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Jahrgang 1849, erstes Heft. - Ei 7 Jänner. neh Wet BER Wien, 1849. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staats-Druckerei. AN Sitzungsberichte der mathematisch=naturwissenschaftlichen Classe. Jahrgang 1849. Jänner-Heft. uns EN Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Olasse, Sitzung vom 4. Jänner 1849. Herr Custos Kollar macht folgende Mittheilung: Ueber den Eichen-Kernkäfer Platypus Cylindrus Herbst, ein das Eichenholz zerstörendes Insect. Dem k. k. Finanzministerium ist aus Montona in Istrien die Anzeige gemacht worden, dass in den dortigen Staatsforsten die Eichen durch ein kleines in das Holz sich einbohrendes Insect beschädigt werden. Es wurden Stücke eines Eichenstam- mes, an welchen die Beschädigung ersichtlich und auch das Insect, sowohl im vollkommenen als Larvenzustande eingesendet und an die hohe Landesstelle das Ersuchen gestellt, durch Sachverständige dieses schädliche Inseet bestimmen zu lassen, und Mittel zur Begegnung einer weiteren Beschädigung anzu- geben. Das genannte k. k. Ministerium hat den Gegenstand der Direction des k. k. Hof-Naturalien- Cabinets zur Amtshandlung zugewiesen und es wurde der Unterzeichnete mit der Unter- suchung und Berichterstattung beauftragt. Bei dem Umstande, dass das Eichenholz gerade in jener Gegend von grösster Wichtigkeit für den Staat ist, da es näm- lich auf unsern Schiffswerften am adriatischen Meere als Schiffs- bauholz verwendet wird, und in Erwägung dessen, dass eine Beschädigung der Forste gerade durch dieses Insect in unserer Monarchie noch nicht vorgekommen oder doch wenigstens den zuständigen Behörden bisher nicht bekannt gegeben wurde, erachtet es der Gefertigte nicht für unwichtig, der verehrten Classe davon eine Mittheilung zu machen, und durch Bekannt- machung des Faktums in unseren Sitzungsberichten die Auf- merksamkeit der Forstwirthe und Oekonomen auf einen für die Forsteultur so wichtigen Gegenstand zu lenken. Das fragliche Insect ist ein Käfer aus der Familie der Holzfresser (Xylophaga), nahe verwandt mit den berüchtigten, den Nadelwäldern oft so sehr schädlichen Borkenkäfern, und bildet die einzige bisher bekannte Species der Gattung Kern- käfer Platypus, nämlich den Platypus Cylindrus Herbst. Professor Ratzeburg zu Neustadt-Eberswalde bei Berlin hat in seinem trefllichen Werke: „Die Forst-Insecten, Th. I., pag. 187° die umständliche Naturgeschichte des Insectes bekannt gemacht und auch eine Abbildung davon nach seinen verschiedenen Entwickelungsperioden veranstaltet. Nach diesem Autor greift der Käfer bloss Eichen an und lebt sowohl in Stöcken als stehenden Bäumen, welche noch be- rindet sind; er macht Gänge, welche mehrere Zoll tief in das Holz gehen und sich hier nach allen Richtungen verbreiten. Zu Löderitz bei Dessau hat er eine Truppe 60 — %Ojähriger Eichen zu Grunde gerichtet. Das einzige Mittel seiner Vertil- sung, wenn er noch lebende Bäume befällt, besteht in der Ent- fernung des ganzen befallenen Stammes aus dem Walde, da blosses Abborken bei dem tiefen Eindringen des Inseetes ins Holz nichts hilft. Die zu Werk- oder Bauholz zubereiteten Bäume können sowohl gegen den Angriff dieses als mehrerer anderer forstschädlicher Insecten durch das Anstreichen mit Theer oder einer Auflösung von Kali, Natron und selbst Koch- salz geschützt werden, wie es Ratzeburg bei Gelegenheit, wo er von dem Schiffswerftbohr-Käfer (Zymixylon navale Z.) handelt, empfiehlt; nur muss dieses Anstreichen öfter wie- derholt werden, zumal wenn es durch Regen abgewaschen worden. Ausserdem hat der Unterzeichnete in seinem dem ho- hen Ministerium unterbreiteten Berichte die Schonung der bloss auf Insecten-Nahrung angewiesenen Vögel, namentlich der Spechte dringend anempfohlen. Herr Prof. Schrötter gab folgende theoretische Betrachtungen über die Amidverbindungen des Quecksilbers: Man kennt jetzt eine grosse Anzahl von Quecksilberver- bindungen, welche durch die Einwirkung des Ammoniaks auf > verschiedene Salze dieses Metalls unter mannigfach abgeänder- ten Umständen, erhalten werden. Einige dieser Verbindungen sind schon seit langer Zeit bekannt, der Mercurius praecipi- atus albus, z. B. seit dem 13. Jahrhunderte, aber ihre Anzahl wurde durch R. Kane und in der neuesten Zeit durch Millon nicht unbeträchtlich vermehrt. Obwohl viele dieser Körper den Stickstoff und Wasserstoff in dem Verhältnisse enthalten, in welchem diese beiden Grundstofie das zuerst von Dumas hypothetisch angenommene Amid bilden; so hat man doch, selbst nachdem Kane hiezu den Anfang gemacht hatte (Pogg. Ann. 42, 367), die Theorie des Amides nur auf einige der- selben angewendet. Insbesondere hat Millon die von ihm ent- deckten Körper dieser Art als Salze einer der Reiset’schen Platinbasis ähnlichen Quecksilberbasis betrachtet. (Ann. de Chim. et de Phys. 18. 333.) Wenn nun gleich alle Vorstellungen, die wir uns über die Gruppirung der Grundstoffe in einer chemi- schen Verbindung machen, hypothetisch sind und es wohl noch längere Zeit bleiben werden, so ist es doch in mehr als einer Hinsicht wichtig, diese Vorstellungen so zu wählen, dass sie den Anforderungen entsprechen, die man überhaupt an eine gute Hypothese stellen muss. Diesen wird aber genügt, wenn es gelingt, eine möglichst grosse Anzahl ihrer Natur nach ver- wandten Verbindungen unter einem gemeinschaftlichen Gesichts- punkte zusammenzufassen. In der That ist diess bei einer sehr grossen Anzahl jener Quecksilber-Verbindungen auf eine über- raschend einfache Weise möglich, wenn man sie als Viel- fache des Quecksilberoxyduls oder Oxydes be- trachtet, in welchem 1 oder mehrere Aequivalente des Sauerstoffes durch das Amid ersetzt sind. Dass das. Amid den Sauerstoff, das Chlor ete. zu vertreten im Stande ist, und daher als ein den Körpern der Sauerstoflgruppe chemisch-ähnliches, zusammengesetztes Radikal betrachtet wer- den muss, zeigt die Rolle, die es in seiner Verbindung mit anderen Körpern, z. B. mit Kalium spielt, wesswegen es auch allgemein als ein solches angenommen wird; und selbst die Einfachheit der folgenden, unter dieser Voraussetzung vorge- nommenen Gruppirung ist wieder ein Beweis für die Richtig- keit derselben. Nach der eben ausgesprochenen Ansicht lassen 6 sich dann alle die angeführten Quecksilber - Verbindungen in zwei Reihen bringen, deren Glieder in der einen als Vielfache des Quecksilber - Oxyduls oder Chlorürs, in der anderen als Vielfache des Quecksilber - Oxydes oder Chlorides angesehen werden, wo aber eine gewisse Anzahl Sauerstofi- oder Chlor- Aequivalente durch Amid ersetzt ist; so dass die Summe der Aequivalente des Amides, Sauerstoffes u. s. w. in der ersten Reihe halb so gross, in der zweiten gleich gross ist der An- zahl der Aequivalente des Quecksilbers. Einige dieser Verbin- dungen, nämlich die, in welchen nur Sauerstoff und Amid vor- kommen, sind selbst Basen und können sich als solche mit Säuren verbinden, sie haben also, indem ein Theil des Sauer- stoffes durch das Amid vertreten wurde, nicht einmal den basi- schen Charakter verloren und sind noch eben so gut fähig Salze zu bilden, als vor dieser Substitution. Die dem Quecksilber-Oxydul entsprechende Reihe zählt bis jetzt nur folgende drei Verbindungen: Hg, Ad, HCl. Quecksilberamidür-Hydrochlor (H. Rose). Hg, Ad Cl. Quecksilberamidür-Chlorür (Kane). Hg, Ad O,, SO,. Schwefelsaures Quecksilberamidür-Oxydul (Kane). Die nach dem Typus des Quecksilberoxydes gebildete Reihe ist folgende: Hg Ad, HCl. Quecksilberamid-Hydrochlor (von Wöhler und Kane richtig erkannt, früher für weissen Prä- eipitat gehalten). Hg Ad, HJ. Quecksilberamid-Hydrojod (H. Rose). Hg, Ad Cl. Quecksilberamid-Chlorid (Merc. praec. albus) (Kane). Hg, Ad,C1,HCl. Quecksilberamid-Chlorid-Hydrochlor (Kane). Hg, Ad Cl, 2 HCI. (?) Hg, Ad Br, HBr. Quecksilberamidbromid-Hydrobrom (Mit- scherlich). Hg, Ad J, HJ, HO. (Rammelsberg). Hg, Ad J, 2HJ. Zweifach Quecksilberamidjodid - Hydrojod (Boulloy). »Hg, Ad O0, AmO, 3N0,, 4HO (Kane). 7 Ad O,, NO,. Salpetersaures dreifach Quecksilberamid- oxyd (Kane). Hs, Ad O0, 3HO (Kane) ? Hg, Ad O,, Vierfach Quecksilberamidoxyd (Millon). Hg, Ad O0, HO. n dessen 1. Hydrat. Hg, Ad O0, 3H0. „ De us Hg, Ad O,, SO,. Schwefelsaures vierfach Quecksilberamid- Oxyd (Ammoniak-Turbith) (Kane). Hg, Ad O,, BrO,. Bromsaures vierfach Quecksilberamidoxyd (Tammelsberg). Hg, Ad O,;, NO,. Salpetersaures vierfach Quecksilberamid- oxyd (Kane). He, Ad O, AmO, 2NO, Salpetersaures vierfach Quecksil- beramidoxyd, Ammoniumoxyd (Kane). Hg, Ad O,, 2AmO, 3N0,, HO. Salpetersaures vierfach Queck- silberamidoxyd-Ammoniumoxyd, basisches. Hs, Ad O,, 2AdO,, 3J0,. Jodsaures vierfach Quecksilber- amidoxyd-Amidoxyd (Millon). Hg, Ad O,, CO,, HO. Kohlensaures vierfach Quecksilber- amidoxyd (Millon). Hs, Ad 0, C,0,. Oxalsaures vierfach Quecksilberamidoxyd (Millon). Hg, Ad C],. Vierfach Quecksilberamid-Chlorid (Millon). Hg,Ad CIO,. „ > Oxychlorid (Kane). _ Hg,Ad JO. „ " Oxyjodid (Rammelsb.). Ho,AdO,. Sechsfach 5 Oxyd (Kane). Hg, Ad, Cl, O,. Zehnfach „ Oxychlorid (Millon). Hg,Ad, Cl, O,. Zwölffach „, Oxychlorid , Hg, Ad Cl,, HC]. Dreifach „ Chlorid-Hydrochlor (Duflos und Riegel). Es bedarf kaum der Erwähnung, dass viele der hier auf- geführten Amidverbindungen auch als Verbindungen des Ammo- niaks angesehen werden können, so wie auch mehrere nicht aufgenommene Körper, wenn man nichts als die durch die An- zahl der Aequivalente ihrer Grundstoffe bedingte Möglichkeit der Gruppirung berücksichtigen wollte, hieher gerechnet werden könnten. Letztere werden aber durch ihr chemisches Verhalten ausgeschlossen, und ob einige und welche der hier angeführten 8 weggelassen werden sollen, darüber kann erst nach einem: ge- naueren Studium derselben entschieden werden. Die den Verbindungen beigefügten Namen sind zwar kei- neswegs tadellos, doch aber kürzer und gewiss bezeichnender, als die bisher üblichen, sie mögen daher, als Versuch, Ent- schuldigung finden. Ferner zeigte Herr Professor Schrötter zwei von dem Mechaniker Kusche in Wien ausgeführte Wagen vor, nämlich eine Tarawage von trefllicher Arbeit und zweckmässiger Ein- richtung, welche, ungeachtet des sehr mässigen Preises von 34 fl. C. M., bei einer Belastung von Einem Pfund auf jeder Schale, fünf Milligramme noch deutlich anzeigt; dann eine feine Wage für Chemiker, mit mehreren auf Bequemlichkeit und Mannigfaltigkeit des Gebrauches berechneten Einrichtungen, . welche, bei einer Belastung von 100 Grammen auf jeder Schale, zwei Zehntel Milligramme noch deutlich ausschlägt. Der Herr Professor hält diesen Mechaniker des Fleisses, der Genauigkeit und der Einsicht wegen, die sich in seinen Arbeiten kund gibt, für würdig, die Aufmerksamkeit der Classe auf ihn zu lenken und dadurch zu seinem weiteren Fortkommen beizutragen. Herr Bergrath Haidinger folgte mit nachstehender Mit- theilung:: Ueber eine nach Gypskry'stallen gebildete Pseudomorphose von Brauneisenstein, Herrn Professor Tunner in Vordenberg verdanke ich die lehrreiche Stufe, auf welche sich die gegenwärtige Mittheilung bezieht. Ein Vorkommen dieser. Art ist bisher noch nicht be- schrieben worden, selbst nicht in den so reichen Sammel- werken von Blum !) und Landgrebe ?). Es ist vorzüglich darum auch der Beachtung werth, weil es die Beziehungen 1) Die Pseudomorphosen des Mineralreichs und Nachtrag zu den Ps. d.M. ®) Die Pseudomorphosen im Mineralreiche u. s. w. ) zwischen einem Salzhydrat, dem gewässerten schwefelsauren Kalk oder Gyps, und einem Oxydhydrat, dem des Eisens oder dem Brauneisenstein ausdrückt, also in der grossen Reihe der Pseudomorphosen nahe an einem der Endpuncte steht, und zwar an demjenigen, der sich noch unmittelbar an die Verhältnisse und Zustände anschliesst, die wir in unseren Laboratorien zu beobachten gewohnt sind. Es musste höchst wichtig sein zu wissen, unter welchen natürlichen Verhältnissen sich die Stufe gefunden hatte, und auch hierin, glücklicher als der Mineraloge und Geologe bei dem Vorkommen so mancher anderen Pseudomorphosen ist, konnte mir Herr Professor Tunner die nachfolgende Sal lichere Notiz mittheilen: „Die übersandte Stufe mit den Afterkrystallen, Brauneisen- stein nach Gyps, ist aus dem alten Bergwerke zu Zeyring bei Judenburg genommen, und zwar aus der Mündung einer weiten offenen Gangkluft in einer alten Zeche. Bekanntlich bauten die Alten dort auf Silbererze, anscheinend in Bleiglanz, Kiesen und Fahlerz bestehend, von letzterem aber nur wenig. Seit mehr als fünfhundert Jahren ist dieser alte Bau jedoch, durch plötzliche Ertränkung gesperrt, ganz darnieder gelegen, bis im vorigen Jahrhunderte endlich wieder in den obern, von den Silbererzen bereits ausgebauten Zechen und Oertern, auf Eisensteine zu bauen begonnen wurde und noch fortwährend in diesen alten Räumen mit gutem Erfolg gebaut wird, indem Rohwand und Spatheisenstein, grossen Theils in Bi nnieaelein umgewandelt, die Gangart der Silbererze bildend, den Alten kein Gegenstand des Abbaues war. Das Gebirge, in dem sich dieser Bergbau befindet, gehört den obern Gliedern der Urschiefer-Formation an, die daselbst mächtige Kalklager enthält, in denen die stets sehr steil einfallenden, vorzugsweise nach Mitternacht strei- chenden Gänge, besonders edel sich verhielten. Mehr oder we- niger weit offene Gangspalten, mit rauhen, sehr unregelmässig ausgefressenen Wänden, sind dort eine sehr häufige Erschei- nung. Als spätere Bildungen findet man, ausser Ocker und Brauneisenstein, noch Weissbleierz, Malachit, Kalksinter und Gyps, deren Bildung an geeigneten Stellen wohl auch jetzt noch ununterbrochen fortwährt. Der ungehinderte Zutritt des atmo- 10 sphärischen Sauerstoffes und des Kohlensäure haltenden Was- sers geht aus allem dem mit voller Gewissheit hervor. Neu und interessant bei dem fraglichen Vorgange ist mir nur der vollkommene Austausch in den Bestandtheilen zwischen schwe- felsaurer Kalkerde und Eisenoxydhydrat, wie ihn die vorlie- gende Stufe nachweist. Bei der grossen Verbreitung der Gyps- und Brauneisensteinlager, besonders in den jüngeren Gebirgen, kann dieser neue Schlüssel vielleicht Aufschlüsse zur Einsicht in manche räthselhafte Bildung gewähren.” Die Stufe, welche gegenwärtig als ein werthvolles Geschenk Tunner’s in dem k. k. montanistischen Museo aufgestellt ist, zeigt nun bei näherer Betrachtung folgende Beschaffenheit. Unverkennbar tritt vor Allem, mit der gewöhnlichen brau- nen Farbe des Brauneisensteines, die wohlbekannte Gestalt der Gypskrystalle in’s Auge. Es sind die gewöhnlichen trapezoidi- schen Tafeln, oder mit der Ebene der Abweichung, der der voll- kommenen Theilbarkeit vertical gestellt, die sechsseitigen Pris- men 00A.COD mit zwei Kanten von, 111° 14‘, und dem unter 114° 24° und 65° 36‘ geneigten Flächenpaare des Augitoides A/2 von 1430 28° (Haüy’s Chaux sulfalee trapezienne). Sie sind bis einen Zoll lang und etwa halb so breit und dick. Aber es ist auch die letzte Spur der ursprünglichen Masse von schwefelsaurem Kalk verschwunden. Die Form der ehemaligen Gypskrystalle erscheint nicht scharfkantig, sondern wie mit einem wenn auch dünnen Ueberzug bekleidet, so dass die Flä- chen noch Ebenheit und spiegelnden Glanz zeigen, während die Kanten abgerundet sind. Im Innern zeigen sie entzwei gebrochen zellige leere Räume, von glatten Flächen umschlossen, welche die Abdrücke der ursprünglichen Krystall- Oberflächen und der den Theilungsflächen parallelen Sprünge sind. Die ursprüng- lichen Gypskrystalle waren in Drusen hin und wieder zusam- mengehäuft; in den Vertiefungen zwischen den Krystallen und an die Oberfläche derselben anschliessend, erscheinen concave glänzende Ueberrindungen von Brauneisenstein, welche in ihrem äusseren Ansehen an die bekannten glänzenden Absätze von dünnen Lagen von Eisenoxydhydrat erinnern, wie sie sich aus eisenhaltigen, der Luft ausgesetzten Wassern nach und nach niederschlagen. Der Brauneisenstein selbst ist ganz dicht im 11 Bruche, ohne Glaskopfstructur ; der Strich licht und rein gelb- lichbraun. An der Oberfläche der Pseudomorphosen ist hin und wieder weisser, halbdurchsichtiger Kalkspath abgesetzt in un- regelmässig verwachseren Individuen von zwei bis drei Linien Durchmesser, vorwaltend die stark nach der kurzen Diagonale gestreiften Flächen des flachen Rhomboeders Y, R., das durch _ Abstumpfung der Kanten aus dem Grundrhomboeder entsteht. Die Bergart, auf welcher die Brauneisenstein-Pseudomorphosen aufsitzen, ist zum Theil selbst dichter Brauneisenstein, zum Theil ein inniges Gemenge von Kalkspath mit pulverigem ocker- gelben Eisenoxydhydrat, dieses Gemenge in Lagen aufeinander folgend, die zum Theil wie aufgetrieben von einander abstehen. Eine Art von lagenförmiger Parallelstructur geht durch das ganze Stück hindurch. In dem mit Eisenoxyd gemengten Kalk- spath und in dem Eisenocker selbst sind um und um ausgebil- dete Blättchen von weissem zweiaxigen Glimmer eingeschlossen. Um sich eine Theorie der Bildung aus den beobachteten Gegebenen ableiten zu können, ist es nothwendig die einzel- nen Bestandtheile der Spezies zu kennen, die man entweder jetzt noch vor sich hat, oder deren früheres Daseyn man un- mittelbar erkennt, nämlich Kalk, Eisen, Schwefel, Kohle, Oxygen, Hydrogen, in den Combinationen von Kohlensäure, Schwefelsäure, Eisenoxyd-Hydrat, Kalkerde. Der gegenwärtige Zustand zeigt insbesondere zu oberst kohlensauren Kalk, darunter Eisenoxydhydrat , dieses selbst wieder aufliegend auf einem Gemenge von Eisenoxydhydrat mit kohlensaurem Kalk in lagenförmiger Anordnung. Ein früherer Zustand hatte eine grössere Menge von Kalk verbunden mit Schwefelsäure. Schliessen wir noch um einem Zustand zurück, nach einer Analogie, die man freilich überhaupt: so häufig antrifft, dass man sie ohne Weiteres anzunehmen berechtiget wäre, die aber hier durch die Beobachtung in der Natur nachgewiesen wird. Das Erzvorkommen von Zeyring bestand nach Tunner’s obiger Mittheilung aus Bleiglanz, Kiesen und Fahlerz in Spath- eisenstein und Rohwand, das heisst aus der so gewöhnlichen Verbindung von Schwefelmetallen mit kohlensauren Basen, die man im Schiefergebirge auch in den Alpen so häufig antrifft. 12 Die Alten liessen die kohlensauren Verbindungen grösstentheils zurück, und man baut jetzt auf Brauneisenstein, der also nach- weisbar aus der Verwitterung des Spatheisensteins entstanden ist. Was im Allgemeinen bewiesen ist, muss auch auf jedes einzelne Stück sich beziehen, welches man dort findet. Ohne Zweifel ist daher der erste Zustand, wenigstens der von dem man hier in der Erklärung ausgehen muss, der eines Gemenges von Schwefelkies, Spatheisenstein und Kalkstein. Es können füglich andere Schwefelmetalle so wie der Ankerit weg- gelassen werden , da die ersteren, deren früheres Daseyn zu- gleich durch den Malachit und das Weissbleierz bewiesen wird, in der Stufe nicht mehr erscheinen und die Bestandtheile des letztern in den andern beiden kohlensauren Species enthalten sind. | Wenn der Schwefelkies FeS, dergestalt in dem Vorgange der Anogenie verwittert, dass Eisenvitriol FeO + SO, + 6H,O entsteht, so bleibt noch ein Antheil Schwefel übrig, der selbst ebenfalls in Schwefelsäure verwandelt und mit Kalkerde gesät- tigt CaO + SO, + 2H,;O oder Gyps zu bilden im Stande ist. Diess ist der erste Abschnitt der Veränderung. Eisenvitriol wird hinweggeführt, Gyps krystallisirt in klaren weissen Individuen. Wir haben oft Gelegenheit den Vorgang zu beobachten, wie aus dem Kisenvitriol durch fortgesetzte Anogenie erst schwefelsaures Eisenoxyd gebildet wird, und wie sich sodann Oxydhydrat absetzt, denn die Sättigungsgrade von Oxydul und Oxyd mit Schwefelsäure sind verschieden, und während die ganze Säure mit einem Theile des Oxydes fortgeht, bleibt ein anderer Theil als Oxydhydrat 2 Fe, 0, +3 H,O (Limonit, Brauneisenstein u.s. w.) und Fe,O, + H,O (Göthit, Nadeleisenerz), das heisst mit den Mischungsverhältnissen des Brauneisensteins zurück. In manchen Fällen bildet sich auch wohl erst eine Zwischenstufe, der Vi- triolocher von Berzelius (Fe,0, + SO, + 6H,0) wie in Fahlun , ferner stehen auch gewiss häufig die basischen Eisen- oxydsalze, zum Theil in zusammengesetzteren Verbindungen, wie die mannigfaltigen Eisensinter und ähnliche Verbindungen zwischen den äussersten Sättigungszuständen. Der Absatz von Brauneisenstein an der Oberfläche der Gypskrystalle erscheint daher als ein zweiter Abschnitt des 15 anogenen Fortschrittes. Aber der Gyps selbst ist in Wasser löslich. Führte der Strom der Gebirgsfeuchtigkeit nicht immer neue gesättigte Gypslösungen hinzu, so mussten die Krystalle desselben nach und nach aufgelöst und hinweggeführt werden, während sich eben in der mehr wässrigen Auflösung die Oxy- dation des Eisenvitriols immer vollständiger entwickelte. Die Verwandlung des Schwefelkieses erst rascher, nimmt in dieser zweiten Periode schon an Schnelligkeit ab. In einer dritten tritt Ruhe ein, die Kohlensäure gewinnt die Oberhand, es bildet sich ein Überzug von kohlensaurem Kalk, den beob- achteten Kalkspathkrystallen; aber es ist diess augenschemlich nicht eine weitere Fortsetzung eines anogenen Vorgangs, son- dern es ist ein gegenüber der Bildung von Eisenoxydhydrat un- läugbar katogener Fortschritt, der nach jener ersten Periode und ihrer Fortsetzung als Ausgleichung wieder eintrat. Wir haben also hier deutlich drei Perioden : 1. Bildung von Gypskrystallen, anogen durch Oxydation von Schwefelkies und Auflösung von Kalkspath ; 2. Ablagerung von Brauneisenstein; anogen aus der Oxy- dation des Eisenvitriols ; Zerstörung des Gypses; 3. Bildung von Kalkspathkrystallen, katogen. Die Eröffnung der Räume durch den Bergbau störte den Zustand des elektrochemischen Gleichgewichts im Innern des Gebirges. Nach der eingetretenen in elektronegativer Richtung wirkenden Veränderung stellte sich der allgemeine elektroposi- tive oder katogene Fortschritt ‘in dem Absatz des Kalkspathes wieder ein. Man sieht aus der vorhergehenden Erörterung wohl deut- lich, wie viele Haltpunkte schon die allgemeine Kenntniss des Vorkommens, mit einem ziemlich grossen Stücke des Minerals verglichen, es misst etwa 7 Zoll in der Länge, bei 5 Zoll Breite und 3 Zoll Dicke, den Schlüssen zur Erklärung der Erscheinung darbot. Manches dürfte noch anschaulich gewor- den seyn , hätte man die Lage des Stückes in der Höhlung, worin man es fand, die Beschaffenheit derselben an verschie- denen Punkten, den Zustand und die Zusammensetzung des Nebengesteins und so weiter gekannt, aber man wird Daten dieser Art erst erhalten, wenn man die wissenschaftlichen Re- sultate nicht nur nebenher ausbeuten muss, sondern wenn sie einer viel allgemeinern Aufmerksamkeit gewürdigt werden, als diess jetzt noch zu häufig geschieht. Herr Bergrath Haidinger gab ferner Nachricht über die in dem Laufe des letzten Vierteljahres eingeleiteten Arbeiten für die Herausgabe des grossen Werkes von Hrn. Barrande über das silurische System des mittleren Böhmens. Er brachte mit Vergnügen in Erinnerung, dass es am 5. Oktober war, als die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe ihm zum Beginne der Unternehmung die namhafte Summe von 1500 fl. C. M. be- willigte; Noli turbare circulos istos ist der Wahlspruch des wahren Naturforschers. So wie die kais. Akademie der Wis- senschaften durch die Stürme der Zeit unablässig ihr Ziel ver- folgt, eben so wurden auch während der letzten bewegten Pe- riode die einzelnen Arbeiten für die Gewinnung einer ausge- breiteten Beihilfe für die in Rede stehende Aufgabe fortgeführt. Dahin gehört die Correspondenz mit Hrn. Barrande. Es wurde verabredet, dass das Werk in der rühmlichst bekannten k. k. Hofbuchdruckerei der Herren Gottlieb Haase Söhne in Prag unter den Augen des Verfassers gedruckt werden soll. Der Anfang dazu ist bereits geschehen. Es wurden ferner die Einladungen in den drei Sprachen, deutsch, französisch und englisch verfasst, und durch die k. k. Hof-Buchhandlung von Hrn. W. Braumüller sowohl, als auch im Privatwege eine möglichst weite Bekanntmachung vorbereitet. Bergrath Haidin- ger hat bereits die Beitritts-Anzeige zur Subscription von un- serem eigenen Ehren-Mitgliede, dem grossen deutschen Geolo- gen Leopold von Buch erhalten. Es wurden ferner Exemplare der Ankündigung in den drei Sprachen jedem der anwesenden Mitglieder übergeben, so wie auch eine Anzahl an den Hrn. Secretär zur gütigen Verthei- lung an sämmtliche Mitglieder beider Classen der kais. Aka- demie der Wissenschaften. Bergrath Haidinger fügte noch die Bitte hinzu, die hochverehrten Herren Mitglieder, so wie sie im Ganzen durch ihre grossmüthige Bewilligung die Mög- lichkeit hervorgebracht, dass die Lösung dieser schönen Aufgabe 15 unternommen werden konnte, eben so mögen sie in ihren nähern freundschaftlichen Kreisen durch fernere Empfehlung die Sache der Wissenschaft fördernd vertreten. Franz Ritter von Hauer, correspondirendes Mitglied, er- suchte um die Aufnahme einer Arbeit „über die Fossilien der Venetianer Alpen,’ deren ersten Theil er nahezu vollendet habe, in die Denkschriften der kais. Akademie, und setzte die Verhältnisse auseinander, die ihm die Bearbeitung dieses Gegen- standes möglich gemacht haben. Der k. k. Herr Bergrath Fuchs, correspondirendes Mit- slied der kais. Akademie, hatte bei Gelegenheit seiner geolo- gischen Untersuchungen in der Umgebung von Agordo im Vene- tianischen, als deren Resultat das schöne, im Jahre 1844 er- schienene Werk : „Die Venetianer Alpen u. s. w.” zu betrach- ten ist, auch eine grosse Anzahl von Fossilien gesammelt und dieselben gezeichnet, ohne jedoch bei seinem Aufenthalte in 'kleineren Provinzialstädten die Möglichkeit zu finden, dieselben zu bestimmen. Er entschloss sich daher im verflossenen Jahre seine ganze reiche Sammlung, mit den von ihm selbst sehr schön gefer- tigten Zeichnungen, an das k. k. montanistische Museum zur Bestimmung und Herausgabe zu senden, und der erste Trans- port, enthaltend die Fossilien des rothen Sandsteines, des Posidonomyenkalkes und des Krinoidenkalkes langte bald darauf in Wien an. Die Untersuchung dieser Gegenstände zeigte, dass die von Fuchs unter dem Namen rother Sandstein beschriebenen Ge- bilde der Formation des bunten Sandsteines, der Posidonomyen- kalk dem Muschelkalke, der Krinoidenkalk endlich jener in neuerer Zeit se viel besprochenen Formation, die in St. Cassian in Südtyrol zuerst durch Münster und Klipstein aufgefunden und später in Hallstatt, Aussee, Hallein, Hörnstein, Bleiberg in Kärnthen und noch vielen andern Puncten in den nördlichen und südlichen Alpen nachgewiesen wurde, angehöre. Die Stel- lung des letztgenannten Gebildes in der Reihe der bisher be- kannten Formationen scheint aus den von Fuchs beobachteten 16 Lagerungsverhältnissen in den Venetianer Alpen mit grösserer Sicherheit hervorzugehen, als aus den Beobachtungen an anderen Stellen, an welchen sie bisher untersucht wurde. Sie liegt hier unmittelbar auf eigentlichem Muschelkalk und wird von Kalk- steinen der Juraformation (Cephalopodenkalk Fuchs) bedeckt. Die nähere Nachweisung dieser Verhältnisse durch die Be- schreibung der von Fuchs gesendeten Petrefacten bildet den Gegenstand von Hauer’s Arbeit. Sitzung vom 11. Jänner 1849. Das correspondirende Mitglied, Herr Dr. Gintl, welchem gegenwärtig von dem Ministerium des Handels und der öffent- lichen Bauten die Direction der Staats-Telegraphen über- tragen wurde, erklärt nach eingeholter Bewilligung des ho- hen Ministeriums in einer Zuschrift an die Classe seine Bereit- willigkeit, die Aufstellung der zur Einrichtung meteorologischer Observatorien an den Eisenbahnstationen, aus dem von dem Herrn Vice - Präsidenten Baumgartner der Classe zur Ver- fügung gestellten Functions-Gehalte anzuschaffenden Instrumente in den einzelnen telegraphischen Bureaux, so wie die Abrich- tung des Bureau-Personales im Beobachten zu übernehmen, und für die geregelte Fortführung der Beobachtungen zu sorgen. Es wird dem Secretär aufgetragen, dem Herrn Director Gintl den Dank der Classe auszusprechen. Hr. Custos-Adjunet Heckel hält einen Vortrag über eine neue fossile Fischgattung, Chirocentrites und die ersten Ueberreste eines Siluroiden aus der Vorwelt. Er überreicht seine Abhand- lung als die erste Lieferung von Beiträgen zur Kennt- niss der fossilen Fische Oesterreichs, nebst dazu ge- hörigen Zeichnungen, zur Veröffentlichung in den Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe. Zugleich wird er es mit Dank anerkennen, wenn Besitzer fossiler Fischreste durch temporäre Mittheilung derselben geneigt sind, seine Arbeiten, wozu bereits bedeutende Materialien vorliegen, möglichst um- fassender zu machen. 17 Die neue Gattung Chirocentrites gründet sich auf eine Com- bination von Charakteren, welche einzeln genommen den bekann- ten jetzt lebenden Gattungen Chirocentrus, Elops und der fos- silen Thrissops, denen sie daher zunächst verwandt ist, eigen sind. Sie bildet nach den vom Verfasser entwickelten Ansichten mit diesen eine kleine Abtheilung in der grossen Familie der Haleciden Agass., als Uebergang der Teleostier zu den Ganoiden. Es müsste daher angenommen werden, dass einige Teleostier, früher als in der Kreide, bereits in dem oberen Jura vorgekom- men wären. Chirocentrites. Gattungskennzeichen. Langgestreckt, Mund aufwärts gespalten, Oberrand S-för- mig gebogen, durch einen kleinen Zwischenkiefer und säbel- förmigen Kieferknochen gebildet. Zähne konisch, in einfacher Reihe gestellt, die vorderen länger, zuweilen wagrecht. Kiemen- strahlen zahlreich, vorn mit einem an der Symphyse des Unterkiefers haftenden unpaaren Knochen in Verbindung. Sub- orbitalknochen gross, sehr dünn, die ganze Wange bedeckend. Vordeckel rückwärts in einen breiten dreieckigen Fortsatz auslaufend. Wirbelsäule schlank; die Wirbelkörper kurz, zahlreich (5% — 6%), mehr abdominale als caudale, mit langen Vertical-Apophysen ohne blinde Träger, langen dünnen gefurchten Rippen und vielen zarten Muskelgräthen. Ungetheilte Flossen- strahlen schief und sehr kurz gegliedert; die schiefen Ränder aller Glieder scharf gezähnelt, gleichsam durch eine Nath ver- bunden. Brustflossen, tief, unten sitzend, mit breiten starken Strahlen. Bauchflossen mitten stehend, kleine Rückenflossen- basis kurz, weit hinten über der Afterflosse. Afterflossenbasis lang. Schwanzflossen tief gespalten, gabelig. Schuppen mässig gross, zart, abgerundet ohne Radien. Chirocentrites Coroninii. Der Kopf ist stumpf, /, der Fischlänge. Zwei Mittelzähne des Zwischenkiefers sind walzig lang und beinahe wagrecht vorwärts gestreckt. Starke Fangzähne sitzen an den Seiten des Unterkiefers. Der untere Rand des Vordeckels und die Mitte Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. I. Heft. 2 18 des unteren Hauptdeckelrandes sind nebst den Unteraugenkno- chenrändern fein gezähnelt. Die Wirbelsäule enthält 61 Wir- bel, deren Höhe und Länge sich beinahe gleichen, 33 davon gehören der Abdominal- und 28 der Caudal-Region an. Die Rückenflosse enthält 5 ungetheilte mit 10 getheilten Strahlen. Die Afterflosse ebenfalls 5 ungetheilte, aber 29 getheilte Strahlen; sie fängt mit dem letzten Drittheile der Fischlänge (ohne der Schwanzflosse) an, und endigt eine halbe Kopflänge vor der Schwanzflosse. Der erste Strahl in den Bauchflossen, welche der Afterflosse um die Hälfte näher sitzen, als den Brust- flossen, ist an der Basis sehr breit und ungetheilt. Länge des Exemplares 24 Zoll. Fundort Goriansk bei Görz, im schwarzen bituminösen Kalkschiefer. Chirocentrites graeilis. Der stumpfe Kopf enthält ı,, der Gesammtlänge, übrigens verhalten sich die Zähne und die ganze etwas mehr gestreckte Gestalt wie bei der vorhergehenden Art, welcher sie sehr ähn- lich sieht; nur enthält die Rückenflosse weniger und die Afterflosse mehr Strahlen als bei derselben. Die Rückenflosse besteht nämlich aus 5 ungetheilten und 7 getheilten, die After- flosse aus 4 ungetheilten mit 33 getheilten Strahlen. Die Wir- belsäule wird von 64 Wirbeln gebildet wovon 37 der Abdo- minal- und 27 der Caudal-Region angehören. Länge des Exem- plares 24 Zoll. Fundort Volshji-Grad (Görzer Kreis), im schwarzen bituminösen Kalkschiefer. Chirocentrites mierodon. Der Kopf macht ”/, der ganzen Fischlänge aus. Der Ober- kiefer ist mit einer Reihe sehr kleiner Zähnchen besetzt, die jedoch am Zwischen- und am Unterkiefer etwas länger und da- bei ein wenig rückwärts gekrümmt sind. Das Auge nimmt ein Viertheil der Kopflänge ein und die Stirnbreite zwischen bei- den Augen gleicht einem Drittheile des Augendiameters. Der untere Rand der Suborbitalknochen, dann der hintere des dreieckigen Vordeckels sind äusserst zart gefurcht und ge- zähnelt. Sieben bis acht schmale Furchen verbreiten sich vom unteren Theile der erhabenen Vordeckelleiste nach rückwärts. 19 Ähnliche Furchen durchziehen strahlig den grossen Suborbital- knochen und den Hauptdeckel, von oben schief nach rückwärts. Die vorderen starken Strahlen in den Brustflossen sind nur nach einer Seite gespalten, und die vordere Hälfte des ersten Strahles ist nach Art der ungetheilten Strahlen in den Verti- kalflossen gegliedert. 61 mässig starke Wirbel bilden die Wirbelsäule, nämlich 34 in der Abdominal- und 27 in der Caudal-Region. In den Bauchflossen sind 7, in der Rü- ckenflosse & ungetheilte mit 10 getheilten und in der Af- terflosse 4 ungetheilte mit 33 getheilten Strahlen. Bei den letzteren bildete ein Theil der vorderen längeren Strahlen eine Art Lappen. Diese Species ist dem Thrissops formosus Ag. am ähnlichsten. Fundort, die Insel Zesina in Dalma- tien, wo sie ziemlich häufig im rostgelben Kalkschiefer vor- kömmt und nicht über 20 Zoll lang ist. Pimelodus Sadlerii. Die Überreste dieses Siluroiden bestehen nur in dem knö- chernen durchlöcherten Hauptstrahle aus der Rückenflosse und einem Fragmente des starken ersten Strahls der Brust- flosse mit seinem schiefen Gelenkkopf. Sie mochten einer etwa spannlangen Art angehört haben, welche, da das Vor- handensein oder Nichtvorhandensein zarter Gaumen und Vomer- zähne an fossilen Fischen ohnehin nicht leicht berücksichtiget werden kann, in die Gattung Pimelodus, wie sie ehedem Za- cepede verstand, gestellt wird. Der Rückenflossenstrahl, sammt seiner jetzt feh- lenden Spitze war höchstens acht Linien lang und hat speziell wenig Ausgezeichnetes. Er gehört zu den schlanken ganz un- sezähnten Strahlen, und wenn man ihn mit jenem des recenten Arius Cous aus Syrien vergleicht, welchem er sehr ähnlich ist, so findet man bloss, dass seine hintere Hohlkehle viel breiter und seine Basis oder der durchlöcherte, etwas flache Gelenkkopf schmäler ist. Fundort, im tertiären Sande des Biharer -Comitats in Ungarn. 20 Herr Bergrath Haidinger machte folgende Mittheilung über die Formen und einige optischeEigenschaften der Magnesium- Platin - Cyanüre: | Hr. Professor Schrötter hatte eben einige schöne Kry- stalle der Verbindungen von Cyan-Platin mit Cyan-Basen in seinem Laboratorio dargestellt, und dabei zweierlei Krystalle von dem Magnesium-Platin-Cyanür erhalten, die sich auffallend durch ihre Körperfarbe sowohl als durch die Art der metalli- schen Oberflächenfarben unterscheiden. Die eine davon hatte ich an Krystallen untersucht, die ich Hrn. Prof. Redtenbacher verdanke, und zwar schon am 4. Mai 1846 ') beschrieben. Ihre ausserordentliche Schönheit und die Merkwürdigkeit ihrer Farbenvertheilung bilden den glän- zenden Anfangspunkt einer Reihe von Untersuchungen, die sich immer ausdehnt, und aus der ich schon mehrmals der hochver- ehrten Classe einzelne Abschnitte vorzulegen die Ehre hatte. Nur einige der beschriebenen Eigenschaften mögen bier kürz- lich erwähnt werden. Ihre Form gehört dem pyramidalen Systeme an. Die Kry- stalle sind quadratische Prismen in Combination mit einer dia- gonal gestellten Pyramide von 126° 21’ an der Axenkante und 790 18 an der Base. Ihre Durchsichtigkeitsfarbe ist schön karminroth. Durch die dichroskopische Loupe wird jedoch die Farbe bei dünnen Kry- stallen deutlich getheilt. Der in der Richtung der Axe polari- sirte Ton ist mehr kermesinroth, während der senkrecht auf die Axe polarisirte durch den Gegensatz weniger blaulich erscheint. Sie zeigen einen senkrecht auf die Axe polarisirten metal- lisch-grünen prachtvollen Flächenschiller auf den Seitenflächen der Prismen. Auf den Basen, so wie auf den Seitenflächen gleich- zeitig mit dem Grün, aber ganz unabhängig davon, endlich auch mit einem Polirstahle geglättet, erscheint ein herrliches Lasur- blau in allen Azimuten senkrecht auf die Einfallsebene polarisirt. Hr. Dr. Quadrat hatte diese Krystalle in Hrn. Prof. Red- tenbacher’s Laboratorio zuerst dargestellt und für ihr Mi- schungsverhältniss die Formel Cy,, Pt, Mg, angenommen. 1) Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaft in Wien. I. S.3. Naturwissenschaftliche Abhandlungen 1. S. 148. 2: In einer Mittheilung vom 16. Februar 1847 bemerkt Red- tenbacher: „Sättiget man den Platincyanwasserstofl mit einer Base, so entstehen Salze von viel einfacherer Formel = PtCy + CyM (M bedeutet die Base). Daraus folgt, dass die früher un- tersuchten Salze des Hrn. Quadrat, Cy,, Pt; M, so zu schreiben sind = 5(PtCy + MCy) + CyM.” ferner: „Das beiliegende Uhrglas mit den rothgrünen Krystallen ist das neue einfach zu- sammengesetzte Magnesiasalz — PtCy + MgCy. Die daran vor- kommenden Farben sind analog denen des zusammengesetzteren Magnesiasalzes = 5 (PtCy + MgCy) + MgCy, welches ich Ihnen vor einem Jahre schickte, doch ist darin (in dem neuen Salze) viel weniger Blau, daher das Roth mehr Gelb hervortreten lässt. Es wird mich sehr interessiren, Ihre optischen Bemer- kungen über diese Salze zu hören.” Als ich die Krystalle untersuchte, fand ich jedoch gar kei- nen optischen Unterschied von dem früher untersuchten Salze, der nämliche orientirte grüne Flächenschiller, die nämliche all- semeine lasurblaue Oberflächenfarbe, so wie auch die ganz gleiche aus dem Karminrothen in dünnen Krystallen in das Ker- mesinrothe sich neigende Körperfarbe, die also allerdings einen blaulichen Ton zeigte. Dieser Widerspruch des Ergeb- nisses meiner eigenen Untersuchung mit der Angabe eines so anerkannt treflichen Forschers und genauen Beobachters, wie Redtenbacher, war mir damals sehr kränkend, ich wusste keine Ursache aufzusuchen, der er zugeschrieben werden konnte. Aber um desto fester blieb mir die Thatsache selbst im Gedächtnisse. Vor acht Tagen lud mich Hr. Prof. Schrötter ein, die von ihm dargestellten Platin-Cyanüre, die eben krystallisirten, zu be- sehen, und darunter auch zwei Magnesium - Platin - Cyanüre, wovon das eine gar nicht den grünen, sondern einen herrlichen blauen Lichtschein als Oberflächenfarbe zurückwarf. Nun erinnerte ich mich wieder der Angabe Redtenbachers, und verglich dann neuerdings die oben mitgetheilte Stelle seines Briefes. Die Unter- suchung des von Hrn. Prof. Schrötter freundlichst mitgetheilten Salzes stellt nun gänzlich die Verschiedenheit auch in optischer Beziebung her, die zuerst scheinbar nicht stattgefunden hatte. Hrn. Prof. Schrötter’s neues Salz bildet garbenförmige Büschel ganz kleiner nadelförmiger Krystalle. Bei genauer Be- 22 trachtung weichen sie auch in der Form von dem pyramidalen Salze ab. Eine Messung, die ich anstellte, gab, obwohl wegen der überaus kleinen Krystalle, die keine deutlichen Spiegelbil- der mehr geben, nicht ganz zuverlässig für den Querschnitt des sechsseitigen Prismas, welches sie zeigen, zwei Winkel von 127° 40’ und vier Winkel von 116° 10’. Die Combination kann also betrachtet werden als ein Prisma 00 0 = 127° 40’ mit der kurzen DiagoNäle oder Längsfläche coD. Der grösseren Ein- fachheit wegen ist das orthotype System angenommen, weil die in der Richtung der Axe in der That vorkommenden glatten Begrenzungsflächen doch der Kleinheit der Krystalle wegen nicht hinlänglich studirt werden konnten. Möglich, dass die Kry- stallform in das augitische Krystallsystem gehört. Die Körperfarbe der Krystalle ist ein hohes Morgenroth, sehr ähnlich der Farbe des bekannten krystallisirten chromsau- ren Bleies, das Pulver ist noch etwas heller, an Orangegelb grenzend, aber allerdings ganz ohne Neigung in das Blaue. Auch wenn man die Krystalle im durchfallenden Lichte durch die dichroskopische Loupe untersucht, zeigen beide Bilder voll- kommen gleich, keine Spur von blauem Ton, eine Bemerkung, die namentlich mit Redtenbacher’s Angabe übereinstimmt. Ausgezeichnet schön ist dagegen das hohe Lasurblau der Oberfläche, welches die Seitenflächen des sechsseitigen Prismas zurückwerfen, und das wie bei dem Baryum-Platin -Cyanür senkrecht gegen die Axe der Prismen polarisirt ist. Es er- scheint auch auf dem mit dem Polirstahle zusammengedrückten Pulver, aber dann sieht man es in jedem Azimut senkrecht auf die Einfallsebene polarisirt. An den feinen Krystallbüscheln des morgenrothen Salzes mit dem blauen Lichtschein, welche ich von Herrn Professor Schrötter erhielt, bemerkte ich indessen noch eine Eigen- thümlichkeit, die wohl bezeichnet zu werden verdient. Es wa- ren zwischen den sechsseitigen Nadeln die dicken vierseitigen Prismen des karminrothen Salzes hin und wieder eingewach- sen, die durch ihren grasgrünen Metallschiller lebhaft aus den andern herausblitzten. Aber wenn man den blauen Oberflächen- schiller im untern extraordinären Bilde an manchen der Kry- stallnadeln aufsuchte, fand sich hin und wieder ebenfalls ein 23 grüner metallischer Schiller, der gleichfalls senkrecht auf die Axe der Prismen orientirt war, und zwar erschien er dann auf sämmtlichen sechs Flächen des Prismas. Die sechsseitigen, morgenrothen , blauschillernden Krystalle waren also auf allen Flächen mit einer Haut von karminrothen, grünschillernden überzogen, und zwar bei vollkommenem Axenparallelismus. Man kann diese Erscheinung nur einer Pseudomorphose zu- schreiben, einer Umbildung im Innern der Krystalltheilchen selbst, die ja hier bei den zwei Species ohnedem so sehr ge- nähert sind. Es sei mir erlaubt, Herrn Professor Schrötter auf das angelegentlichste einzuladen, seine Arbeiten über diese schönen Verbindungen ja in einem grösseren Masstabe, als man der- gleichen gerne in chemischen Laboratorien zu unternehmen ge- wohnt ist, auszudehnen. Wenn auch Herr Professor Redtenba- cher und Herr Dr.Q uadrat den Anfang machten, die dem schö- nen Kalium-Platin-Cyanür Gmelin’s analogen Verbindung weiter zu verfolgen, und bei dem weiten Felde, das für Entdeckungen in der Chemie offen ist, ein Chemiker nicht absichtlich gerade das — ich möchte sagen — Ehrenrevier des andern auszu- beuten vorzieht, so sollte doch hier eine andere Betrachtung vorwalten. Es ‘gilt nebst den chemischen Beziehungen, auch den physikalischen und mathematischen Eigenschaften, beson- ders den Beziehungen so auflallender und prachtvoller opti- scher Verhältnisse unter einander und zu den Krystallformen. Hier erscheinen eine Menge gleichartiger Mischungsverhältnisse, man kann eine Anzahl isomorpher Krystallspecies erwarten, aber sie sind noch nicht vollständig beschrieben. Man kann eine grosse Anzahl Krystalle erwarten, mit orientirtem Flä- chenschiller, aber auch mit beständigen in jedem Azimut senkrecht auf die Eiufallsebene polarisirten Oberflächenfarben. Sie sind noch zu untersuchen. Sie versprechen aber den An- fang zu einer Aneinanderreihung isoptrischer Verbindungen eben so wie sie isomorphe sind, die sich späterhin auch über jene Species verbreiten werden, woran die einzelnen Eigenschaften nicht so durch glänzende Farbenverhältnisse an- reizend sind, als gerade bei diesen Verbindungen. Mit der Isomorphie, der Analogie der Formen bei gleichen Mi- 24 schungsverhältnissen muss die Isoptrik, die Analogie der optischen Verhältnisse bei isomorphen Krystallen gleichen Schritt halten. Herr Prof, Schrötter knüpfte an diese Mittheilung die Bemerkung, dass man, eines bis jetzt noch nicht aufgeklärten Umstandes wegen, das Erscheinen der einen oder der anderen der beiden Cyan-Verbindungen nicht in seiner Gewalt habe. Herr Bergrath Haidinger hielt nun folgenden Vor- trag: Ueber das Eis der Donau in dem gegenwärtigen Winter 1848—1849. Ich bitte die hochverehrte mathematisch-naturwissenschaft- liche Classe mir ihr freundliches Wohlwollen bei der Betrachtung über Verhältnisse zu schenken, die nicht nur in wissenschaft- licher Beziehung der Aufmerksamkeit werth sind, sondern die auch gewiss alsbald eine sehr nützliche Anwendung finden werden, wenn sie nur erst mit hinlänglicher Genauigkeit er- mittelt sind. Es sind diess die Verhältnisse des Eises auf der Donau, vorzüglich in Bezug auf den Eisstoss, das Aufbrechen und Hinwegführen der starren Winterdecke des Stromes, das so oft in unserem Wien und anderwärts mit so vieler Zerstörung von Eigenthum verbunden gewesen ist. Beobachtungen an einem kleinen Flusse waren es, mit’den Schlüssen auf grössere, die ich am 19. März 1847 in einer Versammlung von Freunden der Naturwissenschaften ') mittheilte. Der Gegenstand selbst aber ist, nachdem man einmal begonnen hat, die Bemerkungen der Oefientlichkeit zu übergeben, von der Art, dass man die Verpflichtung nicht mehr hinwegweisen kann, bei jeder gele- genen Zeit wieder darauf zurück zu kommen, und zwar unab- lässig so lange, bis das Ziel vermehrter Kenntniss, und mög- lichster Anwendung erreicht ist. Der Einzelne ist gegenüber 1) Berichte u. s. w. I. 278, 25 so grossen Erscheinungen zu schwach, aber der Verein der Bewohner eines Landes kann Herr über das zerstörende Ele- ment werden, und es ist also gewiss meine Pflicht, die Kraft der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften für den schönen Zweck zu werben. Der Vorgang bei der Bedeckung der Ströme mit Eis be- ruht auf den folgenden Hauptmomenten. Bei eintretender hin- länglicher Kälte setzt sich an seichteren Stellen Grundeis ab, von den Ufern herein setzen sich Eisrinden an. Durch das ganze Wasser hindurch entstehen Eisnadeln, die sich nach und nach zusammenballen , an die Oberfläche kommen und hier zu Schollen, Treibeis, Roheis zusammenfrieren. Die Schollen ver- grössern sich von den Rändern, brechen die wellenförmige Be- wegung der Wasseroberfläche, frieren an einander, und an ruhigeren Stellen zunächst den Ufern an, bis das ganze Fluss- bett von Stelle zu Stelle überbrückt ist. Unterhalb der Eis- brücke bleibt der Fluss noch offen, oberhalb schliesst sich die Decke immer höher hinauf an. Die Dicke des Eises nimmt dann von der unteren Fläche an immer mehr zu, vorzüglich bei trockenem Ostwind und klarem Wetter. Bei intensiver Kälte zerspringt das Eis durch die Zusan- menziehung, so wie bei wechselndem Wasserstande durch die Schwere in grosse Tafeln. Wenn die milde Frühlingswitterung eintritt und die Hoch- wasser aus dem Gebirge kommen, hebt sich auch die Eisdecke, und wird mit weggenommen. Aber dabei eben ist der Vorgang jedes Jahr anders, und hängt von Umständen ab, die ihn oft sehr gefährlich und zerstörend werden lassen. Ginge die Decke Tafel für Tafel allmälig von der unteren Seite der Eisbrücke ab, so wäre alles gut, aber eben diese überfrornen Stellen bil- den einen Damm, auf den die von oben kommenden Eisschollen aufgeschoben werden, und das Wasser immer mehr aufdämmen, bis endlich durch die Schwimmkraft der Eisdecke selbst und den überwältigenden Einfluss der sich überwälzenden Eis- und Wassermassen der Widerstand gebrochen und der Eisdamm zerstört und von dem Wasser hinweggeführt wird. Durch Anwendung von wenig beträchtlicher Kraftäusserung würde man die Tafeln an dem unteren Ende der Eisbrücken 26 in Bewegung setzen, und das Flussbett weit hinauf abräumen können, so dass die Hochwasser bereits einen offenen Weg fänden, ohne ihn erst wie durch ein dick bedecktes Gewölbe hindurch mit Gewalt brechen zu müssen, während die geringe Arbeit des Hinwegräumens der unteren Tafeln sich mit dem Hinwegbrechen von Gewölbfüssen vergleichen lässt. Mehrere Freunde der Naturwissenschaften nahmen warmen Antheil an diesen Betrachtungen und den Schlüssen, die sich dar- aus ableiten lassen. Herr Baron Ludwig v. Forgatsch, der die Stromverhältnisse der Donau seit lange mit Erfolg zu dem Gegenstande seiner Studien gemacht, gab am 23. April einen werth- vollen Bericht über seine eigenen langjährigen Beobachtungen '), in denen er unter andern auf die jedesmal eintretende anfäng- liche Ueberriudung bei Pressburg hinwies, woselbst man sich bemüht, die Eisrinde durch künstliche Verstärkung als Brücke so lange wie möglich zu erhalten, Im Laufe des Sommers hatte ich, veranlasst durch die zuvorkommende Güte des k. k. Herrn Hofrathes Czörnig, eine Reihe von Fragen entworfen, die durch die k. k. privilegirte Dampfschiffahrts-Gesellschaft an ihre Agenzien der Donau ent- lang vertheilt wurden, und die nach und nach ebenfalls schätz- baren Angaben über den Fortgang bei der Bildung und Zer- störung .der Eisdecke entgegen sehen lassen. | Die an die Agenzien gerichteten Fragen theilte ich am 4. Februar 1848 in einer Versammlung von Freunden der Na- turwissenschaften mit °); Mittheilungen von beiden Jahren, be- reitete ich auch in Separat-Abdrücken vor, um sie im Herbste als Anregung zu neuen Forschungen zu vertheilen. — Ich bitte auch die hochverehrten Mitglieder Exemplare davon freundlichst annehmen zu wollen. a Sehr werthvoll waren im verflossenen Winter die Berichte der k. k. niederösterreichischen Provinzial -Baudireetion über die Eisverhältnisse in dem Hauptblatte der Wiener Zeitung. Auch Herr Baron Forgatsch gab die Resultate seiner Beobachtungen über den Eisgang bei Wien im Jahre 1848 ’). 1) Berichte. II. 381. 2) Berichte. IV. 142. 3) Berichte, IV. 196. 27 Von Herrn Prof. Dominik Columbus im Linz, erhielt ich einen werthvollen Bericht über die Eisbildung auf der Donau in Oberösterreich im Jahre 1847—48.'). Ueber die Eisver- hältnisse der Donau in Pesth berichtete Herr Professor Joseph Arenstein °). Er entwarf eine Beobachtungsmethode, um die einzelnen Daten bei täglicher zweimaliger Beobachtung über Menge des Eises, Grösse und Stärke der Tafeln, approximative Geschwindigkeit derselben, die Höhe des Wasserstandes, die Temperatur der Luft und des Wassers, mittelst geometrischer Linien bequem auf Folioblätter zu verzeichnen. Mit Herrn Prof. Arenstein wurde insbesondere noch ver- abredet, dass er eine ausführliche Arbeit über den Gegenstand. als Einleitung zu ferneren Unternehmungen verfassen, und der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien vor- legen würde. Bei den Unterbrechungen des Jahres für wissenschaftliche, gemeinschaftliche Arbeiten würde vielleicht ein gelinder Win- ter, ohne dass man Veranlassung gefunden hätte, auf den Gegenstand zurückzukommen, vorübergegangen seyn. Aber die Eisdecke der Donau hat sich früher (am 29. December bei Press- burg) gebildet, als im vorigen Jahre (am 10. Jänner bei Press- burg), wo wir es doch nur einem Zufall verdanken, dass nicht eine bedeutende Ueberschwemmung eingetreten wäre, und so lebt die gewöhnliche Besorgniss, und die Pflicht auf mögliche Abhilfe zu denken, wieder frisch und dringend auf. Sehr erfreulich ist die Mittheilung der k. k. n. ö. Provin- zial - Baudirection als Beweis der Aufmerksamkeit für das Publikum in der Wiener Zeitung vom 10. Jänner. Sie hätte billig sollen in das Hauptblatt aufgenommen werden, Aber es ist darin ebenfalls nicht die Rede von einem Verfahren um die Gefahr des Eisganges. zu vermeiden, wie die, welche ich heute der hochverehrten Classe zur freundlichen Beurtheilung vorgelegt habe. 1) Berichte. IV. 1635. 2) Berichte. IV. 561. 28 ‚Im Zusammenhange mit dem Inhalte der vorhergehenden Betrachtungen bitte ich nun die hochverehrte Classe folgende Anträge freundlichst aufzunehmen: 1. Die mathem. naturw. Classe der k. Akademie der Wissen- schaften theilt die Ansichten des wirklichen Mitgliedes W. Hai- dinger über die Wahrscheinlichkeit der Abhilfe von einem Theil der Gefahr des Eisganges durch die vorgeschlagenen Arbeiten. 2. Sie sucht durch Verbindung mit den technischen Be- hörden in diesem Winter den vorgeschlagenen Massregeln Ein- sang in der Ausübung zu verschaffen. 3. Sie setzt eine Commission zusammen, um die wissen- schaftlichen Arbeiten der Studien über das Phänomen der Eis- bildung und Zerstörung auf Flüssen einzuleiten, zu überwachen, und von Zeit zu Zeit darüber Bericht zu erstatten. Nicht in unmittelbarem wenn auch nahem Zusammenhange, aber doch durch die Wichtigkeit des Gegenstandes veranlasst, füge ich noch einen vierten Antrag hinzu : Die mathem. naturw. Classe der k. Akademie der Wis- senschaften wolle die Gelegenheit der Beischafflung meteorolo- gischer Instrumente für die nach dem gefassten Beschlusse nunmehr an verschiedenen Stationen einzurichtenden meteoro- logischen Observatorien dazu benützen auch in ihren eigenen Räumen eine Reihe der einfachsten und wichtigsten meteorolo- gischen Beobachtungen zu eröffnen. Die Classe bestellte zur näheren Erwägung dieser Anträge eine Commission bestehend aus dem Herrn Classen-Präsidenten Baumgartner, dann den Herren Haidinger, Burg und Kunzek. Der Herr Präsident der Classe findet sich durch die Anträge des Herrn Bergrathes zu der Bemerkung veranlasst, dass die gegenwärtigen Veranstaltungen, um das Publikum von der her- annahenden Gefahr des Eisganges in Kenntniss zu setzen, ihrer Kostspieligkeit ungeachtet doch dem Zwecke einer genaueren Mittheilung der an der Donau eintretenden Erscheinungen nicht entsprechen, und dass die Errichtung eines elektrischen Tele- 29 graphen längs dem Donauufer zwischen Klosterneuburg und Wien, dessen Drahtleitung nur zur Winterszeit einzuhängen wäre, in jeder Beziehung grössere Vortheile bieten würde. Die Classe fasste den Beschluss, den Gemeinderath hierauf aufmerksam zu machen. Sitzung vom 18. Jänner 1849. Von dem wirklichen Mitgliede, Herrn Carl Kreil, Direc- tor der k. k. Universitäts - Sternwarte zu Prag, ist der dritte Abschnitt seines Entwurfes eines meteorologischen Beobachtungs- Systems für die österreichische Monarchie eingegangen, dessen erster und zweiter Abschnitt im dritten Hefte der Sitzungsberichte des vorigen Jahres Seite 58 — 95 abgedruckt wurde. III. Veröffentlichung der Beobachtungen. Die Veröffentlichung der Beobachtungen ist in einer Weise zu veranstalten, dass jeder Naturforscher das was er für seine Untersuchungen benöthiget, in den veröffentlichten Registern entweder schon findet, oder doch mit dem geringst möglichen Aufwande von Zeit und Mühe finden kann. Daher muss man bei den am Instrumente unmittelbar abgelesenen Grössen, bevor sie der Öffentlichkeit übergeben werden, jene Correctionen und Reductionen anbringen , welche sie untereinander und mit an- dern an ähnlichen Instrumenten gefundenen vergleichbar machen, und dem Benützer die Mühe erspart, diese kleinen Rechnun- gen, welche bei einer grossen Menge von Beobachtungszahlen zu einer abschreckenden Masse anwachsem, selbst vorzunehmen. Eine Veröffentlichung der rohen Beobachtungszahlen würde zwar die Gefahr vor den vielen kleinen Fehlern , die bei sol- chen Reductionen vor sich gehen können, vermindern ; dies kann aber auch durch eine genaue Controlle der eingeschickten Beobachtungen geschehen ; auch gewährt die Bekanntmachung der corrigirten und redueirten Beobachtungen eine bessere Übersicht und eine so bedeutende Ersparung des Raumes, dass sie meines Erachtens der der rohen Beobachtungszahlen vorzu- ziehen ist. a) Einsendung der Beobachtungen. Wenn die Veröffentlichung regelmässig und ohne Unter- brechung erfolgen soll, so muss auch die Einsendung der Be- obachtungen regelmässig und in den vorgeschriebenen Fristen vor sich gehen. Es wurde schon früher bemerkt (Sitzungsber. III. Heft, S. 94), dass eine Einsendung der Beobachtungen in kürzeren Zwischenräumen auch aus andern Rücksichten wün-. schenswerth sei. Es wäre daher als Regel festzusetzen , dass diese Einsendungen von Monat zu Monat geschehen, so dass die während eines Monates ausgeführten Beobachtungen im Ver- laufe des nächstfolgenden eingeschickt würden. Die Beobachter haben die Tabellen, welche sie zum Eintragen ihrer Beobach- tungen von der Akademie erhalten (Sitzungsber. III. Heft, S. 93), nach ihrer gehörigen Ausfüllung selbst, also nicht Ab- . schriften derselben einzuschicken, damit nicht durch das Ab- schreiben neue Fehler hineingebracht werden. Natürlich steht es ihnen aber frei, für ihren eigenen Gebrauch Abschriften an- zufertigen. Die Berechnung des Luftdruckes bei 0°, des Dunst- druckes und der Feuchtigkeit nach den früher (Sitzungsber. III. Heft, S. 67 u. £.) angegebenen Vorschriften ist sehr er- wünscht,;; und wird die Arbeit der Zusammenstellung der Beob- achtungen zu ihrer Herausgabe bedeutend erleichtern. Wenn die Beobachter Zeit finden (und bei den Beamten der telegra- phischen Bureau’s wird es wohl daran nicht fehlen), auch die Monatmittel zu berechnen, so können diese den einzuschicken- den Tabellen beigefügt werden, und die unterste Zeile dersel- ben einnehmen. Diese Mittel brauchen nur von fünf Rubriken, nämlich Luftdruck bei 0°, Dunstdruck, Feuchtigkeit, Bewöl- kung und Windstärke gerechnet werden. Vom Niederschlag ist nicht das Mittel, sondern die Monatsumme anzugeben. In Hin- sicht auf die Windrichtung ist anzugeben, wie oft der Wind aus jeder der acht Hauptrichtungen geweht habe, nämlich wie oft aus Nord, wie oft aus Nordost, wie oft aus Ost u. s. £. Die Unterabtheilungen NNO., NNW., 0SO., ONO. u. s. £. sind derjenigen von den vier Hauptgegenden Nord, Ost, Süd, West beizuzählen, welche ihnen am nächsten liegt, also NNO. und NNW. zu Nord, OSO. und ONO. zu Ost u. s. w. Es ist 31 jedem Beobachter anzurathen, die erforderlichen Reductionen so- gleich nach der angestellten Ablesung der Instrumente vorzu- nehmen. Hat er darin nur eine geringe Übung, so reichen zwei bis drei Minuten hin, die Beobachtung vollständig zu reduciren. Die Berechnung der Monatmittel wird am leichtesten ge- schehen, wenn man die reducirten Beobachtungszahlen von fünf zu fünf Tagen addirt, und diese Partialsummen unter dem letz- ten Monattage ansetzt. Zu diesem Zwecke ist es gut, die Ho- rizontal-Linien nach dem 5., 10., 15., 20. und 25. eines jeden Monates etwas stärker zu machen und die Tabelle bis auf 40 Linien zu erweitern. Hat man die Partialsummen gebildet , so gibt die Summe derselben die Totalsumme,, und diese, wenn man sie durch die Anzahl der Monattage dividirt, das Monat- mittel. Die fünftägigen Summen können noch zu andern Zwe- cken dienen, daher sie auf den einzusendenden Beobachtungs- Registern anzusetzen sind. Sollte ein Beobachter nicht Zeit finden, die Reductionen seiner Beobachtungen, oder die Berechnung der Mittel auszu- führen, so darf ihn dies nicht abhalten, seine Beobachtungen unberechnet binnen der festgesetzten Frist, nämlich im Verlaufe des nachfolgenden , höchstens des zweiten Monates einzuschi- cken. Denn dieses ist jeden Falls einer noch längeren Verzö- gerung vorzuziehen. Eine solche Verzögerung würde die Folge haben, dass, da die Veröffentlichung der Beobachtungen deshalb nicht aufgeschoben werden kann , die Beobachtungen in dem Druckwerke ihren gewöhnlichen Platz nicht einnehmen könnten, daher die Säumniss des Beobachters zur öffentlichen Kenntniss kommen müsste. Da die genaue Ausführung der Beobachtungen und ihrer Berechnung Beweis eines verlässlichen Charakters ist, so wird sie den Beobachtern , insbesondere den in den telegraphischen _ Bureau’s Angestellten zur Anempfehlung für ihr weiteres Fort- kommen dienen können. b) Vorbereitung der Beobachtungen zum Drucke. Sind die Beobachtungen so eingeschickt worden, wie im vorigen Abschnitte angezeigt wurde, hat nämlich der Beobach- ter selbst die gehörigen Reductionen vorgenommen, und die 2 Mittel gerechnet, so genügt von Seite desjenigen, dem die Vor- bereitung zum Drucke obliegt, eine einfache Revidirung dieser Rechnungen, um sich zu überzeugen, dass keine Fehler vor- handen sind, oder, wenn sich deren fänden, sie zu verbessern. Hat aber der Beobachter diese Reduetionen nicht ausgeführt, so müssen sie erst bei der Vorbereitung zum Drucke gemacht, und von einer zweiten Person revidirt werden. Ist man auf diese Weise von der Richtigkeit jener Zahlen, welche jeder weitern Untersuchung zur Grundlage dienen, überzeugt, so hebt man diejenigen, welche derselben Classe von Beobachtungen, z. B. dem Luftdrucke zugehören und von denen die Monatmit- tel gerechnet worden sind, heraus, und stellt sie in eine Tafel zusammen, die so viele Spalten haben wird, als Beobachtungs- stunden in einem Tage eingehalten wurden, mit einer Vorspalte, welche die Monatstage enthält. Unter dem letzten Monatstage werden wieder die Monatmittel gesetzt. Wenn die Beobachtun- gen mehrere Jahre dauern, so wird es gut sein, auch die mehrjährigen Mittel für jede Stunde und jeden Monat zu rech- nen, und sie unter die Monatmittel zu setzen. Dieser Tafeln erhält man für jeden Monat so viele, als Classen von Beobachtungen ausgeführt wurden, also im Ganzen sieben, nämlich für den Luftdruck , die Lufttemperatur, den Dunstdruck und die Feuchtigkeit, welche beide zusammen füg- lich in eine Tafel gestellt werden können '), die Bewölkung, die Richtung und Stärke des Windes, die Richtung und Stärke des Wolkenzuges und den Niederschlag. Bei vielen dieser Be- obachtungen fehlen jedoch die Nachtstunden, wie bei der Wind- richtung, wenn sie nach einer Windfahne angegeben wird, beim Wolkenzuge ; auch in der Tafel des Niederschlages brauchen nur jene Tage aufgeführt zu werden, in denen ein solcher fiel. Diese Tafeln bilden das Materiale des Druckwerkes, und es lässt sich nun für eine gegebene Anzahl von Beobachtungs- stationen und eine bestimmte Ausdehnung ihrer Leistungen ein Überschlag über den Umfang desselben machen. 1) Dies kann um so leichter geschehen, wenn man bei den für die Feuch- tigkeit gefundenen Zahlen (Entwurf S. 86) die vorstehende Nulle weg- lässt, und die Decimalen als ganze Zahlen betrachtet. 33 Würde z. B. an den Hauptstationen zwölf Mal des Tages, nämlich von zwei zu zwei Stunden, beobachtet, und würde man gross Quart als das Format wählen, in welchem die Beobach- tungen zu erscheinen haben, so können von den sieben Monat- tabellen wenigsten zwei, vielleicht auch drei auf einer Seite stehen; wenn daher jedem Monate vier Seiten zugewiesen wer- den, so bleibt noch hinlänglich Raum auch für anderweitige Bemerkungen übrig. Diess gibt für 12 Monate AS Seiten, und wenn z. B. an 20 solchen Stationen Beobachtungen ausgeführt werden, 960 Seiten. Die Tabellen einer Station, an welcher nur dreimal des Tages beobachtet wird, werden einen viermal kleineren Raum einnehmen; es würden daher die Beobachtungen von 80 solchen Stationen in einem Bande vom erwähnten Um- fange Raum haben. c. Druck der Beobachtungen. Nach der im vorhergehenden Paragraphe angedeuteten Ver- theilung würden die zu veröffentlichenden Beobachtungen jähr- lich in zwei Quartbänden erscheinen, von denen der eine die Haupt-, der andere die Nebenstationen enthalten könnte. Um das regelmässige Erscheinen derselben von allen Hindernissen, diese mögen nun von säumigen Beobachtern oder anderen un- vorhergesehenen Zufällen herrühren, möglichst unabhängig zu machen, ist es nicht gleichgültig, in welchen Zwischenräumen und in welcher Aufeinanderfolge die Drucklegung geschieht. Ein Quartband von 1000 Seiten mit fortlaufender Seitenzahl erfor- dert, um gegen allfällige Unterbrechung des Druckes gesichert zu sein, dass das ganze Materiale desselben druckfertig vorliege. Sollten also z. B. die Beobachtungen des Jahres 1850 gedruckt werden, so könnte der Druck wohl kaum vor der Hälfte des Jahres 1851 beginnen, denn man darf immerhin einige Monate annehmen, bis alle Beobachtungen eingesendet und druckfertig gemacht worden sind. Rechnet man zur Vollendung des Druckes selbst auch nur sechs Monate, so kann die Versendung des Bandes doch erst im Verlaufe des Jahres 1852 geschehen. Diess ist zwar keine Verzögerung, welche in Hinsicht auf die Be- nützung unserer Beobachtungen von wesentlich nachtheiligem Einflusse wäre, allein ich glaube, dass auch diese grösstentheils Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. I. Heft. 3 34 vermieden werden könne, wenn das Materiale zweckmässig ver- theilt wird. Ich sehe keine Schwierigkeit ein, dass nicht der ganze Band in zwölf Hefte, jedes mit einem eigenen Schmutz- titel und eigener von 1 anfangenden Paginirung getheilt werde, deren eines alle in demselben Monate ausgeführten Beobach- tungen enthält, und welche in kürzeren Zwischenräumen, etwa von Viertel- zu Vierteljahr, versendet würden. Der Druck irgend eines dieser Hefte kann beginnen, sobald auch nur ein Theil des Materiales druckfertig ist, ohne dass die Vollendung des Ganzen abgewartet werde. Verzögert sich diese, so kann ohne Anstand ein anderes Heft indessen in Druck genommen werden. Ich sollte meinen, dass bei dieser Einrichtung die in den ersten Monaten des Jahres ausgeführten Beobachtungen schon in der zweiten Hälfte desselben Jahres dem Publikum übergeben werden könnten, also um mehr als ein Jahr früher, als es nach der vorigen Vertheilung geschehen wäre. N In Hinsicht auf die Ordnung, in welcher die Stationen in dem Druckwerke aufgeführt werden, kann man etwa die Ein- richtung treffen, dass die Centralstation zuerst gesetzt wird, die übrigen in alphabetischer Ordnung folgen, Da die Anfertigung der Instrumente bereits in Angriff ge- nommen wurde, so könnte vielleicht im Verlaufe des Jahres 1849 eine hinlängliche Anzahl derselben vollendet und vertheilt werden, und der Druck der damit ausgeführten Beobachtungen könnte im Jahre 1850 beginnen. Da aber an vielen Stationen schon seit einigen Jahren verlässliche Beobachtungen geliefert werden, deren Verlust für die Wissenschaft zu bedauern wäre, so könnten diese nach und nach, wie es der Raum gestattet, in Supplementheften bekannt gemacht werden. Herr Director Kreil macht in einem Schreiben darauf aufmerksam, dass, wenn nur das Unternehmen der Akademie, meteorologische Beobachtungen an möglichst zahlreichen Orten der österreichischen Monarchie einzuleiten, allgemeiner bekannt wird, sich ohne Zweifel viele Freunde der Naturwissenschaft finden dürften, welche bei demselben ohne einen Anspruch auf Entgelt mitzuwirken geneigt sind. Der Herr Director hat auf 3) der im vorigen Sommer gemachten Reise auch in Gegenden, wo man den Sinn für Wissenschaft noch nicht so weit vorge- schritten erachten sollte, Männer gefunden, welche sich diesem Unternehmen mit der grössten Bereitwilligkeit anschliessen wer- ‚den. — Folgende Namen, welche zu seiner Kenntniss gekommen sind, werden hier als eine Fortsetzung der im ersten Abschnitte des Entwurfes (Heft II. 1848. S. 60) gegebenen Liste an- gereiht: Professor Alt in Brünn. Bergrath Bachmann in Schemnitz. Med. Doctor Hlabatschek in Leutschau. Evang. Pfarrer Ferjenesik in Jolswa (Gömörer Comitat). Med. Doctor Joh. Schwarz in Kesmark. Professor der Physik Franz Füresz in Kesmark. Pfarrer Mich. Schuster zu Bodendorf bei Schässburg in Siebenbürgen. Georg Binder zu Wolkendorf bei Schässburg in Siebenbürgen. Andr. Wellmann zu Fogaras in Siebenbürgen. | » Mich. Ackner zu Hammersdorf bei Hermannstadt. Bibliothekar Stephan Andrasi zu Karlsburg. Apotheker Alt in Czernowitz. Professor Sacher in Tarnow. ” 7 Herr Professor Schrötter gibt der Classe bekannt, dass mehrere junge Männer, welche sich in Wien mit Naturwissen- schaften beschäftigen, bereit sind, bei den meteorologischen Beobachtungen mitzuwirken, und besonders wenn es sich darum handeln sollte, während gewisser Zeiträume unausgesetzt zu beobachten, ihre Hilfe anbiethen. Als solche nennt Herr Pro- fessor Schrötter die Herren: Jacob Schabus, Ignaz Moser, J. J. Pohl, Franz Kosch, Joseph Kolbe und Dr. Victor Pierre. 36 Das correspondirende Mitglied, Herr Carl Edler v. Lit- trow, Director der Universitäts- Sternwarte in Wien, sagt gleichfalls in einem Schreiben die Mitwirkung der unter seiner Leitung stehenden Anstalt bei dem erwähnten Unternehmen zu. Herr Doctor Ami Boue, wirkliches Mitglied, hält nach- stehenden Vortrag: Ueber den Associationsgeist als Mittel zur Beförderung der Wissenschaften, der Künste und der Civilisation. Zu allen Zeiten war die Association das Hilfsmittel der Menschheit. Vereinzelt erschrickt der Mensch über seine Schwä- che und Vergänglichkeit gegenüber dem ewigen Weltorganis- mus. Durch den Geist der Vereinigung wird er allmächtig und unsterblich, so weit wenigstens es ihm von der Natur er- laubt ist. Waren die Gelehrten bei den wilden Völkern Zauberer oder Priester, so wurden in den ersten eivilisirten Staaten der zwei Welttheile die wissenschaftlichen Kenntnisse durch Ver- eine oder Kasten von Priestern gesammelt, befördert und für die Menschheit aufbewahrt. Weniger verschleiert und schon etwas populärer wurde die Wissenschaft durch die Schulen der verschiedenen Philosophen, wenigstens bei den Chinesen, Grie- chen und Römern; besondere Akademien entstanden selbst schon damals. Aus der barbarischen Nacht, die später Europa und theil- weise Asien umhüllte, sehen wir nur einige schwache Versu- che von wissenschaftlichen Vereinen und Schulen bei den Ara- bern in der Zeit ihrer Herrlichkeit. In Europa im Gegentheil war alle noch vorhandene Gelehrsamkeit in den Bibliotheken verschiedener Klöster versteckt, oder wenigstens in Manuscrip- ten für die Nachwelt kärglich aufbewahrt. In dem Zeitraume des 14., 15. und 16. Jahrhunderts wurde endlich neben den klösterlichen Schulen Europa’s eine gewisse Anzahl von Universitäten gestiftet, die theilweise noch jetzt ihren Glanz behalten haben, während andere das Schicksal der verschwundenen politischen Grösse mancher Städte getheilt haben. 31 Durch diese höheren Lehranstalten wurde wirklich der Anfang zum Popularisiren der Wissenschaft gemacht. War es noch nicht Jedem ein so Leichtes, sich wissenschaftlich zu bilden, so bekam doch nach und nach die Wissenschaft nicht nur ihre Matadore, sondern auch ihre Liebhaber, und gründliche Ge- lehrte waren nicht mehr ohne Zuhörer. Darnach konnte man in dem 17. Jahrhundert an die Grün- dung von Akademien in verschiedenen Ländern Europa’s Hand anlegen; denn war die Wissenschaft noch nicht populär genug für Vereine von Fachgelehrten, wie in unserer Zeit, so gab es doch in allen Fächern schon genug berühmte Persönlichkeiten um glänzende Akademien, das heisst auf eine gewisse Anzahl von Mitgliedern beschränkte und vom Staate mehr oder weniger besoldete, gelehrte Corporationen zu gründen. Ihr Zweck war die Beförderung der Gelehrsamkeit überhaupt, durch sich selbst oder durch Auszeichnungen mittelst Ernennung zu Correspon- denten und Ehrenmitgliedern, oder durch Preisaustheilungen, die auf Unterstützung des Staates oder einzelner Menschen- freunde beruhten. Dem 18. Jahrhunderte war es vorbehalten, die Unzuläng- lichkeit der Akademien in Erfahrung zu bringen, und durch Bildung anderer wissenschaftlicher freien Vereine dagegen Ab- hilfe zu suchen, oder wenigstens solche Gesellschaften als Hilfs- und Vorbereitungs-Vereine für die Akademien zu stiften. Gegen das Ende des Jahrhunderts wurde ihre Zahl vorzüglich gross und ihre Arbeiten immer wichtiger. In unserem Jahrhun- dert aber wurde die Stiftung und Organisirung dieser Vereine planmässiger verfolgt, und wesentlich — wie die Industrie — durch drei Factoren verbessert, nämlich durch Vertheilung der Arbeit, möglichste Vergrösserung der Zahl der Arbeiter, Kos- mopolitismus und Dilettantismus. Akademien kann man sich kaum je mit so zahlreichen Mit- gliedern denken, dass jede Unterabtheilung der Wissenschaf- ten darin durch eine grosse Anzahl von Akademikern vertre- ten wäre. Vereine aber — auf freiwillige Geldbeiträge gestützt — können sich für jede mögliche wissenschaftliche Untersu- chung bilden, sobald eine gehörige Zahl Menschen ihre Wich- tigkeit einsieht, und die freie Association als einer der nütz- 35 lichsten Pfeiler der Gesellschaft und des Fortschrittes im Staate angenommen wird. Dass neben diesen Particular - Werkstätten des menschlichen Geistes Akademien bestehen können, bleibt Thatsache, doch müssten sie so viel als möglich wahre Aus- schüsse aller verbündeten nützlichen Gesellschaften sein. Ein- seitigkeit, Ueberschätzung der Kräfte, Eigenmächtigkeit bleiben ihre Klippen, so wie schlechte Geld - Administration oder un- glückliche Zeitumstände und Mangel an Kenntnissen die der freien Vereine. Um die Wissenschaft in das practische Leben wirklich ein- zuführen, und um die Civilisation auf wissenschaftlichem Boden zu befördern, sah man die Nothwendigkeit ein, nicht nur die Zahl der gebildeten Vereine sehr zu vergrössern, sondern vor- züglich durch Filial- Vereine in verschiedenen Ortschaften ei- nes Landes den Wirkungskreis gewisser Vereine ausserordent- lich zu erweitern, so wie auch durch Einführung einer gewis- sen Einheit in der wissenschaftlichen Thätigkeit. Durch Er- nennung von Correspondenz -Mitgliedern, wie in den Akade- mien, konnte man unmöglich solche Zwecke erreichen. Wie die Bühne im Schauspielhause Tausende auf einmal belehrt und entzückt, so hat man denselben Zweck vorzüglich im Auge gehabt, als man nach Ende der Buonapartischen Kriege wissenschaftliche Kongresse in verschiedenen Ländern zu grün- den anfing, die ihren Sitz alle Jahre änderten. Der Gelehrte wurde dadurch gezwungen, einen weiteren Schritt unter dem grösseren Publikum zu thun. Einige wurden selbst ein Mittel bedeutender Geldeinnahmen zur Beförderung der Wissenschaft, Später wurden auch freie Gesellschaften gebildet, worin alle Länder- oder Nationalitätsgrenzen wegfielen. | Endlich wurden den Wissenschaften nicht wenige Verehrer und Kenner durch noch nicht erwähnte Vereine zugeführt und manches Gemeinnützige popularisirt. Ich meine namentlich die sehr verschiedenartig organisirten Lese -Vereine, Bibliotheken und Museen der Naturgeschichte, der Archäologie, der Tech- nologie und der sonstigen Künste, so wie auch die Anlegung von botanischen Gärten, Hortieultur-Anstalten, und selbst Mena- gerien. Zweitens bildeten sich auch Vereine, nur um gemein- 39 schaftliche Bücher zu verfassen und sie in Umlauf zu setzen, oder um öffentliche populäre Vorträge zu halten, Recapituliren wir jetzt alle diese verschiedenen Mittel der Beförderung und der Verallgemeinerung des Wissens, so kön- nen wir sie unter folgende zehn Rubriken bringen: 1. Akademien oder meist vom Staate abhängige Ver- eine von Gelehrten, die in eine grössere oder geringere Zahl von Sectionen abgetheilt sind, Correspondenz-, oft auch Ehren- mitglieder zu den ihrigen zählen, und Preise über besonders nützliche Fragen oder Gegenstände austheilen, aber nie eine sehr zahlreiche Körperschaft bilden. Sie haben meistens Bi- bliotheken, auch einige Sammlungen, und ihre Druckschriften, theilweise auf Staatskosten, bekommen die Mitglieder unent- geldlich. 2. Freie gelehrte Vereine, deren Wirksamkeit mehr oder weniger auf jährliche freiwillige Geldbeiträge sich stüt- zen, deren Statuten aber sehr verschiedenartig sind. Wird et- was gedruckt, so bekommen es die Mitglieder unentgeldlich oder um einen geringeren Preis, als im Buchhandel. Manche dieser Vereine bringen Bibliotheken und selbst verschieden- artige Sammlungen zusammen. Einige wenige solcher Vereine könnte man akademische nennen, und wirklich haben einige diesen Titel aus Eitelkeit an- genommen, weil sie jene Institute nachzuahmen sich bestreben. Die Zahl der Mitglieder dieser Vereine ist beschränkt, sie sind manchmal in Sectionen getheilt und die Zahl der Mitglieder jeder Section ist bestimmt. So war die verewigte Pariser Societe d’Histoire naturelle und so ist noch, ich glauhe we- nigstens, die Pariser Societe philomatigue, wohl auch die Ber- liner Gesellschaft der naturforschenden Freunde u. s. w. So weit meine Erfahrung geht, ist sie dieser Form der freien Ver- eine nicht günstig, denn Freiheit der Meinungen und Dilettan- tismus als Pfeiler der freien Vereine vertragen sich sehr schlecht mit dieser akademischen Art der Wahl der Mitglieder. Ich habe selbst die traurigsten Folgen davon für junge Gelehrte vor mei- nen Augen. gehabt, und wer belebt vorzüglich freie Vereine als Anfänger und mit Jugendkraft begabte Gelehrte? 40 In freien Vereinen muss die Zahl der Mitglieder unbeschränkt sein, denn es handelt sich da vornehmlich darum Geldmittel beizu- treiben, um damit den Talentvollen die Gelegenheit zu geben, sich produciren und auszeichnen, so wie auch, um Experi- mente oder Reisen machen und manchmal Sammlungen zusam- menbringen zu können. \ Sind die Statuten solcher Vereine mit staatsmännischer Klugheit ausgearbeitet, so zeigt sich die Erfahrung sehr günstig für die Dauerhaftigkeit und Tüchtigkeit solcher Institute. Eine Hauptsache bleibt aber die Art der Wahl und die nothwendige Erneuerung der Vorsteher oder des Bureau. So zum Beispiele gibt es Belege in Ueberfluss, dass kein freier Verein eine lange Dauer hat, wenn dessen Vorsteher eine Art von lebenslänglicher Dietator ist oder selbst bezahlter Director, denn es stellen sich gewöhnlich folgende Fälle ein: Das Alter mässigt seinen Eifer, seine Vorsteherschaft wird einigen ehrgeizigen. Talenten ein Dorn im Auge, oder selbst seine Macht erlaubt ihm eine schlechte Wirthschaft mit den Geldern des Vereins. Das Bureau, d.e. Vorsteher, Secretäre, Schatzmeister und Verwaltungsrath müssen oft oder selbst jährlich ernannt werden. Jedes Mitglied des Bureau muss wieder wählbar sein, obgleich nicht nothwen- dig in seinem schon abgelaufenen Amte; denn die Unwählbarkeit der Mitglieder des Bureau von einem Jahr zum andern hat schon manchem freien Vereine den Todesstoss gegeben. Corre- spondenten haben manche dieser Vereine, obgleich sie, wenn sie nichts zu zahlen haben, keinen andern Werth für sie haben, als den Gesellschaften mehr Glanz zu geben. Sie sind eigent- liche Ehrenmitglieder. Um die Aufnahme unwürdiger Mitglieder in freie Vereine zu verhindern, ist fast überall, in den grossen Städten wenig- stens, angenommen, dass der Name des um Zulassung Bitten- den 14 Tage oder ein Monat öffentlich im Sitzungssaale ange- schlagen bleibt und dass daneben der Name oder die Namen derjenigen hinzugefügt werden, welche denselben anempfehlen. Mit diesen Vorsichtsmassregeln gewähren die freien Ver- eine über die Akademien die grossen Vortheile, dass, ohne die würdigen Veteranen des Wissens zu beleidigen, die jungen talent- vollen Kräfte immer sicher sind, an der Spitze der Leitung zu 41 stehen, und auf diese Art diese Gesellschaften immer Schritt mit der Wissenschaft halten und nichts weniger als ein Hemm- schuh für ihre Beförderung sein können. Ohne Kosten für den Staat bleibt ein solcher Verein immer ein thätiger Anreger und Unterstützer der jungen Talente, die zu oft in Akademien keinen Anlass haben, sich würdig bekannt zu machen. Zeichnet sich aber ein solcher Verein aus, so ist immer Zeit für die Regierung, um ihn auf eine Art oder die andere zu unterstützen, wie die Erfahrung es manchmal zeigt. So z. B. haben gewisse Vereine von Staats-, Provinzial- oder Kreisregierungen Gelder bekommen oder man hat ihnen unent- geltliche Localitäten für ihre Sitzungen eingeräumt. Grössere i Unterstützungen haben sie wahrscheinlich in jetzigen Zeiten noch zu hoffen. In England ertheilt die Regierung einigen Vereinen das Prädicat „königlich”, um ihnen mehr Glanz zu geben. “ Aber den Hauptvorwurf macht man oft den freien Ver- einen, dass sie die gründliche Wissenschaft in Dilettantismus verwandeln. Doch bei näherer Betrachtung hat er keinen Werth, weil das viele Gute und vortrefllich Geleistete das Mittelmässige oder selbst Schlechte weit überwiegt. In allen Fällen kann ein oberflächlicher Gelehrter einem solchen Verein nicht lange zur Last fallen, und noch weniger ihrer gewöhnlich nach dem Ur- theil einer fähigen Commission gedruckten Schriften zur Un- ehre gereichen. Man vergesse auch nicht, wie viele Dilettanten durch freie Vereine wirkliche Gelehrte und selbst Akademiker geworden sind. Unter den freien wissenschaftlichen Gesellschaften möchte ich vorzüglich unsere Akademie auf diejenigen aufmerksam machen, die in einigen Universitätsstädten meistens englischer Zunge unter den Studenten vorhanden sind. Als Modell kann ich die Royal medical Society in Edinburg voranstellen. Unter den Mitgliedern dieser Vereine befinden sich neben den Studenten auch einige ältere Studirende oder selbst einige Doctoren, die an der Anstalt Antheil nehmen, so dass sie in demselben Geist fortdauern kann, die Statuten beobachtet werden und das Vermögen des Vereins,. weit entfernt verschleudert zu werden, sich vermehrt. Jedes Mitglied bezahlt jährlich Beiträge und wird nach gehörigem Vorschlag von dem Vereine angenommen. Ausser einer Bibliothek oder Lesezimmer hält der Verein förmliche Sitzungen, um wissenschaftliche Vorträge anzuhören und darüber zu debattiren. Jedes Mitglied ist verpflichtet, wenigstens wäh- rend seiner Studienzeit, eine Abhandlung vorzulegen. _ Dass solche Institute im Wege der Bildung und Gesittung nur die schönsten Früchte tragen können und sehr zur Nach- ahmung zu empfehlen wären, brauche ich kaum zu erwähnen. In Deutschland vorzüglich wären sie höchst nützlich, um dem tollen Treiben, dem Unfug der Landmannsschaften und dem ekelhaften Kneipenwesen der Universitätsstädte Einhalt zu thun. Gewissen beliebten Professoren wäre es vielleicht ein Leichtes solche gesunde Reformen einzuleiten. 3. Freie Vereine, wovon die zahlenden Mitglieder nicht alle in derselben Stadt oder selbst Gegend, sondern wo Män- ner aus mehreren Ländern oder aus allen Ländern eintreten könnten, obgleich sie nicht am Sitze des Vereines wohnen. Eini- gen dieser Vereine ist es selbst eigen, dass die Mitglieder in der Ferne so wie in der Nähe dieselben statutmässigen Rechte behalten und ausüben können. Da manchmal die Wahl des Vor- stehers auf die Vice-Vorsteher beschränkt wird, so können alle jene Mitglieder, die in loco wohnen, in jener nach der Majorität der Stimmen vorzunehmenden Wahl mitstimmen. Diese Art von Vereinen wirkt auf die Beförderung der Ci- vilisation sehr wohlthätig, weil sie die Nationalitäts - Vorurtheile brechen, indem sie durch eine weite Ausbreitung der neuesten Entdeckungen die Wissenschaft wesentlich vorwärts bringen. 4 Freie Vereine mit Filialen nur in einem Lande oder selbst in mehreren Ländern sind höchst wichtige Unter- nehmungen, doch selten bis jetzt gehörig organisirt oder we- nigstens von reellem Nutzen in ihren letzten Abstufungen. Die menschliche allgemeine Bildung ist noch nicht vollkommen ge- nug, so dass das Herz des Vereines, ja selbst die Kreisvereine wacker denken und fleissig arbeiten können, während in den untersten Filialen die Mitgliederschaft nur zu oft zum blossen Prunk zusammenschrumpft, und wenig reeller Nutzen daraus entsteht. Doch diese Versuche müssen fortgesetzt werden, denn 43 wie gesagt, ihr wahrer Nutzen wird nicht ausbleiben, und be- greift ein solcher Verein mit seinen Abstufungen von Central- Ausschüssen und Filialen mehrere Länder, so könnte er durch die grosse Zahl der Mitglieder viel leisten, wenn er durch Ca- pacitäten dirigirt würde. 5. Die nomadischen freien Vereine mit oder ohne jährliche Geldbeiträge, sind in der heutigen Mode. Ihr Nutzen ist anerkannt, wäre es auch nur um Bekanntschaften anzuknüpfen, wissenschaftliche oder politische Vorurtheile abzustreifen und berühmte Männer persönlich kennen zu lernen, damit man in ihren Schriften ihren Geist selbst zwischen den Zeilen wieder- finden kann. Nur möchte man vielleicht jenen Vereinen weniger kostspielige Feste und Zerstreuungen wünschen. Zur .Populari- sirung der Wissenschaften haben sie in manchen Ländern bei- getragen, in keinem aber mehr als in England, und das ganz einfach durch die Richtung, die man von Anfang an diesen Ver- einen in jenem Lande gegeben hat, so wie auch wegen des fashionable taste, dem jeder gebildete Britte zu opfern sich entschliessen muss, wenn er als ein wahrer Gentleman gel- ten will. Sind die Sections-Sitzungen oft sehr anziehend, so kann man nicht genug auf der andern Seite erkennen, wie oft, in Europa wenigstens, die allgemeinen Sitzungen solcher Vereine durch höchst unpassende Vorträge unerquicklich gemacht wer- den, was meistens der thörichten Selbstliebe einiger Gelehrten oder der zu grossen Willfährigkeit der Vorsteher zuzuschrei- ben ist. Was für einen Schaden erfährt aber nicht die Wissen- schaft dadurch, wenn die Menge der gewöhnlich anwesenden Fremden in der Wissenschaft solche Pedanterie in der gelehrten Welt noch erblickt! Eine nützliche Art der nomadischen Vereine ist diejenige eines Vereines, der aus Mitgliedern verschiedener Provinzen oder Länder bestehend, in einer jährlichen Zusam- menkunft in irgend einer Ortschaft auf diese Weise die Ver- brüderung der Mitglieder bewerkstelligen hilft. 6. In jetziger Zeit kann kein Institut für die Bildung die Lese-Vereine mit oder ohne einer wissenschaftlichen Gesellschaft und einem Museum für physikalische, natur- historische, archäologische oder Kunstgegenstände ersetzen. In 44 allen eivilisirten Ländern, selbst in den despotischen, haben sich kleinere oder grössere Lese-Vereine eingebürgert, weil dieKennt- niss der Fortschritte der Civilisation allen Ständen nothwendig ist, und man diesen Zweck wegen der Menge der Zeitschriften und neuen Bücher nur durch Lese -Vereine leicht erreichen kann. In den Ländern der germanischen Racen sind Lese -Vereine sehr zahlreich zu finden; mögen aber einige in Verbindung mit Gelehrten -Vereinen sein, so sind sie es selten mit Museen und botanischen Gärten, weil Bibliotheken, Museen, Gärten und Gelehrten-Vereine schon alte Institute bei jenen Völkern sind. Im Gegentheil in den Ländern der romanischen Racen sind Lese-Vereine seltener, aber wenn vorhanden, ziemlich oft mit Gelehrten-Vereinen, Museen und selbst mit botanischen Gärten in Verbindung. In den brittischen Inseln und in den Vereinigten Staaten von Amerika aber ist dieses letzte Verhältniss das ge- wöhnlichste, wahrscheinlich weil die Stiftungen dieser Institute grösstentheils der neuern Zeit angehören, wo Jedermann allge- meiner Bildung nachstrebt. In allen Ländern werden manchmal auch Vorlesungen in solchen Instituten gehalten, die oft nur für die Mitglieder bestimmt, und seltener ganz öffentlich mit oder ohne Eintrittsgeld sind. Die Einrichtung des Lese-Vereines beschränkt sich haupt- sächlich auf einen jährlichen Geldbetrag, einen Verwaltungsrath und einen Bibliothekar. Wenn die meisten dieser Vereine ihre Bücher und Journale aufspeichern, so gibt es einige, die um Raum zu gewinnen und an Miethe oder Ankaufgelde zu er- sparen, nach gewissen Zeiträumen Versteigerungen alter Bü- cher veranstalten. Die Möglichkeit Bücher vom Lese-Vereine nach Hause zu bekommen und vorzüglich das Wegfallen aller Formalitäten um diese Erlaubniss zu benützen, bleiben eine wirkliche Wohlthat, so lange die meisten öffentlichen Bibliotheken in allen Ländern ohne Ausnahme fortfahren werden, ihren wahren Zweck so kläglich zu verfehlen. Eine solche verjährte Vernachlässigung der wahren Bedürfnisse des Publikums, so wie eine so wenig allgemein nützliche Ausgabe der Staatsgelder, lassen sich nur auf zwei Arten erklären, nämlich in despotischen Ländern durch den Mangel der Pressfreiheit und in den freien durch die All- 45 mächtigkeit einiger Corporationen, die ganz gemächlich, wie Lud- wig der XIV., sich denken: L’Etat c’est moi. Etwas mag hie und da schon in der reformatorischen Richtung geschehen sein, aber nichts Vollständiges, denn wir müssen allmählig dazu kommen, dass jede Bibliothek so weit wie möglich, eben so leicht und zu allen Zeiten wie ein Lese - Verein besucht werden kann. Ein Hauptdesideratum aller Bibliotheken ist ein eigenes Lokal für Zeitschriften und ihren Gebrauch zu haben, und so viel als möglich alle höchst selten begehrten Bücher nicht mit den häufig begehrten zu vermengen, um die Aufsu- chung der Bücher sehr zu erleichtern. In manchen Bibliotheken häufen sich die Doubletten un- nützerweise an und nehmen den schon zu spärlichen Raum ein; eine Tauscheinrichtung oder das Verschenken der Doubletten an Provinzial - Bibliotheken wäre da sehr anzuempfehlen. Dieses Thema führt mich auch zu einem der wichtigsten Hebel der all- gemeinen Bildung ; ich meine die Anlegung von zweckmässigen Kreis- und Communal-Bibliotheken, wo Jedermann das ihm Nothwendigste zu lesen finden kann. Ehemals, als das Lesen und Schreiben schon einen Gelehrten ausmachte, waren Biblio- theken nur in den Klöstern oder Hauptstädten nützlich, jetzt aber, wo die Zeit immer mehr herannaht, dass Niemand mehr mit diesen Elementar - Wissenschaften unbekannt sein wird, kommt die Zeit der Kreis- und Communal - Bibliotheken. Um diese Anstalten wirklich nützlich zu machen, muss man nicht nur eine eigene Wahl von Büchern treffen, sondern sie haben schon, und müssen noch später zu einem eigenen Zweige des Büchermachens Anlass geben. Aber wo solche Anstalten jetzt bestehen, findet man nur zu oft neben den zweckmässi- sen die unnützlichsten Bücher für solche Bibliotheken. Im Ge- gentheil, jede Kreis- und oft selbst Communal-Bibliothek muss der besondern politischen und ökonomischen Lage der Kreise und Gemeinde angepasst werden. Preisausschreibungen für die Bearbeitung solcher populären Bücher zählen natürlich zu den wichtigsten Attributen der Akademie und Gelehrten - Vereine. Eigene Arten von Lese-Vereinen sind jene, die kein eigenes Lokal haben , und deren Thätigkeit nur in der Circulation von Zeitschriften und Büchern unter den Mitgliedern besteht. Die 46 angeschafften Gegenstände vertheilen sich unter die Mitglieder, gemäss einem gemeinschaftlichen gefassten Beschluss, worin die Wünsche, Neigungen oder besondere Studien eines Jeden be- rücksichtiget werden. Auf diese Weise kommt man wohlfeil zu einer kleinen Special-Bibliothek. 7. Eine bis jetzt seltene Art von Vereinen sind die für Grün- dung und Erhaltung von botanischen und zoologischen Gärten, obgleich solche Institute dem grossen Publikum an- genehme Unterhaltung bieten, so wie vieles Nützliche in müs- sigen Stunden lehren können. Ohne es zu bemerken, hat man eine Vorlesung über die Naturgeschichte in der lebenden Natur gehört. 8. Die wissenschaftlichen Vereine zur Herausgabe von Werken sind noch ein grosser Hebel des Fortschrittes, lei- der aber bleiben manche dieser Gesellschaften hinter ihren Ver- sprechungen , sowohl durch Nichtdurchführung ihrer Plane, durch Mangel an Einheit der Ansichten , oder selbst durch schriftstellerische Betrügereien, wie z. B. berühmte Namen nur als lockende Aushängschilde hinterlistig zu benutzen. Ueber alle Wissenschaften Wörterbücher und Handbücher verfertigen zu lassen oder populäre Werkchen oft in compendiösem Format zu drucken, und manchmal wohlfeil zu verkaufen , das ist vorzüg- lich das Feld der Thätigkeit dieser Vereine gewesen. Wie oft aber das Ziel verfehlt worden ist, ist allgemein bekannt, und was die Wörterbücher und Handbücher anbetrifft, so veraltern sie zu bald, so dass wenigstens die theuern oft ihre Kosten nicht 'werth sind. Nützlicher sind manchmal diese Vereine gewesen, wenn sie ältere classische Werke wieder wohlfeil aufgelegt und selbst commentirt haben. Auch als ein seltener Fall ist es in Eng- land, Frankreich und selbst anderswo vorgekommen, dass Vereine jährliche Geldbeiträge zusammengeschossen haben , nur zu dem Zwecke, den Druck von nützlichen Werken zu erleich- tern oder selbst möglich zu machen. 9. Vereine zur Beförderung von Reisen und um natur- historische Gegenstände zu sammeln, wie die Raleiyh Society in London, der Würtemberger Verein u. s. w. In diesem Jahr- hunderte und vorzüglich in dieser letzten Zeit haben sich auch 47 Vereine gebildet, die nur den Zweck haben, populäre Vorlesun- gen über verschiedenartige wissenschaftliche Gegenstände dem grossen Publikum, mit Inbegriff des schönen Geschlechtes, vor- zutragen. Diese Vorlesungen werden unentgeltlich oder selbst gegen ein kleines Honorar gehalten und können sehr nützlich werden. 10. Endlich muss ich auch der sehr verschiedenen freien Vereine Erwähnung machen, deren. Zweck die Errichtung, die Ausstattung, der Unterhalt und die Leitung verschiedener Schulen ist. Wenn man die mir bekannten und jetzt bestehenden Aka- demien und Gelehrten-Vereine unter jene zehn Rubriken ver- theilt, so bekommt man folgendes Resultat: 1. Es gibt 25 eigentliche Akademien für mathematische, physikalische, naturhistorische, so wie auch für historisch-phi- losophische Wissenschaften. Einige wohlbekannte Eigenthüm- lichkeiten hat unsere alte kais. Carolinische Leopolds-Akademie (naturae Curiosorum). Dazu kann man noch 11 berühmte kö- nigliche Gesellschaften der Wissenschaften hinzu- fügen, da sie auch auf Staatsunterstützung theilweise beruhen, und ihnen nur der Name einer Akademie fehlt, da sie ihren Glanz theilen. Dasselbe lässt sich aber nicht von allen den 27 Provinzial- Akademien Frankreichs sagen, die eine eigene Abtheilung von Vereinen bilden. Achtzehn dieser Akademien sind nun vom Staate anerkannt und unterstützt, indem die übrigen nur von den verschiedenen Departemental-Cassen Gelder beziehen. An diese letztern Akademien reihen sich die sogenannten akademischen Vereine, freie Vereine, die diesen Titel als Lock- speise für ihre Mitglieder angenommen haben und vorzüglich in Frankreich zu Hause sind. Auf diese Weise gibt es so viele Fränzosen, die sich sehr leicht als Mitglieder mehrerer Akade- mien unterschreiben können. Ich kenne drei oder vier solche Vereine in Frankreich und einen in Savoyen. 2. Freie wissenschaftliche Vereine zähle ich 430, die Schrif- ten oder Abhandlungen herausgeben. Nimmt man dazu ungefähr alle ähnliche Vereine, die eingegangen sind, so bekommt man die Zahl 851. Aber da es viele Vereine gibt, die nicht drucken, 48 so wird jetzt die Zahl der freien wissenschaftlichen Vereine nicht weit unter. 500 sein. | In Deutschland kenne ich im jetzigen Augenblicke 17 freie Vereine für physikalisch-naturhistorische Wissenschaft, und mit den eingegangenen 26; 10 Gesellschaften für Naturgeschichte und Medicin, und mit den eingegangenen 39; 24 naturhistorische Gesellschaften, und mit den eingegangenen 42. Botanische und zoologische Gesellschaften sind darin nicht mit gerechnet. 3. Nur Hauptstädte oder bedeutende Städte sind bis jetzt der Sitz freier Vereine mit wirklichen bezahlenden Mitglie- dern, die nicht alle in einer Stadt wohnen. Solche gibt es nur in London, Paris, Berlin, Wien, Stuttgart, Gratz, Linz, Innsbruck u. s. w. Trebra, von Born, Hacquet, Fichtel, Carosi, Charpentier, und einige andere Geologen hatten am Ende des letzen Jahr- hunderts einen ziemlich ähnlichen Verein gegründet, um die Wissenschaft zu befördern und Abhandlungen herauszugeben. 