«. Dieser Mangel hat die Weitschweifigkeit des ganzen Satzes von »ommem _ ecclesiam« bis zum Schluss verschuldet. Nach dem Ausgeführten darf man nicht sagen, Irenäus mache den Glauben und die Tradition der römischen Kirche zum Maassstab der Wahrheit — um einen »Maassstab« handelt es sich überhaupt nicht —, sondern er behauptet als Thatsache, dass zwischen dem rechten Glauben, der »in omni ecclesia adest perspicere«, und dem Glauben der rö- mischen Kirche Identität bestehe, und er weist die innere Ursache dieser Thatsache an dem Attribut («USevriz) und den Attributen dieser Kirche nach. Daraus ergiebt sich allerdings, dass der Glaube der römischen Kirche den (einen) Erkenntnissgrund abgiebt zur Feststellung der traditio apostolorum und des Wahrheitsbesitzes der Christenheit über- haupt, und in praxi konnte man daran leicht die Folgerung knüpfen, der Glaube der römischen Kirche sei der Maassstab der Wahrheit. Irenäus selbst hat diese Folgerung nicht gezogen. Die Untersuchung über die Frage aber, welche thatsächlichen Verhältnisse ihn ver- anlasst haben, die römische Gemeinde so energisch in den Vorder- grund zu schieben, wie er es gethan hat, gehört nicht mehr hierher. Ausgegeben am 16. November. Sitzungsberichte 1893. 84 No Bez Ir rl re nee 957 1893. XLIV. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 9. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 1. Hr. Waunpeyer las: Bemerkungen über Form- und Rassen- verschiedenheiten der Flügelfortsätze des Keilbeins. Mittheilung in den Abhandlungen der Akademie bleibt vorbehalten. 2. Hr. Mögws legte die umstehend folgenden aus Coquimbo unter dem 14. September d. J. eingesandten Mittheilungen über zoolo- gische Studien an der chilenischen Küste von Hrn. Dr. L. PLATE vor, als erste Ergebnisse der mit Mitteln der HumgoLpr-Stiftung von dem Einsender unternommenen Forschungen. 3. Hr. Krrıy legte eine gleichfalls unten folgende Mittheilung des Hrn. Prof. H. Bückıne in Strassburg vor: Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat aus Westeregeln. 84* Mittheilungen über zoologische Studien an der chilenischen Küste. Non-DrakarrArm. (Vorgelegt von Hrn. Mörıvs.) I. Uber Gadintia peruviana (RAY. ker den zahlreichen Organismen, welche in den zerklüfteten Felsen der Bucht von Cavancha bei Iquique angetroffen werden, fesselte zuerst die Gadinia peruviana Gray meine Aufmerksamkeit im beson- derem Maasse, weil die Anatomie dieser gewöhnlich zu den Pulmo- naten gerechneten Schnecke nur wenig bekannt ist. Das Thier ist an jenem Orte nicht selten, aber es findet sich stets nur in den engsten Felsenspalten, jenen schmalen Ritzen, in welche man kaum mit dem Finger einzudringen vermag und welche dem Leptograpsus gayi und anderen Krabben, wenn sie verfolgt werden, die letzte Zufluchtsstätte darbieten. Hier kleben meist zahlreiche Individuen dieht neben ein- ander und zwar in solcher Höhe, dass sie nur bei Fluth vom Wasser bespült werden, während der Ebbe hingegen im Trocknen sitzen. Das grösste Exemplar, welches ich antraf, hatte eine Schale von 25"" Länge, 24”" Breite und 12” Höhe; Individuen von dieser Grösse sind jedoch selten, und die meisten ausgewachsenen Thiere messen nur 18:17 "" in der Länge und Breite. Der Körper hat die Gestalt eines niedri- gen Kegels, entsprechend der Form der Schale. Er wird unten be- grenzt von der kreisförmigen Saugscheibe des Fusses und trägt vorn den Kopf, an dem nur zwei trichterförmige Segel zu unterscheiden sind, welche auf einer kleinen Papille die senkrechte Mundspalte zwischen sich fassen und am Aussenrande in der Haut zwei schwarze Augenflecke aufweisen. Diese Kopflappen sind sehr contractil; wenn das Thier sich völlig ausstreckt, so messen sie 7-9” in der Länge und ihr Vorderrand ist glatt. Meistens werden sie aber etwas ein- gezogen, und jene Linie erscheint dann wellenförmig. Etwas hinter der Mitte des rechten Lappens und ziemlich in der Nähe des Aussen- randes bemerkt man eine kleine Querspalte, die männliche Ge- schlechtsöffnung, während die weibliche ein wenig nach aussen ” Io 5 2 . 960 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 9. November. und dorsalwärts von der Basis desselben Lappens, also weiter nach hinten, an der Seite des Körpers ihren Sitz hat. Beide Öffnungen sind nicht durch eine Flimmerrinne miteinander verbunden. Der Mantel bildet eine Ringfalte um den ganzen Körper herum, wie bei Patella, und zerfällt in eine centrale glatte und eine periphere, drüsen- reiche Zone. An dem freien Rande seiner rechten Seite, am Ende des ersten Viertels der halben Peripherie, liegt das Athemloch, das durch einen kurzen Gang mit der über dem Nacken gelegenen Man- telhöhle verbunden ist. Diese Öffnung kann dureh einen Sphinkter geschlossen werden, und zwar geschieht diess in der Regel, wenn das Thier sich unter Wasser befindet, während sie über dem Wasser meistens offen gehalten wird. Der Adductor hat eine hufeisenförmige Gestalt und bezeichnet zugleich die Stelle, wo der Mantel am Körper ent- springt. Die Öffnung zwischen beiden Schenkeln des Hufeisens ist nach vorn gewandt und nur 3”” breit. Das Vorderende des rechten Schenkels ist von der Hauptmasse abgetrennt, da der Athemgang sich zwischen beiden hindurch schiebt. Löst man das Thier aus seiner Schale heraus und betrachtet die Rückenseite, so lässt sich der Situs einiger Organe mit Leichtigkeit feststellen. Von vorn nach hinten folgen aufeinander die Mantelhöhle, die Niere, ein Theil der Geschlechtsorgane und die Leber mit einigen Darmwindungen. Die Mantelhöhle hat eine sichelförmige und da- bei asymmetrische Gestalt, indem sie rechts sich nur wenig hinter den Athemgang ausdehnt, während sie links mit engem spaltförmi- gen Lumen viel weiter nach hinten reicht, nämlich bis zur Mitte des Adductors. In ihrem Dache liegt die Niere und begleitet den Hin- terrand der Höhle: vor derselben breitet sich das Dach als eine zarte Membran aus, in der keine Anhäufung von Blutgefässen, keine Lunge (im morphologischen Sinne) wie bei den Pulmonaten zu bemerken ist. Solche Gefässe finden sich auch nicht als Überzug der Niere oder am Boden der Höhle, sodass diese also von der Lungenhöhle der Pulmonaten sich beträchtlich unterscheidet. Die Niere weist im Innern einen grossen Hohlraum auf und trägt an den Wänden, be- sonders längs des Hinterrandes zahlreiche Zotten und Falten, welche ein schwammiges Aussehen bedingen. Ein besonderer Ureter fehlt, indem der Harn durch eine kleine Papille in den Anfangstheil des Athemganges entleert wird. Links neben dem Hinterende der Niere hat der Herzbeutel seinen Sitz und ragt von rechts in das Dach des spaltförmigen Hinterendes der Mantelhöhle hinein. Seine Längs- axe steht schief zur Medianlinie des Körpers, sodass die Vorkammer nach rechts und vorn, die Kammer nach links und hinten gewandt ist. Eine Blutdrüse habe ich nicht bemerkt. Prare: Mittheilungen über zoologische Studien an der chilenischen Küste. 961 Darmkanal. Der Pharynx ist langgestreckt, walzenförmig, etwa 4”” lang. In seinem Innern kein Kiefer. Die Zähne der Radula sind ausserordentlich zart und klein. An der breitesten Stelle zähle ich etwa 75 Zähne in jeder Querreihe auf jeder Seite des winzigen Rhachiszahnes. Dieser weist nur eine Spitze auf, während die auf ihn nach aussen folgenden (etwa) 25 Zähne grösser und zweispitzig sind und an ihrer Basis ausserdem noch mehrere kleine Zacken tragen. Noch weiter nach aussen werden die Zähne wieder einspitzig. Der Schlundkopf erhält dadurch ein merkwürdiges Aussehen, dass an seinem Hinterende jederseits ein 2"”” langer Sack einmündet. Diese Ge- bilde fassen den Oesophagus zwischen sich, und da andere Speichel- drüsen von typischerer Form nicht angetroffen werden, so spreche ich diese Säcke als solche an. Der Darm erweitert sich innerhalb der grossen braunen Leber etwas, bildet aber nirgends einen scharf abgesetzten Magen, so dass jene Erweiterung gleichsam nur eine Höhle in der Leber darstellt. Nach mehreren Windungen verlässt der Darm wieder die Leber, schmiegt sich der Innenseite des linken Adductorschenkels an, tritt an dessen Vorderende in den Athemgang und läuft hier bis zum Athemloch, in das hinein sich der After öffnet. Die Nahrung ist vegetabilisch. Der Schlundkopf kann durch mehrere Retraec- toren zurückgezogen werden. Zwei derselben fassen den Oesophagus zwischen sich, an dessen Wurzel sie von der Rückenfläche des Pharynx entspringen; sie vereinigen sich weiter nach hinten zu einem Muskel, der dort mit dem Adduetor verwächst, wo sein linker Schenkel in das gemeinsame Verbindungsstück übergeht. An dieser Stelle inseriren sich ferner ein dritter Pharynxretractor, der von der Ventralfläche des Schlundkopfes entspringt, und noch zwei andere starke Muskeln, von denen der eine den Kopf, der andere den Penis zurückzieht. Endlich sitzt hier noch ein kurzer dieker Muskel, der nach vorn frei ausläuft, also in keiner Weise funetioniren kann und daher wohl als ein rudimentäres Gebilde anzusehen ist. Die 7 Centren des Nervensystems sind leicht zu praepariren, da alle Commissuren deutlich entwickelt sind. Die Cerebralganglien werden durch eine lange Quercommissur verbunden. Von Ganglien der Visceralkette sind drei vorhanden, zwei seitliche Pleuralganglien und ein medianes Centrum, das etwas nach rechts verschoben ist. Die Pedalganglien hängen durch einen breiten vordern und durch einen schmalen hintern Querstrang zusammen. Der oben erwähnte starke Retractor eapitis tritt durch den von den Visceral- und den Pedalganglien gebildeten Ring hindurch und zieht dann am Boden der Leibeshöhle weiter nach hinten. Endlich sei auch noch der zwei kleinen Bucealganglien gedacht, welche leicht zu übersehen sind, da 962 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 9. November. sie tief in der Wandung der Pharynx liegen. Sie hängen, wie immer, mit den Gehirnknoten durch Conneective zusammen. Geschleehtsorgane. Die Zwitterdrüse ist gross, gelbbraun und liegt dem rechten Adductorschenkel an. Sie setzt sich aus vielen, braun gesprenkelten Bläschen zusammen, die sich locker an einander fügen und die mit einem gemeinschaftlichen Ausführgang in einen grossen, weissen, im Innern mit derben Falten versehenen Sack, den Spermoviduet münden. An seinem proximalen Ende verschmälert sich dieser etwas und zeigt hier am frischen Thiere auf der männlichen Seite eine rostgelbe Färbung, auf der weiblichen eine weisse. Dann spaltet sich der Gang in einen dieken Oviduct und in ein dünnes Vas deferens. Dem erstern hängt ein langgestieltes Receptaculum seminis und eine breitaufsitzende Spermatocyste an, sein proximaler Abschnitt kann als Vagina bezeichnet werden. Der männliche Aus- führgang dringt neben der weiblichen Geschleehtsöffnung in die Haut ein und zieht in dieser, an dem Auge vorbei, nach vorn bis dicht an die Penisöffnung. Hier biegt das Vas deferens wieder in die Leibes- höhle zurück und gelangt so zum Hinterende des Begattungsorganes, welches einen einfachen musculösen Schlauch ohne Drüsen oder Reiz- apparate darstellt. Wenn es auch sicher ist, dass die Gadinia peruviana vielfach Luft in ihre Mantelhöhle eintreten lässt, wie diess in ähnlicher Weise ab und zu auch mit dem Wasser geschieht, so vermissen wir doch in dieser Höhle besondere Athmungsorgane; es ist weder eine Lunge im morphologischen Sinne, wie bei den Pulmonaten, noch eine Kieme vorhanden. Letztere ist ohne Zweifel durch den Aufenthalt innerhalb der Gezeitenzone rückgebildet worden, zum Ersatz für sie findet die Hautathmung in der Mantelhöhle besonders intensiv statt, aber zur Ausbildung einer Lunge ist es noch nicht gekommen. Aus diesem Grunde kann das Thier nicht zu den Lungenschnecken gezählt, sondern muss den Opisthobranchiern zugerechnet werden, unter denen es, wie die Siphonarien, einen aberranten Seitenzweig darstellt. Hierauf weist auch der Bau der Geschlechtsorgane, des Nervensystems und des Darmkanals in manchen Einzelheiten hin. I. Uber die Cireulations- und die Nierenorgane der Chitonen. An den Felsen der Küste von Igquique kommen zwei sehr grosse, bis zu 10° Länge erreichende Chitonen vor, an denen ich mit Hülfe des Praeparirmikroskopes und des Injecetionsverfahrens tiefer in den Bau der Circulations- und der Nierenorgane einzudringen vermochte, ” ” Er . ” * * z. r e Prare: Mittheilungen über zoologische Studien an der chilenischen Küste. 963 als diess früheren Untersuchern an kleineren Arten möglich war. Jene Käferschnecken sind Chilton coquimbensis und eine Species mit dicken, grossen Stacheln auf dem Mantelrande, die ich zur Zeit nicht sicher bestimmen kann. Die an diesen Formen gewonnenen Resultate habe ich dann an zwei mittelgrossen Formen, Chilon granosus und cumingi, abgesehen von unwesentlichen Abweichungen, bestätigen können, so dass den folgenden Angaben vier verschiedene Arten zu Grunde liegen. Der Bau des Herzens ist bei allen untersuchten Species der gleiche, stimmt aber mit den Angaben Ber Haıter’s (Arb. Zool. Inst. Wien 1882) in vielen Punkten nicht überein. Nach diesem Autor commu- nieiren die beiden Vorkammern mit der Kammer durch 3 Öffnungen, durch eine linke und eine rechte vordere und durch eine hintere, welche in das hinterste Ende der Kammer einmündet und beiden Vor- kammern gemeinschaftlich ist, weil dieselben hier in einander über- gehen. Nach meinen Beobachtungen hängen zwar die beiden Vor- kammern hinten durch ein gemeinsames Verbindungsstück zusammen, der Art. dass man die Injeetionsflüssigkeit aus einem Atrium in das andere treiben kann, aber an dieser Stelle besteht keine Verbindung mit der medianen Kammer, welche vielmehr dorsalwärts und voll- ständig getrennt von jenem Verbindungsstück der Vorkammern blind endigt. Jede Vorkammer ergiesst dureh zwei Öffnungen ihr Blut in den Ventrikel, durch eine vordere, welehe offenbar identisch ist mit der von Bera Harzer beobachteten und durch eine hintere, welche immerhin noch ein gutes Stück von dem Hinterende des Ventrikels entfernt bleibt. B. Harzer bestreitet, dass die Aorta Gefässe zu dem Geschlechtsorgan abgibt, obwohl frühere Autoren dieselben schon her- vorgehoben haben. Ich finde in dieser Hinsicht einen eonstanten Unter- schied zwischen den männlichen und weiblichen Thieren. Bei den Männchen treten von der Ventralseite der Aorta zahlreiche zarte Gefässe, die zu zwei Längsreihen angeordnet sind, ab, senken sich in das Lumen des Hodens hinein und versorgen mit ihren Endzweigen die Wandungen desselben. Dabei schlägt sich, wie B. Harrer richtig gesehen hat, das Epithel des Hodens auf sie über und nimmt die Beschaffenheit eines Flimmerepithels an. Dass wir es aber trotzdem mit echten Gefässen zu thun haben, geht daraus hervor, dass sie, wie die Aorta, eine eigene bindegewebige, vielleicht auch theilweise mus- culöse Wandung besitzen. Bei den Weibchen verhalten sich die Ge- fässe des Ovars ebenso, nur sind sie zu einer Reihe angeordnet und sind stärker. Abgesehen von diesen Gefässen gibt die Aorta in ganz regelmässiger Anordnung noch Seitenzweige ab an die Muskeln, welche sich über den Hinterrand der einen und den Vorderrand der folgenden Schulpe hinüberlegen und an den unter den Schulpen gelegenen Theil 964 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 9. November. der Körperwandung, wo sie sich bis zum Mantel verfolgen lassen. Diese Gefässe verzweigen sich vielfach, ihre Äste sind aber nur von geringer Länge, und das Blut tritt aus ihnen dann in die Gewebs- spalten des Daches der Leibeshöhle oder in den zwischen den Schalen- stücken und jenem Dache gelegenen Lymphraum oder direct in die Leibeshöhle. Alle diese Gefässe lassen sich durch Injeetion immer wieder in derselben Weise demonstriren. Unter der zweiten Schulpe gibt die Aorta keine Seitenzweige mehr ab, sondern verbreitert sich nach vorn etwas, so dass sie eine kegelförmige Gestalt annimmt, und öffnet sich hier direct in die Leibeshöhle. Hier umspült das Blut den Darmkanal mit seinen Adnexa, sinkt, nachdem es grösstentheils venös geworden ist, zum Boden der Leibeshöhle hinab, dringt durch zahl- reiche Spalten in die Museulatur des Fusses und gelangt so in die drei Sammelgefässe, welche die Sohle in ganzer Länge durchziehen. Dieselben sind einfache Lücken zwischen den Muskelbündeln, ohne eigene Wandung, und sie werden daher richtiger als Sinus bezeichnet. Zwei von ihnen, die lateralen, sind schon von B. Harzer beschrieben worden; ein dritter läuft median dicht unter der Innenfläche der Sohle und ist der grösste von allen. Diese drei Sinus stehen vorn, wo die Fusssohle in die Ventralfläche des Kopfes übergeht, durch einen breiten Quersinus mit einander in Verbindung, der nach aussen zu schmäler wird und das im Fusse völlig venös gewordene Blut direet in das Vorderende der Kiemenarterie überführt. Der mediane Fuss-Sinus gibt ferner in der Höhe des Hinterrandes der siebenten Schulpe im rechten Winkel einen reehten und einen linken Seitenzweig ab, der ebenfalls direet zur Kiemenarterie führt. Ausserdem steht die letztere noch durch zahlreiche kleine Gefässe mit den Spalträumen des Randes der Fusssohle in Verbindung, so dass das venöse Blut auf sehr verschie- denen Wegen zur Kiemenarterie gelangt. Man kann wohl annehmen, dass je nach den Gontractienszuständen des Fusses die Haemolymphe bald durch diesen, bald durch jenen Spalt in die Kiemenarterie ge- trieben wird. Die letztere verläuft längs des Innenrandes der Kiemen- blätter, während die abführende Kiemenvene den Aussenrand begleitet. Die beiden Kiemenvenen gehen am hintern Körperpole in einander über. Jede öffnet sich durch ein kleines, quer verlaufendes Gefäss in die vordere und äussere Ecke der Vorkammer. Dieses Gefäss liegt ebenfalls in der Höhe des Hinterrandes der siebenten Schulpe, aber über dem Quersinus des medianen Fussgefässes. Meine Darstellung des Blutkreislaufes stimmt in mehrfacher Hin- sicht nicht mit der von B. Harzer gegebenen überein. Es existirt keine direete Verbindung zwischen der Aorta und den Fussgefässen, und das venöse Blut sammelt sich nicht in der Leibeshöhle und tritt Prare: Mittheilungen über zoologische Studien an der chilenischen Küste. 965 von hier durch eine Querlacune in die Kiemenarterie über, sondern es sammelt sich an der tiefsten Stelle des Körpers, in der Fusssohle, und tritt von hier mittels der Fuss-Sinus oder direet zur Kiemenarterie über. Injieirt man daher die letztere, so beschreibt die Flüssigkeit den rückläufigen Weg und fliesst zuerst in den Fuss und von dort in die Leibeshöhle. Durch Injeetion der Kiemenvene füllt man zu- nächst die Vorkammern und bezw., wenn die Atrioventrieularklappen nicht geschlossen sind, später die Aorta mit ihren Seitenzweigen. In den Bau der Nieren ist Senewick (Proc. Roy. Soc. London 1881) tiefer eingedrungen als B. Harrer, da er den Ausführgang und den Renopericardialkanal richtig von einander unterschieden hat. Beide Autoren haben aber einen beträchtlichen Theil der Niere übersehen. Betrachtet man die Fusssohle eines frisch getödteten Thieres von der Innenfläche, so sieht man zwei hellgelbe Streifen dicht neben und parallel dem medianen Blutsinus verlaufen. Es liegen hier zwei zarte Kanäle, welche ich als die medianen Nierengänge im Gegensatz zu den schon bekannten lateralen, welche weiter nach aussen liegen, bezeichnen will. Sie geben sehr zahlreiche, kleine baumförmige Seiten- zweige nach innen 'und nach aussen ab, welche wie die Seitenzweige der lateralen Nierengänge schwefelgelb gefärbt sind, aber viel diehter stehen als diese. Die medianen Nierengänge liegen in der Fuss- musculatur, jedoch sehr dicht unter der Innenfläche, sodass man die gelben Seitenzweige hindurchschimmern sieht. An manchen Stellen brechen auch die Spitzen der Bäumehen zwischen die Muskeln des Fusses hindurch und ragen dann frei in die Leibeshöhle hinein. Diess gilt jedoch nur von den nach aussen gerichteten Seitenzweigen, welche überhaupt viel stärker entwickelt sind als die inneren. Die medianen Nierengänge beginnen am Vorderrande der Fusssohle, wo diese in die Ventralfläche des Kopfes übergeht. Sie erstrecken sich nach hinten bis dorthin, wo der mediane Fuss-Sinus nach rechts und links im rechten Winkel den oben erwähnten Kanal zur Kiemenarterie abgibt. Diesem Quergefässe folgend biegt auch der mediane Nierengang im Bogen nach aussen ab und mündet in die sackförmige Erweiterung des lateralen Nierenganges nahe dem Hinterende derselben ein. Etwas nach hinten von dieser Öffnung entspringt von jenem Nierensacke noch ein anderer Kanal, welcher ebenfalls in die Fusssohle sich einsenkt und im hintersten Abschnitte derselben sich ausbreitet. Er tritt, wie der eben beschriebene mediane Nierengang dicht an den medianen Fuss-Sinus hinan und verläuft mit diesem nach hinten. Von jedem Nierensacke treten also zwei Kanäle in den Fuss ein, ein grosser vorderer und ein kleiner hinterer; sie begleiten den medianen Fuss- Sinus, geben zahlreiche Seitenzweige ab und werden von der ober- 966 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 9. November. flächliehsten Schieht der Musculatur fast völlig bedeckt. Diese Nieren- kanäle des Fusses sind bis jetzt völlig übersehen worden. — Der Reno- perieardialgang zeigt bei den beobachteten Arten kleine Verschieden- heiten in seiner Länge. Bei Chiton coquimbensis ist er verhältniss- mässig sehr kurz und vereinigt sich mit dem lateralen Nierengange am Anfange der sackförmigen Erweiterung, unter dem Hinterrande der sechsten Schulpe. Bei der grossen, zur Zeit nicht sicher zu be- stimmenden Chitonspeeies findet die Vereinigung unter dem Hinter- rand der fünften Schulpe statt; bei Chiton granosus rückt sie noch weiter nach vorn, unter die vierte, zuweilen sogar unter die dritte Schalenplatte, und bei Chiton eumingi finde ieh sie ebenfalls unter der dritten. Da der laterale Nierengang sich überhaupt nur bis unter die dritte Schulpe erstreckt, so mündet bei den zwei zuletzt auf- geführten Arten der Renopericardialgang fast in das Vorderende des- selben, und wir finden demnach zwei Nierenkanäle zu beiden Seiten des Körpers, von denen die Nierenspitze fast alle Seitenzweige nach innen, an das Dach der Leibeshöhle entsendet, während der laterale Nierengang dieselben nach aussen und unten, an den Seitenrand der Fusssohle abgibt. Ein anderer Unterschied doeumentirt sich darin, dass bei Chiton granosus und cumingi der Nierensack fast bis zum hintersten Ende des lateralen Nierenganges reicht, während derselbe bei den beiden anderen Arten in der Höhe des Ausführganges auf- hört. Die Nierenöffnung liegt stets in geringer Entfernung hinter der Geschlechtsöffnung, doch ist die Zahl der Kiemenblätter zwischen beiden Pori nicht constant, sondern schwankt nach der Grösse der Individuen. So können bei Chiton coquimbensis drei oder vier, bei Chiton granosus zwei oder drei Kiemen dazwischen eingeschaltet sein. Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat von Westeregeln. Von Prof. Dr. H. Bückıne in Strassburg i. Els. (Vorgelegt von Hrn. Kein.) Von Hrn. A. NAupert in Westeregeln erhielt ich im April d. J. eine Reihe von neuen Mineralfunden, welche aus den meist aus Anhydrit bestehenden Carnallitlösungsrückständen der Consolidirten Alkaliwerke zu Westeregeln stammten, mit der Bitte, dieselben krystallographisch näher zu prüfen. Am interessantesten unter diesen Mineralien waren Krystalle von Kieserit, von Coelestin, der aus den Egeln-Stassfurter Kalisalzlagern bisher noch nicht bekannt geworden ist, von Eisen- boraeit und besonders von einem wasserhaltigen Magnesium- borosulfat, welches von Hrn. A. Navuperrr als ein neues Mineral erkannt und mit dem Namen Sulfoborit belegt wurde. Die krystallographische Untersuchung dieses neuen Minerals lieferte die folgenden Ergebnisse. Die Krystalle des Sulfoborit sind in der Regel ringsum ausgebildet und finden sich dann einzeln in den Rückständen; nur selten bilden sie kleine Gruppen von 3-6 lose aneinander gereihten Kryställchen. Sie sind meist wasserhell und durchsichtig, zum Theil auch schwach röthlich gefärbt durch ein- und aufgelagertes Eisenoxyd, das sich bei starker Vergrösserung als ein Haufwerk winziger Kryställchen von hexagonalem Umriss erweist. Die Länge der vorzugweise pris- matisch entwickelten Krystalle beträgt im Durchschnitt 3-4 der grösste von mir untersuchte Krystall ist 10”” lang, 4"” breit und 32% dick; Das Krystallsystem ist das rhombische, das Axenverhältniss für die Mehrzahl der Krystalle a:b:ce = 0.6196: 1 : 0.8100. mm, ’ 968 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 9. November. Es wurden folgende Krystallformen beobachtet: mi — to, coP, ou PD, b=lorloPo, eco) oP, r— tor) Po. Einige verhältnissmässig g Messung die unten angegebenen Werthe (Normalenwinkel): gut spiegelnde Krystalle ergaben bei der Beobachtet Berechnet 0.0 — (1a) (tn) >=1:00 7 — 020. — (20) (ma), :907 353, . Oro ISETE)ENDEN) MB2aT : mem (110) (No) — 263235; 63° 34 Das Prisma und die Pyramide sind an allen Krystallen vorhanden. Das Brachypinakoid ist in der Regel nur schmal ausgebildet; es pflegt an denjenigen Krystallen, welche die Basis etwas grösser entwickelt zeigen — etwa 5 Procent der zur Untersuchung gelangten Menge — in der Regel zu fehlen. Das Makrodoma Poo wurde nur an sehr wenigen Krystallen, und dann nur durch ein oder zwei Flächen ver- treten, beobachtet. Je nach dem Fehlen und Zurücktreten oder dem Vorhandensein der Basis und des Brachypinakoids lassen sich mehrere 'Typen der Krystalle unterscheiden. ı. Typus. Die prismatisch entwickelten Krystalle zeigen vor- herrschend m}ı rot und ofı 1} und untergeordnet b}o10\; vergl. Fig. ı. Die Basis fehlt oder ist nur als sehr kleine Fläche und dann zuweilen nur an dem einen Ende des Krystalls vorhanden. Diesem Typus gehören etwa 90 Procent der untersuchten Krystalle an. Die Prismenflächen sind nieht eben und geben des- halb ziemlich verwaschene breite Reflexe. Auch das Brachypinakoid ist oft stark gewölbt. Dagegen sind die Pyramidentlächen glatt und liefern gute, zum Theil sogar ziemlich scharfe Reflexbilder; nur, hin und wieder sind sie etwas gerundet. Die Basis gibt durchgängig nur sehr schwache, undeutliche Bilder. Das Makrodoma r}ıoıl bildet an zwei Krystallen schmale Abstumpfungen der stumpfen Polkante der Pyramide. Fig. 1. An mehreren Krystallen wurde eine Rundung der im brachy- diagonalen Schnitt gelegenen, von den Prismen- und Pyramidenkanten gebildeten Eeken beobachtet. Dieselbe wird durch eine rauhe und vertical gefurchte, stark gewölbte steile Makropyramide hervorgerufen und macht den Eindruck, als ob sie durch Ätzung entstanden sei. Eine Messung dieser rauhen Fläche war nicht möglich. Bückıne: Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat von Westeregeln. 469 2. Typus. Einige wenige Krystalle erscheinen tafel- artig nach dem Brachypinakoid (Fig. 2), sind aber im übrigen wie die Mehrzahl der eben besprochenen Krystalle ausge- bildet. Mit diesen sind sie auch durch Übergänge, bei welehen die Flächen des Prismas und des Brachypinakoids gleich gross entwickelt sind, verbunden. Die Basis tritt an den Krystallen dieses Typus nicht auf. 3. Typus. Die Krystalle sind kurz prismatisch und besitzen bei stark entwickelter Basis die Form von Fig. 3. Die Prismenflächen und die in der Regel nur kleinen Py- Fig. 2. ramidenflächen zeigen die gleiche Beschaffenheit wie die vorher erwähnten Krystalle. Die Basis ist fast durchgehends uneben, matt und liefert deshalb nur wenig gute Re- flexe; an manchen Krystallen trägt sie eine feine makro- diagonale Streifung; nur selten ist sie glänzend. Das Brachypinakoid fehlt fast regelmässig. Nur an den wenigen Krystallen, welche in der Entwickelung ihrer Fig. 3. Flächen einen Übergang zwischen den Krystallen dieses und des ersten Typus darstellen, ist das Brachypinakoid immer vor- handen. Bemerkenswerth ist, dass an Krystallen dieses Typus der Mittel- kantenwinkel (111):(t11) zuweilen nur 64° 39’ beträgt, also fast ı'/,° weniger als der oben angegebene, an Krystallen des ı. Typus beob- achtete und dem berechneten Axenverhältnisse zu Grunde gelegte Werth. Es scheint demnach das Axenverhältniss des Sulfoborits recht beträcht- lichen Schwankungen zu unterliegen. Leider ist die im Allgemeinen wenig gute Beschaffenheit der meisten Krystallflächen nicht geeignet, zu einer weiteren Verfolgung dieser Beobachtung aufzufordern. 4. Typus. Einzelne Krystalle von sonst ähnlicher Ausbildung wie die zuletzt beschriebenen sind dick- oder dünntafelartig nach der Basis; vergl. Fig. 4. Das Brachypinakoid fehlt oder tritt wenigstens sehr zurück. Das Makrodoma r (101) wurde einmal, aber nur sehr schmal angedeutet, auf- gefunden. 5.Typus. Manche Krystalle erscheinen hemimorph, indem sie, etwa der Form in Fig. 5 entsprechend, an dem einen Ende die Basis gross, an dem anderen Ende aber nur sehr klein entwickelt zeigen; auch das Makro- doma r (101) trat an einem solchen Krystall nur an der einen Seite mit einer Fläche auf. Eine wirklich hemi- morphe Ausbildung der Krystalle scheint aber nicht vor- zuliegen; wenigstens blieben mehrere Versuche, mittels 7 Y8 ” * . - 970 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 9. November. der Kunpr’schen Bestäubungsmethode einen Unterschied zwischen den beiden Polen der e-Axe aufzufinden, ohne Erfolg. Auch Atzversuche lieferten kein sicheres Resultat. Eine ziemlich vollkommene Spaltbarkeit geht nach den Flächen von &©P (101), und eine weniger vollkommene, aber immerhin deut- liche Spaltbarkeit nach der Basis. Die Spaltungsflächen nach oP sind ziemlich glänzend, die nach der Basis uneben bis matt. Das Mineral ist spröde. Die Härte beträgt 4, sie ist etwas grösser als die des Flussspaths. Das speeifische Gewicht ist nach den Bestimmungen der HH. A. Naupert und W. WenseE' 2,38 bis 2,45. Optisches Verhalten. Die optische Axenebene ist das Brachy- pinakoid (010); ce ist die erste Mittellinie; die Doppelbreehung ist negativ. Auf Basisblättehen beobachtet man im Polarisationsinstrument keinen Axenaustritt in Luft, wohl aber am Rande des Gesichtsfeldes Lemniscatensysteme. Aus einem Krystall des 4. Typus wurde eine Platte parallel der Basis, aus einem solehen des ı. Typus eine Platte parallel dem Makro- pinakoid hergestellt. Diese ergaben für den optischen Axenwinkel bei Anwendung von Alphamonobromnaphthalin für Li 2Ha = 79° 48° 20, =. 8597 » Na 79° 36’ 85° 4 » Th 79° 17! 84° 47' Hieraus folgt der wahre Axenwinkel für Li 2V. == 8062 42) » Na 36° 52' » Th 86° 50’ und, da für das angewendete Monobromnaphthalin bei 19'/, R. nn 0432,10, = 1.6536, Din. ==11:6637 war, für den mittleren Breehungsexponenten des Sulfoborits bei 19'/,° R. On, — 1.5355 A = 7.5396 Pan = 1.5443: Andererseits wurden die Breehungsexponenten « und © mittels Prismen durch Beobachtung der Minimalablenkung 0 bestimmt. Als ! Berichte der Deutsch. chem. Gesellschaft, Berlin 1893, S. 874. Bücking: Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat von Westeregeln. 971 Prismen dienten die natürlichen scharfen Prismenkanten zweier ver- hältnissmässig gut ausgebildeten, durchsichtigen Krystalle des ı. Typus. Für Li und Th erlaubten diese aber keine genügend sicheren Ein- stellungen; ich musste mich daher auf die Bestimmung der Brechungs- exponenten für Na-licht beschränken. Es wurden die folgenden, bei der nieht vollkommenen Beschaffenheit der Prismen zwar nicht gerade sehr genauen, aber doch immerhin gut übereinstimmenden und den wahren Werthen sicherlich nahestehenden Zahlen erhalten. Krvstallznsro=63°7155, a Ag 8! 844° 50' Krystall 2. 0327! 43° 14" 44° ol 22 Aus diesen folgt &y, — 1.5289 bezw. 1.5256, im Mittel 1.5272 Bn. = 1.5357 bezw. 1.5368, im Mittel 1.5362. Mit dem letzteren Werthe stimmt der aus dem gemessenen optischen Axenwinkel berechnete bis auf 0.0034 überein, eine Zahl, die einen Axenwinkel | hınete bis auf 0.0034 übe Zahl, d Maassstab für die Genauigkeit der Bestimmung des mittleren Brechungs- exponenten ß abgeben kann. Der dritte Hauptbrechungsexponent y berechnet sich aus der Formel (wo V den Winkel der optischen Axen mit der c-Axe bedeutet), zu Yu 1.5443 Chemisches Verhalten. Die HH. A. Navupertr und W. WensE theilen a. a. Ö. über das chemische Verhalten des Sulfoborits Fol- gendes mit: »In der oxydirenden Flamme schmilzt das Mineral zunächst unter Aufwallen, dabei die Flamme schwach grün färbend. Schliesslich wird es wieder fest. In der leuchtenden Flamme mit Soda erhitzt, liefert es die Heparreaction. Es löst sich im gepulverten Zustande ziemlich leicht in Mineralsäure bis auf einen Rückstand von 0.4 bis 0.8 Procent. Die salzsaure Lösung bräunt Curcuma. Caleium und Chlor sind im Mineral nicht vorhanden. Die Analyse lieferte das Resultat ı: I 2 Mg0 32.91 32.86 SO, 21,051 21.91 H,O 21.50 19.71 B,0, (23.64) 25.52 Summe 100.00 100.00 ! Mittel aus 2 Bestimmungen zu 21.84 und 22.07. Sitzungsberichte 1893. 35 972 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 9. November. Die Menge der Borsäure ergab sich aus der Differenz an 100 Procent. Die Wasserbestimmung wurde mit Hülfe von Bleioxyd ausgeführt. — Die Berechnung der Analyse führt zu der Formel 3MgS0O, 2Mg;B,0,. ı12H3,0. Die dieser Zusammensetzung entsprechenden Werthe sind oben unter 2. den gefundenen Mengen gegenübergestellt. — Gegen die angege- bene Formel spricht allerdings die Differenz von 1.8 Procent zwischen dem aufgefundenen und dem berechneten Wassergehalt. Es ist in- dessen hierbei zu berücksichtigen, dass die Wasserbestimmung nur mit einer geringen Menge vorgenommen wurde.« Sie wird, sobald das Mineral in genügender Menge vorliegt, wiederholt werden; auch soll alsdann die Borsäure direct bestimmt werden. Der Sulfoborit ist nach der von den HH. Navurerr und WeEnsE gegebenen Analyse eine wasserhaltige Verbindung eines Borats von Magnesium mit Magnesiumsulfat und demnach der erste Repraesentant einer neuen Gruppe von natürlich vorkommenden Verbindungen von Boraten mit Sulfaten, welcher in dem Lüneburgit, der wasserhaltigen Verbindung eines Magnesiumborats mit einem Phosphat des Magne- siums, ein Analogon besitzt. Ausgegeben am 16. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar (1. V.): Hr. E. pu Boıs-Reymonv. Hr. Fucas las über lineare Differentialgleichungen, w’elche von Parametern unabhängige Substitutionsgruppen besitzen. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1893. 86 975 Über lineare Differentialgleichungen, welche von Parametern unabhängige Substitutions- gruppen besitzen. Von L. Fvcas. Die folgende Notiz schliesst sich der Reihe von Arbeiten über lineare Differentialgleichungen an, welche ich in den Sitzungsberichten ver- öffentlicht habe, insbesondere an die Notizen vom Jahre 1888, S. 1278; 1892. 5.157 und ı113, worin ieh, eine Kategorie von linearen Differentialgleichungen in die Untersuchung eingeführt habe, deren Integrale sich bei beliebigen Umläufen der unabhängigen Variabeln unabhängig von gewissen in den Coeffieienten der Differentialgleichungen auftretenden Parametern ändern, und deren Zusammenhang mit einer Classe simultaner partieller Differentialgleichungen ich insbesondere in der Notiz von 1892, 8.157 untersucht habe. Die gegenwärtige Note dient zur Vorbereitung für weitere an die bezeichnete Kategorie von Differentialgleichungen sich anschliessende functionentheoretische Folgerungen. In der Notiz von 1892, S.ı118-ıı120 habe ich nachgewiesen, wie man jeder linearen Differentialgleichung, für welche die Wurzeln der determinirenden Fundamentalgleichung nicht um ganze Zahlen verschieden sind, eine Differentialgleichung derselben Classe zuordnen kann, bei welcher der reale Theil dieser Wurzeln seinem absoluten Werthe nach die Einheit nicht überschreitet. Die gegenwärtige Note enthält eine Ergänzung zu diesem Satze, für den Fall, dass jene Wurzeln auch um ganze Zahlen verschieden sind. Ich habe dieselbe hier aufgenommen, weil sich davon bei der Untersuchung der Anzahl der singulären Stellen einer Differentialgleichung der in der Über- schrift bezeichneten Kategorie mit Vortheil Gebrauch machen lässt. r Zunächst wollen wir einige Sätze aufstellen, welche auf allgemeine lineare Differentialgleichungen Bezug haben. Es seien «ie Coefficienten der Differentialgleichung: 86* Qs 976 Gesammtsitzung vom 16. November. de”! .- +) = 05 in der Umgebung eines singulären Punktes a von der Gestalt: DR (a) ’ (2) NZ wo P, eine nach positiven ganzen Potenzen von @—a fortschreitende Reihe bedeutet, und r=7> eine wfache Wurzel «er determinirenden Fundamentalgleichung: r(r—ı1)(r—2)...r—-n+1)+Ploar(r—ı)...r—n+2)+...+2 =, ferner 9,, 9%, ... 9, die entsprechenden Elemente eines zu a ge- hörigen Fundamentalsystems, so dass (4) = (e—-a®ld.o + Brılt--- + bunt”): wo mı. Die zu &=a gehörige determinirende Fundamental- gleichung für die Gleichung (15) besitzt also die Wurzeln: 1 CrELLE’s Journal, B. 68, S. 355. Fucus: Uber lineare Differentialgleichungen. 979 (e) ner TR Di, Bene. 0s ine 2sW,fach, wenn 9,>r. Ist 9,—ı>1, so sei: Nn—I U du u) — SE ne (6°) ® ouU+R, ct Fr u gm?’ wo R,;,R.,:-.. R,_, ganze rationale Functionen sind, welche so be- stimmt werden, dass: (12) Fe,)=R(d)+R(dr+...+R,_,(r den Linearfactor r— (r, —g,+ı) genau wmal enthält. Alsdann er- gibt sich, wie oben, dass die Wurzeln der zu a gehörigen determi- nirenden Fundamentalgleichung für die Differentialgleiehung: d"v RO da" 5] da” = (15°) nee iO), welcher v aus (6°) genügt: / 4 (€) al In 2 Mens N, > und zwar genau resp. U, 4,42, --.M,fach sind. Wiederholen wir den Process (6), (6°)..., so ergibt sich: Wir können eine mit (ı) zu derselben Ülasse gehörige Differentialgleichung aufstellen, bei welcher die von r, um ganze Zahlen verschiedenen Wurzeln der zu a gehörigen determinirenden Fundamentalgleichung: G) ern genaues sindeund/ resp. Wu, vB, „2. .wu,fach"auftreten: Wiederholen wir denselben Process an den Gruppen, deren Re- praesentanten 7, — 9,,r, —93,...7,— 9, Sind, so gelangen wir zu einer mit (1) zu derselben Classe gehörigen Differentialgleichung, deren zu a gehörige determinirende Fundamentalgleichung die Wurzeln: (9) nn - Em, n.n —V, Tesp. Yo> Kı> Ma, -.