v^ #-'>^ '/--■ i ^ü f ' ^>.. -:'^^^ i^^ ^>J. ** ■ i ^ '^f>l ■ -"^^ ^A' :^ \# - -;■'% .* *^' tv^-{;ö'^^ •^ V K^i .>>- nFk^ PsV Ä V>-v> 'tbrarü of tlje Mitsnim COMPAPvATIVE ZOÜLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. jFounlJcti l)j jjrfbate subscifptfou, m 1861. DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY. No. /dl- f ibrarn of tlje glusntm OF COMP APv ATI YE ZOÜLOGY, AT flARVAßD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. iFounUeD b^ pvibatc subscrfption, in 1861. DR. L. DE KONINCK'S LIBRARY. No. /^^- SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN IKtDEHlE »ER WISSESISCHMTEl MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHE CLASSE. VIERUNDZWANZIGSTER RAND. WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. m COMMISSION BEI KARL GEROLDS SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1857. SITZUNGSBERICHTE DER MATHEMATISCH-NATURWISSENSCHAFTLICHEN CLASSE DEn KAlSKRLtCHKN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. VIERUNDZWANZIGSTEH BAND. JahrctAno 1857. — Heft I bis III. t jRnrte, 2 ^Imn n. 25 Cafcln.) WIEN. AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI. IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN, BUCHHÄNDLER DER KAIS. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. -''' 1857. INHALT. Seite wSitzuug vom 12. 3Iärz 1857. Ans einem Schreiben des Grafen F. Sc ha ff g o tsc li an Herrn Dr. Natterer über eine akustische Beobachtung bei der chemi- schen Harmonika ^ Czennak, Über das Verhalten des weichen Gaumens beim Hervorbringen der reinen Vocale ■* Schmidt, Oscar, Diagnosen neuer Frösche des zoologischen Cabinets zu Krakaii. (Auszug aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.) ^^ Ettinyshavsen, A.v., Bericht über den Aritbmometer des Herrn Th o m a s t6 Schrötter, Über die Ursache des Tones bei der chemischen Harmonika 18 Beer, Über das Vorkommen eines Scbleuderorganes in den Früchten verschiedener Orchideen. (Mit 2 Tafeln.) 23 ^iiizuiig vom 19. März 1857. Haidinger, Bemerkungen über die krystallognipbisoh - optischen Ver- hältnisse des l'henakits ^-^ Rochleder, Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium der Uni- versität zu Prag ^-^ Zantedesehi, Ricerche sul calorico raggiaute 43 Petzval, Bericht über optische Untersuchungen SO Perger, Ritter v. , Über die Vervielfältigung von Liclitblldern (Photo- graphien) durch Ätzungen und Galvanoplastik 76 Siitzung' vom 26. März 1857. Zenger, Über eine neue Bestimmungsmethode des Ozon - Saiiorsloffes 78 Petzval, Fortsetzung des Berichtes über optische l'titersuclinngen . . 92 Uornstein, Über die Biibn der Calliope und ihre Opposition im Jahre 1859 106 Hyrtl, Über den Amphibien -Kreislauf von Amphipnoiis und Manoptcrus. (Auszug aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.) 118 Kornitzer, Die am lebenden Herzen mit jedem Her/.schlag vor sich gehenden Veränderungen aus den anatomischen Verhältnissen des Herzeus abgeleitet. (Auszug aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.) 120 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften 123 Tabellarische Übersicht der Witterung in Österreich im .Vlonate December 1836. (Mit 2 Tafeln.) VI Seite Sitzung vom 16. April i857. Petzval , Fortsetzung des Berichles iil)er optische rntersuehungeii. (Dritte Fortsetzung-.) 129 Hauer, Franz Ritter v., Paiäontologisclie IVotizen. (Mit 2 Tafeln.) . . 145 Alle, Über die Bahn der Laetitia l.'iO Löwy, Über die Bahn der Leda 173 Schmidl, Die Höhlen des ütscher. (Mit 2 Plänen und 1 Karte.) . . 180 Czennak, fdeeu zu einer Lehre vom Zeitsinn 231 lüiitzung vom 23. April 1857. Ifkisiwetz, Über die Phloi-etinsäure 237 „ Notiz über die Achlllea-Säure 268 Nachhuiir, Über einige Derivate der Gallussäure 270 Gilm , Über Kohlensäure - Bestimmung der atnios|ihärischen Luft (Mit 1 Tafel.) 279 Bukeisen, Mineral-Analysen 283 Rollett , Untersuchungen zur uiiheien Kenutniss des Baues der (juerge- streiften Muskelfaser. (Mit 1 Tafel.) 291 Sitzung; vom 30. April 1807. Aus einem Schreiben des Herrn Prof. Beer in Bonn an das wirkliche Mitglied, Herrn Sectionsrath Haidinger ...... 314 lleeijrr, Beiträge zur ?riickschriften ....... 377 Tabellarische Übersicht der Witterung in Österreich in den Monaten Jänner und Februar 1837. (Mit 2 Tafeln.) Sitzuui^ vom 14. Mai 1857. (hiycr. Botanische StreilV.iige auf dem (iebiete der Culturgeschichte. (II. Die Pllanze als Erreguugs- und Betäubungsmittel.) . . . 383 ISininny, Über die Alluvialgebiide des Etschtliales. (Mit l Tafel.) . . . 433 VintschyuK , Massimiliano Cav. de, Osservazioni chimiche sulie reazioui per le quali la crislallina si dovrebbe distinguere dall" albumiiia 493 Aus einer Zuschrift des Liuienschiffs-Capitäns Beruh, v. W ii Her s to r f f an die kais. Akademie der Wissenschaften über die Expedition von Si'. Majestät Fregatte „Novara" 303 Aus einem Solireiben des Herrn Hofrathes Wohl er vom 10. .Mai an Herrn Sectionsrath W. Hai dinge r 309 Ettinyshausen , C. v.. Die Blattskelete der Apelaleu . eine Vorarbeit zur Interpretation der fossilen Ptlanzeureste . (Auszug aus einer füi' die Denkschrilten bestimmten Abhandlung.) 309 VlI Seite {«»itziiug vüiii 22. Mai 18ö7. C-erniaU, Über secuiidiiie ZiifUuiig- vom tlieilweise gereizten Muskel aus ;il« Mittheilunyen . Hylacmorphus Dumerilii. Nov. spec. Hylaemorphus corpore picto coloribus nigrocoeruleo et sulphu- reo ita, un in tergo ille in ventre hie praevaleat; extremitatibus digi- torum semper sulphureis; cute glabra; prominentiis osseocarneis in carpo et tarso nullis. 16. Hylaemorphus Bibronii. Nov. spec. Hylaemorphus capite piano, fronte et rostro non excavatis; oculis non prominentibus; membris gracilibus; tergo irregulariter nigro- coeruleo, ceterum flavo e viridi; lateribus coeruleonigris; superficie ventral! albido flava. Gattung Phirix. Nov. gen. Habitus corporis rohustus et qualis reperitur in Bufonibus. Lingua, dentes palatini, membrana tynipani, parotides, processus transversi vertebrae sacralis ut in Hylaemorpho. Digiti pedum anticorum fissi, posticorum semipalraati et quidem coniuncti membrana crassa, quae a reliqui corporis integumentis non differt, qui fit, ut plantae latiores reddantur et minus flexiles, quam solent esse in ceteris ßatrachiis ecaudatis. Tubercula paulum elata et in carpo et in tarso obvia. ^) Nomen novi generis, a doctissimo Kitzinger secundum speciem musei Imperialis Viennensis creatum , a nobis receptuiu est. Diagnosis nostra. Diag-nosen neuer Frösche des zoologischen Cabinets zu Krakau. iä 17. Phirix piichydermus. Nov. spec. Pliirix pedibus et anticis et postieis robustissimis; capite me- dioci'i; rostro promiiiulo; cute erassa, callosa; colore sulphureo in albidum, lineamentis coeruleis in dorso, in femoribus nee non in elunibus. Fundort und Masse ') der beschriebenen Arten. Nr. F u II d 0 r t Köi-|)er- Vorder- Hinter- lang-e beiue beine i Neu -Granada 20 12 24 2 27 17 41 3 ) ( 62 38 100 4 f Am Chiriquiflusse unweit Bocea j 48 33 80 S ( del toro . . . ■ .... 33 24 53 6 ] 38 27 60 7 Neu -Granada 30 18 54 8 30 23 43 9 20 1.«) 25 10 27 19 38 11 12 13 ßolivia 30 2o HO 24 18 37 36 33 73 Neu -Granada 14 26 18 30 IS 53 38 72 16 36 26 47 17 » Ij7 40 73 *) In Millimetres. Körperlänge von der Schnauzenspitze bis zum After. Vorderbeine von der Achsel bis zur Spitze des längsten Fingers. Hinterbeine vom After bis zur Spitze der vierten Zehe. \Q A. V. Ettingshausen. Vorträge. Bericht über den Arithmometer des Herrn Thomas. Won dem w. M. Hrn. Regierungsrath v. Ettingshausen. In der Sitzung von ö. Februar ward der Classe von dem hiesigen Mechaniker Herrn Schablass (St. Uh'ich, Nr. 136) als Commissionär der Pariser Firma Hoart & C, ein Exemplar der von Herrn Thomas zu Colniar erfundenen und durch jene Firma in Handel gebrachten Rechenmaschine, Arithmometre benannt, mit dem Ersuchen um eine Prüfung vorgelegt, und es hat die Classe mich mit dem Auftrage beehrt, ihr hierüber Bericht zu erstatten. Die sehr scharfsinnige Einrichtung dieser Maschine in der Ge- stalt, die ihr durch die unermüdlichen Bestrebungen ihres Erfinders nunmehr zu Theil geworden ist, so wie der Umfang ihrer praktischen Brauchbarkeit, hat bereits von Seite der competentesten Autoritäten die vollste Würdigung gefunden. An der Spitze derselben steht die Pariser Akademie der Wissen- schaften, welcher im Dec. 1854 von einer aus den Herren Cauchy, Piobert und Mal hie u gebildeten Commission der im 39. Bande der Comptes rendiis, Seite 1117, veröffentlichte Bericht erstattet worden ist, worin sich nebst einer Beschreibung des Mechanismus des Arith- mometers die Aufzählung und Erörterung der Rechnungsoperationen befindet, die sich mit der Maschine vornehmen lassen und hauptsäch- lich zunächst nicht mehr als eine rasche und sichere Ausführung von Multiplicationen und Divisionen vielzitl'riger Zahlen vermitteln. Fer- ner hat die Socu'te d'encourayonent pour l'industrie natiotiale, welche schon vor 35 Jahren das ihr bald nach gemachter Erfindung vorgezeigte Modell mit grossem Beifalle aufnahm und in dem Jahr- gang 1822 ihres Bulletins ausführlich beschreiben und abbilden Hess, die verbesserte Maschine neuerdings ihrer Würdigung unterzogen und im Jahre 1851 mit ihrer grossen goldenen Medaille ausgezeichnet. Von Seite der Beurtheilerder Pariser Ausstellung vom Jahre 1849, dann Bericht (ibor lien Arithmometer .les Herrn Thomas. 17 der allgemeinen Industrie-Ausstellungen zu London und Paris in den JahrenlSSl undl8S5, ward der Erfindung gleichfalls das glänzendste Zeugniss und Herrn Thomas jedesmal eine entsprechende Auszeich- nung zu Theil. Nebstdem sind mehrere andere Beschreibungen und lobende Besprechungen in Druckschriften vorhanden, worunter ich auf (WeÄmiales de ponts et chausees vom J. 1854, und auf die Zeitschrift Cosmos verweise (Bd. 4, S. 72 und 186; Bd. 5, S. G61 ; Bd. 7, S. 39), deren Herausgeber in Bezug auf Klarheit der Beschreibung des Mecha- nismus dieser Maschine alles zu leisten bemüht war, was sich ohne Zuhilfenahme ausführlicher Zeichnungen der einzelnen Bestandtheile erreichen Hess. Nach diesen Vorgängen scheint mir kein Grund vorhanden zu sein, den in Rede stehende.i Gegenstand neuerdings vor der mathe- matisch-naturwissenschaftlichen Classe unserer Akademie zu verhan- dehi, zumal da die Maschine seit dem Zeitpunkte des Berichtes der Pariser Akademiker, welcher Bericht für mich in jeder Beziehung mass- gebend erscheint, keine Veränderung erfahren hat. Indessen möge diese Sachlage die Classe nicht abbalten, dem Beifalle, den die schöne Erfindung des Herrn Thomas bereits geerntet hat, auch ihre Anerkennung anzuschliessen. Lässt sich vielleicht nicht behaupten, dass eine solche Maschine bei Rechnern, deren Geschäft nicht ledig- lich auf blossen Multiplicationen und Divisionen vielzifferiger Zahlen in voller Ausdehnung beruht, allgemeinen Eingang finden werde — mit der Ausdehnung der Leistungen der Maschine auf eine grössere Stellenzahl wächst auch ihr Anschaflungspreis — so wird sie doch gewiss nicht verfehlen auf Jeden, der sich die Mühe nimmt, in die Eiiizelnheiten ihrer Einrichtung näher einzugehen , den Eindruck eines wahren Denkmals des menschlichen Erfindungsgeistes zumachen. Silzh, (I. mathem.-nnturw. CI. XXIV. I5.I. I. \\Ü. 13 Schrott Über die Ursache des Tones hei der chemischen Harmonika. Von Prof. A. Schrötter '). Die unter dem Namen der chemischen Harmonika schon seit Higgins (1777) bekannte akustische Erscheinung, welche allent- halben als Schulversuch gezeigt wird, ist nichts desto weniger noch immer nicht genügend erklärt. Die Physiker, welche sich mit der genannten Erscheinung beschäftigen, wie Deine, Chladni, de laRive, Pictet, Farad ayu. a. waren vorzugsweise nur zu zeigen bemüht, dass es nicht die über die Wasserstoffgas-Flamme gehal- tene Röhre, sondern die in derselben befindliche Luftsäule ist, welche tönt. Als Ursache der Schwingungen dieser Luftsäule begnügte man sich eine Reihe schnell auf einander folgender Explosionen anzu- nehmen, und selbst in dem so vortrefflichen neuesten Lehrbuche der Physik von Eisenlohr heisst es hierüber Seite 194: „die schnell aufeinander folgenden Verpuffungen des Gases und die Verdichtung des entstandenen Wasserdampfes bringen den Ton hervor". Im Allgemeinen kann diese Erklärung allerdings als richtig gel- ten, so wie ja auch bei den Riasinstrumenten die Luftsäule entweder durch eine schwingende Platte oder durch Reflexionen und darauf folgende Interferenzen in tönende Schwingungen versetzt wird. Wel- ches aber der Vorgang ist, durch welchen bei der chemischen Har- monika diese Erschütterungen entstehen, das ist in der That noch nicht klar ermittelt. Die folgenden Versuche dürften dazu dienen, diese Lücke aus- zufüllen : Lässt man Wasserstoffgas aus einer etwa S Millim. weiten, in eine Spitze mit einer Öffnung von etwa 1 Millim. im Durchmesser 1) Siehe die Anmerliung- auf Seite 4 dieses Bandes. Es tnuss Lemerltt werdet», dass diese Mittheilung: mit Ausnahme einiger Zusätze, die durch später bekannt gewordene Umstände nothwendig wurden, in ihrer ursprünglichen Form , wie sie schon im Jahre 1844 geschrieben wurde, hier abgedruckt erscheint. über die Ursache des Tones bei der chemischen Flarmonika. \ 9 ausgezogenen, Glasröhre aus der Gasentbindungsflasche ausströmen und entzündet dasselbe, nachdem alle atmosphärische Luft durch das Gas verdrängt ist, so brennt es mit gelber Flamme ruhig fort, wenn man nur dafür sorgt, dass sich nicht Tropfen durch die mit in die Höhe gerissenen Flüssigkeittheilchen in der Röhre sammeln; diese verschliessen sie zeitweise und machen so die Flamme verlöschen, Ist die Röhre weit genug, so hat man dies nicht zu besorgen. Um nun alle Erscheinungen , welche die chemische Harmonika begleiten, beobachten zu können, ist es nothwendig den Versuch in einem finsteren Zimmer anzustellen. Der Vernachlässigung dieses Umstandes allein ist es wohl zuzuschreiben, dass mehrere dieser Erscheinungen bisher unbekannt geblieben sind. Führt man nämlich die Flamme, die, wie begreiflich, im Finstern etwas mehr leuchtend erscheint, in eine ungefähr 1 Meter lange , 3 Centimeter weite Glas- röhre bis zu einer Tiefe von etwa 2 Decimeter ein, so wird dieselbe nach kurzer Zeit schmäler, länger und man könnte sagen gespannter, gleichsam als wäre sie von einem starken aufwärts gehenden Luft- strome, der in der That in der Röhre vorhanden aber nicht die Ursache dieser Erscheinung ist, afficirt. An der inneren Seite der Ausströmungsöflnung wird ferner ein blauer Lichtschein bemerkbar, der sich bald zu einer schönen blauen Flamme vergrössert, die den oberen Theil der Röhre unter der Ausströmungsöfl'nung ausfüllt und der Form und Grösse nach der äusseren Flamme gleicht. Es erscheinen also an der Öffnung der Röhre gewissermassen zwei Flammen, eine äussere gelbe, und eine innere blaue, für welche diese Öfl'nung als gemeinschaftliche Rasis dient. Der wesentliche Umstand hiebei ist aber der, dass die Luftsäule erst dann zu tönen beginnt, wenn die innere Flamme sich gebildet hat, und dass bei der oben angegebenen Art denVersuch anzustellen, alles was die Rildung der inneren Flamme hindert, auch das Tönen der Luftsäule nicht eintreten lässt, wie weiter unten gezeigt wer- den wird. Aus den hier angeführten Thatsachen ergibt sich meines Erach- tens eine genügende Erklärung der Ursache des Tones bei der che- mischen Harmonika, die wenigstens dann passt, wenn diese in der angegebenen Weise hervorgebracht wird. Wenn nämlich aus der engen Öflnung einer Röhre Wasserstoff- gas strömt, so ist die Menge in der dies geschieht, unabhängig von 2» 2Q S p li r rt t t e f. dem Umstände, ob das Gas an derselben entzündet wird oder nicht, so lange es nur ungehindert in den freien Raum gelangt. Ein Hinein- brennen in die Röhre ist so lange nicht möglich, als sich Gas in hinreichender Menge entwickelt. Führt man aber die Flamme in eine weitere, vertical gehaltene Röhre in geeigneter Weise ein , so sondert man den durch die Warme der Flamme bewirkten, aufstei- genden Luftstrom von der übrigen Luftmasse ab , und es muss die Luft desselben eine grössere Geschwindigkeit erhalten, als sonst der Fall gewesen wäre. Hiedurch wird aber der Druck vermindert, wel- cher auf die in der Entwickelungsflasche befindliche Luft stattfand; es strömt daher mehr Gas aus, als früher. Da aber die Gasentwicke- lung nicht in demselben Verhältnisse zunimmt, so muss dieses Mehr- ausströmen eine Verdünnung der Luft in derFlasche bewirken, wodurch die frühere Ausströmungsgeschwindigkeit rasch wieder hergestellt würde, wenn nicht durch das Zurückweichen der Flamme in den sie zunächst umgebenden Theilchen des aufsteigenden Luftstromes eine seitliche und endlich, wegen derLuftverdünnung an der Verbrennungs- stelle, sogar eine nach abwärts gerichtete Bewegung veranlasst würde. Das verbrennende, mit abnehmender Geschwindigkeit ausströmende Gas saugt so die atmosphärische Luft gegen die Mündung des Rohres hin, wo sie mit der dabei erlangten Geschwindigkeit in das Rohr ein- tritt und die Verbrennung des Gases innerhalb desselben fortsetzt. Hiedurch Avird aber eine in dem Masse vermehrte Zuströmung des Gases bewirkt, als die abwärts dringende Luft an Geschwindigkeit verliert, da jetzt der Verbrennungsraum im Ausströmungsrohre als Sauger auf das Gas in der Flasche wirkt. Wie aber der Gasstrom stärker wird, muss das Heraustreten desselben aus der Mündung um so rascher erfolgen, da der aufsteigende Lnftstrom in der äusseren Röhre dies unterstützt. Dieses Spiel wiederholt sich nun von neuem. Das Gas steigt erst bis zu einer gewissen, dem Drucke in der Flasche entsprechenden Höhe aufwärts, überschreitet diese, erleidet dadurch rasch die durch den unveränderten Druck in der Flasche bedingte Verzögerung u. s. f. Das Hinaus- und Hineinbrennen wech- selt somit schnell nacheinander und die über der Mündung des Ausströmungsrohres betindlichen Lufttheilchen werden hiedurch wie von einer gegen die Mündung hin schwingenden Stimmgabel auf- und abwärts gestossen, so dass eigentlich der Vorgang derselbe ist, wie in einer offenen Zinigenpfeife. über die Ursaflie des Tones bei der cheiuischeu lliiniioiiita. 2 1 Hieraus geht hervor, dass die heiden Flammen, weiche man im Finstern sieht, nicht gieiclizeitig bestehen, dass aber die Empfin- dung, welche sie auf der Netzbaut erregen, länger dauert, als das Zeitintervall, welches zwischen ihrer Bildung liegt. Diese oscillirende Bewegung der Luft an der Ausstriimungs- öfTnung wirkt aber auf die LuftsiUde in der über die Flauuue gehal- tenen Röhre gerade so, wie eine in der Hichtung der Axe derselben schwingende Stimmgabel, deren Oscillationspbasen mit den Dimen- sionen der Luftsäule in einem einfaciien Verhältnisse stehen. Den vorhergehenden Thatsachen und Schlüssen gemäss schien es mir nicht wahrscheinlich, dass die Flamme des Scbwefelwasser- stoffgases die Luftsäule zum Tönen bringen könne, da die hiebei gebildete schweflige Säure, indem sie in die Röhre tritt, das Hinein- brennen verhindern muss, es also gar nicht zur Bildung einer inneren Flamme, der Ursache der schwingenden Bewegung, und somit des Tones, kommen kann. Die Erfahrung bestätigte diese Voraussetzung vollständig, indem es mir selbst bei mohrfach abgeänderten Versu- chen nicht gelang, durch die Flamme des ScbwefelwasserstofTgases eine chemische Harmonika hervorzubringen, selbst dann nicht, als ich jetzt nach dem Vorgange des Grafen Sc haf fgotsch. Töne von verschiedener Höhe und Stärke neben der Flamme hervorbrachte. Hiemit ist jedoch nicht gesagt, dass es nicht dennoch Umstände geben könne, unter welchen die Flamme hiezu tauglich ist, indem den Be- dingungen zur Einleitung von tönenden Schwingungen der die Flamme umgebenden Luftsäule auf andere Weise entsprochen wird. Bringt man auf die Spitze der Ausströmungsröhre, die unmittel- bar mit der Gasentwicklungsflasche verbunden ist , eine Spirale von Piatindrath , der so dick ist, dass das Davy'sche Glühphänomen einige Zeit dauert, ehe sich das Gas wieder entzündet, so erhält man keinen Ton bis letzteres eingetreten ist. In demselben Augenblicke entsteht aber sogleich die blaue innere Flamme. Man kann es bald dahin bringen, dass die beiden Flammen, die innere und die äussere, anfangs nur langsam mit einander wechseln und mit kleinen Explo- sionen auftreten , bis der Ton sich bildet und die beiden Flammen beständig werden. Die Platinspirale ist auch ein gutes Mittel das Aus- löschen der Flamme zu verhindern. Überhaupt muss, wie eben aus dem hier beschriebenen Versuche hervorgeht, jede Änderung in der Anordnung des Röhrensystemes. 22 Schrötter. Ülier die Ursnche des Tones bei der cheniiselien llnriiionika. durch welches das Gas strömt , einen Einfluss auf den Vorgang bei der Entstehung des Tones üben, und die interessanten, vom Grafen Scbaffgotsch beobachteten Erscheinungen stellen sich als noth- wendige Folgen der hier entwickelten Theorie heraus. Alles , was nämlich auf die an der Ausströmungsriihre beginnende pendelartige Bewegung der Luft Einfluss übt, wird auch die später auftretenden Schallschwingungen afficiren. Lässt man z. B. das Gas, ehe es zur AusströmungsöfTnung gelangt, durch ein etwa l'S Meter langes zwei- schenkliges Rohr gehen, das mit Bimssteinstücken gefüllt oder auch ganz leer ist, so erhält man eine Flamme, die fast immer nur durch Anschlagen eines starken Tones die Luftsäule zum Tönen bringt und wobei man keine innere Flamme wahrnimmt. Dasselbe ist auch bei der Flamme des Leuchtgases der Fall. Die aus dem vor- liegenden Röhrensysteme wie aus einem Windkasten gleichförmig ausströmende Luft ist zu unempfindlich gegen die schwachen Erschüt- terungen an ihrem Ende, und es muss der Ton erst von aussen durch eine passende Ursache erzeugt werden. Man kann hiebei nicht umhin an die schönen Versuche von Savart zu denken, durch welche der Einfluss von Schallwellen auf einen Wasserstrahl nachgewiesen wird. Wie schon oben bemerkt wurde, bietet die innere Flamme an der Äusströmungsöflnung noch eine andere bemerkenswerthe Erscheinung dar. Sie ist nämlich schön blau, wie die des Kohlenoxydgases, wäh- rend die äussere Flamme fast das complementäre Gelb zeigt. Die nächste Ursache dieser Erscheinung dürfte wohl in der Abkühlung zu suchen sein, welche die Flamme an den Wänden der Glasröhre erfährt; wenigstens stellt sich heraus, dass alle Umstände, welche eine solche Abkühlung bewirken, die Wasserstoffgasflamme blau machen. Dies geschieht z. B. durch Hineinhalten eines Porzellanscherbens, eines Platinbleches und dergleichen mehr. Warum eine Abkühlung der Flamme eine solche Wirkung auf ihre Farbe hervorbringt , mag vorläufig noch dahingestellt bleiben. Vielleicht geschieht dies nur in- dem fremde, glühende, in der gewöhnlichen Wasserstoffgasflamme schwebende Köriier eben durch die Abkühlung nicht zum Glühen gelangen, was nicht ohne Einfluss auf die Flamme bleiben kann. Beer. Über das Vorkuiiiineii eines Schleudeiorganus elc. 23 Üher das \orkoinmen eines Schi euderurfianes tu den Fruchten versch iedener Orch ideen. Von J. G. Beer. (Mit 2 Tafeln.) Seit mehr als zwei Jahren bereits beschäftiget, mir von Orchideen aller Art durch künstliche Befruchtung mit ihrem eigenen Pollen reife Früchle zu erzielen, wobei ich von Seite des kaiserlichen Hofgarten- Directors zu Schönbrunn, Herrn Heinrich Schott, mit vielen Orchi- deen-Früchten freundlichst unterstützt wurde, und dafür diesem Herrn zum grossen Danke verpflichtet bin; — fesselte vor Kurzem eine an einer durchschnittenen Frucht von Stunhopea v'wlacea zuerst beob- achtete Bewegungserscheinung ihrer reifen Samen meine volle Auf- merksamkeit. Spaltet man nämlich eine reife, dem Aufspringen nahe Frucht dieser Art ihrer ganzen Länge nach, so gewahrt man gegen das einfallende Licht gewendet und über die Schnittfläche binweg- schauend nach wenigen Secunden schon eine leichte Aufblähung des ganzen lockeren Fruchtinhaltes, begleitet von einem fortwährenden bald häufigeren, bald selteneren Aufhüpfen und bis auf einen Abstand von mehreren Zollen im Umkreise stattflndenden Herumschleudern ganz kleiner Körperchen, welche schon unter einer einfachen Loupe betrachtet, sich als die Samen derselben erweisen. Lockert man diese Massen behutsam durch Einführung einer Nadel noch etwas mehr, so nimmt diese Erscheinung an Stärke und Häufigkeit entschieden zu und dauert auf diese Weise viele Stunden, ja nach Lockerung der tiefer gelegenen Schichten selbst mehrere Tage lang fort, bis die Mehrzahl der Samen bis auf eine gewisse Tiefe des hervorgequollenen Fruchtinhaltes abgeworfen ist und diePlacenten zu vertrocknen beginnen. Dieselben Erscheinungen zeigten auch die mir eben zu Gebote stehenden, dem Aufspringen nahen Früchte ver- schiedener Gattungen von Luftknollen und Stamm bildenden Orchideen, während sie an keiner der seither von mir untersuchten Früchte von Erdknollen bildenden Orchideen zu beobachten waren. Überrascht von 24 Beer. Über da» Vurkoimnen eines Schleudeiorj^aiies dieser mir bisher unbegreiflicher Weise ganz entgangenen Erschei- nung, unbegreiflicher um so mehr, als ich oft und lange zuvor .schon ähnliche reife Früchte beobachtete und meine bedeutende Samm- lung trockener Orchideen-Früchte stets vor Augen habe, aber auch öfters die Bemerkung machte, dass natürlich ausgestreute Samen von Früchten derartiger Orchideen, ohne vom Luftzuge verführt worden zu sein, im weiten Umkreise über nahe stehende Pflanzen und andere Gegenstände gleichmässig verstreut sich fanden. Leider beobachtete ich auch diese auffallende Erscheinung immer nur oberflächlich und war nicht weiter bemüht mir hierüber eine Erklärung zu ermitteln, indem mich vorerst die fast gänzlich unbekannten Fruchtformen zu sehr in Anspruch nahmen, um damals Nebenumstände zu berücksich- tigen. Jetzt aber machte ich mich alsogleich an eine nähere Unter- suchung dieser seltsamen Zustände, anfänglich vermuthend, dass sie von einer Bewegung der oberflächlich liegenden Samen herrühren dürfte, welche durch rasches Vertrocknen und Krümmen ihrer fein- zelligen, oft sehr lang gestreckten Hülle eingeleitet sein könnte. Sehr bald sollte ich aber eines andern belehrt werden. Ich untersuchte die nachbenannten dem Aufspringen nahen Früchte in sorgsamen Quer- und Längsschnitten bei lOOfacher Vergrösserung. Nun gewahrte ich bei Acropera intermedia (Fig. I) auf der inneren Fläche der schmalen, den Sepalen gegenüber stehenden und somit mit den samentragenden breiten Fruchtrippen alternirenden, eine zweite, jedoch bei weitem schmälere Art von Placentar-Organen, an welchen sich iiidess keine Spur von Samen oder unbefruchtet ge- bliebener Eychen, dagegen dichte Reihen langer vielfach verschlun- gener fiuleiifiu'miger Haarzellen wahrnehmen Hessen, welche horizontal in die Fruchthijhle hineinragend, nach allen Richtungen hin die Massen der vorhandenen Samen durchsetzten. Eine schon etwas abweichendere Vertheilung solcher Haarzellen zeigte Epidendrum cuspidatum (Fig. 2). Bei dieser Art sitzen selbe nicht mehr an der innern Fläche der schmalen Fruchtrippen, sondern säumen die nach Innen vorspringenden stumpfen Kanten der brei- teren, die Samenpolster in ihrer Mitte tragenden Fruchtrippen ihrer ganzen Länge nach dicht zusammen stehend ein. Bei noch anderen, wie bei Gongora bufonia (Fig. 3) entspringen diese iansren Haarzellen zwischen den Samen an den Placenten selbst in den Priivlilcn versoliiedener OrcliiJt'fn. ^3 in grosser Menge. Im ersteren Falle (Acropera intermedia) also den, in welchen die schmalen Fruchtrippen die Träger dieser Haar- zellen sind, erscheinen sie als die freien langgestreckten Enden sehr dünnwandiger aber vielfach kürzerer Basalzellen, von welchen sie sich beim Aufspringen der Frucht abgliedern und dann frei zwischen den Samen und unter sich verflochten in der Fruchthöhle liegen. Ihre Basalzellen selbst stehen unter sich zu Bündelti vorscliiiKjlzeii hori- zontal von der Wand ab und vertrocknen schnell nach dem Aufspringen der Frucht. In den beiden anderen Fällen (Epid. cuspidatum, Gofig. biifoyiia) lassen sich keine solchen horizontal abstehenden Basalzellen unterscheiden, und erscheinen die Haarzellen als die einfachen Enden jener Parenehym -Zellen , welche das Gewebe der nach Innen vor- springenden abgerundeten Kanten der breiten Fruchtrippen oder der Placentar- Massen zusammensetzen. Die Haarzellen selbst sind über- all langgestreckt , cylindrisch , dickwandig , ohne Spur von Quer- Scheidewänden, und nach der mir hierüber gewordenen freundlichen Mittheilung des Herrn Professor Unger mit körnigem Schleime und eingestreuten, etwas grösseren, gut unterscheidharen, i\(dn\ Amylum ähnlichen Schleimkörnchen theilweise erfüllt. Jod färbt diese ver- schiedentlich von 3 bis 10 Linien langen Haarzellen sammt ihrem Inhalte schön gelb. Merkwürdig ist die ausnehmend grosse Hygroskopicität dieser Organe, in Folge welcher sie bei, durch den Zutritt der atmosphäri- schen Luft veränderten Feuchtigkeitszuständen in aulTallend rasche schwingende und schnellende Bewegung gerathen, und dadurch das Herausschleudern der ohnedies zur Zeit der Samenreife lose befestig- ten, oder zum grösseren Theile schon abgetrennten feinen und leichten Samen bewirken. Bei dem langsam fortschreitenden Aufspringen und Vertrocknen der dickwandigen und saftigen Früchte dieser Orchideen tritt nun nach genauen Beobachtungen, welche ich an den unberührten Pflanzen machte, auch die Thätigkeit dieser Schleuderorgane nicht allgemein und gleichzeitig im Innern der ganzen Masse des Fruchtinhaltes, sondern nur nach Massgabe des fortschreitenden Auseinanderweichens der Fruchtrippen ein und währt so lange fort, bis die Frucht endlich ihres ganzen Inhaltes entleert ist. Bei den Erdknollen bildenden Orchideen scheint ein solches Ausschleudern der Samen überhaupt nicht nothwendig zu sein, indem 2ß Beer. Über das Vorkommen eines Schleuderorganes deren Früchte der Mehrzahl nach weit dünnwandiger als jene der Luftknollen und Stamm bildenden Orchideen sind, aber zur Reife- zeit bereits vertrocknet, sich mit einem Male ihrer ganzen Länge nach öffnen und so dem raschen Ausfallen der Samen kein Hinderniss in den Weg legen. Die Schleuderorgane bilden wahrscheinlich einHaupterforderniss zur naturgemässen Vertheilung der Samen, in gleicher Höhe mit der Mutterpflanze, indem durch diese Organe der so leichte Same in die Ritzen der Rinde der Bäume u. s. w. mit Schnellkraft befördert wird, um hier in voller, unbeengter Freiheit zu gedeihen. Die Orchideen-Formen, welche in ihren Früchten Schleuderorgane bilden, leben meistens an und auf hohen Bäumen, und es kommen mehrere derselben nur immer in einer gewissen Höhe auf Bäumen vor. Der Same, welcher von allen diesen Formen auf die Erde fällt, ist als verloren zu betrachten, indem er gleich vom Beginne der Keimung eine ganz freie Lage liebt, aber auch zum ferneren Fort- kommen benöthigt. Die Samen der Familie der Orchideen zeigen auffallende Unter- schiede in den Formen ihrer Testa, — aber immer findet sich bei jenen Orchideen, welche epiphytisch wachsen, dass deren Samenhülle wie lang geflügelt erscheint, und dass, je länger gestreckt die Samen- hülle gebildet ist, auch deren Bau zarter und leichter erscheint, wo hingegen die Samen aller jener Erdknollen bildenden Orchideen, die ich beobachtete, eine Testa haben, welche mehr einem kurzen runden Sacke gleicht und aus derberer schwererer Zellenbildung besteht, wahrscheinlich desshalb, weil dieserSame nur immer auf die Erde fallen soll. Wenn sich auch in den ersten Stadien der Keimung und Entwick- lung bei allen Formen der so überaus reichen Familie der Orchideen keine auffallenden Unterschiede wahrnehmen lassen, so tritt doch bald der natürliche, den verschiedenen Gruppen dieser Familie für deren ferneres Gedeihen angewiesene Standort entschieden hervor. Die Samen unserer Erdknollen bildenden Orchideen keimen auf der Erdoberfläche ausgestreut schnell und freudig, und die jungen Pllänzchen senken sich im zweiten Jahre schon 2 bis 3 Zoll tief unter die Erdoberfläche, wogegen der Same von Luftknollen und Stamm bildenden Orchideen auf Erde ausgestreut wohl keimt, jedoch in kurzer Zeit gänzlich zu Grunde geht. Diese Samen gedeihen nur auf Baum- ia den Früchten verschiedener Orchideen. 27 rinden, indem sie sieh hier naturgemäss zu entwickein vermögen. Das Studium der Keimung und Weiterentwickelung dieser in ihrem Aufhaue so einfachen Gebilde wird aher nur hier durch die ganz freie Lage des Vegetabils ermögliclit. Die frischen reifen Früchte, welche ich bis heute untersuchte und beobachtete, und bei welchen ich die Schleuderorgane in Thätigkeit fand, gehören zu den zwölf Gattungen: Acanthopliipphnn, Äerides, Acropera, Cdttleya, Cirrhaea, Epidendrum, Gonijora, Stcmhopea, Sarcoylossum, Saccolabium, Sarcanfhns und Trichopilia. In meiner Sammlung getrockneter Orchideen-Früchte finden sich die oben genannten zwölf Gattungen, nebst diesen aber noch folgende dreizehn Gattungen, nämlich: Brassia, Bletia, Lycaste, Laelia, Leptotes, MUtonia, Maxiilaria, Mormodes, Oiicidium, Scaphyglolis Trichocentrum , Xylolnam, Zyyopctalum. Bei allen Früchten der hier genannten Gattungen, welche ich zum Theile durch zahlreiche Arten vertreten besitze, sind die Schleuder- organe im vertrockneten Zustande ohne Vergrösserung anzuwenden sehr gut sichtbar. Ausser Herrn Director Blume dürfte meines Wissens weder früher, noch später Jemand auf die Anwesenheit solcher Haarzellen im Innern der Früchte gewisser Orchideen aufmerksam gemacht, noch weniger aber deren Bestimmung als Schleuderorgane erkannt haben. Director Blume hat diese Haarzellen, ohne übrigens deren Natur zu erkennen, hei Lu isla teretifolia (Rumphia, Taf. 197, Fig. D 14) bei Potochilus similis und Äppendicula penniciUdta (v. c. Taf. 200, A, D, Fig. 14) richtig dargestellt, sie aber für eingedrungene, längs den schmalen Fruchtrippen herabsteigende noch nicht verschwun- dene Pollenschläuche gedeutet (v. c. p. 44 — 46 — 47 und Sl), eine irrige Ansicht, die nach dem Angegebenen sehr zu entschul- digen ist. Ob die Schleuderorgane allen Luftknollen und Stamm bildenden Orchideen oder nur bestimmten Gruppen derselben eigen seien, vermag ich gegenwärtig nicht zu sagen, verniuthe jedoch nicht ohne Grund, dass sie bei allen diesen Orchideen vorhanden sind, bei den Erdknollen bildenden Orchideen hingegen gänzlich fehlen dürften. In eine weitere Untersuchung dieses seltsamen, zur Verstreuung der Samen, wie es scheint, zunächst bestimmten Organes einzugehen, fühle ich mich nicht berufen, und bescheide mich gerne damit, auf 28 Beer. Über das Vorkoiiimen eines Sclileuderorgaaes elc. die Kentitnissnahme dieses vielleicht einzig in seiner Art dastehenden Schleuderorganes in den Früchten phaneroganier Pflanzen zuerst aufmerksam gemacht zu haben. Erkläraug der Tarda. TAFEL I. Figur 1. Querschnitt einer im Aufspringen begriffeneu reifen Frucht von Acropera intermedia Lind). a Schleuderzellen, welche die Samen durchsetzen. b Samen. e Basalzellen der Sehleuderzellen. d Schmale Fruchtrippe. TAFEL IL Figur 2. Quersclmitt einer halbreifen Frucht von Epidendrum cuspidatum Loddiges. a Schleuderzellen am Rande der breiten samentragenden Frucht- rippen. (In der Entwickelung begriften.) b Schmale Fruchtrippe, c Breite samentragende Fruchtrippe. Figur 3. Abgelöste Schleuderzellen von der Placenta einer reifen Frucht von Gongora bufonia Li ndl. a Schleuderzellen. b Samen. Sämmtlich iOO Mal vergrössert. Hfcr. rohiT a.isViiik"iTiMini ciiH's Ser. CrbiT dasViirkiPinmen e.ni» Srlilruiler,.rpflm-s IR ilen Fniil.li-n viTsfliic'ilf iid (Irrhiiln / Timir 2. Figur 3. ./ -^ . Sll7.nuesli.ll.\kiiaclWiiii.ll. n,,uin.' I'l .\XH liil IHrll IH.W Auiililofu SuidUil'i' II a i il i n 5 e '■ Über rtip kry<;talloeTBpli -opt VprhnllDiise dp«; Phonnkit«. 29 SITZUNG VOM 19. MÄRZ tSr»?. Kingesendcte AhhandluDgeu. Bemerkungen über die h^stallo graphisch -optischen Verhält- nisse des Phenakits. Von dem w. M. VI. Haidinger. Dem freundlichen Wohlwollen des Herrn Oberst-Lieutenants im k. russ. Bergeorps N. v. Kokseharow verdanke ich die Zusen- dung der eben im Druck vollendeten Bogen seines schönen Werkes: „Materialien zur Mineralogie Russlands, II. Band," mit den Ergeb- nissen seiner Untersuchung des Phenakits (S. 308). Herr C. Fröd- mann in St. Petersburg hatte mir als werlhvolles Geschenk, nebst anderen schönen Kryslallen , kurze Zeit vorher auch einen von jenen vollkommen durchsichtigen Krystallen gesandt, wie sie in den Smaragd -Gruben im Ural (85 Werst von Katharinenburg) in Glimmerschiefer eingewachsen vorkommen. Ein Theil des Kry- stalles war durch einen Sprung von der grösseren Masse desselben getrennt, ich löste diesen Theil vollends ab, und Hess ihn mit zwei parallelen Flächen senkrecht auf die Axe des bekannten regel- mässig sechsseitigen Prisma's, so wie mit zwei gegen einander geneigten Flächen parallel der Axe schleifen. Durch die zwei ersten zeigte sich nun in der Turmalin- oder Herapathitzange in grösster Schönheit das prachtvolle Ringsystem einaxiger Krystalle. Mit einer Viertelundulation -Glimmerplatte stellten sich die dunklen Central- fleckcn senkrecht auf die Richtung der Glimmeraxe; der optische Charakter des Phenakits ist also positiv. Eine Untersuchung der beiden 30 H a 1 d i n g e r. Brechungs-Coefficienten stimmte vollkommen mit diesem Ergebnisse überein; das durch jenes oben erwähnte, der Axe parallele Prisma stärker abgelenkte Bild ist das extraordinäre, senkrecht auf die Axe polarisirte, das weniger abgelenkte ist das ordinäre in der Richtung der Axe polarisirte. Die numerischen Verhältnisse fand ich für das brechende Prisma . , . . tp = 36" Ablenkung für 0 y = 26» 24' Ablenkung für jE ^ = 27« 12'. also nach der Formel sin ^/j y 0 = 1-671 E = 1-696. Diese Werthe sind nur annähernd, aber ich glaubte, sie doch so- gleich und in Erwartung des Besseren mittheilen zu sollen, einestheils, weil das so sorgsam von meinem hochverehrten Freunde Herrn Dr. J. Grailich erst im vorigen Jahre verfasste Verzeichniss der optisch untersuchten Krystalle *) denPhenakit nicht enthält, anderntheils, weil der eigenthümliche Charakter der Combinationen desselben es längst wünschenswerth machte, die optische Natur desselben zu kennen. Bekanntlich erscheinen in denselben manche einzelne Formen , auf den rhomboedrischen Habitus in dem Sinne von Mobs bezogen, hemiedrisch, mit der halben Anzahl ihrer Flächen, und zwar diejeni- gen, welche mit der vollständigen Anzahl der Flächen , wären diese gleich ausgedehnt, Skalenoeder hervorbringen würden. Sie erschei- nen jedoch, bei aufrechter Stellung der Individuen beurtheilt. ent- weder nur zur Rechten oder nur zur Linken in Bezug auf die Lage der Flächen des Grundrhomboeders /?=116o36'(a:ö:6: 6 = 0-661065: 1:1:1 v. Kokscharow) und zwar dergestalt, dass, wenn man den Krystall umkehrt, ihn mit demjenigen Ende, welches früher zu unterst lag, gegen oben stellt, das Entgegengesetzte von dem beobachtet wird, was früher wahr- ») Lehrbuch der Krystallographie von Prof. W. H. Miller. Übersetzt und erweitert durch Dr. J. G r a i I i c h. S. 263 über diP kryslallographisch-optischen Verhältnisse des Phenakits. 3 1 genommen M'urde; an einem Ende erseheinen die rechts geneigten Flächen, an dem andern die links geneigten. Das Skalenoeder erscheint dergestalt zerlegt, dass rhomboederähnliche Gestalten entstehen, die sich von den wahren Rhomboedern nur durch die Lage unterscheiden, welche sie in den Combinationen einnehmen, und zwar durch die Vergrösserung der abwechselnden Flüchen. Es ist dies eine ganz verschiedene Austheilung von derjenigen, welche am Quarz beobachtet wird, wo nicht an einem Ende rechts, an dem andern links geneigte Flächen erscheinen, sondern wo oben Rechts zugleich mit unten Rechts stattfindet, oder oben Links zugleich mit unten Links. Aus diesen beiden Fällen erkennt man den wahren eigentlich gyroidischen Charakter. Ihn besitzt bis jetzt allein der Quarz. Gleichzeitig damit besitzt der Quarz auch die optischen gyroidischen Eigenschaften, Drehung der Polarisations- Ebene nach rechts oder links. Da beim Phenakit in der Flächen-Austheilung der hemiedrisch erscheinenden Formen nichts Gyroidisches liegt, indem, was von einem Ende her nach einer Richtung gedreht scheint, wie- der von dem anderen her in entgegengesetzter Richtung aufgelöst wird, so entspricht es ganz dem krystallographischen Charakter, wenn auch in optischer Beziehung nur das regelmässig von dem dunklen Kreuze durchzogene Ringsystem gewöhnlicher doppelt- brechender einaxiger Krystalle erscheint. Ähnliches zeigt der Apatit, das vollkommene Ringsystem gleichzeitig mit hemiedrischen Formen, nur dass hier, statt der rhomboedrischen Flächen-Symmetrie, wie beim Phenakit, eine dirhomboedrische wahrgenommen wird. Ähnli- cher als der Apatit ist noch mit dem Phenakit der Ilmenit, in Bezug auf Links von einem Ende gleichzeitig mit Rechts von dem andern, aber man kann der Undurchsichtigkeit wegen keine Ring- systeme sehen. In meinem Handbuche hatte ich diese Art der Zerle- gung der einfachen Formen die pyritoidische Hemiedrie genannt, Vergrösserung der abwechselnden, an einer rhomboödriscben Axe gelegenen Flächen, gleichzeitig mit den denselben parallelen am ent- gegengesetzten Ende, während die gyroidische Hemiedrie die Vergrösserung aller abwechselnden Flächen verlangt, nach der Übereinstimmung der Zerlegungsarten vielaxiger Formen. Ausser der Feststellung des positiven Charakters und der Erscheinung der gewöhnlichen Doppeltbrechung einaxiger Krystalle und den annähernden Messungen der Brechungsexponenten 32 R 0 c h 1 e (1 e r. gelang es mir noch an einem blassgelblieh-braunen Theile des schön durchsichtigen Krystalles noch den Charakter der Absorption wahrzunehmen. Es ist nämlich in der dichroskopischen Loupe das Bild 0 farblos, „ „ E zwischen weingelb und nelkenbraun. Der Phenoldt gibt also eine neue Bestätigung des Babinet'schen Gesetzes, dass bei positiven Krystalien dei* exiraordinäre Strahl stär- ker absorbirt ist als der ordinäre. MUtheilungen aus dem chemischen Laboratorium der Univer- sität zu Prag. Von dem \v. M. Dr. Vv. Rochleder. I. iber die gepaarten Kohlehydrate. Die Zahl der Verbindungen, welche bei der EinM-irkung von Säuren, Alkalien oder Fermenten sich in mehrere Producte zerlegen, wovon eines Traubenzucker, Fruchtzucker oder ein anderes Kohle- hydrat ist, welches den Zuckerarten nahesteht, mehrt sich mit jedem Jahre. Ich werde nächstens Gelegenheit haben eine Anzahl solcher Verbindungen zu beschreiben, wenn ich den ersten Theil meiner Untersuchung über die Rosskastanie der kaiserl. Akademie vorlegen werde. Da man oft mit sehr kleinen Mengen solcher Substanzen zu arbeiten genöthigt ist, war ich darauf hingewiesen ein Verfahren ausfindig zu machen, welches erlaubt, auch die kleinsten Mengen von Traubenzucker oder Fruchtzucker zu gewinnen , welche bei der Spaltung einer Substanz entstehen. Ich halte es für nöthig, einige Bemerkungen über das Verhalten dieser gepaarten Verbindungen im Allgemeinen voraus zu schicken, um das Verfahren, welches ich beschreiben will, zu rechtfertigen. Das Amygdalin war der erste Repräsentant dieser zahlreichen Classe von Verbindungen. In ihrer berühmten Arbeit über das Amyg- dalin haben Lieb ig und Wo hl er uns die Zersetzungs-Producte dieses Körpers kennen gelehrt. Sie bedienten sich zum Zerlegen des Amygdalins, des Enmlsin, eines stickstoffhaltigen Körpers, der als Ferment wirkt, und es in Traubenzucker undCyanbenzoyl spaltet, das MittLeiluiigen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag'. 33 weiter unter Aufnahme von Wasser in Blausäure und Bittermandelöl zerfällt. Später hat Wühler die Spaltung des Amygdalins durch Salz- säure versucht. Die Spaltung geht hierbei nicht so rein vor sich, wie bei der Wirkimg von Emulsin. Möglich ist es, dass die Salzsäure zu concentrirt war. Die Blausäure zerfiel mit Salzsäure in Salmiak und Ameisensäure, welche sich mit dem Bittermandelöl zu Mandelsäure vereiniget, während aus dem Zucker braune, humusartige Producta entstanden. Indem Piria den Weg, welchen Lieb ig und Wo hl er aufgefun- den hatten, bei der Untersuchung des Salicin verfolgte, entdeckte er, dass diese Substanzsich durch Emulsin in Zuckerund Saligenin spaltet. Bei der Einwirkung von Säuren erhielt Piria statt Saligenin das unkrystallisirte Salizetin. Das Phloridzin gibt keinen Zucker bei Einwirkung von Emulsin, es zerfällt aber bei Behandlung mit verdünnten Säuren in der Wärme in Zucker und Phloretin. Das Verhalten des Phloridzin ist dem des Amygdalin gerade entgegengesetzt. Das Äsculin zerfällt nach den Versuchen, die ich mit Herrn Dr. R. Schwarz darüber angestellt habe, ebenso leicht durch Emulsin, wie durch verdünnte Säuren in der Wärme in Äsculetin und Zucker. Der einzige Unterschied besteht darin, dass das Äscu- letin, welches durch Emulsin erzeugt wird, blendend weiss ist, wäh- rend das Emulsin, welches bei der Einwirkung von Säuren entsteht, einen Stich ins Gelbe hat, der ihm eigenthümlicli ist und nicht ent- fernt werden kann. Das farblose Äsculetin wird an der Luft (in Folge ihres Ammoniakgehaltes) nach einiger Zeit fleischroth gefärbt, wie gewässertes Schwefelmangan. Während die Zerlegung des Äsculin gleich gut mit Schwefel- säure, wie mit Salzsäure bewerkstelligt werden kann, verhält sich das Saponin gegen diese beiden Säuren sehr verschieden. Durch Kochen mit massig verdünnter Salzsäure gelatinirt eine concenlrirte Saponinlösung in wenigen Minuten. Saponinlösung mit verdünnter Schwefelsäure dreimal 48 Stunden im Wasserbade erwärmt, scheidet einige Flocken ab; die Hauptmasse ist aber noch unzersetzt. Ähnlich dem Saponin verhalten sich die meisten ähnlichen Verbindungen in soweit, als die Zerlegung durch Salzsäure meist unendlich schneller und vollkommener vor sich geht, als die durch Schwefelsäure. Das SItzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXIV. Bd. 1. Hft. 3 34. R o c h I e d e r. folgende Verfahren ist desshalb auf die Anwendung der Salzsäure basirt. Wird Amygdalin mit Barytwasser behandelt, so scheidet sich kein Zucker aus. Asculin mit Barytwasser gekocht, gibt keinen Zucker. Dagegen liefert das Thujin, einervon den zwei gelben, krystal- lisirten Bestandtheilen der Thuja occideiitalis , die Herr Kawalier in meinem Laboratorium entdeckt und untersucht hat, beim Kochen mit Barytwasser in einer Atmosphäre von Wasserstoff krystallisirten Zucker, während es mit Salzsäure oder Schwefelsäure nicht kry- stallisirbaren Zucker gibt. DasOnonin gibt nach Hlasiwetz bei der Behandlung mit Schwefelsäure Zucker, nicht aber bei der Behandlung mit einem Alkali. Es ergibt sich aus allen diesen Beispielen, die ich noch mit einer ansehnlichen Zahl vermehren könnte, dass diese Ver- bindungen, welche in eine Classe gezählt werden, offenbar ihrer Constitution nach, in mehrere Abtheilungen gehören. Da die Spaltung und Entstehung von Zucker durch Salzsäure bei der Mehrzahl dieser Körper schneller und vollständiger als durch andere Mittel hervorgerufen werden kann, so wende ich in der Begel Salzsäure zur Spaltung an. Zu diesem Bebufe wird die Substanz in einen Kolben gegeben, mit Salzsäure Übergossen, die so schwach genommen wird, als es angeht und im Wasserbade erhitzt, oder wenn die Temperatur nicht ausreicht, was in einigen Fällen stattfindet, in einem Chlorcalciumbade. Die Luft im Kolben ist durch Kohlensäure er- setzt, der Kolben mit einem L i e b i g's c h e n Kühlapparat in Verbindung, um etwa entstehende flüchtige Producte in einer Vorlage sammeln zu können. — Nach beendeter Zersetzung lässt man in Kohlensäure- gas erkalten und sammelt ein etwa ausgeschiedenes Product auf einem Filter. Die Flüssigkeit enthält nun Zucker, wenn sich einer gebildet hat, aufgelöst, Salzsäure und bisweilen lösliche anderweitige Zer- setzungs-Producte. Man versetzt diese Flüssigkeit mit kohlensaurem Bleioxyd so lange ein Aufbrausen stattfindet, setzt hierauf die Flüssig- keit sammt dem entstandenen Chlorblei auf ein Wasserbad und setzt Bleiweiss zu. Dieses muss chemisch rein, d. h. selbst bereitet sein, durch Fällen von basisch essigsaurem Bleioxyd mit Kohlen^äuregas und Auswaschen bis alles Lösliche entfernt ist. Durch das Bleiweiss entsteht ein basisches Bleisalz und die Flüssigkeit enthält sehr wenig von Chlorblei gelöst. Man bringt die Masse auf ein Filter und wäscht sie sorgfältig aus. Die abgelaufene Flüssigkeit wird mit Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag-. 33 phospliorsaurein Silberoxyd versetzt. Man stellt es dar durch Fällen des phospliorsauren Natron der PharmacoiJÖen mit saipetei-saurem Silberoxyd. Es wird wohl ausgewaschen, in breiförmigem Zustande, feucht in gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt, wie auch das vor- hin erwähnte ßleiweiss. Sobald das phosphorsaure Silberoxyd in die Flüssigkeitkömmt, zersetztes sich mit dem Chlorblei, es entsteht ein weisser Niederschlag von phosphorsaurem Bleioxyd und Chlorsilber. Man fährt so lange fort in sehr kleinen Mengen Silbersalz einzu- tragen, bis man nach längerem Umrühren der Flüssigkeit bemerkt, dass der Niederschlag gelblich gefärbt bleibt. Man filtrirt die Flüs- sigkeit von dem Niederschlage ab und wäscht diesen aus. Die Flüssig- keit enthält etwas Silber. Man gibt eine kleine Menge von dem Blei- weiss hinein, erwärmt ganz kurze Zeit unter Umrühren auf dem Wasserbade. So wie die weisse Farbe des Bleiweisses anfängt ins Rehfarbe überzugehen, lässt man die Flüssigkeit mit dem Nieder- schlage unter fortwährendem Umrühren erkalten. Man filtrirt von dem Niederschlage ab , wäscht diesen aus, leitet Schwefelwasser- stoff in die Flüssigkeit, um das wenige Bleioxyd, das sich gelöst hat, in der Zuckerlösung zu fällen , fdtrirt vom Schwefelblei ab und wäscht es aus. Durch Verdunsten der Flüssigkeit erhält man farblosen Zucker, wenn einer bei der Zersetzung der Substanz gebildet worden war. Versuche mit Traubenzucker, zur Controle angestellt, zeigten, dass diese Methode mit Genauigkeit ausführbar ist. Dieses Verfahren lässt die Bildung von Zucker auch dann erkennen, wenn neben Zucker ein im Wasser lösliches Product entsteht, da beinahe alle Substanzen, die neben Zucker gebildet werden, mit Ausnahme einiger Säuren, wie Essigsäure, Ameisensäure n. s. w. von dem ßleiweiss bei der Digestion auf dem Wasserbade in unlösliche Bleiverbindungen über- geführt werden. Die Operationen sind von dem Neutralisiren der Salzsäure angefangen, in ein, zwei oder drei Stunden alle leicht aus- zuführen. Ich glaube hier noch die Aufmerksamkeit auf einen Umstand rich- ten zu müssen. Wenn man eine Substanz zersetzt, die Menge des Zuckers nach der Meihode von F ehling bestimmt, so ist es stets nötbig, die Menge dos zweiten Productes zur Controle zu bestimmen. Berechnet man die Menge des Kohlenstoffes im Zucker und die Menge des KohlenstolYes in der anderen Substanz und addirt sie zusammen, so fehlt häufig etwas vom Kohlenstoff der angew^endeten Substanz. 3 * 36 Rochleder. Es ist meist eine flüchtige Säure, z. B.Essigsäure entstanden, die bei Substanzen von hohem Atomgewicht, wenn sie nur ein Äquivalent davon geben, leicht übersehen werden könnte. Die Flüssigkeit, die während dem Erwärmen der Substanz mit Salzsäure überdestillirt ist, wird mit Baryt oder kohlensaurem Baryt neutralisirt und zur Verhinderung einer Anwesenheit von zweifach kohlensaurem Baryt im Wasserbade erwärmt. Durch Krysfaliisation der durch Eindampfen concentrirten Flüssigkeit lässt sich viel Chlor- baryum entfernen. Den Rest schafft man durch vorsichtig zugetropf- tes schwefelsaures Silberoxyd hinweg. In der filtrirten Flüssigkeit sind dann die flüchtigen Substanzen leicht nachzuweisen. Statt schwefelsaurem Silberoxyd ist auch in manchen Fällen kohlensaures Silberoxyd anwendbar oder selbst vorzuziehen. 11. tbep die Substitation des Wasserstoffes durch die Radicale der fetten Säuren. In Wohle r's Laboratorium wurde vor längerer Zeit das Zerfallen des Athamuntins in Oroselon und Valeriansäure beobachtet. Hlasi- wetz fand, dass Ononin mit Baryt behandelt, Ameisensäure und eine krystallisirte Verbindung liefert. Diese Thatsachen schienen dafür zu sprechen, dass in der Natur Stoffe gebildet werden, die an der Stelle von Wasserstoff, Valeryl oder Formyl, kurz das Radical einer fetten Säure enthalten. C a h o u r s hat einige Verbindungen durch Einwirkung von Chloracetyl G e r h a r d t^s auf organischen Substanzen erzeugt, die an der Stelle von Wasserstoff Acetyl enthielten. Alle diese Versuche blieben bis jetzt vereinzelt stehen und erregten weniger als billig die Aufmerksamkeit derChemiker. Die lohnenden Versuche von A.W. Hoffmann über die Substitution des Wasserstoffes organischer Substanzen durch Methyl, Äthyl u. s. f. möchten Ursache sein, dass die meisten Substitutionsversuche mit Jodäthyl und Jodmethyl ange- stellt wurden, oder analogen Verbindungen, die ein Ersetzen des Wasserstoffes durch ein Ätherradical zur Folge hatten. Bei meiner Untersuchung derBcstandtheile der verschiedenen Tlieile von Aesculus Hippocastanum kam ich zur Überzeugung, dass in den Pflanzen aus den schon vorhandenen Bestandtheilen unter Aufnahme von Kohlen- säure und Wasser und Ausscheidung von SauerstolT complexere Producte entstehen, indem Verbindungen gebildet werden, die Acetyl und ähnliche Radicale an der Stelle von Wasserstoff der Ursprung- Mittlieilungen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag'. 37 liehen Substanz enthalten. Erst durch Substitution des Sauerstoffes in diesen Radicalen durch Wasserstoff entstehen Äthyl u. dergl. Verbindungen, Glieder einer homologen Reihe, zu deren Bildung es in der Mehrzahl der Fälle nicht einmal kommt. Durch diese Erfahrungen ward die Wichtigkeit dieser Formyl-, Acetyl-, Butiryl- und Valeryl- Verbindungen plötzlich mir in helles Licht gesetzt. Es musste möglich sein, eine Unzahl natürlich vor- kommender Stoffe künstlich aus anderen Substanzen zu erzeugen, indem man sie mit den Chlorverbindungen derRadicale der fetten Säuren behandelte. Leider kann man kein Chlorformyl darstellen. Aber auch die Ansicht über die Zusammensetzung der Pflanzen einer und derselben Familie gewinnt damit eine einfache und merkwür- dige Deutung. Dumas, Laurent und Andere haben gezeigt, dass die Eigen- schaften und Reactionen von vielen Körpern wenig verändert werden, wenn Chlor oder Brom an die Stelle von Wasserstoff in eine orga- nische Substanz eingeführt werden. Dasselbe zeigt sich bei der Substitution von Wasserstoff durch die elektro-negativen Radicale (Acetyl u. s. f.). Aber auch die procentische Zusammensetzung der Körper erlei- det dabei in manchen Fällen keine wesentliche Veränderung, z. B. wenn Acetyl an die Stelle von Wasserstoff in eine Verbindung eingeht. Denken wir uns als Beispiel einen Körper von der Formel CiüHoOs in dem ein, zwei oder drei Äquivalente von Wasserstoff durch Acetyl substituirt werden, so haben wir folgende procentische Zusammensetzung für diese Producfe : 56-604 — Ci4 = 84 — 56757 5-660 — H,8 = 8 — 5-406 37-736 — 0, = 56 — 37837 106 — 100-000^ 148 — 100000 Ci8 r= 108 — 56-842 — C33 = 132 — 56897 Hio = 10 — 5-263 — H,3 = 12 — 5172 O9 = 72 — 37-895 — 0,, = 88 — 37-931 190 — 100000 — W2~^^100000 Die Differenz in der Zusammensetzung, welche durch Substitu- tion von einem Äquivalent Wasserstoft' durch ein Äquivalent Acetyl C.o = 60 He = 6 O5 = 40 38 R o c h I e d e r. hervorgebracht wird, ist so gering, dass sie in die Fehler der Ana- lyse fällt, 0-2o/o H und 0-15 % C und 0-1 «/o Oist der Unterschied in der Zusammensetzung. Unter solchen Verhältnissen blieb nichts übrig, als die sogenann- ten Gerbsäuren der Rubiaceae und Ericineae in dieser Richtung zu untersuchen, da ähnliche Beziehungen zwischen ihnen aus mehreren Gründen vorauszusetzen waren. Die Resultate der begonnenen Arbeit werde ich bald der kais. Akademie vorzulegen im Stande sein. Die Bestimmung des Atomgewichtes von Substanzen, welche keine Fähig- keit haben bestimmte Salze zu bilden, durch Substitution von Fett- säure-Radicalen an die Stelle von Wasserstoff, ist ein grosser Vor- theil. Da Chlor zu elektro-negativen Körpern wie Acetyl, Valeryl u. s. w. geringe Verwandtschaft besitzt, geht die Substitution viel leichter vor sich als bei Jodäthyl, Jodmethyl und ähnlichen Ver- bindungen. Die Untersuchung der organischen Körper in ihrem Ver- halten gegen die Chlorverbindungen der Radicale der fetten Säuren, habeich und meinFreundProf. Hlasi wetz uns zur Aufgabe gemacht. Er hat bereits aus Äsculetin ein Product dargestellt , das 3 Äq. Acetyl an der Stelle von 3 Wasserstoffäqaivalenten enthält, er hat 3 und 4 Äq. WasserstotT in der Gallussäure durch Acetyl substituirt. (Die Bedeutung dieser Körper wird in meiner Abhandlung über die Rosskastanie ersichtlich werden, von der ich den ersten Theilder kais. Akademie vorzulegen die Ehre haben werde, so wie mir in den Oster- ferien Zeit gegönnt ist, die gewonnenen Resultate zusammenzustellen.) Es ist klar, dass die allgemein vorkommenden Bestandtheile der Pflanzen vor Allem in dieser Richtung der Untersuchung unterworfen werden mussten. Ich werde nächstens das Nähere über die Ergebnisse dieser Untersuchungen mitzutheilen Gelegenheit haben , und hege die Überzeugung, dass der pflanzenphysiologische Theil der Chemie dadurch wesentlich gefördert werden wird. in. tber Albumin ond analoge Stoffe. Die gänzliche Unwissenheit, in welcher wir uns über die Con- stitution der eiweissartigen Körper befinden, so wie die Wichtigkeit, welche diese Stoffe für das pflanzliche und Thierleben besitzen, haben mich veranlasst, Untersuchungen über diese Substanzen in Gang zu bringen. Die präcisen Spaltungen, welche durch Salzsäure in der Wärme in einer Atmosphäre von Kohlensäure, so wie durch Mittheilungen aus dem chemischen Laboratorium zu Prag. 39 Alkalien, namentlich durch Baryt in der Wärme in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas erhalten werden, gaben der Hoffnung Raum, dass auch bei den eiweissartigen Substanzen diese Mittel zu entscheidenden Resultaten führen würden, Herr Canditat Mayer hat es übernommen, diese mühsamen und schwierigen Versuche durchzuführen. Indem ich die Piiblication der Resultate noch einige Zeit verschieben muss, will ich hier nur ein Beispiel anführen, welches hinreicht zu zeigen, zu welchen Erwartungen diese Versuche berechtigen. Wird das Ei weiss der Hühnereier mit Salzsäure in einer Atmosphäre von Kohlensäure behandelt, so entwickelt sich etwas Schwefelwasserstoff, der leicht quantitativ bestimmt werden kann, Salmiak wird erzeugt und nebenbei drei Stoffe, wovon zwei in dem salzsäurehaltigen Wasser löslich sind, der dritte Körper aber nicht. Dieser Körper hat alle Eigenschaften des Chondrinund eine Zusammensetzung, die sehr wenig von den bis jetzt angestellten Analysen abweicht. Alle Reac- tionen des Chondrin finden sich bei diesem Körper wieder. Es gelingt also die Substanz der Knorpel aus dem Eiweiss zu erzeugen. Auch die Oxydation des Eiweisses durch Kochen mit Kupferoxydkali wurde in Angriff genommen. IT. tber die Behandlung organischer Substanzen mit saurem cbromsanren Rali. Bei der Einwirkung von freier Chromsäure, oder was dasselbe ist, einem Gemisch von chromsaurem Kali und Schwefelsäure auf organische Körper, entsteht eine tief eingreifende Oxydation, eine Bildung verschiedener flüchtiger und theilweise nichtflüchtiger Oxy- dationsproducte. Dagegen hat sich die Anwendung des chromsauren Kali als viel besser geeignet gezeigt, bestimmte Oxydationsproducte bei einer Menge organischer Substanzen zu erzeugen. Die Einwir- kung des doppelt-chromsauren Kali auf viele Substanzen hat die Bil- dung einer Chromverbindung der oxydirten organischen Substanz zur Folge, die im Wasser oder essigsäurehaltigem Wasser ganz unlös- lich ist. Es eignen sich diese Producte in vielen Fällen zur Bestim- mung des Atomgewichtes der zur Oxydation verwendeten Substanz. Die Kaffeegerbsäure in concentrirter wässeriger Lösung mit einer Lösung von saurem, chromsaurem Kali vermischt, färbt sich dunkel und es scheiden sich gelatinöse Flocken ab, deren Menge ver- mehrt wird, wenn zur Flüssigkeit etwas verdünnte Essigsäure gesetzt 40 Rochleder. wird. Das niederfallende Product ist braun, es entweicht kein flüchti- ges Zersetzungsproduct. Herr v. Payr hat diese Chromverbindung analysirt. Die imVacuo getrocknete Substanz gab folgende Zahlen: 0-377 Substanz gaben 0-461 Kohlensäure und 0-145 Wasser, 0-534 „ hinterliessen Olli Chromoxyd von deutlich krystal- linischem Aussehen. Diese Resultate entsprechen folgender Formel : Berechnet: Gefunden: 42 Äq. Kohlenstoff =252 33-72 — 33-34 30 „ Wasserstoff = 30 4-01 — 427 39 „ Sauerstoff =312 41-75 — 41-61 2 „ Chromoxyd = 153-408 . . . 20-52 — 20-78 747-408 . . 100-00 — 10000 Da in dieser Verbindung 42 Kohlenstoff Äquivalente auf 4 Äq. Chrom enthalten sind , von dem ich es dahingestellt sein lasse, ob es als Chromoxyd in der Substanz enthalten ist, so scheint die Formel Gl 4 Hg O7 der Katfeegerbsäure oder ein Multiplum derselben dadurch bestätigt. Ich werde in kurzer Zeit die übrigen Versuche zur Fest- stellung der Formel dieser Säure mittheilen ; hier mache ich nur noch auf die Einwirkung der Salpetersäure auf KatTeegerbsäure aufmerk- sam. Concentrirte Salpetersäure zu einer concentrirten, wässerigen Lösung der Kaffeegerbsäure gesetzt, bewirkt eine so stürmische Gas- entwickelung, dass die Masse aus dem Gefäss geschleudert werden kann. Bei Anwendung von verdüiinterer Säure erhält man Oxalsäure frei von jeder Beimengung. Das Destillat enthält grosse Mengen Blau- säure. Es wurde das Destillat auf Zusatz von salpetersaurer Silber- lösung ganz erfüllt mit weissen Flocken. Ich habe den Niederschlag zum Überfluss analysirt. 0 4023 Hessen 0*3232 Silber oder 80-3 %. Das Cyansilber fordert 80-6 % Silber. Die Bildung von Blausäure bei der Einwirkung von Salpetersäure auf stickstofffreie Körper wurde schon längst beobachtet, z. B. bei ätherischen Ölen von Sobrero, aber es ist mir keine Substanz bekannt , die so auffallend grosse Mengen von Blausäure liefert, wie die Kaffeegerbsäure 1). 1) Das Fett der Kaffeebohnen besteht aus einem tliissigen und festenTheile. In letzterem Theile habe ich in einiger Menge eine fette Säure gefunden, deren Zusammensetzung' im llydratzustande ganz nahe mit der Palmitinsäure übereinstimmte. Ebenso enthielt Mittheiluiigeu aus dem chemischen Laboratorium zu Prag-. 4 1 V. Tber Tropacolom majus (Blätter). Herr v. Payr hat einige Versuche mit Tropaeolum majus nwA zwar mit den Blättern dieser Pflanze angestellt. Ein Theil der Blätter stammte von Pflanzen, die in Wien gewachsen waren, ein anderer Theil wurde mir von meinem Freunde Dr. C, Jessen aus Eldena zugesendet. Beide enthielten eine ungemein grosse Menge einer krystallisirten Substanz, \\elclie als Tropacolsäure beschrieben wurde. Diese Substanz ist nichts als schwefelsaures Kali. Die Masse an schwefelsaurem Kali erinnert an das Vorkommen grosser Mengen von schwefelsaurem Natron in Tamarix gnllica. Der wässerige Absud der Blätter ist schleimig und wird von Alkohol in Flocken gefällt. Diese Flocken sind nicht Pflanzensehleim, sondern ein Pectinkörper, wie eine Analyse dieser Substanz gezeigt hat. VI. Chinesische Gelbschoten. Der Farbstoff der chinesischen Gelbscholen ist ein gepaartes Kohlehydrat nach den Versuchen, welche Herr Mayer damit ange- stellt hat. Das Kohlehydrat, welches bei der Einwirkung von Salz- säure ausgeschieden wird, ist krystallisirter Zucker. Aller Wahr- scheinlichkeit nach ist der Farbstoff der Gelbschoten identisch mit dem Farbstoffe des Safran, mit dem er alle Beactionen gemein hat. Der Farbstoff des Safran wurde von Quadrat analysirt; es scheint derselbe nicht vollkommen rein gewesen zu sein. So wenig die Riiberythrinsäure im Krapp färbt, so wenig färbt der Farbstoft' der Gelbschoten echt. Das Zersetzungsproduct färbt jedoch diese Stofle schön goldgelb. Daraus erklärt sich das Misslingen der Färbeversuche mit Gelbschoten hier zu Lande, und die Verwendnng dieses Materials zum Färben in China. das Silbersalz dieselbe Menge Silber wie die Silberverbindung' der Palmitinsäure. Dass auch andere feste fette Säuren diese Säure begleiten , geht schon daraus hervor, dass ich die Palmitinsäure durch öfteres Umkrystallisiren zu reinigen suchte. Eine solche leichter lösliche Säure gab die Zusammensetzung wie folgt, v. Payr fand in 0-236 Substanz 0626 Kohlensäure und 0-2Ö8 Wasser , was nahe der Formel CaiH.^^O^ entspricht. Möglich ist es, dass auch diese Substanz ein Gemenge ist, es scheint mir aber ganz uninteressant, dieses weiter zu erörtern. Ich habe das hier nur erwähnt, weil Hr. Steil kouse Zweifel in Beziehung auf meine Untersuchungen der Kaffee- bohnen äussern zu müssen glaubte. Nächstens werde ich Gelegenheit haben meine Zweifel an den Arbeiten des Hr. S t e n h o u s e zu äussern. 4:2 Rochleder. Mittheilungen aus ilem chemischen Laboratorium zu Prag. VII. über Saponin. Bei der üntersuehung der Samen der Rosskastanie fand ich eine schöne krystallisirte farblose, silberglänzende Substanz, welche ein Hauptbestandtheil der Samen ist, insoferne die anderen nicht krystallisirten Bestandtheile der Samen damit in einer sehr einfachen Beziehung stehen. Diese Substanz ist eine gepaarte Verbindung, die durch Alkalien und Säuren Spaltungsproducte gibt, die zur Chinova- säure in einem einfachen und merkwürdigen Verhältnisse stehen. Es war dabei nöthig geworden, das Saponin und die Cai'ncasäuro, welche dieselbe procentische Zusammensetzung hat, wie der Stoß" aus den Samen der Rosskastanie, so wie die Chinovasäure nochmal in Arbeit zu nehmen. Herr v. Payr hat die Untersuchung des Saponin über- nommen und daraus durcli die Einwirkung von Kali eine schön kry- stallisirte Säure neben einer amorphen Substanz erhalten, welche letztere erst wieder durch Salzsäure in zwei Producte zerfällt. Die gewissenhaften Versuche von Schnedermann finden ihre Bestäti- gung vollkommen, so wie auch alle Unsicherheit, welche weder ich mit Herrn Schwarz noch Herr BoUey durch seine mühsamen Versuche bannen konnten, vollkommen verschwindet. Bei der Publication der Arbeit über die Rosskastanie werde ich die Unter- suchung über das Saponin, die Chinovasäure und Caincasäure gleich- zeitig veröffentlichen. Zan te descli i. Ricerciie sul calorieo raggianle. 43 Ricerche sul calorieo raggiante del Prof. Zantedeschi. (Vorgelegt in der Sitzung am 12. März 1837.) Nel 1847 e nel 1853 io mi sono occupato delle irradiazioni calo- rifiche oscure e luminose, e le mie investigazioni vennero pubhlicate in Venezia ed inPadova, e per estratto in Berlino ed in Parigi; ma io conobbi che aitre espeiienze dovevinio essere istitulte per chiarire viemaggiormente Targomento, sul quäle erano incerfi ancora aicuni de' fisici, che hanno celebiita in Europa. Avendo avuto dalla cortesia dell'esimio geologo e fisico Sig. Cav. Hai ding er un magniflco pezzo di sal gemma il piii omogeneo nella sua massa e il piü trasparente, Io feci lavorare in quattro pezzi di forma parallelepipeda e delle seguenti dimensioni: del primo pezzo le dimensioni maggiori 0,0785 „ „ „ „ „ minori 0,0410 „ secondo „ „ „ maggiori 0,0350 „ „ „ „ „ minori 0,0222 „ terzo „ „ „ maggiori 0,0730 „ „ „ „ „ minori 0,021ö „ quarto „ „ „ maggiori 0,0860 „ „ „ „ „ minori 0,0385 Le superficie furono cosi ben ridotte da sembrare quasi di puro e terso cristallo. Le sorgenti calorifiche, delle quali io feci uso, furono: 1". la fiamma ad alcool col platino arroventato; 2". la fiamma ad alcool coperta di una lamina di rame annerita di nero di fumo; 30. la fiamma ad olio della lampada di Locatelli munita di riflettore. L'apparato termo-moltiplicatorefuquello diGourjon e di Rum- kor ff, ossia di No bili e Meli oni. In ogni esperimento la distanza della sorgente calorifica dalla fenditura, alla quäle si applicava il corpo trascalescente, era di 0'°094; e la distanza di questo foro dalla testa 44 Zantedeschi. della pila termo-elettrica era di 0" 23. La pila era miinita delF ordi- nario collettore. Serie I. Le esperienze furono incominciate colla fiamma ad alcool e Spi- rale di platino, che veniva portaia al calor bianco e con-ispondente al centro del foro. La deviazioiie delT ago del inoltiplicatore senza l'in- terposizione del sai gemma fu di 13o,30'. Interposto sul cammino delle irradiazioni ealorifiche il primo pezzo di sal gemma colle dimensioni minori, la deviazione delF ago si ridusse a 9^30'. E coJlocato lo stesso pezzo nella direzione delle sue maggiori dimensioni, la deviazione dell' ago si portö a . 7'',30'. Sostituito al primo pezzo di sal gemma il secondo, collocato nella direzione delle dimensioni minori, la devia- zione deir ago fu di 6o,30'. Questo stesso pezzo disposto sulla direzione delle irra- diazioni ealorifiche colle dimensioni maggiori, la deviazione si porto a ä^OO'. Ripetuto Tesperimento col terzo pezzo di sal gemma disposto dapprima, come i precedenti, colle dimensioni mi- nori, la deviazione delP ago si ridusse a 10",00'. E lo stesso pezzo collocato sul cammino anzidetto colle sue dimensioni maggiori, diede la deviazione di . . 7o,30'. Finalmente sostituito alT esperimcnto il quarto pezzo disposto colle dimensioni minori, la deviazione dell' ago si fissö a 9«,00'. Collocato il medesimo pezzo suUo stesso cammino dell" efflusso calorifico colle dimensioni maggiori, Tago si fisso ad 80,00'. II lato in quadrato del foro era di 0"',02, e Tangolo di obbli- quitä dei raggi incidenti ai bordi del sal gemma era di 6o,5', come ci siamo convinti dai dati trigonometrici. In ogni esperimento ahbiamo sempre ripetuta la costanza della deviazione iniziale dell' ago, cioe deigradi 13o,30'; da ciii io raccolsi che tutte le manifestate differenze erano dovute all' interposizione successiva dei quattro pezzi di sal gemma disposti ora colle dimensioni minori ed ora colle dimensioni maggiori sulla direzione delle irradiazioni ealorifiche. Ricerche sui calorico raggi.tiite. 4S Serie II. Le seconde esperienze furono istituite col cnlorico oseiiro irrag- giante da iina lamina di rame annerita con nero fiimo, che copriva la fianima ad alcool. Eccone brevemente i risultanienti otteiiuti : Senza interposizione del sal gemma la deviazione fu di 10",30'. Coir interposizione del primo pezzo e eolle dimensioni minori, di 9o,00'. Coir interposizione dello stesso pezzo e eolle dimensioni maggiori, di 70,00'. Coir interposizione del secondo pezzo e eolle dimensioni minori, di i)0,00'. Coir interposizione dello stesso pezzo e eolle dimensioni maggiori, di 2'>,45'. Coir interposizione del terzo pezzo e eolle dimensioni minori, di S^OO'. Coli' interposizione dello stesso pezzo e eolle dimensioni maggiori, di T^OO'. Coir interposizione del quarto pezzo e eolle dimensioni minori, di 7o,45'. Coli' interposizione dello stesso pezzo e eolle dimensione maggiori, di 7o,15'. Serie III. Queste esperienze furono eseguite colla fiamma ad olio della lampada di Locatelli, ritenute le distanze, come nelle due prece- denti serie. Senza interposizione del corpo trascalescente, la declinazione deir ago fu di llo,30'. Interposto il primo pezzo di sal gemma nella direzione delle dimensioni minori, la declinazione si porto a . . . 9",30'. Disposto lo stesso pezzo eolle dimensioni maggiori, l'ago deviö di 6",30'. Frapposto il pezzo secondo eolle minori dimensioni, l'ago deviö di 5",30'. E questo stesso pezzo collocato eolle dimensioni mag- giori, declinö l'ago di 4^00'. 4:6 Z a 11 t e d e s c h i. Frapposto il terzo pezzo colle niinori dimeiisioni, la declinazione si fisso a 90,00'. E questo stesso pezzo collocato colla direzione delle maggiori dimensioni la declinazione delF ago sl ridiisse a . 7",30'. Disposto colle minori dimensioni il quarto pezzo dl sal gemma, la deviazione si fei-mo a 9^,00'. Disposto il medesimo pezzo nella direzione delle mag- giori dimensioni, la deviazione si ridusse ad 8o,30'. In tutti questi esperimenti la declinazione delT ago fu sempre ad indice fisso. Fu qnindi necessario in ogni osperienza di lasciar pas- sare tutto il tempo richiesto perche Tago magnetico si avesse a ridurre fisso od immobile. Dal confronto degli esposti nnmeri esprimenli le declinazioni deir ago magnetico appare evidente l'influenza della massa del sal gemma. lo posso affermare che tutte le altre circostanze erano costanti, e che percio le differenze registrate erano dovute al diverse spessore 0 grossezza dei pezzi di sal gemma. Non si puo dunque ritenere che indifTerente sia la massa, posto anche che identica sia Tinterna strut- tura dei varii pezzi di sal gemma impiegati. Ma ove tuttavia si volesse aflerriiare che i singoli pezzi non fossero al tutto omogenei nelle varie direzioni, si dovrebbe per lo meno aftermare che vi concorre in questi fenomeni di transcalescenza la disposizione molecolare del cloruro di sodio. Sara dunque la difTerenza, o fenomeno delle varie dimensioni, 0 fenomeno dei varii aggriippamenti molecolari tuttavia all' occhio invisibili, o fenomeni in parte dovuti alle differenze delle dimensioni, ed in parte alle differenze degli aggregamenti molecolari: fenomeni in somma di massa e di forma. Non si riscontra perö nei registrati risultamenti propoi'zionalila veruiia fra la quanlita di calorieo tratfe- nuto e le dimensioni dei pezzi di sal gemma esplorati. Pare per certa guisa che il calorieo, francheggiati i primi ostacoli, superi appresso con minore difficoltä i susseguenti. E ciö un effetto di movimento impresso ai sisteini molecolai'i, che tengono dietro ai primi scossi dall' impulso calorifico? o e il calorieo che si modifichi ? lo non lo saprei dire. Hegistroil fatto, che rientra nella classe di tanti altri, senza poter penetrare nell' essenza o nella natura del medesimo. Dali' analisi com- parativa emerge che la perdita delT azione ternio-magnetica e maggiore nei casi, ne' quali la declinazione delP ago o T impulso tcrmo-elettrico si manifesto superiore senza Tinterposizione del coipo transcalescente. Ricerche sul calorico ragg-iante. J^^ Serie IV. Queste esperienze furono eseguite colla fiamma ad alcool e colla Spirale di platino riscaldata a temperatura variabile, cioe col filo di platino isolato porfato al calor bianco, e collo stesso filo di platino ris_ caldato ad un calor rosso oscuro costante. In questo caso restremitä inferiore della spirale di platino toccava in un punto il sottoposto lucignolo. Nel primo di questi diie casi 1' ago deviö ad indice fisso a IS^.OO'. E nel secondo non si porto che a 10»,30', Frapposto sul cammino dei raggi calorifici, che facevano deviare l'ago di 13", un pezzo di sal gemma dello spessore di O^.Oll, si ebbe la deviazione di 9o,00'. E colla interposizione dello stesso pezzo di sal gemma alle irradiazioni calorifiche rappresentate da 10",30', si ottenne la decünazione di 7",30'. Ancor qui si e verificato che la perdita delT azione termo- elettrica fii minore nel secondo caso che nel primo, cioe ad impnlso termo elettrico minore, che ad impulso termo-elettrico maggiore. Non mancherö di avvertire che le distanze furono ritenute sempre le stesse, come ho superiormente indicato; che sempre mi sono convinto che senza la sorgente calorifica l'ago si riduceva a zero, e che con cias- cuna delle due sorgenti calorifiche la deviazione dell" ago ascendeva sempre a 13» ed ai 10o,30'. Serie V. Le precedenti esperienze della serielV furono rinnovate col mede- simo pezzo di sal gemma annerito col nero di f'umo prodotto dal can- fino in combustione. AUorche Tago deviava 13", coli' interposizione del sal gemma alTumicato si ridusse a 2",30'. Eallorche l'ago deviava di 10o,30', coli' interposizione dello stesso pezzo di sal gemma affumicato, si porto a . . 2",30'. Da questo esperimento io raccolgo evidentemente che non tutto il calorico, che viene assorbito dal nero di fumo alla prima superlicie, non e emesso liberamente raggiante alla seconda superficie. Una quan- titäben sensibile rimane ospitante, o diviene calorico delle temperature. Trovo ancor qiü confermato il risultamento ottenuto nei precedenti esperimenti, che le perdite termo -magnetiche sono minori nel caso J^^ Zantedesclii. deir impulso termo-magnetico minore, ossia nel caso che la deviazione deir ago magnetieo e minore. lo non entrerö in alcun sistema ipotetico , perche potrebbe da susseguenti fatti essere rovesciato; ma registerö solo il fatto positivo» che il sal gemma terso e pulito conic cristallo si lascia piü facilmente attraversare dalle irradiazioni delle hasse temperature, che dalle irra- diazioni delle alte temperature nrodotte dalla combustione dell" alcool Cülla incandescenza del platino o riscaldamento de! rame atFumicato, come pure dalla combustione delT olio. I fisici coscienziosi e diligenti, che si vorranno niettere nelle stesse mie identiche circostanze, credo che verranno a risultamenti al tutto consimili ai miei. Serie YF. Questa serie di esperienze fu eseguita nelle stesse condizioni delle precedenti, coli' unica ditferenza, che il corpo diatermano era un cubo di flint purissimo, che aveva il lato di tre centimetri, Colla lucerna ad alcool e spirale incandescente di platino la deviazione dell' ago galvanometrico fu di 13o,00' e colla interposizione del cubo di flint si porto a . . . 2^00'. Rinnovato Tesperimento coli" abbassare la spirale di platino, riducendo minore Tincandescenza della medesima per il contatto col lucignolo sottoposto, la deviazione fu di 10o,30'. Frapposto sul cammino delle irradiazioni calorifiche il pezzo di flint, la deviazione si ridusse ad 1^30'. Questo stesso esperimento fu eseguito colla sola fiamma ad alcool senza la spirale incandescente, e la deviazione non fu in questo caso che di 4^45', Collocato il pezzo di flint sulla direzione delle irradia- zioni caloritiche, l'ago si portö a 0*>. In un quarto esperimento eseguito colla tiamma ad alcool e spirale incandescente, la deviazione delT ago fu di . . 12^,30 . E colla interposizione del pezzo di flint, la deviazione deir ago si portö ad l**- Le esperienze furono ancora ripetute colla fiamma ad olio della lampana di Locatelli, nelle quali la deviazione dell" ago galvanometrico fu di Il"- Colla interposizione del pezzo di flint la deviazione si ridusse ad !**• Ricerche sul calorico rag-g-iante. 49 E riinarchevole in questi due ultimi esperimenti il fatto , che nelle stesse circostanze il calorico emesso dal flint fu rappresentato da 1« di deviazione, sebhene runo per se avesse dato la deviazione di 12», 30', e Talti-o quella di 11«. L'effetto adunque di 12" 30', e di llo e stato lo stesso. E a notarsi perö che la natura della sorgente calorifica fu diversa, cioe Talcool ed il platino incandescente nelf un easo, e 1' olio di oliva nelP altro. Parrebbe adunque che in questi feno- meni esercitasse un' influenza la natura chimica del corpo in coni- bustione o del corpo incandescente. La proprieta manifestata dal sal gemma di lasciarsi attraversare con minor perdita dalle irradiazioni caloriliche nieno intense, che dalle piu intense, non si verilica negli esperimenti eseguiti coli' interposizione del flint. ßasta confrontare le frazioni n/js e 1^21 V^^ rimanerne pienamente convinti. II flint adun- que e piü diatermano per le irradiazioni delle alte, che delle hasse temperature. Questo risultamento e in perfetta armonia con quanto noi conosciamo di piü positivo sul calorico raggiante. Le conclusioni impertanto, alle quali ci conducono i nostri esperi- menti, sono tre: 1». II sal gemma e piü diatermano delle irradiazioni calorificho delle hasse, che delle alte temperature; 2". il sal gemma conserva la stessa propietä anche annerito di iino Strato di nero di f'umo; 3". il flint e piü diatermano delle irradiazioni delle alte tempera- ture, che delle hasse. Se impertanto si vogliano ravvicinare questi risultamenti a qiielli, che si anno dai vetri colorati, si potrebbe dire che il flint e termo- croico delle irradiazioni delle alte temperature a preferenza ; e che il sal gemma e termocroico a preferenza delle irradiazioni delle hasse tem- perature; ossia ilprimo delle irradiazioni calorifiche meno rifrangibili, ed il secondo delle irradiazioni calorifiche piü rifrangibili. Queste mie esperienze furono eseguite nel gabinetto di Fisica deirUniversitä diPadova, nei mesi diNovembre eDecembre del 1856, coUa collaborazione del Sigr. Assistente alla mia Cattedra di Fisica Dr. Luigi Borlinetto e dei Candidati nelle ore destinate agli eser- cizj teorico- pratici degli istrumenti di Fisica. Sitzb. d. inatheui.-uaturw. Cl. XXIV. Bd. 1. Hft. 50 P e t z V a I. Vorträge. Bericht über optische Untersuchung e 11. Von dem w. M. Prof. Jos. Petzval. (Mitgetheilt in der Sitzung^ am 12. März 18d7.) Ich habe in der 32. Versammlung der Naturforseher und Ärzte zu Wien den hier versammelten Gelehrten der physicalischen und mathematischen Section einige Photographien gezeigt, gemacht mit einem neuen Cameraobscura-Ojective, welches von mir speciell zu dem Zwecke berechnet worden ist, um zur Aufnahme von Landschaften Copiren von Karten u. s.av. zu dienen. Die Eigenschaften dieses Objec- tives sollten sein: verhältnissmässig geringe Öffnung, dabei grosse, bis an den Rand scharfe Bilder, und möglichst gleiche Lichtstärke von der Mitte bis in die Ecken. Ich habe ferner der Versammlung einen Abriss mitgetheilt meiner sehr ausgedehnten dioptrischen Arbeiten, von welchen jedoch nur ein sehr kurzer Auszug im Tageblatte der Versammlung erschienen ist. Die aufgezeigten Proben scheinen Beifall gefunden zu haben, denn ich werde seither durch zahlreiche Zuschriften bestürmt und um Auskunft angegangen , wo das gedruckte Memoire zu finden sei, in dem die Theorie des Landschaftsobjectives enthalten, und ob und wo das Objectiv selbst käuflich im Handel vorkomme. Man hegt also, wie ich merke, über die Natur dieser Leistung einen mehrfach unrichtigen Begriff, indem man erstens meint, sie sei das Resultat einer sehr comp endlosen Theorie, die sich leicht in einer Schrift von geringer Ausdehnung niederlegen lässt, was nicht der Fall ist und auch nicht sein kann; und zweitens voraussetzt, ich hätte diesen optischen Gegenstand ausführen lassen durch einen praktischen Künst- ler, was wieder nicht der Fall ist, denn die paar Exemplare, in deren Besitz ich mich befinde, sind aus meiner eigenen kleinen Werkstätte bervorgegangen, in der ich nur Proben mit derjenigei) Vorsicht und Genauigkeit ausführen kann, die der Gegenstand erheischt, keines- wegs aber das Publicum mit käuflichen Apparaten versorgen. Bericht über optische UntersuchungeQ. 5 1 Ich habe einige dieser Zuschriften kurz und ungenügend zu beantworten mich genöthigt gesehen. Genügende Auskunft zu geben war beim besten Willen nicht möglich. Ich halte es aber jetzt für zweck- mässig, um die an mich gerichteten Anfragen in vollständigerer Weise beantworten zu können, der kaiserlichen Akademie einen Abriss des Inhaltes dieser meiner langwierigen Untersuchungen mitzutiieiien zur Aufnahmein die Sitzungsberichte, imi vorkommenden Falles alle die- jenigen, die sich für den Gegenstand interessiren, darauf verweisen zu können. Ich halte mich dazu verpflichtet, weil auch ihrerseits die kaiserliche Akademie auf das endliche Zustandekommen dieser Arbei- ten förderlich eingewirkt und den Druck derselben übernommen hat. Ich glaube, dass derselbe am zweckmässigsten beginnen kann, wenn der zweite Band meines der Vollendung bereits nahen Werkes über die Integration der linearen Dißerentialgleichungen die Presse bereits verlassen haben wird. Meine Untersuchungen beginnen mit der Erörterung der Auf- gabe, den Gang eines Lichtstrahles zu bestimmen, welcher an der Trennungsfläche zweier verschiedener optischer Mittel, die als Rotationsfläche vorausgesetzt wird, anlangt. Daran knüpft sich dann naturgemäss die Bestimmung des Weges eines solchen Strahles durch mehrere solche um dieselbe Rotationsaxe erzeugte Flächen, bezüg- lich also durch eine gewisse Anzahl von Linsen , oder Spiegel und Linsen. Es ist dies eine alte Aufgabe, deren Lösung schon von den Mathe- matikern älterer Zeiten, wie Euler, de la Cail; später Gauss, Biot, Schleiermacher, Littrow, Stampfer, Grunertunter- nommen wurde, aber begreiflicherweise schon darum nicht in diesem Grade der Ausdehnung, in welchem es mir gelungen ist, sie hinzu- stellen, weil diese gelehrten Männer bei den damaligen wissenschaft- lichen Bedürfnissen keine rechte Veranlassung dazu fanden und auch darum, weil sie über die ausgiebigen Hilfsmittel, namentlich Rechen- kräfte, nicht verfügten, die mir beim Beginne dieser Arbeit durch die Gnade Sr. kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Ludwig zu Theil wurden und gegenwärtig durch die Unterstützung von Seite des k. k. Ministeriums des öffentlichen Unterrichtes und der kais. Aka- demie der Wissenschaften zu Theil werden. Ich glaube nicht, dass diese Arbeiten je entstanden sein würden, wenn nicht seitD aguerre's wunderbarer Erllndung zu den damaligen optischen Bedürfnissen, die 52 P e t z V a I. sich beschränkten auf Fernrohr und Mikroskop, die einzigen optischen Instrumente, welche die Wissenschaft in möglichst hohem Grade von Vollkommenheit gebraucht hat, auch noch die Camera obscura hin- zugekommen wäre, die sonst nur eine optisch-physicalische Spielerei, jetzt als Avichtiges Instrument auftrat , um das Flüchtigste und Unkörperlichste in der Welt der Erscheinungen, das Lichtbild nämlich, auf den Stoff festzubannen. Hier ist uns also zuerst das Bedürfniss grosser, lichtstarker, so viel als möglich ungekrümmter und perspectivisch richtiger Bilder entgegengetreten und hat den mathematischen Optiker gezwungen, tiefer einzugehen in die Eigenschaften desjenigen, was man ein Bild zu nennen pflegt. Die ursprünglich der leichteren Rechnung wegen gemachte Voraussetzung, der an einem Flächensysteme gebrochene Strahl entferne sich stets nur sehr wenig von der Axe desselben, und schliesse mit dieser Axe einen stets nur sehr kleinen Winkel ein , die auch so lang eine gerechtfertigte war, als man nur Fernrohr und Mikroskop ohne Anspruch auf mehr Gesichtsfeld oder Lichtstärke wissenschaftlich behandelte, musste aufgegeben werden. Die Coordi- naten des Punktes, in welchem ein solcher Strahl eine an einen beliebigen Ort gestellte Ebene schneidet, mussten auf zweckgemässe Weise in Reihen entwickelt, die Reihen weit genug fortgesetzt und die Glieder derselben analysirt , hieraus die UnvoUkommenheit der Bilder abgeleitet, in zweckdienlicher Weise classificirt und so eine eigene Pathologie, wenn man sich so ausdrücken darf, dieser opti- schen Gebilde aufgestellt werden. Man muss sich indess nicht vorstellen, das all' die mit dieser Arbeit verbundenen ungeheuren Mühen lediglich zu Gunsten der Camera obscura unternommen wurden, denn es ist selten, ja bei- nahe nie der Fall, dass eine beträchtliche Ausdehnung des theoreti- schen W issens nicht zu einer mehr oder minder gründlichen Reform des Bekannten und zur Verbesserungin derjenigen praktischen Kunst Veranlassung gebe, der eine solche Theorie zu Grunde liegt. In der That führt die erweiterte Optik zu sehr wirksamen Mitteln, auch das Fernrohr und das Mikroskop zu veredeln. Die Verbesserungen sind aber von einer Art, dass man mit ihnen noch vor zwanzig Jahren bei der gelehrten Welt schwerlich die der darauf gewendeten Mühe entsprechende Anerkennung gefunden hätte, und auch jetzt bei sehr geänderten Umständen vermuthlich noch lange nicht finden wird, genau Bericht über optische Untersuchungen. 33 SO, wie auch das zum Porträtiren bestimmte Objectiv der Camera obscura welches ich im Jahre 1841 verötlentlichte , nicht alsogleich die gebührende Anerkennung fand, sondern erst zur Entwicklung der photographischen Kunst das Seinige beitragen musste. Jetzt jedoch, wo eine neue Classe von Künstlern, nämlich Photographen erstanden ist, mag beinahe Niemand mehr mit einem anderen, als diesem Appa- rate arbeiten. Es wird sich einmal Ähnliches ereignen mit dem Fern- rohr, Die Astronomen werden es anfänglich wenig achten, wenn ich ihnen durch einen Mehraufwand von optischen Mitteln weiter nichts, als die Länge des Rohres auf die Hälfte reducire. Dies ist nämlich die einzige Avichtige Verbesserung, die sich an diesem optischen Instrumente anbringen lässt. Gleichwohl werden die auf diese Weise handsamer gemachten Instrumente die jetzt an der Sternwarte vorhan- denen allmählich ganz und gar verdrängen, gerade so, wie das achro- matische Fernrohr allmählich die übermässigen unachromatischen Tuben verdrängt hat, ungeachtet es vor ihnen keinen anderen Vorzug besass, als den der grösseren Handsamkeit. Auf ähnliche Weise wird es dem Mikroskope ergehen und ich halte mich für überzeugt, dass das erst nach meiner Berechnung aus- geführte Sonnenmikroskop - Objectiv, zu photographischen Abbil- dungen bestimmt, zu gleicher Zeit die Bedürfnisse und die Ansichten derjenigen Gelehrten, die von diesem Instrumente Gebrauch machen, allmählich vollständig umkehren wird , ungeachtet ein solches erstes Erzeugniss einer erst emporkeimenden Kunst das edelste derselben der Natur der Sache nach nicht sein kann. Also nicht nur die Camera obscura, sondern vielmehr alle wich- tigeren optischen Instrumente sind mit Hilfe der strengeren und ent- wickelten Wissenschaft gewisser Verbesserungen fähig, die sich aber erst mit der Zeit die gebührende Anerkennung verschaffen können, vermuthlich langsam schon wegen der spärlichen Hilfsmittel der jetzt bestehenden optischen Kunst, die nach genauen Rechnungen zu arbei- ten ungewohnt ist, dann wegen der beispiellos ausgedehnten Entwick- lung der Theorie, durch die man natürlich durchgekonmien sein muss, wenn man über dieselbe einen klaren Überblick gewinnen will. Die oben angedeuteten Rechnungen sind fortgesetzt worden bis zu den Gliedern der 7. Ordnung inclusive, so zwar, dass man durch die vorhandene Theorie in den Stand gesetzt ist, Linsen und Spiegel- Combinationen zu entwerfen, deren Unvollkommenheiten nur noch der g/j, Petzval. O.Grössenordnung angehören. Es ist also liier die Annäherung so weit getrieben, wie in der Mechanik des lliminels, wo ebenfalls durch die Bemühungen Burkhardt's, die Entwicklung der Storungsfunction in Reihen bis zu den Gliedern der 7. Ordnung fortgesetzt worden ist. Diese genaue Bestimmung des Ganges eines Lichtstrahles durch ein Flächensystem bildet nun, so zu sagen, den Stamm meiner Unter- suchungen und alles Übrige hat im Wese^itlichen nur den Zweck, dieselben praktisch brauchbar zu machen und dem mathematischen Wissenschaftsforscher ein neues Mittel an die Hand zu geben, in schöpferischem Geiste Gebilde hervorzubringen, die theils zur Erwei- terung der Wissenschaft und theils zur Verschönerung des socialen Lebens beitragen. Es versteht sich von selbst, dass diese Arbeit im Wesentlichen nicht in ihrer ganzen Ausdehnung von mir und den Genossen meiner Bemühungen herrührt. In erster Annäherung war nämlich das Pro- blem schon längst erledigt. Es ist jedoch ein sehr grosser Unter- schied zwischen einer Theorie, die so zu sagen den Schlussstein eines wissenschaftlichen Gebäudes bildet, und einer anderen, auf die sich noch fernere Lehren durch weitläufige Rechnungen stützen und deren Formeln daher vielfältig als Bestandtheile in andere viel ausgedehn- tere und verwickeitere eingehen. Es geht uns hier, wie mit den Geräthschaften, die der Mensch zu seiner Bequemlichkeit geschaffen hat. So lange er daheim bleibt, können sie immerhin voluminös bleiben, ohne dass derBequemlichkeit dadurch Eintrag geschieht. Sollten sie jedoch auf einer grossen mühe- vollen Reise dienen, so kann man sie nicht handsam und compendiös genug darstellen und versucht dies auch selbst auf Kosten der wie billig ausser Acht gesetzten Eleganz. So ist es mir mit der ersten Annäherung des optischen Problemes gegangen. Ich sah mich Anfangs mitBedauern genöthigt, die vierFundamental-Coefficienten der ersten Approximation nicht in der sehr eleganten Form von Kettenbrüchen, wie Euler und Gauss gethan, sondern in zwei anderen, wesent- lich von einander verschiedenen Gestalten darzustellen, zum Behufe der höheren Approximationen nämlich als Factorenfolgen, zur Begrün- dung der Theorie des Achromatismus hingegen als ausgedehnte alge- braische Polynome, die aber nach einem einfachen combinatorischen Verfahren sehr rasch gebildet werden und noch rascher nach dem Berechnungsindex differentiirt zu werden vermögen. Bericht über optische Untersuchungen. 23 Ist daher die erste Annäherung der Theorie der optischen Instru- mente auch dem Wesen nach nicht mein Eigcnthum, so war es doch unerlässlich, die Untersuchung von derselben anzuheben, weil sie mindestens der Form nach neu aufgebaut werden musste, um damit die ferneren Schritte zu erleichtern. Diese erste Annäherung nun mit den daraus folgenden einfachen und eleganten Sätzen über den Zusammenhang zwischen Lichtstärke, Vergrösserungszahl, Gesichtsfeld und Grösse des Bildes, ferner den praktischen Anwendungen auf die Theorie des Achromatismus , des falschen Lichtes, der Oculare u. s. w. gleichfalls in erster Annäherung bilden einen ersten Abschnitt des optischen Werkes, welches ich der kaiserl. Akademie demnächst vorzulegen die Ehre haben werde. Die besondere Fassung, in welcher ich diese erste Annäherung der optischen Theorie wieder gebe, hat aber nicht nur den theoretischen Vortheil, die ferneren Approximationen schicklicher einzuleiten, son- dern sie scheint mir auch noch einen anderen praktischen Vortheil zu bringen. Es sei mir vergönnt, auf diesen Vortheil aufmerksam zu machen. Die Theorie der Oculare ist zwar bisher mehr Gegenstand der Bemühung mathematischer Optiker geworden, als jene der Objective; und wir besitzen hierüber eine ziemlich reiche Auswahl sehr schöner Arbeiten, von welchen ich die von Biot im 19, Bande der Memoiren der Pariser Akademie der Wissenschaften nennen möchte, welche die beträchtliche Ausdehnung von mehr als 300 Seiten hat, die jedoch ihrer Fassung nach fiii' den Mathematiker vom Fache geschrieben ist. Die Praxis ist auch nicht zurückgeblieben hinter der Theorie : denn wiewohl es mehrere bekannte Sorten gibt sowohl astronomischer, wie auch terrestrischer Oculare, zusammengesetzt aus zwei, drei oder vier Linsen, sind dennoch unsere Bedürfnisse in dieser Beziehung nichts weniger als gedeckt. Jeder neue optische Zweck nämlich führt gewöhnlich mit sich das Bedürfniss eines neuen anders construirten Oculares, welches zwar in der Regel von dem Wissenschaftsforscher, welcher diesen neuen Zweck verfolgt, aus Mangel an genügender Einsicht nicht unmittelbar gefühlt wird, sich aber in der Folge doch geltend macht. Ich könnte Ihnen hievon Beweise anführen in grosser Menge, Erlauben Sie mir, nur einiger Thatsachen Erwähnung zu thun. Man hat in der neuesten Zeit versucht, photographische Abbildungen mikroskopischer Gegenstände zu erzeugen. Es wurden der Classe 56 P e t z V a I. solche Proben vorgezeigt, aber von den Sachverständigen als ungenü- gend erkannt, indem sie einfach erklärten, das sei ja nicht das, was man mit einem guten Mikroskope sieht. Allein sie waren ja mit einem guten Mikroskope gemacht, und der Vorzeiger behauptete, dass seine Pro- ben sowohl , wie auch sein verwendetes optische Instrument an Güte nichts zu wünschen übrig Hessen, da letzteres keinen chemischen Focus besitze. Wer nun in die Natur dieser optischen Gegenstände eine tiefere Einsicht gewonnen hat, der weiss, dass ein gewöhnliches Ocu- lar weder einen chemischen noch optischen Focus habe und aus meh- reren Gründen zur photographischen Aufnahme mikroskopischer Gegenstände nicht geeignet sei, und wenn angewendet, ein Erzeug- niss von untergeordnetem Werthe liefern müsse. Es muss hier nämlich das menschliche Auge als letzter, mit einer gewissen Elasticität sieh accommodirender und die vorkommenden Abweichungen ausgleichen- der Ocularbestandtheil hinzutreten, und will man durch Objectiv und Ocular eines Mikroskopes photographische Abbildungen erzielen, so ist es unerlässlich, dass man zwar kein anderes Objectiv, wohl aber ein anders gebautes Ocular habe, mit einem sogenannten Focus und ebenem Bilde. Wer daher in der mikroskopischen Photographie etwas Erspriessliches zu leisten wünscht, hätte sich vor Allem um ein passen- des Ocular umzusehen. Um ein zweites Beispiel zu haben, erinnere ich an dieBedingun- gen der Letztzeit, photographische Abbildungen zu erzielen von dem unserer Erde am nächsten stehenden Himmelskörper, dem Monde. Wir haben eine solche Karte des Ringgebirges Copernicus gesehen, auf- genommen mit einem 9 zölligen Refractor und erzielt durch eine sehr mühsame und langwierige mikrometrische Triangulirung, Zeichnung und Photographireu derselben, und es hat dieses Resultat gewiss bei manchem Astronomen den Wunsch rege gemacht, wirkliche photogra- phische Abbildungen des Mondes, die verschiedenen Phasen etwa von Stunde zu Stunde darstellend, zu erhalten. Es ist vorauszusehen, dass man in der Folge diese Arbeit vornehmen und auch durchführen wird. Es gehören jedoch hiezu zweierlei verschiedene Dinge, nämlich erstens verbesserte , zu diesem Zwecke dienende Refractoruhren und zweitens wieder ein neues Ocular, denn mit dem Objective allein werden die Bilder zu klein und mit den jetzt gebräuchlichen Ocularen würden gewiss Sachkenner das Urtheil fällen , dies sei ja nicht das- jenige, was man mittelst eines guten Fernrohres sieht. Bericht über optische Untersuchungen. ö7 Ein drittes sehr eklatantes Beispiel liefert uns diejenige Gattung von Fernröhren, die man dialytische nennt. Man kann von ihnen behaupten, dass sie ein untergeordnetes, nur durch einen besonderen Umstand, der aber in der Folge seine Geltung verloren hat, ins Leben srerufenes Erzeu^niss seien, durch den Umstand nämlich, dass man zu einer gewissen Zeit mit der Erzeugung des Flintglases nicht so gut umzugehen wusste, wie mit jener des Crownglases, was sich jetzt ganz behoben, ja beinahe umgekehrt hat. Sie sind nicht streng achroma- tisch, gestatten nur ein beschränktes Gesichtsfeld, welches trotz dem doch nicht gleichförmig scharf ist, indem in der Mitte desselben das Bild eines Sternes z, B. aussergewöhnlich hell und scharf erscheint, während am Rande ein solches Gemisch von allerlei verschiede- nen Abweichungen eintritt , dass derselbe Stern alldort am Lichte geschwächt und so zu sagen in einen Nebelstern auseinander gezogen erscheint. Dieser Sachverhalt nun ist kein nothwendiger und rührt im Wesentlichen daher, weil man sich um das passende Ocular des Dialyten zu wenig gekümmert hat, mittelst dessen ein eben so grosses Gesichtsfeld, wie bei anderen Achromaten und ein gleichförmig scharfes Bild erzielt werden kann. Um endlich noch ein viertes Beispiel zu haben , erwähne ich, dass ich selbst zu eigenen Zwecken ein cometensucherartiges Fern- rohr benöthige, kurz gebaut, mit S Zoll Öffnung des Objectives, gerin- ger, etwa 20 facher Yergrösserung, mit einem terrestrischen Ocular, welches jedoch weder ein Galiläisches, noch das bekannte, aus vier Linsen bestehende sein darf. Ich darf es nämlich, um nicht Licht zu verlieren, höchstens aus zweien zusammensetzen. Ich knüpfe daran den Schluss, dass Oculare so zu sagen zu den Kleinwerkzeugen der Wissenschaft gehören, die man etwa Avie Feilen, Dreh- und Schraubstähle in grosser Mannigfaltigkeit besitzen muss, und die sich ein jeder Gelehrte, den sein Beruf entweder ans Mikroskop oder an das Fernrohr stellt, zu seinem speciellen Zwecke selbst sollte entwer- fen und berechnen können. Hiezu gehört aber, dass die Theorie ein- fach, klar und so populär als möglich gehalten werde. Ich habe mich einerseits bemüht, dies zu leisten, und bringe auch anderseits eine Auswahl verschiedener Oculare theils zum Zwe- cke des Sehens, theils zu jenem des photographischen Abbildens, ohne im Übrigen im mindesten anzunehmen, dass der Gegenstand erschöpft sei. Ich bin im Gegentheil überzeugt, dass, wie bereits gesagt, jeder 58 P et z va 1. neue optische Zweck zu neuen Erzeugnissen dieser Art Veranlassung geben könne. Meine Theorie ist aus diesem Grunde so populär gehalten , wie möglich, und ich habe zwar den eleganten analytischen Weg, der auf dem Gebrauche dreier Coordinaten im Räume beruht, nicht verlassen, habe jedoch für diejenigen Optiker, denen so tiefe Kenntnisse der analytischen Geometrie nicht zu Gebote stehen , den Gebrauch die- ser Raumcoordinaten vermieden und überhaupt Alles gethan, was dieser Abtheilung der Dioptrik Verbreitung in grösseren Kreisen ver- schatfen kann. Der zweite Abschnitt behandelt einen Gegenstand, den man bisher einer streng Avissenschaftlichen Erörterung unwerth gehalten zu haben scheint, nämlich die Beleuchtungslehre. Dies leidet nur eine Ausnahme in Bezug auf Leuchtthürme , um die sich Fresnel durch seine genialen Linsen- und Prismen-Constructionen die glän- zendsten Verdienste gesammelt hat. Wir besitzen jedoch von ihm keine wissenschaftlich geordnete Beleuchtungslehre selbst in Bezug auf den speciellen Zweck der Leuchtthürme, und im Übrigen kann man noch zur Stunde behaupten , dass bei allen bisher in Anwendung gesetzten Beleuchtungsapparaten , die sich einer künstlichen Licht- quelle bedienen, nur ein sehr geringer Theil des Lichtes von der- selben wirklich nutzbringende Verwendung findet, während der weit beträchtlichere Rest nicht nur Nichts nützt, sondern sogar theils durch erzeugtes sogenanntes falsches Licht, theils durch die mit demselben verknüpfte Wärme-Entwickelung schädlich auftritt. Selbst unsere Strassenbeleuchtung ist factisch mehr dazu da, das Himmelsgewölbe, als die Pfade zu erleuchten, die wir auf Erden wandeln. Aber auch, wenn die äusserst intensive Leuchtkraft der Sonne zu Beleuchtungszwecken verwendet wird, wo es auf den ersten Blick scheinen möchte, dass es ganz überflüssig sei, mit dem in Fülle daher gespendeten Agens noch ökonomisch umzugeben, findet man bei näherer Betrachtung der Fälle genug z. B. wenn man die ein- fachsten Beugungserscheinungen auf einen Schirm projicirt sehen will, wo selbst das intensivste Sonnenlicht nur bei der äussersten Zweckmässigkeit der Verwendung ausreicht. Dies mag vorläufig hinreichen, um auf die Wichtigkeit der Beleuch- tungslehre aufmerksam zu machen. Bericht über optische Untersuchungen. 59 Die zu Beleuchtungszwecken dienenden Geräthscliaften können in sehr mannigfaltige Formen gebracht werden. Sie dienen entweder zur Beleuchtung naher oder ferner Gegenstände, und haben im letz- teren Falle entweder rund herum längs einer gewissen Ebene oder konischen Fläche, oder nur nach einer beschränkten Anzahl gerad- liniger Richtungen, oder endlich nur nach einem einzigen Punkte Licht zu senden. Diese verschiedenen Zwecke begründen eine viel grössere Mannigfaltigkeit in den Formen, als bei den anderen optischen, zur Erzeugung eines Bildes beslimmteu Instrumenten, überdies verlangt der Gegenstand seiner Natur nach eine ganz andere Behandlung. Während ich nämlich immerhin annehmen kann, dass ein zum Sehen bestimmter, in ein Fernrohr, Mikroskop, Camera obscura eintreten- der Strahl einen sehr kleinen Winkel mit der Axe des Instrumentes einschliesst, dessen jede Function nach aufsteigenden Potenzen des- selben in eine erklecklich convergirende Reihe entwickelt werden kann, von der man nur einige Anfangsglieder braucht, erheischt es die ökonomische Verwendung des Lichtes, das von einer Lichtquelle gewöhnlich nach allen Seiten ausgeht, dass alle, welche immer Neigung habenden Strahlen und die verschiedensten Winkel , deren Werth von Null bis 180" veränderlich ist, umgebrochen und so ihrer Bestimmung zugeführt werden. Dieser Umstand könnte die Behandlung des Beleuchtungsproblems sehr erschweren, Avenn nicht andererseits wieder eine kleine Erleich- terung in der Natur der Sache läge, die darin begründet ist, dass es zu diesem Zwecke nicht nothwendig erscheint, jeden einzelnen der Lichtquelle entströmenden Strahl mit mathematischer Genauigkeit zu verfolgen, sondern überhaupt nur nach einen bestimmten Ort von begrenzter Ausdehnung Licht zu bringen. Dieser Sachverhalt ermög- licht nämlich eine andere Behandlungsweise , vermöge deren man nicht mehr den Gang eines jeden einzelnen Strahles verfolgt, sondern dieselben bündelweise zusammennimmt und untersucht, welche Veränderung ein solches Bündel an einer brechenden oder reflecti- renden Fläche erleidet. Durch diese ganz neue und noch von Niemanden versuchteBehand- lungsweise des Problems wird es nun möglich , ihm eine mathema- tische wissenschaftliche Behandlung angedeihen zu lassen, und es ergab sich folgende für zweckmässig erkannte Gliederung dieses nicht uninteressanten Zweiges der Lichtlehre. 60 Pe tz V a 1. Erstens: Die verschiedenen natürlichen und künstlichen Licht- quellen werden aufgezählt, ihre Art, Licht zu spenden, mathematisch charakterisirt und untersucht, welche die Lichtmenge sei, die sie vor der Hand noch ohne Anwendung optischer und katoptrischer Mittel nach verschiedenen Seiten aussenden. Es ist diese die erste und wichtigste Fundamentalkenntniss, ohne die es unmöglich ist, die Wirkung eines wie immer gebauten Beleuchtungsapparates zu be- urtheilen. Zweitens: Nun folgt eine allgemeine Untersuchung der elementaren optischen Mittel , Linsen und Spiegel , welche aber begreiflicherweise nicht dazu dienen können, Licht zu erzeugen oder zu vermehren, sondern ,eben nur einen sogenannten Tauschhandel einzuleiten zwischen Lichtstärke und Gesichtsfeld, oder mit anderen Worten, Ausdehnung des beleuchteten Fleckes; so wie auch in der Mechanik durch Maschinen keine Kraft erzeugt, sondern nur ein Tauschhandel zwischen Kraft und Geschwindigkeit eingeleitet wird. Es ist gewiss merkwürdig, dass diese keineswegs aus der Tiefe der Analysis geschöpften Betrachtungen , die, wenn auch in eigener Weise angestellt, doch immer noch populärer Natur sind, zu wich- tigen theoretischen Thatsachen führen , die man bisher nicht ge- kannt, oder doch wenigstens meines Wissens nirgends ausgesprochen hat; z. B. jeder gekrümmte, wie immer gestellte Spiegel, dem eine Leuchtquelle Licht zusendet , zerfällt in zwei Abtheilungen , von denen ich die eine die optische nenne, weil sie geeignet ist die Leucht- quelle abzubilden, die andere hingegen die nicht optische, weil sie von der Lichtquelle ein Bild zu erzeugen unfähig ist. Wenn man nämlich diese letzteren in unendlich kleine Elemente zerlegt, so wird ein jedes derselben, wie ein kleiner Planspiegel wirkend , allerdings von der Leuchtquelle irgend wo ein Bild machen können, es werden aber die von mehreren Elementen lierrührenden Bilder sich nicht decken, sondern in verschiedener Grösse und in allen möglichen Richtungen dermassen über einander lagern, dass ein und derselbe Punkt der Leuchtquelle von einem gewissen Spiegelelemente unten abgebildet wird, von dem anderen hingegen oben , oder von dem einen rechts, von dem andern hingegen links. Dieser Umstand ist es nun, welcher zu Beleuchtungszwecken den nicht optischen Theil des Spiegels vorzugsweise empfiehlt, denn man wünscht ja mit der Leuchtquelle einen gewissen beleuchteten Gegen- Bericht über optische Untersuchungen. Q\ stand , aber nicht die Leuchtquelle seihst zu sehen. Ein Bild dieser letzteren verma«^ sogar sehr störend aufzutreten. Ich habe Gelegenheit gehabt Gasmikroskope, und sogenannte Nebelbilderapparate zu sehen, bei welchen in das Gesichtsfeld des abgebildeten mikroskopischen Gegenstandes oder in eine heitere son- nige Landschaft hinein von oben herab stets eine räthselhafte schwarze Gewitterwolke hing. Diese war aber nichts, als das verwaschene Bild des Schnabels, aus dem das Knallgas auf den Kalkcylinder strömt oder was noch schlimmer, es befindet sich in dem an die Wand proji- cirten Bilde ein grosser schwarzer verwaschener Bing, der nun wieder nichts anderes ist, als die abgebildete Fassung einer Beleuch- tungslinse. Solche Beleuchtungsapparate sind nun fehlerhaft, und es besteht der Fehler darin, dass man lauter wirklich bildmachende optische Mittel verwendet und aus ihnen den Beleuchtungsapparat zusammen- gesetzt hat. Diese wichtige theoretische Thatsache habe ich bisher nirgends ausgesprochen gefunden. Eine zweite ebenso wichtige war bisher in der Optik bekannt, ja man kann sagen, die tatonirende praktische Optik hat sich bisher bei dem Mangel strenger wissenschaftlicher Hilfsmittel so zu sagen davon genährt, nämlich: Wenn man von einer Lichtquelle oder bezüglich von einem Gegenstande ein in erster An- näherung treues Bild haben will, einem Gegenstande, der gegen die ihn abbildenden Linsenvon geringer Ausdehnung ist, somitjedem Ele- mente einer Beleuchtungslinse einen sehr spitzen Strahlenkegel zusen- det, so hat man dieLinsenkriimnumgen, wie viel immer an der Zahl, so einzurichten, dass der Axenstrahl eines jeden Strahlenkegels an jeder Vor- und Hinterfläche unter demselben Winkel und in gleichem Sinne gebrochen wird. Dieses Princip der gleichmässigen Vertheilung der Brechungen war, wie gesagt, durch eine Art von praktischem Instinct in der Optik gekannt und geübt. Ihm mehr, als tiefsinnigen mathema- tischen Berechnungen verdanken wir die ausgezeichneten Mikroskope der Neuzeit. Bewiesen war es aber bisher nicht. Die von mir gewählte Behandkingsweise gibt aber von demselben einen eben so klaren, wie einfachen Beweis. Ihm entspringt eine Methode, durch die sich der Beleuchtungskünstler die Krümmungen all" seiner Linsen durch eine leichte geometrische Construction ganz ohne Rechnung mit voll- kommen zureichender Genauigkeit bestimmen kann. 62 P e t z; V a 1. Es dürfte hier auf den ersten Anblick beinahe unnütz seheinen, den Beweis zu führen einer ohnehin, wenn auch ohne Begründung instinctmässig für richtig anerkannten allgemeinen Regel; bei auf- merksamer Betrachtung jedoch sieht man, dass dem lange nicht so sei. Der Beweis nämlich stellt nicht nur die Regel fest, sondern auch die Bedingungen, an die ihre Richtigkeit geknüpft ist. Sie sind : massige Öffnungen der Linsen im Vergleiche mit den Krümmungs- halbmessern, ein genügend spitziger Strahlenkegel, sohin geringes Gesichtsfeld. Da es aber nun optische Instrumente gibt, bei denen grosses Gesichtsfeld und das höchst mögliche Mass von Lichtstärke die wesentlichsten Erfordernisse sind , wie Camera obscura , Sonnen- mikroskop , Kometensucher, Operngucker; so ist gerade bei diesen Instrumenten von der gleichmässigen Vertheilung der Brechungen in der Regel nichts zu erwarten. Nur das langgestreckte astronomische oder terrestrische Fernrohr und das Mikroskop in seiner jetzigen Form, Instrumente, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt zum derein- stigen Untergange bestimmt zu sein scheinen, vermögen mit Hilfe dieser Grundregel ohne weitere tiefsinnige Berechnung zusammen- probirt zu werden, und es wird eine Zeit kommen, wo man sie von dem Gebiete der strengen Optik ausschliessen und in das andere der Beleuchtungslehre verweisen wird, wo diese Regel auch hingehört. Drittens. Die auf diese Weise ihrer Natur und Wirkungsweise nach erkannten optischen Elemente werden nun eingetheilt in solche, die zur Beleuchtung in die Ferne, und solche, die zur Beleuchtung in die Nähe dienen können und die Quantität Licht, das sie seiner Bestimmung zuführen, einer genauen Berechnung unterworfen. Endlich viertens folgen die Entwürfe verschiedener zu bestimmten Zwecken construirter Beleuchtungsapparate sammt ihrer zusammenhängenden Theorie. Unter ihnen gibt es einige , die ihrem Baue nach nothwendiger Weise viel complicirter sein müssen, als man auf den ersten Anblick denken sollte. Die so gegliederte Beleuchtungslehre nun bildet einen zweiten Abschnitt meines optischen Werkes von bedeutender Ausdehnung und mit vielen Zeichnungen; denn es lag in meiner Absicht alle diejenigen Bestandtheile meiner Untersuchung, die der ersten Annäherung ange- hörig sind und noch in keine allzu bedeutenden Rechnungen verwickeln, so ausführlich und populär hinzustellen, dass jeder optische undBeleuch- Bericht über optische Untersuchungen. 63 tungskünstler, der sich die elementaren Kenntnisse der Mathematik erworben hat, ohne Anstand davon Gebrauch machen könne. Ich setze den Fall , es gäbe jetzt noch keine Dampfmaschinen ; ein scharfsinniger Gelehrter hätte sich jedoch alle möglichen Kennt- nisse über Druck, Wärmecapacität der Wasserdämpfe verschafft , in gleichem die Kenntniss aller möglichen mechanischen Hilfsmittel, so bliebe es doch für ihn eine sehr missliche Aufgabe ein theoretisch- praktisches Werk über Dampfmaschinen zu schreiben, mit den dazu gehörigen Zeichnungen und detaillirten Entwürfen. Die überall ganz unvermeidlichen Schwierigkeiten der Ausführung, ferner Nebenum- stände, an die man anfänglich gar nicht gedacht hat, und die sich doch später geltend machen, oft solche, die erst die Erfahrung auf- deckt, würden ihn vermuthlich so sehr abschrecken, dass er von einer solchen Arbeit lieber ganz und gar abliesse. Die im Wesentlichen ebenfalls ganz neue Beleuchtungslehre begründet bei mir auch ähnliche Bedenken und ich würde ganz ge- wiss diesen Abschnitt vollständig streichen, wenn mir nicht zufälliger Weise Gelegenheit geboten worden wäre , eine gewisse Anzahl von Beleuchtungsapparaten zu verschiedenen Zwecken und von verschie- denem Baue praktisch auszuführen. Ich sehe mich hiedurch in den Stand gesetzt, die Beleuchtungs- lehre auch auf Grundlage einer gereiften Erfahrung, mindestens was Verwendung des Lichtes anbelangt, zu einem geschlossenen Ganzen abzurunden. In einer andern Bücksicht, Erzeugung des Lichtes näm- lich, liegt sie jedoch als Wissenschaft leider noch in der Wiege und ich muss bedauern, dass ich gar nicht einmal der rechte Mann bin, sie vollständig zu entwickeln und gross zu ziehen. Desto erspriesslicher wird es aber, die Jünger der Wissenschaft darauf aufmerksam zu machen, damit der Gegenstand andere, geschicktere Bearbeiter finde. Ich will Ihnen zu diesem Ende ein Stück Biographie meiner Beleuchtungslehre mittheilen, damit Sie daraus ersehen, Avas ich auf diesem Felde geleistet habe, und dann dasjenige vorführen, was mei- nem Bedünken nach zu leisten ist. Ich wurde vor etwa zwölf Jahren von einem Freunde ersucht, einen Beleuchtungsapparat für sogenannte Nebelbilder zu dem von mir berechneten Cameraobscura-Objecte hinzuzufügen und wurde dadurch veranlasst, dem Beleuchtungsprobleme überhaupt eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Eine wissenschaftliche Analysis der 64 P e t z V a I. bisher bestandenen Geräthsehaften dieser Art überzeugte mich sehr bald von der heillosen hier waltenden Lichtversehwendung, so dass oft von dem ganzen, einer Leuchtquelle entströmenden Vorrathe kaum der 30. Theil sich als nutzbringend verwendet erwies; der ganze übrige Rest aber im inwendig schwarzen Kasten stecken blieb. Jedermann kann sich hievon selbst überzeugen, wenn er z. B. den Bau einer gewöhnlichen Laterna magica ins Auge fasst, der auch durch andere künstlichere Beleuchtungsvorrichtungen an Zweckmäs- sigkeit nicht sonderlich übertroffen wird. Da findet sich nun gewöhn- lich ein Beleuchtungsspiegel oder eine Linse. Die Leuchtquelle oder langgestreckte Kerzen- oder Lampenflamme wirft darauf einen Licht- kegel, dessen Lichtmenge sich zur Total-Quantität verhält, wie der Sinus versus des Winkels an der Kegelspitze zum Kreisdurchmesser. Da nun dieser Winkel bei einer Linse über 60 Grade nicht betragen kann, und da der Spiegel selten mehr, als einen solchen Winkel von 90 Graden bietet, deren Pfeiler sich zum Durchmesser verhalten wie 7 : 1 und 16:1; da noch überdies die Linse ungefähr 1/5, der verwendete optische Spiegeltheil ungefähr die Hälfte des Lichtes unregelmässig zerstreut: so sieht man auch sogleich ein, dass in den zwei Fällen von Linse und Spiegel beiläufig 1/30 und i/ü des ganzen Lichtquantums wirklich beleuchten. Aber selbst von diesen geringen Bruchtheilen kommt in der Regel nur ein Theil , beiläufig % des Lichtes beim bildmachenden Objective aus dem Kasten heraus, weil das Bild der Leuchtquelle, welches von der Beleuchtungslinse oder dem Spiegel gemacht wird, wenn es auch an die rechte Stelle fällt, doch in der Regel in seiner gestreckten Gestalt die Objectivöffnung an Grösse überbietet, demnach von der LinsenöfFnung nur theilweise aufgenommen, und so nur zum Theile seiner Bestimmung zugeführt wird. Indem ich nun über die Mittel einer zweckmässigen Ökonomie nachdachte, kam ich zuerst auf die merkwürdige Thatsache, dass jeder Spiegel in zwei Theile zerfalle, den optischen und nicht opti- schen, die durch eine bestimmte krumme Linie geschieden sind, und habe die allgemeine Regel festgestellt gefunden, dass zu Beleuchtungs- zwecken im Allgemeinen die nicht optische Abtheilung die verwend- bare und zur Beleuchtung in der Nähe sogar unvermeidlich sei. Der verlangte Nebelbilder-Apparat wurde nach meiner Angabe ausgeführt und mit Drummond'schem Lichte eingerichtet. Er hat Bericht über optische Untersuchungen. ß^ gegen 60 Procent des totalen Lichtqiiantums nutzbringend venvendet und hätte 75 Procent reinen Nutzeffect liefern können, wenn es mir nurgehnigen wäre, den Künstler, dem die Ausführung übertragen war, zu überzeugen, dass der Apparat in allen Einzelheiten genau nach der Zeichnung verfertigt werden müsse und dass dabei ohne Schaden gar Nichts, weder eine Linse, noch Spiegelkrümmung, noch die Form einer Fassung einer Willkür unterliege. Der fertige Apparat wurde einmal in der Versammlung der Freunde der Naturwissenschaften in den geräumigen Localitäten des Müiizgebäudes gezeigt und ich habe durch ein rohes , nur beiläufige Resultate lieferndes Messverfahren eine Lichtstärke von 12,000 Millykerzen nachgewiesen, während der von Knallgas angeblasene Kalkcylinder im Innern des Apparates in einem Lichte von etwa 1000 Kerzen strahlen mochte. Die Leistungen dieses Nebelbilder- Apparates Hessen sich jedoch, wenn auch nur momentan, noch über das Doppelte erhöhen. Einmal in dieser Richtung beschäftigt, habe ich nicht nur das Drummond'sche Licht in seiner Verwendungsweise zu Beleuch- tungszwecken zum Gegenstande meiner Untersuchungen gemacht; ich habe dieselben vielmehr auch auf das populäre Lampenlicht aus- gedehnt. Ich besitze jetzt noch eine ganze Garnitur von verschiedenen Lampenbrennern mit zwei und drei in einander steckenden Dochten. Dies ist keine neue Erfindung: schon Fresnel hat solche Lampen bei seinen Pharen angewendet. Ich nehme jedoch an, dass er die zweckmässigste Construction derselben, die der grössten möglichen Lichtstärke entspricht, nicht hatte, weil zu seiner Zeit die Pumpvor- richtungen noch nicht bekannt waren. Ich habe mit meinen Lampen sehr oft die Bevölkerung des Hauses, in dem ich wohnte, allarmirt, wenn ich zwei solche neben einander anzündete, von welchen die eine ein Licht von 200 Kerzen, die andere eines von 40 Kerzen gab und vielleicht noch durch etwas hinzugeblasenen reinen Sauerstoff die Fenster meines Gemaches in dem intensivsten Lichte strahlen Hess. Es sind nach meiner Angabe auch solche Nebelbilder-Apparate mit Lampenlicht construirt worden , und ich habe genügende Gele- genheit gefunden, alle möglichen Unfälle kennen zu lernen, die sich hier in der Praxis ereignen können , als : Verbrennen des Kastens Sitzb. d. mathem-naturw. Cl. XXIV. Bd. I. Hft. 8 66 P e t z V a I. durch die Lampeiihitze , zerschmetterte Beleuchtungslinsen durch die sich umkehrende Spitzflamme des Knallgases, sammt den zur Vermeidung solcher unglücklicher Ereignisse dienlichen Mitteln. Ich bin zu dieser Zeit im freundschaftlichen Verkehre gestanden mit den Oftlcieren des k. k. Bombardier-Corps. Einer dieser wissen- schaftlich hochgebildeten Männer, zugleich ein verdienstvoller militäri- scher Schriftsteller, forderte mich auf, auch über einen Beleuchtungs- apparat in die Ferne zum Gebrauche für FlussdampfschilTe nachzu- denken. Dies geschah; und ich fand dabei Gelegenheit die verschie- denen Hilfsmittel , die zu Beleuchtungszwecken tauglich sind , einer recht gründlichen mathematischen Würdigung zu unterziehen. Der Entwurf dieses Beleuchtungs-Apparates war so gestellt, dass die Punkte gleicher Lichtstärke in die Peripherie einer langge- streckten Ellipse fielen, von der das Schiff den Mittelpunkt bildete. Ich hielt es nämlich für das zweckmässigste, diesen Apparat so ein- zurichten, dass in die Entfernung von 1000 Klaftern nach vorwärts fallende Gegenstände und die etwaauf 100 Klafter seitwärts liegenden üferstellen einerlei Beleuchtungsstärke erhalten. W^ir haben mit diesem Entwürfe bei dem damaligen Directorium der Dampfschifffahrtsgesellschaft kein Glück gemacht, wurden als gewöhnliche Projectenmacher mit der gebührenden Verachtung behan- delt und gar nicht zur Audienz vorgelassen. Die Erinnerung an die gekränkte Stimmung des würdigen Offi- ciers und an meine eigene daraus entspringende komische Verlegen- heit in dieser delicaten Situation gehört zu den pikantesten meines Lebens. Der Entwurf war übrigens gemacht und konnte, wenn auch dem Leben , doch wenigstens der Wissenschaft nicht mehr entzogen werden. Das Problem des Leuchtens in die Ferne ist indessen ein sehr altes, oft dagewesen, nie gelöst und doch beim Anfange eines jeden Krieges wiedergekehrt ; daher mochte es kommen, dass nach Ablauf von neun Jahren die Anforderung zum zweiten Male an mich gestellt wurde , und zwar auf Anregung des Ingenieur-Majors Frei- herrn von Ebner, durch den Chef des Geniewesens, verstorbenen Feldmarschall-Lieutenant von Caboga. Ich habe dieser Anforderung nach eingeholter Genehmigung meiner höchsten Behörde, des k. k. Ministeriums des Cultus und Bericht ülier optische Untersuchungen. ß^ Unterrichtes, Folge geleistet, einen für den Festungskrieg bestimmten Beleiichtungsapparat dieser Art, dessen Wirksamkeit sich erstrecken soll auf 1400 Klafter, die Tragweite der weittrcihenden Bomhen- Mörser, mit seiner ganzen, zur sicheren Handhabung nothwendigen Montirung entworfen und zur praktischen Ausführung in allen seinen dioptrischen, katoptrischen und metrischen Bestandtheilen die noth- wendigen Schritte eingeleitet. Die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens sind gross, sowohl in theoretischer, wie in praktischer Beziehung. Es ist daher kein Wunder, wenn dasselbe langsamer vor sich ging trotz des grossen Interesses, welches ein solches Erzeug- niss für mich haben musste , das einen von mir abgerundeten Kunst- und Wissenschaftszweig in praktischer Beziehung so zu sagen com- pletirt. In Anbetracht des Umstandes, dass es optische Mittel gibt in grosser Auswahl und Mannigfaltigkeit, dürften wohl diese Schwie- rigkeiten nicht Jedermann einleuchten und dies, da Kraft einer historischen Sage schon Archimedes mit einem optischen Apparate die Flotte der Römer bei Syrakus angezündet haben soll. Wäre dies vollkommen richtig, so wäre auch der Beweis factisch hergestellt dass man das irgend einer Leuchtquelle entnommene Licht nach einem beliebigen Orte in willkürlicher Intensität, die bis zu Yerbren- nungswirkungen gesteigert werden kann, hinzuwerfen im Stande sei. So wie nun die Wissenschaft vielen anderen historischen Sagen widerspricht, so kann sie sich auch mit dieser nicht befreunden, und wenn einige Gelehrte eine allerdings vorhandene theoretische Möglich- keit sehen, solch' einen Zweck durch eine grosse Menge von Plan- spiegeln zu erreichen, so ist dagegen in den ungeheueren Dimensionen, die ein soIcherApparat haben müsste, und der Schwierigkeit, denselben zu handhaben, eine um so auffallendere praktische Möglichkeit be- gründet. Brennspiegel wirken allerdings zündend, aber, wie eine leichte Überlegung zeigt, nur auf eine massige, mit ihren Dimensionen vergleichbare Entfernung, und die Verdichtung des Lichtes, die man durch sie erzielen kann, hat ihre gewissen Grenzen, die sich nicht überschreiten lassen und die einerseits abhängig sind von den Dimen- sionen des Apparates, andererseits aber von der Entfernung nach der sie wirken sollen und mit welcher ihre Wirksamkeit im umgekehrten quadratischen Verhältnisse abnimmt. Desshalb macht zwar Libri in seiner Histoire de Mathema tique Erwähnung von dieser Sage, 5* 68 P e t z V a I. er sagte aber: Oii a beaucoup parle des miroirs ardens avec lesquels il aurait incendie les vaisseaux de Marcellus. Ce fait, qui ne se trouve pas dans les plus aneiens aiiteurs, a ete roccasion de disputes tres animees parmi les modernes; mais quoique Diifay et BuiFon aient prouve qu'il est possible, avec des miroirs, d'allumer du bois ä de distances considerables, ils n'ont fait que diminuer la difficulte, car il est peu probable, que le vaisseaux de Romains restassent dans Timmobilite neeessaire ä ee genre d'experiences, et il parait fort difficile qu" Arcbimede voulut cboisir un moyen si peu praticable, lorsqu'il y avait tant d'autres manieres de mettre le feu ä une flotte, qui aurait ete ä la portee de ses retlecteurs. Die Aufgabe ist also und bleibt eine schwierige, weit schwie- riger , als die der Leuchtthürme , die nur gesehen werden wollen, denn hier handelt es sich um etwas , was schwerer zu erzielen ist, man will nämlich mittelst des Apparates in die Ferne sehen. Um sich von dieser Schwierigkeit einen Begriff zu verschaffen, nehme man an. Jemand wolle von der Höhe des Leopoldsberges, der sich etwa 30,000 Fuss ab vom Stephansthurme befinden dürfte, in finsterer Mitternacht das Licht von einer einzigen Millykerze auf die Thurmuhr werfen, vielleicht um zu sehen, wie viel es an der Zeit sei; so benöthigt er an diesem Punkte 900 Millionen Kerzen. Dies charakterisirt die Schwierigkeit noch nicht ganz. Gesetzt nämlich den Fall, er zündet dort wirklich die 900 Millionen Kerzen an. den Berg dadurch in eine Feuerpyramide verwandelnd , so sieht er damit erst noch gar nichts , als höchstens sich selbst in glänzender Beleuchtung. Es dürfte vielleicht paradox klingen und ist in gewisser Bezie- hung doch wahr, wenn man behauptet, wer ferne Gegenstände sehen will, muss die Beleuchtung durch ein möglichst kleines Lichtquantum zu bewerkstelligen suchen. Es ist dies einer der wenigen merkwürdigen Fälle, wo sich mit Gewalt wenig , mit einer klugen Ökonomie hingegen Alles ausführen lässt. Nicht minder gross sind aber auch die praktischen Schwierig- keiten. Der Apparat muss nämlich in namhaften Dimensionen, denen seine Tragweite proportional ist, construirt werden und zerfällt in einen dioptrischen und katoptrischen Theil. Er erheischt einen grossen Reflector von vier Fuss ()ffnung mit bedeutender Genauigkeit, und Bericht über optische Untersuchungen. ß9 dabei doch möglichst leicht , damit die Handsamkeit nicht verloren gehe, aus einem elastischen Metallbleche construirt; ferner Linsen in künstlicher Zusammenfügimg von sehr namhaften Dimensionen. Air diese Gegenstände waren bisher in der nothwendigen Vollkommenheit der Ausführung unserer Industrie unbekannt, und es mussten neue Hilfsmittel geschalfen werden, um sie zur Ausführung zu bringen. Gelang es auch bisher, alle diese Hindernisse zu überwinden, so war doch ein sehr bedeutender Zeitaufwand damit verknüpft. Ich muss mit schuldigem Danke anerkennen, dass mir überall mit Billig- keit und Bereitwilligkeit entsprochen worden ist. Ist dies auch oft nicht mit der meiner Ungeduld entsprechenden Beschleunigung geschehen , so geschah dies entweder darum , Aveil es mit namhaften Opfern verknüpft gewesen wäre, und grosse Opfer um geringen Lohn verlangen , bleibt selbst in der stets opferfertigen Wissenschaft unbillig, oder darum, weil dem Industriellen neue Verfahrens-Arten zugemuthet werden mussten, die erst zu erdenken waren (und Erden- ken ist selbst bei Denkern von Profession ein langsames Geschäft, und um so mehr bei Männern, die durch ihren Beruf mehr auf manuelle Fertigkeiten verwiesen sind) und noch überdies durch andere Drangsale der Industrie, die in unseren socialen Verhältnissen begründet sind. Endlich ist durch die bereitwillige Unterstützung, welche mir von Seiten des Herrn Porzellan-Fabriksdirectors Löwe durch Über- lassung eines eigenen Ofens zum sorgfältigen Kühlen der Linsen- gläser zu Theil geworden ist , die letzte erhebliche Schwierigkeit überwunden, und der Beleuchtungs-Apparat schreitet nun eines steti- gen Schrittes seiner Vollendung entgegen, so dass ich mich noch vor Ablauf eines Jahres und vermuthlich schon bis zum kommenden Spät- herbste in den Stand gesetzt sehen werde, Ihnen dieses besonders interessante , seinem Baue nach sehr complicirte Erzeugniss einer erst aufkeimenden Kunst vorzuführen. Die Beleuchtungslehre halte ich hiemit , wie schon gesagt, für genügend theoretisch soAvohl , wie praktisch begründet , insofern als es sich um Verwendung des gegebenen Lichtes handelt. Einer Kunst jedoch, Licht zu erzeugen, fehlt bisher immer noch die theoretische Begründung. Ich muss mich wohl etwas näher erklären, damit Sie sehen, wie ich dies meine. 70 P e t z V a I. Die künstliche Erzeugung des Lichtes geschieht stets durch einen Verbrennungsprocess , und es hängt die Menge des erzeugten Lichtes nicht nur ab von der Temperatur, sondern auch von anderen, ihrer Natur nach noch nicht gehörig studirten Ursachen. Durch den Athmungsprocess wird z. B. Kohlensäure gebildet durch eine bei geringer Temperatur vor sich gehende Verbrennung und desshalb auch ohne Lichtentwickelung, wiewohl die Menge des verbrauchten Brennmateriales eine sehr bedeutende sein kann. Sehr genüge Quantitäten von Brennstoft' erzeugen hingegen bei sehr hoher Tem- peratur der Verbrennung das im hohen Grade intensive Drum- mond'sche Licht. Es besteht also zwischen Wärme und Licht ein besonderer Zusammenhang, der ungeachtet aller Bemühungen doch noch nicht vollständig aufgeklärt ist. Der erste Gelehrte , der eine geordnete Theorie der Verbren- nung mit Bezug auf Lichtentwickelung zu geben bemüht war, ist der englische Physiker Davy. Er wies bekanntlich nach, dass zwar auch Gase bei der Verbrennung Licht entwickeln, aber als solche nur in äusserst geringem Masse. Nur dann, wenn sie während des Ver- brennungsprocesses einen festen Körper in Pulverform abscheiden, der dann in den Zustand des intensiven Glühens versetzt wird, erhält man eine Flamme von intensiverer Leuchtkraft. Ihre Lichtintensität hängt nun aber wieder von der Reinheit des Brennmateriales und in letzter Instanz vermuthlich abermals von der Temperatur ab, unter welcher die Verbrennung vor sich geht. Ich finde mich veranlasst, hier Erwähnung zu thun eines von mir mit einer Lampe mit drei concentrischen Dochten angestellten Versuches, den man beinahe ein Fundamental-Experiment nennen könnte; so sehr fällt dabei die Abhängigkeit der Leuchtkraft von der Hitze in die Augen. Hat man nämlich die drei in einander steckenden Lampenflammen gehörig regulirt, so erscheinen sie dünn, ätherisch und durchsichtig, in einem herrlichen weissblauen Lichte, eine durch die andere durchscheinend. Löscht man jetzt durch Zurückziehen des Dochtes die innerste dieser drei Flammen, so bemerkt man alsogleich, dass die zwei übrigen an Glanz verlieren, viel lichtschwächer, höher und undurchsichtiger werden. Löscht man auf dieselbe Weise nun auch die mittlere, so dass nur die äusserste übrig bleibt, so hat die- selbe nach dem Urtheile des den intensiven Lichteindruck noch bewahrenden Auges alP ihren Glanz verloren, erscheint ganz undurch- Bericht über optische Untersuchungen. '^ \ sichtig , gelb von Farbe und beinahe so , als wenn sie mit Ölfarbe von einem Maler auf die Leinwand gepinselt wäre. Dieses Experiment wird nun wohl jeden Beobachter zu folgen- den Schlüssen verleiten. Erstens: Mehrere Dochte bewirken mehr Berührung mit dem Sauerstoffe der Luft und hiemit ein unverdünnteres , folglich heis- seres Verbrennungsproduct. Je höher also die Temperatur der Ver- brennung ist, desto weniger Kohlentheilchen scheinen abgesondert zu werden, daher die grosse Durchsichtigkeit und das ätherische Aussehen der Flamme. Zweitens : Diese vermuthlich in geringerer Menge abgeschiede- nen Kohlentheilchen glühen intensiver und verbrennen schneller, daher das trotz des ätherischen Aussehens entwickelte ungleich intensivere Licht. Drittens: Die Ursache, dass glühende feste Körper ungleich heller leuchten, als entzündete Gase, scheint demzufolge auch nur wieder in der höheren Temperatur zu liegen. Kohle nämlich, so wie Platinschwamm und andere feste Körper, haben bekanntlich die Eigen- schaft, Sauerstoffgas in ihren Poren namhaft zu veTdichten; Kohle z.B. bis zum SOfachen des Volumens. Dies heisst mit anderen Wor- ten : Um ein jedes Kohlentheilchen herum bildet sich durch Molecular- anziehung eine verdichtete Sauerstoff-Atmosphäre von beinahe 30 Atmosphären Druck. Diese Atmosphärenbildung findet beim Ent- stehen des Kohlentheilchens plötzlich Statt, ist somit mit sehr bedeu- tender Wärme-Entwickelung verknüpft, und die Leuchtkraft eines solchen Theilchens ist gegen jene entflammter Gase nur darum so gross, weil es auch die Verbrennungs-Temperatur ist. Ich glaube die momentane Verdichtung sei hier ein sehr wesent- licher Umstand, denn bereits gebildete Kohle, die sich ihre Sauer- stoff-Atmosphäre bereits allmählich angeeignet hat ohne Erhitzung, leuchtet beim Glühen lange nicht so hell. Es kann diese Ansicht richtig sein oder nicht : eines ist jedoch gewiss, wenn man nicht mehr weiss, als dieses, so heisst dies noch nicht Wissenschaft, weil die mathematische Präcision fehlt. Diesen richtigen, quantitativ bestimmten, zwischen Temperatur und Licht- stärke bestehenden Zusammenhang auf was immer für einem Wege durch Experiment oder Calcul zu ermitteln, ist eine annoch unge- löste Aufgabe der technischen Beleuchtungsichre , und so interessant 72 Petzval. es auch wäre, auf dem von Davy eingeschlageuen Wege fortzu- gehen und die Lösung derselben zu versuchen, so wenig bin ich dazu geeignet, weil ich nicht über Leuchtgas disponire , mit dem man am zweckmässigsten derlei Untersuchungen beginnen könnte, weil ich ferner zu den dazu unerlässlichen genauen quantitativen Bestimmungen ein ganzes Cabinet verschiedener Geräthe benöthigen würde , deren Gebrauch mir theilweise nicht einmal recht geläufig ist, und weil endlich solche Experimente das Auge zu sehr angreifen, an dessen möglichst langer Erhaltung mir als theoretischem und prak- tischem Optiker viel gelegen sein miiss. Endlich ist überhaupt der Gegenstand ein solcher, der am passendsten durch mehrere Experi- mentatoren und vorzugsweise solche, die mit chemischen und physi- calischen Cabineten bereits versehen sind, und die über eine grössere Anzahl von Gehilfen disponiren, nach dem Grundsatze der Arbeits- theilung unternommen und auch zu Ende gebracht werden kann. Die Art des Experimentirens im Sinne Davy's scheint durch den angegebenen Versuch bereits gegeben und wäre etwa die folgende: Wenn durch Einschachteln zweier und dreier cylindrischer Flammen in einander zu gleicher Zeit die Durchsichtigkeit und die Lichtstärke gesteigert werden , so ist wohl zu erwarten , dass beide noch ferner wachsen werden, wenn man 4, 5 und noch mehr Flammen in ein- ander steckt. Ins Unendliche können diese beiden Wirkungen nicht zunehmen , weil einerseits die zunehmende Durchsichtigkeit, die ja der Abnahme der Zahl glühender Kohlentheilchen entspricht, am Ende die Lichtstärke beeinträchtigen müsste, und weil auch die Verbren- nungstemperatur der Natur der Sache nach nicht fortwährend wachsen kann, sondern gegen eine bestimmte Grenze convergiren muss. Es gibt also hier ein Maximum, welches auf dem Wege des Experimentes aufzusuchen wäre und zwar in dreierlei verschiedenen Bedeutungen. Erstens: die grösste Lichtmenge, welche von einem Quadratzolle einer einzigen solchen cylindrischen Flamme ausströmen kann; zwei- tens: das grösste mögliche Quantum Licht, welches ein Quadratzoll der äussersten Oberfläche eines ganzen Conglomerates cylindrischer Flammen in den Raum sendet; drittens: die grösste mögliche Menge Licht, welche man aus einem Pfunde Brennmaterial erhalten kaim. Hiebei wäre es gleichgiltig, ob man den Sauerstoff als Brenn- material betrachtet, oder Wasserstoff und Kohle. Zur gehörigen quantitativen Ermittlung dieses dreifachen Maximums müssten nun Bericht über ui)tist'he Uutersiicliungen. 7 O nothwendigerweise Rechnung und Experiment concurriren. Hätte mau sich aber einmal diese fundamentalen Daten verschaiYt, so wäre es, meine ich, nicht so schwer, die Einflüsse in Rechnung zu ziehen, welche durch Abkühlung die Temperatur und Lichtstärke zugleich beeinträchtigen. Ich glaube, dass man diese Experimente schicklicher mit Leucht- gas, als mit einem tropfbar flüssigen ßrennmateriale anstellen wird, weil schon bei einer dreifachen Lampe die Erhitzung des üles eine sehr beträchtliche ist. Zehn Pfund davon, die sich im Lampenkörper befinden, mit einem ziemlich starken Pumpwerke in die Höhe getrie- ben, bewirken noch nicht recht die nothwendige Abkidilung. Das Ül wird braun und bekommt nach einigen Stunden Syrupsdicke. Leucht- gas hingegen gestattet eine grössere Mannigfaltigkeit von Brenner- formen, die das Zuströmen der atmosphärischen Luft zu der Flamme minder beeinträchtigen, und ich zweifle keinen Augenblick daran, dass solche Versuche, angestellt mit Müsse und Bedacht, dieBeleuchtungs- Industrie mit neuen Erzeugnissen bereichern würden. Schon gegen- wärtig, wo ja noch gar keine genauen Experimente vorliegen, weiss man, dass das Licht desto kostspieliger ist, in je kleinere Parzellen es vertheilt und so in Gestalt kleiner Flammen verwendet wird. Die Lampe von 200 Kerzen Licht mit drei concentrischen Dochten, von der ich spreche, verzehrt keineswegs 25 Mal so viel Ol, als eine gewöhn- liche, die ein Licht von 8 Kerzen liefert, sondern nur höchstens 8 Mal so viel. Wer daher die Wahl hat, einen bestimmten Raum, z. B. eine lange gerade Strasse zu erleuchten mit Einer oder nach Belieben mit 23 verschiedenen Flammen, und dabei mit der grössten möglichen Ökonomie vorgehen will, der wird offenbar eine einzige Flamme, in der Mitte der Strasse aufgestellt und behufs der zweck- mässigen Vertheilung mit einem passenden Beleuchtungsapparate verknüpft, vorziehen. Es ist wohl kaum ein Brennmaterial, wenn man das Gewicht berücksichtigt, theurer, als Knallgas, und doch ist es dort, wo man die sehr bedeutende Lichtstärke von 1000 und mehr Kerzen benöthigt, von allen bei weitem das wohlfeilste, bei dem jetzigen Zustande unserer Kenntnisse wenigstens; denn was ein gründliches Studium des Leuchtmaterials in der Folge bringen kann, kann man ja noch nicht wissen. So wenig zu bestreiten ist: dass die Flamme des Ölgases einer gründlichen wissenschaftlichen Untersuchung werth sei, so verdienen 74 P e t z V a I. jene solche gewiss auch das Drummond'sche und elektrische Licht. Auch hier fehlen uns die quantitativen Bestimmungen der Maxima der Lichtstärken in ihren verschiedenen Bedeutungen. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass diese Lichtsorten an Intensität dem Sonnenlichte überlegen sind in dem Sinne , dass ein Quadratzoll durch Knallgas weissglühender Kalkoberfläche mehr Licht aussendet, als ein Quadrat- zoll der Oberfläche der Sonne ; allein in welchem Masse dies statt- findet, das wissen wir nicht. Unsere Kenntniss dieser Lichtsorten ist somit auch noch keine wissenschaftliche , und es lässt sich keine Theorie darauf bauen. Wien ist sehr reich an Hilfsmitteln für solche Untersuchungen. Vereinigen sich die intellectuellen Kräfte, die sich im Besitze dersel- ben befinden, so dürfte eine schöne gerundete Theorie des äusserst interessanten Wissenszweiges sehr bald zu Starule gekommen sein. Dass solche gründliche Untersuchungen über den Verbrennungs- process ohne praktische Anwendung bleiben sollten, ist bei dem jetzigen CuUurzustande der Völker durchaus nicht denkbar. Man kann sie vielleicht eine Zeit lang missachten, gerade, wie auch die schöne Arbeit Davy's kein besonderes Augenmerk auf sich gezogen hat; mit der Zeit werden sie aber doch ins Leben greifen. Gewiss würde man noch vor einem Jahrhundert denjenigen einer krankhaften Phantasie beschuldigt haben, der von Eisenbahnen gesprochen hätte, die grosse Länder durchziehen, von Locomotiven und Dampfschiffen, von riesigen, durch ganze Meere gelegten Tele- graphendräthen und anderen Wundern, die die Zeit gebracht hat, und die wir bereits schon mit Gleichgiltigkeit anzusehen anfangen, und vielleicht würde man auch gegenwärtig mit einigem Befremden die kühne Phantasie des Mannes anstaunen , der im prophetischen Geiste voraussagen würde, dass eine Zeit kommen wird, wo in allen Capi- tolenEuropa's, ja selbst in den kleineren Städten überall ein beispiellos schlanker Bau hoch in die Luft sich erheben wird, gekrönt von einem durchsichtigen Pavillon, der eine riesenhafte Flamme enthält, die der ganzen Umgebung ein viel reichlicheres und gleichförmigeres Licht zusendet, als unser gegenwärtig gebräuchliches, ins Unendliche parcellirte Beleuchtungssystem. Und doch ist dies wenigstens sehr wahrscheinlich, weil selbst nach unseren jetzigen Einsichten auf dem Felde des technischen Beleuchtungsproblemes sehr bedeutende Ersparnisse an Kosten, die mit der Concentration des Lichtes vieler Bericht über optische Untersuchungen. 7 3 Flammen in eine einzige verknüpft sind iintl andere ebenso grosse Ersparnisse, die der zweckniässigeren Verwendung, die erst durch grosse Flammen möglicii wird, anhängen, nachgewiesen werden können. Ein einziger gelungener Versuch dieser Art zieht andere noch grossartigere nach sich und die Sache endigt damit, eine allgemeine zu werden. Diese Auseinandersetzungen dürften wohl genügen, um darzu- thun, wie ich dies meine, wenn ich sage, ich könnte Ihnen zwar eine mathematisch begründete Theorie der Lichtverwendung liefern, aber keine der Lichterzeugung auf eben so fester wissenschaftlicher Grundlage. Es liegt dies auch offenbar nicht in meinem Wirkungs- kreise, wiewohl ich nicht anstehe, zuzugeben, dass icli als Mathemati- ker zur Mitwirkung berufen sein dürfte. Das Sprichwort: „Sutor ne ultra crepidam" hatgewiss einen praktischen Werth, denn das mensch- liche Leben ist kurz und ich werde mit der Entwickelung der Keime, die sich mir auf dem Felde der reinen mathematischen Wissenschaf- ten geboten haben, genügend beschäftigt sein. Dies schliesst jedoch den Wunsch nicht aus, auch eine strenge Theorie der Lichterzeu- gung unter dem Schutze der kaiserlichen Akademie entstehen zu sehen, denn es würde dies gar sehr dazu beitragen, meine lang ge- pflegten optischen Untersuchungen zu einem lückenlosen Ganzen abzurunden. Man hat sich in der Neuzeit bekümmert um das mechanische Äquivalent der Wärme, man hat der Verwandlung der Elektricität in Wärme und Magnetismus die gebührende erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Die Umsetzung der Wärme in Licht ist gewiss kein minder interessanter Forschungs-Gegenstand und unter allen derar- tigen vermuthlich der dankbarste, d. h. derjenige, der vorzugsweise präcise Resultate und praktischen Nutzen verspricht. 76 P e r g e r. Über die Vervielfältigung von Lichtbildern (Photographien) durch Atzungen und Galvanoplastik. Von Prof. A. Ritter v. Perger, Scriptoi- der k. k. Hofbibliotlick. Herr Ritter von Perger legte der Classe einen Folioband mit Photographien vor, welche von Herrn Pretsch, ehemaligem Factor der k. k. Hof- und Staats -Druckerei, dermalen in London etahlirt, angefertigt und Sr. k. k. Apost. Majestät unterbreitet wurden, durch die Allerhöchste Gnade aber als Geschenk an die k. k. Hofbibliuthek gelangt sind i). Prof. V. Perger erwähnt, dass es ihn doppelt freue, in dieser Angelegenheit einen Bericht geben zu können, da die Vervielfältigung von Lichtbildern durch die Kupferdruckerpresse eine eigentlich Österreichische sei. Er erzählt, dass unmittelbar nachdem Daguerre's grosse Entdeckung in Wien bekannt wurde (1839) und die ersten Platten hier anlangten, Prof. Berres der Erste war, welcher also- gieieh mit Atzung derselben begann , und zwar mit solchem Ernst und solcher Ausdauer, dass er schon in April 1840 öflentlich bekannt geben konnte, dass ihm mehrere Ätzungen gehingen seien. Der Vortragende zeigt als Belege hiefiir den ersten deutlichen Abdruck einer Landschaft mit Häusern, dann als zweite Probe die Ansieht der unteren Partie dos St. Ste[)hansthurmes , ferner eine Atzung des Bildnisses Sr. Majestät Kaiser Franz nach einem Gemälde von Amer- ling und endlich die Judith nach einem Bilde von Horace Vernet vor, welche Blätter Prof. Perger durch die Güte des Besitzers der- selben, Herrn FML. v. H a u s 1 a b, erhielt. Der Sprecher führt ferner an, dass Herr Donne erst im Mai 1840 der Akademie zu Paris ein versiegeltes Packet übergab, in welchem derselbe sein Veifahren, 1) Se. k. k. Apost. MHJestät haben geruht, Herrn Pretsch als Anerkennung seines Verdienstes auf diesem Gebiete die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft allergnädigst zu verleihen. über die Vervielfältigung' von Lichtbildern etc. 7^7 Daguerreotypen zu ätzen, aufgezeichnet hatte, wälirond Berres bereits einen vollen Monat vorher mit seinem Verfahren hervortrat. Es werden nun in Kürze die verschiedenen Richtungen, welche in England und Frankreich zur Erreichung von siderographischen oder chalkographischenAhdriicken von Lichtbildern eingeschlagen wurden, erörtert und besonders die Versuche Tal bot's mit doppelt chrom- saurem Kali und Gelatin und des jüngeren Niepce's Verfahren mit einer Lösung von Asphalt in Benzin besprochen, und Lichtahdrücke vonRiffaut und Lemercier gezeigt, so wie die Art angedeutet, in welcher dieselben gefertigt wurden. Prof. Perger spricht sodann von den vielfachen Versuchen, welche in Betreff von Daguerreotyp - Ätzungen in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei durch Hrn. Pyl gemacht wurden, und legt dessen in dem obgenannten kaiserl. Institute gedruckte Brochürc über dies Atzverfahren vor, welcher zwei Daguerreotyp- Abdrücke, nämlich eine antike Büste und eine Madonna nach Alhrecht Dürer beigegeben sind. Der Sprecher kömmt nun auf die Erfindung des Hrn. Pretsch zurück, deren Tragweite vor der Hand noch nicht ahzusehen sei, indem sie dem Bereiche der Ahhiidungen ein unübersehbares Feld eröffnet und ihre Vollendung beinahe erreicht hat. Als Beleg hiezu legt Prof. V. Perger das oben erwähnte Work des Hrn. Pretsch vor und theilt mit, dass dieser mit einer Londoner Gesellschaft in Verbindung getreten sei, welche gesonnen ist, unter seiner Leitung die vorzüglichsten Denkmale mittelalterlicher Baukunst Englands in Photogalvanographien herauszugeben. Binnen Kurzem wird das erste Heft dieser Sammlunff erwartet. 78 Z e n g e r. SITZUNG VOM 2G. MÄRZ 1857 Eingesendete Abhandlung. Über eine neue Bestimmungsmethode des Ozon- Sauerstoffes. Von W. Zeuger, Lehrer der Physik zu Neusohl. (Vorg-elegt in der Sitzung: vom 19. März 1857.) Eine kurze Erfahrung bei ozonometrisclien Beobachtungen wird Jedermann die Seliwierigkeiten kennen lehren, M^elche sich der Be- stimmung der Farbentöne mittelst der Farbenscala entgegenstellen, indem die Töne der Papiere mit denen der Farbenscala durchaus nicht übereinstimmen und eher eine schmutzigviolete als blaue Färbung atniehmen, daher wahrscheinlich auch die Farbenscala der Ozonomcter aus Basel die blaue Färbung in eine violete verwandelt haben; was aber von geringem Nutzen ist, da die Färbungen auch nach der Ab- änderung der Scala noch Variationen zeigen, die in einer Weise auf- treten, dass an eine sichere Bestimmung des Farbentones nach der Scala nicht gedacht werden kann. Die Ursache davon scheint in der Präparation der Papiere zu liegen; es ist diese Farbe die nämliche, welche Jodkalium zeigt, wenn es der Einwirkung der Luft, des Lichtes und der Feuchtigkeit ausgesetzt worden ist. Es ist also höchst wahr- scheinlich die Anwendung von Jodkalium, welche diese Abweichung der Farbentöne und gänzliche Unregelmässigkeit in der Färbung hervorruft. Allein dies ist nicht der alleinige Vorwurf, den man dieser Methode machen muss, es besteht noch ein grösserer und alle Ver- gleichbarkeit solcher Beobachtungen aufhebender Ubelstand. Das Jodkalium wird durch Ozon - Sauerstoff zerlegt, indem das frei werdende Jod in der Papierfaser in höchst fein vcrtheiltcm über eine neue üestimmuiigsinetliode des Ozon-Sauerstoffes. 79 Zustande ausgeschieden wird, und so der Verdampfung eine sehr grosse Oberfläche darbietet, als deren unmittelbare Folge eine bedeutende, von Temperatur, Bewegung der Luft , Feuchtigkeitszustand abhän- gige Verdampfung des Jodes auftritt , und nur durch die Eigenschaft des Jodkaliums beschränkt wird , das Jod zu einem SuperJodid zu lösen, welches bereits längere Zeit bekannt, eine schwarzbräunlich glänzende Masse bildet, in dem so verdünnten Zustande aber Ursache der schmutzig violeten Farbe der Jodstärke zu sein scheint. Von der Wahrscheinlichkeit dieser Nebenreaction in den Jodkalium-Kleister- streifen kann man sich leicht überzeugen, wenn man das reinste Jod- kalium etwas befeuchtet der Einwirkung der Luft aussetzt, wo es eine rothbräunliche Farbe annimmt; gibt man etwas SuperJodid des Kalium zu einer concentrirten Jodkaliumlauge, resultirt auch eine braunroth gefärbte Krystallmasse. Allein die Bildung des SuperJodids findet, wie die Versuche zeigen, nicht im trockenen und sehr wenig im schwach feuchten Zustande Statt, hingegen bei stärkerer Feuch- tigkeit in stärkerem Masse, also wird die Verdampfung auch noch von der mehr oder minderen Feuchtigkeit der Luft, wegen der mehr minderen Bildung des SuperJodids abhängig, und daher jeden- falls ein Verlust an Jod entstehen, der in keiner V^eise sich bestim- men lässt, die Färbung sonach stets einen negativen Fehler geben. Wie stark diese Verdampfung des Jodes ist, kann man sich über- zeugen, wenn man den Jodkaliumstreifen über eine polirte Silber- platte hält, nach kurzer Zeit hat sie einen Fleck der nicht verschwin- det, und bei hohem Ozongehalte der Luft habe ich ganz deutlich auf grössere Entfernung selbst den charakteristischen Jodgeruch und ebenso mehrere herbeigerufene Personen denselben wahrgenommen. Schon diese Erfahrungen Hessen die Angaben des Ozonometers als gänzlich unzuverlässig erscheinen; allein dies ist noch nicht alles, was man demselben zum Vorwurfe machen muss, es ist nämlich auch die Kohlensäure der Luft von Einfluss auf die mehr oder mindere Zersetzung des Jodkaliums, indem sie auf feuchtes Jodkalium ebenfalls zersetzend wirkt und Jodwasserstoff entbindet, der wieder durch den Ozon-Sauerstoff zersetzt wird, aber auch grossentheils aus der Papier- faser verflüchtigen kann, ohne in derselben zersetzt worden zu sein. Diese Zersetzbarkeit ist noch grösser bei anderen Jodmetallen, z. B. Jodkaicium, das viel empfindlicher reagirt als Jodkalium, aber der Zersetzung durch Kohlensäure noch mehr ausgesetzt ist, als das 80 Z e n g e r. Jodkalium, hingegen in einer von Kohlensäure befreiten Atmosphäre wegen seiner Empfindlichkeit dem Jodkalium vorzuziehen wäre. Bei denselben Jodgehalten von versuchten Probeflüssigkeiten und Probe- papieren war die Färbung der Jodcalcium-Kleisterlösung und Streifen stets eine reinere und eine intensivere als die der Jodkalium-Kleister- lösnngen und Streifen, was wohl daher rühren mag, dass das Cal- cium eine geringere chemische Affinität zu Jod und eine geringere Neigung Nebenproducte zu bilden hat. Bei geringem Ozongehalte der Luft, bedeutenden Feuchtigkeits- graden und Kohlensäuregehalte derselben, kann der ohnehin geringe Halt ganz unmerklich werden , indem die schwach violete Färbung des Papieres nicht wahrnehmbar wird, und nebstdem durch Ver- dampfung Jod verloren geht, das unter anderen Umständen als Super- jodid oder freies Jod auf das Amylnm eingewirkt hätte; auch reagirt das Superjodid-Jodkalium durchaus nicht so stark, wie freies Jod, und ist ein schwaches violetroth weniger wahrnehmbar, als seihst sehr schwache hclIblaueTinten. Diese Gründe scheinen genügsam die Un- zulässigkeit solcher Versuche darznthun, und es lag nahe, nach einer anderen Methode zur Messung des Ozongehaltes sich umzusehen. Bevor jedoch dazu gesehritten werden konnte , war es haupt- sächlich nöthig ein Reagens zu finden, das die obigen Mängel des Jodkaliums oder Jodcaicium-Präparates nicht zeigt. Ein solches empfindliches, ja empfindlicheres Reagens als die Jodüre der Alkalien und alkalischen Erden ist die JodwasserstofF- säure in hinreichend verdünntem Zustande, um nicht allzu sehr durch Verdampfung den Procentgehalt zu ändern. Die JodwasserstofTlösnng ist aber nicht allein wegen ihrer ausserordentlichen Empfindlichkeif, sondern auch desswegen vorzüglich anwendbar zur Ozonreaction, weil andere Beimengungen der Gasmenge, als: Wasserdunst und Kohlen- säure, keinen Einfluss auf die Ozonreaction derselben nehmen können; nebstdem hat sie die Eigenschaft, so wie das Jodkalium oder Jodcal- cium das Jod zu lösen, und zwar eine dem Superjodide der Metalle analoge Verbindung mit dem Jode zu bilden, jedoch mit dem vortheil- haften Unterschiede, dass das Jod so lose chemisch gebunden ist, dass seine Eigenschaften unverändert dieselben bleiben, wie bei dem chemisch freien Jode. Es entsteht nämlich eine ganz analoge Verbin- dung, wie die des Chlors mit dem Chlorwasserstoff, ein WasserstofT- Superchlorid oder hier ein Wasserstoff-Superjodid bildend, in denen über eine neue Besfinmiungsniethode des Ozon -Sauerstoffes. 3| aber Jod oder Chlor (als zweites Atom) so lose gebunden erscheinen, dass man sie als in freiem Zustande betrachten kann. Der JodwasserstotT-Kleister wird sonach die Veränderung er- fahren , als wäre blos das durch den Ozonsauerstoff ausgeschiedene Jod vorhanden. Doch war zu besorgen, dass durch Verdampfung des Jodwasserstoffes die Reaction beeinträchtiget und nahmhafte Ver- luste an Jod allenfalls entstehen werden. Allein diese Besorgniss ist nicht gegründet, besonders wenn man eine ziemlich dicke Kleisterlö- sung zur Jodwasserstoff-Lösung setzt, wodurch noch ein zweiter weiter unten erwähnter Zweck erreicht wird. Das Verdampfende ist beinahe ohne Spuren von Joddampfwasserdunst mit JodwasserstofTgas im- prägnirt. Übrigens wurde bei den Grundversuchen die Vorsicht ge- braucht, auch diese entweichenden JodwasserstofTwasserdämpfe zu condensiren. Nachdem sonach ein Reagens gefunden worden, das in Allem dem Zwecke entspricht, kommt es vorzüglich darauf an, den Jodka- lium-Kleisterstreifen eine andere ßeobachtungsweise zu substituiren, da die Papierstreifen für JodwasserstofT- Kleisterlösung unanwend- bar sind. Die Jodwasserstoffsäure wurde zu diesem Behüte unmittelbar in der gehörigen Verdünnung erhalten, indem man Jodcalcium i), das frisch und höchst sorgfältig bereitet wurde, so dass keine Spur von freiem Jodesich darin befand, durch verdünntePhosphorsäure zerlegte, damit nicht durch Anwendung von Schwefelsäure eine Reaction auf das entstehende JodwasserstofTgas stattfinden könne. Nach Abscheidung der phosphorsauren Kalkerde wurde die Flüssigkeit ohne sie zu flltri- ren mit dem Heber abgehoben, und erst beim Gebrauehe mit frisch bereiteter Kleisterlösung versetzt, um jede Zersetzung zu verluiten. Die Lösung enthielt so viel Jodwasserstoffgas, dass 100 Gr. der Lösung 001 Gramm Jod also 001 % enthielt. Diese Lösung wurde •) Das Jodcalcium wurde durch Zersetzung des Eisenjodiirs mittelst Kalk in einem Trichter und Ablassen des hydratischen Niederschlages durch die Trichterröhre erhalten, worauf das Klare in eine wohlgesehlossene Flasche gebracht und der ausgesüsste Niederschlag gewogen wurde, um sich zu überzeugen, dass keine Ver- luste während der Operation stattgefunden haben, also die gewonnenen Flüssig- keiten alles Jod als Jodcalcium enthalten ; hierauf wurde etwas Äther in die Flasche gegeben, der rasch die Luft austreibt, und so lange Phosphorsiiure zugesetzt, als ein Niederschlag erfolgte, liin Überschuss ist zu vermeiden, wegen der möglichen Nebenwirkungen beim Titriren mit unterschwefligsaurem Kalke. Sitzb. d. mathem.