4. Freie Vereine mit Filialen kennt man bis jetzt nur wenige, wie z. B. gewisse landwirthschaftliche Gesellschaften in Schottland, zu Wien und Gratz, die helvetische Gesellschaft der Naturwissenschaften, gewisse archäologische und landwirth- schaftliche Vereine, in England manche Bibelgesellschaften u. s. w. 5. Nomadische Vereine verdanken der Schweiz ihre Entstehung. Die französischen Schweizer mit den deutschen inni- ger zu befreunden, war des Gründers, Herrn Gosse, Wunsch, und wie so manches andere hat dieser in der Mitte Europa’s ge- fasste philosophische Gedanken ringsherum Anklang gefunden. Jetzt gibt es in der Schweiz schon 5 solcher Vereine, in Deutschland 20, in England wenigstens 3, in Frankreich 6 oder 7, in Italien 1, in Scandinavien 1 und in den Vereinigten Staaten 3. Die meisten grossen Abtheilungen der Wissen- schaften haben solche Vereine aufzuweisen. 6. Lesevereine mit wissenschaftlichen Gesellschaften und verschiedenartigen Museen, sind 37 in Grossbrittanien, 26 in den vereinigten nordamerikanischen Staaten. Museen zähle ich in Frankreich 71, in Deutschland zwischen 20 bis 25, in Oester- reich 12, in Italien 12, in Sieilien 2, in der Schweiz 10, in Russland 8, in den Vereinigten Staaten wenigstens ein Dutzend. 49 7. Durch Privat - Unterstützungen gegründete zoologische Gärten scheint es nur in England zu geben, die Menagerien der Höfe Europa’s sind unbedeutend dagegen. 8. Vereine zur Herausgabe von interessanten oder nütz- lichen Werken, gibt es vorzüglich in England, wie folgende: Parker Cambden und Shakespeare Society, Aelfrie Society für Geschichte, Columbus Soeiety für Reisen, gegr. im Dec. 1846. Ray Club, gegründet im Jänn. 1844. Medical-Society, gegründet den 11. März 1847. Seltener sind und waren jene Vereine in Holland und - Frankreich. | Wenn es der Wunsch der Akademie wäre, so köunte ich ihr den Katalog aller mir bekannten verschiedenen, in geogra- phischer Ordnung und nach Fächern abgesonderten, wissenschaft- lichen Vereine unterbreiten, Wenn einem solchen Kataloge die Resultate ihrer Thätigkeit, dann einige statistische Anmerkungen zugefügt wären, so könnte er manche interessante Schlüsse über die verschiedene Civilisation mehrerer Länder, so wie auch über den allmähligen Gang derselben in jedem Lande Anlass geben. Heute nur beispielsweise die ungefähre Zahl der Haupt- Gesellschaften Englands. In Grossbrittanien bestehen zu meiner Kenntniss jetzt schon folgende Vereine: 37 Philosophieal-Instituts oder Philosophical- and literary institut oder Institution, von denen der Hälfte wahrscheinlich Museen verschiedener Art beigefügt sind, 13 Museen sind mir bekannt: 3 nomadische Vereine. 2 königliche Gesellschaften, die den Platz der Akademien Europa’s einnehmen. geographische Gesellschaft. ethnologischer Verein. Physical - Society. astronomische Gesellschaft. Verein für Elektrieität und Magnetismus. meteorologischer Verein. (wenigstens) chemische Gesellschaften. mikroskopische Gesellschaft. a ee ee ee eb eh ja Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. 1. Heft. % 50 11 DR ee 12 naturhistorische Gesellschaften, einige auch mit Samm- lungen. (wenigstens) zoologische Gärten und 1 zoologische Ge- sellschaft. ornithologischer Verein. entomologische Gesellschaft. botanische Gesellschaften, einige mit botanischen Gärten. geologische Vereine, die meisten mit Sammlungen. Paleontographical Society. Berg - Schule. (wenigstens) archäologische Vereine, einige mit Samm- lungen, (wenigstens) technologische Vereine, unter dem Namen von Mechanical-Institut, mehrere mit Sammlungen. Das erste Institut der Art wurde 1797 durch Professor John Anderson, zu Glasgow, gegründet. Das Mechanical-Institut von Liverpool zählt 1200 Mitglieder, das von London vom Jahre 1837 1100, von Birmingham und Bath 300. m x raw m m Civil- und Decorative - Society. Ingenior - Society. Institute für Architecten. oder 4 Hortieultur - Gesellschaften. pomologischer Verein, landwirthschaftliche Institute, (wenigstens) medicinische Vereine. chirurgische, 1 Apotheker -Verein. phrenologischer Verein. Mehrere statistische Vereine, diese Vereine wurden vor- 2 1 1 1 züglich in letzteren Jahren gegründet. Vereine für die Kunde Asiens, historischer Verein. Syroegyptian Society. philologischer Verein. Mehrere Schulen - Vereine. 1 Anti - Slavery - Society. Mehrere Peace Society’s. 1 Aboriginy Pro teetion - Society. a u Einige Bibelgesellschaften mit zahlreichen Filialen. 1 Society for the Propagation of usual knowledge. 4 Vereine zur Beförderung des Druckes nützlicher Bücher. Wenigstens 600 Lesevereine. Endlich kann ich noch hinzufügen, dass meine bibliogra- phische Sammlung 1510 Nummern periodischer Zeitschriften zählt, unter denen 720 noch jetzt herauskommen. Möchten Me- dieiner, Historiker, Philologen und Archäologen noch einige dazufügen, die mir entgangen sein mögen, so glaube ich doch ihre ganze Zahl nicht weit über 1600 Nummern annehmen zu können, Herr Dr. Franz Ragsky macht folgende Mittheilung: Beitrag zur chemischenÜUntersuchung der Maul- beerblätter. | Die Seidenzucht ist einer besondern Aufmerksamkeit für Oesterreich würdig, weil dieselbe, auf sichere Prineipien zurück- geführt, nicht bloss den Wohlstand Italiens, sondern mehrerer Provinzen unseres Vaterlandes vermehren könnte. — Von dieser Ueberzeugung beseelt, beschäftigt sich Herr Baron v. Reichen- bach schon durch einige Jahre mit der wissenschaftlichen Er- forschung derselben, und seine hierin gemachten Erfahrungen, wenn sie einmal vollendet und veröffentlicht worden sind, wer- den ohne Zweifel zur Hebung dieses nützlichen Industriezweiges beitragen. Im letzten Jahre suchte Baron Reichenbach besonders die Ursache der bedeutenden Sterblichkeit der Seidenraupen zu erforschen. Da stellte sich nebst Anderm, besonders ein Um- stand heraus. Der Maulbeerbaum trägt je nach der Verschieden- heit des Bodens und der Pflege entweder dunkelgrüne oder gelbliche Blätter. Nach dem Genusse der grünen Blätter ge- deihen die Seidenraupen gut und die Sterblichkeit ist geringer; nach dem Genusse der gelblichen Blätter nehmen die Seiden- raupen wenig zu, erkranken häufig, und die Sterblichkeit ist viel grösser. Es war von Interesse, ob sich die Ursache dieser wich- tigen Erscheinung chemisch ermitteln lasse oder nicht, und ich unternahm mit Vergnügen, in Folge einer Aufforderung des = 4 92 Herrn v. Reichenbach diese Arbeit. Die Aschenbestandtheile gaben keine Hoffnung auf ein glückliches Resultat; in beiden Fällen betrug die Asche nahezu 10.32 proc., war alkalisch, be- stand grösstentheils aus kohlensaurem Kali, Chlorkalium, koh- lensaurem Kalk, wenig phosphorsaurem Kalk, Schwefelsäure und Magnesia, nebst geringer Menge von Kieselerde und Eisen- oxyd. Auffallend verschieden war der Stickstofigehalt der Blätter, wie aus folgender Zusammenstellung zu ersehen ist. Die Be- stimmung wurde nach der Methode von Will und Varrentrap ausgeführt. Die Substanz der Blätter wurde bei 100° Cels. ge- trocknet und die Ascho wurde bei der Berechnung abgezogen. Substanz d. Platin- Absolute Procente Blätter. Salmiak. Mengev.N. N 1. 0.5864 gaben 0.1867 — 0.0117 — 2.000 Gelbe Mir I. 0.4431 „ 0.1135 „ 0.0071 „ 1.609 IH. 0.6350 ,„ 0.1972 „ 0.0122 „ 1.921 | 1. 0.8031 „ 0.5112 „ 0.0321 „ 3.995 Grüne nn I. 0.75% ,„ 04831 „ 0.0303 „ 4.027 II. 0.6921 „ 0.4482 „ 0.0281 „ 4.060. Es geht aus der Untersuchung hervor, dass die grünen Blätter nahezu doppelt so viel Stickstoff enthalten, als die gelblichen. Dieses Ergebniss stimmt auch mit der. Erfahrung überein, dass der Maulberrbaum nie gelbliche Blätter trägt, wenn er gedüngt wird oder in einem guten Boden steht; wohl aber, wenn er in einen Boden kommt, der arm an stickstoffhal- tigen Bestandtheilen ist. Da die Seide über 17 proc. Stickstoff enthält, so dürfte der Stickstoffgehalt der Maulbeerhlätter für das Gedeihen der Seidenraupen nicht gleichgültig sein. Es er- gibt sich ferner, dass der Maulbeerbaum in Ermanglung des Stickstoffs, denselben ebensowenig aus der Luft benützen kann, wie das Thier, wenn es ihm an stickstoffhaltiger Nahrung man- gelt. An diese Erfahrung knüpft sich eine Frage, die aber erst durch eine spätere Untersuchung erledigt werden kann, ob die Blätter überhaupt im Herbst, wenn sie gelb werden, nicht ärmer sind an Stickstoff als die grünen, da ohne Zweifel die Quelle des Stickstofls (Amoniakgährung, Fäulnissprozesse) im Herbste durch Herabsetzung der Temperatur zum Theil versiegt, die Blätter durch Mangel an Ernährung absterben. 55 Herr Custos Dr. Eduard Fenzl überreicht der mathe- matisch - naturhistorischen Klasse zur Aufnahme in die Denk- schriften die erste Lieferung einer beabsichtigten Reihe von Darstellungen und Beschreibungen neuer Gattun- gen und Arten von Gefässpflanzen. Sie enthält 1, die Gattung „Mormolyca’”’ aus der Ordnung der Orchideen, durch eine einzige, aus dem tropischen Mexico stammende, bisher unbekannte Art repräsentirt; 2. eine neue Notylia-Art von Ja- lappa; 3. aus der Familie der Urticeen „Pilea hyalina’” aus Brasilien und Peru; A. aus der der Chenopodeen „Aha- godia Eschscholtziana ,’ von den Sandwichs-Inseln; 5. aus der Ordnung der Compositae, die, eine eigene Unterabtheilung der Tussilagineen-Tribus begründende, dem Verfasser der aus- gezeichneten Flora Wiens und seiner Umgebungen, Herrn August Neilreich gewidmete Gattung „Veilreichia” mit einer einzigen Art, aus der Umgegend von Rio-Janeiro stammend. 1. Als Differential - Character von Mormolyca und ihrer Art: „M. lineolata ,”’ aus der Abtheilung der Vandeen, mit Govenia zunächst verwandt, werden folgende angegeben : Perigonii ringentis foliola omnia a basi libera. Labellum ecalcaratum, cum basi columnae articulatum eaeque parallelum adscendens, trilobum. Columna germini continua, basi aequabi- liter dilatata haud producta, nec apice marginata. Polliniarum glandula hippocrepica. — Pseudo - bulbi monophylli, foliis co- riaceis, simpliciter carinatis, scapo radicali unifloro. Beli- qua Goveniae. 2. Die zweite Orchideen- Art „Notylia Hügeli,” gleich- falls aus der Abtheilung der Vandeen und der schon länger bekannten Notylia sagütifera Klotzsch zunächst stehend, un- terscheidet sich von allen übrigen Arten dieser Gattung auf- fallend durch die vollständige Verschmelzung der beiden unte- ren Perigonial-Blättchen des äusseren Wirbels zu einem einzi- gen ungetheilten spitzen Blättchen von gleicher Grösse und Länge des unpaarigen oberen, so dass die Anzahl der Elemente des doppelten dreizähligen Perigonial-Wirbels von 6 auf 5 re- ducirt erscheint. 3. Von Pilea hyalina gibt der Autor folgenden Differen- tial-Character : 54 P. annua, erecta, brachiato-ramosa, caule cum petiolis floribusque glaberrimo, suceulento hyalino. Folia exstipulata, elliptica v. rhombeo-ovata, acuta grosse serrata, supra sparse hirsuta. Florum glomeruli ebracteati cymose spicato - panicu- lati, eymulis axillaribus 3 — 7 spurie verticillatis, petiolis i- duplove brevioribus. Floris staminigeri perigonium %—3 par- titum, 2—3andrum, pistilligeri 3-partitum, laciniis binis ob- solitissimis. Achenium ovoideum,, perigonio exsertum , minutis- sime tuberceulato-murieatum fuscum. Als zunächst mit ihr verwandte Arten bezeichnet er P. pumila (Urtica pumila Linn. — Dubueilia pumila Gaudich.) und P. repens (Urtica repens Sw.). Beide unterscheiden sich nebst einem anders zusammengesetzten Blüthenstand durch vier- theilige Staubblüthen; erstere noch insbesondere durch bei- nahe gleich lange Perigonialzipfel der Stempelblüthen, letz- tere schon durch die Anwesenheit achselständiger, schuppen- förmiger Nebenblätter. Der bisher angenommene Gattungs-Cha- racter von Pilea erleidet durch den Zutritt dieser Art eine Veränderung, darin bestehend, dass derselbe bei der Bezeich- nung des Blüthenstandes lauten muss: Plores...... in eadem panicula nunc bracteati, nunc ebracteati, dann bezüglich des Perigoniums der Staubblüthen: Zlorum staminiferorum perigonium 2—3- v. 4-partitum Stamina 2, 3 v. 4. Ihres ausnehmend durchscheinend-glasartigen wasserhellen Stengels wegen empfiehlt sich diese, im Sande des Warmhau- ses durch verstreute Früchtcehen sich stets fortpflanzende Art zu physiologischen Untersuchungen über Saftbewegung. 4. Rhagodia Eschscholtziana wird folgendermassen cha- racterisirt: Caulis basi suffruticosus, ramis herbaceis. Folia tenue petiolata, ovata, basi subtruncata v. subrhombea, sinuato-den- tata v. subhastato-triloba, lobis paucidentatis v. integris, apice obtusissima v. rotundata, mucronata; dentibus inaequalibus la- tis obtusis v. acutiusculis; majora subdimidio v. triente latiora quam longa, glauca. Florum glomeruli racemose v. paniculato- spicati, aphylli. Siyli 2, basi coaliti, perigonio duplo longio- res, stigmalibus papilloso-hirtis. Pericarpium perigonio om- nino inclusum dense ac grosse papillosum. 55 Die erste, ausser Neu-Holland und Van-Diemens- land von Eschscholz auf der Insel Owahu gefundene Art dieser mit Chenopodium überaus nahe verwandten Gattung! Die beiden Exemplare, nach welchen Character und Beschrei- bung entworfen wurden, befinden sich in dem Herbarium des Herrn Staatsrathes von Ledebour. Sie bildet ein entschie- denes Mittelglied zwischen beiden Gattungen, indem sie den Blüthenstand und die fleischige Frucht von Rhagodia den Ha- bitus und die Blätter hingegen von Chenopodium opulifolium besitzt. Sollte Chenopodium sandvicheum Moqu. - Tan- don, das Dr. Fenzl nur aus der Diagnose des Autors kennt, eine gleiche Fruchtbildung besitzen, so dürfte diese Art, wenn nicht synonym mit Rhagodia Eschscholtziana für eine zweite sehr nahe mit ihr verwandte erklärt werden. 5. Von der neuen, eine eigene Unterabtheilung der Zus- silagineen bildenden, Gattung ‚Veilreichia” wird nachstehen- der Character gegeben: Capitula multiflora, heterogama, floribus radii pistilige- ris 2—Aseriatis, ligulatis, disci paucioribus perfectis, tubu- losis. Involueri ceylindriei squamae triseriales, lineares, ad- pressae, inaequilongae, intimae flores aequantes. Aeceptacu- lum haemisphaericum, paleaceum, paleis persistentibus. Corol- lae radi filiformes, plurimae ligulatae, ligula angustissima, integerrima v. 2— 3dentata v. biloba v. bipartita, minuta; disci subelavato-tubulosa, 3-dentata. Antherae subexsertae, apice appendiculatae, basi sagittato -subcaudatae , nigricantes. Styli filiformes glaberrimi, ramis stigmaticis semiteretibus, exacte linearibus, obtusis exappendiculatis,, revolutis, radü extus glabris, disci tota longitudine papilloso - glandulosis , seriebus stigmatieis marginalibus angustissimis, apice ramo- rum confluentibus. Achenia teretia, anguste filiformia, glabra. Pappus uniserialis, setis plurimis liberis piliformibus, rectis, scabris. — Frutex subherbaceus brasilianus, elatus, bra- chiato-ramosus, villosus. Folia opposiüa, petiolata , late ovata, supra basim cuneatam 3—ÖSnervia, denlata. Thyr- sus cymis corymbiformibus opposiüis remotis, radü floscu- lis albis, disci flavis. 56 Die durch diese Gattung repräsentirte Unterabtheilung der Tussilagineen erhält folgenden Character: Capitula heterogama radiata heterochroa, floribus radii li- sulatis pistilligeris, disci tubulosis perfectis. Aeceptaculum paleaceum. Die einzige bisher bekannte Art „Meilreichia eupatorioi- des” gelangte durch ein einzelnes Samenkorn , welches sich in der an den Wurzelstöcken lebender Orchideen aus Rio Ja- neiro klebenden Erde einer Sendung befand, die der hiesige Universitäts- Garten vor ungefähr drei Jahren von dorther er- hielt, in unsere Gewächshäuser. Sie steht gegenwärtig zum er- sten Mal in voller Blüthe und bildet einen zwei Klafter hohen, mehr kraut- als baumartig-holzigen Kletterstrauch mit handgros- sen, breit-eiförmigen, starkgezähnten,, spitzigen Blättern und endständigen, oft fusslangen, reichblüthigen, überhängenden Sträussen, deren Köpfchen eben so sehr an viele Eupatorium-, als Conyza- und Pluchea-Arten dem Äussern nach erinnern und ohne genauer Untersuchung ihrer Blümchen einen zweifel- haft über ihre Stellung in der systematischen Eintheilung der Tubifloren lassen. Bei einer näheren findet man in der That, dass sie ein entschiedenes Mittelglied zwischen der Zupatoria- ceen- und Conyzeen-Tribus bildet, natürlicher jedoch sich der Tussilagineen - Gruppe aus ersterer, als der Zuconyzeen- Gruppe aus letzterer anreiht, von beiden aber durch ihren mit bleibenden , stark entwickelten Spreublätichen besetzten Blü- thenboden sich entfernt. Von Herrn Ladislaus Ritter Cikowski, k. k. Oberlieutenant in der Armee, wurde ein versiegeltes Paket zur Aufbewahrung übergeben. Der Secretär benützt diese Gelegenheit hier nachträglich anzuführen, dass in der Gesammtsitzung vom 18. December 1847 von Hrn. Dr. Prof. Hoffer, Vorsteher des k. k. physikalisch- astronomischen Hof-Cabinetes, ein versiegeltes Paket, dann in der Gesammtsitzung vom 29. Juli 1848 von Hrn. Prof. Schröt- ter ebenfalls ein solches Packet übernommen worden ist. Verzeiechniss der eingegangenen Druckschriften. Academie d’Archeologie de Belgique. Annales. Vol. V. liv. 1V. Anvers 1848 ; 8° Beke, Charles T., Esqu., on the origin of the Gallas. Lon- don 1848; 8° — An essay on the sources of the Nile in the mountains of the Moon. Edinburgh 1848; 8° Freyer, Heinrih, Fauna der in Krain befannten Säugethiere, Wo- gel, Reptilien und Fifche. Laibah) 1842; 8° — Alphabetifcheg DVerzeihnid aller Ortfchafte- und Schlöffer- Namen de3 Herzogthums Krain, in deutfcher und Frainerifcher Sprache ıc. Laibad) 1846; 8° Fritsch, Karl, Ueber die periodischen Erscheinungen im Pflanzenreiche. Prag 1846 ; 4° — Ueber die periodischen Erscheinungen am Wolkenhim- mel. 1846; 4° — Grgebnijfe der meteorologifhen Beobachtungen für das Jahr 1346. Prag 1848; 8° Lanza, Francesco, Antiche lapidi Salonitane inedite etc. Disp. 1— 3. Spalato 1848; 8° Parchon, Salomonis Ben Abrah. Aragonensis, Lexicon he- braicum ete. Nune primum e cod. Mss. edidit ete. Sa- lomo 6ottl. Stern. Posonii 1844; A° Nußegger, Zofeph, Neifen in Europa, Afien und Afrika ıc. At- lad. 5. Lief, Stuttgart 1848 ; Fol, Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849, 1. Heft. a u Verzeichniss der gegenwärtigen Mitglieder der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. (Jänner 1349.) Im Inlande. Wirklicehe Mitglieder. Philosophisch-historische Ülasse. Arneth, Joseph (zu Wien), Auer, Alois (zu Wien), Bergmann, Joseph (zu Wien), Chmel, Joseph (zu Wien), Cittadella-Vigodarzere, Andrea Conte ea Venedig), Dessewffy, Emil Graf (zu Pesth), Diemer, Joseph (zu Wien), Exner, Franz (zu Wien), Feuchtersleben, Ernst Freiherr (zu Wien), Grillparzer, Franz (zu Wien), Hammer-Purgstall, Joseph Freiherr (zu Wien), d. Z. Präsident der Akademie. Hügel, Carl Reichs-Freiherr (zu Wien), Jäger, Albert (zu Innsbruck), Karajan, Theodor Georg v. (zu Wien), Kemeny, Joseph Graf (zu Gerend in Siebenbürgen) , Kudler, Joseph (zu Wien), Labus, Johann (zu Mailand) , Litta, Pompeo Conte (zu Mailand) , Muchar, Albert v. (zu Gratz), IV Münch-Bellinghausen, Eligius Freiherr v. (zu Wien), Palacky, Franz (zu Prag), Pfizmaier, August (zu Wien), Schafarik, Paul (zu Prag), Stülz, Jodok (zu St. Florian) , Teleky v. Szek, Joseph Graf (zu Clausenburg) , Weber, Beda (zu Meran), Wolf, Ferdinand (zu Wien), d. Z. Secretär der Classe. (Drei Stellen sind unbesetzt.) Mathematisch-naturwissenschaftliche ÜOlasse. Baumgartner, Andreas (zu Wien), d. Z. Vice-Präsident der Akademie, Bordoni, Anton (zu Pavia), Boue, Ami (zu Wien), Burg, Adam (zu Wien), Carlini, Franz (zu Mailand) , Diesing, Carl Moriz (zu Wien), Doppler, Christian (zu Schemnitz), Ettingshausen, Andreas v. (zu Wien), d. Z. Secretär der Classe und General-Secretär der Akademie , E2 Fenzl, Eduard (zu Wien), Fitzinger, Leopold (zu Wien), Haidinger, Wilhelm (zu Wien), Heckel, Jacob (zu Wien), Hyrtl, Joseph (zu Wien), Kollar, Vincenz (zu Wien), Koller, Marian (zu Wien), Kreil, Carl (zu Prag), Partsch, Paul (zu Wien), Prechtl, Johann (zu Wien), Presl, Joh. Swatopluk (zu Prag), Redtenbacher, Joseph (zu Prag), Reuss, August Emanuel (zu Bilin), Kochleder, Friedrich (zu Lemberg), Rokitansky, Carl (zu Wien), Rusconi, Maurus (zu Mailand), Santini, Johann (zu Pavia) , Schrötter, Anton (zu Wien), Skoda, Joseph (zu Wien), Stampfer, Simon (zu Wien), Unger, Franz (zu Gratz), Zippe, Franz (zu Prag). Ehrenmitglieder. Erzherzog Franz Carl, Erzherzog Ludwig, Graf Inzaghi, Carl, Graf Kolowrat-Liebsteinsky, Anton, Freiherr Kübeck v. Kübau, Carl Friedrich , Fürst Metternich, Clemens, Graf Münch- Bellnskausee, Joachim Eduard , Freiherr Pillersdorf, Franz. Correspondirende Mitglieder. Philosophisch-historische Glasse. Ankershofen, Gottlieb Freiherr (zu Klagenfurt), Bauernfeld, Eduard Edler v. (zu Wien), Birk, Ernst (zu Wien), Blumberger, Friedrich (zu Göttweig) , Boller, Anton (zu Wien), Ciecogna, Emanuel (zu Venedig), Filz, Michael (zu Michelbeuern), Frast, Johann v. (zu Zistersdorf) , Gar, Thomas (zu Padua), Goldenthal, Jacob (zu Wien), Hanka, end (zu Prag), Jäszay, Paul v. (zu Pesth), Keiblinger, Ignaz (zu Matzelsdorf), Miklosich, Franz (zu Wien), Prokesch von Osten, Anton Freiherr (zu Athen), Remele, Johann Nepomuk (zu Wien), Schlager, Johann Evang. (zu Wien) , VI Schuller, Johann Carl (zu Hermannstadt), Seidl, Johann Gabriel (zu Wien), Spaun, Anton Ritter v. (zu Linz), Toldy, Franz (zu Pesth), Wartinger, Joseph (zu Gratz), Wolny, Gregor (zu Brünn). (Sieben Stellen sind unbesetzt.) Mathematisch-naturwissenschaftliche Ulasse. Balling, Carl (zu Prag), Belli, Joseph (zu Pavia), Corda, August Joseph (zu Prag), Freyer, Heinrich (zu Laibach), Fuchs, Wilhelm (zu Ofen), Gintl, Wilhelm (zu Wien), Hauer, Franz Ritter v., jun. (zu Wien), Hauslab, Franz Edler v. (zu Wien), Hessler, Ferdinand (zu Wien), Hruschauer, Franz (zu Gratz), Kunzek, August (zu Wien), Littrow, Carl Ludwig Edler v. (zu Wien), Löwe, Alexander (zu Wien), Moth, Franz (zu Linz), | Panizza, Bartholomäus Ritter v. (zu Pavia), Petrina, Franz (zu Prag), Presl, Carl Borziwog (zu Prag), Redtenbacher, Ludwig (zu Wien), Reichenbach, Carl (zu Wien), Reissek, Siegfried (zu Wien) , Russegger, Joseph (zu Wieliczka) , Salomon, Joseph (zu Wien), Schott, Heinrich (zu Schönbrunn), Wertheim, Theodor (zu Wien), Wertheim, Wilhelm (zu Paris). (Fünf Stellen sind unbesetzt.) vu Im Auslande. Ehrenmitglieder. Philosophisch-historische Ülasse. Grimm, Jacob (zu Berlin), Guizot, Franz Wilhelm (zu London), Mai, Angelo (zu Rom), Pertz, Georg Heinrich (zu Berlin) , Reinaud, Joseph Toussaint (zu Paris), Ritter, Carl (zu Berlin), Wilson, Horaz H. (zu Oxford). _ (Durch Hermann’s Tod ist eine Stelle erledigt.) Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe. Brown, Robert (zu London), Buch, Leopold v. (zu Berlin), Faraday, Michael (zu London), Gauss, Carl Friedrich (zu Göttingen), Humboldt, Friedrich Heinrich Alexander Freiherr (zu Berlin), Liebig, Justus Freiherr (zu Giessen), Müller, Johann (zu Berlin). @urch Berzelius Tod ist eine Stelle erledigt.) Correspondirende Mitglieder. Philosophisch-historische Ülasse. Sainz de Baranda, Don Petro (zu Madrid), Bland, Athaniel (zu London), Böhmer, Johann Friedrich (zu Frankfurt am Main), Burnouf, Eugene (zu Paris), Cibrario, Giovanni Nobile (zu Turin), Creuzer, Friedrich (zu Heidelberg) , Dahlmann, Friedrich Christoph (zu Bonn), Diez, Friedrich (zu Bonn), Fallmerayer, Jacob Philipp (zu München), vm Flügel, Gustav Lebrecht (zu St. Afra in Meissen), Gervinus, Georg Gottfried (zu Heidelberg) , Gfrörer (zu Freiburg in Breisgau), Haupt, Moriz (zu Leipzig), Maelen, van der (zu Brüssel), Michel, Francisque (zu Bordeaux), Mohl, Julius v. (zu Paris), Schmeller, Andreas (zu München), Stälin, Christoph Friedrich (zu Stuttgart), Stenzel, Gustav Adolph Harald (zu Breslau) , Thiersch, Friedrich Wilhelm (zu München) , Uhland, Ludwig (zu Tübingen) , Wilkinson, J. &. (zu London), Wuk-Stephanovich-Karadschitsch (zu Wien). (Sieben Stellen sind unbesetzt.) Mathematisch-naturwissenschaftliche Glasse. Agassiz, Louis (zu Neuburg), Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm (zu Giessen), Bunsen, R. (zu Marburg), Dove, Heinrich (zu Berlin), Dumas, Jean Bapt. (zu Paris), Edwards, Henri-Milne (zu Paris) , E hrenberg, Christian Gottfried (zu Berlin), Elie de Beaumont, Le£once (zu Paris), Encke, Johann Franz (zu Berlin), Fuchs, Johann Nepomuk (zu München), Gmelin, Leopold (zu Heidelberg), Grunert, Johann August (zu Greifswald) , Jacobi, Carl Gustav Jacob (zu Berlin) , Maedler, D. J. H. (zu Dorpat), Martius, Carl Friedrich Philipp v. (zu München), Melloni, Macedonio (zu Neapel), Meyer, Hermann v. (zu Frankfurt am Main) , Mitscherlich, Eilard (zu Berlin), Mohl, Hugo (zu Tübingen), Owen, Richard Esq. (zu London), IX Poggendorff, Johann Christian (zu Berlin), Purkinje, Johann (zu Breslau), Quetelet, A. (zu Brüssel), Rose, Heinrich (zu Berlin), Schleiden, J. J. (zu Jena), Steinheil, €. A. (zu München), Tschudi, Jacob v. (zu Wien), Weber, Ernst (zu Leipzig) , Weber, Wilhelm (zu Leipzig) , Wöhler, Friedrich (zu Göttingen). UVebersicht der Sitzungen der kaiserl, Akademie der Wissenschaften im Jahre 1849. Philosophisch - historische Classe: Janner 2... 3, 10. 1, 31. \ Juni. 2.2..6...13. 20. Februar .. 7, 1A. Juli 2.2.0.0 4., 11.218 Marz. 2... 20. 14,021. October .. 3. 10., 17., 31. Apnıl.... 11.138,25 November . 7., 14., 28. Mau... 9., 16., 21., 25. | December . 5., 12. Mathematisch -naturwissenschaftliche Classe: Jänner... A. 11.18. Juniex 02.9, Ben 21. Rebruau . ».1., 0,8. .19. Juli m. .22..029...12.19% Minze 2 2,8,115.,22. October .. 4, 11., 18. Apeil 2.2.12. 19526. November . 3., 8. 17., 29. Mai ....10., 19., 22., 26. | December . 6., 13. Gesammet- Sitzungen : Jänner . . . 27. Julie 1290%2.2..00289° März. m2. 09. ol. October . . 27. Mai .... 9. 23., 29., 30. | November . 24. Jun 2.0.2030: December . 22. Zu den Sitzungen vom 21. bis incl. 30. Mai werden auch die nicht in Wien wohnhaften wirklichen Mitglieder einberufen. Die Sitzungen werden im Locale der Akademie, im Gebäude des k. k. polytechnischen Institutes, gehalten und beginnen um 1 Uhr Nachmittags, mit Ausnahme der Sitzungen am 21. — 29. Mai, welche um 10 Uhr Vormittags ihren Anfang nehmen. Die Sitzung am 30. Mai ist eine feierliche; Ort und Zeit derselben wird eigens bekannt gegeben. Zu den Classen-Sitzungen hat jeder Freund der Wissen- schaften Zutritt. Sitzungsberichte kaiserlichen Akademie Wissenschaften. Mathematisch - naturwissenschaftliche (lasse. Jahrgang 1849. Zweites Heft. — Fehruar. ET Wien, 1849. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staats-Druckerei. Sitzungsberichte der mathematisch=naturwissensehaftlichen Tlasse. Jahrgang 1849, II, Heft (Februar.) Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe. Sitzung vom 1. Februar 1849. Herr Professor Ludwig K. Schmarda zu Gratz, hat eine Abhandlung „neue Formen von Infusorien” mit Zeichnungen eingesendet, welche die Classe in die Sammlung der Arbeiter auswärtiger Gelehrten aufzunehmen beschloss. Beschrieben werden in dieser Abhandlung aus der Classe der Magenthiere folgende Gattungen und Arten: Pyramimonas Tetrarhynchus 8., neue Gattung aus der Familie der Mona- dina — Cryptomonas flava S. — Lagenella acuminata 8. — Euglena pygmaea S. Trachelius trichophorus var. Ehrenberg, und Zpistylis pusilla. — Aus der Classe der Räderthiere: die neuen Gattungen und Arten Feptoglena digitata S. aus der Familie der Aydatinaea und Amphibolidina megalotrocha 8. aus der Familie der Philodinaea; ferner Anuraea longicornis S. und Drachionus diacantus 8. — Auf den Tafeln sind sämmtliche Formen abgebildet. Fin Wan? Herr Franz Ritter v. Hauer liest nachstehenden Vortrag über die von den Regierungen verschiedener Staa- ten unternommenen Arbeiten zur geologischen Durchforschung des Landes, als Bericht der im Auf- trage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften von Dr. Hörnes und von ihm unternommenen Reise nach Deutschland, England, Frankreich und der Schweiz. Entsprechend den von den Herren Akademikern W. Hai- dinger und P. Partsch erhaltenen Instructionen, war unser vorzüglichstes Bestreben dahin gerichtet, jene Arbeiten, die 5 * 58 auf Kosten der Regierung in den verschiedenen von uns bereisten Staaten im Gange sind, um die geologische Beschaffenheit des Landes zu erforschen, kennen zu lernen. Der hier folgenden Schilderung derselben habe ich, nach dem Wunsche des Herrn Bergraths Haidinger, auch eine aus der Literatur geschöpfte Uebersicht ähnlicher Arbeiten in anderen von uns nicht bereisten Ländern, Russland, Sachsen, Nordame- rika, beigefügt, und am Schlusse gleichsam als Endresultat des Ganzen die Puncte angeführt, die bei derartigen Unternehmun- sen bisher besonders berücksichtigt wurden. Der Geologieal Survey of Great Britain and Ireland. 1: Geschichte. In keinem der Europäischen Staaten hat man bisher mit einem gleichen Aufwande von Geld und Arbeitskräften von Seite der Regierung die geologische Durchforschung des Landes unter- nommen, wie in Grossbritannien. Von einem kleinen Anfange ausgehend, als Sir Henry de la Beche ganz allein mit der Aufnahme beschäftigt war, breitete sich das hier zu schildernde Institut von Jahr zu Jahr weiter aus, bis es zu seinem jetzigen Umfange gedieh, bei welchem unter der umsichtigen Leitung desselben Mannes ein zahlreiches Personale mit den Arbeiten im Felde, mit Sichtung des gewonnenen Materials, mit graphi- scher Darstellung der gemachten Beobachtungen beschäftigt ist, bei welchem man in dem elegantesten Theile von London einen prachtvollen Palast zur Aufnahme der gebildeten Sammlungen erbaut hat, bei welchem endlich nach glücklich bewerkstelligter Lösung zahlreicher für die Industrie hochwichtiger Fragen; be- reits die Praxis zu ernten beginnt, was durch Anwendnng der Wissenschaft gesäet wurde. Ungefähr um das Jahr 1835 machte Sir Henry de la Beche der englischen Regierung den Antrag, die eben in An- fertigung begriffene Karte des Generalstabes, die ihrer herr- lichen Ausführung wegen zu diesem Zwecke ganz vorzüglich geeignet schien, gegen Ersatz der dabei aufzuwendenden Kosten geologisch zu coloriren. Obgleich in England bereits nicht nur mannigfaltige Detailkarten einzelner Distriete, sondern selbst einige das ganze Land umfassende geologische Uebersichtskarten 39 von verschiedenen Gelehrten veröffentlicht worden waren (ich erwähne unter den letzteren nur die im Jahre 1815 heraus- gegebene Karte von Smith, die in 15 Blättern ganz Englaud und einen Theil von Schottland umfasst, und die schöne Karte Greenough’s, die im Jahre 1819 in erster, dann vielfach ver- bessert im Jahre 1839 in zweiter Auflage erschien) so erkannte man doch allsogleich die ausserordentliche Wichtigkeit von ganz speciell ausgeführten, nach einem gleichmässigen Plane bear- beiteten Detailkarten des ganzen Landes und nahm den Antrag des berühmten Geologen, dessen wissenschaftliche Stellung hin- längliche Garantie für eine entsprechende Durchführung der Unternehmung darbot, an. Henry de la Beche machte sich nun sogleich an’s Werk. Zwei Assistenten des Trigonometrical Survey wurden ihm auf Kosten dieses Amtes beigegeben. Er selbst erhielt nur seine Reiseauslagen vergütet und stand unter dem Chef des Ordo- nance Survey, damals Colonel Colby. Unter diesen Verhält- nissen vollendete er selbst die Karten von Cornwall und De- vonshire, und zwar nach einem so wohl durchdachten Plane, dass derselbe auch jetzt noch bei der so sehr erweiterten Ar- beitskraft des Geological Survey in allen wesentlichen Stücken beibehalten wird. Der Zeport on the Geology of Devon, Corn- wall and West Sommerset, der im Jahre 1839 erschien, ent- hält die geologische Beschreibung des durchforschten Landes mit einer geologischen Uebersichtskarte, zahlreichen Grubenplänen, geologischen Durchschnitten u. s. w. Nach Vollendung dieses ersten Theiles der Arbeit sollte nun die geologische Untersuchung von Glamorganshire beginnen ; Henry de la Beche fühlte, wie viele Hülfe ihm eine mit den Localverhältnissen vertraute und insbesondere mit umfas- senden bergmännischen Kenntnissen ausgerüstete Person bei Untersuchung dieses Distrietes leisten könnte, zugleich würdigte die Regierung immer mehr und mehr die Wichtigkeit der ganzen Unternehmung und so wurde nicht nur Mr. Williams, der die erwähnten Erfordernisse in einem ausgezeichneten Grade besass, als Assistant Geologist Herrn de la Beche zugetheilt, sondern der letztere wurde auch selbst definitiv zum Director des Geological Survey ernannt und erhielt einen Jahresgehalt. 60 In kurzen Zwischenräumen folgte nun die Ernennung noch 3 weiterer Assistenten, der Herren James Rees, Aveline und Logan. Herr Logan, gegenwärtig Direetor des Geological Survey in Canada, lebte früher in Swansea und hatte aus eige- nem Antriebe einen grossen Theil von Glamorganshire aufge- nommen, und zwar mit solcher Genauigkeit, dass nach einer vorgenommenen Revision seine Arbeit unverändert vom @eological Survey angenommen werden konnte. Auf diese Weise wurde auch die Karte von Glamorganshire bald vollendet. Im Jahre 1841 wurde Ramsay als Assistent beim Geological Survey angestellt, und mit seiner Hülfe bis zum Jahre 1845 Pembrokshire und ein Theil von Carmarthenshire vollendet. Unabhängig von den Untersuchungen in England, war unter- dessen auch in Irland ein Geological Survey in’s Leben getreten. In Folge eines Antrages des Colonel Colby, der die Ansicht ausgesprochen hatte, die trigonometrischen Aufnahmen des Lan- des sollten nur die Grundlage abgeben für ausgebreitete stati- stische antiquarische und geologische Untersuchungen, wurde Capitän Pringle beauftragt, die Leitung der letzteren zu über- nehmen. Man begann die Arbeiten mit grossem Eifer gleich- zeitig mit den trigonometrischen Aufnahmen, musste dieselben jedoch, da die gewünschte schnellere Ausführung der geogra- phischen Karten alle Kräfte in Anspruch nahm, bald mehr in den Hintergrund stellen und vernachlässigen. Im Jahre 1832 wurde durch Capitän Larcom der ur- sprüngliche Plan Colby’s wieder aufgenommen. Eine eigene geschickt abgefasste Instruction wurde den sämmtlichen beim Trigonometrical Survey beschäftigten Oflicieren gegeben, um die Aufmerksamkeit derselben speciell auf antiquarische und statistische Forschungen zu lenken, während Capitän Port- lock ein eigenes geologisches Departement bildete. Ueberdiess wurden mannigfaltige Untersuchungen über die Fauna und Flora des Landes begonnen und im Jahre 1835 einige der Resultate dieser mannigfaltigen Forschungen in dem Memoir of London- derry veröffentlicht. Erst im Jahre 1837 erhielt jedoch die geologische Abthei- lung eine vollständige Organisation. Nach Colby’s Wunsch errichtete Portlock in diesem Jahre in Belfast ein geologi- 61 sches und statistisches Amt, ein Landes-Museum für geologische und zoologische Gegenstände und ein Laboratorium für die Untersuchung der Gesteine. Im Jahre 1840 wurde der Plan, das Zondonderry Memoir fortzusetzen, wieder aufgegeben, das Museum und Laboratorium von Belfast nach Dublin geschafft, und Portlock beauftragt, alle geologischen Daten, die er für die Grafschaft Derry und die Baronie Dungannon gesammelt hatte, in ein besonderes Werk zusammenzustellen. Es wurden zu diesem Behufe noch mancherlei neue Untersuchungen in den benachbarten Landes- theilen angestellt und im Jahre 1843 das Werk Report on the Geology of the county of Londonderry and of Parts of Ty- rone and Fermanagh veröffentlicht. Dieses Werk, zu dessen Vollendung besonders auch Old- ham viel beigetragen hatte, enthielt als Beigabe eine Ueber- sichtskarte in dem Masstabe von /; Zoll die englische Meile, während die Originalaufnahmen, die jedoch nicht publieirt wurden, in die Karten des TZrigonomelrical Survey in dem Masstabe von 6 Zoll auf die englische Meile eingetragen wurden. Sehr viele geologische Durchschnitte so wie Abbildungen und Beschrei- bungen der aufgefundenen Fossilien sind dem Werke beigefügt. Inzwischen hatte eine andere Unternehmung Veranlassung gegeben zur Gründung des sogenannten Museum of econo- mical, oder wie es gegenwärtig heisst of practical Geo- logy in London. Der von der Regierung beschlossene Bau der. neuen Parlamentshäuser schien vor Allem eine sorgfältige Wahl der zweckmässigsten Bausteine nöthig zu machen, um dem, mit einer der Grösse der englischen Nation würdigen Pracht aufzuführenden Gebäude eine entsprechende Dauerhaftig- keit zu verleihen. Eine eigene Commission wurde der Leitung des Sir Henry de la Beche untergeordnet, die durch die sorgfältigsten Untersuchungen die zu dieser Wahl nöthigen Daten lieferte. Man berücksichtigte dabei einerseits die durch direcete Untersuchungen ermittelbare Beschaffenheit des Gesteines, die chemische Zusammensetzung, relative Festigkeit desselben, die Kosten der Gewinnung und Leichtigkeit des Transportes, andererseits richtete man aber auch ein Hauptaugenmerk auf die Fähigkeit, der Verwitterung zu widerstehen, die die ver- 62 schiedenen Arten der Gesteine bei vorhandenen Bauwerken aus den ältesten Zeiten bewährt hatten, und gelangte so nach mehr- jährigen Bemühungen zu einer Zusammenstellung, die, durch den Druck veröffentlicht, nicht bloss für den einen speciellen Fall die gegebene Aufgabe löste, sondern auch jedem Bau- meister die Mittel an die Hand gibt, für jedes in irgend einer Gegend von Grossbritannien aufzuführende Bauobject das ge- eignetste Material mit der grössten Sicherheit zu wählen. Sir Henry de la Beche so wie er einerseits bei jeder Gelegenheit darauf hinwirkte die von der Wissenschaft geliefer- ten Resultate zur allgemeinen Anwendung in der Praxis zu bringen, wusste aber auch aus dieser rein zum Besten der In- dustrie bestimmten Arbeit den entsprechenden Nutzen für die Wissenschaft zu entnehmen. Auf seinen Antrag wurde beschlos- sen, sämmtliche bei diesen Untersuchungen gesammelte Ge- steinsstücke aufzubewahren und in einem eigenen Museum un- terzubringen, dessen Sammlungen sich nun von Jahr zu Jahr erweiterten. Bald erhielt dasselbe die Bestimmung alle in Eng- land vorkommenden Mineralien, Gebirgsarten, Petrefakten zu sammeln, den Rohstoffen des Mineralreiches Muster der durch Verarbeitung aus denselben gewonnenen Industrieprodukte bei- zufügen, und durch vollständige Reihen die allmähligen Verän- derungen darzustellen, die das ursprüngliche Materiale erlei- det, bis es zu einem im gewöhnlichen Leben brauchbaren Ge- Senstande umgewandelt ist. Mit dem Museum wurde ferner unter dem Namen des Mining Record office unter Robert Hunt’s Lei- tung ein Bureau vereinigt, welches alle für den Bergbau wichti- gen, geschichtlichen und statistischen Nachrichten, Grubenkar- ten, Pläne u. dgl. m. sammelt, die wichtigsten davon publizirt,.. die übrigen jedoch zu steter Einsicht jedes Privaten bereit hält. Die wichtigste Epoche in der Geschichte der Unterneh- mungen, von denen die Rede ist, bildet jedoch die Reorganisa- tion, die im Jahre 1845 mit denselben vorgenommen wurde. Sir Henry de la Beche war bis dahin immer noch unter dem sogenannten Ordonance Survey gestanden. In dem gedach- ten Jahre wurde er dem Departement der Woods und Forests zugetheilt und gleichzeitig eine neue umfassende Erweiterung der ihm unterstehenden Anstalten beschlossen. 63 De la Beche erhielt den Titel eines Director General des Geological Survey of the united Kingdom und die Arbeiten in England und in Irland wurden zusammen seiner Leitung unterstellt. Ramsay wurde zum Director der in England, Capitain James, dem jedoch bald Oldham nachfolgte zu dem der in Irland anzustellenden Arbeiten ernannt. Durch eine eigene Parlamentsakte vom 31. Juli 1845 wurde den sämmtlichen mit Untersuchungen beim @Geological Survey beschäftigten Perso- nen das Recht zugestanden, jedes in Privatbesitz befindliche Stück Land zu betreten, die Gesteine, Gebirgsschichten und Mineralien desselben zu untersuchen, von diesen so viel wie nöthig wegzunehmen, überall, wo das Bedürfniss es erfor- derte, den Boden aufzugraben, um sich von der Beschaffen- heit desselben zu überzeugen, und Merkzeichen darin zu befe- stigen. Um die Arbeiten in einem ausgedehnteren Masstabe be- treiben zu können, wurde ferner das Personale der Anstalt be- trächtlich vermehrt. Playfair als Chemiker, Forbes als Pa- läontologe und W. Smyth zur Aufnahme und Untersuchung der Bergwerke beim Survey angestellt. Gleicherweise erhielt das Museum eine grössere Ausdeh- nung. Das Parlament votirte eine Summe von /. 30,000 zum Baue eines neuen Gebäudes, welches im gegenwärtigen Momente bereits vollendet in Piccadilly in London dasteht; eine Biblio- thek, dann Sammlungen von Modellen wichtiger beim Bergbau in Anwendung stehender Maschinen und Werkzeuge und von plastischen Darstellungen der wichtigsten Bergbaudistrikte wur- den angelegt. Seither wurden die Arbeiten mit einer der gros- sen nunmehrigen Arbeitskraft entsprechenden Schnelligkeit fort- geführt, ohne dass die während der Zeit seiner Dauer einge- tretenen Ministerwechsel einen hemmenden Einfluss darauf aus- geübt hätten. Nebst den geologischen Karten, die stets sobald eine et- was grössere Abtheilung des Landes vollendet war, herausge- geben wurden, begann man im Jahre 1846 mit der Veröffent- lichung der Memoirs of the Geological Survey, die die wissen- schaftlichen Arbeiten sämmtlicher an der Anstalt beschäftigten Personen gesammelt der Oeffentlichkeit übergeben sollten. Bis 64 zum gegenwärtigen Augenblicke sind 3 Bände erschienen, auf deren Inhalt ich später noch zurückkommen will. . Vielerlei un- mittelbar für die Praxis wichtige Fragen, die oft mit langwie- rigen Untersuchungen verknüpft waren, konnte der Geological Survey zur Beantwortung übernehmen. Als eine der umfassend- sten Spezialuntersuchungen erwähne ich hier nur noch die auf Verlangen der Lords der Admiralität unternommene Prüfung der sämmtlichen Steinkohlen hinsichtlich ihrer Brauchbarkeit für die Dampfschiffahrt. Als besonders wichtige Momente kom- men dabei nebst der Heitzkraft, dem Aschengehalt und den an- deren bei jeder Anwendung dieses Brennmaterials wichtigen Eigenschaften auch noch die geringere oder grössere Porosität, ‘da es von Wichtigkeit ist eine grosse Gewichtsmenge an einem beschränkten Raum unterzubringen, ferner die Festigkeit der Stücke, die ungeachtet, der durch das Schwanken der Boote hervorgebrachten Erschütterungen nicht zerfallen dürfen u. s. w. zu berücksichtigen. Man beschloss zu allen nöthigen Erhebungen nicht blos chemische Versuche, sondern wirkliche praktische Proben zu veranstalten. Zur Deckung der Kosten bewilligten die Lords der Admiralität einen jährlichen Beitrag von /. 600, und unter ‚der Leitung von Playfair und Phillips wurde nun in Put- ney an der vor acht Jahren errichteten polytechnischen Lehr- anstalt ein Dampfkessel (Boiler) aufgebaut und die Untersu- chungen begonnen, über deren Ergebnisse im diessjährigen Sommer der erste Bericht erschienen ist. 2. Administration. Unter dieser Rubrik sollen die bei dem @eological Survey beschäftigten Personen namentlich aufgeführt , und ihr Wir- kungskreis und ihr Gehalt, so weit diese Daten mir bekannt wurden, mitgetheilt werden. Wenn auch nicht von. wissen- schaftlichem Werthe, können diese Daten doch als Verglei- chungspunkt dienen, wenn es sich darum handelt ähnliche An- stalten anderswo zu errichten, Mit der obersten Leitung aller Geschäfte ist, wie schon mehrfach erwähnt, Sir Henry de la Beche beauftragt; er bezieht als Director General of the Geological Survey of the 65 united Kingdom jährlich I. 500, und als Director des Museum of practical Geology weitere I. 300, den Winter bringt er in London zu, im Sommer dagegen macht er zahlreiche Revisi- onsreisen nach den eben in Bearbeitung begriffenen Landes- theilen, hauptsächlich auch nach jenen Gegenden, wo beson- dere bei den Arbeiten sich ergebende Schwierigkeiten die An- wendung seiner Kenntnisse und seiner Erfahrungen nöthig ma- chen, Er correspondirt mit dem First Commissioner of the Woods and Forests, gegenwärtig Lord Morpeth. Die Arbeiten im Felde selbst leiten die Directoren Ram- say in England und Oldham in Irland, die sowohl selbst un- mittelbar an den Aufnahmen Theil nehmen, als auch die Arbei- ten der Assistenten, die ihnen von Woche zu Woche brieflich das Ergebniss ihrer Forschungen mittheilen, beaufsichtigen, und von Zeit zu Zeit revidiren. Sie selbst erstatten periodisch Berichte an de la Beche. Jeder von diesen Direetoren erhält einen Gehalt von I. 300 und überdiess ein Pauschale von I. 50 für Reisen in- nerhalb der Entfernung von 15 engl. Meilen von dem jeweili- sen Orte seines Aufenthaltes. Weitere Reisen, dann die in ih- rer Correspondenz mit den Assistenten und mit dem General- Director gemachten Postauslagen u. s. w. werden ihnen beson- ders vergütet. Unter jedem dieser Direetoren ist nun eine wechselnde Anzahl von Assistenten beschäftigt. Ihre Ernennung hängt un- mittelbar von de la Beche ab, der Individuen, die sich als unbrauchbar erweisen, auch ohne weiters entfernen kann. Zur Zeit unserer Anwesenheit in Llanberris, dem diessjährigen Hauptquartier von Ramsay, hatte derselbe 5 Assistenten, die Herrn Jukes, Aveline, Breston, Sellwyn und Trim- mer, die je nachdem die Arbeiten fortschreiten, von einem Orte zum andern übersiedeln. Die jüngeren dieser Herren füh- ren den Titel Assistant Geologists, und beziehen einen Gehalt von I. 150, sobald jedoch ihre Befähigung zu den Arbeiten sich erprobt hat, werden sie zu Geologists befördert, und ihr Gehalt wird auf !. 200 erhöht. Reiseauslagen werden ihnen besonders vergütet. Bei dem Geological Survey sind ferner ge- Senwärtig noch beschäftigt: 66 Herr Warington Smyth, als Mining Geologist, der die Aufnahmen der Gruben besorgt, oder gelegentlich auch an den eigentlichen geologischen Arbeiten 'Theil nimmt, mit !. 250 Gehalt. Forbes, als Paläontologe, der die gesammelten Fossi- lien untersucht und bestimmt, mit I. 300 Gehalt. Ihm sind beigegeben Salter, als Assistent, mit 2. 150. Ferner zwei Zeichner: Baily und Bone, ersterer mit /. 150, letzterer mit 1.140. Sowohl Forbes selbst als Salter bringen den grös- seren Theil ihrer Zeit in London zu, doch werden sie häufig auch auf das Land hinausgesendet. Die Zeichner werden, wenn das Bedürfniss es erfordert, nach den im Lande zerstreuten Museen und Privatsammlungen entsendet, um daselbst befind- liche wichtige Fossilien abzubilden. Noch stehen unter Forbes einige Leute, die fortwährend mit dem Sammeln von Petrefaeten beschäftigt sind. Sie bezie- hen einen Taggehalt von 4 bis 6 Sh. Dr. Hooker, als Botaniker, zur Untersuchung der fos- silen Pflanzen. Dr. Lyon Playfair, als Chemiker, mit I. 250 Ge- halt. Ihm stehen als Assistenten die Herren Thomas Ran- some und Benjamin Cooper zur Seite, Noch hat gegenwärtig der Survey die Mitwirkung des Herrn Professors John Phillips, der selbständig die Auf- nahmen der jurassischen Distriete in Gloucester und Dorset- shire begonnen hat, und einen Gehalt von !. 300 bezieht, und die des Capt. Ibbetson, der die Aufnahme sämmtlicher Eisen- bahn-Durchschnitte besorgt, genommen. Am Museum of practical Geology sind endlich noch an- gestellt: R. Phillips, als Chemiker und Curator mit I. 200. R. Hunt, als Keeper of Mining Records mit I. 200. I. Reeks, als Secretär, ferner Diurnisten und Kanzleipersonale. Die Gesammtauslagen der ganzen Anstalt werden nach einem Voranschlag jährlich besonders bewilligt. Sie beliefen sich im letzten Jahre auf I. 9000, wovon ungefähr 6000 auf den Geological Survey, und ungefähr 3000 auf das Museum of practical Geology entfallen. 67 3. Ausführung der Arbeiten. a. Aufnahme der Karten und Durehschnitte. Die mit den geologischen Aufnahmen beauftragten Personen, die Assistant Geologists, die Geologen und die Directoren, arbeiten jeder einzeln, doch gewöhnlich alle ziemlich nahe bei- sammen. Jeder erhält zwei Exemplare der Karte des zu unter- suchenden Distrietes, die eine zum Eintragen der Beobachtun- gen im Felde, die andere um die gewonnenen Resultate zu copiren. Die Aufnahme geschieht, so weit diess nur immer thunlich ist, durch directes Verfolgen der Grenzlinien in der Natur; nur wo diess der Culturverhältnisse wegen unmöglich ist, erlaubt man sich, die nach allen Umständen wahrschein- lichste Grenzlinie durch Verbindung der beiden nächst gelegenen Beobachtungspuncte zu ziehen. Die Genauigkeit, mit welcher man bei dieser Beobachtung zu Werke geht, hatten wir Gele- genheit, als Begleiter des Herrn Director Ramsey, der in diesem Herbste die Aufnahme des Thales von Llanberris in Nordwales unternahm, zu sehen. Die Abhänge des Snowdon gegen dieses Thal zu bestehen theils aus Trappfelsen, theils aus verändertem Sandstein und Schiefermassen, die durch unter- seeische Eruptionsproducte, Laven, Aschen u, s. w., verun- reinigt und durch spätere Metamorphose verändert, oft beinahe jede Spur von Schichtung und jedes Merkmal eines neptunischen Gebildes eingebüsst haben. Es ist eine eben so schwierige als an und für sich genommen undankbare Arbeit, die viel ver- schlungenen Grenzlinien zwischen diesen beiden Arten von Ge- steinen durch die unwirthbaren, steilen und oft nur mit grosser Gefahr zugänglichen Felspartien zu verfolgen. Doch unterzog sich derselben Herr Ramsay mit unverdrossenem Eifer :und verliess keine Stelle, bevor er nicht durch oftmaliges Verglei- chen und Wiederbeobachten die Grenzlinie mit Sicherheit er- mittelt hatte. Die von den Assistenten und Geologen aufgenommenen Districte werden in jedem Frühjahre von den Directoren noch einmal revidirt, etwaige besonders von Seite der Anfänger gemachte Fehler verbessert, und wenn es nöthig ist, von Neuem aufgenommen; überdiess durchkreuzt de la Beche selbst von 68 Zeit zu Zeit nach willkürlich gewählten Richtungen das Land, um sich persönlich von der Richtigkeit der Arbeiten zu über- zeugen. Auf diese Weise bringt man eine Genauigkeit in der Aufnahme der geologischen Karten hervor, die für den gewähl- ten Masstab als die grösstmöglich erreichbare erscheint. Gleichzeitig mit der Aufnahme der Grenzlinien der Gesteine werden Beobachtungen über das Streichen und Fallen der Schichten und über andere bemerkenswerthe Erscheinungen gemacht und in Notizenbücher niedergeschrieben. An den Stellen, die durch das häufigere Vorkommen von Fossilien bemerklich sind, wer- den die Fossiliensammler gesendet, und die organischen Reste, man möchte sagen, jeder einzelnen Schichte besonders zusam- mengebracht und nach London gesendet. Erst nach Vollendung der geologischen Karten eines Di- strietes wird zur Anfertigung der Durchschnitte in allen jenen Richtungen, die besonderes Interesse versprechen, geschritten. Dieselben werden durchgehends mit geometrischer Genauigkeit aufgenommen. Als Basis dient bei allen die Oberfläche des Meeres; die Oberflächengestaltung des Bodens wird mit Theo- dolith und Messkette gemessen, das Fallen der Schichten mit dem Gradbogen abgenommen, und auf diese Weise ein mit der Natur vollkommen übereinstimmendes Bild erhalten. Nebst den geologischen Durchschnitten werden auch, wo es immer thunlich und interessant erscheint, Aufnahmen der Schichtenfolgen. in den Schächten vorgenommen, doch wurden diese in den meisten Fällen nicht von den Mitgliedern des Sur- vey gemessen, sondern von den Besitzern der Gruben mit- getheilt. Alle diese Aufnahmen, die natürlich oft in einer gegen die Schichtungsfläche geneigten Linie bestimmt sind, werden auf die zur Schichtungsfläche senkrechte Richtung redueirt, um die wirkliche Mächtigkeit der einzelnen Gesteinlagen unmittelbar dargestellt zu erhalten. b. Herausgabe der Karten und Durchschnitte. Die Karten des Ordonance Survey, die bei der Aufnahme im Felde benützt werden, dienen in gleicher Weise als Grund- lage zur Herausgabe der geologischen Karten. Dieselben sind 69 in dem Massstabe von 1 Zoll auf die englische Meile — 800 W. Klafter, also 2, Mal so gross, als unsere Generalquartier- meisterstabs-Karten gefertigt. Die Originalplatten sind in Kupfer gestochen. Für die geologischen Karten wird von den betreffenden Platten ein galvanoplastischer Abdruck genommen und in die reproducirten Platten werden die Grenzlinien nachträglich ein- sravirt. Die Colorirung geschieht aus freier Hand. Auch die Durchschnitte werden nach den vom Survey ge- lieferten Zeichnungen in Kupfer gestochen. Bei allen ist für die Höhen und Längendimensionen ein gleicher Masstab ange- nommen, so dass das Bild nicht verzerrt, sondern naturgetreu erscheint, Auch die Durchschnitte werden aus freier Hand colorirt, | e. Arbeiten im Museum zu London. An die Arbeiten zur Aufnahme und Herausgabe der Karten und Durchschnitte reihen sich diejenigen an, welche in dem Museum in London ausgeführt werden. Ihre volle Entwicklung werden dieselben wohl erst finden, wenn das mehrfach erwähnte neue Gebäude in Piccadilly bezogen sein wird. Der Haupt- eingang in dasselbe ist an der Rückseite angebracht, weil der lebhaften Communication in der Piccadilly halber, der- selbe in dieser Strasse nicht gestattet werden konnte. Durch eine schöne Vorhalle kommt man unmittelbar in den Hauptsaal, der den bei weitem grössten Theil des ganzen Gebäudes, das 170‘ lang, 80’ breit und 80‘ hoch ausgeführt ist, einnimmt, Die Beleuchtung erhält derselbe durch das Glasdach von oben. Zwei Gallerien übereinander sind an den Wänden angebracht, um den zur Aufstellung der Sammlungen disponiblen Raum zu vergrössern. Unter dem Saal und auch durch das Oberlicht, welches durch eine grosse runde Oeflnung in der Mitte des Saales heruntergelassen wird, erleuchtet, befindet sich ein gros- ser Vorlesesaal, in welchem während des Winters Vorträge über Geologie, Paläontologie, Chemie, und nach Sir de la Beche’s Wunsch später auch über Bergbau und Hüttenkunde gehalten ‘werden sollen. So wie in Frankreich, wo die Ecole des mines in Paris sich befindet, geht man auch hier von der Ueberzeugung aus, dass die theoretische Bildung, die dem Bergmann nöthig “0 ist, am besten in der Hauptstadt, wo man leicht die besten wissenschaftlichen Kräfte zu den Vorträgen findet, wo Profes- soren und Schüler durch reiche Bibliotheken, Sammlungen und Anstalten aller Art in ihren Studien unterstützt werden, wo endlich das lebendigere wissenschaftliche Leben eine gewaltige Anregung auf jeden Einzelnen ausübt und zu angestrengtester Thätigkeit ihn anspornt, erlangt werden kann, wogegen dann der praktische Theil der nöthigen Kenntnisse überhaupt in all- gemeinen Vorlesungen nicht beigebracht werden kann, sondern durch Aufenthalt und Reisen an verschiedenen in anerkannt gutem Betriebe stehende Berg- und Hüttenwerke erworben werden muss. Ferner befinden sich noch in dem Gebäude das chemische Laboratorium in 4 Zimmern, von welchem, da es ganz nahe unter dem Stockwerke angebracht ist, ein Aufzug in den Vor- lesesaal herabführt, dann 2 Arbeitszimmer für Paläontologie, 1 Zimmer für das Mining Record office u. s. w. Durch einen electrischen Telegraphen wird die Communication zwischen den einzelnen Theilen des Gebäudes vermittelt. In dem Hauptsaale, in der Mitte des Gebäudes, wird die grosse Sammlung englischer Mineralien, Gebirgsarten, Petre- facte und der daraus gewonnenen Industrieproducte aufgestellt werden. Dieselbe befindet sich gegenwärtig und zwar zum grossen Theile verpackt in einem gemietheten Gebäude im Craigs Court in Charing Cross. Diese Sammlung wird, was die ursprünglichen Naturproducte betrifft, grösstentheils durch den Fleiss, der mit der Aufnahme des Landes beauftragten Personen und der eigens zu dem Zwecke angestellten Samm- ler vermehrt. Nur selten werden einzelne, besonders werth- volle Gegenstände angekauft. Man erhält durch das Selbst- sammeln der Petrefacte insbesondere den Vortheil, eine voll- kommen genaue und verlässliche Angabe nicht nur des Fund- ortes, sondern sogar der Schichte, welcher die Gegenstände angehören, zu erlangen. Was die Industrieproducte betrifft und die Reihen durch welche der Uebergang aus dem Rohstoffe zu den ersteren dar- gestellt wird, so kommt der Anstalt der Patriotismus der Eng- länder , die jede zum Nutzen des Vaterlandes begonnene Ar- ER 1 beit auf das liberalste unterstützen, sehr zu statten. Kostbare Mineralien, Industrie- Erzeugnisse und die oben erwähnten Reihen findet man in grosser Menge als Geschenke von den einzelnen Gruben- und Fabriksbesitzern. Doch scheut man an- derseits auch keine Kosten um wo es nöthig ist durch diree- ten Ankauf die Sammlung zu bereichern. — Durch Industrie- produete aus alten Zeiten sucht man die Geschichte der Ver- besserungen und die stufenweise Vervollkommnung ersichtlich zu machen, die bei der Fabrikation derselben seit ihrem Be- ginn stattgefunden haben. Ohne hier weiter in Einzelnheiten einzugehen, will ich nur noch bemerken, dass die Sammlung der Bausteine, die, wie schon erwähnt, Veranlassung gab zur Errichtung des gan- zen Museums schon darum ein besonderes Interesse verdient. Die Muster bestehen aus geschnittenen Würfeln von etwa 6 Zoll Seite, die polirt sind um die Beschaffenheit des Ge- steines besser erkennen zu lassen. Auf den Etiquetten befin- det sich nicht nur der Steinbruch bezeichnet, dem sie entnom- men sind, sondern man findet auch die wichtigsten Gebäude angezeigt zu deren Aufführung sie gedient haben. In der Abtheilung für Paläontologie (auch diese befindet sich gegenwärtig in einem gemietheten Locale) wird von den Paläontologen die Untersuchung und Bestimmung der eingesam- melten Fossilien vorgenommen. Was sich dabei Neues ergibt wird gezeichnet, dann in Stahl gestochen und in den Memoirs des Geological Survey veröffentlicht. Das Laboratorium dient nicht nur um Untersuchungen und Analysen, die für den Survey nöthig sind, auszuführen, son- dern man untersucht auch gegen Bezahlung Gegenstände, die von Privaten zu diesem Zwecke gebracht werden, Die Sammlungen von Grubenkarten und statistischen Nach- richten im Mining Record office sind, da keine wie irgend ge- artete Nöthigung für die Besitzer besteht diese mitzutheilen, grösstentheils auf die Liberalität der Privaten angewiesen, und in der That scheint es nicht, dass man bisher in irgend einer Gegend Schwierigkeit gefunden habe sich die nöthigen Daten zu verschaffen; die Veränderungen , welche durch den fortge- setzten Bau hervorgebracht werden, werden von Zeit zu Zeit Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. II. Heft. 6 72 in den Karten nachgetragen. Ein besonderes Augenmerk rich- tet man darauf, die Karten und Pläne der Bergbaue, die aufgelassen werden, sich zu verschaffen, um in späteren Zei- ten, wenn, wie es so oft geschieht, ein derartiger Bau wieder in Angriff genommen werden soll, die nöthigen Daten dazu liefern zu können. 4. Erhaltene Resultate. Als das Wichtigste der erhaltenen Resultate sind ohne Zweifel die vom @Geological Survey herausgegebenen geologi- schen Karten und Durchschnitte zu betrachten. Ein Blick auf die Karten genügt um ihre Vorzüglichkeit anzuerkennen. Ge- nauigkeit der Aufnahme und Schönheit der Ausführung verei- nigen sich, um dieselben auf eine Stufe der Vollendung zu heben, die bisher bei keiner ähnlichen Arbeit in gleichem Masse erzielt wurde, Vollständig fertig geworden sind bisher 26 grössere Blät- ter von 22°”, Zoll Höhe und theils 28, theils 33 Zoll Breite, dann 8 Blätter die den vierten Theil der Fläche der ersteren bilden. Man hatte anfänglich zur Herausgabe die bedeutendere Grösse gewählt, sich jedoch nachher von der Zweckmässigkeit eines kleineren Formates überzeugt. Sie umfassen den ganzen Südwesten von England mit Cornwall, Devonshire, Som- mersetshire, einen Theil von Gloucester und Wilt- shire, dann Monmouth, Glanmorgansh., Brecknocksh., Caermarthensh., Pembrockesh., Cardigansh., Rad- norsh., endlich einen Theil von Montgommery, Shropsh. und Herfordsh. Alle Blätter haben den Masstab von 1 engl. Zoll die engl. Meile, d. i. 1 zu 64.000. Alle Blätter können unmittelbar an einander gestossen werden, eine grosse Bequemlichkeit bei der Benützung, für welche zu sorgen man bei der Herausgabe der Karten unseres General - Quartiermei- sterstabes neuerlich leider verabsäumt hat, indem diese nach den einzelnen Provinzen abgegränzt werden. Ueber die längst anerkannte Trefflichkeit der Terrainzeichnung etwas weiteres zu Sagen wäre überflüssig, dagegen möge hier das Farben- Schema folgen, welches eine Uebersicht der angenommenen 73 Formations-Abtheilungen gewährt, und demselben habe ich die Angabe der angewendeten Farben beigefügt, die das bei einer grossen Anzahl von zu bezeichnenden Gegenständen so schwer zu erreichende Erforderniss, gut unterscheidbar zu seyn, in hohem Grade besitzen, und überdiess durch ihre Durchsich- tigkeit der Terrainzeichnung, den Schriften und anderen Zeichen nichts von ihrer Deutlichkeit benehmen. 1. 2. 3. en SS Flugsand (Blown Sand) — Gebrannte Sienna (Punktirt). Alluvium — Indigo und Indiangelb. Burtle beds (muschelfüh- rende Ablagerungen auf in neuerer Zeit emporge- hobenem Meeresboden) — Gebrannte Sienna in welligen Streifen. . Kies, Schotter (Gravel), älterer Drift, wenn er ältere Schichten so be- deckt, dass man diese nicht erkennen kann. — Streifen von Indiangelb, punk- tirt mit Lack. . Bovey-Lignit und Thon. — Gummigut und gebrannte Sien- na, gestreift mit Lack. . Plastischer Thon. — Gummigut und gebrannte Sien- na gestreift mit Grün. . Kreide. — Blass-gebrannter Umber. . Oberer Grünsand. — Smaragdgrün. . Gault. — Smaragdgrün über lichthlau. . Unterer Grünsand. — Smaragdgrün, punktirt mit Lack. . Purbeck Schichten. — Blass-orangeroth (pale orange ı chrom) punktirt mit Lack. . Portland Oolith. — Römischer Ocker. . Portland Sand. — Römischer Ocker, punktirt mit Lack. . Kimmeridge Thon. — Indigo und Sepia. . Corallenkalk u. Oxford- oolith — Orangeroth (orange chrom.) . Oxford Thon. — Gebrannte Sienna. 6 * . Cornbrash. . Forest Marble. . Grosser Oolith. . Walker - Erde (Fullers Earth.) . Waikererde Felsen. . Unterer Oolith. . Sand des unteren Oolith. . Lias. . Marlstone. . Rother und bunter Mer- gel (Red Marl.). . Grauer Sandstein und Schiefer in den rothen Mergeln (Keuper.) . Rother Sandstein. . Magnesia Kalkstein und Conglomerät. . Kohlenfelder (Coal Mea- sures). . Kohlensandstein (Mill- stonegrit). . Kalkstein im Kohlensand- stein oder den Kohlen- schichten. . Kohlenkalk (Corbonife- rous Limestone). . Schiefer des unteren Koh- lenkalkes (Lower Carbo- niferous Limestone Shale). . Alter rother Sandstein . Kalkstein im alten, rothen Sandstein (Cornstone) en Gummigut und gebr. Sienna. Schwacher gebr. Umber über blassen Chrom (Washd. burn. Umber over pale Chrom.) Chromgelb. Sepialack und Venetianer Roth. Sepialack. Indiangelb. Indiangelb, punctirt mit Lack. Dunkel gebrannter Umber. Gebrannter Umber, bedeckt mit Indiangelb. Venetianer Roth. Indigo, über Venetianer Roth. Venetianer Roth mit dunkleren Streifen desselben. Venetianer Roth. Sepia. Sepia, bedeckt mit Gummigut. Indigo. Preussisch-Blau, blass. Preussisch-Blau, dunkel. Indian-Roth. Indian- Roth, bedeckt mit Preuss. Blau. » M MR 36. 37. 38. 39. a0. 41. A2. 42. 43. 44. 45. 45. 46. die Devonisches. Oberes Silurisches. — Unteres Silurisches. _ Kalkstein, silurischer. — Wenlock-Schiefer. — Cambrisches System. — Caradoc-Sandstein. — Hornblendefels und Horn- blendeschiefer. — Chloritschiefer, Glimmer- schiefer und Gneiss. — Syenit, Grünstein und Hornblendefelsen (Trapp- felsen.) —_ Feldspathfels, in welchem Hornblende selten vor- kommt, mit gewöhnlichen Trappfelsen. — Hypersthen. — Trappfelsen in dem neuen rothen Sandstein von Devonsh. — . Diallage. ER. . Serpentin. . Feldspathporphyr (Elvan).— . Granit. = 75 Indian-Roth und Indigo. Indigo und Carmin, dunkel. Indigo „ » blass. Kobalt. Indigo über die Farbe des Si- lurischen. Venetiäner Roth und Indigo. Gummigut über die Farbe des Silurischen. Hooker’s Grün Nr. 2, gekreuzt mit Lack. Indigo und Lack. Hoocker’s Grün Nr. 2. Hooker’s Grün Nr. 2, gestreift mit Lack. Hooker’s Grün Nr. 2, punktirt mit Lack. Orangeroth (orange chrom), gestreift mit Lack. Hooker’s Grün Nr. 2, gestreift mit demselben. Hooker’s Grün Nr. 1. Carmin, dunkel. ss licht: Das Farbenschema der zuerst publieirten Karten enthält Nummern 40—42 nicht, 41 war früher mit 38 verbunden, Erst die Untersuchungen in Mittel- und Nordwales machten die Annahme dieser Etagen nöthig. Als besondere auf die Geolo- gie bezughabende Zeichen sind noch zu erwähnen : 76 Weisse Linien, dieselben bezeichnen Verwerfungen (Faults); dunkle Linien, das Ausbeissen der Kohlenflötze, Goldlinien, das Ausbeissen von Erzgängen , Goldpunkte, das Vorkommen von Waschzinn. Durch eigenthümliche Zeichen sind die Lagerungsverhält- nisse der Schichten markirt,, so bedeuten + horizontale Schich- ten, /Y das Fallen der Schichten, / das allgemeine Fallen von wellig hin- und hergebogenen Schichten, + vertikale Schich- ten, die längere Linie gibt das Streichen an, nn Schichten, die nach allen Richtungen verbogen sind, / antiklinische Li- nien, / synklinische Linien, Endlich sind noch die verschiedenen Bergbaue mit nach der Art des gewonnenen Metalles verschiedenen Zeichen mar- kirt, als Gold ©, Silber ), Kupfer Q, Zinn 9, Blei 7, Man- gan X, Eisen 5‘, Zink Z. Von den geologischen Durchschnitten sind bisher 1%7 Blätter erschienen. Ihr Masstab ist 6 Zoll auf die Meile, d. i. 1:10666. Die Farben sind dieselben wie bei den Karten. Als Basis ist bei allen die Oberfläche des Meeres angenom- men, und erstrecken sich Beobachtungen noch tiefer, so wer- den dieselben nur durch Linien angedeutet, nicht aber colorirt. Zahlreiche, den einzelnen Schichten beigefügte Noten, geben über petrographische Beschaffenheit, organische Einschlüsse u. S. f. Auskunft. Zugleich ist durch ideale Linien die wahr- scheinliche ehemalige Configuration des Terrains, wie sie durch Verfolgung der Richtung der Schichten sich ergibt, dargestellt, eigene Linien geben die Richtung der Schieferung , die so oft in vollkommen gleichem Verlaufe die mannigfaltig gebogenen Schichten durchkreuzt, an. Von den Verticalsectionen, die in den Schichten aufge- nommen wurden, sind bisher 15 Blätter erschienen. Sie haben den Masstab von 1 Zoll auf 40 Fuss, d. i. 1:480, und sind nicht gemahlt; die beigefügten Noten enthalten ein Detail, wie es bisher kaum noch bei irgend einer geologischen Arbeit er- reicht wurde. Alle jene Daten und Erfahrungen, die sich bei der geolo- gischen Durchforschung des Landes ergeben, so wie die Spe- cialarbeiten der Mitglieder des Geological Survey überhaupt, 77 sind in den Memoirs of the Geological Survey of Great Britain and of the Museum of practical Geology in London enthalten. Von dieser Sammelschrift sind bisher zwei Bände, der zweite in zwei Abtheilungen in Gross- Octav erschienen. Die vielen dem Texte eingedruckten Holzschnitte, die pracht- vollen Stahlstiche der Fossilien und zahlreiche Illustrationen aller Art, erhöhen nicht wenig die Brauchbarkeit der trefllichen Arbeiten. Ein Inhaltsverzeichniss wird die beste Uebersicht der Tendenz des Ganzen geben. I. Band. 1. Ueber die Bildung der Gesteine in Süd-Wales, und dem südwestlichen England von Sir Henry T. de la Beche. 2. Ueber die Entblössung (Denudation) von Südwales und den anliegenden Grafschaften von England, von Andrew C. Ramsay F. G.S. 3. Ueber das Verhältniss der jetzigen Fauna und Flora der brittischen Inseln zu den geologischen Veränderungen, welche den Flächenraum derselben, hauptsächlich während der Zeit des Absatzes der nördlichen Anschwemmungen (Northern Drift), betroffen haben, von Edward Forbes F. R. S., L. S., @. S. 4. Bemerkungen über den Einfluss des Magnetismus und der Voltaischen Elektricität, auf die Krystallisation und andere Verhältnisse der Materie, von Robert Hunt. 5. Ueber die Gase, die sich bei der Bildung der Kohle entwickeln, von Dr. Lyon Playfair. 6. Bemerkung über die Gogofan- oder Ogofan-Grube bei Pumpsant, Caermarthenshire, von Warington W.Smyth. M.A. 7. Bericht über die Bergakademien in Sachsen und Un- garı, von Warington W. Smyth. M. A. 8. Notiz über die bergmännischen Lehranstalten in Frankreich. 9. Bericht über die in Frankreich gewonnenen Kohlen und Lignite, und über das Eisen und den Stahl, die daselbst erzeugt werden. 10. Notiz über das in Cornwall gewonnene Kupfer und Zinn, von Robert Hunt. 18 IE. Band, 1. Theil. 1. Die Malvern-Hügel, verglichen mit den paläozoischen Distrikten von Abberley u. s. w., von John Phillips F.R. S. 2. Paläontologischer Appendix dazu, von John Phillips F. R. S. und John William Salter A. L.S,F. GG. S. II. Band, 2. Theil. 1. Ueber die Vegetation der Kohlenperiode, verglichen mit jener unserer Tage, von Dr. Hooker F.R. S. 2. Ueber einige Eigenthümlichkeiten in der Struktur der Stigmaria, von Dr. Hooker. 3. Bemerkungen über die Struktur und die Verwandtschaf- ten einiger Lepidostrobi, von Dr. Hooker F.R. S, 4. Ueber die fossilen Asteriasarten der brittischen Schich- ten, vonEdward Forbes E.R. S. 5. Ueber die Cystideen der silurischen Schichten der brit- tischen Inseln, von Edward Forbes F.R. S. 6. Erster Bericht über die Kohlen, die sich zur Dampf- schiffahrt eignen, von Sir Henry de la Beche C. B,F.R. S. und Dr. Lyon Playfair F.R. S. %. Ein Versuch über den Einfluss eines schwachen elektri- schen Stromes auf die Materie, von Robert Hunt. 8. Notizen zur Geschichte der Bleigruben in Cardiganshire, von Robert Hunt. 9. Ueber die Grubendistrikte von Cardiganshire und Mont- ‘gomeryshire, von Waringston W. Smyth, M. A., F. ©. S. 10. Ueber die Zusammensetzung einiger Kalksteine, die zum Bauen dienen, besonders jener, die bei der Errichtung der beiden Parlamentshäuser angewendet wurden, von Thomas Ransome und Benjamin Cooper. 11. Ertrag an Bleierzen und Blei in den vereinigten Kö- nigreichen in den Jahren 1845 und 1846. 12. Ertrag an Bleierzen und Blei im Jahre 1847. 13. Tabelle des in den Gruben von Cornwall und Devon in den Jahren 1845, 1846, 1847 erzeugten Kupfers. 14. Tabelle, darstellend den Verkauf von Kupfererzen in Swansea von 1804 bis 1847. 79 Zu den erreichten Resultaten gehören ferner noch die aus- gedehnten Sammlungen im Museum, die in Verbindung mit den, während des Winters abgehaltenen Vorlesungen nicht we- nig dazu beitragen werden, nützliche Kenntnisse im Lande zu verbreiten. Die Untersuchungen der englischen Bausteine und die Resultate, die dieselben gegeben haben, wurden schon oben berührt. Endlich aber darf nicht übergangen werden, dass nicht der geringste Nutzen der Anstalt in den Aufklärungen besteht, die jeder einzelne Gruben-, Fahriks - Besitzer oder Industrielle überhaupt, über alle wissenschaftlichen Fragen, die seinen Ge- schäftszweig betreffen, daselbst bereitwilligst erhält. Ich kann diese Abtheilung meines Berichtes nicht schlies- sen, ohne dankend der Liberalität zu gedenken, mit welcher Sir Henry de la Beche, so wie alle die ausgezeichneten Gelehrten, die unter seiner Leitung mit den Arbeiten beschäf- tigt sind, uns in alle Details derselben Einsicht: zu nehmen, ge- statteten. Ihrer freundlichen Belehrung verdanken wir die ge- nauere Kenntniss einer Anstalt, die durch Grossartigkeit in ih- rer Anlage, durch geistvolle Durchführung des vorgesetzten Pla- nes und durch Reichhaltigkeit für die Wissenschaft so wie für das praktische Leben gleich wichtiger Ergebnisse, alle bisher ausgeführten ähnlichen Unternehmungen weit übertrifft, und wohl lange noch als Muster dienen wird für geologische Untersu- chungen in andern Theilen der Welt. Herr Professor Dr. Hyrtl hielt folgenden Vortrag „über einige interessante Abweichungen der unteren Wir- belbogen der Fische.” Es wird als allgemein gültige Regel angenommen, dass die unteren Bogenstücke der Fischwirbel in dem vorderen, der Bauchhöhle angehörigen Abschnitte der Wirbelsäule die fälsch- lich sogenannten Processus transversi (besser Processus co- starii) bilden, und erst am Schwanzsegmente der Säule sich zu wahren unteren Bogen verbinden, durch welche die Arteria und Vena caudalis hindurch passiren. Bei den meisten Kno- chenfischen, welche solche Processus costarii besitzen, lässt sich die bei jedem folgenden Wirbel zunehmende Convergenz s0 derselben bis zum wahren Zusammenstoss hinter dem After ste- tig verfolgen, und bei einigen derselben ist der Uebergang ge- trennter Processus costarii in geschlossene untere Bogen schon an den letzten Bauchwirbeln durch knöcherne Querbrücken an- gedeutet, welche die Basaltheile der unteren, noch nicht ver- einigten Bogenschenkel, mit einander verbinden, und somit der Canal für die Schwanzgefässe schon am Bauchsegmente der Wirbelsäule zu Stande kommt. ') Da ich seit den Ereignissen, welche den Verlust meiner Sammlungen ‘nach sich zogen, mit der Wiederanfertigung von Materiale für die bevorstehende Eröffnung vergleichend anato- mischer Vorlesungen eifrig beschäftigt bin, hatte ich Gelegen- heit einige interessante Beobachtungen über das Verhalten der unteren Bogen der Fischwirbelsäule zu sammeln, welche den Gegenstand dieser Mittheilung bilden. 1. Centronotus gunnellus. Bei diesem niedlichen Fischchen aus der Familie der Blen- nioidei besteht die Wirbelsäule aus 85 Wirbeln, von welchen 35 der Bauchhöhle, 47 dem Schwanze angehören. Der erste Wirbel hat einen sehr kurzen, höckerähnlichen Processus co- 1) Dieses bei den Salmonen und Clupeen beobachtete Verhalten gilt auch von den mir bekannten Skeleten folgender Arten: Bei Heniochus macrolepidotus von dem letzten der 10 Bauchwirbel, 9» Diodon novemmaculatus „ 9% » „ 10 » » Scomber pneumatophorus „ y » „ 11 D » Trigla hirundo „” den2 9, „ 13 „ Balistes vetula 2» »2 » ERRANG » Holocentrum oceanicum und rubrofuscum SR cn „10 D) » Caranx carangus ln 3 „10 5) » Pomacanthus aureus Sa „9 D) „» Bodianus apua a an 5 „ 10 D) n Cottus gobio ner icn „ 11 D) „ Cottus quadricornis » 9» 3 vorletzten „ 14 » » Sebastes norvegicus Hm 4a)Nletzten.i „. 212 en Hypophthalmus niloticus „ „5 _ » „ 41 D) » Pimelodus bagre N Rs surel B „ Zeus faber ” RO 2) „» 16 Bei Silurus , Esox, Labrus, Uranoscopus, Centriseus, Gerres, Ju- li 7 (patatus), Malthe, Lophius fehlen diese Brücken spurlos. 81 starius,, welcher unmittelbar unter der Wurzel des oberen Bo- genschenkels sitzt, und nach rückwärts gerichtet ist. Der zweite Wirbel entbehrt dieses Rudimentes gänzlich, welches beim drit- ten Wirbel schon an den unteren Theil der Seitenfläche des Körpers herabrückt, und eine stark schräge, nach aus- und ab- wärts gehende Richtung hat. Die Länge desselben ist noch sehr unbedeutend, und beträgt kaum eine Linie. Am vierten Wirbel sitzt der Processus costarius schon an der unteren Fläche des Wirbelkörpers, krümmt sich ein wenig nach aus-, und gleich darauf nach ein- und abwärts, und ver- schmilzt mit seinem gegenständigen Nachbar zu einem verhältnissmässig weiten und hohen Spitz- bogen. Jeder von den folgenden 34 Bauchwirbeln ist durch dasselbe frühzeitige Verschmelzen und Zusammenschliessen der unteren Bogenschenkel ausgezeichnet. Am A. u. 5. Wirbel bildet die Vereinigungs- stelle der beiden unteren Bogenschenkel ein breites, senkrecht stehendes, mit der Schneide nach vorn gekehrtes Knochenblätt- chen, welches an aller folgenden fehlt. Die sonst nur den Schwanzwirbeln zukommende Eigen- thümlichkeit: einen vollständig geschlossenen unteren Bogen zu bilden, ist somit auf sämmtliche Stammwirbel, bis zum Herz hin, vorgerückt; — der einzige bisher bekannte Fall dieser Art '). - Die unteren Bogenschenkel der Bauchwirbel nehmen vom ersten bis zum letzten an Länge allmälig zu, und da jeder derselben zugleich eine leise Krümmung nach aussen besitzt, so wird der von ihnen umschlossene Canal beträchtlich weiter als seine Fortsetzung in der Schwanzwirbelsäule erscheinen, wo die unteren Bogenstücke geradelinig sind, und gleich nach ihrem Abgange vom Wirbelkörper zu einem einfachen unteren Dorne verschmelzen. Der untere Canal der Bauchwirbelsäule muss sonach nebst den Fortsetzungen der Schwanzgefässe noch ein voluminöseres Organ umschliessen, und dieses ist die aus 1) Die 23 vorderen Stammwirbel tragen dünne und kurze Fleischrippen, von denen die beiden ersten an der Basis der oberen Bogenschenkel, der dritte an der Seitenfläche des Wirbelkörpers, alle folgenden 20 an der Ursprungsstelle des unteren Bogens haften. 82 paarigen gelappten Hälften bestehende Niere. Als ich das Thier zum erstenmal auf seine Nieren untersuchte, war ich nicht wenig erstaunt, nach Eröffnung der Bauchhöhle keine Spur derselben zu finden. Ich füllte die 14 Linien lange, also zur Kleinheit des Thieres sehr grosse Blase (welche asymmetrisch rechts vom Mastdarmgekröse liegt) mit gefärbter Flüssigkeit, welche in die nahe am Ursprunge der Urethra mündenden Ure- teren eindrang, und den Weg dieser äusserst dünnen, haarfei- nen Canälchen sichtbar machte. Sie durchbohrten die fibröse Membran, welche zwischen den Bogenschenkeln der zwei letz- ten Bauchwirbel ausgespannt ist, gelangten in den eben er- wähnten unteren Wirbelcanal, und verriethen mir dadurch die wahre, verborgene Lage der Nieren. — Die Vena caudalis seht ununterbrochen durch die Axe des Nierenkörpers hindurch, ohne sich als Renalisadvehens in ihr zu verästeln, nimmt am 27. Wirbel eine ansehnliche, gleichfalls die fibröse Verstopfungsmembran der knöchernen Bogenhälften durchboh- rende Vene des Eierstockes auf, und verlässt über dem Her- zen den Canal, um sich nach rechts an die Basis des Schä- dels zu begeben, wo sie die Vena jugularis dextra superior empfängt, und, durch sie verstärkt, als Sinus pericardiaco- phrenicus dexter zur Auricula cordis gelangt. Die grosse Weite des Canals an den vordersten Wirbeln gibt noch Raum genug für die Ursprünge der Retractoren der oberen Schlund- kiefer. Der Butterfisch ist überdiess noch durch die Asymmetrie seiner weiblichen Zeugungsorgane merkwürdig. Er besitzt nur das rechte Ovarium. Er theilt diese Eigenthümlichkeit mit Am- modytes und dem nahe verwandten Blennius viviparus '); un- terscheidet sich aber dadurch von ihnen, dass die Höhle des einfachen Ovarium nicht durch eine Längenwand in 2 seitliche Fächer getheilt wird. Es liegt ferner das einfache Ovarium nicht unter, sondern über der Harnblase, an der rechten Wand des Mesorectum, und stellt einen äusserst dünnwandigen , bei- nahe anderthalb Zoll langen, und im aufgeblasenen Zustande 1) Nach Stannius Lehrbuch der vergl. Anat. der Wirbelthiere. Pag. 124, Anmerkung 2. 83 vier Linien weiten Sack dar, welcher nur an seiner oberen Wand mit drei Reihen grösserer, warzenähnlicher Knötchen, und zahlreichen, dazwischen liegenden sammtartigen Zotten für die Entwicklung der Eier besetzt ist. — Das Männchen dage- gen hat ganz bestimmt paarige Hoden, welche als lange, aber nur 1 Linie breite Streifen, an beiden Seiten des Mesorectum anliegen. Die weibliche Geschlechtsöffnung liegt so dicht am hinteren Rande der Afteröffnung, dass, wenn man den After durch die eingeführten Arme einer Pinzette aufspritzt, das Ostium genitale noch innerhalb des Afters zu liegen kommt. Die männliche Geschlechtsöffnung ist weiter vom After entfernt, und mit einem gewulsteten und gekerbten Rande umsäumt. Das penisähnliche Organ der Blennii fehlt. 2. Gymnotus und Ophicephalus. Als Gegenstück des Verhaltens der unteren Bogenstücke bei Centronotus kann G@ymnotus electricus und Ophicephalus striatus gelten. — Die Processus costarii des ersteren schlies- sen durch die ganze Länge der Wirbelsäule, bis zum Schwanz- ende hin, an keinem der 236 Wirbel zusammen. Sie bleiben durchaus divergent, und legen sich nur an die obere Wand eines sehr unvollkommen von ihnen umfassten fibrösen Sackes, welcher die Schwimmblase einschliesst , die nur durch äusserst flockiges Zellgewebe mit ihm zusammenhängt, und leicht ohne die Gefahr eines Risses aus ihm herausgezogen werden kann. Ueber diesem Sacke, also dicht an der unteren Fläche der Schwanzwirbelkörper , verlaufen die Aorta und die ihr an Vo- lumen gleiche Vena caudalis. Letztere liegt nicht, wie bei allen übrigen Knochenfischen unter, sondern links neben der Aorta, welche durch die ganze Länge ihres Verlaufes nicht in der Medianlinie, sondern an der rechten Seite derselben gela- gert ist. Die Erhaltung des Schwerpunktes (welcher für die Statik der Fische und die Verpackung ihrer Eingeweide eine so grosse Rolle spielt) in der Mittellinie des Schweifes, ist ja nur dann möglich, wenn die beiden gleichgrossen Blutgefässe desselben entweder unter einander oder in der Horizontalebene neben einander verlaufen. Die Vena caudalis wird nicht zur Renalis advehens , da sich ihr Stamm durch das hintere ver- 84 wachsene Ende beider Nieren unverästelt in die linke Niere fortsetzt, und aus dieser als Aenalis revehens zum Vorhof des Herzens geht. — Bei Ophicephalus striatus bleiben die Processus costarü gleichfalls durch die ganze Länge der Wirbelsäule getrennt und divergent. Ihre Länge ist unbedeutend, ihre Breite am ÜUr- sprunge fast jener der Wirbel gleich, Jeder von ihnen trägt eine äusserst feine Rippe. Sie schliessen am Schwanzstücke eine tiefe und breite Rinne zwischen sich ein, welche durch die bis zum letzten Caudalwirbel auf ihnen aufsitzenden Rippen vergrössert wird, und als eine wahre Fortsetzung der Bauch- höhle angesehen werden muss. In dieser liegen nun, nebst dem hinteren verschmolzenen Endstücke beider Nieren noch die Ar- teria und Vena caudalis, und eine bis zur Schwanzflosse sich erstreckende weite Fortsetzung der Schwimmblase. Die Aorta liegt links, die Vena caudalis rechts an der unteren Seite der Wirbelkörper, und da die erste viel dünner als die zweite ist, somit eine ungleiche Belastung beider Schwanzseiten zu Stande käme, so kreuzen sich beide Gefässe genau in der Mitte des Schwanzes, wodurch das Gleichgewichtsverhältniss ungestört bleibt. ö. Merlucius vulgaris. An der Wirbelsäule von Merlucius vulgaris findet sich eine ähnliche Beziehung der falschen Querfortsätze der Bauch- wirbel zu der Schwimmblase, wie sie Baer bei Gadus nava- vaga beobachtete. Die fünf ersten Wirbel besitzen keine fal- schen Querfortsätze. Der 2., 3., 4. und 5. Wirbel sind mit dicken, rundlichen, stabförmigen Fleischrippen (Gräten) verse- hen, welche auf der Seitenfläche der Wirbelkörper mittelst wahrer Gelenke aufsitzen. Die Processus costarii treten erst am 6. Wirbel auf, und stellen zwei breite dreieckige Flügel mit ebenen Flächen dar. Am 7. Wirbel und allen folgenden 17 bis zum Anfange des Schwanzes, bildet jeder Processus costarius ein gebogenes, mit der Concavität nach unten sehendes Knochenblatt, an wel- chem die vordere Lefze schneidend, die hintere diekgewulstet erscheint. Die Länge derselben nimmt vom 7. bis 12. Wirbel 35 zu (beträgt bei letzterem ° Zoll), vom 12. bis 17. wieder ab, während die ‚Breite des Fortsatzes, so wie die Tiefe der durch die beiden Lefzen begrenzten Rinne dieselbe bleibt. Die Schwimm- blase, welche sich durch Dicke und Steifheit ihrer Wandungen auszeichnet, und deren Lage der Ausbreitung der mit gehölten Querfortsätzen versehenen 17 hinteren Bauchwirbeln entspricht, ist an ihren Seitenrändern mit stumpfen, eylindrischen Fortsät- zen oder Taschen ausgestattet, welche sich in die genannten Rinnen hineinlegen, und so lose mit ihnen zusammenhängen, dass man mit einiger Vorsicht die ganze Schwimmblase mit ih- ren 17 Paar Anhängseln frei machen, und besonders aufbewah- ren kann. Ein spitziger, unpaarer Endzipf der Schwimmblase setzt sich in den unteren Canal der Schwanzwirbelsäule fort. — Da die Schwimmblase sonach °; der Wirbelsäule für sich in Anspruch nimmt, so können die sonst der Wirbelsäule fol- genden Nieren sich nur an die 6 vordersten Wirbel halten, und müssen durch weiteres Vorrücken an die Schädelbasis (bis in eine Grube des Alisphenoid), so wie durch grössere Breite, den Verlust an hinterer Längenausdehnung ersetzen. Da wir an jeder Fischniere einen Bauch- und Kopftheil unterscheiden, so ist Merlucius ein interessantes Beispiel vom Fehlen des er- steren. — Sehr merkwürdig ist das Verhältniss der Ureteren zu der Schwimmblase. Sie entspringen aus der Blase, 4 Linien hinter dem spitzigen Scheitel der Blase, durchbohren die untere Wand der Schwimmblase, laufen durch die ganze Länge ihrer Höhle frei, und nur in eine Scheide der innersten Auskleidungshaut derselben eingeschlossen , fort, durchbohren hierauf ihre obere Wand, um sich an die Wirbel- säule anzulegen, wo jeder derselben an der äusseren Seite der doppelten Vena caudalis liegt, und mit dieser in das Paren- chym der Nieren eintritt. Ueber die Zusammensetzung zweier Lettern- metalle. Von J. Moser, Adjunceten am chemischen Labora- torium des k. k. polytechnischen Institutes. Eine an das chemische Laboratorium des k. k. polytech- nischen Institutes gerichtete Anfrage über die Zusammensetzung 86 zweier ihrer Güte nach ganz verschiedenen Legirungen veran- lasste eine vollständige Untersuchung derselben. Schon der blosse Anblick der Bruchflächen der zur Untersuchung über- brachten Stücke rechtfertigte eine solche Anfrage vollkommen; denn während die erste dieser Legirungen einen gleichförmigen, kleinkörnigen und ebenen Bruch zeigte, liess der muschelför- mige, ungleich gröbere, von lichtgrau bis fast in’s Schwarz gehende und hier und da rissige Bruch der zweiten Legirung, ebensowohl auf eine andere Zusammensetzung als auch auf eine minder sorgfältige Behandlung beim Zusammenschmelzen schlies- sen. Nur Eine Seite der letztern Legirung besass eine ziem- lich gleichförmige Bruchfläche und von dieser wurde auch ein Theil zur quantitiven Untersuchung genommen, indem sich an den übrigen Seiten Kupfer und Zink als Beimengungen nach- weisen liessen, von welchen die erstberührte Bruchfläche völlig frei war. Obgleich, wie bereits erwähnt, die erste Legirung eine vollkommnere Mischung voraussetzen liess, so wies dennoch die qualitative Untersuchung eines Theiles auf einen Gehalt an Kupfer hin, der jedoch, an und für sich gering, an der zur quanti- tativen Scheidung verwendeten Seite sich nicht vorfand. Als Hauptbestandtheile der beiden Legirungen ergaben sich durch die Untersuchung auf nassem und trockenem Wege An- timon- und Blei- und ausser den oben berührten, als Verun- reinisungen zu betrachtenden Beimengungen von Kupfer und Zink fand sich kein Metall vor, namentlich ergab die Unter- suchung auf Arsen, Zinn und Eisen negative Resultate. Zur quantitativen Bestimmung wurde eine Partie desjenigen Theiles der Legirungen in Arbeit genommen, der nach vorher- gegangener Untersuchung frei von Kupfer oder Kupfer und Zink befunden wurde, so dass nur die beiden Bestandtheile Antimon und Blei in ihrem Verhältnisse zu bestimmen waren. Die Trennung dieser beiden Körper wurde durch die Löslich- keit des Schwefelantimons in Schwefelleber bewerkstelligt. Zu diesem Zwecke wurde die Legirung nach der Oxydation mit Salpetersäure durch Salzsäure in gelinder Wärme gelöst und die Lösung mit Ammoniak neutralisirt. Durch sofortigen Zusatz von Schwefelkalium erfolgte die Umwandlang in Schwefelmetalle, 57 von denen Schwefelantimon durch einen Ueberschuss von Schwefel- kalium sich löste und durch Filtration vom gefällten Schwefel- blei getrennt wurde. Das letztere wurde in zwei Analysen als solches gewogen, in zwei andern hingegen durch Oxydation mit Salpetersäure in schwefelsaures Bleioxyd verwandelt, unter Zu- satz von Schwefelsäure eingeengt, mit Alkohol versetzt und als schwefelsaures Bleioxyd bestimmt. Die Abscheidung des Schwefelantimons aus der Lösung in Schwefelkalium erfolgte durch die Zersetzung des letztern ver- mittelst Salzsäure. Der Niederschlag von Schwefelantimon mit überschüssigem Schwefel wurde auf einem gewogenen Filtrum bei 110° getrocknet und sein Gewicht bestimmt. Zur Aus- mittlung des Verhältnisses von Schwefel und Antimon wurden zwei Wege eingeschlagen; nach dem einen wurde der Gehalt an Schwefel bestimmt, wonach sich die Quantität des Antimons als Rest ergibt; es wurde zu diesem Zwecke in einem gewo- senen Theile des Niederschlages der Schwefel durch Chlor- salpetersäure in Schwefelsäure verwandelt, welche durch Fällung mit Baryumchlorid als schwefelsaurer Baryt gewogen wurde. Durch Rechnung lässt sich der in dem genommenen Theile so wie im ganzen Niederschlage enthaltene Schwefel auf einfache Weise bestimmen; der Gehalt an Antimon stellt sich als Rest heraus. Nach der zweiten Methode wurde der Gehalt an Antimon direct bestimmt, indem ein Theil des erhaltenen Schwefelantimons in chlorsaurem Kali unter Zusatz von Salzsäure gelöst und aus der Lösung des Antimon durch Zinn metallisch gefällt und das erhaltene Gewicht zum Gesammtgewicht des Schwefelantimons in das gehörige Verhältniss gestellt wurde. Das Resultat der ausgeführten Analysen ist Folgendes: I. Untersuchung des als vollkommen zweckentspre- chend befundenen Letternmetalles, dessen Dichte = 9.54 gefunden wurde. In 0.451 Grammen wurden an schwefelsaurem Bleioxyd 0.312 Grm. gefunden, welches 0.350 Grm. metallischen Bleies entspricht. Gefundenes Schwefelantimon = 0.9865 Grm., davon 0.275 Grm. in Chlorsalpetersäure gelöst, gaben 1.796 Grm. schwefel- Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. II. Heft, 7 88 sauren Baryt oder 0.246 Grm. Schwefel, also 0.027 Grm. An- timon, welch’ letzteres auf das Gesammtgewicht berechnet 0.097 Antimon entspricht. IM. Untersuchung desselben Letternmetalles. In 0.830 Grm. wurden 0.749 Grm. Schwefelblei, d. i. 0.649 metallisches Blei gefunden. Das gefundene Schwefelantimon wog 0.310 Grm., davon wurden aus 0.132 Grm. an metallischem Antimon gefunden: 0.079 Grm., welches auf das en berechnet 0.185 Antimon echt. Das Mittel des Proeenten Gehaltes stellt sich nach beiden Analysen also heraus: 77.9 Blei 21.58 Antimon 99.78 I. Untersuchung des minder brauchbaren Let- ternmetalles von der Dichte 10.08. Aus 0.741 Grm. wurde an schwefelsaurem Bleioxyd 0.894 Grm., d. i. 0.611 Grm. Blei, gefunden. Vom gefundenen Schwefel- antimon — 0.508 Grm. wurden aus 0.201 Grm. an metallischem Antimon 0.051 Grm. gefunden, wonach sich der Antimongehalt im Totalgewicht auf 0.125 Grm. berechnet. I. Untersuchung derselben Legirung. In 0.573 Grm. betrug das gefundene Schwefelblei 0.550 Grm. oder 0.476 Grm. metallisches Blei. Vom gefundenen Schwefelantimon = 0.437 wurden aus 0.200 Grm. ‚als metallisches Antimon gefällt: 0.045, was auf das Gesammtgewicht berechnet, einen Antimongehalt = 0.098 ergibt. Das Mittel des Procentgehaltes beider Metalle stellt sich wie folgt heraus: 82.5 Blei 17.2 Antimon 100.0 89 Herr Professor Schrötter stellte den Antrag: die kai- serliche Akademie möge eine Untersuchung der Braun- und Steinkohlen von den wichtigeren in Oesterreich vorkommenden Lagern, welche sowohl deren chemische Verhältnisse als deren Brauchbarkeit für die Industrie überhaupt umfasst, veranlassen, und ihm zu diesem Behufe einen geeigneten jungen Mann, mit einer Remuneration von 30 fl. ©.M. monatlich, für die Dauer dieser Arbeit bewilligen. Das genannte Mitglied äusserte hierbei Folgendes: Es war längst meine Absicht, eine umfassende Untersuchung der in Oesterreich vorkommenden fossilen Brennmäaterialien von den wichtigeren Fundorten zu unternehmen, wie diess eine Arbeit über die Kohlen des Kainachthales in Steiermark (Steierm. Zeit- schrift I. 220. 1837) und eine andere über die Braunkohle vom Hart bei Gloggnitz (Poggendorf’s Annalen 59. 1.) bezeugen. Meine Uebersiedlung nach Wien, so wie die mit einer Arbeit dieser Art verknüpften grossen, nicht nur praktischen, sondern namentlich in der Theorie liegenden Schwierigkeiten, die für einen einzeln stehenden Forscher fast unüberwindlich erschienen, drängten jedoch die Sache immer mehr in den Hintergrund. - Durch den von Herrn Ritt. v. Hauer der Classe über seine Reise in England vorgelegten Bericht wurde meine Aufmerksam- keit auf die grossen Arbeiten gelenkt, welche jetzt unter der Leitung von De la Beche und Playfair im Museum of prac- tical Geology in London über die relative Brauchbarkeit der Kohle Englands angestellt werden. Der erste im zweiten Bande, zweite Abtheilung der „Memoirs of the Geological Survey etc.” über diese Arbeiten gegebene Bericht enthält so viel Lehr- reiches, und die in Bezug auf den bei der Untersuchung ein- zuschlagenden Weg vorhandenen Schwierigkeiten sind durch den- selben so glücklich beseitigt, dass es nun viel leichter möglich ist eine solche Arbeit zu unternehmen. Man kann nun sicher darauf rechnen Resultate zu erhalten, aus denen nicht nur die Industrie Nutzen ziehen wird, sondern auch solche, die für die Wissenschaft förderlich sind. Dieser günstige Umstand, so wie die Möglichkeit durch die kaiserliche Akademie eine Verstär- kung meiner Kräfte zu erlangen, geben mir den Muth, dersel- 7 3 90 ben den obigen Antrag vorzulegen, überzeugt, dass die mathe- matisch - naturwissenschaftliche Classe den Gegenstand für wich- tig genug halten werde, um ihre Aufmerksamkeit auf denselben zu richten. Welchen Werth die englische Admiralität auf eine solche Untersuchung legte, geht übrigens aus dem Umstande hervor, dass sie 600 Pf. St. jährlich für dieselbe bewilligte. Wenn man bedenkt, wie oft bei dieser Arbeit Bestimmungen derselben Art, und zwar immer mit derselben Aufmerksamkeit und Sorgfalt vorgenommen werden müssen, und wie viele Daten zur Ausmittlung der Natur einer einzigen Kohlenart nothwendig sind, so muss man zugeben, dass diese Arbeit nur dann rasch zu Ende geführt werden könne, wenn sich wenigstens Ein In- dividuum ausschliesslich mit derselben beschäftigt. Ich bin in der angenehmen Lage, der geehrten Classe in der Person des Herrn Kosch, der durch mehrere Jahre im chemischen Labo- ratorium des polytechnischen Instituts unter meinen Augen ar- beitet, ein solches vorschlagen zu können. Derselbe besitzt alle hierzu erforderlichen Eigenschaften, nämlich Ausdauer, Gewis- senhaftigkeit und Geschicklichkeit. Der chemische Theil der Arbeit kann sogleich in Angriff genommen werden und bietet keine Schwierigkeiten dar; der physikalische hingegen erfordert besondere Einrichtungen , die am zweckmässigsten wohl erst getroffen werden können, wenn ich von der Reise nach England, welche zu unternehmen mich die hohe kaiserliche Akademie in den Stand gesetzt hat, zu- rückgekehrt sein werde, wo ich dann den Plan, nach welchem die Untersuchungen vorgenommen werden sollen, der geehrten Classe vorlegen werde. Von Zeit zu Zeit, wo möglich von Monat zu Monat, werde ich dann über die gewonnenen Resul- tate Bericht erstatten. Im Falle der Genehmigung meines An- trages von Seite der geehrten Classe muss ich dieselbe noch bitten, dass sie durch geeignete Schreiben an die verschiedenen Grubenbesitzer die Einsendung der Kohlen an die kaiserliche Akademie veranlasse. Der Antrag wird einstimmig genehmiget. 