- M, fach hat, während die übrigen Wurzeln dieser Gleichung mit denjenigen Wurzeln der Gleichung (3) übereinstimmen, die nicht von r, um ganze Zahlen verschieden sind. Der Process, durch welchen von einer Differentialgleichung zu einer anderen derselben Classe übergegangen wird, ist so beschaffen, dass die Integrale der letzteren nicht an einer endlichen Stelle, welche von den singulären Punkten der ersteren verschieden ist, un- endlich werden können. Da die Integrale der letzteren sich aber auch nicht an einer von den singulären Punkten der ersteren abweichenden Stelle verzweigen können, so können in der letzteren Differential- 980 Gesammtsitzun® vom 16. November. o gleichung nur ausserwesentlich singuläre Stellen hinzutreten (ausser- wesentlich in dem Sinne, dass die Integrale in ihnen weder unendlich werden, noch sich verzweigen'). Dies Functionszeihen Q,>Q: 34: Q.,5 Bes... Ru die wir bei den auf den singulären Punkt a@ bezüglichen Transfor- mationen anwenden, können wir nun so wählen, dass die zu allen von a verschiedenen wesentlich singulären Stellen der transformirten Differentialgleichung gehörigen determinirenden Fundamentalgleichun- gen dieselben bleiben, wie die zu denselben Stellen gehörigen deter- minirenden Fundamentalgleichungen für die Gleichung (3). Indem wir nun für alle wesentlich singulären Stellen den Trans- formationsprocess ausführen, gelangen wir zu folgendem Resultat: Es gibt stets eine mit (ı) zu derselben Classe gehörige Differentialgleichung von folgender Beschaffenheit: Es sei airgend ein im Endlichen gelegener wesent- lich singulärer Punkt, r,,r,, ...r, diejenigen Wurzeln der zugehörigen a Fundamental- gleichung, die sich nicht um ganze Zahlen von ein- (A) ander unterscheiden. Der Complex der von ’r, um ganze Zahlen (Null) verschiedenen Wurzeln der- selben Gleichung hat dann die Gestalt: m — 1, m — 2... MV; worin v höchstens den Werth n—ı erhalten kann. Dieser Satz bildet eine Ergänzung zu einem Satze, welchen ich bei früherer Gelegenheit aufgestellt habe.” Sei die Differentialgleichung, welcher diese Eigenschaft zukommt: N Nn— 2 d“ 2 I a) ») a dar * Kor dar ats erlnliu 20 Oh und a einer der singulären Punkte derselben, und setzen wir: I (18) AS wodurch die Gleichung (17) in: j dw dw 7 (1170) ee tn du=e, übergeht. Wir können nach dem obigen Theorem durch die Trans- formation: dw Va (19) W-HL( -- H, 7 Au. + Ele) D ! Siehe Crerre’s Journal, B. 68, S. 378. ® Siehe Sitzungsberichte 1892, S. 1118-1120. Fuchs: Über lineare Differentialgleichungen. 981 woi=log&; H, H.,...H „_, ganze rationale Functionen von £, eine mit (17°) zu derselben Classe gehörige Differentialgleichung: NA dw de G,(@) ae von der Art herstellen, dass die zu sämmtlichen wesentlich singu- lären Stellen gehörigen determinirenden Fundamentalgleichungen die im Satze (A) angegebene Eigenschaft besitzen. Wird in (20) wiederum die Substitution (18) angewendet, so verwandelt sie sich in: n n—I wo da” (20) +...+6@)W= 0, +...+E(aW= 0. 1 Kur a} 1 17 fi 1 pP * Sp 1 a J * 1 - rn Diese Gleiehung’ gehört mit. (17’) also aueh mit (17) zu derselben Ulasse und besitzt die im Theorem (A) angegebene Eigenschaft für sämmtliche wesentlich singuläre Punkte den unendlich fernen Punkt eingeschlossen. IND Es habe: ke dry (1) a p dan din ae NO, die Eigenschaft, dass die Fundamentalsubstitutionen ihrer Integrale von einem in den Coefficienten p,,P,,..-p Pn auftretenden Parameter / unabhängig sind." Alsdann giebt es ein Fundamentalsystem von Inte- gralen %,,%,....%, derselben, welches der Gleichung: c ’ (2) Se Ayt Ay tt... + Age”, 0 genügt, wo A,, A,,...A,_, rationale Functionen von x und y® — —. 2 bedeuten.” Ist @ einer der singulären Punkte von (1) und geht nach einem Umlaufe um a, y, über in: (3) = uıYyı + ut --- 1 Un > k=1,2,...n, so sind unserer Voraussetzung gemäss die Grössen a,, von ft unab- hängig, daher auch die Wurzeln der Fundamentalgleichung” ! Siehe Sitzungsberichte 1888, S.1278 ff. und Sitzungsberichte 1892, S. 158 ff. ?” Sitzungsberichte 1888, S.1278. ® Crerze’s Journal, B. 66, S. 132 Gl. (6). 982 Gesammtsitzung vom 16. November. Er ne Yın sr dus, m WI. pn (4) . . 40) Onı AL: I) von ? unabhängig. SE 9 95... m das zu a gehörige Fundamentalsystem, so ist: (5) Ye Yı t Ya --- 4 C,nYn> k—l,2,...n. Die Coeffieienten ce können von ? unabhängig gewählt werden.' Wir wollen nunmehr voraussetzen, dass die Integrale der Glei- chung (ı) überall bestimmte Werthe haben, dass also: i REN. (6) Pr — Kr > le) =(E- a)(@—-@,)...(@ a), und De (x) eine ganze rationale Function k(o--1)'" Grades.” Alsdann sind zwar die Wurzeln der Gleichung (4) w,, w,,...w 192. N von Zunabhängig, aber da —. logw, nur bis auf eine additive ganze DT, Zahl bestimmt ist, so ist das System der Exponenten, zu welchen die durch die Gleichung (5) bestimmten Integrale gehören, nicht nothwendig mit dem Systeme der Wurzeln der determinirenden Fundamentalgleichung:” (7) rr—ı)r—2)...(r—n+1)+ Ela) (e—r)(r—2) ...(r—n-+2) +...+ Fe _n(@) = übereinstimmend. Ist r, eine Wurzel der Gleichung (7), welche sich nicht von einer anderen Wurzel um eine ganze Zahl unterscheidet, so ist unter den Integralen (5) eines vorhanden, welches r, zum Exponenten hat. Wenn aber r, von einer anderen Wurzel der Glei- chung (7) um eine von Null verschiedene ganze Zahl abweicht, so ist es nicht erforderlich, dass r, einen Exponenten für ein Element von (5) darstellt. Wir wollen daher unter 9,, 9%, ... 9, stets das Fundamental- system verstehen, dessen Exponenten sich mit den Wurzeln der Gleichung (7) decken (wie wir dasselbe’ beschrieben haben). ! Siehe Sitzungsberichte 1892, S. 163. ?2 Crerre’s Journal, . B. 66, S. 146, Gl. (12). ® Crerre’s Journal, B. 66, S. 147. Gl. (15). Crerre’s Journal, B. 68, S. 355. 4 Fuchs: Über lineare Differentialgleichungen. 983 Setzen wir nun: (8) Yr — Erıhı + OR,a No Sir sätekie Se Ern In > k= I,2,...0, so sind e,, im Allgemeinen Funetionen von t. 3. Wir heben nunmehr aus den Differentialgleichungen d’y ee) (1) Re a a deren Integrale von einem Parameter ?! unabhängige Substitutions- coefficienten besitzen, folgende Kategorie hervor: (a) Es sollen die Integrale derselben überall bestimmte Werthe erhalten, die Coefficienten p, demnach die in Gleichung (6) voriger Nummer angeführte Form haben. Hierbei sollen a, ,a,,...a unabhängig sein, dagegen a, —=t werden. (b) Sei a ein beliebiger singulärer Punkt, y ein Element des zugehörigen Fundamentalsystems von Integralen, r die entsprechende Wurzel der determinirenden Fundamentalgleichung, so dass: y=(a-a)|9.+ 9.logte - + 9.(log (a — 0)" +... +9n(log(@ — a)"]. Es sollen ®,, ®,,.- . $„ in der Umgebung eines willkürlichen Werthes {, von t nach ganzen positiven Potenzen von w—a und t—1, entwickel- bar sein. Dass es Differentialgleichungen gibt, welche den Forderungen (a) und (b) Genüge leisten, dafür bieten diejenigen Differentialgleichun- gen Beispiele dar, denen die Periodieitätsmoduln der Aser'schen In- tegrale Genüge leisten.! Sei für ein Integral der Gleichung (r): (2) y=(@-0)|9.+ 910g )+ 9 (loge - 0) +... +9(loe a)" |. wo a einer der Punkte a, ,‚a,,.. .a,_, und &,, ®,,--. dm nieht sämmtlich Null und nicht unendlich für einen willkürlichen Werth von f, so ist nach der Voraussetzung (b): son or — 5 3 | i (9) 5, ea |u+LV 108 - + L, (log @- 0) +... +L.(log @— m)", wo V,,4,,...W, für x = a und einen willkürlichen Werth von { nicht unendlich werden. ı Vergl. Crerte’s Journal, B. 71, S. 118 und B. 73, S. 329; Sitzungsberichte 1888, S.1286; 1889, S. 713; 1890, S. 21. 984 Gesammtsitzung vom 16. November. 4. Wenn die Differentialgleichung (1) Nr. 2 die Eigenschaft hat, dass die Fundamentalsubstitutionen ihrer Integrale von einem in ihren Coefh- cienten auftretenden Parameter unabhängig sind, so hat jede Diffe- rentialgleichung derselben Classe die gleiche Eigenschaft. Hat die Differentialgleichung (1) Nr. 2 überdies die Eigenschaft (b) Nr. 3, so be- hält die Differentialgleichung für v, welche durch eine Transformation der Form (6) Nr. ı erhalten wird, dieselbe Eigenschaft (b) Nr. 3. Wir können daher voraussetzen, dass die Differentialgleichung (1) sowohl in Bezug auf die im Endlichen gelegenen wirklich singulären Punkte, als auch in Bezug auf x = oo die im Theorem (A) Nr:ı an- gegebene Eigenschaft besitzt. Sei 9,;%;--.%, das zu einem wirklich singulären Punkte a ge- hörige Fundamentalsystem, r,,r,,...7r, die entsprechenden Wurzeln der determinirenden Fundamentalgleichung, und sei %,,%,...%, ein System von Fundamentalintegralen von (1), welches der Gleichung (2) Nr. 2: [ 0 (2) er —=Ay+Ay+...+4,_y", genügt. Setzen wir: (3) Ye — Mt CN tee Can Men a in (2) ein und bezeichnen mit e,, die Ableitung von e,, nach t, sowie mit A die Hauptdeterminante von 9,,9,,-..%., so erhalten wir aus (2): (a, Be — Nn—I 0 N, on, (n—2) 2, Di m 7) (n—2) 2) 7) r) Ar Moct ne Craft On de seeeın nn, eh En RR BR SE A wenn wir eine Determinante: A, Ajs Aın d;, Ay, ® Azn Anı Ans . i Ayn kurz durch ihre erste Zeile: 122,85, darstellen. Fuchs: Über lineare Differentialgleichungen. 985 Aus (4) ergiebt sich: (5) AA, 2 [ein Ur 2. Ein n ’ er N Ir SA Be a eı N, ae en? Zr Ein Mn] a IE) ey N, D) wo: - (6) Nun aber ist: 28 Be 7) (n—2 > (n—2) 2) 7) (7) len. + re En Ana Ca Ne Me AR N 2 EIER UN sr he + en] (n—.2) „‚(n—3) Ba: = Ilaı > ar a ee, n >> I! NS ax fe) a) Ss WO A,%,..22X, die Werthe der Zahlenreihe ı, 2, 3,...n annehmen. Es sind jedoch ?A,,...A, von einander verschieden anzunehmen, wäh- rend A, mit einer dieser Zahlen zusammenfallen kann. Bezeichnen wir daher mit Sr die Summe der Wurzeln der zu a gehörigen determini- renden Fundamentalgleichung, so gehört das Product: MM, zum Exponenten: (8) Nr 2 —— zer oder: (9) Ir ne A EIERN) je nachdem A, von den Zahlen der Reihe A,,%,,...A, verschieden ist oder mit einer derselben zusammenfällt. Andrerseits gehört A zum Exponenten: Demnach gehört: n (n— 2) ,,(n—3) Malen Daaeer 34%) (10) De 1; A\2,...An AN zum Exponenten n—ı oder zum Exponenten nr, ,— nr, .tn-—1ı, je nachdem A, von A,,A,,...A, verschieden ist oder mit einer dieser Zahlen zusammenfällt. Da wegen der Voraussetzung (b) Nr. 3 = für einen von £ un- abhängigen singulären Punkt a mindestens zum Exponenten r, gehört, so gehört der Ausdruck: a 7 a () BE — ! Siehe Crerte’s Journal, Bd. 66, S. 145. 956 Gesammtsitzung vom 16. November. mindestens zum Exponenten n—ı und ist in der Umgebung von 2= areındeutie. Aus der Gleichung (5) oder: / Non (5°) a Sr ee ee Er 12085 und aus der Erwägung, dass A eine rationale Function von x, also a in der Umgebung von © =.a eindeutig sein soll, ergibt sich, dass diejenigen ÜOoeffieienten [e, „3: -&,,,] verschwinden müssen, für welche r, ‚,—r,. keine ganze Zahl ist. In den übrig bleibenden Gliedern sind die Differenzen r,,,—r, | ihrem absoluten Werthe nach nicht grösser als n—ı, weil unsere Gleichung (1) die im Theoreme (A) vorausgesetzte Beschaffenheit hat. Daher gehören in den zurückbleibenden Gliedern die P},,%.,...ı. im Allgemeinen zu positiven ganzzahligen Exponenten. Ausgenommen ist ein Glied, für welches: (12) Di ee el)? Dieser Fall kann nur eintreten, wenn die determinirende Fundamental- gleichung die Wurzeln r,,r, —1,nn—2,...r,—(n-—ı) hat, und für die Combination: (13) AU Be AN. Setzen wir in (rt): (14) N so würde die Differentialgleichung für « beim singulären Punkte a die Zahlen a» —ı,n —2,...ı,o als Wurzeln der determinirenden Fun- damentalgleichung besitzen. Die Hauptdeterminante der Differential. gleichung für u würde demnach für = a weder Null noch unend- lich. Die Coeffieienten der Differentialgleichung für « würden daher ebenfalls für x = a endlich bleiben, und es würde a überhaupt nicht mehr singulärer Punkt sein, wenn nicht die Integrale in ihrer Ent- wickelung um «= a Logarithmen enthielten. Denken wir uns also aus (1) solche Punkte, welche durch die Substitution der Form (14) beseitigt werden können, entfernt — wo- durch die Natur der Gleichung (1) nicht geändert wird — so schliessen wir, dass der Fall (12) nur eintreten kann, wenn Pi,%,...%" 10ga- rithmische Glieder enthält. Da aber A eindeutig sein muss, so folgt, dass der Complex der bezüglichen Glieder in Gleichung (5°) verschwinden muss. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich das 'Theorem: in der Umgebung von a RI Die rationale Funetion von x,A wird für die Nn—1 (B) nicht von ?t abhängigen singulären Punkte Null mindestens erster Ordnung. Fucas: Uber lineare Differentialgleichungen. 987 Nor . .. . on, . ne Für den singulären Punkt a = ! gehört En mindestens zum Ex- C ponenten r,—ı, daher E mindestens zum Exponenten n—2, es ist olelich, sür »=>2,4, , auch Nul) für 2 ?, und für n = 2 jedenfalls nicht unendlich. Für £ = 0 setzen wir: (15) Ver Alsdann ergiebt dieselbe Rechnung wie die obige, dass A,_,&” für £= o nicht unendlich wird. Bsust daher A nung unendlich. „kur. — eo höchstens von. der 2n - Ord- Anlangend die ausserwesentlich singulären Punkte, so kann die Trans- formation (6) Nr. ı so gewählt werden, dass die Hauptdeterminante der Integrale der transformirten Gleichung in den durch die Trans- formation entstandenen ausserwesentlich singulären Punkten ® nur einfach verschwindet. Die auf einen solchen Punkt bezügliche deter- minirende Fundamentalgleichung hat dann die Wurzeln 0, 1, 2,...2—2,n. Bei der Transformation (6°) bleiben die singulären Punkte 8 und die zugehörigen determinirenden Fundamentalgleichungen erhalten, während neue ausserwesentlich singuläre Punkte y eintreten, deren zugehörige determinirende Fundamentalgleichungen ebenfalls die Wur- zeln 0,1,2,...»n—2,n sind. So weiter schliessend folgern wir, dass wir bei unserer Gleichung (1) voraussetzen dürfen, dass zu allen ausser- wesentlich singulären Punkten derselben determinirende Fundamental- gleichungen mit den Wurzeln 0, 1,2, .... n—2,n gehören. Setzen wir ın Gleichung (2) für 9% successive %, Vs... .,Yn,, SO ergiebt sich aus dem entstehenden Gleichungssystem: (16) Sein —Z,, kl, 2,0: @—1), worin Z, eine ganze Function von Y,,%,,... y, und ihren Ableitungen Yı, k2Z RE Im und wo A die Hauptdeterminante ot’ ot ot von Y%,,%9,...%y, ist. Da A für einen ausserweseutlich singulären Punkt nur erster Ordnung verschwindet, und da %,,%,...%, und ihre Ableitungen nach x, sowie wegen der Voraussetzung (b) Nr. 3 do Oy a, ee nicht unendlich werden, so ergibt sich, (dass A Are A für einen ausserwesentlich singulären Punkt höchstens erster Ordnung unendlich werden. nach x, und von 988 Gesammtsitzung vom 16. November. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, dass: (17) Au=ns wo der Zähler Z jedenfalls für die von ? unabhängigen Werthe Gr Be: mindestens erster Ordnung verschwindet, während der Nenner N nur für die ausserwesentlich singulären Punkte und zwar nicht höherer als erster Ordnung verschwinden kann. Da andererseits A für & = co höchstens 2n'” Ordnune unendlich ist. so ereibt sich: I fe) : fe) Ist die Anzahl der ausserwesentlich singulären Punkte U dersGleichuneni(n) un, so) ist: (18) pe= Fass. pteryg. N Waldeyer: Über Form-und Rassenverschie Sitzungsber d Berl Akad d Wiss. 1893 | ' | Taf 17 ET EBEr er en ER j i 9-4, (Berliner Pracparirsaat ) Ftg.2.(BerlinerPr&oparirsaal ) KL 1. AG | N | N | "1 E Hamn! _ Lam,med =. “Lam .lat a [085.50 ıph N RP) Fig.3. (Honbuttu ) P ( \ mn \ NORM BEN IN N 7= \ \ =’ ] Form ( W N a > a N > ( [ 4 Ä \ () | } 2, | en ) I} nd ww /J4 \ — \ = N | } 2 | VERF \ \ \ } f \ | ) [ Ä N Pr: } 4 e 1 N 4 “ti { RR )) f) Hamud., Hamul „med lwn.med, Lam ned. 7 - Lam.tat. Lam .lat Foss, pteryg. Foss,pterya NY er Flügelfortsätze desKeilbeins Waldeyer: Über Form-und Rassenverschiedenheifen d 1003 1893. ALVI. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 23. November. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Seeretar: Hr. VAHLEN. Hr. Zeirer las: Uber das Verhältniss des Ammonius Sakkas zu Plotinus. Ausgegeben aın 7. December. IT Te Fr u u u RM RE ‚N h = er 2 au u N u P ö a f h Ra Te 2 h ; f . \ h j Zar u en A . 4 ANNE ne N FEHLT FAst, H. en FRA ie 5% ' h UN» een ur. f z v ) u re N RR | 7 Era Rudi er H Ar Ih d Aral Au > \ [ RR, v ER FARBE TOR | ' - j r ri = ‚ ' Das ne werten Bein Net ee u BE Rate Ar A P y A ira ur BORETLTELSUT ET, EEE NET RN an and KU . j 1065 1893. ALVIN. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 30. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. v. Sysen las: Legenden über den Ursprung des Kriegs, von 1870. 2. Hr. Harnack legte die umstehend folgende Mittheilung des Hülfsarbeiters in der aegyptischen Abtheilung der Königl. Museen Hrn. Dr. Fr. Kress vor: Ein libellus eines libellaticus vom Jahre 250 n.Chr. aus dem Faijüm. 3. Hr. v. Bezorn» überreichte im Auftrage des Verfassers das Werk: »Schneekrystalle. Studien und Beobachtungen von Prof. Dr. G. Herımann. Mit Abbildungen nach mikrophotographischen Aufnahmen von Dr. med. R. Nrumauss. Berlin 1893.« Sitzungsberichte 1893. 88 i g' Fir HRHADMIIRTIER \ E Ver Eee. ° E a TAN Jen WAR RI: ar m Sunalaignn) ul 1 117 % \ . f> i + j . u AR ee he) dh ale Ab EN ne land a a er A re ET 5 Ah) NTENaRT Bali alaniaı H wraul; nam Si j | mel LAUT ud MTTLIT N BE TRILET IT, ee mi, RT Di aa) ae ee il ah up Wa ae En el; incl KU fe Aa un: ARE RN Zr m u alblnulsseaeentg Pr bi Br A rg DEN errutukilenrt: a in Felle le) € 143 ni @ Urn learn Me rue ak BE: wire Mill 4 ahnen L. um “bt 1007 Ein libellus eines libellatieus vom Jahre 250 n. Chr. aus dem Faijüm. Von Dr. Frıtz Kress. (Vorgelegt von Hrn. Harnack.) Hierzu Taf. VlI. a gütiges Geschick hat uns unter dem Schutze des heissen aegyp- tischen Sandes in den Trümmerhügeln des Faijüms, denen wir letzt- hin so manche kostbare Gabe verdanken, mehr als anderthalb Jahr- tausende hindurch ein kleines, äusserlich unscheinbares Sehriftstück erhalten, das bisher einzig in seiner Art dasteht: das Original eines libellus eines libellaticus der deeianischen Verfolgung. Es gelangte in der grossen BrusscH schen Sammlung als kaiserliches Geschenk mit ins Berliner Museum und ist in der Papyrus-Publication unter Nr. 287 (von mir) publieirt:' 24 Zeilen auf einem Blatte hellbraunen Papyrus’ von 20°"; Höhe und 8°” Breite. Die Zeilen 1-16 und 20-24 sind von einer Hand am Anfang beinahe kalligraphisch schön, gegen Schluss etwas flüchtiger geschrieben. Die Zeilen 17-19 sind nach- träglich von anderer Hand überaus nachlässig und flüchtig in dicker, verwischter Schrift eingefügt. Der eigentliche Text der Urkunde ist nur an zwei, leider aber gerade sehr wichtigen Stellen durch Lücken entstellt. Stark zerfetzt ist auch die Datirung in den Zeilen 20-24. Die sonst tadellose Orthographie entspricht der vulgären Mundart: Verwechselung von & und ı in üuev und Ürooyuwoacdaı (Z. 9 und 14) und Setzung von «ı für e in dievruyeiraı (Z. 15). Spiritus und Aceente fehlen natürlich im Texte; nur sind, wie es sich auf den Papyri häufig findet, über vam Anfang des Wortes und vor ı die diaeretischen Punkte gesetzt. Der Text lautet: ! Aegyptische Urkunden aus den Königl. Museen zu Berlin. Herausgegeben von der General-Verwaltung. Griechische Urkunden (U. B. M.) 88* 1008 Gesammtsitzung vom 30. November. Tois emı rwv Svowwv Ypy- mevors xuluns)' Aretlavdoov) Nycov mapa AlpnAlicv) Asoyevouls) Zara- Beüros ame xw(uns) AreEovölpov) Nycov, ws Loß, ouA(n) öhpüı defluw). Kal dei Suwv rois Yeois diere- [871 Acoa Kal vüv Em Ma- povow ünev xore (sie) ae ı0 7% mpooreraral|yus]-" vo eIvoa |xelı &r...] [.J-ı rwv ife]pewv [.. .] sau x dEw Üluee] ÜroomumeaoIau. 15 Assuruyseitai. AvpyAlıos) [Arloyevns Eriö|e(dwru)].* AvsmAlıoe) @..o...]|.- .] Sdovra Muo]...] ...vWvos GEO(NuEIWudı ?) »» [t@]|? Aüroxporopo[s] Karloaoos] [T«]ıov Meocuov Klolw[rev] [Tolaı[avoo Aeclxıov Eüc]eßovs] [Elör[uxeus] Zelö]e[e]re Erle] £ Was uns zunächst schon ganz Äusserlich darauf hinweist, dass wir es mit einer der Classe der libelli (= Aıßrrdıa) angehörigen Ur- kunden, der »Eingaben« im weitesten Sinne, zu thun haben, ist die - Formel mit eridsdwxz am Schluss; denn vollständig, wie sie uns am Schlusse von überaus vielen Urkunden begegnet, lautet sie: ... erı- dedwxa, oder eruidwu, ro Bıdardıov® — hunc libelhım. Und darauf ist, wie ich noch zeigen werde, Gewicht zu legen. Zum äussern Rahmen eines libellus gehören fernerhin auch noch die Adresse am Anfang ! Die runden Klammern lösen die Abkürzungen des Textes auf, die eckigen bezeichnen die Lücken im Papyrus. 2 Lies: ws Erwv Edonrzovre vom. % Lies: MEOTTEryAEVe. * Auf dem Papyrus stand: mi: oder zmiöe®. 5 Lies: erous mawroU. © Vergl.»z. B. "U.B.M. 1 Nr. 35, 2.118249 213,08. 15 21772 Auchiiidas «Ew und das Ötsvruysı (oder Ötsvruygire) am Schluss kehren beständig in den Ein- gaben wieder, z.B. U.B.M. I Nr. 22 Z. 34 und 37, Nr.35 Z.ı2 und ı5, Nr.72 Z.13 und 16. Taf. VIl. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1893. Kress: Ein libellus eines libellatieus vom Jahre 250 n. Chr. aus dem Faijüm. hr EURE ME Al y 2 .. Be Kregs: Ein libellus eines libellatieus v. J. 250 n. Chr. aus dem Faijüm. 1009 und die offieielle Datirung am Schluss, die hier '/, des gesammten Textes einnimmt. Eingereicht ist diese Eingabe von Aurelius' Diogenes, dem Sohne des Satabus,” einem Greis von 72 Jahren, aus dem Dorfe » Alexander- Insel«.” »Ich habe«, sagt er, »stets eifrig und gewissenhaft den Göttern geopfert‘ und so auch jetzt, wie uns befohlen ist (zura ra 7000- rerayusva), geopfert. Mit r& mpoorerayusva wird zweifellos auf das Rescript des Kaisers Decius Bezug genommen, mit dem er eine syste- matische Christenverfolgung ins Werk gesetzt hat, dessen Wortlaut uns jedoch weder vollständig noch bruchstückweise erhalten ist.” Nur aus seinen Folgen können wir auf seinen Inhalt schliessen, und unser libellus bietet einen neuen sicheren Anhaltspunkt dafür. In der richtigen Erkenntniss, dass die wachsende Gefahr für den römischen Staat hauptsächlich in der immer mehr erstarkenden inneren Verfassung der christlichen Kirche liege, richtete der Kaiser die Haupt- schärfe in seinem Vorgehen gegen die Behörden der christlichen Kirche, die Bischöfe u. s. w.; sie wurden ohne Gnade aus ihren Sitzen vertrieben und meist getödtet. Aber Decius hatte dazu noch den — man darf sagen — wahnsinnigen Plan gefasst, mit einem Schlage das ganze Christenthum auszurotten, und deshalb befohlen, jeden einzelnen Christen vor die Frage zu stellen, ob er opfern oder die schwersten ! Das römische nomen gentile Aurelius legte man sich nach Erlass der con- stitutio Antonina (im Jahre 2ı2 n. Chr.) mit Vorliebe vor dem einheimischen aegypti- schen Namen, gleichsam als Praenomen, bei. ?2 Ein in diesen Gegenden überaus häufig vorkommender, aegyptischer Eigenname (vergl. U.B.M. pass.). 3 Das Dorf ArsEavögov Nrros haben wir im Faijum zu suchen, dem ja auch unser Papyrus entstammt. Es begegnet uns hier zuerst schon im 3. Jahrhundert v. Chr. (vergl. Manarry, the Flinders Petrie Papyri II Nr. XXVlla 2 und öfter) und ist demnach wohl nach Alexander dem Grossen benannt. Unter der Regierung des Caracalla gehört es, wie wir aus den grossen Rechnungen des Juppiter Capitolinus-Tempels (vergl. Wırcken im Hermes XX S. 456) ersehen, zum Grundbesitz dieses Tempels.. Über seine Lage lässt nur soviel sich vermuthen, dass es ebenso wie die zuwun Noxzvoraou N7ros (vergl. Aegypt. Zeitschr. 1893 S. 31 ff.) auf einer Insel eines der Faijlim-Seen gelegen habe. * Die Verbindung von Ö«rerew und «ei ist nicht unerhört, wenn auch nicht ge- wöhnlich. ° Dionys von Alexandr ien (bei Eusebius’ hist. ecel.) führt die Verfolgung des Decius (l.c. VI40,2: 6 zar& Aczıov mooreSeis Öuyuoe) auf ein besonderes "Darınundv mgor- ER zurück; . s. l.c: VI 41;1: 'ovx and od Barırzov mgosTayuaros ö Öyuos mag nam ngEero (d. h. eine V erfolgung hatte in Aegypten schon vor jenem Ediet begonnen). VI 41 10: zu on z0u mapnv ro Fgor Far &Uro Sy,gdov ereivo obov 70 mooggnTen umo Tou #UugloU, amodaiov 70 boßsgwrarov, ws, & Öuverrov, Faavdadıraı #1 ToUg eure Von einem »edictum« des Decius spricht Cyprian ‚P- 43»3: Auch die älteren V erfügungen der Kaiser gegen die Christen hiessen MOOFTORjuer ee, s. z.B. acta Justini 5: ca Tu rou Auroxgarogos Foosrayuar; acta Carpi, Papyli etc. 4: r« meoSTayWor Ta Be megı rou dev Unas aelew vous Seovs (cf. 845: adızce TeOFTERJuaTe). 1010 Gesammtsitzung vom 30. November. Strafen (bis zum Tode) auf sich nehmen wolle. Wie ein Donnerschlag traf die Gemeinden nach langem Frieden (Cyprian, de lapsis 5sq.) diese Verfügung. Dass sie nicht durchweg mit gleicher Strenge ausgeführt wurde und auch nicht ausgeführt werden konnte, liegt auf der Hand. Gab es doch viele Richter und Magistrate, die den Christen günstig gesinnt, andere, die indifferent und lax waren. noch andere, die sich bei dieser Gelegenheit zu bereichern hofften. Doch ist in manchen Provinzen mit grosser Strenge vorgegangen und wirklich der Anfang zu einer allgemeinen Verfolgung gemacht worden. Durch Eusebius, der hist. eccl. VI, 4aısq. den Bericht eines Augenzeugen, des Dionysius von Alexandrien, wiedergibt. und Cyprian (s. mehrere Briefe und den Traetat de lapsis) sind wir speeiell über die Verfolgung in Aegypten und Karthago unterrichtet. Was man von den gemeinen Christen ver- langte, war, dass sie einmal durch Opfer offieiell ihrer Pflicht gegen die Staatsreligion genügten.' Zu diesem Zweck verstärkten sich die römischen Verwaltungsbehörden, also wohl die Strategen der einzelnen Gaue, in den einzelnen Dörfern’ (fonusva xwuns xrA.) auf Grund der kaiserlichen Verfügung durch fünf erwählte Männer. Diese Com- mission berief alle im Verdacht des Christenthums Stehenden vor sich, um sie unter ihrer Aufsicht opfern zu lassen: "Ovouzorı xaAovmevon Tais dvawvors xal dvispois Svciaıs mpooyeoav, berichtet Eusebius a.a.0. $ıı. Diese Commission ist es, an die sich unser Diogenes wendet und die er em ruv Yvcoıwv Honusvor xwuns Arekavdpov Nycev nennt.’ Kam der Vorgeladene der Aufforderung nach, so wurde diess re- gistrirt und er nicht weiter behelligt. Den sich Weigernden wurde auf gerichtlichem Wege der Process gemacht.’ ! Man wusste schon seit den Tagen des Plinius, dass die Christen einen, der geopfert hatte, nicht duldeten und aus ihrer Mitte ausstiessen, s. Plinii ep. ad Traian. 96: vu... quorum nihil posse cogi dieuntur, qui sunt re vera Christiani«. ? Dass sich in Aegypten die Verfolgung auch auf die Dörfer erstreckte, sagt Dionysius Alex. bei Eusebius, höst. ecel. VI, 42,ı ausdrücklich: arrcı de mAEITTOı Zara mor.B. MI Nr.a4 ColTI 2. 7,. Nr.is 2.16, Nr, 26: 2.30, Nr. 18022 06 und öfter. Ausgegeben am 7. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1015 1893. XLIX. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 7. December. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEN. Hr. SchrADeEr hielt einen Vortrag ‘über Ursprung, Sinn und Aussprache eines altbabylonischen Königsnamens.' Ausgegeben am 14. December. Sitzungsberichte 1893. I0 [e De E SE = u _ Eee ET u y oa “a N % Aria { Bez au Be OT 1893. L. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 7. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Seecretar: Hr. Auwers. 1. Hr. Daues las die umstehend folgende Abhandlung: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 2. Hr. v. Hrrmmorrz überreichte die gleichfalls unten folgende Mittheilung des Privatdocenten an der Universität zu Halle Hrn. Dr. K.E.F. Scumipr über seine mit Unterstützung der Akademie ausge- führten Untersuchungen über die elliptische Polarisation im reflectirten Licht. 3. Hr. v. Heımuortz legte ferner einen weitern Abschnitt der Arbeit der HH. Prof. Kayser und Prof. Russe in Hannover über die Spectren der Elemente vor (VII. Die Speetren von Zinn, Blei, Arsen, Antimon und Wismuth), welcher wie die früheren Abschnitte für die Abhandlungen der Akademie bestimmt ist. 4. Hr. pu Bors-Reymosn als Vorsitzender des Curatoriums der Humboldt-Stiftung übergab als Ergebnisse der unter Betheiligung der Stiftung 1887-1888 ausgeführten zweiten Xingu-Expedition des Hrn. Prof. Dr. KArL von DEN STEINEN die beiden von dem Verfasser für die Bibliothek der Akademie eingereichten Werke: »Die Bakairi-Sprache«. Leipzig ı 892, und »Unter den Naturvölkern Central-Brasiliens«. Leipzig 1893. 90* PRINT For a N a | FBTU RAR 2 HR Bush Te HRNRO: a ASTRA Ares 9 | i en = u en see er EL u en I . & I; ES 2 PR 74 i Br re? - R- al Shllratık Feat ts hakesen Wr er 2 Zu EAILET ZEN EZ rar Mn > ri Kane hihi: ie al er / ee a ea % gel DEEFTU IT PBETR TTS WITT LEBE at din. sub ul ui E. Bunte age au aaa n we Aue Se 2 a E Ze za iind TE wahl ARE ‘np EINULR DL a eine nt Marne cz au nad B) - TE ai Then rg NE TEE 23 417 I ee af [ fr h Br han LAT NERLTEN 53 Ba ah ee a selgninnd Au ET > Ein ETRERTOORR| DE a N Ba Er rn BEINEN Men BUBR, Yehun ol aha te, IT ee r _ BLUT ALLEN m 1019 Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. Von W. Danmes. Mi den reichen Schätzen der J. Ewarp’schen Sammlung gelangte auch eine Anzahl Fossilien von Helgoland in das hiesige Museum für Naturkunde, deren Bestimmung unter Berücksichtigung der älteren Bestände zu der Vermuthung führte, dass die Helgolander Kreide- formation eine weitergehende Gliederung gestatten würde, als aus der Litteratur ersichtlich ist, und dass auch die Altersbestimmung mancher älteren Formationsglieder einer Revision bedürfe. Es entstand so der Wunsch, die geologischen Verhältnisse der Insel an Ort und Stelle zu prüfen, und zu diesem Zweck habe ich mich im August dieses Jahres einige Wochen dort aufgehalten. Auf der Hinreise besichtigte ich ein- gehend die umfangreichen Sammlungen von Helgoland, welche in dem Hamburger Naturhistorischen Museum aufbewahrt werden, unter der liebenswürdigen Führung Hrn. Dr. ©. GortscnaE’s, dem ich zudem noch für manche wichtige, mündliche Angabe zu lebhaftem Danke verpflichtet bin. Nicht minder gebührt derselbe Hrn. Prof. Dr. Hrıncke, Director der Helgolander Biologischen Station, welcher meine Studien dadurch wesentlich förderte, dass er mir die Boote und Werkzeuge der Station zu unumschränkter Verfügung stellte. Endlich durfte ich die Privat- sammlungen zweier Einwohner, der HH. Orrıricn A. PavEns und P. ©. Reımers einsehen und für meine Zwecke benutzen, wofür ich auch ihnen meinen wärmsten Dank ausspreche. Für die Kenntniss der Geologie Helgolands werden die beiden älteren Werke Wiırser’s' und VoLser’s” stets die Grundlage bilden und ! Die Insel Helgoland. Untersuchungen über deren Grösse in Vorzeit und Gegen- wart vom Standpunkte der Geschichte und Geologie. Hamburg 1848. (Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften herausgegeben von dem naturwissenschaft- lichen Verein in Hamburg. Zweiter Band. Erste Abtheilung). 2 Über die geognostischen Verhältnisse von Helgoland, Lüneburg, Segeberg, Läggedorf und Elmshorn in Holstein und Schwarzenbeck im Lauenburgischen nebst vorangehender Übersicht der orographischen und geognostischen Verhältnisse des nord- deutschen Tieflandes. Braunschweig 1846. — Obwohl diese Abhandlung von 1846, die 1020 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. auch in dieser Mittheilung wiederholt berücksichtigt werden. WIEBEL hat die ältere Litteratur vollständig zusammengestellt; als Fortsetzung ist im Folgenden eine kurze Aufzählung des später Erschienenen ge- geben. — L. Mryx veröffentlichte in der Corra’schen Deutschen Viertel- Jahrsschrift 1854 eine Skizze von Helgoland, welche zwei wichtige Thatsachen enthält, einmal die Nachricht des ersten und auch bis jetzt noch einzigen Petrefaetenfundes im Gestein der Hauptinsel — einer Saurierrippe —, und zweitens den Nachweis, dass das von den Helgo- landern bis in das vorige Jahrhundert gebrochene und in den Handel gebrachte Gestein der Wite Klif, des ersten der im Osten Helgolands sich erstreckenden Klippenzüge, nicht Kalk, wie bis dahin angenommen wurde, sondern Gyps gewesen sei. — Im Jahre ı863 veröffentlichte ZIMMERMANN eine Liste der von ihm auf Helgoland gesammelten Petre- facten, welche wenig Neues enthält und durch Mangel der Kritik fast unbrauchbar ist. — Die beiden eben erwähnten Beobachtungen Meyn’s blieben auffallender Weise in einem 1864 unter dem Titel » Nordsee- studien« erschienenen Werke Harnıer’s, das sich auch mit der Geologie Helgolands beschäftigt, unerwähnt, und diess veranlasste L. Meyn in demselben Jahre zur Veröffentlichung einer kleinen Schrift »Zur Geologie der Insel Helgoland«, in welcher er die Haruıer’schen Angaben richtig stellte und auch dessen Anschauungen über die quartären Ablagerungen widerlegte. — Kurz darauf erfuhr die Kenntniss des geologischen Baues der Insel eine wesentliche Bereicherung durch einen Aufsatz A. Lasarp’s,’ welcher ausser der Mittheilung des Vorkommens von Nothosaurus-Resten im dortigen Muschelkalk, welche H. vos Meyer später” beschrieben hat, und von bezeichnenden Neocompetrefacten (Zxogyra Couloni und Peeten crassitesta) die überraschende Thatsache enthält, dass der hellgraue bis dunkelbraune, den Grund des Nordhafens bildende, von den Helgo- landern Töck* genannte Thon zahlreiche Süsswasser-Mollusken führt, welche sämmtlich noch heute in Norddeutschland leben. Damit war Wieger'sche von 1848 datirt ist, ist letztere die ältere, da wenigstens ihr erster Theil schon vor 1846 als Programm des akademischen Gymnasiums in Hamburg erschien, »aber nur in kleinem Kreise local verbreitet wurde«. So konnte sie schon von VOLGER benutzt werden, dessen Abhandlung wiederum von WIEBEL in der Ausgabe von 1848 berücksichtigt ist, so dass sich die beiden Autoren gegenseitig citirt haben. ! Palaeontologische Notizen von Helgoland. (Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. Bd. ı7. 1863. S. 141 ff.) ” Neue Beiträge zur Geologie Helgolands (Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 2ı. 1869. S. 574 ff. Taf. ı5). ° Saurier ausdem Muschelkalk von Helgoland (Palaeontographica.Bd. 15. 1865— 1868. 8.265. Taf. 40, Kie!7). * Unter »Töck« verstehen die Helgolander jedes graue oder bräunliche, schieferige Thongestein, also sowohl das oben erwähnte Süsswassergebilde, wie die petrographisch ähnlichen Ablagerungen der unteren Kreideformation im Skit Gatt. Daues: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1021 der Beweis erbracht, dass der Nordhafen noch zu einer — geologisch genommen — sehr jungen Zeit einen Süsswassersee darstellte. — Mit den quartären Ablagerungen und namentlich mit den in ihnen ent- haltenen Geschieben beschäftigt sich auch eine Abhandlung Hy». Ssögren’s.' Sie hat die Kenntniss derselben so zum Abschluss gebracht, dass sie hier unberücksichtigt bleiben konnten. Die älteren Autoren geben übereinstimmend an, dass Helgoland mit seinen Klippen aus Gesteinen der Triasformation, der Juraformation und der Kreideformation zusammengesetzt sei. Dem gegenüber liess sich zunächst feststellen, dass die Juraformation völlig fehlt und alle diessbezüglichen Angaben’ auf irriger Bestimmung von Kreidefossilien beruhen, was ich in einer besonderen Abhandlung über die Fauna der unteren Kreide von Helgoland ausführlich begründen werde. Ferner glaube ich nach meinen vergleichenden Beobachtungen den Nachweis führen zu können, dass ein Theil der die Hauptinsel zusammen- setzenden Schichten dem Zechstein zuzuzählen ist, demnach also palaco- zoische, Trias- und Kreideformation an dem geologischen Bau Helgo- lands betheiligt sind. 1. Palaeozoische Formation. Der palaeozoischen Formation, und zwar ihrem jüngsten Gliede — dem Niveau der Zechsteinletten —, weise ich den unteren der beiden Schichteneomplexe zu, welche die Hauptinsel zusammensetzen. Dass die Gesteine derselben thatsächlich in ein unteres und ein oberes Schichtensystem zu gliedern sind, haben schon Wieser und VOLGER erkannt, weichen jedoch in der Altersbestimmung von einander ab. Ersterer fasste die untere Abtheilung als Buntsandstein, die obere als Keuper auf, indem er sich vorstellte, dass der Muschelkalk zwischen ihnen fehle, bez. sich ausgekeilt habe. Da, wie es sich zeigen wird, der Muschelkalk der Wite Klif direet von den Schichten der unteren Kreide überlagert wird, ist das Fehlen des Keupers bewiesen und die auch aus anderen Gründen unwahrscheinliche Auffassung WıEBEL'S widerlegt. VoLsEer nahm an, dass die ganze Schichtenreihe dem Bunt- sandstein zuzurechnen sei, und erblickte in der verschiedenen Ent- wiekelung des unteren und des oberen Complexes nur unwichtige ' Om skandinaviska block och diluviala bildningar pä Helgoland (Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Bd. 7. 1882-1883. S. 716ff.). 