-naturw. Gl. XXIV. Bd. l. Ilft. 6 82 Zeuge r. als ProbirtUissigkeit angewendet, und ist unter den nöthigen Vor- siehtsmassregeln sieher und unabhängig von äusseren Eintlüssen, die das Resultat beirren könnten, anwendbar. Allein bei der Anwendung von Flüssigkeiten kömmt der Umstand zu berücksichtigen, dass man nur dann eine vollständige Absorption des Ozon-Sauerstoftes durch selbe erwarten kann, wenn sie die möglichst grösste Oberfläche der Berührung dem ozonhaltigen Gas- gemenge darbieten. Dazu ist aber grob gestossenes Glas oder Asbest am anwendbarsten, die mit der Probeflüssigkeit benetzt (dann aber ohne Kleisterzusatz} der Einwirkung der Gasmenge in dazu geeigneten Vorrichtungen exponirt werden. Noch besser sind Asbestfäden , welche mittelst der Capillarität die Flüssigkeit in äusserst dünnen Schichten aufsaugen und in die Höhe heben , \\odurch das Durchdringen wesentlich befördert wird. Eine zweite wesentliche Frage ist nun die : wie soll in der durch die Einwirkung des Ozon -Sauerstoffes zersetzten Jodwasserstoff- lösung die Menge des ausgeschiedenen Jodes quantitativ bestimmt werden ? Dazu gibt es zwei Wege, die quantitative Analyse oder die Titrirung und die Bestimmung der Menge des freien Jodes aus der Färbung der Flüssigkeit. Ehe wir zur näheren Betrachtung beider Methoden schreiten, wollen wir zuerst die ßeobachtungsweise und den angev.endeten Apparat aus einander setzen. Ozononieter - Apparat. Es lag am nächsten einen Aspirator in Anwendung zu bringen, wie Brunner zur Bestimmung der Kohlensäuregehalte der atmo- sphärischen Luft anwandte; allein der jedenfalls wichtigste Theil der Einrichtung ist der Absorptionsapparat, denn davon ist haupt- sächlich abhängig, dass kein OzonsauerstofT unzersetzt durchgehen könne. Dies ist aber wieder durch ein weder zu rasches noch zu langsames Durchströmen der Luft oder Gasgemeiige überhaupt und dann dadurch bedingt, dass das Gas eine möglichst grosse Ober- fläche treffe. Es wurde eine Glasröhre an eine Liebig'sche Chlorcalciumröhre angeschmolzen, die zum Aspirator führte, und die bauchige Erweite- rung der Chlorcalciumröhre mit Asbeststreifen in ähnlicher Weise über eine neue Bestiniiming'smetliode des Ozou-Sauerstofles. §3 gefüllt, wie dies zu geschehen pflegt, wenn man mit Schwefelsäure Gase trocknet, und die Probefliissigkeit eingefüllt; die capillare Wirkung der Fäden vertheilt die Flüssigkeit bald auf der ganzen Fläche und bietet so die vortheilhafteste Anordnung zur Gewinnung einer grossen Oberfläche dar. Nachdem 1000 Litre atmosphärischer Luft durch den Apparat in der Dauer von 6h IMorgcns bis 61^ Abends in gleichförmigem Strome gestrichen waren, zeigte sich, nachdem der Apparat mit Wasser aus- gezogen worden, so dass gerade die Bürette von 200 Theilstrichen ausgefüllt war, bis zum 100. Theilstriche, nach Zusatz von etwas Kleisterlösung, eine mehr oder minder intensive Färbung, doch gaben zehn solcher Versuche, \\ovün drei bei sehr geringem, durch die Ozon- streifen nicht angezeigten Ozongehalte, stets einen Ozongehalt; wor- aus ersi<;htlich, dass die Scliönbein'schen Ozonometer durchaus kein Vertrauen verdienen, indem sie weder annäherungsweise den Ozon- gehalt anzeigen, noch auch eine Vergleichung zulassen. Die Versuche waren höchst mühselig, da das Gefäss , nachdem es geeicht worden, immer wieder angefüllt werden musste, wenn das Wasser bis zur Marke abgeflossen war und geringere Luftmengen zweifelhafte Resultate gaben. Die quantitative Analyse geschah nun statt durch eine Auflösung von schwefeliger Säure, durch Titrirnng mit unlerschwefligsaurem Kalke. Die Titre war so eingerichtet, dass lOOTheile derselben i Theil der angewendeten Flüssigkeit entfärben, wenn alles Jod, das darin enthalten ist, als Jod- Wasserstotl' durch den Ozon-Sauerstofl" oxydirt worden wäre. Allein nur fünf Versuche Hessen auf diese Weise eine Beslimmung zu, und dies war mit Sch\\ ierigkeiten und Unsicherheiten verbunden, die es zweifelhaft erscheinen lassen, ob diese sonst so genaue und sichere Methode hier mit Vortheil an- wendbar sein könne. Es zeigt sich nändich, dass bei dem nothwendiger Weise sehr verdünnten Zustande der Lösungen die Reaction eine langsame ist, so dass es vortheilhaft erscheint die Titre erwärmt anzuwenden, was jedoch nieder viele Umständlichkeiten und Unsicherheiten nach sich zieht. Es ist äusserst mühsam und erfordert alle Aufmerksam- keit die Titrirnng richtig durchzuführen, und hat sonach den grossen Nachtheil für eine grössere Verbreitung und Ausdehnung der Beob- achtungen des Ozongehaltes eher hinderlich, als förderlich zu sein. 6» 84 Z e 11 g- e V. Ich w iirde die Titrirung mit unterschwefligsaurem Kalke ij vor- ziehen der mittelst schwefliger Säure, weil der entstandene Nieder- schlag- von schwefelsaurem Kalke einen sichtbaren Anhaltspunkt zugleich mit der Entfärbung bietet, und es leichter scheint das Fort- schreiten der Reaction zu beobachten, auch dieselbe schneller eintritt, als bei Anwendung der schwefeligen Säure , da man hier mit er- wärmten Lösungen arbeiten kann. Am besten ist die Titre von unter- schwefligsaurem Kalke bis etwa 40 Grad zu erwärmen, weiterhin kann leicht schon Zersetzung des Salzes eintreten, und ist es daher nicht rathsam stärker zu erwärmen. Es versteht sich von selbst, dass die Probefliissigkeit nicht auch erwärmt wird, sondern nur die wai'me Titre hinzuzufügen ist. Allein alle diese Schwierigkeiten lassen sich leicht durch eine Beobachtungsweise umgehen, die der Titrirmethode analog, doch einen für manche Fälle sehr feiner Reactionen sehr praktischen Weg che- mische Reactionen zu beurtheilen, abgibt. Wenn gewisse chemische Reagentien eine Farbenerscheinung hervorbringen, die einen Farbenwechsel oder Nüancirung zweier farbloser oder gefärbter Flüssigkeiten bedingt, so werden offenbar aus der Tiefe der Farbe oder der Stärke der Nüancirung durch die optische Bestimmung der Färbung giltige Schlüsse auf die chemische Reaction und Zusammensetzung sich führen lassen. Wir wollen dieses Princip gleich in seiner Anwendung auf den Ozongehalt der Atmosphäre näher beleuchten. Denken wir uns, eine bestimmte Menge in der Probeflüssigkeit enthaltenen Jodwasserstofl'es sei durch den Ozon-Sauerstoft" zerlegt, in Jod umgesetzt worden, so wird hinzugefügter Stärkekleister eine Färbung von bestimmter Inten- 1) Der iintersehwefligsanre Kalk ist ein ehe» so eiiiplimlliches Reagens , iils schwe- felige Siiurc, und hat nicht den Nachtlieil , wie diese oft in seiner Lösung- erneut werden zu müssen, da die schwefelige S.iure viel leichter sich oxydirt, und durch ihren geänderten Halt und die mögliche Beimischung von Schwefelsäure das Resultat heirren kann, während der unterschwefligsaure Kalk vorerst in das schwefligsaure beinahe unlösliche Salz verwandelt wird , und sonach sich die Änderung der Flüssigkeit sogleich verräth, während die scliwefelige Säure sogleich in Schwefelsäure durch Oxydation übergeht, und diese Änderung- von keiner wahr- nehmbaren Veränderung in dem äusseren Ansehen der Flüssigkeit hegleitet wird. Auch variirt der Halt der Lösung der schwefeligen Säure mit der Temperatur, indem sie gasförmig entweicht , was bei dem unterschwefligsauren Kalksalze nicht stattfinden kann. über eine neue Bestiminungsmethode des Ozon-Sauerstoffes. §5 sität bei einem bestimmten Concentrationsgrade hervorbringen. Allein es wird möglich sein eine gleich concentrirte Lösung von Stärke- kleister durch Zusatz sehr verdünnter Jodlösungen gerade so intensiv blau zu färben, als die vorgelegte Probe; hat man nun diesen Punkt erreicht, so wird die verbrauchte Jodmenge die äquivalente Menge des in der Probeflüssigkeit enthaltenen freien Jodes sein. Man wird sonach nicht nöthig haben die Probeflüssigkeit durch Vermischen und Erwärmen möglichen Veränderungen auszusetzen, und die Fehler der Titrirung vermeiden, welche durch die nothwendig allmähliche Reaction und schwierige Beobachtung des Sättigungspunktes bei so feinen Ver- suchen entstehen müssen. Auch wird man auf optischem Wege eher zehn Versuche durchführen, als einen einzigen durch die Titrir- methode. Jedermann wird sich leicht durch einige Übung in der Unterscheidung der Farbentöne die nöthige Schärfe des Urtheils erwerben und sich zugleich überzeugen, wie leicht und sicher es ist, wenn man dabei methodisch verfährt. Um nun sichere Anhaltspunkte der vergleichenden Analyse zu haben, bereitet man sich Jodtinctur durch Auflösen von Jod in reinem Wasser; die geringe Löslichkeit desselben ist hiervon keinem Be- lange, da die Vergleichungsflüssigkeiten nur Spuren des Jodes ent- halten dürfen, da die durch das Ozon hervorgebrachte Färbung nur eine sehr schwache ist, selbst bei zwölfstündiger Expositionsdauer. Man ist daher genöthigt die exponirte Probe-Flüssigkeit concentrirt anzuwenden und in möglichst dicken Schichten. Man füllt sie nämlich in eine enge, mit parallelen Glasplatten verschliessbare, zur Hintan- lialtung störenden Seitenliehtes aus schwarzem Glase gefertigte Glas- röhre von solchem Durchmesser, dass die in Anwendung gebrachte Probeflüssigkeit eine Schichte von wenigstens 10 Cm. Dicke bildet, und hat 10 Probirröhren mit Jodmengen, die von 0*1 Mgr. freien Jodes Gehalt bis zu 0*01 Mgr. abnehmen. Natürlich müssen die so ange- wendeten Flüssigkeiten mit derselben Menge Stärkekleister versetzt werden, wie die Probeflüssigkeit des Versuches selbst, damit die Durchsichtigkeit und überhaupt die moleculare Zusammensetzung so weit möglich bei beiden Flüssigkeiten gleichartig sei. Durch diese Methode ist man leicht im Stande die Grenzen dieser Flüssigkeits-Farbenscala so enge zu ziehen, wie bei einer gewöhnlichen Titrirung, und die Bestimmungen werden kaum gerin- gere Schärfe zeigen. 86 Z e n Allein ei» Haupteiuwand liesse sich gegen diese Methode machen, nämlich der, dass die so hereiteten Jodamylnm-Lösiingen durch den allmählich sich bildenden Niederschlag und die Zersetzbarkeit des Amylums selbst in Kürze unbrauchbar würden, und die allerdings etwas mühselige Arbeit der Herstellung von 10 optischen Probeflüssig- keiten sehr oft wiederholt werden müsste. Diesem Übelstande ist aber leicht abzuhelfen, indem man der leicht zersetzlichen Jodamylumlösung eine unzersetzbare gleichge- färbte substituirt. Der dazu brauchbarste StolF ist das Doppelsalz von schwefelsaurem Kupferoxyd- Ammoniak (schwefelsaures Ammo- niak-Kupferoxyd), welches in verdünntem Zustande die Farbe des Jodamylums i-echt gut nachahmt, indem es einen etwas violeten Stich hat und zugleich selbst verdünnt sehr stark tingirt, sowie auch eine ganz homogene unveränderliche Flüssigkeit bietet, die höchstens mit der Zeit etwas abdunstet, wo durch Nachfüllen bis zur Marke und Umschütteln des Röhreninhaltes leicht nachzuhelfen ist. Man hat so eine unvariable Vergleichsscala, die so angewendet wird, dass man durch die Röhren auf ein gelbes Papier, das hell er- leuchtet ist, sieht und die Flüssigkeit des Versuches in einer ähn- lichen Röhre daneben hält, indem man durch einen ocularähnlichen Ansatz aus Pappe zur Abhaltung des Seitenlichtes mit beiden Augen gleichzeitig hindurch blickt. Das gelbe Papier ist von wesent- lichem Nutzen, da es geringe Unter- schiede der Färbung dem Auge noch merklich macht, wegen der geringeren Durchsichtigkeit der Flüssigkeit für gelbes Licht, als für das gewöhn- liche weisse. Am besten wäre wohl gerade die complementären Far- bentöne anzuwenden. Da die Verdünnung nicht genug gleichmässige Abstufungen der Farbentöne ergibt, so muss man sich schon die Mühe geben, die Jodlösungen in den 10 Abstufungen zu bereiten, und erst hierauf genau die entsprechenden Farbentöne durch die Lösung des schwefel- sauren Kupferoxyd -Ammoniaksalzes hervorzubringen suchen, was übrigens nicht so schwierig ist. Freilich bleiben die individuellen Fehler in der Reurtheilung der Farbentöne übrig, allein diese sind nicht gross, wo es sich nicht über eine neue Bestimmung-suielhode iles Ozon-Sauerstoffes. 87 um die absolute, sondern nur relative Höhe des Farbentones handelt, wenn das Auge nur sonst nicht abnorme Eigenschaften hat. Wünsclienswerth für übereinstimmende Beobachtungen, wie sie von den meteorologischen Beobachtungsstationen gemacht werden, wäre, dass man über den Halt der Flüssigkeitenscala sich einige und am besten aus einer Hand alle gebrauchten Apparate ausgingen, wie das bei den Schönbein'sehen Ozonometern der Fall ist. Es würde für die sichere Vergleichbarkeit der Beobachtungen sehr viel gewonnen, und eine Änderung der wohlverwahrten Flüssigkeiten wäre wohl nicht leicht anzunehmen, dabei gutem Verschluss weder Verdunstung, noch bei dem verdünnten Zustand Ablagerungi von Krystallen zu besorgen steht; auch die Flüssigkeit gegen Lichteintlüsse unempfindlich ist. Der einzige Fehler verursachende Einfluss wäre die Ausdehnung durch Wärme, da aber alle gleiche Temperatur haben können, so wird dieser Fehler wohl nie merklich werden, wenn man dafiir sorgt, dass die Probeflüssigkeit auch die Temperatur der Scalaröhren besitze. Soll nun eine Bestimmmnng des Ozongehaltes der Luft gemacht werden, so wird ein, den Chlorkalium-Röhren analoger Apparat am Aspirator angebracht, welcher sich jedoch dadurch unterscheidet, dass zwei Wulste an dieser Probirröhre angebracht sind, in deren ersten die mit Jodwasserstofflösung geträakten Glas- oder Asbest- stücke kommen, in dem zweiten aber reines Wasser sich befindet, das alle durch den Luftstrom fortgerissene Jodwasserstoff und Jod- dämpfe auffängt, und zur Auslaugung des Inhaltes des ersten Wulstes gebraucht wird, indem man nach vollendeter Expositionsdauer die Röhre so neigt, dass das im zweiten Wulste enthaltene Wasser herausfliesst; es wird dadm-ch jeder Verlust an Jod vermieden, und zugleich richtet man die Sache so ein, dass die Flüssigkeiten nach ihrer Mischung den gehörigen Grad der Concentration haben, nach- dem auch die Amylumlösung zugesetzt worden. Auf solche Weise ist ein Fehler durch die Verdampfung des Jodes und fortgerissen werden durch den Luftstrom nicht zu besor- gen, wenn nur der Aspirator in stets geregeltem Gange nie zu rasch die Luft durch den Ozonometer-Apparat (Fig. 2) hindurch saugt. Die Röhre b c muss in Glas eingeschmolzen werden, oder wenn dies Umstände macht, eine engere Röhre, die wie b c gebogen und in eine Spitze ausgezogen ist, eingeschoben werden, die bis nahe an den Boden des zweiten Wulstes reicht, damit die aus 1 kommende 88 Z e n g- e r. Luft gezwungen sei durch das Waschwasser zu gehen. Ist 2 mit Waschvvasser gefüllt bis zur Höhe des Striches, so wird es bei 0 geschlossen, indem man den Finger darauf drückt, 1 mit Asbest oder grobem Glas, und mit der bestimmten Menge der Probeflüssigkeit gefüllt, hierauf bei a mit einem Glasstöpsel geschlossen, und der Ozonometer-Apparat mit dem Aspirator Ä in Verbindung gesetzt, wo bei dem Öffnen des Hahnes h und nach Entfernung des Stöpsels a die Luft gezwungen ist durch die Glasstücke oder Asbestfäden hin- durch zu dringen, und dann durch die feine Spitze c in sehr kleinen Blasen in das Waschwasser zu treten und über die ganze Oberfläche desselben hinzustreichen. Will man den Versuch unterbrechen, soschliesst man den Hahn des Aspirators, nimmt vorsichtig die Röhre od aus ihrer Umschlies- sung heraus, damit nichts verschüttet werde, und giesst aus 2 die Flüssigkeit in ein bereit gehaltenes Glas, aus dem man es wieder in J giesst; hier fliesst es durch die Glasstücke und den Asbest langsam durch und tröpfelt aus der feinen Spitze langsam nach 2 zurück, was man etwa dreimal wiederholt, dann Kleisterlösung bis zur gehörigen Menge hinzufügt, es in die 10-20 Cm. lange Proberöhre^Üllt und die Höhe des Farbentones an derScala bestimmt, die entsprechenden Jodmengen sind bekannt, und hieraus berechnet sich die Menge des Ozons, je nachdem man die Formel HO, oder 0 für dasselbe annimmt. Dadurch lässt sich wohl die absolute Menge des Ozons in der Luft finden , allein diese Versuche sind zu mühsam um sie täglich auch nur zweimal ohne vielen Zeitverlust anstellen zu können; allein es könnte vielleicht durch Combination beider Methoden der abso- luten und der relativen Bestimmung des Ozongehaltes diesem Übel- stande abgeholfen werden, wenigstens gaben parallele Versuche mit über eine neue Bestimmungsmethode des Ozon-Sauerstoffes. o9 blos auf einer etwas vertieften Sehale ausgebreiteten Asbestfäden, welche mit der Probeflüssigkeit benetzt waren, ausgelaugt und weiter wie oben behandelt wurden, ziemlich übereinstimmende Resultate, wie weiter unten ersichtlich ist. Jedoch war das nur dann der Fall, als jeder Luftzug durch die Einschliessung des benetzten Asbestes in einen, wohl freien Luftzutritt gestattenden , aber von der unmittelbaren Einwir- kung der Luftströmungen schützenden Glaskasten aufgehoben wurde. Es versteht sich von selbst, dass diese Beobachtungen nicht die absolute Menge des Ozon-Sauerstoffes ergeben können, sondern nur die relative, aber stellt man zeitweise parallel mit denselben abso- lute Bestimmungen an, was in grösseren Intervallen stattfinden kann, so wird man, wenn auch nicht mit der Sicherheit wie bei absoluten Messungen, doch auch aus diesen relativen Bestimmungen auf die absolute Menge des Ozon-Sauerstoffes schliessen können. Ja es würde genügen, dass nur eine Hauptstation diese absoluten Bestimmungen parallel mit den relativen anstelle, wenn dieselbe mit allen Nebenstationen bei derselben Einrichtung des Apparates für relative Messung des Ozongehaltes auch dieselben Probeflüssig- keiten mit den Nebenstationen in Anwendung brächte. Dadurch würde also ein System correspondirender, an allen Nebenstationen ohne besonders complicirte Vorrichtung eben so leicht anstellbarer Versuche gewonnen, das bei Anwendung gleicher Flüssigkeiten und gleicher Farbenscala für die optische Titre das ungenaue Verfahren mit den Schönbein'schen Ozonometern zu verdrängen geeignet wäre, da es auf fixen Massen basirt, viel mehr Vertrauen als jenes verdiente, ohne doch viel mehr Schwierigkeiten in der Ausführung darzubieten. Es erübrigt nur noch zu erwähnen, dass statt des Jodamylums auch der Schwefelkohlenstoff als Reagens gebraucht werden kann, das ausserordentlich empfindlich eine rothe Färbung hervorbringt, nur steht hier, da oft eine schnelle Bestimmung nicht thunlich ist, die leichte Zersetzbarkeit des Schwefelkohlenstoffes hindernd entgegen, da es immer eine ängstliche Sache ist, bei so feinen Versuchen und der geringen Menge freien Jodes einen in Berührung mit Wasser so leicht zersetzbaren und flüchtigen Stoff als Reagens anzuwenden. Übrigens ist die Färbung doch in sehr verdünntem Zustande nicht so leicht wahrnehmbar, wie eine selbst sehr schwache bläuliche. Die weiter unten beschriebenen Versuche wurden nur mit Jod- wasserstoff und Amylumlösung mittelst der optischen Titre durch- 90 Z e 1» geführt; so weit es die sehr heschränkten Mittel gestatteten, absolute und relative Bestimmungen mit gleichzeitiger Beobachtung am Schön- bein'schen Ozonometer angestellt. Bestinimong der absoluten qikI relativen Ozongehalte der atmosphäri- schen Luft. Es wurden in 12 Stunden etwa 1000 Litre Luft durch den Ozonometer-Apparat gesogen, also 83 Litre etwa auf die Stunde, das Luftquantum wurde aus der Menge des abgeflossenen Wasserquan- tums des Bespirators geschlossen. Da jedoch der Bespirator zu klein war für solche länger dauernde Versuche, daher öfter nachgefüllt wer- den musste, so konnten die Versuche nur am Tage angestellt werden. Die Probeflüssigkeit enthielt auf 100 KCm. 0-1 Gr. Jod als Jod- wasserstotT, und wurde in 15 Cm. lange mit parallelen Glasplatten schliessbare Probirröhren gefüllt, zuvor jedoch mit Amylum versetzt. Fünf Versuche sind mit gewöhnlicher Titre, 15 mit optischer Titre und alle zwanzig mit paralleler relativer Bestimmung mit Jodwasser- stofTlösung und Schönbein'schen Jodkaliumstreifen angestellt, und finden sich in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt. TAFEL. Absoluter und M'laliver Ozuiibalte der Luft In 100 Litre Tag Schönb.Ozon Bar.- Stiind Wind Bewöl- kung Titre relativ. Halt optische Titre Ozon- gehalt 6"M. 6" A. Jod in .\I llig:r. auf 100 Titre Jan. 6 7-0 ß°n 322'" 5 Ni-o 40 0-083 7-3 0-080 0-005 „ 7 6-5 0-0 324-2 NWi-o 4-0 — 1-5 0-027 0 • 002 „ 9 9-0 2-0 326 ■ 3 N0.5 2 0 — 30 0 030 0-003 „ 16 9-0 7-0 322-3 N0.8 2-5 — 5-6 0-090 0-006 „ 20 S-0 6-0 323 0 NO-- 0-0 — 6-0 0-096 0-006 „ 21 10-0 3-0 321-0 NO-5 4-0 — 7-2 0-110 0-007 „ 22 8-S 8-0 321-3 N0.5 4-0 — 7-8 0-113 0-008 ,, 23 8-0 60 319-5 ISO«-« )Nö-2 SO»-» Nebel 4 — 4-8 0-080 0-005 ,, 24 6-0 1-0 316-3 4-0 — 2-3 0-048 0-003 „ 25 8-0 7-0 316-4 SOo-" Nebel 4 — 8-3 0-130 0-008 « 26 9-0 i 70 317-1 Nn.5 Nebel 4 — 9-0 0-133 0-010 „ 27 3-0 1 4-0 318-9 gO.5 Nebel 4 — 6-0 0 090 0-006 „ 28 5-0 30 320-8 00.5 4-0 — 4-3 0-080 0-005 „ 29 9-0 ' 8-5 322 0 01-0 4 0 — 9-0 0-160 0010 „ 30 8-2 ■ 7-0 322-9 No.o 4-0 — 7-2 0-115 0-007 „ 31 6-5 60 323-6 N"-5 4-0 — 6-5 0-100 0-006 „ 3 10-0 9-0 320-0 go.o 1-0 0-0098 8-3 0-135 0-007 « 4 30 4-0 320-2 ^0-5 1-0 0-0070 6-0 0-096 0 - 006 „ 5 6-5 5-0 321-3 NO^-o 0-8 0-0089 7-0 0-100 0-006 „ 10 3-S 10 320 0 NNW»^ 4-0 0-0020 20 0 035 0-002 über eine neue Bestimmiing-smethode des Ozon-Sauerstoffes. 9 1 Die voranstehende Tabelle zeigt, in wie weit die relativen Be- stimmungen mit denen der absoluten Messungen übereinstimmen, und geben gleich zu erkennen, dass nach der gewöhnlichen Titrirmethode dieHälfte durchgehends wahrscheinlich grösser gefunden werden, als sie in Wirklichkeit sind, was sich wohl am natürlichsten d;idurch er- klärt , dass nicht alles zugesetzte unterschwefligsaure Salz zur Wir- kung gelangt, indem diese keine augenblickliche ist, daher leicht ein Überschuss selbst beim vorsichtigsten Titriren entstehen mag, der sich daher immer als positiver Fehler zu erkennen gibt. Die Fehler sind in den 5 zu vergleichenden Fällen : Titrirt: Opti sehe Probe : 3. Jänner . . . 0-0098 0 0070 + 0-0023 4. „ . . . 0-0070 0-0060 0-0010 s. „ . . . 0-0089 0-0060 0-0029 C. „ . . . 0-0085 0-OOSO 0-0036 10. „ . . 0 0020 0-0020 0 0000 Auch sind die Fehler gar nicht regelmässig und ziemlich bedeu- tend, was nicht zu verwundern ist, da die Mengen so ausserordentlich gering sind , und das Titriren mit grosser Schwierigkeit sich durch- führen lässt; es scheint sonach, dass hier die optische Titrirung den Vorzug verdiente, indem die Resultate derselben regelmässiger und wahrscheinlicher erscheinen, als jene durch die gewöhnliche Titrirung, auch für den öfteren Gebrauch an Bequemlichkeit und Sicherheit, wenigstens so weit es sich aus der geringen Anzahl von Beobachtungen schliessen lässt, die gewöhnliche Titrirungsmethode übertrifft, da man von Reagentien, die noch dazu leicht veränderlich sind, gar keinen Gebrauch zu machen hat. Jedenfalls müssten ausgedehntere, und mit hinreichenden Mit- teln durchgeführte Versuche, sowohl über die Vertrauenswürdigkeit der gefundenen absoluten Mengen, als der dabei angewendeten Methoden Gewissheit und näheren Aufschluss über die Frage geben, ob die angewendeten Reagentien auch im Stande sind, alles vorhandene Ozon zu zersetzen, so dass die durchgegangene Luftmasse als völlig ozonfrei betrachtet werden könne. 92 P e t z V a 1. Vorträge. Fortsetzung des Berichtes über optische Untersuchungen. Von dem w. M. Prof. Joseph Petzval. Ich habe in den Sitzungen vom 12. und 19. März der mathem.- naturwissenschaftlichen Classe einen Abriss meiner dioptrischen Untersuchungen mitzutheiien angefangen. Ich will heute in der Aus- einandersetzung der errungenen Resultate fortfahren. Wie ich neulich schon bemerkt habe , bildet die Bestimmung des Ganges eines Lichtstrahles durch ein System von beliebig vielen brechenden oder reflectirenden Rotationsflächen mit gemeinschaftli- cher Rotationsaxe so zu sagen den Stamm dieser Untersuchungen. Sie wurden so eingeleitet, dass man die Coordinaten ^, t] des Punktes sucht, in welchem eine an einer beliebigen Stelle sich befindende Ebene von dem Strahle geschnitten wird, nachdem er die letzte der Rotationsflächen verlassen hat, im gleichen die drei Winkel, welche derselbe aildort mit den drei Coordinatenaxen einschliesst und dies alles zwar in Form von Reihen, aufsteigend geordnet nach den Po- tenzen derjenigen Grössen, die den Einfallspunkt und die Richtung desselben Strahles an der ersten Fläche bestimmen. Diese Grössen sind bekanntlich sechs, nämlich drei Coordinaten und drei Winkel ; allein ich habe Mittel gefunden , sie zurückzuführen auf nur drei und dadurch die sehr weitläufigen Reihengebilde in etwas zu verein- fachen. Wie man von Reihen spricht , hat man meistentheils mit einem ziemlich weit verbreiteten Vorurtheile zu kämpfen. Es erregt dies nämlich den Glauben, als wäre dasjenige, was man durch Reihenent- wickekmgen gewinnt, nicht ganz, sondern nur annäherungsweise richtig; allein die Sache ist hier eine ganz andere, und es hat mit der Optik dieselbe Bewandtniss, wie mit der Mechanik des Himmels. Hier ist es das Newton'sche Attractionsgesetz , in welchem im Grunde die ganze Wissenschaft in niice steckt, dort hingegen ist Fortsetzung- des Berichtes über optische Uiitersucliuiigeii. 93 es das Sinusgesetz der Brechungen , in welchem die ganze Optik enthalten ist. Freilich ist in heiden Naturgesetzen so viel auf einmal enthalten, dass es ehen wegen der Fülle des Inhaltes der heschränkte mensch- liche Geist nicht ühersehen kann und in specielle Bestandsatzungen zerlegen muss. Man muss daher zuvörderst zur ersten Annäherung schreiten, aus welcher sich hier die Bahn der Himmelskörper ergibt als Kegel- schnitt, dort aber die Eigenschaften der Bilder, als dasind: Licht- stärke, Grösse des Bildes, Vergrösserungszahl, Gesichtsfeld, als Grund- eigenschaften hervorheben, ein Theil der Untersuchung, von dem ich in der obgenannten früheren Sitzung bereits Kunde gebracht habe. Jetzt kommt aber das Störungsproblem und bringt uns neue Eigenschaften der Bilder in Gestalt gewisser Abweichungen, welche die Schärfe und Naturtreue des Bildes beeinträchtigen, und zwar in sehr bedeutender Anzahl. Wir sind hier genöthigt, alle die sehr verschie- denen Mängel ähnlich oder verschieden ihrer Gestalt nach auf eine passende Weise zu classificiren, um zu einer klaren Übersicht der- selben zu gelangen und um die Mittel angeben zu können, die zu ihrer Wegschaifung dienlich sind. Diese Mängel nun sind, wenn auch nicht auf dem Wege der Reihenentwickelung erhalten, keineswegs nur approximativ, sondern sie sind genau in der angegebenen Grösse wirklich vorhanden; und es ist die Reihenentwickelung nur ein Mittel zu ihrem genauen analytischen Ausdrucke, wie zu jenen der Naturgesetze zu gelan- gen, nach welchen sich die Eigenschaften der Bilder richten und nach welchen der erfindende Optiker seine Bestrebungen einzu- leiten hat. Es kommt liier wesentlich darauf an, dass man die verschie- denen Abweichungen behufs eines möglichst klaren Überblickes auf passende Weise classificire ihrer Grösse und Beschaffenheit nach. so wie die Mechanik des Himmels, die wohl bei allen grossen Stö- rungsproblemen ewig als Muster dastehen wird, ihre Störungen ein- theiltin säculäre und periodische und so wie die analytische Geometrie die Berührungen der Curven in Ordnungen gliedert. Ich habe also auf dem Felde der Optik denselben Weg einge- schlagen und die Bilder, die von einem Linsen- und Spiegelsysteme herrühren, in Ordiumgen eingetheilt, indem ich ganz allgemein ein 94 P e t z V a I. Bild der m'''" Ordnung dasjenige nenne, welches noch Abweichungen übrig liat, die nach denjenigen drei Grössen, nach denen meine Reihen aufsteigend geordnet sind , der m^^" Ordnung angehören. Dies hat mich in den Stand gesetzt, die Eigenschaften der Bilder versdiiede- ner Ordnungen, die desto edler werden, je höher die Ordnungszahl, der Reihe nach zu erörtern und hiermit auch die verschiedenen Mittel kennen zu lernen der Zahl und BeschaHenheit nach, Linsen- und Spiegelkrümmungen, den Stoff, aus dem sie gemacht sind, u. s. w. um das Bild eines optischen Apparates zu einer bestimmten Ord- nungszahl zu erheben. Die Abweicliungen aller Ordnungen zerfallen zuvörderst in drei Hauptsorten; nämlich erstens: diejenigen, welche von der Gestalt der brechenden Flächen herrühren; zweitens: die in der Farbenzer- streuung begründeten, und drittens: die aus der Beugung des Lichtes abgeleiteten. Der bei weitem ausgedehnteste Theil der Untersuchung fällt auf die erste Sorte, nämlich auf diejenigen Mängel der Bilder, welche aus der Gestalt der brechenden Flächen entspringen, gewöhn- lich sphärische Abweichung genannt, weil die Kugelgestalt die bei weitem am häufigsten in der Ausübung vorkommende ist. Dies Gndet seinen Grund in dem Umstände , weil diese Form am allerleichtesten mit der erforderliclien Genauigkeit ausgeführt zu werden vermag und dies ist wieder in dem Umstände begründet, weil zwei Körper, die man so lange in einander schleift, bis sie in allen Lagen vollkommen in einander passen, keine andere, als die Kugelgestalt annehmen können , welche daher so zu sagen sich von selbst controlirt. Dies zwingt nun natürlich auch den Mathematiker, sein vorzüglichstes Au- genmerk auf diese Gestalt hinzulenken, und nicht eher seine Zuflucht zu nehmen zu irgeiul einer anderen, als bis es sich herausgestellt hat, dass gewisse Zwecke durch eine solche andere, aber nicht durch die Kugelgestalt zu erreichen sind. Ich habe gefunden, dass die sphärische Form allen Anforderun- gen genüge und dass man mit ihr all' dasjenige erreichen kann, was sich durch parabolische, elliptische und andere Krümmungen erzielen lässt, wenn man nur einen kleinen Mehraufwand brechender Flächen nicht scheut, der übrigens gar nicht in Betracht kommen kann von Wegen der sehr wesentlich erleichterten Ausführung. Ich habe daher zwar meine Untersuchungen mit beliebigen Rotationsflächen ange- fangen , sie jedoch bei den höheren Approximationen verlassen und Fortsetzung des Berichtes iiher optische Uiitei'suchuiigeii. 95 sie Ijis ins Detail untl bis zu den Gliedern der 9. Ordnung nur für sphärische Krümmungen fortgeführt, verlange daher auch von der Optik keine anderen als solche. Die sphärischen Abweichungen werden nun zunächst eingetheilt in Ordnungen und die Ordnungszahl der in einer optischen Combina- tion übrig bleibenden solchen bestimmt zugleich die Ordnungszahl des Bildes. Einer jeden Ordnung ferner angehörige Abweichungen zerfallen wieder in drei verschiedene Sorten: solche nämlich, welche die Schärfe des Bildes beeinträchtigen, solche, die auf die Krümmung des Bildes Einfluss nehmen, und solche, die der Treue des Bildes schaden, indem sie z. B. einer geraden Linie im Bilde eine Krümmung ertheilen. Sie sind vorhanden in einer mit der Ordnung stets wach- senden Anzahl und Complication, so zwar, dass die längsten der ge- rechneten Abweichungs-Coefficienten, ausgeführt von zwei Paaren zugleich damit beschäftigter Bechner, über ein Vierteljahr in An- spruch nahmen, trotzdem dass alle Mühe aufgeboten wurde, die Bechnung vom Ursprünge an auf die allereinfachste Form zu redu- ciren und eine eigene Taktik solcher grosser Entwickelungen des Calculs zu gründen. Diese Mühen waren unerlässlich, wenn man zu dem analytischen Ausdrucke der Gebrechen gelangen wollte, die überhaupt einem belie- bigen optischen Instrumente ankleben können, und ich habe ihre Kenntniss sowohl , wie auch die Möglichkeit eine klare Übersicht über dieselben trotz ihrer Menge zu gewinnen , im Wesentlichen der Zweckmässigkeit des EintheiUmgsprincipes zu danken. Ohne Ent- wickelung in Beihen und ohne Eintheilung der Bilder in Ordnungen, bliebe man hier stets nur in der tiefsten Dunkelheit. Ungeachtet des zwcckmässigsten Eintheilungsprincipes nun, gleicht doch eine solche Aufzählung der Gebrechen der optischen In- strumente mit ihren ungeheueren Bechnungs -Entwickelungen sehr einer mathematischen Sandwüste, aus der nur spärlich einige sehr einfache Naturgesetze, wie grünende Oasen, sich herausheben, den optischen Künstler in seinen Entwürfen leitend. Das vornelnnste von ihnen ist das folgende: Der reciproke Werth des Krümmungshalbmessers des Bildes von einer Linsencombination am Scheitel ist unabhängig von den Krümmungen und gleich der Summe der Producta aus den reciproken Werthen der Brennweiten in die reciproken Werthe der Brechungsverhältnisse ; oder nennt man 96 1» e t z V a I. den Krümmungshalbmesser des Bildes R, die Brennweiten der ein- zelnen Linsen: jp,, p^, p. . . . p,^, die Brechungsindiees der verschie- denen Glassorten, aus denen sie bestehen: Wj, w,, n. ...n,n, so besteht jedesmal die Gleichung: 1111 1 (1) -^ = 1- h h + Der Satz sowohl, wie die Formel, die der Ausdruck desselben ist, bleiben richtig, auch wenn eine oder einige der Bestandlinson durch Spiegel ersetzt werden, wenn man den Brechungsindex für jeden solchen Spiegel gleich der negativen Einheit nimmt. Da in dieser allgemeinen Formel die Linsenkrümmungen nur insoferne vor- kommen, als sie in den Brennweiten Pi,pz . . . |>,„ enthalten sind, die gegenseitigen Abstände aber gar nicht erscheinen; so braucht man nur die Linsen und Spiegel zu sehen, aus welchen eine optische Combination besteht, ohne über die Art ihrer Anordnung irgendwie Kunde zu haben, und ist alsogleich im Stande, die Krümmung des Bildes anzugeben. Zur Kenntniss der vollen Ausdehnung, in welcher dieser merk- würdige Satz richtig ist, gehört noch, dass die Linsen- und Spiegel- krümmungen keineswegs sphärische zu sein brauchen, weil die an- geführte Gleicliung als specieller Fall abgeleitet ist aus der folgen- den allgemeinen: 1 tu — 1 «2 - — 1 »'s — 1 »'m — 1 H 1 — r + R II j r^ Ho r^ n., r™ >/„, r,. allwo 7'i, Vn, Vs . . . • r,n. die Krümmungshalbmesser der verschiedenen Botationsflächen am Scheitel sind, Ux 113 ih • • • • Wm aber die Indices der an ihnen stattfindenden Brechungen. Trifft man aber nun auch im Verfolge einer mühsamen Wissen- schaft nur auf wenige solche Sätze; so ist doch diesen wenigen eine desto grössere Wichtigkeit zuzuschreiben. Der vorliegende z. B. hat wegen seines allgemeinen , überall sich wiederholenden Einflusses in der Optik die volle Geltung eines grossen wissenschaftlichen Princi- pes, so zwar, dass ich seiner selbst bei der ersten Approximation, wohin er seiner Natur nach nicht gehört, doch nicht cntrathen kaim. Viele wesentliche Massnahmen in der Theorie der Oculare würden dadurch gänzlich ungerechtfertigt bleiben. Fortsetzung- des Berichtes üher optisdie Uiitersucluiiigeii. 97 Wiewohl also der Beweis dieses Satzes aus der optischen Stö- riingstheorie gezogen und hinter bedeutenden Rechnungsentwicke- lungen versteckt ist, so bin ich dennoch genöthigt, denselben schon in der populären Optik zu gebrauchen und einstweilen ohne Beweis der höheren Wissenschaft zu entlehnen. Es wird wohl nicht ohne Nutzen sein, um die Wichtigkeit dieses Grundsatzes in ein helleres Licht zu stellen , auf einige der populärsten Folgerungen aus dem- selben im Gebiete der Praxis aufmerksam zu machen, Nehmen wir fürs erste an, ein sphärischer Spiegel mit dem Krümmungshalbmesser r liege vor. Für einen solchen ist der in den Formeln vorkommende Brechungsindex n durch die negative Einheit zu ersetzen, was mit anderen Worten nur heisst, der Einfallswinkel und der Reflexionswinkel sind einander an Grösse gleich und ihrer Lage nach gegen das Einfallsloth entgegengesetzt. Für einen solchen Spiegel nun hat man den Krümmungshalbmesser ß des Bildes gegeben durch die Formel : 1 2 . « »* — = — also R = — . R r 2 Es ist aber die Hälfte des Krümmungshalbmessers zugleich die Brennweite eines solchen Spiegels. Man sieht also, dass der Halb- messer des Bildes bei einem sphärischen sowohl, wie auch bei einem anders gekrümmten Spiegel gleich der Brennweite sei, wenn er über- haupt eine solche hat. Dieser specielle Fall der Gleichung (1) gestattet nun auch einen populären Beweis. Denken wir uns in der That einen solchen sphäri- schen Concavspiegel, eingefügt, wie bei Spiegelteleskopen, in ein längeres Rohr, und an der Stelle, wo sich der Krümmungsmittelpunkt befindet, eine Blendung angebracht von einer geringeren Öffnung, als die des Spiegels ist; mehrere Strahlencylinder gehen durch diese Blendung in verschiedenen Bichtungen , alle Axenstrahlen derselben aber durch den erwähnten Mittelpunkt; so fallen nothwendigerweise alle diese Axenstrahlen unter rechten Winkeln auf die Spiegelfläche und haben auch, von dem Mittelpunkte an bis zu dieser gerechnet, einerlei Längen r. Jeder dieser Cylinder geht nach der erlittenen Brechung über in einen Kegel , dessen Spitze genau in die Mitte des betreffenden Axenstrahles fällt. Alle diese Kegel sind offenbar con- gruent und ihre Spitzen liegen in der Oberfläche einer Kugel, die Sitzb. d. mathem -naturw. Cl, XXIV. Bd. I. Hft. 7 98 P e t 2 V a I. man sich aus dem Mittelpunkte des Diaphragma's und der Spiegel- krümmung mit dem halben Radius beschrieben denken kann. Man hat also an dieser Stelle offenbar ein gekrümmtes Bild von ganz gleich- förmiger Schärfe und genau dem Krümmungshalbmesser, den die allgemeine Formel (1) angibt, nämlich gleich der Brennweite. Nehmen wir an zum zweiten, es sei die Rede von einer einzigen Linse mit der Brennweite j) und von einem Stoffe, dem der Brechungsindex u angehört. Für eine solche hat man kraft der ersten Formel (1) : 1 1 (2) -^ = — , folglich R = np. ^ ^ H np Ist nun von einer Crownglaslinse die Rede , so hat man nahezu ^* = Vs» also R = 3/2 p. Dies ist ein grösserer Krümmungshalb- messer, als bei Spiegeln von gleicher Brennweite. Linsen erzeugen also minder gekrümmte Bilder, was man einen kleinen Vorzug nennen kann. Für den unter allen diaphanen Körpern am stärksten bre- chenden Diamant hat man w = 2-4, folglich R = 2*4 p. Dieser Edelstein erzeugt daher noch flachere Bilder, als Glas. Gehen wir jetzt von diesen einfachsten optischen Mitteln über zu den zusammengesetzten und betrachten wir dritten Orts eine durch Zusammensetzung aus Crown- und Flintglaslinsen achromatisch gemachte dioptrische Combinalion , bestimmt zu einem gewissen Zwecke z. B. zu einem Cameraobscura-Objective. Man wünscht ein ebenes Bild, und fragt desshalb, unter welchen Bedingungen ein solches zu Stande komme? Um dazu zu gelangen, denke man sich alle Crownglaslinsen bis zur Berührung an einander gestellt und die Brennweite dieses Linsenconglomerates erforscht. Sie sei p. Man denke sich ferner mit sämmtlichen Flintglaslinsen dasselbe gethan. Die Gesammt-Brennweite heisse r:. Ebenso sei der ßrechungsindex für Crownglas 71 und für Flintglas v. Endlich bezeichne man noch überdies die Gesammt-Brennweite der ganzen, aus Crown- und Flintglaslinsen zusammengesetzten Combination mit P, so hat man : 1 1,1,1 1 1 — = — H und — = 1 . n np V7Z F p t: Soll nun das Bild ein ebenes sein, so ist i? = oo und — = 0 ; R also hat man: Fortsetzung- des Berichtes über optische Uutersuchungen. 99 1 vi n — y R np P np Nun ist beiläufig w = 1-5 für Crownglas und v = 1-6 für Flint- glas. Werden diese Wertlie erkiesen, so hat man: d. li. um ein ebenes Bild zu erlangen, muss ich zu den Crownglas- linsen, die meist Sammellinsen sind, so viele Flintglaslinsen, die meist Zerstreuungslinsen sind, hinzufügen, dass die letzteren überwiegen, und dass der ganze Linseninbegritf eine 15 Mal so grosse Brennweite hat , als die Gesammtbrennweite p aller Crownglaslinsen. Dieser ganze Inbegriff muss daher wirken nahezu wie ein Planglas, dessen Brennweite unendlich ist. Strenger genommen aber eher wie eine sehr schwache Zerstreuungslinse, die kein wirkliches, sondern nur ein virtuelles Bild gibt. Dies wird nun allerdings ein ebenes sein, aber Niemand kann es brauchen. Obige Gleichungen gestatten aber noch eine andere Auflösung. Man leistet ihnen nämlich auch Genüge, wenn man p z= n = oo macht, was auch P = R = oo gibt, d, h. man erhält auch dann ein ebenes Bild, wenn die Flintglaslinsen unter sich und die Crownglaslinsen abermals unter sich, bis zur Berührung an einander gestellt, der Wirkung nach einem Planglase äquivalent sind. Diese Art die vorliegenden Gleichungen aufzulösen, ist aber eben so wenig trostbringend, wie die frühere. Dieser Umstand nun ist es , der ein Cameraobscura - Objectiv, besonders wenn es viel Lichtstärke und ein beträchtliches Gesichts- feld haben soll, zu einem der schwierigsten Gegenstände der theore- tischen Optik macht, so zwar, dass ein in aller Strenge theoretisch tadelloses Erzeugniss dieser Art, wiewohl es allerdings in der Mög- lichkeit begründet ist, doch in einen Aufwand von optischen Mitteln verwickelt, die selbst bei den jetzigen Zeiten, wo man es nicht mehr übel nimmt, dass ein Cameraobscura -Objectiv im höheren Preise steht, als ein Fernrohr, durch die damit verknüpften Kosten sehr viele zurückschrecken würde, dass man sich sohin mit einer Annähe- rung begnügen muss, ein nur annäherungsweise ebenes Bild, d. h. ein nur so wenig, wie möglich, gekrüunntes herstellend. Die Zeit scheint übrigens nicht mehr ferne, wo der Kostenpunkt kein erheb- liches Hinderniss mehr sein wird der Aufnahme eines edlen optischen Erzeugnisses dieser Art. 7» 100 P e t ^ V a I. Sollte vielleicht Jemanden die Schwierigkeit, ein ebenes Bild darzustellen , nicht recht einleuchten aus dem Grunde , weil die ursprünglichen Dunkelkammern, mit welchen Daguerre gearbeitet hat, nur eine einfache achromatische Linse als Objectiv besitzen, deren Bild auf eine Ebene fällt, so bemerke ich, dass dies kein Bild sei , welches in aller Strenge zu irgend einer Ordnungszahl gehörig wäre. Ich kann mich kaum verständlicher ausdrücken, als wenn ich sage: um solch' ein Bild zu erhalten , nehme man eine entsprechend schlechte achromatische Linse , die mit sphärischen Abweichungen aller Art gesegnet ist ; suche sich an derselben die Stelle, die man gewiss irgendwo finden wird, wenn oben erwähnte Abweichungen nur im reichlichen Masse vorhanden sind, welche die Strahlen nahe genug nach derjenigen Ebene sendet, auf welche das Bild fallen soll, und blende die übrigen »/lo oder mehr dem Betrage nach ab. Mit einer möglichst abweichungsfreien Linse , die wirklich nach wissenschaft- lichen Principien construirt, ein reines Bild gibt von einer gewissen Ordnung der Güte, gelingt dies nicht, denn solch' ein Bild besitzt stets die naturgemässe, durch die Formel (1) gegebene Krümmung, und wollte man es mit Gewalt in eine Ebene strecken, so würde es alsogleich , wenn auch z. B. der neunten Ordnung angehörig, zur dritten Ordnung herabsinken. Damit man aber nicht meine , dies sei eine Ernennung zur neunten Ordnung und Degradation zur dritten, welche das Individuum weder besser noch schlechter macht, will ich versuchen , die damit verknüpfte Veränderung, insofern sie vom Auge wahrgenommen wird, hier etwas näher zu kenn- zeichnen. Es mag dies zugleich zur Warnung dienen für diejenigen Bear- beiter der optischen Wissenschafteu, welche ein tiefer eingehendes Studium in die Natur dieser Abweichungen dadurch zu vermeiden und überflüssig zumachen glauben, dass sie mit den gewöhnlichen exacten trigonometrischen Formeln durch alle Flächen durchrechnen und, die Krümmungshalbmesser variirend, sodann die sehr klein ge- dachten Correctionen suchen, die man zu diesen Krümmungshalb- messern noch hinzuzufügen hat, um das genaue Zusammenkommen aller Strahlen in einem einzigen Punkte des Bildes zu bewirken. Solche Correctionen existiren nämlich nicht inuner und wiewohl sich solche aus dem auf diese Weise eingeleiteten Bechnungen ergeben, so sind sie doch illusorisch. Feh will also, wie gesagt, die mit dem Gerad- For-lselziing- des Berichtes über optische Untersiiehnngen. 101 biegen verknüpfte Veränderung eines edlen Bildes der 9. Ordnung etwas näher erörtern. vrT ACBD sei eine solche Linse und 0 ihr Mittelpunkt, d. h. der- jenige, durch den die Axe OL hindurchgeht. Wir machen durch die- selbe und durch die Axe zwei Schnitte, einen verticalen durch AB, einen horizontalen durch CD. Ist ihre Brennweite p und ist sie so berechnet, dass sie ein vollkommenes Bild von irgend einer höheren Ordnung gibt, so fällt solches in die Kugelfläche EM, welche mit dem Halbmesser ^/^ p beschrieben ist. und es werden all' diejenigen Strahlen, die zu irgend einem Strahlengliede gehörig sind, der in einer beliebigen Richtung SO, welche aber in der verticalen Ebene liegt, auf die Vordertläche fällt, sich in einem Punkte E dieser Kugel- fläehe vereinigen, sowohl die AE und B E, welche in den verticalen Schnitt fallen, als auch die CE und DE, die von der Seite kommen. Man wird also in dieser Kugelfläche ein vollkommen scharfes Bild haben. Will man dieses mit Gewalt gerade biegen , so kann man zu diesem Zwecke einen Coefficienten, der zu einem Abweichungsgliede der dritten Ordnung gehörig ist, von der Nulle verschieden anneh- men und dadurch allerdings den Vereinigungspunkt E der in die Verticalebene fallenden Strahlen mit dem Centralstrahle 0 E auf eben demselben beliebig weit fortschieben, z. B. bis nach F, so dass dieser Vereinigungspunkt den Raum EF beschreibt. Die Seitenstrahlen jedoch , die wollen nicht nach. Ihr Vereinigungspunkt rückt zwar 102 P e t z V a I. hiebei auch vor, aber nur bis G, und beschreibt einen Raum EG= '/sEF. In der Ebene MH nun , auf die allerdings das Bild jetzt ftillt, wenn man annimmt, dass der geometrische Ort der Minima der Querschnitte der einzelnen Strahlenbündel, in die sich die einfallen- den Strahlencylinder verwandeln , auch zugleich jener des Bildes ist, sind die der verticalen Ebene entnommenen Strahlen noch nicht bei- sammen, die Seitenstrahlen hingegen aus einander gefahren. Man hat dem zufolge ein Bild, welches wohl in der Mitte, d. li. in M sehr scharf sein kann , welches aber an Schärfe gegen den Rand zu und zwar im quadratischen Verhältnisse der Entfernungen von der Mitte abnehmen muss, was einen sehr unangenehmen Eindruck auf das Auge macht. Solehe Bilder haben einen eigenthümlichen Charak- ter, der aus dem eben berührten Sachverhalte leicht erschlossen werden kann, Ist nämlich das Abgebildete eine aus verticalen und horizontalen Linien zusammengesetzte Zeichnung, so hat man in der Lage FiVdes Schirmes, der das Bild auffängt, die horizontalen Linien scharf und deutlich, in der Lage GL hingegen die verticalen, in der Lage HM, wohin das Bild eigentlich fallen sollte, weder die einen noch die anderen. Ganz andere Resultate gibt der Diamant. Wird dieser an der Stelle des Crownglases mit Flintglas achromatisirt, so hat man in der obigen Gleichung ?^ = 2*4 zu setzen, während v = 1'6 bleibt. Daraus ergibt sich : Man hätte also zu der Diamantlinse noch Flintglaslinsen von einem passenden Zerstreuungsvermögen hinzuzufügen , so dass die dadurch hervorgehende achromatische Combination die dreifache Brennweite der Diamantlinse bekommt. Namentlich gehört hiezu eine Flintglaslinse mit der Brennweite : oder auch zwei solche, die zusammen diese Brennweite besitzen. Edelsteine und vorzüglich der Diamant sind schon in früheren Zeiten zu optischen Zwecken, meist zu einfachen Mikroskoplinsen gebraucht worden , haben aber keinen sonderlichen Nutzen gebracht, weil man so eigentlich nicht wusste, zu welchem Zwecke und wie sie zu verwenden seien. Die gegenwärtigen einfachen Betrachtungen Fortsetzung des Berichtes über optische Untersuchungen. 103 verbreiten hierüber ein helles Lieht. Der Diamant als optisches Material biegt nämlich die Bilder gerade und dient noch überdies wahrscheinlich zur Aufhebung der Farben des secundären Spectrums. Könnte man ihn haben in ganz grossen Stücken, so wäre es ein Leichtes, sehr ausgezeichnete Cameraobscura-Objective aus dem- selben zu construiren. Da dies aber nun niclit der Fall ist, so bleibt ein solches Objectiv stets eine sehr schwierige Aufgabe für den theo- retischen Optiker und im hohen Grade der Vollkommenheit selbst eine sehr schwere Aufgabe für die ausübende Kunst. In Bezug auf das Mikroskop jedoch knüpfen sich an diesen Edel- stein manch' stolze Hoffnungen. Hier benöthigt man ihn nur in sehr kleinen Dimensionen und es genügt ein einziger Diamantbestandtheil zu namhafter Veredlung der Leistung eines Mikroskopes, natürlich falls sieh überhaupt dieser krystallisirte Körper, der wegen seiner grossen Härte schwer zu behandeln ist , zu solchen Zwecken als brauchbar erweist. Sollte es sich herausstellen, dass er, wenn auch in sehr geringem Grade, doppelt breche, oder sich durch die Bemü- hungen der Kunst in die erforderliche genaue Form nicht bringen lasse, so w^ären diese Hoffnungen getäuscht. Zu Ocularen bliebe der- selbe jedoch auch in diesen Fällen noch verwendbar und würde nach wie vor zum Geradebiegen der Bilder ganz vorzügliche Dienste leisten. Nur die Aufliebung des secundären Spectrums gelänge dann nicht mehr. Sprechen wir jetzt an vierter Stelle von Fernröhren. Die astro- nomischen und terrestrischen Instrumente dieser Art bergen gewöhn- lich in ihrem Innern einen grossen Überschuss von Sammellinsen , so dass in der allgemeinen Formel (1) der bei weitem vorherrschende Theil der alldort vorkommenden Glieder positiv erscheint, also auch 1 . - einen sehr beträchtlichen, mithin R einen sehr kleinen positiven R Werth bekommt. Hieraus folgt, dass das Bild, welches vom Objectiv und Ocular eines Fernrohrs gemacht und dann vom Auge gesehen wird, sehr bedeutend gekrümmt sei; ein Rotationsparaboloid mit dem Krümmungshalbmesser R am Scheitel, welches dem Auge seine con- vexe Seite zukehrt. Dies beeinträchtigt nun das Sehen vermittelst des Auges durchaus nicht, theils weil auch die Netzhaut eine Krüm- mung in demselben Sinne hat, theils weil das Auge die Eigenschaft besitzt, bei allen Entfernungen von der Weite des deutlichen Sehens 104 P e t z V a I. an bis ins L'neiidliche sicii mit Leichtigkeit zu accomniodiren. Wollte man aber vermittelst eines Fernrohrs photographisehe Abbildungen mit übjectiv und Ocular erzielen, so accommodirt sieh die ebene, das Bild aufnehmende Collodiunschiehte nicht, und man darf sich nicht wundern, wenn schon wegen der Krümmung des Bildes und ohne Rücksicht auf die sonstige Beschaffenheit der gewöhnlichen Oculare die so erzielten Erzeugnisse gar viel zu wünschen übrig lassen und sich als gar nicht geeignet erweisen , dasjenige darzu- stellen, was man mit demselben Fernrohr sieht. Mit Galiläischen Fernröhren hat es eine ahnliche , aber ent- gegengesetzte Bewandtniss. Hier besteht ein Überschuss an Zer- streuungslinsen. Im Polynome der Gleichung (1) überwiegen daher 1 die negativen Glieder. Folglich hat - einen sehr bedeutenden, R hin- R gegen einen sehr kleinen negativen Werth. Das Bild befindet sich also wieder auf der Oberfläche eines Rotationsparaboloides mit klei- nem Krümmungshalbmesser am Scheitel, besitzt aber gegen das Auge die verkehrte Lage, d. h. man sieht hinein in die Höhlung, was ohne Zweifel eine ungünstigere Stellung ist, die das Accommodations-Ver- mögen des Auges mehr in Anspruch nimmt. Bei einiger Übung sieht man dies Alles auch und vermag sich so auch hier von der Richtig- keit des besprochenen Principes a posteriori zu überzeugen. Lässt sich aber ein Fernrohr wegen der überwiegenden Sammel- linsen von geringer Brennweite und der daraus hervorgehenden unsanften Krümmung des Bildes als photographisches Objectiv nicht benützen, so vermag dies ein Mikroskop noch viel weniger und zwar weder Objectiv allein, noch Objectiv und Ocular zusammengenommen, weil hier die Sammellinsen noch in weit höherem Grade vorwalten. Ein grosses Gesetz, wie das in Rede stehende, welches die edelsten Erzeugnisse der Kunst, wie Fernrohr und Mikroskop, zwingt, sich ganz anders zu gestalten, um zur Erreichung alter Zwecke in höherem Masse und neuerer Zwecke in der gehörigen Weise fähig zu sein, weiches aber noch überdies Erzeugnissen, die man bisher für untergeordnete gehalten hat, einen erhöhten und erneuten wissenschaftlichen Werth verleiht, indem es sie zur Erreichung edlerer Zwecke fähig macht, ist demgemäss von der höchsten Impor- tanz, und wiewohl die Wirkung eigentlich der gesammten entwickel- teren Wissenschaft zuzuschreiben ist, so nimmt doch das Gesetz der Fort.set7.iing des Berichtes über optische Untersuchungen. lOS Unabhängigkeit der Bildkn'immung von der Anordnung und Krümmung der brechenden Fläolien hiebe! den unmittelbarsten Einfluss. Das in Rede stehende Princip der Optik ist zwar nicht die ein- zige iniportante Regel der Art. welcher man bei der Discussion der sphärischen Abweichungsglieder begegnet: es gibt deren mehrere, sie sind aber weder von so durchgreifendem Einflüsse, noch von so üuiräliiger Einfachheit des Ausdruckes. Die Genesis aller ist dieselbe. Die einer und derselben Classe angehörigenAbweichungs-Coefficienten nämlich stehen oft in einer Art Verwandtschaft zu einander, so zwar dass sie, mit bestimmten Constanten multiplicirt und addirt, ein Glied niederer Ordnung als Aggregat liefern, ofl'enbar eine ähnliche Erschei- nung, wie auch in der Mechanik des Himmels , wo die Commensura- bilität der Umlaufszeiten zweier Himmelskörper eine periodische Störung in eine säculäre zu verwandeln vermag. Die zweite Hauptsorte der Abweichungen ist die in der Farben- zerstreuung begründete, auch chromatische Abweichinig genannt. Sie zerfällt wieder in die der Farben dos primären und die des secun- dären Spectrums. Ihre verschiedenen Glieder werden nicht erhalten durch eigene Reihenentwickelungen, sondern gehen aus jenen der chromatischen Abweichungen hervor durch Difterentiiren nach dem Brechungsindex. Ihre Discussion kann daher auch nicht zu Ergeb- nissen führen, die nicht in den Gliedern der sphärischen Abweichung bereits der Form nach enthalten wären. Die dritte Sorte der Abweichungen endlich sind diejenigen, welche durch die Beugung des Lichtes entstehen, und deren Grösse von der Öffnung des Instrumentes abhängen. Es ist unerlässlich, auch ihnen die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken, denn sie sind es, welche der Leistungsfähigkeit der optischen Instrumente Grenzen setzen. Sie ergeben sich indess durch Untersuchungen ganz anderer Art und gehören im Wesentlichen der Undulationslehre an, während die übrige Theorie der optischen Instrumente eher als ein Problem der analystichen Geometrie zu betrachten ist. Ich habe mich auch mit diesem Zweige der Lichtlehre beschäf- tigt und werde später nach vollständiger Erledigung meiner optischen Resultate, insoferne sie analytisch -geometrischer Natur sind, darauf zurückkommen. 106 H 0 r n s t e i n. Über die Bahn derCalliope und ihre Opposition im Jahre 18S9. Von Dr. Rarl Hornstein , Adjunct der k. k. Sternwarte in Wien. (Vorgelegt vom Herrn Director v. Littrow.) Ich gebe in den folgenden Blättern die Fortsetzung der Arbeiten, welche ich zur Bestimmung der Bahn des Planeten Calliope ausge- führt habe. Es wurde dabei immer auf den Umstand Rücksicht ge- nommen, dass die bisherigen Rechnungen über diesen Planeten der Natur der Sache gemäss keine definitiven Resultate zu liefern haben, sondern nur dazu bestimmt sind, von der einen Seite den Beobachtern das Aufsuchen des Planeten zu erleichtern, andererseits aber die Grund- lagen vorzubereiten, welche später, wenn alles Erforderliche aus- reichend beisammen sein wird, zur definitiven Biihnbestimmung dienen sollen. Ans diesem Grunde habe ich, ungeachtet die Ephemeride für die Opposition im Herbste i856 eine kleine Abweichung vom Himmel zeigte, keine Verbesserung der Bahn vorgenommen und bis 1860 die wahrscheinlichsten Elemente, wie sie im XVH. Bande der Sitzungsberichte aus den Beobachtungen von 1852 bis 18oS erhalten wurden, unverändert beibehalten. Die erwähnte Abweichung dürfte sich hei den nächsten Oppositionen nicht beträchtlich vergrössern, und sollte dies der Fall sein, so sind den Ephemeriden die Mittel zu ihrer Verbesserung beigefügt. Es lässt sich anch der Grund dieser Discordanz vermuthen. Die Bahn ist durch zwei Normalorte genau durchgelegt, nnd die diesen Orten entsprechenden Entfernungen des Planeten von der Erde sind so gewählt, dass auch die übrigen Nor- malorte möglichst gut dargestellt werden. Bei der Opposition von 1855, mittelst welcher die letzte Verbesserung der Bahn vorgenom- men worden war, hatte der Planet eine solche Stellung gegen die Erde, dass eine Veränderung in einer der beiden genannten Entfer- nungen nur einen höchst unbedeutenden Einfluss auf die geocen- trische Rectascension und Declination des Planeten ausübte, wie auf Seite 606 des XVH. Bandes der Sitzungsberichte bemerkt ist. über die Bahn der Calliope und ihre Opposifion im Jahre 18ö9. 107 Diese Entfernung konnte also aus den Beobachtungen von 185S nicht mit Sicherheit bestimmt werden; die späteren Beobachtungen werden dazu die Mittel liefern, und hiedurch die Übereinstimmung mit der wahren Bahn herstellen lassen. Die vorliegende Arbeit enthält nun zuerst die nachträgliche Yergleichung mehrerer Beobachtungen mit den entsprechenden Ephemeriden und die Bildung der definitiven Normaler te aus den Beobachtungen von 18S2 bis 1856, ferner die Störun- gen des Planeten durch Jupiter und Saturn bis 1860, die Opposi- tionsephemeride für 1859 nebst den Mitteln zu ihrer Verbesserung und endlich die Ableitung einer neuen ose ulir enden Ellipse für den 0. Jänner 1860. Yergleichung mit den Beobachtungen. Von der Erscheinung im Jahre 1854 sind mir ausser den im XV. Bande der Sitzungsberichte Seite 95 und 96 angeführten noch einige Gi'eenwicher Beobachtungen nachträglich bekannt geworden. Auch habe ich bezüglich des Zusammenfassens der Beobachtungen in Gruppen zur Bildung der Normalorte auf Grundlage einer genauen graphischen Untersuchung eine bessere Vertheilung vorgenommen, als es an dem eben angeführten Orte der Fall ist. Ich gebe desshalb hier die vollständige Übersicht der Abweichungen aller dieser Beob- achtungen von der betrelTenden Ephemeride, die aus den Elementen von Bruhns abgeleitet war. Datum Beobachtungsort Beobachtung — Rechnung da d 3 1854 Jan. 20. „ 27. Febr. 15. „ 16. „ 25. März 2. „ 2. „ 2 3. 3. „ 6. „ 10. „ 11. „ 11. Berlin Berlin Beriia Berlin Greenwieh Berlin Greenwieh Kremsmünster Berlin Kremsmünster Berlin Kremsmünster Greenwieh Kremsmünster —3' 52? 2 —4 8-6 —4 34-7 —4 40-6 —5 4-8 —5 19-3 -S 24 1 -5 8-2 -5 16-4 —5 6-9 —3 22-8 — D 13-6 —3 27-9 -3 17-7 + 2' 9^0 + 2 20-9 + 2 41-2 + 2 38-9 + 2 48-7 + 2 46-7 + 2 33-0 + 2 45 '9 + 2 51-7 + 2 49-8 + 2 44-7 + 2 52-8 + 2 48-8 108 Hornstein. Datum B eoba ch tungs ort Beobachtung — Rechnung da 1854 März 14. „ 15. „ 15. „ 18. „ 19. „ 21. „ 30. April 1. „ 2. „ 5. 8. „ 13. „ 15. „ 19. „ 20. Mai Berlin . . . Berlin . . . Kremsmünster Kremsmünster Kremsmünster Greenwich . Greenwieh . Kremsmünster Kremsmünster Kremsmünster Kremsmünster Washington . Kremsmünster Kremsmünster Kremsmünster Kremsmünster Washington . Washington . Washington . Washington . Washington . Washington . —5' 28^ 1 —5 28-3 —5 26-4 —5 30-8 —5 27-2 —5 34-4 -5 34-9 —5 36-6 —5 28-0 —5 57 9 —5 47-9 —5 30-5 -5 14-6 -5 20-4 -5 29-8 -5 ~5 38' 2' —4 45' -4 43' —4 49' 4 491 -4 451 + 2'44: + 2 44 + 2 50 + 2 49 + 2 52 + 2 52 + 2 47 -f2 43 + 2 40 + 2 37 + 2 41 + 2 37 + 2 38 + 2 29 + 2 21 + 2 20 + 2 23 + 2 26 -( 2 27 + 2 26 + 2 11 + 2 7 Nimmt in;in aus den Abweichungen dieser vier Gruppen die Mittel, so ergibt sich mit Rücksicht auf die Beobachtungszeiten als Fehler der Ephemeride: -4' 19 ■03 —5 21 06 1854 Februar 4-55 + 2' 27-50 H-2 49-08 —5 33-40 +2 37-59 —4 56-16 +2 20-57 Für die Erscheinung von 1855 sind nachträglich noch die Beobachtungen in Kremsmünster zugewachsen , wodurch sich das Fehlertableau für diese Opposition so stellt: März ^ ^"^^ April . 9-57 Mai .. 15 30 Datum Beobachtungsort Beubachtung- — Rechnung- (/ a d d 1855 Mai 21. „ 22. „ 24. „ 24. „ 24. Wien Wien Berlin Kremsmünster Wien + 5-35 4 4-87 45-17 + 5-44 + 5-33 —25-0 — 25 1 —31-4 —43-9 —26-8 über die Bali« der Calliope und ihre Opposition im Jalire ISSO. 109 Datum Beobachtunffsort Beobachtung; — Recliiiuiig dd Juni 1833 Mai 23. „ 26. 26 „ 27. „ 29. 3. 3. 5. 6. 7. 7. 11. 13. 13. 13. 14. 17. Kremsmünster Berlin . . , Kremsmünster Berlin . . . Berlin . . . Kremsmünster Ciöttingen . . Wien . . . Göttiagen Güttingen Kremsmünster Kremsmünster Berlin . . . Berlin . . . Kremsmünster Göttingen Berlin . . . -3' 51 -3 00 —3 77 —4 76 — 3 34 —3 31 —5 93 —3 Ol -3 02 —5 26 —4 82 — 3 33 —3 10 -4 78 —5 28 —3 73 —4 39 4-43-0 + 30 +-43 -f30 +-27 +-34 + 16 + 29 + 33 + 23 + 22 + 33 + 36 + 19 + 24 + 31 Im Mittel ergibt sich hieraus; 1833 Juni 30 Diese Correctionen sind an die betreffende Oppositionsephe- meride für 1855 anzubringen. Endlich für die Opposition vom Herbste 1856 ergibt sich aus den Beobachtungen in Kremsniünster und aus meinen Beobachtungen am ßzöllisren Refractor der Wiener Sternwarte: Datum Beobaclitungsort Beohachluiig: — Rechnung da dd 1836 Aug. 21. „ 24. „ 23. „ 30. „ 31. Sept. 1. 3. 7. Octob. 18. „ 19. „ 20. „ 21. „ 22. Kremsmünster Kremsmünster Kremsmünster Wien Kremsmünster Kremsmünster ..... Kremsmünster Kremsmünster Wien Wien Wien Wien Wien + 9-98 + 10-36 + 1004 + 9-35 + 10-14 + 9-86 + 9-74 + 9-76 + 7-71 + 7-93 + 7-64 + 7-60 + 7-18 + 30-9 + 27-7 + 29-8 + 39-6 + 30-4 + 29-4 + 26-2 + 29-6 + 31-0 + 29-1 + 24-7 + 28-6 Im Mittel findet man hieraus: 110 H o r II s t e i II. da d ö 18S6 August 30-0 +9^^9 +30U5 October 20-0 +7'6i6 +28-35 als Fehler der Oppositionsephemeride für 18S7. Diese Fehler wurden nun, wo sie nicht für den Anfang eines Tages gelten, mittelst der Iiiterpolationsformeln für ungleiche Diffe- renzen auf den Anfang des betreffenden oder des nächstfolgenden Tages reducirt, und dann an die Rectascension und Declination des Planeten, wie sie aus der betreffenden Ephemeride folgt, angebracht. Hiedurch ergaben sich , mit Einschluss der unverändert gebliebenen Normalorte aus den Jahren 1852 u. 1853 (Sitzungsberichte, XU. Bd.) die folgenden definitiven N o r m a 1 o r t e : ~ Anzahl der Beobachtung-en 76°30' 1-20 +25° 8' 7-84 20 72 34 t2-87 +26 9 44-20 20 70 30 4-77 +26 36 33-22 20 67 42 26-73 +27 12 3-85 20 66 12 4-46 +27 37 11-26 20 67 27 12-31 +28 55 51-20 25 78 0 32-71 +30 34 52-44 25 189 49 48-84 +15 29 32-37 4 185 30 58-44 +18 43 25-57 16 179 7 16-83 +19 58 4611 9 175 54 31-10 +17 43 24-68 7 246 53 3-23 —22 56 23-66 22 338 2 49-04 —31 42 48-05 8 331 32 46-14 -30 4 42-64 5 Die Rectascensionen und Declinationen sind noch mit dem Betrage der Störungen afficirt, und beziehen sich auf das wahre Äquinoctium und den wahren Äquator für die betreffenden Tage. Sie sind daher als unmittelbar beobachtete (von Aberration freie) geocentrische Positionen des Planeten zu betrach- ten, und werden bei der definitiven Verbesserung der Bahnelemente ihre Dienste thun. Sie werden kaum mehr zu ändern sein, und höchstens durch die nachträgliche Bestimmung der Position eines oder des andern hei den Beobachtungen benützten Vergleichsternes wenig beträchtliche Correctioueu erfahren. Störongen oud Oppositionsephemeride für 1859. Die Berechnung der Störungen, welche die Calliope durch Jupiter und Saturn erleidet, wurde in derselben Weise fortgesetzt. i. 1852 November 25. II. December 10. III. December 18. IV. 1853 Jänner 0. V. Jänner 11. VI. Februar 14. VII. März 26. VIII. 1854 Februar 5. IX. März 10. X. April 10. XI. Mai 15. XII. 1855 Juni 3. XIII. 1856 August 30. XIV. October 20. über die Bahn der (.'alliope und ihre Opposition im Jahre 1839. 111 wie es bei den früheren Arbeiten geschehen war. Die folgende Tafel enthält den Betrag dieser Störungen vom Ende 18S6 bis zum Jänner 1860. Die Grössen ^^v, dy, dz bedeuten dabei, wie immer, die Än- derungen, welche die rechtwinkligen, auf den Äquator bezogenen Coordinaten des Planeten erfahren, und sind in Einheiten der sie- benten Decimale angegeben. Datum dy 8% 1856 November December 1857 Jänner Februar März April Mai Juni Juli August September October November December 1858 Jänner Februar März April Mai Juni Juli August September October November December 1859 Jänner Februar März April Mai Juni Juli August September October November December 1860 Jänner 25. 25. 24. 23. 25. 24. 25. 23. 23. 22. 21. 21. 20. 20. 19. 18. 20. 19. 19. 18. 18. 17. 16. 16. 15. 15. 14. 13. 15. 14. 14. 13. 13. 12. 11. H. 10. 10. 9. — 16833 — 28010 — 40125 — 52855 — 65786 — 78435 — 90267 -100741 -109344 -115646 —119336 ^120259 —118433 —114048 -107456 — 99133 — 89641 — 79580 — 69546 — 60088 — 51680 — 44699 — 39417 — 35996 — 34492 — 34868 — 37004 — 40715 — 45763 — 51874 — 58750 — 66082 — 73562 — 80890 — 87786 — 93990 — 99273 —103439 — 106325 + 117748 4-121640 + 124030 + 124694 + 123472 + 120289 + 115180 + 108311 + 99981 + 90610 + 80720 + 70891 + 61714 + 53745 + 47454 + 43194 + 41177 + 41471 + 44000 + 48568 + 54880 + 62572 + 71239 + 80461 + 89828 + 98958 + 107511 + 115195 + 121779 + 127090 + 131013 + 133490 + 134518 + 134141 + 132449 + 129566 + 125651 + 120888 + 115475 + 7261 1 + 78406 + 83692 + 88257 + 91899 + 94435 + 95726 + 95692 + 94333 + 91737 + 88078 + 83609 + 78636 + 73498 + 68534 + 64053 + 60317 + 57519 + 55777 + 55136 + 55565 + 56975 + 59229 + 62152 + 65551 + 69223 + 72967 + 76592 + 79928 + 82824 + 85157 + 86831 + 87781 + 87968 + 87382 + 86039 + 83978 + 81262 + 77970 Mit Benützung dieser Variationen der Coordinaten ergibt sich die nachfolgende Ephemeride für die Opposition im Jahre 18S9: 112 H o r II s t e i n. Oppositionsephemeride der Calliope für das Jahr 1859, 0'' mittlere Logarithmus der Entfernung Berliner Zeit Scheinbare AR. Scheinbare Dcelination von der Erde von der Sonne Februar 1. 12'' 49" 30' •26 + 13» 33' 39 "7 0-36741 0^4760446 2. 49 30 28 38 33 8 3. 49 28 85 43 14 5 4. 49 25 96 48 1^ 6 ö. 49 21 62 52 54 7 0-36003 0-4766094 6. 49 15 83 -1-13 57 53 8 7. 49 8 57 + 14 2 58 5 8. 48 59 88 8 8 6 9. 48 49 72 13 23 8 0-33302 0-4771704 10. 48 38 12 18 43 9 11. 48 23 09 24 8 6 12. 48 10 61 29 37 6 13. 47 54 70 35 10 6 0- 34646 0-4777276 14. 47 37 36 40 47 3 13. 47 18 •61 46 27 3 16. 46 58 46 32 10 9 17. 46 36 93 + 14 57 57 0 0-34042 0-4782810 18. 46 14 00 + 15 3 45 6 19. 45 49 71 9 36 4 20. 45 24 04 15 29 1 21. 44 57 05 21 23 2 0^ 33497 0-4788304 22. 44 28 73 27 18 4 23. 43 59 10 33 14 4 24. 43 28 •17 39 10 7 2S. 42 55 99 45 7 0 0-33018 0-4793758 26. 42 22 •37 51 2 7 27. 41 47 •93 + 15 36 37 7 28. 41 12 •11 + 16 2 51 4 März 1. 40 35 •12 8 43 6 0^ 32612 0-4799172 2. 39 57 •02 14 33 3 3. 39 17 83 20 20 9 4. 38 37 •37 26 5 2 5. 37 56 •30 31 46 2 0-32287 0 -4804544 6. 37 14 •04 37 23 2 7. 36 30 •88 42 35 9 8. 35 46 •81 48 23 8 9. 35 1 91 33 46 3 0-32046 0^ 4809874 10. 34 16 •21 + 16 59 3 7 11. 33 29 •75 + 17 4 14 9 12. 32 42 •60 9 19 6 13. 31 54 •77 14 17 6 0-31893 0^48I3160 14. 31 6 •33 19 8 5 ir>. 30 17 •38 23 51 9 16. 29 27 •88 28 27 3 17. 28 37 •93 32 34 •7 0-31836 0^4820402 18. 27 47 •57 37 13 5 J9. 26 56 •87 41 23 •3 20. 20 5 •86 45 24 4 21. 25 14 •38 49 16 0 0-31869 0^4825398 22. 24 23 •10 52 57 8 über die Balin der Calliope und ihre Opposition im Jahre 18S9. 113 Logaritlirnus ler Entfernung Oll mitl ere Selioinbare AR. Scheinbare Deelination _ Bei-linei Zeit von der Enle von iler Sonne Miirz 23. 12" 23" 31'-:)1 + 17" 56' 29 V 7 24- 22 39-79 + 17 59 Sl-2 2ä. 21 48-03 + 18 3 2-4 0-31994 0 -4830754 26. 20 56-29 6 2-9 27. 20 4-61 8 52-4 28. 19 13-06 11 30-6 29. 18 2l-6r> 13 57-6 0-32210 0-4835862 30. 17 30-48 16 13- 1 3J. 16 39-61 18 16-8 April 1. IS 49-04 20 8-5 2. 14 S8-88 21 48-3 0- 325 13 0-4840924 3. 14 9-16 23 160 4. 13 19-02 24 31-4 s. 12 31-23 25 34-4 6. 11 43-10 26 25-2 0-32904 0-4845940 7. 10 So -63 27 3-5 8. 10 8-82 27 29-3 9. 9 22-77 27 42-7 10. 8 37-44 27 43-9 0-33372 0-4850910 n. 7 S2-94 27 32-4 12. 7 9-27 27 8-9 13. 6 26-47 26 32-8 14. ö 44S9 25 44-9 0-33911 0-485S832 IS. S 3-6S 24 44-7 16. 4 23-68 23 32 -S 17. 3 44-72 22 8-4 18. 3 6-76 20 32-6 0-34516 0-4860706 19. 2 29-88 18 45-1 20. 1 o4-08 16 46-0 21. 1 19-36 14 35-5 22. 0 4Ö-76 12 13-7 0-35178 0-4863S32 23. 12 0 13 31 9 40-8 24. 11 S9 42-02 6 56-8 2S. S9 11-91 4 1-9 26. S8 42-98 + 18 0 56-2 0-35891 0-4870306 27. 58 lS-27 + 17 57 39-9 28. S7 48-79 54 13-3 29. 57 23-58 SO 36-1 30. 56 S9-60 46 490 0-36648 0-4875034 Es folgen nun nocli die Änderungen, welche die Rectascension und Deelination durch eine beliebige kleine Änderung in den cur- tirten Distanzen der beiden Normalorte, durch welche die Bahn gelegt ist, erfährt. Mit Hilfe demselben wird man im Stande sein die Elemente entsprechend zu verbessern. Ich werde diese Arbeit aus den Beobachtungen in den Jahren 18o6, 1857 und 18o9 zugleich ausführen, und die so corrigirten Elemente werden dann als eine Sitzl). d. niatiiem.-nalurw. C!. XXIV. Bd. I. Mit. 8 114 II <) r n s t (' i n. sehr gute und leicht zu gewin mittelst aller Normalorte von 1 der Elemente vorzunehmen und herzustellen. nende Grundlage dienen können, um 852 bis 1859 die letzte Ausfeilung definitive Werthe für diese Elemente Änderung der AR. .^JSr; 18.'j9. Februar i. 9. 13. 17. 21. 25. 1. 5>. 9. 13. 17. 21. 25. 29. 2. 6. 10. 14. 18. 22. 26. 30. April -17' 17 18 18 19 19 19 20 20 20 20 21 21 21 21 21 20 20 20 20 19 19 18 Änilerung- der Declinatlon 41 82 22 60 00 38 73 09 40 67 88 03 It 14 12 05 89 64 33 00 63 20 70 -24«-94 y 25-54 26-13 26-71 27-29 27-87 28-45 28-99 29-44 29-80 30-10 30-33 30-48 30-52 30-45 30-27 30-00 29-65 29-23 28-75 28-21 27-62 26-98 + 162-2 165-7 168-8 171-6 1740 176-0 177-6 178-6 179 1 179-2 178-4 176-8 174-5 171-9 169-1 166-0 162-5 158-7 154-4 150-3 146-5 143 1 140-1 + 229 234 238 242 246 249 251 252 253 253 252 250 247 243 239 234 229 224 218 213 208 203 198 Mit .T und y findet man die Correctionen der Elemente aus den Formeln : (JM= — 220-6. T— 166- It/ =7i;iv0000 ('SitzmifTsboricIife 1803, Octoberliefl). Ableitung der berührenden Ellipse für 1860, Jänner 0. Die eben angeführte Ellipse berülirt die wfiliie }3ahn des Pla- neten am Anfange des 0. Jänners 1853. Sie diente bisher bei allen Rechnungen über Calliope, und wiewohl keine der berijhrenden Ellipsen vor den übrigen einen Vorzug verdient, also die Ellipse für 1853 ebensogut auch für die weiteren Untersuchuiigen über die Bewegung dieses Planeten beibehalten werden könnte, so habe ich es doch für nicht ganz unzweckmässig erachtet, auf eine neuere Berührungsepoche überzugehen und aus der Ellipse für 1853 die berührende Ellipse für den 0. Jänner 1860 a b z u 1 e i t e n. Zu diesem Ende wurden zuerst für den mittleren Berliner Mittag dieses Datums aus der Ellipse für 1853 die rechtwinkligen Coordinaten ''^0 Do *o des Planeten bezüglich des Äquators, so wie die Compo- nenten der Geschwindigkeit, gleichfalls auf den Äquator bezogen, berechnet, ferner ans der oben angeführten Tafel der Störungen die Grössen : <^.r , ßi) , oz und d5x ~dl d'hj IT d'h. IT gesucht, wodurch dann die wahren Coordinaten und Geschwindig- keiten für dieselbe Epoche durch die Ausdrü(die : d.\\ d'J.v d.v .!•„ + d.v = .r dt dl ^11 .Vo ' ''// = // dt ' dt _dy dt rfs-o do^ dz «„ + '>s = « dt dt '"ilf erhalten werden. Ich fand im vorIie2:enden Falle: .r„:= — 2 -1323004 .V„=: — 2-2607673 ■?„ = — 0-7061343 dx„ dt = + 0-006312636 o\v = — 0-0105716 dy= + 0-0117197 ,Ji.= + 0-00790S6 ddx IT' 8' 0-000008731 \\Q U o r n s t e i n. _^i^ = _ 0-004927653 —^ = — 0-000018419 dt dt _^ = _ 0-004343249 — = — 0-000011336 dt dt Es wurden mm die Coordinaten .^^ ;/, z und die Geschwindig- keiten — , -^ , — auf die Ekliptik übertrafen mittelst der bekann- dt dt dt ^ ^ ten Gleichungen: Y = y cos oj -{- z sin co z = « cos cu — j/ sin w etc. wo (0 die mittlere Schiefe der Ekliptik für 1853 bedeutet. Mit diesen neuen Coordinaten erhält man dann den Parameter p, soM'ie ß und i aus : dz dx\ 1 V « . cos ü sin t = I X z — . — ' \ dt dt) k 4/ • ■ • r ^''^ ^h\ 1 V » . sin ft sin j = ( y -; z — I • — ' y ^ dt dt) k "^^•^"^ =(x--y-J.-- Hierauf geben die Gleichungen : V cos ft — X sin g. r sin t« ; cos i sin j r cos ?f = X cos ft + y sin ß /;9/ dx rfy rfzx = — Ix- ^y 1- z — I kr \ dt ^ dt dt) rp dr Vp f dx rfy e sin v = ' k dt e cos V = l r die Grössen r, u, v und e, womit sogleich auch 7: = tt~v + a P a = 1 — €'■ k Vi-i-m über die Bahn der Calliope und ihre Opposition im Jahre 1839. 117 gefunden wird. Mit v iiut man auch die mittlere Anomalie 31 für die neue Epoche gegeben. Für Calliope fand ich auf diese Weise mittelst der oben gegebenen Werthe der Coordinaten und der Componenten der Geschwindigkeit: 1860, Jänner 0 0'' initiiere Berliner Zeit. 3/= 168° 12' 13-49 ;r = 30 28 21-00] , . . ,1,1 orw lo "!• ( Ekliptik und mittleres " Aquiuoctiuni 18a3-0 i^ n 45 27-42) log rt = 0-4038182 e = 010I9Ü03 _a^714v0öö83 Mierauf wurden noch die Elemente, welche sich auf die Lage der Bahn beziehen, auf die Ekliptik und das mittlere Aquinoctiuni für 1860-0 übertragen; die betrelTenden Änderungen waren: A-== + 3'Ö2''06 Aii= h ^ 38-25 Ai= f- 0 0-90 wodurch endlich die nachfolgenden Elemente gewonnen win-den : Berührend«^ Ellipse für 1S60, Jänner 0. 1800, Jiinner 0 0'' mittlere Berliner Zeit. J/=168°12' 13-49 -= ."jß 34 13-05] /?p 'tn o4 Ol ( Ekliptik und mittleres fl= Ob o6 21-81 > ■: ■ .■ jQßa A 1 Aquinoctiuni 18b0-0 i= 13 45 28-38) ^ looft=: 0-4038182 e = 0-1019603 tP==K°31'7'.'44 ^j. = 7l4''95583 Schliesslich wurde eine Prüfung der Rechnung dadurch herge- stellt, dass ich die geocentrische Rectascension und Declination für den Anfang des 0. Jänners 1860 einerseits aus der Ellipse für 1853 berechnete und zuletzt auf das neue Äquinoctium überging; anderer- seits suchte ich dieselben Grössen aus der neuen Ellipse für 1860; die Übereinstimmung war eine vollkommene, wodurch die Richtigkeit der hier zuletzt angeführten Elemente verbürgt wird. 118 H y r t I. Über den Amphibien- Kreislauf von Amphipiious and Monopterus. Von dem w. M. Prof. J. U y r 1 1. (Auszug aus einer l'iir die Üeiikselirit'teii bestimmten Aldiandlung.) ich iiberreitjhe hiermit der liochverehrteii Classe eine t'iii- die Denkschriften beslimmteAhhandliiiig, betitelt: „Über den Aniphibien- Kreisiaiif von Amplupnous und Monopterus" mit einer Tafel, deren kurzgefasster Inhalt folgender ist: Es gibt zwei Fische, beide aus der Familie der Löcher-Aale, deren Herz kein Venenherz ist. — Ampliipnous Cucliia Müll, und Monopterus javcmicus Cuv., deren anatomische Untersuchung in mehrfachen Exemplaren dem Verfasser durch die zuvorkommende Liberalität des berühmten Ichthyologen, Dr. Bleeker, Präsident der Gesellschaft der Wissenschaften in Batavia, ermöglicht wurde, unterscheiden sich dadurch von allen übrigen Fischen , dass ihre Arteria brunchialis communis sich nicht blos in den Kiemen ver- ästelt, sondern sämmtliche Orgaue des Kopfes, Hirn, Auge, Kaumus- keln, Rachen und Mundhöhle, Bewegungs- Organe der Kiemen und des Zungenbeins, so wie die Haut des Kopfes, mit Blut versieht. Ein Venenherz kann mit dieser Anordnung des arteriellen Systeme« nicht coexistiren. Nur ein Cor urterioso-venosum , wie es den Amphibien zukommt, lässt eine solche Verästelung der Arteria branchialis com- munis zu. Woher konunt nun arterielles Blut in das Herz? Bei Ampliipnous liefert es der hinter dem Kopfe und unter dem oberen Theile des Kiemendeckels gelegene paarige Athniungssack. Die Venen desselben gehen nicht, wie John Taylor meinte, als Aortenwurzeln zu diesem Gefässe, sondern entleeren sich in die .lugular- Venen. Die Aorta wird nur durch die bereits bekannten Aortenbogen gebildet, welche längs des vierten, kiemenlosen und nicht respirirenden Kiemeubogens, zur Wirbelsäule ziehen. Der dritte Kiemenbogen respirirt gleichfalls nicht, so wenig als der erste, und nur das mittlere Stück des zweiten trägt wahre Kiemen -Blättchen, über den Aiiipliibieii-Kreisiauf von AinplüpnoKS und Munopterus. \ f 9 deren Venen sich zu einem Stämmchen verbinden, welches gleich- falls nicht zur Aorta, sondern zur Jugular-Vene tritt. Taylor Hess die Arteria bnoichialis communis In den Athmungs- säcken endigen. Die über das Kiemengebiet hinaus strebenden Ver- ästelungen zu den Weichtheilen des Kopfes waren ihm unbekannt. Der Kreislauf bei Amphipnous ist somit ein Amphibien-Kreislauf, und der letzte noch aufrecht stehende Classen-Charakter der Fische: das Cor venosum fällt durch die oben bekannt gemachte Thatsache. (Es ist nicht uninteressant, dass nach Hamilton, die Eingeborenen Bengals dieCuchia für eine Schlange halten, und Taylor, trotz seiner unrichtigen Darstellung ihrer Kreislaufs-Verhältnisse, sie eine „Halb- schlange" nennt, mit welchem Ausdrucke freilich nichts gesagt ist. Monopterus javanicus verhält sich genau so wie Amphipnous. Das V^erästelungsgebiet der Kiemen-Arterie umfasst alle Weichtheile des Kopfes und Halses. Die Aorta hat nur ihre beiden Bogen als Wur- zeln. Die Kiemen -Venen gehen in die Jugular- Venen. Athmungs- Säcke fehlen, und da die Kiemen-Bögen ebenso unvollkommen mit Blättchen besetzt erscheinen, wie bei der Cucliia (der dritte und vierte gar keine besitzt, die übrigen nur wenige), und da jene Zweige welche bei Cuchia zum Athmungs-Sack gelangen, bei Monopterus zur Schleimhaut des Schlundes ziehen, so dringt sich unwillkürlich die Vorstellung auf, dass die Mund- und Rachenhöhle zur Unterhal- tung einer der Grösse des Thieres genügenden Respiration verwendet werden. Ist doch der Athmungs-Sack von Amphipnous auch nur eine Ausstülpung der Rachen-Schleimhaut und gehen bei einigen Siluroiden {Heterobranchns und Saccohranchus) , Avelche mit accessorischen Athmungs-Organen versehen sind, ein oder mehrere Zweige der Kie- menarterie ausnahmslos zur Schleimhaut des Rachens. Kein anderes Genus der Symbranchiden, kein anderer Anguilloid besitzt diese Einrichtung. Sie bildet eine, nur den beiden genannten Gattungen zukommende Eigenthümlichkeit eines Amphibien -Kreis- laufes. Eine der Abhandlung beigegebene Tafel erläutert die Gefäss- \e\'\\^\\x\h)i rii i I, z e r. hie hiii Iclieiideti Hfrzeii mit jedem Hei-7.s('hlng etc. finden wusste. Wir sehen, beide iiängeii innig nnter einander zu- sammen und sind blos Ausdruck einer rotirenden Bewegung des Herzens um die senkrecht stehende Axe des Bündels der Arterien- stämme, welche von den pulsirenden Gefässstämmen auf das an ihnen hängende Herz übertragen wird. Ist die Systole beendet, so werden mit der Diastole die aufge- tretenen Lageveränderungen in Folge des Aufhörens der sie be- dingenden Momente wieder rückgängig, um gleich wieder mit der folgenden Systole von Neuem einzutreten. Vcrieiciliiiss der eiiiüegaiigeueii Dnickschiit'leii. 1 -wO VERZEICUi\ISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (MÄRZ.) Äccademia di scieiize ecc. di Padova. Vol. III. {). Vul. IV. I — 4. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Abhandlungen aus dem Jahre 1855. Anualen der Chemie und Pharmacic. Bd. 100, Heft 1 und 3; Bd. 101, Heft 1, 2. Anna! es Academici 1852/53. Lugduni Batav. 1857; 4«- Annales des mines. Tom. IX, livr. 3, 4. Archiv der Mathematik. Herausgegeben von G runer t. Bd. 27, Heft 2,3, 4; Bd. 28, 1. Bennett, John, An investigation into the structure of the torlen- chill mineral and of various kinds of roal. Edinb. 1854; 4". Bonn, Universitätsschriften aus dem Jahre 1855. Cassel, Paulus, Das alte Erfurter Rathhaus und seine Bilder. 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Triest. . . + 5-07 11-6 + 9-4 3-3 — 2-0 336-18 16 9 339-87 26-3 323-42 53-30 w""' Am 13. +9-2. am 23. 4 8-7. Ancona . . + 4-88 — — — — 335-72 — — — — — 71-32 W. Nizza . . . + 4-70 + 11-5 — — 2-4 — — — Udine. . . + 3-50 14-6 + 100 S-3 — 2-0 _ — — — — — w. Am 21. +9-0. Perugia. . + 3-04 — — — — 318-86 — — — — 36-70 — Venedig. . + 2-60 ^'•J + 6-8 3-3 — 3-S 337-36 7-9 342 60 26-3 323 48 1-63 23 37 NNO. Am 13. und 14. +6-4, am 3. — 3°0, am 16-9. 342"47. Semlin • . + 2-23 27-3 + 13-3 Ö-3 - 9-4 334-77 17-3 340 66 26-3 326 37 — 13-10 SO. Am 14. +10-1. ZavaJje . . + 2i8 10-6 + 10-0 3 3 — 8-6 321 52 16-9 328 23 26-3 311 88 1-96 93-07 N.SO. Atu26-3. +8-6, am 13. r9°4. Parma . . + 2-iö 26- + 7-6 3- - 3-2 333 96 l: 339 21 26- 321 31 23-62 NW.W. Am 14. +7-3. Fünfliiicheii + 1-94 12-6 + 7-2 3-3 — 6-4 331-07 16-9 338 12 26-3 323 11 19-89 SO. Am 26. +7-0. Bologna . . + 1-88 26-6 + 7'8 6- — 6-6 333-04 rs 338 40 26-3 322 19 23-07 SW. Am 26. um l'SO' Morg. 320"82 Ferrara . , i+ 1-68 16-6 + 6-S 3-3 - 4 3 335-80 16-8 341 00 26 3 325 00 38-79 SW.W. Am 20. Mai. +7-0. Luino . . . !+ 1-46 9-6 + 7-0 31-3 — 3-0 330 00 16-9 333 19 26-3 318 77 — Am 3. —4-0. am 13. +6°0. Szegedin . + 1-43 37-6 + 11-6 4-3 — 10-4 334-13 16-9 341 13 26-6 324 31 19-50 W NW.S. Am 15. +6-4. Trienl . . + i-.r2 26 ■« + 6-5 3-3 — 3-5 330-26 16-3 335 60 26-3 318 80 SSO. w. Am 15. +5°. Mailand . . + 1-04 22-6 + 6-4 3-3 — 3-9 331-72 21-0 336 88 260 320 73 2-01 32 10 Nach dem Max. +8-3. am 17. 12' Nachts 336"71, am 8. Adelsberg . + «-85 86 + 7-2 3-9 —12-0 316-72 16-9 321 35 26-3 303 32 _ Am 13. +8'6. [12' Ab. +312'71.] Lemberg . + 0-8Ü 11-6 + 9-0 4-9 -12-0 324-98 16-9 332 84 26-6 317 82 1-88 71-13 W. Am 8. 8-8, am 26. +7-0. Czernowitz + ü-.se 9-6 + 11-8 3 3 — in-4 326-47 17-3 333 91 26-9 320 06 — 4-19 s. Am 22. +8°. am 27. +8-5. Kzeszow + 0-53 26-6 + 9-3 4-3 -170 328-13 16-9 336 68 26-6 319 39 20-36 \V. SW. Am 11. +9-0. Prag . . . + 0-32 7-6 + 8-3 3-3 — 8-8 328-99 16-8 337 27 26-3 316 16 1-80 3-33 SW. Ofen . . . + 0-28 26-6 + 7-4 3-3 — 8-2 333-63 7-3 340 61 26-6 323 77 1-82 21-37 NW. W. Am 13. +4-3. Martinsberg + 0-26 8-6 + 7-3 3-3 - 8-8 326- 13 16-9 333 57 26-3 316 03 1-85 18-96 "sSw" Am 23. +6-2. Debreczin . + Ü-2Ö 27-6 + 10-2 4-3 -10 0 332-34 17-3 339 77 26-6 323 93 38-66 Ö. Am 11. +3-2. Bolzen . . + 0-20 26-6 + 3-4 3-3 - 6-3 327-03 17-3 331 62 26-3 314 65 8-31 NO. Am 21. +4°0. Jaslo . . . + 0-17 9-6 + 80 4-3 —20-4 327-25 16-9 333 66 26-6 318 63 1-73 27-70 SO. Am 26. +6-4. Pilsen. . . + 016 7-6 + 6-8 3-3 -10-6 324-56 16-9 332 14 26-3 311 26 W. Am 13. +3-0. Bludenz . . + 0-12 lU-6 + 14-4 2-3 — 7-0 314- 10 16-9 319 49 26-3 302 73 1-57 18-06 NO. N. Am 13. +7-4. Heran . . + OiO 29-6 + 4-7 3-3 — 7-2 323-62 16-9 331 63 26-3 312 43 26-00 NW. Am 22. +4-2. am 31. +4-4. Bodenbach. — (I-02 21-9 + 3-4 3 3 -11-8 330-98 16-3 339 58 26-3 318 78 11-82 — SO. Am 22. 6. +5-0, 14 3 +3 -0. t m 26-3. +2-8. Oderberg . — 0-114 26-6 t + 8-4 4-3 — 9-8 329-85 17-9 336 98 26-3 318 08 10-42 Vf. Czaslau . . - 0-29 7-6 .+ 6-8 3 3 —10-3 326-28 16-9 334 40 26-4 313 64 1-33 16-73 W. SW. Am 26-3. +3-0. Gran . . . — 0-38 26« 1+ 8-1 4-3 -11-6 333-10 16-9 340 85 26-3 323 Ol 1-80 23-49 SSO. Am 12. +4-2. Ödenburg . - 0-44 26-6 i + IO-l 4-3 - 9-0 332-20 in-9 335 39 26-3 317 62 _ — Am 26. +6-0. Sehössl . . — »•.'i4 7-6 1+ 8-6 3-3 — 8-0 323-83 16-9 332 10 26-3 311 79 1-68 6-76 SW. Aiu 29. —3-6. Pürglifz. . - O-liO 7-6 1+ 6-6 3-3 - 9-4 323 40 17-3 331 99 26-3 311 39 1-77 6-361 W. Vom 18. — 23. fehlen die Beob; chtunj^en. Pressbui-g . — 0-fi6 27-6 ,+ 9-5 3-3 -11-8 331-43 16-9 338 76 26-4 320 43 1-68 24-06 NO. W. Am 13. +4°4. Hermannsladt — U-67 27-6 1+ 9-5 3 3 -12-3 321-17 17-3 327 43 1-6 Wien . . . — 0'G9 il +4-9 S-3 -10-0 329-34 17-0 337 42 26-3 317 40 1-73 12-31 \\'\V . Nach dem Max. am 26. i 7-4, .\ in. am 4. —10-3. Schcmnitz . — 0-70 26-6 + 4-1 3-3 — 10-4 313 88 17-3 319 71 26-6 305 23 20-48 SW. Kronstadt . - 0-77 26-ä +IO-Ü 3-3 — i3-0 314- 98 17-3 321 29 13 308 42 13-30 Am 26-9. 309"S9. Unler-Tilliach — 0-87 9-6 +11-7 S-3 -US — - W. Leutscliau •) — 0-91 il-6 + 6il 3-3 -16-0 31618 17-3 323 17 26-6 308 67 — 20-33 SAV. Am 21. +6-7. >i'urde der LuftilruL-k in Wiener Mat>s ^ -naturw CI. XXIV. Bd. I. Hfl. Mitllerc mx ,nnm .... j Mittloror Maximum Minimum nun.=.l- Nieder- n<'ri' - Beobachtnngsort. Tein- piTahir druck dnick schlag «cliinilcr Anmerkungen, Tag Teinp. Tag Tomp. 1 P:„-. I.i.i. Tag Luflilr. Tag r.uftdr. P«r. I.in. Pa.-. I.in, Tirnau — 0°91 26 6 + 6-0 3 9 — 13°0 331" 33 16-9 339" 10 26-6 323'00 1-70 20'97 so.NVV.NO. AiU 22. +4-6. S. Magdalena . . . — 0 94 97 12''6 + 4 + 6 2 i 3 3 3 9 — 9 -16 2 3 304-63 326-10 16 9 16-9 309-94 332-85 26-3 20-3 294-11 314-99 1-72 1-83 61-27 70-73 NO. ' Am 9. +3-3. Laibacli — 0 Leipa Krakau _ 1 02 7-6 + 5 7 4 9 —12 2 326-30 16-9 334-52 26-3 313-97 — 9-18 S. Am 21. um 10'' Ab. +4°9. i 09 26 6 + 7 0 4 3 -20 4 327-87 16-5 336-56 26-6 318-03 1-69 7-60 WNW.W. Naeh dem Max. +7-5, Min. —21-3, am +7. 5 3. Mauer -1 20 's1 + 4 0 4 3 — 12 5 — — — — — — — — Korneuburg . . . Mediasch .... _ i 22 26 6 + 4 0 3 3 — H 3 — — — — — 7-54 W. Am 3 1.-6-0. _ 1 23 27-6 + 10 0 5 3 -14 7 325-86 17-6 332 86 26-9 319-46 — 15-43 0. Am 1. 3. 319"58, am 13. — 8°6. am 15. F3°9. Trautenau .... _ i 26 13-6 + 7 0 3 3 —12 5 319-86 18-3 327-64 27-3 312-41 — 49-80 w.sw. Am 26. +6'1. Olmütz — i 33 25-6 + 6 0 3 3 —11 4 — — — — — — 1-11 NW. »0. Sfeinbüchel . . . _ 1 34 9-6 + 6 4 3 9 — 9 8 — — — — — — — — Weissbriach . . . _ 1 39 8-6 + 6 0 3 3 -11 5 — — — — — — 41-00 0. Wallendorf . . . 1 40 S79 + 8 7 4 3 —13 1 322-80 17-3 329-23 1-6 314-74 1-66 24-23 SIV. 0. NO. Am26.6. 316''42, am 20. +3^4. Obirl i 49 9-6 + 11 0 3 3 -13 0 — — — — — — — — Rcicbenau .... _ 1 50 7-6 + 7 0 3 3 -15 0 313-88 16-9 321-09 26-3 301-65 — 2-70 w. Am 30. —10°. Schüssburg . . . — i 50 27-6 + 8 0 5 3 -14 2 322-87 17-3 329-39 1-6 315-62 1-65 17-48 NO. NW. Am26. 9.,317"76. Deutsobbrod . . . — i 55 7-6 + 6 2 3 3 -12 6 319-87 16-9 327-86 26-3 307-62 1-59 7-97 NW. Am 26. +2°9. St. Jakob (Üurk) . _ i 60 21-6 + 7 5 3 3 —10 1 — — — — — — 18-08 N. Stelzing . . . . — i 62 9n + 10 0 3 3 —12 4 — — — — — — — — Brunn i 65 26-6 + ü 4 3 3 — 15 9 328-20 16-9 336-33 26-3 316-74 1-48 11-01 N. Naeh dem Min. -17-8, am 22. -f-5'O. Allaussee .... _ 1 73 10-6 + 6 4 31 9 - 8 9 300-79 16-6 305-82 26-3 289-02 1-51 31-19 W. Am 25. +5°6, am 5. +8°6. Gieslen — 1 77 26-3 + 7 1 5 3 -13 8 321-45 16-9 328-41 26-3 308-55 1-49 25-72 sw. Am 7. +6-0. Gratz _ 1 87 26-6 + 4 5 3 3 -12 5 320 02 16-9 327-44 26-3 309-23 1-60 26-75 sw. Melk — 1 90 20-6 + 2 1 31 3 — 6 7 327-50 — — 26-3 314-70 1-52 14-70 w. Vom 1. bis 19. fehlen die Beobachtungen. Wüten _ 1 9U 11-6 + 8 1 5 3 -13 3 313-94 16-9 319-55 26-3 301-70 — 26-65 WSW. Am 20. und 31. +8-4. Kaltenleutgeben . _ 1 92 25- + s 0 5 —12 0 — — — — — — — — Raggaberg. . . — 1 94 tt + 8 0 3 3 -13 0 — — — — — — — St. Jakob .... — 2 OH 8-6 + s 7 3 3 -10 6 300-47 16-9 306-71 26-3 289-98 1-45 46-10 0. Neusolil — 2 12 21-6 + 6 2 5 3 -17 0 322 43 16-9 330-40 26-3 312-78 — 29 03 NW.N. Am 5. um 8' Morg. —18-2, am 20. 3. + 3-9. Altliofen — 2 23 10-6 + 6 1 3 3 -12 8 307-61 16-9 313-33 26-3 290-66 1-23 16 10 NW. Kesmark .... — 2 26 21-6 + 6 6 4 3 -22 4 311-80 16-9 319-31 26-6 304-69 — 19-30 s. Am 24. -4-4, am31.9. — 10°. Linz (Freienberg). — 2 Sl 26-3 + 4 7 5 3 - 9 8 322-43 16-9 329-12 26-2 309 06 1-52 1U56 w. Am 7. u. 15. +2-2, am 2». u. 31. +6°2. Bormio . . . ! . — 2 44 10« + 3 0 4 3 - 9 0 — — _ _ 12-08 N. Alkus - 2 54 8-6 + 9 2 3 3 -14 0 _ — _ NW. liosenau — 2 68 26-6 + 4 2 5 3 —16 8 324-78 17-3 331-78 1-6 314-43 1-42 29-56 — Am 26. 6. 316"40. St. Peter .... — 2 74 ,;;., + 5 0 3 3 —11 2 289-84 16-9 295-48 26-3 •270-43 1-40 17-06 NW. Krenis.iiünstcr . . - 2 76 13-6 + 3 4 1 — 9 5 322-26 16-9 329-17 26 3 309-31 1-52 20-60 W. Naeh dem Min. am 5. -12-9, am 3). —9 -2. Kirclulorf .... - 2 82 6 6 + 7 5 5 3 -10 5 319-50 16-9 326-24 26-3 300-19 1-42 12-21 W.WNW. Pregratten. . . . - 2 flS 8-6 + 6 0 3 3 -12 7 _ _ _ W. Obervellacb . . . — 3 24 26-6 + 3 8 3 3 —12 3 _ — — — — — 18-98 NW. Markt Aussce . . — S 33 18-6 + 2 4 5 4 —12 8 310-74 20-6 316-11 26-4 303-25 W. Am 15. +lH. Saifnitz - 3 48 12 6 + 3 2 3 3 -15 8 64-30 NO. Kais - 3 61 9-6 + 6 0 3 3 -13 0 _ _ N. Gastein - 3 63 13-4 + 2 5 4 8 -10 0 300-82 21-8 300-42 26-4 290-10 _ 28-74 SO. Am 13. 4.-9-4. Kalkslein .... - 3 64 8-6 + 6 0 3 3 -15 0 . w. Lienz - 3 75 9-6 + 3 2 4 3 — 13 ü 311-11 17-3 317-20 26-3 299-34 1-32 26-48 N.W. Am 26. +2^2, am 31. -10°2. Adniont — 4 00 26-6 + 4 6 5 3 —16 6 311-06 26-6 302-53 7-92 N. sw. Am 7. +1'4, am31.-10-. Obir III — 4 Ol 9-6 + 10 0 3 3 -IS 0 _ _ Sachsenhurg . . . - 4 36 IJr + 2 0 5 3 — 10 6 315-77 16-9 322-33 26 3 303-89 1-22 W. Inner-Villgrjtten . - 4 63 s-'e + 3 9 3 3 -10 8 — _ — _ — _ NW. Sl. Paul - 4 87 26-6 + 4 2 4 3 -20 7 321-33 17-3 327-64 26-3 310-09 1-31 23-68 SO. I'lan Ol 8-6 + 3 2 3 3 —14 5 276-06 16-9 280-11 20 -3 264-78 ~ 32-96 NO. Am 21. +0-9, am 28. -11°3. Beobnchtongsort. MilHcre Tem- peratur Maxiinuro Minimum I\Iitllei'er Luri- drucl* Par. Li... Maximum Minimum Dunsl- ilruclc PBf. Li... Nieder- sclilag lltrr- Wi.,1 Anmerkangen. Tag Temp. Tag Temp. Tag Liiflilr. Tag LuHdr. Klagenfurt. . . • InnichcD Seiten Tröpolach .... Stilfscrjoch . . . St. Maria .... Ferdinandshölic. . — S°38 — B-4G — S-89 — 6-23 — 7-2Ö —10-97 —11-82 2C 12-6 21-6 6-6 + 3-6 + 21 + 21 + 4-4 + S-0 - 6-7 — 9-4 4- 3-9 3-3 3 3 29-9 20-3 -i7°8 —16-7 —16-0 —21-7 —12-5 —15-4 -14-4 319"n3 291-82 314-29 244-96 16-9 16-9 16 9 28-3 3'26"34 296-97 320 -67 •249-71 26-3 26-9 26 3 7-6 308-33 280-62 302 -SS 239-62 r28 1-17 1-01 27"26 12-29 47-53 22-01 79-23 NW. W. N. N. W. Am 31. -lO^S, am 16. 0.20.-11°. Am 8. —11-0. Am 4. — 7-2, am 25. -1S°1. Terlanf der Wittcrnng im December 1856. Die Schneefälle des Novembers erreichten endlich tu Anfang des Decerabers ihr Ende, die darauf folgende Heiterkeit führte vom 3. bis 5. zu einem Minimum der Temperatur, welches fast überall jenes des ganzen Jahres war, das Maximum des Luftdruckes am 4. blieb weit hinter dem absoluten des Monates am 16. zurück; um den 11, erreichte der Luftdruck ein Maximum der in Alpengegenden von auffallenden Temperaturschwanklingen hegleitet war. Das Maximum des Luftdruckes am 16. hatte ein kaum merkbares Minimum der Temperatur im Gefolge, dagegen führte der tiefste Barometerstand am 26. zur grössten Wärme dieses Monates vorzüglich an den westlichen Stationen. Die grosse Schneemeogc die zu Anfang des Monates lag, hielt sich nur dauernd in den Alpengegenden von Tirol, Steiermark und Salzburg so wie im gebirgigen Theile Böhmens und den Karpathen; in .Siebenbürgen war die Witterung vom lä. bis Ende des Monats sehr milde. 1. Blitze. Adelsberg. Regen am 13. 25. 26., Schnee am 27. 28. 29., am 1. 17. 29. Bora, an Admont. Regen am 14. 27. , Schnee am 15. 29., am I. NW', am 26. SW'. Alkus. Regen am 6., Schnee am 6. 1.1. 2.5. 26. 27., am 26. 2%' hoch, am 25. NO*, ; Mor, sehr heftig, der 400' unter der Station kaum mehr fühlbar war, hiebet fiel im : Häll'Ie so viel. . 6-77, Nebel am I. 16. 26. 29. 30. 31., i I 2. betrug die Schneehöhe au les Ozongehalte einer horizontalen Fläche . Am 6. ivchte der Föhn -r Baron Siernbach hat desOzongi-hallC-s, vom 11. Aineth am Fusse des Berges Regen in Strömen, von dort bis 3500' herauf Schnee bis i Fuss Höhe, an der Station ka Allhotcn. Am 29. Schneesturm a. N. An CO na. Am ii. anhaltender Nebel. Aus see (Markt). Schnee am 1. 23. 24. 26. 27. Alt Aussee. Regen am 5. 6. li. 87., Schnee am 1. 2. 3. 15. 16. 24. 27. bis 3 ain Steinberge 5 Wiener Fuss. Bludenz. liegen am 6. 7. 12. bis 15., am 15. 5"41 , Schnee am 24. 26. 27. 29. 30., Reif am 16. 17. 20. bis 23., am 10. 11. und 23. M und löste den Schnee in der F,bene wieder auf, auf den Bergen waren Scbneelawinen, am 7, brennendes Morgenrnth , am 8. ungewöhnliche Wärme, donnernde Lawincr am 10. einen merkwürdigen Psvchroraeterstand verzeichnet, um 6' Morg. + 10°8, -l-5°0, um 2' -fl4°4 +6°0, um 10' +12°1 -i-5°6, beim Föhn am 10. Ab. Mini auf 13. Föhn. Bis 24. in der Ebene kein Schnee, auf der sonnigen Bergseite bis 1000', auf der Schattenseite bis 600', erst seit 26. Lagerschnee. Bodeubach. Regen am 13. (2'^28) 15., Schnee am 1. 2. (2"e8) 3. 4. 16. 22. 25, 30. 31., Nebel am 4. 5. 10. 11.12 19. Bologna. Regen am 1. 11. 13. 10. 17. 18. 24. 25. 26. 27. 28., Schnee am 1. 4. 18. 27. 29., von 25. auf 26. Sturm aus SW. Bormio. Schnee ist angemerkt am 1. 11. 25. 29., am 26. (5"'33). Bolzen. Regen am 11. 12. (unmessbar), am 13. 26., am 13. 3"'45, Schnee am 24. 25. 20. 29., am 26. 2'^70, Nebel am 13. 14. 23. 24. 26. 87. 28 seltene Erscheinung, am 89. NW'. Brunn. Regen am 5. 6. 12. 20. 26., Schnee am 1. 4. 16. 18. 23. 24. 27. 30., am 26. von 2' bis 7' 30' Sturm a. S'-». Cairo. Regen am 7. (nur Tropfen) 8. 9. 11., am 4. feuchte gesättigte Luft, am 9. dichter Nebel, am 15. Nebel, am 16. s. feucht. Die Morgen wa aber trüb. Mittags periodische Wolkenzüge n.it dem herrschenden Winde, Abends wieder heiter, am 17. starker NO. Wind. Curzola. Regen am 1. 2. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 25. 26. 87. 28. 29. 30. 31.. am 18. 19''72. am 15. Gewitter mit Hagel, am 28. häufig kleine Czaslau. Regen am 6. 15. 26., Schnee am 1. 2. 3. 4. 16. 20. 23., am 1. 6" 58, am 7. war der Schnee zur Hälfte, am 17. fast ganz weg. Am 25. den am 20. um 9'30' Morg., das Minimum des Luftdruckes 313'''64 folgte. Herr Dcchanl Pecenka schreibt dass dieser Wettersturz auf kränkliche Menschen von gr Czernowitz. Regen am 21., Schnee am 3. 19., Nebel am 13. 14. 29., Sturm am 20. und 21. a. NW. Dcbreczln. Regen am 13. 14. 15. 25. 26. 27., am 13. I2"82, Schnee am 1. und 2. Deulschbrod. Regen am 6. 12. 13. 14., Schnee am 1. 16. 23. 24. 28., am 1. 2''57, am 1. NW*, am 2 4. SO'. — Am 37. circa 3' 30' Ab. wurde in der Nähe der Stadt ein Meteor genommen, welches einen Stern erster Grösse glich, von blaulichgclbem Glänze war, und sich von S. nach N., zu dem Beohachter in einem Winket von 45° bewegte, in einer Entfernung voi einer halben Stunde in der Form einer Peuergarbe herab. Ferrara. Regen am 1. 2. 13. 16. 17. 18. 25. 26. 27. 29. 30., Schnee am 2. und 37., am 1. starker Wind a. NW. Füntkirchen. Regen am 13. 14. 27 27., am 13. ß'&O, Schnee am 17. 18. 83. 24. 31., am 30. NO'"., am 3, NO». Gaslein. Schnee am 1. 6. 15. 27. 29. 30., am 1. 9'"73., am 25. SW*. Gran. Regen am 13. 14. 27. 39., am 13. ü'oi, Schnee am 18. 24. 25. 30., am 27. SSO», Nebel am 1. 3. 4. 5. 8. 14. 17. 31. 14. dichter Winternebel, n grüsstentheils heiter, am 2. 3. ' Hagel , am 25. und 26. SO'—». on ll» 30' bis 20. 3' Mor.. Sturi Einflüsse war. Grali. Regen am M. 14. 26. 27., am 36. 5'''89, Schnee am 1. 24. 37. 39. 30., am 29. s'eG, am 1. und 39. slaikor NW. Wind (N^) HSchslcr Wassersland der Mur +10" am 3., liefslcr + 0°6 am 23. und 39., Nebel am 9. 10. 13. 14. 15. Gresten. Regen am 12. 13. 14. 15. 33. 36., am 15. l"37, Schnee am 1. 3. 23. 37. 30., ara 1. 7''90, am I. den ganzen Tag starker Schneefall, am 3. Schneeliefe 27" (am 2. Dec. 185S 34"), auf dem Goganz (2400') 30", auf der herrschatlliclien"Alpe 48", Schneewehen auf der Strasse nach Ibbsitz (IflOo') bis 7' hoch, viele Strassen und Fiissslcigc waren unwegsam, im Waldamle (Pfarre Gresten) kam ein junger Mensch im Schnee um. Am 5. Morgens grosser Sonnenhof, dann Morgenroth bei — 13°8 im Thal, während bei 2600' die Dächer trautten. Am 6. 7. 8. 9. Morgen-, am 6. Abendroth, am 9. Morg. starker Nebel, am 10. und II. Nebel im Thale, auf den Bergen schon und warm, am 11. den ganzen Tag Nebel, Nachts heiler, am 12. sehr unstetes Wetter und auffal- lendes Schwanken des Barometers. Am 13. Lichtkranz um den Mond, von circa 2 bis 3° im Halbmesser von einem regenbogenfarbigen Ring eingefasst. Am 19. Schneetiefe 6" im Thale, bei 2400': 8": auf der Sonnenseite der Berge ist der Schnee selbst bis zum Gipfel des ötschers (2400 — 6000') fast ganz oder doch zur Hälfte (0°1 bis (1°5) verschwunden, so dass letzterer bestiegen werden kannte. Am 25. Morgcnröthe. Am 26. Minimum des Barometerslandes 308"34 bei 0° B. um 6' Morg., am 27. Scbneetiefe lo" im Thale. 13" bei 3400'. Den noch immer rätbselhaften Höhenrauch beobachtete Herr nenelicenl Urlinger am 9. und 17. bei mildem Wetter. Hermann Stadt. Regen ara 1. 19. 28., .Schnee am 2. 3. 19. 24., am 3. 3'°I8, am I. war aller Schnee weg. am 2. und 3. Schnee bis 6", der am 7. und 8. in der Sonne, am 9. auch im Schatten, am 14. aber durch den sogenannten Rothenlhurmer Wind verschwindet, am 5. und 6. Mondhof, am 7. 8. 9. Abendroth; am 19. Schnee, der gleich schmilzt, ebenso jener am 24., am 23. 29. und 31. Reif, am 13. Höhennebel. Stürme am 20. auch NW'—*, am 21. aus WNW'— 8, am 36. und 27. ans SSO*. In Folge der warmen Witterung am 25. 26. und 37. schmolz auch der Schnee bis 500U' weg. St. Jakob (Gurk). Am 29. Schneesturm aus N., am 31. prachtvolles Abendroth. Jaslo. Regen am 13. 13. 14. 15. 20. 27. 38.. am 14. 5"3n, Schnee am 1. 4. 19. 22. 23. 27. 28., am 1. 8"70, Nebel am 3. 4. 31., am 31. W», am 26. SO*. Vom l.bisQ. grosse Schneewehen. Inner-Villgratlen. Regen am 1., Schnee am 1. 6. 13. 25. 26. 27., am 29. NO' Schneesturm, am 1. gegen 6'' Ab. Blitze, am 5. 6. 7. 9. 10. 11. 12. 23. IMorgen-, am 4. 7. 20. 23. Abend- roth, ersteres am 6. 7. 12. sehr intensiv, am 36. fielen 10" Schnee, am 6. u. 23. Mondhof, am 1. 13. 26. 27. Nebel. Innichen. Regen am 13., Schnee ara I. 6. 25. 26. 27. 28. 31., am 27. 4'"38. Am 1. Schneegestöber bis Mittag, am 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 19. 23. 28. 31. Morgen-, ara 2. 3. 4. 6. 7. 14. 17. 18. 27. 30. 31. Abendroth. Nur am 7. bis 10. 12. 13., dann 22. 25. u. 36. stieg Mittags die Tcmp. über 0°. Kalkstein. Schnee am 1. 6. 35. 27. 28., am 1. um 5''30' Ab. Blitze, am 31. war die Schneehöhe 3' 6", am 5. 8. 9. 13. 31. Morgenrolh, am 23. Abendroth, ara 39. O", Nebel am 1. 5. 13. 25. 26. 27. Kais. Schnee am 1. 13. 36. 27, Regen am 6., am 1. NO', am 3. N», am 30. NW', Nebel am 1. 13. 36. 37. Kaltenleutgeben. Kesmark. Regen am 13. 23. 36., Schnee am 3. 3. 35. 27. 29. 30., am 3. 4"53, am 4. Morgens starker Reif, am 8. Ab. starker Nebel. Kirchdorf. Regen am 5. 12. 13. 1 4. 15. 23. 36., Schnee am 1. 2. 4. 15. 23. 34. 26. 27. 30., am 1. 3'"85, am 1. den ganzen Tag Schneegestöber, am 3. um l' Morg. Schneesturm aus NW., am 3. farbiger Sonnenhof, Abends Mondhof, am 5. Sonnenhof, sehr weite Fernsicht, Nebel im Donauthale, in einer Höhe von 1300' über dem Thale bereits Anzeichen von Thauwetler, am 6. um 8'' Morg. stürmisch aus SW. mit Regen, am 7. Morgen- und Abendroth, von 7 — 8'' Ab. Mondhof, am 8. strahlende Abendröthe bei sehr heiterem Himmel und reiner Fernsicht, am 9. 10. und 11. Höhenreif (Eiskryslalle an Bäumen), am 13. Morgenrolh u. Thauwetler, am 14. von 3'' Ab. an Stürme aus W. Schnee bis 2000', vom 16. bis 19. Höhennehel. vom 20. bis 23. heitere Tage mit schöner Morgen- u. Abendröthe, am 23. auf den Anhöhen starker NW. Wind der sich um 10' Morg. ins Thal senkt, am 34. um 7' 30' -).0°8, um 11'' — 3°1, am 35. Thauweller in der Höhe um 9'' Ab., bei starkem SW. auch in der Tiefe. Am 36. Thauwetler u. Sturm aus SSW., der um 8'' 45' plötzlich in NNW. umschlägt, die Temp. sinkt von -t-5-7 auf 4-3-2 u. der Luftdruck steigt von 306'l9 auf 307"5I, Wolkenzug nach SW., nasser Schnee bis 8'' Ab. Klagenfurt. Am 6. kleiner Mondhof, am 20. u. 31. schönes Abendroth, am 36. Regen mit Glatteisbildung. Herr Director Prettner bemerkt; So weit die Beobachtungen zurückreichen, wurde nur 1853 eine noch tiefere Temperalur in den Jahren 1813, 17, 29, 48, 49 u. 55 überhaupt eine unter — 16° gehende WinterkSlte, jedoch noch nie solche Kältegrade in dcnersten Tagen des Monates beobachtet, eben so wenig habe ich seit 1844 so tiefen Barometerstand beobachtet, 308"92 am 33. Febr. 1853. Herr Ahazel hat seit 1813 nur am 25. Dec. I82I, 3. Febr. 1833, 30. Oclob. 1825, 28. Febr. 1843 ähnliche liefe Stände verzeichnet. Korne üb urg. Regen am 13. 27., Schnee am 1. 2. 4. 34. 26. 37. 38. 30. 31., ara 3. 2'"30. am 8. Morg. dichter Nebel, am 11. u. 12. Höhenreife, am 27. Schneegestöber bei Sonnenschein, am 23. Schneegraupen (Stürme wie in Wien). Krakau. Regen am 7. 12. 13. 15. 20. 21. 22. 28., Schnee ara 1. 2. 4. 33. 25. 28. 29. 30., am 21. u. 22. W'. Kremsmiinster. Am 13. Regen, am 1. 2. 33. 27. 30. Schnee, am 1. 9''20. Die Höhe des vom 35. Nov. bis l.Dec. gefallenen Schnees betrug 43 Zoll, eine hier seltene Höhe in so kurzer Zeit. — Am 3. um 6'' Ab. grosser Mondhof, am 5. Morgen-, am 6. Abendröthe. am 7. Morgenrölhe über den ganzen Himmel, um 5' Ab. Abendröthe, am 14. Thauweller, am 20. Morgen- u. Abendröthe, am 36. Morgens aussergewöhnlich liefer Barometerstand 309-31 (13"66 unter dem mittleren Stande des Ortes), nur am 3. Febr. 1823 = 309-39, vom 85. auf 26' Blil-zn gegen S., am 26. um 7' Ab. im SW., am 26. um 7'' 30' Morg. schwacher SW., 1 bis 3 Stunden südlicher, jedoch stärker. Kronstadt. Regen am 1. 3. 14. 21. 22. 26. 28. , Schnee ara 3. 4. 19. 31. 22. 38., am 3. 5"l2, am 1. von l' bis 4'' Ab. sehr heftiger Sturm aus S., von 4'' bis 6' Ab. einzelne Windstösse U.Strichregen, am 7. um 9'' Ab. grosser Mondhof, am 11. von 8'' bis ll' Früh dichter Nebel, am 12. Nebel, am 17. den ganzen Tag dichter übelriechender Nebel, Eiskrjslalle an Bäumen, am 18. Nebel bis l'', ara 20. Nachm. Sturm aus W., am 26. den ganzen Tag heftiger Sturm aus S., uro 5'' Ab. Orkan, der Ziegel von den Dächern wirft, um 10' Ab. Windstille, dann Regen, ara 37. von 3' bis 9' Morg., dann 4' bis 6' u. 10' Ab. sehr heftiger Sturm aus S., wobei die Temperatur um 11' Ab. auf +10° stieg. Herr Professor Lurtz bemerkt noch: Vom 32. ab waren die Felder u. Höhen bis -zu 3000' von allem Schnee entblöst; am 17. bedeckte ein dichter übelriechender Nebel ganz Burzenland bis zu einer Höhe von etwa 600', welcher Bäume und Sträuche mit unzähligen Eiskryslallen überzog, (HobenrCTt), dieser Nebel erschien von dem 3000' hohen Kapellenberg aus belrachlel, wie ein vom Sturme gepeitschtes und dann plötzlich erstarrtes Meer, aus welchem der Kapellenberg und die übrigen höchsten Karpalhenspitzen im klarsten Sonnenscheine hervorragten, am 18 um 1' Ab. verzog sich dieses Nebelmeer nach NO. Laibach. Regen am 13. 25. 26. 27., Schnee am I. 18. 24. 27. 28. 29. Lcipa. Regen am 13. 2''45, Schnee am 1. 3. 15. 21. 24. 25. 30. 31. Lembej-g. Regen am I. 2. 13. 14. 21. 33., Schnee am 16. 50. 21. 23. 24. 25., am I. Glatteis, um 2. um 7' 30' Ab. erschien eine röthliche Sternschnuppe von der scheinbaren Grösse des Sinus circa 40 hoch von N. nach S. durch beiläufig 2°, Dauer 2 .See; ara 20. u. 21. stürmisch aus W. ■ ,,. ''°"'«'^''»"- ""Seu am 14. 15. 21. 22. 26, am 36. 6"'l9, Schnee am 1. 13. 23. 34. 25. 37. 39. 30., am 31. um 2' 20' Sturm aus NNW«, nur ?' dauernd und in einer Höhe von 44', tiefer nicht; am 26. nach 6' Ab. aus SSW. durch 30'. Lien«. Hegen am 6. 13. 26., Schnee am 1. 6. 25. 26. 27. 3S. 29.. am 26. Il"l3 Regen und Schnee, am 2. Alpenglühen, am 5. 6. 8. 9. 11. 12. 21. 22. 2.?. 31. »lorgenrolh , am 5. 6. 43. Mondhof, am 7. 8. 9. 20. 23. Abendrolh. vom 14. bis 17. Luttdruck von 305*29 bis 317"20 bei Windstille im Thale und Drehung des Windes von S. über W. nach N. und NO., am 15. Frostnebel, am 25. um 7" Ab. Blitie im S., am 26. um 5' Ab. 1 Blit» und dumpfer Donner, um 5' 15' Blitze im S., am 27. Hochgebirgsslurm, am 29. Schneesturm im Thale (sehr seilen), stossweise im Wirbel. lAm. Regen am 12. 14. 15.. .Schnee am 1. 2. 16. 29. 23. 26. 27. 30. .31., am 1. 3"24. Am 1. den ganzen Tag Schneefall, am 5. Höhenreif an Bäumen, am 6. Abendrolh, Hof um Mond und Jupiter, am 7.Morgenrolh und Gegenmorgenrofb, Reif, Nebel im Donauthale und südlich, die Berge ragen aus dem Nebel hervor, oben Thauwetter, Abends grosser Mondhof, ebenso am 8. auch Glatteis und Abendrolh, am 9. dichter Nebel und Reif, ebenso am 10. die Rcifllocken an Bäumen bis 9"'slark, am II. und 12. Nebe], am 13. Glatteis, Abends wechselnder Nebel, Abendroth, am 14. Nebel im Donauthale, stürmisch aus W., vom 15. bis 26. Prost und Thauwetter wechselnd, am 26. um 4'' 30' Morg. Luftdruck 309*36 bei NO«, um 7' 30' 309"06 bei O', um 7' 40' 309*79 bei rascher Drehung durch S. nach NW*., bei zunehmender Stärke bis 7* in der Höhe zogen FS. aus SO.; um 8' 10' 31o"l8, nachdem seit T' die Tomp. von +4°7 auf — 1°8 gesanken war, am 28. Morgenroth, Nebel im Donauthale, am 31. dichter Nebel. S. Magdalena. Regen am 12. 13. 14. 26. 87., am 13. ll"08. Schnee am 1. 2. 19. 25. 26. 27. 28. 29. 30., am 29. 6"86, am 26. 9*32 Regen und Schnee, am 18. and 29. starkes Schnee- wehen, am 25. und 26. sehr stürmisch, am 31. Abends um 6'' 22' ein schaukelnder Erdsloss. Mailand. Regen am 8. 10. II. 12. 14. 17., dann am 24. und 25., am 12. 7"50, am 3. Nachts Schnee. S. Maria. Schnee am 1. 5. bis 15. 24. 30. 31., am 8. ll'''24, am 5. Sonneuhof, am 7. Sturm aus W., am 9. Schnee bis 124 Meter, am 10. Sonnenhot irridisirend, Nebel am 15. 80. 21. 22. 24. 25. Martinsberg. Regen am 13. 14. 26. 27., Schnee am 1. 13. 14. 1 7. 18. 24. 25. 28. 29., am 29. 14*04. Hediasch. Regen am 1. 2. 14. 28., Schnee am 2. 3. 4., am 2. 6*32 Regen und Schnee, Nebel am 10. 11. 12. 13. 16. 19. 24. 25. 28. 29. 30. 31. Melk. Seit 20.. wo die Beobachtung wieder begann: Regen am 22. 26. 28., Schnee am 22. 24. 28. 30., Nebel am 25. Meran. Regen am 1. 12. 25., Schnee am 6. 25. 26. 27., am I. stürmisch aus W», am 13. Nebel an den Bergen, Thauwetter, dichter Bodennebel, am 23. starker Reifnebel (hier höchst selten), am 21. herrlicher Tag, am 29. warmer Wind. Neusohl. Regen am 6. 0. 26. 27., Schnee am 29. (nur '.) 23*76. die Gran führte den ganzen Monat hindurch Treibeis und L'fereis, halte aber sonst freies Fahrwasser. Oderberg. Regen am 7. 14. 15. 21. 26. 27., Schnee am 1. 2. 16. 18. 21. 23. 27. 39. 30. Ocdenburg. Regen am 6. 13. 24. 26. 27., Schnee am 1. 18. 24. 25. 28. 29., am 1. starker Schneefall, am 24. Ab. stürmisch, ebenso am 25.; am 26. um 11' Morg. Gussregen, am 29. grosser Schneefall. Ofen. Regen am 1. 13. 14. 26. 27., Schnee am 24. und 29., am 21. W'. Ol mutz. Niederschlag, ist angemerkt am 23. und 29. Parma. Regen am 11. 14. IB. 17. 18. 24. 25. 26. 27. 28.. Schnee am I. 4. 27. 28. 29., Reif oder Frost am 2. 3. 5. 6. 21. 28. 23.. am 1. 27-65'"'" Regen mit Schnee, am 14. Ab. Mondhof, am 27. strahlendes Licht gegen Sonnenunlergang und Abendröthe, im ganzen Monate wurden keine Snnnenllecken beobachtet, am 14. Ab. häufige Blitze gegen .S. Siihlbarkeil der Alpen und Apennlnen; am 13. 18. 29. und 30., am 1. Morg. Krdbeben in Guastalla und im Collegio Alberoniano bei Piacenza, am 22. S. Paul. Am 20. Glalteis. am 27. Sturm aus SW., am 29. au.s N. Perugia. Am 24. 2mal Regen. Pilsen. Regen am 12. 14.. Schnee am 1. 19. 23. 84.. am 21. und 82. stürmisch. Plan. Schnee am 1. 6. 12. 13. 25. 26. 27. 29., am 26. (20''46) in solcher Menge, da.ss durch mehrere Tage jede Communicalion mit dem äussern Passeierthalc unterbrochen wurde. Am 1. und 20. NO'. Prag. Ära I. Sturm aus N., am 21. aus WSW., am 22. und 23. aus W.; am 1. Graupen und Schneegeslöber, die Schwankung des Lulldruckes von 2r 11 war seit 1821 und überhaupt so weit die Beobachtungen reichen, nie von ähnlicher Grösse. Prcgralton. Schnee am 5. 12. 24. 26. 27., am 5. C. .•<. II. 18. li). 22. 28. Morg., am 6. Abendroth, beides am li. sehr schön, am 7. Lawinen von den Bergen, am 31. Alpenglühen, Nebel am 12. 24. 2B. 27. Pressburg. Regen am 12. 13. 14. 26. 27., Schnee am 1. (7''40) 23. 84. 25. 27. 28. 29. (7*05) 30.. Reif am 5. 11. 17. 18.. Nebel am 4. 9. II. 12. 13. lt. 88 . am I. Schneetirfe 12", am 7. kleiner Mondhof (Kranz um den Mond), am IB. Morgenrolh; am 17. Morgens unter den Wolken im NO. eine Rötlie. am 30. stürmisch au» W. und WNW. Pürgli Iz. Regen am 6. 13.. Schnee am 2. und 16., am 1. den ganzen Tag Schneefall. Ragusa. Regen am 14. 16. 17. 18. 19. 23. 26. 27. 31., am 14. Sb'^Oo mit starkem Hagel, den ganzen Tag Regen und .stürmischer SO. Wind auf dem Meere, am 15. um 2" Morg. slarkes Gcwilter mit Hagel, am 25. heftiger SO. Wind, auf dem Meere Sturm bis 26. Abends, am 27. Morg. wiederholt aus SSO. bis 28. Nachmitlags dauernd, am 29. wieder starker SO. Win.l, auf dem Moore Sturm. Reichonau. Rogen am 13. 14., Schnee am 1. 4. 24. 27. 30., am 7. und 13. Mondhof, am 23. W. am 26. W*. Rosenau. Schnee am 18. 25. 26. 87. 29., am 13. 14. 28. und 27. Regen, am 26. Nachts Gewitter. Rioszow. Regen am 6. 13. 14. 15. 20. 21. 22. 23. 27., Schnee am 1. 2. 3. 19. 23. 24. 25. 30., am 1. war die Schneehöhe hier l'. am 3. I)ec. rascher Wechsel der Temp. von 4' bis 6* Ab. — 4-6 — 10-6, vom 5. bis 0. stürmisch aus S., SSW. und SW.. am 7. Slurm. ■•bcnso am 10. von 10'' 30' Morg. bis Mittag, ilor Schnee schmolz gänzlich, am »O. von I 1'' Morg. bis 2" Ab. Sturm BUS W., dann noch heftiger von 10'' 30' Ab. bis 21. um 3» Morg., am slärkslen aber am 21. von 1'' bis 5'' Nachm.. wodurch ünchstücke herab- nnil fieislehende Scheunen u.iige>vorli-n wurden. Schässbnrg. Regen am 1. 2. 21. 22. 28. (s'^Oei, Schnee am 3. (4''84) 4. 21. 22. 25. Schemnilz. Regen am 15. und 26., Schnee am 1. (e5''20) 13. 18. 25. 27. 29. 30., am 12. 13. 25. .starke Nebel, am 23. un.l 24. W. und Nw'. SchöBsl. Regen am 13., Schnee am 3. 13. 19. 24., Nebel am 6. 9. 10. 1 I. 12.. am 5. trübes Morgenrolh. am 7. 8. 9. auch Ahvuilroth. am 1,1. nlallei.~. am C. von 6'' Ab. bis »m 7. um 6'' Ab. sehr stürmiscb. Somlin. Regen am 13. 15. 16. 24., Schnee am 2. 3. 4. 31., am 27. von 3'- bis e' Ab. Sturm aus SO», am 26. warmer .SO. Wind, am 17. slarU.-r Nebel. Slilfserjoch. Schneo am 1. 2,1. 26., am 26. N'. Szogedin. Regen am 1. 13. (5*70) 14. 'iS. 26. 27. 31., Schnee am 8. 18. I»., am 8. 3'^04. am 87. S". T.vruau. Regen am 18. 13. 27.. Schnee am 1. 18. 23. 21. 28. 89.. am 30. 7''70, am 9. 10. und 26 SO*, am 20. NW. und N». Traulennu. Regen am 10. 14. 21. 22.. Schnee am 25. 27. 28.. am 6. Nebel. Triont. Rogen am 11. 13. 25. 26. 27. 29., Schnoe am 29. (2',2 Zoll Höbe), am I. stürmisch aus SO., am 15. Krdsloss bei Riva. Triest. Regen am 1. 4. U. 13. 18. 35. 86. 27. 38. 30., am 2». inil Sclini-c, ebenso am 1. Uec. um 4'' Jlorg., am 4. um 5'' Millags, am 28. um 1 1'' 45' MHlags Hagel mit GewiUer. Udine. Regen am 1. 12. IX. 18. 35. 26. 28., Schnee von 13' 30' Nacbls bis 10'' Blorg. (Vergl. Triest), von 6'' bis 7'' Ab. Blitze gegen NO., am 36. lilitic gegen .SO. um 7'' 30' Ab. bis 10'. Unlertilliach. Regen am 6., Schnee am 1. 6. 17. 35. 20. 27., am 0. 7. 8. 0. 10. 11. 33. Morgen-, am 4. 8. 9. Abondiiilhe. Nebel am I. 13. 25. 30. 27. 38. 29., am 23. Mondhof. Herr Steiner schildert die Tage vom 8. bis 13. als wahre Sommerlagc, reine Luft, Windslille, sehr warm, vom 13. bis 19. etwas unlusligcr, doch immer sehr milde, vom 30. bis 33. wieder ausser- ordentlich angenehm. Merk» ürdig ist das Wetterleuchten in der Nacht vom 25. auf 26. und dass das Schneien .im 37. um 4%' Ab. mit einem Blitze und merklichen Knalle beendet wurde. Auf den Bergen war der .«'chnee sehr stark ahgeschmob.en und es zeigten sich ahhere Flecken. Ende Uec. beträgt die Schneetiefe auf den Bergen 18 bis 34 Zoll, in der Thalsohle 30 bis 36 Zoll. Val ona. Regen am 1. 2. 19. 35, vom 1. bis 3. stürmisch auf dem Meere aus SSW., ebenso vom 25. bis 27. aus SO., vorzüglich am 20. und 27. bei hohem Meere. Venedig. Regen am I. 13. 17. 24. 25. 37. 28. 29., am 1. Nachts bis 6' Ab. Schnee, um 13'' Mittags Donner, Regen und Schnee, am 9. und 31. etwas Nebel. Wallcudon. Regen am 1. 2. 14. 15. 21. 23. 25. 36. 27. 28., am 1. 6"48, Schnee am 2. 3. 15. 20. 21. 22. 24. ^am 3. von 9'' bis 3'' Mittags Sturm aus NNO'", am 16. Morg. Mondhof, am 25. um 6'' Ab. kurzer Windstoss, am 36. von 8'' Morg. bis l' 30' Ah. Sturm aus S. und wieder 5'' bis 7'' Ah., um 1'' bei +8°; am 37. von 10'' Morg. bis 10'' Ab. Sturm aus S., meist Windstösse mit 10 bis 30 Minuten langen Pausen. Die Sonnenseite der Berge war ganz schneefrei. Weisshriach. Herr Pfarrer Kohlmayer bemerkt: Die häufigen atmosphärischen Niederschläge am 11. 13. Nov. und 35. 36. Dec, zuletzt in Schnee übergehend, waren sehr wasserreich, dagegen der Schnee vom 30. Nov. und 1. Dec. sehr trocken, mehlig, sandartig und verhält sich wie 13 ; 18, 13:16, und 13:15. Eine Folge dieses trockenen Schneefalles am 1. waren Tags darauf häufige Slaublawinen von den steilen Wänden des Gösseringgrabens, man kann dieselben glicht leicht beobachten, weil die Luft weit und breit durch Schneestaub wie vom Nebel angefüllt ist. Aus der Kerne scheinen solche Lawinen wie niedergehende Wolken. Am 3. — 13°, am 8. +8° hei Südwind und ähnlichen Erscheinungen wie in Untertilliach. Herr Pfarrer Kohlmaycr hat auch noch interessante Beobachtungen über die Schnee- und Eisbildung dem eingesendeten Tagebuche beigefügt. Wien. Regen am 13. 14. 34. 26., Schnee am 1. (5"58) 2. 4. 34. 37. 38. 29., Reit am 4. 5^9. 10. 17. Am 1. den ganzen Tag Schneefall (seil 9 Tagen täglich), mittlere Höhe 14 Zoll, Windweben bis 4', am 2. grosser Soimenhof, am 3. Standeis der Wien, am 4. und 5. Frost bis — 10 , die Donau führt d.is erste Treibeis, am 5. Nachts Wasserziehen des Mondes, später Regen, am fl. Morg. Glatteis, am 6. und 7. farbige Lichtkränze um den Mond in den liefer ziehenden Wolken gebililet, am 7. in den hübern Federwolken, grosser Mondhof (circa 32V3° Halbmesser), Eindringen des SW. Strömen auf den Bergen, am 8. auch im Wiener Becken, am 9, und 10. Hohenreif, Schneehöhe noch 10 Zoll, am 13. Glatteis, Schneehöbe am 15. 5 Zoll, schneefreie Stellen an den Bergen, die Wien führt Thauwasser, vom 17. bis 19. massiger Frost, die Donau treibt losgerissenes Ufereis, am 19. farbiger Mondkranz, am 20. und 21. stürmisch aus WNW', am 21. gelbe, am 23. violette Beleuchtung des Abendhimmels, am 24. Ab. magnetische, am 26. barometrische Störung, bis zum 31. blieb die Eisdecke auf Teichen des Belvederes, trotz öfteren Thauwetters, tragbar für Menschen. Willen. Regen am 13. 15. 25. (14. 22. mit Schnee), Schnee am 1. 25. 26. 30. Am 1. nur Vormittags etwas Schnee, am 0. Ab. dichter Nebel, Mondhof, Thauwetler; am 10. trotz Thauwetter Schneetiefe noch 13 Zoll, am 11. 9 bis 10 Zoll, am 13. stürmisch aus NW.; am 13. Schneeticte noch 5 bis 6 Zoll (am 28. Nov. war sie 39 Zoll), am 13. nur 4 Zoll, Erde hie und da schneelos. Zavalje. Regen am 14. 16. 36. 37, 38. 39, am 14. 16^93, Schnee am 1. 2. 4. 18. 19. 30. 31., am 1. 12"'l7, Gewitter am 2«. 27. 29., am 33. und 37. SW'-', am 25. 36. SW». am 13. S». Hagnetische Störongen am 24. 28., Störnngen des Isftdruckes am 2. 26., der Teniperntor am 4., der Feuchtigkeit am 22. Anmerkung. Die Beiibaclitiingen in Kairo wuriien dureh Hei-rn Canaval , Custos am Museum zu Klagenfurt, der sicli den Winter über dort befand, begonnen, und e.s .steht zu hufTeii, da.is aiicli nacii seiner Rüeiikehr die Beobaelitungen an diesem in meteorologischer Bezieliung so überaus wichtigen Punkte niflit eiiinelien werden. Ültersicili der Witfcriiii^ im Jahre 1856, . U. Burkluirdt, Assisicnicii an der k. k. Ontnil-Anslall. Jlillle- li T e n, p c r a t u r lleauini '■ L u f t d ruck l':,r. I.ill. l)an»t- ilruck Nieik-i- "t:i" Reihenfp nach der m ge der Slalioncn Bi'Dl)iU'I)(un^^or .MiHk-re T»g lla^ii Tag .Miiiiinam .Millb-ri-r T.,g .llasiTnuii, Tau .Miainniii, ttleren Temperatur Adelsberg .... + 7 -aß 14. Aug. + 26°4 3. Uee. — I2°S :;i6'3ii 14. Jiinn. 323'" 17 :;6. Dcc. 307'"2II _ „ _ Valoaa + 13-82 1 Admont . . . + 3-13 14. Aug. |-22-:i 3. Uec. -IG 11 311-74 14. Jänu. 317-72 2«. Dcc. 302 ■33 — 286"'62 NW. Curzola . + 13 30 Alkus . . . + .•i-09 29. Juni +20 -8 3. Dcc. -14-0 — — — — — — — NW. Chios . . + 13 30 Altliofcn. . . + ä-77 4. Juni +24 2 3. Dec. -12-8 308-28 14. Jiinn. 314 11 26. Dec. 296-60 2"76 313-33 NW. \U. Ragusa . + 13 46 Ancona + 10-84 + 310 3. Juni +23-6 3. Febr. — 14-j 336-62 311-38 14. Jänn. 31764 20. Dec. 303-25 — 379 ■ 02 \V. Rom . . Zara . . + 13 + 11 15 6S Aussce (MarklJ Aussce (AltJ + älü 30. Mai + 23-4 14. Jiinn. — 9-2 301-3« '0.' iV!"mbrr 303 83 20. Dcc. 289-02 2-63 840-74 w. Tricst . + 11 54 Bludenz ') . . + 8-98 14. Aug. +23-0 2. Doc. — 7-0 314-43 — 26, Dec. 302-73 — — Nizza . . + 11 30 Bodenbach . . + 6-48 ii. n. J»ai +23-1 28. Nuv. —12-0 331-87 13. Jänn. 339-72 26. Dec. 318-78 — 243-73 so. Parma . + 11 02 Bologna . . . + 10-ÖS 17. Aug. +27 8 6. Dec. _ 6-8 333-01 14. Jiinn. 340-31 26. Dec. 322- 19 — 263-90 WNW. Ancona . + 10 84 + 3- 12 14. Aug. + 21-3 +24-8 4. Dec. — 9-0 26. Dec. 341-65 N. Venedig . + 10 65 ßotzen . . . + 9-21 17. Aug. 3. Dec. — 63 326-43 14. Jänn. 333 93 20. Dec. 314-65 334-63 NO. Bulogna . + 10 38 Cairo .... 29, Dec. + 6-0 'i-O 2. Dcc. 336- 18 Udine . . + 10 55 Chios ') . . . + 13-30 + 7-86 +29-0 9. Miirz 336 -C9 Trient + 10 30 Cilli (Stadt) ä) _ —13-6 328-07 14. Jänn. 337-07 _ _ _ _ — Sciulin . + 9 79 Cilli (Leisberg) ') + 6-31 12. Aug. + 26-2 — 322-77 — — — — — — — Ferrara . + 9 74 Curzola . . . + 1330 14. Aug. + 23-9 3. Dcc. + 1-2 336-92 14. Jänn. 342-83 26. Dec. 326-86 „ 372-17 0. NW. Luino . . + 9 73 Czaslau . . . + ()-G9 + ß-3ö 14. Aug. + 24-3 +28-0 — 12-7 327-00 14. Jänn. 340-48 26. Dec. 313-04 2-78 232-34 WSW. Urbino + 9 + 9 68 Czernowitz . il. Maf ti'NoT. — l3-:i 327-44 1. Nov. 333-52 9! Jänn. 319 82 333 12 NW. ' Sondrio . 31 Dcbreczin . . + 8-00 .»'i:;;., +23-0 4. Dec. -10-0 332-37 14. Jänn. 341-07 •n" ü" ™b..r Sü — 361-81 N. Mailand . + 9 49 Deutschbrod ') + 3-43 30. Hai + 22-8 27. Nov. —13-2 320-67 — — 26. i)ec. 307-02 2-93 203-31 NW. Fiiufkirclie + 9 30 Ferdinandsböhc ") + 3-42 fi' a",... +10-0 10. Nov. —12-5 — — — — — — — — Szegcilin + 9 30 Ferrara ') . . + 9-74 14. Aug. + 26-8 3. Di-c. — 4-3 334-72 18. März 341-10 28. Dcc. 323-00 — 340-57 sw. Botzen . + 9 21 Fiinfkirchen . + 9 30 3.17.Aug. +28-0 5 Dec. — 6-4 332-36 14. Jänn. 340-01 9. Jänn. 322-34 _ 213-88 SW. .S(l. iVlcran. . + 9 02 Gastein . . . + 4-77 30. iMai + 22-3 + 27-3 14. Jlinn. 4. Dec. i 1 . (j 300-21 26. Dec. 290-10 302 04 258-31 SO. Zavalje . Gran . . + 8 + 8 27 Gran .... + 8-2Ö 18.^ Aug. -11-6 "'■ '"""'" "1' z NW 26 Gratz. . . . + 7-37 + 23-3 3. Dec. — 12-3 320-47 14. Jänn. 328-34 26. Dec. 309-23 3-19 24« -24 WSW. Ofen . . + 8 20 Grcsten . . . + 0-34 + 3-70 + 24-8 + 19-4 13. Jiinn. IS. Jäiiu. —160 —14-0 321-90 288-33 13. Jänn. 14. Jänn. 309-51 26. Dec. 8. Jänn. 308-33 282- IS 3-11 302-29 NW. 0. S.w. Dcbreczin Cilli (Stadt + 8 + 7 06 86 Heitigenblut ^) •vhu 294-26 ) Hermannstadt + (i 33 18. AÜ'g. + 27-2 13. Jänn. —13-8 321-28 14. Jiinn. 328-71 22. Febr. 311-89 2-77 235-87 NW. Ödcnburg + 7 82 St. Jakob 1. . + 3-13 12. Aug. + 18-8 4. Dcc. -10-6 301-40 14. J-änn. 307 75 26. Dec. 289-98 2- 72 353-06 SO. Perugia . + 7 82 St.Jakobll.o..» + S-dO 14. Aug. + 24-0 13. Jänn. -11-2 — 328 03 NW. Pressburg + 7 77 1. Villgratlen . + 3-43 14. Aug. +20-7 *■ JsÖb"?" -16-7 — — _ NW. Wien . . + 7 72 Innichen . . . + 4-19 + 6-56 +;i:'o 294-98 319-82 14. Jänn. 14. Jänn. 297 ■ 53 26. Dee. 280-62 2-29 422-6« w. Tyrnau . Prag . . + 7 + 7 68 39 Kahlcnberg ') jf' lu"' 'VFebr. — 8-4 327-40 Kalkstein . . + 3-34 12! Aug. + 19-3 -130 — — _ _ "W!' Gratz. . + 7 37 Kais'») . . . + 3-83 + 6-S4 + 19-5 + 26-S 3*. Dec. S. Dec. N. W.NW. Adolsberg Laibach . + 7 + 7 36 27 Kaltenleutgeben 14. Aug. -12-0 _ _ — _ z z Kesniark . . + 4-92 30 m"* +1; 4. Dee. -22-4 313-07 13. Jänn. 17. März 319-80 319-84 9. Jänn. 303-41 — 230-19 N.S. Melk . . Olmütz . + 7 + 7 10 10 Kirchdorf . , + 3-42 30. Mai + 23-Ö 14. Jünn. —13-7 320-18 13. Jänn. 327-08 26. Dec. 306-19 3-00 367-13 W. Korneubur» + 7 07 Klagenfurt. . + 3-94 4. Juni + 27-3 4. Dec. —17-8 320-02 14. Jänn. 328-23 26. Dcc. 308-33 3-17 433-23 w. Brunn. . + 7 04 Korneuburg . + 7-07 lö. Juni + 2)> 3 2. Nov. -13-0 — — — _ 232-26 w. üludenz . + 6 98 Krakau . . . + 6-13 + 6-02 18. Juni + 24-2 +?•:," 4. Dec. 14. Jänn. —20-4 -11 9 328-60 322-81 17. März 13. Jänn. 337-53 330-59 26. Dcc. 26. Dec. 318-03 309-81 2-86 2-93 139-12 304-63 w. w. Willen . Mauer . + 6 + 6 98 81 Kremsinünster Kronstadt . . + 3.38 ■"9?Aug. +24-8 3. Dec. -13-0 313-33 17. März 321-72 22. Febr. 303 ■ 69 330-74 Cznslau . + 6 69 Lfiibacli . . . + 7-27 12. Aug. +23-3 3. Dec. -16.3 326-39 14. Jänn. 334-70 26. Dec. 314-99 3-29 303-08 SW. Linz . . + 6 62 Leipa .... + 3-83 +23-0 + 23-0 4. Dec. 4. Dec. —12-2 -12-0 327-34 323-92 14. Jann. 17. März 333-34 334-83 26. Dec. 23. Nov. 313-97 313-03 194-87 312-80 NW. W. Pilsen. . Jaslo . . + 6 + 6 62 56 Lemberg . . 3-UO Leutschau . . + 3-83 13. Juni +23-5 4. Dee. — 12-0 313-92 17. März 324-13 9. Jänn. 307-50 233-08 NM'. Kablcnbe.i'g + 6 56 Cl. X.VIV. Bd. I. Hff. Beobachtongsort T e m p . r a t u r Ruaumu ■■ L u f t d ruck Par. Un. iMilllr- Uimst- .Nifder- sclilag llcrr- .clH-n.Irr Reibeufolge der Stationen .Millk-ir- Tag M..,„aJ Ta, MiiiiiiiiiiiJ .MiUlfier T,-.f; .Maxiiiuim Tag .lliiiinuim .Inii'k H'iii.l naeb der mittleren Temperatur Lienz ... + 6°2.t 4. -28. Juni + 23-5 4. Dec, -13-0 3ir"4i 14. Jänn. 319"'04 26. Dec. 299"74 2"'78 396'''99 NW. Czernowil/. .... + 6^35 1 Linz ■ . . Luino. . . + 6-G2 + 9-73 31. Mai + 24-4 +24-0 5. Febr. -11 1 3-i2-4G 13. Jänn. 329-76 •26. Dec. 309-06 3-12 333-66 W. Kaltenleutgeben Cilli (LeisbergJ + 6 + 6 54 31 — I ' 0 [jUschflriher^ U.'AÜg." + 18-2 — — — — — Rzeszow. . . + 6 49 St. Mai'ilyieiiy + 5 -8.1 12. Aug. + 23-2 14. Jänn. —11-0 305-19 14. Jänn. 311.01 26. Dec. 294-11 2-93 645-98 NO. SW. Bodenbach -t- 0 48 Maihind . . + 9-49 14. Aug. +•23-8 's """.l^h.r — -S 331-61 14. Jänn. 339-45 26. Dec. 3-20 ■73 3-81 444-09 W. Gresten . . . T- 6 34 Malliiitz . . 14. jTinn. —12-0 — — — — — — — — Hermannstadl + 6 33 St. Maria . - 220 IJ. A«t"-I + ].!;■• 20. Dce. — 15-4 247-37 21. Juli •253-98 7. Dec. 239-61 — USUll w. Oderherg . . + 6 32 Martinsberg ' ) °_ ^- 3. Dec. — 8-8 — — — 26. Dec. 31603 — — — Scbössl . . . + 6 29 Mauer . . + G.81 11. Aug. +27-2 '■ r,\""'."' — 12-3 — — — — — — — — Lienz .... + 6 23 Mediasch '^) 5. Dec. -14-7 — — — 26. Dec. 319-46 — — — Krakau . . . + 6 15 Melk . . . + 7-10 31. Mai +25-8 14. Jänn. — 11-5 326-90 13. Jänn. 334-98 26. Dec. 314-76 3-22 '230- CO w. Neusohl . . . + 6 06 Meran . . + 9-02 10. Aug. + 24-7 3. Dec. — 7-2 3-25-57 14. Jänn. 332-14 26. Dec. 312-46 — 347-79 W.NW. Schässburg . -f 6 03 Neusohl . . -f- (i-Oti 13. Juni + 24-2 5. Dec. -17-0 323- -23 14. Jänn. 334-62 26. Dec. 312-78 — — NW. Kremsmünster + 6 02 (Ibervellach + 5-90 12, Aug. + 24-6 4. Dec. -12-3 — — — — — — 378-40 0. Wallendorf . + 5 98 Obir 1. . . + 5-33 12. Aug. + 28-0 4. Dec. —13-0 — — — — — — — — Klagenfurt . . + 5 94 Obir III. . + 1-Ö2 12. Aug. + •23-0 4. Dec. -15-0 — — — ■ — — — — — Obervellach . + 5 90 Oderherp . + «-32 14. Aug. + 23-6 3. Jänn. -14-5 — — — 26. Dec. 318-03 — — NW. Weissbriach . + 5 89 (Jdenixirg . Ofen ") . . + 7-82 ■»■ »Jji^i + •23-0 3. Febr. - 8-S — — — 26. Dee. 317-62 — — NW. St. Magdalena + 5 85 + 8-20 ii. Juni +26-1 ,;• ,S;;,'i;J;; — '-1 333-58 — — •26. Dec. 323-57 3-45 242-37 NW, SO. Leutscbau . . + 3 85 Olmütj . . + 7-10 !'■ a'.°'.,.i +23-8 28. Nov. -12-4 — — — — — — — NW. PUrglitz . . . + 5 83 Parma . . -1-11 -02 14. Äug. +•27-6 3. Dec. — 5-2 330-70 14. Jänn. 341-33 26. Dec. 321-31 — 277-33 NW. Leipa . . . + 3 83 Sl. Paul . . -t- 3-69 4. Juni + 24-7 4. Dec. -20-7 321-06 14. Jänn. 328-79 26. Dec. 310-09 2-93 300-57 SO. Altliofcn . . + 5 77 Peruj^ia . . + 7-84 — — — — 319-94 — — — — — — S. St. Paul . . . + ö 69 St. Peter . + 4-17 12. Aug. +20-6 4. Dec. —11-2 290-91 14. Jänn. 296-30 26. Dec. 279-43 2-43 429-10 NO. Rosenau. . . + 3 69 Pilsen . . + 6-62 12. Aug. +24-3 14. Jiinn. —14-0 324-93 13. Jänn. 333-28 26. Dec. 311-26 333-90 SO. Kronstadt . . + 5 38 Plan . . . + 2-93 10. Aug. + 17-6 3. Dec. -14-3 277-31 21. Oet. 282-31 30. Nov. 260-87 — 367-80 N. Leuiberg . . + 5 56 Prag . . . + 7-39 14, Aug. + 25-2 14. Jänn. -12-8 329-27 14. Jann. 337-68 26. Dec. 316-16 3-08 167-60 SW. Saifnitz . . . + 3 34 Pregraticn . -1- 4-23 13. Aug. +22-6 14. .länn. — 15-0 — — — — — — — St. Jakob (G.) + 5 30 Presshurg '*) -i- 7-77 +•23-7 5. Dec. — 11-8 330-83 — — 26. Dec. 320 43 3-00 -233-67 w. Deutsclibrod . + 5 45 Pürglitz . . -j- S-83 ??'/>"* 1 + 20-4 27. Nov. -15-3 324-61 14. Jänn. 333-20 26. Dec. 311-39 3-33 233-04 w. Ueichenau . . + 5 34 Raggaberg + 2-C4 12. Aüg"; + 18-0 4. Dec. —13-0 — — — — — — — _ Obirl. . . . + 5 33 llagusa . . + 13-46 12. Aug. +24-7 8. Miivz + 0-2 336-00 14. Jänn. 341 ■ 69 23. Nov. 323-76 — 333-90 SO. Trautenau . . + ä 32 Reichenau . -f- 3-34 12. Juni +25'1 IS. Jänn. — 22 0 313-89 14. Jänn. 321-29 26. Dec. 301-65 — 90-38 w. Tröpolach . , + s 17 Rom . . . -(-13-15 — — — — 334-88 — — — — — 427-37 NO. Alt-.\ussee . + 3 16 Rosenau . . + 3-69 31. Mai + 23-3 4. 7. Febr. —12-2 324-86 17. Dec. 331-78 26. Dec. 314-43 2-75 277-70 NW. Admont . . . + ä 13 Rzeszow . + 6-49 7. Juni +26-2 4. Dec. — 17-0 3-29-14 14. Jänn. 337-03 26. Dec. 316-16 — 230-20 w. St. Jakob . . + s 13 Sachsenburg + 4-90 24. Juli ■ + •22-4 3. Dec. -16-6 — — — — — — — — Bormio . . . + 5 12 Saifnil?. . . + 5-41 14. Aug. +23-8 4. Dec. —15-8 — — — — — — 660-00 — Sehemnitz . . + 5 12 Schiissburg + 6-03 18. Aug. + •23-6 5, 6. Jiinn. -14-2 322-87 14. Jänn. 330-11 22. Febr. 313-19 3-09 344-30 NW. Markt Aussee + s 10 Sehemnitz . + 3-12 31. Mai -+22-4 lm,'°" — 12 0 314-07 14. Jänn. 320-38 26. Dec. 303-23 — 216-60 W. Kesmark . . + * 92 Schüssl . . -1- 6-29 11. Aug. + 24-2 •28. Nov. -12-4 324-38 13. Jänn. 332-89 26. Dec. 311-79 2-89 212-74 SW, NW, Sachsenburg . + 4 90 Semlin . . + 9-79 1. Aug. 5. Dec. — 9-4 334-49 14. Jänn. 343-43 [26. Dec. 320-57 — — NO.SO. Gastein . . . + * 77 Senftenberg -1- 4-49 14. Aug. +21-0 27. Nov. -16-2 3-20 -65 14. Jänn. 328-48 26. Dec. 308-74 2-97 372-67 NW, ,. W, Senftenberg . + 4 49 Sexten . . )- 2 '75 1. Aug. — 3. Dec. ^16-0 — — — — — — — Pregratten . + -4 25 Slching. . ■H 3-68 14. Aug. + 18-2 3. Dec. -12-4 — — — — — — _ Unter-Tilliach + * 21 Szegedin . + 9-30 18. Aug. + 28-6 4. Dec. -10-4 334-15 14. Jänn. 342-66 26. Dec. 3-24-31 _ 213-37 w. Innichen. . . + * 19 Tirnau . . t- 7'68 3. Juni + 27-0 5. Dec. -12-6 331-61 14. Jänn. 340-48 26. Dee. 3-23-00 3-35 170-32 NW. NO, St. Peter . . + 4 17 Trautenau . + 5-32 — — 4. Febr. -14-0 3-20-71 13. Jänn. 327-73 |26. Dec. 312-41 — 6U4-13 W. Kais .... -t- 3 85 Trient . . + 10-30 28. Juni +27-0 3. Dec. — 5-5 330 48 14. Jänn. 337-50 26. Dec. 318-80 _ — SW, Heiligenblut . + 3 70 Triest . . + 11-54 13. Aug. +26-5 14. Jänn. — 3-5 336-36 14. Jänn. 342-80 8. Jänu. 3-24-01 703-311 OW. Stelzing. . . + 3 68 Tröpolach . + 5-17 4. Juni + 2Ö-8 4. Dec. -21-7 314-73 14. Jänn. 321-76 26. Dec. 302-35 2-60 741-40 0. Kalkstein . . + 3 54 Udine. . . + 10- 5S " "■ *"'"" +25-0 14. Jänn. — 2-2 "~ ~ — ~ ~ w. I, Villgrallen . h 3 43 II T e m ,, e V a t u 1- Rfaumui L u f t d ruck Par. Liii. .MiUh-- Nieiler- ReihenfolKO der S ationen 11 Beobaclilongsort Dunst- .Inn-k solilag nach der miltlcren T, n.peratur .Milllcrc 1 T«s ihiummn Tas 1 Minimum Jlilllerer T»g .MaxiniiMii Tau .llillil,,!,,!, U.Tilliach .... + 4°21 !l4. Aug. + 21°7 13. Jänn. —13-3 — - — — _ — — W. Kirel.dnlf + 3-42 Urbino'') . + ;i'68 2. 3. .Iiili + 23-0 U. 15. Jinnt. — 3-0 — — — — — — SW. Alkus -t- 3-09 + 13-83 3. Juli + 30 0 9. März — 1-3 — — — — — 477"43 NW. Plan , + 2-93 + io-ns 13. AuR. + 27-3 3. Uec. — 33 337'! 3 14. Jiinn. 344"96 26. Dec. 32S'"48 4"13 363-80 N. SW. Sexten + 2-73 W.nllcndc.rf + S-'J8 1. Juni + 24-7 4. Jiinn. — 19-6 322-91 14. Jänn. 330-01 22. Febr. 314-39 3-18 337-13 W. NO. Haggaberg + 2-64 Weissbriacli + S-89 12. Aug. +22-3 4. I)ec. — 12-0 — — — — — — 491-80 SO. Slilfserjeeb (i.e.) . + 1-78 Wien . . . + 7-72 31. Mai +28-3 4. Febr. —10-4 329-83 14. .Jänn. 338-41 26. nee. 317-40 2-93 222-23 NW SO. Obir lii -r 1-32 Willen . . + 6-n8 3. Juni + 23-2 5. Dcc. —13-3 314-08 14. Jänn. 319-37 2«. Dec. 301 -7U — 382-43 SW. St. Maria — 2-20 Zara '«) . . + 1I-M 13. Aug. +23-4 10 M'iVi"" + 2-6 33Ö-97 14. ,länn. 343 30 — — — 324-36 NW. Ferdinandsböhe . . . — 3-42 Zavalje . . + 8-27 B. Juni + 26 '4 8. Wän 321-67 14. Jänn. 328-70 26. Dec. 311-88 333-14 N, ') Die Benbaclitangeu begannen über die Temperatur, den Dunstdntek, iXiedersehlanr «ad Wind mit Juni, jene de.s Luftdruckes mit August. — *) Die Beobaebtungen enden mit Oetober. — •) Die Beobachtungen enden mit Mai. — 'j Die Beobaclitungen beginnen mit Juni und enden mit Ootubcr. — *) Die Becibacbtuugeu des Luftdruckes beginnen mit April. — ") Uie Beobachtungen beginnen mit Juli. — ') Diese Jahresmittel sind aus den im Landwirtbschaftsgarten zu Ferrara gemachten Beobachtungen beiechnet. — *> Die Beobachtungen reichen bis Ende Oetober. — '} Die Beobachtungen enden zeitweilig mit Oetober. — '") Vom Janner. August. September, Oetober liegen keine Beobaeblungen vor. — ") Beobachtungen seit 4. September. — '■^) Wird seit Deeendier beobaehtel. — ") Die Beobachtungen begiinieu mit Mürz. — ") Die Beobachtaugen des Luftdruckes beginnen im l-'i-brnar. — ") Vom August angefangen liegen iiocli keine ßei>liaebtuugen vor. — '"J Die Beobachtungen hören im September aaf. Nachträge. Bcobnolitungsort Nieder- schlag Aussee (Markt) . Aussce (Alt-) . Bludenz . . . . Cbios llcnnannstadt Korneuburg Leipa . , . Neusohl . . Purina . . Perugia . . April Juni Nov. Sept. Sept. April Sept. 42 1-6 + 6-0 18-4 72 11-6 + 6-6 18-4 43 16-6 + 21-3 10-3 67 13-6 + 13-7 13-9 HO "■'" + 14-9 2-3 86 14-6 + 14-9 9-3 16 29-6 + 18-3 3-3 78 30-6 + 28-0 17-3 42 6-6 + 10-8 22-3 47 2-6 + 21-0 23-3 64 1-6 + 6.9 28-3 02 1-6 + 19-0 22-3 61 2-6 + 19-8 28-3 63 3-6 + 3-S 27-3 74 19- -24-4 22- 71 31 73 — - — _ _ _ — — — — 1F8 —10-1 + 6-8 — 0-7 — 0-3 — 2-ü + 3-0 + 9-3 — 16-7 + 3-n — 13-3 + 3-3 30O'"84 337-32 338-23 337-45 337-13 336-23 320-96 326-77 322-60 326-30 322-32 333-20 319-93 318-96 319-89 318-74 6-4 303"'04 23-4 14-9 343-80 28-4 11-3 .343-67 1-4 10-4 340-22 30-4 4-4 340-83 19- 12-4 338-29 23-6 2-3 327-08 23-3 1-3 332-87 23-3 30-3 326-23 28-9 21-3 329-73 2-9 1-9 329-31 24-6 1- 335-41 20- - - — 1 ü« 4-36 vv\\v An 24. + 3-0, am 27. — 6 3. N. An 23. + 14°. N. SW. N. Air 26. + 1'0, amS. — 0-3 am3l. + 3-3. S. An 13. + 18'0. N. An 22. 27-0. N. Air 22.uni7'-30' — 18-6,am 28. um 8" -16 W. All 28. + 20°, am 13. + 4° und Iteif. '"•«*■ An 24. 3 + 6'8. N. NW. An 28. 18-0. N. SO. An 25. + 3-7. N. Am 27. 8''ni.-13'4. fw. Am 1. und 2. + 23-4. .llitllcif Tag M...i...u... Tag \...... JlUlk-rei- T.g ,M.,>i.,„u„ Tag .Mlnliijiiu. Millleiei' Dun.t- (Irucli ISiedei-- Hfn- Anmcrk Beol)iiolifungsort T e u, p e 1- a l ur L u f l il r u c k schlag Wind Saifnitz Octob. + ()°91 8-6 — lö°5 •29-3 - 2°0 _ _ _ 30"70 N. Scnftciiberg " . . Juli -t-10-13 ii' — I9-(I 3- — 1-8 321 "43 30- 324"'6ü 8- 317"' 46 4"33 41-74 W. N. August + 11-09 14- —21-0 30- — 2-3 320-42 1- 324-17 18- 313-.S4 3-Ü2 40-99 W. 'Statt den i •rigiingefiibrlc nBeol).v.Au-ust 1S55. Sept. + 8-42 1- —18-0 12- — 0-8 320-21 13- 323-25 28- 313-97 3-73 18-46 0. Octol). + 5-98 2- -18-1 27- - 4-9 32411 21- 326-94 2- 318-67 3-1« 5-07 S. 0. Nov. — 2-40 1- + 7-3 27- -16-2 320-08 1- 326-46 23- 311-86 1-60 33-34 w. Dec. - 2-09 2fi- + 4-2 3- -13-0 319-83 16- 327-97 26- 308-74 1-61 20-39 w. cratiir +ii°iG. bruar. Der Niederschlag 19'''90 bleibt wef. iiiiiim des Luftdruckes am 28. 6. Juni. iNiederschlBg (i"sO, Wind i\. Juli. Wiuil N. >. Mittlerer Luftdruck 310' 90. »r. Herrschender Wind O. im A |j r i 1 aus M'. und SW. B r. Niederschlag 6"00. 85.1. Mittlerer Luftdruck 322-51. Temneralur 7°2ä statt 7° 16 Ort 1*. .Vdniünt +0'48 Aussce (Mai-kt) +0-W> Alt-Aussee +(113 Gastehi +0-4t Obcrvcllach +0-28 Heiligenblut +11-13 Lien? -0-34 St. Jakob — 0-4G Trönolacli +0-0« Althofen -0-03 St. Paul +1-36 Laibacb —0-11 Cilli -0-07 Verzcichniss der bei den Stfttionoii gefuiidcnoii Fohlcr der Diironicter. IS.'iä. Ort lii Sl. Magilalcna -I)'41 Adelsberg +U-21 Agordo —0-17 Meran — Ü-OS l'l-.m — 0-lS Sl. Maria +0-13 Brsgenz +0-01 Innsbruck +0-48 Willen +0-48 Salzburg +0-09 Kremsmünster — 0-OG Linz +0-08 Klagenfurt +0-11 Ort F. Kahlenbcrg — 0"02 Ödenbui-g —0-26 Pressburg +0-03 Tyrnau —002 Scüemmlz +0-32 Neusohl +0-18 Olmütz -0-04 Oderberg — 0-24 Brunn +0-03 Senftenberg —0-04 Czaslau +0-03 Deutschbrod — 0-S3 Ort F. Prag — 0" Traulcnau -0- Leipa +0- Bodenbach +0- Schössl ^0- Piirglitz +0- Piisen — 0- B. Reiclienau +0" Melk +0-: Gresfen — 0- Kircbdorf +0- Linz +0-! Anmcrkunge vom 12. August 18dS Das Zeichen 1 , früher ist dei 1- zeigt an, dass das Stationsbai-ometer zu tief stand. — In Althofen Fehler — 1-12. Aus Vergleichungen vom Jahre 18S4 ergibt für Ve vurde das Baroni odig F.-n"l2. -1"1 corrigirt. daher ist — 0~02 der Fehle Scliemnilz. F.-0°32 Reai Von Kronstadt gibt uns H der Thermometer ergaben. Fehler der Thermometer. (=0°40 Cels.) nach der Untersuchung des Herrn Professors Curlen. Professor Lurtz nachstehende eorrigirte Monatmitlei der Temperatur seit 1833, i Jäoncr Febru« Mari April Mai Juni j..ii Aufc-ü.l ScplemLer 1853 1834 183S 1836 -0-28 —0-32 —4-11 -1-80 + 1-83 —2-93 -0-63 -1-12 + 3-21 -1-00 + 4-02 -1-74 + 4-70 + 3-10 fS-77 f7-(l9 + 10-92 + 11-93 + 12-38 + 10-48 + 13-61 + 12-73 + 13-24 + 13-92 + 13-34 + 14-69 H 13-09 + 13-28 + 14-17 + 13-70 + 14-83 + 14-62 + 11-41 + 9-68 + 9-94 + 10-04 ; sich selbe nach sorgfältigster Vei'ffleichung und Untersuchung Miiher Deceinbet + 9-23 +1-28 —1-93 + 7-67 +1-83 +0-33 + 9-25 +1-47 -3-81 + 4-96 —1-96 -0-77 + 6-97 + 6-12 + 6-62 + 3-58 Gang der Wärme aud des Luftdrücke»« im Deeember l)i.'>tt. Üif- puTU'tirten Linien stellen die Wärme, die ausgezogenen den liuftdruek dur. Die beigeschriebenen Zahlen sind MonatiniKel, denen die stärkeren Horizonlallinien entsprechen. Ein Netztheil entspricht bei der Wärme einem Orad Reaumur. beim Luftdrücke einer Pariser Linie. Wallendorf liK Bistri'.zin Siebetil!Ür|eii: Klageiifurl Entw V A D Rurkhird' Nl Maria tk H.r . .^li.iiiutktr Sit/.un?sfc .1. L .MaidW inaUi naiarw Cl VW Bi 1 Heft. I85J Gan^ der Feuchtigkeit und des Ozuugehalles der Luft im Deceml) 1856. Bie punkürten Linien stellen die Feuchtitfkeil, die ausgezogenen den Ozongehalt dar. Die am Rande befindlichen Zahlen sind die Monatmittel der Feuthtiglieit, jene «wischen denCurven die Monatnüttel des 0 longehalte*. Den Monatmittelo entsprechen die stärkeren Horiiontallinien. EinXetztheil beträgt für die Feuchtigkeit äProcente, für den Oionf ehalt einen Theil der Far., henwala, welche vom vöUidenWeis bis zum tiefsten Blau zehn Abtheilungeu enthält. L eiiiberg Krakj Wien Linz Rlageiifurl Wien t 3 ö 7 .9 // /J // // /.9 2/ ?S 2S ?7 V> 31 1 "^ 1 1 1 6.S z"^" ",- -, -4- L -i'^ . -S^ ^IZl '""^ T Y /^ \% i-^^\/ tf. X-t ■ ^^^ -/ - irir ^vZ iaz: \ ' x/ ^ ~\^ y\ \ -. \^^ ^-^ ■ \ 4 ^/^^^ Sf 1 i r- fc- t ■ t t s Y •■ amZZ. fi Xnl^\ "^ 4%\ ' 1 "^ "^ 4^ ''^' Oi ULZt^C it /tX f ^ c " \ f ^ r^ ^ -SL 1 ts ^^. ^ Ji 4 V 3> ■^ J ^r- ^ \ ■■•., ^ie ^^^ t^'\-J-^^ • S T- Jkiy ^Jl Jy^ ^ n> <% ""■"1 ~^~ ~~2" ^f-->r ^'r ~ 1^ ^s^ « -Z^A^^^^ ^J -^ \4 S^ : f 17 '■■ . ■ -^r ^ ;^.2 •te N :e rm _, ±L ^-^S_ ^^ tac \ . ■. A / \ IE I ^^%^^^2 '^'^ ^-v ^LA t »\ 7^ ^ ^ T J.zf -s ^^^^ ^7^ e: \/ T ! g ^ 1 -b ki o* 8.6 &> _ - •■ V^ i3 1 ■' "^ "^ — ~- ■■' j? ^^ ■■■■■■■- A^ ^""^^ "1^" 1S3 - - ='*-^^vv7, _^r L vP=f S^/ ^ ^-''^ s \ / e ^ 41 T n: ■. ; .•■ ' .£ -? .'■1^, "^ iS I^ -i • ^ ^ t V r _ ^ y^^xti txl-^'-. '\ ■• = ,•■•• 1 ^- rV \ imir ■ u-^*1 ^ >:■ , '■' V\ f .1.1. il ;/ L 'W- .tSK^jnA^^ S ■•-tl ■ o_ ni mi ^_._ J 7 [ ±i_ iii !^: § f \ 1 Oangtf. IttutM ^ir ^ -4 Xt T TP «HÄ-, rrt 4»«- «. ^t ^^i n:.- / \ OB?'iit*pel in seiner neuesten so lehr- reichen Abhandlung 1) wahrscheinlich zu machen sucht, die von d'Orbigny gegebenen Abbildungen des Letzteren (Palcontologie fran9. Terr. jurass. f. 133 und 134) wirklich zwei verschiedenen Arten angehören. Der sehr breite Bücken ist regelmässig gerundet durch eine scharfe Kante mit den steil gegen den tiefen Nabel abfallenden Seitenflächen verbunden. Auf den Seitenflächen stehen einfache, ziendich starke, scharfe Rippen , die eine sanfte Bucht nach rückwärts bilden und an der Rückenkante in spitzen Knoten endigen. Von diesen Knoten weg laufen je 3 — 4 weit dünnere Falten quer über den Rücken, auf dessen Mitte sie eine sehr sanfte Bucht nach vorne bilden. Die Zahl der Rippen auf der Seitenfläche des grössten vorliegenden Exemplares beträgt 41 am letzten und etwa 32 am vorletzten Umgang. Am Bücken des letzten Umganges sind ungefähr ISO der feineren Fallen zu zählen. Bippen sowohl als Falten sind schmal und hoch, durch Zwi- schenräume getrennt, die breiter sind als sie selbst. 1) Die Juraformation Englands, Frankreichs ii. d. südw. Deutschlands. 2, S. 377. |Jj3 Hauer. Palaontologisclie Notizen. DieMuüdöffnimg ist an einem Exemplare im k. k. Hof-Mineralien- Cabinete wohl erhalten (Taf. I, Fig. 5). An der Seitenfläche bildet die Schale hier eine tiefe Bucht nach rückwärts, am Rücken dagegen einen sanften weiten Bogen nach vorne. Sie ist etwas eingeschnürt und trägt statt der Rippen und Falten, die den übrigen Theil der Oberfläche zieren, feinere Streifen, welche gleichmässig über Seiten und Rücken weglaufen. DieLobenzeichnung steht, wie schonKuder nats ch bemerkte, der des Ä. Uuguiferus d'Orb. näher als der des vi. Humphriesianus, ohne aber in den Details mit ihr hinreichend übereinzustimmen. Die Lobenenden stehen nämlich auf einer geraden Radiallinie und die letzten Sättel nehmen nicht jene schiefe Stellung an, die bei Ä. Humphriesianus so auffallend hervortritt. Man zählt jederseits drei regelmässig an Grösse abnehmende Sättel und nebst dem Rücken- lobus drei Loben, von welchen nur der obere Laterallobus etwas tiefer ist wie der Rückenlobus. Der untere Laterallobus und der Nathlobus sind eben so tief wie der Rückenlobus, während sie bei A. Uuguiferus weit seichter bleiben. Ä. redelobatus findet sich sowohl zu Swinitza im Banate, als auf der Klausalpe bei Hallstatt nicht eben selten vor. Fr. V.Hauer. Falaeimlologische Xotiy.pn. y. t Taf.I. 2. 3. 'W^ 'H, FnLd..''cko7n'. Irr.k Au3 ikLKof.'j. SLa.3.i:äru:kere / ^. Amman Uf.r .Shr//eri Hntirr: S. AmTinirtit(,y rtcteJxil'/atn-^ Hdiier Sit z,un2-sb.d.k.Akad.d-W,iiiath.iintiir«-.ri..\M\'B(I.l.Hpn. 1857. Fr V.Hauer t'alaponloloärsche Xolizen. Taf. n 2. .'• f % \\ %.m ( ,L^^ JoK.5trohma.ye L3. T„r/,oSt„/„t., Hau. ■f--^. Ar'teiilii Liii/rir/crixix Hill) O'. Miforiirirfui Jh-iuiiie ri' Hn i#l *.us d kkK-.>f.u.StajisiiriicK.r.';i / , Mt/opkoriii ci/ r/'iri>st ri.sSr/i/tif /i ..\p . X A FniiHoiwriii/(i (ihli(iiia llmi 70. Aniitinnife.t rertflohiitii.r Hau SilLunrisb.d.k.Akad.dW.maUi.nalurw.ri.M.IV Bd.l.Hefl. 185; Alle. Über die Bahn der Laetitia. 159 Über die Bahn der Laetitia. Von Mori« A 1 1 6 , Assisteut der k. k. Sternwarte ia Wien. (Vorgelegt durch das w. M., Herrn Director K. v. Littrow. Dieser Planet wurde am 8. Februar des Jahres 1856 zu Paris von Chacornac entdeckt und bald darauf erschienen in den astro- nomischen Nachrichtea Nr. 1009, 1015, 1021 genäherte Elemente desselben von G. Rümker berechnet. Später theilte ich ebendaselbst Elemente mit, welche aus drei geocentrischen Positionen des Planeten nach der Gauss'schen Methode abgeleitet, und durch Änderung der ersten und letzten jeocentrischen Distanz so verbessert wurden, dass der aus ihnen berechnete geocentrische Ort mit den bis dahin erhal- tenen Beobachtungen übereinstimmte. Hieraul' nahm ich mir vor, aus den während der Dauer dieser Erscheinung sich sammelnden Beobachtungen eine genaue Bahn des Planeten abzuleiten und legte die Elemente von G. Rümker in Nr. i021 der astron. Nachr. zu Grunde, indem die Voraussetzung begründet schien, dass diese aus einem grösseren Intervalle und mit Zugrundelegung von drei Normal- örtern berechneten Elemente genauer sein dürften als meine nur aus einer kleinen Zwischenzeit abgeleiteten. Mit diesen Elementen wurde behufs der Vergleichung mit den Beobachtungen für die ganze Dauer der Erscheinung eine Epheme- ride gerechnet, wobei zugleich auf die Störungen der rechtwinkligen Coordinaten in Bezug auf den Äquator, die durch Jupiter und Saturn hervorgebracht werden, Rücksicht genommen wurde. Das Resultat der nun eingeleiteten Vergleichung mit den Beob- achtungen war folgendes , wo die Abweichungen im Sinne Beobach- tung — Rechnung gegeben sind. Datum 1856 Beobaehtungsort Beob. -Rechnung Aa A6 , p (1 Februars. Paris + 0'22 — 3-6 I. Gruppe, j 2 ^ ^ ^^ Z 025 + 4-6 Sitzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXIV. Bd. II. Hft. 11 160 Alle. Beobachtungsort Beob.-Recbuung II. Gruppe. III. Gruppe. IV. Gruppe. 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 \ 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 März Februar 16. „ 23. „ 23. „ 23. „ 23. „ 24. „ 24. „ 24. „ 25. „ 25. « 26. „ 27. „ 27. „ 28. „ 29. „ 29. „ 29. „ 29. 1. 2. 2. 2. 2. 2. 2. 3. 3. 3. 4. 5. 6. 7. 7. 7. 7. 9. 9. 9. 10. 11. Oxford —2 Hamburg — 3 -2 Padua —2 „ -2 Wien —2 Padua —2 « -3 „ . . . •. -2 Florenz —2 « -1 Hamburg — 2 -3 Kremsmiinster — 2 Padua —2 -2 Kremsmünster . . . . — 2 Padua —2 Hamburg — 2 —2 -2 Wien —2 Buk —2 Padua -2 « -2 Kremsmünster — 1 Padua —2 Hamburg — 2 Florenz Bilk . . . . Leiden . . . Kremsmünster — 0 — 1 -2 — 1 — 1 — 1 Göttingen — 0 Padua . . . . Kremsmünster Padua . . . . Wien . . . . Kremsuiünster Padua . . . . Bilk . . . . — 1 — 0 — 1 — 1 — 0 — 1 — 1 -0 30 •29 '77 •55 •54 •76 •60 •10 •84 •42 •95 •73 •53 •71 •85 •62 •65 •32 •49 •56 •45 •43 •34 •37 •30 •90 •12 •46 •84 •79 •08 •94 •81 •26 •30 •21 •77 •20 •28 •99 •26 •16 •64 A 5 +2212 +23-3 + 32-6 + il6 +313 +29 +49 +24 +20 +22 +28 +23 + 25^0 +29-7 +316 +26-2 +21-9 + 21-8 +309 +26-3 +24^0 +24-5 + 33-8 +27^5 +27-8 +28^8 +24-5 +212 + 9^0 + 9^7 +39-6 +29-8 +27^4 +24-9 +21^0 +44^5 +22-1 +19^2 +16-7 + 22^0 +20-0 + 17-6 + 19-3 über die Bahn der Laetitia. 161 IV. Gruppe. V. Gruppe. VI. Gruppe. Datum 1836 46 März 11. 47 11. 48 12. 49 12. HO 12. 51 13. S2 13. S3 13. 54 14. 55 15. 56 15. 57 16. 58 16. 59 16. 60 16. 61 17. 62 17. 63 17. 64 17. 65 17. 66 17. 67 18. 68 18. 69 18. 70 20. 71 24. 72 24. 73 24. 74 24. 75 24. 76 , 25. 77 , 25. 78 26. 79 26. 80 26. 81 27. 82 , 27. 83 , 27. 84 , 27. 85 , 28. 86 , 28. 87 , 28. 88 , 29. Beobachtungsort Beob. -Rechnung A a Kremsmünster . . . . . -|-3'47 Göttingen — 0*31 Leiden — 0-54 Hamburg — 1*13 Göttingen —0-18 Leiden —0-26 Hamburg — 0*47 Göttingen 0-00 —0-07 Hamburg +0-01 Leiden +0-25 „ +0-45 Kreinsmünster -|-0*57 Humburg -[-0-04 Göttingen +0*66 Wien +0-62 Kremsmiinster +0'64 Hamburg +0*19 Göttingen +1-03 Berlin f 0-54 „ fO-53 „ +0-83 Kremsmiinster 4-1' 20 Hamburg —0-03 Berlin +1-22 Kremsmünster -f-2*83 Göttingen 4-2-53 Leiden +2-03 Berlin +2-29 Washington +2-25 Kremsmünster -|-2"78 Washington +2-32 Kremsmünster +3-20 Hamburg +2-06 Göttingen +3-36 Wien +3-06 Kremsmünster -j-3-59 Göttingen +3-50 Berlin +3 04 Wien +3-35 Hamburg +2-91 Kremsmünster -|-3'76 Hamburg +2-28 11* A 3 + 7 + 14 + 12 + 14 + 9 + 11 + 6 +10 + 9 + s + s + 3 —15 + 5 + 2 — 8 + 1 + 3 + 5 — 1 + 0 + 1 — 0 — 2 ~13 — 9 — 9 — 5 —10 —10 — 13 —11 —13 —17 -16 —12 —15 —16 -16 —15 —16 —17 162 Alle. Beobachtungsort VI. Gruppe. VII. Gruppe. VIII. Gruppe. IX. Gruppe. 89 90 91 92 93 94 9S 96 97 98 99 100 101 102 103 104 lOä 106 107 108 109 110 111 112 113 114 HS 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 \131 März Apr 30. 30. 30. 3i 12. 12. 13. 16. 17. 17. 19. 21. 21. 22. 22. 23. 23. 24. 24. 24. 25. 25. Wien . . . . Kremsmünster Hamburg . . Kremsmünster Hamburg . . Wien . . . . Kremsmünster Hamburg . . Berlin . . , . Wien . . . . Göttingen . . Berlin . . . . Kremsmünster Greenwich . . Götfingen . . Hamburg . . Washington . Kremsmünster Washington . Greenwich . . Hamburg . . Washington Greenwich . . Kremsmünster Berlin , . . . Greenwich . . Wien . . . . Greenwich . . Wien . . . . Washington . Wien . . . . Hamburg . , Wien . . . . Hamburg . , Berlin . . . . Wien . . . . Washington . ßeob.-R »chnnng A a A S +3'82 —19 '7 +3 74 —12 9 +3 18 -18 4 +3 63 -17 5 +3 73 — 9 7 + 3 92 -16 7 +2 96 . +3 44 -23 0 +3 63 . +3 88 —17 7 +3 49 -19 5 +3 55 —21 6 +3 67 —24 1 +3 77 -22 7 +3 99 —20 5 +4 61 -25 9 +3 64 —20 4 + 4 81 -18 1 +4 22 —23 9 +4 60 -26 8 +4 50 —25 1 +4 21 —22 8 +5 72 —22 4 + 4 42 -28 0 +4 16 -24 4 +4 10 -25 9 +3 89 -26 6 +4 11 -23 2 +3 60 —21 2 + 3 58 —16 9 +3 18 —18 9 +2 81 —10 6 +2 40 —13 4 +2 25 —18 1 +2 13 - 8 3 +1 89 - 6 9 + 1 73 - 5 7 +1 71 —13 9 +1 44 — 5 3 +1 21 + 3 8 + i 69 — 5 6 +1 04 — 2 6 +1 07 — 5 2 über die Balin der Laetitia, 163 Datum tSäO Beoliachtuiigsoi't Beob.-Rechnunsi IX. Gruppe. X. Gruppe. XI. Gruppe. XII. Gruppe. XIII. Gruppe. April Mai Juni Juli 26. Hamburg . 26. Washington 27. Wien . . 27. Hamburg . 28. Washington 29. Wien . . I . Hamburg . 6. 13. Washington 14. 15. Berlin . . 17 18. Washington 19. 20. Hamburg . 20. Washington 20. Berlin . . 21. „ . . 21. Washington 22. Cambridge 22. Washington 23. Hamburg . 28. Washington 30. 13. 15. 20. 24. 27. 28. 1. 5. 5. 10. Was die Abweichungen betrifft, so bedeutend und es dürften dieselben wohl nur tigkeit in einem der zu Grunde liegenden Nor Einige Beobachtungen, welche in Folge handenen Druckfehlern oder vielleicht anderen kleinen Zufälligkeiten nicht so ganz mit den übrigen in Einklang zu hringen waren, wurden ausgeschlossen. 0'33 AS — 0 + 0-77 - 7 + 0-35 + 2 — 0-47 H- 2 - 0-15 — 2 — 0-72 + 8 — 1-72 + 14 — 4-87 + 39 — 1006 + 1' 5 - 10-87 + 1 11 - 11-48 + 1 12 - 13-78 + 1 25 — 14-48 +1 34 — 15-26 +1 39 — 15-67 +1 41 — 16-35 +1 43 — 16-31 +1 39 — 18-09 + 1 46 — 17-11 + 1 47 - 13-24 + 0 30 — 18-26 +1 54 — 11-07 + . — 24-53 +2 37 - 26-64 +2 54 — 44-47 +4 49 - 47-61 +5 9 — 54-23 + 5 52 — 1- 0-09 +6 31 — 1 4-16 +7 1 — 1 5-45 +7 9 — 1 10-48 +7 48 -1 17-77 +8 38 — 1 17-32 +8 37 — 1 25-59 +9 36 sind sie unerwartet sehr durch eine kleine Unrich- malorte zu erklären sein, von mösflicherweise vor- 164 Alle Es sind dies folgende: Nr. 6. Februar 23. Padua, die Beobachtung in Declination. „ 31. Miirz 4. Florenz „ „ „ Reetascension. „ 37. „ 7. Göttingen „ „ „ „ 38. „ 8. Padua „ „ „ Declination. „ 46. „ 11. Kremsmünster „ „ Reetascension scheint einige Secunden unrichtig zu sein. „ 58. „ 16. „ „ „ Declination. „ 69. „ 18. Hamburg „ „ Reetascension. „ lol. Mai 22. Cambridge ) die ganze Beobachtung, da der Grund des „ 1S3. „ 23. Hamburg j Nichtübereinstimmens ein Druckfehler zu sein scheint, oder vielleicht andere Sterne statt des Planeten beobachtet wurden. Die übrigen Abweichungen wurden in 13 Gruppen vertheilt, welche jede für sich in Ein Mittel vereinigt, folgende Resultate liefern: Gruppe Datum für a A c« Datum für 3 A 6 I. Februar 9-098 - OOl.i Febr. 9-098 + 0-47 II. „ 2I)-650 - 2-696 „ 23-873 + 23-84 III. März 4-738 — 1-971 März 4-687 + 24-84 IV. „ 13-175 — 0-332 „ 12-912 + H-36 V. „ 20-330 f 1-338 „ 20-203 — 2-44 VI. „ 28-257 I 3-184 „ 28-257 — 14- 99 VII. April 2-639 \ 3-829 April 2-838 - 21-16 VIII. „ 11-134 f 4-173 „ 11-134 - 23-50 IX. „ 23-671 4- 1-619 „ 23-671 - 767 X. Mai 4-930 — 4-443 Mai 4-930 + 30-42 XI. „ 22-018 - 17-862 „ 22-018 +1 53-06 XII. Juni 18-611 — 51-600 Juni 18-611 +5 35-89 XIII. Juli 3-279 —1" 13-462 Juli 3-279 +8 8-59. Bei der Vertheilung der Beobachtungen in Gruppen bediente man sich einer graphischen Methode, um sicher entscheiden zu kijnnen, welche Beobachtungen noch in eine und dieselbe Gruppe aufgenom- men werden dürfen. Es wurde nämlich die Zeit als Abscisse und die A OL und A iJ als Ordinalen zweier Curven betrachtet, aus deren Krümmung ersichtlich war, innerhalb welcher Grenzen das Wachsen dieser Fehler der Ephemeride noch als der Zeit proportional ange- nommen werden konnte. Diese Abweichungen wurden dann durch Interpolation mit ungleichen Intervallen auf den Anfang des jedesmal zunächst liegenden Tages reducirt, woraus sich folgendes Schema ergab : über die Bahn der Laetitia. 1 6S Gruppe Neues Datum Beob. -Rechnung. Aa A8 I. 1836, Februar • 9-0 H- 0'016 + 0-52 II. n 26-0 — 2-681 + 23-91 III. März S-0 — 1-928 + 24-38 IV. » 13-0 — 0-373 + 11-18 V. n 20-0 + 1-239 — 2-06 VI. » 28-0 + 3-145 — 14-60 VII. April 3-0 + 3-878 — 21-29 vni. 55 H-0 + 4-176 — 23-32 IX. n 24-0 + 1-470 — 6-74 X. Mai 5-0 — 4-486 -f- 30-68 XI. n 22-0 — 17-843 +1' 32-94 XII. Juni 19-0 — 52-183 + 5 39-78 XIII. Juli 3-0 — i' "13-023 +8 3-64. Ferner wurde aus den bekannten Störungswerthen der recht- winkligen Coordinaten der Einfluss der Störungen durch Jupiter und Saturn auf Jß. und Declin. ermittelt und zeigte sich folgender Weise : Gruppe Stör, in a Stör, in 6 —1 - .^- .z- — ■** — -^ — —»^ -. ^ ■ 111^, ^ — ^0^ I. -0^02 +0-01 II. -002 +0-01 III. -0-02 +0-01 IV. —1-00 0-00 V. 0-00 -0-01 VI. +0-01 —0-02 VII. 4-0-03 -0-03 VIII. 4-0-03 — 0-OS IX. +0-07 —0-07 X. +0-08 -0-08 XI. +0-08 —0-09 XII. -002 -0-08 XIII. —0-11 —0-06. Da nun der Anfang der Störungen für 1856 Jänner 1-0'' fest- gesetzt wurde , so wird man durch Anbringung dieser Werthe im entgegengesetzten Sinne an die durch unmittelbare Beobachtung erhaltenen Rectascensionen und Declinationen solche Orte des Plane- ten erhalten, wie sie einer reinen Ellipse entsprechen und zwar der osculirenden Ellipse für 1856, Jänner 1. Auf diese Art gelangt man zu folgenden 13 Normalörtern : Normalort Datum a o I. 1836, Febr. 9-0 11'' 21"' 40^687 +4« 33' 34-49 II. 26-0 10 36-300 +6 38 39-97 166 Alle. Normaloit Datum III. i8S6, März 5.0 ll"- V 29 '823 +8 1 20-40 IV. „ 130 10 58 22-648 9 2 18-39 V. „ 20-0 53 21-319 9 51 44-29 VI. „ 280 48 19-844 10 41 28-87 VII. April r30 45 13-576 11 12 59-71 VIII. „ HO 42 9-853 11 46 21-16 IX. „ 24-0 40 3-255 12 18 42-36 X. Mai 5-0 41 2-879 12 25 53-03 XI. „ 220 47 13-302 12 4 22-48 XII. Juni 19-0 11 7 3-266 10 21 19-30 XIII. Juli 3-0 20 17-864 9 5 57-98 welche auf den mittleren Äquator für 1856 Jänner 1 bezogen sind, oder indem man die Coordinaten in Bezug auf den Äquator in jene in Bezug auf die Ekliptik verwandelt: Normalort Datum Länge Breite ]. 1856, Febr. 9-0 169° 15' 44^34 +0° 43' 53? 54 II. „ 260 165 55 32-16 1 32 37-56 III. März 5 0 164 7 27-25 1 55 10-05 IV. „ 13-0 162 20 7-26 2 16 25-99 V. „ 20-0 160 52 28-13 2 33 38-52 VI. „ 28-0 159 24 51-77 2 51 25-50 VII. April 3-0 158 30 32-77 3 3 17-63 VIII. „ 11-0 157 36 12-15 3 17 1401 IX. „ 240 156 55 17-64 3 35 3605 X. Mai 5-0 157 6 7-19 3 47 4301 XI. „ 220 158 38 15-44 4 1 56-72 XII. Juni 19-0 163 48 4-47 4 18 52-68 XIII. Juli 3-0 167 18 21-17 4 26 5 -34 wo sich die Längen auf das mittlere Äquinoctium für 1856, Jänner 1 beziehen. Wegen der oben erwähnten grossen und rasch zunehmenden Abweichungen musste die unmittelbare Anwendung des Variirens der geocentrischen Distanzen unbrauchbar werden, daher ich es vorzog, auf Grundlage der drei Normalorte II, IX, XIII nach der Gaus s'schen Methode neue Elemente zu rechnen, welche sich in folgender Weise herausstellten. M 143» 40' 42-07 Jiin. 10'' 1856 ra. Berl. Zt. «Bf 2 50 5 18) ß 157 19 37.22 j Mittl.Aqu. 1856, Jan. 1-0- i 10 21 2-02 SP 6 24 49-74 lg. a 0-4422940 ß = 770?1329. über die Bahn der Laetitia. 167 Dieses Elementensystem als erstes betrachtet, ergaben sieh durch successive Änderung der beiden äussersten geocentrischen Distanzen um -|-0"0001 im Log. zwei neue Systeme, welche mit dem ersten folgende Unterschiede bildeten: Hyp. (II z2^-^ ^_Hyp- (^1-0 3M + 13^ 10? 30 — 20' 50-75 'üi —10 2-84 + 16 52-36 dQ + 0-08 + 3-50 3i + 0-07 + 6-20 d