91 Herr Ingenieur-Hauptmann Prof. der Physik und Chemie in der k. k. Ingenieur - Akademie Baron Ebner machte nach- stehende Mittheilung über das Collodion. Die theilweise Löslichkeit der von Schönbein entdeckten Schiesswolle in mehreren Agentien, als Aether, Essigäther , Aceton etc. ist schon seit längerer Zeit bekannt und mehrfältig untersucht. So gibt Gaudin an (Compt. rend. XXI. p. 1100) dass die Schiesswolle — das Pyroxilin nach der Benennung von Pelouze — aus zwei verschiedenen Substanzen von gleicher Zusammensetzung bestehe: die eine sei das wahre und reine Pyroxilin und sei unlöslich in rectificirtem Aether ; die andere darin lösliche nennt er Etherzilin. Dieses wird besonders ge- bildet, wenn durch die Einwirkung eines Gemenges von 2 Th. Salpeter und 3 Th. Schwefelsäure zu viel salpetrige Säure ge- bildet wird. Diese Substanz soll sehr leicht schmelzen (?), einen geringen Rückstand hinterlassen, durch Schlag explodiren und vortrefllich schiessen, hinderlich jedoch sei ihr ihre grosse Hygroskopie. Die filtrirte Aetherlösung sich selbst überlassen trocknet in kurzer Zeit ein und löst sich dabei von den Wän- den des Gefässes ab. Die abgelösten Blättchen werden durch Erwärmung ungemein stark eleetrisch und ähneln im höchsten Grade der Perlmutter. Wird die Lösung in ungeleimtes Papier eingesogen, dieses getrocknet und erwärmt, so macht ein Schlag mit der Hand es sehr stark elektrisch. FloresDomente undM&nard (Compt.rend. XXIV.p.390) fanden feingeschnittene Schiesswolle nach Monate langer Dige- stion in rectificirtem Aether ungelöst. In alkoholischem Aether löste sie sich schnell, doch nicht völlig. Die gelöste Substanz bestand aus C 23.4 — 23.6 H 3.7 — 3.2 N 11.7 — 11.4 woraus sie die Formel C,H,;,0,; + 2 NO, entwickeln. Die unlösliche Substanz gab C,H,0, + 3NO, als Aus- druck der Zusammensetzung. Addirt man beide Formeln zusam- men, so erhält man C., H,, 0, + 3 NO,, einen Ausdruck, wel- 92 chen Pelouze als die wahre Zusammensetzung der Schiesswolle schon früher angegeben hatte. Der Mechaniker Grüel in Berlin benützte die Eigenschaft der gelösten Schiesswolle nach Verflüchtigung des Aethers in leicht ablösbaren glasähnlichen Blättchen zurückzubleiben zur Darstellung kleiner Aerostate, und beschreibt das Verfahren aus- führlich in Poggendorf’s Annalen LXXV. p. 333. In jüngster Zeit brachten die Journale eine Angabe Sou- beiran’s, wornach in Aether völlig lösliche Schiesswolle, so- genanntes Collodion, dadurch erhalten werde, dass man 1 Th. Baumwolle in einem Brei, bestehend aus 20 Th. gepulverten und früher geschmolzenen Salpeter und 30 Th. conc. Schwefel- säure 3 Minuten lange möglichst gut durcharbeite, sodann her- ausnehme , wasche und trockne. Zur Lösung wird 1 Th. dieses Präparates. mit 16 Th. Aether geschüttelt und sodann 1 Th. Alkohol zugesetzt. Diess Verfahren stimmt nahezu mit dem von Gaudin angegebenen behufs der Darstellung von Etherzilin über- ein, und auch die Eigenschaften sind auf ähnliche Weise be- schrieben; auf medicinische Anwendung der Lösung zum Schutze von Wunden, besonders Brandwunden,, gegen den Zutritt der Luft, wird besonders hingedeutet. Eigene Versuche haben die Richtigkeit der Angabe Sou- beiran’s völlig bestätiget. Die darnach behandelte Baumwolle nimmt eirca 55 pCt. am Gewichte zu, ein Umstand, der für die Richtigkeit der von Flores Domente und Menard gegebenen Formel spricht, welche gleichfalls eine Gewichtszunahme von 55.5 Procent bedingt. Die Lösung ist eine völlige, und durch Zusatz von Aether oder Alkohol einer beliebigen Concentration, so wie durch Vermehrung des Alkoholgehaltes einer grösseren Bestän- digkeit fähig. Das aus gereinigter Lösung zurückbleibende Collo- dion ist an Durchsichtigkeit dem reinen Glase gleich, dem Wasser wie den Gasarten undurchdringlich, und nach Grüel’s Methode nicht nur zu Ballons, sondern auch zu Platten oder beliebigen anderen Formen nach Gestalt des verwendeten Modell- gefässes bildbar. Ein mehr als rein wissenschaftliches Interesse dürfte der genannte Stoff durch sein elektrisches Verhalten dar- bieten. Sowohl für sich als auch in dünnen Schichten auf Glas 93 oder Porzellan aufgetragen, nimmt er durch Reibung mit Pelz- werk eine ungemein starke, die des Harzes weit übertreflende negative Elektrieität an; zur Construction von Elektroskopen so wie von Elektrophoren, welche frei von dem Uebelstande des Springens der Harz-Elektrophore sind, dürfte daher in dem Collodion ein passendes Material gefunden sein. Ebenso ausge- zeichnet ist sein Isolirungs- Vermögen, welches bei dem Con- densator so wie bei der Elektrisir-Maschine eine nützliche Anwendung finden könnte. Versuche, welche im Gange sind, dürften es möglich ma- chen, nach einiger Zeit zu diesen kurzen Andeutungen belegende Daten zu liefern. Sitzung vom 8. Februar 1849. Das wirkliche Mitglied Herr Prof. Dr. Friedrich Roch- leder hielt nachstehenden Vortrag: Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften. hat mir vor einiger Zeit eine Summe von 200 fl. C. M. zur Anschaffung einer hinreichenden Menge von Caffein bewilliget. Ich will der Akademie durch folgende Mittheilungen Rechenschaft ablegen über die Art, in der ich die bewilligte Summe zu verwenden gedenke zur Fortsetzung dieser vor geraumer Zeit begonnenen Arbeit. Die Botaniker haben die Pflanzen eingetheilt in natür- liche Familien. Die einer Familie angehörigen Pflanzen haben. gewisse Aehnlichkeit mitsammen, und diese ist eben das Prin- cip dieser Anordnung oder Eintheilung. Diese Aehnlichkeit muss eine Ursache haben, und diese kann keine andere sein, als chemische Zusammensetzung. Da bis jetzt Niemand in dieser Richtung Versuche anstellte, so liegen wenig Daten vor, die als Beweis oder Beleg des ausgesprochenen Satzes gelten können. Einige Beispiele jedoch lassen sich aus den bis jetzt gemachten Untersuchungen zusammenstellen. Die zur Familie der Papa- veraceäe gehörigen Pflanzen enthalten (zu Folge der Unter- suchungen von Liebig über die Meconsäure und von Redten- bacher und Lerch über die Chelidonsäure) eine eigenthüm- 94 liche Art von Säuren, die sich in ihrer Zusammensetzung sehr nahe stehen. Die Formel der Meconsäure ist =C,H 0,+3H0. RN „ Chelidonsäure ist = C,H, O0, +3 HO. In den Lichenarten finden sich hauptsächlich verbreitet drei Stoffe, die alle den Charakter von schwachen Säuren haben, nämlich die Lecanorsäure, die Usninsäure und die Chrysophan- säure. Die Formel der Lecanorsäure . .= C,H; 0. cn n „»„ Chrysophansäure =C,H, 0;. » " „ Usninsäure .. . = C,H, 0 Man sieht, dass die Formel der Usninsäure gleich ist der Summe der Formeln der beiden andern Säuren, mit dem Unter- ‚schiede, dass ein Aequivalent Wasserstoff eingetreten und zwei Aequivalente von Sauerstoff ausgetreten sind. Denkt man sich die Lecanorsäure = C,H, 0, aus dem Kohlenwasserstoffe C,; His und die Chrysophansäure aus dem Kohlenwasserstoffe C,, Hs durch Oxydation entstanden, so ergibt sich, dass die in der Cetraria islandica enthaltene Lichesterinsäure eine Verbindung von diesen beiden Kohlenwasserstoffen mit Sauerstoff ist, denn die Formel der Lichesterinsäure ist = (,,H,, 0, + ag. Es ist aber C,H, +2: (C, H,;) +09. = 63H, 09 = 2. Ca Hy 0; In der Wurzel der Angelica aus der Familie der Umbelli- ferae ist die Gegenwart der Angelicasäure = C,, H; O; + aq. und der Valeriansäure — C,H, O,; + aq. nachgewiesen worden. In der Athamanta oreoselinum wurde das Athamantin aufgefunden, das eine gepaarte Verbindung von Valeriansäure mit Oroselon ist. Athamantin = C,, H,, 0, = C,H; 0; + C, H, 0; + HO. Oroselon. ee In den Samen von Cuminum Cyminum ist ein sauerstofl- freies Oel gefunden worden, dessen Formel C,, H,, oder 2. Co H, ist; ferner ein sauerstoffhaltiges, dessen Formel 2, C, H,O ist. Dieselbe Zusammensetzung besitzen die krystallisirten, sauer- stoffhaltigen Bestandtheile des aethemischen Fenchel- und Anis- Samenöles. 95 Es war, um über die Sache in’s Klare zu kommen, nöthig, ein Paar natürliche Familien einer ausgedehnten chemischen Untersuchung zu unterwerfen. Ich habe dazu vorerst die Familie der Rubiaceen gewählt. Als ich die Untersuchung derselben begonnen hatte, war über die Zusammensetzung der Säuren dieser natürlichen Familie so viel wie nichts bekannt. Eine ein- zige Säure, die Chinasäure, war untersucht; von der Chinova- säure kannte man die Formel. Seitdem ist das Alizarin aus der Wurzel der Rubea tinctorum von Schunk untersucht worden, und ich habe die Zusammensetzung der Säure von Caffea ara- bica ausgemittelt. Ich setze die drei Formeln neben einander, der blosse Blick darauf erspart jeden Commentar: Alizarn ....=(C,„H,0, + HO+3aq. = C,H, 0. Chinasäure ..=C,H,0,;, + 4H0 — CC, 17405: Kaffehgerbsäure = C,, B; O.. — (la le Um die Untersuchung so nutzbringend als möglich nach jeder Richtung, nicht bloss nach der oben angedeuteten, zu machen, fühlte ich mich veranlasst, das Verhältniss der ver- schiedenen Stoffe auszumitteln, die in einer und derselben Pfianze sich neben einander vorfinden. Es musste also die Beziehung zwischen dem Caffein und der Kaffehgerbsäure ermittelt werden. Um vor Irrthum sicher zu sein und Gewissheit zu erlangen, ob das Caffein denn wirklich aus der Kaffehgerbsäure und nicht aus einem andern Stoff der Kaffehpflanze gebildet werde, unter- suchte ich die Säuren der Blätter des Thee und des Dex para- qguayensis, die ebenfalls Caffein enthalten. Es ergab sich das merkwürdige Resultat, dass die Säure des Jlex parag. dieselbe, wie die der Kaffehbohnen sei, und dass eine nahezu gleich zu- sammengesetzte Säure in den Blättern des Thee enthalten sei‘). Es war also kein Zweifel mehr, dass diese Säuren das Material zur Bildung des Caffeins abgeben. Es blieb noch übrig, die Constitution des Cafleins auszumitteln, was nur durch Unter- suchung seiner unter bekannten Umständen entstehenden Zer- setzungsproducte möglich war. Bedenkt man, dass das Caffein 1) Die Bohcasäure hat die Formel C,H,0, + 2aq., was doppelt genom- men — C,,H, 0, ist. 96 von dem aus der Harnsäure entstehenden Alloxantin nur im Sauerstofigehalt differirt, alle andern Elemente in derselben re- lativen Menge enthält; bedenkt man ferner die grosse Aehn- lichkeit in der Zusammensetzung des Cafleins und des in der Fleischflüssigkeit enthaltenen Kreatin’s, berücksichtigt man den Umstand, dass alle caffeinhaltigen Getränke, wie Thee und Kaffeh, Zittern der Muskeln und hauptsächlich des Herzens be- wirken, was merkwürdigerweise der kreatinreichste Muskel ist, so wird die Untersuchung der Zersetzung des Caffeins durch oxydirende Substanzen um so wichtiger, auch in thierphysio- logischer Hinsicht erschienen. Ich theile hier ganz kurz die bis jetzt aus dieser Untersuchung erhaltenen Resultate mit; nach Vollendung der Untersuchung, die ich bald mit den von der Akademie bewilligten Mitteln zu bewerkstelligen hoffe, werde ich die näheren Details mitzutheilen, nicht ermangeln. Ueber das Caffein. (Vorläufige Notiz.) In den Lehrbüchern der Chemie findet man angegeben, dass das Caffein durch Chlor und Salpetersäure keine Verän- derung erleide. — Stenhouse hat zuerst gezeigt, dass durch Einwirkung von Salpetersäure ein krystallisirter Körper aus dem Caffein entstehe, den er Nitrotheein genannt hat. Er führt die Resultate in seiner Abhandlung an, die er bei der Analyse dieser Substanz erhielt, stellt aber keine Formel dafür auf; zugleich bemerkt er, dass unter Umständen das Caflein durch die Salpetersäure in eine Substanz verwandelt werde, die mit Ammoniak die Farbe einer Murexidlösung annimmt. Diese Angaben von Stenhouse habe ich vollkommen be- stätigt gefunden. Wird Caflein mit Salpetersäure behandelt, so entstehen, je nach der Concentration der Säure, der Dauer der Einwirkung, der angewandten Temperatur, verschiedene Produete, deren Untersuchung zu ebenso interessanten Resul- taten führen dürfte, wie die der Metamorphosen der Harnsäure von Liebig und Wöhler. Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass die, durch Einwir- kung der Salpetersäure unter Umständen entstehende Substanz, die mit Ammoniak die prachtvolle Murexidfarbe annimmt, auch 97 durch Chlor, Königswasser, ein Gemenge von chlorsaurem Kalı und Salzsäure u. s. w. hervorgebracht werden könne, fand ich es für zweckmässig, den hier stattfindenden Vorgang genau zu unter- suchen, da sich erwarten liess, dass ein durch so verschiedene Oxydationsmittel entstehendes constantes Produet einen Schluss auf die Constitution des Caffein zu machen gestatten würde. Es war vor Allem nöthig, eine sichere und ergiebige Dar- stellungsmethode dieses Körpers auszumitteln, und zu unter- suchen, ob der erwähnte Körper das einzige Product der Re- action sei. Aus dem Umstande, dass Caffeinplatinchlorid sich in siedender Salpetersäure unter Entwicklung rother Dämpfe mit dunkelgelbrother Farbe löst, und aus dieser Bösung beim Erkalten ein Platindoppelsalz in goldgelben glänzenden Blättern anschiesst, liess sich vermuthen, dass nebst dem oberwähnten Körper noch ein zweiter, von basischer Natur gebildet würde. Nach vielen Versuchen fand ich folgende Methode der Dar- stellung als die zweckmässigste von allen. Man löst Caffein in der kleinsten Menge von siedendem Wasser und lässt die Lösung erkalten. Sie erstarrt zu einem Brei von Caffeinkrystallen, den man umrührt. Durch diesen Brei leitet man so lange Chlor- gas, als noch unzersetztes Cäflein vorhanden ist, wovon man sich sehr leicht überzeugen kann. Während des Durchleitens des Chlorgases löst sich das Caflein auf, theils in Folge der Zersetzung, theils in Folge der Bildung von Salzsäure, die das noch unzersetzte Caffein leichter löst, als Wasser. Ist alles Caffein zersetzt, so dampft man die erhaltene Flüssigkeit im Wasserbade ab, wobei eine grosse Menge von Salzsäure entweicht. Zugleich rührt man mit einem Glasstabe die Flüssigkeit fortwährend um, wodurch sowohl die Abschei- dung von Krystallen eines in der Lösung enthaltenen Körpers gefördert, als auch vermieden wird, dass sich durch Verdampfen an den Rändern der Flüssigkeit ein trockener Rückstand bildet, der sich bei der Wärme des Wasserbades verändern würde. Die während des Abdampfens gebildeten Krystalle sind das eine Zersetzungsproduct des Caffein; in der Lösung, aus der sich die Krystalle abgeschieden haben, ist ein zweites ent- halten, ein basisches Produet, das durch Zusatz von Platin- chlorid in glänzenden Blättchen von gelber Farbe gefällt wird. 98 Der krystallisirte Körper enthält, so wie das basische Product, Stickstoff in seiner Zusammensetzung. Er hat täu- schende Aehnlichkeit mit Alloxantin; alle Reactionen, die ihm zukommen, gehören entweder dem Alloxantin oder dem Allo- xan an, wie sich aus folgenden Beispielen ergibt: Mit Ammoniakdämpfen in Berührung wird er prachtvoll purpurroth. Mit Barythydrat entsteht eine prächtig veilchenblaue Ver- bindung, die sich unter Entwicklung von Ammoniak entfärbt. Mit Kali entsteht eine dunkelviolette Verbindung, dess- gleichen mit Natron, beide entfärben sich sehr bald unter Am- moniakentwicklung. Mit salpetersaurem Silberoxyd zusammengebracht, ent- steht eine augenblickliche Zersetzung, das Silber wird redu- eirt und in schwarzen Flocken ausgeschieden. Die wässerige Lösung, auf der Haut eingerieben, bringt nach einiger Zeit einen nicht mit Wasser wegzuwaschenden, purpurfarben Fleck hervor. Eine Lösung von Eisenvitriol und diesem Körper wird durch Zusatz von etwas Ammoniak prachtvoll indigblau gefärbt. Beim Erhitzen wird der Körper dunkel-bräunlichgelb, und löst sich dann im Wasser mit der Farbe des Murexid auf. Es zeigt ein Blick auf diese Reactionen, dass ein inniger Zusammenhang zwischen diesem merkwürdigen Körper und dem Alloxan und Alloxantin bestehen muss, die ich durch die Fortse- tzung der begonnenen Untersuchung alsbald zu ermitteln und der Akademie mitzutheilen hoffe. Herr Franz Ritter von Hauer setzt den in der vorher- gehenden Sitzung begonnenen Bericht über die von den Regie- rungen verschiedener Staaten zur geologischen Durchforschung ihrer Länder unternommenen Arbeiten fort, indem er nunmehr auf die Leistungen in Frankreich und Russland übergeht. In Frankreich. Es ist nun schon eine geraume Zeit verflossen, seit die grosse geologische Karte von Frankreich, deren Aufnahme und 99 Herausgabe auf Kosten der Regierung bewerkstelligt wurde, vollendet ist. Die Arbeiten, welche für dieselbe unternommen wurden, sind längst vorüber, und mehr von historischem In- teresse als von practischer Wichtigkeit für unsere Zwecke musste es erscheinen, nähere Kenntniss von der Ausführbarkeit derselben zu erlangen. Die französische Regierung erkannte schon seit Langem die Wichtigkeit geologischer Karten; schon zu Ende von Lud- wig XV. Regierung erhielten erst Guettard, dann Monne den Auftrag, ganz Frankreich in mineralogischer Hinsicht zu untersuchen, und Beschreibungen und Karten einzelner Provin- zen zu publiciren. Ihren Arbeiten, an denen auch Lavoisier vielen Antheil nahm, verdankt man einige sehr genaue Untersuchungen über die Nord- und Ost- Provinzen von Frankreich. Doch wurden diese Arbeiten nicht weiter fortgesetzt. Im Jahre 1794 wurde das Corps des mines beauftragt, alle auf die mineralogische Structur von Frankreich bezüglichen Daten zu sammeln. In Folge dessen wurden viele Nachrichten in dem „Journal des mines,” und später in den „Annales des mines” pubhlicirt; besonders wichtig sind darunter die schönen Arbeiten von Coque- bert de Montbret, dann zahlreiche statistische und geologi- sche Memoiren, die von verschiedenen Berg -Ingenieuren in Folge der Aufmunterung und Unterstützung des Conseil des mines abgefasst und eingesendet worden waren. Obgleich diese Publicationen vieles beitrugen zur Kenntniss des Landes, so konnte doch der Erfolg dem Bedürfnisse im Ganzen genommen nicht Genüge leisten. Im Jahre 18516 wurde durch eine königliche Ordonnanz , die sich auf die Organisation und Administration der Bergschule bezog, das Conseil derselben besonders beauftragt, alle nöthigen Materialien zu sammeln, um die mineralogische Beschreibung von Frankreich zu vervollständigen. Doch so sehr man auch die Wich- tigkeit dieses Auftrages fühlte, so konnte ihm doch, mannigfaltiger Hindernisse wegen, keine unmittelbare Folge gegeben werden. Brochant de Viliers hat das grosse Verdienst, durch fortgesetzte Anträge die Aufnahme der grossen Karte von Frank- 100 reich, deren Herausgabe erst nach seinem Tode erfolgte, ver- anlasst, und die Ausführung derselben eingeleitet und über- wacht zu haben. Der von ihm verfassten Vorrede zu der „Zx- plication de la Carte geologique de France,’ und einer in den Annales des mines 1827. I. p. 381 eingerückten Nachricht über die geologische Karte von Frankreich sind die hier angeführten geschichtlichen Notizen entlehnt. Brochant legte schon im Jahre 1811 der französischen Regierung einen Plan der Unternehmung vor, doch wurde die Sache erst im Jahre 1822 wieder aufgenommen. Man beschloss, Karten von zweierlei Art anzufertigen, eine Gesammtkarte von mittelmässiger Grösse, die sich aber doch noch in ein Blatt vereinigen liesse, und als allgemeine Uebersichtskarte dienen sollte, dann geologische Detailkarten der einzelnen Departe- ments, die in einem weit grösseren Masstabe ausgeführt wer- den sollten. Mit den Aufnahmen zur Ausführung der Uebersichtskarte wurde der Anfang gemacht. Obschon man wohl zu würdigen wusste den Werth der schon vorhandenen Arbeiten, von denen einige z. B. die von Cuvier und Brongniart über das Pa- riserbecken, die von Charpentier über die Pyrenäen u. s. w. bereits allen Anforderungen Genüge leisten konnten, so ergab sich doch bald, dass über viele Theile von Frankreich gar keine, oder nur höchst unbestimmte geologische Daten vorhanden wa- ren, dass andere Gegenden wenigstens zahlreiche Berichtigun- gen erheischten, dass endlich selbst die schon am besten ge- kannten Districte einer neuen Revision unterworfen werden muss- ten, um dieselben mit den an andern Orten gemachten neuen Aufnahmen in Einklang zu bringen. Es mussten daher neue Be- reisungen unternommen werden, und man dachte erst daran, mit diesen die an den verschiedenen Stellen stationirten Inge- nieure zu beauftragen, doch abgesehen davon, dass es schwie- rig gewesen sein würde, ausgedehnte Reisen mit den zahlreichen Arbeiten, die diese Beamten ohnedem auszuführen haben, zu verbinden, so erkannte man auch, dass geologische Arbeiten, von verschiedenen Personen an einzelnen zerstreuten Stellen ausgeführt, und jede nur über einen beschränkten Flächenraum ausgedehnt, nie zu einem wohlgegliederten Ganzen, zu einer 101 in allen Theilen übereinstimmenden geologischen Uebersichts- karte des ganzen Landes führen konnten, und man beschloss daher mit der Ausführung Brochant selbst und zwei Inge- nieure, die Herren Elie de Beaumont und Dufresnoy, zu beauftragen; diese sollten sich ganz und gar den geologischen Untersuchungen widmen, und nur die von andern Ingenieurs an Ort und Stelle gesammelten Beobachtungen so weit als thun- lich benützen. Bevor sie jedoch die Arbeiten selbst begannen, unternah- men alle drei im Jahre 1823 auf Kosten der Regierung eine Reise nach England, um die Geologie ‚dieses Landes zu studie- ren und hielten sich daselbst durch sechs Monate auf. Das Jahr 1824 verstrich unter Ordnung der aus England mitgebrachten Sammlungen und Redaction der gemachten Be- obachtungen. Die berg- und hüttenmännischen Resultate der Reise wurden in einer Reihe von Artikeln, die man in die Annales des mines einrückte, und später unter dem Titel: Observations. metallurgigues en Angleterre besonders sammelte, herausge- geben. Im Jahre 1825 begannen die eigentlichen Arbeiten, Ur- sprünglich wurde der Plan so getroffen, dass man Frankreich, mit Rücksicht auf die geologische Beschaffenheit, durch eine Linie in zwei Hälften theilte, und Herrn Elie de Beaumont die nordöstliche, Herrn Dufresnoy die südwestliche Hälfte zutheilte. Die zu unternehmenden Reisen wurden jedes Jahr im Vorhinein projectirt, doch konnten die Ingenieure an der Reise-. route nach Bedürfniss abändern, ja selbst über die Gränze in das Gebiet des Andern ihre Untersuchungen ausdehnen, und benachbarte Länder mit in den Kreis der Beobachtung ziehen, wenn es erforderlich schien. Zu den Reisen, die demnach die beiden Ingenieure getrennt unternahmen, wurden nur die 5 bis 6 Sommermonate jeden Jahres verwendet, den Winter kehrte man nach Paris zurück, um die gemachten Beobachtungen zu redigiren, in Einklang zu bringen, und sich über dieselben mit den Geologen in Paris zu berathen. In den Jahren 1826, 1827 und 1828 ward jeder der beiden Herren von noch einem andern Ingenieur des mines begleitet, nämlich Elie de Beaumont von Feneon, und Dufresnoy von Billy. Ueberall im Lande, 102 wo sich Ingenieurs befanden , wurden alle geologischen Daten, die dieselben zu liefern vermochten, aufgenommen. Zahlreiche einzelne Memoiren in den Annales des mines und anderwärts enthalten die ersten abgeschlossenen Ergebnisse der Unter- suchungen. Obwohl bei dieser Methode die Arbeiten sehr rasch geför- dert wurden, denn schon nach 3 Jahren war, einzelne kleinere und grössere Lücken abgerechnet, schon beinahe ganz Frank- reich erforscht, se ergab sich bei denselben doch der Uebel- stand, dass die Resultate beider Reisenden nicht gut überein- ‚stimmten und die Ansichten über viele wesentliche Punkte dif- ferirten. Man war daher genöthigt, fünf weitere Campagnen nach einem abgeänderten Plane zu machen. Die Ingenieure machten dabei nur kleinere Strecken ge- trennt, und vereinigten sich von Zeit zu Zeit wieder, um ge- wisse Gegenden ganz gemeinschaftlich durchzumachen. Bro- chant selbst ging im Jahre 1831 mit in die Alpen, um die Beweggründe zu untersuchen, welche Elie de Beaumont veranlasst hatten, die dortigen Formationen aus einem abwei- chenden Gesichtspunkte zu betrachten. Diese gemeinschaftlichen Reisen hatten den besten Erfolg. Man vereinigte sich bald über alle wesentlichen Fragen, und verbesserte darnach die ursprünglichen Beobachtungen. Im Jahre 1831 wurde ein Probeblatt der geologischen Karte von Frankreich vorläufig nur im Manuscript angefertigt und in einem Saale, der Ecole des mines öffentlich ausgestellt. Eben so wurden seit dieser Zeit allen Berg-Eleven oder ande- ren Personen, die es wünschten, Fragmente davon zur Benüt- zung bei Gelegenheit ihrer wissenschaftlichen Reisen mitgege- ben, und auf diese Weise gelang es, viele Verbesserungen und Berichtigungen noch vor der Publication zusammenzubringen, die benützt werden konnten. Inzwischen gingen die Arbeiten zur Herausgabe, die eine viel längere Zeit in Anspruch nahmen, als man ursprünglich vorausgesehen hatte, ihren regelmässigen Gang fort. Da keine für den beabsichtigten Zweck ganz geeignete topographische Karte vorhanden war, so sah man sich genöthigt, eine solche neu stechen zu lassen, was eine sehr bedeutende Zeit in An- 103 spruch nahm, so dass die Karte erst nach Brochant’s Tode im Jahre 1840 durch die Herren Elie de Beaumont und Dufresnoy der Oeffentlichkeit übergeben werden konnte. Der angewendete Masstab 1: 500000 ist darauf berechnet, die Vereinigung aller Theile in ein einziges Blatt möglich zu machen, ein Zweck, der für eine blosse Uebersichtskarte aller- dings von hoher Wichtigkeit ist, es wurde hierdurch eine Grösse der Karte von nahe 49 [] Schuh Fläche erhalten, deren Höhe und Breite einander beinahe vollkommen gleich sind. Bei dieser Ausdehnung wurde es möglich mehr Detail darzustellen, als es sonst bei Uebersichtskarten gewöhnlich ist. Man findet daher im Farbenschema nicht allein die Hauptformationen, son- dern auch deren Unterabtheilungen besonders bezeichnet ; doch ist dabei die Einrichtung getroffen, dass je eine Reihe von Formationsgliedern durch eine allgemeine Farbe bestimmt ist, welche an allen jenen Stellen in Anwendung gebracht wurde, wo der bisherige Zustand der Kenntniss eine Sonderung der einzelnen Glieder noch nicht erlaubte. Die gesammte Eintheilung ist in der folgenden Uebersicht ersichtlich : 1. Ablagerungen nach den letz- ® Alluvi ten Dislokationen des Bo- % um a' alpines Diluvium und Löss. dens 2. Pliozene Tertiärschichten 3. Miozene , Tertiärformation. 4. Eozene cn 3. Obere Kreideformation 6. Untere n ‘ P Obere Etage d. Oolithsystems. PMittlere „ , R T'Untere „ „ 5 Pa raformatıon l’ Kalk der Gryphaea arcuata. I‘‘ Unterliassischer Sandstein (Gres infraliassique). N J Veränderte Juraformation. T’ Keuper (Marnes irisees) S. Triasformation T? Muschelkalk T' Bunter Sandstein. Sitzb. d, mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849, II, Heft, {>} 104 9. Vogesensandstein, 10. Zechstein. 11. Roth todt liegendes. H. Steinkohlenschichten. 12. Kohlenformation h . Bergkalk. i’ Devonisches System i” Silurisches " i Cambrisches „ t‘ Modifieirte Uebergangsfor- 13. Uebergangsformation | mation. y'‘ Glimmerschiefer und Talk- schiefer. 14. Krystallisirte Gebilde (Ter- rains erystallises) \ y‘‘ Glimmerschiefer und Gneiss. y‘ Gneiss. y' Granit. y” Syenit. 15. Rothe Quarzporphyre 16. Diorit und Trapp 17. Serpentin und Euphotid 15. Melaphyr und Ophit der Plutonische Gesteine, Pyrenäen w' Trachyt w” Phonolith 19. Vulkanische Gesteine w° Basalt w* Vulkane mit Krateren und Lavaströmen. Durch besondere Buchstaben und Zeichen sind dann noch Anthrazit, Graphit, die Kohlen der verschiedenen Formationen, das Vorkommen der verschiedenen Erze, endlich die Salinen-, Berg-, Hüttenwerke, Alaunfabriken, Torfstechereien u. s. w. bezeichnet. Ungefähr gleichzeitig mit der Karte selbst, wurde der erste Band, der dieselbe begleitenden Erläuterungen, herausgegeben; die Publikation des Restes derselben wurde, wie wir bei unse- rer Anwesenheit in Paris in Erfahrung brachten , noch für den Sommer 1848 erwartet, doch ist derselbe bisher noch nicht nach Wien gelangt. 105 Eine dem ersten Bande beigefügte Auseinandersetzung des Planes, der der Bearbeitung zu Grunde gelegt wurde, erlaubt aber jetzt schon eine Uebersicht des Gesammtinhaltes. Das ganze Werk ist in 24 Kapitel getheilt; das erste der- selben enthält als Einleitung hauptsächlich eine Uebersicht der Grundlehren der Geologie. Die folgenden 5 Kapitel schildern jene Stöcke von älteren Gesteinen, die gewissermassen das Ge- rippe des Bodens von Frankreich bilden, um welches herum sich die geschichteten Formationen abgelagert haben, es sind diess: 1. die älteren Gebirge im Centrum von Frankreich, 2. die Halbinsel der Bretagne, 3. die Ardennen, nur zum klei- nen Theil nach Frankreich gehörend, A. die Vogesen, 5. die Küstenberge im Departement de Var. Die Kapitel VII bis XV sind den geschichteten Forma- tionen in ganz Frankreich, mit Ausnahme der weiter unten ab- gesondert geschilderten Gebilde des Jura, der Alpen und Pyre- näen gewidmet. XVI wird die Beschreibung der Pyrenäen enthalten, XVII die Fläche des Rheines, XVII die Hügel der Zaute Saone, XIX den Jura, XX die französischen Alpen. Im XXI. Kapitel sollen die erloschenen Vulkane von Mittel-Frankreich, im XXI. das alpine Diluvium, die Alluvien und Torflager, im XXI. die Erzlager, im XXIV. endlich eine statistische Uebersicht der Minen von Frankreich und ihrer Erträgnisse gegeben werden. Der erste Band enthält nur die ersten sieben dieser Ka- pitel. Ausser mannigfaltigen Holzschnitten, die die Lagerungs- verhältnisse u. s. w. ersichtlich machen, ist demselben auch eine nach der grossen Karte redueirte viel kleinere geologische Karte im Masstabe von 1:2000000 beigegeben, welche keine Terrainzeichnung enthält, aber alle Formationen mit denselben Unterabtheilungen , wie die grosse Karte darstellt. Die Ausführung der Detailkarten der Departements wurde nicht weiter auf Kosten der Centralbehörden verfolgt, sondern blieb den einzelnen Departements überlassen. Ein Rundschreiben des Staatsrathes Legrand an die Prä- fecten, vom 30. August 1835 (Annales des mines 1835, Bd. 8, p- 635), macht diese auf die Wichtigkeit der Ausführung der- artiger Specialkarten aufmerksam, und fordert sie auf, die Ge- 106 neralräthe der einzelnen Departements zu veranlassen, die nöthigen Fonds hierzu zu votiren. Er schlägt vor, dabei hauptsächlich die Bergingenieure, die ihrer gewöhnlichen Beschäftigungen und ihrer Localkennt- nisse wegen sich jedenfalls für das Werk am geeignetsten machen, zu verwenden, ohne übrigens andere Personen auszuschliessen. Die fertigen Karten sollten dann vor ihrer Herausgabe zu einer Revision nach Paris gesendet werden. Legrand berechnet die Kosten für ein Departement im Durchschnitte auf 4000 Fr., und schlägt vor, die Arbeit auf 6 Jahre zu vertheilen. Er verspricht jede mögliche Unterstützung von Seite der Regierung, welche insbesondere in Betreff der Bergingenieure keine anderen Kosten den Departements auf- lasten wolle, als die durch die Reisen gemachten Auslagen; ferner wolle man jedem Departement eine Copie der betreflen- den Stelle aus der Generalkarte zusenden, alle schon gesam- melten Nachrichten mittheilen, um durch eine eigene Instruetion für die bei den Untersuchungen beschäftigten Personen, eine Einheit in das ganze Unternehmen bringen. Im Jahre 1836 wurde von Legrand ein Programm hinsichtlich der Anfertigung dieser Departementalkarten ent- worfen und in den Annales des mines Vol. IX, pag. 715, ver- öflentlicht. In diesem Programme wird anempfohlen, nicht allein die Gesteinformationen und ihre Unterabtheilungen viel detaillirter, als es in der Uebersichtskarte geschehen war, anzuzeigen, und möglichst zahlreiche Durchschnitte beizufügen, sondern auch die im Departement befindlichen Bergwerke, Steinbrüche, Sand-, Thon- und Mergelgruben und überhaupt alle Etablissements zur Gewinnung nutzbarer Producte aus dem Mineralreiche, ferner alle jene Stellen, an welchen vormals derartige Unternehmungen bestanden hatten, endlich alle Stellen, an welchen nützliche Fossilien, deren Ausbeute jedoch noch nicht begonnen hat, ent- deckt wurden, anzugeben. Zu dem Ende habe sich der Ingenieur an alle interessanten Stellen zu begeben und sich nicht auf die oft unsicheren An- gaben anderer Personen zu verlassen. 107 Das Resultat seiner Begehungen habe er auf 2 Exemplare der Cassini’schen Karte einzutragen und ein regelmässiges Journal über seine Reisen und Beobachtungen zu führen. Am Ende jeder Campagne habe er das eine Exemplar seiner Karte, sammt einer Abschrift seines Notizenbuches, an Le- Srand zur Revision einzusenden, die andere dagegen zur etwaigen Einsichtnahme des Präfecten und des Departemental- rathes, bei sich zu behalten. Ueberdiess habe der Ingenieur vierteljahrweise einen beson- dern Bericht über den Fortgang der Untersuchungen einzusenden. Endlich wird noch den Ingenieuren anempfohlen, die Aus- führung dieser Karten als eine besondere Aufgabe zu betrachten, der in keinem Falle die gewöhnlichen administrativen Geschäfte des Amtes hintangesetzt werden dürften. Nach der Beendigung der Arbeit der Ingenieure wolle man sich mit der Herausgabe der Karten beschäftigen. Der Departementalrath habe über den zu wählenden Mass- stab zu entscheiden, doch wolle die Administration demselben dessfalls einen Vorschlag machen. Von den zwei Originalkarten solle die eine bei der Gene- raldireetion der Bergwerke, die andere im Archiv der Präfectur verbleiben. Noch endlich möge der Ingenieur jeder Karte ein erläu- terndes Memoire beigeben. Einige nachträgliche Bestimmungen wurden im Jahre 1857 getroffen. Der Anfangs rege Eifer für diese Departementalkarten scheint später mehr erkaltet zu sein, doch waren nach einer Mittheilung von Dr. Boue bis zum Jahre 1844 20 Blätter fertig geworden, und auch gegenwärtig geht die Arbeit, in einigen Departements wenigstens, noch fort. Ueberdiess hat sich in der letzteren Zeit auch das De- partement de la querre um die Herausgabe geologischer Spe- cialkarten angenommen. Man beabsichtigt, die von dieser Behörde angefertigten topographischen Detailkarten geologisch zu coloriren und hat die Mitwirkung des Herrn Professors Rozet für die Ausführung gewonnen. 108 In Russland. I. Untersuchungen der Herren Murchison Verneuil und Graf Keyserling. Die umfassenden Arbeiten ,„ denen die wissenschaftliche Welt das grosse Werk: „The Geology of Russia in Europe and ihe Ural Mountains” verdankt, wurden ursprünglich von Privaten projeetirt und begonnen. Die russische Regierung im wohlverstandenen Interesse des Landes nahm aber unmittelbar dar- auf die Ausführung in ihre kraftvolle Hand, und nur durch ihre Unterstützung wurde es möglich, dieselben in der kurzen Zeit von wenigen Jahren zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Murchison, nachdem er durch sein classisches Werk „ihe Silurian System’ eine wissenschaftliche Sichtung der äl- testen Versteinerungen führenden Gebirgsschichten, die man früher unter dem Collectiv-Namen Grauwacke unter einander warf, zu Stande gebracht hatte. erkannte, dass auch die von Pander beschriebenen organischen Reste aus Russland mit je- nen der unteren Fossilien führenden Schichten von Grossbrit- tannien übereinstimmen. Noch mehr wurde seine Aufmerksam- keit auf die russische Geologie gelenkt, als L. v. Buch, der eine Reihe dortiger Versteinerungen zur Untersuchung erhalten hatte, ihm seine Ueberzeugung mittheilte, dass Russland, wenn erst gehörig durchforscht , dieselbe Reihenfolge von Gesteinen würde erkennen lassen, wie sie in den silurischen Distrikten von England und Wales aufgefunden worden waren, Von diesem Augenblicke beschloss Murchison eine geo- logische Durchforschung des europäischen Russland zu unter- nehmen. Er gewann als Mitarbeiter zu diesem Zwecke Hrn. E. v. Verneuil, und beide begaben sich im Frühsommer 1840 nach St. Petersburg. Um ihre Unternehmung zu erleichtern , forderte Baron v. Meyendorf, welcher von der russischen Regierung den Auf- trag erhalten hatte, eine Untersuchung über den Zustand des Handels und der Manufacturen der innern Gouvernements vor- zunehmen, die beiden Reisenden auf, sich mit ihm zu vereini- gen, und überdiess schlossen sich der Expedition Graf Key- serling und Prof. Blasius an. 109 Auf diese Weise wurden die Untersuchungen in der Um- sebung von St. Petersburg von Allen gemeinschaftlich begon- nen, und später an den Ufern der Flüsse Volkof und Siass, des Onega-Sees u. s. w. fortgeführt. Doch war der Gegen- stand der Arbeiten, die Baron von Meyendorf ın Folge sei- nes Auftrages auszuführen hatte, zu sehr abweichend von je- nem, den die fremden Geologen im Auge hatten, als dass das Zusammenreisen. für die Länge als zweckmässig hätte erschei- nen können. Es wurde daher vom k. russ. Finanzminister, Grafen Cancrin, beschlossen, zur Unterstützung der geolo- gischen Untersuchungen einen jüngeren russischen Bergbeam- ten den Herren Murchison und Verneuil zuzutheilen. Ge- neral Tscheffkin als Direktor der kais. Bergschule be- stimmte dazu Hrn. L. Kokscharoff, und die beiden Expe- ditionen trennten sich in Vitegra. Graf Keyserling schloss sich bald der einen, bald der andern Gesellschaft an, und der Rest des Sommers verstrich auf diese Weise, mit Untersu- chungen in verschiedenen Theilen von Russland. Da inzwischen auch Colonel Helmersen die Valdaihü- gel, dann die Umgebungen von Pskoff und Dorpat u. s. w. un- tersuchte, und Eichwald seine Beobachtungen über die si- lurischen Fossilien von Esthland veröffentlichte, so gelangte man schon nach dem ersten Jahre zu einem leidlichen , allge- meinen Ueberblick der Schichtenfolge der paläozeischen Ge- steine in Russland , über welche nun Notizen in verschiedenen Schriften mitgetheilt wurden, während eine von Helmersen publieirte kleine Karte von Russland alle bis dahin erlangten Resultate graphisch darstellte. Doch waren die erhaltenen Resultate noch nicht hinrei- chend ausgedehnt, um eine gute Uebersicht der Geologie von Russland. überhaupt zu gewähren. Graf Cancerin entwarf da- her das Project einer weiter fortzuführenden Untersuchung von Russland, und bewog, nachdem der Kaiser seine Zustimmung gegeben hatte, die Herren Murchison und Verneuil zur Ausführung derselben auf Kosten der Regierung im Frühjahre von 1841 wieder nach Russland zurück zu kehren. Zugleich trat Graf Keyserling für geologische Zwecke in russischen Staatsdienst, und er sowohl, als Lieutenant Kokscharoff 110 wurden angewiesen, die Reisenden wieder zu begleiten. Der Hauptzweck bei dieser Campagne war die Erforschung des Ural und der südlichen Provinzen von Russland, vorzüglich der Kohlenfelder des Donetz. Man befolgte bei der Durchfor- schung selbst denselben Plan, auf den man auch in Frankreich nach und nach gekommen war, die Reisenden trennten sich immer auf kurze Strecken, und trafen dann wieder zusammen, um ihre Beobachtungen zu vergleichen und in Einklang zu bringen. Die umfassendsten Vorkehrungen waren allerwärts haupt- sächlich durch die Vorsorge des General Tscheffkin ge- troffen, um die Reisenden bei der Durchführung ihrer Aufgabe, die sie häufig in die unwirthbarsten Gegenden führte, zu un- terstützen; in den Sandsteppen, sagt Keyserling, waren Nomaden mit ihren Pferden längs dem Wege der Geognosten hingestellt, in den einsamen Flüssen waren Boote zu ihrer Aufnahme gefertigt, Ja um ihr Weiterkommen zu erleichtern , wurde sogar durch Ablassen eines Hüttenteiches ein künstli- cher Fluss hervorgebracht, auf welchem sie ihre Reise fort- setzien. Die Resultate, die der Eifer der Reisenden im Laufe die- ses Sommers zu Stande brachte, entsprachen ganz den gross- artigen Vorbereitungen, die man für sie getroffen hatte. Die weitgedehnten Kupferdistriete von Kasan und Perm wurden zuerst durchforscht, die Kette des Ural in 7 verschiedenen Parallelen zwischen 60° und 540 N. Breite durchkreuzt, wobei ein Theil der Expedition immer die europäischen, der andere die asiatischen Abhänge untersuchte, und dabei zeitweilig Aus- flüge in das Flachland von Sibirien unternahm. Von Orenburg aus, durchkreuzten hierauf Murehison und Verneuil noch einmal den mittleren und südlichen Theil des Kupferdistrietes in seiner grössten Breite, während Keyserling über die Kirghisensteppe von Orenburg nach Astrachan ging, und den isolirten Berg Bogdo besuchte. Die Kalmukensteppen, die Mün- dungen des Don, die Umgebungen des Azow’schen Meeres wur- den durchforscht, endlich noch ein voller Monat der Untersu- chung der kohlenführenden Distriete am Donetz gewidmet, und dann die Rückkehr nach Moskau, aber wieder nach zwei 11i gesonderten Routen, die eine über Kharkof, Kusk und Oref, die andere durch das Donthal und Voronyn angetreten. Die Aufstellung des Permischen Systemes als der jüng- sten Gruppe der Uebergangsgebilde war ein Hauptresultat die- ser Reisen. Ein Bericht über dieselben, so wie eine Uebersichtskarte und ein Durchschnitt durch ganz Russland von Süden nach Norden , konnten nach Beendigung derselben dem Kaiser vor- gelegt werden. Im Jahre 1842 begann man mit der Zusammenstellung der sämmtlichen angestellten Beobachtungen, und setzte den Plan fest, nach welchem ein dieselben enthaltendes Werk bearbei- tet werden sollte. Graf Keyserling wurde von der russi- schen Regierung nach England und Frankreich gesendet, um an diesen Arbeiten theilzunehmen. Bei deren weiteren Fort- schritten erkannte man jedoch, dass zu einer entsprechenden Vollendung des Ganzen noch eine Untersuchung der nordöstli- chen Theile des europäischen Russland nöthig sein würde. Es wurde daher im Jahre 1843 eine neue Expedition, nach der selbst in geographischer Beziehung noch beinahe ganz unbekannten , von Samojeden bewohnten Nordost - Ecke von Europa, die zwischen der Kette des Timan und des Ural eingeschlossen, ihrer ganzen Ausdehnung nach, von der Pet- schora durchströmt wird, unternommen. Krusenstern hatte die geographischen, Keyserling die geologischen Untersu- chungen zu leiten. Von den Schwierigkeiten wissenschaftlicher Untersuchungen in diesem, zwischen dem 62. und 72. Grade nördlicher Breite gelegenen Landstriche, zu dem kein einziger Landweg führt, ist es leicht sich eine Vorstellung zu machen. Aber auch hier wurden sie durch die grossartigen Anstalten, die die Regierung getroffen hatte, glücklich überwältigt. „Auf „der Tundra, der polaren Mooswüste und auf den Höhen des „arktischen Ural haben mitten im Sommer Bennthierbespannte „Schlitten der Geognosie dienen müssen.” Um endlich eine vollständige Vergleichung der russischen Gebirgsschichten mit denen der benachbarten Länder durchfüh- ren zu können, unternahm noch Murchison im Jahre 1843 eine Reise nach Deutschland und im Jahre 1844 eine nach 112 Norwegen und Schweden, während Verneuil im Jahre 1843 die paläozoischen Schichten der Normandie, von Brittannien u. s. w. untersuchte, im nächsten Jahre jedoch durch eine Krankheit gehindert war , die Reise nach Skandinavien mit Murchison mitzumachen. Die sämmtlichen wissenschaftlichen Ergebnisse nun, der im Vorhergehenden angeführten Untersuchungsreisen sind in dem grossen Werke „The Geology of Russia in Europe and the Ural montains by B. J. Murchison, Edouard de Verneuil, and Count Alexander Keyserling, welches auf Kosten der russi- schen Regierung veröffentlicht wurde, niedergelegt. Es ist das- selbe in zwei grossen Quartbänden erschienen, deren erster in englischer Sprache publicirt, die Geologie der untersuchten Länder, der zweite in französischer Sprache, die Paläontologie derselben enthält. Es würde zu weit führen und hier am unrechten Orte sein, wollte ich versuchen, eine Uebersicht des Inhaltes dieses um- fassenden Werkes mitzutheilen. Was aber die Anordnung der Materialien betrifft, so ist der erste Band in zwei Theile ge- bracht, deren erster die Beschreibung der geschichteten For- mationen, von den ältesten angefangen bis einschliesslich die Tertiär -Formation enthält; während der zweite die Ural- und Timan-Gebirge dann die jüngsten Anschwemmungen, die einen grossen Theil des Bodens von Russland bedecken, schildert. Eine Uebersichtskarte von Russland, die dem Werke bei- gegeben ist, macht die Vertheilung der Gesteine im Allgemei- nen ersichtlich. Es. sind dabei folgende Formationen unter- schieden: 1. Alluvionen, unterschieden in a. recente Meeres-Absätze und Jüngere Caspische Bildungen , b. ältere Caspische Bildungen, Miozen - System, Tertiär. Eozen - System, Kreide - System. Jura - System. Trias - System. ao ne ne Permisches System. 113 a. oberes Kohlen- System, a b. unteres Kohlen - System. 9. Devonisches System. 10. Silurisches System, N una b. unteres silurisches System. 11. Azoische Gesteine. 12. Metamorphische Gesteine. 13. Eruptive Gesteine. Noch sind besonders bezeichnet : Neugebildetes Land, Schlammvulkane und Naphtaquellen, und die Eruptions-Gesteine des Ararat; ferner die Kohlen, das Salz, der Gyps und end- lich die südliche Grenzlinie bis zu welcher die nordischen er- ratischen Blöcke reichen. Eine zweite Karte des Gebirgsrücken des Ural, zwischen dem 51. und 60. Grad nördl. Breite, dient hauptsächlich dazu, die Art der Vertheilung der metamorphischen und Eruptiv-Ge- steine ersichtlich zu machen; man findet hier unterschieden: a. von metamorphischen Gesteinen: 1. Jaspis u. s. w. (Jasper.) 2. Marmor und Dolomit. 3. Quarzfels. 4. Dioritische und glimmerige Schiefer. b. von Eruptiv-Gesteinen: . Granit. . Serpentin. a. . Grünstein. . Syenit und Porphyr. Dann ist bezeichnet das Vorkommen des Goldes, Kupfers und Magneteisensteins. am Die Lagerungsverhältnisse der einzelnen Formationen end- lich sind in zahlreichen Durchschnitten ersichtlich gemacht. - Bei der Bearbeitung des zweiten, paläontologischen Thei- les hat man Sorge getragen, die Mitwirkung einiger der aus- gezeichnetesten englischen, französischen und deutschen Natur- forscher für einzelne Abschnitte zu gewinnen. So wurden die Pflanzen aus dem permischen Systeme erst von Morris bear- beitet, dann von Ad. Brongniart noch einmal revidirt. — Die la Crinoiden, Mollusken und Urustaceen der paläozoischen Schich- ten haben die Autoren des ganzen Werkes selbst beschrieben; die Korallen derselben Gebilde, von Lonsdale untersucht, finden sich noch in einem Appendix zum ersten Bande. Die Fische hat Agassiz untersucht, und die Resultate seiner Arbeiten in einer Reihe von Briefen an die Autoren mitgetheilt, die am Schlusse des Bandes abgedruckt erscheinen. Die Jurafossilien hat d’Orbigny, und die Jurapflanzen endlich Göppert be- arbeitet. Der zweite Band enthält 43 Tafeln herrlich ausgeführter lithographirter Abbildungen, wozu dann noch die theilweise in Holzschnitt, theils durch Lithographie ausgeführten paläozoi- schen Korallen, und eine Tafel mit Abbildungen der Zähne fos- siler Fische aus der Umgebung von Riga, die R. Owen un- tersuchte,, im ersten Bande kommen. Eine Ergänzung des Werkes über das europäische Russ- land und den Ural bilden die ebenfalls auf Kosten der russi- schen Regierung in deutscher Sprache herausgegebenen „Wis- senschaftlichen Beobachtungen auf einer Reise durch das Pet- schora - Land im Jahre 1843, Petersburg 1846,’ welche die Details der von Graf Keyserling und Krusenstern auf ihren Expeditionen angestellten Untersuchungen enthalten. Mit Uebergehung des von Krusenstern bearbeiteten geo- graphischen Theiles will ich hier nur anführen, dass der von Keyserling bearbeitete geognostische Theil in zwei Abthei- lungen zerfällt, deren erste unter dem Titel: „Paläontologische Bemerkungen,” die mit umfassender Sachkenntniss entworfene Beschreibung der in dem durchforschten Landestheile aufgefun- denen organischen Reste enthält. Den Fossilen der Transitions- zeit und jenen der Jura-Periode ist je ein besonderer Abschnitt gewidmet. 17 Tafeln lithographirter Abbildungen, deren treffliche Ausführung dem Zustande dieses Zweiges der Kunst in St. Pe- tersburg die gebührende Anerkennung sichern, tragen nicht wenig dazu bei, den Werth dieser Abtheilung zu erhöhen. ’ enthält in Die zweite Abtheilung: „Geognostische Reise ,’ der Form eines Tagebuches sämmtliche geognostische Beobach- tungen, die sich im Verlaufe der Reise darbothen. Zahlreiche, dem Texte eingedruckte Holzschnitte machen alle beobachtete 115 Lagerungsverhältnisse ersichtlich, und als graphische Gesammt- darstellung aller einzelnen Daten ist die beigegebene Karte des ‚Petschora-Landes zu betrachten, welche ausser dem Becken der Petschora selbst den dasselbe östlich begränzenden nördlichsten Theil des Urals, dann das Timangebirge und die südwestlich von demselben gelegenen Ländertheile, im Ganzen genommen also den Landstrich zwischen dem 60. und 70. Grade nördl. Breite und zwischen dem A3. und 68. Grade östl. Länge von Greenwich umfasst. Die neptunischen Gebilde sind durch 8 ver- schiedene Farben unterschieden, und zwar in der Reihenfolge von oben nach unten: . Thon mit Muscheln des Eismeeres. . Diluvium auf Juraschichten. . Permisch. Wetzstein - Formation. . Bergkalk. . Devonisch. . Domanik. . Silurisch. Ausserdem findet man a. die azoischen metamorphischen Schiefer, b. die Amphibol-Gesteine und c. den Granit durch besondere Farben dargestellt, und das Vorkommen des 19 OBEN B= nn Bar = Der De Gypses besonders bezeichnet. ll. Reise der Herren Humboldt, Ehrenberg und Gustav Rose. Eine andere ältere Unternehmung zur Förderung wissen- schaftlicher, und zwar besonders geologischer Forschungen in Russland, ist die auf Kosten der russischen Regierung von den Hrn. Humboldt, Gust.Rose und Ehrenberg i. J. 1829 an- Setretene Reise nach dem Ural, Altai und dem caspischen Meere. Die erste Veranlassung dazu gab, nach Herrn von Hum- boldt’s Erzählung, eine im Jahre 1827 mit dem Grafen Can- cerin brieflich geführte Discussion über die Emission der Pia- tinmünzen, bei welcher Herr von Humboldt die Absicht äus- serte, sobald seine Lage es gestatten würde, den Ural auf einer 116 \ Sommerreise selbst zu besuchen. Unmittelbar darauf erhielt er durch den Grafen Canerin von Seiner Majestät dem Kaiser Nicolaus den Auftrag, die beabsichtigte Reise in grösserer Ausdehnung mit allen wünschenswerthen Vorbereitungen auf alleinige Kosten der russischen Regierung auszuführen. Herrn von Humboldt’s anderweitige Arbeiten verzöger- ten die Ausführung bis zum Jahre 1829, er erhielt die Erlaub- niss, die Herren Gustav Rose und Ehrenberg als Begleiter mitzubringen, und ein ausgezeichneter russischer Bergbeamter, Herr Menscherin, wurde der Expedition beigegeben. Für die Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Sicherheit der Reise hatte Herr Finanzminister von Cancrin mit der grössten Sorgfalt die zweckmässigsten Voranstalten getroffen. Auf allen Stationen stand die nöthige Anzahl von Pferden bereit, an jedem Orte, wo ein Aufenthalt wünschenswerth wurde, war eine ge- räumige Wohnung vorbereitet, und eine militärische Bedeckung begleitete die Reisenden an den Gränzdistrieten, wo diese Vor- sicht nöthig schien. Ein Herrn von Humboldt kurz vor seiner Abreise ein- gehändigtes Promemoria schloss mit den Worten: „Es hängt „ganz von Ihnen ab, in welchen Richtungen und zu welchen „Zwecken Sie die Reise ausführen wollen; der Wunsch der Re- „gierung ist einzig der, den Wissenschaften förderlich zu sein, „So viel Sie können werden Sie dabei dem Bergbaue und dem „Gewerbfleisse Russlands Nutzen schaffen.” Bescheiden setzt der grösste europäische Naturforscher hinzu: „Solche edle Anerbiethungen darf ich schon desshalb „nicht mit Stillschweigen übergehen, weil sie auf eine erfreu- „liche Art das Zeitalter charakterisiren, in dem wir leben. Die „Gunst, welche dem stillen Treiben des Einzelnen gespendet „wird, strahlt von der Höhe der Wissenschaft auf ihn herab. „Sie ist der lebendige Ausdruck der Achtung, die ein mächti- „ger Monarch dem fortschreitenden Wissen und dem wohlthä- „tigen Einflusse dieses Wissens auf den Wohlstand der Völker „schenkt.” Die Reise selbst wurde nun im Jahre 1829 angetreten. Die Reisenden verliessen am 12. April Berlin, begaben sich nach Petersburg , woselbst sie den 1. Mai eintrafen. Sie hielten sich 117 daselbst bis zum 20. Juni auf, theils mit Studien in den wis- senschaftlichen Anstalten dieser Stadt, theils mit geologischen Untersuchungen der Umgebung, theils endlich mit Vorbereitun- sen für ihre weitere Reise beschäftigt. Am 20. Juni verliessen sie Petersburg, gingen über Moskau und Perm quer über den Ural nach Katharinenburg, machten dann die Reise nach dem nördlichen Ural, wobei sie bis nach Boguslowsk vordrangen. Sie kehrten hierauf wieder nach Ka- tharinenburg zurück, und gingen von hier über Tobolsk und Barnaul nach dem Altai, bis zur chinesischen Gränze. Weiter begaben sie sich nach dem südlichen Ural, und über Orenburg durch die Kirgisensteppen nach Astrakhan, und kehrten endlich über Moskau und Petersburg wieder nach Berlin zurück, wo- selbst sie den 28. December, nach einem zweiten vierwöchent- lichen Aufenthalt in Petersburg, eintrafen. Die Gesammtlänge der gemachten Route beträgt bei 2000 geographische Meilen. Sämmtliche mineralogische, geologische und bergmännische Resultate dieser Reise sind in Form eines Reisetagebuches von Gustav Rose ') beschrieben. Eine Fülle interessanter wissen- schaftlicher Nachrichten über die geologische Beschaffenheit der durchreisten Länder, über die Mineralien des russischen Rei- ches, über die bergmännischen Arbeiten, wohin besonders die Gold- und Platinseifen, dann die Diamantgruben im Ural, die Gold-, Silber- und Kupfergruben, dann die Steinschleifereien im Altai u. s. w. gehören, sind mit der Reisebeschreibung zu einem höchst anziehenden Ganzen verbunden, Eine Reihe besonderer wissenschaftlicher Abhandlungen: „Ueber den Uralit,” „über den Chrysoberyll vom Ural,” „über den Pyrrhit,” „über die Platinerze ‚” „über die chemische Zu- sammensetzung des Goldes im Ural,” „über die Production des Goldes, Silbers und Platins im russischen Reiche, besonders im Ural,” „Höhe des nördlichen Ural ,’” „systematische Uebersicht der Mineralien und Gebirgsarten des Ural,” bilden den Schluss des wichtigen Werkes. 1) Mineralogisch - geognostische Reise nach dem Ural, dem Altai und dem caspischen Meere , von G. Rose. 2 Bde. 8. 118 Il. Arbeiten im Gornoi-Journal. Als ein mächtiger Hebel zur Förderung bergmännischer Kenntnisse überhaupt und der geologischen Kenntniss des Lan- des insbesondere, erscheint das auf Kosten des Bergeorps er- scheinende bergmännische Jahrbuch (Gornoi-Journal), dasselbe erscheint in St. Petersburg unter der Leitung eines bei der genannten Behörde eigens gebildeten, wissenschaftlichen Comi- tes, welches die Verbreitung nützlicher Kenntnisse besonders neuer im Auslande gemachten Entdeckungen unter den russi- schen Bergbeamten zum Zwecke hat; es enthält Auszüge aus fremden Journalen, Berichte über Erfindungen im Auslande, die theilweise von einem der k. russischen Gesandtschaft in Paris zugetheilten Agenten geliefert werden, dann aber auch die Erfahrungen und Beobachtungen der russischen Berginge- nieure selbst, die in den letzteren Jahren immer mehr für die Wissenschaft Wichtiges geliefert haben. Um diesem letzteren Theile eine grössere Verbreitung zu sichern, wird auf Befehl des Kaisers seit dem Jahre 1835 eine französische Uebersetzung der Artikel von allgemein wis- senschaftlichem Interesse publicirt, die, in Jahresheften erschei- nend, den Titel: „Annuaine du Journal des mines de Rus- sie” führt. \ Der erste Theil dieser Hefte enthält eine Geschichte der Entstehung des russischen Bergbaues , dann allgemeine stati- stische Uebersichten seines damaligen Umfanges, endlich eine geologische Karte des Territorium des Donetz nach den Beob- achtungen der Herren Kovalewsky, Olivieri und Iva- nitzky. Die folgenden Bände zerfallen in je 3 Theile, u. z.: 1. Geologie und Geognosie. Enthaltend Abhandlungen über die geologische Beschaffenheit einzelner Landestheile und geo- logische Karten, Durchschnitte u. s. w. 2. Berg- und Hüttenwerke. Metallurgie mit Schilderun- sen der Eigenthümlichkeiten und Fortschritte dieser Industrie- zweige in Russland. 3. Vermischtes. Enthaltend statistische Nachweisungen, dann einzelne chemische, mineralogische u. s. f. Beobachtungen. 119 Nur ein Verzeichniss der auf diese Weise veröffentlichten geologischen Karten soll im Folgenden mitgetheilt werden. 1. Geognostische Karte der zweiten und dritten Abthei- lung des Territoriums der Hüttenwerke, von Bogaslofl, in dem Bande für 1835. 2. Karte des Territoriums von Kamsk, gehörend dem Grafen von Strogonoff, von Schwickhart, enthält hauptsächlich nur die Vertheilung der Erze, im Bande für 183%. 3. Geologische Karte der Umgebungen der Bergwerke von Voitz, von Major Bouteniefl, in demselben Bande. %. Durchschnitt der Gebirge zwischen dem Berg Chtche- leinaia und dem See Sourd, im selben Bande. 5. Durchschnitte vom magnetischen Berge Blagodat, im Bande für 1835, von Helmersen. 6. Geologische Karte des Arrondissements von Olonetz, von Engelmann, ebendaselbst. 7. Geologische Karte der Umgebungen von Fall in Esth- land, von Helmersen, ebendaselbst. 8. Karte der geologischen Untersuchungen im alten Finn- land und in den benachbarten Gegenden, von Capitain Sobo- levsky, im Bande für 1839 mit Durchschnitten und Zeich- nungen. 9. Geologische Karte der Umgebungen von Rouskiala, und 10. Geologische Karte der Umgebungen von Soumeri und Koirinoia, von demselben, a. a. O. 11. Geologische Karte des Distrietes von Bakhmouth und der kohlenführenden Gegend des Toretz, von Ivanitzki, a. a. ©. 12. Geologische Karte der Gegend am Miouss, von Iva- nitzki, im Bande für 1840. 13. Geologische Karte der Ufer des Sees Teletz, von Helmersen,, a. a. 0. 14. Durchschnitte der Bohrungen in der Citadelle von Riga, in der Saline Starorousk und in den Kohlenschichten _ von Licitchia Balka und von Prouikcha, a. a. ©. 15. Geognostische Karte der V. und VI. Section des Ar- rondissements von Bogoslovsk,, von Karpinski, a. a. ©. Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849, II. Heft. ke) 120 16. Geologische Karte des VII. Arrondissements von Bo- goslovk, von demselben, a. a. O., beide mit vielen Durch- schnitten. j 17. Geologische Karte der Gegenden an der Volga und dem Volkhov mit vielen Durchschnitten, von Olivieri, im Bande für 1841. 18. Geologische Untersuchungen in den Gouvernements von Kalouga, Toula und Moskau, von Helmersen, a. a. O. 19. Geologische Karte des europäischen Russlands , von Helmersen, a. a. ©., enthält eine Zusammenstellung der bis dahin bekannt gewordenen Daten über den bezeichneten Theil des Reiches. 20. Petrographische Karte des Grubendistrietes von Olo- netz, von Komaroff, im Bande für 1842. 21. Geologische Durchschnitte der Gegend von Alexandro- pol, von Carteron, a, a. ©. 22. Desgleichen zwischen Toula und Orel, von Sokoloff, a. a. 0. 23. Desgl. der Gegend von Zourdzeli, a. a. O. 24. Desgl. vom Thale des Volkhof bei dem Dorfe Prous- suinia bis nach Staraia Ladoga, a. a. O. 25. Desgl. des Torflagers 102 Werste von Alexandropol, a. a. ©. Ueberdiess finden sich inBoue’s „Guide du Geologue Voya- geur” I., pag. 195, noch folgende im Gornoi-Journal enthaltene Karten verzeichnet, und zwar im europäischen Russland: 26. Karte des weissen Meeres und der Berge Kandalais- koi bei Kemi, von Chirokchin,, Gornoi-Journal 1835. 27. Karte der unteren Ufer des Don und Donetz, von Olivieri (a. a. ©. 1830, Nr. 2). 28. Karte der Umgebungen von Marienpol, von Ivanitsky, (a. a. 0. 1833, Nr. 10). 29. Karte der Umgebungen von Alexandrof, von Sokolov, (a. a. ©. 1834, Nr. 11). Im Ural: 30. Karte der Umgebungen von Perm, von Schumann (1833, Nr. 8). Ay ”. 121 31. Karte der Gruben des Arrondissements von Tscherdin (Gouv. Perm), von Tschiakovski (1833, Nr. 4). 32. Karte der Umgebung von Bogoslovsk, von Karpinsky (1833, Nr. 2). 33. Karte der Umgebungen der Hütten von Perm, von Meyer (1834, Nr. 12). 34. Karte der Umgebungen von Chilkin, von Kovrighin (1829, Nr. 6). 35. Karte der Umgebungen der Hütten von Yougovsk, von Samoilov (1831, Nr. 6). 36. Karte der Ufer des Irgil und des Losva (1831, Nr. 1). 37. Karte der Ufer der Kama, Tourma und des Jaj (1832, Nr. 2). 38. Karte der oberen Ufer des Tschoulima, von Strolmann, (1834, Nr. 8). 39. Karte der Hüttenwerke von Miask und Slatoust, von Lisenki (1835, Nr. 1). : 40. Karte der Smaragdgruben von Bolchoi (1832, Nr. 3). In Sibirien: 41. Karte der Umgebungen von Ikatherinenburg, von Tscheeletzoff (1833, Nr. 4). 42. Desgl. von Tehaikovsky (1833, Nr. 7). 43. Karte des östlichen Thheiles des Gouvernements Omsk (1833, Nr. 11). 44. Karte des Thales von Ichaginskoi beim Flusse Argin, von Koulibin (1829, Nr. 11). 45. Karte der Bergkeite von Adouchilon, von Koulibin (1829, Nr. 10). 46. Karte der Ufer des Flusses Toura , von Protasov (1830, Nr. 6). | 4%. Karte der Umgebungen des Thales von Onon-Borsinsk, von Taskin (1829, Nr. 7 — 8). 48. Karte des Thales von Kourlitchine, von Taskin (1833, Nr. 11). Eine grosse Anzahl dieser Karten, denen man ein noch ausgedehnteres Verzeichniss von wichtigen geologischen Aufsät- zen im Gornoi- Journal nachfolgen lassen könnte, ist die Frucht von auf Kosten der Regierung angestellten Untersu- O7 122 chungsreisen , bei denen nichts gespart wurde, um die wissen- schaftliche Kenntniss der Beschaffenheit des Bodens zu er- weitern ). Niemanden, der mit vorurtheilfreiem Blick die Ursachen der von Jahr zu Jahr in so ausserordentlichem Masse zunehmenden Metallproduction des russischen Reiches zu erforschen sucht, kann entgehen, dass die mit so viel Aufwand von Kraft und Beharrlichkeit fortgeführten, wissenschaftlichen Bestrebungen es waren, welche die von Jedermann angestaunten, glänzenden, industriellen Ergebnisse einleiteten. Ferner legte Herr Ritter von Hauer den Prospectus des von den Herren Guido und Fridolin Sandberger in Wies- baden herauszugebenden Werkes: „Ueber die Versteinerungen des rheinischen (Devonischen) Schichtensystemes in Nassau” vor, und machte mit einigen Worten auf die hohe Wichtigkeit dieses Unternehmens aufmerksam. Den Verfassern ist es gelungen, durch mehrjährige For- schungen an A450 verschiedene Arten von Fossilien in den Ge- birgsschichten ihres Gebietes zu entdecken; manche derselben sind schon vereinzelt in deutschen, französischen und englischen Werken beschrieben und abgebildet, ein sehr grosser Theil je- doch ist ganz neu. In dem genannten Werke soll nun eine vollständige Mono- graphie dieser gesammten Reihe von Fossilien gegeben werden, für deren richtige Sichtung und Beschreibung die längst er- probte Fachkenntniss der Herren Verfasser hinlängliche Bürg- schaft bietet, während die treflliche, dem Prospectus beigege- bene Probetafel für alle Abbildungen Vorzügliches erwarten lässt. Das ganze Werk soll gegen 30 Tafeln enthalten, und wird im Subseriptionswege in 6 Lieferungen erscheinen. 1) Sie bilden zum Theil die Vorarbeiten zu Helmersen’s Karte des ganzen Ural. und zu der von demselben Gelehrten angefertigten Karte des Altai, die als Anfang einer geologischen General-Karte von Sibi- rien dienen soll, > 125 Herr Bergrath Haidinger macht folgende Mittheilung: „Ueber die schwarzen und gelben Parallel-Linien am Glimmer.” Ich beabsichtige heute der hochverehrten mathematisch- naturwissenschaftlichen Classe eine Mittheilung über eine ein- fache, aber sehr auffallende Intenferenz-Erscheinung vorzulegen, die ich schon vor mehreren Jahren beobachtete, und die ich auch schon zu wiederholten Malen die Befriedigung hatte, meh- reren Physikern vorzuzeigen, die sie vorher noch nicht gese- hen hatten. Verwandte Erscheinungen sind bereits beschrieben worden, aber diese zeichnet sich so sehr durch die Leichtig- keit der Beobachtung aus, dass sie recht bekannt gemacht und überall aufgesucht zu werden verdient. Man betrachte das Spiegelbild der Flamme einer Weingeist- lampe, deren Docht mit Salz eingerieben ist, auf einem dünnen aber doch ebenen Glimmerblatt, und zwar so, dass man das- selbe ganz nahe an das Auge hält. Das homogene Gelb der Spiritusflamme wird durch zahlreiche schwarze Querstreifen von gleicher Breite mit den dazwischen übrigbleibenden gelben Streifen zertheilt erscheinen, die senkrecht auf der Einfalls- ebene des Lichtes stehen. Je dünner die Blättchen sind, desto breiter werden die Streifen; bei diekeren Blättchen werden sie ausserordentlich fein, aber bleiben dabei höchst regelmässig. Es wäre mir nun freilich sehr erwünscht gewesen, genauere Untersuchungen , einige Messungen u. s. w. anzustellen, und da- mit einer Mittheilung dieser an sich sehr netten Erscheinung ein grösseres Interesse zu geben; ich theilte sie zu diesem Zwecke jüngeren Physikern mit, habe aber kein Resultat dadurch er- zielt. Sie verdient aber gewiss, für sich mit einem Worte an- sezeist zu werden, bevor sie, ohne weitere Aufmerksamkeit zu erregen, in den optischen Lehrbüchern an dem ihr angemesse- nen Orte eingereiht wird, Die Erklärung dieser gelben und schwarzen mit einander abwechselnden Querstreifen ist wohl sehr einfach. Sie stellen sehr hohe Ordnungen der Newton’schen Farbenringe vor. Be- kanntlich erscheinen die ersten sieben, im weissen Lichte so glänzend farbigen Ringe, durch das homogene Gelb der Spiritus- lampe beleuchtet, abwechselnd gelb und schwarz, und sind noch 124 von einem fernern zahlreichen Wechsel von gelben und schwar- zen Linien in paralleler Folge umgeben. Die parallelen Linien im Glimmer stellen nun die äusseren und äusseren Ringe vor. Je schiefer der Winkel ist, unter dem man das Glimmerblatt betrachtet, um so grösser wird die Distanz, welche das Licht innerhalb demselben durchläuft, um von der hintern Fläche zu- rückgeworfen zu werden. Die Maxima und Minima der Inten- sität sind dann die gelben und schwarzen Streifen. Man macht die Beobachtung sehr schön, wobei die gelben und schwarzen Parallel-Linien sehr lang erscheinen, weil das Gesichtsfeld vergrössert wird, wenn man ein Blatt weisses Papier, das von der Spiritusflamme homogen gelb beleuchtet ist, sich in dem Glimmerblatte spiegeln lässt. Sehr dünne Blättchen erscheinen ganz schwarz oder ganz glänzend, wenn sie so kleine Dimensionen haben, dass sie nur die Minima oder Maxima abspiegeln; diess gibt bei den ge- wöhnlichen, unregelmässig - zerrissenen Glimmerblättchen ein eigenthümliches moirirtes Ansehen. Talbot hat eine der eben erwähnten in vieler Beziehung ähnliche Erscheinung beobachtet. Herschel gibt eine Nachricht darüber in seinem Treatise on Light‘): ,‚Folgende sehr schöne und genügende Art die Fransen darzustellen, welche von einem Glasblättchen von fühlbarer Dicke gebildet werden, ist von Talbot ausgedacht worden. Wird eine Glasblase so dünn ge- blasen, dass sie springt, und betrachtet man die dadurch ent- stehenden Glasblättehen in einem dunkeln Zimmer, bei der Flamme einer mit einem sgesalzenen Docht versehenen Wein- geistlampe, so erscheinen dieselben mit Streifen bedeckt, die abwechselnd hell und schwarz sind, und in parallelen Lagen nach den verschiedenen Dieken des Blättchens laufen. Wo die Dicke ziemlich gleichförmig ist, sind die Streifen breit; wo sie sich schnell ändert, kommen die Streifen so häufig, dass sie sich mit unbewafinetem Auge nicht mehr unterscheiden lassen, und man das Mikroskop zu Hilfe nehmen muss. Nimmt man an, dass die Dicke des Blättchens "ıooo Zoll beträgt, so entsprechen 1) Ueber das Licht; übersetzt von Schmidt. S. 348. 125 die entstehenden Streifen ungefähr der 89. Ordnung der Ringe, und sie beweisen den hohen Grad von Homogeneität des Lichtes” u. s. w. Nach Brewster’st) Bericht über dieselbe Beobachtung Talbot’s zeigen die einzelnen Glasblättchen auf ihrer Fläche „abwechselnd gelbe und schwarze Fransen, von denen jede in ihren „Umrissen Linien bildet, die in den Glasschichten gleiche Dicke „haben. Aendert sich die Dieke langsam, so sind die Fransen „breit, und leicht zu erkennen; ändert sich die Dicke aber plötz- „lich, so sind die Fransen dergestalt auf einander gehäuft, „dass man sie nur mit einem Mikroskope unterscheiden kann. „Hätte eine von den Glasschichten nur ein Tausendtel eines „Zolles Dicke, so würden die von ihr erzeugten Ringe der „19. Ordnung angehören; und könnte man ein breites Stück „Glas erhalten, dessen Dicke in langsamen Abstufungen über „ein Milliontel eines Zolles hinabginge, so würden 89 und „wahrscheinlich noch mehr Ringe deutlich mit blossen Augen „zu unterscheiden sein.” In einer Anmerkung ist bei jenen Glassplittern noch an- ” Jch fand diese geführt: „Glimmerblättchen sind noch besser. Stelie auf, als ich die Literatur des Gegenstandes zu verglei- chen begann, um die Ansichten der Physiker über dieses höchst merkwürdige Phänomen zu erfahren. Aber die gelben und schwarzen Linien, welche Talbot an dünngeblasenem Glase beobachtet hat, sind von anderer Art als die Linien am Glimmer, wenn sie auch eine gemeinsame Quelle die Lichtinterferenz haben. Bei dem Glase wird in der That die Interferenz dadurch hervorgebracht, dass ungleich dicke Glasschichten auf einander folgen. Man verfolgt sie leicht bei dem Ausblasen grosser Glaskugeln von 3 bis A Zoll Durch- messer, wie diess in mehreren Versuchen der Fall war, die Herr General-Probirer, A. Löwe, freundlichst auf meine Bitte mit seinem Gebläse-Löthrohr anstellte, Es bildeten sich Mittel- punkte, wo das Glas am dünnsten wurde, von welchem die Ringe ziemlich gleichförmig immer weiter abrückten. 1) Populäres, vollständiges Handbuch der Optik. Uebersetzt von Dr J. Hartmann S. 95. 126 Die feinsten Linien waren in der grössten Entfernung von jenen Mittelpunkten, um die herum die breiteren Ringe sichtbar waren, gerade so wie bei der gewöhnlichen Erzeugung der farbigen Ringe durch Linsen, die inneren breiter sind als die äusseren. Aber in der gewöhnlichen deutlichsten Seheweite be- trachtet, behielten die Ringe ihre Lage bei, man mochte die Kugeln in was immer für einer Lage durch die Spiritusflamme beleuchten; die gleiche Färbung beweist eine gleich dicke Glasschichte. Allerdings sind auch hier die Linien nicht ganz unbeweglich, sondern entfernen sich bei grösserer Incidenz im- mer mehr von der dünnsten Stelle, wie diess bekanntlieh auch bei den farbigen Ringen geschieht; aber doch bleibt ihre Rich- tung und ihr Zusammenhang jederzeit nach der dünnsten Stelle der Glaskugel als Mittelpunkt orientirt. Bringt man die Glas- kugel mit ihren feineren Streifen ganz nahe an das Auge, so verschwinden sie, weil man dann nur den gleichzeitigen Ein- druck vieler derselben auf einmal wahrnimmt. Nur bei den breitesten Streifen bleibt auch dann der deutliche Ausdruck der Abwechslung, und zwar um desto deutlicher, je mehr sich die Richtung der Linien der Querstellung nähert. Die Linien des Glimmers erscheinen dagegen jederzeit in dieser Querstellung; man mag das Glimmerblatt in seiner eigenen Ebene drehen wie man will, jederzeit stehen die Ab- wechslungen der gelben und schwarzen Linien zunächst der Einfallsebene des Lichtes, senkrecht auf derselben, und ver- breiten sich von da zu beiden Seiten. Die beiden Flächen des Glimmerblättehens sind einander nämlich vollkommen parallel, und daher die Erscheinung in allen Azimuten gleich. Die Linien erscheinen um desto schärfer und deutlicher , je näher man das Glimmerblatt zum Auge bringt, im Gegensatze zu den Linien im Glase, die dann immer undeutlicher werden und am Ende verschwinden. In dem schmalen Bilde der Weingeistflamme erscheinen die abwechseinden gelben und schwarzen Streifen als kurze, gerade, parallele Linien. Ueber das Wesen ihrer eigentlichen Gestalt in der Erscheinung bemerkt Herr Generalsecretär v. Ettingshausen folgendes: „Die Incidenzpunkte auf dem Glimmerblatte, welche einerlei Gangunterschiede der Strahlen 127 entsprechen, liegen bei ungeänderter Stellung des Auges in einer Kreislinie, deren Centrum durch das Loth vom Auge auf das Glimmerblatt angezeigt wird. Die zugehörende Erscheinung, welche das Auge sieht, ist die Durchschnittslinie der Kugel- fläche, deren Scheitel sich im Auge befindet, und welche ge- nannte Kreislinie in sich fasst, mit der Fläche, worauf das Auge die Erscheinung versetzt. Die gesehene Curve ist sonach „bei der Art der angestellten Beobachtung” eine Hyperbel, deren Krümmung unmerklich bleibt.” Die Beobachtung war so angestellt worden, dass das Glimmerblatt horizontal gelegt war und der Einfallswinkel vom Auge aus gerechnet, um ein Namhaftes grösser war als 45°. Die concentrische Interferenzlinie auf der Glimmerfläche sind also wahre Kreise, aber sie werden jedesmal nur in einer einzigen Richtung betrachtet, die selbst senkrecht auf einer von diesen Kreislinien steht, und zugleich in der Oberfläche des erwähnten Kegels liegt. Das Auge, in dieser Richtung festge- halten, sieht also die Projeetion eigentlich auf der Fläche, welche senkrecht auf der Gesichtsrichtung steht, wenn sie sie auch unbewusst oft auf eine andere Fläche bezieht. Sowohl die Projection auf der Sehaxe, als auch die auf der quervorliegen- den Verticalebenen, auf der sich die Weingeistflamme abbildet, ist unzweifelhaft eine Hyperbel, wenn der Einfallswinkel, vom Auge aus gerechnet, grösser ist als 45°. Je schiefer man nach dem Glimmerblatt hinsieht, desto mehr nähert sich die Hyper- bel der geraden Linie. Bei einem Einfallswinkel von 45° ist der Kegel rechtwinkelig und die Projeetionsebene senkrecht auf die Sehaxe ist der gegenüberliegenden Seite des Kegels paral- lel, erscheint daher als Parabel. Bei einem kleinera Winkel als 450 nehmen die Linien die Gestalt von Ellipsen an. Man kann sehr leicht die Beobachtung so modifieiren, indem man eine hinter den Kopf gestellte von der Lampe beleuchteten Papier- fläche sich im Glimmer spiegeln lässt, dass man deutlich beoh- achten kann, wie die Linien sich zu beiden Seiten abkrümmen. Wenn man das Glimmerblatt zusammenbiegt, so dass die Streifen der entstehenden Cylinderaxe parallel sind, so erschei- nen sie in der Entfernung der deutlichsten Seheweite schärfer und feiner, und das zwar immer feiner, je stärker das Blatt 128 zusammengebogen wird. Dem Auge genähert, verschwinden sie dann. Die wachsende scheinbare Dicke des Glimmerblattes be- ruht in diesem Falle auf zwei Ursachen, der Entfernung vom Auge, und der Krümmung, welche, gleichzeitig wirkend, den Ein- druck der Interferenz verwischen. An cylindrisch gekrümmten Glimmerblätichen hat Herr Baron Fabian v. Wrede') eine Erscheinung beschrieben, die hier noch angeführt werden muss, wenn sie auch gleichzeitig noch auf einem andern Prineipe beruht, als die eben beschrie- bene Erscheinung. Wrede zerlegt die durch einen ver- ticalen Glimmereylinder von einer Lichtflamme zurückgewor- fenen Lichtlinie durch ein Prisma, und betrachtet das Spec- trum durch ein Fernrohr. Durch die Interferenz von der vor- dern und hintern Fläche entstehen durch das ganze prisma- tische Farbenbild schwarze Linien, in grösster Anzahl (bei 120) an der dickeren, in geringerer (einige und zwanzig) an der dünneren Seite des Glimmerblättchens. Es verdient hier je- doch hervorgehoben zu werden, dass die Flächen des Glimmer- blättchens nicht etwa, wie es dort (S. 376) bemerkt ist, gegen ‚einander geneigt sein können. Im Gegentheile musste das Blätt- chen nur darum an einer Seite dünner erscheinen, weil etwa mehr von der Substanz desselben durch die stets parallel fort- gesetzte Theilbarkeit hinweggenommen worden war. Die Unter- suchung der ebenen Blättchen selbst, gibt das beste Mittel an die Hand, um zu prüfen, ob die Dicke durchaus gleich sei. Nur dann ist nämlich die gleiche Erscheinung von Parallel- Linien in allen Azimuten möglich, während sie bei einer wirk- lichen Neigung der beiden Flächen die in einer Richtung feste Stellung der Linien auf dünunem Glase, wie sie Talbot be- schrieb, annehmen mussten. Wo aber das Glimmerblatt, wie diess so häufig geschieht, durch Abtrennung von dünnen Blätt- chen ungleich dick ist, da entdeckt man sehr leicht eben durch die Spiegelung des homogenen Lichtes der Spirituslampe, den genauen Zusammenstoss der dünneren und diekeren Theile, in- dem die Parallel-Linien, breiter in dem ersteren und schmäler in den letzteren, scharf an einander abgegrenzt sind. 1) Poggendorfl’s Annalen. Bd. XXXIN. 1834. S. 353. Versuch, die Ab- sorption des Lichtes nach der Undalationstheorie zu erklären. 129 Bei Wrede’s für die Theorie der Absorptions-Erscheinun- gen so wichtigem Versuch — er verbindet die Erscheinung der Reflexion mit der der Transmission — wird durch die Cylin- dergestalt das Bild zu einer Lichtlinie; die inneren Zurück- strahlungen und dadurch bewirkten Verzögerungen der Licht- wellen sind daher einer einzigen Linie ungemein genähert, so dass ihre Erscheinung durch das Prisma getrennt, erst durch das Fernrohr deutlich wird. Bei den Linien von der ebenen Glimmerfläche, gleichsam einem Cylinder von unendlichem Durchmesser bleibt die Lichtquelle selbst, so weit sie reicht, ebenfalls über den ganzen Raum ihres wirklichen Durchmessers verbreitet, und man hat auch die Interferenzen von der ganzen Ausdehnung derselben, aber nur im homogenen Lichte und bloss auf die Senkrechte gegen das Glimmerblatt und die Einfalls- ebenen bezogen, wahrnehmbar. Praktische Forschungen und theoretische Ansichten knü- pften sich zahlreich hier an, die es wünschenswerth wäre, weiter zu verfolgen. Eine hieher gehörige Aufgabe möge kürzlich er- wähnt werden. Der Gangunterschied beträgt begreiflich für die interferi- renden homogenen Lichtstrahlen bei ihrer Reflexion von der vor- deren und der hinteren Fläche in den hellen Streifen eine ganze Anzahl von Wellenlängen, mehr einer halben Wellenlänge, in den dunkeln Streifen aber eine ganze Anzahl von Wellenlängen. Für den zunächstliegenden gleichnamigen Streifen wächst nur noch eine ganze Wellenlänge zu, oder nimmt eine Wellenlänge ab, jenes für grössere, dieses für kleinere Einfallswinkel. Hieraus folgt unmittelbar, bei geringen Aenderungen in der Dicke der Glimmerblättchen die grössere Breite der Streifen in dünneren, die Feinheit derselben in diekeren Glimmerblättern. Während man den Winkel zwischen zwei benachbarten Streifen misst, hat man eigentlich eine Grösse bestimmt, die für eine bekannte Dicke des Glimmerblattes eine einfache Funetion einer einzigen Wellenlänge vorstellt. In dickeren Glimmerblättern fol- sen die feinen schwarzen Striche so schnell auf einander, dass es vielleicht gelingen dürfte, sehr gute Daten für die Messung der Wellenlänge selbst zu erhalten. Die Beleuchtung des Glim- merblattes mit den Farben des Spectrums müsste ebenfalls für 130 die Entfernung der Streifen eine deutliche Verschiedenheit wahr- nehmen lassen. Noch mögen hier einige einzelne Wahrnehmungen aufge- zählt werden. Directes Sonnenlicht, durch eine Oeflnung im Fensterladen mit einem sehr dünnen Glimmerblatte aufgefangen, gibt ein zu- rückgeworfenes System von farbigen Interferenzstreifen, senk- recht auf die Einfallsebenen. Die mittlere Querlinie ist weiss. Auf das Genaueste analog den von Talbot beschriebenen schwarzen Parallel- Linien auf dünnausgeblasenem Glase sind die Linien, welche man wie bekannt, zwischen zwei aufein- andergelegten Plangläsern in der Beleuchtung durch die homo- gene Spiritusflamme wahrnimmt, nur dass dort eine Schichte stärker brechendes Mittel zwischen wenigen brechenden sich befindet, wovon hier das Gegentheil eintritt. Auch hier sind die Linien am schärfsten in der gewöhnlich deutlichsten Seheweite, und verschwinden, wenn man sie dem Auge nahe bringt. Durch seine Zähigkeit und leichte Theilbarkeit ist vorzüg- lich der Glimmer zur Beobachtung dieser Erscheinung geeignet, aber sie ist natürlich nicht auf ihn beschränkt, man beobachtet sie auch zum Beispiel an dünnen Blättchen von Gyps. Sehr schön beobachtet man sie unter anderem auch an den Blättchen von Kalkspath, welche in der Lage der Rhomboederfläche ; RX, durch die Ebene der grossen Diagonalen der Aihombenflächen des Rhom- boeders vom 105° 5 parallel den stumpfen Kanten gelegt er- scheinen, und durch Zwillingskrystallisation erklärt werden müs- sen. Wäre es ja noch nothwendig zu beweisen, dass es wahre Blättchen und nicht blosse Trennungen in der Masse sind, so würden die schwarzen Parallel-Linien hierzu vollkommen hinrei- chen. Sie werden immer deutlicher und schärfer, je näher man das Stück zum Auge bringt, während die von Trennungen herrüh- renden Linien, die im gewöhnlichen Lichte das Irisiren dar- stellen — unter gleichen Verhältnissen mit einander verschwimmen. Die schwarzen Parallel-Linien werden mit der grössten Deutlichkeit im zurückgeworfenen Lichte beobachtet. Man hat da den schneidenden Gegensatz zwischen dem zurückgeworfe- nen hellen Lichte und dem dunkeln Schwarz vom Abgange des- selben, wenn man das Glimmerblatt gegen einen dunkeln Grund 151 hält. Unter dem Polarisationswinkel ist natürlich alles Licht der hellen Linie in der Einfallsebene polarisirt, und kann durch ein mit der längern diagonale quergestelltes Nichol’sches Prisma ausgelöscht werden. Hält man das Glimmerblatt in schiefer Stellung zwischen das Auge und die homogene Spiri- tusflamme, so sieht man auch direet die Parallel - Linien, aber sie bilden dann einen viel weniger auffallenden Gegensatz mit den helleren Theilen, weil überhaupt das Ganze heller erscheint. Sitzung vom 15. Februar 1849. Herr Franz Ritter v. Hauer beschloss seinen Bericht über die von den Regierungen verschiedener Staaten unternom- menen Arbeiten zur geologischen Durchforschung des Landes. In Preussen. Die geologische Durchforschung des Landes wurde in Preus- sen von der unzweifelhaft dabei zunächst betheiligten Behörde, nämlich von der Bergbau-Direction, unternommen. Man hat dabei nicht allein Untersuchungen im Lande selbst, die gegenwärtig hauptsächlich in Schlesien und in den Rhein- provinzen mit Thätigkeit fortgeführt werden, im Auge gehabt, sondern auch in Berlin eine eigene Sammlung angelegt, die eine Übersicht aller im Lande vorfindlichen Produete aus dem Mineralreiche zu gewähren bestimmt ist. Die Arbeiten in Schlesien begannen vor 5—6 Jahren in Folge eines Antrages des k. Berghauptwannes Dechen. Die Herren Professoren G. Rose und B eyrich wurden beauf- tragt, durch in ihren Herbstferien zu unternehmende Reisen die nöthigen Materialien zur Herausgabe einer geologischen Karte des Landes zusammenzubringen. Zur Deckung der Kos, sten wurden jedem hierzu jährlich 200 Thaler angewiesen und bisher in der That ein im Verhältnisse zu dieser geringen Aus- lage ungemein günstiges Resultat erzielt. Die Karte von Schle- sien wird 9 Blätter umfassen, sie schliesst westlich an die grosse sächsische Karte an, reicht nördlich 3 Meilen über Görlitz hinaus, erstreckt sich südlich Y, Meile über Mittelwalde 132 und wird östlich durch den Meridian von Neisse begränzt. Sie _ wird demnach auch einen beträchtlichen Theil der böhmischen und mährischen Gränzgebiethe umfassen, wobei insbesondere die ganze Erstreckung des Granites im Riesengebirge zur Dar- stellung gebracht werden wird. Die Herausgabe der Karte hat Schropp in Berlin contract- lich übernommen. Da keine entsprechende topographische Karte vorhanden ist, so wird eine solche neu gestochen. Die Arbei- ten waren so weit gediehen, dass man der Veröffentlichung der drei nordwestlichen Secetionen 1, 2 und A noch für das Ende des Jahres 1848 entgegen sah. Der angewendete Masstab beträgt 1:100,000. Folgende geschichtete Formationen werden durch besondere Farben un- terschieden: | 1. Gneiss. 2. Glimmerschiefer. 3. Urschiefer (Azoische Gebilde). 4. Altes Grauwakengebirge (Devonische und untere Koh- lengebilde). 5. Kohlengebirg. 6. Rothliegendes. 7. Zechsteinformation. 8. Bunter Sandsteim. 9. Muschelkalk. 10. Mittlerer Jura (in Oberschlesien). 11. Oberer Jura (an der Gränze von Pohlen gegen Krakau). 12. Unterer Sandstein. 13. Plänerkalk und Plänermergel. 14. Oberer Sandstein. 15. Unterer Braunkohlensandstein. 16. Braunkohlenformation. 17. Miozengebilde. Kreideformation. Was nun die Rheinprovinzen betrifft, so sind auch hier bereits durch die Thätigkeit Dechens und der ihm unterge- ordneten Bergbeamten , eine ausserordentliche Menge von Ma- terialien, für eine anzufertigende geologische Karte gesammelt. Berichte, Handzeichnungen einzelner, besonders wichtiger Ge- 133 senden, Durchschnitte und Beobachtungen aller Art, die von den einzelnen Bergämtern zusammengebracht wurden, sind bei De- chen zu sehen. Überdiess wurden auf Kosten des Bergamtes von einzelnen Gelehrten, besonders von Ferdinand Römer und Girad wiederholt Revisionsreisen unternommen , um einzelne zweifelhafte Punkte aufzuklären. Auf diese Weise ist die Aufnahme des linken Rheinufers bereits nahezu vollendet, und für das rechte Rheinufer ist be- reits vieles gesammelt. Sämmtliche Beobachtungen werden vorläufig auf der eben in Bearbeitung begrifienen Karte des Generalstabes, deren Masstab 1: 50.000 ist, eingetragen; die Art der Herausgabe selbst jedoch ist noch nicht festgestellt, auch beabsichtigt Dechen einzelne Blätter, der erwähnten Generalstabskarte coloriren zu lassen, und hin und wieder zu vertheilen, um auf diese Weise Berichtungen zu erhalten, die dann gleich wieder be- nützt werden sollen. Die Sammlung des Oberbergamtes in Berlin, ist nach dem- selben Plane angelegt, der der Einrichtung der Sammlungen des k.k. montanistischen Museums in Wien zu Grunde liegt. Man beab- sichtigt in derselben alles zusammenzustellen, was von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefacten u. s. w. im Lande vorkommt. Wenn auch ein eben bewerkstelligter Umbau des Hauses, in welchem diese Sammlung aufbewahrt wird, das nähere Studium dersel- ben unmöglich machte , so konnten wir doch schon aus einigen Suiten, die Herr Professor Beyrich uns freundlichst vor- zeigte eine Übersicht über den Plan der Anordnung und die Reichhaltigkeit des Ganzen gewinnen. Die einzelnen Gegenstände werden nach Localitäten geord- net, so dass man mit Leichtigkeit eine Übersicht der Mineral- producte jeder einzelnen Gegend wird erlangen können. In Sachsen. Eine geologische Durchforschung des Landes nach einem zusammenhängenden Plane, hat eher als in irgend einem andern Staate in Sachsen begonnen, und wurde daselbst ohne Unterbre- ehung bis zur Vollendung durchgeführt. 154 Die erste Anregung ward nach Naumanns Mittheilun- gen?) durch einen, auf Anregung der Landes-Ökonomie-Manu- factur und Commerzien-Deputation, vom Churfürsten Friedrich August im Jahre 1788 erlassenen Befehl, Steinkohlenflötze in den sächsischen Ländern aufzusuchen , gegeben. Das Bergamt stellte zurück den Antrag man möge diese Untersuchung nicht bloss auf die Entdeckung von Steinkohlen, sondern auch auf die anderer, nutzbarer Materialien ausdeh- nen; dieser Antrag wurde genehmigt und schon im Jahre 1789 wurden die erforderlichen Geldmittel auf eine Reihe von Jahren hinaus angewiesen, und Bergrath Werner speciell mit der Leitung der Arbeiten beauftragt. Es begannen nun sogleich die geologischen und bergmännischen Untersuchungen, doch wurden dieselben erst 10 Jahre später im Jahre 1798 ernstlicher in An- griff genommen und mit unausgesetztem Eifer bis zu ihrer Be- endigung fortgeführt. Herrn Bergrath Werner folgte im Jahre 1817 Berg-Commissionsrath Kühn. Bis zum Jahre 1850 waren alle Originaluntersuchungen beendigt, und man konnte zum Beginn der letzten Revisionsarbeiten und der Herausgabe schreiten. Die angewendete Methode der Untersuchnng war ganz dazu geeignet, nicht nur möglichst genaue Resultate zu erzielen, son- dern auch überdiess eine practische Schule für Geognosie zu bilden, aus der in der That viele der ausgezeichnetsten Ge- lehrten , in diesem Fache hervorgegangen sind. Das ganze zu untersuchende Gebiet , welches nicht bloss Sachsen, sondern auch einen guten Theil der angränzenden Länder umfasste, wurde in eine grosse Anzahl einzelner Sec- tionen eingetheilt, deren Gränzen durch feste Linien als Flüsse, Bäche , Strassen u. s. w. bestimmt wurden. Zur Untersuchung einer derartigen Section wurde nun je ein älterer, durch Vor- lesungen und frühere Touren theoretisch und practisch tüchtig gebildeter Zögling der Berg-Akademie ausgesendet, und dem- selben ein jüngerer Berg-Akademiker als Gehilfe beigegeben, welch’ letzterer dabei die nöthige Übung erlangte, um später 1) Erläuterungen zur Section XIV. der geognostischen Karte des Königrei- ches Sachsen u. s. w. p. VII. 135 die selbstständige Untersuchung einer andern Sektion zu über- nehmen. Nach Beendigung der Untersuchung der Section hatte der Führer derselben die Ergebnisse in eine Karte einzutragen und nebst einer schriftlichen Relation, welche eine chronologisch geordnete Aufzählung aller Beobachtungen, und eine nach wis- senschaftlichen Prineipien zusammengestellte systematische Über- sicht derselben enthalten musste, abzugeben. Anfänglich wurden zur Untersuchung selbst und zur Zusam- menstellung der Beobachtungen, die Schenkischen Karten von Sachsen, später aber alle neueren und genaueren Detail- karten, die existirten, benützt. Die Farben wurden nach einem von Werner angefertigten Schema bei allen einzelnen Karten gleichmässig aufgetragen. Sämmtliche auf diese Weise erhaltene Daten wurden im Ar- chiv des Bergamtes aufbewahrt. Sie umfassen nicht allein das König- reich Sachsen, sondern einen sehr bedeutenden Theil von Deutsch- land überhaupt, dessen Gränzlinie durch die Städte Löwenberg in Schlesien, Gabel, Teplitz, Carlsbad, Eger, Culmbach, Schwein- furth, Hilters, Sontra, Bleicherode, Harzgerode, Torgau, Or- trand, Rothenburg wieder zurück, nach Löwenburg geht. Nach Beendigung der Originaluntersuchungen schritt man zu den Revisionsarbeiten und zur Herausgabe. Die ersteren waren um so nöthiger, da es wichtig wurde in die, bei der Aufnahme, durch so vielen Personen erlangten Ergebnisse eine gewisse Einheit und Gleichförmigkeit zu bringen, und da die Arbeiten aus der ersten Zeit des ganzen Unternehmens mit unvollkommenen topographischen Charten und bei einem noch nicht weit vorgeschrittenen Zustande der geologischen Kennt- nisse überhaupt, gemacht, viele Verbesserungen erheischten. Zur Herausgabe wurden von der k. Cameralvermessung in Dresden die zu Grunde zu legenden geographischen Karten in dem Masstabe von 1:120000 neu bearbeitet. Das ganze Ge- biet wurde in 28 Sectionen getheilt, von diesen aber nur jene 11 Sectionen, welche Sachsen selbst und die unmittelbar daran stossenden Gränzgebiete umfassen, zur Herausgabe in einem abgeschlossenen Atlas bestimmt. Jedem der einzelnen Blätter ist ein besonderes Farben- schema beigegeben. Mehr Sorgfalt als vielleicht bei irgend Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. II. Heft. 10. 136 einer anderen nur etwas ausgedehnteren, geognostischen Charte hat man auf die Unterscheidung der krystallinischen Gesteine verwendet. Folgendes Schema gibt eine Uebersicht. Die mit Buchstaben angezeigten Formationen gelten gleichmässig für alle Sectionen. A) 'Thonschiefer. K) Brauner Mandelstein u. Por- B) Glimmerschiefer. phyrit. C) Gneiss. L) Basalt. D) Granit. M) Phonolith. E) Quarz und Quarzschiefer. N) Grünstein, Diorit, Aphanit, F) Granulit (Weisstein). Hornblendschiefer. 6) Syenit. 0) Grüner Porphyr, Syenit, H) Felsit u. Thonstein Porphyr, Porphyr. Quarzporphyr, P) Serpentin. T) Thonstein, a) Grauwake u. G. Schiefer. h) Quadersandstein. b) Lydit, Kieselschiefer und i) Pläner. quarzige Grauwake. k) Sand, weisser Thonsandstein c) Aeltere Steinkohlenbildung. und Quarz der Braunk. Form. d) Jüngere n I) Braunkohle, e) Rothliegendes. m) Tertiärer Sandstein, Grus u. f) Zechstein. Sand. &) Bunter Sandstein. Ausser diesen sind aber auch noch auf jedem Blatte einige untergeordnete Gesteine besonders bezeichnet, unter welchen die folgenden die wichtigeren sind: Grüner Mandelstein. Eklosit. Pechstein. Mandelsteinporphyr. ‚Grüner Felsitporphyr von Schönfeld und Hermsdorf. Porphyre des linken Elbe-Ufers bei Meissen und Wils- druff, und zwar: a) Dobratzer Thonstein. b) Wilsdruffer Porphyr. c) Zehrener Porphyr. d) Dem Pechsteine verwandte Thonsteine. 