1022 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. petrographische Veränderungen innerhalb eines und desselben Forma- tionsgliedes. Der Unterschied zwischen beiden Abtheilungen beruht im Wesent- lichen darin, dass die untere aus einer einheitlichen Folge rothbrauner, diekbankiger, kalkhaltiger, auf den Schichtflächen häufig Glimmer- blättchen führender Thone besteht, welche nur durch einige etwa °® mächtige Schichten eines weissen, zerreiblichen Sandes (Kater- sand der Einwohner) unterbrochen wird und ausserdem Kupfermine- ralien (Rothkupfererz, Ziegelerz, Kupferglanz, gediegen Kupfer) führt; charakteristisch ist ferner das Vorkommen elliptischer Kalkmandeln verschiedener Grösse, die im Innern oft hohl und dann an den Wänden mit Kalkspathkryställchen ausgekleidet sind. — Die obere Schichtenfolge zeigt dagegen einen unregelmässigen Wechsel von rothen, schieferigen Thonen mit grünlich-grauen, oder roth und grün gefleckten Kalk- sandsteinen und dünngeschichteten grauen Kalken, ohne Kupfererze.' Die Verschiedenheit dieser beiden Abtheilungen ist so auffallend, dass sie schon auf‘ Photographien der Westküste deutlich hervortritt. Gemäss dem Streichen und Fallen der Schichten taucht der untere Complex etwa in der Mitte der Westseite aus dem Meere empor und steigt bis zur Nordspitze derart an, dass er am Nathurn und Hengst fast den ganzen Steilabfall bildet und nur noch durch wenige Meter mächtige Schichten des oberen überlagert wird. Die Grenze zwischen beiden wird scharf durch eine etwa ı” dicke Zone heller, grünlich- grauer, glimmerführender Kalksandsteine bezeichnet, welche als die Basis der oberen Abtheilung aufzufassen ist. Die Gründe, welche mich veranlassen, die Gesteine der Haupt- insel auf zwei Formationen zu vertheilen, und die unteren der Zech- steinformation, die oberen dem Buntsandstein zuzurechnen, sind fol- gende. Einmal ist die erwähnte Verschiedenheit in der petrographi- schen Entwickelung, namentlich das Vorhandensein der Kupfererze in der unteren, ihr Fehlen in der oberen und umgekehrt wieder das Fehlen der Kalkbänke unten, ihr häufiges Erscheinen oben, doch so bedeutend, dass sie auf wesentlich andere physikalische Verhältnisse beim Absatz der unteren und der oberen Abtheilung hinweist. Ferner ist die petrographische Identität der unteren Schichten Helgolands mit gewissen Gesteinen Schleswig-Holsteins, deren Alter feststeht, so auffallend, dass an einem ursprünglichen Zusammenhang und gleich- zeitigem Absatz beider nicht gezweifelt werden kann. Es handelt sich um die bekannten Vorkommen von Lieth bei Elmshorn, von 20 ! VoLGEr gibt zwar an, dass in der oberen Abtheilung eine Schicht von Kupfer grün gefärbt sei, jedoch trifft das für alle grünlichen Schichten in mehr oder minder hohem Grade zu. Daues: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1023 Stade und vielleicht auch von Schobüll bei Husum. Von allen drei Orten kennt man hochrothe, oder rothbraune Thonmergel, welche stellenweise Gyps enthalten und bei Lieth in einer Mächtigkeit 1330” durch ein Bohrloch erschlossen wurden. Zwar führen die Felsen Helgolands nicht die Brocken von Steinsalz, welche das Gestein des Bohrlochs von Lieth auszeichnen; doch ist dabei zu erwägen, dass auf Helgoland nur die obersten Schichten des Systems zu Tage treten, die auch bei Lieth salzfrei sind und zudem die Salzführung in Ge- stalt abgerundeter, unregelmässig begrenzter, kleiner Brocken doch nur durch Einschwemmung aus einem benachbarten Steinsalzlager, also als auf ganz localen Verhältnissen beruhend, zu erklären ist. Grün- liche, auf Kupfergehalt deutende Partien fehlen auch den Schichten von Lieth nicht und sind bei Schobüll sehr häufig. Die rothen Thone von Lieth treten in Gesellschaft von Stinksteinen, Rauchkalken und Aschen auf, welche nach Meyx und Beyvrıcn durchaus identisch sind mit den Zechstein-Stinksteinen und -Wacken am Harzrande. Zwar nahm Mryn an, dass die Stinksteine die rothen Thone bei Lieth überlagern, hat dafür aber keine überzeugenden Beweise beigebracht, sondern er sagt' im Gegentheil: » Alle meine Bemühungen, welche ich an Ort und Stelle gemacht habe, um die gegenseitigen Lagerungen festzustellen, sind ohne Resultat geblieben, und nun, da es sich heraus- gestellt hat, dass die ganze Lagerstätte auch schon in früheren Jahr- hunderten ist umgewühlt worden, kann das nicht Wunder nehmen«. Ein Vergleich mit Helgoland, wo dieselben rothen 'Thonmergel von Buntsandstein concordant und ohne Dazwischentreten von Stink- schiefern überlagert werden, beweist, dass auch bei Lieth die letzteren nur unter den ersteren liegen können, und da das Alter der Stink- steine als oberer Zechstein feststeht, ergibt sich, dass die rothen Thone als das Aequivalent der jüngsten Abtheilung desselben, also der Zech- steinletten, anzusehen sind. 2. Triasformation. Von der Triasformation sind auf Helgoland nur die beiden unteren Glieder — Buntsandstein und Muschelkalk — entwickelt; der Keuper fehlt. « a. Buntsandstein. Dem Buntsandstein und zwar dem unteren, glaube ich die die Oberfläche der Insel bildenden Schichtenreihe zurechnen zu sollen, ' Das Kalk- und Thonlager zu Lieth bei Elmshorn (Mittheilungen des Vereins nördlich der Elbe zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. I. 1857. S. 23). 1024 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 7. December. welche, wie erwähnt, aus einem häufigen Wechsel rother, oder roth und grün gefleckter, kalkarmer Thone, grünlich-grauer Kalksand- steine und grauer, dünngeschichteter, etwas dolomitischer Kalksteine besteht. Schon diese petrographische Ausbildung wird jeden mit den Verhältnissen des subhereynischen Hügellandes vertrauten Geologen auf die Altersbestimmung als unterer Buntsandstein führen, nament- lich, wenn man in den Kalkbänken die Vertreter der dortigen Rogen- steine erblickt. Auch wiederholt sich hier die concordante Auflagerung auf Zechsteinletten, wie sie längs des ganzen Nordrandes des Harzes zu verfolgen ist. — Dieses aus der petrographischen Entwickelung abgeleitete Alter wird nun auch palaeontologisch durch den einzigen Fund eines Fossils im Gestein der Hauptinsel unterstützt. Wie oben erwähnt, hatte L. Meyn 1854 darin eine Rippe aufgefunden und schrieb darüber:' »Dem Verfasser dieser Zeilen gelang es zum ersten Mal, in diesem Jahre die Rippe eines Sauriers aus dem rothen Felsen zu lösen, und so mag es nicht unwahrscheinlich sein, dass auch die Fusstritte des Chirotherium dereinst auf den Wellenspuren des Sandsteins gefunden werden.« Später hat er der Wiederholung dieser Mittheilung noch hinzugefügt:” » Weil diese Rippe ein so wich- tiges geologisches Unicum ist, wie sie von den Britten mit seltener Begier erstrebt werden, habe ich geglaubt, sie jedem Zufalle, sowie dem Verluste oder der Zerstörung entziehen zu müssen, und habe sie dem Königlichen Mineraliencabinet zu Berlin geschenkt, wo sie sorgfältig aufbewahrt wird. Hr. Prof. Bryrıcn hat mir mitgetheilt, dass Hermasv von MEvEr das Stück in Händen gehabt und daran noch eine zweite Merkwürdigkeit erkannt, die sie zugleich zu einem osteologischen Unicum stempelt, indem die Rippe in ihrem mittleren Verlauf in der Richtung ihrer Breite ausgedehnt ist, und danach einen ganz eigenthümlichen flügelartigen Ansatz erhalten hat.« Über die Schicht, welche die Rippe beherbergte, ist nichts mitgetheilt; aber erfreulicher Weise lässt das ihr anhaftende Gestein keinen Zweifel bestehen, dass es dem oberen der beiden Systeme angehört. Das Fossil liegt auf einem ı5°" langen, 6°” breiten Stück eines graugrün- lichen, zum Theil rothgefleckten Kalksandsteins mit Glimmerschüppehen auf der Schichtfläche, wie er nur oben vorkommt. Die Eigenschaft, ein palaeontologisches Unicum für den Felsen Helgolands zu sein, hat diese Rippe bis heute bewahrt, der eines osteologischen ist sie ent- kleidet, da man seitdem durch die Untersuchungen E. Fraas’ an den Labyrinthodonten der schwäbischen Trias kennen gelernt hat, dass ! Corra’sche Vierteljahrsschrift 1854. S. 20. Zur Geologie der Insel Helgoland 1864. S. 4. Daues: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1025 Rippen mit solchen flügelartigen Verbreiterungen, wie L. Meyn sie von seinem Funde erwähnt, den Stegocephalen zukommen, welche zur Triaszeit lebten. Ohne hier näher auf eine an anderem Orte zu gebende Beschreibung einzugehen, sei nur erwähnt, dass die Dimen- sionen der Rippe die Zubehörigkeit zu den gigantischen Formen, wie Mastodonsaurus, ausschliessen, während hierin kein Hinderniss für ihre Zutheilung zu den kleineren Gattungen, wie Metopias, liegen würde. Da aber die Form der Rippen von Metopias nach den Darstellungen E. Fraas’ von der Helgolander Rippe bei allgemeiner Ähnlichkeit in den Einzelheiten doch abweicht, so muss die Frage unentschieden bleiben, ob sie einer neuen Gattung oder einer der nur aus Schädeln und Hautschildern bekannten des Buntsandsteins von Bernburg, wie Trematosaurus oder Capitosaurus, angehört hat. Ihrer Grösse nach könnte letztgenannte Gattung sehr wohl in Betracht kommen. So viel steht immerhin fest, dass Rippen dieser Art nur bei Thieren der Triasformation vorkommen, und somit kann auch der oberen Schichten- reihe der Hauptinsel nur ein solches geologisches Alter zugeschrieben werden. — Da ferner bei Reconstruetion der jetzt zwischen der Haupt- insel und der Wite Klif durch Abtragung verschwundenen Schichten es sich zeigt, dass dieselben eine Mächtigkeit von etwa 370" haben würden, von denen die Hauptinsel das Liegende darstellt, dass also genügender Raum für den mittleren und oberen Buntsandstein vor- hander ist, die angegebene Mächtigkeit aber die von anderwärts be- kannte des unteren Buntsandsteins erheblich übertrifft, so liegt es nahe, auch das Vorhandensein von mittlerem und oberem Buntsand- stein anzunehmen, deren Schichtenköpfe jetzt den Boden des Nord- hafens, theilweise bedeckt von «quartären und recenten Ablagerungen, bilden müssen. Gesteinsbrocken, welche bei Dredgezügen gelegentlich an die Oberfläche gebracht wurden, befürworten diese Annahme. b. Musechelkalk. Dass der der Ostküste der Hauptinsel zunächst benachbarte und von ihr durch den Nordhafen getrennte Klippenzug, Wite Klif und OÖlde Höve Brunnen! genannt, aus Muschelkalk besteht, ist schon durch VOoLeEr festgestellt, während Wirger ihn irrig als Oolith der Juraformation ansprach. Ersterer gibt an, dass zwei, durch eine ! Die Bezeichnung der einzelnen Klippen ist sowohl auf den vorhandenen Karten, wie im Munde der Bewohner nicht gleich. So gibt die Wıeser'sche Karte den Olde Höve Brunnen als eine der Wite Klif parallele, östlich davon gelegene Klippe an, während er auf der Seekarte dessen nördliche Fortsetzung bilde. Hier sind die Klippen nach der Seekarte bezeichnet. 1026 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 7. December. schmale Rille getrennte Kalkflötze vorhanden sind, die beide Petre- facten enthalten, das untere Avicula socialis, Myophoria vulgaris, Tur- binites dubius und Buceinites gregarius, das obere zahlreiche Schuppen und Zähne von Ganoiden und Selachiern, sowie Saurierreste. Die beiden Flötze sollen durch einige Bänke eines hellrothen, grünlich gebänderten Thones mit eingelagerten Thonsandsteinen und Quarz- sandstein-Concretionen getrennt sein. Da die Rille, deren Grund von diesem Thon gebildet wird, jetzt vollkommen versandet ist, muss ich auf Vorseer’s Angaben verweisen. Die beiden parallelen Kalkbänke aber sind auch heute noch, so wie er sie beschreibt. zu beobachten und haben auch mir unzweifelhafte Muschelkalk-Versteinerungen ge- liefert. Das liegende Flötz setzt ein dünngeschichteter, hellgrauer Thon zusammen, der mit Säuren nur sehr schwach braust:; das obere wird durch einen rauh anzufühlenden und deshalb von VOoLseER irr- thümlich als sandig bezeichneten, gelblich- oder röthlich-grauen, tho- nigen, etwas. dolomitischen Kalkstein gebildet. In diesem sind Petre- facten sehr häufig; von Mollusken kommen Zweischaler-Steinkerne, die vielleicht auf kleine Lucinen und Myaciten zu beziehen sind, und Monotis Albertii (in einem deutlichen Exemplar) vor, von Wirbelthieren zahlreiche Schuppen von Gyrolepis und Colobodus; auch fand ich ein Fragment eines Nothosaurus-Zahnes.' Ausser diesen beiden anstehenden Bänken kommt aber Muschel- kalk auf der Düne in Gestalt von Geschieben vor. Dieselben bilden dort die mittlere, der Längsaxe der Düne folgende Erhebung und finden sich mit Dünensand und Feuersteinstücken vermischt in solchen Mengen, dass sie mehr den Eindruck aufgearbeiteter Schiehtenköpfe als den transportirter Geschiebe erwecken, und in der That fällt ihre Anhäufung in die südliche Verlängerung der Wite Klif und des Olde Höve Brunnen, so dass an dem nahen Anstehen der Bänke, von welchen sie stammen, nicht gezweifelt werden kann. Aus diesen Geschieben lässt sich nun unschwer die ganze Schichtenfolge des Muschelkalks unter Zugrundelegung der im nordwestlichen Deutsch- land durchgeführten Eintheilung reconstruiren. Zum unteren Muschelkalk gehören graue, thonige, versteine- rungsleere, dem norddeutscheu Wellenkalk idente Kalke. Die schaum- kalkführende Abtheilung des unteren Muschelkalks ist vertreten durch hellgelbe oder gelblich-graue, diehte oder poröse, dolomitische Kalke, welche zahlreiche Abdrücke und Steinkerne von Peleeypoden enthalten, unter welchen Lima lineata, Gervillia costata, Myophoria orbieularis, ! VOoLGER nennt ausserdem noch Acrodus Gaillardoti Ac., Placodus sp. und un- bestimmte Saurierreste. Daues: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1027 Myophoria Tlaevigata und Myoconcha ef. Goldfussi bestimmt werden konnten; ausserdem wurden ein Exemplar von Chemnitzia sp. und undeutliche Fischreste beobachtet. Im petrographischer Beziehung stimmen diese Gesteine vollkommen mit den entsprechenden Schichten von Rüdersdorf überein. Dass auch das jüngste Glied des unteren Muschelkalks, die Zone der Myophoria orbicularis, nicht fehlt, hat Ecx' bereits an einem von J. Rorn gesammelten Geschiebe dieser Zone mit der genannten Myophoria, Gervillia socialis und Turbinites sp. nach- gewiesen. Der mittlere Muschelkalk, die Anhydritgruppe, ist in Gyps- massen entwickelt, welche heute nicht mehr anstehend zu beobachten sind, aber noch bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts als eine weisse der Hauptinsel parallele Klippe an der Wite Klif, die hiernach ihren Namen bekommen hat, aus dem Meere emporragte. Dass das Riff nicht aus Kalk, sondern aus Gyps bestand, hat L. Mryy aus allgemeinen Erwägungen geschlossen, die ihre Bestätigung durch die Aufdeckung praehistorischer Gräber gefunden haben. Man kennt bis jetzt zwei soleher Gräber, von denen das erste in den vierziger Jahren, das zweite von Hrn. Dr. Orsnausen während meines Aufenthaltes auf Helgo- land aufgedeckt wurde. Beide stimmen darin überein, dass die Wände und die Decke aus grossen Gypsplatten bestehen. Der Gyps ist hell- grau und weiss, dicht, mit blätterigen Partien, auch wohl grob- blätterig allein und mit dünnen Lagen eines graugrünlichen Thones durchsetzt.” Er gleicht dem Gyps der Anhydritgruppe, wie er z. B. am nördlichen Harzrande entwickelt ist, in vieler Beziehung, und auch der eingeschlossene Thon deutet auf mittleren Muschelkalk hin. Dass in der That letzterer, und nicht der ebenfalls Gyps führende obere Buntsandstein — Röth —, die Wite Klif gebildet hat, geht auch daraus hervor, dass der heute noch erhaltene Rest desselben aus den han- gendsten Schichten des Muschelkalks besteht, der Gyps demnach die dasselbe unmittelbar unterteufenden Lager gebildet haben muss, während Röth-Gyps erst in einiger Entfernung westlich davon erwartet werden könnte, weil anderenfalls kein Raum für die verschiedenen Abthei- lungen des unteren Muschelkalks vorhanden wäre, die sich zwischen Röth und Anhydritgruppe einschalten. Auf alten Abbildungen Helgo- lands ist die Gypsklippe als ein der Hauptinsel paralleler Hügelrücken dargestellt. Im Mittelalter wurde das Material derselben zu technischen Zwecken gewonnen und auch nach dem Festlande verfrachtet, bis 1711 eine Sturmfluth den Rest zerstörte und dadurch die Katastrophe vor- ! Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. ı8. 1866. S. 387. ? Wahrscheinlich ist das Gestein ein Gemisch von Anhydrit und Gyps. . ) vr . . . 1028 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 7. December. bereitete, welche 1720 durch Zerstörung des die Düne mit der Insel verbindenden Steinwalls erstere für immer von letzterer trennte.! Der obere Muschelkalk ist theils aus Geschieben, theils, wie erwähnt, anstehend nachzuweisen. Unter den Geschieben zeichnen sich hellgraue, wohlgeschichtete Kalke durch zahlreiche Glaukonit- körner, die bis Erbsengrösse erreichen, und ebenfalls zahlreiche Frag- mente von Fischschuppen und -Zähnen aus und erlangen dadurch eine so überraschende Ähnlichkeit mit der mittleren Zone des oberen Muschelkalks von Rüdersdorf, welche H. Ecx als »glaukonitischen Kalkstein« bezeichnet hat, dass man sie unbedingt demselben Niveau zurechnen darf. — Die jüngsten Muschelkalk -Schichten mit Ceratiten sind durch ein im Hamburger Museum aufbewahrtes deutliches Frag- ment eines von Hrn. Dr. GoTtschE als Ceratites semipartitus erkannten, von WIEBEL als Ceratites nodosus var. dorso angusto aufgeführten Ceratiten repraesentirt. Nach mündlicher Mittheilung Hrn. Dr. Gorrscae’s hat WregeL das Kalkstück mit einer Zange vom anstehenden Fels in 6” Tiefe losgebrochen. — Den Schluss der Triasablagerungen Helgolands bilden die oben beschriebenen anstehenden Bänke der Wite Klif und des Olde Höve Brunnen. Die untere Bank fügt sich in ihrer petro- graphischen Ausbildung gut in die Ceratitenzone ein; weniger die nach VoLsErR sie überlagernde Thonschicht und die dolomitische Kalk- bank mit Monotis Albertü und Fischresten. 'Thongesteine mit Zwischen- lagen von Thonsandstein und Concretionen eines röthlich-greisen, fein- körnigen Quarzsandsteins, wie sie VOLGER (a.a. 0. S.37) beschreibt, sind dem norddeutschen Ceratitenkalk fremd und ebenso solche dolo- mitische Kalke, wie sie die oberste Bank am Ölde Höve Brunnen bilden. Vielleicht lässt sich durch spätere Untersuchung eine nähere Beziehung zu den Ablagerungen der Schafweide bei Lüneburg fest- stellen, wo nach den Mittheilungen von Strongeer’s” eine Gonchylien führende Kalkbank im Liegenden und Hangenden von thonigen Schichten eingeschlossen wird. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Lüneburger liegenden Thone und die Kalkbank den Thonen mit Thonsandsteinen und den dolomitischen Kalken Helgolands entsprechen; und da nach VON STROMBECK die ersteren in das Niveau der Lettenkohle zu stellen sind, würde für die letzteren dasselbe Alter in Anspruch zu nehmen sein. ! WiEREL, a. a.0.S. 101; L. Meyn, a. a. 0. 1854. S.47; 1864. S.6; LınDEMAnN, Die Nordsee -Insel Helgoland in topographischer, geschichtlicher, sanitärer Beziehung. Berlin 1889. S.ı1. ?2 Über die Triasschichten mit Myophoria pes anseris ScuuLorn. auf der Schaf- weide zu Lüneburg (Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. ı2. 1860. S. 381). Daues: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1029 3. Die Kreideformation. a. Untere Kreideformation. Nach den übereinstimmenden Angaben WiıEBErL's, VOLGER’s und Mevn’s legt sich an die dolomitische Kalkbank mit Fischresten un- mittelbar ein röthlich-brauner Thon mit Schwefelkiesknollen und zahl- reichen Petrefacten an, und es folgt dann das graue, schieferige Thon- gestein, welches die Einwohner »Töck« nennen, ebenfalls mit zahl- reichen Petrefacten und Schwefelkiesknollen. Diese Ablagerungen nehmen den Boden des Skit Gatt ein, des etwa 500” breiten Grabens, welcher den ersten vom zweiten Klippenzug trennt. Heutzutage ist durch Ver- sandung die unmittelbare Beobachtung der Schichtenfolge verhindert, eine Gliederung kann also nur auf der Prüfung der Petrefacten be- ruhen. Schon F. A. Römer hatte erkannt, dass die im Skit Gatt vor- kommenden Mollusken der unteren Kreideformation angehören und diese eng mit gewissen thonigen Schichten an der Küste von York- shire zusammenhänge, welche nach der petrefactenreichsten Localität als Speeton clay bezeichnet werden. Später hat dann Lasarn' das Vorhandensein älterer Schichten aus dem Vorkommen von Exogyra Couloni und Pecten cerassitesta geschlossen. Eine weitere Gliederung ist bisher nicht versucht worden. In neuerer Zeit ist das Profil von Speeton von Lamerucn und Pıwrow genau studirt und in mehrere Zonen eingetheilt worden, so dass nunmehr ein eingehender Vergleich mit den Helgolander Schichten ermöglicht ist. Nach ihren Untersuchungen folgt über einer durch Mischung oberjurassischer und untercretaceischer Formen ausgezeich- neten Schicht das eigentliche Neocom, in welchem zwei Zonen, zu unterst die des Belemnites jaculum, zu oberst die des Belemnites bruns- vicensis, unterschieden werden. Über diesen liegen Gault mit Belem- niles minimus und die obere Kreide. Die Zone des Belemnites jacuhım ist in ıı Horizonte getheilt, welche dem Valenginien, dem Hauterivien und dem Urgonien entsprechen sollen; die obere Zone mit Belemnites brumsvicensis zeigt bankweise auch wohl verschiedenes petrographisches Verhalten, ist aber nicht weiter gegliedert. Die aus beiden Zonen mitgetheilten Petrefactenlisten lassen erkennen, wie die die genannten Belemniten begleitenden Cephalopoden sich derart vertheilen, dass Ammoniten aus den Gattungen Hoplites, Olcostephanus und Holcodiscus mit wenigen Ürioceren in der unteren Zone vorwiegen, während in ' Argiles de Speeton et leurs equivalents (Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. 1891). 1030 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. der oberen grosse Crioceren und Ancyloceren das Übergewicht be- kommen, Ammoniten dagegen — unter ihnen Hoplites Deshayesü als $) (DJut. besonders charakteristisch — sehr selten sind. Es frägt sich nun, ob und wie sich diese Eintheilung auf die Helgolander gleichzeitigen Ablagerungen übertragen lässt. Wenn man die in ihnen enthaltene Fauna, deren aus der Litteratur keineswegs ersichtlicher Reiehthum in einer monographischen Be- arbeitung demnächst erschlossen werden wird, zunächst auf die Art der Erhaltung hin untersucht, so lassen sich leieht drei Gruppen unter- scheiden. — Die erste Gruppe ist in reinem Schwefelkies versteinert, der bisweilen die ganzen Schalen ceoncretionär umgibt, oder einzelnen Theilen anhaftet. Meist sind die Schalen jedoch frei aus dem Gestein ausgewaschen. So erhalten zeigen sich meist die kleineren Ammoniten, wie Oleostephanus Phillipsi, venustus, und ebenso einige kleinere (rio- ceras-Arten, wie subnodosum, fissicostatum, secnodosum u. a. m. — Die zweite Gruppe tritt in Gestalt von Steinkernen auf, die aus einem schwarzen, kohlensauren Kalk bestehen, der durch Kieselsäure, Phosphor- säure, Eisen, Thonerde, Magnesia, sehr wenig Alkalien und ziemlich viel organischer Substanz verunreinigt ist.' Bisweilen sind die so er- haltenen Petrefaeten der Obertläche rundlicher Coneretionen angeheftet, meist aber sind auch sie frei von Gestein an den Strand geworfen. Diese Art der Erhaltung ist allen Badegästen Helgolands wohl be- kannt: die Ausfüllungen der grossen Uriocerenkammern werden von den Einwohnern gesammelt und ihnen als »Katzenpfoten« angeboten; mehrere noch zusammenhängende Katzenpfoten heissen »Hummer- schwänze«. Zu dieser Gruppe gehören auch die Bruchstücke von Kalkeoneretionen, an denen Abdrücke der Ammoniten und Crioceren erhalten sind, die sie chedem umschlossen. Ausser den grossen Crio- ceren, wie Crioceras gigas und semicinctum, sind so die meisten stark seulpturirten Olcostephanus-Arten überliefert, die noch der Beschreibung harren: man kann dann die ursprüngliche Gestalt durch Ausgüsse von Gyps oder Kautschuk in ausgezeichneter Schärfe wieder herstellen. — Die dritte Gruppe endlich weicht in der Erhaltung sehr wesentlich von den beiden ersten ab. Zwischen blätterigen Schichten eines grauen Schieferthons liegen die Schalen der Ammoniten papierdünn zusammen- gedrückt und bekommen so eine täuschende Ähnlichkeit mit denen aus dem Posidonienschiefer des oberen Lias Schwabens. Fossilien dieser Erhaltungsart sind bedeutend seltener. Ich kenne davon nur ! Die obige Zusammensetzung hat eine qualitative Analyse ergeben, welche auf meine Bitte im Laboratorium des mineralogisch-petrographischen Instituts hiesiger Universität von Hrn. Dr. Trause ausgeführt wurde. Danes: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 10531 einige wenige Ammoniten, zwei Exemplare einer wohl neuen Geoteuthis- Art und Knochenfischreste. Es liegt nahe, diese Unterschiede der Erhaltung zur Unterscheidung der Faunen verschiedener Niveaus zu verwerthen. In der That scheint es, dass die Schwefelkiespetrefacten den tiefsten Lagen angehören, dass die schwarzen Coneretionen, welche Oleostephanen und Hopliten enthalten, mit der ersten Fauna zusammen der Zone des Belemnites iaculım entsprechen, und die grossen Crioceren, wie in England, Be- gleiter des Belemnites brunsvicensis sind. Dass die Schwefelkieserhal- tung nicht auf eine einzige Zone beschränkt ist, beweisen mehrere Stücke aus den schwarzen, bituminösen Kalkknollen, deren Kammern im Innern Schwefelkies zeigen. Auch liegen Exemplare von Kxogyra Couloni und Thracia Phillipsii in beiderlei Erhaltungsform vor. Eine scharfe Scheidung der Faunen nach ihrem Erhaltungszustand ist dem- nach nieht durchführbar und nur auf Grund palaeontologischen Ver- gleichs mit denen Englands und Norddeutschlands zu ermöglichen. So viel lässt sich aber heute schon mit aller Bestimmtheit feststellen, dass in den unteren Töckschiehten Helgolands die Faunen beider in Yorkshire unterschiedener Zonen vorhanden sind. Hier wie dort sind die Belemniten die leitenden Fossilien. In der unteren Zone kommt neben Belemnites jaculum auch Belemnites pistilliformis vor; in der oberen liegt Belemnites brunsvicensis, das wichtigste Leitfossil des Speeton elay und schon vor 22 Jahren durch vox Stronmgeck von Helgoland eitirt, in grosser Individuenanzahl und allen Altersstufen, und neben ihm Belemnites absolutiformis Sınzow und Belemnites speetonensis PAWLOW, ZWei aus der unteren Kreide von Simbirsk beschriebene, auch bei Speeton aufgefundene, aber aus norddeutscher Kreide bisher unbekannte Formen. Die grauen Schieferthone mit papierdünn gedrückten Ammoniten, Geotheutis und Teleostiern gehören diesem Inhalt nach einer jüngeren Zone der unteren Kreide, wahrscheinlich dem oberen Gault, an. Die Erhaltung der Ammoniten erlaubt zwar keine sichere Bestimmung, aber ich glaube doch ohne Bedenken. einen 18°" Durchmesser be- sitzenden, scharfkantigen, mit flachen, an der Externseite schwach vorwärts gebogenen, breiten Rippen versehenen Ammoniten der Gat- tung Schlönbachia und zwar der Formenreihe der Schlönbachia inflata zuweisen zu sollen, welche ihre Hauptverbreitung im obersten Gault besitzt. Ein zweites kleines Fragment deutet auf Schlönbachia varicosa, ebenfalls für den oberen Gault charakteristisch, hin. Neben diesen verschiedenen, im Töck enthaltenen Fossilien treten noch zwei völlig davon abweichende Gesteine der unteren Kreide auf. Das eine derselben besteht aus einem orangerothen oder gelben, thon- reichen Kalk, welcher u. A. wohl erhaltene Exemplare von Delemnites Sitzungsberichte 1893. 91 ‘ ac . . . 1032 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. Fusiformis' und Terebratula sella führt und somit sein Alter als Aptien beweist. Nach WiıEBEL und einer Mittheilung Hrn. Dr. GoTTscHE's steht dieses Gestein im Skit Gatt nahe dem Selle Brü an; wenigstens bringt das Loth stets diese rothe Kreide herauf. Hiernach ist an- zunehmen, dass die Schichten mit Delemnites fusiformis den oberen Abschluss des Neocom bez. des Aptien bilden und über denen mit Belemnites brunsvicensis liegen. Die Entscheidung hierüber bleibt der unmittelbaren, augenblicklich durch Versandung des Skit Gatt ver- hinderten Beobachtung vorbehalten; jedenfalls wird Belemnites fusi- formis auch neuerdings wieder von Rexevier als charakteristisches Aptienfossil beschrieben.” Das letzte, noch der unteren Kreideformation angehörige Gestein ist ein hellgelber, mit rostbraunen Adern durchzogener Kalk, der nicht selten in kopfgrossen Geschieben vorkommt und neben un- bestimmbaren Inoceramen-Schalstücken zahlreiche Individuen der be- kannten keulenförmigen und pfriemenförmigen Varietäten des Dbelem- nites minimus enthält. Es scheint, dass dieses Gestein ebenfalls am Selle Brü ansteht und von älteren Autoren der petrographischen Ähnlichkeit wegen mehrfach mit dem Gestein des Belemnites fusiformis verwechselt worden ist, indem sie als »gelbe Kreide« beide bezeich- neten. Durch Belemnites minimus ist das Alter der betreffenden Schichten als oberer Gault sichergestellt. : Unter Berücksichtigung der im subhereynischen Hügelland fest- gestellten Schichtenfolge der unteren Kreide geben die beschriebenen Ablagerungen nach ihrem palaeontologischen Inhalt folgendes Profil: ı. Schichten mit Belemnites pistilliformis, Exogyra Couloni, Pecten crassitesta, Thracia Phillipst. [89 Schichten mit Belemniütes brunsvicensis und grossen Ürioceras- Arten. Schichten mit Belemnites fusiformis und Terebratula_ sella. o©S 4. Schichten mit BDelemnites minimus. 5. Schichten mit Schlönbachia cf. inflata und Teleostieren. Die Schicht ı gehört dem Neocom an; durch 2 und 3 wird das Aptien, durch 4 und 5 der obere Gault repraesentirt; die Aequivalente des mittleren Gault (die Schichten mit Acanthoceras Martini und Hoplites tardefurcatus) scheinen völlig zu fehlen. ! Von Wiıerer (a. a.0.S.ı04) als Belemnites Listeri aufgeführt; von ZiNMERMANN (a. a. O. S.ı57) mit Belemnites granulatus verglichen. ® Note rectificative sur les Belemnites aptiennes (Bulletin de la Societe vaudoise des sciences naturelles. XXIX. 1893. p.91.). Danes: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1033 b. Obere Kreideformation. Die östlich vom Skit Gatt sich hinziehenden, bei Ebbe trocken ge- legten Klippenzüge bestehen aus Sehiehten der oberen Kreideforma- tion. Das westlichste der drei Riffe heisst im südlichen Theil Krid Brunnen, im nördlichen Selle Brü; darauf folgt, durch eine schmale Furche getrennt, das »Kälbertanz'« bezeichnete Riff, und zu äusserst liegt, wiederum nur durch einen schmalen Meeresstreifen vom Rälber- tanz geschieden, der Peck Brü. Alle Autoren, von WIEBEL bis SJösREN, geben übereinstimmend an, dass diese Riffe aus weisser Schreibkreide (= chalk with flints) bestünden, und vindieiren ihnen somit das Alter der Schreibkreide Rügens oder der Zone der Belemnitella mueronata. Sie würden diesen Irrthum nieht begangen haben, wenn sie nicht nur die Gesteins- beschaffenheit, die allerdings, namentlich auch durch den Feuerstein- gehalt. der Schreibkreide sehr ähnlich ist, sondern auch die darin vorhandenen Petrefacten beachtet hätten, denn diese lehren, dass die gesammte Schichtenfolge der genannten drei Riffe ein höheres geolo- gisches Alter besitzt. Verbindet man auch hier die Untersuchung der Gerölle mit der der anstehenden Schichten, so ergibt sich, dass die obere Kreide- formation Helgolands denselben drei Abtheilungen entspricht, welche in der festländischen allgemein als Cenoman, Turon und Senon unter- schieden werden. Dem Cenoman rechne ich mit Vorbehalt nuss- bis apfelgrosse, sehr seltene Gerölle eines eigenthümlichen Gesteins, das Hr. OELLrıcH A. Pıyens am Strande des Unterlandes gesammelt und mir zur Untersuchung freundlichst überlassen hat. Dasselbe besteht aus einem äusserst zähen, splitterigen, grauen oder gelblich-grauen Kalk, in welehem zahlreiche, abgerollte, erbsen- bis bohnengrosse Braun- eisensteinbrocken neben kleinen Brauneisensteinkügelchen liegen. Je nachdem die ersteren oder die letzteren vorwalten, macht das Gestein den Eindruck eines Bohnerzes oder eines Eisenooliths. Sehr sparsam treten abgerundete, weisse oder glashelle Quarzkörner, etwas häufiger Kohlenstückcehen auf. Im Allgemeinen ist das Gestein reich an Ver- steinerungen, jedoch hierin im Einzelnen recht wechselnd; während mehrere Geschiebe von Molluskenresten ganz erfüllt sind, zeigen andere nur Spuren davon, oder ermangeln ihrer ganz. Häufig sind die Schalen ausgelaugt, die Fossilien also als Abdrücke und Stein- kerne erhalten und dann wohl mit Kalkspathkryställchen bedeckt. In anderen Geschieben sind die Schalen selbst ausserordentlich scharf ! So benannt, weil auf diesem Riff die jungen Seehunde gern ihr Wesen treiben. JE ‘ N . . . 1034 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 7. December. erhalten, so dass die feinsten Sculpturen beobachtbar werden. Ein Gestein, wie das beschriebene, ist mir bisher noch aus keiner Flötz- formation bekannt geworden, gibt also durch seinen petrographischen Charakter keinen Anhaltspunkt für die Altersbestimmung. Wenn ich demselben cenomanes Alter beizulegen geneigt bin, so stütze ich mich dabei auf seine beiden häufigsten Petrefacten, eine Terebratula und einen Peecten. Die erstere ist klein (das grösste vorliegende Exemplar ist etwa 20”” lang und ı5"” breit), hat einen steil ge- stellten, spitzen Schnabel mit grossem Haftmuskelloch, kaum an- gedeutete Biplicatur des Unterrandes und glatte grobpunktirte Schalen. Alle diese Merkmale weisen auf Terebratula depressa Lam. des Üeno- man hin. Neben ihr liegen in dem fraglichen Gestein zahlreiche Schalen eines flachen, concentrisch gerippten Peeten in kleinen Indi- viduen, der Pecten orbicularis Sow. sehr nahe steht, vielleicht mit mm ihm zu vereinigen ist. Ausserdem liessen sich kleine glatte Pecten aus der Verwandtschaft des Peeten Nelssonit und noch unbestimmte Arten der Gattungen Avicula, Astarte und Protocardia nachweisen. Die noch nicht abgeschlossene, mühsame Untersuchung der durchweg aus kleinen Formen bestehenden Fauna wird einen bedeutend grösseren Reichthum darthun. Aus Gesteinen vom Alter des Turon bestehen die Klippenzüge des Krid Brunnen und Selle Brü, sowie der Kälbertanz; ausserdem gehören hierher einige seltene Geschiebe und isolirte, in Feuerstein erhaltene Petrefacten, wie sie an den Strand des Unterlandes und der Düne angespült werden. Die älteste Zone des Turon kenne ich nur aus zwei im Hamburger Naturhistorischen Museum aufbewahrten und mir zugesendeten Geröllen eines hellröthlichen, thonigen Kalkes, von denen das eine vier sicher bestimmbare Fragmente von Inoceramus mytiloides (= labiatus) enthält, wodurch die Anwesenheit der nach dieser Art genannten Zone fest- gestellt ist. Dem Alter nach folgt nun der Krid Brunnen und der Selle Brü. Das Gestein ist der weissen Schreibkreide sehr ähnlich, aber etwas fester und rauher anzufühlen. Bei der Zerkleinerung mehrerer grosser Blöcke, welche die Fischer der Biologischen Station unter Leitung des Fischmeisters Hrn. Lorensen von Stellen der Klippen, welche ich bezeichnete, losgebrochen hatten, gelang es mir etwa ı5 Exemplare von Jnoceramus Brongniarti zu sammeln und damit das Alter der Klippe als die nach ihm benannte Zone nachzuweisen. Neben letzterer Art kommen deutliche Exemplare von Z#thynchonella Cwviert und Terebratula semiglobosa vor, die überall Inoceramus Brongniarti begleiten. Danszs: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1055 Am Kälbertanz stehen Schichten an, welche von denen am Krid- Brunnen petrographisch etwas verschieden sind; das Gestein ist gelb- licher, körniger und mit zahlreichen Schalstücken durchspickt. Petre- facten sind darin ungleich seltener. Unbestimmbare Fragmente glatter und gefalteter Austern sind verhältnissmässig am häufigsten; daneben kommen kleine Individuen von Trrebratula semiglobosa, eine feingerippte Lima und Holaster planus (zwar unvollständig erhalten, aber doch sicher bestimmbar) vor. Letzterer ist ein Leitfossil der auf die des Inoce- ramus Brongniarti folgenden Zone des Scaphites Geinitzi und somit auch diese auf Helgoland nachgewiesen. Der Klippenzug des Peck Brü gehört nach meinen Beobachtungen schon dem Senon an. Das Gestein gleicht demjenigen des Krid Brunnen durchaus, enthält aber eine andere Fauna. Dieselbe besteht namentlich aus kleinen Individuen einer Gryphaea aus der Verwandt- schaft der Gryphaea vesicularis, anderen kleinen Arten glatter Austern und Schalfragmenten verschiedener Inoceramen, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Inoceramus Cuwvieri und Inoceramus lobatus' zu beziehen sind. Beide Arten kommen in den unteren Senonablagerungen häufig vor, und als ihre Aequivalente sind demnach die Peek Brü- Klippen anzusprechen. Jüngere Glieder der Kreideformation sind auf Helgoland anstehend nicht bekannt, wohl aber durch Petrefactenauswürflinge angezeigt. Dass über den Schichten des Peck Brü noch ein mächtiges System von Kreidegesteinen liegt, beweisen die auf der Seekarte in einer Entfernung von etwa 1600" östlich vom Peck Brü angegebenen Kreide- punkte, zu denen der Meeresboden schnell von da aus abfällt. In ihnen ist die ursprüngliche Lagerstätte der losen Petrefaeten zu suchen, welche die oberen Niveaus des Untersenon (Zone der Belemnitella qua- drata) und des Obersenon (Zone der Belemnitella mucronata) bezeichnen. Zu ersteren gehören mehrere Scheiden von Belemnitella subventricosa und guadrata, Steinkerne, die auf Micraster Haasi oder eine der anderen angeblichen Arten aus der Quadratenkreide von Lägerdorf in Holstein, mit welchen Storzey” jüngst die Synonymie bereichert hat, hinweisen, ferner Steinkerne von Kpiaster gibbus, Offaster pilula und Galerites albogalerus. Aus der Zone der Belemnitella mucronata stammen seltene Scheiden der genannten Art selbst, dieke Schalen der Gryphaea vesicularis, sowie Steinkerne von Ananchytes ovata, Echinoconus vulgaris und Cidaris sp. ! Im Hamburger Naturhistorischen Museum wird ein grosses, in Feuerstein erhaltenes Fragment eines Inoceramus cfr. digitatus (nach der Bestimmung Hrn. Dr. GorrscHe’s) aufbewahrt, einer auf das Niveau des Emscher Mergels beschränkten Art, durch welche auch das Vorhandensein dieser untersten Senonstufe angedeutet ist. ? Die Kreide Schleswig-Holsteins (Mittheilungen aus dem Mineralogischen Institut der Universität Kiel. Bd. ı. 1892. S. ıg1ff.). 1036 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 7. December. Mit dem OÖbersenon schliesst die Reihe der Helgolander Flötz- formationen. Tertiär ist nieht vorhanden und auch nicht zu erwarten; denn wenn es die älteren Formationen discordant überlagert hätte, würde es der Erosion zum Opfer gefallen sein; wenn es dem Senon concordant aufliegt, kann es erst in weiterer Entfernung von der Insel den Meeresboden bilden. Zwar hat L. Mryy dem Sande der Düne tertiäres Alter zugeschrieben und mit einem Ähnlichen Sande von Sylt parallelisirt. Dem kann ich mich nicht anschliessen; der Sand der Düne ist gemeiner Diluvialsand mit Feldspath und Glimmer, und nach mündlicher Mittheilung Hrn. Dr. Gorrscne’s verhält es sich mit dem fraglichen Sande auf Sylt ebenso. Die ebenfalls hin und wieder als Zeugen der Tertiärformation in Anspruch genommenen Braunkohlen- und Bernsteinstückchen tragen durch die Abrollung die Zeichen des Transportes so deutlich an sich, dass auch sie nicht als Beweismaterial gelten können. Die jüngsten Ablagerungen — Sande und Gerölle der Düne, ein- zelne grosse erratische Blöcke auf dem Oberlande, Süsswasserschichten mit Conchylien und Pflanzen im Nordhafen — gehören der Quartärzeit an. Über sie habe ich dem Bekannten nichts Neues hinzuzufügen. Aus Obigem ergibt sich folgende Übersicht der Flötzformationen Helgolands: 1. Palaeozoische Formation. Zecehsteinletten; unteres Schichtensystem der Hauptinsel. 