24. Liverpool . . » 24. Bilk .... n 24. 24. Liverpool . . Berlin . . . n 25. Durham . . n 25. j> » 25. Berlin . . . ») 28. Greenwich . j> 28. Durham » 28. jj • • » 29. Cambridge . »> 29. » n 29. Greenwich » 29. Berlin . . „ 30. Cambridge » 31. Hamburg . » 31. Cambridge Februar 1. Berlin . . n 2. Hamburg . n 2. Altona . . n 3. Hamburg . n 3. Wien . . jj 3. Altona . . „ 3. Leiden . . » 3. Berlin . . » 4. Wien . . » 4. Leiden . . ») 4. Hamburg . j> 4. Altona . . » 6. Wien . . » 7. Cambridge n 7. » « 9. » » 9. Durham » 9. » • Beobachtung — Rechnung da dd + 2f65 — 1- 72 . . . - 4-73 . . . . . . + 2^ 27 . . . + 0- Ol — 0- 37 + 5^ 85 + 2- 78 + 5^ 37 -f 0- 39 + 1- 95 — 4- 37 + i- 51 + 6- 86 + 0- 22 + 1- 21 + 7- 15 + 5- 15 + 3 38 - 3- 05 + 2 04 — 0- 92 + 1 72 — 0- 86 + 4 03 — 4 99 — 0 67 + i- 29 + 2 53 - 3 38 — 1 36 — 3- 35 — 2 11 + 6- 03 — 2 50 + 6- 61 — 2 46 + 3- 54 + 8 54 - 4 75 - 1 59 + 2 70 + 4 02 + 0 43 -10 34 + 3 37 — 2 47 + 6 38 — 2 77 + 4 13 + 6 72 + 9 93 + 2 74 + 5 85 + 10 47 + 1 84 + 8 76 + 11 72 + 5 96 + 10 62 + 4 14 — 7 17 — 4 23 + 4 18 + 5 •35 + 0 44 + 5 •33 + 2 85 + 10 11 + 10 •94 + 7 •06 + 2 57 + 2 •69 + 0 •14 . . . . . + 7 •98 + 2 •57 + 9 •05 — 2 •30 + 6 •46 - 0 •45 + 8 •42 über die Bahn der Leda. 1 7 'i Datum Beohaehtiing-sort Beobaelitung- — Rechnung „ ^^ , (Ja dö 1836, Fehniar 10. Kremsiniinster ... + 9*88 +17-U 11- „ .... 4 i3-6.'} +Uo4 „ 12. „ ... +19-63 +27-24 „ 12. Green vidi .... +4-98 +7-02 „ l.'j. Leiden _ 0-60 + 3-.')6 " 13. „ + 0-97 + 403 16. Berlin +0-39 +3-18 .j » 17. Leiden +2-31 + 2-89 „ 17. Berlin — 7-83 + 3-39 „ 23. Altona +8-36 +9-27 „ 27. Hamburg + 973 —0-13 " 27. Berlin — 2 89 + 3-34 März 2. Hamburg + 203 — iO-23 « ^- » — 1 -09 + 4 42 13. Berlin + 001 — 0-13 » 14- » — 109 + 1-33 17. „ + 4-23 . . „ 24. Göttingen +16-22. -f 2-G6 24. Berlin + 221 + 0-48 "24. „ ^ a.,S2 — 1-93 26. Göttingen . . . . +29-72 4-19 „ 26. Berlin +8-00 3-42 27. GüUiiigeii .... -I 24-44 6-30 " 27. Berlin . . f 3-96 3-24 " 27. Cambridge .... (j.04 ,;.jj4 29. ,. .... +li;-17 3 -68 " ^'- " .... f 13-33 922 '^P''" ' .^ .... +17-97 4-91 •■ '••''•li" f 11-83 - 6-33 3. „ +16-32 — 3-98 4. Cambridge .... +18-07 — 0-30 •">• V .... +17-08 I2-80 8. Berlin ...... +23-03 ^ l(-47 '- 24 146-39 M 36 i^l"' 2. „ 4 i' 0.00 17.37 3. „ ..... 4 1' 3-28 16 08 Beiiierkuiigcii. Kremsmünster 10. 11. 12. Februar in Declination alle 3 au.sgeseblos- sen, in Bectascension die beiden letzten. Kremsmünster 5. 17. 26. März an allen 3 Beobaebfiingstagen .scbeint statt des Planeten ein Fixstern beobachtet zu sein. Gottingen 26. März iu Rectascension ausgeschlossen. (i re en w ich 27. März scheint nicht der Planet genommen zu sein. Si(/.(). d malhem.-naturw. VI. XXIV. Bd, II, Hfl, i2 176 L ö w y. Diese Fehler der Ephemeride wurden nun in 6 Gruppen geson- dert, so dass in die 1. Gruppe alle Abweichungen bis 23. Jänner, in die 2. bis 3. Februar, in die 3. bis 17. Februar, in die 4. bis 26. März, in die 5. bis 8. April und in die 6. bis 3. Mai aufgenommen wurden, und dann aus allen Zahlen jeder Gruppe das Mittel genommen. Es folgt in dieser Weise: „ r, . Beobachtung — Reclinung' Gruppe Datum , ° , ^ » "^ da dl) 1. Jänner 21. — 0-36 -f 2 89 2. Februar 1. -f- 3-10 + 1-35 3. „ 10. -\- 1-95 + 5-77 4. März 12. +4-13 -f 0-29 5. April 1. +14-37 — 6-42 6. „ 30. +S6-82 — lS-00. Bringt man diese Abweichung an die betreffenden Orte der Ephemeride an, so ergeben sich die folgenden 6 Normalorte, welche sich auf den mittleren Äquator 18S6, 0. Jänner beziehen : Normalort Datum a S 1. 1836, Jänner 21. 127° 36' 33-26 17° 18' ol-94 2. Februar 1. 12S 11 13-94 17 16 41 -23 3. „ 10. 123 09 03-76 17 13 58-51 4. März 12. 120 10 30-33 16 42 13-54 5. April 1. 122 04 34-92 15 57 43-02 6. „ 30. 128 46 46-40 14 10 37-39 Mittelst des ersten und vorletzten Nornialortes und den ent- sprechenden curtirten Distanzen dos Planeten nach Pap e's Elementen ergab sich folgende Bahn: 1856, 0. Jänner O"" mittlere Berliner Zeit. M= 12°53'14a6 TT = 99 4;> 41 -85 1 mittleres Äquinoctium ß = 296 28 31-47} 1856 0 i= 6 59 17-97 log «= 0-4379639 e= 0-1565240 logpt= 2-8930606 wodurch die Normalorte in Länge und Breite so dargestellt werden: Normalorf , , " , -,° d A d fi 1. — Ü'04 + 0-04 2. + 0 35 — 0-33 3. — 4 64 ! 4 80 über die Bahn der Leda. Beobachtung- — Rechnung JX dß 177 4. - 8-67 + 3-18 5. + 0-05 — Ü-02 6. -f40-17 + 3-61 hierauf wurden durch Änderung der curtirten Distanzen des ersten und vorletzten Nornialortes mit Hilfe der Methode der kleinsten Qua- drate die unbekannten Grössen x und y, welche zur Verbesserung der Elemente angewendet werden, ermittelt und mit diesen die ge- nauere Bestimmung der Bahn vorgenommen, so wie auch die Ermitt- lung der noch übrig bleibenden Fehler. Hierbei zeigte sich jedoch eine so bedeutende Grösse in den Änderungen der Elemente, dass die supponirte Proportionalität für die Änderungen der Elemente in Frage gestellt war. Es wurde dcsshalb nach diesen Elementen ein Normalort bestimmt, und in der That zeigte sich der auf diesem Wege resultirende Fehler so beträchtlich verschieden von dem durch ;v und y ermittelten, dass eine weitere Verbesserung der Elemente unter Anwendung einer 4. Hypothese nothwendig wurde. Die mittelst dieser neuen Hypothese erhaltene wahrscheinlichste Ellipse ist nun folgende : 1836, .länner 0'' mittlere Berliner Zeit iJ/= i2°14' 38-77 TT = 100 40 28-38 1 mittleres Äqulnoctiiiin ß = 296 27 47-29) 1836-0 i= 6 58 31-85 Ioga= 0-4377005 «= 0-1555701 log//= 2-8034557 mit den übrig bleibenden Fehlern : Nonnalort Datum Beohachlung- - Rechnuufj 1. 1856, Jänner 26. + 0"01 — 0-02 2. Februar 1. +1-91 — 1-50 3. „ 10. + 0-05 + 3-36 4. März 12. +2-36 -(-2-61 5. April 1. — 008 + 0-01 6. „ 30. - 0-29 +3-75 die durch directe Berechnung der Normalorte aus den Elementen gefunden wurden. Die Ephemeride für die nächste Opposition nach den neuen Elementen ist folgende; 12' 178 Löwy. 0'' initiiere Berliner Zeit a 3 •"& J 13'' 56'" 50' —29° 17' 48" 0-34561 36 35 18 57 56 17 20 0 55 59 20 56 55 38 21 46 55 16 22 29 54 52 23 4 54 27 23 33 54 0 23 55 53 32 24 10 53 2 24 18 0-32819 52 31 24 21 51 59 24 16 51 25 24 2 50 49 23 41 50 12 23 11 49 34 22 34 48 54 21 48 48 13 20 53 47 31 19 51 46 47 18 41 0-31416 46 3 17 25 45 17 16 0 44 31 14 26 43 43 12 44 42 54 10 53 42 4 8 55 41 14 6 44 40 22 4 28 39 30 -^29 2 4 38 37 —28 59 31 0-30483 37 44 56 54 36 49 54 8 35 55 51 14 33 0 48 12 34 4 43 1 33 8 41 43 32 12 38 17 31 15 34 43 30 19 31 3 29 22 27 16 0-30108 28 25 23 24 27 28 19 26 26 31 13 21 über die Bahn der Leda. 179 O'i mittlere Berliner Zeit a 5 log J 1S87, Mai i6. 15'' 25'' ■34^ —28' '11' 9 17. 24 37 6 51 18. 23 41 —28 2 28 19. 22 45 —27 58 0 20. 21 49 53 26 21. 20 54 48 48 22. 20 0 44 5 23. 19 5 39 19 24. 18 11 34 30 23. 17 18 29 37 26. 16 26 24 41 27. 15 34 19 41 28. 14 43 14 39 29. 13 54 9 34 30. 13 4 —27 4 27 31. 12 16 —26 59 17 Juni 1. 11 29 54 6 2. 10 43 48 58 3. 9 58 43 51 4. 9 14 38 44 5. 8 31 33 37 6. 7 49 28 30 7. 7 8 ' 23 22 8. 6 29 18 13 9. 5 51 13 3 10. o 15 7 51 11. 4 40 2 37 0- 30332 0-31153 0-42493 J80 S c h m i d I. Die Höhlen des 0 t s c h e r. Von Dp. Adolf Schmidl. (Mit zwei Plänen und einer Karte, von Fr. Lukas, Assistenten der k. k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, und Professor J. Schabus.) I. TOPOGRAPHIE. Die Höhlen des Ötseher haben von Alters her die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen , wozu allerdings zunächst die mancherlei ahenteuerlichen Sagen im Munde des Volkes Veranlassung gegeben haben mögen. Der Ötseher selbst ist überdies durch seine Lage in einer Art weithin sichtbar, dass er, wie der Grimming in Steiermark, von jeher als einer der höchsten oder gar als der höchste Berg im Erzherzogthum Österreich unter der Enns gegolten hat; dies sowohl als der Umstand, dass der Donaufahrer, gleichwie die Reisenden auf zwei so belebten Strassen, wie die Reichs-Post- strasse und die Mariazeller Wallfahrtsstrasse, diesen Berg vor anderen im Auge iiaben , macht es erklärlich, dass er auch einen solchen Ruf vor anderen erhalt(;n konnte. Der beste Standpunkt zu Excursionen auf den (Xscher ist das Alpendörfchen Lackenhof, an dessen Nordseite. Man erreicht es von Wien über Molk, Scheibbs und Gaming (vom letzteren Orte in 4 Stunden über den Grubberg) , in 1 y« Tage und eben so lange braucht man auf der Südbahn bis Mürzziischiag, und dann mit der Mallefahrt nach Mariazell; von Mariazeil hat man aber starke 8 Stun- den in den Lackenhof. Auf der Zeller Seite ersteigt man den Olscher gewölinlich über den auf dessen Südseite liegenden Alpenhof des Spilbichler, und zu dieser Excursion braucht man allerdings nicht über den „Sattel" hinab nach Lackenhof, indem der Sattel selbst schon auf halbem Wege zum Gipfel liegt; aber vom Spilbichler weg zu den Höhlen führt ein gar beschwerlicher Weg quer an dem Abhang des Berges hin; ja er ist sogar bedenklich. Man hat hier nämlich eine Reihe der Felsenkämme zu übersteigen, die sich vom Gipfel wie Rippen Die Höhlen des Ötselier. 181 herabziehen; zwischen ihnen finden sich dann mehrere sehr steil abstürzende Stellen. Lacken hof war ehemals wirklich ein Meierhof der Karthause Gaming an einem kleinen Alpensee (Lacke) und wuchs im Verlaufe der Zeit zu einem Dürfchen heran, das — Häuser zählt, und erst 1784 seinKirchlein bekam. Dieses Alpendörfchen, selbst in 2532 Fuss Seehühe , ist jetzt sogar der Endpunkt einer 2524 Klafter langen Eisenbahn, welche das Holz zum Fusse des Ötschers herein führt. Es hat sich nändich vortheilhafter herausgestellt, das Holz aus den Gaminger Wäldern hieher zu bringen, und dann im Winter zu Schlit- ten über dasRaneck zur Schwemme auf deiiNesselbach in die Erlaf, statt wie es vorden» geschah auf dem Oisbach in die Ips *)• In früherer Zeit nahm man vom Lackenhof aus gewöhnlich den Weg über den Gipfel des Berges, um zu den Höhlen zu gelangen, auf dem man aber volle 5 Stunden zubringt und sehr beschwerliche Stellen zu bestehen hat. Übrigens ist dieser Weg über den Gipfel allerdings sehr interessant, man orientirt sich besser über die Lage der Höhlen; auch kommt man auf dem Gipfel selbst an zwei Schlün- den vorbei, den sogenannten Wetter löchern, und kann sich durch den Augenschein überzeugen, was von den Sagen zu halten ist, welche eine Verbindung derselben mit den Höhlen behaupten , die doch um s(t viel östlicher liegen. Dieser Weg geht vom Lackenhof durch die Kälberhalt über den liiffelboden auf die Hiffel (Sattel ly^ Stiuide), wohin man auch vom S[iiil)i(;l!ler aus gelangt. Von der liilfel \v^ig geht es über die Wiesmahd, welche man bei der Ochsenhütte betritt, die einzige Zufluchtsstätte, die aber jetzt kein Dach mehr hat. Am Briinnl vorbei (das etwas unterhalb des Weges liegt), ersteigt man dann über die W i e s m a h d I e i t e n den Grat. Oben angelangt kommt man zuerst zum g r o s s e n W e 1 1 e r I o c h, eine Doline von 48 Fuss grösstem Durchmesser, 30 Fuss Tiefe-). Man kann hinabsteigen und bemerkt am Grunde gegen Ostsüdost eine kleine t)irnung von 8 Zoll im Durchmesser. Wirft man einen Stein *) Der Lackeiihof ist eines der besten alpinen Standquartiere und der Wirth Jagas- berger sehr gefiillig. Man findet in Lackenhof ein Paar Zeitungen und ein Gedeiikbuch. Als die besten Führer gelten der 70j;ilirige Andreas Sehögl, dann Franz Kurz. 2) Die hier angegebenen Zahlen sind dtrecte Messungen, die von früheren Reisenden mitgetheilten sind sämmtlich unrichtig. 182 S c h m i d I. hinunter, so hört iw.m erst das Hinabrollen von Schutt, ein Beweis, dass der Schiott nicht gleich vertical verläuft, dann entstellt eine kleine Pause und nun hört man deutlich das Auffallen des Steines, dem ein zweites Schuttrollen folgt. Man wollte die Tiefe dieses Schlottes .luf 240 Fuss berechnen. Über die weiss eMauer ziemlich steil hinauf (1 V* Stunde von der Ritfel) gelangt man sodann auf den Rücken des Berges , der nach Süden schroff abstürzt. Auf dem kegelförmigen Gipfel steht das Kreuz und 39 Klafter früher kömmt man zu dem kleinen trichter- förmigen Wette rlo eh. Es hat nur 6 Fuss grössten Durchmesser ; aus der Fallzeit eines Steines hat man die Tiefe auf 60 Fuss berechnet. 138 Fuss vom Kreuze weiterhin kommt man zum Trianguli- rungspunkte, und es ist lohnend den Rücken des Berges bis zu seinem östlichen Ende zu verfolgen. Über eine Reihe von Vertiefungen und Hügeln kommt man vor dem letzten Hügel abermals zu einem Felsen loche, das 4 Klafter tief, erst senkrecht, dann schief nach auswärts sich zieht, und eine fensterartige Öffnung in der Südwand des Berges bildet; man kann zu diesem Fenster hinabgelangen. Von dem letzten Hügel setzt sich der Grat fort bis zu den Pf an n- Mauern, von dem Hügel aber, an welchem das dritte Wetterloch sich befindet, zieht sich ein, den grössten Theil des Jahres mit Schnee erfülltes Karr zum Tau benstein. Um nun vom Gipfel zu den Höhlen zu gelangen, bleibt man noch etwa 10 Minuten hinter dem Kreuz auf dem Scheitel des Ötschers, klettert dann von dem Rücken zwischen dem „Kreuzkar" und der „Wurzleiten", 1 Stunde hinunter, bis man die steilen Wände hinter sich hat, und steigt dann östlich am Abhänge des Berges hinüber und wieder aufwärts zum Geldloch, abermals eine Stunde. Das Abwärts- steigen über Gerolle und namentlich über langes Gras braucht aber auch hier einige Vorsicht und ist gleichfalls sehr beschwerlich. Durch dieFürsorge des Herrn Dechants vonScheibbs J.H örtler wurde 18oJ> ein zwar etwas längerer aber weit bequemerer Weg, um den westlichen Abhang des Berges herum, ausgemittelt, und ist zum Theil sogar im Walde erst gebahnt worden, auf welchem in 3 Stunden man vom Lackenhof die Höhlen erreichen kann. Dieser Pfad führt über die Ö t s c h e r w i e s e, an den dortigen Höfen vorbei, dann steil aufwärts durch den Wald auf den Brandkogel- Sattel (I Stunde). Hier hat man schon eine interessante Aussicht Die Höhlen des Ötsclicr. 18 3 nach Osten hin. Man wendet sich nun rechts durch den Wald, über den Abfall des Ötscher selbst , theilweise sehr gäh ansteigend , zur Jäger fichte, wo man hoch ober sich den Taub enstein sieht i). Man hat hier auf die Pfanne zu übersetzen, eine muldenförmige Rinne, die von den zerrissenen, pittoresken Pfann-Mauern sich herabzieht, einer Felspartie, die hoch oben vom Rande des Ötscher Scheitels sich abstürzt. Die Pfanne ist eine alte Lawinenstrasse, über deren Gerolle man hinweg muss; in der Mitte ist für den nicht Schwindelfreien eine etwas fatale Passage , indem man ein paar Schritte über eine Neigung von 4S Grad hinüber muss, wo der Pfad nur ein paar Zoll breit im Gerolle ausgetreten ist. Bei einfallendem Nebel ist die Stelle jedenfalls bedenklich, denn ein Fehltritt würde hier zum Absturz bringen, der lebensgefährlich werden müsste. Hat man die Pfanne hinter sich, so geht es äusserst steil den rauhen Kamm hinan, wo man auf der Höhe des rauhen Kamm-Sattels schon die Krummholzregion erreicht (l'/g Stunde). Von hier hat man bereits eine herrliche Aussicht nach Süden in die Alpenwelt, auf Mariazell u. s. w.; zu den Füssen hat man zunächst die Terrasse des Ochsenbodens und die kleine Lacke (See) daselbst. Jetzt geht es, nach einer kleinen Kletterpartie vom Sattel hinab, um die Felswände herum, mit denen der Scheitel des Berges auf dieser Seite abstürzt; wie drüben die Pfann-Mauern, so zeigen sich hier die Felsgruppen des rauhen Kammes hoch oben, in deren Absturz eben die Höhlen liegen, und zwar erreicht man zuerst (•/o Stunde vom Sattel) das Taubenloch. Was die Ötscher Höhlen vor so vielen anderen in der Monar- chie auszeichnet, ist vorerst die bedeutende Seehöhe, in der sie sich betinden. Wenn wir von der „heidnischen Kirche" am Wiesbachhorn und ähnlichen kleinen Grotten der Hochalpen abstrahiren, so sind sie die h ö chstgelegenen grösseren Bildungen dieser Art. Die merkwürdige Höhle in der Frauenmauer bei Eisenerz ist zwar 430 Klafter lang und enthält auch eine kleine Eisgrotte, aber sie liegt höchstens 2000 Fuss hoch: die Eishöhle auf dem Brandstein- berge hat nur liJOO Fuss Höhe. V) Jener Felskegel, den man vom Lackenhot' aus neben dem Gipfel links emporragen sieht. — Sammtliehe Wege sind auf der Karte angegeben. 184 S c h m i <1 I. Die Eisbildung selbst gehört, in so grosser Masse, wie sie in der Seelucke (Geldloch) vorkommt, an sich schon zu den selteneren Erscheinungen in der Höhlenwelt, in dieser Ausdehnung aber kommt sie in Österreich nicht wieder vor. Dass endlich durch ihre Lage schon die ganze Scenerie der Otsclierhöhlen eine sehr eigenthümliche sein muss, liegt auf der Hand; das herrliche Alpenhemiorama vor denselben ist keiner der geringsten Reize der Otscherexcursion. Auch der Umstand ist bemerkenswerth, dass so nahe beisammen (kaum yastündige Entfernung) zwei parallel laufende Höhlengänge in einem Berge sich einwärts ziehen, und zwar nicht an dessen Fusse, son- dern auf ^4 seiner Höhe. Man kann sich der Vermuthung nicht erwehren, dass eine Verbindung, freilich keine gangbare, zwischen beiden Höhlen bestehe, so wie auch mehrere Sagen eine Verbindung nach oben mit der Gipfelfläche des Berges behaupten. Wenn diese aber auch vorhanden ist, so wird sie doch schwerlich zu den er- wähnten Wetterlöchern führen. Diese Höhlen sind auch durch die ausführliche Beschreibung interessant, welche von denselben (eigent- lich nur von dem Seeloche) aus dem 16. Jahrhunderte existirt, was keine andere Höhle im Erzherzogthume Österreich von sich rühmen kann. Überdies waren es zwei österreichische Regenten, welche die ütscherhöhlen untersuchen Hessen, Rudolph H. Iö91 und Franzi. 1747. Es ist dies ein Beweis, welchen Ruf die Ötscherliöhlen schon frühzeitig hatten , und kaum dürfte es irgend andere geben , welche in dem Grade Gegenstand der Volkssage, vielmehr der Volksfurcht geworden sind. Die hohe Lage, der sehr beschwerliche Zugang, wie er es früher war, die Sage von den verborgenen Schätzen, der unterirdische See u. s. w. , waren Umstände genug, welche die ()tscherhöhlen in so allgemeinen Ruf gebracht haben, aber allerdings keine grosse wissen- schaftliche Ausbeute versprachen. Das Merkwürdigste, die Eisbildung im Seeloche, ist nämlich gerade nur in der ältesten, nie zur Öffent- lichkeit gekommenen Beschreibung hervorgehoben, und dann nicht mehr erwähnt worden. Die Hohlen des ülscher. 185 I. Das Taubenloch, ehedem „die Taubenlucken" genannt, ist die kleinere der beiden Höhlen, und in jeder Beziehung jetzt die weniger interessante. Am Taubenloch ist nicht sowohl das bemerkenswertb, was vorhanden ist, als das, was sich nicbt mehr vorfindet; sie ist nämlich eine der wenigen Höhlen, in welcher man durch sorgfältige Vergleichung der vorhandenen Beschreibungen aus früherer Zeit Veränderungen nach- weisen kann. DiegrössteLängenorstreckung dieser Höhle beträgt nicht mehr als 49 Klafter, aber im Verhältnisse dazu erreicht sie die bedeutende Höhe von 16 Klaftern. Die grössteBreite des Hauptganges findet sich in der Mündung, 44 Fuss, die grösste Ausdehnung in der Breite überhaupt durch den Hauptgang und Seitengang der Capelle gemessen, beträgt 60 Fuss. Die Mündung bildet fast ein liegendes, gleichschenkeliges Dreieck, dessen Spitze am Boden gegen Osten liegt, und ist durch grosse Felsblöcke ziemlich pittoresk. Einwärts nimmt die Höhe bis zur 10. Klafter zu, und erreicht 39 Fuss, zugleich beträgt dieNeigung nach innen abwärts im Mittel nicht mehr als 7 Grade. Von der 10. Klafter fällt der Boden aber rasch mit 23 Grad auf eine Strecke von weitereu 24 Klaftern , zugleich verengt sich die Höhle bis 11 Fuss, und die Decke senkt sich bis auf 12 Fuss herab. In der ersterwähnten Strecke nächst dem Eingange bedecken masseidiafte Felsblöckc den Boden. Der steile Abfall hingegen ist mehr mit Ge- rolle und kleineren Trünuuern bedeckt, aus dem nur einzelne aber um so mächtigere Felsblöcke emporragen. Die tiefste Stelle befindet sich 33 Klafter vom Eingänge entfernt, und 48 Fuss unter dessen Niveau. Bechts bemerkt man einen in die Höhe ziehenden Spalt, links aber einen Trümnierberg, von einem Einsturz herrührend. Wendet man sich zuerst links, über die Trümmer hinauf, so könuiit man in einen Seitengang, wo man einen Raum von 39 Fuss Höhe findet, an dessen Hintervvand sich eine nur 3 Fuss hohe, 6 Fuss breite Öffnung zeigt, durch die man in den letzten Raun» über Geiölle steil aufwärts (25 1/2 Grad) klettert, welcher die Capelle genannt wird. Die Capelle hat nur 21 Fuss Länge , 10 Fuss Breite, aber 36 Fuss Höhe. In der vorderen Grotte sieht man kaum eine Spur von Übersinterung an den rauhen Kalkwänden, in der Capelle aber bildet weiss und rostbrauner Sinter recht artige gothische Oi-namente nach. J80 Schmidl, Von dem erwähnten tiefsten Punkte der Höhle verläuft der Hauptgang nach rechts, und er war offenbar vor Zeiten mit dem vor- deren Theile der Höhle ziemlich in demselben Niveau. Seitdem sich aber durch Einsturz die erwähnte Doline gebildet hat, muss man, um in denselben zu gelangen, eine 24 Fuss hohe Wand ersteigen, die hier eben nach vorne zu abgestürzt ist. Man arbeitet sich aber leicht durch eine Spalte hinauf und hat oben rechts eine Seiten- bucht, welche mit dem grossen Thurm endigt, so nannten wir 0 diesen höchsten Raum der ganzen Höhle, der 96 Fuss aufwärts misst. Diese Seitenbucht ist durch eine dünne Wand von einer andern Abthei- lung geschieden, die in einem, gleichfalls sich nach aufwärts ziehen- den engen Schiott endigt. Der Hauptgang aber biegt hier scharf nach Süden um, so dass der letzte Theil desselben fast mit der oben erwähnten Capelle dieselbe Richtung anzunehmen scheint. Aber schon nach lä Klaftern erreicht man mit 34 Grad Neigung das Ende in dem zweithöchsten Raum der Höhle, dem sogenannten kleinen Thurm, der sich konisch nach oben zu verengt. Luftströmungen wur- den in dem Taubenloche nicht bemerkt; auch findet kein bedeu- tender Temperaturwechsel darin Statt; von 6-5 Grad R. am Eingange fiel die Temperatur in der Capelle nur um 0-4 Grad. Das Taubenloch eignet sich desshalb vorzüglich zu einem Stand- quartier bei einem längeren Aufenthalte, der allerdings nöthig ist, um in der Eishöhle entscheidende Reobachtungen anzustellen; wenig- stens kann man im Taubenloch ohne Anstand übernachten, was in der zweiten Höhle nicht möglich ist. Das Taubenloch erhielt seinen Namen von den in selben nisten- den Rergdohlen (Schneetageln), welche einst in grosser Anzahl in demselben gehaust haben müssen, wie die bedeutenden Massen ihrer Excremente bezeugen. Ausserdem finden sich noch die gewöhnlichen Höhlenbewohner, die Fledermäuse vor. Wir waren übrigens nicht so glücklich eines dieser Thiere erbeuten zu können , und eben so wenig wurden wir hier und im Geldloch Insecten gewahr. Na gel 2) fand den Eingang sehr geräumig, die Höhle fast von gleicher Länge wie das Geldloch, aber durchaus horizontal 1) Ausser den obgenannten Heiren Lukas und Schabus war auch Herr Prof. Pohl bei der Expedition betheiligt. 2) Siehe dessen Beschreibung weiter unten. Die Höhlen des Ötselier. 187 verlaufend. Das Ende bildete ein „schönes Felsengebäude, welches mit einer ziemlich regulären Kuppel geschlossen und überall mit röthlichen Stufen versetzt ist. Durch eine niedere Öffnung gelangt man dann links in ein Meisterstück der Natur; einen Pavillon, welcher in einer elliptischen Runde kegelförmig endet. An deren Wänden, welche aus einem festen und weissen Gestein bestehen, so einem von grossen Würmern durchlöcherten Holze nicht unähnlich kömmt, und dessen Oberfläche mit einer rothen Farbe überzogen, findet man hervorragende Rippen , gleichwie in denen gothischen Pfeilern, welche sich endlich an der Spitze ganz proportionirt ver- lieren. Und bringt das an einigen Orten mit einem einschläfernden Geräusche herunterfallende Wasser dieser Grotte so viel Annehmlichkeit, dass es scheint, als habe die Natur nur an diesem gefehlt; indem sie selbe auf einem rauhen Gebirge, nicht aber in einem Lustgarten aufgefunden hat." Wenn Nagel die Höhle als ganz horizontal schilderte, so stieg Pyrker durch einen „60 — TOSchritte langen, Avie durch Menschen- hand ausgehauenen Felsengang abwärts zu einer niederen Öffnung." Durch diese musste er kriechen, um in das Innere zu gelangen , wo er dann in einem hohen Dome sich befand. Ein ihn begleitender jun- ger Bergbeamte konnte durch die schmalen, innen der Seitenwand befindlichen Klüfte in der ganzen Runde umher, wie auf einer Schneckenstiege, einige Klafter hoch hinaufsteigen, und dabei durch mehrere ()ffnungen, wie aus offenen Fenstern mit seiner Fackel her- ableuchten" '). Aus diesen Beschreibungen gejit offenbar hervor, dass weder Nage 1 noch Pyrker über die von mir erwähnte 24Fuss hohe Wand hinaufgestiegen sind, also den weiteren Verlauf der Haupthöhle und den „Thurm" nicht gekannt bähen, sondern durch die obgedaclite. nur 3 Fuss hohe Öffnung in die Capelle gelangten, Avelche Nagel so poetisch beschreibt. Nagel sagt aber ausdrücklich, dass die Höhle bis dorthin horizontal verlauft, und von einem „kaiserlichen Mathe- maticus" kann man doch voraussetzen, dass er eine von uns gemessene Neigung von 23 Grad nicht „horizontal" nennen wird. Pyrker aber *) Pyrker tlieiU ferner mil . dnss einer seiner Führer erzählle, vor vielen .Jahren sei ein niulhig-er Hol/.linechl, iiiif soIcIk; Art xiir ohersfen Wölbung' der Höhle gekom- men «ind dort durch das sogenannle Wederloth auf die Klippe des Olschers her- answeslieü-en. -(88 Sc h m i d 1. stieg schon „abwärts". Es muss also vor dem Eingange der linken Seitenhöhle ein Einsturz erfolgt sein, indem der Boden des Haupt- ganges in eine tiefere Etage durchgebrochen ist. In der That ist an der tiefsten Stelle des Hauptganges ein auffallendes Chaos scharf- kantiger, also verhältnissmässig jüngerer Blöcke, welche ganz deut- lich die Stelle des Einsturzes bezeichnen. Die Zwischenräume dieser Trümmer sind grösser als in der oberen Höhle, und lassen die tie- feren Räume ahnen, ohne dass es jedoch möglich ist, sich durch- zuzwängen. Die oben aufliegenden Blöcke sind offenbar von der Decke herabgestürzt, gleichzeitig mit der Katastrophe des Bodens, der sichtbar hier eine trichterförmige Vertiefung gebildet hat, die eben durch jene Trümmer zum Theil ausgefüllt wurde. Es muss eine gewaltige Erschütterung des ganzen Berges gewesen sein, welche diesen doppeltenEinbruch des Bodens und der Decke veran- lasste, und jedenfalls ist sie nach 1747 erfolgt, in welchem Jahre Nagel sie noch nicht wahrgenommen hatte. Ist dieConjectur zu gewagt? dass das Jahr des Erdbebens 1795, welches Leoben in Steiermark als seinen Mittelpunkt hatte, und die Alpen im weiten Umkreise erschüt- terte 1), auch im Inneren unseres Otschers zerstörend auftrat. Der Ötscher liegt wenigstens in gerader Linie nur 7 Meilen von Leoben entfernt und fast unter demselben Meridian. Aber auch die letzten 30 Jahre mögen nicht ohne Einstürze gewesen sein, wenigstens sind die schneckenstiegenartigen Gänge in der Capelle, deren Pyrk er erwähnt, jetzt nicht mehr aufzufinden, also verschüttet. Wenn auch dasTaubcnloeh sich durch seine hohen Schlotte aus- zeichnet, so ist eine Verbindung aus demselben mit den oben erwähn- ten Wetterlöchern auf dem Gipfel des Otschers nicht wohl anzuneh- men, wenigstens keine directe, und der hinaufgekletterte Holzknecht ist nur ein Phantom. Vielleicht besteht aber ein System unter sich ver- bundener Spalten und Klüfte, wie z.B. in derTrebichhöhle bei Triest. Das Taubenloch liegt übrigens noch 1274 Fuss unter dem Gipfel des Berges, von der Decke des 96 Euss hohen Thurrnes in der Hohle würden daher bis über Tag noch 1178 Fuss zu rechnen sein: eine so bedeutende Entfernung, dass allerdings, nach der Analogie mit ähnlichen Höhlen, eine Verbindung nicht leicht anzunehmen ist, abgesehen von der viel westlicheren Lage des Wetterloches; ») Hüft', riiroiiik der Eidl.fLeii. i;d M, S. lOl. Die Höhlen des Ütscher. 189 freilich führen aber die Klüfte und Spalten der Trebichgrotte irn Karst 1019 Fuss in die Tiefe. 2. Das Geldloeh oder das Seeloch. Diese zweite, interessantere Höhle hiess ursprünglich sehr pas- send „die Seelucken", von dem darin sich befindlichen kleinen See, und erhielt ihren jetzt üblichen Namen „Geldloch" von den in früheren Jahren nicht seltenen Besuchen der„Wälschen" (Italiener), die nach der Volkssage dort Gold gegraben haben. Dass die Kalksteinhöhlen desÖtschers keine kalifornische Goldregion sind, liegt auf der Hand; mögen die Wälschen hier was immer gesucht haben. Etwas fand Jeder, der sich in den Zeiten des Aberglaubens in diese Höhle wagte — eine sichere Zutluchtsstätte nämlich; wer aber um dieserwillen die Höhle aufsuchte, hatte allerdings das grösste Interesse daran, furchtbare Dinge von dem Innern unter das Volk zu bringen. Man hat vom Taubenloch eine viertel Stunde zum Geldloch hin- über, eine Strecke, die zwar durchaus nicht gefährlich, aber im Nebel doch nicht unbedenklich ist. Der Gipfel des Ötscher, oder vielmehr der obere Theil des Berges, besteht bis auf 300 — 400 Fuss herab aus schroffen Felswänden, deren Schichtung an mehreren Stel- len, schon aus der Ferne gesehen, sich besonders deutlich darstellt, wie z. B. am Taubenstein etc. An der Südseite nun, wo eben die Höhlen sich befinden, ziehen sich mit etwa 40 Grad Neigung Gerolle und Schutthalden hinab auf eine Terrasse, wo der Wald beginnt und grössere Wiesenstrecken sich linden, der 0 c h s e n b o d e n genannt. Dicht unter jenen Felswänden bin führt der Steig zimi Geldloch hin- über, und da viele, vom Vieh, das bis hier herauf weidet, ausgetretene Steige querüber laufen, so hat man Acht zu geben, dass man nicht zu weit abwärts kommt, was uns selbst im Regen geschehen ist. Die Mündung des Geldloches <) ist schon viel imposanter als jene des Taubenloches, obwohl um Vieles niedriger. Gewaltige Felsblöcke liegen vor derselben und die Fläche des grössten bildet einen ziemlich geräumigen, sehr bequemen Ruheplatz für 4 — 5 Men- schen, am Fusse eines nicht minder grossen Blockes, der von diesem Plätzchen die sehr enqilindliche Kälte des Luflstromes abhält, der 1) SI;iU dieses iiii|i:isseiiik'ii Niiineiis solllu mau den iirsiniiiig liehen „Seeliielien" rost;iu- liren, ixlei' „Kishöhle" saften. 190 S c h m i (1 1. aus der Höhle dringl ^) und häufig als dichter Nebel stossweise her- vorbricht. Die ersten 10 Klafter der Höhle sind fast horizontal, und die ganze Mündung fanden wir mit einem 4 bis 5 Fuss tiefen festen Schneefelde erfüllt, welches sich mit 3SGrad Neigung 6 Klafter lang gegen den Grund der Höhle hinabzieht. An dessen Ende steigt man über grosse Felsblöcke vollends hinunter, und erreicht den Boden etwa 60 Fuss unter dem Niveau der Mündung. Wir haben also an der Ötscher Eishöhle dieselbe Erscheinung vor uns, wie an so vielen Karsthöhlen, an der Baradla u. s. w,, dass durch Einstürze sich an der Mündung ein hoher Sattel gebildet hat, hinter welchem ein kesselartiger grösserer Raum sich findet, der fast immer mehr mit Schlamm erfüllt und nässer ist als andere Theile der Höhle, oft sogar Wassertümpel enthält. Letzteres ist auch hier der Fall, denn den Grund der Höhle erfüllt hier ein See, der altbe- rühmte oder berüchtigte Ötschersee. Der vordere Theil der Höhle hat, wie beim Taubenloch, so ziemlich die Richtung des magnetischen Meridians, aber in der Hälfte des Sees wendet sich die Höhle nach Osten, anfangs 2'' 15', dann 22''. Die Grösse des Sees wechselt mit seiner Wassermenge, ja man hat schon zu Zeiten fast gar kein Wasser, sondern nur einen leicht zu durchwatenden Sumpf vorgefunden. Im September 1855 fanden wir die Länge des Sees 15 Klafter, bei einer Breite von ly^ bis 2 Klaf- tern; gleich anfangs, vor der zweiten Wendung, ist der grösste Wasserspiegel, der gegen 16 Quadratklafter hält. Die Höhle ist über diesem See nicht sehr hoch, etwa 4 Klafter, inul nichts lässt die grossartige Scenerie des Innern ahnen; weiter- hin senkt sich die Decke gegen die linke Seite , und zwar bei der Wendung der Höhle so tief auf den Wasserspiegel, dass man dort nur gebückt darunter weg kann, während auf der andern Seite die Decke sich hoch erhebt. Genau in den» Winkel der erwähnten Wendung des Canals befindet sich am rechten Ufer ein vorspringender Felsrand 1) Hei tltT Erhil/.Hiio-, in weldier man iinfelilliar vor der Ilölile aiikonunt, ist ein sorglaltigos Abkühlen iinerliisslich, ehe man selbst nur in die Miindiing- hinein- steist. Die Höhlen des Ötscher. 191 von ein paar Fuss Breite, wo man gewöhnlich landet; er ist einer der interessantesten Standpunkte in Höhlen ■•). Nach rückwärts gewendet, dem Eingange zu, sieht man unter dem niederen Gewölbe hinweg den vorderen Wasserspiegel, vom Zwielicht der durch die Mündung der Höhle herabspielenden Tages- helle beleuchtet; die Decke sowohl, als die Leute mit ihren Gruben- iichtern am Landungsplatze, spiegeln sich in demselben. Vorwärts, in das Innere blickend, hat man aber den Anblick einer gewaltigen Eismasse. Die Höhle ist nämlich hier durch eine Wand geschlossen, über der sich dann ein zweites Stockwerk öiTnet. Diese Wand nun ist mit compactem Eise von mehreren Fuss Dicke überzogen; in der bedeutenden Höhe von 8 bis 9 Klaftern, im Mittel mit 62 Grad Neigung, und in einer Breite von 50 bis 60 Fuss, hat man also eine prachtvolle, blendend weisseEiswa nd vor sich, einen gewaltigen gefrorenen Wasserfall darstellend. Ganz oben steigt noch gegen 29 Fuss hoch eine gewaltige Eispyramide empor, welche sich an die Decke anschliesst, und eigentlich der Leiter zu sein scheint, welchen das an ihm von der Decke herabfliessende Wasser, in dem es zu Eis erstarrt, zunächst bildet. Die Höhle erweitert sich demnach hier bedeutend, denn vomW^asser bis zur Decke misst sie wenigstens 18 Klafter. Diese prachtvolle Eisdecke wechselt natürlich auch zu ver- schiedenen Zeiten ihre Gestalt, und frühere Besucher fanden sie anders. Nagel fand den See mit dickem Eis belegt, und grosse Eiszapfen hingen von den Felsen herab, dir wir nicht fanden. Im September 1591 standen vor der Eiswand gar noch zwei ziemlich haushohe Säulen von Eis, viereckig, dass vier Mann sie kaum umspannen konnten, und ziemlich weit von einander, also wahrscheinlich zunächst den Seiten- 1) Man muss auch aus dem Grunde landen, um hier ein Individuum zurückzulassen, welches das Floss aus dem Canal-Ende zurückzieht , und gegen den Einschiffiings- platz in gerade Richtung bringt, wenn dort noch Jemand auf das Überschiffen war- tet, der das Floss dann vollends zu sich heranzieht. Vom Seeufer kann man nämlich das Floss nicht gerade zurückziehen , weil es an dem Vorsprunge des linken Ufers steckenbleibt. Bei jeder Höhlenexpedition, die aus mehr als zwei Personen besteht (das Floss trägt nicht mehr) , muss man sich daher mit einer wenigstens 2i> Klafter langen Schnur versehen, um das Floss daran zu befestigen. Der mehrerwähnte Herr Dechant J. Hörtier hat auch das Verdienst der Anschaffung dieses Flosses. Sitzb. d. mathem.-naturw. Gl. XXIV, Bd. II. Bd. 13 192 S c h m i dl. wänden der Höhle. Dass die Eisbildung auch nach den Jahreszeiten eine verschiedene sein muss , ist natürlich, und es liegen hierüber zwar keine genauen Beobachtungen, aber doch einige Angaben vor. Allgemein heisst es, dass es im Geldloch des Winters warm, des Sommers kalt ist, dergestalt, dass das Wasser daselbst friert und erst gegen den Herbst wieder aufzuthauen beginnt. Über den Winter selbst liegen keine Angaben vor. 1591 am 6. September war der soge- nannte See fest überfroren, so dass man darüber gehen konnte, doch war das Eis schon mit Wasser überronnen. Am 9. August 1846 fand der Lackenhofer Schullehrer den See hart gefroren, gelangte aber nicht über die rückwärtige Eiswand (Gedenkbuch S. 64). 1851 am 30. August war der See mit Eis bedeckt, das aber nicht mehr trag- fähig war; es wurde durchgeschlagen, und da das Wasser nur 2 bis 2y3 Fuss tief war, so konnte man durchwaten; die Eisfläche war 15 Klafter lang, 5 Klafter breit, und jenseits fand sich ein 6 Klafter breiter Eisstrom von ansehnlicher Tiefe; weiter aufwärts eine senk- rechte „Eiswand" von etwa 25 Fuss. Ladislaus Pyrker fand zu Ende August gleichfalls kein tragbares Eis mehr. Im Jahre 1847 war der Führer Schögl viermal in der Höhle. Im Juni konnte man über das Eis gehen; im Juli fand er schon offenes Wasser und musste mit seinen Begleitern darauf verzichten, ein „Eis- schiessen" zu veranstalten; in der Mitte Septembers fand er den See sogar ganz abgelaufen, so zwar, dass er trockenen Fusses durchgehen konnte; die Eiswand war jedoch nicht abgeschmolzen. Wir fanden in den ersten Tagen Septembers den See mit einer 1/4 Zoll dicken Eisdecke überzogen und mussten für das Floss ein Fahrwasser ausbrechen lassen. Bei unserem zweiten Besuche, nach vorausgegangenen vier Regentagen, war aber das Ende des Canals wieder fest zugefroren, so dass wir auf einem Brette vom Flosse aus die letzte Stelle passiren konnten. Bei näherer Untersuchung fand sich, dass etwa 4 Zoll unter dem Wasserspiegel noch eine zweite Eisdecke vorhanden war. Diese ursprüngliche Eisdecke muss dem- nach rasch mit Thau- oder durchgedrungenem Regenwasser über- ronnen worden sein, welches dann selbst wieder überfror. Der See besteht, wie aus dem Plane ersichtlich, aus zwei Abthei- lungen, aus dem vorderen grösseren Wasserspiegel und aus der rückwärtigen Abtheilung, die aber nur einen Canal darstellt, der sich hinter der Wendung bis auf 2 Klafter verengt. Die Höhleu des Ötsclier. 193 Die Eiswand selbst bildet drei Absätze, als ob das herabstür- zende Wasser zweimal auf Felsenvorsprünge aufgefallen wäre, was das Bild eines gefrorenen Wasserfalles noch täuschender macht. Der unterste Absatz, 6 bis 8 Fuss hoch, ist fast senkrecht, dann folgt ein schmaler nahezu horizontaler Rand und hierauf der obere grössere Rand, mit etwa 50 Grad Neigung. Am Fusse der Eiswand findet sich nur ein schmaler, mit Eis überzogener, und mit herabgefallenen Eis- stücken bedeckter Felsrand, wo man landet, und zwar an der Ecke zur rechten, wo man am besten hinaufkömmt i). Hat man die Höhe der Eiswand erstiegen, so bietet sich ein neues überraschendes Schauspiel, der grosse Eisdom. Man steht nämlich am Eingange einer Halle von 24 Klaftern Länge, stellen- weise über 10 Klafter breit und 6 Klafter hoch, deren Boden ganz mit mehr weniger dickem, blankem Eise überzogen ist. Nach einwärts senkt sich der Boden zugleich rechts abwärts und je weiter je mehr. Im Hintergrund steigen die letzten 8 Kl. des Grundes mit 43" Nei- gung gegen die linke und rechte Ecke aufwärts, wo sichGänge öffnen. Mehrere Tropfbrunnen plätschern von der Decke herab; der stärkste derselben fällt in der Mitte und füllt ein offenes Bassin im Eise, dessen Abfluss in einem Eiscanal nach dem Fallen des Bodens gegen Osten erfolgt. Im Mittelpunkte des Eisdomes zieht sich eine Reihe niederer Eis-Stalagmiten wie eine Ballustrade querüber, im Hin- tergrunde aber gewahrt man in beiden Ecken Schuttkegel , welche weiter in das Innere führen. Die Temperatur der Luft im Eisdome war am 8. September ISöS 1°7 R. Der Hauptgang zieht sich links einwärts, ist aber der weniger interessante. Es geht steil aufwärts und man kömmt hier ohne Steig- eisen nicht leicht fort; wo das Eis aufhört, muss man einige Klafter über Felsblöcke hinaufklettern und steht dann in der Mündung des Ganges. Ein starker, eisig kalter Luftstrom fährt aus demselben hervor, um 0'3 Grad kälter als die Luft im Eisdome selbst; auch findet mau stellenweise Eis darin 2). Dieser Hauptgang der Höhle ist *) Es versteht sich, dass Stufen in das Eis gehauen werden müssen; den unteren Absturz ersteigt raau am besten auf einer kleineu Leiter. Sehr wiinsehenswerth wäre es, wenn in der Felswand ein Seil befestigt würde. Steigeisen mitzunehmen ist uner- lässlich, im Eisdome kann man sonst keinen sicheren Trift machen. 2) Es ist sehr zu rathen , diesen kalten Gang früher zu besuchen als den weit wärmeren zur Linken. 13* 194 Schmidl. 100 Klafter lang, S — 6 Klafter breit und verhältnissmässig hoch; die ganze Länge der Höhle beträgt daher von der Mündung bis zum Ende des Hauptganges 180 Klafter. In dem Eisdome öffnet sich aber auch, wie bereits erwähnt, rechts (nordöstlich) ein Gang, zu dem man gleichfalls über einen Schuttkegel hinaufsteigt. Ich fand das Gestein hier überall sehr brüchig, beim Anstreifen schon, geschweige denn beim Anschlagen mit einer Fackel oder einem Stocke, bröckelten kleine Stückchen herab; die scharfkantigen, mitunter auch grösseren Trümmer auf dem Boden zeugen von frischem Bruche und einige Vorsicht ist daher nicht ver- schwendet; bei starkem Thauwetter oder wiederkehrender Kälte mag hier manches Stück abgesprengt werden. Der Gang, den man nunmehr betritt, ist ganz das Gegentheil von dem jenseitigen; er ist warm, stellenweise an 36 Fuss hoch, aber nicht über zwei Klafter breit. Er zieht sich 30 Klafter weit aufwärts und mitunter ziemlich steil, dann stürzt er plötzlich gegen 12 Fuss in einen grösseren Raum ab. Es ist das eine interessante Stelle. An der linken Seite ist der natürliche Winkel, den der Absturz mit der Wand bildet, zur Ausspren- gung von ein paar rohen Stufen benützt. Klettert man hinab, so befindet man sich in einem Räume von 12 Klaftern Länge und 8 Klaftern Breite; aber man muss vorsichtig hinabsteigen, denn mitten im Boden öffnet sich ein schachtartiger Schlund von 15' Tiefe, 12' Länge und 6 ' Breite. Rechts zur Seite ist ein nur unbedeutend geneigter Platz, wo schon die frühesten Besucher eine Feuerstelle fanden. Es ist kein Zweifel, dass Menschen hier öfters, wohl gar längere Zeit gehauset haben müssen, aber kaum aus anderem Grunde als persön- licher Sicherheit wegen. Die nicht kleine Mühe, Stufen auszusprengen, wird sich wohlNiemand eines flüchtigen Besuches wegen gegeben haben; Wilddiebe oder Wurzelgräber fanden im Taubenloch ebenso gut Zu- flucht. Es müssen also sehr gewichtige Gründe gewesen sein, die irgend Jemand bewogen, den Eissee zu durchwaten, die Eiswand zu erklettern und in diese Kluft hinabzusteigen, alle Schauer des Aberglaubens überwindend, allen Entbehrungen dieses trostlosen Asyls trotzend! Dass an Schatzgräber nicht zu denken, ist begreiflich; was wäre hier zu graben? Der Sage zu Gefallen wollten wir aber doch diesen räthselhaften Raum, um ihn zu bezeichnen, die Schatzgräber- halle nennen. An der Nordostseite (rechts) findet man die Mün- Die Höhlen des Ötsclier. |95 düngen von zwei Klüften, die aber durchaus niclit schliefbar sind, man müsste sie aussprengen, um zu sehen, ob sie sich weit einwärts ziehen. Steigt man aber den erwähnten Schlund hinab, so gelangt man unten in die dritte Etage der Höhle, wo sich ein Gang, ähnlich dem obersten und fast in gleicher Richtung eröffnet. Der Gang ist meistens sehr niedrig, an mehreren Stellen ist nur kriechend fortzu- kommen , und er verengt sich bis zu 5 Fuss. Nach Aussage der Führer kann man nur selten in demselben vordringen, da er meistens Wasser enthält; in der That ist der Boden auch mit hereinge- schwemmtem groben Sande, an einigen Orten mit weichem Lehm be- deckt; dem Ende zu fanden wir eine Anzahl todter Fledermäuse, deren wir in der vorderen Höhle doch keine bemerkten. Der Gang endet nach 40 Klaftern in einen Schiott, dessen Boden etwa 4 Quadratklafter Flä- chenraum hat, dessen Höhe aber bis auf wenigstens 30 Klafter wahr- nehmbar war. Hier war selbst bei dem trockenen Zustande, in welchem wir den Gang gefunden haben, ein massiger Tropfenfall bemerkbar, und offenbar ist es dieser Schiott, auf dem das Tagwasser in die Höhle dringt. Die angeführten genauen Messungen zeigen, wie das in den Höhlen gewöhnlich ist, dass oberflächliche Schätzungen von Reisen- den immer weit über der Wahrheit sind. Die jüngste ausführliche Beschreibung mehrerer Alpenfreunde aus Gaming, im Jahre 1847, gibt z. B. die Länge des zuletzt genannten untersten Ganges auf 100 Klafter an, und die oberste Etage gar auf 300 Klafter; von den schönen Tropfsteinen, die damals oben gesehen worden sind, fanden wir unsererseits gleichfalls nichts vor. Das Geldloch zeigt noch weniger Sinterbildung wie das Taubenloch und von Stalaktiten ist vollends keine Spur. Damit will aber nicht gesagt sein, dass in früherer Zeit der- gleichen nicht wahrgenommen wurde; die Angaben in der ältesten Be- schreibung sind so bestimmt und deutlich, dass man daran nicht zwei- feln kann. Wenn man übrigens liest, dass zu Anfang unseres Jahr- hunderts etliche Holzknechte 28 Stunden am Geldloche herumgeirrt seien, so wäre das begreiflich, wenn das Geldloch auch nur halb so ausgedehnt wäre als es wirklich ist. Wir können nicht wohl von den beiden Höhlen scheiden, ohne der herrlichen Fernsicht zu gedenken, die sich vor denselben öffnet i}- 1) H. P. Ur linger, Beneficiat in Gresten, hat im Jahre 1832 vom Gipfel des Ötschers ein Panorama aufgenommeu und auf Stein graviren lassen (Wien beißermann), 196 8 c h lü i d i. Die Mariazeller Strasse übersieht man von Aiiiiaberg über Joaehlms- berg, Wienerbrüciil , Mitterbaeh bis zum Markte Zell, den man fast ganz überblickt. Die Zellerhütte, die Kräuterin, der Dürrenstein, Scheiblingstein, vor ihnen die Feldwiesalm mit ihren Sennhütten, im Hintergrunde aber der mächtige Gebirgsstock des Hoch-Schwab stehen vor dem Beschauer. Steilabwärts geht es von den Höhlen auf den Ochsenboden hinab, der seiner ganzen Breite nach mit seinem kleinen Wasserbecken zu den Füssen liegt; die weidende Heerde, die nicht selten bis zu den Höhlen heraufsteigt, belebt als Staffage das Bild. Die österreichische Monarchie hat verhältnissmässig ziemlich viele unterirdische Eisbildungen aufzuweisen. Abgesehen von der Eisbildung in den böhmischen Phonolitbergen, am Zinkenstein, bei Kameik u. s. w. gibt es auch mehrere eigentliche Eishöhlen, Die Eisgrotte in der vorderen Abtheilung der Frauenmauerhöhle bei Eisenerz, die Eishöhle im Gamsstein bei Hieflau, die Eishöhle im Untersberge, jene im Hungerberge, endlich die Lednica-Eishöhle bei Szilitze in Ungarn <) sind die bedeutendsten, und namentlich die letztere ist eine imposante Erscheinung. Das Geldloch oder die Ötscher Eishöhle übertrifft aber alle die genannten und kann unbedenklich als die grossartigste aller dieser Erscheinungen erklärt werden; in so bedeutender Seehöhe dürfte überhaupt keine andere bekannt sein. Von grossem Interesse wären daher wiederholte und sorgfältige Beobachtungen der Eisbildung im Geldloche und dazu würden freilich auch Besuche desselben in den Wintermonaten gehören. Solche Winterexcursionen haben allerdings ihre eigenen Schwierigkeiten, aber wenn der Dachstein im Winter erstiegen wurde, so sind auch dem auch Exemplare im Lackenhof zu 2 fl. C. M. zu haben sind. Diese Arbeit ist mit einem ungemeinen Fleisse ausgeführt. Ein zweites Panorama, vom Hochkor von P. Urlinge r, auf Zink gravirt, aufgenommen von ihm selbst, erschien im Jahre 1834. 1) Vergleiche Schmidl: Die Baradla-Höhle bei Aggtelek und die Lednica-Eishöhle bei Szilitze im Gömörer Comifate Ungarns (Novemberheft 1836 der Sitzungs- berichte der raathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissensch. Bd. XVIII, S. Ö79). Die Höhlen des Ütscher. 197 die Ötscher Höhlen zu erreichen, um so mehr, als der Gipfel des Ötscher selbst schon mehrmals im Winter bestiegen wurde. Als erste Winterbesteigung — die übrigens bezweifelt wurde findet sieh die des Herrn A. Plattner, k. k. Finanzwach -Auf- sehers, verzeichnet, der am 30. December 1846 den Berg bestieg; er fand im Thale 10, auf dem Gipfel 27 Grad R. und erfror sich beide Füsse. Bei der zweiten Besteigung am 20. December 1851 gelangte Herr Joseph Erlicher, Adjnnct des k. k. Bezirksgerichtes zuGaming, mit dem Besitzer des Gasthofes im Lackenhofe, Herrn Konrad Jagas- berger, und dem Führer Schögl glücklich auf den Gipfel. In Lackenhof war die Temperatur um 7 Uhr Früh 5o R., auf dem Gipfel fanden sie dieselben weit milder, so dass sie eine Stunde sich an der ungewöhnlich reinen Fernsicht ergötzen konnten, die namentlich die fernsten Alpengipfel in seltener Klarheit erkennen Hess. Eine dritte Besteigung unternahm der Lackenhofer Kirchenvater Joseph Putz mit einem Holzknechte am 6. Janner 1853, zu welcher Zeit das Thal und der Berg schneefrei waren i)- Die Höhlen selbst werden zwar schwieriger zu erreichen sein als der Gipfel, aber bei festgefrorenem Schnee, und mit guten Steigeisen wird es auch kein gewagteres Unternehmen sein als die Besteigung der Schneefelder am Glockner, Wiesbachhorn oder Venediger. 1) Gedenkbuch im Lackenhof. Indem diese Zeilen zur Correctur vor mir liegen, lese ich in dem Abendblatte der Wiener Zeitung die Beschreibung der Gyeczar-Eishöhle in Siebenbürgen bei Sz. Kerisona von Jos. Vass. Diesem bis jetzt ganz unbekannten Eispalaste muss nun freilich der Vorrang zuerkannt werden. Wie viele ungehobene Schätze der Länderkunde mag unser gemeinsames Vaterland beherbergen ! I 98 S c h m i d 1. II. FRÜHERE UNTERSUCHUNGEN. Bereits in der Einleitung wurde erwähnt, dass die Ötscher Höh- len auch dadurch interessant sind, dass von ihnen aus früheren Jahr- hunderten ausführliche Beschreibungen vorliegen, und dieselben sind sogar früher als irgend eine andere Höhle des Erzherzogthums unter- sucht worden, im 16. Jahrhundert nämlich. Zugleich sind die Ötscher Höhlen dadurch ausgezeichnet, dass zwei österreichische Begenten eine Untersuchung derselben veranstalten Hessen, Budolf H. undFranzI., der Gemahl Maria Theresia's, eine Auszeichnung, welche keiner andern österreichischen Höhle zu Theil geworden ist. Dieser Umstand wird es rechtfertigen, dass hier dieser früheren Beschreibungen etwas ausführlicher gedacht wird, wenn sie auch an directen Ergebnissen weniger fruchtbar sind, wie sie denn vielmehr nur als ein Beitrag zur Geschichte der Naturwissenschaften in Öster- reich angesehen werden wollen. Kaiser Budolf II. beauftragte den Besitzer der Herrschaft Friedeck, Beichard St rein, mit der Untersuchung des Berges und insbesondere der Höhlen. Am 6. September 1S91 begab sich nun Strein als kaiserlicher „Commissarius" mit dem Bannerherrn Chri- stophSchallenberger, einem Diener des Priors der Karthause zu Gaming, Hans Gasser, und eilfTrägern auf den Ötscher. Es ist wohl nicht sehr zu bedauern, dass diese Expedition „einen Goldschmied von Wien, so sich auf die Stein verstehen solle, bestellt, aber damalle nicht haben mögen. Keinen Berg- oder Arzt- (Erz-) Verständigen habe über beschehene Nachforschung nicht haben können". Aus Kaiser Budolf's bekannten Liebhabereien und dieser Stelle des Berichtes ist deutlich zu entnehmen, auf was es mit dieser Expedition hauptsächlich abgesehen war. Es galt den Nachrichten von den ver- meintlichen Schatzgräbern auf den Grund zu kommen, die damals in aller Welt Munde, den Ötscher in solchen Buf brachten, dass sie auch zu des Kaisers Kenntniss gelangten. Im Nachfolgenden werden einige Stellen aus diesem Berichte mitgetheilt, welche zur Vergleichung des jetzigen Befundes der Höhlen dienen können *). 1) Diese Berichte finden sich im Gedeukbuch der Pfarre Grafendorf (bei St. Pöiten) vom Jahre 1746 vor. Die Mittlieilung derselben verdanke ich der Güte des Herrn k. k. Schulrathes Dr. M. A. Becker. Die Höhlen des Ötscher. 1U9 Bericht. Alleidiirclilauclillgster, Grosniüchligster Rinn. Kayser. Auch zu Hungarn und Bölieim König. Ailergnüdigsler Kayser und Herr. Euer Kais. l\layt seind meine Schuldige Ganz unterthiinigste Gehorsamste Dienste iedezeit zuvor an. Euer Kays. Mayt hahen mir noch in dem Verschienen iahr durch den Cammerdiener \ind Mautner zu Ybs hansen Poppen zuschreiben und Gnädigst befehlen lassen, erkundigung einzuziehen, was es vor eine Gelegenheit mit dem Etscherberg habe, und insonderheit, was für stein, oder anderes sein möchte, so die wäiischen von disem berg in Kraxen hinweg, und auf dem Land tragen sollen, Davon Ihro Kays. Mayt ich in meinen zu Prag sein unter- thanige anregung Gethan, wie mir auch derowegen ein Schreiben Von Euer Kais. Mayt ausgehend von Hrn. Prior zu Gamming, dabey alle beförde- rung zu erzeigen Von Gedachten Poppen überschickt worden; Weil aber der winter damallen an der Hand, und sonsten auch der Schnee an disem berg selten vor Johanni abgehet, und das nach Johanni Dises ialirs ein langwieriges regen- wetter eingefallen, Dabey sich der berg die ganze zeit trüeb, und neblich erzeigt hat. Hat gedachter Prior aber, und ich uns entschlossen selbst der besichtigung beyzuwohnen, haben wir nicht Gelegenheit Gehabt ehe, und zuvor, bis Juny und Barthlmey im Augusti Verschinen, solches fürzunehmen be Vorab, weil mich Hr. Prior schriftlich erinnert, das der berg bei dem statten nassen weiter seiner Schlipfrichkeit halber nicht wohl zu gehen, und dahero eines schönern zu erwartlien seye. Sind also auf dieselbe zeit zu ühme Hr. Von Gämming gereist, und mit mir Hrn. Hanns Fridrich Hr. v. Zinzendorf. Christoph Schalienberger, Hir Fürstl. Dxirchl. Meines Gnädigsten Herrn Panethier Und ein iunger Medicus Joannes Michelius. Habe Gleichwohl einem Goldschmit Von Wienn, so sich auf die stein verstehen solle. Bestellt aber damalle nicht haben mögen. Keinem Berg oder Arzt Verständigen habe über beschehene nachforschung, wie auch Hr. Von Gämming selbst nicht haben können. Vom Kloster Gämming selnd wir über ein zimlich hohes gebürg 'j zu dem Lackenhof, des von Gamming Mayrliöfen einem, ein Feldweegs Von dem Etscher- berg Gelegen aufs erste nachtlager kommen, alda hat uns alle das Gesicht be- trogen. Das wir dem berg nicht so hoch Geschazt, als wir ühm hernach wohl befunden. Folgenden morgen haben wir uns Vor Tags, und noch beym Gestiern am himmel (ausser Herr v. Zinzendorf, welcher ühme nicht mitgetraut hat. Dem berg zu steigen, und wider zuruckgereiset) auf dem weeg Gemacht, Gleich unter dem berg Von rossen abgesondert, und bey einem Thall , (allda sich auch der Kleine Von dem grossen Etscher gegen nidergang der Sonne im Grund abtheilet, und entzwischen in wasser rinnt, Der Etscherbacli genannt) dem Berg um 4uhr frues tags angetreten. Da gibt er sich straks in die Höhe und ist ansel- ben ort mit Holz, und Grossen bäumen Vest Verwachsen, und zwischen der Baume, und wurzeln sehr bös zu gehen. Wie wir fast eine stund über sich 1) Üer Grubberg. 200 S c h in i (I I. gestiegen, hat es mich schier gereuet, und besorgt, ich müsse aussetzen, Dan mir gleichsam eine ohnmacht zugehen wollen', weil ich mich anfangs hald über- eilet, zu stark, und aus dem Athen Gegangen, auch darum, das mich ein weeg- führer erschrökt, (indeme ich Vermeinet, wir betten schon halben berg. Er Ver- meldet, es wäre noch Der zehende Theil nicht) Doch habe es weiter Versucht, seind also bey 2 stunden zu der ersten Höhe des bergs gegen nidergang, und dem Kleinen Etscher übergangen *), und ohngefiihrlich eine SO Schrit Von der- selben Höhe Seitenwerts uns nach der schräge Des bergs gegen Dem aufgang begeben. Doch immer Gen berg, aber nicht mehr so steyl. Leztlich aus dem holz kommen, imd eine blosse erreicht. Von dannen wider Gegen berg, zu einem bründl, damall ist es Gleich halbe Achte gewesen. Von dem bründl ist der Hr. von Giimming Voran gangen , und mit etlich Deren seinigen um 9 uhr Die Höhe des bergs erreicht. Wir andere aber um eine stund Spater. Dan es Von bründl noch 9 unterschidliche Höhen, und Absäze hat. Wann einer zu denen- selben abslizen einem kommt, Vermeint er er sehe schon dem Spiz Des bergs, bald er demselben, so er gesehen, erreicht, findet er noch eine grössere Höhe Vor sich. Die änderte Von disen Höhen ist dem kleinen Etscher gleich. Der doch im Land auch sehr hoch angesehen wird, um die Übermas ist der Grössere höher. Der Vierte Absaz hat eine Gruben, Die heissen die baurn das wetter- loch, bey zwey Klaflfter tief am tag und haben die Opinion, wann einer einem stein hineinwerffe, so komme einer unberegneter nicht Von dem berg Alsdann kommt man bey der Sechsten Höhe an einem schmallen rucken des bergs über die 3 werkschue nicht breit, auf beyden seyten stuk Von lauter Felsen, aber nicht lang, wird die w e i s s e m a u r Genennet. Sobald man darüber kommt, gehet der sibende Absaz an, und damit seind noch 2 absäze zu sehen, ehe man die äusserste Höhe des bergs erreicht, an welcher der Hr. Prior von Gamming aus zusammen Geklaubten Staudach das Kreyden Feür innhalt der defensiovs Ordnung fleissig, und oflftmall aufrichten lassen. Wie es immer schier bis zu dem bründl alles ein Gehülz ist. Also ist das übrige ein Steinwand, und eine blosse, doch mit guten Gras, und Vil schöner blümlein, die einem Garten wohl ziereten, und Arztney Kreüttern untermengt, Dise aber seind auch sonsten hie und wider im Gehülz, und darunter etliche, wie dafür gehalten wird, denen Medicis unbekannte zu finden. Unter den Blümlen seind die Steinnägl, und Vergis mein nicht Vill schöner, und unterschidlicher Farben, Als sie sonsten befunden werden. Eines theils ist der berg auch ober- halb des bründls mit Dannenbaumen Verwachsen, Doch sind dieselben nicht über Halb man hoch, und also mehrer standen als bäume und tragen doch Dannen- zapfen. Vnd diser Theil des bergs ist Gegen miternacht. Wir haben aber dis orts nirgend können abnehmen. Das jemals Aide Graben, iestes Gesucht oder das es auch Gelegenheit dazu hätte. Sondern es gibt meistentheils eine Vich- weyde für die Geyssen, nach der Höhe, und im mitl des bergs auch für die Ochsen. Ausser bey dem Wetterloch haben wir angebrente Spänne gefunden. Auf und Von der höhe an, Da das Kreydenfeür, und welches, wie gemeldet. Das höchste ort ist, befindet sich eine Ebne, die Gehet gen aufgang, doch 1) Die Riffel oder der Sattel. itie Höhlen des Ötseher. 201 zimmlieh abtag 491 selirit lang einer anderen höhe , oder Steinwand zu. Dise ist etwas niderer, als die erste. Darauf stehet ein hölzernes Kreuz mit steinern Verlegt, solle allda einer sein erschossen worden, solle auch, wie die weeg- führer Vermeldet, bey disem Kreuz gleich das mitl Des ganzen berges Gegen aufgang und nidergang der Sonnen sein. Vor derselben Steinwand gegen mittag und dem Land Steyr (hut sich der berg auf und theilt sich in Dise und noch andere Steinwände ohngefähr eine 800 schrit Von einander so fern es nicht weiter möcht die Kluft entzwischen sein; zu welcher iiussersten Steinwand man aber durch ein Thall auf der linken Hand Gelangen, und Kommen kann. Dann auf aller Höhe bald bey dem Kreydenfeür sich der berg der liinge nach auch theilt. Also das er ein ziemlich tieffes thall macht. Darinnen noch Schnee gelegen mit einer Steinwand gegen mitternacht eingeschlossen, und Verfangen. Von der höhe des bergs wird ein sehr fern entlegene LandschaflFt gesehen und erstreckt sich die weite, als bald die äugen erreichen können. Wir haben gahr einen Schönen Tag angetroffen. Also, Das die weegweiser Vermeldet, man solt ofl't in einem ganzen iahr kaum einen so gewünschten Tag dazu haben mögen. Dises iahr wäre noch Keiner gewesen. Die Sonne hat hell und hays Geschinen, aber, wann wir uns nicht warm gangen hätten, so wäre uns der Sonn halber dabey nicht sehr heys gewesen, und ist doch auch kein sonderer LufVt Gangen. Gegen miternaeht sieht man das mitfergebürg, gegen der grossen und kleinen Erlauf, und der Ybs. Auch über die Donau gegen dem Land ob der Enns mit Kreizn, und das Machland zue, (etc. etc.) Dagegen, wie der Etscher an ühm selbst auch gegen Mittag ein lautere Steinwand scheint, so wird aus disen theil gegen Steyr nichts als enge Thall wo unser frauen Zell ligt, und in welclien die Erlauf heraus rinnt, Gesehen. Das zum theil erbauet ist, das andere Alles ein überaus holies, rauches, wildes Gebürg, und Thut sich dasselbe in 6 unter- schidliche Promontoria immer höher und höher und das Sechste am Höchsten. Vnd so Vill ich mich bedünken lasse, möchte das äussereste gegen dem Kärnten und Croaten sein so Ptolemäus und Straho Alhanum montem nennen. Die Vorderriste ziehen sich gegen der Neustatt zu, an dem Schneeberg, darunter ein berg der Hut genant, da die Ybs und Erlauf entspringt wohin die anderen, kann man nicht abnehmen. Vnter Disen theil des bergs haben wir ein Getüml Ver- nohmen, als ob man in einem Stadl Tresehen thötte, im nachfragen aber befun- den, das ein Müllner der orthen einem holzstampf mit Heys zugerichtet. Die Bären, so das Vieh beschädigen, damit zu schröken und abzutreiben. Gegen aufgang strecket sich der Etscher für sich selbst in die Länge abwärts sehr weit. VonDannen hebt sich das Geburg bei Pobenstein, folgend, das ganz selbe gebürg, der Kaunberg genannt Hunnorum mons aniiquis Comagenus auf dem Kallen- berg zu. Sonsten wird auch gegen aufgang dasTullnerfeld, und gegen dem Wie- ner wald alles übersehen , bis auf den Hainburger berg. Ingleichen über die Donau ein weites Feld gegen dem Marchfeld. Es hat aber di Sonne Von weiten einem Schatten Von sich geworfen , das di ort so eigentlich nicht haben können ausgenomen und erkennt werden. Ermelte S Promontoria ausser des äusseresten nennen Vorgedachte Ptolemäus und Strabo zugleich Cetium montem und stellen darinnen zwischen der Donau und Drau für die äusseresten ort Wienn und Petau aber es gibt der augenschein, Das Cetius sich Vom Etscher gegen den anderen 202 S c h in i d I. Gleichsam abtheilet die nächsten Gebürg aber mit dem Schneeberg und Das es Vileieht unter dem 5. Polar liegen möchte, aber davon haben die Mathematici Das beste zu intimiren. Gegen dem Nidergang, Da diser Berg mit dem Kleinen Etscher im Grund, wie gemeldet zusammenslosst, wehret auch weit, und breit ein hohes rauches gebürg gegen dem Eiseniirzt, Land ob derEnns und Salzburg zu. Das nächste am kleinen Etscher ist der Schwarze Etscher. Der Sclieibling ist ein grosser berg, hat einen Spiz gegen aufgang, im Scheiblingfelsen soll das Kloster Gamming mit seinen umfang. Der Gros ist, darauf stehen können, sichet Von unten Grösser nicht, als ein ort Von wenigen und etlichen klafl'tern. Tiern- stcin ein sehr Itoher berg, und wie die baurn Vermeinen, liölier als der Etscher. ich achte aber^ sie werden damit betrogen, das derselbe höher am land als der Etscher ligt. Diser berg, wie Hr. von Gämming berichtet solle trefflich und eine Grosse mänge schöner Kreütter, Simplicia und niigl haben. Darann stosset die Seealm. Dises und anreinendes Gebürg gehöret alles dem Von Gämming zu in allen auf 8 meyl weegs. Gibt darneben schöne ahnen zur Viehzucht , wie auch der Etscher gegen mitternacht und nidergang und eines theils auch mittags ühme zustehet. Das übrige dem Von Lilienfeld Ausserhalb Diser benannten berg gegen der Linken seiften last sich ein sehr hoher Gespizter Steinkegl sehen, natürlich formirt und anzusehen, wie ein Gespitzter Denuith ist. Vnter Disen, des von Gämming Gebürg ist auch ein berg so man dem woislberg nennt , ab circulatu berichten die baurn, Das woisle, und Geschrey darinnen gehöret, und das man Leute, so abgestorben, auf, und einreiten sehe, unter anderen auch mit Namen benennet, so in disen Land und Viertl Vor einem iahr Gestorben , Hein- richen Von Oed unterthan: einer solle berichten, Das er eins malls dazukommen, und einem wirth, so er kennt, heraus reiten sehen, ühm eingeredet, wo er hinaus wollte, und was im berg für ein woisl und Geschrey ware?Er ühme Geantworthet, solle hinzugehen, und die Hand im berg halten. Das er nicht thun wolt, sondern eine spangen abgehackt, und dieselbe zum berg, oder Loch desselben Gehalten, seye die ühm im Augenblik bis zu der Hand Verbrunnen und zerschmolzen. Ein anderer baur solle einem stein hineingeworften haben , Damit seye ein Geschrey Gehört worden. Wie solle ich dir hinaus? so schaue auf dich. Aber die Wahrheit diser sachen stunde mit mehrer Gewis zu erkundigen. Dise Ganze gelegenheit aber das Etscherbergs, und Umstände desselben, wiewohl sie nicht ucceptnor sein möchten habe ich darinnen alle weitläuft'ig Verzeichnen wollen, das wir alle im augenschein Davor gehalten, es muste die Natur, oder Villmehr unser Herr Gott, nicht ohne sondere Ursachen, oder Vorsehung disem berg in solcher Grösse und höhe Von allen anderen abgesondert haben, wie er dann in Radice montis ganz und gahr frey ist, und wie die bauren berichten, in einem Sommer langen Tag kaum umgangen werden mag, achten es auf 5 grosse meyl. Zu mehrerer naclirichtung haben Euer Kayr. Mayt lüerneben einem Abris des bergs Gegen mitternacht Sub. Lit. A. und dabey das nothwendigst notirt *) und solle Euer Kays. Mayt hernacher Derselbe samt der Landschafft aller orten besser und förmlicher gestelt und gemacht, unterthänigst überschickt werden. ij Dieser Prospect hat sich iin Original-Bericht nicht vorgefunden, wurde aber von späterer Hau d gezeichnet. Die Höhlen des Ötscher. 203 Weil aber, wie Vorgemeldet a fade Sepferitrionali an disen berg niehte zu spüren, so zu der sachen dienstlich, und dieBaurn und weegweiser Von einem loch und eingang in dem berg a meridie auch von einem gefrornen See, darinnen Grosse gewölber und ein steinern bild, so in einem altar stunde, gesagt, und Das diser orten die Walischen aus und einsteigen sollen; doch müsse man Von aller höhe schier ein Viertl des bergs in lauter steinwand dazu hinabsteigen, und wider einem, so es nicht gewohnt, ganz gefährlich dazu, und darein zu kommen: habe ich dem Hr. Prior angesprochen etliche hinabsteigen, und sehen zu lassen, wie die sachen GeschafTen , ob man durch dises auf mehrer Gewisheit kommen, und Euer Kays. Mayt um so Vill eigentlicher Der sachen halber berichten möge. Dazu er sich Gutwillig erbotten. Wir haben aber auf aller Höhe des bergs Das Früemall Von Saibling, Frechen, und Ayern eingenohmen. Dann der Hr. Prior dergleichen hiemit tragen lassen, welche anfangs bis zum brun und hernach gahr auf dem berg lebendig und frisch gebracht worden. Das denen Bauren selbst Fremd gewest und einer unter ihnen Vermeldet, so lang die weit stehe, seye kein lebendiger Saibling auf dem berg kommen. Achten auch, wir seyen die ersten, in aller Gedüchtnus die auf disen berg Von eines Römischen Kaysers gesund Wohlfart, und glücklicher Regierung (wie von uns in Euer Mayt Namen unterthünigst beschehen) ein Rund Trunk gethan haben. Dabey dises lachend erfolgt. Als wir (wie sich gebührt) dazu mit abgedekten Haubt gestanden, einer unter denen Baurn gesagt, Sehe, wie liaben die Herrn so geschwind geessen, Sie betten schon. Als es aber hernach auch in Ihrer Fürstl. Durchlaucht Dero Herrn Gebrüder Gesundheit geschehen, sagt ein anderer: Ey sie betten nicht. Trink und Is. Es wäre der Wein so Kalt gewesen vom frischen Schnee, Dem wir in Gruben gefunden. Als unserer keiner kalter Disen Sommer getrunken. Euer Kays. Mayt wollen mir gnädigst (darum ich Gehorsamst bitte) zu gut und Gnaden halten, Das ich diese Licenz aucli mit einbringe, habe gleichwohl nicht das, so sich bei diser bergreis zugetragen , umgehen können. Nach eingenohmener mallzeit haben sich ührer 4 aufgemacht, damit einer Spann und Körzen getragen. Die seind mit Fus Eysen Versehen gewesen. Es hat aber der Schallnberger und Michelins medicns lust gehabt auch mit zu steigen, das gleichwohl Hr. Prior und ich nicht gehrn gesehen, auch die weeg- weiser selbst nicht, Von wegen der besorgenden Gefahr. Wie aber der Schalln- berger, sonst ein sehr Gelehrter iunger mann, der seine peregrinalioties wohl angelegt, und noch begirig ist Vill zu erfahren sorgte ühme dabey nichts, weder an herz noch an Geschiklichkeit des steigens gemangelt und sich hernacher befunden, das er denen Weegweisern selbst ein mehrer weeg gute anleitung gegeben, und das Sie ohne ühme nicht so weit kommen wären auch wie Von denen baurn nicht so richtig geführet, als wohl Von ühm schwärlich hätten glauben mögen. Der hat auch auf mein ansprechen, wie es in allen damit und im berg Geschaffen , eine ordentliche beschreibung Vcrfasst so Euer Kays. Mayt hiemit gnädigst Sub. Lit. A. zu sehen und zu Vernehmen. Und als Sie in dem Namen Gottes um die eussereste steinwand dabey , wie oben Ver- meldet, sich der Felsen gegen mittag zu in unterschidliche wände abtheilet und also ab Oriente in meridiem zu steigen dem anfang gemacht, und indessen mein Mahler die Landschafft, so an denen 4 orthen Compass nach 204 S c h m i (1 I. Von dem berg gesehen worden, abgerissen und Verzeichnet: sezten Hr. Prior lind ich alsdann auch ieder zurück, und ich meiner Laquayen einem befohlen die Saill Vor dem Kreytten Feür bis unter dem berg zu zellen. Die haben sich befunden erstlichen bis zu dem bründl 26i55 darnach Von dem bründl unter dem berg 2703. Wir seind aber zu disen mall Vom bründl auf um sehr Vil einem näheren weeg, und Schier aller geraden nach herab gangen, welchen steig uns die weegführer der gilbe und stükl halber am hinauf gehen zu führen nicht getrauet, wie uns dann dises thall schwär Genug ankommen. Seind um 1 uhr daroben ausgestigen, und um 4 uhr unter dem berg kommen. Unter weegs haben wir uns bey dem Wetterloch so Vill aufgehalten, Das wir zum Fünfftenmall steiner in das Loch , so ein wenig grösser sein möcht, als ein Mannskopf, werffen lassen. Vnd obwolle die Baurn gesagt, es fallen in ein wasserscheust, und gehe alsbald ein starker Dunst heraus, ziehet sich auch straks eine wölken auf, und komme keiner unberegneter Vom berg, so haben wir doch dabey kein wasser Vermerken können. Allein seind die steiner allweeg Zehenmall aufgefallen, ehe sie dem boden erreicht und ich habe achtzehen Gezelt zimlich langsam, ehe man den lezten Fall Vernehmen können. Es seye dem, wie die baurn sagen, oder nicht. Ehe wir noch Vom berg kommen, erzeigte sich eine wölken Vom mittag, und wie wir unter dem berg kommen, erreichte uns ein regen. Der wehrete bey einer halben stund. Und damalle seind gleich die andere wider auf dem berg ge- stigen Hr. Prior und ich seind auf die nacht auf einem anderen seinigen Hof, der Seehof genannt, so an einem Saibling und Frechen See zwischen dem Gebürg ligt geritten, und haben VerhofFt, die anderen solten nachkommen. Die seind aber erst mit Untergang der Sonnen am Lakenhof gelangt und Folgends dem anderen Tag zu uns kommen. Das Kloster Gämming hat zwar diser orthen Von dem berg eine schönes stuk Icnd und wie davon Vermeldet und auch Hr. Prior berichtet, in die 8 Meyl weegs und Von Viehzucht schöne Gelegenheiten. Und hätten schier Vill ein mehrerer nuzen allda in Mayrhöfen können angerichtet werden, wo sich nicht mit denen Priorn eine Zeitlang mehrerley Veränderungen zugetragen hotten. Welches diser gleichwohl anzurichten bedacht ist und zuvor nie dise Gelegenheit so eigentlich nicht gewust hat. Nach ührer ankunfft und einge- nohmenen Relation und das Vermeinet worden. Der berg seye durch und durch holl, und es möchte gegen mitternacht, wo nicht ein ausgang haben, Doch leichtlich einer zu machen sein, dadurch man mit besserer gelegenheit in berg kommen möchte, hat Hr. Prior für Gut angesehen, und ich ühme darum an- gesprochen noch etliche im berg steigen zu lassen die mit notdorfft zu Versehen, und das sie sehen solten einem aufgang oder gewisses ende zu finden. Was nun derenselben einer, so Hr. Prior hernach zu mir Geschikt, mir für eine Re- lation gethan. Das haben Euere Kays. Mayt gleichfalls Sub Lit. B. gnädigst zu Vernehmen. Darneben habe ich einem sonderbahren Abris machen lassen, so wohl auf des Schallnbergers als Hr. Priors von Gamming Dieners Relation daraus im augenschein zu sehen, wie der Berg inwendig geschaffen befunden worden *). 1) Dieser Abriss ist gleichfalls von späterer Haiul vorliandeu. Die Höhlen des Ötscher. 205 Die Letztere steiger und in so das lezte Gewölb kommen, Vermeinen, die blutrote erde mit gelb Vermischt bedeute gewis etwas. So ist der Schallnberger, wie er mir seither schreibt, der meinung, Das dis das ende wie sie Vermeinen nicht seye, sondern es hotte hin und wider Ville gänge in dem berg und sonsten auch noch mehrere eingüng und meldet dise wort: wann ich dann sonst in nachforschung bey denen bauren befunden, wie gleichfalls der Hr. Prior, das die Wälische noch immer fort Von iahr zu iahren im berg gehen, und diselben sehr wohl bericht, das auch einer dem anderen Vor der zeit darüber erwürgt habe und Hr. Von Zinzendorf hat einem Thorwiirtl, der zeigt an, er seye gleich spätt einmall bei dem Tauben- loch gewesen, und 2 Totte alda gefunden, habe ihm graust, und seye wider zuruk. Sonderlich sagen die bauren, die Walischen könnten nicht leiden, das die Teütschen nachsuchten und da sie einem Antriiffen wäre der seines lebens nicht sicher. Es ist auch einer fürkommen, Hr. von Giimming Vichhalter disser orten, bey dem Lackenhof ein Alter mann um diser gelegenheit, und bergs wohl kündig, der ist ganz und gahr dahin bey sich selbst persuadirt, die walischen führeten was auf Eslen weg, die wären unsichtbar, und als wir ühm Lachend befragt, wie er es dann wisse, das es Eslen wären er geantworthet, man kannts an Trittin und hat sich davon nicht bringen lassen. Dises bleibt in seinem werk, wie auch das Von Ordbauren einer gesagt haben soll: Er liätte einem Buben gehabt, einem Vichwarther, zu dem wäre ein mann kommen, und hotte begehrt, solle mit ühm im Berg er sichs gewei- gert, doch leztlich bereden lassen, habe ühm bedunkt, es seye Alles golden im berg der mann zu ühm gesagt, solle etwas davon nehmen, habe also ein golden streyssl abgebrochen und mit sich hinabgebracht, ich hab disen baurn nachgefragt und dem ort. der Baur solle schon Tod sein , an dem ort aber wird gezweiflt ob es der Etscher oder Tiernsteiner seye. Et siia miracula fingunt. Wann aber auch neben dem Allen der Schallenberger und seine gefährten frische Spur gefunden, und das man neülicher zeit der orthen im berg graben hat, item ein ort, das mit stein Verlegt ist so hielte ich gehorsiimst dafür, es wäre wohl der mühe wert Das Euer Kays. Mayt noch vor der Winterszeit einem Berg, und solche sachen Verständigen und erfahrnen (Der- gleichen ohne zweifl Euer Mayt darinnen wohl haben) ernennten, der könnte bald sehen, ob etwas alda zu hoffen, und zu finden sein möchte. Und müst die Sache dahin angestelt werden, das Er ein etliche tage im berg alle gele- genheit wohl zu erkundigen, und abzusehen bleiben könnte. Dazu Hr. Prior gute beförderung thun würde. Gedachter Hr. Prior hat mir Gesagt, Das erst 14 tage zuvor ein Walischer zu Scheybs durchgangen mit einer kräxen, wie er bericht worden, sehr schwär tragend, und da er befragt worden, was er trage? hat er wurzeln oben aus der Kraxen gezohen und gezeigt, weil er aber an denen wurzeln nicht schwär zu tragen gehabt, so inus etwas anderes gewesen sein, reue ühm sehr. Das er ühm nicht habe lassen anhalten, will hinfüro bessere bestellung thun. wie den auch in meinem beysein durch ühme beschehen und da nur diser einer möchte erlangt werden, würde man leicht auf dem grund der sachen kommen. Es ist ein Bürger im Blinden Mark 206 S c h m i d I. nechst bey mir Paul Schlegler ein guter wahrhaffter man, mit dem als ich des berf^s zu red worden, hat er mir angezeigt, das Vill iahr seye Damall habe er würtschafft gehalten, seye einer zu ühme mit einer solchen Kraxen kommen, hat ring begehrt, und ühm etliche stein gezeigt und gefragt ob er was kaufen will? Als er aber ühm zur Antwort geben, er Verstünde sich nicht auf dergleichen Sachen hat er Vermeldet, Ihr wisset ia nicht, was es ist, ich gehe mehr zu dem alten Kollnpöck. Der kaufft mirs gern ab. Es hat auch Hr. v. Gämming unterthann einer uns Vermeldet, und einen anderen seinen unterthan genennt. Von dem habe er es gehört, das derselbe auf eine zeit mit einem fremden man auf sein begehren im berg seye gestigen, der seye wie ühm gedünkt ein Sternseher gewesen, dan hat er was im Händen getragen, und alles alsobald zufinden gewust und wäre darine lang umgangen. Hr. Von Gämming hat disen unterthan, dessen behausung nicht fern des Seehof, alsobald zu forderen befohlen, aber befunden Das er Vor ein 4 Jah- ren Gestorben. Ein anderer, Des Hr. von Gämming unterthan hat auch dises damallen bey dem Seehof Vermeldet. Die Weegweiser sagten nur Von zweyen Seen, so im berg wären. Er wüste aber, das noch der dritte wäre, und darauf wäre ein Kleines Flössl Von Holz, das brauchen die Walischen, das Sie darüber fahren, und Von dem ort nehmen sie das ienige, so sie hinweg trügen, sie Verlegen es aber alle- weeg mit grossen Steinen, das es kein anderer leichtlich nicht finden k9nnte, und das ist auch des Schallnbergers meinung wie daroben einkommt, das noch mehrere Durchgang zu finden sein sollen. Von dem Seehof seind wir folgends wider nach Gämming. Das Kloster Gäm- ming hat sonsten auch zwey Singularia, einem Marmlbruch, so neülicher zeit erst gefunden worden, rot mit weis gesprengt, und er zeigt sieh ie langer ie art- licher, gibt grosse Stuk davon Hr. Prior ein Schönes Gebeü bey dem Kloster zu thun Vorhabens und breits im werk ist. das andere ist ein brun von Bergöll so der gemeine man anstatt einer arzlney braucht mit disen brun hat sich begeben, das ein Prior Vor iahren demselben einmauern und Versperren lassen und damit ein gewinn zu suchen Vermeint, da hat sich das öll alsbald Verloren, und nach eröffnung wider befunden. Ein alter man ist noch Vorhanden, und derzeit richter zu Gämming, der hat in seinen iungen iaren bei dem Kloster im Reitslall ge- dienet und als man Von disen brun so Vill gesagt, Vermeldet, er mus ihm auch sehen, hinaus gangen, seine Stifl (mit unter- thöniger Gebühr zu melden) mit sieh genohmen, und mit dem öll geschmieret, seithero gehe er darzu wann er will, so findet er kein öll, so es doch andere Leüt Vor und nach unverrukt finden. Das dritte möcht auch diss sein, Das der almsee so tief ist, das man mit 400 Klaffter Strik dem Boden nicht reichen, noch gründen können. Welches alles Euer Kays. Mayt ich zu Gehorsamster Vollziehung dem gnädigsten befehl mit solchen Verhalten, Euer Kays. Mayt Mein allergnä- digster Herr mich zu Dero Kays, und Landesfürstlichen Gnaden ganz unter- ihänigst und Gehörs, befehl. Freydegg, dem 6. September, Anno 1392^). *) Offenbar von Reichard von St rein verfasst. nie Höhlen des Ötscher. 207 l'mstiindliche Besclireibung. Wie der Berg Ötscher so wohl inn als auswendig beschaffen, auch wie dazu, und davon zu kommen. De dato 6. Septbr. 1591. Da nemlich auf befehl Sr. R. Ks. Mast Rudolphi 2di Von dem damalligen Innhaber der Herrseht. Freydegg und Hr. Prior zu Gamming Diser bcrg Von aussen bestigen auch mit beyliilf einiger baurn innwendig Visitirt worden Von der Obersten höhe Des bergs ist eine ziniiiche Ebne etlich hundert Schrit gegen aufgang. doch was weniges niderer, als der mitero Spiz des bergs, Darauf das Kreidenfeiir zugerichtet. Daselbst habe ich samt dem Johann Michelio Medico zwey baurn weegweiser, und zweyen des Priors zu Giiming dienern, die aber auch des steigens gewohnet, dem woos; genohmen und als wir an das end oben an der höhe kommen, haben wir Von aufgang gegen mittag um das Eck des bergs in dem Felsen (da wir wohl nicht eines Schu breit weegs gehabt) hinumstcigen müssen. Daselbst haben etliche, so mit uns Gewest, auch mein Diener ausgesetzt und seind nicht weiter kommen. Sobald wir um das Eck kommen, seind wir Stracks gleichsam Recta linea über alle Felsen des bergs hinab in die niedere Gestigen , Da nicht alein Grosse Gefahr, sondern Fürnemlich, da der hintereste einem stein riglete, Derselbe die for- dereste beschüdigt oder hinabschluge , und Kann Doch nicht Gahr ohne sein. Das nicht Steiner geriglet Mcrden , wie uns dan öfftermals beschehen. Aber der eine weegweiser hat stettigs aufgesehen , und dem hinteresten zugeschrien, sie solten keinen Grossen stein herabriglen, und auf dem wecg sehen, so er Vorn steige, Dann er Vorhin, was sieh gern riglen lassen Gelediget und abge- walzen. Der andere weegweiser ist in dem Felsen weit dahinten gebliben, und sehwürlich nachgekommen, der doch die Spänne, Kerzen und Feürzeig bey sich Gehabt, Darum wir ühme dan stark zugeschrien, weilen sonsten ohne der Lichter all unser steigen umsonst Gewesen wäre. Als wir ans end der Felsen Gekommen, ist der berg noch gahr gäch hinabgewesen, Also, das wir nicht Gehen können, weil die kleine steiner aufgerlslet , sondern sizend haben hinabfahren müssen. Wenn wir nun galir stark gefahren, und uns nicht mehr halten möchten, haben die weegweiser Vor an, uns aufhaKen, und auffangen müssen. Wir seind aber also auch durch schöne Vichweyden, und hohes Gras gefahren. Da hie doch Der Gähe halber kein Vieh nie kommt. Wir haben auch gahr in der nidere Vieh gesehen, aber die Weegweiser haben uns Gesagt, Das es auf sehr hohen Almen Gehe, Die uns Von oben lierab nider Gedaucht haben. Daselbst haben wir eine (Jute weil Alein nach der seitten Versus meridlem Gehen müssen, welches uns fast Schwär angekommen, und Vill fallens Verursachet, weil alle- weeg der eine fus niderer, und der andere höher hat Gesetzt müssen werden, und dazu das Gras gahr schlipfrig gewesen, doch so stark und lang, das wir uns dabey fangen und halten haben mögen. Als wir also einem zimlich langen weeg nach der seilen Gegangen, haben wir wider über sich Versus merhliem Der Caverii oder hölle zu uns lenken müssen, und seind bald zu einem weiten loch komuuMi. Das Taubenloch genant. Ehe wir gahr hinzu konuuen (ob es Silzl). .1. iii-.ithom.-nnilirw. (M, XX'IV. B.l. It. Hft. 14 208 S c h m i d I. wohl sonst ganz still und Scliwöllhizlg') haben wir doch eine starke kiilte und frischen Lufi't empfunden, davon wir uns wohl erquiket und erholtet ^). Als- dann wenig Schritt weiter kämmen wir zu dem Grossen, weiten und sehr hohen Loch^)ober welclien wie ein porticus, ein steinerner Hiniml, und also Gleiclisam ein schönes proscenium Gemacht. Ferner hinein eines starken Steinwurf Lang ist das loch, oder Gewölb einer hohen und weiten Kirchen Gleich, und oben in der mitte ist ein weit rundes Loch, so rund, als ob maus Geträxlet hätte, aller- massen an der Form, und weite, als wie das Fenster im Pantheon omnium Deoriim zu Rom. Das Fenster aber gibt kein Licht , und haben nicht sehen können, wohin es Gehe, möchte Vileicht Verfallen sein , wir haben aber Des- selben Ganzen weiten plaz dafür angesehen, Als ob er also ausgehauen seye. Der boden ist mit tieffen Schnee bedeket gewesen so hart, das er abgetragen und wie auch zum Theil sizend hinahgefahren. Daselbst ist ein Steinredl gegen uns geflohen aber uns entwischet, so habe ich auch andere Vöglfedern Gefunden, Aber so Vermosche, Das Sie nicht mehr zu erkennen Gewest. Vermeine, weil man das Loch das Taubenloch nennt , es möchten dergleichen Vögl Darinn ziehten und wintern. Die Weegweiser haben uns Gesagt, das einem Bürger Von Scheybs, so auch hineinkommen, ein Grosser Hirsch entgegen gesprungen, der Vileicht Der Külle , oder dem wasser nachgangen. Dann daselbst, alsbald man in die Tietfe hinabkommt, ist ein See der eben so Gros als der erste ort. Von dem uns die weegweiser gesagt. Imfall aber das solcher nicht überfroren seye. Das wir im berg weiter Kommen mögen. Derovvcgen wir mit steinern auf dem See geworften und befunden Das der See aller überfroren seye und alein oben auf dem Eys wasser gewesen ist. Wir sezten uns alsobald daselbst. Schlugen feür auf, zündeten Lichter, und Spänne an wagen uns über das Eys, lassen uns zum theil die weegweiser tragen. Als wir hinüber Gereicht, kommen wir gleich daran wider an einem solchen See ^), der wäre Gahr hart überfroren, und Gahr kein wasser auf dem Eys , Darüber wir sicher gangen, am Ende des See wäre zur rechten, und Linken band ein loch in dem berg. Das zurrechten band Klein. Als ich dem zugangen, ruften uns die weegweiser auf die linke band, daselbst wäre die weite eines natürlichen Gewölbs noch fast so gros als im anfang, oder das erste, und Ginge Von da an ein Grosser berg Von Eys über sich Vor welchen Eysberg zwo saüllen Von Eys stunden, oder ob sie mit Eys überzogen, kann man nicht wissen, eines zimlichen haus hoch , zimlich weit Von einander und Viereckieht, Das sie 4 Mann kaum umgreiften konnten, über demselben Eysberg haben \\\r steigen müssen, lissen uns derowegen mit einer Hacken stiegen in's Eys hauen, dann wir sonst nicht hotten hinüber mögen. Nach demselben Eys- berg kämmen wir wider in ein grosses hohes Gewölb*}. Da auch etliche runde Löcher in der höhe waren. Von danen müsten wir über eine Grosse höhe auf- steigen, und aber in einer weiten klufft Gegen thall. Das Thall wäre zimlich i) Es scheint, dass man vom Gipfel über die Pfamimauern oder den rauhen Kamm hinabg-estieg-en ist, weil man zuerst zum Taubenloch kam. 2) Damit ist das Seeloch g-emeint. 3) Die hintere Abtheilung- des Sees, der Canal. "*) Der grosse Arm zur Linken. Die Hohlen des ütscher. 209 weit, und am ende desselben kämmen wir zu einer engen lucken'), dadurch mussten wir. Daselbst gienge ein so starker wind Gegen uns, der uns alle Kerzen ausgelöschet, alein die Späne bliben brinend. Da wir dieselbe nicht orlialten, wäre uns schwär gewesen aus dem berg zu kommen, weil allerseits abweege. Der wind gienge über die massen starck und Konnten doch nicht Spieren, woher er Kämme, Dann wir nirgends kein lufftloch offen finden. Als wir aber ein wenig durch dasselbe windloch hindan kämmen, haben Avir keinem lufft mehr empfunden. Vondanen aus haben wir wider eine Grosse höhe steigen müssen, übersieh. Dann wider über grosse stück Stein in ein weites Thall auch einer Kirchen gros. Dann seind wir wider in einem engen gang kommen. Daselbst auf der rechten Seiten ist über zwerch ein langes Fenster einer Pfarrkirchen gleich in ein anderes Gemach gangen , darin wir haben das Wasser stark fallen hören , und Als der eine weegweiser auf das Fenster steigt, und hinab suchet, sagt er, es sehe aus wie eine Kirchen mit einem hohen Gewölb, wir Können aber nicht hinein, und stigen straks fort wie wir dem Aveegweiser Vor uns funden. spiereten auch alent- halben Kolle und Spann, das andere Vor uns abgestigen haben. Dises steigen auf und nider tief in corpore interiore montis durch sehr hohe und seltsame ort triben wir lange Dann weil ein alter baur unser weegweiser dem Herrn Strein zuvor, darnach uns auch gesagt, das er Vor iahren ein Bild im berg gesehen, und Herr Strein Vermeinet, es möchte ein altes Idolum sein, und mit dem baurn gehandlet, fleis fürzuwenden. Dasselbe heraus zu bringen, und ühnen eine Gute Verehrung zugesagt, wolten wir nicht aussezen, bis wir Dasselbe antreffen und sehen. Als wir aber so weit im berg hineinkommen, Das wir uns lichts halber. Damit es uns nicht mangle, Aveiter nicht trauen törffen, seind Avir zu Vor eines zimlichen Thurn hoch gestigen, Vermeinend, ob etAvan daselbst ein ausgang aus dem berg wäre. Aber fanden kein ende. Mussten uns derowegen Avider zurück machen, im zurück steigen haben Avir auch fleissig müssen Acht haben. Damit Avir nicht etwan in unrechten Gang uns Verirrten. Als Avir Avider über dem Eysberg hinab zu dem See kommen^), wolten die Aveegwciser Avider fort hinaus eiilen, ich aber beruffte sie mit denen Lichtern zurück, Damit Avir auch sehen, Avas auf der rechten selten des Sees für ein eingang des bergs seye und ob Avir Vileicht Daselbsten zum Bild kommen. Als Avir es noch Versuchten und fort stigen, Avird derselbe Gang gahr eng, wie ein Guges in einem bergAverk. Daselbst stiegen Avir in ein loch in die Tieffe so eng, das nur einer nach dem anderen hinab muste. Darunter Avare das loch zimlich Aveit. Da spürreten wir austrücklich Grosse Trit, das menschen neulich daselbst gewesen wären, so fanden wir auch das erdreich frisch auf- gehauen^). Daraus Avir gesehen, das dort A\'as Gesucht worden, und eine Grub dabey Avare mit grossen steinern überlegt, man sähe auch, das die Steiner daselbst schAvarz Avaren. Das lichter daselbst gebraucht Avorden so Avohl auch waren zeichen von spännen. Daselbst wird ohne allen ZAveifl Aerzt, oder Avas 1) Wir haben keine Enge angetroffen , offenbar itiuss auch hier ein Einsturz erfolgt sein. 2) Damit ist nicht der See, sondern der Eisdom gemeint. ^) Die Schatzgräberhalle. 14* 210 S e h m i (I I. anderes Gesucht, oder was anderes gegraben worden sein. Ein wenig bas einwerts kämmen wir wider in ein helles, und was weiteres ort, so einem Gewölb, und fast einer kleinen Capelle gleich gewest. Von selben ort gienge auch ein enges Fenster Als Von einer Pfarrkirchen in ein anderes Gewölbl Das Fenster aber wäre nur über zwerch lang, und so nider, das keiner hin- durch möchte, unter demselben Fenster aber gleich neben denen Füssen Avare wider ein anderes Loch hinein in das Gewölb. Das obere Fenster hat der weegweiser gekennt , und Vermeldet, das ühm daucbte , Das er dadurcli Vor 10 iahrcn zum bild gestigen seye, es möge aber seithero das Fenster was gesunken sein, also Das nunmehro niemands hindurch könne. Das untere Loci) Aber, sagt er, wäre damals nicht gewesen, sondern seye erst seithero gegraben worden. Wir stiegen aber Daselbst hinab, und als wir ins Gewölb kämmen hat Daselb gewölb eine anhöbe, am ende, auf derselben anhöhe gleich wie jiuf einen maürlein oder Altar stunde Das steinerne bild. Also da wir mit dem licht liinzu kämmen. Das es gleich schröklich sähe. Als ob ein berg- miinnl dastünde. Die baurn erhüben ein Grosses Geschrey hie ist das bild, hie ist das bild. Als ichs aber in der nähe sähe, könnte ich Aveder maul nasen noch äugen im Gesicht sehen Es sagten uns auch Die Baurn , Das man steinernes brod Dabey funde, und da wir suchten, sahen wir allenthalben in denen wänden und auf dem boden Villerley Form Von brod, als ein, zwey, oder drey laibl aneinander, sie waren aber die meisten nicht ledig, sondern an die stein angewachsen. Doch wären sie mit leichter mühe herabzuhauen gewest, da wir instrumenta bei uns gehabt hätten, etliche ledige haben wir mit heraus genohmen. Die haben erstlich Avie ein brod rinden ganz braun aus gesehen. Aber Aveil sie die baurn in einem sack getragen und sie aneinander Geriben Avorden , ist die obere braune haut abgegangen i). Ein Lediges Laibl, so ich heraus bracht, ist dem bild auf dem Kopf gelegen, und bald dabey ein Form, Avie ein Käs, haben auch etliche Laibl, so ich heraus bracht, so an dem stein angcAA'achsen, in der niitlen ein rundes zeichen, Als ob mit einem Zircl es gemacht Aväre. Gehabt, oben an dem ort, avo sonst die Beken zeichen aufs brod machen*). Das Bild stehet Ganz ledig, hats zwar der eine baur aufzuheben Versucht, aber nicht heben können. Dann es zimlich schwär, und in der Höhe eines Sibeniabrigen Knabens, Straks Gegenüber etAvas an einer anhöhe stehet AAider ein solches bild noch undeutlicher als das erste. Der Kopf nicht so rund, alein die Brüste sind Avohl formirt, wie die Egypter ihre Idola gehabt, so möchte es ein Idoliim sein, und das Gesicht möchte Also von der Mnteria, so sich im berg an die stein anlegt, oder Tropfet, überwachsen sein ^). Von danen hat es noch mehrer Gang in dem berg. Das siebet ie länger, ie TieflFer hinein einem alten bergwerk gleich. Dann die gäng nicht aacü Avie auf der anderen linken seilten, sondern eben also, das ein bergmann ^) Offenbar nichts als Sinterbildungen. ~) Die kleine Höhlung, Avelche die von der Decke fallenden Tropfen bilden •'') V^on dergleichen Stalagmiten ist jelzl keine Spur zu finden. Die Höhlen des Öfscher. 211 fahren kann. Daselbst ist auch Galir kein vvasser. Wir haben aber weil die nacht herbey wäre, uns weiters nicht wagen können, sondern zuruk uns auf Dem berg machen müssen, Als wir wider heraus kommen, hat es ein wenig Geregnet, doch nur um dem Etscher, und nicht weit hindan. Als wir wohl sehen können, möchte sein, weil damal Von denen, so daroben auf dem berg waren, in das wetterloeh GeAVorfen worden, das daher der wind im berg ent- standen. Der uns die Lichter Gclöschet, und davor, weil er aus gedrungen, der regen gekommen wäre, und da möchte man schier sagen, tunge mortem et fumigahit. Wir haben eine uhr mit im berg Gehabt, Als wir hineinge- gangen, ists noch nicht gahr ein uhr gewesen, als wir wider heraus kommen. Vier uhr nachmittag also Das wir über 3 stund alein im berg gangen, und dannoch nirgends kein ende Gefunden. Als wir aus dem Loch gangen, seind wir zwerchs neben dem berg her- gestigen, Versus meridiem. Alda uns auch das steigen wegen Schlipfrigkeit des Grases und rislsteinen sehr schwur ankommen und auch grosse proecipitia Vor äugen gewest. Unterwegs habe ich widerum wohl oben in der felsen ein Grosses Loch in dem berg gesehen, dem weegweiser darum gefragt, der aber kein ßescheyd gewust. Als wir nun eine Gute weil nach zwerch Ge- stigen, Laben wir widerum ganz gäch in der höhe des aüsseresten bergs- theils steigen müssen, Da wir hinauf Kommen, haben wir daselbst daroben dem berg gahr schmall befunden, und Von stund an auf der anderen seitten Versus occasum uns widerum hinablassen müssen. Ist erstlich ein dikes Gestrauch Gewesen, Das uns Verführe!, Das wir nicht hinabwalzen Können. Dan uns Der baur Vorhin dem weeg aushacken müssen weil wir uns aber damit gahr lang Versäumt hätten, seind wir neben der rechten band einem wald zugestigen. Der uns gleichwohl abweegs gelegen. Dann unser weeg sonsten auf die Linke Hand dem Lackenhof zugegangen, aber auf derselben Hand wären wir widerum in Feisichte gefährliche ort kommen , so uns Vor äugen gelegen. Derowegeu wir durch dem wald, weil er miesig wäre, besseren weeg gehabt, doch auch gahr gäch. Also, Das wir meiste weil sizend ge- fahren. Daselbst haben wir Birghanner gesehen, einem Grossen Bärn frisch aufgespiert, auch einem Hirschen. Ich habe auf derselben seitten des bergs oben in dem Felsen 2 Grosse Löcher neben einander Gesehen , und meinen Gefährten gezeigt, die aus dem berg heraus gangen, Es ist gut zu erachten. Da wir im berg fortgestigen wären, wir hatten nicht darüber törfien, sondern, das, weil wir Von aufgang hinein Gangen; Gegen dem Nidergang wider heraus kommen wären oder mögen. Als wir nun ein zweystund daselbst im wald herab gefahren, liaben wir wider zwerchs dem berg hinauf gegen die linke Hand uns lenken müssen. Wir waren sehr matt, suchten, und fragten nach einem Brunen, aber funden keinen. Alsdann fanden wir 3 frische Fache, Deren wasser brunenkalt Die entspringen mitten am Etscher, und rinnen herab der Erlau zu. Der Erste Fach heist der Nesslpach, der 2. der Trübenbach, der 3. der übibrun, aus denen zweyen Fachen haben Avir ims mit trinken wohl gelabt. Der eine aber, Trübenbach genannt, ist nicht zu trinken sieht gahr rotfarb aus, und sagen die baurn, das er ie, und Alweeg trüb, und nimmermelir lauter werde. Nahe 212 S c h m i d I. dabey ist auch ein Kleines wasserl, welches frisch, und schön anzusehen, sagt aber der Alte weegweiser , das wer davon trinkt, sterbe, oder tötlich krank werde , wie auch ühme begegnet. Von denenselben pächen haben wir noch eine Grosse stund aus dem wald zu gehen Gehabt, Alsdann seind wir eine gute halbe meil weegs auf lauter wiesen wider auf dem Lackenhof der unter dem Etscherberg ligt. Des Von Gamming Mayrschafl^"t zukommen. Doch in der nacht, wie wir auch was Vor tags Von selben Hof auf dem berg auf gangen. Diser weeg nun, dem uns die baurn Geführt, zu denen höllen des bergs ist sehr gefiirüch, und nicht wohl zu steigen. Wir haben augenscheinlich befunden, Das nicht V^on Lackenhof aus, sondern auf der anderen seitten des bergs Leichter in dem berg zu kommen, denn daselbst dörffte man bey weiten nicht so hoch, und gahr über keine Felsen Steigen. Man könnte auch alles Von, und zu dem herg bringen. Holz ist nahe dabey. Also da der berg Erz hätte, die anderen Gelegenheiten wohl zu bestellen, und leichtlich zu weeg zu richten wären. Weitere Relation von Hr. Priors Von Gaiuiuing Diener Hannsen Gasner. Nach erster Absteigung und besichtigung Des bergs hat Hr. Prior Von Gamming Gedachten Hannsen Gasner, so zum erstenmal auch mitgestiegen, und andere Eylf seiner unterthannen Verordnet weiter im berg zu steigen, ob Sie weiter. Als zuvor beschehen, können, und einem anderen ort Des bergs finden möchten. Darauf berichtet Gasner. Sie hotten nach Villen steigen, Gehen, und durch- sehlieffte folgends Das Vierte weite Gewölb, oder Grube erreichet. Darin der Schallenberger, und die, so mit ühme Gewest, zu lezt kommen seind. Alda hotten Sie eine gahr hohe, und Glate wand angetroffen, so die Vorigen ühnen zu übersteigen nicht getrauet: sich lang bedacht, was Sie thun wolten, Leztlich hats einer Gewaget, angefangen zu steigen, und Als er die höhe erreichet, waren die andere ühme nachgestigen. Er Gasner habe es lang nicht wagen wollen. Doch Leztlichen, weil er alein noch übrig gewesen, und besorget. Die andere möchten einem ausgang im berg finden, und ühm alein Da lassen , habe ühm einer auf sein begehren Fuseisen zugeworffen , Darauf er auch angefangen, zu steigen, und wären sie also sammentlich mit Grosser mühe, und Gefahr über die hohe wand kommen, und durch ein Loch Ge- schloffen: Vom Loch hotten Sie ein länge angetroffen auf 3 Purst Schus weit. Darnach in ein sehr hohes und langes weites gewölb kommen. Darine leicht- lichen Die St. Stephans Kirche zu Wienn stehen konnte. Es habe 3 Löcher über sich wie 3 Rauchfänge, seyen nicht zu sehen, wie weit, und wohin die- selbe giengen, die Steiner an disem Gewölb waren eines theils rogl, etliche auch herunter gefallen, entweder Von weiter, oder Erdweben, an denen wän- den , und steinern Dises Gewölbs leget sich etwas an , das Gleyste wie ein Weinstein , Die Erd die sonst im berg nicht zu befinden , seye blutrot und Gelb Vermänget, dahero sie allezumal Vermeinten es müsse etwas anderes bedeuten, hotten überall, wie auch an disem ort angebrennte Spänne, und Die Hohlen des Ötselier. Ji 1 3 Trit Von Fuseysen befunden. Von dem Vierten Gewölb, darein der Schallen- berger LezÜichen kommen, bis zu end dises möchte bey einer halben meyl weegs sein. Vnd Aveillen Sie Von Danen niedert kein ausgang Vermerkt, noch befunden, waren Sie wider zuruk, und allenthalben auf dismall im berg Ge- west, und zugebracht bey Vierthalb Stund. V^on 1S92 ab verlieren wir die Ötscher Höhlen aus dem Gesicht, aber Kaiser Franz I., durch die Gründung des kaiserlichen Mineralien- Hof -Cabinets der Gründer mineralogischer Studien in Österreich, wandte dem rätiiselhaften Ötscher und seinen Höhlen neuerdings die Aufmerksamkeit zu. Er betraute den J. N. Nagel mit dessen Unter- suchung, und war mit den Resultaten so zufrieden, dass diese j, Beschreibung des Ötscherberges und einiger anderer in dem Her- zogthum Steiermark befindlichen Wunderdinge der Natur" sich einer huldvollen Aufnahme von Seite des Monarchen zu erfreuen halte, und ihm selbst die Ernennung zum „kaiserlichen Mathematicum" zu Theil wurde. So berichtet Nagel selbst in seinem späteren Werke über die Krainer Naturwunder. Nagel's Beschreibung ist nicht gedruckt worden, befindet sich aber handschriftlich in der k. k. Hof- Bibliothek. Es ist ein massiger Folioband von SO Seiten mit 15 Abbildungen, theils in Tuschmanier, theils auch colorirt, von Sebastian Rosenstingl. Von Nagel's Untersuchung wäre allerdings mehr zu erwarten gewesen; er drang aber nicht einmal über den See vor. Die bezeich- nendsten Stellen aus seinem Werke mögen gleichfalls hier eine Stelle finden: Beschreibung des Auf allerh(5chsteu Befehl Ihro Jlaytt: des Rom: Kaysers und Königs Francisci I. untersuchten Ötscherberges und verschiedener anderer im liertzogthum Steyerraark befindlich- bisher vor selten und verwunderlich gehaltenen Dingen. In der Vorrede, welche unterzeichnet ist „Wienn den 23.Novem- bris 1747" bemerkt der Verfasser: „Wan jedoch ein- oder anderes nicht nach Euer Mays. Höchsterleuchteten Absicht und Geschmack abgehandelt worden wäre (indem aller Sachen Anfang hart ist, und selten vollkommen nach Wunsch von statten zu gehen pfleget) so werde nichts mehr trachten, als bei küuftigjährigen mir bereits neulich Aller- gniidigst aufgetragenen Untersuchungen noch anderer seltzamen Dingen durch eine gründlichere Zubereitung, als wie in einer vor dieses Mahl ganz neuen 214 S c h m i d I. Sache wegen Kürze der Zelt nicht hat geschelien können, mich gefasst zu machen. Euer Mayt. Allerhöchsten Willen zu erfüllen" etc. Das Manuscript enthält folgende Abschnitte: Von dem Otscher-Berg. — Von dem unergründlichen Erlaph-See. — Von der Wasser- Crystall- Holen auf der Tanian -Mauer. — Von der Wetter-Lucken auf der Wild -Alpen. — Von denen Schatz -Cammeren in dem Eisenartzer Berg- werk. — Von denen schwarlz-, grün- und blinden Forellen zu Eisenartz. — Von der Rettelsteiner Drachen-Hölen. — Von der hey Peggau in einer Holen befind- lichen Statue. — Von der berühmten Schöckel-berger Wetter Lucken. Über die Veranlassung seiner Untersuchungen äussert der Ver- fasser : „Dieser — (der Ötsclier) — ungeheuer — Feisicht — und 700 Klaft'ter hoher Hautfen hat sich schon längst, so wohl bey jenen, welche an und um ihm wohnen, alss auch bei denen Vorbeireisenden wegen sein fürchterliches Ansehen und den darauf befindlichen zweien Holen, deren eins die See- und andere der Tauben -Lucken genennet wird, bekant gemacht; und dadurch denen mehristen zu allerhand Einbildungen und Aberglauben Anlass gegeben. Das wunderlicliste, so man von ihm zu erzehlen pfleget, ist, dass alle die- jenige Teuf^len, so aus denen Besessenen ausgetrieben werden, auf diesen Berg ihren Aufenthalt nehnjen müssen; welcher ihnen aber, ihren eigenen Geständ- niss nach, so unangenehm fallen soll: dass sie auch viel lieber in alle andere abscheuliche Orte, als hiehin wanderen möchten. Dan, sollen sie ausgesagt haben, der Ötscher-Hölen seynd von unseren Gesellen bereits so sehr angefüllet, dass sie fast darin ersticken, und versehimlen müssen. Man setzt hinzu dass sie offt Legionen weiss auf dem Berg herumritten; und nach solcher Cavalcade findet man gemeiniglich Huff-Eisen, aus deren Figur, und Grösse man abnehmen könnte, dass sie sich der Geiss-Böcken hierzu bedieneten. Zu deme bilden sich viele ein , und lassen sich auch keines anderen über- reden : als ob in der See-Lucken grosse Schätze verborgen wären W a s m a n endlich am mehristen zu bewundern pfleget, ist der in obgedachter See-Lucken befindlicbe See: welches nicht allein wegen der grossen Höhe, worin er liget, alss eine besondere Seltenheit angesehen, sondern auch von dieser Eigenschatl"t zu seyn geglaubet wird: dass er nehndich im Winter warm, im Sommer hingegen auch bei gröster Hitze zugefroren, und von solcher Tiefte seyn, dass ihn noch keiner hätte ergründen künnen. „Letzteres nun kam auch zu Ohren des Kaisers — fiihrt Nagel fort — und „wurden Hiro Maj. dadurch bewogen, mir unterm 10. Jnlij dieses lauf- fenden 1747. Jahrs durch dero geheimen Cabinets-Secretarium und geheimen Finanz -Rath Herrn Baron v. Toussainet instructive allergnädigst aufzu- tragen: Avomit mich auf gedachten Otscher-Berg verfügen, alle allda, und in dasisfer Gegend bctindliche Seltenlieitcn, oder Avas man sonst merkwürdig zu lialten pfleget, in Augenschein nehmen, das Wahre vom Falschen unterscheiden, und das nötliige durch einen Reisser zu Papier bringen lassen solte." Die llölileii des Utscher. 215 Am 12. Juli 1747 machte sich Nagel auf den Weg und zogin Anna- berg die nöthigen Erkundigungen ein. Trotz derfürchterlichen Erzäh- lungen der Leute, die das oben Angeführte wiederholten, und sich über Nagel's Unglauben nicht wenig erzürnten, machte er sich mit zwei Jägern als Führern und mit drei Trägern auf den Weg und bestieg den Berg auf der Ostseite, um zur Seelucke zu kommen, deren See- höhe er auf mehr als 400 Klafter schätzte. Im Eingange und auf 30 Schritte weit einwärts fand er 4 — 5 Fuss tiefen Schnee, und eine Schaar der sogenannten „Schneetagl" kam ihm mit solchem Gekrächze entgegen, dass er denn doch „einige Furcht verspürte, in Meinung es möchten dieses vielleicht die Drachen, oder gar die Teufeln sein, welche uns den Untergang drohten". In 38 Klafter Ent- fernung vom Eingange kam er zu einem 6 — 7Klftr. breiten, 20Klftr. langen Wasser. Der See war wirklich zum Theil mit dickem Eis bedeckt, und grosse Eiszapfen hingen von den Felsen herab. Über die Beschaffenheit des Sees im Winter konnte Nagel nichts erfahren, denn Niemand hatte sich zu dieser Jahreszeit hinauf gewagt, Nagel glaubt „das „Eyss seie im Winter gemacht, iiud werde nur im Sommer zwischen denen kalten Felsen gleichwie in einem Eyss -Keller conscrvirel. Eines und des anderen überzeugte mich mein ThennoscopiiDii : Dan nachdem ich selbes durch Eine Stunde in der Hölenbey dem See auf- gestellet hatte, fiele der Mercurins nur bis auf 8 grad herunter, wie es in denen Eyss-Kelleren gemeiniglich zu geschehen pfleget; wo doch solcher bis auf 0 grad halte herunter fallen müssen, wen die Kälte darinnen zum gfrieren hinlänglich gewesen wäre. (Die Scala meines Thernioscopij war von dem ersten Grad der Kulte, worin es nehmlich zu frieren anfängt, bis zu dem Grad der Hitze, welchen das Wasser, wen es zu sieden beginet hat, in 100 gleiche Theile getheilet, und mit natürlichen Zahlen bezeichnet.)" Die Tiefe, so weit diese zu erforschen ihm möglich war, fand er nicht grösser als 7 — 8 Fuss. Jenseits des Sees entdeckte Nagel eine kleine Öffnung, welche nach Aussage der Leute (ohne dass es einer erprobt hätte) noch tiefer in die Höhle führte, aber ohne Kahn war CS ihm nicht möglich dorthin vorzudringen. Bemerkenswerthes fand Nagel sonst nichts vor. Dem Abschnitte ist beigegeben ein „geome- trisch-perspectivischer Grundriss", aus welchem nichts weiter zu entnehmen ist, als dass grosse Felsblöcke vom Eingange bis zum See den Boden bedecken; das Mundloch wäre auf etwa 30 Fuss Höhe zu 216 S o h m i fcos « 0) ^ rt (fl •— o Ol cn o Olt5«OO5(MS5j< coiftjnwwwMs o +++++++++++++++++++ 22 .^ M • = ^ ^ ■ ^ "^ "^ cP£ 2 «-^ '5 5 -w ^^ G _C CS HO -2 = -^ « O OJ -! 'S ö o -a Ol =* fa C 4) J2 i-3 (^ t. o ^ u o3 — ' ij a ' .2 2 . •2 I '^ 1 - "" 15 S c5 n -^ £ > '^ > ■^ ► 3i ^ •« - "S «J ^ c 3 « S o 5 ^ " ® ili N — ■ 4) O . -£ ?^"S S £ :3 - =« •- -= .TS ''in ._ o £5 OJ öj 2 bJD 5 O M liJ »3 CS 3 !? £ 1-3 r^ jj cu o o; > t;;^« •^ ^ ._. o) o CS ■-- = O ^^-1^ o g N 3 2 S S 1* — "S t. 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L = Lackenhof, Platz vor dem Wirthshause, woselbst magne- tische und geographische Orts-Bestinimungen ausgeführt wurden *). Q = Die Beobachtungen am Eingange zum Geldloche, in der Nahe des Aufstellungsortes des astronomischen Theo- doliten. Die der correspondirenden Station beigesetzte Zahl (z.B. Nr. 8) bezieht sich auf die fortlaufende Zahl der Resultate der Höhenmes- sungen. Die Seehöhen sind in Wiener Füssen angegeben. Die Seehöhe der Vergleichstation Wien (k. k. Centralanstalt) ist gleich I)98-2 Pariser oder 614-4 Wiener Fuss angenommen. Für Lackenhof Vergleichstation ist die Seehöhe = 2S22 Wr. Fuss, „ Geldloch „ „ = 4649 die beide aus den Beobachtungen eruirt Maren, angenommen. 1) Die Resiiltrtle dieser iiml anderer Besliininiing-en werden hei einer andern (ielegen- heil pui)licirt werden. Lukas. Die Höhlen des Ötseher. 223 ■3 t-* o ö ö ö ö ö ö ö ö ö ^j ö i o t^ >» i^ »"--*>— «o '-C ^ «o ^ 3c fo ^ CO M S CO " CO cc M CO ro oo cc 4^1 e^i «^ so s^ s^i s^J s^"« w «>i s>i iN CO j H « CO •* •* :ft CS :-0 t- W O W CO ift ?■■» — < 3^ C5 ?■' ^■i C5 ^ rJ '^ 2^ O «p O s^> ri w N c^T ä^? w :'o <+ CO -^ CO -^ >^ «ö j>i CO 00 t^ CO a; CO CO CO oo cc s f0^5Q.^COOO— »^'NC:OOM--+3'Oi:OCO;^ -^ S>J «VI CO CO C5 CO iO O C5 O C^l O O CO C50oa5coi-oi-o:ot^co-^-*oooc:«oMcoo5i>t»coco»^ c^J ^1 W ii C: W -^ -^ CO :o •* CO — w :o w — -^ CO :-; CO CS ^ 5-0 -^ CO + + + ++ + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + 03 p^ « R« 1^- "^-S 2 c ^ 4d Cm Cd a- Ol ^ '■-. fco HO p Ö S R R R ao :(0 :o !o :« ^ CO CO 00 )^ CO O i> 5.0 o o JO O O O ~' o O O O O — ^MCOSO ^jvIthcO— H-ärf-Jf-^ ifiCO-^COCO CO CO ^1 aOC0050-»-I-rNl>XO00C5C0O— '"^C^lS^^CO-^sn Sitzb. (1. mathem.-naturw. Cl. XXIV. Bd. II. Ilft. 224 S c h m i d I. a "S ix o s 3 .-3 O. ^ CO £; -] 1 ■*M5t>J>COC0350SG005005J>i>«*'CiCOl-'5J>QOOC00 e^fo«oc'5f'5coMMcocoiJ'McoeoMWr5 0 0 0-^--^—<-^T-iTM S '^ ++++++++++++++++++++++++++ H 3 s Oh t3 3 J CO b 000-r^O«#OS^>000-^OI^OO'^OW«OC=* C500C5C500C505C5C5C5(^C505i:«CO}>t-}>l>OCOl>COCO + + + + ++ + + + + + + + + + + -F+-f + + + + + -<- + H ,«^ S R;;RRRRrr;;RRJ.rRRRSRRRRRrrR « "2 SRRRRRRRSERRRRKrrRRRRRRRr S riRRRRRRRRRRRRRRRRRRrRRRR .a 3 CS "m fRRRRRRSRRRRRRKRRRRRRRRRR Cm O g PRRRRRRRRRRRRRRRERRRRrRRR ü CS — 0) 4-» oooooooooooooooowooooocoo© S-^N c 02 3 «o t> Q MS Die Höhlen des Ötsclier 225 ^ ^ ^ ^ Lack. Nr. 8. y r^ i-l i> M •»- GO -^ b- Ml *^ w t- — ;o CO — 1 M o -^ o 00 ->» ■* i-o CO c/:; o o _=> ■a u « i S^"» T- C5 (X! CO l--^ :o I>! 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E 55 o a> t> r R R R R R R R R C R-3 t: *: ;; R :3 O cq O Ö l«0000i«50 00000 _; OJ __ cc «t ■* CO .ti OJ OJ s^^ MO-r-MCO-äJHstMOT-f MiMSQCOOthMIO CM «M CQ JQ 2M ^ a. Ol K ii R R S\ Ss *-^ R r R s C« 3 o6 M 00 Q so 00 Die Höhlen des Ötscher. 227 O (N CO M M !0 W :ft 3ft t- «O W O =*< «t> th -^ 00 5SJ iM ^ 1« t^ «J< o C5 05 i> «O O^ o o o in HO ao 1.0 faO BS P •o CD ed = ^ ■2 ^ «i tsS o 33 •- — — ^ »r" 4i HJ _!; .- ^ p - i iJ oj 3 s c - -c =^ 3 ^ 'S ,il! — .== S = ^ ^ aj t. « o ^ S l-s:c Ol t- — i: 5-c Q;r, ?SJ^ 1» 2 «s äj :g ■« - fcptS I Ol ^ ; cu £ ( :0 CS fecJ. H tai : c S . O SJ o ^ 'S — U :C ' T" Oi """ S ^ N 1 N =3 3 1^-3 — .S «tu 3 — CO 4) (U 3 -= Ä Sj Ofa J - ^ . , . 3 J - - ' H =0 sJ:5 i IJJ c -a aj — o «j :3 -— t- -HJ ^ cn CO t. f « 3 « -« -« pa o Q D HOO * 2 S «5 «HOO-^lftCOt-COOSO' 228 s c h m i a I. V. ERKLÄRUNG DER PLÄNE UND DER KARTE. Von F. Lukas und J. Schabus. Die beiliegenden zwei Pläne stellen den horizontalen und verti- calen Durchschnitt der zwei Höhlen vor. Die Höhlen sind mit einem markscheideriseheu Instrumente, das Herr Professor Hartner zu diesem Zwecke aus der Sammlung der geometrischen Instrumente des k. k. polytechnischen Institutes, bereitwilligst zu leihen die Güte hatte, von uns gemeinschaftlich ausgeführt worden, wofür wir ihm hiemit unsern Dank abstatten. Das Taubenloch ist vollständig, sowohl in seiner Längen- und Breiten-Ausdehnung, als auch nach den Höhen und Tiefen bestimmt worden. Eine grössere Schwierigkeit hat sich bei der Arbeit im Geldloche gezeigt, wo wir nur mit einem kleineren Compass arbeiten mussten, und oft wegen des beschwerlichen Steigens und der gerin- geren Zugänglichkeit, nicht mit der nöthigen Genauigkeit vorgehen konnten. Auch Höhen-Profile konnten wegen Mangel an Zeit nicht in deniMaasse wie beimTaubenloche ausgeführt werden. Wie aus den Plänen zu ersehen ist, hat das Geldloch eine weit grössere Ausdeh- nung als das Taubenloch, M^as wir früher nicht ahnten, wesshalb die letzten Partien nur in Eile aufgenommen werden mussten, da uns die Zeit des herannahenden Abends zur Rückkehr mahnte, und wir wirk- lich bis Mitternacht auf dem Berge zubrachten •)• Die beiden Pläne sind zur Yergleichung in gleichem Massstabe ausgeführt. TAFEL L Die Taubcnliickcti oder das Taubenloch. Fig. 1. Grundiiss. C, D Anfang des Absturzes. e, /"engste Stelle der Haupthöhle. E tiefste Stelle. h, g Anfang des westlichen Armes. i, m Eingang in die Capelle. n Ende derselben. 1) Wiener Zeitung, Abendblatt 18Ö3, Nr. 217, 218, 219, 220, 221. Aus «len Höhlen des Ötsehers von Dr. A. Schmidl, und 18ö6, Nr. 221, die Öscher Höhlen von Dr. K erschbaumer. Die Höhlen des Ötseher. 229 F die Wand, welche man ersteigt, um zu den Höhlenarmen G, IV zu gelangen. I der kleine Thurm. 10 der Schiott. Fio'. 2. Liingendurchschnitt. „ 3. Querschnitte. TAFEL II. Die Seeluckcii oder das Geldloch. A Beginn des Absturzes. B der Absturz mit Schnee bedeckt. C der See. s der erste Landungsplatz. p überhängende Felswand. D, E, F die drei .\bsiUze der Eiswand. G der Eisdom. H Schuttberg vor dem östlichen Arm. / Stelle wo das Wasser sich verliert. a, h vordere Abtheilung des östlichen Armes. K Schatzgriiberhalle. m, n nicht schliefbare Öffnungen. e der Schlund. c, d das untere Stockwerk dieses Armes. L Schiott am Ende desselben. M, N, O der westliche Arm. P Abhang in demselben. Q die letzte Halle. Die Karte des Ötscliers ist mit Bewilligung des Herrn General- Majors von Fligely im selben Massstabe wie die Original-Aufnahmen von diesen copirt. Zur näheren Bezeichnung haben wir den neuen Weg, wie er auf S. 182 beschrieben ist, welchen Herr Dechant J. Hörtier anlegen liess, mit Punkten angezeigt. Ebenso ist der Weg zum Otscher Gipfel und von da zu den Höhlen bezeichnet. Die Lage der Höhlen, welche Lukas trigonometrisch bestimmte, wurde durch Zeichen auf der Karte kenntlich gemacht. Die Wetterlöcher am Gipfel des Ötschers die Dr. Pohl und Schabus gemessen, sind am gehörigen Orte verzeichnet. Am Gipfel sind zwei Wetterlöcher vorhanden. 1. Kleines Wetterloch, fünf Minuten unter dem Gipfel. Die Aus- dehnung von Nord nach Süd beträgt 4 Fuss ; von Ost nach West 6 Fuss. Die Entfernung desselben vom Ötseher Kreuz ist 230 Sclimidl. Die Höhlen des Ötscher. genau = 39 Klafter in der schiefen Richtung des Berges, westlich vom Kreuze. 2. Das grosse Wetterloch. Dasselbe ist vom kleinen Wetterloch 514 Klafter, vom Ötscher Kreuze o53 Klafter entfernt. Die Ausdehnung desselben beträgt von Nord nach Süd =6 Klafter, von Ost nach West = 8 Klafter ; der Trichter ist 5 Klafter tief; südlich in derselben liegt eine kleine Öffnung von bedeutender noch nicht ermittelter Tiefe. 3. Die Entfernung des Kreuzes vom Triangulirungspujikte beträgt 138 Fuss; dasselbe liegt östlich vom Kreuze. i i D? SchmidlMIflsilirilHrlilm /Jit fffi/t/rn i/e.t Crt.trhfr.i Jr JJn.r ffrMUe/i ni/rr i/ir Jfr/iirArn / /'^/.r 7//i/^f///fjr/f /'f/fj' //ir 7'ff///jff//r/rA-r/i . T 'A>r -3 > J \ / i:if ifffffili'? TT "'," le/urli^rJlfridinii M".;. ■li.VHot'.nStwttfr«*-?-' Siliimdsli J k Ak.id d W m.nlh r.iliir» CIXXIVIliI 2 lloli li;,V ZuD^SrhmiJlVOvIsrhfr llöUlej ?Jiirli (Ipr (Irioiiiiil Aufmilniic dos kk.(-eTipr;i' '•■''"'" viiiii Jiihrc 1817. .Ifil .\,imi/>r /Urll'f //<■,//<■/• liif/e ihr Ifölilin iniiin, ll< r h i li Zieirhen Erklärung'. Ilrfimw /.nrke„lufiiiifilrilllrl.trhrr{r,,,fcl .... H'rymm ßi/ifrl xii Jen HöhUn \e,iri Hriinnm larlxrnlt,/ Irn llihlrii Siliui.j,\, d.k.Ak.1 d V-ni.ilun.li,n. ll »IV Bi ! Il.fl I«ä7. k Hü« 3i. ««linket. Czerinak. Ideen zu einer Lelire vom Zeitsinii. 231 Ideen zu einer Lehre vom Zeitsinn. Von Joh. Czermak, Professor in Kraka«. Der Begriff der Geschwindigkeit ist bisher noch fast gar nicht in das Gebiet der physiologischen Untersuchung gezogen worden, obschon es keinem Zweifel unterliegt, dass wir nicht blos das räum- liche Nebeneinander, die Grösse und die Bewegungen der Gegen- stände, sondern auch den Grad der Geschwindigkeit dieser letzteren geradezu sinnlich wahrnehmen i). Zur völlig befriedigenden Ausfüllung dieser fühlbaren Lücke in der Lehre von dem Mechanismus unseres sinnlichen Wahrnehmungs- vermögens müsste jedoch die physiologische Experimental- Unter- suchung über die sinnliche Wahrnehmung von Geschwindigkeiten, ganz allgemein gehalten, d. h. auf den Zeitsinn als einen neu zu definirenden „ General sinn" im Sinne VVeber's") ausgedehnt werden. Als classisches Vorbild einer solchen Experimental-Untersuchung würde ich E. H. Weheres allbekannte und anerkannte Untersuchungen über den Raumsinn . . . etc. bezeichnen, und hätte auch schon längst die Absicht, den Zeitsinn in ähnlicher Weise physiologisch zu bearbeiten, wie Weber den Raumsinn , auszuführen versucht, wenn ich nicht durch mancherlei ungünstige äussere Umstände daran ver- hindert worden wäre und noch verhindert würde. Wenn ich mir nun nichts desto weniger erlaube die vorliegenden Andeutungen zu veröffentlichen, so finde ich dafür nur darin eine Entschuldigung, dass die mitzutheilenden Gedanken, Versuche und Vorschläge zu Versuchen, so fragmentarisch dieselben auch sind, wohl im Stande sein dürften, andere Fachgenossen zur Untersuchung 1) Vergl. Ludwig, Lehrbuch der Physiologie. Bd. 1, p;>g. 259. ^) Vergl. E. H. Weber, „Über den Raumsiiin" in den Berichten der kön. säehsiseiieii Gesellschaft der Wissenschaften. 18ö2, pag. 83 — 87. 232 C z e r m a k. des anziehenden, bisher ausschliesslich von Philosophen und Psycho- logen bei'ühiien Gegenstandes anzuregen. Es handelt sich hier natürlich nicht um die metaphysische oder psychologische Erklärung der Fähigkeit, Zeitvorstellungen überhaupt zu bilden, sondern einfach um die p hysiologi sehen Be ding un- gen der Wahrnehmungen objectiver Zeitverhältnisse, und nur miss- verständlich konnten bei dieser Gelegenheit Grenzstreitigkeiten zwi- schen der Psychologie und der Physiologie entstehen! 1. Wie sich der Raumsinn dadurch hethätigt, dass wir gezwun- gen sind, gewisse Sinneseindrücke räumlich gesondert vorzustellen, so hethätigt sich der Zeitsinn dadurch, dass wir unsere Empfindungen auch zeitlich aus einander zu halten vermögen. W^ährend aber bekanntlich nur einige Sinne die Fähigkeit haben, räumliche Anschauungen zwingend zu veranlassen, dürfte die Auffassung der zeitlichen Verhältnisse der Eindrücke im Allgemeinen wohl durch alle Empfindungsorgane vermittelt werden können. Der Zeitsinn scheint also eine viel grössere Verbreitung zu haben als der Raumsinn, und daher mit doppeltem Rechte die Bezeichnung eines „Generalsinnes" zu verdienen. 2. E. H. Weber hat durch genaue Messungen nachgewiesen, dass in den verschiedenen, mit Raumsinn begabten Organen, ja selbst in den verschiedenen Regionen derselben Organe, die Schärfe oder die Feinheit, mit welcher Eindrücke räumlich gesondert werden können, sehr verschieden sei, dass diese Feinheit des Raumsinnes überall eine bestimmte untere Grenze habe, d.h. endlich (und nicht wie die abstracte Raumvorstellung unendlich) sei, ferner dass dieselbe objective Raumgrösse, z. ß. die Distanz zweier Punkte, dem stumpferen Organe gar nicht oder kleiner, dem schärferen aber grösser erscheine, u. dgl. m. In allen diesen Beziehungen wäre nun auch der Zeitsinn zu untersuchen. Ähnlich wie der Grad der Feinheit des Raumsinnes durch die kleinste noch wahrnehmbare Distanz zweier gleichzeitiger und ungleichzeitiger Eindrücke gemessen wird i), würde der Grad der Feinheit des Zeitsinnes in dem kleinsten noch wahrnehmbaren Zeit- 1) Czermak: Zur Lehre vom Raumsiiin , in MoleschoUs Unteisiichuiigeu zur Nat. d. M. u. d. Th. Band I, Heft 2, pag. 19S. Ideen zu einer Lelire votn Zeitsiiin. 233 Intervall zwischen zwei auf denselben Punkt und auf räuniiich ver- schiedene Punkte eines Enipfindungsorgans gemachte Eindrücke einen exacten Ausdruck finden. Zur Ausführung solcher Versuche wäre nur die Herstellung eines einfachen Instrumentes nothwendig, durch welches man mit bekann- ter beliebig veränderlicher Geschwindigkeit eine Reihe von Ein- drücken auf die Empfindungsorgane hervorbringen könnte. Dass sich auf diese Weise in verschiedenen Organen in der That verschiedene Grenzen und Abstufungen der Feinheit des Wahr- nehmungsvermögens für Zeitintervalle werden nachweisen lassen, unterliegt wohl kaum einem Zweifel , denn erstens hat diese Vermuthung die Analogie der überraschenden Verhältnisse des Raumsinnes für sich, und zweitens lehrt die Erfahrung, dass die Schnelligkeit der Succession von Impulsen bestimmte Maxima nicht überschreiten darf, wenn die einzelnen Eindrücke noch zeitlich unterschieden werden, und nicht verschmelzend, in eine einzige Empfindung von anderer, oft specifisch verschiedener Qualität umschlagen sollen. Ich erinnere an die Versuche Valentin's über die Dauer der Nachwirkung von Tasteindrücken , an die Savart'schen Zahnräder zur Hervorbringung von Tönen, u. s. w. *) Die „Nachwirkungen", welche bei dieser Auffassung in einem neuen Lichte erscheinen, spielen unter den physiologischen Bedin- gungen des Zeitsinnes eine ähnliche Rolle, wie, unter jenen des Raumsinnes, die sogenannten physicalischen Zerstreuungskreise an den Bildern auf Netzhaut und Haut ^'). Wie sich jedoch nicht alle Abstufungen der Feinheit des Raum- sinnes aus den physicalischen Zerslreuungskreisen erklären lassen, ebenso wenig dürften auch die muthmasslichen Verschiedenheiten der Feinheitsgrade des Zeitsinnes einfach nur auf die „Nachwirkun- gen" zurückzuführen sein. In dieser Beziehung wäre es von besonderer Wichtigkeit zu ermitteln, ob nicht etwa dasselbe objective Zeitintervall, durch ver- schiedene Organe zur Wahrnehmung gebracht, verschieden lang 1) Dass der Zeitsinn verschiedene Feinheitsgrade besitzen kann, beweist selion die verschiedene Befähigung der einzelnen Individuen hinsichtlich des Tacthaltens in der Musik. 2) Czermak a. a. 0., pag. 191.— Weber, Müller's Archiv, 1833, S. 136. 234 C /. e r m a k. erscheine, und wie gross die Differenzen objectiver Zeitintervalle sein müssen, wenn diese letzteren als verschieden erkannt werden sollen, wobei die absoluten und relativen Grössen dieser Differenzen zu berücksichtigen!), und die einzelnen Organe hinsichtlich ihres Auffassungsvermögens für dieselben objectiven Verhältnisse zu ver- gleichen wären. 3. Die Unterscheidung der Länge der Zeitintervalle führt uns auf den allgemeinen Begriff der Geschwindigkeit und auf den speciellen Fall der Geschwindigkeit von Bewegungen im Räume, von welchem ich bei der Entwickelung dieser Gedankenreihe ausge- gangen war. Die Geschwindigkeit einer gleichförmigen Bewegung, y, lässt sich bekanntlich durch den Quotient, den der Zahlenwerth des Weges ;•, durch jenen der zugehörigen Zeit t getheilt, gibt, v=rlti ausdrücken und messen. Es entsteht nun die Frage, ob diese Formel für den Mechanis- mus der sinnlichen Wahrnehmung von Bewegungs-Geschwindig- keiten (welche von der Wahrnehmung durch Reflexion wohl zu unterscheiden ist) in der Art Geltung hat, dass uns eine Geschwin- digkeit caeteris paribus um so grösser erscheinen wird, je grösser der zurückgelegte Theil unseres subjectiven Raumbildes ist, d. h. je mehr Raumeinheiten oder „Empfindungskreise" successive erregt wurden, dass also die Seele behufs der Wahrnehmung und Unter- scheidung von Geschwindigkeiten entweder die in der Zeiteinheit zurückgelegten Wege durch den Raumsinn, oder die für die Raum- einheit benöthigten Zeiten durch den Zeitsinn vergleicht; oder ob nicht etwa die verschiedene Schnelligkeit der successiven Reizung und die Zahl der innerhalb einer gegebenen Zeit gereizten sensiblen Punkte einen besonderen, intensiven Erregungszustand setzt, welcher die Seele unmittelbar zur Vorstellung einer bestimmten Geschwin- digkeit nöthigt? Ehe an die Möglichkeit einer Entscheidung dieser schwierigen und interessanten Frage gedacht werden kann, wird man zunächst genauere Thatsachen über die wenig gekannten Wahrnehmungen von Geschwindigkeiten räumlicher Bewegungen sammeln müssen; denn die bekannte Beobachtung, dass wir uns die wahrgenommene Geschwin- *) Weber, Müller's Archiv 1835, S. 138. Ideeu zu einer Lelire vom Zeifsinn. 235 digkeit einer und derselben objectiven Bewegung durch optische oder perspectivisehe Vergrösserung oder Verkleinerung des durchlaufenen Raumes beschleunigen oder verzögern können, betrifft eben nur eine sogenannte Sinnestäuschung , die insofern keine Beziehung zu unserer Frage hat, als in diesen Fällen die Geschwindigkeit des bewegten Netzhautbildchens, welches ja das eigentliche Sehobject ist, in der That nicht dieselbe bleibt. Ich würde folgende, mitunter sehr delicate Versuchsreihen vor- schlagen, welche, wenn auch nicht die Entscheidung jener Frage, so doch ganz neue einschlägige Thatsachen liefern müssen. a) Es wäre für jede einzelne, der mit einem verschiedenen Feinheitsgrade des Raumsinnes begabten Regionen unserer Sinnes- organe i) zu ermitteln, wie gross und wie klein die Geschwindigkeit einer Bewegung im Räume sein darf, um überhaupt noch als solche wahrgenommen zu werden (der langsam schleichende Stundenzeiger einer Uhr scheint uns ganz still zu stehen); ferner b) wie gross die Differenz zwischen den Geschwindigkeiten zweier Bewegungen im Räume sein müsse, damit diese noch unter- schieden werden können, Avobei, wie oben, die absoluten sowohl, als relativen Werthe dieser Differenzen zu berücksichtigen sind. c) Da wir bekanntlich die scheinbare Grösse eines gesehenen Raumes, trotzdem dass sein Bild immer dieselbe Ausdehnung auf der Retina behält, durch Veränderung des Convergenzwinkels der Augen- axen ansehnlich verändern, vergrössern und verkleinern können, so wäre es von Wichtigkeit zu untersuchen, ob sieh die Geschwin- digkeit einer gesehenen Bewegung durch Veränderung des Conver- genzwinkels der Augenaxen subjectiv vergrössern und verkleinern lasse, ohne dass sich dabei die objectiven Verhältnisse ändern. (l) Endlich wäre festzustellen, wie uns die Geschwindigkeit einer gesehenen oder gefühlten Bewegung erscheint, wenn wir sie auf Regionen der Retina oder der Haut wahrnehmen, die verschie- dene Feinheitsgrade des Raumsinnes besitzen. Sollte die obige Formel v=r/t auch in subjectiver Hinsicht volle Geltung haben, so müsste uns offenbar dieselbe objective Bewegung, 1) Prof. I^ u d w i g- hat mich auf einige einschlägige Sehversuche älteren Datums auf- merksam gemacht, welche in Valentin's Physiologie, Bd. II, S. 184, zusammen- srestellt sind. 230 Czerinak. Ideen zu einer Lehre vom Zeitsinn. je nachdem wir sie im directen oder indirecten Sehen, durch die Haut der Fingerspitzen oder durch die Haut des Rückens wahrneh- men, schneller oder langsamer erscheinen (wird z. B. der Seeun- denzeiger einer Taschenuhr hald im directen, bald im indirecten Sehen betrachtet, so erscheint mir und den meisten , die ich zur Wiederholung dieses Versuches aufforderte, die Bewegung des Zei- gers im ersten Falle rascher, im zweiten träger, was namentlich beim Übergang vom indirecten zum directen Sehen frappirt, ohne dass man jedoch genau angeben könnte, wie dieser Unterschied zu Stande kommt und ob dabei jene Formel y=r/^ eine wesentliche Rolle spiele); ferner müssten uns Bewegungen von verschiedener Geschwindigkeit auf stumpferen und feineren Stellen der Organe des Raumsinnes gleich schnell erscheinen, wenn sich ihre Geschwin- digkeiten umgekehrt wie die subjectiv wahrgenommenen durch- laufenen Wege verhielten u. s. w. Es ist jedoch fraglich, ob wir überhaupt so scharf unterscheiden, dass diese Versuche möglich sind. Übrigens wäre zur Anstellung solcher Versuche ein besonderer Apparat nothwendig, welcher mit beliebig veränderlicher Geschwin- digkeit Linien von verschiedener Länge auf die Haut zeichnete. Schon im vorigen Sommer, den ich in Wien zubrachte, hatte ich mir einen passenden Mechanismus zu diesem Zwecke ersonnen, doch brachte der Mechaniker leider nur ein verunglücktes Modell zu Stande und so unterblieb die beabsichtigte Ausführung der Versuche. Meine kurz darauf erfolgte Übersetzung nach Krakau hat mir die Möglichkeit zu diesen ausgedehnten Untersuchungen vollends geraubt, wesshalb ich mich vorläufig begnügen muss, mir die Priorität des Gedankens zu wahren und gleichsam nur den Samen zu säen, damit er wenigstens in fremdem Boden aufgehen und Früchte bringen könne, falls ich selbst noch längere Zeit nicht in der Lage sein sollte, das abgesteckte neue Feld zu bebauen. III asi wetz. Ülfer die PlUoreünsiinre. 237 SITZUNG VOM 23. APRIL 18 5 7. Eiiigcscudete Abliaudliiiigeu. Über die P h l o r e t i n s ä u r e. Von Prof. Dr. H. Hl asi wetz in Innsbruck. In einer früheren Mittlieilung an die kaiserliche Akademie habe ich die Ehre gehabt zu erörtern, wie das Phloretin, das Spaltungs- product des Phloridzins unter dem Einflüsse eines Alkali's in eine Säure zerfällt, der ich den Namen Phloretinsäure gab, und einen dem Orcin in sehr ähnlichen süssen Körper (Phloroglucin). Diese Zersetzung gellt, ohne dass ein drittes Product gebildet wird, vor sich, und man hat in einer Gleichung ausgedrückt denselben Vorgang, wie wenn aus einem zusammengesetzten Äther der Alkohol und die Säure regenerirt werden. Ich konnte damals aus Mangel an dem etwas kostspieligen Material die Untersuchung nur so weit führen , um von diesem Zer- fallen und den empyrischen Formeln der Producte im Allgemeinen Rechenschaft zu geben. Inzwischen bin ich durch die gütige Unterstützung der kaiserl. Akademie, für die ich hier meinen tiefsten Dank abstatte, in den Stand gesetzt worden, sie wieder aufzunehmen, und diese Producte selbst näher zu studiren. In dem Folgenden will ich auf das Verhalten des einen derselben, der Phloretinsäure, ausführlicher eingehen und zu zeigen versu- chen, welchen Platz in dem System sie einzunehmen geeignet sei. Es wird die Auseinandersetzungen abkürzen, wenn ich das Resultat der Untersuchung gleich vorweggebe und anführe, dass 238 H I a s i \v e t /,. die Phloretinsäure sich verhält wie ein Glied der homologen Reihe, in welche die Salicylsänre gehört. In meinem ersten Bericht hatte ich für die Phloretinsäure die Formel (CjgHioOä.HO) gefunden, und sie als einbasisch betrachtet. Beides bedarf einer Berichtigung. Die Säure hat ein Äpuivalent Wasserstoff weniger in der Formel, und sättigt zwei Äquivalente Basis. Meine früheren Analysen hatten einen höheren Wasserstoff bei etwas zu niederem Kohlenstoffgehalt ergeben , Resultate , die man bei der etwas schwer verbrennlichen Substanz nur zu leicht erhält. Dies veranlasste mich damals, die Zersetzung nach der Liebig'schen Formel für das Phloretin CgoHisOio zu deuten, und ich Hess mich sogar bestimmen, einige Analysen , die besser als die angeführten die richtige Zusammensetzung der Säure ausdrücken, zurückzulegen. Ich habe aber neuerdings eine Anzahl Verbrennun- gen ausgeführt, die über die Richtigkeit der Formel mit Hjo keinen Zweifel lassen, und es stimmen damit auch die untersuchten Salze und alle anderen Zersetzungsproducte, die ich noch beschreiben werde. Die Formel des Phloretins aber ist entscliieden C30H14O10 und dieAnnahme Strecker's, der sich zuerst für diese entschied, die richtige. Was die Bibasicität der Säure ansreht, so ist das Übersehen derselben vielleicht verzeihlicher, wenn man sich erinnert, dass man die zweibasische Natur der Salicylsäure, die ihr am ähnlichsten ist, seit ihrer Entdeckung an bis vor wenigen Monaten verkannt hat, wo Piria auf dieselbe aufmerksam machte. Als ich mich daher von der Richtigkeit der Formel CigHioO« für die Phloretinsäure überzeugt und nach neueren Versuchen die Vermufhung gefasst hatte, dass sie, statt in die Gruppe der Flech- te nsäuren, wie ich früher glaubte, vielmehr in die Reihe der Salicyl- säure gehören möchte, war es mir natürlich sehr wichtig, die Ana- logien mit dieser Säure in allen Hauptpunkten zu verfolgen, und ich glaube zeigen zu können, dass diese in der That vollkommen genug vorhanden sind, um über die Homologie mit derselben ein gegrün- detes Urtheil zu gestatten. Der Vollständigkeit willen will ich vorerst noch auf einiges zurückkommen, M^as ich früher von ihr mitgetheilt habe, dann die analytischen Resultate und die ihrer Salze folgen lassen, und end- lich die neuen Producte beschreiben, die ich dargestellt und unter- sucht habe. über die Phloretinsäure. 239 Was zunächst die Darstellung der Säure angeht , so habe ich noch immer das fi-üher beschriebene Verfahren für das zweckmäs- sigste befunden i}- Die dort angegebene Menge Kali ist zu hoch , wenn es sich blos um die Zersetzung des Phloretins handelt; die Hälfte würde genügen, um beim blossen Kochen diese herbeizuführen; allein nimmt man diesen Überscliuss von Kali nicht, so ist es fast unmöglich, die beiden Körper Phloretinsäure und Phloroglucin von einander zu trennen. Es reicht dann das Kali nicht aus , um auch mit dem Phloro- glucin eine (in Alkohol unlösliche) Verbindung zu bilden, und beitn nachherigen Auskochen der Masse mit Weingeist löst dieser eine grosse Menge des letzteren auf, die bei den fast ganz gleichen Löslichkeitsverhältnissen der beiden Substanzen in Wasser, Alkohol und Äther immer mit heraus krystallisirt und nur sehr mühsam (am besten noch so, dass man die Säure durch Sättigen mit kohlensaurem Baryt in das ßarytsalz verwandelt, wo dann zuerst das Phloroglucin der grössteii Menge nach auskrystallisirt) davon getrennt werden kann. Die alkoholische Flüssigkeit von dem Auskochen der ganzen Kalimasse ist zunächst immer trübe. Es ist nothwendig sie vor dem Fällen mit Äther ganz klären zu lassen, was durch ruhiges Stehen in einigen Stunden geschieht. Dann haben sich rothbraune Tropfen am Boden des Gefässes gesanunelt, von denen man abgiesst. Sie sind noch Phloroglucin -Kaliverbindung, und ihre Lösung wird mit den ausgekochten Kalirückständen verarbeitet. Man fällt dann mit Äther und zersetzt, wie angegeben, das her- ausgefallene phloretinsäure Kali mit Salzsäure. Hiezu ist viel Salz- säure nothwendig, und die stark saure Beaction auf Lackmus tritt viel früher ein, als die nöthige Menge Salzsäure verbraucht ist. So wie das Salz zersetzt ist, fällt auch alsbald die Säure in Krystallen heraus, und hat die Krystallisation begonnen, so schreitet sie so rasch vor, dass nach einer Viertelstunde fast alle Säure vor- handen und die Flüssigkeit zu einem Brei von Krystallen gewor- den ist. Es ist daher gut, wenigstens so viel Salzsäure zuzusetzen, bis sich die Krystallisation einsteilt, and selbst dann noch einen Über- t) Siehe Sitzungsberichte Bd. 27, S. 382 und Anal, d Chem, u. Phaiiu. Bd. 96. S. 118. Sitzb. d niathein.-naturw. Ol. XXIV. Bd, H. Hft. 16 240 H I a s i w e l z.. schuss ZU geben, der nie schadet, denn man erhält sonst leicht einen Rückhalt von saurem phloretinsauren Kali in der Säure. Die Säure wird zwischen Linnen abgepresst, und mit Thierkohle gereinigt; sie lässt sich leicht entfärben, und hat namentlich aus Wasser ein sehr grosses Krystallisationsbestreben. Sie theilt in dieser Beziehung die Eigenschaft der Salicylsäure (und Änissäure), ist in kaltem Wasser sehr wenig, in heissem sehr leicht löslich, am löslichsten in Alkohol und Äther, und krystallisirt aus letzterer Lösung in sehr schönen, grossen voluminösen Krystallen. Ich verdanke die Bestimmung ihrer Krystallform meinem hoch- geehrten Freunde Dr. Grailich. Er hatte die Güte mir hierüber das Folgende mitzutheilen. „Die Krystalle, welche aus der ätherischen Lösung erhalten wur- den, sind monoklinoedrisch. Es verhält sich Klinodiagonale 6, Ortho- diagonale a, schiefe Axe c, wie b:a:c = i: 04047: 0-357T Steigerung von bJc=A= 74° 13'. Vorherrschend ist die Zone paral- lel der Orthodiagonale: Die Säulen , fi g, sind überall in der Richtung dieser Axe verlängert, so dass ein Schnitt senkrecht auf die Längenrichtung, parallel der Symmetrieebene (klinodia- gonalen Ebene) entfällt, eine Bildung, _ die bei monoklinoedrischen Formen nicht zu häufig auftritt , und wegen der jederzeit unvollständigen Ausbildung der orthodiagonalen Enden die Orientirung erschwert. Die Zone setzt sich zusammen aus einem Orthopinakoid b, der Schiefendfiäche c, einem vorderen Hemidoma q, einem hinteren Hemidoma q Yo, . Die Enden sind gewöhnlich vorherr- schend durch die hinlere Hemipyramide o und das Doma r gebildet, doch finden sich an manchen Krystallen (und dann meist mit gänz- lichem Zurückdrängen von einer oder der andern Fläche r) die Flä- chen des Prisma p und (stets sehr untergeordnet, und unter 9 Kry- stallen nur an 2 Stücken) auch die Flächen des Klinopinakoides a entwickelt. Die Zeichen der einzelnen Flächensysteme sind: 0(111)^(110) ^(011)^V3(052)r(101)«(100)ö(010)c(001) über die Phloretiiisäure. 24-1 Gemessen wurden 23 Kanten, die meisten davon an mehreren, die Kanten der Zone b c an allen vorhandenen Krystallen. Die wieh- tiffsten derselben sind: berechnet ijemesseii 'hc = • • • • 74° 13' 'h'q = . . . . 41° 9' 'b'q% = 36" 41' 36° — 37° 'PP = 440 4' 430 _ 440 60° 4S' 63° 40' CO = 60° 02' 60° SO' op = 23° 17' 23° 23' a c = 90° 90° 2' Die Winkel sind die Supplemente der Kanten. Die Flächen spiegeln unvollkommen. Die Krystalle, welche aus der wässerigen Lösung erhalten wurden, spiegeln nicht. Die optischen Axen liegen in der Symmetrieebene, wie bei Gyps; die Orthodiagonale ist daher zugleich Richtung der mittleren Elastici- tätsaxe für alle Farben." Ich stelle nun die Analysen der Phloretinsäure, ältere und neuere zusammen, die der gegebenen Formel ganz entsprechen. Fast jede derselben ist mit Substanz von verschiedener Bereitung ausgeführt. 1.0-285 Gr. Substanz gaben 0-680 ür. Kohlensäure u. O-läS Gr. Wasser. 11. 0-261 „ „ „ 0-620 „ „ „ 0-146 „ III. 0-230 „ „ „ 0S48 „ „ „ 0 128 „ IV. 0-289 „ „ „ 0 691 ,. „ „ 0 163 „ V. 0-316 „ „ ., 0-7SS „ „ „ 0-1815 „ VI. 0-243 „ „ „ — „ „ „ 0-137 „ VII. 0-300 „ „ „ 0-71S3 „ „ „ 01702 „ VIII. 0-176 „ „ „ 0-418 ,. „ „ 0-102 ., In 100 Theiien; bereclmet I. u. in. IV. V. VI. VII. VIII. C»8 108 6a06 65-07 64-79 6497 65-05 64-84 — 65-00 64-77 H'o 10 6-02 6-04 6-21 618 6-23 637 6-26 6-30 6-42 0 6 48 29-92 _ _ — — — — — — 166 100-00 16* 242 II 1 a s i w e t ^. Phloretinsaurc Salze. a) Saure, bei 100°»). Berechnet Gefunden 'Kalisalz 2) C^g — 5294 — 32-36 H„ — 4-31 — 491 O5 — 19-52 — KO — 23- 03 — 22-74 Berechnet *Natronsalz. C,5 Ho O5 — 21-27 — NaO — 16-48 — 16-15 *ßarytsalz. Cjg H O5 - 17-77 — BaO — 32-36 — 32-27 — 32-36 *ZinksaJz. Cjg H„ '9 ZeO Berechnet Gefanden I. ~~^ II. SilbersalzS). Cg — 3956 — 38-67 — 39-11 H„ _ 3-30 — 3-82 — 3-33 O5 — 14-65 — — AsrO — 42-49 — 42-68 — *) Die mit * sind die früher schon analysirten, jetzt mit der Formel CjgHj^^Og ver- glichen. 2) Der elektrische Strom zerleg-t eine concentrirte Lösung des Kalisalzes in seine Bestandtheile. Man findet, wenn die Zersetzung in der Weise ausgeführt wird, wie Kolbebei essigsauren und anderen Salzen verfuhr, an der Platinelektrode eine reichliche Ausscheidung von gross entwickelten Krystallen der Säure, am Kupferpol nimmt die Flüssigkeit, indem sie ihr Volum vergrössert, eine stark alkalische Reactiou an. Die Säure gab unkrystallisirt die Zahlen, die in der Analyse V aufgeführt sind. •*) Das Silhersalz zersetzt sich sehr leicht und schwärzt sich. Die geringe Überein- stimmung zwischen Theorie und Rechnung in I. rührt daher: Es wurde jetzt das Salz nochmals dargestellt, die Analyse ist von neuer Bereitung. 0'297 Substanz gaben 0 426 COo und 0-089 HO. Üher die Phloretiiisäure. 243 Kupfersalz. Eine Lösung des sauren Barytsalzes wurde mit essigsaurem Kupferoxyd zersetzt. Es entstand sogleich ein voluminö- ser, grüner Niederschlag, der mit viel Wasser ausgekocht wurde. Beim Abdampfen krystallisirte das Salz in prächtig smaragdgrünen Pris- men. Es kann, um die Lösung des Niederschlages zu beschleunigen, etwas Essigsäure zugesetzt werden. Das einmal krystallisirte Salz ist in Wasser, selbst in siedendem schwierig löslich, eben so wenig löst Alkohol. Dagegen löst es Äther vollständig. Es entlässt bei 100" sein Krystallwasser(Äquiv. berechnet 8'38, gefunden 8-56). I. 0-288 Gr. Substanz gaben 0-580 Gr. Kohlensiiure und 0-137 Gr. \V'assei-. II. 0-312 „ „ „ 0064 „ Kupferoxyd. Berechnet Gefunden — 34-91 — 34-88 — 4-57 — 4-89 — 18-34 - — 2018 — 20-Sl ^18 ~ - 10-8 Ho - 9 O5 - - 40 CuO - - 39-7 196-7 — 100-00 6J Neutrale Salze. Barytsalz. Dieses Salz entsteht ganz in derselben Weise wie das neutrale Barytsalz der Salicylsäure. Aus einer concentrirten Lösung des sauren Salzes fällt in der Siedhitze auf Zusatz von sehr concentrirtem Barytwasser ein voluminöser Niederschlag heraus, der schnell abgepresst und aus wenig siedendem Wasser umkrystallisirt wird. Meistens erhält man das Salz in warzenförmigen Krystallgruppeii. Die Lösung reagirt alkalisch und wird durch Kohlensäure zersetzt. Das Salz entlässt schwierig sein Krystallwasser. Bei lOO" getrocknet gab es Zahlen, die noch auf einen Gehalt von 5 Äquivalenten schliessen lassen. Bei 100° I. 0-466 Gr. Substanz gaben 0-ö40KoliIens. u.0-lo7 Gr. Wasser. II. 0-4206 „ „ „ 0-147 „ III. 0-4044 „ „ „ 0-271 Gr. schwefelsauren Baryt. IV. 0-2842 „ „ „ 0-192 „ V. 0-862 „ „ „ 0-.'i82 „ I. H. CigHjOj.BaO ,Aq. C —31-19 — 31-60— ... - ... — ... — ... H _ 3-75 — 3-74 — 3-88 — ... — ... — ... BaO — 44-2.«) — ... — ... — 4403 — 44 39 — 44-36 244 H I a s i w e l z. Bei 100"yctrocki>et (CigHuOJBaOJ.) 1. 0-329 Gr. Siibst. graben 0-4i;J Gr. Kolilensäiire iiiid 0089 Gr. Wasser. 11.0-412 „ „ „ 0-311 „ .schwefelsarirtM» Hiiryf. III. 0-313 „ „ „ 0-263 „ Recluiuiig- Versuch c — 34-81 34-40 H — 2-90 3-00 BaO -- 49 - 40 49 GO 49 S4 Kalk salz. Zersetzt niiui eine concentrirte Lösung des sauren Kalksalzes mit einer Lösung von Zuckerkalk, so entstellt, sobald die Reaetion alkalisch zu werden beginnt, ein Niederschlag von neutralem Salz. Mit Wasser erhitzt, filtrirt und unter der Luftpumpe einge- dampft, krystallisirt dasselbe in weichen glänzenden Blättchen. Es wird durch Kohlensäure zersetzt und reagirt alkalisch. Zinksalz. Ein neutrales Zinksalz scheint sich bei der Zer- setzung der Phloretinsäure mit überschüssigem kohlensauren Zink- oxyd in der Siedhitze zu bilden. In Lösung geht das saure Salz, wel- ches schnell beim Erkalten krystallisirt, im Rückstand bleibt ein grosser Theil der angewandten Säure mit dem Zinkoxyd verbunden. Kupfersalz. Das saure Kupfersalz löst sich in Äther ziemlich leicht mit intensiv smaragdgrüner Farbe auf. Erwärmt man eine solche Lösung anhaltend oder lässt sie einige Zeit sieden, so schei- den sich bald sehr schöne, glänzende, blaugrüne Füttern aus, die der Flüssigkeit ein schillerndes Aussehen geben. Sie sind das neu- trale Salz. Sie wurden abfiltrirt und mit Äther gewaschen. Sie sind in Alkohol und Äther fast gar nicht löslich. Wasser löst sie ein wenig in der Hitze. Sie wurden anfänglich bei 100° getrocknet, seheinen aber bei dieser Temperatur noch 2 Äq. zurückzuhalten. 0-22S8 Gr. Substanz ^al>en 0-074 Gr. Kupferoxyd = 31-9Ö V^ 0-i56 „ „ „ 0-OäO „ „ = 32-0 7„ Die Formel C^g Hg04.2CuO + Äq. verlangt: 32-29 7o CuO. Bei 120° getrocknet wurde gefunden: 0-2658 Gr. Substanz gaben 0-444 Gr. Kohlensäure und 0-100 Gr. Wasser. t',8Ht,Oä2t uO Versuch C — 45-68 H _ 3-80 — über die Phloretinsäure. ä45 Blei salz. Wenn man eine Lösung von Phloretinsäure mit koh- lensaurem Bleioxyd sättigt, filtrirt und die heisse Lösung mit basisch essigsaurem Bleioxyd versetzt, so fällt ein schwerer voluminöser weisser Niederschlag heraus, der schnell abfiltrirt und ausgewaschen werden muss. Er entspricht bei 120° getrocknet ziemlich der Formel: Ci8H90i5 2PbO zersetzt sich übrigens schon beim Waschen ein wenig, und hat überhaupt je nach der Art der Bereitung eine wech- selnde Zusammensetzung. I 0-3386 Gr. Substanz gaben 0-336 Gr. Kohlensäure u. 0-081 Gr. Wasser. n. 0-341 „ „ „ 0-348 „ „ „ 0 089 „ „ m. 0-3596 „ „ „ 0-2096 „ Bleioxyd IV. 0-331 „ „ » 0-183 „ CjgHaO, . 2 PbO I iiiui m n uüii IV C - 28-39 - 27-00 — H _ 2-37 — 2-95 — PbO — S8-72 — 58-28 — Erzeugt man das Salz in der Kälte, so ist es reicher an Blei- uxyd und entspricht nahezu der Formel : C1SH9O5 . 3 PbO -\- HO. Phlorctinsanres Äthyloxyd. Die Darstellung phloretinsaurer Äther gelingt ohne Schwierig- keit durch Zersetzung der Jodverbindung des Ätherradicals mit einem phloretinsäure n Salz. Der Versuch wurde mit dem Silbersalz und dem Kalisalz ausgeführt. Erhält man phloretinsaures Kali mit etwas Weingeist und einem Überschuss von Jodäthyl in einer verschlosse- nen Röhre durch einige Stunden in der Temperatur des siedenden Wassers, so findet man dann , während sich im Anfange des Erhit- zens alles gleichförmig gelöst hatte, fast alles Kali als Jodkalium in Krystallen ausgeschieden. Die etwas gelbliche Flüssigkeit wurde im Wasserbade zunächst von dem überschüssigen Jodäthyl und Alkohol befreit, und der Rück- stand dann im Ölbade erhitzt. Als die Temperatur 200» erreicht hatte, ging nichts mehr fort, und das Übrige konnte auf 250o erhitzt werden, ohne zu sieden. Es wurde über freiem Feuer abgezogen, das Destillat mit Silber geschüttelt und rectificirt. Anfänglich war es bei 230—240» im Ölbade erhalten worden, um jeden Rest von Nebenbestandtheilen zu entfernen. Es kam auch bis 265» noch nicht 246 in 11 s i w e t /. ins Siedeil, und wurde endlieh wieder mit der Weingeistlampe erhitzt und übergezogen. Dieses Reetificat ist reiner, phlorciinsaurer Äther, larblos, dick- flüssig, von schwachem Geruch und kratzendem Geschmack. Sein Siedpunkt liegt üher 265". Er lässt sich nicht anzünden, macht auf Papier einen Fettfleck, verbreitet auf Platin erhitzt einen reizenden Dampf, Alkohol und Äther lösen ihn auf, Wasser scheidet ihn dann wieder ab. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel: ^^\ !-v ^ > Die Verbrennung wurde im Sauerstofl'strome ausgeführt. 0-2673 Gr. Substanz gaben 0-668 Gr. Kohlensaure und 0-182 Gr. Wasser. Berpclinel tiefundeii c.,.. 132 68-04 68 1 .") Hi4 14 7-22 7-.^U Oß 48 25-74 194 — 100 00 Es schien mir von Interesse die optischen Eigenschaften dieses Äthers mit dem Äther der Salieylsäure vergleichen zu können. Ich stellte den salicylsauren Äther nach der oben angegebenen Methode dar, und Herr Dr. Grailich war so gefällig auch diese Untersuchung auszuführen. Ich verdanke ihm folgende Angaben : „Die beiden Äther wurden im Hohlprisma auf ihr Berechnungs- vermögen und ihre Dispersion untersucht." Ich bediente mich, wie stets im Winter, eines Lampenlichtes und der Absorptionslinien des salpetrigsauren Gases. Da es nicht wohl möglich ist, hier diese Linien anzuführen, ehe eine genaue Untersuchung dieses Spectrums veröffentlicht ist (weil dort erst die Vergleichungspunkte mit dem Sonnenspectrum gegeben werden), so begnüge ich mich Farbengrenzen anzugeben. Die Flüs- sigkeiten wurden weder erwärmt noch sonst verdünnt, sondern in dem dickflüssigen Zustande untersucht. Phloretlnsaures Äthyloxyd. Brechende Kante des Prisma = 440 42'. Einfallswinkel = 29" 53'. über die PhloretiiisSure. 247 Ci-pchiii igscxponpiit -.,., 0191 3211 ■3248 ■ !)278 ")3ü Ablenkung Grenze des Roth = 23» 40' Roth — gelb =26« 2' Gelb -grün =-26" S' Mitte grün = 26« 21' Grün — blau =-26« 28' Violet = 26« ör/ Salicylsaures Äthyloxyd. Brechende Kante des Prisma = 44« 42'. Einfallswinkel = 35» 35'. Ablenkung Brechungsexponent Grenze des Roth = 23» 30' Roth — gelb =23« 56' 1-5194 Gelb — grün = 26« 13' 1-5260 Grün -blau = 26» 48' 1-5367 Violet = 27» 35' 1-550 Es ist merkwürdig, dass für einen Strahl im Orange beide Flüs- sigkeiten dasselbe Brechungsvermögen besitzen; im Ganzen ist aber das Dispersionsvermögen der salicylsauren Verbindung viel grös- ser als das des phloretinsaiiren Äthyloxyds. Binitrophloretinsaures Äthyloxyd. C,3lI,(N0,)2.0, ) Bringt man den phloretinsauren Äther mit Salpetersäure von gewöhnlicher Stärke zusammen , so verwandelt er sich ohne stür- mische Reaction in ein goldgelbes Öl, welches nach einiger Zeit krystallinisch erstarrt. Mit Wasser gewaschen und aus Alkohol um- krystallisirt, lichtgelbe, etwas bittere, in Alkohol und Äther leicht, sehr wenig in kaltem Wasser lösliche Krystalle. 0-200 Gr. Substanz gaben 0-343 Gr. Kohlensäure und 0-089 Gr. Wasser. 0-164 „ „ „ 13 CG SUclcstotTbei 14« und 683 Mm. Reehiuing- Versuch c — 46-44 46-76 H — 4-22 492 N — 9-87 9 62 248 H 1 a s i w e t z. Der Übersclinss in der Wasserstoffbestimiming rührt von einem Versehen her. Die Substanz ist sehr leicht schmelzbar, und es war versäumt worden, das chromsaure Bleioxyd zuvor zn erhitzen. Phloretlnsaures Amyloxyd. C18H9O5 \ Jodamyl und eine sehr coneentrirte alkoholische Lösung von phloretinsaurem Kali wurde ebenso behandelt, wie bei der Darstel- lung der Äthylverbindung. Die Flüssigkeit wurde im Ölbade langeZeit im Sieden erhalten. Die Zersetzung geht etwas langsamer, aber ebenso vollständig vor sich, wie bei der vorigen. Nach dem Erkalten war der grösste Theil des Jodkaliums aus- krystallisirt, die Flüssigkeit wurde abgegossen und abdestillirt. Dabei schied sich noch Jodkalium aus, und endlich hinterblieb, als bei 140** nichts mehr überging, eine schwere, dickflüssige Flüssig- keit. Der Inhalt der Retorte wurde mit warmem Wasser behandelt, das Jodkalium so ausgewaschen und der Äther als noch gefärbte, schwere, ölige Masse ausgeschieden. Die letzten Reste Wasser wur- den durch Erhitzen verjagt, eine kleine Menge Jod mit Silber ent- fernt, und als er längere Zeit bei 140*^ ohne mehr etwas abzudunsten erhalten worden war, wurde höher erhitzt und endlich über freiem Feuer abdestillirt. Die Rectification dieses Äthers ist v^'egen des sehr hohen Siedpunktes, der über 290<* liegt, eine sehr mühsame Opera- tion und muss wegen des schnellen Condensirens und Zurückfliessens in einer gebogenen, sehr geneigten Röhre ausgeführt werden. Das Übergegangene ist farblos, sehr dickflüssig, riecht schwach, etwas ranzig, schmeckt scharf und kratzend und macht Fettflecken. Die Löslichkeitsverhältnisse sind wie bei der Äthylverbindung. 0-210 Gr. Substanz gaben 0-5S0 Gr. Kohlensäure und 0-160 Gr. Wasser (Verbrennung mit Sauerstoff). Rechnung- Versuch c — H — Der phloretinsaure Amyläther gibt eine krystallisirte Nitro- verbindung, die in ihren Eigenschaften mit der des Äthyläthers ganz übereinkommt. Ober die Phloretinsäure. 249 Binitrophloretinsäare. ^.Concentrirte Salpetersäure wirkt heftig auf Phloretinsäure ein. Giesst man die Salpetersäure auf die Phloretinsäure, so entwickeln sich sofort rothe Dämpfe und unter Schäumen und Erwärmung löst sich die Säure zu einer rothen Flüssigkeit. Nach dem Erkalten erfüllt sich diese mit gelben, körnigen Kry- stallen. Die Menge der zur Zersetzung nöthigen Salpetersäure ist gering; man hat aber Verlust an dem neuen Product, wenn man die Einwirkung nicht durch Abkühlen mässigt; die Bildung von Oxal- säure ist dann nicht zu vermeiden. Die Krystalle sind gelb, wurden zuerst auf einem porösen Stein, dann durch Waschen mit kaltem Wasser von anhängender Säure befreit, hierauf aus heissem Wasser und endlich aus Alkohol umkry- stallisirt. Kaltes Wasser löst sehr wenig, aber selbst kleine Men- gen färben es schon gelb. Heisses Wasser löst die Substanz voll- kommen, und sehr schnell schiesst sie beim Erkalten in glänzenden Krystallen wieder an. Alkohol löst reichlicher als Wasser und dar- aus werden sie als Prismen wieder erhalten. Ihre Farbe ist licht citronengelb. Alkalien lösen sie sehr leicht , und die Lösung ist intensiv gelbroth. Sie schmelzen auf Platin und verbrennen mit russender Flamme ohne Rückstand. Sie verpuffen nicht. In der Röhre erhitzt geben sie ein öliges braunes Destillat und einen gelben Rauch. Ihr Geschmack ist anfangs unbedeutend, hinten nach schMach bitter. Sie färben organische Substanzen so intensiv wie Pikrinsäure. Sie erleiden bei 100" keinen Gewichtsverlust und IhreAnalvse ergibt die Formel: ^-«'(^'0'^=°'}. I. 0-3012 Gr. Substanz gaben 0-4621 Gr. Kohlensäure und 0-096 Gr. Wasser. II. 0-298 „ „ „ 0-4457 „ „ „ 0-090 „ III. 0-3050 „ „ „ 29CC Stickstoff bei 10» und 717 Mm. IV. 0-2545 „ „ „ 26-5CC „ „ 10» „ 703-8 Mm. Berechnet Ci8 — 108^ ^2^8 - I. II. 41-84 — 4200 - in. IV. Hg — 8 - 312 - 3-56 — 3-35 — . — Na — 28 — 10-93 — . — . — 10-69 — 11-20 Oj4 - 112 — 43-77 - - . — . — . — 256 — 100-00 Die binltrophloretinsauren Salze können erhalten werden durch Sättigen der wässerigen Lösung der Säure mit den kohlensauren Basen, 250 HIasiwetz. oder durch Zersetzung conceiitrirter Lösungen des Ammoniaksalzes und eines Salzes der damit zu verbindenden Basis. Sie verpuffen beim Erhitzen. Das Kalisalz krystallisirt in tieforange rothen Prismen. Es wird am besten aus verdünntem Alkohol umkrystallisirt, in welchem es weniger löslich ist als in Wasser. Beim freiwilligen Verdunsten einer Lösung nehmen die Efflorescenzen eine hochrothe Farbe an, und reflectiren das Licht grün. Bei 120" getrocknet. Zur Kalibestimmung wurde, um die Ver- puffung zu verhüten, mit weingeistiger Lösung von Schwefelsäure betropft. I. 0-220 Gr. Substanz gaben 0-114 Gr. schwefeis. Kali. II. 0-2986 „ „ „ 0-13S6 „ Rechnung Versuch C,8H6(N04)204 ~ tTgT— " . - . 2K0 — 28-33 — 28-00 — 2818 100-00 Barytsalz. Erhalten durch Sättigen der Säurelösung mit kohlensaurem Baryt in der Hitze. Bequemer durch Vermischen einer gesättigten Lösung von Chlorharyum mit einer durch Ammoniak neutralisirten Säurelösung. Schwer löslich in kaltem Wasser; bildet orangegelbe Nadeln. Es wurde bemerkt , dass das anfangs gelbe Salz beim langen Liegen seine Farbe in ein höheres Both verwandelte. Die Barytbestimmung wurde so ausgeführt, wie vorhin die Kalibestimmung. Bei 120" getrocknet: I. 0-20Ö Gr. Substanz gaben Ol 19 Gr. Schwefels. Baryt II. 0-2Ö5 „ „ „ 0-149 „ Ci8Hfi(N04)2 O4 — 60-86 — . — . oBaO — 39-14 — 3828 — 38-39 100-00 Das Kalksalz, so dargestellt wie das Barytsalz, bildet gelbe Nadeln. Das Blei salz, aus Bleizucker und Ammoniaksalz erhalten, ist ein hochrother Niederschlag. Er besteht, unter dem Mikroskop betrachtet, aus linienförmig an einander gereihten Körnern. Das Sil her salz ist ein rother Niederschlag, der beim Stehen krystallinisch wird. über die Phloretiusäure. 2S1 Das Kupfer salz ist ein gelber Niederschlag. Quecksilbersalz. Sublimatlösung gibt mit der ammoiiiaka- lischen Lösung der Nitrosäure eine chromgelbe, anfänglich amorphe Fällung, die schnell krystallinisch wird; ein Überschuss von Queck- silberchlorid entfärbt, und macht den Niederschlag verschwinden. Essigsaures Zinkoxyd und die Lösung des Ammoniak- salzes geben einen schöngelben, amorphen Niederschlag. Zinnchl orür fällt anfangs gelblich, dann entfärbt es die Lösung. Eisenchlorid gibt mit einer Lösung der Säure lichtbraune Flocken. B. Löst man Phloretiusäure in Wasser, und setzt zur warmen Lösung tropfenweise Salpetersäure, so hat ein Aufbrausen Statt, und es entwickelt sich etwas Untersalpefersäure. Gleichzeitig färbt sich die Flüssigkeit, und es scheiden sich braune, harzige Tropfen aus. Setzt man das Erwärmen unter Zugabe von wenig Salpetersäure fort, so verschwinden die letzteren nach und nach, und nach kurzer Zeit erfüllt sich die Flüssigkeit mit gelben Krystallen. Sie zeigen die Lös- lichkeits-Verhältnisse der Binitrophloretinsäure, allein sie erscheinen nicht wie diese in der Form lichtgelber Prismen, sondern (besonders aus Alkohol krystallisirt) als dunkelgoldgelbe Blätter und Schuppen von starkem Glanz und grosser Schönheit. Diese im Äussern so sehr abweichende Verbindung hat merk- würdiger Weise dieselbe Zusammensetzung wie die vorige, und kann als eine isomere Modification betrachtet werden. Bei 100" getrock- net gaben: I. 0-223 Gr. Substanz 0349 Gr. Kohlensiiure und 0064 Gr. Wasser. II. 0-497 „ „ 0-777 „ „ „ 0-1596 „ III. 0-3036 „ „ 30 CG Stickstoff bei 12" und 710-6 Mm. IV. 0-221 „ „ 23-ä CG „ „ 10" „ 693 „ C,rH„N„0,, C — 42-18 - 42-68 — 42-63 — . — . H — 313 — 3-18 — 3-S6 — . — . N — 10-93 — . — . — 10-91 — 10-91 (Ich kann nicht angeben, welchem Grunde der höhere Kohlen- stofTgehalt zuzuschreiben ist. Die Substanz zeigte alle Anzeichen völliger Reinheit. Vielleicht enthielt sie aber trotzdem noch eine Spur einer niedriger nitrirten Verbindung.) 252 HIasiM'etz. Die Salze der Alkalien und Erden dieser Säure lassen in ihren Lüslicbkeits-Verhältnissen einen Unterschied von A nicht verkennen. Die Ammoniaksalz-Lösung von A wird sogleich krystallinisch gefällt von Chlorbarium, Chlorcalcium. Die Salze dieser Basen von B sind nur zu erhalten durch Sättigen der Säure mit den Basenhydraten oder ihren kohlensauren Verbin- dungen. Das Ammoniaksalz gibt in Lösung Niederschläge mit: schwefelsaurem Kupferoxyd . . gelb, salpetersaurem Silberoxyd . . . roth, essigsaurem Bleioxyd roth, essigsaurem Zinkoxyd orange, Chlorquecksilber röthlich. Die meisten dieser Niederschläge werden mit der Zeit krystallinisch. Das Aiumouiaksalz, erhalten durch Verdunsten der mit Ammo- niak gesättigten Säurelösung unter der Luftpumpe, efflorescirt in dunkelgelben Nadeln. Es ist=^^^"« ^^2 Nfl oi' 0-224 Gr. Substanz gaben 0103 Gr. Wasser 0-2285 „ „ „ 35-6 CC Stickstoff bei 7"C. und 715-1 Mm. Rechnung; Versuch . H — 4-89 — S06 N — 19-50 — 18-29 Das Barytsalz schiesst in warzenförmig vereinigten, orange- gelben Krystallen an. Beim Trocknen wird es roth. Es verpufft beim Erhitzen. 0-238 Gr. Substanz gaben 0-139 Gr. schwefeis. Baryt. Rechnung Versuch CigHßCNO J2 O4 — 60-86 — . 2 BaO — 39-14 — 38-36 10000 Es hat den Anschein, als bestände zwischen diesen beiden iso- meren Nitrosäuren ein analoges Verhältniss wie zwischen Nitrosalicyl- sÜLire und Anilotinsäure, die gleichfalls aus einer und derselben Säure unter veränderten Bedingungen entstehen. Ül)er die Phloretinsäure. 233 Ich habe mich bis jetzt vergebens bemüht, die einfach nitrirto Phloretinsäure zu erhalten. Alle abgeänderten Verfahrungsweisen, die ich noch versuchte, führten immer wieder zuderBinitrophloretinsäure, so dass, für die Darstellung der Anilotinsäure von Piria neuerlich angegebene, welches die Gegenwart von NO4 voraussetzt, dieEinwir- kung einer Salpetersäure von sehr grosser Verdünnung und die Ein- wirkung von Salpetersäure in der Kälte bei Vermeidung aller Ent- wickelung von salpetrigen Dämpfen. Trägt man in kalt gehaltene Salpetersäure von gewöhnlicher Stärke unter Umrühren zerriebene Phloretinsäure ein, und wartet mit jedem neuen Zusatz bis die ersten Antheile verschwunden sind, so färbt sich die Flüssigkeit intensiv, es bilden sich gar keine rothen Dämpfe, und nach kurzer Zeit erfüllt sie sich mit einer reichlichen Krystallisation. Man lässt abtropfen, wäscht mit kaltem Wasser und krystallisirt nun. Die Verbindung ist die erstbeschriebene, A, und zwar ist dieses Verfahren dasjenige, nach welchem man sie am aus- giebigsten erhält. Die StickstolTbestimmung II ist mit so bereiteter ausgeführt. Bei der Zersetzung einer ammoniakaiischen Lösung der Binitrophloretinsäure mit Schwefelwasserstofl' treten ganz dieselben Erscheinungen ein, wie bei allen analogen Nitroverbindungen. Es scheidet sich Schwefel aus, die Flüssigkeit nimmt eine dunkelrothe Farbe an. Dampft man dann ein, löst in heissem Wasser, filtrirt und versetzt mit Salzsäure, so krystallisirt aus der dunklen Lauge ein noch sehr gefärbtes, leicht lösliches Product, ohne Zweifel die salz- saure Verbindung einer Biamidophloretinsäure. »ibroniphloretinsaare ' ^ i- Zur Darstellung dieser Verbindung wurde in einer Schale zerrie- bene Phloretinsäure mit Brom betropft, so lange noch eine Einwirkung statthatte. Es entwickelte sich unter heftiger Reaction reichlich Bromwasserstoff; die Masse wurde öfters zerrieben, und wiederholt Brom in kleinen Antheilen zugesetzt. Die anfangs teigige Masse wurde baldwieder fest, sie wurde sorg- fältig gemischt und dann das überschüssige Brom bei gewöhnlicher Temperatur abdunsten gelassen. Nach dessen Verflüchtigung hinter- blieb ein schwach gefärbtes Pulver. Es wurde mit kaltem Wasser mehrmals abgewaschen, dann über Kalk getrocknet, und endlich aus Alkohol krystallisirt. 254 H I a s i w e t z. Man erhält so farblose, harte, prismatische Krystalle. Eine alkoholische Lösung kann oft unter der Luftpumpe bis zur Syrupsdicke abgedampft werden, ohne dass sich die Krystallisation einstellt. Nimmt man dann die Schale heraus, so bildet sich plötzlich in der Masse ein oder mehrere trichterförmig vertiefte Krystalle, und bald darauf ist die ganze Flüssigkeit zu einer harten Masse erstarrt. Zu vollständiger Vereinigung wurde die Säure in warmem, ver- dünnten Ammoniak gelöst, mit Salzsäure gefüllt und aus Alkohol um- krystallisirt. Bibromphloretinsäure ist unlöslich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Äther. Sie schmilzt sehr leicht. 0-285 Gr. Substanz gaben 0-350 Gr. Koblensiiure u. 0-072 Gr. Wasser. 0-303 „ „ „ 0-350 „ Bron.silber. ßeieelinct Gefunden C,8 " 108 — 33-33 — 33-49 Hg — 8 — 2-46 — 2-80 Brg — 160 — 49-03 - 4920 0« - 48 — 15-08 — — 324 — 100-00 Das Ammoniaksalz entsteht beim Sättigen von Bromphloretin- säure mit Ammoniak in der Wärme. Es scheidet sich beim Erkalten in kurzen farblosen Nadeln aus. Eine kalte alkoholische Lösung der Säure gibt mit Ammoniak versetzt unter Erwärmung sogleich einen Krystallbrei von diesem Salze. Es ist in kaltem Wasser wenig lös- lich und entlässt schon in gelinder Wärme Ammoniak. Barytsalz. Beim Vermischen einer Lösung des Ammoniaksalzes mit Chlorbaryum bildet sich schnell eine reichliche Ausscheidung von prismatischen Krystallen dieses Salzes. Bei 120" ergaben 0-144 Gr. Substanz 0043 Gr. scbwefels. Baryt. CisH^BraOj — 80-41 — — B^\0 — 19-49 — 19-61 100-00 Chlorphloretinsäure. Bringt man in einen mit Chlorgas gefüllten Kolben zerriebene Phloretinsäure, so schmilzt sie unter Wärmeentwickelung darin, die Farbe des Chlors verschwindet nach und nach und an seine Stelle über die Pliloretinsäiire. 255 tritt Salzsäure. Das Product ist unlöslich in Wasser, löslich in Alko- hol und Äther. Die Lösung zeigt keine Neigung zum Krystallisiren. Es hinterbleibt nach dem Verdunsten eine klebende weiche Masse. Das Natronsalz bleibt lange von derselben BeschafTenhoit, erstarrt aber endlich zu einer zertliesslichen Krystallmasse. Phloretylaiiiiiisiiure CigHuNOi. Sie wurde erhalten durch Zersetzung des phloretinsauren Äthyl- oxyds mit starkem Ammoniak. Der Äther wurde diesmal aus phlore- tinsaurem Silberoxyd mit JodiUhyl dargestellt. Die Zersetzung geht bei Gegenwart von etwas Alkohol bei der Siedetemperatur sehr bald von Statten. Es wurde vom Jodsilber abfiltrirt, und, um den Überschuss des Jodäthyls zu entfernen, abdestillirt. Der Rückstand von der Destil- lation wurde mit sehr starker Ammoniukflüssigkeit in einer verschlos- senen Flasche unter öfterem Umschütteln stehen gelassen. Nach einigen Wochen war der Äther ganz verschwunden, und es hatte sich eine kleine Menge glänzender Kryställchen ausgeschieden. Die Flüssigkeit erstarrte in diesem Zeitpunkte nach dem Ver- jagen des Alkohols und Ammoniaks krystallinisch. Beim Umkrystallisiren aus heissem Wasser (kaltes löst sehr wenig) schössen kurze, feine, glänzende Prismen an, Sie lösen sich in Alkohol und Äther, schmelzen zwischen 110 — 115» und erstarren krystallinisch. In einer Glasröhre erhitzt, sublimiren sie zum Tlieil, entwickeln dann weiter erhitzt viel Ammoniak. Die wässerige Lösung gibt mit Eisenchlorid eine blaue Färbung. 1. 02-074 Gr. Substanz gaben OliOO Gr. Kohlensäure und 0-130 Gr. Wasser. II. 0-1G95 „ „ mit Natronkalk geglüht und dasAmmoniak in titrirter Schwefeis-äure aufgefangen, gaben 8-0S% Stickstoff. Boicclinct I. u. Cjs — 108 — "6346'- 6S-7S — . Hl, - 11 - 6-66 — 6-96 — . N - 14 — 8-48 — . — 8-05 O4 — 32 — 19-40 — . - . 163 — 10000 Nach den letzten Untersuchungen von Piria ^)und Limp rieht-) muss diese Verbindung, die ihrer Entstehung nach mit dem, bis 1) Aiinaleii der Chemie und Pliariiiacie, Bd. 93, S. 262. ^) Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 98, S. 2ö6. Sitzb. d. malliem.-naturw. Cl. XXIV. Bd. 11. Hft. 17 236 H 1 a s i w e t z. dahin als Salicylamid aufgefassten Körper ganz übereinkommt und mit demselben homolog ist, die Formel haben C.sH.OaH.H.N.O „^ (, d. i. wenn man das Radi- cal der Phloretinsäure Phloretyl nennt, Phloretylaminsäure. CigHgOs ist äquivalent H3. Die saure Natur dieses Körpers ist übrigens wenig ausgesprochen. Er zerlegt kohlensaure Salze nicht, scheint jedoch mit Alkalien Verbindungen einzugehen. Phloretylchlorid. Reibt man Phosphorsuperchlorid mit gepulverter Phloretinsäure zusammen, so verflüssigt sich die Masse sogleich, und entwickelt unter Erwärmung und Aufbrausen viel Salzsäure. Rringt man das Ganze dann in ein Destillationsgefäss, so geht bei etwa 110" eine gewisse Menge Phosphoroxychlorid über, und der Rückstand besteht aus einer rauchenden Flüssigkeit, die sich, mit Wasser zusammengebracht, vornehmlich in Phloretinsäure und Salzsäure zersetzt. Allein es bildet sich gleichzeitig auch Phosphor- säure und die Natur dieses Rückstandes ist daher eine complicirtere. Er enthält ausser dem Phloretylchlorid entweder noch eine Verbin- dung von wasserfreier Phloretinsäure (Phloretyloxyd) mit Phosphor- säure, eine Ansicht, die Gerhardt für das Salicylchlorid vorgetra- gen hat, 4^HH|0e)^+ PCI5 = 4HCl+Ci8H,CVCI+P05 |cIJhA Phloretinsäure Phloretylchlorid Ic.cHyO- oder aber, und das scheint das richtigere, es hat die Phloretinsäure, da sie zweibasisch ist, nicht das Radical CjgHgOi, sondern CigHgOa, (O.HO) und sie ist zu schreiben CigHgOo j^".,^^.) . Dann hat auch das Chlorid r H 0 ) nicht die Formel '^ ^ c\\' ebenso wenig als das Salicylchlorür = C H 0 ) ^* ^ pM ist. sondern wahrscheinlich sind diese Chlorverbindungen iCl (C = CiiHiOajpi und CjgHsOs jp.. In diesem Falle iiesse sich der Vor- gang so ausdrücken : 3(Ci8HioOe)+ 3PCl5 = 3 (CigHgOa. Cla) + 3H Cl + 2 PCI3O0 + PO5. 3H0 über die Pliloretiusäui'e. äOT und dann erklärt sich auch das Auftreten von Phosphoroxychlorid. Die Masse in der Retorte lässt sich nicht höher erhitzen, ohne sich ganz zu zersetzen. Sie wird braun, schäumt, und bei andauernder Temperatur erhält man noch eine kleine Menge Phosphoroxychlorid. während endlich eine aufgeblähte Kohle zurückbleibt. Phloretinsäure und Acetylchlorid wirken unter Salzsäureent- wickelung aufeinander ein, und es bildet sich eine neue Säure, die ein, in mancher Hinsicht abweichendes Verhalten zeigt. Ahnliche Producte gibt Butyrylchlorid und Benzoylchlorid. Ich komme auf diese interessanten Körper bei einer andern Gelegenheit zurück. Es musste mir nun, nachdem ich so weit die Analogien zwischen der Phloretinsäure und der homologen Salicylsäure (und Anissäure) verfolgt hatte, von Wichtigkeit sein, auch die Homologie in jenen Zersetzungsproducten zu verfolgen, die in der Salicyl- und Anisyl- reihe durch Destillation der Barytsalze entstehen. Man erhält, wie bekannt, bei diesem Verfahren aromatische Flüssigkeiten, von den Formeln CjoHgOa .• .CüHsOo. Liess sich also aus der Phloretin- säure eine, dem Phenol und Anisol homologe, mit dem Phänetol isomere Verbindung darstellen, so war damit ein sehr wichtiger Beweis zu Gunsten der Ansicht geführt, die ich in dem Vorstehenden zu begründen gesucht habe. In der That entsteht unter denselben Bedingungen wie das Phenol aus der Salicylsäure der Körper CißHjoOa nach der Gleichung: Ci8Hio06+2BaO=C,6lIioOg+2BaO.C03. Mischt man phloretinsauren Baryt mit Atzkalk (und etwas Glaspulver) und unterwirft das Gemenge in kleinen Portionen der trockenen Destillation über freiem Feuer, so erhält man ein öliges, etwas bräunlich gefärbtes Destillat neben etwas Wasser. Man zieht das Wasser ab, trocknet mit Chlorcalcium und recti- ficirt. Das Rectificat ist farblos. Bei neuem Destilliren desselben wurden, wenn Platindrath in das Gefäss gegeben wurde, bei 190o die ersten Dampfblasen bemerkt. Das anfangs Übergehende wurde von dem später über 200« Abdestillirenden gesondert. Das reine Product ist ein farbloses, stark lichtbrechendes Ol. welches einen nicht unangenehmen, aromatischen, an Phenylalkohol 17* 258 II I a s i w e t z. erinnernden Geruch und einen brennenden Geschmack besitzt. Es verursacht ein Brennen auf der Haut, lässt sich, durch einen Docht aufgesaugt, entzünden, und brennt mit leuchtender, russender Flamme. Es ist schwerer als Wasser und darin wenig löslich. Ein Versuch ergab das specifische Gewicht bei 12"=1*0374. In luftbaltigen Gefässen wird es nach und nach gelblich, ein- zelne Tropfen verdicken sich und nehmen den angenehmen Geruch des Styrols an. Mit Alkohol und Äther mischt es sich in allen Ver- hältnissen. Chlor, Brom und Salpetersäure geben Substitutionspro- ducte. In Schwefelsäure löst es sich auf, und die Lösung wird nach einiger Zeit von Wasser nicht mehr gefällt. Mit Baryt gesättigt und filtrirt erhält man die Lösung des leicht zersetzbaren Barytsalzes einer gepaarten Schwefelsäure. Eiwoiss wird von der Verbindung fast ebenso schnell coagulirt, wie von Phenylalkohol. Man erhält, wenn man einen Fichtenspan mit der wässerigen Lösung des Öles und dann mit Salzsäure tränkt, nach dem Trocknen an der Sonne eine ähnliche blaue Färbung wie mit Carbolsäure. (Ein Gegenversuch mit Salzsäure allein zeigte diese Erscheinung nicht.) Bei— IS** wurde das Öl noch nicht fest, wenn- gleich sehr dickflüssig. Die Verbrennung geschah im Sauerstoffstrom. I. 0-187 Gr. Substanz gaben 0-541 Gr. Koblensäure und 0-137 Gr. Wasser. II. 0-2073 „ „ „ 0-5963 „ „ „ 0-153 „ Berechnet I. U. Cje — 96 — 'TMiF— 78^— 'tS^ Hio — 10 — 8-19 — 8-14 - 8-20 0, — 16 — 1313 — • 123 —100-00 Bestimmung der Dampfdichte. Sie wurde nach der, von Natan- soii modificirten Gay- Luss a c' sehen Methode ausgeführt. Substanz = 0098o Gr. ^ CC Dampf = 90-6 / Temperatur = 240''C. > gefundene Dichte = 4-22. Barometer = 719-6 Mm. ( Höhe der Quecksilbersäule = 337 Mm. j Die Rechnung gibt unter der Voraussetzung einer Condensation auf 4 Volume 4-23. Ein Nitrosubstitutionsproduct der beschriebenen Verbindung entsteht, wenn man dasselbe tropfenweise in starke Salpetersäure über die l'liloretiiisäure. 