137 Dolerit. Nephelin-Dolerit. Porphyrähnlicher Phonolith. Strahlstein. Greisen , Chloritischer Quarz und ähnliche Gesteine. Urdolonit, Urkalkstein und Uebergangskalkstein. Alaunschiefer. Quarzbrokenfels. Schalsteinähnlicher Schiefer. Kohlenbrandgestein. Dem Zechstein untergeordneter Sandstein. Dolomit. Bittersalzmergel. Basalttuff und Conglomerat. Torf. Raseneisenstein. Jeder Section der Karten ist ein besonderes Heft mit Er- läuterungen beigefügt, welche, so wie die Revisionsarbeiten, selbst grösstentheils von Naumann und Cotta bearbeitet sind. Nach Beendigung desjenigen Theiles der Karte, der Sach- sen selbst in 11 Sectionen umfasst, wurden noch von Cotta drei weitere Blätter, die sich westlich an die vorhergehenden anschliessen, herausgegeben, und zwar unter dem Titel: „Geo- „gnostische Karte von Thüringen, als Fortsetzung der, von der „kön. sächsischen Regierung herausgegebenen, geognostischen „Karte von Sachsen, und mit Benützung der von der kön. säch- „sischen Regierung veranstalteten Vorarbeiten, bearbeitet und „herausgegeben, mit Unterstützung der kön. sächsischen Regie- „rung, so wie der grossherzoglichen, herzoglichen und fürstli- „chen Regierungen zu Weimar, Gotha, Meiningen , Rudolph- „stadt und Sondershausen ;” ten Regierungen die Wichtigkeit derartiger Arbeiten vollkom- ein Beweis, dass auch die genann- men zu würdigen wissen. Wenn auch nicht geläugnet werden kann, dass die sächsi- schen Karten in Beziehung auf Gleichförmigkeit der Colorirung und Abrundung zu einem vollständig abgeschlossenen Ganzen nicht gänzlich tadellos sind, so kann sich doch kein anderer Staat rühmen, Karten des ganzen Landes, die mit jenen von 10 * 138 Sachsen in Beziehung der Genauigkeit verglichen werden könn- ten, zu besitzen. Die bisherigen Leistungen der übrigen Deutschen, ja selbst aller europäischen Staaten, mit einziger Ausnahme Englands, bleiben weit hinter denen Sachsens zurück, und unbestritten bleibt der Regierung, so wie den trefllichen Geologen dieses Landes das Verdienst, zuerst die Aufgabe der geologischen Lan- desdurchforschung in einer die Anforderungen der Wissen- schaft, so wie die Bedürfnisse der Industrie gleich befriedi- genden Weise gelöset zu haben. In anderen europäischen Ländern. Nur kurz möge hier angedeutet werden, dass in Belgien die auf Kosten der Regierung betriebene Landesdurchforschung seit 10 Jahren im Gange ist. Herr Prof. Dum ont in Lüttich ist hauptsächlich dabei betheiligt; er hat die Arbeiten bereits so weit gefördert, dass man der Herausgabe der Karte noch für dieses Jahr entgegensehen darf. In Spanien hat man nach einer Mittheilung, die ich Hrn. Boue verdanke, unter Esquerra del Bajo’s Leitung geo- logische Untersuchungen begonnen. In Sardinien bereitet man eine geologische Untersuchung des Landes vor. Im Laufe des vorigen Sommers wurde Herr Sismonda nach England gesendet, um dort die Musteranstalt für geologische Arbeiten der Geological Survey kennen zu lernen. Nicht minder ist in Baiern, in Schweden u. s. w. für den gleichen Zweck bereits Vieles geschehen. In Nordamerika. In den nordamerikanischen Freistaaten haben eher als in den meisten Ländern von Europa die geologischen Untersuchungsar- beiten auf Kosten der Regierungen begonnen. In vielen der- selben sind sie bereits zu einem befriedigenden Ende geführt. In dem Staate New -Jersey. Im Jahre 1835 wurde Prof. Henry D. Rogers in die- sem Staate von Seite der Nationalversammlung beauftragt, eine geologische Durchforschung des Landes vorzunehmen, er erhielt dabei die Instruction hauptsächlich, die für die Industrie brauch- 139 baren Mineralien und Fossilien zu berücksichtigen, so dass seine Untersuchungen den möglichst grossen Nutzen für die Agricul- tur und die verschiedenen Industriezweige gewähren sollten. - Schon im folgenden Jahre konnte Herr Prof. Rogers die Ergebnisse seiner Forschungen, einen Bericht, eine Karte und fünf geologische Durchschnitte dem Gouverneur Herrn P. D. Vroom vorlegen, und nachdem dieser die Arbeit dem Assem- bly House mitgetheilt hatte, wurde beschlossen, dieselbe unter der Aufsicht Rogers in 1000 Exemplaren zum Gebrauche der Regierung drucken zu lassen. In Uebereinstimmung mit den erhaltenen Aufträgen hielt Rogers es nicht für angemessen, jeden Theil des weiten Landstriches ins Einzelne zu verfolgen, er ging vielmehr bei seiner Untersuchung nach einem eigenthümlichen Plane vor, durch welchen er die für den praktischen Nutzen wichtigsten Erforschungen am besten mit den allgemeinen Interessen der Wissenschaft in Einklang zu bringen hoffte. Er verzeichnete auf der Karte des Staates 5 gerade Li- nien, die nahezu unter demselben Winkel alle verschiedenen Formationen durchkreuzen, und entwarf geologische Durch- schnitte nach diesen Linien, zugleich wurde ein, ein paar Meilen breiter Landstrich auf jeder Seite derselben genauer durchforscht, und die Gränzen der verschiedenen Formationen in die Karte eingetragen. Alle für die Industrie wichtigen Ge- genstände wurden dabei gesammelt, und wo es wichtig schien, einer chemischen Analyse unterworfen. Ueberdiess wurden noch einige der Formationen, wo diess besonders wichtig erschien, in ihrer Streichungsrichtung ver- folgt, und auf diese Weise mit verhältnissmässig wenig Arbeit eine gute Uebersicht der geologischen Verhältnisse des ganzen Landes erlangt. Im Jahre 1840 erschien die geologische Karte des ganzen Staates mit vielen Durchschnitten und dem Endberichte. Im Staate Maryland. Die geologischen Untersuchungen im Staate Maryland wur- den im Auftrage der Regierung im Jahre 1835 begonnen. Herr J. T. Ducatel wurde zum Staatsgeologen ernannt, und erhielt 140 die Weisung, erst mit Untersuchung der niedrigen, am Meere gelegenen Distriete den Anfang zu machen , und dann erst in die oberen Grafschaften überzugehen. Von Jahr zu Jahr lieferte er Berichte und Karten der durchforschten Landestheile, welche in ziemlich grossem Mass- stabe 1:150000 bis 1:120000 ausgeführt sind, die geologische Beschaffenheit jedoch nur durch Schrift ohne Colorirung und ohne Formationsgränzen bezeichnet enthalten. Im Jahre 1837 wurde die Untersuchung der niedrigen Distriete vollendet, und mit dem nächsten Jahre die der oberen Grafschaften begonnen. Die Berichte enthalten öfter auch Anweisungen über einzelne, industrielle Gegenstände; so finden wir im Berichte für 1838 eine umständliche Abhandlung über das Kalkbrennen u. s. w. Als eines der wichtigsten Ergebnisse seiner Forschungen hebt Ducatel hervor, dass es ihm gelungen, gewisse Vorur- theile, die man gegen die physikalische Beschaffenheit der nie- dern Landstriche hegte, zu beheben, und zu zeigen, dass die- selben, sowohl was die durch die Beschaffenheit des Bodens bedingte Fruchtbarkeit, als die Gesundheit betrifft, mit jedem anderen Distriete der vereinigten Staaten wetteifern können. In Pennsylvania. Auch in Pennsylvanien wurden die geologischen Untersu- chungen Herrn Henry D. Rogers als Staatsgeologen über- tragen. Seinen Mittheilungen zu Folge betrachtete er als seine Aufgabe zu bestimmen : 1. Die Natur der verschiedenen Felsmassen, des Landes und der Mineralien, die dieselben einschliessen. 2. Die Ausdehnung jeder Felsart mit ihren eingeschlosse- nen Mineralien (jeder Formation) durch Eintragen der Gränzen in eine entsprechende Karte. 3. Die Reihe der Aufeinanderfolge der Formationen und ihrer Unterabtheilungen, so wie die Dicke jeder derselben, mit besonderer Berücksichtigung jener Straten, die eine technische Wichtigkeit haben. 4. Das Streichen und Fallen der Gebirgsschichten an so vielen Puneten wie möglich. 141 5. Die Configuration der Oberfläche des Bodens, um an- geben zu können, an welchen Stellen der Oberfläche irgend ein regelmässiges Erzlager an der Oberfläche erscheinen muss. 6. Die Verwerfungen (Dislocations) der Schichten , die besonders an Stellen, wo Bergbau getrieben wird, von höchster Wichtigkeit sind. 7. Endlich die Lage und Ausdehnung aller unregelmässig abgelagerten Massen von nutzbaren Mineralien. Die Untersuchungen begannen im Jahre 1836. Anfänglich waren Herrn Rogers nur zwei Assistenten für Geologie und einer für chemische Untersuchungen zugetheilt, doch wurde die Anzahl bald vermehrt, so wie die Arbeiten sich mehr und mehr ausdehnen konnten. Jedes Jahr gab Prof. Rogers einen Bericht über die Ergebnisse der Forschungen, der nach der ursprünglichen Bestimmung immer am oder vor dem ersten Jänner jeden Jahres abgegeben werden sollte, doch wurde die- ser Termin später um einen Monat verlängert. Von diesen Berichten sind nur die vier ersten zu meiner Kenntniss gekommen. Im ersten derselben spricht Rogers seinen Entschluss aus, erst nach Vollendung der ganzen Untersuchung eine de- taillirte Beschreibung der Einzelheiten zu geben, da dieselben zerstreut in die Jahresberichte , theils an Uebersichtlichkeit verlieren müssten, theils auch erst nach Vergleichung aller Theile des Landes hinlänglich frei von Irrthümern sein würden, um der Oeffentlichkeit übergeben zu werden. Die Arbeiten des ersten Jahres 1836 zerfallen in zwei Ab- theilungen.- 1. Eine allgemeine Recognoscirung des früher so gut wie unbekannten Landes, welche durch Untersuchung einer Linie von Delaware quer durch das Land bis zum Erie-See und einer anderen über die Allesheny - Berge bewerkstelligt wurde. Es zeigte sich dabei, dass der Staat in geologischer Rücksicht in drei Distriete, einen südöstlichen, mittleren und nordwestli- chen zerfalle, deren jeder abgesondert zu untersuchen war. 2. Beginn der Detailarbeiten , die entsprechend den Ver- hältnissen in dem südlichen Theil des mittleren oder appalachi- schen Distriktes ihren Anfang nahmen. 142 Schon im Jahre 1837 wurde die Zahl der Assistenten auf vier erhöht, und überdiess vier Subassistenten angestellt, wo- durch nicht allein die Untersuchungen selbst einen viel rascheren Gang annahmen, sondern auch die Möglichkeit erlangt wurde, ausgebreitete Sammlungen anzulegen , die zur Errichtung eines dem Staate angehörigen geologischen Cabinets bestimmt wurden. Ausser der Aufzählung der in der zweiten Campagne durch- forschten Landstriche, es gehören dahin vorzüglich auch die Anthrazit und Kohlenbecken der Appalachians, enthält der zweite Jahresbericht noch eine Schilderung der bei den Untersuchun- gen angewendeten Methode, und eine allgemeine Uebersicht der geologischen Verhältnisse der schon durchforschten Landestheile. Hinsichtlich der angewendeten Methode will ich nur be- merken, dass die in einem Sommer zu untersuchenden Landes- theile, unter die Assistenten vertheilt wurden, während Rogers, der Director des Ganzen, hauptsächlich nur an der Untersuchung der schwierigeren und wichtigeren Theile persönlich Antheil nahm. Eine besondere Aufmerksamkeit wurde den geologischen Durch- schnitten an jenen Stellen, wo Kohlen, Anthrazit oder Eisenlager zwischen den übrigen Gebirgsschichten vorkommen, gewidmet. Die Mächtigkeit aller einzelnen Straten wurde hier überall durch directe Messungen bestimmt. Zugleich wurde ein chemisches Laboratorium eingerichtet, und Analysen aller technisch-wichtigen Materialien begonnen. An den Arbeiten im Sommer des dritten Jahres waren schon neun Assistenten für Geologie und zwei für Chemie thätig. In diesem Jahre wurde das ganze noch zu untersuchende Gebiet in sechs Sectionen getheilt, und je einem oder zwei Geologen eine dieser Sectionen zugewiesen. Im Sommer von 1839 hatte man dieselbe Eintheilung in Sectionen, wie im vorhergehenden Jahre, beibehalten, und arbei- tete gleichzeitig an allen Puncten weiter. In manchen der we- nig cultivirten und auch geographisch nach unvollkommen be- kannten Gegenden, hatte man mit nicht geringen Schwierigkei- ten zu kämpfen. So wurde es nöthig im sechsten Distriete, der die wilden und waldreichen Gegenden zwischen dem Allegheny- Gebirge und der nördlichen Gränzlinie des Staates umfasst, und den Professor Rogers selbst mit Hilfe des Assistenten Hodge 143 und des Herrn Stone, der als Volontair die ganze beschwer- liche Campagne mitmachte, durchforschte, ein Zelt mitzuführen und Leute anzustellen, die den Geologen Nahrungsmittel in die meist für Pferde unwegsamen Stationsplätze nachtragen mussten. Der Bericht über die Leistungen dieses Sommers weiset schon auf die nahe Vollendung des ganzen Werkes hin. Rogers spricht seine Absicht aus, eine Uebersichtskarte des ganzen Staates, Detailkarten einzelner besonders wichtiger Districte, zahlreiche Durchschnitte, endlich eine ausführliche Beschreibung aller Detailbeobachtungen als Endergebniss aller Forschungen zusammenzustellen. Zwei Sommer, der des Jahres 18540 und 1841, schienen noch nöthig, um alle Arbeiten im Felde zu vollenden. | Die chemischen Analysen, mehrere Hundert an der Zahl, wurden zur selben Epoche beendet, sie lehren die Zusammen- setzung aller für industrielle Unternehmungen wichtigen Mineral- körper kennen. In den angelegten Sammlungen endlich wurden durch 6 — 7000 Stücke alle im Staate vorfindlichen Gesteinarten reprä- sentirt. Diese Sammlung sollte dann nach Harrisburg geschafft und zum öffentlichen Gebrauche aufgestellt werden. Die Auslagen für das ganze Unternehmen beliefen sich jährlich auf ungefähr 10000 Dollars. | Im Jahre 1841 waren sie nach einer Mittheilung von Lyell (siehe dessen Reisen) nahezu vollendet. In dem Staate Maine, Im März 1836 beschloss die Regierung von Massachussets jene Landestheile die dem Staate Maine und Massachussets zu- sammen angehören, geologisch durchforschen zu lassen. Zu gleicher Zeit beschloss die Regierung von Maine eine solche Durchforschung des ganzen Landes vornehmen zu lassen, und ermächtigte den Board of internal Improvemenis dieselbe in Einklang mit der Unternehmung von Massachussets ins Werk zu Setzen. Es wurde bestimmt, dass ein jährlicher Bericht über den Fortgang des Unternehmens und die angewendeten Kosten der Regierung vorgelegt werden sollte, dass von den beim Survey 144 beschäftigten Personen drei vollständige Suiten der Mineralien und Gebirgsarten des Landes gesammelt und eine derselben in einem öffentlichen Gebäude als Eigenthum des Staates und eine in jedem Collegium im Staate niedergelegt werden sollte. 5000 Dollars wurden aus den öffentlichen Mitteln als Vor- schuss angewiesen, und ähnliche Summen in den folgenden Jahren bewilligt. f » Charles Jakson wurde mit Ausführung der Unterneh- mung beauftragt und zwei Assistenten nebst einem Zeichner demselben beigegeben. Die Küste von Maine ist grösstentheils hoch und durch viele Buchten und in das Meer sich ergiessende Flüsse durch- brochen. Man durfte an derselben die beste allgemeine Übersicht der Formationen erwarten, und daher beschloss Jakson in diesem Theile des Landes mit seinen Untersuchungen den An- fang zu machen, von hier aus folgte er erst der nördlichen Gränze des Staates, dann den einzelnen Strömen, welche das Land durchschneiden , und war bedacht auf diese Weise nach und nach das Land in grosse Rechtecke zu theilen, deren Sei- ten geographisch und geologisch genauer bestimmt, gewisser- massen ein Triangulirungsnetz bilden sollten, für die Anferti- gung der geologischen Karte. Das Unternehmen hatte mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, wegen des Mangels einer guten geographischen Karte des Landes; viele Beobachtungen in dieser Beziehung mussten die Geologen erst selbst machen, andere aus zerstreuten Karten zusammen- tragen, um eine Grundlage für ihr Unternehmen zu gewinnen. Die Jahresberichte, von welchen drei über die Arbeiten in den Jahren 1836, 37 und 38 in der Bibliothek des k. k. Hofmineralienkabinetes enthalten sind, zerfallen in je zwei Theile: 1. topographische Geologie, 2. Agrieultur-Geologie. Die erste Abtheilung gibt eine Schilderung der durch- forschten Landestheile, und ist mit vielen Holzschnitten, welche die Gebirgsdurchschnitte darstellen, versehen, während in der zweiten Abtheilung eine genaue Beschreibung aller für techni- sche Zwecke wichtigen Mineralien und Gebirgsarten und der Art ihres Vorkommens enthalten ist. Analysen aller dieser Sub- stanzen wurden ausgeführt und dem Berichte beigefügt. 145 Dem dritten Berichte sind noch überdiess andere wissen- schaftliche Notizen, Tabellen , meteorologische Beobachtungen, Cataloge aller gesammelten Gegenstände u. s. w. beigegeben. In New -York. Im Jahre 1836 bewilligte die Nationalversammlung des Staates New-York eine Summe von 200000 Dollars zur Durch- führung einer naturwissenschaftlichen Untersuchung des Landes. In dem ersten Berichte des Gouverneurs, des Herrn W.L. Marcy, welcher am 11. Februar 1837 abgestattet wurde, findet man die einzelnen Details über den Beginn der Ausfüh- rung. Der Gouverneur selbst war mit der Leitung des Ganzen beauftragt worden. Zur Durchführung der botanischen Untersuchungen ernannte derselbe Herrn D. John Torney, und bewilligte eine Summe. von jährlich 400 Dollars für anzufertigende Zeichnungen. In gleicher Weise wurde Dr. James de Kay als Zoologe angestellt. Er durfte 800 Dollars jährlich für Zeichnungen ver- ausgaben. Hinsichtlich der mineralogischen Durchforschung wurde es für räthlich erachtet, dieselbe abgesondert von den geologi- schen Arbeiten zu betreiben, und es wurde Dr. Lewis, C. Beck angestellt, um im ganzen Lande die vorfindlichen Erze, Kohlen und Mineralien überhaupt aufzusammeln und einer chemischen Analyse zu unterziehen, in gleicher Weise war es seine Aufgabe, die verschiedenen Bodenarten chemisch zu un- tersuchen. Was endlich die geologische Durchforschung selbst be- trifft, der man, wie es in der Natur der Sache liegt, eine grös- sere Ausdehnung gab, als irgend einem der anderen Zweige, so wurde behufs derselben der ganze Staat in vier Gebiethe getheilt und für jedes derselben ein Geologe und ein Assistent angestellt. Zu Geologen wurden ernannt die Herren Prof. Emmons, Mather, Conrad und Vanuxem. Jeder von diesen, so wie auch die Vorsteher der übrigen Abtheilungen der Unter- suchungen, die ihre volle Zeit der Arbeit widmen konnten, er- hielten 1500 Dollars jährlich, einige, die noch andere Beschäfti- 146 gungen hatten, 1200 Dollars. Die Assistenten erhielten 800 Dollars, und jede der Expeditionen konnte über weitere 300 Dollars für Einpacken der Exemplare den Transport derselben nach Albany u. Ss. w. verfügen. Für die verschiedenen wissenschaftlichen Anstalten des Landes wurde die Herstellung von acht Sammlungen angeordnet. Dem ersten Berichte des Gouverneurs liegen die Berichte der sämmtlichen , bei den Untersuchungen verwendeten Perso- nen bei. Ich entnehme daraus was auf die Art der Ausführung der Arbeiten einiges Licht zu werfen geeignet ist. Der Botaniker, Herr John Torney, erkannte seine Auf- gabe in folgenden Puncten: 1. Alle im Staate einheimischen Pflanzen, so wie die Cul- turpflanzen zu untersuchen und einen Catalog derselben vorzu- bereiten. 2. Eine vollständige Sammlung derselben anzulegen. 3. Eine Sammlung von allen Hölzern, Früchten, Wurzeln und anderen für den praktischen Gebrauch wichtigen Pflanzen- theilen anzulegen. 4. Zeichnungen von allen interessanten Pflanzen anzu- fertigen. 5. Sieben andere Sammlungen für die wissenschaftlichen An- stalten des Staates nach dem ursprünglichen Plane anzulegen. 6. Alle Personen im Staate, die es wünschten, jene Nach- weisungen in botanischer Hinsicht zu geben, die sie verlangen würden. 7. Die besten Methoden zur Ausrodung schädlicher Pflan- zen zu ermitteln. 8. Nützliche Winke hinsichtlich der Anwendung botani- scher Kenntnisse auf die Cultivirung des Bodens zu sammeln. 9. Endlich eine Flora des Staates, enthaltend eine vollstän- dige Beschreibung aller Pflanzen, mit so wenig technischen Ausdrücken wie möglich, und eine Aufzählung ihrer Eigenschaf- ten vorzubereiten. In ähnlicher Weise wurde die zoologische Abtheilung be- handelt. In Beziehung auf die Mineralogie schien es für die Aus- führung der Untersuchungen am zweckmässigsten, die ein- 147 zelnen Mineralien Gruppenweise zu untersuchen. So widmete Herr Beks das erste Jahr den Eisen-, Blei- und Zinkerzen, von welchen allen chemische Analysen u. s. w. ausgeführt wurden. Die Geologen machten jeder erst eine Recognoseirungs- reise durch seinen Distriet, um eine allgemeine Übersicht der Verhältnisse desselben zu erlangen. Ihre Berichte enthalten, einer früheren Bestimmung gemäss, nur jene Ergebnisse, die unmittelbar von praktischer Wichtigkeit erschienen, und die es daher wünschenswerth war. sogleich zur allgemeinen Kennt- niss zu bringen. Alle eigentlich wissenschaftlichen Details soll- ten für den Endbericht aufbewahrt bleiben. Am Ende der ersten Saison schien es dem Gouverneur wünschenswerth eine Berathung mit sämmtlichen bei den Un- tersuchungen beschäftigten Personen abzuhalten, um etwa wün- schenswerth gewordene Abänderungen zu treffen, und eine ge- wisse Gleichförmigkeit in die Arbeiten selbst zu bringen. Alle versammelten sich demzufolge im November 1836 und beschlos- sen die Ernennung eines besonderen Paläontologen in Antrag zu bringen, der seine Zeit ausschliesslich den Untersuchungen der Fossilien widmen sollte. Dieser Antrag wurde genehmigt. Herr Conrad wurde für diesen Posten bestimmt , und Herr Hall, früher Assistent, zum Geologen befördert. Zugleich wurde be- schlossen, keine neuen Assistenten zu ernennen, sondern die entsprechende Geldsumme lieber den einzelnen Geologen zur Verfügung zu stellen, um sich zeitweilig die etwa wünschens- werthe Hilfeleistung anderer Personen zu verschaffen. Ohne in ein weiteres Detail über die einzelnen Jahresbe- richte einzugehen, von welchen in der Bibliothek des k. k. Hof- mineralienkabinetes, die für die Jahre 1837 bis 1840 vorhan- den sind, will ich nur noch im Allgemeinen beifügen, dass sämmtliche Arbeiten mit unermüdetem Eifer in den folgenden Jahren fortgesetzt wurden, und gegenwärtig zum grössten Theile beendigt sind. Dir Karte des Staates ist bereits vollendet, eine Reihe von Quartbänden, die in manchen Bibliotheken in Frank- reich , England und Deutschland zu sehen sind, leider aber in den Wiener Bibliotheken noch fehlen, geben die Beschreibung der Fauna und Flora des Mineralreichthums und der geologischen 148 Verhältnisse des Landes. Gegenwärtig ist man mit Herausgabe der Palaeontologie beschäftigt. Der erste Theil, enthaltend die Fossilien des unteren silurischen Systems mit sehr vielen Ab- bildungen versehen, ist bereits erschienen. Man kann behaup- ten, dass im gegenwärtigen Momente der Staat New-York, der vor Beginn der eben geschilderten Untersuchungen in wissen- schaftlicher Hinsicht so gut wie gänzlich unbekannt war, zu den best durchforschten Erdtheilen zu zählen ist und in dieser Hinsicht, obwohl er erst vor wenig Jahrhunderten die Segnun- sen der Civilisation zu geniessen begann, doch den meisten Staaten des alten Continentes weit vorgekommen ist. In Marsachussets. Im März des Jahres 1830 beschloss die Legislatur von Marsachussets eine geographische Aufnahme des Landes vor- nehmen zu lassen. Auf Antrag des Gouverneurs des Herrn Lincoln, der den Nutzen auseinander setzte, den es für den Staat gewähren könnte, wenn zu gleicher Zeit mit dieser Auf- ‘nahme eine geologische Durchforschung des Landes ins Werk gesetzt würde, beschloss man im Juni desselben Jahres den Gouverneur zu ermächtigen, eine hierzu geeignete Person auf Kosten des Staates mit den nöthigen Arbeiten zu beauftragen. Die Wahl fiel auf Prof. Hitchcock, welcher beauftragt wurde, die erwähnten Untersuchungen durchzuführen und seine Beobachtungen in der neu zu entwerfenden geographischen Karte einzutragen, und Cataloge der im Lande vorfindlichen Minera- lien, Pflanzen und Thiere vorzubereiten. Der Bericht über seine Untersuchungen erschien in zwei Abtheilungen , die erste im Jahre 1832, die zweite im Jahre 1833, und im Jahre 1835 wurde im Auftrage der Regierung eine neue Ausgabe desselben veranstaltet. Von jeder dieser Druckschriften wurden Exemplare an alle Mitglieder der Re- gierung und an die wissenschaftlichen Anstalten des Landes zur besseren Verbreitung der erlangten Kenntnisse vertheilt. Im Eingange dieses Berichtes , dessen zweite Auflage in der Bibliothek des k. k. Hofmineralienkabinettes aufbe- wahrt wird, bemerkt Hitchcock, dass die geologische Karte 149 erst nach Beendigung der geographischen Aufnahmen vollendet werden könne, er habe desshalb vorläufig nur eine Ueber- sichtskarte des Landes zusammengestellt, auf welcher nur so viel von topographischen Notizen eingetragen ist, als unumgäng- lich nothwendig erschien, und auf welcher auch die Verthei- lung der Gesteine selbst nur auf annähernde a An- spruch macht. Der Bericht zerfällt in 4 Theile, der erste Theil enthält die ökonomische Geologie oder eine Beschreibung jener Minera- lien und Gesteine, die für industrielle Zwecke von Wichtigkeit sind. Der zweite beschäftigt sich mit topographischer Geologie, das ist mit der Darstellung der Vertheilung der Gesteine. Der dritte Theil „wissenschaftlicher Geologie” umfasst die für die Wissenschaft wichtigen Ergebnisse. Der vierte Theil endlich gibt die oben erwähnten Cataloge der im Lande vorfindlichen Mineralien, Pflanzen und Thiere. Die auf diese Weise begonnenen Untersuchungen wurden später im Jahre 1837 wieder aufgenommen und Prof. Hitch- cock beauftragt, seine Aufmerksamkeit hauptsächlich folgenden 5 Puncten zuzuwenden: 1. Der Sammlung und chemischen Analyse der Bodenarten des Staates. 2. Der Entdeckung von Kohlen, Mergel und Erzen. 3. Der wiederholten Dee elne der Vertheilung der Ge- steine, um diese auf der neuen Karte des Staates voll- kommen richtig darzustellen. 4. Der wissenschaftlichen Geologie, sowohl um die Wissen- schaft selbst zu fördern, als auch um die neuesten Er- gebnisse derselben so viel wie thunlich für die Praxis nutzbar zu machen. 9. Die gemachten Sammlungen zu vermehren. Ein Bericht des Jahres 1838, der letzte, der in der Biblio- thek des k. k. Hofmineralienkabinettes vorhanden ist, stellt dar, wie weit diese Untersuchungen im Laufe des Jahres 1837 ge- fördert wurden; im Jahre 1841 erschien der Endbericht in Quart 840 Seiten mit 55 Tafeln stark. 150 In anderen amerikanischen Staaten. Aehnliche geologische Untersuchungen, wie die im vorher- gehenden geschilderten, haben noch andere der nordamerikani- schen Staaten aufzuweisen. Die erste derselben wurde durch Prof. Olmsted im Jahre 1824 und 25 ausgeführt und ein Bericht. darüber veröffentlicht, im nächsten Jahre folgte Süd Carolina, welches Prof. Vanuxem durchforschte, ferner wurde eine Geological Survey in Connecticut durchgeführt, den Herr Percival leitete, und bei welchem auch Prof. Shepard be- schäftigt war. In Virginia stand Herr W. B. Rogers, ein Bruder des Geologen, der die Erforschung von Pennsylvanien ‚leitete, an der Spitze des Geological Survey, der hier so wie in Connecticut mit Hülfe vieler Assistenten mit grosser Energie betrieben wurde. Herr Jakson hatte ausser dem ‚ Staate Maine noch Rhode Island und New-Hampshire über sich, er ver- öffentlichte im Jahre 1840 einen Bericht über die Geognosie und Agricultur, dann die geologische Karte des ersten dieser Staaten; in den folgenden Jahren veröffentlichte er einzelne Be- richte und im Jahre 1844 einen Schlussbericht über die Geo- logie und Mineralogie von New-Hampshire. Dr. Troost war Staatsgeologe für Tennessee und Prof. Mather, unterstützt von den Herren Hildreth, Briggs, Foster und Dr. Loke, für Ohio. In Indiana waren in den Jahren 1834 bis 1841 die Arbeiten dem Dr. Owen übertra- gen. Eine von ihm veröffentlichte Karte, die unter Mitwirkung der Geologen für Tenessee und Ohio angefertigt wurde, um- fasst die Staaten Illinois, Indiana, Ohio, Kentucky, Tennessee, Jowa und Wiskonsin im Ganzen "; Million engl. Quadratmeilen. In Delaware begannen die Arbeiten im Jahre 1837 durch Ja- mes Booth, in Michigan, im selben Jahre durch Douglas Houghton und dessen Assistenten, in Georgia 1836 durch John R. Cotting. Im Jahre 1834 beauftragte das Gouverne- ment der vereinigten Staaten Herrn Featherstonhaugh das Ter- ritorium von Arkansas zu durchforschen und Nikollet durch- forschte geologisch den nordwestlichen Theil des Gebietes der Union und entwarf hier einen Durchschnitt von 2000 englischen Meilen Länge. 151 Auch Canada blieb bei den Bestrebungen der Nachbar- staaten nicht zurück. Die Legislatur setzte eine Geldsumme aus und beauftragte Logan mit der Ausführung der Arbeiten und ebenso wurden Neubraunschweig und Neuschottland durch Dr. Gessner durchsucht. Noch darf ich nicht unerwähnt lassen, dass die Gesell- schaft der amerikanischen Geologen (Association of American Geologists) zunächst den von den Regierungen der verschiede- nen Staaten veranstalteten Landesaufnahmen ihre Entstehung verdankt. Die in den verschiedenen zum Theile weit von ein- ander entlegenen Distrieten beschäftigten Geologen, fühlten das Bedürfniss sich in Beziehung auf ihre Arbeiten in ein persön- liches Einvernehmen zu setzen, theils um Zweifel aufzuklären, theils aber auch um im Allgemeinen mehr Einheit und Ueber- einstimmung in die Ergebnisse ihrer Forschungen zu bringen. Die Geologen des Staates New-York beriefen daher ihre Col- legen in den anderen Staaten im Jahre 1840 zu einer Zusammen- kunft nach Philadelphia, und schon für das nächste Jahr wurde die Einladung auf alle Personen ausgedehnt, die sich überhaupt mit geologischen Studien beschäftigen oder an den Fortschrit- ten dieser Wissenschaft Antheil nahmen. Zu wenig sichere Nachrichten stehen mir zu Gebote, um über die geologischen Arbeiten in den anderen Welttheilen mehr Detail mitzutheilen. So aber wie das nördliche Asien durch die Bestrebungen der Russen, so wird das südliche durch die Arbeit der Engländer einer genauen wissenschaftlichen Kenut- niss zugeführt. In Indien sind nach Boue's Mittheilung umfas- sende Arbeiten zur Erforschung der geologischen Verhältnisse im Gange. Geologische Landeskenntniss in Oesterreich. Die Regierungen beinahe aller gebildeten Nationen haben es, wie aus dem Vorhergehenden erhellt, für ihre Pflicht erach- tet, sich an der Ausführung der geologischen Durchforschungen zu betheiligen. Die constitutionellen Regenten der schon Jahrhunderte blü- henden,, aufgeklärten Nationen im Westen von Europa, der Herrscher der rasch aus der Barbarei erwachenden Völker der Sitzb, d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. II. Heft. 11 152 nordöstlichen Hälfte unseres Erdtheiles, die gesetzgebenden Versammlungen der in frischer Jugendkraft emporstrebenden, nordamerikanischen Freistaaten, alle wetteiferten in dem gemein- samen Bestreben durch eifrige Pflege der Wissenschaft das Wohl und Gedeihen der Menschheit zu befördern, und durch genaue Erforschung der von Ihnen beherrschten Landstriche tausend und tausend Quellen der Betriebsamkeit ihren fleissigen Bewohnern zu eröfinen. Eine Aufzählung der wichtigsten Punkte, welche man hierbei bisher hauptsächlich berücksichtigt hat, um den Anforderungen der Wissenschaft einerseits und den Bedürfnissen der Industrie andererseits Rechnung zu tragen, nebst einer kurzen Angabe dessen, was in Bezug auf jeden dieser Punkte bisher in Oester- reich geschehen ist, wird diesen Bericht am zweckmässigsten schliessen. Diese Punkte sind: 1. Die Anfertigung geologischer Uebersichtskarten der gan- zen Länder in nicht allzugrossem Masstabe, welcher erlaubt, die Vertheilung der Gesteine an der Oberfläche im Allge- meinen zu erkennen, und mit einem Blick zu übersehen. 2. Anfertigung geologischer Detailkarten der einzelnen Lan- destheile in bedeutend grösserem Masstabe, und so genau ausgeführt, „dass weitere Beobachtungen keine Abänderun- sen der Gränzlinien mehr hervorbringen können.” 3. Geologische Durchschnitte, aus welchen die Lagerungsver- hältnisse der einzelnen Gesteine ersichtlich werden. Als ' Gesammtresultat derselben ergibt sich die Reihenfolge sämmtlicher in Einem Lande vorhandenen Gebirgsforma- tionen mit ihren einzelnen Unterabtheilungen. Dazu die Be- schreibungen und Abbildungen aller Fossilreste, ohne wel- chen die Kenntniss der Gliederung sämmtlicher geschichteter Gebirge unmöglich ist. 4. Analyse der Mineralien, Gesteine und Bodenarten. Hinsicht- lich der Gebirgsgesteine ist ein zweifacher Gesichtspunkt zu berücksichtigen: erstlich muss die Analyse vieler der- selben, im Zusammenhange mit anderweitigen geologischen Untersuchungen den Gang der Veränderungen kennen lehren, welche die Gesteine durch Metamorphose erlitten haben, und 153 zweitens sind alle jene Produkte zu analysiren, welche in der Industrie Anwendung finden. Analysen der Bodenarten ergeben hauptsächlich, welche Culturpflanzen auf densel- ben vorzüglich Gedeihen versprechen, und durch welche Substanzen gewisse Bodenarten verbessert werden können, Genaue Untersuchung aller besonderen Lagerstätten, Erz- gänge, Erz- und Kohlenlager. Analyse und Untersuchung aller Mineralquellen. Anlesgung von Sammlungen aller Mineralien, Gebirgs- gesteine und Petrefacten, geordnet nach Localitäten. In Beziehung auf den ersten Punkt ist vor allem zu er- wähnen, Haidinger’s geognostische Uebersichtskarte der ganzen Monarchie. Sie wurde zusammengetragen aus den einzelnen vorhandenen Daten, so dass ihre Genauigkeit für verschiedene Theile des Landes sehr ungleich ist. Die Herausgabe wurde im Auftrage der Regierung in dem k. k. geographischen Institute bewerkstelligt. Die Ermöglichung dieser Herausgabe und die Errichtung des unten anzuführenden k. k. mont. Museums ist bisher so ziemlich Alles, was die Regierung für die Landes- durchforschung gethan hat. Von den Uebersichtskarten einzelner Landestheile will ich nur jene anführen, die mit hinreichender Genauigkeit ausgeführt sind, um den Beginn von geologischen Detail - Untersuchungen in ihrem Gebiete zu erlauben. 1. Hr Geognostische Karte des Wiener Beckens von P. Partsch; umfasst ganz Niederösterreich und die angrenzenden Theile von Oberösterreich, Böhmen. Mähren, Schlesien, Ungarn und Steiermark. Herausgegeben auf Kosten der nieder- österreichischen Stände. Geognostische Karte von Böhmen, von Zippe, noch nicht publicirt. Geologische Uebersichtskarte der nordöstlichen Alpen von A. v. Morlot, umfasst hauptsächlich die Alpenkette von Wien bis Innsbruck. Auf Kosten des montanistisch-geogno- stischen Vereines für Innerösterreich und das Land oh der Enns. Geognostische Karte von Siebenbürgen, von P. Partsch, Nieht publieirt. 11 154 5. Geologische Karte von Ost-Galizien, von Lill. Herausge- geben von A. Boue in den Memoires de la soc. geol. de France. 6. Geognostische Karte von Ungarn, von Beudant; dieselbe kann in Beziehung auf Genauigkeit mit den vorhergehenden noch nicht in eine Linie gestellt werden. Geognostische Detailkarten besitzt man noch von sehr we- nis Punkten der Monarchie. Die in Herausgabe begriffenen Karten von Tyrol und Vor- arlberg bilden den ersten derartigen Versuch für eine grössere zusammenhängende Länderstrecke. Dieselben wurden auf Kosten des geognostischen Vereines für Tyrol und Vorarlberg entworfen. Nicht unerwähnt dürfen hier bleiben Cziczek’s geogno- stische Karte der Umgebung von Wien, Unger’s Karte der Umgebung von Gratz, einzelne Arbeiten von Beudant in Un- garn u. s. w., doch ist diese ganze Abtheilung von Arbeiten noch so weit zurück, dass es kaum zweckmässig erscheint, länger dabei zu verweilen. Geologische Durchschnitte, die die Auflagerung der ver- schiedenen Gesteine zur Anschauung «bringen, besitzen wir sehr wenige , und so kömmt es, dass die Gliederung der Forma- tionen mit Ausnahme von Böhmen und Mähren , wenn auch die Forschungen vieler ausgezeichneter Forscher, eines Buch, Bou&, Murchison, Lill manches vorgearbeitet haben, in ganz Oesterreich erst zu entwickeln ist. Von Fossilresten wurde aus Böhmen, Oesterreich, den Al- penländern und Galizien in den letzten Jahren zwar viel be- schrieben, doch bleibt auch hier der grösste Theil der Arbeit noch zu machen. Hinsichtlich des vierten Punktes besitzt man zwar Analy- sen vieler Mineralien, dagegen sind die Gebirgsgesteine und Bodenarten, was ihre chemische Zusammensetzung betrifft, so gut, wie unbekannt. In Betreff der besonderen Lagerstätten der Erze und Kohlen sind zwar, wie natürlich, sehr viele Da- ten bei den einzelnen Bergämtern aufgesammelt, doch erschiene es sehr wünschenswerth, Copien von den einzelnen Gruben- karten u. s. w. in einer Central-Anstalt zu besitzen, und nach und nach zu ergänzen. 155 Von Mineralquellen sind hauptsächlich solche , die als Ge- sundbrunnen benützt werden, vielfältig untersucht, doch bleibt auch hier noch viel zu thun übrig. In Beziehung der Sammlungen endlich ist das vom Fürsten von Lobkowicz gegründete und Haidinger’s Leitung unterstehende montanistische Museum in jeder Beziehung geeignet, den Anforde- rungen in dieser Hinsicht Genüge zu leisten. Es ist diess der ein- zige Punkt, in welchem wir den Vergleich mit dem Auslande nicht zu scheuen brauchen; doch wird in Kurzem der stets anwach- senden Menge interessanter Gegenstände wegen, eine Erweite- rung der Lokalitäten dieser Anstalt nöthig erscheinen. Professor v. Ettingshausen überreicht nachstehenden Beitrag zum Beweise des Lehrsatzes vom Paralle- logramme der Kräfte: Die Zusammenstellung der Materialien zu einem Lehrvortrage der analytischen Mechanik lenkte meine Aufmerksamkeit kürzlich wieder auf die Beweisführung für den Lehrsatz vom Parallelo- sramme der Kräfte. Offenbar verdienen strenge und directe Be- weise vor solchen den Vorzug, worin willkürliche Vorausset- zungen oder fremdartige Hilfsmittel angewendet werden. Darum halte ich es, wenigstens in einem strengwissenschaftlichen Lehr- gebäude, nicht für angemessen, die Zusammensetzung der Kräfte auf die Zusammensetzung der Bewegungen zu gründen, denn dieser Vorgang nöthiget zu einer Annahme, deren man auf dem rein statischen Felde nicht bedarf. Eben so haben in meinen Augen die Beweise einen geringeren Werth, in welchen die Zu- sammensetzung der an einem gemeinschaftlichen Angriffspunete angebrachten Kräfte aus ihrer Wirkungsweise an einem Hebel oder an einem Systeme unveränderlich mit einander verbundener Puncte, auf die man die ursprünglich gegebenen Kräfte verset- zen kann, erschlossen wird, weil die Resultirende zweier auf einen Punet wirkender Kräfte schon gegeben ist, wenn auch nur dieser einzige Punet existirt; daher die Vorstellung anderer mit ihm verknüpfter Punete durchaus nicht von der Natur der Sache geboten erscheint. ka, a = Wir besitzen mehrere dureh die scharfsinnigsten Wendun- sen sich auszeichnende Beweise für den Satz vom Kräftenpa- rallelogramm, gegen welche die so eben ausgesprochenen Vor- würfe nicht geltend gemacht werden können, welche Beweise daher als genügend scharf betrachtet werden müssen. Meines Erachtens führen diejenigen am kürzesten zum Ziele, welche mit der Zusammensetzung zweier unter einem rechten Winkel auf einen Punct wirkender Kräfte beginnen. Die Grösse der Resultirenden ergibt sich sogleich durch eine höchst einfache schon vor langer Zeit von Lambert erdachte Betrachtung, de- ren sich auch Laplace in der Mecanique celeste bedient. Zur Nachweisung der Richtung der Resultirenden aber betreten die zwei genannten grossen Mathematiker gänzlich verschiedene We- ge, und dabei nimmt der Erstgenannte bloss die Elemente der Mathematik in Anspruch, während der Andere den höheren Cal- eul gebraucht. Ich habe in meinen Anfangsgründen der Physik versucht dem Lambert’schen Beweise durch eine eigenthüm- liche Einkleidung eine noch grössere Einfachheit zu geben; mit- tels der von mir gewählten Construction lässt sich aber, wenn die Zuhilfenahme des höhern Calculs gestattet ist, eine Deduc- tion zu Stande bringen, die mir besonders geeignet scheint in einen Lehreurs der Mechanik aufgenommen zu werden, dem der Vor- trag der Differenzial- und Integralrechnung vorangeht. Diese Deduction will ich nun auseinander setzen. Es handelt sich hier, wie gesagt, bloss um die Angabe der Richtung der Resultirenden zweier unter einem rechten Win- kel auf einen Punet wirkender Kräfte. Da bei gleichmässiger Vervielfältigung der Kräfte die Re- sultirende sich ohne Aenderung ihrer Richtung in demselben Masse vervielfältiget, so wird die Lage der Geraden, längs wel- cher die Resultirende wirkt, lediglich durch das Verhältniss der Kräfte bestimmt. Sind also P, 0 die Grössen-der beiden Kräfte und bezeichnet «x den Winkel, den die Richtung ihrer Resulti- renden R mit der Richtung von P bildet, so ist « eine ge- R ; k O0 wisse Function des Quotienten pP und man kann daher in) setzen. 157 Man denke sich an dem gegebenen Angriffspuncte, senk- recht gegen die Richtung von % und nach der Seite hin, auf welcher die Richtung von Q liegt, irgend eine neue Kraft S angebracht, und bezeichne den Winkel zwischen der Richtung der Resultirenden U der zwei Kräfte 2 und S und der Rich- tung von R mit ß, so ist auch N PS (>). Die Kraft S kann als die Resultirende zweier Kräfte be- trachtet werden, wovon die eine Q@’ nach der Richtung von O und die zweite P’ der Richtung von P gerade entgegengesetzt wirkt. Nach Obigem erscheint U als die Resultirende von P, © und S, mithin auch als die Resultirende der auf den vorhan- denen Angrifispunet unter einem rechten Winkel wirkenden Kräfte P— P’ und O+0', und es macht die Richtung dieser Resultirenden mit der Richtung der ersten Kraft den Winkel «+: demnach besteht die Gleichung 0+0' +): Die Richtungen der Kräfte S, 0’, P' bilden genau dieselben Winkel wie die Richtungen von 2, P, O0, mithin stehen erstere Kräfte in denselben Verhältnissen wie letztere, d. h. es ist P:0=0:P=S:R 1 Q e woraus IT FR 20 R PS Ss j ö O+ 0' Or Ep R folgt. Diess gibt P_P! = P_® Ar row Ss: R DIOR S Q d Es sei nun zur Abkürzung p=eud =y, so wird nach obigen Gleichungen +Yy =), B=f@) und «+87, RE + mithin T[e)+FW)=f - Diese Gleichung führt zur Kenntniss der Form der Func- tion f. Zu diesem Zwecke differenzire man die Gleichung, in- dem man einmal die eine, das zweite Mal die andere der bei- den von einander unabhängigen Grössen x, y als veränderlich df (x) I N 2 F(&) gesetzt, , behandelt; man erhält, 158 Ki 1—ay) " (i—ay)? + 1+.x° KO) ol) Hiermmch st AM) =A+NÄf@)- Da zwischen x und y kein Zusammenhang obwaltet, so kann diese Gleichung nicht bestehen, wofern nicht jede Seite derselben sich auf eine und dieselbe beständige Grösse redu- .eirt. Es sei A diese Constante, so ist (+) f (@) = A oder f(O)= a mithin f(&) = en — A.arc. tang. & + Const. Denkt man sich die Kraft Q hinweggenommen, so fällt R mit P? zusammen und x geht in O0 über. Für 2=0 hat man also f(x) —=0, daher verschwindet die durch die Integration eingeführte Constante und es bleibt f(z) = A. are. tang. «. _ Lässt man aber P—=0 sein, wodurch R mit Q zusammen- fällt, so wird «= > mithin geht bei der hier gemachten An- nahme ==» die Function f(x) in z über. Diess gibt Tr Tr 5 — A.arc. tang. » za woraus A=1 folgt. Hiedurch erhält man endlich f(x) = are. tang. x d.i.«—=.arc. tang. oder tang. «= = welches Resultat auf die mit der Darstellung des Kräftenparal- lelogrammes verknüpfte Construction der Richtung der Resulti- renden der vorhandenen Kräfte führt. Bei dieser Deduction ist, wie man sieht, zur Bestimmung der Richtung der Resultirenden der gegebenen Kräfte die Kennt- niss der Grösse dieser Resultirenden nicht erforderlich. Es ist also gleichgiltig, ob der Vortrag mit der Bestimmung der Grösse oder der Richtung der Resultirenden beginnt. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Academie R. Belgique. Memoires. T. 22. Bruxelles 1848; 4° — — Bulletins. T. 15. parth. 1. Bruxelles 1548; 8° _ Annuaire de 1848. Bruxelles 1848; 8° — Memoires couronnes. T. 22. Bruxelles 1548; 4° Annales des sciences physiques et naturelles, d’Agriculture rule, etc. publiees par la Societe d’Agriculture ete. de Lyon. Vol. 10. Lyon 1848; 8° Alois, Univerfal - Ueberficht aller Negeln und Ausnahmen der franzöfifchen Sprache, tabellariich vereinfacht zc, Linz 1838. 8° Theoret. pract. franzöfifhe Sprachlehre für den öffentlichen, Privat und Selbftunterridht. Linz 1839. 8° Univerfal-Ueberfiht aller Negeln und Ausnahmen der italieni- [hen Sprache, tabellarifch vereinfacht zc. Linz 1839; 8° Theoret. pract. italienifhe Spracdlehre für den öffentlichen, PBrivat- und Selbftunterricht. Linz 1840; 8° Balling, Carl, die allgemeine Gahrungschemie und die Bereitung des Meines, wiffenfchaftlic) begründet und practifch Dargeftellt. 4 Bde. Prag 1845 — 47; 8° Die facharometrifhe Bier- und Branntweinmeifchprobe. Prag 1846; 8° Die graphifhe und tabellarifche Auflöfung Der facharometri- [hen Bierprobe zc. Prag 1845; 8° Effemeridi astronomiche di Milano per l’anno 1849. Milano 1848; 8° Koninck, L. de, Memoire sur les erustaces fossiles de Bel- gique. Bruxelles 1841; 4° Sitzb. d, mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. 11. Helt. a Koninek, L. de, Examen comparatif des Garances de Belgique et des Garances etrangeres. Liege 1842; 8° — Recherches sur les animaux fossiles. Liege 1847; 4° — Notice sur deux especes de Brachiopodes du terrain pa- l&ozoique de la Chine. Bruxelles (Extrait du T. XII. no. 12. des Bulletins de l’Academie de Belgique.) — Rapports sur un memoire de M. Nyst, presentee ä l’Aca- demie R. de Bruxelles, pour le concours de 1843, en . reponse & la question suivante: Faire la description des coquilles et des polypiers fossiles des terrains tertiaires de Belgique etc. Bruxelles; A° Reichenbach, Carl, Geologische Mittheilungen aus Mähren. Wien 1834; $° Rossi, Friedr., Systemat. Verzeichniss der zweiflügelichten Insecten (Diptera) des Erzherzogthums Oesterreich. Wien 1848; 5 Russegger, Jos., Reisen in Europa, Asien und Afrika ete. Abth. 13. Stuttgart 1848; 8° Sava, Karl von, Bemerkungen über Waffen, Rüstung und Kleidung im Mittelalter ete. Wien 1848; 4° Seravalle, M. de, Charles d’Autriche. Poöme en 8 chants. Bruxelles 1848; 12° Sitzungsberiehte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch - naturwissenschaftliche Glasse. Jahrgang 1849. Drittes HHeft. — März. Wien, 1849. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staats-Druckerei. Sitzungsberichte der mathematisch=naturwissensechaftlichen Classe. Jahrgang 1849. II. Heft (März.) 12 [7 ' “ A is N; 3 x s 1, Rn e N 3 ! 1g 159 Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Glasse. Sitzung vom 8. März 1849. D:.s wirkliche Mitglied, Herr Professor S. Stampfer, hielt nachstehenden Vortrag: „Ueber den Gebrauch der Nivellir-Instrumente aus der Werkstätte des k.k. polytechnischen Insti- tutes auf wissenschaftlichen Reisen.” Die Einrichtung dieser Instrumente ist von der Art, dass sie nicht nur zum Nivelliren im engern Sinne dienen, sondern zu- gleich viele andere Aufgaben der practischen Geometrie mit den- selben sich einfach und mit bedeutender Schärfe auflösen lassen. Ich erlaube mir desshalb, die hochverehrte Versammlung auf die Anwendung dieser Instrumente bei wissenschaftlichen Reisen in wenigen Worten aufmerksam zu machen, hinsichtlich einer aus- führlicheren Erklärung über die Construction und Gebrauchsweise derselben aber auf meine Anleitung zum Nivelliren hinzuweisen. Vorzüglich geeignet sind diese Instrumente zu Höhenmessungen aller Art, zu Distanzmessungen, zur Bestimmung der Terrain- Abdachungen, der Flussgefälle u. s. w. Ich glaube hier von den verschiedenen Arten solcher Instrumente, welche die genannte Werkstätte verfertiget, nur jene berücksichtigen zu sollen, welche den erweiterten Wirkungskreis zulassen, mit Ausschluss solcher, die sich auf das Nivelliren im engern Sinne beschräuken. Sie werden in verschiedener Form und Grösse verfertigt, womit zugleich ihre Leistungsfähigkeit im Verhältnisse steht. Ihre An- wendbarkeit zu oben erwähnten Zwecken beruht vorzüglich dar- auf, dass sie die Föhenwinkel mittelst einer Mikrometerschraube mit grosser Schärfe messen, ausserdem geben sie zugleich die 12 * 160 Horizontalwinkel. Bei den vollkommensten derselben lassen sich die Höhenwinkel ohne Schwierigkeit auf eine bis zwei, bei den sogenannten Tascheninstrumenten etwa auf fünf Secunden genau messen. Die Horizontalwinkel lassen erstere bis auf eine halbe, letztere auf eine ganze Minute genau ablesen. Wegen des be- schränkten Spielraumes der Mikrometerschraube lassen sich Höhen- oder Tiefenwinkel nur bis zu sechs oder sieben Grade unmittel- bar messen, man kann jedoch, zwar etwas umständlicher, selbe bis zu zehn Grade und darüber erhalten, wenn man sie theil- weise misst. Dieser Umfang ist mehr als hinreichend, wenn man berücksichtigt, dass man sich immer in einer solchen Entfernung von der zu messenden Höhe aufstellen kann, dass der Winkel derselben eine gegebene Grenze nicht übersteigt. Bei trigonometrischen Höhenmessungen ist ausser dem Höhenwinkel noch ein zweites Element, die Horizontaldistanz, nöthig, deren Ausmittelung allerdings in vielen Fällen nicht nur zeitraubend, sondern auch mit Schwierigkeiten verbunden ist, indem man zu diesem Zwecke eine geeignete Basis und mit dem Instrumente die Höhenwinkel messen müsste. Sehr ein- fach wird aber die Sache, wenn man die Distanzen aus den vortrefflichen Specialkarten des k. k. General-Quartiermeister- stabes nimmt. Befindet sich dann der Beobachter auf einem Punkte mit freier Aussicht, z. B. auf einem Berggipfel, so kann er bloss von seinem Standpunkte aus viele relative Höhenbe- stimmungen von Ortschaften, Kirchenthürmen, Bergkuppen u. S. w. in der Umgegend vernehmen, und wenn dann, entweder für den Standpunkt oder einen der übrigen Punkte die Meereshöhe be- kannt ist, ergibt sich diese für alle andern. Es entsteht nun die Frage, welche Genauigkeit sich bei dieser Art von Höhenmessungen erreichen lässt. Der wesent- lichste Fehler hat begreiflich seinen Grund in der geringen Genauigkeit, womit die Distanzen aus der Karte erhalten wer- den. Der Masstab der Karte ist 2000 Klafter auf den Zoll. Sind die Punkte als Kirchthürıme oder andere Bauwerke in der- selben scharf bezeichnet, so beträgt nach meiner Erfahrung der Fehler der Distanzen durchschnittlich nicht über 20, selten über 50 Klafter. Bei Bergkuppen hingegen, deren Lage bloss aus der Terrainzeichnung erkannt werden muss, kann freilich der 161 zu befürchtende Fehler bedeutend grösser werden , allein sein Einfluss auf die Höhe lässt sich grossentheils unwirksam machen, wenn man nur die Distanz gross genug nimmt. Sind nämlich D, H Distanz und Höhe, dD, AH die gegenseitigen Fehler, so ist H dA —= -—_.dD. D woraus man sieht, dass der Fehler in D eine um so geringere Wirkung auf die Höhe äussert, je kleiner der Bruch ist. So lange dieser kleiner als 0. bleibt, wird man die Höhe, auch wenn die Distanz ziemlich unsicher sein sollte, kaum um mehr als 1 bis 2 Klafter verfehlen, also bedeutend genauer erhalten, als eine einzelne barometrische Messung selbe zu geben ver- mag, welche, besonders wenn der correspondirende Beobach- tungsort mehrere Meilen entfernt liegt, um einige Klafter un- sicher sein kann, wie aus der Erfahrung allgemein bekannt ist. Die barometrische Messung erfordert die Uebertragung des In- strumentes auf jeden zu bestimmenden Punkt, während man nach der vorgeschlagenen Methode nur hinzusehen braucht. Ein zweiter Fehler in der gesuchten Höhe entsteht durch einen Fehler im Höhenwinkel und ist in Klafter ausgedrückt d77 = 0,00000485 Dx wenn D die Distanz in Klafter und x der Winkelfehler in Secunden. Bei den in Rede stehenden Instrumenten, wo z nur wenige Secunden betragen kann, ist dieser Fehler immer un- bedeutend, er wird fir =5“ und D= 10 Meilen erst nahe 1 Klafter. In Bezug auf die Genauigkeit des Winkels sind demnach die kleinen Instrumente zwar in den meisten Fällen hinreichend, allein der Vorzug der grossen besteht besonders darin, dass sie wegen ihres stärkern Fernrohres sich über einen grösseren Rayon erstrecken und somit Punkte noch anvisiren lassen, welche man mit den kleinen nicht mehr sieht. Auf die erklärte Weise habe ich im verflossenen Sommer eine Art von topographischen Nivellement ausgeführt, welches sich über die ganze Gegend von der Donau bis an das Leytha- gebirge und die Gegend von Gloggnitz erstreckt und eine grosse Anzahl von Kirchenthürmen und andern merkwürdigen Punkten enthält. Meine Standpunkte waren der Aickkogel bei Mödling 162 und der Calvarienberg bei Baden. Die Distanzen wurden aus den oben erwähnten Karten genommen, und die einzelnen Höhen, aus jedem Standpunkte besonders abgeleitet, differiren selbst bei Entfernungen von 4 bis 6 Meilen selten um mehr als 1 bis 2 Fuss, bei den nähern Punkten stimmen sie bis auf wenige Zolle überein. Die grössere Schärfe wird hier freilich dadurch begünstigt, dass nicht nur die meisten Punkte in der Karte genau bezeichnet, sondern zugleich die Höhenunterschiede nur gering sind, mithin der Bruch 7 immer sehr klein bleibt. In Bezug auf den Masstab der Karte bemerke ich noch, dass dieser eigentlich nur auf der Kupferplatte 2000 Klafter auf den Zoll beträgt, in den Karten aber wegen Eingehen des Papieres beim Drucke etwas kleiner ist, Im Mittel aus mehreren Abmessungen finde ich den Kartenmasstab — 2017 Klafter auf den Wiener Zoll. Zweckmässig kann die östliche oder westliche Randtheilung als Masstab benützt werden, wobei die Bogenminute — 977,5 Klafter zu setzen ist. Ueber die Anwendung der genannten Instrumente zum eigentlichen Nivelliren, zur Messung der Höhe von Thürmen u. dgl., zu Distanzmessungen u. s. w. ist es überflüssig, hier etwas zu sagen, die oben erwähnte Schrift gibt hierüber Auf- schluss. Bei diesen Arbeiten benöthigt man eine Stange mit zwei Zielpunkten in bestimmtem Abstande, die man sich in jedem Orte leicht vorrichten kann, indem man an einer etwa 2 Klafter langen Stange Zieltafeln von Holz oder starkem Pappdeckel befestigt und deren Abstand mit einem genauen Masstabe bestimmt. Für die oben besprochene Anwendung der Instrumente zu Höhenmessungen ist zwar der Horizontalkreis nicht unmittelbar nothwendig, allein er ist sehr nützlich zur nähern Bestimmung der anvisirten Punkte. Von einem günstigen Standpunkte aus ist die Anzahl der sichtbaren Ortschaften und Gebirgskuppen so gross, oder die letztern , grösstentheils einander deckend, projieiren und verschieben sich so verschiedenartig, dass man Verwechslungen fast nicht entgehen kann, die sich aber durch Vergleichung der Horizontalwinkel am Instrumente mit jenen auf der Karte meistens vermeiden lassen. 163 Die Wichtigkeit solcher allgemeinen Nivellements , wie ich sie anzudeuten versucht habe, ist wohl unzweifelhaft sowohl in wissenschaftlicher, als topographischer und national-ökonomischer Beziehung, da die Erhöhung über die Meeresfläche einen so wesentlichen Einfluss auf die mittlere Jahrestemperatur, mithin auf das Leben und Gedeihen der organischen Natur, vorzüglich der Pflanzenwelt, äussert. Desshalb ist nicht nur die Kenntniss ein- zelner Berghöhen von Interesse, sondern eben so sehr die Kenntniss der verschiedenen kulturfähigen Abdachungen, so wie der Gefälle der oft meilenweit sich fortziehenden Thäler, die oft bis zur Hochalpenflora ansteigen , oder durch Gletscher sich schliessen. Herr Custos-Adjunet Heckel hielt einen Vortrag über einige bisher unbekannte Arten fossiler Fische aus der Gegend von Görz, aus Mähren und Galizien, unter Vorzeigung der Ori- sinal-Platten. Er überreichte darauf der Classe seine Arbeit als zweite Abhandlung der Beiträge zur Kenntniss fossiler Fische Oesterreichs, nebst dazu bestimmten Abbildungen, zur Bekanntmachung in den Denkschriften der Akademie. Eine der merkwürdigsten vorgezeigten Arten, wovon bis jetzt nur ein einziges, bei Comen im Karstgebirge aufgefun- denes, im ständischen Museum zu Laibach aufbewahrtes Exem- plar existirt, wurde von Herrn Heckel als eigene Gattung Saurorhamphus aufgestellt, welche, da sie sich auch in keine der bekannten Familien einschalten liess, einstweilen als ein, unter Ganoidei holostei alleinstehender Typus zu betrachten ist. Der ganze Fisch hat das Aussehen eines Störes, verbunden mit einem Saurier-Kopfe und der gleichtheiligen Schwanzflosse voll- endeter Fischformen. Sein gestreckter, im Leben prismatischer Rumpf ist mit fünf Schilderreihen besetzt, der Kopf mit strah- ligen Platten bedeckt, der Kiemendeckel strahlig, rückwärts zwei- mal ausgebuchtet; der Schultergürtel stark , vorspringend und mit zwei Brustplatten besetzt, wie am Stör. Im wagrechten von vorn bis unter die Augen gespaltenen, grossen Munde steht eine Reihe kurzer, sjitzer Zähne auf jedem Kieferrand und vorne, am kürzeren Oberkiefer, sind zwei breite, hakige Fangzähne. Die Wir- belsäule enthält 39 nicht völlig ossifieirt gewesene Wirbel, deren Dornfortsätze kaum früher als unter der mitten stehenden Rücken- 164 flosse sich erheben. Die Afterflosse befindet sich weiter hinten und ihre Strahlen werden, wie am Stör, durch Zwischenträger, die aber hier gleich den Wirbelapophysen vollständig ossificirt waren, mit den eigentlichen Trägern verbunden. Heckel hebt das Daseyn von Zwischenträgern (Osselets surapophysaires Agass.) als ein ebenso eigenthümliches Kennzeichen der Ga- noiden hervor, wie die Fulcra oder Schindeln an manchen ersten Flossenstrahlen es sind. Die bei ihrer vortrefllichen Erhaltung ausführlich beschriebene und genau abgebildete Species erhielt den Namen Saurorhamphus Freyerü. Der zweite, nicht minder interessante Fisch war eine schöne Amphisyle aus Galizien, welche ihr gegenwärtiger Besitzer, Professor Albin Heinrich in Brünn, in einem Schachte von Kra- kowitza fand. Es ist diess Exemplar gleichfalls das einzige jetzt existirende der Gattung, nachdem ein früheres von Monte Bolca abstammendes und einer anderen Art: Amphisyle longirostris angehöriges, aus der berühmten nach Paris gebrachten Verone- sischen Sammlung spurlos verschwunden. Sein Hauptunterschied von der nahe verwandten jetzt in Ostindien lebenden Art: Am- phisyle scutata Lin. besteht in der längeren Mundröhre, der nur zwei Strahlen enthaltenden Brustflosse und in dem gefurchten Endstachel seines Rückenpanzers, welcher länger ist, als der ihn tragende Fortsatz des letzten Rückenschildes. Er wurde mit dem Namen Amphisyle Heinrichi bezeichnet. Herr Hecke] bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass der im Regne animal zur Gattung Amphisyle gezogene Centriscus vellitaris Pallas. derselbe, für welchen auch ursprünglich in der Zitiologia veronese, jene Amphisyle des Monte Bolca gehal- ten wurde, keine Amphisyle, sondern ein wahrer Centriscus sei. Er zeigte ferner, als eine Merkwürdigkeit im Skeletbau der Fische, den Mangel an wirklichen Strahlen-Trägern in der er- sten Hückenflosse dieser beiden Genera. An Centriscus stecken, mit Ausnahme der zwei ersten Strahlen, alle nachfolgenden, an Amphisyle alle Strahlen der ersten Rückenflosse unbewegbar im Fleische, indem sie sich abwärts bis gegen die Wirbelsäule hin in eine Spitze verlängern. Der Rückenstachel von Amphi- syle gehört der Hautbildung, der von Centriscus dem Flossen- gerüste an, ersterer ist daher kein Flossenstrahl. Be 165 Von einer dritten, unter den jetzt lebenden Fischen weit verbreiteten Gattung: Meletta Valenc. waren, ausser einer An- zahl wohlerhaltener Schuppen nur ein Theil der Wirbelsäule, Rippen und Flossenstrahlen vorhanden; allein die Textur der Schuppen reichte hin , jene Gattung zu erkennen, aus welcher bisher noch keine fossile Art bekannt wurde. Herr Heckel nannte die Species, wegen ihrer bis zu den Bauchflossen reichen- den Brustflossen, Meletta longimana. Ihre Schuppen sind jenen der jetzt lebenden Meletta Thryssa (Chaetoessus Thryssa Cuv. RBegne animal) täuschend ähnlich. Die Exemplare kamen aus demselben Fundorte der vorher benannten Amphisyle Heinrichii, nämlich aus dem bituminösen Mergelschiefer von Krakowitza in Galizien. Einzelne Schuppen fanden sich auch im Mergelschiefer von Mautritz und in einem Brunnen von Selowitz in Mähren; ferner in Ungarn im thonigen Sandstein zwischen Mauth und Krikebai, im Neutraer Comitat, bei Neusohl und bei Ofen. Schliesslich wurde bemerkt, dass alle Clupeiden mit Kiel- rippen, wozu auch die Gattung Meletta gehört, sich durch eine doppelte Textur ihrer Schuppen auszeichnen. Diese be- sitzen nämlich, ausser ihren sehr charakteristischen, hier wahre Näthe darstellenden Radien, nach welchen sich die macerirten Schuppen leicht, die fossilen sehr häufig zerklüften, concentri- sche Ringe und über denselben haarfeine, dichte, geradlinig- gezogene Furchen. Herr Professor Dr. Hyrtl richtete an die Classe nach- stehende Worte: Museen für Naturgeschichte und vergleichende Anatomie sind um so reichhaltiger und um so ergiebiger an wissenschaft- lichen Leistungen , je grösser ihre Fonde, und je ausgedehnter ihre Verbindungen mit auswärtigen, namentlich überseeischen Wissenschaftsfreunden und gelehrten Gesellschaften fremder Zo- nen. — Die naturhistorischen Schätze, welche ununterbrochen aus den Colonien den holländischen, französischen , englischen und dänischen Museen zufliessen, sichern diesen ihre grosse Ueberlegenheit über unsere einheimischen Sammlungen und Bil- 166 dungsanstalten für Naturgeschichte, vergleichende Anatomie und Anthropologie (Racenkunde), welche nur zufällig auf Privatwegen, und dann nur aus der zweiten und dritten Hand, von Zwischen- händlern, sich mit Neuem und Werthvollen versehen können. Unsere Dotationen sind beschränkt, zeitweilig sogar — wie eben jetzt — sistirt, und dennoch soll die Wissenschaft aus ihrer bisherigen Behaglichkeit in eine neue Phafe ihrer Entwick- lung treten, und hinter den Anforderungen nicht zurückbleiben, welche der Umschwung unserer wissenschaftlichen und Unter- richtsverhältnisse auch an sie mit Ungestüm stellt. — Wir kön- nen an manchen kleinen europäischen Staaten (Schweiz, Belgien, Schweden) sehen, mit welchen Erfolgen sie ihre Handelswege zum Aufblühen und Gedeihen ihrer vaterländischen wissenschaft- lichen Anstalten zu benützen wussten, und können daraus ermes- sen, was Oesterreichs Grossmacht, deren Handelsflaggen auch unter tropischen Winden flattern, im Interesse aller Zweige na- turhistorischer Wissenschaften und zur Ehre des Vaterlandes leisten könnte. Während in Frankreich in den Seekadettenschulen ein eige- ner Unterricht über Einsammeln, Aufbewahren und Behandlung von Naturalien aller Art ertheilt wird, die Schiffsärzte und Offi- ziere gedruckte Instructionen erhalten, wie sie für die Vermeh- rung der Schätze des Jardin des plantes hilfreiche Hand bieten können, und Prämien den Thätigsten unter ihnen zuerkannt wer- den, ist mir nicht bekannt, ob bei uns auch nur der Versuch gemacht wurde, auf amtlichem Wege die Mitwirkung unserer Marine und unserer Consulate zur Förderung wissenschaftlicher Zwecke anzusprechen. Ich sehe sehr wohl ein, dass wir unsere Seeleute eben so wenig wie unsere diplomatischen Repräsentan- ten mit dem Ansinnen behelligen können, für die kaiserliche Aka- demie der Wissenschaften zu fischen oder Insecten zu sammeln, aber ich würde es dennoch für höchst wünschenswerth erachten, wenn an unsere auswärtigen Residenten, namentlich in grösseren Hafenplätzen , durch das Ministerium, welchem sie unterstehen, die Bitte gerichtet würde, die zoologischen Schätze der betref- fenden Länder und die Crania ihrer Bewohner nach Thunlich- keit zu kaufen, zu sammeln (oder sammeln zu lassen) und einzusenden, oder sich wenigstens für die Beischaflung bestimm - 167 ter und namentlich zu bezeichnender Desiderate,, freundlich zu verwenden, so wie, im Falle als an ihren Stationen gelehrte Gesellschaften für Naturkunde bestehen, diese zum wissen- schaftlichen Verkehr mit uns einzuladen. Ich stelle desshalb in meinem und der hier versammelten Naturforscher Namen an die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe das Ansuchen, die geeigneten Schritte einleiten zu wol- len, welche zur Realisirung der vorgetragenen Wünsche mög- licher Weise führen können. Die Akademie ist durch die Muni- ficenz ihres kaiserlichen Stifters in der Lage, die Kosten mit Leichtigkeit zu tragen, welche das Einsammeln und der Trans- port zoologischer und zootomischer Objecte (Schädel, Ske- lete, Spirituosa, vorzüglich Fische) erfordern, und besitzt andererseits in der freien Wahl ihrer correspondirenden und Ehrenmitglieder ein schätzbares Mittel geleistete Dienste auf würdige Weise zu belohnen, oder durch Inaussichtstellung sol- cher Ehrenbezeugungen den guten Willen anzuspornen. Ich weiss ganz bestimmt, dass bei mehreren unserer Con- sulate Personen existiren, welche sich mit einzelnen Zweigen der Naturwissenschaft als Dilettanten beschäftigen, mehrere derselben haben bereits (wie jene von Cairo, Tunis, Algier) durch freiwillige Sendungen ihre Theilnahme an dem Aufblühen der Museen in Wien und Prag kundgegeben, und wir sind desshalb zu der Hoffnung berechtigt, dass bei einer guten Einleitung der Sache noch bei weitem grössere Vortheile für unsere Zwecke sich erreichen liessen. Die Akademie käme dadurch in den Besitz werthvoller na- turhistorischer Gegenstände, welche sie entweder als ihr Eigen- thum durch sachkundige Mitglieder untersuchen, auspräpariren, und in ihren Räumlichkeiten als Anfang eines naturhistorischen Museums aufstellen, oder den bestehenden Sammlungen unserer höheren Unterrichts- und Bildungsanstalten zuweisen könnte. Selbst auf fremde überseeische Gesellschaften liesse sich der vorliegende Plan ausdehnen, und es könnte mit dem Lan- desmuseum in Caleutta sogleich der Anfang gemacht werden, da wir (Heckel und ich) durch einen gegenwärtig in Wien verweilenden ostindischen Kaufmann, Herrn A.M. Dowlins, in Erfahrung brachten, dass die-Herren Machleland, Di- 168 rector der botanischen Gärten der ostindischen Compagnie, Ed. Roer, Secretär, und Charles Huffnagle, Vicepräsident des Landesmuseums in Caleutta, mit Vergnügen bereit wären, uns mit den Wundern der indischen Meeresbewohner nähere Bekannt- schaft zu verschaffen, wenn die kaiserliche Akademie der Wis- senschaften, nach deren Mitgliedschaft auch die Antipoden stre- ben, sich mit diesen Männern in Verbindung zu setzen, sie zu Sendungen aufzufordern, und durch Ertheilung von Ehren- titeln ihre Zuvorkommenheit zu lohnen, sich bereit zeigen würde. Ein Schreiben an die genannten Herren könnte so- mit vorerst unseren auswärtigen Verkehr eröffnen, und es dürfte gewiss nicht lange anstehen, dass ich und mein ver- ehrter Freund Heckel die Freude erlebten, nebst Anderen, den Saccobranchus Singio oder den noch merkwürdigeren Amphi- pnous Cuchia von Angesicht zu Angesicht zu schauen, und durch Zergliederung derselben das Räthsel ihrer Stellung zu lösen. Die Classe beschloss einstimmig diesem Antrage zu ent- sprechen und forderte den Herrn Antragsteller auf, im Vereine mit den übrigen Herren Mitgliedern vom naturhistorischen Fache eine Instruction zu entwerfen, auf welche Gegenstände die Aufmerksamkeit zu richten, und wie bei dem Sammeln, Aufbe- wahren und Versenden derselben vorzugehen sei, um diese In- struction sogleich dem an das hohe k. k. Ministerium des Han- dels zu richtenden Gesuche beizuschliessen. Herr Dr. Boue& berichtete über den Inhalt eines Briefes, den er von Herrn Prof. Alphonse Favre in Genf erhalten hatte. Herr Pref, Marignac hatte daselbst den von Herrn v. Morlot durchgeführten Versuch der gegenseitigen Zerlegung von kohlensaurem Kalk und schwefelsaurer Magnesia dahin abgeändert , dass er anstatt der letztern Chlormagnesium mit kohlensaurem Kalke in einer zugeschmolzenen Glasröhre einer Temperatur von 200° C. durch sechs Stunden aussetzte. Das Resultat war vollständig, es wurde nieht nur Dolomit gebildet, 169 sondern es entstanden selbst solche Verbindungen , wie man sie öfters in der Natur antrifft, welche mehr Magnesia enthal- ten als der Dolomit. Eine Einwirkung von nur zwei Stunden gab eine nur wenig Magnesia enthaltende Kalkverbindung. Chlormagnesium kann also unter gewissen Umständen wie die schwefelsaure Magnesia mit Kalkstein Dolomit bilden. Ferner ist die Länge der Zeit, während welcher die Einwirkung vor sich geht, ebenfalls ein wichtiger Umstand bei der Bildung dieser Gebirgsart. Herr Prof. Favre, der im verflossenen Sommer Wien besucht und mit grossem Antheil die Ansichten und Arbeiten von Haidinger und v. Morlot beachtet hatte, fand auf der Rückreise Gelegenheit, ihre Richtigkeit an den Dolomiten Ti- rols nachzuweisen, auf deren Lagerungsverhältnisse gegründet, er nun ein vollständiges Bild entwirft, um die Gegenwart je- des der vier Erfordernisse zu beweisen, welche bei der Do- lomitbildung nach den Versuchen von Haidinger und v. Morlot und nach jenen von Marignac vorausgesetzt wer- den müssen, nämlich 1. die Gegenwart von Kalkstein, 2. den Hinzutritt von schwefelsaurer Magnesia oder Chlormagnesium, 3. eine Temperatur von 200° Cent., 4. einen Druck von 15 Atmosphären. Herr Favre macht übrigens noch auf den Unterschied des Vorkommens der Dolomite mit Drusenöffnungen in Süd- tirol, und der krystallinisch - körnigen wie am St. Gotthard aufmerksam , indem er bei den letztern keine Cementir ung durch magnesiahältige Stoffe, sondern einfach eine Schmelzung von bereits magnesiahältisgem Kalksteine annimmt, wie diess auch Fournet ausgesprochen hat. Sitzung vom 15. März 1849. Herr Professor Schrötter las folgenden Commissions- Bericht über die in der österreichischen Monarchie von Seite der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu veranlassenden meteorologischen Beobachtungen. 170 Die Commission versammelte sich den 12. März. Anwesend waren die Herren: Baumgartner, Ettingshausen, Kun- zek, Stampfer und Schrötter; letzterer wurde zum Be- richterstatter gewählt. Der Gegenstand, über welchen die genannte Commission, der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe der kaiserl. Akademie Bericht zu erstatten hat, zerfällt in zwei Theile; der erste betrifft die in den Bahnhöfen und anderen wichtigen Punkten der grossen Monarchie anzustellenden meteorologischen Beobachtungen; der zweite die näheren Bestimmungen über die Centralstation in Wien; deren Errichtung die geehrte lasse beschlossen hat. In Bezug auf den ersten Punkt hat sich die Commission dahin vereinigt vor der Hand folgende Beobachtungsorte mit Instrumenten zu betheilen. Wien: Nord- und Südbahnhof. Olmütz: Bahnhof. Brünn: en Gratz: cn) Laibach: s Triest: Marine-Schule. Gloggnitz: Bahnhof. Da ferner an mehreren Orten entweder bereits sehr schätz- bare Beobachtungen angestellt werden, oder wenigstens daselbst Männer leben, von denen es bekannt ist, dass sie geneigt und geeignet sind sich mit Eifer diesem Geschäfte zu widmen, so wird es nur nöthig seyn die Instrumente der Ersteren mit den Normal-Instrumenten in Wien zu vergleichen, die letzteren aber mit besseren Instrumenten zu betheilen und sämmtliche Herren einzuladen, sich an den Entwurf, der vom Director Kreil auf Veranlassung der geehrten Classe verfasst wurde, anzuschliessen. Diese Orte sind folgende: Trient. Insbruck (Prof. Böhm). Salzburg (Prof. Kotinger). Troppau (Prof. Alt). Krakau (Sternwarte). Lemberg. 171 Tarnow. Czernowitz. Przemisl. Mölk (Stift). Kremsmünster (Sternwarte). Böcksstein (Bergschaffer Reisacher). Prag: } Senftenberg. Sternwarten. Königgrätz (Prof. Hlotzky). Deutschbrod (Prof. Sichrawa). Leitmeritz (Prof. Hackl). Pürglitz (Forstmeister Gint]). Schlössl (Wirthschaftsbeamter Bayer). Tetschen (Forstmeister Seidl). Czaslau (Caplan Pecenka). Pilsen (Prof. Smetana). Karlstein (Verwalter Itschinsky). Bleiberg (Herr Florian). St. Paul (Stift). Gleichenberg (Dr. Praschil). St. Lambrecht (Stift). Admont (Stift). Lienz (Dr. Hölzel). Stilfser Joch (Herr Corbetta). Klagenfurt (Herr Prettner). Zara. Ungarn, Italien und Croatien u. s. w. wurden der jetazti- gen politischen Verhältnisse wegen vorläufig nicht berücksichtigt. Für jene Orte, welche am Meere liegen, sind nur noch die Beobachtungen der Ebbe und Fluth, der Temperatur des Meeres etc. beizufügen. Alle Beobachter, mit denen die Akademie in Verbindung tritt, sind sowohl mit dem gedachten Entwurfe, als auch mit linirten Tabellen, in welche die Beobachtungen einzutragen sind, zu betheilen. Auf den zweiten Punkt, die Errichtung der meteorologi- schen Centralstation in Wien, hat die Commission ihre beson- dere Aufmerksamkeit gerichtet, da sie der Ansicht ist, dass die 172 Erlangung von Resultaten, welche unmittelbar die Wissenschaft fördernd ins Leben treten sollen, nur durch eine vollständige Centralisation sämmtlicher im ganzen Umfange der Monarchie angestellten Beobachtungen, erreicht werden könne. Die Com- mission glaubte vor Allem in Erwägung ziehen zu müssen, welche Beobachtungen in der Centralstation anzustellen sind, wobei sie von der Idee geleitet wurde, dass die Akademie nur mit vollständigen, dem jetzigen Zustande der Wissenschaft ent- sprechenden Resultaten hervortreten dürfe, ja, dass sie hierin wo möglich um einen Schritt weiter gehen müsse, um gewisser- massen gut zu mächen, was bei uns so lange verabsäumt wurde. Es hat sich aus der hierüber gepflogenen Berathung erge- ben, dass folgende Beobachtungen anzustellen sind. 1. Luftdruck. Dafür ist nebst einigen gewöhnlichen hans baren Barometern, ein Normal-Barometer und ein Barometro- graph aufzustellen. 2. Temperatur der Luft. 3. Strahlende Wärme (am Aktinometer). 4. Temperatur des Bodens in verschiedenen Tiefen (mit langen Weingeistthermometern). 5. Temperatur von Quellen und der Donau. 6. Feuchtigkeitszustand der Luft (in der Regel am Psychrome- ter, von Zeit zu Zeit aber auch auf directem Wege zu bestimmen). 7%. Regenmenge (am Horner’schen verbesserten Regen- messer). 8. Richtung und Stärke der Winde (wo möglich mittelst einer Vorrichtung, die beide Grössen graphisch darstellt, wozu vielleicht eine vom verstorbenen Prof. Aschauer in Gratz ausgedachte Vorrichtung dienlich befunden werden dürfte). 9. Erdbeben. 10. Luftelektricität. 11. Vollständige magnetische Beobachtungen, welche bisher in Oesterreich nur in Mailand, Prag, Kremsmünster und Krakau an- gestellt werden. 12. Wolkenbeobachtungen (mit der vom Herrn Fritsch eingeführten Bezeichnungsweise). 13. Polarisationszustand und Durchsichtigkeit der Atmo- sphäre, Bläue des Himmels, Morgen- und Abendroth, Dämmerung. 173 14. Höfe, Nebensonnen und Nebenmonde etc., Regenbogen, Nebel, Höhenrauch. 15. Nordlicht. 16. Sonnenflecken (nach Schwabe) Funkeln der Sterne, Zodialkallicht. 17. Meteore, Sternschnuppen. 18. Vegetations-Beobachtungen (nach Quetelet’s „Instruc- tions pour Tobservalion des phenomenes periodiques’, mit den Erweiterungen von Fritsch). 19. Beobachtungen über die periodischen Erscheinungen im ‚Thierreiche, als: Zug der Fische, Vögel, Metamorphosen der Insecten etc. im Einklange mit den Brüssler Beobachtungen. 20. Periodische Erscheinungen im socialen Leben des Men- schen, als: Herrschende Krankheiten, Sterblichkeit ete. mit Benützung der von Schwann gegebenen /nsiructions ete. in den Bulletins der Brüssler Akademie. 21. Zeitweise Ausmittlung der chemischen Verhältnisse der Atmosphäre. 22. Herausgabe der sämmtlichen, sowohl in Wien als in den übrigen Stationen angestellten Beobachtungen und zwar, so- wohl in einem solchen Detail, wie diess zu wissenschaftlichem Gebrauche nothwendig ist, als auch in allgemeinen Uebersichten, die eine leichte Benützung derselben in weiteren Kreisen zulassen. Viele der hier angegebenen Beobachtungen müssen von Stunde zu Stunde angestellt werden, was nur auszuführen ist, wenn sich eine grössere Anzahl wissenschaftlich-gebildeter jün- serer Männer hiezu bereit erklärt. Wie zu erwarten war, ist diess sogleich geschehen, als sich die erste Nachricht verbrei- tete, dass die kaiserliche Akademie ein derlei grossartiges Un- ternehmen in’s Leben treten zu lassen beabsichtige. Bis jetzt haben sich zu stündlichen Beobachtungen die Herren Jenny, Kolbe, Moser, Pierre, Pohl, Schabus und Stam- pfer jun. bereit erklärt. Es konnte nicht die Absicht der Commission seyn, in die- sem Berichte alle Details über die Instrumente, die Beobach- tungen oder Beobachtungsmethoden, die Art sich die verschie- denen Daten zu verschaffen, sie zusammenzustellen und zu ver- öffentlichen ete., aufzunehmen, sie ist daher weit entfernt zu Sitzb. d. mathem. naturır. Cl. Jahrg. 1849. II], Heft. 13 174 glauben, dass derselbe mehr als die äussersten Umrisse dessen angibt, was die kaiserliche Akademie leisten muss, wenn sie würdig in die Reihen der in England, Belgien, Russland und anderen Ländern bereits seit längerer Zeit bestehenden ähnli- chen Anstalten eintreten will; derselbe wird aber vollkommen genügen, der geehrten Classe zu zeigen, dass die Lösung der Aufgabe, die sich die Akademie gestellt hat, nur dann möglich ist, wenn ein besonders hiezu aufgestellter Gelehrter alle seine Kräfte ausschliesslich derselben widmet. Bisher wurde ‘die Meteorologie grösstentheils nur als ein Anhang der Physik und Astronomie behandelt, und meistens sind es die Astronomen, welche dieselbe praktisch cultiviren, denen sie desshalb auch ihre grössten Erweiterungen verdankt; es unterliegt wohl auch kei- nem Zweifel, dass beide Wissenschaften in innigem Zusamm en- hange stehen, ungefähr wie die Physik und Chemie, indem ins- besondere der Meteorolog vieler Daten des Astronomen bedarf und auch die Berechnungsweisen und Beobachtungsarten in bei- den Wissenschaften nach denselben Grundsätzen vorgenommen werden, so dass nur ein Mann von gründlicher astronomischer Ausbildung die Stelle eines Meteorologen im oben angegebenen Sinne würdig ausfüllen kann. Es lässt sich aber hieraus nicht folgern, dass beide so wichtige und jetzt so ausgedehnte Zweige des menschlichen Wissens, desswegen von Einem Individuum betrieben werden müssen, so wenig als dies bei der Physik und Chemie der Fall ist und seyn kann. Auch lehrt die Erfah- rung, dass jene, wenn auch noch so talentvollen und fleissigen Astronomen, welche der Meteorologie vorzugsweise ihre Auf- merksamkeit schenken, nicht im Stande sind, auf gleiche Weise der Astronomie zu dienen. Das reiche Material, welches gewiss bald dem Centralpunkte in Wien zufliessen wird, wäre ein tod- tes Capital, nur geeignet die Masse von schätzbaren Daten zu vermehren, die in unseren Bureaux noch unbenützt begraben liegt, wenn der belebende Geist fehlt, der dieselber verbindet, und für die Wissenschaft und Industrie zugänglich und nützlich macht. In der Meteorologie gilt der Satz, dass vereinzelte Be- obachtungen nur geringen Werth haben, mehr als in mancher andern Wissenschaft; erst wenn sie in solcher Anzahl und von solcher Güte vorhanden sind, dass man daraus Gesetze ab- 175 zuleiten vermag, tritt ihre Richtigkeit auch dem Laien vor Augen. Daher ist es auch nothwendig, den Plan für derlei Beobachtun- gen so einzurichten, dass derselbe mit dem anderer Länder so viel als möglich congruire, damit die in der österreichischen Monarchie gewonnenen Resultate leicht in das meteorologische Netz eingefügt werden können, welches sich bereits über ganz Europa, einen grossen Theil von Asien und Amerika und sogar über einzelne Punkte Afrika’s ausdehnt. Die Commission glaubt der geehrten Classe auch ihre An- sichten über den Ort vorlegen zu müssen, welchen sie zur An- stellung von meteorologischen Beobachtungen für den geeignet- sten hält. Die Wahl konnte nicht lange zweifelhaft seyn, indem das polytechnische Institut sich seiner Lage nach, so gut für diesen Zweck eignet, als diess nur immer in einer so grossen Stadt möglich ist. Diess erfordert jedoch, dass die zu diesen Beobachtungen nothwendigen Localitäten in demselben einge- richtet werden. Glücklicher Weise ist die Bauart des Gebäudes von der .Art, dass dem Aufsetzen der nöthigen Terrasse u. s. w. keine Schwierigkeiten entgegen stehen, und die Kosten auch nicht sehr beträchtlich seyn können. Die Commission legt da- her der geehrten Classe folgende Anträge zur Entscheidung vor: 1. Dass dieselbe dem für die Centralstation Wien in allge- meinen Umrissen entworfenen Plane beistimme, 2. Dass sie beschliessen wolle, die Akademie solle sich an das Ministerium des Innern mit der Bitte wenden, dass hier in Wien ein eigener Meteorolog, allenfalls unter dem Titel „Director des meteorologischen Observatoriums’’ — oder besser „Institutes’”” — mit einem Adjuneten und einem Diener angestellt werde. Die Obliegenheiten desselben gehen aus dem obigen Ent- wurfe deutlich hervor, es wäre nur noch hinzuzufügen, dass der- selbe, wie diess auch bei den Astronomen der Fall ist, regelmässig Vorlesungen über sein Fach zu halten hätte. Ferner wäre um die Erbauung der nöthigen Localitäten anzusuchen, und dieses An- suchen vom ersteren nicht zu trennen, da ein Meteorolog ohne Observatorium eine sehr traurige Rolle spielen würde. 3. Dass die Akademie es übernehme das Observatorium mit Instrumenten zu versehen und diese auch für die Zukunft zu erhalten. Die Akademie ist durch die grossartige Munifi- 13 * 176 cenz des Herrn Vice-Präsidenten in der angenehmen Lage, diesem Ansuchen Genüge zu leisten; auch würden derselben von verschiedenen Anstalten Instrumente gerne abgegeben wer- den, so dass die Last, welche die Akademie trifft, gegen die Grösse und Wichtigkeit der Aufgabe nur eine geringe ist. Sämmtliche Anträge wurden einstimmig genehmiget. Zu- gleich beschloss die Classe das Fortbestehen einer besonderen Commission zur Leitung sämmtlicher auf die meteorologischen Beobachtungen sich beziehenden Geschäfte, und bestimmte zu Mitgliedern derselben nebst den bisherigen noch die Herren Koller und Doppler. Herr Custos-Adjunet Heckel beschrieb, als Fortsetzung der in der vorher gegangenen Sitzung begonnenen Mittheilungen aus seiner zweiten Abhandlung der Beiträge zur Kenntniss fossiler Fische Oesterreichs, die wesentlichen Merkmale einer neuen Gattung der Taenioiden und eine neue Species aus der be- kannten Ganoiden - Gattung Lepidotus. Die neue Gattung der Taenioiden, von ihm Lepido- pides genannt, steht zwischen der fossilen, dem Schiefer im Schweitzer Canton Glarus eigenthümlichen Gattung Anenche- lum Agass. und der jetzt lebenden ostindischen Lepidopus mitten inne. Von ersterer unterscheidet sie sich vorzüglich so- wohl durch den Mangel der langen Bauchflossen als durch den Zahnbau von letzterer, da auf allen bisher vorliegenden Plat- ten der vielleicht sehr verschiedene Schwanztheil gänzlich fehlt, einstweilen durch die einfach zugespitzten, nicht halb pfeilför- mig geschnittenen, langen Fangzähne allein. Sie zählt drei Ar- ten, deren Differenzialcharaktere vorzüglich in der verhältniss- mässigen Länge ihrer Wirbelkörper und in der Richtung ihrer Dornfortsätze so wie der mit letzteren verbundenen Flossen- trägern besteht. Die erste Art Lepidopus leptospondylus, hat lange Wirbel und ihre oberen Fortsätze neigen sich in einen Winkel von 70 Graden gegen dieselben. Ein Exemplar aus dem Mergelschiefer von Krakowiza, den obern Vorder- theil des Kopfes sammt dem Oberkiefer enthaltend, besitzt Prof. Albin Heinrich in Brünn; zwei andere aus Nicol- 177 schitz mit dem mittleren Theile des Rumpfes werden am hie- sigen k. k. Mineralien - Cabinete aufbewahrt. Die zweite Spe- cies: Lepidopus brevispondylus hat kurze Wirbel mit mehr aufrecht stehenden Fortsätzen und Trägern, deren Neigungs- winkel bald nach dem vordersten 80 Grade enthält. Ein Exem- plar mit 60 Wirbeln, aber ohne Kopf- und Schwanzende aus weissem dünnblätterigen Kalkmergel der Gegend von Ofen, be- sitzt dessen Finder Professor Sadler in Pesth. Lepidotus sulcatus Heckel ist durch die schönen Schuppen, die sich am ersten noch jenen des Lepidotus ra- diatus Agass. annähern, ausgezeichnet. Drei bis vier Fur- chen oder vielmehr tiefe Hohlkehlen durchziehen die Oberflä- che der rhomboidalen Schuppen parallel mit ihrem läng- sten Durchmesser. Es ist nur ein einziges Stück dieses Fisches, gleich einem Conglomerat von Schuppen, aus dem Kalk- steine von Raibl in Kärnthen bekannt, welches sich in der Sammlung des Herrn Franz v. Rosthorn zu Klagenfurt be- findet. Herr Professor Dr. Hyrtl hielt folgenden Vortrag: „Dr. Carl Wedl überreicht durch mich der kais. Akademie der Wissenschaften eine Abhandlung: „Beiträge zur Lehre von den Hämatozo&n, mit einer Tafel Abbildungen, über welche ich mir erlaube, Nachstehendes zu berichten: Dr. Wedl, durch seine bisherigen Leistungen in der Mi- erologie als gründlicher und productiver Forscher auf die eh- renvollste Weise bekannt, beschäftigt sich seit zwei Jahren mit Untersuchungen über das Vorkommen lebender Thiere im leben- den Blute. Unsere gegenwärtigen Kenntnisse über die Existenz, Form und Lebensweise dieser merkwürdigen, im Blute hausen- den Organismen, beruhen nur auf wenigen und vereinzelten Beobachtungen. Es liegen uns nur Ergebnisse des Zufalls, nicht aber Resultate planmässig eingeleiteter Untersuchungen vor. Ich habe es desshalb mit um so grösserer Freude. über- nommen, Wedl’s Arbeit vor das Forum der Akademie zu brin- gen, als sie in der That eine reichhaltige und dankenswerthe Beisteuer zur annoch fragmentarischen Lehre der Hämatozoen 178 bietet, und jenes Gepräge von Gründlichkeit an sich trägt, durch welche sich die bisherigen Leistungen meines Freundes so vortheilhaft auszeichnen. Wedl handelt zuerst über das Vorkommen eines von ihm als Globularia radiata bezeichneten Hämatozoons im Blute des Gründlings (Cyprinus gobio Linn.). Das Thier ist rund, an W. Z. gross, an einer Seite etwas abgeplattet und an dieser mit einem, innerhalb einer wahrscheimlichen Saugmündung auf- sitzenden Cilienkranze versehen, dessen Flimmerhaare so lang sind, dass sie, bei richtiger Stellung des Thieres, die Peri- pherie seines Leibes ansehnlich überragen. Die Globularia kommt zu gewissen Jahreszeiten (im Som- mer) in solcher Menge im Gobioblute vor, dass sich in einem Tropfen desselben eine Colonie von einem Dutzend dieser Schmarotzer vorfindet. In der überwiegend grösseren Mehrzahl der von Wedl untersuchten Fische der genannten Gattung fan- den sich gleichzeitig mit dem Vorkommen der Globularia im Blute zahlreiche, besonders im Zellgewebe der Bauchdecken und in der Muskulatur des Schwanzes eingenistete Blasenzell- sewebswürmer, deren nähere Verwandtschaft mit den Blutbe- wohnern sich wahrscheinlich dann wird nachweisen lassen, wenn dereinst die Stammbäume und Vetterschaften der Helminthen durch weitere Erforschung der Geheimnisse des Generations- wechsels vor dem Auge der Wissenschaft aufgerollt liegen werden. Wedl’s Globularia ist so gross, dass sie nie in die Blut- gefässe kleinster Art eindringen kann. Auffallend ist ührigens ihre Aehnlichkeit mit den von Reichert beschriebenen freien Brutzellen von Ascaris acuminata. Auch Fiiarien mit breitem Kopfe und fadenförmigem Schweife fand Wedl im Blute des Gründlings; ebenso unendlich kleine isolirte Moleküle, mit einer einzigen langen Cilie, oft in überraschender Menge, so dass 3—5 in Einem Gesichtsfelde bei 500maliger Vergrösserung gesehen wurden. Höchst interessant ist ferner die Beobachtung von eigenthümlich gestalteten Körperchen im Blute, welche doppelt so lang als eine Blutsphäre sind, und deren Leib aus acht ineinander geschobenen, den Gliedern einer Puppe ähneln- den Ringen besteht, und welche in derselben Form auch im Blute der Zacerta viridis getroffen werden. 179 Bei der Schleie (Cyprinus tinca Linn.) wurden gleichfalls einmal in zwei Fällen Fadenwürmer von as W. Z. Länge und 0,0001 Breite beobachtet. Bei Rana esculenta, in deren Blute Gluge und Gruby DIE WU RE Thierformen au ande traf Wedl neue, rund- liche, = —— W. Z. lange und — W. Z. breite, mit einer aus 6—5 sehr starken Wimperhaaren gebildeten Krone versehene Blutbewohner, deren Cilien das merkwürdige Phänomen einer rhythmischen Bewegung zeigen. Bei einem Frosche, in dessen Gehirn bei 20 Distomen nisteten, wurde ein neues Hämatozoon von ovaler Gestalt, nur längs der einen Seite mit Wimpern dicht behaart, mit Längsfurchen an der Oberfläche und mit langsam drehender Kreisbewegung gesehen. Bei Hyla viridis dieselben Arten, und überdiess eine besondere, von ovaler, un- regelmässig gebuchteter Gestalt, einseitig bewimpert und mit fortwährender, um die Längenaxe drehender Bewegung. Bei der grünen Eidechse die oben erwähnten, der Larve der Pferde- bremse ähnelnden räthselhaften Körper. Bei Zoxia coccothraustes sehr zahlreiche, schlangenför- mige an W. Z. lange Blutthiere, und im Leberblute insbeson- dere Filarien. Bei den Säugethieren wurden bisher Blutthiere nur von Gruby und Delafond, und zwar Filarien im Hunde gesehen. Wedl fand sie zweimal im Pferdeblute. Der eine Fall betraf ein Pferd, in dessen Bauchhöle die bekannte Ailaria pupillosa vorkam. Die Fadenwürmer des Blutes waren sehr zahlreich, 1—3 in einem Tropfen, und 48 Stunden nach dem Tode des Thieres noch lebend; — der zweite ein anderes, in dessen Darmkanal Strongylus armatus und tetracanthus, so wie Asca- riden lebten. Die Blutfilarien waren sparsam — nur Eine in 10 — 12 Tropfen Blutes, an Grösse und Gestalt von jenen des ersten Falles verschieden. Wenn es zur Zeit auch nicht angeht, den Zusammenhang nachzuweisen, in welcher möglicher und sehr wahrscheinlicher Weise die Hämatozoön mit den Entozoön überhaupt stehen, so muss doch jede Arbeit, welche unsere Kenntniss der Blutthiere vermehrt und vervollständigt, im höchsten Grade willkommen seyn, weil eine auf zahlreiche Einzelbeobachtungen basirte Detailkennt- 180 niss derselben, den Schlüssen auf Abstammung, Verwandtschaft und Uebergang einer Lebensform in die andere vorangehen muss, wenn nicht ein glücklicher Augenblick zur direeten Beobachtung der Art und Weise führt, mit welcher dieser Wechsel der äusseren Attribute, des Aufenthaltes, und der Lebensweise der Eingeweidewürmer eingeleitet und vollendet wird. Ich empfehle desshalb die vorliegende Abhandlung der be- sonderen Berücksichtigung der Akademie, und fordere sie hiemit im Interesse der Wissenschaft auf, den Zeitpunkt möglichst zu beschleunigen, der die schon lange verkündeten Abhandlungen von Nichtmitgliedern erscheinen lassen, und somit eine Verpflichtung abtragen wird, die wir gegenüber der gelehrten Welt über- nommen haben, und deren möglichst baldige Erfüllung zur Eh- rensache geworden. Ich habe mich wiederholtermalen darüber geäussert, dass ich es bei den Neulingsverhältnissen der Akademie für äusserst wünschenswerth halte, die Abhandlungen von Nichtmitgliedern in unsere eigenen Acten aufzunehmen. Ich finde darin weder, wie man zu sagen beliebte, ein iestimonium paupertatis, noch eine Verletzung der Statuten, da ich überhaupt für eine wis- senschaftliche Corporation kein anderes Statut anerkenne, als jenes, welches die freieste Entwicklung der Wissenschaft und die grösste Ergiebigkeit ihrer Leistungen ermöglicht. Wenn es sich darum handelt, das Erscheinen unserer Acten zu be- thätigen, und Vielseitigkeit ihres Inhaltes zu gewährleisten, möge man nicht nach Rang und Titel unserer Mitarbeiter fra- gen, und sich nicht von Jenen abschliessen, welche, wenn auch keine Akademiker, doch an warmen wissenschaftlichen Eifer, keinem von uns nachstehen. Wahrscheinlich hatte auch der er- habene Gründer der Akademie, gui nobis haec otia dedit, keine andere Absicht und wird es uns nicht als crimen lesae ent- gelten, wenn wir jugendliche Strebsamkeit dadurch ermuntern, dass wir ihre Genossenschaft, die uns Ehre bringt, nicht mit Hochmuth zurückweisen. Die Classe beschloss einstimmig dem hier ausgesproche- nen Wunsche Folge zu geben. 181 Herr v. Morlot richtete an die Classe folgende Worte: Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften hat ihre Theilnahme an dem Wirken des geognostisch - montanistischen Vereins für Innerösterreieh und das Land ob der Enns durch eine jährliche Geldunterstützung bezeugt, es sei daher erlaubt, die neueren Leistungen dieses Vereins vorzulegen. Sie bestehen in der VII. und XIII. Section der Generalstabskarte von Steyer- mark und Illyrien geologisch-colorirt nebst einem Hefte von Erläuterungen zur VIH. Section, worin dasjenige enthalten ist, was nicht auf die Karte gehört. Das rein Geologische muss natürlich dabei die Hauptsache bilden, allein die Zusammen- setzung des Bodens steht in so innigem Verbande nicht nur mit der Pflanzen- und Thierwelt, sondern auch mit der physi- schen und moralischen Natur des ihn bewohnenden Menschen, dass die dadurch hervorgebrachten Verhältnisse nicht ganz un- berührt bleiben können. Aber zu ihrer nur etwas genaueren Ermittlung gehörten vorbereitende Kenntnisse, wie praktische Medicin, und dann auch statistische Forschungen, welche man dem wandernden Geologen kaum zumuthen kann. Allein die Akademie, die nunmehr an der Spitze sämmtlicher wissenschaft- lichen Bestrebungen in der Monarchie gestellt und sie zu leiten bestimmt ist, bekommt es eben dadurch in ihre Macht das In- einandergreifen der sich gegenseitig ergänzenden verschieden- artigen Forschungen zu befördern, und so auf geradem Wege zum erhabenen Ziel loszusteuern, nicht nur der vereinzelten und unzusammenhängenden speciellen Kenntnisse, sondern der alles umfassenden Uebersicht, und der durchdringenden Ein- sicht in das grosse Ganze der Natur. Sitzung vom 22. März 1849. Von Herrn Dr. Ernst Brücke, vor Kurzem als Professor der Physiologie für die Wiener Universität gewonnen, ist von Königsberg nachstehender Aufsatz an die Akademie eingesen- det worden. 182 Untersuchungen über die Lautbildung und das natürliche System der Sprachlaute. Als ich im Sommer 1848 in meinen Vorträgen über Phy- siologie die Sprache abhandelte, warf ich mir die Frage auf, ob es vermöge der Hilfsmittel, welche die physiologische Laut- lehre darbietet, möglich sei, einen festen Grund zu einem Sy- steme der Pasigraphie zu legen, und hiermit ein Mittel zu ge- winnen, sich vollkommener über fremde Sprachen zu verständi- gen, als es durch die allgemein als unzulänglich erkannten Be- zeichnungsweisen der Lexicographen und Grammatiker gesche- hen kann. Wenn man über die Möglichkeit eines Systems der Pasigraphie urtheilt, so muss man bedenken, dass zwar die Zahl der Sprachlaute in allen ihren kleinen Verschiedenheiten unendlich ist, dass aber jede Sprache eine gewisse Breite der Richtigkeit hat, innerhalb welcher man sich frei bewegen kann, ohne für einen Barbaren gehalten zu werden. Wenn auch die Schwierigkeit der Aufgabe anerkannt ist, so ist es doch nicht zulässig, den Beweis für ihre Unlösbarkeit aus der Erfahrung führen zu wollen. Erst seit Kempelen’s reiches Beobach- tungstalent eine grössere Anzahl von Sprachlauten ihrer wah- ren Natur nach zergliedert hatte, war der Weg angebahnt, und wenn Kyss ı) mit seinen ehrenwerthen Bestrebungen nicht durchgedrungen ist, so liegt der Grund einerseits darin, dass er nicht ganz dem streng physiologischen Wege, welchen Kempelen betreten hatte, gefolgt ist, andererseits darin, dass er, um seine Schrift einfach und für das gewöhnliche Le- ben brauchbar zu machen, seine Buchstaben auf eine so ge- ringe Anzahl beschränkt hat, dass es ihm an Zeichen für wich- tige und höchst charakteristische Laute, wie z.B. das tee aitch, der Engländer fehlt. Wenn man den ausserordentlichen Nutzen in Anschlag bringt, den eine brauchbare Pasigraphie nicht nur für die vergleichende Sprachforschung, sondern für das Sprach- studium überhaupt und die allgemeine Ausbildung der Taub- stummen gewähren muss, so scheint es wohl der Mühe werth 1) Elementare, universale totius generis humani alphabetum, logometria, orthographia, logosophia, seriptura item diplomatica et currens. — Pesthini 1813. 4°. 183 auf die Gefahr des Misslingens hin die Hand an das schwierige Werk zu legen. Die nächste Aufgabe schien mir die, ein Alphabet zu ent- werfen, welches Reichthum an Lauten mit Einfachheit und Sym- metrie in der Bezeichnung vereinigte, und das dabei nicht nur auf die Laute, wie sie dem Ohre klingen, Rücksicht nähme, und dem Leser überliesse , wie er dieselben bilden wolle, sondern indem jeder Buchstab dem Leser mit dem Laute auch die Art der Bildung desselben vorschriebe; denn gerade in der Art, wie die Laute gebildet werden, und wie sich desshalb der Übergang von einem zum anderen ge- staltet, liegt das Charakteristische der einzelnen Sprachen. Als ich zu diesem Zwecke die verschiedenen Schriftsteller über Bildung und Classification der Sprachlaute studirte, fand ich, dass man sich allgemein damit begnügt hatte, die Sprachlaute, wie man sie in den verschiedenen Sprachen vorfand, neben einander zu stellen, ohne die zusammengesetzten von den ein- fachen streng zu scheiden, und ohne sich zu fragen, welche Laute man etwa übergehe, weil sie sich eben in den zu Ge- bote stehenden Sprachen nicht vorfanden; mit einem Worte ohne ein in sich berechtigtes natürliches System der Sprach- laute zu entwerfen. Wenn ich nun versucht habe ein solches aufzustellen, so macht dasselbe in soferne keinen Anspruch auf Vollständigkeit, als gewiss noch eine Menge von Lauten aus mir unbekannten Sprachen fehlt, welche von dem gewöhnlichen Typus der Lautbildung abweichen, es soll nur vollständig sein in sich, innerhalb der Grenzen, zwischen welchen es erbaut ist. Eben desshalb übergebe ich es jetzt der Öffentlichkeit, um von gelehrten Männern, von deren Rath ich die Förderung mei- ner Arbeit hoffe, auf diejenigen Erweiterungen aufmerksam ge- macht zu werden, welche ich an ihm vorzunehmen habe. Dess- halb halte ich auch die Hilfszeichen (für die Dauer der Laute, für die Schärfe des eigenen Geräusches der Consonanten, das Flüstern einzelner Laute, den Accent, die Abtheilung der Syl- ben etc.), welcher ich mich bei practischen Versuchen in der Pasigraphie bedient habe noch zurück, um erst das Alphabet selbst, so weit als möglich, auszubilden, und dann die Hilfszei- chen den Bedürfnissen desselben anzupassen. 