2. Triasformation. a. Buntsandstein. Unterer Buntsandstein; oberes Schichtensystem der Hauptinsel. "Mittlerer Buntsandstein \ B Boden des Nordhafens. +Oberer Buntsandstein \ b. Muschelkalk. *Unterer Muschelkalk (Wellenkalk, Schaumkalk, Zone der Myophoria orbicularis). Mittlerer Muschelkalk; Gyps der Wite Klif. Oberer Muschelkalk; *Glaukonit führende Kalke; untere Bank der Wite Klif. Lettenkohlengruppe(); rothe Thone und obere Kalkbank der Wite Klif. ! -+ bedentet, dass das Vorhandensein der betreffenden Schichten aus der Lagerung geschlossen ist, * dass sie nur als Gerölle, nicht anstehend, beobachtet sind. Daues: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1037 8. Kreideformation. a. Untere Kreideformation, Zone des Belemnites pistilliformis; Töck des Skit Gatt. Zone des Belemnites brunsvicensis; Töck des Skit Gatt. Zone des Belemnites fusiformis; rothe Kreide des Skit Gatt. Zone des Belemnites minimus; gelbe Kreide des Skit Gatt. * Zone der Schlönbachia inflata,; schieferiger Töck des Skit Gatt. b. Obere Kreideformation. *“Cenoman. Geschiebe mit Brauneisenstein und Terebratula de- pressa. *Turon. Röthlicher Kalk mit Inoceramus mytiloides. Zone des Inoceramus Brongniarti; Kreide mit Feuerstein am Krid Brunnen und Selle Brunnen. Zone des Scaphites Geinützi; gelbliche Kreide mit Holaster planus am Kälbertanz. Senon. Zone des Inoceramus lobatus; Kreide mit Feuerstein am Peck Brunnen. “Zone der Belemnitella quadrata. * Zone der Belemnitella mucronata. Die isolirte Lage Helgolands und einige nicht zu verkennende Ähnliehkeiten einzelner seiner Formationsglieder mit englischen Ab- lagerungen haben hin und wieder zu der Ansicht geführt, dass die Insel geologisch zu England gehöre und ursprünglich mit ihm verbunden gewesen sei, während von anderer Seite die nahen Beziehungen zu festländischen Ablagerungen erkannt und hervorgehoben wurden. Die hier gegebene Übersicht der dortigen Flötzformationen lässt erkennen, dass der Reichthum derselben bedeutend grösser ist, als man bisher wusste; und so ist eine neue Grundlage zur Prüfung der erwähnten Frage gewonnen. Die ältesten Ablagerungen Helgolands bilden, wie oben gezeigt wurde, die unmittelbare Fortsetzung petrographisch gleichartiger Ge- steine, wie sie in den Gegenden der unteren Elbe in einiger Verbrei- tung auftreten, sonst aber unbekannt sind. — Die Triasformation schliesst sich in ihrer Entwickelung ebenfalls durchaus an die norddeutsche an. Der Buntsandstein mit seinen Kalkbänken im unteren Theil und seinem Wechsel von Sandsteinen und Thonen entspricht in jeder Beziehung dem des subhereynischen Hügellandes, und bis auf dieses muss man DYe En . . . 1 1038 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 7. December. zurückgehen, da Buntsandstein, mit Ausnahme von Rüdersdorf, wo aber der untere Buntsandstein nur aus Bohrungen gekannt ist, im ganzen Gebiete der norddeutschen Ebene fehlt. Was auf Helgoland an Muschelkalk bekannt geworden ist. lässt sich Schicht bei Schicht mit dem Profil von Rüdersdorf, also der nächsten —- übrigens auch einzigen — Localität, wo Muschelkalk in Norddeutschland ansteht, in Parallele bringen, bis auf‘ den Unterschied, dass die Anhydritgruppe auf Helgoland als Gyps und Anhydrit erscheint, während an Stelle derselben bei Rüdersdorf dolomitische Mergel zum Absatz kamen. Viel- leicht ist ein zeitliches Aequivalent der Wite Klif-Gypse in den Gyps- massen des Kalk- und Schildbergs bei Lüneburg zu finden, deren Alter noch nicht feststeht. Diese Identität der Helgolander und der festländischen Ablagerun- gen lässt sich — wenn die rothen Thone und die dolomitische Kalk- bank am ÖOlde Höve Brunnen als Parallelbildungen zu den unteren Thonen und Kalken der Schafweide von Lüneburg betrachtet werden — bis zur Lettenkohlengruppe verfolgen. Sie setzt sich dann durch das negative Merkmal des Fehlens des Keupers und der Juraformation bis zum Abschluss der letzteren fort. Mit England kann bis zu dieser Zeit kaum ein Zusammenhang bestanden haben; allein das Vorhanden- sein der Zechsteinletten und des Muschelkalks, zweier England fremder Formationen, ist für die Trennung beweisend, während umgekehrt die in England reich gegliederte Juraformation Helgoland, wie dem ganzen westlichen Theil der norddeutschen Ebene, fehlt. Mit dem Beginn der Kreideformation ist jedoch ein Zusammen- hang mit England nachweisbar. Die Schichten des Neocom sind faunistisch und zum Theil auch petrographisch hier und dort gleich entwickelt; aber auch aus Braunschweig und Hannover sind seit langer Zeit die gleichen Kreideschichten in gleicher Ausbildung bekannt, so dass Helgoland zu dieser Zeit sich verbindend zwischen England und Norddeutschland einschaltete. Ein eigenartiges Gepräge bekommen die oberen Ablagerungen der unteren Kreide durch die kalkige Be- schaffenheit der anderwärts meist als plastischer Thon auftretenden Zone des Belemnites minimus, und ganz isolirt bleiben die CGenoman- ablagerungen, falls die oben beschriebenen Geschiebe mit Terebratula efr. depressa in der That dieses Alter besitzen. Das sind locale Ab- weichungen, wie sie bei dem Schwanken der Gesteine der Kreide- formation auch in anderen Gebieten, z. B. dem Vorlande des Harzes, nicht befremden können. | Um so grösser ist wieder die Übereinstimmung in der oberen Kreide mit den nächstgelegenen Localitäten des Festlandes, vor Allem mit dem Zeltberg bei Lüneburg. Die Beschreibung, welche von STRON- Danes: Über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1039 BECK' von den dortigen Ablagerungen gegeben hat, kann unverändert auch auf die unterturonen Zonen des Inoceramus mytiloides und Brongniarti Helgolands übertragen werden, namentlich ist auch das Auftreten des Feuersteins in letzterer beiden Vorkommen gemeinsam.” Dadurch, dass am Zeltberg die Zone des Scaphites Geinitzi fehlt, aber auf Helgoland am Kälbertanz ansteht, ist der Beweis erbracht, dass zeitweise die Verbindung unterbrochen war. Im Senon war sie jedenfalls vor- handen; was davon ansteht oder aus Geröllen bekannt ist, ist von den Lüneburger Lagern nicht zu unterscheiden. Hiernach stellt sich Helgoland als ein vorgeschobener. Posten deutschen Bodens dar. Durch seine Einverleibung in Deutschland ist auch politisch ein Zusammenhang wieder hergestellt, der geologisch seit dem Schluss der palaeozoischen Formation fast ununterbrochen bestanden hat. ! Über die Kreide am Zeltberg bei Lüneburg (Zeitschrift der Deutschen geo- logischen Gesellschaft. Bd.ı5. 1863. S. 97 ff.). ®2 Es scheint, dass Feuerstein für die gesammten Turonablagerungen der bal- tischen Kreideformation charakteristisch ist, da er auch in Pommern (bei Lebbin und Kalkofen auf der Insel Wollin) Lagen darin bildet. 1041 Über die elliptische Polarisation im reflectirten Lichte. Von Dr. K. E. F. Schmipr, Privatdocent der Physik zu Halle a. S. (Vorgelegt von Hrn. von HELMHoLTZ.) Wr folgende Bericht enthält die bisherigen Resultate von Unter- suchungen über die elliptische Polarisation des reflectirten Lichtes, welche ich mit Hülfe der mir von der Akademie bewilligten Mittel durchführen konnte. Ausser dieser auch Hrn. Prof. Dr. Dors, der mir die Mittel des Physikalischen Instituts der Königlichen Universität Halle bereitwilligst zur Verfügung stellte, meinen Dank öffentlich aus- zusprechen ist mir eine angenehme Pflicht. Die zuerst von Aıryr' am Diamant, später von Jaum” an den meisten durchsichtigen Substanzen entdeckte elliptische Polarisation im refleetirten Lichte ist zuerst von Voısr’, später von Drupe’ auf die Wirkung der Polirschichten zurückgeführt. Diese Ansicht schien in kräftigster Weise durch Versuche an Spaltflächen des Steinsalzes und Kalkspathes, an denen DrupE sehr kleine Werthe der umsehen Pola- risation fand, sowie durch Untersuchungen Rayreıcn's’ und RöNTtsEn’s,° die an reinen Wasseroberflächen eine fast verschwindende Elliptieität beobachteten, unterstützt zu werden. Nun hat aber WERNICKE' gezeigt, dass man bei Glas mit einem ge- eigneten Gelatineverfahren einen Zustand der Spiegel herbeiführen kann, welcher wegen der Constanz der an so gereinigten Spiegeln erhaltenen Zahlenwerthe die Annahme sehr wahrscheinlich macht, dass eine völlige Entfernung des Polirmittels stattgefunden hat, dass also die noch zu Aw Phul: Ması (3..Ser)l Vol.118.2527833. 2 Jamın, Annal. de chim. et de phys. (IN :$Ser.). %,29,.9.263. > Vioorer,Wırv. Ann. 23,8. 12T. * DruDE, Wien. Ann. 36 S.532, 38 S.265. 5 Ravreıca, Phil. Mag. (5) 33 S.ı. 6 Röntgen, WıED. Ann. 46 S. 152. ? WERNICKE, Wien. Ann. 30 S.462. WERNIcKE erzielte die Reinigung seines Spiegels dadurch, dass er die Fläche mit einer flüssig gemachten, ziemlich concentrirten Gelatinelösung begoss und nach einigen Tagen die erstarrte Haut abzog. Eine Wieder- holung des Abzuges änderte die nach dem ersten Abzug gefundenen Zahlen nicht mehr. 1042 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. beobachtende elliptische Polarisation nicht auf die Politurschicht zurück- geführt werden kann. Berücksichtigt man ferner, dass sorgfältige Messungen auch bei frischen Spaltflächen am Kalkspath eine sehr merkliche elliptische Polarisation ergeben‘! und hier ein über fast 12° ausgedehntes Ellipti- eitätsgebiet auftritt, so sind doch wohl erhebliche Bedenken dagegen, die Ursache der elliptischen Polarisation solchen secundären Einflüssen zuschreiben zu wollen, sehr berechtigt, und der Versuch, die Sache durch umfangreiche Untersuchungen aufzuklären, scheint in vollem Maasse gerechtfertigt. Gerade diesen Beobachtungen am Kalkspath glaube ich besondere Wichtigkeit zuschreiben zu müssen, zumal sie auch noch auf Resultate führen, welche einen Zusammenhang der Erscheinung der elliptischen Polarisation mit den krystallographischen Constanten des Spathes er- geben; indem nämlich meine Beobachtungen” zeigen, dass bei der extraordinären Welle die Phasenveränderung in einer Verzögerung besteht, wenn die Spiegelfläche parallel zur Spaltfläche liegt, dagegen in einer Beschleunigung, wenn die Spiegelebene die optische Axe in sich enthält; die ordinäre Welle zeigt in beiden Fällen Verzögerung. Die Wichtigkeit, welche die Beobachtungen am Kalkspath haben, rechtfertigen wohl, noch zu bemerken, dass DrupE gegen meine Re- sultate Einsprache erhoben und durch neue Beobachtungen zu zeigen versucht hat, dass wesentlich kleinere Zahlen am Kalkspath auftreten. Nun hat er aber an drei frisch gespaltenen Flächen selbst Werthe bis zu 0.023X für die Phasendifferenz gefunden und ein Ellipticitäts- gebiet von 4-5°, also Grössen, die man keineswegs, wie er Ann. 36 S. 559 ausspricht, als durch die Theorie erklärt hinstellen kann. Die Zahlen aber, die er zum Vergleich mit den meinigen benutzt, weichen von den unter fehlerfreierer Anordnung von ihm selbst an der gleichen Fläche gefundenen bis zu 0.018? ab und dieses lässt sich, wie ich durch sorgfältige Wiederholung seiner Versuchsanordnung zeigen konnte, durch Fehler in dem Versuche erklären. Ich habe übrigens meine Königsberger Zahlen durch neue Beob- achtungen an frischen Spaltflächen mit einem neuen Compensator in Halle und neuerdings durch meine mit der unten beschriebenen Me- thode erhaltenen Resultate völlig bestätigen können und muss sie DRUDE’S Einwänden gegenüber in vollem Umfange aufrecht erhalten. Da das Wersiıcke’sche Gelatineverfahren von DrupE mit ungün- stigem Erfolge bei Spaltflächen von Antimon und Bleiglanz angewendet wurde, ferner eine eingehendere Untersuchung der Wirkung der Politur- ! Scanmipr, WıEn. Ann. 37 S.353. 2 Wie». Ann. 37.8. 364. K.E. F. Scunipr: Die elliptische Polarisation im reflectirten Lichte. 1043 schichten bisher fehlt, so glaubte ich zunächst mein Augenmerk auf diese Fragen richten zu müssen. Bevor ich hierauf eingehe, beschreibe ich zunächst die Methode, mit Hülfe deren ich die später mitzutheilenden Resultate gewonnen habe. Um die Erscheinung für verschiedene Farben studiren zu können, habe ich bei meinen Untersuchungen nicht wie früher den BABınET- schen Compensator, sondern folgende Anordnung verwendet. @ h a Photographische Platte. b Linse. e Prismensatz & vision directe. DS d Analysator. e Quarzplatte. “KL Polarisator. N g Collimator. A Spalt. i Spiegel. g 2 = ” SEN z \ — = . 7 ie Pag 27 ER II, Ü Auf den Spalt des Collimators wurde das Licht des elektrischen Kohlenbogens projieirt, und die durch die Objeetivlinse parallel aus- tretenden Strahlen wurden durch den Polarisator polarisirt. So trafen sie den Spiegel und giengen, von ihm reflectirt, durch eine Quarzplatte, welche, parallel zur optischen Axe geschliffen, eine Dieke von 0""4887 hatte, und mit ihrer Axe senkrecht zur Einfallsebene des Lichtes stand. Die Lichtstrahlen trafen dann den Analysator und wurden darauf, durch einen Prismensatz a vision direete spectral zerlegt, zur Linse der photo- graphischen Camera geleitet, um schliesslich auf der im Focus der Linse befindlichen photographischen Platte aufgefangen zu werden. Der Analysator stand bei den Beobachtungen an Glasspiegeln stets mit seinem Hauptschnitt unter 45° gegen die Einfallsebene des Lichtes, und der Polarisator wurde stets in eine Stellung gebracht, dass die im Spectrum durch die Quarzplatte erzeugten Interferenzstreifen scharf und dunkel erschienen. Die zur Beobachtung gelangenden Interferenz- streifen lagen bei den Wellenlägen 4390.8 und 4803.7 (Äneströn’sche Einheiten) und entsprechen einem Gangunterschiede von ?!/, bez. '9/, Wellenlängen. Jede neu auftretende Phasendifferenz der senkrecht gegen die parallel zur Einfallsebene polarisirten Componente musste sich dann in einer Verschiebung dieser Streifen zeigen und eine Verzögerung der beiden Componenten ein Wandern nach dem rothen, eine Beschleunigung ein Wandern nach dem blauen Ende des Spectrums zur Folge haben. Diese Verschiebungen wurden mit einem besondern Messapparate er- ‚ mittelt und daraus die durch Reflexion eingetretene Phasenverzögerung in Wellenlängen berechnet. 1044 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. d(n. — no) N geschehen, wo A die Phasendifferenz. d die Dicke der Quarzplatte, (n, — n,) die Differenz der Brechungsindices der beiden Wellen im Quarz und A die Wellenlänge bedeutet, bei der der Streifen liegt; oder besser dadurch, dass man mit Hülfe einer festen und einer drehbaren Quarzplatte die Veränderungen der Streifenlagen direct in Wellenlängen Dieses kann entweder mit Hülfe der Gleichung A = auscalibrirte. Die Verwendung der Photographie bei derartigen Beobachtungen bietet den grossen Vortheil, dass man zunächst den Collimatorspalt so eng stellen kann, dass man mit genau parallelem Lichte arbeitet; dann kann man ferner die Ausmessungen der Verschiebungen mit grösster Ruhe und Sorgfalt durchführen und hat in den photographischen Prae- paraten ein von subjeetiven Fehlern freies Document, das zu jeder Zeit ohne grosse Umstände zu einer Controlmessung zur Hand ist. Mit Hülfe dieser Methode habe ich zunächst über die Wirkung der Polirmittel eine Reihe von Untersuchungen angestellt. Als Hauptresultat habe ich eine völlige Bestätigung der WERNICKE- schen Arbeit zu verzeichnen: bei fest zusammenhängenden Kör- pern, wie Flint- und hochbrechenden CGrowngläsern, kann man durch das WernickeE’sche Gelatineverfahren einen un- fehlbar eonstanten Zustand der Oberfläche erzielen, so dass für die Elliptieitätsconstanten' des reflectirten Lichtes fest bestimmte und stets wiederzuerhaltene Werthe gefunden werden. Dieses Resultat konnte ich durch zahlreiche Versuche an ver- schiedenen Gläsern bei verschiedenen Einfallswinkeln und für ver- schiedene Wellenlängen mit stets gleichem Erfolge ableiten. So oft ich die Spiegelfläche mit verschiedenen Polirmitteln kurze oder lange Zeit polirt oder mit Wasser, Alkohol oder Aether gewaschen hatte, stets ergab der Versuch schwankende und ganz ungesetzmässig verlaufende Zahlen, aber ein einziger Gelatineabzug genügte, um die früher an der abgezogenen Fläche erhaltenen Resultate wieder zu finden. Bei diesen Versuchen erhielt ich eine Bestätigung des von WeERr- NICKE gefundenen Resultates, dass das Polirmittel bei Glas eine Ver- kleinerung der Elliptieitätsconstanten bewirkt, und beobachtete, dass diese bei Politur mit Zinnasche kräftiger als bei Politur mit Eisen- oxyd ist. Beim Kalkspath fand ich hingegen eine Vergrösserung der Elliptieitätsconstanten, und wieder war dieselbe für Zinnasche be- trächtlicher als für Eisenoxyd. ! Mit Elliptieitätsconstanten bezeichne ich die Grösse der Winkelgebiete, inner- halb deren das reflectirte Licht elliptische Polarisation zeigt, und die Grösse der Ellip- tieität für einen beliebigen Winkel, bei dem vergleichende Messungen angestellt werden. K.E.F. Scuuipr: Die elliptische Polarisation im refleetirten Lichte. 1045 Diese Versuche ergeben: ı. dass die Politur bei Glasspiegeln eine Annäherung an die theoretisch zu erwartenden Werthe ergibt, also gerade das Gegentheil von dem, was sie leisten soll; dass die von Drune entwickelte Theorie der Ober- D flächenschichten,' auf die durch die Politur nach seiner Ansicht entstehende Schicht” angewandt, ein Resultat ergibt, das mit der Beobachtung nicht übereinstimmt. Diese für unendlich dünne Schichten, um welche es sich hier han- delt, gültige Theorie ergibt nämlich, dass für Media mit dem gleichen Brechungsindex für das gleiche Politurmittel die gleiche Grösse der Verzögerung herauskommen muss. Das oben erwähnte Glas hat nun für nz den Werth 1.6860, der Kalkspath hat für n; = 1.6679, also beide zeigen nahezu übereinstimmende Werthe. Die Theorie verlangt also die gleiche Wirkung der Schicht auf die Elliptieität des Lichtes, aber aus den Versuchen geht ganz klar beim Glase eine Beschleunigung, beim Kalkspath eine Verzögerung der beiden Componenten durch die Politurschicht hervor. Ich bemerke noch, dass mir bei den Crowngläsern mit niedrigem Brechungsindex, sowie beim Kalkspath parallel zur Spaltfläche ge- schliffen und polirt, eine völlige Reinigung bisher nieht gelungen ist. Jedoch konnte ich bei den Crowngläsern direet durch den Versuch zeigen, dass die Werthe der Elliptieität nur noch um wenige Tausend- theile der Wellenlänge von dem wahren Werthe abweichen, also die Entfernung der künstlichen Oberflächenschicht sehr nahezu gelungen ist. Den Grund, dass das Wersicrke'sche Gelatineverfahren nicht bei allen Substanzen zum Ziele führt, glaube ich in einer chemischen Um- änderung der Schichten sehen zu müssen, der natürlich empfindliche Materialien wie Crowngläser, Kalkspath, Antimonglanz in höherm Maasse als andere härtere Substanzen ausgesetzt sind. Man kann durch alka- lische Zusätze in vielen Fällen die Gelatine brauchbarer machen und dadurch auch bei empfindlicheren Substanzen gute Resultate erzielen. Nachdem also der Nachweis gelungen ist, dass wir an zweck- mässig gereinigten Glasspiegeln eine durchaus constant verlaufende Erscheinung im refleetirten Lichte beobachten, tritt die Aufgabe heran, nach einer Abhängigkeit von den optischen Constanten der betreffenden Substanz zu suchen. Bei dieser Untersuchung haben sich folgende Resultate ergeben: ! Drupe, Wien. Ann. 36 S.876. 2 Siehe Drupe, Wien. Ann. 36 8.559. 1046 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. ı. das Elliptieitätsgebiet im refleetirten Liehte er- streckt sich bei sehr stark dispergirenden Flint- gläsern über einen Winkelraum von 0° bis 90°; mit abnehmender Dispersion wird das Gebiet enger, bis schliesslich bei schwach dispergirenden Crown- gläsern nur noch in unmittelbarer Nähe des Polari- sationswinkels Ellipticität im. refleetirten Lichte zu beobachten ist; 2. bei Gläsern mit gleichem Brechungsindex und ver- schieden starker Dispersion hat das Glas mit höherer Dispersion das grössere Elliptieitätsgebiet; 3. zwei Gläser, von denen das eine höhere Dispersion bei kleinerm Brechungsindex, das andere geringere Dispersion bei höherm Index hat, können gleiche Elliptieitätsgebiete zeigen. Ich gebe hier noch für einige der zur Beobachtung gelangten Gläser die Grenzen der elliptischen Polarisationsgebiete an. In der Tabelle ist #, = Grenzwinkel des Elliptieitätsgebietes, also den Winkel, wo die Phasendifferenz A der beiden Componenten = o ist o. = Winkel, wo, ', Auist $® = Polarisationswinkel © n., — Brechungsindex für die C-Linie (X = .6563 A.E) N, — » » » F » (A = 4862 » ) N, == » » » 23 » (A — ah » ). TE Typus! Lehr b, bezw. db, N, ne | my —n Nummer 1 2 | - | | | 604 |<20°” <® 39 | 1.6860 0.01302 | 0.02104 Flint, A OÖ 1020 26 —= 6 —32.4| 1.6227 0.00952 | 0.0165 OÖ 154 35; =6 -225| 1.5804 0.00791 | 0.01327 (B| O 1267 35. — $ 93.1 1.0202 0.000626 | 0.0108 Crown O 20 60 =6 + 35| 1.5078 | 0.00478 | 0.00842 | 8 169 606= 6b + 35| 1.5261 0.00407 | 0.00747 :dentl. —iG .667 Kalkspath orden 64 Fe 1.606793 0.00827 0.01347 ausserord.| 64 = 6 + 6.7 | 0.4908 0.003586 | 0.00610 ! Chemische Zusammensetzung: Typus A: SiO, — PbO — K,O » B: SiO, — BaO — BO, — AL,O, — ZnO » C: PRO, — AL,O; — K,O P,0, — BaO Für Angabe der Zusammensetzungen in Procenten bin ich Hrn. Dr. Scuorr zu Dank verpflichtet. K.E.F. Scamivr: Die elliptische Polarisation im refleetirten Lichte. 1047 Bemerkenswerth sind die geringen Elliptieitätsgebiete bei dem Kalkspath, bei dem auch noch der ausserordentlichen Welle' trotz dem kleinen Index und der geringen Dispersion ein grösseres Elliptici- tätsgebiet als der ordentlichen Welle zukommt. Diese eigenthümliche Erscheinung, die von der bei Glas beobachteten stark abweicht, ver- anlasste mich zu weiterm Verfolgen der Gründe. Geleitet von gewissen mechanischen Vorstellungen, die ich mir über das Zustandekommen der Erscheinung gebildet habe, suchte ich die von Purrrıcn aufgedeckten Gesetze, welche für den Einfluss der Temperatur auf die Änderung des Brechungsindex und der Dispersion gelten, zum tiefern Eindringen in das Wesen der Erscheinung zu benutzen. Purrrıcn” kommt zu dem Resultate, dass die genannten Änderungen bedingt sind ı. durch die mit zunehmender Temperatur wachsende Absorp- tion besonders im blauen und ultravioletten Theile des Spec- trums; 2. durch die mit steigender Temperatur abnehmende Dichte der Substanzen. Überwiegt die erste Wirkung, so nehmen Index und Dispersion — namentlich im brechbareren Theile — zu, überwiegt die zweite Wirkung, so nimmt der Index ab und die Dispersion — meist nur wenig — zu. Die Beträge der Änderungen sind der Differenz der Wirkungen proportional. Da meine Beobachtungen theilweise an den gleichen Glassorten, theilweise an Gläsern von gleichem Typus, wie sie Purrkıcn benutzte, angestellt sind, so lässt sich ein Vergleich unserer Beobachtungen durchführen. Ganz ausnahmslos finde ich nun für sämmtliche Gläser: alle Glassorten, bei denen die absorbirende Wirkung den Aus- schlag gibt, haben ein grosses Elliptieitätsgebiet. Alle Gläser, bei denen die Wirkung der Absorption dem Ein- flusse der Verkleinerung der Dichte das Gleichgewicht hält eder endlıch letztere uberwiest, habenvkleine’elliptische Polarisation im refleetirten Lichte. Ist es gestattet, diese Resultate auf andere Substanzen, die auch von Purrrıcn untersucht sind, auszudehnen, so findet man, dass bei Quarz, Flussspath, Steinsalz kleine Elliptieitätsgebiete zu erwarten ! Durch Anwendung uniradialer Azimute im einfallenden Lichte kann man die Reflexionserscheinungen für beide Wellen gesondert beobachten, s. Mac Cvrracn, Coll. Works p.145. ? Purrrıch, WırD. Ann. 45 S. 609. Sitzungsberichte 1893. 92 1048 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 7. December. ‘ sind, wie sie in der That beobachtet werden. Auch für die ordinäre Welle des Kalkspaths muss man hiernach trotz dem hohen Index auf ein kleines Elliptieitätsgebiet schliessen. Die Erscheinung der elliptischen Polarisation scheint somit haupt- sächlich von den inneren optischen Constanten: Dispersion, Brechungsindex und Absorption abzuhängen. Leider fehlen uns bis jetzt Angaben über die Absorption der Substanzen, die zum Ver- gleich herangezogen werden könnten, vollständig, und die Frage nach dem numerischen Zusammenhange der Elliptieität kann daher vorläufig nicht weiter verfolgt werden. Eine Bestimmung des Verlaufes der elliptischen Polarisation im refleetirten Lichte für ultraviolette Strahlen, sowie eine Untersuchung des Einflusses der Temperaturerhöhung auf die Erscheinung dürften meines Erachtens nach neue Aufschlüsse über das Phaenomen geben. Es hat ferner den Anschein, als ob in letzter Linie die chemischen Bestandtheile für die Veränderungen der optischen Erscheinungen bei Reflexion und Brechung, die wir beim Übergang von einem zum andern Glase beobachten, verantwortlich gemacht werden müssen, ' und es erscheint nicht hoffnungslos, den Einfluss der einzelnen Com- ponenten durch mannigfaltige Variirung der Versuche feststellen zu können; ich gedenke meine weiteren Untersuchungen nach diesen Riehtungen hin auszudehnen. ! Mit steigendem PbO-Gehalte nehmen Dispersion und Brechung der Flint- gläser zu (der Index um 4— 5 Einheiten der 3. Decimale für ı Procent Zunahme an Pb O- Gehalt). Ferner ändert sich die Färbung der stark bleihaltigen Flinte mit erhöhter Temperatur in ganz ähnlicher Weise wie beim PbO-Pulver vom hellgelben bis zum rothbraunen, und die Färbung erhält wieder ihr ursprüngliches Aussehen, wenn die ursprüngliche Temperatur wieder erreicht wird (Purrrıcn, WıED. Ann. 45 S. 645). Ausgegeben am 14. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1049 1893. Lil. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 14. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 1. Hr. Kıem las: Optische Studien an Granat, Vesuvian, Apophyllit und Pennin. 2. Hr. Conze überreichte im Namen des Kaiserlichen archaeolo- gischen Instituts die 5. Lieferung der »Attischen Grabreliefs«. Die Lieferung bringt den Abschluss des ersten Bandes dieses im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien herausgege- benen, vom archaeologischen Institut unterstützten Werkes. 3. Zur Unterstützung wissenschaftlicher Unternehmungen sind be- willigt: von der philosophisch -historischen Classe 2000 Mark an Hrn. Prof. Dr. Fern. Justı in Marburg für die Herstellung seines Iranischen Namen- buchs, und 2500 Mark an Hrn. Prof. Dr. E. Steiımmever in Erlangen zur Herausgabe des dritten Bandes der Althochdeutschen Glossen ; von der physikalisch-mathematischen Classe 1200 Mark an Hrn. Prof. SCHIEFFERDECKER in Bonn zur Herstellung eines vervollkommneten Mikrotoms: 500 Mark an Hrn. Dr. N. Hrrz in Wien zur Fortsetzung der Bearbeitung seiner Zonenbeobachtungen auf der Kurrser’schen Stern- warte; 500 Mark Hrn. Dr. ©. Röse in Freiburg i. B. zur Fortsetzung seiner Untersuchungen ‚über Zahnentwickelung: ı50 Mark der Buchhandlung Veit & Co. in Leipzig zur Drucklegung der Schrift des Hrn. Dr. med. BertnoLp in Ronsdorf über die Entdeckung der Sonnenflecken durch Sitzungsberichte 1893. 95 1050 Gesammtsitzung vom 14. December. JoH. FABrıcıus; 450 Mark an Hrn. Dr. P. Kuckuck zum Abschluss seiner algologischen Studien auf Helgoland. Die Akademie hat ihr ordentliches Mitglied GEORG VON DER GABELENTZ am ı0. d. M. durch den Tod verloren, ferner die correspondirenden Mitglieder ARCcAnGELO ScaccHi (gestorben in Neapel am 11. October), ALEXANDER ÜUNNINGHAM in London, und ALovs SPRENGER in Heidelberg. Zu correspondirenden Mitgliedern der philosophisch - historischen Classe sind gewählt in der Sitzung am 30. November Hr. Hofrath Dr. Orro BENNDORF, Professor an der Universität Wien, und Hr. Dr. Karı Justı, Professor an der Universität Bonn: in der Sitzung am 14. December die Professoren an der Universität Strassburg Hr. Dr. GEORG Frieprıcn Knapp und Hr. Dr. AnoLr MERKEL. Ausgegeben am 4. Januar 1894. 1051 1893. LM. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Möpıus las über den Fang und die Verwerthung von Walfischen in Japan. 2. Hr. Kırın legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. Lunpwıe Wurrr in Schwerin i. M. vor zur Kenntniss regulärer krystallisirender Substanzen. Beide Mittheilungen folgen hier. 93° En 7 b 7 Ri b K ydi 7 N rN ” re I r 1° Be ) ' AR { u L j A j ce ae De B a A i oe Eu Te ü mt; DIRT: j - ui IB. er P u u PE u | BUrTEE a 1 7 PS ANBEHERL N 54 u et TH HANSE R FRGRHAL 2 Az Yu IP ne . Du rs Nr ze ) Hi u hl Tr E Te u an ve RDPPRNNGE IRRE AUENA UA AERENE DICH DINGER nn VRR IN ER er Ne Fr : Du u ag 3 A R et © u ne > . 4 z er j s j } | ‘ en: ea ee BZ it N rar (43 5 | u Bi: 4 In f En z Er eo si Tas Be PL SEI ST, [rn Da Are ad ee " WEITE LIE ci a Fi rn ums? All vih Eau TE rT j Mr urn MeRFäl yi B ri T . A f ä f en BEIN Hure air. Tue 10 RAT HI > u Ä haha i lc gl oT Y = BR Eu 25 De 8 u et 1053 Über den Fans: und die Verwerthung: der Walfische in Japan. Von K. Mößpıvs. De Bibliothek der zoologischen Sammlung des Museums für Natur- kunde zu Berlin schenkte Hr. Prof. F. Hıncenporr 1893 ein Japanisches Werk über den Fang und die Verwerthung von Walfischen, welches er in Japan erwarb, während er (1873-76) Lehrer der Naturgeschichte an der medieinischen Akademie in Tokio war. 1 Das Werk besteht aus zwei Foliobänden von 34°" Höhe und 23” Breiter Der erste Band ist 35” dick, der zweite 23%. iDiei’Papp- deckel derselben sind mit blauem Papier überzogen. Die Titel, auf einen schmalen Streifen weisses Papier gedruckt, sind auf den Vorder- deckel der Bände geklebt. Der erste Band enthält auf starkem gelblich -weissen zusammen- hängend gefalteten Papier 20 Seiten Text und 2o Bilder von 42° Breite und 25°” Höhe in Holzschnitt-Schwarzdruck, der zweite Band 20 ebenso grosse Bilder mit beigedruckten Erklärungen und 3 Seiten Schlusstext. Die zahlreichen Abbildungen (dieses Werkes bieten so vielfache Belehrungen über die Eigenschaften verschiedener Walfischarten sowie über deren Fang und Verwendung dar, dass ich den Lehrer der ja- panischen Sprache am hiesigen orientalischen Seminar, Hrn. Prof. R. LAnee bat, mir den Inhalt desselben durch Verdeutschung der Figurenerklärungen weiter zugänglich zu machen. Hr. Laner hatte (die Güte, mit mir die Abbildungen durehzugehen und mir durch die Übersetzung vieler Erklärungszeichen eine Menge werthvoller Auf- klärungen zu geben. Hierbei gewann er für das ihm vorher un- bekannte Werk ein solches Interesse, dass er es eingehend studirte und mir eine vollständige Übersetzung desselben übergab, für welche ich ihm hier öffentlich danke. Der Text enthält mehr, als zum Verständniss der Bilder nöthig ist. Alle Vorbereitungen zum Walfang, dieser selbst, die Eigenschaften und die Verwerthung der gefangenen Wale werden mit mannigfachen 1054 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. December. Wiederholungen so ausführlich dargestellt, dass ein Abdruck der ganzen Übersetzung den meisten Zoologen und anderen Freunden der Walfisch- kunde weniger willkommen sein dürfte, als ein Auszug des wesentlichen Inhaltes derselben im Anschluss an eine kurze Beschreibung der auf einander folgenden Bilder. Die Titelzeichen beider Bände haben folgende Bedeutung: Tapfer (stark) Fisch" Fang Bild Wort, was nach deutscher Art heissen könnte: Der Walfischfang in Bild und Wort. Der Name des Verfassers der Schrift ist nicht genannt. Das Schlusswort des zweiten Bandes hat Koyamada aus Yedo geschrieben. Wahrscheinlich ist dieser auch der Verfasser, denn die Schriftzüge des Schlusswortes sind denen des ersten Bandes so ähnlich, dass sie höchstwahrscheinlich von derselben Hand geschrieben worden sind. Das Werk wurde her- gestellt im zwölften Jahre der Periode Bunsei, d.i. im Jahre 1829 der christlichen Zeitrechnung. Ich lasse nun kurze Beschreibungen der Bilder und den wichtigeren Inhalt des zu ihnen gehörenden Textes nach der Lanee’schen Übersetzung mit zoologischen Einschaltungen und An- merkungen folgen. Band 1. ı. Bild. Profil einer Insel im Meere. Berge von verschiedener Höhe sind mit Bäumen besetzt. Nach dem voranstehenden Texte ist es die Insel Ikitsukishima bei der grösseren Insel Hirado (an der Westküste von Kiushu, NW von Nagasaki). Sie ist ı'/, geographische Meilen lang und ı Meile breit. Auf ihr wohnt Masutomi Matazaemon, ein reicher Mann, der, wie viele seiner Vorfahren, Walfischfang be- treibt. Er besitzt verschiedene Fangstellen und Fangmagazine und sendet von fünf ihm gehörenden Plätzen im Winter und Frühjahr Böte aus. Zwischen Ende December und Frühlings Anfang werden Walfische gefangen, welche aus dem Norden kommen; zwischen Frühlings Anfang und Anfang Mai Walfische, welche nach Norden ziehen. 2. Bild. Boothafen in Misaki auf der Insel Ikitsukishima, um- geben von Vorrathshäusern. Nach dem Texte sind dies Häuser für Schmiede und Netzmacher und Speicher für Thranfässer, Winden, Ruder, Fleisch, Sehnen, Thran, Salz und Reis. Auch wird mitgetheilt, ! Diese Benennung des Walfisches ist ungebräuchlich; denn Walfisch heisst japanisch Küjira. — In allen hier angeführten japanischen Namen sind die Conso- nanten englisch auszusprechen, die Vocale deutsch. Mösıvus: Über den Fang und die Verwerthune der Walfische in Japan. 1055 8 5 \ dass es von grossem Nutzen sei, solche Stellen zu finden, wo viele Wale hin- und herschwimmen und wo auch die Netze bequem aus- geworfen werden können. Auf hohen Punkten der Küste werden Wachen aufgestellt, welehe nach Walen ausschauen und auch in Böten werden solche Wachen ausgesandt. Walfische, welche tiefer unter- tauchen als ı8 hiro' = 27”4, kann man mit Netzen von 27" Breite nur an solehen Stellen fangen, wo man mit diesen den Grund er- reicht. Da der Semikujira® (Balaena japonica) nicht tiefer geht, als 27”, so kann er mit solchen Netzen auch an tieferen Stellen gefangen werden. 3. Bild. Häuser, vor welchen Frauen Hanf zutragen und in Bündel ordnen, aus denen Taue gesponnen werden sollen. Im Hinter- grunde eine bergige Insel im Meere mit hohen Wachtstellen. Der zugehörige Text sagt: Masutomi hat in seinem Dienste nicht nur Zimmerleute, Böttcher, Schmiede, Maurer, Reisbierbrauer und andere Handwerker, sondern auch noch Ärzte und Künstler und zu ihm kommen weit her berühmte Leute, um den Walfischfang an- zusehen. Die Wohnungen seiner Beamten bilden eine ganze Stadt. Zehn Oberbeamte führen die Aufsicht. 4. Bild. Häuser. Vor ihnen auf einem freien Platze werden Taue gedreht, Taue zu Stapeln aufgerollt und Netze geflochten. Hierzu bemerkt der Text: Im achten Monat des Jahres (um den October) beginnt die Anfertigung der Taue aus Hanf, theils durch Frauen, theils durch Seiler, welche aus der Provinz Bingo auf. der Hauptinsel (Nippon) kommen und nach der Vollendung dieser Arbeiten zur Bemannung der Böte dienen, welche die Netze aussetzen. Die Netze bleiben fünf Jahr brauchbar. Die neuen kommen in mittleren Tiefen, in denen der Wal gewöhnlich gegen das Netz schwimmt, zur Verwendung, schon früher gebrauchte und daher weniger haltbare Netze aber nur in tieferen und in höheren Wasser- schichten. Sobald ein Walfisch erblickt wird. bringt man die Hintertheile zweier mit Netzen beladenen Böte an einander, um die Enden der einzelnen Netze zu verbinden. 5. Bild. Häuser, vor denen Böte gebaut und ausgebessert werden. Nach dem hierzu gehörigen Texte beginnt der Bau und die Ausbesserung der Böte im October. Im Ganzen werden vierzig theils neue, theils ! ı hiro — 5 Fuss englisch — 1" 524. *” Der Semiküjira wird auch Sebikujira genannt. Kijira heisst Walfisch. Die Bedeutung von semi (sebi) ist unbekannt. Die Schreibweise mit chinesischen Zeichen (se Rücken, mi schön, bi trocken) gibt keinen Anhalt für sie. 1056 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. ausgebesserte Böte mit Zinnober und Tusche angestrichen und mit verschiedenen Mustern bemalt. 6. Bild. Ausrüstung der Böte. Harpunenschmiede und Fass- binderei. Reisenthülsung. Comtoir der Rechnungsbeamten. Im Text werden die Arten und Mengen aller Ausrüstungsgegen- stände ausführlich aufgeführt, als: Segel, Taue, Hanf, Netze, Ruder, Winden, Fässer, Matten, Brennholz, Kohlen, Beile, Harpunen, Speere, Strohsandalen. Bohnen, Reis, Reisbier, Pauken u.a. 7. Bild. Küstenort Ichibuura. Ausfahrt der Walfischböte vor (len Häusern des reichen Masutomi. Nach dem Texte besteht deren Bemannung im Ganzen aus 587 Leuten. 440 derselben sind Ruderer. Die Harpunirer (Hazashi) stehen vorn im Boot. Sie durchstechen die Wand der Nasenlöcher des Walfisches, befestigen daran ein Tau, tauchen unter den Bauch desselben und ziehen »das Rumpftau mit einer in Worten nicht zu beschreibenden Gewandtheit um ihn herum«. Die Harpunirer der vier vordersten Böte heissen »Väter«. Sie stehen in hohem Ansehn und commandiren die Bewegungen der ganzen Flotte. Einer gibt den Befehl zum Aussetzen der Netze. Vor der Ausfahrt der Flotte wird in Masutomis Hause ein Fest eefeiertt. Man tanzt und trinkt Reisbier. Bei der Ausfahrt wird auf jedem Boot eine Flagge mit dem Wappen eines Stierhornes gehisst. Man schlägt die Pauken und schreit in derselben Weise wie bei der Nach- richt, dass ein Walfisch gefangen worden. Und während die Schiffe im Angesichte der Wohnung Masutomis abrudern, verneigt man sich betend gegen einen bestimmten Berggipfel. Auch betet man in einem Shintotempel, ehe man zum Walfischfang auf hundert und fünfzig Tage wegzieht und gibt zum Ausdruck des Trennungsschmerzes Ge- schenke. 8. Bild. Kleine Inseln im Meere, auf deren Anhöhen Wachen vertheilt sind. Sobald diese Walfische bemerken, ziehen sie ein Matten- banner auf und lassen Rauch aufsteigen. Dann rudern die Wacht- und Jagdschiffe hinaus und wenn sich auch diese von der Anwesen- heit eines Wales überzeugt haben, so ziehen sie Signaltlaggen auf. Diejenigen Wale, welche, die Winterkälte in dem nördlichen Meere vermeidend, nach Süden kommen, heissen Kudariküjira, d.h. herab- kommende Walfische; die anderen, welche mit der Frühlingswärme nach dem nördlichen Meeren ziehen, heissen Noborikujira, d.h. hinauf- ziehende Walfische. Die hinaufziehenden sind wild: es ist schwierig. ihre Schaaren zu trennen und sie zu fangen. Da sie gegen den Frühling auf Geräusch nieht hören und es oft nieht gelingt, sie in die Netze zu Jagen, so werden sie meistens nur mittelst Harpunen gefangen. Die hauptsächlich gefangenen Wale sind folgende vier Arten: Semikujira (Da- Mösıvus: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. 