2o9 einträgt. Die Reaction ist sehr heftig, jeder fallende Tropfen zischt wie glühendes Metall in Wasser nnd grössere Mengen werden nmher- geschleudert. Nach dem Eintragen wurde bis zum Verschwinden der ausgeschiedenen harzigen Tropfen, wobei sich viel Untersalpeter- säure entwickelt. Nach mehrstündigem Stehen hatten sich gelbe Krystalle gebildet, die mit kaltem Wasser abgewaschen und aus Alkohol umkrystallisirt wurden. Die geringe Menge Substanz reichte zu vielen Versuchen nicht aus. Sie wurde zu einer Stick- stofTbestimmung verwendet, die einen Betrag ergab, welcher mit der Formel: C,^ (NO^jGO, j^^^ Einklänge steht. 0-096 Gr. Substanz sahen 14-4 CC. Stickstoff hei 10» C. und 715 Mm. Rechnung Versuch N=^3r — 1?56" Leichter noch als dieser Nitrokörper entsteht ein Bromsubstitu- tionsproduct beim Übergiessen des Öles mit Brom in einer flachen Schale bis zum Aufhören der Salzsäureentwickelung. Nachdem auch der kleine Bromüberschuss abgediinstet ist, hat man eine weisse, krystallinische Masse, löslich in Alkohol, unlöslich in Wasser. Was die innere Constitution der Verbindung CigHioOa angeht, so könnte man versucht sein , sie unter dieselben Gesichtspunkte zu bringen, wie das Anisol, welches aus der, der (empyrischen) Formel nach homologen Anissäure unter den gleichen Bedingungen entsteht, von dem es sich in der Zusammensetzung durch einen Mehrgehalt von Ca Hj unterscheidet, während es mit dem Phänetol isomer ist. C H O) Nun ist das Anisol = p';, /W^ tl. i. phenylsaures Methyloxyd, oder richtiger Phenylmethyloxyd, ein Doppeläther, der in die Classe von Verbindungen gehört, wie Äthylmethyläther u. a., und den man in der That nach demselben Verfahren erhalten kann wie diesen auch (Cahour s). oux ... -xj nun • Ci4H,0 ) =Toluenyl- So betrachtet musste dann C.en.oU., seui ^ ,, U } u i j '"'"■' C2H3O j methyloxyd. Wenn es nun ein Gesetz ist, dass homologe Glieder zunächst verknüpft sind durch das Typische ihrer Constitution, so bedingt dieser Typus auch ein gleiches Verhalten, einen typischen Vorgang der Zersetzung. Überall, wo man noch mit Sicherheit eine Anzahl Verbindungen als homolog erkannt hat, ist der Modus ihrer Bildung und Zersetzung der gleiche, und es kann z. B. nicht ein solches Glied 260 H 1 as i w e tz. unter denselben Bedingungen als Zersetzungsproduct einen Alkohol liefern, wo das nächstfolgende einen Aldehyd gibt, u. dgl. In diesem Falle aber wäre man, wenn Salicyl und Anissäure z.B. als homologe Verbindungen im engeren Sinne aufgefasst \verden, denen sieh als drittes Glied die Phloretinsäure anschlösse. Cji^Hg Og — Salicylsäure, CjgHg Og — Anissäure , CigHj^Og — Phloretinsäure. Die Salicylsäure gibt bei der Zersetzung mit Baryt, Phenyloxyd- hydrat, einen Alkohol, die Anissäure aber Anisol, einen Doppeläther. Diese Thatsache ist mit einer wahren Homologie der ursprünglichen Verbindungen nicht vereinbar. Der Siedepunkt des Phenylalkohols liegt bei 187". Das Gesetz, dass sich die Siedepunkte beim Fortschreiten um Co Ho um IG« erhö- hen, verlangt dann für das Anisol 203O. Dieses kocht aber schon bei 187", und auch das ist ein Beweis, dass Phenylalkohol und Anisol nicht homolog im eigentlichen Sinne sein können. Die wahren homo- logen Glieder des Phenylalkohols sind der Benzalkohol, der bei 206" siedet, und der bisher unbekannte Xylenylalkohol, dessen theoreti- scher Siedepunkt = 225 ist. Wäre die Anissäure mit der Salicylsäure von gleicher Molecular- Constitution, so müsste sie ferner zweibasisch sein, während man bisher nur einbasische Salze derselben kennt. Die Anissäure gibt weiter in der Form ihres Kalksalzes mit ameisensaurem Kalk destillirt den Anisylaldehyd(Piria). Die Salicyl- säure theilt dieses Verhalten nicht. Eine sehr grosse Übereinstimmung aber herrscht in allen diesen Fällen zwischen der Salicyl- und Phloretinsäure. Man wird, hoffe ich, nach dem Vorhergehenden kaum einen wesentlichen Beweis für die Analogie dieser beiden Säuren ver- missen, und ich kann hinzufügen, dass, wie ich mich durch den Ver- such überzeugt habe, man bei der Destillation von phloretinsaurem mit ameisensaurem Kalk keine Spur eines Aldehyds, sondern wieder nur die Verbindung CigHjoOa erhält. Was den Siedepunkt der Verbindung angeht, so machte die verhältnissmässig kleine Menge Material, die ich besass, die Bestim- mung unsicher, und ich kann ihn nicht genau angeben; doeli scheint es, dass er in der Nähe von 220" liegt. über die Pliloretinsäure. 261 Alle die anderen gemachten Vergleiche aber bestimmen mich, anzunehmen, dass die Verbindung CigHioOa nichts anderes ist als der Alkohol der Xylenylreihe, der sich zu dem, von Cahours ent- deckten Xylol verhält wie Phenylalkohol zu Benzol. Denn in der That hat man, wenn die Anissäure mit der Salicyl- und Phloretinsäure von gleicher Constitution ist, in der Auffassung ihrer Zersetzungsproducte nur die Wahl zwischen den Formeln : ^ „ „ CjyHgO) oder aber: C.0H5O ). , ,, , , C,.Hs02=^i;"5jJ J Anisol " " ^**"^^ J ToluenvUilkohol; C2n3U ; HU;' nun Ci^H^O ( Toluylmethyl- „ „ CißHgO ) ^ , , „ ^ , C,eH.o03= 'I^IqI Oxyd " ^J^ f Xylenylalkohol. Sehen wir aber auch von der Charakteristik der Siedepunkte des specifischen Gewichtes, den äusseren cesylicalischen Eigenschaf- ten, dem Gerüche der Dünnflüssigkeit etc. ab, in welchen Beziehungen allein sich Anisol und Phänetol von Phenylalkohol, und der hier näher zu bestimmenden Verbindung CieHioOo ganz wesentlich unter- scheiden, so bleibt noch eine Reaction übrig, vermöge deren vielleicht man die Frage wird entscheiden können. Das vorausgehende Glied, der Benzalkohol, gibt mit Chromsäure oxydirt Benzoesäure; der Xylenylalkohol sollte dann wohl Noad's Toluylsäure geben. Ich werde, wenn ich wieder Material besitze, den Versuch nach- holen. (Dann aber, könnte man weiter schliessen, muss der Phenyl- C HO) alkohol bei gleicher Behandlung die Säure '^ L^> liefern, die noch nicht daraus erhalten worden ist.) <) i) Es hätte sich, von den vorstehenden Gesichtspunkten ausgehend, für die Überein- stimmung oder Verschiedenheit der Constitution der abgehandelten Verbindung- mit dem Anisol auch noch der Beweis liefern lassen können, dass auf demselben Wege, auf welchem Cahours das Anisol künstlich zusammengesetzt hat (aus Phenyloxyd, Kali und Jodmethyl), auch aus ** j^^Jund Jodmethyl das fragliche C^gH^^Oa oder eine isomere Verbindung erhalten werden könne. C HO *■* ^qI ist Benzalkohol. Dieselbe Formel hat nach den Angaben Willi um- so n's und Fairlie's der, bei 203" siedende Theil des Kreosots , und nach diesen Chemikern ist also Kressyloxydhydrat die, dem Phenylalkohol nächste homologe Verbindung . Man bat daher schon die Vermuthung ausgesprochen , diese beiden Körper seien identisch (R. Wagner in Gerhard's Lehrbuch, 111, Seite 23). >'acli 262 H 1 a s i w e t z. Der Nachweis, dass die Salicylsäure zweibasisch ist, verlangt, dass man die Auffassung iiiier ihre Constitution ganz wesentlich ändert. den Beschreibungen der Kigenschaften möchte übrigens woiil mir der Siedepunkt ganz übereinstimmen. Wie dem auch sein mochte, es Hess sicherwarten, dass in i* ?■ ( el)enso HOf der WasserstofT durch Kalium ersetzbar sei wie im Phenylalkohol, und mittelst dieser Verbindung: musste man zu Doppeliitbern der g-esuchten Art gelangen können. Der, aus Bittermandelöl darstellbare ilenzalkohol stand mir nicht sogleich zu Gel)ote, dagegen besass ich eine Quantität echtes Kreosot. Ich versuchte daher zuvörderst aus diesem eine Kaliverbindung- zu erhalten. Über dieselbe liegen schon einige Angaben vor. R eichen b ach hat Krystalie beobachtet, wenn Ätzkali auf Kreosot einwirkte. V. Gorup (Annal. d. Ch. Bd. 8G, S. 223) konnte sie auf diesem Wege nicht erhalten, aber auch ebenso wenig, als er Kreosot mit Kalium behandelte. Die erstere Methode gelang auch mir nicht, allein bei Anwendung von Kalium gelang die Darstellung der gewünschten Verbindung ziemlich leicht. Das zu den Versuchen dienende Kreosot war echtes Buchenholztheerkreosot, aus derselben verlässlichen Bezugsquelle, der v. Gorup das, zu seiner letzten Unter- suchung dienende entnommen hatte. AFit Eisenchlorid geschüttelt, nahm es eine gelbröthliche , keineswegs aber blaue oder violete Farbe an ; es löste sich in ver- dünnter Es-iigsäuie theilweise, in Eisessig vollkommen. Das Kreosot (3 — 4 Loth) wurde in einem kleinen Becherglase auf etwa 33 — 40" erwärmt, und unter Umrühren wohl getrocknetes Kalium eingetragen. Es beginnt eine Wasserstoffentwickelung , unter welcher in kurzer Zeit das Kalium , indem es schmilzt, aufgelöst wird. Durch das Eintragen neuer Kaliumstückchen erhält sich die Temperatur meistens von selbst auf 40 — SO". Es ist wichtig sie nicht zu überschrei- ten, und fortwährend umzurühren, weil sie sonst leicht bis zur Entzündung heftig werden kann. Stieg das Thermometer auf diese Höhe, so wurde das Gefäss in bereit gehaltenem Wasser abgekühlt, dagegen wurde sie auch nicht unter 30" sinken gelassen. Es wurde mit dem Eintragen so lange fortgefahren , als noch Kalium unter Gas- entwickelung versehwand. Dabei wurde die Masse immer dickflüssiger, schleimiger, und bekam zuletzt eine Farbe etwa wie Malagawein. In dieser Periode zersetzte das Kalium nur mehr träge und man konnte etwas höher erwärmen, wobei Sorge getragen wurde, nicht zu viel Kalium überschüssig hinzuzubringen. Endlich hörte sie auf flüssig zu sein , wurde während des Rührens immer steifer, und als sie in diesem Zustande erkaltete, hatte sie eine salbenartige Consistenz und eine grauröthliche Farbe. Sie wurde sogleich zwischen mehrere Bogen weichen, weissen Fliesspapiers gebracht, und allmählich, aber zuletzt unter starkem Druck, in einer Schraubenpresse abgepresst. Dabei zieht sich noch eine gewisse Menge unzersetztes Öl in das Papier. Hierauf wurde sie in siedendem Äther aufgelöst. Sie löst sich leicht; die Lösung wurde noch warm durch doppelt gelegtes Leinen (iltrirt. Gleich nach dem Auskühlen des Äthers erfüllt sich die Flüssigkeit mit Krystaüen , die endlich das Ganze breiig erstarren machen. Diese wurden wieder auf Leinen gebracht, und die Flüssigkeit stark abgepresst. So erhielt man nun eine weiche Krystallniasse von sehr schönem , fast über die Phloretinsiiiire. 263 Limp rieht (Aiiiial. d. Ch. Bd. 98, S. 256) und List (Gine- liü's Handbuch) haben hierüber schon Andeutungen gemacht. Was von ihr gilt, gilt dann natürlich auch für die Phloretinsäure. Man konnte bisher in diesen Säuren und ihren Homologen Radi- cale annehmen, die 4 Äquivalent SauerstotY enthalten. Ca H„ - 9O4 0 ) HO r Diese Radioale selbst konnte man verschieden auffassen, und sie entweder als substituirte Formyle, in denen der Wasserstofl' durch („H„-703) ersetzt ist, oder, wie Gerhard vorzog, sie als mit Kohlensäure gepaarte Radicale nehmen. Z. B.: C,4H504= CaCCiaH-Og) Og oder: Ci^H^. C^O^. Salicyl Nunmehr aber kann, nicht wie früher nur 10, sondern es müssen Oa ausserhalb der Radicale (im Anhydrid) gedacht werden, und man hatdann: Salicylsäure = '* * ^j, 5 . Hier ist Ci^HiOo äquivalent Hj, 2H()j ein Doppelatom, dazu das Oxyd bildende O3, und im Hydralzuslande verbunden mit 2 HO = ('-".04 0:"). Die Reihe der homologen Radicale ist dann: C12H2O3 ? Cj^H^O^ Salicyl, C^HgOo ? CigHgOa Phloretyl ff. silberartigen Aussehen; unter dem Mikroskop erscheint sie bestehend aus flaeiien, unregelmässig begrenzten Biätti'lien. Sie konnte mit dem kleinen Rückhalt an Atber in einem gut eingeriebenen Glase die längste Zeit ohne Veränderung aufbewahrt werden. Wasser zersetzt sie sehr schnell; es geht Kali in Lösung und Ültropfen scheiden sich aus. Ich habe die Operation in dieser Weise mehrmals ausgeführt, oliue dass sie mir je misslungen wäre. Diese Kaliverbindung wnrde mit Jodäthyl und Jodmethyl mit den bekannten Vorsichlsmassregeln zersetzt. Die erlialtenen Producte nach sorgfältiger Reinigung zeigten jedoch keineswegs die vermiilhete Zusammensetzung; sie sind weder isomer mit Phänetol, noch weniger mit dem beschriebenen C^gH^^jOj identisch und homolog. Das Kreosotkali entspricht, so weit meine Erfahrungen bis jetzt reichen, auch nicht einer Verbindung von der Formel Cj^ll^O». K0> Ich werde die darauf bezüglichen Daten in einer späteren Mittheilung anführen, wenn ich sie mehr als bisher vervollständigt haben werde, denn der Gegenstand ver- langt eine ausführlichere Behandlung-. 264 H I a s i w e t z. Zwei- oder melirbasischeRadicale nun treten, wo sie Verbindun- gen bilden, allerdings immer als Ganzes, untrennbar auf, allein dem- ungeacbtet muss ein solcher Complex in der Idee auflösbar sein. Im vorliegenden Falle aber können unmöglich diese beiden Atome, die das Äquivalent des Radicales bilden, nur geradezu halbirt f H 0) werden (z. B. Salicyl C14H4O3 = r^^^Qn, sondern dieses Doppel- atom enthält, so scheint es, zwei Atome verschiedener Art, davon das eine allen, das andere keinen Sauerstoff enthält. Wenn man die Zersetzungsvorgänge dieser Säuren berücksich- tigt, bei denen vornehmlich leicht C3 austreten können, so könnte man versucht sein, in diesen Radicalen Formyl (Formoxyl) als Paar- ung anzunehmen, welches in solchen Fällen als C3O4 abgeschieden Avird, so dass man hätte : CiaHg ) C14H5 ) CjgH, ) CgJI Oa ) Ca H O2 5 Cajl 0„ ) Salicyl ? Phlorethyl .H5 \ C, H, ( und dem entsprechend ClgHg ) C14H5 C2 Hg ) C2 H. Hieraus würde die Parallele folgen; Salicylsäure- Anhydrid CiaHg C^Hg .0 .0 j Saliretin CjjHg .0. HO Ca H3.O HO) Salicylsäure- Saligenin Hydrat u. s. w. Es machten sich ungefähr dieselben Beziehungen geltend wie z.B. zwischen C4H, I j C^H^Oa ) , CgHg ) . Cg H.Oal Äthylbutyl- Rad. der Butter- Äthylcapryl Biittercapronsüure- Radieal essigsaure Radical. (Ja man kann vielleicht, ohne sehr gegen die Wahrscheinlichkeit zu Verstössen, auch die neuentdeckten zweisäurigen Alkohole von Wurtz über die PhloretinsSure. 26d ähnlich deuten. Im Grunde sind freilich auch die Oxydhydrate der vorstehenden binären Radicale zweisäurige Alkohole, und diejenigen, deren ßeschreibungWurtz kürzlich mitgetheilt hat (Annal.Bd. 100, S. 110 u. 116), gehören vielleicht nur anderen Reihen an. So z. B. könnte die Verbindung C4H4.0^L in welcher VVurtz das Radical C4H4 2H0j annimmt, ebenso gut sein /C.H.O.HOx CgHß.OJ /C.Hs.O.HOx = ' I, dann >= |u. s.w. VCoH.O-HO^ 2H0( VC3H3.O.HO/ Das setzt allerdings voraus, dass das Öl des ölbildenden Gases (p'h n) ^®'* ^^^^^ der gewöhnlichen Anschauungweise aber ist es ( * H ri) *^'^'^'^' (c? ri )' ®"thält also dann Cl zum Theil in der Form von HCl, und es ist auffallend genug, dass dasselbe sich nicht diesem Theile nach durch Silberoxyd ausfällen lässt. Die Ansicht dieser gepaarten Doppel- oder zweisäurigen Alkohole und Äther, denen dann Doppel- oder zweibasische Säuren entsprechen müssen, ist überhaupt einer sehr grossen Ausdehnung fähig, und es könnten z. B. auch gewisse isomere Säuren hieher gezählt werden. So die kürzlich von Debus beschriebene Glyoxylsäure, die mit der Ameisensäure polymer ist, die gewissermassen das erste Glied einer Reihe ausmachen würde /CaHO^.O.HON / CjHO^.OH x / C4H3O2.OHO >. ICgHOo.O.Hoi ~ lc4H302.0HoJ V CsH^Oa-OHO J Glyoxylsäure ' Butteressigsiiure. Es ist der Fall einer solchen Polymerie dem zwischen der Cyan- und Cyanursäure nicht unähnlich. Gibt es dann einen zweisäurigen Alkohol von der Formel (c^H^O Ho) ^^'yl'^ßthy'" Alkohol, so müsste diesem auch eine ., . , c- /'C6H3 0,.OHO\ . , . .. zweibasische baure = I P H0~ OHO ) ■'^crylameisensaure ent- sprechen, ein Verhältniss, welches auf die Reihe der ßernstein- säure führen könnte, u. s. w.) Es ist nicht zu verkennen, dass nach diesen Ansichten, die übrigens nicht den Anspruch machen, mehr zu sein als eine Ver- muthung, diese Säuren (Salicylsäure, Phloretinsäure.. .) bis zu einem 266 H I a s i w e t z. gewissen Grade mit gepaarten Äthern übereinkämen, saure Hydrat- verbindungen dieser Art wären , wäbrend die Anhydride ihrer Con- stitution nach genau solchen Körpern entsprächen. Darauf, dass hier ein von anderen einbasischen Säuren abweichendes Verhältniss statthat, scheint auch das Anhydrid der Salicylsäure hinzuweisen, das Gerhardt darzustellen versucht hat. Der Körper, den Gerhardt als wasserfreie Salicylsäure be- schreibt, zeigt sehr wenig die sonst wahrgenommenen Eigenschaften anderer Anhydride, ist auch nicht aiialysirt, und wurde blos wegen seines Verhaltens gegen Alkalien für dieses genommen. Daneben wird ein Körper, der Salicylid =C2sH80s erhalten, der um 2H0 ärmer ist als das Anhydrid, dessen Constitution vorläufig mit der des Lactids verglichen wird. Die eben vorgetragene Auffassung würde dann ferner ganz gut die entschieden saure Natur der bislang als der Aldehyd von C14H5O4 = C14H5O4 ) betrachteten salicyligen Säure erklären. H) Diese wäre dann Essigsäure, gepaart mit dem Hydrür Cj.^Hs) : man hätte l HO- HOi V H ' HO J Salicylsüure Salicylige Säure und sein Vermögen, Salze zu geben, läge nothwendig in seiner Natur, sowie es auch klar wäre, dass der Wasserstoff von C13H3O) durcli HOj Alkoholradicale ersetzbar ist. z. B. Ci,H„0 . CgHOo . Ox '^" iltheriaöl. I = Gaul HO/ V CMs ■ 0 Auch eine solche Verbindung muss sich natürlich noch als Säure verhalten. Endlich wird man daran erinnert, dass eine gewisse Überein- stimmung bestände zwischen gewissen gepaarten Säuren anderer Reihen und den vorliegenden, wenn man diese Annahme zugibt. Die gegenwärtig geläufigste Anschauung der Milchsäure z. B. und ihrer Homologen ist die, dass sie mit Aldehyden (Hydrüren) gepaarte Ameisensäuren sind; dieselbe Auffassung hat man u. a. von der Mandelsäure, und so hätte man etwa folgende Analogien: ÜI)er die Phloretinsäiire. 267 CgHOa.CsHOa.ON H • HoJ Glycolsiiure C2H02.C4H„0o.0>^ fC.^ti^fi^.CoWO^.O^^ ^C,2Ho.C\H0o.0- H . HO. Milchsäure Mandelsäure CgHOg • CjQ HgOg . 0 /'»J2nU2.L4MoUo.U \ V H- HoJ Milchsäure /C^HO^.CioHgOa.Ox V H HO J Leucinsäure Sehr von Interesse wäre es nun, zu wissen, worin die Isomerie der Oxybenzoesäure mit der Siilicylsiiure begründet ist, und die den anderen Homologen entsprechenden Isomeren kennen zu lernen. Vielleicht ist diese Säure das der Anissäure vorausgehende Glied, und sie lässt sich betrachten als C2(CioH50o)02.0) , als eine, HOj durch CijHäOa suhstituirte Ameisensäure. Wenn hier von Radicalen geredet wurde, deren Verbindungen man im Übrigen noch nicht kennt, so war von dem Grundsatze aus- gegangen, dass es genügt, von einer Reihe ein Glied zu kennen, um darnach diese vollständig zu construiren, weil unmöglich ein Radical vereinzelt sein kann, sondern nach oben und unten homologe Glieder haben muss. Ich werde nun auch das zweite, durch Spalluiig des Phloretins entstehende Product einer näheren Untersuchung unterziehen, und dadurch zu einer bestimmteren Deutung des Phloridzins zu gelangen suchen. Schon jetzt ist die Ansicht nahe gelegt, dass es den neutralen Salzen der Phhu'etinsäure entspricht, in welchen die beiden Wasser- Äquivalente durch dieÄther C^sO^O (dessen Alkohol C^aH^O^-O) HO ) CiaHgOg, Phloroglucin wäre) und C^oH,, 0,^.0 (davon der Alkohol ^~ ** '"ttO ( "^ Zucker) vertreten sind. Man hätte dann: C^aiO^o f„ „,, / O.CjoH.O^.O Phlc oridzin ^ ~ ' 0. CigHuOjo.O/ ^u^o r^ „. ^O.Ci,H,0,.0 Phio retin 268 H 1 a s i w e t z. Notiz über die Ac h il l e a - S äu r e. Von Prof. Dr. H. Blas i wetz in Innsbruck. Die AchilleasäureZ anon's wurde nach dessen Verführen (Annal. Bd. 58, S. 21) kürzlich in meinem Laboratorium dargestellt, und ich hatte Gelegenheit mit ihr einige Versuche anzustellen, die mich über- zeugt haben, dass dieselbe nicht, wie man wohl vermuthet hat, Apfelsäure ist. Ich halte sie für Aconitsäure. Sie ist in dem Kraut an Kalk gebunden, und wurde aus der Bleiverbindung durch Schwefelwasser- stoff abgeschieden. Die noch braune, sehr saure Flüssigkeit wurde mit Natron neutralisirt, und neuerdings mit essigsaurem Bleioxyd gefällt. Der wieder zersetzte Niederschlag gab eine, nur schwach- gefärbte Lösung der Säure. Diese hinterliess beim Verdunsten einen honiggelben Syrup, der auch nach langem Stehen nicht krystallisirte. Es zeigte sich, dass er beim Verbrennen auf Platin noch einen Bück- tand hinterliess, und in Alkohol mit Hinterlassung eines Salzes, zum grössten Theile löslich war. Dieses Verhalten wurde benützt, die freie Säure davon zu trennen. Der Bückstand, der nach dem Verdunsten der alkoholischen Lösung blieb, wurde wieder in Wasser aufgenommen und mit Blei- zucker gefällt. Der Niederschlag war nun fast ganz weiss, und gab unter Wasser mit Schwefelwasserstofl' zersetzt, eine farblose Lösung. Dieselbe zeigte nach dem Abdampfen auch nach langem Stehen keine Neigung zur Krystallisation. Es war wieder eine syrupartige Flüssig- keit geworden, die sich aber leicht in Alkohol und Äther löste. Die Atherlösung unter der Luftpumpe verdunstet, hinterliess eine weiche amorphe Masse. Dieses Verhalten der, an und für sich nur sehr schwierig kry- stallisirenden Aconitsäure wird vielleicht zum Theil aucb dadurch bedingt, dass der Säure eine kleine Menge einer fremden Verbindung beigemischt ist, die mit Eisenchlorid eine intensiv grüne Färbung Notiz iilier die Achillea-Säure. 269 gibt (vielleicht eine Art Gerbsäure). Ich habe vergeblich versucht, durch fractionirte Fällung mit Bleizucker dieselbe ganz zu entfernen. Die letzten Niederschläge sind gewiss reiner, zeigen auch die Reaction nach dem Zersetzen viel weniger stark, aber ganz ver- schwunden war sie nicht. Die möglichst gereinigte Säure ist nicht flüchtig, leicht löslich in Wasser, in Alkohol und Äther, von starkem rein saurem Geschmack und sättigt die alkalischen Basen vollständig. Die mit Kali und Ammoniak neutralisirten Lösungen trocknen gummiartig ein. Enthält die Säure noch viel von dem gerbsäure- artigen Nebenbestandtheil, so färben sich alkaliseh gemachte Lösun- gen an der Luft gelbbraun. Kalkwasser wird in der Wärme von der Säure nicht getrübt. Die durch Sättigen mit kohlensaurem Kalk erhal- tene Lösung gab eingedampft eine gelatinöse Masse, die mit wellen- förmigen Erhöhungen eintrocknete. Bleizuckerlösung gibt einen flockigen weissen Niederschlag der nicht krystallinisch wird. Barytwasser erzeugt einen voluminösen weissen Niederschlag. Der Silberniederschlag der mit Ammoniak theilweise gesättigten Säure wurde am Licht schnell schwarz. Die von Zanon beschriebe- nen Verbindungen mit Kali und Natron könnten die halbsaureii gewesen sein. Seine Beschreibung ihres Aussehens und Geschmacks passt ganz darauf. Das Ammoniak und Magnesiasalz erhielt auch er amorph. Da- gegen gibt er an, dass die Säurelösung von Bleizucker nicht gefällt werde. 270 N a c h 1) a u r. Über einige Derivate der Galhissäure. Von Rarl Nachbaur. Auf Veranlassung des Herrn Professors Hlasiwetz und unter seiner freundliehen Leitung habe ich eine Reihe von Versuchen ange- stellt, um zu ermitteln, ob sich in die Gallussäure nicht ternäre Radicale einführen lassen. Diese Frage war zunächst veranlasst durch die Entdeckung einer interessanten Säure von Herrn Professor Rochleder in Prag, die ihrer Zusammensetzung nach aufgefasst werden konnte als Gallus- säure, worin drei Äquivalente Wasserstoff durch drei Äquivalente Acetyl ersetzt sind. Herr Professor Ruchleder machte diese Mittheilung an Herrn Professor Hlasiwetz und drückte den Wunsch aus, darüber Ver- suche ausgeführt zu wissen, die vielleicht die Zusammensetzung dieses Körpers durch die Synthese ausser Zweifel stellen könnten. Mit der Ausführung dieser Versuche betraut, bin ich in der Lage, hierüber mittheilen zu können, dass es ohne Schwierigkeit gelingt, den Wasserstoff der Gallussäure durch organische Radicale zu substituiren. Ich habe auf diese Weise nachstehende Verbindungen mit Acetyl, Bulyryl und Benzoyl erhalten. Das Verfahren bestand allgemein darin, dass die Chloriire dieser Radicale mit Gallussäure in einem Kolben zusanunengebracht wurden, der, mit einem Kühlapparate verbunden, gestattete, dass die abdun- stende Flüssigkeit sich condensirend immer wieder zurückfloss. Nach beendigter Einwirkung wurde auf dem Wasserbade der Überschuss der Chlorüre verjagt und die zurückbleibende Masse durch Umkry- stallisiren gereinigt. TctracetylgaUussäure. Ein Loth Gallussäure \\ urde in einen Kolben mit so viel Acetyl- ehlorür zusammengebracht, dass das Gemenge einen dicken Brei Ül)er f'inige Deriviite aben 0-411 Gr. Kohleusiiure und 0-107 Gr. Wasser. II. 0-281 Gr. ü-aben 0-597 Gr. Kohlensäure und 0149 Gr. Wasser. über einige Derivate der Gallussäure. 27 T In 100 Thcilen : I. II. C 58-33 - - 37-94 H 6-13 - - S-89 Diese Zahlen lassen sich nur auf eine Verbindung beziehen, wo in dem Molecul der Gallussäure 2 IJ durch 2 Cg H7O3 ersetzt sind. Die Formel ist sodann: CgH^Oo CgH^O, H \ 11 H und sie verlangt: nereclinct Gcf. im Mittel C 58-06 — S8-13 H Ö80 — 601 0 3613 — 30-86 Die alkoholische Lösung reagirt sauer. Eisenchlorid gibt in derselben eine intensiv grüne Färbung. Alkoholische Bleizuckerlösung trübt die Lösung schwach. Schwefelsaures Eisenoxydul lässt unverändert. Mit Ätzalkalien wird die Lösung an der Luft roth. Silbersolution gibt nach Zusatz von Ammoniak einen weissen Niederschlag, der sich schnell reducirt. Benzoylgallossiinre. Der Rückstand von der Einwirkung des ßenzoylchlorürs auf Gallussäure ist warm eine zähe Masse, die lange die letzten Theile des Chlorürs zurückhält. Sie ist in Wasser ganz unlöslich, wird von Alkohol fast in allen Verhältnissen aufgenommen und durch Wasser aus solcher Lösung milchig gefällt. Diese Löslichkeitsverhältnisse erschweren ihre iieinigung so, dass die Angaben, die ich über ihre Zusammensetzung machen kann, nur ungefähre sind. Wenn die alkoholischeLösung an der Luft freiwillig verdunstet, so bilden sich bei ziemlicher Concentration der Flüssigkeit krümliche Ausscheidungen, die zwischen Leinwand von der dicken klebrigen Lauge abgepresst wurden. Es dauert aber sehr lange, bis die letzten Spuren von Alkohol aus der Masse entfernt sind, zumal bei etwa 50" 27S Nachbaiir. Über einige Derivate der Gallussäure. in den Blasenräunien, die sich in der dicklichen Masse bilden, schon kleine Benzoesäurespiesse wahrgenommen werden können. Bei 100'^ bildet sich auf der Masse bald eine Auswitterung von Benzoesäure. Es gelang auch nicht, Verbindungen von constanter Zusammen- setzung zu erhalten. Mit Eisenchlorid entsteht eine intensiv grüne Färbung. Die weingeistige Lösung gibt folgende Reactionen. Alkoholische rieizuckei-lösung fällt einen käsigen weissen Nie- derschlag. Ätzalkalien färben die Lösung an der Luft rolh. SchwefelsäuiR löst den Körper erwärmt mit röthlicher Farbe. Beim Verdiinnen mit Wasser fallen Benzoesäurekrystalle heraus. Die Analysen von Substanzen, die mit möglichster Vermeidung der Zersetzung durch Wärme dargestellt waren, ergaben nach zwei Bereitungen : 1. II. C6Ö-32 — 64-69 H 0 06 — 4- SO Die Rechnung verlangt für ( C14H5O0 \ Cu( ' ^ J 0^0— C 61-31 — H 3-64 f.. (C,.H,0,), für p ^ **H 0 C66-66 — H3 61 ^w "4 '-'10 »r H 0 C60-70 — H3-73 Man sieht, dass das Product, welches 2 Äquivalente ßenzoyl enthält, den gefundenen Werthen am nächsten kommt. Die Eigenschaften einer solchen substituirten Gallussäure erin- nern sehr an das natürliche Bcnzoeharz, und es ist nicht unmöglich, dass dieses eine ähnliche substituirte Verbindung ist, die beim Er- hitzen gerade so wie das geschilderte Präparat des Benzoyl als B(mi- zoesäure absublimiren lässt. Eine weingeistige Lösung der Beuzoe gibt mit Eisenchlorid versetzt ebenfalls eine grüne Farbenreaction. Gi Im. Über Kolileiisiiiiie-Ijesliiniiiuiii; iler iitiiiusiiliiirischeii Lult. C i a Über Kohlensäure - Bestimmimfj der atmosphärischen Luft. Von Dr. Hugo v. Gilm *)• (Mit I Tafel.) Seit lüngerei' Zeit mit derartigen Versuchen beschäftiget glaube ich nunmehr Resultate mittheilen zu können, die der Wahrheit ganz entsprechen. Nebstdem, dass die gemachten Versuche mit den von Saussure angestellten Bestimmungen 2) völlig übereinstimmen, sind dieselben durch gemachte Controlversuche, von denen später die Rede sein soll, fast gänzlich ausser Zweifel gesetzt. Der Apparat, dessenichmich bediente, hatte folgende Einrichtung: Ein Aspirator A Fig. 1, mit einem Thermometer und Manometer versehen, ist durch einen Kautschukschlauch mit der Absorptionsröhre B in Verbindung gebracht. Dieselbe ist fast ein Meter lang, von der Weite einer gewöhnlichen Verbrennungsröhre, an dem unteren Ende schenkeiförmig gebogen, am oberen etwas ausgezogen. Zur *) Die vorstehende Mittheilung- des Herrn Dr. Gilm möge als die Forlsetzung- der von mir beschriebenen Untersuchungen über die Kohlensäurel)estimniung^ der Atmo- sphäre betrachtet werden. Die Methode , welche hier befolgt wird , rührt von Herrn Dr. C. Mohr in Coblenz her, der mir bald nachdem ich meine Erfah- rungen veröffentlicht hatte , dieselbe brieflich mittheilte und mich aufforderte nach ihr die Bestimmungen zu versuchen. Da meine Zeit anderweitig sclion sehr in Anspruch genommen war, übernahm es Herr Dr. Gilm nach derselben eine Anzahl Analysen auszuführen , deren mit der grössten Sorgfalt gewonneneu Resultate dieses Verfahren unstreitig als das zweckmässigste und schärfste empfehlen, welches wir gegenwärtig für'^diese schwie- rigen Bestimmungen besitzen. Die Methode ist zugleich die einzige , welche durch Gegenversuche contro- lirt wurde und dadurch den Zahlen volles Zutrauen sichert. Sic umgeht, indem sie mit einem Titrirversuch zu Ende geführt wird, jede Wägung, und ist bei einiger Übung scimell und sicher auszuführen. Sie wird die Anerkennung aller Chemiker verdienen, die sich in der Folge mit solchen Untersuchungen befassen wollen, und ich benütze, da zunächst mein Interesse dadurch berührt wurde, die Gelegenheit, Herrn Dr. Mohr meinen ver- bindlichsten Dank dafür ahzuslatten. Die Frage, die ich mir im Anfange meiner Versuche gestellt halte, ob während des hier herrschenden Südwindes (Sirocco) der Kohlensäuregehalt der Luft sehr verändert ist, kann nun schon beantwortet werden. Die Schwankungen sind höchst unbedeutend und jedesfalls zu klein, um die merkwürdigen Wirkungen auf den Organismus mit erklären zu können, die sich während der Herrschaft desselben einstellen. Hlasiwetz. 2) Poggendorff, Annalen der Physik und Chemie, Band XI.V, Stück 111, Seite 391. 280 r. i I m. besseren Absorption ist die Röhre mit groben Glasstiicken bis über die Hälfte gefüllt. Die zu untersuchende Luft wird in die etwas schief gestellte Röhre durch ein Glasrohr c eingeführt. Ein zwischen dem Aspirator und der Ahsorptionsröhre einge- schalteter Probeapparat C versichert von der vollständigen Absorption der Kohlensäure in der Röhre, Als Absorptionsmittel diente vollkommen klares Barytwasser, das in einer Spritztlasche bereit gehalten wurde. Schaltet man zwischen Röhre und Aspirator noch ein Kölbchen mit Barytwasser ein, so bemerkt man , dass immer eine kleine Trübung in demselben auftritt, die aber nur von der in demselben befindlichen Luft herrührt. Um dies zu umgehen, gab ich dem Probeapparat die Einrichtung, wie sie in der Fig. 1 abgebildet ist. Das Probetläsch- chen a wird ganz voll gefüllt, so dass das durch die eintretende Luft verdrängte Barytwasser in das als Vorlage dienende zweite Fläsch- chen b gelangt, Avelches vor dem Versuch leer gelassen wird. Ver- suche, in denen ich mehr als die dreifache Menge der sonst zu absor- birenden Kohlensäure und noch dazu mit grösserer Geschwindigkeit den Apparat durchlaufen Hess, gaben mir die vollständigste Über- zeugung von der gänzlichen Absorption der Kohlensäure in der Röhre. Die Flüssigkeit des ersten Kölbchens a blieb dann durchaus ungetrübt. Die Menge der untersuchten Luft betrug im Durchschnitt 60 Litre, sie wurde aus dem anstehenden Garten entnommen. Nach Ausfluss von je 30 Litre, wozu drei Stunden erforderlich waren, wurden Barometer-Temperatur und Manometerstand notirt, der Aspi- rator neu gefüllt. Nach soweit beendigtem Versuche wurde zum Aus- waschen des erhaltenen Niederschlags gesehritten. Es geschah dies auf einem Doppeltrichter Fig. 2. (Der innere Kork hat ausser der Bohrung für den Trichter noch eine seitliche Spalte, um die Luft des äusseren Trichters und der Flasche communiciren zu lassen.) Die Röhre wurde zunächst mit destillirtem Wasser, das mit kohlensaurem Baryt gesättigt war'), 6 — 7 Mal ausgespült, der Trichter nach jedesmaligem Aufgiessen bedekt, zuletzt drei Mal mit ausge- kochtem Wasser nachgewaschen, der Niederschlag auf dem Filter ebenso behandelt. Es mag nicht befremden, dass die ablaufende 1) Dies ist e'no Vorsichtsmassregel, dieSaussur eeiiigeführt hat (P ogge nd o r f f, Band XIX, Stück III, Seite 400) und die ich nach der Erfahrung dieses Chemikers nicht umgehen zu dürfen glauhle. über Kohlensäiirp-Bcstimmuno- Her atmospliärischen Liift. 281 Flüssigkeit in der Flasche sich sehr bald trübt, was aber durchaus nicht von einem Durchgehen des Niederschlags herrührt, denn es fällt, wie man sich leicht überzeugen kann, jeder Tropfen vollkommen klar, und nimmt erst in der Flasche die darin bctindliche Kohlensäure auf. Endlich wurde sämmtlicher kohlensaurer Baryt auf dem Filter in verdünnter Salzsäure gelöst, ebenso die letzten Reste Baryt in der Röhrein verdünnter Salzsäure aufgenommen, die vereinigten Flüssig- keiten in eine Schale gespült und das Ganze auf dem Wasserbade zum Trocknen gebracht und geglüht. In dem wiedergelösten Chlorbaryum wurde nun nach Dr. Mohr s Methode der Chlorbestimmung der Chlorgehalt ermittelt i). Die Resultate dieses Titi-irverfahrens sind bei einiger Übung fast theoretisch genau. Von der erhaltenen Menge Chlor wurde auf die entsprechende Menge Kohlensäure geschlossen. Zur Berechnung wurde aus den vorhandenen Barometer- und Thermometerangaben das Mittel angenommen. Ich gebe nun im Fol- genden eine Reihe von Bestimmungen, wie ich sie nach beschrie- benem Verfahren ausgeführt habe. 1850 Baroin. in Milii- meteni Tempe- ratur nach l'elsius Ol - o Ange- wandtes f.urtvolu- nieii C. C. Gefundene Kohlen- säure in (^raiumeii Corri- girtes Voluraen 10000 Theile Wilterungs- Verhiiltiiisse 18. Nov. 720 -G lä-5 3 G0640 0 0407 3-89 klar und kalt 19. „ 719-0 14-7 55 60100 0-0396 3-83 triil) u. windstill 22. „ 71Ö-0 IS-S 4 601 00 0 0422 4 30 Ro^'en 29. „ 7o:;-2 IS 5 GOOOO 0 0438 4-33 umwölkt 2. Dec. 71G-0 14-5 12 60000 0 0462 4-53 klar ä. „ 7ii-5 13 7 60000 0 0459 4-39 heiler und kalt 11. „ 710-2 16 10 60000 0-0422 4-19 Sirocco 17. „ 721 1 14 2 9 60000 0-0429 4-15 klar und kalt 2. Jiinn. 719-!; 12 H 60000 0-0477 4-58 etwas trübe IS. „ 717S 13 12 00409 0-0418 4-03 Schnee 17. „ 719;; 12 9 60000 0-0433 4-16 klar 21. „ 7o:;-9 14-2 8 60290 0-0414 4-11 ,, 27. „ 709-6 10 8 60000 0-0425 4-10 etwas trübe 6. Febr. 712-3 i2 8 60370 0 0455 4-38 klar 12. „ 719-7 12 6 60943 0-0458 4-31 Schnee 17. „ 722-2 14 5 60000 0-0453 4-35 klar 22. „ 725 -6 13 i; G0574 0-0409 3-85 klar u. windstill 23. „ 727 0 13 7 60000 0-0400 3-85 Sirocco 7. März 70S-6 13 6 63065 0-0411 3-82 trübe, Schnee Mitte 1 4-'l5 ij Annalen der Chemie und Pharinacie, Bd. 97, Seite 333 und Bd. 1)9, S. 197. Meine angewandte Silherlosuno- enthält im C. C. - O-OOSö Ag-0. NOs =00011 fir. CO.,. 282 G i I in. Zum Vergleiche führe ich in folgender Tabelle einige von Sa US SU regemachte Bestimmungen an; sie sind ausPogge ndo rffs Annalen, Band XIX, Stück III, Seite 426 entnommen. Nummer der von S a u SS u r e ge- maeliteu Beobachtung- 1) a t II iii Kohlensäure in 10000 Volum- theilen 1 47 103 106 111 114 116 224 120 126 21 124 130 132 6. November 1827 14. „ 1828 406 416 3-91 4-06 4-18 413 4-79 4-26 3-66 3-;;s 4-26 4-2Ö 4-23 21. „ „ 5. December „ 22. „ 27. „ „ 3. Jiinner 1830 28. „ 1829 19. Februar „ 12. „ 1827 . 19. „ 1829 7. März „ 12. „ M. 4-12 Gelang es nun die Kohlensäure einer Luft von bekanntem Kohlensäuregehalt mittelst dieses Apparates wieder zu finden, so war der verlässlichste Beweis für die Bichtigkeit dieser Methode gegeben. Das Princip des hiezu angewendeten Apparates bestand darin, dass in einem von Kohlensäure befreiten Kolben eine gewogene Menge kohlensauren Baryts durch Schwefelsäure zersetzt und die so frei gewordene Kohlensäure in der Absorptionsröhre aufgefangen wurde. Zu dem Zweck traf ich folgende Einrichtung: Fig. 3. In dem Zersetzungskolben Ä von ungefähr einem halben Litre Inhalt sind durch einen gutschliessenden Kork drei Bohren a, b, c eingelassen; die erste a reicht bis fast in die Mitte des Kolbens und führt die zu untersuchende Luft in die Absorptionsröhre C', die zweite Bohre b reicht bis fast an den Boden des Kolbens, ist etwas weiter an ihrem ausserhalb des Kolbens befindlichen Ende etwas ausgeweitet, und kann auch mit einem Kork verschlossen werden; die dritte Bohre c reicht einige Linien weniger tief in den Kolben als b und lässt kohlensäurefreie Luft in den Kolben nachströmen. Man brachte nun Üher Kolileiisäiire-Hi'stiiiitiumt^cii dcf iitinospliürisclieii fuift. 283 SO viel Quecksilber in den Kolben, dass es die Röhre e eben nicht mehr berührt. Mit dem Kolben ist durch a der schon früher erwähnte Probeapparat B in Verbindung gebracht, welcher, ohne den Apparat aus einander nehmen zu müssen, beliebig aus- und eingeschaltet werden kann. Die Construetion dieser Vorrichtung ist aus derZeich- nung ersichtlich; dadurch, dass man die Röhren oo oder x absperrt, passirt die Luft je nach Redarf zuerst den Probeapparat, oder sie dringt ohne weiteres in die Absorptionsröhre. Die Absperrung geschieht durch Klammern. Von hier aus gelangt die Luft unmittel- bar in die Absorptionsröhre C und von da in den Aspirator. Die Röhre c ist durch den Schlauch u mit einer Kaliröhre v verbunden, durch welche die äussere Luft eintritt. Nun wurde eine genau gewogene Menge kohlensauren Baryts (für jeden Versuch 0-2 Gr.) in den Kolben gebracht und gut nachgespült, so dass das Waschwasser 4 — 5 Linien über dem Quecksilber stand und so die Röhre e in selbes hineinragte. Man verschloss nun den Kolben A und Hess bei einge- schaltetem Probeapparat, also während x geschlossen war, den Aspirator ausfliessen. Auf diese Weise wird die Luft des Kolbens ganz verdrängt und durch kohlensäurefreie ersetzt. Die Röhre bleibt vollkommen klar. Nachdem man ungefähr das 6 — Sfache Volumen des Kolbens hatte Luft durchstreichen lassen und so versichert war, keine Kohlensäure mehr im Kolben zu haben ij, schloss man den Probeapparat durch Absperrung von oo ab und brachte so den Kolben direct mit der Absorptionsröhre in Ver- bindung. Nun Hess man wieder langsam den Aspirator ausfliessen und goss durch die Röhre b verdünnte Schwefelsäure in den Kolben; sie dringt durch das Quecksilber und bewirkt die Zersetzung des Baryt- salzes. Dabei ist jeder Luftzutritt abgeschlossen. Nachdem man einige Zeit hat ausfliessen lassen, erwärmte man den Kolben allmählich bis zum Sieden des Wassers, Hess wieder erkalten und wiederholte das 2 — 3 Mal. Das Kochen wird durch die Quecksilberschichte sehr gleichmässig. Durch die leichtere Diffusion und den sich entwickeln- den Wasserdampf wird die Kohlensäure vollends in die Absorptions- röhren geführt. 1) Mau kann sich auch direct davon überzeugen, indem man das Ausfliessen des Aspirators unterbricht, das Probekölbeheu absperrt und neu füllt. Das nun wieder eingeschaltete Fliischchen wird sodann klar bleiben. 284 fiilm. Über Kohlensäure-Beslimiiuiiig der atmosiiliärischen Luft. Spuren von ScliMefelsäurediimpfen , die allenfalls mitgerissen werden, können bei dem grossen Ubersehuss an Barytwasser in der Röhre keinen störenden Einfluss haben. Ich Hess etwa das SOfache Volum des Kolbens an Luft durch- strömen und überzeugte mich sodann durch den einstweilen neu gefüllten und nun wieder eingeschaltetenProbeapparat von der gänz- lichen Entfernung aller Kohlensäure aus dem Kolben. Der so erhaltene kohlensaure Baryt in der Absorptionsröhre ist etwas voluminöser, lockerer, als der früher erhaltene und wurde auf die gleiche Weise behandelt. Vier Versuche dieser Art ergaben für 0*2 Gr. zersetzten kohlen- sauren Baryts Kohlensäure: Berechnet tiefundeu I. 0-0449 0-0427 II. n 0-045ä III. !> 0-0462 IV. » 0-0446 Die Empfindlichkeit dieser Methode würde das Verfahren in allen Fällen empfehlen, wo man eine sehr genaue Bestimmung der Kohlensäure in kohlensauren Verbindungen beabsichtigt, z.B. aus dem bei Mineralwasser-Analysen erhaltenen kohlensauren Baryt u. dgl. Ich beginne nun eine Versuchsreihe ähnlicher Art über den Ammoniakgehalt der Luft, über welchen bekanntlich die Angaben noch sehr aus einander gehen, und schliesse diese meine Mittheilung, in- dem ich meinem hochgeehrten Lehrer Herrn Professor H. Hlasiwetz meinen besten Dank für seine freundliche Unterstützung und Theil- nahme ausdrücke. (iiliii. l'tbfr K..lili'ii.vaiire = Uc ;liiuniimi>' ilcr almus|]liiiiisiheil l.iifl. fii/ J. ^S.W.iiiiiSsli il k Ak.iil JAVuinlUii.ilura nXXWBil 2 Htfl III ki> dliHti •. S«.uiaiinfcs 284 wer( Röhi ströi gefü lich( ist € auf I säur aller Koh bei Ami sehi dem meii nalii II k eise II. Miiieral-Aiialyseii, ■wol) M i n e r a l - A n a l y s e n '). Von Dr. Fried. Buk eisen. I. Schwarzer dliiiuiier. Spiegelglänzend, fast demantartig, wie Blende, und raben- schwarz. Spröde, jedoch elastisch. Salzsäure sowol als Salpetersäure entziehen ihm die schwarze Farbe, und er wird nach dem Trocknen metallglänzend und eisengrau, ohne den Glanz zu verlieren. Die Säuren färben sich grünlichgelb. Vor dem Löthrohr brennt er sich zunächst, ohne denGhinz zu verlieren, tombakbraun. Weiterhin rundet er sich an den Spitzen und Kanten, und das Blättchen wird feinblasig, fast matt, und dunkelbraun, ohne dass er zur eigentlichen Schmelzung und Bildung einer Perle zu bringen wäre. Während dem färbt er die äussere Flamme etwas röthlich. Er findet sich im Pfitsch, mit Schörl innig verwachsen. Spec. Gewicht = 2-94; Härte = 3-0. Die Analyse zeigt, dass seine Zusammensetzung fast ganz die- selbe ist, wie die des schwarzgrünen Glimmers aus dem Zillerthale, den Varrentrapp untersueht bat. (Rammelsberg's Handwörterbuch Suppl. H. .^6). Bukeisen Vai-rentrapp Kieselsäure . . . . — 38-43 39 -SS Thonerde . . . , . - tS-71 16-07 Eisenoxydul . . . . — i304 i3-21 Bittererde . . . 17-28 15-60 *) Die vorliegenden Analysen sind auf den Wunseli des Verfassers des bekannten verdienstvollen Werkes: „Die Mineralien Tirols«, Herrn Baudirectors Liebener , in meinem Laboratorium ausgcfiibrt. Dieselben werden für die Gesteinslelire Tirols einiges Interesse haben, da die untersuchten Mineralien (aus der Privatsaramlung des genannten Herrn mir zur Verfügung gestellt) ihren Fundorten nach neu sind. Nach ihrem ander- weitigen Vorkommen sind sie siunmtlicli schon mehrfach Gegenstand der Unter- suchung gewesen. Hlasiwetz 28() Huhc-i.se.,. Uuki'iseii VÄri-i-nti-iiii» Kali - 11-42 13-G8 Wasser - 2 76 K;>lk 0-42 Kalk ^ Maiifjan [ Spuren Fluor ) 98-64 98-83 2. Desmin von demselben. Halbkugelige , tropfenförmige , höchstens liniengrosse Massen, mit cüiicentrisch strahliger Textur, einzeln und neben einander auf einer dünnen Kruste der gleichen Substanz, welche unmittelbar auf dem Gestein, oder auch auf Analcim liegt, aufgewachsen, mit rauher Oberflache. Halbdurchsichtig bis durchsichtig. Grünnlichweiss; starker Glasglanz. Vor dem Löthrohr leicht schmelzbar, aufschwellend wie Borax, schäumend; schmilzt dann zu einem schneeweissen traubigen Glase, welches auch in Kugelform durch längeres Blasen gebracht werden kann, aber nicht durchsichtig wird, wenn es gleich ein schwaches Durchschimmern zeigt. Kommt auf Blasenräumen und Gängen des Melaphyrs, begleitet von Chabasit und Analcimkrystallen auf der Seiser Alpe an der Pufler Lahn vor (Puflerit). Spec. Gew. = 2-0; Härte = 3-5. Gefunden wurde : Kieselsäure 32-84 Thonerde 16-30 Kalk 11-79 Wasser 1716 98-09 Diese Mengen kommen der Formel (CaO . AI0O3 -fo [3II0 .oSiO,] ) nahe, welche verlangt: Kieselsäure 38-23 Thonerde 16-09 Kalk 8-77 Wasser 16-91 Die Differenzen in Kieselsäure und Kalkgehalt kommen auf Rechnung der Beschaffenheit des Minerals. Die Betrachtung unter der lioupe zeigt, dass in den Kugeln kleine fremde Thoile einge- schlossen sind, und man bemerkt deutlich kleine weisse, körnige Mineral-Analysen. 287 Kryställchen von Calcit, und, dem Mineral im Äussern sehr ähnliche Chabasitbeimengurigen. Bis vor einigen Jahren wurde das Mineral für Prehnit gehalten, später für Thonisonit erklärt. 3. Braunit von demselben. Kommt in abgerundeten, unförmlichen Knollen und Massen von mehreren C Zollen in einem Serpentingestein iniEiigaddin vor. Das Äussere ist dem Meteoreisen täuschend ähnlicli, da sich deutliche Spuren von Verschmelzung der Oberfläche zeigen; auch das Innere sieht einem Arolithen nicht unähnlich. Spec. Gew. = 3'o. Miinganoxyilul .... — 56*04 Sauerstoff _ 6-42 Eisenoxyd — 14-S3 Bittererde — 9- Ol Kalk — Spuren Kieselsäure - — 11 '19 Wasser — 2-.o3 99-74 Nach Abzug der Nebenbestandtheile hat man : Rechnung Versuch Mna — 69-7S 69-38 Og — 30-23 3016 100-00 öFsT 4. Schaliger Serpentin (Antigorit?) von Dr. Hugo v. 6rilm. Krummsclialig, abgesondert; die Absonderungsflächen stark glänzend; GijiSglanz; der Querbruch matt , uneben, ins Schuppige. Dunkellauchgrün bis hellgrün; in dünnen Schalen durchscheinend. Perlmutterschiller mit Dichroismus ins Braune, auch Himmelblaue. Strich: grünlichgrau — matt. Strichpulver: aschgrau — matt. Vor dem Löthrohr brennt er sich ziegelfarbig, und wird perl- mutterglänzend wie Heulandit; die feinsten Splitter des blättrigen, durchsichtigen Theiles schmelzen an der Spitze zu dunkelbraunen Kugel eben. Das Strichpulver wird von Borax auf Platindrath ganz aufgelöst, und die Perle bleibt durchsichtig ohne Blasen ; nur entsteht eine schwache Eisenfarbe, die ziemlich ausbleicht. Sitz. d. mathera.-naturw. Cl. XXIV. Bd. II. Hft. 19 2(S(S B u k e i s e n. Das eigentliche Fossil ist blättrig; dazwischen liegt aber nach der Meinung dos Herrn Directors Lieben er Serpentin ebenfalls in feinen Lamellen, und ziimTheil auch dickeren Schalen. Härte =3-5; sie bezieht sich auf den blättrigen Theil. Spec. Gew. = 2-593. Fundort: „Windisch Matrei" im Kaiser Thale. Kieselsiiure .... — 42-42 Bittererde — 38-05 Eisenoxydul .... — S*71 Thonerde — 0-6ö Wasser — 12-91 11-5 1)9-74 Datier: R : Si : H 2-93 : 3-87 : 2 Die Serpentinforinel verlangt : 3:4:2 5. Asbestartiger Serpentin (Mctaxit) von demselben. Feinfasrig, verworren und undeutlich. Wenig glänzend bis Seidenglanz, grünlichweiss; stark an der Zunge hängend. Riecht benetzt ein wenig bittererdig. Dickschalig, und dann im Querbruch deutlich fasrig, die Fasern mit den Schalen rechtwinklig, ähnlich dem Chrysotil construirt. Sich fettig anfühlend. Strich : verändert den Glanz nicht, fast matt. Im Wasser wird er mehr grünlich. Zähe wie der Metaxit. Vor dem Löthrohr brennt er sich weiss; feine Fasern zeigen eine anfangende Verschlackung, olinc zu schmelzen. Mit Borax gibt er mit merklichem Brausen ein wenig blasiges, die Eisenfarbe zeigendes, nach dem Abkühlen blasseres, mit Phosphorsalz dasselbe Glas; dasselbe ist nach dem Erkalten wasserhell. Salzsäure verändert ihn kaum. Er wurde in Pregratten gefuuueii. Spec. Gew. = 2-504; Härte = 2. Kieselsäure 42-19 Bittererde 38-71 Eisenoxydul 5-98 Thonerde 0-62 Wasser 12-54 100-04 Diese Zusammensetzung ist fast die gleiche wie die des vor- stehenden Serpentins. Ähnliche Resultate erhielt auch Schweizer Mineral-Analysen. 289 (.1. f. pr. Chem. XXXII. 378) bei d er Untersuchung solcher aus dem Serpentin entstandener Talksilicatc. Er fand: Kieselsäure. . . 44-22 - - 41-69 - - 43-66 Bittererde . . . 30-41 - - 40-33 - - 41-12 Eisenoxydul . . 4-90 - 2 07 - 1-96 Thonerde . . . 1-36 - 1-56 - 0-64 Wasser . . . . 13-11 - - 12-82 - - 13-57 6. Göthit von demselben. Kommt in ganz kleinen, schuppigen, blättrigen, und zum Theil sternförmigen Partien in einem mit Kalkspath durchzogenen Epidot- Gesteine in der Finstermünz vor. Strich, Farbe, Durchscheinheit etc. dem G()thit ganz gleich. Es konnte mit dem Messer eben nur so viel losgelöst werden, dass die Bestimmung des Wassers und Eisenoxyds die Natur des Minerals beweisen liess. Man erhielt in 100 Theilen 6-92 Wasser und 53-29 Eisenoxyd. Sieht man von den unwesentlichen Bestandtheilen (Kieselsäure, Kohlensäure, Kalk, Magnesia) ab, so hat man : Rccliuuiig; Versuch 89-6 88-6 10-4 11-4 Fe^O., HO 100-0 100-0 7. Keroiiiohalith von Ludwig Barth. Zerreiblich. Überzieht bei Nikolsdorf unterhalb Lienz im Puster- thale eine Glimmerschieferwand als Kruste, und bildet sich fortwäh- rend. Lichtgelb bis weiss, und bedeutend zerbrechlicher und zarter aU izwv: von Schemnitz, dem er übrigens in seiner feinfasrigen Structur ganz gleicV. ist. Er enthält : Thonerde (mit Spuren Vor Eisen) . . . 15*8 Schwefelsäure 36*0 Wasser 48-4 ^^0^2~ entsprechend der Formel : (ALOs . 3SO3 -f 18H0). welche verlangt : Thonerde 15-4 Sciiwefelsäure 36-0 Wasser 48 6 100-0 19* 290 Bukeisen. Mineral-Analysen. 8. Diopsid (Augit) von demselben. Bruch muschlig, mit Glasglauz. Von aussen rauh, fettglänzend, schmutzig, pistaziengrün, durchscheinend. Vor dem Löthrohr schmilzt er nur in feinen Splittern zurKugel, oder durchscheinender gelbhräunlicher Schlacke. Kommt in Tafehi bis über Zolllänge, '/a Zoll ßreite und 2 Linien Dicke vor, welche die Entrandung zum Verschwinden der P fläche zwar deutlich, aber keine andere Modification wahrnehmen lassen, weil die Kanten zugerundet sind. Er wurde früher im Zillerthal, in Chloritschiefer eingewachsen, gefunden. Spec. Gew. = 3-395; Härte = 6-5 — 7. Die Analyse gab: Kieselsäure 48*47 Kalk 21-96 Bittererde 13 'SQ Thonerde 8-23 Eisenoxydul 4* 30 Glühverlust 073 99-27 Kudernatsch (Rammelsberg's Handbuch, S. 61) fand in einem Augit vom Gillenfelder Maar in der Eifel für die Hauptbestandtheile sehr annähernde Zahlen : Kieselsäure 48 '76 Kalk 23*26 Bittererde 15 -78 Thonerde 4-99 Eisenoxydul 7-21 iöOOO Roll e 1 1. Untersuchungen zur näheren Kenntniss des Baues der Muskelfaser. 291 Vorträge. Untersuchungen zur nüheren Kenntniss des Baues der quer- gestreiften Muskelfaser. Ang-estellt im physiologischen Institute 0er Wiener Universität von Alexander Rollet t. (Mit 1 Tafel.) (Vorg-etrag'en von Herrn Prof. Brücke.) Als ich mich bei Gelegenheit der AulYindung von frei im Innern der Muskeln endigenden quergestreiften Muskelfasern i) viel mit der Untersuchung des Muskelgewebes beschäftigte, ergaben sich mir einige für den Bau der quergestreiften Primitivbündel bemerkens- werthe Bilder, deren nähere Erforschung ich unternahm. Die Resul- tate derselben bilden den Inhalt gegenwärtiger Abhandlung. *) Als Nachtrag- zu meiner Abhandlung-: Über freie Enden quergestreifter Muskelfasern im Innern der Muskeln (Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften, Bd. XXI, p. 176) gebe ich hier eine Literaturnote. In H a 1 1 e r's Element, phys. Tom. IV. lib. XI. sect. 1. §. 3. kommt folgende Stelle vor: „Nun valde longa fibra (sei. carnea) est, neque muscuU longitiidini aequulis, vt omnino posi breve forte unciae iter, fibra non quidem tendinea aliqua cnervatione terrninetur , sed utique dextrorsum aut sinistrorsuin ad latus intorta, inter sui similes evanescat, aatto fine, multaque ceUulosa tela firmato". Was Haller mit diesen Worten beschrieben hat, weiss ich nicht anzugeben, da auch nirgends eine Abbildung existirt, an der man sich liaths erholen könnte, aber so viel ist gewiss, (tass von seiner Beschreibung nur die Worte : „inter sui similes evanescat^ und „aciito fine" auf -lie von mir beschriebenen spitzen Muskelfaserenden sich anwenden Hessen ; alles Andere pajst nicht auf dieselben. Mit Entschiedenheit geht aber aus einer andern Stelle H a 11 er's hervor, dass er keine natürlichen, sondern nur künstliche Faserenden im Fleischbauch der .Muskeln gesehen hat. Diese Stelle findet sich in seinen : „Primae lineae physiologiae in usum praelectionum academi- carum. Quarto emendatae et auctae. Lausanae 1771. p. 222, und lautet: „In fibra ipsa visibili qualibet adparet series filorum, quae detortis finibus inmixta cum sui siinilibus et conylutinata , in fibram majorem conjunguntur." Es ist dies die im Auszuge wiedergegebene Stelle des grösseren Werkes, welche letztere mir erst einer näheren Anführung bedürftig schien, als ich sie in Kölliker's niikroskop. Anat. Bd. II, 1. Hälfte, p. 210 in einer specielleren Autfassungsweise angezogen fand, was mir entging, als ich wegen des p. 176 d. Sitzungsberichte gegebenen Citates beiKölliker nachblätterte. 292 Rollet t. üntersucliiing'en zur näheren Überblickt man die Literatur der ({iiergestreifteii Muskelfitser und geht dabei bis auf Schwan n's erste Publicationen zurück, so nimmt man wahr, dass im Allgemeinen die Ansichten der Mikro- skopiker über den Bau der Muskelfaser sich seit jener Zeit nicht wesentlich geändert haben. Schwann nennt die Muskelfibrillen, für deren Darstellung er bestimmte Methoden angibt, perlschnurartige Fäden *), erklärt die Querstreifung der Muskelfaser durch eine regelmässige Ancinander- lagerung der dickeren und dünneren Abtheilungen jener Fäden, ent- deckte die Kerne 2) der Muskelfasern und beschrieb zuerst die structurlose Scheide des Primitivbündels s). Seit jenen Arbeiten Schwan n's wurde viel über Muskelstructur geschrieben, die verschiedensten Ansichten über den Bau der Fibrille und den Grund der Querstreifung tauchten auf, aber die von Valen- tin*) wenig geänderte Lehre Schwann's, wonach die Muskelfaser ein durch das Sarkolemma zusammengehaltenes Bündel varicöser Fibrillen ist, zählte stets, und zählt noch jetzt die meisten Anhänger. Die Bestrebungen Bowma n's 5) Remak's 6) Leydig's^), die Fibrillen nur alsKunstproducte zu betrachten, fanden wenig Anklang. Vor Allen hatten aber Bowman's Ansichten fast nur Wider- legungen zu erfahren, denn wenn man auch hie und da die von ihm beobachtete Erscheinung des Zerfallens einer Muskelfaser in der Richtung der Querstreifen wieder gesehen hatte, so legte man doch keinen grossen Werth darauf, weil man sie eben mit der gangbaren Ansicht vom Bau der quergestreiften Muskelfaser nicht in Einklang zu bringen wusste. Da mir im Folgenden Gelegenheit geboten wird 1) Müller, Handbuch der Physiologie. 3. Aiifliige, CoLlenz !83o — 1837, II. Bd. 1. Ablh. |). 33. '■*) Mikroskopische Untersuchiing-en über die-übereinstiiiiiniing- der Slrucdir und des Wiichsthtims der Thiere und Pllnii^en. Berlin 1839, p. 168. 3) L. c. p. 160. ■*) Gewebe des menscliiichen und thierischen Kor[iers in W.igner's Handwörterbucti der Physiologie. Braunschweig- 1842, I. Bd., p. 712. ^) On the ininuie structiire and movements of voluntary niuscie. Philosophical Trans- act. P. H. for. 1840 P. I. for 1841, im Auszuge in Reicherfs Jahresbericht, M ii 1 1 6 r's Archiv, 1842. *) Über die Zusaramenziehung der Muskeipriniitivbündel. 3Iiiller"s Archiv, 1843, p. 187. ') Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere. Frankfurt 18.i7, p. 44, und verschiedene Schriften. Kenntiiiss des Baues der quergestreiften Muskelfaser. 293 auf die Bowniairschen Beobachtungen etwas näher einzugehen, will ich das Wesentlichste derselben hieher setzen. Bowmani) gibt an, dass man an der Oberfläche sowohl als auch im Innern der Muskelfaser stets dunkle Längsstreifen wahr- nehme, in deren Richtung sie sich gewöhnlich in Fibrillen spalten, welche letztere aber nur durch das Zerfallen der Muskelfaser ent- stehen, nicht ursprünglich in ihr vorhanden sind. Manchmal zeigen jedoch die Muskelfasern auch gar keine Neigung zum Zerfallen der Länge nach , sondern brechen in der Richtung der dunklen Quer- streifen aus einander, welche die Faser stets in einer auf ihrer Äxe senkrechten Richtung sehneiden. Aus einer solchen Spaltung erge- ben sich Scheiben (discs), nicht Fibrillen und doch ist sie ebenso naturgemäss, aber nicht so häufig, als die vorige. Man betrachte daher die Muskelfaser mit demselben Rechte als eine aus Scheiben aufgebaute Säule, wie als ein aus Fibrillen bestehendes Bündel ; sie ist aber in der That weder das eine noch das andere, sondern eine Masse, in deren Substanz beides angedeutet ist und welche eine Nei- gung zum Zerfall nach beiderlei Richtungen hin hat: würde eine totale Spaltung nach allen Linien beider Richtungen hin eintreten, so entstünden einzelne Theilchen, welche man ..primitive particles or sarcous elements^' nennen könnte, deren Vereinigung eben die Substanz der Faser bildet. Da man sich beinahe allgemein überzeugte , dass die Quer- streifen des Primitivbündels der Ausdruck einer die ganze Dicke des- selben durchdringenden Anordnung sind, und mit der Querstreifung unter Umständen die deutlichste Längsstreifung vergesellschaftet fand: so konnte der Bowman'schen Ansicht eine gewisse Berechti- gung lurtan nicht mehr abgesprochen werden. Was man aber immer und immer wieder gegen sie aufbrachte, war, dass man die discs nur zufälliger Weise und höchst seilen erscheinen sehe. So viel über den jetzigen Stand der Histologie der quergestreiften Muskel- faser. Wenn man ein frisches Muskelprimitivbündel unter dem Mikro- skope genau betrachtet, so sieht man besonders nach Zusatz von etwas verdünnter Essigsäure, dass die allbekannte Querstreifung nicht, wie 1) R. B. Todd and W. Bowman: The physiological aiiatoiny and physiology of man. London 184.i — 18ö;), S. I, j». läl, 132. 294 R o 1 1 e 1 1. Untersuchungen zur näheren dies schon Foiitana*) gezeichnet hat, etwa nur aus dunklen Linien auf lichtem Grunde besteht; sondern es erscheint die Oberfläche des Primitivbündels aus mit einander abwechselnden lichteren und dunk- leren Zonen von einer gewissen Breite zusammengesetzt. Man kann durch veränderte Einstellung des Mikroskopes die lichteren Zonen zu den dunkleren, die dunkleren zu den lichteren machen: immer aber hat man durch die härterenUmrisse der einen den Eindruck, dass sie von einer stärker Ijicht brechenden Substanz gebildet sind als die anderen. Die Breite der stärker brechenden Zonen oder Querbänder über- trifft die der schwächer brechenden, ich will daher die einen die Hauptsubstanz, die anderen die Zwischensubstanz nennen. Die ganze Anordnung ist vergleichbar einer von der Seite gesehenen Säule, die aus wechsellagernden Scheiben dieser beiden Substanzen aufgebaut ist. Da man sich durch eine einfache Veränderung des Focus von der Thatsache überzeugen kann, dass jene Querstreifen das Bündel in seiner ganzen Dicke durchdringen in stets gleichbleibender Entfer- nung von einander: so muss man die Querbänder der Oberfläche in der That als die Mantelzonen von Scheiben auffassen, welche mit ihren Grundflächen genau an einander gelegt sind, die aber je eine von ihren beiden Nachbarn durch ein verschiedenes Lichtbrechungs- vermögen sich auszeichnen. Es sind also auf der Längsrichtung eines Muskelprimitivbündels zweierlei Substanzen^ eine stärker und schwä- cher brechende regelmässig angeordnet. Bowman gibt am oben citirten Orte keine auf diese Ver- schiedenheit bezügliche Erläuterung und die Abbildung, welche auch Kölliker^) ihm entlehnte, lässt durchaus nicht erkennen dass er seine discs in Beziehung zu der oben beschriebenen Anordnung gebracht habe. Es ist vielmehr gewiss, dass er unter seinen discs nur die stärker brechende Substanz begriffen- die schwächer bre- chende aber übersehen hat. Anderwärts jedoch wurde das mikroskopische Verhalten des Primitivbündels schon mit Würdigung der oben aus einander gesetzten Verhältnisse aufgefasst , nämlich vonWharton Jones 3), welcher 1) Traite sur le venin de la vipere. Tom. II. Fiorence 1781. p. 228. Plan VI. Fig:. 6 et 7. 2) Mikroskopische Anatomie, Bd. II, 1. Hälfte, p. 202, Fig-. So. 'J Apparei! nevro-magnetique des muscles. Ann. de chim. et de phys. T. X. ser. 3. 1844. p. 111. Keiintniss des Baues der quergestreiften Muskelfaser. 295 die Ansicht Bowman's vom Scheibenbau der Muskelfaser adoptirte, unter seinen Scheiben aber schon eine der oben angeführten zwei Substanzen begritY und eine zweite zwischen den Scheiben vertheilte Substanz gewahrte. Da jene Schrift W h a r t o n Jones wenig bekannt zu sein scheint, will ich dessen Worte hier anführen. Er sagt i): „Je suis dispose ä penser qne la fibre muscidcdre est composee, comme Va deja dit M. Boivman, d'ime serie de pieces en forme de disques, qui n' adkerent pas immediament tun avec Vautre, mais, qui ainsi que je tai vu, sont reunis par wie sidjstance inter- mediaire assez flexible et assez elastique pour permettre aiuv disques de se rapprocher beaucoup ou de se separer jusquä une certaine distance." Wharton Jones hegleitet diese Worte mit zwei Abbildungen, welche beide nur schematisch gehalten sind. Wie viel auch Hypothetisches in den eben citirten Worten Wharton Jones sein mag: die dadurch ausgesprochene Beob- achtung von der abwechselnden Folge zweier verschiedener Sub- stanzen in der Längsrichtung der Muskelfaser ist richtig 3). Whar- ton Jones „disques" entsprechen der stärker brechenden, seine „siibstaiice intermediaire'' entspricht der schwächer brechenden Substanz, welche letztere die Zwischenräume der in regelmässigen Abständen sich folgenden „disques" ausfüllt und daher Scheiben zwischen den Scheiben bildet. Die angeführten Abbildungen sind hauptsächlich darin fehlerhaft, dass an ihnen die schwächer brechende Substanz breiter erscheint, als die stärker brechende, da doch gerade das Umgekehrte der Fall ist. Die optischen Verhältnisse also, welche eine Muskelfaser unter dem Mikroskope darbietet, führen zur Annahme einer regelmässigen Vertheilung von zweierlei Substanzen in der Längsrichtung der Mus- kelfaser. Die besondere Güte des Herrn Professors Brücke erlaubt es mir, hier noch einen optischen Unterschied jener zwei Substanzen mitzutheilen. Noch nicht veröffentlichten Untersuchungen zu Folge fand Herr Professor Brücke, dass die doppelbreehenden Eigen- 1) A. a. 0. p. 111. 2) Weniger bestimmt wurde etwas Äiinliehes spater von Mayer für die Muskeln einiger Gliederthiere angegeben. (Monatscbrift der Ärzte des Rheiulandes und Westphalens. Juni 1848, p. 347. 296 Rollet t. Untersuchiingen zur näheren Schäften, welche die Muskelfaser zeigt, der Hauptsubstanz inhäriren, der Zwischensubstanz hingegen mangeln. Es wurde schon darauf verwiesen, wie sich die vorgetragene Ansicht von der Bowman'schen unterscheidet. Bowrnan beobach- tete das Zerfallen einer Muskelfaser in Seheiben nach der Richtung der dunklen Querstreifen, welche er eben als Schatten zwischen den Scheiben aufFasst, und benutzte diese Beobachtung als Grundlage seiner Ansichten vom Bau der Muskelfaser. Hier hat die oben weiter ausgeführte Betrachtung der Muskelfaser zu dem Schlüsse geführt, dass dieselbe aus zweierlei verschieden lichthrechenden Substanzen besteht, die so regelmässig auf der Längsrichtung der Muskelfaser vertheilt sind , dass sie ihr das Ansehen einer aus Scheiben aufge- bauten Säule ertheilen. Ich weiss nicht anzugeben, welchem Umstände Bowrnan es zu danken hatte, dass einige von ihm in Weingeist aufbewahrte Muskeln ein Zerfallen ihrer Fasern in die von ihm beschriebenen discs erlitten. Es ist dies nach dem einstimmigen Ausspruche Reichert^s ') Hen- le's2),Hassairs s), Kölliker''s*), Ed. Weber's^) einsehr seltenes Ereigniss, obwohl die Grundbedingung des Zerfallens, wie später noch deutlicher ersichtlich werden wird, in der oben beschriebenen Anordnung von zweierlei Substanzen in der Längsrichtung der Muskelfaser jedesfalls gegeben ist. Von jenen zwei verschiedenen Substanzen kann man aber, ganz zufallslos, so oft man eben will, die eine in der Form, in welcher sie im Muskelcyliiider vertheilt ist, nämlich als Scheibe isolirt erhal- ten. Es ist dies die stärker brechende Substanz und gründet sich deren Isolirbarkeit auf ihre chemische Verschiedenheit von dei schwächer brechenden Substanz. Lehmanne) hat, weil er sich überzer.gie, „dass die Muskel- iibrille in ihrer Varicosität einerseits und in ihrer Einschnürung anderseits ein verschiedenes Imbibitions-Vermögen besitzt"' die Ansicht 1) Miillei-"s Aieliiv, 1842, Jahresbericlit. ~) Canstatfs Jaiiresherieht für 1846, \>. 611, d. I. Bd. ^) .^likroskopische Anatomie. Überseliit von Ur. Otto K oli I s c h ü 1 1 e r, i>. 24ä. •») Mikroskopische Anatomie, lid. II, 1. Haltte, p. 203 und llanclbuoh der Gewebelehre, 2. Auflage, Leipzig- 1835, p. 186. ä) Artikel : Muskelbewegung in W a g- n e r's Handwörterbuch der Physiologie, II. Bd., 2. Abth., p. 63. ö) Physiologische Chemie, 2. Auflage, Leip/.ig 1833, 3. Bd., p. 66. Kenntniss des Baues der querg-estreiften Muskelfaser. 297 ausgesprochen, dass die Elementarfaser der animalen Muskeln nicht als honnogen betrachtet werden könne, was auch schon Mulder*) vermuthungsweise hinstellte. Lehmann hat aber diese auf unzweideutige Versuche^) gestützte Thatsache für die Erscheinungen, welche er später am Primitiv- bündel beobachtete, nicht weiter ausgewerthet. Es ist bekannt, welche äusserliche Veränderungen ein Fleisch- stück erleidet, Avenn es der Einwirkung einer sehr verdünnten Salz- säure (1. pr. m.), wie sie Liebig zur Extraction des sogenannten Muskelfibrins anwendet, einige Zeit lang ausgesetzt wird. Es schien mir wünschenswerth, auch die Veränderungen kennen zu lernen, welciie die mikroskopische Textur der Muskelfaser wäh- rend dieses Vorganges erleidet: desshalb brachte ich Fleischstücke aus verschiedenen Muskeln einer ausgewachsenen Katze in jene ver- dünnte Salzsäure. Nachdem sie durch 24 Stunden darin gelegen hatten, durchscheinend geworden und bedeutend angequollen waren, benützte ich sie zur mikroskopischen Untersuchung. Mittelst einer feinen Cowp er 'sehen Scheere wurde dem Verlauf der Fasern nach ein feines Stückchen ausgeschnitten und auf einen Objectträger gebracht, auf welchen früher ein Tropfen jener verdünnten Salz- säure gesetzt wurde. Mit einem Deckgläschen versehen legte ich mein Object unter das Mikroskop. Man sah, dass die Muskelfasern viel durchsichtiger geworden und angequollen waren. Dort wo der so veränderte Inhalt des Muskel- primitivbündels noch vom Sarkolemma zusammengehalten wurde, traten die Zonen, welche der stärker brechenden Substanz entspra- chen, besonders scharf hervor und standen weiter von einander ab, als dies an Jen frischen Muskelfasern der Fall war. An den Enden des Schnittes aber hatte sich das elastische Sarkolemma zurück- gezogen und einzelne Inhaltsportionen austreten lassen. An diesen letzteren nun sah man eine förmliche Aufblätterung in dünne Schei- ben, welche entweder parallel neben einander lagen oder in unregel- mässigen Abständen und nach den verschiedensten Richtungen ver- bogen sich folgten. Neben diesen schnurförmig zusammenhängenden 1) Versuch einer allgemeinen physiologischen Chemie. Aus dem Holländischen über- setzt von Mole Schott. Heidelberg- 1844— 18öl, p. 610. 2) L. c. p. 63. 298 Rollet t. Üntersueliun5;:en zur näheren Gruppen, welche noch deutlieh die Spuren ihrer ehemaligen Anord- nung innerhalb des Sarkolemmas an sich trugen, sieht man aber auch ganz isolirte, aufgerichtete Platten nach den verschiedensten Rich- tungen verwendet und verzogen, welche ein oder das andere Mal durch das Sehfeld schwimmend , lebhaft an das Wälzen von Blut- scheiben erinnern, wenn diese abwechselnd auf die Kante, abwech- selnd auf die Fläche gestellt sich weiter bewegen. Das schönste Bild aber gewähren vollständig isolirte Scheiben, welche eben hinge- breitet auf ihrer Fläche liegen und gleichsam den Querschnitt einer ganzen Muskelfaser repräsentiren. Es zeigen dieselben eine feine Punctirung und, wenn sie ganz gut erhalten sind, eine vollkommen scharfe Umrandung; letztere trägt sehr häufig in einer seichten Ein- kerbung einen zufällig an der Scheibe haften gebliebenen Kern der ursprünglichen Muskelfaser. Alle diese Bilder erhält man, wie schon gesagt, von ausgetretenen Portionen des Muskelfaser -Inhaltes, man kann aber dieses Austreten dadurch befördern, dass man über das auf den Objectträger gebrachte Fieischstückchen mit einer querge- legten feinen Präparirnadel sanft hinwegsti'eift und so den Inhalt aus dem Sarkolemma hinausdrängt, auf diese Weise verschafft man sich die oben beschriebenen Bilder in grosser Anzahl, geeignet zu Ein- schlüssen für weitere Aufbewahrung. Die voranstehende Beschreibung hat sich auf die Muskeln der Katze bezogen. Es gaben mir aber die Muskeln des Menschen, des Rindes, des Hundes, der Taube, wenn ich sie mit sehr verdünnter Salz- säure behandelte, ganz dieselben Bilder. Von den Muskeln des Frosches ist zu bemerken, dass sie sich gegen verdünnte Salzsäure zwar ganz ebenso verhalten, wie die Mus- keln der oben genannten Thiere, dass es aber sehr selten gelingt eine Scheibe isolirt aufzufinden, welche dem ganzen, grossen Quer- schnitte eines Primitivbündels entsprechen würde ; man findet meist nur Bruchstücke einer solchen Scheibe. Die Scheiben, welche sich nach der erwähnten Methode so schön isoliren lassen, entsprechen, wie schon gesagt, der stärker brechenden Substanz. Man kann den Vorgang, welcher die Isolirung derselben herbeiführt, aufs Genaueste verfolgen. Dabei nimmt man wahr, wie die von der Hauptsubstanz gebildeten Querbänder, welche man auf der Oberfläche der frischen Muskelfaser sieht, immer schärfer hervortreten, aus einander rücken, endlich sich vollkommen von Kenntniss des Baues der quergestreiften Muskelfaser. 299 einander entfernen, kurz wie der Zerfall des IMuskelfaser-Inhaltes in Scheiben, deren Mantelzonen eben von jenen Querbändern der Ober- fläche repräsentirt werden, stufenweise vor sich geht; und es ist die Annahme gerechtfertigt, dass der Zerfall des Muskelfaser-Inhaltes in Scheiben zu Stande kommt, weil von den zwei verschieden licht- brechenden Substanzen, die man auf der Längsrichtung eines Primi- tivbündels regelmässig vertheilt findet, die schwächer brechende durch verdünnte Salzsäure schon aufgelöst wurde, während die stär- ker brechende noch ziemlich unverändert vorhanden ist. Die Essigsäure bewirkt wesentlich denselben Zerfall des Muskel- faser-Inhaltes, wie die verdünnte Salzsäure, aber sie muss zu dem Ende länger, etwa 48 — 72 Stunden, auf die Muskelfaser einwirken. Anfangs hat die Essigsäure ein starkes Anquellen der schwächer brechenden Substanz zur Folge. Dem gemäss rücken die Scheiben der stärker brechenden Substanz in weitere Entfernung von einander. In diesem Stadium der Essigsäure- Wirkung kann man auch der Muskelfaser ihr früheres Aussehen dadurch wiedergeben, dass man Kochsalzlösung auf sie einwirken lässt und auf diese Weise die angequollene schwächer brechende Substanz wieder verschrumpfen macht. Mulder 1) hat von der Einwirkung der Essigsäure geschrieben, dass sie ein Auseinanderrücken der Querstreifen auf doppelten Ab- stand zu Wege bringt. Dabei hat Mulder offenbar die Mantelzonen der Scheiben von stärker brechender Substanz als Querstreifen betrachtet. Die Einwirkung der Essigsäure auf die Muskelfaser iSr^.iso von der verdünnter Salzsäure insofern verschieden, als die Essigsäure wenigei" energisch auf die schwächer brechende Substanz der Muskel- faser einwirkt, als die verdünnte Salzsäure. Lehmann 2) hat das Verhalten der willkürlichen Muskelfasern gegen verdünnte Salzsäure ebenfalls geprüft und gibt darüber an, dass die Muskelfaser durch verdünnte Salzsäure ganz dieselbe Ver- änderung erleide, wie er sie nach der Einwirkung von Essigsäure beobachtet habe. Es ist gezeigt worden, dass man diesem Ausspruche nur bedingter Weise beistimmen kann. 1) Chemisclie Untersuchungen. Übersetzt von Dr. A. Volke r. Frankfurt 1848. 2) A. a. 0. p. 68 und 72. 300 Rollet t. Untersuchungen zur näheren Die Einwirkung von Essigsäure und ihre Folgen bespriclit Lehmann 1) etwas eingehender; jedoch redet er nur von einem Zerfall der Muskelfaser in Seheiben im Bowman'schen Sinne; nennt aber die Scheiben „nicht so distinct wie Bowman angibt". Die Abbildung^), welche Funke der Beschreibung Lehmann's anpasst, ist auch in diesem Sinne ausgeführt. Allein weder die Veränderungen nach der Einwirkung von Essigsäure, noch die, welche die Muskelfaser durch verdünnte Salz- säure erleidet, hat Lehmann auf eine Verschiedenheit einzelner Längenabschnitte der Muskelfaser zurückgeführt: obwohl er, wie schon angegeben wurde, eine solche Verschiedenheit früher selbst ausgesprochen hatte. Ich habe jetzt noch eine andere interessante Beobachtung hier anzuführen, welche Frerichss) schon vor längerer Zeit machte. Er sah die Fleischfaser nach der Einwirkung von Magensaft in Scheiben zerfallen. Man kann sich leicht überzeugen, indem man Fleischstücke in künstliche Verdauungsflüssigkeit bringt, dass dieses Zerfallen gleichfalls durch die Auflösung der schwächer brechenden Substanz der Muskelfaser bedingt ist. Die zwei verschieden Licht brechenden Substanzen, welche in der Längsrichtung der Muskelfaser regelmässig angeordnet sind, zeigen also auch ein chemisch verschiedenes Verhalten. Es ist das Verhalten der schwächer brechenden Substanz gegen sehr verdünnte Salzsäure, gegen Essigsäure und gegen Verdauuiigs- flüssigkeit eine sehr bemerkenswerthe Thatsache und es ist zunächst diese schwächer brechende Substanz der Muskelfaser, welche bei der Bereitung der sogenannten Liebig'schen Fleischlösung*) aufgelöst wird. Bis jetzt wurde eine Reihe von Thatsachen mitgetheilt ohne Berücksichtigung des Umstandes, dass ein Muskelprimitivbündel noch nicht das letzte Formelement des Muskelgewebes ist. Der eigentlichen Untersuchung der Fibrille lasse ich hier einiges Historische vorangehen. Es scheint mir dies gerathen, weil es mit 1) A. a. 0. p. 67 und GS. 2) Funke's Atlas zu Lehraann's physiologischer Chemie, ßd. XV, Fig-. 1. 3) Artikel : Verdauung-, W a g n e r's Handwörterbuch der Physiologie, ßd. 111, 1. Ahlh., p. 638, Fig. 69. ■*) Annalen der Chemie und Pharraacie, ßd. 73, p. 12ö u. w. Kenutiiiss des Baues der quergeslreifteii Muskelfaser. 301 kurzen Worten geschehen kann nnd dadurch das Gemeinsame in den verschiedenen Ansichten üher die Muskelfibrille sich von selbst ergeben wird. Wie Muys *) angibt, entdeckte Hook die Muskelfäserchen.Nach ihm wurden sie von vielen Beobachtern des XVIII. und beginnenden XIX. Jahrhunderts auf die verschiedenste Weise beschrieben und abge- bildet. Allein alle Angaben über den Bau der Fibrille vonHook bis auf F i c i n u s ''^), welcher der letzte vor Schwan n über das Muskelgewebe schrieb, können wenig Vertrauen erwecken, wenn man die Feinheit des Gegenstandes mit den Mikroskopen von damals zusammenhält. Ich glaube, dass Schwann der erste war, welcher den schwan- kenden Ansichten, die man vor ihm über den Bau der Fibrillen hegte, ein Ende machte darum, weil er ganz bestimmte Methoden s) für die Isolirung der Muskellibrillen angab. Wie Schwann die feinsten Elemente des Muskelgewebes aufgefasst und dass seine von Valentin wenig geänderte Ansicht die herrschende der Gegenwart ist, wurde schon zu Anfang erzählt. Nachdem eine sichere Grundlage für weitere Untersuchungen der Muskelfibrille gewonnen war, wurde sie, wie kein anderes Ge- bilde, mit den verschiedensten oft höchst [diantasiereichen Hypo- thesen über ihren Bau beglückt. Sie sollte im Zikzak gebogen, wellig gekräuselt, spiralig gewunden, aus gegenläufigen Spiralfasern zusam- mengedreht, ja wie ein Zopf geflochten sein. Anzugeben, wie und wann man zu jeder einzelnen dieser Hypothesen gelangt ist, würde zu weit führen: es genüge zu sagen, dass keine derselben im Stande ist die Kritik eines einigermassen guten Mikroskopes der Jetztzeit auszuhalten. In England hat man zuerst versucht, auf die Thatsache hin, dass die" Frbrille ein wahrhaft gegliedertes Ansehen darbietet, weitere Untersuchungen anzustellen. Bowman's Angabe über die „sarcons Clements" wurde schon angeführt Sharpey, Carpenter*) und Quekett ^) haben, gestützt auf Präparate des Optikers *) Investigatio l'abricae , qiiae iu partiLus iiiusculos coinpoiientibus extat. Lugd. Batav. 1741. 2) De fibrae luuseularis forma et sü-uetura. Lipsiae 1S36. 3) Müller's Physiologie, p. 33. *) Sharpey iu Quai n's anatoaiy ä. edit. pari. II. London 1 84G und C a r p e n t e r im Manual of physiology, London 1846, bei Hassall, Mikroskop. Anatomie, p. 242. ^) A |)ractical treatise on the use of tlie microscope, London 1848, in Heule's Jahres- bericht für 1848. 303 R o 1 1 e 1 1. Untersuchungen zur näheren Lealand, die Fibrillen als eine lineare Reihe zusammenhängen- der Partikelchen oder Zellen besehrieben; ihnen folgt HassalH). Nach WilsoH'i) sollten in jeder Fibrille zweierlei Zellen angeordnet und je zwei lichte durch eine dunkle Linie geschiedene Zellen zwischen zwei dunklen gelagert sein. Dobie^) endlich hat die Fibrille als eine lineare Reihe heller und dunkler, vierseitiger und mit ein- ander abM'echselnder Körperchen beschrieben. Donders*) fand die Fibrille aus hellen, zu einem Faden an einander gereihten Rlüschen bestehend. In jedem dieser Bläschen liegt nach ihm ein dem „sarcous element'' entsprechendes kubisches Körperchen. In Deutschland endlich saliLeydigs) die Fibrillen alsKunstpro- ducte an, hervorgebracht durch ein zufälliges säulenartiges Aneinan- derkleben der „sarcous elements^ , während Aubert") sich der Bowman'schen Ansicht über den Bau der Muskelfaser anschliesst, weil er ein Zerfallen der Fibrillen in kleine quadratische Stücke sah. Dieser kurze Überblick möge also gezeigt haben, wie die Stre- bungen der neueren Zeit dahin gehen, die Fibrille als ein M'irklich gegliedertes Gebilde aufzufassen und ihr mikroskopisches Verhalten also zu erklären. Unter allen angeführten Ansichten die einf^ichste ist die von Do hie, und sie ist es auch, an welche ich anknüpfen kann. Nach dem, was ich früher über die Scheibenspaltung der Muskel- faser angegeben habe, ist vielleicht der Anschein entstanden, als ob ich die Existenz der Fibrillen in Abrede stellen wollte : dieses ist jedoch keineswegs der Fall. Ich habe mich hinlänglich überzeugt, dass sich Fibrillen aus todtenstarren Muskelfasern durch Zerzupfen leicht gewinnen lassen, dass die Muskelfaser durch Maceration jp, Wasser von 1 — 8« R. (Schwann), oder in Wasser, dem ein wenig Sublimat zugesetzt ist (S c h w a n n), ebenso in Fibrillen zerfällt ; als das Einlegen 1) A. a. 0. p. 243. 2) Manual of anatomy. 3. Edit. p. 16. ^) On tue minute slructure and mode of contraction of voluntary nuiscular (ihre. Ann. of natural history. Feh. 1848, in Henle's Jahreshericht für 1848. ■*) Onderzoeking-en hetrekkelik den how van hat menschelike hart. Nederl. Lancet. 3 ser. 1. Jaarg-. p. 536. 5) A. a. O. ^) Über die eigenlhümliehe Structur der Thoraxniuskeln der Inseeten. Zeitscli. für Zoologie. Bd. IV, p. 389. Keniitiiiss des Baues der quergestreifteD Muskelfaser. 303 in Alkohol oder in Chromsäure (Hannover), oder das Kochen die- selbe zu einer Spaltung in Fibrillen disponirt. Unter allen den genannten Methoden fand ich die Maceration in Weingeist am besten. Ein m. hyoglossus vom Menschen zeigte mir, nachdem er durch einige Monate in Weingeist gelegen war, das im Folgenden zu beschreibende Verhalten : Die Primitivbündel desselben konnten sehr leicht von einander getrennt werden. War unter den isolirten Primitivbündeln eines in schiefer Richtung entzweigebrochen, so dass die Fibrillen wie ein Bündel ungleich langer Fäden aus dem Sarkolemma heraushingen, so sah man, dass diese Fädchen terrassenförmig übereinander geschich- tet, dem entblössten Muskelfaserinhalte das Ansehen einer gerifften Säule ertheilten. Die Bruchfläche selbst bot ein gezacktes Aussehen dar. Hatte man durch Bearbeitung einer Muskelfaser mit feinen Präparirna- deln eine Fibrille wirklich isolirt, so fiel vor Allem der gegliederte Bau derselben ins Auge. Forscht man näher nach dem Wesen dieser Gliede- rung, so findet man, dass in der Fibrille, entsprechend den Verhältnissen, wie wir sie am Primitivbündel kennen gelernt haben, eine abwech- selnde Folge von stärker und schwächer brechenden Gliedern stattfindet. Man sieht, dass jedes einzelne stärker brechende Glied dersel- ben ein prismatisches Stückchen bildet, dessen Längenaxe in der Axe der Fibrille selbst liegt, und dass jedes dieser Stückchen durch ein kürzeres aus schwächer brechender Substanz von dem nächst- folgenden gleicher Art getrennt ist. Die stärker brechenden und län- geren Glieder heben sich durch ihre schärferen Contouren besser von der Umgebung ab, als die schwächer brechenden, wodurch jener Anschein einer perlschnurartigen Form zu Stande kommt, welche man von vielen Seiten für das Wesen der an der Fibrille wahrzu- nehmenden Gliederung hält. Diese Gliederung findet aber eben in der Wechselfolge von zweierlei Substanzen auf der Längsrichtung der Fibrille ihre hin- reichende Erklärung. Ein Bündel solcher gegliederter Fibrillen, von einer vollkommen structurlosen Seheide umschlossen, bildet die quergestreifte Muskel- faser. Ich erwähne der vollkommen structurlosen Seheide hier dess- halb, weil auch in neuester Zeit, nämlich von Funke i), Zweifel *) Lehrbuch der Physiologie, Leipzig^ 1833, p. 313. Sitzb. d. mathem.-uaturw. Cl. XXIV. Bd. H. Hfl. 20 304 R 0 I 1 e t t. Untersuchungen zur näheren dagegen erhoben wurden. Letzterer behauptet , dass die Scheide quergestreift sei, und dass diese Querstreifen der Ausdruck einer nach dem Tode von der Oberfläche gegen die Tiefe fortschreitenden Querspaltung seien, welche bisweilen zur Scheibenbildung führe. Diese Ansicht zu kennen, scheint mir wichtig für die Beurthei- lung, unter welchen Eindrücken die oben citirten von Funke gelie- ferten Zeichnungen i) entstanden sein mögen, von denen ich sagte, dass sie nur eine Scheibenspaltung der Muskelfaser im Bowm aus- sehen Sinne veranschaulichen. Es ist nach dem, was ich zuerst über die Structur des Primi- tivbündels , dann über den Bau der Fibrille gesagt habe, wie von selbst verständlich, dass ich die sogenannte Querstreifung des Primi- tivbündels davon herleiten werde, dass die homogenen Glieder der ein Bündel constituirenden Fibrillen genau neben einander zu liegen kommen. Die einzelnen prismatischen Glieder von stärker brechender Substanz trefl'en in einem Bündel von Fibrillen also auf einander, dass je ein stärker brechendes Glied einer Fibrille mit je einem stärker brechenden Glied aller übrigen Fibrillen zwischen zwei voll- kommen parallele Querschnittsebenen zu liegen kommt. Mit anderen Worten so, dass die Grundflächen der neben einander liegenden prismatischen Fibrillen -Glieder genau in dieselbe Querschnittsebene fallen und so das im Anfang beschriebene Ansehen von abwechselnden stärker und schwächer brechenden Abschnitten am Primitivbündel hervorbringen. Wenn man einen in Weingeist macerirten Muskel unter dem Mikroskope untersucht, ohne ihn weiter als in Primitivbündel zu zerlegen, so sieht man an diesen letzteren neben der meist sehr ausgeprägten Querstreifung auch eine sehr deutliche und feineLängs- theilung. Es ist diese feine Längstheihing das äussere Anzeichen, dass ein Primitivbündel sich in einem Zustande befindet, wo es eine Zerlegung in Fibrillen mit grösster Leichtigkeit gestattet. Unterwirft man diese Längstheilung einer genaueren Unter- suchung, so findet man dass sie jene Abschnitte des Primitivbündels, welche von der stärker brechenden Substanz gebildet werden, in kleine vierseitige Abtheilungen bringen. Jede solche Abtheilung entspricht in Bezug auf Form und Grösse einem stärker brechenden ') Atlas zu Lehni.'inrrs physiologischer Chemie, T. XV, Fig. 1. Kenntniss des Baues der querg-eslreiften Muskelfaser. 305 Fibrillengliede. Diese Äbtheilungen liegen in ein und derselben Rich- tung auf der Länge des Primitivbündels, je eine Yon jeder stärker brechenden Scheibe genau über einander. An den Querbändern, welche der schwächer brechenden Sub- stanz entsprechen, kann man jene Theilung nicht wahrnehmen, obwohl es stets gelingt Fibrillen in grosser Ausdehnung aus jenen Muskel- fasern zu gewinnen. Die Contouren der schwächer brechenden Glieder sind also, wenn dieselben noch im Primitivbündel eng an einander liegen, verschwindend. Das eben aus einander gesetzte Bild hat uns also unmittelbar das Zustandekommen der sogenannten Querstreifung vor Augen geführt. Es ist nur Variation des schon Gesagten, wenn ich hier noch ein anderes Bild bespreche, welches sich besonders eignet die wahre Natur der Querstreifung mit einem Male zu überschauen. Man findet häufig, wenn man sich bemüht hat Spirituspräparate in Fibrillen zu zerlegen, einige Primitivbündel, von welchen eine Fibrille nur eine Strecke weit abgetrennt ist, so dass man von ein und der- selben Fibrille den einen Theil noch in seiner Zusammenordnung mit den übrigen Fibrillen des Bündels, den anderen Theil aber isolirt vor sich liegen sieht. Man kann dann von der Stelle an, wo die Fibrille aus dem Zusammenhange mit den übrigen sich löst, wo sie also zum letzten Male zur Bildung eines Querstreifens beiträgt, die abwechselnd stärker und schwächer brechenden Abschnitte des Primitivbündels sowohl, wie auch die abwechselnd stärker und schwächer brechenden Glieder der Fibrille eine Strecke weit verfolgen und ganz deutlich sehen, wie immer ein stärker brechendes Fibrillenglied auf einen stärker brechenden Abschnitt des Primitivbündels, ein schwächer brechendes Fibrillenglied auf einen schwächer brechenden Abschnitt des Primitivbündels trelfen würde, wenn man jene isolirte Fibrille wieder an das Primitivbündel anschmiegen würde. Das genaue Aufeinandertreften homogener Fibrillenglieder in der beschriebenen Weise ist die Grundbedingung des quergestreif- ten Ansehens, so wie des durch verdünnte Salzsäure, Essigsäure und Verdauungflüssigkeif bewirkten Scheiben bildenden Zerfalles der Muskelfaser, welcher liervorgebracht wird durch die Auflösung je einer Abtheilung genau auf einander tretfender Fibrillenglieder von schwächer brechender Substanz. Man beobachtet aber bisweilen auch eine Verschiebung der Fibrillen, welche schon von SchM'ann sehr genau beschrieben wurde, und zwar mit folgenden treffenden 20' 306 Rollet t. Untersuchungen zur näheren Worten i): „Man beobachtet auch zuweilen eine Verrückung der Primitivfasern der Länge nach; der Muskel erseheint dann beim ersten Anblick nicht quergestreift, sondern punktirt. Bei genauerer Betrachtung sieht man aber, dass die dunklen Punkte, wenn man sie in der Richtung der Fasern verfolgt, regelmässig auf einander folgen. In der queren Richtung aber ist die Reihe unregelmässig unter- brochen," Man besitzt in der verdünnten Natron- oder Kalilösung, von welchen es bekannt ist dass sie den Muskelfaser-Inhalt aus dem Sarkolemma heraustreiben, gute Mittel, um jene Verrückung der Fibrillen leicht jeden Augenblick beobachten zu können. Wenn man die angegebenen Reagentien anwendet, so sieht man, wie die ein- zelnen Abtheilungen der Fibrillen, während sie aus dem Sarkolemma hinausgedrängt werden, sich der Länge nach an einander verschieben und dem Muskelfaser-Inhalte das oben mit den Worten Schwann's beschriebene Aussehen verleihen, welches man nicht selten auch an frischen Muskeln, besonders an den dicken Primitivbündeln der Am- phibien, am öftesten aber an den verzweigten Primitivbündeln des Herzmuskels zu sehen bekommt. Wird das, was schon früher ins Reine gebracht, zusammenge- halten mit dem nun erst Mitgetheilten, so sieht man, wie die Isolir- barkeit der stärker brechenden Substanz des Muskelfaser-Inhaltes in Form einer Scheibe sehr wohl mit der fibrillären Structur des Inhal- tes in Einklang gebracht werden kann. Würde aber ein Zerfallen des Faserinhaltes der Quere nach ohne Lösung der entsprechenden Abschnitte von schwächer brechen- der Substanz eintreten in der Richtung jener Querebenen, in welchen stärker und schwächer brechende Abschnitte an einander stossen, so müsste man zweierlei Scheiben erhalten, dickere von stärker bre- chender Substanz und dünnere von schwächer brechender Substanz. Jede dieser Scheiben bestände aber aus prismatischen Stückchen, d. h. aus gleichnamigen Gliedern, je eines von jeder Fibrille. Würde jede solche Scheibe wieder in ihre Theile zerfällt, d. h. würde die Muskelfaser in Längs- und Querrichtung zugleich gespalten, so müsste man zwei Arten kleinster Theilchen erhalten, nämlich längere, stärker und doppelt(Brücke) brechende und kürzere, schwächer und einfach (Brücke) brechende, welche letztere ein anderes Verhalten ') Miiller's Physiologie, Bd. II, 1. Abth., p. 34. Keiuiliiiss des Baues der quergestreiften Jluskelfaser. 30T gegen verdünnte Salzsäure, Essigsäure und Verdauungsflüssigkeit darböten, als die ersteren. Dem ist aber nicht so: man erhält nur eine Art von Scheiben, Bowman's „discs", die aus unserer Haupt- substanz bestehen, und beim Zerfallen in zwei Riehtungen erhält man nur eine Art von kleinsten Theilen, Bowman's „sarcous Clements'' welche gleichfalls aus der Hauptsubstanz bestehen; unsere Zwischen- substanz wird in beiden Fällen aufgelöst. Ich habe im Früheren gezeigt, wie die Ansicht vom fibrillären Bau des Muskelfaserinhalles mit einer Reihe von Erscheinungen, die man am Primitivbündel beobachten kann, in sehr gutem Einklänge steht, ja wie sich diese nur aus jenem erklären. Aber ein häufig gebrauchtes Argument dieser Ansicht habe ich nicht benützen können, nämlich die Sichtbarkeit des Durchschnittes der Fibrillen auf dem Muskelquerschnitte. Man hat bis vor Kurzem angenommen, dass der Inhalt jeder Muskelfaser ein compactes Fibrillenbündel sei und hat, weil die Fibrillen sehr kleine Elementartheile sind, jedes körnige oder punk- tirte Aussehen des Muskelfaser-Querschnittes als hervorgebracht durch die neben einander liegenden Querschnitte der Fibrillen angesehen. Erst Leydigi) hat darauf aufmerksam gemacht, dass man die Fi- brillen-Durchschnitte der Autoren vielmehr als die Querschnitte von Lücken auffassen müsse, welche den Inhalt des Primitivbündels durch- brechen. Veranlasst durch die Mittheilungen Leydig's hat auch Kölliker^) Beobachtungen bekannt gemacht, aus welchen hervor- geht, dass der Muskelfaserinhalt nicht ein dichtes Fibrillenbündel darstellt. Für die richtige Deutung des auf dem Querschnitte der Muskel- faser Sichtbaren scheinen mir einige Beobachtungen von Einfluss, welche ich hier besonders darum etwas näher mittheilen will, weil sich verschiedene Muskelfasern in Beziehung ihres Querschnittes nicht ganz gleich verhalten. Ein sehr geeignetes Object für die Untersuchung des Quer- schnittes der Muskelfasern ist das Fleisch des Rinderherzens. Auf einem feinen Schnittchen eines an der Luft getrockneten Stückchens 1) über Tastkörperehen und Muskelstructur. Müllers Archiv, 18ö6, p. 130. 2) Einige Bemerkungen über die Endigungen der Hautnerven und den Bau der Muskeln. Zeitschrift für Wissenschaft. Zoologie, 1836, p. 313. 308 Rollett. Untersucliungen zur näheren des frischen Rinderherzens sieht man auf den Durchschnitten der Priinitivbündel eine sehr feine und zierliche Zeichnung. Es liegt nahe diese Zeichnung als den Ausdruck von neben einander liegenden Fibrillendurchschnitten anzusehen: allein eine sorgfältige Betrachtung des Querschnittes bei stärkeren Vergrösserungen leint, dass die ver- meintlichen Fibrillendurchschnitte nichts anderes, als substanzleere Stellen seien. Eine ganze Reihe von Querschnitten eines und des- selben Fleischstückchens, welche man durch unmittelbar auf einander folgende Messerzüge gewonnen hatte , Hess stets dieselben Verhält- nisse erkennen und man muss demnach jene Lücken als die Quer- schnitte von Längsspalten, von Zwischenräumen zwischen den Fi- brillen des Bündels auifassen. Ganz dasselbe Bild, wie ich es vom getrockneten Herzfleisch erhielt, zeigten mir auch Querschnitte, welche ich, um sie in einem dem Frischen sehr nahe kommenden Zustande vor mir zu haben, aus festgefrorenen Stücken des Rinderherzens anfertigte. Aus diesen Beobachtungen folgt zweierlei: fürs Erste, dass Leydig's Beobachtung, es sei das Primitivbündel von einem Lücken- system durchbrochen i), richtig ist, zum Anderen aber, dass die Fi- brillen an ihren ßerührungsstellen so fest und innig aneinander liegen, dass ihre Contouren sich dem Auge daselbst entziehen und nur an Stellen sichtbar werden, wo sich das verschiedene Lichtbrechungs- vermögen der Fibrillen und eines jener Zwischenräume gegen ein- ander abgrenzen. Zu Leydig's Vergleich jener Spalten des Primi- tivbündels mit Bindegewebskörperchen erlaube ich mir zu bemerken, dass abgesehen von den vielen Controversen, welche über jene Formen des Bindegewebes selbst noch geführt werden, der erwähnte, sehr interessante Vergleich auch dadurch eine Beschränkung erfährt, dass nur dann, wenn jene Spalten des Primitivbündels stellenweise durch innenliegende Kerne ausgeweitet werden, eine Ähnlichkeit des Bildes mit jenenBindegewebsformen erzeugt wird, was aber, wie sich bald herausstellen soll, nicht immer der Fall ist. Unterwarf ich feine Schnittchen, gleichgiltig ob aus dem getrock- neten oder gefrorenen Herzfleisch erhalten, einer mehrtägigen Mace- 1) Nach Kölliker (a. a. 0. p. 316) ist Leydig's Lückensystera mit der soge- nannten interstitieUen Körnermasse erfüllt. Mir mangeln die Erfahrungen über jene Körnuhen, ihr Vorhandensein ändert aber nichts an den Verhältnissen zwischen den Fibrillen und den zwischen diesen vorhandenen Lücken. Kenntniss des Baues der querg-estreiften Muskelfaser. 309 ration im Wasser nach der Schwann'schen Angabe, so zeigten mir dieselben ein von ihrem früheren Aussehen ganz verschiedenes Bild. Die Querschnitte der Fibrillen waren nun wirklich sichtbar gewor- den, die Lücken, welche man auf dem frischen Schnitte bemerkte, waren auf dem macerirten durch dunkle Linien mit einander in Ver- bindung getreten, welche Linien nichts anderes, als die ringförmigen Contouren der neben einander liegenden Fibrillendurchschnitte waren. Die Fibrillen wurden hier auf dem Querschnitte nach einer jener Behandlungsmethoden sichtbar, deren man sich überhaupt bedient, um den Inhalt der quergestreiften Muskelfaser in Fibrillen zu zerfallen. So wie es hiefür mehrere Verfahren gibt, so wird man vielleicht auch die Durchschnitte der Fibrillen auf dem Muskelfaser- Querschnitte nach verschiedenen Methoden sichtbar machen können, und man hat daher der Behauptung, dass man die Fibrillendurch- schnitte auf dem Querschnitt der Muskelfasern gesehen habe, immer auch die Behandlungsweisen jener Schnitte, oder der sie liefernden Muskelstücke beizufügen. Ein macerirter Querschnitt unterscheidet sich sehr wohl von dem eines getrockneten oder gefrorenen Fleischstückchens, der unmittelbar nach der Anfertigung untersucht wird. Auf dem letzteren sieht man, wie gesagt, nur die zwischen den Fibrillen vorhandenen Lücken. Diese Lücken werden kleiner, wenn man Essigsäure oder verdünnte Salzsäure, worin die Fibrillen anquellen, auf jene Quer- schnitte einwirken lässt, ja man kann endlich beobachten, wie auf dem durchsichtiger gewordenen Querschnitte des Primitivbündels nur noch discrete dunkle Punkte erscheinen, welche sich wie Durch- schnitte der feinsten Kernfasern des Bindegewebes ausnehmen. Lässt man aber auf also aussehende Querschnitte concentrirte Kochsalz- lösung einwirken, so werden sie wieder den in W^asser aufgeweichten Querschnitten getrockneter Fleischstücke ganz und gar ähnlich. Die Schrumpfung der Fibrillen in Kochsalzlösung gibt auch noch zu einer anderen Beobachtung Veranlassung, welche sehr geeignet ist die Verhältnisse des Muskelfaser-Querschnittes richtig erkennen zu lassen. Bringt man ein Stück Binderherz in siedende Kochsalzlösung und lässt es in derselben etwa 10 Minuten lang kochen, trocknet es hierauf und fertigt dann von dem trockenen Fleischstücke, welches eine eigenthümlich spröde Consistenz angenommen hat, feine Quer- 310 RolleU. Untersuchungeu zur näheren schnitte an: so findet man, dass dieLücken desFaserquersehnittes sich bedeutend erweitert und nach verschiedenen Seiten unregelmässig ausgebuchtet haben , so dass sie dem Querschnitte jeder einzelnen Faser das Ansehen eines anastomosirenden Balkenwerkes geben, welches verschieden geformte Maschenräume zwischen sich fasst. Lässt man auf diese Querschnitte wieder Reagentien einwirken, in welchen die Fibrillen anquellen, als, Essigsäure oder verdünnte Salz- säure, so nimmt man wahr, dass das Quellungsvermögen der Fibrillen zwar in bedeutendem Grade abgenommen hat, dass sie aber dennoch in so weit anquellen und die Lücken sich entsprechend verkleinern, um den Querschnitten der Fasern ein Aussehen zu ertheilen, welches dem der Quei'schnitte aus getrockneten oder gefrorenen Muskelstücken ganz gleich ist. Dieser letztere Umstand aber gibt die beste Gele- genheit sich zu überzeugen, wie die auf dem Querschnitte frischer Muskelfasern sichtbare feine Zeichnung, welche man als den Aus- druck von dichlstehenden Fibrillendurchschnitten gelten Hess, viel- mehr der Vertheilung von Löchern auf dem Faserquerschnitte ihre Entstehung verdankt. Diese Löcher des Querschnittes sind aber die Durchschnitte von Längsspalten, welche zwischen den Fibrillen eines Primitiv- biiiidels vorhanden sind, und von denen Leydig') mit Recht die an frischen Muskelfasern in Distanzen auftretenden Längsstreifen ablei- tet, Längsstreifen, welche keineswegs der Ausdruck der fibrillüren Textur des Muskelfaser-Inhaltes sind: denn wie fein und zart jene Lärigsstreifung beschaffen ist, welche wirklich der Ausdruck einer im Bündel sichtbaren Sonderung der einzelnen Fibrillen ist, wurde weiter oben beschrieben. Ähnlich wie der Querschnitt des Rinderherzens verhält sich auch der Querschnitt des Herzens sowohl als auch der willkürlichen Muskeln der übrigen Wirbelthiere; jedoch kommen, besonders wenn man zugleich die Vertheilung der Kerne im Primitivbündel berück- sichtigt, einige bemerkenswerihe Verschiedenheiten von vergleichend histologischem Interesse vor. Die willkürlichen Muskeln der Säugethiere 2), nach den ver- schiedenen angegebenen Methoden in Hinsicht auf den Querschnitt 1) Lelirbueh der Histologie des Menschen und der Thiere. Frankfurt 1837, p. 48. *) Mensch, Rind, Hund, Katze, Maus, mus decumanus, Eichhörnchen, Meerschwein- chen, Kaninchen, Schwein. Kenntniss des Baues der iiiiergestreiften .Muskelfaser. 311 untersucht, bieten ganz dieselben Verhältnisse dar, wie das Herz- fleisch des Rindes. Dies gilt auch vom Herzfleische der Säugethiere. Macht man aber die betreffenden Querschnitte gekochter und dann getrockneter Fleischstiickchen mit Essigsäure durchsichtig, so sieht man die jetzt stärker hervortretenden Kerne auf den Quer- schnitten willkürlicher Muskelfasern stets an der Oberfläche des Muskelfaser-Inhaltes und zwar zwischen diesem und der structurlosen Hülle angeordnet, wie es von den meisten Autoren angegeben wird. Die Kerne der Herzmuskelfasern dagegen stehen im Innern des Primitivbündels zwischen den Fibrillen, wie dies schon Donders*) angibt, aber nicht genau im Centrum sondern in allen Tiefen ver- theilt, nie aber, wie in den Fasern der willkürlichen Muskeln, aus- schliesslich an der Oberfläche. Der Querschnitt der Froschmuskeln 2) nimmt sich etwas anders aus, als jener der Säugethiermuskeln. Die beschriebenen Lücken des Faserquerschnittes stehen hier weiter von einander ab und fassen grössere Abtheilungen von Fibrillen zwischen sich. Die Kerne des Primitivbündels hier, wie bekannt, in allen Tiefen desselben vertheilt, liegen in jenen Spalten auf den Fibrillen. Besonders deutlich treten jene Verschiedenheiten an Quer- schnitten von Froschmuskeln hervor, welche in Salzlösung gekocht wurden. Man sieht auf denselben grössere Lücken des Primitivbündels nach den verschiedensten Richtungen sich in längliche Spalten fort- setzen, welche den Inhalt ebenso in kleinere Partien abtheilen, wie dies durch die bekannten sternförmigen Figuren des Sehnenquer- schnittes für das Bindegewebe geschieht. Zwischen diesen grösseren Lücken sind noch kleinere in regelmässiger Veitheilung vorhanden. Wie beim Frosch verhielten sich auch die Querschnitte der Muskelfasern bei anderen Amphibien °^ und bei Fischen *). Ein sehr merkwürdiges Verhältniss aber findet sich im Fleische der Brustmusculatur bei der Haustaube, denn in demselben wechseln ') Physiologie des Menschen. Aus dem Holländischen übersetzt von Fr. Wilhelm Theile. 1. Bd. Leipzig- 1856, p. 23, Fig-. 10. -) Rana esculeula. 3) Bnfo ciiiereus. Laur. , Lacerta viiidis und agilis , Chaniaeleon africauus , Natrix torquata A 1 d r. ■*) Cyprinus Carpio, CobiÜs barbatula, Phoxinus Marsilii, Heckel. ol-t Rollet l. Untersuchungen zur näheren Fasern mit einander ab, von denen die einen ganz wie Musicelfasern der Säugethiere sich verhalten, während die anderen einen Querschnitt darbieten, weicher dem des Froschmuskels sehr ähnlich ist. Die erstere Artist in überwiegender Anzahl vorhanden, aber der Dicken- durcbmesser ihrer Fasern wird von jenen der anderen Art um das 3 — 4fache übertrofFen. Behandelt man einen solcben Querschnitt des gekochten pecto- ralis major derTaube mit Essigsäure, um die Kerne deutlich zu über- sehen, so findet man, dass die Kerne der feineren Muskelfasern alle zwischen Inhalt und Sarkolemma , jene der dickeren aber im Innern des Primitivbündels vertheilt sind. Einen gleichen Unterschied in der Vertheilung der Kerne bietet das weisse und dunklere Fleisch der Hühnervögel *) dar; das erstere zeigt die Kerne im Innern, das letztere auf der Oberfläche der Primi- tivbündel. Bei anderen Vögeln fand ich die Muskelfasern ganz so gebaut 2), wie die der Säugethiere, was eben auch für die Fasern des dunklen Hühnerfleisches, für alle Fasern der Kopf-, Rücken- und Extremitäten- Muskeln, so wie für die Mehrzahl der Brustmuskelfasern der Taube gilt. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Die Hauptsubstanz aus den willkürlichen Muskelfasern einer Katze nach der im Text beschriebenen Methode durch verdünnte Salzsäure (1. p. ni.) in Scheibenform isolirt. Man sieht Reihen von noch lose zu- sammenhängenden Scheiben, aber auch vollkommen isolirte, theils auf der Grundfläche liegend, theils mit senkrecht aufgerichteten Grund- flächen auf dem Mantelstreifen stehend. Fig. 2. Ein frisches Muskelprimitivbündel des Frosches mit etwas Essigsäure behandelt. Die dunkler angelegten Zonen entsprechen der Hauptsub- stanz, die lichteren der Zwischensubstanz. Da genau auf die Oberfläche des Bündels eingestellt wurde, konnten nur einige der in allen Tiefen des Bündels vertheilten Kerne mit schärferen Umrissen gezeichnet wer- den, während die anderen nur wie matte Schatten sich ausnehmen. 1) Haushuhn, Tetrao bonasia und tefrix. 2J Fringilla domestica und coelebs , Emberiza eitriuella, Gans, Eilte. Bolleft: rirtersTiclua^eiL zur niitereu ünntnlLs des Baues der quer^osireiften Jhiskelfaser. Ms.J. fili VA. 1*% f /fit 2it). 2. Fuj. 3. ^y. -v-. \itUlV Trcnm lO ^^'^ Druck a d. Jf k ffof u Slaalstlruckerei. Sitzuussb. a.k.Abid.a.X.maÜi. natiir»'. Cl.X\W«d. 2*?'Heft. Kenntniss des Baues der quergestreiften Muskelfaser. 313 Fig. 3. Ein Muskelprimitivbündel des Menschen. Die dunkler gezeichneten Zonen entsprechen der Hauptsubstanz, die lichteren der Zwisehensubstanz. Diese Zeichnung wurde angefertigt nach Fasern eines in Weingeist gelegenen Muskels, bei welchen die in der nächsten Figur dargestellte Veränderung noch nicht eingetreten war. Fig. 4. Ein Muskelprimitivbiindel des Menschen, an welchem durch längere Ma- ceration in Weingeist jene im Text näher beschriebene feine Längsthei- lung hergestellt wurde, welche eine im Bündel eingetretene Sonderung in Fibrillen andeutet. Fig. i}. Der Querschnitt eines in Salzlösung gekochten Stückes des Rinderherzens. Es zeigt das Primitivbündel jene erweiterten und unregelmässig ausge- buehteten Löcher, welche die Querschnitte der zwischen den Fibrillen vorhandenen Längsspalten darstellen. Fig. G. Der Querschnitt eines in Salzlösung gekochten Froschmuskels. Man sieht die Abgrenzung einzelner Abtheilungen des Inhaltes durch grössere in längliche Fortsätze ausstrahlende Lücken , zwischen welchen wieder kleinere vorhanden sind. Sämmtliche sechs Figuren wurden von Dr. Elfinger nach der Natur gezeichnet und zeigen die Objecte bei 400 maliger Vergrösserung. Fig. 7. Ein Querschnitt aus dem grossen Brustmuskel der Taube. Es wurden nur die Umrisse der Primitivbündel und die in denselben sichtbaren Kerne gezeichnet, um die im Text beschriebenen Verschiedenheiten der Muskelfasern zu verdeutlichen. 314 Aus einem Sclireiben des Hrn. Prof. Beer an Hrn. Sectionsrath Haidinger, SITZUNG VOM 30. APRIL 1857. Aus einem Schreiben des Herrn Prof. Beer in Bonn an das wirkliche Mitglied, Herrn Sectionsrath Haidinger. (Vorgelegt von dem w. M., Herrn Regierungsrath A. v. Et t ingsh a use n.) Wenn von ein und demselben Punkte des Raumes materielle Theilchen mit ein und derselben Gescbwindigkeit ausgehen , so beschreiben bekanntlich alle diese Theilchen, falls sie gegen einen festen Punkt graviliren, entweder elliptische oder hyperbolische Bah- nen, je nachdem die lebendige Kraft des einzelnen Theilchens kleiner oder grösser als das Potential der Gesammtwirkung zwischen jenem und dem festen Punkte ist. Die Bahn-Curven besitzen in dem festen Punkte einen gemeinsamen Brennpunkt, überdies aber werden sie auch v o n e i n und d e r s e I b e n F 1 ä c h e z w e i t e n G r a d e s umhüllt, nämlich viui einem verlängerten Rotations- E 1 1 i p s 0 i d e , v o n d e s s e n B r e n n p u n k t e n d e r eine mit dem A u s g a n g s - 0 r t e der h» e w e g 1 i c h e n P u n k t e, d e r andere mit dem festen attr ahirenden Punkte zusammenfällt. Es kommt die grosse Axe derEnveloppe demProducte aus der Entfernung des Ausgangspunktes vom A 1 1 r a c t i o n s- Centrum und dem Quotienten gleich, dessen Dividend die Summe und dessen Divisor die Differenz der leben- digen Kraft und des oben erwähnten Potentiales ist. Bei elliptischenBahnen werden diese natürlich selbst, aber bei hyper- bolischen Bahnen , die den letzteren conjugirten Aste von der um- hüllenden Fläche berührt. Und für parabolische Bahnen, die dann auftreten, wenn die lebendige Kraft dem Potentiale gerade gleich wird, ergibt sich als Enveloppe eine unendlich grosse Kugel. Heeger. Beiträge zur Naturgesehiehte der Inseeteii. 313 Eingesendete Abliandlnng. Beitrüge zur Naturgeschichte der Insecten. Von Ernst Heeger. (Sechzehnte Fortsetzung.) (Mit 6 Tafeln.) (Vorgelegt in der Sitzung vom 11. Deeember 1856.) Naturgeschichte von Falagria snlcata P a y k. Sowohl die Larven als das vollkommene Insect nähren sich von jüngst verendeten oder schon kranken nnd beschädigten Larven und Puppen anderer Kerfe, welche sie an Bächen unter Stämmen oder im ausfliessenden Safte kranker alter Bäume finden; im Nothfalle gehen sie jedoch auch dem Aase zu oder sie greifen selbst grössere Schmet- terlingsraupen unter Steinen während der Häutung an. Sie überwintern unter der Baumrinde oder im kalten Garten- dünger und faulen Laubwerk, kommen erst gegen Ende Mai wieder zum Vorschein und gehen nur in der Nacht auf Nahrung aus. Das befruchtete Weibchen legt die Eier einzeln an solche Orte, wo die ausschlüpfenden Jungen gleich Nahrung finden. Nach 8 — 10 Tagen kommen die Larven zum Vorschein, sie häuten sich in Zwischenzeiten von 8 — 10 Tagen dreimal, ohne ihre ursprüngliche Form zu verändern; acht Tage nach der dritten Häu- tung, nachdem sie sich irgendwo einen ruhigen, trockenen Ort aus- gewählt haben, geht die Verpuppung ohne schützende Umhüllung vor sich, und es beginnt gewöhnlich im halben Juni die zweite Genera- tion, von welcher oft Larven, Puppen und vollkommene Insecten überwintern. Besebreibuug^. Die Eier sind vollkommen kugelförmig, weiss, dickhäutig und glatt, kaum i/jo'" gross. Die Larven sind fast walzenförmig, die Leibesabschnitte deut- lich geschnürt, nur wenig niedergedrückt. 316 Hee^er. Bis zur ersten Häutung bleiben sie gelblichweiss , nach dieser bekommen die drei Vorderleibsabscbnitte braunbornige , ziemlich lang und fein bebaarte, fast viereckig abgerundete, die acbt ersten Hinterleibsringe aber schmale, am Hinterrande mit Borsten bewim- perte Schildcben; das letzte Hinterleibs-Segment bildet am Rücken einen fast runden, etwas erhobenen braunhornigen Schild mit einem kurzen , stumpfen Dorne am Hinterrande und ist mit einzelnen Borsten besetzt. Vollkommen ausgewachsen werden die Larven fast 3"' lang, y^ so dick als lang. Die sechs Vorderfiisse sind sehr zart und lang, braungelb , die Glieder beborstet; die Fussklauen zart und einfach. Der freie, vorragende Kopf ist beinahe verkehrt , herzförmig, braunhornig, mit einigen feinen Härchen besetzt, am Hinterrande bedeutend eingebuchtet und merklich kleiner als der Voi-derbrust- abschnitt. Die Oberlippe ist gelb, dünnhornig, 1/3 so breit als der Kopf, kaum halb so lang als breit, mit einigen Borsten am halbkreisrunden Vorderrande besetzt. Die Oberkiefer so lang als die Unterlippe, am Grunde kaum % so breit als lang, und nach innen schräg abgeschnitten, ihre Spitze ungewöhnlich tief gespalten, die Kaufläche gehohlkehlt, der Rücken am Grunde etwas verlängert und an beiden Seiten mit einer Gelenkkugel versehen, von gelbbraunhorniger Substanz. Die Unterlippe ist lederig, gelblichweiss, fast so lang als die Oberkiefer, 1/3 so breit als lang, mit einer zungenförmigen Verlänge- rung in der Mitte des Vorderrandes; an den Seiten etwas gebuchtet, am Hinterrande wellenförmig ausgeschnitten; die Taster beiderseits an der Spitze eingefügt; sie sind walzenförmig, fast so lang als die Lippe breit, und die Glieder gleichlang. Die Unterkiefer haben eine ganz eigenthümliche Bildung: sie sind beinahe um die Hälfte länger als die Oberkiefer und nur Ye so breit als lang, braungelb, dünnhornig; die Angel sehr klein, eiför- mig, der Stamm fast so lang als die Oberkiefer, in der Mitte von beiden Seiten gedrückt; das Tasterstück kleiner als die Angel; die Taster dreigliederig, fadenförmig, etwas länger als der innere Lap- pen; die beiden ersten Glieder gleichlang, das dritte beinahe kegel- förmig, so lang als die beiden ersten zusammen; der innere Lappen Beitrüge zur Naturg'eschichte der Insecten. 3 l 7 braiinhornig, schmal und lang, fast so lang als die äusseren Taster, an der Spitze nach innen mit drei unter einander stehenden krummen, spitzen Zähnen, innen gehohlkehlt, mit Borsten bewimpert und am Grunde mit einem langen, walzenförmigen Zahne nebst einer langen steifen Borste bewehrt. Die Fühler sind weisslich, dünnhornig, nur wenig kürzer und fast so breit als die Oberkiefer, eigentlich viergliederig, aber nur drei Glieder in der Länge, denn das vierte sitzt an einer Verdickung des zweiten Gliedes; das erste Glied ist kurz, ringförmig, das zweite keulenförmig, nach innen verdickt, dreimal so lang als das erste, das dritte (Endglied) fast kegelförmig, merklich länger als das erste, % so dick als lang; das vierte (Nebenglied) an der Verdickung des zweiten Gliedes, etwas kürzer als das erste, 1/3 schmäler als lang; die Glieder sind mit einzelnen Borsten besetzt. Die Puppe ist fast walzenförmig, langgestreckt, mit sehr wenig nach hinten verschmälertem Hinterleib, etwas kürzer und breiter als die Larve; der Kopf rund halbkugelig gewölbt, mit den vorgestreck- ten Mundtheilen auf der Brust liegend, die Fühler sind an den Kopf abwärts gelegt, die Beine fast wagerecht aufgezogen; die Flügel- scheiden bedecken das letzte Paar Beine gänzlich und reichen bis zum Vorderrande des zweiten Hinterleibringes; die Abschnitte des Hinterleibes sind fast gleichlang und breit imd mit einzelnen langen, weissen Borsten besetzt. ErkläniiiiS der Alibildiiiigen. Fig. 1. Ein Ei. „ 2. Eine Larve. „ 3. Die Oberlippe. „ 4. Ein Oberkiefer. „ S. Die Unterlippe. „ 6. Ein Unterkiefer. „ 7. Ein innerer Lappen derselben, noeh mehr vergrössert. „ 8. Ein Fühler. „ 9. Eine Puppe. Naturgeschichte von Opion basicorne 111. Die Larven dieses Käfers leben in den bolzigen Wurzeln der bei uns einheimischen Klettenarten, wo sie sich kurze unregelmässige Gänge machen, und durch ihr Benagen zwar keine Gallen, wie die 318 H e e g e r. . Baris- und andere Käferlarven verursachen, aber doch ein knotiges Veritrüppeln und Zerplatzen der Wurzeln veranlassen. Ende März oder Anfangs April brechen die Käfer, Avelche gröss- tentheils in diesen Wurzeln überwintern, durch und kommen dann bei günstiger Witterung Vormittags zum Vorschein; die Männchen gewöhnlich um mehrere Tage früher als die Weibchen. Letztere legen erst 10 — 14 Tage nach der Begattung in bedeutenden Zwi- schenräumen die Eierchen einzeln, indem sie zu den Wurzeln bis Ya Zoll unter die Erde kriechen, jedoch 8 — 10 an einem Wurzel- stock an verschiedenen Stellen ab, nachdem sie stets vorher mit dem Rüssel ein Loch durch die Rinde gebohrt haben. Erst nach 14 — 20 Tagen entwickeln sich die Larven aus den Eiern, wachsen sehr langsam , so dass sie erst gegen Ende August vollkommen ausgewachsen sind, sich im Nahrungsgange eine bequeme Verpuppungsstelle bereiten, und sich gegen Ende September zur Puppe verwandeln, welche dann überwintert. Nur selten überwintern in der Entwickelung zurückgebliebene Larven. Wie oft und ob sich diese Larven überhaupt vor der Verpup- pung häuten, konnte ich nicht mit Sicherheit ermitteln, doch habe ich Grund anzunehmen, dass dies erst bei der Verpuppung geschieht, da ich nur bei den Puppen die abgestreiften Häute vorfand. Beschreibung'. Die Eier sind weiss, häutig, stumpf eiförmig , fast gleichdick, kaum Ys'" lang, halb so dick. Die Larven gelblichweiss , glatt , gewöhnlich halbkreisförmig gebogen; der Kopf frei, lichtbraun, hornig, fast kugelförmig, die Leibringe gleichlang, bedeutend eingeschnürt, die mittleren merk- lich dicker, die anderen allmählich etwas verschmälert, der After abge- rundet ohne Auszeichnung, die Seitenstigmen rund, klein, blass- gelblich, dünnhornig, in einer Hautvertiefung, nur mikroskopisch erkennbar; die sechs Brustfüsse vorragend, mit braunen, hornigen, runden Ballen, statt mit Klauen versehen; an den ersten fünf Hinter- leibsringen bemerkt man runde, blasse und dünnhornige, kleine Scheiben statt der ßauchfüsse. Vollkommen ausgewachsen werden sie zwei Linien lang, in der Mitte kaum % so dick. Beitrüge zur Naturgeschichte der Insecten. 319 Der runde Kopf ist üchtbraunhüniig, kurz, kaum halb so dick als der Vorderbrustring breit, unten kreisrund ofFen; der Seheitel durch eine nach vorne gegabelte sanfte Furche in zwei gleiche und gewölbte Theile gesondert. Die Fühler sind eingliederig, klein, nach aussen neben den Oberkiefern eingefügt. Von Augen war keine Spur zu sehen. Die Oberlippe ist 1/4 so breit als der Kopf, halb so lang als bi'eit, dünn, gelbhornig, mit halbkreisrundem Vorder- und geradem Hinterrand; die Oberseite etwas gewölbt, durchaus kurz und fein behaart. Die Oberkiefer sind braun, dickhornig, fast gleichseitig- drei- eckig, 1/3 breiter als die Oberlippe, an der Spitze gespalten, die Kaufläche verdünnt, schneidig, etwas ausgebogen; der Rücken und Grund wellenförmig, letzterer nach aussen gesäumt; die Gelenk- kugel frei und vorragend. Die Unterkiefer sind dünnhornig, bräunlichgelb, so lang als die Oberkiefer, 1/3 so dick als lang, etwas gewölbt; die Angel (Cardo) fehlt, der Stamm fast gleichbreit, nochmal so lang als breit, aber nach aussen in einem kleinen Ausschnitte sitzen die eingliederigen walzenförmigen Taster; neben diesen nach innen der äussere Taster mit einem kleinen geraden Zahne am Vorderrande; der innere Lap- pen hornig, etwas aufgeschwollen, halbkreisrund, mit einer Leiste umsäumt und mit acht langen, abwärts gebogenen Zähnen bewehrt. Die Unterlippe ist gelb, fast lederig, aussen dicht wie die Oberlippe mit kurzen feinen Härchen bewachsen, fast kreisrund, nur in der Mitte des Vorderrandes etwas mehr vorragend, fast 1/4 breiter als die Oberlippe; an den Seiten dieser Vorragung stehen die ein- gliederigen, walzenförmigen, nur etwas einwärts gebogenen Taster. Die sechs Vorderfüsse, welche bedeutend vorragen, sind häutig, walzenförmig und haben statt der Klauen spröde, braunhornige, in der Mitte vertiefte Scheiben, welche beinahe so gross sind als die Oberlippe. Die Puppe ist weiss, häutig, fast eiförmig, beinahe 1/3 kürzer als die Larve, halb so breit als lang, der Kopf mit seinem langen Rüssel auf die Rrust gelegt, welch letzterer bis zum Hinterrande des dritten Leibringes reicht, hat die Fühlerschäfte abwärts an den Rüssel gelegt, die Keule aber aufwärts neben den Kopfseiten; die Sitzb. d. mathein-naturw. Cl. XXIV. Bd. 11. Hft. 21 320 Heeg^er. Beine sind beinahe wagerecht aufgezogen, das letzfe Paar aber gröss- tentheils von den Flügelsclieiden, welche bis zum fünffen Leibringe reichen, bedeckt; der Vorderbrustiiasten und das sehr kleine After- Segment ist mit einzelnen feinen Borsten besetzt. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Ein Ei. „ 2. Eine Larve von der Seite. „ 3. Der Kopf von oben. „ 4. Die Oberlippe. „ S. Ein Oberkiefer. „ 6. Ein Unterkiefer. „ 7. Die Unterlippe. „ 8. Eine Fussplatte. „ 9. Eine Puppe. „ 10. Ein Stück Wurzel mit Larven und Puppen. Naturgeschichte You Ulalachius bipostulatas Fabr. Die Larven dieses Käfers überwintern unter Baumrinden oder an Orten, wo sie vor dem Einflüsse der Nässe und Kälte geschützt sind; sie leben von todten Larven oder Puppen verschiedener Insecten, welche sich ebenfalls unter Baumrinden aufhalten, auch solcher ihrer eigenen Art, wenn diese nicht schon vertrocknet sind. Sie verwandeln sich gegen Ende Mai oder Anfangs Juni zur Puppe, nachdem sie sich ein Gehäuse vonHolzspiinchen oder anderen trockenen Bestandtlieileu mit einigen Fäden bereitet baben, und 14 — 20Tage nachher kommt der Käfer zum Vorschein ; dieser sucht seine Nahrung zuerst durch mehrere Tage bei sonnenheller Wit- terung auf verschiedenen Doldenblüthen. Die Männchen sterben gewöhnlich bald nach der Paarung; die befruchteten Weibchen aber leben bei kühler Witterung mehrere Wochen, weil das Keifen ihrer Eier langsam vor sich geht. Aus den Eiern entwickeln sich erst nach 14 — 20 Tagen die Larven, wachsen besonders vor der ersten Häutung sehr langsam ; da aber die Witterungsverbältnisse auf ihre Lebensthätigkeit bedeu- tenden Einfluss ausüben, so kann, wie ich mich vielfältig überzeugte, gar keine bestimmte Periode ihrer Häutungszwischenzeit angegeben werden, nur stellte sich mir mit Bestimmtheit heraus, dass sie in der dritten Häutungsperiode wenigstens fünf Monate zubringen. Beiträge zur Naturgeschichte der Insecten. 321 Beschreibung-. Die Eier sind häutig, glatt, blassröthlich, fast walzenförmig, an beiden Enden abgerundet, %'" lang, 1/4'" dick. Die Larven gedämpft zinnoberroth, gestreckt, fast gleichdick, mit sechs Bruslfüssen und einer hornigen Gabel am After; die Leib- abschnitte wenig geschnürt, zerstreut mit kurzen gelben Härchen besetzt; der Kopf frei, vorgestreckt, dickhornig, schwarzbraun, läng- lich-viereckig, die Mundtheile wenig vorragend; die Oberfläche des Kopfes wenig gewölbt, mit breitem Vorder- und in der Mitte bedeu- tend gekerbtem Hinterrande, ist auch mit feinen Härchen bewachsen, und halb so breit als die mittleren Leibringe, i/g iSnger als breit. Die Oberlippe ist gelbbraun, hornig, quer-viereckig, an den Seiten stark abgerundet. Vorder- und Hinterrand sind gerade; ersterer mit feinen Haaren bewimpert und letzterer verdickt gesäumt; Vs so breit als der Kopf, halb so lang als breit. Die Oberkiefer sind dickhornig, dunkelbraun, fast so breit als die Oberlippe, merklich länger als breit; der Rücken in der Mitte ausgobogen; die Spitze zweizähnig nur Grund wellenförmig; die Kaufläche oben etwas gebuchtet, unten fast schneidig, unter der Mitte mit zwei kurzen, aber ziemlich breiten Schneidezähnen bewaffnet, die Gelenkkugel klein aber vorragend. Die Unterkiefer sind gelbbraun, dünnhornig, 1/4 länger als die Oberkiefer, '/g so breit als lang; die Angel ist stumpf dreieckig, 1/4 so gross als die Oberlippe, etwas gewölbt, aber glatt; der Stamm so lang als die Oberkiefer, am Grunde halb so breit als lang, nach vorne etwas verschmälert, wenig gewölbt und an beiden Enden fast gerade abgestutzt; das Tasterstück dreieckig, kaum 1/4 so gross als die Angel; die Taster sind dreigliederig, kegelförmig, so lang als der Stamm gegen die Mitte breit ist, die Glieder sind gleichlang; es ist nur ein Lappen vorhanden , der sehr dünnhornig, abgerundet- eiförmig und am Vorderrande nach innen mit mehreren Borsten besetzt ist. Die Unterlippe ist dünnhornig, querlänglich, die Seiten des Vorderrandes abgerundet, die Mitte tiefgebuchtet, am Hinterrande gerade und mit dem Kinn verwachsen, sie ist i/g kürzer und schmä- ler als die Oberlippe; die Taster sind zweigliederig, kaum halb so lang als die Lippe und kegelförmig, die Glieder gleichlang, das erste Glied Ya dickei" als das zweite. 2i* 322 H e e ^ e r. Das Kinn fast viereckig, abgerundet, so lang als der Oberkiefer breit, % schmäler als lang; alle Seiten in der Mitte etwas gebuch- tet, die Fläche in der Mitte etwas vertieft und gegen die Seiten mit sechs Borsten besetzt. Die Fühler sind sechsgliederig, düim, kegelförmig, wenig län- ger als die Oberlippe; das erste und zweite Glied napfförmig, gleich- gross, zusammen haben sie halbe Fühlerlänge; die drei folgenden sind gleichlang; das sechste am Grunde des dritten nach innen hat Form und Grösse des fünften und auch an der stumpfen Spitze einige kurze End borsten wie diese. Die sechs Beine haben eine eigenthümliche Form, sehen von oben ganz anders als von der Seite aus, besonders das erste Paar, nämlich: Die Hüften (Coxae) dieses vorderen Paares sind länglich, nach oben eiförmig ausgehöhlt, iiäutig, unten braunhornig, gewölbt, am Grunde bedeutend breiter als vorne, halb so lang als der Schenkel, halb so breit als lang. Die Schenkel ebenfalls braun, hornig, trichterförmig nach vorne erweitert, hinter der Mitte stark gebogen; die Schienen sind rund und spitzkegelförmig, blassgelb, hornig, y^ länger als die Schenkel; bei allen sechs Beinen sind die Schenkel und Schienen zerstreut mit langen Haaren besetzt und findet sich nur eine Klaue. An den Hinterbeinen sind die Hüften denen der Vorderbeine ganz ähnlich, nur sind sie am Grunde nicht breiter, sondern gleich- breit; die Schenkel sind gerade nur wenig länger als an den Vorder- beinen, an beiden Enden verschmälert, in der Mitte bauchig erwei- tert, braun, dickhornig und glatt; die Schienen wie an den Vorder- beinen, aber merklich dünner und um 1/4 länger als diese. Die Mittelbeine hatten in Bezug der Länge der Theile das Mittel der beiden beschriebenen, sie sind aber dem Baue nach wie die Hinterbeine gebildet. Die Klauen aller sechs Beine sehr schmal und spitz, und nur sehr wenig gebogen. Die Puppen sind gewöhnlich '/^ kürzer und 1/3 breiter als die Larven, fast länglich-eiförmig, der Leib blassrosenroth, die sämmt- lichen Extremitäten wachsweiss, fast durchsichtig; der Kopf unge- wöhnlich gross, aufgedunsen, eben so die rothen Augen. Die Mundtheile bedecken die Brust, die Vorder- und Mittelbeine sind diagonal aufgezogen, die Hinterbeine von den Flügelscheiden, Beiträge zur Naturgeschichte der Iiisecten. 323 welche bis auf den fünften Hinterleibsabschnitt reichen, bedeckt; die Füsse aller drei Paare liegen entfernt von einander zwischen den Flügelscheiden; am After ragen häutige lange Spitzen vor, und an den Seiten der Hinterleibsabsclinitte sind, wie auch am After, zarte weisse Borstenbüschel. Erklärung der Abbildinigi-n. Fig. 1. Ein Ei. „ 2. Eine weibliche Larve. „ 3. Die Oberlippe. „ 4. Ein Oberkiefer. „ S. Ein Unterkiefer. „ 6. Die Unterlippe. „ 7. Ein Fühler. „ 8 «. Ein Vorderbein. „ 8 h. Ein Hinterbein. „ 9. Eine männliche Puppe. Naturgeschichte von Hystropus bajulus Lin. Ich gehe hier die Lebensgeschichte eines viel bekannten Käfers, dessen Vorkommen in Gebäuden und Einrichtungsstücken oft sehr erheblichen Schaden verursacht. Seine Anmeldung in Wohnungen, welche man des Nachts oft durch regelmässiges Ticken vernimmt, das durch das nächtliche ßeissen im weichen Holze der Tannen und Fichten, der gemeinen Föhre in Thürstöcken und Verkleidungen, auch in Wohnungsgeräth- schaften entsteht, ist unter dem Namen der Todtenuhr bekannt. Am schädlichsten sind aber diese Larven in Dachstühlen von Gebäuden und Scheunen, da sie an solchen Orten erst bemerkt wer- den, wenn die Zerstörung am Gebälke beinahe schon den höchsten Grad erreicht hat. Liebensgreschichte. Im Juni und Juli kommen die Käfer aus dem Holzwerke, wo sich die Larven im Herbste oder im April und Mai verpuppten, zum Vor- schein, gewöhnlich die Männchen mehrere Tage, ja Wochen früher als die Weibchen, laufen bei warmen Tagen am Gebälke umher, bis sie ein Weibcheti finden, um welches sie sich, wenn sie an einem Orte in grösserer Anzahl vorkommen, raufen. Das befruchtete Weibchen beginnt erst nach mehreren Tagen die Eier einzeln abzulegen, wozu es immer eine im genannten Holze, 324 H e e g e r. durch Hitze oder Alter entstandene Spalte mit Hast sucht, und dann in diese, mit seiner ungewöhnlich langen, vorstreckbaren Eierlege- röhre, so tief es ihr möglich wird einzudringen, ein Ei ablegt; es trägt gewöhnlich 30 — 40 Eier, und das Ablegen derselben dauert oft mehrere Wochen. Die Käfer sah ich weder im Freien noch im gesperrten Räume etwas fressen, aber ich erhielt sie im Zwinger am Leben dadurch, dass die Erde im selben feucht gehalten wurde. Aus dem Ei entwickelt sich die Larve erst nach 14 — 20 Tagen, und lebt in der Jugend von den weichen Holztheilen zwisclien den Jahresringen; werden sie grösser, so wird ihnen der Raum zwischen diesen nicht selten zu enge, und sie beissen sich dann durch diese härteren Theile, bis sie einen bequemeren Raum finden; ihre Gänge sind immer bedeutend breiter, meistens nochmal so breit als die Larve, aber immer flach, und wenig gekrümmt. Ungeachtet häufiger, ja mehrjähriger Zucht und Beobachtung, bemerkte ich doch nie eine Häutung der Larve, an welchen das Geschlecht dadurch zu erkennen ist, dass die männlichen Larven kaum Ys so gross als die weiblichen werden, die gewöhnlich eine Grösse von einen Zoll Länge und darüber und 21/3 Linie Breite erreieher». Sie wachsen sehr langsam und überwintern grösstentheils im Larven-, selten im Puppenzustande. Sind sie vollkommen ausgewachsen, so beissen sie sich einen Gang bis an den äussersten Spiegel des Holzes, wo sie sich dann zu ihrer Verpuppung in ihren Excrementen eine Art Tönnchen ohne Gespinnst zu verfertigen verstehen. Von der Verwandlung zur Puppe bis zur völligen Reife des Käfers verlaufen im Frühlinge grösstentheils 5 — 6 Wochen. Beschreibung". Die Eier sind gelblichweiss, lederig, fast walzenförmig, an beiden Enden abgerundet, beinahe 1'" lang und halb so dick. Die Larven sind ebenfalls gelblich-wachsweiss, etwas plattge- drückt, gänzlich fusslos; die Leibabschnitte stark geschnürt, wenig nach hinten verschmälert und fast gleichlang. Der Vorderbrustabschnitt, in welchem der Kopf ganz verborgen ist, ist um 1/3 breiter als die Hinterleibsabschnitte, gespannt, glatt, Beitrüge zur Naturgeschiclite der liiseeten. 325 beinahe halb so lang als breit und flach; die beiden anderen Brust- abschnitte sind jeder nur '/s so lang, und um % schmäler als der erste und ohne alle Auszeichnung. Die sieben ersten Hinterle'bsabschnitte haben auf der Mitte des Rückens ein paar lederige, kleine, dreieckige — neben diesen ein paar schuppenformige, bräunliche und rauhe Schildchen, welche statt der ßauchfüsse zum Vorschieben dienen ; hinter den beiden mittleren Schildchen befindet sich auch noch ein ebenso brauner Querriss; der achte Leibring ist glatt ohne Zeichnung; der neunte ist der schmälste, hinter der Mitte abgesetzt und abgerundet. Der Kopf ist halbrund, flachgedrückt, mit geradem Hinterrande, dickhornig aber gelblichw eiss , unten halb-eiförmig ausgeschnitten und dieser Ausschnitt mit einer schmalen Leiste umsäumt; an den Seiten ist der Kopf mit vielen häutigen, abwärts hängenden, länglich- schuppenförmigen Läppchen zerstreut besetzt. Die Oberlippe ist bräunlichgelb, dünnhornig, fast gleichseitig- dreieckig abgerundet, aussen etwas gewölbt, und ziemlich dicht mit kurzen Härchen bedeckt, kaum i/g so breit und lang als der Kopf. Die Oberkiefer sind dunkelbraun, dickhornig, doppelt so lang und 1/4 breiter als die Oberlippe, am Vorderrande breit, abgerundet, die Kaufläche gleiclibreit, gehohlkehlt, innen gekörnt und gegen den Grund wellenförmig gerieft; von der Seite angesehen sind die Oberkiefer oben sehr verschmälert, am Grunde sehr breit, nur wenig schmäler als lang; der Rücken ist breit, wellenförmig gebogen, und am Grunde bedeutend gehohlkehlt; statt der Gelenkkugel sind am Rückengrund zwei etwas vorragende Abrundungen. Die Unterkiefer sind gelbbraun, dünnhornig, fast nochmal so lang als die Oberkiefer ; die Angel ist unverhältnissmässig gross. dreieckig, am Grunde spitz, etwas gekrümmt und hornig verdickt, gegen den Stamm breit und lederig; der Stamm beinahe nochmal so lang als die Angel, am Grunde breit, bedeutend gewölbt und querge- furcht, von der Mitte nach vorne verschmälert und wenig gewölbt, am abgestutzten Vorderrande häutig und mit Härchen dicht besetzt; das Tasterstück ist klein, dreieckig, aussen am Oberrande stehen zwei Borsten; die Taster sind dreigliederig, kegelförmig, die Glieder fast von gleicher Länge; das erste, das dickste, hat am Vorderrande nach aussen eine Borste; der Lappen ist schmal, häutig, nackt, bis an den Grund des Stammes verlängert, kaum »/e so breit als lang. 326 H e e g e r. Die Unterlippe ist lichtbraun, hornig, ungleich-viereckig, mit tief und breit gebuchtetem Vorderrande , stark abgerundeten Seiten, fast geradem Hinterrande, auf der Mitte etwas eingedrückt und zer- streut behaart. Die Fühler sind gelbhornig, viergliederig, kegelförmig; die beiden ersten Glieder sind naptTörmig, das zweite '/^ kleiner als das erste; das dritte walzenförmig, um die Hälfte länger und 1/4 schmäler als das zweite; das vierte auch walzenförmig, kaum halb so lang und 1/4 so dick als das dritte; am Grunde des letzteren steht nach aussen ein kleiner gerader Zahn, und zwischen beiden eine Borste. Die Puppe ist schmutzig weiss, Y* kürzer und breiter als die Larve, fast eiförmig, etwas flach; der Kopf, auf der Brust liegend, hat grosse rothe, an den Seiten vorragende Augen; die Fühler, etwas rückwärts zwischen den Augen eingefügt, sind frei im Bogen abwärts an die Flügelscheiden gelegt; die beiden ersten Beinepaare diagonal aufgezogen, das dritte Paar von den Flügelscheiden bedeckt; die Füsse paarig, genähert auf der Mitte des Unterleibes; der letzte Hinter- leibsabschnitt ist klein , abgerundet und mit einigen Borsten besetzt. Der Käfer, ist in vielen Werken beschrieben und abgebildet. Erklärung der Abbildungen. Fig. i. Ein Ei. „ 2. Eine miinnliche Larve. „ 3 a. Kopf von oben, h von unten. „ 4 rt. Uberiiiefer von innen, 6 von der Seite. „ 5. Oberlippe. „ 6. Ein Unterkiefer. „ 7. Unterlippe. „ 8. Ein Fühler. „ 9. Eine weibliche Puppe. „ 10. Eine Puppenhülle (Coeon). Naturgeschichte vou Scymaas arcuatus Rossi (audatos Dej.). Obwohl '\Q\i Aleyrodes immaculata^\ii^\\. mehrere Jahre imFreien beobachtete, bemerkte ich keine Feinde derselben; als ich aber im Frühlinge vorigen Jahres meine Beobachtungen wieder erneuerte, wurde ich zu meiner grossen Freude durch eine besondereEntdeckung überrascht: ich fand nämlich eines Morgens an mehreren Blättern des Epheus weiss bestäubte kleine Larven , welche ich wohl gleich Beiträge zur Naturgeschichte der Insecten. 327 als in die Familie der Coccineiliden gehörig erkannte, und nach eifrigem Nachsuchen auch wirklich einen dahin gehörigen Käfer fand, der mir aber, indem ich ihn mit der Loupe betrachtete, entkam. Ich hatte ihn aber gleich beim ersten Anblick als den oben genannten Käfer erkannt, und da er uns bisher nur durch Rossi aus Neapel und durch Da hl aus Calabrien bekannt war, so musste meine Auf- merksamkeit um so mehr angeregt werden. Ich nahm also eine Anzahl solcher Larven in mein Zimmer, setzte sie auf eine junge Epheu-Ptlauze , welche mit des Aleyrodes immaculata Larven und Eiern besetzt war, und bald hatte ich das Vergnügen zu sehen, dass sie sich wirklich von diesen nährten. Da ich aber im Juni eine kleine Reise von mehreren Tagen machte, und die Pflanze im Zimmer unbedeckt war , fand ich bei meiner Zurückkunft keine einzige Larve des Käfers auf meinem Ptlanzenstock, noch auf jenen im Garten, und ich vermuthete, dass alle inzwischen von ihnen feindlichen Insecten vertilgt worden seien. Im Sommer hörte die Fortpflanzung von Aleyrodes immaculata, wie in den Sitzungsber. der kais. Akademie ßd. \l\\, Seite 33 von mir erwähnt wurde, ganz auf, und es Avaren auch die Scymnus-Larven verschwunden; allein als ich Anfangs August wieder einmal nachsah, ob die Entwickelung dieser kleinen Thierchen bereits beginne , fand ich von Ersteren Eier und Larven, von Letzterem aber mehrere Käfer, die ich nun mit voller Bestimmtheit iAsScym. arcuatiis Rossi erkannte. Als Käfer überwintern sie zwischen Mauerwerk und unter trockenem Laube und Gartenstaub , an vor West- und Nordwinden geschützten Orten, wohin sie sich aber erst gegen Mitte October begeben, kommen aber schon gegen Ende März und Anfangs April, wie fast alle Käfer aus dieser Familie, welche sich von Aphiden und Cocciden nähren, zum Vorsehein, liebensg-eschichte. Sie sind bei schöner Witterung sehr behend, d, i, sie laufen schnell und fliegen gerne, verbergen sich aber zur Ruhe gern an der Unterseite der Blätter, Die Eier werden von den Weibchen an solche Blattunterseiten gelegt, welche mit Larven und Eiern von Aleyrodes immaculata besetzt sind. 328 Heeger. Aus den Eiern der Käfer koninien die Larven nach 6 — 10 Tagen zum Vorscheine, nähren sich anfangs nur von dem an den Blättern liegenden weisslichen Stauhe von den Aleyrodes-Weibchen, nach der ersten Häutung aber, von den jungen Larven und Eiern; indem sie bei ersteren den Schild aufheben oder oben ein Loch darein beissen, und die letzteren gewöhnlich an der Seite aufbeissen und aussaugen. Sie häuten sich dreimal, stets in Zwischenräumen von 6 — 8 Tagen; zur Häutung wie zur Verpuppung hängen sie sich am After mit klebriger Feuchtigkeit an einen vor Hitze und Wind geschütz- ten Ort. Nach 6 — 8 Tagen erfolgt auch gewöhnlich die Verpuppung, so wie auch nach 10 — 14 Tagen der Käfer aus der Puppe zum Vorschein kommt, und so geschieht es, das oft noch im Herbste zwei Generationen sich ausbilden. Beschreibung-. Die Eier sind beinahe walzenförmig, grünlichweiss, häutig. Vi'" lang, Vs'" dick. Die Larven sind blassrosenroth, sehr zart, dünnhäutig, mit weissen Härchen ziemlich dicht besetzt; die lösen sich aber leicht wie die Schüppchen der Schmetterlinge ab, und auf diesen Härchen liegt der weisse Staub; sie sind fast eiförmig, etwas flachgedrückt, haben sechs Brust- aber keine Bauchfüsse, und am Vorderrande des letzten Leibabschnittes einen ausdehnbaren, runden und häutigen Nacli- schieber, wie die Coccinellen-Larven und am Hinterrande zwei kurze, häutige, walzenförmige Anhängsel. Sie werden Vä" lang. V*'" breit. Der Kopf ist frei , senkrecht, blassgelblich, dünnhornig, etwas breiter als lang. Die Fühler bedeutend von einander entfernt, sind vorstehend, beinahe so lang als der Kopf und die drei Brustabschnittc zusammen; sie sind schnurförmig, zwölfgliederig, die Glieder fast gleichlang und gleichdick, mit einzelnen Härchen besetzt, das letzte Glied spitz-eiför- mig mit einer Endborste. Die Mundtheile sind sehr zart, beinahe lederig und scheinen mehr zum Saugen als zum Beissen oder Kauen geeignet. Die Oberlippe und die Unterkiefer war ich nicht im Stande mit Bestimmtheit zu entdecken. Beiträge zur Naturgeschichte der Insecteu. 329 Die Theile, welche ich für Oberkiefer anzusehen Grund habe, sind bhissgelb, dünnhornig, pfriemenfürinig, innen gehohlkehlt, am Grunde verdickt, gesäumt, und fast halb so lang als der Kopf, 1/3 so breit als lang. Die Puppe ist % kürzer aber merklich breiter als die Larve, blassbraun, gedrungen-eiförmig und zerstreut mit feinen, weissen Härchen ziemlich dicht besetzt, die Beine haben eine wagerechte Lage, die Flügelscheiden reichen an der Bauchseite bis auf den sechsten Hinterleibsabschnitt und bedecken die Hinterbeine ; am Hinterrande des letzten Hinterleibsabschnittes, sind auch die beiden Anhängsel, wie bei der Larve. Da der Käfer von Rossi (Mant. II, pag. 88, 30) wohl sehr gut beschrieben, aber noch nirgends abgebildet erschien, so gab ich auf beikomniender Tafel Fig. 12 eine bedeutend vergrösserte Abbildung desselben ; da ferner die Bildung der Mundtheile von denen anderer Scymnus-Arten bedeutend abweicht, auch weder von Rossi noch sonst wo beschrieben oder abgebildet wurden, so folgt deren Be- schreibung hier und die Abbildungen derselben auf der betretTenden Tafel. Die Oberlippe ist gelb, dünnhornig, querlänglich mit vorgebo- genem, in der Mitte etwas gebuchtetem Vorderrande und fast häuti- gem verschmälertem Hinterrande; mit dem Vorderrande ist eine häutige, verdickte Vorragung, deren Vorderrand bewimpert ist, ver- wachsen; die Oberiläche der Lippe ist etwas gewölbt und hat in den vielen zerstreuten Haargrübchen starke Borsten. Sie ist fast halb so breit als der Kopf, kaum halb so lang als breit. Die Oberkiefer sind ebenfalls gelbhornig, haben aber eine dun- kelbraune nicht gespaltene Spitze, der Rücken ist stark gewölbt; die Kaufläche hat oben einen häutigen Lappen, dessen Innein-and fein bewimpert ist, am Grunde zwei vorragende Zähne, wovon der obere der Breite nach schneidig, der untere scheinbar abgebrochen stumpf ist; die Gelenkkugel ragt deutlich vor. Sie sind fast so lang als die Oberlippe breit, am Grunde halb so breit als lang. Die Unterkiefer sind nochmal so lang als die Oberkiefer, kaum 1/3 so breit als lang, hornig, bräunlichgelb; die Angel 1/5 der ganzen Länge, rosendornförmig; der Stamm, etwas mehr als nochmal so lang als die Angel, halb so breit als lang, ist der Länge nach gewölbt und durch eine Längsfurche in der Mitte scheinbar getrennt, das Taster- 330 H e e g' e r. stück sehr klein, fasst schiippenförmig; die viergliederigen Taster sind so lang als der Stamm; das erste Glied trichterförmig, halb so lang als die drei folgenden zusammen, n;ickt, vorne halb so breit als lang; die folgenden drei sind fast gleichlang und breit, wohl auch trichterförmig, aber am Vorderrande 1/3 breiter als lang und ziemlich dicht behaart; der äussere Lappen ist braun, hornig, mehr als nochmal so lang als das erste Fühlerglied, fast keulenförmig, etwas einwärts gebogen, und hat auf der abgestutzten Spitze einen kurzen, geraden Zahn; der innere, ebenfalls hornige Lappen ist fast so lang als der Stamm und äussere Lappen zusammen, oben und unten zur Spitze verschmälert, nach innen bis vor der Mitte gehohlkehlt, am Rande mit 9 — 10 Zähnen bewehrt und mit einwärts gebogenen Haaren dicht besetzt. Die Unterlippe ist fast häutig, rund, so lang, aber nur halb so breit als die Oberlippe, in der Mitte des Vorderrandes etwas gebuchtet, an den Seiten desselben behaart; die Taster sind zweigliederig, etwas länger als die Lippe; das erste Glied beinahe nochmal so lang als das zweite, trichterförmig, das zweite kegelförmig. Das Kinn ist häutig, blassgelb, fast rund und nur wenig länger als die Unterlippe. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Ein Ei. 2. Eine Larve vom Rücken. 3. Die Oberlippe 4. Ein Oberkiefer 5. Die Unterlippe 6. Ein Unterkiefer 7. Ein Fühler 8 a. Ein Vorderbein 8 b. Eine Fussklaue 9. Ein Fühler ) 10. Mundtheile ) ,, 11. Eine Puppe. des Käfers. der Larve. Naturgeschichte des Olibros tricolor Fab. Ich fand oft im Frühling den Fruchtboden der Blüthen von Leon- todon Taraccacum, Tussilago Farf'ara und andern zu dieser Gruppe gehörigen Pflanzen mit einem oder zweiLöchern durchbohrt, und ver- Beitrage zur Natiirgeschiclite der Insecten. 331 muthete, dass dies wohl durch Insecten geschehe, untersuchte daher die Blüthen solcher Pflanzen und fand darin kleine Larven, weiche mir bisher noch unbekannt geblieben waren. Ich sammelte mehrere dieser Blüthen, die durch ihr zum Theil verwelktes Aussehen verriethen, dass sie mit solchen Larven besetzt seien, um sie zuHausezu erziehen und zu beobachten, und es gelang mir nach wiederholten Versuchen die Lebensgeschichte dieses Insectes vollkommen zu erforschen, welches für die Wissenschaft um so interessanter sein dürfte, als noch von keiner Art dieser Gattung die Metamorphose bekannt ist. liebensg-eschiclite. Die unter Moos auf Wiesen oder in lockerer Erde an wind- stillen Orten überwinterten Käfer kommen oft schon im März oder Anfangs April aus ihrem Winterversteck zum Vorschein, und die Weibchen legen unter günstigen Umständen die Eier einzeln, oder höchstens zwei in eine halbgewachsene ßlüthenknospe, wo erst nach 8 — 14 Tagen die jungen Larven zum V^orschein kommen, sich anfangs vom unteren Theile der Blüthenblätter, dann aber von den inzwischen entstandenen unreifen Samen nähren. Sie häuten sich in den Blüthen dreimal, jedesmal in dem Zwi- schenräume von 6 — 8 Tagen; gehen dann 5 — 6 Tage nach der dritten Häutung von den Blüthen gewöhnlich durch den Frucht- boden in den hohlen Stengel, beissen sich unten angelangt durch, und graben sich in lockere Erde, machen sich da, aus Erde ohne Ge- spinst ein Tönnchen, verwandeln sich in kurzer Zeit zur Nymphe, und nach 8 — 12 Tagen kommt der Käfer zum Vorschein. Ich beobachtete während des Sommers unter günstigen Witte- rungs-Umständen sechs und mehr Generationen. Die Larven sind ziemlich behende, verlassen aber die Blüthen selten bevor sie vollkommen ausgewachsen sind, und gehen häufig bei nasser Witterung, besonders während der Häutung zu Grunde, auch würden sie sich in ausserordentlicher Anzahl vermehren , wenn nicht durch das Abmähen der Wiesen eine so unberechenbare Menge der Larven vertilgt würde. Beschreibung'. Die Eiei- sind spitz-eiförmig, glatt, fast häutig, blassgelb, kaum Vi'" lang, halb so dick als lang. 332 Heeger. Die Larven, blassgelblich, werden bei 3'" lang, 1/2'" dick, fast vvalzig , haben einen kleinen, runden, braunen Kopf, sechs ziemlich lange Vorderfüsse; die zwölf [beibringe sichtlich geschnürt, beinahe gleiehlang und gleichbreit, nur der letzte bedeutend kürzer und mit einer kurzen, braunhornigen Gabel bewehrt. Der Kopf ist rund, lichtbraun, dünnhornig, hinten etwas ein- gekerbt, an der Oberseite bedeutend gewölbt, glatt; der Scheitel, durch die vor den Fühlern beginnenden Furcben, die sich gegen die Mitte der Stirne vereinigen und bis an den Hinterrand ziehen, fast gleichseitig-dreieckig; an der fast flachen Unterseite sind die beiden Wände in der Mitte getrennt, die Ränder leistenförmig ver- dickt, und nur mit einer dünnen Haut verbunden und scheinbar bis zum Kinne offen. Die Oberlippe ist gelbbraun, dünnhornig, beinahe querlänglich, eiförmig, 1/3 so breit als der Kopf, kaum halb so lang als breit, der Vorderrand leistenförmig gesäumt und mit gekrümmten Borsten bewimpert. Die Oberkiefer sind braun, dickhornig, fast dreieckig, am Grunde etwas breiter als die Oberlippe, '/g länger als breit, an der Spitze dreizähnig, die Kaufläche gehohlkehlt, oben bis zur Mitte etwas gebuchtet, unten fast gerade und schneidig, am Grunde der ßuch- tung raget ein kleiner Büschel gegabelter kurzer Borsten, und an der Mitte des Grundes der Gelenkknopf bedeutend vor. Die Unterkiefer sind bräunlicligelb, dünnhornig, beinahe le-4.1erig, fast halbwalzenförmig, V3 länger als die Oberkiefer, V4 so breit als lang; die Angel fast häutig, abgerundet-eiförmig, halb so breit als der Stamm, wenig länger als breit. Der Stamm ist etwas mehr als die Länge des Unterkiefers lang, kaum halb so breit als lang, gleichbreit, glatt, etwas gewölbt, an beiden Seiten und am Vorderrande mit verdickten Leisten gesäumt; das Tasterstück, so breit als der Stamm, ist glatt und wenig gewölbt, nach innen fast so lang, nach aussen die Hälfte so lang als breit; die äusseren Taster sind viergliederig, so lang als der Stamm breit, bei- nahe kegelförmig, die Glieder fast gleichlang; das erste napflormig, das breiteste; die drei anderen walzenförmig; der innere Lappen (äusseren fand ich keinen) y^ kürzer als der Taster, schmal und gerade, nach innen mit ziemlich langen, abwärts gebogenen Borsten dicht besetzt. Beiträge zur Naturgeschichte der Insecten. 333 Die Unterlippe fast lederig-, etwas breiter als lang, abgerundet, fiist nur halb so breit als die Oberlippe, der Hinterrand gerade, die Oberfläche wenig gewölbt und mit vielen kurzen Härchen besetzt; die Taster an den Seiten des Vorderrandes sind zweigliederig, wal- zenförmig, Va kürzer als die Lippe, Vj so dick als lang, alle Glieder gleichgross. Das Kinn ebenfalls lederig, glatt, flach, kaum länger, am Vor- derrande etwas schmäler, am Hinterrande etwas breiter als die Unterlippe. Die Fühler sind lichtbraun, dünnhornig, fast unbeharrt, drei- gliederig, nur wenig länger als die Oberlippe; das erste Glied napfTör- mig, nicht halb so breit und V* kürzer als die Oberlippe; das zweite stumpf, verkehrt kugelförmig, nochmal so lang, vorne etwas breiter als das erste; das dritte ist walzenförmig, wenig länger als das erste, Vs so dick als lang, an der abgerundeten Spitze mit mehreren kur- zen Härchen besetzt. Die Vorderfüsse sind zwar vun gewöhnlicher Forn), die Klauen jedoch haben eine ganz eigenthüinliche Bildung, nämlich : wohl ver- hältnissmässig nicht gross, aber auffiillend wenig, kaum merklich gebogen, der Kücken derselben bedeutend verdickt, von der Mitte bis an den Grund nach unten [ilaltgedrückt, fast schneidig, und aus dem ausgehöhlten Vorderrande dieser Platte entspringt ein glasartig- durchsichtiger, borstenförmiger Dorn, welcher so lang als die Klaue, und am Ende mit einem häutigen Lappen versehen ist. Auf der Mitte der Seiten des letzten Gliedes der Larve sind, wie bei den Fliegenlarven, je ein Stigma deutlich sichtbar; sie sind fast kreisrund, bestehen aus einem braunhornigen, etwas erhabenen Ring, welcher am Vorderrande halbmondförmig verdickt ist, und dessen innerer Theil häutig, gegen den Hinterrand mit einer kleinen gefal- teten Öffnung versehen ist. Der grösste Theil des letzten Gliedes der Larve ist lichtbraun, dickhornig, so breit als der Kopf, 1/3 so lang als breit und unbehaart; die beiden Dornen sind fast walzenförmig, abgestumpft, etwas länger als die Platte, an den Seiten des Vorderrandes mit einer, die Dornen aber gegen die Spitze mit fünf Borsten besetzt. Die Puppe ist weiss, häutig, fast eiförmig, aber etwas platt, der kleine, runde Kopf liegt an der Vorderbrust, die Beine sind fast wage- recht aufgezogen, die Füsse paarig abwärts hängend; die Flügel- 334 Heeger. Beiträge zur Naturgeschichte der Iiisecten. scheiden reichen his zum Hinterrande des fünften Hinterleibringes; am letzten Leibringe ragen drei häutige Lappen vor. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Ein Ei 2. Eine Larve nach der dritten Häutung. 3 «. Der Kopf vergrössert, von oben. 3 h. Derselbe von unten. 4. Die Oberlippe. 5 a. Ein Oberliiefer von aussen. 5 h. Ein solcher von innen. 6. Ein Unterkiefer. 7. Die Unterlippe mit dem Kinn. 8. Ein Fühler. 9. Eine Fussklaue. 10. p;in Stigma. 11. Eine Puppe. 13. Eine mit Larven besetzte Blüthe. Hcciifr. Zur \,ilur^'c.srJic('lili' der Jusfricn. Tail. ^",is (LK.k Tfot'-u.Stc.Ät'Mii: Sil/.imt>".sii (1 k Akad dW m.iili. iinlunv t'L XOTH i1.1Hp1( 18.) i. Heeeer. Zur :S^aturg'escliirhte der JasecteB. Taf.IL "?r 7. ""^^i^ ä. Aus (LiLk.Zoi-t St7.Ät;dTn.cleiei Sit7,un^sTi.(Lk.AkAd.(l.Wnifllh. iiaturw. f l.XJlVBd.XHpft. 185Z ll<'«*«»«'r. Zur X;i1iir!l>sclii(lilj der .1 ii.s fcicii Tafln. [ '"? j S.a. (s ,1 M "'^"tlljf M Au-: d ki Ho:-u Statits dradcerei Sit7.un^-sl)ik.Aka(i.dA\'iiialli.uatuml'l.ni7Kd2HfiY. Iß.il Heetfer. Zur Nattir^escliichte der Jusectea. Taf.]y. 3 i<. Aus 4,l:.Tr_ll3£-ii.Dtaat5ini:i5ie Srt7un^sb.d.fcAkad.(l.W'.maili.natuw. ClUFBclZHeft. 1851. llceüVr. Zur Xaltii'g'f.sckirhte der .Insccti-u. T.ir.i'. Ans ä-t tHof-u S-taatsdTuckeiei Sil/.uii^sti.d.k Ak,-Hl.(l,W..uaH. n.iliirw('lXXrP:R(l?.Hrft. 1857. Hee^er. Zur 2faturg'eschiihtc dt-r Juseitpii. Taf.VI !»«&! J'.<*. \jr— ~- ^ ,?.<5. >¥ Aus i, t i.Hof TL. S ta a-ts druAer ei Sit ztmo'sl». d.k. Akfl d tl W. in at II it atuw. C 1.XX1VB illf cf r 1857. P i II l I- 11 w s k i. lune iii'iio ni'acliciii ;iii/' Ki«'pissliOi-|iei- ii. ihre iw'tli. VliKüiiiiriliiige. 3 »J I) V 0 r t r ä <( e. Eine neue Heaclion auf Eiweisskörper und ihre nülieren Abkömmlinge. Von Dr. 6r. v. Piotrowski. (Miltheilung- aus dem li . k. physiologischen Institute /,u Ki'al(au.> (Vüi'getragen von dem w. M. Prof. Brücke.) Ich habe gefunden , dass Eiweisskörper und ihre näheren Ab- kömmlinge mit einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd und sodann mit Kali- oder Natronlauge (letztere wurde gewöhnlich gebraucht) behandelt, eine scliüne ti ef v e il ch en b la u e Fai'be annehmen*). Durch Zusatz einer Säure verschwindet diese Farbe; durch tixe Alkalien wird dieselbe, wiewohl nicht immer, mit der frü- heren Intensität wieder hergestellt. Ammoniak kann den fixen Alkalien nicht substituirt werden, das- selbe bewirkt blos die bekannte lazui blaue Färbung der Kupfer- oxydlösung. Setzt man früher das Alkali und darnach erst die Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd zum Eiweisskörper, so scheint die Reac- tion gar nicht, oder nur unvollkommen stattzufinden. Diejenigen Eiweisskörper, die im gelösten Zustande erhalten werden können, lassen sich vortlieilhaft in Eprouvetten behandeln; ') .Meines Wissens ist diese Reaction bisher noch nicht auf Eiweisskörper und ihre näheren Abkömmlinge angewendet und als eine ihnen gemeinschaftliche be- zeichnet worden; nur B e n c e J on e s hat im Jahre 1843 einen aus dem Harne eines an Knochenerweichung leidenden Mannes dargestellten neuen Eiweisskörper zuerst mit schwefelsaurem Kupferoxyd, dann mit Kali behandelt, worauf sich der zuerst entstandene Niederschlag mit tiefblauer (nicht aber violeterl Farbe löste, welche beim Kochen in Weinroth überging (Ann. d. Chera. und Pharmaeie Bd. LXVJI, S. 102). Nach einer nachtrüglich (24. April) eingelaufenen schriftlichen Mittheilung von Prof. Brücke an Prof. Czermak, durch welche ich auch auf die citirte Arbeit von Bence Jones aufmerksam gemacht wurde, hat auch Dr. v. Vi n t seh ga u fast gleichzeitig mit mir diese Ueaction an Albumin und Krystallin gemacht. Sit/,b. d. mathem.-natiirw. (Jl, XXIV. Bd. II. Uft. 22 336 Piotrowski. gekocht verwjtndelt sich die violete Färhnng: der unverdünnten Flüs- sij2:keit in eine hriinnliche ; auch diese letztere veischwindet nach Zusatz von Säuren. Die festen eiweissartigen Körper hetupfte ich js^ewöhnlieh ein- fach zuerst mit der Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd und dann mit Kali- oderNatronlauge; denn beim Behandeln derselben in Eprou- vetten werden sie durch den gleichzeitig entstehenden Niederschlag von Kupferoxydhydrat verdeckt; immer ist es gut sie durch Abspülen mit Wasser von dem anhängenden Kupferoxydhydrat zu reinigen. Auch bei mikroskopischen Untersuebungen ist diese Reaction brauchbar, da die violete Färbung (namentlich wetm die Reagentien nicht allzu kurze Zeit eingewirkt haben) selbst bei starken Vergrös- serungen nicht zu verkennen ist. Bei Körpern, bei welchen nicht alle Bestandlheile durch diese Reaction angezeigt werden, z. B. beim Mehl, bei der Milch oder bei welchen sich unlösliche Niederschläge bilden, muss man zuwarten, bis sich die Flüssigkeit abklärt, wo dann die charaktetislische Fär- bung deutlich hervortritt. Die Körper, die ich mit Erfolg auf diese Reaction untersuchte, waren : 1. Albumin, und zwar a) frisches Albumin aus Hühnereiern in der Eprouvette behandelt (das durch die Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd gerinnende Albumin wird durch die Natronlauge wieder gelöst, und es entsteht eine klare violete Flüssigkeit); A^ durch Erwärmen coagulirtes Albumin durch Betupfen; c) Blutserum ; d) Harn eines am Morbus Brightii Leidenden (bei sehr starker Verdünnung des Harnes blieb die Reaction aus, wiewohl durch Kochen das Eiweiss noch angezeigt ^^ urde). Auch mit Eidotter geh'ngt die Reaction ^ doch ist da die Farbe schmutzig violet. 2. Fibrin, aus Ochsenblut gesclilagen (in der Eprouvette löst es sich nach Zusatz des Alkali beim Erwärmen). 3. Krystallin. (Die Linse verliert dabei nichts von ihrer Durch- sichtigkeit und erscheint wie ein Amethyst.) 4. Casei'n. (Durch Betupfen von Käse.) o. Kleber. (Aus Weizenmehl durch Kneten dargestellt.) 6. Nasenschleim. 7. Muskeln. Eine neue Reactioii auf Eiweisskörper und ilire nSlipren Abkömmling-e. 337 8. Gehirn, Rückenmark n n d Nerven. 9. Seh nen. 10. Bindegewebe. 11. Glutin. (Hausenblasenlösung.) 12. K nochenknorpel. (Durch MaceraHon eines Rippenknochens in verdünnter Salzsäure erhalten.) 13. Permanente Knorpel. 14. Elastisches Gewebe. {^Ligamentum nucline vom Rind.) Vö. D e s c e m e t'sche Haut u n d Com e a. 16. Haare, Epidermis und Nägel. (Die Haare waren weisse Kaninchenhaare.) 17. Die verschiedensten parenchyma tosen Organe. Hämatinlösung (nach Wittich dargestellt) 1)^ Galle und norma- ler Harn wurden durch diese Reaction nicht violet gefärbt; entfern- tere Zersetzungsproduete der Eiweisskörper , als: Harnstoff, Harn- säure, Hyppursäure, so wie Kohlenhydrate (Zucker, Gummi arabicum, reines Amylum) und Fette (in Äther gelöstes Butterfett, dem paniculus adiposus entnommenes Fett, so wie auch Glycerin) verhalten sich gegen diese Reaction ganz indifTerent, das heisst, es bildet sich unbekümmert um ihre Gegenwart, der gewöhnliche Niederschlag von Kupferoxydliydrat. Das Verhalten der Eiweisskörper gegen schwefelsaures Kupfer- oxyd und fixe Alkalien dürfte dieselben in ähnlicher Weise charak- terisiren, wie ihre verschiedenarlige Färbung durch erhitzte Salpe- tersäure, erwärmte Salzsäure, Jod und das M i 1 1 0 n'sche Reagens. Schliesslich erwähne ich noch, dass Herr Professor .1. N.Czer- mak die Güte liatte, die Reaction auf die genannten Körper zu wie- derholen und meine Angaben bestätigt fand. 1) Defibrinirtes Blut wird mit kohlensaurem Kali versetzt, filtrirt. der l{ii<>kstand auf dem Filter getmoknet und dann mit absnlutein Alkohol ausjre/.og'en. 22' :538 J ä 8 über Symmetrie und lieifulurität als FJ)ilheiJuHfiiis hinauf zum Men- schen. Dass dieses Vorurtheil der nächstliegende Grund ist, wird besonders klar durch folgende Worte von Agassiz, dem ersten, der den symmetrischen Bau der radiären Thiere nachgewiesen zu haben glaubt. Er sagt nändich in den Mem. de la Soc. <]e?. scienc. 340 Jäger. nat. de Neufchatell, Tom I, p. 69. „Die reguläre, strahlenartige Anordnung der Theile bei den meisten Radiaten ist die Ursache, warmi) die Terminologie so schwer festzustellen ist. Dies bestimmte mich mit dem Studium der Formen zu beginnen, welche dem strah- ligen Typus ferner liegen, wo sich eine vordere und hintere, eine obere und untere und demzufolge auch eine rechte und linke Seite ganz natüilich darstellen, um wo möglich durch die unmerkbaren Übergänge dahin zu kommen, auch in den regelmässigen und selbst in den kugeligen und sternförmigen Formen dieselben Beziehungen zu erkennen." Der zweite Grund ist der, dass bis jetzt noch kein Zoologe eine klare, für alle Fälle passende Definition von radiär und symmetrisch gegeben hat. Um zu einer solchen Delinition zu gelangen , ist es nöthig, zuerst die Definition für einen im Sinne der Zoologie symme- trischen und radiären, abstracten, das heisst mathematischen Körper festzustellen, um dann erst zu sehen, in wie weit diese Definition für den mit räumlichem Inhalte versehenen Körper, das Thier. gilt. Zur Bestimmung eines Körpers gehören drei Dimensionen und jeder Dimension entsprechen zwei Flächen. Bei einem, im Sinne der Zoologie radiären Körper sind die einer Dimension a nge- hörigen Flächen principiell verschieden; die den zwei andern Dimensionen entsprechen den Flächen unter sich principiell gleich. Bei einem symmetrischen Körper findet in zwei Dimensionen p r i n c i p i e 1 1 e V e r s c h i e d e n - heit der correspondiren den Flächen Statt und in der dritten Dimension principielle Gleichheit. Ich sage principiell verschieden und principiell gleich. Ich verstehe darunter, gleich oder verschieden in den wesentlichen naturhistori- schen Eigenschaften. Principiell gleiche Flächen können formell sehr verschieden sein, z.B. zwei Flächen eines Krystalls in ihrer Aus- dehnung, Wölbung und ihren Umrissen; aber wenn sie gleiche Härte, gleichen Glanz, gleiche optische, elektrische und magnetische Ver- hältnisse zeigen, so sind sie dennoch principiell gleich. Ebenso kön- nen zwei principiell gleiche Flächen an einem Thiere verschiedene Ausdehnungen, verschiedene Wölbungen, verschiedene Umrisse ha- ben und dieser Formunterschied kann sich auch auf die Organe erstrecken; aber wenn sie die gleichen Organe und die gleichen thierischen Functionen besitzen , so sind sie dennoch principiell ein- über Symmetrie u. üegiilarität als Eiiitheiluiigsprincipieu des Thierreiclis. 