184 Von den Vocalen. Vocale nenne ich solche Sprachlaute, bei deren Bildung sich auf dem Wege von der Stimmritze bis zur Mundhöhle hin- aus weder ein Verschluss noch ein Hinderniss findet, welches bei ausströmender Luft zur Bildung eines accessorischen von der Stimme unabhängigen Geräusches Veranlassung gibt. Wie aus dem Folgenden erhellen wird, ist es im Ganzen der Will- kür überlassen, wie viel Hauptvocale man annehmen will, und man kann desshalb auch nichts dagegen sagen, wenn Viele nur drei, nämlich ©, «a und u anerkennen; gewöhnlich aber sieht man die fünf Vocale a, e, i, o, u als die Hauptvocale an, und ich werde desshalb auch von ihnen ausgehen. Fast gleichzeitig und unabhängig von einander versuchten Kempelen *) und Kratzenstein °) mit Erfolg die Vo- cale a, e, i, o, u durch künstliche Vorrichtungen zu erzeu- gen, ersterer, indem er auf ein Zungenwerk einen glockenför- migen Caoutschouktrichter setzte, und dessen vordere Öffnung durch die in verschiedener Weise vorgehaltene Hand theilweise verschloss, letzterer, indem er an einem Zungenwerk verschie- dene Ansatzröhren von bestimmten Formen und bestimmten Dimensionen anbrachte. In neuerer Zeit hat R. Willis (Pogg. Ann. XXIV. 397) gezeigt, dass wenn man auf ein nach Kratzenstein’s Me- thode mit frei durchschlagender Zunge construirtes Zungen- werk einen flachen Trichter setzt, und dessen vordere Öffnung durch ein vorgeschobenes Bret immer weiter verschliesst, nach und nach die Vocale i, e, a, 0, u zum Vorschein kommen. Er zeigte ferner, dass wenn man auf demselben Zungenwerke ein eylinderisches Ansatzrohr anbringt, welches nach Willkür verlängert werden kann, bei der Verlängerung nach einander 1) Mechanismus der menschlichen Sprache und Beschreibung seiner spre- chenden Maschine. Wien 1791. 8°. ?) Tentamen resolvendi problema ab ücademia seientiarum Petropolitana ad annum 1780 publice propositum: 1. Qualis sit natura et charac- ter sonorum litterarum vocalium a, e, i, 0, u tam insigniter inter se diversorum. 2. Annon construi queant instrumenta ordini tuborum organicorum, sub termino voeis humanae noto , similia,, quae littera- rum vocalium a, e, i, 0, u sonos ewprimant. Petropoli 1781, 4°, 185 die Vocale i, e, a, o, w gehört werden, bei weiterer Verlän- serung dieselben Vocale in umgekehrter Ordnung, dann wieder in der ursprünglichen, und so fort, und zwar traten die Wen- depunkte ein bei Röhrenlängen gleich "4; "2; % ete. der gan- zen Länge der von der Zunge erregten Schallwelle ‘). Wil- lis hat seinen Gegenstand so weit geführt, dass die Möglich- keit vorliegt, Vocallaute in Zahlen auszudrücken, und einzelne Messungen von Röhrenlängen angestellt, welche bei einer ge- wissen Tonhöhe einen bestimmten Vocal geben; aber noch sind wir darauf angewiesen uns da, wo es sich um Verständi- gung über einzelne Vocale zu praktischen Zwecken handelt, der Beispiele aus bekannten und verbreiteten Sprachen zu be- dienen. Was die eigentliche physiologische Erklärung der Vocal- bildung anbelangt, so kann sie in nichts anderem bestehen, als in der Erörterung der Art und Weise, in welcher nach den Gesetzen der Wellenbewegung die Luft im Ansatzrohr des menschlichen Sprachorgans die verschiedenen Formen von Pul- sation annimmt , welche den einzelnen Vocalen entsprechen. Diesem Unternehmen möchten aber vor der Hand noch unüber- windliche Schwierigkeiten entgegenstehen , und ich will mich desshalb darauf beschränken, in Rücksicht auf den Zweck, auf den diese, Arbeit hinzielt, diejenigen Veränderungen des Ansatz- rohrs des menschlichen Stimmorgans zu beschreiben , welche dem Gesicht oder Getast unmittelbar zugänglich sind. Als das reine @ betrachte ich das sogenannte Italienische in den Englischen Wörtern far, father und in den Französi- schen mare, aller etc. Bei seiner Bildung liegt die Zunge platt am Boden der Mundhöhle, so dass die Luft zwischen ihr und dem Gaumen ganz frei hindurchstreichen kann. Die Zun- genspitze ist dabei gewöhnlich gegen die unteren Schneide- zähne gestützt, doch ist diess nicht wesentlich. Die Mundöffnung kann sehr verschiedene Weite haben, doch darf sie nicht zu sehr, und namentlich nicht in die Form eines runden Loches verengt sein, weil sonst das « in einen der später zu beschrei- benden Zwischenlaute zwischen a und o übergeführt wird. 1) Auf welchem Wege die Vocale auf der berühmten Faber’schen Sprach- maschine hervorgebracht werden, ist, so viel mir bekannt, bis jetzt noch nicht zur Öffentlichkeit gelangt. 186 Legt man einen Finger zwischen Kehlkopf und Zungenbein an, so fühlt man, dass beide einander genähert werden, und zwar in der Weise, dass der Kehlkopf deutlich aufsteigt und das Zun- genbein seinen Ort behält. Das reine e ist das deutsche in ewig, selig, das Englische in men, let und das Französiche e. Die Zunge ist dem harten Gaumen genähert, die Mundöfluung stellt in der Regel einen ziemlich weiten queren Spalt dar, doch ist dies nicht wesent- lich, sondern rührt nur daher, dass wir um die Zunge bequem dem Gaumen nähern zu können, die Kiefer einander nähern, und doch der Mundöffnung eine gewisse Weite geben müssen. Wenn wir den Zungenrücken stark wölben,, so dass er auch bei klaffenden Kiefern dem Gaumen nahe ist, so können wir ein reines e bei derselben weiten Mundöffnung hervorbringen, die sonst dem a eigen ist. Ein rundes Loch aber darf die Mundöffnung nicht darstellen, weil sonst das e ein ö überge- führt wird. Kehlkopf und Zungenbein sind einander genähert wie beim «, aber stehen beide etwas höher. Das reine ö ist das deutsche in ihr, immer, Iltis, das Englische ee und ie in see und grief, das Französische i in ville, piler etc. Von ihm gilt Alles, was vom e gesagt ist, nur ist der Canal zwischen Zunge und Gaumen noch enger und das Zungenbein steht etwas weiter nach vorn, und um ein sehr geringes höher. Das reine o ist das Deutsche in loben, Opfer, das Fran- zösische 0 und eau in heros, beau und das Englische in note. Bei ihm liegt die Zunge vorne flach wie beim a, hinten ist sie etwas gehoben, die Mundöffnung ist bei etwas vorgeschobenen Lippen in die Form eines runden Loches verengt, und der Kehlkopf ist dem Zungenbein weniger genähert als beim a. Das reine w ist das Deutsche in Muth, Mutier, das Fran- zösiche ou und das Englische 0 in move, prove. Bei ihm liegt die Zunge vorne flach wie beim «a, hinten aber ist sie dem Gaumen stark genähert, noch mehr wie beim o, wie man dieses leicht bemerken kann, wenn man den Zeigefinger so tief als möglich in dem Mund steckt und ououou spricht. Spricht man bei der gleichen Untersuchung eueueue, so fühlt man sehr deutlich, wie sich die Zunge beim e nach vorne, beim es 157 u nach hinten hebt. Die Mundöffnung bildet ein rundes Loch noch enger als beim o, das Zungenbein steht so hoch wie beim a oder wenig höher, und ist dabei nach vorn bewegt wie beim i, der Kehlkopf ist herabgezogen, so dass er weiter als bei jedem andern Vocal vom Zungenbeine entfernt ist. In der vorstehenden Beschreibung, die lediglich der unmit- telbaren Beobachtung an mir selbst und an Anderen entnom- men ist, finden wir eine allmälige Verlängerung des Ansatz- rohrs in der natürlichen Vocalreihe i, e, a, 0, u, ebenso stimmt die Verengerung der Mundöffnung beim Uebergange von a zu 0, und von o zu w mit den Versuchen von Willis überein, dunkel ist dagegen noch die Art, wie die verschiedenen Lagen der Zunge auf die Vocalbildung wirken. An diese sogenannten Hauptvocale schliessen sich die ühri- gens mit ihnen ganz gleichberechtigten Zwischenlaute (vocales intercalares). Wie Willis fand, dass beim Ausziehen des An- satzrohrs der Uebergang aus e in a allmählig erfolgte, so kann man auch durch das Sprachorgan eine beliebige Menge von Zwischenlauten zwischen beiden hervorbringen, und es ist dem Ohre und der Zunge nicht zu viel zugemuthet, wenn man für die Schrift zwei bestimmte Zwischenlaute annimmt , einen, der dem e näher steht, nämlich das Französische e (das Englische a in fate, name, das Deutsche e in Gebet, Segel) und einen, der dem a näher steht, das Französische E (das Deutsche ü und das Englische @ in marry, glass ete.), welche beide Laute ich mit e* und a* bezeichnen will. In ähnlicher Weise finden sich zwei Zwischenlaute zwi- schen @ und o, nämlich a’ und o°, ersterer als das Deutsche a in kahl, Wahl, Pfahl, letzterer als das Englische o in lord, scorn und das Französische in encore. Diese Abstufungen sind verbunden mit einer allmäligen Abrundung und Verengerung der Mundöffnung und geringen Veränderungen in der Lage der Zunge, des Zungenbeines unddes Kehlkopfes, welche dabei aus der Lage für das a in die Lage für das o übergehen. Es scheint übrigens, als ob bei diesen Abstufungen auch eine ge- ringe Veränderung in dem Schwingungszustande der Stimm- bänder vor sich gehe, indem in der gewöhnlichen Sprache das o etwas tiefer liegt als das a. 188 Die so vervollständigte Reihe der Vocale würde also nun heissen 8, e, e*, a‘, a, a’, 0‘, 0, u und wenn wir i, e', a, o‘ und vw als die Hauptvocale betrachtet hätten, so würde zwischen je zwei derselben ein Zwischenlaut stehen, : wo- durch aber für die Einfachheit der Bezeichnung nichts gewon- nen wäre. Die Vocale © und «, und e und o sind zwar keine Nach- barn in der natürlichen Reihe, da wir aber aus der Stellung von ? zum z, und von e zum o allmälig übergehen können, ohne dabei irgend einen der in der natürlichen Reihe zwischen ihnen liegenden Laute zu passiren, so müssen wir zwischen beiden neue Zwischenlaute hervorbringen, was begreiflicher Weise Willis auf seinem Instrumente nicht gelang, da er hier nur in der natürlichen Reihe der Vocale fortschreiten konnte. Als i“ nun bezeichne ich das Ypsilon, wie es im Deutschen, 7. B. Myrthe, gesprochen wird, als « das deutsche ö oder französische «. Die Stellung der Zunge ist bei beiden wie beim i, aber beim i* ist der Mund nur wenig gerundet und der Kehl- kopf steigt noch merklich auf, beim «° ist die Mundöffoung klein und rund wie « und der Kehlkopf steigt nicht mehr auf. Als e° bezeichne ich das englische ea in earl, earnest und das i in first, girl, als o° das deutsche ö oder das französische eu in neuf, deux etc. Bei beiden steht das Zungenbein etwas höher, als beim o und etwas tiefer als beim e, und der Zungen- rücken ist dem Gaumen genähert , aber beim e° ist der Mund nur wenig gerundet und der Kehlkopf nähert sich noch kräftig dem Zungenbein, beim o° ist der Mund klein und rund wie beim , und der Kehlkopf steigt weniger kräftig auf. Ausserdem gibt es noch Laute, welche sich als Zwischen- laute zwischen drei Vocalen «@, o und e ansehen lassen, wie schon Chladni (Gilbert’s Ann. Bd. 76 p. 178 über Hervor- bringung der menschlichen Sprachlaute) einen solchen nachge- wiesen hat, nämlich das französische eu in veuve, bonheur und das gleichlautende oeu in soeur, welchen Laut man mit 0“ be- zeichnen kann, indem er sich zu o“ verhält wie 0° zu o. Ein ähnlicher Laut, den man mit a‘ bezeichnen kann, findet sich vielfältig im Plattdeutschen, z. B. heisst Vogel im Singularis Vu’ gel, im Pluralis Voe°gel. 189 Ausser den vorbeschriebenen Vocalen,, welche ich sämmt- lich als vollkommen gebildete bezeichnen will, gibt es noch andere, welche ich die unvollkommen gebildeten nennen werde. Es ist bekannt, dass man die Vocale a, i, e, 0, u bei unveränderter Mundöffnung unterscheidbar hervorbringen kann, wenn der Mund seine natürliche Gestalt hat und mässig geöffnet ist; es ist aber wohl zu bemerken, dass von diesen Vocalen nur i, e, a ihren natürlichen Laut behalten, o und x aber wesentlich verändert werden, und mit ihnen die ihnen be- nachbarten Zwischenlaute 0“, 0°, w und in geringerem Grade auch a°, e° und i“. Von diesen Vocalen, deren abweichende Bildung ich durch ein nach links offenes Häkchen unter den- selben bezeichnen will, kommen 0, u, o? namentlich häufig im Euglischen vor, sie bilden das Hauptgeheimniss dieser für den Bewohner des Continents so schwer zu erlernenden Sprache, über welches man in Grammatiken und Wörterbüchern vergebens Aufklärung sucht. Das o, ist das o in not, hot, cough, das u tönt in could, should, das 0° in done, son, sun !) but, das o° in wall, fall, all et. Ueber die physiologische Bildung dieser Laute, deren physikalische Bedingungen noch sehr unklar sind, kann man an sich selbst Folgendes beobachten: Wenn man die Vocalreihe a, a°, 0“, o, u mit unveränderter Mundöffnung zu sprechen sucht, so bewirkt man die Uebergänge von a bis o« dadurch, dass man den hintern Theil der Zunge immer mehr nach hinten und oben hebt, und dabei die Zunge zurückzieht; um den Uebergang von 0° zu o zu bewerkstelligen, lässt man den Kehlkopf sinken, und hebt den hintern Theil der Zunge noch mehr, beim Uebergang vom o zum u endlich zieht man die Zunge noch weiter nach hinten und oben, und den 1) Wenn Jemand der Meinung sein sollte, dass ein Unterschied in der Aussprache von sun und son existirt, so berufe ich mich auf die erste Autorität der Engländer, auf Walker, welcher bei Gelegenheit der Aus- sprache von one sagt: This word and its relatives, onee and none, are perhaps the best ests of aresidence in the capital. In some parts of the island they üre pronounced so as to give the 0 the sound it has in tone, sometimes the sound it has in gone; but the true sound is that it has in son, done ete. wich is perfeetly equivalent to the sound of w in sun. Sitzb. d. mathem. nalurw. Cl. Jahrg. 1849, III. Heft. 14 190 Kehlkopf noch weiter nach abwärts, indem man gleichzeitig das Zungenbein nach vorn bewegt. Wenn man die Vocalreihe e, e’, 0°, o mit unveränderter Mundöffnung zu sprechen sucht, so bemerkt man, dass sich die zum e gewölbte Zunge immer weiter zurückzieht, so dass die Enge des Mundkanals immer weiter nach hinten verlegt wird, und dass dabei das Zungenbein und noch mehr der Kehlkopf nach und nach herabsteigt. Wenn man die Vocalreihe i, i“, w, u mit unveränderter Mundöffnung hervorzubringen sucht, so rückt der gewölbte Zungenrücken in ähnlicher Weise von vorn nach hinten fort, wie bei der Reihe e, e°, 0°, o, und Kehlkopf und Zungenbein steigen auch nach abwärts, aber es finden folgende Unterschiede Statt: 1. Der Raum zwischen Zunge und Gaumen ist kleiner, und die Wölbung der Zunge rückt weiter nach hinten und oben vor, da sie bis in die Steliung für das w gelangen muss, da- gegen bei der Reihe e, e°, 0°, o bei der für das o stehen blieh. 2. Das Zungenbein steht weiter nach vorn und legt beim Her- absteigen einen kleineren, der Kehlkopf aber einen grösseren Weg zurück. Blosse ebenfalls durch ein Hilfszeichen anzudeutende Modifi- cationen der Vocale, sowohl der vollkommen als der unvollkommen gebildeten sind die Vocale mit dem Nasenton. Dzondi stellt in seiner verdienstvollen Abhandlung über die Functionen des weichen Gaumen (Halle 1831. 4. p. 29) die Behauptung auf, bei allen Selbstlauten bleibe das Gaumensegel unbewegt. Es hat sich hieraus die Vorstellung gebildet, dass auch bei den gewöhnlichen oder reinen Vocalen (ohne Nasenton) die Luft, da der Weg durch die Choanen offen stehe, durch Mund und Nase gleichzeitig entweiche. Dass diese Vorstellung falsch sei, lässt sich durch einen einfachen Versuch beweisen. Man halte ein mit kleiner Flamme brennendes Licht, einen brennenden Wachsstock, so vor das Gesicht, dass die Flamme vom Hauch der Nase, aber nicht von dem des Mundes, getroffen wird, und bringe einen reinen Vocal continuirlich hervor, so wird die Flamme unbewegt bleiben, sie wird aber anfangen zu flackern, wenn man demselben Vocale den Nasenton mittheilt. Es fragt sich nun: wie verhält es sich mit der Richtigkeit von Dzondi’s Sn big 191 Angabe? Er führt als Beweise für dieselbe die Ocular-Inspection und die Untersuchung mit dem Finger an, aber beide zeigen, dass sie falsch sei. Sobald man einen Vocal, z. B. das «a, bei dem die Untersuchung am leichtesten ist, rein ausspricht, so hebt sich das Gaumensegel nach oben und hinten, so dass es von dem Luftstrom an seiner vorderen Fläche getroflen wird, und diesen ganz in die Mundhöhle hineinleitet, und wenn man die Lippen schliesst, so dass aus dem « ein ab wird, so presst die Luft das Gaumensegel fest gegen die hintere Wand des Pharynx, so dass es die Mundhöhle gegen die Choane hin nach Art eines Ventils hermetisch verschliesst. Sobald man aber das a mit dem Nasenton hervorbringt, so hängt allerdings das Gaumensegel schlafl herab, und der Luftstrom theilt sich zwischen Mund und Nase. Es versteht sich übrigens von selbst, dass nicht der Ausfluss der Luft aus der Nase als solcher den Nasenton hervorbringt, sondern die Schwingungen der Luft in der Nasenhöhle, und dass man desshalb auch bei zugehaltener Nase, und zwar sehr stark, näseln kann, indem hierdurch weiter nichts geschieht, als dass ein oflenes Ansatzrohr, in dem die Luft mitschwingt, in ein gedecktes verwandelt wird. Man braucht auch nicht mit Segond '), der übrigens richtige Ansichten über den Naseuton entwickelt, anzunehmen, dass beim Näseln mit offener Nase die Stimme nur in den hintern Theilen der Nasen- höhle resonire, da ja bekanntlich auch in einer geraden unge- deckten Ansatzröhre, durch Reflexion der Schallweilen an dem offenen Ende secundäre Schwingungen erzeugt werden. Ausser den zahlreichen vorbeschriebenen einfachen Vocalen müssen wir noch die Diphthonge betrachten. Geht man aus der Stellung für einen Vocal in die für einen anderen über, und lässt während der Bewegung, und nur während derselben, die Stimme lauten, so entsteht keiner der beiden Vecale, sondern ein neuer Laut, ein Diphthong. Ich werde diese Laute be- zeichnen, indem ich den Anfangs - und den Endvocal hinterein- ander schreibe, und beide durch eine unterhalb angebrachte Klammer verbinde. Solche Diphthonge sind also ai (weiss), So 1) Memoire sur les modifications du timbre de la voiv humaine. Arch. gen. d. med. % Ser. T. XVI. p. 346. 14% 192 au (Haus), au: (Häuser), au‘ (Eule), wi (pfui), oö (im Eng- at Dt DZ Di er lischen oil) ete. Da die Möglichkeit, gewisse Diphtonge hervor- zubringen, von der individuellen Geschicklichkeit abhängt, so lässt sich ihre Zahl nicht mit Bestimmtheit angeben. Besondere Schwierigkeiten machen die Combinationen, wo bei dem Anfangs- vocal eine bedeutende Enge im Mundkanal vorhanden ist, der- selbe aber beim Endvocal erweitert wird, z. B. ia und ua, weil hier der Anfangsvocal leicht entweder selbstständig gchört wird, oder am Anfang ein Reibungsgeräusch entsteht, welches mit dem Ton der Stimme einen Consonanten bildet. Wenn einige Grammatiker die vocales intercalares mit unter den Diphthongen aufführen, so ist diess durch nichts zu rechtfertigen. Eben so wenig darf man zwei rasch hinterein- ander gesprochene einfache Vocale, die aber noch als solche unterschieden werden, als einen Diphtong betrachten, was auch nicht selten geschehen ist, und Veranlassung gegeben hat, drei solcher Vocale einen Triphtong zu nennen. Von den Consonanten. Consonanten nenne ich diejenigen Laute, bei deren Bildung sich auf dem Wege von der Stimmritze bis zur Mundöffnung hinaus entweder ein Verschluss findet oder doch ein Hinder- niss, welches bei ausströmender Luft ein von der Stimme un- abhängiges accessorisches Geräusch veranlasst. Betrachten wir unter den Lauten dieser Art zunächst das p, so ist es bekannt, dass dasselbe gebildet wird, indem wir die Lippen schliessen, die Mundhöhle durch das Gaumensegel gegen die Nase absperren, bei erweiterter Stimmritze die Luft durch die Exspirationsmuskeln comprimiren, und sie dann durch Öffnen der Lippen frei lassen. Wir können aber auch einen ? Laut hervorbringen , wenn wir bei erweiterter Stimmritze und sesperrten Choanen die Lippen plötzlich schliessen, so dass dem Luftstrom sein Ausweg abgeschnitten wird. Wenn wir z. B. das Englische Wort midshipman aussprechen, so bilden wir das » lediglich durch Herstellen des Verschlusses, nicht durch Aufheben desselben, da hier die Lippen für die Bildung des m geschlossen bleiben müssen. MALTE, 193 Wir werden später noch hinreichende Gelegenheit haben, uns zu überzeugen, dass bei den Consonanten ebenso wie bei den Vocalen mit Ausnahme der Diphthonge die Buchstaben nie- mals als Zeichen für eine active Bewegung der Sprachorgane aufzufassen sind, sondern als Bezeichnungen für gewisse Zu- stände, bestimmte Anordnungen der Mundorgane und der Stimm- ritze, in welchen sie sich befinden, während die Exspirations- muskeln die Luft auszutreiben suchen. Halten wir dies auch für das p fest, so können wir sagen, es bezeichne Absperrung des Nasenkanals und geschlossene Lippen bei erweiterter Stimm- ritze. Das p ist also ein stummer Consonant, eine Muta im eigentlichsten Sinne des Wortes, und der Laut, welchen wir ihm beilegen, entsteht entweder bei der Bildung oder bei der Lösung des Verschlusses oder bei beiden,.je nach der Natur der Nachbarlaute. Kempelen hat schon sehr genau und richtig auseinan- der gesetzt, dass das 5 sich vom p nur dadurch unterscheidet, dass bei ersterem die Stimme bei Lösung des Verschlusses tönt, bei letzterem aber der Ton der Stimme immer erst be- ginnen kann, nachdem der Verschluss bereits eine merkliche Zeit gelöst ist, ja dass man sogar beim 5 die Stimme schon einen Moment vor der Lösung des Verschlusses tönen lassen kann, indem man die Luft durch die zum Tönen verengte Stimmritze in den Blindsack, den die Mundhöhle bildet, hinein- treibt, wie dieses bei den Franzosen in der That häufig ge- schieht, .bei uns Deutschen aber selten. Ebenso können wir ein b hervorbringen, wenn wir bei tönender Stimmritze und ge- sperrten Choanen die Lippen schliessen, und thun dies z. B. wenn wir das Wort abmühen sprechen, ohne dabei, wie es ge- wöhnlich geschieht, das d in ein p zu verwandeln. Wir können also demnach sagen, das Zeichen 5 bedeute geschlossene Lip- pen und gesperrte Choanen bei zum Tönen verengter Stimm- ritze, und der Laut wird, wenn ich mich so ausdrücken darf, eruptiv und prohibitiv gebildet, je nachdem es die Natur der Nachbarlaute mit sich bringt. Betrachten wir nun das f, so ist es bekannt, dass das- selbe gebildet wird, indem wir die oberen Schneidezähne lose auf die Unterlippe setzen und zwischen beiden die Luft hin- 194 durchstreichen lassen. Wir können aber auch ein f hervorbrin- sen, indem wir die Enge, durch welche die Luft strömen muss, um das den Consonanten darstellende Reibungsgeräusch (mit diesem Namen will ich schlechtweg jedes Geräusch bele- gen, welches die Luft beim Durchströmen durch eine enge Öf- nung hervorbringt) zu erzeugen, ohne Mitwirkung der Zähne und nur durch Annäherung der Lippen an einander herstellen. Dieses f ist etwas milder, als das gewöhnliche und wird von manchen Leuten da angewendet, wo wir ein dv schreiben, wäh- rend die meisten Deutschen zwischen f und » gar keinen Un- terschied machen. Dieses f unterscheidet sich nun, wie man leicht einsieht, vom 9 nur dadurch, dass bei diesem die Lippen geschlossen sind, bei dem milden f aber ein wenig geöffnet. Ebenso ist es klar, dass man zu dem gewöhnlichen f auch das entsprechende » bilden kann, wenn man den Verschluss nicht, wie bei dem gewöhnlichen p mit beiden Lippen, sondern mit der Unterlippe und den Oberzähnen bildet. Bezeichne ich nun das gewöhnliche p als p', das letztere als »°, so kann ich die ihnen entsprechenden #’Laute als f! und f* bezeichnen, von denen also das letztere unser gewöhnliches deutsches f ist. Es ist bekannt, dass das ıw entsteht, wenn wir den Mund für das f einrichten, aber anstatt nur die Luft herauszublasen, die Stimme tönen lassen, und dass sich mithin das w zum f verhält, wie das 5 zum p, oder dass das ww in derselben Weise aus dem 5 entstanden gedacht werden kann, wie das f aus p. Da wir aber nun zwei f haben, so müssen wir auch dem entsprechend zwei ıw haben, und so ist es auch in der That, wie diess schon Joh. Wallis (Grammaltica linguae Anglicanae, editio sexta, 1765 p. 19. 20. u. 35) wusste, wenn er auch die beiden Arten des ww nicht ganz richtig und erschöpfend bezeichnet hat. Wir haben beide Arten des » in der deutschen Sprache, das 0° ist unser gewöhnliches wo, das v der Franzosen und Eng- länder, das w' haben wir in den Wörtern, welche wir mit gu schreiben, z. B. Quelle, Qxirl, quälen lautet: kwlelle, kwlirt, kwoa'len. Kempelen beschreibt die Bildung dieser beiden Laute schon sehr richtig (l. c. p. 357), das w' als w, das wo” als v, er führt aber als Beispiele für das » (w') auf: Wo, Wille, Wunde, Wahnwitz etc., während es wenigstens in SEAN 195 Norddeutschland im Allgemeinen gebräuchlich ist, und .für cor- recter gilt das w zu Anfange als w’ zu sprechen. Wir können ferner unsere Lippen lose an einander legen wie zum »' oder b', und sie dann durch den hervorbrechenden Luftstrom in Schwingungen versetzen. Sie bilden hierbei ein Zungenwerk, dessen Schwingungen aber so langsam sind, dass die Stösse einzeln als solche wahrgenommen werden. Wir können dies Zungenwerk durch den blossen Hauch oder mit tönender Stimme ansprechen, und erhalten dadurch zwei Laute, welche sich zu einander verhalten wie p zu b und f zu Ich will in Ermangelung eines gebräuchlichen Zeichens -für diese Laute vorläufig den 'tonlosen mit 9 den tönenden mät x bezeichnen ). Bei uns im Deutschen kommen sie in der Schrift- sprache nicht vor, sondern nur als Interjectionen der Verach- tung und des Abscheues. Den tönenden Laut hören wir auch von den Kutschern, wenn sie ihren Pferden Halt gebieten. Dage- gen soll nach Forster (Chladni. 1. c. p. 213) ein Lippenzitter- laut, in dem Namen einer Insel nicht weit von Neuguinea und sonst in der dortigen Sprache vorkommen. Wenn man endlich die Lippen schliesst wie zum 5', und die Luft bei tönender Stimme zur Nase herausströmen lässt, so entsteht, wie bekannt, das m. Dieser Consonant hat kein eigenes vom Kehlkopf unabhängiges Geräusch, sondern er ent- steht lediglich durch Resonanz der Stimme in der Mund- und Nasenhöhle, wenn man desshalb bei der Disposition der Mund- organe für das m, die Luft aus der erweiterten Stimmritze austreibt, so hört man ein hlosses Schnaufen. Aus dem 5’ lässt sich natürlich ein m” ableiten, welches aber nicht ge- bräuchlich ist. Nachdem wir hiermit eine Reihe der Consonanten erschöpft haben, gehen wir zu der zweiten Muta, nämlich zum ? über. Es ist bekannt, dass sich das t vom p in nichts anderem un- terscheidet, als in der Art, wie der Verschluss gebildet wird, indem hier der Mundkanal mittelst der Zunge gesperrt wird. 1) Wenn ich für Laute, für welehe ich kein eigenes Zeichen vorfinde, kein neues bilde, sondern vorläufig Buchstaben des griechischen Alpha- bets als willkürliche Symbole einführe, so geschieht dieses nur, um den Druck der Abl:andlung nicht zu erschivreren. 196 Wenn man aber versucht, das Z bei verschiedenen Lagen der Zunge hervorzubringen, so wird man bald erkennen, dass sich dasselbe auf vier wesentlich verschiedene und den Charakter des Lautes verändernde Arten bilden lässt. 1. Man presst die Seitenränder der Zunge an die oberen Backzähne, und legt den vorderen Theil an die Wurzeln der oberen Schneidezähne so an, dass vollständiger Verschluss gebildet wird. Diess ist unser gewöhnliches deutsches 1. 2. Man biegt bei gleicher Lage des hinteren Theiles der Zunge den vorderen so nach aufwärts, dass die Spitze an dem höchsten Theile des Gaumengewölbes zu liegen kommt. 3. Man lässt den hinteren Theil der Zunge wie vorher, biegt aber die Zungenspitze nach abwärts, stemmt ihn gegen die untern Schneidezähne und schliesst mit dem vorderen Theile des Zungenrückens gegen den vorderen Theil des Gaumens. Dieses ? wird im Deutschen auch gebildet von Vielen, z. B. im st und is (Zett), ausserdem aber gehört es wesentlich zu ge- wissen Bauten fremder Sprachen, bei denen gleich, sobald der Verschluss für das £ gelöst wird, der Laut eines 5 oder ch gehört werden soll, z. B. zum französischen Zi in entier und zu dem böhmischen i (vergl. Czech: Versinnlichte Denk- und Sprachlehre. Wien 1836. p. 92). 4. Man entfernt die beiden Zahnreihen ein wenig von einander, und verstopft den Spalt, indem man die Zunge mit ihrem freien Rande in denselben hineinpresst. Diess ist das Z, welches man von den Engländern aus den weniger gebildeten Ständen so häufig statt des scharfen tee aitch hört. — Wenn ich diese vier Arten des ? in der Reihenfolge, in der ich sie beschrieben habe, mit £, 2, ® und * bezeichne, so kann ich die vier entsprechenden Arten des d, welche sich zu ihnen genau wie b zu p verhalten, und auf welche, abgesehen von der verän- derlen Art des Verschlusses alles anwendbar ist, was vom 5 gesagt wurde, mit d!, d?, d® und d* bezeichnen. Das d! ist unser gewöhnliches d; das d? ist wie das entsprechende ?? ein kräftiger aber etwas harter Laut, der in keiner mir bekannten Sprache gebräuchlich ist; das d? wird unter ähnlichen Umstän- den gebraucht wie das 7? und ist das d in dieu und der dLaut in dem böhmischen d (Czech, 1. c. p. 85); das d* endlich hört 197 man häufig statt des weichen tee aitch, und zu Anfang der Wörter in Verbindung mit demselben, wie weiter unten erörtert werden wird. Suchen wir nun aus den vier Arten des Z die entspre- chenden Reibungsgeräusche, die sich zu ihnen wie f zu p ver- halten, zu entwickeln, indem wir den Verschluss nicht voll- kommen machen, sondern vorn eine kleine Öffnung lassen , aus der die Luft ausströmen kann, so kommen wir durch das t' auf einen SLaut der im Deutschen vielfach gebraucht wird, aber im Ganzen, mit Ausnahme einer später zu beschreibenden Zusammensetzung, nicht für den normalen gilt. In Frankreich scheint das gewöhnliche s, wie es in somme, sur, servir etc. lautet, vorzugsweise auf diese Art gebildet zu werden, wenig- stens sagt Segond (Memoire sur la parole. Arch. gen. de med. 4 Ser. T. XIV. p. 351). Si la pointe de la langue s’appligue & la partie anterieure de la voute palatine, de maniere d livrer passage a lair par une tres petite ouver- ture, il y a formation du s. Aus dem ?? erhält man gleich- falls einen SLaut, der etwas rauschender ist, als der vorige, und von dem ich nicht weiss, ob er irgendwo in Gebrauch ist. Das 7° gibt das deutsche ss und das ihm gleichlautende s wie es in heiss, liess, dass, das etc. normal gebildet wird, und wie der Engländer sein scharfes (sharp hissing) s bildet. Das i* endlich gibt uns als entsprechendes Reibungsgeräusch das c der Spanier vor e und i, oder was dasselbe ist das scharfe tee aitch der Engländer. Zu diesen vier Lauten nun, welche ich mit s', s’, s’, s’, bezeichnen will, muss ich durch Mittönen der Stimme vier entsprechende tönende Laute entwickeln können, die sich zu ihnen wie w zu f verhalten, und in derselben Weise aus ‘d entstanden sind wie s aus 2. Ich will sie mit NM 3 54 1 21, 2°, 2°, 3%, bezeichnen. Es ist klar, dass 2’, 2°, und 2°, tö- nende, oder wie wir uns auszudrücken pflegen, weiche SLaute sind, und zwar 2° unser &ewöhnliches weiches s, wie es in Sohn, singen u. s. w. lautet. Das z* dagegen ist das weiche tee aitch der Engländer, wie es in der Mitte und am Ende der Wörter, z. B. in other und with lautet. Steht das weiche lee aitch zu Anfang eines Wortes, so erfolgt die Lösung der 195 Zunge von den Zähnen gewöhnlich erst, wenn die Stimme her- vorbricht, so dass man kein reines z* sondern vielmehr d*g hört, z. B. in the, these, this ete. ‘). Aus den vier Arten des Z kann man noch eine zweite Gruppe von Reibungsgeräuschen entwickeln, wenn man den Verschluss nach vorne zu wie beim ? vollständig macht, aber neben den hinteren Backzähnen jederseits eine kleine Öffnung 1) Schon Joh. Wallis stellt das harte und weiche (tonlose und tönende) .s mit dem harten und weichen Zee aitch als Aspiraten des 2 und d zusammen, und sagt über ihre Bildung Folgendes: Litteram T prc- nunciaturo, si spirilus pinguius exeat et quasi per foramen; formatur Graecorum d; Hebraeorum Thau raphatum, Arabum The: hoc est Anglorum Th in vocibus thigh femur; thin tenuis; thing res; thought cogitatio; throng caterva ete. Si vero subtilius exeat et quasi per rimulam (elevata paullum ea linguae parte, quae ewtre- mitati proxima est, ut spiritus in lenwiorem quasi laminam seu bracteam comprimatur, in formam nempe latiorem sed minus eras- sam) formatur Graecorum oa; Hebraeorum Samech et Sin; Arabum Sin et Sad; Latinorum et Anglorum s vero (hoe ut stridulo et acuto) sono pronuneiatum . » . 2. 2... Litteram D pronuntiaturo, si spiritus erumpat modo pinguiori, et quasi per foramen, formatur Arabum Dhal, Hebraeorum Daleth ra- phatum, Hispanorum D mollius , qualiter nempe proferri solet ea lit- tera in medio et fine vocabulorum, ut Majestad, Trinidad ete. Hune sonum Angli eodem prorsus modo seribunt quo sonum alium paulo supra nominatum, nempe per th, ut in vocibus thy, thine... Si eandem litteram D pronunciaturus spiritum subtiliori forma et quasi per rimulam protrudat (elevata quidem in illum finem linguae parte extremitati proxima) formatur Latinorum Z, Graecorum £, Hebraeorum Zain, Arabum Ze: quem sonum etiam Angli per 2 ex- primunt. Nonnunguam tamen Angli etiam litteram S (sicut et Galli) eodem sono proferunt , praesertim ubi inter duas vocales poni- tur ete. Für die Richtigkeit und praktische Brauchbarkeit dieser Anschauungs- weise fehlt es auch in der deutschen Sprache nicht an Belegen. So verwandelt eine Reihe von plattdeutschen Verben auf pen, das p im Hochdeutschen in f, z. B. rapen, gripen, koepen, raffen, grei- fen, kaufen, eine andere Reihe von Verben auf ken verwandelt das k in ch, z.B. reken, ruiken, weken, reichen, riechen, wei- chen; eine dritte Reihe von Verben auf ten, verwandelt in ganz analoger Weise das T in s, z. B. riten, faoten, laoten, reissen, fassen, lassen. Aber Wallis wird von seinen eigenen Landsleu- len verläugnet und der gelehrte Phonetiker von Cambridge, Herr 199 lässt, so dass sich der Luftstrom auf der Zungenwurzel theilt, und durch die besorgte Öffnung hindurch an der Innen- fläche der Boden entlang zur Mundöffnung strömt. Die hier- durch entstehenden Geräusche will ich mit X, 9%, 2%, % bezeichnen; es sind vier Arten des tonlosen Z auf dessen Existenz im Munde der Deutschen Joh. Müller aufmerksam macht, und das nach Purkinje im Polnischen vorkommt (Müller’s Handbuch der Physiologie des Menschen. Coblenz. 1540. B. II. p. 238). Lässt man die Stimme mittönen, oder was dasselbe heisst, entwickelt man die analogen vier Laute aus d', d’, d’, d‘, so kommt man auf das gewöhnliche oder tönende /, dessen vier Arten ich mit !', 7, 7, T bezeichnen will. Das !! ist das gewöhnliche ! der Deutschen, das I!” ist das polnische /, das Ü° wird gebraucht wie das ? und d°, und ist enthalten in dem Französischen Z mouille, das * kommt, so viel ich weiss, nur als Sprachfehler vor, indem von manchen Men- schen, wenn sie nach einem 5b oder p ein ZI sprechen sollen, die Zunge zwischen die Scheidezähne gestossen wird. Das !', ? und 7? sind schon von Kempelen sehr richtig beschrieben, er hält aber das 7° für das Z mouille selbst, wäh- rend ich es nur als einen Theil desselben betrachten kann. Das I mouillE enthält nämlich ein ganz deutliches Jot, welches, wie Chladni richtig angibt, unmittelbar auf das I folgt, und mit ihm verschmilzt (Il. e. p. 203); nur ist eben nicht jedes ! gleich leicht und unmerklich in das Jot überzuführen, son- dern es eignet sich hierzu vorzugsweise das 2°, wie dieses bei der Beschreibung des Jot von selbst klar werden wird. Eben so verhält es sich mit dem Z* und d’, und wir werden auch noch ein n? kennen lernen, welches sich ebenfalls durch die Leichtigkeit auszeichnet, mit der es sich mit dem Jot ver- bindet. Professor Latham *) betrachtet wieder s und 3 (tönendes s) als Mutae und das sh in shin (deutsch sch) und das 3 in agure (franzö- sisch Je) als die entsprechendsten Aspiraten. Wie sehr dies nach allen Seiten ‚hin ein Missgriff ist, wird noch klarer werden, wenn vom sch und Je gehandelt: werden wird. *) Facts and observations relating to the Science of Phoneties, Piloso- phical-Magazine Vol. XVIII. (1841) p. 124. 200 Wenn man die Zunge wie zum ?' stellt, aber so, dass sie keinen dauernden Verschluss bildet, sondern durch die aus der nicht tönenden Stimmritze hervorströmende Luft in Vibrationen versetzt wird, so entsteht das tonlose r (vergl. J. Müller. l. ce p. 235), welches ich mit dem willkührlichen Zeichen y bezeichnen will, und welches sich zum 2 verhält wie 9 (das tonlose Lippen-A) zu p'. Lässt man hierzu die Stimme tönen, so erhält man das gewöhnliche sogenannte reine Zungen-R, welches ich mit r bezeichnen will, und welches sich zu d! ver- hält wie n (das tönende Lippen-R) zu b!. Bildet man den Verschluss des Mundkanals wie zum d', d’, d’, d* und lässt die: Luft bei tönender Stimme zur Nase heraustreten, so bilden sich n!, n’, n’, n*, die sich also zu den entsprechenden Arten des d verhalten wie m zu 5, und sich vom m nur durch die Art des Verschlusses unterscheiden. Das n? ist unser gewöhnliches n. Vom n” weiss ich nicht, ob es in irgend einer Sprache gebräuchlich ist, es lässt sich aber leicht bilden, und weicht im Klange nur wenig vom n! ah. Das n’ wird gebraucht wie das d? und 7’, wenn ihm unmittel- bar der Laut eines Jot folgt, wie in dem Französischen gn, und nach Kempelen und Czech in ähnlicher Weise auch in slavischen Sprachen und im Ungarischen. Das n* ist so viel ich weiss, in keiner Sprache gebräuchlich , und gleicht im Klange ziemlich dem n! n! und n’ sind bereits von Kempe- len sehr genau und richtig beschrieben, er hält aber das n° für identisch mit dem gn der Franzosen und Italiener , wäh- rend es nur ein Theil desselben ist, und sich zu ihm genau ‘verhält, wie das ?? zum Z mouille. Nachdem wir nun zwei Doppelreihen von einfachen Con- sonanten aus p und 5 und aus Z und d entwickelt haben, wol- len wir versuchen die dritte und letzte aus k und g zu ent- wickeln. Es ist bekannt, dass sich das k vom g nur dadurch unterscheidet, dass bei ihm der hintere Theil des Zungen- rückens mit dem hinteren Theile des Gaumens den Verschluss bildet, man muss aber wiederum mehrere Arten des k unter- scheiden. Beim ersten, welches ich mit %k' bezeichnen will, schliesst der Zungenrücken gegen den hintern Theil des harten Gaumens, es ist dies das k, welches wir nach e und i bilden 201 z. B. in Hecke, Blick, Wicke. Als k* bezeichne ich das k, welches wir nach a, o und u bilden, z. B. Wrack, Stock, Ruck, und bei dem der Zungenrücken gegen den vorderen Theil des weichen Gaumens schliesst, da wo er an den harten gränzt. Indem wir nun mit den verschiedenen Arten des Ver- schlusses des Mundkanals immer weiter von vorn nach hinten vorgeschritten sind, bleibt uns kein anderer mehr übrig, als der, bei dem der hintere Theil des Zungenrückens gegen die vorderen Gaumenbögen und das Zäpfchen gedrückt wird, und somit die ganze Mundhöhle abgesperrt ist. Stellen wir aber diesen Ver- schluss her , und versuchen die Luft zur Bildung des k zu comprimiren, so bemerken wir, dass sie durch die Nase ent- weicht. Die aus der Stimmritze strömende Luft trifft nämlich nun nicht mehr wie bei den früheren Verschlusslauten die vor- dere Fläche des Gaumensegels und presst also dasselbe nicht mehr an die hintere Rachenwand , sondern sie drängt sich zwischen den hinteren Gaumenbögen, und zwischen der hinte- ren Fläche des Gaumensegels und der hinteren Rachenwand hindurch, und gelangt so zu den Choanen. Man kann desshalb von diesem Verschlusse aus nur einen schwachen Albaut her- vorbringen , wenn man sich die Nase zuhält. Obgleich dieses k, welches ich als k° bezeichnen will, begreiflicher Weise nie gebraucht wird, so musste es doch erwähnt werden, da aus sei- ner Art des Verschlusses gebräuchliche Consonanten abzuleiten sind. Die verschiedenen Arten des g werden aus denen des k durch Mittönen der Stimme abgeleitet und verhalten sich also zu ihnen ganz wie d zu 2 und b zu p. Suchen wir aus den verschiedenen Arten des k Reibungs- geräusche ganz in derselben Art abzuleiten, wie wir f aus p und s aus Z abgeleitet haben, so führt uns das k! auf das ch, wie wir es nach e und i, z. B. in Recht, Licht sprechen, das k? auf das ch, wie wir es nach a, o und uw, z. B. in Woche, Wache, Wucht sprechen, das %k° endlich führt uns auf einen Laut, der im Deutschen nicht vorkommt, aber sehr charakte- ristisch ist. Bei seiner Bildung wird der mittlere Theil des Gaumensegels stark nach hinten und oben gegen die hintere Rachenwand hin gehoben, die hinteren Gaumenbögen nähern 202 sich einander, von beiden Seiten, aber so dass zwischen ihnen noch ein Raum von etwa 1% Linie Breite bleibt, die vorderen Gaumenbögen verlieren ihre Krümmung, so dass sie zwei ge- rade Schenkel bilden, die oben in der Mittellinie des Gaumen- segels in einem fast rechten Winkel zusammenkommen ; der hintere Theil der Zunge hebt sich und legt sich an die vorde- ren Gaumenbögen, die Mandeln und das Zäpfchen aber so, dass neben dem letzteren zu beiden Seiten etwas Luft hindurchströ- men kann, wodurch ein dem ch ähnlicher, aber tieferer und rauherer Laut erzeugt wird. Ich habe nie Gelegenheit gehabt, einen Spanier seine Muttersprache sprechen zu hören, aber nach den Beschreibungen, die man vom Laute des j der Spanier vor «, o und u macht, muss ich glauben, dass er dem vorbeschriebe- nen Consonanten entspricht oder dieser wenigstens in ihm enthalten ist. Ich will nun die drei Arten des ch mit x!, x?, x? bezeichnen, und versuchen, die entsprechenden tönenden Laute daraus ab- zuleiten. Das x! führt uns auf das deu‘sche Jot, welches ich mit y! bezeichnen will, das y° kommt im Plattdeutschen vor, z. B. in la y® Lüge; das y°, welches sich auch mit Leich- tigkeit bilden lässt, ist, soviel ich weiss, nicht gebräuchlich. Wenn man sich ganz wie zum y° einrichtet, aber in der Mittellinie der Zunge, da wo das Zäpfchen zu liegen kommt, eine tiefe Rinne bildet, so dass sich dasselbe frei bewegen kann, und es dann durch den heraustretenden Luftstrom in Schwingungen versetzt, so erhält man das tonlose AR gutturale oder richtiger R uvulare, welches ich mit & bezeichnen will, und wenn man die Stimme mittönen lässt, das gewöhnliche oder tönende Zr gutturale, welches ich mit p bezeichnen will. Ich wundere mich sehr, diesen so häufigen Laut überall unrichtig beschrieben zu finden, indem es heisst, dass er durch Vibrationen des Gaumensegels gebildet werde, während sich doch jeder, der diesen Laut dauernd hervorzubringen vermag, mittelst eines Lichtes und eines Handspiegels leicht überzeugen kann, dass nur das Zäpfchen vibrirt. Wenn man endlich den Verschluss des Mundkanals für g!, 9°, 9° bildet, aber den Luftstrom bei tönender Stimme zur Nase herausströmen lässt, so erhält man drei Laute, die ich 203 mit z!, x?, x? bezeichnen will, und die sich zu den entsprechen- den g verhalten, wie n zu d und m zu p. Das z! ist das n in Klingel, Schlingel, Wink ete.; z? ist das n in Rang, Klang, Schwang ete.; das x? endlich das französische n nasale in un, en, dans, ranger etc. Die vorbeschriebenen einfachen Consonanten lassen sich in folgende Tabelle ordnen. Reibungsge- |Reibungsge- räusche räusche Ten _|mit Ausfluss|mit Ausfluss| z;({fe»laut Beso- ln: ER der Luft Zilter aurs eso se über um (Crladni) nanten. Ceueau) den Zungen-| den Seiten rücken. derZunge. TE p f 9) 1. Seen SET ToDeng Vorne een tem aremIeeTIILÄTEEEN Amen ee AR b w 2 ’ \roniosc ee t s \ L Hu lle < [nah le d b9 l r \roniose k Y. & II. ha le. g Yy p Diese Tabelle liefert mit Zuziehung der Ziffern, welche als Indices dienen, aber mit Ausschluss des unbrauchbaren k? und g° ein Material von 57 einfachen Consonanten. Zu diesen kommen die zusammengesetzten, welche sofort erörtert werden sollen. Zusammengesetzt nenne ich einen Consonanten, wenn er dadurch gebildet wird, das die Mundtheile gleichzeitig für zwei verschiedene Consonanten eingerichtet werden. Ich will sie in der Weise bezeichnen, dass ich die einzelnen Conso- nanten hintereinander schreibe, und sie durch einen Bogen ver- binde. In den Sprachen deutschen und römischen Ursprungs gibt es so viel ich weiss nur zwei zusammengesetzte Conso- 204 nanten, das deutsche sch (Französische ch oder Englische sh) und das Französische Je. Das deutsche sch ist nach der oben a eingeführten Bezeichnung zu schreiben sx, und zwar, so wie m es gewöhnlich gebildet wird s! y?, vor und nach e und i auch wohl styl. Ich weiss zwar, dass alle neueren Schriftsteller, welche von der Physiologie der Sprache handeln, das sch für einen einfachen Laut halten, aber ihre Angaben über die Bil- dung desselben finde ich nirgend vollständig und genau. Nur Heusinger hält sichtlich das sch für einen zusammengesetz- ten Laut, denn er sagt: (Magendies Physiologie übersetzt von Heusinger, Eisenach 1834, Band I. p. 288): ‚In man- chen Gegenden Deutschlands wird das sch in seine beiden Laute s-ch zerfällt, und ebenso sprechen die Neugriechen oy.’” Für die Ansicht, dass sch ein einfacher Laut sei, kann geltend gemacht werden, dass man in ihm weder ein reines s noch ein reines x hört, und dass wenn Einer ein s und ein Ande- rer gleichzeitig ein x spricht, daraus noch kein sch wird. Diess ist aber auch in Rücksicht auf die Definition, welche ich von zusammengesetzten Consonanten gegeben habe, nicht nöthig, sondern diese verlangt nur, dass bei ihrer Bildung die Anord- nung der Mundtheile gleichzeitig verschiedenen Consonanten entsprechen soll, und diess ist beim sch allerdings der Fall. Man bringe nur zuerst ein y! oder x? hervor, und beuge dann, ohne irgend etwas anderes zu verändern, den vordern Theil der Zunge soweit nach aufwärts, dass er sich zum s! stellt, und man wird sofort ein sch hervorbringen. Um sich noch si- cherer von der Stellung der Mundtheile zu überzeugen, lege man sich eine Bleikugel auf die Zunge, und bringe sch con- tinuirlich hervor. So lange man den Kopf gerade hält, wird die Kugel, wenn sie nicht zu gross ist, frei auf der Zunge liegen, wenn man aber den Kopf stark überneigt, so rollt sie gegen ein Hinderniss, indem sie vor die Enge für das s ge- räth, und wenn man den Kopf stark hintenüber beugt, so rollt sie ebenfalls gegen ein Hinderniss, indem sie vor die Enge für das x gelangt. Im jüdischen Dialecete findet sich ein sch, welches N s?x? zu schreiben ist. Eine unwesentliche Modification ist es, wenn sich hierbei die Zungenspitze fest gegen das Gaumen- 205 sewölbe stemmt, so dass die Luft nicht über, sondern neben ihr aus zwei kleinen Oeffnungen entweicht. Einige Menschen Fa bilden das sch auch als s?y°. Lässt man zu dem sch die Stimme mittönen, so: entsteht bekanntlich das französische Je; dieses ist also zu schreiben N GEN zy, und zwar nach der gewöhnlichen Bildung z!y?. Ausserdem lassen sich noch viele andere zusammengesetzte ER an an Consonanten bilden, z. B. sf, zw, 22, s& und selbst sy& und zyp, von denen ich aber nicht weiss, ob sie irgendwo gebräuchlich sind. Es ist noch zu bemerken, dass in dergleichen Combina- tionen niemals Verschlusslaute oder Resonanten eingehen kön- nen, wovon die Ursache sich nach dem, was über ihre Bildung gesagt ist, von selbst ergibt. Ebenso ist es klar, dass die grie- chischen Laute Xi, Pei und Zeta und das deutsche Zeft, welche man gewöhnlich zusammengesetzte Consonanten nennt, nicht hierher gehören, sondern nur zwei auf einander folgende Consonanten (ks, ps, ds und i°s?) sind, die der Abkürzung wegen mit einem Zeichen geschrieben werden. Ebenso ist das GEN Paz englische ch gleich !!s!y?, und das englische 5; gleich diz!y? u. Ss. W. Von der Verbindung eines Consonanten mit einem Vocal. Die meisten Consonanten sind von der Art, dass man die Bedingungen, durch welche sie hervorgebracht werden, nicht mit denen eines Vocals combiniren kann, es gibt aber hiervon Ausnahmen, unter denen besonders zwei sehr beachtenswerth sind, nämlich das englische Wy und das englische double U. Das englische Wy entspricht nämlich keineswegs vollständig dem deutschen .Jof, sondern es ist eine Combination desselben mit dem i, und ich werde es demgemäss als ii bezeichnen. Das deutsche .Jot wird nämlich, wie wir gesehen haben, einfach her- vorgebracht, indem man zu einem x! die Stimme mittönen lässt. Hierbei hört man nichts von einem i, richtet man aber sämmt- liche zur Voealbildung mitwirkende Theile für das i ein, und drückt dabei die Zunge so eng gegen den Gaumen, dass das ti nicht mehr rein gehört wird, sondern die ausströmende Luft Sitzb. d, mathem, naturw., Cl, Jahrg. 1849. III. Heft. 165) 206 ein Reibungsgeräusch gibt, welches unter Mitwirkung der Stimme dem y1 entspricht, so entsteht das Wy, wie es überall lautet, wo es Consonant ist, und nur wo ihm ohnehin noch ein Z-Laut folgt, wie in year, kann es durch ein blosses y! ausgedrückt werden. In ganz analoger Weise verhält es sich mit dem double U; dies ist nämlich a: Wenn man ein u hervorbringt und dabei die gerundete Mundöffnung so weit verengt, dass ein dem w! entsprechendes Reibungsgeräusch entsteht, so tönt das double Ü, so wie dasselbe lautet, wenn es als Consonant gebraucht wird. Vom H. Es ist bekannt, dass die Griechen das A nicht mit zu den Consonanten zählten, und auch in dem oben aufgestellten na- türlichen System hat es keinen Platz gefunden. Es erklärt sich dieses daraus, dass das Ah anzeigt, dass bei erweiterter Stimm- ritze und ausströmender Luft kein Consonant gebildet werde, d. h. dass kein Verschluss und kein Hinderniss im Mundcanal vorhanden sei, das zur Erzeugung eines Consonanten Veranlas- sung geben könnte. So sagt auch Joh. Müller (l. ce. p. 232) vom h: „Es findet hier keinerlei Opposition der Mundtheile ge- gen einander als Ursache des Geräusches beim Durchgehen der Luft Statt. Das Geräusch der Aspiration ist der einfachste Aus- druck der Resonanz der Mundwände beim Ausathmen der Luft.” Wenn Segond (Mem. sur la parole. Arch. gen. de med. 4. Ser. Tom. XIV. p. 350) ihm hierin widerspricht und das h als ein Reibungsgeräusch ansieht, welches im Kehikopf bei veren- gerter aber doch nicht tönender Stimmritze gebildet wird, so rührt dies nur daher, dass er den baut des A mit dem Kehl- kopfgeräusche verwechselt, durch welches wir beim Flüstern den Ton der Stimme ersetzen, und welches Müller eine Seite vorher (p. 231) beschreibt. Von dem Unterschiede beider kann man sich leicht überzeugen, wenn man flüsternd spricht: ha-a- ha-a-ha-a. Durch dieses Reibungsgeräusch wird auch in ein- zelnen Gegenden in der lauten Sprache der Ton der Stimme bei einzelnen Consonanten, namentlich bei 5, d, g, auch wohl bei !, r und p ersetzt, obgleich diese Aussprache nicht zu em- YA ARRZERNEN EN N tan 207 pfehlen ist, und im Grunde nur daher rührt, dass die Stimm- bänder nicht zur rechten Zeit angeben. Vom Zitterlaut des Kehlkopfes. Mayer betrachtet den Triller als Zitterlaut des Kehlkopfs, als Stimmritzen-R (Magendie’s Physiologie, übersetzt von Heusinger. Eisenach 1834, Bd. I. S. 288); dies ist aber un- richtig, denn die eigentlichen Zitterlaute, das A labiale, R lin- guale und R uvulare werden gebildet, indem ein Zungenwerk, vermöge der actuellen Beschaffenheit seiner Zunge so langsam schwingt, dass die einzelnen Stösse als solche wahrgenommen werden. Dies ist beim Triller durchaus nicht der Fall, denn hier ist der Schwingungszustand der Stimmbänder von der Art, dass sie tönen, und zwar, wie bekannt, häufig’mit sehr hohen, ja mit den höchsten Tönen, deren das Individuum fähig ist, und das Trillern wird nur hervorgebracht, indem sie durch Muskel- ‘ action stossweise angesprochen werden. Es gibt aber in der That einen echten Zitterlaut der Stimmritze. Wenn man näm- lich mit schwacher Stimme einen immer tieferen Ton zu singen versucht, so wird man bemerken, dass man an eine Grenze kommt, jenseits welcher die schlaff an einander liegenden Stimm- bänder die Luft in einzelnen für sich unterscheidbaren Stössen hervortreten lassen, so dass dadurch ein Zitterlaut entsteht, der, wenn man ihn mit der Vocalreihe oaoacaoa verbindet, das Quaken der Frösche nachahmt. Dieser Zitterlaut ist eben so wenig ein wahrer Consonant, als das vorerwähnte Reibungs- geräusch der Stimmritze, aber er kann als solcher fungiren, und ich will ihn mit dem willkürlichen Zeichen p bezeichnen. Er vertritt nämlich in einigen plattdeutschen Dialecten unter gewissen Umständen das r. So heissen z. B. in dem Platt- deutsch der Provinz Neuvorpommern die Worte: Art, dort, Wort, Dorothea — owol!, d!upt!, wupt!, d!wpt. Indem ich in Begriff bin, hiermit zu schliessen, erhalte ich brieflich die Nachricht, dass im Athenäum vom 1%. Februar ein Werk über Pasisraphie von Alex. John Ellis angekündigt ist. Sollte das System des Herrn Ellis sich in der Weise bewäh- ren, dass es die Entwickelung jedes anderen unnöthig macht, so wird doch vielleicht den vorliegenden Blättern das Interesse 15 * 208 einer vorurtheilsfreien physiologischen Untersuchung über die Sprachlaute und ihre natürliche Verwandtschaft unter einander bleiben. Von Seite des k. k. Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Bauten ist mit Note vom 6. d. M. und Beischluss sämmtlicher Verhandlungen über die in letzterer Zeit zur Visi- rung der Fässer bei zollämtlichen Untersuchungen in Vorschlag gebrachten Verfahrungsweisen an das Präsidium der Akademie die Aufforderung ergangen, diese Verhandlungen der entspre- chenden Classe oder einer aus mehreren Akademikern zusam- mengesetzten Commission zur Abgabe ihrer gutächtlichen Aeus- serung über die Zweckmässigkeit der von dem Professor am hiesigen polytechnischen Institute, Simon Stampfer, vorge- schlagenen Methode vom Standpunet der Wissenschaft aus, so wie über die Behufs ihrer Einführung zu erlassende Kundma- chung und Belehrung bezüglich des Gebrauches des neuen In- strumentes im practischen Leben vorzulegen. Die Classe wies diesen Gegenstand einer Commission zu, bestehend aus den Herren Burg, Doppler und Kunzek, und ersuchte Herrn Professor Stampfer, dieselbe durch Er- theilung der erforderlichen Auskünfte zu unterstützen. Herr Bergrath Haidinger las nachstehenden Commissions- Bericht über ein Ansuchen des Herrn Dr. Adolph Schmidl um Bewilligung einer Unterstützung zur Fortsetzung seiner geographischen Arbeiten. Commissionsmitglieder: die Herren Partsch, Boue, Haidinger. Ich habe die Ehre der hochverehrten mathematisch-natur- wissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wis- senschaften im Namen ihrer zur näheren Untersuchung und Erwägung der Frage ernannten Commission das einstimmige Urtheil derselben vorzulegen, dass das von Herrn Dr. Schmidl gestellte Ansuchen der Classe zu einer günstigen bejahenden Schlussfassung angelegentlichst empfohlen zu werden verdiene, Die Commission wird die Fragen theilweise zu beantworten haben: Sind geographische Arbeiten für den österreichischen 209 Staat noch nothwendig? Wird Dr. Schmidl der Mann sein, die Aufgabe, die er sich gestellt hat, auch zu lösen? Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften hat noch zu kurze Zeit bestanden um selbst in den geographischen Arbei- ten thätig einzugreifen. Das erste Mitglied, welches sie durch den Tod verlor, war der verdienstvolle Geograph Adrian v. Balbi; den treffllichen Sommer hat das Land fast gleich- zeitig zu früh verloren, als dass ihm die Akademie ihre Aner- kennung durch Ernennung zum Mitgliede hätte darbringen kön- nen. In unserem Kreise ist in Wien die Geographie nur durch Herrn General v. Hauslab gebührend vertreten. Wir kennen alle die werthvollen Leistungen in dem schönen k. k. militä- risch-geographischen Institute. Aber mit Allem haben wir keine vollständige, zeitgemässe Geographie des Kaiserstaates, keine über die ganze Monarchie verbreitete Detailkarte. Es ist gewiss . hier nicht der Ort zu entwickeln, was uns fehlt, um etwa einen Antrag daran zu knüpfen, was gegenwärtig wohl der Würde des Landes entspräche, das wir bewohnen, denn es müsste diess weit über die gestellte Frage hinausgehen, auf die sich die Commission beschränken will. Herr General v. Hauslab hat in seiner Berichterstattung am 13. Juli 1848 über Schmidl’s schon 1835 — 1843 in Stuttgart erschienenes Werk ‚Das Kaiserthum Oesterreich” unter andern eine von neunzehn Verfassern gelieferte Gesammtarbeit über Frankreich (Patria. La france ancienne et moderne) zum Vergleich für Vieles, was uns noch fehlt, aufgestellt, und im Allgemeinen bemerkt, er glaube „über die Nothwendigkeit eines umfassenden geographischen Werkes für Oesterreich in dieser Versammlung jeder Beweisführung enthoben zu sein.” Diese Frage dürfte also hier wohl als erledigt betrachtet werden. Wird Dr. Schmidl der Mann sein, um sein Wort zu lö- sen? Die Antwort darauf ist in unserem Kreise ziemlich über- flüssig, aber es freut uns, auch öffentlich dem erprobten und verdienten Arbeiter unsere Anerkennung auszusprechen. Bereits verdanken wir ihm eine Reihe von 8 Werken in 17 Bänden über Geographie und Topographie von Oesterreich, darunter zuletzt eine Geographie von Oesterreich für die 2. Classe der 210 k. k. Gymnasien, auf Befehl des Unterrichts-Ministeriums ver- fasst und im k. k. Schulbücher-Verschleiss so eben erschienen. Ein Mitglied der Commission (Herr Custos Partsch) insbesondere glaubt in einer schriftlichen Aeusserung „das Ge- such aus allen Kräften unterstützen zu müssen. Herr Schmidl hat seine Befähigung zu geographischen Arbeiten, in dem Sinne, wie die neuere Zeit, namentlich die Ritter’sche Schule die Geographie auffasst, durch sein in Stuttgart er- schienenes Werk über den österreichischen Kaiserstaat, das leider unvollendet blieb, bewährt. Das der Akademie als Probe der neuen Ausarbeitung vorgelegte Heft, einen Theil der Oro- graphie der Alpen enthaltend, gewährt die Ueberzeugung, dass Herr Schmidl ein Werk über den Kaiserstaat liefern wird, wie ein solches leider noch nicht besteht, und wozu im Be- reiche der Monarchie Niemand in dem Grade, wie Herr Schmidl durch zahlreiche Vorarbeiten und eigene Anschauung vieler Theile des Kaiserstaates die Befähigung haben dürfte.” Es kann wohl nie die Aufgabe der Commission der hoch- verehrten Classe werden, in das Detail der einzelnen Arbeiten einzugehen, die sie durch ihre Arbeitskraft, die baaren Geld- mittel unterstützt. Die Commission würde in einem solchen Falle nicht mehr nur zur Beurtheilung da sein, sondern die ganze wissenschaftliche Verantwortung auf sich nehmen, oder mit andern Worten, die Arbeit selbst zu ihrer eigenen machen. Man sieht leicht, dass diess weder in dem Bereiche der Mög- lichkeit liegen, noch auch den Zwecken der Akademie entspre- ehen würde, welche durch zeitgemässe Bewilligungen dieser Art gewiss die grösste Masse von Arbeit und Anstrengung in Bewegung setzt. Noch ist unsere Geschichte nicht so weit fort- geschritten, dass man, wie in manchen anderen Ländern, es der Würde und dem Werthe der Wissenschaft angemessen ge- funden hätte, bewährten Forschern eine Stellung zu gewähren, hinlänglich frei von Sorgen und fremdartigen Beschäftigungen, um ihre Kraft einzig jenem schönen Ziele zuzuwenden. Der Akademie allein ist es in die Hand gelegt, in einzelnen Fällen für eine kurze Zeit diesem Mangel in Etwas abzuhelfen, indem sie eine Bewilligung, wie die gegenwärtige macht, für den Augenblick sorgt, und es den spätern Ereignissen überlässt, 211 was ein künftiger Tag für Anforderungen bringen wird. Die Summen sind aber auch der Akademie zur besten Benützung anvertraut, nur wenn sie sie ausgegehen hat, ist ‚das Pfund nicht vergraben” und der Zweck erfüllt, für welchen sie be- steht, die Vermitielung wissenschaftlicher Arbeit. Noch scheint es wünschenswerth hier die Frage zu be- rühren, die schon öfters in unseren Sitzungen vorkam, wel- cher der beiden Classen der Akademie es zukommt, für den Fortschritt geographischer Kenntniss zu wirken. Viele Abthei- lungen dessen, was man in weiterem Sinne Geographie nennt, gehören der Einen, viele der Andern an. Unbezweifelt gehört der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe die sogenannte physikalische Geographie, die Orographie, Hydrographie, Kli- matologie, die Pflanzen- und Thier-Geographie, vieles T'opo- graphische und Ethnographische an, Alles, was sich auf die Kenntniss der Oberfläche der Erde bezieht, als Gegensatz zu der Kenntniss des Iunern derselben, der Geologie. Und wie sehr berühren sich nicht diese beiden Wissenschaften, so wie überhaupt die sämmtlichen Naturwissenschaften unter einander. Andererseits reichen die topographischen, ethnographischen, statistischen Abtheilungen in den Bereich der philosophisch- historischen Classe. Aber sie hängen so innig zusammen, dass es als gänzlich unpractisch bezeichnet werden müsste, das Eine zu fördern, und die Gelegenheit Kenntnisse in dem Andern zu erwerben, absichtlich zu versäumen. Das aber ist gewiss, dass wenn die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe sich der Geographie annimmt, derjenige Theil, welcher ihr angehört, auch in einem grösseren Masstabe in den Forschungen berück- siehtiget werden wird, während ein Hinwegweisen der Auf- gaben nur überhaupt in naturwissenschaftlicher Beziehung schäd- liche Folgen haben könnte. Findet die philosophisch-historische Classe, unabhängig von uns, dass auch sie zu einer anderen Zeit und unter anderen Verhältnissen für den Fortschritt der ihr angehörigen Theile der Geographie zu sorgen berufen ist, so stehen ihr ja auch Mittel zu Gebote es auszuführen. Ge- meinschaftliche Unternehmungen müssten zu sehr die Frage des Verhältnisses zwischen den beiden Classen als den Gegen- stand von Erörterungen aufstellen, deren sicherster Erfolg nur [3 212 der sein würde, dass man die Beschlüsse, das heisst die Arbeit vertagt. Nach dem Verlust von Balbi und Sommer für die Aka- demie und das Land, wäre auch uns und zwar in Wien eine vermehrte Repräsentation der Geographie sehr erwünscht. Während Herr Dr. Schmidl uns als Actuar bereits so nahe angeht, gewähren die Arbeiten, welche er durch die Beihilfe der Akademie zu unternehmen in den Stand gesetzt wird, die sichere Aussicht, dass sich in nicht zu langer Zeit die Ver- bindung noch inniger herstellen wird. Die Commission schliesst mit dem Antrage übereinstimmend mit den Worten des Ansuchens vom 1A. Februar: Die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe der kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften wolle Herrn Dr. Adolph Schmidl die Summe von 500 fl. C. M. zur Fortsetzung sei- ner geographischen Arbeit als Unterstützung bewilligen. Der Antrag wurde einstimmig gutgeheissen und erhielt später auch die Genehmigung der Gesammt-Akademie. Herr Bergrath Haidinger richtete hierauf an die Classe folgende Worte: Ich habe die Ehre der hochverehrten mathematisch-natur- wissenschaftlichen Classe der kais. Akademie eine Anzahl Ab- drücke von Programmen über das naturhistorische Museum in Klagenfurt, als Einladung zur 'Theilnahme zu übergeben, mit der Bitte an die hochverehrten Mitglieder, in ihrem Kreise die Verbreitung derselben freundlichst übernehmen zu wollen. Zwar beabsichtige ich nicht einen Antrag für Unterstützung des Institutes durch die Akademie vermittelst einer Baarbewil- ligung zu stellen. Ich glaube vielmehr, dass es viel zu sehr Sache der hochgebildeten Bewohner jenes schönen freundlichen Landes ist, den Fortschritt des Institutes immer mehr aus eige- nen Kräften zu fördern, als dass eine fremde Hilfe dieser Art auch nur erwünscht wäre. Aber ich bitte um die freundliche Theil- nahme und Aufmerksamkeit der Classe für einen kurzen Bericht über die Veranlassung zur Bildung des Museums und über den Plan, welcher der Entwicklung desselben zum Grunde liegt. 213 Die k. k. kärntnerische Gesellschaft zur Beförderung der Landwirthschaft und Industrie in Klagenfurt ist es, welche die Veranlassung dazu gab, indem sie die Gründung eines Mu- seums durch Subscriptions-Beiträge im Februar 1847 beschloss. Die Namen der Grafen Gustav v. Egger und Henkel v. Donnersmark, der Freiherren Paul und Edmund v.Her- bert, des hochwürdigen Herrn Abtes Steinringer v. St. Paul, der Ritter Franz und Constantin v. Reyer erschei- nen unter den eifrigsten Theilnehmern durch baare Beiträge. Graf Gustav v. Egger schenkte zu dem in Klagenfurt zu gründenden Museum seine sämmtlichen naturhistorischen Samm- lungen. Es sei mir hier erlaubt eines ähnlichen Geschenkes rühmend zu erwähnen, welches das Johanneum in Gratz einem andern Grafen Franz von Egger verdankt. Eine reiche Sammlung, früher in dem Schlosse Lindenhain bei Klagenfurt aufgestellt mit dem wissenschaftlichen Nachlasse des verewig- ten Bischofs v.Hohenwart, und des frühern eifrigen Samm- lers und Forschers Abbe Wulfen, der zuerst den Muschel- marmor und den gelben Bleispath beschrieb. Vor fünf und dreissig Jahren war ich selbst mit Mohs und v. Vest, beiden Männern damals am Johanneo, an der Verpackung der Samm- lung thätig, um sie für das Johanneum in Empfang zu nehmen. Sie gab durch ihre Reichhaltigkeit die Veranlassung zu einer bald darauf von Mohs durchgeführten erneuerten Aufstellung der schönen Sammlung des wachsenden Institutes. Noch wurden viele andere Beiträge in Klagenfurt gesam- melt. Der Körper war da, die Materie, welcher durch die Wahl eines tüchtigen Mannes, der das Vorhandene ordnen und nutz- bar machen würde, erst Leben eingehaucht werden sollte. In der Gebirgswelt des benachbarten Salzkammergutes war da- mals der, vielen der Anwesenden bekannte, eifrige Naturforscher Simony seit langen Jahren in geographischen, geologischen, meteorologischen Studien thätig gewesen, und hatte aus den- selben durch sein seltenes, graphisches Talent höchst interes- sante Skizzen mit hinweggebracht. Ich werde sehr bald Gele- genheit haben, ihn bei seinen Arbeiten dem Wohlwollen der hochverehrten Classe zu empfehlen. Hier möchte ich nur be-. merken, dass auf meines verehrten Freundes Herrn v. Morlot’s 214 Veranlassung es mir gegöunt war, durch die Empfehlung Si- mony’s einiges zu dem Abschlusse beizutragen, vermöge des- sen Simony zum Custos des neugegründeten Museums ge- wählt worden ist. | Hier war seiner Thätigkeit ein neues Feld gegeben. Erst die Ordnung und Aufstellung der Sammlungen, um sie so weit zu bringen, dass man die Räume dem Besuche der Antheilnehmen- den eröffnen konnte, und so die materielle Anschauung mög- lich zu machen. Dann aber hatte er auch für ein geistiges Band zu sorgen, für die Mittheilung dessen, was er selbst ge- sehen, gedacht, erfahren, und für den Austausch gegen gleich- artige Resultate Anderer. Die Kenntniss des Landes, in dem wir leben, mit allen ihren Beziehungen, verknüpft die Natur- wissenschaft überhaupt so innig mit dem Leben. Hier aber war in unseren Ländern bisher gerade immer die grösste Lücke. Was anderwärts schon längst anerkannt worden ist, der Werth der Wissenschaft und ihrer Erweiterung, der höchsten Gesell- schaft ebenbürtig geachtet, das muss sich nun bei uns mühsam und durch unablässige Anstrengung mit vereinten Kräften erst Bahn brechen. So wirkt Simony in Klagenfurt durch Vorträge. über physikalische Geographie und Geologie, die jeden Don- nerstag, seit 18. Jänner statt finden, und zwar Vormittag für Studierende berechnet, Nachmittag von 6 Uhr an für Freunde der Naturwissenschaften überhaupt, das letztere zu dem Zwecke um einen Anknüpfungspunet für eine Reihe wöchentlicher wissenschaftlicher Versammlungen zu gewinnen, zu gegenseitigen Mittheilungen der von Mehreren gemachten Be- obachtungen und Forschungen, Versuchen und Erfahrungen in den verschiedenen Zweigen der Naturwissenschaft sowohl als in ihrer technischen Anwendung. Selbst populäre Vorträge aus der allgemeinen Naturgeschichte für Handwerker knüpfte Si- mony seit dem A. Februar den vorigen an. — Dem wissen- schaftlichen Wirken Simony’s hat sich bereits Herr L. Ca- naval mit einem Curse über Chemie angeschlossen. Beide diese Herren haben in Wien früher einen lebhaften Antheil an den Versammlungen von Freunden der Naturwissenschaften im montanistischen Museo genommen; sie bilden jetzt selbst einen Mittelpunet fernerer, wissenschaftlicher Bewegung. Wenn einst 215 der Geschichtschreiber der Entwicklung der Wissenschaft in Oesterreich in der Periode unserer politischen Erhebung der Arbeiten, Unternehmungen und Erfolge der kaiserlichen Aka- demie der Wissenschaften in Wien gedenken muss, so wird er auch der Bestrebungen nicht vergessen, die in weniger glän- zenden Verhältnissen, aber doch mit gleicher Liebe für die Wissenschaft auch ausserhalb Wien, in Klagenfurt, in Gratz, in Linz in die Schranken traten, von welchen beiden letzteren ich ehestens der hochverehrten Classe nähere Berichte vorzu- legen mir die Erlaubniss erbitten werde. Ueber eine neue Varietät von Datolith., Von W. Haidinger. Vor wenigen Tagen erst brachte Herr Sigmund v. Helm- reichen ausgezeichnet schöne Krystalle der in so mannig- facher Beziehung merkwürdigen Species des Datoliths nach Wien. Er hatte sie selbst in dem Serpentingebirge bei Toggi- ana nächst Baccasuola am Dragone im Modenesischen entdeckt, wo er seit einigen Jahren die Untersuchungsarbeiten leitete, welche auf Kosten des Herzogs von Modena begonnen worden waren. Ihm verdanke ich auch die Angabe, dass sie grösstentheils auf unregelmässig absetzenden Gangklüften, selt- ner in Drusen, die mit Mandelausfüllungen verglichen werden können, vorkommen, und zwar zunächst in Begleitung von Kalkspath; aber es kommen auch nebst dem Datolith mancher- lei Krystalle von Apophyllit, Chabasit, Prehnit, Quarz und an- dere Arten vor, die man in ähnlichen Verhältnissen auch an- derwärts findet. Ausgezeichnet schön ist der Datolith. Man kannte durch Es- marck erst nur die wenig durchscheinenden, blass grünlichen Krystalle von Arendal, deren Oberfläche noch dazu grössten- theils glanzlos ist. Als später die Varietät in den Achatkugeln von Theiss im Villnösthal bei Klausen in Tirel entdeckt wurde, vermochte der starke Glanz und der viel bedeutendere Grad von Durchsichtigkeit, nebst der neu aufgefundenen Thatsache, dass ihre Form nicht dem orthotypen, sondern dem augitischen Krystallsystem angehören, Herrn Levy, sie unter dem Namen 216 Humboldtit als eine eigene neue Species zu beschreiben. Mohs hatte sie längst, schon während seines Aufenthaltes in Gratz für Datolith erkannt. In Freiburg studirte ich die wundervoll viel- flächigen Formen bereits im Jahre 1817, und auf diesen Be- stimmungen und Arbeiten beruhten die spätern Angaben in der „‚Characteristik” und dem ,„‚Grundrisse” von Mohs. Spätere Untersuchungen an den Krystallen von Arendal, von Utön, von den Salisbury-Crags, von Patterson N. I. in Amerika, vom Andreasberg am Harze zeigten überall die dem augitischen Krystallsystem angehörige augitische Form bei blassgrüntrüben Farben. Nun zeigt sich plötzlich in dem neuen Funde der Datolith in seinem schönsten Glanze, weiss, glattflächig und stark glän- zend, dabei so klar wie Eis oder Bergkrystall. Es ist diess ohne allen Vergleich die schönste bisher bekannte Varietät der Species, hier zum ersten Male der Aufmerksamkeit der Mineralogen empfohlen; denn in keinem mineralogischen Hand- buche, in keiner Abhandlung, selbst nicht in den ausführlichen und wichtigen Mittheilungen von Burat ( Etudes sur les mines. Theorie des Gites metalliques) ist irgend eine Nachricht dar- über aufzufinden gewesen. Die geologische Karte von Italien von H, de Collegno, enthält nicht einmal die Serpentin- und Gabbro- Vorkommen von Toggiana. Vielleicht ist die Localität Reggio von Breithaupt (Vollst. Handb. II. S. 306 ohne nä- here Angaben) mit diesen in naher Verbindung. In den Formen zeigt sich viel Uebereinstimmendes mit den Datolithen aus dem Theisser Mandelstein, so wie er insbe- sondere in Mohs’s Grundriss, nach meinen Beobachtungen, sich beschrieben und abgebildet findet. Ich kann hier nicht beabsich- tigen die mannigfaltigen Formen ausführlich abzuhandeln, welche ich damals aufzeichnete, noch auch die von mehreren andern Fundorten, von welchen ich später Notizen gesammelt habe. Die beiliegende Figur zeigt die ausgezeichnetsten Krystalle der neuen Datolithvarietät von Tog- siana. Ihre Formenverhältnisse sind durch folgende Bezeichnungsfor- meln ausgedrückt: 217 0.D.A/2.2Hj2. — 2A2/2. — HAu/2 . — 5452. 0A. b d pP a 1 f coA2 . 0043 .coH. g ı s Die Fläche 5 stellt die Basis der Krystallreihe vor; sie ist nach Levy unter 91° AT’ 30" gegen die Querfläche s geneigt, so dass die Fläche « die stumpferen Ecke zwischen der End- fläche und den Seitenflächen der Prismen g und g oder f und f hinwegnimmt. Die Flächen P sind als Grundgestalt der Reihe, nämlich als das Haupt-Augitoid angenommen, woraus sich alle übrigen Verhältnisse auf das Einfachste darstellen. Herr v. Hauer hat auf meine Bitte sämmtliche Winkel eines schön gebildeten Krystalls von einem halben Zoll Durchmesser revi- dirt, doch ging vorläufig der Zweck der Untersuchung nicht weiter als dahin, die noch nicht genau bestimmten Flächen kennen zu lernen. Die Flächen des Augitoides — 5A5/2 oder m wurden erst durch diese Messung sicher bestimmt. Die Abmessungen folgen nicht aus der Lage von parallelen Combi- nationskanten, und wurden früher nur als mit den Abmessungen von — 5A5/2 übereinstimmend angenommen. Das Prisma coA3 oder f ist erst an diesem Krystall neu beobachtet und durch die Messung bestimmt. Manche Fragen über die genauen Ab- messungen werden sich erst beantworten lassen, wenn die Arbeiten fortgesetzt und über eine grössere Anzahl von Kry- stallen ausgedelint werden. Es wird dann gewiss auch gelingen, in optischer Bezie- hung werthvolle Daten zu erhalten, da sich grössere Krystalle zu schönen Platten schleifen lassen werden, an welchen man die Lage der Axen aufsuchen kann. Einstweilen untersuchte ich den Charakter derjenigen optischen Axenlinie, welche die Mitte der Kanten A und A’ miteinander verbindet. Wenn man die beiden Flächen f, f als brechendes Prisma benützt und eine Kerzenflamme durch sie hindurch betrachtet, so ist das weniger abgelenkte Bild in der Richtung der Kante A, das mehr abgelenkte Bild in der Richtung senkrecht auf diese Kante polarisirt. Bekanntlich kann man die Lage der Polarisationsebene leicht durch eine Turmalinplatte hindurch erkennen, welche man zwischen das brechende Prisma und 218 das Auge bringt. Ein ganz gleiches Resultat erhält man, wenn ein Kerzenlicht durch die Flächen dd über dieselbe Kante hinüber betrachtet wird. Das weniger abgelenkte Bild ist parallel der Kante dd, das mehr abgelenkte Bild senkrecht auf diese Kante polarisirt. Gerade das Entgegengesetzte findet Statt, wenn man statt des Datolithkrystalls einen Quarzkrystall zur Prüfung des Charakters seiner optischen Axe auf dieselbe Art untersucht, und dabei zwei der gegen die Axe gleich geneigten Flächen (also ? und z) als brechendes Prisma anwendet. Dann ist das parallel der brechenden Kanten polarisirte Bild das mehr abgelenkte, und das senkrecht darauf polarisirte ist das weniger abgelenkte. Der Charakter der optischen Axe des Quarzes ist aber positiv oder attractiv. Der Cha- rakter der Linie, welche die Lage der augitischen Queraxe am Datolith hat, ist also negativ oder repulsiv. Die Borsäure als Bestandtheil der Mischung von Mineral- species ist keineswegs selten. Kein Turmalin ist in neuerer Zeit analysirt worden, der sie nicht enthielte, sibirische Varie- täten nach Hermann sogar bis zu nahe an 12 Procent. Auch der seltnere Axinit enthält Borsäure. Die Species jedoch, welche in grösserer Menge, 20 Procent und darüber an Borsäure ent- halten, sind bisher nur auf wenige Fundorte beschränkt, und diese in Europa nach der mineralogischen Topographie so eigen- thümlich vertheilt, dass sie, veranlasst durch diesen neuen Fund, wohl hervorgehoben zu werden verdienen. | Reihen wir die bekannten Fundorte, von dem südlichsten beginnend, aneinander, so entsteht folgendes Verzeichniss: Breite. Länge. !) Vulcano, Insel, Borsäure, Sassolin . . . 3823 3240 Monte Catini, Toscana, nach v. Helmreichen Datolithniin a a an. anal one 2 Sasso, Borsäure, Sassolin . .:. .»... A288 29V Mossnana. Datolith... .... „u. a. MANSON» BG, Theiss bei Klausen, Tirol, Datolith . . . A6%0 2915 1) Da es sich nicht um genaue geographische Bestimmungen handelte, so entnahm ich die Angaben nur schätzungsweise aus den Karten, 219 Breite. Länge. Sonthofen, Bayern, Datolith. . . . KEET 275% Wolfstein a a Da- koliten N ee 2.0.4940 251% Andreasberg , a Datolith. a en DEAN Va Stassfurt, Preussen, dichter Boracit . . . 51517 29916 Linebure,sBoraeit. 0 31.200. uam. Sun.) naar 28 Segeberg, Holstein, Boracit . NE N 80.00 MA Arendal, Nolan Datolith\...... ...: 58°30° 26'530 Es ist nicht ohne Interesse, die Fundorte auf einer Karte aufzusuchen und durch gerade Linien mit einander zu verbin- den. Auf eine Länge von 300 geographischen Meilen ist die Breite des Striches, auf dem sie vorkommen, mit Ausschluss von Vulcano, nicht grösser als 35 Meilen, und für die grössere östliche Abweichung von Vulcano liegt wohl in dem tief ein- dringenden Einfluss der Linie zwischen dem Vesuv und Aetna ein hinreichender Grund. Ausser den oben angeführten sind nur noch zwei Locali- täten von Datolith in Europa bekannt geworden, von Salisbury- erag bei Edinburg (55°56 Br. 14°25 L.) und Utön (58°50 Br. 360 L.); sie würden ungefähr eine Querlinie bilden, welche durch den nördlichsten der verzeichneten Punkte hindurchgeht. Es wäre wohl voreilig, diese ersten vorläufigen Wahrneh- mungen gleich dazu benützen zu wollen, um Hypothesen über die Ursache der Erscheinung abzuleiten, so lange man noch so wenig die Zustände des Fortschrittes der Metamorphose in den einzelnen Gebirgsschichten verfolgt hat. So viel ist wohl un- läugbar, dass an den gegenwärtigen Fundorten der wenigen borsäurehaltigen Species, jene Säure in bedeutender Menge in der Gebirgsfeuchtigkeit, welche die Gesteine durchdrang, vor- handen gewesen sein muss, denn man kann wohl annehmen, dass die Grundstofie sich in steter Bewegung in der nur im Ganzen starren Erdrinde Befinden, während es Allem was uns bis jetzt bekannt ist widersprechen würde, wenn man behaup= ten wollte, die Mineralspecies, wie wir sie jetzt in grossen oder kleinen Krystallen, auf Gängen oder in der Masse des Ge- steins antreffen, wären immer von allem Anfange so neben einan- der hingestellt gewesen. 220 Aber es lässt sich noch eine weitere Bemerkung über die Art des Vorkommens machen. Utön und Arendal liefern den Da- tolith aus Magneteisensteinlagern im Gneiss. Gegen Südwest vor- schreitend kommen dann die Boracite von Segeberg, Lüneburg, Stassfurt in dem Steinsalzgebirge von Norddeutschland. Auf Klüf- ten in Grünstein und in den Blasenräumen von Mandelsteinen findet sich Datolith bei Edinburg, am Harz — hier auch in den Erzgängen in Thonschiefer, — zu Niederkirchen, Sonthofen, Theiss bei Klausen. Die modenesischen und toscanischen Dato- lithe finden sich in dem der Tertiärzeit angehörigen Serpentin, endlich sind. die Borsäureabsätze durch Sublimation von Sasso und von Vulcano Bildungsvorgänge der neuesten, der gegenwär- tigen Zeit. Auch hier ist ein Fortschreiten im geologischen Alter nach der geographischen Lage nicht zu verkennen, wenn auch nur vorerst ganz im Allgemeinen angedeutet, wobei man vorzüg- lich nicht übersehen muss, dass die Bildung der Borate erst in späte Perioden nach dem ursprünglichen Absatz derjenigen Ge- steinschichten fällt, in welchen sie nun angetroffen werden. Nur ein einziger Datolithfundort in Europa liest ausserhalb der vorerwähnten Systeme, nemlich der des Haytorits — der Pseudomorphosen von Quarz nach Datolith — von Devonshire. Die Datolithfundorte in den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika liegen sämmtlich in der Nähe von New- York, vorzüg- lich in dem Staate New-Jersey, New-York und Connecticut. Indem ich die vorhergehenden wenigen Thatsachen der hoch- verehrten Classe vorzulegen wage, muss ich nur noch den Wunsch aussprechen, dass es dem Forschungseifer rüstiger Sammler ge- lingen möge, neue Fundorte der genannten borsäurereichen Mi- neralspecies aufzudecken, sei es in dem Verlaufe und in der Fortsetzung der nordsüdlichen Hauptlinie, wo man sie wohl an mehreren Orten anzutreffen erwarten dürfte, sei es von dersel- ben entfernt. Auch wäre es wünschenswerth dem Gehalte der Quellen in dieser Beziehung eine besondere Aufmerksamkeit zu- zuwenden. Eigentlich ist bisher die Borsäure, sowohl in Vulcano, als in den toscanischen Soffioni nur als Absatz aus Gasquellen bekannt, in die wässerige Lösung der Lagoni kommt sie erst durch Absatz oder Aufnahme aus denselben, aber sie muss doch später wieder von den atmosphärischen Niederschlägen mit hin- 221 weggeführt werden, und geht dann entweder weiter in den gros- sen Kreislauf der Gewässer ein, oder dringt tiefer zur Bildung neuer Gebirgsfeuchtigkeit in die Erdrinde ein. Herr Professor Stampfer entwickelte folgenden Vorschlag eines Barometers, welches den mitt- leren Barometerstand für beliebige Zeitperioden angibt. Da in der neueren Zeit den meteorologischen Beobachtun- gen eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet wird, welche die- ser Theil der Naturforschung so sehr verdient, so erlaube ich mir einige Vorschläge der Beurtheilung der hochverehrten Ver- sammlung vorzulegen, die nach meiner Ansicht dazu beitragen dürften, sowohl in der Bequemlichkeit als Genauigkeit dieser Art von Beobachtungen einen Schritt vorwärts zu machen, und wähle für diessmal die Einrichtung eines Barometers, welches den mittleren Barometerstand für beliebige Zeitperioden ange- ben soll. Der Gedanke besteht einfach darin, das Barometer mit dem Pendel einer Uhr in Verbindung zu setzen. Hat dann die Uhr in einer bestimmten Zeit, z. B. in 24 Stunden ihren Gang um At geändert, so kann dieses At der mittleren Aenderung des Barometerstandes = Ah proportional gesetzt werden. Ich muss jedoch sogleich einem Einwurfe begegnen und bemerken, dass diese Annahme nur näherungsweise richtig ist, und dass, um den wahren Mittelwerth AA aus At finden zu können, auch noch das Gesetz bekannt sein muss, nach welchem der Barometer- stand im Verlaufe der Periode sich geändert hat, was nicht der Fall ist. Es lässt sich jedoch ohne nähere Kenntniss dieses Ge- setzes die Feblergränze des Ausdruckes Ar-f(-) angeben und die Anordnung des Pendels so treffen, dass die Fehlergränze der Beobachtungen nicht überschritten werden kann, wodurch ein schädlicher Einiluss auf die Resultate vermieden wird, wel- cher sonst wegen der nicht strengen Richtigkeit obiger Vor- aussetzung entstehen würde. Es handelt sich nun zunächst darum, dieses Barometer- Pendel so anzuordnen, dass die Aenderungen des Barometer- Sitzb. d. mathem, naturw. Cl. Jahrg. 1849. III. Heft. 16 222 standes im Gange der Uhr mit hinreichender Stärke hervortreten. Es ist hier nicht der Ort, in das Detail der Rechnungen ein- zugehen, ich beschränke mich desshalb auf einige einfache An- deutungen. Ist Z die Länge des einfachen Pendels, welches mit dem zusammengesetzten gleichzeitig schwingt, A die Höhe der Barometersäule, Al, Ah ihre correspondirenden Aenderungen, so. ergibt sich der sehr genäherte Ausdruck A emauı) Ni+7) wo qg, g’ die Querschnitte der Quecksilbersäule am obern und unteren Niveau, d den Abstand des oberen Niveau’s vom Dreh- punkte, p das Gewicht eines Kubikzolles Quecksilber und N die Summe der statischen Momente des ganzen Pendels bedeuten. Da es sich hier nur um eine vorläufige Beurtheilung handelt, so können wir näherungsweise N—=IP setzen, wenn P das Ge- wicht des ganzen Pendels ist, wodurch der obige Ausdruck von der näheren Gestalt des Pendels und seiner Bestandtheile un- abhängig wird. Offenbar wird die Uhr für die Veränderungen des Barometerstandes um so empfindlicher sein, je grösser obi- ger Werth des Bruches Se ist. Unter Voraussetzung eines Se- kundenpendels ist für Wien /=37,7, der mittlere Barometer- stand = 28,4 beides in Wiener Zoll, mithin wird der Factor 2d+h—-1l=?2%d — 9,3 und es ist vor allem dafür zu sorgen, dass dieser nicht zu klein werde. Er verschwindet ganz, wenn d, der Abstand des obern Quecksilber-Niveaus vom Drehpunkte, = 4, 65 Zoll, in welchem Falle dann ein solches Pendel gesen die Änderungen des Luftdruckes unempfindlich wäre. Um nun für diesen Factor einen grössern Werth zu erlangen, muss das Barometer ent- weder hinreichend tief hinab, oder so weit hinauf gesetzt wer- den, dass sein Obertheil über dem Drehpunkte zu stehen kommt, wobei dann d negativ wird. Der erstere Fall gewährt nicht nur eine einfachere und leichtere Construction des Pen- dels, sondern hat noch einen weitern wesentlichen Vorzug, der sich sogleich zeigen wird. Da man ferner für 9, g' und 2 ge- eignete Werthe annehmen kann, so hat es keinen Anstand, die ganze Anordnung so zu treffen, dass die Uhr eine gege- 223 bene Empfindlichkeit erhält z. B. in 24 Stunden um 30 Secun- den voreilt, wenn das Barometer um 2” steigt. Durch Ver- gleichung mit einer guten Pendeluhr, deren Gang man genau kennt, kann nun der Gang einer solchen Barometeruhr ohne Schwierigkeit bis auf 7, ja auch bis auf 0,3 Sec. genau bestimmt werden, wodurch das entsprechende A A respective auf '/o und ”/ioo Linie genau erhalten wird. Bei der Construction dieses Pendels ist noch eine zweite wesentliche Bedingung zu erfüllen, ohne welche dasselbe seine praktische Anwendbarkeit fast ganz verlieren würde, es muss nämlich so eingerichtet werden, dass der Temperaturwechsel keinen Einfluss auf den Gang der Uhr äussert, so lange der Luftdruck unverändert bleibt. Die hierüber geführten Rechnun- gen, auf die jedoch hier nicht näher eingegangen werden kann, zeigen die Ausführbarkeit dieser Bedingung. Bei der angenom- menen Stellung des Barometers am Pendel wirkt die Ausdeh- nung der Quecksilbersäule jener der Pendelstange entgegen, wodurch die Möglichkeit einer vollständigen Ausgleichung bei- der einleuchtet. Befindet sich aber das obere Quecksilber-Niveau über dem Drehpunkte, so: wirken die Ausdehnung der Barome- tersäule und der Pendelstange nach einerlei Richtung, nämlich beide verzögernd auf den Gang der Uhr, in welchem Falle eine Compensirung zwar nicht unmöglich, aber jedenfalls sehr schwie- rig und complieirt werden müsste. Die Vereinigung beider Eigenschaften, nämlich Unempfind- lichkeit gegen die Temperatur-Veränderungen und gehörige ba- rometrische Empfindlichkeit biethet in so ferne zwar einige Schwierigkeit, als die Forderungen dieser beiden Bedingungen sich zum Theil wiedersprechen , es lässt sich jedoch die baro- metrische Empfindlichkeit immer im zweckmässigen Masse er- reichen, wenn man, allenfalls durch eine negative Compensation an der Pendelstange, für eine hinreichende thermometrische Deh- nung der letztern sorgt. Die Compensation lässt sich bei der Ausführung nicht genau treffen, weil die Ausdehnung der einzel- nen Theile des Pendels nicht mit der nöthigen Schärfe bekannt ist, desshalb ist bei Pendeln an vorzüglichen astronomischen Uhren die Einrichtung getroffen, die Compensation reguliren zu können. Bei unserm barometrischen Pendal geschieht dieses am 16 * 224 einfachsten durch Veränderung des Pendelgewichtes, da eine geringe solche Änderung, wie aus der Rechnung sich ergibt, einen bedeutenden Einfluss auf die Compensation äussert. Streng genommen, kann sich die Compensation an unserm Pendel nur auf einem bestimmten Barometerstand AR beziehen, es entsteht demnach die Frage, ob dieselbe nicht merklich ge- stört werde, wenn der Barometerstand bedeutend von A ver- schieden ist, Wie die hierüber geführte Rechnung zeigt, kann das Pendel, unbeschadet der übrigen geforderten Eigenschaften, immer so construirt werden, dass dieser Fehler die Fehler- Sränze der Beobachtungen nicht überschreitet. Bei den von mir vorläufig berechneten Pendeln erreicht derselbe erst Yıoo Linie wenn A während der ganzen Dauer der Periode um 9" von seinem Mittelwerthe, welcher der Compensation zum Grunde liegt, abweicht und zugleich länger dauernde Schwankungen der Temperatur von mehr als Z0’R sich damit verbinden, eine Voraussetzung, die in der Wirklichkeit wohl kaum eintre- ten dürfte. Übrigens lässt sich die für einen bestimmten Barometer- stand A streng richtige Compensation auf einen andern Werth h einfach durch eine geringe Änderung des Pendelgewichtes reduciren, wodurch ein solches Pendel für Orte von bedeu- tend verschiedener Meereshöhe gleich brauchbar gemacht wer- den kann. Die Quecksilbersäule ist während der Bewegung des Pen- dels nicht ruhig, sondern in einer beständigen gleichförmigen Schwankung aus einer doppelten Ursache. Die erste liegt da- rin, dass die Säule in den geneigten Lagen länger ist, als in den vertikalen , die zweite, vorherrschende, entsteht durch die Schwungkraft. Diese Schwankungen sind jedoch ohne Einfluss auf die Genauigkeit der Beobachtungen, weil sie constant sind, so lange der Ausschlagwinkel des Pendels sich nicht erheblich ändert, was bei einer guten Uhr ohnehin der Fall ist, abgese- hen davon, dass diese Schwankungen an sich schon unbedeu- tend sind, da bei einer solchen Uhr der Ausschlagwinkel nicht über 2 bis 3 Grade geht. Die Construction eines solchen Pendels mit den angeführ- ten Eigenschaften ist auf sehr verschiedene Weise möglich, ich 225 ‘ habe vorläufig 3 Formen berechnet , deren Empfindlichkeit 20, 22, 35 Sekunden beträgt, wenn man unter Empfindlichkeit ei- nes solchen Pendels die Anzahl von Sekunden versteht, um welche die Uhr ihren 24stündigen Gang ändert, wenn die Ba- rometerhöhe um 1 Linie sich verändert. Es ist unerlässlich, den Querschnitt am obern Niveau bedeutend grösser zu ma- chen, als bei gewöhnlichen Barometern, und desshalb am obern Ende ein erweitertes Gefäss anzubringen, weil sonst die ganze Säule zu schwer werden würde. In Bezug auf die Anwendung nur ein paar kurze Andeu- tungen. Wie man sieht, bestehen die Beobachtungen darin die Ba- rometeruhr mit einer andern Uhr, deren Stand und Gang man genau kennt, zu vergleichen, was mittelst der sogenannten Coineidenzen mit grosser Schärfe, nämlich bis auf wenige Hun- derttheile einer Sekunde geschehen kann. Ist die Compensation | A regulirt, und sind die Constanten des Ausdruckes AR=f (.) aus den Dimensionen des Pendels und durch Vergleichung der Uhr mit einem genauen Barometer bestimmt, so ist sie für die eigentlichen Beobachtungen vorbereitet. Diese Constanten be- ziehen sich auf einen bestimmten Normalstand des Luftdruckes und der Temperatur , der letztere gewöhnlich 0°, und es ist dann nur nöthig, die Differenz Ah, wie sie aus der Beobachtung folgt, auf die Normaltemperatur zu reduziren , wozu eine ganz rohe Kenntniss der mittleren Temperatur des Pendels während der Periode genügt. In den meisten Fällen wird diese Reduc- tion ganz unmerklich sein, denn sie beträgt z. B. erst "io Li- nie, wenn Ah — 6” und die Temperaturdifferenz — 8&'R ist. Es ist demnach kaum zweifelhaft, dass diese Art, die mitt- leren Barometerstände zu erforschen, nicht nur einfacher, son- dern auch einer bedeutend grössern Genauigkeit fähig sein werde, als die gewöhnliche. Um nur eines Umstandes zu erwähnen, ist z. B. bei der letztern in der Reduction auf die Normaltempe- ratur immer einige Unsicherheit vorhanden , weil die Voraus- setzung , die mittlere Temperatur der Quecksilbersäule werde durch das angebrachte Thermometer angegeben, nur näherungs- weise richtig ist. Bei unserm Barometer-Pendel ist diese Un- Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849, III. Heft. 17 226 sicherheit wahrscheinlicher Weise bedeutend geringer , da die Compensation längs dem Pendel vertheilt ist und somit Ursache und Wirkung gleichförmig und innig mit einander in Verbin- dung stehen. Ich glaube sonach die Hoffnung aussprechen zu dürfen, dass auf diesem Wege sich neue Gesetze über das Verhalten der Atmosphäre, über den Einfluss des Sonnen- und Mond-Laufes auf dieselbe u. s. w. werden auffinden lassen. Sitzungsberichte kaiserlichen Akademie Wissenschaften. Mathematisch - naturwissenschaftliche Classe. Jahrgang 1849. Viertes Heft. — April. Mit 2 Tafeln. TORTE HER 4 Wien, 1849. Aus der kaiserlich-königlichen Hof- und Staats-Druckerei. Sitzungsberichte der mathematisch=-naturwissenschaftlichen Ciasse. Jahrgang 1849. IV. Heft (April.) 15 227 Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Glasse, Sitzung vom 11. April 1849. Der Secretär zeigt den Verlust an, welchen die Classe durch das Ableben ihrer wirklichen Mitglieder Presl und Rusconi erlitten. Herr Professor Stampfer übergibt der Classe nach- stehende übersichtliche Darstellung seiner Auflösung der Auf- gabe eine möglichst brauchbare geometrische Visirmethode für Fässer zu finden. Schon vor vielen Jahren war ich Mitglied einer Commis- sion, welche eine von A. Carnevalli aus Mailand vorgelegte geometrische Visirmethode für Fässer zu prüfen hatte. Zugleich wurde schon damals ausgesprochen, wie wünschenswerth, vor- züglich zum Gebrauche bei zollämtlichen Erhebungen , eine für alle Arten von Fässern gleich brauchbare Visirmethode sei, da der österreichische Visirstab nur auf eine bestimmte Form der Fässer anwendbar ist, welcher Beschränkung bekanntlich alle kubischen Visirstäbe unterworfen sind. Da Carnevalli’s Methode zum zollämtlichen Gebrauche ihrer grossen Weitläufig- keit und schwierigen Anwendung wegen als ganz ungeeignet erklärt wurde, so erboth ich mich, die Lösung dieser Auf- gabe zu versuchen, wozu ich denn auch von der Commission sogleich aufgefordert wurde. Zugleich fanden sich Andere hinzu angeregt, und so wurden von Zeit zu Zeit Commissionen an- geordnet, die eingegangenen Vorschläge zu prüfen. Das hohe Mi- nisterium hat so eben die Akademie der Wissenschaften aufgefor- dert, über den ganzen zu einem grossen Actenumfang angewach- senen Gegenstand ihr Gutachten abzugeben; die letztere hat hier- zu eine Commission ernannt, welche von mir einen kurzen Abriss 13,7 228 meiner Arbeiten über diesen Gegenstand verlangte. Diess die Veranlassung des gegenwärtigen Aufsatzes, dessen besonderer Zweck es entschuldigen wird, dass er besonders hinsichtlich der praktischen Anwendungsweise minder vollständig ist. Die Forderungen, welchen so nahe als möglich entsprochen werden soll, sind: 1. Die Methode muss allgemein, d. h. auf alle Arten von Fässern, wie sie im Verkehr vorkommen, gleich anwendbar und gleich genau sein. 2. Soll sie möglichst jener Genauigkeit sich nähern, welche überhaupt bei einer geometrischen Bestimmung des Fass- inhaltes erreichbar ist. 3. Besonders wesentlich ist es, dass die praktische Anwen- dung möglichst einfach sei, daher keine zeitraubenden Rechnungen noch weitläufige Hilfstafeln erfordere. 4. Die gewählten Dimensionen müssen nicht nur den Inhalt des Fasses scharf bestimmen, sondern sich auch leicht und sicher an demselben abnehmen lassen. Alle, welche Vorschriften und Formeln zur Berechnung des Fassinhaltes gegeben haben, von Kepler’s Sterometria doliorum bis auf die neueste Zeit, betrachten das Fass als einen durch Rotation um seine Achse entstandenen Körper, geben dafür einen geometrischen Ausdruck und sind desshalb: genöthiget, die nur von aussen messbaren Dimensionen als: Fass- länge, Boden- und Bauchdurchmesser auf den innern Fassraum zu redueiren. Die hierzu nöthige Bodendicke kann gar nicht gemes- sen werden, sondern man muss sich mit einer Schätzung nach der Daubendieke begnügen. Zudem sind die Böden in der Mitte dicker als gegen den Rand hin. Die Daubendieke kann nur an ihrem Ende bei den sogenannten Fröschen oder am Spundloche gemessen werden; allein die Dauben sind ungleich diek, in der Mitte dünner als an beiden Enden, auch. sind gewöhnlich die Spund- und Lager-Dauben dicker als die übrigen. Diese Schwie- rigkeiten bewogen mich, folgenden Weg einzuschlagen. Ich legte eine theoretisch-richtige Fassformel zu Grunde und liess in dieser gewisse Constanten unbestimmt, in der Ab- sicht, die letzteren durch genaue Abmessung einer grossen Anzahl von Fässern der verschiedensten Art zu bestimmen. 