1057 laena japonica), Zatokuüjira (Megaptera boops), Nagasukujira (Balaenoptera sibbaldi)” und Kokujira (junge Balaena japonica).” Die übrigen sind selten. Der Semiküjira schwimmt an der Oberfläche. Er athmet sehr oft und bläst zwei Strahlen ungefähr zwölf Fuss hoch. Sein Athem ist kurz, verglichen mit dem anderer Wale. 9. Bild. Kleine Inseln im Meere. Ein Walfisch, von Böten um- geben, die ihn an eine flache Fangstelle jagen. 10. Bild. Die Böte folgen einem Walfisch. Nach dem Texte schlagen die Harpunirer mit Stöcken auf den Rand der Böte und schreien. Wenn der Walfısch in das Netz geräth, schwimmt er bestürzt hin und her, wickelt sich das Netz um den Hals, den Schwanz und die Flossen und wird harpunirt, sobald er schnaufend in die Höhe kommt, um wieder zu athmen. Das ist die Art und Weise, wie der Semi-, Zato- und Nagasuküjira an die Fang- stellen gejagt und gefangen werden. Der Kokujira ist klüger, er fürchtet sich nieht vor Geschrei und wenn er in das Netz geräth, so zerreisst er es durch seine Wildheit. Man jagt ihn deshalb meistens ohne Netz nur durch Harpunen. Fig. 1. ! zato »ein Blinder«. Der Zatokujira soll wegen seiner kleinen Augen so heissen. Nach einer andern Deutung soll das Wort zato auf die Ähnlichkeit hinweisen, welche die Rückenfinne desselben mit der biwa hat, einem Instrumente, welches blinde Musi- kanten auf ihrem Rücken tragen. ?2 naga lang, su Bart, hier aber wahrscheinlich für die Bauchfurchen gebrauchtes Zeichen. > ko Kind, klein. * Diese und die folgenden Figuren sind (!/,—!/,) verkleinerte Zinkographien aus- gewählter Bilder des japanischen Walfischwerkes. 1058 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. Der werthvollste aller Wale ist der Semiküjira und heisst dess- halb »Hauptfisch«. Er hat den doppelten Werth anderer Wale. Die Wachen auf den Bergen melden ihn an durch zwei Rauchsäulen ; andere Wale nur durch eine. ıı. Bild (Fig.ı S.1057). Ein Semikujira (balaena japonica) im wo- genden Meere von Böten umringt. Der Körper ist vom Netz umstrickt. Harpunirer halten die Harpunen hoch. Der Text sagt: Da an der Harpune ein langes Tau befestigt ist, welches sich abwickelt, wenn der harpunirte Walfisch fortschwimmt, so folgt ihm das Boot nach. Sobald er wieder auftaucht, wird er von neuem harpunirt. Sein Brüllen hört sich an wie Donner. Sein Blut färbt die Oberfläche des Meeres roth. Trotz der Schmerzen bleibt der harpunirte Semiküjira ruhig und beschädigt kein Boot. Sobald er schwach wird, durchbohrt ihn der Harpunirer mit einer Lanze. ı2. Bild (Fig.2). Wogendes Meer. Ein grosser Zatokujira (Me- gaptera boops), bis an den Schwanz von einem Netz umstrickt. Neben ihm ein junger Walfisch. Böte um sie herum, worin Harpunirer mit erhobenen Lanzen stehen. Im Rücken der Walfische eingebohrte Waffen, um welche herum Flüssigkeit ausspritzt. In dem Texte wird gesagt: Der Walfisch hegt tiefe Liebe zu seinem Jungen, besonders der Zatokujira (Megaptera boops) liebt es sehr. Wenn ein Walfisch, der ein Junges bei sich hat, ins Netz ge- Mösıus: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. 1059 räth, so wird zunächst das Junge harpunirt und an einem Boote be- festigt. Entkommt die Alte aus dem Netze, so kehrt sie wieder zum Jungen zurück, und wäre sie auch eine oder anderthalb Meile weit weg geschwommen. An der Seite des gefangenen Jungen bleibend, wird sie zum zweiten Male gefangen, ja wenn sie noch einmal ent- kommt, selbst zum dritten Male, so lange ihr Junges noch lebt. Ist dieses aber todt, so kehrt die entflohene Alte nicht wieder zurück. Es kommt vor, dass ein männlicher und ein weiblicher Wal- fisch ein Junges zwischen sich haben. Dann harpunirt man zuerst das Junge. Das Männchen flieht, das Weibchen aber nimmt das Junge auf seine Flossen. Fette Walfische werden an mehr als hundert Stellen mit Lanzen durehbohrt, um sie zu tödten. Bei mageren genügen dazu schon zwei bis drei Stiche. Sind die Wale todt, so sinken sie. Liegt einer in den letzten Zügen, so springt ein Harpunirer auf seinen Kopf und durchbohrt ihm die Nasenscheidewand; ein anderer Harpunirer zieht ein Tau durch das Loch, mit welchem der Wal dann an einem Boote be- festigt wird, damit er nicht untersinke. ı3. Bild (Fig.3). Wogendes Meer. Ein Harpunirer auf dem Rücken des erlegten Walfisches (Balaenoptera sibbaldi). Böte um diesen herum. Hierzu bemerkt der Text: Nachdem gewandte Taucher Taue unter dem Bauche des ge- tödteten Wales herumgeführt haben, nehmen ihn zwei Floss-Böte zwischen sich. Wenn er sich dann noch zwei oder dreimal herum- drehet und endlich dumpf röchelnd verscheidet, so rufen die Fischer Pf . . . . 1060 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. dreimal die Worte aus: Heil dir Amida Buddha! und dann singen sie: Wir haben den schönsten Wal von ganz Indien, Japan und China gefangen! Ein Wal, bemerkt der Text weiter, der nicht genug mit Netzen umstrickt ist, kann mit seinem Schwanze Böte umwerfen und zer- stören. Ja selbst solche Wale, welche schon mit Lanzen durchbohrt und an. der Nasenscheidewand gefesselt sind, werden manchmal noch so ungestüm, dass sie die beiden an ihnen befestigten Böte mit unter das Wasser ziehen und darauf mit ihnen wieder in die Höhe kommen. In solehen Fällen springen die Bootsleute, um sich zu retten, ins Meer und andere dafür bereit gehaltene Böte nehmen sie auf. Den todten Wal halten zwei Böte gleich leichten Körben an der Oberfläche und zwei Reihen Böte ziehen ihn an einem starken Zugtau nach Misaki ans Land. 14. Bild. Meer mit felsiger Küste, gegen welche Böte rudern. Im Text wird gesagt: Der herangezogene Wal wird von den Inselbewohnern mit Paukenschlägen und Jubelgeschrei empfangen. Hinter dem Walfisch ist die Oberfläche des Meeres von Blut geröthet. Schaaren von Vögeln: Weihen. Raben, Möven und Albatrosse folgen ihm nach.‘ Wenn er zerlegt wird, frisst der Albatros davon vier l Die oben angeführten Vögel sind vielleicht folgende in ‚Japan vorkommende Species: Butastur indieus (Gneı.), Corvus macrorhynchus Wacı., Larus canus 1... Larus marinus L., Diomedea albatrus Paun. Mösıvs: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. 1061 bis fünf Pfund Fleisch. Da ihn die Fischer für einen Glückbringer halten, so lassen sie ihn fressen soviel er mag. ı5. Bild. Strandmauer mit Vorrathshäusern. Ein getödteter Semiküjira (Balaena japonica) wird durch Winden an das Mauerwerk gezogen, während die beiden Flossböte abrudern. Nach dem Texte übernimmt nun den Befehl über die weitere Bearbeitung des Wales der Walfischschneidemeister. 16. Bild (Fig. 4 S. 1060). Ufermauer mit Häusern. Ein grosser Semikujira (Balaena japonica) im seichten Wasser, von vielen Menschen umgeben. Auf und neben ihm Leute, die ihn zerschneiden. Schon sind grosse Speckstücke, Fleisch und eine Bartenmasse abgelöst. Speck wird ans Land gewunden, Fleisch dahin getragen, das Netz aus dem Wasser gezogen und fortgeschleppt. Nach dem Texte holtman nach der Landung eines Wales Tagelöhner aus den nahen Dörfern zur Hilfe herbei. Der Walfisch wird nach ganz bestimmten Vorschriften zerlegt und die Theile werden in verschiedene Vorrathshäuser gebracht. Von den Bewohnern der umliegenden Dörfer wird viel Walfischfleisch gestohlen. 17. Bild (Fig. 5). Das Innere eines Vorrathshauses, in welchem nach dem Texte gegen 200 Mann beschäftigt sind. Siebzig bis achtzig zer- schneiden die Speekhaut und legen die Stücke in Fässer. Neben ihnen sind Schleifsteine zum Schärfen ihrer Messer. Unter den Thranöfen lodert Feuer. An die Öfen werden Fässer mit Speck und Bündel Feuerholz getragen. Auch Speisen und Tassen mit Thee werden herangebracht. 1062 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. December. Siebzehn Öfen dienen zum Auskochen des Thrans aus der Speck- haut. Er fliesst durch Röhren in 15-16 grosse Töpfe des Thranspeichers. Das Fleisch wird eingesalzen und auf Schiffen nach verschiedenen Provinzen gebracht. ı8. Bild. Das Innere eines anderen kleineren Vorrathshauses, in welchem ı 10 Mann arbeiten. Auch hier lodert Feuer unter Kesseln. Ein- geweide werden zerlegt, Unterkiefer mit Beilen zerhauen, Wirbel fort- geschafft, Holz herbeigetragen. Der Text berichtet, dass fast alle Theile des Walfisches verkauft und gegessen werden, auch die Eingeweide, die Leber ausgenommen, welche die Fleischschneider für sich mitneh- men. Was diese damit machen, ist dem Verfasser der Schrift nicht be- kannt. Die Sehnen kommen in ein besonderes Vorrathshaus. Fig. 6. ı9. Bild (Fig.6). Inneres des Knochenvorrathshauses, in welchem (nach dem Texte) 50-60 Leute arbeiten. Im Vordergrunde zerschneiden zwei Männer einen Walfischschädel mit einer Schrotsäge. Vor dem Kesselofen mit loderndem Feuer liegen zerschnittene Knochen und Holz. Die Knochen werden mit Beilen in ganz kleine Stücke zerschlagen, in Bütten nach den Kesseln gebracht und in diesen mit Salzwasser aus- gekocht. Der Thran läuft durch Röhren in grosse thönerne Töpfe. Der Rückstand der Knochen wird in Mörsern zerstossen, um noch mehr Thran daraus zu gewinnen. Der letzte Rest wird, in Stroh verpackt, als geschätzter Dünger verkauft. Mörıus: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. 1063 Das Innere des Schädels (Gehirn) gilt in den Speisehäusern für eine sehr gelobte Delicatesse. 20. Bild. Inneres eines Hauses in Misaki. Die Harpunirer tanzen im Kreise um zwei Paukenschläger herum. Zu beiden Seiten stehen und sitzen Zuschauer, welche (wie die beigedruckte Erklärung sagt) die geschickten und ungeschiekten Tänzer durch Zurufe und Gesten kritisiren. Die Tänzer ahmen singend die Art und Weise nach, wie Walfische gefangen werden. Band I. ı. Bild. Oben ist ein Semikujira (Balaena japonica) abgebildet, unten ein Zatoküjira (Megaptera boops). (Fig. 7.) In den beigedruckten Erklärungen heisst es: Grosse Semikuüjira sind 14-15 hiro (213-228) lang, mittlere ıo hiro (1524), Kleine 7 hiro (10"66). Der Körper ist schwarz; doch kommen am Bauche drei bis vier weisse Flecken vor, jeder 3-4 Fuss gross. Bei ı2 hiro (18"28) Länge ist er ausgewachsen. Sehr fette geben 700-800 Fass Thran, d.i. (da ein Fass 36 Liter enthält) 25200-28800 Liter. 14-15 hiro lange Individuen geben gewöhnlich wenig Thran. Was der Semiküjira frisst, weiss man nicht. Im Magen findet man nichts. Von dem Zatokujira (Fig.7) sagt die beigedruckte Erklärung: Er ist am Bauche und Rücken dunkel und hat am Bauche Riefen. Die Furchen zwischen diesen sind weiss und mit Querlinien versehen. ! Da sich Balaena japonica ohne Zweifel ebenso wie Balaena mysticetus von kleinen Planktonorganismen nährt, so haben die japanischen Fischer keine ihnen bekannte grösseren Thiere in seinem Nahrungskanal gefunden. 1064 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. December. Der Kopf ist flach, der Schwanz stark ausgeschweift. Die Brustflosse ist schmal. aber lang, an der Aussenseite schwarz, an der Innenseite weiss. Grosse Exemplare sind 14 hiro (21"3) lang, mittlere ıo hiro (15"), kleine 6 hiro (9”). Im Allgemeinen ist er kleiner als der Semikujira (Balaena japonica), Kopf und Schwanz sind kürzer als bei diesem. Seinem Werthe nach steht er diesem am nächsten. Ein ı5" langer Zatokujira gibt 350-350 Fass Thran. Der Zatoküjira frisst gern Ami.' 2. Bild. Abbildungen eines Fötus von Balaena japonica mit Nabelschnur, einer jungen Balaena japonica und einer Balaenoptera sibbaldi. In der beigedruckten Erklärung wird von dem Kokujira, dem » Walfischkind« gesagt: Es ist dem Semiküjira sehr ähnlich, aber kleiner, hellschwarz, etwas bläulich. Auf dem Rücken sind kreis- und halbkreisförmige Flecken. Die Barten sind weiss, ı-ı'/, jap. Fuss (30-45°) lang, 3 Zoll (9””) breit und 2-3 Linien (6-9””) diek. Man macht Fächerstifte daraus. Ihr Fleisch schmeckt gut. Ihr Thran brennt lange. Die grössten Koküjira sind über 9” lang, die kleinen über 6”. langer liefert 120-130 Fass Thran. Der Koküjira frisst Krabben und Namako.’ m Ein ıo0 Ein 4 Monate alter Fötus des Semikujira (Balaena japonica) ist 2 Fuss 6-7 Zoll (78-81°°) lang und hat 2 Fuss (60°) Umfang. Er ist pfirsichfarbig, aber in der Augengegend und an der Nasenspitze grau. Die Walfische gebären gewöhnlich nur ein Junges. Der neu- geborene Semikuüjira ist im ersten Monat hellgrau und heisst deshalb » Weisskind«. Allmählich wird er dunkler. Ein Jahr alt ist er schwarz. Er gilt vom ersten Monat an als Hauptfisch und wächst schnell. Sein Alter ist bis zum dritten Jahr schwer zu bestimmen. Die im zehnten und elften Monate (Ende December und Januar) geborenen Wale haben Ende April eine Länge von 5-6 hiro (7"6-9”). :Wenn sie 7 hiro (10”6) lang sind, saugen sie nicht mehr, sind mager und geben wenig Thran. Bei einer Länge von ungefähr 9 hiro (13”7) werden sie all- mählich fett. Die neugeborenen Jungen des Zatoküjira (Megaptera boops) sind 2-3 hiro (3-4”5) lang, also verhältnissmässig grösser als die des Semikujira (Dalaena japonica). ! In Wörterbüchern, z. B. in dem neuen japanischen Lexikon Genkai d.i. Wort- meer steht bei Ami: Kleiner Krebs, weiss, etwas röthlich. In dem japanischen Lexikon von Takahashi wird für Ami auch ein chinesisches Zeichen gebraucht, welches Shira-uwo Weissfisch bedentet. Ein an den japanischen Küsten massenhaft auftreten- des weisses Fischehen ist Salanxc microdon Brxr., ein Salmonide. F. HırGEnDorr, Monatsber. der Königl. Akademie zu Berlin 1880, S. 339 und J. J. REın, Japan I, 1881, S. 224. ®? Namako heisst Holothurie, ist hier aber wahrscheinlich zur Bezeichnung pelagischer Thiere verwendet worden. Mösıus: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. 1065 Fig: 8. Von dem Nagasukuüjira (Fig. 8) sagt die beigedruckte Erklärung: Er heisst Nagasu, weil er sehr lang ist. Er ist stark und ausdauernd, schwimmt tief, kommt selten nach oben und ist deswegen schwer zu fangen. Es giebt weisse und aschfarbene von gleicher Gestalt. Die Kiefer sind zugespitzt. Auf dem Rücken ist eine kleine aufrechte Flosse. Vom Unterkiefer bis an den Bauch hat er viele Längs- riefen. Die Barten sind kurz wie bei dem Zatokujira (Megaptera boops). Das Fleisch schmeekt nicht angenehm. Die Rücken- und Bauchhaut ist dünn, nur 2-3 Zoll (6-9°”) dick. Der T'hran desselben friert im Winter leicht und hat deshalb geringen Brennwerth. Grosse Nagasküjira sind 18-ı9 hiro (27”4-28”9) lang, mittlere 14-15 hiro (2173-2278), kleine ıo hiro (15"24). ı5 hiro lange liefern 400 Fass Thran. Er frisst gern Iwashi, d. i. eine Heringsart (Chupea melano- sticta SCHLEG.).' | J. J. Reın, Japan I, 1881, S. 226. Sitzungsberichte 1893. 94 1066 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. 3. Bild (Fig. 9 8.1065). ı. Umriss eines Semikujira (Balaena ‚jJaponica) mit eingeschriebenen Benennungen der verschiedenen Körper- theile. 2. Umriss eines Semiküjira mit eingezeichnetem Skelett und Barten der linken Seite.' In der dabeigedruckten Erklärung wird gesagt: Der Semiküjira hat jederseits 360 Barten. Die grössten sind 9-1o Fuss (2"7-3”) lang. Die Barten des Koküjira (der jungen Balaena japonica) sind nur ı Fuss 5-6 Zoll (0"318-0"321) lang und 4-5 Zoll (12-15°) breit; die läng- sten Barten des Zatoküjira (Megaptera boops) sind 3 Fuss 4-5 Zoll (0"92 ı— 0"924) lang. Die Zunge ist mausgrau. Die Zunge des Zatoküjira ist rauh wie Kreppseide. Die Kopf- und Rückenhaut des Semikujira ist 7 Zell bis ı Fuss (21-30°) dick. 4. Bild. Barten des Nagasuküjira (Balaenoptera sibbaldi), welche am Oberkiefer hängen und ausgelöste theils noch zusammenhängende, theils einzelne Barten mit Fasern an ihrem inneren Rande. Speck- hautstücke mit schwarzer Epidermis und abgelöste Epidermisstücke. Cirripeden (Coronula und Conchoderma) und eine Laus (Cyamus) von der Haut des Walfisches. In der Erklärung wird gesagt: Die Barten (der Balaenoptera sibbaldi) sind denen des Zatokujira (Megaptera boops) gleich. Ihre Farbe ist hellschwarz. Die Barten der weissen Art sind sehr breit. Die Walfischlaus (Cyamus)” hat die Grösse eines Suzumushi (eines zir- penden Insects), ist dunkel gelblich und sitzt wie eine kurzbeinige Spinne auf der Haut. Sie ist nicht essbar. Bei dem Semikuüjira (Balaena japonica) sitzen Läuse oberhalb der Augen und auf dem Schnauzenbuckel; beim Zatokujira (Megaptera boops) zwischen den Brustflossen, zwischen After und Schwanzflosse. Die Erklärung neben Coronula sagt: Ist den Se (Balaniden) ähnlich, welche an den Küsten leben, hat eine harte weisse Schale, die 5-6eckig ist und so gross wie eine kleine Tasse. Das Fleisch ist essbar. Von Conchoderma heisst es: Ist 3-4 Zoll (9-ı12°”) lang. Die Oberhaut ist weich und pfirsichfarbig. Essbar. Bei dem Semi- kujira sitzen diese Thiere an den Stellen der Haut, wo er weiss ist.” ! Die Zahlen der Rippen (14), der Lendenwirbel (11), der Beckenwirbel (26) und der Finger (5) sind wahrscheinlich richtig. Der erste Finger ist wahrscheinlich zu lang gezeichnet, das Schulterblatt wohl zu breit; auch dürften ihm Acromion und Processus coracoideus nicht ganz fehlen. Die unteren Schwanzwirbelbogen sind weggelassen und die vorderen Schwanzwirbel sind ebenso ohne obere Bogen gezeichnet wie die hintersten. ®? Nach Lürken leben auf Balaena japonica Uyamus ovalis Vauz. und Oyamus gracilis Vauz.; auf Megaptera boops Cyamus boopis Lyx. Bidrag til Kundsk. om Art. Slaegt. Cyamus. Vidensk. Selskab Skr. 5R. 10 B. III. Kjebenh. 1873 und And. Tillaeg. Ibid. 6 R. VII. g. 1893. > Die Bilder der Cirripeden sind ungenau. Sie stellen Coronula und Concho- derma dar. Das Berliner Museum für Naturkunde besitzt ein Exemplar von. Coronula ” Mösıus: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. 1067 5. Bild. Ein Stück Seitenhaut des Semiküjira (Balaena japonica). Der Schwanz mit den beiden Flügeln. Hautstück mit After und männ- licher Geschlechtsöffnung. Hautstück mit After, Zitzen und weib- lieher Geschlechtsöffnung und anhängendem Fleische. Die beigedruckte Erklärung sagt: Die Seitenhaut des Semikujira ist ebenso dick wie die Rückenhaut. Sein Penis ist gewöhnlich verborgen. Die Brust- flosse ist essbar. Der Bauch ist grau. Neben den verschiedenen ab- gebildeten Speckhautstücken steht: Zu Opfern für den Fischgott. Zur Belohnung der Harpunirer und gewisser Arbeiter. 6. Bild. Brustflossenskelett und Schulterblatt des Semikujira (Balaena japonica) und Zatokujira (Megaptera boops). Kopfhaut mit den Nasenöffnungen und Schwanzflügel von Megaptera, Harnblase, Hoden und Penis von Balaena japonica (6 Fuss = ı"8 lang). Uterus, Harn- blase, Scheide, weibliche Geschlechtsöffnung, Zitzen und After einer nicht näher benannten Walfischart. 7. Bild. Schädel, Unterkiefer, »Öhrknochen, 135°” lang, 9°” breit, sehr hart«, Theil des Zungenbeins von Dalaena japonica. 8. Bild. Wirbel, Rippen, untere Schwanzwirbelbogen (»Sattel- knochen«), 2 Beckenknochen, 2 Beckenknorpel, (van beiden Seiten der Geschlechtstheile«), Brustbein (»ı Fuss lang, ı Fuss 5-6 Zoll breit«). diadema (L.), welches Prof. HırGenporr von Japan mitgebracht hat. Die Conchodermen sind noch unvollkommener abgebildet als Coronula; doch lassen die am Capitulum ge- zeichneten zwei Fortsätze vermuthen, dass der Zeichner Conchoderma auritum (L.) vor sich gehabt hat. Das Berliner Museum besitzt Coronula diadema mit ansitzendem Concho- derma auritum von A. von CUnanısso gesammelt, aber ohne Angabe des Fundortes. In seiner »Reise um die Welt« schreibt von Cnanısso S. 239 (Werke I, 4. Aufl. Berlin 1856): »Von den erfahrensten Aleuten liess ich mir Walfischmodelle verfertigen und erläutern, die ich in dem Berliner Museum niedergelegt und in den Verhandl. der Akad. der Naturforsch. 1824 Bd. XII Th. ı abgebildet und beschrieben habe. Nach unserer Rückkunft auf Unalaschka ward in unserer Nähe ein Walfisch von der Art Alimoch von den Aleuten zerlegt.« Der Alimoch ist ohne Zweifel Megaptera boops Fas. und es ist sehr wahrscheinlich, dass Cnanısso die von ihm mitgebrachten Gruppen von Coro- nula diadema und Conchoderma auritum von dieser in seiner Gegenwart zerlegten Me- gaptera abgeschnitten und in Alkohol conservirt hat. Der ausgezeichnete Löwener Cetologe Van BEnEDEN führt unter den Commensa- listen und Parasiten der Cetaceen (Bull. de l’Acad. roy. de Belgique, 2. Ser. XXIX. 1870, pP. 354) Diadema japonica bei Balaena japonica au. In Natur hat er sie nicht ge- sehen, sondern nur ihre Abbildung in einem zweibändigen japanischen Werke, welches nach seinen weiteren Bemerkungen über dasselbe höchst wahrscheinlich eine Copie des hier behandelten Werkes ist. Er sah das Buch, Eigenthum des Hrn. J. ALLex DE Srork Newiıngron, in den Händen des Directors des British Natural History Museum, Prof. Frower. Alle Coronula aus dem nordpacifischen Meere, welche das Berliner Museum besitzt, gehören zu der Linneischen Species Coronula diadema. Hätte sie Hr. Van BENEDEN gesehen, so würde er für das Coronula-Bild des japanischen Walfischwerkes schwerlich einen besonderen Speciesnamen angenommen haben. 94* 1068 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. 9. Bild. Eingeweide einer nicht näher bezeichneten Art: Hinter- ende der Zunge, Kehlkopf, Luftröhre, Lungen, Herz, Magen, Darm, Leber, Nieren von der ventralen Seite und noch einmal von der dorsalen Seite gesehen. 10. Bild. Gerüst von Bambusstäben mit aufgehängten Sehnen. Ein Fass, in welches Wasser fliesst. Gefüllte Fässer und runde Bündel. Die Erklärung sagt: Die Sehnen sind im Schwanze, zu beiden Seiten des Afters, im Rücken und im Bauche. Sie werden herausgeschnitten, in Bütten mit Wasser gebracht, von Blut und Öl gereinigt, abge- schabt, gebleicht und bei gutem Wetter getrocknet. Dann sind sie (lem Büffelhorn ähnlich und werden zu Bogensehnen verwendet, welche zum Schlagen der Baumwolle dienen. ıı. Bild. Drei kleine Walfischböte. Daneben Geräthe zu deren Herstellung und Ausrüstung. ı2. Bild. Ein grosses und ein kleines Boot. Anker mit Tau. ı3. Bild. Walfischnetz. ı4. Bild. Harpunen, Lanze, Speckmesser, Beile, Haken, Säge, Anker, Kommandostab des Bootsführers. ı5. und ı6. Bild. Harpunentheile in natürlicher Grösse. ı7. Bild. Lanzentheile in natürlicher Grösse. ı8. Bild. Speckmesser in natürlicher Grösse. ı9. Bild. Kessel, Körbe, Schöpfgeräthe für Thran. 20. Bild. Winde und Windentaue.. Trage mit Netzboden. Wachthaus. Seite 21-23. Schlusstext. Mittheilungen aus der Geschichte des Walfischfanges, der seit alten Zeiten betrieben worden sei und schon in den ältesten Geschichtswerken erwähnt werde. Besonders schwunghaft sei er betrieben worden zur Zeit der Herrschaft der Shö- gune aus der Familie Tokugawa, (d. i. seit 1600 unserer Zeitrechnung). In dieser Zeit besuchte der deutsche Arzt E. Känrrer Japan. Er war dort in den Jahren 1690-92. In seiner Geschichte und Be- schreibung von Japan, herausgegeben von Donn, Lemgo 1777, 1, S. 150 führt er ausser den in dem Walfischbuche von Koyamada 1829 ab- gchandelten Arten noch den Makkökujira an. Er sagt von ihm, dass er Ambra in den Eingeweiden und Thran im Kopfe habe. Dieser Walfisch ist offenbar Physeter macrocephalus L. In dem schon erwähnten japanischen Lexikon, betitelt: Genkai (d.h. Wortmeer), wird nach der Übersetzung des Hrn. R. Lanee von dem Makkökuüjira gesagt: »Er hat seinen Namen von Makkö Weihrauch und kommt besonders in den Mösıvs: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. 1069 südlichen Meeren vor. Sein Oberkiefer ist sehr gross, der Unterkiefer klein und enthält Zähne, geformt wie die Hörner eines Kalbes.« Das sind Angaben. welche Physeter macrocephalus ganz sicher kennzeichnen. Nach Känmprer soll ein reicher Fischer in Omura 1680 zuerst Netze beim Fange der Walfische angewendet haben. Der Walfisch soll nämlich, »sobald er sein Haupt bestriekt fühlt, still halten und wird dann mit Wurfspiesen auf die gewöhnliche Art geschossen. Diese Art des Fanges soll weitläufige Zurüstungen und weit grössere Kosten erfordern als die gemeine; sie ist aber viel vortheilhafter«. Der Inhalt des grossen japanischen Walfischwerkes ist offenbar ein Ergebniss vielseitiger langjähriger Beobachtungen und Zerlegungen der werthvolleren Walfische, welche die japanischen Küsten besuchen. Die Angaben über die Form und Farbe, die Körpergrösse, (die Be- schaffenheit verschiedener Körpertheile und die Lebensweise verschie- dener Arten und Altersstufen machen den Eindruck der Naturwalırheit. Die Bilder der ganzen Thiere sind ohne Zweifel nach lebenden und frisch erlegten Individuen angefertigt. Zoologisch genaue Abbildungen sind sie nicht, sondern malerisch und schematisch hingeworfene Habitus- bilder, welche jedoch die speeifischen Eigenschaften unverkennbar zum Ausdruck bringen. Die Zeichnungen der Barten, Knochen, Eingeweide und besonders wichtiger Hautstücke mögen nach dem Urtheile der Walfischschneide- meister gute Bilder sein, stellen diese Walfischtheile jedoch so ungenau dar, dass sie zur wissenschaftlichen Feststellung speeifischer Eigen- schaften unbrauchbar sind. Ich habe deshalb auch keine Copien von ihnen herstellen lassen. Dagegen machen die Bilder der Fang- werkzeuge und Geräthe zum Gewinnen des Thranes den Eindruck vollkommener Naturtreue. In einer neueren japanischen Encyklopaedie: »Nihon shakai jJii« hat Hr. Lauer Abbildungen und Mittheilungen gefunden, welche (dem Walfischbuche des Kovamapa entnommen sind. Es wird also in Japan als Quellenwerk geschätzt. Das japanische Werk spricht von vier gefangenen und verwertheten Walfischarten:; zoologisch betrachtet sind es nur drei: ı. Balaena japonica, a) erwachsen, jap. Semikujira, b) jung, jap. Kokujira. 2. Megaptera boops, jap. Zatoküjira. 3. Balaenoptera sibbaldi, jap. Nagasukujira. 1070 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. 1. Balaena japonica Lacekr. (Fig. 9.) Diese Art gründete LacErEpE auf ein colorirtes Bild, welches A. pe Remusar dem Pariser Museum d’histoire naturelle übergeben hatte." In der v. Sısorp’schen Fauna japonica veröffentlichten Temmmck und SCHLEGEL 1842 (S. ı8, PL. XVII-XIX) Abbildungen und eine Be- schreibung eines Porzellanmodelles derselben Walfischspecies, welches in Japan nach einem frischen Exemplar angefertigt worden war, nannten sie aber balaena antarclica, weil sie annahmen, sie stimme überein mit einer Art vom Cap der guten Hoffnung, welche G. Guvier” be- schrieben hatte. Die Mittheilungen Laceprzpe's und der holländischen Zoologen werden durch das japanische Walfischbuch bedeutend erweitert. Wir kennen jetzt folgende Merkmale der Dalaena yaponica: Die Grösse ausgewachsener Individuen beträgt 21-22”; mittel- grosse sind 15", kleine 10” lang, Junge 6-9”. Die Kopflänge beträgt etwas über ein Viertel der ganzen Körperlänge. Auf dem Kopfe sind drei mediane Buckel; der vorderste ist grösser als die ihm folgenden. Farbe: Erwachsene sind am Rücken und den Seiten schwarz, am Bauche weiss oder grau oder schwarz mit grossen weissen Flecken. Barten jederseits 360; die längsten Barten ausgewachsener Indi- I viduen sind 2”7 bis 3” lang, schwärzlich, glanzlos und ihr innerer > > Rand oben dicker als die Barten von Balaena mysticetus (» Arctie«). Die Barten junger Individuen sind weisslich. Nach dem Bilde des Skelettes (S. 1065) hat Balaena japonica ı4 Paar Rippen, ıı Lendenwirbel und 26 Schwanzwirbel. EscnricHT fand in einem Fötus von Balaena japonica ı3 Brust-, ıı Lenden- und 26 Schwanzwirbel.' 2. Megaptera boops Fa». (Fig. 7.) O.F. Fagrıcıus, Fauna groenlandica 1780, p. 36. Ruporpur, Abhdl. Berl. Akad. 1829, S. 133 (Balaena longimana). EscHricHT, Untersuch. Nord. Wallthiere 1849, S: 146. Temmisck und ScHLEGEL, Fauna japon. 1842, p. 21, PI.XXX nach einem japanischen Bilde (Balaenoptera antarclica). ! Mem. du Mus. T.IV, Paris 1818, p. 468. ® Ossements foss. 3e Edit. 1825, V, P.ı, p.374 und Desmourins, Diet. class. d’hist. nat. II, p. 161,-Pl. 140, FE. 3 (Bild des Schädels). ® Die Angaben über Glanz und Dicke der japanischen Barten verdanke ich Hrn. Julius Isaak, Chef der Fischbeinfabrik Mann Isaak in Berlin. * Van BENEDEN et GeRvAIs, Osteographie des Cetaces. Paris 1880, p. 112. Mösıus: Über den Fang und die Verwerthung der Walfische in Japan. | 071 Scammon, Marine Animals NW Coast N. America 1874, p. 38, Pl.VII (Megaptera versabilis CoPE). @. 0. Sars, Christiania Vid.-Selsk. Forhdl. 1880, Nr. ı2, p. 8, Pl. II. P.J.V an BEnepen, Hist. de laBaleine de bosse. Mem. Acad. Belg. ı 887. GuLDgErRG, Zool. Jahrb. II, 1887, 8. 135. J. STRUTHERS, Anat. of the Humback Whale. Journ. Anat. and Phy- siol. 1887—89. Edinb. 1889. Die langen, säbelförmig gebogenen, unregelmässig gekerbten Brust- flossen, der ausgezackte oder gekerbte Hinterrand der Schwanzflügel, die kleine, ein Drittel der ganzen Körperlänge vom Hinterende ent- fernte Rückenfinne, die geringe Anzahl Bauchfurchen, sowie die An- gaben über Grösse, Farbe und Lebensweise machen es mir unzweifel- haft, dass der Zatoküjira der Japaner Megaptera boops ist. Grosse japanische Individuen erreichen eine Länge von 22”, mittlere sind 15", kleine 6” lang, neugeborene 3” bis 45 (nach Escn- ricnt’s Beobachtungen 14 Fuss). Der Rücken ist dunkelfarbig, Seiten und Bauch sind hell. Die Brustflosse ist an einer Seite schwarz, an der andern weiss. Die Länge der Barten erreicht 92°”. Die japani- schen Individuen sind ebenso wie die nordatlantischen mit Coromula diadema , Conchoderma auritum und Cyamus besetzt und zeichnen sich aus dureh Gatten- und Jungenliebe. 3. Balaenoptera sibbaldi (GraY). (Fig. 8.) Gray, Proc. Zool. Soc., London 1847, p. 92. (Physalus Sibbaldii.) W.'[URNER, Transact. Roy. Soc. Edinburgh Vol. XX VI], ı872,p. 197. Pl. V-VII. P. J. Van BEneDen, Bull. Ac. Belg. 1875 T.39, avec ı Pl. Distrib. gcogr. des Baleinapteres und Bull. Ac. Belg. 1878. GO SArs, Christiania Vid. Selsk, Forh. 1878, p. ı8, Pl. II. GuLpBERG, Zool. Jahrb. I, 1887, S. 160. Der Nagasuküjira der Japaner ist der grösste ihrer Bartenwale, wie Balaenoptera sibbaldi die grösste an den nordeuropäischen und nordamericanischen Küsten gefangene Walspecies ist. Er wird 27" bis 29" lang, ist bläulichaschgrau oder gelblichweiss, hat zahlreiche Bauchfurchen und ebenso kurze Barten wie Megaptera boops. Diese sind schwärzlich. Die Länge des Kopfes beträgt kaum ein Viertel der ganzen Körperlänge. Die Brustflosse ist etwas kürzer als ein Sechstel der Körperlänge, die Rückenfinne klein und dreieckig und ungefähr ein Viertel der ganzen Körperlänge vom Schwanzende ent- fernt. Der Nagasuküjira frisst kleine Fische, schwimmt ausdauernd, 1072 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. geht tief und kommt selten an die Meeresoberfläche. Das sind Eigen- schaften, nach welchen ich ihn für Balaenoptera sibbaldi ansehen muss. Wenn morphologisch und biologisch sehr ähnliche Individuen in weit von einander entfernten, gegenwärtig durch geographische und klimatische Schranken völlig getrennten Gebieten auftreten, so dürfen für sie keine verschiedenen Speciesnamen gebraucht werden, so lange nicht für die Bewohner jedes Gebietes differente morpho- logische und andere Eigenschaften nachgewiesen sind, welche die Aufstellung verschiedener Artbegriffe rechtfertigen. 1073 Mittheilungen zur Kenntniss der regulär krystallisirenden Substanzen. Von Dr. Lupwıs WULFF in Schwerin i. M. (Vorgelegt von Hrn. Krim.) I. Uber die Heteromorphie im regulären System. b: meinen Bemühungen, mir das nöthige tadellose Material zu züchten, um die regulären Salze, und zwar zuerst die Haloidsalze, welche die wichtigste Gruppe derselben darstellen, auf ihre optischen Eigen- schaften vergleichend zu untersuchen, wurde ich dadurch sehr auf- gehalten, dass ich die Frage der Heteromorphie im regulären System berücksichtigen zu müssen glaubte, weil von ©. Leumann am Salmiak bei seinen' mikrokrystallographischen Studien Dimorphie nachgewiesen ist. Der betreffende Salmiak war allerdings nicht rein, sondern bildete doppelt brechende Krystalle, in denen die eingelagerten Metallchloride (Cadmiumchlorid, oder Cadmiumchlorid und Eisenchlorid) die Doppel- brechung bedingten. Ausserdem schliesst O. Lenmann” aus den Krystallisationen, die er aus gemischten Lösungen von Chlor, Brom und Jodammonium erhielt: »dass alle drei Körper in je zwei Modificationen Krystallisiren und zwar »beide regulär, beide in Würfeln (oder Combination mit Octaedern). nur »in so fern verschieden, als die der niederen Temperatur entsprechende » Modification in Salmiak ähnlichen Skeletten erscheint, die der höheren »entsprechende in scharfkantigen, vollkommenen Krystallen, ähnlich »wie Chlorkali«. Bestätigt sich die Leumann’sche Folgerung, und gelingt es, die verschiedenen Modifiecationen für sich darzustellen (was O. LEHMANN nicht gelang), so hätte man es bei den Ammoniumsalzen mit einer 17 Zeitschr. £. Rryst. 10, 1885. 328. ? Zeitschr. f. Kryst. 10. 1885. 321. 1074 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. December. isodimorphen Reihe zu thun, die durch weitere Untersuchungen wohl noch auf andere Haloidsalze ausgedehnt werden dürfte. Sollen die regulären Salze also vergleichend untersucht werden, so ist es nöthig zu wissen, welcher der isodimorphen Reihen die einzelnen Krystalle angehören, damit sie mit den Gliedern verglichen werden, die mit ihnen derselben Reihe angehören. Es ist zwar nicht unwahrscheinlich, dass die heteromorphen Mo- difieationen einer regulären Substanz verschiedenen Abtheilungen des Systems angehören. aber vom Standpunkte der Structurtheorie ist es durchaus möglich, dass innerhalb derselben Unterabtheilung des regulären Krystallsystems Dimorphie auftritt. weil jeder einzelnen Unterabtheilung verschiedene Structurformen angehören. Ja innerhalb derselben Strue- turformgruppe ist noch eine Heteromorphie möglich, sobald die ab- soluten Dimensionen des Punktsystems oder der Aufbau der Krystall- moleküle verschieden ist. In so fern kann beim regulären System der Fall eintreten, dass die Gestalt der verschiedenen Modifieationen durchaus „leich ist. so dass die Bezeichnung lleteromorphie der Wortbedeutung nach nicht zutreffend ist. Dieser Fall dürfte bei der von O. Lenmmann angegebenen isodi- morphen Gruppe vorliegen, weil an den würfeligen Krystallen des Bromkaliums gleichfalls bereits die Zugehörigkeit zur gyroedrischen Abtheilung des regulären Systems constatirt ist, zu der auch Chlor- ammonium gehört. Es ist die Erkennung der Existenz von Heteromorphie im regu- lären System schwierig. weil an der äusseren Gestalt die verschiedenen Modifiecationen nicht sicher erkannt werden können, und weil eine grosse Anzahl von regulären Substanzen in ihrem äussern Habitus sehr variabel ist. Ausserdem sind die Flächen, aus denen sieh die Angehörigkeit zu einer der geometrischen Abtheilungen des regulären Krystallsystems bestimmen lässt. vielfach selten, so dass nur durch eingehende vergleichende Studien die Heteromorphie der regulären Substanzen klar gelegt werden wird. Eine weitere Schwierigkeit bei der Untersuchung der regulären Salze ist die grosse Tendenz mancher derselben, sich in Wachsthums- formen auszuscheiden, die sich so wesentlich von den Einzelkrystallen oder unter einander unterscheiden, dass ich die Untersuchung dieser mit berücksichtigen werde. weil es in manchen Fällen schwierig ist zu entscheiden, ob nur Wachsthumsformen oder heteromorphe Modifi- cationen von geringer Verschiedenheit vorkommen. Mit Rücksicht auf die hier angeführten Gründe halte ich die eingehende Untersuchung der Krystallisationen der regulären Salze Wüvrrr: Mittheilungen z. Kenntn.d. regulär krystallisirenden Substanzen. 1075 auf etwaige Heteromorphie für wichtig und werde mich auch durch die negativen Erfahrungen der beiden letzten Jahre nicht von der Fortsetzung der Untersuchungen abschrecken lassen. U. Chlorkalikrystallisationen unter Zusatz von jodsaurem Kali. In einer umfangreichen Arbeit über Chlorkalikrystallisationen unter Zusatz von verschiedenen Substanzen führt J. W. Rersers' aus, dass bei diesem Zusatze grosse klare Krystalle von Chlorkali erhalten werden könnten, und dass er nur Würfel und Kubooctaeder erhalten hätte, während ältere Autoren reine Octaeder angeben. Beide Umstände veranlassten mich zu Krystallisationsversuchen mit diesem Zusatze. Bei den mikrokrystallographischen Vorstudien fand ich zwar auch bei den verschiedensten Zusammensetzungen der gemischten Lösungen von Chlorkali und jodsaurem Kali die von J. W. RereErs angegebenen klaren, schnell wachsenden Würfel von Chlorkali. daneben aber bil- deten sich spiessige abgerundete Wachsthumsformen ohne erkenntliche Form, welche auf complicirtere Krystallisationsverhältnisse hinwiesen, die auch von den folgenden Versuchen vollauf bestätigt werden. Eine im Sommer 1893 angesetzte Chlorkalilösung mit Zusatz von '/;o Jodsaurem Kali auf ein Theil gelösten Chlorkalis ergab bei zweiter Krystallisation unter langsamer Abkühlung und folgender langsamer Verdunstung bei Kellertemperatur von etwa‘ı8° C. gruppige grössere und fast homogene kleine Octaeder von durchaus glasiger Beschaffenheit ohne Tendenz opak zu werden. Die grossen Krystalle werden von nicht streng parallelen Einzeloctaedern zusammengesetzt. Die Flächen, auch selbst der vollständig glasigen kleinen Krystalle, zeigen nicht die Ebenflächigkeit von den Würfeltlächen der gewöhn- lichen Chlorkaliwürfel oder würfeligen Wachsthumsformen. Die Spaltbarkeit parallel den Würfelflächen ist auch dement- sprechend nicht gut entwickelt. Selbst gruppig entwickelte Krystalle des reinen käuflichen Chlorkalis zeigen weit glänzendere Spaltungs- flächen. | Die Gestalt der Krystalle ist meist verzerrt, oft finden sich An- sätze, die, soweit der unregelmässige Aufbau es zulässt zu erkennen, nach der Richtung einer Octaederkante verzerrt waren, mithin als rhombische Verzerrungen zu bezeichnen sind. Diese Verzerrungen treten zuweilen nach drei gegen eine trigonale Axe convergirenden Octaeder- ! Zeitschrift für physikalische Chemie 9, 1892. S. 304. 