341 antler gleich, wenn auch formell verschieden. Umgekehrt gilt das- selbe von den priiicipieil verschiedenen Flächen. Ehe ich die obige Definition auf das Thier anwende, muss noch Einiges festgestellt werden. Wir haben in unserer Definition gleiche Flächen und verschiedene Flächen; wir müssen aber, um die Defini- tion handhahbarer zu machen, diesen Flächen verschiedene Benen- nungen geben. Nach meiner Meinung kann man verschiedene Flächen am besten als polare, gleiche Flächen als parallele bezeichnen. Dem- nach würde jetzt, wenn ich statt der Adjectiva die Substantiva nehme, unsere Definition lauten: ein symmetrischer Körper ist ein solchei-, der zwei Polpaare und ein Parallelenpaar hat. I'> i n r e g u 1 ä r e r Körper ist e i n s o I c h e i- , der ein P o 1 p a a r u n d z ^\' e i P a r a 1 1 e 1 p a a r e ha t. Sucht man nun die beiden, eine blosse Vorstellung gebenden VV'orte: radiär und symmetrisch, deren Fortgebrauch mir wegen der falschen Anwendung, die man in der Zoologie von ihnen gemacht hat, etwas ominös erscheint, durch Adjectiva , welche die Definition in sich aufnehmen, zu ersetzen, so geräth man in einige Verlegenheit. Das Wort polar ist in der mikroskopischen Anatomie missbrauchl und desshalb unmöglich geworden. Man hat nämlich Nervenzellen mit Einem peripherischen Endfaden unipolar, mit zwei bipolar genannt. In dem BegrifTe Pol liegt aber nothwendig das Vorhanden- sein zweier entgegengesetzter Punkte; denn ein Punkt ist nie ein Pol, ausser wenn ihm ein anderer Punkt polar entgegengesetzt ist. Ein Pol also ist undenkbar, und also auch ein in obiger Bedeutung unipolarer Körper ein Unding. Dieser Fehler ist in der Lehre von t\i^n Thieren begangen worden, also lässt sich hier dieses Adjectiv in seiner richtigen Bedeutung nicht mehr verwenden. Ich glaube desshalb, dass man sich hier blos durch eine Abstraction helfen kann, und zwar so, dass man je zwei polare Flächen durch eine Linie sich verbunden denkt, die man Axe nennt und das Wort Axe zur Adjectivbildung benützt. Warum ich zunächst nicht von dem Wort Parallele, sondern von dem Wort Pol ausgehe, wird die Folge lehren. Es ergibt sich demnach für den radiären Körper das Wort: einaxig, für den symmetrischen das Wort zweiaxigi). 1) Das Wort Axe ist zwar hier in einem andern Sinne genommen als in der Kry- stallographie. In dieser Wissenschaft verbindet die Axe zwei gleiche Flächen, Es fragt sieh min, wie ist diese, in Abstracto j^ e g e b e n e Definition auf den speei eilen Fall, auf das Thier anzuwenden? Da wir es nicht mit einem mathematischen, inhalts- losen Raum , sondern mit einem Inhalt habeuden Nattirkörper, der in Bezug auf seinen Inhalt untersucht werden soll , zu thun haben : so niuss auch die Definition eines solchen Körpers wirkliche Körpertheile mit räumlicheui Inhalte als wesentliche Elemente der Definition in sich aufnehmen, deren Sumrne der ganze Thierkörper ist. Da nun unsere obige Definition mathematische Flächen zu w eseut- lichen Bestandtheilen hat , so müssen wir an die Stelle der Flächen Körpertheile setzen. Dies ist sehr leicht, i.llein die Henennung dieser Körpertheile unterliegt grossen Schwierigkeiten, weil noch keine Worte, keine einheitlichen Namen Cur sie exisliren. Es ist überhaupt ein grosser Übelstand, dass die Benennungen der einzelnen Theile eines Thieres entweder von hestinmiten Orgiincn odetOrgan- Iheilen hergenommen, oder ihnen die Formen und Benennungen der Wirbelthiere zu Grunde gelegt worden sind. Die erstere Benennungs- art ist aus zwei Gründen sehr misslich. Einmal können die Organe ihie Stelle wechseln, ohne dass desshalh die Pole oder Parallelen verrückt würden und dies ist besonders bei zwei Polen der Fall. Zweitens sind die Organe bis jetzt immer nach ihrer Function be- nannt, anstatt nach ihrer morphologischen Bedeutung; und nachge- vviesenermassen können Organe, die dieselbe morphologische Bedeu- tung haben, differenle Functionen haben , werden also hei einem Thiere so, bei einem andern anders genannt. Die Verwirrung ist noch vergrössert worden , da die Systematiker für jede einzelne Tliier- classe eine specielle Nomenclatur construii't haben , ohne dabei auf die anderen Thierclassen Piücksicht zu nehmen. Die zweite Benen- nungsart, die von der Voraussetzung ausgeht, dass alle Thiere nach einem Plane construirt seien, ist eben desshalh falsch, weil diese Voraussetzung falsch ist. Man könnte sich desshalh auch hier versucht hier zwei principiell verschiedene. Es wäre daher lieiiiahe nöthig, ein ganz neues Wort zu liilden : allein das inuss doch naeh meiner Ansicht vermieden werden, wo es nur immer möglich ist. Den Vorzug hat jedenfalls diese Nomenclatur vor der obenerwähnten voraus, dass sie in der Zoologie nocii nicht verbraucht ist; und ich glaube die Ausilrücke hinreichend erklärt zu haben , um nicht missverstanden zu werden. Da nun die obige Definition, wie wir später sehen werden . in der That auf die Thiere passt , so nenne ich schon jetzt die radiären Thiere einaxige , die svinnietrischeii /.weiaxige. über Syminelrie u. Regularitiil ali Eiiitbeiluiif^spiiiieipieii des Thierreiclis. 343 fühlen, ganz neue Namen für diese Körpertheile zu schaffen ; allein vor der Hand suche ich mich , wenn die Schaffung eines Namens iihsolut uöthigist, an schon vorhandene Vorstellungen anzulehnen, obwohl ich mir hewusst bin, dass ich dabei nicht nach ganz streng wissenschaftlichen Principien verfahre. Ehe ich nun zur Schaffung der Namen und zur Erklärung dessen was ich darunter verstanden wissen will, übergehe, ist es nöthig, die Definition noch einmal ins Auge zu fassen. Wir haben in der Definition zwei Grössen, die sich so verhalten, dass, wenn die eine geg^'ben ist, die andere eo ipso auch gegeben ist; denn wenn ich sage, ein zweiaxiger Körper hat zwei Polpaare , so ist damit zugleich gegeben, dass die dritte Dimension Parallelen enthält, und wenn es bei einen) eiuaxigen Körper heisst : er habe ein Polpaar, so ist damit auch gesagt, dass die übrigen Dimensionen Parallelen haben; umgekehrt, wenn tnan von einem symmetrischen Körper die Existenz eines Parallelpaars aussagt, so involvirt das die Polarität in den zwei anderen Diuieusionen. Es scheint desshalb gleichgiltig zu sein , ob man bei dem Thier Parallelpaare sucht oder Polpaare; allein dies ist nicht der Fall. Mau findet bei einem Thier entweder Polpaare oder Parallelpaare, aber nie beide zugleich als existirende Körper- theile. Wie das zu verstehen ist, wird unten klar werden. Ich fasse zunächst die Polpaare ins Auge, benenne sie und erkläre, was ich darunter beim ausgewachsenen Thiere verstanden wissen will. Ich wende mich zunächst zu dem Polpaar, das allen Thieren, die überhaupt Pole haben , zukommt. Der eine Pol ist der Theil des Tliierkörpers , den man bei den zweiaxigen Thieren Kopf nennt. Er ist charakterisirt durch das Vorhandensein der Organe zur Nah- rungsaufnahme; dass dies aber nicht immer der Fall ist, werden wir im speciellen Theile sehen; ferner und zwar hauptsächlich ist er charakterisirt durch jenen Centraltheil des Nervensystems, von dem die Nerven für die höheren Sinnesorgane ausgehen. Ich nenne diesen Pol also den Kopfpol, trotz dem dass bei den einaxigen Thieren diese Benennung nicht passt, weil man bei dem Worte Kopf immer an das Abgesetztsein vom übrigen Körper denkt und weil, wie unten gezeigt werden wird , diese Bezeichnung den beim einaxigen Thier darunter verstandenen Theil nicht vollständig erschöpft. Ich wähle also diesen Namen blos nach dem Grundsatze: von zwei Übeln das kleinere. Den ihm entgegengesetzten Pol muss ich desshalb noth- 344 • Jäger. wendi}? Steisspol nennen. Dieser Pol bildet bei den einaxijyfeii Thieren bald das obere, bald das untere Ende des Tbieres, bei den symmetrischen fast ohne Ausnahme das hintere Ende. Sehr häufig liegt der After in diesem Pol; allein er ist durchaus kein constantes Organ desselben, denn er kann nicht nur fehlen, sondern sogar herausrücken bis in den Kopfpol hinein. Ein zweites bei der Älehr- zahl der Thiere in ihm liegendes Organ ist die Mündung der Ge- schlechtstheile und die Copulationsorgane; allein auch die Lage dieser Organe ist keine constante, weil sie beim Embryo sich erst, nachdem der Körper zum Abschluss gekommen ist , entwickeln. Überhaupt zeigt dieser Pol eine weit grössere Inconstanz der Organe, als der ihm entgegengesetzte, und desshalb ist seine Benennung eine viel schwierigere. Wenden Avir uns nun zu dem zweiten Polpaar, das also blos zweiaxigen Thieren zukommt. Unter dem einen Pol verstehe ich den Körpertheil, der beim Wirbelthier den Rücken, beim Insect den Bauch bildet, und bei den Mollusken gewöhnlich Fuss genannt wird. Er ist dadurch scharf charakterisirt, dass er vorzugsweise die Organe der Ortsbewegung und den der Ortsbewegung zunächst vorstehenden Theil des Nervensystems besitzt. Es scheint mir desshalb am passend- sten zu sein, ihn den animalen Pol zu nennen. Der ihm corre- spondirende Pol bildet bei den Wirbelthieren den Bauch mit den Eingeweiden, bei den Gliederthieren den Rücken sammt den Einge- vveiden, beim Mollusk ebenfalls den die Eingeweide umhüllenden, am Rücken liegenden Mantelsack mit seinem Inhalt. Es ergibt sich dess- halb als passendste Bezeichnung für diesen Pol die Bezeichnung: vegetativer Pol. Unter diesen Polen verstehe ich also nicht blos Flächen des Thierkörpers sondern wirkliche Kürpertheile mit allen ihren Organen und Systemen. Der Kopfpol eines VVirbelthieres und eines Gliederthieres ist also der ganze Kopf mit seinen Knochen, Mus- keln, Gehirn, Schlundganglion und Fresswerkzeugen. Der Kopfpol eines Echinoderms sind die Basalplatten, die Ambnlacral- und liiter- ambulacralplatten, der Mund mit seiner Zahnpyramide, dem Nei'ven- und Gefässring. Der Kopfpol eines Polypen ist der Mund mit seinen Tentakeln; der einer Meduse der Mantelrand mit den Tentakeln und der Mund mit seinen Fangarmen. Der animale Pol eines Wirbelthieres ist der ganze Rücken mit Muskeln, Knochen , Rückenmark und den seciin- där aus ihm sich entwickelnden Extremitäten; der des Gliederthieres über Symmetrie u. Hegularilät hIs Eintheiliiiigspriticipien des Thierreichs. 343 der Bauch mit Ganglieristrang und Extretnitäteii; der des Mollusks der Fuss mit seinen Ganglien u. s. f. Ich löse also den ganzen Körper der Thiere in Elemente auf, die ich hei den his jetzt ange- führten Tliieren Pole nenne. In meiner Detailarheit werde ich diese Aiitlösimg mit jeder Thierfamilie vornehmen , vor der Hand begnüge ich micii damit, es angedeutet zu haben. Wir finden also bei einer Reihe von Thieren in der That polar sich verhaltende Körpertheile, das heisst Pole, und zwar bei den einen ein Polpaar, bei den andern zwei. Untersuchen wir nun, ob sich auch Parallelen finden, als abge- grenzte, für sich existirende Körpertheile. Bei den Wirbelthieren finden wir in der Richtung der dritten Dimension blos Enden von Polen, die sich parallel verhalten, aber keine abgegrenzten Körper- theile, also auch keine Parallelen; der ganze Körper ist uns in Pol- paareii aufgegangen. Ebensowenig ist dies bei den Gliederthieren, Cephalopoden und Cephalophoren der Fall; dagegen beiden Acephalen und Brachiopoden finden wir in einer Dimension Parallelen, als existirende, gut charakterisirte Körpertheile. Wir haben je eine Mantelhälfte mit ihrer Schale, Tentakeln, Kiemenblättern etc. Dage- gen Pole finden wir weder bei Acephalen, noch Brachiopoden; denn es wird wohl keinem Menschen einfallen z. B. bei einer Anadonta von einer Rückenfläche und Bauchtläche oder von einem Kopf und einem Steisse, als isolirten Körpertheilen zu reden, sondern er redet von einer rechten und linken Fläche und diese Flächen sind parallel; in den zwei anderen Dimensionen findet er blos polare Enden dieser Parallelen (bei den Brachiopoden in einer Dimension polare, in der zweiten parallele Enden); der ganze Körper löst sich in zwei parallele Theile auf. Wir werden auf diese Verhältnisse weiter unten noch einmal zu sprechen kommen. Unsere Definition lautet also jetzt folgeiidermassen: ein zweiaxiges Thier ist entweder ein solches, das aus zwei Polpaaren besteht, oder ein sol- ches, das aus einem Parallelenpaar besteht; ein ei n- a X i g e s Thier ist ein solches, das aus einem P o I p a a r besteht. Nachdem ich nun so die in Abstracto gegebene Definition auf das Thier angewendet und die Elemente der Definition erklärt habe, entsteht die Frage: wie tritt ein einaxiges Thier und wie ein zweiaxiges in die Erschei nung? Und der Systematiker fragt: woran erkennt man, ob einThier einaxig ist oder 346 J « !^ *■ '■ zweiaxig? Auf die erste Frage zu aritworten , halte icli »lesshalh nicht für riöthig, weil das Allgemeine dieser zwei Ersclieinnngsfornieii seit Cuvier's Zeiten in den meisten Handhüchern der Zoologie mehr weniger ausführlich angegeben ist. Die beste Beschreibung gilit Bu r- m eist er in seinen zoonomischen Briefen. Aber die zweite Frage zu beantworten, halte ich aus zwei Gründen für sehr nöthig. Einmal, weil sehr häufig am ausge^ achsenen Tliiere die Pole sich niclit mehr deutlich erkennen lassen und desshalb die Aufstellung einiger siche- ren Kriterien nöthig ist. Zweitens, weil ich den wesentlichen Punkt, auf den es ankommt, in keinem Werke hervorgehoben finde und die Ausserachtlassung dieser Punkte ist es gerade, dieAgassiz und theilweise auch Johannes Müller veranlasst hat, die radiären Thiere auch als symmetrische aufzufassen. Die Definition sagt, die corresjiondirenden Pole sind firinci- piell verschieden, das heisst, auf das Tliier angewandt, ein Organ, das an einem Pol liegt, kann n i c h t z u g 1 e i c h auch am andern vorhanden sein. Hat man also an einem Thiere an zwei, wenn auch formell verschiedenen Flächen, gleiche Organe, so verhalten sieh diese Flächen nicht polar, sind also auch keine Pole. Als Beispiel führe ich die Holothurien an. Eine Holothurie iiat an dem sogenannten Bauche und an dem sogenannten Bücken Ambula- cren : daraus geht hervor, dass diese Flächen nicht principiell ver- schieden, also auch nicht Pole sind; diese Thiere sind also ein- axig. Ferner geht aus der Definition folgendes hervor: eine Axe verbindet principiell verschiedene Punkte, und die Punkte, die in der Axe liegen, sind verschieden von den seitwärts von der Axe liegenden. Die ausserhalb der Axe liegenden Punkte müssen in gleichen Entfernungen von der Axe entsprechende gleiche Punkte haben, und zwar können sie, wo blos eine Axe vorhanden ist. ebensoviel entsprechende Punkte haben , als gleiche Entfernungen von der Axe sich denken lassen. Wenden wir diese Sätze auf das Thier an , so müssen wir an die Stelle von Punkten Körpertheile setzen, und dies sind eben die Organe und nicht blos diese , sondern auch die Bestandtheile der Körperwand. Dann gestalten die Sätze sich folgendermassen: ein Organ, das in der Axe liegt, ist unpaar, da es von allen ausser der Axe liegenden Theilen ver- schieden ist und in einer Axe blos ein Organ liegen kann; alle ri)er SvinniPlrie u. Hfisrularitiit als Kiiith(iliiii<;>,(iriiioi[»ifii des Thifiieiclis. 34-T (►i'traiie, die ausser der Axe lie^^ei), iniissen in der Mciirznlil vor- haiiden sein, und zuar können sie eben so oft vorhanden sein, als gleiche Entfernungen von der Axe sich denken lassen; diese An- zahl hat aber für jedes Thier eine bestimmte Grösse, da sich eine unbestimmte Wiederholung eines Organs im Thiere nicht denken lässt; die Zalilen, die vorkommen, lehrt uns die Erfahrung. Die häu- figsten Zahlen sind : 4, S, 6, 8 etc. Daraus geht als sicheres Merk- mal für ein einaxiges Thier hervor : es hat nur ein unpaares s 0 g e n a n n t e s A X e n 0 r g a n und alle anderen Organe sind in der Mehrzahl vorhanden in einer zur Axe senk- rechten Ebene. Gehen wir nun zum zweiaxigen Körper über. Bei diesem kreuzen sich die Axen. Durch diese Kreuzung v.ird eine Axen- ebene bestimmt, die lauter diflerente Theile unter sich verbindet. Von dieser Axenebene gilt das Gleiche, wie von der Axe, das heisst, alle Organe, die in der Axenebene liegen nnd alle aus einem solchen Organe in der Richtung der Axenebene sich s e c u n d ä r entwickelnden Organe sind unpaar. weil sie innerhalb der Axenebene sich nicht wieder- holen können und weil sie von den ausser der Axenebene liegenden Organen verschieden sind. Die ausser der Ebene liegenden Organe haben in gleicher Entfernung von der Ebene entsprechende Organe, da aber jeder Entfernung auf der einen Seite der Ebene, eine auf der andern entspricht, so muss die Zahl aller, nicht in der Ebene liegenden Organe durch 2 dividirbar sein nnd ebenso auch die Zahl der Organe, die aus einem Axenorgane nicht in der Ilichtung der Axenebene sccundär sich entwickeln. Es müssen also die nicht in der Ebene liegenden Organe paarig vor- banden sein. Ferner, da eine P^bene mehrere Theile in sich auf- nehmen kann, so kann auch ein zweiaxiges Thier mehr als ein Axenorgan haben, es muss sogar mehr als eines haben und damit stimmt auch die Erfahrung; denn wir haben bei den zweiaxigen Thieren in der That neben dem allgemein vorhandenen Axenoi'gan. dem Darm, noch ein zweites dem vegetativen Pol zukommendes, das Herz, und bei den VVirbelthieren ein drittes, das dem animalen Pol angehört, die Chorda dorsalis. Geht m.'.n von den Paral lelen aus, so gestaltet sich das Raison- nement folgendermassen: Aus dem RegritT der Parallele geht mit 348 Jag., r. Nothwendigkeit hervor, dass jedem Punkte in der einen Parallele ein Punkt in der andern Parallele entspricht; es muss also jedes Organ in der Zwei zahl oder einem Multiplum von Zw ei vorhanden sein. Unpaar kann ein Organ Mos dann sein, wenn es in der ßeriihrungsebene der beiden Parallelen liegt und dann kann es ent- weder vollkommen unpaar sein, oder die zwei den beiden Parallelen angehörigen Theile können so in Eins verschmolzen sein, dass noch eine Duplicität zu erkennen ist. Aber diese Dnplicität liegt nie in der Linie vom Mund zum After, sondern in der senkrechtdaraufstehendcn. Durch diese Anschauung lässt sich sehr schön die eigentbfiinliche Bildung des Herzens bei den Acephalen, dass nämlich die Vorhöfe rechts und links von der Kammer und nicht davor liegen wie bei den Cephalopboren, und die merkwürdige Duplicität des Herzens bei Area erklären. Ans der Polarität der Parallelen in den zwei andern Dimen- sionsricbtnngen geht hervor, dass sich innerhalb Heiner Parallele ein Organ nicht wiederholen kann; bei den Brach iopoden dagegen, deren Parallelen nicht in beiden Dimensionen polar, sondern in der einen polar, in der andern parallel sich verhalten, muss notbwendig jede Parallele in der Bichtung ihrer parallelen Dimension in gleichen Abständen von beiden parallelen Enden zwei gleiche Punkte haben, also muss jede Parallele ein Paar von Organen oder paarige Organe haben; also muss die Zahl der Organe innerhalb der Parallele durch vier dividirbar sein. Die Organe dagegen, welche in der Berüh- nmgsfläche der beiden Parallelen liegen, müssen doppelt sein. Ein unpaares Organ kann blos in einer Linie liegen, welche ent- steht, wenn man die Berührungsebene der Parallelen sich durch eine die beiden Parallelen halbirende Ebene geschnitten denkt. Da aber in einer Linie blos ein Organ liegen kann, so hat ein Brachiopode blos Ein Axenorgan , den Darm, Die Zahl aller anderen Organe muss durch zwei oder durch vier dividirbar sein, Dass dem so ist, lehrt die vergleichende Anatomie. Wenn w'w also die Brachiopoden vorderhand bei Seite setzen, so ergeben sich kurz gefasst folgende charakteristische Merkmale: wenn ein Thier blos ein Axenorgan bat, ist es ein- axig, hat es mehr als eines, so ist es zweiaxig: wenn b e i e i n e m T h i e r d i e Z a h 1 d e r 0 r g a n e nicht durch 2 theilbar ist, so ist es einaxig. Mit diesen zwei Sätzen können wir in jedem gegebenen Falle bestimmen, ob das Thier ein- Über Symmetrie ii. Regiilaritüt als Einfheilungspriiieipien des Thierreiclis. 349 axig ist oder zweiaxig. Scheinbare Unpaarigkeit eines Organs kann dadurch entstehen, dass es der Axe oder der Mittelebene so nahe rückt, dass die correspondirenden Theile verschmelzen; aber diese Unpaarigkeit ist nie zu verkennen. Dieses Raisonnement ist hinreichend, die ganze Agassiz'sche Theorie von dem symmetrischen Baue der Echinodermen und Polypen vollständig umzustossen. Ich setze seine eigenen Worte hierher, er sagt am oben angegebenen Orte p. 169; „wenn man die Anordnung der Theile z. B. bei den Spatangoiden vei'folgt, so erkennt man leicht, dass die mehr weniger längliche Form von der Stellung des Mundes und des Afters, die an den beiden Enden gelagert sind , herrührt, und dass vier Ambul acr alreihe n und eine gleiche Anzahl von Interambulacralreihen paarig sind und symmetrisch zu beiden Seiten einer Ebene liegen, welche, vom Mund zum After ziehend, das Thier in zwei gleiche Theile theilt , während eine fünfte derartige Reihe unpaar ist. Diese unpaare Ambulacra Ireihe , die über den Mund hinzieht, ist folglich sicher die vordere Reihe, während an der hinteren Partie des Körpers eine unpaare Interambulaeralreihe liegt, welche die Mitte der Scheibe einnimmt; und gerade zwischen den Platten dieser letzten Reihe liegt bei diesem Thiere eonstant der After." Ich glaube, dass jeder , der diese Worte von Agassiz , auf die sich die ganze Theorie stützt , zusammenhält mit dem , was ich oben als Kennzeichen für ein symmetrisches Thier angegeben habe, sich selbst von der Haltlosigkeit der ganzen Theorie überzeugen kann; denn ein Organ, das in der That unpaar, also ein Axen- organ , ist, kann blos in der Einzahl vorkommen; ist ein solches Organ jedoch in der Mehrzahl vorhanden, so ist es auch kein Axen- organ, also auch nicht unpaar. Von fünf Ambulacralreihen den einen unpaar zu nennen, ist ein Unding. Ein Echinoderm hat blos ein unpaares Organ , den Darm; alle anderen Organe und Körpertheile sind in der Mehrzahl vorhanden und desshalb ist es einaxig. Sucht man nun mit Hilfe dieser Kriterien zu eruiren, welche Thiere einaxig sind und welche zweiaxig, so überzeugt man sich leicht, dass die Wirbelthiere, Gliederthiere und Mollusken zweiaxig, die Echinodermen, Medusen und Polypen einaxig sind, und in meiner späteren Arbeit werde ich dies für alle, nur etwas zweifelhaften Familien beweisen. Es zerfällt also die ganze Reihe der Thiere in drei grosse Gruppen, von denen die eine zweiaxig die zNN'cite oiiiitxii,'' und die drilto axoiilos ist (diese dritte, axeii- lose Gi'iippo sind die Infusorien und liliizopoden. von diesen werde ich seiner Zeit beweisen, dass sie weder Pole, noeli Parallelen, noeh Axen haben). Betrachtet man diese Gruppen genauer, so liiidet man. dass sie alle wohl abgegrenzt sind und keine in die andere übergreift, dass sie den Anforderungen entsprechen, die man an sogenannte natür- liche Gruppen stellt, und dass ihre Definition und ihre Benennung die wesentlichsten und in die Augen springendsten naturhistorischen Eigenschaften, soweit sie sich auf die Gestalt nicht bjos in toto, sondern auch im Detail beziehen, in sich begreift. Es liegt desshalb bereits jetzt der Schluss sehr nahe, dass diese zwei Thiergruppen (ich sehe vor der Hand ab von den axenlosen) principiell ver- schieden sind , dass die Einaxigkeit und die Zweiaxigkeit die ad- äquaten Ausdrücke für zwei verschiedene Bildungstypen des Thier- reichs darstellen. Um diesen Satz jedoch zur vollständigen Gewiss- heit erheben zu können, hat der Zoologe an den vergleichenden Anatomen die Frage zu richten : ob die Einaxigkeit und die Zwei- axigkeit schon in der Entwickelungsgeschichte begründet ist oder nicht? denn die Embryologie hat ihm gezeigt, dass alle Thiere, die nach einem Schema gebildet sind, schon im Ei durch einen analogen Entwickelungsgang als zusammengehörig sich manifestiren, und man kann desshalb mit Becht die Embryologie den Probirstein für die systematische Zoologie nennen. Die Beantwortung dieser Frage, die bis jetzt noch Niemand aufgeworfen hat, eben desshalb, weil die systematische Zoologie dieser Grundunterschiede bei dem fertigen Thier sich noch nicht bewusst geworden ist, bildet eigentlich die Hauptaufgabe meiner Arbeit. Ehe ich an die Beantwortung dieser Frage gehe, ist es nöthig, zuvor genau zu eruiren , was die Frage involvirt. Die Frage lautet zunächst, praktisch gefasst, so: Ist die oben gegebene Defini- tion von einaxig und zweiaxig schon auf die ersten Elemente desThieres, die sich bei seinerEntwickelung erkennen lassen, anwendbar? das heisst: lassen sich beim Embryo eines zweiaxigen Thier es zwei Pol- paare oder ein Parallelenpaar und beim ei na x igen Thiere ein Polpaar, als mehr weniger abgegrenzte Körperthoile unterscheiden? Um mich nicht dem Vorwurf über SymiiH'trif ii. [{egiihiiität als ßintheilimt^'-spriiicipieii ile» Thierreichs. 3«) 1 auszusetzen, als sei meine Deutung derEmbryonalfomien eine gezwun- gene, werde ich, wo es ohne zu grosse Weitschweifigkeit geschehen kann, immer die verba ipsissima der einzelnen Detailforscher an- führen, da man diesen ein präoceupirtes Urtheil in dieser Richtung nicht wohl zuschreiben kann und in meiner spateren Arbeit werde ich mich auch zur Erläuterung meiner Behauptungen der von ihnen gegebenen Abbildungen bedienen. V^or der Hand werde ich mich damit begnügen, von den wichtigsten Familien Beispiele anzuführen. Die Wirbelthiere zeigen einen so übereinstimmenden Entwick- lungsgang, dass ich mich mit der Anführung eines Beispiels begnüge. Bisch off sagt in seiner Entwickelungsgeschichte der Säugethiere und des Menschen p. 104: „Ebenso bemerke ich schon vom Anfang an zu beiden Seiten der Riime ein Paar nicht wulstartige, sondern flächenhafte dunklere .Ansammlungen . welche in dem durchsichtigen Hofe zuerst ein Oval bilden, in dessen Axe eben die Rinne liegt; allein ich kann mit Reichert darin nicht übereinstimmen, dass dieses die Urhälften des Centralnervensystems seien, sondern ich habe mich überzeugt, das diese Platten wirklich die Anlage des Körpers des Embryo sind. Sie verändern mit dem durchsichtigen Fruchthof ebenfalls ihre Gestalt; so lange dieser ein Oval ist, stellen sie ebenfalls ein Oval dar; wird jener birnförmig, so zeigen sie die- selbe Gestalt. Sehr kurze Zeit darnach wird der durchsichtige Hof biscuit- oder guitarrenförmig, und ebenso diese beiden Ansammlun- gen zu beiden Seiten der Primitivrinnen. Dann nähern sich dieselben mit ihren freien Rändern über der Rinne einander und vereinigen sieh zuerst in der schmälsten Gegend der guitarrenförmigen Figur bald aber auch weiter nach aufwärts und abwärts und bilden dadurch an der Stelle der Rinne einen Canal, in welchem sodann alsbald unter Entwickelung von Zellen das Material für das Centralnervensystem, Rückenmark, Gehirn und seine Häute abgelagert wird. Zu beiden Seiten des eben geschlossenen Canals erscheinen dann , ebenfalls zuerst an der eingezogenen Mitte in jenen Ansammlungen kleine, dunkle, viereckige Plättchen, die Bogenstücke der künftigen Wirbel." Ferner sagt er am angegebenen Orte S. 105: „Sobald sich das Kopfende des Embi'yo als solches durch Erweiterung des Canals für das Rückenmark zu erkennen gegeben hat, fängt es auch sogleich schon an, sich über die Ebene der Keimblase zu erheben , gleichsam von ihr abzuschnüren und zugleich sich in einem scharfen, fast Sil/.l.. (1. matl.eni.-iiHlurw. Cl. XXIV. Bd. II. IUI. 'l'i 352 Jäger. rechten Winkel vorn überzubcugen, so dass die Ausbuchtung des Canals und der sich in ihnen ablagernden Nervensubstanz nicht mehr in eine gerade Ijinie zu liegen kommen, sondern gerade in der mitt- leren dieser Ausbuchtungen die Umbeugung nach vorn stattfindet." Ganz genau so beschreibt Baer das erste Auftreten des Vogelembryos und Rathke das des Fischembryos. Aus dieser Schilderung geht hervor, dass der Embryo sogleich nach seinem Auftreten eine Bis- cuitform bekommt, das heisst, dass er aus zwei durch eine schmälere Brücke verbundenen Theilen besteht. Diese beiden Theile stellen sich später durch Knickung in dem schmäleren Verbindungsstück rechtwinklig zu einander und jeder Theil macht nun seinen eigenen Entwickelungsgang fort, der eine wird zum Schädeltheil des Kopfes, der andere zum Rücken, das heisst, der eine ist der Kopfpol, der andere der animale Pol. Die beiden anderen Pole sind repräsentirt durch den Dotter. Für die Gliederthiere führe ich Rathke an. Er sagt in seinen Abhandlungen zur Entwickelungsgeschichte des Menschen und der Thiere, im 2. Heft p. 72 über den Oniscus asellus : „Der übrige und mittlere Theil der Keimschichte dagegen nimmt indessen an einigen Stellen an Dicke und Undurchsichtigkeit zu, und es erschei- nen dann an der äussern Fläche dieser Schichte mehiere tlaehe und überhaupt nur kleine Hervorragungen, die ersten Andeutungen beson- derer Organe eines jetzt bestehenden Embryos. Zuvörderst aber machen sich zehn solcher Hervorragungen bemerkbar, und diese haben eine solche Stellung zu einander, dass sie eine Ellipse be- sehreiben, und dass an beiden Seilen der Axe dieser Figur ihrer immer je zwei einander paarweise gegenüber liegen. Das eine und an dem einen Ende der Ellipse befindliche Paar deutet die künftigen grösseren Fühlhörner an, das zweite und an dem andern Ende der Ellipse gelagerte Paar bezeichnet die Anfange der Unterlippe, und die drei übrigen Paare kündigen die künftigen Kinnbacken und Kinn- laden an. Ein wenig später entstehen zu beiden Seiten der verlän- gerten Axe jener Ellipse, und zunächst sich an die Unterlippe anschliessend, zwölf andere kleine Hervorragungen, nämlich an jeder Seite sechs, und von diesen immer eine dicht hinter der andern. Sie alle aber liegen ohne Unterschied dicht neben der Axe jener Ellipse, und sind die ersten Andeutungen der Beine." Hier haben wir also wieder als die ersten Anfänge des Embryo eine Scheibe über Syinmctria ii. Regfiilnritüt nis Einlheilungsprincipien des Thierri'iclis. 3J>3 niis der der Kopf wird, und :tii sie sieh anschliessend , aher deutlich von ihr gesondert, die Bauchseite, aus der die Beine sprossen ; also als zwei unterschiedene Theile, den Kopfpol und den aiiimalen Pol. Ferner sagt Rathke am angegehenen Orle p. 89 von Daplmia pulex: „Der Schnabel entsteht nicht etwa auf die Weise, dass die F^eibeswand sich an dem einen Ende zuspitzt und dass diese Spitze dann nach unten sich uml)iegt, sondern kommt gleich Anfangs an der Bauchseite zum Vorschein , und wird tlieils durch einen verstärkten auf eine kleine Stelle der Keimhaut beschränkten, und nach aussen gehenden, Absatz plastischen Stoffes erzeugt, theils dadurch, dass die Bauchwand, indess der Dotter zu schwinden beginnt, in ihrem vordersten Theile einen kleinen Einschlag (Falte) macht. Gleich- falls als ein Auswuchs der Leibeswand kommt auch der Schwanz zum Vorscheine." Hier bemerkt Rathke sogar ausdrücklich, der Schnabel, das heisst, der Kopf sei niclit das vordere Ende der pri- mären Bauchseite, sondern schon von Anfang an ein selbständiger Theil. Kann man deutlicher die Existenz der zwei Pole, des Kopf- pols und des animalen Pols ausdrücken? Die frühesten Stadien in der Entwickelungsgeschichte derWür- m e r sind noch sehr unvollständig gekannt und die meisten , mir bis jetzt zu Gesicht gekommenen Arbeiten sind gerade in den Punk- ten, auf die es mir hauptsächlich ankommt, unvollständig oder über- gehen sie mit Stillschweigen. Jedoch es ist nicht sehr schwer , aus den Abbildungen und den Textworten zu erkennen , dass ein Kopf- pol und ein animaler Pol vorhanden sind, nur scheint die Schliessung der Leibes wand von diesen Polen aus so rasch vor sich zu gehen, dass die Präexistenz der ersteren Pole vor den ihnen entgegenge- setzten sich der Beobachtung meistens entzogen hat; aber die Ab- grenzung eines Kopfpols geht z. B. ;tus den Worten von Max Schnitze über Arenicola piscntorum in den Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle 18SS, p. 260 hervor: „Ich konnte die Entwickelung an Ort und Stelle leider nicht verfolgen, sondern erst 9 Tage später an den mitgenommenen Eierklumpen die Beobachtungen wieder aufnehmen. Da fand sich denn, dass der Furchungsprocess bei den meisten abgelaufen war und die ovalen Embryonen eben einen Besatz äusserst feiner Wimpern in Form eines breiten Bandes, nahe dem, wie sich später herausstellte, vor- di'rit Körperende erhielten." Das Wimperfiband grenzt den Kopfpol 23* 354 J ä g- e r. ab, und ein am entgegengesetzten Ende entstehendes Cilienband den Steisspol; der dazwischenliegende übrige Theil enthält den vegetativen und animalen Pol zusammen ; und in dieser Beziehung sind eben die Angaben ungenügend. Bei den Blutegeln dagegen geht die Präexi- stenz des animalen Pols vor dem vegetativen aus den Worten Bur- meister's in seinen zoonomischen Brieten, Band II, p. 199, hervor: „Gewöhnlich wird auf diese Art der Dotter gleichzeitig zum Embryo, mitunter dagegen bildet sich, wie beim Blutegel, zuerst eine Bauch- seheibe, welche den Dotter allmählich überwächst." Auch in den Untersuchungen von Max Müller über Polynoe (Müll, Arch. 1851) lässt sich namentlich an den Abbildungen der animale Pol mit seinen Fussstummeln sehr schön von dem den Magen und Darm enthaltenden vegetativen Pol schon bei der Larve unterscheiden. Die Helminthen und Gephyrei werden uns seiner Zeit Anlass zu ganz interessanten Erörterungen geben. Ganz eigenthümlich sind die Entwickelungsverhältnisse bei den Cephalopoden , und ich werde in meiner Detailarbeit auf sie ganz speciell eingehen, da sich wichtige Schkissfoigerungen für die syste- matische Stellung dieser Thiere ergeben. Ich führe hier blos an, dass es nicht schwer ist, an den Abbildungen, welche Kölliker in seiner Entwickelungsgeschichte der Cephalopoden undDuges in den Ann. des sc. nat. , 2. Serie, 8. Band gibt, zu erkennen, dass der Embryo schon in frühester Zeit aus zweiTheilen zusammengesetzt ist, deren einer der Kopfpol, der andere der animale Pol ist; und später werde ich zeigen, dass bei diesen Thieren der animale Pol rücken- ständig ist, wie bei den Wirbelthieren, wesshalb sie sich an diese zunächst anschliessen. Gehen wir nun über zu den Cephalophoren: von Limnaeus sagt Karsch in Wiegmann's Archiv, 1846, p. 258: „Dann aber, mit dem 2. — 3. — 6. Tage oder noch viel später, lockert sich die Kugel mehr auf, es erscheinen deutliche Zellen und die körnige Structur concen- trirt sich mehr nach dem einen Ende hin, d. h. , sie bleibt hier vor- waltend , wo denn auch der Dotter dunkler erscheint , so dass der sonst homogene Dotter nunmehr aus zwei heterogenen Theilen, einem mehr zelligen und einem mehr körnigen , opakern besteht," und p. 266: „Der Kopftheil scheidet sich desshalb immer deutlicher vom Lebertheile ab und schon gegen den 6. Tag frühestens, meist aber bedeutend später, bemerkt man an demselben die Anfänge der l'ber Syiiiiiielrie ii. Hej'uiiiritäl .ils Eiiilln'iluii;^si>iiiii'i|>i."M 's 'l'liifi reiche. 3oO dreieckigen platten Tentakel als rundliche Auswüchse und des eben- falls dreieckigen, nun noch mehr rundlich erscheinenden Fusses.-' Hier haben wir also auch zwei entgegengesetzte Theile, einen kör- nigen und einen zelligen und der letztere sondert sich sehr bald in zwei Abschnitte, deren einer zum Kopf, deren anderer zum Fuss wird, es ist also auch hier von jedem Polpaar der eine Pol vorhanden in dem zelligen Theile, nämlich der Kopfpol und der animale Pol; der körnige repräsentirt die beiden andern. Um noch ein anderes Beispiel, das die Sache noch klarer ins Licht stellt, zu wählen, citire ich Leuckart, der im 3. Hefte seiner zoologischen Untersuchungen p. üQ sich folgendermassen über die Heteropoden äussert: „Aber nur eine kurze Zeit behält dieser Körper seine ursprüngliche s[ibä- rische Gestalt. Er plattet sich ab, zunächst an dem einen Pole, dann aber auch, wenngleich in geringerem Grade, an dem andern. Schon früher hat man an einer Stelle der Dotterkugel eine grubenförmige Vertiefung beobachten können. Sie entspricht dem polaren Zwischen- räume zwischen den vier ersten grossen Furchungskugeln und hat dadurch ihren Ursprung genommen, dass die Umhüllung derselben von Seiten der kleinen Furchungskugeln an dieser Stelle nur unvoll- ständig vor sich gegangen ist. Diese grubenförmige Vertiefung nimmt jetzt an dem abgeplatteten Dotter die Mitte der grössern Ab- flachung ein. Statt zu verschwinden, wird sie immer tiefer, bis sie nach Art eines Blindsackes bis in die Mitte der Dotterkugel hinein- ragt. An der gegenüberliegenden zweiten Abflachung hat sich in- zwischen ein ähnlicher Eindruck gebildet, der allmählich gleichfalls in die Tiefe eindringt" — „bald entsteht eine Aushöhlung im Innern des Embryo , die schliesslicli mit den beiden eben erwähnten Vertie- fungen in einen Zusammenhang tritt. Das Gebilde, das auf solche Weise seinen Ursprung genommen hat, ist der Darm; die eine Öftnung desselben, die am frühesten vorhanden war, die Mundöffnung , die andere der After." — „Mund und After liegen in der Mitte der beiden Parallelflächen, der erstere in der breitern, der andere in der schmälern. Die vorderen Ecken dieser Bauchfläche , die den Mund zwischen sich nehmen, verwandeln sich nun allmählich in ein Paar halbmondförmiger Segel , die freilich nicht jene gewaltige Grösse erreichen, wie bei vielen anderen Schneckenlarven, sich aber doch wie hier, mit einer Heihe langer und kräftiger Cilien besetzen. Ziem- lich gleichzeitig bildet sich an dem hintern Ende dieser Fläche eine 35« Jage ••• halbkugelige Aiifwulstung, die unterhalb des Afters nach aussen vor- springt und sonder Zweifel als die eiste Anlage des Fusses betrachtet werden darf." Hier haben wir also drei primitive Körpertheile und zwar sind diese: der Kopfpol , der Steisspol und der animale Pol. Ausseidem erwähne ich noch die Beobachtungen von 0. Schmidt überLiiuax, von Leydig über Paludiua, M. Schnitze über Tergipes und Vogt über Actaeon, aus denen das allerdings nicht immer in der gleichen Zeitfolge vor sich gehende Auftreten der Pole als Rückenplatte, Bauchplatte, Wimperplatte, Schwanzblase etc. erhellt; und seiner Zeit werde ich den Einfluss dieser Verhältnisse auf die spätere Gestaltung des Thieres zeigen. Ehe wir nun weiter gehen, ist es nöthig , einen Rückblick auf dieEntwickelungsvorgänge der bisher betrachteten Thiere zu werfen. Wir haben gefunden, dass die ersten Körpertheile, die beim Embryo auftreten und die man bei den Wirbelthieren und bei den Giieder- thieren Embryonalanlage genannt hat, je dem einen Pol der beiden Polpaare entspricht, und dass von diesen Polen die Bildung der Leibeswand fortschreitet nach den ihnen entgegengesetzten Polen; und eben die secundären, durch den Schluss der Leibeswand um den Dotter herum entstehenden Körpertheile bilden mit den aus dem Dotter unmitlelbar hervoi-gehenden Eingeweiden die den ersteren entgegengesetzten Pole, den vegetativen Pol und den Steisspol, deren Trennung von einander jedoch nie so scharf ist, wie die der anderen Pole. Die primären Pole sind: der Kopfpol und der animale Pol, also eben die Pole, welche sich durch die Constanz und die animale Dignität ihrer Organe vor den beiden anderen Polen aus- zeichnen. Will man desshalb den Kopfpol und den animalen Pol von dem vegetativen Pol und Steisspol durch eine besondere Benennung unterscheiden, wozu nach dem Obigen genügender Grund vorhanden ist, so wäre die nächstliegende Bezeichnung, die als primäre und secundäre Pole. Allein mit dem Worte Pol verträgt sich die Benen- nung positiv und negativ besser, desshalb nenne ich den Kopfpol und den animalen Pol positiv, die beiden anderen negativ. Wir können also für alle bisher betrachteten Thiere den Satz aufstellen : die Uranfänge des Embryo sind die p ositiven Pole, die negativen werden durch die D o 1 1 e r m a s s e r e p r ä s e n t i i* t. Wir kommen nun zu den Acephalen. Bereits oben haben wir gesehen, dass die Definition des zweiaxigen Körpers bei ihnen über Symiiielrie u. Regularitiit uls Eiiitlieiluagspriiioipieii dos Tliierreiulis. 3ö7 anders zu fassen ist, dass man nämlich nicht von der Ungleichheit der Flächen in zwei Dimensionen , das heisst, nicht von den Polen sondern von der Gleichheit der Flächen in der dritten Dimension, das heisst, von den Parallelen ausgehen muss. Dass dies in der That das richtige ist, zeigt uns die Entwickelungsgeschichte dieser Thiere in einer eclatanten Weise. Liest man nämlich die Unter- suchungen von Ca rus in den Nova acta, VIII. 1 und von Q ua trefay es, in den Ann. des scienc. naturell. 2. Serie, 7, Band durch , so Gndet man, dass das Erste, was vom Embryo als difFerenzirter Körpertheil auftritt, die beiden Mantelhälften mit den Schalen sind, und zwar treten sie zu beiden Seiten eines Eindrucks auf, der dem Schalen- schloss entspricht und an ihren zugewendeten Flächen entwickeln sich die Kiemen; also die Urtheile der Acephalen sind ein Parallelen- paar. Diese Thatsache tritt besonders deutlich in den Abbildungen auf der 4. Tafel zu der Abhandlung von Carus hervor. Wie schön sich daraus die Körperform der Acephalen, besonders die der doppelt- symmetrischen sich Nähernde der Monomyien erklären lässt, und welche Bedeutung dies für die Systematik hat, werde ichseiner Zeitgenaueraus einander setzen. Zunächst stelle ich blos den Satz auf: es gibt zwei Erscheinungsformen eines z w e i a x i g e n T h i e r e s ; die e r s t e F 0 r m besteht aus z w e i P o 1 p a a r e n u n d j e d e r P 0 1 V e r h ä 1 1 s i c h i n d e r R i e h t u n g der d r i 1 1 e n D i m e n s i o n parallel, die zweite Form besteht aus einem Parallelen- paar, das sich entweder in beiden ü b r i g e n D i m e n s i o n e n polar verhält (Acephalen), oder in der einen polar, in der z w e i t e n p a r a 1 1 e 1 (ß r a c h i o p o d e n). Ein Satz, der vollständig stimmt mit der aus der Betrachtung des fertigen Thieres gewonnenen oben ausgeführten Auffassung. Die Tunicaten lasse ich hier absichtlich ganz bei Seite. Nach meiner Anschauung bilden sie sowohl, als die Brach iop öden eine eigene von den Acephalen zu sondernde Tbierclasse, welche das Bindeglied zwischen den ein;ixigen und zweiaxigcn Thieren bildet und zwar in der Art, dass ich sie trotz ihrer fast ganz sym- metrischen Erscheinungsform den einaxigen Thieren beizähle, l'berbaupt habe ich eine von den bisherigen Ansichten abweichende morphologische Anschauung der Organe, indem ich nämlich den vor- dem Abschnitt der Kiemenböhle als Mundhöhle, den hintern Abschnitt, wo er vorhanden ist, in ÜbereinstimmuiiL'- mit Louckart :^58 Jäger. und Anderen als Kloakhühle aufTasse. Dies sind natiiilich Ansichten, die einer eingehenden Besprechung und Beweisführung hedürfen und desshalb passen sie nicht in diese blosse Umrisse gebende Arbeit, werden aber dafür eine um so ausfiihrlicliere Erörterung in meiner späteren Arbeit erfahren, um so mehr, als gerade die Tunicaten die schönsten Belege für gewisse am Schlüsse dieser Arbeit ausgespro- chene allgemeine Sätze bilden. Wir gehen jetzt über zu den einaxigen Thieren. Dabei ist es aber nöthig. Einiges voranzuschicken, das zur Feststellung der Gesichtspunkte für die Untersuchung dient. Ich habe in meiner Definition gesagt: das einaxige Thier hat ein Polpaar, das zwei- axige zwei Polpaare. Wollte man darunter verstehen, dass dem ein- axigen Thier wirklich ein ganzer Körpertheil abgehe , so wäre das nicht richtig; sie haben dieselben wesentlichen Körpertheile, aber die Polpaare decken sich so, dass blos noch ein Polpaar vor- handen ist, aber dieses Polpaar enthält alle Elemente, die beim zwei- axigen Thier auf zwei Polpaare vertheilt sind, d. h., das ganze Thier löst sich in ein Polpaar auf. Über die Stellung dieser Pole und ihr gegenseitiges Verhalten zu einander, aus dem sich sehr interes- sante Resultate für die Betrachtungsweise dieser Thiere ergeben, werde ich seiner Zeit ausführlich handeln. Ferner finden wir bei diesen Thieren Larvenformen und Fort- pflanzung durch Knospung. Wir haben also, um unsere Definition zu beweisen, zunächst diese secundären Entwickelungsformen des Indi- viduums ins Auge zu fassen und nicht den im Ei befindlichen Embryo, auf diesen werden wir erst später zu reden kommen. Fassen wir zunächst die Echinodermen ins Auge, deren Ent- wickelungsgeschichfe durch Johann es Mü 1 1er in den Abhandlungen der Berliner Akademie 1846 — 18o3 eine so umfassende und meister- hafte Behandlung erfahren hat, so finden wir, dass, so verschieden auch die Larvenformen sind, so verschieden die Stellen sind, an denen das Echinoderm aus der Larve sich entwickelt und so verschieden auch das Verhalten des Echinoderms zu der Larve in der Folge sich gestaltet, doch als charakteristisches, gemeinsames Merkmal : d e r K ö r p e r th e i I d e s E c h i n 0 d e r m s, der zuerst auftritt, ist immer Ein Pol, d e r n i e e i n Z u s a m m e n g e s e t z t s e i n aus zwei ungleichen Theilen zeigt, wie die Embryonalanlage der Wirbel-, Glioder- tliiere und Cephalophoren und e benso wenig ei n Z u s a mm e n- Ülier STiiiiiietiit! ii. Heguliiritat der EiiittieiluiigspriiicipicMi des Tliierreichs. 35«^ gesetztsei II ans 2 gleichen Theilen. wie bei den Acephaleii und Brachiopoden, sondern d er zusammengesetzt ist aus S — 6 etc. p r i n c i p i e 1 1 g 1 e i c h e n , i m K r e i s e g e s t e 1 1 1 e n T h e i 1 e n, die b 1 0 s in e i n e r D i ni e n s i o n s i e h p o 1 a r v e r h a 1 1 e n und in d eren Mitte gewöhnlich der Mund durchbricht. Dies geht besonders deutlich aus den Abbildungen, aber auch aus den Wor- ten des Textes hervor. Ich führe hier einige Stellen von Müller an. Er sagt am angegebenen Orte, Jahrgang 1846, p. 86 : „Die erste Er- scheinung des Seeigels in den Larven gibt sich durch eine scheiben- förmige Platte zu erkennen. Diese Scheibe liegt auf dem Darm und ist durcb eine Sblättrige Figur in S klappenartige Felder getheilt". Ferner in der gleichen Abhandlung p. 291 : „Durch die hier befind- liche, mit Pigment gesprengelte Haut (sc. der Larve) erkannte ich ein fünftheiliges Feld mit fünfeckiger Mitte." Weiter sagt er von der Ent- wickelung des Echinoderms aus der Brachiolaria genannten Larve in seiner zweiten Abhandlung p. 97: .,Das Echinoderm entsteht im Innern, als eine zuerst rundliche und dann bliittrig radiale Knospe". In der gleichen Abhandlung p. 97 : „Bei Auricularia ist die erste Erscheinung des Echinoderms eine kleine, kreisförmige Scheibe mit Doppelcontouren zur Seite des Schlundes, später wirft die Membrane dieser Figur unter Vergrösserung einen ^blättrigen Stern auf". Und wenn er auch in seiner 3. Abhandlung p. 40 von Auricularia sagt: „Dies war nicht richtig, ich weiss jetzt aus directer Beobachtung, dass der Stern von Blinddärmchen (der aus der oben genannten kreisförmigen Scheibe wird) nur die Anlage der Mundtentakeln des Echinoderms ist, welches jetzt die Gestalt einer sternförmigen Mütze hat"; so wirft dies den Satz, dass beim Echinoderm der Kopfpol der primäre Embryonaltheil ist, nicht um, sondern setzt ihn im Gegentheil in noch schärferes Licht. Ferner geht aus der vierten Abhandlung hervor, dass auch bei den Holothurien der primäre Embryonaltheil der Tentakelkranz des Mundes , folglich der Kopfpol ist. Die eigenthümliche ohne Larvenstadium vor sich gehende Ent- wickelung, wie sie Sars undAgassiz bei Asteroiden und Krohn bei Op hiolepis beschrieben, bildet keinen Einwand gegen meine Anschauung, denn der Embryo entwickelt sich festsitzend. Ich glaube, dass dieses genügt, um die Richtigkeit meiner obigen Behauptung, dass die Echinodermen einaxige Thieresind. zu be- weisen. 360 .1 « g e r. Man wird nun zunächst die Frage aufwerfen: woher koiiiiiit die scheinbare Symmetrie derRadiaten? Daraufgibt es ebensoviele Antworten, als specielie Fälle. Ich gebe hier die wich- tigsten. Die Symmetrie der Holothurien kommt davon her, dass diese Tliiere in Folge der beträchtlichen Verlängerung in der Richtung ihrer Axe, die für das einaxige Thier natürliche Stellung, nämlich mit der Axe senkrecht zur Oberfläche, nicht einhalten, sondern sich so stellen, wie die zweiaxigen Thiere, d. h. mit der durch den Darm repräsentirten Axe wagrecht. In Folge davon wird die untere Seite formell verschieden von der obern und Organe, die sich erst entwickeln, wenn das Thier diese Stellung angenommen hat, wie das baumförmige Respirationsorgan und die Fortpflanzungs- werkzeuge, entwickeln sich nach dem Typus der symmetrischen Thiere. Ein Spatangoide ist desshalb scheinbar symmetrisch, weil der Mund sich nicht in der Mitte des positiven Pols öfl^net, sondern seitwärts. Die Galeritiden, die Dysasteriden sind aus dem Grunde scheinbar symmetrisch , weil der After sich nicht im dors;den Pol öff"net, sondern seitwärts davon; denn das junge Echinoderm sitzt zur Zeit, wo der After durchbricht, mit dem negativen Pol wahrscheinlich noch fest an der Larve. Die letzte Frage ist die: warum sind die meisten Echinodermenlarven entschieden symmetrisch? — Weil sie das Ei verlassen und frei umher schwimmen, ehe ihr Körper irgend ein Organ zeigt (Echinaster, dessen Embryo sich sogleich festsetzt, hat keine symmetrische Larvenform). Ich werde auf diesen Satz weiter unten noch zurückkommen. Die Discophoren und Siphonophoren lassen sich im Zusammenhang betrachten. Beide sprossen ganz ebenso aus einem Stamm hervor, wie die Echinodermen aus dem Darmcanal ihrer Larve. Es kommt eine warzen- förmige Erhöhung an dem Stamme zum Vorschein, die den Mantelrand mit seinen Tentakeln vorstellt, die also als Kopfpol aufzufassen ist, da sich in der That auch der 3Iund in der Mitte derselben öffnet. Auch zeigt sich sehr häufig schon früh eine Theilung in eine be- stimmte Anzahl kreisförmig angeordneter Abschnitte, z. B. bei Cla- docera. Die Medusen verhalten sich also ganz wie die Echinodermen. Das freie Ende der Knospe repräsentirt den Kopfpol, das festsitzende den Steisspol. Andere Pole sind nicht da, also sind auch die Thiere einaxig, mögen sie am Stamme sitzen bleiben, wie bei den Sipho- nophoren, oder abfallen, wie bei den meisten Discophoren. Ganz über Sviiimetrie ii. Kegularilllt als Eintlieiliiiig.siirinoipieii des Thierreichs. 361 dasselbe gilt auch bei den durch Knospung entstehenden Polypen- Individuen. Betrachten wir die Entwiekelung der Polypen und der animenden Polypenformen der Medusen aus dem Ei, so sehen wir, dass der homogene Embryo sich festsetzt, ehe irgend eine Organisation sich zu erkennen gibt und für ihn repräsentirt nun die festsitzende Fläche den Steisspol, die freie den Kopfpol, in welch' letzterem sich auch thatsächlich der Mund öffnet. Der After freilich kann sich, wo er zum Durchbrucli kommt, nicht im Steisspole öffnen, weil dieser festsitzt. Wo nun ein auf die eben beschriebene Weise entstandener Polyp in einer zu seiner Axe senkrechten Richtung sich theilt und die einzelnen Stücke zu Medusen werden , wie dei Cyanea aurita, da ist der einaxige Bau der Meduse selbstverständlich. Die Beobachtungen über Entwiekelung der D i s c o p li o r e n o h n e L a r- venstadium und die wenigen über Entwiekelung der Cteno- phoren sind durchaus noch nicht resultatreif , weil einmal über Fest- sitzen oder Freischwimmen (und zwar in welcher Stellung) nichts imgegeben ist und auch die wenigen Beobachtungen noch nicht alle Stadien vom Eie an umfassen. Die bei Stoni obra cb ium beob- achtete Vermehrung durch senkrechte Theilung bildet, wie ich später zeigen werde , keinen Einwurf gegen meine Auffassung. Dass übrigens die Ctenophoren einaxig sind, wird wohl aus dem früher aufgestellten von selbst erhellen. Einer eingehenden Betrachtung bedürfen dieBryozoen, wesshalb ich diese vor der Hand bei Seite setze. Es bleiben nun noch die Rhizopoden und Infusorien übrig. Bei diesen finden wir weder beim fertigen Thier, noch an dem Embryo, wenn man überhaupt von einem solchen reden kann, einen Körper- theil, der als Pol einem andern gegenüber stände Wir haben also bei diesen Thieren weder einen Pol, noch eine Axe; ich nenne sie desshalb axenlose Thiere. Zunächst kommen wir jetzt zu dem, für unsere Definition wich- tigen Schluss: bei allen Thieren, welche einem Axengesetze unter- liegen, kann man als Uranfang des Embryos einen gewissen Körper- theil erkennen, von dem aus mehr oder weniger rasch der Abschluss der Körperwand ausgeht. Man könnte diesen Theil Embryonalanlage nennen, aber darunter versteht man blos die Grundlage desWirbel- nnd Gliederthier-Embryos, ich habe ihm desshalb schon früher die Benennung positiver Pol gegeben und in der Embryologie könnte 362 J a g e r. man diesen Körpertheil positiven Enib ry o nal pol nennen (der Dotter ist der negative). Wollen wir nun vom Standpunkte der Embryologie aus eine Definition der einaxigen und zweiaxigen Thiere construiren, so würde sie etwa so lauten: beim zweiaxigen Thier besteht der Embryonalpol entweder aus zwei positiven in ihrer Form und ihrer spätem Entwi ekeln ng differ en- den Polen, die in der Richtung der Längsaxe des spätem Thier es aneinander gefügt sind und deren Rän- der sich in einer zu dieser Längenaxe senkrechten Richtung gleich sind; oder er besteht aus zwei glei- chen, in einer zur spatern Längsaxe des Körpers senkrechten Richtung an einander gefügten T heilen, also Parallelen, deren Ränder in einer, zu dieser Rich- tung senkrechten Linie ungleich sind. Reim einaxi- gen Thier besteht der Embryonalpol aus im Kreise angeordneten gleichen Theilen oder einer kreisför- migen Scheibe, deren Peripherie in der Richtung einer für jedes Thier bestimmten Anzahl von Radien gleich ist. Wir haben nun noch eine zweite, weiter gehende Frage an die Embryologie zu richten, nämlich die: lassen sich schon, ehe der Embryo auftritt, durchgreifende Unterschiede zwischen dem ein- axigen und zweiaxigen Typus auffinden ? Auf diese Frage gibt es zwei Antworten, für deren erste die Frage übrigens etwas anders formulirt werden muss. 1. Ein wesentlicher Unterschied ist der, dass der Embryo eines einaxigen Thieres organisationslos das Ei ver- lässt; der des zweiaxigen dagegen die Anfänge seiner Organisa- tion schon im Ei erhält. 2. Rei dem zweiaxigen Thier erkennt man nach Vollendung der Dotterfurchung einen peripherischen, membranartigen Theil und einen centralen, die Dotterkugel. Der erstere Theil bildet die Grundlage des Perisoms, der zweite die Grundlage zu den Eingeweiden. Reim einaxigen Thier resultirt aus der Dotterfurchung ein homogener Embryo, der weder eine peripherische noch eine centrale Substanz an sich unterscheiden lässt. Übrigens halte ich die Reantwortung dieser Frage für noch nicht vollständig durchführbar, da in dieser Richtung die Embryologie noch viel zu unvollständig ist. Ich setze diese Frage und die Reant- i'lier Symmetrie ii. IJegiilarität als Kiiitlieiliiiigspi-Iiicipien deji Thierreichs. 303 wüituiig, die mir die bisherigen Quellenstudien gegeben haben, blos desshalb hierher, um die Embryologen auf diesen Punkt aufmerksam zu machen und werde erst in meiner späteren Arbeit genauer darauf eingehen. Ich glaube jetzt nicht blos gezeigt zu haben, dass die oben gegebenen Definitionen sich auf alle Thiere, mit Ausnahme der Proto- zoen anwenden lassen und dass alle Thiere unter die eine oder die andere dieser Bezeichnungen subsumirt werden können; sondern ich bin der Überzeugung, auch bewiesen zu haben, dass die schon in der äussern Erscheinung so auffallend verschiedenen Formen, die ich als einaxig und zweiaxig bezeichnete und die Andere vor mir radiär und symmetrich genannt haben, wi rklich zwei grosse, versc ii ied ene Bil d ungstyp en des Thier- reichs ausdrücken, dass de m nach die Thiere e i n g e- theilt werden müssen in axenlose, einaxige und zwei- axig e. (B urme ister" s Bezeichnung: irregulär, regulär und symmetrisch, halte ich für unlogisch und habe sie schon aus diesem Grunde durch die obigen Benennungen ersetzt, um so mehr, als diCv^e die Definition dieser Thiere in sich aufnehmen.) Diese Eintheilung scheint mir nicht blos aus rein mathematischen Gründen die riclitige zu sein, sondern auch ebenso im Einklang mit der Morphologie und Physiologie zu stehen, wie die Eintheilung der Pflanzen in Cryptogamen, Monocotylen und Dicotylen, und seiner Zeit werde ich nachweisen, dass diese Bildungstypen der Pflanzen mit den obenangeführten der Thiere in einem ganz merkwürdigen Zusammen- hange stehen. Ich werde nämlich darzuthun versuchen, dass aus morphologischen und embryologischen Gründen die Cryptogamen den axenlosen Thieren, die Monocotylen den einaxigen, und die Dicotylen den Brachiopoden, der untersten Form der zweiaxigen Thiere, das heisst also, dass alle festsitzenden oder durch Knospung oder Theilung aus festsitzenden oder durch Knospung aus frei schwimmenden Mutterformen sich entwickelnden Thiere den Pflanzen formell vollkommen parallel, in Wahrheit Zoophyten sind. Ferner geht aus dem Obigen hervor, dass ich jetzt schon die Elemente einer noch weiter ins Detail gehenden Eintheilung des Thierreichs erhalten habe, die ungefähr (die Mollusken ausgenommen) mit den Cuvier'schen Classen übereinstimmt und zwar so, dass ich für jede dieser Classen eine scharfe in Einen Satz eingehende Definition 3t>4 .1 ä g e r. erhalte, welche, nicht hios für das erwachsene Thier, sotulern iiiich für den Embryo geltend, alle auf die Gestalt im Allgemeinen und die Zahl und Lagerung der Organe insbesondere sich beziehenden Verhältnisse mathematisch zusammenfasst. Endlich ergaben sich mir einige allgemeine Sätze, die ich natürlich hier blos als Aphorismen hinstellen und erst später einer ausführlichen Betrachtung und Begründung unterwerfen kann. 1. Wenn ein Thier organisationslos, d.h. als Embryo homogen'uis, das Ei ver- löst und in freischwimmendem Zustand einen Darmcanal erhält, der sich wagrecht (zum Erdradius senkrecht) stellt, so bekommt es eine symmetrische Form, setzt es sich dagegen vor der DifFerenzirung eines Darmes fest, so wird es radiär. 2. Ein einaxiges Thier sitzt bei seiner Bildung immer fesi, und ein zweiaxiges Thier, das sieh fiübzeitig festsetzt, nähert sich, je früher dies geschieht, um so mehr dem einaxigen Typus. Beispiel: die Röhrenwürmer, Brachio- poden und Monomyien; daraus geht der Satz hervor: dass das Festsitzen ein es Thier es die Ursache der radiären Kö r- perform desselben ist. f3. Bios ein einaxiges Thier kann sieh durch Knospung fortpflanzen, ein zweiaxiges nie. 4. Beinahe alle zweiaxigen Thiere tragen die, den Kopf- und Steisspol verbindende Axe wagrecht, die (Muaxigen senkrecht zu ihrer Unterlage. Dieser Satz tritt scliärfer hervor und wird ergänzt durch den Satz. 5. Wenn ein Thier diese ihm naturgemässe Stellung verlässt, so nähert es sich in seiner Erscheinungsform dem Typus, dessen charakteristische Stellung es annimmt und Organe, die sich in dieser Zeit erst entwickeln , erinnern häufig in ihrer Zahl und Lage an diesen ihnen ursprünglich fremden Typus. Alle diese Sätze zusammengenommen fordern uns auf, die Natur gewisser formgebend<'r Einflüsse, die bei der Bildung des Thieres thätig sind, zu uniersuchen und geben uns auch einige Anhaltspunkte für diese Untersuchung. Wir sehen nämlich, dass der einen Axen- richtung entweder der Darmcanal, oder der Dotter, oder eine Aus- stülpung des Darms (Echinudermenbildung) oder des gemeinschaft- lichen Nahrungscanais (Polypen und Medusen) entspricht; der andern Axenrichtnng dagegen eine Summe gewisser physicalischer Agenlien, von denen ich hauptsäcblicl) das Licht anführe, welche bei allen Organismen , die noch organisationslos ihnen unterworfen werden, einen Unterschied zwischen Ober- und Unterseite hervor- Jäger. Über Symmetrie und Heguiaiität nis Eiiitheilungsprincipien etc. 365 rufen, der an die Erscheinungsweise erinnert, die durch einen, in dieser Richtung liegenden Embryonalpol bedingt wird. Es wäre nun Aufgabe der Physik, alle die hiebei in Betracht kommenden physica- üschen Agentien aufzAisuchen und ihre Wirkungen auf die Organis- men (Tiiiere und Pflanzen) im Verein mit der Physiologie zu stu- diren und die Physiologie hätte zu eruiren, welche und ob ähnliche Agentien bei den Thieren, die ihre Organisation in dem Mutterthiere oder im Ei enthalten, an die Stelle dieser äussern polarisirenden Agentien treten; denn mit der Annahme einer gewissen , dem Ei inhärirenden Bildungsrichtung darf sich heutzutage die Natur- forschung nicht mehr über die Ergriindung der Natur jener geheimen Ursachen wegsetzen, welche die Gestalt des Thieres im Ganzen und im Einzelnen bedingen. Ich werde mich bemühen alle Thatsachen aus der vergleichenden Anatomie zu sammeln, die zur Formulirung und Lösung dieser Fragen beitragen können und werde diese Zusammen- stellung *) entweder in einer eigenen Arbeit niederlegen, oder sie in die Arbeit einzuflechten versuchen, deren Prolog die vorliegende Abhandlung bildet. Obwohl also diese kleine Abhandlung kein völlig in sich geschlossenes Ganze ist und erst später zu einem solchen verarbei- tet werden soll, so glaube ich sie doch, so wie sie ist, der wissen- schaftlichen Begutachtung übergeben zu können, weil sie einen bisher noch nicht betretenen Weg, die Resultate der Embryologie für die Systematik zu verwenden, zeigt und vielleicht im Stande ist, Untersuchungen undControversen hervorzurufen, welche zurBeleuch- tung und Berichtigung dieses Weges und zur Erklärung einer Menge wichtiger Thatsachen beitragen können. Sollte dieses gelingen, so wäre der Zweck dieser Abhandlung erreicht. ') Ich werde in dieser .Arbeit aueli das für die Zoologie Wichtige der allgemeinen Principien zu verwerthen suchen , die .Mohs in der Einleitung zu seiner Mineralogie, auf weiches Werk mich aufmerksam zu machen Herr Prof. S ch r ö 1 1 e r so freund- lich war, aufstellt und die mir bereits für diese Arbeit nicht unwichtige (iesichts- (lunkte an die Hand gegeben haben. iiGli P e 1 ^ 0 1 II. Neue und weniger gekannte Arten der kaiserlichen ornithologischen Sammlung. Von Augast v. Pelz ein, Custua-Adjaiict am k. k. zoologiselipn ('^ihinetc. (Vorgetragen in der Sitzung vom 23. Ajirii 1837.) Ich erlaube mir der verehrten Classe hiermit die Beschreibung von drei afrikanischen Bussarden vorzulegen, von welchen zwei ohne allen Zweifel ein älteres und ein jüngeres Kleid von Bnteo rvßnus Riippell darstellen, der dritte aber, wenn auch durch geringere Grösse abweichend, höchst wahrscheinlich derselben Art angehört. Da die Frage über die Identität des afrikanischen Bnteo rnfinns mit Buteaeius leiicurus'^^wm. aus Russland in neuerer Zeit Gegenstand so vielfacher Discussion gewesen ist, und eine möglichst genaue Kenntniss der verschiedenen Altersstufen allein eine sichere Ent- scheidung begründen kann, so dürfte die Beschreibung der erwähn- ton Exemplare des kaiserlichen Museums nicht unwillkommen sein. Hieran schliesst sich die Aufstellung einer neuen Art der Gattung Orthotomus, welche ich 0. Hügeln genannt habe, einer neuen Dry- moica aus Kaschmir, AxeNatterer'm seiner handschriftlichen Synopsis als Malurus strlolatiis sehr genau beschrieben aber nicht veröfl'ent- licht hat, und zweier neuer Arien von Psophia welche letzteren Nalterer im handschriftliehen Katalog der brasilianischen Samm- lung von den nahestehenden Spix'schen Arten: Ps. leucoptera und Ps. viridis unterschieden und als Ps. ochroptera und Ps. obscura bezeichnet hatte. Buteo rußuus ßüpp. Im Journal für Ornithologie, Jahrgang 1834, S. 261 und Jahr- gang 18oS, S. 95 hat Cabanis bekanntlich die Ansicht begründet, dass Bnteo ferox (Gmel.) oder Buteactus leucunis Naumann mit dem nordostafrikanischen Buteo rufinus R ü p p e 1 1 identisch sei und als Belege angeführt, dass ein von^ß^yr^in Ägypten erlegtes, jetzt in Neue uik) «eiiig^ j^ekaiiiitt' Arten der' k;ii^. urnitliolugischen Saiiiniluiig. »i(>Y der Sammlung des Oberamtmann Heine befindliches altes Exemplar den hellen Schwanz besitze und andererseits nach einem von Möschler eingesendeten Exemplare Buteaelus leiicurus im Jugend- kieid gebänderten Schwanz zeige. Diese Ansicht dürfte eine weitere Bestätigung durch die Be- trachtung dreier im kaiserlichen Museum befindlicher, aus Afrika stammender Individuen erhalten, von welchen zwei ohne Zweifel, das dritte sehr wahrscheinlich zu Buteo rufinns gehören. Das letzterwähnte >), wohl ein Männchen und noch jung, wurde von Johann Natterer bei Greville in London gekauft und stammt aus Algier. Seine ganze Oberseite, mit Einschluss der Flügeldecken, zeigt ein Gemisch von Dunkelbraun und Bostfarb, so dass das Braun die Mitte der Federn einnimmt, während das Bostfarb die Bänder bedeckt. Die Unterseite ist weiss mit dunkelbraunen meist rostgelb gesäumten, mehr oder minder ausgedehnten Schaftflecken, welche an den Brustseiten den meisten Baum einnehmen. Das Crissum ist reinweiss. Die unteren Flügeldecken tragen die Farbe der oberen. Die äusseren Schwingen sind schwärzlich, oberhalb grau gesäumt, an dem ßasaltheile der inneren Fahne weiss, zuweilen auch braun quergefleckt, unterhalb an der oberen Hälfte beider Fahnen rein- weiss; die darauffolgenden Schwungfedern sind umberbraun, unten und innen mehr oder weniger rostfarb gefleckt und gebändert. Die Flanken und Hosen sind dunkel und intensiv rostroth, letztere mit schwarzen Federschäften, und hie und da schwach angedeuteten dunkeln Schaftflecken. Der Schwanz ist oben rostroth mit circa zwölf schwarzbraunen Querbinden und einer Beimischung von Grau im Bost- roth gegen die äusseren Federränder hin, unten weiss mit schwacher Andeutung der Querbinden. Die Wachshaut sowie die Beine scheinen grünlichgelb gewesen zu sein. Ganze Länge I'7"; Flügellänge T 2". ») Dieses Exemplar ist bedeutend kleiner als die beiden anderen, wohl beide Geschlechter repräsentirenden Vögel. Da dasselbe jedoch in den allermeisten Punkten mit Buteo rufinus übereinstimmt und dieser Art jedenfalls naher als irgend einer andern steht, und da die Aufstellung einer neuen Species nach einem einzigen jungen Individuum nur höchst unsicher sein könnte, so dürfte das algierisclie Exemplar bis auf weiteres als ein junges Männchen des Buteo rufinus betrachtet werden. Der von A. Brehm in der Naumannia 18öö, S. 6 unter der Benennung Buteo anceps beschrie- bene Vogel stimmt in vieler Hinsicht mit diesem Exemplare überein, ist aber kleiner, und es scheinen auch in der Schnabelbildimg und Fliigelzeichnung Differenzen vorhanden zu sein. Sitzb. d. mathem.-naturw. Tl. XXIV. Bd. II. Hft. 24 ii(>8 I' e l X e 1 n. Von den beiden niidern Exeinpliircu des Bitteo rußiius sliniint das eine von Kotseliy aus Nubien mitgebrachte, aller Wahrscheiti- lichkeit nach männliche Individuum in Färbung der Oberseite und der Flügel mit dem vorigen überein, die Unterseite zeigt aber mit Ausnahme der Kehle keinen weissen, sondern einen rostgelben Grund mit dunkelbraunen Schaftflecken. Diese wie beim vorigen Vogel an der Kehle äusserst schmal , nehmen nach unten an Ausdehnung zu und verdrängen an dem Unterbauch, den Flanken und Hosen das Rostgelb vom grössten Räume jeder Feder, so dass letztere Farbe nur mehr den Rand einnimmt. Dieser Übergang ist aber nicht all- mählich, sondern die Bauchregion an welcher das Braun überwiegt, schneidet sich ziemlich scharf von der darüber befindlichen mehr rostgelben Färbung ab. Das Crissum ist röthlichweiss. Die Schwanz- zeichnung unterscheidet sich durch viel breitere dunkle Binden und dadurch dass die ganze Bänderung viel unregelmässiger und weniger deutlich als am vorigen Exemplare ist. Ganze Länge 1' 10 ; Fliigel- länge 1' 3%". Das letzte und älteste Exemplar, das ebenfalls von Kotschy aus Nubien herrührt und der Grösse nach offenbar ein Weihchen ist, zeichnet sich durch das bedeutende Überwiegen der rostgelben Farbe aus. Scheitel, Hinterkopf und Anfang des Nackens, die bei den vorhergehenden fast gleichförmig dunkelhraun erschienen, sind hier blassrostgelb ; der Scheitel zeigt schmale, aber scharf begrenzte dunkle Schaftflecken, die gegen den Nacken zu immer kleiner werden und beinahe verschwinden. Auch an Mantel und Flügeldecken sind die rostrothen Ränder breiter und lebhafter, so dass der Vogel ein bunteres Ansehen erhält. Die Seiten des Kopfes und Halses, sowie die Unterseite bis unterhalb der Brust sind blass rostgelb, fast isabell, theilweise mit weisslichen Federrändern. Die Schaftflecken sind gänzlich verschwunden und nur der dunkle Schaft selbst durchläuft einem schwarzen Faden gleich jede Feder. Unterhalb der Brust beginnt ziemlich deutlich abgesetzt die intensive rostrothe Farbe, welche den Bauch, die Flanken und Ho«en bedeckt. Auch hier sind blos die Federschäfte dunkel, doch zeigen sich an Flanken und Hosen hie und da Spuren von Schaftflecken. Das Crissum ist licht rosfroth; der Schwanz ist ganz ungebändert, oben sehr licht rostroth (röthlichweiss), unten mehr weisslich, die Basaltheile der Innenfahnen auf beiden Seiten sind reinweiss. Die Aiissonfahnen sind auf der Neue uuii «(Miig gekannte Arten der kais, oi'nitholog-isclien Sanimlung. 360 Oberseite namentlich gegen die Schwanzwiu'zel zu tlieilweise wie mit Weiss bestäubt und die Aussenfnlinen der beiden äussersten Federn tragen eine schwache Spur dunkler Zeichnung. Ganze Länge r 1i"; Fliigellänge 1' 4Vo". Der letztbeschriebene Vogel stimmt otfenbar mit dem von Naumann in der Naumannia, Jahrgang 18S3, S. 258, als jüngerem Vogel cbarakterisirten Kleide überein, während das ebendaselbst abgebildete Weibchen noch älter ist und sich durch mehr weisse Färbung an Kopf, Hals, Brust und Schwanz, sowie durch die liebten Quertlecken an Unterrumpf unoIb, .?carl, Über ben 3M(^ter ©raf ^ugo VIII. tjon SS)? ontfort IC. ®ra§ i857; 8"- Wolf, Rud., Mittlieilungen über die Soiiiieiiflecken. s. I. et d. 8"- Zaccaro, Lorenzo, Niiovo corso di letteratura elementare. Parte I, Vol. 1 — 3. Napoli 18Ö1; 8«- — Nuova gramniatica ragionata. Vol. 1 — 3. Napoli 1854; 8«- — Introduzione alle studio della lingua latina. Parte I, Vol. 1 — 3. Napoli 1855; 8"- — Corso compiuto di estetica applicata alle lettere. Vol. 1 , 2. Napoli 1854: 8"- (ihcrsiclit der Wittcrniig im Jänner 1857. Entworfen von A. U. Uurk liurdt, Assistenten an der k. k. Contral-Anstall. Deitharütnii^sort. Millleie Tem- »laüimuai Mininiiiin Luft- Maximum Minimum Dunsl- IS'ieder- scldag rar. Lin. KclicDiler Ueobaclituiigsurt, (iNarli der niitll. Jliitlorc Anmerkungen ^'"''- und \ pe ?!,'„'!i'i Tag 'roinp. Tag t™„. druck Tag Lurtdr. Tag l.uflih. druck rar. Liii. Temp. geordnet.) n"ul"p srru.iHiir,- EilrcpiH-. Atlflsberf.' . . + 1°38 20-6 + 3-1 4-3 — 9-3 313"4l 1-3 318"'90 13-6 307"93 _. _ _ Cairo .... ■(■10-03 Admont . . ■ - 4-SS 20-6 + 1 4 10-3 -14-0 309 12 IS-9 315-88 13-0 303-00 1"32 5"87 N. S\V. Srayrna . . + 9-47 Am 21. u. 31. —\\°\. Asram .... 0 f>6 20-6 + 3 8 iO-3 - CO 329 -SG 18-9 335-21 24-6 323-42 — 5-40 NO. Curzola . . + 7-50 Am 12-6. 323-45. am 19. -4-2. Alkiis _ .-i-U 20-6 + 2 0 13 3 -11-3 — — — — — — — N. Valona . . ■(- 7-45 Am 30. u. 3t. -11-0. Altl.üfen. . . . _ 3-03 2S-6 + 2 0 10-3 —10-0 305-75 1-3 311-10 24-9 300-04 1-32 7-30 SW. N. Bagusa . . + 7-43 Aneona .... + 3-51 22- + 7 3 24- — 3-6 333-05 1- 338-70 13- 326-53 — 9-20 0. Rom . . . + 6-64 Aussee (Markt) . 4-56 4*6 _ 0 6 31-3 —16-0 309-14 9-3 313-98 13-0 302-41 — — w. Triest. . . + 3-73 Am 11.-9'4. Aiissee (Alt-) . 4-02 ■3'ö + 1 4 31 3 — 11-6 298-73 18-9 305-00 13-3 292-77 1-34 18-08 w. Aneona . . + 3-31 Am 11. —7-4, am 27. — 10-9. Bludenz .... 2-42 21-6 + 6 0 31-3 —10-0 312-40 18-9 319-10 13-3 305-23 1-34 20-28 NW. Nizza . . . + 3-10 Am 20. -9-5. am 10. — d°G, Bodenhacli. . . _ 214 20-6 + 3 1 310 —13-6 334-79 !'• 336-96 12-3 313-40 — 10-08 sn. NW. Debreezin . ■f 3-53 Am9. Jänner— 11-6. Bologna .... + 0-47 4-S + 4 1 U-3 - 1 6 330-83 1-4 336-99 13-7 323-79 - 9-17 ";v;\J"- Venedig . . + 2-43 Nach dem Max. +5-3. Min am 18. —2-6. Am 15. u. 31. —7-0. Borinio 1. (Sniit) . _ 3-39 22-6 + 1 0 27-3 — 8-0 __ _ _ _ _ _ \v. Udinc . . , + 2-42 BormioII. (i.c.ni.) 7-84 iS« 4 0 IS'.j —13 0 _ — _ — — — 2-40 NW. Adclsbcrg . -h 1-38 Am 2. —10. Botzcn .... + 0-07 170 + B 7 13 - 4 2 324-32 17-9 331-09 13-0 316-72 — 5-40 NO. Trient. . . + 1-33 Am 2. u. 29. — 3°8. Bi-ünn — 1-70 27-G + 3 6 10-3 —12 2 327-58 0-6 333-09 12-3 321-30 — 13-40 N. Ferrara . . + 1-10 Nach dem Min. — 14°4. Cairo . . + loos 1-6 + 18 8 27-3 + 3 8 337-13 G-3 339-09 12-0 333-37 — _ NO. Seinlin . . + 0-90 Am 11. -i-15°0,ara25. -f 17°,nm 24 +4-8. Cuizola . . + 7-50 23-6 + 0 3 26-3 + 4 3 334-12 18-0 339-04 12-9 328-00 — 73-81 0. Parma . . . + 0-03 Am 30. +4°8. Czaslau .... — 2-24 2-6 + 4 2 ,;;J — H 0 325 -5G 9-0 331-59 12-0 318-35 1-35 13-77 SW. S. Szegedin . + 0-70 Am 20. +2-4. Czernowitz . ~ 2-76 27-6 + 5 7 11-3 -13 7 326-03 8-0 331-53 20-3 320-33 - 13-61 N. Urbino . . + 0-77 Am 31. hier nur — 2°5, am 8. — 12'7. Am 13. 325"88. rjebreczin . . . -1- 2-53 24'6 + 4 4 10-3 - G 4 330-94 9-3 335-87 23-3 325-80 11-92 N.u.O. Bologna . . + 0-47 Deutselibrnd . . — 2-(i7 20 + 2 8 it'y -12 8 318 84 18-3 323-03 12-3 311-90 1-47 7-04 NW. (ISO. Ofen . . . + 0-35 Am 23. -7-2. Ferdinandsliöhe. — in-27 23-8 _ 7 0 31-3 -15 0 — — — — — — _ Luino . . . + 0-29 Am 8. -14". Feirara .... + i-10 ISü + K 0 19-3 - 3 0 333-70 !' 339-90 13-5 327-00 41-43 N. SW. Fünfkirclien + 0-20 Am 7. 4-5. Frauenberf? . . — 2-12 ie + 4 S 30-3 —13 1 320 41 is-'n 323-97 12-3 314-05 _ 8-86 NW. SO. Mailand . . + 0-17 AmlO-9. — 12-8. Fünfkirohen . + 0-20 25-6 + S 1 10-3 - 4 3 328-96 1-e 334-73 12-3 322-18 19-94 »w. ONO. Botzen . . + 0-07 Am9. Abends— 5° 1. Gastein ... — KÜO 30 — 0 7 "BB -12 0 299 -G3 18-4 303 75 11-8 293-91 — 31-20 SO. Oedenburg . + 0-05 Am 12. u. 20. -1-0. Gian — 1-93 24'G + 2 8 1Ö-3 — 8 7 331 51 9-6 337-68 23-0 323-13 _ 14-30 NO. Rosenan . . - 0-19 Am 31.-2-1. Oratz — 1-64 IS-6 + 3 3 10-3 -10 7 318-66 9-G 324-07 12-0 312-79 — 20-92 NW. Meran. . . — 0-47 Am 31.-2-7. Oresten ... — 307 \X + 2 9 10-3 —14 1 320-18 18-9 330-50 13-3 313-60 1-41 12-79 NW. Agram . . - 0-56 Am 22. —12-5, am 31 -9. -8 9. St. Jakob 1 . . — 4-29 24-G 0 0 27-3 — 8 4 299-01 1-3 304-25 24-9 293-23 1-64 24-30 W. Wallcndorf. — 1-00 Sl.Jakobll.fii.irk) — 3-41 i9'6 + 1 5 27-9 — 9 0 _ — — — 13-31 . N. Olmütz . . — 1-02 Jaslo — t-SO t3-6 + .S 4 9-3 -in 4 326-79 9-9 332-01 12-6 320-95 1-56 18-09 SO. Wien . . . — 1-23 Am 1. — 9-6, am 30. ■-3-4. Inner-Villgratlen — 6-77 23-6 0 0 29-3 -15 8 — — — — _ W. Lemberg . - 1-31 Innichen. . . . ~ 7-00 20-6 + 1 0 27-3 -15 8 289-49 1-3 294-93 24-0 284-38 0-94 4-83 W. Kronstadt . - 1-33 Ami. —15-0, am 18. -15-7, am 29. -lö'S. Kalkstein . — S-67 23-6 H 0 2 30-3 —13 0 — — — — _ — w. Pressburg . - 1-44 Kesmark — 3-94 23-6 + 2 5 10-3 -17 0 311-07 9-9 316-38 12-6 305-00 9-76 N. S. Rzeszow. . - 1-49 Am21. — 16-5. Kircbdorf . — 2-97 3-0 + 4 0 H-3 —10 G 318-03 18-9 324-51 13-3 311-10 _ 7-90 w.wsw. Jaslo . . . — 1-30 Klagcnfurl. . . — S'44 250 + 3 3 1- — 5 4 328-29 1-3 324-39 24-9 318-29 1 16 9-53 W. .Martinsberg — 1-30 Korneiiburg . — 1-81 2-6 + 4 2 9-9 -13 0 — — _ _ 10-19 NW.W. Gratz . . . - 1-04 Am 10-3.-18-5. Krakau .... — 2-92 2-6 + 2 8 22-3 — 13 1 327-38 9-6 333-53 12-0 321-07 1-47 10-S3 NO. Brunn. . . — 1-70 Am 11.-11-4. am 30. -9°0. Krcnisniünsler . — 318 4-6 + 3 1 H-3 —10 3 321 08 18-3 327-73 13-3 313-79 1-49 14-15 W. Zavalyc . . Korneuburg — 1-86 Am 22. -8-0, am3l-9. — 5-9. Kronstadt . . . — 1-33 14-5 + K 0 10-3 —10 0 313-00 1-3 317-60 25-5 307-81 19-33 — 1-81 Am31. — 2-0. Laibaeb .... — 1-87 28-() + 3 0 1-3 -12 7 324-47 1-3 330-46 12-6 318-32 1-57 26-90 Laihacll . . — 1-87 AmlO. — 6-4, am 19. -10'4. Lcippa .... '- 2 97 30 + 2 8 31-9 -14 6 325-70 9 0 331-62 120 318-38 _ 5-20 s. RO. KW. Media.sch . - 1-87 Am 9. u. 10. — 12°6 Lemberg . . . 1-31 24-6 + 4 S 8-3 -10 3 324-77 7-9 330-89 12-0 :!l9-58 1-03 10-74 N. Tirnau . . — 1-92 Am 19. — 6-0. . fixxiv. n.i.ir. Ute. ■ Miniere „aximum iMiniiiium Millli'rer Lull- druck Par. Lin. Maximum Minimum M,.„„e,. Nieder- Hnr- Beubaclitungsorl. Mittlere Anmerkungen Broliacblungsoil. Tem- per.^(ur E.:auiuur druck schlag l'«r. Li... «cl Ur (^»^■h Jt-i- iiiiltl. Teiii|i. gcurdnel.) peratur Beanmur und (ccundärc Ejiri-uie. Ta, Temp. Tag Temp. Tilg Luftdr. Tag Luftdr. Leutsehau — 2^01 :;■ + 1°8 11-3 -12°3 313"75 9-9 3 19" 20 13-0 309" 32 i6"'39 S. Gran — 1-93 Am 1. -7-6, am 30. -6-2. Lienz. . Linz . - — 527 24°6 + 0 4 27-3 -12 2 309-39 i-3 313-63 24-9 303-44 1'"11 13-71 NW. Perugia . . - 1-99 Aml.-ll'2,aml7.u.31.-9-7. — 3-5ä 2-6 + 2 0 11-3 -11 2 321-06 18-6 3'>7-47 13-3 313-89 1-41 10-09 AV. Leutscbau . - 2-01 Am 22. -9-9, am 31.— 7°0. Luino . + 0-29 17-6 + 8 0 IS - 3 0 327-35 lS-9 333-37 13-6 320-04 — — St-hemnitz . — 2-10 Am 17. -5°. S.Magdalen Mailand ■ a '■ — 2-93 ll'O + 1 G 11-3 - 7 4 302-26 18-9 307-42 12-6 297-16 1-43 41-84 NO. Frauenberg — 2-12 Am 31. — 3-8. + 0-17 7-6 + 4 fi 1-3 — 4 8 329 13 1-4 333-63 13-G 322-84 1-83 10-30 UNO.^^BW. Bodenbach . — 2-14 Am 18. — 3°0. St. Maria — 10-48 12-6 3 17-3 -15 6 243-02 3-9 ■248-69 18-9 238-33 — 68-29 w. Prag . . . — 2-17 Am 3. — 14-7, ani 19. — 7'3. Martinsberg Mediascb — IdO 2-6 + 2 8 10'3 — 8 8 324-91 18-9 331-03 23-3 319-21 1-67 29-25 — Melk . . . — 2-23 Am 31. -4°. — 1-87 24-6 1 10-3 -IG 4 324-03 8-9 328-93 23-6 319-28 _ 14-53 0. s. Czaslau . . — 2-24 Am 31. -2-5. Mellt . ■ — 2-23 20 + 3 4 10-3 — 12 2 326-03 9-3 331-89 12-3 319-55 1-44 3-00 NO. Bhidcuz . . — 2-42 Am 31. - 11-3, am 16. - 10 -6. Meran — 0-47 17-6 + 6 29-3 — S 4 322-26 1-3 329-40 13-6 317-00 _ 4-46 W. N. Oderberg . — 2-48 Am 22. -8-6, am 31. — 3°9. Nizza . ■ • + 310 + 8 3 — — 2 0 — — — — — — — — Deutscbbrod - 2-67 Am 1. — 5-2, am 13. — 3°0. Obervellacli — 4-80 15-6 + 1 0 27-9 -14 5 — — — — — — 20-99 0. Reicbonau . — 2-73 Obirr. . . - 4-61 21-6 + 3 0 10-3 —10 0 — — — - — — — t'zersottitz . — 2-76 Obii-111. . — 8-3Ö 26-G 0 ;;:; -12 0 — — — — — — — Pilsen. . . - 2-76 Oderberg — 2-48 Ö-6 + 2 4 10-3 —11 5 328-33 tl-G 334-91 12-6 321-60 — 11-19 0. N. Krakau . . - 2-92 Ödenburg + 003 13-6 + 6 2 10-3 -13 0 327-33 1-3 332-64 12-3 321-26 — _ — S. i^Iagdalena — 2-93 Am 21-9. -10°6. Ofen . . + 0-35 23 -6 + 3 9 9-9 — 6 2 331-94 9-G 337-73 12-6 326-30 1-82 8-30 W. S. Kircbdorf . - 2 97 Am 3 1.-3°, am 28. +4-0. Olmütz . - i-02 15-6 + 3 7 10-3 -13 6 — — — — — — — — Lcipa . . . - 2-97 Am 10. fehlt die Beobachtung. Parma . + 0-93 3-0 8 180 - 4 0 334-76 18-9 341-10 13-0 327-92 — 2-84 V. NW. Scbiissl . . — 2-98 Am 30. -5°0. | St. Paul . — 3-80 23-6 + 2 1 1-3 -IG 8 318-21 1-3 323 -9G 24-9 13-3G 1-33 6-30 SW. Althofen. . — 3-03 Am 7. -r3°3. Perugia . — 1-99 3- + 4 8 18- — 2 0 317-10 1- 321-13 13- 309-43 — 38-98 NW. Gresten . . - 3-07 St. Peter . - 4-21 "i + 1 3 27-9 -10 0 287-90 1-3 293-26 24-9 •283-01 1-18 10-40 N. Pürglitz . . — 3-13 Pilsen. . — 2-76 4-6 + * 4 31-9 — 13 8 323-31 18-6 330-44 12-3 316-22 — WSW. KU. Kreiiismiinsle - 3-18 Plan . . — 539 20-6 2 29-9 — 11 4 273-98 18 9 279-14 13-6 269-07 — 11-92 Borniio 1. . — 3-39 Am 10. -11-0. Prag . . — 2 17 4'6 + 5 0 19-9 -13 2 328-39 9-3 334-93 12-6 320-90 1-3S 7-48 S. St. Jakob 11. — 3-41 Pregnittcn — 4-87 24-6 + 2 7 30-3 -12 3 — _ — — — _ — w. Uiiter-Tilliacl — 3-47 Am 23. +26-0. Pressburg - 1-44 20-6 + 2 1 10-3 -13 8 330- 13 9-6 333-79 23-3 324-32 1-60 12-00 w. Wilt.-n . . — 3-50 Am 3. +1-7, am 28. -r2°0, am 31. —4-7, Am 31. -10-3. Pürglitz . — 313 4'6 + 3 2 10-0 -13 8 322-73 18-3 329-20 12-6 314-88 1-42 7-08 W. 0. Wcissbriach - 3-53 Raggaberg — 5-24 1-6 + 3 0 30-3 —11 3 — — — — — — — — Linz . . . - 3-33 Bagusa . + 7-43 23-6 + 10 0 18-3 + 4 0 332-26 1-3 337-33 25-9 329- 10 -^ 131-40 so. St. Paul . . — 3-80 Am 9. +9°8. Reichenau - 2-73 3-6 + 6 0 Iti —19 0 314-58 18-3 319-03 13-3 305-85 4-00 w. Ivesniark. . — 3-94 Am 31. —18-0. Rom . . + 6-64 3- + 10 3 -0 + 0 2 331-19 1- 336-72 3- 324-39 _ 55-35 NO. üliU Alt-.4ussee. — 4-02 Rosenau. — 019 23-6 + 3 2 10 -3 -11 0 323-73 9-9 329-04 13-3 318-43 1-53 13-49 N. St.Peler. . — 4-21 Am 1. -9-1. Rzeszow — 1'49 12-6 + 2 4 8-3 -10 0 327-89 8-4 333-96 12-6 321-96 — 12-43 St. Jakob 1. - 4-29 Am 11. -9°, am 22. -9 -2. Saehsenbur r . , - 5-20 24-6 0 27-3 -13 4 313-81 1-3 318-33 24-9 307-88 1-11 13-52 w. Admout . . — 4-33 Saifnitz . - 5-04 236 + 0 6 1-3 —11 9 — _ _ _ 21-40 N. Markt Aussee — 4-36 Seheninitz — 2-10 23-6 + 2 4 lU - 8 4 312 16 9-9 316-88 12-6 307-33 _ 19-08 sw. sw. Obir 1. . . — 4-61 Am 9. -8-4. Schössl . - 2-98 2« -(- 3 4 10-9 -13 1 323-24 18-3 3-29-34 12-6 316-14 _ 9-10 SW. NO. Traulenau . — 4-62 Am 31. —10-6. Scjnlin ' f 0-96 24-0 + 7 8 n-3 2 7 332-91 1-3 338-92 24-9 326-37 37-43 so. Obervcllacb - 4-80 Am 20. -2-4. Seiten . — 7'S2 23-6 0 0 29-3 —13 8 — — — N. Pregratten . — 4-87 Smyrna . + 9-47 14G + 15 2 21-9 + 4 0 338-83 23-3 342-47 12-9 334-73 3-64 63-29 Stelzing . . - 4-96 Am 8-3. 342"3I, am 31. 4°3. am 6. 14'6. Stelzing . — 4-96 19-6 + 1 8 10-3 - 8 4 _ _ _ Saifnitz . . — S-04 Szegedin + 0-70 23-6 + 6 2 9-3 — 4 G 332-07 18- 337-70 23-0 323-91 _ 21-28 S. Alkus . . . - 3-14 Am 21. — 2°6, am31. - 1-8. Tirnau , — 1-92 •"•6 + 2 0 9-3 —13 4 330-23 9-9 336-01 12-0 324-36 1-61 10-90 NO. Sacbsenburg - 5-20 Am 31. —4-0. Traulenau — 4-62 1-6 + 3 5 iO-3 —12 5 318.67 9-6 323-80 23-6 313-40 _ 18-20 W. Raggaberg . - 3-24 Am 31. -12°. Trient . + 1-33 18-6 + 6 0 1-3 — 2 8 328-20 1-3 334-301 13-6 322-50 NO. SW. Lienz . . . - 3-27 Am 29. -2°7. Triest. . + 3-73 2-6 + 7 7 10.3 + 0 2 333-88 1-3 340-271 13-9 3-27-69 _ 18-00 WNW. Plan . . . - 3-39 Am 12. +6-6, am 23. +6°3. Tröpolacli — 6-67 24-6 + 0 •3 27-3 -17 3 312-30 1-3 317-88 24-9 _ 1-00 29-37 0. Klagenfurl . — 3-44 Udine. . + 2-42 20-6 + 9 0 ■■'■' - 1 0 ~ ~ — — — — -- WO. Gastein . . -- 5-30 Am 2. 4 8-0. Beobacblun^&orl. Milllore Tem- peratur Maximum Minimum Minierer l.iifc- dr.Hk Maximum Minimum Dun.sl- (Iruck l'»r. Li». Nieitei- schlag Hirr- Iteoliarlitunt^sert. (Ni.i-hder ti.llM. Temp. gcordael.) Miniere Tem- peratur ll,:.ü°-l. Am 22. —5-2. Terlaaf der Witterung im Jänner 1857. gröSi Der geringe mittlere Luftdruck halte in der Tiefe nur in den Östlichen Stat Kälte, welche sieh um den 1*9. und .3 1 . dem Maximum des Luftdruckes entsprechen Teniperatur-Maximis gefolgt; das secundäre Minimum des Luftdruckes am 4. hatte ( rungscharakter vorzüglich in den Alpengegenden. Adelsherg. ') Bora aus NO. den 5». 8. 9. 13". 31". aus N. den 14. Schnee den 11.22.24. Adraont. .Schnee am 4. 6. (l''72) 7. 13. (mit Regen) 15. IB. 18. 20. 28. 30. 31. Am 23. Agram. Tage mit .Schnee und Regen 2°. V. 5°. 6". 7". 8". 11*. 12". IS". 14". 15*. le". 1 Ahendrölhe. Am 23. Morg. u. Ab. Gewitter. Luftdruck um 6'' Ab. 326"972. Am 24. Morg. Gewitter. A tiere Monatswärme Im Gefolge, die höheren Alpengegeuden dagegen hatten anhaltende .^(2-3) 24. 37'. Kirchdorf. Tage mit Regen und Schnee am 1. 2. 4. 5'. 6*. 7V 8 . (l"60) 12. 14«. 15*. 16«. 19>. 20'. 28«. 30«. Nebel am .'i. 13. 20. 21. Reif am 22. 23. 24. Mondhöfe am 2. 4. Lichlkrair/. .im den Mond .am 9. Sonnenbof am 11. um 12'. Am 23. von 7' — 8' Rlil/.e in SW ; ebenso am 24. um 5' in SO. Klagenfurt. Tage mit Regen und Schnee am 5*. (3"32) 8*. 9'. 13». 23«. 24*. 28*. 31. Am 23. Ab. Welterleucbten in S. Krakau. Tage mit Regen und Schnee am 1. 3*. 5*. 14*. 15». (4*00) 18«. 20*. 26«. 27*. 31». Nebel am 4. 13. 14. 21. 2». 25. 20. 28. 29. 31. Kremsmünstcr. Tage mit Schnee am 5. 6.8. 12. 15. 16.20. (ö'lO). Höhen-Nebel am 1. bis 5. 1 1. 21. Am 18. .\bends wurde das /.ndiakallichl zuerst beobachtet, wegen des hellen Glan/.cs der seitlich in demselben .stellenden Venus schwach, eben so am 20. 21. und 25. Es wird bemerkt, dass die Krems g,ir kein Eis hatte. I< ronstadt. Tage mit Regen und Schnee am 3'. 4'. 6'. T. (7"'l8) 13. 15. 16». 17«. 18'. 19'. 20». 21*. 22. 27*. 28». 30*. Laibach. Tage mit Regen und Schnee am 5*. 8'. 13*. 14'. 22*. 23. C8"54) 24. 31*. Am 23. um 3' Morg. starke Luftströmungen und mehrmaliger llonner mit Uliti, Leipa. Tage mit Regen und Schnee am 2. 4». (1*62) 13*. 25*. 30». Nebel am 10. 31. Sturm am 6. N» und NNO" bis gegen 8' Ab. Lemberg. Tage mit Regen und Schnee am 4«. 6. 7«. 15*. 17*. IS*. (2"eB) 20*. 23*. 2B*. 27*. Lienj. Tage mit Schnee am 4. (4'''30) 5. B. 8. 13. 22. 23. 2*. Nebel am 4. 5. 15. 22. 23. Am 2. 16. 17. 21. Morgen-, am 2. 17. Abendroth. am 7. Mondhof, am 3. starker llöbenreif (Rein). Herr Keil schildert den Monat als sehr streng und unfreundlich, nur am 24. stand Mittags das Thermometer über 0 . Leutschau. Tage mit Regen und Schnee am 5*. 6*. T. 12". 13". 15°. (5''ll) 17". 18°. 19°. 20°. 22°. 33°. 24°. 25°. 27°. 28°. 29*. 31*. .Nebel .am 3. 14. 21. 25. 26. 27. 29. 30. Lins. Tage mit Regen und .Schnee am 2. 3. 4. 6*. 7*. (3*42) 12*. 15*. 19*. 20*. 28*. 29*. Nebel am I. 4. 5. 1 1. 13. 24. Am 10. Morgen- und Abendröthc. Am II. starker Reif. Am 20. deut- liche Sichtbarkeit der fernen Alpen, Abendroth. Am 21. Abendroth, am 2. Morgenroth und Reif. Am 34. Reif. St. Magdalena. Tage mit Schnee am 5. 6. 14. 23. 24. (13"lO) 25. Nebel am 3. 6. 7. 8. 9. 12. 13. 14. 22. 23. 24. Am 22. und 23. Nachts heftiges Wetterleuchten. Mailand. Tage mit Regen und Schneeam 5. 6. 12. 21*. 22. (6"'00) 30. Martinsherg. 5*. 6*. 7. S*. 12*. 14*. (8"40) 15. 20*. 24. 25. 30*. Nebel am 3. 5. 6. 7. 8. 13. 14. 15. 20. 23. 24. 25. 20. 37. 28. Mediasch. Tage mit Regen und Schneeam 3*. (8"03) 7*. 17*. 31». Nebel am 1. 2. 5. 8. 9. Oderberg. Regen oder Schnee .am 2*. 5». 14». 15*. 19*. 20°. 24°. 25. 26. 27. 28. 30*. 31". Am 6. Ab. Sturm aus (I. Oedonburg. Regen oder Schnee am 4. 5*. 6*. 7». 8°. 13». 14°. 24». 29°. 30». Am 15. 16. 17. 18. Schneewehen. Ofen. Tage mit Regen und Schnee am 8». 7. 14. (3'22) 24. Nebel am 21. Parma. Vom U. auf 10. kleiner Mondhof. Ami. Ab. Sternschnuppen, am 16. u. Ih, sehr helles Zodiakallichl. am 3. sehr lebhafte GegendäminernnB. SichtbarUi-it der Mpei. und Apen- iiinen am 3. und lu. Sehr trockene Luft am 10. Am 31. Ab, schwacher Erdstoss. St. Paul. Tage mit Schnee am 5. (1™47) 6. 7. 8. 9. 14. 23. 24. 28. 29. 31. Perugia. Am 24. zweimal Regen. Filseu. Tage mit Schnee am 4. 5. 0. 7. 12. 14. 15. 20. 25. 28. 311. Nebel am 16. St. Peter. Vom 17. auf 18. Nachts dauernder Sturm. Plan. Tage mit Schnee am 0. (4"84) 12. 24. Prograt ten. Schnee am 4. 5. 22. 23., am 2. Abendroth, am 4. 11. 16. Morgenroth, am 11. Mondhof, am 4. 5. 22. 23. Nebel, am 22. von 6 — 8' Ab. häufige Blitle. Pressburg. Tagemit Regen und Schnee am 2. 3». 4.5*. 6*. 7*. 8*. 12*. 14*. 15». 16*. 20*. (2"44) 23».25*. Nebel am 2. 3. 4.5.10.13. 18. 19. 21. 22. 23. 24.27. Reif am 10. 13. 21 . 26. 27. 31. Pörglitz. Tage mit Regen und Schnee am 2. 3. 7*. (4"02J 13*. 14*. 20*. 39*. 30». Nobel am 9. 10. II. 14. 16. 20. 21. 24. 25. 26. 27. 28. 20. 30. 31. Ragusa. Tage mit Regen am 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. (14'"6) 15. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. Gewitter am 12. um 21'' 30' fünf bis sechsmal Donner; am 14. um 23'' laiker SO Wind mit Regen, Hagel und Donner. Hagel ain 13. 14. 24. (von 1 bis 2 Linien Durchmesser). 25. (von 3 bis 4 Linien Durchmesser). Reichen au. Tage mit Schnee am 6. 19. Tage mit Nebel am I. 2. 3. 4. 6. 7. 8. 11. 12. 13. 14. 15. 17. 18. 19. 22. 24. 25. 36. 27. 28. R o m. Am 12. um 10. Uhr Morg. starker SO Wind. Am 13. gegen 10. Uhr Morg. Blitz und Donner. Am 24. um 5 Uhr Ab. bäulige Blitze, Donner und Regen. Rosonau. Tage mit Niederschlag am 12. 15. 20. 31. (6"08). Nebel am 3. und 4. Rz esznw. Tage mit Schnee am t. 3. 13. 14. 15. (2"76) 17. 18. 19. 20. 23. 26. 27. 28. 30. Nebel am 14. S Chemnitz. Tage mit Regen und Schnee am 6*. II. 12*. 14*. 23*. 24*. 31°. Nebel .am I. 2. 4. II. 13. 24. 31. Sehössl. Tage mit Schnee am 4.5.6. 12.24.25.28.29. Nebel am 5. 10. II. 12. 13. S e m 1 i n. Tage mit Regen und Schnee am 1. 2. 3*. 4» 6. 7*. 8. 8*. 12. 14. 15. 16*. 17*. 18*. (9''33) 19». 21«. 25. 29*. Nebel am 25. Se« ton. Tage mit Schneeam 4. 5. 22. 23. 24., am 1. 2. 3. 15. 16. 1 7. 18. 19. 20. Morgen- und Abendroth, am 4. Morgenroth. Nebel am 4. 5. 6. 22. 23. 24, 30. 31. .Sehr kalles Wetter Suhlen, Tage mit Schnee am 4. 5. (l"45) 11. 22. 25. Siege d in. Tage mit Regen und Schnee am 6. 7*. 14. (3"88) 17*. 18*. 20*. 23. 34. 29. 30*. Tim an. Tage mit Rogen und Schnee am 2. 3*. 5*. 6*. 7*. 14*. 19*. 28. (4"40). Nebel am 3. 4. 11. 21. 23. 25. 28. Trau ten au. Tage mit Niederschlag am 3. 6. 7. 8. (4*8) 30. Nebel am 11. 22. 26. 39. Herr Chirurgus Brendel berichtet Folgendes; Am 2 4. Ah. wurden zwei Ividersrhütterungen gespürt, die erste um 10» 5', die »weile fünf Minuten spater. Thüren und Fenster klirrten. Die Quecksilber-Säule war in beständiger Bewegung und schwankte zwischen 314 und 315 Linien. T r ö p o I n eh. Am 11. schöner Mondhof, am 23. Blitze. Tri est. Tage mit Niederschlag am 11.22.23.24. Am 23. von 6' bis 9' Nachmittags Blitze in SSO, ebenso am 31, einen stürmischen Tag. Udine. Tage mit Regen und Schnee am 4. u. 5». (zusammen 12''4) 11». 13. 22*. 23. 24. 25. (vom 22.-25. zusammen 35"8). Valona. Tage mit Regen am 2. 3. 0. 7. 8. 9. 12. (23''26) 13. 14. 15. 16. 17. 22. 24. 28. 31. Hagel am 7. Am 14. um 13'' und 16" leichte Erdstösso mit schwingender Boweguiig. Venedig. Tage mit Regen und Schnee am 4. 5. (9"'78) 12. 13. 22». 23. Nebel am 13. 20. 23. 24. 25. Am 23. 8'' Rljize am südöstlichen Horizonte. Walleii.luil. Tage mit Hegen iiml Scluiee an, i^. (l"?!) 4". 14. 15. 10". 17. IS". Hf. äO", Wcis.sl)i-iaolJ. Am 1.5. Ab. loichler Erdsloss, am 3.3. Blil7.e. Iti. lt. 18. Thauwetler (Däclier W i en. Regen unil Schnee am I. 5=>. 6-. 7°. 8°. lä». 13°. U". IS". 16°. ZS". 28". 39». Am 4. »ner Sonnenhof inif Xcljensonnen. .\m 11. OSO*' und feiner Nebelschnec. Der Eisgang der Donau \ Wil ten. Tage mit Schnee am 4.6. (3'''44) 8. 14. 15. 16. äO. Nebel am 5. 10. 25. 26. Stui-m a Zavalie. Tage mit liegen und .Schnee am 8". 0«. 16°. (I0"75) 17°. 18*. 24. Nebel am 2. 3. Nebel ; 12. l.'l. 14. traufen). lCi.sregen, am IB. um 12'' 30' Moi'g. Mondhof und Nebe zen Munate unbedeutend. i 11. von 9' bis 11'' NW». Am 26. MoigenrSlhe. l. 5. 6. 7. 8. 10. 12. 13. 14. 15. 25. 26. Hagncfischc Slornogen: Am 17 . 2'i. Iiii gncti! ! Dcflinatlon für Wien wurde am 15. und 16. Jänner stcfumlen: I2°4I'96, lloiiz. Intensität =2-llin32. hiclinntion =«4''l3'2n Übersicht der Beobaclitiingen über den Ozongehalt der Luft 1856. ^ Markt Aussec ßludenz Czaslau (lastein Kable nberg Kalten eulKch. Kircli.lorf KlaRenlurt Ki-akau Kremsmünstcv 1 Monat Tag Nacht Tag Nacht Tag: Nacht Tag Nacht Tag Naclil Tag Naclil Tag Nacht Tag .Naebt Tag Nacht bis 8'' bis 8'' bis 8' hts 6'' bis e'' bis 6'' bis 8'' bis »'■ bis 0' bis 7'' bis !l'' bis ?'■ Tag Nacht bis 9' bis 7'- bis 10' bis 6'- bis 6' bis 6' Al)eiiils .Moig. AI).Mids Mi.rg. Abends .Moig. Aliends Moig. Abends Morg. Abends Moi'g. Abends .Morg. Abends Morg. Abends Jlorg. J-inner 81 8-3 6-6 7-7 0-7 8-0 8-2 90 7-2 7-0 6-0 6-8 8-7 7-2 1-7 2-5 6-7 6-7 Februar . . . 7-7 8-2 7-2 6-8 8-8 8-9 7-3 7-2 6-1 6-6 8-9 7-9 41 S-4 6-2 6-3 Miiiz . . . 7-3 7-6 7-4 7-0 9-6 9-3 7-1 7-0 S-1 3-4 7-7 8-7 5-5 6-7 4-5 SO April . . . 6ä 7-2 6-4 6-7 8-9 8-9 63 6-4 4-7 4-S 9-4 8-7 2-9 3-7 3-7 4-0 Mai .... 6-9 6-9 7-3 8-4 8-9 9-0 7-7 7-3 4-2 4-3 7-9 8-6 4-7 3-1 3-8 4-3 Juni ... 4;7 S-2 81 8 3 6-3 6-S "e-V '"f"-?" 7.4 8-6 7-2 7-7 3-7 3-6 7-2 8-0 2-8 24 2-9 3-3 Juli ... '"'* »"" 8'0 8 0 S-6 5-8 7.4 7-4 8-4 8-9 7-3 7-6 4.4 3-8 6-9 7-4 4-7 3-4 • 33 41 AuRust . . !> 0 7-9 8 0 S-9 6-7 7-4 7-4 7-9 8-6 7-S 8-1 4-2 4-1 7-3 70 3-3 4-8 3-0 3-6 September S 0 8-3 7 9 S-4 3-4 8-0 8-5 8-8 8-7 7.7 7-7 40 41 8-3 7-4 5-3 3-9 3-6 4-2 Octobor . . ö ü 7-8 ' 3 6-2 6-3 7-i 7-8 7-0 71 4-S 3-0 6-8 4.7 3-2 2-4 3-8 3-7 November 7 5 8-9 8 8 7-3 80 8-7 8 6 8-3 6-6 71 8-1 8-9 8-3 40 4-7 5-8 6-2 lloceniber ■^ 2 8-S 8-6 71 7-7 8-7 8-4 7-0 6-8 6-6 6'9 90 8-2 2-3 3-2 6-8 6-3 Midel , , . 6-6 70 73 7-7 7-3 7-2 31 31 8-1 1 7-7 3-9 4-0 4-5 4-9 li S ' 0 ' 3 3 ' 79 3 93 4 '' Monat l.emberg Lienz Linz St. laria NeusoM Ofen Prajf Bo,„ Sah .urg 6 '' 0 '■ 10 '' Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Tag Nacht Moi-g. Abends Ahfnds Mittel bi.s 6'' bis 6'' bis 7'- bis 7'' bis 0'' bis 0" bis 6'' bis 0'' bis 10'' bis 6'' bis"?'' bis 7'' bis 7' bis 7'' AliMids Morg. Abends Morg. Abends Morg. Aliends Hui-g. Abends Morg. Abends Morg. Abends Morg. Jänner . 7-3 4-9 6-2 61 6-8 7-6 7-4 7-6 4-6 4-7 0-56 6-7 7-2 Februar •S-4 7-0 7.7 7-7 7-1 6-7 7-2 7-0 7-3 70 1-48 6-4 7-1 März . . 79 7.4 6-7 7.4 6-9 7-1 7-3 7-5 7-7 0-76 7-1 6-3 mP-" G-7 6-5 5-2 6i 7-6 7-9 7-8 7-3 7-0 7-6 6-0 4 2 1-28 SS 5-6 Mai ... . 7-7 7.4 6-7 7-3 6-7 7-3 6-6 8-2 8-2 8-0 7-8 71 0-3 3 9 256 6-4 0-7 Juni ... 6-4 61 4-9 5-8 6-1 6-6 6-6 8-1 7-9 7-4 7-2 7-2 00 4 3 2-00 55 5-9 Juli . . 5-3 S-5 4-4 Sl 6-7 6-0 6-3 7-8 8-0 7-8 7-6 7-2 0-6 4 1-37 6-9 Ol August . . . 5-2 5-8 4-0 5-0 6-6 S-9 0-3 8-1 7-7 7-8 7-9 7-7 6-3 4 6 2-74 7-S 6-5 September C-3 0-5 4-9 S-9 7-6 7-1 7-2 7-8 8-4 8-2 7-1 6-0 S-6 3 8 1-33 5 8 6-7 6-7 October . 6-3 S-9 4-9 S-7 6-7 4-8 3-2 6-4 8-1 8-0 7-0 7-4 4-9 4 3 0-00 71 6 4 3-7 4-8 November . - 7-0 S-9 6-6 6-5 8-S 8-2 7-9 8-0 8-2 8-3 7.7 7-7 3-9 0 3 1-33 6-9 7 2 7-3 7-1 liecember . . 7-4 5-8 71 6-8 8-4 7-7 7-1 7.4 7-9 8-1 7-0 7-2 5-2 134 7-4 7-7 6-7 6-8 Millel . . . ß-8 «2 S-7 6-3 71 119 7-S 7-7 71 71 1 42 0-S 6-4 7 Cl " 8 7 1 6 ^ = = Seberanitz Senftenberg Slilfserjoch Szegedin Venedig Wien I>uft-Klcktrici(ä( Monat Tau Niiclil T-'g iNadll Tat- Nadit Tag Nachl T»g Nadil Tag l\a.-l.l L Bmb e g W 1 e n l.ls 0' liis ()'• l)is 0'' iiis a'' Al.lllds ihn-g. Al.enJs »lorg. Abeiiils Mo.g. Abends Horg. Abciiila Hor[^. Alieniis »lorg. 6'' »1. 10'' AI). .Mil(i-1 1»'' 10' MiUel 7-7 7-9 9-6 9-6 7-2 7-0 SO 7-9 S-2 C-3 1-9 ÖO 3-0 30 3-0 Februar 8-0 8-0 9 5 9Ö G H 0-8 Ö-3 6-5 6-7 6-S 3-3 4-0 3-4 3-4 3-4 März . . 6-3 7-2 8 9 8-8 8-4 6 2 6-8 7-0 8-1 4 8 6-0 3-7 37 3-7 April . . ■ Mai . . . 6-0 6-2 8 S 8-2 8-6 fi 7 ß-9 7-4 8-2 4-3 2'8 2-6 2-7 2-7 71 7-8 7-5 7-8 a-3 S'3 4-9 S-4 3-2 Juni . . . 5-9 7-8 6-7 6-9 SC 5-2 5-7 3-7 5-7 14-5 7-4 10-8 10-9 Juli . . . 7-0 8-1 1-3 13 6-7 6-0 S-3 4-9 ä-2 3-0 51 14-4 41 8-9 91 August . . September October . 7-5 7-9 21 2-0 6-8 6-8 4-9 4-G 3-9 3-7 3-S 29-9 13-8 19G 21-0 8-1 8-0 3-0 33 7-S 7-3 4-0 3-5 31 4-2 3'7 19-G 100 13-3 13 0 7-7 8-0 3-7 4-1 6-7 6-2 2-3 2-3 2-7 3-7 3-2 28-0 12 1 23- 1 2M 8-3 8-2 6-6 G-4 S-S :i-2 3-4 .•5 9 2-4 31 2-7 25-7 14-2 20- 1 20- 0 December . 8-8 8-3 7-2 71 3-3 äS 71 3-9 2-S 2-8 2-7 ll(i 14-7 7-3 11-2 Miücl . . . 7-4 7 7-8 6 «•6 6 6-8 7 4-2 4 4-6 4 3-li 3 3-9 7 3-7 Veränderuugen. hat Herr ProJesscji enb LTg bei ßudu I Z eitliri niincr ilit' Bfobaclitungeii gelälligst übernommen, wodurch die Lücke von Beobachtungen in iliesen Gegenden erfreulieh Hiiegefüllt ; ndel Herr Oirector Emanuel Bayer bereilu-illigst vollständige Beobachtungen ein. iig der Elektriciliit geschieht in Wien mit Lamont's Elekü'ometer, die Scalentheile des Elektrometer sind auf absolutes Maaas, wu t einKcseudetcn Reobachtuni^en des Herrn Dr. R o h r e r wurden aum Vergleiche mit dem Wiener Beobachtungen Äusammengosteltt. Theilstrich = 7-?" (T" l'l') i Olicrsicht der Wittcrnng im Fcbrnar 1857. Enti orlen von A. U Burkl ardi, Assislei ten der k. k. Ceiilral-Anslall. Miniere Maximum Minimum Mittlei-ei- Minimum Minimum lUillli-i'cr Nieder- llerr- schciuler Wind Miniere Ileoliarblliiigsoll. Teiii- pei-atur R>:.uiii«ii- I.uft- (Iruck Pn,. Li». Dunst- druck Par. Li». schlag Pur. Lin. Bcobacblungsorl. Tem- peralur .\iiintrkuiigcn. (Srcundäre Eslreoir. > ■l'aR Tcmi.. Tag ■rem,.. Tag Lutidr. Tag Lullilr. Adelslierg . . - 0-67 14-6 + 6-9 10-3 — 13-3 318"'73 25-3 322'"7-2 3-6 312'"80 Tairo + 9-60 Am 3. -4-6. Admont .... — S 63 25-6 + 2 8 7-3 -14 0 314-20 25-3 317-29 3-6 308-21 ro9 3"84 S. W. Rom . , + 7 59 Am 3. -13-0. am 21. - -11-4 Agrain - ü SO 19-6 + 7 8 12 3 - 8 1 334-63 25-3 339-29 3-3 328-76 1-68 6-25 NO. Curzol.1 + 7 23 Alkus — R 11 16-6 + 6 0 ;; —11 5 — — — — — — — NW. Valona . . + 6 29 Am 16. -5°8. Althofen . . . — 1 90 14-6 + 6 6 8-3 -11 5 310-49 25-3 314-89 3-3 303-97 1-30 0-70 N. Sinyriia . + 5 22 Ancona .... + 3 61 15 + 8 2 9- — 1 0 339-03 26-0 343-55 iO 334-15 — 8-86 NW. Nizza. . . + 4 80 Ausscp (Markt) . — 6 34 "s + 2 4 «' -16 0 — — — — — — — 0. Triesl , . + 3 96 Aussoe(Alt-).' . - 1 91 17-6 + 4 1 6-4 - 8 6 302-99 27-4 306-24 3-6 29713 1-43 15-87 0. W. Ancona . . r 3 61 Am 22. —10°. Bluilenz .... - 1 19 26-6 + 10 9 2-3 -12 6 316-63 27-9 319-93 3-3 310-51 1-30 2-50 0. NW. Udine . . + 3 23 Am 22. —1-8. Bodcnbaeh . . . - 0 04 24-6 + 4 4 1-3 —14 6 — — — _ — — 8-40 NO. SO. Perugia + 3 19 Am 19. --7-7. Bologna .... + 1 86 22-0 4 8 4 8-0 — 5 0 336-69 Ic> 340-09 3-4 330-70 — 5 09 ONW. Vcncriig. . + 2 93 Am 6. -11-2. am 10. - 11 '8. Borniio I. (Sudi) — 1 27 22-6 + 2 0 87 1 — 4 0 — — — — — — — N. Trient . . + 2 00 Bormio 11. fr. rj„i.) - 6 09 13-6 — 2 0 a j -11 0 — — — — — W. Bologna. . + 1 86 Bolzen + 1 14 14-6 + 8 8 2-3 - 6 0 329-18 25-3 333-90 2-6 324-35 000 NO. Ferrara. . + 1 20 Am22.— 4°,aral0.u.2 ". -7°. Brunn — 1 73 22-6 + 6 6 6-3 -11 2 332-49 25-6 336-78 3-3 326-72 1-41 2-16 0. SO. Bolzen . . + 1 14 Am27. +6-7, amlO. - -4-4. BukaresI ... + (1 .>i3 21-6 410 3 _ 7 5 _ _ _ Mailand. . + 1 14 Amll. — 8-0. Cairo + 9 CO 6-6 + 18 0 l'7-3 + 3 6 33819 19-4 341-99 3-6 332-35 _ NO "Vo' Luino . . + 0 99 Am 27. -4-0, am 28. +8-5. | Curzola .... + "i 23 22-6 + 10 7 19 + 3 0 339-78 26-3 344-20 1-3 334-44 — 0-00 "n\v"- BukaresI . + 0 53 Am 25. -t-13°7. Czaslau .... - 2 50 24-6 + 5 2 10 i —13 0 330-25 24-9 334-17 3-3 324-55 1-23 4-00 SO. Meran . . + 0 51 Am 8. Morg. + 3°8. Czernowitz . . . — !i 39 21-6 + 3 s 8-3 -17 5 330-67 25-3 336-56 3-3 326-56 _ 5-08 SO. Szegodin . + 0 36 Am 1. -10°. Dcbrcczin . . . — 1 18 24-6 H- 5 4 9-3 — 7 6 336-26 25-3 342-08 ":" 331-11 312 N. Scnilin . . + 0 27 Am 26. — 11°5. Deut.sclibrod . . — 2 68 21-6 + K 2 S-3 -13 8 323-68 24-9 327-80 3'-3 317-53 1-42 6-82 so. NW. Bodenbach - 0 04 Am 16. — 5°2. Ferdinandsliöhp . — C 63 11 7 — 3 0 22-3 -12 0 _ _ _ _ Agram . . - 0 50 Am 11. -11'4. Ferrara .... + i 20 26-6 + 6 5 8-3 — 4 2 338-90 27-3 342-60 »' 333-50 _ 2- 12 sw. Adelsberg . - 0 67 Am 28. -4-5. Frauenborp . . . - 2 39 20-6 + 6 0 11-3 -14 6 324-69 26-9 328-26 3 -'s 319-04 _ 1-42 so. Dcbrcczin . 1 18 Am 21 u. 28. +6°4. Gastein .... — 4 21 25-6 + 3 0 6-4 -11 0 303-54 25-8 306-79 3-6 298-06 2-42 so. Bludenz. . _ 1 19 Am 1. — 8-4. firan - 1 90 2CC + 3 6 7-3 -10 5 337-04 25-3 342-16 3-3 331-14 1-50 2-50 ONO- OSO. Ofen . . . t 22 Am 1.-10°. Grafz — 2 60 13-6 + 5 1 10-3 -15 1 323-64 25-3 327-96 3-6 317-84 1-39 0-40 ONO Bormio 1. . _ I 27 Am 10. — 7°9. Gresten .... — 3 6.T 25-6 + 6 2 7-3 -13 6 324-62 25-3 328-03 3-3 318-47 1-30 11-43 NW. NO. Untcr-Tilliae 1 _ 1 30 Am 11.-13-2. Sf. Jacob 1. . . . — 2 29 14-6 + 3 8 6-3 — 8 8 303-25 25-3 307-69 3-6 298-16 1-50 0-30 w. Obirl. . . — i 31 Am 11. -13-3. Sl.Jacobll. (G«rk) — 1 s.»; 14-6 + 5 6 8-3 — 9 5 2-60 N. St. Jacob 11. _ 1 55 Jaslo - 3 03 25 6 + 4 3 7-3 — 14 3 331-51 25-3 330-84 3-3 326-57 1-32 5-56 so. BrUnn . . 1 73 Inncr-Villgrallen — 4 23 28-6 + 6 0 6-3 -15 0 NW. Ältliofen _ \ 90 Am 15. — 11-8. am 28. -10°3. Inilichen .... - s 29 27-6 + 5 3 6-3 —16 9 294-14 26-9 297-85 3-3 288-63 0-97 0-00 W. Gran . . . — 1 90 Kalkstein. . . . - 3 69 28-6 + 7 0 6-3 — 13 0 W. AH-Aussee ^ 1 91 Am 14. -1-4 -7. am 9. u. 10 -16-0. Kesniark .... — 0 65 226 + 2 6 11-3 -18 8 315-43 25-3 320-73; 13-9 309-13 _ 0-CO N. S. Magdalena _ i 92 Kirchdorf . . . - 3 96 25-6 + 5 9 9-3 -14 8 322-47 26-9 325-97; 3-3 316-36 1-28 7-31 ONO. Wcissbriacb 1 95 Am 6. 9. -17-9, am 27. — 12°0, Klagenfurt . . . - 6 23 140 + 3 4 9-0 -19 8 323-28 25-3 327-04 2-9 317-20 1-05 1-68 NW. Ödcnbui-g . — 2 05 [am 3. 3. 310-78.] || Korneuburg . . — 2 75 14-6 + 3 0 6-3 -14 0 4-87 s. W. AVillen . . - 2 09 Krakaii ... . — 4 50 21-6 + 2 2 10-3 -10 4 332-17 24-9 337-45 13-9 326-21 1-26 1-67 NO. Laibach. . — 2 10 Am 11. -8-0. Krenisniünster — 3 52 25-6 + 5 3 8-3 -11 8 32S-36 27-4 328-85 3-3 319-06 1-44 1-95 Stclzing. . — 2 IS Am 18. -11-4. Kronsladl . . . - 4 90 22-5 + 1 3 8-3 -12 0 317-93 25-5 323-49 14-3 311-28 17-38 Wien . . . - 2 15 Am 18. -7-0. Laibach .... Leipa Lemberg .... Leutsehait . . . — 2 10 18-6 + 4 2 10-3 -14 5 329-48 25-9 333-78 3-9 323-43 1-48 0-25 Prcgratten . 2 18 Am 18. — 12'3. — 2 95 25 G + 3 8 1-3 -IS 8 329-52 334-38 3-3 324-78 4-13 s. Sl. Jacob I. - 2 29 Am 17. -lO'o. — 3 73 21-6 + 4 1 8-3 — 10 5 329-67 25 -'s 335-37 13-3 324-79 1-79 6-84 s. Olraütz . . — 2 29 Am 10. -14°4. — 3 99 25-0 + 3 2 9-0 -14 8 318-72 25-0 323-70 3-0 313-96 5-67 sw. Frauenberg — 2 39 Am 27. — 8°1. Linz' '. - 3 10 14-6 + 6 0 8-3 -12 5 313-97 25-3 317-90 6-3 308-35 1-22 0-32 NW. Reichcnau. - 2 43 — 3 12 25 n + 3 8 9-3 —11 0 325-48 24-9 328-54 3-3 319-26 1-39 3-88 0. Mariinsberg — 2 47 \m 26. -5-2. 4 n 99 '■■' '• + 7 0 " — 5 5 332-81 25-3 336-59 3-3 327-80 — — ~ Melk . . . — 2 47 Am 11.3. — 10°6. i'i XXIV [1,1, I iiri -' Mittlere Maximum Minimiun Minierer Maximum Min mum Dmisl- Nieiter- lUlT- Mittlere Dcoliacbtuiigsoil. Tem- l.iitl- schlag ßrebactitungsurt. lem- Anmerkungen. peratur ni....nor Tag 1 Teinp. Tag Ten.p. dructi Tag Lultilr. Tag I.uficir. tlruclt Pai-. Li«, W„„l peralur (Secu.Jirc Ei.re» ) S. Maf^dalciia — 1-92 14-G + 4-0 7'3 — 9-4 3tl7"'12 23-9 311-09 3-6 302"31 1"44 S'''33 NO. Prag — 2-47 An 21. +6-0. Mailand . . H 1-14 — 6-13 27-6 + 7-4 9-3 — 3-9 334-71 23-4 338-87 3-3 328-87 1-89 4-60 SW. Czaslau .... — 2 30 An 26. 5-2. Sf. Maria. . 12-0 — 0-3 1-3 —13-6 — — — — — — 116-00 w. Gratz - 2 60 Am 14. -5-1. Mariinsberg Mediasch . . — 2-47 20-6 + 2-2 G-3 — 9-8 330.14 23-3 324-68 3-3 324-24 1-41 2-70 s. Pressbnrg . . . — 2 60 An 27. -1-4. — 3-63 2Ü-G + 4-9 9 3 —13-7 329- 11 23-6 334-82 14-3 321-81 — 3-77 0. Deutsebbrod . . — 2 6» Am 10. -8-8. ■ Melk . . . — 2-47 22-6 + 3-7 C-3 — 14-0 330-73 ;?*! 334-63 3-3 324-49 1-46 4-37 NO. Kornruburg . . — 2 73 An 13. -13-4. Meran . . . + 0-31 14-6 + 9-0 2-3 — 3-9 328-01 2"3-''3 332-88 3-6 323-00 — 0-00 NW. Sehemnitz. . . — 2 »8 An 19. +3-5. Nizza . . . + 4-80 — + 10-0 — - 1-7 — — — — — — — — Leipa .... — 2 93 An 10. -5°4. Obervcllacli - 312 14-6 + 8-0 8-3 -13-3 — — — — — — 0-44 NW. .laslo — 3 03 Obirl. . . - 1-31 1«.0 + 14-0 7-3 — 11-11 — — — — — — — — Pürglitz. . . . — 3 04 Ohirlll. . . — 4-70 166 + 30 G-3 — 12-0 — — — — — — — — Lienz — 3 10 Oderberg . - 319 22-6 + 3-8 6-3 -16-2 334-27 23-3 338-31 13-6 328-33 — 2-38 W. Alkns .... — 3 11 Ödenburg . Ofen . . . — 2-03 26 -G + 3-0 7-3 -14-2 334-48 23-3 336-68 3-3 327-33 — — — Linz - 3 12 An 13. —10-2. — 1-22 23-6 + 4-2 8-3 — 9-0 336-38 23-3 341-39 3-0 331-36 1-64 3-33 SO. Obervellaeh . . — 3 12 Ai 10. — 11 -0. Olraülz . . - 2-29 23-6 + 2-6 8-3 —13-0 — — — — — — — N. NO. Ollerberg . . . — 3 19 An 13. -3 'S. St. Paul . . - 4-87 23-6 + 3-2 9-3 -18-2 324-46 23-3 328-93 3-3 318-36 1-18 0-09 SW. Schössl .... — 3 20 Perugia . . + 3-19 21' + 7-0 2-8 — 3-3 321-33 21-0 324- 10 ;» 316-30 _ 16-39 N. Tirnau .... — 3 33 St. Peter. . — 3S3 16-6 + 4-0 8-6 — 12-2 292-21) 23-3 296-32 3-6 287-11 1-17 0-13 NW. Wallendorf . . - 3 33 Plan . . . — 3-93 iS u + 4'2 2-3 -12-3 278-11 27-3 281-61 3-3 273-09 — — — Krenisniunster . - 3 32 Prag . . . — 2-47 16-0 + 3'0 10-3 -13-0 333- 10 24-5 337-17 18-3 327-20 1-49 1-00 N. SSW. St. Peter . . . — 3 33 Pregralteii . — 2-18 H-G + 8-3 6-3 -11-8 _ — — — — — — SW. Mediasch . . . — 3 63 An 22. 336"37, am 13. 329''63. Pressburg . - 2-60 14-6 + 3-4 7-3 —13-4 3.33-32 23-3 340-24 3-3 329-46 1-43 3-31 NO. Rzeszow . . . — 3 63 Pürglitz . . — 3-04 14-6 + 3-9 9-3 -lS-0 327-33 24-3 330-90 3-3 321-83 1-48 1-34 W. 0. Gresten .... — 3 63 An 20. -2-7. Raggaberg . — 3-7Ö U-G + 3-3 6-3 -11-0 — — — — — — — — Kalkstein . . . — 3 69 A. 1. -9-8. Reiehenau . - 2-43 — — — — — — — — — — — — Leniberg . . . — 3 73 Rom . . . + 7-39 — — — — 337-78 24-0 341-20 1-0 332-20 — 6-91 NO. Raggaberg . . — 3 73 Roscnau . . — 4-43 24-0 + 2-8 H-3 -13-7 328-73 23-6 333-62 13-9 322-18 1-13 0-11 N. Saehsenburg. . - 3 91 Rzeszow . . - 3-C3 20-6 + 4-8 ,; ; -13-2 332-71 23-3 338-12 13-9 324-74 — 4-80 — Plan ..... - 3 93 Am 3. 3. 323'''72, am 2' . -8°7. Saehsenburg — 3- 91 14-6 + 8-1 9-3 -16-3 318-62 23-3 322-70 3-6 313-23 1-27 2-62 NW. Kirchdorf . . . — 3 96 An 26. 3. — 8-2. Saifnilz . . — 4-14 15c + 3'0 9-3 -14-0 _ — — — — 0-00 NO. Leutsehau. . . — 3 99 Schiissburg . - 4-03 236 + 3-0 16 3 -13-8 326-04 23-3 331-60 14-3 319-64 1-21 3-34 N. Schässburg . . — 4 03 Sehemnitz , - 2-88 20-6 + 1-8 6-6 -12-2 316-69 23-3 321-84 13-9 311-32 — 2-33 SW. Saifnitz .... — 4 14 An 8. -12-4. Schössl . . — 3-20 3-6 + 4-3 9-3 -14-2 327-94 24-9 331-76 3-3 322-40 — 2-86 f-o^^.o- Gastein .... — 4 21 An 3. 311'''83. Semlin. . . + 0-27 21-6 + 9-2 9-3 — 7-8 337-34 27-3 342- 10 2-3 331-96 — 7-66 NW. Inner-ViUgratten — 4 23 Am 1.— irO. Sexten. . . — 3-87 ■li + 3-1 6-3 -16-1 — — — — — — N. Rosenau . . . — 4 43 An 15. -5-0, am 27. - -3°0. Smyrna . . + S-22 28 '6 + 14-3 19-3 - 0-3 342-26 26-3 348-06 3-6 337-22 14-49 NO. Krakau .... — 4 30 Stelzing . . — 2-lH 11-6 + C-1 3-3 — 7-8 — — — _ _ Obiilll. . . . - 4 76 An 13. +0-7. Suldcn . . — 4-94 28-6 + 4-0 2-3 -14-0 _ _ — _ — _ — St. Paul. . . . — 4 87 Szegedin . . + 0-36 19C + 7'4 — _ 339-12 23-3 342-93 — — 0-00 0. Kronstadt . . . — 4 90 .In. ■iö.— IO?U, voBiT.bi! 17. ki-iiic Heub. Tirnau . . . - 3-33 20 -C + 3-0 7-3 —12-0 333-33 23-3 342-92 3-3 329-84 1-36 4-81 NO. Sulden . . — 4 94 Di Beoüachtg. beginnen mit 11. 11 Traulenau . — .'S -41 — — US -13-4 323-12 23-G 327-77 18-9 316-39 26-30 W. NW. Inniehen . . . — 3 29 Am 13. -)-2-6. Trient . . . + 2-Ull 24-6 + 8-3 3-i — 4-3 333-32 2Ö-3 337-60 3-6 328-20 WSW. Czernowitz . . 3 39 Am 23. -12-0. Triest . . . + 3-90 22 G + 10-2 8.3 — 1-8 339-48 26-9 344-31 3« 333-96 2-00 ONO. Trautenau . . . ä 41 Am 17. u. 27. +8-4. Tröpolach . - 3-61 18-6 + 3-3 10-3 —19-1 317-41 23-3 32109 3-3 311-32 1-00 1-00 N. Tröpolach. . . Admont .... — 3 61 üdine . . . + 3-23 17-6 + 12-0 9-3 — 3-0 — — 0. — 3 63 Unter-Tilliaeh — 1-30 lG-6 + 9-2 6-3 -10-9 — — _ — W. Sexten .... — 3 67 Valona. . . + 6'29 13-6 + 10-6 16-3 — 0-3 _ — _ — — 8-32 SO. NO. Bormio 11. . . . — 6 09 An 27. +10-3. Venedig . . + 2-93 27-6 + a-0 9-3 — 2-3 340-39 23.3 344-60 3-3 334-61 2-04 0-00 N. St. Maria . . . — 6 13 An 20. +7-6. Wallcndorf . — 3-.3Ö 22-6 + 4-2 17-3 -13-0 326-00 23-3 331-31 14-3 319-31 1-39 4-80 Klagenfurl. . . — 6 23 Na ehd. Autographen am 10.-8°. AVeissbriaeh — 1-93 14-6 + 4-6 8-3 - 9-U — _ _ _ 0-00 N. Mai-kt Aussec . — 6 34 An 11. — Il°6,am3.3.32r23. || Wien . . . — 213 12-6 + 4-3 7-3 —10-1 333-26 23-4 337-83 3-3 327-08 1-47 7-49 0. OSO. Fcrdinandshöhe - 6 63 AViltoii — 209 21-6 + 7-3 2-3 -16-ü 3l(i-27 26-3 319-60 3-6 310-33 _ 1-38 WSW. Kesmark . . . — 6 63 Ai s 24stiiniliger Beob. — 2-29. Ai 8. -12-4, am 11. - -7°2. Verlauf der Witterung Im Eebroar 1851. Die Wärme eiTcichte den tiefsten Sland in diesem Winter, die ösllichen Stationen hatten unter dem F.inllusse des Conlinental-Klimas liedeutend liefe Tliermametcrslände aufzuweisen. Verhältnissmässig wärmer waren das nordwestliclie Böhmen und Österreich, sehr kalt die mittleren Alpengegcnden, während bei grosser Seehöhe im Vergleiche mit diesen sicli eine höhere Temperatur herausstellte. Das Minimum des Luftdruckes am 3. war nur von einem secundären Maximum der Temperatur, welches das absolute des Monates um den 31. und 24. nicht erreichte, begleitet, dais Minimum des Luftdruckes vom 14. hatte schon ein stärkeres Maximum der Temperatur zur Seile, welches besonders in den Alpengegenden im Osten hervorragt. Der ungeu'önlich hohe Luftdruck in der zweiten Hälfle des Monates erreichte in den nördlichen Gegenden am 24., in den südlichen am 35. und 26. sein Maximum, gleich wie dai Minimum in den südlichen Gegenden und bei grosser Seeliöhe am 2., nördlicher aber erst am 3. eintrat. Den Gang der Bewölkung in vel-licaler Richtung ^eigt die graphische Darstellung derselben. Die Menge des Niederschlages ist besonders in den .\lpon gering. Adelsberg. Schnee am .1. 4. .\ra 5. Bora aus NO. Admont. Regen am 14. Schnee am 1. 5. 13. 14. Nebel am 2. 3. 4. 6. 7. 8. 10. II. 14. bis 23. 2?. bis 28. Am 13. Ab. W»., am 2.5. S«. Agram. Regen am 18. 19. 20. Schnee vom 1. bis j. Höhenreif am 11. und 12.. am 12. 15. 10. starke .\bendröthe. Herr Professor Zeilharaer bemerkt, dass hier am 7. Märi keine Spur eines Erdbebens war. Alkus. Weder Regen noch Schnee. Am 5. und 6. 22. bis 24. Höhenreif, am 13. und 14. NW». Althofen. I Tag mit Nebel, 2 mit Schnee, am 9. Erdstoss. Anssee (Alt). Schnee am II. 12. 13. Nebel am 1. 5. 12. Aasaee. (Markt). Schnee am 12. Bludenz. Regen am 12. Schnee am 4. und 22; am 2. — 13. 2 in der tiefer gelegenen Stadt — 15-0, am 2. dichter Nebel vom Bodensee her bei NNW 3; am 5. Höhennebel. Am 8. um 9'' 40' Ab. Licbtmeleor am N. Himmel zwischen Leier und Drache glänzend wie ein Stern erster Grösse, es verschwand nach 2 Secunden, am 9. starkes Thauwetter. am 10. März kleiner Mondhof, am 15. um 7" 4' Ab. Sternschnuppe von N. nach WSW., am 16. Abendroth. .\m 18. fängt die seit 8 Wochen feste Schlittenbahn zu weichen an, doch ist die Schneedecke auf Feldern trotz des milden Wetters noch immer zusammenhängend, am 26. aber schon sehr gelichtet. Bodenbach. Schnee am 12. 13. 28. Regen am 13. 14. Bologna. Regen am 3. 20. 26. Schnee am 3. 4. Am 1. Februar zwei leichte Erdslösse in der Richtung von 0. nach W. um 12' 30' Horg. mittlere Bolognaer Zeit, etwas später ein ähnlicher Stos.s. Botzen. Kein messbarer Niederschlag. Brunn. Regen an keinem Tage. Schnee am 2. 3. 4. 0. 10. 11. 12. 13. 14. Reif vom 16. bis 34 dann 26. Am 13. stürmisch aus NW. Cairn. Regen am 9. 17. Milt. 10. 13. 25. Nachm. 3. 15. Ab. 10. und 12. Nachts. Am 3. trübe, staubig vor Sonnenaufgang, Sturm um 8' (Chamsin). Die Temperatur steigt rasch auf 15° die Luft den ganzen Tag hindurch voll Staub, am 6. Staubwolken, am 10. Ab. starker Regen durch eine halbe Stunde, in der zweiten Monatshälfte viele heitere Tage. Corzola. Regen am 1. und 3., am 2. wenig, kleiner Hagel. Czaslau. Regen am 11. 13. 13. 14., Schnee am 14., Nebel am 1. 3. 20. bis 24., Reit am 21. 22. 33. 24. 37.. am 8. Mondsäule. Czernowitz. Schnee am 3. 3. 4. 5. 13. 14.. Nebel am 19. -'S. 24., am 7. um 8' Ab. Slondhof. Debreczin. Schnee am 2. 3. 4. 12., Nebel am 7. 8. 9. 10. 11. 20. 22. Deutschbrod. Regen am 12. 13.. Schnee am 4. 6. 9. 11. 12. Am 8. um 8 Uhr Morg. und 4 Uhr Ab. Sonnenhof und Nebensonnen, am 9. Sonnenhof und Sonneusäuli-. Frauenberg. Regen am 13., Schnee am 1. und 13., am 24. und 23. SO». Gastein. Schnee am 13. und 13. Am 25. stürmisch aus SO. und Wechselwinde. Gran. Schnee .im I. 2. 3., Regen am 12.. Nebel am 5. 6. 7. 8. 19. bis 24. Gratz. Regen am 13. Schnee am 1. Nebel am 6. 10. 11. 23. Der Wasserstand der Mur schwankte zwischen 4 und 6"-|-. Oresten. Regen am 12. 14., Schnee am 4. 5. 13. 14., Nebel am 1. 2. 3. 4. 8. 9. 10. 13. 16. 17. 18. 33. 24. 27. 28. Vom 1. bis 4. Höhennebel zuletzt Schnee, am 8. warmer Wind auf den Bergen, ebenso am II. Schneetiefe im Thale 13", bei 2400' auf dem Goganz 10", am 13. stürmisch aus W. Am 14. heftiges Schneetreiben. Am 15. und 16., bemerkt Herr Urtinger. wurde der Nebel in Höhenrauch aufgelöst. Vom 16. bis 18. warm auf den Bergen. Schneetiefe am 37. im Thale 10". auf dem Goganz (3400') 21" auf der Schlossalpe (2700') 25". Schneeverwehung auf der Strasse nach Ibbsitz (1800') noch 5 Fuss. Schneedecke am 26. beobachtet: Auf den Bergen bis 2300' O'l, bis 2500', 03 bis 0-5 je nach der Neigung, auf der Ostseite 0-9 bis 2500'; höhere Berge wenden uns nur die Nord- und NW, Seite zu. Die Nordseite ist noch ganz schneebedeckt, sowie die Ebene des Thaies, die NW. Seite zeigt selbst bis nahe 6000' (Ölscher) schon Blossen. Jaslo. Schnee .im 4. 12. 13., am 13. 2'°S0, Nebel am 23. 34. 35. 37., am 13. NW'. Den ganzen Monat Lagerschnee und auf den Flüssen Eis. Inner-Villgratten. Am I. 17 Abend- am 3. 18. 23. 27. Morgenrotli, am 5 Höhennebel, am 13. NW»-', am 33. 0», am 24. Höhenreit oder Scboeerein. Vom I. bis 10. und vom 23. bis 35. war die Mittagstemperatur unter 0, am 20. waren die sonnigen Bergabhänge schneefrei. Innichen. Niederschlag keiner. Am 1. 4. 5. 10. 13. 16. 17. 19. 20. 21. Abend-, am 4. 10. 1 1. IG. 13. 27. 28. Morgenroth. Am 3. .Schneegestöber auf den Bergen, am 4. ebenfalls, am 18. von 8' bis 0' Ah. einige Sternschnuppen, am 28. etwas Höhenrauch. Vom 1. bis 10, blieb die Temperatur unter 0. Vom 1 1 bis 28. war sie Nachmittag mit Ausnahme des 23. und 24. immer zwischen Ot* und 4-5" 3. Nebel wenig, meist hoch. Kalkstein. Am 6. 7. 8. 15. 18. .\bend-. a!n 27. Morgenroth, am 24. Höhenreif. Vom 1. bis 8. 32. 24. 35. war die Mittagstcmperalur +1 bis 8°. An 13 Tagen schöne violette Färbung der .4hpndrötbe. Kesmiirk. Schnee am 13. und 14.. Nehel am 17. 21. 23. 26. 27. 28., am 20. sehr dicht, am 13. von 8 Uhr Ab. stürmisch mit Windstösseu bis Mitternacht. Kirchdorf. Regen am 12., Schnee am 4. 3. 12. 13.. Nebel am 9. 10. 15. 16. 18. 33. 34. 27. 38. Am 1. von 10 bis 11" M. schwacher Sonnenhot, am 3. Vor- und N.ichm. Hasserziehen der Sonne, um 3' BChwachor Sonnenhot, bei 2500' Anzeichen von Thauwetter. Am 4. von 1 bis 2'' Sonnenhof, seit 6 Uhr Ab Schneefall. Am B. Höhenreif (Bäume hercifl), am 7. und 8. reiner Hiiumel, schbues Abendrolh, am ». dichter Nebel, Eiskrystalle .im II. Sonncnhof. auf den Anhöhen Thauwetter. Vou 16' air Begen .ler »oelcicii gclVicrl unil GlMtois bildet, :im 13. SclinoeatUrnit. am 15. und IG. diclilt Nebel, an. Hi. iiiit lieitei-m lliiririiel ivccliselnd, an. 17 Höbemieliel, Alp«.- glühcn, am 18. Sonnenliöfe, am 19. scliöncs Morgen- und Abendi-olh. Am 34. Abends ?'• Windslösse aus NNW. .I.t wicd.-r aclincll in .S.SÜ. umschlggl. wobei der Hiroinel durch eine halhf Slunile gann bewölkt, dann wieder heiter wurde. Am 17. 19, äl. 22. 2t. Zodiakallichl. Klagenfurt. Schnee vom 31. Jänner aut 1. b'ebrnar, dann am 4.. ai. 7 Tagen Mebel, an 9 Tagen schöne Abendrölhi-. Ergänzungen 7.un. Miltel Luftdruck — 3 57, Temperatur -|-3"-.tl. Feuchtigkeit —3%, Niederschlag +15-6 (das Zeichen + zeigt an, dass das betreffende Mittel unter dem mehrjährigen stchtj, am 9. um 7' Horg. leichter Erdsloss. Seit 1813 hatte nur tias Jahr 1814 noch kältere Pebruartagc. (Anhagol führt — 8-3 an, sonst kamen nur die Jahre ISia mit — 4-3, 1845 — 4'1 dem Februar 1857 am nächsten. Kältere Febru,->rl.ige hatten die Jahre 1830 ( -24°0). 1839 und 1845 ( — 23,0) 1S50 (—20.3) noch geringerer Niederschlag war 1814. 1817, 1822, 1835, 1842. Korneuburg. Regen am 13. 14., Schnee am 3. 4, 5. 9., Tage mit Reit oder Nebelniederschlag waren den 3. 4. 6. 7. 10. 11. 13. 15. 17. 19. 31. 38. 23. 34., am. 8. Mondhof. Vom 19. bis 23. Atmosphäre dunslig. Über die Eisbildung hat Herr Hasslinger Folgendes verzeichnet: am 1. und 3. nahm das Eis 0-01 (ein Hundertel) des Strombeetos ein, am 3. ebenfall», am S. 4. O'l, .im 5. 03, vom 8. bis 10. 0-7, am II. 08, am 12. 02, am 13. 0-5, am 14. wieder O'Ol, das Landeis gehl ab. Krakau. Regen am 13., Schnee am 13. 13. 28.. Nebel am 7. 8. 0. 10. 11. 17. 18. 34. 35. 30, 27. 28., an einem Tage Reif, an einem Tage Mi.ndbol. Krcmsmünstcr, Regen am 12., Schnee am 4. und 14., am 14, s'-'lO, Am 8, und 11, Nebel mit Kiskrystallbildung, am 12, Thauwelter, am 13, Ab, und in der Nacht Schnee bei U'S— », Jas Zodiakallicbt war an den heilern Abenden matt, wegen des Glanzes der Venus der Hlonal ungewöhnlich windstill und relativ sehr heiter, die Schneedecke (seit 35. November 1856) behanptet sich bis Ende, nur an den südlichen Abhängen gibt es schneefreie .Stellen, Seit 5, ist der Luftdruck stets über dem mittleren Stand, Kronstadt. Schnee am 5, Ab. und Nachts, am 13. Vor- und Nachmittags Schneegestöber, am 14. mehrmals am Tage dichter Schneefall, am 15, und 22, Vorm, bis 3' Ab. Schnee, am 14, 3'36, Nebel am 16, 17. 19, Anhaltende strenge Kälte; seit dem Beginne der Beobachtungen im Jahre 1850 war die mittlere Temperatur des .Monates noch nie so gering wie im Februar dieses Jahres, ebenso wurde ein so grosser Luftdruck wie am 25. 323"49 noch nicht beobachtet. Laibach. Schnee am I. 2. 3. 5. B. Leipa. Niederschlag am 11. 13. 13. 14. am 1. dichter Nebel, am 23, Sturm seil 10 Uhr Früh, Schnee am 1, :t. 4. 5. 6. 13. 14. 1«., am 13. *'"l9, Nebel am 4. 5. 8. 1.1. 17 20. 32. 23, 24, 25, 27, 28,, Tage mit Frost 28, hievon 16 wo es gar nicht thautc, Leutschau, Schnee am 3. 4. 5. 6. 12. 13, 14,, am 13. 2'48, Nebel am 9. bis 8' Morg., am 10. bis 10', am 17, bis U', am 20. bis 10', am 33. bis 7' Morg., am 28. bis T 30' M., am 16. und 19. Höhennebel, am 9. 10. 23. Huhenreif (an Bäumen), vom 22. bis 28. Reife, Am 13. WNW^ wellenförmig, am 14. N'— ^ stossl'örroig mit längern [ntermissionen. Am Schlüsse des Monates waren Gebirge und Ebenen noch mit dem in der Mitte Jänner gefallenen Schnee bedeckt, nur südseitige Abhänge schneefrei. Lionz. Nur am 1. o''32 Reit- (Rein-) Niederschlag. Am 8. 7. 8. 9. 11. 18. 27. 28. Morgen- .im 8-10 Abendroth, am U. prachtvoll, am 17. 18. Alpenglühen, am 21, Hot um Jupiter, am 12. wechselnder Wind, am 13. NW«—' stossweise bis 11' Ab,, am 14. wieder das erste Mal seit 39. Octoher IS'SS-j-S", vom 14, bis 21. schöne Tage, es thaut doch nur in der Sonne von 12, bis 4 Uhr Ab. Herr Keil bemerkt: Sehr schöner aber kalter Monat, auch nicht die ältesten Leute hier erinnern sieb eines ähnlichen so gleichförmigen lange anhaltenden ziemlich kalten Wi^te^^ (Tagesmitlel der Temperatur nur an 6 Tagen kurze Zeit bis + 3^, die Schneedecke der Ebene (seit 27. November 1856) bei 2057' ist noch fast unverändert, 1' und darüber mächtig; die sonnscitigen Bergabhänge jedoch sind bis 5000' hinauf grösstentheils „abber", und zwar in den westlichen Gegenden mehr als in den östlichen (gegen Kärnten), das eigentliche Hoch- gebirge von 8000' aufwärts hat heuer verbältnissmässig wenig Schnee, Linz, Schnee am 4. 5, 0. 13, 14,, Regen am 12, und 14.. am 14, 2'^'34 Regen und Schnee, Am 3, Morgenroth (auch am 6. 35, 36.), am 6, Abendroth (auch am 7, 8. 9. 12, 15, 20, 22, 25. 26), am 8. weite Fernsicht, Ab, Höhennebcl, ebenso am 8, Höhenreit und Höhen- nebel, am 10, Reit und Höhennebel, am 11, Höhenreit, am 12. Windslösse aus W, die am 13, von 8' bis 10' Ab. W werden, am 15. und 25, weite Fernsicht, am 16. schwacher Reif und dichter Nebel, am 17. Höhennebel und Höhenreif, am 18. Reif, am 19. Höhenreif, vom 20. bis 24. täglich Reif, am 22. raucharligc nunstschichtcn, am 27. und 38. Höhennebel, S, Magdalena, Schnee am 3. 35., Nebel am 20. 22, 23, 24, 25., Nebel am 20. 22. 25. mit Reif. Mailand, Schnee am 2, 3, 4. S. Maria. Schnee am 1. 7, 8, 9, 10, 11. 12. 24. 25. 26, 27,, am 12. 19''55, am 15, um 8' 30' Meteor von NW., am 23, Sonnenhof. Martinsberg, Schnee am 1. 2. 3, 4, 13„ Regen am 12„ Nebel vom 21, bis 28, Die Schneedecke hielt sich noch zu Ende des Monate war in diesem Monate der hohe Barometer- \inil tiefe Thermomelerstand bei anhaltenden Südwinden und das Fallen .les erslern iind Steigen des tvinden, Mediasch, Schnee am 2 Melk, Regen am 4, 13, 14. 10. 20., Schnee am 4. 5. 14, am 14. 3''09 Regen .intl -Schnee an. 13. SW*-». Meran. Weder Regen noch Schnee. Oderherg. Niederschläge am 4. 12. 13., am 1. um 10' Morg. Sturm, am 5. um T' IS' M„rg. sini-misch aus W. Odenburg. Schnee am 1. 2. 3. 4, 5. 12. (gering), am 12 schwaches Thauwetter. Ofen. Schnee am 1. und 2., am 13. NW'. Olmötz. Schnee am 2. 3. 13. (gering), am 10. II. 22. 35. Nebel. S. Paul, Am 9, Erdsloss, Nebel an 8 tagen, 1. und 5. mit wenig Schnee. Pilsen, Regen am II, 12. 13., Schnee am 5. 12. 13., Nebel am 8. 16. 18. 30. 22. 25. Plan. Weder Regen noch Schn.'e. am 13., dem Tage der W,Störme hier NO«. Herr P. Meinr,id Alllmavr bemerkt: Es nlljiibrliches, Schaafe und Ziegen werden zur Weide auf den Berg gelriehen. Prag. An 4 Tagen Niederschlag, an 10 Tagen starke Nebel, am 12. trat von 19' und 20' warmer S.Wind ein. Progratten. Am 5, 6, 23, 23, 24, Huhenreif, Nur am 1, 23, 2». war die Mitlagstemperatur — 0 sonst +0°. Am 3. Schnee nm 12. (gering), .im 12. SW», am 13, WS, Nebel am 12, und 23, Pressburg, Schnee am 2, 4, 6, gering. Reif am 4, 6. 7. 8. 9. 10. 11. 15. bis 33. 35. 26. 27, am 28. Glatteis, am r..llie. am 20. IMorpenrnlh. Zn Ende de.s Monat.s lag ausser den sonnscitigen Siellen noch viel Schnee. .■hon stark an „appe r" zu werden, für uns eben nichts . 27. Morgen 1. 7. Ahendrolh, al n 111. Mnndhof, schwacher f irnsser M.HwIh..!. an. 16. schöne Abend- PGi'gliti. Regen am II. 13. S8., Schnee am I. 4. 12. grösslenibeila unbedeutend. Reicbenau. Sclinco am 13., am 0. Mondliol', am 23. Slei'nschnuppen, am 18. starke Abenitrötlic. Rosenau. .Niederschlag am 5., am 13. Vorm. störmisch aus N. Rzeszow. Schnee am 2. 3. 4. 5. 12. 13. 14., am 16. um lO*" Ab. sehr starker Nebel. Schässbürg. Schnee am 5. 6. 13. 14. 23., am 14. starker NW. Schemnitz. Schnee am 2. 4. 5. 13., am 13. bei .NW«, Nebel am 4. 25. 27. am 28. rauchähnlich. Schössl. Regen am 11. 13., Schnee (Eis- und Schneehagel) am II., am 0. 9. 10. dichte Nebel, vom ir,. bia 31. im Lande dichte Nebel, im Gebirge heller .Souiienscbcin. Am 8. Morgenrolb, Dutl (Höhenreit an Bäumen?) Semlin. Schnee am 1. 5. 6., Regen am 21., Nebel am 4. 9. 11. 12. Sexten. Weder Regen noch Schnee, am 3. 4. 15. 16. Morgenroth, am H. «. 11. Höhenreit, 12. 33. 23. 38. N,-bel. am 13. NW'ä-', am 13. NWO-n. vom I. bis II. und am 24. —0° sonst +0' . „ Smirna. Regen am 1. 2. 5. 6. 13. 14., am 14. Hagel, am 15. Schnee (2-70). Vom 3. 28. Februar waren die Berge von 1500 bis 3000' Höhe nächst Smirna mit Schnee bedeckt, die höchsten Berge sind 2 bis 3 Stunden nach O., 3 bis 4 Stunden nach NO., und 2 Stunden nach S\V. (1500') enirernl. Am 8. NO»-!", am 12. SO', am 13. OSO', am 14. WNW«, am 17. N«— '», am 25, NO'». Vom 13. auf 14. Nachts 12 Uhr sehr starker Erdstoss von 8W. nach NO. S'icgedin. Am 2t. Regen. (Vom 1. bis 11. wurde nicht beobachtet.) Am 13. Abends Sturm aus N. mit Schneegestöber, am 14. Morg. Sturm aus N. Tim au. Regen am 2. 13., Schnee am 2. 3. 4. 12. 13., Nebel am 3. 4. 7. bis 11. 20. bis 25. 27. 28. Vom 8. bis 11. dann 22. Nebelreif (Höhenreif), der Wa Eis bedeckt. Traulenau. Regen am 16. 17., Schnee am 12. 13. 14. 15. am 13. 650, Nebel am 23. 24. 25. Tricnt. Regen an keinem Tage, am 3. wenig Schnee, letzter Frost am 16. Triest. Regen am 3. und 4., am 9. 10. II. 14. und 16. um 7'' Morg., am 12. um 7'' und 10'' Morg. Nebel auf dem Meere. üdine. Weder Regen noch Schnee. Untertilliach. Schnee am 24., am 1. 2. Höhenreif, am 5. 23. 24. Höhenncbel, am 11. 18. 19. 22. 37. 28. Morgen-, am 1 I. Abondroth. Am II. Mondhof, a war mit Ausnahme des 1. bis 5. dann 33. und 24. stets über 0. Bergesahhänge sind stellenweise schneefrei. Venedig. Weder Regen noch Schnee. Reit am 10. 11. 12. sehr stark, am 17. Mittags dichter Nebel. Am 1. um 12'' 15' Morgens wurde ein leichter wellenförmiger Erdstoss von NO. nach SW. durch 5 Secunden wahrgenommen. Tags zuvor war Sturm, auch i Hci-m Professor Zantedeschi um 12'' 30' durch 2 Secunden wahrgenommen. Wallendorf. Schnee am 1. 2. 5. 13. 14. Vom 12. bis 14. hier nur schwacher Wind. Wien. Regen am 4. (unmessbar), am 12. (Eis), 13. 14. (3''60), Nebelregen 21. 23. 23. Schnee am 2. 4. 5. 11. Nebelschnee (in kleinen Bläschen), Reif am 6. 7. 8. 15. bis 22. Höhenreif (Eiskrystall an Bäumen) am 8. 9. 11. 23. 25., am 23. Glatteis. stand der FlOsse ist klein. 13. W<>. Die .>littagstemperatur rde der Erdstoss r den gewöhnlichen Stunden, am 1 1. wenig Schnee. Am 8. Nebenmonde, Mondsäulen und So 12 Zoll stark, im Minimum stark und tragbar för Mi Willen. Schnee am 5. 13., am 3. um 4" Ab. WSW. dann OSO wind aus S. und N. Herr .Subprior P. St. Prandtncr bemerkt: Der Februar zeichnete sich durch die vielen heiteren Tage und Nächte, durch fast ununterbrochene Windruhe und den geringen Niederschlag und besonders in d durch den hohen Lnftdruck aus. Mit diesen Worten ist der Witterungsverlauf der meisten Stationen eharakterisirt. Zavalje. Schnee am 1. 3. 13., sonst sehr windstill, nur am 3. und 4. N3-4, sonst die Windstärke 0 bis 2. 1. 21. in .Nadeln, am 25. bei OSO». . um 3'' niorg. Meteor im NNW., am 25. war die Eisdecke im grossen Teiche des Belvederes noch 13. dichter Nebel, am 18. Morgenroth. Am 32. beginnt Thauwetter, am 25. stürmischer Wechsel- ten Hälfte des Monates Magnetische StüroDgen am 26.. Stürnng des Lnftdrackes ■58. Hnriz. Intcnsitiil 2-n09e2. Iiielination 6*°13'R6. 26. (21—28), der Temperatnr am 12. Am H. und 15. Februar wurden für Wien gefunden: Magnetische Deolination Veriinderuugen. In Adel sb c r g hören mit Die Beobachtungen von B ii l Natioiuil-Collegiuma von Herrn Prof, Februar die Beobachtungen des k. k. Telegrapheoamtes ,iuf. : a r e s t , welche eine wichtige Fortsetzung der Beobncbtungssta !ssor Dr. Juliu.'. B a r a s c h gefälligsl gemacht und eingesendet. incteorologiscben Observatoriun: ftang der Wärme nnd des Laftdrackes Im Jänner 1851 Die punctirten Linien stellen die Wärme, die ausgezogenen den Luftdruek dar. nie beigesehriebenen Zahlen sind Monatmittel, denen die stärkeren Horizontallinien entsprechen. Ein Netztheil entspricht bei der Warme einem firad Reaumur. beim Luftdrücke einer Pariser Linie. Agrani EitvvA UBurkHätrit. Vallendorf lei E:strii2in Sieisainrfeii! ,Sil7.une^ d k .Vka.lJ W malh luluTW (IWniid : Hrfl. Ijl.il (iang der Wärmr uud des Luftdruckes im Vebruar iß»!. Die [)unctirten Linien stellen die Wärme, (iie Husge/.ogenen den Luftdruck dar. Die beigeschriehenen Zahlen sind Monatmitlel , denen die stärkeren Horizontallinien entsprechen. Ein Netzfheil entspricht hei der Wärme einem Crad Reauiimr. heim Luttdrucke eim r Pariser Linie. , , , ; ,\. ..■ ,.,■ ,/ /. .V ;-./ . r, ,: .: ,/ ; i "" i 1 1 ' 1 1 ' 1 1 1 ■^ . ' ' .IL Ifl It \ ' II 1 iM X / iV j tiC2E:^'^ip= ] X-^'-^^-l •\ 'M^ \ .xvt -r 4^-- 1 1 1 j;-"" zii .^^"^ ■■< ^ ^ ": /■ \ , ^=.,^Z_ ...it 51t IT i^ 4I \t i V ■- - «.. i .\- . ^ >- ^ V- V . ^^^■4- 'J ^ ' .^^ ^ ^ \ / "■■,.••"' S -.^-^ % i -D Z 1 -^t- - "TS'^^l S, _i - a - J.Äi _y=--'S,i.^S, ^ -^++' ± ^_ 1 — T^ .--; 1. ~;^'"-....Lt ■■■■• Sirli«««1 ZL-i ' ' / '" ^ - - ^ '■ ^ nr.O* -'7S^>- X /' 1 1 \ f' Ml : 0 ■ r/ ' ' '■■ 1 ' "^ ■ - ?. ?^ xt - 7 ^^% "M""^ t^~ -t ■;i-^ I '' " ' ■■ '■-■■i--''K -■' wi™ ,-'' ■■-. /7 ^^k' ' 1 jw-^* ,: — ^ *< y + MT^u '^ s'^ ^xot - - ; a ^^7 ^^ r^ .■ -|o.|ä 5"^ '•. • ^ -^"^ -4- 1 — ■^^ "" ' - Rlageiilurl - __ /^: STt"'"^- ■■■■i: -'^ ^■^ '^^' '^•i-T' |_ 17^ r s^ AI ^ L ^ 5=^ „ -. ^'. ■-" j : ..■::-'^r j*./?v - "^li*^ '^ T^-- *■ Lien« ±J~ f ■. ?N^ J^si ' (in Tirol) ^ ^^ .■■ "^--^ '••:.?:..^ 7 ^^Z - « ■■ - '■'" ^ >J ■■" ^-±;^-^- -^s ^ ^_,-= =:fl ßludenz ^ 7ia."aj i- - /-■' i''- f ^l-..^ V 5 ^ ^^^^ I _L J;»vvAUB»rkhirdt Wallendorf ''liei Piocri!.-;!!! Siefetnoür^en) S.lzun?sb ,1. !i. Mala. W mall, n.,lur«. CIXB'liil. 2 HWV 18.iJ SITZUNGSBERICHTE DER KAISERLICHEN AKADEMIE DEll WISSENSCHAFTEN. MATHEMATISCH - KATUR WISSENSCHAFTLICHE CLASSE. XXIV. BAIVD. III. HKFT. JAHRGANG 1857. — MAI. 25 383 SITZUNG VOM 14. MAI 1857. Vorträge. Botanische Streifzüge auf dem Gebiete der Cidturge schichte. Von dem w. M. Dr. F. Unger. II. Die Pflanze als Erregangs- und Betäubungsmittel. Wenn man sich mit dem liebenswürdigen Philosophen die Welt auch als ein Meisterstück der Schöpfung, und ihre Einrichtung im Rosenglanze der schönsten Harmonie denkt, wenn man der Unvoll- kommenheit und allem Übel auch nur eine relative Geltung zuer- kennt, so ist für den gewöhnlichen Menschen dennoch eben diese Kehrseite diejenige, die sich ihm wie ein Gespenst überall ent- gegenstellt, sein Thun und Treiben dahin und dorthin ablenkt und ihm selten und nur auf Augenblicke den Genuss der Glückseligkeit gewährt. Wie Sonnenschein und Regen, blaue Luft und Wolkenmeer über uns in steter Fluth und Ebbe sich bewegen, so ist auch unser VVohn- Iraus die Erde nicht minder heiteren und trüben Wechselfällen unterworfen und das Leben jedes Gehörnen vom Anfange bis zum Ende ein Schwanken zwischen Glück und Unglück, Freude und Schmerz, Heiterkeit und Trostlosigkeit zu nennen. Diesen Wechsel erkennend und der Nothwendigkeit desselben sich unterwerfend sieht der Mensch leider nur zu oft im Tode den ersehnten Erlöser und in dessen Zwillingsbruder, dem Schlafe, seinen liebevollsten Tröster. 25* 384 V n g 0 V. Wer wird es dem vom Missgeschicke Verfolgten , von Noth Kummer und Sorge Gequälten verargen, sieh mit der hofTnungsvoUsten Hingebung diesem Friedensengel in die Arme zu werfen; ja findet nicht selbst der Glückliche im momentanen Abtreten von der geräusch- vollen ihm widerwärtig gewordenen Schaubühne einen neuen Reiz für „die süsse Gewohnheit des Lebens?" Ohne Zweifel ist es das segenreiche Bild des Schlafes und des Traumes, welches den Instinct des Menschen anspornte, jene Mittel ausfindig zu machen, diese ihm von der Natur zu seiner Erholung und Wiedergeburt dargebotene Gabe möglichst zu sichern und mit den wonnigsten Bildern zu beleben. Ich irre kaum wenn ich behaupte, dass das Bestreben die beseligenden Zustände und Traumbilder sich voll- kommen dienstbar zu machen, nach den ersten gelungenen Versuchen das ganze Verlangen des Menschen erfüllt haben. Und so sehen wir in der That,wie der Mensch unter allen Zonen sich sein Universalmittel gegen Schmerz , Sorge und Kummer so wie gegen die eben so uner- trägliche Farblosigkeit des Lebens zu verschaffen gewusst hat, und wir können gegenwärtig nur seine Ausdauer bewundern, mit der jene Entdeckungen gemacht und den Scharfsinn, mit dem er jene Erobe- rungen zu erhalten und zu erweitern verstanden hat. Der roheste Wilde und der civilisirteste Weltmann von demselben Bedürfnisse erfüllt, reichen sich hierin die Hände. Und dies Mittel , diese Panacee des Lebens , wo ist sie wohl anders hergenommen, als aus jenem Reiche der Natur, die wir eben früher als eine allem Lebenden gemeinsame Mutterbrust kennen lernten. Das Pflanzenreich ist es , und nur dieses , in dessen vielge- staltigem und vielvermögendem Laboratorium merkwürdig genug jene Säfte bereitet werden, die uns nach Sicherung der leiblichen Existenz auch zu erheitern und zu beleben, ja im süssen Rausche der Empfin- dungen selbst über die Schranken unseres kummervollen oder gleich- giltigen Daseins zu erheben im Stande sind. Wer jene sorgenbrechenden Kräuter zuerst entdeckt, wer ihre Anwendung zu jenem Zwecke gelehrt, wer sie verbreitet und ver- edelt hat, darüber schweigt die Culturgeschichte fast gänzlich; hat sich doch selbst die Entdeckung und Verbreitung der viel wichti- geren Nahrungspflanzen, wie wir sahen, grösstentheils im Nebel der Sage und des Mythus verloren. Nur von einigen wenigen Pflanzen der Art, die sich bereits über die ganze Erde Bahn gebrochen haben Botanische Streifziige auf dem Gebiete der Culturgeschichte. 385 und zum Bodürfniss aller Völker geworden sind, lassen sich einige dürftige Nachrichten mittheilen. Im Ganzen ist die Zahl jener Pflanzen nicht gross, allein es ist kein Erdtheil selbst nicht der hohe Norden , der nicht eine oder die andere darböte oder aus deren Bestandtheilen sich der Mensch nicht ein „kummerverscheuchendes Heilmittel" zu bereiten im Stande gewesen wäre, abgesehen davon, dass der Fortschritt der Cultur viele derselben bereits nach allen Richtungen verbreitet hat, oder der Handel doch wenigstens ihre Producte in die entferntsten Punkte zu bringen bemüht war. Wohin hat, um ein Beispiel anzuführen, nicht der Wein, der Thee, der KafTee, der Tabak seinen Weg gefunden? und welche enorme Verbreitung durch alle Schichten der Bevölke- rung von der ärmsten Hütte bis zum Königspalastc hat in manchen Erdthcilen nicht das Opium, der Betel, das Haschisch, die Coca u. s. w. erlangt? — Die Begierde, mit welcher man nach einem oder dem andern dieser Ptlanzenproducte greift, die Sucht den Lebensgenuss durch ihre Vermehrung, Verfeinerung und Vereinigung zu erhöhen ist eine Erscheinung, die dem Menschenfreunde eben so erfreulich erscheinen muss, als sie ihn anderseits mit Bangigkeit erfüllt, da sowohl das phy- sische als das moralische Wohl nicht selten dadurch eine Beeinträchti- gung erleidet. Und geschieht es auch, dass durch Brüdervereine und Bündnisse, durch weise Regierungen, ja selbst durch einzelne erleuch- tete Männer dem Übermasse im Genüsse des einen Mittels Einhalt gethan wird, so greift der ungesättigte Heisshunger gleich nach einem anderen, um sich Befriedigung des — sicherlich darch die Cultur nur gesteigerten — Triebes zu holen. Wer stimmt nicht darin überein, dass der Genuss der Spirituosen Getränke sich im Ganzen vermindert hat, aber haben sich nicht in eben dem Masse und vielleicht noch mehr die Herrschaft des Kaffees, des Thees und des Tabaks geltend gemacht? Der Drang nach erregenden und sopirenden Mitteln ist demnach ein so allgemeiner wie das ßedürfniss nach Nahrung, und die höhere Stufe der Bildung des Menschen beurkundet sich vielleicht nur darin, dass er unter diesen Genussmitteln diejenigen ausAvählt, die seiner Gesundheit und seinem inneren LebensgUicke am wenig- sten nachtheilig sind und die er, wie leicht abzubrechende Brücken, nur dazu benützt um über die trüben Bäche und Ströme, die seinen Lebenspfad durchkreuzen, leicht und uimierklich zu gelangen. 386 V n g e V. Für jeden auf wahre Bildung Anspruch machenden Menschen wird es daher zur wahren Selbst-Culturfrage, welche von den bekann- ten und durch den Handel dargebotenen erregenden und betäubenden Genussmittel er nach Alter, Geschlecht, Individualität und Nationalität auszuwählen habe, und in welchem Masse er sich demselben hin- geben dürfe. Ohne mich in die Erörterung eines so schwierigen Thema's ein- zulassen, will ich vielmehr nur einige Vorstudien liefern, indem ich über alle diese bekannten Pflanzen und Pflanzensubstanzen, das was uns durch die Geschichte der Natur und des Menschen bekannt geworden ist, in gedrängter Kürze hier zusammenstelle. Der bil- dungsfähige Mensch lernt ja aus dem vorgehaltenen Bilde viel eher und weit eindringlicher, wie weit er gehen darf, als durch die Zucht- ruthe, von welcher Seite her sie auch drohen mag. Längst hat eine väterliche Regierung der Yncas dem gemeinen Volke der Peruaner den Gebrauch der Coca verboten , eben so hat Muhamed vor mehr als tausend Jahren seinen Bekennern den Genuss des Weines, die christliche Kirche Äthiopiens noch jetzt ihren Angehörigen den Kaffee als verderblich bezeichnet; die schönsten Predigten wurden von dem Jesuiten Jakob Bälde in der ersten Hälfte des XVH. Jahrhunderts gegen die „trukne Trunkenheit" des Tabaks gehalten und neuerlichst hat der Kaiser des himmlischen Reiches der Mitte nach dem Friedensschlüsse von 1842 die Einfuhr des verderblichen Opiums in sein weites Reich durch Gesetze abge- schnitten. Was war die Folge ? dass die Peruaner nach wie vor Coca kauen, die Muselmänner überall verstohlen Wein, die Shoaner Kaffee trinken, der Tabak nicht blos erlaubt, sondern sogar zur ansehn- lichen Einnahmsquelle vieler Staaten gemacht wurde und die Opium- schmuggelei mit noch grösserer List wie vordem getrieben wird. Gehen wir nach diesen bezeichnenden, obgleich nicht sehr erfreulichen Bemerkungen zur Geschichte der einzelnen erregen- den und betäubenden Genussmittel über, unter welchen der Wein und alle weinartigen Getränke zuerst, dann die sie einiger Massen ersetzenden Aufgüsse von Pflanzenblättern und Samen , wie der chinesische Thee, der Kaffee, der Paraguaythee und der abyssinische Thee, endlich die eigentlichen narkotischen Substanzen, das Haschisch, das Opium, ferner der Betel und die Coca und zuletzt der Tabak betrachtet werden sollen. An diese mögen sich die minder gebrauch- Botanische Streifziige auf dem Gebiete der Culturgeschiehte. 387 liehen und nur auf einen kleinen Tlieil der Erde beschränkten Erre- gungsmittel, wie der Fliegenschwanun u. m. a. anschliessen. Während ein Theil dieser genannten Pflanzen und die aus denselben bereiteten Getränke und Substanzen sich durch ihre erregende Wirkung auf das Nervensystem auszeichnen, einen rascheren Blutumlauf, er- höhte Wärme und Muskelthätigkeit, lebhaftere Functionen des Gehirns u. s. w. bedingen, sind die andern durch ihre der Erregung unmittelbar folgenden Wirkungen der Hemmung und der Aufhebung aller erhöhten Thätigkeiten, durch die Betäubung ausgezeichnet. Die Abstufungen und Modillcationen der Wirkungsweise der einzelnen Substanzen, ihre grössere oder geringere Einwirkung auf die Organe der Ein- bildungskraft, des Verstandes und der Willensfähigkeit sind äusserst mannigfaltig und verleihen eben dadurch jedem dieser Mittel seinen besonderen Charakter. Auf diese Weise sind Betel und Coca, Haschisch und Opium, Thee und Kaffee, Wein und Branntwein zwar analog aber doch durch ihre Besonderheiten in ihren Wirkungen unter ein- ander verschieden. Erst als die Chemie im Lustgas, Äther und im Chloroform Mittel an die Hand gab , dergleichen erregende und narkotische Wirkungen in verschiedenem Grade nach Willkür hervorzurufen, haben wir eine genauere Einsicht in die Constitution und Wirkungsweise jener alltäglichen Genussmittel erlangt, und als es gelang im Kaffee, im chinesischen und Paraguay-Thee eine und dieselbe Substanz — das Kaffein, — im chinesischen Thee, in der Coca, im Kath- und im Fahanthee ein flüchtiges Öl aufzuOnden, haben wir eingesehen, dass die Natur in unseren Erregungsmitteln fast immer mit demselben oder doch mit chemisch sehr verwandten Stoßen ihr Spiel treibt. Noch üftenbarer tritt dies hervor, wenn wir auch noch jene Substanzen, die auf gleiche Art wie jene aus verschiedenen Pflanzen bereitet werden, mit in Betrachtung ziehen. Allerdings ist hier noch Vieles zu erforschen, und die am Schlüsse näher angegebenen Resultate der Versuche zeigen, wie wenig wir bisher noch im Stande sind die in culturgeschichtlicher Beziehung so wichtigen Substanzen nach ihrem wahren Werthe zu bestimmen. Sicher ist es, dass viele unserer beliebtesten und verbreitetsten Erregungs- und Betäubungsmittel schon im grauesten Alterthume 388 u " 8- « ••• bekannt waren. Unter diesem steht der Wein oben an, ein Getränke, welches aus dem ausgepressten und in Gährung übergegangenen Safte der Traube (Vitis vinifera L.J bereitet wird. Schon in der Homer'schen Zeit muss die Cultur des Weinstockes über Kleinasien und Griechenland verbreitet gewesen sein. Phrygien wird als das rebenbepflanzte (a/j.nr£Xö£(7aa) bezeichnet, auch spricht der Schild des Achilleus, auf welchem eine Weinlese abgebildet war, und die Gärten Alcinous und Ulysses auf den heutigen jonischen Inseln, in welchen eine Fülle von Trauben sich befand, dafür. Tief poetisch ist der Mythus, in dem sich bei den Griechen die Geschichte der Cultur des Weinstockes und dessen Einflusses auf den Menschen kleidete. Der schuldlose Götterknabe Dionysos, der Sohn des Zeus und der Persephone, wird von den, den ewigen Göttern feindlich entgegenstehenden Gewalten, den Titanen, mitten in seinem unschuldigen Spiele überrascht und zerrissen, seine Glieder werden zerstreut; aber Athena, die Repräsentantin der göttlichen Providenz, sucht und bringt das noch schlagende Herz, und aus diesem entspross der Weinstock der ewig lebende und niemals aussterbende Baum nach dem Worte der Alten. (Bötticher, Baumcultus p. 277.) Icarus , der erste Weinbauer des attischen Landes , welchen Dionysos selbst, die Rebe ihm schenkend, zu seinem Priester und Pfleger der Sacra gemacht hatte, ward von den Landsleuten getödtet, die durch den Genuss des Mostes trunken geworden sind. Seine Tochter Erigone , welche also weiblicherseits als Thyade dem Vater die Sacra ausrichten half, erhängt sich aus Kummer darüber und zwar an einem Baume im marathonischen Walde, wie Statius sagt. Die Mörder des Icarus, welche so die Segensgabe Gottes geschändet, dessen Sacra verleugnet und Mordschuld auf sich und die Ihren gehäuft hätten, werden darüber von Dionysos damit bestraft, dass der Gott die Dürre und eine eigenthümliche Todessucht über ihr Land sendet. Es ergreift nämlich nach seinem Willen alle Töchter des Landes die Manie die Erigone zu sühnen und dazu sich gleich dieser auf den Bäumen an einer Schlinge (alcopa, oscillum) in der Luft schwebend zu erhängen, dies geschah so lange, bis man die Mörder des Icarus ergriff und tödtete; alsobald hörte das Lei- den auf, Dionysos war versöhnt. (Bötticher, 1. c. p. 82.) Herodot und Theophrast geben Weinbau in Ägypten an, auch finden sich unter den älteren ägyptischen Monumenten mehrere auf Botanisflie Streifziige auf dem Gebiete der Culturgesehichte. 381) denselben bezügliche Andeutungen, so wie Traubenreste in den Katakondjen. Überdies sind ältere Münzen mit symbolischer Dar- stellung der Traube eben nicht selten. Wie sehr der Genuss des Weines schon damals mundete, geht aus einer Stelle Herodofs (B. II, Cap. 60) hervor, wo er sagt: „Und wenn sie (die Wallfahrer) in ßubastus (Unter-Ägypten) anlan- gen, feiern sie das Fest mit grossen Opferungen, und es geht mehr Rebenwein (oTvog dp.7:iA'.'jog} bei diesem Feste auf, als im ganzen übrigen Jahr zusammen". V^on Griechenland und Ägypten schritt der Weinbau nach Italien vor. Romulus opfert den Göttern noch Milch, aber Numa Pompi- lius verbot schon den Todten auf dem Holzstosse Wein zu spren- gen. Zuerst wurde Wein in Latium gebaut, wohin die Rebe 180 Jahr V, Chr. aus Phwcis oder Thessalien, nach Collumella aus Rodos kam. Die früheren römischen Gesetze untersagten den Frauenzimmern, so wie den Miimiern vor dem 25. Jahre Wein zu trinken, nach- siclitiger waren diesfalls die Griechen. Die ersten Vinalien feierte man stets am 23. April, die zweiten am 21. August. Cato führt acht Traubensorten, die er unterscheiden konnte, an, Columelia und PI in i US kannten schon bei 50. Die uralte Sitte, durch Zusatz von Terpentin aus Pi?ius maritima den \N'eiii vor dem Sauerwerden zu schützen, welche Sitte bei den Griechen Veranlassung wurde, dem Gott des Weines einen Thyrsus- stab (mit dem Tannenzapfen) in die Hand zu geben, hat sich auch auf Italien fortgepflanzt. Ins südliche Frankreich brachten die Phocier wahrscheinlich schon 600 Jahre vor Christo den Weinstock, doch konnte er sich daselbst nicht sehr verbreitet haben, da es bekannt ist, dass mehrere Einfälle der Gallier in Italien, wie das auch später bei den Cimberii der Fall war, des anlockenden Weingenusses wegen, stattfanden. Nach einer alten Sage bei Livius soll der Weinstoek nach Gallien verpflanzt wor- den sein, um das Volk zu Ausschweifungen zu verleiten. Während unter Domitian der Weinbau allenthalben beschränkt wurde, sehen wir seine Verbreitung unter den guten Probus nach Pannonien und dem Rheine vorschreiten. Die ursprüngliche Heimat des Weinstockes auf dem Pfade der Geschichte zu erforschen, hat grosse Schwierigkeit, da die verschie- denen Mythen nach verschiedenen Seiten hinweisen, und sich wohl nur 390 U n g e r. auf locale Übertragungen und Verpflanzungen beziehen können. So führt z. B. Dionysos aus dem Gebirgsland der Nysäer (Nordseite des Hindukush) die Rebe in Griechenland ein, doch ist es sehr zwei- felhaft ob durch zufällige oder absichtliche Verwechslung nicht das Ihracische Nycäa für das indische genommen wurde. Herodot versetzt die Heimat seines Dionysos nach Phönicien oder Äthiopien. Gegen die Abkunft der Rebe aus Kabulistan, obgleich sie da wahrschein- lich schon in grauer Vorzeit cultivirt wurde, sprechen die derselben keineswegs günstigen, klimatischen Verhältnisse, noch mehr aber der Umstand, dass sie daselbst keinesweges wild vorkommt. Mit grösserer Sicherheit können die Wälder von Mingrelien und Imirethi als deren Vaterland bezeichnet werden, von wo aus sie, so- wohl nach Cabul und dem Südabhange des Himalaya, als nach dem Westen gebracht wurden. Auch die Sage Noa's lässt eine sehr frühe Cultur der Rebe, zwischen dem Kaukasus und dem Ararat ver- muthen. Die Rebe hat durch die Cultur so viel von ihrem ursprünglichen Aussehen verloren, dabei aber an Güte und Mannigfaltigkeit der Traube so bedeutend gewonnen, dass der Vergleich von Einst und Jetzt, in Bezug auf Nützlichkeit, gewiss zu ihrem Vortheile ausfallen muss. Dabei ist die Bereitung des Traubensaftes zum Weine, durch den Fortschritt der Erfahrung und der Wissenschaft in den Besitz so vie- ler Vortheile gelangt, dass der Wein nunmehr sicherlich zu den edel- sten Luxusgetränken gehört, die der Mensch sich zu bereiten im Stande ist. Süsse, Stärke, und Aroma (Blume) weiss er so geschickt zu vereinigen, dass dem bald nach diesem, bald nach jenem lüsternen Gaumen nach Verlangen Rechnung getragen werden kann. Es ist merkwürdig, dass die besten Rebensorten beinahe an der Nordgrenze ihres Verbreitungs-Bezirkes erzeugt werden. — „Der Wein erfreut des Menschen Herz", er erhebt ihn über die Sorgen des Lebens, und ist der Balsam für so viele Wunden, die ihm das Schicksal schlägt. — Rascher bewegen sich die Gedanken, leichter tauchen die ange- nehmen Gefühle aus der Tiefe der Brust. Er kräftiget den Arm, gibt Muth in Gefahr, Resignation und selbst Todesverachtung. Kein erre- gendes Mittel wie dieses , vermag sich so unvermerkt und verstohlen zu unserem besten Freund und Lebensgefährten zu machen, keines erfüllt uns so mit Begeisterung wie dieses, für keines ersann der Botanische Streifziige auf dem Gebiete der Cultiirgeschichte. 39 1 Mensch so viel Lobsprüche, für keines sang er so viele der herrlich- sten Lieder als für — den Wein. \Yährend der massige Genuss des Weines alle Thätigkeiten des Geistes und des Körpers auf die angenehmste und wohlthuendste Weise spannt, bringt das Übermass: Abspannung, Ekel, Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, Delirien und Schlaf, oder wohl gar Zank, Wuth und Raserei hervor, und der Mensch durch ihn über die Schran- ken seines eingeengten Daseins erhoben, sinkt durch eben denselben von dem Gipfel seines erträumten Glückes bis zur thierischen Gemein- heit herab. Noch trauriger äussern sich die Nachwirkungen des wieder- holten intensiveren Genusses. Kein feuriger Gedankenflug erhebt ihn nach üben, keine Dithyramben entströmen der begeisterten Brust, stier haftet der Blick, theilnahmslos lallet der Mund, unbekümmert um die wahre Aufgabe des Lebens ist der Rausch — die Besinnungslosig- keit — sein süssestes Ziel. Da der Trunkenbold Widerwillen gegen Speisen empfindet, so ist die Ernährung bald beeinträchtiget. Es entstehen Krankheiten des Herzens und der Blutgefässe, Congestionen nach dem Gehirne, Säufer- wahnsinn (delirium tremens) oder es macht in günstigen Fällen ein vorzeitiger Schlagfluss dem körperlich und geistig Herabgekommenen ein Ende. Eine Menge Sitten und Gebräuche sind dem Weine überall hin- gefolgt, wo er Freude, Lust und Leben zu verbreiten die Aufgabe hatte, und wenn nun auch kein Symposiarchos wie ehedem landes- üblich die Gäste mit dem „aut bibat aut abeat" beherrscht, so hat sich doch sowohl das Gesundheitstrinken i) als das Zutrinken als eine uralte aber zugleich ungemein freundliche Gewohnheit überall erhalten, nicht zu gedenken des „vinum dominicum'^ der gleichfalls noch hie und da seine Bedeutung nicht verloren hat. Aber beklagens- wertli hat sich die schöne Sitte beim Weingenuss sich mit lieblichen Blumen zu bekränzen der Art abgeflacht, dass der Kranz nur noch als Index über der Kneipe fortlebt. 1) Der erste Becher galt bei den Griechen immer dem guten Geiste d. i. Uionysios, der zweite Zeus dem Herrscher im Olymp , der dritte der Gesniidheit und das vierte Glas Mercur dem Herrn der Nacht, dem Spender des Schlafes und der süssen Trüuine. 392 U " S e r. Der Wein ist über die ganze Erde verbreitet, lasst sich jedoch weder über den 50, Grad nördlicher Breite, noch zwischen den Wende- kreisen mit günstigem Erfolge anbauen. Seine Nordgrenze in Europa erstreckt sich von Mündung der Loire (47-5") über die Champagne, dem Mosel-, Rhein-, Nekar- und Mainthale, über das Donauthal, der Krim, dem südlichen Russland, bis zur Mündung der Wolga. Östlich vom caspischen Meere gedeiht die Rebe noch in der Bucharei, in der Hochebene Persiens und am Südabhange des Himalaja. In China, wo die Rebe früher angebaut wurde, hat man sie durch erlassene Gesetze wieder ausgerottet 9- In Japan werden nachThunberg die Trauben nicht mehr reif. Andererseits sind Madera und die canarischen Inseln, die Ber- berei, das nördliche Ägypten, Südpersien bis zum 29. Grad, die Insel Bahrein (21"'} im persischen Meerbusen, die südliche Grenze. Nord- Amerika, obgleich von seinen Entdeckern einst Vineland genannt und die Heimat genussbarer Trauben, hat doch keinen ausge- dehnten Weinbau. Der anfänglich aus europäischen Reben versuchte Weinbau wollte durchaus nicht gedeihen. Jetzt ist die einheimische Traube (Vitis Labrusca L.J mit mehr als 28 verschiedenen Sorten mit grossem Glücke dazu verwendet worden. Unter allen sind die Catawba-Rebe, dann die Isabell-Rebe , die Cape-, die Herbemonts-, Missouri- und Scuppernong-Rebe die besten. Die Catawba-Rebe, am Flusse gleiches Namens (36 Va** N. B.), in Nord -Karolina ein- heimisch und bis zum 42. Grad N. B. wildwachsend vermag dem Froste und den Unbilden des Klima's am besten zu widerstehen, Sie bringt hinlänglich süsse Früchte mit einem feinen Aroma, woraus ein Wein wird, der schon jetzt mit den besseren Sorten europäischer Weine wetteifert. Am tauglichsten für einen ausgedehnten Weinbau erweiset sich das Ohiothal, Kentucky, Tennesee bis in den Westen des Mississippi; Ersteres wird schon jetzt mit gerechtem Stolze das Rheinthal Amerika's genannt. Übrigens finden sich in Nord-Amerika von dem Wendekreise bis St. Francisco nur einzelne Rebenpflanzungen. In den Tropen zieht man die Rebe in höheren Gebirgen , ja selbst schon in Algerien wird die Nordlage der Abdachung des Landes der Südlage vorgezogen. Auf den capverdischen Inseln, auf St. Thomas ») P. Frank, Syst. d. volst. Poliz. UI. Botanische Streifziige auf dem Gebiete der Culturgescliielite. 393 an der Küste von Guinea, in Abyssinien selbst auf der indischen Halb- insel gedeiht der Weinstock nur im Gebirge und die vortrefflichen Trauben, welche Cumana erzeugt, sind nur dasProduct einer höheren Elevation des Bodens. Auch der auf der südlichen Hemisphäre eingeführte Weinbau geht vom Wendekreise des Steinbocks über den 40. Grad nicht hinaus. So finden wir ihn in Chile (Conception), in Buenos-Aires, am Cap der guten Hoffnung und in Neu - Süd - Wales , überall unter fast gleicher Breite, die zwischen 30 und 37 Grad schwankt. Während in der nördlichen Halbkugel, September und October die Zeit der Traubenreife bildet, ist sie z. B. am Cap auf die Monate Jänner und Februar verschoben. Aber auch in der heissen Zone hat das Bedürfniss für wein- artige Getränke frühzeitig unter den verschiedenen Völkern Befriedi- gung gefunden. Der Pflanzensaft der Palmen, der Maguey-Pflanzc und mehrerer anderer Gewächse gaben hiezu durch ihre süsse Beschaffen- heit und durch die Eigenschaft sich selbst überlassen schnell in Gährung überzugehen, die erste Veranlassung. Die Bereitung von Palmenwein ist eine alte Sitte. Die als Nahrungsmittel so wichtige Dattelpalme wurde schon in den ältesten Zeiten für jenen Zweck benützt, wie das aus den Überlieferungen Herodut's und Xenophon's hervorgeht, und das Gleiche dürfte wohl auch mit anderen Palmen, namentlich der Cocospalme der Fall gewesen sein. Herodot, wo er von den ßabyloniern spricht, sagt (B. I, Cap. 193): „Auf ihrem Bereich wachsen Palmen ('foi-i".y,sg), zum grössten Theile fruchttragende, woraus sie auch Speisen, Wein (oivov) und Honig machen." Und weiter (B. I, Cap. 194) „Meistens führen sie Krüge voll Palmenwein ('^oiv.xryfov ojvov) darauf" (nämlich auf einer eigenen Art von Fahrzeugen, welche auf den Euphrat hinab nach Babylon gehen). Ähnliches bezeugt auch Xenophon (Anabasis (B. I, Cap. 5, Abs. 10) „Sie (die Soldaten) fuhren dann auf ihnen (den Fahrzeugen, d. i. den mit Heu ausgestopften und wasserdicht zusammengenähten Fellen) hinüber (über den Euphrat) und holten sich (aus der Stadt Charmande, über den muriis mcdius) Lebens- mittel, Palmonwein (oTv^v zs. h rrjg ßaldvo-j TzsKOtr/pJvov r-ög dno tov (poivr/.o^) und llirsebrot, dergleichen in der Gegend im Überflüsse zu haben war.'- Ferner (Anab. B. II. Cap. 3. A. 14): „Man fand hier (im 394 •' " ß <- .-. nördlichen Theile von ßabylonien) viel Getreide, Palmenwein (oivog (potviMv) und Palmenessig (^o^vg etpvjrov dno twv aurcüv) u. s. w." Er macht noch die Bemerkung über die schönen Datteln im Vergleich zu den viel schlechteren griechischen und über den Palmenkohl, des- sen Güte besonderes Lob gespendet wird. Erst nachdem die Ägyptier Bier brauten und Wein pflanzten, scheinen sie auch Palmenwein bereitet zu haben i)- Gegenwärtig wird allenthalben , wo die Dattelpalme wächst, aus ihren Früchten auch Wein gemacht; in Persien, Arabien, Ägypten bis über Nubien hinaus. An letztem Orte versetzt man das durch Gährung gewonnene Getränke noch mit Pfeffer (Capsicum conicum) , wodurch es nicht nur angenehmer, sondern zugleich auch berauschender wird (Th. Kotschy), Der meiste Palmenwein (Toddy) wird auf der ostindischen Halb- insel und zwar diesseits des Ganges aus Cocos imcifera L. bereitet -). Die Cocospalnie fängt schon im 13. Jahre ihres Alters an Früchte zu tragen , und setzt dies durch 40 Jahre in zunehmendem Masse fort, erst in den folgenden 30 Jahren nimmt das Fruchttragen wieder ab. Um aus ihr Wein zu erlangen, werden die Blüthenstiele (Spadices) zur Zeit wenn sich die erste Blume entfaltet, abgeschnitten. In den meisten Fällen fliesst aus der Schnittfläche Saft heraus, welcher in Gefässen gesammelt und frisch getrunken oder zur Bereitung von Zucker und Arak verwendet wird. Dieser Saft hält sich nur 3 Tage lang. Auf gutem Boden dauert die Saftgewinnung das ganze Jahr hin- durch , auf magerm nur 6 Monate. Derselbe abgeschnittene Spadix gibt einen ganzen Monat hindurch Saft und alle Monate kommt ein anderer zur Entwicklung. Nur zwei, niemals mehrere Spadices fliessen gleichzeitig. Ein Dutzend Bäume geben täglich so viel Saft, dass daraus 6 Flaschen Syrup gewonnen werden können. Der Palmensaft ist frisch süss und angenehm und wird erst spä- ter säuerlich und berauschend. Die Eingebornen setzen, um diese letztere Eigenschaft zu erhöhen, dem Safte zerriebene Blätter und Früchte von Datiira Stramonium hinzu. •) Prnsp. Alpinufi, de cihis, quihus Arr/i/ptü utUHlur atque de pofibiis fifisf. aegijpt. iiat. I, 6S). „Sed nunc zythuni nnn fit in Eyi/pto , sed hiijus loco ex dactijlis vinuni purunt, qiiod Suhia uppellant, viulto quidcia quam zy(/ii(m pniesfantiun." 2) Uookers Journ. nf Bot. und lü'w (jardcs »li-s'crl I8ö0, |>. 2:5. Rnre de fterres et des jardins de VEuropc, Bd. VI, p. S. Botanische Streifziige auf dem Gebiete der Clultuigescliichte, 393 Ausser der Coeospalme wird in Asien Palmenwein auch aus Phoejiiüe silvestris Roxb. {Elate silvestris h.) , Arenga sacchari- f'era Labill, Sagus RiimphüW., Borassus flfibelliformtsL., Cariota urens und der auf dem Sundarchipel , den Molukken , den Philippinen und Hinterindien einheimischen Nypapalme fNypa friitescens T h u n b.) gewonnen. Der aus Borassus flabelliformis — Brab genannt — ist der beste, von geringerer Qualität jener von Elate silvestris L., welcher darum auch nur von ärmeren Leuten getrunken wird i). Oie Fächer- palme wird zu dem Zweck in Ostindien auch cultivirt und ist daher im Stande, die grosse Menge von Wein zu liefern, die daselbst con- sumirt wird. Leider wächst diese Palme langsam und kann vor dem dreissigsten bis vierzigsten Jahre zur Weinbereitung nicht verwen- det werden. In Amerika sind die Wein- oder Königspalme (Cocos butyracea) so wie Maimtia vinifera Mart. und Mauritia flexuosa L., welche nicht minder beliebte Getränke liefern. Erstere wird nach A. v. Hum- boldt (Reise In die Aquin. -Gegend VI. 2, p. 5S) zur Gewinnung des Saftes auf folgende Weise behandelt. Es wird der Baum umgeworfen und unmittelbar unter dem Wipfel ein grosses und tiefes Loch in den Stamm gemacht. In diesem sammelt sich nach wenigen Tagen ein süsslicher, weinartig schmeckender, klarer Saft, der täglich durch mehrere Wochen hindurch ausgeschöpft sich wieder erneuet. Ein einziger Baum kann bis 18 Flaschen voll liefern. Auf eine ähnliche Weise wird der Palmenwein auch aus Mauritia vinifera Mart. und Mauritia flexuosa L. erlangt, erstere eine Zierde der Vegetation Brasiliens und des Flussgebietes von Rio S. Francisco, letztere am Amazonas, Orinoco, Essequebo und Bio Magdalena vorkommend. Dass auch von der Dattelpalme der Saft des Stammes zur Berei- tung eines weinähnlichen Getränkes in Nord-Afrika (Algier) benützt wird . geht aus den Berichten mehrerer Beisenden hervor. Der ent- wipfelte Stamm sammelt zu einer gewissen Zeit in seiner conisch ausgehöhlten Vertiefung so viel Saft, dass derselbe wie bei anderen Palmen nach und nach ausgeschöpft werden kann. 1) V. Martins erzäiilt ül)(;r ilie iterauseheiide Wirliuiig- dessellieii : „Qiiac vis in- ebriandi prineipein. Tippoa Siil/anum commovit ul leije saiwiret P/iocnicis silvestris cau- dices iibique, pracscrtim autcm in urhium vicinia, sceuri esse e.vslirpunüos." (Hist. iiaf. Palmarinn Iff, p. 271.) 