229 Zu diesem Zwecke habe ich mehr als 100 Fässer verwen- det, nämlich österreichische, ungarische, polnische, Fässer aus Italien, der Ievante, Deutschland, Frankreich, Spanien, England und Amerika. um alle im Handelsverkehr vorkommende Arten von Fässern zu vertreten. Die zu Grunde gelegten Dimensionen sind: 1. Innerer ver- ticaler Bauchdurchmesser (Spundtiefe). 2. Aeussere Fasslänge oder Abstand der äusseren Bodenflächen. 3. Aeusserer Boden- durchmesser. Anstatt der Spundtiefe kann man auch den äusse- ren Bauchdurchmesser einführen. Im letzteren Falle heisst dann die Methode „trockene”, im ersteren „nasse” Visir. Es ist demnach der Fasskörper als Function möglichst weniger äusserer, leicht messbarer Dimensionen angenommen, denen ge- mäss sich die Constanten der Formel bestimmen. Dadurch ist nicht nur die Reduction der äusseren Dimensionen auf die wahren inneren vermieden, wozu die nöthigen Elemente, nämlich Daubendicke und Bodendicke, nur unsicher oder gar nicht gemessen werden können, sondern es ist zugleich der schädliche Einfluss vermieden, der dadurch entsteht, dass il. die Dauben in der Mitte dünner sind als gegen das Ende hin, 2. dass die Spund- und Lager-Dauben dicker sind als die übrigen, 3. dass die Böden in der Mitte dicker sind als gegen den Rand, 4. dass die Fässer im vollen Zustande durch den Druck der Flüssigkeit etwas ihre Form verändern u. s. w. Alle diese Fehlerquellen sind durch die Art, wie die Constan- ten bestimmt sind, unschädlich gemacht unter der praktisch immer nahe richtigen Voraussetzung, dass die erwähnten Un- regelmässigkeiten den Dimensionen des Fasses proportional sind. Fassformel, Es gibt eine grosse Zahl von Fassformeln, nämlich Formeln, wel- che aus einigen wesentlichen Dimen- sionen des Fasses dessen inneren BRaum-Inhalt bestimmen, welche sämmtlich als geometrisch richtig anzusehen und in praktischer Be- ziehung wohl auch gleich genau sind. 230 Sie unterscheiden sich nur durch die Natur der Curve, welche man für die Dauben voraussetzt, und für die 3 Punkte B, A, B' segeben sind. Die bekanntesten und vorzüglichsten Hypothesen für diese sogenannten Fass-Curven sind: 1. Eine Parabel, deren Achse AA’ und Scheitel A. 2. Eine Ellipse, deren kleine Achse AA. 3. Ein Kreisbogen u. s. w. Ist die Länge ZE=1, Bauchliefe AX—=D=?2b, Boden- durchmesser BC=B C=d=2c, ferner A eine Constante, d e Dan und f(n) eine beliebige Function von n. nur der Bedingung unterworfen, dass sie von der Dimension O und gleich 1 sei, wenn 2 — 1 ist, so ist der Fassinhalt: KAM) .....0c) ein sehr allgemeiner Ausdruck, aus dem sich unzählige Fass- formeln ableiten lassen, die rücksiehtlich der Genauigkeit sich in praktischer Beziehung nicht merklich unterscheiden. Die Grösse n ist in ziemlich enge Gränzen eingeschlossen; denn unter 105 Fässern fand ich: n. Zahl der Fässer. unter . . - 0.80 1 von 0.50—0.82 10 0.82 — 0.84 31 0.84—0.856 37 0.386 — 0.88 17 0.85—0.90 6 über . .. 0.90 B) Unter 131 Fässern aus den verschiedensten Ländern ist mir keines vorgekommen, bei welchen n unter 0,77 oder über 0,92. Der Grund, warum die Fassbinder auf der ganzen Erde zwischen diesen Grenzen bleiben, liegt in der Natur des Fass- baues. Ist n zu klein, mithin die sogenannte Spitzung des Fasses zu stark, so sitzen die Reife nicht gehörig fest und fallen leicht ab. Bei zu grossem n hingegen nähert sich das Fass zu sehr dem Cylinder und die Reife können, weil sie beim Antrei- 231 ben zu sehr fortrutschen. in der Nähe der Böden gar nicht mehr gehörig fest getrieben werden. Es ist demnach in practischer Beziehung nur erforderlich, dass eine Fassformel gewählt werde, welche innerhalb der er- wähnten Gränzen gehörig genau ist, dergleichen sich, wie schon gesagt, aus der Gleichung x) unzählige bilden lassen. Von einer solchen Formel muss jedoch nicht bloss Genauigkeit, sondern ganz vorzüglich die Eigenschaft gefordert werden, dass sie die Ausmittlung des Fassinhaltes aus den gemessenen Dimensionen auf eine möglichst einfache Weise zulasse. Ich ging jedoch zuerst darauf aus, ohne Rüchsicht auf die letztere Eigenschaft, eine Fasscurve zu finden, welcher die Fässer im Allgemeinen sich am meisten nähern, um dann mit der so sefundenen Musterformel jede andere hinsichtlich der Genauigkeit vergleichen zu können. Zu dieser Untersuchung habe ich 92 Fässer der verschiedensten Art verwendet, welche auf das sorgfältigste abgemessen worden, und deren Inhalt durch das Netto-Gewicht erhoben wurde. Jene Formel, welche sämmtliche Fässer am genauesten darstellt, d. h. bei welcher der sich ergebende mittlere Fehler am kleinsten wird, muss dann die gesuchte Fasscurve enthalten, nach denselben Grund- sätzen, welche z. B. in der Astronomie bei der Auffindung der Bahn eines Kometen aus Beobachtungen Geltung haben. Die Curve als Parabel gibt K= Alb: (SH) San a) Die Curve als Ellipse gibt: tn? r Bam)... 2); welche nahezu als die Gränzen angesehen werden können, zwi- sehen welchen die wirkliche Curve der Fässer liegen wird, da die erstere in der Mitte der Dauben die stärkste, letztere hin- gegen die kleinste Krümmung bedingt. Ich habe für beide For- meln die Constante A aus allen 92 Fässern bestimmt, die so 3efundenen Formeln mit sämmtlichen Fässern verglichen und ihren mittleren Fehler = M gesucht. Es ergab sıch. Für die Parabel M, = 1,18% „ Elipe M = 1,22% 232 beide Werthe sind noch einer wahrscheinlichen Unsicherheit | 0.477 er unterworfen, und da diese sogar grösser ist, als der Unter- schied zwischen M, und M2, so ergibt sich, dass es mir nicht gelungen ist, selbst aus einer so bedeutenden Anzahl von Fäs- sern den Character der mittleren Fasscurve mit einiger Sicher- heit zu bestimmen, indem alle Curven, welche zwischen Parabel und Ellipse oder in deren Nähe liegen, in dem Inhalte X so nahe übereinstimmen, dass deren Unterschiede im Verhältnisse zu ‘den unvermeidlichen Fehlern der Abmessung u. s. w. ver- schwinden. Die ganze Untersuchung mit Rücksicht auf die kleinen und grossen Werthe von n deutet nur schwach an, dass die am besten genäherte Fasscurve zwischen der Parabel und Ellipse liege, daher nehme ich aus beiden Formeln das Mittel: eh En a 3) und sehe diese Formel gleichsam als die Probeformel an, mit welcher jede andere, die man in Anwendung bringen will, ge- hörig übereinstimmen soll. Der mittlere Fehler der Formel 3) verglichen mit obigen 92 Fässern ist: = 1,20% = M. Ist nun A die mittlere Abweichung einer anderen Formel von der Formel 3) zwischen den Grenzen n=0,78 und n=0,92, so wird der mittlere Fehler dieser anderen Formel in Bezug auf die Fässer: | =yM+=M. Setzt man A= 0,3%, so folgt WM’ = 1,24%, da aber M=1,20°/ noch einer wahrscheinlichen Unsicherheit von + 0,06 unterliegt, so folgt, dass jede Formel obige 92 Fässer eben so gut darstellen wird, als die Formel 3), welche von dieser zwischen den Grenzen » = 0,78 und n = 0,92 im Mittel nicht mehr als um 0,3% abweicht. Nicht nur obige Formeln 1) und 2) erfüllen diese Bedin- gung, sondern auch noch fast alle andern bisher bekannt ge- 233 wordenen, z. B. jene von Lambert, nach welcher das Fass . - - 2D+d als ein Cylinder angesehen wird, dessen Durchmesser — oo mithin nach unserer Bezeichnung 2 + nn): 3 Kalb» ( ist, welche Formel wegen ihrer Einfachheit: und Genauigkeit auch am meisten in Anwendung ist. Die Hypothese, die Fass- eurve als einen Kreisbogen anzusehen, stösst auf die Schwie- rigkeit, dass sich das Integral für X nur durch trigonometri- sche Funktionen oder durch eine Reihe darstellen lässt, mit- hin für die praktische Anwendung nicht geeignet ist. Allein sowohl diese als die vielen andern Formeln, welche sich unter der Bedingung A < 0,3% aufstellen lassen, sind, wenn gleich sie unter sehr einfacher Gestalt erscheinen, für die Anwendung beschwerlich und erfordern mühsamere Rech- nungen oder weitläufige Hilfstafeln, weil sie durch Addition verbundene Glieder enthalten. Nur wenn der Inhalt X durch ein einfaches Product der 3 Dimensionen /, D, d dargestellt ist, lassen sich durchgehends logarithmische Skalen anwenden, wo dann Ä eine Function der Summe der 3 Maasse ist, und aus einer sehr einfachen Tabelle oder mittelst einer Scale ge- funden werden kann. Ich wähle demnach die Formel: K=Albn....... 6) und bestimme die Constanten A‘, e so, dass diese Formel für den mittleren Werth n = 0,85 ganz mit der Formel 3) über- einstimmt, in dem übrigen Raume aber zwischen n = 0,78 und n= 0,92 möglichst wenig davon abweicht. Die erstere Bedingung wird desshalb eingeführt, weil nach der oben gege- benen Uebersicht bei dem grösseren Theile der Fässer n in der Nähe von 0,85 liest. Die Rechnung gibt e = 0,5633 und A’ = 0,9929 A. wenn A die Constante aus Formel 3. Diese Werthe von A‘ und e in die Formel ß eingeführt, geben für diese die mittlere Abweichung von der Formel 3) A—= 0,10%, mithin ist diese neue Formel vollkommen so gut brauchbar als Nr. 3 selbst. 234 Ich habe mir jedoch die Mühe gegeben und die Constanten A' und e unmittelbar aus allen 92 Fässern nach der Methode der kleinsten Quadrate abgeleitet, und e = 0,602 erhalten; dess- halb liegt auch meinen im Jahre 1842 überreichten und gegen- wärtig noch vorliegenden Maasstäben der Werth e — 0,6 und die Formel K= 0,0094406 1D'*d" ...... 4) zu Grunde, wo /, D, d in Wiener Zoll und X in Wiener Maass zu verstehen. Ist x der Logarithmus des Zahlenfactors in 4), so ist: log. K= «a + log. ! + 1,4 log. D + 0,6 log. d. Um eine zweckmässige Theilung der logarithmischen Scalen zu erhalten, muss man die gewöhnlichen Logarithmen mit einer geeigneten Zahl „u. multiplieiren, aueh kann man die Scalen nicht zugleich mit /, D, d, sondern erst dann anfangen lassen, wenn diese einen gewissen Werth = m erreicht haben. Ist dann für 2, D, d die Zahl der Scalentheile beziehungsweise —=N\,A,0, so ist: log. != log. m+— 1,4 log. D=1,4 log. m+— REN 0,6 log. d=0,6 log. m + m log. K=a. +3 log.m + wu mithin kann X aus der Summe A+A+6=1$ mittelst einer kleinen Tabelle mit einfachem Eingange gefunden werden. An- statt der Zahlentabelle kann man auch eine graphische Tabelle anwenden, indem man zwei Scalen neben einandersetzt, von denen die eine nach S‘, die andere nach K fortläuft. Die letz- tere Einrichtung ist bei meinem Visirstabe angebracht. Sie ge- währt den Vortheil, dass die Arbeit im Freien bei Wind oder Regen nicht erschwert ist, und das Interpoliren durch Schätzung nach dem Augenmasse sehr schnell geschieht. Angenommen, dass /, D, d in Wiener Zoll ausgedrückt sind, habe ich u = 250 und m= 10 Zeoli gesetzt, indem wohl 235 nie ein Fass kleiner als 10 Zoll vorkommen dürfte. Die Ein- theilung der Scalen ergibt sich unmittelbar aus den Formeln 5), indem man z. B. für X nach und nach verschiedene Werthe annimmt, und die entsprechenden Werthe / auf dem Stabe auf- trägt. Durch die Wahl u — 250 erhalten die Scalentheile eine solche Grösse, dass es genügt, die Bruchtheile nach Viertel oder Zehntel zu schätzen, und zugleich eine Scalen-Einheit 1 Procent im Inhalt X beträgt, wodurch die Beurtheilung des Einflusses der bei der Abmessung eintretenden Fehler sehr erleichtert ist. Ein Fehler —=1 Sealentheil bei irgend einer der 3 Dimensionen /, D oder d bewirkt immer in K einen Fehler von nahe 1%. Vergleichung mit den Beobachtungen. Seit dem Jahre 1842, wo ich den Apparat übergab, ha- ben 2 Untersuchungs-Commissionen 1843 und 1847 abermals eine Anzahl von Fässern genau abgemessen, so dass in Allem 131 Fässer zur Vergleichung vorliegen. Der mittlere Fehler aus allen ergibt sich M= 1.230%, und zwar: von O bis 1 Percent bei 68 Fässern „1,2 ) „3% » » dom dR m >». » bei 68 Fässern ist der Fehler positiv, bei 63 negativ. In Bezug auf die Form der Fässer ist: wenn n < 0,85 mittlerer Fehler M = 1,21% „nn > 0,85 % »..M=1,.25 bei 26 sehr kurzen Fässern wo I< D...... M = 1.23 2a, langen. „i>1%D....M= 119 In Bezug auf das Nationale der Fässer ergibt sich, soweit ich dasselbe mit einiger Sicherheit erheben konnte, Folgendes: Anzahl. Mittl. Fehler. Vesterreichische Wein- und Bierfässer . . 23 1.15 Ungarische Wein- und Branntweinfässer. . 20 1.47% Polnische sehr lange Branntweinfässer . . 16 1.19. Italienische und französische Oelfässer . . 22 1.35 Deutsche, französische, spanische, englische, amerikanische Wein-, Branntwein- oder Ihumfässer ı . u.a a. cu. 0 02 200: 04 1.26 236 Der Unterschied zwischen den mittleren Fehlern, man mag die Fässer nach Verschiedenheit der Form oder nach ihrem Nationale gruppiren, ist grösstentheils kleiner als die wahr- scheinliche Unsicherheit dieser Fehler selbst, mithin ist mit hinreichendem Grunde anzunehmen, dass unsere zuletzt aufge- stellte Formel 4) alle im Verkehr vorkommende Fässer gleich genau darstelle. Nur die ungarischen Fässer weichen etwas mehr ab. Es wird von denselben aber auch gesagt, dass sie minder sorgfältig gearbeitet seien. Ich glaube hoffen zu dürfen, dass man diesem Resultate meiner Bemühungen einige Anerkennung nicht versagen werde, wenn man dasselbe mit anderwärts bestehenden Methoden der Fässervisirung vergleicht, z. B. mit der vor nicht langer Zeit in Preussen eingeführten, deren mittlerer Fehler schwerlich kleiner seyn dürfte, als jener unserer Formel 4) und die in -der Anwendung nicht unerhebliche Rechnungen nebst einem ganzen Buche von Hilfstafeln aus dem Grunde erfordert, weil die zu Grunde gelegte Fassformel, wie alle bisher bekannten, aus addirten Gliedern besteht. Noch günstiger stellt sich für meinen Vorschlag die Vergleichung mit der Erhebung des Fassinhaltes durch das Sporco-Gewicht, welche beim deutschen Zollverein, in Frankreich u. s. w. mehr oder weniger in An- wendung seyn soll. Nicht nur ist dieses Verfahren ungleich umständlicher und zeitraubender, sondern auch einem mehr als doppelt so grossen mittleren Fehler unterworfen als meine Me- thode. Ich habe diesen Fehler untersucht, da die zahlreichen Fässer , welche meiner Methode zu Grunde liegen, die Data hiezu liefern. Mit dem vorschriftmässigen Werthe Sporco- Wiener Eimer — 120 Wiener Pfund folgt der mittlere Fehler — 2.93%; dividirt man aber mit der Summe aller Eimer in die Sporco -Gewichtssumme, so ergibt sich (für Brunnenwasser, welches bei den Versuchen durchgehends angewendet wurde) Sporco-Eimer = 120,45 Pfund, und mit diesem Werthe der mittlere Fehler dieser Methode M = 2,70%. Ist doch selbst die vielgerühmte Aichung nicht unbedeu- tenden Fehlern unterworfen, wie man aus folgender Zusam- menstellung ersieht. 237 Summe aller Fässer. Mittl. Gewicht. Netto-Gewicht. Aichung. 1 Maass. Commission 1830 19039,3 Pf. 7607; Maass. . 2,5027 Pf. x 1837 174626 „ 6898% „ .. 2,5316 „ n 1845 20644,0 „ 8210 ee 1847 168113 „6654 5... 2,5266 5 Die Unterschiede in den Werthen von Einer Maass steigen hier über 1 Percent! Meine jedesmalige jedoch fruchtlose Pro- testation gegen die Erhebung des Inhaltes durch Aichen war demnach nicht ohne Grund, da bei dieser nicht wunerhebliche Fehler möglich sind, die dann, wie es sich von selbst ver- steht, der geprüften Visirmethode ohne Weiteres zur Last gelegt werden. Ich habe mich an die Bestimmung des Patentes der Kai- serin Maria Theresia gehalten und diesem gemäss das Gewicht einer Wiener Maass Brunnenwassers, welches ich eigens sorg- fältig abgewogen habe, bei 13° Reaumur zu 2,5212 Wiener Pfund meinen Rechnungen zu Grunde gelegt. Die Berechnung der Formel 4) und der verschiedenen oben angeführten mittlern Fehler bezieht sich jedoch durchgehends auf das Netto- gewicht. Treckene Visir, Es ist Bedürfniss, noch eine zweite Visirmethode, bloss aus äusseren Dimensionen, zu haben, indem die sogenannte nasse Visir oft nicht ohne Nachtheil für die Flüssigkeit oder den Stab angewendet werden kann, auch wohl der Eigenthümer die Oefinung des Fasses nicht zugibt. Man kann verschiedene Dimensionen der Spundtiefe substituiren, die sicherste ‘ist der äussere Bauchdurchmesser, den ich dessbalb auch gewählt habe, obschon seine Erhebung etwas umständlich ist. Ist D die Spundtiefe, D’ der äussere horizontale Bauch- ‚durchmesser , so kömmt es bloss darauf an, das Verhältniss D' 7 >= m genau au bestimmen und dann in der Formel #) für D den Werth 2 = zu setzen. Zur Bestimmung des Verhältnisses = stehen mir 69 Fäs- ser zu Gebote, bei denen ausser den übrigen Dimensionen auch 238 der äussere Bauchdurchmesser gemessen worden. Sie geben im Mittel: D | 7 = 1.0530. Vergleicht man die Formel 4) nach Einführung dieses Verhältnisses mit den Beobachtungen, so folgt aus 65 Fässern: Mittlerer Fehler der trockenen Visir — 1,40 % Unsicherheit desselben . . . . . = +0,08 % In der Anwendung unterscheidet sich diese zweite Visir- Methode von der ersten nur dadurch , dass anstatt der Spund- tiefe der äussere horizontale Bauchdurchmesser mit einem besonderen Apparate gemessen, und an die Stelle der Spund- tiefe gesetzt wird. Alles Uebrige bleibt unverändert. Nieht velle Fässer zu visiren. Es stellt sich in der Praxis noch ein weiteres Bedürfniss dar, nämlich den Inhalt eines Fasses zu bestimmen, wenn dasselbe nur zum Theile voll ist. Diese Aufgabe hat bei allen Visir-Methoden, die man bisher aufgestellt hat, grosse Schwierig- keiten dargeboten, weitläufige Rechnungen und Hilfstafeln nöthig gemacht, obschon man dabei zur Abkürzung sich der soge- nannten Kreissegmenten- Methode bediente, die bedeutenden Fehlern unterworfen ist, so lange das Fass, was in der Praxis am häufigsten eintritt, nahe voll ist. Ich habe diese Methode nicht angewendet, sondern die Theile des Fasskörpers, welche durch Schnitte parallel zur Achse EE’ entstehen, streng mit- telst der Integralrechnung, freilich durch ziemlich mühsame Rechnungen, bestimmt. Ist D die Spundtiefe, ö die Höhe, A@ der Flüssigkeit, K der Inhalt des vollen, X des nicht vollen Fasses, so ist: K N K x = IN, mitn X =5 wo N eine Function von 2, und nach der eben erwähnten Rechnung gefunden wird. Ist nun D und ® mit meinem Visir- stabe gemessen, so ist wegen der logarithmischen Theilung die Differenz dieser Maasse, welche wir mit A bezeichnen wollen, eine Function von 2, mithin auch von MN. Für das volle Fass werden D, /!, d, mit den betreflenden Maasstäben gemessen. die abgelesenen Zahlen in eine Summe 239 — 8 gebracht und mit S aus einer Tabelle oder Scale der Inhalt gefunden ; beim nicht vollen Fasse wird zugleich mit der Spundtiefe die Höhe © auf der Scale der Spundtiefe ab- gelesen, beide von einander abgezogen; mit der Differenz A erhält man aus einer besonderen Tabelle oder Scale eine Zahl — N, md S — N = 8 ist dann die Summe für das nicht volle Fass, aus welcher X ganz ebenso gefunden wird. wie K aus $. — Man sieht, dass auch bier alle eigentliche Rech- nung vermieden und der Inhalt ebenso einfach, wie für das volle Fass gefunden wird. DıKk= = so ist X sowohl dem mittleren Fehler von X, welchen wie früher — 1,23% gefunden haben, als auch jenem Fehler unterworfen, welcher in N nach meiner schärferen Berechnung noch vorhanden ist. Um letzteren kennen zu lernen, nach welchem eigentlich beurtheilt werden kann, wie genau nach meiner Berechnungsweise die verschiedenen Schnitte des Fasses dargestellt werden, habe ich bei der Berechnung der Fehler an nicht vollen Fässern den wahren Inhalt X des vollen Fasses zu Grunde gelegt. Es ergibt sich aus 60 Fässern, welche bei den Commissionen 1837 und 1843 untersucht worden, mitt- lerer Fehler des Verhältnisses # — 0,713% und da K dem mittleren Fehler von 1.23", unterworfen ist, so folgt der mittlere Fehler von K—V (1,23)? + (0,713)? =1,43 %, welchem demnach die Erhebung des Inhaltes eines nicht vollen Fasses nach meiner Methode durchschnittlich unterworfen ist. Allgemeine Bemerkungen. Wenn ich behaupte, dass es überhaupt unmöglich sei, eine geometrische auf wenige Haupt-Dimensionen des Fasses gegrün- dete Visir-Methode aufzufinden, bei welcher der mittlere Fehler merklich unter 1,23%, dem mein Vorschlag unterliegt, herabge- bracht werden könne, so glaube ich der Beistimmung jedes Sachkundigen gewiss zu sein, der die Begründung meiner Methode näher kennen gelernt hat. Bei einzelnen Classen von Fässern mag diess der Fall sein, welche nach einem gleich- förmigeren Typus oder mit mehr als gewöhnlicher Sorgfalt gear- 240 beitet sind; für solche wird auch meine Methode genauere Resultate geben. Der Grund, warum sich der Fehlern nicht weiter verringern lässt, liegt in den unvermeidlichen kleinen Abwei- chungen des wirklichen Fasskörpers von der geometrischen Form, welche voraussetzt: 1. dass alle Schnittflächen senkrecht auf die Achse des Fasses, Kreise oder wenigstens einander ähn- lich seien; 2. dass die Dauben gleiche Dicke und gleiche Krüm- mung haben, oder wenn diess nicht der Fallist, die Veränderlichkeit rings herum ein bestimmtes Gesetz befolge; 3. dass die Krüm- mung der inneren Fläche der Dauben stätig sei u. s. w. Alle diese Voraussetzungen sind in der Wirklichkeit nur angenähert und um so weniger vorhanden, je geringer die Sorgfalt bei der Bearbeitung des Fasses war. Dieses ist besonders bei den so- senannten Transportfässern der Fall, welche nur den Zweck haben, für eine einmalige Fortschaffung des Inhaltes Dienst zu leisten. Die innere Wandfläche ist bei solchen Fässern oft sehr ungleichförmig, die Dauben sehr ungleich diek, kaum aus dem Groben, ja auch gar nicht gehobelt, sondern bloss behackt. Nur die äussere Fläche ist man gezwungen glatt zu hobeln, um die Reife antreiben zu können. Bei diesem Sachverhalte muss man sich vielmehr wundern, dass der mittlere Fehler nicht grösser ist. Freilich kann der Fehler auch über 3% ja selbst in ganz besonderen Fällen über 4% steigen, allein diese Fälle sind äusserst selten, unter 100 wahrscheinlicher Weise kaum 1 oder 2, und sie entstehen, wenn eine oder die andere der obigen Ursachen ganz besonders hervortritt. Ist die Lagerdaube, auf welche der Stab beider Messung der Spundtiefe zu stehen kommt, ungewöhnlich dick, oder gar eine zweite Daube darauf befestigt, so muss der Inhalt begreiflich zu klein erhalten werden. Gegen einen solchen Fall, dem vielleicht auch betrügerische Absicht zu Grunde liegen kann, kann man sich nur schützen, wenn man mit dem Stabe die Lagerwand des Fasses sondirt, und falls man eine derartige Anomalie entdeckt, den Inhalt durch die trockene Visir bestimmt, welchen dieselbe immer nahe so geben muss, wie er dem normalen Zustande des Fasses entspricht. Ich habe die Maasstäbe so einzurichten gesucht, dass die Maasse mit möglichster Schärfe und Sicherheit erhalten werden; sie lassen sich jedoch ohne merklichen Nachtheil auf sehr ver- 241 schiedene Weise modificiren. Man hat in letzter Zeit beson- ders gewünscht, dass die Messung der Fasslänge und beson- ders der Bodendurchmesser erleichtert werden möge , indem diess bei auf Wägen oder in Schiffen verladenen Fässern be- sonders wünschenswerth sei. Es hat nicht den geringsten An- stand, diesem Wunsche zu entsprechen, ohne dass die Genauig- keit wesentlich leidet, vorausgesetzt, dass die Möglichkeit bleibt, die wesentlichen Dimensionen zu messen. Ich habe ja bei den früheren Commissionen selbst auf die Wichtigkeit dieser Bedingungen hingewiesen, und desshalb schen der Commis- sion 1837 eine Methode vorgelegt, welche bestimmt war, die- selben zu erfüllen. Die wissenschaftlich richtige Grundlage, die grössere oder geringere Genauigkeit, Leichtigkeit und Sicherheit in der An- wendung, wie sie schon im Prineipe einer Methode liegen, be- dingen ihren Werth, nicht aber die Form und Grösse der Maasstäbe und ihrer 'Theilung ete., so wenig, als der Gedanke durch die Schriftart, das Format des Papiers oder die Sprache modifieirt wird, in der er geschrieben ist. Ich habe von jeher, doch immer vergeblich darauf gedrungen, dass bei den commis- sionellen Prüfungen nach diesem Grundsatze vorgegangen werde. Zugleich mit meinen Visirstäben habe ich nachstehende po- puläre Anleitung zum Gebrauche derselben übergeben: &ehrauch der Visir-Apparate. 1) Messung der Spundtiefe, Hierzu dient die Scale 3. Der Stab wird gehörig senk- recht in das Fass gestellt, der messingene Schuber durch das Spundloch geführt, dann zurückgezogen, bis dessen Ansatz am innern Rande des Loches ansteht und in dieser Lage mittelst der Schraube geklemmt. Der Stab wird hierauf aus dem Fasse genommen und das Maass an der mit einem Pfeil bezeichneten Kante abgelesen. Figur 1 Taf. I. versinnlicht die Operation. 2) Messung der Fasslänge. Diese ist aus Figur 2 ersichtlich und bedarf keiner wei- teren Erklärung. Das Maass erhält man an der nach Oben lie- senden Scale 1, wo die entsprechende Kante mit einem Pfeil bezeichnet ist. Sitzb. d. mathem, naturw. Cl. Jahrg, 1849. IV. Heft. 19 242 3) Messung des Bodendurchmessers. Hierzu dient der vorige Apparat und das Verfahren ist in Fig. 1 hinreichend versinnlicht. Das Maass wird auf der Scale 2 abgelesen, und zwar am äussern Rande eines am Schuber befindlichen Zeigers. 4) Messung des äussern Bauchdurchmessers. Diese geschieht mittelst des Apparates und der Scale A. Der kürzere Arm wird zum längern senkrecht gestellt und in dieser Lage durch die messingene Spange befestigt. Hierzu ge- hört noch das nach Art einer Reisschiene gestaltete Lineal, welches mit seinem Querstücke auf die längere Stange aufge- setzt wird. Die Figur 3 erläutert die Messoperation. Man sehe darauf, dass das Lineal mit dem Querstücke auf Jder Stange gut und sicher aufliege, desshalb ist es besser, das Lineal vor- zuschieben bis man die Berührung sieht, nicht bis man sie fühlt, weil im letztern Falle ein zu starker Druck eintreten und dadurch das Maass zu klein erhalten werden könnte. Die Ablesung geschieht an dem etwas vorspringenden Zeiger. Bei jeder dieser Abmessungen des Fasses ist es, um ein genaueres Resultat zu erhalten nicht hinreichend, die Maasse bloss in ganzen Scalentheilen zu nehmen, sondern man muss auch noch die etwaigen Bruchtheile berücksichtigen. Es genügt selbe nach Vierteln zu schätzen, wenn man diess bequemer fin- det, als eine Schätzung nach Zehntel. Ein Fehler — 1 Sealentheil, gleichviel auf welcher Seale. bewirkt im Fassinhalte unter allen Umständen einen Fehler von 1 Procent. j. Methode, Nasse Visir. Messe auf die vorhin erklärte Weise die Spundliefe, die Fasslänge und den Bodendurchmesser, addire die 5 Maasse zu- sammen und suche die Summe auf der Scale 5 auf, so steht darneben der Fassinhalt in Wiener Maassen, wobei man die Bruchtheile nach dem Augenmaasse berücksichtigt. Oder man erhält den Inhalt aus einer den Instrumenten beiliegenden Tafel. 243 1. Beispiel 2. Beispiel, Spundtiefe . . ...296 . . . 208,2 Länvew a. im ae, 05 Bodendurchmesser Sale ein Add Sum mie ...552172.10.2..03525 Inhalt. . 608 Maass 128”, Maass. Il. Methode. Trockene Visir. Das Verfahren ist ganz wie bei der I. Methode, nur dass anstatt der Spundtiefe der äussere Bauchdurchmesser gemessen wird. Die drei Maasse werden dann in eine Summe gebracht, aus welcher der Inhalt canz wie oben gefunden wird. Der Ap- parat ist nämlich so eingerichtet, dass bei einerlei Fasse für Spundtiefe und äusseren Bauchdurchmesser gleiche Zahlen- werthe erhalten werden. Im Durchschnitt wird diess auch die Praxis bestätigen, obschon bei einzelnen Fässern wegen Unre- gelmässigkeit der Daubendicke sich kleine Differenzen ergeben müssen. ; III. Visirung nicht voller Fässer. Das Fass muss gehörig horizontal liegen und das Spund- loch oben auf der höchsten Stelle sich befinden. Man misst nun Spundtiefe, Länge und Bodendurchmesser wie bei der I. Methode und bildet die Summe 8. Nebst diesem wird noch die Tiefe der Flüssigkeit (die sogenannte nasse Tiefe) an der Scale 3 gemessen, indem man nachsieht, welchen Theil am Stabe die Grenze der Benetzung abschneidet. Sollte sich der Stab nicht gut benetzen,, so darf man ihn blos befeuchten und dann mit einem Tuche wieder gut abwischen. Die geringe an der Oberfläche zurückbleibende Feuehtigkeit bewirkt jetzt eine sleichförmige Benetzung. Man muss aber bei dieser Messung schnell verfahren, weil die nasse @renze vermöge der Haar- röhrehenkraft der Holzfasern nach oben steigt. Hat man für die Spundtiefe die Zahl D,. für die nasse Tiefe D’ erhalten, so bestimme man die Differenz (D—D'), su- che diese auf der Scale 7 auf und stelle den mit (D—D') be- zeichneten Strieh am Schuber darauf ein. Ein auf der entge- gengesetzten Seite des Schubers befindlicher Strich (mit N bezeichnet) schneidet nun auf der Scale 8 eine Zahl = N 197% 244 ab, welche von der Summe S abgezogen die reduzirte Summe S’ giebt, für welche man den wirklichen Inhalt des Fasses auf die frühere Art findet. Beispiel: _ | Spundtefer Sn era. 521072 92 1. men ne el kanse 2.0... 10172... 2 nasse Tiefe 119%. Bodendurchmesser . 45 D—-D — 94); SS, 20,356 . sibt N — 65% 2 Dos, gi 9/4 reduzirte Summe S — 291”/,; Inhalt = 73,3 Maass. Anmerkungen. 1. Um eine grössere Genauigkeit zu erhalten, kann an beiden Böden der Durchmesser gemessen und der Mittelwerth genommen werden. Ebenso kann man aus den vertikalen und horizontalen Durchmessern sowohl der Böden als des Bauches das Mittel nehmen. Bei der Messung der Fasslänge ist darauf zu sehen, dass der Messapparat die äussern Bodenwände un- mittelbar berühre; sind daher diese, wie häufig der Fall ist, mit einer Gipsschichte überzogen. so muss selbe zuvor an den Berührungsstellen entfernt werden. Bei grössern Fässern sind die Böden einwärts gekrümt, damit sie dem Drucke der Flüs- sigkeit leichter widerstehen. Um auf diesen Umstand oder den sogenannten Germ Rücksicht zu nehmen, messe man die Fasslänge oben und an der Seite, und nehme daraus das Mittel. 2. Bei elliptischen oder eiförmigen Fässern nehme man aus der Spundtiefe und dem horizontalen Bauehdurchmesser, ferner aus dem vertikalen und horizontalen Bodendurchmesser das Mittel. Beispiel: Spündtiefe 34. ae eu nınn2 ONE Horizont. Bauchdurchmesser . 250.9, ae Bodendurchmesser vertikal . . 80,6 % . horizontal . 1,8 I Länger u. 0 Me eu ne ae sah SI= 3355 Inhalt — 632" Maass. 245 Will oder kann man den horizontalen Bauchdurchmesser nicht messen, so bestimme man die Summe S blos mit Bei- ziehung der Spundtiefe und des vertikalen Bodendurchmessers. Hierauf suche man die Differenz zwischen dem vertikalen und horizontalen Bodendurchmesser und multiplizire sie mit %. Die so erhaltene Zahl wird von obigem S abgezogen, wenn der vertikale Durchmesser des Fasses der grösste, hingegen addirt, wenn selber der kleinste ist. Nach dieser Regel steht das vorige Beispiel so: Spundtiefe,. ayn. Jul. sistnauk n29850 Bodendurchmesser vertikal . . 80,6 Länge, u aan a ES S = 96,3 Differenz der Bodendurchmesser = 18,8, dayong Yasıabiuss ui ar at a de richtige Summe S = 525,5 wie vorhin. 3. Zwischen der Summe S und dem Fassinhalte findet folgende Relation statt: S+250 gibt den zehnfachen Inhalt, hin- zegen S—250 den zehnten Theil desselben. Hiernach ist es sehr leicht für solche Werthe S, welche auf der Scale 5 oder in der Tafel nicht mehr vorkommen, den Inhalt zu finden. Z. B. S — 627; davon 250 abgezogen gibt 37% und mit dieser Summe erhält man 161 Maass als zehnten Theil, mithin der wirkliche Inhalt = 1610 Maass. Oder S — 123%; dieser Werth kömmt in der Tafel, welche erst mit S‘ — 250 anfängt, nicht vor, man addire 250, gibt 373,5, wefür man 156 Maass als zehnfachen Inhalt findet, also der wirkliche Inhalt = 15,6 Maass. 4. Im Falle das Spundloch so enge ist, dass der Schuber nicht mehr durch selbes geht, kann man entweder die trockene Visir anwenden, oder auch die Spundtiefe bis an den äussern Rand des Spundloches messen und 4 Theile abziehen. 5. Man kann ein Fass auch bloss mittelst der Scale 3 auf folgende Weise abmessen. Man messe die Daubenlänge und den Bodendurchmesser am Ende der Dauben, nehme vom erstern Maasse ”,, vom letztern °%, und vermindere die Summe S noch um 121. 246 Beispiel. Spundtiefe, „ie Tank Wenneknd u 6 Daubenlänge = 118, davon’; 84,3 a4, davon’/; 19 179,3 abgezogen 121 Summe S = 98,3 = 8,6 Maass. Mit Scale 3 \ gemessen ) Bodendurchm. = Dieses Verfahren kann man bei kleinen Fässchen anwen- den, an denen sich die Länge und der Bodendurchmesser mit dem gewöhnlichen Apparate nicht mehr messen lassen. 6. Der Apparat reicht zwar unmittelbar nur bis höchstens 40 Eimer, allein nach folgender Vorschrift lassen sich auch sehr grosse Fässer noch bestimmen. Man messe mit einer geeigneten Stange die äussere Fass- länge, etwa indem man zwei Stäbe zu beiden Seiten des Fasses an die Frösche ansetzt, eme Stange nach der Länge darüber legt, und auf dieser die Fasslänge nach Abzug der Froseh- längen markirt. Ebenso suche man die Spundtiefe und den Bodendurchmesser auf eine Stange überzutragen. Nun halbire man die drei Maasse, mache genau in der Mitte eine Marke und messe die Hälften mit den zugehörigen Stäben des Appa- rates ganz auf dieselbe Weise, nach welcher die gewöhnliche Abmessung der Fässer geschieht. Die Summe $ der so er- haltenen Maasse gibt den achten "Theil des Inhaltes. Gemäss Anmerkung 1 muss die Fasslänge oben und an der Seite ge- messen, und das Mittel genommen werden. Als Beispiel wähle ich ein sehr schönes neues Fass, welches ich 1831 im k. k. Zimentirungsamte, während es ge- eicht wurde, genau abmessen liess. Seine Dimensionen in Wiener Zoll waren halbe Länge, grösste — 56,1 a „ kleinste = 58,9 halbe Spundtiefe. . . 98,17 Bodenhalbhmesser . . 47.0 Diese Längen können mit unserm Visirapparate noch gemessen werden und geben folgende Werthe: 247 halbe Länge, grösste ea 169,3 > » kleinste 167,1 halhe,Spundtsefe ..0: 9... ls. 11. 24488,2,9 Bodenhalbmesser . a 20T S = 608,9 Diese Summe kömmt in der Tafel und Scale nicht mehr vor, daher wird (nach Anmerkung 3) 250 abgezogen, gibt 358,9, wofür 136,4 Maass als so des Inhaltes folgt, mithin wirklicher Inhalt = 10912 Maass oder (der Eimer = Al Maass) — 266 Eimer 6 Maass. Die Eichung gab 265 Eimer. Falls die genaue Halbirung der drei Dimensionen mit Schwierigkeiten verbunden sein sollte, kann man auch dieselbe näherungsweise nehmen, nur müssen dann jedesmal beide Hälften gemessen und daraus das Mittel genommen werden. Von Herrn v. Boguslawski, Director der k. Universitäts- Sternwarte zu Breslau, ist folgendes Schreiben eingegangen: Ilustre k. k. Akademie der Wissenschaften. In keiner Wissenschaft tritt zuweilen so sehr die Nothwendigkeit ein, dass grössere als die gewöhnlichen Privatkräfte angewendet, dass von einer höheren Autorität mehrfache Bestrebungen auf einen und denselben Punct gelenkt werden, als in der practi- schen Astronomie. An einer grossartigen Unternehmung solcher Art hatte auch einst der Wiener- Astronom P. Maximilian Hell mitge- wirkt, und durch ihn Ihr Kaiserreich seinen Antheil in dem damals erhaltenen weltberühmten Resultate. Es ist jedoch seit- dem bereits eine geraume Zeit verstrichen und noch müssen wir 25 Jahre warten, bevor wir eine Revision dieses Resul- tates in ähnlicher Weise vornehmen können. Professor Ger- ling in Marburg hatte Recht, als er vor zwei Jahren darauf aufmerksam machte, wie wir auch jetzt schon immer von Zeit zu Zeit die Gelegenheit benutzen können, wenn auch immer nur angenäherte Parallaxenbestimmungen der Sonne zu er- langen, jedoch vielleicht dabei in einer Anzahl, dass im Mittel 248 dennoch ein nieht zu verachtendes Resultat daraus hervorgeht. Sein Vorschlag hat vornehmlich bei den gelehrten Gesellschaf- ten und dem. Congresse der vereinigten Staaten einen grossen Anklang gefunden, und dort eine grossarlige. wissenschaftliche Expedition ins Leben gerufen. Was mir davon bekannt geworden ist, habe ich im zwei- ten Quartal 1549 des astronomischen Jahrbuches der Breslauer- Sternwarte (Uranus) veferirt, und dabei erinnert, wie wir in Europa durch Mikrometer - Beobachtungen der Venus am Abendhimmel die nordamerikanischen Meridian - Beobachtungen im Monat April d. J. zu gleichem Zweke benutzen können. Vielleicht hat Eine Illustre k. k. Akademie der Wissen- schaften bereits daran gedacht sich mit den bedeutenden astro- nomischen Talenten und Kräften Ihres Kaiserreiches Ihren Antheil bei der Mitwirkung ebenfalls zu vindieiren, besonders aber, durch zweekmässige Leitung der Beobachtungen und nach- herigen Üoncentration der Resultate, einen werthvollen Ge- winn für die Wissenschaft zu erzielen. Als nächster Nachbar werde ich gern und voll Eifer im Sinne der von Einer Ilustren Akademie beschlossenen Mass- regel mitwirken, und bethätige dieses Anerbieten fürs erste durch Ueberreichung des von mir entworfenen kleinen Kärt- chens im Jahrbuche, welches die Sterne bezeichnet, welche, als bereits bestimmt, füglich dabei zu Mikrometer-Vergleichun- gen benützt werden können. Ausser mit dem Heliometer kann die hiesige Sternwarte auch mit dem besonders dazu geeigne- ten Differenz - Mikrometer mitwirken. Die k. k. Universitäts- Sternwarte zu Krakau ist ebenfalls bereits mit demselben ver- sehen, und selbst die kleine Sternwarte des Herrn Majors v, Zobelitz zu Gustau bei Gross-Glogau, wird mit Hilfe des- selben thätig mitwirken können. In ehrerbietiger Erwartung, dass eine Ilustre Akademie durch Uebernahme der Oberleitung Einheit in unsere Bestre- bungen bringen, eventualiter wenigstens einen der hochverdienten Astronomen Ihres Reiches damit betrauen werde, bin ich voll Bereitwilligkeit, mich der gemeinsamen Mitwirkung in der vom Centralpunkte angeordneten Weise eifrig anzuschliessen. Breslau den 1. April 1849. 2349 Die Classe beschloss, den der Akademie als Mitglieder an- gehörenden Astronomen dieses Schreiben mitzutheilen, um die- selben aufzufordern, durch ihre Mitwirkung die Akademie in die Lage zu setzen, den oben bezeichneten Zweck fördern zu können. Prof. Hyrtl theilte aus seiner der Akademie in Kürze vorzulegenden Abhandlung über die weiblichen Sexualorgane der Fische jene Einzelheiten mit, welche die Uebergänge der doppelten Ovarien in die einfachen betreffen. Er fand, dass bei mehreren Galtungen (Auxis, Cobüis. Mormyrus, Perca, Poe- eilie}, deren linkseitige Ovarien für einfach gehalten wurden, sich deutliche Rudimente einer ursprünglichen Duplieität nach- weisen lassen, und bei andern (z. B. Ammodytes tobianus) der scheinbar einfache rechtseitige Eierstock ein entschieden paariger, mit doppelten Oviduclen versehener ist. (Cobitis und Acanthopsis zeigen übrigens noch besondere, an die Structur der Anguillae und Sahmonidae nahe grenzende Eierstocksbil- dungen). — Die Rudimente der ursprünglich paarigen Ge- schleehtsorgane gewinnen dadurch eine höhere vergleichend-ana- tomische Bedeutung, als auch in der Classe der Vögel, in welcher nur der linke Bierstock und die linke Tuba perennirt, bei vielen Gattungen von Raub- und Wasservögeln Ueberreste der rechtseitigen Zeugungsorgane angetreolfen werden. Herr Dr. Boue übergab der Ulasse ein Verzeichniss der Werke und Aufsätze des Ehrenmitgliedes der kaiserlichen Aka- demie Leopold v. Buch, als Probe einer das ganze Gebiet der Naturwissenschart umfassenden bibliographischen Arbeit, womit der Herr Doctor in der Ueberzeugung von ihrer Nützlichkeit und Nothwendigkeit, sich seit Jahren mit Vorliebe beschäftiget, und bezüglien welcher er bereits im Besitze eines reichhalti- gen Materiales ist. Einige Worte über des grossen Geognosten wissenschaftliches Leben und Wirken gingen der summarischen Aufzählung der Leistungen als Binleitung voran. Herr Bergrath Doppler las folgende Note über eine bisher noch unbenützte Quelle magnetischer Declinationsbeobachtungen : 250 $. 1. Von den tellurischen Erscheinungen des Magnetismus hat wohl keine die Verwunderung der Naturforscher in einem höheren Grade erregt, als die wahrgenommene Veränderung der magnetischen Declination an einem und demselben Orte zu verschiedenen Zeiten. — Ein halbes Jahrhundert hindurch und darüber, hatte man sich mit einer, heut zu Tage fast unbe- greiflichen Renitenz gegen die Annahme derselben gesträubt. Um die immer häufiger werdenden, für sie sprechenden Erfah- rungsdaten zu entkräften, gab man sich der Ansicht hin, dass entweder eine fehlerhafte Manipulation bei Verfertigung der Magnete, oder aber eine allmählig eingetretene zufällige Ab- nahme oder Schwächung des Magnetismus der Nadel, oder endlich wohl auch eine irrthümliche Ablesung auf dem Limbus der Boussole die ganze Schuld an dieser vermeintlichen Natur- widrigkeit tragen müsste. — Bekamntlich war Hellibrand der erste, welcher endlich im Jahre 1634 die hier besprochene Variation der magnetischen Declination deutlich erkannte, und mit eben so vieler Bestimmtheit sich auch öffentlich darüber aussprach. Da man zu damaliger Zeit die Annahme von vier oder auch nur von zwei magnetischen Polen für genügend erachtete , so lag der Gedanke von einer periodischen Wande- rung derselben natürlich ganz nahe. Erfahrungsdaten von sehr ungleichem relativen Werthe und von eben so ungleichförmiger Vertheilung der Zeit nach, weisen darauf hin, dass beiläufig um das Jahr 1580 für ganz Europa das Maximum der östlichen Abweichung stattfand. Sie betrug damals für London und Paris ziemlich übereinstimmend 11Y,°. — Von diesem Zeit- punkte an nahm die östliche Declination zusehends ab, wurde ungefähr Anno 1650 Null, und ging sofort in eine westliche über. Etwa um das Jahr 1819, wo sie im Mittel bei 24° west- lich betrug, schien sie zum Stillstand zu kommen, und kehrte nach einigen kleinen Unregelmässigkeiten, etwa vom Jahre 18537 angefangen, wieder allmälig abnehmend gegen Osten zurück, welche Bewegungsrichtung bis zur Stunde fortbesteht. $. 2. Die Richtigkeit, ja selbst die Existenz, eines sich hieraus ergebenden Bewegungscyelus von beiläufig 480 Jahren, ist jedoch, insbesonders wegen der grossen Unsicherheit in der Bestimmung des Maximums der östlichen Abweichung noch ? 251 \ sehr grossen Zweifeln unterworfen. Der um diesen Gegenstand hochverdiente Hansteen, der unverdrossendste Sammler aller nur immer darauf bezüglichen Thatsachen, klagt an mehr als einer Stelle seines vortreffllichen Werkes sehr darüber, dass es ihm nicht möglich gewesen war, von einer früheren Zeit als un- sefähr 1600 etwas vollständiges zu sammeln. Bis zu Halley’s Zeit, d. i. bis zum Jahre 1683 waren der brauchbaren Beobachtun- sen noch so wenige, dass Hansteen, so sehr er es auch gewünscht hatte, nieht im Stande war, für irgend ein Jahr zwischen 1600 und 1700 eine Deelinationskarte zu construiren. Für den Zeitraum zwischen 1700 und 1800 gelang es zwar seinen unablässlichen Bemühungen nothdürfig so viele brauch- bare Daten sich zu verschaflen, dass er für diesen Zeitraum mehre Karten von zunehmender Verlässlichkeit construiren konnte. Gleichwohl würde man sich einem Irrthume hingeben, wolite man diesen Beobachtungen einen mehr als mittelmässigen Werth beilegen. Was insbesonders die so höchst wichtige Bestimmung des östlichen Umkehrpunktes anbelangt, so liegen dieser An- nahme nur fünf Beobachtungsdaten zu Grunde, nämlich jene zu Paris von 1541, 1550 und 1580, und jene zu London von 1576 und 1580, von denen noch überdiess jene ältesten von 1541 und 1550 für sehr unverlässlich wehalten werden, - so dass also eigentlich nur drei Beobachtungen an zwei ver- schiedenen Orten für diese so höchst wichtige und entscheidende Bestimmung zurückbleiben. — Als eine vorzügliche Ursache der so geringen Ausbeute von brauchbaren älteren Beobach- tungen muss man den Wahn früherer Jahrhunderte bezeichnen, als sei die Abweichung auf einer und derselben Stelle unver- änderlich, daher man sehr häufig weder Ort noch Zeit, wo und wann die Beobachtungen gemacht worden waren, aufge- zeichnet, überhaupt ältere und neuere Beobachtungen so durch- einander gemengt findet, dass sie sich geradezu widersprechen, und für uns unbrauchbar werden. Als eine weitere Ursache der Verwirrung kömmt hiezu noch, die ganz und gar verschiedene Weise bei den Venetianern, Genuesern, Sicilianern und andern Anwohnern des Mitieimeeres, die Compassrose mit der Magnet- nadel fix zu verbinden. Endlich verhinderte die grosse Unsicher- heit in den damaligen Längenbestimmungen die Brauchbarkeit 252 der besten Beobachtungen, wenn diese nicht zufällig in der Nähe eines Landes oder einer Insel angestellt wurden, deren Seographische Lage jetzt bekannt ist. Diess ist in kurzen Umris- sen der wahre Sachverhalt in Betreff der brauchbaren magnetischen Beobachtungen früherer Jahrhunderte, in so weit sie uns wenig- stens Schiffsbücher und Reiseberichte nur immer bieten konnten. $. 3. Bei einer so bedauernswerthen Armuth an guten oder doch brauchbaren Deelinations-Beobachtungen insbesenders bezüglich der früheren Zeit, muss es in einem hohen Grade befremden , dass man so ganz und gar auf eine wahrscheinlich sehr 'ergiebige und nahe liegende Beobachtungsquelle, welche der Vergangenheit mehr noch wie der Gegenwart zur Benützung offen stand, unbegreiflicher Weise bisher vergessen zu haben scheint. Nirgends findet man nämlich auch nur die leiseste Andeutung , die geringste Erwähnung davon, dass man die markscheiderischen Aufnahmen, dass man Grubenkarten und Zugbücher zu diesem wissenschaftlichen Zwecke jemals benützt habe. Und dennoch scheinen mir gerade diese in mehr als einer Beziehung eine ganz besondere Beachtung verdient zu haben. Jeder Theil eines mehr oder weniger ausgedehnten Gruben- baues, er heisse nun Erb- oder semeiner Stollen, Lauf, Flügel, Strecke, Schutt, Rolle oder wie sonst immer, mit alleiniger Ausnahme der ganz seigern Schächte, bietet, wenn er nicht völlig verbrochen und ins Unkenntliche zusammengegangen ist, stets ein vortreflliches Mittel zur Bestimmung der magnetischen Declination für den Zeitpunet des damaligen Verziehens dar. Aus der damaligen Stunde des Streichens, wie sie aus der betreffenden Grubenkarte, aus den Zugbüchern, oder aus irgend einer berggerichtlichen Urkunde entnommen werden kann, ver- glichen mit einer spätern Stundenangabe desselben Stollens u. s. w. lässt sich nämlich selbst nach Verlauf eines halben Jahrtausends die Grösse der Deelination zu jener Zeit stets mit zureichender Genauigkeit finden. Denn das betreffende Grubenobject, gleichsam der eine Schenkel des abzunehmenden Winkels ist unverändert dasselbe geblieben, während die Stundenangabe begreiflicher Weise die Lage des andern Schenkels für jene Zeit angibt. $. 4. Um in dieser wichtigen Sache klarer zu sehen, schien es mir vor Allem angezeigt zu untersuchen, ob erstlich 253 überhaupt die ausgeübte Markscheidekunst bis zu jener Zeit zurückreichet, zu der «ute magnetische Declinationsbeobach- tungen noch zu den grossen Seltenheiten gehörten, so dass diese also auch für die Wissenschaft von wirklichem Werthe sein würden? Noch mehr aber lag es mir ferners daran zu er- fahren, ob markscheiderische Aufnahmen , Zugbücher , bergge- richtliche oder berggeschichtliche Urkunden noch gegenwärtig vorhanden sind, aus so früher Zeit, dass die hieraus zu schö- pfenden Angaben für die Wissenschaft noch besonders wün- schenswerth erscheinen. — Endlich galt es zu erforschen, ob die Verlässlichkeit und Genauigkeit, mit der damals die Stun- den abgenommen wurden, diesen Resultaten wohl auch einen Anspruch auf Brauchbarkeit zu wissenschaftlichen Zwecken si- chern würden. — Durch Benützung hiesiger Bibliotheken und Archive, so wie durch geiällige Mittheilungen glaubwürdiger Sachkenner sehe ich mieh in den Stand gesetzt. diese Fragen in nachfolgender Weise zu beantworten. $. 5. Was zuvörderst das Alter der ausübenden Mark- scheidekunst, beziehungsweise die Benützung der Magnetnadel zu markscheiderischen Zwecken anbelangt, so würde hierüber jedenfalls eine Geschichte dieser Kunst die besten Aufklärun- gen darbiethen. Allem eine solche Geschichte existirt meines Wissens leider noch nicht. So viel aber kann ohne Ühertrei- bung behauptet und unschwer nachgewiesen-werden, dass die- ses Alter weit über jene Zeit zurückreicht, wo man die Bous- sole als unentbehrlielicn Leiter auf offenen Meeresfahrten zu benützen anfing. Denn der noch frühere Gebrauch derselben bei der Küstenschiffahrt kann hier um so weniger in Betracht kommen, als es bei der damaligen unbehilflichen Nautik , wie auch Hansteen ganz richtig bemerkt, auf ein Dutzend Grade mehr oder weniger nicht ankam. — Als die erste offene Mee- resfahrt nimmt man diejenige an, in Folge welcher Amerika entdeckt wurde. Allein weder von dieser noch von den dar- auffolgenden spanischen und portugiesischen Entdeckungsreisen konnte bisher auch nur eine einzige brauchbare Beobachtung aufgefunden werden. Sie sind für diesen Zweig des Wissens so gut wie gar nicht unternommen. Die ältesten derartigen Auf- zeichnungen verdanken wir vielmehr zumeist den holländischen 354 . und englischen Seefahrern, und es ist bekannt, dass diese nur bis zum Beginn des 1%. Jahrhunderts zurückreichen. — An- ‚ders ist dies dagegen in Bezug auf die Anwendung der Mag- netnadel bei der Markscheiderei. Nachdem diese Kunst lange Jahre hindurch gleichsam als eine geheime angesehen und sorg- fältigst vor Profanation geschützt worden war, gab, so viel man weiss, zuerst Georg Agricola und zwar in seinen „zwölf Büchern von den Bergwerken”, welches Werk schon Anno 1521 zu Basel in Folio herauskam , — vollständiger aber noch in seinem späteren Werke „de re metallica”’” Anno 1556 schon eine ziemlich umfassende Anleitung zum Markscheiden, woraus man zugleich ersiehet, dass die damaligen Boussolen schon eine ganz ähnliche Einrichtung, wie die jetzt gebräuchlichen, hatten. Mit mehr Sachkenntniss und Gründlichkeit behandelt jedoch die- sen Gegenstand Erasmus Reinhold im Jahre 1574. — In der verbesserten Bergordnung des Joachimer Bergbaues vom Jahre 1548, und in der sogenannten Reformations-Libelle des Salz- wesens zu Gmunden und Hallstadt von Anno 1524 wird es schon den Markscheidern wiederholt zur strengen Pflicht ge- macht , die Stunden beim Verziehen genau abzunehmen. Lässt sich nicht schon hieraus, da Bedürfniss und Erfahrung obener- wähntem Werke von Anno 1521 nothwendig vorausgehen muss- ten, mit aller Wahrscheinlichkeit schliessen, dass die prakti- sche Markscheiderei mit Benützung der Boussole wenigstens schon vor 1500 ausgeübt worden sein müsse? — Was wird man aber erst dazu sagen, wenn weiteres bemerkt werden muss, dass mehrfäche Anzeichen vorhanden sind, die bestimmt darauf hinweisen, «dass schon um die Mitte des 14. Jahrhun- derts und vielleicht selbst noch früher markscheiderische Auf- nahmen gemacht wurden. So sagt schon August Beyern in sei- nem „gründlichen Unterricht vom Bergbau und der Markschei- dekunst”, Schneeberg 1749, ausdrücklich, dass der Setz-Com- pass gegen Ende des 14. Jahrhunderts aufkam. — Um einen andern nicht uninteressanten Fall dieser Art der Vergessenheit zu entreissen, möge es gestaltet sein Nachfolgendes hier mit- zulheilen. Zu einer Zeit, wo noch die Kunst Gegenstände nach verjüngten Massen zu zeichnen und aufzutragen noch nicht er- funden war, mithin jedenfalls lange vor 1400, liess man Behufs 255 einer markscheiderischen Aufgabe, Markscheider aus Tirol nach der Hallstadt in Oberösterreich kommen, die sofort nach vor- genommener Verschienung die erforderlichen Constructionen auf der Oberfläche des zugefrornen Hallstädter-See’s in natürlicher Grösse ausführten, die so erhaltenen und gesuchten Linien und Winkel in natura abnahmen, und darnach verfuhren. — Aehn- liches geschah nun wohl in allen vorkommenden Fällen dama- liger Zeit, in Ermanglung nahe liegender Seen auf grossen Ebenen. — Bei dem Umstande nun, dass der Bergbau wahr- scheinlich in die vorgeschichtliche Zeit hinaufreicht, wie diess die vorhandenen Ueberreste vorrömischer Bergbaue beweisen dürften, und bei der grossen pekuniären Wichtigkeit der ge- nauen Lösung markscheiderischer Probleme, — lässt es sich wohl kaum ernstlich bezweifeln, dass die Markscheider dama- liger Zeit, dis erste Kunde von der Erfindung der Magnetnadel mit grosser Freude vernommen und zu ihren Zwecken benutzt haben werden. — Es werde hier in Erinnerung gebracht, dass zu Folge einer altnorwegischen Urkunde der eigentliche Com- pass bereits schon vor 1180 bekannt war, und dass schon 1068 von den magnetischen Leitsteinen auf eine Weise die Rede ist, die vermuthen lässt, als hätte man sich damals"schon des an einer Schnur aufgehängten natürlichen Magnetsteins zu Schifffahrtszwecken bedient. Als wahrscheimlich wird es jedoch bezeichnet, dass erst &egen das Jahr i300 der Compass eine mehr ausgebreitete Anwendung gefunden haben dürfte. Nichts stehet also der Vermnthung entgegen, derselbe sei bereits zu derselben Zeit auch den Markscheidern bekannt geworden. — Es muss hier ferners zur Hintanhaltung von Missverständnissen noch eigens und nachdrücklichst hervorgehoben werden, dass zur Vermittlung der Variation der Declination die einfache Stundenan- gabe mit beigefügter Bezeichnung der Zeit und des Objects voll- kommen hinreicht, — während alle Beobachtungsdaten aus anderen als dieser Quelle geschöpft, begreiflich erst dann und in dem Maasse entstehen konnten, als die Ueberzeugung von der Existenz der magnetischen Declination allmählig bei Seefahrern und Ge- lehrten Eingang fand, woraus allein schon eine Priorität zu Gunsten der markscheiderischen Daten von mehr als einem Jahrhunderte gefolgert werden kamn. 256 $. 6. Auf die Beantwortung der zweiten Frage überge-. hend, muss vor Allem eingestanden werden, dass durch den Vandalismus des Mittelalters , durch häufige und wiederholte Feuersbrünste, durch den nagenden Zahn der Zeit, und durch absichtliche Verschleppungen nachweislich die meisten Archive bei den landesfürstlichen sowohl wie gewerklichen Bergbauen ‘ihrer Schätze beraubt, und öfters gänzlich zerstört wurden. Ewig bedauern und beklagen muss man es daher im Interesse der Wissenschaft, dass unsere Vorfahren, diese Fundgrube über- sehend, es gänzlich unterliessen, gleichzeitig auch aus dieser zu ihrer Zeit so ergiebigen Quelle zu schöpfen, und hiedurch der Wissenschaft einen Schaden zu ersparen , welchen aller Fleiss der Gegenwart durchaus nicht mehr gut zu machen ver- mag. Was ich in Beireff! des noch auf unsere Zeit herüber- gekommenen Materials hierorts und vorläufig in Erfahrung brin- gen konnte ist leider nur sehr wenig, und bestehet in Folgen- dem. — Vorerst werde angeführt, dass beziehungsweise in den Jahren 1524, 1563 und 1656 drei reformirte Ordnungen des Salzwesens für Gmunden und Hallstadt erschienen sind. Von diesen konnte nur die neueste von 1656 hierorts aufgefunden werden, jene beiden früheren sollen sich, gewordener Versi- cherung gemäss, jedoch in den Archiven von Gmunden und Hallstadt noch vorfinden. In der genannten Bergordaung von 1656 ist nun unter Hindeutung auf frühere Abschienungen eine Zusammenstellung von im Jahre 1654 neuerlich verschienten Stollen in ziemlich bedeutender Anzahl, mit Angabe der Stunde ihres Streichens bis auf % Grad genau, enthalten, Findet sich nun in den früheren relormirten Bergordnungen von 1563 und 1524, wie diess zu erwarten stehet, eine markscheideri- sche Aufnahme derselben Grubenobjeete, die also jedenfalls noch einige Jahre früher vorgenommen worden sein müsste, so ergibt eine einfache Vergleichung der Stundenabnahme der gleichbenannten Stollen und Strecken unmittelbar die Variation der Declination und eben so letztere selber für die beziehungs- weisen Jahre von voraussichtlich wenigstens 1654, 1561 und 1522. Im Gegenhalte mit der ältesten, zweifelhaften Beobach- tung von 1541, wäre selbst dieses isolirte Ergebniss schon für einen wissenschaftlichen Gewinn zu halten, und diess zwar 257 um so mehr, als sich bei der Möglichkeit, aus jenen vielen Beobachtungsdaten eine wahrscheinliche Mittelzahl zu bilden, ein ziemlich genaues Resultat erwarten liesse. Ebenso befindet sich in des Grafen Sternberg Geschichte der böhmischen Berg- werke eine Grubenkarte, aus der ersten Hälfte des 16. Jahr- hunderts, jedoch ohne Angabe der Stunden des Streichens, und ohne magnetische Richtungslinie, welche demnach erst aus den etwa noch vorhandenen Acten erhoben werden müssten. — Ferners befinden sich in obenerwähntem Werke August Beyern’s zahlreiche Verschienungen für die Jahre 1696— 1730 mit den Stundenangaben bis auf '/;. Stunde genau zu- sammengestellt. Endlich versicherten mich competente und voll- kommen glaubwürdige Montanistiker , dass sie in Hall in Tirol Grubenkarten von anno 1525 und von 1560 selbst gesehen hätten, — dessgleichen, dass in Gastein und in der Rauris im Salzburgischen noch Zugbücher vom Jahre 15%9 von Wal- den vorhanden seien. — Wie unbedeutend nun diese Andeu- tungen auch immer an sich sind, so dürften sie gleichwohl zu der Hoffnung berechtigen, dass bei einer fleissigen, aus ver- eintien Kräften hervorgegangenen Durchforschung der mark- scheiderischen Archive, und der berggerichtlichen Repositorien in den verschiedenen Bergwerks -Stationen selber, dankens- werthe Resultate vielleicht noch immer gewonnen werden könn- ten. — Denn, dass Residenzstädte mit ihren sonstigen über- reichen Kunst- und wissenschaftlichen Schätzen, gerade für die hier in Rede stehenden Erhebungen keine passenden Orte sind, liegt auf ofiner Hand. $. 7. Was endlich die Frage rücksichtlich des Genauig- keits- und Verlässlichkeitsgrades anbelangt, welcher bei den markscheiderischen Daten vorausgesetzt werden darf, so ist vorerst durchaus kein Grund da, anzunehmen, es seien diese Daten überhaupt jenen der Seefahrer in irgend einer Weise nachzusetzen. Im Gegentheile scheint bei dem Seefahrer weder das Bedürfniss, noch die Möglichkeit einer gleich genauen Ablesung, wie beim Markscheider , vorhanden gewesen zu sein. Das Bedürfniss nicht, weil das Einhalten eines gewissen Stri- ches bis auf Theile eines Grades genau selbst gegenwärtig noch für den Steuermann eine Unmöglichkeit ist, — die Mög- Sitzb. d. mathem. naturw, Cl. Jahrg. 1849, IV, Heft. 20 258 lichkeit nicht, weil bei dem beständigen Hin- und Herschwanken des Schiffes ein Ablesen des Winkels bis zu diesem Grade von Genauigkeit augenscheinlich unausführbar war. — Ganz anders dagegen ist diess beim Markscheider , der seine Stundenab- nahme bei vollkommen zur Ruhe gekommenen Nadel vornimmt, und dessen Streichungsangabe insbesonders bei den sogenann- ten Löcherungsproblemen niemals genau genug sein können. — Bei der obenerwähnten Verschienung vom Jahre 1654 sind, wie gesagt, die Stunden bis auf ('/,)° genau angegeben, wäh- rend sich wohl kaum Declinations - Bestimmungen aus Schiffs- büchern jener Zeit entnommen, einer gleichgrossen Genauig- keit rühmen dürften. Was das Vertrauen auf die Verlässlich- keit der markscheiderischen Angaben noch sehr steigern muss, liegt in den Umständen, dass diese Beobachtungen von jeher von sachkundigen Markscheidern gemacht wurden; — dass die pecuniäre Wichtigkeit und die grosse Verantwortlichkeit ihrer Arbeiten zumal in Löcherungs- und berggerichtlichen Fällen ; — dass auferlegte Pflichten und heilige Eide sie zur gewissen- hafiesten und möglichst genauen Stundenabnahme gleichmässig antreiben mussten, — und dass endlich diese Daten an Ver- läss"chkeit und Genauigkeit noch sehr durch die Möglichkeit der Stundenabnahme anderer. Strecken desselben oder eines benachbarten Bawes gewinnen, wodurch Controle und arith- metische Mitielresultate zugleich ermöglicht werden. — $. 8. Die Wichtigkeit der Sache, um die es sich hier handelt, wird es entschuldigen, wenn dieselbe auch noch von einem andern als dem bisherigen Gesichtspuncte aus beleuchtet wird. Alle bisher gesammelten magnetischen Beobachtungen mit Ausnahme jener der neuesten Zeit, beziehen sich bekamt- lich fast durchaus auf sehr verschiedene Orte unserer Erd- oberfläche. Dieser Umstand begünstigte oder ermöglichte nun zwar sehr die Construction der magnetischen Abweichungs- karten, in Betreff welcher man allerdings wünschen musste, recht viele Beobachtungen an möglichst dislocirten Orten, aber nahe zu derselben Zeit angestellt, zu erhalten. Das gerade Gegentheil hiervon muss dagegen dann gewünscht und ange- strebt werden, wenn man den Gang der declinatorischen Va- vialion auf unserer Erde erforschen will. In diesem Falle muss 259 man trachten, an einem und demselben Orte (oder wohl auch an mehreren) durch den langen Zeitraum eines oder mehrerer Jahrhunderte hindurch, und zwar in möglichst kurzen Zeit- räumen recht viele Beobachtangsdaten sich zu verschaffen. Dieser letzteren Aufforderung entsprechen nun aber die mark- scheiderischen Angaben in einem sehr hohen Grade, während dagegen die aus den bisherigen Quellen geschöpften Daten sich hiezu offenbar nur wenig eignen. Die schon seit mehr als einem Jahrhunderte angeordnete Evidenzhaltung der Grubenkarten, be- hufs der wöchentlichen Consultationen bringt es nämlich mit sich, dass seitdem alle neu ausgefahrenen Strecken etc. von Zeit zu Zeit markscheiderisch aufgenommen und in die Karten eingetragen werden mussten. Siehet man also von der frühesten Zeit ab, so unterliegt es keinem weitern Zweifel, dass sich noch eine grosse Menge von zusammenhängenden und in bester Ordnung erhaltenen Aufzeichnungen abgenommener Stun- den für dermalen noch bestehende und zugängliche Gruben- objecte auffinden lässt. — Gesetzt also auch, die in Bezie- hung auf die allerfrüheste Zeit erhoffte Ausbeute, erwiese sich als nicht sehr erheblich, so kann noch immer gefrast werden, ob bei dem fühlbaren Mangel andeı wärtiger Angaben für diese Zeit, eine, wenn auch nur auf 100 — 150 Jahre zu- rückreichende, aber ununterbrochene und an demselben Orte gemachte Erfahrung, wie sie hier geboten werden dürfte, für die Erforschung der magnetischen Veränderungen unserer Erde in der That von so geringem Belange sei, dass eine wissen- schaftliche Umschau darnach sich nicht rechtfertigen liesse ? — $. 9. Die Phänomene des tellurischen Magnetismus so wie die meisten meteorologischen Erscheinungen, sind mit den astro- nomischen darin sehr nahe verwandt, dass deren Wiederkehr an Perioden von kürzerer oder längerer Dauer geknüpft ist, — eine Dauer, die sich öfter auf Jabrhunderte , ja selbst auf Jahrtausende erstrecken kann. — Die Astronomie hat es zu keiner Zeit unterlassen, die Vergangenheit zu befragen , wern sie darauf ausging, die Erscheinungen der Gegenwart zu deu- ten, um jene der Zukunft vorherzusagen. Sie that diess mit rastlosem Eifer und in der umfassendsten Ausdehnung. — Die beobachtende Physik hat Aehnliches in Betreff der magneti- 20 * 260 schen Erscheinungen wohl auch gethan, aber wie es scheint, auf eine nur einseitige und eben desshalb ungenügende Weise. — Es verdiente genauer als diess hier selbst bei dem besten Willen möglich war, untersucht zu werden, ob sich unsere höchst mangelhafte und lückenvolle Kenntniss von den magne- tischen Veränderungen unserer Erde nicht vielleicht durch eine. glückliche Aufdeckung einer neuen bis jetzt noch unbenützten Quelle vervollständigen und ergänzen liesse? — In Fällen, wo es sich wie hier, nicht einmal um besonders feine und schwie- rige Beobachtungen handelt, haben überdiess die Beobach- tungsdaten einer noch zu erwartenden fernen Zukunft keinen merklich höhern Werth, als jene einer selbst schon lange ver- flossenen Vergangenheit! Wie viel würde man aber nicht dafür geben, wenn wir uns schon jetzt die Erfahrungen auch nur des nächstkommenden Jahrhunderts in Betreff der erdmagneti- schen Erscheinungen aneignen, und selbe für die Gegenwart und Zukunft nutzbrivgend machen könnten? — Der Verfasser gegenwärtiger Darlegung glaubt daher im Interesse der Wissenschaft die Aufmerksamkeit der natur- wissenschaftlichen Classe der k. Akademie auf diesen ihm wich- tig scheinenden Gegenstand lenken und beantragen zu sollen: dass diese gelehrte und einflussreiche Körperschaft sich bei dem hohen Ministerium für Landescultur und Bergwesen dahin verwenden möchte, hierauf bezügliche Nachforschungen und Anfragen von dort aus bei allen landesfürstlichen, und durch deren gefällige Vermittlung, auch bei allen privatgewerkschaftlichen Berg- und Salinenämtern der Gesammt - Monarchie veranlassen zu wollen. Allerdings unterliegt es keinem Zweifel, dass zu einem völligen Gelingen dieses Unternehmens, und zur Erzie- lung einer möglichst reichen Ausbeute an diessfälligem Mate- riale es jedenfalls höchst wünschenswertl wäre, durch eine vorausgehende Entsendung irgend eines geeigneten, innerhalb oder ausserhalb der akademischen Mitgliederschaft stehenden Individuums, wenigstens in einige der vorzüglicheren Bergwerks- Stationen den Erfolg dieses Unternehmens zu sichern. Denn es darf nicht verschwiegen werden, dass derlei wissenschaftliche Erhebungen, da sie mit einer mühsamen Durchforschung der ältesten Urkunden, mit Entzifferung bereits veralteter Idiome, 261 mit der richtigen Deutung nicht mehr gebräuchlicher Bezeich- nungen und fast immer auch mit markscheiderischen Arbeiten zugleich verknüpft sind, — über eine officielle Zumuthung weit hinausgehende Leistungen sind, die nur jenen Verein- zelten billigerweise zugemuthet werden können, welche in dem Dienste der Wissenschaft ihr grösstes Vergnügen und ihre höchste Ehre suchen. — Solche Kräfte nun für diesen wissen- schaftlichen. Zweck, durch persönliche Einflussnahme zu ge- winnen, und die Massnahmen und Instructionen, die allein zu einem guten Ziele führen können, durch einige angestellte Ver- suche, welche die etwaigen Schwierigkeiten ins Licht stellen sollen, vorzubereiten, — wäre vorerst der Hauptzweck einer solchen Aussendung. — Die naturwissenschaftliche Classe der kais. Akademie hat zwar mit so freigebiger Hand während eines kurzen Zeitraumes zu wiederholtenmalen Opfer zu ähn- lichen Zwecken gebracht, dass Schreiber dieses es für ange- zeigt findet, den Zeitpunkt dieses Unternehmens einer löbl. Akademie der Wissenschaften ganz anheim zu stellen. — Möge nur der hier angeregte Gedanke nicht verloren gehen, und zu einer reichen Ausbeute an Materiale führen für den wei- tern Ausbau eines Wissenzweiges, auf welchem vorzugsweise unser Jahrzeheud, als lohnende Frucht seiner Anstrengungen nicht ohne Stolz herabzablieken sich berechtiget fühlen kann. Die Classe beschloss diesem Antrage in seinem ganzen Umfange Folge zu geben und alle sonstigen zur Förderung desselben dienlichen Schritte einzuleiten. Auf den Antrag des Herrn Classen-Präsidenten wird be- schlossen, dem Profsssor der Landwirthschaftslehre und Natur- geschichte an dem k. k. Lyceum zu Linz, Hrn. Dr. Dominik € o- lumbus, zwei Partien meteorologischer Instrumente zur Ver- füsung zu stellen, für die unter seiner Leitung zu organisiren- den Observatorien das eine zu Linz, das andere zu Kirchschlag. Sitzung vom 19. April 1849. Herr Franz Ritter von Hauer las folgende Mittheilung : Unstreitig einer der wichtigsten Fortschritte in der Kennt- niss des Baues der Alpen und Karpathen, welchen man den 262 jüngsten zum Theil noch nicht beendigten Untersuchungen ver- dankt, ist die richtige Deutung der Schichten, welche Nummu- liten enthalten. Während man noch vor wenig Jahren ganz all- gemein der Ansicht war, diese Fossilien wären in Schichten der verschiedensten Formationen zu finden, ist es bis zum jetzigen Augenblicke gelungen, es im höchsten Grade wahr- scheinlich zu machen, dass alle bekannten eigentlichen Nummu- liten der ältesten Gruppe der Tertiärformation der Bozenpe- viode angehören. In Oesterreich wurde diese Ansicht zuerst in den italienischen Naturforscher - Versammlungen angeregt, und bier in Wien traten die Herren Morlot und Boue als Vor- kämpfer für dieselben auf. Ersterer suchte in seinen „Erläute- rungen zur geologischen Uebersichtskarte der östlichen Alpen” die Richtigkeit derselben nachzuweisen und Letzterer zeigte in einer eigenen Mittheilung, :) wie viele bisher dunkel gebliebene Seiten in der Lagerungsgeognosie durch sie ins Reine gebracht werden können. Während aber auf diese Weise die gewichtigsten Stimmen im Herzen der Monarchie thätig waren, um der gedachten An- sicht Geltung zu verschaffen, dürfen wir nicht vergessen, dass gerade in den Hauptgebirgszügen von Oesterreich, in den Alpen und in den Karpathen, ihre Richtigkeit noch am meisten in Zweifel gezogen werden kann. In den neuesten Publicationen über die Karpathen behaup- tet Herr Professor Zeuschner noch fortwährend das Auftreten von Nummuliten in weit älteren Gebirgsbildungen. In Istrien sollen nach Rosthorn Nummiulitenschichten mit Hippuriten- schichten wechsellagern, eine Beobachtung, der übrigens Herr v. Morlot entschieden entgegen tritt. In unserer nächsten Nähe endlich gibt es ebenfalls noch einen derartigen Punct aufzuklären. Abgesehen von den älteren Angaben des Vor- kommens von Nummuliten in der Gosauformation, welche durch eine irrige Zusammenstellung der wirklich eozenen Schichten von Salhofen und Kressenberg mit den Kreideschichten der eigentlichen Gosau begründet waren, wiederholten sich die An- gaben über das Vorkommen von Nummuliten mit Hippuriten in 1) Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Gesammelt und herausgegeben v W. Haidinger II. p. &16. 263 den Schichten von Neuberg, an den Abhängen des Gansberges, am Fusse der hohen Wand bei Grünbach u. s. w. so häufig, manche unserer ersten Geologen erinuerten sich so deutlich, diese Vorkommen selbst beobachtet zu haben, dass es von hohem Interesse erscheinen musste, diese Puncte einer erneu- erten Untersuchung zu unterziehen, um hier die oben erwähnte Ansicht auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Die letzten Osterferien boten mir hiezu eine gewünschte Gelegenheit. In Gesellschaft des Herrn Dr. Hörnes, später auch in der der Herrenv. Morlot und Czizek, besuchte ich alle jene Puncte in der Nähe des Schneeberges, die als Num- mulitenführend bezeichnet worden waren, den Gansberg;, die Gegend nördlich von Grünbach, den Kehnberg nördlich von Wiltendorf. An allen drei Stellen, und überdiess an einer Reihe von bisher in dieser Hinsicht nicht bekannten Localitäten als an einer Stelle, östlich von Prüglitz, in dem Thal von Breiten- sol südlich von Buchberg, an den Abhängen des Ketten-Lois- berges bei Hettmannsdorf nordwestlich von Neunkirchen, endlich an der ganzen Strecke zwischen Rothengrub und Strelzhof und noch über beide Ortschaften hinaus fanden wir eigenthümliche Schichten, die durch sicher und genau bestimmbare Fossilien der oberen Kreideformation zugewiesen werden, und die zu gleicher Zeit eine grosse Anzahl linsenförmiger Körper ein- schliessen, die eine so grosse Aehnlichkeit mit Nummuliten darbieten, dass erst zu Hause das genauere Studium ihrer Structur ihre richtige Bestimmung möglich machte. Es sind durchgehends Orbituliten oder, wie man sie auch genannt hat, Lycoptris, die durch den Mangel der spiralen Anordnung ihrer Zellen scharf und sicher von den Nummuliten sich unterschei- den lassen. Zwar hat Herr Professor Schafhäutl in München unlängst’) sich bemüht nachzuweisen, dass die Num- muliten ebenfalls keine spirale, sondern eine cyklische Structur besitzen, doch ist diess gänzlich falsch wie Graf Keyserling in einer eigenen Mittheilung ”) vollkommen genaw dargestellt hat. Alle an den oben erwähnten Stellen gefundenen linsenför- migen Körper, ferner auch die sogenannten Nummuliten von %) Leonhard und Bronn Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. 1846, p. 406. ?) Abhandlungen der kais. russischen mineralogischen Gesellschaft, S, 714. 264 Neuberg in Steiermark, die zusammen mit Kreidefossilien sich finden, zeigen, wie die spätere Untersuchung mich lehrte, keine spirale Struetur und sind keine Nummuliten. Das Gestein an den meisten der erwähnten Localitäten zeigt eine sehr eigenthümliche Beschaffenheit, es ist ein ziem- lich feinkörniger Kalksandstein, von röthlicher oder gelblicher Farbe, der in Säuren heftig brauset, jedoch einen beträcht- lichen Rückstand von Quarzkörnern gibt. Ohne Zweifel, seine Farbe gab Veranlassung, ihn auf einigen geologischen Karten an der Stelle zwischen St. Lorenzen und Hettmannsdorf, als rothen Sandstein zu bezeichnen, was natürlicherweise unrichtig ist. Der Berg unmittelbar nördlich von Lorenzen, der eine srosse Anzahl von Terebrateln enthält, gehört höchst wahr- scheinlich mit dem Orbitulitensandsteine zusammen; doch ist diess noch nicht vollkommen sicher ermittelt: An einigen Stellen, besonders in der Nähe von Strelzhof nimmt das or- bitulitenführende Gestein einen mehr mergelartigen Character an, die Gosaupetrefaete, besonders Inoceramen stellen sich in grösserer Anzahl und in ganzen Exemplaren ein, während man in dem eigentlichen Kalksandstein nur kleine Bruchstücke davon findet. Eine Abnahme in der Zahl der eingeschlossenen Orbituliten hält jedoch mit diesen Veränderungen gleichen Schritt und unwill- kührlich wird man hier zur Ansicht geführt, dass die eigentlichen Gosaumergel im innigsten Zusammenhange mit dem orbituliten- führenden Kalksand stehen. Durch eine genaue Untersuchung der Fossilien des Kalksandes wird die geologische Stellung derselben ausser Zweifel gesetzt. Es fanden sich ausser den Orbituliten: 1. An den Abhängen des Gansberges , südlich vom Pa- schenhaus und Gansbauer. Hemipneuster radiatus Ag. wenn anders die nach einem blossen Bruchstücke, an welchem übrigens die vom Scheitel zum Munde führende Furche deutlich zu erkennen ist, gemachte Bestimmung als richtig betrachtet werden darf. Inoceramus in Bruchstücken , durch die fibröse Structur der Schale zu erkennen. Hippurites,, ebenfalls nur ein Bruchstück. Terebrateln, verschiedene Arten. Gryphaca, eine sehr grosse, wohl neue Art. 265 2. Nordwestlich von Prigglitz : Echiniten, Inoceramen, Gryphaea, nicht näher bestimmbar. 3. Breitensol. In einem schönen engen Thale, welches ganz von Schichten der orbitulitenführenden - Gesteine und von eigentlichen Gosaumergeln ausgefüllt ist. Südlich vom Orte findet man Orbituliten mit. Peetunculus, Turritella und andere von der Gosau her bekannte Fossilien. Nördlich fehlen, wie es scheint, die Orbituliten, mindestens konnten wir keine ent- decken. Dagegen kommen hier andere Fossilien: grosse Gry- phaeen, Pecten, u. s. w. in grosser Anzahl vor. 4. Nördlich von Grünbach. Hier bilden die Orbitulitenge- steine eine Reihe von sehr steilen Hügeln, die durch ihre gelbe Farbe schon weithin kennbar sind. Um sie herum im Thale finden sich die eigentlichen Gosaumergel. Von Fossilien fanden wir Lyriodon alaeforme ; Hippurites, ein abgerolltes Fragment; Gryphaea. 5. Westlich von Hetimannsdorf. an den Abhängen des Ketten-Loisberges: Calianassa (Pagurus) Faujari, schöne, deutlich erhaltene Scheeren. Einige haben die Form von Calianassa antigua Otto; doch mögen es nur Spielarten der ersten Species seyn. Terebrateln in grosser Zahl. 6. Bei Rothengrub Tnoceramus in Bruchstücken. 7. Beim Strelzhof, wo die Orbitulitengesteine ein mehr mergeliges Ansehen annehmen: Pecten striatocostatus ; Inoceramus in ganzen Stücken ; Fungia u. Ss. w. In den Orbitulitenschichten von Neuberg findet sich dieselbe Gryphaea, wie an den Localitäten in Oesterreich und Durch- schnitte von Inoceramen. Es sind im Vorhergehenden nur jene Formen angeführt, die mir von besonderer Bedeutung für die Bestimmung des Alters der Orbitulitenschichten erschienen. Bin vollständigeres 2366 Verzeichniss zu liefern wird erst nach Einleitung ausgedehn- terer Aufsammlurg der organischen Reste möglich werden, Die oben angeführten Fossilien beweisen, dass die in Rede stehenden Schichten der Kreideformation, und zwar der oberen Abtheilung derselben angehören. Die merkwürdigen Calianassen, der Hemipneuster, die Orbituliten selbst erinnern sogar unzweifelhaft an die oberste Schichte der Kreidefor- mation, an den Kreidetuff von Mastricht. Was das Verhältniss der Orbitulitenschichten zu den eigentlichen Gosaubildungen betrifft, so ist, da die ersteren an keiner Stelle eine Schichtung erkennen lassen, schwer, sich mit Bestimmtheit auszusprechen. Aller Orts bilden sie ausser- ordentlich steile Abfälle mit scharfen Rücken und Kämmen, oft auf grosse Strecken entblösst, doch nirgends konnten wir trotz des sorgfältigsten Suchens regelmässige Gesteinslager gewahren. Die Art des Auftretens bei Grünbach, dann die Fossilien machen es übrigens im hohen Grade wahrscheinlich, dass die Orbitulitensandsteine als das Jüngste Glied der Gosaubildungen zu betrachten ‚sind. Herr Professor Dr. Rokitansky theilt die Resultate neuer anatomischer Untersuchungen über den Kropf mit, zu welchen ihn eine ausgedehntere demnächst der Akademie vor- zulegende Arbeit über die Cysten veranlasste. Das Wesen des Kropfes besteht in Erweiterung der Drüsenblasen der Schild- drüse und in Entwickelung neuer. Die Drüsenblasen werden endlich zu umfänglichen Cysten , welche steril bleiben können, gewöhnlicher aber sich mit Schilddrüsenparenchyn neuer endo- gener Production ausfüllen. Diese stellen die Lappen und Knollen der grösseren Kröpfe dar, und es ist in der That jeder entwickeltere Kropf ein Cystenkropf. Das die endogene Production vermittelnde Gebilde, sind kolbige, vielfach aus- sebuchtete und verästigte hyaline Exerescenzen auf der Innen- wand der Cyste, in deren Innern sich das Drüsenelement (die Drüsenblase) ganz so, wie ausserhalb der Cyste entwickelt. Die Exerescenzen besitzen ansehnliche, in grossen Bögen ver- laufende Gefässe, und werden allmälig, indem die sie consti- 267 tuirende Helle structurlose Membran zu Zellgewebsfibrillen zerfällt, zum Stroma der neuen Drüsenformation. Das Studium des Kropfes gibt nicht nur Aufschlüsse über die elementare Grundlage der Drüsenblase und den Vorgang der Hypertrophie der Drüsen überhaupt, sondern es liefert auch wichtige Erläu- terungen auf dem Gebiete der Cyste. So wie nämlich im Kropfe die normale Drüsenblase zur Cyste degenerirt, so entwickelt sich die Cyste als Neubildung aus demselben Elemente, wie jene, d.i. aus einem Kerne, und durchlaufi in ihrer Fortbildung ein Stadium, in welchem sie mit der Drüsenblase identisch ist. Die Exerescenzen auf der Innenwand der Schilddrüsencyste, als Träger eines neuen Parenchyms, sind auf dem Gebiete der Cyste eine sehr gewöhnliche, höchst merkwürdige Erscheinung, für welche übrigens auch der physiologische Zustand sein Ana- logon aufzuweisen hat. Herr Doctor Victor Pierre las nachstehende Mittheilung über das Spannkrafts-Maximum der Dämpfe in der Luft. Bekanntermassen hat Regnault den Zweifel ausgesprochen, ob das Dalton’sche Gesetz für die Spannkräfte gemengter Gase auch in voller Strenge auf ein Gemenge von Gasen und Däm- pfen angewendet werden dürfe. Diese für die Meteorologie wichtige Frage veranlasste mich die Versuche Dalton’s , auf welche sich der bezweifelte Satz stützt, zu wiederholen. Ausgehend von der Ansicht, dass der von Dalton zu den erwähnten Versuchen gebrauchte Apparat in verschiedener Beziehung zu unverlässlichen Resultaten Veranlassung geben könnte, suchte ich denselben so abzuändern, dass jene Fehler- quellen so viel als möglich beseitigt werden dürften. In wie- ferne diess gelungen, will ich dem Urtheile anderer überlassen, und mich hier darauf beschränken, eine kurze Beschreibung des Apparates und einige an demselben gemachte Beobachtungen mitzutheilen. Die Vorrichtung, deren ich mich bediente, ist in der Zeich- nung Taf, IM. in eiwa ”; der wirklichen Grösse dargestellt, und besteht der Hauptsache nach, aus einer durchaus gleich- weiten, zweischenklichen Glasröhre ABC, von 5”" Durch- 268 messer, deren oben bei A geschlossener Schenkel AB in gleiche Raumtheile (deren jeder bei 12°C 10 Grane Quecksilber fasst) getheilt ist, und nach unten durch das Stück 3 D mit dem Quecksilberbehälter Z communicirt. Der Boden dieses Gefässes kann durch eine Schraube Z' gehoben und gesenkt werden, so dass das Quecksilber bis zu jeder beliebigen Höhe in den Röhren gehoben werden kann. Die Röhre ist an eine Spiegelplatte befestigt, auf welcher eine Millimetertheilung an- gebracht ist; dadurch, dass man jedesmal die Quecksilberkuppe und ihr Spiegelbild beim Visiren sich decken lässt, kann jede Parallaxe vermieden, oder wenigstens sehr unbedeutend gemacht werden. Dieser Theil des Apparates wird von einem weiten Glasgefässe M PA MN umgeben, welches zur Aufnahme von Wasser von bestimmter Temperatur dient, welche letztere als das Mittel aus den Ablesungen an drei in verschiedener Tiefe angebrachten Thermometern angenommen wird. Beide Röhren und der Behälter E wurden mit trockenem Quecksilber so ge- füllt, dass dasselbe bis nahe an das offene Ende C des längeren Schenkels reichte, dieses Ende mit einer Chlorcaleiumröhre ‚verbunden , und durch abwechselndes Heben und Senken des Bodens von E die Röhre selbst mit trocl.ener Luft gefüllt, von der man sodann in dem geschlossenen Schenkel einen Theil auf- steigen liess. Um jede Spur von Feuchtigkeit zu entfernen, zog ich durch eine Saugvorrichtung den grösseren Theil der in dem verschlossenen Schenkel enthaltenen Luft wieder heraus, und ‚liess dieselbe wieder durch das Chlorcaleiamrohr zutreten. Man hebt nun den Boden von E so weit, dass das Quecksilber in beiden Schenkeln gleich hoch steht, nachdem man zuvor das äussere Glasgefäss mit Wasser gefüllt hat, und notirt das Volum der eingeschlossenen Luft, deren Spannkraft durch den gleich- zeitig beobachteten Barometerstand gegeben ist. Die grösste Schwierigkeit bietet jeloch die richtige Be- stimmung der Temperatur; denn obwohl ich die von mir ge- brauchten, von Kappeller in Wien verfertisten "Thermometer zuvor sorgfältig verglichen, und ihren Nullpunkt neuerdings bestimmt hatte, zeigten dieselben doch nie einen völlig überein- stimmenden Gang, auch der Nullpunkt blieb während der Dauer ler Versuche nie genau an derselben Ste'le, so dass die Mittel- 269 werthe aus den gemachten Ablesungen leicht auf einige Zehntel Grade unsicher werden. Auch ist die Temperatur des Wassers niemals während der Dauer eines Versuches constant, und zeigt eine, keineswegs regelmässige Abnakme von oben nach unten. Dazu kommt noch, dass die dünnen Wände der Quecksilber- gefässe der Thermometer weit schneller die Wärme durch sich hindurch leiten, als die starken Wände der Glasröhre, wodurch es geschehen kann, dass die eingeschlossene Luft :beim Steigen der Temperatur kälter, beim Sinken wärmer erscheint als das umgebende Medium. Diese Umstände sind von besonderem Ein- flusse bei höheren Temperaturen, von geringerem Belange bei solchen, die von der der umgebenden Luft nur wenig ver- schieden sind. Ich will mich daher bei der Mittheilung meiner Versuche nur auf den letzteren Fall beschränken, und zuvor als Anhalts- punkt bei der Beurtheilung der Resultate einige Beobachtungen vorausschicken, welche zeigen, in wie ferne die aus denselben folsende Aenderung der Spannkraft der trockenen Luft bei bekannter Volumsänderung, mit der nach dem Mariotte’schen Gesetze berechneten übereinstimmen. Das ursprüngliche Volum der trockenen Luft betrug 126.5 Raumtheile, ihre Temperatur 11.750 C, der auf 0° reducirte Barometerstand: 735.91 Millim. | Spannkrafts- Spannkrafts- Aend. R ! Aend. beob. |berech. 3 heob. |berech Millm. | Millm. Millm.| Millm. 0.0 | 0.00 2.10 | 111.0 |110.79 s.s | 8.65 12.12 ‚0 | 95.74 40.0 | 39.74 12.25 .5 | 74.29 73.5 | 73.72 22 12.35 ‚0. | 21.10 111.0 |110.69 12.37 „+ | 10.18 151.0 1150.79 | 12.45 .6| #30 126.6 1126.12 | 12.50 : 1.45 Die letzte Columne di enthält jene Aenderungen der Tem- peratur, welche dieselben Differenzen der Spannkraft ergeben würden, wie sie zwischen den beobachtenden und berechneten 270 Werthen wirklich stattfinden; diese Beträge liegen nach dem Vor- ausgehenden so ziemlich innerhalb der möglichen Fehlergrenzen. Uebrigens ist nicht zu übersehen, dass wegen der doppelten Ablesung auch Fehler in der Bestimmung des absoluten Betrages der Spannkraftveränderung begangen werden können, die 0.2 Millim. betragen. Indessen ist aus den mitgetheilten, so wie aus noch mehreren derartigen, ganz ähnliche Resultate liefernden Versuchen anzunehmen, dass der mittlere Fehler höchstens '/, Millimeter beträgt. Auf diese vorläufigen Versuche gestützt, unternahm ich es nun, zu den Messungen der Spannkräfte der Dämpfe des reinen Wassers zu schreiten, und bediente mich hiebei der Methode, bei wenig sich verändernden Temperaturen diese Grösse aus Beobachtungen abzuleiten, bei welchen das Volum des Gemenges um einen bekannten Betrag geändert wurde. Ist dann 2 der auf 0° reducirte Barometerstand, At die Temperatursänderung, V das ursprüngliche V—Av das geänderte Volum, h die ge- hobene Quecksilbersäule, d die ursprüngliche Spannkraft der eingeschlossenen Luft, so ist die Spannkraft der Dämpfe: db (1+«&At) Av Bon da sich für b(1+«At) Av ba At und io leicht Tafeln construiren lassen, ist die Berechnung von e nach dieser Formel ziemlich einfach. Der Einfluss aber eines Fehlers in der Bestimmung von At ergibt sich gleich — ba (7) dat. Ist nun Av ziemlich gross, so würde ei V—Av doch bedeutend grösser als 1, und da für 5=760 Millm. ba— 2.79" ist, kann ein Fehler von 0°%.1 € leicht einen Fehler von mehr als 0.3 Millim. in der Berechnung von e zur Folge haben. Aus diesem Grunde theile ich nachfolgende Beobachtungen nur mit der Bemerkung mit, dass die Genauigkeit jeder einzelnen nur auf 1 Millim. verbürgt werden kann. 271 % Barometer 733.58": Anfängliches Luftvolum 127.3. : Temperatur 14°2 C. Volum. Spannkraft Temperatur Spannkraft der mm. ©. l Dämpfe. 127.3 82 14.3 8.47 120.0 56.0 14.6 11.32 115.0 89.6 146 11.02 110.0 126.0 14.6 10.46 127.3 11.2 14.8 10.49 Mittel der Temperatur 14:58. > „» Spannkraft 10.35” "- Die erste Beobachtung wurde gleich nach dem Einbringen von Wasser in die geschlossene Röhre gemacht, in Folge davon die Spannkraft zu klein erscheint; überhaupt bedarf es bei dieser Versuchsweise ungemein lange, bis die Spannkraft ein Maximum erreicht hat, auch findet man, wenn man das Voium des Gemenges vergrössert, in der Regel einen kleineren Werth der Spannkraft für dieselbe Temperatur, wovon der Grund eben darin liegt, dass die Dämpfe in der Luft nur langsam sich bil- den können. Gegen Ende des Versuches hatte der Barometer- stand um 0.9””= zugenommen, was in den Werthen der Spann- kraftmaxima berücksichtigt wurde. Eine andere Versuchsreihe ergab die folgenden, weniger übereinstimmenden Resultate bei 739.39”” Barometerstand mit demselben Gemenge aus Luft und Dampf. Al. Spannkraft Spannkraft Volum. des Gemenges in NEE un der Millm. 5 Dämpfe. 126.0 5.4 12.70 7.86 127.3 — 0.3 12.80 9.26 125.0 +14.2 12.80 10.34 120.0 46.0 12.86 11.16 115.0 79.0 12.98 9.97 120.5 46.4 13.03 11.08 125.0 14.3 13.07 8.70 127.3 0.9 13.10 9.66 Mit'el der Temperatur 12?92. 9 » Spannkräfte 9.73””- 272 Ich habe ausserdem noch eine Menge anderer Bestimmun- gen gemacht, von denen die bei höheren Temperaturen, wegen der Unsicherheit der Temperatursbestimmungen , wenig zuver- lässlich erscheinen, und eigene Mittel erheischen, durch welche jene Unsicherheit vermieden werden kann, was Gegenstand meiner weiteren Bemühungen ist. Ich will zum Schlusse noch einige ver- einzelte Beobachtungen bei verschiedenen Temperaturen (nach längerem Stehen des Apparates) angestellt, hier folgen lassen: Temperatur. Spannkraft. Temperätur. Spannkraft. 18.5 12.00 13.15 11.3 18.6 11.94 15.50 12.6 18.7 11.16 15.70 12.8 13.8 12.80 12.5 10.92 12,8 10.30 13.0 11.90 Diese einzelnen Daten stimmen wenig mit den vorigen, ich muss indessen dabei bemerken, dass viele der letzteren, beson- ders die bei den 'etwas höheren. Temperaturen, von 15 und 18° in der Weise angestellt wurden, dass der längere Zeit sich selbst überlassene Apparat, ohne mit Wasser gefüllt zu sein, gebraucht wurde, indem ich glaubte, dass alle Theile desselben die ziemlich constante Temperatur des Locales angenommen haben dürften. Wie man sieht, erscheinen diese letzteren Re- sultate gegen die vorigen zu hoch, jedoch sind sie fast immer noch geringer, als die Spannkräfte im leeren Taume. Zur Vergleichung dienet folgende Tafel: Spannkraft der Dämpfe ‚nach den Ver- im leeren Raume. Temperatur. | suchen in der Luft. nach Dalton. | nach Kämtz. 12.91 9.75 11.32 11.22 14.58 10.35 12.92 12.08 18.50 12.00 15.82 15.39 12.50 10.92 11.04 10.96 13.00 11.50 11.38 10.92 12.80 10.30 11.24 13.15 11.30 11.48 19.70 12.80 13.92 275 Untersuchung über den Flug der Vögel. Von Joh. Jos. Prechtl, wirklichemMitgliede der kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften. Wien, bei Gerold. Diese Schrift, welche in umfassender Weise einen Gegen- stand behandelt, zu dessen Aufklärung zwar bisher theilweise einige Versuche gemacht worden sind, die aber eben darum, weil sie weder das Ganze der wechselseitigen Beziehungen umfassten, noch sich auf entscheidende Beobachtungen stützten, ungenügend bleiben mussten, — zerfällt in zwei Theile, deren erster die Naturlehre, der zweite die Mechanik des Fluges enthält. Der erstere enthält 1) die Beschreibung der Organe, welche beim Fluge des Vogels wirksam sind, und die Art und Weise ihrer Wirksamkeit; 2) die äussere Gestaltung des Vogels in Beziehung auf das Fluggeschäft, nämlich die Ge- staltung des Flügels, die Verhältnisse der einzelnen Flügel- theile und der Gestaltung des Körpers mit .ihren Gründen; 3) die Flugbewegungen selbst, nämlich die Art und Weise, wie die Organe, welche beim Fluge der Vögel thätig sind, in den verschiedenen Flugbewegungen zusammenwirken. Diese Bestimmungen beruhen sämmtlich auf eigenen: Beobachtungen und Untersuchungen des Verfassers. Um die Wirkungsart der verschiedenen beim Flugmechanismus des Vogels thätigen Muskeln richtig zu erkennen, mussten zahlreiche Beobachtungen über den Flug der Vögel unter verschiedenen Umständen der anatomischen Untersuchung selbst theils vorausgehen, theils sie begleiten, um die richtige Wirkungsart festzustellen, und da- durch alle hypothetischen oder irrigen Annahmen aus dem Gegenstande zu entfernen. Die Untersuchungen dieses ersten Theiles bilden die Grundlage für den zweiten Theil, welcher die mathematischen Bestimmungen enthält, nach welchen sämmtliche Hauptmomente des Fluges der Hechnung unter- worfen werden. Dieser Theil ist in zwölf Absätze oder Kapitel abgetheilt, von denen das erste die Bestimmungen «) über die Lage des Widerstandspunktes einer um eine Axe sich drehenden, wider- stehenden Fläche; 5) über das Maas dieses Luftwiderstandes enthält, auf welchen sich die Hebung des Vogels mittelst des Sitzb. d, mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. IV. Heft. 21 274 Flügelschlages gründet. Den Bestimmungen über diesen Wider- stand liegen die eigenen von dem Verfasser schon vor längerer Zeit angestellten und seiner Zeit beschriebenen Versuche zum Grunde, deren Resultate vor Kurzem durch neuere Untersu- chungen eine vollkommene Bestätigung erhalten haben. Das zweite Kapitel enthält die Gleichungen über die mechanische Wirkung des Flügelschlages zur Hebung des Vogels. Diese Gleichungen enthalten alle Bedingungen und Momente des Flügelschlages, und aus denselben lassen sich das Gewicht des Vogels, die Flügelfläche, die Anzahl der Flügelschläge in einer Secunde, die Grösse des Schlagwinkels, das Verhältniss der Zeit des Rückschlages zu jener des Niederschlages , die Hebung etc. durch Rechnung bestimmen, deren Resultate mit den Beobachtungen völlig übereinstimmen. Das dritte Kapitel behandelt die mechanische Wirkung des Flügelschlages zur Vorwärtsbewegung des Vogels. Der Flügel ist nämlich, wie im ersten Theile gezeigt worden, so eingerichtet, dass während des Niederschlages nur ein Theil desselben als ebene Fläche für die Hebung wirkt, ein anderer Theil, welcher mit der vorigen einen Winkel bildet, dagegen durch den im Nieder- schlage gebildeten Luftwiderstand vorwärts getrieben wird, und 60 die Geschwindigkeit erzeugt, welche der Vogel durch seine Flügelschläge erhalten kann. Die Gleichungen für diese Ge- schwindigkeit sind in diesem Kapitel entwickelt. Im vierten Kapitel wird die Form des Flügels bestimmt, und mit der Beobachtung übereinstimmend gezeigt, dass diese Form durch o eine Parabel gegeben ist, deren Parameter — — wenn / die Länge und 5b die grösste Breite des Flügels bezeichnet. Diese Fläche hat die Eigenschaft, dass der Widerstandspunkt derselben in der halben Länge des Flügels liegt. Ferner werden hier die näheren Bestimmungen für diejenigen Flügeltheile gegeben, welche für die Vorwärtsbewegung wirksam sind. Das fünfte Kapitel „Specielle Nachweisungen” enthält zur Anwendung und Bestätigung der in den vorigen Kapiteln gegebenen Gleichungen die numerischen Berechnungen über Hebung und Geschwindig- keit von verschiedenen Vögeln, mit Einbeziehung der übrigen dahin gehörigen Flugverhältnisse. Hierzu wurden solche Vögel gewählt, welche gewissermassen als Repräsentanten verschie- 275 dener Flugorganismen angesehen werden können. Die Angabe dieser Rechnungen, im Besondern über die Geschwindigkeit, welche der Vogel nach Massgabe der Beschaffenheit seiner Flugorgane erreichen kann, stimmen so genau mit den Beob- achtungen, dass auch von dieser Seite die Gleichungen, welche ihnen zum Grunde liegen, die volle Bestätigung erhalten. Das sechste Kapitel handelt von dem Schwerpunkte des Vogel- körpers und von den Einrichtungen, welche die Natur getroffen hat, um den Vögeln bei ihrem Fluge die möglichst genaue, ihrer Bewegungsrichtung parallele Richtung ihrer Längenaxe möglich zu machen. Das siebente Kapitel enthält Untersu- chungen über das Verhältniss des Gewichtes der Flügel zu jenem des Körpers, und Bestimmung der Regel, welche die Natur hier befolgt hat, um die möglichste Oekonomie an Kraft zu erreichen. Das achte Kapitel handelt von der Flügellänge, und gibt die Regel an, nach welcher bei Vögeln verschiedener Ordnungen die Länge der Flügel sich vergleichungsweise be- stimmen lässt, Das neunte Kapitel handelt von dem Nieder- sinken und dem Schweben beim Fluge der Vögel, und er- läutert sämmtliche Bedingungen, welche bei diesen Flugbewe- gungen vorkommen. Das zehnte Kapitel betrachtet den Ein- fluss der Windströmung beim Fluge des Vogels, besonders zur Hebung desselben. Das eilfte Kapitel untersucht die Be- dingungen des Fluges in höheren Luftrevieren, und zeigt, dass bei demselben Momente des Flügelschlages, d. i. bei demselben Kraftaufwande, die Geschwindigkeit vorwärts in der Höhe be- deutend grösser werde, oder für dieselbe Geschwindigkeit wie in der untern Region ein geringerer Kraftaufwand nöthig sei; wozu ‘übrigens der in der dünneren Luft verminderte Wider- stand auf den Vogelkörper nichts beiträgt, da die gleiche Ver- minderung unter dem Flügel beim Niederschlage desselben statt- findet. Die Vögel erheben sich daher jederzeit, wenn sie eine Reise zu machen haben, so hoch in die Luft, als es sonst die Verhältnisse ihrer Flugwerkzeuge gestatten. Das zwölfte Kapitel endlich enthält die Untersuchungen über die Muskel- kraft, welche die Vögel in ihren Flugbewegungen aufzuwenden haben, und es finden sich hier diese Verhältnisse für den» Adler numerisch berechnet, Es ergibt sich hieraus die Unstatt- 2192 276 haftigkeit der bisherigen Meinung, nach welcher die Vögel im Fluge eine ungeheuere, von jener der übrigen Thiere ganz abweichende, Muskelkraft auszuüben hätten. Es ist aus dieser kurzen Anzeige ersichtlich, dass die vorliegende Schrift durchaus Original-Untersuchungen enthält, und ihren Gegenstand mit möglicher Vollständigkeit zu er- schöpfen gesucht hat. | Die Classe bewilligt zwei Stücke Barometer zum Gebrauche für Herrn Prettner zu Klagenfurt, ‚welcher seit einiger Zeit eine anerkennenswerthe Thätigkeit in der Förderung meteoro- logischer Beobachtungen in Kärnten entwickelt, und bei dem ‚von der Classe ins Leben gerufenen Systeme meteorologischer Beobachtungen mitzuwirken erbötig ist. Sitzung vom 26. April 1849. Das correspondirende Mitglied, Herr Professor Steinheil aus München, erfreute die Classe bei seiner Anwesenheit in Wien mit einem Vortrage über seine neueren Arbeiten zur Er- zielung genauer Normal-Gewichte, dann über sein Centrifugal- Wurfgeschoss , wovon er ein Modell vorzeigte und mittels Dampfes in Bewegung setzte. Von den Herren Partsch und Haidinger wurde fol- gender Commissionsbericht erstattet: Als am 9. December 1847 die kaiserliche Akademie der Wissenschaften, auf den Antrag ihrer Commission, über die zur geologischen Durchforschung des Landes vorzunehmenden wünschenswerthen Arbeiten, zuerst Hand ans Werk der Aus- führung derselben legte, gab es mehrere Richtungen, in wel- chen die Arbeiten unternommen werden mussten. Zur Förderung fremder Arbeiten wurden für einen jeden von den vier damals in der Monarchie theils bestehenden , theils in der Bildung begriffenen geologischen Vereinen, als Anerkennung des Werthes ihrer Leistungen , Geldbeiträge bewilligt. Als Vorbereitung der eigenen Arbeiten der Akademie wurden durch einen namhaften Reisebeitrag die Herren v. Hauer und Hörnes 277 in den Stand gesetzt, auf einer Reise durch Deutschland, Bel- gien, Frankreich, England, die Schweiz vielerlei, späterhin in unserer grossen Aufgabe anzuwendende Erfahrungen zu sam- meln. Endlich blieb der Commission für den Winter 1848—49 die Verpflichtung aufrecht, der kaiserlichen Akademie der Wis- senschaften einen Bericht „über die vortheilhafteste Ausführung einer geologischen Karte derösterreichischen Mon- archie, in einer, dem Stande der Wissenschaft entspre- chenden und der österreichischen Monarchie würdigen Gestalt vorzulegen.’ Die Commission wird zuerst die Erfolge der Bewilligungen des vergangenen Jahres mit einigen Worten berühren, und dann diejenige Aufgabe vornehmen, welche ihr noch zu lösen vorliegt. Nur zwei von den geologischen Vereinen wurden wirklich mit den erwähnten 100 fl. betheilt, der von Tirol und der von Innerösterreich, Es verdient bemerkt zu werden, dass der Erste mit dem verflossenen Jahre seinen Zweck als erfüllt be- trachtend, die Wirksamkeit mit der Herausgabe einer geogno- stischen Karte in München abschliesst. Eine zweite Bewilli- sung wird daher nicht in Antrag gestellt werden. Diess wird allerdings für den innerösterreichischen Verein fortwährend wünschenswerth erscheinen, da er noch viele Aufgaben vor sich hat, und doch durch die seitdem eingetretenen ungünstigen Verhältnisse bedeutend zurückgesetzt worden ist. Der ungari- sche und der böhmische Verein, durch die Verhältnisse in ihrer Bildung unterbrochen, können hier in der Betrachtung füglich ganz übergangen werden. Die Herren Franz Ritter v. Hauer und Dr. Moriz Hör- nes haben die vorgeschlagene Reise glücklich und erfolgreich vollendet. Die mathematisch - naturwissenschaftliche Classe hat die Berichte selbst vernommen; wir können daher uns begnü- gen, im Allgemeinen zu sagen, dass diese Unternehmung ihren Zweck vollständig erreicht hat, so weit es die schwierigen Verhältnisse des verflossenen Jahres gestatteten. Namentlich musste das Studium der secundären Schichten des südlichen Frankreichs, an den Pyrenäen sowohl als an den Ausläufern der Alpen aufgegeben, oder wir wünschen zu sagen, auf eine 278 günstigere Zeit verschoben werden. Indessen haben die Herren mannigfaltige Kenntnisse gesammelt, viele Verbindungen ange- knüpft, die uns nun bei den ferneren zu unternehmenden Ar- beiten zu Gute kommen sollen. Während die Reisenden glücklich zwischen den schwie- rigsten Perioden im Paris und anderwärts hindurch kamen, mussten aber für uns in Wien, in Beziehung auf die vorläufi- gen Verbindungen, die wir anknüpfen, und Erhebungen, die wir einleiten sollten, viel grössere Hindernisse eintreten. In ge- wöhnlichen ruhigen Zeiten würden wir viel früher im Stande cewesen Sein, unsern Bericht zu erstatten,-auch hätte sich mit =) D ) grösserer Bestimmtheit ein Blick in die Zustände des künftigen Sommers werfen lassen, als es uns jetzt noch erlaubt ist. Selbst in dem gegenwärtigen Augenblicke kann es uns nur gestattet sein, mehrere Anträge in der Ordnung, in welcher sie auszuführen wünschenswerth wäre, zu stellen, mit der Absicht, diejenigen zur Ausführung gebracht zu sehen, welche ) 8 D in dem Reiche der Möglichkeit liegen. Wenn vor anderthalb Jahren die kaiserliche Akademie der Wissenschaften die Initia- tive ergrifl, um Arbeiten für den Zweck einer Landesdurch- forschung in einem grossen Zusammenhange in Gang zu set- 5 5 zen, wo noch so wenige vorbereitet war, so erscheint dagegen 2 fe) ’ jetzt in den Weltverhältnissen so Vieles erst in der Anordnung begriffen, dass es auch uns nur möglich ist, eventuelle Anträge [o} 9 fe) 9 fo) zu machen, für welche wir die Kräfte der Akademie in An- spruch zu nehmen wünschen. Bevor wir in der Ordnung der Punkte in unserm ersten [e) Berichte die eigentlichen wünschenswerthen Arbeiten für die 5 Karte und die Stellung 3? ben befinden, erläutern, sei es uns gestattet, noch einige all- in welcher wir uns gegenüber dersel- gemeine Bemerkungen voranzuschicken. Wir wollen kein Unternehmen vorschlagen, das grösser wäre, als dass man erwarten könnte, in nicht allzu langer Zeit mit demselben zu einem sünstigen Ende zu gelangen. Zwar ist so etwas überhaupt keine Aufgabe für ein einzelnes Individuum, und die Akademie stirbt nicht, der Staat stirbt nicht. -Doch finden auch hier die Entwicklungen periodenweise Statt, und es ist rathsam, dafür zu sorgen, dass ein auf zu lange Zeit 279 ausgedehntes Unternehmen nicht am Ende derselben als veraltet erscheine. Ist daher der Anfang gemacht, sind die Kräfte ge- prüft, so ist es wünschenswerth, mit hinlänglichem Nachdrucke zu handeln, um den beabsichtigten Erfolg zu sichern. Aus dem Vorgange in andern Ländern lernen wir, dass die Regierungen derselben mächtige Hilfsmittel zu diesem Zwecke in Bewegung gesetzt haben. Was in England ge- schieht, dürfen wir wohl in unserem gegenwärtigen Zustande Sar nicht zu erreichen uns vornehmen, da uns selbst die geo- graphische Unterlage gänzlich mangeln würde. Aber doch sind es gerade diese grossen Arbeiten, die durch die Regierung geleitet werden, in einem Lande, in welchem sonst vorzugs- weise Alles der Privatthätigkeit überlassen bleibt, und wo bereits so vieles in geologischer Beziehung von Privaten ge- leistet war. Es ist uns diess wohl ein beherzigenswerther Vor- gang. Die Wissenschaft soll auf der Höhe des Gesammtstaates gehälten werden, sie wird daun sich nützlich in die entfernte- sten Länder derselben vertheilen, während die bisherige vor- zugsweise provincielle Entwicklung wissenschaftlicher Bestre- bungen, in dem hier vorgesetzten Zwecke die grosse öster- reichische Monarchie nicht als andern grossen Staaten eben- bürtig erscheinen lässt. Herrn v. Hauer’s vergleichende Uebersicht bezeichnet ganz richtig die Herausgabe der geognostischen Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie. von einem der Commissionsmitglieder als das Einzige, was bei uns von der Regierung in dieser Richtung geleistet worden ist. Es muss noch der Versuch übrig bleiben, dass die unbedeutenden Kosten wenigstens als wirk- lich verwendet angesehen würden, um die Karte zur Beför- derung geologischer Kenntniss mehr im Lande zu vertheilen, als es selbst bisher geschehen ist. War es früher die k. k. Hofkammer im Münz- und Berg- wesen, von welcher man Ursache hatte die Unternehmung von Arbeiten zur geologischen Landesdurchforschung zu erwarten, so ist diess gewiss noch vielmehr gegenwärtig, wo man von allen Seiten wetteifert, um den Erfolg der Erfahrungen auf die Entwickelung der gesellschaftlichen Verhältnisse in unserem Lande anzuwenden, das in so vieler Beziehung zeitgemäss 250 thätige k. k. Ministerium für Landesculiur und Bergwesen. Weder das althergebrachte System, noch auch die spätern Ministerien - Combinationen vereinigten die gleichen Vortheile, wie die nun bestehende. Bereits in unserm Berichte vom 9. December 1847 hatten wir darauf hingewiesen, dass es in der Ausführung nothwen- dig sein würde, von Seite der Akademie die Unterstützung des k. k. Montanisticums in Anspruch zu nehmen. Gegenwärtig wo es sich darum handelt, der Aufgabe näher zu rücken, sie in einer deutlicheren Gestalt hinzustellen, jetzt wird es auch nothwendig, diese Mitwirkung näher zu bezeichnen. Wir er- lauben uns in dieser Beziehung eine Anfrage an jenes hohe Ministerium der Gutheissung der Classe zu empfehlen, deren Beantwortung uns erst vollkommen in den Stand setzen wird, die genaueste Eintheilung und Benützung der disponibeln Kräfte der Akademie genügend darzustellen. Wir glauben nicht vorschlagen zu sollen, erst die Ant- wort abzuwarten, um dann das Weitere zu berathen. Im Ge- gentheile kann man jetzt schon mehrere Betrachtungen anstel- len und Beschlüsse fassen , die unter was immer für Verhält- nissen nützlich und selbst nothwendig erscheinen werden. Wir theilen die hierher gehörigen Untersuchungen in 1°. Die Fest- stellung der geographischen Grundlage der Karten, und 2° die für diesen Sommer von der Akademie einzuleitenden Arbeiten. 1. Die Karte. In unseren Ländern des österreichischen Kaiserstaates sind in der letzten Zeit neue geographische Aufnahmen des k. k. General-Quartiermeisterstabes ausgeführt, und Karten in verschiedenen Masstäben in dem k. k. militärisch - geographi- sehen Institute vollendet worden, und zwar nach dem neuesten Verzeichnisse, welches wir hier zur Einsicht vorlegen, in fol- senden Verhältnissen: Masstab. Wiener Klafter auf Einen Zoll. Mit Bergzeichnung. Ohne Bergzeichnung. Lombardie und Venedig . 1200, 4000 . 6000 Tirol und Vorarlberg . . 2000, 4000 . . . 6000 Salzbug . . : 2.2....7%2000, 2000 Oesterreich ob der Enus . 1200 281 Masstab. Wiener Klafter auf Einen Zoll. Mit Bergzeichnung. Ohne Bergzeichnung. Oesterreich ob und unter der Enns. . . 2 .2.2..2..%000, 4000 . . . 6000 Steyermarkiun us!) ».h ur. 4000 . . . 6000 Illyrien . 4000 . . .. 6000 Steyermark und Illyrien . 2000 BA VERS KANTE Mate, Mähren und Schlesien . . 2000, 4000 . . . 6000 Galizien und Lodomerien . 4000 Westgalizien . . . . . 2400 Mstealizien 4 m. ln. Menermaliuukl, a ana .431.0000 Böhmeniewina 20. WR lagen Sa, 20000, Unzarne an ua. Aa A nah 60008 Banatunı IMs a al) nah dan. ir V6000 Slavonıen BASEl. Wo Boll near Maß... ualeardinee 0000 Croatien nn run Bamıa... 120.0 A a ae 00 Dalmatlendaas .. Wins. Kohlen ns 00.00 Siebenbürgen 344. Wann.hvun.: med. ep Sach 0000 Die Monarchie . . . . 12.000 . . .....12.000 Detailkarten von den Ländern, welche hier bloss ohne Bergzeichnung angegeben sind, wurden bisher noch nicht von dem geographischen Institute geliefert, wenn auch die Auf- nahmen immer fortgehen, und auch die Ausführung der Karten ebenfalls nach und nach folgt. Die von Mähren wurde kürz- lich vollendet, vorher kamen die Karten von Steyermark und Illyrien, von der Lombardie und Venedig, von Tirol, von Oesterreich, von Salzburg, letztere wird von Geographen be- reits veraltet genannt, während noch der grösste Theil der Monarchie nicht vollendet ist. Von unseren Kronländern haben wir dem gegenwärtigen Zustande von Kunst und Wissenschaft wenig angemessen nur ganz ungenügende Detailkarten, so schätzbar sie an und für sich sind, und so ehrenvoll für die Privatkräfte, denen sie ihre Entstehung verdanken, Von mehreren sind selbst nicht einmal Karten vorhanden zu dem Masstabe von 4000 Klaftern auf den Zoll. Nur eine Karte der ganzen Monarchie ist in dem Masstabe zu 12.000 Klaftern auf 1 Zoll von Oberst v. Fallon mit der Berg- 282 zeichnung ausgeführt vorbanden, aber sie ist ebenfalls ver- altet. Es gibt keine zusammenhängende Karte der ganzen Mo- narchie in einem detaillirten Masstabe. Wir haben hier übrigens bloss auf die Producte des k. k. militärisch-geographisehen Institutes Rücksicht genommen, da es an der Quelle der Benützung der neuesten authentischen Resultate der angestellten geographischen Forschungen ist. In diesem Augenblicke sind begreiflich sämmtliche Arbeiten zu diesem Zwecke eingestellt. Gewiss wird man sie, ist erst die Ruhe des Friedens, die Grundbedingung alles Fortschrittes hergestellt, wieder kräftig aufnehmen , aber wir sprechen hier gewiss aus dem Herzen aller Freunde der Wissenschaft, wenn wir den Wunsch ausdrücken, dass die Energie, mit der sie dann betrieben werden, der grossen Idee des neuen vereinten Oesterreich angemessen sei. Aus den vorhergehenden Vergleichungen erhellet ' wohl deutlich, dass wir in dem gegenwärtigen Augenblicke keine Karte besitzen, welche zu einer Herausgabe sich eignen würde, wie insbesondere die Karte von Frankreich von Elie de Beau- mont und Dufrenoy. Diese Ausdehnung aber ist es, welche wir der Aufgabe entsprechend halten, die uns in dem gegen- wärtigen Augenblicke vorliegt. Der erste Schritt zur Uebersicht war die Karte ohne Berg- zeichnung in dem Verhältnisse von 1 :864.000 der Natur, oder 12.000 Klafter auf den Wiener Zoll. Sie nimmt schon eine Breite von 5 #', eine Höhe von & ein. Als Vollendung bearbeitet man in England eine bis in das kleinste Berg- und Ortsdetail gehende Karte, die geologischen Verhältnisse so genau ermittelt, dass keine spätere Revision sie noch genauer geben wird, in einem Masstabe von Einer englischen Meile auf Einen englischen Zoll, ein Masstab, der auf die österreichische Monarchie übertragen, eine Tafel von ungefähr %2 Fuss Breite und 5% Fuss Höhe erfordern würde. Folgende Tafel zeigt das Grössenverhältniss für die Mass- stäbe, nach welchen die Karten des k. k. Quartiermeisterstabes in Oesterreich ausgeführt sind, verglichen mit den geologi- schen Karten von England und, Frankreich. a Walae Verhältniss der Klaftern auf Ä in 1 Wr. Zoll. zur Natur. und die Fallon’ sche Kar- te mit Zeichnung. 1: 864.000 12.000 | Neue Karte von Hauslab I und Scheda. .. ... ..| 1:576.000 8.000 IGeol. Karte von Frank- M.reich HE, 1:500.000 6.944 6.923 i Provinzial-Strassenkarten | 1 :432.000 6.000 ; | Generalkarten mit Berg- erzeichnune EN. EINR 1:288.000 |Specialkarten ....... 1: 144.000 iHerrn Czjzek's geognosti- | sche Karte der Umge- 4.000 12 2.000 2 .bungen Wiens .. ...| 1:95.976 1.333 i Karten der Lombardie und Venediesielner in. 1: 86.400 1.200 Vene nt ONE ee 1:63.360 880 Welche von diesen Grössen können wir nun als Basıs für die Entwerfung der geologischen Karte wählen ? Gewiss sind dabei zwei Bücksicehten zu beobachten, die Arbeit im Felde, die Vergleichung der Natur mit der gegebe-- nen geographischen Projection, und die Möglichkeit, ein Product zu liefern, welches ein in sich geschlossenes Ganzes bildet, und innerhalb einer nicht allzulangen Zeitperiode vollendet, doch auch dem allgemeinen Gebrauche dadurch empfohlen wird, dass der Ankaufspreis nicht allzu hoch ist. Die erste Beziehung, die Arbeit des Geologen in der Natur erfordert möglichst in das Einzelne gehende Speecial- karten. Von mehreren Kronländern sind sie wohl vorhanden, von anderen aber fehlen sie noch. Für die ersten wird es wünsehenswerth seyn, wenn sich die kais. Akademie der Wis- senschaften zu dem Gebrauche bei der. Landesdurchforschung die Exemplare von dem k. k. militärisch - geographischen In- stitute erbittet, vorläufig vielleicht in zwei Exemplaren. In vielen Theilen des Landes werden sie genügen. Wo es nothwendig erscheinen würde, in Gegenden, die ein sehr grosses Gebirgsarten-Detail darbieten, wie insbesondere die von abner- 284 men Gebirgsformationen durchschnittenen, wird sich freilich das Rintragen der Beobachtungen auf die Karten der Militärauf- nahmen von A400 Klaftern auf den Zoll, die in älterer oder neuerer Ausführung wohl für die ganze Monarchie vorhanden sind, als zweckmässiger bewähren, und dann würden die An- stalten zu treffen seyn, auch den Gebrauch solcher Karten zu erlangen. Endlich würden eventuell in den Kronländern, von wel- - chen noch keine Generalstabs - Specialkarten existiren, die besten der überhaupt vorhandenen zu verwenden seyn, wie die grosse Lipsky’sche Karte für Ungarn und Siebenbür- sen in dem Masstabe von 1: 473.760 der Natur oder 6580 Klaftern auf den Wiener Zoll, und zu diesem Zwecke angekauft werden. Die Generalstabs-Specialkarten in dem Masstabe von 2000 Klaftern auf 1 Zoll sind nicht in einem grossen zusammenhän- genden Bilde für die ganze Monarchie ausgeführt, sondern nach ein- zelnen Theilen derselben. Wohl setzt z. B. die von dem Erzher- zogthume Oesterreich mit dem vollen Detail über die Gränzen hinaus fort, soweit das Blatt reicht, aber bei andern, z. B. der von Steyermark und Illyrien, ist die Gränze des Landes zugleich die Gränze des Details, was bei den geologischen Untersuchun- sen manchen Nachtheil mit sich bringt. Diese Karten mit 2000 Klaftern auf 1 Zoll, so wie die von 4000 Klaftern auf 1 Zoll, sind mit Terrainzeichnung verse- hen. Die Verhältnisse der letzteren würden für die Ausführung noch ein sehr schönes, auf einmal übersehbares, wenn auch schon grosses Bild geben, aber es ist die geographische Grundlage nicht durchgängig vorhanden. Zunächst steht nun sogleich die ältere Fall on’sche Karte, zwar mit Bergzeichnung, aber in einem Masstabe, 12.000 Klafter auf 1 Zoll, der nicht verschieden ist, von dem der als Uebersichtskarte geologisch colorirten Generalstabs- Strassenkarte der Monarchie. Das Bedürfniss einer geographischen Karte in einem zwi- schen diesen beiden liegenden Grössenverhältnisse ist so leb- haft geworden, dass Herr General v. Hauslab und Herr J. Scheda, Sectionschef am k. k. militärisch - geographischen 285 Institute sich entschlossen haben, die oben erwähnte Karte in dem Masstabe von 8000 Klaftern auf 1 Zoll erscheinen zu lassen, und selbst bereits in der Ausführung derselben vorgeschritten sind. Aber bis zu ihrer Vollendung wird noch ein Zeitraum von etwa drei Jahren erforderlich sein. Sie ist es, welche unserem Dafürkalten nach als Grundlage zur Auftragung derjenigen Angaben benützt werden sollte, welche für die gegenwärtige Epoche als Abschluss der Arbeiten zur Bekanntmachung an- genommen werden könnte. Wir würden es als Aufgabe be- trachten, für sämmtliche Arbeiten ungefähr einen Zeitraum von zehn Jahren einzuhalten. 2. Die Arbeiten im Sommer 1849, In diesem Abschnitte insbesondere sind die Verhältnisse des gegenwärtigen Zustandes von Europa störend den früheren Entwürfen entgegengetreten. Wohin man sonst wie in ein ge- lobtes Land pilgerte, um Genuss in Kunst und Leben, das ist jetzt ausserhalb der Frage, um zu einer Reise vorgeschlagen zu werden. Man darf kaum die Richtung ohne eine solehe Vor- bemerkung aussprechen, die wünschenswerth gewesen wäre, vorerst als Fortsetzung der Reise der Herren v. Hauer und Hörnes, in diesem Jahre anzuknüpfen, nämlich das Studium des südlichen Frankreich, von den Pyrenäen zu be- ginnen, auf dem spanischen und dem französischen Abhange, dann der südöstliche Theil Frankreichs, Piemont, die Apenninen, der Vesuv und Aetna. Leider muss nun diess einer günstigeren Zeit vorbehalten bleiben. Eine zweite wichtige Aufgabe wäre eine vorbereitende Rundreise in der Monarchie, die vorzüglich zwei Zwecke zu erreichen bestimmt wäre. Erstens um die Landesmuseen ge- nauer zu prüfen, um in geologischer Beziehung thätige Männer an den verschiedenen Orten ihres Aufenthaltes zu besuchen, ihre Arbeiten zu sehen, und mit ihnen für Weiteres Abrede zu nehmen; zweitens um an mehreren Orten die Aufsammlung von Fossilien einzuleiten, welche oft längere Zeit in Anspruch nimmt, und die gegenwärtig ja nicht versäumt werden darf. Viele Aufklärungen haben wir in der letzteren Zeit einer ver- mehrten Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu danken, wenn man auch nur wenig mit der persönlichen Anwesenheit — „dem Auge des Herrn” — nachhelfen konnte. Die dritte Aufgabe ist endlich die wirkliche Untersuchung einer versprechenden wichtigen Gegend, und die Eintragung des Gefundenen in die Karten mit dem Masstabe von 2000 Klaftern auf 1 Zoll. Dafür würde vorzüglich die Gegend des Pechgra- bens und seiner Umgebung an beiden Ufern der Enns vorzu- schlagen seyn. Zunächst, vielleicht gleich in Wichtigkeit, dürften die Umgebung der Gosau und der, Theil des Landes zwischen der neuen Welt und der oberen Mürz bezeichnet werden. Auch von diesen beiden Aufgaben lässt sich der Verhält- nisse wegen nicht jede beliebig angreifen und durchführen. Ein grosser Theil der Monarchie gestattet noch keine Rund- reise, aber wo diess möglich ist, sollte sie vorgenommen werden, und zwar mit folgenden Hauptpuneten, Brünn (Mu- seum), Teschen (Hohenegger), Wieliczka (Russegger), Krakau (Zeuschner), Troppau (Museum), Prag (Zippe, Museum), Linz (Ehrlich, Museum), Innsbruck (Museum), Trient, Fassathal, Klagenfurt (Simony, Museum), Triest (Museum), Laybach (Freyer, Museum), Gratz. Der Rest des Sommers würde der speciellen Aufgabe an einem der oben erwähnten drei Puncte gewidmet werden. Sie müssen alle gemacht werden, wir wollen noch nicht denjenigen benennen, welchen selbst die im Anfange des Sommers zu machenden Erfahrungen als den vortheilhafte- sten darstellen würden. Veranlasst durch Leichtigkeit der Ver- bindung durch die Eisenbahn ist in der That die Gegend von Grünbach u. s. w. bereits in Angriff genommen worden. Eine der wichtigsten Alpen- und Karpathenfragen würde die Reisenden insbesondere auf der Voruntersuchung begleiten, die der Nummuliten. Bevor wir als Schluss des Berichtes für den diessjährigen Sonımer der hochverehrten Classe eine Reise der Herren v. Hauer und Hörnes als einen würdigen Gegenstand für ihre Bewilligung vorschlagen, ist es unsere Pflicht, ein Wort über die Kosten der Karte und der dabei vorzunehmenden Ar- beit überhaupt zu sagen. Wo man „mit vereinten Kräften” arbeitet, dürfen wir wohl im Vorhinein uns versichert halten, dass Alles dasjenige SCHE 287 ohne Entgelt der Akademie zur Disposition gestellt werden wird, was auf Staatskosten erzeugt ist, wie die Karten zu den geologischen Aufnahmen. Anders ist es mit der nun in drei Jahren als vollendet in Aussicht gestellten Karte der Monarchie in 20 Blättern, die ein Privatunternehmen ist; so lang die Her- ausgabe und Pränumeration dauert, wird sie a 1 fl. das Blatt 20 fl., später im Ladenpreise 30 fl. kosten. Bei einer zu be- stimmenden Menge von mindestens 500 Exemplaren würde der Preis, nach einer vorläufigen Anfrage auf 12 fl. gestellt werden. Die Vollendung der einzelnen Exemplare der geologischen Karte auf dieser Grundlage würden wir nicht durch Farbendruck, sondern durch Colorirung mit freier Hand auszuführen vor- schlagen, indem man zu jener Art der Ausführung bei der grossen Anzahl der Blätter ein zu grosses Capital überhaupt auf einmal in Anspruch nehmen müsste. Wir sind weit entfernt vorzuschlagen, die Akademie solle alle diese Summen auf sich nehmen, überhaupt die ganze Arbeit als eine Speculation an- sehen, um dann etwa durch Verkauf wieder auf einen Theil der Kosten zu kommen. Die Unternehmung selbst, und damit die Verpflichtung für die Kosten in irgend einer Art zu sorgen, erscheint uns als eine unabweisbare Aufgabe des Staates. Man kann die Bestreitung der Auslagen für eine solche nicht von einer in ihrer Dotation beschränkten Casse, wie diejenige der Akademie ist, erwarten. Auch die Arbeiten zur Bereisung und Untersuchung des Landes, zur Gewinnung und Aufsammlung von Fossilien, so wie die oben erwähnten Arbeiten zur Colo- rirung der Exemplare würden bei einem in den nächsten Paar Jahren wachsenden Betrieb der Unternehmung leicht so bedeu- tend werden, dass die Auslagen für die Akademie ganz unver- hältnissmässig erscheinen müssten. Es ist desswegen insbeson- dere wichtig und wünschenswerth, die beiden Ministerien, welche den montanistischen und geographischen Arbeiten in der Mo- narchie vorstehen, für die Ausführung zu gewinnen, Der Aka- demie würde immer noch so manches zu vollenden übrig. blei- ben, selbst wenn von jenen Seiten ebenfalls günstig und kräftig mit eingegriffen wird. Durch die Sommerarbeiten der Reisenden würden vorläufig unabhängig von der erst in etwa 3 Jahren zu vollendenden neuen 288 geographischen Karte, die Materialien zur geologischen Kennt- niss vorzüglich in denjenigen Theilen unseres Landes gewonnen . werden, wo sie noch fehlen, und wo sie von besonderer Wich- tigkeit für das Verständniss des Ganzen sind. Bei den unge- wöhnlichen Verhältnissen der gegenwärtigen Zeit lässt sich aber auch mit Grund erwarten, dass es uns im künftigen Win- ter möglich sein wird, mit den einstweilen gewonnenen Erfor- schungen der hochverehrten Classe noch genauere Nachwei- sungen über die später einzuleitenden Schritte zu geben. Je mehr die beiden oben erwähnten Ministerien selbst leb- haft an der grossen Aufgabe Theil nehmen, um so mehr wird überhaupt gewonnen sein. Nicht umsonst hat uns die Vorsehung ein so schönes grosses Stück des Planeten zu eigen gegeben, aber mit der Verpflichtung, es zu kennen und zu benützen. Was an Arbeit vollendet wird, ist für alle Zeiten gewonnen, daher schlagen wir auch heute vor, während die hochverehrte mathematisch - naturwissenschaftliche Classe der kaiserlichen Akademie in Wien erwartet, was von jenen Seiten begonnen werden wird, dass sie mit derselben Thatkraft, mit welcher sie im Winter 1847 begann, auch gegenwärtig dem schönen Ziele entgegengehe, indem sie die folgende Reihe von Be- schlüssen mit Wohlwollen aufnimmt. 1. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften trägt den Herren Franz Ritter v. Hauer und Dr. Moriz Hörnes die Unternehmung einer wissenschaftlichen Reise nach den Instruc- tionen der kaiserlichen Akademiker P. Partsch und W, Hai- dinger auf und bewilligt an Reisebeitrag : Herrn Dr. M. Hörnes . . 1000 Al. Herrn F Ritter v. Hauer . 1000 , Summa 2000 il. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften wendet sich wegen Bewilligung eines Urlaubes vom 15. Mai bis Ende Octo- ber 1849 an die betreffenden Ministerien. Es scheint uns erforderlich, hier ein Wort darüber zu sagen, dass in diesem Jahre die nämliche Summe vorgeschlagen wird, wie im vorigen, wo doch weit erössere Strecken reisend zurückzulegen waren, ein grosser Theil davon selbst in England. Wir glauben indessen, dass doch auch hier wieder Elemente 289 vorkommen, die Berücksichtigung verdienen, vorzüglich bei den Arbeiten, die zur Eröffnung und Ausbeutung gewisser Fossilienlocalitäten in Aussicht gestellt werden müssen, selbst solche, die für eiue genauere Beobachtung von geologischen Thatsachen unentbehrlich sind, wo man sich nicht mit dem ein- fachen Geognosirhammer begnügen darf, sondern doch einiger- massen tiefer in die Oberfläche der Erde eindringen muss. 2, Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften bewilligt dem geognostisch-montanistischen Vereine für Inner-Oesterreich und das Land ob der Enns als Fortsetzung der vorjährigen Bewilligung 100 fl. Zu einer ferneren Bewilligung möge uns die hochverehrte Classe eine kurze Einleitung gestatten. Von den im vorigen Jahre für die vier Vereine, von Tirol, Steyermark, Böhmen, Ungarn, bewilligten 400 fl., wurden nur 200 verwendet, in diesem Jahre nur 100, da der Tiroler Verein bereits seinem Abschlusse entgegen geht, die andern einzelnen Vereine nicht in das Leben traten. Aber für die solchergestalt übrig blei- benden 500 fl. C.M. würden wir der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften eine treflliche Verwendung vorschlagen, um sie ebenfalls einer Reihe von geologischen Untersuchungen zu wid- men; nämlich die zahlreichen Fundstätten tertiärer Fossilien längs der Linie des Manhardsberges und östlich von derselben, alles ebenfalls im Zusammenhange mit der allgemeinen Aufgabe der Durchforschung unseres Landes. Dieser Theil würde ins- besondere von Herrn Johann Czjzek, k. k. Hofbuchhaltungs- Rechnungs-Officialen, ausgeführt werden, der der hochverehrten Classe durch seine treflliche geognostische Karte der Umge- bungen Wiens bereits auf das Vortheilhafteste bekannt ist. Es hiesse demnach 3. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften trägt dem Herrn Joseph Czjzek eine geologische Untersuchung in Oester- reich auf, nach der Instruetion der kaiserlichen Akademiker, P. Parisch und W. Haidinger, und bewilligt zu derselben 500 fl. \ Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften wendet sich wegen Bewilligung eines Urlaubes, vom 1. Juni bis Ende Sep- tember 1849, an das betreffende Ministerium. Sitzb. d. mathem. naturw. Cl, Jahrg. 1849. IV. Heft. [) [o) 290 a f 4. Die Commission, bisher aus den beiden Akademikern, P.Partsch und W. Haidinger bestehend, wird durch Herrn Dr. A. Boue, den die Akademie seitdem durch Wahl als Mit- glied gewonnen, vervollständigt. Es wird ihr für den Winter 1849—-50 die Abfassung eines Berichtes übertragen in Bezug auf das, was den gegenwärtigen Sommer hindurch geleistet, und was für das nächste Jahr zu unternehmen sein wird. Em Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Abhandlungen der histor. Classe der k. Bayerischen Akade- mie der Wissenschaften. Bd. IH. Abth. 1. 2. 3. Bd. IV. Abth. 1.2.3. Bd. V. Abth. 1. München 1841—49; 4° Acad&mie d’Archeologie de Belgique. Bulletin et Annales. T. VI. live. 1. Anvers 1848; 8° — R. des Inseriptions et Belles-lettres. Scance publique annuelle de 1840, 1841, 1844, 1845, 1846, 1848. Paris 1840—48; 4 Alexandri Aphrodisiensis, Commentarius in libros Metaphysi- cos Aristotelis. Recens. Hermanus Bonitz. Berol. 1847 ; 8° Annalen der k. Sternwarte bei München; auf öffentliche Kosten herausgegeben von Dr. J. Lamont. München 1848; 8° Archiv der Mathematik und Physik ete. Herausg. v. Joh. A. Grunert. Thl. XII. H. 1. 2. Greifswald 1849; 8 Aristotelis Metaphysica. Recognovit et enarravit Herm. Bo- nitz. Pars I. Berol. 1849; 8° Aubertin, Cosmogonie ou generation de l’univers. Metz 1843; 8° Beiträge zur meteorolog. Optik etc. Herausg. v. Joh. A. Grunert. Thl. I. H. 2. Leipzig 1849; 8° Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenscha‘ten in Wien; gesamm. und herausg. von W. Haidinger. Vol. 1— 3. Wien 1847—48; 8 Bonitz, Herm., Observationes criticae in Aristotelis quae fe- runtur magna moralia et ethica eudemia. Berol. 1844; 4° Buchner, Ande., Ueber das Ethifche Element im Rehtsprincip. Mün- chen 1848; 4° Sitzb. d. mathem. nalurw. Cl. Jahrg. 1849. IV. Heft. a Bulletin der £önigl. bayer, Afademie der Wiffenfchaften. 1848. Nr. 1—52. Münden 1848; 4° Burg, Ad., Compendium der populären Mechanik und Ma- schinenlehre. 2. verb. u. verm. Aufl. Wien 1849; 8° Burnouf, Discours prononees aux funerailles deM. Letronne. Paris 1848; 4° i Creuzer, Dr. Friedr., Aus dem Leben eines alten Professors. Leipzig 1848; 8° Deckherr, Jules, Essai sur une espece de Navigation aörienne rapide. (Zithographirt) Montbeliard 1847; 4° — Plus de chemins de fer ou &ssai sur la locomotion rapide aörienne ete. (Lithographirt) Montbeliard 1848; 4° Forgäatfh, Ludw. Freih. v., Ueber die zwedmäßigfte Führung des Donauftromes 2. Wien 1840; 8° — Die fohiffbare Donau von Ulm bis in das fchwarze Meer, Frankfurt 1848; 8° Fusinieri, Ambr., Memorie mental di Mecanica moleco- lare ete. Padova 1844; 4° — Memorie sopra la luce, il calorico, la elettrieitä etc. Padova 1846; 4° — Memorie di Meteorologia. Padova 1847; 4 Gesellschaft, antiquarische in Zürich, Mittheilungen. Vol. VI. Heft 4. Zürich 1848; 4° = — — — Berichte. IV. Zürich 1848; A’ Grassmann, H., geometrische Analyse geknüpft an die von Leibnitz erfundene geometrische Charakteristik. Leipzig 184% Hamburger, W., Das Mutterforn und feine außerordentlichen Heil- wirfungen in Nervenkranfheiten. Dresden 1848; 8° Hefner, Sofeph von, Tegernfee und feine Umgebung. Münden 1838 ; 12° — eber die Titerarifchen Leiftungen des Klofterd Scheyern ıc. Minden 1840; 4° a ale a Bayern. München 1841; 4° er — 2. Aufl. München. 1841; 8° — Die eömifihen Denfmäler Oberbayernd und des FT. Antigna- viums. 2 Th. Münden 1844 — 46; 8° — Gatalog der vereinigten Sammlungen. Münden 1845; 12° Hefner, Sofeph von, Die Heinen infchriftlichen antifen Denkmäler der F. vereinigten Sammlungen und des F. Antiquarium?, Münden 1846; 8° — Antiquar. Unterfuhung über ein ald Neliquien-Gefaß bemüktes Urhorn ze. Münden 1846; A° — De statuis viris illustribus apud Romanos positis. Mo- nach. 1847; 4° — Berhandlungen de3 biftorifhen Wereined für Niederbayern ; Minden 1847; 4° Ä — Verzeichniß der in der Sammlung des f, Antiquariums befind- lihen Alterthums-Gegenftände. 2. Aufl. Münden 1848; 12° — Keiftungen ded Klofterd Benediftbeuern für Willenfchaft und Kunft. Münden s. d.; 8° — Römisch - bayerische inschriftliche und plastische Denk- mäler. München 1846; 4° — Römische Inschriften mit Bemerkungen s. I. et d.A Lenormant, Rapport fait ä l’Academie R. des Inscriptions ete. au nom de la commission des Antiquites de la France. 1845, 1847. Paris 1845, 18547; A’ Marschall, A. F. Graf, Ansichten über die Einrichtung von nafurbistorischen Museen. Wien 1849; 4° Martins, E. Friedr. v., Denfrede auf Sob. Gerhard Zuccarinmi, München 1848; 4° Oberleitner, Carl, Die Runendenkmäler des Nordens. Nach Joh. &. Liljegren. Wien 1849; 8° Palmer, Aaron #., Memoir geographical, polit. and commerce. | on the present state ete. of Siberia, Mancharia etec. Washington 1848; 8° Pettenkofer, D. Max., Die Chemie in ihrem Verhältnisse zur Physiologie und Pathologie. München 1848; 4° Portius, 8 W., Meber den Urfprung der Begriffe. Leipzig 1848; 8° Prechtl, Jos., Untersuchungen über den Flug der Vögel. Wien 1846; 8° Rapport du Secretaire perpetuel de l’Academie R. des In- seriptions etc. sur les travaux des Commissions de cette Academie. 1840 Sem. II., 1841 Sem. I., 1842, 1843 Sem. II., 1844—48. Paris 1840—49 ; 4° Rapport etc. sur les recherches archeol. qu’on pourrait en- treprendre dans l’etendue de etc. a l’ancienne Cyre- näique. Paris 1847; A’ Raoul-Rochette, Discours sur Nicolas Poussin. Paris 1843; 4° — Rapport sur ete. les resultats de la Decouverte faite pres des Ruines de l’ancienne Ninive. Paris 1845; 4° — Consideration sur la question de savoir s’il est conve- nable au XIX siecle de hätir des eglises en style schau Paris 182; 4° Santini, Giov., Posizioni medie delle stelle fisse ridotte al prineipio dell’ anno 1840. Padova s. d.; 4° — Össervazioni astronomiche fatte nel J. R. Osservatorio - di Padova intorno alla cometa periodica die Biela nel suo ritorno al perielo del Febrajo 1846. Padova s.d. 4° Sauley, Rapport ete. au nom de la Commission du prix de Numismatique. Paris 1844; 4° Schleiden, Dr. M. J., Grundzüge der wissenschaftlichen Bo- tanik. Leipzig 1849; 8° Tuyssus, Gasp., Propositions philosophiques adressees aux savants ‚de tous les pays. Constantinople 1849; 8° Walckenaer, C. A., Notice historique sur la vie et les ouvra- ges de M. Daunou. Paris 1841; 4° — Notice hist. sur la vie etc. de M. le Comiz Miot. Paris 1844; 4° — Notice ete. de M. Emerie David. Paris 1845; 4° _ — — deM.Mionnet. Paris 1846; 4° — — — deM.de Pastoret. Paris 1847; 4° — — — deM. Colebrooke. Paris 1848; 4° Wattenbach, Wilh., Beiträge zur Geschichte der christlichen Kirche in Mähren und Böhmen etc. Wien 1849; 8° Verbesserungen in den Untersuchungen über die Lautbildung und das natürliche System der Sprachlaute v. Ernst Brücke. (Märzheft 1849.) Seite 188 Zeile 1 v. u. statt Voaegel lies Varrgel. SIE EENEVO an) RUN BEL SOEEE EI SE: oe » 08 „ 1% „ A13v.u. „ Selbstlauten „ Selbstlautern. Blaze 10 or Choane » Choanen. LEN; Av.u. „ kw’alen „» kwiaelen. Sa 9 OEEE Sven! „ Sie. 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Secretär las nachfolgende vom wirklichen Mitgliede Herrn Professor Stampfer eingesendete „Aeusserung über die in Preussenübliche Visir-Methode für Fässer.” Diese bei Zollerhebungen ämtlich eingeführte Methode grün- det sich auf die von Lambert angegebene Regel, nach wel- cher das Fass als ein Cylinder berechnet wird, dessen Durch- messer 2D+d 3 wenn D die Spundtiefe und d den Bodendurchmesser bedeutet. Ist ferner 2 die innere Länge des Fasses, so ist sein Kubikinhalt: k= karl) AD neh ul: Der Visirstab, in Fig.1 4 vorgestellt, trägt 3 Sca- ' len, sämmtlich inZolleund Viertel-Zolle eingetheilt, welche zur Messung der Spundtiefe D, des Bodendurchmessers d und der Fasslänge 7 dienen. Die Spundtiefe wird durch Einsenken des Stabes auf ge- wöhnliche Art gemessen. Zur Messung der Länge dient der Haken 23 ° bee, mit welchem, wie Fig. 2 zeigt, die Länge bis zum Spundloche erhalten wird. Ebenso ergibt sich die andere Hälfte, und die Summe beider gibt die äussere Bio 2. Fasslänge. Um .die wahre in- nere Fasslänge zu erhalten, muss hievon noch die Summe der beiden Bodendicken abge- z0gen werden. Da sich aber diese nicht ınessen lassen, so wird vorgeschrieben, die Dicke der Dauben an ihrem Ende zu messen und diese doppelt ge- nommen von der äusseren Fasslänge abzuziehen. Zur Messung des Bodendurchmessers dienen die beiden Spitzen 2,7’, die letztere ist an einem längs dem Stabe beweg- lichen Schuber befindlich. Die Art der Messung ist aus Fig. 2 ersichtlich. Die so erhaltenen Maasse in Formel 1 gesetzt, geben den Inhalt in Kubikzollen, 64 preussische Kubikzolle geben eine preussi- sche Quart. Um für die Ausübung die Rechnung zu ersparen, een | ern Pommes En a EL TEr sind Tafeln berechnet mit doppeltem Eingange, nämlich PoihE und /, welche für Z in ganzen Zollen, für den fassgleichen Durch- messer ZH von halb zu halb Zoll fortlaufen. Trockene Visir. Im Falle die Spundtiefe nicht gemessen werden kann, wird ein Bandmaass angewendet, womit der Umfang des Fassbauches zu messen ist, wozu das Fass nach Vorschrift gehoben werden muss, um das Band herumlegen zu können. Die Theilung des Bandes ist so eingerichtet, dass sie unmittelbar den äusseren Bauchdurchmesser angibt, wovon die doppelte Daubendicke, an den Fröschen gemessen, abzuziehen ist. Dadurch erhält man den inneren Bauchdurchmesser D und die weitere Rechnung ist wie oben. Nicht volle Fässer. Es wird hier auf die bisher allgemein übliche Weise der Abschnitt des Fasses dem Abschnitte des fassgleichen Cylinders 295 gleich gesetzt und die Tiefe der Flüssigkeit auf letzteren redu- cirt. Zur Vermeidung der weitläufigen und mühsamen Rechnung sind Hilfstafeln mit dreifachem Eingange beigegeben, welche nach den 3 Grössen: Weintiefe = w, Spundtiefe — D und Bodendurchmesser = d in ganzen Zollen fortlaufen. Die aus der Tafel erhaltene Zahl ist dann noch mit der Länge Z zu multi- pliciren. — Dieses die kurze Erklärung der preussischen Visir- Methode. Die Commission erlaubt sich nur einige Bemerkungen über ihren Werth beizufügen. Die zu Grunde gelegte Formel 1 ist eine der besten un- ter den bekannten Fassformeln, ja in praktischer Beziehung wegen ihrer Einfachheit die zweckmässigste. Sie kömmt der Erfahrung gemäss der wahren Fasscurve so nahe, das die Ab- weichung jedenfalls viel kleiner ist, als der Fehler, welcher aus unvermeidlichen Ursachen entsteht. Weil von der rein geome- trischen Formel ausgegangen wird, müssen jene Maasse, welche nur von aussen gemessen werden können, auf den inneren Raum reducirt werden, was bei der Länge / auf die erklärte Weise geschieht. Diese ist jedoch ziemlich unsicher und der Erfah- rung gemäss etwas zu klein. Auch sollte der von aussen ge- messene Bodendurchmesser noch eine ähnliche Reduction erfah- ren, was nicht geschieht. Der hiedurch entstehende Fehler wird jedoch durchschnittlich den mittleren unvermeidlichen Fehler kaum übersteigen. Der letztere dürfte sich, falls die Methode auf eine grosse Anzahl Fässer der verschiedensten Art ange- wendet wird zu 2 bis 2'/, Percent ergeben; denn wenigstens so gross war der mittlere Fehler bei allen Methoden, welche bei den verschiedenen Prüfungscommissionen untersucht wurden, und wobei ebenfalls die Reduction der äusseren Maasse auf den inne- ren Raum erforderlich war. — Um die Berechnung der Formel zu vermeiden sind weitläufige Hilfstafeln mit doppeltem Eingange unerlässlich (in dem vorgelegten Buche 78 Seiten), und da man 2D+d 3 nur selten die beiden Factoren /! und genau in der Tafel findet, muss noch nach beiden Richtungen interpolirt werden, wenn man das Resultat genau haben will. Dass dieses Verfahren besonders für den zollämtlichen Gebrauch im Freien mühsam uni zu Irrungen leicht Anlass gebend sei, fällt wohl in die Augen. 294 Die Einrichtung des vorliegenden Visirstabes hat den we- sentlichen Vorzug gegen die sonst bekannten Visirstäbe, dass sich die Maasse scharf messen lassen. Jedoch sind im Verhält- nisse zur Länge des Stabes die Arme dc und ce so wie die Spitzen i, ? wenigstens um 1”, Zoll zu kurz. Auch lässt sich der Bodendurchmesser nicht messen, wenn der Raum beschränkt ist, wie man aus Fig. 2 sieht. Bei der trockenen Visir soll das Fass gehoben werden, um das Maassband durchführen zu können. Die Erfüllung dieser For- derung ist gewiss mit Schwierigkeiten verbunden, besonders bei grossen Fässern. Die Berechnung des nicht vollen Fasses geschieht zwar auf die bekannte Weise mittelst eines Cylinder- Abschnittes, die bekanntlich fehlerhaft ist, besonders wenn das Fass nahe voll ist, allein der Verfasser W. Neisch hat selbe so verbessert, dass sie mit der ganz strengen Berechnung durch- gehends bis auf ", Percent übereinstimmt, wie eine vorgenom- mene Nachrechnung überzeugt hat. Zur Vermeidung der Rech- nung sind Tafeln angegeben, allein diese laufen gar nach drei Grössen, nämlich nach D, d und der Weintiefe ww in ganzen Zollen fort, müssen daher dreifach interpolirt, und zuletzt noch die aus der Tafel gefundenen Zahlen mit der Länge multiplieirt werden ; ein offenbar mühsames Verfahren, und es gehört be- deutende Gewandtheit des Rechners dazu, um bei dieser ver- wickelten Interpolation nicht in Verwirrung zu gerathen. | Trotz dieser Bemerkungen muss doch der nassen Visir nach dieser Methode — trockene Visir und nicht volle Fässer sind nur Ausnahme von der Regel — unter den bisher bekannten allgemeinen, d. h. auf alle Arten von Fässern anwendbaren Visir- Methoden der Vorzug zugesprochen werden sowohl wegen ihrer relativ grösseren Genauigkeit als leichteren Anwendbarkeit. Erstere folgt aus der grösseren Schärfe, womit die Dimensio- nen sich messen lassen, letztere aus der Anwendung von Hilfs- tafeln, wodurch alle eigentliche Rechnung erspart wird, während die übrigen bekannten Methoden wenigstens eine Multiplication oder eben so ausgedehnte Hilfstafeln erfordern. [a N 295 Der Herr Präsident der Classe, A. Baumgartner, macht nachfolgende Mittheilungen: „Ueber die Leitkraft der Erde für Elektricität.” Seit der Zeit, als man durch Gray die ersten Begriffe über elektrische Leitung der Körper erlangt hatte, ward die Erde immer für einen Leiter der Elektrieität gehalten; man hat es aber nicht versucht, ihr den Rang unter den Leitern anzuwei- sen, oder gar ihre Leitfähigkeit in einem Zahlenwerthe auszu- drücken, ohne Zweifel, weil man, bis vor ein Paar Decennien, die Mittel und Apparate, welche zu solchen Bestimmungen nö- thig sind, nicht kannte, und jetzt, wo man sie kennt, dieselben nur verhältnissmässig wenigen Personen zu Gebote stehen. Der Umstand, dass mir bei der Einrichtung unserer aus- gedehnten Telegraphenlinie die Oberleitung dieser Angelegen- heit anvertraut ward, setzte mich in die Lage, einiges zur Lö- sung der vorgenannten wichtigen Aufgabe unternehmen zu kön- nen, und ich glaube, im Interesse der Wissenschaft, diese Gele- genheit benützen zu müssen. Erlauben Sie nun, dass ich Ihnen das, was ich hierin un- ternommen habe, und zu welchen Resultaten es geführt, in Kürze mittheile. Bekanntlich genügt es zum Behufe einer telegraphischen Correspondenz zwischen zwei Orten nur eine einzige Drahtlei- tung einzurichten und in jeder der beiden Endstationen das Draht- ende in die Erde zu versenken; denn der in einer Station er- regte elektrische Strom geht im Drahte hin und in der Erde wie- der zurück, oder umgekehrt, und derselbe hat den Leitungswi- derstand im Elektromotor, im Drahte und in der Erde zu über- winden. Sind aber zwischen zwei Stationen zweiLeitungsdrähte ge- zogen, die an jeder Endstation mit ihren Enden leitend verbun- den sind, so dass sie eine in sich selbst zurückkehrende leitende Kette bilden, so kann der an irgend einer Stelle dieser Kette erregte elektrische Strom in einem Drahte hin, im anderen zn- rücklaufen und er hat auf seinem Wege ausser dem Widerstande des Elektromotors nur den des Drahtes selbst zu gewältigen. Stehen einem aber beide Einrichtungen zugleich zwischen den- selben Stationen zu Gebote, so kann man den in der Drahtlei- 296 tung hinlaufenden Strom eines constanten Blektromotors ein- mal im Drahte, ein anderes Mal in der Erde zurückkehren lassen. Wird nun durch ein in die Drahtleitung eingeschaltetes geeignetes Messinstrument in beiden Fällen die Stromstärke gemessen, so kann man nach den bekannten Gesetzen der Bewegung elektri- scher Ströme das Verhältniss der Leitungswiderstände in einer Längeneinheit des Drahtes und des zwischen beiden telegraphi- schen Stationen gelegenen Theiles des Erdkörpers numerisch be- stimmen, und somit die Aufgabe lösen, welche ich vorher ange- deutet habe. Ich habe mich, um dieses durchzuführen, eines Theiles un- serer nördlichen Telegraphenlinie bedient. Es geht nämlich vom Bahnhofe der Kaiser Ferdinands-Nordbahn eine aus Kupferdraht von einer Wiener Linie Dicke bestehende Leitung über Gänsern- dorf.nach Brünn, Olmütz und Prag und eine zweite ebenfalls über Gänserndorf nach Pressburg, so, dass demnach zwischen Wien und Gänserndorf zwei Drahtleitungen gezogen sind. Ich schaltete in die Drahtleitung, welche mit einem Ende in Wien, mit dem andern in Gänserndorf in die Erde versenkt ist, ein kleines Zink-Platin Element mit amalgamirter Zinkplatte und angesäuer- tem Wasser und eine sehr empfindliche Sinusboussole ein, und beobachtete unter den bekannten Vorsichten, nachdem die Nadel der Boussole in Ruhe gekommen war, die Grösse des Ablei- tungswinkels. Hierauf liess ich sowohl in Wien als in Gänserndorf die Drahtenden von ihrer Verbindung mit der Erde lösen und da- gegen mit dem von Wien nach Pressburg führenden Drahte lei- tend verbinden, jede andere Verbindung aber aufheben, und mass abermals den Ableitungswinkel der Magnetnadel. Bei drei hinter- einander angestellten Versuchen erhielt ieh nachstehende Ablen- kungen: h 1. Versuch | 2. Versuch | 3. Versuch pur I. Als der Strom im Drahte hin und her ging. . . 20° 220 19%/,0 | 20030 II. Alsder Strom im Drahte hin, i.d.Erde zurückging 330 32%),0 310 320 10° 297 Bezeichnet man in I. die Grösse des Ableitungswinkels mit A, denspecifischen Leitungswiderstand inder ganzen Kette mit R, die elektromotorische Kraft mitE, ferner die gleichnamigen Grös- sen in Il. mit a, r, e, so hat man: . e ß E sina=——-, sin A=— und weil Z=e ist Der Leitungswiderstand hängt bekamntlich bei gleicher Tem- peratur ab von der .Natur des Widerstand leistenden Stoffes, von der Länge des Weges, den der Strom in demselben durch- läuft, und von dem auf der Stromrichtung senkrechten Querschnitte desLeiters. Ist die Kette sehr lang und der Widerstand im Elektro- motor sehr gering, wie dieses in den hier besprochenen Ver- suchen der Fall war, so kann man vom Leitungswiderstand im Elektromotor ganz absehen und den gesammten Widerstand als von der Drahtleitung und respective von der Erde abhängig be- trachten. Nennt man nun die Drahtlänge, welche der elektrische Strom zu durchlaufen hat, wenn er im Drahte hin und zurück geht Z, jene welche er durchströmt, wenn er bloss im Drahte hinfliesst , aber in der Erde zurückkehrt /, ferner die Entfer- nung der zwei Stationen, welche zum Versuche ausgewählt wer- den, in gerader Linie‘, bezeichnet endlich M eine vom specifischen Leitungswiderstande des Drahtes und von seinem Querschnitte bei der Länge — 1 abhängige Grösse, m hingegen eine ähnliche für den vom elektrischen Strome durchflossenen Theil des Erd- körpers, so hat man: R=ML, r=Ml+m); daher sin a ML in M Asina Ein A ET Leim I sinn, Die von Wien nach Gänserndorf gezogene Drahtleitung ist 16100° lang, ferner ist eine Spirale von einem 0,19 L. dicken, 130 F. langen Kupferdraht eingeschaltet, die demnach denselbenWi- derstand leistet wie ein 1 Linie dicker Kupferdraht von 600° Länge. Es muss demnach die ganze Drahtleitung bezüglich ihres 298 Leitungswiderstandes mit 16700° Länge angenommen werten Man hat demnach !=16%700; Z= 16700 + 16100 328000 Die gerade Entfernung der Station im Nordbahnhofe von der in Gänserndorf beträgt 14800°=%. Wird daher in der letzt- genannten Formel A= 20" 30° a=32" 10: gesetzt, so erhält man M 14800 sin (320 10’) m 32800 sin (200 30’) — 16700 sin (32° 109) Es ist demnach der Leitungswiderstand eines Kupferdrahtes von der Länge = 1 und 1 Linie Dicke 3.14mal grösser, als der eines gleich langen vom elektrischen Strome durchflossenen Theiles des Erdkörpers von unbekanntem Querschnitte. Man wird mir einwenden, dass der gefundene Zahlenwerth wenigstens in seinen Bruchtheilen nicht genau sei, weil die Ergebnisse der drei Versuche, deren Durchschnittswerth in Rechnung genommen wurde, um 1° von diesem Durchschnitt abweichen, und ich erkenne dieses willigan; zu meinem Zwecke würde aber selbst ein Resultat genügend sein, das noch weniger scharf wäre als das hier erhaltene, weil ich nur darauf ausging, zu ersehen, ob denn wirklich der Widerstand in der Erde so klein ist, dass er gegen den im Metallleiter vernachlässigt wer- denkann, wie manhie und da behaupten hört; sodann wünschte ich, einen Widerspruch aufzuklären, der zwischen der elektrischen Leitfähigkeit des Erdkörpers und jener seiner uns bekannten Bestandtheile besteht, endlich wollte ich über den Gang eines elektrischen Stromes im Innern der Erde einige nähere Aufklä- rung gewinnen. Das erhaltene numerische Resultat zeigt genügend, dass der Leitungswiderstand in der Erde nicht gar so unbedeutend sei, als man zu meinen scheint, und wiewohl ich Grund zu ha- ben glaube, annehmen zu dürfen, es werde sich dieser Wider- stand bei grösserer Entfernung der Versuchsstationen verhältniss- mässig kleiner darstellen, als er hier gefunden worden ; so bleibt er doch immerhin von einer Grösse, die dem Widerstande im Drahtleiter gegenüber nicht zu vernachlässigen ist. 299 Der Erdkörper, wenigstens der hier ins Spiel gekommene Theil desselben, erscheint als ein Leiter, der, wenn man nicht auf den Querschnitt des Stromcanals sieht, sogar einem gut leitenden Metall, dem Kupfer vorgeht. Andererseits ist aber bekannt, dass die Stoffe, aus welchen die uns bekannte Erdrinde besteht, sehr unvollkommene Leiter seien und an Leitkraft von den Metallen weit übertroffen wer- den; wir finden uns sogar bestimmt, anzunehmen, dass das Was- ser der bestleitende Theil der Erdrinde sei (einzelne Metall- adern können hier nicht in Rechnung kommen, da sie kein Continuum bilden) und wissen doch, dass destillirtes Wasser ein mehrere Millionenmal schlechterer Leiter sei als Kupfer. Es muss also die Erde ihre elektrische Leitfähigkeit nicht sowohl der Beschaffenheit, als der Quantität ihrer Masse und eigentlich der Grösse des Querschnittes, den sie einem Strom darbietet, verdanken. Dieser Schluss führt aber wieder zu einer andern, wie es auf den ersten Blick scheint, mit dem bekannten Gesetz der Bewegung der Elektrieität nicht vereinbarlichen Unzukömm- lichkeit. Es ist nämlich der Querschnitt, den die Erde einem in sie eindringenden Strome darbietet, so ungeheuer gross, dass selbst, wenn ihre specifische Leitkraft sogar kleiner, als die des Wassers’ wäre, ihr Leitungswiderstand gegen den der Metalldrähte völlig verschwinden müsste, was aber der Erfahrung entgegen ist. Man kann daher nicht umhin anzunehmen, dass sich ein elektrischer Strom, der in die Erde eindringt, in derselben nicht so ausbreite, wie dieses die Grösse des Erdkörpers nach dem gewöhnlichen Leitungsgesetze gestatten zu müssen scheint, sondern dass er sich auf einen, wenn auch bedeutenden doch nur im Verhältniss zur Grösse des Erdkörpers unbedeutenden Querschnitt beschränke. Dieser Ansicht stehen auch die bekannten Leitungsgesetze nicht entgegen. So wie nämlich ein elektrischer Strom an ir- gend einer Stelle in den Erdkörper übergeht, löset er sich gleichsam in eine unendliche Anzahl divergirender Stromfäden auf, die sich bei der Annäherung an die Stelle, wo die Elek- trieität die Erde verlässt, wieder in convergirenden Linien sammeln. Nun hat aber nur die Axe dieses Stromkegels nicht 300 aber der ganze Strom den kürzesten Weg zwischen der Ein- und Austrittsstelle eingeschlagen und es überwieget die Weg- länge der einzelnen Elementarströme die Axe des Stromkegels um so mehr, in einem je grösseren Querschnitte sich der Strom ergossen hat. Diese Verlängerung des Weges hat aber eine Vergrösserung des Leitungswiderstandes zur Folge und kann demnach nur so weit gehen, bis sie der Erleichterung der elek- trischen Strömung, welche sich aus der Vergrösserung des Querschnittes ergibt, das Gleichgewicht hält. Man könnte sogar die Grösse des Querschnittes, dessen Grenzen der Strom nicht überschreitet, berechnen, wenn die specilfische Leitkraft der Erde bekannt wäre. Nimmt man diese Leitkraft gleich jener des mit _. Salpetersäure versetzten Wassers an, so ergibt sich das Verhältniss der Leitkraft der Erde zu jener eines Kupferdrahtes bei gleichen Querschnitten und gleicher Weglänge, wie folgt: Nach Pouillet’s Versuchen hat man: Die specifische Leitkraft des mit ;— m Sal- petersäure versetzten Wassers verhält sich zu jener einer gesättigten Kupfer- vitriollösung . . 2... wiel50: 10.000 die einer gesättigten Knien vitriollösung zu jener des Platnüs . 2 2 2 .2.9...1:2.546680 die des Platins zu jenen des Kupfers. „ 22: 100 daher die specifische Leitkraft des angesäuer- ten Wassers zu jener des Kupfers wie . 1:771,721212 Da nun den hier besprochenen Versuchsresultaten zu Folge die elektrische Leitkraft der Erde nicht nur nicht kleiner, als jene des Kupferdrahtes, sondern sogar 3.14mal grösser ist, so muss der mittlere Querschnitt des Stromcanals in der Erde meet mal grösser sein, alsim kupfernen Leiter, mithin 65111 Q. F., d. h. ein Quadrat von 255 F. Seite, oder einen Kreis von 144 F. Radius ausmachen. Die wirkliche Verbreitung des Stroms wird, da er innerhalb der Fläche eines Kegels liegt und nicht in einem prismatisch-eylindrischen Canal fortgeht, bedeu- tend grösser sein. 301 Allen diesen Betrachtungen liegt die Annahme zu Grunde, dass es gestattet sei, sich einen elektrischen Strom wie den einer körperlichen Flüssigkeit, vorzustellen, er mag nun in einer fortschreitenden Bewegung, oder in einer solchen bestehen, wo die bewegten Theile die Lage ihres Gleichgewichts nur wenig verlassen, und ich habe geglaubt, hiezu darum berechtigt zu sein, weil die Aufgabe der Naturforschung nach meiner Ansicht überhaupt darin besteht, Unbekanntes auf den Typus des Be- kannten zurückzuführen. Uebrigens werde ich nächstens Gelegenheit finden, die Versuche, von denen ich hier ausgegangen bin, in noch viel grösserem Maasstabe auszuführen. Was sich mir dabei Mittheilenswerthes ergeben wird, will ich der Akademie vorlegen. Hierauf folgte ein Vortrag des wirklichen Mitgliedes Herrn Professors A. Schrötter. „Ueber die auf directem Wege darstellbaren Verbindungen des Phosphors mit den Metallen.” Ich erlaube mir der geehrten Classe vorläufig nur die Hauptresultate einer Arbeit vorzulegen, deren doppelter Zweck es war, die Zusammensetzung der Verbindungen des Phosphors mit jenen Metallen kennen zu lernen, die sich auf directem Wege darstellen lassen, und wo möglich die Reihenfolge zu bestimmen, nach welcher sich diese Metalle in Bezug auf ihr Bestreben mit dem Phosphor in Verbindung zu treten, anord- nen lassen. Mehrere Phosphormetalle sind bereits von andern Chemi- kern, namentlich von Berzelius, H. Rose, Lampadius, Pelletier und Berthier dargestellt worden, andere sind neu. Um die hier zu besprechenden Verbindungen darzustellen, wurde das in einem Porzellanschiffchen befindliche Metall in einer durch Quecksilber abgesperrten Glasröhre, die mit Phos- phorgas erfüllt war, nach und nach so weit erhitzt, bis die, gegenseitige Einwirkung erfolgte. Nachdem das Metall einige Zeit der Einwirkung des Phosphorgases, bei der zum Entstehen der Verbindung nöthigen Temperatur ausgesetzt war, wurde 302 der Versuch beendigt. In einigen Fällen war es nothwendig die bei der ersten Einwirkung des Phosphors gebildete |Verbindung zu zerreiben und dann nochmals inPhosphorgas zu erhitzen, um sie damit zu sättigen. Die Metalle wurden, wo es thunlich war, in pulverigem Zustande, meistens wie sie durch Reduction mit Wasserstofligas erhalten werden, angewendet. In vielen Fällen ergab sich die Zusammensetzung der Verbindung schon aus der directen Wägung des Metalles vor, und der Verbindung nach dem Versuche, indess wurde auch immer die Analyse derselben gemacht. | | Es ergab sich, dass die untersuchten Metalle in folgende 3 Gruppen gebracht werden können: Die in der ersten Enthaltenen verbinden sich mit dem Phosphor unter sehr lebhafter Feuererscheinung , wenn sie bis kaum zum anfangenden, oder höchstens bis eben zum begin- nenden Rothglühen erhitzt werden. Sie sind folgende, und zwar in der Ordnung, dass die, bei welchen die niedrigste . Temperatur zur Verbindung hinreicht, zuerst stehen: Palladium , Platin , Nickel , Kobalt, Eisen, Kupfer, Mangan , Irıdium. Vor dieser Gruppe wären noch die Alkalimetalle zu stellen , bei welchen die Verbindung mit solcher Heftigkeit er- folgt, dass ihre Phosphide auf diese Weise nicht dargestellt werden können. Die in der zweiten Gruppe befindlichen Metalle verbinden sich ebenfalls bei schwacher Erhitzung mit dem Phosphor, allein ohne Feuererscheinung. Die erhaltenen Phosphormetalle werden aber eben so wenig wie die der ersten Gruppe durch stärkeres Erhitzen zerlegt. Die Metalle dieser Gruppe sind: Zink , Zinn. 305 Die dritte Gruppe wird von jenen Metallen gebildet, welche sich bei schwacher Erhitzung und ohne Feuererscheinung mit dem Phosphor verbinden, bei welchen jedoch die Verbin- dung durch stärkeres Erhitzen wieder zerlegt wird. Sie sind: Silber , n Gold. Es liesse sich noch eine A. Gruppe hinzufügen , welche jene Metalle enthält, die sich unter den gegebenen Umständen gar nicht mit dem Phosphor verbinden lassen, in diese Gruppe gehören wahrscheinlich nebst noch mehreren, Scheel, Cadmium. Die auf die angegebene Art erhaltenen Verbindungen mit Phosphor sind folgende: 1. Palladiumphosphür. Es enthält in 100 Theilen 64,73 Palladium, 35,27 Phosphor, entspricht also der Formel PdP, welche 62,52 Palladium und 37,48 Phosphor gibt. Es ist somit dem Palladiumoxydul analog zusammengesetzt. Das Phosphür besitzt eine Dichte von 8,25, ist silberweiss, sehr spröde und krystallinisch; es zieht Feuchtigkeit aus der Luft an und wird auf diese Weise vollständig zerlegt. Salpetersäure löst es mit Leichtigkeit, Salzsäure greift es nur schwach an. 2. Platinphosphür enthält in 100 Theilen 75,357 Platin, 24,63 Phosphor, . entspricht also ebenfalls dem Oxydul und ist somit | PıP, welche Formel 73,37 Platin und 26,63 Phosphor gibt. Das Platinphosphür ist grau, metallisch-glänzend, besitzt eine Dichte von 8,77. Es wird von Salzsäure nicht gelöst, und zieht auch aus der Luft keine Feuchtigkeit an, Chlorsalpeter- säure löst es mit Leichtigkeit. Phosphor-Nickel enthält in 100 Theilen 73,9% Nickel, 26,45 Phosphor. Die Verbindung entspricht also der Formel Ni,P, 30% welche 73,45 Nickel und 26,55 Phosphor gibt. Das Phosphor- Metall ist weissgrau, krystallinisch, stark metallglänzend und besitzt eine Dichte von 5,99; von Salzsäure wird es nicht an- gegriffen, von Salpetersäure hingegen mit Leichtigkeit gelöst. * Dieselbe Verbindung wurde auch von H. Rose, jedoch auf andere Art dargestellt, Pelletier stellte noch die Ver- bindung NiP dar. 4. Kobalt-Phosphor. Die Verbindung beider Körper erfolgt zwar nahe bei derselben Temperatur wie beim Nickel, aber die Feuererscheinung ist beim Kobalt weit schwächer. Die Verbindung enthält in 100 Th. 71,59 Kobalt, und 28,41 Phosphor, sie entspricht also der Formel Co,P, welche jedoch 73,45 Kobalt und 26,55 Phosphor gibt. Die Kobaltverbindung ist der des Nickels sehr ähnlich, ihre Dichte beträgt 5,62. Dieselbe Verbindung erhielt auch H. Rose, je- doch auf andere Art. 5. Phosphor-Kupfer. a. Die Verbindung, welche sich bei wiederholter Einwirkung des Phosphors auf das Me- tall bildet, enthält in 100 Th. 79,20 Kupfer, 20,50 Phosphor , sie entspricht daher der Formel Cu,P, welche 79,85% Kupfer und 20,16 Phosphor gibt. Schmelzt man diese Verbindung längere Zeit in einem mit Kohle ausge- füllten wohl verschlossenen Tegel , so entweicht ein Theil des _Phosphors und es bleibt eine Verbindung 5 zurück , welche 86,22 Kupfer, und 13,75 Phosphor, enthält, somit der Formel Cu,P entspricht. Diese gibt 35,59 Kupfer und 14,41 Phosphor. Sie ist sehr glänzend, spröde und besitzt eine Dichte von 6,75. Von Salzsäure wird sie nur wenig geändert, Salpeter- säure hingegen löst sie leicht. H. Rose hat auch die Verbin- 305 dung Cu,P, jedoch auf andere Weise erhalten; auch stellte er noch die Verbindungen Cu,P, Cu,P dar. 6. Phosphor-Eisen enthält in 100 Th. | 63,65 Eisen, 36,35 Phosphor, entspricht also der Formel Fe,P. Diese gibt 63,83 Eisen und 36,17 Phosphor. Berzelius hat auch noch die Verbindung Fe,P und H. Rose das Phos- phorid Fe, P, dargestellt. 7%. Phosphor-Mangan. Das zur Darstellung der Ver- bindung verwendete Mangan enthielt Kohle und etwas Kiesel; die Verbindung erfolgte unter bedeutender Volumvergrösserung des Metalles und enthielt in 100 Th. 83,36 Mangan 16,64 Phosphor. Diese Zusammensetzung entspricht der Formel Mn,P, welche 83,50 Mangan und 16,20 Phosphor gibt. Das Phos- phormetall ist unlöslich in Salzsäure, aber leicht löslich in Sal- petersäure, und hat eine Dichte von 4,9%. 8. Das Iridiumphosphür entspricht der Formel Je P! indem es in 100 Th. 75,30 Iridium, und 24,70 Phosphor enthält. Die Formel gibt 75,51 Iridium und 24, 49 Phosphor. 9. Phosphor-Zink entspricht der Formel Zn,P, indem es in 100 Th. 77,60 Zink, und 22,40 Phosphor enthält. Die obige Formel gibt 75,25 Zink und 24,72 Phosphor. Es ist grau, hat eine Dichte von A,%76 und wird von Salz- säure sehr leicht gelöst. 10. Das Zinnphosphid entspricht der Formel Sn:P, indem es in 100 Th. Sitzb. d. mathem, naturw. Cl. Jahrg. 1849. V. Heft. 24 306 | «7,95 Zinn, 22,05 Phosphor enthält. Die Formel gibt 78,66 Zinn und 21,34 Phosphor. Es ist vollkommen weiss, in hohem Grade theilbar und spröde. Die Dichte desselben beträgt 6,56. In Salzsäure löst es sich leicht, von Salpetersäure wird es nicht angegriffen. 11. Das Silbersesquiphosphid ist nach der Formel Ag,P; zusammengesetzt, da es 69,25 Silber , und 30,75 Phosphor enthält. Obige Formel gibt 69,75 Silber und 30,25 Phosphor. Es ist schwierig darzustellen, da bei einer etwas zu hohen Temperatur der Phosphor wieder entweicht. Die Verbindung ist schwärzlich grau und hat eine Dichte von 4,63. Salzsäure wirkt nicht darauf, in Salpetersäure aber ist dieselbe löslich. 12. Goldsesquiphosphür entspricht der Formel Au: P;, da es 79,77 Gold, und 20,23 Phosphor enthält. Die Formel gibt 80,32 Gold und 19,68 Phosphor. Auch die Darstellung dieser Verbindung erfordert, dass die Temperatur sehr genau an der Gränze erhalten werde, wo eben die Vereinigung beider Körper Statt findet; indem bei einer etwas stärkeren Erhitzung der Phosphor wieder ent- weicht. Die Verbindung ist grau, hat eine Dichte von 6,6% und wird von Salzsäure nicht verändert. Beim Behandeln mit Salpetersäure wird der ganze Phosphor in Phosphorsäure ver- wandelt, während das Gold rein zurückbleibt. Ich kann diese vorläufige Mittheilung nicht schliessen ohne des Fleisses und der Ausdauer dankend zu erwähnen, mit welchen Herr Kosch den zeitraubenden und mühevollen Theil dieser Arbeit ausgeführt hat. 307 Herr Dr. Schneider berichtete hierauf als Gast: Ueber eine neue Entstehungsweise der flüch- tigen Kohlenwasserstoffsäuren. Die Kohlenwasserstofisäuren der allgemeinen Formel (©, ,) n + ©, sind in den verschiedenen Fettarten zuerst entdeckt und durch Verseifung der Fette und Zerlegung der Seife darge- stellt worden. Später erkannte man, dass dieselben auch als die Oxydationsproducte der verschiedenen Alkoholarten auftreten, so entsteht aus dem Kartoffelfuselöl C,, 4, © + HO durch Abscheidung von 2% Aequivalenten Wasserstoff unter gleich- zeitiger Aufnahme von Sauerstoff Valeriansäure C,H, O,+ HO, und aus dem Alkohol ganz auf gleiche Weise Essigsäure. Wei- tere Untersuchungen lehrten, dass auch die Kohlehydrate durch den Fäulnissprocess Säuren der angeführten Gruppe liefern, und dass diese in verschiedenen Pilanzen und Früchten ent- halten sind. So hat Prof. Redtenbacher in der Frucht von Siliqua duleis und von Gorup Bessanez in der Frucht des Seifenbaums Buttersäure gefunden. Selbst bei der Fäulniss thie- rischer Substanzen bilden sich diese Säuren insbesondere die leichter flüchtigen derselben, in welche auch bei der trockenen Destillation und bei der Oxydation die höher zusammengesetzten Kohlenwasserstoffsäuren zerfallen, so z. B. die Oelsäure. Betrachtet man alle diese Entstehungsweisen fetter Säuren, so ergibt sich, dass sie sämmtlich darin übereinkommen, dass immer ein höher zu- sammengesetzter Körper durch Spaltung seines Atoms unter gleich- zeitiger Aufnahme von Oxygen in niederere Verbindungen zerfiel. Bei dem Umstande, dass gerade die Säuren dieser Gruppe zu den häufigst vorkommenden organischen Verbindungen gehören, lag die Vermuthung nahe, dass die eben angeführte Entstehungs- weise nicht die einzige Ursprungsquelle sei, sondern dass sie auch auf dem freilich bei organischen Verbindungen viel selte- .neren Wege der Synthese hervorgebracht werden könnten. Ich habe daher versucht diese Säuren aus einfacheren Verbindungen durch Zusammensetzung darzustellen. Destillirt man Fette oder fette Säuren, deren Zersetzungs- punet nahe ihrem Siedepunkte liegt für sich, so erhält man der Hauptmasse nach flüchtige stark riechende Oele, die in ihrer atomistischen Zusammensetzung dem ölbildenden Gase nahe 24 * »08 | stehen. Sie bieten zur Lösung der gestellten Frage das geeig- netste Materiale. Es wurde desshalb Küböl der trockenen Destil- lation unterworfen und die erhaltenen flüchtigen Kohlenwasser- stoffe für sich gesammelt, die leichter flüchtigen von den schwe- rer flüchtigen getrennt, beide der gleichen weiteren Behandlung unterworfen. Um das ihnen beigemengte Acroläin und die wie- wohl in geringer Menge etwa enthaltenen Säuren zu entfernen, wurden sie mit Silberoxyd längere Zeit digerirt, dann abdestillirt, das Destillat rectificirt. So gereinigt und über Chlorcaleium getrocknet, sind die Kohlenwasserstoffe farblos von durchdringendem dem Acrolein nahe verwandten Geruch. An der Luft werden sie nach längerem Stehen selbst in verschlossenen Gefässen gelb gefärbt, sie haben keine Wirkung auf Pflanzenfarben, aber in Alcohol gelöst, röthen sie damit befeuchtetes Lakmuspapier nach einiger Zeit. Ihr Siedepunkt begann bei 72° C stieg aber ununterbrochen bis 175. Die Rlementaranalyse gab nach drei Versuchen im Mittel: Kohlenstoff — 86.25 _ Wasserstoff — 12.026 Sauerstoff — 1.%8 Dieser procentischen Zusammensetzung entspricht das Ver- hältniss von €,:H, Trockenes Ammoniakgas bringt auf diese Kohlenwasser- stoffe keine sichtbare Veränderung hervor. Werden ihre Dämpfe über mässig erhitzten Natronkalk ge- leitet, so erleiden sie eine chemische Veränderung, der Natron- kalk bräunt sich durch ausgeschiedene Kohle, und wird er nach vollendeter Einwirkung mit Schwefelsäure zersetzt, so entwickelt sich Kohlensäure; wird das Gemenge destillirt, so erhält man eine schwach sauer reagirende Flüssigkeit aus der nach der Neutralisation mit Natron salpetersaures Silberoxyd, eine weisse Salzmasse fällt, die sich beim Kochen schwärzt. Aus der erkal- teten Lösung scheiden sich weisse krystallinische Blättchen ab, die zufolge der vorgenommenen Atomgewichtsbestimmungen aus einem Gemenge von bulter- und valeriansaurem Silberoxyd bestanden. Die rascheste Umänderung erleiden die Kohlenwasserstoffe durch cone. Salpetersäure und durch Chromsäure. Die hierbei 309 erhaltenen Körper sind der Gegenstand der vorgenommenen Untersuchung. A. Oxydation mit cone. Salpetersäure. Diese Operation wurde in einer gläsernen Retorte, deren Hals durch ein anpassendes Glasrohr sehr verlängert und schief nach aufwärts gerichtet war, vorgenommen. Diese Construction des Apparates hatte den Zweck, die durch die heftige Erwär- mung verflüchtigten Körper immer wieder verdichtet in die Retorte zurückzuleiten, desshalb war auch die Glasröhre mit dem Liebig’schen Kühlappärate umgeben. Die Einwirkung ist äusserst lebhaft; unter Entwicklung rother Dämpfe verbreitet sich der Geruch nach Blausäure, Bittermandelöl und Zimmtöl, der Retorteninhalt wird dunkelgefärbt und eine harzartige kle- bende Masse scheidet sich ab. Ist die Oxydation vollendet, was aus dem Hellerwerden der Flüssigkeit und dem Verschwinden der rothen Dämpfe leicht zu erkennen ist, so theilt sich die Flüssigkeit nach dem Erkalten in zwei Schichten, eine leichtere ölartige und eine specifisch schwerere wässerige. Setzt man _ derselben Wasser zu, so scheidet sich am Boden des Gefässes eine braunrothe ölartige Masse ab, — sie möge vorläufig Nitro- körper heissen — die überstehende Flüssigkeit ist emulsionsartig trübe, und riecht stark nach Butter- und Valeriansäure. Diese wässerige Flüssigkeit wurde mit kohlensaurem Kali gesättigt und verdampft; die hierbei sich ausscheidenden Salpeter- krystalle habe ich von der schwer krystallisirbaren Mutterlauge getrennt, diese mit Schwefelsäure zersetzt. Es schied sich eine sauer reagirende Fettschichte ab, welche von der übrigen Flüs- sigkeit getrennt und mit Baryt neutralisirt wurde. Die Flüssig- keit wurde destillirt, an Natron gebunden, das Natronsalz mit salpetersaurem Silberoxyd zersetzt. Die weitere Arbeit theilte sich in die Untersuchung der Baryt und in die Untersuchung der Silbersalze. Die Barytsalze sind gelb gefärbt durch den bereits erwähn- ten Nitrokörper. Ihre Reinigung musste durch oft wiederholtes Auflösen in kochend heissem Wasser, wobei der Nitrokörper sich zersetzt, bewerkstelligt werden. In Fällen, wo die Reini- sung der Barytsalze nicht gelang, wurden dieselben in Silber- >10 salze verwandelt. Solcher Art wurde eine durch die Krystalli- sation deutlich unterscheidbare Reihe von zur Atomgewichts- bestimmung geeigneten Barytsalzen erhalten. Ich gebe sie mit den berechneten und den Sefundenen Atom- sewichten in der Reihe wie sie beim Krystallisiren erhalten wurden. Atomgewicht Baryt in Procenten berechnet gefunden berechnet gefunden Oenanthylsaurer Baryt . 197.6 195.3 88.78 89.24 Capronsaurer „v2 .188.6. 1838 41.73 41.50 Valeriansaurer „ . 169.64 171 45.18 44.68 Die Silbersalze, deren Reinigung durch ihre verschiedenen Löslichkeitsverhältnisse viel leichter gelingt, bestanden nebst ameisensaurem Silberoxyd, das aus dem schnellen Schwärzen der Salzmasse selbst noch unter der Kochhitze des Wassers erkannt wurde, noch aus: Silberoxyd in Atomgewicht Procenten berechnet gefunden berechnet gefunden Valeriansauren Silberoxyd . 209 207 95.9 56.2 Buttersauren 5 . 195 195.6 59.48 99.31 Metacetonsauren ’ el lei 64.09 64.07 Metacetonessigsauren„ . 17A 1%%4 66.59 66.55 Essigsauren „ . 167 167 69.46 69.45 Der Nitrokörper, welcher aus den oxydirten Koh- lenwasserstoffien durch Wasser abgeschieden wurde, stellte der Erforschung seiner Zusammensetzung viele Hindernisse entgegen. Er ist von ölartiger Consistenz, braunroth gefärbt, schwe- rer als Wasser von stark saurer Reaction. Wird er für sich erhitzt, so entwickelt er bei einer die Temperatur des kochen- den Wassers übersteisenden Wärme rothe Dämpfe und schwärzt sich dureh theilweise Zersetzung. Aus der geschwärzten Masse zieht Kali fette Säuren aus, welche man auch aus demselben urch Destillation mit Wasser erhält. Mit den Basen geht er wenig charakteristische Verbindungen ein. Mit Kali gibt er eine unkrystallisirbare Verbindung von dunkelbrauner Farbe, mit Baryt vereinigt er sich zu einer zusammenbackenden klebenden Masse, mit Silberoxyd gibt er einen rehfarben Niederschlag. il Wird der Nitrokörper mit Kali geschmolzen, so entwickelt sich unter Bräunung der Masse Ammoniak, an das Kali sind fette Säuren gebunden, auf Zusatz von Schwefelsäure ent- wickelt sich Blausäure. Leitet man trockenes Ammoniakgas in den mit Wasser aufgeschlemmten Nitrokörper und setzt man darauf noch Am- moniakflüssigkeit zu, so erhält man eine stark nach Bitterman- delöl riechende Flüssigkeit, die in Wasser untersinkt, aber mit alkoholischer Kalilösung kein benzoäsaures Kali liefert, bei der Destillation Kohle abscheidet, dagegen Sauerstoff und Hydrogen im Verhältnisse, als sie Wasser bilden, aufnimmt. Die ammoniakalische neutralisirte Flüssigkeit gibt mit Silber- salpeter einen sehr reichlichen Niederschlag, dessen grösserer ' Theil in kochendem Wasser löslich ist, und beim Erkalten wieder herausfällt, Die Untersuchung gab: Silberoxyd in Atomgewicht Procenten berechnet gefunden berechnet gefunden Caprylsaures Silberoxyd . 251 250.5 46.21 46.29 Oenanthylsaures „, a A et 48.64 AS.71 Eine Doppelverbindung von oenanthylcapronsaurem Silberoxyd . . .. . 230 230 50.43 50.41 Ausser diesen Säuren wurden auch alle nächst niedrigeren bis herab zum metacetonessigsauren Silberoxyd gefunden. Die Untersuchung der schweren flüchtigen Kohlenwasser- stoffe lieferte durchgehends dasselbe Resultat, nur war der Nitrokörper von salbenartiger Consistenz und reicher an den angeführten Säuren. B. Oxydation der Kohlenwasserstoffe mit Chromsäure. ‚Werden die Kohlenwasserstofie durch eine Mischung von doppelt chromsauren Kali und Schwefelsäure auf ähnliche Art, wie bei der Salpetersäure angegeben wurde, behandelt, so findet beim Erwärmen des Gemenges eine sehr heitige Oxyda- tion Statt, destillirt man die Flüssigkeit nach vollendeter Ein- wirkung ab und sättigt das Destillat mit kohlensaurem Natron, 'so erhält man bei der Zersetzung des Natronsalzes mit Silber- salpeter metaceton- und essigsaures Silberoxyd, letzteres in vorwiegender Menge. Höhere Kohlenwasserstoffsäuren wurden nicht gebildet. Die ganze Untersuchung, welche ich im Laufe dieses Win- ters im Laboratorium des Pf. Redtenbacher angestellt habe, ergibt als Resultat, dass die Kohlenwasserstoflsäuren auch durch Synthese darstellbar seien. Die bei der trockenen Destillation der Fette auftretenden Kohlenwasserstoffe können durch oxydirende Mittel wie Alkalien, Salpetersäure und Chromsäure wieder in fette Säuren zurückgeführt werden. Die grösste Anzahl, von der Ameisensäure angefangen bis einschliesslich zur Caprylsäure, wird bei der Oxydation mit Salpetersäure erhalten. Der Grund, dass dieses Oxydationsmittel die reichste Ausbeute liefert, dürfte in dem gleichzeitig gebildeten Nitrokörper zu finden sein. Dieser Körper entzieht die Kohlenwasserstoffsäuren mit höherem Atomgewicht der weiteren Oxydation; dass sich’s wirklich so verhalte machen die Oxydationsproduete mit Chrom- säure wahrscheinlich. Hierbei fehlt nämlich das schützende Nebenproduct, das die gebildeten Säuren der weiteren Oxydation entzieht, und aus diesem Grunde wurden nur die niedersten derselben erhalten. Wird statt den Kohlenwasserstoffen der Fette, Terpentinöl auf ähnliche Weise behandelt, so erhält man gleichfalls nebst anderen Producten Kohlenwasserstoflsäuren. Die bezüglichen Resultate werde ich seiner Zeit mittheilen. Das wirkliche Mitglied Herr Bergrath W. Haidinger hatte nachfolgende Mittheilung über den Hatchettin in den Sphärosideritkugeln in Mähren, eingesendet, welche von Herrn Ritter von Hauer vorgelesen wurde. Notiz über den Hatchettin von Rossitz in Mähren. Die harzartigen und talgartigen fossilen Vorkommen haben sich in neuerer Zeit so sehr gehäuft, und man hat so vielerlei sonderbare Combinationen von Eigenschaften erkannt, dass es nothwendig wurde, sie durch eigene Namen zu bezeichnen, und so den spätern genauern Untersuchungen der Naturforscher zu empfehlen. Zu den letztern von diesen, den wachs-, stearin- oder talgartigen gehört das, wovon ich hier der hochverehrten Classe ein Stück vorzuzeigen die Ehre habe. 313 Es wurde von Herrn Julius Rittler von dem Alaun- und Steinkohlenwerke in Rossitz an unsern verehrten Herrn Collegen Heckel eingesandt, mit der Anfrage um nähere Bestimmung. Ihm danke ich also die Veranlassung, heute einige Worte darüber mitzutheilen. Die Eigenschaften des Körpers sind an sich für ein Pro- duct des Mineralreichs sehr merkwürdig. Ein Aggregationszu- stand zwischen dem von sehr weichem Wachs und Stearinsäu- re, zwischen den Fingern zerreiblich, doch nicht bildsam. Den Schmelzpunkt fand Hr. Patera, der auf meine Bitte auch die nachfolgenden Eigenschaften untersuchte, bei 710 C. Schon bei 59° fängt das Mineral an sehr weich und durchscheinend zu werden, aber in einer mit demselben erfüllten Röhre , wo- bei ein Stückchen Pyrop zu oberst gelegt wurde, fand sich dieser erst dann am Boden, als die Temperatur auf 71° gestie- gen war. Das specifische Gewicht des geschmolzenen Minerals ist = 0,592. Seine Farbe ist wachsgelb, die Härte = 1, der des Talkes, selbst darunter. Es besitzt keinen bituminösen, überhaupt keinen Geruch. Es löst sich leicht in Terpentinöl auf. In Äther wird es weiss und löst sich auf, doch selbst erwärmt nur schwierig. In Alcohol erhitzt, schmilzt es zur Kugel, ver- ändert aber die Farbe nicht und ist darin unlöslich. Es stimmt dieses Mineral vollkommen mit der Beschrei- bung überein, welche die mineralogischen Werke von dem Hatchettin enthalten, welchen zuerst Conybeare in den Annals of Philosophy (I. 136) beschrieb. Er kommt bei Merthyr Tydvil in kleinen Gangtrümmern mit Kalkspath und Bergkrystall vor in dem Eisenstein der Steinkohlenformation. Genau dieselbe Art des Vorkommens zeigt auch der Hatchettin von Rossitz. Man sieht die unregelmässig schaligen Massen, welche an das Aussehen des Ozokerites von Glocker erinnern, aber die viel weicher sind, in den offenen Gangklüf- ten der Sphärosiderite, die übrigens mit Kalkspathkrystallen ausgekleidet erscheinen. Hin und wieder findet sich zwischen den Kalkspathkrystal- len eine schwarze pulverige weiche Substanz, die zwischen den Fingern zerrieben den sehr aromatischen Geruch des Ixolyts oder Retinits verbreitet, was um so auflalleuder ist, als der unmit- 314 telbar daneben befindliche bergtalgartige Hatchettin ganz ge- ruchlos ist. Ueber das Vorkommen selbst berichtet Hr. Rittler Fol- sendes: „Die Spatheisensteine kommen in der Gestalt von. Sphäroiden in Schieferthon unmittelbar in der Firste des Han- gendflötzes, oder als Verdrückung im Flötze selbst in der Se- gen - Gottes-Grube vor. In den Drusen dieser Sphärosiderite ha- ben wir vor ungefähr zwei Jahren dieses Harz zum erstenmale, und zwar in einer Saigerteufe von 40 bis 50 Klafter gefunden, während solches in den obern Teufen gar nicht vorkam. Aus einer der reichsten und zuerst entdeckten Druse haben die Bergarbeiter leider das Harz herausgenommen und in Form ei- ner Kerze um einen Docht geknetet, und solches zur Beleuch- tung benützt, wodurch ein sehr reines und helles Licht, nach Art der Stearinlichter erzeugt wurde.” Noch fehlt die Analyse des Hatchettins von Rossitz. Herr Prof. Redtenbacher hat ihre Ausführung freundlichst zuge- sagt, doch glaubte ich mit dieser Mittheilung nicht bis zu ihrer Vollendung abwarten zu sollen, um vorläufig das mineralogische Bild für sich hinzustellen. Nach dem was bisher bekannt gewor- den ist, schliessen sich diese weichen Vorkommen, der Hat- chettin von Rossitz und Merthyr Tydvil, der Bergtalg von Loch Fyne und Inverary in Schottland, das dem Hatchettin ähnliche Mineral, welches von Dunker (in den Studien des Götting. Ver. Bergm. Freund. IV. 283) beschrieben worden ist, und das in Begleitung von Bergpech in dem thonigen Sphärosiderit der untern Schichten des Wealdengebildes bei Sooldorf in der Nähe von Rodenbach in der Grafschaft Schaumburg vorkommt, der Naphtadil von Tschelekaen, unmittelbar an den festern Ozoke- ‚rit an, nur dass leizterer einen starken aromatisch - bituminösen Geruch besitzt. Hausmann (Handbuch 2. Aufl. I. $. 1492) führt den Hatchettin als Anhang zum Ozokerit auf. Es wird vielleicht nothwendig seyn beide später noch genauer in einer einzigen Species zu vereinigen, in welcher nur die beiden ver- schiedenen Varietäten zu verschiedener Zeit entdeckt, selten und doch auch kleine Verschiedenheit zeigend mit eigenen Namen be- nannt wurden. Im Schmelzpuncte finden sich einige Abweichungen in den Angaben zwischen 46° und 86", -aber man weiss wie gross 315 die Verschiedenheiten in Beziehung auf die Aggregatzustände bei den Kohlenwasserstoflverbindungen sind, welche gänzlich gleich zusammengesetzt von den Chemikern gefunden wurden. Auf den Commissionsbericht der Herren Partsch und Hai- dinger, in der Sitzung vom 26. April (Sitzungsberichte 1849, P. 276) bewilligte die mathematisch-naturwissenschaftliche Classe den Herren Franz Ritter v. Hauer und Dr. Moriz Hörnes, jedem eine Subvention von 500 fl. Conv. Münze. Die Gesammt-Akademie bewilligte in der Folge die ange- gebene Summe. Der Secretär erstattete Bericht über die von Dr. Ferd. Peche eingesendete handschriftliche Abhandlung über die In- tegration der Differential- Formeln , worin die Quadratwurzel aus einem Polynom des A. Grades vorkommt. Ueber den Antrag des Herrn Vice-Präsidenten beschloss die Classe dem Verfasser, welchem die zu solchen Untersuchungen nöthigen literarischen Hilfsmittel mangeln, zur Anerkennung seines verdienstlichen Strebens bei ausgesprochenem mathemati- schem Talente Legendre’s Theorie der elliptischen Functio- nen, Jacobi's Fundamenta nova und die Abhandlungen Abel’s zum Geschenke zu machen. Professor Redtenbacher legte ein Schreiben derHerren Lerch und Rassmann in Prag vor, worin dieselben den Wunsch aussprechen zum Ankaufe der kostspieligen Materialien für eine von ihnen begonnene Arbeit über das Kohlenoxydka- lium eine Unterstützung zu erhalten. Ueber Antrag des Herrn Professors beschliesst die Classe bei der Gesammtakademie zu dem genannten Zwecke eine Unterstützung von 150 fl, zu bean- tragen, welche auch in der Folge genehmiget wurde. 316 Die Classe beschliesst über Ansuchen des Herrn Carl Schönbichler demselben 50 fl. zuzuwenden, um ihn in den Stand zu setzen, eine neue verbesserte Ausgabe seines Multi- plications-Registers zu veranstalten. Sitzung vom 19. Mai 1849. Das wirkliche Mitglied Herr Professor A. Schrötter hielt nachstehenden Vortrag: Ueber die Betrachtungsweise der Doppelver- bindungen des Cyans. Die Doppelverbindungen des Cyans sind eben so oft der Gegenstand theoretischer Betrachtungen, als experimenteller Untersuchungen gewesen, und es kann nicht geläugnet werden, dass die letzteren die Wissenschaft viel mehr gefördert haben als die ersteren. Berzelius betrachtet dieselben als Salze des als „Salzbilder’ auftretenden Cyans, wodurch für das - gelbe Blutlaugensalz die Formel2KXCy, FeCy; für das rothe 3KCy, Fe, Cy,; für Kalium-Caleium-Eisen-Cyan, dessen empi- rische Formel X Ca Fe Cy; ist, wenn wan sie verdoppelt die Formel 2X Cy, Fe Cy+2Ca Cy, FeCy, entsteht. Gay-Lussac und mit ihm Liebig nehmen zwei zusammengesetzte Radicale von der Form M Cy, oder MC,N, und 2 M Cy,, oder M, 01, an, wo M ein Metall Bach "und bezeichnet dieselben mit C My und 2 C My. Bedeutet M Eisen, wie diess meistens der Fall ist, so heisst ersteres Ferrocyan, letzteres Ferrideyan. Graham nimmt ein zusammengesetztes Radical an, das zwar eine gleiche procentische Zusammensetzung mit dem Cyan, aber ein dreimal so grosses Aequivalent hat. Graham nennt dieses hypothetische Radieal Prussin und bezeichnet es mit Pr, was also gleich €, N, ist. Löwig endlich stellt sich vor’), dass die Doppelverbin- dungen des Cyans einen Paarling M Cy enthalten, mit wel- chen der übrige Theil des Cyans in einer „besonderen Art #) Dessen Chemie der organischen Verbindungen, zweite Auflace RB. 2, S. 1578: 1846. 317 von Verbindung” enthalten ist. Nach dieser Ansicht ist das Blutlaugensalz A, + (Fe Cy) Cy,. Von der Ansicht Grahams sagt Liebig') selbst. „Sie würde den Vorzug vor jeder anderen haben, wenn sie erklärte, woher es kömmt, dass das Eisen in dem Ferrocyankalium z. B. nicht durch andere Metalle ersetzbar ist.” Für jede dieser Hypothesen lassen sich Gründe anführen, keine aber gestattet eine einfache Anwendung auf alle jetzt bekannten Cyanmetalle. Die Betrachtungsweise, welche ich im Begriffe bin, der geehrten Classe vorzulegen, macht keinen Anspruch darauf, die Erscheinungen, welche diese merkwürdige Classe von Verbin- dungen darbieten, aus der Gruppirung der Atome zu erklären, sie beschränkt sich bloss auf die Aequivalente und hat keinen anderen Zweck als mittelst der jedem einzelnen darin enthal- tenen Grundstoffe entsprechenden Aequivalentenzahl, ohne eine neue Hypothese, eine auf Thatsachen beruhende Zusammenstel- lung der grossen Anzahl von Doppeleyanüren zu geben, welche eine leichte Uebersicht möglich macht und die Lücken deut- lich zeigt, die entweder wirklich in den Reihen dieser Ver- bindungen vorhanden sind, oder nur in der Unvollkommenheit unserer Kenntniss derselben ihren Grund haben. Stellt man »ämlich die Doppelverbindungen des Cyans mit den Metallen zusammen, so zeigt sich, dass sie sich in Grup- pen vereinigen lassen, die nach bestimmten, einfachen Typen gebildet sind. Der ersten Gruppe, in welcher die geringste Anzahl von Aequivalenten vorkömmt, liegt die einfache Form M Cy, welche bei allen Metallen vorkömmt zu Grunde und ihre Glieder ent- stehen, wenn die Hälfte des Metalles M durch die äquivalente Menge eines anderen Metalles ersetzt wird. Der allgemeine Ausdruck derselben ist also 2 M Cy oder MM Cy,. Die bis jetzt bekannten Glieder dieser Gruppe sind folgende: K Zn Cy, K Cd Cy, K Cu: Oyz RK Ni c ya t) Handbuch der Chemie ete. B. 2. S. 643. 1845. 318 K Hg Cy Hg, Cy 0 K Ag Cy, Hg, Cy Cl K Au Cy, Ni Hg Cy cl K Pt Cy AmHg Cy Cl _ K,.Pd.Cyoh san. Bia,0y, Na Zn Cy, K Pt Cyc Na Ni Cy, Sn Fe Cy, Ba Ni Cy, K Au Cy, Ca Ni Cy, Ag Au Cy, Pb Ni Cy: Am Au Cy, Co Ni Cy: H HogCy, H HgcCy, Pı Cy, Ca Pi Cy, Mg Pt Cy, Ba Pt Cy, Cu Pt Cy, Ag Au Cy, Am Ni Cys Am Au Cy, Zu derselben Gruppe gehören noch die in der zweiten Üolumne stehenden Verbindungen, obwohl sie scheinbar einer anderen Form folgen. Diese anscheinende Abweichung rührt nur daher, dass eines der Metalle sich mit weniger oder mehr als 1 Aequivalent Cyan verbinden kann, wo dann, im ersten Falle 1 Aequivalent des Metalles, im zweiten noch 1 oder mehrere Aequivalente Cyan in die Verbindung treten. In einigen Fällen ist das Cyan theilweise durch Chlor, Brom, Jod oder Sauer- stoff ersetzt. Die zweite Gruppe ist ebenfalls nach dem Typus des Cyankaliums gebildet, nur sind in derselben ein Drittel oder zwei Drittel des Kaliums, auch das ganze Kalium, nach je einem Drittel, durch andere Metalle ersetzt. Sie entspricht also, um allgemein zu sprechen, der Formel 3 MCy und die Glieder können die Formen M. M' Cy,, MM', Cy, oder MM' M' Cy; annehmen. Die bis jetzt bekannten Glieder dieser merkwürdigen Gruppe sind folgende: Er ee Er, Fe Cy, U, Fe Cy, K, MncCy, Ag, Fe Cy, K Fe,Cy, K Ba Fe Cy, RK Ca Fe Cy; K Mg Fe Cy, K Mn Fe Cy; Zu dieser Gruppe gehören noch die zweiten in der zweiten Columne stehenden Verbindungen, in welchen ein Theil des Cyans durch Chlor, Brom oder Jod ersetzt ist. Die dritte Gruppe, welche die in der neuesten Zeit von Quadrat, im Laboratorium Redtenbachers‘) entdeckten Verbindungen enthält, entspricht der Formel 11 M Cy, in wel- cher die 11 Aequivalente des Metalles nach den Zahlen 5 und 6 zerlegt sind, so dass sie die Form M, Me‘ Cy,, haben. Man kennt jetzt folgende Glieder derselben: K, Pi Cy,. Na, Pt, Cy,, Ams Pi; Cy,, Bas Pt; Cy,, Ca, Pl Cy,, Hg Pt Cy,, Cu Pt, Cy,, Hgs Pt; Cy,, 2) Ann. der Chemie und Pharmacie von F, Wöhler und J, Liebig. B. 63. 16% und 65. 249. 320 Die ausserordentliche Schönheit einiger dieser Verbindungen veranlasste mich dieselben, zu meiner eigenen Belehrung dar- zustellen. Des Vergleiches wegen stellte ich auch die Gmelin’- schen Verbindungen, nach der von @melin zuerst angegebenen Methode, durch Erhitzen von Platinschwamm mit Blutlaugensalz, dar. Dann bereitete ich die Kaliumverbindung nach Quadrat, durch Auflösen von Platinchlorür in einem beträchtlichen Ueberschuss von Cyankalium. Die überaus grosse Aehnlichkeit der nach beiden Methoden dargestellten Verbindungen, welche sie nach mehrmaligem Um- krystallisiren zeigen, und welche so weit geht, dass sie dem Ansehen nach nicht von einander unterschieden werden können, veranlasste mich dieselben zu untersuchen, wobei ich mich jedoch auf die Bestimmung des Kaliums und des Platins beschränkte. Die Verbindung von G melin enthielt in 100 Th. 91,64 Platin, und 20,00 Kalium, die von Quadrat in 100 Th. 51,43 Platin, 20,43 Kalium. Für das Cyan bleiben daher beziehungsweise 28,36 und 28,14, an der Identität beider Verbindungen ist also nicht zu zweifeln. Da nun die Rechnung für die nach der Formel X, Pr, Cy,, zu- sammengesetzte Verbindung 48,56 Platin und 23,17 Kalium fordert, der nach der Formel X Pi Cy, zusammengesetzten aber 50,19 Platin und 20,60 Kalium entsprechen, so ist es keinem Zweifel unterworfen, dass man unter gewissen noch nicht er- mittelten Umständen auch nach der von Quadrat angegebenen Methode, das ist bei einem beträchtlichen Ueberschusse von Cyankalium die Verbindung von Gmelin erhält. Die vierte Gruppe enthält die Cyanmetalle, welche nach dem Typus M, Cy, zusammengesetzt sind, der beim Eisen (Turnbullblau) und beim Mangan vorkömmt. Meistens sind 3 Aequivalente des Metalles M durch 3 Aequivalente eines von den vorzugsweise basenbildenden Metallen, durch Wasserstoft oder Ammoniak ersetzt, während die 2 anderen Aequivalente 321 Kobalt, Eisen, Chrom oder Mangan sein können. Die bis jetzt bekannten Glieder dieser Gruppe sind folgende: H, Co, Cy, K, (Co, Cy, Ni, Co, Cy, H, Fe, Cys K, Fe, Cy, Na, Fe, Cys Am; Fe, Cys Mg, Fe, Cy, Ba; Fe, Cys Zn, Fe, Cy Pb, Fe, Cys Cu, Fe, Cy, Mn, Fe, Cy Ag; Fe, Cy, K, Mn, Cys, H, Cr, Cy, K, Cr, Cy Fe, Cr, Cy, Ags Co, Cys Die Verbindungen K ke, Cy, K Bu, Fe, Cy, gehören in diese Gruppe, die ebenfalls dem obigen Typus ent- sprechen. Fasst man demnach die bis jetzt bekannten Doppel- cyanmetalle noch allgemeiner auf, so zeigt sich, dass sie sich auf die beiden Typen nM Cy und M, Cy, zurückführen lassen, wobei nach den jetzigen Erfahrungen n die Zahlen 1,2, 3 und 11 bedeuten und nM oder 5M theilweise durch andere Metalle ersetzt werden kann. Derselbe übergab dem General-Secretär ein versiegeltes Paket zur Aufbewahrung, enthaltend die Beschreibung eines Ver- fahrens fabriksmässiger Darstellung des amorphen Phosphors. [N] [e}1 Sitzb. d. mathem. nalurır. Cl. Jahrg. 1849. V. Heft. 322 Das wirkliche Mitglied Herr Bergrath Doppler hielt hierauf nachstehenden Vortrag: Ueber ein Mittel, die Brechung der Schall- strahlen experimentell nachzuweisen und nu- merisch zu bestimmen. $. 1. Die merkwürdige Achnlichkeit gewisser Erscheinun- gen des Lichtes mit jenen des Schalles, hat bereits lange schon die Aufmerksamkeit der Physiker auf sich gezogen. — Ihren Bemühungen ist es bekanntlich auch gelungen, die völlige Uebereinstimmung der akustischen mit den optischen Gesetzen bei der Reflexion der Interferenz und der Beugung mittelst einfacher Experimente nachzuweisen. Noch niemand aber ver- mochte meines’ Wissens, auf eine gleich einleuchtende und be- friedigende Weise eine derartige Analogie auch bezüglich der Brechung, der Dispersion und noch so manch andern Erscheinung nachzuweisen, geschweige. denn erst sie numerisch zu be- stimmen, — Da man in der Akustik , nicht wie in der Optik, mit einzelnen Strahlen experimentiren kann; so wurden die er- wähnten Reflexions-, Interferenz- und Beugungs - Gesetze beim Schalle natürlich auch nieht direet und unmittelbar , wie diess beim Lichte angeht, sondern indireet d. i. durch secundäre Erscheinungen, und zwar wie man weiss, durch jene am Hohl- spiegel, an der Stimmgabel und an der vor das Ohr gehalte- nen, Schall abhaltenden, Kreisscheibe nicht sowohl nachgewiesen als vielmehr erschlossen. — Die direete Erforschung einer allenfalls stattfindenden Brechung und Dispersion des Schalles, scheint wenigstens im ersten Augenblicke so gänzlich unaus- weichbar und dringend ein Experimentiren mit abgesonderten Strahlen zu verlangen, dass wohl eben die grosse Schwierig- keit oder vielmehr bisherige Unmöglichkeit Schallstrahlen scharf zu isoliren, als die Hauptursache angesehen werden muss, wesshalb den letztgenannten Erscheinungen beim Lichte noch keine entsprechenden beim Schalle gegenübergestellt werden konnten. — Ueberdiess liegt die wohlbegründete Vermuthung vor, dass diese Ablenkung wegen der bedeutenden Länge der Schallwellen jedenfalls nur eine, äusserst geringe seyn dürfte, für deren Ermittlung auf directem Wege daher schon desshalb kaum einige Hoffnung vorhanden wäre. — Sollte demnach unter 323 solchen Umständen eine Untersuchung dieses Gegenstandes nicht schon gleich von Vorneherein aufgegeben werden, so galt es nunmehr eine Erscheinung aufzufinden, welche mit der Befrac- tion nicht bloss äusserlich und zufällig, sondern innerlich und nothwendig zusammenhienge, und zugleich der Beobachtung zugänglicher wäre, als die unmittelbare Wahrnehmung der akustischen Brechung selber. Als eine solche Erscheinung glaube ich nun die totale Keflexion bezeichnen zu dürfen. — Vorausgesetzt, beim Schalle finde überhaupt Brechung statt, und es sei auch für diesen Fall, wie wahrscheinlich, das Bre- chungsverhältniss des Einfalls- und Brechungs -Sinuses ein constantes, so muss sich nothwendig eine totale Reflexion ein- finden, und wo diese beobachtet wird, ist man vollkommen be- rechtiget, jene als in Wirklichkeit vorhanden anzunehmen. — Wie nun im Allgemeinen aus der beobachteten Erscheinung der totalen Reflexion der numerische Werth des Brechungsquo- tienten n in allen vorkommenden Fällen möglicherweise gefunden werden kann , lässt sich auf nachfolgende Weise einsehen, — $. 