1076 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 21. December. kanten auf, dann erhält die Verzerrung den Anschein einer trigonalen Verzerrung, die aber ihre Natur als dreifache rhombische Verzerrung dadurch zu erkennen gibt, dass die Octaederfläche, gegen die die Verzerrungen gerichtet waren, vertieft liegt zwischen den drei ent- standenen Ansätzen. Als die Lösung von Chlorkali mit Zusatz von jodsaurem Kali Octaeder °® Ausdehnung abgesetzt hatte, gieng ein Habituswechsel vor sich, die gruppigen Octaeder zeigten mehr und mehr Würfelabstumpfungen, sowie schärfer spiegelnde Flächen, so dass ich das Octaedermaterial heraus- nehmen musste, um es zu conserviren. bis ı Die um wenige Grad erwärmte Lösung setzte, als sie wiederum langsam abkühlte und verdunstete, klare Würfel ab, verhielt sich also jetzt so, wie RETGERS es angegeben hatte. Dieser Habituswechsel schien mir auf einen Umsatz in der Lösung hinzudeuten, der durch den steigenden Gehalt an jodsaurem Kali bedingt war. Ich verdünnte daher die Lösung mit concentrirter reiner Chlor- kalilösung, um so wieder den Gehalt an jodsaurem Kali zu erhalten, bei dem ich zuerst die Octaeder erhielt, und der ja durch die Aus- krystallisation der Chlorkaliexemplare vergrössert war. Der mehrfach wiederholte Versuch ergab zweimal dasselbe oben beschriebene Octaeder- material, aber stets nur in kleinen Krystallen. Einmal bildeten sich zuerst kleine Würfel, die aber bald mit octaedri- schem Habitus fortwuchsen. Das ursprünglich Würfel vorhanden waren, erkennt man leicht, denn die Octaeder sind’ alle so gewachsen. dass eine Hauptaxe senkrecht steht. Es sind nur fünf Oetaederecken ent- wickelt, die sechste ist durch die rauhe Fläche ersetzt. mit der der Krystall auf dem Boden auflag, ein Verhalten. was bei ursprünglich octaedrischer Krystallisation nicht möglich ist. Somit bestätigen meine Versuche sowohl die älteren Beobachtungen als die von Rercers. Es hängt von dem Gehalte der Lösung an jodsau- rem Kali ab, ob Oetaeder, Kubooctaeder oder Würfel sich bilden. Das Auffälligste hierbei ist, dass sich der Habitus der Krystalle zweimal ändert. Bei geringem wie bei starkem Zusatz von jodsaurem Kalı ist der Habitus würfelig, bei einer mittleren Stärke des Zusatzes von etwa 10 Procent des gelösten Chlorkalis entstehen octaedrische Gestalten. Als ich die Chlorkalioctaeder in Wasser löste, erhielt ich eine Lösung, die reine Würfel absetzte, wie es Lösungen des käuflichen Chlorkalis thun, und liess sich ein Gehalt an Jodsäure nicht nach- weisen. Anders verhielt sich aber eine Lösung, die ich in einem geschlosse- nen Reagenzglase durch Aufgiessen von wenig Wasser auf viele Octaeder Worrr: Mittheilungen z. Kenntn.d. regulär krystallisirenden Substanzen. 1077 erhielt. Die Octaeder rundeten sich ab bei Erwärmen des Glases, und beim Abkühlen heilten sie octaedrisch aus, ohne Tendenz zur Bildung von Würfelflächen zu zeigen. Diess beweist, dass die octaedrische Modification auch in einer Lösung stabil sein kann. die rein ist, oder doch nur äusserst wenig jodsaures Kali enthält. Das Reagenzglas drehte sich etwa eine Woche in meiner Stellage für Krystallisation in Bewegung um seine Längsrichtung als Axe, ohne dass sich neue Krystalle bildeten. Während es also bei der Krystallisation mit Zusatz von Jodsaurem Kali der Zusatz gewesen war, welcher die für das Wachsen der Octaeder nöthigen Bedingungen schuf, so erhielt hier das Material selber sich die für seine Stabilität nöthige Beschaffenheit der zwischen dem Material befindlichen Lösung. Die Möglichkeit eines solchen Einflusses der Krystalle auf die Lösung erklärt sich aus dem, was wir durch O. Lenmann wissen über den Lösungshof und die Bewegungserscheinungen an der Krystall- oberfläche, und ich halte es geradezu für die Hauptaufgabe der wissen- schaftlichen Krystallzucht, die Lenmanw’schen Erfahrungen auf grosse Krystalle zu übertragen und an diesen messend zu untersuchen. Für meine Versuche, die Krystallzucht zu entwickeln, sind die Erfahrungen O. Lenmanw’s noch immer die wichtigste Richtschnur, trotzdem viele mi- kroskopische Vorgänge makroskopisch unmöglich sind. Bei zwischen Lösungsmaterial entstandenen Lösungen kann der Einfluss, den die Masse der Krystalle ausübt, und der sich besonders im Lösungshof zu er- kennen gibt, so gross sein, dass durch die ganze Lösung ein anderer Gleichgewichtszustand der Lösung entsteht. Um zu entscheiden, wie die zwischen den Chlorkalioctaedern ent- standene Lösung bei Abschluss von fremden Einflüssen krystallisiren würde, construirte ich einen kleinen Umkrystallisator' aus einem Rea- genzglase, hierbei bildete sich nun nicht die gewöhnliche scharfkantige, würfelige, leicht opak werdende Modification von Chlorkali, sondern die glasige unregelmässig begrenzte Modification in verzerrten Wachs- thumsformen, auf die ich weiter unten noch näher eingehen werde. Auch hier war der Einfluss des Octaedermaterials hinreichend gewesen, um eine andere Krystallisation zu erzeugen, als es die sich selbst über- lassene Lösung gethan hätte. Als ich einen Rest der Krystalle mit der Lösung im Winter zur Wiederholung in Arbeit nahm, verlief die Krystallisation ganz anders; die Lösung, welche mehrere Monate über den Krystallen gestanden hatte, setzte kleine scharfe Würfel ab, die selten klar waren, die ab- =. Zeitschr> f. Kıryst. 11.111886. 8.131. 1078 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 21. December. gerundeten Krystalle heilten in einem Uhrgläschen unter freier Ver- dunstung aus und zwar anfangs mit flachen rundlichen Vieinalflächen zum Octaeder, aber nach einigen Stunden traten an einzelnen Stellen der Oectaederflächen scharfe Würfelecken hervor, so dass deutlich die beiden Arten des Fortwachsens erkenntlich waren, bis nach fünf Stunden nur noch Würfeltlächen erkenntlich waren. Um die Concentration näher festzustellen. bei denen der Zusatz von Jodsaurem Kali Würfel, Octaeder und wiederum Würfel entstehen lässt, begann ich eine Reihe von Versuchen, Chlorkali zu krystallisiren unter zunehmendem Zusatz von jodsaurem Kali. Bei Zusatz von 10° jodsaurem Kali auf 1000° Wasser erhielt ich viele opake trigonale Wachsthumsformen, die nach einigen Tagen stellen- weise durch pilzartige feine glasige Wachsthumsformen bedeekt wurden. Bei Zusatz von 20° erhielt ich dasselbe Resultat, nur waren die glasigen Wachsthumsformen eompacter und in grösserer Menge vorhanden. Noch deutlicher zeigte sich diess bei der ersten Krystallisation mit Zusatz von 30°. Die glasige Modification überwuchert bald die opake Wachs- thumsform, die dann gar nicht mehr zu wachsen scheint. Man könnte versucht sein zu glauben, diese glasige Qualität wäre durch langsames Wachsthum bedingt, dem ist aber nicht so, sondern die betreffende Modification hat an sich die Tendenz glasig zu wachsen und bleibt es auch, wenn sie ersichtlich schneller wächst als die opake. Als ich die Versuche mit 40° Zusatz fortsetzen wollte, begann (las Jodsaure Kali auszufallen und zwar, wie sich bald bei allen Krystalli- sationen mit Zusatz von jodsaurem Kali zeigte, weil die Kellertemperatur zu tief gesunken war. Es blieb nur noch wenig jodsaures Kali in Lösung, so dass ich von dem Versuche abstehen musste festzustellen, ob die glasigen und opaken Wachsthumsformen den Gegensatz der Dimorphie zeigen. ‘s blieb nur noch ein Theil des Zusatzes in Lösung und zeigten sich bei Fortsetzung der Krystallisationen bei niedriger Temperatur nur die glasigen Wachsthumsformen. Auch bei langsamer Verdunstung bildeten sich keine einheitlichen Würfel, wie sie bei den Sommer- krystallisationen sich leicht erhalten liessen, die nur bei schneller Aus- scheidung Wachsthumsformen zeigten. Auch die Versuche, die klaren Würfel aus den Sommerkrystalli- sationen in den Lösungen im Winter fortzuziehen, schlugen fehl. War die Winterlösung nieht ganz concentrirt, so entstanden grosse gyroe- drische Ätzungen, wenn aber die Krystallisation begann, setzten sich daran dieselben Wachsthumsformen ab, die sich freiwillig bildeten. So muss ich die Fortsetzung meiner Versuche mit Zusatz von Jodsaurem Kali auf den Sommer verschieben. Wuvrrr: Mittheilungen z. Kenntn.d. regulär krystallisirenden Substanzen. 1079 Aus dem Vorstehenden ergibt sich, dass der Einfluss, den die- selbe Zusatzsubstanz auf die Krystallform ausübt, ein recht com- plieirter sein kann, und dass es deshalb nicht möglich ist irgend einer Beimengung einen bestimmten einheitlichen »formativen« Einfluss zuzuschreiben, weil dieser sehr mannigfach sein kann, wie es auch eine weitere Untersuchung bestätigt über den Einfluss des Gehaltes an Chlormagnesium auf die Form der Chlorkali-Krystallisationen. Es erschwert diess zwar sehr die Untersuchungen über die Krıy- stallisationen mit Zusätzen, aber ich glaube, dass diese Schwierigkeiten dlen wichtigsten Theil dieser Untersuchungen ausmachen und besonders lehrreich sind, und füge deshalb noch einige Bemerkungen hinzu. Das Verhalten der Lösungen mit etwa ı0 Procent Zusatz vom gelösten Chlorkali ist besonders auffällig, weil der Übergang von octaedrischer zu würfeliger Krystallisation bei höherer Concentration an jodsaurem Kali kein continuirlicher ist, sondern sprungweise vor sich geht. J.W. Rereers macht schon darauf aufmerksam, dass das jodsaure Kali eigentlich schwerer löslich ist als das Chlorkali, wenn trotzdem beträchtliche Quantitäten davon in nicht zu kühlen Chlorkali- lösungen gelöst werden, so müssen wir wohl mit Rererrs annehmen, dass beide Salze in der Lösung sich zu Doppelsalzen vereinigt haben. Es ist also in Wirklichkeit nicht das zugesetzte jodsaure Kali, sondern es sind die in der Lösung vorhandenen Doppelsalzmengen, welche beeinflussend wirken. Sobald wir diess annehmen, erklärt sich auch das Auftreten eines disecontinuirlichen formativen Einflusses bei einer ganz bestimmten Concentration sowie die verschiedene Beeinflussung bei verschiedenen Temperaturen, weil die Zusammensetzung der Doppelsalzmoleküle je nach Concentration und Temperatur verschieden sein kann. J. W. Rereers spricht die Überzeugung aus: »Der richtige wissen- »schaftliche Angriff auf das krystallographisch so interessante Problem » ler Formbeeinflussung scheint mir nur in der Untersuchung der Unter- »schiede in der Capillarattraction der verschiedenen Krystallflächen zu » len verschieden zusammengesetzten Lösungen zu bestehen«. Meine An- sicht stimmt in so fern hiermit überein, als auch ich glaube, dass das Problem der Formbeeinflussung nur erklärt werden kann durch die Vorgänge, die an der Oberfläche der Krystalle stattfinden, vor allem in der Sphaere des Lösungshofes. Diess zeigt bei den eben beschriebenen Krystallisationen besonders der Umschlag, der beim Ausscheiden der grossen Octaeder in Lösung ohne merklichen Gehalt an jodsaurem Kali stattfindet, wobeı der Umschlag auf der Oberfläche langsam im Verlauf von Stunden über den ganzen Krystall sich ausdehnt. Andererseits halte ich allerdings 1080 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 21. December. dafür, dass die Capillarerscheinungen nur einen Theil der formativen Einflüsse erklären werden, und dass die Entwickelung unserer Ein- sicht in die Krystallogenese in erster Linie davon abhängt, in wie weit es möglich werden wird, die dynamischen Erscheinungen an der Krystalloberfläche bei der Krystallisation messend zu verfolgen und die Constitution der Salzlösungen näher festzustellen. Ausgegeben am 4. Januar 1894. 1081 1893. LEER. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. December. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEN. Hr. Dieıs hielt einen Vortrag ‘über den Stil des Aristoteles. Ausgegeben am 4. Januar 1894. Sitzungsberichte 1895. 95 VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. ERSTES VIERTELJAHR. (Die Schriften, bei denen kein Format angegeben ist, sind in Octav. — Die mit * bezeichneten Schriften sind mit Unterstützung der Akademie erschienen, die mit ? bezeichneten durch Ankauf erworben.) Leopoldina. Amtliches Organ der Kaiserlichen Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturfor- scher. Heft XXVIII. N. 21— 24. Heft XXIX. N. 1. Halle 1892.1893. 4. Abhandlungen der historischen Classe der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. XIX. Abth. 3. Bd. XX. Abth. I. — Der mathem.- physikalischen Classe. Bd. XV11. Abth. Ill. München 1892. 4. Sitzungsberichte der mathematisch - physikalischen Classe der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. Bd. XXU. 1892. Schluss und Inhaltsverzeichniss. München 1892. Sitzungsberichte der philos.-philol. und historischen Classe der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. 1892. Heft IV. München 1893. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg- Augusts- Universität zu Göttingen. 1892. N. 11— 16. Göttingen. Abhandlungen der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 38 vom Jahre 1892. Göttingen 1892. 4. Abhandbuıngen der phil.-hist. Classe der K. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Bd. Xlll. N.V. Leipzig 1893. Berichte über die Verhandlungen der K. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. — Math.-physische Classe. 1892. IV—VI. Leipzig 1893. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jahrg. 25. N. 19. Jahrg. 26. N. 1—4. Berlin 1892. 1893. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen - Wesen im Preussischen Staate. Bd. XL. Statist. Lief. 13 und Heft 5 mit einem Atlas enthaltend die Tafeln 17. 18. Berlin 1892. 4.u. Fol. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Bd. XLIV. Heft 3. 1892. Berlin 1892. tJahrbuch der Fortschritte der Mathematik. Bd. XXII. Jahre. 1890. Berlin 1893. Fortschritte der Physik im Jahre 1887. Jahrg. XLIII. Abth.I. Berlin 1893. Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1895 mit Angaben für die Oppositionen der Planeten (1) — (310) für 1893. Berlin 1893. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. Jahrg. 33. 1891. 34. 1592. Berlin 1892. 1893. Iwanorr, S. A. Architectonische Studien. Mit Erläuterungen von R, Bonn. Herausge- geben vom K. Deutschen Archäologischen Institut. Berlin 1592. Fol. mit 44 Taf. in gr. Fol. ® Inseriptiones Atticae aetatis quae est inter Buchdis anmum et Augusti tempora. Ed. U. Kornter. P.IV indices eontinens. Comp. J. Kırcnner. Berolini 1393. Fol. Sitzungsberichte 1893. A (2) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. Doune, R. Die Anfänge der K. Akademie der Künste zu Berlin. Rede zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages S. Maj. des Kaisers und Königs am 27. Januar 1893 von der K. Akademie der Künste. Berlin 1893. 4. Katalog der Bibliothek der K. Akademie der Künste. Bearbeitet von E. Dosgerr und W. Grounmann. Berlin 1893. Königliche Museen zu Berlin. Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche und Holzschnitte von ALBRECHT Dürer. Berlin 1893. 10 Ex. Neunte Städtische Realschule (höhere Bürgerschule) zu Berlin. IV. 1. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1892 bis Ostern 1593. 3Ex. Nebst einer wissenschaftlichen 3eillage. 3Ex. Berlin 1893. 4. Lessing-Gymmasium zu Berlin. Elfter Jahresbericht. Ostern 1893. 3Ex. Nebst einer wissenschaftlichen Abhandlung. 3Ex. Berlin 1893. 4. Monumenta Germaniae historica. Legsum sectio Ill. Coneilia. T.I. Hannoverae 1893. 4. Monumenta Germaniae historica. Legum sectio 1. Legum Nationum Germanicarum T.D. P.I. Hannoverae 1892. 4. Monumenta Germaniae historica. Scriptorum qui lingua vernacula usi sunt T.1. P. 1. Hannoverae 1892. 4. Jahrbuch der K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. Heft XVII. örfurt 1892. 38. Bericht des Vereins für Naturkunde zu Kassel über das Vereinsjahr 1891/92. Kassel 1892. Abhandlungen, herausgegeben von der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. Bd. XV11l. Heft 1. Frankfurt a.M. 1893. 4. Festschrift zur Feier des 150 jährigen Bestehens der Naturforschenden Gesellschaft in Danziy am 2. Januar 1893. Danzig 1893. Zeitschrift der historischen Gesellschaft für die Provinz Posen. Herausgegeben von Dr. R. Prünmers. Jahrg. VII. Heft 1—4. 1892. Posen 1892. Jenızscn, A. Führer durch die geologischen Sammlungen des Provinzialmuseums der phys.- ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. Königsberg i.P. 1892. Neues Lausitzisches Magazin. Bd.68. Heft 1. Görlitz 1892. Astronomische Nachrichten. Bd. 131. Kiel 1893. 4. Publicationen der Astronomischen Gesellschaft. NN. Wisuicenus, W. F. Tafeln zur Be- stimmung der jährlichen Auf- und Untergänge der Gestirne. Leipzig 1892. 4. Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. Jahrg. 27. Heft 4. Leipzig 1892. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 46. Leipzig 1892. Zeitschrift für Naturwissenschaften. llerausgegeben von Lurvecke. Bd. 65. Heft 4. 5. Leipzig 1892. "Hedwigia. Organ für Kryptogamenkunde. Bd. XXXI. 1892. Heft 6. Dresden. "Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit. Bd. 22. Hırscn, A. Ge- schichte der medieinischen Wissenschaften in Deutschland. München und Leipzig 1893. Deutsche überseeische Meteorologische Beobachtungen. Gesammelt und herausgegeben von der Deutschen Seewarte. Heft\. Hamburg 1892. 4. Mittheilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg. Ba.1ll. Heft 3. 1893. Febr. Hamburg 1893. Körnıner. ‚Die Nerven der Milz und der Nieren und die Gallencapillaren. Würzburg 1893. Sep.-Abdr. Neue Heidelberger Jahrbücher. llerausgegeben vom hist.-philos. Verein zu Heidelberg. Jahrg. III. Heft 1. Heidelberg 1593. Heserer, G. und Rose, F. Vergleichende Untersuchungen verschiedener Petroleumsorten. Berlin 1593. Sep.-Abdr. 4. SCHENCK, H. Beiträge zur Biologie und Anatomie der Lianen. Th.1.2. Jena1892.1893. 2Ex. . . . .. a r. . ‘ Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. (3) Lumuer, O. und Kurtsaun, F. Bolometrische Untersuchungen. Leipzig 1892. Sep.-Abdr. Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Neue Folge. Jahrg. I. 1892. Heft III. IV. Stuttgart 1892. TPublicationen des Litterarischen Vereins in Stuttgart. (Tübingen.) Jahrg. 44. (1895.) 192-195. Tübingen 1893. Veröffentlichungen der Grossh. Sternwarte zu Karlsruhe. Herausgegeben von W. VALEn- TInER. Heft4. Karlsruhe 1892. 4. Bulletin mensuel de la SocietE des Sciences, Agriculture et Arts de la Basse- Alsace. T. XXVI. 1892. Fasc. 10. T. XXVI. 1893. Fase. 1.2. Strassburg 1892. 1893. XIV. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Metz für 1891/92. Metz 1592. Herız, W. Gedächtnissrede auf Konrkap Hornann, gehalten in der Öffentlichen Sitzung der K. B. Akademie der Wissenschaften zu München am 28. März 1892. München 1592. 4. SeeuiGer, H. Über allgemeine Probleme der Mechanik des Himmels. Festrede am 28. März 1892. München 1892. 4. Wecktein, N. Über die Stoffe und die Wirkung der griechischen Tragödie. Yestrede am 14. November 1891. München 1891. 4. von Reser, Kurfürst Maxımırıan I. von Bayern als Gemäldesammler. YFestrede in der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften am 15. November 1592. München 1892. 4. Weser’s, W. Werke. Herausgegeben von der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Bd.3. Th.I. Berlin 1893. Die Entwickelung der Mathematik im Zusammenhange mit der Ausbreitung der Cultur. — Rede zum Geburtsfeste S. Maj. des Kaisers und Königs in der Aula der K. Tech- nischen Hochschule zu Berlin am 26. Januar 1893 gehalten von dem zeitigen Reetor E. Lampe. Berlin 1893. 4. Dorn, E. Vorschläge zu den gesetzlichen Bestimmungen über elektrische Maasseinheiten, ent- worfen durch das Curatorium der phys. Reichsanstalt. Nebst kritischem Bericht über den wahrscheinlichen Werth des Ohm nach den bisherigen Messungen. Berlin 1893. Bericht über die Verhandlungen betreffend Einführung einheitlicher Gewinde von Befestigungs- schrauben in die Feintechnik. — Mittheilung aus der Il. Abtheilung der physikalisch- technischen Reichsanstalt. Berlin 1893. 4. Sep.-Abdr. Garzann, G. Der grosse Kurfürst und Moritz von Nassau der Brasilianer. Frankfurt 1893. LoRENızENn, G. Über die Untersuchung der Scalen eines Heliometers. Kiel 1892. Sep.- Abdr. 4. tJ. Grimm und W. Grimm. Deutsches Wörterbuch. Bd.VIII. Lief. 11. Leipzig 18592. Sach- und Orts-Verzeichniss zu den mineralogischen und geologischen Arbeiten von GERHARD vom Rıta. Bearbeitet von W. Brunss und K. Busz. Leipzig 1893. Beırstein, F. Handbuch der organischen Chemie. 3. Aufl. (Bd. 1. Lief. 13 —16.) Hamburg 1893. Erklärung der Görres- Gesellschaft in Sachen ihrer »(Quellen und Forschungen«. München 1893. Sep.-Abdr. VOLGER, O. gen. SENCKENBERG. Die Lichtstrahlen. Emden 1892. Sep.-Abdr. Denkschriften der philosophisch - historischen Olasse der K. Akademie der Wissenschaften. Bd. 41. Wien 1892. 4. Sitzungsberichte der philosophisch - historischen Classe der K. Akademie der Wissenschaften, Bd. 126. Wien 1892. 22 Separat-Abdrücke aus den Denkschriften. Wien. 4. IA (4) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. Sitzungsberichte der math.-naturwissenschaftlichen Olasse der K. Akademie der Wissenschaften. Abth. I. 1891. N. 8—10. 1892. N. 1—6. lla. 1891. N.8— 10. 1892. N. 1—5. IIb. 1891. N. 8S—10. 1892. N. 1—5. III. 1891. N.8—10. 1892. N. 1—5. Wien. Almanach der K. Akademie der Wissenschaften. Jahrg. XXIl. Wien 1892. Anzeiger der K. Akademie der Wissenschaften. — Math.-naturw. Classe. Jahrg. XXIX. 1892. N. I. XXVM. Jahrg. XX. 1893. N. I—VI. Wien1892. 1893. Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft in Wien. 1892. Bd. XXXV. (N. F. XXV.) Wien 1892. Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. XX1. Heft VI. XXI. Heft 1. Wien 1892. 1893. 4. Verhandlungen der K. K. Geologischen Reichsanstalt. 1892. N. 11—16. 1893. N.1. Wien 1892. 1893. Jahrbuch der K. K. Geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1892. Bd. XLII. Heft 2. Wien 1892. ‚Jahrbücher der K. K. Central- Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. Officielle Publication. Jahrg. 1890. N. F. XXVII. Wien 1892. 4. Verhandlungen der K. K. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1892. Bd. XL1l. Quart. I—IV. Wien 1892. 1893. Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen. Bd.78. Hälfte I. Wien. Fontes rerum austriacarum. Abth. 11. Bd. 46 und Bd. 47. Hälfte I. Wien. Venetianische Depeschen vom Kaiserhofe. Herausgegeben von der historischen Commission der K. Akademie der Wissenschaften. Bd.2. Wien 1892. Teıenmann, L. Zlephantiasis Arabum. Text und Tafeln. Krakow 1892. 4. und fol. Mittheilungen der Section für Naturkunde des Österreichischen Touristen-Club. Jahrg. V. N.1.2. Wien 1893. 4. Ordnung der Vorlesungen an der K. K. Deutschen Carl Ferdinands- Universität zu Prag im Sommersemester 1893. Prag. berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins in Innsbruck. Jahrgang XX. 1891/92. Innsbruck 1893. Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. N. Folge. Bd. 24. Heft 3. Hermann- stadt 1893. ‚Jahresbericht des Vereins für siebenbürgische Landeskunde für das Vereinsjahr vom 1. Aug. 1891 bis letzten Juli 1892. Hermannstadt 1892. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften zu Krakau. 1892 Dec. 1893 Jan. Krakau 1893. Rocznik Akademüi umjetnosei w Krakowie. Rok. 1890. 1591/92. Krakowie 1891. 1592. Biblioteka Pisarzow Polskich. T. XXIII. Krakowie 1892. Sprawozdanie Komisyi fisyografiesn). Vol. XXVI. Kraköw 1892. Acta historica res gestas Poloniae illustrantia ab anno 1507 usque ad annum 1795. T. X. Krakowie 1892. Ungarische Revue. Herausgegeben von K. Hrınrıcn. 1892. Jahrgang XII. Heft 10. — 1893. Jahrgang XIII. Heft 1.2. Budapest 1892. 1893. v. Gornarp, E. Das Spectrum des neuen Sternes in Auriga, ein Vergleich mit demjenigen einiger planetarischer Nebel. Budapest 1892. Sep.-Abdr. Viestnik hrvatskoga Arkeologiekoga Druztva. Godina XIV. Br. 4. Zagrebu 1892. Proceedings of the Royal Society. Vol. LII. N. 317. 318. 319. London 1893. Proceedings of the London Mathematical Society. Vol. XXIV. N. 450 — 454. 1892/93. London. ‚Journal of the Royal Mieroscopical Society. 1893. P.1. Febr. London. Proceedings of the Ohemical Society. Session 1892/93. N. 117—121. London 1893. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. (5) Journal of the Chemical Society. N. CCCLXII— CCCLIV. 1893. Febr. London. Vol. LXII and LXIV. März 1893. Supplementary Number containing title-pages, contents and indexes. 1892. Vol. LXIand LXII. London. A List of the Officers and Fellows of the Chemical Society. London 1892. The Geographical Journal. Vol.1. N. 1—3. London 1893. The Quarterly Journal of the Geological Society. Vol. XLIV. P.1. 1893. N. 193. London. Monthlıy Notices of the Royal Astronomical Society. Vol. LIII. N. 2. 1892. Dec. — Vol. LII. N. 3.4. 1893. London 1892. 1893. Proceedings of the Royal Society of Edinburgh. Session 1891/92. Vol. XIX. (Pp. 81—192.) Edinburgh 1892. Proceedings of the R. Physical Society. Session 1891/92. Edinburgh 1893. Proceedings of the Philosophical Society of Glasgow. 1891/92. Vol. XXIII. Glasgow 1892. Index to the Proceedings of the Philosophical Society of Glasgow. Vol.Ito XX. 1841/89. Glasgow 1892. Proceedings of the R. Irish Academy. Ser. Ill. Vol. Il. N.3. Dublin 1892. Transactions of the R. Irish Academy. Vol. XXX. P. 111. IV. Dublin 1592. 1593. 4. R. Irish Academy. Todd Lecture Series. Vol.I. P.I1l.IV. Dublin 1892. The Irish Naturalist. A Monthly Journal of General Irish Natural History. Vol.I. N.) 1892. Dublin. ‚Journal of the Asiatie Society of Bengal. N. Ser. Vol. LXI. P.I. N. III. 1892. Caleutta 1892. Proceedings of the Asiatie Society of Bengal. N. VII. IX. 1892. Aug. Nov. Caleutta 1592. Bibliotheca Indica. N.S. N. 821. 823— 826. Calcutta 1892. Records of the Geolegical Survey of India. Vol. XXV. P.4. 1592. Caleutta 1892. TueEosAaLn. Contents and Index of the first twenty Volumes of the Memoirs of the Geological Survey of India 1859 to 1883. Caleutta 1892. Memoirs of the Geological Survey of India. — Palaeontologia Indiea. — W. Turosarn. Index to the genera and species described in the Palaeontologia Indiea, up to the year 1891. Calcutta 1892. Fol. ‚Journal of the Buddhist Text Society of India. Ed. by Sara Canora Dis, D. J. E. Vol.l. Jan. 1893. P. 1. Calcutta. Weerer’s Sacred Literature of the Jains. Translated by Dr. H. Weir Suvrm. Bombay 1893. 4. Sep.-Abdr. Transactions of the Canadian Institute. 1892. N.5. Dee. (Vol. II. P.1I.) Toronto 1892. The Canadian Record of Science. Vol.V. N.4. Montreal 1892. ‚Journal of the Institute of Jamaica. Vol.l. N. 1—4. Kingston 1891. 1592. Bulletin of the Institute of Jamaica. N.1. Cockereut, T. D. A. 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Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.- Bezirks Osnabrück. Jahrg. 49. Folge 5. Jahrg. 9. Hälfte 2. Bonn 1892. D “ i D B . i LS Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Zweites Vierteljahr. (15) Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. Vll. 1892. Heft 4. Berlin 1893. 4. Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abtheilung. Bd. VII. Rom 1893. Athenische Abtheilung. Bd. XVII. Heft 3. 4. Athen 1892. Bd. XVIII. Heft1. Athen 1595. Register zu den Mittheilungen. — Athener Ab- theilung. Bd. XI—XV. Athen 1892. Bericht der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau a. M. über den Zeitraum vom 1. April 1889 bis 50. November 1892. Hanau 1893. Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft zu Würzburg. Neue Folge. Bd. XXVI. 1891/92. Würzburg 1893. Sitzungsberichte der physikalisch - medicinischen Gesellschaft zu Würzburg. Jahrg. 1892. 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Bericht über das Schuljahr 1592/93. Nebst einer wissenschaftlichen Abhandlung. Berlin 1893. 3 Ex. 4. VIII. Realschule (Höhere Bürgerschule) zu Berlin. 11. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1392 bis Ostern 1593. Mit einer wissenschaftlichen Beilage. Berlin 1893. 4. 2Ex. Städtisches Gymnasium zu Danzig. — Bericht über das Schuljahr 1892/93. Als Beilage: Borcuarpr, F. Katalog der griechischen und römischen Münzen der Sammlung des Städtischen Gymnasiums zu Danzig. Danzig 1593. 4. Anzeiger der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der K. Akademie der Wissenschaften. Jahrg. 1893. N. 7—14. Wien. Jahrbuch der K.K.Geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1892. Bd. XLII. Heft 3.4. Wien 1893. Verhandlungen der K. K. Geologischen Reichsanstalt. 1893. N. 2—5. Wien 1893. Nittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. XXIII. Heft II. III. Wien 1893. 4. Ärstlicher Bericht des K.K. Allgemeinen Krankenhauses zu Wien vom Jahre 1891. Wien 1593. 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Berlin 1893. 4. r . . ° ee =. a £ “6% Verzeichniss der emgegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. (35) Übersicht über die Geschäftsthätigkeit der Aichungsbehörden während des Jahres 1892. Berlin 1893. 4. ‚ Chronik der Akademie der Künste zu Berlin. 15. Mai 1592 — 1. Oct. 1893. Berlin 1893. " Mittheilungen des K. Deutschen Archaeologischen Instituts. Römische Abtheilung. Bd. VIN. Heft3. Rom 1893. Athenische Abtheilung. Bd. XVII. Heft3. Athen 1893. Jahrbuch des K. Deutschen Archaeologischen Instituts. Bd.V1llI. Heft 3. Berlin 1893. 4. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel, zugleich ein Repertorium für Mittel- meerkunde. Bd.11. Heft1.2. Berlin 1893. Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken. 1. Abtheilung 1533—1559. Herausgegeben durch das K. Preuss. hist. Institut in Rom und die K. Preuss. Archiv-Verwaltung. Gotha 1893. 2 Ex. #Supplementum Aristotelicum. Vol.I1l. P.I. Anonymi Londinensis ex Aristotelis latrieis Menoniis et aliis medicis eclogae ed. H. Dıers. Berolini 1893. Monumenta Germaniae Historica. Legum Sect. II. Capitularia regum Francorum T. II. P. TI. Hannoverae 1893. 4. 70. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur für 1892. Hierzu ein Ergänzungsheft: Parrsch, Litteratur der Landes- und Volkskunde der Provinz Schlesien. Heft 2. Breslau 1393. Astronomische Nachrichten. Bd. 133. Kiel 1893. 4. 95 akademische Schriften der Universität Kiel aus dem Jahre 1892/95. Neues Lausitzisches Magazin. Bd.69. Heft 2. Görlitz 1893. ‚Jahresbericht und Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Magdeburg 1892. Magdeburg 1893. Bericht über die SENCKENBERGische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt a. M. 1893. Frankfurt a.M. Katalog der Reptilien- Sammlung im Museum der SENCKENBERGISchen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurta. M. Th. 1. Herausgegeben von Prof. BorrrGer. Frank- furt a. M. 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Mittheilungen aus der Medicinischen Facultät der Kaiserlich Japanischen Universität. Bd. 1. N.I. Tokyo 1893. Der erste Jahresband endet mit Seite 462. (43) NAMENREGISTER. ®ABEL, Privatd. Dr. Ludwig in Berlin, der Diwan des Zuhair übersetzt und erklärt. 719. AUERBACH, Prof. Dr. Leopold in Breslau, über merkwürdige Vorgänge am Sperma von Dytiscus marginalis. 161. 185 — 203. Auwers, Antwort auf die Antrittsreden der HH. Scnuwarz und Frogentvs. 628-632. ‚„ erhält 900 Mark zur Drucklegung des von ihm neu bearbeiteten Stern- verzeichnisses von Tosgıas Mayer. 704. BEnnDorr, Hofrath Dr. Otto, Professor an der Universität Wien, zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch -historischen Classe gewählt. 1050. BEerruoLDd, Dr. med. in Ronsdorf, erhält 150 Mark zur Herausgabe seiner Schrift über die Entdeckung der Sonnenflecken durch Jon. Fasrıcıus. 1049. von Bzzorn, über Isanomalen des erdmagnetischen Potentials. 9. BLocumann, Prof.Dr.F. in Rostock, erhält 3000 Mark zu Untersuchungen _über die Entwickelungsgeschichte der Brachiopoden. 704. pu Boıs-Reymonp, Bericht über die Humsorpr - Stiftung. 30— 33. ‚ Adresse an ihn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 93 — 97. ‚„ Antwort auf die Antrittsreden der HH. Fıscner und Herrwic. 637 — 641. BorGERT, Dr. A. in Kiel, erhält 1000 Mark zu Untersuchungen an Radiolarien. 703. ®BRUNNER, über den germanischen Ursprung des französischen droit de retour. 155. Bückıng, Prof. Dr. H. in Strassburg i. Els., über Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat von Westeregeln. 957. 967 — 972. CANALE, starb in Genua am 13. März. 157. DE ÜANDOLLE, starb am 4. April in Genf. 273. Conwestz, Prof. in Danzig, erhält 1000 Mark behufs phytopalaeontologischer Studien. 203: Conze, über eine Athenastatue in Pergamon. 37. 207—218. ‚ Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archaeologischen Instituts. 393. 445 — 452. Cowerr, Edward Byles, in Cambridge, zum correspondirenden Mitgliede der philo- sophisch -historischen Classe gewählt. 473. CunnNIıNnGHaAMm, starb zu London. 1050. Currıus, Paulus in Athen. 923. 925 —938. "Dames, über die Entwickelung und Verbreitung der Kreideformation in der mittel- aegyptischen Wüste und ihre Beziehungen zu benachbarten Kreidegebieten. 161. ‚ über die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1017. 1019—1039. Dıers, Bericht über die Ausgabe der Aristoteles-Commentatoren. 27. — ——, über das physikalische System des Straton.. 99. 101—127. #®—— , über die Excerpte aus Menons Iatrika in dem Londoner Papyrus 137. 443. = ——— , über den Stil des Aristoteles. 1081. (44) Namenregister. DucHeEsne, Abbe L. in Paris, zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch- historischen Classe gewählt. 758. =D ÜMNMLER, Sigebert's von Gembloux Passio sanetae Luciae virginis und Passio sanc- torum Thebeorum. 63. — , Jahresbericht der Centraldirection der Monumenta Germaniae historica. 289 — 295. En6GLER, über die Verwerthung anatomischer Merkmale bei der systematischen Gliede- rung der lcacinaceae. 151. 247— 269. Fıcker, Hofrath Prof. Dr. Julius in Innsbruck, zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch -historischen Classe gewählt. 758. Fısc#er, Prof. Dr. Emil in Berlin, zum ordentlichen Mitgliede der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 149. ‚ Antrittsrede. 632 — 656. ,‚ über die Glukoside der Alkohole. 675. 705 —717. FremumınG, Walther, in Kiel, zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 473. Frosenıvus, Prof. Dr. Georg in Berlin, zum ordentlichen Mitgliede der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 37. —— ———, über auflösbare Gruppen. 335. 337 —-345. ‚ Antrittsrede. 626 —628. ,„ Gedächtnissrede auf LeoroLp Kronecker. 641. Fuchs, über lineare Differentialgleichungen, welche von Parametern unabhängige Substitutionsgruppen besitzen. 973. 975— 988. Furrerer, Privatdocent Dr. Karl, erhält 700 Mark zur Untersuchung der Kreide- bildung in den venetianischen Alpen. 704. —— , die Gliederung der oberen Kreide in Friaul. 831. 847—878. ÄyOoN DER GABELENTZ, Mittheilungen über die Schrift von GusrAv SCHLEGEL: Desultory Notes on Japanese Lexicography. 393. , zur Lehre vom vergleichenden Adverbialis im Altehinesischen. 443. 465 — 470. - — - -, Baskisch und Berberisch. 591. 593— 613. , über Könrer’s Nama-Forschungen. 757. 783. ‚„ starb am 10. December. 1050. Gap, Prof. Johannes in Berlin, einige Grundgesetze des Energie - Umsatzes im thätigen Muskel. 273. 275— 288. Gouperz, Hofrath Dr. Theodor in Wien, zum correspondirenden Mitgliede der philo- sophisch -historischen Classe gewählt. 891. HıarnAck, Bericht über die Ausgabe der griechischen Kirchenväter. 34. ‚ der Process des Christen Apollonius vor dem Praefectus praetorio Perennis und dem römischen Senat. 719. 721 — 746. ‚ das Zeugniss des Irenaeus über das Ansehen der römischen Kirche. 889. 939 — 955. von Hırrer, Hofrath Dr. Wilhelm in Wien, zum eorrespondirenden Mitgliede der philosophisch - historischen Classe gewählt. 891. von HELDREICH, Director des botanischen Gartens in Athen, erhält 900 Mark behufs Vollendung seiner Studien über die griechische Flora. 704. von Hermsorrz, Folgerungen aus Maxwerr's Theorie über die Bewegungen des reinen Aethers. 647. 649 — 656. Herrwısc, Prof. Dr. Oscar in Berlin, zum ordentlichen Mitgliede der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 336. Der erste Jahresband endet mit Seite 462. (45) Hervwıc, experimentelle Untersuchungen über die ersten Theilungen des Froscheies und ihre Beziehungen zu der Organbildung des Embryos. 383. 385 — 392. ‚ Antrittsrede. 636 — 637. Herz, Dr.N. in Wien, erhält 1000 Mark behufs Reduction seiner an der Kurrner’schen Sternwarte angestellten Beobachtungen. 38. — erhält weitere 500 Mark. 1049. Hırsc#rerLpo, Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. 26 —27. ‚ die agentes in rebus. 205. 421—441. Hıs, Wilhelm in Leipzig, zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch - mathe- matischen Classe gewählt. 473. Horsr, Missionsgärtner Karl in der Missionsstation Mlato im Gebirge von Usambara, erhält 500 Mark behufs botanischer Sammlungen. 703. Innoor-Brumer, erhält 3000 Mark für die Vorarbeiten zur Herausgabe der nord- griechischen Münzen. 444, JAEKEL, Privatdocent und Custos der geologisch -palaeontologischen Sammlung in Berlin, erhält 1000 Mark zur Herausgabe eines Werkes »Über die Selachier vom Monte Bolca und die Morphogenie der Rochen«. 704. Jaun, Prof. Dr. G. in Königsberg, erhält 2500 Mark zu den Herstellungskosten des Druckes des arabischen Werkes des Kitäb des Sibaweihi. 157. Jus'rı, Prof. Ferd. in Marburg, erhält 2000 Mark zur Herstellung des Iranischen Namen- buchs. 1049. Jus’vı, Prof. Karl in Bonn, zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch-histori- schen Classe gewählt. 1050. Kayser, Prof. H. in Hannover, und Runge, die Dispersion der atmosphaerischen Luft. 151. 153 — 154. 161. ‚ erhalten 500 Mark behufs Fortsetzung ihrer Untersuchungen über die Spectren der Elemente. 703. ‚ über die Spectren der Elemente. VII 1017. Keızew, Prof. Dr. zu Freiburg i. B., erhält 500 Mark behufs Fortsetzung seiner Unter- suchungen über die Entwickelungsgeschichte des Schweins. 38. Kener, Dr. P. in Potsdam, und Mürrer, erhalten 2000 Mark behufs Untersuchungen über die Extinction des Sternenlichts in der Erdatmosphaere. 703. Kırcauorr, Bericht über die Sammlung der griechischen Inschriften. 25 — 26. —————, Beiträge zur Geschichte der griechischen Rhapsodik. 891. 893— 918. Kreın, über das Arbeiten mit dem in ein Polarisationsinstrument umgewandelten Polarisationsmikroskop und über eine dabei in Betracht kommende vereinfachte Methode zur Bestimmung des Charakters der Doppelbrechung. 39. 221— 245. ,‚ optische Untersuchungen von Pennin und Vesuvian und ihr Verhalten gegen Erwärmung und Druck. 39. = ——— , optische Studien an Granat, Vesuvian, Apophyllit und Pennin. 1049. Knarr, Dr. Georg Friedrich, Professor an der Universität Strassburg, zum cor- respondirenden Mitgliede der philosopbisch-historischen Classe gewählt. 