396 U n g e r. Endlich ist als weingebende Palme noch Raphia vinifera Palis zu erwähnen , die an der Westküste von Afrika von Siera Leone bis Congo wächst und aus der die Eingebornen ihren Bourdon bereiten. Eben so wichtig wie Palmenwein ist der P u 1 q u e (aztekisch Octli), ein süss-säuerliches erfrischendes Getränke, welches aus dem Safte der Maguey-Pflanze (Agave amerlcana h.J, hie und da auch aus dem Safte anderer Arten, wie Agave Milleri Haw., Agave mexicana Lam., Agave prostrata Mart. u. s. w. gewonnen wird, und den Mexicanern zum Nationalgetränke dient. Die Benützung dieser Pflanze als Nahrungsmittel und zu dem vorerwähnten Zwecke geht bei den Völkern der neuen Welt sicher- lich ins tiefste Alterthum zurück , denn als die spanischen Eroberer Mexico und Central -Amerika betraten, fanden sie dieselbe schon in ausgedehnter Cultur und hatten Gelegenheit, das aus ihr bereitete gegohrene Getränke kennen zu lernen. Die Agave americaua ist eine Hochgebirgspflanze und kommt im natürlichen Zustande nur in einer Höhe von 7000 bis 9000 Fuss vor. Die grössten Maguey-Pflanzungen sind daher auf dem Plateau von Mexico, namentlich in der Nähe grösserer Städte und volks- reicher Ortschaften , wie Mexico , Puebia , Guanaxuarto , wo der Bedarf des Getränkes bedeutender ist, zu suchen. Cholula und die Ebene von Apan, zwischen Mexico, Huamantas und Tlascala sind der Cultur dieser Pflanze besonders gewidmet. Eine Magueyptlanzung gewährt durch die sonderbare Form der in Reihe und Glied stehenden gigantischen Kräuter einen eigenartigen Anblick. Herr C. Ph. v. Martins gab in seiner Floi^a brasiliensls, Fas. XV auf der 45. physiognomischen Tafel i) eine sehr malerische und instructive Darstellung nach Zeichnungen von Deppe und Rugendas. Um zur Fabrication des Getränkes zu dienen, muss die Maguey- Pflanze bereits zur Blüthenentvvickelung herangereift sein, was auf gutem Boden im 5. auf schlechtem erst im 16. Jahre geschieht. Durch Erfahrung belehrt, weiss der Landwirth die Zeit genau zu treffen, wenn die zum Anzapfen geeignete Periode eingetreten ist. Die Operation geschieht auf folgende Weise. Ich führe hier wörtlich *) Die Tafel führt den Titel : Cidinrn Ayavae americonac in cnmpifi ine.riciim's prnpe S. Juan de Teotihuacan. Botanische Streifziig-o auf dem Gebiete der Culturgeschichte. 39T die Beschreibung vonMarti ii s i) der sie zum Theile Nee (Herrera, AgricuUiira general, 1, 22l>) entnahm, an: „In dem Centralhiindel der Bltitter, welcher die Anlage znm Schaft einschh'esst. wird ein Längenschnitt Aon oben nach unten gemacht. Um leichter hinzuifommen zu können, werden mehrere der untersten Blätter noch weggeschnitten, und der Arbeiter stellt sich wohl auf die oberen, um die Operation bequemer auszuführen. Mit einem langen oben gekrümmten Messer wird der Herztrieb durch einen Verticalschnitt geöffnet und der innerste Trieb, die Anlage des ßliithenschaftes herausgenommen. Um die Höhlung (Cajete), welche bei grossen Pflanzen 18—20 Zoll lang und 10 — 12 Zoll breit sein kann, gleichmässig zu erweitern und die Schnittflächen zu erneuern, bedient man sich eines langen eisernen Löffels. In die Höhlung ergiesst sich nun aus dem Stocke der Saft, wel- cher für die Entwickelung des Blüthenschaftes bestimmt war. Die innersten stehen bleibenden Blätter werden gegen den Mittelpunkt zusammengebogen und mittelst einer zähen Bänke verbunden, um den Inhalt der Cajete kühler zu halten und die Verdunstung zu verringern. Die ausgenommene Knospe wird an die Spitze eines der stehen bleibenden Blätter gespiesst, um damit anzudeuten , dass die Pflanze angezapft ist. Der Saft wird mitteist einer Calabasse mit langem Halse aus der Höhlung ausgeführt, indem dieser, oder statt dessen an einer rundt'u Calabasse ein Bohr in sie gesteckt, und durch ein viereckiges Loch am Halse, die Flüssigkeit vom Arbeiter angesogen wird. Der Aguamiel ist von einem süssen, etwas säuerlichen, angenehmen Geschmack, und gehl leicht in Gährung über. Man pflegt ihn an Ort uiul Stelle in lederne Bocksschläuche zu füllen und entweder auf Karren oder auf Maullhieren in den Keller zu bringen, wo er in runden oircnen Thon- gefässen in Gährung kommt. Dieser Process verläuft, je nach der Temperatur in kürzerer oder längerer Zeit von 4 — 10 Tagen. Die dabei abgesetztellefe wirkt als kräftiges Ferment auf den frisch abffe- o o O zai»ften Saft und wird desshalb theilweise in den Gefässen gelassen (ider dem eingetragenen Saft zugesetzt. Das in dieser Weise berei- lete (ietränk von Ansehen der Molken und dem Cider im Geschniacke ähnlich, ist kühlend, erfrischend und das Lieblings -Getränk der 1) Beitrag' zur Natur- und Lilerar-Geschiclite der Agaven, \t. 20. Sit/.l». d. malliem.-ii;iliirw. CI. XXIV. Bd. III. Hft. 26 398 U u g e r. Mexicaner, die es für magenstärkend halten und schwächlichen, schwer verdauenden und mageren Individuen empfehlen. Den dessen ungewohnten Europäer pflegt es jedoch wegen des eigenthümlichen Geruches nach saurer Milch, angegangenem Fleische oder faulen Eiern, anzuwidern. Unter den Mexicanern herrscht die Meinung, dass dieser Geruch vom Safte seihst herrühre. Die Beobachtungen des Herrn Visin o lassen aber keinen Zweifel darüber, dass es die Aufbewahrung und Transport des frisch abgezogenen Saftes in Ziegenhäuten sei, was jene widerliche Eigenschaft verursache." Nach von Humboldt dauert das Austliessen des Saftes aus der Wunde zwei bis drei Monate, und jeden Tag kann die vegetabilische Quelle dreimal ausgeschöpft werden. Gewöhnlich gibt eine Pflanze in 24 Stunden 4 Kubik-Decimeter oder 200 Kubikzoll Saft, kräftige auch 375 Kubikzoll. Eine Analyse des Saftes fehlt noch. Der beste Pulque wird zu Hocotitlan nördlich von Toluca gewonnen. Die Magueypflanze , welche eine grosse Neigung zur Verbreitung besitzt , ist auch in Amerika aus den Culturstätten entflohen und ver- wildert. Man findet sie da nicht selten an steinigen Abhängen , in trockenem thon- oder kalkreichen Boden, an kühlen und dem Winde ausgesetzten Bergen; sie steigt aber unter den Tropen gar nicht oder nur durch des Menschen Hand genöthigt in die Tiefe. Von ihrem ursprünglichen Vaterlande Mexico hat sie sich südlich über Central-Amerika, Peru und Chile, nördlich bis Florida verbreitet, ja sie hat selbst den Golf von Mexico überschritten und sich in West- indien mit Ausschluss der kleinen Antillen eingebürgert. Aber noch bei weitem merkwürdiger ist ihre Ansiedlung auf den Azoren, den Canarien, Madera , in Europa, am Cap der guten Hoffnung und in Ostindien, wo sie keineswegs als eine Getränk liefernde Pflanze, sondern mehr in floristischer Beziehung und wegen ihren zu Geweben verwendbaren Fasern Eingang gefunden hat. Schon seit der Mitte des XVI. Jahrhunderts sehen wir sie in Europa verbreitet. Portugal, die Küsten des Mittelmeeres und der Adria von den Säulen des Hercules bis Griechenland, Dalmatien, die beiden gegenüber liegenden Küstenstriche des Canal la Manche zeigen dieselbe. In Südspanien steigt sie an der Sierra Nevada nunmehr bis zu einer Höhe von 4000 Fuss und hat nicht nur hier sondern auch in Botanische Streif^iige auf dem (jel)iete der Culturgeschichte. 399 Italien (liireh ihre auffallende grotteske Form dem Charakter der Landsehal't ein fremdartiges Ansehen gegeben. Verkümmert hat sie sich seihst durch die Gärten des mittleren Eiiropa's unter der volks- thümliciien Benennung der „hundertjährigen" Aloe i) Bahn gebro- chen, und kommt als äusserster Vorposten wohl selbst noch am Garder See und am Lago maggiore so wie an Porphyrfelsen von St. Oswald bei Botzen in Tirol vor . Ein kärgliches Äquivalent fiir den Palmenwcin und den Pulque bietet der aus Coriaria sarmentosa Forst, in Neuseeland und der aus den Beeren von Cissiis antarctica in Van-Diemensland bereitete Trank, wenn gleich letzterer den Namen Kangurvoovine führt. Zur Weinbereitung werden übrigens sogar die Wurzeln einiger Pflanzen, so wie junge Sprossen verwendet. Das letztere ist der Fall bei Nipa fniticans auf Java, das erstere bei Calodendron (Dracaena) teniii- ««Z/sPlanch. auf den Sandwichsinseln und bei unserer einheimi- schen Pastinaca sativa, welche beide ein berauschendes Getränk geben. Aber auch im Norden, wo weder Palmen noch die Bebe gedeiht, müssen die aus den wild wachsenden und cultivirten Obstarten ge- |iressten Säfte, die Stelle des Weines vertreten. In Europa sind es Apfel und Birnen, hie und da selbst Juhannis- und Stachelbeeren , in Nordasien die Frucht des Maulbeerbaumes, in Vorderindien die Frucht des Mhowah- Baumes, welche ein solches dem Trauben -Weine nicht unähnliches Getränk — den Cider liefern. Ausser dieser gibt es auch noch andere Obstarten , welche hie und da zu gleichem Zwecke verwendet werden , wie z. B. die Quitte , aus welcher ehedem der K-j^otvilog ohog und die Ananas , aus der noch jetzt in Peru ein wein- artiges Getränk bereitet wird, welches man Cliicha nennt. Dadurch, dass dieselben gleichfalls nur als gegohrene Getränke benutzt werden, haben sie auch ähnliche berauschende Wirkungen, wie die übrigen weinartigen Getränke. Diesen in keiner Beziehung nachstehend und vielleicht viel weiter als sie in das Völkerleben zurück gehend sind jene Getränke anzusehen, welche sich der Mensch aus stärkehaltigen Pflanzenlheilen zu bereiten verstand. Da sich der Anbau mehlorebender Pllanzen 1) C. (^liisius benannte sie zuerst als Aloe. 26^ 400 V u s 0 V. auf grüsscre Bezirke auszudehnen im Staude ist , als die Cuitur der süssen Säfte gebenden Pflanzen, so ist auch die Verbreitung solcher Getränke über ein bei weitem ausgedehnleres, grösseres Areal möglich. Und in der That lehrt die Erfahrung, dass sowohl in der alten als in der neuen Welt dergleichen Getränke unter allen Völkern und zu allen Zeiten gebräuchlich waren. Wie die alte Welt Gerste, Wei- zen, Hirse und andere Kornfrüchte dazu benützte, so hat Amerika im Mais, Maniok, in der Banane und in dem amylumhältigen Marke eini- ger Mimosen die geeigneten Mittel zu demselben Zwecke gefunden, und es ist, wenn wir dies nicht für ein Ergebniss des Instinctes an- sehen wollen, wahrlich der Tact zu bewundern, wie die Menschen in beiden Hemisphären, ohne von einander Kenntniss zu haben, zu der- selben Erfindung gelangten. Es lassen sich die Getränke dieser Art füglich in zwei Gruppen trennen; die einen enthalten ausser dem durch Zersetzung des Zuckers entstandenen Weingeist auch noch die in der gährenden Flüssigkeit übrig bleibenden Substanzen wie Zucker, Dextrin, Albu- minoide u. s. w. und wirken durch ihren Genuss nicht blos erregend, sondern sie nähren zugleich. Die andere Gruppe, gleichfalls aus gährenden zuckerhaltigen Substanzen erzeugt , ist durch das Vor- herrschen von Alkohol charakterisirt. Erstere nennt man Bier, letz- tere Branntwein, Liqueur u. s. w. Da alle stärkehaltigen Pflanzentheile durch die zugleich in ihnen vorkommende Diastase die nothwendigen Elemente der Zuckerbildung enthalten, so ist begreiflich, wie ein Zufall auch zur Kenntniss der übrigen Bedingungen führen konnte, wodurch jene Umwandlung des Stärkemehls in Zucker herbeigeführt wird. Die Bereitung des bier- artigen Getränkes drängte sich so zu sagen dem Menschen von selbst auf. So viel wir wissen, wird die erste Bereitung desselben den alten Ägyptiern zugeschrieben. Osyris, der die Rebe nach Ägypten brachte, ist nach Diodor von Sicilien auch zugleich der Erfinder des Gersten- trankes — Ruhm genug , ihm einen Platz unter den Göttern anzu- weisen. Herodot nennt dieses Getränk Gersten wein <). Auch Archi- •) „Sie hetlieiiPii sich alier eines Weines, der ans (jerste "emaelif wird ff'ivto ex xpsifitov TtETtrjirjiAsvoj) , denn Heben gibt es keine in ihrem l.ande (d. i. Mittel- nnd (»l)er- ügypten)". B. U, (^aj). 77. Botanische Streifzüg'e auf dem Gebiete der Cultiirgeschiclite. 401 lochus, Aeschylos und Sophokles nannten es so. Aus einer Stelle Aeschylos ist ersichtlich dass die Ägyptier schon 500 Jahre v. Ch. Meth aus Gerste tranken. Theophrast gibt tür dasselbe die Benen- nung Zethum i). Zosimus beschrieb in der 2. Hälfte des 5. Jahr- huiulerts sogar die ganze Bereitung des Bieres. Pelusium war seines ausgezeichneten Bieres wegen berühmt. Auch die Deutsehen kannten sicherlich den Gerstentrank früher als den Wein; wenigstens scheint das wenn gleich löbliche doch etwas zweifelhafte Zeugniss, welches ihnen Tacitus ertheilt, darauf hinzuweisen: „Sine blandimentis ex- pellunt famem, achersus sitim non eadem tempercmfia" . Bei mehreren von dem Weltverkehr abseits liegenden Völker- schaften der alten Welt hat sich das Bier noch ziemlich in seiner Urform erhalten , während es sich bei civilisirteren Nationen zu des- sen feineren Luxusgetränken eiuporgeschwungen hat. So bereiten z. B. die Ost-Turkestanen aus Hirse ein berauschendes säuerliches Getränk, das sie Bakssun nennen (Ritter), und in ganz Sudan ist das aus der Negerhirse — Dorra, Duchn, Eneli (Pennisetum tijphoideiim De]., Pennicillaria spicata Wild.^ gebraute Bier — Dakno — bekannt und beliebt. Ibn Batuta -) besehreibt die Bereitung desselben in folgender Weise : „On m'apporta alors tine boisson dont on fait usage ehez eux (de la ville Timbuctu), et qiii s'appelee edda- cnou. On l'apprete en faisant infuser du dorra broye dans de Teau et en y ajoutant un peu de luiel ou de lait. On le boit au lieu de l'eau, (|ii'oii troiive miserable. Qiiand oa n'a pas de dorra, on prend du miel on du lait". Dasselbe ist nach dem Zeugnisse des Herrn Th. K ots chy aucli in Cordofan der Fall. Auch Cenchrus echinatus Höchst, (von Dr. Barth mit Pen- nisetum distichum bezeichnet), den man Usak nennt und von dessen Samen viele Stämme Afrika's von Borno bis Timbuctu fast ausschliess- lich leben, wird zur Bereitung emes Getränkes verwendet, welches nach D. Barths) nicht schlecht ist, und in seiner kühlenden Wir- kuno- dem Hirsewasser ähnelt. 1) Tob^ Ss (^x'^ko')^') xal i^ciTTÜvTS^ v^:; y'J(TS(u^ xal ÜTrodrjTrov-s^ si? ^'jAo'jc afooai TroTt'iiOü^. otov tu? TOD^ olvoü^ Tzoioijvzs^ ix TuJv xpiüwv xal Tmv T^opuio. xal TÖ £■/ 'AtyuTTTqj xakoJßEvov f^öor. Theoph. liist. A. plant, et d. cans. plant. Lib. VI. Aldi liiii Venctiis 1,")52, p. 438. ■ä) Journal asialiiine 1843, Ser. IV, Tom. I, p. 'l'l'd. ^) ücisen, I, p. 4'i7. Übrigens sind ehedem sowohl als gegenwärtig noch mehrere andere Vegetahilien in Ägypten zu ähnlichen Zwecken benützt worden, was nach Gardner Wilkisoni) von der Wolfsbohne, dem Sium Sisariim, einer unbekannten assyrischen Wurzel und nach Th. Kotschy von der im ganzen Lande verbreiteten Dum- palme gilt, deren sonst ungeniessbare Früchte zur Bereitung eines picanten, angenehm aromatisch schmeckenden bierartigen Getränkes verwendet werden. Wie weit in Amerika die Bereitung jenes gegohrenen Getränkes aus Mais, welches man Chico nannte, zurückgeht, war mir nicht luöglich zu oruiren. Den Peruanern unter der Herrschaft der Yncas war es wenigstens schon bekannt. Ebensowenig war ich im Stande über die in Neiiholland übliche Bierbereitung aus Dacrydimn crup- ressinum Sol. et^^■as Näheres zu finden. An die bierartigen Getränke reihe ich noch ein Getränk des tiefsten Alterthumes an, nämlich den Soma- oder Haoma- Trank der altenlnder und Perser. Von keinem Getränke roichen die Urkunden so weit zurück, keines ist durch seinen Gebrauch in ein so mystisches Dunkel gehüllt, keines ist je höher gepriesen worden, als dieser hei- lige, eben so Kraft und Gesundheit spendende als belebende und beseligende Trank, Obgleich sich davon unter jenen Völkern jede Spur verwischt hat, ist doch in den heiligen Gesängen und anderen Andeutungen, welche sich bis jetzt erhalten haben, so viel überliefert, dass wir im Stande sind, uns ein ziemlich getreues Bild mit allen Einzelheiten seiner Anwendung und des hierauf Bezug habenden Cultus zu machen. Die Sdma-Vcda sowohl im ersten Theile als in den Hymnen enthalten eine ziemlich detaillirte Beschreibung von der Bereitung dieses Trankes. Nach Windischmann, der sich hierbei auf Stevenson (Translation of the Sanh'ita of the Säma-Veda, Preface IV) bezieht, werden die mit grosser Sorgfalt in Mondesnacbt auf Bergeshöhen gesammelten und mit der Wurzel ausgehobenen Stauden einer nicht näher bezeichneten Pflanze, von ihren Blättern gereiniget, auf einem Karren von zwei Böcken ins Opferhaus gefah- ren, wo ein mit heiligem Grase und Reisern bedeckter Platz für sie bereitet ist. Hier werden sie durch die Opferpriester mit Steinen gequetscht, mit Wasser besprengt und in ein Sieb von Schafwolle 1) The egyptians in the time of the Pharaos. London 1837, p. 14. Botanische Streifziige auf dem Gebiete der CuKurgeschichte. 403 gebracht, endlich durch die Hände der Brahmanen durchgepresst, wodurch alhnählich ein Saft in das darunter gestellte Geföss nieder- träufelt. Zu dieser Flüssigkeit wird geklärte Butter (nach Stevenson Molken), Weizen- oder anderes Mehl gemischt und das Ganze der Gährung überlassen. Wie die Bereitung des Somatrankes auch immerhin stattgefun- den haben mag, so viel ist sicher, dass ein aus holzigen Stengeln gepresster Saft gewiss nur höchst sparsam und nur als Würze oder als Beigabe, dagegen die Molke und der Aufguss von Getreide der Hauptbestandtheil des Somatrankes gewesen sein muss. Viele Stellen derSäma-Veda beziehen sich auf die genannten wichtigeren Bestand- theile ^), nur wenige geben eine Beschreibung der dabei verwendeten Pflanze. Sie wächst nur auf Gebirgen 2) und besitzt Milchsäfte "). ^) stellen, welclie sich auf die Molke des Somatrankes beziehen, sind unter andern: 1. Freue dich des ktihgemischten Trankes. 2. Dir stehen Somal zur Herrlichkeit, o Weiser! Diese Sehiipfungen, dir eilen die Säugkühe zu. 3. Gar köstlich scJimeckend und von Milch strotzend, gehst Du erhebend hoiiigsiisser Glanzstrahl; du gehst o Heiniger unaufhaltsam strömend für Indra , Soma! rings- um fluthbesprengt. 4. Im Kübel kuhreich strömt zu Kühn, Soma, strömt zu Gemolken hin; wie zu dem Meere gehen die ungebetteten wird der freudige zu Freund gepresst. 0. Den schönen Gott ersehnten Trank in Fluth gereiiiiget, .Miinner gepresst würzen mit Milch die Kühe. 6. Er (loss der starke, der tausendströmige von Fluth gereiniget mit !\Iilch gemischt. 7. Hier ist dem Irdra ausgepresst mit Milch gemischter Somatrank; komm zum Trank, zum Rausch. 8. Der milchgemischte Göttertrank ist rüstig ; dem Indra ist er kraft Geburt gebührend, wir denken dein, Falbrossiger ! im Opfer denk unsers Lobgesanges in des Suma Rausche. 9. Du schufst die Euter oberhalb der Erde, den Kühen gabst du Nass und auch den Pflanzen. 10. Wie Vögel sitzen um dich her bi'im milchgekochten Meth dem süssen, klingenden erheben hidra wir den Preis. 11. Sprengt ringsum den gepressteu Saft, den Soma, welcher der Opfer Haupt, der raolkenreich und beldenkriiftig in der Fluth, den bab mit Steinen ich gepj-esst. Stellen, welche des Getreides Erwähnung tliun, lauten: 1. Diesen haben wir Gerste wie mit Milch ihn mischend, versüsst , o Indra! in diesem Feste. 2. Gerste auf Gerste mit unserm Ti-ank , Nahrung auf Nahrung tlutlie rings um Soma! alle Seligkeit. 'S. Wir jauchzen dir dem ausgepressten o Soma! dem gerstengemischten Somatrank. '^) Der Zweig ist zu dem Rausch gepresst, im Nass die starke Bergesl'rueht. Ge|iiess( strömt zum Durchschlag hin die Bergesfrucht der Soma, rings! ') Zum Opferfeste Soma! strotzt gleichsam ein Fluthenocean, der Wache wie berauschend durch der Pflanze Milch, zum Kelch dem honigtriefenden. 404 U n g e r. Die Haomapflanze der Perser, welche offenbar dieselbe oder doch ein der Somapflanze ganz ähnliches Gewächs ist, wird mit kno- tigen, der Rebe ähnlichen Stengeln und Blättern wie Jasmin, und als eine Pflanze, welche keine Früchte trägt, geschildert; sie ist weiss und gelb und wächst in Schirvan und Mazenderan (Anquetil II, p. 53S). Das Haoma i) wird als Saft bei jedem Gebete genossen; man reibt und presst denselben aus der Pflanze in einem Mörser mit einer Keule aus, daher nach Strabon (IS. 3, §. 15) bei jedem Hause in Persien eine Haomapflanzung, in jedem Hause ein Mörser mit Keule unerlässliches heiliges Geräth ist, welches gleich dem Feuer und Myrthenbündel vor Entweihung geschützt werden muss. Die Berei- tung des Haomatrankes geschah wie die des Somatrankes unter Lob- gesängen und liturgischem Gebete. Plutarch beschreibt (de Is. et Osir. 46) die Zubereitimg des "O^awjüLj (Haomi) und Anquetil hält das "A/j.w^aov der Griechen 2) für dieselbe Pflanze — eine in Armenien und Medien wachsende, dem Weinstocke ähnliche Pflanze, mit einer Blume wie Levkoje, traubenfürmigem Samen, duftend und von bitterem Geschmacke. Zweifelhafter scheint mir das Theombrotion oder Semnion des Pli- nius (24. 102) s) als Haoma anzusprechen. Sehr interessant ist, was C. Bottich er (Baumcultus p. 507) wahrscheinlich über dieselbe Pflanze mittheilt: „Auf den assyrischen Bildwerken (schreibt er), von welchen das königliche Museum zu Berlin neuerdings eine bedeutende Anzahl Originale erworben hat, kommt beständig eine baumartige Pflanze vor, welche die Adoration 1) Der Gott Haoma, welcher dem Leibe Kraft und Gesuiidlieit, der Seele Erleuchtung und ewiges Leben verleiht ist identisch mit der Substanz dieses Namens. Von ihrem Safte sollten sich die Götter seihst nähren. Dem Zarathustra, als er einst das heilige Feuer schürt, ofl'enbart sich der erscheinende Haoma mit den Worten : ich bin der heilige Haoma, welcher den Tod entfernt; rufe mich an, presse meinen Saft aus um mich zu geniessen, lohsinge und feiere mich. In der Erwiederung Zarathustra's hier- auf heisst es : Anbetung dem Haoma: er ist der Gute , wohl und gerecht geboren, gibt Gutes und Gesundheit ist siegreich und von goldener Farbe, seine Zweige sind niedergebogen , damit man sie geniesse , er ist für die Seele der Weg zum Himmel. (Bötticher L c.) 2) Vergl. Lassen, indische Alterthumskunde I, p. 281. 3) Theombrotion XXX schoenis a Choaspe nasci, pavonis pietiiris similem, odore eximio. Haue autem regibus Persaruni comedi aut bibi contra omnia corporum incomoda insta- bililatemque nientis: eandem semnion a potentia maiestati ajipellere. Botanische Streifzüge auf dem Gebiete der Culturgeschichte. ^OS empfangt, was aber das für ein Gewächs sei (fügt er hinzu), ob viel- leicht Haoma, vermag ich nicht zu sagen". — Und weiter, p. i)18:„01me Zweifel ist es Haoma, welches auf den assyrischen Bildwerken der König in gehobener Schale hält. Die ihn spendende Person steht mit demSchöpflöflel vor ihm." — Ob auch der schon erwähnte Baum oder Pflanzenstengel, welcher mit seifsam geschlungenem bänderartigen Schmuck geziert stets adorirt erscheint Haoma sei, bedürfte wohl der Untersuchung. Dass einSculpturwerk der damaligen Zeit zur sicheren Erkenntniss einer vorgestellten Pflanze nicht unmittelbar zu führen im Stande ist, springt in die Augen, dagegen wird man gewiss nicht anstehen dürfen daraus einige Folgerungen für jenen Zweck abzuleiten. So viel mir bekannt warRoxb urgh der erste, der auf dieKennt- niss der indischen Flora durch eigene Anschauung gestützt die Ent- räthselung der indischen Somapflanze (Soma-Lata) versuchte. Er hielt die in seiner Flora indica Vol. II, p. 31 (1832) beschriebene und von ihm benannte Asclepias acida dafür. Er beschrieb dieselbe als ein strauchartiges Gewächs mit holzigem gewundenen Stengel und Zahlreichen glatten cylindrischen Ästen, deren jüngere Triebe schlafl' und überhängend sind, Sie erscheint blattlos, da sie nur rudimentäre Blätter besitzt und gehört wie alle Asclepiadeen zu den milchenden Pflanzen. Ihr Milchsaft ist jedoch gegen die Regel mild und von säuerlichem Gesehiiiacke. Er setzt hinzu, dass die Eingebornen die jungen Triebe dieser zwar einheimischen jedoch keineswegs häufig vorkommenden Pflanze dazu benutzen, um sich auf ihren Wanderungen den Diu'st zu stillen. Spätere Untersuchungen haben gezeigt, dass die genannte Pflanze der (j'AÜimg Sarcostema zugewiesen werden njüsse_ Wenn diese durch ihre blattlose Beschaflenbeit sehr ausge- zeichnete Pflanze in ihrer Verbreitung auch auf Indien (Coromandel) beschränkt ist und schon darum nicht zugleich die Haomapflanze sein kann, so sind nichts desto mehr andere derselben mehr oder minder verwandte Pflanzen mit gleichem Habitus und ähnlichen Eigen- schaften, die sich in Persien und in anderen Ländern finden. Zuerst führe ich hier ein Sarcostema an, welches Herr Baron Hügel im Ge- birgspässe Pir Panjohl in Kaschmir aufl'and und das sich in der Sammlung des botanischen Museums in Wien befindet. Es ist gleich- falls blattlos, besitzt cylindrische glatte Äste und scheint der Frucht nach ganz dem Sarcostema brevistigma W. et Arn. (^Asclepias acuta Roxb.^ zu entsprechen. Bei der grossen Übereinstimmung des 406 V n g 0 r. Charakters der Flora von Nord-Indien und Chorasan wäre es sehr wohl denkhar dass dieseihe auch noch hier gefunden werde und sonach die Vertreterin jener indischen Pflanze in Persien sein könne. Die übrigen blattlosen Sarcostemaarten nh Sarcostema apliyllum R. Br., Sarcostema stipitaceum R. Br. so wie Sarcostema viminale R. Br. Sarcostema pyroteclmicum R. Br. (Leptadeiiia pyrotechnica Dne.^ 11. s.w. gehören durchaus Afrika an. Eine Bemerkung über die letztgenannte Pflanze, die ich der gefälligen Mittheilung Herrn Th. Kotschy's entnehme, dürfte hier nicht am unrechten Orte stehen. Derselbe hatte auf seiner Reise durch die Savanen Oberägyptens diese Pflanze in grosser Menge und Ausdehnung beobachtet, und gesehen wie dieselbe von den da lebenden Gazellen aufgesucht und gerne gefressen wird, aber auch zugleich in Erfahrung gebracht, dass die wegen des etwas scharfen und gewürzhaften Milchsaftes von den Menschen getrocknet den Speisen zugesetzt wird. Eine andere das Sarcostema brevistigma in Persien ersetzende Pflanze könnte Periploca aphylla Dne. sein. Herr Th. Kotschy sah diesen 1 — 2 Klafter hohen gleichfalls blattlosen Strauch vom Aussehen unseres Spartium scoparimn alle Felswände ZAvischen Abushir und Schiraz überziehen und in dieser Höhe (1000 Fuss über dem Meere), so zu sagen den Charakter der dortigen Vegetation bedingen. Wie alle übrigen Asciepiadeen, so enthält auch diese Periploca einen reichlichen Milchsaft, aber es wurde ihm nicht bekannt, dass diese Pflanze irgendwie weder jetzt noch ehemals in Benutzung stand. Nachdem es auf solche Weise mehr als zweifelhaft scheint, besonders wenn wir die unvollkommenen Beschreibungen der frag- lichen Pflanze mit den genannten Asciepiadeen vergleichen, dass die von Roxburgh bezeichnete Pflanze die Soma-Lata sei, so mag es uns erlaubt sein, noch auf andere diesen ihrer Verwandtschaft und Beschaffenheit nicht ferne stehenden Pflanzen unser Augenmerk zu werfen , nämlich auf Calotropis gigantea R. Br. (Äsclepias giganteah.) und Calotropis procera R. Br. zwei Arten, die einander so ähnlich sind, dass man sie füglich nur für Formen einer und der- selben Art ansehen kann. Während erstere eine indische Pflanze ist, kommt Calotropis procera sowohl in Persien und Arabien als in ganz Afrika vor. Sie ist mehr als mannshoch, reich mit breiten sitzenden Blättern versehen und bildet, wo sie vorkommt, dichte Gebüsche, In allen ihren Theilen ist ein scharfer narkotischer Milchsaft vorhanden. Botanische Streifzcige auf dorn Gebiete der Ciilturgesehichte, 4-07 der so wie die Pflanze selbst sowohl in Indien und Persien als in Arabien als Heilmittel benützt wird. Herr Tb. Kots cby hat indess auf seiner Reise in Afrika die Erfahrung gemacht, dass die Blätter von Calotropis procera einen wesentlichen Bestandtheil des vorerwähnten bierartigen Getränkes bilden, welches man in Cordofan aus dem hirse- ähnlichen Samen des Pinselgrases ^Pitc?7/rtr/rt spicataW.J bereitet. Die Blätter dieser Pflanze (Uschar. Oschar) verursachen eine sehr berauschende Wirkung. Eine dies bestätigende und zugleich erwei- ternde Mittheilung macht auch Dr. Barth i), indem er von der genannten Pflanze folgendes angibt: „Aber der Milchsaft, den dieses gigantische Unkraut der Tropen in reichlicher Fülle ertheilt, und den die heidnischen Eingebornen, wenn nicht dieser (Damerghu), so doch andere Gegenden des Sudans nur dazu benützen, ihre Gi'a — dickes Hirsenbier — in Gährung zu setzen, möchte einst ein höchst wichtiger Artikel werden , wie er in Indien die Aufmerksamkeit schon vielfach auf sich gezogen hat." Die Pflanze ist eine Plage für Wan- derer, doch frisst das Rindvieh die Blätter der Callotropis wo es sonst Mangel an Futter hat. Wir hatten somit in diesen Calotropis-Arten Pflanzen, welche nicht blos in Indien sondern auch in Persien einheimisch sind , und daher überall leicht um Wohnhäuser gepflanzt werden konnten, auch würden die alten Perser, streng genommen, Recht gehabt haben, wenn sie behaupteten, ihre Opferstaude wachse nicht in Indien. Es sprechen somitmehrere Gründe dafür, in den beiden nahe verwandten Calotropis- Arten die Soma-Lata und //r) Neues .InliiLiich f. Pliannacie ISöß, B.1. VI. WU. 1. p. 28. Botanische Streifziig^e auf ilerii (Jehiele doi Culturffesoliichti'. 413 und Mentha aquatica L. nennen will; woran sieh als allgemeine Tliee- surrogate noch Ligustriün vulgare, Rosa eglanteria, R. rubiginosa und Dryas octopetala schliessen. Um den Wohlgeruch des Thees zu ver- mehren, werden in dessen Vaterlande die angenehmen Blüthen von i?^s- min (JasmhmmSambach.J und von Olea fragransYn h\ hinzugefügt. Mit dem chinesischen Thee in der Wirkung zunächst überein- kommend ist der Paraguai-Thee Yerba Mate. Er stammt von einer baumartigen in den Wäldern von Paraguai und vorzüglich im Stromgebiete desParana und Uraguai, so wie im südlichen Theile Bra- siliens wildwachsenden Pflanze, dem Ilejff paragitaiensis St. H iL. ob- gleich auch anderebisher noch unermittelte Pflanzen <) die schlechteren Sorten des Mate liefern dürften. Der Gebrauch dieser Pflanze ist über ganz Südamerika verbreitet und bei den Indianern von Bolivia gewiss auf eine sehr frühe Zeit zurückzuführen. Ilea? paragiiaiensis wird nicht angebaut: die Sammlung der zum Aufgusse benützten Blätter geschieht daher durchgängig an wildwachsenden Pflanzen und zwar auf die roheste Weise , wie auch die Bereitung des Aufgusses selbst (versteht sich ohne Zucker und Milch) und der Gebrauch noch alle Zeichen der ursprünglichsten Form an sich trägt. Nach V. Bibra sind die Wirkungen des Genusses des Paraguai- thees ähnlich jenen des Thees und Kaffees. Er erregt, macht heiter und mässiget das Verlangen nach Speise. Im Übermasse getrunken, spannt er ab und unterhält eine eigenthümliche Unruhe. Da der Mate noch gegenwärtig im grössten Theile von Süd- amerika die Stelle des chinesischen Thees und Kaffees vertritt, wenig- stens bei den Eingeboruen, so dürfte sich die Consumtion desselben des Jahres leicht auf 20 — 30 Millionen Pfund belaufen. Merkwürdig ist es, dass auch Europa an dem ihm eigenen Hex AqtdfoUum L. vielleicht schon seit Langem dieselben Eigenschaften des Mate zu benützen verstand. Im Schwarz walde werden nach Hrn. H. V.Mo hl die getrockneten Blätter desselben allgemein als Thee ver- wendet. Ohne Zweifel dürften sich zu ähnlichem Zwecke auch noch andere Ilex-Arten verwendbar zeigen. Sorgfältige Untersuchungen haben dargethan, dass die Wirk- samkeit des chinesischen so wie des paraguaischen Thees vorzüglich in einem Alkaloide, dem CafTein (Thein), in der Kaffeegerbsäure, in 'j Dieselben dürften Psoraica esculenla und Psoralen (jlandulosa sein. Sit^lj. d. inatiieiii.-iii.turw. Cl. XXIV. Bd. III. Hfl. 27 414 V n g e y. einem flüchtigen Öle und dem beim Rösten der Blätter sieh ans den- selben bildenden empyrheiimatischen Öle zu suchen sei. — Gewiss eben so lange als derThee ist der Kaffee (Cojfea ara- hica h.J sowolil in seinen Blättern als in den Früchten ein Mittel den Lebensgenuss zu erhöhen, in Anwendung. Wir wollen uns nicht mit den Mythen, die über seine Entstehung erzählt werden, befassen, sondern bemerken nur, dass er, obgleich in seinem Vaterlande sicherlich lange im Gebrauche, erst im Anfange des IS. Jahrhunderts zur Kenntniss ausserhalb desselben gelangte. Wie kein Zweifel, ist nicht das glück- liche Arabien die Heimat des KafTeebaumes , sondern vielmehr das nachbarliche Afrika, namentlich Kaffa und Enarea, wo er sich noch gegenwärtig in grosser Menge findet, in Üppigkeit wild wächst, und seine ursprüngliche Verbreitung über die Gallasländer, Äthiopien bis ins mittlere Afrika ja vielleicht noch bis über die Quellen des Niger- stromes hinaus hat. Die Gallastribus haben sich seiner Früchte höchst wahrscheinlich schon seit langer Zeit auf ihren weiten Streifzügen bedient, die sie geröstet und zerstossen mit Butter gemengt und zu Klössen geformt mit sich führen, und darin eine sehr nahrhafte, Kraft und Ausdauer verleihende Speise gefunden haben. Nur nach und nach mag diese uralte äthiopische Sitte oder die Bereitung eines Trankes aus jener Frucht bei den benachbarten arabischen Völkern Eingang gefunden und Veranlassung gegeben haben, die Pflanze selbst in Yemen anzubauen, welches Land sich hiefür auch sehr günstig zeigte. Die Zeit, wann jedoch der KafFeebaum daselbst eingeführt wurde, ist nicht bekannt. Der äthiopische Name für Kaffee ist Bun, und noch jetzt nennen die Araber den aus dem gerösteten Samen der Kaffeefrucht bereiteten Trank Bunniga, Avährend der aus den daselbst gleichfalls verwendeten Schalen (das vertrocknete Parenchym der Beere) gemachte Trank Gisher heisst. Auch die Bezeichnung Bohne ist sicherHch aus Bun abzuleiten und nicht aus der Ähnlichkeit des Samens mit einer Bohne entnommen. Das arabische Wort Kahwa, womit gleichfalls der aus dem Samen bereitete Trank bezeichnet wird, deutet auf sein Heimathland Kaffa. Unstreitig gingen von Aden und Mochha aus die ersten Kaffee- pflanzungen in den für dessen Ciiltur günstigen Boden Arabiens über, so dass Yemen durch seine Kaffeegärten nicht blos Arabien, die öst- Botaiiiselie Streifzüg'e aiif ilerii (iebiete der CuKurgcscliiclite 4 1 D liehen und westlichen Nachbarländer mit diesem Prodiicte versorgte sondern seine V\ eiterverpflanznng in andere Welttheile allein vermit- telte. Die Schicksale indess die der potus arahicus auf seiner Welt- reise erfnhr, so wie die Verbreitung der Kaffeepflanze selbst, sind mit so interessanten Details für die Culturgescliichte des Menschen ver- woben, dass ich nicht umhin kann das wesentlichste davon mitzutheilen. Ein Mufti Dhabani, d. i. aus Aden gebürtig (so erzählt Scheik Abd-Alkader Ansari, Reehtgelehrter und Doctor, der zu Anfang des IS. Jahrhunderts lebte), sah auf einerReise nachAdjam — an der Westküste des rothen Meeres — seine Landsleute Kaffee trinken, versuchte den Trank selbst, und erfuhr dabei, dass er nüch- tern erhält und den Schlaf vertreibt. Nach Aden zurückgekehrt ver- breitete er diesen Genuss unter seinen Derbischen zur besseren Ab- haltung der Gebetstunden. Dies setzte sich bald weiter fort und griff auch in Mecca um sich. Im Jahre 1511 überzeugte sich der Statthalter Khair Beg mit eigenen Augen von den heiteren Gelagen der Kaffeegesellschaft in der grossen Mosche, Hess dieselben ausein- andertreiben, verbot sofort den Trank und rief ein Concilium von Ge- lehrten und Ärzten zusammen, welche nach vielen Debatten sich im Sinne des Statthalters entschieden und den Kaffee als ärgstes Verderbniss für Leib und Seele und als einen Frevel gegen den Kora n erklärten. Der Verkauf des Getränkes wurde allenthalben untersagt, die Niederlagen zerstört und die Übertreter des Gesetzes mussten sich von nun an gefallen lassen, die Bastonade zu empfinden und obendrein zum Spotte des Pöbels auf einen Esel sitzend durch die Gassen von Mecca geführt zu werden. Nichtsdestoweniger wurde diese Verordnung des Statthalters vom Sultan in Cairo gut geheissen , wo indess der Kaffee schon das gemeine Volk so wie die Gelehrten zu seinen Vertheidigern hatte. Kurz das erwähnte Decret musste zurückgenommen und die Kaffeeschenken in Mecca wieder eröffnet werden , ja der neue Statthalter selbst ein eifriger Verehrer des Kaffees scheute sich nicht, öffentlich in Ge- sellschaft seiner Gäste denselben zu trinken. Diesem Beispiele folgten bald auch andere ansehnliche Personen. Indess war die Sache damit noch keineswegs für immer entschie- den, da es nicht an Fanatikern fehlte . welche von Zeit zu Zeit gegen den unschuldigen Trank eiferten. So forderte z. B. im Jahre 1532 ein exaltirter Scheikh in Cairo den Pöbel auf, die Kaffeeschenken zu 27' 416 U n g e r. stürmen und zu verwüsten , und selbst eine Dame^ des Harems in Stambul entlockte Solimann II. ein erneutes Verbot gegen den Genuss des Kaffees. Das half vielmehr dem Kaffee für immer seine Geltung zu verschaffen , denn die Synode der Doctoren und Gesetzeskundigen in Kairo im Jahre 1535 so wie der Kadi und seine Gesetzgelehrten in Mecca erklärten den Kaffee immerhin für unschädlich und un- schuldig, ja selbst in den geselligen Gelagen, die sein Genuss herbei- führte, konnte man durchaus nichts dem Koran Widerstreitendes auffinden. Aus der arabischen Literatur jener Zeit, die eben so viele Spott- als Lobgedichte gegen den Kaffee enthält , lässt sich ersehen, mit welchen fortwährenden Kämpfen sich derselbe seine Verbreitung erringen musste. So konnte nach der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Kaffee getrost seine Wanderung nach Syrien fortsetzen und sogar den Bosporus überschreiten. Im Jahre 15o4 hatte er sich bereits in Konstantinopel festgesetzt. Das erste daselbst entstandene Kaffeehaus wurde zum Sammelplatz der Geselligkeit , an der alle gebildete Welt Theil nahm, und daher nicht mit Unrecht als „Schule der Weisheit" gepriesen wurde. Aber bald überfüllten und vermehrten sich die Kaffeehäuser in eben dem Masse als die Moscheen leerer wurden, ein Umstand, der neuer- dings für den Kaffee und seine Verbreitung Gefahr drohend zu werden anfing, jedoch zum Glücke ohne Folgen war, da die Freunde des erhei- ternden Getränkes es an Lobpreisungen aller Art nicht fehlen Hessen und selbst die türkischen Frauen dafür ihr Wort erhoben, ja es so weit brachten, dass eine NichtVerstattung des Kaffeegenusses von Seite des Mannes, als ein gesetzlicher Grund der Ehescheidung ange- sehen werden konnte. Erst ein Jahrhundert später kam der Kaffee nach dem übrigen Europa. Im Jahre 1671 wurde in der Hafenstadt Marseille, im Jahre darauf in Paris das erste Kaffeehaus eröffnet. Auch hier hatte der Kaffee neuerdings mit mancherlei Widerwärtigkeiten und Vorurtheilen zu kämpfen. Während in England es vorzüglich die Bier- und Wein- wirthe waren, die in dem Umsichgreifen dieses Trankes eine Ver- kürzung ihrer gewerblichen Thätigkeit erblickten, waren es in Frank- reich besonders die Söhne Äsculap's, die ihm vielleicht in gleicher Absicht entgegentraten und ihn als „poison lent" in Übeln Ruf zu bringen suchton. Allein auch die feierliche Doctorsdisputation des Botanische Streifzüge auf dem Gebiete der CuUurgeschiehte. . 417 Colomb im Jahre 1679, die den Marseillesern beweisen sollte, dass der Genuss des Kaffees ihnen nur schädlich sein könne, hatte keines- M'egs die gehoffte Wirkung herbeigeführt. Gleichzeitig als die arabische Kaffeebohne im Handel ihren Weg immer weiter fortsetzte, war es den industriellen Nationen den Hol- ländern, Franzosen und Engländern auch darum zu thun, die Ver- pflanzung des Baumes in geeignete Länder zu bewerkstelligen und so dem vermehrten Bedürfnisse durch eine vermehrte Production entgegen zu kommen. Im Jahre 1616 waren bereits die ersten Kaffeebohnen von Mochha nach Holland gebracht worden, aber erst 74 Jahre später (1G90) machte man Versuche, dieselben auf Java auszusäen. Ein Exemplar des da gewachsenen Kaffeebaumes kam in die Gewächs- häuser nach Amsterdam und ein Abkömmling davon als Geschenk an König Ludwig XIV. nach Paris und wanderte im Jahre 1722 nach Martinique. Von demselben Individuum stammen alle Kaffeebäume der Antillen ab. Fast gleichzeitig (1718) verpflanzten die Holländer den Kaffeebaum auch nach ihrer Besitzung Surinam , die Engländer den- selben nach Jamaica und die Franzosen nach Ile de Bourbon. So war der Orient und Occident mit dem Mittel der geselligen Vergnügungen, das so manche Ausbrüche roherer Sitten bezähmte und entfernte, vertraut geworden, und es handelte sich nur noch darum, ihm in dem neuen Vaterlande immer mehr Ausbreitung zu verschaffen. Und in der That gelang es dem darauf verwendeten Fleisse, dass schon 1719 die erste Ladung Java-Kaffee nach Holland und 1732 der erste Jamaica-Kaffee nach England gelangte, und dass gleichzeitig Ile de Bourbon und Surinam die europäischen Marktplätze mit dem Producte ihres Pflänzlings versehen konnten. Allein noch viel reissender ver- breitete sich die Cultur des Kaffeebaumes am Ende des achtzehnten und am Anfange des neunzehnten Jahrhunderts. Ceylon, Vorder- und Hinterindien bis Cochinchina, die Sunda-Inseln, die Molukken, die Philippinen so wie die Südsee -Inseln hatten nach und nach Kaffee- pflanzungen erhalten , und wo in den gebirgigen Theilen hinlängliche Feuchtigkeit sich mit der nöthigen Wärme paarte, Avar ihre Existenz gesichert. Dasselbe fand auch in der neuen Welt Statt, und ganz Westindien, Central-Amerika, Mexico, die südlichen Theile der Ver- einigten Staaten, Brasilien u. s. w. lieferten von Jahr zu Jahr grössere Mengen eines nicht minder ausgezeichneten Productes, so dass gegen- 418 U n g e r. wärtig Brasilien allen übrigen Ländern vorausgeeilt ist, während der KalTeegarten Yemen's der Quantität des Erzeugnisses nach auf dem letzten Platze steht. Der Kaffeebaum ist in der Regel 12 — 15Fuss hoch, kann jedoch durch Zucht eine Höhe von 4, aber auch von 40 Fuss erlangen. Der schlanke Stamm mit überhängenden Ästen, länglich eirunden dunkel- grünen und glänzenden Blättern, so wie die kleinen weissen, wohl- riechenden Blüthen nehmen sich sehr lieblich aus. Die kleine ovale Beerfrucht, anfänglich grün , dann scharlachroth und endlich violet, enthält in ihrem Fleische zwei mit der flachen Seite an einander lie- gende Samen, die Bohnen. Blüthen und Früchte schimmern das ganze Jahr hindurch durch das grüne Laub. Der Kaffee wird in Samenbeeten gesäet, nach 6 — 7 Monaten verpflanzt und gibt schon im zweiten Jahre Früchte; jedoch erreicht der Baum erst im vierten Jahre seine volle Ertragsfähigkeit, die nach der Kräftigkeit der Individuen und nach den verschiedenen Ländern sehr ungleich ist. Während ein Baum durchschnittlich jährlich 4 Pfund Bohnen liefert , gibt er z. B. in Yemen mehr als noch einmal so viel, und in seiner Heimath, den Gallasländern , soll er schon im zweiten Jahre 30 — 40 Pfund liefern. Mehrmals des Jahres findet die Ernte Statt. Gleich nach derselben kommen die Früchte um das Fleisch zu entfernen in eine Mühle , worauf die Samen getrocknet und end- lich in einer Walzmühle von ihrer dicken, sie umhüllenden Haut befreit werden. Der Kaffeebaum bedarf zu seinem Gedeihen eine Mittelwärme von 16 0 R., die nie unter 10« R. sinken darf: jedoch verträgt er auch zu grosse Hitze nicht. Dies macht seine Verbreitung nur inner- halb der Tropen, höchstens bis zum 30. Grad n. Br. möglich, und auch hier ist sein Gedeihen besser in den gebirgigen , gut bewässerten Theilen, als in der Ebene. Der Kaffee erheitert und erregt die geistigen Thätigkeiten, ins- besonders die Phantasie. Er lässt uns körperliche Strapazen leichter ertragen und verscheucht den Schlaf; aber was noch mehr ist , er vermindert das Bedürfniss für Nahrung, ohne dass dabei Kraft und Arbeitslust einen Abbruch finden. Diese Eigenschaften, welche jenen des chinesischen Thees ziemlich ähnlich sind, haben zu seiner Ver- breitung mächtig beigetragen und ihn wie jenen zum Lieblingstranke aller Völker der Erde gemacht. In grösserer Menge genossen bringt Botuiiischc Streifiiig'e auf dem Gebiete der Culturgescliichte. 419 der Kaffee jedoch Zittern, Harnzwang, Berauschung, selbst ekstatische Zustände und tiefen, anhaltenden Schlaf hervor. Der Kaflee wird im Orient als Aufguss der gerösteten Samen sammt dem Bodensatz ohne alle Beimischung getrunken. Meistens entfernt man denselben , versüsst ihn mit Zucker und mischt ihn mit Milch. Aber auch die Blätter geben geröstet ein braungefärbtes In- fusum von Geschmack und Geruch, die zwischen Thee und Kaffee die Mitte halten, aber gegenwärtig noch wenig benutzt wird. Im Jahre 1817 verbrauchte Europa allein 226 Millionen Pfund Kaffeebohnen, im Jahre 1848 — 382 Millionen Pfund, Nordamerika gleichzeitig 160 Millionen Pfund. Im Jahre 1836 betrug die Gesammt- production des Kaffees 300 Millionen Pfund, im Jahre 1851 — S23 Millionen Pfund. Das erhöhte Bedürfniss nach Kaffee, welches mit dem geringe- ren Verlangen nach Spirituosen Getränken, namentlich nach Brannt- wein, Hand in Hand geht, hat jedoch ausser dem Kaffee zu manchen anderen Aufgüssen gerösteter Samen und Früchte , sowie Wurzeln u. dgl. geführt, worunter nur die vorzüglichsten und bekanntesten hier angegeben werden sollen. So hat Spanien in der Wurzel von Cyperus esculentus L. , Corsica im Samen von Hex aequifoUum L., Griechenland im Samen von Cicer arietmwn L. (Stragalion) und Lupinus albus L. , Mitteleuropa in den Wurzeln von Bauens carota L., Leontodum taraxacum L., vorzüglich aber von Cichorium Inty- bus L. , wie auch in den Samen von GuUum Aparine (Tüngelkaffee) in den Eicheln, den Getreidearten und Hülsenfrüchten ihre KalTee- Surrogate gefunden. Das Gleiche ist mit Ästragahis baeticus L., dem Stragelkaflee in Schweden, mit dem Salep in der Bucharei und mit mehreren andern der Fall. Zur Zeit der Continentalsperre hat man sich in Europa selbst mit dem Samen von Asparagus officinaUs L., mit den Körnern der Weintrauben, Johannisbeeren u. dgl. behelfen müssen. Merkwürdig ist, dass selbst Afrika als Vaterland des Kaffee- baumes mehrere Stellvertreter desselben aufzuweisen hat, ohne welche verschiedene Völker die wichtigsten ihrer Genussmittel entbehren müssten. Hierher sind zu zählen die Früchte von Brabejum stellutum Thunb. vom Cap, die Samen von Phoenix reclinatn Jacq., welche den Hottentotten, von Sida mutica Del. (Abutilon asiaticum G u i 1 1. et PerotJ und llibiscus csculentus L.,die den Bewohnern von Nordafrika ein kafteeähnüches Getränk geben; vor allen aber der Giirunusbaum 420 U n {,' e r. {Sterculia aciitninafaBeüüy.J, der den Kaffee von Sudan liefert, und der Kaffeebaum von Burnu (Parkia afncana R. Br.^, welche mit jenen unentbehrlich für die Länder von Mittelafrika sind. Herr Th. Kotschy machte die Beobachtung, dass der aus den Samen von Sida mufica bereitete Trank Gana genannt nur in Nubien üblich ist, während die Pflanze selbst Sennaar noch erreicht. Kärglicher ist Amerika mit dergleichen Ersatzmitteln versehen, und es sind nur die Samen von Cassia occiilentaUs Hort, und die gerösteten Beeren von Triosteum iierfoUatum L., welche in Virginien und Carolina zu diesem Zwecke benützt werden. Der Kaffee übt seine Wirksamkeit vorzüglich durch das Caffein und durch das beim Rösten der Samen entstehende empyreumatische Öl aus. Die hierüber angestellten Versuche haben gezeigt , dass vor- züglich dem letzteren Stoffe die durch Verminderung der Excretions- producte im Harne erfolgende Retardation des Stoffwechsels und damit das Gefühl der Sättigung zuzuschreiben sei, während das Caffei'n hierauf weniger Einfluss nimmt und mehr auf das Gehirn ein- zuwirken scheint. Es erklärt dies den leichten Ersatz des Kaffees durch so viele mit ihm durchaus nichts gemein habende Pflanzen. Höchst wahrscheinlich länger als der Kaffee ist der Kath (arab. Cät oder Käad, abyssin. Tschut, Tschat, Tschai) in Arabien und Abyssinien im Gebrauche. Es sind die Blätter und Blattknospen einer kleinen baumartigen Pflanze der Catlia eclulis Forsk. (Celastrus eduUs Vahl^, mit grünen, gegliederten Zweigen und kleinen Blüm- chen. Die lanzettlich-elliptischen wohlriechenden Blätter haben grosse Ähnlichkeit mit jenen des chinesischen Thees. Er wächst in Arabien und Abyssinien wild und wird daselbst auch cultivirt. Dort ist die Haupt- cultur auf dem Dschebbel Sabber iuYemen, hier nach A.Richard') bei Abba-Gerima nächst Adona und in der Provinz Choa, nach Dr. Ro-th2) in Efaat und Kaffa im hinern Äthiopiens. Die getrockneten Blätter geben im Aufgusse mit Wasser, gemischt mit Milch und versüsst mit Honig, ein angenehmes aufregendes Ge- tränke , das heiter und gesprächig macht , den Schlaf verscheucht und liebliche Träumereien hervorruft, jedoch keineswegs jene unan- genehmen Nachwirkungen verursacht, wie alle stärkeren Erregungs- ') Voyage eii Abyssinie p. 134. *) On Botany in Shoa p. 414 (Maj. Harris, the highlaiids of Aetliiopia. Lond. 1844). RotaiiisL'hc Streifzüge auf dem Gebiete der CuKurgescliichte. 421 mittel. Ausser dem Aufguss benützt man vorzüglich in Yemen die frischen Blätter und namentlich die Knospen zum Kauen; und es gehört die Sitte des Kathkauens zu den einladendsten, der sich der Araber beim Frühstück, Mittagsessen und selbst in seinen heiteren Nächten hingibt. Man zieht zu letzterem Zwecke die cultivirte Pflanze der wildwachsenden weit vor. Es wird bei den Wohlhabenderen damit viel Luxus getrieben, und so wie man bei uns dem Fremden eine Tasse Thee oder Kaffee anbietet , wird derselbe dort mit den grünen Zweigbündeln des Kath beehrt. Die im Zimmer der Vornehmen umher- liegenden entblätterten Zweige sind der Massstab der Wohlhabenheit und der Gastfreundschaft. — Eine andere Pflanze Afrika's, welche gleichfalls ein theeartiges Getränke liefert, ist die auf den Bäumen der Insel Bourbon schma- rozende Orchidee — Angraeciim fragrcms Pet. Thou. Wie der Name besagt, ist es der Duft der lederartigen Blätter, welcher diese Pflanze dem Menschen als Arznei- und Genussmittel zugeführt hat. Der Fahanthee, so heisst der aus den getrockneten Blättern bereitete Aufguss, wird pur oder mit Zucker versüsst wie Thee und Kaffee getrunken. Der wirksame Bestandtheil des Fahan ist das Coumarin, eine Substanz, welche auch in der wohlriechenden Tonca- bohne, d. i. dem Samen von DipterLv odorata Willd. (Coumarouna odorata kvih\.),^mQiS in den Wäldern Guiana's einheimischen Baumes, ferner in unserem Steinklee (Melilotus officinaUs Willd.^, in den Gräsern Anthoxanthum odoratum L. und IIolcus odoratus L. und endlich auch im Waldmeister (Asperula odorata h.) vorkommt, von welch' letzterer Pflanze der weinige Auszug in manchen Weingegen- den Deutschlands den bekannten und beliebten Maitrank liefert. Weder Fahan noch Kath haben sich bisher über die Länder ihrer Heimath verbreitet. Näher als diese beiden stehen der Cacao und die Guarana durch ihre wesentlichen Bestandtheile dem Kaffee und Thee. Von dem einen wie von dem andern werden die gerösteten Samen als angenehme, erregende und zugleich nährende Getränke benützt. Bekannter ist derCacao, aus welchem dieChokolade bereitet wird. Er kommt von einem Baume, dem Theobroma Cacao L., welcher im Flussgebiete des Amazona's und Orinoco's wild wächst und sich von da über ganz Central-Amerika und die Antillen verbreitet hat, gegenwärtig selbst in Afrika und Asien angebaut wird. Die 2JJ — 40 länglich runden Samen der Icürbisartigen Frucht schmecken frisch bitter mit einem eigenthünilichen Beisatze. Auf verschiedene Weise eingesammelt und getrocknet, werden sie in den Handel gebracht, welcher besonders dem Bewohner der Niederungen von Mexico , Guatemala , Nicaragua, Caracas u. s. w, eine reiche Quelle der Einnahme eröffnet. Da das aus der Cacaobohne bereitete Getränk noch jetzt in ganz Mittel-Amerika als Nationalgetränk angesehen werden kann, so dürfte die Bekanntschaft der Eingebornen mit derselben in eine sehr frühe historische Zeit zurückgehen. Im Jahre 1520 kam sie nach Europa und fand da bald als ein sehr angenehmes Reiz- und Nahrungsmittel besonders durch die ihr verliehenen Beigaben eine grosse Verbreitung i). Gegenwärtig mag die Chokolade wohl von mehr als 50 Millionen Menschen getrunken werden. — Ähnlich wie der Cacao wird auch das Guaranä zum Getränke bereitet. Es sind die schwarzen Samen von PauUnia sorbilis Mart., einer Schlingpflanze Brasiliens, welche geröstet und verkleinert mit Wasser zu einem Teige angemacht werden. Diese Pasta, zu Broden von verschiedener Form geknetet und getrocknet , dauert Jahre lang und ist unter dem NamenGuaranä, brasilianische Chokolade, bekannt. Diese Brode schmecken zusammenziehend bitterlich und riechen wie saures Brod. M;tn bedient sich ihrer nach v. Martius vorzugsweise auf Reisen, wo sie abgerieben und mit Wasser angemacht, wohl auch mit Zucker versüsst, ein Getränk liefern, das anregende und kräf- tigende Eigenschaften besitzt. Das Guaranä wird vorzüglich von dem Indianerstamme Mauhes in der Provinz von Parä am Tapajoz und bei der Villa Topinambarana bereitet; sie scheint jedoch sowohl unter diesen als anderen Indianerstämmen Südamerika's schon sehr lange im Gebrauch zu sein. Cacao und Guaranä besitzen in dem Theobromin und dem Gua- ranin Substanzen, welche in ihrer Zusammensetzung mit dem KalTein zu- nächst übereinkommen, oder, wie die neuesten Untersuchungen zeigen, mit diesem ganz identisch sind. Es ist daher nicht zu wundiM'n, wenn ') Die feine und gute Chokolade wird bereitet, indem man die g-eröstelen und oesehälten Bohnen zerquetscht und mit Zucker und Vanille, auch wohl mit anderen (iewürzen und nahrhaften Substanzen mischt und erkalten lüsst. Um daraus ein Getränk zu erhalten, wird der feste Brei mit Wasser oder Milch g-ekocht und häufig' noch weiter versüsst und verbessert. nolaiiiiche StreiCziige auf ilem Gi'biete der CulturgeschiphU'. 423 wir bei ihrem Gebrauche auch dieselben Wirkungen wieder finden. Doch möchte ich kaum glauben, dass der Mensch ohne vielfache, nur zu häufig vergebliche Versuche in der alten so wie in der neuen Welt zur Anwendung der kaffeinhaltigen Ptlanzentheile gekommen ist. In Ostindien wie in Ägypten bereitet man seit unvordenklichen Zeiten aus den zarten krautartigen Theilen des Hanfes eine Substanz — das Haschisch, das sowohl alsBelebungs- und Erheiterungsmittel, als zur Hervorrufung ekstatischer Zustände im allgemeinen Ansehen stand. Herodot erzählt von den Scythen, dass sie Hanf auf glühende Steine streuen, um sich durch den aufsteigenden Dunst in einen Zu- stand des Entzückens zu versetzen, und Diodor von Sicilien führt an , dass Weiber in Theben (Ägypten) ein Mittel besässen , Kummer und üble Laune zu vertreiben , und es ist sehr wahrscheinlich , dass dies Mittel dasselbe ist, welches Helena dem Telemach unter den Wein mischte (vy;;r£v3-£? yäp/j.axov) ^j. Plinius und Droscorides nennen den Hanf zuerst ein Arzneigewächs. Galen kennt bereits seine betäubende Kraft. Bei den alten Indern und Persern heisst er ßangue. Er wächst noch am Himalaja selbst bis zu einer Höhe von 7000' wild und wird bis zu 12 Fuss hoch. Ohne Zweifel ist er von da aus seit undenklichen Zeiten über China, Japan, die Tartarei westlich und südlich über Syrien, Arabien, Kaukasien, Südrussland, Taurien, ferner über ganzEuropa und Nordasien bis zum GO.Gradn.B., so wie über Ägypten, Nord- und Süd-Afrika, Nord- und Süd-Amerika verbreitet worden. Bei den Hottentotten heisst er Dacha. Der indische Hanf (Canabis indica), von welchem diese Wirkungsweise herrührt, ist nur eine Abart des gemeinen in Europa angebauten Hanfes (Canabis sailva L.J. Er erlangt jedoch im Oriente eben so wie der Mohn viel wirksamere Bestandtheile als bei uns , ja der cultivirte Hanf wird in Arabien und in der Türkei zu diesem Zwecke dem wildwachsenden bei weitem vorgezogen. Indess variirt der Harzgehalt nach dem Standorte auch hier sehr bedeutend , daher man zwei Sorten Bang und Gunjah unterscheidet. Man baut den Hiinf auf eigenen Beeten und lässt die einzelnen Pflanzen, damit sie sich recht ausbreiten können, 9 Fuss weit von einander stehen. Gleich nach dem Blühen wird das in den Haardrüsen der Blätter und Stielchen in grosser Menge vorhandene zähflüssige Harz {CJuhtus) ») Odyss. IV. 220. 424 Unser. gesammelt und zwar durch Leute, welche mit ledernen Schurzfellen angethan durch die Hanffelder laufen und dabei die klebrigen Haar- drüsen welche leicht am Leder haften bleiben , abstreifen oder indem man wie in Persien, die zarten Pflanzentheile zwischen Tüchern presst, oder endlich dadurch, dass man das Harz mit den Händen abstreift. In allen Fällen wird die erlangte harzige Substanz von den angewen- deten Theilen durch Abschaben erhalten. Ich habe es nicht für überflüssig gehal- ten von diesen Haardrüsen hier ein Paar Ab- bildungen die erste in ITOmaliger, die zweite in 240maliger Vergrösserung von der euro- päischen Pflanze beizufügen. Fig. 1 ist eine Drüse mit einem Stück Oberhaut, von der aus sich ihr Stiel erhebt. Fig. 2 ist eine kürzer gestielte ähnliche Drüse. Man erkennt deutlich, dass es nur ein Häufehen kleiner runder Zellen ist, welche die Secretion dieser schmierigen stark riechenden Substanz be- werkstelliget. Diese secernirende Zellgruppe ist aber von einem sie an Grösse bei weitem übertreffenden sehr zarten Häutchen über- ragt. Dieses ist es auch, welche das Se- cretum aufnimmt, und nur bei Verletzung austreten lässt. Im ausgebildeten Zustande ist dasselbe von dem Contentum so ausge- spannt, dass es sich auch abwärts über ihre Basis ausdehnt. Behandlung mit Alkohol, der einen Theil des Inhaltes löset, lässt es dann faltig erscheinen. Es dürfte kaum einem Zweifel unterliegen, dass dieses Iläut- chen etwas anderes als die gemeinsame Cuticula eben jenes secernirenden Zell- haufens ist. Ausser dem C/iurrus werden auch die jungen mit Blüthen und Früchten besetzten Theile des Hanfes getrocknet, zerrieben und so als Berauschungsmittel verwendet. Das Hanf harz wird in Nepaul und Hiiidostan und das beste in Herat gewonnen: der gepulverte Hanf ist in Nordafrikit üblich und wird Keef genannt. Fig. 2. X-HM Botanische Streifjsiige auf ilcni fleblote der CuKurgeseliicIife. 425 Eine dritte Art Haschisch ist das Extraet, welches aus eben denselben Theilen des Hanfes durch Kochen mit Syrup oder etwas Butter u. s. w. bereitet wird. Zu diesem syrupartigen Extracte wird, um den widerlichen Geschmack zu verbessern, Rosen- oder Jasniinöl liinzugesetzt. Aus diesem Extracte werden erst eine grosse Menge der verschiedensten Präparate durch Zusatz gewürzhafter und zuckerhaltiger Substanzen gemacht, welche in Form von Pastillen, Morsellen, Pillen, Latwergen und Cofituren etc. selbst als Liqueure und Arrake in Handel kommen, auch wird es, um seine Wirksam- keit zu erhöhen und zu modificiren, mit anderen narkotischen Pflan- zen wie Mohn , Stechapfel und Krähenaugen versetzt. Man nimmt endlich das Extraet wohl auch für sich allein oder setzt es in geringer Menge dem Kaffee bei. Aus den frischen Hanfblättern wird in Hindostan auch ein Trank bereitet i). Es ist beinahe unglaublich , dass in der gesammten Türkei, Arabien, Persien, Indien, so wie im nördlichen Afrika, dem Stamm- lande der Haschischcultur , selbst in Südafrika (Hottentotten), in Central-Amerika und Brasilien, wohin der Haschisch bereits seinen Weg gefunden hat, mehr als 300 Millionen Menschen denselben verzehren. Der Haschisch bewirkt sowohl durch den Magen als durch die Athmungswerkzeuge in Dunstform aufgenommen, Heiterkeit und Frohsinn bis zur tollsten Lachlust, die angenehmsten Träume, die wonnigsten Gefühle und steigert zugleich die Esslust. Dr. Morreau sagt von dem, der Haschisch genossen hat: „es sei als ob die Sonne jeden Gedanken beschiene , der durch das Gehirn zieht und jede Bewegung des Körpers zu einer Quelle von Lust mache." Die Gedanken werden zwar leicht unterbrochen, aber sie bleiben klar und folgen sich ungemein rasch und lebhaft. „Der Geist empfindet dabei einen Stolz, welcher der Erhöhung seiner Thätigkeiten entspricht, die, wie er sich bewusst ist, an Energie und Kraft gewonnen haben". „Die Grenzen der Möglichkeit, das Mass des Raumes und der Zeit hören auf. Die Secunde ist ein Jahrhundert und mit einem Schritte überschreitet man die Welt." Alles ist voll süsser Düfte und Harmonien , alles erlangt Plasticität und Leben , Bewegung ') Vergleiche auch Landerer. Über CanaMs indieu, Österr. botaii. VVorheiiblatt, 1856, p. 26. 426 U n g e r. und Sprache, selbst die Töne scheinen sich zu verkörpern; überall erscheinen die wundervollsten Bilder. Der Orientale geniesst mitten im Harem umgeben von Weibern unter Tanz und Musik im Haschisclirausche in der That das Vor- gefühl seines auch im wachen Zustande erträumten Paradieses. Im höchsten Grade ist Streitlust und Raserei die Folge vermehrten Haschisehgenusses. Die Assassinen haben ihre Wuth und ausgeübten Grausamkeiten, wie man weiss, nur dem übermässigen Genuss dieses narkotischen Reizmittels zu danken. Nach Anlage Temperament, Race u. s. w. sind sowohl die ursprünglichen Wirkungen des Haschisch als dessen Nachwirkungen verschieden. Wie sie bei einigen spurlos verschwinden , bringen sie bei anderen Niederge- schlagenheit, Erschlaffung, Mangel an Appetit, Nervenkrämpfe, Besinnungslosigkeit, Delirien und kataleptische Zustände hervor, doch kommen durch den Gebrauch des Haschisch bei weitem nicht jene traurigen Nachwirkungen hervor, welche der übermässige Genuss des Opiums und des Branntweins hervorbringt. Eine in Beziehung auf Erhöhung des Lebensgenusses noch wichtigere Pflanze als der Hanf ist der Mohn (Papaver somni- ferum L.J. Schon zu Homer's Zeiten muss er in Kleinasien angebaut worden sein. Theophrast kannte bereits 4 Varietäten. Ktesias uiul Hipp 0 er ates empfahlen ihn als Heilmittel und Dioscorides unterschied wilden und angebauten und weissen und schwarzen Mohn. Zu Virgil's Zeiten wurde er bereits in Italien gebaut, auch kannte man seine schlafmachende Wirkung.«) Plinius erzählt ^j dass es Sitte sei, Wein mit Opium zu versetzen und daraus einen Schlaftrunk zu bereiten. Da der Mohn zugleich zu den Attributen des Morpheus gehört, so mag seine schlafbringende Eigenschaft schon lange bekannt gewesen sein. Es scheint, dass die Mohncultur und die Benützung der Pflanze als Erregungsmittel lange Zeit in dem mittelasiatischen Nord-Afrika und in Ländern ohne bedeutenden Einfluss auf das Wohl und Wehe von deren Bewohner getrieben worden ist, bevor sie jenen Aufschwung erlitt, der ihr seit Anfang des 16. Jahrhunderts zu Theil wurde. Der Mangel eines Sanskrit- ') Uruut lethaeo perfusa pnpavern sonino. Vir^il. (ieoig:. I. 78. 2) Hist. A(,t. XX. 18. Botanische Strt'ifziig-e auf «lern Gebiete ammengesetzte und schwer anzu- geben, was den PfelTerblättern für sich zukommt. Die Aufregung, Beängstigung, der Schwindel und die Narkose, die den noch unge- wohnten ßetelkauer befällt, dürfte eher ein Ergebniss des Betel- blattes als der Arecanuss sein, während die Salivation eben so vom Atzkalk wie von den beiden andern Substanzen herzuleiten ist. Der länger fortgesetzte Genuss des Betels hat jedoch immer eine angenehme Aufheiterung zur Folge. Übrigens erregt er die Ver- dauungskraft und vermindert die allzustarke Ausdünstung der Haut — Dinge , die in den Tropenländern von grossem Belange und sehr erwünscht sind. Die adstringirende und gerbstolfreiche Arecanuss mag dabei dem scharfstoftigen Pfeffer zu einer sehr zweckmässigen Unterstützung dienen und der Ätzkalk zum leichteren Freiwerden des Aroma nicht undienlich sein. Die Betelpflanze, ein kletterndes Gewächs, konmit itj Ostindien wild vor und wird in allen tropischen Ländern Asiens, ja selbst im nördlichen Indien bis gegen den Himalaja hin angebaut, von wo die Blätter sogar frisch nach Labore gebracht werden. Auch ist sie in ') Nun vcrcbor inter plantanon miracula reponerc, qiiod TJieophrastus in quarto revitat de fructibus, herham ab fiido allatam, qua manducafa coitum septuagies ille in die expellcre passet etc. Ilieroii. Cardani. De subtilitate Libri XXI, Basilae 1532, Lib- VMI, p. 27i). 434 U n g e r. China, anfallen grossen und kleinen Inseln Australiens und über einen Theil der Inselgruppe des stillen Oceans verbreitet. Die Arecanuss stammt von der schönen auf den Philippinen, Molukkcn, den Sunda- inseln und auf Ceylon einheimischen Arecapalme (Areca Catechu h.J. Diese schlanke 30 — 40' hohe Palme liefert eine so grosse Menge dieser Nüsse, dass sie einen wichtigen Handelsartikel dieser Länder ausmachen und alle Betelkauer, deren Gesammtzahl auf 100 Millionen anzuschlagen ist, versorgen müssen. Die Zubereitung des Betels zum Kauen besorgen die zarten Hände der Frauen. Meyen, der es in Manilla gesehen , beschreibt sie auf folgende Weise. Die Arecanuss wird nach Wegnahme der äusseren grünen und harten Schale mittelst eines starken Messers der Länge nach in 4 — 8 gleich grosse Stücke zerschnitten. Die Blätter des Betelpfeffers werden auf der inneren Seite mit Kalk aus gebrannten Korallen und Muschelschalen bereitet, bestrichen und damit jene Stücke eingewickelt. Ein solches läng- liches, fingerdickes Röllchen wird Buyo genannt. Jedes Haus hat für den ganzen Tag seine nothwendigen Buyo's vorbereitet, von dem alt und jung, Männer und Weiber zehren. Der Reisende, der im Freien Arbeitende trägt seine Betelbemchen in einem Beutel oder in einer Dose. Jedem Fremden wird ein solches angeboten , wie man bei uns etAva eine Prise Tabak anbietet. Der Luxus mit den Beteldosen und Beutelchen ist gross. Reiche haben sie von Silber und Gold, Ärmere von Hörn und Holz. Ob die Damen ihren Verehrern ßetelbeutelchen verehren , wie man hier Tabaksbeutel und Cigarren- täschchen als Zeichen der Begünstigung ertheilt, ist mir nicht bekannt, wohl aber, dass es ein gebildetes Frauenzimmer für unartig hält, wenn der von ihr aus dem Munde genommene Betelbissen nicht mit Dank und Zärtlichkeit von dem erwählten Galant weiter gekaut wird. Wenn man bedenkt, dass das Betelkauen in der Folge die Zähne schwarz, die Lippen und das Zahnfleisch dunkelroth färben, so mag diese Sitte wohl für einen Birmanen, Siamesen oder Cochinchinesen, keineswegs aber für einen Europäer viel anziehendes haben. Dass die Arecanuss auch noch durch andere vegetabilische Sur- rogate ersetzt wird, übergehe ich mit Stillschweigen. Von einer andern PfefTerart, dem Awa-Pfeffer {Piper meti- st ichmn Forst.^ wird nach dem Zeugnisse G. Forster's auf den Socieläts-, Freundschafts- und Sandwichs-Inseln ein scharfes, ekel- haftes Getränke bereitet, das jedoch wegen seiner berauschenden und Botanische SlreifzHge auf dem Gel)iete der Cultiirfjeschifhte. 435 sopireiulen Eigenschaft daselbst sehr beliebt ist. Die Pflanze wird zu dem Zwecke sorgfältig angebaut und die zerriebene, oder von Wei- bern gekaute Wurzel sammt dem Speichel mit Cocosmilch oder Wasser versetzt. Der ärmste und versoffendste Europäer dürfte kaum lüstern werden nach solchem Getränke. Im neuen Continent wird der Betel durch die Coca vertreten, Blätter, die von einem Strauche kommen, welcher die Grösse unseres Schleedorns erreicht und gleichfalls als Masticatorium benutzt werden. Als die Spanier nach der Entdeckung von Peru weiter ins Innere des Landes eindrangen, fanden sie im gebirgigen Theile der Cordil- lera häufig jene Pflanze cultivirt, deren Gebrauch gewiss schon den alten Ynkas bekannt war, mit deren Eroberungen sich auch diese nützliche Pflanze verbreitete. „Manko Kapak, der göttliche Sohn der Sonne, war vor undenklichen Zeiten herabgestiegen von den Felsen- mauern des Titikaka-See's und hatte das Licht seiner Mutter aus- gegossen über die armen Bewohner des Landes. Er hatte ihnen Kenntniss gebracht von den Göttern, sie nützliche Künste gelehrt und den Ackerbau verbreitet. Zugleich hatte er sie mit der Coca beschenkt, mit dem göttlichen Kraute, welches den Hungrigen sättiget, dem Müden und Erschöpften neue Kräfte verleiht und dem Unglücklichen seinen Kummer vergessen macht." In allen bürgerlichen und religiösen Einrichtungen des Landes war die Coca verflochten. Anbau und Ernte war vom Staate geschützt. Bei allen Ceremonien und gottesdienstlichen Opfern spielte die Coca eine Rolle. Wie anders gestaltete sich alles, als die Kirchenversamm- lung von lo67 und ein königliches Decret von lo69 diese Pflanze als ein nichtiges Ding, ihren Gebrauch für heidnisch und abgöttisch erklärte und als ein Blendwerk des Teufels verbot. Allein die in Folge dessen zerstörten Anpflanzungen erhoben sich bald wieder und die Überzeugung von der Wichtigkeit der Coca- blätter selbst für die Mülien des täglichen Lebens Hess das Blendwerk des Teufels bald wieder in ein Geschenk des Himmels (perla de Amerika) übergehen , als welches sie noch heutiges Tages über die Hochländer von Peru, Titikaka, Bolivien und Arequipa ihren Segen verbreitet. Die Blätter der Coca , die fast geruchlos sind und nur etwas bitterlich schmecken, werden wie die des Betels nicht für sich allein 436 U n g e r. benützt, sondern mit etwas Pflanzenasche (Tondra) oder gepulvertem Kalk vermengt und zu einer Kugel geformt gekaut. Da diese Kügel- clien klein und bald erschöpft sind, so werden sie schon nach ungefähr 10 Minuten mit einer neuen Portion vertauscht. Der dabei reichlich zuflicssende Speichel wird nur zum Theile ausgespuckt, von manchen jedoch gar nicht ausgeworfen. Derselbe, von grünlicher Farbe, in den Magen gelangt , bringt sogleich eigenthümliche Wirkungen hervor. Er mässigt das Gefühl des Hungers, erwärmt, stärkt die Glieder und macht sie zu neuen Anstrengungen fähig und bringt nebenbei eine sanfte wohlthuende Erregung und im höheren Grade Betäubung und Delirien hervor. Der Minero (Bergmann), der Feldarbeiter, ja sogar der Maulthiertreiber kann ohne den wiederholten oft beinahe unaus- gesetzten Genuss der Coca sein Tagewerk nicht verrichten. Ihr dankt er Alles; daher auch die abgöttische Verehrung, die sich noch jetzt hie und da in den Cocadistricten zeigt, wie z. B. dass der Bergmann ein schwer zu bearbeitendes Gestein mit Cocablättern bewirft oder dass dem Todten Cocablätter in den Mund gegeben, auch den Mumien solche dargeboten werden. „Die Coca" sagt Pöppig, „ist dem Peruaner die Quelle seiner besten Freuden , denn unter ihrer Einwirkung weicht der gewohnte Trübsinn von ihm und seine schlaffe Phantasie stellt ihm dann Bilder auf, deren er sich im gewöhnlichen Zustande nicht zu erfreuen hat. Kann sie auch nicht ganz das entsetzliche Gefühl der Überreizung hervorbringen wie das Opium , so versetzt sie doch in einen nicht unähnlichen Zustand, welcher darum doppelt gefährlich ist, weil er, in schwächerem Grade zwar, weit länger anhält." Auch bei dieser segensreichen Pflanze führt das Cbermass des Genusses wie bei ähnlichen Gewächsen nur unangenehme und traurige Wirkungen herbei. Der Coquero , so wird in Peru der dem Coca- genusse leidenschaftlich Ergebene genannt, ist „für alle ernsteren Lebenszwecke unbrauchbar, er ist noch mehr Sclave seiner Leiden- schaft als der Weintrinker und setzt sich des Genusses wegen noch grösseren Gefahren als dieser aus". Da die Wirkung des Krautes erst vollkommen in der Entfernung von dem Geräusche des Alltag- lebens empfunden wird, so zieht sich der echte Coquero in das ein- same Dunkel oder in die Wiidniss zurück, um ja die Sehnsucht nach der süssen Betäubung ungeschmälert befriedigen zu können. „Sinkt auch die im düsteren Urwalde doppelt unheimliche Nacht herab, so Botanische Slreifzilge auf doin «Jeliiete Her Ciilturgescliichte. 437 bleibt jener doch unter dem Baume, den er sich erwählt, ausgestreckt. Ohne ein schützendes Feuer neben sich zu sehen, hört er gleichgiltig das nahe Schnauben der Unze und achtet es nicht, wenn unter krachen- dem Donner die Wolken in Regenfluthen sich ergiessen , oder der gleichzeitig furchtbar sausende Sturm die alten Bäume entwurzelt. Nach zwei, drei Tagen kehrt er gewöhnlich zurück, bleich, zitternd, mit eingefallenen Augen, das Bild eines unnatürlichen Genusses." „Wer einmal von dieser Leidenschaft ergriffen wurde und in Verhältnisse geräth, die ihre Ausbildung begünstigen, ist verloren. Man hört in Peru wahrhaft traurige Geschichten von jungen Menschen der besten Familien , die bei einem zufälligen Besuche der Wälder die Coca aus Langeweile zu gebrauchen anfingen, ihr bald Geschmack abgewannen und von diesem Zeitpunkte an für das civilisirte Leben verloren, wie vom bösen Zauber ergriffen, sich weigerten , nach den Städten zurückzukehren. Man erzählt, wie endlich die Angehörigen den Flüchtling in einem abgelegenen Indianerdorfe entdeckten und ihn trotz seiner Thränen nach der gesitteten Heimat entführten. Allein stets war solchen Unglücklichen das Leben in der W^ildniss eben so lieb, als die mehr geordneten Verhältnisse in Städten verhasst ge- worden, indem die Meinung den weissen Coquero so verdammt, wie unter uns den zügellosen Trinker. Daher entweichen sie von neuem bei erster Gelegenheit, um, entadelt der weissen Farbe, des Stempels natürlich höherer Stellung unwürdig und zu Halbwilden hinabgesunken, durch den ausschweifenden Genuss des aufregenden Blattes frühzeitig dem Tode zu verfallen." Der Coquero hat ein ekelhaftes Aussehen. Seine bleichen Lippen mit schwarzen Mundwinkeln verdecken nur grüne verdorbene Zähne und ein übelriechender Athem entquillt seinem Munde. Die matten trüben Augen liegen tief in der Augenhöhle eines gelben, nussfarbigen Gesichtes. Dazu kommt noch ein unsicherer schwankender Gang, der dem Ganzen das Gepräge thierischer Versunkenheit ertheilt. Der Coquero erreicht in der Regel ein Alter von öO Jahren; kommt derselbe aber wöchentlich ein- oder mehrmal zum vollen Ge- nüsse der Betäubung, ist das Klima des Ortes, den er bewohnt, warm, feucht und erschlaffend, wie in den tiefergelegenen Gegenden, so ist die verderbliche Wirkung noch früher sichtbar. Schwäche der Ver- dauungsorgane ist das erste Symptom, dem folgen gallige Beschwer- den, Stuhlverhaltungen im hohen Masse (Opilation), Gelbsucht; 438 U n g e r. endlich gesellen sich Kopfschmerzen und eine durch nichts zu ver- scheuchende Schlaflosigkeit hinzu. Appetitlosigkeit und Heisshunger wechseln. Das bilöse Colorit der Haut geht in Bleifarbe über und es tritt Wassersucht und Gliederschmerz hinzu, aufweiche der Ausbruch von Beulen erfolgt. Der immer mürrische Kranke kann auf solche Weise seine traurige Existenz noch einige Jahre hinschleppen, bis er endlieh an allgemeiner Auszehrung dem Tode unterliegt. Ein minder grelles und ungünstiges Bild der Wirkungen und Folgen der Coca entwerfen andere Reisende , wie W e d d e I I , Meyen, v. Bibra. Die Cocablätter können auch mit Wasser infundirt als Thee getrunken werden, wie das namentlich der Reisende v. Tschudi versuchte, welcher das dadurch erregte Gefühl von Sättigung mit der erlangten Kraft für Erduldung von Strapazen besonders hervorhebt. Die Indianer benützen den Thee auch als Arzneimittel eben so , wie die zu Pulver zerriebenen Blätter. Der Cocüstrixuch (^Erythroivylum Coca Liiin.J findet sich nur selten an dem Westabhange der Cordilleren, häufiger im östlichen Peru und Bolivien, v. Martius hat ihn auch in den Ebenen des Amazonen- stromes bei Ega (3" s. B.) in grossen Plantagen angebaut getroffen. Er wurde von den Eingebornen auf dieselbe Art und zu gleichen Zwecken benützt, wie dies in Peru der Fall ist. Der Cocastrauch wird höchstens 7 — 8 Fuss hoch, hat 1 — 1% Zoll lange eiförmige, dunkle, an der Unterseite hellgrüne Blätter. Er wird durch Samen fortgepflanzt , zu welchem Zwecke er in Beeten angesäet und im jungen Zustande auf terrassenförmig an- steigende Berglehnen angepflanzt wird. Der ausgehreitetste Anbau findet im östlichen Theile Bolivia's (Provinz Yongas) Statt. Man erntet 3 — 4 Mal des Jahres, wozu nur die weiter entwickelten, beim Biegen brechenden Blätter genommen werden. Die abgepflückten Blätter werden an der Sonne oder wohl auch wie in Brasilien auf dem Feuer getrocknet, was von Weibern und Kindern besorgt wird. Ein Morgen Landes gibt jährlich 800 Pfd. trockene Blätter, die anfänglich grün- lich aussehen , später aber bräunlich und schwarz werden und das zarte Aroma ganz verlieren. La Paz treibt den Haupthandel mit Coca. Ballen von 20 bis 30 Pfund werden mit 7 Piaster (2 fl. 30 kr.) bezahlt. Auf dem Markte zu Chuquito, Puno, Arequipa und Islay finden sich immer Bütanisflio Stre^IfzOge aiil dein fieliioto diT ('iiltiirj^ivschieht«'. 439 grosse Vori'äthe. Weiber besorgen den Kleinverkauf nach dem Ge- wichte. Der an den Genuss der Coea Gewohnte bewahrt dies Vade- mecum im Lederbeutel, den er immer mit sich führt. Man berechnet die jährliche Erzeugung der Coca zusammen auf 30 Millionen Pfund, welche von 10 Millionen Menschen verzehrt werden. Im Jahre 1830 betrug die Steuer von diesem Regale in Bolivia 3 Millionen spani- scher Thalcr. Dadurch, dass die Cocablätter in kurzer Zeit, in der Regel schon über's Jahr ihre Wirkung auf den Organismus verlieren , sind sie nicht geeignet ein Handelsartikel für ferne Länder zu werden. Man kennt die Coca daher nur in Südamerika, wenig in Nordamerika, gar nicht in Europa und in den übrigen Welttheilen. Bekannter als die Coca ist der Tabak, gleichfalls eine Pflanze des neuen Continents und erst seit Entdeckung desselben den übrigen Welttheilen bekannt geworden, aber wie kein anderes Gewächs seit den wenigen seither verflossenen Jahrhunderten allenthalben ver- breitet. Am Ende des 16. Jahrhunderts in Europa kaum mehr als dem Namen nach bekannt, fehlt er gegenwärtig weder der ärmlichsten Hütte, noch dem Palaste; Könige und Kaiser sowie Bettler finden daran Gefallen die zu Staub zerriebenen Blätter durch die Nase auf- zunehmen oder die Verbrennungsproducte derselben durch den Mund einzuschlürfen, ja das Tagewerk des sowohl geistig als körperlich Beschäftigten beginnt mit dem Genüsse des Tabakrauchens und schliesst häufig damit. Die Ursachen einer so grossen Verbreitung und einer so über- aus günstigen Aufnahme müssen einerseits in der angenehmen, gegen die übrigen Erregungs- und Betäubungsmittel gelinderen und daher leichter zu vertragenden Narkose sowie in jenen willkommenen Eigenschaften liegen, welche das Tabaksblatt mit der Coca, dem Betel, dem Kaff'ee und Thce theilet, anderseits in der leichten Cultur, Zubereitungs- und Aufbewahrungsweise der Pflanze, wodurch auch dem Ärmsten dieser Genuss möglich wird. Der Tabak ist unbezweifelt amerikanischen Ursprunges , und weini auch in Indien und China vor Entdeckung jenes Welttheiles U n g e r. schon die Kunst des Rauchens aus Pfeifen bekannt war, so betrifft das keineswegs den Tabak, sondern andere Pflanzen, höchst wahrschein- lich den Hanf, der in vielen Gegenden noch gegenwärtig statt Tabak oder gemischt mit demselben geraucht wird. Als Christoph Columbus im Jahre 1492 auf der Insel Guanahani den amerikanischen Boden betrat , kamen ihm rauchende Indianer entgegen. Ihr Rauchgeräthe bestand aus getrockneten Tabakblättern, welche in ein Maisblatt ein- gewickelt waren. Dasselbe beobachtete man auch auf anderen west- indischen Inseln. In Mexico fanden die Spanier den Gebrauch des Tabakrauchens allgemeiner verbreitet, und überall, wo diese und andere Eroberer Küstenstriche besetzten oder in das Innere dieses ausgedehnten Erd- theiles vordrangen, fanden sie die Sitte des Rauchens, des Schnupfens oder des Kauens der Tabakblätter bereits verbreitet. Von der Hud- sonsbay bis Patagonien, von den Gestaden, welche der atlantische Ocean bespielt bis zu den Ufern des Weltmeeres war vielleicht mit Ausnahme jener kleinen Districte , in welchen die Coca einheimisch ist, kein einziges Land, wo der Tabak unbekannt war, und avo er zugleich nicht schon angebaut worden wäre. Den rohen nordamerikanischen sowie südlichen amerikanischen Indianerstämmen war er auf Kriegs- und Jagdzügen unentbehrlich, indem sie durch ihn Hunger und Durst leichter und auf längere Zeit zu ertragen im Stande waren ; den mehr civilisirten Azteken diente er in mannigfaltiger Zubereitung als ein vei'feinertes Reizmittel. Er fehlte weder bei ihren gottesdienstlichen, noch bei ihren politischen und anderen feierlichen Handlungen, namentlich der Todtenfeier, und war gewissermassen als ein Symbol der Versöhnung und des Friedens angesehen. Den Weibern war seinGenuss jedoch fast überall untersagt. Bei dem gänzlichen Mangel unserer Kenntnisse über die Urzu- stände der rothenMenschenrace ist es wohl begreiflich, dass wir rück- sichtlich der Auffindung und ersten Benützung der Tabakpflanze so viel wie nichts wissen. Die in nordamerikanischen und mexikanischen alten Grabeshügeln aufgefundenen Pfeifen aus Thon, Serpentin, Talk u. s. w. , die unter den Wurzeln uralter Bäume hervorgezogenen Rauchgeräthe, sowie die grosse Verbreitung, welche der Tabak in Amerika bereits bei der Ankunft der Europäer daselbst hatte, lassen auf eine weit zurückgehende Bekanntschaft der Ureinwohner Ame- rikas mit diesem Kraute schliessen. Bofanisülie Streifziige iiiif doiii (ieliiete der t'iilturgesehichte. 441 Es konnte nicht fehlen, dass man auch bei demselben wieder verschiedenen Mythen begegnete, unter welchen jene, welche die Tabakspflanze für ein Geschenk des grossen Geistes (Gottes) erklarte, die verbreitetste war. Der Tabak gehört seinen Wirkungen nach zu den narkotischen oder den betäubenden Mitteln. In geringer Menge zu sich genommen erheitert er, regt die geistige Thätigkeit an, verscheucht die Sorgen und mässiget das Bedürfniss nach Speise. Ganz verschieden von der Coca, dem Opium und dem Haschisch sind zwar die ersten Versuche namentlich des Rauchens und Kauens in der Regel unangenehm , mit Kopfschmerz , Übeligkeit , Ekel und Erbrechen verknüpft , sie gehen jedoch bald vorüber und müssen nicht wie beim Opium mit neuen Dosen derselben verscheucht werden. Man greift wiederholt zum Tabak, nicht um sich von einem unangenehmen Zustande zu befreien, sondern um sich in denselben, der nach längerer Dauer immer weni- ger belästigend wird, und endlich sogar in Wohlbehagen übergeht, zu versetzen. Für viele ist der Gebrauch des Tabaks jedoch mehr ein Mittel das peinliche Gefühl des Hungers möglichst erträglich zu machen. Aber wenn der Tabak als sorgenverscheuchendes und wohl- behagcnerzeugendes Mittel den glücklichen, beseligenden Wirkungen des Opiums und des Haschisch weit nachstebt, so hat er vor diesen den unleugbaren Yortheil, auch die traurigen Nachwirkungen, die der Genuss jener Narcotica hervorbringt, nicht in seinem Gefolge zu haben. Mit Beruhigung darf der Tabakraucher der Zukunft entgegen- sehen; er darf keine Leiden, kein Übel, keine im Geheimen nagende Krankheit als Folge seiner stillen Freuden fürchten, als etwa dann, wo Constitution und Anlage zu gewissen Krankheiten durch den unmässigen Genuss des betäubenden Krautes erhöht würden. Dies ist auch der hauptsächlichste Grund, warum selbst unter den civilisirten Nationen der Tabak einen so grossen Eingang gefun- den hat, da der Mensch nun einmal ohne Sorgenbrecher und Hunger- verscheucher nicht existiren zu können glaubt. Kein Kraut hat bei seiner Einfüiinnig in die Gesellschaft gebil- deter Nationen so viel Widersacher und Feinde gefunden, als das, womit die neue Welt die alte zu beglücken suchte. Es war, als hätten sich alle geistlichen und weltlichen Mächte gegen seine Verbreitung verschworen. König Jakob I. schrieb höchst eigenhändig ein Werk gegen den Tabak , sagte ihm alles Üble nach und belegte seine Ein- 442 U r» g e r. fuhr in England mit unerschwinglichen Steuern. Wie der Kaffee , so war auch der Tabak im Oriente gegen die Satzungen des Korans, und Sultan Murad IV. verfolgte die Tabakraucher und Hess sie sogar hin- richten. Papst Urban VIII. schleuderte eine Bannbill ^gegen die Tahak- schnupfer in der Kirche" aus und Michael Fedorowitsch verordnete allen Tabakrauchern die Knute, schickte sie nach Sibirien und schlitzte ihnen die Nase auf, eine Strafe, die man auch in Persien gegen diese Verbrecher handhabte. Hören wir, wie Jakob Bälde, der beredte Jesuit i)» geg^" den Tabak eifert. In eindringlicher Rede nennt er die Tabakraucher „Rauchpfeifer, Rauchstänker, Feuersäufer, Russlecker, Dunstpfeifer, Pipendrucker, liederliche Gesellen" und ich weiss nicht was sonst noch. Eben so poetisch ergiesst er sich in den Synonymis der Tabakspfeife , die er bald Rauchnudel , bald Rauchfang , Rauch- schlauch, Tobaktrunkgeschirr, Pipenorgelwerk u. s. w. benamset. Er lässt den „Meister Rauchbart", den er für den stinkendsten, schmutzigsten und ekelhaftesten Menschen, ja mehr für ein Thier erklärt, zu seinem Lehrling im Tabakrauchen sagen: „So lerne nun fein dapfer und hurtig der Tabakflüte Wind geben, das Maul krümen, Rauch schlucken und Rotz kozen. Lerne dem Zinkenblaser Triton es bevor thun und ziehe du (mit Schleim und Schlamm wie er mit Meereswellen umgeben) durch deine Querpfeife nit weniger Windes an dich, als er durch sein Krumhorn und Schneckenmuschel von sich geblasen'^. Die Rauchstuben, „Schmäuchzimmer", nennt er „unterirdische Akademie", „holländische Tabakkellerkluft". Er schildert den An- fänger im Tabakrauchen mit den lebendigsten Farben und mit den derbsten Pinselstrichen. Die Tabakraucher sind „eine holdselige Gesellschaft von Paussbacken, von Bitenpipen, von Supenschmacker, von Rimpfnasen, von Glotzaugen, von Strobelköpfen, von Russbärten, von Schmutzklauen" u. s.w. „Diese Trunkenen sind Affen der nassen Zechbrüder und wollen es ihnen in allem nachthuu. Demnach lassen sie auch ihre Pipen gleichwie jene die Gläser im Kreise herumgehen und trinken selbige mit Schmäuch-wettstreit einander dutzet- weiss zu, nicht auf Gesundheit ihrer Liebsten (den diese Stänker *) Die Irukene Triinkenheit. Eine aus Jacohi Dalde P. Soc. J. Lateinischem gedruckte Satyra oder Straffredf wider den Missinaucli des Tojjaks etc Nürnberg 1058, il". Botnnische Streifziig:«' nuf dem (Jebiete der Cultursesehielile. 443 haben keinen Platz beim Franenzimmer), sondern auf glückliche An- kunft irgend eines Englischen oder Spanischen Schiffs, das mit Tabak beladen unter Wegs ist." Den Tabakschnupfern ergeht es nicht viel besser. Er bezeichnet dieselben ebenfalls als Tabakstänker und vergleicht sie mit der Köni- gin Artemisia, welche die Asche ihres Gemahles auf ihr Getränk gestreut und selbes austrank, um ihn auch nach dem Tode ganz in sich aufzunehmen. Er entwirft ein sehr anschauliches Bild A'on einem Schnupfer, indem er fortfährt: „Aus diesen Pulverhörnern i) laden sie die Doppelhaken ihrer Nasen. Es wird den ganzen langen Tag breche geschossen u. s. w." Er geht ferner in eine Apologie der Nase als edles Geruchsorgan ein und bedauert, dass mit ihm ein solcher Missbrauch getrieben wird. „Warum muss dieser Hügel immerzu mit Mist gedüngt und mit dieser Niesswurz bepflanzt seyn?" Am ärgsten aber trifft das Geschoss seiner Satyre das schöne Geschlecht, das, wie es scheint, schon damals eine grosse Neigung für diese Zauherblätter des Lebens hegte. Wehklagend ruft er über diese rauchenden und schnupfenden „Frauenmenscher" — : „Wan dieser Rauch bei den Weibern eingeht, zieht die Zucht aus." Hören wir den Verfasser in seinen eigenen Worten predigen. „Diese Seuche ist so ungezähmt und so weit eingerissen , dass sie auch das weib- liche Geschlecht vergifftet. Man findet Frauen -Menscher, die nicht aliein anstatt des Nadelohres oder der Spindel mit sich eine Toback- büchse tragen, sondern auch sogar diePipe ansetzen und ihren glatten Mäulern mit den Tabakrauch einen Bart anrauchen und anschmutzen. Daher werdet ihr manchen Mann unter andern Beschwernissen , die ihm sein nötiges Haus-Uebel verursachet, auch über diese, nicht ohne lächerliches Weinen, klagen hören. Ach! mein Weih (wird er sagen) machet mich noch zum Bettler. Fraget ihr nach der Ursache? Sie ist nicht zu erfüllen, wird er antworten. Womit? etwa mit Wein, Meht und dergleichen Getränken? oder mit Hünern, Enten, Gänsen? ^) Die Sitte , aus pulverliornförmigen Dosen Tabak zu schnupfen , iierrscht noch im hohen Norden. Mad. Pfeiffer beschreibt (Reise nach Island, II, p. 74) dies Schnupfen in Island als nicht sehr anlockend: „Wenn sie aber schnupfen wollen, so neigen sie den Kopf zurück , stecken die Spitze dieses Horns in die Nase und schütteln eine Dosis Tabak hinein." In Gesellschaft geht dasselbe Hörn von Nase KU Nase. 444 U n g e r. Ach nein! mit Tabak, mit Tabak! ist sie nicht zu erfüllen, dessen sie Jahr über so viel versehnupfTet und verschmäuchet, als eine an- dere isset und trinket. In Wahrheit ein nicht geringes Wunder unse- rer Zeiten : ein Weib nüchtern vom Weine , aber trunken von Rauch und Pulverstaub! Das ist der rechte Geruch eines Weibes (sagt jener) wenn sie nach nichts riechet. Es möchte zwar noch hingehen, wenn sie sich beflissen nach Balsam und Diesem zu riechen, oder der Rauch von der Küchen und dem Herd möchte noch ihr gutes Gerüchte vermehren. Aber was ist das vor ein Geruch vor ein Weib, nach Tabak zu stinken? Man sagt, dass ein altes Weib mit ihrem Anschauen einen klaren Spiegel verdunkle, auch sonst mit ihrem Oden andere vergiften könne : was mag dann wohl itzt geschehen, da sie über das noch Stank in sich sauflet?" Wie anders Hessen sich die modernen Schmaucherinen schil- dern, seitdem der gravitätische Ulmerkopf abgekommen und die ästhetische Cigarre dafür Platz genommen hat. Selbst die Markt- weiber in S. Jose (Costa rica) scheinen nach Dr. Scherz er mit grosser Eleganz ihre leichten Tabakwölkchen aus dem Munde zu blasen. Endlich beschreibt, damit nichts in der Strafpredigt fehlt, der edle Jesuite auch noch mit aller Gluth der Phantasie die Höllen- peinen, denen die Tabakraucher ausgesetzt sein werden. „Wo sie alsdann annoch nach Tabak dürstet, mögen sie die Hekate ansprechen : die wird ihnen des stinkenden Schwefel- und Pechtrunkes eine so übermässige Mass einschenken, dass sie mehr Ursach über Ekel als über Durst zu klagen, jedoch auch, je mehr sie trinken, je mehr Durst haben werden. Dann es der Arten nit mangeln wird an bösen Kräutern, die da brennen und rauchen und die Augen übergehen machen." — „Ja sie selber werden dergleichen glühende und schmauchende Höllenbrände seyn, und dermassen gebraten und ge- räuchert werden , dass ein ganzes Meer von Trehnen ihnen unauf- hörlich nicht nur aus den Augen, sondern aus allen Gliedern dringen und doch kein einziges Fünkchen Höllenglut nimmer mehr wird aus- löschen können." Von der grossen Bedeutung, welche der Tabak in der deutschen Literatur spielt, gibt uns Hoffmann v.F. mehrere sehr interessante Proben, „Es gibt einen Zeitraum unserer schöiien Literatur, sagt der selbe, etwa von 1690 bis 1730, wo jedes Blatt nach Tabak riecht." Ilotiinisehe Slreifziige auf ileiii (jebiete der Culturjjesfhichti:'. 44r«3 Das älteste Tabaklied steht in einem niederländischen Lieder- buehe (Xederlandsche Gedenk -dank) von 1626. Nicht so günstig spricht sich der kurpfälzische Gesandte in Haag, Joachim v. Rus- dorff, in seiner Metmnorphosis Europac vom Jahre 1627 über die aus Amerika nach Europa eingeführte Mode aus , welche er eine Sauferei des Nebels nennt, die alle alte und neue Trunkleidenschaft übertreffe. In demselben Geiste und mit eben so massiven Waffen hat Jak. Bälde später den Gebrauch des Tabaks zu vernichten gesucht. In gleicher Weise ist auch Wenzel Schoeffer in seinem Grobianus vom Jahre 1640, der wohhveise Senat der Stadt Budisin (16S1) und der Helmstädter Professor der Medicin, Jakob Tapius, in einer Standrede gegen den Tabak aufgetreten. Alle Vorstellung übertrifft es aber, wenn wir in dem bis zur Mitte des 18. Jahrb. bestehenden Tabakgerichto (Chambre du tabac) AiivSiixAi Bern das Verbot Tabak zu rauchen unter der Rubrik: „du sollst nicht ehebrechen" finden. Schon Zeile r (Centuria Epistolarum Miscelanearum 1663) vermuthet, der Tabak müsse ein „Heil-all -Welt oder Heil-all-Krank- keit sein". Gegen Langeweile, Verdruss und Widerwärtigkeiten aller Art hilft ein Trunk Tabak. „Man nimmt die Pfeifen ins Maul und schlützet ein' Weil daran." Dagegen wundert sich ein anderer Grobianus des 17. Jahrb., Jak. Christoffel v. Grimmeishausen, dass noch Niemand den Tabak auch in die Ohren gesteckt. Er hält die Raucher für Feuer- speier oder wohl gar für junge Grasteufeln. Zuletzt wird noch von D. Lauremberg (1678) dem Tabake in einem Gedichte der Stab gebrochen. Vulcan wird darin als Urheber des Tabakrauchens ange- geben; jedoch nicht er selbst, sondern ein junges Teufelchen aus Pluto's Reich als der Erfiuder der Pfeifen bezeichnet, die er auf seines Herrn Befehl dem Vulcano gebracht habe. Jupiter erposst über den dadurch hervorgebrachten Gestank im Himmel, lässt ihm durch Mer- cur die Pfeife aus dem Munde schlagen. Sie fiel ins Mohrenland und wurde da als ein grosses Geschenk Jupiter's verehrt. Die Verbreitung des Tabakkrautes ging von da aus ganz leicht über die ganze Erde. Das Gedicht schliesst mit den Worten : Je nun, so sclimaucliot doch und stiuikcrt all zusammen So lanw als ihr nur wollt und haltets mit den Flammen! Ich lialt es mit dem Bier und mit dem klaren Wein Und lasse Rauchtabak euch zum Getränke sein. Sititb. d. niatlieiii.-iiatiii«. Cl. XXIV. (Jd. Ili. Uli. 2J 446 II n g e r. Das endlich immer raschere Umsichgreifen des Tahakrauchens, selbst in den höheren Schichten der Gesellschaft, rief als Gegensatz nunmehr allerlei deutsche und lateinische Tractatlein vom Nutzen dieses seltsamen Krautes u. s. w. hervor. Studenten und Professoren, Dichter und Ärzte eiferten nun eben so sehr für das heilsame und ergötzliche Kraut und „die Loblieder auf den Tabak wurden immer häufiger, immer länger und langweiliger. So wurde noch eine Zeit lang fortgedichtet, bis denn endlich die Poesie sich Avieder mehr und mehr aus dem Alltagsleben erhob und sich besingenswertheren Gegen- ständen zuwandte." Der Tabak (Nicotlana Tahacum L.) ist eine wenig ansehnliche krautartige einjährige Pflanze , die, obgleich in Amerika einheimisch, gegenwärtig dort nicht mehr wild vorkommt, dagegen sowohl da, als anderwärts, wohin sie gebracht wurde, in mehreren sehr auffallenden Ab- und Spielarten sich entwickelte. In Guyana gibt es z. B. mehrere Nicotiana-Arten {Nicotiana loxensis H. B., andicola H. B., panicu- laia L. und gliitinosa L.J, aber die da angebaute iV/co^e«^« rustica L. kömmt nicht wild vor. Der Tabak, obgleich sicherlich ein Sohn der heissen Zone, hat doch ein sehr biegsames Naturell und sich bequemt auch unter anderen Himmelsstrichen und in den verschiedensten Erdtheilen und Ländern sein Leben zu fristen, wodurch es möglich wurde, ihn noch unter solchen Breitegraden zu cultiviren,die jedem anderenTropengewächse längst den Untergang bereitet haben würde. Man baut ihn bereits in allen Welttheilen und selbst auf kleinen Inseln an. Seine Cultur reicht bis zum öO» nördlicher und südlicher Breite. Von Europa, wo er sich zuerst breit gemacht, ist er durch Handelsverbindungen nach der West- und Ostküste Afrika's und durch Karavanen von Ägypten aus ins Innere dieses Continents, ferner nach dem Cap nach Ostindien, China und Japan, von den Sundainseln und dem Archipel des stillen Oceans nach Neuholland und Neuseeland verbreitet worden. Es ist auffallend, mit welcher Begierde er von den rohesten Völkerschaften sowohl als von cultivirten aufgenommen und von letz- teren mit dem Schatze der übrigen narkotischen Genussmittel ver- einiget worden ist. An ihm haben sowohl die Kaffee- als die Thee- trinker erst die wahre Würze für jene Getränke erlangt. Aber alles Mass übersteigt es, wenn wir sehen, wie die Hottentotten -Mutter, Botanische Streifziig-o auf dorn Gebiete der riiltiirgeschiclitc. 447 nachdem sie ihrem Säuglinge die Brust reichte, die brennende Pfeife in den Mund steckt, oder wie z. B. die Kalmücken und Samojeden ihr letztes Habe für ein Paar Tabakblätter hingeben und die Papua's sogar für einige Prisen Tabak sich gesunde Zähne aus dem Munde reissen lassen '}. Unter solchen Umständen ist es begreiflich wie auch der Tabak gleich dem Kaffee und Thee seine Stellvertreter und Mittel der Verfälschung gefunden hat. So wurden z. B. die Blätter von Myrica Gale, Doronicum plantagineum , Mandragora ojficinalis, von Weichseln u. m. a. in Europa und Nord-Amerika, die von Malva verticillata in China als Tabak benützt, und absichtliche Täuschun- gen durch zugerichtete Blätter von Beta vulgaris, Cichorium Intybas kommen eben nicht selten vor. Endlich hat das Tabakblatt eben so wie das Theeblatt durch Zusätze von Piqueria trinervia, von der Tonkabohne u.s.w. solche aromatische Eigenschaften erlangt, die ihm sowohl für den Gaumen als den Geruchsorgan noch mehr einschmei- chelnde Eigenschaften verleihen. Schliesslich will ich nur noch einige Worte über die Zubereitung des Tabaks sagen, bevor derselbe zum Bauchen, Kauen und Schnupfen die nöthige Form und Eigenschaft erlangt hat. Dort, wo der Tabak- bau noch auf tiefer Stufe steht, macht man nicht viel Federlesens, das getrocknete Tabakblatt wird, wie es ist, geraucht, gekaut und zu Pulver zerrieben, durch die Nase aufgenommen. Wo sich die Genüsse überhaupt schon verfeinert haben, werden zu diesem Zwecke die Tabakblätter eigens zubereitet, je nach dem Geschmacke sogar mit verschiedenen anderen Substanzen versetzt. Am üblichsten ist es schon beim Anbaue der Tabakpflanze , in der Zubereitung des Bodens , in der Beinigung , so wie in der Auswahl der eingesammelten Blätter, alle Sorgfalt zu verwenden. Dessgleichen fordert das Trocknen derselben und die in den meisten Fällen ein- geleitete Gährung der angehäuften und angefeuchteten Blätter, die fernere Behandlung mit besonderen Zusätzen (Beizen) viele technische *J Als ein höchst g-emüthlichcs aber europäisches Fendent mag- folgende aus öflViitlicheu Blättern entnommene Mitlheilung dienen. „Tabak wurde ehedem im Oberinnthale , besonders am Kaunserberge gebaut. Er wurde Lauser genannt. Nach Einführung des Tahakmonopols wurde der fernere An- bau untersagt. Als es sich im .Jahre 1848 um die Schützenauszüge in Tirol handelte, soll unter den .Motiven zum Auszug auch die Wiederanpllanzung des Lausers vorge- kommen sein." 29* 448 i: I. fr e r. Fertigkeit, die nur durch Erfahrung gewonnen werden kann, von der aber die Güte des Produetes abhängig ist und eben so variirt wie die verschiedenen Thee-, Kaffee-, Opium- und Weinsorten. Ich weiss nicht , ob die exquisiten Tabakkenner nicht mehr als 700 verschiedene Sorten des Rauch- und eben so viele Sorten des Schnupftabaks zu unterscheiden im Stande wären. Die Zahlen über die Production *) und Consumtion des Tabaks im Allgemeinen auch nur annähernd anzugeben , ist eine pure Unmöglichkeit. Dasselbe Tabakblatt, welches in Amerika geerntet wird, wandert nach Europa um dort in den Fabriken verwendet zu werden und geht als Handels- waare häufig wieder zurück. Gegen Amerika stehen alle übrigen Erdtheile an Versendung des Tabakblattes, vielleicht auch rücksicht- lich der Consumtion zurück. — Es erübriget noch einige weniger verbreitete narcotische Genussmittel zu erwähnen, die nur von den rohesten Völkerschaften und zur Erlangung Wahnsinn- oder wuthähnlicher Zustände benützt werden. Hierher gehört der Fliegenscliwamm und die narkotischen Samen einiger Pflanzen. In einigen kälteren Ländern Asiens, vom Jenisai bis Kamtschatka, scheint der Fliegenschwamm als das Hauptingrediens eines Trankes zu sein, dessen man sich bedient, um angenehme Gefühle, ja selbst Zustände von ekstatischer Erregtheit zu erlangen. Die Geniesser des Fliegenschwammtrankes erlangen dadurch das für jene nordischen Völker so süsse Gefühl von Wohlbeleibtheit, von Reichthum, Ansehen und Liebesglück. Der Ergriffene singt, lacht, gebärdet sich auf die seltsamste Weise, macht Sprünge üb^r einen Strohhalm, naht sich dem Abgrunde ohne Furcht , trägt grosse Lasten mit Leichtigkeit u. s. w. Bei grösserer Dosis treten Schwindel , Kopfschmerz und Bewusstlosigkeit ein, und bei längerem Gebrauche sind Zittern der Glieder , 3lania patatoi'um (^Delirium tremens) und Blödsinn die unausweichlichen Gefährten. Matj utschkin^) sah einen Schamanen in niedriger nur von einem Kohlenfeuer erhellten Jurte zuerst langsam , dann allmählich immer rascher um einen auf die Erde gestellten Bogen im Kreise herumlaufen und während diesem Drehen unter den wunderlichsten Körperbewegungen und Verzückungen einige Pfeifen des schärfsten *) Man setzt diese jährlich auf 4000 Millionen Pfund. *J Moigenblatt 18'i9, Nr. 294, 295. Ruliiiiisi-hu Streifziig-e auf «iein (Jfliiete der Ciiltnrfrcschichle. 'l-^d tscherkessischen Tabaks mit einer gewissen Gierigkeit einathmen und in Intervallen der Ruhe öfters einige Schluck aus Fliegenschwamm bereiteten Getränkes hinunterschlürfen, worauf derselbe endlich starr, unbeweglich und wie leblos stehen blieb und nun völlig begeistert unter furehfbareui Stöhnen mit hohler, den Lauten eines Sterbenden ähnlicher Stimme auf viele Fragen prophetische, später, wie in Er- fahrung gebracht wurde , vollkommen eingetrofTene Antworten gab. Die Antworten waren dunkel , mysteriös und schwer zu verstehen. Von dieser Ekstase wusste der Schamane beim Er\\achen nichts. Die Kamtschadalen bereiten das Getränk aus Fliegenschwamm und dem ausgepressten Safte der Sumpfheidelbeere (Vaccinium ulifjinosum \j.) oder mit der Wurzel des Weiderich (Epilobium anfjuslifolium). Sie essen ihn auch pur im trockenen Zustande oder frisch in Suppe oder Saucen. Um das Erfrieren der Nase zu ver- hindern , wird das Pulver des Fliegenschwammes auch in die Nase genommen, wie das im hohen Norden auch mit dem Tabake zu selbem Zwecke geschieht. Durch Pallas erfahren wir, dass auch die Tun- gusen ihr berauschendes Getränke besitzen, das sie aus dem Samen von Hyoscyanmspliysnloidesh. auf ähnliche Weise wie wir den KatTee bereiten. Es dient ihnen dieser Trank als tägliches Genussmittel, wie uns der Kaffee, dagegen ist die Wirkung eine andere, da er nach Pallas toll und thöricht macht. Ein ähnliches durch die Nase eingeschupftes Pulver aus den Früchten und Samen von Acacia niopo H.ß ., Mimosa acacioides B e n t h und Parica uva dient mehreren Völkerschaften Südamerika's,um sieh zu berauschen und bei Festlichkeiten und kriegerischen Kämpfen sich in eine an Wahnsinn grenzende W^uth zu versetzen. Bei den Otomaken, Sulivas u. s. w. am Orenoko, welche dieses Pulver Napa nennen und aus der erstgenannten Pflanze, mit Ätzkalk gemischt, bereiten, ist dieser Gebrauch schon alt; bei den Makusi-Indianern in Guinea ver- tritt jene Pflanze Mimosa acacioides und sie athmen nur den Rauch davon ein. Dieselbe Sitte herrscht gleichfalls am Amazonenstrome und das Pulver, Parica genannt, wird zu gleichem Zwecke mittelst hohler Vogelknochen in die Nase aufgezogen. Wie die vegetabilischen Nahrungsmittel , so sind auch die Reiz- mittel, denen der Mensch gemeinhin seine erhebenden und beseligen- 450 U n ^ 0 r. den Zustände zuschreibt, über die ganze Erde verbreitet. Kein Welt- theil ist davon ausgeschlossen, und dadurch die Möglichkeit gegeben, die Wohnlichkeit allenthalben zu erhöhen , und dem Menschen das zu verleihen, Avas er zu seinen unerlässlichen Bedürfnissen zählt. Beiden specifischen Unterschieden, die wir an ihnen wahrnehmen und bei ihren nachhaltigen Wirkungen auf den Organismus ist es begreif- lich, dass sie weit eher und schärfer als die Nahrungsmittel auf den Charakter der Völker Einfluss nehmen , und ihn selbst zu modificiren im Stande sind. Wie anders musste der Wein, Thee, Kaffee, das Opium , Haschisch u. s. w. auf die Bildungsgeschichte des Menschen der alten Welt und auf die Geschicke desselben Einfluss nehmen als der Paraguaithee, der Cacao, die Coca und der Tabak auf den rothen Menschen Amerika's. Die Verbreitung dieser Genussmittel durch den Anbau hat in- dess alle ursprünglich ohne Zweifel vorhandenen schärferen Unter- schiede nunmehr verwischt, und was die Cultur nicht vermochte, hat der zu allem bereite Handel bereits bewerkstelligt. So ist es gekommen, dass der Europäer als der rührigste nach und nach zur Kenntniss aller dieser Genussmittel gelangte, mit ihnen — den Betel und die Coca etwa ausgenommen — bereits vertraut worden ist und dadurch gewiss mehr als andere Völker von seinem ursprünglichen Gepräge und von seiner angestammten Sitte verloren hat. Vergleichen wir die Zahl der verschiedenen Nahrungspflanzen mit den in Rede stehenden, so ist die Anzahl dieser gegen die Menge jener Arten beinahe verschwindend klein zu nennen. Die Anzahl der im Vorhergehenden namhaft gemachten Pflanzen übersteigt die Zahl von einem viertel Hundert nicht und beträgt somit kaum den 40sten Theil der Nahrungspflanzen. Nichts desto mehr hat jedoch die ungeheuere Vervielfältigung durch den Anbau, und der Umstand, dass es gelang, auch eine nicht geringe Zahl von eigentlichen Nahrungspflanzen durch die Art der Zubereitung in Reizmittel zu umwandeln, den Umfang derselben bedeutend erweitert , so dass sie selbst für steigende Bedürfnisse noch auslangen werden. Wie viel wogende, friedenathmende Saat- felder, wie viel bescheidene Kartoffelpflanzungen liefern schon jetzt nicht mehr Nahrungsmittel, und mit welch* reissendem Fortschritte pflanzt der düstere 'l'abak nicht auf dem besten Culturboden sein Siegespanier auf! Botanische Streifziige auf dem flebiete der Ciiltiirg'eschichte. 4^1 Sicher nicht Nachahmungssucht, sondern ein inneres Bedürfniss ist es , das den Menschen so mächtig zum Geniisse dieser Mittel hin- zieht. Es kann dies nur aus seiner allgemeinen organischen Einrich- tung einerseits und der physischen Beschaffenheit jener Mittel ande- rerseits zu erklären sein. Die unabweisharen Bedürfnisse seines pliysischen und moralischen Wesens müssen durch die Aufnahme jener Substanzen irgendwie eine Befriedigung, eine Sättigung er- langen. Betrachten wir die erregenden und betäubenden Genussmittel in ihrer Wirkung auf den Organismus, so treten keineswegs in der angenommenen Bezeichnung dieser Gruppen die Hauptunterschiede liervor, im Gegentheile seheinen spirituose und narkotische Sub- stanzen mehr graduell als wesentlich in ihren Wirkungen von ein- ander verschieden. Beiderlei Wirkungen sind oft in derselben Substanz, ja noch häufiger in einem und demselben Genussmittel ver- bunden, und die Physiologie hat noch lange dahin, um dergleichen complicirte Wirkungsweisen in ihre einfachen wissenschaftlichen Ausdrücke aufzulösen, d. h. dieselben zu erklären. So weit wir in diesem dunkeln Felde bisher vorgedrungen sind, zeigt es sich, dass eine Gruppe von Substanzen vorzugsweise hem- mend auf d e n S 1 0 f f w e c h s e 1 einwirkt und dadurch den Lebens- vorgang gewissermassen beschränkt. Es geschieht dies A-ornehmlich durch ihre Wirkung auf die Secretionsorgane, namentlich durch ver- minderte Ausscheidung der festen Bestandtheile des Harns (Harnstoff, phosphorsaure Salze). Es entsteht bei der Aufnahme solcher Sub- stanzen das Gefühl der Sättigung, vermindertes Verlangen nach Nahrung. Diese Wirkung tritt besonders beim Betel, bei der Coca, dem Thee, Kaffee und vorzugsweise beim Tabakgenusse ein. Die mit dem chinesischen Thee und mit dem Kaffee angestellten Versuche haben gelehrt, dass jene allgemeine Verlangsamung des Stoffwechsels und ihre Folgen dem Caffein, besonders aber den durch die Einwir- kung des Feuers entstandenen Röstproducten zuzuschreiben sei. In dieser Beziehung erklärt es sich auch, wie Thee und Kaffee so häufig durch sehr verschiedene Pflanzen substituirt werden konnten. Aber auch die flüchtigen Öle, welche im Betel, in der Coca und im Thee vorkommen, scheinen die genannte Einflussnahme auf den Stoff- wechsel nur zu unterstützen, und die gleiche Wirkungsweise ist auch im Tabake dem Tabakscampher (Nicotianin) vermuthungsweise bei- 452 Unger. zumessen. Sehr auffallend sind die Phänomene der Katalepsie mit vollkommener Unterbrechung alles Stoffwechsels auf dem Genüsse von Haschisch, wodurch es den indischen Fakiren gelingt, unbe- schadet ihres Lebens sich auf mehrere Tage und Wochen eingraben und einmauern zu lassen. Hier steht es sehr nahe, zu vermuthen, dass das im Haschisch vorhandene Harz alle übrigen , den Lebens- process retardirenden Substanzen noch bei weitem übertreffe. Die zweite Gruppe der in unseren Erregungs- und Betäubungs- mitteln wirksamen Substanzen ist von den ersteren darin sehr wesentlich unterschieden, dass ihre Kraft den Lebensvorgang statt zu verlangsamen vielmehr erhöht und unterstützt. Der raschere Blut- umlauf, die erhöhte Warme und Muskelthätigkeit sprechen für ver- mehrte Consumtion der Combustibilien, für eine Beschleunigung des Stoffwechsels, und die erhöhten Wirkungen der geistigen Thätig- keiten, namentlich der Phantasie, für unmittelbare Einwirkung der- selben auf die Nerven- und Gehirnsubstanz. Es würde aber derzeit noch zu übereilt sein , diese Wirkungsweise auf irgend welche che- mische Verbindungen, etwa auf Lösung von Gehirnfett u. s, w. , be- ziehen zu wollen. So viel ist indess sicher, dass sich die Wirkun- gen beider Gruppen von Erregungsmitteln fast nahezu entgegen- setzen und dass daher die Gesammtwirkung gewiss eine hoch complicirte sein mag, da die Mittel selbst in ihrer Zusammensetzung so mannigfaltig erscheinen. Sowohl nach der einen als nach der andern Seite hin scheinen sonach die Reizmittel, deren sich der Mensch in seinem täglichen Leben neben den übrigen Genussmitteln bedient, eine wichtige, unter Umstanden selbst unentbehrliche Fiolle zu spielen. Während sie durch Verlangsamung des Stoffwechsels das Bedürfniss der Nahrung pro- trahiren, und so füglich als Hilfsmittel, ja in manchen Fällen selbst als Ersatzmittel derselben angesehen werden können, sind sie nach der andern Seite hin das wirksamste Mittel, den Lebensgenuss zu erhöhen, Sorge und Kleinmuth zu entfernen und eine übergewöhn- liche Kraftentwickelung zu veranlassen. So wohlthuend aber bis auf ein gewisses Mass ihre Wirkungen auf unsere körperlichen und geisti- gen Operationen werden, so verderblich ist ihr Übermass , sei es in einmaligem stärkeren oder in kleinerem aber durch längere Zeit fortgesetztem Gebrauche. Ohne Zweifel werden dadurch nicht blos die Organe der physischen Erhaltung, sondern auch die Theile nutanisulie Streifziige auf dem fiehiete iUm- (^ilturg-eschichte. 453 des Leibes, deren sich der Mensch zur Sicherung seiner Würde und als Organe für seine höheren Aufgaben bedient, durch Verän- derung in dem Gewebe und der Substanz der Art in Unordnung gebracht, dass Verkümmerung in leiblicher und geistiger Beziehung die unausbleibliche Folge sein muss. Es ist merkwürdig, wie der Mensch, durch die Lieblichkeit der Erstlingswirkung derselben ver- führt, ohne Aufenthalt bis zu den Extremen gelangt. Die kräftigende, ein leichteres und freieres Spiel der Phantasie schaffende Wirkung genügt ihm nicht: er will es bis zur Besinnungslosigkeit und im wie- derholten Fortgenusse bis zur Entmenschlichung seiner Natur treiben. Die Gewohnheit, zu den alkoholhaltigen Getränken überdies noch berauschende, narkotische Kräuter und Substanzen hinzuzufügen und so die Wirkungen der Aufregung zu vermehren, ist eine so allgemeine Sitte, dass wir kein Volk finden , wo dies nicht bei einem oder dem andern ihrer Spirituosen Genussmittel in Ausübung gebracht wäre. Wie aber mit dem übermässigen Genüsse spirituöser und narko- tischer Substanzen auch andere Begehrungen des Menschen wach werden und unbezähmbar ihre Macht auf ihn ausüben, ist jedem be- kannt, der die Erscheinungen in der Welt nicht flüchtig betrachtet und der in ihren Geschichtsbüchern auch zwischen den Zeilen zu lesen versteht. Alle grossen Volkslehrer haben sich bemüht , beschränkende Gesetze gegen den unmässigen Genuss derselben zu geben; einzelne sind so weit gegangen, die für ihren Volksstamm besonders Gefahr drohenden Genussmittel gänzlich zu untersagen. Mit dem tiefsten Sinne und der vollsten Anerkennung der menschlichen Natur hat hierin wie überall, wo es sich um Befreiung des Menschen von seinen sinnlichen Banden, um Wiedergeburt seiner Freiheit und wahrer Veredlung seines Charakters handelt, das Christenthum die wahre Mitte getroffen, indem es keines von allen diesen Genussmitteln unter- sagt, jedoch den Genuss jedwedes aufsein schickliches und gedeih- liches Mass beschränkt haben will. Schöner kann diese Wahrheit nicht ausgedrückt sein, als dadurch, dass der Wein und das Brod, diese einfachsten und wahrhaftesten Repräsentanten aller mensch- lichen Nothdurft, zugleich als Zeichen göttlicher Versöhnung — als Liebesmahl — eingesetzt sind. 454 Uiigor. Bolaiiisf'liH Slrfifzüffe auf dein Gebiete ik'r Culturg;esfhichte. Literatur. AI. Henderson, The History of ancient and modern Wines. London 1824. 4*'. J. F. Schouw, die Erde, die Pflanzen und der Mensch. 18ol. 8". Fried. Tiedemann, Geschichte des Tabakes und anderer ähnlicher Genuss- mittcl. 18S4. 8". Dr. Ernst Freih. v. Bihra, die narkotischen Genussmittel und der Mensch. 1855. 8°. Hoffmann von Fallerslehen , der Tabak in der deutschen Literatur. Weimar. Jahrbuch f. deutsche Sprache , Literatur u. Kunst, Bd. H, p. 243. Dr. F. Wi ndischmann, über den Somacuitus der Arier. Abhandl. d. k. bair. Akad. d.Wissensch. (philos.-phiiolog. Ciasse), Bd. 4, Abth. 2, p. 125. Theod. Benfey, die Hymnen des Sama-Veda. Leipzig 1828. Dr. C. Ph. V. Martius, Beitrag zur Natur- und Literiirgeschichte der Agaven. (Münchener gelehrte Anzeigen, 1855, Nr. 49 — 51.) C. Ritter, die Erdkunde. XII, 184G, p. 795 (Cultur und Gebrauch von Cat in Jemen u. s. w.). XIII, 1847, p. 537 (die geographische Verbreitung des KaflTeebaumes (Coffea arahica h.) in der alten Welt, nach seiner wilden wie Cultur-Heimath in den verschiedenen Stationen, sowie die Einführung seines Kaflfeetrankes in die Civilisation des Orients und Occidents). VI, 1836, p. 773 (die Opium-Cultur, die Mohnpflanze u. s.w.). Dr. J. F. C. Hesse!, Die Weinveredelungsmethoden des Alterthums u. s. w. Marburg 1856. Dr. G. Martius, Pharmakologisch-medicinische Studien über den Hanf. Leip- zig 1856. Simoiij. Über die Alluvi;ilgehilcle doi KtscIilhHles. 4ö») Über die Alluvialgehilde des Etschthales. Von Prof. F. Simony. (Mit 1 Tafel.) (Vorgetragen in der Sitzung am 8. Jänner 1837.) Das Gebiet der oberen Etseb, berübmt durch seinen eben so grossartigen als wechselvollen Landschaftscharakter, bildet auch für die naturwissenschaftliche Forschung einen der interessantesten Theile des Alpenlandes. Zunächst sind es die Verhältnisse der Bodenplastik, die zu einer näheren Betrachtung auffordern. Von Gebirgen umlagert, die zu den höchsten Europa's zählen, in seiner wasserscheidenden Umrandung nur mit Avenigen Einschnitten unter die Schneegrenze herabreichend, enthält das Vintschgau in dem oberen wie im unteren Endpunkte seines Hauptthaies zwei der beziehungsweise tiefsten Bodeneinschnitte der inneren Alpenzone. Das Beschenscheideck, jene tiefe Einsattlung zwischen dem nordöstlichen Ausläufer des Berninazuges und dem Ötzthaler Stocke welche den Übergang aus dem obersten Etschthale in das obere Inn- thal vermittelt, übersteigt nicht 4800' O'^^^ilii'^nd die zu beiden Seiten des Sattels nächstgelegenen Berggipfel gegen 9000' erreichen und 2 — 3 Meilen östlich die Firnhörner der Ötzthaler Gruppe sich zu 11—12000' emporthürmens). ^) Alle Höhen sind in Wiener Fuss , alle Längen und Flächen in Wiener Klaftern und österreichischen Meilen gegeben. (1000 W ien. Fuss = 972-76 Paris. Fuss, 1 Wien. Klafter = 6W. Fuss, 1 österr. Meile = 4000 Klafter = 1-022;; geogr. M. ; 1 österr. DM. = 1-04Ö3 geogr. qM.) *) Vom Col di Tenda (3700') bis zum Radstädter Tauern (5300') jenseits welchem letztern gegen Osten hin der Urgebirgszug der Alpen an Kamm- und Gipfelhöhe schon bedeutend abnimmt, reichen in der ganzen 110 Meilen langen Strecke nur 2 Pässe des Hauptkammes unter SOOO' herab, der Brenner (4400') und das Reschenscheideck (47ö0'). Der nächst niedrigste Pass , die Maloya, behauptet schon 37ä0', an diesen reiht sich der Höhe nach der Lukmanier mit 4o6 S i in 0 II y. Relativ nach tiefer eingesciiiiitten ist der untere Grenzpnnkt des Vintschgauer Hauptthaies. Bei Meran, das von 7500 — 9S00' hohen Bergen umstellt ist, liegt die Thalsohle nur mehr 930' über dem Meere. Die geringe Erhebung dieses Punktes erscheint noch auffäl- liger, wenn man seine Lage im Centrum des höchsten Alpenlandes von Österreich berücksichtigt und die Höhe der in grösserer Ekitfer- nung ihn umlagernden Gebirgsmassen in Vergleichung zieht. Zwei bis 41/2 Meilen nordwestlich erheben sich die Zinnen des Ötzthaler Eismeeres mit 11 — 12000', vier Meilen nördlich die Stubayer Ferner bis gegen 11000', sieben Meilen westsüdwestlich steigt die Gruppe des Ortles zu 12360', 10 Meilen südwestlich der Granitstock des Adamello gegen 11300' auf, acht Meilen ostsüdöstlich liegt Öster- reichs höchster Dolomitgipfel, die über 10300' hohe Vedretta Mar- molata, neun Meilen südöstlich streckt die 9000' hohe Cima d' Asta ihr Granithaupt empor und noch 14 Meilen ab im tiefsten Süden beherr- schen die 6950 — 7070' hohen Scheitel des Monte Baldo und Monte Pasubio den Ausgang des Etschthales in die italienische Tiefebene. Gegenüber der entschieden tiefen Lage der beiden Endpunkte erscheint dagegen die allgemeine Erhebung des oberen Etsch- thales um so bedeutender. Die mittlere Höhe des 9 Meilen langen Thalgrundes beträgt (aus 17 Punkten berechnet) 2667', also nur 173' weniger, als sie betragen würde, wenn der Fall der Thalsohle von der Passhöhe bis Meran vollkommen gleichmässig wäre. Die Zusammenstellung mit einem analogen Theile des Innthales macht diese eigenthümlichen Höhenverhältnisse noch ersichtlicher. Der fünf Meilen lange Abschnitt des oberen Etschthales zwischen Glurns und der Toll (1 Stunde oberhalb Meran) hat eine mitt- lere Meereshöhe von 2236' (nach 10 Punkten berechnet); der zwi- schen dieselben Meridiane fallende Abschnitt des Innthales von Landeck bis Telfs 2311', also nur um 73' mehr als der erstere. Dagegen beträgt die Mittelhöhe des Etschbodens zwischen Meran und der Eisackm ündung nur 837', während für die gleich- lange Partie des Innthales von Telfs bis Innsbruck sich eine 6116'. (Der projecliite Tininei der Lukjiianierbahii , unter einer Kiiirimeiiisiiltluiiir von 7468' durchgehend, sollte die Höhe von 8420' erreichen , also uin 600 — 1000' höher liegen, als die 2 natürlichen, dem Tiroler i^ande angehörigen Alpenthore des Uescheiischeidecks und des Brenner.) Die erstgenannten drei tiefsten Ein- schnitte fallen merkwürdigerweise gerade in die grösste .Massenerhebuug der Alpen. Üfier «lii- \lluvialgel)il(lo dps Elsclithales. 457 mittlere Meereshöhe von 1900', also verglichen mit jenem, eine Differenz von 1063' ergibt. Mittl. DasEtsohthalmitdem Hohe Innthal verglichen Innfhal von Landeck (2643') bis Telfs (1979') 2311' Etschthal „ Glurns (2866') „ zur Toll (1376)2236' — 7»' Innthal „ Telfs (1979) „ Innsbruck (1820) 1900' Etschthal „ Meran (930') „ zurEisack( 743') 837' —1063'. Der Grund dieser anomalen Höhenverhältnisse ist vorzugsweise in den eigenthihnlichen Stufenbildungen zu suchen, welche in gleicher Entwickeluiig in keinem anderen Hauptthale der Alpen wieder zu finden sind. Bald oberhalb Rleran, von der Stelle weg, wo diese merkwür- dige Alpenfurche rechtwinklig umbiegt, erhebt sich der Boden auf die Distanz von weniger als einer halben Meile um nahe 600'. Brausend wirft sich der Fluss in Katarakten über die aus Fels und Schutt auf- gebaute Stufe der Toll ins untere Thal hinab. Hinter dieser mächtigen Flusswehre folgen auf die Strecke von drei Meilen drei Thalebenen auf einander , jene zwischen der Toll und Naturns, die zweite zwischen Stäben und Mo rein und endlich die dritte zwischenLaatsch und Schlanders. Diese Thal- flächen, deren mittlere Höhen 163ö', 1840' und 2160' betragen, werden durch zwei Schutlkegel von einander geschieden, jenen des Toblander und den des Tarscher Baches, die sich beide von dem südlichen Gehänge über die 1000 Klafter breite Sohle bis zur nörd- lichen Thahvand erstrecken. Während das Gefälle des Flusses in den genannten Ebenen so gering ist, dass stellenweise Sumpf- und Inselbildungen Platz greifen können, verstärkt sich dasselbe um den Fuss der abdämmenden Schuttkegel auf das Vier- bis Sechsfache. Bei Schlanders beginnt eine neue beträchtliche Erhebung des Grundes. Ein Schutlkegel, mächtiger als die vorerwähnten, schiebt sich aus der nördlich gelegenen Schlucht des Gadria-Baches quer über die ganze Breite des Etschthales. Der Fuss desselben nimmt über 3/4 Meilen der Länge des letztern ein; die Erhebung seines Scheitels über der Schlanderser Ebene beträgt gegen 1000'. Zwei kleinere, aus dem südlichen Gebirge hervorbrechende Schuttkegel, jene von Göflan und Laas, welche mit dem grossen Kegel des 4S8 S i m o n y. Gadriabaches zusammenstossen, vervollständigen die Abdämmung des Thaies und die Bildung einer Stufe, hoch genug, um in den durch sie getrennten Thaltheilen einen Abschnitt in der Cultur verschiedener Gewächse, namentlich des Weinstockes, der Kastanie, der Pfirsich und des Mais zu bewirken. Wie die Stufe der TöU als natürliche Grenze des Vintschgaues gegen das untere Etschthal, gemeinhin Etschland genannt, angesehen wird, eben so scheidet der Schuttkegel zwischen Schlanders und Laas das erstere in Ober- und Un ter-Vintschgau. Von Laas bisGlurns zieht sich eine 900 — ISOOKlafter breite und gQgen zwei Meilen lange, ununterbrochene Ebene zuerst noch in der bisherigen westlichen, dann aber in nord-nordwestlicherRichtung hin, deren mittlere Erhebung schon auf mindestens 2800' ange- schlagen werden muss und deren Ansteigen, namentlich in der oberen Hälfte, in dem sogenannten Glurnse r Boden so gering ist, dass auf die Distanz von Vs Meilen der Höhenunterschied des Etschspiegels nur 52' und das Gefälle 1 : 398 beträgt. Hinter Glurns erhebt sich der letzte grosse Absatz des Etsch- thales, die Mals er Heide im weitesten Sinne des Wortes; ein mit Feldern, Wiesen und ausgedehnten, zum Theil sumpfigen Triften überdecktes Gehänge, ohne sichtbarer Felsunterlage, dem äusseren Ansehen nach von ganz gleicher geologischer Natur Avie die stufen- bildenden Schuttkegel im unteren Vintschgau. Es ist bemerkenswerth, dass die Abdachung dieser Stufe nich blos der Längenaxe des Thaies folgt, sondern auch von dem östlichen gegen das westliche Gehänge sich so entschieden hinsenkt, dass die Etsch, wie in der Toll, wie am Toblander, Tarscher und Schlanderser Kegel, so auch hier stetig an die eine Thalwand, und zwar diesmal an die westliche gedrängt wird. Die HöhendilTerenz zwischen dem Fusse und Scheitel dieser mächti- gen Stufe beträgt nahe ITOO' und der Fall der Etsch in dem gegen % Meilen langen Gehänge 1/15 der Horizontaldistanz. Von der sogenannten Absatzbrücke (4552'), deren Niveau ziemlich mit dem oberen Rand des grossen Abfalls zusammenfällt, bis ganz nahe zum höchsten Sattel des Reschensc h eid ecks dehnt sich neue y^ Meilen weit ein im Ganzen wieder nur wenig (um 110') ansteigender Thalboden hin. Drei Wasserbecken, der Hei der-. Mitter- und Reschensee bezeichnen eben so viele, mehr oder minder tiefe Einsenkungen in demselben. Üher die Alluvinlg^eljiMe des Etsehthales. 4-59 Auch hier ist wieder hervorzuheben, dass keiner dieser 700 bis 12o0 Khifter langen Seen in die Mitte der Thalfurche gebettet ist, sondern dass alle durch die seitliche Abdachung des Bodens gegen den westlichen Bergrand hingedrängt sind. Eben so läuft die alle drei Becken verbindende Etsch hart am Fusse des rechtseitigen Ge- birges hin. Zwischen dem H e i d e r- und Mitter-See tritt die eigenthümliche Stufenbildung des unteren Vintschgaues, wenn auch in kleinerem Mass- stabe zum letzten Mal auf. Ein Schuttkegel, aus dem östlichen Berg- tobel am Grosshornkop f entspringend, lagert sich über die ganze Breite des Thaies. Es ist unzweifelhaft , dass der Heidersee früher nur der südlichste Theil einer einzigen, bis zum Reschenscheideck sich hinziehenden Wassermulde war und erst im Laufe der Zeit durch den fortwachsenden Schuttberg abgeschnitten und in ein selbständiges Becken verwandelt wurde. Die Abdämmung des Thaies durch den- selben ist so bedeutend, dass das Niveau des 1/7 Meile ober dem Heidersee gelegenen Mittersees um 84' höher steht als der Spiegel des ersteren. Anders dagegen stellt sich der Thalboden zwischen demHe ider- und Reschensee dar. Eine zum Theil sumpfige Alluvialebene füllt den ganzen Raum zwischen den beiderseitigen Berghängen und den Seen aus. Das Ansteigen derselben gegen Norden ist so gering, dass der Höhenunterschied zwischen den zwei Wasserspiegeln bei einem Abstände von i/^ Meile nur wenig über 20' beträgt. Hier ist es der zwei Meilen lange, dem grossen Lang tauf er er Ferner entströmende Karlinb ach, welcher durch seine steten Ablagerungen von Kies- und Schlammmassen die Trennung des Mittersees vom Reschensee bewirkt und den Thalgrund zwischen beiden aufgebaut hat. Die Sedi- mentbildung dieses wilden Gletscherwassers ist so bedeutend, dass der Mittersee, in welchen der Bach künstlich abgeleitet ist, alljähr- lich merkbar an Oberfläche verliert. Am oberen Ende des Reschensees endlich rücken die beider- seitigen Berghänge so nahe an einander, dass die eigentliche Thal- fläche hier ihren vollständigen Abschluss findet. Der theilweise felsig gewordene Boden erhebt sich vom See weg in massiger Steigung um etwa 80' und damit ist die Höhe des Res c hensc h eid ecks, die Übergangsstelle zwischen den zwei Hauptthälern des Landes, er- reicht. 460 I m 0 n y. Die naclifolgende Zusammenstellung der Höhen und Längen der wichtigsten Flussabschriitte im oberen Laufe der Etseh, so wie des wechselnden Gefälles wird das bisher Gesagte vollständiger zur Übersicht bringen. In Bezug auf die Höhen sei noch erwähnt, dass dieselben nach barometrischen Messungen (diese mit der meteorolo- gischen Station Lienz = 2131' verglichen) berechnet sind*) und sich durchwegs auf das Niveau des Wassers beziehen. Oberlauf der Etsch. Bezeichnung des gemessenen Punktes. Hesehenscheideck Oberes Ende des Reschensees . . Unteres Ende Alluvialfläche des Langtait fever Baclies Oberes Ende des Mittersees .... Unteres Ende Heider Schuttkegel. Oberes Ende des Heidersees .... Unteres Ende Maiser Heide. Oberes Ende von Burgeis Nothbrücke von Schleis Nothbriicke von Laatsch Brücke von Glurns Glurnser Ebene. Brücke bei Spondinig Brücke zwischen Eyers und Tschengels Brücke in Laas Der grosse Schlanderser Kegel. Brücke zwischen Schlanders und Morter Ebene zwischen Schlanders u. Laatsch, Brücke bei Laatsch Tarscher Kegel. Brücke bei Kasteibell Ebene zwischen Morein und Stoben. Brücke bei Stäben Toblander Kegel. Brücke bei Naturns Ebene zwischen Naturns und Rabland TöU-Brücke Töll-Katarakte. Brücke bei Steinach Passer-Mündung bei Meran .... 4750' 4663 4663 4642 4642 4556 4556 3886 3308 3029 2866 2814 2782 2721 2224 2074 1883 1768 1670 1576 1030 921 87 0 2i 0 0 670 578 279 163 52 32 61 497 150 191 115 98 94 546 109 400° 1250 950 700 600 1000 1750 1300 900 1050 3450 1550 2100 3600 3400 1400 3000 900 4200 1250 1500 1: 29 0 1:271 0 1: 42 0 1: 16 1: 14 1: 19 1: 39 1:398 1:291 1:207 1: 43 1:136 1: 44 1:156 1: 55 1:268 1: 14 1: 83 *) Die Seehöiie von Lienz wurde aus den durch die k. k. meteorol. Central- Anstalt veröffentlichten Mitteln des Jahres 1850 und zwar nach den Stationen Wien, Willen, Meran und Venedig bestimmt. über die Alluvialg-eljüde des Etschthales. 461 Die Gefällsverhältnisse des oberen Etschlaufes treten in ihrer Eigenthiimlichkeit noch schärfer hervor, wenn auch das Profil des Mittel- und L nterhiufes in die Vergleichung gezogen wird *). Mittellauf der Etsch. Bezeichnuno' des niveliirten Punktes 1^ Passerniünduns,' liei Meran . . . . Mündung des Falzauer Baches . . . Brücke bei Garj^azon Brücke bei Sigiuundskron Eisnckmündung St. Florian Mündung des Noce Mündungen des Avisio Gardolo Trient Mündung der Fersina Matarello Aquaviva Lenomündung Berffhni(-h von S. Murco. S. Marco Anfang der Thalverengung. Venctianisciie Grenze , Veroncser Klause , Ausmiindung i. d. italienische Tiefland. Verona 921 838 788 732 743 636 634 j608 )607 394 583 381 366 549 323 486 363 289-2 137-0 82-3' 49-7 36-7 9-1 87-0 22-0 26-0 0-9 13 1 8-5 4-5 14-2 17-8 37-7 121 1 75-8 132-2 2303 3016 8381 1230 12318 7213 3196 632 1417 1952 2062 3334 3395 7127 2873 11759 9988 16791 168 363 1:1370 824 830 1:1970 1:1200 1:4213 1: 630 1:1380 1:3416 1:1408 1:1212 1:1697 1: 438 1: 383 1: 790 l: 762 Interlanf der Etseh. Bezeichnung' des niveliirten Punktes a - ^ 3 i = tu £ ^ - 2 O ■" - Verona 137-0 95 0 66-8 49-8 37-6 19-3 4-3 1-6 0 62 0' 28-2 170 12-2 18-1 13-0 2-9 1-6 103(»5° 9220 10316 9433 14979 14813 6134 7108 1: 997 1: 1923 1: 3711 1: 4640 1: 4963 1 : 3926 1 : 12690 1 : 266551 Zevio Albaredo Le''na''o Badia Boara Cavarzere Tornova ^lündung *) Die in der folgenden Zusammenstellung gegebenen absoluten Höhen und Längen verdankt der Verfasser der gütig gestatteten Einsichtsnahme eines Profils über das Sifzb. d. mathem.-naturw. Cl. XXIV. Bd. III. Ilft. 30 462 S i m o n y. Fasst man nach Übersicht der dargelegten Verhältnisse des Etschlaufes das Relief des zugehörigen Gebietes ins Auge, berück- sichtigt man die geognostische BeschafTenheit der Gebirge und den Zustand ihrer Vegetationsdecke, bringt man schliesslich das meteo- rische Element mit seinen mannigfach zerstörenden Einflüssen auf den Boden in Rechnung, so drängt sich bald die Überzeugung auf, dass die gegenwärtige Gestaltung des ganzenThalgrundes hauptsäch- lich als das Resultat der Schuttablagerungen zu betrachten sei, welche aus den verschiedenen grösseren und kleineren Nebenthälern und Schluchten deniHauptthale im Laufe der Zeiten zugeführt worden-sind. Kehren wir nun zu dem Gegenstande der specielleren Betrach- tung, zum oberen Etschgebiete zurück, so sind zunächst die Längen- entwicklung und das GeftUle der Nebenthäler als charakterisirende Elemente der Bodengestaltung zu untersuchen. Neun Nebenthäler (% — 41/3 Meilen lang) zweigen sich vom Hauptthale in verschiedenen Richtungen ab und erreichen mit ihren oberen Endpunkten die Grenzen des Flussgebietes. Vier davon, welche auf der linken Seite münden, das Lang tauf er er Thal (2% Meilen lang). Matscher Thal (2% Meilen 1.), Schnalser Tha 1 (3 Meilenl.), P a s s e ir-Th al (4% Meilen 1.), nehmen ihren Ur- sprung im Hauptkamme des Ötzthaler Stockes; von den rechtseitigen gehören drei, das R a j e n-T h a 1 (1 Meile 1.), S c h 1 i n i g-Thal (I1/4 Meile 1.) und Münster-Thal (31/4 Meilen 1.), dem engadin- tiroler Grenzgebirge, endlich das Stilfser-Thal (äVs Meilen l.)i) und Martell-Thal (3% Meilen) dem Ortlesstocke an. Nur bei einem der bezeichneten Thäler bleiben die umgrenzen- den Alpengipfel unter 9000', bei zwei anderen, dem Schlinig- und Münsterthale,schwanken sie zwischen 9000 und 10000'; die höchsten Spitzen des Passeir-Gebietes erreichen 11000', die fünf noch übrigen Thäler werden von 11500 — 12358' hohen Gletscherzinnen gekrönt. Die tiefsten Übergänge dieser Thäler in die angrenzenden Flussgebiete sind : zum Zwecke der Etsch-Regulirung: nusg-efiihrte Nivellement von der Mündung bis Meran. *) Orographiseh richtiger würde dieses Thal als Suldenthal zu bezeichnen, und sein Anfangspunkt auf den Kamm des Suldner Ferners zu setzen sein. Doch ist die Bezeichnung nach der durch den um ^/^ Meilen kürzeren Zweig führenden, höchsten Kunststrasse der Erde wohl gerechtfertigt. über die Alluvialgeliildc des Etschthales. 463 nach Engadin. nach Veitiin. in (las Ützthal. im Rajenlhal die Passhöhe gegen 7800' « Schlinigthal die „ Sursass 7457' (schweiz. Venu.) „ Münsterthal „ „ BufTalora 6491' „ Stilfserthal das Stilfser Joch 8810' (Sy.) „ Martellthal, Pass üher den Zufallferner 9650' (Dr. Öttl.) „ Langtauferer Thal das Langtauferer Jöchl 9963' (Sy.) „ Matscher Thal, Fernersaltel an der Weiss- kugel 10200' (Sy.) „ Schnalser Thal das Hochjoch (llaupt- übergang indas Ötzthal 9250' (Sy.) „ Passeirthal das Timljoch 8001' (Trinker) ' So bedeutende Erhebungen der oberen Ausgangspunkte bedin- gen selbst bei namhafter Längenentwickelung der Nebenthäler ein starkes Gefälle ihrer Sohle. Wir können hier nicht in detaillirtere Darstellungen des letzteren eingehen, eine Übersicht der mittleren Neigungswinkel wird hinlänglich genügen, das Verhältniss des Falles zwischen dem Hauptthale und seinen Zweigen ersichtlich zu machen. Bezeichnung des Thaies Absolute Hühe dos oberen und untei-en Ausgangspunktes in W. Fuss Der beiden Endpunkte 1 Mittleres Gefälle Höhenunter- schied in W. Fuss Hori/.ontaler Abstand in W. Klafter LangtaufererThal Matscher Thai Schnalser Thal Passeir-Thal Rajcn-Thal Schlinig-Thal Münster-Thal Stilfser-Thal Martell-Thal (Langtauferer Jöchl 9965' jMündung bei Graun 4683' (Gletscherjoch an der Weiss- ] kugel 10200' [Mündung b. Schluderns2895' (Hochjochferncr 9230' /Müniiiing bei Naturns 1740' (Timl-Jocb 8001' IMündung hei Meran 980' (Passhöhe 7800' (Mündung an)Keschensee4670' (Sursass 7457' iMünduiig bei Schleis 3320' jBufFalora 6491' /Mündung ober Glurns 2890' jStilfser Joch 8810' (Mündung bei Brad 2870' jPass am Zufailferner 9650' (Mündung bei Morter 2265' 5282 7305 7510 7021 3130 4137 3601 5940 7385 9500 10500 12000 18500 4300 5100 13000 8500 13000 6 O G 7 9 B *Tcr •^1 0 Während das mittlere Gefiille des oberen Etschthales noch nicht einen vollen Grad erreicht, steigt sonach der Neigungswinkel der genannten Nebenthäler auf das 3 — Sfache. 30* 464 S i ni o I) v. Noch viel bedeutender ist der Fall jener Nebenthäler, welche ihren Ursprung in den dem Gebiete schon vollständig angehörenden oder gar das Hauptthal unmittelbar begrenzenden Gebirgsgliedern nehmen. Zu den erstem sind zu zählen: Auf der linken Etschseile : das Plana il-Thal (Länge 7200 Kl. Gefälle T'/a") „ Sclilandernaun-Thal ( „ 570Ü „ „ IOV4") „ Ziel-Thal ( „ 4100 „ „ 14«). Auf der rechten Elschseile: dasLaaser-Thal (Länge S300 Kl. Gefälle ISV*")- Bei den Seitenthälern der letztern Art nähert sich das Gefälle schon dem mittleren Neigungswinkel der Gebirgshänge, indem ihre Anfangspunkte nicht mehr in eine tiefste Einsattlung des Kammes fallen, sondern gewöhnlich in oder doch nahe den Gipfeln des letz- teren gesucht werden müssen. Als Beispiele mögen hier nur angeführt werden, Linke Thaiseite > der Eyerser Graben (Länge 3000 Kl. Gefälle 20») „ Gadria-Graben ( „ 3900 „ „ iß") „ Tüll-Graben ( „ 2600 „ „ 24»). Rechte Thalseite: Liehtenberger Graben (Länge 3700 Kl. Gefälle 16*') Tarscher Graben ( „ 3000 „ „ 20») Toblander Graben ( „ 3000 ., „ 20»). Diese letzteren in ihrerLängenentwicklung unbedeutend erschei- nenden Binnsale, deren gewöhnliches Wasserquantum so gering ist, dass es oft nicht ausreicht, das Bedürfniss der an ihren Mündungs- stellen angebauten Ortschaften genügend zu decken, sie gerade sind es, die an der Fortgestaltung des Hauptthaies meist am ersichtlichsten betheiligt sind und durch ihre zeitweiligen Wasserausbrüche und Murrgänge der Schrecken und das Verderben ihrer Anwohner werden. Ein weiter zu beachtendes Moment ist die relative Erhebung der die Thäler unmittelbar begrenzenden Gebirgszüge über deren Thalsohle und das Gefälle ihrer Abhänge gegen dieselbe. Ülier die Älluvialgebilde des Etschthales. 465 Die Alpen des oberen Etschgebietes zeigen, was den Winkel ihrer Abdachung betrifft, den allgemeinen Charakter krystallinischer Schiefergebirge, mehr oder minder steiles Ansteigen (25 — 40") bis gegen die Mittelhöhe , dann durchschnittlich sanfteres Verflachen (1J> — 2{>'') mit einzelnen noch weniger geneigten Absätzen, die höheren Kämme regelmässig in scharfe, schwer zugängliche Gräte und Spitzen (40 — 50") auslaufend. Das mittlere Gefälle der Berghänge, von der Kammlinie bis zum Fuss gerechnet, ist sowohl im Hauptthal als in den Nebenthälern im Ganzen ein bedeutendes zu nennen. Nur an sehr wenigen Stellen geht es unter 17" herab, gewöhnlich schwankt es zwischen 20 — 24^ und erreicht an einzelnen Punkten 27 — 31". Die thalaufwärts abnehmende relative Erhebung der Kämme und Gipfel ist für die ersteren im Mittel auf 4800'für die letzteren auf 5600' anzusetzen; einzelne Spitzen überragen den an ihrem Fusse liegenden Thaltheil um 6000—8000'. Haapttkal. — o "v Bezeichnung der Thai- und angrenzenden !' ^ d «1 l'-sl fc'^ Höhenpunkte. = ja i -g Is^ i cf X 5 -< js Z Stadt Meran ) 990' 8071 7081' 4100° 16|° Iffinffor, östlich von Meran Thalboden oherhalb der Toll i IGOO Tscliifjat- (Tsehef?ol-) Spitz. NNW. von der Tüll 9003 1800 7903 2a00 28 Thalhodcn oberhalb Stäben Rontseher Joehl, südlich von Stäben . . ) 8äG7 6767 3000 20 1 Thalboden zwischen Latsch und Schlanders 1 2160 nördlicl» davon: Zamininfrer 9008 7.^08 27Ö0 24X südlich davon: Hasenohr (Arzkorspitz) . \ 10294 8134 3600 20i Thalboden bei Eyers \ 2790 9432 6642 3200 19 nördlich: Hohes Kreuzjoch südlich: Tschcnoelser Huchwand . . . 1004.5 7253 3100 '^H Thalboden hei Lichtenberg^ i 2830 westlich: Ciavalatz ) 8731 .1901 3300 16f Am Heidersee i 4060 westlich Vcrnun«^-Spitz ) 8870 4310 2600 iH Reschenscheideck ( 47 ÖO nordwestlich : Spitzlat ...... \ 8876 4126 1750 2U 466 S i ni o n V. Nebenthäler. Bezeichnung der Thal- und Höhenpunkle j s ? 1 .- a .c ■1 2 SC ^ ||l — 6o Schnalserthal ober „Unser Frau" .... nordöstlich : Similaun Matscherthal bei den hintern Alpenhütten südöstlich : Salurner Ferner .... Stilfserthal bei den heil, drei Brunnen . . südöstlich: Orlles j 5300' )11401 j 6265 U0857 j 5100 112358 \ 3950 ( 9191 6101' 4592 7258 5241 2250° 1500 2000 2100 24i° 27 3H 22i Münsterthal bei Münster nordwestlich: Urtola-Spitz Glimmerschiefer, das verwitterbarste aller Gesteine, ist die herrschende Gebirgsart des oberen Etschgebietes, gegen fünf Sechstel der Oberfläche werden von demselben eingenommen. Gneiss und Granit treten nur sehr untergeordnet auf; Thonschiefer, Ur- und Übergangskalk finden sich in grösserer Mächtigkeit und Ausdehnung nur im Ortles und seiner näheren Umgebung. Bei dieser geognostischen Beschaffenheit des Bodens ist der atmosphärischen Erosion an und für sich schon ein weites Feld geboten, wenn auch das Zuthun des Menschen ihr nicht weiter för- derlich gewesen wäre. Doch dieser hat seit Jahrhunderten reichlich beigetragen, die von Natur preisgegebenen Räume langsamer Zerstö- rung noch zu erweitern und sie von den wüsten Höhen der Alpen nach und nach bis an seine Wohnstätten herzuziehen. Durch die mass- lose Entwaldung sind der auflösenden und zerbröckelnden Thätigkeit von Luft, Wasser und Temperaturwechsel ausgedehnte Angriffs- flächen blossgelegt worden. Lawinen und Regenfluthen finden überall offene Bahn bis zum Grund der Schluchten und Nebenthäler, denen sie Jahr um Jahr in furchtbar zunehmender Menge den Schutt der ver- witterten Berghänge zuführen. Eine längere oder kürzere Periode vergeht, wo die herabge- brachten Massen an der Stätte der ersten Ablagerung liegen bleiben, oder doch in ihrem Vorschreiten sich auf kurze Strecken beschrän- ken. Von Zeit zu Zeit aber, wenn nach schneereichen Wintern plötz- lich starkes Thauwetter eintritt, wenn mächtige Lawinenstürze oder auch starke Hagelfälle Abdämmungen in den Rinnsalen der Wildbäche über die Alluvlalg-ehilde des Etsclithales. 467 bewirken, wenn Wolkenbrüche oder lang anhaltende heftige Regen die Wässer ungewöhnlich schwellen , oder wenn gar verschiedene Ereignisse der Art gleichzeitig zusammenfallen , dann sind die Wir- kungen eben so grossartig als grauenvoll. Es ist zu bedauern, dass aus der Vergangenheit kaum einzelne dürftige Aufzeichnungen über derlei Ereignisse sich vorfinden. Der Grund davon liegt nicht in der Seltenheit sondern vielmehr in der Häufigkeit solcher Begebenheiten. Sie werden von jeder Generation wiederholt erlebt, als etwas im Gange der Natur Liegendes hinge- nommen und daher auch als etwas Gewöhnliches von einem- zum nächstenmal vergessen. Die Bewohner eines Ortes, der vor Jahrhunderten auf dem Schuttkegel eines Wildbaches angelegt und mehr als einmal durch den letzteren zerstört wurde, säumen nicht, nach einer neuen Ver- schüttung ihre Wohnstätten auf derselben bedrohten Stelle, nur um die neue Erdlage höher, das ist über den Trümmern ihrer vorigen Häuser, aufzubauen. Wenn wir auch Freiherrn vonAretin's^ Aussage, dass in Tirol nach dem gewöhnlichen Gange der Natur mehr als 300,000 Menschen in fortwährender Lebensgefahr schweben, nicht in vollem Umfange beipflichten wollen , so kann doch als sicher angenommen werden, dass der Schade, Avelcher durch Überschüttungen, Ver- sandungen, Einrisse, Zerstörung von Häusern, Strassen- und Wasser- bauten in Tirol allein verursacht wird, nach dem gegenwärtigen Realitäten-, Producten- und Arbeitswerth jährlich im Mittel wenig- stens 500,000 Gulden C. M. beträgt. Zu den am meisten von solchen verheerenden Ereignissen heim- gesuchten Theilen des Kronlandes gehört das Vintschgau, dessen orographische Verhältnisse hiezu im höchsten Grade alle Bedin- gungen bieten. Es möge hier die Schilderung eines Elementarereignisses Platz finden, dessen verderbliche Wirkungen der Verfasser noch in ihrer ganzen Ausdehnung zu überschauen Gelegenheit hatte, Wirkungen, •) Aretin Georg. Freih. v. (küoipfl. baier. Strassen- und Wasserbau -Director der Provinz Tirol). Über Berg-falle und die Mittel denselben vorzubeugen. Innsbruck 180Ö. 468 S i m o n y. die zu einem näheren Eingehen um so mehr auffordern, als sich dahei Erscheinungen wahrnehmen liessen , deren Beschreibung für die Naturgeschichte der Alluvialgebilde einen nicht ganz unwesentlichen Beitrag liefern dürfte. Der Monat Juni des Jahres I82f) war in einem grossen Theile der Alpen, insbesondere in Tirol durch heftige Gewitter und anhal- tende Regen ausgezeichnet. Die letzteren waren vorzugsweise durch Föhnwinde veranlasst, welche die Temperatur in den höheren Schichlen der Atmosphäre bedeutend über das normale Mittel erhöhten. Die Thauwärme reichte bis zu den obersten Regionen der Alpen hinauf. Auf der 7900' über dem Meere gelegenen Station Sta. Maria am Stilfser Joche fiel das Quecksilber vom 27. Mai bis 17. Juni in den normalen Beobachtungsstunden nicht ein einziges Mal unter den Ge- frierpunkt herab, dagegen stand es während des Tages häufig auf 7—8« R. Das Quantum des in diesem kurzen Zeiträume von 20 Tagen gefallenen Niederschlages betrug in Tirol durchschnittlich nahezu ein Sechstel der mittleren Jahresmenge. Dazu kam noch, dass der ver- flossene Winter ungewöhnlich viel Schnee in den Gebirgen aufgehäuft hatte. Regen und Wärme vereint brachten denselben nun schnell zum Schmelzen. Von allen Gehängen rauschten die Wässer nieder und setzten LaAvinen und Schutt,nassen in Bewegung ; diese dämmten die Hochschliichten ab, stauten die schwellenden Wildbäche, bis diese den vergänglichen Damm wieder durchbrachen und als reissende Gebirgsströme sich den Thälern zuwälzten, wo sie nach dem wech- selnden Gefälle bald durch die Zerstörung ganzer Strecken von Ufer- geländen, bald durch die Ablagerung von Schuttmassen ihre unheil- volle Bahn bezeichneten. Schon in den ersten Tagen des Juni begannen dieÜberschwem- mungen iminn-, Drau- und Etschthale und dauerten bis über die zweite Hälfte des Monats. In Innsbruck stieg während der Nacht vom 2. auf den 3. Juni der Inn von 7ya «uf 11% Fuss, so dass das Wasser sich über den unteren Stadtplatz ergoss. Am 9. d. M. erreichte der Fluss 12, und am 17. Juni sogar 13 Fuss Höhe, die Überschwem- mung wurde eine allgemeine. Berichte über ähnliche Wasserhöhen liefen in derselben Zeit von den meisten Uferorten des Pusterthaies und Etschlandes ein. Ulier die A^lllvlill^L■l)illle des Etsclithales. 469 Der Schauplatz der grössten Verheerungen aher wurde das obere Vintschgau, insbesondere die Strecke vom Heider See über die Stufe der Maiser Heide bis zum Glurnser Boden. Drei an der Efsch gelegene Dörfer, Burgeis, Schleis und Laatsch, wurden hier mehr als zur Hälfte zerstört, das Städtehen Glurns dem l ntergange nahe gebracht. Zur Übersicht der Lage der eben genannten Orte dient das bei- gefügte Proßl, welches das Gefälle des Flusses vomReschenscheideck bis unter Schlanders versinnlicht, wobei bemerkt werden muss, dass der Verticalmassstab 12 fach vergrössert ist. Profil 1. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 U 12 13 14 1. ^auiUis 4385 Fiiss ] 8. Dorf Laatsch, Brücke . . . 3029 FuM 2. Rescheuscheicleek .... 47.10 . 9. Stä.ltchen Glurns, Brücke . 286Ö „ 3. Reschensee 46G3 ,, i 10. Spondinig, Brücke .... 2814 „ 4. Miller- Oller Graunersee . . 4642 „ II. Dorf Kjers, Brücke n. Tscliengels 2782 „ .•>. Heiil.Msee 4550 ., i 12. Dorf Laas, Brücke .... 2721 „ 6. Dorf Burgeis, oberste Häuser oSSfi „ | 13. Schlanders, Brücke nach Morter 2224 „ 7. Dorf Schleis, Brücke . . . 3308 „ 1 14. Laatsch, Brücke .... 2074 „ Während der Tage vom iS.auf den 17. Juni,Avo es fast unaufhör- lich regnete und die Gewässer in allen Thälern ihren höchsten Stand erreichten , wurde auch der Mitter- oder Grauner See durch den Langtaiifercr Bach so geschwellt, dass der am Abflüsse befindliche, verhältnissmässig schwache Damm neben der zur Tieferlegung des Seespiegels angelegten Schleuse plötzlich durchrissen wurde. Durch die etwa 6 Klafter breite Lücke entlud sich nun der ganze Über- schuss des Wassers in das Becken des eine Viertelstunde tiefer lie- genden Heidersees mit solcher Schnelligkeit, dass auch der Damm des letzteren am Etsch-Ausflusse dem rasch wachsenden Drucke nicht zu « iderstehen vermochte und das \\ asser sich gewallsain Bahn brach. Gleich unterhalb des Ausflusses begann das entfesselte Element das Werk der Zerstörung an der Absalzbriicke und der zwischen dem Berghange und dem Flussbette laufenden Strasse. Doch waren die 470 S i m 0 n y. Wirkungen der Erosion auf der ersten Strecke von etwa 500 Klafter verhältnissmüssig noch unbedeutend, aber je weiter abwärts, desto mehr gewannen sie an Ausdehnung. Schon eine Viertelstunde ober Burgeis hatte der Strom sein Bett in kurzer Zeit zu doppelter Breite ausgewühlt. Mit der wachsenden Menge des fortgerissenen Materials nahm auch die zerstörende Kraft zu. Das Dorf Burgeis, dessen malerisch gruppirte Häuser theils an den rechtseitigen Bergabfall gelehnt sind, theils die Ufer des Flusses begrenzen, musste zuerst die ganze Macht der furchtbaren Fluth fühlen. Haus um Haus stürzte in die brausenden Wogen und ver- schwand spurlos in denselben. Verzweifelnd sahen die Bewohner des gegen 120 Häuser zählenden Ortes einer gänzlichen Zerstörung des- selben entgegen, denn der unausgesetzt niederströmende Regen hatte auch die Schuttmassen des vom Berge sich herabziehenden Volmeina- grabens und überdies eine Murre über dem inneren Theile des Dorfes in Bewegung gesetzt, wodurch die an den Abhang gebauten Häuser, so wie die Pfarrkirche mit Überschüttung bedroht wurden. Zum Glück beschränkten sich beide Murren auf die Verwüstung der westlich ober dem Dorfe gelegenen Grundstücke und schritten nicht tiefer vor. Das zweite Opfer der Wildfluth war das eine halbe Stunde tiefer gelegene, aus 49 Nummern bestehende Schleis. Dieses unmit- telbar an die Ausmündung des Schlinigthales hingebaute Dorf wurde in Folge seiner unglücklichen Lage bis auf etwa 20 Häuser theils weggeschwemmt, theils in Schutt begraben. Der fast rechtwinklig in die Etsch fliessende Schlinigbach hatte den ganzen Schutt seines untern Rinnsals aufgewühlt und in Bewegung gesetzt. Während der am Etschflusse gelegene Theil des Ortes von dem letztern verschlun- gen wurde, lagerte über dem andern Theil der Schlinigbach, welcher durch die Wucht der vorbeistürzenden Etschfluthen in die Mündung des Thaies zurückgestaut wurde , seine Schuttmassen in solcher Mächtigkeit ab, dass dieselben bei mehreren Häusern bis zum Dach- giebel reichten. (Siehe Titelbild.) Wieder eine halbe Stunde abwärts und gleich den beiden vor- erwähnten Orten von der Etsch durchflössen, liegt schon nahe dem Fusse der grossen Thalstufe die Gemeinde Laatsch mit ihrer alter- thümlichen Kirche und den Ruinen von Befestigungen aus den Zeiten der blutigen Engadiner Kriege. Auch hier wüthete der Strom noch mit ungebrochener Kraft und zerstörte gegen 30 Gebäude. über die Alluvialgebilde des Elschthales. 471 Bald unterhalb Laatsch endet der steile Abfall der Maiser Heide und es beginnt die weite Ebene des Glurnser Bodens. Das Gefälle der Etsch, welches in der eine Meile langen Strecke vom Heider-See bis Laatsch im Mittel 1 : 15-S beträgt, vermindert sich in dem nächsten lOoO Klafter messenden Abschnitt bis Glurns auf 1:39 und geht unterhalb des Städtchens % Meilen weit in die bei Oberläufen von Alpenflüssen ungewöhnlich geringe Neigung von 1 : 398 über. (Vergl. Profil 1.) Die erosirende Wirkung des Stromes, die bei dem fast gleich- massigen Gefälle der 1700' hohen Stufe eine stetig zunehmende werden musste, hatte bei Glurns in Folge der raschen Verflachung des Bodens mit einemmal ihr Ende erreicht. Die ungeheure Menge des aus der vorigen Strecke fortgerissenen Materials musste demnach hier, wenigstens in ihren schwereren Theilen, auch vollständig zur Ablagerung gelangen. Schon oberhalb Glurns^) war in wenigen Stunden das Bett des Flusses, der bei dem Städtchen selbst zwischen dessen südliche Bing- mauer und den Abfall des vom Glurnser Köpfel sich herabziehenden Schuttkegels in eine ziemlich enge Bahn zusammengedrängt ist, mit Erosionsschutt theilweise ausgefüllt und der linksseitige Uferdamm durchbrochen, so dass der Strom sich spaltete und das Städtchen mit seinen tobenden Fluthen inselartig umschloss. Der das Münsterthal durchfliessende Rambach, welcher sich einige hundert Klafter ober Glurns von der rechten Seite her in die Etsch ergiesst, und dessen Gebiet (3 '45 D Meilen) nur um ein Drittheil kleiner ist als jenes des ersteren Flusses (ß'2 D Meilen) bis zu ihrer Vereinigung, vermehrte nun noch die Wassermasse um ein Bedeutendes und drängte zugleich den Hauptstrom immer mehr nach links, so dass derselbe endlich mit seiner ganzen Wucht gegen die westliche Stadtmauer anstürmte, dort umbog und dann längs der nördlichen und östlichen Mauer sich ein neues Rinnsal suchte. Da die Gefahr für das Städtchen erst gegen Abend eintrat, in der Nacht aber um so schneller wuchs, so war auch die Noth der Einwohner um so grösser. DieThore wurden in aller Eile verrammelt. ^) Glurns (Glorium , gloria vallis) wahrscheinlich einer der ältesten Orte des Landes, in einer Urkmide von 1304 schon als Stadt genannt , 1330 wegen der verheerenden Einfälle der Engadiner mit festen Mauern umgeben, gehört zu den kleinsten Städten der Monarchie. Sie zählt im Ganzen 91 Häuser und etwa 700 Einwohner. 472 S i m o n y. die Schiessscharten möglichst verstopft, doch konnte dies nicht hindern , dass das Wasser durch zahh'eiche Lücken eindrang. Das Toben der Fluthen hinter den Ringmauern, der niederströmende Regen, die tiefe Finsterniss einer stürmischen Nacht, das Jammern der Weiber und Kinder, das Läuten derSturmglocke, dies Alles stei- gerte das Schreckliche des Augenblickes und machte selbst die Ent- schlossensten rathlos. So fest auch die dreihundertjährige Um- schliessung war, so hielt man doch, namentlich die Ostseite, nicht stark genug, um dem Andränge der Fluth lange Widerstand leisten zu können. Am folgenden Morgen war Alles bemüht, die Habseligkeiten möglichst zu bergen und der grössere Theil der Revölkerung verliess die Stadt. Am 18. Juni hatte die Gefahr ihren Gipfelpunkt erreicht, die Flucht war eine allgemeine geworden. Indess hatte der Strom, und zwar noch früher als es die geäng- stigten Rewohner wahrnehmen konnten, gegen sich selbst eine natür- liche Schutzwehre aufgeworfen. Als derselbe nämlich den links- seitigen Uferdamm durchrissen hatte und gegen die westliche Stadt- mauer anstürmte, wurde gleich bei dem ersten Anprall eine solche Masse von Schutt, ausgerissenen Bäumen und Sparrwerk zerstörter Häuser und Brücken abgelagert, dass dadurch ein natürlicher Wall gegen den weiteren Andrang der vorbeistürmenden Wogen ent- stand. In Folge des hinter der Stadt sich immer mehr ausbreitenden und zu mächtigen Barren aufhäufenden Erosionsmaterials aus der oberen Gegend wurde der Strom immer mehr zertheilt und erreichte auch nach seiner neuen Zusammendrängung an der nördlichen Mauer nicht mehr die frühere Stosskraft und Geschwindigkeit. So blieb Glurns diesmal vor der Zerstörung verschont, doch sind die Mauern in Folge dieser Katastrophe so angegriffen , theil- weise auch wirklich eingestürzt, dass bei einer wiederholten der- artigen Überschwemmung der mehr oder minder vollständige Ruin des Ortes zu erwarten ist. Glurns ist jetzt von einer Steinwüste umlagert. Wo früher üppige Wiesen und Gärten prangten, lasten nun stellenweise klafter- hoch die Schuttmassen, welche der Strom in der Strecke seines Falles vom Heidersee bis Laatsch mitgerissen hatte. Stellenweise ragen die Kronen der Obstbäume und die Spitzen von Gesträuchen über die öde Kiesfläche. Obgleich die Menge desSchuttes, die in derUmgebung über die Alluvialg^ehilde des Ktsehtliales. 473 des Städtchens abgelagert wurde, sieh nicht genauer bestimmen lässt, so ist doch nacli dem Umfange der Erosionen in der oberen Gegend eine wenigstens annähernde Schätzung möglich. Wenn berücksichtigt wird, dass in einer Länge von beiläufig 3000 Klaftern das früher durchschnittlich nur 10 — 20 Klafter breite Etschbett auf 20 — 40 Klafter erweitert wurde, dass die seitlichen Einrisse in das aus älterem Detritus bestehende Ufergelände stellenweise die Höhe von 18 bis 24 Fuss erreichten, und dass auf ausgedehnte Strecken derStrom auch den Grund unter sich aufwühlte und fortschlemmte i), so dürfte eine Annahme von 45 — 50.000 Kubikklaftern für die Ge- sammtmenge des fortgeschwemmten Materials nicht zu hoch gegriffen sein. Von diesem Quantum aber sind wenigstens zwei Dritttheile bei Glurns zur Ablagerung gelangt. Derlei Überschüttungen wie die gegenwärtige, welche gewiss nicht die einzige in der Geschichte des Städtchens ist, müssen noth- wendig eine mehr oder minder allgemeine Erhöhung des Terrains rings um das letztere zur Folge haben. Schon jetzt liegt die Ober- fläche der ausserhalb deponirten Kiesmassen um viele Fuss höher als der innere Boden des Ortes, und es ist nach den gegenwärtigen Niveauverhältnissen der Etsch und des nahen Rambachs vorauszu- sehen , dass die Alluvialablagerungen in der nächsten Nähe des Städtchens rasch vorschreiten und dasselbe immer mehr überhöhen werden. So wird der Ort mit seiner engen Ummauerung allmählich in die Erde sinken und endlich , auch wenn keine gewallige Kata- strophe ihn zerstört, in Folge seiner Lage veröden , um vielleicht auf einem neuen höheren Boden verjüngt wieder zu erstehen. Schon seit einem längeren Zeiträume machen sich die Einflüsse dieses all- mählichen Yertiefens bemerkbar in dem Überhandnehmen jener Krank- heiten, deren Ursprung in einer stets feuchten, dumpfigen Atmosphäre zu suchen ist. Es wird sich hier früher oder später wiederholen, was in allen Thälern beobachtet werden kann , in denen der Mensch schon in frühen Zeiten sich niedergelassen hat. Durch die fortwährenden *) In Burg;eis und Schleis wurde nicht nur eine grosse Anzahl von Gebäuden his auf den Grund zerstört, sondern auch der Boden, auf dem sie {gestanden, so tief durch- furcht und verändert, dass nicht einmal mehr die Stelle lii-zelclinet werden konnte, wo die Häuser gestanden. 474 S i ra 0 n y. Schutt- und Schlamniablagerungen der Flüsse wird der Thalboden von Jahrhundert zu Jahrhundert erhöht. Alte Wohnstätten und Bau- denkmale werden, Zoll um Zoll, Schuh um Schuh, 1} von dem neuen Boden umgeben. Neben ihnen entstehen auf dem erhöhten Thal- grund neue Bauten und die alten verschwinden endlich ganz, nicht nur von der Bodenoberfläche, sondern auch aus dem Gedächt- niss der Menschen und nur, wenn einmal in die Tiefe gegraben wird, kommen diese Reste vergangener Jahrhunderte als geologische Pro- ducta der Neuzeit wieder zum Vorschein. Wir wollen die Verwüstungen, welche sowohl dieEtsch in ihrem weiteren Verlaufe, als auch die ihr zuströmenden Nebenbäche ange- richtet haben, nicht weiter verfolgen und nun zur Darlegung einiger bei den verschiedenen Schuttablagerungen beobachteten Erschei- nungen übergehen, die für den Geologen von Interesse sind. Vor Allem belehrend waren die Ablagerungen des Schlinig- baches, sowohl was die Umrisse der ganzen Masse, als auch was die Anordnung der verschieden grossen Schutttheile betrifft. Der erste Anblick des Schuttfeldes, das in schauerlicher Öde sich über den Ausgang des Thaies breitete, von Häuserruinen um- grenzt, hie und da von einem Stück Mauer, einem zertrümmerten Dachgiebel oder dem Wipfel eines Baumes überragt, war ein wahr- haft erschütternder. Wenn man den kleinen Bach betrachtet, welcher sich in trockener Zeit unscheinbar zwischen dem Steingetrümme durch- windet, so kann man sich kaum mit dem Gedanken vertraut machen, dass derselbe je zu einer solchen Wassermenge anwachsen könnte, die erforderlich ist, um die hier abgesetzte Schuttmasse von 8 bis *) Bekannt ist die stetig'e Erhöhung des Bodens in Ägypten durch die Schlammablage- rungen des Nils. Die Prachtruinen Thebens sind gegenwärtig 12 — 19' über dem Boden von den jährliehen Absätzen des Stromes bedeckt. Eben so ist der alte Nil- raesser bei der Insel Elephantine schon tief im Schlamm begraben, was beweist, dass auch das Strombett selbst fortwährend erhöht wird. Ein sehr schönes Beispiel hat dasliheinthal in neuester Zeit geliefert. In Mainz ist man bei Grabung eines Kellers in einer Tiefe von 12 Fuss plötzlich auf ein 3 Klafter mächtiges aus Gräsern , Binsen, Schilf und Rinden bestehendes Torflager gestossen, in welchem eine grosse Anzahl römischer (?) Anticaglien, Theile lederner Kleidungsstücke, Sandalen, Wollen- und Leinenzeuge, Messer, Lanzenspitzen, Fibeln, das Bruchstück eines Panzerhemdes aus Eisendralhgeflecht u. dgl. m. gefunden wurden. Ohne Zweifel würde die ganze Mündungsgegend des Mainz bei ausgebreiteteren Untersuchungen ähnliche , wenn nicht noch ergebnissreichere Resultate liefern. Ober die Alluvialgehilde des Etsclithules. 