2. Es sei Fig. 1. AB CD irgend ein fester oder tropf- bar flüssiger Körper, und es werde angenommen, dass er den Schall fortleite und ihn stärker breche, als das umgebende Mittel. Der Quotient für die Brechung zum Einfallslothe wer- de ferner mit n bezeichnet. Diess vorausgesetzt ist demnach in Uebereinstimmung mit den Bezeichnungen in Fig. 1.: sin 9 - —mn sin d und da für den Fall einer totalen Reflexion — 00° = MM, und somit : smo—]1, wird, so erhält man sofort die beiden Formeln: 1 1 dA) n= Se] und (2) sin b = Denkt man sich daher den Strahl QE von Q, als dem Orte einer Schallquelle, ausgehend und berücksichtiget man, dass beim Schalle voraussichtlich ZQ=d gegn EL=a jedenfalls sehr klein ist, so erhält man beziehungsweise, wegen 25 * 324 EL=a, und EO=V EL: +LO=V a?+d, sofort: sind = c08s w Sechs, — 70 und somit 1 TERAREEN n=— Vo: +d? oder annäherungsweise „elnas Nas ee ; und { d d3 35 en ro en Es handelt sich demnach, wie man sieht, nur um die em- pirische Bestimmung der Werthe «a und d für die verschiedenen vorkommenden Fälle, um sofort n und » berechnen zu können. $ 3. Bevor ich noch von den desshalb anzustellenden Versuchen und den dabei nöthigen Vorsichten selber spreche, wird es Entschuldigung finden, wenn hierorts auf den wesent- lichen Unterschied hingedeutet wird, welcher sich zwischen den selbsttönenden und den bloss tonfortleitenden Materien ganz unzweideutig herausstellt, ein Unterschied ganz analog jenem optischen, zwischen den selbstleuchtenden und den bloss durch- sichligen. Alle festen und tropfbarflüssigen homogenen Körper besitzen nämlich mehr oder weniger die Fähigkeit, Töne oder Geräusche, die einen gewissen Intensitätsgrad nicht übersteigen, auf weite Ferne hin fortzupflanzen, ohne dabei selber im Ge- ringsten zum Mittönen angeregt zu werden. Bei Mittheilung sehr starker Töne aber, oder durch unmittelbare starke me- chanische Einwirkungen , wie etwa durch Schlagen, Stossen, starkes Streichen u. s. w. gerathen viele von ihnen selber in eine mehr oder minder starke schwingende Bewegung, in Folge welcher sie Töne oder Schalle von sich gaben, die sich wahrnehmen lassen. Dass die genannten beiden Erscheinungen nicht etwa auf einem bloss graduellen Unterschiede beruhen, sondern in einer wesentlich verschiedenen Molekularbewegung ihrer kleinsten Theilchen ihren Grund haben , folgt schen dar- 325 aus, dass nämlich bei ersteren der aufgenommene Schall in seiner ganzen Eigenthümlichkeit wieder gegeben wird, — wäh- rend bei lezteren sich der wahrgenommene Klang als von der Erregungsart völlig unabhängig zeigt, — gänzlich abhängig dagegen von der besondern eigenen Form, Grösse und mate- riellen Beschaffenheit. Glockenmetall und Glas gehören bekannt- lich zu den besten selbstklingenden Körpern und gleichwohl kann man an jeder beliebigen Stelle eines solehen, jedes durch ein hinreichend schwaches und zartes Ritzen mittelst einer Nadelspitze erzeugte Geräusch hören, ohne im Geringsten ein Mittönen oder Mitklingen desshalb wahrzunehmen. Werden klin- gende Körper allerwärts mit weichen Substanzen wie z. B. mit Tuch, Baumwolle u. s. w. umgeben, so verlieren sie ganz und gar die Fähigkeit mitzuklingen , ohne jedoch auch nur im Geringsten hiedurch einen Abbruch zu erleiden an dem Vermö- gen den Schall fortzupflanzen, — so also, dass man sofort durchaus nicht mehr genöthigt ist, die Versuche auf bloss schwache Schallerregungen zu beschränken. Hieraus ergibt sich demnach zur Genüge, wie ungegründet die von Ernst August, Marbach und einigen andern Physikern ausge- sprochene Befürchtung ist, dass nämlich abgesehen von anderem, schon das Mitklingen der Körper allenfallsigen Versuchen über die Brechung des Schalls grosse Verlegenheiten und Schwierig- keiten bereiten würde. $. 4. Um nun das Brechungsverhältniss vorerst für einen festen Körper zu bestimmen , werde demselben die Form eines etwa 6‘ langen ”/, breiten und beiläufig 1 Linie dicken Strei- fens gegeben, und nachdem man dessen Dicke EF, Fig. 2, an der Eintritts- oder Erregungsstelle EZ möglichst genau gemes- sen und angemerkt hat, wird dieser Streifen von allen Seiten mit einem möglichst schlechten Schalleiter dergestalt umgeben, dass die obere Fläche ihrer ganzen Länge nach an jeder be- liebigen Stelle davon entblösst werden kann. Diess wird erzielt, wenn man erwähnte Streifen in eine mit einer mehrfachen Tuchlage ausgefütterten Vertiefung ganz lose einlegt, und die obere Fläche nur mit einem beliebig verschiebbaren Tuch- streifen belegt. Diese Vorsichtsmassnahme ist begreiflicherweise nur bei den klingenden Stoffen nothwendig, bei den nichtklin- 326 genden, wozu unter andern auch alle tropfbaren Flüssigkeiten gehören , ist diess völlig umnöthig. Die Unterlage muss bei E eine Öffnung haben, um daselbst den Schall erregen oder ihn von einer Schallquelle mittelst eines Stäbehens &G zuleiten zu können. Nach getroffener derartigen Vorkehrung beginnt nun der eigentliche Versuch, welcher darin besteht, dass von einem Gehilfen in Z ein Ton oder ein Geräusch von zureichen- der Intensität erregt oder mittelst eines Stäbehens zugeleitet wird, während gleichzeitig der Experimentalor bei vollkomme- ner äusserer Ruhe mit Hilfe eines Hörrohrs längs der ganzen oberen Fläche AB beobachtend fortschreitet und jene Stelle zu ermitieln sucht, von wo an ein Uebergang des Schalles in die Luft aufhört. Die Abmessungen ZH = a wd EF = d geben sofort, wie oben gezeigt wurde, die Daten für die nu- merische Berechnung des Brechungsindex n und des Nei- gungswinkels », für welchen die totale Kellexion einzutreten beginnt. Hiezu mögen nun nachfolgende Erläuterangen kommen. Was zunächst die Art der Erregung oder der Mittheilung des Schalles anbelangt, so hängt diese zum Theile von der ma- teriellen Beschaffenheit des Versuchskörpers, zum Theile von an- dern Umständen ab, die während des Experimentlirens selber erst ermittelt werden müssen. Jedenfalls muss der Intensitätsgrad des Schalles so weit gesteigert werden, dass er durch das Hörrohr unzweifelhaft vernommen werden kann. Dass dafür Sorge getra- gen werden muss, dass keine direeten Schallstrahlen durch die Luft in das Ohr des Beobachters gelangen, versteht sich wohl von selbst. Durch die Erregung eines Schalles bei Z, es ge- schehe diess nun durch mehr oder minder starkes Anschlagen, durch Ritzen, Schaben etc. oder aber durch Mittheilung eines bereits erregten Schalles oder Tones mittelst eines Stäbchens EG, werden die zunächst um Z herumliegenden Körpertheil- chen selber gleichsam zu einer Tonquelle, von wo aus sich Schallwellen oder wenn man lieber will, Schallstrahlen nach allen Richtungen verbreiten, die an der obern Begränzungs- fläche theils durchgelassen und gebrochen, theils total ins In- nere zurückgeworfen werden. — In Betreff des Hörrohrs ver- steht es sich wohl von selbst, dass bei dessen Gebrauch jede unmittelbare oder auch durch schalleitende Körper vermittelte 327 Berührung mit dem Versuchskörper, bei gleichwohl möglichst grösster Annäherung an denselben absolut vermieden werden muss, was sich durch irgend einen schalleitenden passend an- gebrachten Zwischenkörper oder dadurch leicht bewerkstelligen lässt, dass man die schlechtleitende Einfassung um ein Gerin- ges über den Versuchskörper vorstehen lässt. Bliebe diess un- beachtet, so müsste man, da das Hörrohr zugleich als Stetho- skop wirkte, allerwärts über 4 gegen A hinaus noch Schall- wahrnehmungen machen. Denn dieser Unterschied in der Wahr- nehmung mittelst des Hörrohrs und des Stethoskops d. h. mit- telst eines luftförmigen und eines festen Zwischenkörpers die- net ja eben zum Beweis, dass zwar im Untersuchungskörper selber die Schallstrahlen weit über E hinaus gegen A sich fortpflanzen , diese aber von E an, wegen der totalen Reflexion nicht mehr in die atmosphärische Luft übergehen können. — Sollen endlich tropfbare Flüssigkeiten auf ihr Schall-Brechungs- Vermögen untersucht werden, so benöthiget man nur diese in Gefässe von oben besprochener Form des Versuchskörpers zu siessen, und mit ihnen 'sofort auf ganz ähnliche Weise zu ver- fahren, wie sie bei den starren Körpern eben besprochen wurde. — Da endlich die Tonhöhe aus ähnlichem Grunde wie beim Lichte, auf die Grösse der Berechnung einen unmittelbaren Ein- fluss ausübt, so ist klar, dass für hohe Töne der Berechnungs- quotient ein anderer sein muss als für tiefe. Das Geräusch aber ist das wahre Analogon für das weisse Licht in der Optik, und muss als eine Zusammensetzung der verschiedensten Töne angesehen werden. Es ist demnach klar, dass jedes solche Ge- räusch durch die Brechung sowohl, wie durch die totale Reflexion in seine einzelnen Töne, aus denen es besteht, aufge- löst werden muss. Gibt es demnach in Bezug auf den Schall eine Brechung, so gibt es auch als unmittelbare Folge hie- von eine akustische auf empirischem Wege nachweisbare Dispersion. $. 5. Nicht in der Lage, derartige Versuche mit der nö- thigen Bequemlichkeit selber anstellen zu können, schien es mir angezeigt, wenigstens eine Nachschau darüber zu halten, ob nicht vielleicht zufällig gemachte und von fleissigen und 328 aufmerksamen Beobachtern aufgezeichnete frühere Erfahrungen sich auffinden, und zu diesem Zwecke benützen liessen. Meine Nachforschungen blieben auch nieht ohne Erfolg, indem ich so slücklich war, eine wenn auch nur vereinzelte, übrigens aber sehr verlässliche, hinreichend genaue und für den nächsten Zweck genügende, derartige Aufzeichnung aufzufinden, — sie ist die fol- gende: — Colladon und Sturm haben bekanntlich im Jahre 1524 am Genfersee Versuche angestellt, welche den Zweck hatten, die Fortpflanzungs-Geschwindigkeit des Schalles im Was- ser zu bestimmen, ein Vornehmen, das ihnen auch vollkommen gelang. Bei dieser Gelegenheit machten sie die ganz zufällige Beobachtung, dass, wenn die Glocke als Schallquelle 2" tief unter die Oberfläche des Wassers versenkt wurde, der erregte Schall mit etwas abnehmender Stärke wohl zwar bis auf die Entfernung von 500”%- noch über dem Wasser, d. i. in der Luft deutlich gehört wurde, über diese Stelle hinaus aber durch- aus nicht mehr zu vernehmen war, während doch im Wasser selber sich der Schall fast ungeschwächt durch die ganze Länge des Sees verbreitete. Wer könnte wohl daran zweifeln , dass die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung die totale Re- flexion der Schallstrahlen nach Innen war? Nach unserer Be- zeichnung ist daher für diesen Fall a=500""%- und d—?r"-; und man findet sofort nach $. 2 Formel (1) und (2): für 1000008 n = To00000;5 und für W = 14°; — Resultate, welche aus be- greifliehen Gründen einen grossen Grad von Genauigkeit dar- biethen. Schallstrahlen, welche von Luft in Wasser übergehen, erleiden also eine Brechung zum Einfallslothe und zwar ver- hält sich der Sinus des Einfallswinkels zum Sinus des Bre- chungswinkels wie 1000008: 1000000. — Schallstrahlen dagegen, welche vom Wasser in die Luft übergehen, und die Oberfläche desselben unter einen kleineren Winkel als jenen von 14° Mi- nuten treffen, werden total ins Innere zurückgeworfen. Findet aber eine Brechung des Schalles zwischen Luft und Wasser statt, so kann mit einer an Gewissheit grenzenden Wahr- scheinlichkeit vorausgesetzt werden, dass eine solche auch bei allen übrigen Körpern, und zwar bei den starren selbst 329 noch eine viel grössere als bei den tropfbar-flüssigen statt- finden werde. Die so ungemein geringe Abweichung endlich, welche die Schallstrablen diesemnach erfahren, gewährt die Ueberzeugung, dass sich die akustische Brechung niemals auf directem Wege wird nachweisen lassen. Und so glaube ich denn die Existenz einer akustischen Brechung und Dispersion über allen Zweifel gestellt und zu- gleich ein geeignetes Mittel in Vorschlag gebracht zu haben, diesen Gegenstand auf eine den Anforderungen der Wissenschaft entsprechende Weise zu einer endlichen Erledigung zu bringen. Herr Professor Hyrtl überreichte hierauf ein Exemplar von Dr. Gerlach’s „Beiträge ‘zur Struceturlehre der Leber. Mainz 1849,” welches ihm vom Verfasser zur Vorlage bei der kaiserlichen Akademie überschiekt wurde, und berichtete Folgendes über den Inhalt desselben. Die bisher gemachten Untersuchungen über den mikro- skopischen Bau der Leber haben die Frage über das Verhält- niss der letzten Gallengefässverzweigungen zu den Leberzellen noch unentschieden gelassen. Kiernan’s Arbeiten haben das fragliche Verhältniss kaum berührt, und während in Deutschland Krause der Leber einen ähnlichen Bau wie den Speichel- und Milchdrüsen zuschreibt, schliesst E. H. Weber aus seinen Untersuchungen injicirter Leberparenchyme, dass die letzten Gallengefässe ein durch die ganze Leber gleichmässig verbrei- tetes Netz bilden, dessen Maschen genau in das capillare Blut- gefässnetz passen, — die Fäden eines Netzes somit die Lücken des anderen einnehmen. Die Zellenreihen der Leber sollen wirkliche Canäle (feinste Gallengefässe) seyn. Krukenberg und Theile nehmen dieselben Netze der Gallencanälchen an, und versetzen die Leberzellen an die innere Fläche der feinsten Gallengänge, deren Wände, ihrer Zartheit wegen, unsichtbar seien. Backer hat auch diese Wände gesehen, was keinem : Andern noch gelang. 350 Das hervorragendste Resultat der Gerlach’schen Arbeit besteht nun darin, dass die, die Leberacini umstriekenden Gallengefässe zahlreiche Aeste von 0,002“ — 0,004" Durch- messer rechtwinkelig in den Acinus absenden. Diese Aeste ‚anastomosiren im Acinus, und bilden Netze, deren Maschen Grup- pen von Leberzellen einschliessen. Die Netze dringen jedoch nicht weit über die äussere Peripherie der Acini nach innen zu vor, und die einzelnen Canälchen derselben, deren Wandungen noch deutlich zu unterscheiden sind, können nur eine sehr kurze Strecke weit in die Wesenheit des Läppcehens verfolgt werden. Sie hören dann entweder plötzlich wie abgeschnitten auf, oder sie werden auffallend weiter, verlieren ihren scharfen Contour und ihre häutige Wandung, und bekommen sehr ungleichförmige Bänder, welche von der Gestalt der diese wandlosen Gänge zunächst begränzenden Leberzellen abhängen. Diese Gänge sind gleichfalls netzförmig unter einander verbunden, bieten aber viel engere Maschen als das Netz an der Binde der Acini dar. Sie erstre- cken sich zugleich bis zu der in der Axe des Acinus laufenden Vena intralobularis. Dass diese Netze keine Venen sind, geht daraus hervor, dass die gelungenen Venen-Injeetionen sie un- gefüllt lassen. Es setzen sich demnach die noch mit selbstständigen mem- branösen Wandungen versehenen Gallengefässe in die mit keiner besonderen Auskleidungsmembran begabten Zwischenräume der Leberzellen fort; mit anderen Worten: Die Intereellular- gänge der Leberacini sind die ersten Anfänge der Gallenwege. Diese in der That überraschende Beobachtung wurde an der zu mikroskopischen Untersuchungen vorzüglich geeigneten Schweinsleber gemacht. Die Anwendung des Compressoriums liess über das wirkliche Vorkommen dieser beiden, in einander übergehenden Arten von Gallengefässen keinen Zweifel übrig. Wurde ein senkrecht auf die Axe eines injicirlen Acinus aus- geschnittenes Parenchymscheibehen vorsiehtig mit dem Quetscher unter dem Mikroskope behandelt, so trat die in den Gallenge- fässen (an der Peripherie des Acinus) befindliche Injeetions- masse nicht nach allen Richtungen auseinander, sondern ging an jener Stelle des Canälchens, wo beim Schneiden des Blätt- 331 chens ein Loch entstand, wurmförmig heraus, und behielt, wenn der Druck nicht verstärkt wurde, einige Zeit die Gestalt des ihr zugehörigen Röhrehens bei, während die bis zur Axe des Acinus hinlaufenden, 2 — 3mal weiteren Gallengänge, schon bei ganz geringem Drucke ihre Injeetionsmasse nach allen Seiten zerfahren liessen, was, wenn noch so zarte, häutige, röhrenför- mise Wände vorkämen, unmöglich geschehen könnte. Der plötzliche Uebergang von wirklichen Röhren in Inter- cellulargänge, wobei die den Röhren eigene Haut plötzlich wie abgeschnitten endigen soll, ist eine so überraschende, und in der Thierwelt bisher analogienlose Thatsache, dass uns vor der Hand nur die grosse und bewährte Genauigkeit des Ver- fassers, und seine erprobte mikroskopische Erfahrenheit, als Bürgschaft für die Richtigkeit der Angabe dient. Vielleicht ist durch die in vorliegender Abhandlung zuerst gepflogene Berück- sichtigung von Intercellulargängen ein wichtiger Sehritt für fer- nere mikroskopische Beobachtungen und für die Bestimmung des eigentlichen Herdes der in den Parenehymen stattfindenden Pro- cesse der Ernährung und Absonderung gegeben. Ich muss mich, da ich noch keine Gelegenheit fand Gerlach’s Angaben nachzu- untersuchen, einstweilen bloss auf diese Mittheilung des Ge- senstandes beschränken. Professor Hyrtl hielt hierauf folgenden Vortrag: Bei der Gattung Caranz finden sich einige interessante und bisher noch nicht beschriebene Eigenthümlichkeiten der Schwimmblase. In einem Transporte von Fischen, welchen ich neulich aus Westindien erhielt, befanden sich die bekannten Arten Caranz carangus und Caranxz xzanthurus, so wie eine neue Species, die zweischwarze Flecken am Kiemendeckel — einen oberen grös- seren und unteren kleineren — besass, und deren 4 letzte Strahlen in der zweiten Rückenflosse weder unter sich, noch mit den vorausgehenden verbunden waren. Das hintere Ende der voluminösen Schwimmblase , ist bei Caranz carangus mit zwei konischen Anhängseln versehen, welche zu beiden Seiten des ersten unteren Schwanzwirbeldor- RI # 332 nes unter die seillichen Caudalmuskeln eindringen,-und sich bis zum ‘dritten Dorn erstrecken, wo sie scharf zugespitzt endigen. Die fihröse Auskleidungsmembran des Unterleibes gibt ihnen umhüllende Scheiden mit, welche theils den Seitenmuskeln zum Ursprunge dienen, theils mit den Zwischendornbändern verwach- sen. — In den Handbüchern über vergleichende Anatomie sind viele Fischgatfungen verzeichnet, bei welchen diese hinteren Fortsetzungen der Schwimmblase vorkommen. Ich kann der grossen Anzahl derselben aus eigenen Untersuchungen noch die Arten Box sualpa, Mesoprion uninotatum, “erres rhom- bus und minutus, Diagramma punctatum, Chaetodon striatus, Charax puntazzo, und Chorinemus aculeatus hinzufügen. Die erste Andeutung der hinteren paarigen Verlängerungen finde ich bei Amphacantus javus und Zeus faber, wo die bis zum ersten Analflossenträger reichende Schwimmblase durch diesen derart eingedrückt wird, dass zwei seitliche, abgerundete Buchten ent- stehen, welche nicht über den ersten Caudalwirbeldorn hinaus- gehen. Bei Chromis castanea erstrecken sie sich bis zum zwei- ten Dorn, bei Mugil cephalus bis zum dritten, bei Naseus tumi- frons bis zum fünften, und bei Chorinemus aculeatas werden sie so lang, dass sie bis zur Schwanzilosse reichen , wo sie pfrie- menförmig zugespitzt endigen. Hieran schliesst sich eine merk- würdige Asymmetrie des hinteren Schwimmblasenendes bei Alestes dentex. Die Schwimmblase setzt sich nämlich nur in eine rechte hintere Verlängerung fort, welche bis zur Caudal- tlosse, allmählich sich zuspitzend, auslauft, während von der linken auch nicht ein Rudiment existirl. — Bei Caranz zanthurus fand ich als einziges bis jetzt be- kanntes Factum dieser Art eine merkwürdige, an die pneuma- tischen Knochen der Vögel erinnernde Beziehung der Schwimm- blase zu einzelnen Fortsätzen der Caudalwirbel. Die hinteren Verlängerungszipfe der Schwimmblase (vor- züglich der rechtseitige) senden röhrenförmige Ausläufer in die drei ersten unteren Caudalwirbeldornen. Diese letzteren sind in ihrer ganzen Länge hohl, dünn, und durchscheinend, aber von viel grösserem Umfange, als es die Verbindung mit den betreffenden Flossenträgern nöthig machte, 333 Der erste untere Caudaldorn hat au seiner hinteren Seite, unmittelbar über der Implantation des letzten ihm zukommen- den Flossenträgers, einen längsovalen Ausschnitt von 4 Linien Länge, wie eine Schreibfeder. Der zweite Dorn hat einen glei- chen Ausschnitt an seiner vorderen Seite, in derselben Höhe, Der dritte ebenfalls vorn, aber etwas tiefer als sein Vormann. Durch diese Oefinungen dringen von den hinteren Verlängerungs- zipfen der Schwimmblase membranöse Schläuche in die genann- ten Dornfortsätze ein, und können bei behutsamer Behandlung, ihrer lockeren Verbindung mit den sie umschliessenden Knochen- wänden wegen, unversehrt herausgezogen werden. Es ist je- doch nur die innere Auskleidungsmembran der Schwimmblase, welche sich in die röhrenförmigen Dornfortsätze verlängert, die äussere, fibröse Haut der Schwimmblase verwächst an der Eintrittsstelle mit den betreffenden Zigamentis interspi- nosis. Der vierte untere Dorn hat wohl die Oefinung, aber kei- nen Schlauch, der in sie einträte, und seine Höhle ist, statt mit Luft, mit röthlich-gelbem, flüssigem Fett gefüllt. Am fünften und allen folgenden Dornen fehlt Ausschnitt und Röhre. Ich habe die wenigen mir noch zu Gebote stehen- den verwandten Arten auf dieses Vorkommen fruchtlos unter- sucht. Bei der oben erwähnten neuen Species, welche ich als Caranx bimaculatus bezeichnen will, hat die Schwimmblase (wie bei Dentex) nur den rechten Verlängerungszipf, welcher jedoch der aus dem Mangel der linken hervorgehenden Gleichgewichtsstö- rung dadurch abhilft, dass er, nachdem er an der rechten Seite des ersten Dornes vorbeipassirte, zwischen dem ersten und zweiten Dorn (welche durch einen hinlänglich grossen Abstand von einander geschieden sind), auf die linke Seite geht, zwischen zweiten und dritten Dornfortsatz wieder nach rechts ablenkt, und daselbst sein dünnes, fadenförmiges Ende mit der Mem- brana interspinalis verschmelzen lässt. — Ich schliesse diese kurze Mittheilung mit der Bemerkung, dass das bisher bei Ophicephalus und Gymnotus in dem unvollstän- dig geschlossenen, und bei Exocoetus in den vollständig ge- schlossenen unteren Wirbelceanal beobachtete Eindringen der 334 Schwimmblase ‚„ auch bei Merlangus vulgaris auf 1 Zoll, bei Gadus minutus auf ‘/ Zoll, bei Gadus barbalus auf 1”, Zoll und bei Smaris cagarella nur bis zum zweiten Schwanzwirbel vorkommt. Genannte Arten sind durch die auffallende Weite der ersten unteren Bogenschlüsse ausgezeichnet. Bei Esox belone findet sich der erste Versuch einer Fortführung der Schwimmblase bis in den unteren Wirbelcanal, indem von dem hinteren spitzigen Ende der Schwimmblase, welches ”/, Zoll vor dem After steht, ein sehr feiner, hohler Auslaufer abgeht, welcher bis in den unteren Spitzbogen des ersten Caudalwirbeis verfolgt, und durch Quecksilberinjection der Schwimmblase von ihm aus gefüllt werden kann. Dr. Adolph Schmid] hielt als Gast folgenden Vortrag: „Ueber Benennung und Eintheilung der Alpen in ihrem Zuge durch die österreichi- schen Länder.” Soll das geographische Material, welches um so reichlicher zuströmt, je mehr Erweiterung die Geographie selbst durch die Naturwissenschaften erhält, wissenschaftlich bearbeitet wer- den, so handelt es sich vorerst um Begriffsbestimmungen und Eintheilungen, damit eine Uebersicht des Gegebenen gewonnen werde. Die Alpen liefern den Beweis, wie viel in dieser Hinsicht noch zu thun ist, denn in den Benennungen und Eintheilungen derselben herrscht noch jetzt eine Verwirrung, welche man bei dem Hauptgebirge Europa’s nicht vermuthen sollte. Indem ich eine zum Theile neue ‚Eintheilung der Alpen in ihrem Verlaufe durch die österreichischen Länder, zum Theil auch neue Namen für einzelne Parthien dem Urtheile der seehrten Versammlung vorzulegen mir die Ehre nehme, erlaube ich mir vorerst die Grundsätze anzudeuten, welche bei Benen- nung und Eintheilung von Gebirgen angewendet werden sollen, weil ich bei keinem geographischen Schriftsteller genaue Bestim- mungen darüber gefunden habe. 1. Was die Benennung von Gebirgen betrifft, so scheint man gewöhnlich zwei Hauptpunkte dabei im Auge gehabt zu haben. 335 i. Die geognostische Beschaffenheit. Daher rüh- ren die Namen Uralpen, Kalkalpen, Erzgebirgeu.s. w. Dieselbe Beschaffenheit kehrt zwar in verschiedenen Gegenden wieder, und man hat daher z. B. ein böhmisches, ungari- sches und ein siebenbürgisches Erzgebirge aufgestellt, im Allgemeinen aber ist diese Art von Namen jedenfalls sehr bezeichnend und zweckmässig. 2. Von historischen Umständen wurden am häu- fissten die Benennungen hergeleitet, sei es nun, dass ein Gebirge nach dem Lande, in dem es liegt, oder nach dem anwohnenden Volke benannt wurde. Nach einem Lande sollte ein Gebirge nur dann benannt werden, wenn es mit seinen beiden Seiten demselben ange- hört, und die Nichtbeachtung dieses Umstandes hat eben die meisten Verwirrungen hervorgebracht. Ein Gebirge gehört oft mit seiner nördlichen und mit seiner südlichen Seite zwei ver- schiedenen Bändern an, und hat daher auch zwei verschiedene Namen. Die so gebildete Unterscheidung der Nord- und Süd- seite z. B. durch verschiedene Benennungen, ist aber für die topische Geographie, welche von politischen Gränzen absieht, nicht nur von keinem- Werthe, sondern sogar hinderlich, wenn nicht zugleich ein Gesamminame gebraucht werden kann, um das Gebirge im Allgemeinen zu bezeichnen. Die ührigen Gesichtspunkte , welche bei der Wahl von Benennungen Jeiteten, sind weniger wichtig, obwohl sie mit- unter nicht ohne Werth für die Bezeichnung einzelner Gebirgs- glieder sind. Dahin gehört die Bergform, nach welcher man z. B. das böhmische Kegelgebirge benannte. I. Was die Eintheilung eines Gebirges in Glieder oder Gruppen betrifft, so hat man hier die historischen Momente fast ausschliessend vorwalten lassen, und darauf namentlich die Haupteintheilungen der Alpen in die rhätischen, norischen etc. gegründet. Dieser Eintheilungsgrund muss aber in der Geographie in soferne verworfen werden, als nur orographische Momente dafür massgebend seyn sollten. Man hat zwar bisher auch zwei solcher Momente in Anwendung gehracht, aber lei- der nur unwesentliche, nämlich die höchsten Gipfel und die Quellen der Flüsse. Die höchsten Gipfel sollten aber schon 336 aus dem Grunde nicht als Abschnittspunkte angesehen werden, weil sie sehr häufig nicht in dem Hauptzuge des Gebirges selbst liegen, sondern einer Widerlage angehören ; die Quellen von Hauptflüssen sind gleichermassen häufig in Armen oder Widerlagen zu suchen, und von ihnen durch das Gebirge gezo- gene Senkrechte würden oft mitten durch einen Gebirgsstock schneiden. Meiner Ansicht nach gibt es vier orographische Haupt- momente, welche zu richtigen Eintheilungsgründen genommen werden sollen. 1. Tief eingeschnittene Joche, welche wenigstens 2000 Fuss unter die mittlere Höhe der Gräte fallen. 2. Die veränderte Richtung eines Gebirges. 3. Constante Veränderung in der Gebirgsart. 4. Plötzliche und constante Hebung oder Senkung der Gräte um mehr als 2000 Fuss. 9. Ein Gebirgsknoten. Von diesen natürlichen Eintheilungsgründen hat bisher nur Berghaus auf die tiefen Einsattlungen allein hingewie- sen, statt der höchsten Gipfel, ohne jedoch consequent daran festzuhalten. So viel nun auch gegen die hier aufgestellten Grundsätze gefehlt worden seyn mag, so darf es sich aber nicht darum handeln, alle bisher gebräuchlichen Benennungen und Einthei- lungen zu verwerfen und durch neue zu ersetzen, sondern die Aufgabe wird zunächst seyn, die vorhandenen zwar möglichst beizubehalten aber logisch richtiger zu bestimmen. Bekanntlich ziehen die Alpen in drei mehr oder weniger parallelen Ketten in einem nach Norden ausspringenden Bogen von der Mündung der Rhone zum Tieflande der mittleren Donau, und man unterscheidet diese drei Ketten in neuerer Zeit in die Uralpen, als die mittlere Hauptkette, dann eine nördliche und eine südliche Kalkkette. So richtig diese Bezeichnung auch ist, so ist doch Benen- nung und Eintheilung nach der geopraphischen Lage zu ein- ander passender, nämlich in Centralalpen = den Uralpen, Nordalpen = nördlichen Kalkalpen, Südalpen == südlichen is 337 Der Name Centralalpen ist ohnediess im Gebrauche, der Name Kalkalpen würde @) immer den Beisatz fordern „nörd- liche oder südliche” Kalkalpen, daher die Benennung Nord- und Südalpen den Vorzug der Kürze hat, und 5) sind nament- lich die südlichen Kalkalpen mehrmals durch andere dazwischen- tretende mächtige Gebirgsarten unterbrochen, wie z. B. die Por- phyre im Etschthale, die man aber geographisch nicht wohl als eigene Glieder aufstellen kann. A, Die Centralalpen. Der Verlauf der Centralalpen vom St. Gotthart über den Orteles, Brenner, bis zum Glockner, ist allgemein angenommen, nicht so der weitere Zug nach Osten. Abweichend von anderen Schriftstellern nehme ich den weitern Zug über den Königs- stuhl, Kuhalpe, Stangalpe, Kleinalpe, Brucker- und Spitaleralpen zum Wechsel an, wofür die gleiche geognostische Beschaffenheit spricht, die freilich von den geographischen Schriftstellern nicht berücksichtigt werden konnte, denen des Herrn Bergrathes Hai- dinger geognostische Karte nicht zu Gebote stand. Die Centralalpen werden gewöhnlich durch die Benennung rhätische und norische Alpen in zwei Haupttheile geschieden. Es sind diess Namen, welche wir aus dem classischen Alterthume überkommen haben, und die trotz ihrer Unbestimmt- heit, eben wegen ihres hundertjährigen Bürgerrechtes nicht ausgeschieden werden können. Fast jeder bedeutende geogra- phische Schriftsteller gibt ihnen aber eine andere Ausdehnung, indem er die Alten verschieden von seinen Vorgängern interpretirt. Nach meiner Ansicht ist es vergebliche Mühe, die Angaben der Classiker unter sich, und noch vergeblicher dieselben mit der Natur selbst in Einklang zu bringen, und zwar aus folgendem Grunde. Die Alten betrachteten die Alpen aus den Ebenen oder von den Hauptthälern aus, die Hochgipfel der Alpen aber erstiegen sie nicht, obwohl ihnen die Uebergangspunkte der Joche selbst sehr gut bekannt waren. Im Tieflande nun steht das Gebirge gewissermassen seinem Durchschnitte nach vor un- seren Augen, wie die einzelnen Widerlagen, Arme und Zweige desselben auslaufen, deren Abfall nämlich, und die sie tren- Sitzb. d. mathem. naturw. Cl. Jahrg. 1849. V. Heft. 26 338 nenden Schluchten, ja selbst die T'häler verschieben sich der- sestalt vor dem Blicke, dass das Gebirge sich als eine nicht unterbrochene Reihe oder Kette darstellt, wo man doch eigent- lich nur eine Unzahl von Ausgangspunkten vor sich hat. Man bedenke die Schwierigkeit, im Alterthume in’s Innere der Alpen vorzudringen, geschweige denn die Gletscherspitzen zu bestei- gen, und man wird begreifen, dass der Classiker das Gebirge so darstellte, wie er es von unten und aussen sah. Die heutige Geographie beschreibt aber das Gebirge wie es von innen und oben sich darstellt, wo Alles in zahlreiche Ketten und Gruppen auseinander tritt, was früher als mauerartige compacte Masse erschien. Sind doch bis vor wenige Jahrzehende herab, eigent- lich bis auf Leopold v. Buch und Ebel die neueren Geogra- phen in eben jenen Fehler verfallen, der erst durch die zahl- reichen Gipfelersteigungen aufgehellt und durch die Mappirungen für immer vermieden wurde. Ich werde im Folgenden Gelegen- heit haben zu beweisen, dass die Verwirrung in den alten Benennungen und Eintheilungen‘ der Alpen sich alsbald löset, wenn man diesen verschiedenen Standpunkt des alten Geogra- phen im Auge behält. Mit dem Namen Alpes Rhaeticae scheinen die Römer das ganze Alpengebirge (ohne Trennung der einzelnen Ketten) bezeichnet zu haben, vom Mons Adula, dem Gotthart östlich bis etwa zum Terglou; so glaubt Mannert, Forbiger aber führt die rhätischen Alpen bis zum Orteles, beide Schrift- steller ohne Beweis für ihre Behauptung. Ptolemäus nennt Rhaelia das Land vom Licus bis zu den Quellen des Rhenus, darnach müssten die rhätischen Alpen allerdings die Strecke vom Gotthart bis zum Orteles bezeichnen. Die neueren Geogra- phen fanden in dem Schwankenden des alten Namens die Be- rechtigung, willkürlich damit zu schalten, und so führt Balbi die rhätischen Alpen vom Bernhardin bis zum Dreiherrnspitz, Berghaus bis zum Glockner, andere nur bis zum Canella. Hier- bei sind die Centralalpen stillschweigend mit den Südalpen unter Einem begriffen, ich vindieire aber den Namen rhätische Alpen ausschliessend für die Centralkette. Nach dem oben ausgesprochenen Grundsatze begründet aber weder der Dreiherrnspitz noch der Glockner einen oro- 339 graphischen Abschnitt, wohl aber das Brennerjoch 4496° (nicht der Brennerspitz) als das tiefste der Alpenjoche, von welchem östlich das Gebirge überdiess einen weit ausgesprocheneren Charakter als Kettengebirge annimmt. Die rhätischen Alpen sollten also die Strecke vom Gotthart bis zum Bren- nerjoch bezeichnen. Der Name lombardische Alpen, welchen man der Strecke vom Bernhardin bis zum Orteles gegeben hat, ist hier aufzugeben, weil nur die Südseite des Gebirges der Lombardei angehört. Vom Eintritte in Tirel angefangen spricht man auch von Tiroler Alpen, mit welchem Namen man aber auch die nördliche Kalkkette bezeichnet, die jedoch nicht ganz mit bei- den Seiten zu Tirol gehört. Letztere Benennung ist daher auf- zugeben, und der Name Tiroler Alpen als Unterabthei- lung der rhätischen Alpen jener Strecke beizulegen, welche sanz dem Lande Tirol angehört, zwischen den beiden tiefsten Einsattlungen der ganzen Kette, der Malser Haide und dem Brennerjoche, die drei ausgezeichneten grossen Gletscher-Grup- pen des Oetzthaler-, Stuben- und Mösele-Ferners enthält. 2. Die norischen Alpen lässt man gewöhnlich vom Dreiherrnspitz bis zur Donau verlaufen. Balbi führt dieselben in die Kalkkette hinein bis zum Schneeberg, Berghaus aber gibt richtig den Wechsel als Endpunkt an, ohne übrigens die Trennung der einzelnen Ketten zu berücksichtigen. Nach dem oben Gesagten hätte der Name der norischen Alpen schon vom Brennerjoch zu beginnen. Der Umstand, dass bei den Alten die norischen Alpen schon vom Ursprunge der Donau beginnen, oder eigentlich mit dem Tefferegger Thale, kann hier wohl keinen Unterschied machen. In den Unterabtheilungen der norischen Alpen finden wir nun zuerst den Namen der Tauern, die einzige volksthüm- liche Benennung, mit welcher mehre Schriftsteller die _ Strecke vom Dreiherrnspitz bis zum Glockner, andere sogar bis zum Radstädter Tauern bezeichnen. Diese Benennung ist ganz un- richtig. Schon in meinem in Stuttgart erschienenen Werke über Oesterreich habe ich vor 10 Jahren, und meines Wissens zuerst ausgesprochen, dass mit dem Namen Tauern nicht das Gebirge, sondern die Uebergangspunkte, die Joche desselben, von den An- 26 * 40 wohnern bezeichnet werden. Das westlichste Joch, welches so benannt wird, ist der Krimmler Tauern, das östlichste aber nicht der Radstädter, sondern der Rottenmanner Tauern. Wollte man nun schon das Gebirge selbst nach den Pässen benennen, so müsste man es folgerichtig in dieser ganzen Strecke thun,, die aber zwei verschiedenen Gebirgszügen angehört, indem der Rad- städter und Rottenmanner Tauern nicht mehr in der Hauptkette, sondern in einem Arme derselben liegen. Die Strecke vom Krimmler bis zum Katschtauern in der Hauptkette, ausgezeichnet durch Höhe, Gletscherbildung, unun- terbrochene mauerartige Erhebung, könnte allerdings in so ferne eine besondere Unterabtheilung bilden, um so mehr, da hier nirgend eine fahrbare Alpenstrasse, kein fahrbarer Tauern sich findet, das Volk auch hier-insbesondere von den „hohen Tauern” spricht. Um daher einerseits die noch jetzt volks- thümliche Benennung „Tauern” in ihrer Bedeutung als Ueber- gangspunkt rein zu erhalten, andererseits aber eine so aus- gezeichnete Parthie der Alpen unterscheidend zu bezeichnen, sollte man sie die Hochtauern heissen, wodurch zugleich angegeben würde, dass auf dieser Strecke kein einziges Joch unter die Schneelinie herabsinkt. Die Benennung Salzburger- Alpen hingegen, für die Nordseite der hohen Tauern ist, aus den oben angegebenen Gründen , ebenso aufzugeben, als jene der Kärthner-Alpen für die Südseite. In ihrem weiteren Verlaufe bilden die norischen Alpen kein so ausgesprochenes Kettengebirge mehr, zerfallen vielmehr in zahlreiche einzelne Gruppen, welche allgemein übliche Lo- cal-Namen führen: Kuhalpe, Stangalpe, Schwammberger-, Stub- Kleinalpe u. s.w. Der gemeinsame Name der norischen Alpen bezeichnet dieselben aber hinreichend, und es ist nicht nöthig für die Strecke vom Katschtauern bis zum Wechsel eine eigene Unter- Benennung aufzustellen. Arme. Die räthischen Alpen entsenden nach Südwest einen Arm von nicht weniger als 15 Meilen Länge, der aus dem gewalti- gen Stocke des Orteles-Zebru austretend , in einem prachtvol- len Gletscherbogen die grosse Thalschlucht von Bormio um- sul spannt und dann parallel mit der Hauptkette mit dieser das Längenthal der obern Adda bildet und mit dem M. Legnone von 826% am Lago di Como endet. Dieses ausgezeichnete Ge- birge, mit Gipfeln von 9200 Höhe (P. d. Diavolo v. Bion- done) ist der Aufmerksamkeit der Geographen so sehr ent- gangen, dass es nicht einmal einen Namen hat, und das aus- gezeichnete Werk des piemontesischen Generalstabes Ze Alpi che circondanno Italia ist das einzige, das auch nur in so ferne davon Erwähnung macht, dass es dasselbe als Abtheilung der rhätischen Alpen, zwischen Adda und Oglio auflührt, aber irrig vom Monte Gavio beginnen lässt. Local-Namen wie Brescianer-, Bergamasker- Alpen sind schon wegen ihrer Un- bestimmtheit nicht in Betracht zu ziehen. Ich habe für dieses Gebirge den Namen der lombardischen Alpen angenom- men, weil es mit beiden Seiten diesem Lande angehört; eine eigene Benennung wird um so mehr gerechtfertigt, als die- ser Arm an Höhe und Länge der bedeutendste der rhäti- schen Alpen ist, zugleich merkwürdig durch seine Richtung nach Westen , dem Gesammtzuge der Alpen entgegen. Der zweite Arm, welchen die Centralalpen entsenden, ge- hört den norischen Alpen , und zwar den Hochtauern an. Er trennt sich von der hohen Wand aus der Hauptkette, um- schliesst die Bucht, welche die oberen Seitenschluchten des Zillerthales bilden, wird zwar von der Ziller durchbrochen, hängt aber durch die Gerlosplatte nochmals mit der Hauptkette zusammen , bildet mit dieser das Längenthal der obern Salzach und endet mit dem Hundstein von 6670 am Zeller - See. Auch dieser Arm hat keinen Gesammtnamen , ihm gebührt aber der Name Salzburger-Alpen mit vollem Rechte, weil die Hauptmasse des Gebirges dem Lande angehört, zugleich der populärste Gipfel, nämlich der Hundstein, auf welchem das berühmte Volksfest am Jakobstage gefeiert wird. Der dritte Arm der Centralkette, der bedeutendste der no- rischen Alpen, trennt sich an dem Weinschablkopf aus der Hauptkette, streicht nordöstlich und bildet mit dieser das Län- genthal der obern Mur, mit den Nordalpen (der nördlichen Kalkkette) aber das Längenthal der oberen Enns. Der Wein- schablkopf muss in jeder Beziehung als Ausgangspunkt ange- 342 nommen werden, weil mit ihm das Gebirge plötzlich um 3000 Fuss an mittlerer Höhe und damit auch die Gletscherbildungen verliert, ferner die Richtung sich entschieden ändert. Auch dieser Arm umschliesst bei seiner Trennung von der Hauptkette eine ausgezeichnete Thalbucht, jene des oberen Maltathales, mit den letzten Gletschern des Hauptzuges den beiden Elend-Keesen. Dieser Arm führt bis zum Radstädter Tauern zwar nur an der Südseite den Namen Lungaueralpen, den man ihm füglich aber belassen kann. Vom Radstädter Tauern aber bis zum Wechsel muss dem Gebirge der Name steirische Al- pen vindieirt werden, da in diesem Zuge der zweithöchste Berg des Landes, der Hochgolling steht, 9045’ und beide Seiten der Steiermark angehören. Der 4. Arm der Centralkette, und zwar der norischen Al- pen, ist gleichfalls der Aufmerksamkeit der Geographen bisher entgangen. Derselbe tritt vom Dreiherrnspitz aus der Gräte aus und wendet sich südöstlich, das Tefleregger Thal einschliessend über den Hochzell, Rippan zum Hochhorn, das zur Toblacher Haide abstürzt. Die Toblacher Haide ist eine eben so merk- würdige Einsenkung, wie die Malserhaide und nur um 535’ niedriger, nämlich 3995‘ über dem Meere. Jenseits derselben erhebt sich das Gebirge im Birkenkofel sogleich wieder zu 8900 Fuss, und bildet die Südwand des Drauthales, dann aber des Gailthales, über den Paternkogel, Monte Quaterna, als mauerartige Kette bis zum Germula, wo es sich an die Südkette anschliesst. Diesem Arm von 15 Meilen Länge ist der Name carni- sche Alpen zu vindiciren. Balbi nennt carnische Alpen die Gebirge, welche das Drauthal von Italien trennen, bis zum Terglou. In dieser An- sabe sind zwei Irrthümer. Das obere Drauthal wird nämlich durch das bezeichnete Gebirge nicht von Italien, sondern von der Tiroler Landschaft Enneberg getrennt; im Verlaufe bis zum Terglou aber würde ein Arm der Uralpen mit den Kalkalpen zu einem Zuge verschmolzen. Berghaus nennt carnische Alpen alles Gebirge vom Monte Pellegrine bis zum Terglou. 343 Vom Pellegrino die carnischen Alpen beginnen zu lassen, ist schon aus dem Grunde falsch, weil es nach der Special- karte keinen Monte Pellegrino gibt, sondern nur ein Valle di S. Pellegrino, so benannt nach einem kleinen Weiler an seinem oberen Ende, der auf einem Joche liegt, zwischen M. Paule und Sasso di Val Fredda. Bruguiere führt die carnischen Alpen vom Ursprunge der Brenta bis Villach, als Grenzgebirge zwischen Tirol, Kärnthen und dem Venetianischen. Diese Annahme ist aus zwei Gründen verwerflich: 1. ist das Grenzgebirge südlich der Drau, wie oben erwähnt, nicht ein und derselbe Zug; 2. der Ursprung der Brenta aber liest ganz in den Südalpen, und von ihm bis zum Birkenkofel würden drei Gebirgsreihen durchschnitten. Aus den Angaben der Classiker sind eben so wenig die carnischen Alpen als ein genau bestimmter Gebirgszug heraus- zustellen, und schon Valvasor klagt über die Verwechslung derselben mit den julischen. Nach Forbiger wäre damit be- zeichnet worden alles Gebirge zwischen den Tridentiner Alpen und den Quellen der Save — also in einer Richtung, welche wesentlich und zunächst dem Hauptzuge der Südalpen ent- spricht. Es ist demnach kein Grund vorhanden, einem anderen Gebirgszuge diesen Namen wnausweichlich beizulegen, und da die meisten Geographen auf die Südwand des oberen Drauthales hinweisen, so ist es gerechtfertigt, eben diesen ausgezeichneten Arm der norischen Alpen so zu nennen. B. Die Nordalpen. (Die nördliche Kalkkette.) Die Nordalpen beginnen in Oesterreich am rechten Rhein- ufer mit der rothen Wand bei Pludenz, von 8531‘ Seehöhe und zerfallen in ihrem Zuge bis zum Schneeberge in zwei sehr deutlich &eschiedene Theile, den westlichen bis zum Durch- bruche des Inn und den östlichen von da ab, jener ist 26, die- ser 40 Meilen lang. Den westlichen hat man Tiroleralpen genannt, und mit Recht, in so ferne die Hauptmasse ganz in Tirol liegt. Das sogenannte bayerische Hochland begreift nur die nördlichen Widerlagen, und auch von den meisten dersel- ben nur die Ausläufer, in denen kein Gipfel mehr 9100 Fuss 34a erreicht '). Folgerichtig gebührt aber jenem Gebirge des Lan- des vorzugsweise dessen Namen, welches die höchsten Spitzen, die grösste Masse enthält und mit beiden Seiten ganz demsel- ben angehört, wesshalb ich den Namen Tiroler Alpen für den Zug der Centralkette im Liande Tirol vorbehalten habe, der nördlichen Kalkkette wird man also den Namen Tiroler Nordalpen geben müssen, um dem schon einmal herrschen- den Sprachgebrauche Rechnung zu tragen. Die östliche Hälfte wird bald österreichische, bald steieri- sche Alpen genannt; jedem dieser Länder gehören einzelne Grup- pen ganz, die ausgezeichnetste, die Dachsteingruppe, gehört beiden Ländern als Grenzgebirge an. Da aber 4 bedeutende Gruppen, nämlich das steinerne Meer, der Untersberg, die übergossene Alm und das Tännengebirge ganz in Salzburg liegen, so ist es passend, diese Gruppen Salz- burger Nordalpen zu benennen, vom Inn bis zur Fritz, von der Fritz bis zur Donau aber Oesterreicher Nordal- pen, die sehr ausgezeichnete Gruppe des Hochschwab, nach Süden vorspringend, endlich Steirer Nordalpen. Ich hatte früher die Nordalpen nur in zwei Theile getrennt angenommen, wo selbe durch den Inn sich natürlich abgrenzen, westlich die Tiroler undöstlich die Desterreicher Nord- alpen. In unseren Zeiten der Particularisation, wo Salzburg wieder als ein eigenes Kronland sich gestaltet, geht eine derartige Generalisirung nicht wohl an, ist aber ein neuer Beweis, wie misslich es sei, politische Eintheilungsgründe in die Geographie aufzunehmen. Uebrigens zerfällt der östliche Zug der Nordal- pen im Gegensatze zu dem westlichen in so viele einzelne Gruppen, dass glücklicherweise diese Viertheilung nicht un- zweckmässig ist. ©. Die Südalpen. (Die südliche Kalkkette.) Sie bieten bei weitem mehr Schwierigkeiten in Benennung und Eintheilung, als die Nordalpen, wie sie dieselben auch an Länge und Breite übertreffen. !) Der Zugspitz im Wettersteingebirge hat 9069‘ nach Lamont. 345 Aus einzelnen Hügelgruppen am Zago maggiore steigen die Südalpen allmählich an, zwischen den Seen von Como und Lecco in den Corni di Canzo schon 4200’ erreichend, immer aber nur einzelne Gruppen bildend und in Form von Widerlagen sich an die lombardischen Alpen ausschliessend. Auf diesem Zuge bis zum Sarca-Thale und dessen Fortset- zung, dem Gardasee, hat das Gebirge keinen eigenen Namen, nur einzelne Localbenennungen. In Uebereinstimmung mit dem Verfahren bei den Nordalpen, deren Verlauf durch Tirol, Tiro- ler Nordalpen genannt wurde, könnte man dieses untergeordnete Gebirge Lombardische Südalpen benennen, wodurch sie auch von den Lombardischen Alpen unterschieden sind. Jenseits des Gardasees beginnt mit dem Monte Baldo das Gebirge sich zu verbreitern und erreicht zwischen Serravalle und Niederndorf eine Breite von 12 Meilen. Ein Blick auf die Generalstabskarte zeigt, dass hier nicht von Einer Reihe die Rede sein könne, sondern dass es deren mehre gibt, wenn auch nicht als ebensoviele ausgesprochene Ketten. Der Hauptzug beginnt mit dem gewaltigen Gebirgsstocke des Monte Marmolade, dessen Widerlagen die Kalkalpen mit den hier nach Süden weit ausgreifenden Widerlagen der Cen- tralalpen verbinden. Vom Marmolade ist der Zug als ein zusammenhängendes Gruppengebirge gerade östlich zum Monte Canin zu verfolgen, dem Hauptknoten der südlichen Kalkkette, für welchen man bis- her fälschlich den Terglou angesehen hat. Dieser Hauptzug nun, bis jetzt sehr wenig ‘bekannt, gehört mit seinen beiden Seiten dem venetianischen Gebiete an, und verdient daher, obwohl bisher noch unbenannt, mit Recht den Namen Venetia- nische Alpen. Vom M. Baldo beginnend, kann man eine zweite Reihe von ungleich mehr zerrissenen Gruppen verfolgen, welche nur im Anfange etwas kettenartig die Südwand des Brenta - Thales bilden, und sich an den M. Canin anschliessen. Im Einklange mit den früher aufgestellten Abtheilungen der lombardischen Alpen und der lombardischen Südalpen , könnte man diesen Zug die Venetianischen Südalpen nennen, welche übri- zens mehre Localbenennungen führen, Veronesische , Bellu- 346 nesische, Vicentinische u. s.w. Nicht unerwähnt darf der Name der Tridentiner Alpen bleiben, welcher schon von den Alten den Gebirgen am Ursprung der Etsch gegeben wurde. Aus allem bisher Gesagten ist ersichtlich, dass dieser Name ganz aufzugeben ist. Dieser Name gebührte ebenso gut den Gebirgen östlich oder südlich von Trident, als er den westli- chen gegeben wurde, da er jedenfalls das Gebirge in der Um- gSebung rings um Trident bezeichnen müsste; als Localname mag er immerhin gebraucht werden, in einer wissenschaftlichen Eintheilung der Alpen finden die Tridenter Alpen schon desshalb keine Stelle, weil gerade in der Umgegend von Trient die ver- schiedenen Reihen durch ihre Widerlagen und Zweige zusam- mentreffen und eine Sonderung überhaupt schwieriger ist. Der M. Canin ist der merkwürdige Knoten, wo die Süd- alpen sich in 2 an Masse, Höhe und Länge so gleiche Reihen spalten, dass man zweifeln möchte, welche als der Hauptzug anzunehmen wäre. Für die südliche Reihe spricht jedoch der Grund, dass über dieselbe hin die Verbindung der Alpen mit dem Balkan zu suchen ist. | Von M. Canin verändert das Gebirge seine Richtung, sie wird südöstlich und führt über den Terglou, den Laaser, Schnee- berg, Risniack theils als ausgesprochene Kette, theils als eine Reihe von Gruppen in einem grossen Bogen um die Meer- busen von Triest und Fiume herum, aber bedeutend an Höhe abnehmend. u Vom Terglou bis zum Vellebich führe ich die julischen Alpen, vom Vellebich bis zur Südspitze von Dalmatien die dinarischen Alpen. Mit dem Namen der julischen Alpen belegten die Alten die Gebirge zwischen Aquileja und Laibach, dem Julius Cäsar zu Ehren, welcher eine Strasse darüber anlegte. Die Benen- nung ist hier also auch historisch gerechtfertigt. Eine Vorterrasse der julischen Alpen ist der Karst, den schon Ptolomäus als Karusadion kennt, dessen westliche Partie hingegen, über welche die Strasse von Aquileja nach Laibach führt von Strabo Mons Ocra genannt wird. Vom Monte Canin tritt ein sehr ansehnlicher Arm nordöst- lich aus, dessen Widerlagen sich mit den earmischen Alpen ver- 347 binden, und als deren Fortsetzung als Südwand des Gail- und Drauthales, namentlich in diesem letzteren sich als ein impo- santes mauerartiges Gebirge darstellen. Es hat hier den alten Namen der Karawanken beibehalten, und hängt über das Ba- chergebirge mit dem Matzel, Ivanchizza, Kalnick, Reka und Billo zusammen, welche aber an Höhe bereits zu Mittelgebirgen her-, abgesunken sind, und als Hügelland in dem Winkel endigen, wel- chen die Save und Drau mit der Donau bildet. Diese Namen sind nur local ohne orographische Begründung, da der ganze Zug aber den Ländern angehört, welche man jetzt als die illyrischen be- zeichnet, so wäre dieser Arm mit dem Namen illyrische . Alpen zu belegen. Ich war nicht im Stande die Grenze der Karawanken aufzufinden; orographisch enden sie an der Ter- rasse des Bacher. An die Karawanken schliesst sich bei Ptolomäus der Mons Cetius (zertov opos) der den Geographen so viel Mühe machte. Es heisst von ihm, er schliesse sich bei Laibach an die Kara- wanken an, reiche nördlich bis zur Donau und endige west- lich von Vindobana. In dieser Richtung kennt die Geographie kein Gebirge, welches senkrecht auf der Richtung aller Alpenzüge stehen müsste. Die Annahme dieses räthselhaften Mons Cetius erklärt sich nur durch den Standpunkt im Tieflande, wo die Ausläufer all dieser Reihen selbst als eine Querreihe sich darstellen. Die beiliegende Zeichnung gibt ein nach vorstehenden Andeutungen entworfenes Schema der Alpen aufihrem Zuge durch die österreichischen Länder. Sitzung vom 26. Mai 1849. Das wirkliche Mitglied Herr Kreil, Director der k. k. Sternwarte in Prag, überreichte eine Abhandlung mit dem Titel: „Ueber denEinfluss der Alpenauf die Aeus- serungen der magnetischen Erdkraft,” aus wel- cher er Folgendes vortrug: Da bereits von mehren Gelehrten die Thatsache festge- stellt wurde, dass die Erzeugnisse vulkanischer Processe, na- 348 mentlich die Basalte einen bedeutenden Einfluss auf den Erd- magnetismus ausüben, andererseits solche Processe nach der sangbarsten Ansicht bei der Entstehung der Gebirge eine grosse Rolle spielten, so lag die Vermuthung nahe, dass in Gebirgs- segenden die Beobachtungen, wenn sie hinreichend zahlreich und genau angestellt worden sind, eher als in flachen Gegenden eine Abweichung von der regelmässigen Vertheilung des Erd- magnetismus erkennen lassen würden, und dass derartige Stö- rungsursachen, wenn überhaupt solche bestehen, zunächst in den Gebirgen zu suchen seien. Zwar ist die Bereisung der öster- reichischen Monarchie noch nicht vollendet, aber das Alpen- gebiet derselben ist in magnetischer Beziehung durchforscht, so gut diess nämlich bei einer ersten derartigen Unternehmung geschehen kann, auch von den Karpathen wurden schon einige Theile durchreist, und somit konnte die unter obigem Titel angeführte Untersuchung in. Angriff genommen werden. Wenn auch die übrigen Beobachtungsstationen, die nicht mehr dem Alpengebiete angehören, in Betracht gezogen wurden, so geschah es sowohl aus dem Grunde, weil, wenn ja ein Einfluss der Alpen sich herausstellte, man im Voraus nicht wissen konnte, wie weit sich dieser erstrecke, und weil die Ergebnisse solcher Stationen als Ausgangspunkte zur Anknüpfung anderweitiger Untersuchungen dienen konnten. Die bedeutende Anzahl von 150 Beobachtungsorten erlaubt bei der Behandlung der Beobachtungsdaten einen Weg einzu- schlagen , der eine grössere Genauigkeit versprach, als wenn jeder Ort für sich in die Rechnung eingeführt würde. So wie man nämlich, um aus den beobachteten Orten eines beweglichen Himmelskörpers die Elemente seiner Bahn zu rechnen, mehr Beobachtungen zu einem Normalort vereinigt, und diese Nor- malorte der Rechnung zu Grunde lest, so wurden auch hier die Stationen nach Zonen und Gruppen vertheilt, und in jeder Gruppe ein Punkt gewählt, für welchen man aus allen dieser Gruppe zugehörigen Beobachtungen die wahrscheinlichsten Werthe der magnetischen Grössen suchte. Die Zonen wurden nach den Breitegraden gezogen, so dass jeder ganze Breitegrad die Mitte einer Zone bildete, welche, je nach ihrer Ausdehnung in die Länge, in zwei oder vier Gruppen zerlegt wurden. Auf diese 349 Weise erhielt: man 15 Gruppen, also auch 18 Normalpunkte, welche die Grundlage der weiteren Untersuchung bildeten. . Um einen Maasstab zu haben, den man an die Ergebnisse der Beobachtungen anlegen-konnte, wurden die in dem Atlas des Erdmagnetismus von Gauss und Weber bekannt gemachten Tafeln für die magnetischen Grössen, nämlich für Declination, Inelination, Intensität der horizontalen und der Gesammtkraft, welche Grössen dort nach den Grundsätzen der von Gauss entwickelten „allgemeinen Theorie des Erdmagnetis- mus’ angegeben sind, für das Gebiet der Beobachtungsorte so erweitert, dass man daraus jede Grösse bequem finden konnte, und diese berechnete Grösse wurde dann mit den beobachteten zusammengestellt. Die auf diese Weise erhaltenen Unterschiede zwischen den beobachteten und berechneten Grössen sind das Materiale der weiteren Untersuchung, und zeigen den Gang, welchen die wirkliche Vertheilung des Erdmagnetismus im durchreisten Ge- biete, verglichen mit dem nach der Theorie Vorgeschriebenen einhält. So zeigt sich z. B. die Declination überall kleiner nach der Beobachtung als nach der Berechnung, was wohl in der seculären Abnahme dieses Elementes seinen Grund hat. Aber der Unterschied ist sowohl nach der geographischen Länge als Breite verschieden. Er nimmt ab mit dem Wachsen der Länge und zu mit dem Wachsen der Breite. Dieses Zu- und Abneh- men ist aber nichts weniger als regelmässig, sondern geschieht in manchen Gegenden sehr rasch, in anderen sehr langsam, und in dieser Veränderlichkeit der Zu- und Abnahme zeigt sich der Einfluss der örtlichen Störungsursachen, welche, wie auch auf andere Weise gezeigt wird, auf die Ergebnisse der Be- obachtungen um vieles stärker einwirken, als diess die gewöhn- lichen Beobachtungsfehler thun. Solche Störungsursachen zeigen sich übereinstimmend in allen magnetischen Aeusserungen, vor- züglich an drei Orten des durehreisten Gebietes, nämlich zwischen dem 13.— 15. Längengrade (von Greenwich aus gerechnet, oder 31.—33. von Ferro) und dem47.—49. Breitegrade, in den Gegenden wo sich die ausgedehnten Eisenlager Steiermarks befinden, zwi- schen dem 11. und 12. Längen- und 45. und 46. Breitengrade, wo in der Gegend von Vicenza bedeutende Basaltmassen zum Vorschein 350 1) kommen, und im östlichen Theile der Monarchie, nämlich in der Bukowina, wo sich diese Anomalien ebenfalls aus der geogno- stischen Beschaffenheit der Erdrinde, namentlich aus dem Vor- handenseyn eines bedeutenden Lagers von Magneteisenstein an der Bistritz, zwei Meilen von Jakobeny entfernt, erklären lassen. Diese Abweichungen in den regelmässigen Aenderungen der magnetischen Grössen lassen sich graphisch durch den ver- zeichneten Gang der magnetischen Curven, den Isogonen, Iso- klinen und Isdynamen darstellen, wie diess auch in den vor- gelegten Karten geschehen ist. Prof. Unger legt eine Abhandlung zur Aufnahme in die Denkschriften unter dem Titel: „Die Pflanzenreste im Salzstocke von Wieliczka” vor. Herr Bergrath Haidinger übergab dem Verfasser eine Sammlung von Früchten und Hölzern aus dem Salzstocke von Wieliezka, und zwar aus der sogenannten Kammer Hrdina. Die Untersuchung zeigte 15 verschiedene Pflanzen-Arten, wovon 4 den Coniferen, 1 Art den Betulaceen, 6 Arten den Cupuliferen, 3 Arten der Familie der Iuglandeen und 1 Art jener der Papilio- naceen angehörten. Mehrere von diesen Pflanzenresten kommen auch an andern Localitäten vor, namentlich zu Altsattel in Böhmen und in der Wetterau. Sowohl diese wie jene Arten, welche dem Salzlager von Wieliczka eigenthümlich sind, sprechen für ein sehr junges Alter dieser Formation, welche ohne Zweifel den jüngern Schichten der Miocen - Ablagerung gleichzustellen ist. Die Beschaffenheit der Pflanzenreste selbst lässt einige nicht unwichtige Schlüsse zu, welche über die Entstehungsart des sie einschliessenden Salzes Aufschluss geben, Die genannten Pflanzenreste besitzen nicht bloss eine braun- kohlenähnliche Beschaffenheit, sondern sind ihrer Natur nach wirklich in Braunkohle verwandelte Substanzen, die aber nicht bloss von Steinsalz umgeben, sondern von demselben sogar durchdrungen sind. Merkwürdig ist jedoch, dass das Chlor- natrium nicht, wie zu vermuthen ist, das Innere der Gefässe und Zellen erfüllt, sondern nur auf Haarspalten abgesetzt ist. shl Dieses so wie der gute Zustand ihrer Erhaltung, der sich auch auf die Oberfläche erstreckt, lässt schliessen , dass diese Pflanzenreste nicht etwa einem zerstörten Braunkohlenlager ent- nommen, sondern im recenten Zustande wahrscheinlich durch fliessendes Wasser einem Salzbassin zugeführt, dort von dem abgesetzten Salze eingehüllt und in Braunkohle verwandelt wurden. Die chemische Untersuchung, die Hr. Prof. Pless am Joanneo vergleichend mit der Wetterauer Braunkohle ausführte, deutet darauf hin, dass hiebei Modificationen von dem gewöhn- lichen Braunkohlenbildungs-Processe Statt fanden. Die übrigen. geologischen Folgerungen beziehen sich mehr auf die Art und Weise, unter welcher das Salzbassin von Wieliczka so wie mehrere andere diesem analoge Bassins in Galizien zu Salzla- sern wurden. Die neuen Arten der Pflanzenreste werden in dieser Ab- handlung genau beschrieben und durch Ahbildungen versinn- lichet. Das wirkliche Mitglied Hr. Dr. Reuss hielt nunmehr nachstehenden Vortrag: Während Herr Prof. Unger die Untersuchung der fossilen Pflanzen des Wieliczkaer Steinsalzes unternahm, wurde die dem fossilen 'Thierreste derselben mir übertragen. Zu dem Ende wurde die Anstalt getroffen, aus der ganzen Steinsalz- ablagerung, in allen Schächten und Strecken von zehn zu zehn Klaftern Tiefe Gesteinsproben zu entnehmen und mir zur Un- tersuchung zu übersenden. Die erste Kiste, enthaltend die Proben aus den zwei obern Horizonten, ist schon von mir untersucht worden und die er- haltenen Resultate haben alle Erwartung übertroffen. Bisher waren aus dem Steinsalze von Wieliczka nur 42 Species Pe- trefakten bekannt geworden, und zwar 37 Species durch Prof. Philippi, 15 Species durch Zeuschner und diese sind nur zum Theile genauer bestimmt. Mir gelang es bis jetzt schon 293 Species aufzufinden, und zwar: 352 Haifischzähne 2 Arten Dekapoden I. e Entomostraceen 30 °— Cirrhopoden 1 — Anneliden 2% — Pteropoden N Gusemopoden 4 — Conchiferen 2 — Echinodermen 2 — Polyparien 27: — Foraminiferen 159 — 293 Arten. Davon habe ich bis jetzt nur die Entomostraceen, Poly- parien und Foraminiferen genauer untersucht und gefunden, dass: 1) von den 30 Species Entomostraceen 9 dem Salzluger von Wieliczka eigenthümlich sind, 13 im Laithakalke, 5 im Tegel und 3 in beiden Schichten des Wiener Beckens vorkommen. 2%) von den 2% Arten Polyparien A dem Salzlager eigenthüm- lich, 19 aus dem Laithakalke, A aus diesem sowohl als auch dem Tegel des Wiener Beckens schon bekannt sind. 3) Von den 159 Foraminiferen kommen %5 Arten im Stein- salze selbst, 139 Arten im Salzthone vor. Von Ersteren sind 138 Arten dem Salze eigenthümlich , 29 kommen auch im Laithakalke, 18 im Tegel, 10 in beiden Schichten des Wiener Beckens vor; von Letzteren dagegen sind 69 Arten dem Salzthone eigenthümlich, 21 sind schon im Laithakalke, 29 im Tegel, 18 in beiden aufgefunden worden. Die Mollusken scheinen, soweit eine vorläufige Untersu- chung zu schliessen erlaubt, am meisten. mit denen des Tegels von Rudelsdorf in Böhmen übereinzustimmen. So viel lässt sich aus diesen Ergebnissen schon folgern,, dass das Wieliezkaer Salzlager nicht nur trockener ist, sondern sogar den jüngern Schichten des Wiener Beckens — dem Laithakalke und obern Tegel angehören dürfte. 355 Sobald die ganze Untersuchung vollendet ist, werden die Ergebnisse der Akademie bekannt gegeben und in einer Abhand- lung den Denkschriften derselben einverleibt werden. Herr Adolph Patera folgte als Gast mit dem hier mit- getheilten Vortrage: „Ueber eine neue Darstellungs- Methode reiner Uranverbindungen im Grossen.” Es ist für unser Bergwesen von Wichtigkeit eine Me- thode zu besitzen, um aus den in Joachimsthal ziemlich häu- fig vorkommenden Uranerzen, reine Uranverbindungen mil dem geringstmöglichen Kostenaufwande darzustellen, da der hohe Preis, in dem die als Farbmaterial sehr geschätzten Uranverbindungen stehen, ihre allgemein technische Anwendung hindert. | Das Uran kommt in der Natur am häufigsten als Oxydul- oxyd im Uranpecherze vor. Es ist immer mit vielen fremdarti- gen Mineralien gemengt, von denen es sich mechanisch nicht vollkommen trennen lässt. Ich hatte Gelegenheit viele Sorten des in Joachimsthal vorkommenden Erzes zu untersuchen, und fand darin nebst dem Uran noch Arsen, Schwefel, Blei, Wis- muth, Antimon, Kupfer, Silber, Eisen, Zink, Kobalt, Nickel, Mangan, einige Erden, und Kieselsäure. Das Uranpecherz ist in Salpetersäure oder Königswasser löslich, concentrirte Schwe- felsäure greift es schwierig an, und Chlorwasserstoffsäure übt, selbst wenn sie concentrirt angewendet wird, keine Wirkung darauf aus. Bei der Darstellung des reinen Uranoxydes im Grossen, bietet daher die Schwerlöslichkeit des Erzes eine nicht minder grosse Schwierigkeit dar, als die Trennung desselben von den fremden Beimengungen. Es haben mehrere Chemiker, z. B. Arfvedson, Ebelmen, Peligot u. a. m. Methoden angegeben, um reine Uranverbindungen darzustellen, doch sind diese, wenn auch für den Gebrauch im Laboratorium vortrefllich , bei einer fabriksmässigen Erzeugung nicht anwendbar. Denn in letzte- rem Falle muss nebst der Reinheit vorzüglich auf Wohlfeilheit des Productes Rücksicht genommen werden, welche natürlicher Weise bei den genannten Chemikern nicht in Betracht kam. Nach den angeführten Methoden, die einander im Wesentlichen Sitzb, d. mathem, naturw. Cl. Jahrg, 1849. V. Heft. 27 354 ähnlich sind, wird das Erz in Salpetersäure oder Königswasser gelöst, mit schwefeliger Säure behandelt, und ein Theil der fremden Metalle mit Schwefelwasserstoff gefällt, vom Eisen wird das Uran durch Auflösen in kohlensaurem Ammoniak getrennt, dann folgt die Scheidung von den übrigen Metallen (Kobalt, Nickel, Zink) und zuletzt wird das Uran entweder als kohlen- saures Uranoxyd-Ammoniak krystallisirt erhalten, oder durch Oxalsäure gefällt, oder man lässt es aus der salpetersauren Lösung als salpetersaures Uranoxyd krystallisiren. Man erhält nach diesen Vorschriften wohl eine vollkommen reine Uranver- bindung, doch sind die Operationen zu complieirt für eine An- wendung im Grossen, und die zur Lösung des Erzes, und die zur Ausscheidung des Uranoxydes und Trennung desselben von den Verunreinigungen verwendeten Säuren und Reagentien stei- gern den Preis des erhaltenen Productes zu einer bedeutenden Höhe, die der technischen Verwendbarkeit hindernd im Wege stehet. Ich stellte mir daher die Aufgabe ein wohlfeiles Lösungs- mittel für die Erze aufzufinden und dann aus dieser Lösung auf kürzestem Wege, mit den geringsten Kosten eine so viel als möglich von fremden Beimengungen freie Uranverbindung darzustellen, die man dann nach Bedarf leicht vollkommen rei- nigen und in eine beliebige andere Verbindung überführen kann. Ich machte mehre hierauf bezügliche Versuche im Laborato- rium des k. k. General-, Land - und Haupt-Münz-Probiramtes mit Quantitäten von /s— 1 Pfund Erz, Ich versuchte es auf Anrathen des k. k. Bergrathes Herrn W.Haidiuger, das Uranerz mit Soda oder Pottasche bei Luft- zutritt zu rösten und auf diese Weise das Uran höher zu oxy- diren, was auch wirklich gelang. Das sehr fein gepulverte Erz wurde mit kohlensaurem Kali innig gemengt, in der Muffel bis zum BRothglühen erhitzt wobei der über das Gemenge streichende Luftstrom das im Erze enthaltene Uranoxyd-Oxydul zu Oxyd oxydirte, das neu gebildete Uranoxyd verband sich mit dem Kali zu Uranoxyd-Kali oder uransaurem Kali, die ursprünglich graue Masse wurde gelblichbraun und war nun leicht in ver- dünnter Schwefelsäure oder Chlorwasserstofisäure löslich. Ob- wohl durch dieses Verfahren die Leichtlöslichkeit des Erzes erreicht wurde, so verliess ich selbes doch, theils weil dasselbe 359 wegen der Anwendung der Pottasche oder Soda zu theuer schien, theils weil das Uran von dem angewandten Kali oder Natron nur schwierig zu trennen ist, und weil das uransaure Kali oder Natron, da es im Glühen nicht zersetzt wird, nur auf Umwegen in Uranoxyd-Oxydul verwandelt werden kann. Ich versuchte da- her auf Anrathen des k. k. General-, Land- und Haupt-Münz- probirers, Herrn A. Löwe, eine Methode die von Jaquelain (Moniteur industr. 1847 Nr. 1182) angegeben wurde, um aus den Chromerzen chromsauren Kalk, darzustellen, auf die Uran- erze anzuwenden, und der Versuch glückte vollkommen. Das Verfahren ist ganz dasselbe wie das von Herrn Bergrath Hai- dinger angegebene, nur wird statt Pottasche oder Soda Kreide angewendet, es ist auf diese Weise ein Lösungsmittel erreicht, das in Hinsicht auf Einfachheit und Wohlfeilheit nichts zu wün- schen übrig lässt, da der so gebildete uransaure Kalk in ver- dünnter Schwefelsäure und Chlorwasserstoffsäure leicht löslich ist. Es wird zu diesem Ende das Erz so fein als möglich ge- pocht und beiläufig mit seinem halben Gewichte fein gepulver- ter Kreide, oder was noch besser ist mit gebranntem Kalk innig gemengt, das Gemenge wird auf der Sohle eines Flamm- ofens ausgebreitet und bei einer dunklen Rothglühhitze gerö- stet. Die Erzschichte darf nicht zu gross sein, und man muss öfter mit einem Haken die Oberfläche erneuern. Die Oxydation ist in 4—5 Stunden vollendet, und man erkennt das Ende der- selben daran, dass eine herausgenommene Probe vollständig in verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure löslich ist. Ist die Röstung vollendet, so bringt man das Röstproduet in ein Gefäss, rührt es mit Wasser an, und übergiesst es vor- sichtig mit Schwefelsäure, die den gebildeten uransauren Kalk nebst einem grossen Theile der übrigen Oxyde auflöst. Man muss die Masse früher mit Wasser anrühren, weil sonst der sich bildende Gyps schnell erhärtet, und die Einwirkung der Säure erschwert. Der Rückstand darf kein unzersetztes Erz- pulver enthalten, er darf nur aus Gyps und einigen Oxyden, die zum Theil an Schwefelsäure gebunden sind, enthalten. Sollte die Röstung nicht vollkommen gelungen sein, was seinen Grund nur darin haben kann, dass das Erz nicht hinreichend fein und die Vermengung mit Kalk nicht innig genug war, so bringt 27 * 96 man das Erz in ein passendes Gefäss und schlämmt den gebil- deten uransauren Kalk und die übrigen Oxyde von dem unzer- setzten Erzpulver ab, was sich vollständig bewerkstelligen lässt. Der gebildete uransaure Kalk wird dann auf die vorher- beschriebene Weise mit Schwefelsäure behandelt. Die schwefelsaure Lösung enthält nun alles Uranoxyd nebst den Oxyden von Eisen, Kupfer, Antimon, Zink, Nickel, Kobalt, und einige Erden, wenn diese Stoffe in den angewandten Erzen vorhanden waren. Bringt man nun in die schwachsaure Lösung metallisches Eisen, das wohl am bequemsten in Form von nicht zu starken Blechen angewendet wird, so werden Kupfer und Antimon metallisch gefällt, Eisen und Uranoxyd werden zu Oxydul redueirt, und von letzterem scheidet sich, wenn die Lösung nicht genug sauer war, ein grosser Theil in schweren lichtgraugrünen Flocken, als basisches schwefelsaures Uran- oxydul ab, diess kann durch Zusatz einer neuen Portion Schwe- felsäure verhindert werden. Ist die Fällung des Kupfers und Antimons beendet, so enthält die bei Anwesenheit von viel Uran nun sehr dunkelgrün gefärbte Lösung nur mehr Uranoxydul, Eisenoxydul und etwa die Oxyde von Zink, Kobalt, Nickel nebst den vorhandenen Erden an Schwefelsäure gebunden, ver- dünnt man dieselbe nach Entfernung des durch Eisen erhaltenen Niederschlages, mit vielem Wasser , so fällt alles Uranoxydul als basisch-schwefelsaures Salz heraus, und es bleibt in der "Lösung nur ein höchst unbedeutender Theil des Urans zurück. Das durch Wasser gefällte basische Salz muss so schnell als möglich von der Lösung getrennt werden, sonst wird es durch basisch-schwefelsaures Eisenoxyd, das sich bei Berührung des schwefelsauren Eisenoxyduls mit atmosphärischer Luft bildet, ver- unreinigt. Um der Bildung des basischen Eisensalzes auszuweichen, könnte man zur Fällung des Kupfers statt Eisen Zink anwen- den, doch kann diess in manchen Fällen wieder hinderlich sein. Wenn zum Beispiel die Lösung Nickel oder Kobalt in grösserer Menge enthielte, was bei den Joachimsthaler Erzen häufig der Fall ist, und man diese beiden Metalle gewinnen wollte, so dürfte man zu der Fällung kein Zink verwenden, da diese Metalle aus der eisenhältigen Lauge leicht gewonnen werden 357 könnten, während der Trennung derselben vom Zink beinahe unübersteigliche Hindernisse in den Weg treten. Das durch die Fällung mit Wasser erhaltene basische schwe- felsaure Uranoxydul ist mehr oder weniger mit Eisenoxydsalz verunreinigt, man reinigt es ziemlich vollkommen, wenn man es in so wenig als möglich Schwefelsäure auflöst und wieder mit Wasser füllt. Alle Operationen müssen rasch hinter einander vollführt werden, da sich leicht ein Theil des Uranoxyduls höher oxydirt, der dann durch Wasser nicht mehr vollständig gefällt wird. Das auf die angegebene Weise gewonnene basische schwe- felsaure Uranoxydul ist ziemlich rein und kann auf bekannte Weise leicht vollkommen gereinigt und in jede beliebige andere Verbindung überführt werden. Herr Professor Hyrtl erörterte in einem Vortrage die Structur des bisher für doppelt gehaltenen Eierstockes von Ophidium barbatum, und erwies die Existenz von sogenannten Peritoneral - Canälen bei Mormyrus oxyrrhynchus. Letztere kommen gleichzeitig mit wirklichen Oviducten ‘vor, ein Fall, der bisher nur bei Zepidosiren annectens bekannt war. Herr Bergrath Haidinger machte eine Mittheilung über ein neues Resultat der Forschungen von Herrn Barrande, von dem er so eben erst die Anzeige erhalten hatte. Die Stelle in seinem Briefe ist folgende: „Ich übersende Ihnen hierbei ein Bruchstück aus meiner Arbeit über die Trilobiten. Es enthält eine neue und in der Geschichte dieser alten Crustacen höchst unerwartete That- sache. Ich habe nämlich auf eine so viel mir scheint augen- scheinliche Weise die stufenweise Entwickelung der Trilobiten aufgefunden, und zwar in vier Species, die zu vier verschiedenen Geschlechtern gehören, Sao hirsuta , Arionius ceticephalus, Trinucleus ornatus und Arethusina Konincki. Unter diesen vier Species hat insbesondere eine, die erste geliefert, um die Entwickelung von alle nothwendigen Elemente g 358 dem Zustände des Embryo bis zum Alter der vollständigen Aus- bildung nachzuweisen. Ich zähle eine Reihe von zwanzig auf- einanderfolgenden Zuständen in den Characteren, und in den nach einander als neuer Zuwachs erscheinenden Ringen. Sie werden diess leicht aus der Einleitung zu meiner Beschreibung entnehmen, so wie durch einen Blick auf die Tafel, welche dieselbe begleitet.” „Indem ich Ihnen diese vorläufige Mittheilung mache, glaubte ich vor Allem eine Pflicht gegen Sie und gegen die Akademie der Wissenschaften zu erfüllen, welcher ich Sie bitte diese neue Thatsache auf diejenige Weise mitzutheilen, welche Ihnen am angemessensten scheinen wird. Ich wünsche, dass Ihre gelehrten Collegen, so wie Sie, in diesen Mittheilungen einen Beweis meines Verlangens sehen die Zustimmung und die Beihilfe zu verdienen, die mir zu Theil wurden. Dieser Auszug aus dem ersten Bande meines Werkes soll Ihnen ferner auch die Me- thode zeigen, welche ich befolgt habe, und Sie werden begrei- fen, warum ich Alles aufbiete um das sämmtliche Material mit eigenen Augen zu durchforschen, welches bei dem „Prodromus’” zum Grunde gelegt worden ist. In dieser letzten Beziehung habe ich geglaubt, nicht vor dem Gedanken, mehrere Monate zu verlieren, zurückschrecken zu müssen, und da ich nun schon dem Ziele nahe bin, so bereue ich auch meine Geduld nicht. Noch drei Genera und es ist gewonnen.” Ueber die von Herrn Bergrath Haidinger erwähnte wichtige Entdeckung des Herrn Barrande machte Herr Ritter von Hauer der Classe nachfolgende ausführliche Mit- theilung : Auf der Probetafel von Herrn Barrande’s Werk „über das Silurische System in Böhmen,” ist eine der merkwürdigsten Entdeckungen im Gebiete der Palaeontologie zur Anschauung gebracht. Es enthält diese Tafel die vollständige Entwick- lungsgeschichte eines Trilobiten, Sao hirsuta Barr., einer Art, deren in verschiedenen Entwicklungsstufen befindliche Indivi- duen bisher unter folgenden verschiedenen Namen beschrieben wurden, 359 Sao hirsuta Barr., Ellipsocephalus nanus Barr., Mona- dina omicron Barr., Monadina distincta Barr., Sao nana Barr., Goniacanthus abbreviatus Corda , Gon. Partschü Cord., Enneacnemis Lyelli Cord., Enneacn. Herschelii Cord., Acan- thocnemis verrucosa Cord., Acanthocn. glabra Cord., Acantho- gramma speciosa Cord., A, verruculosa Cord., Endogramma Salmü Cord., Micropyge Backhofenii Cord., Selenosema Thunüi Cord., Crithias minima Cord., Tetracnemis elegantula Cord., Tetr. spuria Cord., Tetracn. selenophora Cord., Staurogmus muricatus Cord., St. acuminalus Cord., St. latus Cord. Im Emkryozustande besteht die Sao hirsuta aus einer abgeflachten Scheibe von ”%; Millimeter Durchmesser mit glatter Oberfläche, auf welcher nur eine Spur von der Axe des Kör- pers zu sehen ist, bei welcher jedoch Kopf und Thorax von einander noch nicht getrennt sind. Im vollkommen augebildeten Zustande hat dieser Trilobit ausser dem Kopfring 19 Glieder und ist auf der ganzen Oberfläche des Körpers mit Stacheln seziert. Zwischen beiden Extremen hat Hr. Barrande eine Reihe von Uebergangsformen aufgefunden, in der keines der Verbin- dungsglieder fehlt. Folgende Beobachtungen vorzüglich beweisen das Zusam- mengehören aller dieser Formen. 1. Die Gestalt der einzelnen Theile des Körpers ändert sich, oder entwickelt sich vielmehr so allmählig, dass eine Form immer das Bindeglied von zwei anderen ist. 2. Die Segmente des Körpers treten eines nach dem an- dern auf. Dem Hinzutreten jedes einzelnen Gliedes entspricht eine angemessene Zunahme der Grösse des Körpers. 3. Die characteristischen Verzierungen der Oberfläche fin- den sich theilweise wenigstens schon bei den untersten Ent- wieklungsstufen, und man beobachtet dieselben in der gleichen Anzahl, in derselben Lage, und in unveränderter relativer Grösse bei allen übrigen höher entwickelten Individuen. 4. Viele Individuen zeigen das Hypostoma an seiner Stelle. Bei allen Altersstufen besitzt dasselbe die gleiche Gestalt. Natürlicher Weise konnte nur die Vergleichung einer sehr srossen Anzahl von Individuen zur Aufstellung der vollständigen 360 Reihe führen. Herr Barrande konnte aber auch nicht allein seine eigene ausgedehnte Sammlung benützen, sondern auch die Samm- lung des Herrn Hawle, die das Material zu Herrn Corda’s Prodromus der böhmischen Trilobiten lieferte, dann die Samm- lung des böhmischen National-Museums waren ihm in gleicher Weise geöffnet. Herr Corda betrachtet die Zahl der Glieder des Thorax als eines der wichtigsten generischen Merkmale, und jede Aen- derung derselben führte ihn zur Aufstellung neuer Geschlechter. Diese Anschauungsweise steht den Ansichten von Barrande direct entgegen, sie verträgt sich aber auch nicht mit den Beobachtungen, welche Zoologen an lebenden Crustaceen ange- stellt haben. Nach den Untersuchungen von Milne Edwards von Burmeister, von Zaddaek und Joly sind manche Crustaceen, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, schon was ihre Gestalt betrifft vollkommen ausgebildet; andere dagegen kriechen gewissermassen vor der Zeit hervor und machen noch nach der Geburt Aenderungen durch, welche die ersteren nur _ während der ihres Embryozustandes erleiden ; insbesondere ver- mehrt sich die Zahl der Ringe des Körpers. Aehnlich verhält es sich nach Barrande’s Ansicht mit den Trilobiten, einige derselben zeigen unmittelbar nach ihrer Geburt eine vollständige Zahl der Ringe, bei anderen ist diess nicht der Fall. Ausser der Sao hirsuta gehören in die zweite Abtheilung auch Arionius ceticephalus Barr, Trinucleus or- natus Sternb. und Arethusina Koninckiü Barr. Die ganze Entwicklungsgeschichte der Sao hirsuta theilt Barrande in 2 Perioden. Die erste umfasst das gewissermassen fortgesetzte Embryo- leben, während welchem die Zahl der Glieder beständig zu- nimmt. Am Ende dieser Periode, wenn die volle Zahl der Glieder bereits vorhanden ist, haben die Individuen ungefähr den dritten Theil der Grösse erreicht, welche sie im voll- kommen ausgewachsenen Zustande zeigen. Das Hinzutreten von jedem neuen Körperring bezeichnet einen eigenen Abschnitt in dieser Periode. Die zweite Periode umfasst die Entwicklung von der Zeit wo das 'Thier alle seine Körperringe erlangt hat, bis zur voll- 961 kommen ausgebildeten Grösse. Abschnitte lassen sich hier nicht mehr unterscheiden wie in der ersten Periode. Im Folgenden soll nun eine kurze Uebersicht der verschie- denen Stadien der Entwicklung der Sao hirsuta mitgetheilt werden. Erste Periode. 1. Entwick lungsstufe. Die Form einer abgeflachten Scheibe. Der Kopf nimmt drei Viertheile der ganzen Länge ein und ist dreilappig; beinahe kein Thorax. Länge 0:66 M.M. Breite 0:66 M.M. 2. Entwicklungsstufe. Kopf und Thorax sind von einander getrennt. Der Kopf nimmt 2% Drittheile, der Thorax ein Drittheil der Länge ein. Die Glabella nimmt etwas weniger als ein Fünftel der Breite ein. Im Thorax erkennt man drei verwachsene Ringe. Länge 0:75 M.M. Breite 0.80 M.M. 3. Entwicklungsstufe. Die Gestalt wird entschiedener oval. Die Länge des Ko- pfes verhält sich zu der des Thorax wie 3:2. Vier bis fünf ver- wachsene Glieder am Thorax. Zwischen Thorax und Pygidium kann man noch keine Trennung erkennen. Länge 1.00 M. Breite 0.80 M. Synonyme. Monadina (Monadella) omicron Barr. Crithias minima Corda. 4. Entwicklungsstufe. Die Trennung von Thorax und Pygidium ist deutlich zu er- kennen und dadurch die Normalgestalt eines Trilobiten erreicht, der Kopf nimmt nur mehr die Hälfte der Gesammtlänge ein. Die Glabella hat 3 Seitenfurchen, 2 freie und 2 — 4 verwach- sene Glieder. Länge 125 M.M. Breite 125. M.M. Synonym. Crithias minima Barr. 362 5. und 6. Entwicklungsstufe. Der Kopf nimmt nur zwei Fünftheile der Gesammtlänge ein; man gewahrt bei der 5. Stufe 3, bei der sechsten A freie Glie- der, ausserdem zeigen sich 3 — 4 verwachsene Glieder, man gewahrt die ersten Haupt -Körner auf den Wangen. Länge bei Nr, 5. 1:50 M. M. Breite 1,33 M. M. » bei Nr. 6.175 M.M ,„ 150M.M. Synonyme. Monadina distincta Barr. Tetracnemis elegantula Corda „ spuria „ „ selenophora , 27. — 10. Entwicklungsstufe. Der Kopf wird verhältnissmässig immer kürzer, so dass er bei Nr. 8 nur mehr Y; der Länge einnimmt. Die Glabella wird immer breiter und verhältnissmässig kürzer. Ein Rand erhebt sich vor der Stirne; die characteristischen seitlichen Wülste der Gla- bella bilden sich aus. Man zählt bei Nr.% fünf freie und 3—5 verwachsene, bei Nr. 8 sechs freie und 3 — A verwachsene, bei Nr. 9 sieben freie und 4 verwachsene, bei Nr. 10 acht freie und 3 verwachsene Glieder. Die Verzierungen der Oberfläche treten immer deutlicher hervor. Dimensionen bei Nr. 7 Länge 2:00 M.M. Breite 1:50 M.M. „ le en „ 150 „ „ » » 9» 266 „ » 280 „ „ » » 10 „ 8300 ,„ » 280 , Synonyme. Goniacanthus abbreviatus Cord. a Partschiü ” Enneacnemis Lyelli » 11. Entwicklungsstufe. Das characteristische für diese Entwicklungsstufe ist. das Auftreten einer Längenfurche auf der Glabella, welche hier noch schwach ist, später aber immer deutlicher wird. 9 freie und 3 — 4 verwachsene Glieder. Länge 3:33 M. M. Breite 2:66 M. M. Synonym. Enneacnemis Herscheli Corda. 363 12. Entwicklungsstufe. Die vorstehenden Dornen auf den Körperringen werden hier zuerst sichtbar, 10 frei Glieder bilden den Thorax und 3 bis 4 verwachsene das Pygidium. Länge 3°00 M. M. Breite 4:00 M.M. Synonyme Acanthocnemis verrucosa Cord. ” glabra ” 13. Entwicklungsstufe. Eine eigenthümliche Beschaffenheit der Seitenanhänge der Körperringe wird hier zum ersten Male sichtbar. Auf der gegen die Axe zu gestellten Hälfte jedes Anhanges ist der Vordertheil weit vorragend, der rückwärtige Theil dagegen sehr nieder, an den Seiten also von der Mittelaxe entfernter, ist der hintere Theil des Anhanges viel weiter vorragend und dominirend. 11 freie und 2 — 3 verwachsene Ringe. Länge 5:00 M.M. Breite 3:00 M.M. 14. Entwicklungsstufe. Die ganze Oberfläche, besonders die des Kopfbuckels zeigt eine feine Granulirung. 12 freie und 2 —4 verwachsene Ringe. Länge 5:50 M.M. Breite 3-00 M.M. Synonyme. Ellipsocephalus nanus Barr. ? Acanthogramma speciosa Cord. er verruculosa ,, Endogramma Salmü Cord. 15. Entwicklungsstufe. 13 freie und 3 — 4 verwachsene Glieder. Länge 6:00 M.M. Breite 3:66 M.M. Synonym. Micropyge Backofeni Cord. 16. — 18. Entwicklungsstufe. Alle Theile nähern sich mehr und mehr ihrer vollendeten Form, man zählt bei Nr. 16 14 freie und 3 verwachsene Glieder. „ „ 17 15 „ ö „ 93 2 „ 18 16 „ R) vr] 2) 364 Bei Nr. 18 ist demnach die Gesammtzahl der Glieder, die die Art überhaupt im vollkommen ausgebildeten Zustande erhält, bereits erreicht, doch sind erst 16 davon frei. Dimensionen. | Bei Nr. 16. Länge 6:50 M. M. Breite 4:30 M. M. „ 17.» 700 , » 00 5 ” 13. „750 „ » dd Synonyme. Sao nana (partim) Barr. Selenosema Thunü Corda. 19. Entwicklungsstufe. Die Vollzahl der Glieder des Thorax und Pygidium ist er- reicht, der erste zählt 17 freie, das Letztere 2 verwachsene Glie- der. Nur die geringe Grösse und die noch nicht ganz vollstän- dig entwickelten Verzierungen der Oberfläche unterscheiden diese Form von den kanz ausgebildeten Individuen. Länge S:00 M.M., Breite 5:33 M.M. Zweite Periode. Die Individuen erlangen allmählig ihre eigenthümlichen Ober- flächenzierden und ihre volle Grösse. Zuletzt beträgt die Länge 26:00 M. M. und die Breite 16:00. Synonyme. Staurogmus muricatus Corda. 5 acuminatus Corda. > latus Corda. Die im Vorhergehenden mitgetheilten Daten sind gestützt auf die Untersuchung von 145 einzelnen vollständig erhaltenen Individuen, von denen 112 der Sammlung von Barrande, 31 der von Hawle und 2 der des Natienal-Museums an- gehören. Die angegebenen Grössenverhältnisse beziehen sich durch- aus auf die von Barrande sogenannte lange Form, während die breite Form in allen Entwicklungsstufen eine im Verhält- nisse der Länge viel bedeutendere Breite darbietet. Die Classe beschloss, die von dem Herrn Bergrath Haidin- ger herauszugebenden naturwissenschaftlichen Abhandlungen auf 365 dessen Ansuchen auch für das Jahr 1849 durch eine Subserip- tion von 900 fl. zu unterstützen. Das wirkliche Mitglied Professor Unger aus Gratz be- richtete über den Fortgang seiner Herausgabe „vor weltli- cher Landschaften” wozu ihm schon früher von der Aka- demie eine Unterstützung von 400 fl. angewiesen wurde, und legt 3 bereits fertige, von Rottmann in München auf Stein aus- seführte Blätter vor. Ueber Antrag des Herrn Vicepräsidenten beschloss die Classe zur Unterstützung dieses kostspieligen Werkes bei der Gesammt- akademie um die Bewilligung des zur Herausgabe noch nöthi- sen Kostenaufwandes von 1400 fl. anzusuchen, was auch in der "Folge genehmiget wurde. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Academie des sciences et lettres de Montpellier. Memoires de la section des sciences. Annede 1847. 48. Montpellier 1847 — 415; 2°. Akademie, k. Baierische: Abhandlungen der math. physik. Classe. Bd. . — IV. V. 1. 2. Abth. — Abhandlungen der philos. philolog. Classe. Bd. I. II. IV. 1. 2. Abth. München 1832 — 48; 4. Annales de Mines. T. XII. livr. 1. 2. 3. Paris 1848; 8°. Archiv der Mathematik und Physik ete. Herausg. von Joh. Aug. Grunert. 12 Thl. 3. Hft. Greifswald 1848; 8°. Bergmann, Joseph, Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des Kaiserthums Oesterreich vom 16. bis zum 19. Jahrhunderte. Wien 1840 — 47; 4. Carrara, Francesco, Canti del popolo dalmato. Zara 1849; 4°. Euripidis fragmenta iterum edidit, perditorum tragicorum omnium nune primum collegit Fr. G@. Wagner. Parisiis 1846; 8°. Dübner, Fr., Christus patiens, Ezechieli et Christian. poeta- rum reliquiae dramaticae. Ex codice emend. et annot. erit. Parisiis 1846 ; 8%. Gerlach, Jos., Beiträge zur Structurlehre der Leber. Mainz 1849; 8°. Grunert, Joh., Loxodromische Trigonometrie. Leipzig 1849; 8°. Memorial de Ingenieros. Hft. 1. 2. Madrid 1849; 8°. Werdmüller von Eleg, Höhenmessungen in den Norischen und Rhaetischen Alpen. Wien 1849; 4°. Sitzb, d. mathem. naturw, Cl. Jahrg. 1849. V. Heft, a EN IB UNNE aa j ER TAFEL I. Sitzungsberichte der kais. Akad. der Wisst sch. 4 MATH.NATURW. OLASSE. assep) OSwasstmangen peu 1p- ayyonagsFunzyrg van: ö RR We ur ik N Ri x I SSSSSSSESEESSSSSSS ss ı \ en — OIIAIII NIAN IQ IN III I Sitzungsberichte der math. naturwissensch. (lasse. 31 ‘asse]) "Woygem psuassiy Aop otuapeyy sten Lop oraqspunzirg 4) Il oLy 2 r NEN En le (ara) osseL) en up NTIIASDUNK IN uodıy pas uadıy -Je1yus,) rel „0 wN W LIUUDLQ WI DUYISWAAS MW 6% HE AIYDRIALRISEI N) LIDANGZIDS u div usa OL Up oc 949277390 BYIE2DBSaN -PıoN UUf IP YIRLGYDARG . oTaalaysay WMmyaasıey Sep woaıanp. aynejıan Waage ul NAadIV wid VRIHDS Inhalt der Smmeslerichte der kaiserlichen Mkademie der Wissenschaften. Jahrgang 1849. — Jünner - Heft. Sitzungsberiehte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe. Sitzung vom 4. Jänner 189... .... i Kollar,, über den Eichen - Kernkäfer Pinigpus Culadrus Herbst. Schrötter , theoretische Betrachtungen über die Amidverbindun- gen des Quecksilbers . .... we nnd »„, über Wagen des Mechanikers Kusche. . . . FR Huidinger, über eine nach Gypskrystallen esta Pseudonork phose von Brauneisenstein . . » .1. 0. 3 „, über die zur Herausgabe des Werkes des Br Barrande eingeleiteten Arbeiten . „V». “0.0 Hauer , Abhandlung ‚über die Fossilien der Venetianer Alpen’’ Sitzung vom 11. Jänner 1349 . . . 2 nen 0 nee Gintl , Antrag zur Hilfeleistung bei der Einrichtung der meteoro- logischen Observatorien . . 2. 2.0. nn. en Heckel, Abhandlung über eine neue fossile Fischgattung, Chiro- eentrites, und die ersten Ueberreste eines Siluroiden aus HERZ VDEWEIE ae. Keen aD WE a Ra > Haidinger,, über die Formen und einige optische Eigenschalten der Magnesium -Platin-Cyanüre . . 2... 2 2 20004 Schrötter, Bemerkungen zu vorhergehender Mittheilnng . . . Haidinger, über das Eis der Donau in dem gegenwärtigen Winter Baumgartner , Vorschlag zur Veranlassung einer Telegraphen- Linie zwisehen Klosterneuburg und Wien . .. “2... Sitzung vom 18. Jänner 1849. » «nen nen en Kreil, Entwurf eines meteorologischen Beobachtungs - Systems für die österreichische Monarchie. II. Abschnitt... „» Nachtrag zu dem Verzeichnisse der freiwilligen Beobachter Boue, über den Assoeiationsgeist als Mittel zur Beförderung der Wissenschaften, der Künste und der Civilisation . . . .» Ragsky, Beitrag zur chemischen Untersuchung der Maulbeer- blatter:". ee ea NE u NEE AL Fenzl, Abhandlung ‚‚Darstellung ad Beschreibung neuer Gat- tungen und Arten von Gefässpflanzen’ . , 2... 0... Czikowski, überreicht ein versiegeltes Pacet . . Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften Verzeichniss der gegenwärtigen Mitglieder . . ; Uebersicht der Sitzungen der kaiserlichen Akademie der Wis- senschaften im re 1849 “ . » > . ® . E ” ” ® “ ‘ « Seite 3 4 Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Jahrgang 1849. — Jänner-Heft. um lt ij lt LE EL nn Inhalt ee Sitzung vo vom RR, Februar 19 RER u “ ee 5 u PD sr DR Schmarda , Abhandlung über neue Formen von Infusorien . ü 57 Hauer, Bericht ‚über die von den Regierungen verschiedener ' Staaten unternommenen Arbeiten zur geologischen Durch- . forschung des Landes (im: England) 2.20. a Hyrtl, Vortrag über einige interessante Abweichungen der un- teren Wirbelbogen dar, Fische a. a N RE Are i Moser , über. die Zusammensetzung zweier Letternmetalle 2 N ; 2.85 gi Schrötter, Antrag: eine Untersuchung der Braun- und Stein- a kohlen von den wichtigeren in Oesterreich. Narkonımeagen KR Lagern zu veranlassen ER EN NE RER RNENERENE Ebner, Mittheilung über das Collodion LER ENR % End. al ;S Sitzung yon ißlRebruar. 1a. ee ‚93 Rochleder,, Vortrag über seine heiter über das Caflein a; Hauer , Fortsetzung seines Berichtes über die von den Bee n rungen verschiedener Staaten unternommenen Arbeiten zur geologischen Durchforschung des Landes (in Frankreich R und Russland) LE EEE ER RR RE 9. Hauer, über Sandberger’s Werk „uber die Versteinerungen des ‚rheinischen (Devonischen) Schichtensystemes in Nassau’ 122 Haidinger, ne über die schwarzen und selben. Parallel- Linien am Glimmer BE SERIE SR N 2 Sitzung vom 15. Februar 1849 . IS NEE NL ee Hauer, Schluss seines Berichtes über. die von den Hekteniigeh verschiedener Staaten unternommenen Arbeiten zur geo- logischen Durehforschung des Landes . . . ..... ..431 Ettingshausen , Beitrag zum Beweise des Lehrsatzes vom Pa- rallelogramme der Kräfte . . ». ». 2... 2 22.2.0155 y Sitzungsberichte | kaiserlichen Akademie Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe. Jahrgang 1849. — Februar-Heft. VB TEE RER 2 N BEE I SE RS re ai RE SHZUNE vom 8,:März :18AS a a ae ee ...Stampfer, Ueber den Gebrauch der Nivellir-Insteumente aus der Werkstätte des k, K. polytechnischen Institutes auf wissenschaftlichen BEIBen es SR a a RR Te N Heckel, "über einige bisher unbekannte Arten fossiler Fische "aus der Gegend von Görz, aus Mähren und Galizien. » ' Hyrtl, Antrag zu Schritten uz} die Mitwirkung der k. k. Marine und der Consulate zur Einsendung zoologischer und z00- tomischer Gegenstände, herbei zu führen. ». » 2.0. Boue, über eine Mittheilung von. Alph. Favre in Genf, Marignae’s ‚Abänderung des Morlot’schen Verfahrens zur Erzeugung von Dolomit auf künstlichem: Wege betreffend BON TRTE Sitzung. vl Mala ee Schröter, Commissionsbericht (d. H. Baumgartner, Ettingshausen, 165 169 Kunzek, Stampfer und Schrötter) über die in der österr. " Monarchie von Seite der k. Akademie zu veranlassenden meteorologischen Beobachtungen. » » 2 2 ie eu Heekel, über eine neue Gattung von Taenioiden und eine neue Species aus der Ganoiden-Gattung Lepidotus . 2. . Hyrtl, über C. Wedl’s „Beiträge zur Lehre von den Hämatozöen’’ Morlot, über die neuesten Leistungen des geognostisch-montani- stischen Vereines für Innerösterreich -. » ..»..... Sitzung vom 22. März 1849. . . 2. 2 2 020.00. Brücke, Untersuehungen über die Lautbildung und das natürliche System der Sprachlaute . . ..... 000.0 0a‘ Stampfer’s Methode der Visirung der Fässer vom k. k. Mini- sterium für Handel ete. der Akademie zur Begutachtung ZUBEWIESENE EN Se ie N bee Haidinger , Commissions-Bericht über Schmidl’s Ansuchen um Bewilligung einer Unterstützung zur Fortsetzung seiner geographischen Arbeiten ». .» » 2.0 euer ee 00% Haidinger, über das Programm des naturhistorischen Museums In BISBEnEUNG a ee Vene ke. ee Haidinger, über eine neue Varietät von Datolith . »- » . . Stampfer , Vorschlag eines Barometers „ Wellles den mittleren Barometerstand für beliebige Zeitperioden angibt 169 176. 177. 181 181 181 208 Sitzungsberichte ‚ kaiserlichen Akademie Wissenschaften. Mathematisch - naturwissenschaftliche Ulasse. Jahrgang 1849. — März-Heft. et Fa au e Y 4 RS 2 a 4 ” Vi us au er nn nenne ren ne nn nn nn nn nnd nn ntannn Inhalt. ‚Stampfer, Darstellung einer möglichst brauchbaren geometrischen Visirmethode für Fässer: . a u el. 0 nl Boguslawski, Schreiben an die Akademie . » x.» ve... Hyrt!, über die Uebergänge der doppelten Ovarien in die ein- fachen bei den Fischen . . .» even. 0.0.0. Boue, Verzeichniss der Werke und Aufsätze Leopold’s von Buch Doppler , über eine bisher noch unbenützte Quelle magnetischer Deelinationsbeobachtungen . » . 2. Kl. 0.0.20. Columbus, meteorologisches Observatorium zu Linz und Kirch-. Sechlasl m. a ee ee Sitzung; vom 19. April 1849. . Hauer, über die richtige Den. der Schichten, welche Numu- Tiren enthalten; FA 7a ZEN NIT RN RE I Een. Rokitansky, Beesultate neuer anatomischer Untersuchungen über densKirgpE ae er a a eu ER E Pierre, über das Spannkraft - Maximum der De in der Luft Prechtl, über sein Werk: „Untersuchung über den Flug der I N EN RN er Pretiner, meteorologische Beobachtungen zu Klagenfurt . . - Sitzung vom 26. April 1849. Steinheil, über seine neueren Arbeiten zur Erzielung genauer Normalgewichte .°. U. no ehe me — über das Centrifugal-Wurfgeschoss . . . » SEE, Partsch und Haidinger, Commissionsbericht über die ori hafteste Ausführung einer geologischen Karte der öster- reichischen Monarchie . .. . um nn een Seite 227 247 249 249 249 261 Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch - naturwissenschaftliche Classe. Jahrgang 1849. — April-Heft. Mit 2 Tafeln. Anke vom 10. Mai 18397 RER ARE ; en über die in Preussen übliche e Visi-eihode für Fi ser a über. Se Betrachtungsweise der Doppelveı ; AR Cyans Kreil, ORTES Eher den Knien; He Alpen auf die Seusse- & BRIBDESD., der megnaauiien Erdkraft. BREI SCHE, et Pilanzenreste i im ‚Salzstocke ‚von. "Aungeh. ea Si H yrl, über die Struetur des ee ‘von Ophidium he ® „und des Peritoneal- Canals von Mormyrus oxyrrhynchus ...897 Haidinger , über Barrande’s Entdeckung ‚der stufenweisen Ent- I / wieklung der Winlabbent ı. ne Nee Le Hauer, über denselben Gegenstand SEN Re ER SEN Haidinger - Ansuchen um ‚Unterstützung zur Herausgabe der na- Er turwissenschaftlichen Abhandlungen. » 2 2 u.» 364 Unger, Eher: seine vorweltlichen Landscha!ten Re ER der | | | || ’ ‚Sitzungsberichte | kaiserlichen Akademie Wissenschaften. Mathematisch - naturwissenschaftliche Olasse. Jahrgang 1849. — Mai-Heft. } r kaiser! 5 könig . Hof- und Staats-Druckere WHEN, 4849. Aus der kaiserl. königl. Hof- und Staats-Druckerei. WERN,. 48149. Aus der kaiserl. königl. Hof- und Staats-Druckerei. SEN WIEN, 18149. Aus der kaiserl. königl. Hof- und Staats-Druckerei. WIEN, 18492. Aus der kaiserl. königl. Hof- und Staats- Druckerei. SMITHSONIAN INSTITUTN INIINNIN | | 3 9088 UN — == | I