1050. Könuter, Makedonien unter König Archelaos. 463. 489 — 507. Könıgsgerger, Prof. Leo in Heidelberg, zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch -mathematischen Classe gewählt. 443. Konrtrauscn und Rose, die Löslichkeit einiger schwer löslicher Körper im Wasser, beurtheilt aus der elektrischen Leitungsfähigkeit der Lösungen. 383. 453 — 462. Kress, Dr. Fritz in Berlin, ein libellus eines libellaticus vom Jahre 250 n. Chr. aus dem Faijüm. 1005. 1007 — 1014. Krısar-MEnzeL, Dr. Otto in Berlin, und Rars, die Bewegung gezupfter Saiten. 471. 509— 518. (46) Namenregister. KrıGar-Menzer und Rıcnarz, die Abnahme der Schwere mit der Höhe, bestimmt durch Wägungen. 161. 163— 183. ‚ erhalten 2000 Mark zur Fortsetzung der in Spandau begonnenen Bestimmung der Gravitationsconstante. 891. KRÜGER, Dr. Paul in Berlin, und TırmAans, über Veilchenaroma. 757. 785—821. Kuckuck, Dr. P. auf Helgoland, erhält 750 Mark behufs fortgesetzter Untersuchung der dortigen Meeresalgen. 704. — weitere 430 Mark. 1050. Kummer, starb am 14. Mai in Berlin. 443. Kunpr, das Harr’sche Phaenomen in Eisen, Cobalt und Nickel. 133. 135 — 147. # ——— , Gedächtnissrede auf WERNER von SIEMENS. 641. Lanwporr, Untersuchungen über etwaige Änderungen des Gesammtgewichtes chemisch sich umsetzender Körper. 299. 301 — 334. #®————, über die Löslichkeit als Function der Temperatur. 831. LEEMANS, starb am 14. October in Leiden. 758. LewAarp, Dr. Philipp in Bonn, über Kathodenstrahlen in Gasen von atmosphaerischem Druck und im Äussersten Vacuum. 1. 3—7. Lınck, Dr.G. in Strassburg, über Hercynit aus dem Veltlin. 39. 47—53. Lorrıng, Dr. Habbo Gerardus in Athen, zum correspondirenden Mitgliede der philo- sophisch -historischen Classe gewählt. 37. ®=MAERCKER, Premier-Lieutenant, 6 auf einer Reise in Klein - Asien abgeschriebene lateinische Inschriften. 923. MERKEL, Dr. Adolf, Professor an der Universität Strassburg, zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch - historischen Classe gewählt. 1050. Mösıus, über die Thiere der schleswig-holsteinischen Austernbänke, ihre physika- lischen und biologischen Lebensverhältnisse. 65. 67 —92. ————, Beschreibung eines Orang-Utan-Nestes. 831. 83: 834. ———, über den Fang und die Verwerthung der Walfische inJapan. 1051. 1053—1072. Monmmsen, Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. 26 — 27. ———, Bericht über die Prosopographie der römischen Kaiserzeit. 27. En —— , Bericht über das Corpus nummorum. 27 —28. —— , Bericht über die EpvaArp GERHARD - Stiftung. 34. — —— , Beiträge zur Geschichte der Caesarischen Zeit. 703. —————, Adresse an ihn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 891. 919 — 921. MÜLLER, Prof. Dr. G. in Potsdam, und Kemer, erhalten 2000 Mark behufs Unter- suchungen über die Extinetion des Sternenlichts in der Erdatmosphaere. 703. MÜLLER, Dr.G.W. in Greifswald, über Lebensweise und Entwickelungsgeschichte der Ostracoden. 335. 355 — 381. Munx, über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. Zweite Mittheilung. 757. 759—781. Neumann, Prof. Carl in Leipzig, zum correspondirenden Mitgliede der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 443. Owen, starb am 18. December 1892 in London. 1. ®PERNICE, über das Tribunal und Ulpians Bücher de omnibus tribunalibus. 149. Prare, Dr.L., Privatdocent an der Universität Marburg, Mittheilungen über zoolo- gische Studien an der chilenischen Küste. 957. 959 — 966. Raırs, Dr. A. in Berlin, und Krıcar-Menzern, die Bewegung gezupfter Saiten. 471. 509 — 518. Reınecke, Dr. Franz aus Hamburg, erhält 2000 Mark zur weiteren Ausdehnung seiner ethnographischen und anthropologischen Forschungen auf einer im Juli d. J. angetretenen Reise nach den Südsee - Inseln. 891. Der erste Jahresband endet mit Seite 462. (47) Reınke, Prof. J. in Kiel, die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge des Lichts. 525. 527 — 540. Rerzıus, Prof. Gustav in Stockholm, zum correspondirenden Mitgliede der physi- kalisch- mathematischen Classe gewählt. 473. Rıcmarz, Dr. Franz in Berlin, und Krıcar-MEnzer, die Abnahme der Schwere mit der Höhe, bestimmt durch Wägungen. 161. 163— 183. und Krısar-Menzer, erhalten 2000 Mark zur Fortsetzung der in Spandau begonnenen Bestimmung der Gravitationsconstante 891. Rınne, Dr. F. in Berlin, über norddeutsche Basalte. 39. 41—.46. „ erhält 1200 Mark behufs Vollendung der Untersuchung norddeutscher Ba- salte. 708. Röse, Privatdocent Dr. C. in Freiburg i. B., über die Zahnentwickelung von Phasco- lomys Wombat. 747. 749 — 755. ———— , erhält 500 Mark zu weiteren Untersuchungen über Zahnentwickelung. 1049. ®Roupe, Prof. in Breslau, über Ganglienzellen und Neuroglia. 675. Rose, Friedrich zu Strassburg i. E., und Kontrauscn, die Löslichkeit einiger schwer löslicher Körper im Wasser, beurtheilt aus der elektrischen Leitungsfähigkeit der Lösungen. 383. 453 — 462. von Rorn, Rudolf, Adresse an ihn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 757. 823— 825. Runge, Prof. C. in Hannover, und Kayser, die Dispersion der atmosphaerischen Luft. 151. 153— 154. —————, erhalten 500 Mark behufs Fortsetzung ihrer Untersuchungen über die Spectren der Elemente. 703. — über die Spectren der Elemente. VII. 1017. =Sacmau, eine altaramaeische Inschrift, Text, Übersetzung und Anmerkungen. 271. Sara, Dr.L. in Pavia, experimentelle Untersuchungen über die Reifung und Be- fruchtung der Eier bei Ascaris megalocephala, 525. 657 —673. SaupreE, starb am 15. September in Göttingen. 758. Scaccnı, starb zu Neapel am 11. October. 1050. SCHIEFFERDECKER, Prof. in Bonn, erhält 1200 Mark zur Anfertigung eines Mikro- toms. 1049. *=Scnmipt, über die Annahme silbebildender r!mn für die indogermanische Ur- sprache. 159. Schmipt, Privatdocent Dr. K.E. F. in Halle a. S., über die elliptische Polarisation im reflectirten Lichte. 1017. 1041 — 1048. SCHMOLLER, Bericht über die politische Correspondenz Frıevrıcn’s des Grossen. 23—29. — — ———., Bericht über die Acta Borussica. 29 —30. #———— , über die Entstehung und Verfassung der Actiengesellschaften im 17. und 18. Jahrhundert. 297. ®SCHRADER, über Ursprung, Sinn und Aussprache eines altbabylonischen Königs- namens. 1015. SCcHÜRER, Prof. Dr. Emil in Kiel, zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch- historischen Classe gewählt. 758. #=SCHULZE, über einige Hexactinelliden des indischen Oceans. 1. —— , Revision des Systems der Hyalonematiden. 299. 541—589. ——, über die Ableitung der Hexactinelliden-Nadeln vom regulären Hexactine. 989. 991 — 997. ScHwarz, Prof. Dr. Hermann Amandus in Berlin, zum ordentlichen Mitgliede der physikalisch -mathematischen Classe gewählt. 37. Sitzungsberichte 1893. H (48) Namenregister. SCHWARZ, über die Integration einiger partieller Differentialgleichungen durch fort- schreitende Annäherung, insbesondere mittelst des Grenzüberganges durch alter- nirendes Verfahren. 219. ‚ Antrittsrede. 623 — 626. #SCHWEINFURTH, Prof. G. in Kairo, abyssinische Pflanzennamen. 647. #SCHWENDENER, über die Beziehungen zwischen dem Maass der Turgordehnung und der Geschwindigkeit der Längenzunahme wachsender Organe nach gemein- sam mit Prof. Dr. KrAzsr angestellten Untersuchungen. 747. , weitere Ausführungen über die durch Saugung bewirkte Wasser- bewegung in der Jamın’schen Kette. 831. 835 — 846. SELENKA, Prof.Dr. zu Erlangen, erhält 3500 Mark behufs Ausführung einer Reise nach Borneo und Malakka zur Untersuchung der Entwickelung der Affen, besonders des Orang. 38. Sırss, Dr. Th. in Greifswald, erhält 800 Mark zur Untersuchung friesischer Hand- schriften in Oxford. 758. SPRENGER, starb zu Heidelberg im December. 1050. STEINMEYER, Prof.E. in Erlangen, erhält 2500 Mark zur Herausgabe des dritten Bandes der Althochdeutschen Glossen. 1049. von SyBEL, Bericht über die politische Correspondenz Frırprıcn’s des Grossen. 28—29, ‚ Bericht über die Acta Borussica. 29 — 30. ——— , Legenden über den Ursprung des Kriegs von 1870. 1005. TASCHENBERG, Prof.Dr.O. zu Halle, erhält 600 Mark behufs Fortsetzung seiner Bibliotheca zoologica. 37. Tıemann, Prof. Dr. Ferdinand‘ in Berlin, und Krüser, über Veilchenaroma. 757. 785 — 821. TosLEr, Etymologisches. 11. 13—24. VAHLENn zum beständigen Secretar der Akademie gewählt. 335. ‚ Ansprache zur Leısnız-Feier (über Karı Lacumann) 615— 623. VIERECK, Dr. Paul in Berlin, erhält 600 Mark zum Zweck der Publication der aegyp- tischen Papyri des Königlichen Museums. 444, VıLLEFoSssE, Antoine Heron de in Paris, zum correspondirenden Mitgliede der philo- sophisch -historischen Classe gewählt. 37. Vırc#ow, über griechische Schädel aus alter und neuer Zeit und über einen Schädel von Menidi, der für den des Sophokles gehalten ist. 675. 677— 700. —————— , Adresse an ihn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 757. 827 — 830. VoELTZzKkoWw, Dr. Alfred aus Berlin, z. Z. in Mojanga, über Biologie und Embryonal- entwickelung der Krokodile. 335. 347 —353. “VOGEL, über den neuen Stern im Fuhrmann. 157. WALDEYER, erhält 750 Mark zum Abschluss der Vorarbeiten für eine einheitliche anatomische Nomenelatur. 703. ‚ über Form- und Rassenverschiedenheiten der Flügelfortsätze des Keil- beins. 957. 999 — 1002. WarreEnsgacn, die Apologie des Guido von Bazoches. 393. 395 —420. "WEBER, über die Königsweihe, den Räjasüya. 701. 757. ———, Dr. L. zu Hohenwestedt (Holstein), erhält 900 Mark behufs Untersuchung der 'Torfmoore, insbesondere der Vegetation der Moore. 703. WEHMER, Dr. C. in Hannover, über Citronensäure -Gährung. 471. 519 — 523. WEIERSTRASSs, erhält 500 Mark als Beihülfe zum Beginn der Herausgabe seiner gesammelten mathematischen Werke. 391. Der erste Jahresband endet mit Seite 462. (49) WEınHorDp, über das Märchen vom Eselmenschen. 473. 475—488. =WELTNER, Dr.W. in Berlin, Bericht über eine Untersuchung der Süsswasser- schwämme des Tegeler Sees. 831. WıeEn, Dr. Willy in Charlottenburg, eine neue Beziehung der Strahlung schwarzer Körper zum zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie. 39. 55 —62. WırsınG, Dr. J. in Potsdam, über eine auf photographischem Wege entdeckte periodische Veränderung des Abstandes der Componenten von 61 Cygeni. 831. 879 — 887. Wüvrrr, Dr.L. zu Schwerin i.M., erhält 1000 Mark behufs Fortsetzung seiner kry- stallographischen Untersuchungen. 37. ‚ Mittheilungen zur Kenntniss regulär krystallisirender Substanzen. 1051. 1073 — 1080. ZELLER, Bericht über die Ausgabe der Aristoteles -Commentatoren. 27. ‚ über eine Berührung des jüngern Cynismus mit dem Christenthum. 99. 129— 132, *———— , tiber das Verhältniss des Ammonius Sakkas zu Plotinus. 1003. H* (50) Sachregister. SACHREGISTER. Acta Borussica, Bericht. 29 — 30. Adressen: an pu Boıs- Reymonn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubilaeums. 93—97. — an Monusen zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubilaeums. 891. 919—921. — an von Rorn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubilaeums. 757. 823— 825. — an Vırcuow zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubilaeums. 757. 827— 830. Aegyptische Papyri, Geldbewilligung. 444. Abyssinische Pflanzennamen, von G. SCHWEINFURTH. 647. Actiengesellschaften, über die Entstehung und Verfassung derselben im 17. und 18. Jahrhundert, von ScHmoLLEer. 297. Äther, reiner, Folgerungen aus Maxwerr’s Theorie über die Bewegungen desselben, von v. Hermnorız. 647. 649 —656. Agentes in rebus, von Hırscarern. 205. 421—441. Altaramaeische Inschrift, Text, Übersetzung und Anmerkungen, von Sacnav. 271. Altbabylonischer Königsname, über Ursprung, Sinn und Aussprache eines solchen, von SCHRADER. 1015. Altchinesisch, zur Lehre vom vergleichenden Adverbialis darin, von v. D. GABELENTZ. 443. 465—470. Ammonius Sakkas, über dessen Verhältniss zu Plotinus, von ZELLER. 1003. Anatomie und Physiologie: L. AvergacnH, über merkwürdige Vorgänge am Sperma von Dytiscus marginalis. 161. 135 —203. — J. Gap, einige Grundgesetze des Energie- Umsatzes im thätigen Muskel. 273. 275—288. — Herrwic, experimentelle Unter- suchungen über die ersten Theilungen des Froscheies und ihre Beziehungen zu der Organbildung des Embryo. 383. 385—392. — G. W. Mürrer, über Lebensweise und Entwickelungsgeschichte der Ostracoden. 335. 355— 381. — Musxk, über die Fühlsphaeren der Grosshirnrinde. Zweite Mittheilung. 757. 759—781. — C. Röse, über die Zahnentwickelung von Phascolomys Wombat. 747. 749—755. — E. Ronpe, über Ganglienzellen und Neuroglia. 675. — L. Sara, experimentelle Untersuchungen über die Reifung und Befruchtung der Eier bei Ascaris megalocephala. 525. 657 —673. A. Voerrzkow, über Biologie und Embryonalentwickelung der Krokodile. 335. 347— 8353. — WALDEYER, über Form- und Rassenverschiedenheiten der Flügel- fortsätze des Keilbeins. 957. 999—1002. Anthropologie: Vırcmow, über griechische Schädel aus alter und neuer Zeit und über einen Schädel von Menidi, der für den des Sophokles gehalten ist. 675. 677— 170. Archaeologie: Conze, über eine Athenastatue in Pergamon. 37. 207—218. Archaeologisches Institut: Jahresbericht. 393. 445—452. — Neue Publicationen. 647. Der erste Jahresband endet mit Seite 462. (1) Aristoteles-Commentatoren: Bericht. 27. — Geldbewilligung. 444. — Neue Publicationen. 1. Aristoteles-Supplement: Neue Publicationen. 923. Ascaris megalocephala, experimentelle Untersuchungen über die Reifung und Be- fruchtung der Eier bei —, von L. Sara. 525. 657—673. Astronomie: Vote, über den neuen Stern im Fuhrmann. 157. — J. Wırsıng, über eine auf photographischem Wege entdeckte periodische Veränderung des Abstandes der Componenten von 61 Cygni. 831. 879—837. Athenastatue, über eine, in Pergamon, von Conze. 37. 207—218. Atmosphaerische Luft, die Dispersion derselben, von H. Kayser und Ü. Runce. 151. 153—154. 161. Austernbänke, über die Thiere der schleswig-holsteinischen, ihre physikalischen und biologischen Lebensverhältnisse, von Mösıvus. 65. 67—92. Basalte, über norddeutsche, von F. Rınne. 39. 41—-46. Baskisch und Berberisch, von v. D. GABerentz. 591. 593—613. Bazoches, Guido von, s. Guido. Berberisch, s. Baskisch. Bopp-Stiftung: Jahresbericht. 34. » Botanik: Enerer, über die Verwerthung anatomischer Merkmale bei der systemati- schen Gliederung der lIcacinaceae. 151. 247—269. — J. Reınke, die Abhängigkeit des Ergrünens von der Wellenlänge desLichts. 525. 527—540. — G. ScHWEINFURTH, abyssinische Pflanzennamen. 647. — SCHWENDENER, über die Beziehungen zwischen dem Maass der Turgordehnung und der Geschwindigkeit der Längenzunahme wachsender Organe nach gemeinsam mit Prof. Dr. Krasse angestellten Unter- suchungen. 747. — Derselbe, weitere Ausführungen über die durch Saugung bewirkte Wasserbewegung in der Jamın’schen Kette. 831. 835 —846. Caesarische Zeit, Beiträge zur Geschichte derselben, von Monusen. 703. Chemie: FıscHer, über die Glukoside der Alkohole. 675. 705—717. — KontrAauscH und F. Rose, die Löslichkeit einiger schwer löslicher Körper im Wasser, beurtheilt aus der elektrischen Leitungsfähigkeit der Lösungen. 383. 453—462. — Lanport, Untersuchungen über etwaige Änderungen des Gesammtgewichtes chemisch sich um- setzender Körper. 299. 301—334. — Derselbe, über die Löslichkeit als Function der Temperatur. 831. — F. Tıemann und P. Krüger, über Veilchenaroma. 757. 785—821. — Ü. WEnHnEr, über Citronensäure-Gährung. 471. 519—523. Citronensäure-Gährung, über dieselbe, von C. Weunmer. 471. 519—523. Corpus Inseriptionum Graecarum: Bericht. 25—26. — Geldbewilligung. 444. Latinarum: Bericht. 26—27. — Geldbewilligung. 444. Nummorum: Bericht. 27—28. — Geldbewilligung. 444. 61 Cygni, über eine auf photographischem Wege entdeckte periodische Veränderung des Abstandes der Componenten desselben, von J. Wırsına. 831. 879—887. Differentialgleichungen, über lineare, welche von Parametern unabhängige Sub- stitutionsgruppen besitzen, von Fucns. 973. 975—988; — über die Integration einiger partieller, durch fortschreitende Annäherung, von Scuwarz. 219. Droit de retour, über den germanischen Ursprung des französischen —, von BRUNNER. 155. Dytiscus marginalis, über merkwürdige Vorgänge am Sperma desselben, von L. AuersacH. 161. 185—203. Eduard Gerhard-Stiftung s. Gerhard -Stiftunge. Elliptische Polarisation s. Polarisation. (52) Sachregister. Energie-Umsatz im thätigen Muskel, einige Grundgesetze derselben, von J. Gap. 273. 275— 288. Erdmagnetisches Potential, über die Isanomalen desselben, von v. Bezorp. 9. Ergrünen, die Abhängigkeit desselben von der Wellenlänge des Lichts, von J. REınke. 525. 527 — 540. Eselmensch, über das Märchen von demselben, von Werınnorn. 473. 475—-488. Etymologisches, von TosLer. 11. 13—24. Kriauls soKreide. Frıenrıcn der Grosse, s. Politische Correspondenz. Froschei, experimentelle Untersuchungen über die ersten Theilungen desselben und ihre Beziehungen zu der Organbildung des Embryos, von Herrwıc. 383. 385 — 392. Fühlsphaeren, s. Grosshirnrinde. Ganglienzellen und Neuroglia, über dieselben, von E. Roune. 675. Gedächtnissreden: auf Kronscker, von Frosenıus. 641. —- auf LAcHmAnn, von VıAauren. 615—623. — auf v. Siemens, von Kunpr. 641. Geldbewilligungen zur Fortführung der wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie: Politische Correspondenz Frıeprıcn’s des Grossen. 273. 336. — Corpus Inseriptionum Graecarum. 444. — Corpus Inseriptionum Latinarum. 444. — Corpus Nummorum. 444. — Aristoteles- Commentatoren. 444. — Thesaurus linguae Latinae. 757. Geldbewilligungen für besondere wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffent- lichungen: Aegyptische Papyri 444. — Auwers, Sternverzeichniss von TosıAs Mayer. 704. — BerrHorp, Entdeckung der Sonnenflecken. 1049. — F. BrocnH- MANN, Brachiopoden. 704. — A. BorGerr, Radiolarien. 703. — Conwentz, phyto- palaeontologische Studien. 703. — Etruskische Spiegel. 758. — FUrTrERER, Kreidebildung. 704. — von Herpreich, griechische Flora. 704. — N. Herz, Zonenbeobachtungen auf der Kurrner’schen Sternwarte. 38. 1049. — K. Horst, botanische Sammlungen. 703. — JAaEkEL, Selachier von Monte Bolca. 704. — G. Jaun, Kitäb des Sibaweihi. 157. — F. Jusrı, iranisches Namenbuch. 1049. H. Kayser und C. Runge, Spectren der Elemente. 703. — Keıser, Ent- wickelungsgeschichte des Schweins. 38. — P. Kuckuck, Meeresalgen von Helgo- land. 704. 1050. — G. MÜLrLer und P. Kempr, Extinetion des Sternenlichts. 703. — F. Reınecke, Reise nach den Südsee-Inseln. 891. — F. Rıcnarz und KrıgAr- MEnzEL, Gravitationsconstante. 891. — F. Rınse, norddeutsche Basalte. 703. — C. Röse, Zahnentwickelung. 1049. — ScHIEFFERDECKER, Mikrotom. 1049. — SELENkA, Reise nach Borneo und Malakka. 38. — Tu. Sırss, friesische Hand- schriften. 758. — E. SrEINMEYER, althochdeutsche Glossen. 1049. — O. TAscHEN- BERG, Bibliotheca zoologica. 37. — WALDEYER, anatomische Nomenelatur. 703. — L. WEBER, Vegetation der Torfmoore. 703. — WEIERSTRASs, gesammelte mathe- matische Werke. 891. — L. Wvrrr, krystallographische Untersuchungen. 37. Geologie: Danuzs, über die Entwickelung und Verbreitung der Kreideformation in der mittel-aegyptischen Wüste und ihre Beziehungen zu benachbarten Kreidege- bieten. 161. — Derselbe, die Gliederung der Flötzformationen Helgolands. 1017. 1019—1039. — K. FurrErEr, die Gliederung der oberen Kreide im Friaul. 831. 847 — 878. ‚ Vergl. Mineralogie. Gerhard-Stiftung: Bericht 34. — Statut. 641 —.645. Gesammtgewicht chemisch sich umsetzender Körper, Untersuchungen über etwaige Änderungen desselben, von Lanvorr. 299. 301 — 334. Der erste Jahresband endet mit Seite 462. (53) Geschichte: Acta Borussica. 293 — 30. — Corpus nummorum. 27—28. — Hırsch- FELD, die agentes in rebus. 205. 421 — 441. — Köster, Makedonien unter König Archelaos. 463. 489—507. — Monusen, Beiträge zur Geschichte der Caesarischen Zeit. 703. — Monumenta Germaniae historica. 289 — 295. — Poli- tische Correspondenz Friırprıcn's des Grossen. 23— 29. 273. — Römische Proso- pographie 27. — von Syger, Legenden über den Ursprung des Kriegs von 1870. 1005. — Warrengach, die Apologie des Guido von Bazoches. 393. 395 — 420. Vergl. Kirchengeschichte. Glukoside der Alkohole, über dieselben von FıscHer. 675. 705 — 717. Griechische Rhapsodik, Beiträge zur Geschichte derselben, von Kırcuuorr. 891. 893 — 918. Grosshirnrinde, über die Fühlsphaeren derselben, von Munk. 757. 759 — 781. Gruppen, über auflösbare —, von FroseEnıus. 335. 337 — 345. Guido von Bazoches, die Apologie desselben, von WarrensacHh. 393. 395 — 420. Hall’sches Phaenomen in Eisen, Cobalt und Nickel, von Kunpr. 133. 135 — 147. Helgoland, über die Gliederung der Flötzformationen daselbst, von Daues. 1017. 1019— 1039. Hercynit aus dem Veltlin, über denselben von G. Lıinck. 39. 47—53. Hexactinelliden des Indischen Oceans, über einige, von SCHULZE. 1. Hexactinelliden-Nadeln, über die Ableitung derselben vom regulären Hexactine, von ScHuLze. 989. 991 — 997. Humboldt-Stiftung: Bericht. 30 —33. — Neue Publicationen. 1017. Hyalonematiden, Revision des Systems derselben, von Scrunze. 299. 541— 589. Icacinaceae, über die Verwerthung anatomischer Merkmale bei der systematischen Gliederung derselben, von Ensrer. 151. 247 —269. Indogermanische Ursprache, über die Annahme silbebildender r!mn für dieselbe, von Scuamipr. 159. Inschriften: MaAERcKER, sechs auf einer Reise in Klein-Asien abgeschriebene latei- nische Inschriften. 923. — SacHau, eine altaramaeische Inschrift. Text, Über- setzung und Anmerkungen. 271. Vergl. Corpus Inseriptionum. Irenaeus, das Zeugniss desselben über das Ansehen der römischen Kirche, von Harnack. 889. 939 — 955. Jamin’sche Kette, s. Wasserbewegung. Kathodenstrahlen in Gasen von atmosphaerischem Druck und im äussersten Vacuum, von Pa. Lenarn. 1. 3—7. Keilbein, über Form- und Rassenverschiedenheiten der Flügelfortsätze desselben, von WaLpever. 957. 999 — 1002. Kirchengeschichte: Ausgabe der griechischen Kirchenväter. 34. — Currıvs, Paulus in Athen. 923. 925 — 938. — Dünuter, Sigebert's von Gembloux Passio sanctae Luciae virginis und Passio sanctorum Thebeorum. 63. — Harnack, der Process des Christen Apollonius vor dem Praefectus praetorio Perennis und dem römischen Senat. 719. 721—746. — Derselbe, das Zeugniss des Irenaeus über das An- sehen der römischen Kirche. 889. 939— 955. — F. Kress, ein libellus eines li- bellaticus vom Jahre 250 n. Chr. aus dem Faijüm. 1005. 1007 — 1014. Köhler, August, über dessen Nama-Forschungen, von v. D. GagELENTzZ. 757. 783. Königsweihe, über dieselbe, den Räjasüya, von Weser. 701. 757. Kosmische Physik: v. Bezorp, über Isanomalen des erdmagnetischen Potentials. 9. Kreide, die Gliederung der oberen —, im Friaul, von K. Furrerer. 831. 847 — 878. (54) Sachregister. Kreideformation in der mittel-aegyptischen Wüste, über die Entwickelung und Verbreitung derselben, und ihre Beziehungen zu benachbarten Kreidegebieten, von Danues. 161. Krieg von 1870, Legenden über den Ursprung desselben, von v. Syeer. 1005. Krokodile, über Biologie und Embryonalentwickelung derselben, von A. VoELTzZkow. 335. 347 — 353. Kronecker, Gedächtnissrede auf ihn, von FrozeEnıvs. 641. Krystallographie: L. Wurrr, Mittheilungen zur Kenntniss der regulär krystalli- sirenden Substanzen. 1051. 1073 — 1080. Vergl. Mineralogie. Lachmann, Karl, Gedächtnissrede auf ihn bei der Leısnız-Feier, von VARHLEN. 615 — 623. Libellus eines libellaticus vom Jahre 250 n. Chr. aus dem Faijüm, von F. Kress. 1005. 1007 — 1014. Löslichkeit, über dieselbe als Function der Temperatur, von Lanporr. 831. Löslichkeit einiger schwer löslicher Körper im Wasser, beurtheilt aus der elektri- schen Leitungsfähigkeit der Lösungen, von KonrrAauch und F. Rose. 383. 453 — 462. Makedonien unter König Archelaos, von Könter. 463. 489 — 507. Mathematik: Frogentvs, über auflösbare Gruppen. 335. 337 — 345. — Fucas, über lineare Differentialgleichungen, welche von Parametern unabhängige Substitutions- gruppen besitzen. 973. 975—988. — ScHwarz, über die Integration einiger par- tieller Differentialgleichungen durch fortschreitende Annäherung. 219. Maxwell’sche Theorie s. Äther. Menon, über die Excerpte aus dessen latrika in dem Londoner Papyrus 137, von Dies. 443. Mineralogie: H. Bückıng, Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat von Wester- egeln. 957. 967— 972. — Kreın, über das Arbeiten mit dem in ein Polarisations- instrument umgewandelten Polarisationsmikroskop und über eine dabei in Betracht kommende vereinfachte Methode zur Bestimmung des Charakters der Doppel- brechung. 39. 221—245. — Derselbe, optische Untersuchungen von Pennin und Vesuvian und.ihr Verhalten gegen Erwärmung und Druck. 39. — Derselbe, optische Studien an Granat, Vesuvian, Apophyllit und Pennin. 1049. — G. Lınck, über Herceynit aus dem Veltlin. 39. 47—53. — F. iiıyse, über norddeutsche Basalte. 39. 41 —46. Vergl. Geologie und Krystallographie. Monumenta Germaniae historica, Jahresbericht. 289 — 295. Nama-Forschungen von Könrter, über dieselben, von v.D. GABELENTZ. 757. 783. Neuer Stern im Fuhrmann, über denselben von VocEL. 157. Orang-Utan-Nest, Beschreibung eines solchen, von Mösıvs. 831. 833—834. Östracoden, über Lebensweise und Entwickelungsgeschichte derselben, von G.W. MüLter. 335. 355—881. Paulus in Athen, von Currius. 923. 925—938. £ P.ennin und Vesuvian, optische Untersuchungen derselben, und ihr Verhalten gegen Erwärmung und Druck, von Kreın. 39. Pergamon, über eine Athenastatue daselbst, von Conze. 37. 207—218. Personalveränderungen. 35. Vergl. Todesanzeigen und Wahlen. Phascolomys Wombat, über die Zahnentwickelung von, von Ü. Röse. 747. 749 — 755. Der erste Jahresband endet mit Seite 462. (55) Philologie, allgemeine: v. po. GArerLEntz, Baskisch und Berberisch. 591. 593—613. — Scnamipr, über die Annahme silbebildender r ! m n für die indogermanische Ursprache. 159. — Weınnorp, über das Märchen vom Eselmenschen. 473. 475 — 488. ‚ griechische: Aristoteles-Commentatoren. 1. 27. — Diers, über das physikalische System des Straton. 99. 101—127. — Derselbe, über die Excerpte aus Menons latrika in dem Londoner Papyrus 137. 443. — Derselbe, über den Stil des Aristoteles. 1081. — Kırcanorr, Beiträge zur griechischen Rhapsodik. 891. 893— 918. ‚ orientalische: L. Agver, der Diwan des Zuhair übersetzt und er- klärt. 719. — von DER GABELENTZ, Mittheilungen über die Schrift von Gusrav ScHLeGEL: Desultory Notes on Japanese Lexicography. 393. — Derselbe, zur Lehre vom vergleichenden Adverbialis im Altchinesischen. 443. 465— 470. — Derselbe, über Könrer’s Nama-Forschungen. 757. 783. — SCHRADER, über Ursprung, Sinn und Aussprache eines altbabylonischen Königsnamens. 1015. — G. ScuwEineurtu, abyssinische Pflanzennamen. 647. — Weser, über die Königs- weihe, den Räjastıya. 701. 757. Vergl. Inschriften. _—_ ________ ‚romanische: TosLer, Etymologisches. 11. 13—24. Philosophie: ZerLer, über eine Berührung des jüngern Cynismus mit dem Christen- thum. 99. 129—132. — Derselbe, über das Verhältniss des Ammonius Sakkas zu Plotinus. 1003. Physik: von Hermsorrz, Folgerungen aus Maxwerr's Theorie über die Bewegungen des reinen Äthers. 647. 649—656. — H. Karvser und (. Runge, die Dispersion der atmosphaerischen Luft. 151. 153—154. 161. — Dieselben, über die Spectren der Elemente. VII. 1017. — O. Krıcar-MenzeL und A. Rars, die Bewegung gezupiter Saiten. 471. 509—518. — Kunpr, das Harr’sche Phaenomen in Eisen, Cobalt und Nickel. 133. 135—147. — Pu. Lenarv, über Kathodenstrahlen in Gasen von atmosphaerischem Druck und im äussersten Vacuum. 1.3—7. — F. Rıcnarz und OÖ. Krısar-MEnzer, die Abnahme der Schwere mit der Höhe, bestimmt durch Wägungen. 161. 163—183. — K.E. F. Scauipr, über die elliptische Polari- sation im refleetirten Lichte. 1017. 1041—1048. — W. Win, eine neue Beziehung der Strahlung schwarzer Körper zum zweiten Hauptsatz der Wärmetheorie. 39. 55—62. 4 Vergl. kosmische Physik und Krystallographie. Physiologie, s. Anatomie. Polarisation, über die elliptische —, im reflectirten Lichte, von K. E. F. Scamipr. 1017. 1041—1048. Polarisationsmikroskop, über das Arbeiten mit dem in ein Polarisationsinstrument umgewandelten, und über eine dabei in Betracht kommende vereinfachte Methode zur Bestimmung der Doppelbrechung, von Kreın. 39. 221— 245. Politische Correspondenz Frrenrıcn’s des Grossen. Bericht. 28—29. Geld- bewilligung. 273. 336. Prosopographie der römischen Kaiserzeit, Bericht. 27. Räjasüya, s. Königsweihe. Rechtsgeschichte: Brusser, über den germanischen Ursprung des französischen droit de retour. 155. — Pernıcr, über das Tribunal und Ulpians Bücher de omnibus tribunalibus. 149. — ScHMmoLLer, über die Entstehung und Verfassung der Actiengesellschaften im 17. uud 18. Jahrhundert. 297. Römische Prosopographie, s. Prosopographie. Sitzungsberichte 1893. J (56) Sachregister. Saiten, über die Bewegung gezupfter, von OÖ. Krıcar-Menzer und A. Rars. 471. 509 — 518. Savigny-Stiftung: Bericht. 33. Schädel, griechische, aus alter und neuer Zeit, über solche, und über einen Schädel von Menidi, der für den des Sophokles gehalten ist, von Vırcnow. 675. 677—700. Schlegel, Gustav, Desultory Notes on Japanese Lexicography, Mittheilungen darüber, von V.D. GABELENTZ. 393. Schleswig-holsteinische Austernbänke, s. Austernbänke. Schwämme, s. Süsswasserschwämme. Schwere, über die Abnahme derselben mit der Höhe, von F. Rıcnarz und OÖ. KrıGAr- Menzer. 161. 163— 183. v. Siemens, Gedächtnissrede auf ihn, von Kunpr. 641. Sigeberts von Gembloux Passio sanctae Luciae virgmis und Passio sanctorum Thebeorum, von Dünmter. 63. Silbebildende r 2m n, über die Annahme derselben für die indogermanische Ur- sprache. 159. Sophokles, s. Schädel. Spectren der Elemente, von H. Kayser und Ü. Runer. 1017. Sterne, s. 61 Cygni und Neuer Stern. Strahlung schwarzer Körper, eine neue Beziehung derselben zum zweiten Haupt- satz der Wärmetheorie, von W. Wırn. 39. 55—62. Straton, über dessen physikalisches System, von Dierrs. 99. 101—127. Süsswasserschwämme des Tegeler Sees, Bericht über die Untersuchung derselben, von W. WELTNER. 831. Sulfoborit, ein neues krystallisirtes Borat von Westeregeln, von H. Bückıng. 957. 967 — 972. Thesaurus linguae Latinae: Geldbewilligung. 757. Todesanzeigen: Canaute. 157. — DE ÜCAnpoLte. 273. — CunnınsHam. 1050. — VON DER GABELENTZ. 1050. — Kummer. 443. — Leemans. 758. — Owen. 1. — Sıuppe. 758. — Scaccas. 1050. — SPRENGER. 1050, Tribunal, über dasselbe und Ulpians Bücher de omnibus tribunalibus, von PERNIcE. 149. Turgordehnung, über die Beziehungen zwischen dem Maass derselben und der Geschwindigkeit der Längenzunahme wachsender Organe, von SCHWENDENER. 747. Ulpian, s. Tribunal. Veilchenaroma, über dasselbe, von F. Tıemann und P. Krücer. 757. 785—821. Vesuvian, s. Pennin. Wahl von ordentlichen Mitgliedern: Fıscaer. 149. — FRroskEnıvs. 37. — Herrwıc. 336. — Schwarz. 37. von correspondirenden Mitgliedern: BEennporr. 1050. — Coweıı. 473, — Dwuvcaesne. 758. — Fiıcker. 758. — Fremmine. 473. — Gomrerz. 891. — von Harrer. 891. — Hıs. 473. — Jusrı. 1050. — Knare. 1050. — Könıcs- BERGER. 443. — Loruıng. 37. — Merker. 1050. — Neumann. 443. — Rerzivs. 473. — ScHÜRER. 758. — DE VILLEFOSSE. 37. zum beständigen Secretar: VAuLEN. 335. Wasserbewegung in der Janmın’schen Kette, weitere Ausführungen über die durch Saugung bewirkte, von SCHWENDENER. 831. 835—846. Zoologie: Mösıvs, über die Thiere der schleswig-holsteinischen Austernbänke, ihre physikalischen und biologischen Lebensverhältnisse. 65. 67—92. — Derselbe, Beschreibung eines Orang-Utan -Nestes. 331. 833—834. — Derselbe, über den Fang und die Verwerthung von Walfischen in Japan. 1051. 1053 — 1072. — Der erste Jahresband endet mit Seite 462, (57) L. Prare, Mittheilungen über zoologische Studien an der chilenischen Küste. 957. 959— 966. — ScHurze, über einige Hexactinelliden des indischen Oceans. 1. — Derselbe, Revision des Systems der Hyalonematiden. 299. 541—589. — Der- selbe, über die Ableitung der Hexactinelliden -Nadeln vom regulären Hexactine. 989. 991—997. — WErTNer, Bericht über seine mit Unterstützung der Akademie ausgeführte Untersuchung der Süsswasserschwämme des Tegeler Sees. 831. Zoologische Studien an der chilenischen Küste von L. Prare. 957. 959—-966. Zachair, der Diwan des, übersetzt und erklärt von L. Ager. 719. Berichtigungen. S.25 2.14 v.u. lies ungeschichtlicher statt urgeschichtlicher. S.1051 Absatz2 Z.2 lies regulär statt regulärer. At, . Au Ei RE Sa er a Be BR ME AI ETRHT Re EN TE BE Aal. A ee Ih r BR Er ne N RRESHIER LE RE A, Hu he HAN ih ital Dr, BR TE Ri Dee Bo we urkkär ware A VER DER RA in EB A FR Loy Er. ‚ER vi RT Du MA Be ll ae le! a a EINER EFIRN 1° Ann) De er wu A fi | AO Bel Dan Peae » 2. 73 a IE. Tr Le u ai ke Ta Bann alblun Bis ME Ne TR. 0 NH, Kan en Wander er a ı WR X be . En j Pu Ä PAtT , & " Pen .r NR N 4 I Y “ 1 Ye fe; y % En lant RUR nt A AN Y N A BR N a FR = Fo in 2; Duni) Wr N BL th Inu EM Le ” i bes ji 1 er f un‘ BR HEMLETT? E MLDTE N A ae Rn Kr j ey E s Er. “ ö ’ Y PR ir a Y r ; i R. Kr N re 0 I, | i Br: j ER ae 17 N ie I KEN TR hu Di So BEE FE IE En a re rt BA g BY EHI, I: Re | 7 2 * Ne Ve urbiee Sohn a ER } u Kia Ke rhlaee 4 In gi Mc i Hi \ ; ae lei i NE EN / Zei, ke n 1 PN “ N { # ’“ K h m & ee ee, M DH | r \ ‘ u R ö B D, N He Lu a IE 9 RA N an a A BF RE EAN Pe up) Di e N RT A ER As 2 lg®, N N ae RR Er a ET Ar IR MEANS Te We RL Be: un iz Mal re na na yR Ye 1 Is bi; 0, Arte BR dr £ BR E TERN PR RN ER ,E ARE EL Ur En KORB, NE Be ‚ £ j EN A h f u ars ieh a H ER, IN * h f Be ee a Br: Aa fi ey, I Ir je A > a PN Va en PN, urh Ä > IR aner En Oe un‘ vun ö RR Arie) Ex H anime aa re) en Dee u , ARE Hr en 100 Se 1 RE N Ray SNND LA HR nn Kun Rn ie Du | HM, ib 3 D a Tu Pi. ns # ft N ee SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN | "AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AXVI. 1. Junı 1893. EAN Da en, u ara Pr E,! 787 . vu A 6 . or IP (vn ? a yr i 1 “ . NICH & > NOV 9 1893 eTelST-E 7-7 ET ETSIETS EST Tee T=1 Tel Tlere TTS Te TelSTl Tel TSTSETSTIST STETS je jelspelstelsrelgele, BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. r-l=T=1=7=1er=ler=lereler=lerelerelereler=ler=1er=1er=ler=Ier=lerelerelerelerel-T= ST eT=1ST=lST=lST=leTJeT= 1er 1er ie Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, zu erscheinen aufgehört, und es sind für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) SE ‚2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach, jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache round ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S6 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft, 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durehaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung en, erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text Kann Holzschnitte fertig sind und. von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. ; A e ER SS le Eine für die Sitzungsberichte bestimmte ae liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe h des Beirkrenden, Stückes anderweitig, sei es aueh nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese Andere früher zu veröffentlichen beabäichtet, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden CIE t S 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf bester Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. De BERG 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs-, beriehte können bestimmte. Kategorien wissenschaftlieher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass Ai mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden, N} S 11. l. Jeder Verfasser einer unter den SWissenatbiee lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. : 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. 85 Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. SR l. Der redigirende Secretar ist für an Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Erz REN ARILLD R ; el > Br Bi Br SITZUNGSBERICHTE nl nl DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXVIH. XVII 8. Junı 1893. ———n PASS WR on aD > II] NOV 9 1893 BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. ee, Anzeige. i Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« getreten, an deren Stelle »Sitzungsberichte« zu erscheinen aufgehört, und es sind für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 8 1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags. acht Tage nach jeder Sitzung. Die Eichen zu einem Kalender- Jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 2. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, «dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S 4. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. Ss 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einerakademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welehe der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus nenden wissenschaftlichen Arbeiten: in dieser Bizeuauan heisst er der redigirende Seereier. BIENEN Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage einsehert ist. Sad Eine für die Sitzungsberichte bestimmte risk neohnee liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer anfgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gestufninkndemie oder der betreffenden Clässe, 8 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitze Berne können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert “en der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buehhandel gebracht werden, ar $s 11. nr FT: 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. j 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. 8 sh Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seceretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- eh er ar nn s 29. a T ‚ n l. Der ee SER ist für den Inhalt des geschäftlichen 'Theils: der Sitzungsberiehte verantwortlich. 3 Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur "die Verfasser verantw ortlich. Pen nr, Sc.52525052525052052505250525252525252 52er Be SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXIX. 15. Junı 1893. MIT TAFEL II. BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. [J=T=JST=IST—JST=1ST=1ST=JST=JST=JET=1eT=1 Tel STETS] SI STSJSTSJSTSJSTSISTSIETSJETS ITS STleTe Teer 1er lereleteleTeIeTeleT Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die » Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der » Sitzungsberichte«.) sell: 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 52 l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S 4. 