475 10000 Kubikklafter in Fluss zu bringen. Die Thatsache wird erst verständlich, wenn man das bedeutende Gefälle (1:7) des 74 Meilen langen Baches in Anschlag bringt und zugleich berücksichtigt , dass Alpengipfel von 9 — 10000' den Hintergrund seines Quellengebietes bilden. Bei näherer Betrachtung der äusseren Umrisse stellte sich das ganze Schuttfeld als eine Aneinanderhäufung von grösseren und kleineren, verschieden hohen Scliuttflächen, Schutthügeln und Barren dar, welche vielfach von mehr oder minder tiefen Furchen nach der Linie des Gefälles, doch nicht ohne grosse Krümmungen, durchzogen waren. Neben den regellosen Haufwerken waren aber auch mehr oder minder deutlich entwickelte, mehrfach über einander stehende Ter- rassen oder Stufen in der Schuttmasse wahrzunehmen. (Vergl. das Titelbild.) Insbesondere deutlich waren dieselben an der rechten Uferseite oberhalb der innersten Häuser erkennbar. Diese Ter- rassen erinnerten, abgesehen von den ungleich kleineren Dimensionen, sehr an die Diluvialterrassen grösserer Alpenthäler. In Bezug auf die Anordnung der verschieden grossen Schutt- theile waren zunächst die Anhäufungen vorherrschend grösserer Ge- schiebe auffallend, welche beträchtliche Strecken des Schuttfeldes bedeckten. Kleinerer Kies war verhältnissmässig wenig auf der Oberfläche zu sehen. Auf den ersten Anblick schien es, als bestünde die ganze Ablagerung dem grössern Theile nach blos aus grobem Steingetrümme. Sah man jedoch genauer nach, so zeigte sich, dass unter der Decke von grossen Geschieben gemischter Schutt , ja stellenweise sogar nur feiner Kies mit sehr vereinzelten grösseren Rollsteinen sich befand. (In der unten folgenden Abbildung einer kleinen Partie der Schuttablagerung ist diese Bedeckung mit grossen Geschieben auf den drei stufenförmigen Absätzen deutlich er- sichtlich.) Dieses Vorwiegen von grobem Schutt auf der Oberfläche des Kiesfeldes könnte zu der Annahme führen, dnss erst gegen das Ende der Fluth der Wildbach seine grösste transportirende Kraft gewonnen und die grossen Geschiebe hergewälzt habe. Bei einer näheren Prüfung der Erscheinung musste sich jedoch ergeben , dass diese grossen Geschiebe zuerst eben so wie in den tieferen Lagen mit feinerem Kies und Sand gemengt waren , dass sie aber schliesslich 476 S i tn o n y.- durch Schlemmung blossgelegt wurden, indem d;is Wasser, als es mit dem Sinken auch an transportirender Kraft verlor, wohl keine neuen Schuttmassen mehr herzuwälzen vermochte, aber immer noch Schnelligkeit und Druck genug besass, um alle leichteren Theile aus der obersten Schichte der Ablagerung fortzureissen. Die verschieden tiefen Rinnsale , welche der Wildbach bei den wechselnden Fluthhöhen und seinem stürmischen Laufe bald da bald dort in die deponirten Schuttmassen eingerissen hatte, gestatteten einen mehrfachen Einblick in die innere Beschaffenheit der letztern. Hier waren inmitten ordnungslos durcheinander geworfener Gemenge die Ansammlungen von Detritustheilen gleichartigen Kornes um so bemerkenswerther, als stellenweise Sand , feiner Kies und gröbster Schutt unmittelbar mit einander wechsellagerten. Durch den vor- liegenden Holzschnitt, welcher einen kleinen Theil der Seitenwand eines tiefen Einrisses in einer terrassirten Partie des Schuttfeldes darstellt, ist die Art der Anordnung im Allgemeinen veranschaulicht. Profil n. ^^?^M^ /« ,^v5 3§bS=?s'3CS.X:'^- In den rechtwinklig oder diagonal zur Längenaxe des Thaies stehenden Seitentheilen der sich hin und her windenden Bachfurchen stellten sich die schärfer begrenzten Partien von Ablagerungen verschiedenen Kornes bald als Ausfüllungen von breiteren oder schmäleren Rinnsalen und Mulden, bald als locale Aufhäufungen über vorher gebildeten Schuttflächen dar. Dagegen hatten in den parallel mit der Thallinie laufenden Wänden der Ausrisse diese Wechsellagerungen oft auf Strecken von über die Alluvialg-ebilde des Etschthales. 477 mehreren Klaftei'ii das Ansehen einer wahren Stratification, die beson- ders durch die Lagen grosser Geschiebe markirt wurde. In diesem raschen Wechsel von Massen des verschiedensten Kornes, in diesen Einlagerungen bald von feinen Sandschichten, bald von den gröbsten Schutttheilen in muldenrörmige oder rinnenartige Ausfurchungen der chaotischen Hauptmasse , endlich in den ver- schiedenen Überlagerungen der erstem wieder durch neue Schutf- formen ist der ganze Vorgang dieser grossartigen Sedimentbildung klar abgespiegelt. Die ganze deponirte Masse erscheint nicht a!s das Product eines plötzlichen Wasserausbruches, sondern als das Resultat einer länger anhaltenden Fluth mit wechselnder Wasser- höhe und wechselnder Schuttführung. Nach zeitweilig erfolgenden, grösseren Anschwellungen, während welchen das Erosionsmaterial in ungeheurer Menge von dem Wildbach aus den höheren Gegenden des Bettes fortgerissen und erst in der Ausmündung des Thaies fallen gelassen wurde, kamen wieder Pausen, wo das sinkende Wasser sich darauf beschränkte, in die kurz vorher abgesetzten Massen neue Rinnsale zu graben , hie und da in seitlichen Vertiefungen Sand und feineren Kies abzusetzen , dagegen in den Stellen heftigerer Strömung alles leichtere Material wegzuschwemmen und so die grossen Blöcke und Geschiebe blosszulegen. Wie der Wildliach seine Rinnsale gewechselt, wie schnell er neue Canäle ausgefurcht hat, davon zeigt das Titelbild ein Beispiel. In dem rechtsseitigen Graben, durch welchen gegenwärtig ein Theil des Baches lauft, standen zur Zeit, als der Verfasser die Gegend bereiste, mehrere Bäume, zwei davon mitten im Wasser i). Sowohl der Stamm als die Äste waren bis zu einer Höhe von 10 — 12 Fuss über dem Wurzelstock vollkommen der Rinde beraubt, die kleineren Zweige abgerissen oder geknickt niederhängend. Über dieser Höhe von 12' sassen, noch ziemlich dicht, aber schon abgedorrt, die Blätter. In den Astwinkeln lagen überall grössere oder kleinere Geschiebe. Ins- besondere aber bei einem der Bäume war etwa 9 Fuss über dem Bach ein Steinblock von vielleicht 3 Kubikfuss Inhalt so fest zwischen den Hauptästen eingekeilt, dass man kaum glauben mochte, das Wasser •) Gegenwärtig' dürften diese interessanten Wahrzeichen der Katastrophe längst gefallt sein, da die beinahe voil--tändige Entrindung desStammes und der Äste ihr Absterben voraussetzen liess. Sitzb. d. mathcm.-naturw. Cl. XXIV. Bd. III. Hfl. 31 478 S i III 0 n y. habe dieses gegen 8 Centner schwere Geschiebe an diesen Punkt gebracht. Irrig wäre es auch in der That, anzunehmen, dass die Fluth einen Stein von solchem Gewichte frei schwebend getragen und 9 Fuss über dem Boden in dem Astwei-k des Baumes abgesetzt habe. Gewiss wurden die Bäume zuerst eben so, wie die nahegelegenen Häuser hoch hinauf in Schutt begraben. Dann aber furchte sich der Bach in der Richtung der erstem wieder ein neues Bett aus, um die Bäume herum wurde der kurz vorher abgelagerte Detritus wieder fortgeschlemmt und nur die zwischen den Ästen befindlichen Theile desselben zurückgelassen. Überblickt man nun alle Erscheinungen der hier besprochenen Ablagerung , welche ein Bach von kaum 3 Stunden Länge im Ver- laufe von weniger als zwei Tagen bewirkt hat, so werden einzelne Analogien mit manchen älteren Sedimentbildungen, welche der Dilu- vial- wohl auch der Tertiärperiode zugezählt werden, sieh nicht ver- kennen lassen. Durch die grossartigen Erosionen der Etsch innerhalb der Stufe der Malserheide waren namentlich auf der linken Flussseite Ein- brüche bis zu 3 — 4 Klafter Höhe in dem aus Lehm-, Sand- und Schotterlagen bestehenden TJferlande gebildet worden. Die Ähnlich- keit der hier zu Tage gelegten älteren Schwemmproducte mit denen des Schlinigbaches war zu auffällig, um übersehen werden zu können. So befand sich gleich gegenüber der Mündung des Schlinigthales am linken Etschufer nächst der Kirche von Schleis ein Einriss von 20 Fuss Höhe, in Avelchem ganz derselbe Wechsel von feinstem und gröbstem Detritus beobachtet werden konnte, wie in den Kiesmassen des Schlinigbaches. Insbesondere machten sich mehrere Lagen grosser Geschiebe bemerkbar, welche parallel mit der Bodenober- fläche und zugleich parallel mit dem anstossenden Flussbett liefen. (Siehe das Titelbild.) Zweifellos bezeichnen hier eben so, wie in der Masse des Schlinigbaches, diese Lagen grosser Geschiebe die Ab- schnitte aufeinanderfolgender Überfluthungen und Ablagerungen. Auch das gegenwärtige Etschbett ist in der Strecke zwischen dem Heidersee und Laatsch der grösseren Ausdehnung nach ganz mit dem allergröbsten Schutt übersäet. Stellenweise sieht man nichts als Blöcke von i/o — 4 Fuss Durchmesser dicht gedrängt an einander liegen, gleich unter ihnen aber findet sich gewöhnlicher Kies. Wie über die Alluvialgebilde des Etschthales. 479 in» Schlinigbach , so sind auch hier diese Anhäufungen gröbsten Schuttes auf der Oberfläche als die zurückgebliebenen Reste des grossen Scliwemmungsprocesses zu betrachten. Nur kurz möge noch erwähnt werden , dass ausser den hier beschriebenen Ablagerungen der Etsch und des Schlinigbachos theils in denselben, theils schon in den früheren Tagen dieser Regenperiode auch durch die übrigen Wässer des Vintschgaues bedeutende Allu- vialmassen dem Hauptthale zugeführt wurden. So litt namentlich das unglückliche Lichtenberg durch einen Murrbruch (der vierte inner- halb eines Zeitraumes von 10 Jahren), welcher ausser einer Anzahl von Gebäuden auch noch 30 — 40 Joch Culturland verwüstete. Eben so hatte der Matscher und Stilfser- (Brader-) Bach einen weiten Raum der Obervintschgauer Ebene mit Kies und Sand überschüttet. Es darf angenommen werden , dass die Gesammtmenge der Erosionsproducte, welche theils durch die Etsch, theils durch ihre Zuflüsse während des Juni 1855 in dem Bereiche des Hauptthaies zwischen Glurns und der Toll abgelagert wurden, im Ganzen gegen 70 — 100.000 Kubikklafter betrug. Ungefähr ein Zehntheil dieses Quantums mag überdies noch der hochgeschvvellte Strom in dieser Zeit an Schlamm und Sand den tieferen Gegenden aus dem Gebiete seines Oberlaufes zugeführt haben. Gehen wir nun von der Überschau der Wirkungen dieses vor- liegenden Ereignisses zu einer allgemeinen Betrachtung aller der Bodenmassen des Etschthales über, deren Entstehung auf die abla- gernde Thätigkeit des Flusses und seiner Seitenwässer zurückzu- führen ist, so finden wir dieselben in einer Ausdehnung entwickelt, die eben so sehr auf die grossartigen Wirkungen jener Thätigkeit, als auf eine grosse Länge des Zeitraums schliessen lässt, welche für die Bildung der Alluvialmassen in ihrem gegenwärtigen Umfange erforderlieh war. Verfolgen wir das Etschthal vom Reschensee bis zur Alpen- pforte der Veroneser Klause, so finden wir mit Ausnahme der Toll in der ganzen 28 Meilen langen Strecke nicht einen Punkt, wo im eigentlichen Thalgrund anstehender Fels zu Tage träte. Überall ist der feste Grund dieser merkwürdigen Alpenfurche mit mächtigen Alluvialgebilden überdeckt und ihr stufenartiges Gefälle kann dem allergrössten Theile nach nur den seitlichen Schuttablagerungen der Nebenbäche zugeschrieben werden. 3i* 480 S i m o n y. Im oberen Gebiete sind die bereits näher besprochenen Stufen- bildungen zwischen Glurns und der Toll ausschliesslich durch die das ganze Thal quer übersetzenden Schuttkegel von Schlanders, Tarsch und Tobland, eben so die kleine Stufe zwischen dem Hei- der- und Mitter -See durch den vom Grosshorn sich herabziehenden Schuttberg, endlich die Trennung des Mittersees vom Reschen- see nur durch die AUuvien des Langtauferer Baches veranlasst worden. Aber auch in der Malserheide deutet der gänzliche Mangel anstehenden Gesteines, die secundäre Abdachung des Bodens gegen SW. endlich die ganze ObertlächenboschatTenheit des letztern dariiuf hin , dass die Schuttablagerungen des aus NO. sich herabziehenden Plawen- und Planailthales einen grossen Factor bei der Gestaltung dieses Abschnittes gebildet haben. Selbst in dem hohen Thalabsatz der Toll, wo bei der fast spitz- winkeligen Umbiegung des Thaies gleichzeitig auch die beiderseitigen Berghänge näher an einander rücken, haben die ungeheuren Schutt- ablagerungen des Ziel- und Töllbaches zweifellos eine bedeutende Erhöhung der primitiven Thalstufe bewirkt und es ist mehr als wahr- scheinlich , dass erst durch sie im Laufe der Zeit die Etsch gegen den südlichen Berghang gedrängt und genöthigt wurde , sich durch den anstehenden Fels Bahn zu brechen. Die Ausdehnung der Schuttablagerungen an der Töllstufe , so wie jener der Passer und des Naifergrabens bei Meran macht sich in dem Gefälle des Flusses auf eine Strecke von ly^ Meilen, nämlich bis Gargazon bemerkbar. (Vergl. die Tafel über den Mittellauf der Etsch S. 461). Im Mittellauf, wo mit einem Mal der geognostische Charakter der Thalbegrenzungen gänzlich verändert erscheint, wo an die Stelle des leicht verwitterbaren Glimmerschiefers Porphyr und Kalk getreten sind, verschwindet auch die eigenthümliche Stufenbildung des Vintsch- gaues vollständig. Die Differenzen des sehr verminderten Gefälles bringen keine merkbare Unterbrechung in der breiten, ebenen Thal- fläche mehr hervor. Wo aber noch bedeutendere Unterschiede im Fall des Flusses vorkommen, da sind es auch hier wieder die Abla- gerungen der seitlichen Gewässer, welche dieselbe bewirkt haben. So sehen wir oberhalb der Mündungen des Eis ack, des Noce, des Avisio, der Fersina und des Leno regelmässig eine grössere über die Alluvialgebilde des Etschtbales. 481 Vei'flachung des Bodens, als iinterhall) derselben. Die nachfolgende Zusammenstellung macht die Grösse der Gefällsdifferenz ersichtlich. des Eisack .... „ Noce „ Avisio .... „ Fersina .... „ Leno Gefälle der Etsch oherlKilb der Mündung- untcrhall) der Mülldung I : 1370 1 : 1970 1 : 1200 1 : 3416 1 : 1697 1 : 8ä0 1 : 1200 1: 879 1 : 1408 1 : 4Ö8 Am auffaih'gsten erscheint die Gefällsdifferenz dies- und jenseits der Lenomündung. Hier hat neben denAlluvien des genannten Zuflusses noch eine zweite seitliehe Ablagerung, jedoch eine Ablagerung anderer Art mitgewirkt. Zwischen der Lenomündung und dem Dorfe S. Marco liegt jener berühmte Bergsturz , allgemein unter dem Namen der Slavini di S. Marco bekannt, welcher das Etschthal nach seiner ganzen Breite von 1000 Klafter und nach einer Flächenausdehnung von 820-000 Quadrat -Klafter bedeckt'). Auf diesen gewaltigen Bergsturz wird allgemein bezogen, was die Fuldaer Annalen von einem solchen Ereigniss erzählen; dass nämlich im Jahre 883 in Oberitalien ein Berg, in seiner Grundlage erschüttert, in die Etsch gestürzt sei und den Lauf des Flusses so gehemmt habe, dass dessen Bett unterhalb des Bergfalles ganz trocken geworden sei, wodurch die Bewohner von Verona und der Umgegend so lange ohne Wasser geblieben, bis die Etsch durch die umgestürzten Felsen sich eine Bahn gebrochen und das vorige Flussbett wieder eingenommen habe. Auch Dante in dessen Zeit die Tradition über dieses grossartige Ereigniss wohl noch lebendiger erhalten sein mochte, sagt im Anfange des 12. Gesanges der Hölle seiner divinn comedia: Qual' e quella ruina, che noi tianco Di qua da Trento 1' Adice percosse, 0 per tremuoto, o per sostegno manco, Che da cinia del monto, ende si messe AI piano e si la roccia discoscosa, Ch' aicuna via darebbe, a chi su fosse. •) Die hier angegebene horizontale Ausdehnung des Bergsturzes wurde der betreffenden Section der Originalkarte des G. Q. M. St. unmittelbar entnommen. Graf Ben edi et von Giovanelii. welcher über diesen Gegenstand eine umfassende Abhandlung 482 S i m o n y. Bei der grossen Ausdehnung und Mächtigkeit dieses Trümmer- lagers— sein kubischer Inhalt darf auf 20 — 25 Millionen Kub. Klafter angeschlagen werden — ist nicht zu zweifeln, dass durch dasselbe eine Aufstauung der Etsch in ähnlicher Art gebildet wurde, wie sie ober den Alluvialschuttkegeln des Vintschgaues zu finden ist, und wir dürfen immerhin der Ansicht Giovanelli's beipflichten, dass von der Bildung des erst nach und nach wieder ablaufenden und durch Alluvien ausgefüllten Sees ober dem Bergbruch die für diesen Theil des Etsch- thales jetzt noch übliche Bezeichnung Valle Lagarina abzuleiten sei, eine Bezeichnung , die über das 9. Jahrhundert nicht hinaus- reichen soll »)• Von S. Marco bis zur Veroneser Klause begegnen wir keiner namhaften Differenz des Gefälles mehr. Die aus den Kalkgebirgen herabströmenden Nebenwässer bringen wenig Schutt in das enger gewordene Thal und was herabgebracht wird , führt der mächtig angewachsene Fluss leicht wieder hinweg. Jenseits der Klause lauft die Etsch auf dem von ihr selbst im Laufe der Zeiten aufgeschütteten Alluvialterrain bis Verona mit einem stärkeren Gefälle (1 : 762), als das Mittel desselben (1:805) in der 21 Meilen langen Flusslinie zwischen Meran und der Klause beträgt. Wollen wir nun versuchen, uns eine wenigstens annähernde Vorstellung über die Mächtigkeit der Alluvialmassen des Etsch- thales zu bilden, so dürfte zunächst eine Vergleichung mit den west- lich gelegenen Thälern der Sarca, des Oglio, der Ad da und des Ticino geeignete Anhaltspunkte hiezu bieten. Ober S. Marco öffnet sich das von W. nach 0. ziehende, Y^ Meilen lange Comerasothal, durch welches das Etsehland mit dem Becken des Gardasees verbunden wird. Die Erhebung der Wasserscheide in dieser nach 2 Flussgebieten abdachenden Alpen- spalte ist so gering, dass im Jahre 1439 eine venetianische Flotte aus 2 Galionen, 3 Galeeren, einer grossen Veroneser Barke und 25 kleineren Schiffen von der Etsch zum Gardasee auf Walzen und Wagen durch das Comerasothal geschafft werden konnte. „Der eingestürzte Berg bei dem Dorfe Marco unter Roveredo" im 8. Bd. der Zeit- schrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg (Innsb. 1834) veröffentlicht hat. gibt den Flächenraum auf 4 ital. Meilen an, was jedenfalls irrig ist. ») Vergl. Giovanellia. a. (). |i. 123. über die Alluvialgebilde des Etschthales. 483 In wie naher Verbindung aber auch die zwei Naehbargebiete durch diese tiefe Quei-furche stehen, so findet doch ein liöehst merk- würdiger Unterschied in den Niveauverhältnissen derselben Statt. Vergleicht man die absolute Höhe des Etschspiegels (495') und des Gardasees (21 S') an den entgegengesetzten Ausmündungen des Comerasothales, so ergibt sich, dass der erstere um 280' höher liegt, als der letztere. Selbst in der Ausgangspforte der Chiusa (289') überhöht die Etsch den Gardasee noch um 74'. Wir begegnen hier sonach der interessanten Erscheinung, dass die südliche Hauptabtlussrinne des Landes ein höheres Niveau ein- nimmt, als ein nebenliegendes, untergeordnetes Parallelthal. Diese Erscheinung gestaltet sich aber noch autfälliger, wenn man den Grund des Gardasees mit der gleichlaufenden Strecke des Etschthales vergleicht. Die wahrscheinliche grösste Tiefe i) dieses 6'/. Quadrat-Meilen grossen, Ty^ Meilen langen und im Mittel 3600 Klafter breiten Wasserbeckens darf auf 1100' angesetzt werden (angebl. Tiefe 1848'); sein Boden liegt demnach 885' unter dem Meeresspiegel, und 1380' tiefer als der Spiegel dieses Flusses an der Mündung des Comerasothales. Das untere Ogliothal, in seinem ganzen Verlaufe höher gelegen, als das untere Etschthal , reicht dennoch mit dem bei 400 tiefen Becken des Lago d' Iseo (angebliche Tiefe 950', M. H. 606', Fläche 1-05 Quadrat-Meilen, Länge 3'/* Meilen, mittl. Br. 1290 Kl.) 160' unter das Niveau der Etsch bei Borghetto. Betrachten wir das Thal der Adda, welches in mehr als einer Beziehung an jenes der Etsch erinnert, so finden wir in demselben ') Die in dem Werke: „Notizie natural i e civil! suII.t Lombardia I. Milano" 1844 vorkommenden Angaben über die grösste Tiefe der lombardisehen Seen , welche sich auch in anderen geographischen Werken wiederfinden , wurden hier nur untergeordnet berücksichtigt, da sie alle unzweifelhaft viel zu gross sind. Der Verfasser hat, gestützt auf die Resultate der durch ihn ausgeführten sehr detaillirten Messungen der obeiösterreichischen Seen (DieSeendesSalz- ka mm ergutes, Sitzungsberichte der niathem.-naturw. Classe der Wiener kaiserl. Akademie der Wissenschaften , Maiheft 1830) es vorgezogen, statt der zwar gang- baren , aber sicher unrichtigen Tiefenangaben lieber solche aus den Terrains- verhültnissen abgeleitete und durch Rechnung gefundene Zahlen , die der Wahrheil zuverl.Tssig näher kommen , zu bringen. Übrigens wurden auch die in dem zuerst genannten Werke vorkommenden Angaben in der Reduction von Meter auf VVienei Fuss als „angebliche grösste Tiefen" znr beliebigen Vergleiehung beigefügt. Noch ist zu bemerken , dass die Länge und der Flächenraum der Seen nach der Generalstabskarte des lomb.-venet. Königreichs bemessen wurde. 484 S i ra 0 n y. nach einer Längenentwickelung von 15 Meilen den C omersee, welcher dann dasTlial bis gegen dessenAusmündiing in die italienische Ebene einnimmt. Der Spiegel dieses (mit Einschluss des L. di Mezzola) 2-7 Quadrat-Meilen grossen, S^/g M. langen und 1250 KIffr. im Mittel breiten Beckens liegt 672' über, sein Grund (wahrscheinliche grösste Tiefe 700', angebliche Tiefe 1860') 28' unter dem Meeresniveau. Dem vom Comersee eingenommenen Theil des Addathales ent- spricht in orographischer Beziehung der Abschnitt des Etschthales zwischen der Eisackmündung (743') und der Chiusa (289'). Die mittlere Höhe dieser Strecke beträgt 517', also um 155' weniger als die Meereshöhe des Spiegels, dagegen um 545' mehr als das Niveau des tiefsten Grundes vom Lago di Como. Um endlich noch des T i c i n o t h a 1 e s zu erwähnen, so finden wir dasselbe nach einer Längenentwickelung von 8 Meilen vom Gotthards- pass (6830') ab in den Lago maggiore übergehen, welcher sich S^/s Meilen weit bis zu den letzten Vorbergen der Alpen gegen die Poebene hindehnt. Der Spiegel des Laugensees (666' M. H.), dessen oberer Endpunkt mit dem Anfang des Comersees und mit der Avisio- mündung in fast gleichem Parallel liegt, erreicht bei einer mittleren Breite von 1670 KIftr. und einem Areal von S^/a Quadrat- Meilen die Tiefe von beiläufig 900' (angeblich 2530'). Sein Boden liegt demnach 234' unter dem Meeresniveau und um 751' tiefer, als die mittlere Bodenhöhe des Etschthales zwischen der Eisackmündung und der Klause. Fassen wir die Höhen- und Tiefenverhältnisse dergenannten vier Seen übersichtlich zusammen und vergleichen sie mit der Mittel- höhe des Etschthales innerhalb der letztgenannten zwei Punkte = 517', so erhalten wir folgende Differenzen: Garda-See Iseo-See Comer-See Langen-See Spiegel, verglichen mit Angenommen tiefster Grund, verglichen mit dem Meeres- niveau dem Etsclithal dem Meeres- niveao dem Etsehthal + 21.'J' + 606 + 672 + 666 -302' + 89 rl55 + 149 -885' + 202 — 28 -234 -1402' - 315 - 545 - 751 Überschaut man die ganze 13 Meilen lange Strecke des unteren Etschthales von Meran bis Hoveredo, so drängt sieb bei dem Anblick Ülier die Alluvialf^ebilde des Etschthales. 485 des horizontalen , 1000 — ISOO Klafter breiten Grundes, der ausge- dehnten Sumpfstrecken und Übersehwemmungsflächen, der zahllosen Flussverzweigungen und Abzugsgräben von selbst der Gedanke auf, dass hier einst, wieimSarca-, Oglio-, Adda- und Ticinothal ein langgestreckter Alpensee den Grund bedeckte, ein Alpensee von ähnlicher Tiefe, wie wir sie noch jetzt in den vier oben genannten Becken finden. Es entsteht nun die Frage, ob die Ablagerungen der Gewässer des Gebietes allein ausreichen mochten, um innerhalb der Alluvial- periode ein Becken von solcher Ausdehnung, wie hier angenommen wird, mit ihren Sedimenten auszufüllen. Wenn man an die noch unausgefüllten , 6 — 8 Meilen langen Becken des Garda-, Corner- und Langensees denkt, so scheint die Frage keiner bejahenden Lösung zugeführt werden zu können. Indess schwinden die Bedenken bei weiter gehenden Vergleichen. Zunächst sind die räumlichen Dimensionen der genannten fünf Flussffebiete ins Auffe zu fassen. Etscligebiet bis zur Klause Ticinogebiet bis zum Abfluss des Langen- Sees mit Ausscliluss derNebengebiete des Luguno-, Vareser- und Orta-Sees . . . Addagebiet bis zum Abfluss des Comer-Sees Oglio-Gebiet bis zum Abtluss des Iseo-Sees Sarca-Gebiet bis zum Abfluss des Garda-Sees Fiächenrauro Länge des HaupUhales Mittlere Breite des Gebietes 202GM.! 28 M 87 „ 83 „ 40 „ 34 „ 21 .,14 „ 134 „ I 3 „ 16' „ i 21 ,. Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass auf je 1 Meile Thallänge dem Etschthal die Wässer eines Gebietes von T^/io Meilen, dem Ticinothal von 53/,o Meilen u. s. w. zufliessen und ferner, dass, alle anderen Verhältnisse gleich gesetzt, dem Etschthal 3*/io Mal so viel Alluvialmassen als dem Sarcatbal, 2^0 Mal so viel als dem Ogliotbal, 28/io Mal so viel als dem Addathal und IVio Mal so viel als dem Ticinothal zugeführt werden. Wird der Flächenraum des Ailuvialterrains der einzelnen Haupt- thäler mit jenem des zugehörigen Gebietes verglichen , so ergeben sich folgende Verhältnisse: 486 in o n y. Etschthal Ticino- und Toeethal . . . Adda- und Merathal . . . Ogliothal Sarcathal Flätheiiiaum des Verhältniss des Alluvialterrains znm F'lussgebiete Alliivialtei-raius im llauptthalc zugehörigen Flussgebietes 6-5 DM. 2-2 „ 2-4 „ 11 „ 0-6S „ 202 DM. 87 ,. 83 „ 40 „ 34 „ 1: 311 1: 39-6 1: 34-6 1: 36-5 1: b2-2 Hier zeigt sich, dass bei den vier ersteren Thälern das Ver- hältniss zwischen Alluvialterrain und Flussgebiet ein annähernd gleiches ist. Der Unterschied würde noch geringer ausfallen, wenn jene Sedimente , welche gegenwärtig noch von den Seen bedeckt sind, mit in Anschlag gebracht würden. Im Sarcagebiet hat die autfallend geringere Verbreitung der Alluvialformation ihren Grund zunächst in der grossen Fläche des Sees, welche fast den fünften Theil des Gebietes einnimmt, dann aber auch in der geognostischen BeschafFenheit der zugehörigen Gebirge, die vorherrschend aus Kalk bestehen, und somit weit weni- ger Erosionsmaterial liefern, als die krystallinischen Schiefer der übrigen Gebiete. Von dem in Rechnung gezogenen Alluvialterrain des Oglio-, Adda- und Ticinogebietes fällt der bei Weitem grösste Theil in die ursprüngliche Umrandung jener Seebecken, welche noch jetzt die bedeutendere Strecke des Hauptthaies einnehmen. Es ist kein Grund gegen die Annahme vorhanden, dass, wie die Seen in allen von den Flussablagerungen weniger berührten Stellen noch jetzt eine grosse Tiefe behaupten, eben so auch jene Theile derselben, die bereits in Land umgewandelt sind, ursprünglich eine der Breite des Beckens entsprechende Tiefe hatten und somit, dass dort, wo die Alluvialflächen eine grosse Breite zeigen, auch eine um so grössere Mächtigkeit der Sedimente über dem primitiven Seegrund sich voraus- setzen lässt. Diese verschiedene Mächtigkeit macht sich unzweifelhaft in den letzt dargestellten Verhältnissen ebenfalls geltend. So haben in der nördlich von Riva gelegenen, '/o Meile breiten Ebene dieAlluvien der Sarca, wie auch in der gleich breiten und gegen 2 Meilen langen Ebene bei Bellinzona die Alluvien des Ticino auf gleicher Grund- fläche gewiss mehr Masse, als die Ebenen des schmäleren Adda- oder Ogliothales. über die Alluvialgebilde des Btschtliales. 487 Alle vorgehenden Vergleichungen berechtigen sonach zu der Annahme , dass in der Zeit , als die Ausfüllung der lombardischen Seen durch die Schuttführung der zugehörigen Flüsse begann, auch das ganze untere Etschthal von einem See eingenommen war, dessen Spiegel kaum über 400' Meereshöhe haben und dessen Tiefe wenig- stens 600' erreichen mochte. Wird nun der Flächenraum des ganzen Alluvialterrains im unteren Etschthale (4-8 Quadrat-Meilen), dann die gegenwärtige mittlere Höhe desselben (517'), endlich die wahrscheinliche Tiefe des Beckens am Beginn der Alluvialzeit in Rechnung gebracht, so kann die mittlere Mächtigkeit der Alluvialgebilde hier nicht unter 500' und ihr absoluter Inhalt kaum unter 6000 Mill. Kubikklafter angesetzt werden. Wollen wir nun aber auf die Frage eingehen, welche Zeit zur Ablagerung eines so ungeheueren Quantums von Fl uss Sedimenten erforderlich gewesen sein mochte, so bieten sich uns zur Lösung derselben nur sehr dürftige Behelfe. Dennoch glauben wir, einen Versuch der letzteren um so mehr wagen zu dürfen, als zu erwarten ist, dass die stetig an Ausdehnung gewinnende Kenntniss der Alluvial- bildungen immer zahlreichere Veranlassungen bieten wird, diese für das richtige Verständniss zahlloser Erscheinungen so wichtige Frage ihrer Entscheidung zuzuführen. Zunächst wäre die Menge der innerhalb eines gegebenen Zeit- raumes stattfindenden Ablagerungen zu ermitteln. In dieser Beziehung liegt vorläufig nur die eine sichere Beobachtung vor, dass sich der Grund der Etsch bei S. Michel e gegenüber der Nocemündung in den letzten SO Jahren um mehr als 4*/^ Fuss erhoben hat*). Wenn nun auch nicht anzunehmen ist, dass in demselben Zeitraum eine gleiche Erhöhung des Etschbettes nach der ganzen Länge des Mittellaufes stattgefunden hat , indem an der bezeichneten Stelle der Nocebach einen besonderen Einfluss übt, so ist doch bei der starken Schuttzuführung von allen Seiten und bei dem durchschnittlich geringen Gefälle des Flusses eine mitt- lere Erhöhung des Bettes um 2 Fuss kaum zu hoch angeschlagen. ') Sfreffleur V. Über die Natur und die Wirkungen der Wildbiielie. Seile ö. (Separatabdruck aus dem Februarhefte des Jahrganges 1832 der Sitzungsberichte der math.-naturw. Classe der k. Akad. der Wissenschaften. VIII. Bd.) 488 S i m o n y. Da der Flächenraum des Flussbettes mit Einsehluss aller Ver- zweigungen zwischen Meran und derChiusa gegen V'* Q Meile beträgt, so würde sich sonach für das fluviale Bereich allein schon ein abso- lutes Quantum von l'/a Mill. Kub. Klafter Absatz ergeben. Auf wenigstens das Dreifache müssen jedoch die Massen ange- setzt werden, welche theils durch das periodische Austreten (\ea Hauptflusses, theils durch die an den Mündungsstellen der Seiten- thäler Schutt und Schlamm absetzenden Nebenwässer, und endlich auch noch, welche durch die mehr oder minder allgemeine Ver- witterung der ganzen Oberfläche der beiderseitigen Gebirgshäuge dem Thalboden stetig zugeführt werden. Bringt man alle diese verschiedenen Ablagerungen mit in Rech- nung, so wächst der seculare Betrag der im Ilauptthal abgesetzten Massen auf mehr als 10 Mill. Kub. Klafter an, was einer allgemeinen Bodenerhöhung des ganzen unteren Etschthales um 10 Zoll ent- spräche. Für die Ablagerung von 6000 Mill. Kub. Klafter würde aber dann — die gegenwärtigen physischen VerhäUnisse für die ganze Alluvialperiode vorausgesetzt — ein Zeitraum von 60000 Jahren erforderlich gewesen sein '). Wenn wir uns nun noch umsehen, ob nicht durch das Vorhan- densein irgend welcher räumlich übersehbarer Alluvialformen ein Mittel geboten ist, die vorigen, mehr auf Analogien gestützten Schätzungen einigermassen zu begründen, so scheinen uns in den Schuttkegeln des oberen Etschthales jene Monumente der Natur aufbewahrt zu sein , aus welchen wir die Chronologie der jüngsten Bildungen wenigstens annähernd zu entzifTern vermögen. Die grossen Schuttkegel desVintscligaues sind, wie schon früher bemerkt wurde, als das Ablagerungsproduct jener kurzen, steil gegen das Hauptthal einfallenden Wildbäche zu betrachten, deren Rinnsale sie auf ihrem Rücken tragen. Diese Wildbäche, bei gewöhnlichem Wasserstande meist als klare Bergwässer dem Hauptfluss nur ein Minimum von Suspensionen zuführend, wälzen dagegen bei Anschwel- lungen oft ungeheure Schuttmassen als Murren durch ihre Mündungs- pforte in das Hauptthal, erhöhen da zunächst den eigenen Aufschüt- tungskegel um eine neue Schichte und führen überdies noch ein i) Lyell (Principk's , Kd. Vill. p. 270) hat für das Mis-ji^sippidelt'.i ein Aller von 67000 Jaliren hereclinef. über die Alluvialgebilde des Etschthales. 489 grösseres oder geringeres Quantum von Kies , Sand und Schlamm dem Flusse zu. Doch sind diese letzteren Alhivialtheile gegen die Masse, welche gleich an der Ausmündung des Seitenthaies abgesetzt wird, verhältnissmässig unbedeutend. Der bei weitem grösste Theil des Erosionsmaterials, welcher in den Hauptfluss gelangt und durch diesen weiter geführt wird, hat derselbe denjenigen Nebenwässern zu verdanken, welche, von den Grenzen des Gebietes herkommend, eine viel längere Bahn zu durchlaufen haben, sich dem Hauptthal mit bedeutend geringerem Gefälle nähern, daher schon lange vor ihrer Ausmündung allen grö- beren Schutt im eigenen Bette liegen lassen, nur die leichteren Be- standtheile fortschaffen, diese dann aber auch mehr oder minder vollständig bis in den Hauptfluss tragen. Desshalb ist es erklärlich, dass an den Ausmündungen der grossen Nebenthäler, wie des Münster- Matscher-, Martell- und Schnalserthales, keine besonders mächtigen Schuttaufhäufungen sich bemerkbar machen und keine namhaften Stufenbildungen vorkommen. Die Schuttkegel der ersteren Art dagegen durchsetzen recht- winklig das ganze Hauptthal , sie dämmen den Fluss ab, vermindern sein Gefälle und zwingen ihn so, alles bisher fortgebrachte Material fallenzulassen, wodurch der Boden o her ha 1 b d er Kegel fort- während erhöht und verflacht, dabei aber auch der flussaufwärts gekehrte Theil des Fusses der letztern immer mehr mit Alluvien bedeckt wird , was bei dem abwärts gekehrten Theile in ungleich geringerem Masse stattfindet. Daher die Erscheinung, dass diese Schuttkegel in der thalaufwärts gekehrten Seite um vieles nie- driger erscheinen, als in dem gegenüber liegenden Abfall, wenn auch in dem ursprünglichen Thalgrund, über welchem ihre Bildung begann, nach derConfiguration des nächstliegenden Terrains keinerlei Stufen- bildung vorauszusetzen ist. Es muss hier besonders hervorgehoben werden, dass, je um- fangreicher die Alluvialbildungen des Hauptflusses sind, desto mehr durch dieselben von den localen Schuttaufhäufungen verdeckt und umschlossen wird, und umgekehrt, dass die letzteren um so mächtiger erscheinen, je geringer die ablagernde Thätigkeit des Hauptflusses ist, oder auch je früher der Thalgrund von einer allgemeinen Wasserbedeckung (einem See) befreit w u r d e. 490 S i ni 0 I. y. Die Thatsache , dass mit dem Eintritte der Etsch in das see- artig ebene, untere Thal die Schuttkegel des Vintschgaues bis auf wenige kümmerliche Andeutungen mit einem Mal ihr Ende erreicht haben, scheint ein nicht ungewichtiges Argument für die ausgespro- chene Ansicht zu liefern , dass das untere Rtschthal am Beginn der Alluvialzeit noch ein tiefes Seebecken gewesen sei. Wenn auch der veränderten Gesteinsbeschaffenheit und der geringeren Höhe der angrenzenden Gebirge volle Rechnung getragen wird , so ist die Unbedeutendheit der Schuttkegel namentlich fder aus den wilden Porphyrschluchten herabkommenden Wildbäche hier doch zu auf- fällig, als dass nicht angenommen werden müsste, es sei der bei weitem grössere Theil derselben von den allgemeinen AUuvien, durch welche nach und nach das tiefe Seebecken des Etschtiiales ausge- füllt wurde, bedeckt und der den gegenwärtigen Thalgrund überragende Theil dieser Schuttkegel nur das Product des letzten Zeitabschnittes, in welchem der See bereits vollständig verdrängt war. Sollen nun die Schuttkegel des Vintschgaues als Massstab bei der Altersbestimmung der Alluvialgebilde dienen , so ist zunächt ihr kubischer Inhalt zu ermitteln. Wird der letztere in der Weise berechnet , dass die gegenwärtige Höhe des Scheitels über ihren jetzigen tiefsten Fusspunkt als beiläufige mittlere Erhebung des ersteren über die ursprüngliche Grundfläche angenommen wird , so ergeben sich für den Schlanderser Kegel löO — 160 Mill., für den Tarscher und Toblander Kegel je 55—60 Mill. Kuh. Klafter Inhalt. Am Partschinger Kegel, in welchem die Ablagerungen des Ziel- und TöUbaches sich vereinigen , ist eine approximative Berechnung des Inhaltes wegen der unsicheren Bestimmung der Basis unthunlich; in dem Naifer Kegel bei Meran, welcher den Schluss dieser grossarti- gen localen Schuttaufhäufungen im Etschthal bildet, beträgt die Masse des über dem gegenwärtigen Etschboden aufragenden Kegels kaum mehr als 25 — 30 Mill. Kuh. Klafter. Welche Zeit war nun wohl erforderlich , dass so ungeheuere Schuttmassen durch Bäche aufgehäuft werden konnten, deren Zufluss- gebiet bei fast keinem die Ausdehnung einer halben Quadratmeile erreicht? Der Verfasser hatte im Jahre 1852 Gelegenheit, eine grosse Anzahl Schuttablagerungen von Wildbächen im Inn-, Ötz-, Drau- und Etschthal zu sehen , welche das Jahr zuvor stattgefunden und über die Aliuvialgekilde des Rtsehthale«. 491 mehr oder minder bedeutende V^erheerungen angerichtet hatten. Die grösste derselben, durch welche Greifenhurg in Kärnten ver>schüUet worden ist, erreicht kaum den Inhalt von 30,000 Kuh. Klafter. Die in den Jahren 1847, 1849, 1851 und 1855 niedergegan- genen Murren , welche Lichtenberg in Obervintschgau verheerten, betragen zusammen höchstens 500,00 Kuh. Klaf!er i). Neben derlei Ereignissen, die, wie schon früher angedeutet wurde, bei den VVildbächen namentlich der Schiefergebirge nicht selten sind und nur in einzelnen Perioden, je nach dem Wechsel ein- flussnehmender physicalischer Verhältnisse, mehr oder minder häufig stattfinden, treten nach grösseren Zeiträumen, wohl auch Katastrophen ein, bei welchen Schuttablagerungen von viel grösserem Umfange erfolgen. Ausserordentliche Ansammlungen von Hydrometeoren können bei besonderen Zuständen die in den Hochthälern und Schluchten seit Jahrhunderten aufgehäuften Verwitterungsproducte in Bewegung setzen und zur Tiefe führen, wie dies bei der im 9. Jahrhundert durch einen ungeheueren Murrbruch im Naifergraben erfolgten gänzlichen Verschüttung der am Fuss des Naifer Kegels gelegenen Stadt Maja der Fall war; sie können auch das Loslösen und Abstürzen ganzer Berg- theile veranlassen, wovon uns der Bergsturz bei Gol d au vom 2. Sep- tember 1806 ein Beispiel liefert, ein Bergsturz, durch welchen vier Ortschaften mit457 Menschen und eine Quadratstunde Land unter einer Schuttmasse von mehr als 5 Mill. Kuh. Klafter Inhalt begraben wurden. Wird aber auch allen derlei ausserordentlichen Ereignissen der grösstmögliche Umfang eingeräumt und überdies noch für die jähr- lichen Absätze ein Maximum berechnet , so kann der seculare Zu- wachs der von einem Wildbach genährten Schuttkegel, wie jene vonTarsch und Tobland, doch in keinem Falle über 100,000Kub. Klafter angenommen werden, wonach sich für die letztern beiden ein Alter von wenigstens 60,000 Jahren ergibt. In dem grossen Schlan- derser Kegel ist wohl die Zusammenwirkung von mehreren Wild- bächen anzuschlagen, doch führt auch hier der Wahrscheinlichkeits- calcül zu keiner kleineren Zitfer. Bei dem Naifer Kegel, dessen kubi- scher Inhalt kaum mehr die Hälfte der erstgenannten 2 Schuttberge ') Bei Liclitenl)L'ry seiieinl nun eine Periode eingetreten zu sein , wo die Erosioiis- producte nach längerer Ansammlung in den oberen Tlieilen der Gebirgsfurclie nun allmählich gegen die Tiefe herabrücken, was denn auch die Besorgniss einer baldigen gänzlichen Versehüttung des Dorfes nahelegt. 4.92 Simon y. Über die Alluvialgeliililo des Etschtliales. erreicht, ist dagegen schon zu berücksichtigen, was für die Scliutt- kegel des ganzen unteren Etschthales geltend gemacht wurde, dass derselbe nämlich in dem Grunde des früher hier vorhandenen Sees fassend , desshalb auch zum grösseren Theile von den AUuvien des Hauptthaies bedeckt ist. Somit scheinen denn alle räumlichen Verhältnisse der verschie- denen Alluvialgebilde des Etschthales , so weit sich dieselben ent- weder unmittelbar überschauen oder nach Analogien schätzen lassen, auf eine Entwickelungsdauer hinzudeuten, deren Anfänge weit über die Erschaffung des Menschen hinausragen und uns zu dem Schlüsse zu berechtigen, dass, als unser Geschlecht von der Erde Besitz nahm, diese nicht nur in ihren grossen continentalen Formen vollendet, son- dern durch die lange vorher eingeleitete Thätigkeit der noch gegen- wärtig bestehenden hydrograpbischen Verhältnisse des Festlandes auch in den einzelnen Theilen schon nahezu vollendet war. Wir verkennen nicht, dass der hier gemachte Versuch einer Altersbestimmung der Alluvialformation in dem besprochenen Gebiete eben so gewagt ist, als er sich noch auf wenig sicher gestellte Grund- lagen stützt. Dennoch schien es uns nicht ganz unangemessen, neben den dargelegten Thatsachen auch auf diese Frage einzugehen, wobei zugleich der Wunsch nicht unterdrückt werden kann, dass in unseren» Alpengebiete, wo zur Lösung derselben geeignete Vorgänge und Erscheinungen in reicher Fülle sich der Beobachtung darbieten, den- selben künftig die möglichste Aufmerksamkeit zugewendet würde. Insbesondere glauben wir das Etschthal zu derlei Beobachtungen geeignet, da die verschiedenen Ablagerungen des Flusses und seiner Nebenwässer in engere Grenzen eingeschlossen sind und auch die Niveau -Verhältnisse des gegenwärtigen Alluvialterrains an vielen Punkten leicht auf das Genaueste ermittelt werden können. Genaue fortlaufende Aufzeichnungen über den Umfang der zeitweiligen localen Schuttanhäufungen , vor allem aber Aufnahmen einzelner Querprofile des Etschthales durch ein möglichst sorgfältiges Nivelle- ment an solchen Stellen, wo die fortschreitende Erhöhung des Bodens durch die AUuvien des Hauptflusses oder seiner Nebenwässer sich schon nach kürzeren Perioden bemerkbar macht, würden für kommende Zeiten die Grundlage der belehrendsten Erfahrungen bilden, so wie auch unseren Nachkommen das Mittel an die Hand geben, jene Frage einer bestimmteren Lösung entgegenzuführen. B". Simom';Il>ei' dic^Uhmalgobilde dos Eteclithales. ß^ez V Jh- SiTTUTny Süte- .ya'l^e.,7MJ ^^-m :?>-e.fj/>?y/('// . ^'/yp/'/Y' ,yY://£ij./ -im. C i-niOc/Lrc Silzime.sl.. a.li„\k;.a. a.AC ma^.nafcrw: nXYIV.Bd.3^ Heft 185 7. Vi n t s (' h g B (I. (>säcrvQ?.i<>iii chiiiiichc siiIIp rcazioni i'cc 403 Osaerviizioni chinn'che nulle reazioni per le quali lu cristallüm si doürehbe (liHtinguere dalV alhumina. Fatte dal Dott. ülassliniliano Cav. de Vintschgan, Assistentc <1 Fisioloijla eil Analomia sublime all' I. R. üniversiti in V'icnna. Molti chimici giudicano che la globiilina e la cristallina siano identiche coH'albumina, mentre altri invece suppongono che queste tre sostanze siano dilTerenti fra loro, e accennano anche varie reazioni per cui esse devono differire. Lieb erkühn *) dice semplicemente che una soluzione acqiiosa della lente cristallina mostra tutte le pro- prietä dell'albuminato di potassa senza pero osternarsi di piü sopra questo oggetto. ßerzelius-) fu il primo ad identificare la sostanza albumi- noide della lente cristallina detta anche semplicemente cristallina colla globulina dei corpicciuoli sanguigni; ma siccome non v*e ancora im mezzo per otteiiere sciolta e pura la globulina dei corpicciuoli del sangue, eosi mi limitai solo alla cristallina cd adoperai una soluzione acquosa della cos'i detta ematoglobulina, cioe una mescolanza di glo- bulina ed eniatina, ottenuta col metodo giä in uso da varii anni, Denis s) da un metodo per ottenere la globulina dei corpic- ciuoli sanguigni, la base del qunle si e che trattando il sangue appena estratto dalla vena e defibrinato col doppio volume d'acqua salata per un terzo i corpicciuoli di sangue si gonfiano , si rammoliscono e si uniscono insieme, per cui depo un tempo variabile il liquido diviene vischioso ; trattando ora questa massa con molta acqua si estragono a poco a poco tutte le altre sostanze e non rimane che la globulina ^) L iebe r k ii h n : Ülier Allmmin und CascTn. Pof^ge u d «r l'f 's Aniialt'ii der Physik und Chemie, Vol. LXXXVI, pag-. 307. 2) Berzelius: Lehrbuch der Chemie, iibeisetxt von Wohl er. 1840, Vol. IX, pag. 03 e 526. ^) Denis (de Commercy) : Noiivelle.s etudes t'himiques , physioluf;ii|iies etn. Paris 1836, pag. lüü e seguenli. Si(/.b. d. mathem.-iiaturw. CI. XXIV. Bd. III. Hft. 32 494 V i II t« i'Lgau, Ossti va/iv'ii diioiiolie sulie rvaiioni per le quali in forma »li niembrane, di filanienta.

  • siir les subsiances albuminoides. Paris ISäß, pag. 88. la onstallina "i dovrebhe distins^iiere dall" al^iiimina 4r9ö uen' (huriilljuniiiia 4t) < Lc Caiiu ') pai-luudu della globulina dei cin-picciuuli del sangiie dice: Les t^lobules sanguiiis sont tbrines .... de globuliiie inatiei'e albiiminoide que sa solubilite dans 1" alcool a 20", la pro- priete de foriner avee P eau IVoide uiie dissoliitioii que le süus acctate de plüinb ue trouble pas, ne permetteiit pas de confoiidn- avec de l'albumiiie ordiiiaire et qu' oii iie retrouve ui daiis le seruni üi dans le blaue d' oeuf. Ma pur tropp« queste iis.sei'zioni soiio lalse couie aiiche e falso ciu che egli dice nelle [lagiue aiitece- deiiti 2), cioe che quando la globulina viene piecipilata dalP alcool coneentrato essa diviene insoiubile e nell' acqua tVedda e nelf alcool di 20" Bni., ma sn quest"* ultimo punto cioe sulla solubiiita neu' acqua e neir alcool debile d'un precipitato albuniinoide ottenuto eon Tal- cool coneentrato si trovano nei varii autori diffeienti dati. ßence Jones ") dice come la sostanza albuminoide trovata nell' urina era precipitabile dall' alcool coneentrato, e come il precipitalo si scioglieva tanto nelf acqua iVedda che bollente. Scherer '*) fece conoscere una sostanza che egli chiamo Paralbumina trovata da lui nel fluido d'un idrope deirovario. Essa non precipitava per i'ebollizione, il precipiiato ottenuto colT alcool si scioglieva quasi per- Tettamente nell'acqua destillata, coll'acido acetico in piccola quantita <; Tebollizione non coagulava perfettamente. Ora io feci questa reazio- ne eoiraibumina d^iovo, col siero delTuomo, del cavallo, colla cri- stallina e colla cosi detta ematoglobulina, ed i risultati ottenuti sono i seguenti. Una soluzionc diluita e filtratü d'albumina d'uovo da eolP alcool coneentrato un precipitat(», che e facile a liltrarsi ed a lavarsi, il (|uale e insoiubile .s"i nelTaccjua fredda che calda, comeauche nell'al- co(d diluito e caldo. II siero delTuo/no e del cavallo da coli' alcool i^oncentrato un precipitalo, il quäle se fresco si scioglie si nelP acqua Iredda che calda, i! fluido rimane sempre un poco torbido, ed al fondo del vaso si depone um precipitalo, perö a prova che se ne sciolse una grau parte si ottengono, dopo aver filtrato il liquido. tutte le reazioni che ollre Talbumina , anclic la reazione di formare colTacido nitrico ') LeCami: Nouvelles eluilc." ohi[iii(iiies .sin le saiif;. I'ail.'* I.S'i'i. |i;i}i. ;J(i. '«') Lc Conu, I. c. pag. 23. *) ßence Jones, I. c. i>. Kil *) J. Schcrer: Über l>ariili)iiiiiiii , einem neuen Eivveisski)i'|)er. .loniii. 1. praki i"'hemi('. Vol. .■!4. |».i}>. 40'.;. 49^ Viiitschgau. Osservazioni chiniichc sullc reazioDi per le quitti dopo il riscaldamento una gelatina; di piü la soiuzione acquosa poteya essere bollita senza che si formasse coagulo di sorta. 11 precipitatu asciugato aH'aria e polverizzato si scioglieva in parte nell'acqua s\ fredda che calda, ma pero restava una parte afTatto insolubile, e solo sembrava che te piccole particelle si fossero un poco gonfiate e dive- nute pellucide, il tluido filtrato non coagulava punto per il calore e dava coU'aeido nitrico la solita reazione. NelP alcool concentrato si ealdo che freddo non si scioglieva ne il preeipitato ancora umido , ne il preeipitato atfatto asciutto, mentre nelP alcool diluito cioe del P. S. 0-92 e caldo il preeipitato fresco si seiolse assai facilmente, non cosi facilmente pero il preeipitato asciutto , quantunque anche questo fosse in parte solubile. Una soiuzione concentrata Gltrata di cristallina venne precipitata a mezzo doli' alcool del P. S. diO-82 e lavata collo stesso, il preeipitato ancora umido si scioglie immantinente nelfacido muriatico concentrato e dopo alcune ore si forma un bei colore violaceo; questa reazione presentano, comeegiä da longo tenipoconosciuto,tutte le sostanze albu- minoidi. II preeipitato si scioglie nellapotassacaustica pero a freddo piü lentamente che a caldo; questa soiuzione däcoiracido acetico im pre- eipitato solubile a caldo. II preeipitato si scioglie anehe nell' acqua fredda, la soiuzione non e completagiacche rimaneun residuo; il fluido filtrato, che non e pero sempre aftatto chiaro, da coli' acido nitrico in piccola quantitä la giä molte volte menzionata reazione. Se questa soiuzione viene cotta non si forma ne preeipitato ne intorbidamento. La soiuzione acquosa di questo preeipitato da col solfato di rame un preeipitato, solubile nella potassa e soda caustica con un bei colore bleu, cuocendo questa soiuzione il colore bleu si cangia in un colore violaceo piü o meno rosso di vino a seconda della quantitä d'albu- mina. II preeipitato ottenuto col solfato di rame si scioglie anche neir acido acetico. BenceJones*) accenna questa reazione parlando della sua nuova sostanza, ma sembra che anch'egli non la tenga per caratteristica, giacche poco piü sotto parlando delle reazioni proprie di questa sostanza non ne parla punto ~). lo trovo che questa reazione riescecoiralhumina d'uovo, di siero, e con una soiuzione di cristallina semplicemente filtrata, e che i colori sono piü o meno intensivi a *) Bence Jones. I. c. p. \0Z *) Beuce Jones. I. c. p. 104. la cristitllina «i dovri:bbe distinfuere dall' albuirim» 499 seconda della quaiititä d' albumina e di rame adoperato ; che questo precipitato si scioglie anehe neirammoniaca, ma clie cotlo non da poi quel cülore violaceo o rosso di vino, ma resta il colore primittivo II Dott. Piotrowski fece vedere, senza nulla sapere de! mio lavoro, come qiiesta reazione sia propria a tutte le sostanze albiiminoidi e come essa possa servire a conoscere le sostanze albuniinoidi anehe sotto il mieroscopio. Neutrallzzando la soluzione del precipitato di cristallina e di !-ame nella potassa caustica diluita coiracido aeetico si vede come di inano in mano che la potassa viene neutralizzata il colore svariisca, e quando la neutralizzazione e completa si formi un fluide incolore o leggermerite colorato in azzurro, e solo aggiunerendo un poco piü d'acido aeetico si formi un precipitato; neutralizzando ura l'acidö colla potassa si ottengono in ordine inverso i niedesimi risultati : queste reazioni si ottengono tanto se la soluzione deiralbuminato di rame nella potassa caustica veune cotta o nieno. Se il precipitato di cristallina ottenuto col solfato di rame viene sciolto nelKammoniaca, e che quesla veiiga neutralizzfita coU'acido aeetico si vede formarsi un precipitato solubile nuovamente nelP am- moniaca. In questa reazione trovo una differenza tra 1' albumin» d' uovo e la cristallina giacche la prima da col solfato di rame un precipitato solubile con colore bleu nell'ammoniaca, ma per la neutralizzazione di questa coiracido aeetico si vede a scomparire lentamente il colore flno a tanto che si ottiene un fluido leggiermente colorato in azzurro, senza che si formi precipitato di sorta. — Ora se alPalbumina d'uovo s'aggiunge una piccolissima quantitä di potassa caustica senza perö che si formi una gelatina e senza che essa impedisca il precipitato col solfato di rame, si vede che questo precipitato si scioglie r\eir ani- tnoniaca e dopo la neutralizzazione coli' acido aeetico s' ottiene un precipitato solubile in maggior copia dell' acido stesso, come pure nell" iimmoniaca. Si vede anche da questo come la reazione accennata da Lehmann non puö essere caratteristica per la cristallina. Col cianuro ferro potassico ed un poco d'acido aeetico s' ottiene nelle soluzioni di cristallina e d'albumina un precipitato solubile nella potassa caustica ; il bicloruro di mercurio produce nelle dette solu- zioni un precipitato solubile nell" acido aeetico; faccio rnenzione di queste reazioni solo per far osservare che esperinientai Tutte le rea- zioni accennate da Bence Jones, quantunqiie aneh'egli neijrl)ueli der pliysiolog. Clicmie. la ci'istailiii.i ni itovrchbL' di^tiiiguort- ilall' alliuinii\:i. 501 presenza d'uii sale, ma pur troppo non nii fu possibile di veriflcarc quest'opiiiione. Le Canu ') riporta ancora come reazione caratteristica della globulina di non venir precipitata dall'acetato basico di piombo, ma tiitti gli alti'i autori ammettono qiiesta reazione, ed io trovai che qiiando ad iina soluzione di globulina e d'ematina, preparata secondo il me- todosopraaccennato, siaggiunge dell'acetato basico di piombo s'ottiene un precipitato; di piü ammettendo che la globulina sia identica colla cristallina si vede che in quest' ultima si ottiene collo stesso reagente un precipitato abbondante solubile in una maggior quantitä del rea- gente stesso. Dalle reazioni fin qui riferite si vede come una soluzione della lente cristallina ofFra tutti i caratteri d'una soluzione d'albumina, e propriamentc d'una soluzione d'albumina la quäle contiene un poco d'albuiiiinato di potassa o di soda, e un poco d'albumina come si trova p. c ncl bianco d'uovo; o se si vuole caratterizzare la cristallina aneor meglio ch'essa si comporta come il siero di sangue. Ma vi ^ una reazione la quäle come gia prima venne detto fu riguardata da Lehmann *) come caratteristica per la globulina cioe la temperatura di coagulazione. Ora io feci questa reazione tauto coll'albumina d'uovo quanto con quella del siero dell'uonio, del cavallo, colla cristallina c Cüir emaloglobulina. L'albumina d'uovo, senza venire ne filtrata ne neutralizzata ne diluita, moströ il primo intorbidamento a ^ß^C. ed a 62" C. si convertl il fluido in una massa opaca; a questo punto venne interrota l'osserva- zione, il coagulo fu lasciato raflreddare, e poi venne trattato con un poco d'acqua. II fluido passoperfettamente chiaro attraverso delfiltro e mostro solo a 92ÖC. un leggiero intorbidamento che divenne piü distinto c si formarono dei fiocchi all' aggiunta d'un poco d'acido acetico. öe l'albumina venne diluita con dell'acqua senza neutralizzazione «^oH'acido acetico trovai che T intorbidamento comincio a S7", ma che solo a G8^ C. il fluido divenne perfettamente opaco; il coagulo for- matosi era si fino da passare attraverso i pori del ßltro. Se invece Palbumina d'uovo veniva diluita con un poco d'acqua c neutralizzata, il primo intorbidamento cominciava a 54" C. e gia a 08" C. il fluido ') Lö Ciiiiu: Nouvelles etudcs ote. pas;. 23. ^) L u il m a n n, I. c. p. 376. uO!w Vintschg'au. Osservazioui chimiche sulle reazioui per le quali era perfettamente opaco e si aveano formato dei fiocchi che si depu- nevano con facilitä. Albumina invece d'uovo preparata secondo il metodo di Wurtz, la quäle era piuttosto diluita ehe no, venne divisa in due parti, d'una determinai subito latemperatura di eoagulazione, Taltra venne concen- trata sotto la campanna pneumatiea; la prima mostro il primo intor- bidamento a 68*' ed a TS» C. essa era divenuta perfettamente opaca, la seconda invece mostro il primo intorbidamento a 62" C. ed a 68*> essa era divenuta opaca ed a TS«^ si formarono fiocchi d'albumina. Da questo si vede quäle influenza abbia la concentrazione suUa tempe- ratura di eoagulazione delF albumina, come gia lo fece osservare Berzelius ^). Siero del sangue dell'uomo senza essere ne diluito ne neutra- lizzato cominciö ad intorbidarsi a 71^ ed a 77<* C. il fliiido era per- fettamente opaco e si avea cangiato in un coagulo consistente colorato un poco in giallo. II siero di cavallo si coniporto egualmente cioe il primo intorbidamento a 70", ed a 7So erasi convertito il tutto in unn gelatina assai consistente. II coagulo del siero del sangue dell' uomo fu trattato per tre giorni con un poco d'acqua, o poi filtrato; il fluido era perfettamente chiaro, conteneva deH'albumina, ma soltanto a 96" C- ottenni un leggiero intorbidamento. Tanto il siero dell'uomo che quello del cavallo furono trattati con acido acetico finche la reazione era divenuta un poco acida; in amendue cominciö la eoagulazione a 6S" C, ed a 68" era giä terminata, il fluido s'avea convertito in un coagulo bianco e denso. Devo perö avvertire che nelle ultime espe- rienze si deve avere molto riguardo e alla diluzione del siero e alla quantitä d' acido acetico aggiunta, giacche se si trovano le giuste proporzioni si puo ottenere il principio della eoagulazione giä a 53", ed il termine a 60". — Una soluzione di emato-globulina preparata secondo il metudu sopraccennato, nella quäle si contengono certo traecie di sali come di solfato di soda, mostro il primo intorbidamento a S9" C. verso i 64" C. esso era divenuto molto distinto, e verso i 72" C. si formarono dei fiocchi. II fluido filtrato era un poco colorato in rosso forse, come giä osservo Berzelius ~), perche la soluzione era molto concentrata. ') Berzelius: LehrLueh der Chemie. Vol. XI. p;ijjr. 3'i '^> Berzelius, I. c. p. "7- li criatalliua »i dovrebbe dibtiuguere dall' aibumina. 503 Oru nii rimaoe ancora la eristallina. lo devo prmia di tuttu avver- üre che se la soluzione uoti u molto concetitrata, in allora si vede solu un intorbidamento, il fluido diviene lattiginoso e non si forma un ^oagulo consistente per cui il fluido filtrato rimane torbido ; ma se in quella veee si preade una soluzione molto concentrata, ecco i risul- tati che si ottengono. II primo intorbidamento comincia tra i 70o — 72» C. per compiersi tra i 75» ed 80*> C. II coagulo e molto consi- stente e si puo capovolgere il vaso senza perdere punto di sostanza ; da ciö si vede come la forma del coagulo dipenda dal grado di con- centi'azione della soluzione e che quindi essa non puö venire adoperata quäl reazione distintiva tra l'albumina e la eristallina come fecero Berzelius e Lehmann. - — Questo coagulo venne trattato con dell'acqua, dopo ventiquattro ore essa eonteneva un poco di eristal- lina che erafacile a vedersi all'aggiunta d'un acido, ma che riscaldando presentava solo tra 83 — 90» C. un leggiero intorbidamento senza che si formasse un vero coagulo. 11 fluido filtrato dal primo coagulo era perfettamente chiaro percui iiulla passo attraverso i pori del filtro. üna soluzione di eristallina della medesima concentrazione che V an- tecedente venne neutralizzata con acido acetico ; essa moströ il primo intorbidamento a 590 ed a 66« s'avea formato un coagulo consistente se invece la soluzione di eristallina era piü diluita e eonteneva un poco piü d' acido in allora si formava il primo coagulo a SS*» C. Si vede dalle reazioni riportate, che le differenze trovate tra l'albumina e la eristallina dipendono solo perche non si confrontarono queste due sostanze sotto le medesime circostanze, e che appena ciö si faccia spariscono interamente tutte le diversitä che si volevano tro- vare tra la eristallina e Talbumina almeno per quanto spetta alle rea- zioni. Sarebbe ora anche desiderabile di vedere la composizione chi- mica della eristallina e vedere se essa sia identica con quella dell' albu- mina. Di quest' ultima abbiamo solo dopo i bei lavori di L i e b e r k ü h n » j un' esatta analisi elementare, mentre tutte le analisi fatte dapprima di questa sostanza erano cosi dilTerenti tra loro da non poterle adoperare per istabilire una formolaj nell'inverno venturo cercherö di fare anche questa parte del lavoro giacche la eristallina e una delle sos- tanze albuminoidi che si decompongono assai facilmente. Intanto cercai ») L i eb e r k ü II II : P o ij ^ e. ii i1 » r f f s Aiiiial«u, Vol. S6 304 Viiilschg iiu. Ossm'vaziüni eliiniicht: sulle reazioiii per le quali ecc. di üttenere im poco di cristallina eol inctodo di Wurlz ») per deter- minare almeno il puuto di coagulazione; ma devo confessare il vero che si ha da eomhattere eon varie difficoltä senza essere sicuro che il preparato sia puro. La maggior difficoltä che si ha si e quella di hivare il preparato, poiche esso otturra facilmente i pori del filtro; inoltre decomponendo il precipitato ottenuto coli' acido carbonico si forma un precipitato di carbonato di piombo si fino che passa attraverso i pori della carta; cercai di vincere in qualche maniera queste difficoltä levando ogni volta che il filtro era otturrato il precipitato dallo stesso, lavarlo con dell'acqua ed adopcrare un nuovo ßltro; la seconda difficoltä invece col lasciarlo deporre almeno in parte, e filtrarlo parecchie volle; pero si vede bene che con tutte queste operazioni si ha una perdita assai sensibile. Una soluzione di cristallina preparata in questo modo presento il primo intorbidamento a 61'^ C. che ando aumentandosi fino circa a T.'i" C. alla quäle temperatura il fluido era pcrfettamente opaco. ') W u r t z ; Comptes rondiis , Vol. XVIII, \>. 700 c .loiirniil für prakl Chenrir, Vol. XXXIl, pas SOÖ. Aus einer Zuschrift des liinienscIiilTs-Capitiiiis ». v Wii I lor s t » r ff etc 30ö Aus einer Zuschrift des Linienschiffs - Caintäns Beruh, von Willi er stör ff an die Icais. Akademie der Wissenschaften über die Expedition von Sr. Majestät Fregatte „Novara.^' Um die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in den Stand zu setzen, ein vorläufiges Urtheil über die Möglichkeit der Erreichung des angestrebten Zweckes fällen zu können, erlaube ich mir die allge- meine Eintheilung hier zu bezeichnen, welche ich den höchsten Befehlen gemäss getroffen habe. 1. Astronomie, Nautik, Meteorologie, Hydrographie unter meiner eigenen Leitung und mit Hilfeleistung des Herrn Dr. Hoch- stetter werden durch folgende Herren besorgt: Schiffs - Fähnrich Robert M ü 1 1 e r , Fregatten - Fähnrich Eugen K r o n o w e 1 1 e r, Gustav Battlo gg, Marine- Cadet Heinrich Fayenz. Diesen Herren werden noch 4 Marine-Cadeten zugetheilt. 2. Physik und Geologie und Photographie durch Dr. Höch- st etter. 3. Zoologie, Zootomie durch Herrn Fr au enfeld undZelebor. 4. Botanik durch Dr. Schwarz und Kunstgärtner Jellinek. 5. Ethnographie und Anthropologie; dann Politik, Handel, Agricultur, Industrie durch Dr. Karl Scherz er. 6. Artistisches Herr Sei eny. Überdies sind die Herren Ärzte des Bordes: Dr. Seligmann. Dr. Lallemant, Dr. Ruzicka und Dr. Schwarz beauftragt, in ihrem Fache jene Untersuchungen und Erörterungen zu pflegen, welche zur näheren Kenntniss der Krankheiten in verschiedenen Regionen und bei verschiedenen Menschenracen, so wie der Mittel, welche sich dagegen anwenden lassen, führen können. Ausser der Instrumente, welche die kaiserliche Akademie zur Verfügung zu stellen so gefällig war, sind die nothwendigen astrono- mischen und meteorologischen Instrumente von Seite der k. k. Marine beigestellt. Darunter sind 7 Chronometer und 2 Secundenuhren . oin astronomischer Thondoliih nnsl ein tragbares Passage-Instrument. ^0(j AUS einer Zusclirift des LinienscbiUs-Capitims Die Herren Naturforscher werder\ überdies , wo es nothwendig ist, mit ollen Mitteln versehen werden, welche ich zu bieten im Stande bin, und die zur Erreichung günstiger Resultate erforderlich sind. Die wissenschaftlichen Instructionen, welche ich sowohl vom hohen Marine-Obercommando als von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften erhalten habe, für welche letztere ich meinen beson- dern Dank auszusprechen mir erlaube, werden, so weit als nur mög- lich die volle Beachtung von Seite der Betreffenden geniessen, und es sollen überdies die vielen anderen Beiträge, welche theils vod wissenschaftlichen Corporationen , theils von hochgestellten Männern eingesendet wurden, wo es möglich und thunlich erscheint, unserer Aufmerksamkeit nicht entgehen. Se. k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ferdinand Max beabsichtigten nach Beendigung der Reise ZAvei Werke in Druck erscheinen zu lassen, deren eines die gemachten Beobachtungen. Erörterungen und Beschreibungen, welche in allen den vertretenen Fächern bei Gelegenheit dieser Expedition gemacht wurden , aus- führlich enthalten soll, während das zweite, dem grösseren Publicum zugänglich, als einfache Reisebeschreibung anzusehen sein wird. Das erstere Werk wird daher der Wissenschaft angehören und ich glaube, dass es angemessen sein kann, dasselbe in eben so viele Theile zu trennen, als homogene Gegenstände vorhanden sind . welche in getrennter Weise selbstständig behandelt werden, so dass die Journale eines jeden einzelnen Naturforschers oder Fachmannes das Material, die eigentliche Grundlage, zu diesen Abtheilungen liefern werden. Besonders interessante Beobachtungen, zu deren Verständnis» kein Zusammenhang mit vorhergehenden und nachfolgenden Unter- suchungen erforderlich ist, sollen, so oft es die Umstände erlauben, der kaiserlichen Akademie als der höchsten wissenschaftlichen Behörde Österreichs im Wege des hohen Marine -Obercommando's zugesendet werden, und ich danke meinerseits der kaiserlichen Aka- demie, dass es mir gestattet wird, ihr meine eigenen Untersuchungen vorzulegen. Zur Beseitigung irriger Auffassungen und Ansichten über die Reise Sr. Majestät Fregatte „Novara" halte ich es angemessen, in Kürze den Reiseplan derselben der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vorzuleben. Bcrnh. V W ü 1 1 e r s t o r ff an dio k. k. Akademie. 507 Die Fregatte wird in den letzten Tagen dieses Monats, sobald alle die Instrumente, welche die kaiserliche Akademie so grossmüthig zur Verfügung stellte, untergebracht sind, von hier unter Segel setzen , Gibraltar und Madeira berühren und nach Rio de Janeiro steuern. Sollte hier das gelbe Fieber noch herrschen, so werde ich nach dem Rio de la Plata mich begeben und Montevideo so wie Buenos-Ayres besuchen. Hierauf soll ich nach angemessenem Aufenthalte nach dem Cap der guten Hoffnung segeln, von da die beiden Inseln S. Paul und Amsterdam aufsuchen, und, wo nur immer thunlich, in jeder Bezie- hung gut untersuchen und so genau als möglich bestimmen lassen. Von diesen Inseln wird die Fregatte nach Ceylon abgehen und Madras besuchen, von hier nach den Nikobaren segeln, nach deren Unter- suchung, je nach den Wind- und Wetterverhältnissen Sumatra, Java, Borneo und Singapore berühren, von da nach Manilla auf Lujon steuern und endlich nach Hongkong fahren. Von hier aus werden wir im Canton-Flusse, je nach den politischen Verhältnissen, vor Anker gehen und weiter nach Amoy und Sanghae segeln. Von Sanghae geht die Fahrt durch die Archipel der Mariannen, Karolinen bis Neu- Caledonien oder Neu-Guinea, dann nach Sydney auf Australien. Von Sydney segeln wir nach Neu-Seeland und von hier nach Taiti, ferner nach den Sandwich-Inseln. Sodann besuchen wir die Gallopagos-Inseln, Panama, Guayaquil, Lima, Valparaiso, gehen um das Cap Hörn und werden, je nachdem wir im Beginn der Reise Buenos-Ayres oder Rio de Janeiro nicht berührten , in den betreffen- den Häfen einlaufen. Von da geht die Reise heimwärts mit Berührung Gibraltars nach Triest, wo wir, so Gott will, im Monat August 1859 eintreffen dürften. Es ist natürlich, dass die hier angegebene Fahrordnung nicht ganz massgebend sein kann, sondern dass Wind und Wetterverhält- nisse so manche Änderung bedingen werden , die indess unerheblich sein dürfte. Vorzügliche Beobachtungen verdienen selbstverständlich alle jene Punkte, die minder genau bestimmt und untersucht sind. Was die Ausrüstung der Fregatte anbelangt, so darf ich mir schmeicheln, dass keine wesentlichen Gegenstände und Einrichtungen vergessen worden sind, und wir danken es der grossartigen Auffas- K08 ^"^ einer Zuschrift Jos LiuienschÜfs-Capitiins ßernh. v. WüllerstorlT etc. sung des Unternehmens von Seite Sr. k. Hoheit unseres hochsinnigen Herrn Erzherzogs Ferdinand Max, dass für alles mit einer Gross- muth gesorgt wurde, welche sich sogar auf die Eleganz der Einrich- tung erstreckt und allen Bedürfnissen genügt. Die Gesamintbemannung der Fregatte beträgt 3S1 Mann, darun- ter Corvetten-Capitän Baron Pöck als Commandant des Schiffes, 8 tüchtige Marine-Officiere, 14Seecadeten und die bereits genannten Naturforscher und Fachmänner. Es sind, wie bereits erwähnt, 4 Ärzte am Bord, ein Seelsorger, ein Verwalter und überdies noch ein Mechaniker und die erforderlichen Handwerker. Eine Musikbanda von 7 Individuen wird zur Erheiterung der Bemannung beitragen. Die Zahl der 30pfündlgen Kanonen ist von 42 auf 30 gebracht, und es sind die Paixhans-Kanonen durch 30pfüiidige ersetzt worden. Dies alles um Platz für die Unterkunft des vermehrten Stabes und für die Instrumente zu gewinnen. Alle Einrichtungen , welche zur Erhal- tung der Gesundheit der Bemannung erforderlich erscheinen, sind getroffen und sogar Douche-Apparate für die Mannschaft und für die Individuen des Stabes angebracht. Die Mannschaft erhält in der See drei Mal in der Woche conservirtes Fleisch und täglich comprimirte Gemüse der verschiedensten Gattungen, so dass gegen den Scorbut auf geeignete Weise gewirkt werden wird. Die drei Herren Dr. Scherzer, Dr. Hochstetter und Frauenfeld speisen an meiner Tafel, Herr Zelebor und Herr Seleny an der Tafel der Officiere, Herr Jellinek an jener der Seecadeten. Diese Herren, welche nun alle seit einigen Tagen hier sind, beschäftigen sich mit der Sichtung und Vertheilung der Instrumente und der zahlreichen Werke, welche das hohe Marine-Obercommando für die Bibliothek Sr. Majestät Fregatte „Novara" zu bestimmen die Gnade gehabt hat. Und so wären wir bald bereit das grosse Werk zu beginnen ; in einigen Tagen werden wir die heimatlichen Küsten verlassen und erst nach zwei ein halb Jahren sie wieder begrüssen können. — Wir steuern froh und hoffnungsvoll der Zukunft entgegen und es soll der Muth und Eifer, der uns beseelt, nicht sinken unter anderen Himmels- strichen. Wir verlassen unser Vaterland, um es mit Wissen und neuen Gegenständen zu bereichern, und wenn auch ganz von unserer wichtigen Aufgabe erfüllt, hoffen und glauben wir Alle, dass nicht r. V. K f t i II g s li a II s e ii. I»ie hialtskelele der Apctalea etc. 509 nur ein treues Andenken uns bewahrt, aber auch jene Nachsicht uns in der Heimat nicht vorenthalten werden wird , deren menschliche Unternehmungen dieser Natur so sehr bedürfen. Ans einem Schreiben des Herrn Hofrathes Wähler vom iO. Mai an Herrn Sectionsrath W. Haidinger. „Ich habe eine neue Oxydationsstufe, eine neue Chlorver- bindung und eine neue Jodverbindung von Silicium entdeckt, und zugleich in Gemeinschaft mit Buff in Giessen, als wir Versuciie über das Leitungsvermögen des Aluminiums für den elektrischen Strom machten, ein an der Luft sich von selbst entzündendes Gas, das sich am Aluminium, als positiven Pol angewandt, entwickelt und entweder ein Aluminium- oder ein Silicium-Wasserstoffgas ist (vom Siliciumgehalt des Aluminium). Diese zufällig gemachte Beobachtung führte dann zu den anderen Versuchen, diese zu dem neuen Silicium- oxyd u. s. w. Letzteres ist ein weisser Körper, der beim Erhitzen an der Luft sich entzündet und zu Kieselerde verbrennt. In Alkalien löst er sich unter Wasserstoff- Entwickelung zu Kieselsäure auf. Das entsprechende Chlorsilicium ist ein farbloses, sehr flüchtiges, rauchendes Liquidum; das Jodsilicium ist fest, zinnoberroth, leicht schmelzbar, flüchtig". Die Blattskelete der Apefafen, eine Vorarbeit zur Interpretation der fossilen Pflanzenreste. Von Dr. fönst, v. Ettingshaaseo. (Auszug- aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung.) Dieselbe umfasst die Bearbeitung der Nervationsverhältnisse an den wichtigsten Ordnungen der Classe der Apetalen, und zwar der Piperaceen, Myriceen, Betulaceen, Cupuliferen, Ulmaceen, Celtideen, Moreen, Artocarpeen, Plataneen, Salicineen, Urticaceen, Nycta- gineen, Polygoneen, Monimiaceen, Laurineen und Proteaceen. Sämmt- liche angegebene Ordnungen waren in der Flora der V^orwelt vertreten. Die Aufgabe besteht nun vorzüglich darin, die bisher noch nicht genau bekannten Nervationsverhältnisse der den vorweltlichen Pflan- zen analogen Arten zu untersuchen und festzustellen. Sitzb. d. mathem.-iiaturw. Cl. XXIV. Bd. IM. Ilfl. 33 510 Czeimak. SITZUNG VOM 22. MAI 1857. Eingeseudete Abhandlniig. Über secundäre Zuckung vom theilweise gereizten Muskel aus. Von Prof. Joh. Czermak in Kiakau. (Vorgelegt vom dem w. M., Herrn Prof. Brücke.) So möchte ich der Kürze halber einen besonderen, meines Wissens bisher noch nicht beschriebenen Fall von „Zuckung ohne Metalle" nennen, welcher in mehrfacher Hinsicht nicht ganz ohne Interesse sein dürfte. Ich habe nämlich am 7. Mai 1. J. die Beobachtung gemacht (und seither sehr häufig wiederholt), dass ein nach DuBois' Vorschrift sorgfältig isolirter stromprüfender Froschschenkel eine Schliessungs- zuckung zeigt, wenn man seinen mit einem Glasstabe aufgenommenen Nerven plötzlich auf den natürlichen Längsschnitt eines in partieller idiomusculärer i) Contraction befindlichen Kaninchen- oder Tauben- muskels 2) in der Art fallen lässt, dass er den contrahirten und den nicht contrahirten Theil der gereizten Fasern gleichzeitig berührt. Eine Öfinungszuckung konnte ich niemals ganz unzweideutig wahrnehmen. *) Fährt man sanft drückend mit einem stumpfen Instrument quer über eine Strecke irgend eines animalischen Muskels liin, so erhebt sich bekanntlich die unmiKelbar berührte Stelle langsam zu einem Wulste auf dem ruhigen Muskel. Schiff hat diese Art der partiellen Verkürzung der animalischen Muskelfaser die idiomusculäre ge- nannt. — Vgl. Fr oriep's Tagesberichte 1831, Nr. 300, pag. 193. 2) Die meisten Versuche machte ich an der inneren Oberfläche der Bauchmuskeln lebender oder eben "-etödteter Kaninchen. über secundäre Zuckung vom fheilweise gereizten Muskel aus. 511 Fiel der Nerv auf den unveränderten , natürlichen Längsschnitt des Muskels oder auf den nicht contrahirten Theil der Fasern allein, wenn auch ganz nahe an den idiomusculären Wulst, oder gegen indifferente feste Körper, so zeigte sich keine Zuckung — wodurch einerseits der Verdacht einer mechanischen Reizung des Nerven beseitigt ist, andererseits erwiesen scheint, dass die Verhältnisse der elektromotorischen Wirksamkeit des natürlichen Längsschnittes an der idiomusculär contrahirten, sonst aber unverletzten Stelle eine Änderung erlitten haben. Für jene, welche diese Versuche wiederholen wollen, muss ich bemerken, dass sehr reizbare Froschschenkel *) zwar auch zucken, wenn ihre Nerven auf den unveränderten natürlichen Längs- schnitt des Muskels oder auf den nicht contrahirten Theil der local gereizten Fasern allein, ohne zugleich den idiomusculären Wulst zu berühren, herabfallen, dass dann aber die Zuckung immer merklich schwächer ist, als bei der oben angegebenen Anordnung der Berüh- rungspunkte zwischen Nerv und Muskel. Will man daher die beschriebene Erscheinung sicher und ganz unzweideutig sehen, so muss man gerade jenes Stadium der mittleren Erregbarkeit des physiologischen Rheoskops abwarten und treffen, in welchem die schwachen elektrischen Ströme des unveränderten natürlichen Läugsschnittes der Muskeln so eben erst aufgehört haben, Zuckungen hervorrufen zu können. Verschwindet der idiomusculäre Wulst nach einiger Zeit wieder, so wird die betreffende Stelle des natürlichen Längsschnittes in der Regel auch wieder unwirksam, doch scheint sich manchmal die Störung der elektrischen Verhältnisse daselbst länger, als die von blossem Auge sichtbare Wulstung zu erhalten — sogar unter Umstän- den, welche an eine Zerreissung der Fasern innerhalb ihrer unver- letzten Scheiden in Folge des Druckstriches nicht wohl denken lassen. Ich will nun versuchen die mitgetheillen Thatsachen aus den bekannten Gesetzen des Muskelstromes zu erklären und ihren etwaigen physiologischen Werth zu beleuchten. *) Beiläufig bemerkt, habe ich an diesen Froschschenkeln vorn hö c hst er Erregbarkeit deutliche, mitunter sogar sehr heftige Zuckungen eintreten sehen, wenn ich ihren Nerv auf ruhende oder in peristaltisclien Bewegungen begriffene Theile des Darmes von Kaninchen oder auf die Nieren oder die Leber dieser Thiere herabfallen liess. 33' Ol 2 Czerniak. Über secuiidäre Zuckung vom theilweise gereizten Muskel aus. Zunächst dürfte vorauszusetzen sein, dass die elektrischen Ströme der idiomusculär contrahirten Stelle in die negative Schwen- kung geratheil, und wir wollen für die vorliegende Betrachtung, mit A. Fick i), von der unterbrochenen oder periodischen Natur dieser Veränderung absehend, unterstellen, während der ganzen Dauer der Zusammenziehung sei die elektromotorische Kraft der Molekel anhal- tend vermindert, oder, um die Vorstellung zu vereinfachen wollen wir sie geradezu vernichtet denken. Dann wäre das ganze idiomusculär contrahirte Stück der Fasern wie ein unwirksames Leiterstück anzu- sehen, welches den Länosschnitt und den Querschnitt leitend ver- bindet und von Strömen der starken Anordnung durchflössen, erregende Schleifen des ruhenden Muskelstromes der nicht contrahirten Faser- theile in den plötzlich (als Nebenschliessung) anfallenden Nerven entsenden muss. Der Froschschenkel zuckt. Dass nur eine einfache Zuckung nicht aber Tetanus entsteht, findet zum Theile vielleicht darin eine Erklärung, dass jene den Nerven erregenden Stromschleifen, welche wegen des vorhin nur behufs der Vereinfachung der Vorstellung als völlig unwirksam ange- nommen, in der That aber in der negativen Schwankung begriftenen contrahirten Faserstückes offenbar von schwankender Dichtigkeit sein müssen, wahrscheinlich eine zu geringe absolute Stromstärke besitzen werden, als dass sie eine tetanische secundäre Zuckung veranlassen könnten. Ist die entwickelte Vorstellung im Allgemeinen richtig, so dürften die von mir beobachteten Erscheinungen eine neue Stütze für die Existenz des von A. Fick (a, a. 0.) kürzlich aufgedeckten oder doch mehr als wahrscheinlich gemachten Unterschiedes zwischen Muskel und Nervenfaser abgeben, dass sich nämlich die an einer Stelle der Muskelfaser durch partielle Contraction hervorgebrachte Änderung der elektromotorischen Wirksamkeit , welche in der negativen Schwankung ihren Ausdruck findet, nicht — wie dies unter allen Um- ständen in der local gereizten Nervenfaser der Fall ist — von einem Ende zum andern fortpflanze. Entspricht aber dieser Erklärungsversuch nicht der Wirklichkeit, dann scheint in den mitgetheilten Thatsachen entweder eine bisher 1) S. über theilweise Reizung- der Muskelfaser v. A. Fick. In dem I. Hefte des zweiten Bandes der M ol e s ch o t t'sclien „Untersueliungen" etc. Mittheilungen des w. M. Herrn SectionsraHies W. Haidi n^ er. ol 3 unbekannte Veränderung der elektromotorischen Wirksamkeit des idiomusculären Verkürzungszustandes verborgen zu sein; oder — (falls die idiomusculär contrahirte Stelle nur dann (?) eine Ände- rung der elektromotorischen Wirksamkeit des natürlichen Längs- schnittes veranlassen sollte, wenn sich zerrissene Fasern innerhalb des Wulstes befinden) — gar nur eine untergeordnete Abänderung der „Zuckung ohne Metalle" vorzuliegen. Vorträge. Mittheilungen des w.M. Herrn Sectionsrathes W. Haidinger. a) Dechen's geologische Karte. Auf den Wunsch des kön. preuss. Herrn Berghauptmanns Hrn. v. Dechen, meines so hochverehrten Freundes, habe ich die Ehre, der hochverehrten Classe fünf neue so eben erschienene Blätter seiner schönen geologischen Karte von Rheinland und Westphalen vorzu- legen. Es sind dies die Blätter oder Sectionen Crefeld, Cleve, Gel- dern, Ochtrup und Bielefeld. Die Section Ochtrup enthält den Titel : „Geologische Karte von der Rheinprovinz und der Provinz Westphalen, Im Auftrage des Herrn Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, Herrn von der Hey dt, mit Benützung der Beobachtungen der kön. Bergbeamten und der Professoren Becks, Girard und F. Römer, nach der Gradabtheilungskarte des kön. Generalstabes ausgeführt durch Dr. H. v. Dechen, kön. Berghauptmann. In 35 Blät- tern. Lithographie und Farbendruck des köngl. lithographischen Institutes zu Berlin. Lithographirt von C. Birk, akadem. Künstler. Berlin bei Simon Schropp und Comp." Die Section Cleve enthält die Erklärung der 71 Farbentöne und Zeichen, welche zur Anwen- dung kommen. In der Sitzung vom 21. Februar hatte ich dieEhre, die zwei ersten erschienenen Blätter dieser so höchst wichtigen und werth- vollen Karte vorzulegen. Der oben gegebene Titel ergänzt die Nach- richten, welche es mir damals möglich war mitzutheilen. Aber ich freue mich heute noch eines Umstandes gedenken zu können, dessen in meiner damaligen Mittheilung Erwähnung geschieht. Die Karten 2|>^ Haidinger. waren so schön, so treiTlich ausgeführt, in so detaillirtem Masse und dabei so wohlfeil! Und wenn ich nun unsere Verhältnisse verglich? Wenigstens was das letztere betrifft, war unsere damalige Lage wahr- haft hoffnungslos zu nennen. Heute ist es mir gegönnt zu sagen, dass wenn wir auch unsern hochverehrten Freund v. Dechen nicht er- reichen können, dass doch eine bedeutende Erleichterung uns in der k. k. geologischen Reichsanstalt in nicht zu ferner Zeit in den Stand setzen wird, unsere colorirten Sectionen der k. k. Generalstabs-Karte zu wohlfeileren Preisen als bisher zu vollenden. Das Schwierigste in der frühern Lage war, dass wir in die Sectionen bei jedem neuen Blatte selbst die Grenzen mit freier Hand eintragen lassen mussten. Dies wird künftighin wegfallen. Es werden uns nämlich die Sectionen, mit nach unsern Angaben bereits eingravirten Gesteingrenzen gelie- fert werden, so dass dann uns nur die Ausfüllung durch die Farben- töne als Aufgabe übrig bleibt. Bereits sind eine Anzahl Sectionen, Kärnten und Ober- und Niederösterreich in Arbeit. Aber da derselben schon ziemlich viele in der Zeit unserer siebenjährigen Aufnahmen und Redactionen vorliegen, so ist die Erfüllung eben auch eine Frage der Zeit. Ich bin glücklich es auszusprechen , wir verdanken diesen wahren Fortschritt der wohlwollenden und erleuchteten Vorsorge jenes hohen Geistes, den ich als obersten Leiter der k. k. geologischen Reichsanstalt verehre, so wie er auch uns in der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ein einflussreicher, schützender und fördernder Curator ist, dem Freiherrn A.v. Bach, nicht ohne den grössten Dank und die höchste Anerkennung, auch dem hohen k. k. Armee-Ober- Commando, namentlich in der Abtheilung des k. k. General-Quartier- meisterstabes, darzubringen, welche die einzelnen Arbeiten ermög- lichten, in welchen wir uns, nun eines wahren freundschaftlichen und werkthätigen Entgegenkommens , und der grössten Erleichterungen von dem gegenwärtigen ausgezeichneten Director des k. k. militärisch- geographischen Institutes, Herrn k. k. Generalmajor und Commandeur A. V. Fligely, erfreuen. b) Die Darchstechung des Isthmos von Saez. Das wirkliche Mitglied W. Haidinger überreicht ein Exemplar des „Berichtes über die Durchstechung der Landenge von Suez an die k. k. geographische Gesellschaft, von der hierzu gewählten MitUieilungeii desselben. 31«) Commission, bestehend aus den Herren V. Freiherrn v. Andrian, K. Freiherrn V. Czoernig, Fr. Foetterle, K. Ritter v. Ghega, W. Haidinger, Th.Kotschy, A.Ritter v. Negrelli, Fr. W. Freiherrn V. Reden, F. Freiherrn v. Richthofen und L. Stein, H. Rerg- rath Foetterle als Berichterstatter. Die hohe Wichtigkeit der auch in geographischer Bezieliung so anziehenden Aufgabe zwischen Asien und Afrika einen Meeresarm zu schaffen, der „den Continent zur Insel macht", aber zu dem Zwecke um Zeit und mit derselben noch viel mehr in der Verbindung des Abendlandes mit dem Morgen- lande zu sparen, reisst immer mehr und mehr zur Theilnahme hin. Aller Orts ist in Europa die Theilnahme wach geworden, in vielen Ländern folgt eine Erklärung der Sympathie nach der andern von Individuen, Vereinen, Corporationen, den Regierungen selbst. Ich möchte hier namentlich der classischen Arbeit des grossen Statistikers Herrn Baron Dup in, als Berichterstatters der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Paris, gedenken. Wir horchten mit grösster Theilnahme in der Sitzung vom 3 1 . März der Mittheilung des Herrn k. k. Ministerialrathes Ritters v. Negrelli in der k. k. geographischen Gesellschaft über den Stand der Suezfrage. Früher hatten schon unsere Freunde Frauenfeld, Freiherr v. Richthofen über den- selben Gegenstand Wissenswerthes mitgetheilt. Nun schien die Zeit zu einerjener Erklärungen der Theilnahme an dieser wahren Zeitfrage gekommen, und der Commissionsbericht von Herrn Foetterle bearbeitet, ist zum Ende gediehen, wobei Hai ding er, da Herr Foetterle vor der Vollendung des Druckes abreisen rausste, noch das Heft rechtzeitig für die Sitzung am 19. Mai zu Tage förderte, nach welchem es bereits in den höchsten Regionen unserer Staats- verwaltung überreicht worden ist, so wie es der Zweck bei der Nie- dersetzung der Commission gewiesen war. Alles deutet darauf hin , dass die Anstrengungen so vieler trefflicher Männer, getragen von der Einsicht der höchsten Staatsmänner, in nicht zu grosser Ferne von dem glänzendsten Erfolg gekrönt sein werden. Gewiss würde es auch nicht unwürdig unserer eigenen Akademie sein, werm sie in irgend einer Weise in ihren Publicationen die Lage der Gegenwart durch eine Erklärung oder Mittheilung bezeichnete. 21(5 Ha id iiiger. MittlieihingPii desselben. c) Porträte der Mitglieder der Novara-Expedition. Das wirkliche Mitglied W. Haidinger überreicht an die kaiser- liche Akademie der Wissenschaften in ihrer mathem.-naturw. Classe je ein Exemplar der von Herrn Dauthage ausgeführten Lithographien unserer Novarareisenden, Herren Dr. Sc herz er, Dr, Hochstetter undk.k. Custos-Adjuncten Frauenfeld. Er hatte selbst Veranlassung zu der Subscription gegeben, zu welcher auch so viele hochverehrte Herren Akademiker beitraten, und welchen er den innigsten Dank aus- sprach. Er legte noch als wahre Zierde eine schöne Kriehuber'sche Lithographie des Herrn Novara-Commandanten, unseres hochverehrten tapfern Commodore Ritters v. Wüllerstorf, bei, das er sich von dem letztern zu diesem Zwecke erbat, und das noch den eigenthüm- lichen Umstand darbietet, dass es erst mit dem rückkehrenden k. k. Kriegsdampfer St. Lucia, unter dem Herrn k. k Corvettencapitän v. Li ttrow, Bruder unseres hochverehrten Herrn Collegen von der Höhe von Palermo wieder nach Wien gesandt werden konnte, da die vielen zu erfüllenden Pflichten dies unmittelbar vor der Abreise unmöglich gemacht hat. Hai ding er wünscht in so guter Gesellschaft noch ein Exemplar seiner eigenen Lithographie anbieten zu dürfen, von unserem Kriehuber so trefflich schon im Jahre 1844 ausgeführt, ein An- denken von den Zuhörern seines zweiten Lehrcurses an dem damali- gen k. k. montanistischen Museum, ihm darum höchst werthvoll und gewiss besser als neuere, die immer mehr den Verfall alles Mensch- lichen zeigen. Rokitansky. Über Bindegewebs- Wucherung im Nervensysteme. 517 Über Bindegewebs -Wucherung im Nervensysteme. Von dem w. M. Prof. R. Rokitansky. (Vorgetragen in der Sitzung vom 24. Juli 1856 *). In dem zweitenBandemeinesLehrbuchesder pathologischen Ana- tomie ist eine Erkrankung der Nervencentra und der Nerven geschildert, deren nähere Erörterung ich zum Gegenstande der vorliegenden Mit- theilung gemacht habe. Sie hat zum Zwecke sowohl in ein Detail ein- zugehen, wie es den in dem Lehrbuche niedergelegten Angaben zur Grundlage dient, als auch vorzüglich, von einem speciellen Stand- punkte aus, das dem Schema eines Lehrbuches gemäss Auseinander- liegende aneinander zu fügen und als Ganzes zu betrachten. In erste- rer Rücksicht bleibt immerhin Vieles fortgesetzter Beschäftigung mit dem Thema vorbehalten. Vor vielen Jahren schon wurde an dem hiesigen pathologisch- anatomischen Institute eine Erkrankung der Medulla spinalis bekannt und demonstrirt, ferner seitdem in meinem Aufsatze über das Auswach- sen der Bindegewebs-Substanzen u. s. w. im Junihefte der Sitzb. der math.-naturw. Classe 1854 erwähnt 3), bestehend in dem Vorhanden- sein einer grauen, zähflüssigen, das Mark auseinander drängenden und zertrümmernden Substanz, welche die Ursache der ungewöhn- lichen Turgescenz des Markes und des ungewöhnlichen Überwallens desselben auf dem Querdurchschnitte enthält und sich in dem über- wallenden Marke eben vorzüglich dadurch kund gibt, dass das Mark seine reine monotone Weisse eingebüsst hat und in jener graulichen *) Die Drucklegung dieses Artikels habe ich in der Absicht, eine ausführliche Bear- beitung desselben vorzunehmen, verschoben ; da ich jedoch noch eine geraume Zeit vor mir sehe , die mir dieses nicht gestatten wird, so erscheint derselbe in seiner ursprünglichen Fassung. 2) Hierauf bezieht sich Herr Dr. Türck in seiner Mittheilung über Degeneration ein- zelner Riickenmarkstriinge im .lunihefte 183ß der Sitzungsberichte der mathematisch- naturwissenschaftlichen Classe. 518 Rokitansky. Substanz zu weissen Streifen und Striemen auseinander geworfen erscheint. Geeignete Fälle haben sofort gelehrt, dass diese Substanz in einer nahen Beziehung zu der schwieligen Degeneration des Rückenmarkes — dem die sogenannte Tabes dorsalis, die Rücken- marks-Atrophie constituirenden Befunde — stehe; ferner ergab sich, dass die Erkrankung auch im Gehirnmarke und an den Nerven vorkomme. Später erweiterten mikroskopische Anschauungen den Gesichts- kreis, wobei sich nach erwiesener Gleichartigkeit der Substanz an ihren verschiedenen Standorten neue Standpunkte der Untersuchung herausstellten. Es ergaben sich von diesen aus erstens die Fragen: Worin das Wesen dieser Substanz bestehe, ob es ein heterogenes neues Erzeugniss oder die Wucherung eines der normalen Zusam- mensetzung der Nervencentra und der Nerven angehörigen Bestand- theils sei, welche Veränderungen dieselbe eingehe, und worin nament- lich die Beziehung dieser Substanz zu der schwieligen Degenera- tion des Markes bestehe. Das constante Vorkommen der in neuerer Zeit ihrem Wesen nach näher bekannt gewordenen sogenannten amyloiden Körperchen in jener Substanz veranlasste zweitens die Frage über die Ableitung dieser Gebilde und über deren weitere Schicksale in dem Krank- heitsherde. Eine ähnliche Frage mussle die daneben vorfindigen Fetlkörnchen-Agglomerate betreffen , und ebenso musste eine wei- tere Frage die sogenannten Zellen - Incrustationen in Anspruch nehmen. Endlich musste das Vorhandensein der Erkrankung des Rücken- markes bei mehreren, ihren äusseren Erscheinungen nach verschie- denen Krankheitsformen den Versuch veranlassen, diese Verschie- denheit in der Localität der Erkrankung, in der Intensität derselben, in der acuten oder allmählichen Entwickelung und Fortbildung der- selben, zumal ihres in Destruction der wesentlichen Elemente beste- henden Momentes zu begründen. 1. Behufs der Erledigung der ersten Frage muss an die eben ihren groben Umrissen nach gegebene Schilderung der Erkrankung angeknüpft werden. Die daselbst bemerkte fremdartige graue Sub- stanz erscheint eingelagert in die Textur des Rückenmarkes, zwi- schen die Elemente oder vielmehr zwischen Complexe dieser Ele- mente, welche sich dem freien Auge als die weisslichen Streifen und über Bindegewebs- Wucherung im Nervensysteme. 510 Striemen darstellen. Die Masse des Rückenmarkes hat zugenommen und als Ausdruck dessen stellt sich das bemerkte ungewöhnliche Überwallen des Markes über die Querdurchschnittsfläche dar. Aus- serdem ist gemeinhin auch ein den Normalgrad merklich überstei- gender Turgor, ein ungewöhnlich pralles, derb-elastisches Anfühlen des Rückenmarkes zugegen. In Fällen geringen Erkrankungs-Grades sind derlei Abänderungen insbesondere beachtenswerth, indem sie zur genaueren Besichtigung des auf dem Querdurchschnitte über- wallenden Markes mit der Loupe auffordern , weil die Menge der eingelagerten krankhaften Substanz zu gering ist, als dass sie die Gleichförmigkeit der Weisse des Markes und die normale Contiguität seiner Elemente für das freie Auge stören könnte. Bei der miki-oskopischen Untersuchung kleiner, mit dem Messer abzuhebender Partikeln des überwallenden Markes treten in dem Präparate zunächst zwei verschiedene Bestandtheile auf. Der eine besteht aus den Elementen der Medulla in einem Zustande, der später erörtert werden soll, der andere sondert sich von ihm, tritt an verschiedenen Stellen aus ihm an dessen Contour heraus und umfliesst denselben unter dem Deckgläschen als eine zähe formlose Feuchtigkeit, welche von kleinen granulirten, schimmernden Kernen in verschiedener Menge durchsetzt erscheint. Ausser diesen sind auch einzelne zartwandige kernhaltige (einen der gedachten Kerne umschliessende) runde Zellen zugegen. Diese Feuchtigkeit ist augen- scheinlich die in die Textur des Rückenmarkes eingelagerte fremd- artige Substanz. — Beigesetzte diluirte Essigsäure hellt die Sub- stanz unmerklich auf, lässt aber die nackten und die Zellenkerne meist in unvermuthet grosser Menge scharf markirt deutlich hervor- treten. Die Elemente der Medulla erscheinen bis zu monströsem Grade varicös, vielfach zertrümmert, die Trümmer besonders an ihren Enden zu kolbigen, kugeligen Massen aufgebläht ; andere derselben zu rundlichen, runden, keulenförmigen, glatten oder gelappten knäuelartigen Massen eingerollt, in deren Innerem sich die Contouren der Markröhren und ihres Inhaltes concentrisch, oder in der mannig- fachsten unregelmässigen Weise verschlingen. Noch andere bilden einen Detritus, dessen Bestandtheile dieselbe Form darbieten, aber kleiner sind; endlich sind es kleine, sehr kleine, einem Molecular- körnchen gleiche Markkügelchen , welche gleich den vorigen in der ö20 Rokitansky. oben beschriebenen Substanz in verschiedener Menge eingebettet sind. Neben ihnen liegen in ihr hie und da ein oder das andere Fettkörnchen-Agglomerat, ein oder das andere durch seinen matten Schimmer kenntliche Colloid- oder Amyloid-Körperchen — von denen später die Rede sein wird. Geht man an die Frage über das Wesen der obgedachlen fremd- artigen Substanz, so führt die näher liegende Idee, dass in dersel- ben die Wucherung eines anatomischen ßestandtheiles des Rücken- markes und der Nervencentra überhaupt vorliege, zu einem Ver- gleiche mit dem Ependyma. Und in der That stellt sich zwischen ihr und dem Ependyma der Ventrikel in seinem ursprünglichen Zustande, wie man es bei Kindern und jüngeren Individuen vorfindet, bis auf die grössere Dichtigkeit desselben, eine volle Übereinstimmung heraus, ßeachtet man weiter, dass die wesentlichen Elemente der Nervencentra sämmtlich in eine Masse eingelagert sind oder durch eine Bindemasse zusammengehalten werden, in der sie ursprünglich zur Entwicklung kommen, und welche mit dem Ependyma ein Con- tinuum, ein gleichartiges Ganzes darstellt, dass das Ependyma im tex- turreifen Gehirne eben die auf den freien Oberflächen — aussen und innen — in Form einer Bekleidung rein und in grösserer Masse hervortretende parenchymatöse Lagermasse ist, so ergibt sich, dass in der fraglichen Substanz die Wucherung der den Nervencentris normal zukommenden Bindesubstanz vorliege. Was das Wesen dieser Bindesubstanz betrifft, so erweist sich dieselbe zunächst sowohl von morphologischer Seite, wie auch in functioneller Beziehung als ein formloses Bindegewebe; ihrer Eigenartigkeit in Form, in Standort und Function gemäss kann man sie als Bindegewebe derEpendym- formation bezeichnen. Sie erlangt bei der Sklerose des Gehirnmarkes eine Dichtigkeit gleich dem Ependyma und ihre Wucherung in Form der in Rede stehenden krankhaften Substanz geht gleich dem Ependyma häufig die Umstaltung zu faserigem Bindegewebe ein. (Vergl. m. S. 3 citirten Aufsatz über das Auswachsen der Binde- gewebs-Substanzen u. s. w.) Die Menge der im normalen Gehirne und Rückenmarke vorfin- digen Bindemasse ist gering. Namentlich ist sie gering in der weissen Substanz (im Marke). Sie erscheint als eine formlose zähe, feuchte Substanz am Rande der zur Untersuchung auf das Objectivglas gebrachten Markpartikel, aus der sie unter dem Deckgläschen hervor- über Biiidegeweljs-Wuclieruiig' im NfM-vciisyslüiiif . i)21 tritt. Ausserdem inaclit sie sich durch die in ihr und zwischen den Markröhren vorfindigen sehr aufTälligen Kerne kund. Weichere feuchte Gehirne sind zu ihrem Nachweise geeigneter. In den grauen Sub- stanzen ist ihre Menge weit beträchtlicher, ihr Nachweis aber dem- ungeachtet in der Art, wie beim Marke, schwieriger, weil sie sich hier, obwohl sie ein massenhaftes Lager darstellt, von den zarten, sehr schwer darstellbaren wesentlichen Elementen nicht in der mar- kirten Weise sondert, wie in dem Marke von den Nervenfasern. Ist die fragliche Substanz in anomaler (grösserer) Menge zuge- gen, so sind die wesentlichen Elemente der Central -Organe durch deren Einlagerung zwischen selbe (Wucherung zwischen ihnen), in grösseren und kleineren Complexen, einzeln, auseinandergeworfen und haben dabei die oben geschilderte Zertrümmerung erlitten. Und zwar in desto beträchtlicherem Grade, je rascher die Wucherung vor sich ging. Ifnter solchen Umständen ist die Substanz insbesondere feucht und die Markröhren durch monströse Varicosität ausgezeich- iiel. In der grauen Substanz erscheinen die Ganglien-Zellen auf- gebläiit, ihre Fortsätze sind unzweifelhaft zerrissen, so wie die die graue Substanz durchsetzenden Markröhren in einem ihrer Dünne entsprechenden Grade varicös und zertrümmert sind zu einem Detritus, dessen Bestandtheile kleiner als die Trünuner der Mark- Elemente sind. Die fragliche Substanz geht aus dem vorhin beschriebenen Zustande in den des faserigen Bindegewebes über, welches vermöge seiner Dichtigkeit und nachträglicher Retraction als Schwiele, als eine schwielige Degeneration der erkrankten Organportion auftritt, Sie verliert dabei allmählich ihr bisheriges Aussehen, indem sie ihre grau- liche Färbung und hyaline Beschaffenheit ablegt und dafür graulicli- weiss, opak wird. In Bezug auf ihre Textur besteht sie gemeinhin aus Faserbündeln, die sich in den verschiedensten Richtungen durch- kreuzen, deren Fasern selbst sehr feine, bald weichere bald starrere Fibrillen darstellen. Zuweilen besteht sie aus einem Filze schwarz- contourirter starrer Fasern, welcher dem Faserstoff-Fasernetze oder auch einigermassen der Intercellularsubstanz der Netzknorpel ähnelt. An ihren Grenzen greift die Schwiele in das umgebende Mark des Gehirns oder der Medulla, welches mit aufgeblähten, eingeroll- ten Stümpfen der Markröhren in sie hineinragt. Nebstdem liegen hie und da Bruchstücke von Nervenröhren in ihr eingebettet. 522 Rokitnnsky. einzelne der obenerwähnten Detritus-Massen, Fettkörnchen- Agglo- merate, amyloide Körperchen — sämmtlich gemeinhin in einer auf- fallend geringen Menge, oder sie fehlen wohl auch fast ganz, zum Nachweise , dass in der Schwiele die sämmtlichen an ihre Stelle ehedem dagewesenen Markelemente untergingen. Zuweilen bietet die Schwiele, wahrscheinlich nur vorübergehend, eine ins Röthliche fal- lende Färbung dar; sie rührt ohne Zweifel von Gefässenher, welche dem substituirten Marke angehören und sich in reichlicher Menge erhiel- ten. Diese Färbung erinnert in beachtenswerther Weise an den röth- lichen Schiller, welchen bisweilen das sklerosirende (atrophirende) Mark der Grosshirn-Hemisphären darbietet, indem auch dieser augen- fällig von den Gefässen des Markes herrührt, welche eine überwie- gend werdende Bindegewebs-Substanz übernimmt. Ausserdem erscheint die fragliche Substanz zuweilen noch in einem anderen consecutiven Zustande; sie stellt nämlich eine starre einem matten Glase gleiche, oder hornähnlich durchscheinende grau- liche, graulich-gelbliche Masse dar. Besonders im Gehirne kommen derlei vereinzelte umschriebene Massen öfter vor und fallen natürlich auf den ersten Anblick auf, wenn sie periphere Marklagen z. B. im Pons substituiren. Ein ausgezeichneter, erst in späterer Zeit richtig gedeuteter Fall dieser Art kam im Jahre 1830 bei einer hemiplegi- schen Weibsperson vor. Sie bestehen, wie eine nähere Untersu- chung nachweist, neben einer spärlichen undeutlichen Faserung aus einer structurlosen, derlnfercellularsubstanz desHyalin-Knorpels ähn- lichen Masse. Es ist kaum zu zweifeln, dass diese Masse sowohl unmittelbar aus der primitiven Substanz , als auch aus der faserigen Schwiele hervorgeht. In letzterem Falle geht sie eine Umände- rung ein, welche alles Narbengewebe überhaupt häufig eingeht, welche man aber besonders häufig in dicken schwieligen Pseudo- membranen, z. B. pleuritischen, zu sehen Gelegenheit hat. Auch die Vegetationen an den Herzklappen bieten in dem Zustande der Excrois- sances cornees eine analoge Beschaffenheit dar. Die im Voranstehenden dargelegte Substitution der Mark-Ele- mente durch die Schwiele involvirt die Frage nach den Vorgängen, welche die Absumption jener Elemente an Ort und Stelle vorbereiten. Sie wird ihre Erörterung im Folgenden finden: 2. Oben (S. 520) ist bei Angabe des Befundes recenter Erkran- kungsfälle bemerkt worden, dass sich in der gewucherfen Binde- über Bindegewebs- Wuclierung im Nervensysteme. 323 Substanz hie und da ein Fettkörnchen - Aggregat, hie und da ein Amyloid - Körperchen finde. In Fällen längeren Bestehens haben sie an Zahl zugenommen und sind in Menge, sowohl in der rings- um das Präparat und in den durch Auseinanderweichen des Markes unter dem Deckgläschen entstandenen Räumen austreten- den Substanz, wie auch zwischen den Elementen des Markes ein- gestreut. Und zwar gilt dies ganz eigentlich von den sogenannten Amyloidkörperchen, von denen zunächst die Rede sein soll. Wenn man diese Gebilde, so ferne sie in der geschichteten Form eine Ähn- lichkeit mit den Amylumkörnern haben, unter jenem Namen begreift, so ist doch zu beachten, dass sie in Bezug des Resultates der Jodein- wirkung auf dieselben gesondert werden müssen, indem einige in mehr oder weniger exquisiter Weise durch das Jod gebläut werden, während andere nur gleich anderen thierischen Gebilden dadurch gebräunt werden. Die ersteren sind als eigentliche Corpuscula amyla- cea zu betrachten, die anderen aber mögen ihrer Ähnlichkeit mit der Colloid-Substanz wegen vorläufig als Colloid-Körperchen angesehen werden. Sie kommen in den verschiedensten Grossen von der eines Klementarkörnchens zu der von '/,oMill. Durchmesser und darübervor, sind von Gestalt rund, rundlich, oval, keulenförmig, walzen-, bisquitför- mig, mit glatter oder gelappter gleichsam gekörnter Oberfläche, dabei einfach oder geschichtet oder häufig ein vielfach verschlungenes Convolut darstellend. Die colloiden Körper sind häufig zu grossen Massen zusammengeballt und zumal oft besonders längs den Gefässen in grosser Menge angehäuft, so, dass sie massenhafte Scheiden der- selben bilden. Die kleinsten erweisen sich in der Regel überwiegend, sowohl als einfache wie auch als conceiitrisch geschichtete, als eigentliche Corp. amylacea. Es fragt sich nun über die Grundlage dieser Gebilde und ihre Ableitung. In dieser Beziehung stellt der Vergleich derselben mit den Detritus-Massen, zu denen die Marksubstanz durch die Wuche- rung zertrümmert wird (vergl. S. 519), eine solche Ähnlichkeit nach Form, Grösse, innerer Anordnung heraus, dass eine Anknüpfung unab- weislich erscheint. Sämmtliche jene Detritus-Massen, vom einfachsten kleinsten Markkügelchen bis zu den grössten zusammengesetzten finden sich in den Colloid- und Amyloid-Körpern repräscntirt. Setzt man die Vergleichung fort, so findet sich, dass von den primitiven hellen, scharfcontourirten Markmassen ein allmählicher Übergang zu 524 I! o k i ( a n s k y. den letzteren stattfindet: sie werden matter, opalisirend, ihre Con- touren verschwimmen, dabei werden sie starr, so, dass sie unter dem Drucke rissig auseinanderweichen. Oft ist die Umwandlung bei denconcentrisch geschichteten Massen auf einen, namentlich den cen- tralen Antheil beschränkt, während die übrigen äusseren Schichten noch ihre ursprüngliche Helle und Begrenzung bewahrt haben. Die hiemit gegebene Ableitung stimmt ganz zu der bisher im Allge- meinen ausgesprochenen Meinung, dass die so häufig in den Nerven- centris vorkommenden Corp. amylacea aus einer regressiven Meta- morphose ihrer Elemente hervorgehen. Sie stimmt völlig zu der Erscheinung, dass man kaum ein Gehirn eines Erwachsenen unter- sucht, ohne dass man im Ependyma der Ventrikel und in der Gehirn- rinde, zumal deren peripherer Schichte — an Stellen , die gewiss vor Allen Exsudationsprocessen und deren Folgen ausgesetzt sind — eine gewisse Menge von amyloiden Körpern vorfindet i)- In Betreff der weiteren Schicksale dieser Gebilde niuss man aus dem Umstände, dass sie in älteren Krankheitsherden, in denen grosse Antheile von Gehirn- oder Rückenmarksubstanz untergingen und durch Bindegewebe substituirt erscheinen, schliessen, dass dieselben nach und nach absumirt werden. Das Zerfliessen der Colloid - Sub- stanz und die Löslichkeit der Amylumkörper bei einer höheren Tem- peratur des sie unigebenden Plasma enthalten ohne Zweifel die vor- bereitenden Vorgänge zu ihrer Resorption. Die neben den Colloid- und Amyloidkörperchen vorfindigen Fettkörncben-Agglomeratesind, wie bemerkt, gemeinhin im Vergleich zu jenen in untergeordneter Menge zugegen. Es stimmt dieser 1) Aus den Colloidköipern lasse» sich durch verscliiedene Agentien wieder Gebilde her- stellen, welche den aus verschliiiigenen , eingerollten varicösen Markröhren beste- henden Knäueln und geschichteten Detritus-Massen gleichen. Insbesondere leisten die- ses Lösungen von salpetersaurem Quecksilber und Quecksilberchlorid bei gleichzeitiger Erwärmung. Selbst die im Folgenden erwähnten sogenannten Zellenincrustationen lassen sich nach Entziehung der Kalkerde so reduciren. — Nähere Angaben muss ich übergehen, weil mir zu geordneten Versuchen hierüber so, wie über die wahr- scheinlich auch künstlich zu effectuirende Herstellung von Colloidköipern aus den recenten Detritusmassen nicht die nöthige Zeit gegönnt war. Übrigens ist vor der Untersuchung von Präparaten, die nicht ganz frisch sind, die namentlich in Wein- geist, Glycerin, Chroms, gelegen haben, zu warnen, weil sich in ihnen immer colloid- artige krystallinische Gebilde entwickelt haben, die bei Behandlung mit erwärmter Kalilösung zu einem Gewirre doppelt contourirter Fäden (wie Drumond an dem durch Alkohol extrahirten Gehirnfett gesehen hat; S. Henle in Canstatt's Jahresb. 1852, pag. 41) auseinander treten. über Biiideg-ewehs-Wuelieruiig- im Nervensysteme. ö2b Umstand mit dem Mangel jenes Anseheines zusammen, welchen eine reichlichere Menge von Fettkörnchen und deren Aggregaten in den Geweben und in deren Detritus veranlassen, der bekanntlich in Trü- bung, fahler Färbung und Opacität besteht. Sie gehen als kernlose Agglomerate eben auch aus den Trümmern der Markelemente hervor und sind zu keiner Zeit ihres Bestehens sogenannte Fettkörnchenzellen, d. i. sie sind nicht das Ergebniss einer Metamorphose präexistenter Zellen oder solcher von neuer Bildung, wiewohl sich unter ihnen immerhin auch einzelne wirkliche Fettkörnchen-Zellen finden, welche aus den Zellen der Bindegewebs - Substanz und ihrer Wucherung hervorgegangen sind. Jene Agglomerate entsprechen nicht nur nach Grösse und Form den Trümmern der Markelemente, sondern man kann das Aiiftreten einzelner Fettkiigelchen in diesen als Beginn der Metamorphose oft genug beobachten. Hiebei ergibt sich, dassdie Meta- morphose die centrale, dem aufgeblähten Axencylinder entsprechende Substanz betrifft. Dass sie insbesondere dort, wo ihr Auftreten durch Exsudation veranlasst wurde, gleich den in gleicher Folge zu Stande kommenden Colloidmassen , z. B. in alten encephalitischen Herden, in aulfallender Menge an den Gefässen haften, so, dass sie dieselben scheidenartig umgeben, kann wohl seine Erklärung darin finden, dass eben die Zertrümmerung der Markelemente und deren Imbibition mit Exsudat zunächst in dem den Gefässen benachbarten Marke stattfand. Endlich müssen noch die irrig sogenannten Zellenincrustationen eine Erwähnung finden, weil sie zuweilen und zwar in grosser Menge zusammengehäuft in Herden vorkommen , welche in jeder Hinsicht mit der von Colloid- und Amyloid-Körperchen durchsetzten Schwiele übereinstimmen. Man findet sie vor Allen im Gehirne, woselbst die einfachen oder geschichteten vielgestaltigen sogenannten Incrusta- tionen zu ansehnlichen leicht auseinanderweichenden Massen zusam- mengebacken in den Räumen eines Gerüstes lagern, welches aus den Gefässen des an Ort und Stelle untergegangenen Gehirnmarks und aus Bindegewebssträngen besteht. Jene sind meist dicht und schei- denartig von derlei Gebilden umgeben, ja in seltenen Fällen finden sich, wie in dem in meinem Lehrbuche (IL ß., S. 474) angeführten Falle, auch die Gehirngefässe über die Herde hinaus in solche ein- gehüllt und haben den Anschein von Verknöchertsein. Sie kommen vereinzelt, wie auch in Agglomeraten in Allem und Jedem mit dem Zirbelsande überein und gehen aus der Verknöcherung derselben SiUh. <1. mathem.-uatuiw. Cl. XXIV. Bd. HI. Hft. 34 526 Rokitansky. Marktrümmmer hervor, die eben auch den Coloid- und Ainyloid- körpern, den Fettkörnehen-Agglonieraten zu Grunde liegen. 3. Die Standorte der Bindegewebswucherungsind innerhalb der bisher in Rede stehenden Central-Organe, dem Rückenmark und dem Gehirne sehr verschieden. Ebenso auch die Form und Begrenzung der primitiven Erkrankung. Im Rückenniarke tritt sie gemeinhin in grosser Ausbreitung in den Marksträngen und zwar häufiger vorwie- gend in den vorderen auf. Entweder hat sie das Rückenmark seiner ganzen Länge nach inne, oder sie befällt zunächst den Lendenab- schnitt desselben und schreitet von hiernach aufwärts vor. In seltene- ren Fällen tritt sie an einer oder mehreren von einander entfernten umschriebenen Stellen auf, die sich als schwielige Degenerationen des Markes kundgeben; während das dazwischen liegende Mark normal scheint, oder die Anfänge der Erkrankung zeigt. In der grauen Sub- stanz mag die Erkrankung wohl unzweifelhaft auch ursprünglich auf- treten, indess hat es immer den Anschein, dass dieselbe erst con- secutiv erkrankte und erst im Gefolge der Degeneration des Markes untergeht. Sie ist gemeinhin erbleicht, mit einer blassröthlichen Fär- bung, bleibt auf Querdurchschnitten tief unter demNiveau des Markes, indem sie sich retrahirt. Im Gehirne kommt die Bindesubstanz-Wucherung oft in Form umschriebener Herde, besonders im Marke und in markigen Gebilden — Marklager, Pedunculi, Pons — aber auch zuweilen in Gebilden vor, in welche graue Substanz in grosser Menge eingeht z. B. in den Streifenhügeln. Gemeinhin hat sie sich in jenen Herden bereits zur Schwiele entwickelt oder sie hat sich zu der oben bemerkten das Mark substituirenden mattem Glase vergleichbaren Masse umgestal- tet. Oder es sind die oben bemerkten, in einem aus Gefässen und Bindegewebssträngen bestehenden Gerüste nistenden Lager von sogenannten Incrustationen. Eine andere Localität von dem grössten Belange ist die Gehirn- rinde, zunächst in ihrem äusseren Stratum. Die Veränderungen, welche sie darbietet , werden später erörtert werden. Endlich kommt die Erkrankung als eine gleichförmige im Marke der Grosshirnhemisphären bei der Gehirn-Atrophie vor, soferne der Retraction desBindegewebslagers öfters und zwar namentlich der im Gefolge der vorbemerkten Desorganisation der Rinde auftretenden, eine Wucherung des Bindegewebes voran imd zur Seite geht. über ßimlegeweLs-Wueheruiig im Nervensysteme. ö27 Ausser den Nervencentris kommt die Bindegewebswucherung in ähnlicher Form und mit demselben Resultate von Desorganisation der Elemente auch in den Nerven vor. Und zwar sieht man dieselbe am häufigsten am Opticus , in welchem auch bei seiner Degeneration zu einem mattdurchscheinenden Strange zuerst die Corp. amylacea vor- gefunden wurden. Ausserdem wurde sie am Olfactorius, am Oculomo- torius vorgefunden ; neuerlich ist eine Degeneration am Saphenus vor- gekommen. An den Nerven ist die Wucherung bisweilen so bedeutend, dass dieselbe vom Nerven her zu einer denselben verunstaltenden tuberösen gallertähiiliclien, allmählich schwielich werdenden Masse auswächst. In ihr sind gemeinhin Corp. amylacea in grosser Menge neben Trümmern der Nervenröhrchen eingebettet. In den Fällen von Erkrankung der Olfactorii und des Oculomotorius unserer Beob- achtung waren zugleich Herde (Schwielen) im Gehirne zugegen. In dem Falle von Erkrankung des Saphenus breitete sich dieselbe auf die Wurzeln und sofort auf das Lendenmark aus. Unzweifelhaft kann die Erkrankung an jedem Punkte des Gehirns und Rückenmarkes so wie eines beliebigen Nervens primitiv auf- treten, die ursprünglichen Heerde der Erkrankung können klein, unscheinbar sein, oder es erkranken ausgedehnte Gewebstrecken mehr oder weniger gleichförmig. Sie breitet sich von dem primitiven Herde vermöge derContinuität ihresSubstrates aus, ohne dabei notli- wendig bestimmten Leitungsrichtungen zu folgen. Die Anregung zu der Erkrankung geben häufig, wie theils ana- tomische Residuen lehren , theils zeitig angestellte Beobachtungen an Lebenden wahrscheinlich machen, Hyperämien ab. Doch sind sie unzweifelhaft ihrem Grade nach sehr oft ausserordentlich gering und zugleich schnell vorübergehend , so, dass sie unbeachtet bleiben. Die auf selbe folgende Wucherung der Bindegewebssubstanz geht sofort selbst in einer acuten tumultuarischen Weise oder allmählich vor sich. Der ersteren geht eine entsprechende rasche Destruction der Nerven- elemente zur Seite. Beim chronischen Gange der Wucherung finden sich insbesondere Erscheinungen vor, welche auf protrahirte oder wie- derholte Hyperämien hindeuten. Solche sind Erweiterungen der Gefässe der Pia mater spinalis bei Erkrankung des Rückenmarkes, Erweiterun- gen der Gefässe der Gehirnrinde bei Erkrankungen dieser, gepaart mit Pigmentbildung in derselben und mit allen den Zuständen, welche auf gleichzeitige Hyperämien der Pia mater (cerebralis) hinweisen. 34* 528 Rokitansky. Als Entzündung lässt sich der Vorgang nicht erkennen. In dem Herde fehlt ein Exsudat und dessen Elemente, ferner Extravasation in grösserem Masse ; die Trümmer der Nervenröhren gehen im Gefolge von Entzündung in überwiegender Menge, die Metamorphose zu Fettkörnchen-Agglomeraten ein, nach deren Absorption eine von den Gefassen durchsetzte Lücke zurückbleibt, welche nie oder nur sehr spät durch Bindegewebe ausgefüllt wird. Daneben kommt aber die um den Entzündungsherd ebenso wie um die hämorrhagische Lücke sich entwickelnde Schwiele allerdings mit der in Rede stehenden ßindegewebswucherung in so ferne überein, als sie durch ihren Gehalt an amyloiden Körpern ausgezeichnet ist, d. i. der Entzündungs- herd regt in seinem Bereiche, zuweilen in weiter Umgebung, ßinde- gewebswucherung an. So fand sich in einem Falle von ziemlich weitläufiger Entzündung der grauen Substanz des Rückenmarkes (Myelitis centralis) die Marksubstanz ringsum und weit über den Herd hinaus nach oben und abwärts in dem Zustande recenter ßinde- gewebswucherung. 3. Die Krankheitsfoi-men, als deren wesentliches anatomisches Element die ßindegewebswucherung in den Nervencentris angesehen werden muss, sind nebst der Schwiele im Gehirne bei Epilepsie sehr mannigfach; den acuten unter Hyperästhesie der Haut, Schmerzhaf- tigkeit der Muskeln, Convulsion, tetanischen Krampf rasch zu Erschöpfung führenden entspricht eine tumultuarische zertrümmernde Wucherung, den chronischen eine allmähliche Massenzunahme der ßindegewebssubstanz. a) Am häufigsten und zugleich am ausgeprägtesten in ihren vorgerückten Stadien kann man die Erkrankung im Rückenmarke bei den allmählich sich entwickelnden Paralysen der unteren Gliedmassen (Paraplegien) sehen. Hier habe ich die Erkrankung auch zuerst erkannt. (Handb.d. p. A., H. B., S. 866, 1844). Sie tritt zunächst im Lendenmarke auf und betrifft bald vorwiegend die vorderen, bald vor- wiegend die hinteren Markstränge. Von hier steigt sie allmählich in die Dorsalgegend hinauf In den vorgerückten Stadien erscheint die Mark- substanz in ausgebreiteten Strecken durch eine ziemlich starre, halb- durchscheinende Masse substituirt, neben welcher bald in der Tiefe bald an der Oberfläche normale Antheile des Markes sich erhalten haben. Oder es ist die Degeneration eine durchgreifende, wobei die graue Substanz zu einem blassröthlichen Reste geschwunden, oder über Bindegewebs-Wuc'heriing im Nervensysteme. 529 endlich völlig untergegangen ist. In anderen Fällen ist eine das Mark in ähnlichen Verhältnissen substitiiirende weisse, mit der Pia mater verwachsene Schwiele zugegen, deren Retraction je nach Umständen stellenweise Einziehungen oder eine gleichförmige Verdünnung des Rückenmarkstranges zur Folge hat. Die bedeutendste Schrumpfung betrifft gemeinhin die Lumbar-Anschwellung des Markes. — Diese Vorgänge bilden dieGrundlage der unter demNamen der Tabes dor- salis , der Atrophie des Rückenmarkes bekannten Degeneration des Rückenmarkes zu einem gleichförmig dünnen oder höckerigen, durch stellenweise ringförmige Einziehungen rosenkranz-ähnlichen Binde- gewebsstrange. Die aus den erkranktenAntheilen der Medulla heraus- tretenden Nervenwurzeln erscheinen je nach dem Stadium derKrank- heit blassröthlich, mit schwindender Vi^eisse durchscheinend, mark- leer, dünn, Bindegewebsfäden gleich. b) Von dem grössten Belange ist die Erkrankung bei acuten Convulsionen und bei Tetanus. In Bezug der ersteren hebe ich einen Fall hervor, welcher im Jahre 1850 auf der Klinik des Herrn Professors Skoda vorkam: Er betraf eine 19 Jahre alte ledige Weibsperson, welche am 30. Jänner in Folge einer Verkältung von stechenden Schmerzen in den Füssen befallen wurde, die nach fünf Tagen aufhörten — welche sodann einen Schrecken erlitt, der sie bewusstlos zu Boden warf, worauf sofort eine Chorea der beiden Extremitäten rechter Seite auftrat. Vom 8. Februar, als dem Tage ihres Eintrittes in dasKrankenliaus an, steigerten sich, unter fortwährenden Congostionen nach dem Kopfe, mit vor- übergehendenkurzen Nachlässen, die Bewegungen und befielen sofort, nachdem sich am rechten Arme nach einem Aderlasse eine Phlebitis und Bindegewebs -Entzündung entwickelt hatte, auch die Extremi- täten der andern Seite. Am 22. trat im Gefolge abwechselnden Deli- riums undSopors der Tod ein. Aus dem Leichenbefunde hebe ich her- vor: Auf den Durchschnittsflächen des Gehirnmarkes zahlreiche blass- rothe Blutpunkte (Hyperaemie), Lungenödem, mehrere hanfkorngrosse Ecchymosen am linken Vorhofe. Das Rückenmark blass , sein Mark auf dem Durchschnitte ungewöhnlich überwallend, feuchter, von einer graulichen, mattdurchscheinenden zähflüssigen Substanz getränkt; ungewöhnlich starke Varicosität der Nervenröhren und reichliche Detritusmassen in einer aus dem Präparate hervortretenden klebrigen 530 Rokitansky. Feuchtigkeit, in welcher sich zugleich kleinere und grössere, runde, opalisirende Körperchen vorfanden. Bei Tetanus habe ich die Erkrankung der Medulla zu derselben Zeit nachgewiesen, wie dies das Sections-Protokoll eines Falles dar- thut, welcher am IS. April 18S0 secirt wurde. Er betraf einen 39 Jahre alten Mann mit einem Medullar-Careinoni des Pylorus, welcher in Folge einer gangränescirenden Wunde an der Volar-Fläche des linken kleinen Fingers am Tetanus starb: Das Rückenmark nicht ganz rein weiss, von einer mattgraulichen zähen Feuchtigkeit infiltrirt, deren nähere Untersuchung das im vorigen Angegebene wiederholte. Diesen Befund sah ich seitdem und namentlich in neuerer Zeit, wo ich die Untersuchungen, angeregt durch die Ergebnisse jener bei den Fällen von sogenanntem paralytischenßlödsinne. wiederaufnahm, vielfach und in einer Weise bestätigt, dass derselbe als ein constanter be- trachtet werden muss. Es gilt dies sowohl von dem traumatischen wie von dem spontanen, rheumatischen Tetanus. Wie wichtig diese Nachwei- sung einer palpablen Erkrankung der Medulla hier sei , liegt auf der Hand. Dabei drängt sich die Bemerkung auf, dass wie überhaupt so auch im Besonderen die Erkrankung beim Tetanus unzweifelhaft wegen des geringen Intensitätsgrades übersehen wurde, über welchen hinaus sie wegen des durch ein rasches und ausgebreitetes Auftreten gegebenen baldigen Erschöpfungstodes nicht gelangen konnte. Bei der Gleichförmigkeit der Erkrankung der Medulla nach ihrer Dicke und in ihrer ganzen Länge Hess sich bisher ein etwaiger Ausgangspunkt derselben, selbst bei traumatischem Tetanus, nicht erkennen. In Rücksicht der Beziehung zwischen der die Nerven in der Wunde, in dem Eiterherde betreffenden Affection und der derMedulla beim traumatischen Tetanus bekommen, wenn sie auch nicht immer augenfällig zugegen sind, die stellenweisen Röthungen im Verlaufe der Nerven von der Wunde nach dem Rückenmarke hin (s. m. Handb. der p. A. 1844, 2. Bd. pag. 879) eine Bedeutung; es wird nämlich wahrscheinlich, dass sie an und in das Mark reichen und dass somit eine oft genug noch in der Leiche an der Pia mater spin. nachweisliche Hyperämie die Wucherung im Marke anregt. — In der neueren Zeit kamen wiederholt Fälle von Tetanus vor, bei welchen sämmtlich sich der anomale Zustand der Medulla leicht nachweisen Hess. c) In neuerer Zeit unternahm ich durch die bisher erörterten Ergebnisse geleitet und mit einer durch selbe berechtigten Erwartung über Cindegewebs-Wucherung im Nervensysteme. 331 die Untersuchung der Gehirne von Irren mit dem sog. paralytischen Blödsinne, wie er sich im Gefolge der sogenannten Monomanie des grandeurs entwickelt. Die schon durch gröbere Anomalien auffällige Gehirnrinde fand sich in der That in einer Weise erkrankt, die sich als eine Wucherung des Bindegewebslagers zu erkennen gab und den Blödsinn vollständig durch den Untergang — Zertrümmerung und Degeneration und Absumption — der wesentlichen Elemente der Gehirnrinde erläuterte. Es ist das Wesen der Erkrankung der Gehirn- rinde, welche ihren gröberen Verhältnissen nach bisher recht wohl bekannt gewesen war, und welche besonders Duchek (Prag, Vier- tel]. 18S1, 1. B.) einer gelungenen Analyse unterwarf und ihren ein- zelnen Momenten nach entsprechend würdigte, insbesondere desshalb immer in Frage gestellt geblieben, weil, ungeachtet mancher auf vor- angegangene Meningitis hindeutenden Erscheinungen im Leichen- befunde, doch die Krankenbeobachtung nie recht eine eigentliche Meningitis nachweisen und sofort in Bezug der Form der Geistes- störung an eine solche anknüpfen konnte. Die Veränderungen, welche die Gehirnrinde darbietet, stehen zum Theile in einem innigen Nexus mit Anomalien der weichen Hirnhaut (Pia mater). Sie sind sämmtlich gemeinhin auf derConvexität der Grosshirnhemisphären zugegen , nur in sehr seltenen Fällen beobachtet man auch auf der Gehirnbasis ein Verhalten der Gehirn- rinde, welches sich als eine Fortsetzung ihrer Erkrankung von der Convexität her kundgibt, übrigens aber dem Grade nach jener gemeinhin untergeordnet erscheint. Die Veränderungen der Gehirn- rinde bestehen in Folgendem: Sie erscheint gemeinhin zum Schmut- zigbräunlichen entfärbt und dabei entweder dunkler oder auch bläs- ser als im Normalzustande; im ersten Falle sind die Gefässe der- selben meist augenscheinlich hyperämirt und erweitert, zuweilen sitzen an denselben aneurysmatische Ausbuchtungen. Ferner ist sie bald in der peripheren Lage, bald in ihrer ganzen Dicke weicher und feuchter, gelockert, breiig, oder sie ist in vorgerückten Stadien der Erkrankung, besonders in der peripheren Schichte, resistenter, dichter, auffallend härtlich, dabei bleicher, endlich hart, steif, von schwieligem Anfühlen, dünner (retrahirt). Sehr oft sind Adhäsionen derselben mit der Pia mater zugegen, indem beim Abziehen der letz- teren hie und da an kleineren Stellen oder auch in ausgebreiteten Strecken das äussere Stratum der Gehirnrinde mit der Pia mater 532 Rokitansky. abgelöst Avird. In einzelnen Fällen von Adhäsion zieht von der Pia niater förmlich eine graulich weisse Schichte nach der Gehirn- rinde herein. Zuweilen beobachtet man die aulTallende von derlei Adhäsionen unabhängige Erscheinung, dass das äussere Stratum der Gehirnrinde sich leicht abheben lässt; in manchen Fällen lässt sich die Gehirnrinde in toto ungemein leicht vom Marke abheben. Eine genauere Besichtigung der den eben angedeuteten Mani- pulationen unterworfenen Gehirnrinde lässt überdies mancherlei wahrnehmen, was in dem später anzuführenden mikroskopischen Befunde wohl begründet ist. In exquisiten Phallen nämlich ver- misst man jene äusserst zarte Markschichte, welche die Gehirnrinde äusserlich als ein weisslicher Anflug bekleidet; in der Tiefe der Gehirnrinde sind die die gangliöse Substanz unterbrechenden weis- sen Schichten verwischt; endlich zeigt die Gehirnrinde in verschie- denen Schichten mehr oder weniger deutlich eine körnige Beschaf- fenheit. Sie tritt öfters besonders auf den erosion-artigen Steilen auf, welche man bei Adhäsionen der Pia mater durch das Abziehen dieser letzteren mit einer daran haftengebliebenen Schichte der Gehirn- rinde hergestellt hat. In Fällen von Blödsinn mit epileptischen Anfällen finden sich im Gehirnmarke, in den Strcifenhügeln umschrie- bene Schwielen vor; in anderen Fällen, wie in dem eines am 3. Nov. 18S5 secirten Blödsinnigen treten zu dem gewöhnlichen Befunde Erkrankungen der Gehirnnerven hinzu: In diesem Falle zeigten sich die Olfactorii gallertähnlich durchscheinend, dabei steif, die Optici in ihrer peripheren Schichte gallertartig degenerirt, dabei die Subst. perforata beiderseits und das Tub. cinereum steif, das Ependyma sehr dick, gallertähnlich durchscheinend. Alle diese Gebilde strotzten von Corp. amylaceis, die im Olfactorius ein theils gallertähnliches, theils faseriges maschig angeordnetes Bindegewebe durchsetzten. Die mikroskopische Untersuchung der Gehirnrinde ergibt einen Befund, welcher je nach der Intensität der Erkrankung und je nach dem Stadium derselben ausserordentlich variirt, der einmal in seinen beiden Momenten, der Neubildung (Wucherung) und der Desorgani- sation unbeträchtlich ist, das andere Mal aber in die Augen springt. Aus der Untersuchung zahlreicher Fälle ergaben sich als die die ebengedachten Momente constituirenden Erscheinungen: a) Eine ungewöhnliche Menge der das Lager für die wesent- lichen Rinden-Elemente abgebenden Bindegewebssubstanz. Sie tritt Ühei" Bindegewebs- Wucherung' im Nervensysteme. S33 zunächst als eine zähe, klebrige durch die Kerne der Ependym-For- mation ausgezeichnete, die Lockerung und Succulenz der Gehirnrinde bedingende Feuchtigkeit auf. In anderen älteren Fällen erscheint sie starrer, nimmt endlich hie und da eine zartfaserige Textur an und retrahirt sich. Sie bedingt die Adhäsion der Gehirnrinde an die Pia mater und enthält den Grund der Verdichtung und Härte (Sklerose) der Gehirnrinde. |3) DieNervenröhrchen als dieElementeder die Gehirnrinde äus- serlich bekleidenden zartenMarkschichte und der dieGehirnrinde unter- brechenden Marklagen erscheinen gleich den dieselbe durchsetzenden Röhrehen varicös, in varicöse Stücke, in kleine rundliche, kuglige, kolbige, einfache oder doppelt und mehrfach contourirte Körperchen zerfallen; die Ganglienzellen selbsterscheinen oft deutlich aufgebläht. y) Daneben finden sich Gebilde vor, welche sich als CoUoid- und Amyloid-Körperchen erweisen. Sie sind in verschiedener Menge in die obgedachte Bindegewebssubstanz eingetragen und aus der Metamor- phose der Trümmer der Markelemente, mit denen sie in Bezug auf Grösse, Configuration und inneren (mehrfach contourirten, geschich- teten) Bau übereinkommen, hervorgegangen. Sie sind insbesondere oft in grosser Menge auf der Oberfläche der Gehirnrinde zugegen, wo sie die Stelle der hieselbst untergegangenen zarten Markbeklei- dung der Rinde einnehmen (vergl. Fig. 39 im 2. B. m. Lehrb. der path. Anat. 18S6), Auch die Ganglien-Zellen sind oft eine colloide Umstaltung eingegangen. Die Veränderungen der Pia mater, welche in einem wesentlichen Nexus mit der AfFection der Gehirnrinde stehen, bestehen zunächst in der angegebenen Adhäsion an die Gehirnrinde, ausserdem in Varicosität ihrer Venen mit gewundenem, geschlängelten, knäuelartig verschlungenen Verlaufe, in aneurysmatischer Erweiterung der kleinen Arterien. Die Arachnoidea (cerebralis) bietet dabei Trübun- gen, Verdickung, wuchernde pacchionische Granulationen dar. — Nebstdem finden sich theils als der Erkrankung der Gehirnrinde vor- ausgehende, theils als consecutive aus der der Desorganisation der Gehirnrinde folgenden Retraction der Marklager der Hemisphären abzuleitende Veränderungen vor: Pseudomembranöse Ausbreitungen auf der Cerebral-Arachnoidea, auf der Innenfläche der Dura mater, häufig von kleineren und grösseren hämorrhagischen Heerden durch- setzt, Adhäsion zwischen Arachnoidea und Dura mater, Extravasat- 334 Rokitansky. kapseln auf der Innenfläche der Dura mater (Hämorrhagie in dem Arachnoidealsack), Residuen von Geliirnhämorrhagie, von Encepha- tilis; seröse Ergüsse im Arachnoidealsack, in den Subarachnoideal- Räumen, Ödem der Pia mater, seröse Ergüsse in den Hirnhöhlen mit Erweiterung derselben , Wucherung, Verdickung des Ependyms, Ödem des Gehirnmarkes. Auf die beschriebene Desorganisation der Gehirnrinde folgt früher oder später eine deutliche Verkleinerung der Marklager der Hemisphären, der zufolge die Windungen dünner, die Sulci. zwischen ihnen weiter werden, im Umfange der Hemisphären zwischen ihnen und der Schedelvvand ein Vacuum geschaflfen wird und im Innern die Ventrikel erweitert werden. Diese Verkleinerung (Gehirnatrophie) geht mit einer augenfälligen Dichtigkeitszunahme (Sklerose) des Markes einher. Die auf sie bezüglichen Erscheinungen, wie sie das atrophirte Gehirnmark darbietet (s. m. Lehrb. d. p. A. 2. R. S. 434), erlangen vor Allen eine Regründung und Erläuterung, wenn man die Verkleinerung als durch Retraction gegeben aufFasst. Diese Retraction kann nur das Rindegewebslager der Markelemente betrefTen; dass sie es ist, welche hier zu Grunde liegt, wird aber aus folgenden Daten und Retrachtungen klar: In den gewöhlichen Fällen bietet der Refund des verdichteten Markes eben zunächst eine anomale Dichtigkeit und Resistenz der zur Untersuchung entnommenen Markpartikel dar; fer- ner macht sich ein strafferes Aneinanderhaften der Nervenröhrchen kund und diese bieten wohl zuweilen, wie Schnepf beobachtete, eine Verschmä chtigung ihres Durchmessers dar. Da sie sich übrigens keines- wegs selbst zäher und widerstandsfähiger ausweisen, so bleibt nur übrig zu glauben, es habe sich das Rindegewebslager derselben verdichtet, retrahirt. In anderen Fällen findet sich in dem verkleinerten Marklager eine augenfällige Wucherung der retrahirten Rindegewebssubstanz vor, welche eine zertrümmernde Einwirkung auf die Markröhrchen ausgeübt hat. Aus dem Präparate tritt unter dem Deckgläschen eine zähe feuchte Substanz, durchsetzt von den Kernen der Ependym-For- mation hervor, in welcher neben ausgezeiclmet varicösen Nerven- röhrchen die oben erwähnten Detritusmassen und ihnen entsprechende colloide und amyloide Körperchen lagern. Dies scheint gemeinhin vor- wiegend in der Nähe der Ventrikel der Fall zu sein, an deren Wänden selbst die Wucherung als Massenzunahme (Wucherung, Verdickung) Üliei* Bindegewebs-Wiicheruns' im Nervensysteme. u3o des Ependyma zum Vorschein kommt. In solchen Fällen macht sich auf den ersten AnbUck eine Entfärbung des Markes zum Schmutzig- weiss, oft mit einem merklichen Stich ins Röthliche bemerkbar. Ihre Begründung ist ohne Zweifel in dem Überwiegen der Binde- gewebssubstanz über die Elemente des Gehirnmarkes und die der röthlichen Nüancirung insbesondere darin zu suchen, dass das Blut- roth des Inhaltes der Blutgefässe bei der Unterordnung des opaken Weiss der Markelemente durch die Bindegewebssubstanz durch- schimmert. d) Die Erkrankung der Nerven ist, wie angegeben worden, namentlich am Opticus und Olfactorius bekannt, und auch an anderen Hirnnerven innerhalb der Schädelhöhle habe ich dieselbe beobachtet. Eben so ist eine consecutive Erkrankung der Spinalnerven im Gefolge der Erkrankung der Medulla erwähnt worden. Ausserdem habe ich dieselbe an den Strängen des Lendennervengeflechtes und zwar vor allen ausgeprägt am N. Saphenus rechter Seite in dem nachstehenden Falle vorgefimden: Eine Magd von 31 Jahren erkrankte ohne bekannte Ursache am 6. April 18ö5 mit Schmerzen in den Lenden, welche sich über beide unteren Extremitäten ausbreiteten. In der linken verschwanden sie bald, wurden aber in der rechten desto intensiver und anhaltend. Am 14. April kam sie ins Krankenhaus. Hier stellte sich eine Schmerzhaftigkeit hinter dem rechten Trochanter, besonders aber heftiger Schmerz längs des Verlaufes und der Verzweigung des N. cruralis, der durch Bewegung sehr gesteigert wurde, heraus. An der Stelle der Einsenkung der V. saphena in die Cruralis Hessen sich einige harte sehr empfindliche Stränge wahrnehmen und etwa auf 4" nach abwärts verfolgen. Etwas Ödem der Unter- schenkel; dabei ziemlich intensives Fieber. Allmählich verschwand das Fiebei', jene harten Stränge traten zurück, ebenso die heftigen Schmerzen, aber desto grösser wurde die Empfindlichkeit der ganzen Extremität gegen die leiseste Berührung, indem schon die der Bettdecke schmerzte. Diese Empfindlichkeit hielt an; am 6. Mai trat ein Schüttelfrost ein, am 12. Dysenterie, welcher die Kranke am 22. unterlag. — Bei der Leicheneröffnung fand man ausgebreitete ulce- röse Substanzverluste auf der Dickdarmschleimhaut, die Vena cru- ralis von der Jliaca an herab in die Verzweigungen der Poplitea von Gerinnungen ausgefüllt, die Gefässwände an der Poplitea gewulstet, imbibirt. Der N. saphenus major zeigte besonders gleich unter dem 536 Rokitansky. Über ßindegewebs-Wucherung im Nervensysteme. Poupart'schen Bande eine mattgrauliche Färbung mit weissen Streifen; bei näherer Untersuchung wiesen sich die grauen Stellen als eine gallertähnliche von einer Unzahl von Amyloidkörperchen durchsetzte, und einzelne Trümmer von Nervenröhrchen enthaltende Bindegewebs- Wucherung aus. Diese Mittheilung mag mit der Bemerkung schliessen, dass die anatomischen Data, wie sie im Vorangehenden aufgefasst wurden, sehr genau zu den am Lebenden erhobenen Erscheinungen stimmen, so zwar, dass sich die Dauer, die Intensität der Krankheit und nament- lich die Stadien z. B. im Gange der Paraplegien , im Gange des paralytischen Blödsinnes aus dem Leichenbefunde lesen lassen. In Bezug der Stadien lassen sich nämlich sondern : 1. Ein Zeitraum, der neben etwaiger Hyperämie und Besiduen solcher in Wucherung der Bindegewebsubstanz in Form einer grau- lichen, durchscheinenden gallertähnlichen Feuchtigkeit und in recen- ter Zertrümmerung der Markelemente mit Aufblähung u. s.'w. der- selben besteht. 2. Hierauf treten nebst Fettkörnehen-Agglomeraten als Ergeb- nisse von Metamorphose der Trümmer der Markelemente Colloid- und Amyloid-Körper auf , welche sich sofort vermehren, während die Detritusmassen in ihrer ursprünglichen Form an Menge abnehmen; dabei wird die Bindegewebs- Substanz allmählich dichter, starrer, nimmt eine faserige Textur an. 3. Endlich gehen die obenbemerkten Fettkörnchen- Agglomerate, die Colloid- und Amyloid-Körper allmählich selbst verloren, bis eine beiläufig reine Schwiele zurückbleibt. V. Hauer. Ein Beitrag- zur Keiintuiss der Fauna der Raibler Schichtet!. ö3T Ein Beitrag zur Kenntniss der Fauna der Raibler Schichten. Von dem c. M. Franz Ritter v. Hauer. (Mit 6 litho^r. Tafeln.) (Vorgetrag-en in der Sitzung- vom 26. März 18o7.) Eine kurze Schilderung der geologischen V^erhältnisse, unter welchen die von Boue zuerst näher charakterisirten Schichten von RaibI in der Umgebung des Ortes, von welchem sie ihren Namen erhielten, vorkommen, habe ich mit Hinweisung auf die zahlreichen älteren und neueren Nachrichten, welche über diese Gegend in der Literatur vorliegen, bei Gelegenheit der Beschreibung meines Durch- schnittes der östlichen Alpen gegeben. Sie bilden einen Zug der vom Coritenzathal östlich von RaibI ohne Unterbrechung bis zu den öst- lichen Abhängen des Zucco di Boor, westlich von Dogna im Fellathale verfolgt wurde. Hier will ich daher nur die nöthigen Nachweisuiigen über das Auftreten der genannten Schichten in anderen Theileu der Südalpen hinzufügen. Ein kleines isolirtes, bisher noch ziemlich räthselhaftes Vorkom- men beobachteten wir am Nord-Fuss des Mannhart an der rechten Seite des Lahuthales, welches nach Weissenfeis, östlich von Tarvis zu, geöfl'net ist. Die Schichten fallen steil nach Süd unter den Kalk- stein des Mannhart. Sie scheinen durch eine ungeheure Verwerfung von jenen des Coritenzathales getrennt zu sein. Ihnen gegenüber an der linken Thalseite tinden sich Werfener Schiefer. Weiter nach Osten erkannte Herr Dr. Peters Raibler Schich- ten in dem schon vonHacquet i)und später von Mo rlot-) erwähnten eisensteinführenden, aus Schiefern, Sandstein u. s. w. bestehenden Schichten-Complex, der an den Abhängen der Beusca und des Stou, dann im Lepeinathal hei Jauerburg vorkommt. Eine ausführliche Beschreibung derselben hat er soeben veröffentlicht s). 1) Üryetogra|iiiia Carniolica, 111. S. 26. 2) Jahrhuch der k. k. geologischen Heichsanstalt, I. S. 399. 3) Jalirbuch der k. k. geologischen Iteichsanstalt, Vll. S. 6öd. 538 Hauer. Eine an charakteristischen Petrefacten reiche Abhigerung von Raibler Schichten beobachtete Herr Stur ferner zu Naplanina, west- lich von Oberlaibach; und nordöstlich von Oberlaibach bei Loog fanden die Herren v. Rosthorn und Foetterle in einem an der Strasse liegenden Bausteine zahlreiche Exemplare der weiter unten beschriebenen Myophoria Kcfersteini; ein Vorkommen, welches ein Auftreten der Raibler - Schichten auch in dieser Gegend wahrschein- lich macht. Weiter nördlich in Kärnten, in der Umgebung von Bleiberg, dann in der Karavankenkette und deren östlicher Fortsetzung fehlen die eigentlichen Raibler Schichten. Sie sind hier ersetzt durch die Bleiberger Muschelmarmor-Schichten, die sich paläontologisch haupt- sächlich durch das Vorkommen zahlreicher Cephalopoden von den Raibler Schichten unterscheiden , und daher den echten Cassianer Schichten noch viel näher stehen als die letzteren. Westlich von dem eingangs erwähnten Haiiptzuge fand Herr Fo etterl e die Raibler Schichten in den Venetianer Alpen wieder bei Tolmezzo und verfolgte sie von da nach West über Ampezzo bis Forni di Sotto. Bei Tolmezzo selbst wenden sie sich nach Nordost und stehen, aller Wahrscheinlichkeit nach, mit jenen am Zucco di Boor in Verbindung : so dass auch dieser Zug eine unmittelbare Fortsetzung des erst erwähnten Hauptzuges bilden würde. Deutlich erkennbare Petrefacten wurden in diesem Zuge gefunden: unter Clu- dinico an der Strasse nach Comeglians im Canal di Gorto, — am Süd-Fuss des Mt. Tinizza im Canal di Socchievc, — endlich ober- halb Andrazza bei Forni di sopra. Auch hier, wie bei Raibl selbst, bilden die Raibler Schichten das oberste Glied der Triasformation, sie ruhen auf lichtgefärbten schon der oberen Etage dieser F'ormation angehörigen Dolomiten, und werden von Dachstein -Dolomiten und Kalksteinen überlagert. Zu diesem Resultate ist Herr Foetterle gelangt, als er im vorigen Sommer eine Revisionsreise in diese von Herrn Stur aufgenommene Gegend unternahm. Des Letzteren jüngst veröffentlichte Mittheilungen i) werden hiedurch theilweise berichtigt. Noch weiter westlich in den Venetianer Alpen fehlen die typi- schen Raibler Schichten; an ihrer Stelle treten bereits die echten i) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, VII, S. 442. Ein Beitrag zur Keiintniss der Fauua der Raihler Schieliteu. 539 Cassianer Schichten auf, deren Fauna sich schon bei oberflächlicher Betrachtung durch das weit häufigere Vorkommen von Cephalopoden und Gasteropoden unterscheidet. Die Reihenfolge der Trias-Gesteine in diesem Theile der Venetianer Alpen ist nach Foetterle die Fol- gende von unten nach oben: 1. Werfener Schiefer. 2. Muschelkalk (Guttensteiner Kalk). 3. Pietra verde. 4. Halobia- Schichten. 5. St. Cassianer Schichten. Auf dem letzten obersten Glied der Trias folgt dann unmittelbar Dachsteinkalk. Eine Schichte, die durch ihre organischen Einschlüsse den Raibler Schichten eben so nahe steht, wie den eigentlichen Cassianer Schich- ten ist der röthliche Kalkstein des Schiern, dessen schon Eichwald i) Erwähnung macht. Nach einer Mittheilung, die ich Herrn Baron von Richthofen verdanke, lagert er noch über dem Dolomite, der die Cassianer Schichten der Seisser Alpe bedeckt. In diesem Dolomite fanden sich Spuren von globosen Ammoniten, ein Vorkommen, welches auf obere Trias hinweist; erwiesen wird aber dieses Alter der Dolo- mite durch die Fossilien des überlagernden rotlien Kalksteines; unter denselben verzeichnet E i c h w a l d viele echte Cassianer Arten, darunter aber einen einzigen Cephalopoden, das Trematoceras elegans. Das Vorkommen Aev Myophorla Kefersteiui Münst. {Lyrodon Okeni Eichw.) der Cardinia problematica Klip st. und der Pachycardia rugosa Hau. ist für eine Vergleichung dieses Kalksteines mit den Raibler Schichten besonders beachtenswerth. — Nicht minder inter- essant erscheint aber auch das Auftreten der grossen von Eich wald als Miirchisouia alphia bezeichneten Schnecke. Exemplare dersel- ben, die Herr Baron von Richthofen nach Wien brachte, machen ihre Übereinstimmung mit der Chemnitzia Rosthorni Hörn es 3) aus den dolomitischen Kalksteinen von Unterpetzen , auf die Herr Dr. Hörnes selbst schon hingewiesen hatte, unzweifelhaft. Auch im östlichen Theile der Lombardie bis zum Val Camonica tragen die, namentlich im Val Sabbia und Val Trompia sehr ver- 1) Nouveaux Memoires de la Societe des Naturalistes de Moseou, p. 135. 2) Denkschriften der kaiserlichen Akiidemie der Wissenschaften, X. Bd., 2.Abth.,S. 176, Taf. I, Fig. 3. 540 V. Haue r. breiteten, sandigen, schiefrigen und mergeligen Gesteine, welche die unteren Triasgesteine überlagern, mehr den paläontologischen Cha- rakter der Cassianer und Wenger als den der Raiblcr Schichten; sie enthalten Ammoniten aus der Familie der Globosen, Halobia Lom- meli, Ammonites Aon u. s. w. Erst zu Tolline am Lago d'Iseo wieder entdeckte Curie ni Fossilien, welche gestatten, die dortigen Schich- ten als Raibler Schichten zu bezeichnen ^); er parallelisirt sie direct mit den Cassianer Schichten; ihre Unterlage bildet ein sandiges Gebilde mit Pflanzenresten, welches Herr Curioni Keuper nennt und unter diesen folgt hier unmittelbar (ohne Zwischenlagerung eines hellen Dolomites mit Fossilien der oberen Trias) dunkler Kalkstein mit Spathadern, mvi Encrinites liliiformis also Guttensteiner Kalk, oder echter Muschelkalk. Über ihnen erscheint wie zu Raibl Dachsteinkalk. Die Fortsetzung dieser mergeligen und sandigen Schichten von ToUine fand ich unter ganz ähnlichen Verhältnissen mit den bezeich- nenden Raibler Petrefacten im vorigen Sommer auf der Westseite des Lago d'Iseo zu Lavere und verfolgte sie von hier nach Norden über Qualino, Ceratello bis in das Val di Scalne, welches sie bei Spigolo durchschneiden, indem sie eine mehr östliche Richtung an- nehmen. Ich fand sie dann wieder aber mit etwas abweichendem paläontologischen Charakter im Val di Rle amSiidostgehänge des Mt. Vaccio nördlich von Rreno und verfolgte sie von hier bis Ono und Cemnio, wo sie stets die Kalksteine des genannten Berges untertau- chend, sich um dessen Ostfuss herumbiegen und nach S. W. fort- ziehen müssen, denn schon bei Dezzo, im oberen Val di Scalve fand Curioni wieder die Myophoria Kefersteini. Die weitere Fortsetzung dieses Zuges gegen Westen bis zum Val Sassina ist schon aus HerrnOmb oni's Karte einiger lombardischer Thäler 2) ersichtlich. Was nämlich auf dieser Karte als Nr. 21 bunter Sandstein, 20 Muschelkalk und 19 Keuper verzeichnet ist, bildet zusammengenommen die Raibler Schichten, während seine Nr. 22 Zechstein erst den wirklichen Guttensteiner Kalk oder Muschelkalk, und seine Nr. 23 Roth-Todtliegendes die Werfener Schichten und den Verrucano repräsentirt. *) Sulla successione noi-male dei diversi membri del Terreuo triasico nella Lomhardia. Giorn. d. J. R. Ist. Lombardo 1835. Tom. VII. 2) Geolog-ia, tavola III. Ein Beitrag zur Keuntnis.s der Knuiin dtr Haiblei- Schichten. 541 Weiter westlich vom Val Sassina bis zum Lago di Como und in dem zwischen diesem See und dem Lago Maggiore gelegenen Landes- thcile habe ich keine echten Raiblcr Schichten beobachtet. Abgesehen von denjenigen Arten, welche die Raibler Schichten gemeinschaftlich mit jenen von St. Cassian enthalten und welche in den grossen Abhandlungen von Graf Münster und Klipstein bereits beschrieben sind, enthalten folgende Publicationen, Abbildungen oder Beschreibungen von Fossilien der Raibler Schichten : 1. Graf Münster in Kefersteins Deutschland, Bd. VI, S. 2J)4; gibt eine kurze aber genügende Beschreibung der Myophoria Kefersteini von Raibl, und bildet dieselbe Art später in Gold- fuss Petrefacten Deutschlands ab. 2. Boue in seinem Memoire sur les Provinces Illyriennea {ßlemoire de la socictc geologique de France, T. II, 1, p.47) benennt einige Arten von Raibl und gibt Abbildungen derselben. 3. Leopold von Buch lehrt sehr vollständig Aie 3Iyophoria Whatelcyae aus den Raibler Schichten in Val Brembana kennen {Bull, de la socictc geologique de France 1845, II, p. 348). 4. Eichwald beschreibt die Fossilien aus dem rothen Kalksteine vom Schiern und bildet sietheilweiseab (Mcmoires de la socicU des naturalistcs de Moscou, IX). 5. Merian gibt Benennungen und Abbildungen der wichtigsten Fossilien der Raibler Schichten der lombardischen Alpen in Escher's Bemerkungen über das nördliche Vorarlberg und einige angrenzende Gegenden. ß. Curioni bildet ebenfalls einige Arten aus den lombardischen Alpen ab in seiner Abhandlung : „Sulla successione normale dei Terreni triasici vclla Lnmbardia.'* Die meisten der in diesen Schriften benannten Arten sind bisher nur ziemlich ungenügend gekannt. Ein reiches mir vorliegendes Material erlaubt mir Mancherlei über dieselben nachzutragen und eine nicht unbedeutende Reihe neuer Arten den früheren hinzu- zufügen. Mindestens eben so viele Arten aber als in den folgenden Blättern erwähnt sind, habe ich vorläufig unberücksichtigt gelas- sen, da mir die Exemplare zur sicheren Bestimmung ungenügend erschienen. Der grösste Theil der mir vorliegenden Stücke befindet sich in der Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt; am reich- Sifzl.. a. niafliom.-natnrw. PI. XXIV. I!<1. IM. Uft. S.*! 342 V. Haue r. liebsten sind dabei die Umgebungen von Raibl vertreten. Eine sebr scböne Suite tbeihveise sorgfältig präparirter Stücke von dieser Localität erbielt die Anstalt scbon vor längeren Jaliren von Herrn Melling; bereicbert wurde dieselbe später naineritlicb durch die von Herrn Bergrath Foetterle veranstalteten Aufsammlungen; die Suite von Naplanina sammelte Herr Stur, die vom Schiern Freiherr von Ricbthofen, jene aus den lombardischen Alpen endlich sind theils ein Geschenk des Herrn G. Curioni und des Herrn Tbeobald Zollikofer, theils sammelte ich sie selbst an Ort und Stelle. Zu besonderem Danke endlich fühle ich mich verpflichtet Herrn Arnold Es eher von der Linth, der mir auf meine Bitte freundlichst die von ihm gesammelten und von Herrn P. Merian bestimmten und theilweise neu benannten Stücke aus den lombardischen Alpen zusandte, dann den Herren Ragazzoni in Brescia und Fedreghin i in Sarnico, die unter freundlicher Vermittlung des Hrn. Prof. V. von Zepharovich mir ebenfalls ihre Sammlungen zur Untersuchung anvertrauten. CEPHALOPODEN. Zieht man die dunklen Schiefer, die gewöhnlich durch Halobia LommeU yxnA Ammonitcs Aon eharakterisirt sind und meist die eigent- lichen Raibler Schichten unmittelbar unterteufen , nicht mit in Betracht, so fehlen den letzteren, so weit die bisherigen Beobach- tungen reichen, Cephalopoden beinahe gänzlich. Ob der Naniilus rectangularis , den ich bei einer früheren Gelegenheit beschrieb i), den eigentlichen Raibler Schichten angehört, ist noch zweifelhaft; kein weiteres Exemplar dieser schönen Species wurde seither gefun- den. Dagegen brachte Herr Bergrath Foetterle aus dem Canal di Socchieve unvollständige Bruchstücke eines anderen Nautilus, den er in derselben Schichte fand , Avelche die Myoyhoria Kefersteini ent- hält. So weit sich erkennen lässt, ist der Querschnitt auch dieser Art beinahe vollkommen quadratisch, doch zeigt die freihch etwas abgeriebene Oberfläche nichts von den Knotenreihen, welche die oben erwähnte Art zieren. *) Denkschi-iftpi) tlor knisiTliihcii Aknilomie der WissPiisdinno'i . IX. Bd. , S. 14S, Taf. I, Fig. 1—4. Ein Beitrag' zur Kenntiiiss der Fauna der P.aibler Selilcliten. 043 Noch endlich verdanke ich einer freundliehen Mittheilung des HerrnEscher von der L int h ein sehr schönes, vollkommen sicher bestimmbares Exemplar vow Ammonitcs JohannisAustriae, welches er in Raibl selbst, als aus den Schichten mit Myophoria Kefersteini Münst. stammend, erhalten hatte. Das Gestein , mit welchem die Schale ausgefüllt ist, scheint diese Angabe des Fundortes zu bestätigen. GASTEROPODEN. Ungemein selten nur finden sich in Raibler Schichten Schalen von Gasteropoden. Nur aus der nächsten Umgebung von Raibl liegen mir einige Stücke vor, welche zwar an jene von St. Cassian erinnern, ohne dass ich jedoch bei ihrer unvollkommenen Erhaltung wagen könnte bestimmte Identificirungen vorzunehmen. Es sind zwei Schnecken vom Habitus der von Münster als Turritellen beschriebe- nen Formen. Die eine vom Torer-Sattel steht durch die Zeichnung der Oberfläche der 7'.Z?o/m« Münst. 1) nahe, unterscheidet sich aber durch eine schmälere Schale und gedrängtere Windungen. — Die zweite von Raibl selbst steht wohl der T. ornata Münster 2) am nächsten , unterscheidet sich aber von ihr durch ansehnlichere Grösse und bauchigere, nicht abgeflachte Umgänge. In mehreren Exemplaren sowohl am Torer-Sattel, als bei Raibl selbst fand sich eine kleine Natica ähnliche Schnecke , die ich aber noch weniger versuchen kann näher zu bezeichnen. ACEPHALEN. Solea caodatas H a u. Taf. I, Fig. 1—3. Nur die sehr oigenlhümliche, von allem Rekannten weit abwei- chende Form der vorliegenden Art, die ein Wiedererkennen der- selben sehr leicht macht, veranlasst mich sie hier mit aufzunehmen, obgleich ihre generische Bestimmung durch die erkennbaren Merk- male durchaus nicht sichergestellt erscheint. Die sehr ungleichseitige, flach gewölbte Schule ist vorne regel- mässig abgerundet, hinten zu einer ausserordentlich langen Spitze 1) Beiträge zur Pelrefactenl. Die sehr regelmässig hochgewölbte Schale ist gleichklappig, beinahe gleichseitig. Die hochgewölbten, übergebogenen, nach vorne eingekrümmten Buckel erscheinen gewöhnlich etwas mehr dem hin- teren Rande der Muschel genähert, sie berühren sich am Schloss- rande. Vor ihnen ist die Schale zu einem tiefen, aber gegen die übrige Fläche nicht deutlicher abgesetzten Mondchen eingesenkt; hinter ihnen erscheint das weder sehr lange noch sehr breite Ligament. Der Vorder- und der Hinterrand, so wie auch der untere Rand der Schale sind regelmässig und sanft gerundet; das Gehäuse erreicht seine grösste Dicke etwas näher am Schlossrande als am Bauchrande; die Klappen senken sich gegen den letzteren ganz gleichförmig und allmählich, während sie gegen den V^order-und gegen den Hinterrand erst auch sehr langsam, dann aber plötzlich viel steiler abfallen. Die Schale ist dick, an der Oberfläche mit sehr starken, aber unregehnässigen concentrisciien Zuwachsstreifen versehen, die sich bei manc hen Exemplaren zu wirklichen Runzeln verdicken. Leicht löst sich die äussere Schalen -Schicht von einer inneren, matt glänzenden ab, an welch letzterer S[)uren einer Radialstreifung zu erkennen sind, beinahe mit jenen zu vergleichen, welche die Schalen von Pectunculus zeigen. Die Innenseite der Schale ist punktirt, wie die so vieler Lucinen und wie die der von Keyserling beschriebenen Corbis sublaevis •). Das Schloss der rechten Klappe besteht aus zwei starken diver- girenden Zähnen, die oben durch eine dicke Leiste mit einander ver- bunden sind ; vor ihnen ist der dicke Schlossrand abgeflacht, hinter ihnen folgt eine tiefe Grube. Ob Seitenzähne vorhanden waren, lässt sich an dem mir vorliegenden Exemplare nicht mit Sicherheit nach- weisen. Die linke Klappe zeigt einen quer verlängerten Hauptzahn, der in die mir gegen oben geschlossene Grube zwischen den Zähnen der rechten Klappe passt. Hinter ihm findet sich noch ein zweiter viel niedrigerer Zahn. Der vordere Muskeleindruck liegt ganz nahe am Schlossrande, eben so der hintere , beide scheinen gross zu sein , doch sind sie *) Wissenscliaftliche üeohaehtiinf^cri aut einer Keise in «las l'etsehoraland , S. ',V)'i , Tah. 17, Fi;>. 12, 13. 550 V. Haue r. SO wie der Mantel - Eindruck , nicht recht sicher von dem übrigen Theil der Innenfläche zu nnterscheiden. Das grösste mir vorliegende Exemplar, die in Fig. 1 dar- gestellte von Hrn. Meli in g sehr sorgfältig präparirte rechte Klappe hat eine Länge von 2 Zoll und ly^ Linie bei einer Höhe von 1 Zoll 1 1 Linien. Das in Fig. 2 — 4 abgebildete Exemplar, von mittlerer Grösse, ist 1 Zoll 7 Linien lang, 1 Zoll 5 T^inien hoch und 131/;. Linien dipl^^ Von den meisten bekannton Cori/s-Arten unterscheidet sich unsere Art durch den Mangel der Radial-Lamellen, welche denselben einen so eigenthümlich charakteristischen Typus verleihen. Sie nähert sich hierdurch, so wie durch ihre Gestalt überhaupt weit mehr noch dem Geschlechte Ihücard'mm d'Orb., welches sich aber wieder durch seinen einzigen Schlosszahn wesentlicher unterscheidet. Ich glaubte sie, gestützt auf die Schlossbildung, um so sicherer in das Geschlecht Corbis stellen zu dürfen, als Wood ward *) mit diesem nicht allein Sphaera sondern auch Unicardmm selbst vereinigt. Den Speciesnamen wählte ich zur Erinnerung an Hrn. Melling, der nicht nur mit unverdrossenem Fleisse einen grossen Theil des Materiales, das in diesen Blättern beschrieben ist, sammelte und präparirte, sondern auch als Frucht seiner Studien einen wichtigen Beitrag zur geologischen Kenntniss der Umgegend von Raibl lieferte. Fundorte: Lepeinathal bei Jauerburg; Umgegend von Raibl. 7. Myophoria Refcrsteini Münsl. sp. Taf. IV, Fig-. 1—6. 1828. Trigonia Kefersteini Münster. Keferstein's Deutschland VI, p. 254. 1833. Cryptina Raibcliana Boue. Memoires de ht socicte geologique de Fiance. Tom. II, 1, p. 47, Taf. IV, Fig. 8 a—f. 1837. Liii-oduu Kefersteini Goldfuss. Petrefacten üeutsclilands , Bd. li, S. 199, Taf. 136, Fig. 2. 1843. Trigonia ^vulgaris Girard. v. Leonhard und Bronn's Jahrbuch, S. 475. 1830. Myophoria Kefersteini B r o n n. Lethea geognostica, Bd. II,Tld. 3, S. 73. 1831. Lyrodon Oheni? Eichwald. Memoires de la societe des natiiralistes de Moscou IX, p. 126, Taf. I, Fig. 6. 1831. Trigonia vulgaris Cu ri on i. Distribuzione dei massi erratici ctc.Giorn. d. I. R. Istilufo Lombarde. Nuov. ser. Tom. U (Separat p. 8). 1) Manual of the Mollusca, p. 2U3. Ein Beiti-ag zur Kpiinttiiss der Fiuina der Raihler Sdiichtfin. 5d1 1851. Mijophoria Raibeliana Merian. Bericht über die Vcrliandlungen der naturf. Ges. in Basel, X, S. 148. — Geologie der Schweiz von B, Studer I, S. 451. 1853. Mijophoria Raibeliana Esc her. Geologische Bemerkungen über das nördliche Vorarlberg ii. s. w. S. 96, 100, 105. 1855. Triyonia Kefersteijiii Curioni. Sulla successione normale dei diversi menibri de! Terreno triasico nella Lombardia p. 22, tav. II, fig. 15. 1855. Cryptina Raibeliana Hauer. Jahrbuch der k. k. geolog. Beichsanstalt VF, S. 745. 1856. Cri/p(ina RaibcliatiaF o(illt'v\c. Jahrbuch der k. k. geolog. Reidis- anstalt VII, S. 373. 1856. Cryptina Raibeliana Stur. Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsaiistall Vll, S. 443 , 451 u. s. w. Diese zuerst von Münster und Boiie in den Mergelseliichten von Raibl aufgefundene Bivalve hat durch spätere Entdeckungen eine immer steigende Bedeutung für die Kenntniss der oberen Trias- gesteine, namentlich der Südalpen erhalten. Während sie in den Nordalpen bisher gänzlich fehlt, ist sie in den ersteren nach und nacii von sehr zahlreichen Fundorten bekannt gewordcMi, die weiter unten aufgezählt sind. Das Gehäuse ist gleicliklappig, die Klappen hoch gewölbt, sehr ungleichseitig, am vorderen Rande sehr regelmässig gerundet, hinten dagegen zu einer bald mehr, bald weniger vorragenden Spitze aus- gezogen. Die sehr stark nnd ganz nach vorne eingerollten Wirbel berühren sich, wenn die Schale geschlossen ist, am Schlossrand. Eine sehr starke, bei allen Exemplaren weit vorragende Rippe setzt vom Ruckel weg bis zur hinteren Ecke. Sie bildet zugleich die Linie der höchsten Wölbung, von welcher die Schale gegen den geraden hinteren Rand zu unter steilem Winkel abhält. In der Nähe der Wirbel ist dieser Winkel ganz senkrecht, weiter entfernt von ihnen wird er etwas sanfter, so dass hier der hintere Rand über die spitz- eiförmige llintertläche der Schale vortritt. Auf dieser Fläche (Fig. 3) verlaufen noch ein oder zwei weniger regelmässige Radialrippen vom Buckel zu in Rande. Der vordere Theii der Schale ist regelmässiger gewölbt, er zeigt bald mehr bald weniger schwache Radialrippen oder Streifen, deren Zahl und Bescliadenheit den mannigfaltigsten Abänderungen unterliegt, ja selbst auf den beiden Klappen ein nnd derselben Schale stets ungleich ist. — So finden sich auf der rechten Klappe des in Fig. 1 und 2 abgebildeten Individuums sieben oder acht derartige 552 V. H ii u e r. Streifen, von denen zwei am Buckel selbst entspringen, während die anderen erst später sich bemeridich machen; alle verschwinden am unteren Theil der Schale ohne den Rand zu erreichen. Die linke Klappe desselben Individuums, Fig. 2, zeigt nur zwei etwas stärkere Rippchen, die am Buckel am deutlichsten vortreten, aber bis zum Rande hin zu verfolgen sind. An den meisten Exemplaren sind diese zwei Rippen vorhanden, und hesser markirt als die übrigen Radialstreifen; oft ist sogar die Schale zwischen der Hauptrippe und der ersten dieser zwei Rippen beträchtlich eingesenkt. Die ganze Oberfläche ist mit sehr starken concentrischen Anwaclisstreifen und Ringen geziert. Die Schale ist blättrig, an einigen aus weicheren Mergelschichten stam- menden Exemplaren perlmutterartig. In der Gegend der Buckel- und entlang der Rückenkante ist sie sehr dick, gegen den vorderen Rand zu dagegen viel dünner. Die Steinkerue (Fig. 4) sind darum anders gestaltet als die Exemplare mit erhaltener Schale, sie sehen viel flacher aus und lassen nur eine Andeutung der Haupt -Radialrippe erkennen. Die hinter deji Buckeln gelegene Liganientgrube ist sehr klein (Fig. 3). Das Schloss der linken Klappe (Fig. 5) zeigt vorne einen starken Leistenzahn, dem unmittelbar unter dem Buckel eine tiefe dreieckige Grube folgt. Hinter dieser Grube erhebt sich der tief ansgebuchtete Hauptzahn, der sich nach hinten in eine Leiste auszieht; zwischen ihm und dem Schlüssrande findet sich eine schmale tiefe Furche. Das Innere der rechten Klappe (Fig. 6} liegt mir nur weniger vollständig vor. Zwei divergirende Zähne sind vorhanden, von denen der vordere, der gerade unter dem Buckel steht, beträchtlich grösser ist; er passt in die mittlere Grube der linken Kla[)pe und entsendet eine starke Leiste nach dem Vorderrande. Der hintere Zahn ist weit schmäler. Das Schloss stimmt denniach sehr genau überein mit jenem der Myophoria lacvigatu, welches schon von Quenstedt ') und neuer- lich von Giebel -) sehr gut abgebildet wurde. Der Letztere hat für diese Art und einige andere des Muschelkalkes ein besonderes Geschlecht, Neoschizodus, aufgestellt, da ihm das Schloss mit jenem •) UaiKlIjucli der l'elreCiifleiikuiiile, Tut. 43, l"'ij;. "-ii A . 