2. Das Verzeiehniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in ÖOectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe Eatbäfı: 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus tar Anzeige gemacht hat. a Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text reechaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche 1 Auflage nschefer ist. 57. Eine für die Sitzungsberichte bestiumterwissensehst liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in. deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. _ Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen A beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, "bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Qlase. R Be se BEE NE 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen. nach acht Tagen. I RR l. Neben der vollständigen Ausgabe Ben A: berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt “ werden, dass Naben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaupnn Si in den Bhakhander gebracht werden, N Je l. Jeder Verfasser lichen Mittheilungen « abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung z abziehen zu lassen sofern er en rechtzeitig dem re di gir enden, Se ere- u hun) Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seceretar zusammen, welcher darin den York hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 'nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft Vu fl heisst er der redigirende Seeretar. ARE Bon l. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt Be geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile ‚derselben sind nen a Richtung nur die Verfasser verantwortlie ich. einer unter den »Wissenschaft- ee SITZUNGSBERICHTE DER nl n] KÖNIGLICH PREUSSISCHEN | AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 22. Junı 1893. ne mn ARTS RN ER De Mo - u 1 £ IT > SE are = NOV 9 1893 BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Preussischen Akademie der Wissenschaften « an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, Bestimmungen gelten. _ (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) R Sk 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr Sehönipen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 2% l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben, $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberielte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus zu erscheinen aufgehört, und es rc % für welche unter anderen folgende | Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln ‚die volle erforderliche E Auflage eingelieför: ist. ER f NET: } $ Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des Bender Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein ‚oder werden. Wenn der Verfasser einer anfgenommenen wissenschaftlichen. Mittheilung diese andlerweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er: dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. KT > Sa Er 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes. Verlangen versehickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Manenogeen nach acht Tagen. 2; Ka. l. Neben der vollständigen Ausgabe der. Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher i Mittheilungen auch abgesondert in der Weise ‚publieivt \ werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender en Pesirins versehen und mit besonderem Verkaufspreis Er in Be Bücbhandel gebracht werden, f Ri EN a l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- Be lichen Mittheilungen«e abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonder abdrücke mit cinem Umschlag, auf wochen der Titel der Arbeit wiederholt wird. . Dem Verfasser steht frei ‚ auf seine Kosten weitere. en Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen sofern er a rechtzeitig. dem redigir enden Seer. Ba tar Anzeige gemächt hat. f ? Den Bericht: über jede einzelne Sitzung stellt: der | ‚Seeretar zusammen, weleher darin den Vorsitz. „hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen ‚Stück. erschei- nenden wissenschaftlichen ‚Arbeiten; in \ dieser Eigenschaft. h heisst er der redigirende Secretar.. ik; RR B: seo Ya) a Ve l. Der redigirende Seeretar. ist für En Inhalt des ON geschäftlichen Theils der Sitzungsberiehte. verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser Ba rtlich. % u ee SITZUNGSBERICHTE nl DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXX 29. Junı 1893. En 2 REN. vuNG x i» RR, f x N ‘ FREE re Ba NOV 9 1893 BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. I a ee ee Ve WE En nn > nn m un En mn > ken ne ee EEE en Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, | an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, Benin gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) SL, 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die en Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. - N IR u 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. - s , 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen Rn Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. " 8.28. a. p l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- | stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung A . druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung I eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes. zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie Der angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat ai Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. j 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Ser in Oetav in der gewöhnlichen ‚Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Bela, welche H der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt, Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschnl® tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus x _ auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut; auf Erscheinen ihrer Mittheilunge | "welchem der Titel der Arbeit wiederholt“ wird. = und es sind für welche unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung. wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text Sn enaenne Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderlich > Auflage Eelliefere ist. $ 7; B r Eine für die Sitzungshenichte bestimmte wissenschaft liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe 4 des Beenden Stückes anderweitig, sei es auch nur scher Sprache veröffentlicht sein oder _ werden. We der Verfasser einer aufgenommenen w ‚sensehaftliche Mittheilung diese anderweib früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies. gesetzlich zusteht, bedarf er 5 dazu der Einwilligung ‚der Gesammtakademie oder de e betreffenden Olasse. 2% I / eh oe . 3. Auswärts werden Correeturen nur auf Verlangen verschickt. Die Vv erfasser verzichten damit f ach auber N ee Können . mn ne & ‚Mirtheilungen, auch ‚abgesondent in Paginirung ee EEE r in den "Buchhandel gebracht i r $ 11. 4 * So 1. Jeder Verfasser "einer: unter den i lichen Mittheilungen« ‚abgedruckten. Arbeit er ält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, a fe 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weit gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lasse sofern er hiervon rechtzeitig dem r SET! a s tar Anzeige gemacht hat. E Dan Bekieht Seceretar zusamm. Dexselbe Scoretar ® Der geschäftlichen Für alle übrig I Richtung nur di IQ. EI9EIE9E9-9EIEIE9 EI EI. II SC Ice Ice Ic IE] Urt mt md mt m Led Jil41[.44J12-LJ_J2[ 32-02. 2.0.2.0. .I.2-I2-I2-.I.2.I02-. I SITZUNGSBERICHTE nl DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XAXIH. 6. Jurı 1895. £5 E \ : . a N" Br f 1.3 { 2 ı) ” ’ ‘ MIT TAFEL IV. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. [1 ST=IST=ZST=/S7=/ST=JS7=1S7=JST=1STelST=JSr=JSTSlST=1STeleT=leT=1eTzlST=IerzIetelSr=[ere1erelereleTe tler ferzleTelerelereterete Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) sl. 3. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit 5 laufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine arch Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. : 26 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Ang ‚elegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu dies&h Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie. oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus den Band ohne Unterschied der. und es sind für welche unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text AinznächaftendEn Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die Sale erforderliche Auflage eingeliefert ist. R: SIRTe 2 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte iseenrehe En liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen h " Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er. Er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. $.8. ' 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes ° Verlangen verschiekt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 9 l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher 3 Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, 1a dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis i in Fan Buchhandel gebracht werd®n. R SE: l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- i lieken Mittheilungen « abgedruekten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderstdineke mit einem Umschlag, auf Yi welehem der Titel der Arbeit wiederholt wird. & 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere if gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 3 zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen sofern er Ron es dem redigirenden Seere- r tar Anzeige gemacht hat. 1 $5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Sceretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenscha! heisst er der redigirende Sevretäk: ’ 829, 1. Der redigirende Seeretar ist für den ahai! d geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich Für alle übrigen Theile derselben sind nach jede, Richtung nur . die Verfasser verantwortlich. Br ee a Eee EEE EESESESESEAESESESESLHeSEIE SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN ea AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXIV. XAXV. T3..Jurı 1893. -T-letelet=irelereleTe rein Pa tn, fi, A db “ OT N & aD N NO\ 199 BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Bm Bm Bm Bam dt Bm a A ASS LFSLISCSLIECS EI EIS ES. IESESIEISEITIESESEIESEI.EI EI eeseaaeagasegegagoeaaegezesasagagegegegesegegegag Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1381 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« 3 getreten, Bestimmungen gelten. an deren Stelle »Sitzungsberichte« (Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«.) 87T. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SAa. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. ee l. Die zur Aufnahme in die rzunscpehiche 'be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ‚gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu erscheinen aufgehört, und es sind für welehe unter anderen folgende 7 Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die oz erforderliche Auflage en ist. d s Ei liche Mittheilung darf i = keinem Falle vor der A w des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wen der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. Bh s £ SB Hi 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Eeheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. : \ 8295 a Ye Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt | werden, dass dieselben mit Sondertitel und. fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis 3 in Aen Bechhärfdel gebracht werden, ‘ h l. Jeder Verfasser einer unter den »Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderahdräcke mit einem Umschlag, auf EIER der Titel der Arbeit wiederholt wird. “ 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere 5 zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen sofern er IenvEn rechtzeitig dem redigir renden Se ere- tar Anzeige gemacht hat. $ > Den Bericht über jede einzelne Sitzung. stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Voralkr hatte. 4 Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- 3 nenden wissenschaftlichen. BbeienE in dieser Eigenschaft ; heisst er der redigirende Bee k BORN 29. J I zner ‚redigirende Seeretar ist für den Inhalt des E geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 2 E Für alle übrigen Theile derselben sind ‚nach es K ‚Richtung nur die Verfasser verantwortlich, et“ ; ; # " r u ee SITZUNGSBERICHTE nl KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AXXVI. 20.01 1893: se u 5 \ a ur GR Yen va WUNanıN LE Mi , j | 4 20 SA % 4 ury; Y 3/3 r 72 . NOV 9 1893 BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mi dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende, Bestimmungen gelten. wi (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte« .) Sal. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine "durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8 2. 1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über ie zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, äruckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus 3 + Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind. und von besonders beizugebenden Tafeln die ‚volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 5 7. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte. wissenschaft- - liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des beiteffänden‘ Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer A ustue in deut- scher Sprache veröffentlicht: ‚sein oder werden. Wen m der Verfasser einer anfgenommenen wissenschaftlich Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlie 1 beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der ie N oder der betreffenden Classe., a a .$ 8. 4 3. Auswärts werden Correeturen nur auf bern s Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. a $9. } N ; 1 Kern der vollständigen Ausg: Ds der Sitzungse berichte können bestimmte Kategorie issensehaftliche Mittheilungen auch ee: in der Weise, publieirt L werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufende 2 Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis” in a Buchhandel gebracht werden, SEEN En « ‘ N. Br l. Jeder Verfasser einer unter den a lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig. Sonde rabdrücke mit einem Umsehlag,, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird, Dr Dem Verfasser ‚steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihunder zu unentgeltlicher eigener V‘ ertheilung abziehen zu a sofern er an rechtzeitig dem re dig gire nden Ss e [® tar Anzeige gemacht Haba er h = " > 2 N 5 7 Lx 7 Y ‘ Den Bericht über jede einzelne Sitzuop Er der Secretar zusammen, weleher darin den Vorsitz hatte Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die. Redac- tion und den Druck der in dem nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in heisst er Ben ‚redigirende Seeretar. Mn ; ar 8 29. F IR Der redigirende ‚See ta geschäftlichen Theils der Sitzu Für alle i en ea ders X er a SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXVE XXNVEL ee re 23..Jvr1.1898. Seid“ NOV 91 392 MIT DEM VERZEICHNISS DER IM ZWEITEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 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Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-matlıematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8 2. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die ‘den Sitzungsbericliten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erseheinen konnten. Ss4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wir vierteljährlich ausgegeben, 5 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt .werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieler, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angeliörenden ordentlichen Mitgliedes zu. benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- slied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Sehrift der Sitzungsberielte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welehe ‚ler Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur. nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den“ Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und vorn besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 4 87. 5 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch mur auszugsweise oder auch in. weiterer Ausführung, in den scher Sprache veröffentlielit sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsicktigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S.8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschiekt. Die Verfasser verziehten damit auf Erselieinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 9 l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- beriehte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung verschen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchliandel gebracht werden, ‘ a s 11. l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Seere- tar Anzeige gemacht hat. | 5 Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen. welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigensehaft heisst er der redigirende Seeretar. 3 292 l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberiehte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. F . i u ze cr > ar Re rn SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AXNINX. 19. Ocroser 1893. - 395 =» Rs | BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, | ‚getreten, ee gelten. an deren Stelle »Sitzungsberichte« (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte.«.) I S 1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Ben jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. S 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung Ei geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $A. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8.6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Mittheilung diese. _ anderweit früher zu veröffentlicheı ss er der SEE. Seeretar. und es sind x für welche unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in ‚den £ Text Kruschaltenden Holzschnitte fertig sind und von. besonders beizugebenden Tafeln die wu erforderliche Auflage eingeliefert ist. Va ni Ss fe he I; + Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wisse, schaft: liche Mittheilung darf in keinem. Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur Wu auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung , in deut: scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. We der Verfasser einer. aufgenommenen wissenschaftlich beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie DdeE der betreffenden ar Bars er e s Bir ” ARE Ei 3. Auswärts werden Correeturen nur Bu De Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach ‚acht Tagen, 3 $ y @ 5 % eh "ir \ ae N 1. Neben der vollständigen Be der Sitzungs- = Derabe können bestimmte Es a B en versehen a mit N "Werken M 4 in den Buchhandel gebracht werden. ER A S 11. RE 1. Jeder Verfasser einer unter "den pen “4 lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke: mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt, wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert il zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem r re digir, enden s ecre- 5 tar Anzeige gemacht ‚hat. Fe 3 8 ib Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft. 4 a “ yEN 29. A Für alle übrigen 7 Theile ee nach Bi Richtung nur die Verfasser nn == SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AL. XL. MIT TAFEL V. 26. Ocroßer 1893: MIT DEM VERZEICHNISS DER IM DRITTEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften « an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. f ; (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) » Std; 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. ' 8.2. : 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 8.4. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. [8 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder dureh ein anderes Mit- glied zum. Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. ® Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung Oetav in der gewöhnlichen Sehrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft, 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten darf 32 Seiten in Mittheilungen von Verfassern, welche sollen Abbildungen auf durchaus zu erscheinen aufgehört, und es sind Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer . Mit- theilung ce erst begonnen, wenn die Stöcke der i in den Text En eBelerie Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚erforderliche Auflage: eingelieferk ist. - Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des beireffenden ‚Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein. oder werden. Wenn s der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen - r Mittheilung diese en früher zu veröffentlichen : beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ER der w betreffenden Olasse. “ ’ ce { ET Earer 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten ‚damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 5 [2 u E E Ri Ra: B I re Ver Wr -1-2Neben: den vollständigen Ausgabe der Sitzungs- k berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert- in der Weise publieirt. werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verka Be in. den Buchhandel gebracht werden. S.0 72. W3% ” Be 6 v Bet SI re RE 1. Jeder we fasser einer unter den „Wissenschait lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag ‚auf 4 ‚ welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. $ 2. Dem Verfasser steht frei, auf. seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu. lassen, sofern er Hirsch rechtzeitig demredi i g ire n den S Ss eere- tar Anzeige gemaght: hat, Fi 5 a ” z ' ; EEE Fi v \ EN or. R " 3. Pr% EN, - Den Bericht über ‚jede, EN ARR Sitzung stellt. a 4 Seeretar zusammen, ‚welcher darin den Vorsitz. hatte, Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- ER tion und den Druck der in dem gleichen ; Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; ‚In dieser Eigenschatt heisst er der redigirende Seeretar. + x fg 8 2 ek 1“ Der. redigirende ads ist für den I geschäftlichen Theils der Si zungsberich vi Für alle übrigen Theile derse ben Hi Richtung nur Me rfasser | ra TelTeistäÄsteletzl lets TeeTet Tee Te m SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XL. 2. NovEmBEr 1893. m r) Fa} 2 3 09378 BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberiehte« getreten, für welehe unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Sale 2%. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Öctav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 7 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht. sein ‘oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen: wissensehaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S 8. e 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschiekt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. Sch 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. Spul l. Jeder Verfasser einer unter den »Wissenschatt- lichen Mittheilungen« abgedruekten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. S 5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftliehen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. $ 29. l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. — nn a Sj=1-TelsplsT=lspelsteleTalsTelsTelsTlsteletlsrele7elsTelstelsT=lsT=ier= SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XLIN. XLIV. 9. Novenger 1893. BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1551 haben die »Monatsberichte I Königli ch Preussischen Akademie der Wecsönschaitens zu erscheinen aufgehört, getreten, Beknineen gelten. - deren Stelle »Sitzungsberichte« an (Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«.) 81. | %. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- O:tav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit- förtlanfender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine dureh den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. Wr 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen schö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. j S 4. 2. Das Verzeichniss der eingeg: Nothwendiges beschränkt werden. | Mittheilung beabsichtigt, angenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. Fe $ 28, 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nieht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nieht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tonden Holzschnikien sollen Abbildungen auf durehaus H und es sind für welehe unter anderen tolee ıde Der Satz einer Mi theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in Text Eneoaeballigden Holzschnitte fertig sind und besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚erforderli Auflage eingeliefert ist. ER ILS liche Mittheilung darf ” keinem Falle vor Br Se betreffenden Stückes anderweitig, sei Sees Chen Sprache veröffentlicht sein Bar. werdan? "Wer der Verfasser einer aufgenommenen. wien eh diese anderweit früher zu veröffentli he als ihm dies gesetzlich zusteht, bedar dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder betreffenden lasse. ee 2. N 8 f & 3 = RE 3. Auswärts werden Correeturen nur ak besonder Verlangen verschickt. Die Verfasser = verzichten daı auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. > 9 Ä 2 % ir? 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Stück ersc nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigense heisst er der redigivende Sepiniar = Ka L Sm SsTelstelsteistetsTlTelsTelST TTS TTS TAT ST TTS TTS STETS TTS ST TTS SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. Novemger 1893. BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. | Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1381 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, Bestimmungen gelten. an deren Stelle »Sitzungsberichte« (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) SEHE 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die aa zu einem Kilender‘ Jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört. druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S 4. b) 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. S 28, 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig oe elebt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder ‚ haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache "engehßränden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Mittheilung diese nderwei trüher zu veröffentlichen . NEN und es sind für welche unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wud erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die FOLIE erforderliche Auflage eingeliefert ist. $ 7. | Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es ‚auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung ‚ in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen beabsichtigb, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der "Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. Eee R, 3. Auswärts werden Correcturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Br nach acht Tagen. $ 9. 1. Neben der vollständigen Ausgabe de Sitzungs- berichte können bestimmte ST 'wissenschaftlicher Mittheilungen auch Ben in der Weise ‚publieirt Fi werden, dass diekelbent mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis 1 in EN Buchhandel gebracht werden. > Saul - 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- liehen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag ‚auf. welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eig ener Vertheilung abziehen zu lassen, ; sofern er hiervon rechtzeitig demre iger den Secre- tar Anzeige gemacht hat. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- 2 tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft x heisst er der redigirende Seeretar. INGE % ö $ 29. A l. De redigirende Bo ist für Kae Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. I stelstelstelstelstSssTzlsTelsTe TTS TE ST TTS TS SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XLVI. XLVIL XLVI. 23. 30. NovEngBer 18993. MIT TAFEL VI uxo VI. 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Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört. druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28, 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen N Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Olassen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nieht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten .in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus und es sind Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit theilung ad erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text Knzebehskender Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die alle erforderliche Auflage eingeliefert ist. i a $7. \ Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des Deeenlen Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen ee diese ER ruhe zu VerD FR der Einwilligung der RR a der 3 betreffenden Blabset 2 S 8. Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. N 98 wir Zeh BT 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- DB berichte können bestimmte Kategorien. Wissenschaftlicher A Mittheilungen auch abgesonderb in der Weise publieirt werden, dass dieselben. mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis 2 in "den Buchhandel gebracht werden. ; N Be M \ 1. Jeder Verfasser einer unter den Wasser = lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit ‚erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke ‚mit einem Umschlag Di i welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Holen va gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, e sofern er hiervon rechtzeitig dem vedigirenden E ecre- - tar Anzeige gemacht hat. 2 N S5. Pi Er Er Den Bericht über jede einzelne Shane stellt der E Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftliehen Arbeiten ; in dieser Eigenschaft v4 heisst er der redigirende Seeretar. _ + LU Te le Der redigirende Seceretar ist ‚für Es Inhalt. des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. | Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder r Behinn nur die ‚Nerfänser: verantwortlich. Ve RN ALTE a ° ni rhe ar IT AER Er » he TE > B + ! 4 be 2 En Te y v in. u 8 v4 . r f Era 2 En vv “ ng ai. | %r u u a. Y lsTeisgelspelstelstelstelsTelTT TTS TTS TTS TI T-1eTelsTelsTelsteleTS- Tele Te TTS SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XLIX. L. 7. Decenmger 1893. An ONRS 5‘ Q pP Su a IMs: "2094 EM ER Rt y / 3 En BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Mit dem Decemberheft des an deren Stelle Ss ungsbenchles3 s 1. - 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken. in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmnichen zu einem rlehder- jahr nissen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über ‚Sitzungen der philosophisch - historischen lasse ungerade Nummern. $ 22: l. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht: über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentliehung geeigneten Keschäftlichen Angelegenheiten. ö 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten. über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, Ed zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück. gehört. druckfertig übergebenen, dann die, welehe in fesheien Bingen. ‚mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen DRS, vigen rücken nicht erscheinen konnten. 84. RR, 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. ; $ g 28. | 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehle, or stimmte Mittheilung muss in einer nen Sitzung druckfertig ‘vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichkaiteliäder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welehe direet het der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, ‚hat Fa vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen,, deren Verfasser der Akademie nieht angehören , hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat ie Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 56. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 82 Seiten in Octav in der che Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von een] welche ‘ Aa 1881 ala die Mine der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu „erscheinen aufgehör rt, unc getreten, \ der Akademie nieht angehören, sind ‚auf die Hälfte dieses ii Umfanges beschränkt. Überschreitung. dieser Grenzen ist, nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. W- 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf N a| De ben Tafeln die Auflage eingeliefert ‚ist. = ee als Ahoi ale dazu der Einwilligung u betreffenden lasse. ; 5 R “ $ 8 3. Auswärts werden er au Verlangen verschickt. _ Die Verfasser v ; Ei d berichte können estimmt: Tees auch bgeson ee Den: "Bericht über jede 2 ae zusammen, welcher darin Derselbe ae tar a Oberau TESTS S[eeTetelstetelsjelsYISTSTEE TTS TEILE ST TSETER TEST SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Lil. Lil LIM. 14. 21. Decemger 1893. BERLIN 1893. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER, Anzeige, Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften « getreten, an deren Stelle »Sitzungsberichte« zu erscheinen aufgehört, und es sind für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gvoss- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersieht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört. druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA: 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 5 28 1. Die zur. Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 86. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Br rehrern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt: Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus — sg — I = ' scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. Er 87T. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, dazu der lieg der "Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. N # 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten _ damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. 1. Neben der vollständigen Ausgabe de Sieudge: berichte können bestimmte Kateporzen? wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. SLR l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschatt- lichen Mittheilungen « abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert ‘zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigirenden Seere- tar Anzeige gemacht hat. N ö $ 5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung. stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. 829. 1. Der lead Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen "Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die a verantwortlich. a a ah de m eä Daia a Ehn ADn wm laZ R Dl u ln Dale. nei. > Wenn als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er ET L BT Je a) Ca dk « r Bde a te 2) 2 27 TSeTeleTalete-TelstelSTsTelsTeTeTelsTe TTS Te T2] SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Jahrgang 1893. VERZEICHNISS DER IM VIERTEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, TITEL, INHALT, NAMEN- UND SACHREGISTER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, an deren Stelle »Sitzungsberichte« und es sind Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Sol. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die Pte Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört. druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28, 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu briugen. Verfasser der Akalenite richt angehören » de er einem zunächst geeignet scheinenden Mitsliede zu überweisen. Unter een Umständen hat Br Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen, $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Kindenie: nicht angehören. ‚ sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur BEE ausdrücklicher Zustieg der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus “I Mittheilungen, deren Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 7 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liehe Mittheilung darf in keinem Falle vor der ee des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- seher Sprache veröffentlicht sein oder werden. der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S 8. b 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaßtlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt ‚werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in en Buskhapda gebracht werden. Sol. % l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- ' geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er on Teolzetig demre die irenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. A $ 5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vor "hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- für welche unter anderen folgende, zu veröffentlichen Wenn j = J tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen N in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. $ 29. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach Jeder Barhiung nur die Verfasser verantwortlich, j A ’ 14 \ ! i } N; # | N } H ‚ i A \ } AA W AR N TR/u y \ n\ Lt f fl Fun Ak N Au n 08 FAT, 8 N y j ) N NIETER Le } ITHSONIAN I 4 m 3 1298 9414 9088 0