2) Die Versteiiieniiigeii im Muschelkalk von Lieskau, p. 39, Tat. 3, Fi|y. 9, lO. Ein Beitrag- zur Keniitiiiss der Fauna der HaiLIer Schichten. 553 der Trigonien wenig Übereinstimmung zubieten, sondern vielmehr eine Analogie mit dem von King aufgestellten Geschlechte Schizodus an/Aideuten scheint. Nach einer sorgfältigen Vergleichung mit den Schlössern einiger Trigonien aus den Jura- und Kreide -Schichten, und namentlich auch mit jenem der lebenden Trigonia pedinata, scheint es mir aber dass die Zahl und Anordnung der Zähne und Zahngruben ohne Zwang in Übereinstimmung gebracht werden kann. Ich behalte daher den Bronn'schen Genusnamen Myophoria für die Raibler Art. Auch die Beschreibung, die neuerlich Deshay es von dem Schlosse dieses Geschlechtes gibt i)> spricht dafür. Zwei sehr tiefe Muskeleindrücke sind vorhanden, die man besonders an Steinkernen (Fig. 4) deutlich sieht. — Der vordere liegt unmittelbar unter dem vorderen Leistenzahn, und ist selbst wieder durch eine deutlich vorspringende Leiste von dem übrigen Theile der inneren Schalenfläche getrennt. Der hintere, weniger tief und weniger scharf abgesetzt, steht ganz nahe am hinteren Rande, ungefähr im unteren Drittel der Schale. — Der Manteleindruck ist einfach, er strebt vom hinteren Muskeleindruck noch nach hinten gegen die hintere Ecke der Schale, bildet dann einen spitzen Winkel und erreicht in sanftem Bogen gekrümmt den vorderen Muskel- eindruck. Die Höhe des grössten vorliegenden Exemplares vom Buckel bis zum Bauchrande, beträgt 21 Linien, seine Länge 28LinieJi, seine Dicke 14 Linien; meist erreicht jedoch die Höhe nicht über 1 Va Zoll. Dass die von Boue und von Münster unter den eingangs erwähnten Namen dargestellten Muscheln ein und derselben Art angehören, ist längst allgemein anerkannt; da sie zuerst von dem Letzteren a. a. 0. kenntlich bezeichnet wurde, -^o muss ihr der von ihm gebrauchte Artname belassen werden. Aber auch die vonEichwald am ang^'führten Orte als Lyrodon Okeni benannte Schale gehört zu unserer Art. Die hintere Ecke ist zwar in der Abbildung etwas abweiclicMid dargestellt, doch mag dies von der unvollständigen Erhaltung herrühren. Die Oberfläche trägt drei Radialrippen ohne feinere Zwischenrippen, ganz so wie unsere Figur 2. Gefunden wurde d;is Stück in dem röthlichen Kalksteine am Schiern. 1) Traite eleineiitaire de Cnnchyliologie, Tom. II, p. 241. 534 V. H a u e r. Was die älteren, dem eigentlichen Muschelkalk angehörigen Myophoria- Arten betrift't, so steht wohl M. vulgaris der Art aus den Ilaihler Schichten am nächsten, und wurde auch schon mehrfach mit ihr verwechselt. Abgesehen aber von dem mit gefurchten Zähnen versehenen Schloss dieser Art i) unterscheidet sie sich auch äusser- lich durch eine mehr dreieckige Gestalt, den stetigen Mangel feinerer secundärer Radialrippen, und das nach vorne strebende Ende der Hauptrippe. Fundorte, von Ost nach West gereiht: Loog nord-östlich von Ober-Laibach; Naplanina westlich von Ober-Laibach; Torer-Sattel östlich von Raibl; Scharte, dann Seebacli und Eisengraben u. s. w. bei Raibl; Dogna im Fellathale; westlich von Cludinico an der Strasse nach Comeglians im Canal Gorto; Fuss des Mt, Tinizza im Canal dl Socchieve; Ober-Andrazza bei Forni di sopra; Schiern; Tolline am Lago d'Iseo; Ceratello nördlich von Lovere; südlich bei Spigolo, NNO. von Lovere; Dezzo im Val di Scalve; Gorno; St. ßocco bei Oneta; Col di Zambla östlich von Oltre il Colle; Mengone im Val Antea; Dossena; St, Giovanni bianco im Val Brembana; St. Pietro- pass bei Introbbio. 8. Dlyophoria Whatleyae Buch sp. Taf. V, Fig. 4—10. 1843. Trigonia Whatleyae L. v. Buch. Bull, de la societe geologique de France. II, p. 348, pl. 9, fig. 1 — 3. — v. L e o n h. u. B r o n n, Jahrbuch, S. 177, Taf. 3, Fig. 2, 3. 184.1. Mijop7i(rria inaequicostata Klip st. Beitrüge zur geognostischen Kenntniss öer östlichen Alpen, S. 234, Taf. 16, Fig. 18. 1831. Trigonia Whatlei/ae Curioni. Distribuzione dei niassi erartici ecc. Giornale del I. R. Istituto Loinbardo. Nuov. ser. T. II (Separat p. 8). 1831. Mtjophoria Whaüenue Ugv'ihw. Bericht über die Verhandlungen der natiirforschenden Gesellschaft in Basel, S. 148. — Geologie der Schweiz von B. Studer I, S. 431. 1833. Mijoplioria Hr/<«i/e.v«e Esch er. Geologische Bemerkungen über das nördiiclie Vorarlberg u. s. w. S. 103. 1848. Lyriodon Carioni CovnnWsL. 'Kotizie geo-mineralogiche sopra alcune valli mcridionali del Tirolo, p. 44, tav. 3, fig. 10. Der trefflichen Beschreibung, mit welcher L. v. Buch die Auf- stellunff dieser schönen Art begründet, ^veiss ich auch nach Ver- »J r.d l.iru.ss, Petref. Detitsolilnn.ls, Taf. 135, ?\>^. Ifi i? , e. Ein Ik'itrag zur Keiintniss der l''auna der Raibler Schichten. 555 gleichung einer grösseren Anzahl von Exemplaren von verschiedenen Fundorten nur sehr wenig beizufügen. Die Schale ist gleichklappig, sehr ungleichseitig. Die Buckel sind nach vorne gewendet und liegen am vorderen Ende der Schale. Sie sind ziemlich hoch gewölht und berühren sich am Schlossrand. Der vordere Rand der Schale ist regelmässig gerundet, der hintere zu einer Spitze ausgezogen. Die Schalenoberfläche ist mit Radialrippen geziert, die vom vorderen Rande gegen den hinteren zu an Stärke zunehmen. Die letzte, welche das Rückenfeld begrenzt, ist die stärkste. Alle diese Rippen wenden sich in ihrem Verlaufe vom Buckel zum Bauchrande nach rückwärts, ein Merkmal, welches, wie v. Buch bemerkt, auch der lebenden Trigo nia zukommt, dagegen an keiner fossilen Art beobachtet wurde. Die Rippen entspringen meistens alle schon am Buckel, und nehmen gegen den Rand hin nicht weiter an Zahl zu; bisweilen jedoch schieben sich am vorderen Theile der Schale zwi- schen den Hauptrippen noch secundäre ein oder die ersteren ver- mehren sich auch durch Gablung. Die Zahl der Hauptrippen beträgt bei den mir vorliegenden Exemplaren meist 6 oder 7 , sie schwankt aber zwischen S und 10. Auch am Rückenfeld stehen noch mehrere Radialrippen, darunter auf jeder Klappe eine stärkere, welche noch ein kleineres Feld vom ganzen Rückenfelde abschneidet. Sehr zier- liche und regelmässige concentrische Streifen kreuzen die Radial- rippen. Die Bandgrube ist schmal und kurz, ihre Länge beträgt kaum den fünften Theil des hinteren Randes. Die Schale ist dick, so dass man an der Innenseite und auf Steinkernen nur die letzte Hauptrippe, welche das Rückenfeld vom übrigen Theile der Schale trennt und die Rippe, welche auf der Mitte; dieses Feldes steht, angedeutet sieht, von den übrigen Rippen ist keine Spur wahrzunehmen. Das dicke Schloss steht dem der lebenden Trigonia sehr nahe. In der linken Klappe gewahrt man unter dem Buckel einen sehr dicken Zahn, der auf einer Leiste steht, Avelche bis zur hinteren sowohl , als bis zur vorderen Schalenwand fortsetzt. Nach diesem Zahn ist jederseits eine Grube eingesenkt, der dann noch jederseits ein schmaler Seitenzahn folgt; der vordere dieser Seilenzähne ist stärker als der hintere; beide stehen ebenfalls auf der Leiste, und der vordere ist durch eine zweite über die Hauptleiste vorragende 356 V. Hauer. bogenförmig gekrümmte Leiste mit dem Hauptzahn verbunden. Bei dem grösseren in Fig. G abgebildeten Exemplare von Tolline ist diese zweite Leiste nicht zu sehen, sie scheint abgebrochen zu sein. Desto besser aber erkennt man sie an dem kleineren Exemplare Fig. 9 — 10 von St. Cassian. In der rechten Klappe findet man zwei grössere Zähne, die den Gruben neben den Hauptzahn in der rechten Klappe entsprechen. Unter dem vorderen dieser Zähne zieht sich eine Leiste zur Vorderwand, über welcher sich der vordere Musk'^leindruck befindet. Hintere Muskeleindrücke scheinen zwei oder drei vorhanden zu sein, doch ist an den mir vorliegenden Exemplaren nur der eine der- selben ganz deutlich zu erkennen. Der Manteleindruck verläuft einfach. L. v. Buch hat bereits die Merkmale hervorgehoben, durch welche sich die vorliegende Art von den nächst verwandten Arten des Muschelkalkes, der Myophoria vulgaris und M. Goldfussi unter- scheidet. Da sich unter den mir vorliegenden Exemplaren auch solche von St. Cassian befinden, die abgesehen von der etwas gerin- geren Grösse, sehr gut mit jenen aus dem lombardischen Alpen stim- men, so war eine Vergleichung mit den von dieser Localität bereits beschriebenen Arten vor Allem geboten. Trigonia harpa Münst. *), Myophora inaequicostata Klip stein und ^ Lyriodon Curioni Com. sind diejenigen, die dabei in Betracht kommen können. Die erstere , die ihr nach vorne gebogener Schnabel ebenfalls in das Geschlecht Myophoria stellen würde, unterscheidet sich sehr sicher durch die Richtung der Rippen, die in ihrem Verlaufe nach vorne streben', wie bei den übrigen Muschelkalk -Myophorien. Bei der zweiten dagegen scheinen die Rippen, nach der freilich unvollkomme- nen Zeichnung zu urtheilen, ebenfalls nach rückwärts zu streben; ich wüsste sie von der Buch'schen Art, welche beinahe gleichzeitig aufgestellt wurde, nicht zu unterscheiden. Das Exemplar, welches Klip stein vorlag, mag durch zahlreiche Secundärfalten deminFig.8 abgebildeten Exemplare gleichen. Noch sicherer endlich scheint mir die Übereinstimmung der von Cornalia aufgestellten Art. Die Rich- tung der Rippen, ihre BeschalVenheit und Zahl scheinen mir eine Ver- einigung mit der älteren von Buch'schen Art vollständig zu recht- fertigen. 1) Reiträge zur Peti-efacteakuiule, VI, S. 89, Tat. 7, Fif^. 30. — Gold tu ss, Petrc- facten neiitschiands, II, S. 219, Taf. 143, Fif?. 13. Ein Beitrag- zur Kennliiiss der Fauna der Raibler Sciiichteii. 557 Fundorte: Barcis an der Zelline westlich von Maniago in den Venetianer Alpen. Abdrücke und Steinkerne in Gerollen eines liellweissen Dolomites, der durch den Bach aus den nördlicheren Gebirgen herabgeführt wurde. Die Stücke sammelte Herr Fr. Foet- terle. — St. Cassian in Tirol; Tolline am Lago d'Iseo; Dezzo im Val di Soalve (Curioni); Gorno im Val Seriana; St. Roggo west- lich von Oneta; Dorrena im Val Bremhana. Aus den Nordalpen liegen mir zwar unvollkommene, aber doch hinreichend sicher zu bestimmende Abdrücke in einem hellgrau gefärbten Dolomit von Weissenbach nordöstlich von Lunz, die Herr J. Ku de matsch aufsammelte, vor. Morlot citirt die Myophoria Whatleyae überdies auch von Haibl selbst!). Mehrere Exemplare einer Myophoria aus den dorti- gen Schichten, die seiner Bestimmung zu Grunde liegen, stimmen zwar , was Gestalt und Oberflächenzeichnung betrifft, sehr nahe mit dieser Art überein, unterscheiden sich aber auffallend durch eine ungemein dünne Schale, an deren Innenseite man sämmtliche Rippen deutlich ausgeprägt sieht. 9. Myophoria elongata Wissm. Taf. III, Fig. 6—9. Die quer verlängert-eiförmige Schale ist sehr ungleichseitig, indem die hoch gewölbten etwas nach vorne eingebogenen Buckel ganz nahe am Vorderrande stehen. Dieser Vorderrand ist regel- mässig halbkreisförmig gerundet, auch der untere Rand ist sanft gerundet; der hintere Theil der Schale sehr verlängert, ja bei einzelnen Exemplaren zu einer wirklichen Spitze ausgezogen. Die für die meisten Myophorien und Trigonien bezeichnende Wulst, die vom Buckel weg gegen den Hinterrand läuft, ist hier, nament- lich bei erhaltener Schale, kaum zu erkennen; am Steinkerne dagegen ist sie wenigstens in der Nähe der Buckel angedeutet. Die Schale ist glatt, nur mit nicht starken concentrischen Zuwachs- streifen versehen. Die vertiefte Rinne , die den Zuwachsstreifen parallel nahe am unteren Rande des in Fig. 6 abgebildeten Exempla- res zu erkennen ist, scheint Folge einer Verdrückung ; sie fehlt bei den übrigen mir vorliegenden Stücken. ^) Jahrliucli der k. k. geologischen Reichsanstalt ISöO, I, S. 2G0. Sitzli. d. niathem.-uaturw. Cl. XXIV. Bd. 111. Ult. 3G ;>H(S V- H n u e r. Dio Beschaffenheit des Sclilosses hlieh mir unbekannt. Der vordere Muskeleindruck ist an einigen Steinkernen zu beobachten; er ist nicht gross aber sehr tief und wie bei allen Trigonien und Myophorien durch eine hohe Leiste von dem übrigen Theil der Innenfläche abgetrennt. Länge des in Fig. 6 abgebildeten Exemplares 21 Linien, Höhe 13 Linien, Dicke ungefähr 11 Linien. Die Stellung der vorliegenden Art in das Geschlecht Myophoiia scheint mir, wenn auch erst die Kennfniss des Schlosses jeden Zwei- fel beseitigen könnte, ziemlich sicher. Den Exemplaren, welche ich der Güte des Herrn Es eher von der Linth zur Vergleichung ver- danke, finde ich von der Hand des Herrn Rathsherrn P. Merlan die Bemerkung beigefügt: zu vergleichen mit Neosclnzodus ovatns Gie- bel. In derThat steht sie auch dieser Art des Muschelkalkes am näch- sten, unterscheidet sich aber von ihr durch grössere Buckel und eine im Verhältiiiss zur Höhe weit längere Schale. Fundorte: Val Gorno, niitgetheilt von Herrn E seh er. — Nördlich von Spigolo, nordwestlich vom Dorfe im Val di Scalve; wo ich sie im verflossenen Sommer aufsammelte. 10. Nucula solcellata Wissm. Tiif. II, Fig'. 11 und 12. 1841. Nvcula snlcellata Wissmann. Beiträge zur Geognosie und Petre- factenkundc des südöstlichen Tirols. Von Dr. Wissraann und Graf Münster. S. 85, Taf. 8, Fig. 15. 1845. ISucvla snlcellata Klip st. Beiträge zur geologisclien Kenntiiiss der östliclien Alpen. S. 263, Taf. 17, Fig. 19. Die kleine Schale dieser schon von Wissman n undK lip stei n abgebildeten und beschriebenen Art ist quer verlängert, vorne abgerun- det, hinten zu einer übrigens nichtsehr langen Spitze ausgezogen. Die Oberfläche ist bedeckt von zahlreichen feinen, concentrischen Streifen. Ein Exemplar (Fig. 12) zeigt die Innenseite mit den für das Geschlecht Nucula so charakteristischen Schlosszähnen. DieLänge des grössten der mir vorliegenden Exemplare beträgt vier Linien, seine Höhe 2^/3 Linie. Fundorte: Raibl am See. Ein von Herrn Melling daselbst gesammeltes kleines Gesteinsfragment ist ganz erfüllt von denSclialen dieser Art; sie scheint demnach einer besonderen Schichte anzuge- hören. — St. Cassian. Ein Beitrag' zur Kemilniss der Fauna der liaibler Sctiicliten. 3i)9 11. Myoconcha Lombardica Hau er. Taf. VI, Fig. 1—6. 'i Cardinin. Escher. Geologische Bemerkungen über das nördliche Vorarlberg u. s. w. S. 103, 107, Taf. IV, Fig. 37. Modioln. Cur ioni. Sulla successione normale dei diversi membri dol terrenotria- sico nella Lombardla. (Giorn. d. J. R. Istituto Lombardo Fase. 39—41, Tav. II, Fig. 14.) Es gelang mir das Innere dieser in den Raibler Schichten der lombardischen Alpen weit verbreiteten Muschel so vollständig bloss- zulegen, dass ihre generische Stellung mit Sicherheit festgesetzt werden konnte. Die bald höher gewölbte, bald flachere Schale ist gleichklappig, verlängert, eiförmig, sehr ungleichseitig. Die kleinen Buckel stehen ganz nahe am vorderen Ende. Sie krümmen sich nach vorne und zu- letzt wieder etwas nach auswärts , so dass sie vom Schlossrande etwas abstehen. Eine flache Furche, die unter den Buckeln ihren An- fang nimmt und im Bogen gegen den. unteren Rand der Schale herab- zieht, trennt einen flacheren Schalentheil ab und verleiht dem Gehäuse das Ansehen einer Modiola. Auch die Linie der höchsten Wölbung erreicht vom Buckel ausgehend im Bogen die hintere untere Ecke. Die Schale ist ringsum geschlossen , nur unmittelbar unter den Buckeln scheint sie etwas zu klaffen für den Durchgang eines Byssus. Ilinler den Buckeln zeigt sich eine sehr lange und breite Ligament- grube. Die dicke Schale ist mit starken concentrischen Zuwachs- streifen versehen. An einigen Exemplaren beobachtet man überdies sehr feine Radialstreifen, die weit von einander abstehen. (Vgl. die oben angeführte Fig. 37 bei Escher.) Der Schlossrand ist ungemein dick und stark. Unmittelbar unter dem Buckel der rechten Klappe gewahrt man einen schief nach rückwärts gerichteten wulstförmigen Zahn, der in eine ent- sprechende Grube der linken Klappe passt. Vor diesem Zahn, an der Stelle, wo die Schale etwas zu klaften scheint, zeigt sich eine ebene Fläche, auf welcher man bei einem der mir vorliegenden Exemplare eine eigenthümliche Streifung wahrnimmt, und unter dieser Fläche liegt der stark vertiefte vordere Muskeleindruck, iler durch eine erhöhte Fjeiste von dem übrigen Theil der Innenfläche abgetrennt ist. 36- 560 V (laue r. Hinter dem Hauptzahn setzt der Schlossrand stark verdickt nach rückwärts fort und erhebt sich im hinteren Drittel der Länge der ganzen Schale zu einem langen Seitenzahn, dem wieder eine Grube in der linken Klappe entspricht. Unter diesem Seitenzahn liegt der hintere Muskeleindruck. Der Manteleindruck bildet entlang dem unteren Rande der Schale eine ziemlich tiefe Grube. Die grössten mir vorliegenden Exemplare erreichen eine Länge von 2 Zoll und eine Höhe von 14 Linien; die Dicke beträgt bei den am meisten abgeflachten Exemplaren nur ungefähr den dritten Theil, bei den aufgeblähteren dagegen bei zwei Fünftel der Länge. Nach den angegebenen Merkmalen kann die Bestimmung unserer Art als Myoconcha wohl kaum in Frage gestellt werden ; sie hat mit der zuerst aufgestellten Art dieses Geschlechtes, mit der M. crassa aus dem Jura so viel Übereinstimmendes, dass man sie mit ihr selbst als der Art nach sehr nahe verwandt bezeichnen muss. Als unterscheidende Merkmale können hervorgehoben werden die klei- nere noch mehr Modiola-^vW^Q Schale, die tiefe Furche des Mantel- eindruekes, dann aber vorzüglich der Seitenzahn der rechten und die ihm entsprechende Grube der linken Klappe. Unter den schon bekannten Bivalven der oberen Trias der Alpen könnte M. Lombardica wohl am ersten mit Mytilus Maximiliani Leuchte7iberge)isis Killest. *) aus den Cassianer Schichten verglichen werden; die Ähnlichkeit ist in vieler Hinsicht so gross, dass ich mich versucht fühlte beide zu verbinden; doch dürfte die entschieden an echte Mytilus-Arten erinnernde Schale der Kli ps t ein'schen Art, von der mir übrigens nur ein Gyps-Abguss zur Vergleichung vorliegt, die Trennung rechtfertigen, um so mehr, als die Beschaffenheit der Innenfläche und des Schlosses denselben nicht bekannt sind. Auch die von Eichwald Modiola ohtusa bezeichnete Muschel vomSchlern^) erinnert in ihrem ganzen Habitus lebhaft an unsere Art, doch fehlt ihr, nach der Zeichnung zu urtheilen, die lange Ligament- grube hinter den Buckeln, welche unsere Art bezeichnet. Fundorte: Tollino am Lago d' Iseo; Gorno im Val Seriana; Dossena im Val Brembana. 1) Beiträge zur j?eologisclienKenntniss der östlichen Alpen, p. 236, Taf. 17, FJg'. 1 a — c. -) Memoires de la societe de naturalistes de Moscou, IX, p. 129, t. I, fig. 8. Rill Beitrag z"' Kciiiitiiiss dor Faiiiui der Caililur Schicliten. [^{j { 12. Myoconclia Curionii Hauer. Taf. VI, Fig-. 7—12. Cardinia7 Escher. Bemerkungen über das nördliche Vorarlberg. S. lOä, 107, Taf. IV, Fig. 34—36. Cardiniu Curioni. Suila suceessione normale dei diversi membri del Torreno triasico nella Lombardia. (Giern, d. Imp. R. Istituto Lomardo Fase. 39 — 41, S. 223, Taf. II, Fig. 9.) Ungeachtet einer überaus grossen Verwandtschaft mit der vor- hergehenden Art, nähert sich die vorliegende durch die Gestalt der Schale so wie durch den Schlossbau anderseits auch so sehr denCar- dinien, dass Herr Merian sie v/irklich diesem Geschlechte zuzählte. Die Schale ist gleichklappig, sehr ungleichseitig, mit regelmässig eirundem Umriss. Die kleinen niedergedrückten Buckel liegen ganz am vorderen Ende der Schale, sie ragen über diese kaum vor und berüh- ren den Schlüssrand. Die Furche, welche bei der vorhergehenden Art das i¥oc?«oto-ähnliche Ansehen der Schale bedingt, ist hier nicht vorhanden, dagegen findet sich wie bei ihr die tiefe wahrscheinlich für den Durchgang des Byssus bestimmte Grube unter den Buckeln und die lange Ligamentgrube hinter dem Buckel. Die Schalen-Ober- fläche ist mit sehr deutlichen concontrischen Zuwachsstreifen und bei einzelnen Exemplaren überdies mit sehr feinen entfernt stehenden Hadialstreifen geziert. Schloss und Muskel-Eindrücke sind denen der vorhergehenden Art ganz ähnlich , nur sind der Hauptzahn der rechten Klappe und die ihm entsprechende Grube der linken Klappe etwas weniger schief gestellt, und darum kürzer. Der Manteleindruck bringt keine vertiefte Furche hervor. Fundorte: Die mir vorliegenden Exemplare stammen sämmt- lich aus der Umgegend von Dossena; Curioni fand sie aber auch zu Tolline und Es eher am Col dieZambla am Wege gegen Oneta hinab. AulTallend ist es, dass diese und die vorhergehende Art, die jedenfalls zu den häufigsten und verbreitetsten der Raibler Schicliten in der Lombardie gehören, bei Raibl bisher nicht aufgefunden wurden. Das grösste der vorliegenden Exemplare hat eine Länge von 22 Linien, eine Höhe von 11 Linien und eine Dicke von 8 — 9 Linien; die Verhältnisse der Höhe zur Länge und Dicke sind übi-igens ziem- lich variabel; die meisten Exemplare erscheinen mehr oder weniger platt gedrückt. 562 V. II a II e r. 13. Perna Bouei Hauer. Taf. V, Fig. 1—3. Das Gehäuse ist gleichklappig, die Klappen sehr ungleichseitig. Die kleinen niedergedrückten Buckel liegen ganz nahe am vorderen Ende des sehr langen geraden Schlossrandes, doch ist noch vor ihnen die Schale zu einer kleinen ohrförmigen Spitze ausgezogen, in welcher der Schlossrand mit dem Vorderrande unter einem Winkel von etwa 60 Graden znsammenstossen. Hinten zeigt sich ein sehr grosser breiter Flügel, der durch eine sanfte Einbuchtung des Hin- terrandes von dem übrigen Theile der Schale getrennt ist. Dieser ist nur flach gewölbt, fällt aber gegen den Vorderrand doch ziemlich steil ab. Die Schale besteht aus zwei deutlich geschiedenen Lagen, einer äusseren feinen mit deutlicher Faser-Structur, die stets dunkelbraun gefärbt erscheint, und einer inneren viel dickeren , an der man bei einigen Exemplaren Perlmutterglanz erkennt. Die obere Lage ist besonders in der Gegend der Buckel sehr dünn, gegen den Rand hin wird sie viel dicker und besteht selbst wieder aus mehreren blättrig übereinander liegenden Schichten, die nnregelmässige Anwachsringe auf der Oberfläche hervorbringen. Im Übrigen ist die Schalenober- fläche glatt; nur beobachtet man ganz nahe am Schlossrande und die- sem parallel eine schmale vertiefte Grube, die von zwei etwas erhöh- ten Wülsten begleitet ist, und vom Buckel weg bis zum Ende des hinteren Flügels fortzieht, ähnlich wie dies von Lycett bei den Arten seines Geschlechtes Pteroperna beschrieben wird i). Furche und Wülste treten übrigens deutlicher hervor, wenn der fibröse Theil der Schale abgeblättert ist. Auf der nach aussen klaflenden breiten Bandfläche stehen zahl- reiche breite, aber nicht tiefe Bandgruben. An dem in Fig. 3 abge- bildeten Exemplare, welches diese Fläche am besten erhalten zeigt, zählt man 9 derartige Gruben, doch ist auch hier der hinterste Theil des Flügels weggebrochen , an dem noch zwei oder drei weitere stehen mochten. Zunächst an der Bandfläche nach innen erheben sich einige sehr schief gestellte Höckei'zähne, und zwar ein grösserer unmittelbar 1) A monoirr.ipli of the mollusca froiii tlie grealOolile. P. II, p. 16. Ein Beilrag' ziii- Keimtiiiss der Kiiiiiia der Raiblor Schichten. S63 unter dem Buckel, und ein kleinerer weiter rückwärts ungefähr in der Mitte der Länge des Sclilossrandes. Unter diesen Zähnen zeigen sich unregelmässige Gruben, die man wohl für Muskelein- diücke halten könnte, um so mehr als von der ersten derselben, die unmittelbar unter dem Buckel liegt, ein geperlter Manteleindruck aus- geht, der nahe am Vorderrande und diesem entlang hinabzieht. Zweifelhaft wird aber ihre Bedeutung durch den Umstand, dass keine Falten oder Anwachsstreifen zu erkennen sind, während diese bei dem weiter hinten gelegenen sehr grossen unzweifelhaften Muskeleindruck vollkommen deutlich hervortreten. Auch von diesem letzteren verläuft ein, aber nicht geperlter Manteleindruck senkrecht gegen den Schlossrand. Die Länge des in Fig. 3 abgebildeten Exemplares beträgt etwas über 3 Zoll; einzelne Bruchstücke deuten aber auf noch viel grös- sere Exemplare; denn während bei ersterenj die Breite der Band- tläche unter dem Buckel nicht mehr als 3 Linien misst, beträgt sie bei einem der letzteren etwas über 7 Linien. Nach den geschilderten Merkmalen bleibt es einigermassen zweifelhaft, ob unsere Art aus Raibl in das Geschlecht Gervillia oder Perna gestellt werden soll. Der allgemeine Habitus und die Beschaf- fenheit der Ligamentgruben nähern sie, wie mir scheint, mehr dem letzteren, wenn auch das kleine Ohr vor dem Buckel, und die rudi- mentären Schlosszähne mehr für das erstere sprechen würden. Sic ist leicht von allen bisher beschriebenen Arten beider Gattungen zu unterscheiden. Fundorte: Torer Sattel östlich vonHaibl; Scharte bei Raibl; Coritenzathal. Ich widme diese schöne Art dem hochverdienten vaterländischen Forscher, der uns zuerst mit den so interessanten Petrefacten von Raibl bekannt gemacht hat. 14. Gervillia bipartita Merian. 1831. Gervillia bipartita Meriaii. liericlite über die Verliaiulluugen der naturforschenden Gesellscliaft in Basel. X, S, 148. 18Ö3. Gervillia bipartita Esclier. Geologische Bemerkungen über das nörd- liche Vorarlberg. S. 96, 100, 105, Taf. IV, Fig. 2Ö-28. Merian, der diese Art, eine der verbreitetsten und bezeichnend- sten unserer Raibler Schichten, aufstellte, führt an, er habe sie nur 564 *■• Hauer. vorläufig mit einem besonderen Namen bezeichnet, sie scheine aber übereinzustimmen mit GervilUa Johannis Ansfriae Klip st ein aus den Cassianer Schichten. Bezüglich der hochgewölbten unteren Klappe ist, wie ich nach Klipstein's Abbildung und Beschreibung sowohl i)> als auch nach einem mir vorliegenden wohlerhaltenen Exemplare von St. Cassian entnehmen kann, die Übereinstimmung in der That eine vollständige. Die concave Deckelklappe der Cassianer Art dagegen unterscheidet sieh durch ihre starken breiten Radial- falten, welche der Deckelklappe der GervilUa bipartita gänzlich fehlen. Die Abbildung Escher's I. c. Fig. 26 zeigt diese Falten nicht, und eben so gewahre ich nichts davon an einem grossen sehr wohl- erhaltenen Exemplare von Raibl, an welchem die bei den übrigen Exemplaren durch Gestein verhüllte Deckclklappe blossgelegt ist. Unter den Exemplaren von Raibl erreichen einzelne eine Länge von etwas über 21/3 Zoll, werden also beinahe doppelt so gross, wie das von Escher abgebildete Stück. Ihre Schale ist sehr dick, mit starken concentrischen Zuwachsstreifen versehen. Die Bandfläche zwischen den Buckeln wird dann sehr breit, doch ist von Bandgruben wenig deutliches zu erkennen. Es scheinen nur zwei oder drei zunächst unter dem Buckel vorhanden zu sein. Fundorte: Raibl, in sehr zahlreichen Exemplaren; nördlich von Spigolo im Val di Scalve; Val Gorno; St. Gallo bei Dossena im Val Rrembana ; St. Pietro-Pass, südsüdöstlich von Introbbio? Herr P. Merian, der unsere Art von dieser Localität anführt, hält ihre richtige Bestimmung noch für zweifelhaft. — Südöstlich vom Hause Pruti d'Ägneglio bei Esino. lä. Pecten filosus Hauer. Taf. VI, Fig-. 13—16. Die ganz flach gewölbte bald etwas breitere, bald etwas schmä- lere Schale ist beinahe gleichzeitig, hat sehr kleine spitze Buckeln und im Verhältniss zur Grösse der Schale ziemlich grosse Ohren. Eine etwas erhabene Radialleiste läuft wie bei P. discltes zu jeder Seite des Buckels gegen den Rand. Das charakteristische Merkmal der Art liegt in der eigenthüni- lichen aber sehr feinen, erst unter der Loupe wahrnehmbaren Ober- 1) Beiträge zur geologischen Kenntniss der östlichen Alpen. S. 249, Taf. 16, Fig. 8. Ein Beitrag- zur Keiinlniss der Faun;! der l!:iil)ler Schicliten. S6S flächenzeichnung. Die Aussenfläche der papierdünnen Schale zeigt überaus feine und zahlreiclie vertiefte Linien, die in radialer Rich- tung, aher oftmals hin und her gebogen von den Buckehi gegen die Peripherie hin verlaufen und dabei an Stärke nicht aber an Zahl zunehmen. Besonders eigenthümlich ist es, dass sehr häufig diese Linien unter spitzen Winkeln gegen einander stossen. Auf der Innen- fläche erscheinen sie als haarfeine erhöhte Streifen. Im Allgemeinen gleicht diese Zeichnung jener an der Innenfläche der menschlichen Hand; ödes jener, die man als Analogon der schwarzen Schicht bei Nautilus auf den inneren Umgängen mancher Ammoniten und Goniati- ten beobachtet. Bruchstücke grösserer mir vorliegender Exemplare deuten auf eine Höhe der Schale von nahe 1 1/3 Zoll; — das in Fig. 16 abge- bildete Exemplar dagegen ist nur 5 Linien hoch und ganz unbedeu- tend weniger lang. F u ndor te: Raibl am See, gesammelt von Herrn M elling. — Val Gorno, gesammelt von Herrn Escher von der Linth. RADIARIER. Cidaritenstacheln sind in den Raibler Schichten, namentlich in der Umgegend von Raibl eben nicht selten. Boue schon bildet eine Art ab, die unter den mir vorliegenden Stücken auch nicht fehlt, doch kann ich sie nicht mit Sicherheit mit einer der Cassianer Arten in Übereinstimmung bringen, überdies fand ich aber 16. Cidaris dorsata Bronn. Exemplare verschiedener Grösse gut übereinstimmend mit M ü n- ster's Abbildung. (Beiträge zur Petrefactenkunde, S. 46, Taf. IV, Fig. 1.) Die meisten sind regelmässig keulenförmig. Die eigenthüm- liclie Granulirung der Oberfläche ist gut zu erkennen. Ein anderes Exemplar stimmt wohl mit der von Münster als Cidaris alata Ag. abgebildeten Art (a. a. 0. Tal'. IV, Fig. 2). Ergebnisse* Von den 16 Arten der Raibler Schichten, welche im Vorher- gehenden aufgeführt und näher beschrieben wurden, sind nicht weni- ger als 10 diesen Schichten, so weit die bisherigen Erfahrungen reichen, eigenthümlich ; nur sechs, Cardinia problematica K 1 i p s t e i n. 5G6 V. Hauer. Ein Beitrag- zur Kenntniss dei- Fauna der liaiMer Scliiehten. s^., Pachycardla rngosa Hau., Myophoriu Wliatleyae v. Buch, M. Kefersteini M ii n s t e r , Nucula sulcellata W i s s m a n n und Cidaris dorsata Bronn, zu welchem dann auch noch der A. Johan- nis Austrine hinzukömmt, wurden auch in anderen der oberen Trias angehörigen Schichtgruppen, und zwar alle in den eigentlichen Cas- sianer Schichten, dieMyophoria Wliatleyae überdies auch im oberen Trias-Dolomit aufgefunden. Erscheint es auch durch dieses Ergebniss sicher gestellt, dass die Baibier Schichten der oberen alpinen Trias angehören, deren höchstes Glied sie überall, wo sie beobachtet wurden, bilden, so bleibt doch ihr allgemeiner paiäontologischer Charakter von dem der eigent- lichen Cassianer Schichten hinreichend verschieden, um vorläufig den für sie gewählten Localnamen beizubehalten. Diese Verschiedenheit des Charakters wird nicht allein durch die Zahl, der den Baibier Schichten eigenthümlichen Arten, sondern mehr noch durch den Um- stand bedingt, dass sich unter diesen Arten gerade die häufigsten und verbreitetsten der Baibier Schichten befinden, wogegen diejenigen, welche auch aus den Cassianer Schichten bekannt sind, entweder in der einen oder in der anderen dieser Schichtengruppen nur selten auftreten und meist auf ganz wenige Localitäten beschränkt sind. Als eine der aulTallendsten Erscheinungen muss endlich das ausserordentliche Vorwalten der Bivalren gegen alle übrigen Classen noch hervorgehoben werden. Von Gasteropoden und Cephalopoden, welche in den Cassianer Schichten in so grosser Zahl der Arten und Individuem auftreten, zeigen sich in den Baibier Schichten nur seltene Spuren, und Brachiopoden wurden aus ihnen noch gar nicht bekannt. Fr.v;Hauer. Fauna der Rflililer Schichtt^. Taf.L K-ui. o ckömi litih . Alf- l'k'k-Hof.u .jta-aÄdnickersi. / 3. .S'o/eri rfiii/hitUyT ffau . i> 6. ^Ife^fi/oilon fnri'nfJttfiruni /ioiie ■?/>. 7 .9. Cfirrfn/ifi prob/erf/fi tirrt A'//'/>.yt. ,?//. .Sitaimjjsli.d.k.Akad.d.W.matR naturw.Cl. XXIV Bd. j Heft . Ißn^. !•',• V H«««-r. V'auiia d.-r Rail)ler Srliirhtfn TafX Rua^Sähönn Ittii. u otaLcutsiTucÄ-^re / /O. Prtrhi/corrl/fi ruriii (idiii/iilii Hill .Sil7..n..i.x u- 3tt.i;.iiärucker6i- Sil'iun-jsli.a.k Ak;i(lilM'.mallMKiliirvv.Cl XVIV, ImI a.llct'l IH.l ( I'r v.Hmicr. F;iiim;i der H ;iiI>[im- Siliiclilcii 'r.-.f.vi. ) fr« / A'J///fr/>//i// U> /'ir/ivi /i/ii Sil/jiiiusl'.J k..\l;:nl ilAV niMli n.itur« CI.WIV r.(l.ll|rrM8,)( u //// l'reisfriiye. II a i il i n gc r. bOT P r e i s r r a g e. Über die Bestimmung der Krystallgestalten und der optischen Verliältnisse in chemischen Laboratorien erzeugter Prodiicte. Bericht toii W. Haidinger. Mit dem Termine der Einsendung, am 31. Decemher 1856 war nur Eine preis werh e nde Abhandlung eingelangt mit dem Motto: „Die allseitige Erforschung der Krystalle vermag allein die Grundlagen zu einer künftigen Moleeulartheorie zu sehalTen." Ihr gebührt also auch der Preis, wenn sie überhaupt den Forderungen entspricht, welche von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaf- ten bei der Ausschreibung gestellt wurden. Die Preisaufgabe fordert^) „DieBestiniinung der Krystallgestalten und der optischen Verhältnisse im chemischen Laboratorium erzeugter Producte." Der Text der Erläuterungen steht in zweierlei Beziehungen zur Frage, Einiges wird gefordert, Anderes gewünscht. Als eine Art Zwischenglied wird ver- langt auf gewisse Gegenstände ein besonderes Augenmerk zu richten. 1. Gefordert wird: Die Untersuchung der folgenden optischen Verhältnisse: Flächen- und Körperfarben, innere Dispersion, Lage der optischen Axen, Brechungs-Coeft'icienten, Farbenzerstreuungs- Vermögen. 2. Die Angabe des Details der Untersuchung und Bei- fügung guter Zeichnungen zur Erläuterung. 2. Gewünscht wird: Die Ausdehnung der Untersuchung auf Absorption, Ablenkung der Polarisations-Ebene durch circular-pola- risirende Lösungen, auch auf andere Eigenschaften, Dichte u. s. w. 3. Besonderes Augenmerk sollte auf Substanzen gerichtet werden , die einer Reihe homologer organischer Verbindungen an- gehören. ') Alm:\ii;ich der kaiseilicliun Akademie der Wissenschaften in Wien, ö. 1855. Seite 'ill. 568 Hai ding er. 4. Unbenommen bleibt überdies noch die optische Unter- suchung anderweits bekannter Körper. Bei der im Jahre 1853 gelösten Preisaufgabe hatte die kaiserliche Akademie der Wissenschaften die krystallographische genaue Bestim- mung von mindestens fünfundzwanzig in dieser Beziehung noch bis daiiin unbekannten Krystallspecies verlangt. Herr Dr. Jakob Schabus hatte zwei und achtzig derselben vollständig bestimmt, und acht doch auch noch so weit als es überhaupt der Natur der Krystalle nach möglich war. Auch gab er manche werthvolle physicalische, nament- lich optische Daten, die in zweiter Linie gewünscht worden waren. Die diesjährige Frage bezieht sich ebenfalls auf die genauere Kennt- niss der in chemischen Laboratorien erzeugten Körper, ohne natür- lich vorkommende gänzlich auszuschliessen, aber mehr in optischer Beziehung, gewissermassen als Ergänzung der früheren Frage, und diesesmal ohne ein Minimum der Zahl zu bestimmen. Wie hat nun der wahrhaft ausgezeichnete Preiswerber die Beantwortung durchgeführt ? Er hat zuerst den Forderungen des ersten Abschnittes entspre- chend, die Methoden seiner Arbeiten auseinandergesetzt, die Messungen der Krystalle, die von ihm befolgten Methoden der Benennung und Bezeichnung, die Bestimmung der Brechungs-Exponenten, dazu die Beschreibung der zum Theil ganz neueu, zum Theil hier zuerst in grösserer Ausdehnung angewendeten Apparate. Die Angabe der zu den Messungen benützten Lichtquellen, ebenfalls zum Theil hier erst genau bezeichnet, endlich die Beobach- tungsmethoden. Hierauf folgt die Nachweisung der Mittel zur Beobach- tung derFluorescenz, zur Aufsuchung der optischen Hauptschnitte, bei welcher Gelegenheit die Theorie des v. KobelTschen Stauroskops gegeben wird, die Methode der Aufsuchung und Messung der optischen Axen und die Darstellung des Pleochroismus. Alles Vorhergehende ist gründlich, umsichtig und vollkommen auf der Höhe der gegenwärtigen Forschung in der Wissenschaft behandelt und bildet in sich selbst eine treffliche Anleitung für jün- gere Kräfte, welche sich von jetzt an in der nämlichen Beilie von Studien orientlren wollen. Vieles ist durch die Ausführung in der gegenwärtigen Schrift leicht gemacht, was b is dahin schwierig, fast unzugänglich war. Es ist in dieser Einleitung vollständig vorgesorgt für die als Erforderniss bezeichneten Gegenstände: Flächen- und Preisfrage. 069 Körperfarben, innere Dispension (oder Fluorescenz), Lage der opti- schen Axen, Brechiingscoeffieienten, Farhenzerstreuiings-Vermögen. Sowohl in diesen theoretischen als in den nachfolgenden praktischen Theilen sind zahlreiche vollkommen entsprechende Zeichnungen von Apparaten und Krystallformen gegeben. Der specielle Theil verbreitet sich nun einen nach dem andern genommen, über nicht weniger als s i e b e n u n d n e u n z i g verschiedene krystallisirte und liquide Körper, zum allergrössten Theile im chemi- schen Laboratorium erzeugt, zum Theil in derThat erst, während, und für den Inhalt der Preisfrage. Ich habe in meinem frühern Berichte meine hohe Meinung von der Arbeit des ersten Preiswerbers, damals des Herrn Schabus ausgesprochen, wozu ich wohl durch manche in derselben Richtung unternommenen Arbeiten mich berechtigt fühlte. In gleicher Art bringe ich auch dem diesmaligen Preiswerber meine Verehrung und Bewunderung für trefflich durchgeführte Arbeit dar, denn auch sie, wie jene frühere liegt gerade in der Richtung derjenigen, fürweiche ich die meiste Neigung sie durchzuführen hatte, aber namentlich in der letzten Zeit durch äussere Verhältnisse mehr abgehalten, als unter- stützt oder gefördert. Aber in dem Laufe der Zeiten sind auch die späteren Forscher besser vorbereitet als früher, und dem Verfasser der Preisschrift ist vieles besser gelungen, als ich Anspruch machen könnte, es gegenwärtig noch durchzuführen. Um so mehr aber freue ich mich, ihm Zeugniss für seinen Erfolg zu geben, das ist es immer noch, was den altern ungeschmälert übrig bleibt. Aus diesen 97 Körpern sind für 27 Krystallspecies nicht weniger als 35 Brechungs-Exponenten gemessen, und zwar nicht nur einfach für Eine bestimmte Farbe oder für Eine Fraunhofer'sche Linie, son- dern durch das ganze Spectrum hindurch nach sämmtlichen Haupt- Linien orientirt, so weit man sie beobachten konnte, so dass also die Dispersion für diese Krystalle bestimmt ist, und zwar je eine einzige für tessularische Krystalle, zwei für mehrere der optiscli-einaxigen, alle drei oder wenigstens zwei für mehrere der optisch-zweiaxigen. Ausser den Krystallen sind nochSS Lösungen von Salzen u. s. w. in Wasser oder von anderen Flüssigkeiten in Bezug auf Brechungs- Exponenten in den festenLiiiien des Spectrums untersucht, manche der ersteren wohl in verschiedenen Concentrations-Zuständen desselben Körpers; im Ganzen ist auf diese Art die Kenntniss der Dispersion 570 H a i (1 i n g- e r. für 71 der aufgeführten Körper gewonnen. Diese Zahlen erscheinen um so wichtiger, wenn man erwägt, dass Herr Professor Beer in seinem schönen Werke: „Einleitung in die höhere Optik," über- haupt aus Messungen seit New ton 's Zeit von diesem von Boseo- vich, Cavallo, Zeiher, Euler, Biot, Young, Wollaston, B r e w s t e r , Sir John H e r s c h e 1 , B a r I o w , F a r a d a y , M o n r o , Malus, Marx, Ja min, im Ganzen für isotrope Mittel 445 Messun- gen für nur einen Brechungs-Exponenten ohne Dispersion aufführt, aus- serdem noch 6(i mit Dispersion von Frau nhofe r, Baden-Powell, undDutirou. VontesseralenKrystallen bringt er von den erstgenann- ten Physikern und nehstdem noch von Miller, de Senarmont, Ang ström, He iisser u.s. w. noch 38 einfache Exponenten, von 62 namentlich aufgeführten optisch-einaxige die numerische Bestimmung von 31 Krystallen , von den 112 namentlich aufgeführten optisch- zweiaxigen Krystallen numerische Daten über Brechungs-Exponenten nur von 70 Species. Will man aber nach allen Richtungen mit Brech- kraft und Dispersion bekannte Krystalle nennen, so bleiben es im- mer nur Rudberg's Doppelspath, Quarz, Aragon und Topas, Heus- ser's Schwerspathund An gström's Gyps. Sir David Br ewster hatte vor nahe einem halben Jahrhundert die Verhältnisse der Dispersion zum Gegenstande seiner Forschungen gemacht und eine Tabelle von nicht weniger als 141 flüssigen und festen Körpern, letztere krystal- lisirt und amorph zusammengestellt, an welchen erden Abstand des Roth von Violet durch Messung bestimmt und daraus ihre Dispersion berechnet hatte. DasUrtheilSir JohnHersche l's über diesen Gegen- stand, obwohl mehr als ein Vierteljahrhundert alt, bezieht sich zu genau auf die gegenwärtige Preisfrage, als dass ich nicht wünschen sollte, dasselbe hier wiederzugeben. Er sagt in seinem Werke über das Licht §. 1121 <) • «Was die in dieser Tafel enthaltenen Resultate anbelangt, so trifft sie die Be- merkung, welche wir über die Brechungs-Verhältnisse gemacht haben, in noch höherem Grade. Das Ganze bedarf einer von Grund aus neu angestellten Untersuchung. Nur diejenigen Beobachter, die aus Erfah- rung die Schwierigkeiten einer solchen Arbeit über Zerstreuungs- kräfte kennen, sind im Stande, die Mühe und das Verdienst von 1) Villi! I.iclit, hearheitet von .1. F.W. UiM-scliel. Übersetzt von f)r. .1. C. Ediian Soliiiiiilt, Privatdocent auf der üniveisiliit zu Gnltinffen, 1831. Preisfrnge. ö / I Dr. Brewsterzubenrtheilen, und wir siiul keineswegs gesonnen, seine Verdienste durch die obige Bemerkung herabzusetzen. Aber die feine- ren Methoden der neueren Wissenschaften erhoben uns immer über die Stufen, auf welchen die Wissenschaft früher stand, und ein jeder wahrer Naturforscher muss sich freuen, wenn seine Methoden durch bessere ersetzt und so genauere Resultate dargestellt werden. Die Darstellung einer ganzen Reihe der brechenden Kräfte für bestimmte Strahlen im Sonnenspectrum unter gleichen Umständen fehlt uns völlig. Die Untersuchungen von Frau n ho f er undArago haben gezeigt, welche Genauigkeit man bei der Bestimmung der Brechungs- Verhältriisse erlangen kann und es ist daher zu hoffen, dass diese Lücke bald ausgefüllt werden wird." Hier ist nun ein Beitrag von Beobachtungen für 71 feste und flüs- sige Körper, was übrigens wohl zu bemerken ist, sämmtlich von den- jenigen verschieden, welche den Gegenstand früherer Forschungen ausmachten. Diese Angaben sind noch unterstützt durch neue, oder in einigen wenigen Fällen durch genauere Bezeichnungen von Kör- perfarben in 33 und Oberflächenfarben in 7 Fällen, dei- weissen Far- ben und gewöhnlichen Glanzes nicht zu gedenken, in Nachweisungen von Fluorescenz in 19 Fällen, der Angabe der Lage der Axen von 17 optisch zweiaxigenKrystallen, nebst 4 partiellen Bestimmungen, so wie die Angabe des Charakters der einzeln erscheinenden optischen Axen. Die Hauptrichtung der Lösung der Frage enthält also hinläng- lich umfassende Ergebnisse, um den Preis als gewonnen zu bezeich- nen, die Preisscbrift der Zuerkennung des Preises werth. Aber die optischen Arbeiten kommen nicht allein , sie sind auch von höchst wichtigen krystallograpbischen begleitet, welche unsere Kenntniss der unorganischen Natur namhaft erweitern. So sind neue Angaben von nicht weniger als 47 Krystallspecies gegeben und durch Zeichnungen erläuter!, und noch 9 entweder revidirt, oder doch zweck- mässig mit Krystallzeichnungen erläutert, was dem optischen Inhalte als Grundlage und Erhöhung des Werthes dient; bei mehreren ein- zelnen Species sind Nachweisungen gegeben, die Anspruch haben einzeln für sieh Monographien genannt zu werden. Auf den im 2. und 3. Punkte erwähnten Wünschen ist in vielen Fällen durch Nacliweisung von Absorptions-Eischeinungon, Bestim- mung von Dichten der Körper, namentlich der optisch untersuchten Flüssigkeiten, so wie durch Vornahme einzelner zusammenhängender 57^2 Hai d i ng- e r. Preisfrage. Gruppen von homologen organischen Verbindungen entsprechend Rechnung getragen. Die Preisschrift enthält eine Fülle von Thatsachen, die erst spä- terhin noch Stoff zu den wichtigsten Zusammenstellungen geben und als Anregung zu ferneren Arbeiten vielfach günstig wirken werden. Es erübrigt mir nur noch den Wunsch auszusprechen, dass die zahlreichen Figuren nicht auf die Art, wie bei der Preisschrift des Herrn Dr. S chabus auf kleine Blätter, abgesondert und ohne Unter- schrift gestellt werden, sondern, dass sie 1. an dem Orte, wo sie erforderlich sind, in den Text gesetzt und 2. dass sie ausserdem noch, zur Übersicht in grossen Tafeln mit Unterschrift ver- sehen, zusammengestellt werden mögen. So gebe ich denn freudig und unbedingt meine Stimme in der Commission ab, die einzige am 31. December 1856 eingelangte Preisschrift mit dem Motto: „Die allseitige Erforschung der Krystalle vermag alk'in die Grundlagen zu einer künftigen Moleculartheorie zu schaffen," der von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien des für den 30. Mai 1857 ausgeschriebenen Preises vollkommen und glänzend würdig zu erkennen und wünsche nur, dass auch die Publication, wobei natürlich dasjenige ausgefüllt wird, was der Natur der Sciirift noch anonym bleiben musste, oder sonst noch redactori- scher Vollendung bedarf, möglichst rasch vor sich gehe, ein Ehren- denkmal dem Verfasser und ein unumstösslicher Beweis des Fort- schrittes der Wissenschaft in unserm Österreich. Zippe. L'rtliL'il über die eingesendete l'reisschrift. S73 Benrtheilnug^ der Abhandlung, welche auf die von der kais. Akademie der Wissen- schaften gestellte Preisfrage : „Bestimmung der Krystallgestalten und der optischen Verhcältnisse in chemischen Laboratorien erzeugter Producte" am Schlüsse des Jahres 1856 zur Bewerbung um den Preis eingesendet wurde. Von dem w. M. F. X. M. Zippe. Das Maiiuscript besteht aus 265 Seiten auf losen Blättern, wel- chen ein einzelnes Blatt mit der Überschrift: „Krystallographisch optische Untersuchungen" und dem Inhaltsverzeichnisse vorangeht, dann 14 losen Blättern mit Krystallzeichnungen. Der Herr Preisbewerher gibt zuerst den Apparat an, dessen er sich zu seinen Untersuchungen bediente, sodann das Verfahren wel- ches er einschlug, um sehr kleine Krystalle und auch solche zu mes- sen, welche nicht mit scharfen Kanten und Ecken ausgebildet sind, wo daher die Lage der Flächen allein durch Betlex beobachtet, zur Bestim- mung der Zonen und mithin des Krystallsystems führen konnte. Es wird aus diesen Angaben ersichtlich, dass der Untersucher eine aus- nehmende Fertigkeit im Beobachten , so wie diejenige Erfindungs- gabe besitzt, welche nothwendig ist, um das zweckmässige Verfah- ren zur Erreichung der gewünschten Zuverlässigkeit und Genauig- keit einzuhalten. Es wird ferner aus diesen Angaben ersichtlich, dass mit dieser Übung im Beobachten und Untersuchen zugleich eine voll- stäudige Kenntniss der rechnenden Krystallographie verbunden ist, so dass die durch beide Wege ausgemittelten Angaben volles Ver- trauen verdienen. Es wird hierauf die Methode angegeben, welche bei der Benen- nung, Symbolik und graphischen Darstellung der Systeme und Ge- SiUb. d. malhein.-nalurw. Cl. XXIV. ßd. 10. Hft. 37 574 Zippe. stalten bel'ülgt wurde. DeiPreiswerber liatsicli fiii- diese Zwecke nicht ausschliesslich an eine Schule gehalten; er wählt die Nomenclatur Naumann 's mit geringen Abweichungen, welche er zu rechtfer- tigen sucht. Zur Bezeichnung nimmt er die Symbolik Miller's an als diejenige , welche sich auf die einfachste Weise den Berechnungen zu Grunde legen lässt. Zur Bezeichnung der Krystallflächen in den Zeichnungen wählt er die Methode Ramme Isherg's und für die graphische Darstellung selbst wurde die Mohs'sche Projection bei- behalten und nur in einigen Fällen zur Erläuterung verwickelter Ver- hältnisse wurden noch horizontale oder stereographische Projectionen beigefügt. Dem Vorwurfe des Mangels an Einheit in der Methode sucht er dadurch zu begegnen, dass die Krystallographie ein solches eklektisches Verfahren gestatte. Von höherem Standpunkte der Wissenschaft ist wohl nichts Erhebliches gegen dieses Verfahren ein- zuwenden, da die Abhandlung nicht in die Kategorie eines Lehr- buches gehört und bei Krystallographen die Kenntniss aller verschie- denen krystallographischen Methoden als bekannt vorauszusetzen ist, mithin dem Verständnis« des gegebenen kein Eintrag geschieht. Es ist sonach die Kenntniss der Gestaltungs-Verhältnisse bei einer sehr namhaften Anzahl von Körpern erreicht und gefördert, mithin die Wissenschaft in dieser Richtung beträchtlich erweitert. Krystallogra- phisch bestimmt wurden 49 Substanzen und die Bestimmungen durch 120 Zeichnungen und Projectionen erläutert. Nach dem Programme der kaiserlichen Akademie sollen die optischen Verhältnisse gleichfalls einen Gegenstand der Untersuchun- gen ausmachen. Dieses Feld ist ein erst in viel späterer Zeit bearbeite- tes, ja es ist gewissermassen ein neues, auf welchem noch eine sehr reiche Ernte zu halten ist; der Preiswerber hat daher auch diese Untersuchungen auf eine viel grössere Anzahl von Substanzen ausge- dehnt, auch auf solche, welche krystallographisch schon früher be- stimmt waren; er hat auch ein paar Mineralien, Aragonit und Fluss- spath , an welchen er neue Krystallgestalten aufgefunden hat, daiui flüssige Substanzen in sein Bereich gezogen. Die optischen Unter- suchungen erstrecken sich auf 96 Substanzen. Da für diese nicht für alle Zwecke unmittelbar Krystalle genügen, für manche an solchen vielmehr Flächen von bestimmten Lagen erst künstlich durch Schlei- fen hervorgebracht werden müssen, wodurch der Krystall in ein Prisma von bestimmter Form umgebildet wird, so wird das an sich Urllieil üher die eingesendete Hreisselirift. 073 schon mühevolle Geschäft von Krystallmessungen und optischen Untersuchungen noch bedeutend vermehrt, es ist daher wohl einleuch- tend, dass eine so grosse Anzahl von Untersuchungen einen sehr bedeutenden Aufwand von Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt. Der Zweck, welchen die kaiserliche Akademie bei Stellung die- ser Preisaufgabe im Auge hatte, ist durch die vorliegende Arbeit ganz wesentlich gefordert, und da eine bestimmte Anzahl von Objecten nicht Yorgezeichnet wurde, die untersuchten aber eine sehr beträcht- liche genannt werden kann, indem sich insbesondere die optischen Untersuchungen auf eine viel grössere Zahl erstrecken, als überhaupt nach dieser Beziehung bisher untersucht und bekannt wurden, so dürfte die Zuerkennung des Preises, auf welche der unterzeichnete Berichterstatter hiemit den Antrag stellt, wohl keinem Zweifel unter- liegen. 37' ^76 Schrotte r. Bericht über die Preisfrage: Bericht über die Preisfrage der inathematisch-naturwissenschaftlichen Classe, „Bestimmung der Krystallgestalten und der optischen Verhältnisse von, in ehemischen Laboratorien erzeugten Producten." Erstattet von Prof. A, Schrotte r. Nach genauer Durchsicht der Abhandlung, welche zur Beant- wortung der von der Classe gestellten Preisfrage eingesendet wurde, fühle ich mich zu dem Ausspruche verpflichtet, dass meines Wissens den Naturwissenschaften wohl selten durch eine derartige Arbeit ein so reicher Schatz von festgestellten numerischen Daten und ander- weitigen neuen Thatsachen zugewachsen ist, als eben durch die vorliegende. Wenn ich sage durch „festgestellte numerische Daten", so gründet sich dieser Ausspruch allerdings nicht auf Wiederholung der einzelnen Messungen, welche vorzunehmen nicht die Auf- gabe des Berichterstatters sein kann, sondern vielmehr auf den Charakter der ganzen Arbeit. Diese trägt nämlich das Gepräge von Gewissenhaftigkeit, Umsicht und gründlichen Kenntnissen von Seite des Verfassers in solchem Grade an sich, dass sie Jedem ein unbe- dingtes Vertrauen einzuflössen geeignet ist. Aus jedem Abschnitte der Schrift geht hervor, dass der Ver- fasser seinen Gegenstand vollkommen beherrscht, und in nicht ge- wöhnlichem Grade befähigt ist, die Wissenschaft in der Richtung welche die Frage vorzeichnet, zu erweitern. Die vorliegende Arbeit enthält nämlich nicht blos eine Reihe numerischer Bestimmungen von einer Schärfe, wie sie mit den bis- her bekannten Mitteln zu erreichen ist , sondern auch verbesserte Methoden und Apparate. Unter den 96 Verbindungen, welche der Verfasser in den Bereich seiner Untersuchung gezogen hat, gehören viele bestimmten Gruppen an, was die Arbeit um so schätzbarer macht. „Bestimmung; der Krystallgestalten uiul der optischen Verhältnisse" etc. 577 Eine gedrängte Übersicht der untersuchten Substanzen wird am besten geeignet sein, eine Vorstelhing von der Reichhaltigkeit des gelieferten Materials zu geben , wobei ich der Kürze wegen nur die chemiselien Formehi der Verbindungen, welche ohnedies die sicherste Bezeichnung sind, gebrauchen will. Von Fluorverbindungen wurden untersucht: CaF und 3(CoF, SiF^) , 7H0 3(NiF, SiFa) , 7H0. Von Chlorverbindungen die folgenden: KCl Ba CdaClg, 8H0 Am CI Ca CdaCIg, 7H0 NaCl Sr Cd.CIs, 7H0 CuCl MgCd3Cl3,12H0 CoCl, 8H0 Cd Ni3Cl3,12H0 KCl, CuCI, 2H0 Cda NiCl3,12HO KCl,HgCl, 2H0 Cda Co CI3, 12H0 AmCl,MgCl,2H0 Ba CdCla, 4H0. 2AmCl,FeoCl3,2HO 3AmCl, U0CI3, 2(UoO 3,3HO) Bromverbindungen wurde untersucht: BaCdBr3,4H0. Cyanverbindungen: KPtCy2,3HO K Zn Cyo AmPtCya, 3H0 K Ni Cyä, HO Li PtCya, 3H0 K3CuCy4 Na PtCyo,3H0 K3FeCy3,3H0 Ba PtCyo, 3H0 KBaFeCy8,3HO. Sr PtCyo,3H0 Ca PtCya, 3H0 MgPtCy3,3HO K Na Pt.Cy,, 6H0 K Sr Pta Cy4, 6H0 K Ba Pt2 Cy„ 6H0 K Mg :Pt2Cy,. 6H0 J)'73 Schrott er. Berieht über die Preisfrage: KCaPtaCy^, 6H0 AmCaPtsCy^, 6H0 KCyS3,PtCy,S, BaCyS3,PtCy,S4 SrCyS3,PtCy,S4 AmaFeCyg, AmCI. 3H0. Von Salzen wuHen untersucht: Sr 0, S0O5, 4II0 2NaO, HO, AsOj, 24HO LiO, SO3, AmO, AsOj, 2H0 CtlO, SO3, 4H0 BaO, 2V03,7H0 AmO, SO3, AI0O3, 3SO3, 24HO SrO, 2VO3, OHO KO, SO3, AI2O3, 3SO3, 24HO MgO, 2VO3, 9H0 KO, SO3, Ci-oOs^SSOs, 24HO AmO, 21VIo08, HO AmO, SO3, MnO, SO3, 6H0 AmO, SO3, CuO, SO3, 6H0 KO, SO3, CuO, SO3. 6H0. AmO, Ä, 2U303,;\, SHO CaO, CO3 C,,0^ Ä, 2ro03, Ä, xHO 2LiO, 4C0O3, 3H0 gj.Q ^ 2UoOs, A, 6H0 3K0, C,03, Cr,03,C,03, 6H0 ,^,^0, Ä, 2U;03, Ä, 6H0 3AmO,C203, Cr^Os, €,03, 6H0 j^j^q ^^ 2U2O3, Ä, lOHO 3NaO, C2O3, Cr203,C30„9H0 3K0, C0O3, Feo03,Ca03,6HO SiO, Fo, 2H0 CdO, Fo. 2H0 Cr303,Ä, 2U3O3, A, xHO NaO, LiO 2Ä,7HO NiO, A, 2U2O3, A, 7H0 MgO, Ä, 4H0 CdO, Ä, 2U0O3, Ä, 6H0 NaO, 2U2O, Ä ZnO, Ä, 2U3O3, Ä, 7H0 CuO, Ä, SHO CdO, Ä, 2Ua03, Ä, 7H0 CaO, CuO, 2Ä, 8H0 MnO, Ä, 2U2O3, Ä, 6H0 Äpfelsaures Ammoniumoxyd AmO, 2M Citronensaui-es Ammoniumoxyd .... 2AmO, 3C Citronensaures Natron NaO, C Endlich wurden nach verschiedenen Richtungen untersucht: Bromisatin, Terpentinölhydrat, Codein, Äsculetin. das Ol der Gaul- teria proc. Äthylchlorur, Jodäthyl. „BeslimmunK der Krystallyestültt-ii und der optischen Verhältnisse" ete. 579 Bei den hier aufgezählten Verbindungen wurde die Krystallform, wenn sie nicht schon bekannt war und wo dies überhaupt anging, bestimmt; ferner wurden die Brechungsverhältnisse und zwar bei mehreren Verbindungen auch für ihre Lösungen von verschiedener Concentration, dann die Lichtabsorption, die innere Dispersion, die Lage der optischen Axen, der Pleochroismus u. s. w. ganz im Sinne der gestellten Aufgabe untersucht. Besondere Aufmerksamkeit hat der Verfasser der Fluorescenz der von ihm untersuchten Körper zugewendet, und es ist ihm mittelst einer einfachen Vorrichtung gelungen, die schon von Stokes vermuthete Existenz einer Doppel- lluorescenz durch Thatsachen zu erweisen. Es dienten ihm hiezu die Verbindungen CaPtCy^ und B PtCy, K PtCya , nHO »), welche auch noch in anderer Hinsicht so viele interessante Eigenschaften darbieten. Nach allem diesen muss ich zu meiner grossen Freude es aus- sprechen, dass ich die vorliegende Abhandlung für eine höchst schätzbare Bereicherung der Wissenschaft im Sinne der von der Akademie gestellten Aufgabe halte, deren Bedingungen sie in kaum zu erwartender Weise erfüllt, dass ich sie daher des Preises voll- kommen würdig erachte. Die Akademie hat ohne Zweifel das gegenwärtige Bedürfniss der inductiven Naturwissenschaften richtig erkannt, indem sie, ganz gegen den gewöhnlichen Vorgang bei dergleichen Gelegenheiten, unmittelbar nach einander zwei Preisaufgaben stellte, welche, wenn auch mit erweiterten Bedingungen, denselben Gegenstand betrafen. Sie hat hiedurch den Bestrebungen jener jungen Männer, die in sich Beruf und Kraft zu einem ernsten Studium der Naturkunde fühlen, eine Bichtung gegeben, durch deren consequente Verfolgung allein die grossen Lücken in unseren chemisch-physicalischen Kennt- nissen ausgefüllt werden können, die entstanden sind, indem eine Zeit lang fast alle Kräfte die Grenzen der Chemie nur nach einer Richtung zu erweitern bemüht waron. Por glänzende Erfolg, weicher ^) Diese Verbindungen wurden zuerst von mir dargestellt und der Classe schon in ihrer Sitzung'- am 10. Juli ISlili vorgelegt. Leider haben Hindernisse mannigfacher Art es mir unmöglich gemacht, die Arbeit so weil zu beendigen, dass ich sie hätte dem Druck übergehen können, obwohl das Wesentliche derselben längst fertig ist. und nur wenig mehr /.um gänzlichen Abschhisse fehlt. J)30 Sehr Otter. Bericht iil)or die Preisfrage: durch die Lösung beider Preisfragen erzielt wurde *), hat den Vor- gang der Akademie vollkommen gerechtfertigt, und die von ihr ver- anlasste IJewegung wird weitere Erfolge mit sich bringen. Einer der nicht am wenigsten bedeutenden darunter wird sein, dass unsere hypothetischen Ansichten über die fundamentalen Fragen der Wissenschaft schärfere Umrisse gewinnen werden. Das schöne Motto der vorliegenden Preisschrift drückt sicher die ganze Wahr- heit aus, wenn es etwas in der Form abgeändert lautet: Ohne all- seitige Erforschung der Krystalle wird es niemals gelingen, die Grundlagen einer brauchbaren Moleculartheorie zu schaffen. Die mathematisch - naturwissenschaftliche Classe erklärte sich in ihrer Sitzung vom 27. Mai 18o7 mit den gleichlautenden Gut- achten über die mit dem Motto : „Die allseitige Erforsc hung der Krystalle vermag allein die Grundlagen einer künftigen Molecular- Theorie zu schaffen" einstimmig einverstanden, und beschloss bei der Akademie auf Erthei- lung des festgesetzten Preises von 250 kaiserl. österreichischen Münzducaten anzutragen. Dieser Antrag wurde von der Akademie in ihrer Gesammt-Sitzung vom 28. Mai einstimmig genehmigt. In der feierlichen Sitzung vom 30. Mai verkündigte der Präsident der Akademie den von derselben gefassten Beschluss und schritt zur Eröffnung des mit oben angesetztem Motto bezeichneten Zettels. Derselbe enthielt den Namen Dr. Joseph Grailich. Herr Dr. J. Grailich, Custos-Adjunct am k. k. Hof-Minera- lien-Cabinete und ausserordentlicher Professor der höheren Physik an der hiesigen k. k. Universität, der somit in ehrenvollster Weise *) Bestimmung' der Kryslallgestalten in chemischen Lal)oratorien erzeugter Producte. Eine von der k. Akademie der Wissenschaften g-ekrönte Preisschrift von .1. Schal)us. Mit .30 Tafeln. Wien 1835. „Bestimmung' der Krystallg'estalten und der optisclien Verhältnisse" etc. J)8 1 den am 30. Mai 18S4 ausgeschriebenen Preis erhalten hatte, wurde amtlich hievon in Kenntniss gesetzt, und erklärte, dass er von dem ihm nach §. 57 der Geschäftsordnung zukommenden Eigenthums- rechte auf die gekrönte Preisschrift Gehrauch zu machen gesonnen sei, und die Herausgabe derselben durch einen Verleger übernehmen wolle. Es wurde demselben hierauf das Manuscript ausgefolgt und die Preisschrift wird demnächst im Buchhandel erscheinen. 582 Ernennungen. Von den in der Gesamnit- Sitzung der kaiserliehen Akademie der Wissensciiaften vom 28. Mai d. J. Vorgeschlagenen hahen Seine k. k. apostolische Majestät mit Allerhöchster Entschliessung vom 4. September 1. J. : zu wirklichen Mitgliedern dieser Classe: das correspondirende Mitglied Herr Prof. Karl Ladwig, „ „ „ „ „ Johann 6r ottlieb in Gratz zu ernennen und zugleich die Wahl des Herrn Karl Hornstein, Adjuncten der Sternwarte. „ „ Professor Friedrich Stein in Prag, und „ „ Professor Karl Langer zu correspond irenden Mitgliedern im Inlande Allergnädigst zu genehmigen geruht. Verzeicbniss der eingegangenen Druekschiiften. 1)83 VKRZEICH^ISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (MAI.) Anna Jen der k. k. Sternwarte in Wien. Dritte Folge, Bd. 6. ?lnjetgcn, ©öttmgtfAe, geleierte, 1856. Beitrag zu Instructionen für die wissenschaftliche Abtheilung der Weltumseglungs-Expedition der k. k. Fregatte Novara. (Aus den Miftheilungen der k. k. geographischen Gesellsciiaft.) 3 Exonipl. Wien, 18Ö7; 8'- IJern, Üniversitäts-Schriften aus dem Jahre 1856. Göttingen, Universitäts-Schriften aus dem Jahre 1856. Gottlieh, J., Lehrbuch der pharmaceutischen Chemie. Bd. I, Hft. 1. Berlin, 1857; S«' Haakh, A., Über die Entstehungszeit des Herakles Torso etc. Stutt- gart, 1857; 4o- Istituto Veneto, Atti delle Adunanze. Serie III, Tora. II, part. 4. Molin, Ralf., Notizie elmintologiche. (Atti dell' Istituto Veneto. Vol. II.) 9ia(^ richten oon bcr ®eorci=*2lut5uftö'Unit»erjttät unb bec t. (S^cfellfc^aft ber Söiffenf^aften ju ©öttingen. 1856. Namias, Giac. , Cenni storici sopra Giovanni Casoni. Venezia, 1857; 80- Pick, Adolf, Übersicht der meteorologischen Beobachtungen an der Wiener Sternwarte in den Jahren 1851 — 55. (Lithogr.) 4"- Reden, Ferd. Freih. v.. Der Boden und seine Benützung im Kaiser- staafe Österreich. Wien, 1857; 8"- 5J^4 Verzeichniss der eingegang'enen Dnickschriften. Reichardt, E., Die Theorie der Wärme, ein Versuch zur Erklärung der Erscheinungen von Wärme, Licht und Elektricität. Jena, 1857; So- Riedel, Adolf Friedr., Novus codex diplomat, ßrandenburgensis. ßd. 11. Rolle, Fried., Die tertiären und diluvialen Ablagerungen in der Gegend zwischen Gratz, Köflach etc. (Jahrb. der geologischen Reichsanstalt. 7.) Saint Genois et Yssel de Schepper, Missions diplomatiques de Corneille Duplicius de Schepper etc. de 1523 ä 1555. Bruxelles, 1856; 4o- Santini, Giov., Intorno ai micrometri formati nel campo oscuro di un cannocchiale con linee chiare epunti luminosi dietro i progetti proposti dal S. Stampfer. Venezia, 1850; 8"- — Relazione dei 3 seguenti opuscoli presentati al I. R. Istituto Veneto etc. dal S. Ern. Sedlaczek. Venezia, 1857; S»- — Notizie istoriche intorno alle comete degli anni 1264 — 1556. Venezia, 1857; 8o- S 0 r a n z 0 , Jacopo, Diario del viaggio da Venezia a Costantinopoli etc. Venezia, 1856; So- Springer, Fr. et Waldheim R. v., Österreichs kirchliche Kunst- denkmale der Vorzeit. Lief. 1, 2. Wien, 1857; Fol. Tübingen, Universitäts-Schriften. 1855. Verein für Naturkunde zu Pressburg. Verhandlungen. \. Jahrgang 1857; SO- Z a n t e d e s c h i, Franc, De mutationibus quae contingunt in spectro solari fixo. München, 1857; 4o- Bcricbti^iiiigeii und Zusätze. Seite 199, Zeile 10 von olieii lies: „Bevornl)'' statt „be Vorab". 200. „ () „ unten ,. „:i I tl a Graben, iclites" statt „Alda drahen, iestes". „ 201, Zeile 2 „ „ „ „Tra«« statt „Drau". „ 202. „ 2 „ „ „ „wur (I e a h er V on Hacker gez eichnet u nd seiner Abschrift beigegeben" statt „wurde aber von späterer Hand gezeichnet". „gestalt" statt „gestelt". „darummen" statt „darinnen". ,.stang-en" statt „spangen". „eiulatu" statt „eirculatu". „aus dem berge" statt „auf dem Berg", „aus gange" statt „aufgang". „mich" statt „auch". „Et sua" statt „Et sie". „Loröll" statt „BergöU". „Kolin" statt „KoUe". „niontem" statt „mortem". „und einem Ausgang in einem anderen anderen ort". 222, Zeile 8 von unten Hess : „F u s s" statt „Füssen". 224, Sechste Zahlenreihe von rechts her, Zeile 9 von oben lies: „04-94'' statt „03-94" und Zeile 10 von oben lies: „0Ö-14" statt „0414". 202, Zeile 3 von unten lies " " 12 18 " . 204, » 21 25 7 " oben „ unten „ „ „ 18 „ ', .. 20.7, „ 20 „ „ „ 206, „ 18 „ » >, 209, „ 16 „ oben „ 211, „ 8 „ „ „ 212, „ 21 „ „ » ort » statt „und einei Drnckfehler. Seite 6, Zeile 4 vou unten statt: dk und rfA-' soll sein dÄ' und d/T'. „ S, „ 11 von oben statt: hh soll sein dli. 8, „ If. von. ,I,P„ stall: l/P"'-*^»..!! «oln ■*^rV-'iTu 2 2 19 von oben statt: = li soll sein = b. 8, " 8, K von nnlen statt. ''^ *"'-*'"« .„11 .p!,. ^^V-i^o 2 2 3 von unten statt: Y O^j^—ic^^ und >/ [■)„■■:— 4^0 soll sein V'Ao'— ic^ und V^ßo*— *Yo 8, „ 1 von unten statt: (II) soll sein (13). 9, „ 4 von unten statt: KlaTter soll sein Maass. 10, „ 4 von oben statt: = 13-37 A soll sein 13-376 13, auf der Figur statt n soll sein ti. 15, „ I von unten statt: aß -f 5 soll sein aß yS. 16, „ 4 und 3 von oben statt; i; soll sein 5. 16, „ 14 von oben statt: Z soll sein i. 10, „ IS und IG von oben statt: gehende Geraden soll sein gehende Gerade. 17, „ 10 von oben statt: 0-2473 . a soll sein 0-2473 . o". 17, „ 17 von oben statt: (o) soll sein (<•). 18, „ 9 von oben statt: f' soll sein ^. 18, „ 13 von üben statt: (/- soll sein v-. 18, „ 18 von oben statt : Z soll sein j;. 18, „ 6 von unten statt: + (« + Q + soll sein + ('4 + ^) A -j- • 18, „ 4 von unten statt : A = o soll sein A = 0. 18, „ 1 von unten statt : (« + J') soll sein (« + ^)-. 19, ), 2 und 4 von oben statt : ?' soll sein ^. 19, „ 7 von oben (0 soll sein (fi. 19, „ 17 von oben statt: y soll sein a-. 19, „ 17 von oben statt: u soll sein «. 19, „ 18 von oben statt: k soll sein li. 19, „ 19 von oben statt : y soll sein x. 20, „ 11 von unten statt: 3 = soll sein 3 =. 21, „ 9 von oben statt : 0 = 10-337 soll sein Q — 10-337. 21, „ 12 von oben das 2. Zeichen = ist nicht nöthig. 21, „ 20 von oben statt : Parallels soll sein Pendels. 24, „ 4 von oben statt: 125-161 soll sein 123-16). fi-i fi 24, „ 6 von oben statt: — soll sein — . 3 3 24, „ 8 von oben statt: '};'„ = -y'o soll sein •];'o+ ■!<"(). 26, „ 14 von unten statt: 5-031 soll sein 4-301. 26, „ 8 von unten statt: 374-49 soll sein 374-79. 28, „ 8 von unten statt: 1 Zoll soll sein 1 Secunde. 28, „ 2 von unten statt: näherer soll sein unserer. 28, „ 6 von unten statt: die soll sein der. 28, „ 14 von oben statt: mir soll sein mich. tbersichf der Witternng im März 1857. Entworren von A. ü. Burkhardt, Assistenten an der k. k. Central-Anstall. Beobachtongsort Admont . . Agram . . Alkus . . . Althofen . . Ancona . . Aussee Markt Aussee Alt . Bludenz . ■ Bodenbach . Bologna . . Bormio 11. Botzen . BrüDD . . Bukarest Cairo . . Curzola . . Czaslau . . Czernowitz . Debreczin . Deutsctibrod Dessen . . Ferdinandsliö: Ferrara . . Frauenberg Fünfkirclien Gastein . . Gratz . . . Gresten . . St. Jakob I. St. Jakob 11. Jaslo . . . Inncr-Villgrattei Inniehcn . . Kalkstein . Kesmark . . Kirchdorf . Klagenfurt . ubu Krakau . . Kremsmünstcr Kronstadt Lemberg . Leutschau LIenz . . Linz . . Mittlere Tem- peratur — 1-88 + 0-98 + 6-84 — 0-Od — 0-87 + a-47 + 2-46 + S-36 + 2-40 + 2-00 + S-48 + 2-30 + 3-63 + 12-58 + 8-89 + 201 — 0-3S + 2-S3 + 1-U3 ^ 2 02 — 7-09 + B-03 + 1 7» — (t 22 — 0 32 + 0 1 1 07 64 19 — 1 25 — 0 39 + 1 44 — 0-01 1 + 2 81) + 0 38 + 1 18 _ 0 11 + U 40 + 0-7S 1 + 0 ■liK + 1 •77 31-6 31-6 27 '6 31-6 23-6 13-6 31-6 16-6 29 6 28.6 11-6 24-6 31-6 31-6 27-6 31-6 31-6 19-7 31-6 31-6 23-6 31-6 31-6 31-6 28-6 28-6 31-8 13-6 30-6 + 10-0 + 13-6 r 9-4 + 9-2 + 14-9 + 9-9 + 13-9 + 5-0 -f 6-2 + 12-9 + 13-5 + ll-i + 9-5 f 4- — 0-5 fllO + 14-0 + 6-5 + 11-0 + 10-3 + 11-4 + 7'ü + 6'8 + 10-2 + 7-7 + 9-5 + 8-2 + 6-8 + 11-3 + 10-0 + 10-0 + 8-8 + 9-3 14-3 12-8 12-3 21-3 13 3 12-3 9-3 12-3 4-3 20-3 1-3 13-3 12-3 3-3 14-3 12 3 14-3 12-3 12-3 20-3 14-4 4-3 4-3 4-3 12-3 12-9 13-3 12-3 11-3 12-3 13-3 14- 12-3 12-3 13-3 14'3 20-3 20-3 4-3 12-3 12-3 — 13-4 - 21 ^13-3 — 12 — 8-0 — 10-0 3-8 2-0 3-2 — 4-5 - 3-0 - 6-0 -11-2 - 3 - 7-8 -180 Mittlerer Lull- 311'"28 330-98 307-60 334-86 310-60 300 - 36 313-88 331-93 332-46 323-81 3-28-93 336-00 336-52 326-80 330-49 332-40 320-43 333-26 321-66 331-31 300-73 323-23 3-20-24 321-37 300-38 -10-0 328-37 -10-2 -14-0 291-33 -12-0 -12-4 -13-7 - 4-0 312-03 319-43 319-.39 328-8: 322-26 314-90 32G-14 316-78 310-84 3-22-36 19-9 20-9 3-6 316"'95 336-67 312-71 340-22 316-14 303-73 U9-14 338-33 338-84 330-96 335 --28 340-94 333-16 339-82 327-30 336-78 306-02 339-48 326-70 327-64 305-46 333-32 318-46 323-31 323-22 333-31 3-28 -43 321-03 3.33-9 321-61 9-6 9-3 31-9 9-3 9-4 9-3 9-6 9-4 11-6 9-ß 9-3 9-6 9-6 9-G 9-9 31-9 9-G 9-6 9-3 323-09 301-07 331-49 303-74 •295-97 308-80 325-52 327-35 320 ■ 06 3-23-3' 333-93 330 320-97 319-38 326-79 61 330-65 31613 325-98 9: 327-88 314-62 316-01 295-38 323-17 286 ■ 02 307-71 314-63 313-70 11-9 9-0 12-3 315-841 9-6 3'28-47 9-3 1-67 1-67 1-93 1-75 1-89 1-82 1-63 1-75 1-47 1-89 1-72 323-21 1-80 316-73 2-02 306-52 _ 319-41 1-79 310-52 — 304-92 1-70 316-93 1-96 18"'37 18-86 9-90 70-36 47-91 47-91 22-35 12-84 22-93 1-00 13-60 9-54 12-36 51-60 13-30 11-03 43-12 18-38 32-69 7-78 14-06 41-24 9-52 25-83 19-66 37-40 18-72 25-80 16-34 13-60 22-00 26-13 9-19 10-65 25-60 23-94 39-41 18-68 28-30 20-27 Aniiii-rkungcn und cuntlärc Extreme*). Deabarhluiigsorl. (Nach der inittl. Temp. geordnet.) NO. 0. NO. NW. 0. W. SO. SO. N. NW. SO. so. 0. NW, .NW.SW. NO. W, SO. N, N. NAV. NW. SO. w. so. w. N. W.WNW. W. W.O. NO. SW.W. W.N. SSO. NW. SO. W.O. Am 4. - Am 14. -8-2. -1-7. Am 31. 9'0, am 15. 2'4. Am 31. 8°3. Am 2 9. 319"07, am 9-3. 309-90, am 15. 13°3. Am 8. u. 18. 7-0. Am 29. +13-2, a 17. 11-2. a 12. ~3°3, n 31. 9-3. n 5. 4-8, am 9. 340"08, am 31. 334''96. nl8. 12-5. n 26. 3. 332"36. n 10. 6-7. n31. 9-6. n 17.6-1. Am 1. •0,a 1 26. —8 Am 13. 8-9. Am 9. 10-3. Am 30, 5-6. Am 9. 6-9. Am 1. +8-6. Am 15. 9'1. Am 4. 8-6, am3. 334"'72. Am 30.6-2. Am 14. noch -11-4. Am 8. +4'6,am4. —11-8. Am 16. 8- Am3.6,335'14.aml7. 4-8. Nach dem Max. 10- 3, am 18. 7-4. Am3.319"'91,am31.+3-9. Am 9. 7-0, am 2. 332"70. Am 16. +7-0. Am 18. 7-8. Cairo . Smyrna . Rom . . Curzola Valona . Ancona . Triest . Trient . Ferrara Venedig Cdine . Bologna Botzen , Meran . Mailand Perugia ram . Luino . Fünfkirchen Bukarest Szegedin Ofen . . Semlin . Prag . . Gran . . Korneubi Wien Zavalje . Pilsen . Debreczin Pressburg Bludenz . Melk . . . Bodenbach Bo.-mioI, . Willen . . Gratz . . Brunn . . Martinsberg Frauenberg Ödenburg Olmütz . . Czaslau Bormio If. Schössl Gresten Linz . . Mittlere Tem- peratur + 12"58 + 10-58 + 9-32 + 8 + 8-20 + 6-84 -I- 6-77 + 6-57 + 6-03 + 5-70 + 5-62 + 5-56 + 5-48 + 5-33 + 5-20 + 4-92 + 4-27 + 4-27 + 4-17 + 3-63 + 3-32 + 3-30 + 3-19 -1- 3-01 + 2-90 + 2-86 + 2-76 T 2-61 + 2-59 -^ 2-33 + 2-52 + 2-47 + 2-47 + 2-46 + 2-40 + 2-35 + 2-32 2-30 + 2-30 + 2-17 + 2-10 + 2-08 X 2-01 + 2-00 + 1-83 1-78 + 1-77 Übersicht der ATitterung im März 1857. Mitllcre Maximum Minimum MillliTcr Luft- Maximum Minimum MilUoitr Nieder- Hcrr- Aiiiiierkiingcn Beobachtungsort. Mittlere Tem- Beobiichtangsort Tera- pt'ratur n,siniiini' druck Par. Liij. druck Par. Lin. schlag Par. Lin. .chenilcT Wind und SL'Cuiidäre Extreme. (Nach der mittl. Temp. geordnet.) peratur Tag Teni|), ■rag Temp. Tag Lufldr. Tag Luftilr. -i- 0-02 27 • <■■ + 12-0 + 6-8 123 - 3°0 329'''ül 304 '21 3-9 334-03 !l-9 U-9 324'"34 299-10 rVi 70-84 HO. .\W. Am Vi. -6-2. PüfKÜlz . . . lizcszow . . . + 1°69 + 1-52 Luinu .... Sl. Miigilaleiia 28 6 21 3 — U 4 3-9 308-83 + 3-20 4-22 29 6 + 12-7 12 3 - 1 0 330-90 4-0 336-42 9-6 323-12 2-39 -29-20 U. ONO. Am 17. 6. 9-7. Tyrnau. . . . + 1-50 Mailnnd . St. Maria Mai'linsbcrg Mediasch Melk . . Heran . . 16 6 + 2-0 13 6 —14 2 247-30 18-3 231-33 11-9 ■242-99 62-51 \V. Am 28. +Ü-2,an.3.-247"S3. lürrhdorf. . . + 1-44 + 2-30 + i-20 31 27 6 6 + 10-G + 12-7 12 3 3 3 — 4 — 6 0 6 326-38 323-77 3-9 19-9 332-34 331-24 9-6 U-9 321-18 317-19 1-90 14-37 •21-31 O.SO. Am 10.9-6. .«ediasci, . . . Kremsmünster . + 1-^20 + 1-18 + 2-47 + 5-33 31 6 + 1Ü-3 16 3 - 4 0 327-30 3-3 333-31 9-3 321-89 2-04 7^36 w. Am 18. +8°. Obervcliach . . + 1-13 31 6 + 12'!) 12 3 — 3 3 324-86 1-3 330-29 9-6 319-23 — 3-39 W.ViVI. Am 16. 11-7. Ueutsehbrod . + 1-03 Obervcliach + 1-13 31 6 + 9-0 14 3 - 5 0 — — — — — 13-20 0. Scliässburg . . ■r 1-03 Obir I. . — 1-80 31 6 J-11-3 12 6 -11 0 — — — — — — — Oderberg . . . +- 1-02 Obir HI. . - 7-23 31 6 — 1-0 12 6 -16 0 — — — — — — — — VVallendorf . . + 1-02 Oderberg Üdenburg Ofen . . OlmUtz . St. Paul + 1-02 31 0 + 9-7 12 3 — 3 2 330-01 3-6 336-28 9-6 3-24 ■ 85 — 15-03 N. Am 17. 6-8. Allhofcn . . . + 0-98 + 2-10 31 G + 10-2 14 3 - 5 0 328-98 3-6 333-10 10-3 3-23-99 — — — S. Paul .... + 0-91 f 3-30 29 6 i-lÜ-9 4 3 — 4 2 323-51 3-3 339-04 10-3 337-91 2-30 7-67 — Leutschau . . + 0-73 + 2-ü8 31 6 + 9-0 11 3 - 3 7 3-28-91 3-3 334-02 10-3 325-60 — 43 NO. NW. Am 26. 8°2. Lienz .... + 0-63 + 0-91 31 6 + 11'0 3 3 -10 7 3-21-03 3-9 326-39 9-6 313-20 1-74 693 SO. Jaslo .... + 0-37 Perugia . St. Peter . + 4-92 _ 317-90 1- 3-23-08 11- 313-33 — 19-49 s. Wcisshriacb . . + 0-47 + 0-04 31 ß -1- 6-0 11 6 - 8 0 •289-94 1-3 -294-40 9-6 •284-82 1-71 12-50 NW. S<». Kcichenau . . + 0-46 Pilsen . . + 2-59 31 6 + 10-2 12 3 - 3 3 3-23--2ä 2-9 332 03 9-3 319-74 — — W. 0. Am 15.8-9. Lemberg . . . + 0-40 Plan. . . — 1-33 2 6 + 3-9 13 3 -10 7 273-92 1-3 280-44 9-6 •270-89 — 10-56 — Am 30. 4-8, am 16. 3°1. Krakau .... + 0-38 Prag . . + 301 31 6 + 10-7 11 - 4 4 329-66 2-3 336-20 9-3 3'23-32 2-07 9-53 — Admont . . . + 0-35 Prcgratlen + 0-01 28 6 + 9-9 11 3 -11 4 — — _ — — — — 0. Am 1. —10°. Steinbüchel . , + 0-24 Pressburg Pürglitz . Raggaberg Hcichenau + 2-Ö2 31 6 + 9-8 12 3 — 3 4 331 73 3-6 337-91 9-3 320-29 2-01 18-30 NO.OSO. Am 16.7-8. Trautenau . . -f- 0-19 + 1-69 31 ü + 8-3 12 3 - 4 0 323-96 2-6 330-30 9-3 318-06 2-19 11-45 W. Ami. 6-2, am 13.6-8. Sachsenburg . + 0-16 — 2-81 31 6 + 7-0 14 3 —12 0 — — — — — — — — Scheranitz . . + 0-06 + 0-4(i _ 4 3 -10 0 333-87 3-3 320-01 9-3 308-47 — 2-20 w. S. Peter . . . + 0-04 Rom . . + 9-32 _ 334-11 338-32 24- 3-29 -86 — 31-72 N. S. Magdalena . + 0-02 Rosenau . - 0-73 24-6 + 8-7 29 6 + 8 6 323-36 3-6 331-13 11-9 3'20-OS 1-82 22-71 — Am^20. 331" 10. Pregratten . . + 0-01 Rzeszow . + l-.'i2 31-6 + 10-2 13 3 — 7 3 329-48 20-3 337-26 9-9 3^>4-00 — 36-66 — Am 21. -6-0. M. Aussee . . — 0-05 Saclisenburj + 0-16 31 6 + 7-8 14 3 —10 6 314-81 1-3 3-20-38 9-6 3U9-69 1-73 27-48 NW. 0. Kronstadt . . - Oll Saifnilz . — 1-03 28-6 + 6'4 12 3 — 11 2 — — — — — — — so. S. .lakob I. . . — 0-22 Scbiissburg + 1-03 27-6 + 10-8 3 3 - 8-8 3-22-71 20-3 328-32 11-9 313-87 1-75 24-70 0. Am 1.-6-4, am 20. -6-2, S. Jakob 11. . . - 0-32 am 11. +9-4, um 3. 3-28-41. Scliemnitz . . . . + 006 28-6 + 6-4 12-3 - 3 1 313-71 3- 319-09 10- 308-81 — 17-69 NW. Am 20. 318-31. Czernowitz . . — 0-35 Sehössl . . + 1-83 26-6 + 6-C 21-3 - 3-0 324-30 2-9 330-92 9-3 3 18 -.54 1-94 7-21 SW. NW. Am 13. 6°4, am 1. 5'8. Kesmark . . . — 0-39 Semlin. . . + 3-19 31-6 + 12-3 20-3 - 2-4 334-96 19-9 339-94 11-9 327-95 — 37-58 sw. Am 8. 8-8. Klagenfurt . . — 0-61 Sexten . . - 1-46 30-6 + 6'3 12-3 -14-4 — — — — — — — N. Rosenau . . . — 0-73 Smyrna . . + 10-38 24-6 + 20-0 14-9 + 3-0 339-97 17-9 343-79 S-9 335-27 — 47-30 \0. MV. Am 1. 13. 18. +3-5. Gastein . . . — 0-77 Stelzing . . - 136 l't'l + 6-0 12-3 - 9-2 — — — — — — — N.' Tröpolach . . — 0-79 Steinbüchel + 0-24 31 6 + 8-(i 12-9 - 7-4 — — — — — — — N. A. AussL-e . . - 0-87 Sulden . . — 2'78 15-6 + 3-0 12-3 -14-0 — — — — — — 37-76 — Am30. u. 31.4-0. Unter-Tilliach . - 0-98 Szegediu . + 3-32 31 6 + 12-6 1! ■' J - 3-2 333-48 3-3 339-43 10-3 3'28-43 — 8-00 N. S. Am 8. +10-0. Saifnitz . . . - 105 Tyrnau . . + 1-30 28-6 + 8-4 1 3 ' a — 3-3 331-13 3-6 338-09 9-3 3-26 -38 2-07 17-14 N. NO. Am 1. +4-8. Innichen . . . -- 1-19 Traulcnau . + 0-19 — — 21^3 - 8-7 3-2Ü-61 3-9 326-38 9-6 315-33 — 48-50 w. Am 14.-8-5. Kalkstein . . . - 1-25 Trienl . . . + 6-37 30-6 + 13-0 12-3 - 07 329-87 1-3 333-00 9-6 3^24-30 — s. Am 16. +10-5. Plan - 1-33 Triest . . . + 6-07 28-6 + 14-3 13-3 - 0-4 336-47 1-3 341 --24 9-9 330-23 — 19-00 0. Am •2. 11-1. Sexten .... - 1-46 Tröpolach . - 0-79 30-6 + 7-4 12-3 — 18-0 314-03 1-3 318-93 9-6 308 -'23 1-60 47-16 so. Stelzing . . . - 1-56 Udino . . . + 3-62 •a ■' + 130 « ' 3 — 0-0 — — — — — _ w. Am 15. +7-. Inner-Villgrallen - l 64 Unter-Tilliach - 0-98 28-6 + 6-9 11-9 - 9-9 — _ _ — _ _ w. Ohir I — 1-80 Valona. . . -1 8-20 18-6 + 11-0 1-9 + 4-5 — — — — — — 3-10 so. Alkus .... - 1-88 Venedig . . + 3-70 30-6 + 10-7 4-3 + 0-2 336-80 3 9 342-24 9-9 330-66 2-36 •22-02 NO. Am 28. 11-4. Küssen .... - 2-0-2 Wallendorf + t02 27 6 + 10-3 2 3 + 7 ^ 3-22-72 20-9 328-33 11-9 314-14 1-91 37-18 \Y. NO. Am 11.7-9. Sulden .... — 2-78 iborsicht der Wltternng im ffliirz 1857. Beobiichtungsort Miniere Tem- peratur Maximum Minimum Milllcrer Luft- druck Par. Lio. Maximum Minimum Mitfloi-iT üunst- druek Nieder- schlag I'ar. Lin. llerr- sclunaor Winil AiiiucrknnKcii und secundäre Extreme. BeiibarhtunRsorf. (Nach der mittl. Temp. (jeordnet.) .intllere Tem- peratur Tai! Temi.. Tag Temp. Tag Luftdr. Tag Luftdr. Weissbiiach . . . Wien Willen Zavalje + 0-47 + 2-70 + i-3S + 2«1 31-6 + 8°S 31-6 +10-2 19-6 +12-9 31-6 |4.10-2 12-3 12-3 14-3 — 8-4 -11-4 - 4-6 329-811 313-47 320 -9S 3-S i-3 1-3 336-32 318-91 3-2()-28 9-3 9-3 9-9 324-02 308 -S9 314-97 1-9S 28-10 lS-09 20-62 4Ö-89 S. Am 8. 7-1. Am 8, 8-5. Am 9. 9-6. RaügaberK . . S. Maria . . . Ferdinandshöhe Ohirlll. . . • - 2-81 - 4-22 - 7-09 - 7-25 Verlauf der Witterong im März 1857. den 9. ausser den westliche Minimum der Temperatur, w Höhe hob. überall absolute dches sich Der hohe Luftdruck bielt bis zum 4. Mär-i au, worauf sich derselbe schnell einem Minimum näherte, welche Monates sich gestaltete. In den nordöstlichen Stationen (Calizien) folgten grosse Schneestürme, vom 11. bis 1.1. mit dem Minim Böhmen »um secundüren gestaltete, bei gleicbaeitigem secundären Maximum des Luftdruckes. Das Miniraum des Luftdruckes am 31. war von dem Maximum der Temperatur begleitet, welches sich rasch zu bedeute Vom 1. bis .Sl. bildete der Gang des Luftdruckes öraal ein Wellenthal und 4mal einen Wellenberg. Die scharfen Ostwinde vom 19. bis 21. waren in den lueisten Gegenden fühlbar. Admont. Regen am 17. 34. S6. 27. 2S. 29. 30., Schnee am 6. 7. 10. II. 12. 13. 14. 17. 39., am 10. 5"33., Nebel am 3. 4. 7. S. 0. 14. 18. 30., am 5. um 4' 43' Ab. W'« hierauf NWl» stossweise, r.m 11. von 4' bis 4'' 30' Ab. W'», am 15. um 10' 45' Vorm. VV'., am 20. von 9'' 30' Morg. bis 9' Ab. O'», am 19. und 20. um lO'' Ab. W'-ä. Agram. Regen am 9. 15. 16. 17. 18. 22. 23. 34. 25. 26. 28. 29. (am 18. 25. 28. 29. sehr gering), Schnee am 9, 19. 20. 21., am 9. Ab. WSW', am 9. 4"28 Regen u. Schnee. Alkus. Regen am 34., Schnee am 9. 21. 23. 24. 35. 36. 29., am 4. 17. 18. 19. 20. 21. Höhenreif, am 30. und 31. Höhennebel, am 9. 17. 18. 19. 20. 21. 23. 24. 27. 31. Nebel, am 5. W*-8, am 12. NW'". Seit 16. BergesabhSnge bis 5000' schneefrei. Markt Aussee. Schnee am 5. 6. 7. 8. 9. 10. 13. 13. 14. 17. 24., Regen am 16. und 24., Nebel am 27. und 28. Alt Aussee. Regen am 16. 24. 25. 26. 37., Schnee am 5. 6. 7. 9. 10. U. 13. 13. 15. 16. 17. 25. 28. 28., am 15. 5'73, Nebel am 7. 24. 26. 28. 31. Bludenz. Regen am 5. 15. 16. 17. 21. 24. 25. 26. 27. 30., am 16. 3'''07, Schnee ain 5. 6. 7. 9. 10, 11.. am 11. 2"80, am 9. Morgens stürmisch aus NW. mit Schnee bis 11. Morgens, der Schnee war am 17. ganz verschwunden, am 19. um 5' 45' Morg. gegen Ost eine so brennendrothe Morgenröthe, dass die gegenüberliegenden Berge bis tief herab, wie Ton der aufgegangenen Sonne geröthet erschienen, dauert 12', am 18. seit 3' Morg, Föhn. Bodenbach. Regen am 1. 3. 10. 31., am 31. 2"52, Schnee am 5. 6. 11. 14., am 5. 2"32, am 20. stai-ker SO. Wind. Bologna. Regen am 9. 17. 18. 19. 20. 21. 23. bis 27. 31., Schnee am 11. 21. und 22., am 31. und 25. stürmisch. Oormio 1. Schnee am 23. und 27., Nebel am 1. 2. 32. 24. 27. Bnrmio ü. Schnee am 23. und 27., Nebel am 1. 2. 9. 10. 11. 24. 27. Botien. Regen am 9. 10. 23. 34. 20., am 10. mit Schnee, am 20. Schneegestöber bis 600' herab, am 7. 3' 30' Morg. sehr schwaches Erdbeben von schaukelnder Bewegung. Brunn. Regen am 8. und 9. 24. 35. 20., am 28. 3"'50, Schnee am 5. 6. 11. 12. 13. 19. 2Ü. 21., am 5. l'"45, Reif am 1. 2. 3. 17. 18. 28. Bukarest. Hegen am 13., Schnee am 22., am 13, 18. 19. starker Wind. Cairo. Regen am 10. (s. wenig), am 6. seit ll' Morg. Wechselwind aus SW. und SO., am 8. seit lO' Sturm aus WSW. und SW. bis 4'' 30', dann Blitz u. Donner, am 9. 10. und 18. 20. 22., Nebel am 20. Nordmnd. Curzola. Regen am II. 20. 21. 22. 23. 25. 26. 27., am 27. 8*20, am 30. und 21. stürmisch aus SO. und O., am 3. aus NO. und O. Czaslau. Regen am 1. 8. 9. 15. 23. 24. 35. 2«. 28., am 15. s'-'so, Schnee am 5. 9. 10. 11. 15., am 7. 2"'35, Reif am 2. 3. 17. 18. 28., am 3. mit Nebel. Am 31. um 5' 15' Sonnensäulen, am 21. SO'-^. Czernowifz. Regen an keinem Tage, Schnee am 1. 13. 13. li. 16. 17. 18. 32. 25., am 14. 3'''50. ara 1. 5. und II. Nebel. aus NW'bisl». • Debreczin. Regen am 9. 22. 24. 25. 26., am 34. 6'''00, .Schnee am 1. 6. U. 12. 13. 15., am 12. 9*92. Ueutschbrod. Regen am 1. 8. 15. 24. 35. 29., am I. o''95, Schnee am 5. ü. 9. 10. 11. 12. 13. 16. 21. 39., am 10. 2"7I, l'rauenberg. Rogen am 13. 24. 37. 31., am 15. 2'''28, Schnee am 5. 6. 9. 10. 11. 12. l"20, am 21. O. und SO». Fünfkirchen. Hegen am 5. 9. 10. 15. 23., am 9. 2'''85, Schnee am 3. 9. 12. 13. 20. 21. 22., am 22. 5'''l0. am 31. SO», a Gastein. Regen am 24. 1 42, Schnee am 5. 6. 9. 10. 11. 24. 25. 27. 29., am 9. 3'''46. am 10. 10. 24. Höhennebel. Gran. Regen am 9. 15. 16. 17. 18. 32. bis 36. 30., ara 9. l"'70, Schnee am 5. 6. 13. 15., am 15. 2°'81, Regen und Schnee, am 21. starker Ostwind. Gratz. Regen am 9. 10. 17. 18. 10. 24. 25. 29. 30., am 24. 5"69, Schnee am 10. 20. 21. 22., am 10. 7'''00, Regen und .Schnee am 5. und II. NW', a Greston. Regen am 9. 10. 14. 15. 24. 35. 37. 38. 29., am 16. 3"'81, Schnee am 1. 5. 6. 9. 10. 11. 12., am 5. 3'''l7. Am 4. starker Reif, am 13. slürra Am 14. Schneetiefe im Thale 9" auf dem Goganz (3400') 24", auf der Scblossalpe 2750'— 25 bis 30 Zoll, die Schnei Hochvordcrnberg neben dem Bauernhofe (2400') 13 Fuss 6 Zoll, seit Jahren nicht so tief. Am 18. Reif, Schneedecke bis 2400' 0.0, auf der Nordseite bis 2000 0.9 höher h 2500 0.5. 0.9, Ebene 0.1, vom 19. Mittags bis 21. um 4'' Ab. schai-fcr SO*- Am 31. Ab. grosser Mondhof um 8'' 15' Xebenmond. Jaslo. Regen am 16. 19. 21., am 16. 3'''37, Schnee am 1. 5. 10. II. 12. 13. 14. 15. 10., am 13. 4''84, Nebel ara 39. und 30., am 13. NW. 'oni 12. Morgens m 21. 0S0»-9. 13. und 27. NO", 14. Morgens mit Sluri noch schneebedeckt, Westseite bis 3400 0.1 bis 0.6 y 23. und 24. Nebel. Strasse nach Ibbsitz 4l;> Fuss, auf dem ch der Neigung. Üstseite bis . , c 1 ,- ,„» „„,, ,l,.rarriie SclmPeverwehunEen. .hiss .lie Lundleule aas dor nächsten Umgebung der Sladl nicht herein kommen koUDteo und J. Kni schreibt:.» ... .2. ''• ?<>''-«.'"'™'' ""* ^'■''; '^1*' ' rfZIl if„,M-,r,n..„ Schneemassen reichten stellenweise bis über die Fenster der Brdgescho.se. Vcrlanf der Wilterong im lliir« 1857. irartiffp SchneeverwehunEen. djiss die Lundlei Herr Dr. J. Krii schreibt : »m ... .=. '■'^"'••''"■■"^"■■■■° ".7 "f ^V'^' 1,, Häusern arifEethürmten Schneemassen reichte,, stellenweise bis ud. dl. Cmmunication auf den St,-assen durch mehrere Tage S»be.un,. bheb d^e „ de, H., sern an gethu ^^^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^^ ^_^_ ^^ ^^ Höhennebel am .7. 18. „ah.nr:inLrn;"f:ir ^.."r;rAb'e:d. TZ:i^.:^^:^<^^.^0^:^n:o^- - - ~her Seh„ees.urm aus NW., am ... aus SSW., am .«. Ab. Nebelr.e.eln. Sehne. lieg, noch an der Ebene 4-6 ^-^'•^^\l""ir'%\%^^!f ^T'll^O f^iTlTu tZ^^. Abeudrolh, am 16.26. Nebel und Hbhennebel, am 8. 9. 10. 16. IT. .8. 1». 20. 21. 22. Innichen. Schnee am 9. 10. 20. 24. 25. 26. 27. 29,, am 10. 5^5, ;"■'/•; ,_, ',, ^3 ^^ ^6 .'^O« die mittlere Temperatur war an 21 Tagen unter 0. 33, bis 27. dann 29. bis 31., - '8. -1 .9. m,t «-'.=", 3. O^ - »• «« '„n,; ■^g"' Zoll 'hoch, Nebel am 6. 9. 10. 20. 24. 25. 26. 37. 29. 3. am 5. .7. bis 23 ""--nebel vom ,0 .i/.r.'mU «Vhenre-ru^dTb L,ln laü°;n1u;;;staUen an Bäumen, am'.. 15. 27. Abendroth, am 5. 8. Schneesturm aus W«, am .5. um 10' Morg. „armer Wests.nrm (Jahwtnd,, au. 11 la» in den Ebenen noch 20 Zoll hoher Schnee, am 27. waren grosse Law,ncn. .„.„., . o n7 s 1:-:.. r:^"-^tT - v-^ it ii: ^::::^r::-i^^:^ t^.:z:^:i z^^:^^^. am 5. «. . bis .. .7.. Nebe. .. .. 2. 24. „ohen„ebe, vom 24— 27. , . ,. , „ „ c ii lo n Schneestürme am 8 und 31. Sonuenhof, am 31. von 11' bis S' Ab. mit kurzen ,......j::-Ti^t'::^^^z:!T::.zi.'^J^^^^^ - -- -• - - -' - -™ -- - -' -- auf den Voralpen Schnee, am 20. den ganzen Tag ^^;'-^'^^^^^°- ^,^^^ ^^^„^^ ^^ , ,„ ,,_ ,9. j«., „„ 9. .jn.,,,^ ,„ 9. Schneesturm aus N., am 20. und 21. Schneefall hei O^ am 26. schwinden, an', 31. aber erst gänzlich, bis 16. strenge Winterkälle, dann besonders vom 24. an schone , o" 53' Morg. berichtet Herr Prettner: das E.-dbeben war hier in einer Stärke wie es seit langem n.ch .bleich alle Möbeln im Zimmer heftig knarrten, der Baro.ueter in leichtes Schwanken ger.elh und Vogel Im Kafig. «ng. d:;'s^:r;n-d;ibene an^u' ver;chwi„den, am 3.. aber erst gäj»,ich. bis ^^■^^:^X;:::'^::^TeT^:^:1Z T.'^Z^T:^^'^^^^'^ >-• •^'' -•<" -" '•''"^^- schh.tein^^:es:r^:^,^:;.:L^Är-tii^h^^^^^ =ku::nest^ r-e,ru:i ^^^^^^^£^^ ^%:t ^^r:z^-^n ^•rdi;f:t"Gräl:r^l"n^'"v:\e"u";;ri^;scT"e:::mL°:^Lb::, t:o:d:r:'"^^ ich\abe n«r das vemommen, was als natarliche Folge der Bewegung so grosser Massen "'™"'''''Er1^n"J:t™'znm"Mitttl':i.rfM,t" T^rrTemTeratur +3^9, Feuchtigkeit _ 16. Niederschlag - 7^23. der strenge Winter wurde ers. am .7 "Oterbrochen dem ersten Tage sei. . NovTa,r:ihemdirTe,npera.ür nicht uüter o'sank. SeT, 1813 hatten nur die Jahre 1814, .8.6, .829, 1845, .852 kältern Mär. und nur .845 kältere Mar.tage (.4-.). Knrneuburr BeL-en am 15 16. 24 25. 29., am 25 3'''20, Schnee am 4. 6. 9. 10. .3. 20., .im .8. Wetterleuchten .m W. Kralan nege,;!.™ . 6. 9 .6. .7. 25. 26. 28. 31., am 25. r'25, Schnee am 5. 6. 7. 9. 10. U. .3. .6. .7., am .0. 397, Nebel am 4. und 27. Sturme am .9. und 20. aus ''"•'"Kr"e"m!müis?e:"'°R;":n'äm 8. .5. 16. 24. 25. 26. 27. 29., am 15. 6"80, Schnee am 5. 6. 9. 10. 11. .2. .3., am 5. und 9. ."70, am 8. Thauwet.er ebenso am .5.. a,n .7 und am 18. stark, wobei der Lhnee bis auf die Wehen aufgelöst wird. Am 19. 20. 21. heftiger Wind aus O. und NO. oft mit Sturmesstärke, am 25. d.chter >ebel, am 27. um 1 45 Ab. C-aupenbagel durch wenige Minuten, am 30. gefroren mit starken Reif. Die Schneedecke hielt ununterbrochen vo,n 25. November 1856 bis 18. Mä,-i 1857. m „ 00 «™ .; m ■y'- 4h «hr ,.,-nsser Mondhof Kronstadt. Regen am 11. 28. 31., am 28. 5"53, Schnee am 1. 2. 12. .3. .4. 15. 16. 17. 39. 30., am 17. 365, Graupen am 28. Am 5 um 7 Al'-ff f °;^%7";'„'';J' am 9. Abends und Nachts .Sturm aus S., am 10. und 11. Nachm., am 12. Nach,n. aus NW., am 19. 20. 21. schneidend kalte Ostwinde, am 22 b,s 3 J^\S'""" *"!,,!, „''"iT.'f, nehmer FrOhtingstag, am 24. von 3' 30 ' Ab. bis in die Nacht Stu.-m aus .s., am 25. den ganzen Tag rauhe Ostwinde, am 26. Vorm. trüb und rauh, Nachmtttags bette, und m,ld, am -7. angenehmer Frühlingstag. Der Schnee am 30. von 9' Hoig. bis 7' Ah. schmolz sogleich. „-,„„:. „1, ..,. sn am Lemberg. Regen am 23., .Schnee am 1. 2. 5. 7. 8. .0. bis 14. 16. 18. 22. 23. 24. 26., am 23. .'^24, Regen und Schnee am ...' 12, Schnee am 2o s.urm.sch aus SO., am 80. hier aus NO-, am 28. ist die Erde stellenweise vom Schnee eotblösst, am 30. Überschwemmung des Samborer Kreises (erst am 5. April löste s,ch d.e E.sdecke der le che) Leutschau. Regen am 10. 24. 35. 26., am 34. 1^87, Schnee am 1. 5. 6. 11. 12. 13. 15. 19. 23., am 10. 8^07, am 2. um 3' Morg. NNW^, « f »J"'"'« "'' klemeren Unte - brechungen um 7' Morg. NNW«, vor 13' SNW', wellen-, nach 3" NNO« stosslörmig; am 5. nach 4' 40' Ab. N», endet plötzlich um 9' 30 ; am 11. um 11 20 plötzlich NNO , um 11 35' in N', 4' Nachm. N*. dann orkanartig N* bis 12, 3' 40' Morg. dauert mit Pausen als N»— » und NW' bis 9' Ab. Reife waren am 18. 29. 31., Nebel am 7. 25. 26. 27. Lienz. Regen am 9. 24. 25. 26. 29., am 26. 9"42. Schnee am 10. 22. 24. , ,■ . • , „ o „„ ,b Am 2. 3. 7. 14. 17. 23. Morgenroth, am 3. Abendroth, am 3. um 3' Ah. 7°2 ein Maximum det Temperatur, am 4. Höhennebel der um 8 schnell aufgelost w.rd, am 9. 1 Ab. an Schueestucn, am 10. um 4' Ab. Aulliisung des Höhennebels von NW. her, am ... seit 12' sehr wechselnder Wolkenzug, am 13. Windwolken und Hochgeb.rgsslurm, am .9. Bäume von 4 bis 5000' bereif., am 20. Windwolken, am 21. leichter Schnee bis 2300', am 23. gehen Grundlawinen (vom Lagerschnee) ab, am 25. um 10 Ab. Platzregen, am 26. se,t 4' Ab. starker warmer Regen, am 27. Bäume von 5'— 600O bereift, am 38. erster Frühlingstag, sehr zahlreiche Grundlawinen, am 30. etwas Windwolken, am 31. war der Schnee der Ebene und jener der sonnseitigen Berggehänge bis 5000' hinauf du,-ch die letzten warmen Tage und den warmen Regen vom 26. bis auf kleine Streifen geschmolzen.. Linz. Regen am 8. ». 15. 16. 17. 21. 25. 26. 28. 29. 31., am 16. 3'^40, Schnee am 5. 6. 9. 10. .1. 13., a,n 5. 1-42. Am 1. Morg. Hftbennebel, am 2. Abendroth, ebenso am 4. (und schwacher Reif) 5. .7. .9. 20., Morgenroth am 4. 18. 19. 20., am 4. 8. 18. IB. 2.. sehr stark deutl,i-he Sicht- barkeit der Alpen, am 5. Windstösse aus W., ebenso am 13. 13., am 14. 22. 25. 26. 31. Lichtkran/, um Venus, am 15. Glatteis und Wasserziehen der Sonne, am .7. 20. 30. .«..diakal.icni, am 18. u,n 8' 35' Ab. eine S.ernschnuppe von rothem Lichte von Capella in westlicher Richtung gegen die PIejaden ziehend, am 31. gi-osser Mondhof. Reif am 30. und 31.. a,n -,. sehr stark. .S. Magdalena. Regen am 11. .6. .7. .8. 23. 24. 25. 26. 27. 30. 31., Schnee am 10. 11. 17. 18. 23., am .0. n"l6, am 9. .o'"27, Regen am 18. und 19. dichte Nebel und NO», a,n 31. NNO', Nebel war noch am 9. 23. 27., am 16. Nebelschnee. r , , • Am 7. März um 3' 40' war eine sehr heftige E,derschimerung in der Dauer von 0 Secunden in schwingender Bewegung mit donnerähnlichem Brausen, nach . M,nute folgte e,ne schwache und nach 5 Minuten eine stärkere. Am 2. von 2' bis 3' Sturm aus NO., am 21. Früh Sturm aus NNO. mit heftigen Schneewehen bis Abends. Verlauf der Witterung im Märt 1851. v Mailand. ReBen am 8. 9. 18. Sä. 23. 25. 26. 31., am 21. starker NO. S. Mari«. Sclinee vom 8. bis 14., am 22. und vom 26. bis 30., am 10. 9'''85, am 7. grosser Sonnenhol, am 12. Sturm aus W., vom 22. bis 25. Nebel, am 21. waren hier N. und W. Winde. Am 14. fiel Sclmee bis 300, am 29. bis 1000 Meter abwärts. .Martinsberg. Regen am 9. 15. 23. 24. 25. 26., am 15. l"30i Schnee am 5. 6. 9. 12. 13. 20. 21., am 12. 235; Regen und Schnee am 9. 3-68. vom II. bis 12. N». am 31. S'. Am 10. war der Lagerscbnee grösstentbeils abgegangen, der neugefallene hielt nicht mehr. Mediasch. Regen am 10. 11. 12. 16. ir. 24. 29. 30., am 30. 3"u0, Schnee am 12. (9"24), 1. 7. 15. 21., sehr wenig am 13. 14. 15. 16. 17., am 27. Reif, am 10. NO*. Am 15. eisfreie Bäche. Melk. Regen am 9. 15. 16. 17. 24. 25. 26. 27. 29. 31., am 17. l'82, Schnee am 5. 7. 10. 11. 13. 20. 21., am 5. 3-59, Nebel am 9. 16. 17. 25- 26. 20., am 20. NO». Mernn. Regen am 23. 24. 25., am 25. 0^90, am 9. 1^72 Regen und Schnee, am 9. vom 4 bis 5^ Schneesturm, am 6. (?) um S^ 30* Morgens will man hier ein Erdbeben von wellcufiirmiger Bewegung bemerkt haben, am 20. Nachts Schneesturm auf den Bergen. Oderberg. Regen am I. 5. 6. 8. 9. 15. 16. 24. 25. 26. 27., am 11. 2"5l Regen und Schnee, Schnee am 1, 6. 9. 12. Arn 1. 2"90, am 10. dichter Nebel um ö' 30' Morgens, vom 19. bis 21. stürmisch aus O, Am 25. von 5 bis 9' Sturm aus S. Ödenbnrg. Regen am 5. 8. 15. 16. 17. 23. 24. 29. 30., Schnee ,ira 5. 9. 14. 15. 16. Ofen. Tage mit Niederschlag am 13. 20. dann 22. bis 25. Olmüti. Regen am 14. 15.. Schnee am 6. II. S. Paul. Schneesturm am 9. und 10., Schnee verschwindet am 25. S. Peter. Am 5. 10. 11. 12. Sturm aus NO., am 12. mit Schneewehen noch am 31. tiefe Schneedecke. Pilsen. Regen am 8. 9. 15. 23. 25. 26. 87. 28. 30., Schnee am 5. 6. 10. 11. 21., Reif am 17., Nebel am 24., am 19. und 20. Sturm aus O. Plan»). Regen und Schnee am 5. 6. 9. 21. 23. 25. 26., am 9. 5"60, Schnee am 5. NO', am 17. 20. 21. starker Hnhenr.inch (Hnhenncbel ?), welcher das Thal den ganien Tas in dichleii Nebel hüllte. Prag. Am 6. Sturm aus W., am 12. aus WNW., am 15. aus NW. Prcgratlen. Regen am 23., Schnee am 5. 9. 10. 20. 21. 24. 36., am 10. 18 Zoll hoch, Nebel am 5. 9. 10. 20. 21. 23. 24. 25. 26., am 6. Morgenroth, am 27. Abendroth, am 7. Mondhof, am 20. und 21. HShenreif. Presshurg. Regen am 1. 6. 9. 16. 17. 24. 25. 26., am 24. 5"02, Schnee am I. 5. 6. 12. bis 15. 16. 17. 20. 21. 22.. Reif am 2. 4. 5.. Thau am 18. 28. 30. 31. Am 1. und 5. kleiner Mondhof, am 2. 3. Abendröthe, am 21. SO», am 22. OSO'—', am 18. ist der Schnee, wo er nicht angehäuft war, verschwunden. Piirglit?.. Regen am 8. 9. 15. 10. 25. 27. 29. 30. 31., am 18. 2^20, Schnee am 6. 7. II. 14., am 6. l"00, am 20. und 21. scharfer Ostwind. Das Eis des Beraunllusses trennte sich schon Ende Februar und schob an vielen Stellen weiter, doch ging man noch am 8. an mehreren Stellen über die Eisdecke, während der schwache Eisgang hei niedrigem Wasserstande in der Nacht vom 8. auf den 9. erfolgte. Reicheiiau. Regen am 7., Schnee am 5., am 28. um I' 30' Regen mit Hagel, vom 19. auf 20. Sturm aus SO. Herr Pfarrer Pfeifer schreibt vom 18. Mär/., dass um 8' 44' Ah. ein donnerähnlicher Schall gehört, und um 8'' 55' ein derber Erdsloss, der Gläser klirren machte, verspürt wurde, in der Nacht folgte Sturm aus SO. Rom. Am 23. von 9 bis 10' Ab. Gewitter (Blitz, und Donner) mit starkem Regen. Rosenau. Tage mit Regen am 9. 24. 25. 26. 31., Sclmee am 10. 26"ll, 5. 10. 13. 15., Nebel am 1. 5. 24. 36. 37. Riesiow. Regen am 10. 24. 25. 27. 38., am 25. o'^94, Sclloee am 1. 5. 6. 7. 10. bis 14., am 14. I4"80, am 13. Nachts Sturm aus W. bis 4' Ab., bei grossem Schneefalle, der in der Stadt Schneewehen von 7 Fuss Durchschnitts-H6he bildete, ja manche Häuser bis zur Mitte der Dächer einhüllte (10 bis 12 Fuss?) durch die Wucht des Schnees und des Sturmes wurde ein Haus umgestürzt. Die Coramunication zwischen Krakau und Lemberg war durch 7.wei Tage unterbrochen. An der Wistoka bei Riesiow fing am 9. das Eis an abzugeben, wurde aber durch den Prost vom II. bis 15. wieder aufgehalten, das Treibeis begann erst wieder am 18. Der Eisgang der Weichsel war vom 18. auf 19. Schässburg. Regen am 25. und 30., am 30. 3''38. Schnee am 1. 2. 12. 16., am 16. 14"44, am 11. OSO», vom 13. bis 16. ununterbrochener Schneefall, vom 19. bis 21. starker Ostwind, am 28. von 4' bis 5' Ab. WNW'". Scberaniti. Regen am 9. 25. 26. 30., Schnee am 5. 32. 23. 30., Nebel am 4. 9. den ganzen Tag. Vom 19. 21. hier nur massiger SO. Wind. Schössl. Regen am 9. 15. 24. 31., am 15. S'oO. Schnee am 5. 9. 12. 13. 21., vom 5. auf 6. l''70. Reit am 2. 17. 18. und 28., am 30. SO« und harter Frost. Scmlin. Regen am 1. 10. 21. 22. 25. 28., Schnee .im 1. 11. 13. 19. 30. 21., Regen mit Eis am 21., am 25. von S' bis 3' 45' sehr heftiges Gewitter mit Hagel und Platzregen. Sexten. Regen am 25. 31., Schnee am 9. 10. 20. 24. 35. 26. 27. 29. 30., Nebel am 5. 9. 10. 13. 15. bis 20. 22. 24. 35. 27. 29. 31. Höhenncbel vom 20. bis 22., am 5. NC, am 12. N«, am 19. N', am 10. 12 Zoll hoher Schnee. Am 9. Schneesturm N» bis 10. 5' Morg.. vom 20. bis 32. Höhenreit. Smyrna. Regen am 2. bis 7. und vom II. auf 12., am 25. Nebelregen, am 7. I6"00. Nebel am 1. 9. 17. 22. 26. 28., am 11. März von S' Ab. ein Gewitter mit starken Regen. Am 13. um ll' Nachts Brdbeben von NO. nach SW. (Barometer 34o"30, Therm. 11°0, Lufttemperatur im Freien 9°, Wind SO., Wolken HS'), Herr Hotrath Dr. Pauli schreibt: Am 32. um 10 Ab. starkos Erdbeben von SW. nach NO., am 24. sehr schwül. Am 31. grosses Meteor am^ nördlichen Himmel wie eine tcuerige Kugel in der Grösse des Mondes, unter der Cassiopeia gegen die Androraeda hin beginnend in horraontaler Linie gegen den Perscus. von da zurück bis zur Hälfte des gemachten Weges nächst d des Giraffen bis zu a des Fuhrmannes ziehend, dann steigend im Zickzack um circa 20 in die Hohe und kleiner werdend, dann wieder im Zickzack hinab gegen die Cassiopeia hin, wo sie mehreremale aufllackerte, und zuletzt mit einem leichten Knalle zerplatzte. Sulden. Schnee am 8. 9. 21. 23. 24. 26. 27., am 27. 6"58. Szcgedin. Regen am 9. 10. 22. 23. 25., Schnee am 13. und 13. 20. 21., am 19. SO'. Tyrnau. Regen am 24. 35. 26., Schnee am 5. 6. 12. 13. 15. 19. 20., am 20. 4"60, am 13. NO», vom 19. bis 31. hier N. und NW*. Irautenau. Regen am 1. 8. 9. 34. 25. 36., Schnee am 5. 6. 13. 14. 15., am 6. 5"60, am 211. NO«. ") In .U„ii, ,1« lIciTii 1>. »K.ii,r.i.\ V. Alll.n.jr f„l,rl |I,,, p, c.„i„, SpHale,. ,lie l)„ÜMl,l„„,„ ,„,. Vcrlnaf der Witterang im Harz 1857. Tricnt. Regen am 0. 83. 23. 34. 23. 26. .31., letzter Frost am 13. überliaupl nur 3 ProsUage, am .'S. starker O., am 20. slaiker .SO. üdine. Regen am 8. 9. 10. 17. 33. bis 27. 31., Herr Gnätlinger Iheill mit, rtas Erdbeben am 7. fand um 3' 46' .Morgens Statt, es waren .1 SI5»se von 7 .See. Daner, «m 9. um 10' Ab. Gewitter, am 10. starker Schnee am Gebirge, in Udine Hagel, das Erdbeben wurde in Palmanuova, Casarsa und Arlegna, überhanpt in der Provinz stark verspürt. Unter- Tilliach. Regen an keinem Tage, Schnee am 9. 10, 30. 31. 34. 3,5. 39. 31., Nebel am 0. 10. 17. bis 21. 24. 25. 2«. 27. 2«. 30., am 23. und 25. HShennebel, am 3. 10. vom 18. bis 20. sehr starker Höbenreif. Am 27. Abendroth, am 3. 05-», am 20. nur 0=^. Schnee lag zu Monats-Ende mehr als Anfangs. Valona. Regen nur am 23., am 18. um 4' 52' ein wellenförmiger Erdatoss, am 21. starker SO. Venedig. Regen am 8. 9. 18. 21. 23. 24. 25. 26. 27., .am 11. 4'' Morg. etwas Schnee, am 20. NO», am 26. 7'''91. Am 7. um 3' 30' Blorgens heftiger Erdstoss, wellenförmig von OSO. nach WNVV., die Schwingungen waren kurz und rasch, wie die eines Körpers der zwischen zwei Wänden hin und wieder zurückgeschleudert wird, der Stoss dauerte 6 Secunden, stufenweise sich fortpllanzend, dann kleiner und schwächer werdend , zuletzt wie in der Ferne verschwindend. In vielen Häusern läuteten die Glocken, Gemälde in Rahuien bewegten sich, Einrichtungsstücke machten ein leises Geräusch, Gebäude litten keinen Schaden. Wer nicht sehr fest schlief, konnte nicht ohne Schrecken dieses Phänomen wahrnehmen. Barometer 338"95, "Temperatur der Luft H-l°.3, NNO. Wind und heiterer Himmel. Wallendorf. Regen am 10. II. 23. 26. 28. 30„ am 30. 5'''30, Schnee am 1. 2. 7. 8. 10. 12. 14. 16. 22., am 12. lo"04, am 5. und 10. Mondhof. Bis zum 13, war die Sonnenseile schneefrei, dann fällt frischer Schnee und bleibt bis zum 28. auf der Sonnenseite liegen, am 31. Schneegrenze im .Schatten 2070'. In den Nachm. vom 18. auf 19., 19. auf 30. und 30. auf 21. NO. Stürme. Weissbriach. Schneesturm am 9. 10., am 27. SO. Stürme, am 28. starker Lawinenfall, am 31. war die Schneedecke noch 2 Puss hoch, Wien. Regen am 5. 10. 15. 16. 17. 35. 28. 37. 28., am 24. s'oS, Schnee am 5. 11. 13. 14. 15. 21., Reif am 4. 5., Thau am 30. 31., am 8. und II. grosser Mondhof, vom 12. auf 13. NW'. Willen. Rogen am 16. 24. bis 26., am 26. 3"l4, Schnee am 5. bis 8., 10. bis 11. und 16., am 8. 5'28, am 9. 6 Zoll tiefer Schnee, am 21. kalter NOstwind, am 26. sehr kalter Ostwind, am 31. stürmischer Süd- und Südwestwind. Zavalje. Regen am 23. 24. 35. 27. 38., am 35. 9"88, Schnee am 10. II. 12. 18. 20. 21. 22., am 11. 8"26, vom 19. bis 21. hier N^— 3, am 9. Morgens starker Südwind, der bis 4' Ab. zum Sturme anwächst. Magnetische Störungen: keine. Störung des Luftdruckes am 4.. der Temperatur wurde für Wien gefunden: magnelische Declination 12-38', 85". Horiz. Intensität 20.1040, Inclinalion Teründernngen. Dössen werden die Beobachtungen wieder durch Herrn Dollnig eingesendet. Phäiiologisclie IJbersicIiten von Österreich im März 1857. Von Karl Fritsch und Franz Low. Mit Miirt ISST beginnt der zweite .lahrganfj der pliiinologisclien Ühersieiilen. In denselben werden nur solche Pflanzen und Tliiere berücksichtiget, welche (i) idlgeimein verbreitet. b) besonders wichtig und v) leicht unlerscheidbar sind. Zur Anfnahnie der siimmtliehen eingesandten Beobachtungen, sowie der Erliiuterungen und Bemerkungen hiezu ist ein besonderer Anhang der Jahrbücher der k. k. Central-Anslalt bestimmt. Mit Separatabziigen dieses Theilos der Jahrbücher werden indess nur besonders thätige Theilnehmer bedacht. Die grosse Anzahl der Stationen und Theilnehmer erlaubt aber selbst bei der bereits angedeuteten Beschränkung hier nur jene Stationen zu berücksichtigen, von welchen mehr als einige wenige vereinzelte Aufzciclinungen in den einzelnen Monaten einlangen. Vorläufig wurden alle berücksichtiget, welche sich wenigstens auf fünf der hier verzeichneten l'flanzcn- und Thierarten beziehen. Aus diesem Cirundc und zur Vermeidung von Wiederholungen sind sämmiliche Stationen und Theilnehmer an denselben in einer besonderen Übersieht zusammengestellt. Beobachtungen aus dem Thierreiche. Die Daten gelten für die erste Erscheinung Ailinont Binilonz Bolipn •J(l/3 lii/:) 17/3 5/4 28/3 311/3 23/3 27/3 1,3 17/2 29/3 3(1/3 17/3 13/3 17/3 n/2 18/3 28('? 1(1/3 2 ir.i-! Iiinsbrnrk St. Jnliob Korneu- Lnrg Krcms- miinatcr CacciDclln Tpunctal Cüliimbo ocnai . EmlirriiB citrinolii Fringilli rorlcb« . GootrD|>pii itorcora tionuplcryi Illiaiiin llclix UürIi>n«iH Lnoprlo ogilin . Motacilla alba . . Hana lpm[iorDria ■ Sign SylTia rui Trombidiu ulgari» 19/3 21/4 20/3 14/4 s/3 29/3 24/2 2li/3 8/3 29/3 29/3 28/2 28/3 3/4 31/3 30/3 20/3 10/4 2'.l/3 30/3 29/3 , < 1. XXIV. 11(1. III. 1111 llnis l.ini M asHi Vdk NfNlil. srlicti) l'raR l'irs.s- PlirBlil/. lllivrrril» Kkpsbow Scliäss- bnr« Sfnfleii- Tanlcrs Vi\n Uillrii AJ»ii.la arreii.i. ■.'0/3 l(i/3 IV/'. 3n/;( 1/3 1 il/S ■-'3/3 -il/3 1/3 30/3 4/4 17/3 27/3 17/3 17/3 20/3 S/3 211/3 20/2 27/2 3U/3 3l)/3 2/4 4/i lF/3 10/4 27/3 21/2 20/3 28/3 18/3 Aphodiua 6inctariuK . . Apr. iiieinCca ... ArilM ciaercu Ciconia alba Cocciaclla 7 puactaM . . Calulnba ueaai paluaibus . . Emberiia citrindla . . 2li/2 inj-: 20/3 4/3 21i/3 4/3 28/2 27/3 4/3 hl/3 27/3 IS/3 ni/3 L'll/3 IS/1 Gootrupei alercuianna . . ... Gonaploryi niuuiui . . . Ilclii borlcaai^ I-/3 i3/3 2J/3 I.V4 2S/3 26/3 2 7/3 3/4 30/3 7/ 10/3 ','' Jalaa lerrnlri. Lacorta agilia .... Luiubricus terre*lii6 . . Motacilla alba nava. . . . Raua leinporaria ... ücolopai l^alliaula . . 1:1,3 2 4/3? 31/3 23/:, 27/3 4/4 1/1 18/3 27/3 3/4 3/4 2r./3 30/3 14/3 2.1/3 lS/3 15/2 111/3 5/4 2S/3 11/3 • /4 10/4 1,3 31/3 28/3 llj/3 -/4 Sluruua valgari. ... Sylvia i-ubceula Troinbidiuni liüIoBenci'um fiß f/3 28/3 17/3 31/3 -73 12/3 21/3 4/3 20/3 20/2 27/3 27/3 27/3 8/3 111/3 r.i/:) 3/1 i.;/3 28/3 lS/3 17/3 1/» UI/3 3/1 7/3 17/3 23/3 10/3 10/3 29/3 3/4 11/3 11/3 14/3 9/i 2/4 7/3 4/3 M/3 1/4 IS/3 Vaai'llu. critlaln. Vaiie..a Poljcliloiui . . . , Beobachtungen ans dem Pflanzenreiche. (ftii- Ualun gelfeil für die ersten liliifhen auf den günstigsten Standorten.) llF&marl Kirrliilorl Alnii. glulnio.« Anemone lieputii , PuJial Uellii perennii . CorjJiii o.ellnni Crocu. vernu. . DapUne me.cre. Kri« cirnon . . Ervlliinnium dei Galanthus airalii llellelierl» nigei Lcueojuni vcl'nui ml. .nlgnri. Soilla bifulin . . TiINfiJngu fnrfuri Viola MjrlM. u.li ■js/'.. a;i/;i ■:l/3 19/3 l!)/3 .111/3 ■i7/3 13/» Soiiflmi. bcrs n PulnalilU Bellis perennin . . Coryliis avcllaiia . . Crocu. vernui . . Da[)l)ne iiietereiini . Ei'ici curiiea . . . Crrllironinin dem eai naliiilhiii nival[s . Hellcburun oiger Priumlu vul^uriti nea Scilla hifolia , . . Tu,.il.B„ r.,-r«ea . Vi.l« Shirlii, „do,«l. 30/3 2/4 ll/l 211/3 5/4 3iV3 31/3 -'3/3 ir/3 31/3 7/4 27/3 20/2 13/3 27/2 ij b e r s i c li t ,1er Stationen, von welchen plianologiselie Beohi.olitungen nn die k. k. Central-Anstalt eingesendet werden, seitdem die erste Inslrnetion zn solclien ausging (18Ö3). N a m 1- länge Vmn nrrile SfdiBIlF in Tnisrn B n n b a r M r r F r « V i II J. Ji a me länge Ferro nreile SeelöllC in Toiaen n r » b n r li 1 0 r r rn vi ni Seit IS53. K.ililenbi.rs 33» 58' 37 37 32 10 4S» 17' 231 Dr. Ilillbnber A.ljoncI .!. BerJau Professor P. Petruzzi Nie.ler Galizie Krain. sterreieb. Ailmonl * . . . . 32 S' 47» 33' 342 P. Tli.uilo Weiinair " Steiermark. Krakau Laibneli * 40 3 147 Alku. 30 23 40 52 770 Gomoinileioralchor J. T«lio™isg Kärnten. R»8"»» 35 47 42 39 Hauptmann Leiner Dalmat en. A»..,... (All-J » . 3t 24 47 39 484 Obeplfert'ScIialTer v. RoilliliPrg * Steiermark. Scbüssl * 31 10 50 2 7 107 Direetor A. Bayer « Böhme 42 IS 47 9 195 Professor Herzog; Siebenbürgen. Scbültenbofen 31 12 49 15 225 Dr. Stropnieki Böhme Ruilcnharli .... 31 52 511 40 73 Forstmi'ister A. Seiitl Biibmeu. Weissliriaeb * 30 55 40 41 409 Pfarrer Kobimayer« Körnte Di-ulsfhl)ro.l* . , 33 1.1 49 3» 200 Professor N. Syolirawa * Uöbmen. /.ar.i 32 53 44 7 4 Hauptmann K. Leinrr Dalmat en. lii«.li.k. (All-) . Ilcrmannstaai* . . Flolil.cli K»»i»i; 41 34 31 4Ü 48 45 9 45 47 4S 4S 40 49 42 212 89 Lieolenant Gohl Professor L. Reissealiprger * Dr. J. F. Rniseh Pfarrer Kohlmayer* Mililürgrenze. Siebenbürge«. iHiihren. Kärnlen. Keil IS.iS K leren afh.sen. Kiagenfor. * . . . 31 5S 40 37 220 Direelor J. Pretlner * Kärnten. An'l" (St.) " 37 i 4S 4S 217 Walilbereiter Scherlfel * Uagarn Krriii.ii.unslfr > . 31 48 48 3 197 Direetor A. Beslliiilior * Obcrösterreieli. Ilisirili 42 LS 47 9 19.^. Professor K. Müller Sieben borgen. KronslaiU * . . . 43 11 45 .39 294 Professor F.. Luvt/. * Siebenbürgen. Bri,.» • 30 24 4S 50 234 Dr. 7,eebentner » Ingarn l,aiL,a,l, » . . . . 32 III 40 3 147 Telegni.henleilerZillinger Krain. Briinn « 34 17 49 II 109 l;:;:;:r* * Mähren Lnipn 32 12 50 41 130 Dr. Waliel Böbmen. L..n,l.fre* . . . 41 42 49 50 145 Professor A. Znwailski Galizien. Cilli * 32 5S 40 14 120 Pniü'ssor A. Tomasebek ^■ Sleiern ark. Lolitaclinil * . . . 3S 19 49 1 109 Dr. Hlswaciek * Ungarn. Eliseliaii 31 13 49 20 350 Dr. Stropnieki Böhme Um* 30 21 40 .10 337 Pliaroi. Mag. J. Keil * Tirol. Hermaniiilu.ll « 41 49 45 47 212 Professor C. Fuss * Sieben bürgen. lAnt 31 sr. 48 IS 122 Professor Colunilios Oberösterreieli. .loslo • 39 13 49 40 122 Dr. KrJii • Galizie Il.lcri.ere .... 30 2 49 54 111 Telegrapliist AVagiier Schlesien. Jolsva 37 34 48 32 140 Pfarrer Ferentsik Ungarn fflor (.Sl.) . . . 31 ir, 47 2 000 Pfarrer Gosseubauer Kärnlen. Korneuburg * 34 0 48 21 104 Cassier Hsslinger » Nieder sterreich. I'ras • 32 s 50 5 107 Frl. Vi. Frilsch » Röbmen. Laibacb * 32 10 40 3 147 F. Sehmidt Krain. I'üi-Slil. » . . . . 31 34 50 2 174 (Ibrrforslmeisler J. F. GintI , dann Lemlierg * 41 42 49 50 145 Dr. Rubrer * Galizie Forst-Ingenirnr F. Trusa Bobmen. Linz, Freinberg* .... 31 54 43 10 134 P. J. Hinleröeler. S. .1. Oberös errpich. Snyliuflcli .... 4(i 4S 19 39 177 l)r. Krii« * Gali.ien. Mallailz 30 51 47 0 500 Lehrer Kohan Kärnten SonftoaluTg * . . Stnniilau .... 34 42 2.1 50 3 48 .15 112 Asironoin Tb. Brorsrn Kreis-Pbysieiu Dr. Bohr.r » Böbmen. Galizien. Maria (Santa) Milteliialil <■■ 28 4 40 31 1 209 D. Corbelta Förster Franz * Lombar l'ngara i\,e. SIrakonil 31 28 49 10 215 Dr. SIropnicki Böbmen. NeiisobI « 30 49 48 44 ISO Professor Vureeka Ifiigarn Träpolacl 31) .'.li 40 37 304 Pfarrer D. Paober Kärnthrn. Waldbereiter Paul Npubeblir » Udiao 3U 40 3 52 Telegrapbist Hinopel Venpilig. Nenlilsebein * 35 42 49 33 151 J. Sapetza Möbren \V.il,.a,l»rr« . . . 42 LS 47 9 1S9 Pfarrer KIopps * Siebenbürgen. Oirieial J. Otto * Professor Herzog Reiebenaii * 32 9 48 40 310 Pfarrer Pfeifer » BölMuen "i-n * 34 ■! 4S 12 100 Aajonel K. Frilseb • Meilerösterreieli. Retz 33 30 48 45 110 .4. Ilauser Niederö stprreieh. Assisicol A. U. Durklianll * Seliässbnrg * 42 32 40 13 173 Professor F. Fronius * Siebenl irecn. Franz Low. Anton Roll Sebemnitz * 30 35 48 27 300 Bergratb F. Sebwarz * l'ngnrn Z..valj,. 33 "■" 44 45 107 Conliimaz-Oireetiir Dr. Soocha Mililirgrenze. (Nebenstaliooea.) Buggan/. Tllinik Jallna Königsberg 30 20 30 37 30 17 48 32 48 35 48 30 290 313 300 WaIHmeister 1. S,.iil„:iv * S^it sr.k zn gew„c.>s.n. !>"•<•« ' ■!4 49 II 109 Dr. Olr.ik Mähivii. SIeinbiiebel 31 55 40 4S 531 Pfarrer Krahath Kirnten ''""1«" * 33 49 57 133 Ueebaal Pefenka » Ilöbo.en. Szlileno » 30 32 4S 32 142 Dr. Rombaiier » Ungarn (■..raovvilz 43 41 IS 17 1.30 Spiritual RIaiewies Unkonina. Szliici • 30 40 48 30 Dr. Haberiuann * Ungarn. (iastfin • " 47 5 508 Dr. PrOII » Salzhnrg. Vellaeh (Ober-) «... 30 50 40 31 330 Forstmeister Kamplner Kirnten Name Läuse Ferro Brrilr SrtllöliC in Tfliscu U c 0 ti u c li 1 r r P r 0 V i ni N u >u r Läuec Ferra Brrllc Sceliülic in T«iseii Beobae liier r r II V i n z . 31» U' 180 12' 100 Jiil. Fine" Nietleiualerreieh. Tanfera * 38« 8. 16» 39' 636 Pfarrer J. Weiler ' Tirol. l'UBtus.Äiljuiivl Ul. 8. Reiöoik Trauleaau » 33 33 SO 34 214 Cbirurg Brcndl * Böhmen. K. llackLT * Tilliaeli (Uuler } '^ . . . 30 17 46 42 740 Pfarrer Steiuer * Tiral. Dl. Woliliuaan • Vilgrallen (lauer-) * . . ao 3 16 IS 708 Cooperalor Kars, aber • Tirol. tt'iltfii • . JU 3 17 15 301 Subpi'iui' St. PiaiilaL-i' * Tiral. ^^,.^ 33 55 11 7 1 Tolcsiai>litiileiUT Scliueelnieiv UalinaliiN. 111 Jillll c 1857 Kug'ewavhäoii. (Bia Ende Jnni.) üril IS5G xusrt'wai'Iiseii. AfraiiJ 33 35 15 19 70 Prafe>aor G. lei.lu ,er Craalien. filli . . . Camorn . . 33 58 16 11 17 45 120 58 Dr. Leitgeb Tclegrapbenlciler A. Kögl Steiermark. Ungarn. Af"»' • . 33 o5 15 Ul 70 liaa.iJ-Caniii.i.l J. Böliiu < Craalie». Emden . . 24 53 53 22 6 Profeasor Dr. Presll Hannover. AU..O. (Mjikl) * . . . . 31 ;ii 17 J7 336 Polil uail llafu«;!- * SCeierioaik. Gnrül . . . 3S 32 16 57 1166 f. J. Treall Tirol. BluilcUL« 27 n 17 lu 453 Fri-ilioiT 0. V. Slernbach ' Vorarlberg. Inuabruefc . 38 50 17 16 283 Prufeaaor Dr. Piebicr Tirol. Bul.oii • ■ '"■' - "■ ''" 133 Pi'urcasur Greillei- * Piori'ssoi- C. Toaiiu * Tiral. t. Entenberg L. V. Ilörmana CUli» . 3-Z 38 ii; n 130 G.-Ailjaiicl 8iNil(aaaclu.i > (^leieriaark. n. V. Ilöruiaan Gieslen • :i-; 4u 17 yj 311 Willielm Sclilek-Ia'i- * Ueueüciat Uilineei" * NieJer„a.erre,el,, .1. Uellaclier L. Pfaundler Jal,oi,(M.)» .... IniiU'l.» < liin.J.iuck > . 38 59 iii 11 - Pfarrer Kaiser * Graf H. V. Enienliery ' Käralea. Tirol. J. Sebuiolier K. Stoeker J V- Tre agiia Kiilk>U-iii * . S3 sa iii i'j ISO Caoperator llubcr Tiral. P. Walde Kai. . 30 18 17 U ia7 Cuuperator Jesanclier Tirol. Ka.ebau 38 50 18 13 111 Profea.or H. Tau.eh Ungarn. Kirduloir« 31 «8 17 :,7 350 Dr. Schiederniaycr < Obcroslerreieli. Keiniark . 38 9 19 5 319 Profetjor Füre« Ungarn. l.™ili"g< II 43 tO 50 115 Prafeasor A. Toaiasehek ' Galiiieii. Kremaier . 35 4 19 IS 108 Professor P. A. Rell.g Mihren. Melk ' . 33 1 IS II 135 Profeaaer V. Slaafer • Niederdaterreiek. Laibaob . . 33 10 46 3 117 Professor W. Kukula Krain. Nnwuiiia . 35 t3 lil 6 M. J. ». Scliiekll * Mahren. Marliaaberg 35 24 47 33 107 Profe.sar Krue.i Ungarn. Oreu und Pe6lli * . . . . 36 43 47 31 51 Profaasar Dr. A. Kerner ' llauarn. Media.eh . 42 3 40 8 137 Professor M. SaUor Siebeabüigei Pilid. * . 31 3 40 IS 165 Prefesfior Sinetana * Bobinen. Milnaler . . 15 18 51 58 Professar Alluni Rheinpreusse Pregraden * . 30 2 17 1 S66 Pfarrer Valliacr * Tirol. Prea.bure 34 41 18 8 75 Professor Dr. Korabuber Ungarn. Prcstkurt; * 34 14 18 8 75 P. J. Esehfiller Unt-ara. Boreredo . 38 41 IS SO Ul Professor Christ. Sebneller Tirol. """"" ' 38 13 18 36 188 Dr. A. Kia. » UMfara. Riesiow . . 39 40 50 3 HO Telegraiiheiileiter Leschenar Galiiien. elmetea Stationen und Thoilnel.inem ly I noch gegfiiwiirlig (ISi»7) Beobachtungen ein. eang der W»riin> und de« lufidrycken Im Mni-/. IB51, Die puiioliiten Linien stellfn iüp WäriiR.. die aiisReioKenen den Lnftdrui-k dar. I)„. beigeschriebenen Zahlen sind MonatmiUel, denen die stärkeren Honzontallmieh «nlsprechen Ein Nelilheil enUprieht bei der Wärme einem Orad Riauniur. beim Luftdrucke einer Pariser l.inie. WallfBdorf beifliimtjinSieStiionrf'nii üllKUifA l k .\ki■ ; — 0-0 23-3 — 14 3 — — — — — — — An 6. um 7" Ab. 0. Debreezin . + 9 99 Femni .... + 10 84 10- + 17-S •1 ■ + 4 0 330-22 20- 338-63 26- 325-47 — 36-98 0. Mediaseh . + 9 77 Krauenberf! . . + 6 9.1 B-6 + 17-4 ii ■ j - 1 0 320-36 20 3 324-91 13-6 315-23 2-40 21-75 NW. N. An 20. 17-2. Gran . . . + 9 73 Künfkirelien . . + 10 08 166 Tin-3 27-3 + 2 1 329-48 20-3 .334-33 24-6 325-56 — 21-96 SO. An 6. 191. Botzen . . + 9 63 Gaslpin .... + 3 28 21-6 + 12-0 13-3 — 0 3 299-13 20-6 303-23 13« 295-07 — 41-61 S. An 5. 11-5. Schiissburg + 9 50 Gran + n 73 16-6 + 18-8 26-3 + 2 4 331-15 20-3 336-48 23-3 324-84 3 03 39-43 x^jj^sii- An 21. 18-1. Mailand . . + 9 17 Grali + 8 27 21 -ti + 17S 26 9 + 2 (1 318-64 19-9 323-8« 13-6 314-64 2-7« 28 -.50 NW. SW. An 7. 16 0. Kasehau. . + 9 10 Gresten .... + 6 68 ^\ \ 1 l()-2 25-3 — 0 1 320-10 19-9 324 82 23-9 S18-73 2-47 43 93 An 30. nur 5-5. Meran. . . + 9 06 Gurgl — ü 04 6-6 - 61 26-3 — 8 7 — — — — — — — -i An 18. 5-7, vom 19. bis 25., Wallendorf + 9 04 dann 2. u. 3. fehlen die Beob. Hermannstadt + 8 96 Hermimnsladt . + 8 96 16-6 + 18-7 4-3 + 0 4 319-31 20-3 324-22 24-6 313-35 _ 19-53 SO. NW. Am 26. 3-0. Pressburg . + 8 94 St. Mob I. . . + 4 48 21-6 + 13-4 26-3 — 0 1 299-42 27-3 304-80 13-9 296-16 2-13 69-80 SW. 0. Neu.sohl . . + 8 93 St.Jakobll.fOurk) + S 22 21 6 + 14-3 26-3 — 0 4 — — — — — — — sw.o. Tyrnau . . + 8 86 Jaslo + 1 80 16'6 + 19-4 25 -9 + 0 2 326-60 19-9 331-71 13-3 322-23 2.87 29-62 s. so. An 21. 16-5. Czernowitz. + 8 77 Inner-Villgratten + 2 44 20-6 + 12-3 lä-3 — 3 0 — — _ — — — — NW. An 26.4-1. Martinsberg + 8 52 Innielien. . . . + 3 77 20-6 -hl4-U 15-3 — 4 2 290-63 20-3 295-66 26-6 286-32 2-17 35-23 w. so. An 8. 13 5. Zavalje . . Gratz . . . + 8 47 Kalkslein . . . + 2 03 17-6 + 11H 26-3 - 3 3 — — _ — — — — An 21. 11-0. + 8 27 Kallenleutgeben. + 6 04 6 5 + 15-4 26-3 — 0 ■i — — _ — — 30-40 An 21.13-6. Laibaeh . . + 8 13 Kasehau. . . . + 9 10 17-6 + 16-3 25-9 4»0 8 327-26 21-3 332-31 24-3 322-28 3-22 — S. N. AlT 21.13-2. Mauer. . . + 8 10 Kesmark . . . + 6 09 21-6 + 15-2 2ä-9 - 1 5 311-43 19-0 316-53 24-3 306-93 — 36-1« N. An 16. 15 0. Wien . . . + 8 09 Kirclidorf . . . + 6 06 21- + 16-II 26-3 — 1 4 318-06 20-3 322-71 13-6 312-40 2-44 33 12 NMI. W. Kronstadt . + 7 93 Klagenfurt. . . + 6 88 26- + 17-7 26- - 1 6 31806 20-3 323-69 13-9 314-48 2-82 39-22 SW.O. Rzeszow . . + 7 90 Korneuburpr . . + 7 29 21-6 + 18-0 26-3 — 0 3 _ — — — — 21 84 W. An 6.15-4. Jaslo . . . + 7 80 Krukau .... + 6 96 10-6 + 15-0 ;j- » — 0 '.j 326 93 19-6 332-24 13-« 322-29 2-84 3« -60 NO. Na eil dem Max. am 10. 17-0. + 7 72 Kremsniünsler . + 6 17 21 G + 1S-2 26-3 — 1 0 320-88 20-4 325-69 13-6 313- 19 2-38 36 «3 w. An 3. 13 5. Nentitschein + 7 67 Kronstadt . . . + 7 93 13S + IB-0 1- — 0 2 313-62 20-3 318-0« 24-3 306-95 — 33-32 An 29. 14-2. Leniberg -(■ 7 63 Laibach .... + 8 13 21-6 + 16-4 27-3 + 0 0 324-25 20-3 329-74 13-9 320-53 3-19 1301 NO. SW. Arr 7.16-2. Prag ... Rosenau . . + 7 49 Lemliprg . . . + 7 63 17-6 + 19-0 25-3 — 0 2 324-60 19-9 329-34 24-3 320-47 303 3« -67 w. An 4. 14-4. + 7 49 Leutschau . . . + 6 68 21-6 + 15-8 26-3 — 0 9 315-52 20-3 320 33 J.-i . 3 310-38 — 22-43 NW. An 16. 15-4. Ödenburg . + 7 47 I.icnz H fi 92 21-6 + 15-2 26 3 — 0 8 309-46 20-3 313-16 26-3 303-14 2-29 30-67 so. NW. Am 5. 13 6. Melk . . . + 7 47 Linz + 7 17 21-6 + 16-3 26-3 + 0 3 320-91 20-3 323-64 1-3 318 05 2«0 19-93 W. 0. An 23. 3I8'43. Luino . . . + 7 34 Cl. X.XIV. Bd. 111. Hfl, fbersicht der Witterang im April 1857. .llilllere 1 i,aiiraum 1 Minimum Minierer Lufl- drucli Pa.. Lin. Maximum Minimum .Mittlerer üun.-.l- dmcli P;,r. Lin. Nieder- lU-rr- Aniiierkniigcii nrdbacbliiM^sort. peratur n.;MiiDur Beobarblungsorl. Tem- peratur schlag P«r. Lin. scKender Win.l und scciiiiJäre Estrenir. (Nai-li der mitO. Tag 1 Ten.p. Tag Temp. Tag Lufldr. Tag Liiltdr. . 11 [".KO 21-6 + 1-Ö8 26 3 + 6-6 335"ö3 20-6 339"03 24-6 331'"07 3"'78 23" 18 w. Amis. +13-4. Korneuburg . . + 7 29 Luino . . . + ^ 34 21-6 + 16-0 14 3 + 1 0 328- 11 20-3 333 10 23-7 324-60 — — — Am 8. 14. Oderberg . . . + 7 18 Mauer. . . 11 21-5 + 19-5 25 3 — 0 5 — — — — — — — — Am 6. 17. Linz + 7 17 S. Magdalena Mailand . . St. Maria . 61 7-6 + 12-8 28 3 — 1 8 303- 19 20-3 SOS- 16 24-6 299-32 2-38 79-39 NO. Am 21. 12-0. Willen .... + 7 14 17 21-6 + 17-4 14 3 + 3 7 329-31 20-3 334-89 13-9 323-16 4-56 27-98 NO. Am 25. 5-7. Perugia .... + 7 08 50 20 '6 + 1-0 25 3 -11 7 247-34 21 -B 251-51 9-6 243-12 — 128-72 W. Am 28. 0-4. Krakau .... + 6 96 Martinsberg Mediasch . + 9 S2 21-6 + 16-7 26 3 — 0 1 324-55 20-3 329-88 24-6 319-90 2-60 31-71 W. SSW. Am 6. 15-6. Prauenberg . . + 6 95 77 16-6 + 215 1 3 + 0 5 324-17 2ü-3 3-i9-37 24-6 318-26 — 42-60 S. 0. Am 21 17'0. Lienz + 6 92 Melk . . . 47 6-6 + 16-2 26 3 + 0 0 326-04 20 3 331-00 13-6 320-95 2-69 26-13 W.SW. Am 21. 16-0. Klagenfurf . . . + 6 88 Meran . . Oß 21-6 + 17-2 26 3 + 3 0 323-54 20-3 328- 13 26-6 318-80 — 31-22 NW. Am 8. 16-8. Schemnitz . . . + 6 87 Neusoll) . ■ + 8 93 21-6 + 16-0 6 3 + 2 3 321-14 20-9 326-49 24-3 316-32 — — N. Am 6. 15-0. Gresten .... + 6 68 Neutilschein + 7 67 3-6 + 16 0 25 3 - 1 0 — — _ — — — — — Leutschau . . . + 6 68 Obervellacli + 6 25 21-6 + 17-5 26 3 + 0 3 — — — — — — 34-77 W. Czaslau .... + 6 59 01)irl. . . + * 04 21-6 + 18 0 28 3 — 3 7 — — - — — — — — Pilsen + 6 59 Obir III. . . — 2 16 21-6 + 6-0 25 3 -10 0 _ — — — — — — — Bodenbacb . . . + 6 54 Oderberg + 7 IH 3-6 + 15 2 25 3 — 0 3 328-48 20-9 333-56 23-3 326-12 — 23-34 SW. NW. Am 21. 14-1. Obervellacb . . + 6 23 üedenburg. + 7 47 7-6 + 19-5 '2 » - 1 0 326-92 19-9 332-03 26 -Ö 323-11 — — — Am 21. 18-0. Kremsmiinsler . + 6 17 Ofcif . . . + IU 20 + _- — 333 07 — — — _ — 15-67 Altbofen. . . . + 6 13 St. Paul. . + 6 87 21 6 + 16-2 24 3 - 0 8 319-45 19-9 325 21 13-9 3U3-42 2-59 15-51 SO. Sehössl .... + 6 13 Perugia . . + 7 08 21- + 11-8 27 + 0 8 317-19 20- 321-17 27- 313-63 — 34-35 s. Kaltenleutgeben + 6 14 St. Peter . + 4 OS 20-6 + 12'0 26 3 - 3 0 289-07 21-3 293-70 13-9 283-61 1-98 52-56 NW. Kesinark. . . . + 6 09 Pilsen. . . + 6 5!) 36-6 + U-0 25 9 — 0 0 323-48 20-3 328-52 13-6 317-04 — ~ W. Am 20. 13-5. Kirchdorf . . . + 6 06 Plan . . . + 1 40 . •• J + 7-3 13 3 - 4 1 275 62 20-3 280-33 13-9 271-22 _ 23-32 — Am 24. —3-2. am 26. -2-7. Sacbsenburg . . + 5 76 Prag . . . + 7 49 6-6 + 170 25 — 0 2 328-08 19-4 333-46 13-6 321-98 2-70 17-14 — S. Magdalena . . + 5 61 Pregrattcn . + 3 25 ■'.'■( + 14-0 26 3 - 4 5 _ — — — _ — — 0. Pürglitz .... + 5 60 Pressburg . + 8 94 21-6 + 17-7 -« 9 + 0 9 329-76 20-3 335-20 13-6 325-44 2-74 21-63 WNW. Am 17. 17-3. Admont .... + 5 57 Pürglitz, . . + s 60 7-6 + 13-6 25 3 - 0 0 322-50 19-6 328 Ol 13-6 316-38 3-00 16-64 W. NO. Am 10. 13-0, iim20. 12-3. Bludenz .... + 5 54 Haggaberg. + 0 32 21-6 + 9-5 26 3 - 6 5 — — — — _ — — — Deulscbbrod . . + 5 48 Riigusa . . + 12 95 18-6 + 17-2 25 3 + 8 2 334-25 20-6 337-30 24-6 328-73 24-50 SO. Am 20. 15-5. Weissbriach . . + 5 39 Rcicbunuu . + 4 90 _ + lo s - 3 0 312-34 19-6 317-14 1-3 309-63 _ — w. Am 26. 309"54. St. Jakob 11. . . + 5 22 Rum . . . + 11 51 17- + 17-6 30 - 0 0 333-22 1- 336 77 27- 327-82 _ 71-36 SW. Am 19.20-21. 17-6. Trautenau . . . + 5 13 Uosenau. . + 7 49 17-6 + 18-4 27 3 - 1 4 323-65 20-3 328-68 25-3 318-61 2-75 12-31 N. Am 21. 16-3. Senftenberg . . + 4 98 Hzeszow + 7 90 16-6 + 19-4 25 7 + 0 4 327-57 19-4 332-88 21 'S 323-40 — 1319 S. NO. Am 3. 17 2. Reichenau . . . + 4 90 Sacbsenburg + 5 76 21-6 + 13-0 26 3 — 0 2 314-36 21 3 319-57 13-9 310-89 2-34 54-43 NW. Aussee (MarktJ . + 4 88 Suifnitz . . + 4 28 31-6 + 13-7 26 3 - 0 2 312 34 — _ _ — 93-01 SO. Tröpolacb . . . + 4 59 Seticmnit/. . ) 0 87 21-6 + 13-7 26 3 — 0 3 312-50 20-3 317-23 24-6 307-93 _ 14-90 SW. Am 4. u. 16. 13-0. St. Jakob I. . . + 4 48 Scliassburg f 9 50 17-6 + 18-9 1 3 + 0 ä 321-16 20-3 325-99 24-6 314-87 2-08 28-14 0. NW. Am 11. 17-2. Saifnitz .... + 4 28 Scbüssl . . t 6 15 20-6 + 16'4 25 3 - 1 0 323-18 20-3 328.01 13 3 318-76 2-43 14-63 SW.W. Am 6.14-6. Alt-Aussee . . . + 4 18 Scmlin . . + iO 42 15-6 + 20-6 25 3 — 4 2 332-34 19-3 334-59 25-6 329-73 _ 17-36 SW. Am 21. 17-7. St. Peter. . . . + 4 OS Senftenberg + 4 «8 7- + 16-0 25 3 - 2 3 318-88 19-9 324-02 13-6 313-62 2-53 21-82 so. ^o. Am 20. 13-3. Obirl + 4 04 Sexten . . + 3 16 20-6 + 13-7 15 3 - 5 1 — — _ SO. Innichen. . . . f 3 77 Suldcn . . + 0 32 20-6 + 9-4 -? » - 8 1 — _ _ 29-58 _ Am 4. u. 30. +8-0, am 19. 91. Gaslein .... + 3 28 Szegedii. . + 10 92 16-6 + 19-4 27 3 + 3 4 331-78 19- 336-36 24- 326 53 _ 11-24 S. AmS. 18-2. Pregratten . . . + 3 25 Tjrnau . . Traulenau . + 8 86 21-6 + 180 25 4 + 0 2 329- 17 20-3 335-13 24-6 323-54 3-09 19-72 NW. Am 7. 17-2. Sexten .... + 3 16 4- K 13 — + _ 27 3 - 2 4 — — _ NW. Unter-Tilliacb . + 2 66 Trient . . Triest. . . Tröpolüeli . 4 10 56 21-6 + 16-5 16 3 + 5 4 328-32 20-3 334-00 26-6 324-60 _ Am 9. 13-4. Inner-Villgraflen + 2 44 + 12 Ol 86 + 19-5 28 3 + 5 3 334-36 20 3 338-81 24-6 330-82 27-00 0. Am 18. 18-8. Kalkslein . . . + 2 03 J, 4 59 21-6 + 15-0 26 3 — 0 1 312-16 20-3 317-75 13-9 308-54 2-22 91-52 0. Plan + 1 40 Udine. . . + 12 16 S-6 + 190 1 3 + 8 0 _ — Raggaberg. . . Sulden .... + 0 32 I'nler-Tilliai'l 4 '- 66 21-6 + 11-5 26 3 j- 3 7 _ — _ _ _ W. + 0 32 Venedig. . Wallendorr flo 56 7-6 + 17-4 26 3+6 1 335-16 19-9 340-26 23-6 330-96 3-70 25-95 NU. SO. Am 21. 15-2. II 1 9 04 IB-6 + 19-2 26 3 + 2 2 320-84 20 3 326-01 23-3 314-87 3-06 43-99 NO. Am 11. 17-2. Übersicht der Wittcrnng Im April 1857. Deobacliluiigsurl. MilllCL-C Tcin- [leraltir »laxiinum Minimum iMiltlci-er Lutl- diuik r,„. I.in. Maiiinuiii Minimum Dunsl- ,li-u(-k Nieilcr- schlag lUlT- Aiimcrkiiiiürn nrirl scriiiidäi-e Kxlroiiic. ilcobarblunesiirl. (Nach ricr miltl. Tp»i[>. pt-nri1iii>t.) Mi liiere Tem- peratur Tag Tcmp. Tag Teiiip. Tag Liifldr. Tag l.iifliir. P.,..I,i„. *"■" Weisshl-iach . . Wien Wiltcn .... Zavaljc .... + S-33 + 8-09 + 7-14 + 8-47 2i-6 21-6 21-6 30-6 + 1Ö-0 + 18-4 + 17-0 + 19-2 26-3 2o-3 27-3 — ü'd + 0-2 + (1-3 327'"94 319-211 20-3 20-3 333'" 14 324-46 13-7 26-3 322"73 31317 2"'52 48",S0 21-90 49 -HS w. N. W. N. Aus 24 Stunden 8-31, -a 17-2. Am2i. 17-1. 1 6. Il'int!! (Ibii-Ill St, .Maria . . . Ferdinandshöhe. — 0-04 - 2-16 - 4-50 — 518 Terlnnf der Willeruns; im April IH57. Fast an alten Stationen begann mit Anlang dieses Monates bei tiefem Barometor-slande bedeutende Wärme, welehe um den i*. ntiil II. ein Maximum ei-reichte. der Luftdruch erreichte am 4. 8. und 19., dann noch einmal am 30. ein Maximum, und hatte am I. IS. und 34. ein Wellenihal. auf lelitures fnigle der besonders am Nordabhange der Alpen durch grosse Scbneeriille ausge-^eicbncte Wettersturz, der in den üstlicben Gegenden am 2(5. am stärksten hervortrat, in den Alpen selbst aber sich noch am 28. und 29. wiederholte. .Udmont. Regen am 17. 22. 24. 27. W. 30., am 17. und 30. 2"4, .Schnee am 2*. 2,1. äB. 27. 28., am 28. 0"84, am 10. SWl», am 12. und 25. NO'—*. Agram. Regen am I. 9. 10. 11. 12. 22. 23. 24. 25. 27. 28. 29. 30., am 12. ö'SO. AI Ih Ofen. 12 Tage mit Regen, 2 mit Schnee. Aussee. Markt. Regen am H. 12. 17. 21. 22. 23. 28., Schnee am 13. 14. 24. 25. 28. 27. 28. Aussee, Alt. Regen am 7. 8. 16. 17. äl. 32. 23., am 22. 4"ü4, Schnee am 14. 15. 33. bis 26. 38. 29., am 14. 5"'63. am 25. S'SO, Nebel am 15. 17. 22. 23. Am 10. wurde der Alt-Ausseer See vom Eise frei, am II. um 8" Ab. Wetterleuchten im NW., am 21. von 8'' bis lO' im NO. Am 24. ist die südliche und südwestliche Abdachung des Looser — d. i. Augsten- und Goller-Waldes nebst den eingeschlossenen und angren'.£enden Wiesen bis auf eine Höhe von circiL 1300' W. 1-. schneefrei, dann wieder Schneefall von 3 bis 8 Wiener Zoll, der bis Knde d. M. dort wieder verschwand. niudenz. Regen am 1. 3. 7. 8. 12. 13. 14. 15. 16. 21. 32. 23. 24. 28. 29., am 21. 5*67, am I. 5"22, Schnee am 12. 14. 15. 16. 23. bis 25. 28. jedesmal mit Regen vermisclit. am 12. o'oi. Am 8. um 6' 45' grosser Mondhof, am 11. um ll' Morg. 05, am 17. starker Reif, Rrdo gefroren, ebenso am 18., am 36. starker Thau, am 21. 03 mn 10' M. Wä, und dann W'a bis 3'' 45', wo es zu regnen begann. nie Schneefälle vom 23. bis 25. brachten eine neue Schneedecke über das Thal, die am 28. wieder bis 800' gewichen war, t Bodenbach. Regen am 4. 8. 13, 21. bis 23. 30., am 22. 5'80. Schnee am 26., am 32. Graupen, am 3. lO' Ab. Gewitter. Bologna. Regen am 1. 2. 3. 10. 17. 22. 23. 24. 27. 28. 29. 30., am 22. 4"l4, am 13. stürmisch aus OSO. und Blitze im 3'- Ab. .Sturm aus NO., am 23. um 7' Ab. Regen, Hagel und Gewitter, am 24. um i' Ab. Gewitter, Sturm und Hagel. Bolzen. Hegen am 1. 3. 9. 10. II. 12. 13. 14. 15. 16. 21. 29. 30., am 16. 10"84. Am 13. Schnee bis 700' herab, um 8'' 30' Blitze im SW., im SO. Graupen. 5 Stunden von Bolzen sogar wirklicher Hagel. Am 21. um 7'' 15' Ab. Blitze im NO., dann wechselnd im W., NO., NW., um 8'' 3 0' erster Donner, um 9' Sturm aus N.. da schreiten nach SW., Ende um O'' 30'. am 30. Schnee bis 800'. Brflnn. Regen am 8. 13. 17. 21. 22. 23. 24. 20. 28. 29. 30., Schnee am 34. 35. 36.. am 24. 2"'97, am 4. E am II. Gewitter von S'- 15' bis 10' Ah. im WSW. Bukarest. Regen am 6. 23. 24. 25. 29. 30. Cairo. Regen am 4. Abends (stark), am 8. wenig, am 16. von 3' bis 4' sehr wenig, und am 30.. vom 24. bis 30. häufig Chamsin-Lutt, am 30. scharfer NW. Curzola. Regen am 10. 25., am 24. und 25. kleiner Hagel, am 27. SO«. Czaslau. Regen .-«m I. 8. 12. 13. 15. 16. 17. 18. 20. bis 23. 30., vom 24. bis 36. Schnee, am 24. 10"26, Regen und S-hnee. am 12. uro 2'' Gewitter im Süden, am 3. um 10'' Ah. Blitze im NW. (Gewitter in Bodenbach). Czernowitz. Regen am 9. 19. 34. 25. 26. bis 27., am 25. mit Schnee 8''5a, am 30. um 8' .Ab. Gewitter, »ehrcczin. Regen am 11. 12. 23. 24. 25. 27. 28. 29. 30.. Schnee am 26. S"52, am 28. Gewitter. ^ ^ Deutschbrnd. Regen am 5. 8. 13. 13. 17. 3t. 23. 33. 28. 39. 30., am 13. 9''70, Schnee am 34. 35, 26. 37., Nebel am 3. 9., am 3. um 7' 45' Ah. Blitze im NW., am 7. um 4 45 Gewitter im O., am II. um ä'' 15' Gewitter im .N'W. um ;'' 45' Ab. Blitze im O., am 12. um 12'' 15' »litt. Gewitter im SSW. mit Hagel, am 13. Hagel, am 33. um 4' 30' Ab. Gewitter im W. Prauenbcrg. Regen am 8. 12. 13. 16. 22. 23. 24. 28. 29. 30,, am 13. s'SO, Schnee am 24. 25. 26. Am 8. Mondhof, um 5' Ab. schivaches Gewitter von NW. gegen SO.; am 11. Ah. Blitze gegen SW., am 21. schwaches Gewill FOrifkirchen. Regen am 9. 10. II. 12. 19. 22. 23. 24. 26. bis 29., am 34. ö'sO mit Schnee, am 36. »'lO, Gewitter a auch mit Hagel, am 13. NW», am 3«, NO». Gaslein. Hegen am 7. 8. 13. 14. 15. 30. 32. 28. 29. 30., Schnee am 13. 14. 15. 16. 17. 18. 27, bis 30. Gran. Regen am 8. 13. 14. 17. 19. 32. bis 26. 38. und 29., am 24, 7'^73, am 39. 9"'50. ■ Schnee bis 400'. 21. und 26. Blitzi starker Niederschlag unter häutigem Donnern. Fort- NNW., am 10. von 4'' bis 4'' 30' Ab. Sturm aus « SW. 5' Morgens 1^ Verlauf der Wltternng Im April 1857. rr»f, Herren am 8 9 14 17. 22. 4.3. 27. bis 30., am 9. -"83 mit Hagel und e,slem Gewiller, am 14. mit Schnee 5-92. .,m 21. mit Gewitter 3-41, .im 29. T'Sn. n.s Geuilter am 9' loe geEe.i S. und SO. mit erbsengiossem HaRel i„ der Sladt, in hiiliercn Gegenden iinssgross, ohne Schaden. Blitxe und Donner waren nicht sehr hellig und „ längeren Zwischenräumen.' Laut verlässlichen Nachrlcblen schlug der Blit7. hei dem Zuge des Gewitters nach S. «wischen hier und Kalsdorl' der ersten Eisenbahnstation 5mal theiU in ielegraphenslangen, Iheils in Wächterhäusern ein, streifle einen Bahnwächter und einen die Strasse entlang ziehenden Hadernsammler .in der Schulter und lähmte das Weh e.ne.« Bahn- wächlers an eilen Gliedern, es soll aber keine Beschädigung lebensgefährlich gewesen sein. . . ,. „ ^ , . v r, ■. ■ k . ,. Das Gewitter am 21. Mg von NW. von sehr heftigem, bereits den ganzen Tag andauerndem Winde begleitet, es /.og nach 7 bis 8 Explosionen nach O. mit einem von ebenlalU nur kurz dauernden Regen. Vom 24 bis 26. waren keine Schneefälle. _ Gresten Regen am 7. 8. 12. 13. 14. 16. 21. 22. 33. 24. 28. 29. 30., am 23. 5 20, Schnee am 14. 24. 25. 26. 27., am 2.5. 13 83. Am 1. Schneehöhe bis 2600' auf der Nordseite, am 11. Blitze im S., am 12. um 5" 30' fernes Gewitter mit Hiigel, am 13. Schnee bis 2,500' herab, um 5'' Sturm aus NNW., kurzes Gewitter mit Regen bis in die Nacht, am 14. Schnee bis 1600', am 15. bis zum Fusse der Berge. Am 20. starker Reif; die am 1. April noch 10 Fuss tiefen Schneewehen sind an diesem Tage bis auf wenige Zolle zusammengeschmolzen. Die Schneedecke des Ulschers auf der Westseite über 5400' nur mehr 0-5, auf der Nordseite erst bis 2800' 0-0. Vom 24. bis 27. grosse Schneefälle, am 26. Scbneetiefe im Thale 6", am Goganz 17", Schneewehen bis 3'. Der Ötscher zeigt seit 27. ungeheuere Massen Schnee, die steilsten Felsenivände sind schneebedeckt, kein Krumholz ist mehr sichtbar. Am 30. war der Schnee auf der Südseite bis 2300', auf der Nordseite bis 1800' wieder verschwunden. St. Jakob (Gurk). 14 Tage mit Regen, 5 mit Schnee. 2 mit Hagel, am 7. NW' mit Regen und Hagel, am 14. NW», am 21. NW« und Blitze, am 22. 0' und Hagel, am 26. der Boden fest gefroren, am 30. war der Boden völlig schneefrei. Jaslo. Regen am 8. 13. 14. 18. 22. his 30., am 8. 642, Schnee am 25., Gewitter am 5. 8. 21., am 21. W^. Inncr-Villgratten. Regen am 3. 7. 10. 11. 12. 15. 16. 21. 30., Schnee am 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 21. 22. 23. 26. bis 30., Nebel am S. 10. bis 17. 22. 26. bis 30. Am 6. die Tbalsoble frostfrei. Am 1. Schneesturm auf dem Hochgebirge, am 13. Blitze, am 21. Gewitter und VV'», am 26. Blitze, am 29. Schneehöhe 18 Zoll. Innichen. Regen am I. 3. 7. 10. 11. 12. 14. 15. 21. 22. 30., am 7. 3"l8. am 23. 3"75, Schnee am 11. 12. 13. 14. 15. 16. 38. und 29., vom 33. his 26. fiel hier kein Schnee, am 18. und 19. Morgenröthe. am 17. 19. 20. 2J. 25. 28. 37. Abendroth, am 12. um 8' Ab. Blitze und am 4. um 9' Ab. fernes Gewitter, vom 18. bis 21. Höhenreif. HermannstaUt. Regen am 8. 15. 19. 22. 23. 24. 25. 26. 28. 29. 30., am 30. 13"24, Schnee an keinem Tage, zur Zeit der grossen Schneefälle im Westen waren hier starke Landregen, am 20. reichte der Schnee 2000' herab. Am 4. grosser, am 5. kleiner Mondhof, am 9. Hof um die Venus, am 13. und 13. stürmisch, am 13. der sogenannte Rothenthurmer Wind, am 16. war his 4000' aller Schnee weggeschmolzeii, am 18. Ab. ein Blitz. Die Witterung des Aprils, bemerkt Herr Professor Reissenberger, war in den 2 ersten Dritteln durch Reinheit des Himmels und eine verhältniss- niässig buhe Lulltemperatur au.sgezeichnet, im letzten Drittel dagegen sehr regnerisch, vom 22. bis 30. fiel täglich Regen, am 29. von 6 bis 7 Uhr Ab. Gewitter. Kalkstein. Regen am 1. 2. 7. 9. 10. II. 16. 31.. Schnee am 1. 3. 10. 11. 16. 33. 36. 27. bis 30., am 7. Höhennebel, am II. Hagel, am 13. Blitze, am 21. NW", mit Gewitter und Hagel, um 26. Hagel (Graupenhagel), am 30. war die alte und neue Schneedecke noch 4 Zoll tief in der Thalsohle, am 1. grosser Lawinensturz im Hochgebirge. Kaschau. Regen am 5. 7. 10. 11. 12. 13. 14. 23. 24. 25. 28. 29., Schnee am 25. und 26. Kesmark. Regen am 5. 8. 10. bis 14. (meist Nebelregen), am 18. 22. 24. 25. 28. 29. 30., am 24. mit Schnee ia''38, am 28. Schnee. Am 6. dichter Nebel, am II. Gewitter im SW., am 13. um 3'' 8W. dann S'-S. mit Regen und Hagel, am 20. Nachts Frost. Kirchdorf. Regen am 3. 7, 11. bis 14. 16. 17. 31. bis 24. 28. bis 30., am 31. 8"85, Schnee am 13. 14. 24. 35. 26., am 24. lo'OS mit Regen, Schneehöhe bis 30. 7"o. Am 1. Sonnenhof, Ah. Mondhof, am 2. starker Südwind, Schnee auf der SW. Seite bis 1800', auf der NW. Seite bis 1500' aufgelöst um 7'' 30' Ab. Blitze im WNW., am 5. und 6. Sonnenhof, am 8. Mondhof, am 10. Vorm. farbiger Sonnenhof, am 11. von S—9'' Ab. Blitze im VV., am 12. um 3'' 30' Gewitter im W. mit Hagel (halbe Stunde südlich), am 12. bis in die Tbalsoble Schnee, der am 13. wieder schmiUt, .im 14. und 15. wiederholt Scliuee, am 17. um 9' Ab. Feuerkugel mit Lichtsehweif im SSW., am 21. um 3'' 30' fernes, iini 4' nahes Gewitter von W. nach NO., am 24. abwechselnd Schneestürme, am 25. grosser Schneefall, der Schnee bricht Äste von den Bäumen, am 25. und 26. Sonnenhof. Klagenfurt. Regen am 3. 7. 8. 10. 21. 26. bis 30., am 10. 8"40, am 14. s'SO Schnee, am 3. dichter Nebel, am 10. war der See eisfrei, am 14. Sturm aus N., am 21. Blitze im NW., Nachts Sturm, am 28. fiel hier nur bis 2U0O' Schnee, am 30. war die Schneegrenze bis 3600'. Bis 21. war der herrschende Wind SW. dann aber NO. und N. Ergänzungen zum Mittel. Luftdruck +o"68, Luflwärme +0°23, Luttfeuchtigkeit — 4. Niederschlag 10-83'". Korueuburg. Regen am 14. 16. 32. 23. 24. 36. 29., Schnee am 24. 25. 26., am 25. 5'64, am II. Blitze im NO., am 18. und 20. 31. Reif, am 31. um 6 Uhr Ab. Sturm mit Donner um 6' 30'. Am 15. um O' 45' Lichtmeteor vom bläulichen Glänze am Oslhimrael. Krakau. Regen am 5. 8. 10. 11. bis 14. 17. 21. 33. 24. 25. 37. 28. 29. 30., am 30. 7'"85, Schnee am 35. 36. 27., am 25. S'll Regen und Schnee, am 5. um il' Gewitter, am 0. Mondhof, am II. um 3' 15' und 7' 30' Gewitter, am 21. um 3' 30', am 13. SW'., am 34. NNO'. Kreinsmünster. Regen am 2. 12. 13. 14. 16, 21. 22. 23. 38. 39. 30., am 21. 4'"oo, Schnee am 24. 25. 26., am 24. ll'ao. Am 1. Reif, bis 6. angenehme Frühlingstage, am 6. Ah. um 10'' grosser Mondhof. Morgens Reif im Thale, am 8. uin 10'' Ab. wieder grosser Mondhof. Am 0. schwacher Reif, am 10. im NW. heftiges Blitzen, zum ersten Male im Frühlinge, am 11. um 8' Ab. im W.. am 13. um 3'' 10' Ab. erstes Gewitter im SO. von 3' 45' bis 5' Ab. starker Westwind, am 13. Schnee bis an den Fuss der Berge, am 14. Regen mit Schnee, am 15. starker Reif, Erde gefroren, am 19. und 20. Reif, am 21. schwächer, um 2' 15' Ab. fernes Gewitter im SW. bei NW"., um 3' 30' Ab. ein zweites zieht nach S. und dauert bis 5', am 23. um 2'' 30' Regen mit kleinem Hagel, am 25. Schneehöhe 6 Zoll, seit 24. um 6 Uhr Morgens mit Regen, und seit 5'' 45' Ab. ohne Regen und Unterbrechung. Am 27. war der Schnee auf dem Flach- und Hügellaiide wieder geschmolzen, vom 38. bis 30. regnerisch. Es wird bemerkt, dass der tiefe, lange (114 Tage) anhaltende Schnee auf der nassen, nicht gefrorenen Erde sehr geschadet hat, weniger in den gebirgigen Gegenden, Roggen steht auf den ineisten Feldern sehr sparsam, von Weitzen war auf sehr vielen Feldern keine Spur, daher häufig Soinmerfrüchte gesäet werden miissten, die sich, sowie der Klee, sehr schön entwickelten. Kronstadt. Regen am 8. 9. 23. 24. 25. 26. 38. 29. und 30. (am 24. 15"76), am 24. im Gebirge starker Schnee bis 4000', am 2. Nachm. heftiger Südwind, am 7. um 8 Ihr Ab. grosser Mondhof, am 9. Strichregen, um 6" Ab. prächtiger Regenbogen, am II. Nachm. Sturm aus SW. bis Sonnenuntergang, am 12. von 10" 30' Ab. an sehr heftiger Sturm aus S., am 13. von 11' Morg. bis nach Sonnenuntergang Sturm aus S., am 17. um 9' 30' Ab. Wetterleuchten im W., am 18. um 9" Ab. Wetterleuchten im W., am 23. um 4' Abends Gewitter und Regen aus S., am 34. den ganzen Tag Regen, am 25. Schnee bis 3000', der jedoch bald schmolz, am 20. von 7' Ah. bis in die Nacht sehr windig, am 37. gegen Abend Verlauf der Witterong im April 1857. v ^ehr »indig, am 28. um 5'' Ab. Regen, um S' 30' erhob sich ein Orkan ,ius S., der bis 10'' 1.5' un.iiisgesetll wülhele, und von den blühenden Kirschen-, l'/laumen- und Birnbäumen viele Zweige abriss, dauerle bis 10'" 15'. Am 20. Nachm. bis e' Ab. Slurm aus S., um 8'' Ab. Wcuericuchlen im .s. und Hegen. Am 30. Morgens liegen, um i' und ti'' 30' lieflige» Geiviller und Regen aus S., um 4'' mit etwas Hagel. Laibach. Regen am 2. S. 10. II. 13. 14. 15. 16. 22. 23. 27. 2S. 2». 30., am 10. 5 »3. Lemberg. Regen am 8. 9. 11. 12. 13. 21. bis 24. 27. 2S. 30. SO., am 24. 7 56, .Schnee am 25. und 2«., Nehel am i. 7. H. 10. 29. 30., am 8. von 8'' bis ll' Ah. Blitie im NW., am 24. Schneehöhe 1 ''o'', am 25. um ll' 0'". Leutschau. Regen am 4. 5. 7. 8. 10. 11. 12. 13. 14. 17. äl. 22. 24. 28. 29. 30., am 29. 385, Schnee am 24. 25. 30. 28., am 25. 2 04. Am 5. um 6 Uhr Ab. Gewiller im SSO. ebenso am II. um S». Am 11. .Sturm aus SW'., .im 14. um 11'' 40' »litt. Gcwillcr im S. und Sturm aus SSW'., am 13. lelite Schnee- ivehen vom 17. auf 18. und am 18. Morg. Slurm aus N*., am 18. wellenförmig, am 25. hKuligc sliirmisclie Wechselwinde, bei Schneefall, der im Hochgebirge liegen bleibt. Llenz. Regen am I. 2. 3. 7. 10. 12. 13. 14. 10. 21. 22. 26. 28. 29., am 13. 2''94, Schnee am 14. 28. 39., am 38. 10'"00. Am 3. 18. 20. Abendroth, am 5. 6. dann 18. bis 21. Thau, am 2. und 7. Stäuben des Hochgebirges, am 9. gewitlemrlige -Strichregen, Regenbogen und sehr sommerliche Bewölkung (scharl'begrenzte, beleuchtete Haufenwalken), am 10. 11. und 12. Blitze, vom 10. bis 14. kühles Welter, stürmisch aus NO-0., am 17. endlich Ausheiterung aus N., am 19. schwacher Reif, am 21. um 5'' Nachm. bei SW. Wind Strichregen, um 8' 30' Gewitter im SW. und S., in Lieni NW5— 6 mit Regen bis lO'" Ab., die Blit/.e, im Gan/.en 14 — 16 mit ziemlich slarkem Donner folgten sich alle 3 bis 5 Min. Die 4. Enlladung ivar die nächste, da zwischen Blitz und Donner nur 8 Secunden verflossen. Vom 33. bis 37. bei kämpfender Windrichtung SW. und NO. .^türmisch und unfreundlich, am 37. Schnee bis 2100', der Mittags bis 4000' wieder abschmolz, von 3 bis 6000' Schnecrein (Höhenreif) an den Bäumen. Linz. Regen am 7. 12. 13. 14. 18. 21. bis 24. 28. 29 30., am 23. 3"54, Schnee am 35. und 20. Am 1. 3. 3. Morgenrolh. deutliche Sichtbarkeit der Alpen in fernem Schneeglanze, am 4. Höhenrauch, am 5. rasche Verdunstung des Thaues, am 0. grosser Mondhof, am 7. slarker Westwind, am 8. Höhennebel aus W., der die Berghöhen streift, am 9. Sonnenhof, Lichtkranz um die Venus, am 10. deutliche Sichtbarkeit der Alpen, Abondrolh. Zodiakallicht, am II. .Morgen- und Abendroth, zwischen 8 und 9 Uhr Abends häalige Blilie aus einem dunklen Wolkenstreifen tief im W., Zodiakallicht, am 12. deutliches Hervortreten der Alpen, um 5'' Ab. Regen, am 13. von 5—6'' Ab. stürmisch aus NW«—', am 14. Schnee auf den Bergen, am 15. Morgenroth, Reit, stürmisch, deutliche Sichtbarkeit der Alpen. Vom 18. bis 20. Zodiakallicht und Morgenrolh, am 21. im SW. eine Regenwand in Linz, erst Abends Regen. Am 23. Regen mit Hagel, so, dass von 3—4' die Dächer weiss wurden, vom 25. bis 26. hier nur spärlicher Schneefall, der nur auf den Höhen liegen blieb, am 28. Regen bei Ostwind, am 29. Schnee auf den Höben im NO. Lissa. Regen am I. 2. 3. 10, 22. 23. 24. 26. 37. 30., am 9. Nebel, am 22. Blitze, ebenso am 28. 30., Hagel am 24. 26. 27., am 27. 15"78 mit Regen und O». St. Magdalena. Regen am 1. 2. 8. 10. bis 14. 16. 17. 22. 24. 28. 29. 30., am 14. I2"l2. Schnee am 13. 22. 24. 28. 29. 30. 8'"48. am 9. Mittags Sonnenhof, am 21. Wetterleuchten im NW., am 22. und 23. Schnee bis 3000' Seehöhe, am 25. bis 2500' fiel hier 7" hoher Schnee bei heftigem NO., welcher in den Schneeverwehungen erst am 4. Mai wegthaute. Mailand. Regen am 1. 2. 10. 11. 13. 14. 21. 23. 26. 28. 28., am 1. um 6'' 24' Gewitter mil Ilagel durch 14'. S. Maria. Schnee am 3. 4. 10. bis 16. 23. 26. 27. 30., am 14. 2l"73. Am 9. 10. Abends Blitze, am 11. 12. 13. Sturm, am 13. grosser Schneefall bis 550 Meter über dem Meere, der Sturm vom 11. auf den 12. hatte seit Jahren nicht seines Gleichen, er stürzte unter grossen Schneewehen ein Thor ein, an welchem ein znllstarker Ring gebrochen wurde. Am 21. und 33. Nebel, am 25. Ab. Blilze, am 27. Schneefall bis 900 Meter, am 30. bis 1800 Meter. Herr Corbetta schreibt: vom 25. auf 26. war die Kälte so gross, dass auf einem Thermometrograf — 24 '5 (Celsius?) angezeigt waren. Martinsherg. Regen am 5. 8. 9. 10. 12. 13. 14. 21. 22. 2.1. 26. 28. 29. 30., am 29. 5"58, Schnee am 23. 24. 35. auf 36. mit Regen 14"74. Am 31. um 6'' Ab. zeigt sich eine halbkreisförmige Wolke am Horizonte gegen W.. die schnell heranwuchs, um 7'' 30' war schon der ganze Himmel bewölkt, von 7 bis 8 L'br regnele es (Sturm in Wien), der Schnee vom 24. und 35. hielt bis 27. Mediasch. Regen am 15. 19. 23. bis 26. 29. 30. 31., am 24. 10''70, am 23. Ah. Gewiller, am 1. und 4. Reif. Melk. Regen am 8. und 9. 13. 14. 15. 16. 17. 21. 22. 23. 24. 36. 27. 39. 30., am 22. 5'69, Srhuee am 24. 25.26. 27. 28., am 24. 3"95 mil Regen, Nebel am 9. 17 21. 30., Hagel am 23. Meran. Regen am 1. 3. 10. auf 11. 12. bis 16. 29., am 1. 10''70, am 13. 9"50. In der .Nacht vom 12. bis 13. Schnee bis zu den Berghöhen (3000'?) herab. Am 18. Morgens etwas Reif, am 21. von 8 bis 0'' Ab. heftiges Gewitter mit starkem Winde. Am 39. Morg. Schnee auf den Uergen. Neusohl. Regen am 4. 8. 13. 28. 29., Schnee am 36. Obervellach. Am 5. Mondhof, am 13. starkes Gewitter dann Schnee, am 21. Gewiller mit Sturm. Oderberg. Regen am 13. U. 23. 24. 30. Morgens bis 6'', am S. 11. 13. 14. 18. 21. 26. 27. 28. 30. Mittags bis 2'', am 4. 8. 31. 34. 29. 30. bis 10'' Ah. Schnee, am 24.25. 26., am 21. 2 ' 62 Regen, am 25. l''53 Schnee, am 4. starker, ebenso am 6., am 7. von 3'' lO' Gewitter in SO., am 19. starker Ostwind, am 28. noch starker Reif. Ödcnburg. Regen am 13. 21. 24. bis 30., Schnee am 24. 25. 26., am 30. noch immer Schnee auf den Bergen. S. Paul- Regen am 1. 3. 7. 8. 10. II. 13. 14. 17. 23. 23. 27, 29. 30., Schnee am 14. 4"'59, am 19. 20. 22. und 26. Reif, am 30. um 4'' Ah. erhsengrosser Hagel, am 14. und 21. Sturm aus NW., am 22. Blilze. Pilsen. Regen am 1. 3. 3. 4. 7. 8. U. 15. 16. 21. his 24. 30., Schnee ,am 13. 34. 35. 26. 27., Genlttcr am 3. um 3'' 30' und um 5'' mit Hagel, am 13. bis 3'' stürmisch mit Gewitter und Schnee, am 14. stürmisch, Nebel am 1. 19. 20. Plan. Regen am 8. o''54, Schnee am 2. 3. II. 12. 13. 16. 29., am 16. 12''50, am 24. NO'. Prag. Regen an 17 Tagen, Schnee an :! Tagen. Hagel an 1 Tage, Nebel an 5 Tagen, Stürme den II. aus NW., am 13. aus SW. und W., am 22. aus W. und WSW., Gewitter am 1. 3. 7. 13., letzteres mit Hagel. Pregratten. Regen am 7. 12. 16. 21., Schnee am 12. 13. 14, 16. 17. 27. 38. 30., am 13. O* und Blitze, am 14. 13 Zoll hoher Schnee, am 31. .SW«. und Blilze, am 33. und 24. Abends und Nachts Schneestürme aus N'-s, vnm 37. bis 30. Rein (Hnhenreif), am 5. war Jie Thalsohle schneefrei, Nebel am 13. his 15. 16. 17. 27. 28. 30. Verlanf der Witterung im April 1857. Rpiren am 9 10 U 17 21. 22 24. bis 26. 28. 29., am U. 4"68, Schnee am 24. 25. 26., am 25. 6"o9 mil Regen, am 1. 2. 3. 15. 18. Thau, am 6. kleiner Mondhof eVenso am 8., am 17. Ab'endr'ölhe, am 21. seit 6' 30' stürmisch aus N., dann NW»., am 27. grosser Mondhof, der Schnee vom 25. lag am 27. noch im Schallen, und soll auf '"■" ""pü" Ut7."°'negeram"2.'8,' 13. 15. 22. 24. 30.. Schnee am 24. 26. und 27., am 24. 10'44 mit Regen, am 3. um 7" Ab. Blitze im W. NW. und NO., am 13. von 3' 45' bis 4' .ehr hett"g'cr Sinimwind aus W. mit Regen, dann einmaliger Donner, am 19. und 20. Reif. Ragusa. Regen am 12. U. 26. 27. 28. 29., «m 28. 8 0. Am 3. um II'' Ab. ein wellenförmiger Krdstoss durch 3", nach 10 Minuten ein zweiler, schwächerer. Am 23 um 9'' Morgens Gewitter im NNW. Reichenau. Regen am 7. 8. 22. 28. 29., Schnee am 24. und 25. 1 Paas hoch, blieb vier Tage liegen. Am 6. grosser Mondhof, am 7. um 4 Uhr Gewiller, am II. Ab. Blilze, am 19 und 20. starker Frost, am 22. Hage!. Der lang andauernde Schnee bat den Wintersaaten viel geschadet. Rom. Am 24. Gewitter mit Sturm und Hagel um 5'' Ab., am 26. um 4'' Ab. grosser Slurm. Bosenau. Regen am 5. 9. auf 10. 11. auf 12. 13. 14. 15. 22. 26. 30.. Schnee am 26., am 14. Mittags Gewitter. Rzesiow. Regen am 8. 13. 14. 21. 23. 24. 25. 27. 28. 29. 30., am 24. 5''89, Schnee am 25. und 26. Am 5. Gewitter im SW. und S.. Anfang um 5', Ende um 6'' 15' Ab. Am 8^ um 3' 30' Ah. im S., um 4'' 15' näher bis 4'' 45' zog nach NO. Intervalle: 40 Secunden, am 11. von 7'' 15' bis 8'' Gewitter aus S. nach N., am 14. von 10'' 15' Horg. his 1" 45' Ab. Sturm aus S., am 21. Gewitier im NW. und 0. sehr ferne von 7'" bis 8'' 45', von 8' 15' bis 8'' 40' sehr heiliges Blitzen im Osten. Am 30. von 6 his 8'' 15' sehr dichter Nebel. Sachsenburg. Am 13. Ah. Blitze, am 14. Schnee, am 28. Schneeflocken. Saifnitz. An 15 Tagen Regen, an 4 Tagen Schnee. Schässburg. Regen am 14. 15. 23. 24. 25. 27. 28. 30., am 27. 8''62. Am 5. von 5—6'' Ab. 0«, am 11. 0. und SO. Ab. SSWl», am 12. von 5—6'' SO». Am 18. Ab. WSW« um 5'' Ab. Gewitter im WSW. vom 11. bis 23. jeden Nachmittag heftiger Wind aus W. NW. und SW„ am 24. Nachts begann hier Regen (kein .Schnee), vom 2«. auf 27. heftiger Sturm aus NW'", vom 29. auf 30. heftiges aber fernes Gewitter im W. und ÜW. Schemnitz. Regen am 11. 13. 14. 23. 24. 29.. Schnee am 25. und 26. Am 3. Mondhof, am 13. um 10'' 30' starker Hagel, Nachm. Gewitter mit Hagel, am 14. und 22. Hagel (Graupen), am 29. Nachm. Nebel. Schössl. Regen .im 3. 8. 12. 13. 21. 22. 23. 30., am 23. 2'^10, Schnee am 24 und 26., am 24. 4'"37. Am 3. heftiges Gewitter von 8" 45' bis 8'' Ah. von W. nach O. mit Hagel, am 7. um 2'' lerner Donner, am 11. Ah. Blilze. am 13. Früh im Gebirge Schnee, vom 18. bis 20. starke Reife, am 22. Hagelthau, am 24. Schnee im Lande I Zoll, im Gebirge 12 Zoll, am 25. Frost, am 26. Schneeschauer. Seralin. Regen am 22. 23. 24. 25. S6. 29. 30.. am 26. u'^'lO. am 17. um 6'' Ab. Gewitter in der Nähe, am 22. Gewitter mit Regen von :','■ 30' bis 5'' Ab. Sexten. Regen am 1. 3. 7. 10. 11. 16. 20., Schnee am 13. 14. 15. 21. 26. bis 30. Am 5. ist die Thalsoble schneefrei, am 13. 14. 15. SO«, dann N*, am 11. und 13. Blitze, am 21. Gewitter, am 2. 3. 10. 11. 13. bis 16. 21. 26. 37. 28. 29. 30. Nebel. Snlden. Tage mit Niederschlag der 2. 3. 10. II. 12. 13. 16. 17. 22. 30. Szegcdin. Regen am 13. 23. 24. 25. 26. 28. 29.. am 25. 5'84. Am 17. Ab. Sturm aus W. mil Blitzen, am 23. Morg. Gewitter mil Hagel, am 29. Gewitter. Tirnau. Regen vnm 7. bis U. 13. 24. bis 26. 27. bis 29., am 27. 9'''76. Am 25. .Schnee, am 21. Gewitter, der Wasserstand der Flüsse war hoch. Trautonau. Regen vom 8. bis 16. 20. 22. 24. bis 31.. auch mit Schnee, am 3. von 7' Ij' bis 9" viele Blilse im NW., am 13. um fi'' 15' Ab. plöl/.licher stürmischer Wind. Trient. Regen am I. 2. 9. 10. 12. 13. 15. 16., am 13. im SO. erstes Gewitter, «m 14. 15. 25. stürmisch. Triest. Regen am 10. 21. 22.. am 21. um 11'', und am 22. um 9'' Ab. Blitze, am 27. und 28. stürmisch. Tröpolach. Regen an 16 Tagen, an 2 Schnee, am 10. 13. ('.') 22. Gewitter, am 13. von 7'' Ab. his l"- i«org. sehr heftig mil Regen und Schnee. Udine. Regen am 2. 3. 9. his 13. 21. 23. 25. 28. 29., Gewitter am 9. 10. II. 12. 13. 15. 21. 23. 25. Unter-Tilliach. Regen am 1. 2. 7. 9. 10. 16. 21.. Schnee am 1. 2. 10. 11. bis 16. 22. 23. 26. 28. 89. 30.. Nebel am 1. 10. 11. 12. 13. 14. 22. 27. 28. 29. 30., am 6. Mondhof, am 7. Morgenrolh, am 10. war der sonnseitige Bergesabhaiig bis zur Slation schneefrei (600' über dem Th,ile). am 29. wieder 14 Zoll Schnee, am 11. und 13. Blitze, am 21. Gewitter, am 27. »ehr dichter Höhenreif. Valona. Regen am 14. 24. 26. 28., am 14. 2-55'". Venedig. Regen am 1. 3. 10. 11. 16. 17. 22. 26. 28. 29. 30.. am 26. 3"40. am 2. Morg. Nebel, am 12. um 6'' Ab. Gewillersturm im SW., am 12. Blitze im NW., ebenso am 21, Wallendorl. Regen am 9. 11. 12. 13. 22. 23. bis 30., am 23. 12"'32. Am 9. um 12'' Gewitter aus W. nach S.. am 17. Ab. Blitze, am 18. um 6'' Ab. Slurm bis 19. Ab., am 24. von 4'' 30' Morg. Slurm mil ruhigen Intervallen wechselnd, am 28. um 3'' Sturm, am 30. Gewitterslunn. am 23. Blitze. Bei dem grossen am 18. bis 19. in Bislrilz stattgehabten Brande wurden Kohlen in enigegengeselzler Windrichtung nach Wallendorf gelrieben. w,-is auf eine andere Windrichtung in grosser Höhe srhiiessen lässt. Wien. Regen am 5. 13. 14. 17. 24. 25. 27. 28. 29. 30., am 24. i^SO. am 25. 26. 27. Schnee, am 25. 9''30 mit Regen. Thau am 1. 2. 3. 9. 15. 20., .im I. gewitlerarlige Wolken.insammlungen, die jVhends wieder aufgelöst sind, orangefarbene Lichtkränze um den Mond, vom 2. bis 4. grosstentheils heiter, mit periodischer Ab- und Zunahme von Haulenwolken, am 5. Morg. Strichregen, am 6. starker SSO. Wind, am 7. Maximum der Wärme +17-7. Spuren des Sonnenhofes, dann Hegen, ain 8. Strichregen, am 9. Spuren des Sonnenhofes in Federwolken, starker SSO. Wind, viel Staub, am 10. regendrohend, Abends wie gestern wieder heiter, am II. starker S. Wind, um 3 Ab. Donner im SW., von 6 30' his 8» 15' fernes Gewitter (Blilze) im NO., Nachls heiler, am 12. Gewitterwolken, Strichregen, am 13. starker Westwind, am 14. Morgens Schnee bis unter 2600' (Anningcr). in Wien um 6'' Morg. leichtes Schneegestöber. Am 14. wenig Reif, am 15. Schneeherg und Baialpe his loOü' herab mil Schnee bedeckt. Abends um 9' 45' grosses Lichtmeteor hinter Wolken im N., bis 18. windig und viele Feder- wolken, am 19. Nordwind, reiner Sonnenuntergang. Dämmerung „nd Gegendäramerung, Maximum des Luftdruckes, am 30. schwacher Reif. Terlaaf der Wittcrnng im April 1857. vir Am 21. sehi- trockene Luft, Psychi'omelerslanil um 4' Ab. 17°1, 8°6, Dunstdruck l'''64. Feuchtigkeit 19-6 Proc. der Sättigung, vom 21. bis 23. regendrobenil, in den südwestlichen Bergen sclion starker Regen, am 24. Sclinee bis 16U0'. es fallen in Wien nur Flocken, von 5 bis 6 Uhr Abends Schnee in Wien, die Spil/.e des Stefansthurmes trug bereits um 4'' Scbnee. Die Hegentlutli der Wien erreiclite 4 Kuss, die stärkste seit 24. November v. J., vom 25. 4'' Mit angeiangen, dauerndes Schneegestöber den ganzen Tag, Scbneehöhe selbst in der Stadt 4 Zoll, in der westlichen Umgebung 3 Zoll, Schneewehen 24 Zoll und darüber, am 26. Scbnee mit Begeu. am 27. grosser I\1ondhof, Wassereichen des Mondes, am 28. 29. und 30. Regen, Thaufluth der Wien 4 Fuss. Noch viele Schneewehen. Willen. Regen am 7. 8. 12. 13. 14. 16. 17. 32. 23., am 22. 5"64, Scbnee am 25. (nur 0"'04). Am 1. starker S. und SW. Wind, am 3. Regenbogen, am 11. Ab. Sturm aus S., am IS. stürmische Wechselwinde. Scbnee bis ins Thal, am 13. bis 700' darüber, ebenso am 15. und IC. bis 150'. Vom 8. bis 21. heiter, starker .SU. dann Ostwind, am 2ä. um 5' 45' Donner im Nord, am 23. Scbnee bis 750', am 34. und 25. Schnee und kalte Ostwinde, Schneestürme bis 30. auf den Holieji. Zavalje. Regen am 12. 13. 23. 28. 29.. am 12. 15'"35, vom 34. bis 29. Schnee in Gebirgen, am 27. Morgens starker Frost. Störnugen: der Magnetkraft am 9. und 13. schwach, des Luftdruckes am 24 , der Temperatur am 25., der Feuchtigkeit am 25. nugoetische Elemente für Wien am 15. und 16. April: Decliijation =12° 39'06, Horizontale Intensität =2-01025, loclination =64° 12'9U. Terändernngen. Die Beobachtungen In Alkus hören wegen Übersiedelung des Herrn Franz Tahernigg nach Lieiri Von Bukarest sendet Herr Professor Dr. J. Barasch die Bcobaclitungen ein. Phänologische llbersicliten von Österreich im April 1857. Von Karl Fritsch und Franz Lijw. Phytophänologlsche Beobachtangen. Die Zeiten selten für die ersten Biülhen an den günstigsten Standorten der Sfatic Die ersten Blütlien : BuggnD« f'lll plntanoides . . rarudiiphlBiius nlumine prateDi rpinus Dctulus DieliJoaium innjui FriB>riu . rrilillnrin iinperialii Hyncinlitu« orientalia Limiiim ulliiiiii . I.jcium barluniin . nHicisiui poftioui ., Pseudoi llroliiii verum lUali» AcctosoHa l'opulu» lllil . Silzb. (1. malhem.-natarw. Cl. XXIV. Bd. tll. Hefl lS/3 13/4 9/4 31/3 1/4 6/4 9/t 2/4 11/4 S/3 4/4 2/4 21/4 20/4 14/4 30/4 1/4 23/3 v* 20/4 18/4 15/4 9/4 r,/4 2U/3 28/4 13/5 4/4 28/4 14/4 8/5 17/4 Die ersten Blüthen: Primnh »fri« Prunus atioin Ccra.u. domettica Pidua ■pinosa Pu]inonQria officioatis Malus iiicnlus acris Grossuhrb rulruin SisyiTiliriuni Alliaria ...'.. tStaphyles pinoala Steiraria Horoslea lacuin orficiaale s bacula " caiiiliesiris Die ci-s(en Blüthen Aoer catnpcatre pUtonoi 3/4 24/3 22/4 lli/i 20/4 18/4 3/4 29/3 3/4 19/4 Die ersten Blüllien: Prpss- Srltllüs- bnrg Sciiflffn- bcrg Pseudoplal Amygdalus arme pratensifl . . raaunculoides Betula alba . . . . Caltha palustris . . Cardamine pratensis Carpinus Bctolus . Cbelidoniuiu inajus . Cornns mas . . . . Pagna sflvatica . . ioDs eaceleior . liaria imperialia Ilyacinthus orieiilaiis Lamiam album . , Nan ipocl n Pscudooar Orobua veraua . . Oxalis Acetosella Papulaaalba . . . 1 pjrramiilalis 1 tremala . . Poteatitla venia . . Piin.ula veri» . . . PrunuB avium . . . Ceratns . . domestiea . Padui . . . 13/4 15/3 11/4 '.1/4 lS/4 3/4 29/3 lS/4 10/4 5/4 C/4 9/4 4/4 30/3 5/4 10/4 12/4 14/4 lü/4 7/4 20/4 2tl/4 20/4 5/4 10/4 17/4 14/4 IS/4 3/4 11/4 28/4 31/3 15/4 8/4 13/4 6/4 6/3 13/4 18/4 10/4 12/4 7/4 iß Die ersten Blüthe ScIiäsB- bnrg Srjinen Irrg briach Pulmooaria ofitcinalie Malo. . . . GroBBUlaria . rubrum . . . nibrium Alliaria Sta|ihylca piunata ■ Stcllaria Iloloslca . Taraiacum ofTicinalo IS baocato , , , 20/4 23/4 26/3 iS/4 fS/4 iC/4 19/4 7/4 17/4 lG/4 27/4 17/4 30/4 17/4 9/4 17/4 18/4 3/3 15/4 C/4 S/4 31/3 9/4 Zoophänologische Beobachtungen. Die Zeiten gelten für die erste Erscheinung. Asiia Tau AnfuiB fragilis . . . Asljiiomus ai'dilis . . fiibio Marc! .... Bonilnnalar igacu. . . Büinhus harlorun . . , lapidariu» . Carabus caaccllatus . . Cicindela cauipcstris . Ji;brida . . Coluber Natri> . . . . ila> canorui . . '"•• niargiiialu» . ra dinilouia . . ■ Forbcala auricalaria Oyriaa. natalor . . . Hc'lops lanipia . . . . Iliruado nislica . . . Ilirundo sp. ? ... Ilydrometra laciistris . Iljla arbarca ... Lcpjrui Crjlüii . . . , Loncuphasie Siaapis 1 popnli .... Lucilia Caesar . . . Malor prairarabarua . , vluhccui . . Meloloiilba nigmt . . NecropboruB Veapillu l'apUio Macbaiin . . Pudalii'ius . ii llratiLcac . . Nupi .... Ilapao. . . . Ädmonl = 1 Ben Br linn llcnlscU- brnd Urcsten Uermann- sladt Innsbruck Kaschnu Kcsmark Kirchdorf Krems- münsler Laibach Agram Bo Cilli St. lakab 13/4 11/4 19 ü 1 29/3 3/4 9/3 10/4 2/4 2/3 lS/3 lü/C 17/4 28/3 f /* /4 20/3 3/5 5/4 30/3 0/! 17,4 1/4 5/4 8/4 3/4 (1/4 18/3 1/4 18/3 27/2 2S /5 21/4 4/4 1/4 23/3 2S/3 27/3 17/4 31/3 19/3 13/4 5/4 17 ß 2t /4 3/4 U/4 3/4 9/4 3/4 "/* S/4 3/5 18/4 2S/4 10/4 23/3 10/4 13,4 30/3 18/4 19/4 S/5 19/4 20/3 29/3 23/3 12/4 24 4 /3 /4 2/5 2G/3 12/4 28/4 17/4 5/4 19/4 2/4 28/3 9 /4 1 /4 14/t 10/4 30/3 10/4 5/4 3/4 19/4 13/1 3/4 0/4 26/3 28/3 3/4 5/4 0/4 8/4 10/i 10/4 3/5 28/4 4/4 17/5 3/4 2/1 37/3 3/i 3/3 24/5 1/7! 19/4 S/i 1 /* lS/4 4/4 9/4 23/3 25/4 i;;/4 '/♦ 17/4 1 /' 23/3 21/4 17/5 19/4 7/4 1/4 15/4 20/4 12/4 12/5 4/3 21/4 11/3 7,5 21/5 17/4 20/4 13/4 12/4 19/3 1 S/5 S/5 12/5 2- '2 11 /4 17 /* 4/4 23/2 28/5 '/* lS/4 Erste ErsciR'iiiui.g: Kascliau Hesraark Sealoiihaga sie Sllpba thoracic Slaphilinus cao Sylvia atricopil phönioui titliys . Thecia Riilii . TrilOQ crislatus Upupa «pops . . :i/4 29/4! Vcspa Crubro „ vulgaris Krsfe ErsolipirmnL' ScIiSss- burg SenfteiL- berg Aflia Tau . . Aoguii rrsgilis ArgjndB lalon Astjaomus ncili Biltio Maroi Domliioator tgr Itumbua liorton lapiilBi Ciciodcla campcstri hybrida Coluhcr Nairix . Cuculus caiioi-DS Djtitous lUHrgiuatu Erste Ki'selielnunrr : lliruTiJo Hfilroiiiclra lacustrii . Hyla nrborea . . . . LopjTUs Colüu . . . Leucupliaaia Sinapis . Lucilia raciar . . . Meloi- proacarattncua . „ violaccua . . . [GloloDlha vulgaria . Ncorophonia Veapillu Papilio Macliaon . . Puilnliriul . . Picria Braaatcao . . . Napi Scatophaga Bti>r< iilplia llioracica Slaphinii» cacai tilliys . . Theola null . . Triton orislatut . Upupa apopa . , Vaacaaa Botiopa . l!i/4 10/4 ■>l/4 IS/3 3/4 31/3 2/4 30/3 31/3 9/4 SO/4 36/3 31/3 12/3 Medjssch Mdk 19/4 14/4 31/3 18/4 10/S 21/4 Nnulil- 6cheiu 3/4 19/4 13/5 20/5 20/B 12/4 20/4 3/4 3/4 '/» 10/5 12/5 9/4 17/3 2S/5 3/4 3/4 7/4 7/4 28/3 4/4 '/» Prcss- burg ScIiäBS- I ScnllaU' bürg I bi-rg 23/4 28/4 11/3 15/4 28/4 20/4 3/4 2/4 1/4 31/3 19/4 9/4 2S/3 3/4 30/4 19/4 21/4 28/3 27/4 2S/3 9/4 S/3 15/4 18/4 14/4 15/5 '/* 4/4 lC/4 S/4 20/4 1/4 üaag der Wärme uod de^t Luftdruckes Im April iB.M. Uie punctirten Linien stellen die Wärme, die ausgeiogenen den Lufldruek dar. r»ii- heii/esehriebenen Zahlen sind MonatmiUel, denen die stärkeren Horizonlallinien entsprechen. Kin >(etjtheil entspriehl bei der Wärme einem T.rad Reaumur. beim Luftdrücke einer Pariser Linie. / ,; .,- 7 .9 // // /S /7 (9 i/ -"J SS -*/ Zf .Jf I " " "T ■ " " ^ ? Cj^ -- X" ■■•:" ■-• S V iL -■■- .v2_ i ""i''i=~.-^--^"=t ^ ^ -t '■" I,cMokei-B" uZ2 ^--^ J. ----iS-- -- ,r- - V'' ixy ■■r\;\i V Vt rN ■'^* '"■ ^^ ■' ^^7 "■■ _ 5,^ ,Z- ^r ' ^^ ■■ — " AZ : : ^^Z'' .=£:.•■'=. .4 S -; ^ ^ -=>. i - l\ \a-UMa.\ ■■-MTi/ \ »-H ■ Wallpndorf ^-^ "==^j._.!: J- -i ^^ - n,:i>:u.,~i,:Hi Z"" ^^ I^"^"^ i^2 ... 1 . '^ ; : i t ,Z-\ :\. 7 j, ^f S _ . L. ;_-,«,2l i ^- --]r >* y«« ^ Z^ ^- — -JI----.-J-- --^.^-- j«« v-'^ ^ f- \- 7 ,^ ■^.7 ^^--'^ ^ U -; -i . - . ■•- 7 -"-v^ 'ti '■ Z ;i^rs; »4 ,„.,; ^'^ ^'^ \ :fe i'^ :"c i'^ J2i>ji 241 A ■ ■ 3 ^^7 ~ - - --'^7^ - -^ - -- ^ \t r ^ - ^.•'-A V - -^-,.^ - i^ / ■■'' ,...--==""-^.- •, ,■' -2t i: _?^,.^^^S ^ ^ Z~^^ )'> Wien _.:2.sz--L._ i_j_. :.■:..:,_ .?;?5* A ^t' \ ^"^ ii : V z , ^-^^ St:- ^ - ^ -^ S t " -^,a^2 ■*;■ ^ J-'"\ '■''■ üiniohen _,5Z- ^'^ V" — -/ ^- "^ - ^Ä^ \:='-2^' ^'^^L ^^r ^ ■ ~ -r^ -'■■ ■ ^ ^\^''% -r'h' I 1 \ f] ■ -\il i-H ' - \ ^^-t \'^S r ^ -.^^'i.f: 1 T-^r?-,; Rntw vA irBurkhaidt ^ ■■^-*- ^^__ Hla^eiilurl .•Mdimi;«!! cl. l .Mj.LJ.W milh lul.it». 11 V\«8il 1 llrll («.1? 3 2044 093 283 554 %^r^'^ m ^ 't^J ,>-. -"^ j;. a v>i Jt- '^' i^r^ ■ p^ -V', f=^v'-.*